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Einführung in die internationalen Wirtschaftsbeziehungen [aktualisierte und erweiterte Auflage] 9783486599589, 9783486273700

Das Werk wendet sich nicht nur an Studierende der Volkswirtschaftslehre, sondern auch an angehende Betriebswirte, die si

193 104 14MB

German Pages 292 Year 2003

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Table of contents :
Vorwort
I. Einführung
1. Besonderheiten der “internationalen Wirtschaft”
2. Motive für Außenwirtschaftsbeziehungen
3. Grundstrukturen der internationalen wirtschaftlichen Aktivitäten
3.1. Die Bedeutung des Außenhandels für einzelne Branchen
3.2. Gesamtwirtschaftliche Weltmarktintegration
3.2.1. Gesamtwirtschaftliche Ex- und Importquoten
3.2.2. Ex- und Importelastizitäten
3.3. Regionalstruktur des Welthandels
3.4. Güterstruktur des Welthandels
3.5. Internationaler Kapitalverkehr
4. Die Abfolge der Darstellung
II. Der internationale Zahlungsverkehr
1. Barter Trade
2. Geld- und Kreditwirtschaft
2.1. Tauschwirtschaft in Form der Geldwirtschaft
2.2. Tauschwirtschaft in Form der Kreditwirtschaft
2.2.1. Auslandsverschuldung und- entschuldung
2.2.2. Internationale Risiken bei einer Kreditwirtschaft
3. Die Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs
3.1. Ex- und Importe
3.2. Internationaler Kapitalverkehr
III. Die statistische Zahlungsbilanz
1. Die Zahlungsbilanz als ex post Aufzeichnung ökonomischer Transaktionen
1.1. Definitionen
1.2. Beispiel für die Ermittlung einer Zahlungsbilanz anhand von Transaktionen der Leistungsbilanz
1.3. Beispiel für die Buchung von Transaktionen des Kapitalverkehrs
1.4. Schenkungen
1.5. Die Devisenbilanz (der Währungsbehörde)
1.6. Ausgleichsposten zur Auslandsposition der Währungsbehörde
1.7. Restposten
2. Zahlungsbilanzdarstellungen
2.1. Unterschiedliche Definitionen von Ex- und Importen
2.2. Darstellungen für die Bundesrepublik und das Euro-Währungsgebiet
3. Der Aussagewert der statistischen Zahlungsbilanz
3.1. Teilbilanzen
3.2. Interdependenzen
3.3. Normative Aussagen
4. Zahlungsbilanztypen
5. Statistische Zahlungsbilanz in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
5.1. Grundstrukturen
5.2. Beispiel
IV. Der Devisenmarkt
1. Definitionen
2. Der Kassamarkt
2.1. Akteure auf dem Kassamarkt
2.2. Angebot und Nachfrage aus Ex- bzw. Importen unter Berücksichtigung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit
2.2.1. Einführung
2.2.2. Preisverhältnisse
2.2.3. Der Einfluß der Konjunktur auf das Devisenmarktmodell
2.2.4. Veränderungen sonstiger Rahmenbedingungen
2.3. Bestimmungsgründe für Angebot und Nachfrage aus dem Kapitalverkehrsmotiv
2.4. Spekulation
3. Die Rolle der Zentralbank auf dem Kassamarkt
4. Der Devisenterminmarkt
4.1. Akteure auf dem Markt
4.2. Beispiel: Deutscher Exporteur mit Exportforderung
4.3. Beispiel: Deutscher Importeur mit Importverbindlichkeit
4.4. Beispiel: Spekulatives Termingeschäft
4.5. Beispiel: Finanzielles Zinsarbitragegeschäft der Banken
5. Devisenoptionsgeschäfte
6. Devisenarbitrage
7. Die Kaufkraftparitätentheorie des Wechselkurses
7.1. Die absolute Kaufkraftparitätentheorie
7.2. Die relative Kaufkraftpariätentheorie
V. Zahlungsbilanzungleichgewicht und Zahlungsbilanzausgleich
1. Flexible Wechselkurse
1.1. Der markträumende Gleichgewichtswechselkurs
1.2. Monetäre Transfers und reale Wirkungen auf Ex- und Importe
1.3. Selbstbindung einer nationalen Geldpolitik
2. Feste Wechselkurse
2.1. Wechselkursregime zwischen festen und flexiblen Kursen
2.2. Vor- und Nachteile fester Wechselkurse
2.3. Grundsätzliche Möglichkeiten bei chronischen Defiziten
2.3.1. Zahlungsbilanzautomatismen
2.3.2. Einkommens-Multiplikatoreffekte
2.3.3. Protektionistische Maßnahmen
2.3.4. Exportdiversifizierung - Industriepolitik
2.3.5. Sprunghafte Abwertungen
VI. Das internationale Währungssystem
1. Einführung
2. Der Internationale Währungsfonds
2.1. Die Organisation des Fonds
2.2. Traditionelle Aufgaben im ursprünglichen System fester Wechselkurse
2.3. Die Schaffung internationaler Liquidität
2.4. Die heutigen Aufgaben
2.5. Sonderziehungsrechte SZR
2.6. Aktuelle Probleme des Fonds
2.6.1. Hilfe bei Zahlungsbilanzproblemen versus Entwicklungshilfe
2.6.2. Anstieg des Kreditvolumens
2.6.3. Die „moral-hazard“-Problematik
2.7. Reformvorstellungen
3. Die Weltbankgruppe
3.1. Die Weltbank
3.2. Die Internationale Finance Corporation (IFC)
3.3. Die Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association IDA)
3.4. Die MIGA
3.5. Das Internationale Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID)
4. Regionale Entwicklungsbanken
5. Das Europäische Währungssystem (EWS)
6. Das Europäische System der Zentralbanken (ESZB)
7. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ und die Gruppe der Zehn
VII. Reale Außenwirtschaftstheorie
1. Einführung
1.1. Fragestellung der realen Theorie
1.2. Ex- und Importstruktur und Entwicklungsdynamik
1.3. Der intra-industrielle Handel
2. Dogmenhistorischer Abriß
2.1. Absolute Kostenvorteile - Adam Smith
2.2. Komparative Kostenvorteile - David Ricardo
2.3. Ausstattung mit Produktionsfaktoren - Heckscher/Ohlin
2.4. Das Leontief-Paradoxon
2.5. Freihandel zwischen Ländern mit unterschiedlichem Industrialisierungsniveau (Friedrich List)
3. Mikroökonomisch fundierte Ansätze
3.1. Konkurrenz durch neue Produkte
3.2. Technological-Gap-These oder Produkt-Zyklus-Theorie
3.3. Ähnlichkeiten der Nachfragestruktur in Ländern mit vergleichbarem Pro-Kopf-Einkommen
4. Außenhandel im Kontext der internationalen Produktion
4.1. Die Emanzipation von Kapital und Technologie
4.2. Interdependenzen zwischen traditioneller Handelspolitik und Standortwettbewerb
4.3. Außenhandel als Reflex der Standortentscheidungen multinationaler Unternehmen
4.3.1. Grundstrukturen der internationalen Produktion
4.3.2. Transaktionskosten- und Netzwerktheorien zur Erklärung der Feinstruktur der Außenwirtschaftsbeziehungen
5. Das reale Austauschverhältnis von Gütern
5.1. Ausgewählte Terms of Trade Konzepte
5.2. Terms of Trade und Wechselkursänderungen
VIII. Internationale Faktorallokation
1. Einführung
2. Formen des Kapitalverkehrs
3. Technologietransfer
3.1. Die Begriffe Technologie und Technologietransfer
3.2. Gewerbliche Schutzrechte
3.3. Träger des Technologietransfers
3.4. Regulierungen des Technologietransfers
4. Multinationale Unternehmen
4.1. Definitionen
4.2. Multinationale Unternehmen und nationale Politik
4.3. Unternehmerische Vorteile der Internationalisierung
4.4. Erklärungsansätze für multinationale Unternehmen
IX. Außenwirtschaftspolitik
1. Begriff der Außenwirtschaftspolitik
2. Freihandelsdoktrin
3. Protektionismus
3.1. Protektionistische Maßnahmen
3.2. Zollwirkungen
3.3. Ausmaß und Wirkungen nicht-tarifärer Handelshemmnisse
4. Multilaterale Außenhandelspolitik in der Gegenwart
4.1. Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen
4.2. Die Erweiterung des GATT zur WTO
4.3. Globalisierungsgegner und WTO
5. Neue Weltwirtschaftsordnung
6. Wirtschaftliche Integrationen
6.1. Weltweite versus regionale Integrationen
6.2. Regionale institutionelle Integrationsformen
6.2.1. Unterschiedliche Stufen der Integration
6.2.2. Das Beispiel der Europäischen Gemeinschaft
6.3. Integrationswirkungen
6.4. Wirtschaftsräume als effektive Integrationen
X. Internationale Wettbewerbsfähigkeit
1. Internationale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen
2. Internationale Wettbewerbsfähigkeit von Branchen
3. Internationale Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften
3.1. Der Begriff der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
3.2. Messung an Einkommensgrößen und anderen Indikatoren der menschlichen Entwicklung
3.3. Indikatoren für die künftige Wettbewerbsfähigkeit
3.4. Am Außenhandel einsetzende Meßmethoden
3.5. Wettbewerbsfähigkeit im Konzept von Porter/Dunning
3.6. Die Konkurrenz von Ländern auf internationalen Märkten
3.7. Marktanteilsanalysen
3.8. Die Veränderung der preislichen internationalen Wettbewerbsfähigkeit (reale Wechselkurse)
XI. Abbildungs-, Grafik- und Tabellenverzeichnis
XII. Literaturverzeichnis
XIII. Sachregister
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Einführung in die internationalen Wirtschaftsbeziehungen [aktualisierte und erweiterte Auflage]
 9783486599589, 9783486273700

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Einführung in die internationalen Wirtschaftsbeziehungen Von Universitätsprofessor

Dr. Axel Seil

2., aktualisierte und erweiterte Auflage

R. Oldenbourg Verlag München Wien

Die 1. Auflage ist im Verlag de Gruyter, Berlin, erschienen.

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

© 2003 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0 www.oldenbourg-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza ISBN 3-486-27370-1

Vorwort

Dieses Buch bietet eine Einführung in die wesentlichen Fragen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, die nicht nur aus volkswirtschaftlicher, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht von zunehmender Bedeutung sind und letztlich alle Lebensbereiche berühren. Das Buch wendet sich daher nicht nur an Studierende der Volkswirtschaftslehre, sondern auch an angehende Betriebswirte, die sich auf Fragen internationaler Wirtschaftsbeziehungen bzw. des internationalen Managements spezialisieren wollen, sowie an Studierende anderer Fachrichtungen. Nach einer Diskussion der Grundstrukturen der außenwirtschaftlichen Beziehungen werden die wesentlichen Aspekte der monetären und der realen Außenwirtschaftstheorie und -politik behandelt. Die Darstellung des internationalen Zahlungsverkehrs bildet die Grundlage für die Diskussion der statistischen Zahlungsbilanz und für eine systematische Analyse des Devisenmarktes. Der klassischen Marktananalyse folgend werden nach einer Definition des gehandelten Produktes die unterschiedlichen Motive und Bestimmungsgründe für ein Angebot und eine Nachfrage von bzw. nach Devisen analysiert. Die wichtigsten Gruppen von Akteuren und ihre Beweggründe werden getrennt behandelt, damit der Einfluß bestimmter Determinanten auf den Devisenmarkt isoliert sichtbar gemacht werden kann. Thematisiert werden u.a. Ex- und Importe von Gütern und Diensten, der Einfluß des Kapitalverkehrs, die Möglichkeiten der Absicherung gegen Währungsrisiken sowie die Spekulation. Der Diskussion von Zahlungsbilanzproblemen und wirtschaftspolitischen Instrumenten zur Lösung solcher Probleme folgt eine Darstellung der wichtigsten Institutionen und Abkommen auf dem Gebiet der Währungspolitik. Besonders intensiv behandelt werden der Internationale Währungsfonds und die Institutionen der Weltbankgruppe. In dem relativ kurz gehaltenen Kapitel über reale Außenwirtschaftstheorien werden die traditionellen Theorien, aber auch moderne, die Unternehmen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellende Ansätze diskutiert. Außenhandel wird in diesen Ansätzen im Kontext von Standortentscheidungen multinationaler Unternehmen betrachtet. Es folgt eine Analyse der internationalen Allokation von Produktionsfaktoren, wobei der Transfer von Kapital und Technologie sowie die Bedeutung der multinationalen Unternehmen besonders angesprochen werden. Das Kapitel über die Außenwirtschaftspolitik behandelt die grundlegenden Fragen der Welthandelsordnung, des Protektionismus und der wirtschaftlichen und politischen Integrationen. Auf globaler Ebene wird vor allem die Rolle der Welthandelsorganisation (WTO) thematisiert, auf regionaler Ebene die Europäische Gemeinschaft und der Einfluß der Gemeinschaft auf die nationale Politik. Eine Diskussion der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und der statistischen Konzepte zur Messung und Prognose der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Ländern und Branchen rundet die Schrift ab.

IV

Vorwort

Das Buch ist bewußt elementar gehalten und setzt vergleichsweise geringe Grundkenntnisse voraus. Es vermeidet mathematische Ableitungen dort, wo sie nicht unbedingt für das Verständnis erforderlich sind. Es soll damit auch im Grundstudium eingesetzt werden können und auch Studierenden, die Ökonomie nur im Nebenfach studieren, einen Einstieg in die Materie ermöglichen.

Prof. Dr. Axel Seil

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort

I.

Einführung

1. 2. 3. 3.1. 3.2. 3.2.1. 3.2.2. 3.3. 3.4. 3.5. 4.

Besonderheiten der "internationalen Wirtschaft" Motive für Außenwirtschaftsbeziehungen Grundstrukturen der internationalen wirtschaftlichen Aktivitäten Die Bedeutung des Außenhandels für einzelne Branchen Gesamtwirtschaftliche Weltmarktintegration Gesamtwirtschaftliche Ex-und Importquoten Ex- und Importelastizitäten Regionalstruktur des Welthandels Güterstruktur des Welthandels Internationaler Kapitalverkehr Die Abfolge der Darstellung

1 2 3 3 5 5 6 8 11 12 17

II.

Der internationale Zahlungsverkehr

21

1. 2. 2.1. 2.2. 2.2.1. 2.2.2. 3. 3.1. 3.2.

Barter Trade Geld- und Kreditwirtschaft Tauschwirtschaft in Form der Geldwirtschaft Tauschwirtschaft in Form der Kreditwirtschaft Auslandsverschuldung und-entschuldung Internationale Risiken bei einer Kreditwirtschaft Die Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs Ex-und Importe Internationaler Kapitalverkehr

21 23 23 25 25 26 27 27 30

III.

Die statistische Zahlungsbilanz

33

1. 1.1. 1.2.

Die Zahlungsbilanz als ex post Aufzeichnung ökonomischer Transaktionen Definitionen Beispiel für die Ermittlung einer Zahlungsbilanz anhand von Transaktionen der Leistungsbilanz Beispiel für die Buchung von Transaktionen des Kapitalverkehrs Schenkungen Die Devisenbilanz (der Währungsbehörde) Ausgleichsposten zur Auslandsposition der Währungsbehörde Restposten Zahlungsbilanzdarstellungen Unterschiedliche Definitionen von Ex-und Importen Darstellungen für die Bundesrepublik und das Euro-Währungsgebiet Der Aussagewert der statistischen Zahlungsbilanz Teilbilanzen Interdependenzen Normative Aussagen Zahlungsbilanztypen Statistische Zahlungsbilanz in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Grundstrukturen Beispiel

33 33

1.3. 1.4. 1.5. 1.6. 1.7. 2. 2.1. 2.2. 3. 3.1. 3.2. 3.3. 4. 5. 5.1. 5.2.

1

34 40 42 43 44 46 47 47 49 53 53 55 56 56 58 58 60

VI

Inhalt

IV.

Der Devisenmarkt

63

1. 2. 2.1. 2.2.

63 63 63

2.4. 3. 4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 5. 6. 7. 7.1. 7.2.

Definitionen Der Kassamarkt Akteure auf dem Kassamarkt Angebot und Nachfrage aus Ex- bzw. Importen unter Berücksichtigung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Einführung Preisverhältnisse Der Einfluß der Konjunktur auf das Devisenmarktmodell Veränderungen sonstiger Rahmenbedingungen Bestimmungsgründe für Angebot und Nachfrage aus dem Kapitalverkehrsmotiv Spekulation Die Rolle der Zentralbank auf dem Kassamarkt Der Devisenterminmarkt Akteure auf dem Markt Beispiel: Deutscher Exporteur mit Exportforderung Beispiel: Deutscher Importeur mit Importverbindlichkeit Beispiel: Spekulatives Termingeschäft Beispiel: Finanzielles Zinsarbitragegeschäft der Banken Devisenoptionsgeschäfte Devisenarbitrage Die Kaufkraftparitätentheorie des Wechselkurses Die absolute Kaufkraftparitätentheorie Die relative Kaufkraftpariätentheorie

93 95 97 100 100 100 102 102 102 107 108 109 109 110

V.

Zahlungsbilanzungleichgewicht und Zahlungsbilanzausgleich

113

1. 1.1. 1.2. 1.3. 2. 2.1. 2.2. 2.3. 2.3.1. 2.3.2. 2.3.3. 2.3.4. 2.3.5.

Flexible Wechselkurse Der markträumende Gleichgewichtswechselkurs Monetäre Transfers und reale Wirkungen auf Ex- und Importe Selbstbindung einer nationalen Geldpolitik Feste Wechselkurse Wechselkursregime zwischen festen und flexiblen Kursen Vor- und Nachteile fester Wechselkurse Grundsätzliche Möglichkeiten bei chronischen Defiziten Zahlungsbilanzautomatismen Einkommens-Multiplikatoreffekte Protektionistische Maßnahmen Exportdiversifizierung - Industriepolitik Sprunghafte Abwertungen

113 113 114 115 115 115 119 121 121 124 127 127 128

VI.

Das internationale Währungssystem

133

1. 2. 2.1. 2.2. 2.3. 2.4. 2.5. 2.6. 2.6.1. 2.6.2. 2.6.3.

Einführung Der Internationale Währungsfonds Die Organisation des Fonds Traditionelle Aufgaben im ursprünglichen System fester Wechselkurse Die Schaffung internationaler Liquidität Die heutigen Aufgaben Sonderziehungsrechte SZR Aktuelle Probleme des Fonds

133 134 134 135 136 137 140 141

2.2.1. 2.2.2. 2.2.3. 2.2.4. 2.3.

Hilfe bei Zahlungsbilanzproblemen versus Entwicklungshilfe

Anstieg des Kreditvolumens Die „moral-hazard"-Problematik

66 66 66 84 87

141

141 142

Inhalt 2.7. 3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. 4. 5. 6. 7.

VII Reformvorstellungen Die Weltbankgruppe Die Weltbank Die Internationale Finance Corporation (IFC) Die Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association IDA) DieMIGA Das Internationale Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID) Regionale Entwicklungsbanken Das Europäische Währungssystem (EWS) Das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ und die Gruppe der Zehn

144 146 146 149 149 150 150 150 151 153 154

VII.

Reale Außenwirtschaftstheorie

155

1. 1.1. 1.2. 1.3. 2. 2.1. 2.2. 2.3. 2.4. 2.5.

155 155 156 158 160 160 161 166 168

5. 5.1. 5.2.

Einführung Fragestellung der realen Theorie Ex- und Importstruktur und Entwicklungsdynamik Der intra-industrielle Handel Dogmenhistorischer Abriß Absolute Kostenvorteile - Adam Smith Komparative Kostenvorteile - David Ricardo Ausstattung mit Produktionsfaktoren - Heckscher/Ohlin Das Leontief-Paradoxon Freihandel zwischen Ländern mit unterschiedlichem Industrialisierungsniveau (Friedrich List) Mikroökonomisch fundierte Ansätze Konkurrenz durch neue Produkte Technological-Gap-These oder Produkt-Zyklus-Theorie Ähnlichkeiten der Nachfragestruktur in Ländern mit vergleichbarem Pro-Kopf-Einkommen Außenhandel im Kontext der internationalen Produktion Die Emanzipation von Kapital und Technologie Interdependenzen zwischen traditioneller Handelspolitik und Standortwettbewerb Außenhandel als Reflex der Standortentscheidungen multinationaler Unternehmen Grundstrukturen der internationalen Produktion Transaktionskosten- und Netzwerktheorien zur Erklärung der Feinstruktur der Außenwirtschaftsbeziehungen Das reale Austauschverhältnis von Gütern Ausgewählte Terms of Trade Konzepte Terms of Trade und Wechselkursänderungen

VIII.

Internationale Faktorallokation

187

1. 2. 3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 4.

Einführung Formen des Kapitalverkehrs Technologietransfer Die Begriffe Technologie und Technologietransfer Gewerbliche Schutzrechte Träger des Technologietransfers Regulierungen des Technologietransfers Multinationale Unternehmen

187 187 190 190 192 193 194 195

3. 3.1. 3.2. 3.3. 4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.3.1. 4.3.2.

170 171 171 172 173 173 173 176 179 179 179 180 180 183

VIII

Inhalt

4.1. 4.2. 4.3. 4.4.

Definitionen Multinationale Unternehmen und nationale Politik Unternehmerische Vorteile der Internationalisierung Erklärungsansätze für multinationale Unternehmen

195 196 198 198

IX.

Außenwirtschaftspolitik

203

1. 2. 3. 3.1. 3.2. 3.3. 4. 4.1. 4.2. 4.3. 5. 6. 6.1. 6.2. 6.2.1. 6.2.2. 6.3. 6.4.

Begriff der Außenwirtschaftspolitik Freihandelsdoktrin Protektionismus Protektionistische Maßnahmen Zollwirkungen Ausmaß und Wirkungen nicht-tarifärer Handelshemmnisse Multilaterale Außenhandelspolitik in der Gegenwart Das Allgemeine Zoll-und Handelsabkommen Die Erweiterung des GATT zur W T O Globalisierungsgegner und W T O Neue Weltwirtschaftsordnung Wirtschaftliche Integrationen Weltweite versus regionale Integrationen Regionale institutionelle Integrationsformen Unterschiedliche Stufen der Integration Das Beispiel der Europäischen Gemeinschaft Integrationswirkungen Wirtschaftsräume als effektive Integrationen

203 203 205 205 208 212 213 213 216 218 219 221 221 222 222 223 233 235

X.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

241

1. 2. 3. 3.1. 3.2.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen Internationale Wettbewerbsfähigkeit von Branchen Internationale Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften Der Begriff der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Messung an Einkommensgrößen und anderen Indikatoren der menschlichen Entwicklung Indikatoren für die künftige Wettbewerbsfähigkeit A m Außenhandel einsetzende Meßmethoden Wettbewerbsfähigkeit im Konzept von Porter/Dunning Die Konkurrenz von Ländern auf internationalen Märkten Marktanteilsanalysen Die Veränderung der preislichen internationalen Wettbewerbsfähigkeit (reale Wechselkurse)

241 241 245 245

XI.

Abbiidungs-, Grafik- und Tabellenverzeichnis

269

XII.

Literaturverzeichnis

273

XIII.

Sachregister

279

3.3. 3.4. 3.5. 3.6. 3.7. 3.8.

245 249 252 253 255 258 264

I.

Einführung

1. Besonderheiten der "internationalen Wirtschaft" Unter "internationalen Wirtschaftsbeziehungen" versteht man die Gesamtheit der die Landesgrenzen überschreitenden wirtschaftlichen Aktivitäten von Wirtschaftssubjekten und staatliche und überstaatliche Maßnahmen und Beziehungen, die einen Einfluß auf die Gestaltung dieser Aktivitäten haben können. Ihren statistischen Ausdruck finden diese Aktivitäten im wesentlichen im Ex- und Import von Gütern und Diensten, im oft unter dem Dienstleistungsverkehr geführten Technolgietransfer, in Übertragungen wie Beiträge an internationale Organisationen und im Kapitalexport und -import sowie damit zusammenhängenden Zins- und Gewinntransfers. In komprimierter Form werden diese Daten in der statistischen Zahlungsbilanz erfasst, detaillierte Informationen finden sich in Deutschland in Spezialveröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes, der Deutschen Bundesbank und auch in den Statistiken der internationalen Organisationen. Die grenzüberschreitenden wirtschaftlichen Aktivitäten weisen gegenüber nationalen Transaktionen Besonderheiten auf: es werden in der Regel zwei oder mehrere Währungsräume berührt, es sind Zölle und andere Handelshemmnisse zu beachten, die im nationalen Wirtschaftsverkehr fehlen. Hierzu zählen auch unterschiedliche DIN- und Normvorschriften u.ä. Produkte dürfen z.T. nur dann in den Verkehr gebracht werden, wenn sie ein Prüfsiegel besitzen. Für den internationalen Handel kann dieses eine Anerkennung von ausländischen Zertifikaten oder die erneute Prüfung bedeuten, was zusätzliche Transaktionskosten verursacht, steuerliche Aspekte wie die unterschiedliche Handhabung der Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer führen zu Komplikationen bei der Abrechung im Außenhandel, bestimmte Transaktionen mit dem Ausland unterliegen speziellen Gesetzen (z.B. Restriktionen des Handels mit Hochtechnologie und Waffen (Außenwirtschaftsgesetz), Devisenkontrollen in einigen Ländern u.a., es werden Kontakte mit einem anderen kulturellen Umfeld gepflegt, was nicht nur für das Marketing von Produkten Probleme aufwerfen kann, sondern auch Rücksichtnahme auf Sprachbarrieren u.ä. bedeutet, bei einer Auslandsproduktion durch Tochtergesellschaften und joint ventures ergeben sich interkulturelle Führungsprobleme bei der Einbindung in den Konzern und durch ins Ausland entsandte Führungskräfte, bei Auslandsaktivitäten ergibt sich der potentielle Zugriff mehrerer nationaler Finanzbehörden, es ergeben sich unter Nutzung der unterschiedlichen Steuergesetze aber auch Möglichkeiten der Steuervermeidung, die Verlagerung wirtschaftlicher Aktivitäten in das Ausland berührt das Ausmaß der inländischen Wertschöpfung, wodurch die Nationalstaaten im Zuge der Liberalisierung der Güter- und Faktormärkte in einen immer schärferen Standortwettbewerb geraten.

2

Besonderheiten der internationalen Wirtschaft

Diese Besonderheiten werfen für die handelnden privaten Wirtschaftssubjekte, aber auch für die Träger staatlicher Wirtschaftspolitik spezifische Fragen auf, die Gegenstand dieser Einführung in die internationalen Wirtschaftsbeziehungen sind.

2.

Motive für Außenwirtschaftsbeziehungen

Wenn kein staatliches Außenhandelsmonopol existiert, so liegt die Entscheidung über Ex- und Importe bei den Produzenten und Konsumenten. Inländische Verbraucher kaufen ausländische Produkte, wenn sie ihnen unter Berücksichtigung der Qualität und vielleicht auch des mit dem Konsum ausländischer Produkte verbundenen Imagegewinns preiswerter als inländische Produkte erscheinen oder weil in vielen Fällen vergleichbares inländisches Angebot gar nicht vorhanden ist. Die Anzahl der Produkte, aus denen man als Konsument wählen kann, und die Anzahl der Anbieter, die um die Gunst der Verbraucher werben, werden größer. Produzenten wiederum bieten ihre Produkte im Ausland an, weil sie aus einem Verkauf im Ausland einen zusätzlichen Nutzen (= Gewinn) erhoffen. Sie können ihre Kapazitäten besser auslasten und größere und damit die Durchschnittskosten senkende Serien auflegen. Im Idealfall wird damit die Wettbewerbsintensität in vielen Branchen erhöht, was auch den Verbrauchern zugute kommt. Auch beim Kapitalverkehr entscheidet das Wirtschaftssubjekt unter Berücksichtigung alternativer Anlagemöglichkeiten, ob es Mittel im Ausland investiert oder nicht. Die statistisch meßbaren Daten über die Außenwirtschaftsbeziehungen sind damit Resultat der wirtschaftlichen Kalküle von einzelnen Wirtschaftssubjekten. Eine Analyse der außenwirtschaftlichen Aggregate wie z.B. der Exporte und der Importe einer Branche ist daher darauf gerichtet, die einzelwirtschaftlichen Kalküle der Akteure, d.h. der Exporteure und der Importeure, nachzuvollziehen. Die Akteure handeln unter Nutzengesichtspunkten auf der Grundlage der ihnen gegebenen Potentiale. Für die Unternehmen sind das die dem Unternehmen verfügbaren Ressourcen und die Zugriffsmöglichkeiten auf andere Ressourcen, also die dem Unternehmen zugängliche Infrastruktur im weitesten Sinn. Die Bestimmungen und Regulierungen im Außenwirtschaftsverkehr stellen Nebenbedingungen des unternehmerischen Kalküls dar. Für Haushalte gelten entsprechende Nutzenüberlegungen, wobei Restruktionen durch die verfügbaren Einkommen gegeben sind, die wiederum (da es sich um Löhne oder daraus abgeleitete Einkommen handelt) auch mit den unternehmerischen Entscheidungen und Erfolgen zusammenhängen. Die Rolle des Staates liegt in der Setzung von Rahmenbedingungen (national und international), insbesondere im Währungsbereich, der internationalen Kooperation durch Mitwirkung in internationalen Organisationen und Gremien zur Koordinierung von Wirtschaftspolitik, der Interessenwahrung im Rahmen institutioneller Integrationen wie der Wirtschafts- und Währungsunion, der Kontrolle und Regulierung internationaler Aktivitäten (durch das Außenwirtschaftsgesetz, Genehmigungsvorbehaite bei Direktinvestitionen u.ä).

Einführung

3

In marktwirtschaftlichen Industrieländern ohne staatliches Außenhandelsmonopol ist der Staat allenfalls über öffentliche Unternehmen direkt in die Außenwirtschaft involviert. Indirekt wirkt er dennoch durch den verlängerten Arm der unterschiedlich autonomen Währungsbehörden und durch handelspolitische Instrumente auf die Außenwirtschaft ein. Die volle Entfaltung der einzelwirtschaftlichen Initiative zur Aufnahme des Außenhandels, aber auch der internationale Transfer von Kapital und Technologie ist nur dann möglich, wenn alle Währungen potentieller Handelspartner gegeneinander zu kalkulierbaren Konditionen ausgetauscht werden können. Das bedeutet, dass sie frei von staatlichen Regulierungen (freie Konvertierbarkeit) und frei von unkalkulierbaren Risiken gekauft und verkauft werden können. Die Austauschbedingungen unterschiedlicher Währungen auf den Devisenmärkten spielen in den folgenden Ausführungen daher eine besondere Rolle. In der Außenwirtschaftstheorie spricht man oft vom Export eines Landes, vom Import eines Landes, von der Auslandsverschuldung eines Landes usw. Diese Terminologie ist mißverständlich und kann den Eindruck erwecken, man könne Außenwirtschaftsprobleme eines Landes ohne Rekurs auf die einzelwirtschaftliche Ebene analysieren und aus globalen Strukturdaten einer Ökonomie inhaltlich gehaltvolle Aussagen, z.B. über den Außenhandel und die Außenhandelsstuktur, ableiten. Außenwirtschaft wird primär von privaten Wirtschaftssubjekten betrieben, die ihren eigenen Vorteil im Auge haben. Sie exportieren also nicht etwa, um mit den Exporterlösen Importe tätigen zu können. Solche aus makroökonomischer Sicht bedeutende Fragestellungen fallen in Marktwirtschaften in das Aufgabengebiet der Zentralbanken und der staatlichen wirtschaftspolitischen Akteure. Diese sind gehalten, die Rahmendaten für die unternehmerische Tätigkeit so zu setzen, dass insgesamt genügend ausländische Währungseinheiten erwirtschaftet werden, um im gewünschten Ausmaß Importe tätigen zu können und dass darüber hinaus andere wirtschaftspolitische Ziele erreicht werden. 3. Grundstrukturen der internationalen wirtschaftlichen Aktivitäten 3.1. Die Bedeutung des Außenhandels für einzelne Branchen Die Auswirkungen des internationalen Wirtschaftsverkehrs sind insbesondere für den Ex- und Import von Gütern im täglichen Leben allgegenwärtig. Im Korb der Konsumgüter findet man Kaffee aus Brasilien und Kolumbien, Tee aus Sri Lanka und Indien, Reis aus den USA und Thailand, Apfelsinen und Mandarinen aus Afrika, Untertialtungselektronik und Kameras aus Fernost, Produkte unterschiedlichster Art fast aus der ganzen Welt. Genauso bunt ist die Palette der Länder, aus denen die verarbeitende Industrie wichtige Rohstoffe und andere Vorprodukte für den Produktionsprozeß bezieht. Erdöl aus Nahost, Erdgas aus der Sowjetunion und den Niederlanden, Erze und Metalle aus allen Teilen der Welt, Elektronikbausteine aus Ost- und Südostasien, industrielle Halbwaren aus England, Frankreich, den USA und anderen Ländern. Andererseits wird ein bedeutender Teil der inländischen Produktion im Ausland abgesetzt. Viele Unternehmen in der Bundesrepublik produzieren fast ausschließlich für den Export. Besonders exportstarke Branchen sind in der Bundesrepublik u.a. der Automobil- und Maschinenbau, die Elektrotechnik sowie die chemische und pharmazeutische Industrie.

4

Grundstrukturen

Die Abhängigkeit einer Branche von der Auslandsnachfrage kann man an den Exportquoten der Branche messen, worunter man das Verhältnis von Exporten zum Gesamtumsatz der Branche versteht. So hatte z.B. das verarbeitende Gewerbe 1987 insgesamt eine Exportquote von 40,7 %. Das bedeutet, dass etwa 41 % des Umsatzes im Ausland erzielt wurden (vgl. Tab. 1). Die Quote sank aufgrund des größeren Wirtschaftsraumes nach der Vereinigung, bewegt sich mit 36,6% im Jahr 2000 immer noch auf einem hohen Niveau, bei den oben herausgehobenen Branchen liegt sie um 50%. Tabelle 1:

Ex- und Importquoten ausgewählter Branchen 1987, 1999, 2000 (in Prozent) Importquote1

Verarb. Gewerbe ingesamt

Exportquote2

1987

1987

1999

2000

31,8

40,7

34,5

36,6

davon: Büromaschinen, ADV

75,4

72,2

38,9

35,4

Feinmech., Optik, Medizintechnik etc.

52,4

61,9

42,7

48,3

Maschinenbau

32,0

46,7

48,3

Ledererzeugung

70,3

61,1 57,7

25,6

27,4

Straßenfahrzeugbau

29,3

56,1

55,3

58,3

Textilgewerbe

58,6

53,0

31,6

34,9

NE-Metallerzeugung

59,0

52,3

Chemische Industrie

35,6

49,2

47,2

50,2

Eisensch. Industrie

37,9

49,0

Feinkeramik

39,5

42,6

Elektrotechnik

40,0

Gummiverarbeitung

30,1 35,7

27,9

EBM-Waren

18,4

38,3 31,4

53,6 29,2

Bekleidungsgewerbe

49,1

30,8

27,5

29,2

Kunststoffverarb.

18,5

28,1

Papier und Pappe

11,3

20,0

32,8

34,6

17,2 51,4

19,2

1

Einfuhren der jeweiligen Warengruppe in Prozent der Inlandsverfügbarkeit (= Umsatz Ausfuhr + Einfuhr), 2 Ausfuhren der jeweiligen Warengruppe in Prozent des Umsatzes Quelle: Ifo-Institut München, 1999, 2000 Statistisches Jahrbuch 2001. Die Konkurrenzsituation der inländischen Wirtschaft mit Importen wird oft an der Importquote der Branche gemessen. Darunter versteht man die Einfuhren der jeweiligen Warengruppe in Prozent der Inlandsverfügbarkeit (= Umsatz - Ausfuhr + Einfuhr). Wie Tabelle 1 zeigt, war die Branche Büromaschinen, Automatische Datenverarbeitung ADV einer besonders intensiven ausländischen Konkurrenz auf dem Inlandsmarkt ausgesetzt. Die Branchenbetrachtungen sind für Industrieverbände von besonderer Bedeutung, die aus der zeitlichen Entwicklung abschätzen können, wie sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit der jeweiligen Branche verändert.

Einführung

5

Aus der Tendenz können auch Banken Hinweise darauf entnehmen, ob Kredite an Unternehmen einer Branche möglicherweise besonderen wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt sind. Wirtschaftspolitiker können daraus Informationen über die Veränderungen der Standortbedingungen gewinnen und die Abhängigkeiten von Ex- und Importen abschätzen. 3.2. Gesamtwirtschaftliche Weltmarktintegration 3.2.1. Gesamtwirtschaftliche Ex- und Importquoten Die allgemein gestiegene Weltmarktintegration und damit die größer gewordene Abhängigkeit der einzelnen Staaten von Einflüssen des Weltmarktes zeigt sich auch in den Ex- und Importquoten der Länder bzw. Regionen. Einige kleinere Länder wie Belgien und Irland sind mit Ex- und Importquoten von mehr als 60 % (Export und Import von Gütern und Diensten, ohne Faktoreinkommen wie Investitionserträge und Zinsen, in Prozent des BIP) besonders stark in den Welthandel integriert. Eine Zunahme dieser Quoten - allerdings auf einem vergleichbar geringen Niveau - zeigt sich aber auch bei Ländern, die, wie die USA, aufgrund eines größeren Binnenmarktes vergleichbar gering mit der Weltwirtschaft verflochten sind. Die hier festzustellenden Unterschiede zwischen großen und kleinen Ländern lassen sich durchaus verallgemeinern. Tendenziell gilt, dass Länder mit einem großen Binnenmarkt geringere Quoten aufweisen als Länder mit einem kleinen Binnenmarkt. Dieses hat schon allein statistische Gründe, da in einem kleinen Land bei gleichgroßer geographischer Ausdehnung des Absatzgebietes zwangsläufig ein größerer Anteil des Gesamtumsatzes Export darstellt. Der Korrelationskoeffizient für die Importquoten 1998 und der Größe des Landes, gemessen am BIP, beträgt für das Beispiel der 19 in der Tabelle aufgeführten Länder z.B. -0,56. Die Größe des Landes erklärt damit einen Teil der Unterschiede in den Quoten, es gibt darüber hinaus aber noch andere Determinanten wie den Entwicklungsstand eines Landes, die Diversifizierung der inländischen Wirtschaft, die vorhandene Infrastruktur, die regionale Lage und die verfolgte Handelspolitik. Auffällig an den Daten ist, dass Ex- und Importqoten der einzelnen Länder in der Größenordnung nicht stark voneinander abweichen. Gründe dafür liegen darin, dass Exporte aufgrund von Zulieferungen aus dem Ausland in einem großen Umfang induzierte Importe von Vorleistungen beinhalten, bei einer Zunahme von Exporten die inländischen Einkommen ansteigen und damit auch die Nachfrage nach ausländischen Produkten, beträchtliche dauerhafte Defizite bei Fehlen anderer internationaler Einkünfte eine nicht tolerierbare Zunahme der Auslandsverschuldung bedeuten würde und beträchtliche dauerhafte Überschüsse zu einer von den Handelspartnern ebenfalls nicht auf Dauer tolerierten Gläubigerposition führen würde, die handelspolitische Gegenmaßnahmen provoziert. Die folgende Tabelle zeigt Quoten unter Einbeziehung von Dienstleistungen, wobei Zins- und ähnliche Einkommen nicht mit erfasst sind.

Grundstrukturen

6

Tabelle 2:

Aus- und Einfuhr von Gütern und Diensten (ohne Faktoreinkommen) in v.H. des Bruttoinlandsprodukts für ausgewählte Länder

Land/Region Marktw. Ind. länder Darunter: Irland Italien Belgien Großbritannien Spanien Österreich Niederlande Japan" Frankreich Deutschland* Dänemark" Kanada Schweden USA Schweiz Neuseeland Australien Finnland Norwegen Länder mit niedr. Eink. Länder m. niedr. und mittlerem Einkommen

1965 12

Export-Quote 1988 1994 20

35 13 36 18 10 25 43 11 13 19 29 19 22 6 29 22 15 20 41 7

64 18 68 23 19 37 55 13 22 33 32 26 32 11 36 28 17 25 36 13

68 23 69 25 19 38 51 9 23 22 34 30 33 10 36 31 19 33 43 19

13

23

23

Import-Quote 1988 1994 20

1998

1965 11

76 27 73 29 26 42 56

44 14 36 19 13 28 44 10 12 19 31 19 23 5 30 23 17 22 42 8

54 18 65 27 20 37 51 10 22 37 29 25 31 13 36 25 18 25 36 16

82 27 74 26 20 37 56 7 21 22 27 31 29 11 31 28 19 28 36 23

14

21

24

24 27 41 44 12 40 29 21 40 41

1998

61 23 68 29 25 41 49 10 21 25 34 39 37 13 36 28 20 31 34

* bis 1988 nur die alten Bundesländer, "für 1998 geschätzt. Quelle: Weltentwicklungsbericht 1990,1996, 1999/2000

3.2.2. Ex- und Importelastizitäten Die Nachkriegszeit war gekennzeichnet durch weltweit hohe wirtschaftliche Wachstumsraten, die von einer raschen Expansion des Welthandels und damit einhergehend von einem Abbau von Handelshemmnissen begleitet waren. Der Zeitraum von 1950-73 war durch eine besonders starke Expansion des Welthandels geprägt. Die realen (inflationsbereinigten) Importe der westlichen Welt nahmen in den 50er Jahren jahresdurchschnittlich um 6,2 % zu. In den Jahren zwischen 1965 und 1973 beschleunigte sich dieses Wachstum noch, wobei die wesentlichen Impulse von den marktwirtschaftlichen Industrieländern ausgingen. Der Wiederaufbau nach dem Kriege und starke Konsumbedürfnisse begünstigten das Wachstum und führten zu steigenden Rohstoffimporten. Japan mit 14,9 % sowie die Schweiz und Frankreich mit 11,8 % verzeichneten in der Zeit von 1965-73 besonders hohe jährliche Wachstumsraten der Importe. Japan führt für diesen Zeitraum ebenfalls mit 9,8 % die Rangfolge bei den Zuwachsraten des realen Bruttoinlandsprodukts an, wobei unter dem Bruttoinlandsprodukt der Gesamtwert der in einem Jahr in einem Land durch Inund Ausländer erzeugten Güter, unter Bereinigung von Vorleistungen, zu verstehen ist. Diese Vorleistungen sind Käufe bzw. Verkäufe von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen und anderen industriellen Vorprodukten von anderen Unternehmen.

Einführung

7

Anfang der 70er Jahre kam es zu einer Abschwächung des Wachstums sowohl der Bruttoinlandsprodukte als auch des Welthandels. Diese Abschwächung wurde ausgelöst durch Preissteigerungen bei Rohstoffen, die zum Teil auf Mißernten und bei Metallen auf Spekulations- und Vorratskäufe zurückzuführen waren. Von entscheidendem Einfluß waren die Ölpreiserhöhungen auf das Vierfache des ursprünglichen Niveaus, was sich statistisch in den gestiegenen Durchschnittswerten der Importgüter zeigt. In den 80er und 90er Jahren wurden wieder höhere Wachstumsraten erreicht. Tabelle 3: Entwicklung des Welthandels, des BIP und der Außenhandelselastizitäten w reale Imp.

Italien Belg./Lux. Großbr. Österreich Niederlande Japan Frankreich Deutschi. Dänemark Kanada Schweden USA Schweiz Welt

1965 -73 10,7 10,9 6,5 10,8 10,3 14,9 11,8 11,3 7,1 9,4 5,4 9,4 11,8

73 -83 3,0 2,5 3,8 4,7

80 -88

1,5 0,9

5,1 2,8 4,9 3,0 3,4 5,0 2,6 3,3 5,2 8,4 3,3

3,1 4,2

8,9 4,5

1,9 1,3 4,7 4,1 0,8

w. Exp. 90 -98 7,5 4,4 5,5 4,0 4,5 3,9 4,1 2,8 3,7 9,0 7,6 8,1 1,6 6,4

w des realen BIP 65 -73 4,7 5,2 2,8 5,5 5,5 9,8 5,5 4,6 3,9 5,2 3,6 3,2 4,2

73 -83 2,4 1,8 1,1 2,8 1,5 4,3 2,5 2,1 1,8 2,3 1,3 2,3 0,7

Importelastizität

80 -88 2,9 1,4 2,8 1,7 1,6 3,9 1,8 1,8 2,2 3,3

90 -98 1,2 1,6 2,2 2,0 2,6

1,7 3,3

1,2 2,9 0,4 2,4

1,9

1,3 1,5 1,6 2,8 2,0

65 -73 2,1 2,1 2,3 1,9 1,9 1,5 2,1 2,5 1,8 1,8 1,5 2,9 2,8

73 -83 1,3 1,4 3,5 1,7 1,3 0,3 1,9 2,0 0,4 0,7 0,7 1,3 6,0

80 -88 1,8 2,0 1,8 1,8 2,1 1,3 1,4 1,8 2,4 2,6 1,9 2,7 2,4

Exp. el. 90 -98 6,3 2,8 2,5 2,0 2,1 3,0 3,1 1,8 1,3 4,5 6,3 2,8 4,0 2,7

Quelle: eigene Berechnungen aus Daten versch. Weltentwicklungsberichte

Importe sind im Weltmaßstab den Exporten größengleich. Die Entwicklung der weltwirtschaftlichen Integration kann daher wahlweise am Export- oder am Importvolumen abgelesen werden. Die Importe wuchsen in der Phase 1965-73, mit Ausnahme der Länder mit niedrigem Einkommen, fast überall stärker als das Bruttoinlandsprodukt. Das bedeutet, dass das Verhältnis der Wachstumsraten der Importe zu denen des Bruttoinlandsprodukts größer als Eins ist. Dieses Verhältnis wird Importelastizität genannt und kann als ein Indikator für die Zu- bzw. Abnahme der außenwirtschaftlichen Verflechtung (Welthandelsintegration) eines Landes dienen:

e,ra

¿Im dBIP "im BIP '

wobei d für die Veränderung der Importe bzw. des Bruttoinlandsproduktes steht und der jeweilige Quotient (cflm/lm bzw. c/BIP/BIP) die prozentuale Änderung der Importe bzw. des Bruttoinlandsproduktes anzeigt.

Grundstrukturen

8

Die Importelastizität kennzeichnet damit das Verhältnis der relativen Änderung der Importe zur relativen Änderung des Bruttoinlandsproduktes. Werte, die, wie hier für die Industrieländer in der Zeit von 1965-73, mit 2,1 größer als Eins sind, bedeuten somit eine Zunahme der am Außenhandel gemessenen Weltmarktintegration der betreffenden Länder in dieser Zeitspanne (vgl. Tab. 3). Die Importelastizitäten für den Zeitraum 1973-83 sind zwar überwiegend wesentlich niedriger als für den davor liegenden Zeitraum, aber dennoch meist größer als Eins. Das Tempo der Weltmarktintegration ging damit tendenziell in dieser Periode zurück. Für einige Länder errechnen sich Werte, die unter Eins liegen. Die Weltmarktintegration der darunter auch zu findenden marktwirtschaftlichen Industrieländer nahm aber nur vorübergehend ab, denn in der Periode 1980-88 wurden wieder Elastizitäten erreicht, die größer als Eins sind. Die Exportelastizität ist analog zur Importelastizität definiert: _ dEx dBIP 6ex

~ Ex ' BIP

Für die 90er Jahre ist an den Daten abzulesen, dass die Weltmarktintegration weiterhin zugenommen hat, die Exportelastiziäten sind für die betrachteten Länder und für die Weltwirtschaft deutlich größer als Eins. 3.3. Regionalstruktur des Welthandels

In Tab. 4 sind die Exporte von einer Region in die anderen sowie der interne regionale Handel dargestellt. Unterschieden werden Nordamerika mit den USA und Kanada, Lateinamerika, West-Europa, Mittel- und Osteuropa sowie die Baltischen Staaten (C./E. Europe/Baltic States), Afrika, der Mittlere Osten und Asien. Von links nach rechts sind die Exporte der Regionen abzulesen. Nordamerika hat einen internen Export (der USA nach Kanada und von Kanada in die USA) von 421 Mrd. US-Dollar. Nach Lateinamerika werden 174 Mrd. Dollar exportiert, insgesamt sind es 1.057 Mrd. US-Dollar Export. In den Spalten lässt sich der Import der Regionen ablesen. So importieren die USA aus Lateinamerika z.B. im Wert von 220 Mrd. Dollar und aus Westeuropa im Wert von 263 Mrd. Dollar. Insgesamt wird im Umfang von 1.406 Mrd. Dollar importiert, es besteht damit ein großer Überschuß der Importe über die Exporte. Der größte Teil des Welthandels spielt sich als Handel zwischen den westlichen Industrieländern ab. Das wird leicht erkennbar, wenn man die prozentualen Wert betrachtet. Wie Tab. 5 zeigt, macht allein der Handel zwischen den westeuropäischen Ländern 27 % des Welthandels aus. Das sind gleichzeitig immerhin 69,2 % des gesamten westeuropäischen Exports, die damit intern abgewickelt werden (1.654 Mrd. von insgesamt 2.419 Mrd. Export aus Westeuropa). Der interne Handel Nordamerikas (USA und Kanada) beträgt 6,88 %. und der Handel zwischen Nordamerika und den westeuropäischen Ländern macht sowohl bei den Exporten Nordamerikas (3%) als auch bei den Exporten Westeuropas (4%) bedeutende Anteile am Welthandel aus.

Einführung

9

Im Handel zwischen Nordamerika und Asien und Westeuropa und Asien ist jeweils als wesentlicher Anteil der Außenhandel mit Japan, also auch mit einem hochentwickelten Industrieland, enthalten. Wie ebenfalls unmittelbar aus Tab. 4 abgelesen werden kann, sind für die afrikanischen Staaten (72 von 141 Mrd. Exporte und 59 von 120 Mrd. Importe) die westeuropäischen Staaten die Haupthandelspartner. Gleiches gilt für Mittel- und Osteuropa und die baltischen Staaten, während im Außenhandel Lateinamerikas mit Abstand Nordamerika dominiert. Der Außenhandel der lateinamerikanischen Länder mit Nordamerika macht aus Sicht dieser Länder im Jahr 2000 etwa 6 1 , 6 % bei den Exporten (220 Mrd. von insgesamt 357 Mrd. Dollar) und 50% bei den Importen (174 Mrd. von 345 Mrd. lateinamerikanischer Importe) aus. Der interne Handel der afrikanischen und lateinamerikanischen Staaten sowie der Länder des Mittleren Ostens ist relativ gering, gleiches gilt für den Handel zwischen diesen Staatengruppen mit Ausnahme des Handels zwischen dem Mittleren Osten und Asien. Daten über den Außenhandel nach Regionen zeigen, dass die Handelsströme innerhalb Westeuropas ca. 2 7 % des Gesamtwelthandels ausmachen. Der Handel innerhalb Nordamerikas (USA und Kanada), heute ergänzt um Mexikos im Rahmen der Nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA, ist ein zweiter Schwerpunkt (6,88%). Bedeutsam ist schließlich der Handel innerhalb Asiens mit Japan als Mittelpunkt mit einem Anteil von 13,19% des gesamten Welthandels. Tabelle 4:

Nordam. Lateinam. West. Eu. C./E. Eur... Afrika Mittl. Osten Asien Gesamtimp.

Warenhandel nach Regionen in Mrd. US-Dollar für das Jahr 2000 Nordam. 421 220 263 12 26 41 423 1.406

Lateinam. 174 62 55 6 4 3 41 345

West. Eur. 195 45 1.654 147 72 48 278 2.439

C./E. Eur 6 3 129 72 1 2 15 228

Afrika 12 3 59 3 11 10 22 120

Mittl. Osten 20 3 60 7 2 17 42 151

Asien 229 21 199 20 25 126 807 1.427

Gesamtexp. 1.057 357 2.419 267 141 247 1.628 6.116

Quelle: WTO, Annual Report 2002 und eigene Berechnungen. Tabelle 5:

Nordam. Lateinam. West. Eu. C./E. Eur... Afrika Mittl. Osten Asien Gesamtimp.

Warenhandel nach Regionen in Prozent des Weltexports bzw. Imports Nordam. 6,88 3,60 4,30 0,20 0,43 0,67 6,92 22,99

Lateinam. 2,84 1,01 0,90 0,10 0,07 0,05 0,67 5,64

West. Eur. 3,19 0,74 27,04 2,40 1.18 0,78 4,55 39,88

C./E. Eur... 0,10 0,05 2,11 1,18 0,02 0,03 0,25 3,73

Afrika 0,20 0,05 0,96 0,05 0,18 0,16 0,36 1,96

Quelle: WTO, Annual Report 2002 und eigene Berechnungen.

Mittl. Osten 0,33 0,05 0,98 0,11 0,03 0,28 0,69 2,47

Asien 3,74 0,34 3,25 0,33 0,41 2,06 13,19 23,33

Gesamtexp. 17,28 5,84 39,55 4,37 2,31 4,04 26,62 100,00

10

Grundstrukturen

Der besonders intensive Handel innerhalb der Zentren und die auch bedeutenden, aber schwächeren Beziehungen zwischen den Zentren, werden im Konzept der „Triade" mit den Elementen Westeuropa, Nordamerika und Japan, als Kernelement des asiatischen Handels, thematisiert. Diese Elemente weisen selbst einen großen Binnenmarkt auf und sind von daher nicht nur attraktiv als Exportmarkt, sondern auch als Standort für Direktinvestitionen (s.u.). Wie die Abbildung über die regionale Struktur des Welthandels deutlich macht, in der nur die bedeutendsten Handelsströme eingezeichnet sind, und in der Japan mit den anderen asiatischen Ländern zusammengefasst wurde, ist der Handel mit einigen nicht zur Triade zählenden Regionen, wie Lateinamerika für Nordamerika und Mittel- und Osteuropa für Westeuropa, von der Bedeutung her durchaus dem Handel zwischen den Hauptelementen der sog. Triade vergleichbar. Dennoch lässt sich konstatieren, dass der Welthandel überwiegend ein Handel zwischen den Industrieländern ist. Die Intensität der Beziehungen zwischen einzelnen Handelspartnern wird bei der Diskussion internationaler regionaler Integrationen noch einmal aufgenommen und quantitativ nachgezeichnet. Abbildung 1: Handel zwischen den Regionen

Quelle: Eigene Darstellung anhand der Daten aus Tab. 4 Wie aus Tabelle 6 hervorgeht, sind auch für die Bundesrepublik die anderen westlichen Industrienationen, und hier vor allem die benachbarten Partnerländer der Europäischen Union (EU), die wichtigsten Handelspartner.

11

Einführung

Tabelle 6:

Länderstruktur des deutschen Außenhandels 1995 und 2001

Export 1995 383,2

insgesamt Mrd. Euro EU Eurozone Darunter: Belg./Lux. Frankreich Italien Niederlande Österreich Großbritannien Schweiz USA Japan Westl. Industrieländer Mittel- u. Osteuropa Südostoasiat. Schwellenländer Übrige Entwicklungsländer

58,3 44,8 6,6 11,8 7,6 7,6 5,6 8,3 5,3 7,3 2,5 76,9 8,0 5,6 7,6

Import 1995 2001 339,6 637,3 in 3 rozent 55,2 56,5 45,4 43,1 6,6 11,0 8,6 8,8 3,9 6,6 4,2 6,8 5,3 77,0 8.7 5,3 6.3

5,4 11,1 7,5 6,2 5,1 8,4 4,3 10,6 2,1 75,5 11,0 3,8 7,4

2001 543,1 52,8 42,4 5,6 9,5 6.6 8.5 3.8 7.0 3.6 8.4 4,2 73,5 12,6 5,1 6.1

Quelle: IDW 2 0 0 2

3.4. Güterstruktur des Welthandels Etwa drei Viertel des Weltaußenhandels wird mit Produkten der Verarbeitenden Industrie bestritten, wobei der Anteil dieser Warengruppe tendenziell ansteigt, insbesondere bei den Exporten Afrikas und des Mittleren Ostens aber deutlich unter dem Durschnitt bleibt. In diesen Ländern spielt der Export von Bergbauprodukten, zu denen auch Mineralöl (vor allem der Mittlere Osten) zählt, eine dominante Rolle. Tabelle 7:

Struktur des Warenhandels nach wesentlichen Produktgruppen in v.H., 2000

Region

Nordamerika Lateinam. Westeuropa C./E. Europa/balt. Staaten Afrika Mittlere Osten Asien

Exporte in Mrd. $ 1058 359 2.441 271

145 263 1.649

Landwirtsch. Prod.

Bergbauprodukte Exporte 7,2 20,5

9,4 8,9

Importe 5,5 9,0 10,1 10,7

7,1 34,3

Importe 12,4 11,4 11,1 15,0

12,9 2,4 6,5

15,1 13,1 9,4

59,7 74,7 7,0

13,9 8,8 17,7

Exporte 10,0 18,4

Quelle: W T O Annual Report 2002.

Prod, der Verarb. Industrie Importe Exporte 78,0 78,1 60,5 76,9 75,7 80,3 54,2 72,0

24,6 21,7 84,2

68,4 74,6 70,5

Grundstrukturen

12

Für die Bundesrepublik Deutschland dominieren bei einer feinerer Aufgliederung der Verarbeitenden Industrie sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausfuhr Fertigwaren; dieses gilt aber besonders deutlich für den Export. Beim Import spielen neben Halbwaren auch Rohstoffe und Produkte der Ernährungswirtschaft eine große Rolle. Diese Grundstruktur des Austauschs findet sich auch bei anderen Industrieländern wieder. Spiegelbildlich sieht es bei vielen Entwicklungsländern aus, bei denen der Export von Rohstoffen dominiert, und bei deren Importen Fertigprodukte eine weit stärkere Bedeutung als bei den Industrieländern haben. Der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Elektrotechnische sowie die Chemische Industrie sind die wichtigsten Exportbranchen der deutschen Wirtschaft. Tabelle 8:

Güterstruktur des deutschen Außenhandels 1991 und 2001 Export Import 1991 2001 1991 insgesamt Mrd. Euro 340,4 637,3 329,2 in Prozent Agrarprodukte, Nahrungs- u. 5,0 4,0 9,3 Genussmittel Mineralische Brennstoffe 8,3 1,3 1,4 Übrige Rohstoffe 4,7 2,1 1,6 12,7 12,7 8,4 Chemische Erzeugnisse Eisen, Stahl, Metalle, Metallwaren 8,5 7,0 7,8 Maschinen, Anlagen 16,4 18,6 8,5 Büromaschinen, Datenverar2,4 2,6 4,4 beitungsgeräte 9,4 Elektrotechnische Erzeugnisse 11,0 8,1 15,4 Straßenfahrzeuge 18,0 10,5 Textilien, Bekleidung 9,3 5,1 3,1 3,4 3,5 2,7 Feinmechanische u. optische Erzeugnisse

2001 543,1 6,3 8,5 3,3 10,0 6,3 9,0 5,4 11,0 8,7 5,8 2,7

Quelle: IDW 2002 3.5. Internationaler Kapitalverkehr Unter internationalen Kapitalbewegungen versteht man eine grenzüberschreitende Kapitalanlage. Eine Anlage eines Inländers im Ausland wird als Kapitalexport bezeichnet und die Anlage eines Ausländers im Inland als Kapitalimport. Oft wird unterschieden zwischen einem Transfer von finanziellen Mitteln aus Zinsmotiven und einem Transfer aus dem Motiv, im Ausland unternehmerisch tätig zu werden. Im ersten Fall spricht man von Portfolioanlagen und im zweiten Fall von Direktinvestitionen. Direktinvestitionen sind also dadurch gekennzeichnet, dass der Kapitaltransfer mit einer unternehmerischen Einflußnahme des Investors verbunden ist. Darauf wird später intensiver eingegangen. In beiden Fällen spricht man von autonomen, im Gegensatz zu induzierten Transaktionen. Der Transfer von Kapital ist das bewegende Motiv der Transaktion (autonom) und nicht Reflex einer anderen Aktivität (induziert). Der Import von Gütern ist z.B. in der Regel eine autonome Transaktion, die zeitgleich oder später durch einen „Geldtransfer" beglichen wird. Letzterer ist induziert.

Einführung

13

Wie beim Ex- und Import von Gütern kreuzen sich auch beim Kapitalverkehr die Anlageströme von Inländern, die im Ausland eine Kapitalanlagemöglichkeit gefunden haben, und von Ausländern, die ihre Mittel im Inland anlegen wollen. Das wird auch in einer nachfolgenden Abbildung für wechselseitige Direktinvestitionen deutlich. Für die Bundesrepublik überwog bis zur Wiedervereinigung der Kapitalexport, danach gab es Perioden mit einem Überschuß der Kapitalimporte. Die Bundesrepublik ist also überwiegend Nettokapitalexporteur. Das gilt für die letzten Jahrzehnte auch für Japan. Wie beim Warenexport sind die wichtigsten Partnerländer - sprich Anlageländer - die westlichen Industrienationen. Die Gruppe der Entwicklungsländer aber auch die USA - sind Nettokapitalimporteure, was sich, da inzwischen chronisch, auch in der Höhe der internationalen Verschuldung zeigt. Insgesamt investieren diese Länder mehr als sie aus eigener nationaler Ersparnis könnten, die Differenz wird durch ausländisches Kapital finanziert, Der internationale Kapitalverkehr bei Portfolioanlagen wird über die internationalen Kapital- und Geldmärkte abgewickelt. Inländischen Anlegern steht es frei, ausländische Anleihen zu zeichnen, Aktien von ausländischen Unternehmen zu kaufen oder auch kurz- und mittelfristige Geldmarktpapiere im Ausland zu erwerben. Umgekehrt gilt dieses gleichermaßen für ausländische Anleger, die deutsche Titel erwerben wollen. Die Abwicklung der Zahlung erfolgt unter Nutzung der Devisenmärkte, worauf später intensiver einzugehen sein wird. Die bei der Emission von Anleihen zu zahlenden Zinsen hängen von der Emissionswährung, der Laufzeit und nicht zuletzt von der Bonität der Emittenten ab. Letztere wird durch internationale Rating-Agenturen eingeschätzt, die zur Kennzeichnung der Bonität eine eigene Symbolik eingeführt haben. Die höchste Einschätzung wird z.B. bei Standard&Poor's durch AAA gekennzeichnet, bei Moody's (Investor Service) durch Aaa. Sie wird dann vergeben, wenn dem Schuldner eine außergewöhnlich große Fähigkeit zur Zins- und Kapitalrückzahlung zugetraut wird. AA bedeutet bei Standard&Poor's eine sehr starke Fähigkeit zur Bedienung der Schuld, A eine starke, BBB eine ausreichende Fähigkeit, während BB, B, CCC, CC und C spekulative Anlagen mit abnehmendem Bonitätsgrad kennzeichnen. Durch + und - werden Feinabstufungen vorgenommen. Die großen Unternehmen und Banken, aber auch Staaten und staatliche Stellen können sich über die Emission von Anleihen international finanzieren. Es handelt sich aus der Sicht der Unternehmen um Fremdkapital. Eigenkapital wird auf Aktienmärkten gehandelt. Über Kapitalerhöhungen durch die Ausgabe und Wahrnehmung von Bezugsrechten an bzw. durch die Aktionäre erweitern Aktiengesellschaften ihre Eigenkapitalbasis. Direkte Investitionen in Unternehmen und die Zuführung von Eigenkapital an ausländische Unternehmen und Tochtergesellschaften sind weitere Kanäle des internationalen Kapitaltransfers.

14

Tabelle 9:

Grundstrukturen

Internationale Neuemissionen

Emittent Württemberg. Hypothekenbank Dexia Kreditanstalt f. Wiederaufbau Intern. Bk. for Recon. and Development Nordd. Landesbank BCP Finance Bank Kreditanstalt f. Wiederaufbau Safeway Alcoa Alcoa Medquest McDonald's Intern. Bk. for Recon. and Development Archstone-Smith Trust Monsanto Fannie Mae Chesapeake Emergy Corp. Nat. Australia Bank Barclays Bank Europ. Investitionsbank BG Energy Capital Landwirtschaftliche Rentenbank Norddeutsche Landesbank

Wertp.Kenn-Nr. 343188

Währung Euro

Betrag Zinsen Laufzeit Akt. Markt- Rating* in Mill. in % Jahre preis in %* 100 3,75 3 99,30 Aa2

20.08.

857457 726221

Euro Euro

1250 163

5,50 FR*

10 9

865616

Euro

100

FR*

6

824107 offen 726016

Euro Euro Euro

500 50 150

FR* FR* FR*

2 4 6

865626 865896 865797 866050

Dollar Dollar Dollar Dollar

800 600 800 180

10 11 5 10

101,43 102,00 100,57

offen offen

Dollar Dollar

200 150

5,8 5,375 4,25 11,82 5 3,825 4,00

5 7

100,00

offen

Dollar

300

5,00

5

866809 865759 offen

Dollar Dollar Dollar

600 2500 250

7,375

10 3 10

865780 offen 176029

Pfund Pfund Pfund

100 150 1875

3 4 19

99,57 105,3

offen

Tsch. Kronen Yen

740

5

-

1000

12

Hk. Dollar

250

2

805069 824106

104,93

Valuta

-

AAA/Aaa AAA/Aaa

29.05. 16.08.

-

AAA/Aaa

04.09.

AAA/Aa1 A-/A1 AAA/Aaa

12.08. 14.08. 28.08.

BBB/Baa2 A+/A2 A+/A2 B-/B3

12.08. 13.08. 13.08. 15.08.

A+/Aa3 AAA/Aaa

15.08. 04.09.

101,81

BBB+/Baa1

15.08.

101,44 100,68

A/Baa1 AAA/Aaa B+/B1

14.08. 15.08. 12.08.

AA/Aa3 AA/Aa1 AAA/Aaa

16.08. 21.08. 12.10.

A-/A3

21.08.

100,34

AAA/Aaa

27.08.

-

AAA/Aa1

14.08.

-

-

-

-

-

*) = Bewertung der Bonität durch die Agenturen Moody's (rechts) und Standards & Poor's (links). *) Originalquelle: Bloomberg, FR steht für Floating Rate Notes, d.h. Anleihen mit einer variablen Verzinsung, die sich an einem Zinsanker wie z.B. der London Interbank Offered Rate (LIBOR) orientiert, und periodisch angepasst wird. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. August 2002.

Die weltweite Verflechtung der Weltwirtschaft durch Direktinvestitionen (Bestände) macht deutlich, dass die USA das wichtigste Zielland sind. Netto ist Japan der wichtigste Geber von Investitionskapital. Brutto sind die größten Geberländer von Direktinvestitionen die USA, das Vereinigte Königreich (UK), Frankreich, Deutschland und Japan. Insbesondere die USA und Europa sind auch gleichzeitig die wichtigsten Zielländer. In den Jahren 1998 bis 2000 gingen nach Schätzungen der UNCTAD (World Investment Report 2001, S. 9) 75 % der Direktinvestionen (flows) in die Triade, die Unternehmen der Triade tätigten in diesem Zeitraum 85% der Auslandsinvestitionen.

Einführung

15

Abbildung 2: Auslandsinvestitionen (Bestände) zwischen den Regionen der Triade 1999 in Mrd. US-Dollar

Quelle: eigene Darstellung; UNCTAD, World Investment Report 2001.

Die Bestände an ausländischen Direktinvestitionen in der Triade machten 59% der in der Welt getätigten Investitionen aus, und die Unternehmen der Triade kontrollierten 78% der in der Welt getätigten Auslandsinvestitionen. In den letzten Jahrzehnten haben Direktinvestitionen erheblich an Bedeutung gewonnen. In der Nachkriegszeit waren größenmäßig vor allem US-amerikanischen Investitionen in Europa, aber auch in Südamerika von Bedeutung, danach folgten erhebliche Auslandsinvestionen aus Deutschland, Japan und anderen Staaten. Alle Daten weisen darauf hin, dass ausländische Direktinvestitionen auch in Zukunft ähnlich hohe Wachstumsraten wie in den letzten Jahrzehnten haben werden, in denen sie meist über 20% p.a. lagen. Auch internationale Fusionen werden weiterhin eine bedeutende Rolle in dem Bestreben der Unternehmen spielen, sich auf die Globalisierung und den verstärkten Wettbewerb einzustellen. Die Intemationalisierung durch Exporte zeigt zwar auch hohe Wachstumsraten, diese sind aber genauso wie die des an der Höhe der Lizenzzahlungen (Royaltees) gemessenen vertraglichen Technologietransfers wesentlich geringer. Mit mehr als 45 Millionen Mitarbeitern im Ausland in den von der UNCTAD erfassten großen multinationalen Unternehmen werden Fragen der effizienten Führung internationaler Tochtergesellschaften und die Frage, wie und in welchem Maße man sich auf landesspezifische Umstände einstellt, in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.

16

Grundstrukturen

Tabelle 10: Ausländische Direktinvestitionen, ausgewählte Indikatoren, 1982-2000 Indikator

Werte zu laufenden

Jährliche Wachstumsrate in v.H.

Preisen in Mrd. $

Direktinvestitions-

1982

1990

2000

1986-90

1991-1995

1996-99

2000

57

202

1.271

23,0

20,8

40,8

18,2

568

1.717

5.976

20,5

10,8

16,4

19,4

151

1.144

26,4"

23,3

50,0

49,3

2.465

5.467

15.680 c

15,6

10,5

10,4

18,0°

637

1.166

3.572

13,2

14,0

11,0

17,9

17.454

23.721

45.587

5,7

5,3

7,8

12,7

2.236

4.501

6.466 h

12,2

6,6

0,6

2.124

4.381

h

15,4

8,6

1,9

9

27

66 h

22,1

14,1

4,0

ströme (outflows) Direktinvestitionsbestände (outward stocks) Grenzüberschreitende Aufkäufe und Fusionen3 Umsätze ausl. Tochtergesellschaften Exporte ausl. Tochtergesellschaften Beschäftigte ausl. Tochtergesellschaften in Tausend Bruttokapitalbildung Exporte von Gütern

7.036

und nicht faktorbezogenen Diensten Royaltees und andere Gebühren a

Daten erst seit 1987 verfügbar "1987-1990 c geschätzt mit in der Originalquelle gegebenen Regressionsfunktionen h Daten für 1999 Quelle: UNCTAD, World Investment Report 2001.

Die Entwicklung der internationalen Kapitalmärkte macht es möglich, dass die im Inland getätigten Investitionen größer oder kleiner als die inländische Ersparnis sein können. Im Weltmaßstab müssen Investitionen und Ersparnis größengleich sein, Geringe Differenzen in den Daten gehen auf statistische Erfassungsfehler zurück. Die folgende Aufstellung zeigt, dass insbesondere die USA im betrachteten Zeitraum Nettoempfänger von Kapital waren, während Japan netto Kapital exportierte. Die Europäische Union hatte eine annähernd ausgeglichene Bilanz, die Entwicklungsländer waren überwiegend Nettoempfängerländer von Kapital.

17

Einführung

Tabelle 11: Quellen und Nutzung der Weltersparnis in v.H. des BIP für ausgewählte Länder und Regionen Welt Ersparnis Investition Fortgeschrittene Länder Ersparnis Investition Nettokreditverkehr USA Ersparnis Investition Nettokreditverkehr Europäische Union Ersparnis Investition Nettokreditverkehr Japan Ersparnis Investition Nettokreditverkehr Entwicklungsländer Ersparnis Investition Nettokreditverkehr

0 1988-95

2000

2001

23,3 24,2

23,7 23,4

22,8 22,8

21,7 22,1 -0,4

21,6 22,2 -0,5

20,5 20,9 -0,3

16,8 18,4 -1,6

18,1 21,1 -3,0

16,1 19,3 -3,3

20,8 19,6 -0,5

21,0 21,3 -0,3

20,8 20,3 0,5

32,6 29,2 2,3

28,5 26,0 2,5

27,6 25,5 2,1

25,0 26,7 -1,7

26,0 25,8 0,2

25,6 25,9 -0,3

Quelle: International Monetary Fund, World Economic Outlook April 2002, Table 44. 4.

Die Abfolge der Darstellung

Nach der Darstellung der wesentlichen Grundstrukturen der außenwirtschaftlichen Beziehungen wird zunächst die Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs dargestellt. Das Grundverständnis für einzelwirtschaftlich motivierte ökonomische Transaktionen und deren bankmäßige Abwicklung im internationalen Wirtschaftsverkehr ist wichtig, weil man darauf aufbauend einen guten Zugang zum Verständnis der statistischen Zahlungsbilanz gewinnt. Diese wird im darauf folgenden Kapitel behandelt. Die statistische Zahlungsbilanz ist eine der wesentlichen statistischen Quellen für Untersuchungen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Kenntnisse über den Aufbau der Zahlungsbilanz und über die Aussagekraft der darin vermittelten Informationen sind daher unabdingbare Voraussetzung für ernsthafte Analysen. Die bei der Darstellung des internationalen Zahlungsverkehrs vermittelten Einsichten sollen aber auch das Rüstzeug für die Analyse des Devisenmarktes bieten, da das Geschehen auf diesem Markt nur unter Berücksichtigung der Aktivitäten der einzelnen Wirtschaftssubjekte und ihrer Motive erklärt werden kann. Hier geht es um die Frage, nach welchen Gesetzmäßigkeiten sich der Preis für ausländische Geldeinheiten bildet, d.h., wie sich das Austauschverhältnis zwischen Währungen erklären läßt.

Abfolge der Darstellung

18

Durch die Fundierung der Erklärungsansätze auf einzelwirtschaftlichen Kalkülen wird auch ein tieferes Verständnis der Probleme des internationalen Währungssystems ermöglicht und der Gefahr vorgebeugt, dass man bei Fragen von Zahlungsbilanzproblemen einzelner Länder und bei möglichen Lösungsansätzen für diese Probleme auf einem sehr abstrakten Niveau verharrt. Diese Aspekte werden in den Kapiteln VI und VII behandelt. Die in diesen Kapiteln behandelten Fragen Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs, Zusammensetzung der Zahlungsbilanz, Defizite und Überschüsse in Teilen der Zahlungsbilanz, Bildung des Wechselkurses, Wechselkursregime, Zahlungsbilanzausgleich und Ausgestaltung und Probleme des internationalen Währungssystems ergeben sich aus der Existenz unterschiedlicher Währungen in den an den internationalen Austauschbeziehungen beteiligten Ländern und werden der sogenannten monetären Theorie der Außenwirtschaft zugeordnet. Im Mittelpunkt der im Kapitel VIII dargestellten realen Theorie des Außenhandels stehen die folgenden Fragen: -

-

Welche Güter führt ein Land aus, welche führt es ein und wo liegen die Bestimmungsgründe für die Export- und Importstruktur von Ländern? Welche Faktoren bestimmen das reale Austauschverhältnis zwischen den exportierten und den importierten Gütern? Es wird hier aus gesamtwirtschaftlicher Sicht danach gefragt, welche Mengen an Exportgütern für eine bestimmte Menge an Importgütern getauscht werden und wie sich dieses Verhältnis im Zeitablauf verändert. Mit der zweiten Frage zusammenhängend soll oft beantwortet werden, welchen Nutzen der Welthandel für die beteiligten Nationen bringt.

Beide Ebenen der Analyse, die reale und die monetäre, werden üblicherweise relativ getrennt voneinander behandelt. Der innere Zusammenhang beider Ebenen wird aber schon dadurch deutlich, dass die im Mittelpunkt der realen Theorie stehenden Ex- und Importe gleichzeitig die wesentlichen Bestandteile der Zahlungsbilanz sind. Veränderungen der Produktions- und Nachfragebedingungen für bestimmte Gütergruppen und daraus resultierende veränderte Ex- und Importwerte schlagen sich daher unmittelbar in der Zahlungsbilanz nieder, sie haben Konsequenzen für den internationalen Kapitalverkehr, und sie wirken sich auf den Devisenkurs, den Preis der ausländischen Währung, aus. Die Veränderungen bei den Determinanten des Ex- und Imports sind in der Regel nicht abrupt, sondern es handelt sich um langfristige Prozesse. Darin dürfte der Grund zu suchen sein, dass die in der realen Theorie behandelten Probleme bei der mehr an Tagesfragen interessierten monetären Theorie keine so große Rolle spielen.

Einführung

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Dogmengeschichtlich wird internationaler Handel als Alternative zur Wanderung von Produktionsfaktoren angesehen. Mit der größeren Freizügigkeit im internationalen Kapitalverkehr und dem Bedeutungsgewinn von Unternehmen, die weltweit Produktionsstätten unterhalten, sind der internationale Transfer von Produktionsfaktoren und die Standortentscheidungen von Unternehmen immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Kurzfristig haben Entscheidungen über den Ex- und Import von Produktionsfaktoren Einfluß auf den Devisenmarkt und die einzelnen Positionen der statistischen Zahlungsbilanz. Längerfristig gehen durch die mit dem Transfer verbundenen Änderungen der industriellen Kapazitäten in den einzelnen Ländern indirekte Wirkungen auf die Struktur des Ex- und Imports und auf die gesamte Volkswirtschaft aus. Das VIII. Kapitel behandelt diese Fragen der internationalen Allokation von Produktionsfaktoren, wobei neben dem Kapital- und Technologietransfer auch die Rolle der Multinationalen Unternehmen beleuchtet wird. Das IX. Kapitel befaßt sich mit Fragen der Außenwirtschaftspolitik, wobei Fragen von Freihandel und Protektionismus, der multilateralen Außenhandelspolitik, der weltwirtschaftlichen und regionalen Integrationen und die Bildung von Wirtschaftsräumen thematisiert werden. Abschließend werden in Kapitel X methodische Fragen der Messung der internationalen Wettbewerbsfähigkeiten von Branchen und Ländern diskutiert und Versuche der empirischen Erfassung dargestellt.

II.

Der internationale Zahlungsverkehr

1. Barter Trade Bevor auf die Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs eingegangen wird, sollen kurz die Grundzüge der Tauschwirtschaft sowie der Geld- und Kreditwirtschaft behandelt werden. Historisch ist die Geldwirtschaft aus der reinen Tauschwirtschaft dadurch hervorgegangen, dass sich ein handliches und für den Austausch besonders geeignetes Gut als allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel etablierte, etwa Gold und Silber. Der Austausch von Ware gegen Ware spielt dennoch auch in hochentwickelten Geld- und Kreditwirtschaften eine Rolle, z.B. in der Nachbarschaftshilfe: Ein Nachbar repariert dem anderen das Auto, dafür macht ihm dieser die Steuererklärung. Der traditionelle Barter Trade im Ost-West Handel ist auf die Devisenknappheit der östlichen Partner zurückzuführen. Ein typisches Geschäft kann darin bestehen, dass ein Unternehmen moderne Maschinen und Ausrüstungen aus dem Westen lieferte und im Gegenzug Rohstoffe wie Holz, Erze u.ä. vom östlichen Partner erhält. Wenn es sich um einen russischen Partner handelt, dann hat es für ihn den Vorteil, dass er keine Devisen braucht, die mitunter schwer oder gar nicht zu beschaffen sind. Wenn er eine akzeptierte Gegenware nicht besitzt, dann kann er sie gegen Rubel in Russland kaufen. Für den Empfänger der Rohstoffe besteht das Problem darin, die Gegenware auf dem europäischen Markt zu verkaufen, denn man kann nur in seltenen Fällen davon ausgehen, dass gerade die getauschten Güter im eigenen Unternehmen gebraucht werden. Es haben sich inzwischen Unternehmen darauf spezialisiert, derartige Kompensationsware zu vermarkten. Meist läuft der Barter Trade zeitgleich ab, mitunter gibt es zeitliche Verwerfungen, z.B. beim historischen „Erdgas-Röhrengeschäft" zwischen der damaligen Sowjetunion und der Bundesrepublik, das zu erheblichen Verstimmungen mit Amerika geführt hat. Deutschland lieferte in diesem Fall Röhren und Technik für den Bau der Erdgasleitung, die Bezahlung erfolgte später durch die Lieferung von Erdgas aus der Sowjetunion. Für die westlichen Unternehmen besteht der Vorteil darin, trotz Devisenmangels in den Empfängerländem Exporte tätigen zu können. Vorteile mögen auch darin gesehen werden, dass die Preise für die gelieferten Güter nicht offengelegt werden müssen. Das kann im Hinblick auf Zölle Vorteile haben, bedeutet aber auch, dass andere Kunden und die Konkurrenz weniger Informationen über mögliche Preisnachlässe erhalten. Erkennbar günstigere Konditionen für Partner im Osten könnten andere Kunden mit höheren Einkaufpreisen verärgern. In jüngerer Zeit haben sich Barter-Kreise auch in den Industrieländern etabliert, in denen eine Barter-Börse als Nukleus dient. Diese führt über die trade credits Buch und annonciert die Angebote an Gütern und Diensten der Mitglieder. Für eine Leistung erhält der Teilnehmer am Barterkreis kein Geld, sonder trade credits, die er bei dem Kauf bei einem anderen Unternehmen in Zahlung geben kann.

22

Barter Trade

Ein Beispiel der Eagle Barter Exchange (www.netsouth.net/ebx/barterproc.htm): Malerbetrieb liefert Dienste im Wert von $ 1500 im Tausch gegen $ 1500 trade credits Malerbetrieb nutzt $ 1100 trade credits für Beschaffung von Materialien im Print Shop Malerbetreib nutzt $ 400 trade credits für juristische Beratung Anwaltbüro nutzt $ 400 trade credits für Flugtickets Reisebüre besitzt $ 400 trade credits für Käufe im Teilnehmerkreis Print Shop besitzt $ 1100 trade credits für Käufe im Teilnehmerkreis Abbildung 3: Barter Trade This is how barter works:

credits with which to barter Quelle: in Anlehnung an www.netsouth.net/ebx/barterproc.htm june 2002 An solchen Kreisen können auch ausländische Wirtschaftssubjekte teilnehmen, ohne dass eine effektive grenzüberschreitende Zahlung notwendig wird. So könnte ein russisches Unternehmen Programmierdienstleistungen im Wert von $ 10 000 trade credits an ein amerikanisches Unternehmen abgeben und für den Gegenwert Softund oder Hardware in Höhe von $ 10 000 bei einem anderen dem Kreis angeschlossenen Unternehmen kaufen.

Der internationale Zahlungsverkehr

2.

23

Geld- und Kreditwirtschaft

2.1. Tauschwirtschaft in Form der Geldwirtschaft Im Naturaltausch wird Ware gegen Ware getauscht. Nationale und internationale Transaktionen (genauer: Transaktionen zwischen zwei inländischen Wirtschaftssubjekten und Transaktionen zwischen einem In- und einem Ausländer) unterscheiden sich beim Naturaltausch nicht. In entwickelten Tauschwirtschaften vollzieht sich der reale Tausch in selbständigen, voneinander unabhängigen Tauschakten. Die Voraussetzung dafür ist die Existenz eines anerkannten Tauschmittels, das auch die Funktion einer Rechnungseinheit wahrnimmt. Ein Medium, das diese Funktion erfüllt, kann als Zahlungsmittel (Geld) bezeichnet werden. Geld ermöglicht, als "Schmiermittel" im positiven Sinn, voneinander unabhängige Tauschakte: statt

Ware ->

Ware

Ware

Geld

ergibt sich Ware.

Eine funktionierende Tauschgemeinschaft ist deshalb immer gleichzeitig eine Zahlungsgemeinschaft (v. Wieser), die das gleiche Medium in dieser Funktion akzeptiert. Geld wird hier als Transaktionsmedium zur Erleichterung des Warenverkehrs aufgefaßt. Dass dieses nicht die einzige Rolle ist, sondern dass von der Versorgung einer Wirtschaft mit Geld auch reale Wirkungen ausgelöst werden können, wird sich bei weiteren Fragestellungen zeigen. Die hier skizzierte Wirtschaft ist eine Tauschwirtschaft in Form der Geldwirtschaft: Der Kauf von Gütern und Diensten bedeutet die Verpflichtung zur Hergabe einer bestimmten Geldmenge in Höhe des Rechnungsbetrages. Juristisch bedeutet das die Erfüllung der Forderung in gesetzlichen Zahlungsmitteln: Noten, Münzen, Guthaben bei der Zentralbank bzw. Überweisung auf ein vom Empfänger autorisiertes Konto. Eine Verschuldung zwischen den Partnern tritt bei diesen Transaktionen nicht ein, da sich lediglich die Nettogeldvermögenspositionen der Beteiligten ändern. Beim Ex- und Import besteht im Vergleich zum Binnenhandel ein Problem darin, dass in der Kette "Ware - Geld - Ware" für den Ex- und Importeur jeweils ein anderes Medium als inländisches Geld betrachtet wird. Eine Tauschgemeinschaft kann deshalb nur dann vorliegen, wenn die jeweiligen Partner beide Währungen als gleichwertig akzeptieren: Ware

inl. Währung -> ausl. Währung -> Ware

Zwei Währungen existieren dann parallel, wie es in einigen Urlaubsorten, in grenznahen Gebieten und auch in einigen kleineren Ländern mit gewissen Einschränkungen vorkommt. Der Europäische Währungsraum war in den Grenzregionen ein Beispiel für die Akzeptanz beider Währungen im Grenzverkehr bei privaten Einkäufen, in der Währungsunion mit einheitlicher Währung besteht das Problem des Umtausches nicht mehr.

24

Geld- und Kreditwirschaft

Den Wert einer Währung, gemessen in Einheiten einer anderen Währung nennt man den (nominalen) Wechselkurs. In der Preisnotierung für die ausländische Währung drückt der Wechselkurs den Preis einer ausländischen Währungseinheit aus. Bis zum Übergang zum Euro entsprachen etwa 1,80 DM bis 2 DM einem US-$. In der Mengennotierung für die ausländische Währung hatte 1 DM bei einer Preisnotierung von 2 DM/$ genau 0,5 $ gekostet. Zwischen Preis- und Mengennotierung besteht eine reziproke Beziehung: Mengennotierung = 1 / Preisnotierung. Ein Euro entsprach z.B. Anfang 2002 am Devisenmarkt etwa 0,90 US-$. Die Preisnotierung für den US-$ beträgt dann 1/0,9 = 1,1111 Euro/US-$. Wenn Parallelwährungen nicht zulässig sind oder nicht akzeptiert werden, so setzt der reibungslose internationale Handel eine Transformationsstelle voraus, die inländische Währung zu bekannten Konditionen in ausländische transformiert und vice versa. Inländische Wirtschaftssubjekte werden z.B. Exporterlöse in ausländischer Währung in der Regel in nationales Geld umtauschen, da sie selbst ihre Zahlungen für Inputs und für den privaten Verbrauch in inländischer Währung zu leisten haben. Ausländer werden aus dem gleichen Grund ihrerseits einen Tausch erworbener Devisen (durch inländische Importe) in die eigene Währung vornehmen. Export: Ware ausländische Währung inländische Währung

->



ausländische Währung inländische Währung inländische Ware im Heimatland des Exporteurs.

Import: Ware inländische Währung ausländische Währung

-» -»

inländische Währung ausländische Währung Ware im Heimatland des Exporteurs.

Es ist die Ausnahme, dass ein Exporteur erwirtschaftete ausländische Währungseinheiten zu eigenen Importen nutzt. In diesem Fall entfällt die sonst notwendige Transformation in inländische Währungseinheiten: Export -> ausländische Währung -> Import. Wegen der Bedeutung der Frage der Transformation von einer Währung in eine andere liegt einer der Schwerpunkte der monetären Theorie der Außenwirtschaft in der Analyse der Bedingungen der Transformation von inländischer Währung in ausländische Währung und vice versa.

Der internationale Zahlungsverkehr

25

2.2. Tauschwirtschaft in Form der Kreditwirtschaft 2.2.1. Auslandsverschuldung und -entschuldung Typisch für die Geldwirtschaft ist die sofortige Erfüllung von Forderungen: Zug um Zug! Barzahlungen sind in den entwickelten Volkswirtschaften jedoch die Ausnahme. Die Forderungen aus Güterkäufen können sowohl im nationalen als auch im internationalen Rahmen gestundet werden. Es erfolgt eine Hergabe von Gütern und Diensten auf Kredit. Man spricht von einer Tauschwirtschaft in Form der Kreditwirtschaft. Ware

Forderung -> Geld

Güter- und Dienstleistungskäufe sind in einer Kreditwirtschaft also von einem Entstehen von Forderungen und Verpflichtungen begleitet, die nicht Geld sind. Diese Forderungen hören in dem Moment auf zu existieren, in dem sie durch Geld als gesetzliches Zahlungsmittel erfüllt werden. Soweit ein Wirtschaftssubjekt kein Geld besitzt, muß es sich dieses über den Wirtschaftskreislauf besorgen. Das kann durch eine Kreditaufnahme bei Dritten erfolgen. Durch diese Kreditaufnahme kann eine Forderung beglichen werden, es entsteht aber gleichzeitig eine neue. Engültig von einer Forderung befreien kann sich ein Wirtschaftssubjekt erst dadurch, dass das Wirtschaftssubjekt sich selbst Geld von anderen Wirtschaftssubjekten durch Hergabe von Gütern oder Diensten besorgt. Wenn von der Zentralbank abgesehen wird, die nationales Geld schöpfen kann, so bleibt den inländischen Wirtschaftssubjekten nur die Möglichkeit, Ware gegen Geld zu tauschen: Ware -> Geld

Ablösung der Forderungen.

Man kann seine Schuld nur dadurch tilgen, dass man selbst Güter hergibt. Eine Ablösung der Schuld durch Eingehen einer neuen Kreditbeziehung würde nur die Gläubigerstruktur verändern (Umschuldung), aber nichts am Grundtatbestand der Schuldnerposition ändern. Bei internationalen Transaktionen sind in diesem Bild die unterschiedlichen Währungen zu beachten. Beim Entstehen der Forderung entsteht nicht nur eine Verschuldung des Importeurs, sondern definitionsgemäß wird dadurch auch die Auslandsverschuldung des Landes des Importeurs zunehmen. Diese ist nämlich nichts anderes als die aggregierte Auslandsverschuldung der inländischen Wirtschaftssubjekte. Nehmen wir an, eine Importtransaktion führe zu einer Auslandsverbindlichkeit und diese wäre in Dollar fakturiert. Wie können sich die inländischen Wirtschaftssubjekte in ihrer Gesamtheit von der Auslandsschuld befreien? Wenn das Land eine Nettoforderungsposition gegenüber dem Ausland hat, dann kann es einen Teil der Devisen zur Abdeckung der Schuld nutzen, die Nettoauslandsposition des Landes verschlechtert sich. Wenn das nicht gewünscht wird, dann bleibt den Inländern in ihrer Gesamtheit nur die Möglichkeit, ihrerseits in einer der nächsten Perioden einen Überschuß gegenüber den Ausländem in ihrer Gesamtheit zu erwirtschaften. Inländische Exporte führen zu Forderungen, in unserem Beispiel in Dollar, und schließlich zu Dollar-Sichtguthaben, die zur Abdeckung der Schuld genutzt werden können.

26

Tauschwirtschaft

Resümöe: Eine Auslandsschuld, die dadurch entstanden ist, dass Inländer auf Kredit Waren importiert haben, kann nur dadurch getilgt werden, dass die Gesamtheit der Inländer durch einen Überschuß aus eigenen Exporten ausländische Geldeinheiten (Devisen) erwirtschaftet und damit die Schuld ablöst. Betrachten wir nämlich die Gesamtheit der Wirtschaftsbeziehungen von In- und Ausländern, so fallen die jeweiligen internen Transaktionen zwischen inländischen Wirtschaftssubjekten durch die Aggregation weg. Die Nettoauslandsverschuldung eines Landes, die nichts anderes als eine Nettoverschuldung der inländischen Wirtschaftssubjekte, einschließlich des Staates, gegenüber Ausländern ist, ergibt sich damit aus der Aggregation der Verschuldungspositionen aller inländischen Wirtschaftssubjekte. Eine bestehende Auslandsverschuldung kann deshalb auch nur dadurch endgültig getilgt werden, dass die Inländer den Ausländern netto inländische Waren zur Verfügung stellen. Die Exporte müssen bei einem sich entschuldenden Land also größer als die Importe sein. Man kann feststellen, dass in einer arbeitsteiligen Tauschwirtschaft die Güterwelt von Kreditbeziehungen überlagert ist. Letztlich werden aber immer Güter und Dienste gegen Güter und Dienste ausgetauscht, wobei zwischen Hergabe und Empfang ein unterschiedlich langer Zeitraum liegt. Wenn eine Nation bei einer Aggregation der Kreditbeziehungen von Inländern mit Ausländern feststellt, dass die Forderungen überwiegen, so ist es ein Gläubigerland. Die Gesamtheit der inländischen Wirtschaftssubjekte hat dann in der Zukunft einen Nettoanspruch auf die Lieferung von Gütern und Diensten aus dem Ausland. Ein Gläubigerland, das es einem Schuldner ermöglichen will, sich zu entschulden, muß daher temporäre Defizite in der Leistungsbilanz akzeptieren. Umgekehrt verhält es sich bei einem Schuldnerland, einem Land also, das Nettoverbindlichkeiten gegenüber dem Ausland aufweist. Hier besteht die Notwendigkeit, zur Ablösung der Schuld in künftigen Perioden einen Exportüberschuß zu erwirtschaften. Auf die dabei auftauchenden Schwierigkeiten und auf die Problematik chronischer Gläubigernationen und chronischer Schuldnernationen wird bei der Behandlung des internationalen Währungssystems einzugehen sein.

2.2.2. Internationale Risiken bei einer Kreditwirtschaft Der Umstand, dass moderne Tauschgemeinschaften auch international Kreditwirtschaften sind, beinhaltet über das internationale Verschuldungsproblem hinaus weitere Komplikationen für die einzelwirtschaftlichen Transaktionen, die nicht Zug um Zug, d.h. gegen Barzahlung abgewickelt werden. Die Teilnehmer am internationalen Austausch von Gütern und Diensten und am internationalen Kapitalverkehr gehören wie oben bereits festgestellt - unterschiedlichen Zahlungsgemeinschaften an. Dieser grundlegende Unterschied zu den nationalen Transaktionen erweist sich insbesondere dann als Restriktion für grenzüberschreitende wirtschaftliche Aktivitäten, wenn der Transformationsprozeß von in- in ausländische Währung und umgekehrt administrativ erschwert ist, hohe Kosten verursacht oder im Hinblick auf die konkreten Austauschverhältnisse (Wechselkurs) zum Zeitpunkt der Fälligkeit der Zahlungen mit Unsicherheit behaftet ist.

Der internationale Zahlungsverkehr

27

Ein deutscher Unternehmer, der seine Ware an einen Amerikaner verkauft, erwirbt in der Regel zunächst eine Forderung in US-$. In diesem Falle muß der Amerikaner als Schuldner zum Fälligkeitstag die US-$ aufbringen, während der deutsche Lieferant die Umwandlung in Euro vornehmen muß. Er ist in diesem Fall mit der technischen Abwicklung und den daraus folgenden Risiken belastet. Würde der Kaufpreis in Euro zu erbringen sein, so müßte der Amerikaner für die Umwandlung der US-$ in Euro sorgen. Einer der Partner ist also in jedem Fall mit dem Transferproblem und mit den damit zusammenhängenden Kosten sowie mit der Unsicherheit über den zum betreffenden Zeitpunkt geltenden Wechselkurs behaftet. In Fällen, in denen der Preis in einer dritten Währung, z.B. Schweizer Franken, vereinbart wird, sind sogar beide Partner betroffen. Ein regelmäßiger Austausch von Gütern und Diensten über die Grenzen hinweg setzt voraus, dass die Bedingungen, zu denen Währungen gegeneinander ausgetauscht werden, sich nicht so drastisch verändern, dass das Risiko für die Beteiligten zu hoch erscheint. Wenn alle Wirtschaftssubjekte davon ausgehen, dass diese Bedingungen auf absehbare Zukunft nahezu unverändert bleiben und die Transaktionskosten niedrig sind, so hat man de facto trotz unterschiedlicher Währungsräume eine Zahlungsgemeinschaft vorliegen. Internationale Vereinbarungen, die eine solche Stabilität bewirken, können daher den Wirtschaftssubjekten die gleichen Bedingungen bieten, die sonst nur bei Geltung einer gemeinsamen Währung herrschen.

3. Die Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs 3.1. Ex-und Importe Die Masse der Zahlungen im internationalen Zahlungsverkehr erfolgt nicht bar, sondern in Form von Buchungen auf Bankkonten. Es wird dabei auch kein internationales Zahlungsmittel verwendet, sondern eine nationale Währung, die jeweils für den einen oder sogar für beide Partner eine Fremdwährung ist. Dieses gilt gleichermaßen für: Käufe und Verkäufe von Gütern und Diensten zwischen In- und Ausländern und den Kapitalverkehr (Kauf und Verkauf von Forderungen zwischen In- und Ausländern). Beispiel 1: Ein deutscher Importeur bezieht Ware aus den USA. Der Preis ist mit 9000 $ vereinbart und soll in drei Monaten durch den deutschen Kunden auf das Konto des amerikanische Lieferanten in den USA gezahlt werden. Die zahlungsmäßige Abwicklung erfolgt in der Regel so, dass der ausländische Partner ein Girokonto bei einer amerikanischen Bank hat, auf das der entsprechende $-Betrag überwiesen werden soll. Da der deutsche Importeur in der Regel kein eigenes auf Dollar lautendes Guthaben bei einer amerikanischen Bank hat, wird er seine deutsche Hausbank beauftragen, zu Lasten seines Kontos den $-Betrag an die amerikanische Bank zu zahlen.

Abwicklung des Intern. Zahlungsverkehr

28

Für die deutschen Banken sind Auslandsüberweisungen ein tägliches Geschäft. Auch die hier betrachtete deutsche Bank unterhält aufgrund laufender ähnlicher Kundenaufträge daher Sichtguthaben in $ bei amerikanischen Banken. Sie wird gegen eine Gebühr, die wir im Folgenden vernachlässigen, im Auftrag ihres Kunden den Rechnungsbetrag an den amerikanischen Exporteur überweisen. Nehmen wir zur Vereinfachung an, dass der amerikanische Exporteur ein Konto bei derselben Bank unterhält, bei der die deutsche Bank ihr Guthaben unterhält. Wenn das Umtauschverhältnis der Währungen so ist, dass 0,9 Dollar gegen 1 Euro getauscht werden kann (d.h., der Wechselkurs ist 1,11 Euro pro $), so schlägt sich der Vorgang in den Bilanzen der beteiligten Banken wie folgt nieder: deutsche Bank Aktiva Guthaben in den USA -9.000 $ (10.000 €)

Passiva Sichtverpflichtung gegen dt. Importeur -10.000 € (9.000 $)

amerikanische Bank Aktiva

Passiva Sichtverpflichtung gegen dt. Bank -9.000 $ Sichtverpflichtung gegen amerik. Exporteur +9.000 $

Man spricht in diesem Fall davon, dass der deutsche Kunde dem amerikanischen Lieferanten „das Geld bringt". Beispiel 2: Der deutsche Importeur bezieht Ware aus den USA. Der Preis ist mit 10.000 Euro vereinbart und soll in drei Monaten durch den deutschen Kunden zu Gunsten des amerkanischen Lieferanten auf ein deutsches Bankkonto eingezahlt werden. Wir unterstellen zur Vereinfachung, dass der Importeur dem Lieferanten den Betrag bei seiner deutschen Bank zur Verfügung stellt. Wenn der amerikanische Kunde den Euro-Betrag nicht für Käufe im Euroraum nutzen will, dann muß er sich „das Geld holen". deutsche Bank Aktiva

Passiva Sichtverpflichtung gegen dt. Imp. -10.000 € Sichtverpflichtung gegen am. Exporteur +10.000 € (9.000 $)

amerikanische Bank Aktiva Forderung an dt. Bank +9.000 $ (10.000 €)

Passiva Sichtverpflichtung gegen amerik. Exporteur +9.000 $ (10.000 €)

In der Darstellung wurde im zweiten Fall angenommen, dass die Forderungen der amerikanischen Bank an die deutsche Bank zugenommen hat. Wenn die deutsche Bank ein Sichtguthaben bei der amerikanischen Bank besitzt, dann werden beide Positionen miteinander verrechnet und es kommt auch hier zu der im Beispiel 1 dargestellten Verringerung der Sichtguthaben.

Der internationale Zahlungsverkehr

29

Im ersten Fall bringt der deutsche Importeur dem amerikanischen Exporteur Dollar, im zweiten Fall muß der amerikanische Exporteur sich die Dollar holen. In beiden Fällen führt der Kauf und Verkauf von Gütern und Diensten im internationalen Wirtschaftsverkehr in der Kreditwirtschaft zunächst zu einer Forderung, die durch die Übertragung von Devisen erfüllt wird. Welche Währung als Kontraktwährung benutzt wird, ist in diesem Zusammenhang für die Gesamtwirkung des Imports auf die Devisenposition Deutschlands letztlich unerheblich. Die Sichtguthaben, die Inländer bei ausländischen Banken unterhalten, nehmen durch die Zahlung in beiden Fällen ab: Die Sichtguthaben der deutschen Bank haben sich verringert. Solche Sichtguthaben inländischer Wirtschaftssubjekte bei ausländischen Banken bezeichnen wir im Folgenden als Devisen. Banknoten zählen nicht zu den Devisen. Man bezeichnet sie als Sorten. Statt der Vereinbarung des Kaufpreises in $ kann - wie buchtechnisch gezeigt wurde - auch die Zahlung in Euro und Bereitstellung bei einer deutschen Bank vereinbart werden, ohne dass sich am Ergebnis der Abnahme des Nettodevisenbestandes der Deutschen etwas ändert. Der ausländische Exporteur wird in diesem Fall seine amerikanische Bank beauftragen, den Betrag in Euro für ihn einzuziehen, und sich den Gegenwert in $ gutschreiben lassen. Der Devisenbestand der amerikanischen Bank nimmt in diesem Fall zu. Aus deutscher Sicht vermindert sich der Nettodevisenbestand auch in diesem Fall, da die ausländischen Sichtguthaben gegenüber deutschen Banken zunehmen. Ob die eigenen Sichtguthaben abnehmen oder die der Ausländer zunehmen, das ist für den Nettoeffekt gleichwertig. Die Wahl der Währung, in der fakturiert wird, hängt von internationalen Usancen, von den jeweiligen mit der Transaktion verbundenen Kosten und der Verhandlungsmacht der Partner ab. Denn, wie oben bereits angedeutet und aus dem Beispiel ersichtlich, in jedem Fall erfolgt eine Umrechnung des Zahlungsbetrages in die jeweilige Währung mit dem zum Zeitpunkt der Zahlung geltenden Wechselkurs. Wenn dieser im Zeitablauf schwanken kann, so werden durch die Vereinbarung der Kontraktwährung auch die Risiken und Chancen von Änderungen des Kurses auf die Partner verteilt. Darauf wird bei der Diskussion des Devisenterminmarktes, der Devisenarbitrage sowie der Devisenspekulation genauer eingegangen. Es stellt sich die Frage, warum sich der amerikanische Exporteur nicht damit begnügt, den Euro Betrag zu behalten. Wenn er unmittelbar darauf einen eigenen Import vom gleichen Wert aus Deutschland tätigen und in Euro zahlen will, so wird er den Betrag möglicherweise kurzfristig bei der deutschen Bank belassen und dann zur Zahlung seines eigenen Imports verwenden. Eine solche Kongruenz von Höhe des Betrages und Zeitpunkt der Fälligkeit wird aber die Ausnahme sein. Der Exporteur wird daher den Euro-Betrag durch seine Bank in $ umtauschen lassen, um seine eigenen Verpflichtungen in den USA, die in $ zu erbringen sind, erfüllen zu können. In der Bundesrepublik gibt es keine Beschränkungen des Zahlungsverkehrs mit dem Ausland, aus statistischen Gründen gibt es bei größeren Beträgen aber eine Meldepflicht. Einzelheiten über das Meldewesen, den Zahlungsweg und die Zahlungsarten Überweisung, Scheck und Wechsel sind in diesem Zusammenhang nicht von Interesse (vgl. hierzu z.B. Jahrmann 1998).

30

Abwicklung des Intern. Zahlungsverkehr

3.2. Internationaler Kapitalverkehr Auch bei internationalen Kapitalbewegungen sind nur Buchungen der beteiligten Banken und keine körperliche Übergabe von Geld erforderlich. Dieses soll an dem Beispiel eines Kredits einer Bank an ein Wirtschaftssubjekt aus einem Entwicklungsland, z.B. aus Nigeria, aufgezeigt werden. Der nigerianische Kreditnehmer erwirbt durch den Kredit ein Euro-Guthaben in Deutschland. Seine Gegenleistung ist die Übereignung eines Zahlungsversprechens in Form eines Schuldtitels. Bei der deutschen Bank ergibt sich daraus zunächst eine Bilanzverlängerung: deutsche Bank Aktiva

Passiva Sichtguthaben des Nigerianers (=Sichtverpflichtung der Bank) + 10 Mio Euro

Schuldtitel + 10 Mio Euro

Nehmen wir an, der Nigerianer wolle mit dem Kredit in den U S A Güter kaufen und weise die deutsche Bank an, ihm den Betrag in $ bei einer amerikanischen Bank zur Verfügung zu stellen. Für die deutsche Bank bedeutet dieses eine Abnahme der Sichtguthaben bei amerikanischen Banken um 9 Mio US-$ (Wechselkurs: 1 Euro für 0,9 $). In der deutschen Bilanz sind dieses 10 Mio Euro. E s kommt weiterhin zu einer Abnahme der Sichtverpflichtungen gegenüber dem Nigerianer. E s ergibt sich also eine Bilanzverkürzung. Bei der amerikanischen Bank wird dagegen ein Passivtausch stattfinden: An die Stelle der deutschen Bank tritt der Nigerianer als Inhaber des Sichtguthabens von 10 Mio $, was gleichbedeutend mit einer Sichtverpflichtung der Bank gegenüber dem Nigerianer ist. deutsche Bank Aktiva Schuldtitel + 10 Mio Euro Guthaben in den USA (9 Mio $) -10 Mio Euro (9 Mio $)

Passiva Sichtverpflichtung gegen den Nigerianer + 10 Mio Euro Sichtverpflichtung gegen Nigerianer - 1 0 Mio Euro

amerikanische Bank Aktiva

Passiva Sichtverpflichtung gegen dt. Bank -9 Mio $ Sichtverpflichtung gegen Nigerianer + 9 Mio Euro

E s gilt also sowohl für die Güter- als auch für die Kapitalbewegungen, dass sich Zahlungen über die Eintragungen in den Büchern der beteiligten Banken unter Benutzung der beiden beteiligten Währungen vollziehen. E s wird nur mit nationalem Geld gezahlt, internationales Geld existiert für die Geschäftsbanken nicht. Da innerhalb des jeweiligen Wirtschaftsraumes der Handelspartner die eigene Währung nationales Zahlungsmittel ist, brauchen auch Exporteure für die Bezahlung von Vorprodukten und Löhnen keine Devisen, sondern Inlandswährung. Auch Kreditaufnahmen im Ausland erfolgen vielfach, um in einem dritten Land Ware zu kaufen.

Der internationale Zahlungsverkehr

31

Voraussetzung dafür, dass die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung und die Möglichkeiten der internationalen Kapitalmärkte genutzt werden, ist die reibungslose und kostengünstige Umsetzung einer Währung in die andere. Unternehmen, die sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren, sind darauf angewiesen, bestehende Strukturen zu nutzen, die ihnen diese Aufgabe erleichtern. Wie gezeigt wurde, liegt über den internationalen Kapital- und Güterbewegungen ein Netz von Forderungen und Verpflichtungen, die auf verschiedenste nationale Währungseinheiten lauten und über international agierende Banken abgewickelt werden. Der Begriff "internationales monetäres System" meint genau diese Zusammenhänge. Weltweit die dominierende Währung bei internationalen Verträgen ist der US-$, aber auch sfr und andere Währungen, wie früher die DM, wurden oft genutzt. Im EuroRaum und beim Handel mit den angrenzenden Ländern wird in Euro fakturiert, es sei denn, es handle sich um Produkte wie Erdöl, die traditionell in $ gehandelt werden. Der Dollar wird oft selbst in Fällen genutzt, in denen beide Partner aus einem anderen Währungsraum kommen. So könnte ein Deutscher einem Argentinier einen Kredit in Höhe von 200.000 US-$ auf 10 Jahre gewähren. Der Deutsche könnte sich zu diesem Zweck über seine Bank in Höhe von 200.000 $ Sichtguthaben in den USA besorgen (er kauft $) und kann dann dieses Guthaben auf den Argentinier zu dessen freien Verfügung übertragen. Dieser kann es zu Zahlungen in den USA verwenden, er kann es aber auch in argentinische Geldeinheiten, in sfr oder in eine beliebige andere konvertierbare Währung transferieren. Nach 10 Jahren muß sich der Argentinier 200.000 $ in Form eines Sichtguthabens bei einer amerikanischen Bank zwecks Rückzahlung des Kredits besorgen. Er kauft $ und überträgt das Guthaben auf den Deutschen, der diese Dollar in Euro bei seiner Bank umwandeln wird, d.h. seine Bank übernimmt das Sichtguthaben in der ausländischen Währung. Ein wesentlicher Grund für die Vereinbarung eines Kredits in einer Drittwährung liegt darin, dass der Wert des Darlehens zum Zeitpunkt der Rückzahlung, in heimischer Währung ausgedrückt, davon abhängt, wie hoch der dann geltende Wechselkurs ist. Wenn der Kredit auf die argentinische Währung lautet und diese gegenüber dem Euro im Zeitablauf stark an Wert verliert, so hat der Gläubiger große Teile seines Kapitals (ausgedrückt in Euro) verloren. Er wird daher in der Regel sog. weiche Währungen, die in der Vergangenheit regelmäßig an Wert gegenüber der eigenen verloren haben, nicht als Kontraktwährung akzeptieren. Wenn er diese dennoch akzeptiert, dann wird er als Ausgleich höhere Zinsraten verlangen.

III.

Die statistische Zahlungsbilanz

1. Die Zahlungsbilanz als ex post Aufzeichnung ökonomischer Transaktionen 1.1. Definitionen Die statistische Zahlungsbilanz ist eine systematische Aufzeichnung aller ökonomischen Transaktionen, die in einer Periode - in der Regel ein Jahr - zwischen Wirtschaftssubjekten eines Landes (Inländer) und Wirtschaftssubjekten des Auslandes (Ausländer) stattgefunden haben. Die Aufzeichnungen beziehen sich auf eine vergangene Periode, so dass man mitunter von der Zahlungsbilanz ex post spricht. Da die Bilanz vom theoretischen Ansatz her aus den Buchungen von Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern abgeleitet wird, spricht man auch von der Zahlungsbilanz im buchhalterischen Sinn. Die Transaktionen, wie Käufe und Verkäufe von Gütern und Diensten, sind Stromgrößen und werden in der Dimension Umsätze/Periode erfaßt. Die "Bilanz" ist damit auch von der Systematik her nicht mit der einzelwirtschaftlichen Bilanz, die Bestandsgrößen zu einem Stichtag enthält, vergleichbar. Deren gesamtwirtschaftliches Pendant wäre die Volksvermögensrechnung. Ein Inländer ist in der statistischen Abgrenzung derjenige, der in dem betreffenden Land seinen ständigen Wohnsitz hat. Die ökonomischen Transaktionen zwischen In- und Ausländern lassen sich in große Gruppen unterteilen: 1. Waren- und Dienstleistungskäufe und -Verkäufe (Importe und Exporte), wobei unter Dienstleistungen internationale Bank- und Versicherungsieistungen, das Transportwesen, der internationale Reiseverkehr, Lizenzgebühren u.ä. verstanden werden. Zahlungen von Zinsen sowie Zins- und andere Kapitalerträge können auch dazu gezählt werden, werden statistisch von der Bundesbank aber gesondert unter 2. Ewerbs- und Vermögenseinkommen aufgeführt. Es folgt die Gruppe der 3. Laufenden Übertragungen, unentgeltliche Leistungen aus dem oder an das Ausland, 4. Vermögensübertragungen erfassen die Gegenbuchungen zu nicht unter 3 erfaßten unentgeltlichen Güter- und Kapitalbewegungen. Als Sonderzahlungen waren im Jahr 2000 Einzahlungen aus dem Verkauf von UMTC-Lizenzen an die übrige Welt zu verzeichnen, die mit 33 Mrd. DM zu Buche schlugen, 5. Kapitalbewegungen: Kreditgewährungen von Ausländern an Inländer und umgekehrt. Ausgewiesen werden daneben die 6. Veränderung der Währungsreserven der Bundesbank und der 7. Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen. Die ersten drei Gruppen werden in der Leistungsbilanz zusammengefasst. Es erfolgt in den einzelnen Rubriken in der Regel eine sehr detaillierte Unterteilung in Transaktionsarten, die für ökonomische Analysen separiert werden sollten.

34

Ex Post Aufzeichnung

Beim Kapitalexport wird z.B. noch einmal unterscheiden zwischen -

-

-

Darlehen an Ausländer (Kreditverkehr) Direktinvestitionen. Hierbei handelt es sich um Kapitalanlagen im Ausland, die von Investoren in der Absicht vorgenommen werden, einen unmittelbaren Einfluß auf die Geschäftstätigkeit des kapitalnehmenden oder des zu gründenden Unternehmens zu gewinnen, oder einem Unternehmen, an dem der Investor maßgeblich beteiligt ist, Mittel zuzuführen. Portfolioanlagen (Wertpapiere). Hierbei handelt es sich um Käufe von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren, die nicht im Zusammenhang mit einer Beteiligung stehen, durch die ein unmittelbarer Einfluß auf die Geschäftstätigkeit ausgeübt werden soll. Daneben werden Sonstige Anlagen geführt.

Die Kapitalimporte lassen sich analog zu den Kapitalexporten unterteilen in -

Darlehen von Ausländern an Inländer Direktinvestitionen ausländischer Investoren im Inland Portfolioanlagen ausländischer Anleger im Inland und Sonstige Anlagen.

1.2. Beispiel für die Ermittlung einer Zahlungsbilanz anhand von Transaktionen der Leistungsbilanz Wir betrachten zunächst einige Transaktionen aus den ersten drei Gruppen, dem Waren- und Dienstleistungsverkehrs, den Vermögenseinkommen und den Übertragungen, um das theoretische Konzept der Zahlungsbilanz zu erläutern und Interpretationsmöglichkeiten der statistischen Zahlungsbilanz aufzuzeigen. 1. Transaktion: Ein deutsches Unternehmen exportiert Ware gegen Kasse im Wert von 1.800 Euro 2. Transaktion: Ein deutscher Importeur importiert Güter gegen Kasse im Wert von 600 Euro 3. Transaktion: Ein deutscher Unternehmer exportiert Ware auf Ziel im Wert von 2.000 Euro 4. Transaktion: Ein deutscher Importeur importiert Güter im Wert von 500 Euro auf Ziel 5. Transaktion: Deutsche Ärzte verbringt einige Tage Fortbildung im Ausland und zahlen 1.000 Euro 6. Transaktion: Die Tochtergesellschaft eines amerikanischen Unternehmens überweist Dividenden ins Heimatland in Höhe von 1.000 Euro 7. Deutsche Banken und Versicherungen erhalten aus ihren amerikanischen Wertpapieren 1.500 Euro Zinsen 8. Die deutsche Regierung überweist 400 Euro als Beitrag an Internationale Organisationen. Dieses seien die einzigen Transaktionen in der betrachteten Zeitspanne, so dass wir daraus die Zahlungsbilanz ableiten können. Zunächst betrachten wir aber die Buchung bei den einzelnen Wirtschaftssubjekten. Die Transaktionen werden nach den Regeln der doppelten Buchhaltung in den Büchern der beteiligten Inländer wie folgt erfaßt:

Die statistische Zahlungsbilanz

35

1. Transaktion: Buchung Kasse an Güterverkäufe Kasse

1.800 Güterverkäufe

S

H

S

H

1.800

1.800

2. Transaktion: Buchung Gütereinkäufe an Kasse Kasse

600 Gütereinkäufe

S

H

S

H 600

600

3. Transaktion: Buchung Forderungen an Güterverkäufe Forderungen

2.000

Güterverkäufe H

H

2.000

2.000

4. Transaktion: Buchung Gütereinkäufe an Verbindlichkeiten Verbindlichkeiten

500

Gütereinkäufe H

H

500

500 1.000

5. Transaktion: Buchung Spesen/Kasse Kasse

Spesen

S

H

H 1.000

1.000

6. Transaktion: Zins- und Dividendenzahlung/Kasse

Zinsen u. Dividenden H

Kasse S

H 1.000

1.000

S 1.000

36

Ex Post Aufzeichnung

7. Transaktion: Kasse/Zinsen und Dividenden

1.500 Zinsen u. Dividenden H

Kasse S

H

S

1.500

1.500

8. Transaktion: Übertragungen/Kasse

400 Übertragungen

Kasse S

H

400

H

S

400

Jede Transaktion wird zweifach gebucht, zum einen in der "Zahlungsreihe" (Positionen Kasse und Forderungen), zum anderen in der "Leistungsreihe" (Güterkäufe und -Verkäufe, Spesen, Zinsen und Dividenden). Die Zahlungsreihe zeigt dabei jeweils die Art der Finanzierung auf. Die Zahlungsbilanz läßt sich aus den obigen Angaben durch einfache Aggregation (Zusammenfassung) aller Einzelkonten ermitteln. Die Summe der Güterkäufe aus dem Ausland bezeichnen wir als Importe, die Summe der Güterverkäufe als Exporte. Die auf der Auslandsreise getätigten Spesen entsprechen einem Import von Dienstleistungen (Hotel- und Übernachtungskosten, Reisekosten). Der Position "Kasse" entspricht in der Zahlungsbilanz die Position Devisen. Aus der Darstellung des internationalen Zahlungsverkehrs ist ersichtlich, dass sich Exporterlöse unter Einschaltung der Banken als Sichtguthaben bei ausländischen Banken niederschlagen und Zahlungen für Importe analog als Minderung der Devisenbestände. Kapitaleinkommen aus dem Ausland und Zins- und Dividendenzahlungen an das Ausland korrespondieren ebenfalls mit dem Konto Kasse bzw. Devisen. Gleiches gilt für Übertragungen an das Ausland ohne ein gleichzeitige ökonomische Gegenleistung, wie es bei Beiträgen an internationale Organisationen und bei Schenkungen zutrifft.

Die statistische Zahlungsbilanz

37

Damit lassen sich die betroffenen Konten wie folgt aggregieren: Kasse = Devisen H 1.800 1.500

600 1.000 1.000 400

Gütereinkäufe = Importe S

H 600 500

Verbindlichkeiten = Kapitalimport _S H | 500

Güterverkäufe = Exporte S 1.800 2.000

Forderungen = Kapitalexport S H 2.000

_S

H

Spesen = Dienstleistungen H_ 1.000

Übertragungen S

H

S

400

|

Zinsen und Dividenden H 1.000 1.500

Um deutlich zu machen, dass die Zahlungsbilanz tatsächlich nichts anderes ist als die aggregierten einzelwirtschaftlichen Außenwirtschaftstransaktionen, werden wir die Bilanz durch Zusammenfassung dieser Konten ermitteln. Man kann alternativ die Konten auch buchhalterisch über das Konto Zahlungsbilanz abschließen. Dann finden sich die Positionen jeweils auf der Gegenseite wieder, die Exporte also z.B. auf der linken und die Importe auf der rechten Seite. Zusammengefasst in einer Bilanz folgt bei der einfachen Aggregation: Zahlungsbilanz S Importe von Gütern Importe von Diensten Erwerbs- u. Vermögenseinkommen (Ausgaben) Übertragungen ans Ausl. Kapitalexport Devisenzunahme Summe:

H 1.100 1.000 1.000 400 2.000 3.300 8.800

Güterexporte

3.800

Erwerbs- u. Vermögenseinkommen (Einnahmen) 1.500 Kapitalimport Devisenabnahme Summe:

500 3.000 8.800

38

Ex Post Aufzeichnung

Da die Zahlungsbilanz aus einzelwirtschaftlichen Transaktionen abgeleitet wurde, die nach dem Prinzip der doppelten Buchhaltung zweifach gebucht wurden, ist sie als Ganzes immer ausgeglichen. In der hier dargestellten Form ist sie allerdings unübersichtlich. Die Darstellung ist daher um Salden zu ergänzen: Zahlungsbilanz S Importe von Gütern Saldo: Importe von Diensten Erwerbs- u. Vermögenseinkommen ans Ausland Saldo: laufende Übertragungen ans Ausland Kapitalexport Devisenzunahme Summe der Transaktionen:

1.100 Güterexporte 2.700 1.000 Saldo: Erw. und Vermögens1.000 eink. aus dem Ausl. 500

H 3.800 Handelsbilanz Dienstl. 1.000 bilanz Erw. u. Verm. 1.500 eink. bilanz

400 Saldo: 400 2.000 Kapitalimport 500 Saldo: 1.500 3.300 Devisenabnahme 3.000 Saldo: 300 Summe der Transaktionen: 8.800 8.800

Ubertragungsbilanz Kapitalverk. bilanz Devisenbilanz

Beide Seiten der Bilanz sind größengleich, und dieses gilt auch für die Summen der ausgewiesenen Salden. Anhand der Salden kann man sich einen schnellen Überblick über die Grundstruktur der Außenwirtschaftsbeziehungen der Periode verschaffen. So weist die Teilbilanz des Güterverkehrs, die auch als Handelsbilanz oder Güterverkehrsbilanz bezeichnet wird, einen Überschuß von 2.700 aus. Wir haben also einen Exportüberschuß zu verzeichnen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer positiven Handelsbilanz. Die zweite ausgewiesene Teilbilanz ist die sog. Dienstleistungsbilanz. Sie weist hier ein Defizit von 1.000 auf, da nur ein Import von 1.000 und keine Exporte vorliegen. Das Plus der Handelsbilanz wird durch die negative Dienstleistungsbilanz teilweise aufgezehrt. In der Erwerbs- und Vermögenseinkommensbilanz überwiegen die Einnahmen (Saldo von 500). Dieser Saldo wird aber durch das Defizit in der Bilanz der laufenden Übertragungen von 400 fast ausgeglichen. Die Leistungsbilanz (mitunter Bilanz der laufenden Posten genannt) als Zusammenfassung dieser vier Teilbiianzen weist damit insgesamt einen Überschuß von 1.800 auf. Dieser Überschuß von 1.800 muß sich in den übrigen Positionen, der Kapitalverkehrs- und der Devisenbilanz, spiegeln. Die Nettoforderungsposition gegenüber dem Ausland hat sich um 1.500 verbessert, da der Zuwachs an Forderungen (2.000) den Zuwachs an Verbindlichkeiten (500) überwiegt. Diesen Teil der Zahlungsbilanz bezeichnet man als Kapitalverkehrsbilanz. Die Devisenposition des Landes hat sich in der Periode um 300 verbessert, da einem Zufluß von 3.300 ein Abfluß von nur 3.000 gegenübersteht.

39

Die statistische Zahlungsbilanz

Den zusammengefaßten Saldo der Dienstleistungsbilanz und der Handelsbilanz bezeichnet man auch als Außenbeitrag. Er beträgt hier 1.700 (= 2.700 - 1 0 0 0 ) . Man kann die Information der Bilanz wie folgt lesen: Der Exportüberschuß der Handelsbilanz von 2.700 ist z.T. aufgezehrt worden durch den Import von Dienstleistungen (1.000) und das Defizit von 400 bei den Übertragungen. Das verbleibende Plus von 1.300 ist auf 1.800 erhöht worden durch den Überschuß bei den Erwerbs- und Vermögenseinkommen. Um diesen Saldo von 1.800 sind die Ansprüche der Inländer an die Ausländer gestiegen. Die Ausländer haben den Saldo dadurch finanziert, dass sie von inländischen Wirtschaftssubjekte in Höhe von 1.500 netto zusätzlich Kredite in Anspruch genommen haben und in Höhe des verbleibenden Saldos (300 Einheiten) netto Devisen an Inländer übertragen haben. Die vier Teilbilanzen der Leistungsbilanz erfassen die Transaktionen der Leistungsreihe, während die Kapitalverkehrs- und die Devisenbilanz die Transaktionen der Zahlungsreihe erfassen. Man kann aus der Bilanz in dem gegebenen Beispiel ablesen, dass der Überschuß in der Leistungsreihe (1.800) zu einem Zuwachs von Devisen (netto 300) und zu einem Zuwachs der Nettoverschuldung der Ausländer gegenüber den Inländern (1.500) geführt hat. Meist wird aus Gründen der einfacheren Schreibweise und der besseren Möglichkeit, Zeitreihen von Zahlungsbilanzen in einer einzigen Tabelle abzubilden, eine tabellarische Darstellung der Zahlungsbilanz gewählt. Tabellarische Zahlungsbilanz I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

Bilanz des Güterverkehrs Exporte Importe Saldo Bilanz der Dienstleistungen Exporte Importe Saldo Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen Zahlungen aus dem Ausland Zahlungen an das Ausland Saldo Saldo der laufenden Übertragungen Zahlungen aus dem Ausland Zahlungen an das Ausland Saldo Bilanz des Kapitalverkehrs Verbindlichkeiten Forderungen Saldo Devisenbilanz Devisenabfluss Devisenzufluss Saldo

3.800 1.100 2.700

0 1.000 -1.000

1.500 1.000 500

0 400 -400

500 2.000 -1.500

3.000 3.300 -300

40

Ex Post Aufzeichnung

Bei dieser Darstellung ist zu beachten, dass ein Minuszeichen in der Kapitalverkehrsbilanz als Nettozuwachs an Forderungen und ein Minuszeichen in der Devisenbilanz entsprechend als Nettozuwachs der Devisenposition der Inländer zu interpretieren ist. Allgemein gilt, dass in den Konten der Zahlungsreihe ein Zuwachs der Forderungen immer ein negatives Vorzeichen und ein Zuwachs an Verpflichtungen immer ein positives Vorzeichen hat.

1.3.

Beispiel für die Buchung von Transaktionen des Kapitaiverkehrs

Der Kapitalverkehr wurde in den bisher betrachteten Beispielen nur als Reflex der Güterbewegungen gesehen. Auslösendes Element waren der Kauf und Verkauf von Gütern. Vorgänge, die vom Motiv der Wirtschaftssubjekte her das auslösende Element sind, werden als autonome Transaktionen bezeichnet. Die notwendigerweise daraus folgenden Vorgänge (Zahlung in Form von Devisen, Gewährung eines kurzfristigen Kredits) sind induzierte Transaktionen. Käufe und Verkäufe von Gütern und Diensten werden zu den autonomen Transaktionen gezählt, die daraus folgenden Eintragungen in der Zahlungsreihe zu den induzierten. Es gibt aber auch Transaktionen, die nicht direkt etwas mit dem Kauf und Verkauf von Gütern und Diensten zu tun haben und die dennoch autonom sind. Dieses gilt offensichtlich für Kapitalanlagen im Ausland mit dem Ziel, höhere Zinserträge als im Inland zu erhalten. Autonom ist hier die langfristige Kapitalanlage, induziert ist die Veränderung der Devisenposition des Landes. Als autonom ist auch ein Kapitalexport in das politisch stabilere Ausland zu betrachten, der unter Risikogesichtspunkten getätigt wird. Buchtechnisch ist bei den autonomen Kapitalbewegungen nur die Zahlungsreihe betroffen. Sie erscheinen daher nur in der Kapitalverkehrs- und Devisenbilanz und nicht in den Konten der Leistungsreihe. Indirekt haben auch diese finanziellen Transaktionen einen Einfluß auf den Ex- und Import von Gütern und Diensten. Auf diese Zusammenhänge wird noch genauer einzugehen sein. Ein direkter Zusammenhang besteht aber nicht, wie die Einführung in die Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs gezeigt hat. Bei einem Kapitalexport wird dem ausländischen Kreditnehmer ein Sichtguthaben bei einer Bank zur Verfügung gestellt und als Gegenleistung ein Forderungstitel importiert. Ein Kapitalexport entspricht damit einem Import von Forderungen. Entsprechendes gilt bei einem Kapitalimport. Hier wird inländischen Wirtschaftssubjekten ein Sichtguthaben durch einen Ausländer zur Verfügung gestellt. Unabhängig davon, ob der Ausländer dieses Guthaben bei einer ausländischen Bank in $ bereitstellt oder sich gegen $ ein Sichtguthaben in Euro besorgt, das er dem Inländer zur Verfügung stellt, wird sich die Nettodevisenposition der Inländer verbessern. "Exportiert" wird in diesem Fall der Schuldtitel des Inländers. Ein Kapitalimport kann daher als Export von Forderungen aufgefaßt werden. Ein Kapitalexport ist nach den obigen Ausführungen dagegen mit einer Abnahme der Nettodevisenposition verbunden. Im Folgenden betrachten wir vier Transaktionen, die anschließend in einer Bilanz zusammengefaßt werden.

41

Die statistische Zahlungsbilanz 1.

Transaktion: Langfristiger Kapitalexport

Eine deutsche Bank erwirbt eine US-Anleihe in Höhe von 1 Mio US-$ und stellt dem Verkäufer der Anleihe Sichtguthaben im gleichen Wert zur Verfügung. Bei einem fiktiven Wechselkurs von 2 Euro pro $ schlägt sich das wie folgt in den Konten der in Euro aufgestellten Zahlungsbilanz nieder: langfristiger Kapitalverkehr S H

Devisen

2 Mio Euro

H

2 Mio Euro

Die Gewährung des langfristigen Darlehens kann hier als autonomer Vorgang bezeichnet werden, während die Übertragung der Devisen induziert ist. 2.

Transaktion: Kurzfristiger Kapitalexport

US-Stellen verkaufen Schatzwechsel an deutsche Banken in Höhe von 2 Mio US-$. Schatzwechsel sind kurzfristige Papiere, so dass ein kurzfristiger Kapitalexport vorliegt. Die deutschen Banken erwerben eine Forderung und zahlen mit der Bereitstellung eines $-Sichtguthabens (Devisen). Buchtechnisch schlägt sich das, wiederum bei einem Wechselkurs von 2 Euro pro $, wie folgt in den Konten der Zahlungsbilanz nieder: kurzfristiger Kapitalverkehr S H

Devisen

H

4 Mio Euro

4 Mio Euro 3. Transaktion: Langfristiger Kapitalimport

Brunei kauft Bundesanleihen und zahlt mit Sichtguthaben bei amerikanischen Banken in Höhe von 500.000 US-$. Dieses schlägt sich in den Konten wie folgt nieder: langfristiger Kapitalverkehr S H 1 Mio Euro

Devisen

H

1 Mio Euro

4. Transaktion: Kurzfristiger Kapitalimport Deutsche Banken verkaufen Schatzwechsel an Schweizer Banken in Höhe von 3 Mio Euro: kurzfristiger Kapitalverkehr S H 3 Mio Euro

Devisen 3 Mio Euro

H

42

Ex Post Aufzeichnung

Im Folgenden sind diese vier Transaktionen in einer Kapital- und Devisenbilanz zusammengefaßt: Zahlungsbilanz (Kapital- und Devisenbilanz) H langfr. Kapitalexport

2 Mio

kurzfr. Kapitalexport

4 Mio

Devisenzufluss Saldo

4 Mio 2 Mio

langfr. Kapitalimport Saldo kurzfr. Kapitalimport Saldo Devisenabfluss

1 Mio 1 Mio 3 Mio 1 Mio 6 Mio

Da per Saldo mehr Kapital ex- als importiert wurde (langfristiger und kurzfristiger Nettokapitalverkehr jeweils 1 Mio), hat die Nettodevisenposition der Inländer um 2 Mio abgenommen. Transaktionen, die nur den Kapitalverkehr bzw. die Devisenbilanz berühren, verändern die Vermögensposition gegenüber Ausländern nicht. Es wird nur eine Veränderung der Struktur der Forderungen und der Verschuldung gegenüber dem Ausland eintreten. Die Leistungsreihe wurde folglich durch die hier behandelten Transaktionen überhaupt nicht berührt. 1.4. Schenkungen Bei der Darstellung der Leistungsreihe wurde bereits im Beispiel der Beiträge an internationale Organisationen berücksichtigt, dass bestimmte Transaktionen ohne eine gleichzeitige ökonomische Gegenleistung erfolgen. Gebucht werden sie in den Konten der laufenden Übertragungen. Erfasst werden unentgeltliche Leistungen im Rahmen der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe. Erfaßt werden auch Überweisungen von Gastarbeitern an ihre Angehörigen im Ausland, Leistungen an internationale Organisationen der UN, Rentenzahlungen an das Ausland bzw. entsprechende Zahlungen aus dem Ausland u.a. Notwendig ist die Erfassung in der Zahlungsbilanz, da andernfalls die Gegenkonten (z.B. die Devisenbilanz und die Konten der Handelsbilanz) nicht stimmig wären. Eine Abnahme von Devisenbeständen, die aus der Erfassung des internationalen Zahlungsverkehrs erkennbar ist, kann damit im folgenden Beispiel ursächlich der Zahlung an eine internationale Organisation zugeordnet werden. Buchtechnisch schlägt sich das wie folgt nieder: Devisen

Übertragungen

H

H 1 Mio Euro

1Mio Euro

Eine Sachleistung, die als Schenkung erfolgt, läßt sich wie folgt buchen: Übertragungen

Exporte H

H 2 Mio Euro

2 Mio Euro

Die statistische Zahlungsbilanz

43

1.5. Die Devisenbilanz (der Währungsbehörde) Ausgeklammert wurden bisher auch die Transaktionen der Währungsbehörden Beteiligt waren einzelne Wirtschaftssubjekte einschließlich der Geschäftsbanken. Aufgabe der nationalen Währungsbehörde ist in der Regel, die Währung zu sichern, worunter verstanden wird, dass der Außenwert der Währung keinen erratischen Schwankungen unterliegt und die interne Kaufkraft der Währung annähernd erhalten bleibt (Stabilität des Preisniveaus). Diese Aufgaben waren für die Bundesrepublik im Bundesbankgesetz geregelt, wobei die Bundesbank im Gegensatz zu vielen anderen Zentralbanken eine relativ große Unabhängigkeit von der Regierung in ihren Entscheidungen genoß. Heute ist für den Euro das Europäische System der Zentralbanken zuständig, dessen operatives Geschäft im Wesentlichen von den nationalen Zentralbanken des Systems wahrgenommen wird. Im Außenwirtschaftsverkehr liegt die Aufgabe der Währungsbehörden darin, die Versorgung der inländischen Wirtschaft mit den notwendigen Devisen sicherzustellen und der Export- und Importwirtschaft stabile Planungsvoraussetzungen im Hinblick auf künftige Deviseneriöse bzw. Zahlungen in ausländischer Währung zu schaffen. Zu diesem Zweck wird sie in bestimmten Situationen auf dem Devisenmarkt Devisen kaufen bzw. verkaufen und ggf. Änderungen des Wechselkurses der Währung durchsetzen. Bisher wurde bei der Darstellung des internationalen Zahlungsverkehrs davon ausgegangen, dass die Banken Devisen von ihren Kunden gegen Euro kaufen bzw. an sie verkaufen. Wenn sich z.B. bei einer Bank die Kauf- und Verkaufsorder von Kunden nicht annähernd ausgleichen und durch zu viele Verkaufsorder der Bestand der Bank größer wird als der, den sie für die Abwicklung laufender Transaktionen zu benötigen glaubt (Valuta-Kasse), wird die Bank ihre Überschüsse auf dem Markt für Devisen anbieten. Wenn sich keine andere Bank findet, die diesen Saldo übernehmen will, so wird in einem System fester Wechselkurse die Zentralbank diese Devisen übernehmen. Nicht gewollte Überschüsse landen also auf den Konten der Währungsbehörde. Im Fall von zu vielen Kaufaufträgen im privaten Bankensystem werden umgekehrt durch Verkäufe der Zentralbank deren Devisenbestände abnehmen. Hierauf wird später intensiver einzugehen sein. Dieser Hinweis mag aber genügen, um plausibel zu machen, dass es für eine Interpretation des Zahlungsverkehrs sinnvoll sein kann, zwischen Devisen der Geschäftsbanken und der Währungsbehörde zu unterscheiden. Es ist in der Praxis der Zahlungsbilanzerstellung sogar üblich, die Devisenbestandsveränderungen der Geschäftsbanken unter dem kurzfristigen Kapitalverkehr zu buchen. Durch die statistische Trennung von Devisen der Deutschen Bundesbank (Devisenbilanz) und Devisen der Geschäftsbanken (kurzfristiger Kapitalverkehr) wird es unvermeidlich, den ursprünglichen Grundsatz für die Erstellung der Zahlungsbilanz, dass 'Transaktionen zwischen In- und Ausländern" erfaßt werden, durch eine Ausnahme abzuschwächen. Ausnahmsweise schlagen sich mit den Käufen und Verkäufen von Devisen zwischen der Zentralbank und den inländischen Geschäftsbanken auch Transaktionen zwischen inländischen Wirtschaftssubjekten in der Zahlungsbilanz nieder.

44

Ex Post Aufzeichnung

Bei einem Kauf von Sichtguthaben durch die Bundesbank ergibt sich die folgende Buchung: kurzfristiger Kapitalverkehr S

Devisen H

1 Mio Euro (Valutakasse der Geschäftsbanken)

H 1 Mio Euro (Nettoauslandsposition der Bundesbank)

Nur die Devisenpositionsänderungen der Währungsbehörde, also nicht die der Geschäftsbanken, findet sich dann in der sog. Devisenbilanz, in der allerdings auch noch andere Transaktionen gebucht werden. Es handelt sich hierbei um solche, die eine Veränderung der Währungsreserven der Währungsbehörde (sog. Auslandsposition) bewirken. Die Gegenbuchung erfolgt in der Position Ausgleichsposten zur Auslandsposition der Währungsbehörde. 1.6. Ausgleichsposten zur Auslandsposition der Währungsbehörde Die Nettoauslandsaktiva der Zentralbank bestehen vor allem aus den folgenden Währungsreserven Goldbestand Reserveposition im Internationalen Währungsfonds (Ziehungsrechte in der Reservetranche, Kredit an den Währungsfonds aufgrund besonderer Vereinbarungen, Bestand an Sonderziehungsrechten) Devisenbestand abzüglich Auslandsverbindlichkeiten der Zentralbank. Zu den Auslandsaktiva zählen außerdem Kredite an ausländische Währungsbehörden und an die Weltbank. Eine detaillierte Aufstellung der einzelnen Positionen wird regelmäßig in den Berichten der Zentralbanken publiziert. Eine Zuteilung von Sonderziehungsrechten durch den Internationalen Währungsfonds schlägt sich buchtechnisch wie folgt nieder: Devisen

Ausgleichsposten

H

H 1 Mio Euro

1 Mio Euro

45

Die statistische Zahlungsbilanz

Tabelle 12: Auslandsposition der Deutschen Bundesbank für die Jahre 2000 und 2001 I. Währungsreserven und sonstige Auslandsforderungen insgesamt 1. Währungsreserven 1.1 Gold und Goldforderungen 1.2 Reserveposition im Internationalen Währungsfonds und Sonderziehungsrechte 1.3 Devisenreserven 2. sonstige Forderungen an Ansässige außerhalb des EuroWährungsgebiets ^ 3. Forderungen innerhalb des Eurosystems (netto)2) 4. sonstige Forderungen an Ansässige in anderen EWU-Ländern 31

II. Auslandsverbindlichkeiten III. Nettoauslandsposition der Deutschen Bundesbank (l-ll)

2000 100.762

2001 76.147

93.815 32.678 7.762

93.215 35.005 8.721

53.377

49.489

313

312

6.620

-17.385

14

5

8.592 94.170

8.752 67.396

1

Einschließlich Kredite an die Weltbank. - 2 Enthält auch die Salden im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr der Deutschen Bundesbank innerhalb des Eurosystems. Ab November 2000 einschl. der TARGET-Positionen, die zuvor als bilaterale Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber nationalen Zentralbanken außerhalb des Eurosystems dargestellt wurden - 3 Vgl. Anmerkung 2. Quelle: Monatsbericht der Deutschen Bundesbank, April 2002.

Aufgrund von Wechselkursänderungen der eigenen Währung gegenüber Währungen, auf die die Forderungen der Bundesbank lauten, ergibt sich bei einer Aufwertung der inländischen Währung ein Aufwertungsverlust (die fremde Währung hat in eigener Währung ausgedrückt einen geringeren Wert) und bei einer Abwertung ein Abwertungsgewinn (die fremde Währung ist, in eigener Währung ausgedrückt, wertvoller geworden). Zu den betroffenen Devisenbeständen zählen wir in diesem Zusammenhang nicht nur Sichtguthaben, sondern auch Bestände an kurzfristigen ausländischen Geldmarktpapieren. Aufwertungen und Abwertungen bedeuten, dass sich der Umtauschkurs der Währungen ändert. Diese Änderungen haben Auswirkungen auf den in Euro gemessenen Wert der Devisenbestände. Wie bereits ausgeführt gibt der Wechselkurs in der Preisnotierung den Preis einer ausländischen Währungseinheit an, z.B. 2 Euro pro US-$. In Mengennotierung dagegen den Preis einer inländischen Währungseinheit in ausländischer Währung z.B. 0,50 US-$ pro Euro. Eine Aufwertung der inländischen Währung bei Preisnotierung bedeutet, dass der Preis der ausländischen Währung sinkt. Statt 2 Euro pro US-$ wird man nach einer deutlichen Aufwertung z.B. nur 1,50 Euro pro US-$ zu zahlen haben. Bei einer Aufwertung sinkt in Preisnotierung also der Wechselkurs. Eine Aufwertung der inländischen Währung bei Mengennotierung bedeutet dagegen, dass der Wechselkurs steigt: statt 0,50 US-$ pro Euro zahlt man jetzt 0,66 US-$ für einen Euro.

46

Ex Post Aufzeichnung

Betrachten wir einen Fall, in dem die Zentralbank in Höhe von 1 Mrd. US-$ Devisen besitzt. In dieser Situation tritt eine Aufwertung des Euro ein: statt 2,-- Euro pro US-$ gilt 1,50 Euro pro US-$- Der Dollarbestand bleibt von der Aufwertung unberührt, es ändert sich lediglich der Gegenwert in Euro. Dieser Euro-Gegenwert sinkt von 2 Mrd. Euro auf 1,5 Mrd. Euro. Der Bewertungsverlust durch die Aufwertung macht somit 0,5 Mrd. Euro aus: Ausgleichsposten (in Euro) S

Devisen (in Euro) H

S

H

0,5 Mio Euro (Bewertungsverlust durch Aufwertung des Euro)

0,5 Mio Euro (Bewertungsverlust durch Aufwertung des Euro)

Der Vorgang bei einer Abwertung verläuft genau spiegelbildlich. Eine Abwertung des Euro gegenüber dem US-$ bedeutet, dass sich bei Preisnotierung die Relation 1 $ = w Euro so verändert, dass w einen größeren Wert als zuvor annimmt, z.B. 1 $ = 3 Euro statt bisher 2 Euro. Ein Devisenbestand von 1 Mio $ hat dann statt eines Gegenwertes von 2 Mio Euro einen Wert von 3 Mio Euro. Dieser rechnerische Abwertungsgewinn von 1 Mio Euro - effektiv hat sich am Bestand gemessen in US-$ nichts geändert - wird buchtechnisch wie folgt erfaßt: Ausgleichsposten (in Euro) S

Devisen (in Euro) H

1 Mio Euro (Bewertungsgewinn durch Abwertung des Euro)

S

H 1 Mio Euro (Zunahme des Eurogegenwertes durch Neubewertung)

1.7. Restposten Als weiterer Posten ist der Restposten der Zahlungsbilanz zu nennen, der auch als Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen bezeichnet wird. "Errors and omissions" - Fehler und Auslassungen, die angelsächsische Bezeichnung macht den Inhalt dieser Position deutlich. Eine andere Bezeichnung ist "ungeklärte Beträge". Diese Position entsteht, weil de facto bei der empirischen Ermittlung der Zahlungsbilanz nicht alle Transaktionen von inländischen Wirtschaftssubjekten mit Ausländem nach dem System der doppelten Buchhaltung erfaßt werden können. Aus Außenhandelsstatistiken, Meldungen der Banken über Finanztransaktionen u.ä. Informationen werden einzelne Positionen der statistischen Zahlungsbilanz ermittelt bzw. geschätzt. Da Ex- und Importe in der Regel auf Ziel erfolgen und die kurzfristigen Handelskredite nicht zum Zeitpunkt des Ex- und Imports erfaßt werden, sondern erst zum Zeitpunkt der Zahlung, d.h. etwa drei Monate später, ergibt sich auch hier die Möglichkeit einer statistischen Ungenauigkeit.

Die statistische Zahlungsbilanz

47

Eine unvermutete Verkürzung des Zahlungsziels von Exporteuren wird dann statistisch als Kapitalimport registriert. Gleiches gilt, wenn Vorauszahlungen von Kunden erfolgen, weil sie z.B. eine Aufwertung der Euro befürchten. Solche Veränderungen der Zahlungsziele bezeichnet man als Veränderungen der „terms of payments". 2.

Zahlungsbilanzdarstellungen

2.1. Unterschiedliche Definitionen von Ex- und Importen Die Zahlungsbilanz insgesamt hat statistisch durch Einführung des Restpostens keinen Saldo, die einzelnen Teilbilanzen werden aber i.d.R. Salden aufweisen. Allgemein von einer ausgeglichenen Zahlungsbilanz zu sprechen, ist damit unsinnig. Es können nur jeweils Teilbilanzen gemeint sein, wenn die Aussage eine Bedeutung haben soll. Der Begriff "Gleichgewicht" und "Ungleichgewicht" sollte in diesem Zusammenhang ohnehin besser vermieden werden, da er von seiner Bedeutung her ein ex ante Begriff ist, der die Kompatibilität der Wirtschaftspläne unterschiedlicher Akteure beschreibt. Ein Gleichgewicht auf einem Markt liegt z.B. dann vor, wenn Anbieter und Nachfrager ihre Erwartungen im Hinblick auf Absatz und Preis erfüllt sehen und von daher für sie keine Notwendigkeit zur Änderung des Verhaltens besteht. Bei der statistischen Zahlungsbilanz handelt es sich aber um die Zusammenstellung von bereits durchgeführten Transaktionen, wobei es unerheblich ist, ob die Akteure ihre Erwartungen erfüllt sahen oder nicht. Man spricht daher korrekt von Defiziten und Uberschüssen in den Teilbilanzen. In einigen Teilbilanzen hat es sich eingebürgert, von positiven oder negativen Bilanzen zu sprechen. Eine positive Handelsbilanz bedeutet nach allgemeinem Sprachgebrauch einen Exportüberschuß und eine negative einen Importüberschuß. In der Bundesrepublik werden Zahlungsbilanzen regelmäßig durch das Statistische Bundesamt und durch die Deutsche Bundesbank in tabellarischer Form erstellt, wobei sich die Aufbereitung der Daten und zum Teil die Benennungen unterscheiden. Das Statistische Bundesamt weist z.B. für 1985 die folgende Bilanz aus: Tabelle 13: Zahlungsbilanzdarstellung des Statistischen Bundesamtes (Salden) für 1985 in Mrd. DM A. Leistungsbilanz 1. Handelsbilanz (Exporte und Importe fob) 2. Dienstleistungsbilanz 3. Übertragungsbilanz B. Kapitalbilanz 1. Langfristiger Kapitalverkehr 2. Kurzfristiger Kapitalverkehr 3. Veränderung der Nettoauslandsaktiva der Bundesbank 4. Ausgleichsposten zur Auslandsposition der Bundesbank C. Ungeklärte Beträge

48,3 (+78,7) (-7.3) (-29,1) -56,4 (-12,9) (-41,7) (+1,3) (-3,1) 8,1

Die Leistungsbilanz ist positiv (48,3 Mrd.). Der positive Saldo der Handelsbilanz (Exportüberschuß von 84,7 Mrd.) wird durch die negativen Salden der Dienstleistungsund der Übertragungsbilanz z.T. aufgezehrt. Der Leistungsbilanzsaldo wird durch einen Kapitalexport von + 56,4 Mrd. und ungeklärte Beträge (u.a. nicht registrierte Kapitalimporte) von 8,1 Mrd. DM kompensiert.

48

Zahlungsbilanzdarstellungen

Die Deutsche Bundesbank stellt den gleichen Zusammenhang wie folgt dar: Tabelle 14: Zahlungsbilanzdarstellung der Deutschen Bundesbank (Salden) 1985 in Mrd. DM A. Leistungsbilanz 1. Handelsbilanz (Exporte und Importe cif) 1. Ergänzungen zum Warenverkehr und Transithandel, u.a. Lagerverkehr auf inl. Rechnung und Absetzung der Rückwaren und der Lohnveredelung 2. Dienstleistungsbilanz 3. Übertragungsbilanz

48,3 (+73,3)

(-1,3) (+5,4) (-29,1)

-56,4

B. Kapitalbilanz (Nettokapitalexport -) 1. Langfristiger Kapitalverkehr 2. Kurzfristiger Kapitalverkehr

C. Restposten D. Ausgleichsposten zur Auslandsposition der Bundesbank E. Veränderung der Nettoauslandsposition der Bundesbank Saldo:

(-12.8) (-41,7)

(+1,3)

8,1 -3,1 1,3 0

Diese Darstellung läßt sich wie folgt lesen: Der Leistungsbilanzüberschuß von 48,3 Mrd. DM sowie die ungeklärten Beträge von 8,1 Mrd. DM (insgesamt 56,4 Mrd.) sind in der betreffenden Periode wie folgt finanziert worden: Es fand ein Nettokapitalexport von 54,5 Mrd. statt. Die Devisenposition der Bundesbank verringerte sich netto allerdings geringfügig (1,3 Mrd.), so dass der gesamte statistisch erfaßte Forderungszuwachs der Inländer nur 53,2 Mrd. DM ausmachte. Beim Ausgleichsposten gab es einen Saldo von 3,1 Mrd., um die ohne Neubewertungen der Aktiva der deutschen Bundesbank (z.B. aufgrund der Änderung des DM-Außenwertes) die Devisenposition höher gewesen wäre. Bei den beiden Darstellungen fällt ins Auge, dass die Handels- und die Dienstleistungsbilanzen in den beiden Aufstellungen unterschiedliche Werte aufweisen. Dieses liegt an der unterschiedlichen Bewertung der Importe durch Bundesbank und Statistisches Bundesamt. Das Statistische Bundesamt nimmt eine Bewertung der Importe zu fob-Preisen vor, während die Bundesbank eine cif-Bewertung zugrunde legt. Fob (free on board) bedeutet, dass die Warenwerte einschließlich der Aufwendungen für Transport und Versicherungen bis zur Zollgrenze des exportierenden Landes erfaßt werden. Der cif-Wert (cif = cost, insurance, freight) umfaßt dagegen die Warenwerte einschließlich der Aufwendungen für Transport und Versicherungen bis zur Zollgrenze des importierenden Landes. Die Differenz zwischen dem Wert der deutschen Importe cif und den deutschen Importen fob erklärt sich im wesentlichen aus den Transport- und Versicherungskosten von der Zollgrenze der Partnerländer bis zur deutschen Zollgrenze. Die Differenz stellt einen Import von Dienstleistungen dar und wird vom Statistischen Bundesamt auch dort erfaßt. Der Import von Dienstleistungen ist somit um 12,7 Mrd. höher als in der Statistik der Bundesbank (Saldo von + 5,4 statt - 7,3) ausgewiesen. Auf den Saldo der Leistungsbilanz hat diese unterschiedliche Buchung naturgemäß keinen Einfluß. Ein weiterer Unterschied in den Darstellungen liegt darin, dass die Bundesbank ihre Nettoposition (einschließlich Ausgleichsposten) aus der Kapitalbilanz i.w.S. herausgelöst und gesondert dargestellt hat. Das heißt, dass Teile aus dem Bereich B herausgenommen und gesondert und damit plakativer unter C, D und E ausgewiesen werden.

Die statistische Zahlungsbilanz

49

Die Begründung für dieses Vorgehen liegt darin, dass die Nettoposition der Bundesbank (genauer die Veränderung dieser Position in der betreffenden Periode) die Veränderung der währungspolitischen Manövriermasse anzeigt, Die Bedeutung dieses Aspekts wird bei der Behandlung unterschiedlicher Wechselkursregime aufgezeigt. Graphisch kann man die Auswirkungen der unterschiedlichen Bewertung der Importe für das Jahr 2000 wie folgt aufzeigen (Angaben in Mrd. DM): Abbildung 4: Ex- und Importe fob und cif, 2000

Im Jahr 2000 macht die Differenz zwischen den Importen cif und fob 27.311 Mrd. DM und damit etwa 3 % des Warenwertes aus. Diese Differenz zeigt sich auch in den ausgewiesenen Dienstleistungen der beiden Bilanzen.

2.2. Darstellungen für die Bundesrepublik und das Euro-Währungsgebiet Die wichtigen Posten der Zahlungsbilanz werden regelmäßig in den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank und auch vom Statistischen Bundesamt im Statistischen Jahrbuch veröffentlicht. Die Unterteilung der Hauptpositionen der Zahlungsbilanz wurde in der Vergangenheit wiederholt verändert, im Folgenden eine aktuelle Darstellung der Deutschen Bundesbank (Salden) und des Statistischen Bundesamtes. Tabelle 15: Wichtige Posten der Zahlungsbilanz (Salden) in Mrd. DM für die Bundesrepublik 1990 Leistungsbilanzsaldo +40,6 Außenhandel (Exporte fob, Importe cif)+53,9 Dienstleistungen •10,1 Erwerbs- und Vermögenseinkommen+16,8 Laufende Übertragungen -18,0 Vermögensübertragungen -2,5 Kapitalbilanz -45,8 Restposten1 +13,6 Veränderung d. Währungsreserven' •5,9 1

1991 -15,6 +11,2 -12,7 +16,9 -29,6 -2,3 +6,4 +6,5 +4,9

1997 1998 1999 2000 in Milliarden Euro -2,4 -16,8 -15,2 -23,0 -6,1 +43,6 +59,5 +64,9 +65,2 +55,9 -34,1 -28,0 -30,0 -44,3 -41,1 -6,5 +0,1 -1,2 -1,2 -8,2 -27,0 -27,3 -25,8 -27,0 -28,5 0,0 +0,7 -0,2 -2,0 +15,3 +16,4 +32,5 0,0 -35,3 +10,0 -10,1 -7,4 +39,8 -1.0 -8.1 +3,4 -3,6 +12,5 +5,8 -5,3

1995

Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen;2 - = Zunahme

Quelle der Ursprungszahlen: Deutsche Bundesbank, IdW 2000

50

Zahlungsbilanzdarstellungen

In der Darstellung des Statistischen Bundesamtes erscheinen sowohl Ex- als auch Importe fob, es erfolgt aber auf dieser höchsten Aggregationsstufe in der Kapitalbilanz auch eine tiefere Gliederung.

Tabelle 16: Entwicklung der Zahlungsbilanz in der Darstellung des Statistischen Bundesamtes in Mill. DM in den Jahren 2000 und 2001 für die Bundesrepublik

Warenverkehr (fob-Werte) Dienstleistungsverkehr Erwerb- und Vermögenseinkommen Laufende Übertragungen insgesamt Saldo der Leistungsbilanz Saldo der Vermögensübertragungen und Kauf/Verkauf von nichtproduzierten Vermögensgütern Saldo insgesamt

Kapitalverkehr Direktinvestitionen Wertpapiere Kreditverkehr Sonstige Anlagen Kapitalverkehr insgesamt Saldo der Kapitalbilanz Veränderung der Währungsreserven der Deutschen Bundesbank Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen

Leistungsbilanz/Vermögensübertragungen Ausfuhr bzw. Einnahmen Einfuhr bzw. Ausgaben 2001 2000 2001 2000 1166887 996865 866648 1049311 158352 177300 255175 284638 176187 208697 160143 206276 31563 1347103 -32995 -301

33091 1583555 -45000 -29916

81988 1379998

85910 1628555

-33196 Kapitalbilanz Veränderung der Verbindlichkeiten 2000

-15085

2001

2000

2001

102695 321892 201797 -88 626296

373740 90134 235394 381 699647

201562 350612 139149 4088 695411 69115 -24516

103080 418864 153881 4285 680113 -19537 -11430

-77793

15879

Veränderung der Forderungen

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2001. Für die Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung im Euro-Währungsraum ist nach der Gründung des Europäischen Systems der Zentralbanken und Einführung des Euro die Zahlungsbilanz für den gesamten Euro-Raum wichtiger als eine nationale Zahlungsbilanz.

Die statistische Zahlungsbilanz

51

Tabelle 17: Zahlungbilanz für die Europäische Währungsunion in Mio € A. Leistungsbilanz (Saldo)

2000

20011

-59.865

-9.256

1. Außenhandel Ausfuhr (fob) einschl. Ergänzungen Einfuhr (fob) einschl. Ergänzungen Saldo

986.841 1.036.527 -951.265 -962.442 74.044 35.576

2. Dienstleistungen Einnahmen

279.546

310.843

Ausgaben

295.654

309.362

Saldo

-16.108

1.481

-26.698

-37.747

3. Erwerbs- und Vermögenseinkommen (Saldo) 4. Laufende Übertragungen fremde Leistungen eigene Leistungen Saldo B. Saldo der Vermögensübertragungen und Kauf / Verkauf von nichtproduzierten Vermögensgütern

67.249

73.822

119.887 -52.635 9.679

120.900 -47.078 9.395

C. Kapitalbilanz (Nettokapitalimport: -)

93.427

-74.846

1. Direktinvestitionen

17.619

-93.869 -217.064 123.195

Anlagen außerhalb des Euro-Währungsgebiets ausl. Anlagen im Euro-Währungsgebiet 2. Wertpapieranlagen

-111.538

40.897

Anlagen außerhalb des Euro-Währungsgebiets

-412.782

-247.429

Dividendenwerte

-288.479

-93.968

festverzinsliche Wertpapiere

-102.742 -142.715 -21.564 -10.749

Geldmarktpapiere ausl. Anlagen im Euro-Währungsgebiet Dividendenwerte

301.247

288.326

44.930

237.728

festverzinsliche Wertpapiere

229.621

76.716

Geldmarktpapiere 3. Finanzderivate 4. Kreditverkehr und sonstige Anlagen (Saldo) Eurosystem öffentliche Stellen Kreditinstitute langfristig kurzfristig Unternehmen und Privatpersonen 5. Veränderung der Währungsreserven des Eurosystems (Zunahme) D. Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen 1

-382.370 399.992

26.702

-26.115

-1.719

-22.096

171.512 -217

-17.605

-1.494 158.298 3.741 154.556 14.925

5.039 2.757 3.755 -22.155 25.910 -29.162

17.559

17.827

43.244

74.707

- Ab Januar 2001 einschl. Griechenland

Quelle:

Europäische Zentralbank, zitiert nach Deutsche Bundesbank, Monatsbericht April 2002.

52

Zahlungsbilanzdarstellungen

Für nicht ständig mit diesen Statistiken Befasste ist es oft schwer, die Daten richtig zu interpretieren, da z.T. Salden, die sich von Jahr zu Jahr mit Plus und Minus noch abwechseln können, vermischt mit Bruttodaten angegeben werden. Abbildung 5: Statistische Zahlungsbilanz für die Europ. Währungsunion 2000 in Mio. Euro

Ausfuhr fob

986.831

Einfuhr fob

951.265

Saldo = Handelsbilanz 35.576

Dienstleistungsexport 279.546

Dienstleistungsimport 295.654

Saldo = Dienstleistungsbilanz 16.108 Erwerbs- u. Vermögenseink. fremde Leistungen : nicht verfügbar Saldo

26.698

Laufende Übertragungen Einnahmen 67.249 Saldo

Laufende Übertragungen Ausgaben 119.887

52.638

Vermögensübertragungen Einnahmen: nicht verfügbar

Kapitalexport

Erwerbs- u. Vermögenseink. eigene Leistungen: nicht verfügbar

890.310

Vermögensübertragungen Ausgaben: nicht verfügbar Saldo

9.679

Kapitalimport

796.871

Saldo = Kapitalbilanz 93.439 Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen 43.250

Quelle:

Eigene Darstellung auf der Grundlage der Daten der Europäischen Zentralbank, abgedruckt in den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank April 2002.

Die statistische Zahlungsbilanz

53

Die Zahlungsbilanz ist in der obigen Darstellung in die leserfreundlichere T-Kontenform transformiert, wobei z.T. Rundungsfehler in den Ausgangsdaten zu Tage treten. Aufgrund von Rundungen ergibt sich ein geringfügig abweichender „Restposten von 43.250 statt 43.244 Millionen Euro, auch die Addition der Einzelposten der Kapitalbilanz führt aufgrund von Rundungen zu einem geringfügig anderen Saldo von 93.439 statt 93.427 Millionen Euro. 3. Der Aussagewert der statistischen Zahlungsbilanz 3.1. Teilbilanzen Die Zahlungsbilanz als Ganzes weist keine Salden auf, sinnvoll ist daher nur die Interpretation von Teilsalden. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Saldo der Leistungsbilanz (Bilanz der laufenden Posten), der den Überschuß bzw. das Defizit von Warenex- und -importen, Dienstleistungsex- und importen, dem Im- und Export von Vermögenseinkommen und empfangenen Übertragungen und geleisteten Übertragungen ausweist. Im Jahr 2000 weist die Leistungsbilanz für den Euro-Raum ein Defizit von 59 865 Mill. Euro auf. Dieses Defizit kommt dadurch zustande, dass dem Exportüberschuß von 35 546 Mill. Euro ein Defizit in der Dienstleistungsbilanz von 16 108 Mill. Euro gegenübersteht. Zusätzlich werden netto 26 698 Mill. Euro an Erwerbs- und Vermögenseinkommen (Zinsen, Gewinne u.ä.) in andere Länder überwiesen. Netto wurden darüber hinaus 52 635 Mill. Euro an andere Länder in der Bilanz der laufenden Übertragungen (Transferbilanz) übertragen. Die Stromgrößenbetrachtung der Zahlungsbilanz muß im Zusammenhang mit der Vermögensposition der Inländer gegenüber den Ausländern gesehen werden. Ein Überschuß in der Leistungsbilanz ist gleichbedeutend mit einer Zunahme der Nettoauslandsposition der Gesamtheit der Inländer. Erbringt eine Volkswirtschaft mehr Leistungen an Ausländer als sie von Ausländern erhält, so baut sie Forderungen auf. Die Gläubigerposition verbessert sich, während sich spiegelbildlich die Schuldnerposition des Auslandes verschlechtert. Im Beispiel für das Jahr 2000 reichte der Überschuß in der Handelsbilanz offenkundig nicht, um das Defizit in der Dienstleistungsbilanz und die Nettoanforderungen zur Begleichung der Kapitalansprüche und der nicht dem Währungsraum angehörenden Ausländer sowie die notwendigen Übertragungen abzudecken. Die Vermögensposition hat sich also um 59 865 Mill. Euro verschlechtert. Wie bereits oben gezeigt wurde, verändern reine Finanztransaktionen, die nur in der Zahlungsreihe gebucht werden, die Nettoauslandsposition zunächst nicht. Sie bewirken lediglich eine Veränderung der Struktur der Auslandsaktiva: wenn kurzfristige Geldmarktpapiere oder Devisenbestände der Privaten im Ausland in langfristige Anleihen umgewandelt werden, so sind die Positionen kurz- und langfristiger Kapitalverkehr berührt. Die Nettoauslandsposition bleibt unverändert. Nur indirekt ergibt sich ein Zusammenhang mit der Nettoauslandsposition späterer Perioden, da sich durch die Umschichtung möglicherweise auch die Zinserträge aus den Auslandsanlagen bzw. an das Ausland zu zahlende Zinsen verändern. Da diese Zinserträge bzw. Zinsaufwendungen statistisch in der Erwerbs- und Vermögenseinkommensbilanz und damit auch in der Leistungsbilanz erfaßt werden, werden künftige Leistungsbilanzen tangiert.

54

Aussagewert der Zahlungsbilanz

Man kann also feststellen, dass der Saldo der Leistungsbilanz anzeigt, ob sich eine Volkswirtschaft unter Berücksichtigung der Zinszahlungen auf die Auslandsschuld netto gegenüber dem Ausland verschuldet bzw. Nettoforderungspositionen abbaut (negativer Saldo) oder sich entschuldet bzw. positive Nettoforderungspositionen ausbaut (positiver Saldo). Die Bilanz der laufenden Posten und die Bilanz des langfristigen Kapitalverkehrs werden zur Grundbilanz zusammengefaßt. Sinn macht diese gemeinsame Betrachtung der beiden Teilsalden, wenn man davon überzeugt ist, dass in diesen Positionen die langfristig stabilen Transaktionen erfaßt sind. Dieses sind Transaktionen, die in ähnlichem Umfang periodisch wiederkehren, wie es aufgrund langjährig gewachsener internationaler Handelskontakte z.B. beim Export und beim Import von Gütern der Fall sein kann. Entscheidend für die Daten der Handelsbilanz sind neben den internationalen Kontakten der Unternehmen und den eingespielten Absatzkanälen die Produktionsvoraussetzungen im Inland sowie der Qualitätsstandard der im Lande produzierten Güter. Kurzfristig wird sich in normalen Zeiten an diesen Determinanten des Außenhandels wenig ändern. Gleiches gilt für den Dienstleistungsbereich. In den Zinsaufwendungen und -ertragen kommt die kurzfristig kaum veränderbare Auslandsschuld bzw. der Bestand des Kapitalvermögens im Ausland zum Ausdruck. Auch die anderen Positionen der Dienstleistungsbilanz setzen die Existenz oder das Manko an internationaler Dienstleistungsstruktur voraus (Existenz international agierender Banken, Versicherung, Transportunternehmen, Hotelketten und Urlaubsattraktionen). Auch dieses sind Strukturen, die sich nicht sprunghaft ändern werden. Eine ähnliche Argumentationskette läßt sich für einige Positionen des langfristigen Kapitalverkehrs entwickeln. Ein Teil des privaten Kapitalex- und -imports ist im Zusammenhang zu sehen mit der Kapitalversorgung von Unternehmen im Ausland, an denen inländische Wirtschaftssubjekte beteiligt sind (Direktinvestitionen), ein anderer Teil setzt die Existenz eines leistungsfähigen Bankenapparates voraus. Die Stabilität der Bilanz des langfristigen Kapitalverkehrs läßt sich allerdings auch als Reflex eines dauerhaften Überschusses bzw. Defizits der Bilanz der laufenden Posten verstehen. Ein dauerhafter Uberschuß bedeutet z.B., dass permanent zunächst kurzfristige Forderungen gegenüber dem Ausland entstehen (z.B. aus Exportüberschüssen), die aus Ertragsmotiven bei einem leistungsfähigen Bankensystem in längerfristige Auslandsanlagen transferiert bzw. von inländischen Unternehmen zum Zwecke der Expansion im Ausland durch Direktinvestitionen genutzt werden. Aus der Sicht von Entwicklungsländern kann man argumentieren, dass ein Defizit in der Leistungsbilanz, das durch langfristige Kredite finanziert wird, ein Indikator dafür ist, dass dieses Land aus der Sicht der Kreditgeber noch kreditwürdig ist. Langfristiges Kapital dient oft der Finanzierung von Investitionsprojekten, so dass der Verschuldung im positiven Fall geschaffene produktive Werte entgegenstehen. Von den in der Kapitalbilanz genannten Positionen haben Direktinvestitionen, Dividendenwerte und ein Teil der festverzinslichen Wertpapiere den Charakter der Langfristigkeit.

Die statistische Zahlungsbilanz

55

3.2. Interdependenzen Die Aussagekraft der statistischen Zahlungsbilanz darf allerdings auch nicht überschätzt werden. Wie aufgezeigt wurde, handelt es sich lediglich um eine ex post Aufzeichnung, die vom theoretischen Konstrukt als Aggregation der individuellen Zahlungsbilanzen der Inländer gewonnen wurde. Die Bilanz sagt nichts über ein Gleichgewicht i.S. der Übereinstimmung in Wirtschaftsplänen aus, worauf bereits bei der Behandlung der unterschiedlichen Darstellungsformen der Zahlungsbilanz eingegangen wurde. Die Registrierung von Fakten allein besagt auch noch nichts über die Kausalitäten etwa in der Weise, dass bestimmte Exporte auf bestimmte Exportkredite ursächlich zurückzuführen sind. Alle erfaßten Größen sind interdependent, wobei die Wirkungszusammenhänge durch die statistische Zusammenstellung nicht aufgedeckt werden. Um diese erkennen zu können, muß man auf die individuellen Wirtschaftspläne eingehen. Ein Ansatz dazu wurde bei der Darstellung des internationalen Zahlungsverkehrs mit der Trennung von autonomen und induzierten Transaktionen bereits gemacht. Aus den Zahlen allein ist z.B. nicht erkennbar, ob ein Exportüberschuß in der Handelsbilanz die Folge verbesserter Qualität der Exportgüter, niedrigerer Absatzpreise, höherer Exportsubventionen oder zusätzlicher Importrestriktionen ist. Auch die Zusammenhänge zwischen dem Kapitalex- und -import und den Positionen der Leistungsbilanz sind nicht so eindeutig, wie vereinfachend in der obigen Darstellung angenommen wurde. So kann eine Folge des dauernden Exportüberschusses der ständige Kapitalexport sein. Umgekehrt wird auch ein Kapitalexport von der staatlichen Wirtschaftspolitik mit dem Hintergedanken forciert, dass sich daraus Exportchancen für deutsche Unternehmen eröffnen. Die statistische Zahlungsbilanz gibt keine Auskunft über Finanzierungsprobleme von Wirtschaftssubjekten im Außenwirtschaftsverkehr. Alles das, was an Transaktionen registriert wurde, ist auch finanziert worden. Das bedeutet nicht, dass ein Land nicht möglicherweise mehr importiert hätte, wenn es Zugang zu ausländischen Krediten gefunden hätte. Auch Prognosen, die sich auf die statistischen Zahlungsbilanzen der Vergangenheit stützen, sind nur bedingt sinnvoll. Man weiß aus der Vergangenheit, dass sich die Zahlungsbilanzen von aufeinanderfolgenden Perioden mitunter stark voneinander unterscheiden. Das bedeutet, dass Prognosen von zukünftigen Entwicklungen aus ex-post Zahlungsbilanzen mit traditionellen Prognoseverfahren, wie z.B. Zeitreihenanalysen, zu schlechten Schätzungen führen können. Dennoch werden immer wieder Informationen über die Entwicklung der Handelsbilanz und der Leistungsbilanz als Entscheidungsgrundlage für Devisengeschäfte genutzt. Man glaubt, daraus Hinweise für die längerfristige Entwicklung der Wechselkurse entnehmen zu können. Ein sich vergrößerndes Leistungsbilanzdefizit signalisiert eine Abwertungstendenz der betreffenden Währung, die in der Regel dann auch eintreten wird, weil die Akteure Kapital in Ländern mit einer Aufwertungstendenz anlegen werden. So sind bei flexiblen Wechselkursen Kursveränderungen stark mit Vorabinformationen über die Entwicklung der Bilanzen im letzten Quartal korreliert.

56

Aussagewert der Zahlungsbilanz

3.3. Normative Aussagen Bestimmte Ausdrücke wie "schwache" oder "starke" Zahlungsbilanz sind auf die statistische Bilanz angewandt nicht sinnvoll. Es muß auch kein Zeichen von Schwäche sein, wenn ein Land temporär in bestimmten Teilbilanzen, z.B. der Leistungsbilanz, ein Defizit aufweist. Bei sachgerechter Verwendung der damit verbundenen zusätzlich verfügbaren Ressourcen im Land kann ein Defizit die Grundlage für eine prosperierende und mit stärkeren Wachstumsraten sich entwickelnde Wirtschaft sein. Bei einer Venwendung des Importüberhangs für konsumtive Zwecke wird dieses anders aussehen, so dass auch hier eine detaillierte Analyse notwendig ist, um eine sachgerechte Interpretation des Saldos vornehmen zu können. Gleiches gilt für Bezeichnungen wie "günstige" bzw. "ungünstige" Zahlungsbilanz. Oft ist mit günstig eine positive und mit ungünstig entsprechend eine negative Leistungsbilanz gemeint. Auch hier kann man sagen, dass es nicht ungünstig sein muß, langfristige ausländische Kredite zu verwenden, um die inländische Wirtschaft zu entwickeln. Auch darf ein Exportüberschuß oder ein Überschuß in den laufenden Posten nicht als "gut" für ein Land bezeichnet werden. Zunächst ist daran zu erinnern, dass es "das Land" im eigentlichen Sinne gar nicht gibt. Einige Wirtschaftssubjekte profitieren von den Außenwirtschaftsbeziehungen, andere erleiden Verluste. Insgesamt bedeutet ein permanenter Überschuß, dass das Versorgungsniveau der Bevölkerung mit Konsumgütern und im Inland getätigten Investitionen geringer ist, als es angesichts der Leistungskraft der Volkswirtschaft sein könnte. Die Gesellschaft als Ganzes lebt, aus diesem Blickwinkel betrachtet, bei permanenten Überschüssen unter ihren Verhältnissen. 4. Zahlungsbilanztypen Im Zusammenhang mit der Argumentation der produktiven Verwendung von Importüberschüssen bzw. Defiziten in der Bilanz der laufenden Posten (= zusätzliche Verfügbarkeit über Ressourcen) lassen sich unterschiedliche Zahlungsbilanztypen unterscheiden: Schuldnerländer: a) werdende Schuldnerländer b) reife Schuldnerländer Gläubigerländer: a) Gläubigerländer b) werdende reife Gläubigeriänder. Bei allen im Folgenden dargestellten Bilanzen wird vereinfacht von Ex- und Importen ausgegangen. Übertragungen werden vernachlässigt. Bei den reifen Schuldner- und Gläubigeriändern sind Zinsen und Tilgungen, die als Nettokapitalexport aus der Sicht des tilgenden Landes aufzufassen sind, den Ex- und Importen gegenübergestellt.

Die statistische Zahlungsbilanz

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Zahlungsbilanztypen: Werdendes Schuldnerland: S

H

Importe

Der Zufluß an realen Ressourcen (Importe > Exporte wird durch ausländisches Kapital (Nettokapitalimport NKI) finanziert

Exporte NettokapitalImport (NKI)

Reifes Schuldnerland: H Der Überschuß der Exporte über die Importe reicht aus, um die Zinsen auf die Auslandsschuld zu zahlen und darüber hinaus Tilgungen vorzunehmen, was einem Nettokapitalexport (NKE) entspricht

Importe Exporte Nettokapitalexport (NKE) (eigene Zinszahlungen und Tilgungen) Werdendes Gläubigerland: S Importe Exporte Nettokapitalexport (NKE) (Aufbau einer Gläubigerposition)

H Der Überschuß der Exporte führt zu einer Nettokreditvergabe an das Ausland (NKE)

Reifes Gläubigerland: S Importe

H Exporte Nettokapitalimport (NKI) (Zinserträge und empfangene Tilgungen)

Der Exportüberschuss hat sich in ein Defizit verwandelt (Importe > Exporte). Finanziert wird das durch Zinserträge aus dem Auslandsvermögen und empfangene Rückzahlungen, was einem NKI entspricht

Diesen Zyklus von einem werdenden Schuldnerland zu einem reifen Gläubigerland haben einige heutige Industrieländer wie Großbritannien erfolgreich durchlaufen. Der Zyklus steht auch Modell für die Entwicklungsstrategie von Entwicklungsländern, die mit Hilfe eines Kapitalimports ihre eigene Industrialisierung vorantreiben oder getrieben haben. Der Erfolg dieser Strategie hängt allerdings nicht nur von internen Faktoren (produktive Verwendung der Mittel) sondern auch von externen Faktoren (Aufnahmebereitschaft der Weltwirtschaft für Exportüberschüsse des Landes in Perioden der Schuldentilgung) ab. Der Zyklus gehorcht damit keinem Automatismus.

58

St. Zahlungsbilanz in der volkw. Gesamtrechnung

5. Statistische Zahlungsbilanz in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 5.1. Grundstrukturen Im Folgenden ist zur Veranschaulichung der einfachen Grundstruktur der wirtschaftlichen Verflechtung und der Einordnung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen die Poldarstellung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gewählt. Details werden vernachlässigt, da sie für das grundsätzliche Verständnis entbehrlich sind. Wir unterscheiden die Pole Unternehmen (U), Haushalte (H), Vermögensänderung (VÄ) und Ausland (AUSL). Die Ströme zwischen den einzelnen Polen entsprechen der Richtung der Güterbewegungen. Der Unternehmenssektor liefert Konsumgüter (C) an die Haushalte, Investitionsgüter (I) zur Aufstockung des Volksvermögens an den Sektor Vermögensänderung (VÄ) und Exporte ans Ausland. Er empfängt Faktorleistungen (FL) von den Haushalten, und zwar in Form von Arbeitskraft, gemessen am Lohn, in Form der Bereitstellung von Gebäuden, Grund und Boden u.a, gemessen an Mieten und Pachten, Kapital, gemessen an der Höhe der Zinsen und Gewinne. Aus dem Ausland werden Importe bezogen. Die Differenz von Exporten und Importen schlägt sich in einer Veränderung der Nettoforderungsposition gegenüber dem Ausland nieder. Bei einem Exportüberschuß bedeutet dieses einen Nettokapitalexport, was real einer Übertragung von Forderungstiteln aus dem Ausland an den Pol Vermögensänderung entspricht. Abbildung 6: Poldarstellung der gesamtwirtschaftlichen Aggregate

Entsprechend bedeutet ein Kapitalimport die Übertragung eines Schuldtitels vom Pol Vermögensänderung an das Ausland. Der verbleibende Saldo beim Pol Vermögensänderung fließt dem Sektor Haushalte in Form von Vermögenstiteln (Ansprüche an das in der Periode gebildete Volksvermögen) zu und ist in der Regel - wie in der folgenden Darstellung - positiv. Er entspricht der inländischen Ersparnis (S).

Die statistische Zahlungsbilanz

59

Die Zahlungsbilanz ist in diesem System am Pol "Ausland" ablesbar: Zahlungsbilanz Importe KE

Exporte Kl

Wenn die Exporte die Importe übersteigen, dann liegt ein Nettokapitalexport (NKE) vor, wobei zur Verdeutlichung die Teilbilanzen um die Salden vervollständigt werden. Zahlungsbilanz (Kapital- und Devisenbilanz) S Importe Saldo: Exportüberschuß Kapitalexport KE

H Exporte Kapitalimport Kl Saldo: Nettokapitalexport NKE

Die Veränderung der Verschuldungssituation gegenüber dem Ausland läßt sich auch am Pol "Vermögensänderung" ablesen. In der Darstellung als Bilanz folgt: VÄ S Kl

KE

Betrachten wir wiederum die Situation eines Exportüberschusses, was gleichbedeutend mit einem Nettokapitalexport ist, so gilt: VÄ NKE

Ein positiver Nettokapitalexport bedeutet also, dass die inländische Ersparnis die inländischen Investitionen übersteigt: S = I + NKE Aus der Sicht der Investitionstätigkeit gilt: I = S - NKE. Es wird also weniger im Inland Investiert als angesichts der Ersparnis möglich wäre. Bei einem Nettokapitalimport folgt die umgekehrte Situation: VÄ "s NKI

r

St. Zahlungsbilanz in der volkw. Gesamtrechnung

60

Durch den zusätzlichen Kapitalimport wird eine größere inländische Investition möglich, als sich aus der heimischen Ersparnis allein ergeben würde: I = S + NKI. 5.2. Beispiel Die Zusammenhänge sollen an einem Beispiel verdeutlicht werden. Das Volkseinkommen Y habe in der letzten Periode 1000 Einheiten betragen. 800 Einheiten wurden konsumiert (C = 800), 100 Einheiten netto investiert (I = 100). Der Export war 200 (EXP = 200) und der Import 100 (IMP = 100). Der Kapitalexport betrug 300 (KE = 300) und Kapitalimport 200 (Kl = 200). Die Faktorleistungen bestehen aus Löhnen, Mieten, Pachten und Zinsen und Gewinnen. Löhne für die Bereitstellung von Arbeitskraft, Mieten, Pachten und Zinsen für die Bereitstellung von Vermögensgegenständen zur Nutzung sowie von Fremdkapital, Gewinne für die Bereitstellung von risikotragendem Kapital (Eigenkapital), insgesamt 1000 Einheiten.

Für die Zahlungsbilanz, am Pol "Ausland" ablesbar, gilt: Zahlungsbilanz Importe KE Summe

100 300 400

Exporte Kl Summe

200 200 400

Wenn die Exporte die Importe übersteigen, dann liegt ein Exportüberschuß und größengleich ein Nettokapitalexport (NKE) vor, wobei zur Verdeutlichung die Teilbilanzen um die Salden vervollständigt werden.

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Die statistische Zahlungsbilanz

Zahlungsbilanz S Importe Saldo: Exportüberschuß Kapitalexport KE

100 100 300

Exporte

H 200

Kapitalimport Kl Saldo: NKE

200 100

Wir haben es mit einem Exportüberschuß zu tun, was gleichbedeutend mit einem Nettokapitalexport ist: Einem realen Ressourcentransfer entspricht in gleicher Höhe ein monetärer Transfer. VÄ s

200

I NKE

100 100

Die inländische Ersparnis ist größer als die inländische Investition, ein Teil der Ersparnis (100) wird im Ausland investiert (NKE): S (200) = 1(100) + N K E (100). Aus der Sicht der Investitionstätigkeit gilt: I (100) = S (200) - NKE (100). Es wird um 100 Einheiten weniger im Inland investiert als angesichts der Ersparnis von 200 Einheiten möglich gewesen wäre.

IV.

Der Devisenmarkt

1. Definitionen Ein Markt ist definiert als das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage in bezug auf ein bestimmtes Gut, wobei Zusammentreffen nicht räumlich, sondern als ideeller Ort verstanden wird. Beim gehandelten Gut handelt es sich auf dem Devisenmarkt um Sichtguthaben bei ausländischen Banken (Devisen). Da verschiedene Währungen gehandelt werden, unterteilt man den Devisenmarkt in Segmente, auf denen z.B. US-$, Schweizer Franken (sfr.), japanische Yen und andere Währungen angeboten und nachgefragt werden. Bei konvertierbaren Währungen sind diese Märkte nicht unabhängig voneinander, worauf insbesondere bei der Darstellung der Devisenarbitrage eingegangen wird. Da alle anderen Währungen über den Wechselkurs miteinander verbunden sind, $ also z.B. unmittelbar in Yen und sfr umgetauscht werden können, werden wir uns in den folgenden Beispielen ohne Realitätsverlust darauf beschränken, das Verhältnis der inländischen Währung gegenüber einer ausgewählten konvertierbaren anderen Währung zu betrachten. Längerfristig wird sich der Wechselkurs einer Währung gegenüber den verschiedenen anderen Währungen in einem unterschiedlichen Ausmaß verändern. Für Analysen, die einen langen Zeitraum betreffen, berechnet man den sogenannten effektiven Wechselkurs, der die durchschnittliche Wechselkursentwicklung anzeigen soll. Dieser Wechselkurs ist methodisch einem Preisindex vergleichbar. Es wird die Entwicklung der Wechselkurse der inländischen Währung gegenüber den jeweiligen Haupthandelspartnern gemessen. Der effektive Wechselkurs ist damit eine Indexziffer, die anzeigt, um wieviel Prozent sich die gewichteten Wechselkurse im Vergleich zu einer Basisperiode verändert haben. Im Ergebnis erhält man eine Aussage über durchschnittliche Auf- oder Abwertungen der eigenen Währung während eines bestimmten Zeitraumes. Die Bedeutung dieser Indexziffer wird im Zusammenhang mit der Frage der Entwicklung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit intensiver diskutiert. Wenn allgemein vom Devisenmarkt gesprochen wird, dann ist der Kassamarkt gemeint. Auf dem Kassamarkt werden Devisen gehandelt, die grundsätzlich am zweiten Geschäftstag nach Abschluß gegen Anschaffung des Gegenwertes geliefert werden. Davon abzugrenzen ist der sogenannte Devisenterminmarkt. Auf dem Terminmarkt werden Devisen zu einem heute festgelegten Preis gekauft bzw. verkauft. Die Leistung und Gegenleistung erfolgt aber erst später, z.B. nach 30 oder 90 Tagen. Der Preis der Devisen kann als Devisen- oder Wechselkurs bezeichnet werden. Beide Begriffe werden hier synonym gebraucht. Im Folgenden wird zunächst der Kassamarkt behandelt. 2. Der Kassamarkt 2.1. Akteure auf dem Kassamarkt Jede Marktanalyse beginnt mit einer Beschreibung des Produkts und mit einer Identifizierung der Anbieter und Nachfrager. Danach werden die Verhaltensweisen der Anbieter und Nachfrager sowie marktregulierende Elemente betrachtet, um das Marktgeschehen erklären und möglichst prognostizieren zu können.

64

Der Kassamarkt

Das Produkt wurde oben beschrieben: Sichtguthaben bei ausländischen Banken. Anbieter und Nachfrager auf dem Markt sind formal betrachtet nur die Geschäftsbanken und, im Rahmen währungspolitischer Eingriffe, die Zentralbanken. Auf die Rolle der Zentralbanken wird später genauer eingegangen, so dass diese Akteure zunächst vernachlässigt werden. Wie oben bei der Darstellung des internationalen Zahlungsverkehrs gezeigt wurde, erfolgen "Zahlungen" de facto durch Eintragungen in die Bücher der Bank: Die Inhaber von Sichtguthaben wechseln. Da die großen Geschäftsbanken von ihren Kunden in der Regel gleichzeitig Kauf- und Verkaufsorder für Devisen bekommen, werden sie die Wünsche ihrer Kunden zum Teil intern ausgleichen können. Nur mit den Spitzen, d.h. den Überschüssen der Verkaufsorder über die Kauforder oder vice versa, werden sie als Anbieter bzw. als Nachfrager z.B. an der Frankfurter Börse auftreten. Der Devisenhandel ist also formal ein Handel zwischen Banken mit Spitzen. Die intern abgewickelten Transaktionen werden zu dem sich an der Börse ergebenden Tageskurs abgerechnet. Eine Beschränkung der Analyse des Devisenmarktes auf diese formale Ebene wäre allerdings sehr vordergründig. Einen tieferen Einblick gewinnt man, wenn den Motiven nachgegangen wird, die dazu führen, dass einzelne Wirtschaftssubjekte Order an ihre Banken geben, Devisen zu kaufen oder zu verkaufen. Im Folgenden sind die wesentlichen Gründe genannt. Angebot an Devisen 1) Exporteure von Gütern und Diensten in einen anderen Währungsraum erhalten Sichtguthaben in ausländischer Währung, die sie über das Bankensystem in inländische Währung umtauschen wollen. Das entspricht einem Angebot an Devisen 2) wenn für einen Export vereinbart wird, dass der ausländische Abnehmer in DM zahlt, so muß der Abnehmer sich Euro-Sichtguthaben über das Bankensystem besorgen. Er tritt als Nachfrager für Euro auf, was gleichbedeutend damit ist, dass er seine eigene Währung (die aus deutscher Sicht Devisen darstellen) anbietet, 3) Inländer, die im Ausland einen Kredit aufgenommen haben und dafür ein Sichtguthaben bei ausländischen Banken eingeräumt bekommen, werden dieses in Euro umtauschen. Sie bieten Devisen an, 4) Ausländer, die aus Zinsmotiven ihr Kapital im Inland anlegen wollen, müssen dazu Euro kaufen bzw., gleichbedeutend damit, Sichtguthaben in ihrer eigenen Währung gegen Euro anbieten, 5) Besitzer von ausländischen Wertpapieren, die ihre Zinserträge und ggf. den Rückzahlungsbetrag in ausländischer Währung bei ausländischen Banken gutgeschrieben bekommen haben, werden diese Devisen gegen Euro verkaufen, 6) Ausländer, die politische Verwicklungen oder Umbrüche im Heimatland befürchten, werden die eigene Währung anbieten, um Euro-Sichtguthaben für langfristige Kapitalanlagen in Deutschland zu erhalten, 7) ausländische Unternehmen, die ihre Ertragskraft und Liquidität dazu nutzen wollen, ihre Tochtergesellschaft im Ausland finanziell zu stärken und auszubauen, werden ihre eigene Währung (aus deutscher Sicht sind dieses Devisen) anbieten und Euro-Sichtguthaben nachfragen,

Der Devisenmarkt

65

8) Spekulanten, die eine Aufwertung des Euro gegenüber der eigenen Währung in naher Zukunft erwarten, werden Sichtguthaben in der eigenen Währung gegen Euro-Sichtguthaben tauschen wollen. Sie verbinden damit die Hoffnung, zu einem späteren Zeitpunkt bei einem anderen Wechselkurs einen höheren Betrag in eigener Währung zurückzuerhalten. Die Nachfrage nach Devisen folgt aus spiegelbildlichen Motiven wie das Angebot: 1) Importeure von Gütern und Diensten, die in ausländischer Währung zahlen müssen, fragen Devisen nach, 2) wenn bei einem Import die Zahlung in Euro vereinbart wurde, so bietet der ausländische Handelspartner den Euro-Erlös gegen Devisen auf dem Devisenmarkt (via Bankensystem) an, 3) Ausländer aus einem anderen Währungsraum, die in Deutschland einen Kredit aufgenommen haben, um zu Hause Käufe zu tätigen, werden das eingeräumte Euro-Guthaben gegen Devisen eintauschen: sie fragen Devisen nach, 4) Inländer, die eine Portfolioanlage im Ausland tätigen wollen, müssen Devisen kaufen, 5) Ausländer, die deutsche Wertpapiere besitzen und den Zinsertrag bzw. die Rückzahlungsbeträge ins Heimatland transferieren wollen, bieten Euro an und fragen entsprechend Devisen nach, 6) Inländer, die kriegerische Verwicklungen oder Umweltkatastrophen in Europa befürchten, werden z.B. AustralDollar nachfragen und Euro anbieten, 7) Inländische Unternehmen, die Tochtergesellschaften im Ausland gründen oder besser mit Finanzmitteln ausstatten wollen, müssen dazu Devisen nachfragen, 8) Spekulanten, die eine Abwertung des Euro gegenüber einer anderen Währung erwarten, werden Euro gegen die ausländische Währung tauschen (Devisen nachfragen) mit der Erwartung eines Spekulationsgewinns beim späteren Rücktausch. Bei den genannten Motiven handelt es sich um keine vollständige Auflistung. Man kann aber feststellen, dass die Basis des Angebots von Devisen und der Nachfrage nach Devisen gegeben ist durch: -

vollzogene oder noch zu vollziehende Güter- und Dienstleistungsbewegungen, Kapitalanlagen und Aufnahmen im In- bzw. Ausland aus Zinsmotiven, Kapitalbewegungen im In- und Ausland aus unternehmerischen Motiven (Direktinvestitionen), Kapitalbewegungen aus spekulativen Motiven und Kapitalbewegungen aus dem Wunsch der Risikominderung bei der Vermögensanlage.

Der Kassamarkt

66

Die Banken sind das Medium, durch das diese Transaktionen durchgeführt werden. Wie oben bereits ausgeführt wurde, werden die Banken versuchen, die Order ihrer Kunden möglichst im Rahmen eigener Mittel auszuführen, so dass der offizielle Devisenmarkt zu einem Handel mit Defiziten und Überschüssen der einzelnen Banken wird. Die Rolle der Banken ist allerdings nicht nur passiv. Die einzelnen Banken werden sich bei der Anlage eigener Mittel auch am Devisenmarkt betätigen und dabei z.T. von den gleichen Motiven wie ihre Kunden (z.B. auch vom Spekulations- und Ertragsmotiv) geleitet. 2.2. Angebot und Nachfrage aus Ex- bzw. Importen unter Berücksichtigung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit 2.2.1. Einführung Die Bestimmungsgründe für die Ex- und Importstruktur werden in der realen Theorie untersucht. Es ist ganz offensichtlich, dass die Ausstattung eines Landes mit natürlichen Ressourcen und mit anderen Produktionsfaktoren einschließlich des technischen Wissens und der Innovationskraft der Unternehmen sowohl den Umfang des Außenhandels als auch die Struktur des Außenhandels bestimmt. Einfluß haben auch handelspolitische Instrumente wie Zölle, Kontingente u.a. Dieses sind Einflußfaktoren, die kurzfristig nicht veränderbar sind und deshalb hier zunächst als gegeben und in ihrem Ausmaß als konstant (das bedeutet hier die ceteris paribus Klausel) angenommen werden. Diese Faktoren werden bei der Diskussion der "internationalen Wettbewerbsfähigkeit" angesprochen. Wenn wir sie zunächst ausklammern, so bedeutet das nicht, dass wir ihren Einfluß unterschätzen würden und ihre Existenz ohne Bedeutung für die folgende Argumentation wäre. Die konkrete Ausgestaltung dieser Instrumente hat einen wesentlichen Einfluß auf die Reagibilität von Angebot und Nachfrage am Devisenmarkt im Hinblick auf andere Determinanten, von denen im Folgenden zunächst -

Preisverhältnisse zwischen in- und ausländischen Produkten und Konjunkturschwankungen

als die wesentlichen Einflußgrößen behandelt werden. Wir wenden uns in der Folge dem isolierten Einfluß der relativen Preise von in- und ausländischen Produkten zu. 2.2.2. Preisverhältnisse 2.2.2.1. Import- und Exportgüter Ein Inländer wird ausländische Produkte dann kaufen, wenn sie unter Berücksichtigung der Qualität und anderer Einflußgrößen preiswerter erscheinen als inländische Substitute (Güter, die im Urteil des Käufers als Alternativen in Frage kommen). Ebenso wird ein Ausländer inländische Produkte (inländische Exportgüter) nur dann kaufen, wenn diese preiswerter als das vergleichbare inländische Angebot in jenem Land erscheint. Wie bereits ausgeführt wurde, spielen der Preis und das Preisverhältnis zwar nicht die alleinige Rolle bei Kaufentscheidungen. Mit der Unterstellung, dass alle anderen

Der Devisenmarkt

67

Einflußfaktoren gleichbleiben (ceteris paribus-Annahme), kann man den Einfluß des Preises aber isolieren und der Wirkung von Preisänderungen nachgehen. In- und ausländische Preise lassen sich nur dann vergleichen, wenn der Wechselkurs bekannt ist: Der Wechselkurs zwischen US-$ und Euro verknüpft die Güterpreise in beiden Ländern. Für die Entscheidung darüber, ob ein ausländisches Produkt preiswerter als ein inländisches ist, müssen also der Preis des Produkts in ausländischer Währung, der Preis inländischer Substitute in heimischer Währung und der Wechselkurs bekannt sein. Wir betrachten zur Veranschaulichung die fiktive Situation vor und nach Aufnahme des Handels auf dem US-Markt und dem deutschen Markt. Dieses könnte die reale Situation sein, wenn Handelsschranken wie Importverbote auf einem Markt aufgehoben werden (siehe Grafik 1 ). Grafik 1 :

Angebots- und Nachfragestruktur auf getrennten Märkten

USA

pin $

p in Euro

Deutschland

N

Menge x

Menge x

Ein Vergleich der beiden Märkte im Hinblick auf den Gleichgewichtspreis wird erst durch die Verknüpfung mit dem Wechselkurs möglich. Bei Kenntnis dieses Kurses können die Angebots- und Nachfragefunktionen auf dem amerikanischen Markt in ein Diagramm übertragen werden, das eine Preisachse besitzt, die in Euro skaliert ist. Das Diagramm für den amerikanischen Markt wird spiegelbildlich dargestellt, um es unmittelbar mit dem deutschen Markt vergleichen zu können. Vor Aufnahme des Handels gilt auf dem amerikanischen Markt pi und auf dem deutschen der höhere Preis p2. Wenn die protektionistischen Maßnahmen wegfallen, so wird Handel lukrativ. In diesem Beispiel können Deutsche das Produkt in den USA billiger erhalten als in Deutschland. Sie werden sich deshalb von den teueren deutschen Anbietern abwenden (siehe Grafik 2).

Der Kassamarkt

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Grafik 2:

Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in Euro (Importgut)

USA

p in Euro

Deutschland N

ÜA

N

P2

\

/

A

A^ Pi

X ÜN

Menge x

Menge x

Amerikanische Produzenten ihrerseits können auf dem deutschen Markt höhere Preise als auf dem amerikanischen Markt erzielen und werden exportieren. Das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage wird letztlich dafür sorgen, dass sich ein neuer Gleichgewichtspreis (den wir in dem vereinfachenden 2-Länder Fall Weltmarktpreis nennen können) zwischen pi und p2 einpendelt. Das ist der Preis, bei dem die zusammengefaßte Angebotsfunktion beider Länder sich mit der zusammengefaßten Nachfragefunktion beider Länder schneidet. Man kann diesen Preis auch ohne Zusammenfassung (Superponieren) der einzelnen Kurven bestimmen, indem man die Kurve des Überschußangebots (ÜA) in den USA und die Kurve der Überschußnachfrage (ÜN) in Deutschland ermittelt. Bei jedem Preis zwischen pi und p2 besteht in den USA ein Überschußangebot. Das heißt, die amerikanischen Produzenten sind zu dem Preis bereit, mehr zu produzieren als von den amerikanischen Konsumenten zu dem Preis gewünscht wird. Abgelesen wird dieses Überschußangebot als horizontale Differenz zwischen den betreffenden Punkten auf der Angebots- und Nachfragefunktion. Bei pi beginnt die Kurve, d.h. die Menge ist dort Null, und sie hat einen steigenden Verlauf. Analoges gilt für die Definition der Überschußnachfrage in Deutschland. Die Kurve beginnt bei P2 und hat (siehe Grafik 3) einen fallenden Verlauf.

Der Devisenmarkt Grafik 3:

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Kurve der Überschussnachfrage und des Überschußangebots

p in Euro

P2

ÜA USA

Pw

ÜN d Menge x Mit pw wird der sich nach Aufnahme des Handels ergebende gemeinsame Weltmarktpreis bezeichnet. In diesem Fall handelt es sich aus deutscher Sicht um ein Importgut, d.h. nach Aufnahme des Handels wird das Gut nach Deutschland importiert. Es hängt von der konkreten Lage der Angebots- und Nachfragefunktionen ab, ob die inländischen Produzenten bei einem Gut ganz oder teilweise vom Markt verdrängt werden. Das wird noch zu zeigen sein. Wenn der Preis vor Aufnahme des Handels in den USA höher ist, dann handelt es sich um ein Exportgut. Grafik 4:

Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in Euro (Exportgut)

p in Euro

USA

N

A

Menge x

N

Deutschland

A

70

Der Kassamarkt

Bei Preisen zwischen pi und P2 besteht ein Überschußangebot in Deutschland und eine Überschußnachfrage in den USA: Grafik 5:

Kurve der Überschussnachfrage und des Überschussangebots p in Euro

Wenn der Preis in beiden Ländern gleich ist, dann spricht man von einem neutralen Gut. Es gibt dann keinen Handel aus Preisunterschieden. 2.2.2.2. Marktanteile der Unternehmen aus den beiden Ländern Es hängt von der konkreten Lage der Angebots- und Nachfragefunktionen ab, ob die inländischen oder die ausländischen Produzenten bei einem Gut vollständig vom Markt verdrängt werden oder ob beide Gruppen weiterhin präsent sind, wenn z.T. auch mit geschrumpfter Produktion. Dieses läßt sich am einfachsten zeigen, wenn man mit den aggregierten Angebots- und Nachfragefunktionen auf beiden Märkten arbeitet. Die Aggregation wird wie folgt vorgenommen: (siehe Grafik 6 und 7) Grafik 6:

Superponieren der Nachfragefunktionen p in Euro

Der Devisenmarkt

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Die Nachfragefunktion auf dem deutschen Markt beginnt in diesem Beispiel bei einem höheren Preis. Bis zum Höchstpreis auf dem amerikanischen Markt bleiben die deutschen Konsumenten unter sich. Bei niedrigeren Preisen werden die Nachfragemengen auf dem deutschen und amerikanischen Markt addiert, dadurch ergibt sich die gemeinsame Nachfragefunktion N USA+D, die fett eingezeichnet ist. Grafik 7:

Superponieren der Angebotsfunktionen

p in Euro AD

A

USA + D

Menge x

Die amerikanischen Produzenten sind in diesem Beispiel bereit, zu niedrigeren Preisen als ihre deutschen Konkurrenten die Produktion aufzunehmen und die Konsumenten zu bedienen. Bis zum Mindestpreis der deutschen Anbieter bleiben die amerikanischen Produzenten unter sich. Ab diesem Mindestpreis werden Produzenten aus beiden Ländern anbieten, die gemeinsam angebotene Menge ergibt sich wiederum - analog zur Aggregation der Nachfragefunktionen - durch eine Addition der angebotenen Mengen. Die gemeinsame Angebotsfunktion - fett eingezeichnet verläuft logischerweise von diesem Preis an flacher als die Einzelangebotskurven. Zusammengefügt in ein Diagramm kann sich die folgende Situation ergeben: Grafik 8:

Gemeinsame Angebots- und Nachfragefunktionen bei vollständiger Marktbedienung durch Ausländer p in Euro A

USA + D

N

USA + D

pw

Menge x

72

Der Kassamarkt

In diesem Beispiel wird das Gesamtangebot durch amerikanische Hersteller erbracht. Nachfrager kommen sowohl aus den USA als auch aus Deutschland. In der folgenden Konstellation teilen sich in- und ausländische Produzenten den Markt (siehe Grafik 9). An dem Schnittpunkt der hilfsweise eingezeichneten Nachfragekurve des deutschen Marktes mit der Preislinie lässt sich der deutsche Verbrauch ablesen. Analog lässt sich durch Einzeichnen der amerikanischen Angebotsfunktion an der Preislinie die amerikanische Produktion ablesen. Grafik 9:

Gemeinsame Angebots- und Nachfragefunktionen bei Marktbedienung durch in- und ausländische Anbieter p in Euro

Menge x

Die Aufnahme des Handels bewirkt bei einer kurzfristigen Betrachtung -

dass sich die Preise (übersetzt durch den Wechselkurs) angleichen, dass inländische Abnehmer importieren, dass aus der Sicht der inländischen Konsumenten der Preis des Gutes sinkt, dass aus der Sicht ausländischer Konsumenten der Preis des Gutes steigt, dass es für ausländische Produzenten lukrativ wird, mehr als bisher zu produzieren, dass es aus der Sicht inländischer Produzenten aufgrund ausländischen Wettbewerbs zu Markteinbußen, im Extremfall zum vollständigen Marktverlust, und zu einem Verfall der Preise kommt.

Einige Wirtschaftssubjekte profitieren also durch Aufnahme des Handels, andere erleiden - z.B. durch die Preissteigerungen bei einem bedeutenden Konsumgut - reale Einkommenseinbußen. 2.2.2.3. Exporte und Importe bei unterschiedlicher Höhe des Wechselkurses Die bisherigen Darstellungen gelten für einen vorgegebenen Wechselkurs. Man kann jetzt die Frage anschließen, wie sich Ex-und Importe ändern werden, wenn ein anderer Wechselkurs gilt, z.B. weil ein autonomer Kapitalexport aus Deutschland stattfindet oder die Zentralbank in einem System fester Wechselkurse einen anderen Wech-

selkurs festlegt. Wir können dann untersuchen, wie cet. par. das Angebot und die Nachfrage nach Devisen vom Preis der Devisen (Wechselkurs) abhängen. Im Ergeb-

Der Devisenmarkt

73

nis läßt sich daraus in Analogie zur Analyse anderer Märkte das traditionelle Preis/Mengen-Diagramm für den Devisenmarkt entwickeln, wobei unbedingt zu beachten ist, dass die Mengeneinheiten - anders als in den bisher in diesem Kapitel behandelten Darstellungen - Mengen an ausländischen Devisen und keine Gütermengen darstellen. Zunächst stellen wir uns aber die Frage, wie sich die Preis/Mengen Diagramme auf den Gütermärkten verändern. Nehmen wir an, dass der Euro niedriger als vorher bewertet wird, d.h. im Vergleich zum bisherigen Kurs wäre er abgewertet. Wir unterstellen einen bisherigen Kurs von w = 2 Euro pro $ und einen jetzigen von w = 2,50 Euro. Das entspricht einer Aufwertung des $ um 25 % bzw. einer Abwertung des Euro um 20 %: Der Preis eines Euro ist von 0,50 US-$ auf 0,40 US-$ gefallen, also um 0,10/0,50 = 0,20. 2.2.2.3.I.Wirkungen auf dem Importmarkt in Euro-Skalierung Im Diagramm für den US-Markt bedeutet eine Abwertung des Euro um 20%, dass alle Ordinatenabschnitte für die Angebots- und Nachfragefunktion sich um 25 % nach oben verschieben. Grafik 10 stellt die Ausgangslage dar. Das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf den jeweiligen regionalen Märkten bei fehlendem externen Wettbewerb würde zu einem höheren Marktpreis im Euroraum als in den USA führen. Die Öffnung der Märkte würde daher zu Importen aus den USA führen. Grafik 10:

Lage der Angebots- und Nachfragefunktionen bei unterschiedlichen Wechselkursen in Euro (Ausgangssituation für ein Importgut) p in Euro

USA

ÜA A

Deutschland N

N e?. pi

\

/

A

X ÜN

Menge x

Menge x

Wenn Anbieter vorher eine bestimmte Menge zu einem Preis von 1 $ = 2 Euro angeboten hatten, dann wird die gleiche Menge nach der Aufwertung des $ für 2,50 Euro angeboten. Analoges gilt für das Nachfrageverhalten der Kunden in den USA. Die Kurven drehen sich damit nach oben:

74 Grafik 11:

Der Kassamarkt Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in Euro (Importgut) bei einem niedrigerem Wert des Euro

USA

p in Euro

Deutschland

Die Kurve des Überschußangebots beginnt nach der Abwertung bei einem höheren Preis als bisher, pi steigt (um 25 %), und die Kurve verläuft steiler:

Grafik 12:

Kurve der Überschussnachfrage und des Überschussangebots bei unterschiedlichen Wechselkursen (Abwertung des Euro)

p in Euro

Der Preis für Importe Pw wird in Euro als Konsequenz der Abwertung steigen und die Menge wird sinken. Bei einer noch stärkeren Abwertung des Euro kann aus einem Importgut ein Exportgut werden.

Der Devisenmarkt

75

Das Importvolumen (Preis x Menge) in Euro hängt von der Reagibilität der inländischen Importnachfrage in bezug auf den Preis in Euro ab. Gemessen wird dieses durch die Elastizität der inländischen Importnachfrage in bezug auf den Preis in Euro: e

dlm dpEuro —. Im pEuro

Wenn die relative Mengenänderung der Importe (d Im / Im) größer ist als die relative Preisänderung ( I e I > 1), so sinkt das Importvolumen. Ist die relative Preisänderung größer als die relative Mengenänderung (I e I < 1), so steigt das Importvolumen. Bei (I e I = 1) bleibt das Volumen konstant. Generell gültige Aussagen sind nicht möglich. In dem Beispiel der Grafik zeigt allerdings der reine Augenschein, dass man sich im elastischen Bereiche bewegt, d.h. eine Preissteigerung führt in diesem Fall zu einem überproportionalen Nachfragerückgang, das Importvolumen in Euro nimmt ab. 2.2.2.3.2 Wirkungen auf dem Exportmarkt in Euro-Skalierung: Eine Abwertung des Euro wird bei einem Exportprodukt die Kurve der Überschußnachfrage verändern. Die deutschen Exporteure rechnen in Euro, so dass sich durch die Abwertung an der Angebotsfunktion nichts ändert. Für die amerikanischen Abnehmer wird das Produkt bei gleichem Euro-Preis in US-$ billiger. Sie werden damit bei unverändertem Euro-Preis eine größere Menge nachfragen. Graphisch zeigt sich das in einer Verschiebung (Drehung) der Nachfragefunktion nach oben: Grafik 13:

Angebots- und Nachfragekurven bei unterschiedlichen Wechselkursen und einem niedrigeren Wert des Euro, in Euro (Exportgut)

USA

Menge x

p in Euro

Deutschland

Menge x

76

Der Kassamarkt

Bei Preisen zwischen pi und p 2 besteht ein Überschußangebot in Deutschland und eine Überschußnachfrage in den USA. Nach der Drehung der amerikanischen Angebots* und Nachfragefunktionen kommt es bei einem höheren Preis zu einem Schnitt von Angebot- und Nachfragefunktion: Die Kurve der Überschussnachfrage beginnt daher bei einem höheren Preis als zuvor. Grafik 14:

Kurve der Überschussnachfrage und des Überschussangebots bei einem niedrigeren Wert des Euro

p in Euro

Gegenüber der Ausgangssituation erhöht sich bei einer Abwertung des Euro sowohl die abgesetzte Menge als auch der Preis in Euro. Das Exportvolumen in Euro erhöht sich damit. In welchem Umfang, das hängt wiederum von den Elastiziäten ab. 2.2.2.3.3. Wirkungen auf dem Importmarkt in $-Skalierung: In den bisherigen Diagrammen wurde der Preisvergleich in Euro durchgeführt. Damit ergaben sich auch die Kurven der Überschussangebots und der Überschussnachfrage in Euro. Für die Frage, ob es sich um ein Ex- oder Importgut handelt, und auch für die Stellung der Produzenten nach der Integration der Märkte ist es unerheblich, in welcher Währung die Analyse erfolgt. Bei einem Vergleich der Preise auf beiden Märkten vor der Integration ergibt sich in US-$ das folgende Bild:

Der Devisenmarkt

Grafik 15:

77

Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in $ (Importgut) p in $

USA

Deutschland

w

N A

ÜA

A

N P2 Pi

^ ÜN

Menge x

Menge x

Wenn wir die Frage beantworten wollen, wie das Importvolumen und das Exportvolumen reagieren, wenn wir einen anderen Wechselkurs zugrunde legen, dann macht es allerdings einen Unterschied, ob wir die Betrachtung in $ oder in Euro durchführen. Bei einem Vergleich der Preise auf beiden Märkten vor der Integration ergibt sich das in Grafik 15 dargestellte Bild. Bei jedem Preis zwischen pi und P2 besteht in den USA ein Überschußangebot. Die Kurve beginnt bei pv Ab hier klaffen Angebot und Nachfrage auf dem amerikanischen Markt mit einem Überhang des Angebots immer weiter auseinander. Die Kurve hat damit einen steigenden Verlauf. Analoges gilt für die Definition der Überschußnachfrage. Die Kurve beginnt bei p 2 und hat einen fallenden Verlauf. Ab diesem Preis übersteigt die Nachfrage mit sinkenden Preisen immer stärker das Angebot auf dem deutschen Markt. Bei einem anderen Wechselkurs werden die Euro-Angebots- und Nachfragefunktionen der deutschen Anbieter in einem anderen Verhältnis in $ umgesetzt. 3 Euro z.B. entsprechen bei einem Wechselkurs von 1,50 Euro pro Dollar neu 2 $. Bei einer geringeren Bewertung des Euro, z.B. 2,0 Euro pro $, entsprechen diese 3 Euro nur noch einem $. Die deutschen Angebots- und Nachfragefunktionen verlaufen bei dem neuen Wechselkurs damit niedriger, genauer gesagt, die Kurven drehen sich in ihrem Schnittpunkt mit der Mengenachse in Abhängigkeit von der prozentualen Abwertung des Euro.

Der Kassamarkt

78

Grafik 16:

Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in $ (Importgut) bei einem geringeren Wert des Euro

USA

p in $

Deutschland

Damit beginnt die neue Kurve der Überschussnachfrage bei einem geringeren $Preis, d.h., die Kurve wird sich nach unten verschieben und flacher verlaufen. Grafik 17:

Kurve der Überschussnachfrage und des Überschussangebots für ein Importgut in $ bei einer geringeren Bewertung des Euro

p in $

Der Devisenmarkt

79

Pw ist wiederum der sich nach Aufnahme des Handels ergebende gemeinsame Weltmarktpreis, diesmal in $. Bei einer niedrigeren Bewertung des Euro wird er sinken. Gleichzeitig sinkt die nachgefragte Menge des Importgutes. Auch das Importvolumen in $ wird damit sinken. 2.2.2.3.4 Wirkung auf dem Exportmarkt in $-Skalierung: Im Folgenden ist die $-Skalierung für ein Exportgut aufgezeigt. Die in $ ausgedrückten Angebots- und Nachfragekonstellationen der Amerikaner ändern sich nicht. Dafür ändern sich die in $ ausgedrückten Vorstellungen der in Euro kalkulierenden und denkenden deutschen Anbieter und Verbraucher. Grafik 18:

Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in $ (Exportgut) bei einer niedrigeren Bewertung des Euro

USA

p in $

K

Deutschland

Bei einer niedrigeren Bewertung der inländischen Währung (z.B. 3 Euro pro $ statt bisher 2 Euro pro $) werden die Angebots- und Nachfragefunktionen auf dem deutschen Markt niedriger verlaufen. Zur Nachfragefunktion: Ein Höchstpreis von z.B. 12 Euro auf dem deutschen Markt entspricht dann nicht mehr 6 $, sondern nur noch 4 $. Zur Angebotsfunktion: Die deutschen Unternehmer erhalten für einen $ mehr Euro. Bei gleichem $-Preis werden sie daher bereit sein, mehr anzubieten als zuvor. Die Kurve des Überschußangebots verschiebt (dreht) sich damit nach rechts. Alle Ordinatenwerte verkürzen sich z.B. bei der Abwertung des Euro um 20 % gerade um diese 20 %. Die Verschiebung der Kurven ist durch die gestrichelten Linien angedeutet. Einer anderen Lage der Angebots- und Nachfragefunktion entspricht auch eine andere Lage der Überschussangebots- und Überschussnachfragefunktion. Die Überschußnachfrage beginnt in P2 und hat einen fallenden Verlauf. Daran ändert sich auch durch die Abwertung nichts. Die Überschußangebotsfunktion beginnt in pi und

80

Oer Kassamarkt

hat einen steigenden Verlauf. Die Überschußnachfrage bekommt nach der Abwertung einen anderen Verlauf, sie beginnt bei einem niedrigeren Preis und verläuft flacher. Grafik 19:

Kurve der Überschussnachfrage und des Überschussangebots bei einer geringeren Bewertung des Euro

p in $

Der Preis in $ wird als Konsequenz der Abwertung steigen, die abgesetzte Menge im Ausland wird sinken. Daraus folgt: - das Exportvolumen (Preis x Menge) in Dollar wird dann steigen, wenn die prozentuale Reaktion der Nachfrage größer ist als die prozentuale Änderung des Preises ( | e | > 1), - das Exportvolumen in $ wird sinken, wenn die prozentuale Reaktion der Nachfrage geringer als die prozentuale Änderung des Preises ist (| e | < 1), - bei einer Elastizität von genau - 1 (| e | = 1) wird das Exportvolumen konstant bleiben. 2.2.2.4.

Konsequenzen für die Angebots- und Nachfragefunktion nach Devisen

Nachfragefunktion: Der fallende Verlauf der Nachfragefunktion bedeutet, dass ein höheres w (Abwertung des Euro) eine niedrigere $-Nachfrage und ein niedrigeres w (Aufwertung des Euro) eine höhere $-Nachfrage bedeutet. Die Nachfragefunktion entspricht mit ihrem fallenden Verlauf damit dem Verlauf von Nachfragefunktionen, der auch für Gütermärkte typisch ist.

Der Devisenmarkt Grafik 20:

81

Nachfragefunktion nach Devisen

1 $ = w Euro

Nachfrage nach Devisen

Dollar-Menge

Angebotsfunktion: Die Ableitung der Angebotsfunktion aus Exporten ist etwas komplizierter. Wie auch aus der Übersicht hervorgeht, kann das Angebot nach einer Abwertung steigen, konstant bleiben oder fallen. Es ist eine empirische Frage, welcher Fall vorliegt.

Grafik 21:

Unterschiedliche Grundformen der Angebotsfunktion für Devisen

1 $ = w Euro Exportelastizität -1 Exportelastizität absolut > 1

Exportelastizität absolut < 1

Dollar-Menge Die Auswirkungen einer Abwertung auf die Deviseneriöse und damit das Angebot aus Exporten lassen sich aufzeigen, wenn unterschiedliche Lagen der Überschußangebotskurve mit einer vorgegebenen Überschußnachfragefunktion konfrontiert werden. Wenn die Überschußangebotsfunktion bei p 0 beginnt, so wird die Nachfrage Null sein und die Deviseneinnahmen und damit das Devisenangebot ebenfalls Null.

82

Der Kassamarkt

Ein steigendes w bedeutet für die Überschußangebotsfunktion eine Drehung nach rechts. Die Abwertung bewirkt damit zunächst eine Steigerung der Deviseneriöse. Ein Maximum wird offenbar bei pi und einem Wechselkurs Wi erreicht. Das ist die Stelle auf der Kurve der Überschussnachfrage, bei der die Elastizität - 1 ist. Bei einem höheren w und damit tiefer liegenden Überschußangebotsfunktionen wird das Devisenangebot wieder zurückgehen (siehe Grafik 22 und 23). Grafik 22:

Schnittstellen von Überschussnachfrage und Überschussangebot in unterschiedlichen Elastizitätsbereichen

Es gilt wo < Wi < w2. Dieses läßt sich in die Devisenangebotsfunktion übersetzen. Von dem niedrigsten Wert w0 ausgehend, bei dem das Angebot an Devisen Null ist, führt eine Abwertung (höheres w) zunächst im elastischen Nachfragebereich zu steigenden Deviseneiiösen. Bei Wi bewegt sich die Kurve des Überschussangebots im Bereich der Elastizität von - 1. Die prozentuale Preissenkung aufgrund der Abwertung und die prozentuale Nachfragesteigerung halten sich die Waage, das Devisenangebot verändert sich in diesem Punkt nicht. Bei einer weiteren Abwertung kommt es im unelastischen Bereich zu sinkenden Deviseneriösen. Grafik 23:

Angebot an Devisen bei unterschiedlichen Nachfrageelastizitäten auf dem Exportmarkt

1 $ = w Euro

Dollarmenge

Der Devisenmarkt

83

Empirische Untersuchungen zeigen, dass für die meisten Länder der steigende Bereich der Devisenangebotsfunktion relevant ist. Im Normalfall gilt für das Angebot und für die Nachfrage von bzw. nach Devisen die in Grafik 24 dargestellte Grundstruktur. Wenn es nur Ex- und Importe aus dem Güterverkehrsmotiv gäbe und keine Eingriffe von Währungsbehörden und anderen Stellen, dann stellt sich das Gleichgewicht am Markt dort ein, wo sich Angebots- und Nachfragefunktion schneiden. Bestimmungsgründe für diesen Gleichgewichtswechselkurs sind die am Anfang der Betrachtung stehenden Angebots- und Nachfragefunktionen im In- und Ausland auf den Gütermärkten (und - hier nicht besonders dargestellt, aber gleich zu behandeln - der Dienstleistungsmärkte). Grafik 24:

Angebot und Nachfrage von Devisen aus dem Güterverkehrsmotiv im Normalfall

1$=w

Für den steigenden Verlauf der Angebotsfunktion und damit für (e absolut spricht, dass

> 1)

1. ein einzelnes Land i.d.R. auf dem Weltmarkt starker Konkurrenz ausgesetzt ist. Eine isolierte Preissenkung gegenüber allen ausländischen Konkurrenten durch eine Wechselkursänderung führt deshalb i.d.R. zu überproportionalen Mengenausweitungen, 2. durch eine Abwertung gelangen i.d.R. zusätzliche Produkte in die Kategorie der Exportgüter. Andere Reaktionen sind dann möglich, wenn das Land auf wenige Exportprodukte spezialisiert ist und keine zusätzlichen Produkte für den Export mobilisieren kann oder an Kapazitätsgrenzen bei den bisherigen Exportprodukten stößt. Die erwartete Nachfragesteigerung wird auch ausbleiben, wenn ein Land Hauptexporteur auf dem Weltmarkt für das einzige bedeutende Exportprodukt ist. Die Gesamtnachfrage nach einem Produkt wird dann, anders als im Fall der isolierten Preissenkung, im Wettbewerb mit vielen Konkurrenten relativ unelastisch sein.

84

Der Kassamarkt

Wenn nur Angebot und Nachfrage aus dem Güter- und Dienstleistungsverkehr zu beachten wären, dann ergibt sich der Gleichgewichtswechselkurs aus dem Schnittpunkt der Angebots- und Nachfragefunktion. Für die Zahlungsbilanz bedeutet dieser Ausgleich eine ausgeglichene Bilanz der aggregierten Güter- und Dienstleistungsbilanz. In den Beispielen wurde durchgängig von einer niedrigeren Bewertung der inländischen Währung gesprochen. Für eine höhere Bewertung (im Vergleich zur Referenz einer Aufwertung) gilt jeweils genau die entgegengesetzte Reaktion, so dass hierauf nicht weiter eingegangen werden muß. Im folgenden Schaubild sind die Ergebnisse tabellarisch zusammengefasst. Tabelle 18: Reaktion von Ex- und Importen auf eine Abwertung der inländischen Währung Preis

Exporte Menge

Volumen

t

Importe Volumen Menge 9 1

t

t

t

l

;

i

t

9

Preis in inländischer Währung in ausländischer Währung

l

2.2.3. Der Einfluß der Konjunktur auf das Devisenmarktmodell Bei einer hohen Auslastungsrate der inländischen Kapazitäten (Hochkonjunktur) wird der Importbedarf der Volkswirtschaft cet. par. höher als normal sein. Dieses gilt sowohl für industrielle Vorprodukte aus dem Ausland als auch für Konsum- und Investitionsgüterimporte. Die Nachfrage nach Devisen aus dem Importmotiv ist damit im Falle der Hochkonjunktur relativ hoch. Dieser Zusammenhang wird durch sog. Importfunktionen bzw. den Koeffizienten q in diesen Funktionen beschrieben: Imp = f(y). Imp = a + q*y.

Bei Unterstellung eines linearen Zusammenhangs gilt:

Der Parameter q gibt an, um wie viele Einheiten der Import ansteigt, wenn sich das Volkseinkommen (y) um eine Einheit erhöht. Wenn sich das Volkseinkommen z.B. um 1 Million GE erhöht und q einen Wert von 0,1 hat, dann wird der Import um 100.000 GE ansteigen. Der Parameter a stellt den sogenannten autonomen, d.h. den vom Volkseinkommen unabhängigen Import dar. Staatliche Konjunkturprogramme, die z.B. über die Steigerung der staatlichen Ausgaben zu einem Anstieg des Volkseinkommens und der Beschäftigung beitragen sollen, werden entsprechend der Importfunktion zu höheren Importen und damit zu einer zusätzlichen Nachfrage nach Devisen führen. Diese Zusammenhänge werden durch den Keynesschen Einkommensmultiplikator für eine offene Volkswirtschaft beschrieben. Die Ableitung des Multiplikators entspricht formal dem des Exportmultiplikators, der bei der Darstellung des Einkommenseffekts im Zusammenhang mit den Zahlungsbilanzautomatismen behandelt wird.

Der Devisenmarkt

85

Wir können den Zusammenhang unter Zuhilfenahme des Diagramms der Überschussnachfrage auf dem deutschen Markt in $ plausibel machen, wobei wir von einer isolierten konjunkturbedingten Verschiebung der Nachfragefunktion nach rechts ausgehen. Die Verschiebung ist so zu interpretieren: Bei jedem $-Preis wird konjunkturbedingt mehr nachgefragt als vorher. Es handelt sich deshalb um eine Verschiebung der Kurve und nicht um eine Bewegung auf der Kurve. Wir betrachten aus deutscher Sicht den Markt für Importgüter. In dieses bereits oben behandelten Diagramm fügen wir die nach rechts verschobene neue Nachfragefunktion ein. Grafik 25:

Isolierter Einfluß der Konjunktur auf Nachfrage und Überschußnachfrage in $ (Importgut)

USA

p in $

Deutschland

Durch die Verschiebung der Nachfragefunktion kommt es zu einem Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage bei einem höheren Preis, dieser Preis ist aber auch gleichzeitig der Punkt, bei dem die Überschussnachfrage beginnt. Auch die Überschussnachfragefunktion wird sich daher verschieben, und zwar nach oben. Grafik 26:

Kurve des Überschussangebots und der Überschussnachfrage bei unterschiedlichen Konjunkturen (Importmarkt)

p in $

86

Der Kassamarkt

Sowohl Mengen als auch Preise werden sich in diesem Fall erhöhen, so dass das Importvolumen und damit gleichbedeutend die Nachfrage nach Devisen erhöht. Auf dem Devisenmarkt wird sich das in einer Rechtsverschiebung der Nachfragefunktion auswirken und zu einem höheren Wechselkurs führen. Ein höherer Wechselkurs ist gleichbedeutend mit einer Abwertung der inländischen Währung. Grafik 27:

Angebot und Nachfrage von/nach Devisen aus dem Güterverkehrsmotiv bei unterschiedlichen Konjunkturen im Inland

1$=w

Angebot an Devisen

Dollar-Menge Eine analoge Argumentation - allerdings mit entgegengesetzten Vorzeichen - lässt sich für einen Anstieg der Konjunktur im Ausland aufzeigen. Dabei ist primär der Export berührt. Ein Konjunkturanstieg im Ausland wird dazu führen, dass inländische Exportgüter im Ausland stärker gefragt sind. Auch das lässt sich in den Ausgangsdiagrammen der Gütermärkte aufzeigen. Letztlich resultiert daraus ceteris paribus ein größeres Angebot an Devisen auf dem Devisenmarkt. Grafik 28:

Angebot und Nachfrage von/nach Devisen aus dem Güterverkehrsmotiv bei unterschiedlichen Konjunkturen im Ausland

1 $ = w Euro

Angebot an Devisen

Dollar-Menge

Der Devisenmarkt

87

Im Vergleich zur Situation vor dem Konjunkturanstieg im Ausland kommt es zu einer Aufwertung der inländischen Währung. Empirisch lässt sich allerdings oft beobachten, dass Länder mit hohen Wachstumsraten gleichzeitig eine Aufwertungstendenz der eigenen Währung erleben, was zunächst im Widerspruch zu den hier aufgezeigten Zusammenhängen steht. Hier zeigt sich ein Nachteil der für eine theoretische Analyse allerdings unverzichtbaren ceteris paribus Betrachtung. Wir sind von isolierten Konjunkturänderungen ausgegangen. Solche Änderungen haben aber i.d.R. einen Einfluß auch auf andere Phänomene. So wird die Geldpolitik mit unterschiedlichen Zinssätzen auf Konjunkturen reagieren, die Einschätzung eines Landes als Investitionsstandort wird aus der Sicht potentieller Kapitalanleger eine andere sein, und auch spekulative Phantasien mit Auswirkungen auf Geldanlagen im In- und Ausland werden angeregt. Das sind Aspekte, die nach Darstellung realer Einflußgrößen behandelt werden. 2.2.4. Veränderungen sonstiger Rahmenbedingungen 2.2.4.1.

Veränderungen in den Produktions- und Nachfrageverhältnissen

Die Angebots- und Nachfrageverhältnisse von Branchen ändern sich in einer dynamischen Wirtschaft permanent. So werden Lohnsteigerungen, soweit sie von Produktivitätssteigerungen abweichen, ceteris paribus die Angebotsfunktion verändern. In dem aufgezeigten Gütermarktmodell wirkt sich das in einer Linkdrehung der Angebotsfunktion aus: Bei jedem Preis wird weniger angeboten. Eine allgemeine Inflation wird sowohl die Angebots- als auch die Nachfragefunktionen verschieben. Eine Produktivitätsschwäche wirkt cet.par. kostenerhöhend und hat damit ähnliche Wirkungen wie eine Lohnsteigerung, zum gleichen Preis wird weniger angeboten. Nicht in den auf einen Preisvergleich abgestellten Schaubildern erfassbar sind Innovationen im Güterbereich (Produktinnovationen). Das Preismodell kann zwar als didaktisches Hilfsmittel dienen, man wird aber akzeptieren müssen, dass der internationale Wettbewerb mit heterogenen und nicht mit für den unmittelbaren Preisvergleich geeigneten homogenen Gütern stattfindet. Qualitätswettbewerb ist nicht minder wichtig und auf einigen Geschäftsfeldern wichtiger als der hier aufgezeigte Preiswettbewerb. Das muß den Ansatz für eine Erklärung der Bedeutung von Preisen und Wechselkursen für den Außenhandel nicht völlig entwerten, zeigt aber, dass das Modell nur als Analogie zu den tatsächlichen Verhältnissen verstanden werden darf. Man ist sich durchaus bewusst, dass Abnehmer bei dem heterogenen Angebot von Gütern und Diensten bei ihren Kaufentscheidungen permanent eine Abwägung der Preiswürdigkeit unter Berücksichtigung unterschiedlicher Qualitäten treffen. Eine allgemeine Innovationsschwäche inländischer Unternehmer lässt sich daher in Preiserhöhungsäquivalente umrechnen und entsprechend als eine Steigerung der Preise inländischer Anbieter im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz interpretieren. 2.2.4.2.

Wirkungen auf dem Exportmarkt durch Verschlechterung der Angebotsbedingungen

Wie wirken Kostenerhöhungen durch abnehmende Produktivität auf dem inländischen Markt auf den Wechselkurs? Wir betrachten zunächst den Exportgütermarkt.

88

Grafik 29:

Der Kassamarkt

Wirkung einer Kostenerhöhung im Inland auf dem Exportmarkt

USA

Menge x

p in $

Deutschland

Menge x

Die Angebotsfunktion dreht sich nach links. Die Kurve des Uberschussangebots beginnt daher bei einem höheren Preis. Grafik 30:

Kurve des Überschussangebots nach einer Kostenerhöhung im Inland

p in $

Der Preis in $ wird durch eine Kostensteigerung durch die Unternehmen erhöht, da diese versuchen werden, die Kostenerhöhung zu überwälzen. Das wird aber umso weniger gelingen, je elastischer die Nachfrage ist. Bei einer elastischen Nachfrage wird das Angebot an Dollar aus Exporten zurückgehen. Im Devisenmarktmodell bedeutet das eine Linksverschiebung der Angebotsfunktion mit der Wirkung einer Abwertung der inländischen Währung.

Der Devisenmarkt

Grafik 31:

89

Verschiebung der Angebotsfunktion auf dem Devisenmarkt nach einer Kostenerhöhung im Ausland

1 $ = w Euro

Angebot an Devisen

Nachfrage nach Devisen

Dollar-Menge 2.2.4.3.

Wirkung auf dem Importmarkt aufgrund der Veränderungen der inländischen Angebotsbedingungen

Auf dem Importmarkt werden sich kostenbedingt ebenfalls die Angebotsbedingungen der deutschen Anbieter verschlechtern. Die gleiche Menge werden sie nur zu einem höheren Preis anbieten, oder, anders ausgedrückt, bei jedem bisherigen Preis wird eine geringere Meng abgeboten. Das zeigt sich bei dieser Interpretation in einer Linksverschiebung der Angebotsfunktion. Grafik 32:

Veränderungen der Angebotsbedingungen bei einem Importgut p in $

USA ÜA

Menge x

Deutschland \

N

Menge x

90

Der Kassamarkt

Die Kurve der Überschussnachfrage der deutschen Kunden wird damit bei einem höheren $-Preis als bisher anfangen, P2 verschiebt sich nach oben.

Grafik 33:

Verschiebung der Kurve der Überschussnachfrage nach einer Kostensteigerung im Inland

USA

ÜN Dn

Menge x Für die Devisennachfrage bedeutet das cet. par. aufgrund höherer $-Preise und einer größeren nachgefragten Menge eine Steigerung der Nachfrage nach Devisen aus dem Importmotiv. Im Wechselkursmodell entspricht das einer größeren Nachfrage und damit einer Abwertung.

Grafik 34:

Veränderung der Nachfrage nach Devisen nach einer Kostensteigerung im Inland

1 $ = w Euro

Angebot an Devisen

t

w,

t

^ X N a c h f r a g e nach Devisen

Dollar-Menge

Der Devisenmarkt

91

In der Darstellung des Devisenmarktes ist zunächst der Abwertungseffekt aufgrund des geringeren $-Angebots und im Anschluß daran der durch die größere Importnachfrage induzierte Abwertungseffekt dargestellt. Es kommt zu einer Abwertung, die die auf dem Devisenmarkt umgesetze $-Menge nicht verringern muß. Die Abwertung der inländischen Währung gleicht den Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit wieder aus. Berührt eine Produktivitätsschwäche der inländischen Wirtschaft damit das Außenverhältnis real überhaupt nicht? Eine solche an Handelsbilanzsalden bzw. an der ausgeglichenen Bilanz ansetzende Argumentation übersieht, dass die Abwertung der inländischen Währung zu einer Preissteigerung bei Importwaren (in inländischer Währung) führt. Isoliert betrachtet bedeutet das einen Verlust an Realeinkommen der Inländer. Selbst dann, wenn es gelingt, einen Teil der Kostenerhöhung in höheren Preisen in inländischer Währung für Exportgüter an die Abnehmer zu überwälzen, wird dieses keinen Zuwachs an Realeinkommen bedeuten. Bei einer Produktivitätsschwäche führen die höheren Inlandspreise nicht zu höheren Einkommen, sondern dienen als Ausgleich für gestiegene Kosten, ggf. für einen höheren Faktoreinsatz. Dieser Effekt lässt sich in den später noch anzusprechenden „faktoralen terms of trade" erfassen, die in diesem Fall sinken. Die inländische Wirtschaft wird damit Realeinkommensverluste realisieren. Für den gleichen Import von Gütern aus dem Ausland müssen höhere Kosten als bisher bei der Erzeugung der Exportgüter veranschlagt werden. 2.2.4.4.

Produktinnovationen und Wechselkurse

Läßt sich auch eine im internationalen Vergleich nachlassende Innovationskraft einer Volkswirtschaft in diesem Kontext interpretieren? Eine Vernachlässigung von Produktinnovationen im Inland wird dazu führen, dass bestimmte Produktgruppen im Ausland nicht mehr gefragt sind und damit aus dem Exportsortiment (wie im Preis zu stark angestiegene Güter) herausfallen. Daraus lässt sich unmittelbar ein geringeres Angebot an Devisen aus Exporten konstatieren, was eine Abwertungstendenz einleitet. Wenn auch Inländer auf die Innovationsschwäche mit einer stärkeren Nachfrage nach Importwaren reagieren, wird sich die Nachfrage nach Devisen erhöhen, ebenfalls Grund für eine Abwertung. Bei diesem Szenario zeigen sich allerdings wiederum die Schwächen von partialanalytischen Betrachtungen, denn die Schwäche des Exportsektors wird die gesamte Volkswirtschaft berühren und auch wirtschaftspolitische Reaktionen hervorrufen. Unmittelbar ersichtlich ist, dass in der Exportwirtschaft Einkommen entfallen, aus der Makroökonomie ist auch bekannt, dass daraus multiplikative Wirkungen ausgehen. Eine erste Folgewirkung mag in Abschwächung der Konjunktur mit einer daraus folgenden sinkenden Nachfrage nach Importen liegen, wodurch die Abwertung gemildert wird. Es kommt in diesem Fall allerdings dennoch sowohl durch die nachlassende Konjunktur und durch gestiegene Importpreise (in inländischer Währung) zu Realeinkommensverlusten.

92 2.2.4.5.

Der Kassamarkt Allgemeine Inflationstendenzen und Wechselkurse

In den bisherigen Beispielen wurden Veränderungen der Angebotsbedingungen durch Änderungen in der Produktivität und im Innovationsgehalt des Angebots ausgelöst. Schwächen wirken sich in Abwertungen der inländischen Währung und in einem Verlust an Realeinkommen aus. Anders sieht es bei einer möglicherweise durch Nachfrageüberhänge ausgelösten allgemeinen Inflation aus, die gleichmäßig und gleichermaßen Angebots- und Nachfragekonstellationen in einer Volkswirtschaft betrifft. Bei einer allgemeinen Inflation in einem Land werden sich sowohl die Angebotsais auch die Nachfragefunktionen verschieben. Beim gleichen Preis wird cet. par. mehr nachgefragt (Nachfragefunktionen) bzw. weniger angeboten (Angebotsfunktionen). Die markträumenden Preise in der hypothetischen Situation vor Außenhandel und damit der Beginn der Kurven der Überschussnachfrage bzw. des Überschussangebots verschieben sich damit nach oben und im gleichen Maße die anderen Punkte der Kurven. Beim gegebenen Wechselkurs würden sich die Importe in ausländischer Währung erhöhen und die Exporte bei normaler Reaktion zurückgehen und eine Angebotslücke auf dem Devisenmarkt hervorrufen. Bei flexiblen Wechselkursen wird sich ein Wechselkurs einstellen, der Angebot und Nachfrage ausgleicht. Bei einer allgemeinen Inflation wird nach Anpassungsprozessen der ursprüngliche Zustand von Export- und Importmengen bei einem höheren Wechselkurs wieder erreicht. Die Abwertung kann den Inflationseffekt genau kompensieren, ein Aspekt, der in der Kaufkraftparitätentheorie des Wechselkurses thematisiert und an anderer Stelle noch behandelt wird. Grafik 35:

1 $=

Angebot und Nachfrage von/nach Devisen in komparativ-statischer Analyse vor und nach einem Inflationsschub

~

Angebot an Devisen

Nachfrage nach Devisen

Dollar-Menge In Grafik 35 zeigt sich der Zusammenhang in einem Anstieg des Wechselkurses (Abwertung der inländischen Währung) bei einem gleich bleibenden Handelsvolumen an Dollar.

Der Devisenmarkt

93

2.3. Bestimmungsgründe für Angebot und Nachfrage aus dem Kapitalverkehrsmotiv Die Höhe des Wechselkurses ist für die Entscheidung über die Kapitalanlage im Inland oder im Ausland unerheblich. Wichtig sind allerdings Wechselkursänderungen bzw. die Erwartung von Wechselkursänderungen. Darauf wird im Zusammenhang mit der Spekulation und den Zinsarbitragegeschäften eingegangen. Bei konstanten Wechselkursen wird der Kapitalexport und -import ceteris paribus von den Zinsdifferenzen im In- und Ausland abhängen. Höhere Erträge im Ausland werden dazu führen, dass ein Land verstärkt Kapital exportiert und vice versa im Fall negativer Zinsdifferenzen. Für das Schaubild des Devisenmarktes bedeutet ein Nettokapitalexport eine zusätzliche Nachfrage nach Devisen. Bei gleichem Wechselkurs werden zusätzlich Devisen nachgefragt, es kommt damit zu einer Verschiebung der Nachfragefunktion nach rechts (Grafik 36). Die Folge ist eine Abwertung der inländischen Währung, der neue Gleichgewichtskurs wg wird höher als zuvor sein:

Grafik 36:

Wirkung eines Nettokapitalexports auf dem Devisenmarkt

1 $ = w Euro Angebot an Devisen ia ist cet. par. gestiegen Nachfrage nach Devisen

Dollar-Menge

Ein Nettokapitalimport bedeutet dagegen ein zusätzliches Angebot an Devisen. Ausländische Wirtschaftssubjekte bieten bei jedem Wechselkurs mehr Dollar als zuvor an, um mit den am Devisenmarkt erworbenen Euro festverzinsliche Wertpapiere, Aktien, Unternehmensteile oder anderes zu erwerben. Der Grund kann in gestiegenen Zinsen oder verbesserten Gewinnerwartungen liegen. Die Angebotsfunktion verschiebt sich damit nach rechts. Die Folge am Devisenmarkt ist eine Aufwertung des Euro gegenüber dem Status quo, der Gleichgewichtswechselkurs wg wird sinken (Grafik 37).

94

Grafik 37:

Der Kassamarkt

Wirkung eines Nettokapitalimports auf dem Devisenmarkt

1 $ = w Euro

Angebot an Devisen ii ist cet. par. gestiegen Nachfrage nach Devisen

Dollar-Menge

Für Nichtbanken sind aufgrund der Transaktionskosten längerfristige und nicht so sehr kurzfristige Kapitalanlagen im Ausland von Interesse. Bei solchen Transaktionen ist es aufgrund des Wechselkursrisikos von erheblicher Bedeutung, in welcher Währung die Rückzahlung des Kredits erfolgen soll. Die Zeichnung einer Euro-Anleihe eines ausländischen Emittenten beinhaltet für den deutschen Zeichner kein Wechselkursrisiko. Ein größeres Risiko als beim Kauf von Wertpapieren deutscher Emittenten mag allerdings in der Bonität des Emittenten liegen und in der Möglichkeit, dass der ausländische Staat aufgrund von Zahlungsbilanzproblemen keine Devisen für den Schuldendienst bereitstellt oder stellen kann. Letzeres bezeichnet man als Transferrisiko. Die Zeichnung einer Anleihe in einer Währung, die potentiell gegenüber dem Euro abgewertet wird, kann zusätzlich bedeuten, dass der reale Wert der Zinserträge und des Rückzahlungsbetrages wesentlich geringer als erwartet ausfällt. Darin liegt das Wechselkursrisiko. Bei kurzfristigen Geldanlagen der Banken im Interbankenhandel spielen solche Überlegungen, soweit es die Geldanlage in den westlichen Industrienationen betrifft, keine so große Rolle. Die Fortschritte in der Informationstechnik und die weitgehende Lockerung der Beschränkungen für den internationalen Kapitalverkehr zwischen den Industrieländern haben zu einer Integration der Finanzmärkte dieser Länder geführt. Das heißt, dass die nationalen Geldmärkte durch die Existenz des internationalen Interbankenmarktes eng miteinander verbunden sind. Dieser Interbankenmarkt ist informell und handelt hauptsächlich in US-$. Die Zinssätze auf diesem Markt sind nicht unabhängig von den nationalen Zinssätzen, da die nationale bzw. internationale Geldanlage für die Banken Alternativen darstellen. Die Integration der nationalen Finanzmärkte bedeutet für die nationale Geldpolitik z.B., dass eine restriktive Zentralbankpolitik durch eine Aufnahme von Mitteln im Ausland von den Banken unterlaufen werden kann.

Der Devisenmarkt

95

Kurzfristig bedeutet dieses auf dem Devisenmarkt ein zusätzliches Devisenangebot. Die potentiell mobilisierbaren Mittel sind nicht unbeträchtlich. Schon Mitte 1984 belief sich der Umfang des Interbankenmarktes, gemessen an den gesamten grenzüberschreitenden Interbankforderungen, nach Schätzungen der Weltbank {Weltentwicklungsbericht 1985) auf etwa 1950 Mrd $, was etwa dem 25-fachen der damaligen Bruttowährungsreserven der Bundesrepublik entsprach.

2.4. Spekulation Die Spekulation wurde bereits oben kurz angesprochen. Es geht bei spekulativen Käufen von Devisen darum, bei einem späteren Verkauf einen Gewinn aufgrund einer Abwertung der eigenen Währung zu machen. 2.000 Euro werden bei einem Kurs von 2 Euro pro US-$ in 1.000 US-$ getauscht. Kommt es zu einer Abwertung des Euro, z.B. auf 3 Euro pro US-$, so wird der Betrag nach der Abwertung zum neuen Kurs in 3.000 Euro zurückgetauscht. Der Spekulationsgewinn beträgt (ohne Berücksichtigung von Spesen und sonstigen Kosten) 50 %. Man wird andererseits spekulativ Devisen verkaufen bzw. sich gegenüber einer Währung verschulden, um bei einem Rückkauf oder einer Rückzahlung nach einer Aufwertung der eigenen Währung einen Gewinn zu erzielen. 1.000 US-$ werden bei einem Kurs von 2 Euro pro US-$ in 2.000 Euro getauscht. Erfolgt eine drastische Aufwertung des Euro, z.B. derart, dass 1 US-$ einem Euro entspricht, so gilt nach der Aufwertung beim Rücktausch: 2.000 Euro werden in 2.000 US-$ umgetauscht. Der Aufwertungsgewinn des Spekulanten beträgt, ohne Berücksichtigung der Transaktionskosten, 1.000 US-$ und damit 100 % der Ausgangssumme. Diese hier dargestellte Form der Devisenspekulation ist typisch für Systeme der Stufenflexibilität, in denen prinzipiell unveränderte Wechselkurse angestrebt werden, bei denen es von Zeit zu Zeit aber zu sprunghaften Änderungen der offiziellen Wechselkurse kommt. Eine solche Spekulation ist relativ risikoarm, da aufgrund der allgemeinen Verfassung des Devisenmarktes die Richtung der potentiellen Wechselkursanpassung bekannt ist, nur über den Zeitpunkt der Anpassung besteht Unklarheit. Wechselkursenwartungen können auf dem Kassamarkt das Ergebnis herbeiführen, das von den Marktteilnehmern erwartet wurde. Eine Spekulation auf eine Abwertung des Euro und die „Flucht" in die vermutete „harte" Währung bedeutet, dass vor der erwarteten Abwertung zusätzlich $ nachgefragt werden. Es kommt zu einer erhöhten Nachfrage nach $, der keine Erhöhung des Angebotes gegenüber steht. In der Folge kommt es zu einer Abwertung des Euro, d.h. w steigt. Bei festen Wechselkursen kann der Kurs allerdings nicht unbegrenzt, sondern zunächst nur bis zum oberen Interventionspunkt steigen, danach verliert die Zentralbank durch notwendige Interventionen Devisen. Darauf wird noch einzugehen sein.

96

Der Kassamarkt

Grafik 38:

Devisenspekulation auf Abwertung des Euro

1 $ = w Euro

Angebot an Devisen

w Nachfrage nach Devisen

Dollar-Menge Eine Spekulation auf eine Aufwertung des Euro kann ebenfalls das von den Spekulanten erwartete Ergebnis hervorbringen. Es werden in diesem Fall zusätzlich $ gegen Euro angeboten: Grafik 39:

Spekulation auf eine Aufwertung des Euro

1 $ = w Euro

Angebot an Devisen

Dollar-Menge Das Angebot an $ (die Nachfrage nach Euro) steigt, w wird sinken. Die inländische Währung wird also aufgewertet bzw. die Zentralbank verhindert möglicherweise zunächst durch die im nächsten Kapitel anzusprechenden Interventionen (Kauf von $) die weitere Aufwertung. Zu einem späteren Zeitpunkt (bei der Realisierung des Währungsgewinns durch Rückführung der Mittel in die Ausgangswährung), wird das Pendel wieder zurückschlagen, der gegenläufige Effekt tritt ein. Damit sind die wesentlichen Einflußfaktoren durch private Wirtschaftssubjekte auf dem Devisenmarkt umrissen und wir wenden uns dem Einfluß der Zentralbank zu.

Der Devisenmarkt

97

3. Die Rolle der Zentralbank auf dem Kassamarkt Bisher wurden Transaktionen der Zentralbanken am Devisenmarkt ausgeklammert. In der Realität beobachtet die Zentralbank das Marktgeschehen und wird gelegentlich durch Käufe und Verkäufe zur Beeinflussung des Wechselkurses eingreifen: sie interveniert. In Systemen fester Wechselkurse, wie im früheren Europäischen Währungssystem (EWS) und in der Anfangsphase des Bretton Woods Systems in der Nachkriegszeit, ist die Zentralbank sogar durch internationale Vereinbarungen gehalten, durch Interventionen dafür zu sorgen, dass der Wechselkurs gegenüber einer anderen Währung innerhalb einer bestimmten Bandbreite bleibt. Das wird auch von den außerhalb der Währungsunion stehenden Mitgliedsländern der EU angestrebt. Der Wechselkurs der dänischen Krone betrug im April 2002 etwa 7,4 DKK pro Euro, und diesen Kurs nehmen wir als für die Zukunft angestrebten Kurs an. Oberhalb und unterhalb des Kurses gibt es bei festen Wechselkursen in der Regel Grenzen, über bzw. unter die der Kurs am Devisenmarkt nicht fallen soll. Wenn an einem Börsentag die Angebots- und Nachfragekonstellationen so sind, dass sich Angebot und Nachfrage oberhalb oder unterhalb der Bandbreite schneiden, dann muß die Zentralbank eingreifen. Sie „interveniert", was nichts anderes bedeutet, als dass sie Devisen kauft oder verkauft. Die Preisgrenzen werden als oberer bzw. unterer Interventionspunkt bezeichnet. Grafik 40:

Interventionspunkte bei festen Wechselkursen mit Bandbreite

1 Euro = w DKK

Angebot an Devisen 7,4

oberer Interventionspunkt $

Bandbreite

unterer Interventionspunkt Nachfrage nach Devisen

Euro-Menge

Besteht aufgrund der Marktkonstellation die Gefahr, dass w zu stark ansteigt (hier eine Abwertung der dänischen Krone (DKK) gegenüber dem Euro), so wird die dänische Zentralbank zur Stützung des Kurses der DKK am oberen Interventionspunkt Euro, aus dänischer Sicht sind das Devisen, verkaufen und die Nachfragelücke schließen. Die notwendige Menge an Euro lässt sich als Überhang der Nachfrage über das Angebot an Devisen beim oberen Interventionspunkt ablesen und wird als Überschussnachfrage nach Devisen (ÜND) bezeichnet.

98

Rolle der ZB auf den Kassamarkt

Grafik 41:

Konstellation einer Überschussnachfrage bei festen Wechselkursen

Angebot an Devisen

1 Euro = w Dh

oberer InterventionsDunkt 7,4

$

\

Bandbreite

unterer InterventionsDunkt

Nachfrage nach Devisen

Euro-Menge im folgenden Schaubild treffen sich Angebot und Nachfrage der Wirtschaftssubjekte unterhalb des unteren Interventionspunktes. Am unteren Interventionspunkt können wir ablesen, dass das Angebot an Devisen (€) bei diesem Preis größer als die Nachfrage ist. Wir sprechen von einem Überschussangebot an Devisen (ÜAD). Intervention bedeutet in diesem Fall, dass die Zentralbank in Höhe ÜAD Devisen aufkauft, um ein Sinken des Wechselkurses auf den sich sonst ergebenen Marktpreis zu verhindern, sie verhindert damit eine Aufwertung der dänischen Krone. Grafik 42:

Konstellation eines Überschussangebotes bei festen Wechselkursen

1 Euro = w DKK

Angebot an Devisen oberer Interventionspunkt 7,4

$

Bandbreite

unterer Interventionspunkt Nachfrage nach Devisen

Euro-Menge

Der Devisenmarkt

99

Man kann die Grundstruktur des Interventionsmechanismus wie folgt zusammenfassen: Grafik 43:

Konstellation des Interventionsmechanismus bei festen Wechselkursen

1 Euro = w DKK

Verkauf von Devisen (€) oberer Interventionspunkt $

Bandbreite

unterer InterventionsDunkt Kauf von Devisen

Euro-Menge

Angebots- und Nachfragekonstellationen bestimmen den Preis nur innerhalb der Bandbreite. Im Extremfall fester Wechselkurse ist in einigen Ländern die Bandbreite auf Null zusammengeschrumpft. Die Zentralbank ist dann zur geltenden Parität bereit, jede Menge an Devisen abzugeben bzw. anzukaufen. Einen Devisenmarkt im eigentlichen Sinne mit Einfluß unterschiedlicher Akteure auf den Kurs gibt es dann nicht. Die Darstellung des Interventionsmechanismus macht auch deutlich, wie wichtig die bei der statistischen Zahlungsbilanz diskutierte Position der Währungsreserven der Zentralbank ist. Sie ist das Reservoir für Interventionen auf dem Devisenmarkt zur Stützung der eigenen Währung. Sie kann zu diesem Zwecke nur Devisen verkaufen, die sie aus früheren Überschüssen verfügbar hat oder die ihr selbst auf dem Kreditwege zur Verfügung gestellt werden. Die Entwicklung der Wechselkurse gegenüber wichtigen anderen Währungen in Mengennotierung ist in der folgenden Tabelle dargestellt. Die Wechselkurse der DM gegenüber dem $, dem Yen und dem Englischen Pfund waren in der Vergangenheit z.T. drastischen Veränderungen unterworfen, während z.B. der Kurs gegenüber dem Holländischen Gulden, gegenüber dem im Rahmen des E W S feste Wechselkurse bestanden, in den letzten Jahren relativ stabil blieb. Dieses gilt mit Einschränkungen auch für die anderen am E W S beteiligten Währungen Lira und Französischer Franc, da zwischenzeitlich die offiziellen Paritäten im Rahmen des E W S in einem größeren Ausmaß verändert wurden (Stufenflexibilität). Tendenziell wurde die DM gegenüber allen erfaßten Währungen mit Ausnahme des Yen und des sfr aufgewertet.

100

Rolle der ZB auf den Kassamarkt

Tabelle 19: Wechselkurse der DM gegenüber ausgewählten Währungen Jahr

1960 1970 1980 1985 1990 1995 1998 1999 2000

Die jeweilige Landeswährung entspricht ....DM (Jahresdurchschnitt) nachrichtItalien lich USA Japan Schweiz Großbr. Frankr. Niederl. 1.000 1 ECU 1 US-$ 100 Y 100 sfr 1£ 100 FF 100 hfl Lit 6,72 4,17 96,56 11,71 85,05 110,59 3,65 1,02 84,60 8,74 65,97 100,85 5,82 84,60 43,01 2,12 2,52 1,82 0,81 4,23 91,46 2,94 120,02 32,76 1,54 2,23 1,23 3,79 88,66 2,02 1,62 1,12 116,50 2,88 29,68 88,76 1,35 121,24 28,72 89,27 0,88 1,87 1,43 1,53 2,26 121,41 1,97 1,76 1,35 2,91 29,83 88,71 1,01 1,84 1,61 122,2 2,97 2,12 1,97 125,5 3,21

Quelle: Deutsche Bundesbank, IdW 2001 4.

Der Devisenterminmarkt

4.1. Akteure auf dem Markt Auf dem Devisenterminmarkt werden Dollarbeträge und andere Währungen gehandelt, die erst zu einem späteren Zeitpunkt, z.B. in 30 Tagen, fällig werden. Der Terminkurs, d.h. der Preis, zu dem zum Fälligkeitstag die Übergabe erfolgt, wird bereits jetzt festgelegt. Akteure auf diesem Markt sind z.B. Exporteure, die schon heute einen Preis für ihre erst in einigen Monaten erwarteten $-Erlöse wissen wollen. Sie werden den erwarteten $-Betrag auf dem Terminmarkt anbieten. Importeure, die in einigen Monaten eine auf $ lautende Rechnung zu begleichen haben, werden zur Reduzierung des Währungsrisikos bereits heute einen Preis für den Kauf dieser Devisen festmachen. Sie werden den $-Betrag auf dem Devisenterminmarkt nachfragen. Andere Teilnehmer am Terminmarkt sind Spekulanten sowie in- und ausländische Kapitalanleger, die bereits zum Zeitpunkt der Geldanlage im Ausland bzw. im Inland (ausländische Kapitalanleger) die Rückzahlungssumme einschließlich der Zinserträge währungstechnisch absichern wollen. Die einzelnen Motive werden anhand der folgenden Beispiele erkennbar. 4.2. Beispiel: Deutscher Exporteur mit Exportforderung Ein deutscher Exporteur verkauft heute Waren in die USA. Der Rechnungsbetrag lautet auf Dollar und ist nach drei Monaten fällig. Der Exporteur hat mehrere Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Er kann sich z.B. passiv verhalten und den Dollarbetrag in drei Monaten zu dem dann geltenden Wechselkurs umtauschen: 100.000 US-S fällig in drei Monaten:

Der Devisenmarkt

101

Gegenwert zum heutigen Kassakurs von 1 $ = 2,00 Euro: 200.000 Euro Gegenwert zum hypothetischen Kurs von 1 $ = 1,50 Euro: 150.000 Euro Gegenwert zum hypothetischen Kurs von 1 $ = 2,50 Euro: 250.000 Euro Der spätere Umtausch kann bei einem Wechselkurs von w = 1,5 (Aufwertung des Euro = Abwertung des Dollar) einen Verlust gegenüber dem augenblicklichen Kassakurs von 50.000 bedeuten, bei einer Entwicklung des Kurses auf w = 2,5 (Abwertung des Euro = Aufwertung des Dollar) dagegen einen zusätzlichen Gewinn von 50.000. Die passive Haltung beinhaltet also ein Währungsrisiko, aber auch eine Chance, da eine zwischenzeitliche Abwertung des Euro den Euro-Gegenwert des $-Guthabens erhöht. Wenn der Exporteur sich ganz sicher fühlt, dass der Außenwert des Euro sich nur marginal verändern oder allenfalls sinken wird, so besteht keine Notwendigkeit zur Absicherung. Wenn er vermutet, dass der Außenwert des Euro stark ansteigen wird, der Euro irn Vergleich zum heutigen Kassakurs von 2 Euro pro $ also aufgewertet wird, so könnte er bereit sein, das in drei Monaten verfügbare Sichtguthaben zu einem jetzt festgelegten Umtauschkurs (Terminkurs) von z.B. wT = 1,90 zu verkaufen. In diesem Beispiel weiß er dann schon heute mit Sicherheit, dass er in drei Monaten 190.000 Euro zur Verfügung hat. Gegenüber einem potentiellen Kassakurs von 1,50 in drei Monaten erreicht er durch den Verkauf auf dem Terminmarkt eine Besserstellung um 40.000 Euro. Der heute für die Abwicklung der Transaktion in drei Monaten festgelegte Terminkurs wird im Folgenden mit Wt bezeichnet. Eine negative Differenz zwischen Terminkurs und Kassakurs (wtWk) wird als (absoluter) Report oder Aufschlag bezeichnet. Die Abweichung von Termin- und Kassakurs in Prozent des Kassakurses nennt man Swapsatz. Der Swap-Satz ist formal definiert durch: wT Swapsatz - —-

-

W k

wK

—.

Beispiel: wt = 1,90 wK = 2,00 -0,10 - 0,10 / 2,00 = -0,05

Terminkurs Kassakurs absoluter Deport (Abschlag) Swapsatz (5 %)

In dem Beispiel liegt ein Deport von 0,05 vor. Wenn der Terminkurs wT z.B. 2,10 gewesen wäre, dann hätte ein Report (Aufschlag) von ebenfalls 5% vorgelegen (+0,10/2,00 = 0,05). Alternativen für den Exporteur zur Absicherung des Wechselkursrisikos liegen in Devisenoptionsgeschäften, aber auch darin, sich als Gegenposition z.B. zu Forderungen gegenüber dem $-Raum in $ zu verschulden, also z.B. einen auf Dollar lautenden Kredit mit gleicher Laufzeit aufzunehmen und die Mittel in Deutschland kurzfristig anzulegen.

102

Devisenterminmarkt

4.3. Beispiel: Deutscher Importeur mit Importverbindlichkeit Ein deutscher Importeur kauft in Japan Waren und muß diese in drei Monaten in Yen bezahlen. Auch hier kann sich der Importeur passiv verhalten und zum Fälligkeitstag die Devisen auf dem Kassamarkt beschaffen. Er kann sich alternativ heute auf dem Kassamarkt Yen beschaffen und sie bis zur Fälligkeit zinsbringend auf Yen lautend anlegen. Er kann auch ein Optionsgeschäft (s.u.) abschließen. Schließlich kann er die Devisen zum heute geltenden Terminkurs kaufen, wobei die Übergabe in drei Monaten erfolgt. Bei einem Terminkurs von 100 Yen = 0,90 Euro und einem Kassakurs von 100 Yen = 0,87 Euro haben wir einen Report (Aufschlag) von absolut 0,03 Euro bzw. einen Swapsatz von 0,03/0,87 = 0,034. Ein solcher Terminkurs mit einem Report wird sich auf dem Markt dann einstellen, wenn allgemein eine Abwertung des Euro (Aufwertung des Yen) erwartet wird. 4.4. Beispiel: Spekulatives Termingeschäft Ein deutscher Spekulant rechnet mit einer Abwertung des Dollars. Er könnte dann über seine Bank Dollar auf Termin verkaufen mit der Hoffnung, sich diesen Betrag später zu dem dann geltenden Kurs am Kassamarkt billiger beschaffen zu können. Er verkauft z.B. 10.000 $ zum Terminkurs von 1 $ = 2 Euro und hofft auf einen Kassakurs von 1 $ = 1,50 Euro. Er erhält dann zum Stichtag 20.000 Euro und hat lediglich 15.000 Euro zur Beschaffung der Devisen aufzubringen. Der Spekulationsgewinn beträgt damit 5.000 Euro. In der Regel wird er die Dollar nicht selbst besorgen, sondern er kann sich die Differenz zwischen dem dann geltenden Kassakurs und dem Terminkurs auszahlen lassen. 4.5. Beispiel: Finanzielles Zinsarbitragegeschäft der Banken Das Entscheidungsmodell Bei einer Geldanlage im Ausland können die Banken durch eine Kombination von Kassa- und Termingeschäft das Währungsrisiko ausschließen. Zinsdifferenzen zum Ausland werden bei einer günstigen Konstellation von Termin- und Kassakurs unter völliger Ausschaltung des Wechselkursrisikos ausgenutzt. Der Swapsatz kann in diesem Fall als Ausdruck für die Kurssicherungskosten aufgefaßt werden. Nehmen wir an, in den USA würde man für eine Geldanlage auf 3 Monate ia% Zins erhalten. In Deutschland sei der Zinssatz niedriger und liege bei ¡¡% für den gleichen Zeitraum (also nicht per anno!). Eine Geldanlage in den USA lohnt dann, wenn der am Kassamarkt in $ getauschte Betrag von einer inländischen Geldeinheit (1/wK) unter Berücksichtigung der aufgelaufenen Zinsen - ia * 1/wK - zum Terminkurs umgerechnet höher ist als der Endbetrag bei einer Geldanlage im Inland (1 + ¡¡). Es muß also gelten: (l+ « > ! + *,•

Der Devisenmarkt

103

Bei einer umgekehrten Relation lohnt nur die Anlage im Inland. Man kann diese Formel umformen, um noch deutlicher herauszustellen, dass der Swapsatz ein Ausdruck für die Kurssicherungskosten darstellt. /

wT-wK WK

| 1

( l + ia) >-1 + ij wird nach Ausmultiplikation zu

wK

wK

Die Eins kürzt sich heraus. Der zweite Summand auf der linken Seite ist in der Regel sehr klein und kann bei einem Überschlag vernachlässigt werden. Man kann den Ausdruck daher auch wie folgt schreiben:

Der Swapsatz darf die positive Zinsdifferenz der Auslandsanlage im Vergleich zur Inlandsanlage also nicht aufzehren. Auf vollkommenen Märkten (vollkommene Information, keine Geld- und Kapitalmarktrestriktionen) wird sich diese Relation als Gleichung einstellen. „Produktionskosten" versus Markterwartungen zur Erklärung des Swapsatzes Ob der Swapsatz a) b)

durch die Zinsdifferenz bestimmt wird oder die Erwartungen der Marktteilnehmer über den künftigen Wechselkurs den Swapsatz beeinflussen, ist eine empirisch schwer zu entscheidende Frage.

Die erste Interpretation stellt die „Produktionskosten" eines Swaps aus der Sicht der Banken in den Mittelpunkt der Betrachtung. Bei gegebenen Zinsdifferenzen ia % - i, % können sie potentiellen Kunden zu diesen Konditionen Termindevisen anbieten, ohne einen Zinsverlust im Vergleich zur Inlandsanlage zu haben. Nehmen wir an, die Zinsdifferenz betrage 5% zu Gunsten der von Abwertung bedrohten Auslandswährung. Dann können die Banken einen Swapsatz von - 5% „produzieren". Sie kaufen zum Kassakurs Devisen und legen sie im Ausland zum dortigen Zinssatz ia, z.B. zu 7%, statt zu 2% im Inland, auf drei Monate an. Diese Devisen werden dem Interessenten nach drei Monate gegen Zahlung des Terminkurses zur Verfügung gestellt. Der Swapsatz errechnet sich so, dass der Ertrag bei einer Geldanlage im Inland gerade dem Ertrag bei einer Geldanlage im Ausland entspricht. Bei einem unterstellten Kassakurs von 2,00 folgt nach der Näherungsformel der „Produktionskosten" der Absicherung ein Terminkurs (wT) von 1,90 Euro pro ausländische Geldeinheit, was mit einem Swapsatz von 5% korrespondiert: HV

~ 2 , 0 Q + (0,07 - 0,02) = 0 -> uy = 1,90.

2,00

104

Devisenterminmarkt

Bei Anwendung der exakten Formel ergibt sich meist eine geringe Differenz: Bei einer Geldanlage im Inland haben die Banken bei einem inländischen 3-Monatszins von 2% einen Endbetrag von 1 x 1,02. Bei einem Swapgeschäft und einem Auslandszins von 7% haben sie einen Endbetrag von (1/ Wk) x (1,07) wj. Beide Beträge sind, wenn wir einem Kassakurs von 2,0 unterstellen, bei einem Terminkurs von 1,9065 (und einem Swapsatz von 4,675%) gleich: —1 + —1 •«. MV

MV

W

T=Y^{1

+ 0'07) = 1+ 0'02

W

T = 1'9065"

Die oben genannte Formel zur Unterstützung der Deutung des Swapsatz als Kurssicherungskosten führt bei größeren Zinsdifferenzen, wie schon an diesem Beispiel deutlich wird, zu Fehlern. Zurück zu den beiden möglichen Interpretationen des Swapsatzes und einer Erklärung für die Höhe des Swapsatzes. Analytisch ist die zweite Interpretation, der Swapsatz als Spiegel der Erwartungen der Marktteilnehmer über die künftige Abwertung, aussagekräftiger. Einzelwirtschaftlich, aus der Sicht der Banken und anderer privater Wirtschaftssubjekte, kann man die Zinsdifferenzen zwischen den jeweiligen nationalen Geldmärkten als Datum nehmen. Die Zinsdifferenzen kommen aus volkswirtschaftlicher Sicht aber nicht zufällig zustande, sondern sind ein Reflex der fundamentalen Wirtschaftsdaten und der Einschätzung der Wirtschaftssubjekte über die Bedingungen der Devisenmärkte in der Zukunft. Wenn Disponenten über große Kapitalbeträge aufgrund der Schwäche des inländischen Produktionssystems oder der Inflation im Inland mit einer Abwertung der inländischen Währung rechnen, dann werden sie ihr Geld nur dann im Inland lassen, wenn sie für den internationalen Wertverlust durch einen höheren Zinssatz entschädigt werden. Ausländer wiederum werden sonst ihre im Inland angelegten Mittel abziehen. In diesen Ländern wird sich damit automatisch ein höherer Zinssatz als im Ausland einstellen müssen. Die Höhe der Zinsdifferenzen wiederum wird vom Ausmaß der erwarteten Abwertung der inländischen Währung bestimmt. Auch Exporteure und Importeure werden im Einzelfall ihre Entscheidung darüber, ob sie eine Absicherung über den Terminmarkt vornehmen oder nicht, davon abhängig machen, ob die Kosten der Absicherung durch den Swapsatz höher oder niedriger sind, als nach ihrer eigenen Einschätzung gerechtfertigt erscheint. Die Situation ist vergleichbar mit der Risikoabschätzung z.B. beim Abschluß von Versicherungen gegen einen Forderungsausfall im Auslandsgeschäft. Wenn die Prämien angesichts des Risikos zu hoch erscheinen, wird man auf die Versicherung verzichten. Andere Marktteilnehmer mögen ja durchaus der Ansicht sein, dass ein Terminkurs von 1,90 angemessen ist, die eigene Einschätzung mag aber dahin gehen, dass der Kassakurs in drei Monaten mindestens 1,95 sein wird, die Ängste der anderen Marktteilnehmer über den Wertverlust des Dollar also übertrieben sind. Ein Exporteur mit dieser Einschätzung wird dann zu den angebotenen Konditionen keinen Terminkontrakt eingehen. Die Wechselkurserwartungen der Ex- und Importeure werden sich deshalb - auch wenn überlagert durch rein finanzwirtschaftliche Einflußgrößen - tendenziell in den Terminkursen niederschlagen.

Der Devisenmarkt

105

Empirisch zeigt sich, dass abwertungsverdächtige Währungen, die über kurz oder lang auch eine Abwertung erfahren, in der Regel einen negativen Swapsatz, einen Deport aufweisen (Tab. 20). Das zeigt zum einen, dass die Abwertungserwartungen in der Regel nicht unbegründet sind, und zum anderen, dass der Swapsatz nicht unabhängig von den fundamentalen Daten und Datenänderungen gestaltbar ist. Tabelle 20: Devlsenterminkurse und Swapsätze am Frankfurter Markt US-Dollar 1 US-$ 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998

2,4394 1,9332 1,5682 1.7635 1.6967 1,5108 1,5372 1,6339 1,7380 1,5447 1,4303 1,5451 1,7809 1,6728

DeporReport+ -0,0191 -0,0068 -0,0153 -0,0170 +0,0002 +0,0068 •0,0207 +0,0212 +0,0115 -0,0046 -0,0064 -0,0089 -0,0094 -0,0085

Pfund Sterl.

Franz. Franc

Holl. Gulden

Ital. Lira

1 Pfund

100 FF

100 hfl

1000 Llt

3,482 2,823 2,925 3,147 2,673 2,856 2,830 2,448 2,563 2,4097 2,2096 2,6026 2,9532 2,7921

DeportReport+ -0,059 -0,043 -0,039 -0,059 -0,043 -0,030 -0,010 +0,010 +0,004 -0,0078 -0,0146 •0,0207 -0,0282 -0,0204

31,890 29,765 29,050 29,035 29,035 29,355 29,220 29,125 29,445 28,891 29,196 29,658 29,882 29,823

DeportReport+ -0,710 -0,430 -0,415 -0,230 -0,215 -0,055 -0,055 -0,220 •0,030 -0,073 -0,092 -0,013 ±0,000 +0,003

88,550 88,255 88,625 88,500 88,470 88,655 88,720 89,060 89,445 89,265 89,396 89,109 88,769 88,734

DeporReport* -0,220 -0,300 -0,245 -0,070 -0,055 +0,015 -0,020 +0,090 +0,115 -0,018 +0,064 +0,019 +0,029 +0,001

1,4210 1,4125 1,3250 1,3350 1,3200 1,3160 1,3105 1,0820 1,0065 0,9445 0,8916 1,0066 1,0120 1,0100

Schweiz. Fr. DeportRepor1+ -0,0440 -0,0230 -0,0275 -0,0220 -0,0145 -0,0100 -0,0095 -0,0125 -0,0055 -0,0090 -0,0145 -0,0100 -0,0056 +0,0001

100 sfr 118,840 119,830 123,770 11B.085 109,595 117,415 112,435 111,050 118,175 118,322 125,345 115,816 123,744 122,765

DeportReport+ +0,240 +0,250 +0,160 +0,175 -0,175 +0,145 +0,400 +0,710 +0,545 +0,280 +0,620 +0,380 +0,620 +0,515

Quelle: Deutsche Bundesbank, Devisenkursstatistik, Mai 1996, Januar 1999 Statistisches Beiheft zum Monatsbericht 5. Die Entscheidungsfindung im Zinsarbitragediagramm Betrachten wir zur Veranschaulichung der Entscheidung zwischen In- und Auslandsanlage folgende Fälle: Beispiel 1: ia = 3 % für 3 Monate ii = 2 % für 3 Monate, wT = 1,90 Euro/$, wK = 2,00 Euro/$ (1,90(1 +0,03)) / 2,00 < 1 +0,02 0,9785 < 1,02 -» Inlandsanlage trotz höherer Auslandszinsen. Beispiel 2: Nehmen wir an, ia stiege cet. par. auf 8 % für 3 Monate: (1,90(1 +0,08)) / 2,00 < 1 +0,02 1,026 > 1,02



Auslandsanlage. Die Absicherungskosten werden durch den höheren Zins überkompensiert.

Auch bei einer negativen Zinsdifferenz kann die Anlage im Ausland günstiger sein, wenn der Terminkurs einen Report (Aufschlag) aufweist:

106

Devisenterminmarkt

Beispiel 3: i( = 8 %, ¡a = 4 % , wK = 2 Euro/$, wT = 2,20 Euro/$. Eingesetzt in die Formel gilt: (2,20-2,00) / 2,00 > 0,08 - 0,04 -* 0,10 > 0,04. Graphisch läßt sich die Entscheidungssituation im sog. Zinsarbitragediagramm veranschaulichen. Auf der Abszisse tragen wir die Zinsdifferenz zwischen Inlands- und Auslandsanlage ein. Auf der Ordinate die Kosten der Absicherung in Form des Swapsatzes. Einer positiven Zinsdifferenz zugunsten der Auslandsanlage entspricht nach den obigen Aussagen ein negativer Swapsatz. Wir müssen diesen Verlustbetrag mit dem Zinsgewinn in Beziehung setzen. Aus diesem Grund erscheint der Swapsatz im Schaubild mit umgekehrten Vorzeichen, was durch die folgende Formel mit Umkehr von Kassa- und Terminkurs zum Ausdruck gebracht werden kann: w

K~™r W

K

Grafik 44:

Zinsarbitragediagramm

Auf der 45°-Linie entspricht die Zinsdifferenz gerade den Zinsabsicherungskosten durch den Swapsatz, was man sich am einfachsten im positiven Quadranten deutlich macht. Unterhalb der 45°-Linie ist eine Anlage im Ausland günstiger, oberhalb dieser Linie die Anlage im Inland. Durch das kursgesicherte Zinsarbitragegeschäft der Banken existiert auch ein Zusammenhang zwischen der Entwicklung auf dem Terminmarkt und der auf dem Kassamarkt. Bei gegebenen Geldmarktzinssätzen ij und ia und bei gegebenem Terminkurs hängt der Kapitalex- bzw. -import vom Kassakurs ab. Umgekehrt kann auch festgestellt werden, dass bei gegebenen Zinsdifferenzen und gegebenem Kassakurs

Der Devisenmarkt

107

die Frage der Geldanlage im In- oder Ausland vom Terminkurs abhängt. Eingriffe auf dem Terminmarkt schlagen deshalb auf den Kassamarkt durch. Wenn die Zentralbank z.B. durch Interventionen (Angebot oder Nachfrage) auf dem Terminmarkt die Kursabsicherung verbilligt, wird eine zusätzliche Nachfrage nach Devisen für Auslandskapitalanlagen auf dem Kassamarkt ausgelöst. Wenn sie die Kursabsicherung verteuert, so wird sie die Nachfrage nach Devisen am Kassamarkt verringern. Mitunter nutzen Zentralbanken daher den Terminmarkt, um über den Swapsatz einen Kapitalexport oder einen Kapitalimport zur indirekten Beeinflussung des Kassakurses auszulösen. Auf Dauer und massiv wird aber keine Zentralbank Termin- und Kassakurs gegen den Markttrend beeinflussen können. 5.

Devisenoptionsgeschäfte

Devisenoptionen stellen einen Vertrag dar, der dem Inhaber des Titels (Währungsoptionsschein) das Recht gibt, einen vorabbestimmten Devisenbetrag zu einem festgelegten Wechselkurs vor dem oder am Fälligkeitstag entweder zu kaufen oder zu verkaufen. Der Käufer der Option zahlt dem Verkäufer eine Prämie. Zum Fälligkeitstag oder innerhalb einer festgelegten Zeitspanne entscheidet der Inhaber des Titels, ob er die Option ausübt oder darauf verzichtet. Kann die Option jederzeit bis zum Fälligkeitstag wahrgenommen werden, so spricht man von einer Amerikanischen Option, kann sie nur am Fälligkeitstag wahrgenommen werden, so spricht man von einer Europäischen Option. Bei Asiatischen Optionen (Average Options) wird der Auszahlungsbetrag nicht durch den Kurs des Basiswertes am Verfallstag, sondern durch einen gewichteten Durchschnittskurs bestimmt (Erste Bank Group Treasury, http://treasury.erstebank.com 3.11.2002). Wenn ein deutsche Importeur in einem Jahr einen Betrag von 1 Mio. $ zu zahlen hat, so kann er z.B. eine Kaufoption (call option) erwerben, die ihm als Vertragsinhaber das Recht einräumt, den Devisenbetrag zu dem vertraglich festgelegten Wechselkurs zum Fälligkeitstag zu kaufen. Nehmen wir an, der vertraglich festgelegte Kaufpreis der Devisen (Exercise- od. Strike-Preis) sei 1,75 Euro/$ und der Preis der Option für diese 1 Mio. $ sei 130 000 Euro. Wenn der Wechselkurs am Fälligkeitstag über 1,75 liegt, dann wird der Importeur die Option ausüben. Liegt der Kassakurs zu diesem Zeitpunkt z.B. bei 2 Euro, dann hätte er statt der nun fälligen 1,75 Mio. Euro einen Betrag von 2 Mio. Euro aufbringen müssen. Unter Vernachlässigung der entgangenen Zinserträge auf die bezahlte Prämie hat er durch die Kaufoption 120 000 Euro eingespart. Liegt der Wechselkurs unter 1,75 Euro, z.B. bei 1,50 Euro, dann wird er die Option verfallen lassen und sich die Devisen für 1,5 Mio. Euro am Kassamarkt besorgen. Gegenüber der Alternative des Verzichts auf die Wechselkursabsicherung hat er die Prämie von 130 000 Euro eingebüßt. Ein deutscher Exporteur, der in einem Jahr einen Betrag von 1 Mio. $ zu erwarten hat, kann sich entsprechen durch eine Verkaufsoption {put option) gegen das Wechselkursrisiko absichern. Er wird von der Option Gebrauch machen, wenn der Kassakurs unter dem vertraglich festgelegten Kurs liegt. Unterstellen wir den gleichen Strike-Preis von 1,75 Euro/$, dann wird er bei einem Wechselkurs von 1,50 statt der am Kassamarkt erzielbaren 1,5 Mio. Euro einen Betrag von 1,75 Mio. erhalten. Wenn die zu zahlende Prämie für die Verkaufsoption unter 250 000 Euro liegt, dann hat sich der Abschluß des Vertrages für ihn gelohnt. Wenn der Kassakurs über dem Strike-Preis liegt, z.B. bei 2 Euro, dann wird der Exporteur auf die Ausübung der Option verzichten und am Kassamarkt einen Gegenwert von 2 Mio. Euro erzielen. Gegen-

108

Devisenoptionsgeschäfte

über der Nichtabsicherung durch die Verkaufsoption hat er, ex post betrachtet, den Preis der Prämie eingebüßt. Die Prämie ist der Preis des Optionsvertrages, der zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage auf diesem Markt führt. Da Devisenoptionen an der Börse gehandelt werden und der Preis, in Abhängigkeit von den Wechselkurserwartungen, stark schwanken kann, sind Devisenoptionen nicht nur Instrumente der Kursabsicherung, sondern zunehmend auch der Spekulation.

6.

Devisenarbitrage

Bei freien Devisenmärkten existiert an jedem Börsenplatz ein Kurs gegenüber allen anderen frei konvertierbaren Währungen. So gibt es gleichzeitig in Frankfurt einen Kurs gegenüber dem sfr und in Zürich einen Kurs gegenüber dem Euro. Zwischen beiden Kursen besteht eine enge Beziehung. Sie können nicht wesentlich voneinander abweichen, denn sonst werden ökonomische Transaktionen ausgelöst, die man Arbitrage nennt. Es werden zwei grundlegende Typen der Arbitrage unterschieden, zum einen die -

Devisenausgleichsarbitrage und zum anderen die Devisendifferenzarbitrage.

Devisenausgleichsarbitrage: Ein Schuldner, der in sfr zu zahlen hat, wird sich diese dort beschaffen, wo sie am günstigsten zu bekommen sind. Nehmen wir an, in Frankfurt gelte 1 sfr = w Euro und in Zürich gelte 1 Euro = w*sfr. bzw. 1 sfr

=—Euro. w*

Die Alternativen für die Beschaffung der sfr stellen sich wie folgt dar: a) b)

Kauf in Frankfurt: einen Betrag von 1000 sfr bekommt man in Frankfurt für 1000 x w Euro. Kauf in Zürich: einen Betrag von 1000 sfr bekommt man in Zürich für 1000/ w * Euro.

Der Schuldner wird dann in Frankfurt kaufen, wenn 1000 x wEuro -


Innerhalb einer Gemeinschaftsregelung (WKMII)

Sonstige Regelungen mit Bandbreiten

Dänemark

Ägypten Tonga Ungarn Zypern

Bolivien Costa Rica Nicaragua Salomonen Belarus Honduras Israel

Unabhängiges Floating

1

Ungarn

Bolivien Nicaragua Rumänien Uruguay Venezuela

Israel

Honduras Rumänien Uruguay

Ghana Guinea Guyana Indones. Jamaika Mauritius Peru Sao Tomé u. Principe Slowenien Sri Lanka Tunesien

Thailand

Gambia Jemen Malawi Mongolei Philippinen Sierra Leone Türkei

Australien Brasilien Chile Island Kanada Kolumbien Korea, Republik Mexiko Neuseel. Polen Schweden Südafrika Tschech. Republik Vereinigtes Königsr.

Äthiopien Aserbaidschan Ghana Guinea Guyana Indonesien Irak Jamaika Jugoslawien Kambodscha Kasachstan Kenia Kirgistan Kroatien Laos Mauretanien Nigeria Pakistan Peru Ruanda Russische Föderation Sambia Sao Tomé u. Principe Sri Lanka Thailand Trinidad und Tobago Ukraine Vietnam Albanien Armenien Gambia Georgien Jemen Kolumbien Kongo, Dem. Republik Madagaskar Malawi Moldau, Rep. Mongolei Mosambik Philippinen Sierra Leone Tadschikistan Tansania Türkei Uganda

Algerien Angola Burundi Dominikanische Republik Eritrea Guatemala Indien Myanmar Paraguay Singapur Slowakei Usbekistan

Afghanistan Haiti Japan Liberia Papua-Neuguinea Schweiz Somali Vereinigte Staaten

D i e W ä h r u n g e i n e s a n d e r e n L a n d e s ist als alleiniges g e s e t z l i c h e s Z a h l u n g s m i t t e l im U m -

lauf, o d e r d a s Mitglied g e h ö r t einer W ä h r u n g s u n i o n a n , in d e r die Mitglieder d e r Union d a s gleiche g e s e t z l i c h e Z a h l u n g s m i t t e l v e r w e n d e n . rikanische W i r t s c h a f t s - u n d W ä h r u n g s u n i o n . rungsgemeinschaft. -

5

2 4

Ostkaribische Währungsunion. -

3

Westaf-

Zentralafrikanische Wirtschafts- und W ä h -

W ä h r u n g s s y s t e m , a u f d e s s e n g e s e t z l i c h e r G r u n d l a g e sich die V e r -

118

Feste Wechselkurse

pflichtung ergibt, Inlandswährung gegenüber einer bestimmten Auslandswährung zu einem festen Wechselkurs umzutauschen, wobei die Emissionsstelle Beschränkungen unterliegt, um die Erfüllung ihrer gesetzlichen Verpflichtung zu gewährleisten. - 6 Das Land bindet seine Währung (formell oder de facto) mit einem festen Kurs an eine große Währung oder einen Währungskorb, wobei der Wechselkurs innerhalb einer engen Bandbreite von weniger als 1% um einen Leitkurs schwankt. - 7 Der Wert der Währung wird innerhalb von Schwankungsbreiten eines formell oder de facto festen Kurses gehalten; dabei darf die Währung um mehr als 1% um einen Leitkurs schwanken. - 8 Die Währung wird regelmäßig in kleinen Schritten mit einem festen, vorher angekündigten Prozentsatz oder als Reaktion auf Veränderungen ausgewählter quantitativer Indikatoren angepasst. " 9 Die Währung wird innerhalb bestimmter Schwankungsbreiten um einen Leitkurs gehalten, der regelmäßig mit einem vorher angekündigten Prozentsatz oder als Reaktion auf Veränderungen ausgewählter quantitativer Indikatoren angepasst wird. - 10 Die Währungsbehörde beeinflusst die Wechselkursbewegungen durch aktive Interventionen am Devisenmarkt, ohne im Voraus einen Pfad für den Wechselkurs festzulegen oder anzukündigen oder sich zur Einhaltung eines solchen Pfads zu verpflichten."11 Der Wechselkurs wird vom Markt bestimmt, wobei etwaige Devisenmarktinterventionen die Veränderungsrate dämpfen und übermäßige Wechselkursschwankungen verhindern, jedoch kein bestimmtes Kursniveau herbeiführen sollen. Quelle: IWF, Washington, zitiert nach Deutsche Bundesbank, Devisenkursstatistik Juli 2002, Statistisches Beiheft zum Monatsbericht 5. Unter Super-Fixen Wechselkursen versteht man Währungsregime, bei denen glaubhaft auf Dauer eine feste Parität zu einer anderen Währung eingehalten wird. Das kann durch den völligen Verzicht auf die Ausgabe einer eigenen Währung und Akzeptanz einer anderen geschehen, z.B. des Dollars, wie es Panama seit 1904 praktiziert (LeBaron/McCulloch 2000, pp. 32-37). Man spricht dann von einer Dollarisierung (ebenda). Das Festhalten der Parität kann auch durch „Currency Board" Varianten garantiert werden. Hier wird beim Grundtyp lokale Währung nur gegen eine harte Währung, z.B. US-$ ausgegeben. Eine Rückforderung von Devisen ist gegen Zahlung nationaler Währung jederzeit möglich. Der wirtschaftspolitische Preis liegt im Verzicht auf eine eigene Geldpolitik und, bei einer völligen „Dollarisierung", einem völligen Verzicht auf nationales Geld. Bei fehlenden internationalen Abkommen liegen Kosten auch in einem Verzicht der Zentralbank auf Zinserträge, die sie üblicherweise aus der Schöpfung von Geld für den Umlauf erzielt. Auch kann die Zentralbank für die Geschäftsbanken nicht mehr die Rolle des „lender-of-last-resort" spielen, der im Fall drohender Zahlungsunfähigkeit mit Liquidität helfen kann, die er selbst (nationales Geld) schafft. Vor Missbrauch durch die Zentralbank und den Staat, die die als Deckung des nationalen Geldes dienenden Devisen verwalten sollen, sind die inländischen Wirtschaftssubjekte aber auch bei Currency-Board Systemen nie vollständig geschützt. Feste Wechselkurse gegenüber bestimmten Währungen und flexible gegenüber anderen sind bei der gegebenen Währungsordnung die Normalität. Vor Einführung des Euro wurden in der Gemeinschaftsregelung des Europäischen Währungssystems (EWS) feste Wechselkurse (innerhalb bestimmter Margen) gegenüber den Mitgliedswährungen eingehalten, während die Währungen gegenüber dem Dollar und anderen nicht in das System eingebundene Währungen floateten. Der Euro floatet gegenüber den anderen unabhängigen Währungen wie Dollar und Yen, ist aber selbst Ankerwährung anderer kleinerer Währungen. S o versuchen die nicht der Währungs-

union angehörenden Mitglieder der EU den Wechselkurs ihrer Währung gegenüber dem Euro stabil zu halten, sie haben de facto damit feste Wechselkurse.

119

Zahlungsbilanzen

2.2. Vor- und Nachteile fester Wechselkurse Feste Wechselkurse besitzen einige große Vorteile. Kommt es z.B. aufgrund einer Mißernte, die die Exporterlöse eines Landes mindert, zu einem geringeren Devisen-Angebot, so wirkt das zunächst auf eine Abwertung der inländischen Währung hin, die allerdings durch gegengerichtete Kapitalbewegungen, einen Kapitalimport, gemildert oder verhindert werden könnte. Kommt es bei flexiblen Wechselkursen zur Abwertung, dann wird es in der Folge zu einer Verteuerung von Importen und zu einer Verbesserung der Exportmöglichkeiten der inländischen Wirtschaft kommen. Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft verändern sich kurzfristig und schockartig, diese Änderungen sind aber nicht dauerhaft und können Anlaß zu Fehlinvestitionen sein. Bei festen Wechselkursen greift die Zentralbank ein und hält den Wechselkurs gegenüber der Bezugswährung konstant. Ein als temporär angesehenes Defizit wird im System fester Wechselkurse nicht zum Anlaß genommen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die übrige Ex- und Importwirtschaft durch eine Abwertung drastisch zu verändern. Man kann in diesem Beispiel davon ausgehen, dass das Defizit in den Exporterlösen dieser Periode durch eine bessere Ernte im folgenden Jahr ausgeglichen wird. Die Zentralbank verkauft zunächst Devisen zur Verhinderung der Abwertung der inländischen Währung, im Folgejahr kauft sie Devisen zur Verhinderung der Aufwertung. Die gleiche Argumentation gilt für Länder, in denen sich der Export saisonal auf wenige Monate im Jahr (Ernte, Tourismus) konzentriert. Die jeweilige Anpassung der Wechselkurse an die temporär gegebenen Angebots- und Nachfragebedingungen würde einen unnötigen Schock für die übrige Wirtschaft bedeuten, zumal man nicht automatisch davon ausgehen kann, dass Spekulationen und ein gegenläufiger Kapitalverkehr zu Glättungen des Kurses über das Jahr hinweg führen. Grafik 47:

Wandlung eines neutralen Gutes zu einem Exportgut bei einer Abwertung

p in $

USA

Deutschland N

A

N A



Menge x



Menge x

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Feste Wechselkurse

Eine grundlegend andere Situation ist dann gegeben, wenn das Defizit in der Devisenbilanz der statistischen Zahlungsbilanz (aufgrund eines Ungleichgewichts auf dem Devisenmarkt) chronisch wird und die Währungsreserven aufgezehrt werden. Dann muß die Beseitigung des Defizits durch eine Veränderung der Determinanten des Angebots und der Nachfrage auf dem Devisenmarkt erfolgen. In aller Regel sind in einer solchen Situation auch „feste" Wechselkurse kein Tabu mehr. Systeme „fester" Wechselkurse sind daher in der Regel mehr oder minder Zwischentypen zwischen festen und variablen Wechselkurssystemen mit gelegentlichen Anpassungen gewesen (Stanley Fischer, 2001, pp. 18-21). Feste, aber prinzipiell dennoch veränderliche Wechselkurse unterliegen der Gefahr spekulativer Angriffe, wie man auch bei größeren Währungen wie dem britischen Pfund in der Vergangenheit gesehen hat (vgl. Kasten). Bei festen Wechselkursen, chronischen Defiziten und begrenzten Währungsreserven ist eine fast risikolose Spekulation möglich. Währungsbehörden können in einer solchen Situation versuchen, Spekulanten das Gefühl von „super-fixen" Wechselkursen zu suggerieren, um Spekulation im Keim zu ersticken. Das führt de facto zu Varianten der oben dargestellten „currency-board" Systeme, die aber oft nicht dauerhaft sind.

Hauch der Geschichte Der amerikanische Superspekulant George Soras wittert eine neue Chance - an den Devisenterminsmärkten könnte es wieder turbulent werden. ...Als imSeptember vergangenen Jahres das Europäische Währungssysem aus den Fugen geriet, als das britische Pfund unter Druck stand und schließlich abgewertet wurde, zeigte der gebürtige Ungar Soros, wie gut er den Kapitalismus verinnerlicht hat: Er wurde der Gewinner des Jahres. Soros, Amerikaner mit Zweitwohnung in London, hat als Devisenhändler besser als alle anderen Spekulanten die Chance der Währungsturbulenzen genutzt. Sein Gewinn: eine Milliarde Dollar. Seine Methode war denkbar einfach und, wie Bundesbanker Otmar Issing säuerlich anmerkte, „fast risikolos". Der Amerikaner setzte gegen die Notenbanken und somit gegen Partner, wie sie sich im Geschäftsleben nur selten finden: unbeschränkt zahlungsfähig, jedoch nur bedingt handlungsfähig. Dazu nutze Soros die Schwäche des europäischen Währungsverbundes für sich aus. Im System sind feste Unter- und Obergrenzen für jede Währung festgelegt, die nur durch Beschluß der beteiligten Regierungen geändert werden können. Devisenspekulanten können deshalb eine Zeitlang schwaches Geld zum Festkurs bei den Zentralbanken abladen und somit den Druck auf die Währung zusätzlich verstärken. Diese Situation war im Sommer vergangenen Jahres gegeben: Die italiensche Lira und das Pfund waren äußerst schwach...Doch die Politiker blieben untätig. Seit August wucherte Soros mit seinen Milliarden - gegen das Pfund. ...Erst besorgte er sich bei seinen Banken auf Pump britische Pfund, dann kaufte er dafür, zum garantierten Kurs von 0,36 Pfund pro Mark, deutsche Devisen. Mitte September tauschte Soros zurück - nur gab es dann für eine Mark 0,40 Pfund. Die Differenz, 4 Pence je Mark, war sein Ertrag - und der Verlust der Bank von England. Grenzen kannte Soros kaum...Zum Schluß hatte der Meisterspekulant 15 Milliarden Mark gekauft. Als das Pfund abgewertet wurde, kam ihm die Entscheidung zu früh: „Ich hätte meinen Einsatz auch verdoppeln können". Der Spiegel 2/1993

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121

2.3. Grundsätzliche Möglichkeiten bei chronischen Defiziten Größere und permanente Defizite haben bestimmte Wirkungen auf die Wirtschaft des Landes, die durch den Mechanismus der nationalen Geldschöpfung und daran anschließende Reaktionen der Wirtschaftssubjekte bedingt sind. Ein Einfluß auf die Determinanten von Angebot und Nachfrage nach Devisen ist damit auf eine indirekte Weise gegeben, wenn Zentralbank und Staat keine diese Wirkungen einschränkenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen ergreifen. Änderungen des Angebots und der Nachfrage können aber auch durch andere wirtschaftspolitische Eingriffe bewirkt werden. Im Folgenden sind die grundlegenden Möglichkeiten der Lösung von „Zahlungsbilanzproblemen" behandelt. 1. Hoffen auf Zahlungsbilanzautomatismen, 2. Ergreifen Protektionistischer Maßnahmen, 3. Diversifizierung und Förderung des Exports: Industriepolitik, 4. Abwertungen: Übergang zu neuen "festen" Wechselkursen (Stufenflexibilität). 2.3.1. Zahlungsbilanzautomatismen Ein Defizit in der Zahlungsbilanz hat bestimmte Auswirkungen auf die Binnenwirtschaft, die automatisch zu einer Verminderung des Defizits beitragen, wenn diese Wirkungen durch die nationale Wirtschaftspolitik nicht konterkariert werden. Wir unterscheiden im Folgenden drei grundlegende Automatismen, und zwar den Liquiditätseffekt, den Preiseffekt und den Effekt des Einkommensmultiplikators. Den letztgenannten Effekt, der auf der Keynesschen Multiplikatortheorie beruht, werden wir gesondert behandeln. Liquiditäts- und Preiseffekte Die Liquiditäts- und Preiseffekte werden durch den Einfluß von Interventionen der Zentralbank auf die Geldversorgung der inländischen Wirtschaft ausgelöst. Diese Wirkungen setzen sich zusammen aus dem 1. Liquiditätseffekt, der begleitet wird von a) einem Nachfrageeffekt und b) einem Zinseffekt sowie 2. dem Preiseffekt des Zahlungsbilanzdefizits bzw. -Überschusses. Liquiditätseffekt Die Zentralbank des Defizitlandes ist bei festen Wechselkursen gezwungen, zur Stützung der inländischen Währung im Falle eines Nachfrageüberhangs (d.h. zur Verhinderung der Abwertung) Devisen zu verkaufen. Die Bank verkauft damit Aktiva, die kein inländisches Geld sind, und erhält dafür inländisches Geld. Sie zieht damit Geld ein, d.h., eine Geldvernichtung findet statt! Die Zentralbankgeldmenge in der Volkswirtschaft nimmt ab und damit auch die Basis für die inländische Kreditschöpfung.

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Feste Wechselkurse

Weniger Einlagen von Inländern bei den Geschäftsbanken bedeuten eine geringere Liquidität und damit ein geringeres Kreditpotential des Bankenapparates. Dieser Liquiditätseffekt hat Auswirkungen auf dem Geld- und Kapitalmarkt und damit indirekt auch auf die Nachfragekomponenten der Volkswirtschaft, auf den internationalen Handel und auf den internationalen Kapitalverkehr. Die Effekte werden als Nachfrage- und als Zinseffekt bezeichnet. Nachfrageeffekt Die geringere Liquidität führt dazu, dass weniger Kredite vergeben werden können (das Kreditpotential der Banken sinkt). Wenn das geringere Geldvolumen zu einem Anstieg des Zinsniveaus führt, so werden auch weniger Kredite nachgefragt. Konsumentenkredite erscheinen zu teuer und einige fremdfinanzierte Investitionen nicht mehr lohnend. Der Rückgang der Nachfragekomponenten Konsum und Investitionen wirkt sich dämpfend auf das Volkseinkommen aus. Der direkte negative Effekt wird durch den Einkommensmultiplikator noch verstärkt. Der Rückgang des Volkseinkommens wird entsprechend der Einkommensabhängigkeit der Importe, die durch die marginale Importquote q beschrieben wird, zu einem Rückgang des Importvolumens führen. Damit tritt schon eine Besserung der Handelsbilanz ein. Zinseffekt Steigende Zinsen haben neben dem in Rahmen des Nachfrageeffekts dargestellten Einfluß auch Auswirkungen auf den Kapitalverkehr. Ein steigendes inländisches Zinsniveau führt cet. par. zu einem Anstieg des Nettokapitalimports: der Kapitalexport geht zurück, die Kapitalimporte nehmen zu. Beim zinsabhängigen Kapitalverkehr wird damit netto ein zusätzliches Devisenangebot registriert, bzw. es kommt zu einer geringeren Devisennachfrage für Kapitalexporte. Der Liquiditätseffekt als Anstoß und in seiner Folge der Nachfrage- und Zinseffekt bewirken damit eine Besserung der Situation auf dem Devisenmarkt: die Nettoabflüsse an Devisen werden geringer. Preiseffekt Die durch den Liquiditätseffekt ausgelösten positiven Wirkungen auf die Zahlungsbilanz werden durch den Preiseffekt unterstützt. Eine Abnahme des Volkseinkommens hat i.d.R. eine dämpfende Wirkung auf das Preisniveau. Wenn in der Folge das Preisniveau im Vergleich zum Ausland sinkt (oder weniger stark ansteigt), so werden die Exporteure auf den ausländischen Märkten und die für den Inlandsmarkt produzierenden Unternehmen gegenüber ausländischer Konkurrenz wettbewerbsfähiger. Sie tragen durch zusätzliche Exporte bzw. durch den Ersatz von Importen zu einer Verbesserung der Devisenbilanz bei. Der Effekt läßt sich am Beispiel eines neutralen Gutes aufzeigen: In der Ausgangssituation sind die Preise auf beiden Märkten identisch. Wenn bei diesem Gut bei unverändertem Wechselkurs cet. par. die inländischen Kosten in D sinken und damit die Angebotsfunktion in D tiefer verläuft, so erhält das Gut den Charakter eines Exportgutes, es werden in Zukunft auch in dieser Branche Devisen erwirtschaftet.

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Zahlungsbilanzen

Grafik 48:

Wandlung eines neutralen Gutes zu einem Exportgut bei einer Kostensenkung

USA

p in $

Deutschland

Sowohl der Liquiditäts- als auch der Preiseffekt werden durch gegenläufige Effekte im Überschußland unterstützt. Im Überschußland gilt die folgende Argumentationskette: 1. Liquiditätseffekt: Bei einem Überschuß in der Devisenbilanz kauft die inländische Zentralbank Devisen und zahlt mit Zentralbankgeld. Es findet eine Geldschöpfung statt. Die Geldbasis zur Gewährung von Krediten nimmt im Bankensektor zu. Das größere Kreditpotential führt zu einer Steigerung der Kreditvergabe, wobei dieser vom Kreditpotential ausgehende Effekt durch sinkende Geldmarkt- und Kapitalmarktzinsen unterstützt werden wird. Die Folge sind steigende Investitionen und ein steigender kreditfinanzierter Konsum mit Multiplikatorwirkungen auf das Einkommen und via Importquote (q) auf das Importvolumen. Durch die größere Geldmenge wird eine Zinssenkung ausgelöst, die den Kapitalexport fördert und den Kapitalimport mindert. Netto wird ein Devisenabfluß durch Nettokapitalexport bewirkt. Mit steigenden Importen und steigendem Kapitalexport treten schon zwei den Überschuß in der Devisenbilanz abbauende Effekte ein.

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Feste Wechselkurse

2. Preiseffekt: Der Anstieg des Volkseinkommens aufgrund des Einkommensmultiplikators wird Preissteigerungen auslösen, in deren Folge die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft und auch der mit Importen konkurrierenden nationalen Wirtschaft leidet. Da diese Preissteigerungen durch die Außenwirtschaftsbeziehungen entstanden sind, spricht man auch von einer "importierten Inflation", die bewirkt, dass es aufgrund des Verlustes an preislicher Wettbewerbsfähigkeit zu geringeren Deviseneriösen kommt. Kernstücke der Anpassung sind in diesen Automatismen -

die Kontraktion der effektiven Nachfrage im Defizitland und die Expansion der effektiven Nachfrage im Überschußland.

Die "klassische Medizin" bei festen Wechselkursen besteht entsprechend darin, die sich automatisch einstellenden Wirkungen durch wirtschaftspolitische Maßnahmen zu unterstützen. Zu den Spielregeln fester Wechselkurse gehört, dass die Automatismen von den wirtschaftspolitischen Instanzen trotz möglicher innenpolitischer Widerstände in ihrer Wirkung nicht behindert, sondern eher unterstützt werden. In letzter Konsequenz kann dieses bedeuten, dass innenpolitische Ziele dem Ziel des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts untergeordnet werden und auf eine aktive Konjunkturpolitik verzichtet wird. Die Problematik des Wartens auf die positiven Auswirkungen der Mechanismen kann man sich an der Situation eines Landes mit Unterbeschäftigung und Defiziten in der Zahlungsbilanz deutlich machen. Der negative Liquiditätseffekt mit steigendem Zins wird die Nachfragekomponenten Investition und Konsum nach unten drücken. Über den Nachfragemultiplikator wird nicht nur das Volkseinkommen, sondern auch der Beschäftigungsstand reduziert: Die Arbeitslosigkeit nimmt zunächst tendenziell zu. Die positiven Wirkungen, die u.U. durch den Preiseffekt ausgelöst werden könnten, mögen sich erst mittel- oder langfristig durchsetzen, für eine von Wahlen abhängige Regierung oft zu spät. 2.3.2. Einkommens-Multiplikatoreffekte Der oben dargestellte Anpassungsmechanismus wurde durch den Liquiditätseffekt ausgelöst. Dieser ergibt sich aber nur unter der Annahme, dass sich die jeweiligen Zentralbanken passiv verhalten. Das bedeutet z.B. in einem Defizitland, dass die Zentralbanken der Kontraktion der Geldmenge nicht durch andere Maßnahmen entgegengewirken. Entsprechendes gilt für die Expansion der Geldmenge im Überschußland. Die nun behandelten sogenannten Einkommenseffekte oder Einkommens-Multiplikatoreffekte haben nicht direkt etwas mit der Liquiditätsversorgung zu tun. Sie wirken ebenfalls auf einen Ausgleich von Defiziten und Überschüssen hin. Der Anstoß geht hier von der Nachfrageseite aus. Das Auftreten z.B. eines Exportüberschusses führt ceteris paribus zu einer Erhöhung der Nachfrage nach Gütern und damit zu einer Expansion der Beschäftigung und des Volkseinkommens.

Zahlungsbilanzen

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Der Beschäftigungseffekt wird zunächst in der Exportwirtschaft wirksam werden, er wird sich über den Multiplikatorprozeß aber auf die gesamte Volkswirtschaft übertragen. Die Übertragung erfolgt dadurch, dass das in der Exportwirtschaft zusätzlich entstehende Einkommen teilweise wieder für inländische Erzeugnisse verausgabt wird. Dadurch wirkt die zusätzliche Exportnachfrage als Nachfrage- und Beschäftigungsimpuls für andere Sektoren. In einer offenen Volkswirtschaft wird nicht die gesamte, nach Abzug der gesparten Teile verbleibende Nachfrage den inländischen Produzenten zugute kommen. Ein Teil wird für Importe verwendet. Damit wird der Einkommensmultiplikator geringer als bei einer autonomen Erhöhung einer Nachfragekomponente in einer geschlossenen Volkswirtschaft ausfallen. Der skizzierte Prozeß von Einkommensentstehung und Verausgabung dieser Mittel mit der Folge zusätzlichen Einkommens auf der nächsten Stufe pflanzt sich in der Volkswirtschaft fort. Durch Ersparnis und versickernde Nachfrage aufgrund von Importen wird der Effekt von Stufe zu Stufe abgeschwächt, bis er versiegt. Im Prozeß dieser Einkommenserhöhung werden, wie gezeigt, auch die Importe ansteigen und somit den ursprünglichen Exportüberschuß vermindern. Das Ausmaß dieser Importsteigerung wird durch die marginale Importquote der Volkswirtschaft bestimmt. Betrachten wir den Fall eines relativ kleinen Landes, das keine Rückwirkungen aus dem Ausland zu beachten hat. In diesem Fall kann man das auf Keynes zurückgehende System der geschlossenen Wirtschaft leicht auf den Fall der offenen Wirtschaft übertragen. Unterstellen wir einen vom Einkommen abhängigen Konsum (C = a + c Y), einen vom Einkommen abhängigen Import (Im = b + q Y) sowie autonome Investitionen (I) und einen autonomen Export (Ex), so ergibt sich das folgende Modell: Y = C + I + Ex - Im C =a+cY Im = b + q Y Ex - Ex* und I = I*. wobei a und b den autonomen (einkommensunabhängigen) Konsum bzw. die autonomen Importe darstellen, und c die marginale Konsumquote und q die marginale Importquote repräsentieren. Als Lösung folgt für das Gleichgewichtseinkommen, bei dem sich Angebot (Y) und Nachfrage (Konsum, Investition plus Nettoauslandsnachfrage) entsprechen, Y = a + c Y + l* + Ex* - b - q Y Die Auflösung nach Y und damit die Bestimmung des Gleichgewichtseinkommens der Volkswirtschaft ergibt: _a

+ I* + Ex' 1 -c

+ q

-b

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Feste Wechselkurse

Die Veränderung des Volkseinkommens bei einer autonomen, d.h. hier modellexogen ausgelösten Erhöhung einer der Variablen kann als erste Ableitung dieser Funktion nach der betreffenden Variablen ermittelt werden. Für eine autonome Erhöhung des Exports folgt damit: dY = — ! dEx. 1 -c + q

Es ist unmittelbar aus dem Exportmultiplikator erkennbar, dass es zu einem vollständigen Ausgleich des durch die autonome Exporterhöhung ausgelösten Überschusses nur in dem unplausiblen Fall kommt, dass die marginale Konsumquote gerade 1 ist. Nur in diesem Fall gilt: q

x dY = d Im = dEx.

Der Exportmultiplikator ist identisch mit dem Investitionsmultiplikator einer offenen Wirtschaft. Der Multiplikator ist geringer als in der geschlossenen Wirtschaft (dort beträgt der Multiplikator 1/(1 - c)). Dieses ist auf den Sickereffekt durch die induzierten Importe zurückzuführen. In einem Land, das durch eine autonome Erhöhung der Importe (d Im) ein Defizit in der Leistungsbilanz erwirtschaftet, gelten formal die aufgezeigten Zusammenhänge mit umgekehrten Vorzeichen. Durch die gestiegene Nachfrage nach ausländischen Gütern wird Kaufkraft von den inländischen Produzenten abgelenkt, was ceteris paribus einen negativen Multiplikator auslöst:

dY

=—-—¿Im.

1 -c + q

Die Einkommensmultiplikatoren wurden unter der Voraussetzung ermittelt, dass es bei einer Steigerung des Exports zu einer realen Erhöhung des Volkseinkommens kommt und bei einer Steigerung der Importe zu einer realen Reduktion. Zu einer realen Erhöhung des Volkseinkommens kann es allerdings nur dann kommen, wenn in der Ausgangssituation keine Vollbeschäftigung herrscht. Andernfalls wird die zusätzliche Auslandsnachfrage Inflationstendenzen auslösen (importierte Inflation) und das gesamte Preisgefüge in der Wirtschaft verändern. Eine genaue Analyse ist ohne Kenntnis der auf den unterschiedlichen Märkten geltenden Bedingungen und der Folgewirkungen auf Löhne und andere Faktorpreise nicht durchführbar. Tendenziell wird aber die preisliche Wettbewerbsfähigkei der inländischen Exporteure und der mit Importen konkurrierenden Produzenten vermindert. Es wird somit dem Exportüberschuß entgegengewirkt. Beim negativen Importmultiplikator ist es in der Realität ebenfalls fraglich, ob er sich in der dargestellten Form auswirken kann, da die Modellvoraussetzungen meist nicht erfüllt sind. Oft ist ein Defizit in der Leistungsbilanz die Folge einer an der Produktionskapazität gemessen zu großen inländischen Nachfrage. Die Annahme, dass durch zusätzliche Importe die Nachfrage nach inländischen Produkten so spürbar zurückgeht, dass ein negativer Multiplikator ausgelöst wird, muß daher in der Realität nicht zutreffen. Der Effekt wird von anderen wirtschaftspolitischen Maßnahmen überlagert und kann durch gegenläufige Maßnahmen überkompensiert werden.

Zahlungsbilanzen

127

2.3.3. Protektionistische Maßnahmen Ein durch internationale Abkommen geächtetes, aber über Schlupflöcher in den Bestimmungen immer noch zugängliches Instrument bei Zahlungsbilanzdefiziten sind Importrestriktionen der verschiedensten Art, z.B. die Erhöhung von Exportzöllen bis hin zu vollständigen Importverboten für bestimmte Produkte. Die vorgebrachten Begründungen für solche Maßnahmen liegen u.a. im Schutz inländischer Wirtschaftszweige vor ruinöser Konkurrenz und in der Abwehr "unlauterer" ausländischer Konkurrenz, der Dumping vorgeworfen wird. In Entwicklungsländern versucht man vielfach durch Importrestriktionen eine langfristig angelegte Importsubstitutionspolitik einzuleiten. Inländische Wirtschaftssubjekte und auch ausländische Exporteure sollen dazu angeregt werden, Produktionsstätten für bisher importierte Produkte im Inland zu errichten. Das Verführerische an den protektionistischer Maßnahmen liegt für die Wirtschaftspolitik darin, dass Maßnahmen - soweit der betreffende Staat sich durch internationale Abkommen nicht anders gebunden hat - schnell erlassen werden können. Bei Importzöllen, die nicht prohibitiv sind, werden zudem noch die Staatseinnahmen erhöht. In der Regel werden einige Klientel der Regierung (z.B. Unternehmen und Arbeitnehmer in Unternehmen, die ausländischer Konkurrenz unterliegen) kurzfristig besser gestellt sein als ohne Schutz, was bei Wahlen oder anderen Gelegenheiten honoriert werden könnte. Die direkte Beeinflussung von Importen durch die Zuteilung von Devisen hat für die mit der Durchführung beauftragten staatlichen Organe mitunter noch größere Vorteile. Wenn Devisen knapp sind, so können staatliche Stellen Importlizenzen vergeben. Diese schließen i.d.R. das Recht ein, in Höhe des Kaufpreises Devisen zum offiziellen Kurs gegen nationale Währung zu tauschen. Für den Empfänger der Devisen bedeutet dieses, dass er relativ billig in den Besitz von Waren kommt, die im Inland knapp sind, und die er entsprechend mit einer hohen Gewinnspanne im Land verkaufen kann. Das Fehlen von Korruption wäre bei solchen Systemen außergewöhnlich. In manchen Ländern existieren Listen für die Dringlichkeit von Importen. Die Importeure von Konsumgütern, Rohstoffen, Maschinen u.a. konkurrieren dann miteinander um knappe Devisen, die von der Zentralbank oder anderen Behörden nach "Dringlichkeit", die sich von Tag zu Tag ändern kann, zugeteilt werden. Negative Rückwirkungen auf die inländische Produktion und auch auf den Erlös von Devisen aus Exporten bleiben nicht aus. So gefährdet oft die Verweigerung von Lizenzen für den Import von Ersatzteilen oder den Import anderer wichtiger Vorprodukte die Produktion in wichtigen Exportindustrien. 2.3.4. Exportdiversifizierung - Industriepolitik Die oben dargestellte Importsubsitutionspolitik kann man ebenfalls einer staatlichen Industriepolitik zuordnen. Unter Industriepolitik versteht man eine gestaltende staatliche Einflussnahme auf die Branchen und damit die Branchenstruktur, die über eine branchenneutrale Setzung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hinausgeht. Neben der Einschränkung der Importe bestimmter Branchen zum Schutz der inländischen Unternehmen kann man mit einer Ausweitung der Exporte versuchen, das Defizit in der Devisenbilanz zu schließen.

128

Feste Wechselkurse

Kurzfristig kann man über -

Subventionen für exportierende oder potentiell exportierende Unternehmen, den Abbau bürokratischer Hemmnisse, die Erhöhung inländischer Abgabepreise bei staatlichen Exportmonopolen und den Abbau von Exportzöllen

den Export in den vorhandenen Industrien steigern. Langfristig kann man investive Mittel in bisher vernachlässigte Sektoren lenken, von denen man glaubt, dass diese erfolgreich auf Auslandsmärkten bestehen können. Man diversifiziert dann in Bereiche, die vorher noch nicht für den Export produziert hatten. Solche Industrialisierungsstrategien mit lenkender und koordinierender Rolle des Staates waren für die Entwicklungsphase Japans und einiger heute zu den Industrienationen aufgeschlossenen asiatischen Schwellenländer typisch. Insbesondere in Lateinamerika hat das direkte staatliche Engagement zu Fehlentwicklungen und einer unproduktiven Verwendung von Mitteln geführt. Im Hinblick auf den Beitrag zur Lösung von Zahlungsbilanzproblemen ist darauf hinzuweisen, dass eine solche Industriepolitik langfristig angelegt ist, in der Anfangsphase mehr Devisen erfordert als sie erwirtschaftet, und dass sie dem Land den Vorwurf des Dumpings eintragen kann. Kurzfristig ist aus einer solchen Politik daher keine Entschärfung einer Devisenknappheit zu erwarten. 2.3.5. Sprunghafte Abwertungen Auf- und Abwertungen sind bei flexiblen Wechselkursen normal und erfolgen Tag für Tag. In Systemen fester Wechselkurse stellen sie die letzte Möglichkeit dar, die nur dann ergriffen wird, wenn die anderen Instrumente versagt haben. Nur bei fundamentalen Ungleichgewichten, die sich als dauerhaft und nicht als temporäre Erscheinung erwiesen haben, sollen Defizitländer die inländische Währung abwerten. Überschußländer sollen in einer solchen Situation die inländische Währung aufwerten. Insofern sind Systeme fester Wechselkurse de facto Systeme der Stufenflexibilität, d.h., es erfolgen von Zeit zu Zeit sprunghafte Änderungen. Die Wirkungen von Änderungen des Wechselkurses auf das Angebot und die Nachfrage von bzw. nach Devisen wurden bei der Darstellung des Devisenmarktes bereits diskutiert. Eine Abwertung wird das Importvolumen in ausländischer Währung reduzieren und damit zu einer Verminderung der Devisenlücke beitragen. Das Exportvolumen in ausländischer Währung kann nach den obigen Ausführungen in Abhängigkeit von den Elastizitäten konstant bleiben (e = -1), fallen (e absolut < 1) und steigen (e absolut > 1). Bei der Beurteilung der Wirkung der Abwertung auf den Außenbeitrag sind beide Effekte zusammenzufassen: Importe: Exporte: Außenbeitrag:

sinken steigen, bleiben konstant, fallen ungewiß

129

Zahlungsbilanzen

Zur Erinnerung noch einmal die bereits oben diskutierten Darstellungen für den Exportmarkt und den Importmarkt. Grafik 49:

Wirkung der Abwertung auf dem Exportmarkt

p in $

Menge x Auf dem Exportmarkt sinkt der Preis in $, die Menge steigt. Im Normalfall der elastischen Nachfrage kommt es nach der Abwertung zu einem höheren Devisenangebot Grafik 50:

Wirkung der Abwertung auf dem Importmarkt

p in $

Auf dem Importmarkt sinkt der Preis in Dollar und gleichzeitig die Menge, die Nachfrage nach Devisen aus dem Importmotiv nimmt daher ab. Offenbar kann der Außenbeitrag nur dann bei einer Abwertung abnehmen, wenn die Nachfrageelastizität auf dem Auslandsmarkt unelastisch ist, und dazu noch in dem Ausmaß, dass der entlastende Effekt bei den Importen überkompensiert wird. Im Normalfall tritt eine positive Wirkung ein.

130

Feste Wechselkurse

Für einen Spezialfall der vollkommen elastischen Angebotsfunktionen auf beiden Märkten und der Bedingung, dass vor der Störung Exporte und Importe größengleich sind, gilt die sogenannte Marshall-Lerner-Bedingung: Eine Abwertung führt immer dann zum Ziel der Verringerung des Defizits, wenn die Summe der Nachfrageelastizitäten der beteiligten Länder absolut größer als Eins ist, lenl + lexl > 1 mit lenl als absolute Elastizität auf dem Import- und lexl als absolute Elastizität auf dem Exportmarkt. Die Angebotselastizität ist von Bedeutung, weil das Ausmaß der Preisänderung nicht nur von der prozentualen Abwertung, sondern auch von der Neigung der Kurven bestimmt wird. Aus der Marshall-Lerner-Bedingung für den Spezialfall der vollkommen elastischen Angebotsfunktion folgt z.B., dass bei einer Elastizität der Importnachfrage von -0,5 bei einer Abwertung um 1 % (und einer entsprechenden Preissteigerung in inländischer Währung) eine Verringerung der Importmengen und der Importvolumen in ausländischer Währung um 0,5 % eintritt. Wenn die Elastizität bei der Exportnachfrage auch gerade -0,5 ist, so wird das Exportvolumen cet. par. um 0,5 % sinken. Die Summe der Elastizitäten ist hier gerade - 1 , in diesem Grenzfall bleibt der Außenbeitrag nach der Abwertung unverändert: Die Reduzierung der Importe wird durch die Reduzierung der Exporte gerade kompensiert. Wäre die Importelastizität dagegen - 0,6, so folgt als Summe der Elastizitäten - 1 , 1 . In diesem Fall geht der Import stärker als der Export zurück, d.h. durch die Abwertung wird eine Verbesserung des Außenbeitrags erreicht. In Fällen, in denen man davon ausgeht, dass le„l + lexl < 1, spricht man von einem Elastizitätspessimismus. Ob ein solcher Pessimismus tatsächlich gerechtfertigt ist oder nicht, ist eine vom Einzelfall abhängige empirisch zu entscheidende Frage. Bei den Importen geht man davon aus, dass durch die Abwertung der Preis, in inländische Währung umgerechnet, steigt und die nachgefragte Menge zurückgeht. Dieser Rückgang der Menge kann bei lebensnotwendigen Importen (Nahrungsmittel, Importe von Vorleistungen) relativ gering ausfallen. Der Importrückgang, in Devisen ausgedrückt, kann dann ebenfalls sehr gering sein. Bei den Exporten ist es möglich, dass Unternehmen ihren Preissenkungsspielraum in ausländischer Währung nicht nutzen, sondern stattdessen z.B. den $-Preis beibehalten und eine höhere Gewinnmarge pro verkaufte Einheit realisieren. Bei dieser - mit dem oft in der Wirtschaftstheorie unterstellten Mengenanpasserverhalten nicht kompatiblen - Reaktion wird sich das Exportvolumen in $ nicht verändern. In manchen Situationen kann auch der Produktionsapparat so unelastisch sein, dass die auf eine Preissenkung zurückzuführende erhöhte Auslandsnachfrage nicht befriedigt werden kann: Exporterlösschmälerungen sind die Folge. Schließlich kann die Auslandsnachfrage bei den Exportgütern eines Landes insgesamt sehr unelastisch sein, so dass eine Preissenkung kaum zu einer Absatzausweitung führt. Bei Mengenanpasserverhalten der Anbieter kommt es - zum Nachteil aller Anbieter, aber mangels Absprachen nicht zu verhindern - ebenfalls zu Erlöseinbußen. Bei einer genaueren Analyse ist zu beachten, dass durch eine Abwertung auch notwendige Vorprodukte aus dem Ausland teurer werden. Der Preissenkungsspielraum - in ausländischer Währung - ist daher ohnehin nicht so groß wie der Abwertungssatz suggerieren mag.

Zahlungsbilanzen

131

Die Möglichkeit der mangelnden Angebotselastizität zeigt schon auf, dass man zwischen kurz- und längerfristigen Wirkungen unterscheiden muß. Längerfristig können Wirtschaftssubjekte i.d.R. flexibler auf Datenänderungen wie Abwertungen reagieren als kurzfristig, zumal in der ganz kurzen Frist über Kauf und Verkauf bereits rechtlich verbindliche Verträge existieren, die durch eine Abwertung nicht hinfällig werden. Durch die Abwertung werden die Preisverhältnisse zwischen in- und ausländischen Erzeugnissen kurzfristig verändert. An der grundlegenden Wirtschaftsstruktur ändert sich dadurch zunächst aber nichts. Entscheidend für die Auswirkungen der Abwertung auf die Zahlungsbilanz ist daher, ob und ggf. wie die Wirtschaftssubjekte auf diese Änderung reagieren. Viele Wirtschaftspolitiker stehen deshalb dem Instrument der Abwertung auch sehr skeptisch gegenüber, weil durch die Abwertung die strukturellen Ursachen des Defizits nicht beseitigt werden. Wenn das Defizit z.B. darauf zurückzuführen ist, dass die Inflationsrate im Inland aufgrund der Wettbewerbsbedingungen auf den Güter- und Faktormärkten, einschließlich der Arbeitsmärkte, permanent höher als im Ausland ist, und diese Ursache nicht direkt bekämpft wird, so wird sich über kurz oder lang das Defizit erneut einstellen. Die Abwertung ist deshalb kein Ersatz für strukturelle und in diesem Beispiel ordnungspolitische Eingriffe. Wie die Diskussion der Alternativen gezeigt hat, sind allerdings auch sie keine geeigneten Maßnahmen, um Defizite kurzfristig und ohne Kosten für die Volkswirtschaft beseitigen zu können. Die Abwertung als globale, die gesamte Volkswirtschaft berührende Maßnahme weist gegenüber protektionistischen Instrumenten den Vorteil der geringsten administrativen Mißbrauchsmöglichkeiten auf. In der Realität wird man verschiedene Instrumente gleichzeitig einsetzen müssen, wobei die Abwertung, verbunden mit einer restriktiven Haushaltspolitik, eine bedeutende Rolle spielt. Der Einsatz ausschließlich anderer Instrumente ist bei einer stark überbewerteten Währung zum Scheitern verurteilt. Wenn permanent, auch nach erfolgten Abwertungen, erneut Defizite auftreten und die internen Ursachen nicht bekämpft werden können, so bleibt kaum eine andere Möglichkeit als die Abkehr von festen und der Übergang zu flexiblen Wechselkursen. Die sich im Zeitablauf ergebenden permanenten Abwertungen können eine Glättung durch währungspolitische Eingriffe oder Indexierungsverfahren erfahren. Die potentiellen Auswirkungen der Abwertung können im negativen Fall wie in der folgenden Abbildung dargestellt aussehen. Eine nicht durch andere Maßnahmen flankierte Abwertung, die möglicherweise noch durch eine expansive Geld- und Fiskalpolitik konterkariert wird, kann keine dauerhafte Lösung des Zahlungsbilanzproblems bewirken.

132

Feste Wechselkurse

Abbildung 7: Abwertungskreislauf

Quelle: eigene Darstellung

VI. 1.

Das internationale Währungssystem Einführung

Das internationale Währungssystem besteht aus der Gesamtheit der international tätigen Banken und den internationalen Finanzinstitutionen. Die Technik des internationalen Zahlungsverkehrs wurde bereits dargestellt. Die Zahlungen der Wirtschaftssubjekte erfolgen demnach im wesentlichen durch Eintragungen in den Büchern der betroffenen international agierenden Banken, wobei die Kontraktwährung in der Regel eine der nationalen Währungen der beteiligten Geschäftspartner darstellt. Es wird also in nationalem Geld gezahlt. Banken und insbesondere die internationalen Organisationen im Bereich Finanzen befassen sich allerdings nicht nur mit der Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs, der sich aus den Ex- und Importen und anderen Transaktionen der Privaten ergeben. Sie dienen zum Teil als Medium, über das nationalen Zentralbanken, staatlichen Stellen und auch Privaten Kredite in konvert i e r Währung, die sie anders nicht oder nur zu sehr ungünstigen Bedingungen erhalten würden, zur Verfügung gestellt wird. Auf die Rolle international agierender privater Banken werden wir in diesem Zusammenhang nicht eingehen, da die relevanten Aspekte der internationalen Kreditgewährung und -aufnähme bereits oben angesprochen wurden. Behandelt werden im Folgenden die wichtigsten Sonderorganisationen und Abkommen im Bereich Währung und Finanzierung. Die wichtigsten Sonderorganisationen der Vereinten Nationen im Bereich Währung und Finanzierung sind a) der Internationale Währungsfonds IWF und b) die Weltbankgruppe, die sich unterteilt in -

die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD): kurz Weltbank, die Internationale Finanz-Corporation (IFC = International Finance Corporation), die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA = International Development Association), die Multilaterale Investitionsgarantie Agentur (MIGA = Multilateral Investment Guarantee Agency) und das Internationale Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID = The International Centre for Settlement of Investment Disputes).

Von Bedeutung für die Entwicklungsfinanzierung sind darüber hinaus die regionalen Entwicklungsbanken wie -

die die die die

Asiatische Entwicklungsbank in Manila (ADB = Asian Development Bank), Interamerikanische Entwicklungsbank, Afrikanische Entwicklungsbank und Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.

Im europäischen Kontext von besonderer Bedeutung war das Europäische Währungssystem (EWS) als Vorstufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, auf die gesondert eingegangen wird.

134 2.

Währungsfonds Der Internationale Währungsfonds

2.1. Die Organisation des Fonds Der IWF (englisch: International Monetary Fund IMF) ist eine in Washington residierende Organisation, deren 183 Mitgliedstaaten (2002) sich vertraglich zur Einhaltung bestimmter vereinbarter Regeln und zu einer engen Zusammenarbeit in Fragen der internationalen Währungspolitik und des zwischenstaatlichen Zahlungsverkehrs verpflichtet haben (Verhaltenskodex). Sie gewähren sich über den Fonds gegenseitig Kredite, zu Beginn auschließlich, heute überwiegend zur Finanzierung von Zahlungsbilanzdefiziten. Das Abkommen wurde auf einer Konferenz vom 1. bis 22. Juli 1944 in Bretton Woods (ein Ort im amerikanischen Bundesstaat New Hampshire) ausgearbeitet und am 27. Dezember 1945 mit der Unterzeichnung eines Übereinkommens durch 29 Länder offiziell ins Leben gerufen. Die Finanzoperationen wurden am 1. März 1947 aufgenommen. Die Aufgaben des Fonds liegen in -

der Förderung der internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Währungspolitik, in der Förderung der Stabilität von Wechselkursen und geordneten Währungsverhältnissen, in der Förderung des wirtschaftlichen Wachstums und eines hohen Beschäftigungstandes und in der Bereitstellung temporärer finanzieller Hilfe zur Unterstützung von Ländern mit Zahlungsbilanzproblemen.

Zur Bewältigung der Aufgaben beschäftigt der Fonds etwa 2700 Mitarbeiter aus 123 Ländern, geschäftsführender Direktor ist Horst Köhler (im Jahr 2002) aus Deutschland. Leitende Organe sind der Gouverneursrat, der Internationale Währungs- und Finanzausschuß und das Exekutivdirektorium. Rechte und Pflichten der Mitglieder werden von der „Quote" abgeleitet. Nach dieser Quote bemessen sich die EinZahlungsverpflichtungen (Subskriptionen), die sog. Ziehungsrechte der Mitglieder und die Stimmrechte. Sie haben damit in etwa die Funktion der Anteile von Aktionären am Gesamtkapital bei Kapitalgesellschaften. Die höchste Quote haben im Jahr 2002 die USA mit 17,16%, gefolgt von Japan mit 6,16%, Deutschland mit 6,02%, Frankreich und dem United Kingdom mit jeweils 4,97%. Um ein weiteres Land zu nennen, China hat eine Quote von 2,95% (www.imf.org/external). Neugeschaffene Sonderziehungsrechte (SZR) werden entsprechend der Quote zugeteilt. Die Einzahlung der Quote erfolgt z.T. in SZR (1/4), wobei der Fonds für diesen Teil der Subskription aber auch eigene oder fremde Währung zulassen kann. Der Rest wird in eigener oder in fremder Währung eingezahlt. Wenn der Fonds diese Mittel (z.B. eingezahlte englische Pfund) in größerem Umfang (ca. 12 %) zur Kreditvergabe an andere Länder verwendet, so erhält das gebende Land eine Verzinsung.

Das internationale Währungssystem

135

2.2. Traditionelle Aufgaben im ursprünglichen System fester Wechselkurse Im Abkommen ist ursprünglich (formal bis März 1978) ein System fester Wechselkurse mit dem US-$ als Ankerwährung vorgesehen. Voraussetzung für das Funktionieren eines solchen Systems ist es, dass Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt sich im Durchschnitt der Perioden annähernd entsprechen, die Zentralbanken also nicht in bedeutendem Umfang intervenieren müssen. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, also z.B. chronische Defizite in der Leistungsbilanz auftreten, die durch den kommerziellen Kapitalverkehr nicht ausgeglichen werden, dann kommt es zu einem Abfluß von Gold und Devisen, den traditionellen Währungsreserven der Zentralbanken. Sind diese Währungsreserven der intervenierenden Zentralbank aufgebraucht, muß sie sich über den Fonds oder auf anderem Wege Devisen auf dem Kreditwege besorgen. Bei chronischen Überschüssen dagegen wachsen die Währungsreserven der intervenierenden Zentralbank an. Beide Situationen, sowohl Defizite als auch Überschüsse, sind auf Dauer nicht haltbar, da sich daraus chronische Schuldner/Gläubigerpositionen entwickeln und unerwünschte Wirkungen auf die Binnenwirtschaft ausgelöst werden. Im Fall des Überschußlandes sind das z.B. inflationäre Tendenzen (importierte Inflation), im Fall des Defizitlandes Abhängigkeiten und ein hoher Schuldendienst zur Bedienung der Auslandsschuld. Da direkte Eingriffe in den Außenhandel durch protektionistische Maßnahmen im Widerspruch zur Zielsetzung der Förderung des Welthandels liegen, sollten die oben bei der Diskussion fester Wechselkurse dargestellten Automatismen für einen Ausgleich sorgen, wobei diese Automatismen möglichst noch durch eine gleichgerichtete Wirtschaftspolitik unterstützt werden sollten. Für die Fiskal- und Geldpolitik bedeutet dieses, dass ein Defizitland einen restriktiven Kurs (Verminderung der Staatsausgaben, Erhöhung der Zinssätze und Verminderung der Geldmenge) einschlagen muß, während ein Überschußland Staatsausgaben erhöhen, Steuern und die Zinsen senken soll. Wenn diese Regeln befolgt und die entsprechenden Instrumente eingesetzt werden und greifen, dann besteht - zur Abdeckung eines temporären Defizits - nur gelegentlich ein Bedarf der Zentralbanken an Devisen. Nur für diesen Spitzenausgleich temporärer Natur gilt es in einem funktionierenden System daher Kreditvereinbarungen mit dem IWF zu treffen. Erst wenn sich zeigte, dass die Instrumente nicht greifen, bei sogenannten fundamentalen (grundlegenden, dauerhaften) Ungleichgewichten, waren im ursprünglichen System Wechselkursänderungen (nach Konsultationen mit dem Fonds) erlaubt. Sie waren damit als extreme Ausnahmen konzipiert. Zur Verteidigung des Wechselkurses gegen eine Abwertung am Devisenmarkt braucht eine Zentralbank bei festen Wechselkursen also einen Vorrat an "internationaler Liquidität", der es ihr erlaubt, bis zu einer Besserung der Situation Interventionen durchzuführen. Als "internationale Liquidität" bezeichnet man die Mittel, die von anderen Zentralbanken akzeptiert werden, also z.B. -

Währungsgold, allgemein akzeptierte (konvertierbare) Devisen und Kreditzusagen, die schnell in Devisen umgewandelt werden können.

136

Währungsfonds

Der gewünschte Vorrat hängt u.a. ab vom -

Sicherheitsbedürfnis der Zentralbanken, von der Höhe des Außenhandels des Landes,

-

von den Schwankungen bei Defiziten/Überschüssen in der Vergangenheit.

Ein Zuwachs an "internationaler Liquidität" erfolgte lange Zeit fast ausschließlich --

durch Goldproduktion und durch Defizite der Leistungsbilanz der USA,

die damit den anderen Zentralbanken den Aufbau von $-Guthaben ermöglichten. 2.3. Die Schaffung internationaler Liquidität In dem auf den Dollar zugeschnittenen System hatten die USA eine besondere Verantwortung und auch ein besonderes Privileg. Die Defizite der Leistungsbilanz in den USA bedeuteten, dass die Sichtguthaben von Ausländern bei amerikanischen Banken anstiegen. Durch die Interventionen der nichtamerikanischen Zentralbanken erhöhten sich deren Währungsreserven und damit die für das Funktionieren des Weltwährung- und Welthandelssystems notwendige internationale Liquidität. Als Konsequenz dieses auf die USA und den US-$ zugeschnittenen Währungssystems ergab sich, dass die USA als einziges Land von der Logik des Systems her keine Liquiditätsprobleme haben konnte. Die Zentralbanken anderer Staaten mußten intervenieren und nahmen zunächst bereitwillig $ in ihre Währungsreserven auf. Dieser Zufluß von $ bei den anderen Zentralbanken bedeutete allerdings nicht, dass die USA einen kostenlosen Kredit von anderen Ländern erhalten hätten. Die erworbenen US-Sichtguthaben wurden und werden i.d.R. verzinslich angelegt (z.B. durch einen Kauf von US-Schatzwechseln). Das System war auf Dauer mit folgenden grundlegenden Problemen konfrontiert: -

die Zufälligkeit des Defizits einer Welthandelsnation ist keine geeignete Basis für die Schaffung internationaler Liquidität in ausreichendem Maße, das Vertrauen in die Stabilität des $ sank in den 60er Jahren rapide (Inflationstendenzen in den USA), zumal 1971 der bis dahin mögliche Tausch von $ in Gold durch die Zentralbanken zu einer festen Parität aufgehoben wurde. Es gab bis dahin allerdings eine Art Gentlemen Agreement zwischen den meisten Zentralbanken - mit der bedeutenden Ausnahme von Frankreich - dass kein oder kaum vom Recht des Umtausches von Dollar in Gold Gebrauch gemacht wurde.

Triffin formulierte das Dilemma des Systems wie folgt: internationale Liquidität wird durch Zahlungsbilanzdefizite der USA geschaffen. Diese Defizite stellen aber auf Dauer das Vertrauen in die Leitwährung in Frage, was letztlich auch zur Aufgabe der Umtauschgarantie in Gold führte. Als Konsequenz dieser Entwicklung wurde 1969 das System der Sonderziehungsrechte (SZR) bzw. englisch: Special Drawing Rights (SDR) ins Leben gerufen. Die SZR treten neben das Gold und neben andere konvertierbare Währungen als weiteres Medium internationaler Liquidität. Das Wort „Sonder"ziehungsrechte bedeutet in diesem Zusammenhang zunächst einfach „zusätzliche" Kreditmöglichkeiten.

Das internationale Währungssystem

137

Gleichzeitig kam es zu einer Neuordnung der Paritäten und zur Aufgabe fester Wechselkurse im Weltmaßstab: die Länder der damaligen Europäischen Gemeinschaft (EG) begannen gegenüber dem US-$ zu floaten. Im Europäischen Währungssystem (EWS) herrschten unter den beteiligten Ländern allerdings feste Wechselkurse. 2.4. Die heutigen Aufgaben Die generelle Aufgabenstellung des IWF hat sich nicht gewandelt. E s ist durch das Floaten de facto aber ein Bedeutungsverlust eingetreten, der z.T. erklärt, warum sich der IWF neue Aufgaben sucht und sich in Kooperation mit der Weltbank an der Entwicklungsfinanzierung und -planung beteiligt. Überwachung Die Mitglieder des Fonds haben heute die freie Wahl des Wechselkursregimes, sind aber gleichzeitig verpflichtet, ihre Wechselkurspolitik einer strikten Überwachung durch den Fonds zu unterwerfen. Dabei spielen die im IWF-Übereinkommen vorgeschriebenen Konsultationen mit den Mitgliedsländern eine wichtige Rolle. E s findet eine umfassende Analyse der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der wirtschaftspolitischen Strategien der einzelnen Mitgliedsländer statt. Dazu finden jährlich bilaterale Konsultationen mit einzelnen Ländern statt und eine halbjährliche multilaterale Überwachung im Zusammenhang mit seiner Beratung über die weltwirtschaftlichen Aussichten (WEO - World Economic Outlook). Technische Hilfe Der Fonds unterstützt die Mitgliedsländer bei der Gestaltung und Umsetzung der Geld- und Fiskalpolitik, beim Aufbau von Institutionen wie der Errichtung von Zentralbanken, bei der Erfassung und Aufbereitung von Daten, bei der Ausbildung von Beamten u.a. Finanzhilfen Die Möglichkeit der Kreditaufnahme beim Fonds hängt zum einen von der Quote des jeweiligen Landes ab, zum anderen vom Vorliegen besonderer Umstände, die ein Land für die Inanspruchnahme besonderer Programme qualifizieren. Jedes Land kann auf seine Reservetranche zurückgreifen. Unter der Reservetranchen-Position im IWF versteht man die Reserveaktiva, die ein Land zur Erfüllung der Quote an den IWF überwiesen hat. Wenn es 5 0 % der Quote in Devisen an den Fonds überwiesen hat, dann kann das Land darüber im Bedarfsfall in voller Höhe verfügen. Eine solche Ziehung bedeutet keine Kreditaufnahme, da die Reserveposition beim IWF Teil der Devisenreserven des Landes darstellen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, in Höhe der Quote Kredittranchen in Anspruch zu nehmen. Die Kredite des Fonds werden den Mitgliedsländern in Tranchen (Teilbeträgen) von jeweils 2 5 % der Quote zur Verfügung gestellt. Um die erste Tranche in Anspruch zu nehmen müssen die Mitglieder nachweisen, dass sie angemessen Anstrengungen zur Überwindung der Zahlungsbilanzprobleme unternehmen, und sie müssen die 2 5 % voll in Anspruch nehmen. Die Teilbeträge der oberen Tranchen können in Teilbeträgen abgerufen werden, sind aber an bestimmte Bedingungen geknüpft.

138

Währungsfonds

Schließlich stellt der IWF eine Notfinanzierung (gewöhnlich bis zu 25% der Quote) bereit, wenn Zahlungsbilanzprobleme auf plötzliche unvorhergesehene Naturkatastrophen zurückgehen oder nach Beendigung schwerer Konflikte entstanden sind. Der IWF stellt den Mitgliedsländern darüber hinaus im Rahmen verschiedener Programme Kreditfazilitäten zur Verfügung. Es handelt sich dabei um Kredite, die an bestimmte Länder unter besonderen Bedingungen vergeben werden. Damit wurden die Kreditspielräume bzw. die Verschuldungsgrenzen der Mitgliedsländer weit über die ursprünglichen Grenzen hinaus erweitert. Ein Beispiel für die mit diesen Programmen erschlossenen zusätzlichen Aufgaben war die "erweiterte Strukturanpassungsfazilität" für makroökonomische Strukturprogramme der ärmsten Mitgliedsländer, die Ende 1987 geschaffen wurde und inzwischen durch die Armutsreduzierungs- und Wachstumsfazilität abgelöst wurde. Die Kredite werden unter besonderen Vereinbarungen (arrangements) vergeben, die genau festschreiben, welche Bedingungen ein Land erfüllen muß, um Zugang zu den Krediten zu bekommen. Die Vereinbarungen basieren auf ökonomischen Programmen für das Land, die in Konsultationen mit dem IWF formuliert in einem „letter of intent" dargestellt werden. Die Kredite sind zu verzinsen, wobei sich der Zins am Geldmarkt orientiert und als Zinssatz auf Kredite in Sonderziehungsrechten (rate of Charge) formuliert wird, wbei Sonderziehungsrechte in diesem Kontext als Recheneinheit zu verstehen sind (Tabelle 24). Der Zins wird wöchentlich neu festgelegt (am 12.05.02 waren es 2,7%), für einzelne Programme gibt es Zinsaufschläge, auch werden von Mitgliedern, die übermäßig Gebrauch von diesen Krediten machen, höhere Zinsen verlangt. Der IWF ist von seinen Aufgaben her (eigentlich) keine Institution zur Leistung von Entwicklungshilfe, eine Aufgabe, die sie durch die im folgenden genannten Programme teilweise in Konkurrenz zur Weltbankgruppe heute wahrnimmt. Die Hauptaufgaben sollten nach Aufgabe des Systems fester Wechselkurs darin bestehen, die Einhaltung von Verhaltenskodizes zu garantieren (z.B. Verzicht auf Wechselkursmanipulationen (Abwertungswettlauf) zur Stützung des Exports). Darüber hinaus ist die gegenseitige Hilfe von Zentralbanken bei Zahlungsbilanzproblemen zu organisieren und die Mittel sind zu kanalisieren. Wenn in größerem Umfang und über einen längeren Zeitraum Kredite beim Fonds in Anspruch genommen werden, erteilte und erteilt der Fonds Auflagen, z.B. über geeignete wirtschaftspolitische Anpassungsmaßnahmen. Die Finanzhilfe soll nur temporär - und zwar auf dem Kreditwege, d.h. rückzahlbar - geleistet werden. Erweiterung des Kreditrahmens durch spezielle Vereinbarungen Eine Erweiterung des Kreditrahmens ist durch die Bereitschaftskredit-Vereinbarung (Stand-By-Arrangement SBA) erfolgt. Zweck ist die Überbrückung eines kurzfristigen Zahlungsbilanzbedarfs, die Dauer des Kredits beträgt normalerweise 12 18 Monate, der Rückzahlungszeitraum sollte 3 % bis 5 Jahre nicht überschreiten. Im Gegensatz zur Reservetranche sind diese Kredite an Auflagen gebunden und zu verzinsen. Es werden konkrete Nachweise über die Verwendung gefordert und ggf auch wirtschaftspolitische Auflagen erteilt (sog. Konditionalität). Die bereits angesprochene gemeinsame Abfassung von Stabilisierungsprogrammen durch den Währungsfonds und dem betreffenden Land, die eine Rückzahlung der Kredite sicher-

Das internationale Währungssystem

139

stellen sollen, werden von den Ländern vielfach als Diktat empfunden und haben in der Öffentlichkeit zu starker Kritik am IWF geführt. Über diese Kredite hinaus bestehen weitere Kreditmöglichkeiten (-fazilitäten), wenn bestimmte Voraussetzungen (z.B. starke Erlösschwankungen bei Rohstoffexporteuren) erfüllt sind. Die Kreditprogramme haben sich in der Vergangenheit mehrfach gewandelt. Die wichtigsten zur Zeit geltenden Programme finden sich in der beigefügten Aufstellung (s. auch http://www.imf.org/external/np/tre/lend/terms.htm). Tabelle 23: Wichtige Kreditfazilitäten des IWF Fazilität

Ziehungsrechte (in Prozent der Quote des Mitgliedslandes)

Rückzahlungszeitraum (Jahre)

Zweck

BereitschaftskreditVereinbarung (Stand-By Arrangement SBA) Erweiterte Fondsfaziiität (Extended Fund Facility EFF)

100% jährlich 300% kumulativ

3Vi bis 5 Jahre

Überbrückung eines kurzfristigen Zahlungsbilanzbedarfs

100% jährlich 300% kumulativ

AVi-10

Fazilität zur Stärkung der Währungsreserven (Supplemental Reserve Facility SRF)

Keine definierte Ziehungsgrenzen

1 -VA (Erwartung) bzw. 21/j (maximal)

Vorsorgliche Kreditlinie (Contingent Credit Line CCL)

Erwartung einer Größenordnung von 300% bis 500%, aber keine strikt definierte Ziehungsgrenze 140% bis maximal 185%

1 -VA (Erwartung) bzw. TA (maximal

Finanzierung eines längerfristigen Zahlungsbilanzbedarfs, der größtenteils auf strukturelle Probleme zurückzuführen ist Finanzierung eines außergewöhnlich hohen Zahlungsbilanzbedarfs, insbesondere zur Abwehr von Bedrohungen für das internationale Währungssystem Finanzierung eines in Ländern mit „guter" Wirtschaftspolitik durch Ansteckungseffekte ausgelösten Zahlungsbilanzbedarfs

Armutsreduzierungsund Wachstums-fazilität" (Poverty Reduction and Growth Facility PRGF)

5/2-10

Finanzielle Unterstützung bei strukturell bedingten hartnäckigen Zahlungsbilanzproblemen einkommensschwacher Länder zu „weichen" Konditionen

Ausstehende Kredite Ende Juni 2000 (Mrd. SZR) 20,4

15,9

Bisher wurde keine Kreditlinie vereinbart 5,8

1

Die PrGF wird im Gegensatz zu den anderen in der Tabelle aufgeführten Fazilitäten nicht aus den allgemeinen Mitteln des IWF finanziert, sondern aus bilateralen Beiträgen und Sondervermögen. Quelle: Internationaler Währungsfonds, zitiert nach Deutsche Bundesbank, Monatsbericht September 2000, S. 30.

140

Währungsfonds

2.5. Sonderziehungsrechte SZR SZR stellen de facto eine Erweiterung des Kreditrahmens dar. Die Zuteilung der SZR erfolgt - wie oben ausgeführt - nach der Höhe der Quote. Die Zuteilung ist - sofern die SZR in Anspruch genommen werden - nicht kostenlos, sondern de facto mit der Zahlung von Zinsen verbunden. Rechnerisch wird der Teil von den eingeräumten SZR verzinst, der als Kredit in Anspruch genommen wird. Wenn 3 Mrd SZR zugeteilt werden und diese Milliarden als Bestand beim Fonds gehalten werden, so tritt keine Zinsverpflichtung ein. Wenn von diesen 3 Mrd. nur 1 Mrd. genutzt wird (z.B. um Zahlungsverpflichtungen gegen eine andere Zentralbank zu erfüllen), so ist diese 1 Mrd. zu verzinsen. Verwendet werden können die SZR bei Zahlungen zwischen Zentralbanken. Praktisch werden die SZR in den meisten Fällen bei einer Inanspruchnahme gegen konvertierbare Währung eingetauscht. Die für den Tausch erforderlichen Devisen, z.B. US-Dollar oder Schweizer Franken, sind im Fonds durch die Einzahlungen anderer Zentralbanken verfügbar. Die Zentralbank bekommt also de facto eine nationale Währung, wobei der Kreditbetrag in Sonderziehungsrechten ausgedrückt ist. Die SZR sind nicht nur als zusätzlicher Kreditrahmen zu verstehen, sondern darüber hinaus, wie der noch zu behandelnde ECU des früheren Europäischen Währungssystems, als Kunstwährung, die als Währungskorb verschiedener nationaler Währungen definiert ist, und damit (wie die nationalen Währungen) einen Wechselkurs gegenüber nationalen Währungen aufweist. SZR (englisch Special Drawing Rights SDR) werden nicht am Markt gehandelt. Der Kurs der SZR gegenüber dem Dollar oder einer anderen Währung läßt sich allerdings leicht errechnen, wenn die Gewichte des Währungskorbes (die alle fünf Jahre überprüft und gg. angepaßt werden) feststehen und die Kurse der anderen im Korb beteiligten Währungen gegenüber dem $ bekannt sind. Tabelle 24: Zusammensetzung der Sonderziehungsrechte, Freitag, 10. Mai 2002 Währung Euro Japanischer Yen Pfund Sterling US-Dollar

Währungsmenge 0,4260 21,0000

Wechselkurs1 0,91260 127,75000

U.S-Dollar Gegenwert 0,388768 0,164384

0,0984 0,5770

1,46220 1,00000 Summe: US-$ 1,00 = SZR 1,00 =

0,143880 0,577000 1,274032 1,27403 SZR 0,78491 US-$

1 Der Wechselkurs für den Yen ist ausgedrückt in Mengeneinheiten von Yen für einen US-$, die anderen Währungen als Preis des Euro, Yen bzw. Pfund in US-$.

Quelle: IMF Homepage, http://www. imf.org/extemal, 12.05.02

Der Gegenwert eines SZR lässt sich an jedem Börsentag leicht errechnen, indem man die Währungsmenge mit dem Wechselkurs multipliziert, bzw. aufgrund der anderen Notierung des Yen, beim Yen dividiert. Der Wechselkurs des SZR ändert sich an jedem Börsentag. Es lassen sich auch die Relationen jeder beliebigen Währung

zum SZR berechnen. Ein SZR kostet 0,78491 US-$. Bei einem Preis des Euro aus

Das internationale Währungssystem

141

amerikanischer Sicht von 0,9126 bekommt man für 0,78491 $ etwa 0,7163 Euro. Ein SZR entspricht damit etwa 0,7163 Euro, bzw. ein Euro kostet etwa 1,396 SZR. Bereits 1962 wurden im Rahmen des IWF Sondervereinbarungen der sog. Zehnergruppe (USA, Deutschland, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada, Niederlande, Belgien, Schweden) getroffen. Saudi-Arabien hat Zusatzvereinbarungen mit der Gruppe getroffen, die Schweiz arbeitete zunächst bis 1984 als assoziiertes Mitglied, danach als Vollmitglied in der Gruppe mit. Zweck der Sondervereinbarungen ist es, sich gegenseitig über den Fonds unter bestimmten Voraussetzungen schnell Kredite zu gewähren. Diese Sondervereinbarungen wurden später erweitert um die Möglichkeit, dass auch nicht direkt an dem Club beteiligte Länder Kredite erhalten können -

für wirtschaftliche Anpassungsprogramme und falls Art und Umfang der Zahlungsbilanzprobleme der Antragsteller die Stabilität der internationalen Währungsordnung gefährden können.

2.6. Aktuelle Probleme des Fonds 2.6.1. Hilfe bei Zahlungsbilanzproblemen versus Entwicklungshilfe Kritik am Währungsfonds entzündete sich in der Vergangenheit vor allem an der Auflagenpolitik bei der Vergabe von Krediten und auch an der Verteilung der Stimmrechte im Fonds, die eine Dominanz der Industrieländer und wenig Einflußmöglichkeiten für die Entwicklungsländer bedeutet. Letztere plädieren für eine großzügigere Kreditpolitik und weniger strenge Auflagen bei Krediten an Entwicklungsländer. Da der Währungsfonds aber letztlich nur Kredite vergibt (Devisen, die einem Land über den Fonds zur Verfügung gestellt werden, stammen indirekt von anderen Mitgliedern) und keine Schenkungen vornimmt, ist er gehalten, auf die Rückzahlung und RückZahlungsfähigkeit seiner Schuldner zu achten. Der Fonds würde sonst selbst in Liquiditätsprobleme geraten. Konflikte resultieren deshalb zum Teil daraus, dass einige Kritiker den Fonds als Medium der Umverteilung einsetzen wollen, was mit seiner ursprünglichen Aufgabe nicht zu vereinbaren ist und die Wahrnehmung seiner Hauptfunktionen gefährden würde. Auf der anderen Seite hat sich der Fonds mit seinen Sonderfazilitäten selbst in die Lage gebracht, dass er immer selbstverständlicher als eine Art Entwicklungsbank fungiert, und offenkundig ist auch, dass Kredite nicht allein nach ökonomischem, sondern auch nach politischem Kalkül vergeben werden. 2.6.2. Anstieg des Kreditvolumens Angesichts des Übergangs vieler Währungen zu flexiblen Kursen hätte man erwarten können, dass Zahlungsbilanzprobleme seltener vorkommen würden. Eher das Gegenteil ist eingetreten. Als Folge der beiden Ölkrisen kam es zu massiven Ungleichgewichten in vielen Ländern. Die gestiegene Mobilität auf den internationalen Kapitalmärkten führte zu massiven Kreditvergaben durch das Bankensystem, wobei bei Anzeichen von Krisen ein massiver Rückzug des Kapitals einsetzte, was die nationalen Zentralbanken vor schwierige Entscheidungen stellte. Ohne Stützung des Wechselkurses musste es sofort zu erheblichen Abwertungen der inländischen Währungen kommen, die Preissteigerungen bei wichtigen Importen bedeuteten, den Schuldendienst in inländischer Währung zur Bedienung eines in ausländischer Währung fakturierten Kredits erheblich erhöhen und die preislichen Wettbewerbsbedingungen auf internationalen Märkten abrupt verändern. Das bedeutet nicht nur einen

142

Währungsfonds

Einschnitt in die nationale Wirtschaft, sondern betrifft auch Partner und Konkurrenten in anderen Ländern. Eine nationale Verschuldungskrise erhält damit eine internationale Dimension. Der Fonds reagierte darauf mit einer erheblichen Ausweitung seiner Kredite. Ende 1977 beliefen sich die ausstehenden Kredite des Fonds auf 13 Mrd. SZR, Mitte der 80er Jahre knapp 38 Mrd. SZR und Ende 1998 knapp 67 Mrd. SZR (Deutsche Bundesbank, Monatsbericht September 2000, S. 18f.). 2.6.3. Die „morai-hazard"-Problematik Mit der größeren Freizügigkeit auf den Finanzmärkten haben private internationale Kredite erheblich zugenommen. Private Banken haben aus Zinsmotiven im großen Umfang Kredite an ausländische Banken und Unternehmen gegeben, ohne sich des RückZahlungsrisikos voll bewusst zu sein. Kredite können notleidend werden, wenn der Investor nicht in der Lage ist, aus dem Ertrag des finanzierten Objekts den Schuldendienst zu leisten (wirtschaftliche Risiko eines Projekts) oder aufgrund von Devisenmangel dem Schuldner ein Transfer von Devisen zur Bedienung der Schuld nicht mehr möglich ist (Transferrisiko). Das kann der Fall sein, wenn aufgrund von Krisenanzeichen in der Wirtschaft ein massiver Rückzug von Krediten einsetzt, die Zentralbank aus oben genannten Gründen eine Abwertung nicht zulassen will, aber nicht genügend Währungsreserven besitzt, um den Wechselkurs zu stützen. „Der Währungsfonds trägt die Verantwortung für die Krise in Asien" Der IWF darf niemanden in Sicherheit wiegen / Konstanzer Seminar zur Geldpolitik

Reichenau, 11. Juni: Der Internationale Währungsfonds (IWF) trägt zu einem großen Teil die Verantwortung dafür, dass die Finanzkrise in Asien so dramatische Ausmaße angenommen hat. Davon ist der amerikanische Ökonom Allan H. Meitzer (Carnegie Mellon Universität) überzeugt. Der IWF habe den internationalen Banken die Sicherheit gegeben, im Ernstfall für die Schuldner einzuspringen..."Die Banken konnten erwarten, dass der IWF, unterstützt auch vom amerikanischen Finanzministerium, zu Hilfe eilen werde, wenn etwas schief geht. Sie hatten überhaupt keinen Anreiz sich darum zu kümmern, wie es um die Bonität ihrer Schuldner tatsächlich bestellt ist", sagte Meitzer. ... Das Geld, das der Fonds bereitstelle, gelange gar nicht erst in die reale Wirtschaft des jeweiligen Landes, sondern fließe direkt zu den Gläubigerbanken, warf Meitzer dem IWF vor. Für die Zukunft sind nach Auffassung des Ökonomen aus Pittsburgh zwei Punkte entscheidend: "Der IWF darf nur der,lender of last resort' sein, im Augenblick ist er der .lender of first resort'." Jürgen von Hagen (Universität Bonn) sagte, es sei das beste, den IWF zu privatisieren und zwei oder drei Institute vom gleichen Zuschnitt zu schaffen, die dann untereinander im Wettbewerb stünden... Frankfurter Allgemeine vom 12. Juni 1998 In der jüngsten Vergangenheit ist in einer solchen Situation vielfach der Währungsfonds eingesprungen und hat auf dem Kreditwege den betroffenen Zentralbanken Devisen zur Verfügung gestellt. Nutznießer dieser Regelung waren (unter anderem) die kreditgebenden Banken, denen das Transferrisiko vom Fonds abgenommen wurde. Private Investoren haben die Gewinnchancen in Form höherer Zinsen ge-

Das internationale Währungssystem

143

nutzt, das Verlustrisiko wurde durch diese Regelungen ausgehöhlt. Die Anreizstrukturen werden bei einem Vertrauen auf die Hilfestellung durch den Fonds bei Krisen in Richtung eines risikoreicheren Verhaltens verzerrt und machen künftige Krisen wahrscheinlich. Moral hazard bedeutet in diesem Zusammenhang, dass durch die Erwartung der Hilfe durch den IWF in einer Krise die Wahrscheinlichkeit für den Krisenfall durch unvorsichtiges Verhalten der Marktteilnehmer steigt (LANE/PHILLIPS, 2002). Die Kreditgeber haben nach einer solchen Intervention des Fonds ihre Kredite inklusive der vergleichbar hohen Zinsen zurück, der Fonds besitzt (möglicherweise notleidende) Forderungen an die jeweilige nationale Zentralbank, diese hat Devisenverbindlichkeiten. Wenn sie die vom Fonds geliehenen Devisen zum ursprünglichen offiziellen Wechselkurs an die inländischen Unternehmen und Banken weitergereicht hat, damit diese ihre Devisenverbindlichkeiten ablösen konnten, dann verfügt sie selbst über Forderungen in inländischer Währung. Bei einer in der Regel doch unvermeidlichen Abwertung der inländischen Währung sind diese Forderungen nach der Abwertung wesentlich weniger Wert als die eingegangenn Auslandsverbindlichkeiten gegenüber dem Fonds. Der daraus resultierende Verlust wird von der Zentralbank und letztlich der gesamten Volkswirtschaft getragen. Um das plastisch zeigen zu können, muß man etwas weiter ausholen. Wenn die Zentralbank am Devisenmarkt zur Stützung des Kurses interveniert (oder den Banken direkt Devisen zur Verfügung stellt), dann verkauft sie de facto Devisen, die sie vom Fonds als Kredit erhalten hat, und zwar gegen inländisches Geld an inländische Banken und Unternehmen. Dieses inländisches Geld kann dem inländischen Geldkreislauf nicht ohne Gefahr für den Zusammenbruch inländischer Unternehmen abrupt entzogen werden. Das inländische Geld wird deshalb durch die Zentralbank selbst geschaffen, und zwar dadurch, dass sie Forderungen gegen die Banken u.a. Private aufkauft, die kein Geld darstellen (z.B. Wechsel) und mit inländischem Geld zahlt. Nach Aufnahme des Kredits beim IWF und der Neuaufnahme von inländischen Krediten durch die inländische Wirtschaft in gleicher Höhe hat man vor der Intervention der Zentralbank folgende verkürzte Bilanz: Passiva

Aktiva

Gebäude u. s. Aktiva 10 Mrd. Peso Eigenkapital 10 Mrd. Peso Wechsel 100 Mrd. Pesos

Geldmenge 100 Mrd. Pesos

neue Wechsel 10 Mrd. Pesos

zusätzl. Geldmenge 10 Mrd. Pesos

Devisen 10 Mrd. Pesos

Verbindlichkeiten IWF 10 Mrd. Pesos = 1 Mrd. Dollar

130 Mrd. Pesos

130 Mrd. Pesos

Nach der Intervention ist die zusätzliche Geldmenge von 10 Mrd. Pesos vernichtet (Geldvernichtung durch Verkauf von Aktiva, die kein (inländisches) Geld darstellen), und auch die Devisen sind aus dem Vermögen verschwunden:

144

Währungsfonds

Aktiva

Passiva

Gebäude u. s. Aktiva 10 Mrd. Peso Eigenkapital 10 Mrd. Peso Wechsel 100 Mrd. Pesos

Geldmenge 100 Mrd. Pesos

neue Wechsel 10 Mrd. Pesos

Verbindlichkeiten IWF 10 Mrd. Pesos = 1 Mrd. Dollar

120 Mrd. Pesos

120 Mrd. Pesos

Gehen wir einen Schritt weiter zur unterstellten unvermeidlichen Abwertung der inländischen Währung. Der Wechselkurs von Dollar zu Peso entspreche nicht mehr der Relation von 1 $ = 10 Peso, sondern der von 1 $ = 20 Peso. Die Verbindlichkeiten gegenüber dem IWF erhöhen sich bei gleichbleibend 1 Mrd. Dollar von 10 Mrd. Peso auf 20 Mrd. Peso. In der Bilanz tritt ein Verlust ein, den wir als Verlustvortrag (als Korrektur des Eigenkapitals) auf der linken Seite eintragen. In diesem Beispiel wird das Eigenkapitapital der Zentralbank aufgezehrt. Aktiva

Passiva

Gebäude u. s. Aktiva 10 Mrd. Peso Eigenkapital 10 Mrd. Peso Wechsel 100 Mrd. Pesos

Geldmenge 100 Mrd. Pesos

neue Wechsel 10 Mrd. Pesos

Verbindlichkeiten IWF 20 Mrd. Pesos = 1 Mrd. Dollar

Verlust durch Umbewertung 10 Mrd. Peso 130 Mrd. Pesos

130 Mrd. Pesos

Im Endeffekt haben die Zentralbank und der IWF den ausländischen Geschäftsbanken und anderen Kreditgebern geholfen, ihre sonst zum Teil uneinbringlichen DollarForderungen einzutreiben. Ein Vonwurf gegen den IWF ist dann auch der, dass die Verantwortlichen bei einigen Währungskrisen in der Vergangenheit mehr das Interesse der internationalen Banken an einer Rückzahlung an Krediten im Auge gehabt hätten als das Interesse des Fonds und der jeweils betroffenen nationalen Wirtschaft. Die Banken wurden und werden bei einer solchen Praxis aus ihrer Verantwortung für eine seriöse Kreditvergabe entlassen. 2.7. Reformvorstellungen Die Vorstellungen über eine Neuordnung des Fonds gehen von geringen organisatorischen Reformen bis hin zu einer generellen Abschaffung des Fonds. Eher moderate Vorstellungen liegen in einer Stärkung der Überwachungs- und Beratungsfunktion des Fonds. Die Überwachung sollte sich auf krisensrelevante Aspekte konzentrieren. Durch aussagefähigere und aktuellere Daten sollen Krisen frühzeitig erkannt werden. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung, Anwendung und Verbreitung internationaler Standards und Kodizes für

Das internationale Währungssystem

145

wirtschaftliche und finanzielle Aktivitäten. Solche Standards sind in der Vergangenheit durch verschiedene Institutionen ausgearbeitet worden und haben in einigen Fällen Normcharakter erlangt.

Tabelle 25: Wichtige Standards zur Förderung stabiler Finanzsysteme Standard Verfahrenskodex zur Transparenz der Geld- und Fiskalpolitik Verfahrensregelung zur fiskalischen Transparenz Allgemeines Datenveröffentlichungssystem, Spezieller Datenveröffentlichungsstandard Grundsätze und Leitlinien für Insolvenregelungen der Entwicklungsländer Grundsätze der Corporate Governance (Grundsätze der Unternehmenssteuerung und -kontrolle) Internationale Standards der Rechnungslegung (International Accounting Standards IAS) Internationale Standards für die Wirtschaftsprüfung (International Standards on Auditing - ISA) Grundprinzipen für wichtige Zahlungsverkehrssysteme Die vierzig Empfehlungen der FATE Grundsätze einer wirksamen Bankenaufsicht Ziele und Grundsätz der Wertpapieraufsicht Grundsätze der Versicherungsaufsicht

Herausgebende(s) Institution/Gremium Internationaler Währungsfonds (IWF) Internationaler Währungsfonds (IWF) Internationaler Währungsfonds (IWF) Weltbank Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Ausschuß für internationale Standards der Rechnungslegung (International Accounting Standards Commitee - IASC) Internationale Vereinigung der Wirtschaftsprüfer (International Federation of Accountants - IFAC) Ausschuß für Zahlungsverkehrs- und Abrechnungssysteme Financial Action Task Force Basler Ausschuß für Bankenaufsicht Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden Internationale Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden

Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht September 2000, S. 25.

Schließlich soll sich der I W F nach Auffassung einiger Kritiker aus großvolumigen Finanzierungspaketen heraushalten, da dieses „moral hazard'-Verhalten fördere. Der IWF könne auch nicht selbstverständlich als „lender of last resort" auftreten. Für die Inanspruchnahme der Kredite sollten auch engere und konkretere Ziehungsgrenzen eingehalten werden. Schließlich sollte eine deutlichere Kompetenzabgrenzung zur Weltbank stattfinden. Zweifel wird allerdings auch an der Fachkompetenz des IWF geäußert, da dieser in der Vergangenheit Krisen nicht rechtzeitig erkannt habe und bei Konsultationen und bei Krediten unter wirtschaftspolitischen Auflagen eine einseitige wirtschaftspolitische Sichtweise habe.

146

Die Weltbankgruppe

3. Die Weltbankgruppe 3.1. Die Weltbank Die Gründung der Weltbank i.e.S. (englisch International Bank for Reconstruction and Development IBRD) wurde parallel zu den Verhandlungen über den IWF (1944/45) getroffen. Die wesentliche Aufgabe besteht in der Gewährung langfristiger Darlehen an die weniger entwickelten Mitgliedsländer für entwicklungspolitisch vorrangige Aufgaben, die vor allem im Bereich von Infrastrukturmaßnahmen im weiteren Sinne angesiedelt sind. Nur IWF-Mitglieder können Weltbankmitglieder werden. Im Jahr 2002 hat die Weltbank 183 Mitglieder, die kumulierten Kredite beliefen sich auf $ 360 Milliarden (http://www.worldbank.org). Im Haushaltsjahr 2001 wurden $ 10.5 Milliarden für 91 neue Projekte in 36 Ländern an Krediten vergeben. Die Stimmrechte berechnen sich aus den gezeichneten Kapitalbeiträgen (die allerdings nicht voll eingezahlt werden müssen) und entprechen etwa der Position im IWF. Die Kapitalstruktur (Mittelherkunft) der Bank setzt sich aus a) eingesetztem Kapital der Mitglieder, b) Kreditaufnahme und c) Reingewinn aus Transaktionen zusammen ad1)

Grundlage der Quote bei der Weltbank ist die Quote beim Währungsfonds und die allgemeine wirtschaftliche Lage des Landes. Damit sind die Stimmverhältnisse ähnlich wie im IWF. Nur ein Teil der Quote ist einzuzahlen (10-20 %), der Rest ist Haftungskapital, das im Bedarfsfall abgerufen werden kann. Die Einzahlung erfolgt z.T. in Gold und US-$, der Rest in Landeswährung.

ad2)

E s erfolgt eine Kreditaufnahme auf internationalen Kapitalmärkten.

E s überwiegen die mittel- und langfristigen öffentlichen Anleihen und Schuldscheine, aber auch mittel- und langfristige Plazierungen bei Notenbanken und Regierungen und sonstige mittel- und langfristige Plazierungen sind von Bedeutung. ad3)

Der Reingewinn fließt z.T. den Rücklagen zu und dient damit der Stärkung der Finanzkraft, der Rest wird an die IDA überwiesen.

Über die Verwendung der Mittel wird in den Jahresberichten der Weltbank ausführlich - gegliedert nach Regionen und Verwendungszweck - berichtet. Die Weltbank ist als Entwicklungsbank darauf angewiesen, dass ihre Kredite von den Kreditnehmern regelmäßig bedient werden, da sie sich selbst auf internationalen Kapitalmärkten refinanzieren muß. Das bedeutet, dass sie die Rückzahlungsmöglichkeit der Gläubiger prüfen muß, ggf. die einzel- und gesamtwirtschaftliche Sinnhaftigkeit (Rentabilität) der Projekte beurteilen und die Auszahlung von Mitteln vom Projektfortschritt und der sachgemäßen Verwendung der Mittel abhängig machen muß. Bei der gesamtwirtschaftlichen Sinnhaftigkeit spielen auch Wirkungen auf die Umwelt, guf die Beschäftigungssiutation des Lande, die Deviseneffekte u.a. eine Rolle.

Das internationale Wahrungssystem

147

Aufstellung von IBRD- und IDA-Projekten Landwirtschaft ALGERIEN: IBRD - 89 Mio $. In armen ländlichen Regionen in Nordwest-Algerien werden landwirtschaftliche Beschäftigungsmöglichkeiten für etwa 40 000 Arbeitsjahre entstehen. Durch die Verwaltung natürlicher Ressourcen sollen Produktiwermögen geschaffen und die Umwelt geschützt werden. Gesamtkosten: 123,6 Mio $.

Ausbildung CHINA: IBRD - 10 Mio $; IDA - 20 Mio. $. Das Angebot an Fachkräften wird verbessert und vergrößert; dazu tragen 82 höhere Schulen bei, die das Projekt mit vorbereitet haben. Außerdem werden Qualität und Leistungsfähigkeit von Berufsschulprogrammen verbessert. Gesamtkosten: 136,6 Mio $.

Umwelt HONDURAS: IDA - 34 Mio $. Das Verwaltungssystem für Grund und Boden und die Kontrolle der natürlichen Ressourcen werden modernisiert und ausgebaut; damit werden für über eine Million Menschen die Bodenverhältnisse gesichert. Für 6 500 arme Bauernfamilien verbessern sich auf diese Weise der Ernährungszustand und die Nahrungsmittelversorgung. Darüber hinaus werden Forst- und Artenschutz verbessert. Gesamtkosten: 41,8 Mio $.

Industrie RUSSLAND: IBRD - 85 Mio $. Die Unternehmensreform wird unterstützt. Mehr als 250 mittlere und große Privatunternehmen werden umstrukturiert, und im privaten Sektor werden genügend Kapazitäten für die marktwirtschaftliche Umstrukturierung entwickelt. Gesamtkosten: 100 Mio $.

Verkehrswesen CHINA: IBRD - 400 Mio $. Zwei wichtige Abschnitte der Schnellstraße Jingzhu werden gebaut, um Verkehrsstaus zu beseitigen und den Handel zwischen den Regionen Hunan und Guangdong zu verbessern. Gesamtkosten: 1 132,8 Mio $.

Quelle: Weltbank, Jahresbericht 1997. Die Weltbank ist als Gläubiger in einer ähnlichen Situation wie der Internationale Währungsfonds, der ebenfalls durch Auflagen und Kontrollen im Hinblick auf die Mittelverwendung mehr oder minder zwangsläufig Anstoß erregt, da diese als Einmischung in die nationale Souveränität empfunden werden. Die Mittel der Weltbank sind dennoch begehrt, da viele Entwicklungsländer auf internationalen Anleihemärkten aufgrund ihrer geringeren Kreditwürdigkeit gar keine Kredite oder nur zu sehr ungünstigen Konditionen erhalten. Selbst unter Berücksichtigung einer Marge, die als Verwaltungsgebühr durch die Bank einbehalten wird, sind die Kreditkonditionen vergleichbar günstig. Ein weiterer Grund für die Attraktivität der Weltbankkredite liegt darin, dass durch eine Beteiligung der Weltbank an der Finanzierung eines Projekts die Kreditwürdigkeit des Landes in den Augen potentieller anderer Kreditgeber erhöht wird. So ist die Weltbank de facto an vielen Projekten relativ gering beteiligt, wirkt aber als Multiplikator für weitere Kredite.

148

Die Weltbankgruppe

Da die Kredite im Wesentlichen in Infrastrukturprojekte fließen, ist eine Erfolgskontrolle der geförderten Entwicklungsprojekte allerdings schwierig und für Außenstehende kaum nachzuvollziehen. Auch manches Weltbankprojekt wird sicherlich mit dazu beigetragen haben, dass einige Entwicklungsländer in eine Schuldenkrise gestürzt sind. Die Projekte aus dem Bereich der Infrastruktur führen nämlich nur mittelbar und dann nur langfristig zu Einnahmen, aus denen der fällige Schuldendienst geleistet werden muß. Im Idealfall wird durch ein Projekt zwar die Produktivität des Landes oder der Region so angehoben, dass es zu einem Anstieg der Produktion, zu einer Einkommenserhöhung und in der Folge auch zu einer Erhöhung der Steuereinnahmen kommt: Dem Staat wird es auf diese Weise möglich, den Kapitaldienst zu leisten. Dieser Idealfall ist in vielen Ländern aber nicht der Regelfall, und auch für fehlgeschlagene Infrastrukturprojekte ist der Schuldendienst zu leisten. Die IBRD ist auch vom Kreditvolumen her die bedeutendste Entwicklungsbank, wie aus der folgenden Zusammenstellung deutlich wird. Tabelle 26: Aktivitäten von Entwicklungsbanken, Mrd. US-Dollar Position Weltbankgruppe Zusagen IBRD IDA IFC MIGA (Garantien) insgesamt Ausstehende Kredite (IBRD und IDA) Regionale Entwicklungsbanken Zusagen Asiatische Entwicklungsbank Interamerikanische Entwicklungsbank Afrikanische Entwicklungsbank Euopäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung insgesamt Ausstehende Kredite

1985/89

1990/1994

1995

1999

2000

14,0 3,8 0,9 18,7 97,3

15,6 6,3 1,9 0,3 24,1 150,5

16,9 5,7 2,9 0,7 26,1 195,5

22,2 6,8 3,5 1,3 33,8 200,4

10,9 4,4 3,5 1,6 20,4 206,0

2,6

4,5

5,5

5,0

2,5

5,3

7,2

9,5

2,0

2,8

0,8

1,7

1,4

2,6

2,2

13,9 60,1

16,1 82,1

18,3 113,7

-

7,1 32,3

Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsberichte September 2000, S. 21.

Das internationale Währungssystem

149

3.2. Die Internationale Finance Corporation (IFC) Die Mitglieder der seit 1956 bestehenden IFC müssen auch Mitglied der Weltbank sein. Sie hat im Jahr 2002 175 Mitglieder. Sie vergibt gemeinsam mit privaten Gebern Kredite für privatwirtschaftliche Initiativen in Entwicklungsländern. Im Haushaltsjahr 2001 wurden Kreditzusagen in Höhe von $ 3,9 Mrd. an 205 Unternehmen in 74 Ländern vergeben (vgl. zu aktuellen Angaben über die Weltbankgruppe http://www.worldbank.org). Finanziert werden -

Direktinvestitionen durch Kredite und als Beteiligungen (z.T. mit staatlichen Stellen), Projektfindungen (Feasibility Studien u.ä.), Förderungen von Infrastrukturmaßnahmen wie Aufbau von Kapitalmärkten.

Es werden auch Garantien vergeben und Beratungsdienstleistungen angeboten. Investiert wird vor allem in Regionen und Sektoren, die durch private Investitionen nur unzureichend abgedeckt werden. Aufgezeigt werden sollen auch Investitionsmöglichkeiten in Märkten, die gemeinhin von privaten Investoren als zu risikoreich eingeschätzt werden. Die Finanzierungsmittel werden zu Marktkonditionen bereitgestellt, die IFC und die privaten Partner tragen gemeinsam das Risiko, staatliche Bürgschaften werden nicht akzeptiert. 3.3. Die Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association IDA) Die IDA wurde 1960 mit eigener Rechtspersönlichkeit gegründet. Organisatorisch und personell ist sie mit der Weltbank identisch. Ihre Aufgabe besteht darin, besonders günstige Kredite an besonders bedürftige Entwicklungsländer zu geben. 2002 hat die IDA 162 Mitglieder. Fast 40 Länder trugen zuletzt zur Finanzierung bei, unter ihnen neben Industrieländern wie Frankreich, Deutschland, Japan, Großbritannien und die USA auch einige Entwicklungsländer, die früher selber zu den Empfängern von IDA Krediten gehörten. Ein Teil der Reingewinne der IBRD fließt als Transfer ebenfalls an die IDA. Die IDA muß die eigenen Mittel damit nicht zu Marktkonditionen auf internationalen Kapitalmärkten aufnehmen. Sie kann daher Kredite zu außerordentlich günstigen Konditionen weiterreichen. Kredite werden nur an Länder gegeben, bei denen ein bestimmtes Pro-Kopf-Einkommen nicht überschritten wird. Die Laufzeit der Kredite ist 50 Jahre, sie sind unverzinslich. Es ist lediglich eine Verwaltungsgebühr von 3/4 % p.a. auf die Restschuld zu zahlen. Die Tilgungen beginnen nach 10 Jahren, betragen dann 10 Jahre lang 1 % p.a. und danach 30 Jahre lang 3 % p.a. Die kumulativen Ausleihungen betrugen bis 2002 127 Milliarden $, im Haushaltsjahr 2001 waren es 6,8 Mrd. $ für 134 neue Projekte in 57 Ländern. Zu den großen Empfängerländern von Krediten gehörten in der Vergangenheit auch China und Indien.

150

Die Weltbankgruppe

3.4. Die MIGA Die Multilaterale Investitionsgarantie Agentur MIGA wurde 1988 gegründet und hat im Jahr 2002 1 54 Mitglieder. Sie soll den Fluß von Eigenkapital und anderen Mitteln in die Entwicklungsländer durch die Möglichkeit der Absicherung gegen nichtwirtschaftliche Investitionsrisiken fördern, worunter -

Enteignungen, Konvertibilitätsrisiken und Kapitaltransferhindernisse, Krieg und Bürgerkrieg

zu verstehen sind. Die kumulativen Garantien beliefen sich bis zum Jahr 2002 auf 9,1 Milliarden $, im Fiskaljahr 2001 betrugen die Garantien 2 Milliarden $. Die MIGA steht in Konkurrenz zu nationalen Versicherungssystemen, bietet als Besonderheit u.a. aber auch Inländern die Möglichkeit, sich gegen Risiken im eigenen Land abzusichern. 3.5. Das Internationale Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID) Das Zentrum wurde 1966 gegründet und hat 2002 134 Mitglieder. Es hat vor allem die Aufgabe, bei strittigen Fragen zwischen Investoren und Gastländern schlichtend und beratend tätig zu werden. Viele internationale Investitionsförderungsabkommen zwischen Staaten beziehen sich auf das Zentrum als Schlichtungsstelle. Insgesamt wurden bisher 87 Fälle registriert, im Haushaltsjahr 2001 waren es 12 Fälle. Das Zentrum dient aber nicht nur als Schlichtungsstelle, sondern versucht durch Forschung und Publikationen Transparenz über Investitionsbedingungen und strittige Punkte in nationalen Investitionsgesetzen zu schaffen. 4. Regionale Entwicklungsbanken Die regionalen Entwicklungsbanken nehmen für die jeweilige Region ähnliche Aufgaben wie die Weltbank war. Die bedeutendsten von der Höhe der Ausleihungen her sind die Interamerikanische und die Asiatische Entwicklungsbank (s.o.). Die Interamerikanische Entwicklungsbank wurde 1959 als internationales Finanzierungsinstitut für Lateinamerika und die Karibik gegründet. Auch hier sind nicht-regionale Mitglieder vertreten, u.a. die USA und die Bundesrepublik. Die Asiatische Entwicklungsbank in Manila (ADB = Asian Development Bank) wurde 1966 von 19 asiatischen und zwölf nicht-regionalen Staaten, unter ihnen die Bundesrepublik, als Entwicklungsbank für Asien und den Pazifik gegründet. Wie in der Weltbankgruppe gibt es spezielle Fonds für Kredite zu günstigeren Bedingungen an bedürftige Mitglieder und zur Finanzierung im privaten Sektor. Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) wurde 1963 von unabhängigen afrikanischen Staaten als regionale Entwicklungsbank gegründet und nahm 1966 die

Arbeit auf. Seit 1982 sind auch nicht-regionale Mitglieder zugelassen, unter ihnen seit 1983 auch die Bundesrepublik.

Das internationale Währungssystem

151

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) bzw. European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) wurde 1990 mit Sitz in London gegründet. Aufgabe dieser auch als Osteuropabank bezeichneten Entwicklungsbank ist die Unterstützung der Transformationsländer Mittel- und Osteuropas sowie Zentralasiens durch Darlehen, Bürgschaften, Kapitalbeteiligungen und Technische Hilfe. Voraussetzung für Leistungen durch die Bank ist das Bekenntnis der Empfängerstaaten zu Marktwirtschaft und Demokratie. 60% der Mittel sollen satzungsgemäß für den privaten Sektor oder für Privatisierungsmaßnahmen verwendet werden. Anteilseigner der Bank sind die EU und ihre Mitgliedsstaaten, die Europäische Investitionsbank (EIB), weitere europäische und nicht-europäische Staaten (unter ihnen die USA als größtes Einzelmitglied) sowie die Empfängerstaaten, darunter neben den mitteleuropäischen Transformationsländern auch die Staaten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Die Europäische Investitionsbank (EIB) wurde 1958 als finanziell und organisatorisch selbständiges Finanzinstitut der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft mit Sitz in Luxemburg gegründet. Die Bank gewährt langfristige Darlehen und übernimmt Bürgschaften schwerpunktmäßig für Projekte im Bereich der Infrastruktur, Energieversorgung und Industrie. Ziel ist es u.a., durch Förderung strukturschwacher Gebiete und von Gemeinschaftsprojekten die Disparitäten in der Gemeinschaft zu verringern. Die Bank engagiert sich aber auch bei der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung von assoziierten Staaten und Entwicklungsländern. Bis zur Gründung der EBRD hatten auch Kredite an die Transformationsländer eine größere Bedeutung. Daneben gibt es in den einzelnen Ländern nationale Banken mit entwicklungspolitischem Auftrag, in Deutschland die 1948 als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründete Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt (KfW) und die bundeseigene Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft DEG in Köln, die speziell für private Investoren in Entwicklungs- und Transformationsländern von Interesse ist und inzwischen als Tochter der KfW fungiert. Sie übernimmt u.a. temporäre Beteiligungen und gewährt beteiligungsähnliche Darlehen. Die Förderung der Entwicklungsländer ist mit 11 % des Kreditvolumens im Jahr 2001 der kleinste Geschäftsbereich der KfW. Zum internationalen Geschäft gehört auch die Export- und Projektfinanzierung. Der KfW ist aber nach Beschwerden konkurrierender Banken bei der Europäischen Kommission aufgegeben, bis 2007 den Geschäftsbereich Export- und Projektfinanzierung in eine Tochtergesellschaft auszulagern (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. August 2002). 5. Das Europäische Währungssystem (EWS) Das EWS war seit dem 13. März 1979 in Kraft und löste die "Europäische Währungsschlange" (Europäischer Wechselkursverband) ab. Die Grundzüge wurden auf den Tagungen am 6./7. Juli 1978 in Bremen und am 5. Dezember 1979 in Brüssel festgelegt. Der zentrale Punkt des EWS war die Europäische Währungseinheit (European Currency Unit = ECU) als Nachfolger der Europäischen Rechnungseinheit. Der ECU wurde durch die Summe von Beträgen der Mitgliedswährungen definiert (Währungskorb), wobei die Gewichte der einzelnen Währungen alle fünf Jahre überprüft werden sollten. Nach der zweiten Revision des Währungskorbes waren die Währungen sämtlicher EG-Mitgliedsländer im Korb enthalten.

152

EWS

Nicht alle EG-Staaten nahmen am E W S teil. Unter anderen Ländern fehlten Griechenland und Portugal, Großbritannien trat relativ spät (am 8. Okt. 1990) bei und später wieder aus. Nach dem EG-Vertrag ist die Wechselkurspolitik eines Mitgliedstaates eine Angelegenheit von gemeinsamem Interesse. Auch Nichtteilnehmer am E W S waren - wie auch jetzt die Teilnehmer an der Währungsunion - daher in ihrer Wechselkurspolitik nicht völlig frei, sondern unterlagen Konsultationsverpflichtungen. Der EG-Vertrag legt auch fest, dass alle Mitgliedsländer zu einer Liberalisierung der laufenden Zahlungen verpflichtet sind. Bestimmte währungspolitische Maßnahmen waren daher bei Nichtteilnehmern am E W S und sind auch Nichteilnehmern an der Währungsunion ausgeschlossen. Das wesentliche Element am E W S waren Interventionsregeln, wie sie für ein System fester Wechselkurse typisch sind. Beim E W S wurd für jede Währung ein Leitkurs in E C U definiert. Mit Hilfe der Leitkurse wurden jeweils bilaterale Leitkurse zwischen den Währungen der Mitglieder festgelegt. Um diese bilateralen Leitkurse waren Bandbreiten gezogen, innerhalb derer die Kurse an der Devisenbörse schwanken durften. Wurde der obere Interventionspunkt erreicht, so mußte die Zentralbank Devisen kaufen, wurde der untere Interventionspunkt erreicht, so mußte die Zentralbank Devisen verkaufen, um die weitere Aufwertung der heimischen Währung zu verhindern. Interveniert wurde in Währungen der am E W S beteiligten Länder. Die Bandbreite betrug in der Regel +/- 2,25 % des Leitkurses, für einige Länder war sie größer, zum Ende des E W S wurde die Spanne noch mal erweitert. Ausgehend von der Preisnotierung der Währungen lag die Bandbreite zum Beispiel für das irische Pfund zwischen 2,619 DM und 2,740 DM. Diese Kurse waren Mittelkurse, die um die Geld- bzw. Briefmarge unter- bzw. überschritten werden konnten. Wenn eine Währung 75 % ihrer maximalen Abweichungsspanne vom Durchschnitt aller beteiligten Währungen erreichte, sollte das Mitgliedsland wirtschafts- und währungspoiitische Steuerungsmaßnahmen einleiten, um den sich abzeichnenden Spannungen frühzeitig entgegenzuwirken. Da Interventionen kurzfristig erfolgen müssen, unterhielten die Zentralbanken Finanzierungskonten beim "Europäischen Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit" EFWZ, dem sie im Gegenzug für die Bereitstellung von E C U für den Ausgleich von Salden im E W S 20 % ihrer Gold- und Devisenreserven treuhänderisch überließen. Der Europäische Fonds nahm auf regionaler Ebene eine vergleichbare Funktion wie der IWF im Weltmaßstab wahr. Im Rahmen des Fonds gab es für die Teilnehmer am E W S sowohl kurz- als auch mittelfristige Kredite in anderer Währung, wobei diese Beistandskredite zu verzinsen waren. Der Sinn des Systems lag darin, der westeuropäischen Wirtschaft durch feste Wechselkurse zu mehr Planungssicherheit im Geschäftsverkehr zu verhelfen. Für die Haushaltsplanung, die Festlegung der Mitgliedsbeiträge und von Interventionspreisen in der EG-Landwirtschaftspolitik, und für andere Zwecke war es auch sinnvoll, eine gemeinsame Recheneinheit wie den E C U zu haben, der gleichzeitig als Anleihewährung dienen konnte und auch dazu genutzt wurde.

Das internationale Währungssystem

153

Die Probleme des Systems waren identisch mit denen, an denen das Bretton Woods-System fester Wechselkurse letztlich gescheitert ist. Strukturelle Unterschiede wie -

unterschiedliche Infiationsraten und unterschiedliche Produktivitätsentwicklungen

führen bei konstanten Wechselkursen zu ständig wachsenden Defiziten bzw. Überschüssen in den Leistungsbilanzen, die nach einer gewissen Zeit Wechselkursänderungen - und vorher spekulative Kapitalbewegungen - veranlassen. Eine unterschiedliche Zinspolitik ist in den einzelnen Mitgliedstaaten nicht möglich, ohne dass es zu großen Kapitalbewegungen kommt, die die Zentralbanken zu Interventionen zwingen. Damit war die nationale Geldpolitik schon vor der Währungsunion de facto eines ihrer Instrumente beraubt. 6.

Das Europäische System der Zentralbanken (ESZB)

Das Europäische System der Zentralbanken hat zum 1.1.1999 das EWS abgelöst. Es besteht aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken aller derzeit 15 EU-Mitgliedstaaten. Mit dem Begriff „Eurosystem" werden die Europäische Zentralbank und die Zentralbanken der am Euro-Währungsgebiet teilnehmenden Länder bezeichnet. Die Zentralbanken der nicht teilnehmenden Länder sind Mitglieder des ESZB mit einem besonderen Status, der nicht zur Teilnahme an Entscheidungen über die Geldpolitik der ESZB berechtigt (Bremer Gesellschaft ..., 1998). Das vorrangige Ziel des ESZB ist es, Preisstabilität zu gewährleisten, und, soweit es ohne Verletzung dieses Zieles möglich ist, die allgemeine Wirtschaftspolitik der Gemeinschaft zu stärken. Das Eurosystem hat die folgenden Aufgaben, die zum großen Teil durch die beteiligten nationalen Zentralbanken ausgeführt werden: -

die Geldpolitik des Euro-Währungsgebiets festzulegen und auszuführen, Devisengeschäfte durchzuführen, die offiziellen Währungsreserven der Mitgliedsstaaten zu halten und zu verwalten, das reibungslose Funktionieren der Zahlungssysteme zu fördern.

Darüber hinaus soll das Eurosystem die reibungslose Durchführung der von den zuständigen Behörden auf dem Gebiet der Bankenaufsicht und der Stabilität des Finanzsystems ergriffenen Maßnahmen gewährleisten. Zentrales Beschlussorgan des Eurosystems ist der EZB-Rat und das Direktorium. Der EZB-Rat besteht aus den Mitgliedern des Direktoriums der ESZB und den Präsidenten der nationalen Zentralbanken, die den Euro eingeführt haben. Das Direktorium wiederum besteht aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern. Eine der Hauptaufgaben des Rats ist die Festlegung der Geldpolitik für das Euro-Währungsgebiet. Die Mitglieder sind von Weisungen der Regierungen und anderer Stellen frei. Die Unabhängigkeit wird durch die mindestens fünfjährige Amtszeit (bei einer Wiederwahlmöglichkeit) für die Präsidenten der nationalen Zentralban-

154

ESZB / Die Gruppe der Zehn

ken und einer Amtszeit von mindestens acht Jahren für die Mitglieder des Direktoriums (Wiederwahl ist nicht zulässig) unterstützt. Inhaber der EZB sind die nationalen Zentralbanken, wobei die Anteile sich nach einem Schlüssel aus Bevölkerung und Bruttoinlandprodukt bemessen. Die gemeinsame Währung „Euro" ist als „Fortschreibung" des ECU des EWS zu verstehen und hat ab 1.1.2002 auch das nationale umlaufende Geld im Eurogebiet abgelöst. 7. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ und die Gruppe der Zehn Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Bank for International Settlement BIS) mit Hauptsitz in Basel ist eine internationale Organisation, die 1930 ihre Aktivitäten aufnahm. Sie wurde von Zentralbanken als Kapitalgesellschaft gegründet, bekam durch das Haager Abkommen aber den Status einer internationalen Organisation mit dazugehörigen Privilegien und Immunitätsrechten zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben. Die BIZ dient als Forum für Diskussionen und die Vorbereitung von Entscheidungen durch Zentralbanken und das internationale Finanzwesen, sie ist der wesentliche Partner der Zentralbanken bei ihren finanziellen Transaktionen, sie betreibt ökonomische und speziell geldwirtschaftliche Forschung und dient als Vermittler und Treuhänder bei internationalen finanziellen Transaktionen. Derzeit haben 50 Zentralbanken Stimmrecht bei der Generalversammlung (www.bis.org). In Basel angesiedelt und von der BIZ betreut werden mehrere Ausschüsse wie der Basler Ausschuß für Bankenaufsicht (BCBC), der 1974 duch die Gruppe der Zehn Länder (Group of Ten countries) gegründet wurde, sowie das Forum für Finanzstabilität (FSF). Der Basier Ausschuß für Bankenaufsicht hat u.a. Richtlinien entwickelt, wie das Verhältnis zwischen Bankenrevisoren und Bankenaufsicht verbessert werden kann (Jeanneau, 2002). Diese und andere Richtlinien und Empfehlungen haben zunächst unverbindlichen Charakter. Aufgrund des Einflusses in anderen Organisationen und anderer bindender internationaler Abkommen und Verträge werden in solchen Gremien die Weichen für die Transformation national geltenden Rechts gestellt. Die Gruppe der Zehn wurde 1962 als informelles Koordinationsgremium der zehn Industrieländer USA, Kanada, Japan, Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien und Schweden gegründet. Die Schweiz war anfangs assoziiert, trat der Gruppe aber 1984 als Vollmitglied bei. Aufgabe ist die Abstimmung und gemeinsame Vertretung der währungspolitischen Interessen. Aufgrund der hohen Stimmenanteile der Mitglieder im Fonds ist der Einfluß z.B. auf den Währungsfonds beträchtlich. So geht die Einrichtung der Sonderziehungsrechte auf die Initiative der Gruppe zurück.

VII. 1.

Reale Außenwirtschaftstheorie Einführung

1.1. Fragestellung der realen Theorie Während sich die monetäre Theorie im wesentlichen mit Fragen der Zahlungsbilanz, mit dem Devisenmarkt und mit den Bestimmungsgründen für den Wechselkurs sowie den Auswirkungen bestimmter Wechselkursregime befaßt, versucht die reale Theorie, die realwirtschaftlichen Grundlagen des Außenhandels aufzudecken. Entsprechend stehen die folgenden Fragen im Mittelpunkt des Interesses der realen Theorie: -

welche Güter werden exportiert, welche Güter werden importiert, welche Vorteile bringt der Außenhandel den beteiligten Ländern bzw. den beteiligten Wirtschaftssubjekten, welches sind die Bestimmungsgründe dafür, dass eine bestimmte gütermäßige und regionale Ex- und Importstruktur in den einzelnen Ländern vorhanden ist.

Eine vordergründige Antwort auf die Frage, warum ein bestimmtes Gut ex- bzw. importiert wird, wurde bereits einleitend bei der Behandlung der monetären Theorie gegeben: Güter und Dienste werden aus Gründen der Gewinnerzielung (auf Anbieterselte) und aus Gründen der Nutzenerzielung (auf der Nachfragerseite) ex- und importiert. Wenn ein Gut bei einem gegebenen Wechselkurs im Ausland absolut billiger als im Inland zu erwerben ist, dann wird der rationale, den Nutzen maximierende Verbraucher auf Importe zurückgreifen. Ausländische Produzenten werden die zusätzliche Nachfrage wegen der damit verbundenen zusätzlichen Gewinne gerne bedienen. Ein solcher Vergleich von Preisen und Leistungen spielt sich wechselseitig über die Grenzen der Staaten hinweg ab, so dass es in einigen Branchen zu Nettoexporten und in anderen zu Nettoimporten kommt. Wie in der monetären Theorie gezeigt wurde, ist der Wechselkurs, der einen internationalen Preisvergleich erst ermöglicht, selbst eine Variable und keine exogene und auf ewig festgeschriebene Konstante. Wenn wir einmal von Spekulation und vom internationalen Kapitalverkehr abstrahieren, so wird sich der Wechselkurs dort einpendeln, wo inländische Exporte (Angebot an Devisen) den inländischen Importen (Nachfrage nach Devisen) entsprechen. Wenn ein gewünschter Wechselkurs nicht das Ergebnis der autonomen Ex- und Importentscheidungen der Wirtschaftssubjekte ist, dann muß die Zentralbank am Devisenmarkt intervenieren. Bei einem permanenten Exportüberschuß bereitet dieses ebenso Probleme (importierte Inflation etc.) wie bei einem permanenten Defizit (Erschöpfung der Währungsreserven, Zunahme der internationalen Verschuldung etc.). Langfristig und im statistischen Durchschnitt aller Länder sind die Leistungsbilanzen daher ausgeglichen. Dieses gilt im Durchschnitt aller Länder schon wegen der definitorischen Gleichheit von Weltexporten und Weltimporten. Aus dieser Perspektive stellt sich der Außenhandel als Austausch von Güterbündeln zwischen der Gesamtheit der Inländer und

156

Einführung

der Gesamtheit der Ausländer dar. Es werden bestimmte Güter, wie z.B. Maschinen, exportiert und andere Güter, wie z.B. Rohstoffe und Nahrungsmittel, importiert. Für den Theoretiker ist dann schon allein die Frage interessant, wie es dazu kommt dass einige Länder bzw. die Produzenten in einem Land sich auf bestimmte Exportprodukte spezialisieren, während die Güter anderer Branchen überwiegend importiert werden. Für den Wirtschaftspolitiker schließt sich daran die Frage an, ob die von der Gesamtheit der Wirtschaftssubjekte für Importe benötigten Devisen nicht vielleicht besser (leichter) mit anderen Produkten auf internationalen Märkten verdient werden könnten. Schließlich interessiert ihn auch, wie die Austauschbeziehungen für das eigene Land durch wirtschaftspolitische Maßnahmen verbessert werden können und wie sie sich im Zeitablauf entwickeln. Aus der Sichtweise eines staatlichen Ex- und Importmonopols, wie man es z.B. in den Staatshandelsländern früher praktizierte, muß sichergestellt werden, dass der Gesamtnutzen aus den importieren Gütern den Gesamtnutzen der im Austausch exportierten Güter bei einer inländischen Verwendung übersteigt. Dieser Gedanke läßt sich auf die Gegenüberstellung des Nutzens aus Importen und dem potentiellen Nutzen aus Gütern, die man alternativ mit den in der Exportwirtschaft gebundenen Faktoren hätte erzeugen können, übertragen. Wenn man die sich auf den Märkten von Gütern und Produktionsfaktoren einstellenden Preise in gemischtwirtschaftlichen Systemen als Nutzenmaßstab bzw. als Knappheitspreis akzeptiert, so wird sich unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. Vernachlässigung der mit der Handelsaufnahme verbundenen Einkommens- und Vermögensverteilungseffekte) auch bei einem freien Handel eine Ex- und ImportStruktur herausbilden, bei der der Gesamtnutzen aus dem Import größer ist als die Opportunitätskosten der im Exportsektor gebundenen Produktionsfaktoren.

1.2. Ex- und Importstruktur und Entwicklungsdynamik Bevor wir uns den verschiedenen theoretischen Ansätzen zur Erklärung der Außenhandelsstruktur zuwenden, erfolgt eine kurze empirische Bestandsaufnahme. Aus der folgenden Tabelle kann man ablesen, dass die einzelnen Branchen in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedliche Ex-und Importanteile besitzen. Insbesondere in den asiatischen Schwellenländern haben sich die Anteile der einzelnen Produktgruppen darüber hinaus deutlich verändert. Diese Veränderungen sind Ergebnis der Entwicklungsdynamik dieser Länder, sie sind aber auch im Zusammenhang mit dem in Kapitel VIII behandelten internationalen Kapital- und Technologietransfer zu sehen. Betrachtet man einzelne Gütergruppen in den verschiedenen Ländern, so hat man auch ohne abstrakte theoretische Überlegungen oft eine plausible Erklärung für besonders auffällige Exportanteile bzw. Importanteile parat. Bei den Brennstoffen, Mineralien und Metallen ist es z.T. eine Frage der Vorkommen dieser Ressourcen in den betreffenden Ländern. Hinzukommen muß in Ländern mit reichen Ressourcenvorkommen allerdings die Bereitschaft, am internationalen Austausch teilzuhaben, sowie der Wille und die Fähigkeit zur Erschließung der Fundstellen. Begnügen wir uns zunächst einmal mit der Erklärung der Verfügbarkeit von Rohstoffen in einem Land. Ein Land wird Rohstoffe dann exportieren, wenn diese über den eigenen Bedarf hinaus in abbauwürdigen Vorkommen vorhanden sind. Übersteigt der Inlandsbedarf die eigene Produktion, so ergibt sich ein Importbedarf. Deshalb ist es z.B. aufgrund der Ausstattung Großbritanniens, Norwegens und Indone-

Reale Außenwirtschaftstheorie

157

siens mit Ölquellen nicht überraschend, dass diese Produktgruppe in diesen Ländern einen großen Anteil der Exporte ausmacht oder bis vor kurzem ausmachte. In Malaysia spielten Zinn- und Ölvorkommen lange eine ähnliche Rolle. Andere Länder, wie z.B. Süd-Korea, Japan sowie die Bundesrepublik, haben relativ wenig Vorkommen, so dass diese Produktgruppen aufgrund des hohen inländischen Bedarfs hohe Prozentsätze am Import aufweisen. Für die Position "Landwirtschaftliche Produkte und Materialien" und weiterverarbeitet als „Nahrungsmittel" gilt ähnliches. Auch hier ist die Verfügbarkeit aufgrund klimatischer Bedingungen und der Fruchtbarkeit der Böden die wesentliche Voraussetzung für die Erzielung von Überschüssen, die dem Export dienen (in Thailand z.B. Reis und Soja, in Malaysia Kautschuk und Palmöl). Wenn der verarbeitende Sektor differenzierter betrachtet würde, dann würden die relativ hohen Anteile der Textilwirtschaft bei den Exporten einiger Entwicklungsländer auffallen. Aus der seit Jahrzehnten um diesen arbeitsintensiven Sektor geführten Diskussion ist bekannt, dass hinter der relativ starken Bedeutung in den Entwicklungsländern die Tatsache steht, dass Arbeitskräfte in diesen Ländern wesentlich geringer entlohnt werden als in den Industrieländern. Auch bedarf es in diesem Sektor für die Arbeitskräfte nur einer relativ kurzen Anlernzeit. Auch diese plausible Erklärung ist natürlich sehr vordergründig, da viele Fragen einer weiteren Erklärung bedürften. Zum Beispiel die, warum die Lohnunterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländern im Laufe der Zeit nicht verschwinden, warum die Arbeitskräfte in diesen Ländern nicht besser qualifiziert sind und in höherwertigen Tätigkeiten eingesetzt werden. Tabelle 27:

Struktur der Einfuhr für ausgewählte Länder, in v.H. der Einfuhr

Land Nahrungsmittel

Frankreich Deutschland Indien Japan Kenia Korea, Rep. Malaysia Mexiko Norwegen Thailand United Kingdom United States

1980 10 12 9 12 8 10 12 16 8 5 13

1998 10 9 6 16 14 6 6 6 7 5 9

8

5

Anteil an der Wareneinfuhr in v.H. Landwirtschaft!. Brennstoffe Erze und Prod, und Metalle Materialien 1998 1980 1980 1998 1980 1998 4 2 27 6 5 3 4 4 2 23 6 6 2 4 45 25 6 6 4 50 15 10 6 9 1 3 34 18 1 2 4 20 7 11 30 6 1 3 4 2 15 3 2 2 2 4 2 3 4 2 17 3 5 3 3 30 9 4 33 3 2 2 7 3 4 13 3

2

33

7

5

verarb. Produkte 1980 54 52 39 19 56 43 67 75 67 51 61

1998 80 73 55 57 64 61 85 85 83 78 82

50

81

2

Quelle: World Bank, 2000 World Development Indicators, Washington, D.C. 2000.

Der Maschinen- und Fahrzeugbau hat in den Industrieländern hohe Anteile sowohl bei den Importen als auch bei den Exporten, während man bei den meisten Entwicklungsländern nur hohe Prozentsätze bei den Importen feststellen wird. Auch hierfür finden wir schnell eine plausible Erklärung: Geschickte Arbeitskräfte mit einer langen und guten Ausbildung, technologisches Know How, in Patenten verbrieftes Wissen sowie moderne Industrieanlagen sind in den Industrieländern zu finden.

158

Einführung

Da dieses wesentliche Produktionsvoraussetzungen für die Fertigung hochwertiger Maschinen und Fahrzeuge sind, werden Unternehmen dieses Sektors gut daran tun, ihren Standort in den Industrieländern zu wählen. Auch diese Erklärung ist in gewisser Hinsicht vordergründig und entspricht auch nur einer Momentaufnahme. Die Gründe, die dazu geführt haben, dass die Industrieländer den überlegenen Standort darstellen, werden nämlich nicht angesprochen. Die dramatischen Anteilsgewinne dieser Branche in den letzten Jahrzehnten beim Export einiger Schwellenländer (z.B. der Republik Korea) werfen darüber hinaus Fragen nach den Gründen für die Veränderungen der Standortqualität und den Konsequenzen für die traditionellen Anbieter auf.

1.3. Der intra-industrielle Handel Beim Maschinen- und Fahrzeugbau kann man mit den gleichzeitig hohen Import- und Exportanteilen bei den Industrieländern ein besonderes Phänomen feststellen. Es findet in diesen Ländern ein starker internationaler Austausch innerhalb der gleichen Produktgruppe statt, den man intra-industriellen Handel im Gegensatz zum inter-industriellen Handel nennt. Es werden also z.B. in großem Umfange deutsche Autos nach Frankreich exportiert und französische Autos nach Deutschland. Als Erklärung für dieses Phänomen müssen gänzlich andere Gründe als die Verfügbarkeit von Produkten oder die Ausstattung der Länder mit bestimmten Produktionsfaktoren gefunden werden. Dieses insbesondere deshalb, weil eine genauere Analyse des Welthandels zeigt, dass gerade zwischen den von der Faktorausstattung her sehr ähnlichen Industrieländern der intra-industrielle Handel blüht.

Tabelle 28: Struktur der Warenausfuhr für ausgewählte Länder, in v.H. Land Nahrungsmittel

Frankreich Deutschland Indien Japan Kenia Korea, Rep. Malaysia Mexiko Norwegen Thailand UK United States

1980 16 5 28 1 44 7 15 12 7 47 7 18

1998 13 5 18 1 59 2 10 6 10 19 6 8

Anteil am Warenexport in v.H. Landwirtschaft!. Brennstoffe Erze und Prod, und Metalle Materialien 1980 1998 1980 1998 1980 1998 2 1 4 2 4 2 1 1 4 1 3 2 2 1 7 5 0 3 1 1 0 2 1 0 8 7 33 9 2 3 1 4 1 2 1 0 6 10 1 31 3 25 1 2 2 67 6 6 3 1 48 43 10 9 14 11 4 0 2 1 1 1 4 5 2 13 2 2 5 2 4 5

verarb. Produkte 1980 73 85 59 95 12 90 19 12 32 25 71 66

1998 80 86 74 94 24 91 79 85 30 71 85 82

Quelle: World Bank, 2000 World Development Indicators, Washington, D.C. 2000. Das Ausmaß des intra-industriellen Handels wird meist durch den Grübet/ Lloyd Index gemessen, der methodische Ähnlichkeit mit einigen später im Zusammenhang

Reale Außenwirtschaftstheorie

159

mit der Internationalen Wettbewerbsfähigkeit behandelten Maßen besitzt. Für eine einzelne Branche gilt die folgende Argumentation: Vom gesamten Außenhandel einer Branche i (Exporte Xi plus Importe Mj) stellt nur der Außenhandelssaldo (Xj - Mj) inter-industriellen Handel dar. Der Rest wird als intra-industrieller Handel bezeichnet. In Prozent des gesamten Außenhandels gilt daher für den intra-industriellen Handel der Branche i: ' ' ' ^ x 100. Xi+M,. Das Ausmaß des Intra-Industry Trade des gesamten Außenhandels wird durch die folgende Aggregation über alle i Branchen gemessen: Intra - Industry - Trade - Index = —

Intra - Industry - Trade - Index = —

x 100. Z

X.+M,

M

Mitunter wird dieser Index im Nenner noch um das Handelbilanzdefizit um den Handelsbilanzüberschuß korrigiert, was aber nur bei größeren Handelbilanzsalden zu bedeutenderen Veränderungen führt: Intra - Industry - Trade - Index = —

-

x 100.

Tabelle 29 zeigt das schon in den 80er Jahren beträchtliche Ausmaß des intra-industriellen Handels in ausgewählt Industrieländern anhand des modifizierten Index auf, wobei die vergleichsweise niedrigen Werte für Japan und Australien auffallen, was z.T. auf die protektionistische Handelspolitik Japans in einigen Branchen, aber auch die knappe bzw. reichliche Ausstattung der Länder mit Rohstoffen zurückgeführt werden kann. Tabelle 29: Intra-Industry Handel für ausgewählte Länder anhand des modifizierten IntraIndustry Index in v.H. für die 3-stellige SITC Kanada USA Japan Belgien/Lux. Niederlande Deutschland Frankreich Italien Großbritannien Australien Durchschnitt dieser Länder

1964 37 48 23 62 65 44 64 49 46 18 46

1967 49 52 22 66 66 51 67 45 55 17 49

1973 57 48 24 69 63 60 70 54 71 29 55

1979 56 52 21 73 65 60 70 48 80 22 55

Quelle: OECD, Structural Adjustment Performance, Paris 1987, Tabelle 7.

1985 68 72 24 74 67 65 72 55 76 25 60

160

2.

Dogmenhistorischer Abriß

Dogmenhistorischer Abriß

2.1. Absolute Kostenvorteile - Adam Smith Dogmenhistorisch ist das Werk von ADAM SMITH (1723-1790) von besonderer Be-

deutung für die Außenhandelstheorie. In seinem Hauptwerk ,An Inquiry into the Natura and Causes of the Wealth of Nations" aus dem Jahr 1776 geht Smith ausführlich auf die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung für die Individuen eines Landes ein. Seine Argumentation ist im Zusammenhang zu sehen mit seiner Auseinandersetzung mit den Merkantilisten, die die Lehre von den Vorteilen einer positiven Handelsbilanz verfochten, durch die Gold und Silber ins Land gezogen würde. Ein Export erscheint aus diesem Blickwinkel positiv, während ein Import einen Abfluß von Gold und Silber bedeutet und von daher zunächst negativ erscheint. Wie im folgenden Text deutlich wird, überträgt SMITH die Argumentation von den Vorteilen der Arbeitsteilung zwischen einzelnen Individuen auf die internationale Arbeitsteilung: „Jeder kluge Familienvater befolgt den Grundsatz, niemals etwas zu Hause anzufertigen, was er billiger kaufen kann. Dem Schneider fällt es nicht ein, sich die Schuhe selbst zu machen, sondern er kauft sie vom Schuhmacher; dem Schuhmacher andererseits fällt es nicht ein, sich die Kleider selbst herzustellen, sondern er gibt sie beim Schneider in Auftrag, und dem Landwirt kommt es nicht in den Sinn, sich dies oder jenes selbst zu machen, sondern auch er setzt die einzelnen Handwerker in Nahrung. Alle sehen den Vorteil darin, ihre Arbeitskraft ganz in der Weise zu betätigen, in der sie etwas vor ihrem Nachbarn voraushaben und sich mit einem Teil des Ertrages oder, was dasselbe ist, mit dem Preis dafür das zu kaufen, was sie darüber hinaus brauchen. Was aber in der Wirtschaftsführung eines Familienhaushalts klug ist, das kann auch im Ganzen einer großen Volkswirtschaft kaum Torheit sein. Wenn uns nämlich ein anderes Land mit einer Ware billiger versorgen kann, als wir sie selbst herzustellen imstande sind, so ist es vorteilhafter, dass wir dem betreffenden Lande diese Ware gegen Produkte unseres eigenen Gewerbefleißes, in denen wir vor dem Auslande etwas voraushaben, abkaufen. Die natürlichen Produktionsvorteile, die ein Land hinsichtlich bestimmter Waren vor einem anderen voraushat, sind mitunter so groß, dass es, wie alle Welt weiß, vergeblich sein würde, dagegen ankämpfen zu wollen. Durch Treibhäuser, Mistbeete und Rahmen lassen sich in Schottland sehr gute Trauben ziehen und auch ein recht guter Wein daraus gewinnen, nur würde dieser vielleicht dreißigmal so viel kosten als ein ebenso guter Wein, den man aus fremden Ländern bezöge. Würde nun ein Gesetz vernünftig sein, das die Einfuhr aller fremder Weine verbietet, nur um die Erzeugung schottischen Weiß- und Rotweins zu fördern? Ob die Vorteile, die ein Land vor dem anderen voraus hat, natürliche oder erworbene sind, ist hierbei nicht ausschlaggebend. Solange das eine Land diese Vorteile besitzt und das andere sie entbehrt, solange ist es auch für das letztere vorteilhaft, von dem ersteren zu kaufen, als die betreffende Ware selbst herzustellen. Der Jahresertrag einer Volkswirtschaft ist höher, wenn sie sich auf die Erzeugung derjenigen Waren beschränkt, in denen sie vor anderen Ländern Kostenvorteile voraushat, und sie ihrerseits von anderen Ländern diejenigen Waren kauft, die dort billiger sind. Die Regelung dieser Austauschverhältnisse aber muß dem freien Spiel der Kräfte überlassen bleiben.

Reale Außenwirtschaftstheorie

161

Es ist zwar möglich, dass durch wirtschaftspolitische Maßnahmen, vor allem durch Einfuhrverbote und hohe Zölle auf fremdländische Waren, sich im Lande selbst eine Industrie entwickelt oder schneller entwickelt, als es ohne staatliche Maßnahmen der Fall gewesen wäre; es ist sogar möglich, dass die betreffende Ware nach gewisser Zeit im Inland ebenso billig hergestellt werden kann, aber es folgt daraus keineswegs, dass die Gesamtsumme der durch solche Eingriffe vermehrt werden kann. Die Industrie eines Landes kann sich nur in dem Maße vermehren, als das Kapital zunimmt, und das Kapital nimmt nur in dem Maße zu, als nach und nach aus dem Einkommen gespart wird." Smith geht in seinen Beispielen davon aus, dass die Produktionsvoraussetzungen in den einzelnen Ländern so sind, dass das eine Land bei dem einen Produkt und ein anderes bei einem anderen Produkt absolute Kostenvorteile in der Produktion hat. Damit wird die Frage ausgeklammert, was ein Land machen soll, das in keiner Produktlinie Kostenvorteile besitzt. Dieser Frage wendet sich später Ricardo mit der Theorie der komparativen Kostenvorteile zu. Im letzten Teil des Zitats von SMITH klingen im übrigen Gedanken an, die später vor allem von FRIEDRICH LIST (1789-1846) - allerdings mit einer anderen Schlußfolgerung - aufgegriffen wurden. Zwar mindert ein heutiger Verzicht auf die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung das aktuell erzielbare Volkseinkommen, dieser Verzicht kann sich aber langfristig als eine positive Entscheidung herausstellen, wenn dadurch Investitionen in Bereichen angeregt werden, in denen man auf längere Sicht auf nationalen und internationalen Märkten erfolgreich konkurrieren und Einkommen erzielen kann. Eine statische Bestandsaufnahme über die zur Zeit geltenden Produktionsbedingungen bei den zur Zeit bekannten Produkten könne nach LIST und anderen Ökonomen daher nicht zum Maßstab für die optimale internationale Arbeitsteilung gemacht werden. 2.2. Komparative Kostenvorteile - David Ricardo RICARDO (1772-1823) stellt in seiner Theorie der komparativen Kostenvorteile heraus, dass für den internationalen Handel nicht die absoluten Preise, sondern die Preisverhältnisse von verschiedenen Gütern in verschiedenen Ländern bedeutsam sind, wobei sich die Preisverhältnisse aus den Verhältnissen der Produktionskosten ergeben (Principies of Political Economy and Taxation aus dem Jahr 1817). In seinem berühmten Beispiel über den Handel von Tuch und Wein zwischen Portugal und England versucht er nachzuweisen, dass Außenhandel auch dann von Vorteil für ein Land ist, wenn es absolute Kostenvorteile bei beiden Produkten besitzt. Die Preise der Produkte werden durch die Produktionskosten erklärt, wobei die Kosten in der Tradition der Arbeitswertlehre als durch die inkorporierten Arbeitsquanten bestimmt angesehen werden. Ricardo geht in seinem Beispiel davon aus, dass man für die Erzeugung einer bestimmten Menge Tuch in England 100 Mann für die Dauer eines Jahres benötigt und in Portugal 90 Mann. Für die Erzeugung einer bestimmten Menge Wein benötigt man in England 120 Mann für die Dauer eines Jahr und in Portugal 80 Mann. Portugal hat in diesem Beispiel also bei jedem der Produkte die besseren Produktionsvoraussetzungen und demnach absolute Kostenvorteile. Dennoch soll sich der internationale Handel für beide Länder lohnen: "Hätte Portugal mit anderen Ländern keine Handelsbeziehungen, so würde es gezwungen sein, statt einen großen Teil seines Kapitals und seines Fleißes zur Erzeugung von Weinen zu verwenden, mit denen es für seinen eigenen Konsum Tuch-

162

Einführung

und Metallwaren anderer Länder ersteht, einen Teil dieses Kapitals in der Fabrikation dieser Güter anzulegen, die es wahrscheinlich auf diese Weise in geringerer Qualität und Quantität erhalten würde. Diejenige Weinmenge, welche es im Tausche gegen englisches Tuch hingeben muß, wird nicht durch die betreffenden Arbeitsmengen bestimmt, welche der Produktion jedes dieser Güter gewidmet wird, wie das der Fall wäre, wenn beide Güter in England oder in Portugal erzeugt würden. England kann vielleicht so gestellt sein, dass man zur Tuchfabrikation der Arbeit von 100 Mann auf ein Jahr bedarf, und wenn es versuchte, den Wein zu erzeugen, möchte die Arbeit von 120 Mann für diese Zeit nötig sein. Infolgedessen läge es in Englands eigenem Interesse, Wein zu importieren und durch die Ausfuhr von Tuch zu erstehen. Um den Wein in Portugal zu produzieren, könnte vielleicht die Arbeit von nur 80 Mann im Jahr erforderlich sein, und um das Tuch daselbst zu fabrizieren, die von 90 Mann in derselben Zeit. Daher würde es für Portugal vorteilhaft sein, Wein zu exportieren im Tausche für Tuch. Dieser Tausch konnte sogar stattfinden, obgleich das von Portugal eingeführte Gut dort mit weniger Arbeit als in England produziert werden könnte. Obwohl es das Tuch mit der Arbeit von 90 Mann herstellen könnte, würde es dieses doch aus einem Lande importieren, wo man zu seiner Fabrikation die Arbeit von 100 Mann benötigt, weil es für Portugal vorteilhaft sein würde, sein Kapital zur Produktion von Wein zu verwenden, für welches es von England mehr Tuch erhalten würde, als es durch Ablenkung eines Teiles seines Kapitals vom Weinbau zur Tuchmanufaktur produzieren könnte. Auf diese Weise würde England das Arbeitsprodukt von 100 Mann für das Arbeitsprodukt von 80 hingeben. Ein solcher Austausch könnte zwischen einzelnen Personen eines und desselben Landes nicht stattfinden." Der Grundgedanke der Theorie der komparativen Kostenvorteile läßt sich am besten mit Hilfe der später entwickelten Transformations- und Indifferenzkurven darstellen. Ein Land könnte sich in diesem Beispiel vollständig auf die Produktion von Tuch oder auf die Produktion von Wein spezialisieren. Die jeweilige maximal herstellbare Menge wird bestimmt, indem die vorhandene Arbeitskraft in der Volkswirtschaft durch den notwendigen Input an Mannjahren für die Erzeugung einer Einheit Wein bzw. Tuch dividiert wird. Unterstellen wir für Portugal eine vorhandene Menge von 360.000 Mannjahren, so ergibt sich daraus eine maximale Tuchproduktion von 360.000: 90 = 4.000 Einheiten und alternativ eine maximale Weinproduktion 360.000: 80 = 4.500 Einheiten. Portugal könnte auch einen Teil der Arbeitskraft einsetzen, um Wein zu produzieren und den anderen Teil, um Tuch zu produzieren. Alle zulässigen Kombinationen, die beide Produktionsfaktoren voll ausschöpfen, liegen auf der Transformationskurve, die in diesem Fall eine Gerade darstellt und eine Steigung von - 90/80 = - 1,125 aufweist. In der Grafik kann man die Steigung am Verhältnis der maximalen Produktionsmengen 4.500/4000 ablesen. Die Steigung der Kurve spiegelt auch das Preisverhältnis der Produkte wider, das sich ohne internationalen Handel aufgrund der Produktionskosten (Arbeitskosten) in Portugal ergeben würde. 4.000 Einheiten Wein sind soviel Wert wie 4.500 Einheiten Tuch. Eine Einheit Tuch kostet damit 1,125 Einheiten Wein. Wenn England auf 900.000 Mannjahre in der Produktion zurückgreifen kann, dann könnten dort 9.000 Einheiten Tuch oder alternativ 7.500 Einheiten Wein erzeugt wer-

Reale Außenwirtschaftstheorie

163

den. Auch entsprechende Kombinationen mit der Produktion von Teilmengen beider Produkte sind möglich.

Grafik 51:

Transformationskurve in England und Portugal

Wein

7500

4500

Tuch 4000

9.000

Die Steigung der Kurve lässt sich auch hier am Verhältnis der Inputfaktoren zur Erzeugung jeweils einer Einheit Tuch bzw. Wein ermitteln und in der Grafik auch als Verhältnis der maximalen Ausbringungsmengen 7.500/9.000 = - 0,8333. Vor Aufnahme des Handels entspricht auch in England das Preisverhältnis den Produktionskosten. 9.000 Einheiten Tuch sind damit soviel Wert wie 7.500 Einheiten Wein. Eine Einheit Tuch kostet damit 0,8333 Einheiten Wein. Wenn man annimmt, dass Portugal im Verhältnis zu England relativ geringe Arbeitsmengen besitzt und in einem geringen Umfang Wein nach England exportiert, dann kann man davon ausgehen, dass Portugal seinen Wein zu dem in England geltenden Austauschverhältnis absetzen kann. Portugal könnte sich dann auf den Weinbau spezialisieren und einen Teil der Weinproduktion dazu verwenden, in England zu dem dort herrschenden Austauschverhältnis Wein gegen Tuch zu tauschen. Die Tauschmöglichkeit ist durch die bei 4.500 Einheiten Wein beginnende, aber flacher verlaufende (Steigung - 0,8333) Gerade gekennzeichnet. Zeichnen wir in dieses Diagramm noch eine Schar von gesellschaftlichen Indifferenzkurven ein, so sehen wir, dass Portugal durch den internationalen Austausch eine Indifferenzkurve erreicht, die weiter vom Ursprung entfernt liegt als bei Autarkie. Das bedeutet, dass Portugal durch Teilnahme am Außenhandel einen höheren gesellschaftlichen Nutzen realisieren kann. Eine Indifferenzkurve kennzeichnet bekanntlich Güterbündel, die den gleichen gesellschaftlichen Nutzen repräsentieren,

164

Einführung

und der Nutzen von Kurven ist umso größer, je weiter sie vom Ursprung entfernt liegen. Grafik 52:

Transformationskurven in Portugal

Wein Produktionspunkt

Portugal wird sich in diesem Fall auf die Weinproduktion spezialisieren und 4.500 Einheiten produzieren. Davon wird ein Teil exportiert, aus dem Erlös wird Tuch importiert. Produktionspunkt und Konsumpunkt, die bei Autarkie identische sind, fallen damit auseinander. Im Konsumpunkt kann Portugal sowohl mehr Wein als auch mehr Tuch konsumieren als bei Autarkie. Am Berührungspunkt der Indifferenzkurve und der Tauschmöglichkeitskurve können wir in diesem hypothetischen Fall Portugals Export von Wein ablesen. Das Beispiel läßt sich auch auf den Fall übertragen, dass mit steigenden Grenzkosten bei der Produktion von Tuch und Wein zu rechnen ist. In diesem Fall ist die Transformationskurve keine Gerade mehr, sondern hat den typischen nach außen gewölbten (konvexen) Verlauf. Bei Autarkie eines Landes läßt sich wiederum nur ein Wohlfahrtsniveau erreichen, das auf der Transformationskurve liegt. Das Maximum wird dort erreicht, wo eine Indifferenzkurve die Transformationskurve gerade tangiert. Zeichnen wir in dieses Diagramm das im Ausland (auf dem Weltmarkt) herrschende Preisverhältnis für die beiden Produkte ein, so wird erkennbar, dass durch die Teilnahme am internationalen Handel eine weiter außen liegende Indifferenzkurve erreichbar ist. Der Wohlstand der Nation wird somit durch den Außenhandel gesteigert, ohne dass es in der Regel zu einer vollständigen Spezialisierung eines Landes auf die Produktion nur eines Gutes kommt. In diesem Beispiel wird ein Teil des konsumierten Weins selbst verbraucht, ein Teil wird exportiert. Beim Tuch wird nicht genügend für den eigenen Verbrauch produziert, der fehlende Teil wird importiert.

Reale Außenwirtschaftstheorie

Grafik 53:

165

Transformationskurve in Portugal bei steigenden Grenzkosten

Wein

Freihandel

Produktionspunkt

Export

Konsumpunkt

Tuch Import

Das Beispiel RICARDOS und die sich daran anschließenden Beispiele sollten und können sicherlich nicht einer realistischen Erklärung des Außenhandels dienen, sondern vielmehr nur verdeutlichen, dass eine Nation durch die Teilnahme am Außenhandel Wohlfahrtsgewinne erreichen kann. Es geht damit, wie bei Smith, primär um ein Plädoyer für Außenhandel und für den Freihandel. JOHN STUART MILL u.a. haben die Theorie weiter ausgebaut und auch untersucht, wie hoch der Gewinn aus dem Außenhandel ist und welchem Land dieser primär zufällt, wobei unterschiedliche Nachfragefunktionen für die einzelnen Produkte berücksichtigt wurden. Tendenziell wird ein Land, dessen Produkte im Ausland sehr gefragt sind, einen größeren Nutzen haben als andere. Einige Punkte, die in der Diskussion um die komparativen Kostenvorteile von besonderem Interesse sind, seien im Folgenden kurz angemerkt -

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in der Folge der Aufnahme des Handels wird es in der Regel auf den Märkten zu Änderungen der Preisverhältnisse kommen. Wenn wir von Zöllen, Kontingenten, Transportkosten u.a. absehen, so werden sich die Preisverhältnisse durch Arbitrage in den einzelnen Ländern angleichen. Das bedeutet in diesem Fall, dass sich der Preise in den beteiligten Ländern ändern werden und dass es damit letztlich auch zu Einkommensumverteilungen kommen wird, die bei der Argumentation auf der Grundlage einer unterstellten gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrtsfunktion vernachlässigt sind, bei kleinen Ländern kann es zu einer nahezu vollständigen Spezialisierung kommen, was zu einer Abhängigkeit von einzelnen Abnehmerländern und von der Marktentwicklung bei nur einem Produkt führen kann,

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es ist lediglich Arbeit als Produktionsfaktor berücksichtigt worden. Dieses ist allerdings kein grundlegender Einwand. Spätere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Erweiterung der Formulierung im Sinne von Opportunitätskosten, die alle realen Kosten umfassen, ohne Berührung der Kernaussagen der Theorie möglich ist, die Theorie setzt die Vollbeschäftigung der Produktionsfaktoren voraus und behandelt damit nicht die Frage, ob der ungehinderte Freihandel für einzelne Branchen möglicherweise sehr abrupte Schocks mit der Konsequenz der Freisetzung von Ressourcen (Entwertung von Anlagen, Arbeitslosigkeit) zur Folge haben könnte, schließlich gilt, wie bei ADAM SMITH, der Einwand, dass es sich um einen statischen Ansatz handelt, der auf jetzige und nicht auf künftige komparative Kostenvorteile und auf jetzige und nicht künftige Absatzchancen der Produzenten abstellt.

2.3. Ausstattung mit Produktionsfaktoren - Heckscher/Ohlin B. OHLIN zeigt in seinem Hauptwerk „Interregional and International Trade" von 1933, dass die räumlichen Aspekte des internationalen Handels von großer Bedeutung sind und bei einer Analyse der Außenhandelsstruktur nicht vernachlässigt werden dürfen. Der Handel zwischen zwei Ländern ist für ihn nur der Spezialfall des Handels zwischen zwei Regionen, wobei eine Region dadurch gekennzeichnet ist, dass sie eine bestimmte Ressourcenausstattung hat und die Produktionsfaktoren innerhalb der Region frei beweglich sind, zwischen den Regionen aber nur eingeschränkt. Wie SMITH und RICARDO sieht er den Grund für den Außenhandel darin, dass Güter billiger im Ausland erworben als sie im Inland hergestellt werden können. Deshalb kommt es in einem Land zu einer Spezialisierung auf die Gütergruppen, die man billiger produzieren kann als das Ausland. Wurden die Produktionsvorteile eines Landes bei Ricardo allgemein mit Produktivitätsunterschieden in den einzelnen Branchen erklärt, so weist OHLIN auf die Bedeutung der ungleichen Ausstattung der Länder mit Produktionsfaktoren hin, zu denen Grund und Boden, Klima, Bodenschätze, Kapital, Arbeitskräfte usw. gezählt werden. Länder werden sich demnach auf solche Produkte spezialisieren, die vor allem Produktionsfaktoren benötigen, die relativ reichlich in einem Land verfügbar sind. OHLIN betonte in seinem Werk auch die Interdependenzen von Faktor- und Güterpreisen, Volkseinkommen und Außenhandel. Er diskutierte die Auswirkungen von unterschiedlichen Nachfragestrukturen in den einzelnen Ländern sowie die Wirkungen der Wanderungen von Produktionsfaktoren, wie z.B. die Einwanderung von Arbeitskräften. E.F. HECKSCHER kam in seiner Analyse zu ähnlichen Ergebnissen und erklärte die Verschiedenheit der komparativen Produktionskosten in den einzelnen Ländern in seinem Aufsatz „The Effects of Foreign Trade on the Distribution of Income" von 1919 mit der ungleichen Ausstattung mit Produktionsmitteln, setzte darüber hinaus aber den Außenhandel in Beziehung zur Einkommensverteilung und zu regionalen Einkommensdifferenzen. Daraus entwickelte sich das Heckscher-Ohlinsche Theorem (Ausgleichsgesetz). Durch den internationalen Handel besteht nach diesem Theorem eine Tendenz zum Ausgleich der Faktorpreise in den am Außenhandel beteiligten Ländern (Löhne, Bodenpreise u.a.), wenn der Handel nicht durch

Reale Außenwirtschaftstheorie

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staatliche Eingriffe behindert wird. Solch ein Ausgleich geschieht innerhalb eines Wirtschaftsraumes bei freier Mobilität der Faktoren durch Arbitrageprozesse automatisch. Der freie internationale Handel ist nach diesem Theorem in der Lage, die fehlende internationale Mobilität der Produktionsfaktoren zu ersetzen und das gleiche Ergebnis zu erreichen, Produktionsfaktoren müssen dazu nicht wandern. Die Grundidee des Ansatzes ist die, dass sich die Preise für die Produktionsfaktoren bei einer identischen Nachfragestruktur vor Aufnahme des Handels nach ihrer relativen Knappheit in dem jeweiligen Land richten. Ist ein Land vergleichsweise reichlich mit einem bestimmten Produktionsfaktor ausgestattet, dann ist dieser Faktor relativ billig. Das Verhältnis des Faktorpreises zu den Preisen der anderen Produktionsfaktoren ist geringer als in den anderen Ländern. Güter, die viel von einem relativ knappen und damit vergleichsweise teuren Produktionsfaktor benötigen, lassen sich in dem betreffenden Land daher vorteilhafter erzeugen als Güter, die viel von einem relativ knappen und damit vergleichsweise teuren Produktionsfaktor absorbieren. Die relativen Produktionskosten und daraus folgend die Preisrelationen der Güter sind von Land zu Land in Abhängigkeit von der relativen Faktorknappheit daher unterschiedlich und machen Außenhandel lohnend. Aus didaktischen Gründen wird für die Darstellung des Grundgedankens in der Regel der 2-Länder- (oder 2-Kontinente-), 2-Faktoren- und 2-Güterfall gewählt, z.B. der Austausch von Nahrung und Kleidung zwischen Amerika und Europa in der Frühphase der Industrialisierung, wobei Amerika mit reichlich Boden und Europa mit reichlich Arbeit ausgestattet ist. Aufgrund relativ niedriger Löhne (im Vergleich zur Relation von Löhen zu Bodenrenten in Amerika) wird sich Europa auf die Herstellung von Kleidung spezialisieren, da die Herstellung relativ arbeits- und weniger bodenintensiv ist. Kleidung wird entsprechend nach Amerika exportiert. Amerika wird sich dagegen auf die Produktion von Nahrung spezialisieren und Nahrungsmittel nach Europa exportieren. Die Außenhandelsstruktur der Kontinente ist also durch die relative Faktorausstattung geprägt. Die zusätzliche Nachfrage in Europa nach Arbeitskräften wird dort die Löhne in die Höhe treiben und die zusätzliche Nachfrage nach Boden in Amerika die Bodenpreise. Es kommt tendenziell zu einer Angleichung der Faktorpreise in Amerika und in Europa. Betrachten wir im folgenden ein Beispiel, das in der entwicklungspolitischen Diskussion häufig eine Rolle spielt, um die optimale Arbeitsteilung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern aufzuzeigen. Wenn in einem Entwicklungsland Arbeitskräfte im Überfluß vorhanden sind und Kapital knapp ist, dann werden die Löhne relativ niedrig und die Zinsen als Faktorpreise des Kapitals relativ hoch sein. In einem Industrieland mit relativ geringem Arbeitskräftepotential und reichlicher Kapitalausstattung werden die Löhne dagegen relativ hoch sein. Das Land mit einer relativ reichlichen Ausstattung mit Arbeitskraft wird daher denjenigen Produzenten besonders gute Voraussetzungen bieten, die arbeisintensiv produzieren, also Güter erzeugen, die relativ viel Arbeit und relativ wenig Kapital absorbieren. Das Land mit relativ geringem Arbeitskräftepotential und damit relativ hohen Löhnen wird dagegen für diejenigen Branchen ein guter Standort sein, die relativ kapitalintensiv produzieren. Es kommt also zu einer Spezialisierung auf die Branchen, bei denen man bei gegebenen Faktorpreisen komparative Kostenvorteile hat. Entsprechend werden kapitalintensive Produkte aus den Industrieländern exportiert.

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Einführung

Der Außenhandel wird nach diesen Überlegungen - wenn von staatlichen Eingriffen abgesehen wird - die folgenden Auswirkungen auf die Faktormärkte haben: In dem Land mit relativ reichlich Arbeitskräften wird aufgrund der zusätzlichen Exportproduktion die Nachfrage nach Arbeit steigen und damit eine Lohnsteigerung ausgelöst. In dem Land mit relativ reichlich Kapital wird die Nachfrage nach Kapital ansteigen. Damit werden auch die Zinsen und Gewinne ansteigen. Die in den einzelnen Ländern bestehenden Unterschiede bei den Preisen der Produktionsfaktoren werden auf diese Weise tendenziell ausgeglichen. Der internationale Handel würde also annähernd das bewirken, was auch bei einer vollen Mobilität der Produktionsfaktoren eintreten würde. Der Ansatz von HECKSCHER und OHLIN wurde in der Folge von SAMUELSON und

LERNER formalisiert, wobei beiden Autoren unabhängig voneinander zu dem Ergebnis gelangten, dass unter bestimmten Prämissen auch ein vollständiger Ausgleich der absoluten Faktorpreise erfolgt. Dieses sogenannte Lerner-Samuelsonsche Theorem gilt, - solange es noch keine vollständige Spezialisierung zwischen den am Handel beteiligten Ländern gibt und - die Ausstattung mit Produktionsfaktoren keine zu großen Unterschiede aufweist. Weitere Prämissen der Analyse sind - vollständige Konkurrenz auf allen Märkten, - identische linear-homogene Produktionsfunktionen in den am Handel beteiligten Ländern (das bedeutet auch konstante Grenzkosten in der Produktion), - die Produktionsmittel sind in den beteiligten Ländern qualitativ gleich. An den genannten Prämissen wird deutlich, dass die Analyse mehr didaktischen Zwecken als einer Erklärung der Realität dienen kann. Sowohl die Prämisse der vollständigen Konkurrenz als auch die Prämisse identischer Produktionsfunktionen und qualitativ gleicher Produktionsmittel sind in der Realität nicht erfüllt. Das gleiche gilt für die Grundannahme fehlender staatlicher Eingriffe in den Außenhandel. Es ist somit nicht überraschend, dass sich die Gültigkeit des Theorems vom Ausgleich der Faktorpreise empirisch nicht nachweisen läßt. Identische Produktionsfunktionen in den verschiedenen Ländern sind im übrigen auch nur dann denkbar, wenn ein bedeutender Produktionsfaktor, nämlich das technische Wissen, nicht an die Region gebunden ist. Dieser Faktor müßte bei Geltung der Prämisse identischer Produktionsfunktionen unmittelbar allen Unternehmen der Welt zur Verfügung stehen. Dieses ist ganz offenkundig nicht der Fall, da auf Unternehmensebene entwickelte Neuerungen durch Instrumente des gewerblichen Rechtsschutzes (z.B. Patente) vor Imitationen geschützt werden und die Übernahme und Übertragung neuer Produkte und neuer Technologien Kosten verursacht und vor allem auch Zeit beansprucht. 2.4. Das Leontief-Paradoxon Nach den Überlegungen von HECKSCHER und OHLIN wird sich ein Land auf die Herstellung der Güter spezialisieren, bei deren Produktion vor allem Faktoren benötigt werden, die relativ reichlich im Land vorhanden sind. Andererseits sollte es Güter

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importieren, bei deren Herstellung solche Faktoren relativ reichlich benötigt werden, die im eigenen Land vergleichbar knapp sind. Die allgemeine Auffassung war, dass ein Land wie die USA relativ reich mit Kapital ausgestattet ist und relativ knapp mit Arbeitskraft. Demnach müßten die USA relativ arbeitsintensive Produkte importieren und relativ kapitalintensive exportieren. Bei seiner 1953 veröffentlichten empirischen Studie über den Außenhandel der USA, die auf der Grundlage der Input-Output-Analyse durchgeführt worden war, kam LEONTIEF ZU dem entgegengesetzten Ergebnis: Die empirische Analyse zeigte, dass die Exporte der USA relativ arbeitsintensiv und die Importe relativ kapitalintensiv waren. Eine Erklärung für dieses, den theoretischen Erwartungen zuwiderlaufende Ergebnis lieferte LEONTIEF mit der Annahme, dass die Arbeitsproduktivität in den USA dreimal so hoch ist wie in anderen Länder. Das könne nach LEONTIEF mit einer besseren Ausbildung, einer höheren Motivation zur Einkommenserzielung und einer besseren Arbeitsorganisation zusammenhängen. Mit der Differenzierung der Arbeitskraft und der Einbeziehung weiterer Faktoren wie Technologie, geschicktes Management, Unternehmungsgeist, usw. in der sogenannten Neo-Faktoproportionentheorie verläßt man allerdings den überschaubaren Rahmen des Heckscher/Ohlin-Modells. Man kann vor allem auch die Prämisse identischer Produktionsfunktionen in den verschiedenen Ländern nicht mehr als annähernd zutreffende Beschreibung der Realität aufrechterhalten. Die ursprünglich allgemeine Theorie, die auf der Grundlage weniger Informationen zu generellen Aussagen gelangte, wird durch die Erweiterung um Faktoren, die komparative Vorteile begründen können, letztlich zum Investitionskalkül. Letztlich mündet ein solcher Ansatz in einer internationalen Standorttheorie und einem Nachvollziehen von Standortentscheidungen global agierender Unternehmen. In deren Investitionskalkülen werden alle für bestimmte Projekte relevante Produktions- und Absatzbedingungen erfaßt. Auch wenn versucht wurde, die Ergebnisse von Leontief durch Einbeziehung weiterer Faktoren in die traditionelle Außenhandelstheorie einzubetten, so haben sie doch auch dazu beigetragen, den Stellenwert abzubauen. Im deutschen Sprachraum hat ALFONS LEMPER in seiner Habilitationsschrift von 1972 und darauf aufbauend auch in der Monographie „Handel in einer dynamischen Weltwirtschaft. Ansatzpunkte für eine Neuorientierung der Außenhandelstheorie, München 1974", die wesentlichen Kritikpunkte wie -

fehlende Entwicklungsbezogenheit, Vernachlässigung der Marktdynamik, Nichtberücksichtigung räumlicher Aspekte und die Vernachlässigung Multinationaler Unternehmen und Direktinvestitionen herausgearbeitet.

KRUGMAN (1987) datiert das Ende der Dominanz der Theorie der komparativen Vorteile auf das Ende der 70er Jahre. Modernere Ansätze des Außenhandels beruhen auf transaktionskostentheoretischen Analysen und beziehen die Theorie der multinationalen Unternehmen und das Wechselspiel zwischen internationaler Produktion

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Einführung

und internationalen Handel sowie andere Alternativen der Internationalisierung ein, bieten allerdings keinen so geschlossenen formalen Erklärungsansatz wie die traditionelle Theorie. 2.5. Freihandel zwischen Ländern mit unterschiedlichem Industrialisierungsniveau (Friedrich List) In der Argumentation von Adam Smith taucht bereits der Gedanke auf, dass durch wirtschaftspolitische Maßnahmen wie Einfuhrverbote und Zölle in einem Land der Aufbau einer eigenen Industrie ermöglicht wird und dadurch eine Ware nach einer gewissen Zeit im Inland ebenso billig wie im Ausland hergestellt werden könne. Er verwirft diese Möglichkeit aber letztlich aufgrund seiner pessimistischen Einstellung zur staatlichen Wirtschaftspolitik: "Kapitalbildung und Industrieentfaltung müssen in einem Land dem natürlichen Gang der Entwicklung überlassen bleiben. Jede künstliche wirtschaftspolitische Maßnahme lenkt die produktiven Kräfte der Arbeit und auch die Kapitalien in eine falsche Richtung". Obwohl auch FRIEDRICH LIST (1789-1864) im Prinzip von den Vorzügen des Freihandels überzeugt war, wollte er die Argumentation nicht für alle Bereiche gelten lassen. Er forderte in der Aufbauphase bestimmter Industrien in Ländern, die von ihrer Größe und den Produktionsvoraussetzungen in der Lage sein können, eine international wettbewerbsfähige Industrie aufzubauen, einen temporären Schutz vor ausländischer Konkurrenz. Der klassischen Schule wirft er vor, sie verkenne, "dass bei ganz freier Konkurrenz mit weiter vorgerückten Manufakturnationen eine minder vorgerückte, obwohl berufene Nation ohne Schutzmaßnahmen nie zu einer eigenen, vollständig ausgebildeten Manufakturkraft, nie zur vollständigen Nationalinterdependenz gelangen kann." Diese Schutzmaßnahmen sollten ausschließlich -

für die Förderung und Beschützung der inneren Manufakturkraft gelten und nur bei Nationen, die ein ausgedehntes Territorium, eine große Bevölkerung, einen Besitz an natürlichen Ressourcen, eine vorgerückte Landwirtschaft und einen hohen Grad von Zivilisation und eine politische Bildung besitzen.

Die temporäre Schlechterstellung der inländischen Versorgung durch Schutzzölle oder Kontingente wird als notwendiges Opfer betrachtet, um zukünftige Vorteile zu gewinnen. Das vorübergehende Opfer stellt nach LIST ein Erziehungskapital dar, dessen Früchte späteren Generationen mit Zinsen und Zinseszinsen zugute kommen werde. Ein Schutz soll auch nach LIST dort nicht gewährt werden, wo auf Dauer ohne Schutz keine Wettbewerbsfähigkeit zu erwarten ist. Er war sich auch bewußt, dass Einfuhrzölle keine nationalen Monopole begründen dürfen. Wenn die oben genannten Voraussetzungen für die "berufenen" Nationen vorhanden sind, dann wird es aufgrund der Größe des inländischen Marktes eine innere Konkurrenz zwischen inländischen Produzenten geben, die die Fabrikanten trotz bestehender Einfuhrzölle bei günstigen inländischen Produktionsvoraussetzungen zwingen wird, genauso vorteilhaft oder vorteilhafter als ausländische Produzenten zu verkaufen.

Reale Außenwirtschaftstheorie

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3. Mikroökonomisch fundierte Ansätze Die traditionelle Außenhandelstheorie hat insbesondere Probleme, den zunehmenden intra-industriellen Handel zu erklären. Schätzungen besagen, dass etwa 50-70 % des Außenhandels industrieller Länder aus intra-industriellem Handel besteht, international also Waren derselben Güterkategorie gleichzeitig aus einem anderen Land importiert und in das Land exportiert werden. Als Basis für empirische Untersuchungen dient häufig die Standard-International Trade-Classification (SITC), die den Warenhandel nach Produktgruppen klassifiziert ausweist. Das Ergebnis von Berechnungen über das Ausmaß des intra-industriellen Handels hängt u.a. von der gewählten Gliederungstiefe der Klassifikation ab. So wird sich bei der dreistelligen SITC Klassifikation ein höherer Anteil des intra-industriellen Handels ergeben als bei der vierstelligen, bei der eine weitere Unterteilung der Warengruppen stattfindet. Mag das Ausmaß auch strittig sein, so stehen die Existenz dieses Phänomens und seine zunehmende Bedeutung doch außer Frage. Versuche, den intra-industriellen Handel durch eine Verfeinerung der Faktorausstattungshypothesen in Einklang mit der herkömmlichen Theorie zu bringen, mögen zu einer intellektuellen Befriedigung führen, bieten für die Erklärung der Realität aber auch keine hinreichende Handhabe. Denn letztlich führt eine weitgehende Differenzierung der Produktionsfaktoren dazu, dass man einzelne Unternehmen betrachten muß. Und hier wird man schnell feststellen, dass die entscheidenden Produktionsfaktoren wie der dispositive Faktor, rechtlich geschütztes (Patente, Markennamen, Muster, Copyrights u.a.) technologisches Wissen und geistiges Eigentum und vielfach auch ungeschütztes Know How firmenspezifisch sind. Verallgemeinerungen, wie im Heckscher-Ohlin Modell, lassen sich unter solchen Voraussetzungen nicht ableiten. Im Folgenden sind einige Ansätze zur Erklärungen für den Außenhandel dargestellt, die teilweise dem Phänomen des intra-industriellen Handels Rechnung tragen. 3.1. Konkurrenz durch neue Produkte Die Konkurrenz von Unternehmen in modernen Volkswirtschaften ist durch Innovationen geprägt, wozu besonders augenfällg die Entwicklung neuer Produkte gehört (Vernon 1970 u.a.). Solche neuen Produkte werden vielfach durch Instrumente des gewerblichen Rechtsschutzes (Produktpatente, Markennamen, Musterschutz) vor einer sofortigen Nachahmung durch andere geschützt, aber auch ohne solche Instrumente kann eine Imitation nur mit einer zeitlichen Verzögerung erfolgen. Der Markteintritt durch Konkurrenten wird zusätzlich erschwert, wenn relativ schnell ein Absatzvolumen erreicht wird, das die Ausnutzung von Größenvorteilen in der Produktion und eine moderate Preispolitik ermöglicht. Solche Neuerungen werden von den einzelnen Unternehmen in allen Industriestaaten permanent entwickelt. Die Käufer honorieren die Neuentwicklungen unabhängig von der Nationalität des Produzenten durch Käufe, wobei das internationale Flair ausländischer Produkte mitunter noch als zusätzlicher Kaufanreiz empfunden werden mag. Dieser Prozeß spielt sich wechselseitig über die Grenzen hinweg bei eng verwandten Produktgruppen ab, so dass der internationale Handel als statistischer Reflex des unternehmerischen Wettbewerbs mit neuen Produkten erscheint. Auf diese Weise läßt sich auch leicht erklären, warum benachbarte Länder in der Regel relativ stark Außenhandel miteinander betreiben. Transportkosten spielen eine relativ geringe Rolle, in vielen Fällen sind die Entfernungen zum ausländischen Produzenten sogar geringer als zu inländischen Konkurrenten. Auch der Informationsfluß ist aufgrund räumlicher und oft

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Mikroökonomische Ansätze

auch kultureller Nähe meist gut, so dass natürliche Handelshemmnisse eine geringe Bedeutung erhalten. 3.2. Technological-Gap-These oder Produkt-Zyklus-Theorie Unterschiede im Stand der Technologie zwischen verschiedenen Ländern (technological gap) spielen in der Produkt-Zyklus-Theorie des internationalen Handels und ähnlichen Erklärungsansätzen eine Rolle (Vernon 1966, Wells 1972, u.a.). Die Theorie ist nicht mit der einzelwirtschaftlichen Betrachtung von Produktzyklen gleichzusetzen, obwohl sie einige ähnliche Inhalte enthält. Der Grundgedanke ist der, dass eine technologische Lücke zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern existiert. Die Voraussetzungen für die Entwicklung neuer Produkte sind in den Industrieländern aufgrund der besseren technologischen Infrastruktur und der Qualität von Ingenieuren und anderen Fachkräften wesentlich besser als in den Entwicklungsländern. Hinzu kommt, dass die Aufnahmebereitschaft für neue Produkte in den Industrieländern (u.a. aufgrund eines höheren Pro-Kopf-Einkommens) größer ist. Neue Produkte werden daher - unabhängig von der Branche - zunächst in den Industrieländern produziert und auch konsumiert. Die Produkte werden im Laufe der Zeit bekannter und auch in den Entwicklungsländern nachgefragt. Es kommt zu einem Export dieser Produkte aus den Industrieländern in die Entwicklungsländer. Mit dem Anstieg der Nachfrage in den Entwicklungsländern entsteht ein Markt, der eine Produktion in diesen Ländern lohnend erscheinen läßt. Auch in der Produktion werden sich im Laufe der Zeit Änderungen einstellen. Der Produktionsprozeß wird durch Erfahrung vereinfacht und standardisiert. Störungen werden seltener auftreten, so dass das bessere technologische Umfeld in den Industrieländern nicht mehr so wichtig erscheint. Auch die Arbeitsabläufe werden vereinfacht, so dass die Tätigkeiten z.T. von Angelernten ausgeführt werden können. Das Entwicklungsland gewinnt auf diese Weise im Zeitablauf auch als Produktionsstandort an Attraktivität. Die Folge der Änderungen auf der Nachfrage- und der Produktionsseite wird sein, dass -

Lizenzen an ausländische Unternehmen vergeben werden, Direktinvestitionen durchgeführt werden oder Konkurrenten, z.T. unter Umgehung gewerblicher Schutzrechte, das Produkt im Entwicklungsland fertigen.

Schließlich kommt es zu einer Aufgabe der Produktion in den Industrieländern und zu Importen des betreffenden Produktes aus den Entwicklungsländern. Es entwickelt sich also ein wechselseitiger Ex- und Import von Produkten innerhalb der gleichen Warengruppe, wobei sich Importgüter und Exportgüter durch einen unterschiedlichen Neuigkeitsgrad auszeichnen.

Reale Außenwirtschaftstheorie

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3.3. Ähnlichkeiten der Nachfragestruktur in Ländern mit vergleichbarem Pro-Kopf-Einkommen Nach LINDER (1961) gibt es einen Zusammenhang zwischen der Ähnlichkeit des Einkommensniveaus von Ländern und dem bilateralen Außenhandelsvolumen dieser Länder. Je ähnlicher sich die Länder im Einkommensniveau sind, umso ausgeprägter ist der bilaterale Außenhandel. Daneben gibt es einen negativen Zusammenhang zwischen der geographischen Distanz und dem Außenhandelsvolumen. Beide Annahmen scheinen plausibel und werden durch den Augenschein gestützt, wenn bei einem empirischen Test auch das Problem auftaucht, dass geographische Nähe und Ähnlichkeit des Einkommensniveaus, aufgrund der Ballung des Wohlstandes in Westeuropa eng miteinander korreliert sind. Eine statistische Trennung der beiden Einflüsse und ein empirischer Nachweis werden damit erschwert. Ein ähnlicher Entwicklungsstand von Ländern und damit ein ähnliches Einkommensniveau der Bevölkerung bedeuten in der Regel, dass von den Konsumenten ähnliche Produkte nachgefragt werden. Bei Konsumentensouveränität, wie sie in Marktwirtschaften gegeben ist, werden die Unternehmen ihre Produktion entsprechend der Wünsche der Konsumenten ausrichten. Bei ähnlich hohen Pro-Kopf-Einkommen werden die Konsumenten auch ähnliche Produkte wünschen. Daraus ergibt sich, dass die Produzenten aus den Industrieländern mit einer ähnlichen Angebotspalette bei offenen Märkten in starker Konkurrenz zueinander stehen. Die Folge ist ein starker Außenhandel zwischen Ländern, die sich im Pro-Kopf-Einkommen sehr ähnlich sind. Dieses trifft z.B. für die westlichen Industrieländer zu. Wenn sich der Außenhandel dieser Länder nach den komparativen Kostenvorteilen bzw. nach der relativen Faktorausstattung richten würde, dann wäre der Umfang des internen Handels gering, da sich bei einer sehr ähnlichen Industriestruktur und Faktorausstattung im Sinne HECKSCHER/OHLINS kaum Außenhandelsgewinne realisieren ließen. Der in der Realität gegebene intensive Außenhandel muß daher andere Gründe haben, von denen die in der Linder-Hypothese formulierte Gesetzmäßigkeit des positiven Zusammenhanges von Einkommensniveau und Außenhandelsvolumen eine große Plausibilität besitzt. 4. Außenhandel im Kontext der internationalen Produktion 4.1. Die Emanzipation von Kapital und Technologie Eine Analyse der industriellen Aufholprozesse vieler ehemaliger Entwicklungsländer macht die große Bedeutung des Kapital- und Technologietransfers deutlich. In der traditionellen Außenhandelstheorie wird von Faktorwanderungen und von der Rolle des technischen Fortschritts weitgehend abstrahiert. In der Theorie der komparativen Kostenvorteile werden die gegebenen Faktorausstattungen eines Landes für die gütermäßige Export- und Importstruktur verantwortlich gemacht. Die Bedeutung von geschaffenen oder created

Produktionsfaktoren wie Technologie und Kapital und

der Unterschied zu den natürlichen Produktionsverfahren Arbeit und Boden wird nicht erkannt. Der Faktor Technologie wird meist gar nicht erst thematisiert. Heute besteht der Wert von Unternehmen aber im Wesentlichen aus geschaffenen Werten, die einer hohen

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Außenhandel und internationale Produktion

Entwertungsrate durch den technischen Fortschritt unterliegen. Sie stellen zu einem großen Teil immaterielle Werte wie Erfahrung, Know how u.ä. dar. Der Umstand, dass diese Werte auf Unternehmensebene verankert und in der Regel kein freies Gut sind, konnte in seinen Auswirkungen von der traditionellen Theorie, die Länder und nicht Unternehmen betrachtet, auch nicht behandelt werden. Die traditionelle Außenwirtschaftstheorie berücksichtigt auch ungenügend, dass es immer weniger an einen Standort fest gebundenes Kapital gibt. Kapital ist längst zu einem international mobilen Faktor geworden. Und das gilt selbst dann, wenn man an Sachkapital denkt, das über unterlassene Reinvestitionen im Inland und durch Tätigung von Neuinvestitionen im Ausland auf mittlere Frist den Standort wechseln kann. In diesem Zusammenhang sei auch daran erinnert, dass die Welthandelsordnung mit den Regeln zu den Trade Related Investment Measures (TRIMs) die Bedingungen für Auslandsinvestitionen noch weiter liberalisieren will. Diskutiert wird in diesem Zusammenhang, ob die WTO ein geeignetes Forum zur Vereinbarung eines multilateralen Rahmens für Auslandsinvestitionen wäre (SHADHIN 1997 in Kommentierung der Ministerkonferenz der WTO im Dezember 1996 in Singapur). Derzeit existiert ein Netz von bilateralen Investitionsschutzabkommen. 1995 wurden 900 unter Beteiligung von mehr als 140 Ländern gezählt (PARRA 1995)) Die schon relativ mobilen Faktoren Technologie und Kapital sind durch die weltweite Liberalisierung in der Nachkriegszeit noch mobiler geworden, und es zeichnet sich keine Trendwende ab. Was bedeuten diese Veränderungen für die Unternehmen, für die staatliche Wirtschaftspolitik und den Außenhandel? Mit dem Abbau von Protektionismen auf den Gütermärkten, der Liberalisierung der Geld- und Kapitalmärkte sowie im Zuge der Liberalisierung von Investitionsgesetzen für ausländische Investitionen stehen den Unternehmen zahlreiche Standorte in Konkurrenz zueinander zur Auswahl. Diese Unternehmen investieren nicht nur Kapital und produzieren vor Ort, sie sind auch die wesentlichen Träger des internationalen Technologietransfers. Sie sorgen dafür, dass auch neue Technologien sehr schnell weltweit eingesetzt werden und über spill-overs auf die Wirtschaft der Gastländer einwirken. Sie haben dafür gesorgt, dass die internationale Produktion heute dem Außenhandel größenmäßig den Rang abläuft (Tabelle 10). Durch die größere Autonomie der Unternehmen im Vergleich zur Vorkriegszeit gelten neue Regeln für die Außenwirtschaftsbeziehungen. In der Literatur wird von einem Paradigmen-Wechsel gesprochen (MICHALET 1994). Für die Wirtschaft bedeutende Entscheidungen erfolgen multidimensional, und sie werden im Wesentlichen durch Manager transnationaler Konzerne auf oligopolistischen Märkten getroffen. Ein Verständnis für die dynamische Weltwirtschaft ist deshalb nur bei einer gemeinsamer Betrachtung von - Handelsströmen, - Kapitalströmen, - Direktinvestitionen im Ausland und aus dem Ausland, - Technologieströmen und - Arbeitskräftewanderungen möglich.

Reale Außenwirtschaftstheorie

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Handel ist zum Teil ein Substitut von Direktinvestitionen, zum Teil komplementär. Auf Absatzmärkte zielende Direktinvestitionen sind oft mit einem Import von Vorprodukten aus dem Heimatland verbunden, beschaffungsorientierte Direktinvestitionen führen meist zu einem Import von Vorprodukten, seien es Rohstoffe oder Halbwaren, es können im Ausland aber auch Fertigwaren für den lokalen Markt gefertigt werden. Der Technologietransfer ist in beiden Fällen in der Regel begleitend, er kann aber in einigen Fällen auch Ersatz sowohl für Handel als auch für Direktinvestitionen sein. Kapitalexporte ins Ausland (= Kreditgewährungen an Ausländer und Direktinvestitionen) ermöglichen Importe von Gütern und Diensten, die, produktiv eingesetzt, längerfristig zu einem Aufbau von Kapazitäten beitragen, die wiederum durch Importsubstitution Handel ersetzen können, aber auch durch Belieferung des Weltmarktes den Export des Gastlandes und die Importe anderer Länder steigern und somit die internationale Handelsstruktur beeinflussen werden.

Abbildung 8: Der Wandel der Bedeutung von Produktionsfaktoren M o b

M

niedrig\

hoch

Boden, Rohstoffe Arbeit Kapital Technologie

Smith/ Ricardo

hoch

Technologie Kapital Arbeit Boden, Rohstoffe

niedrig

0 b 1 I i t ä t

Globale Weltwirtschaft

Quelle: eigene Darstellung Die unterschiedliche Bedeutung von Produktionsfaktoren in der klassischen Welt und in der globalen Weltwirtschaft ist in Abbildung 8 verdeutlicht. Dominierten zur Zeit RICARDOS die Produktionsfaktoren Boden und Arbeit, so sind es heute die Faktoren Technologie und Kapital und, mit der Technologie verwoben, besonders qualifizierte Arbeitskraft. Die dominanten Faktoren zur Zeit RICARDOS und zur Zeit der Globalisierung unterscheiden sich durch - die Mobilität (bei den heute dominanten Faktoren Kapital und Technologie stark ausgeprägt, bei den früher dominanten Faktoren Boden und Rohstoffe nicht, und bei Kapital nur eingeschränkt gegeben), - durch den Ursprung (heute sind die dominanten Faktoren geschaffene Werte, "created assets", die früher dominanten Faktoren waren naturgegeben und traditionell dem staatlichen Reglement unterworfen).

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Außenhandel und internationale Produktion

Sowohl die starke Mobilität der heute dominierenden Faktoren als auch der Umstand, dass sie unter der Kontrolle privater Wirtschaftssubjekte geschaffen wurden, führt zu einer Emanzipation dieser Faktoren von staatlicher Autorität. Wurden im Mittelalter Lehen auf Grund und Boden vergeben und spielten staatlich vergebene Schürfrechte und Lizenzen anderer Art eine große Rolle, so sehen die privaten Wirtschaftssubjekte heute, dass man sich staatlicher Kontrolle entziehen und Wirtschaftsaktivitäten auch in anderen Staaten mit gleichem oder größerem privatem Nutzen durchführen kann, und das auch dann, wenn der Absatzmarkt das Inland ist. Das Verhältnis des Staates zu den dominanten Faktoren hat sich damit entscheidend verändert, was Ausstrahlungen auf die staatliche Politik hat. Es geht dabei gar nicht um die Frage, ob Auslandsinvestitionen und Technologietransfer netto betrachtet positiv oder negativ für die inländische Wirtschaft sind und ob es tatsächlich zu einem erheblichen internationalen Transfer von Ressourcen kommt (vgl. hierzu z.B. AGARWAL 1997), allein die Tatsache, dass die unternehmerischen Entscheidungsträger Alternativen besitzen, verändert die relative Machtposition.

4.2. Interdependenzen zwischen traditioneller Handelspolitik und Standortwettbewerb Mit der Frage der Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik haben sich - zum Teil durch die Arbeiten von DUNNING über multinationale Unternehmen angeregt - viele Ökonomen befaßt, wenn deren Erkenntnisse auch kaum in die Lehrbücher eingedrungen sind. Gray (1995) stellt die im Vergleich zu früher stärkere internationale Interdependenz wirtschaftspolitischer Entscheidungen in den einzelnen Ländern heraus. Maßnahmen in einem Land zur Kontrolle/Beeinflussung multinationaler Unternehmen hängen aufgrund der stärkeren Mobilität und der Konkurrenzsituation auch von Maßnahmen in anderen Ländern ab. Wie gezeigt, sind nicht nur in der Produktion, sondern auch im Außenhandel Produkte dominant, die mit "created assets" geschaffen wurden und nach dem die Marktdynamik und Innovationen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellenden Ökonomen Schumpeter-Güter genannt werden (SCHUMPETER, 1965, HOZUMI/WOHLMUTH, 2 0 0 0 , BASS, 1998).

Wichtig zur Erzeugung dieser Produkte sind effiziente Produkt- und Prozeßtechnologie, generelles und prozeßspezifisches Know how sowie organisatorische Fähigkeiten, wozu auch ein effizientes Beschaffungswesen bezüglich neuer Technologien gehört. Transnationale Unternehmen werden keine Chance auslassen, ihre Kosten zu reduzieren und die Effizienz ihrer Organisation (im Weltmaßstab) zu verbessern. Der relevante Absatz- und Bezugsmarkt ist der Weltmarkt. Die Unternehmen verfolgen Unternehmensinteressen, die im Widerspruch zu nationalen Interessen stehen können. Durch Unternehmensentscheidungen kommt es aus der Sicht des nationalen Standorts zu einem Verlust von "created assets", zumindest ist ein Verlust durch Standortverlagerung jederzeit möglich. Regierungen können in einer solchen Situation nur versuchen, die geschaffenen Produktionsfaktoren (created assets) durch eine positive Standortpolitik im Lande zu halten und/oder den Abfluß in andere Länder durch einen Zufluß von assets aus anderen Ländern zu kompensieren.

Reale Außenwirtschaftstheorie

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Wer im traditionellen Denkgebäude ein Anhänger von Freihandel war, der findet das modern counterpart im "full economic involvement", d.h. -

keine Diskriminierungen an der Grenze (Freihandel), freie Wahl des Standorts, Niederlassungsfreiheit, Inländerbehandlung für alle Investoren.

Abbildung 9: Veränderungen in der Außenwirtschaftspolitik Traditionell:

Modern:

Quelle: GRAY

1995

Schumpeter-Güter stehen in einer globalen Konkurrenz und sind wesentlich sensibler und flexibler im Hinblick auf Maßnahmen der Politik als resource-based industries. Deshalb ist es ein Anliegen der nationalen Politik, insbesondere diesen Unternehmen gute Standortvoraussetzungen zu schaffen. Das passiert in Konkurrenz zu anderen Standorten und beinhaltet die Möglichkeit der Diskriminierung anderer, nicht so flexibler Branchen. Die Darstellung von G R A Y macht die Unterschiede zwischen der traditionellen Sichtweise, in der ein auf (standortgebundene) Ressourcen aufbauender Handel dominiert, und der modernen Sichtweise, nach der die dem Land verfügbaren Ressourcen wesentlich durch die Politik gegenüber ausländischen Direktinvestitionen bestimmt werden, deutlich. Transborder-policies wie Zölle etc. sind dann von begrenzter Bedeutung für ein Land. Nach G R A Y sind unter den veränderten Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft drei Typen von Politik gefordert, von denen die traditionelle Handelspolitik nur eine darstellt: - Handelspolitik (transborder discrimination) - Industrial policy

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Außenhandel und internationale Produktion

Macro-organizational strategy (Maßnahmen zur Verbesserung der allgemeinen Leistung und Leistungsfähigkeit).

An der Forderung der Erweiterung der Außenwirtschaftspolitik anschließend sind weitere Arbeiten erschienen, die zum Teil spieltheoretisch das Verhältnis von Staat zu Unternehmen betrachten und die unterschiedlichen Positionen, Stärken und Schwächen bei Verhandlungen über Ansiedlungen thematisieren. Angesprochen werden auch Strategien zur jeweiligen Verbesserung der Verhandlungspositionen. Zu nennen ist hier wiederum DUNNING, der in vielen Beiträgen auf diese Fragen eingegangen ist, aber auch (GROSSE/BEHRMANN 1992), STOPFORD/STRANGE (1991) u.a.

Nicht nur die Interessen von Unternehmen und Staaten können bei solchen Verhandlungen unterschiedlich sein, auch die Interessen des Technologie und Kapital abstrahlenden Landes und des absorbierenden Landes werden oft sehr gegensätzlich sein.

Chinesen fordern Transrapid-Know-how Die Hersteller des Magnetschnellzugs sind bereit, ihrem wichtigsten Kunden China umfassenden Einblick in die Technik zu gewähren. Als Gegenleistung soll der Transrapid flächendeckend fahren. HANDELSBLATT, 2 . 9 . 2 0 0 2 mg/olm HONGKONG/PEKING. Das Transrapid-Konsortium hat China die komplette Übergabe des technischen Know-hows in Aussicht gestellt. Im Gegenzug erhofft sich das Konsortium eine flächendeckende Einbindung des Magnetschnellzugs in das künftige Hochgeschwindigkeitsnetz der Volksrepublik. „die bittere Pille liegt für uns darin, dass dies einen völligen Technologietransfer nach China notwendig macht", sagte der Chef von Thyssen-Krupp China, Hartmut Heine, auf einem Technologiekongress in Hongkong. „Dazu sind wir aber bereit", stellte er aber klar. Derzeit entsteht im Ostteil Shanghais die weltweit erste kommerzielle Strecke für den Transrapid...Seit einiger Zeit erhöhen die Chinesen aber den Druck auf das Konsortium aus Siemens und Thyssen-Krupp, um den Transfer der deutschen Technologie zu verstärken. Premier Zhu hatte im Februar gegenüber Hessens Ministerpräsident Roland Koch geklagt, Thyssen-Krupp lasse sich kaum in die Bücher schauen. Als Druckmittel dienen den Chinesen verstärkte Preisauflagen (Handelsblatt vom 16.5.2002) und kaum verhüllte Drohungen. Seit Tagen berichten chinesische Zeitungen, der Präsident der chinesisch japanischen Freundschaftsvereinigung Song Jian reise am 4. September nach Japan, um dort mit Erlaubnis von Premier Zhu „über eine Zusammenarbeit zwischen China und Japan" für die 1 300 km lange Schnellstrecke Peking - Shanghai zu verhandeln...allein die Gerüchte erzeugten erheblichen Druck auf das deutsche Konsortium. Und der zeigt Wirkung. „Die letzten Waggons für das Shanghai-Projekt werden eventuell schon in Shanghai produziert", sagte unlängst ein Thyssen-Krupp-Manager dem Handelsblatt... Auch für die Projekte in den USA, die sich Thyssen und Siemens für die Magnetbahn erhoffen, sei ein weitgehender Transfer Vorbedingung, sagte Heine jetzt in Hongkong. In der Konsequenz würde dies bedeuten, dass sich das Transrapid-Konsortium von der Produktion von Zügen für Überseemärkte in Deutschland verabschiedet. Die Fahrwegtechnologie für die Flughafenstrecke in Shanghai haben die Deutschen bereits komplett an ein lokales Unternehmen abgegeben...

Ein Staat wird seine Forschungsförderungspolitik überdenken müssen, wenn die mit staatlichen Mitteln entwickelte Technologie von den geförderten Unternehmen im internationalen Wettbewerb ins Ausland transferiert und im Wesentlichen zur Wertschöpfung vor Ort führt (vgl. Kasten zum Transrapid-Know-how). Unbenommen davon bleibt das selbstlose Ziel einer dadurch betriebenen effektiven Entwicklungspolitik.

Reale Außenwirtschaftstheorie

179

4.3. Außenhandel als Reflex der Standortentscheidungen multinationaler Unternehmen 4.3.1. Grundstrukturen der internationalen Produktion Mit der stärkeren Mobilität der Faktoren Kapital und Technologie sowie der Öffnung der Märkte für Importe ergibt sich innerhalb der Industrieländer eine starke Standortkonkurrenz und ein starker wechselseitiger Handel und Faktoraustausch. Die wichtigen Faktoren Kapital und Technologie sind nicht mehr an den Standort gebunden und suchen weltweit nach den besten Verwertungsmöglichkeiten. Da Technologie in Form von Wissen leicht zu vervielfältigen ist, wird Wissen auch weltweit in sehr kurzer Zeit durch eigene Produktionsstätten im Ausland, durch ausländische Kooperationspartner oder durch Lizenzproduktion ausgenutzt. Abbildung 10: Globales Innovationssystem und nationale Wertschöpfung

Produziert wird auf dem nationalen Markt für den Inlandsmarkt, aber auch für den Export, produziert wird zusätzlich oder alternativ auf internationalen Märkten für die dortigen Märkte, aber auch für den heimischen Markt. Vorprodukte werden dort gekauft, wo sie am günstigsten zu erhalten sind (Global Sourcing). Natürliche (Entfernungen, Transportkosten) und zum Teil bestehende künstliche Faktoren (Zölle, Normunterschiede) entscheiden darüber, welche Aufgaben zentral und welche dezentral wahrgenommen werden. In diesem Kontext der Gestaltung von Standortfaktoren durch Regierungen und der Reaktion multinational agierender Unternehmen fallen die wesentlichen Entscheidungen über Im- und Exporte und die Im- und Exportstruktur. 4.3.2. Transaktionskosten- und Netzwerktheorien zur Erklärung der Feinstruktur der Außenwirtschaftsbeziehungen In die Kalküle von Unternehmen gehen nicht nur (harte) Fakten wie Lohnkosten, Produktivitäten, Steuern u.ä. ein. Sowohl die Koordination von Arbeitsabläufen inner-

180

Außenhandel und internationale Produktion

halb einer Unternehmung oder eines Konzerns verursacht Kosten als auch das Anbahnen und Pflegen von Außenbeziehungen. Diese Fragen werden in der auf die Arbeiten von COASE ( 1 9 3 7 ) zurückgehenden Transaktionskostentheorie thematisiert. So führt COASE die länder- und branchenspezifischen Unterschiede in der Leistungstiefe von Unternehmen auf die unterschiedlichen Kosten zurück, die bei der Abwicklung von Käufen bzw. Verkäufen bestimmter Güter oder Dienstleistungen am Markt zwischen unabhängigen Unternehmen anfallen, sowie auf die Kosten, die bei einer Organisation dieser Aufgabenerstellung innerhalb eines Unternehmens auftreten. Diese Kosten der Koordination unterscheiden sich nicht nur bei „Make" or „Buy", sondern werden noch sehr unterschiedlich bei „Make" innerhalb eines national operierenden Konzern und einem international operierenden Konzern sein, und auch unterschiedlich bei einer nationalen und einer internationalen Beschaffung sein. Sie werden sich zudem international in Abhängigkeit von der Harmonisierung der Rechtssysteme und der kulturellen Unterschiede unterscheiden. Darin liegt auch die Bedeutung wirtschaftlicher Integrationen, auf die im Folgenden noch eingegangen wird. Eine Berücksichtigung von (messbaren) Transaktionskosten reicht für eine Erklärung des Entstehens von internen und externen Netzwerken noch nicht einmal aus, da daneben auch andere soziale Beziehungen wie Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppen oder international agierenden Familien (Netzwerke von Auslandschinesen u.a.) bedeutsam sind. Solche Netzwerke sind durch soziale Beziehungen geprägt, die zu messbaren Tauschakten führen, die bei Unkenntnis über die sozialen Hintergründe durch Anschauen der „harten" Fakten nicht erklärt werden können und bei empirischen Untersuchungen als Störgrößen aufscheinen. 5.

Das reale Austauschverhältnis von Gütern

5.1. Ausgewählte Terms of Trade Konzepte Aus der Sicht einer Volkswirtschaft betrachtet werden im Außenhandel unterschiedliche Güterbündel gegeneinander getauscht. Für den Wirtschaftspolitiker ist es daher wichtig zu wissen, wie sich die Austauschverhältnisse von Exporten und Importen entwickeln. Wenn ein Land ein einziges Exportprodukt (z.B. Kaffee) besitzt und nur ein Gut importiert (z.B. öl), dann ist es möglich auszurechnen, wie viele Einheiten Kaffee für eine Einheit öl hingegeben werden müssen und wie sich die Austauschrelation im Zeitablauf verändert. Daraus kann man - mit gewissen Einschränkungen Aussagen über die Veränderung des Nutzens ableiten, den ein Land aus dem internationalen Handel zieht. Man kann auch externe Schocks identifizieren, die ein Land z.B. durch den Verfall der Weltmarktpreise für das oder die dominanten Exportprodukte erfährt (UNCTAD, Trade and Development Report 2002). In der Realität haben die meisten Volkswirtschaften eine große Palette unterschiedlicher Ex- und Importgüter, so dass eine so einfache Berechnung der Austauschverhältnisse nicht möglich ist. Man kann aber Preisindizes für die Exportgüter eines Landes und für die Importgüter eines Landes berechnen. Eine Gegenüberstellung dieser Preisindizes, die auf das gleiche Basisjahr bezogen sein müssen, ermöglicht dann die Beantwortung der Frage, wie sich die Austauschverhältnisse für die Gesamtheit des Außenhandels im Zeitablauf verändert haben.

181

Reale Außenwirtschaftstheorie

Es werden verschiedene reale Austauschverhältnisse unterschieden. Das bekannteste davon ist im obigen Beispiel bereits angesprochen und wird als Warenaus» tauschverhältnis (commodity terms of trade oder auch net barter terms of trade) bezeichnet. Das Warenaustauschverhältnis ist somit wie folgt definiert:

p

WAV =-ß-, wobei Pe einen Preisindex für die Exporte und Pi einen Preisindex für die Importe darstellt. Tabelle 30: Warenaustauschverhältnisse für ausgewählte Länder, 1995=100 Argentinien Australien Brasilien Kanada Chile Taiwan Frankreich Deutschland Griechenland Indien Italien Korea, Rep. Mexiko Niederlande Nigeria Pakistan Saudi Arabien Schweden Vereinigtes Königreich USA Venezuela

1990 94 117 60 100 84 101 94 102 92 79 98 98 114 98 162 91 168 97 101 98 141

1997 109 103 107 100 87 106 99 100 100 83 104 78 102 99 129 99 134 98 102 100 111

1998 104 100 105 96 75 109 100 99 90 104 109 83 99 99 87 114 88 99 103 104 83

Quelle: World Bank, World Development Indicators, 2000, 2001. Von einer Verbesserung des Warenaustauschverhältnisses wird dann gesprochen, wenn sich WAV erhöht, also der Preisindex der Exporte z.B. schneller steigt als der der Importe. Eine besondere Bedeutung hat diese Relation in entwicklungspolitischen Diskussionen gefunden, da sich die Austauschverhältnisse vieler Rohstoffe (ohne Erdöl) exportierender Entwicklungsländer im Handel mit den Industrieländern im Zeitablauf deutlich verschlechtert haben. Besonders augenfällig sind abrupte Änderungen der terms of trade bei erdölexportierenden Ländern wie Saudi Arabien und Nigeria, bei denen dieses Produkt oft den Export dominiert. Preisschwankungen des Produkts schlagen sich ungefedert im Warenaustauschverhältnis nieder. Bei stark auf Energieimporte angewiesenen Ländern zeigt sich jeweils der entgegengesetzte Ausschlag. Eine Interpretation der terms of trade ist nicht immer einfach, denn eine "Verbesserung" der Austauschverhältnisse ist nicht in jedem Fall positiv. Ebensowenig ist eine

Reales Austauschverhältnis

182

"Verschlechterung" in jedem Fall aus der Gesamtsicht einer Volkswirtschaft negativ zu beurteilen. Unternehmen könnten z.B. aufgrund einer Kosteninflation gezwungen sein, ihre Exportpreise relativ stark zu erhöhen, was mit negativen Auswirkungen auf die im Ausland abgesetzten Mengen verbunden ist. Das Exportvolumen kann dadurch möglicherweise empfindlich schrumpfen und Zahlungsbilanz- und Beschäftigungsprobleme im Inland hervorrufen. In einem solchen Fall kann man nicht von einer „Verbesserung" der wirtschaftlichen Lage durch "Verbesserung" der Austauschverhältnisse sprechen, das Gegenteil ist der Fall. Wenn sich dagegen die Preisspielräume auf den Exportmärkten aufgrund einer guten Angebotspalette der inländischen Wirtschaft verbessern, dann liegt auch aus gesamtwirtschaftlicher Interpretation eine Verbesserung vor. Die Änderung der exportierten Mengen wird in den Einkommensaustauschverhältnissen (income terms of trade) berücksichtigt. Diese sind wie folgt definiert: EAV =

Pe x O

,

wobei Qeeinen Mengenindex der Exporte darstellt. Mit den income terms of trade läßt sich messen, ob die Importkapazität der Exporterlöse im Zeitablauf zugenommen (Anstieg von EAV) oder abgenommen (Sinken von EAV) hat. Wie unmittelbar aus der Formel hervorgeht, kann eine Verbesserung sowohl auf eine isolierte Abnahme des Importpreisindexes, auf eine isolierte Zunahme des Exportpreisindexes als auch auf eine isolierte Zunahme des Mengenindexes für die Exporte zurückzuführen sein. Alle drei Effekte sind im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Wirtschaftssubjekte eines Landes sicherlich sehr unterschiedlich zu werten. Darüber hinaus kann eine Erhöhung durch die Kombination unterschiedlicher Zu- und Abnahmen der einzelnen Indizes verursacht werden, was die Analyse zusätzlich erschwert. Bei den sogenannten faktoralen Austauschverhältnissen versucht man dem Umstand Rechnung zu tragen, dass Preisänderungen im Zusammenhang mit der Produktivitätveränderung zu sehen sind. Wenn die Produktion eines Gutes durch den technischen Fortschritt billiger wird, was sich statistisch in einer Zunahme der Faktorproduktivität zeigt, so ist eine damit verbundene Preissenkung nicht mit einer Verschlechterung der Entlohnung der Produktionsfaktoren verbunden. Andererseits, wenn sich durch eine Verschlechterung der Produktivität die Kosten und auch die Preise erhöhen, liegt darin kein Nutzen für das Land. Um zu erfassen, wie sich die Entlohnung im Zeitablauf verändert hat, wird beim einfachen faktoralen Austauschverhältnis (Single Factoral Terms of Trade) der Preisindex der Exporte mit dem Produktivitätsindex der Exporte PRe multipliziert. e f a v ^ ^ L . Eine Erhöhung von Pe auf 1,1 wird bei unverändertem Index der Importpreise z.B. durch eine Senkung der Produktivität PRa von 1,0 auf 0.909 neutralisiert. Die inländischen Produktionsfaktoren in ihrer Gesamtheit haben international ihre Einkommensposition nicht verbessert.

Reale Außenwirtschaftstheorie

183

Bei unveränderten Preisindices der Exporte und Importe zeigt dagegen z.B. eine Steigerung der Produktivität um 5% auf einen Index von 1,05 an, dass die inländischen Produktionsfaktoren pro eingesetzte Faktoreinheit ihr Einkommen um 5% erhöht haben. Beim doppelten faktoralen Austauschverhältnis (Double Factoral Terms of Trade) wird zusätzlich der Importpreisindex mit dem Produktivitätsindex für die importierten Güter multipliziert. P x PR DFAV = — - . Diese Terms of Trade können als Indikator für die Veränderung Pi x PRi der relativen Einkommensposition eines Landes angesehen werden. Als Bruttoaustauschverhältnis (gross barter terms of trade) wird der Quotient aus Exportmengenindex und Importmengenindex bezeichnet: BAV = —. Qi Die vom Statistischen Bundesamt ausgewiesenen Austauschverhältnisse unterscheiden sich von dem oben dargestellten Warenaustauschverhältnis und werden aus dem Quotient der Indizes der Durchschnittswerte von Ausfuhr und Einfuhr berechnet. Auf dieses Verhältnis haben nicht nur Preisänderungen, sondern auch Verschiebungen der Güterstruktur Einfluß. 5.2. Terms of Trade und Wechselkursänderungen Im Folgenden wird nur das Warenaustauschverhältnis diskutiert, das in der Regel gemeint ist, wenn man allgemein von terms of trade spricht. Von besonderem Interesse in der wirtschaftspolitischen Diskussion ist es, wie sich diese terms of trade ändern, wenn sich der Wechselkurs ändert, also z.B. eine Abwertung der inländischen Währung erfolgt. Die Analyse von Abwertungen hat gezeigt, dass sich aufgrund einer Abwertung im theoretischen Modell sinkende Exportpreise in $ und sinkende Importpreise in $ ergeben werden. In inländischer Währung werden die Export- und auch die Importpreise dagegen steigen. Die Auswirkungen auf die Commodity Terms of Trade sind damit zunächst unbestimmt. Es ist eine empirisch im Einzelfall zu untersuchende Frage, wie sich das Verhältnis von Ex- zu Importpreisen ändern wird. Betrachten wir ein kleines Land. Wie oben gezeigt wurde, bedeutet eine Abwertung für den Exportsektor, dass bei sonst unveränderten Produktionsbedingungen ein Gut in ausländischer Währung billiger angeboten werden kann. Wenn die Exporteure dieses so realisieren, dann wird der Exportpreisindex sinken. Die Importpreise in ausländischer Währung werden bei einem kleinen Land in der Regel nahezu unverändert bleiben. Das liegt daran, dass die Nachfrage in diesem Land für international agierende Unternehmen zu gering ist, um wegen der geneigten Nachfragefunktion eine Preissenkung vorzunehmen. Es kommt deshalb in der Regel zu einer Verschlechterung der terms of trade.

184

Reales Austauschverhältnis

Nehmen wir zur Verdeutlichung wiederum das Beispiel eines Landes, das nur ein Export- und ein Importgut besitzt. Wenn das Exportgut in der Ausgangssituation bei einem Wechselkurs von 2 pesos pro US-$ für 10 US-$ (= 20 pesos) verkauft wird, so kann das Gut nach der Abwertung auf w = 3 pesos pro $ bei gleichem Preis in pesos nur noch 6,67 $ kosten. Der Preisindex des Exportgutes wird somit auf 0.667 sinken. Bei unverändertem $-Angebotspreis des Importgutes werden sich die terms of trade gegenüber der Ausgangssituation auf 0,667 verschlechtem. Der gleiche Effekt läßt sich aufzeigen, wenn die Preisindizes in inländischer Währung gemessen werden: Aufgrund der Abwertung werden die Importpreise in inländischer Währung ansteigen. Die Exportpreise in inländischer Währung werden in der Regel annähernd konstant bleiben oder leicht ansteigen, so dass es meist zu einer Verschlechterung der terms of trade kommt. Gehen wir wiederum vereinfachend davon aus, dass die Exporteure keinen Anlaß sehen, ihre Angebotspreise in inländischer Währung zu ändern, so bleibt der Exportpreisindex in inländischer Währung unverändert. Wenn die ausländischen Lieferanten ebenfalls keinen Anlaß sehen, ihren Abgabepreis in $ zu ändern, wo wird bei einer Abwertung der Währung von w = 2 auf w = 3 ein Importgut, das bisher 20 Pesos gekostet hat, 30 pesos kosten. Der Importpreisindex steigt auf 1,5 an und als commodity terms of trade berechnet sich, wie im Fall der Berechnung mit Hilfe der Preisindizes in ausländischer Währung, ein Wert von 0,667: WA F = — = 0,667. 1,5 Das Austauschverhältnis wird sich durch die Abwertung in der Regel also verschlechtern. Generelle Aussagen sind aber nicht möglich. Es ist z.B. auch denkbar, dass die Reaktion der Exporteure auf die Abwertung nicht in einer Preissenkung für ihre Produkte in ausländischer Währung besteht. Wenn sie ihren $-Preis beibehalten und auch für Importe der $-Preis beibehalten wird, so werden sich die terms of trade durch die Abwertung überhaupt nicht ändern. Wenn die Exporteure ihren $-Preis beibehalten (und damit in inländischer Währung eine größere Gewinnmarge realisieren), bei den Importen aber auf die Preiselastizität der inländischen Nachfrage mit einer Senkung des $-Abgabepreises reagiert wird, so wird es durch die Abwertung sogar zu einer Verbesserung der terms of trade kommen. Welcher Fall eintritt, ist eine empirisch zu beantwortende Frage. Die Verschlechterung der terms of trade bei einer Abwertung wird aber als Normalfall betrachtet. Insbesondere in Entwicklungsländern wird immer wieder die Frage diskutiert, ob eine Abwertung aufgrund des meist zu beobachtenden negativen terms of trade Effektes abzulehnen sei. Denn letztlich werden, real gesehen, nach der Abwertung mehr inländische Güter für eine bestimmte Menge an Importgütern getauscht. Diese Argumentation verkennt allerdings, dass es bei Defiziten in der Leistungsbilanz gerade der Zweck der Abwertung ist, inländischen Exporteuren zu ermöglichen, mit niedrigeren Preisen (in ausländischer Währung) zusätzliche Nachfrage auf sich zu ziehen. Und auf der anderen Seite sollen höhere Preise in inländischer Währung dazu führen, dass weniger importiert wird, inländische Produzenten preislich mit Importen konkurrieren können und diese z.T. ersetzen. Man kann die Lage eines Landes mit einer überbewerteten W ä h r u n g mit e i n e m inländischen Produzenten vergleichen, der

auf dem heimischen Markt, überzogene Preisvorstellungen hat, die er angesichts der Nachfrage nicht realisieren kann. Er setzt deshalb zu wenig ab, um seine Vorleistun-

Reale Außenwirtschaftstheorie

185

gen und seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Auch er muß entweder seine Preise senken, d.h. seine realen Austauschverhältnisse gegenüber der übrigen Wirtschaft "verschlechtern", oder aus dem Wirtschaftsgeschehen ausscheiden. Die hier angesprochene Fragestellung hat Gemeinsamkeiten mit der Frage nach der Veränderung der Belastung einer Volkswirtschaft durch eine bestehende Auslandsschuld. Länder, deren Währungen relativ häufig abgewertet werden müssen, sehen sich mit der Situation konfrontiert, dass die Auslandsschuld auf Wunsch der Kreditgeber auf konvertierbare Hartwährungen lautet. Durch eine Abwertung der eigenen Währung ändert sich an der Auslandsschuld in ausländischer Währung zwar nichts, es sind für den Schuldendienst nach einer Abwertung aber mehr inländische Währungseinheiten aufzubringen. Die Belastung der inländischen Wirtschaftssubjekte erscheint damit zunächst nach der Abwertung höher. Dem ist allerdings entgegenzuhalten, dass der Erwerb konvertierbarer Devisen durch die Abwertung für die inländische Exportwirtschaft erleichtert wird. Zu berücksichtigen ist auch, dass in der Differenz zwischen dem höheren Zinssatz, der bei einer Aufnahme des Kredite- in inländischer Währung zu zahlen gewesen wäre, und dem Zins für die gleiche Schuld, die in ausländischer Währung fixiert ist, ein Ausgleich für die höhere Rückzahlungssumme in inländischer Währung besteht. Die Entwicklung der Warenaustauschverhältnisse (commodity terms of trade) gegenüber dem Basisjahr 1995 ist für ausgewählte Länder in Tabelle 30 dargestellt. Für ölexportierende Länder bestimmt der Ölpreis maßgeblich die Terms of Trade, was sich z.B. in den Daten für Nigeria und Saudi Arabien deutlich zeigt. Tabelle 31 zeigt die Preisentwicklung bei wichtigen Gütern, u.a. für öl. Nach einem insgesamt positiven Preistrend und Ausschlägen nach oben von 37,5% im Jahr 1999 und 57% im Jahr 2000 kam es in den darauf folgenden Jahren wieder zu Einbrüchen, die die Exportkapazität dieser Länder massiv beeinflussen. Für sonstige Rohstoffe war der Preistrend insgesamt negativ, das Jahr 2000 stellt eine Ausnahme dar. Die fortgeschrittenden Industrieländer konnten die Position in den meisten Jahren verbessern, auch hier stellt das Jahr 2000 eine Ausnahme dar. In diesem Jahr schlagen die höheren Importpreise für ö l und sonstige Rohstoffe negativ zu Buche. Tabelle 31: Welthandel und Preise Au Kenhandelsvolumina Außenhandelspreise (in US-Dollar) Industriegüter Öl Sonstige Rohstoffe Terms of Trade Fortgeschrittene Volkswirtschaften 3 Entwicklungsländer

1991-2000 1999 2000 Veränderung ge genüber Vorjahr in Prozent 5,6 12,8 7,3 -0,8 -2,0 0,3

2001

2002^

-0,7 -3,5

2,6 -1,5

-0,9 2,1 -0,9

-1,9 37,5 -7,0

-5,1 57,0 1,8

-2,4 -14,0 -5,5

-0,5 -5,3 -0,1

0,2

0,1

-2,5

0,4

0,6

-0,0

4,5

7,4

-3,0

-1,6

- Nur Güter. IWF-Prognose. Fortgeschrittene Industrieländer und junge industrialisierte Volkswirtschaften Asiens (Hongkong SVR, Korea, Singapur und Taiwan, China). 1

2

3

Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, 72. Jahresbericht, Basel 8. Juli 2002, S. 16.

VIII. Internationale Faktorallokation 1. Einführung Die traditionelle Außenhandelstheorie geht davon aus, dass Güter international gehandelt werden, während die Produktionsfaktoren national gebunden sind. Gründe werden -

in der Scheu des Kapitalisten vor einem Auslandsengagement, im eingeschränkten Kapitalverkehr und in restriktiven Ein- und Auswanderungsbestimmungen gesehen.

In eingeschränkter Form gelten die Argumente noch heute, wenn auch insbesondere zwischen den entwickelten Industrienationen z.B. der Kapitalverkehr weitgehend liberalisiert worden ist. Wenn der in einem Land erzielbare Ertrag aus Kapitalvermögen daher wesentlich geringer als im Ausland ist, werden die Wirtschaftssubjekte unter Berücksichtigung des unterschiedlichen Risikos in den einzelnen Ländern und unter Beachtung der Steuergesetze eine Kapitalverlagerung erwägen. Bei Geldvermögen ist dieses unmittelbar ersichtlich und anhand von Kapitalbewegungen in der Folge sich ändernder Zinsdifferenzen zwischen zwei Ländern empirisch nachweisbar. Aber auch beim Sachkapitalbestand werden sich längerfristig Verlagerungen durch unterlassene Reinvestitionen oder ausbleibende Neuinvestitionen in einem Land ergeben. Dass auch reine Finanztransaktionen reale Wirkungen zeigen, wurde bei der Diskussion der Wirkungen von Wechselkursänderungen bereits aufgezeigt. Bei festen Wechselkursen verliert die Zentralbank aufgrund des Kapitalexports Devisen, was zu einer Reduktion der inländischen Geldmenge mit dämpfenden Folgewirkungen für die inländische Wirtschaft führt. Kurzfristig kann die Zentralbank durch ihre geldpolitischen Instrumente diese Wirkungen neutralisieren, längerfristig wird sie aufgrund von Liquiditätsproblemen (Knappheit an Devisen für Interventionen) an einer restriktiven Politik, die zu einer geringeren realen inländischen Absorption führt, nicht herumkommen. Der Außenbeitrag des Landes wird sich also erhöhen. Der Kapitalexport führt damit ceteris paribus auch zu einer realen Ressourcenübertragung ans Ausland. Das gleiche gilt unmittelbar auch in einem System flexibler Wechselkurse. Ein zusätzlicher Kapitalexport bewirkt eine Abwertung, in deren Folge weniger importiert und mehr exportiert wird. 2. Formen des Kapitalverkehrs In entwickelten Volkswirtschaften gibt es zur gleichen Zeit Kapitalexporte in ein anderes Land und Kapitalimporte aus dem betreffenden Land. Der Grund liegt darin, dass die einzelnen Anleger -

unterschiedliche Informationen, unterschiedliche Anlageoptionen, unterschiedliche Einschätzungen der wirtschaftlichen Entwicklung in den jeweiligen Ländern, unterschiedliche Einschätzungen des Risikos bei bestimmten Anlagen und z.T. auch den Wunsch nach internationaler Diversifizierung ihrer Kapitalanlage haben.

188

Formen des Kapitalverkehrs

Unterschiedliche Anlageoptionen ergeben sich schon allein aus der unterschiedlichen Ausgestaltung des Finanzsektors in den einzelnen Ländern, aus unterschiedlichen Steuergesetzen und einer unterschiedlichen Besteuerungspraxis. Investitionsmöglichkeiten im Ausland ergeben sich z.T. auch aus dem Besitz unternehmerischen Know Hows, das Inländer glauben im Ausland verwerten zu können. Für Ausländer mit speziellen unternehmerisch verwertbaren Kenntnissen gilt gleiches für die Anlage im Inland, so dass es zu wechselseitigen Investitionen über die Grenzen hinweg kommt. Man kann den Kapitalverkehr nach der Fristigkeit in kurz- und langfristigen unterscheiden, wobei der kurzfristige Kapitalverkehr Kredite mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr umfaßt. Beim langfristigen Kapitalverkehr kann man zwischen dem Kauf bzw. Verkauf von Grundbesitz, langfristigen Kreditgewährungen und Kreditaufnahmen, Portfolioanlagen und -auflösungen und Direktinvestitionen unterscheiden. Portfolioanlagen sind Käufe von Wertpapieren und Aktien ohne Beteiligungsabsicht. Direktinvestitionen sind Kapitalanlagen im Ausland mit der Absicht, die Unternehmenspolitik zu bestimmen oder zumindest auf die Unternehmenspolitik einzuwirken. Es handelt sich bei Direktinvestitionen damit -

um um um um

den Erwerb von Unternehmen, Unternehmensneugründungen im Ausland, den Aktienerwerb mit dem Motiv der Einflußnahme auf das Unternehmen, die Zuführung von Kapital zu Tochtergesellschaften im Ausland u.ä.

Besonders beim Kauf von Aktien ergeben sich Abgrenzungsprobleme zu den Portfolioanlagen. Beim Erwerb eines Anteils von z.B. 25% wird aber kein Zweifel bestehen, dass der Investor einen Einfluß auf die unternehmerische Führung und eine gewisse Kontrolle der Entscheidungen anstrebt. Es handelt sich dann um eine Direktinvestition. Die Unterscheidung zwischen Portfolioanlagen einerseits und Direktinvestionen andererseits spielt eine große Rolle in Ländern, die eine "Fremdbestimmung" der eigenen Wirtschaft durch ausländische Unternehmen befürchten. Nach dem Motiv des Investors werden Direktinvestitionen in -

absatzorientierte und bezugsorientierte Investitionen unterschieden.

Bei den absatzorientierten soll der Binnenmarkt des jeweiligen Gastlandes beliefert werden. Oft ist dieses ohne eine Direktinvestition nicht möglich, da die Alternative der direkten Exporte aufgrund von Importverboten oder hohen Importzöllen ausscheidet. Oft ist aus logistischen Gründen eine marktnahe Produktion und die Betreuung der Marktes zweckmäßig. S o lässt sich auch die starke wechselseitige Investitionstätigkeit großer Unternehmen aus den Industrieländern erklären.

Reale Außenwirtschaftstheorie

189

Traditionell stellen die Vereinigten Staaten das größte Zielland für Direktinvestitionen dar. Über die letzten Jahrzehnte betrachtet waren die USA auch der größte Auslandsinvestor waren. Tabelle 32: Anteile der zehn größten Länder bei Inlands- und Auslandsinvestitionen in v.H. 2000°

1985" Direktinvestitionen im Inland (Inward

USA Verein. Königreich Saudi Arabien Kanada Frankreich Mexiko Australien Spanien Brasilien Niederlande Top 10 total USA Verein. Königreich Japan Deutschland Niederlande Kanada Schweiz Frankreich Italien Schweden Top 10 total a

FDI)

33,2 USA 6,2 Verein. Königreich 6,2 Deutschland 4,9 Belgien/Lux. 4,0 Niederlande 3,4 China 3,3 Frankreich 3,2 Kanada 2,8 Hong Kong, China 2,8 Schweden 70,0 Top 10 total Direktinvestitionen im Ausland (Outward FDI) 20,9 Verein. Königreich 15,8 USA 10,5 Frankreich 8,9 Deutschland 7,4 Belg ./Lux. 6,6 Niederlande 4,1 Spanien 4,0 Hong Kong, China 3,7 Kanada 3,1 Schweiz 85,0 Top 10 total

25,1 9,3 8,4 7,5 4,4 4,1 4,0 3,6 3,4 3,3 73,1 20,1 14,6 11,8 8,6 8,1 6,0 4,0 3,5 3,4 3,3 83,4

Durchschnitt 1983-1985, b Durchschnitt 1998-2000.

Quelle: UNCTAD, World Development Report 2001, S. 52. Bei den bezugsorientierten Direktinvestitionen geht es im Wesentlichen um die Sicherung des Bezugs unverzichtbarer Rohstoffe aus dem Ausland. Der Bezug ist z.T. bei einem Engagement durch eine Tochtergesellschaft im Ausland, insbesondere in Zeiten sich verknappender Rohstoffe, sicherer als beim alternativen Kauf auf dem Weltmarkt. Ein Spezialfall der bezugsorientierten Direktinvestitionen stellen solche dar, bei denen billige Arbeitskräfte zur Fertigung arbeitsintensiver Teile und in ähnlichen Aktivitäten eingesetzt werden. Im Folgenden finden sich einige Angaben über die Bundesrepublik Deutschland, die zeigen, dass Deutschland insgesamt mehr im Ausland investiert hat als Ausländer im Inland. Die westlichen Haupthandelspartner sind gleichzeitig auch die wesentlichen Partnerländer bei der wechselseitigen Kapitalverflechtung.

190

Formen des Kapitalverkehrs

Tabelle 33: Direktinvestitionen der Bundesrepublik, Bestände 1999 nach Ländern Zielländer USA Frankreich Belgien/Lux. Großbritannien Niederlande Schweiz Italien

in % 31,8 5,7 8,5 9,9 5,1 3,1 3,9

Herkunftsländer USA Niederlande Schweiz Japan Frankreich Großbritannien Belgien/Luxemburg

in % 23,0 20,3 9,1 3,7 10,3 9,8 3,9

Bei den Branchen dominiert Ende 1999 sowohl bei Investitionen im Ausland als auch bei Investitionen in Deutschland das verarbeitende Gewerbe, aber auch deutsche Banken und Versicherungen haben sich kapitalmäßig stark im Ausland engagiert. Tabelle 34: Direktinvestitionen der Bundesrepublik, Bestände 1999 nach Branchen

Verarbeitendes Gewerbe Handel Banken, Versicherungen Beteiligungsgesellschaften Übrige

Deutsche im Ausland in Ausländer in Deutschland in % % 37,5% 35,0% 13,6% 14,3% 17,0% 9,1% 6,5% 23,2% 25,4% 18,4%

Deutsche Unternehmen beschäftigten Ende 1999 insgesamt über drei Millionen Arbeitnehmer im Ausland, ausländische Unternehmen etwa 1,7 Millionen Beschäftigte im Inland. Tabelle 35: Direktinvestitionen der Bundesrepublik, Bestände Ende 1999 insgesamt in Mrd. Euro1 Anzahl der Unternehmen Beschäftigte in 1000 Jahresumsatz in Mrd. Euro

Deutsche im Ausland 405,4 25 090 3 633 905

Ausländer im Inland 224,1 10 894 1 660 587

1

Summe der mittelbaren und unmittelbaren Direktinvestitionen.

Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft, Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, Ausgabe 2002. Direktinvestitionen werden im Wesentlichen von den sogenannten multinationalen Unternehmen durchgeführt, die aufgrund ihrer Bedeutung gesondert behandelt werden.

3.

Technologietransfer

3.1. Die Begriffe Technologie und Technologietransfer Technologie stellt im weitesten Sinn die Summe der bekannten Fähigkeiten zur Kontrolle und Nutzung der Umwelt dar. Das technologische Wissen ist

Reale Außenwirtschaftstheorie

191

- bei ausgebildeten Personen, - in Maschinen, Anlagen und - anderen Einrichtungen des Produktionsapparates vorhanden und kann in Datenträgern wie - Büchern, - Disketten, CDs u.ä., - Zeichnungen, - Plänen und Modellen u.a. gespeichert werden. Ein Technologietransfer bedeutet im internationalen Kontext die Übertragung ökonomisch verwertbarer technologischer Fähigkeiten von einem Land in ein anderes. Ein gütergebundener Technologietransfer findet durch den Export bisher im Empfängerland nicht vorhandener Typen von Investitionsgütern statt. Ein personengebundener Technologietransfer findet durch die Beschäftigung von Ausländem mit der Zielsetzung der Anlernung inländischer Arbeitskräft, der Beratung, Aus- und Weiterbildung statt. Ein nicht-faktorgebundener Transfer findet durch Verkauf von Patenten, Lizenz- und Know-how Verträge und durch internationalen Unternehmenskooperationen im Bereich F&E statt. Bei diesen Kooperationen besteht u.a. das Ziel, von technologischen Vorsprüngen des Partners zu profitieren. Ein nicht kommerziell betriebener Technologietransfer findet über die Medien wie Bücher, Zeitschriften etc. statt. Schließlich gibt es im Zusammenhang mit Entwicklungsländern eine technische Hilfe, die weitgehend über die Vermittlung von Expertenwissen geschieht. In Deutschland ist auf diesem Gebiet die GTZ, Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, in Eschborn zuständig. Illegale Formen des Technologietransfers sind Industriespionage und die Aneignung und Verwertung technischen Wissens unter Verletzung gewerblicher Schutzrechte wie Patente etc. Ein Großteil (70%-80%) des nicht-faktorgebundenen Technologietransfers ist ein intra-firm trade, findet also zwischen verbundenen Unternehmen wie Mutter- und Tochtergesellschaften statt. Zu einer Aufstellung des internationalen Patent- und Lizenzverkehrs vgl. auch Tabelle 36. Aus dieser geht hervor, dass fast alle Industrieländer, einschließlich Japan und Deutschland, Nettoempfänger von Technologie sind. Die USA sind der größte Geber, positiv sieht die Bilanz auch für Großbritannien aus, was sich z.T. aus den früheren kolonialen Beziehungen und den internationalen Kapitalverflechtungen erklärt. Einschränkend ist generell bei der Interpretation der Daten zu berücksichtigen, dass der Handel mit Technologie meist intra-firm Handel ist und die regionale Zahlungsstruktur damit zum Teil von den im Ausland getätigten Direktinvestitionen abhängt und die vereinbarten Zahlen Verrechnungspreise, und nicht Marktpreise darstellen.

192

Technologietransfer

3.2. Gewerbliche Schutzrechte Dem internationalen Patentschutz und anderen Formen des gewerblichen Rechtsschutzes kommt für den internationalen Handel eine besondere Bedeutung zu. Man unterscheidet Patente, Gebrauchsmuster, Geschmacksmuster und Warenzeichen. Im Bereich Literatur, aber auch bei Software und anderen Produkten spielen Copyrights eine große Rolle. Durch den Erwerb eines Patents z.B. wird der Inhaber vor Imitationen geschützt, er kann nicht autorisierte Produktionen unterbinden und z.B. beim Bestehen eines Patents in Deutschland auch den Import von Waren verhindern, wenn diese unter Verletzung seines Schutzrechtes hergestellt worden sind. Der Inhaber von Schutzrechten kann dieses Recht verkaufen oder in Lizenz vergeben. Von besonderer Bedeutung ist die Lizenzvergabe. In einem internationalen Lizenzvertrag räumt der Lizenzgeber dem ausländischen Lizenznehmer das Recht ein, seine gewerblichen Schutzrechte und/oder nicht geschützte oder nicht schutzrechtfähige Betriebsgeheimnisse zu benutzen, um Produkte herzustellen oder zu vertreiben. Voraussetzung für einen intensiven internationalen Technologietransfer durch Lizenzverträge ist der Erwerb internationaler Schutzrechte (nicht nur ein Patent des Heimatlandes), was für Patente im europäischen Raum seit 1978 nach Schaffung der Europäischen Patentübereinkunft durch Anmeldung beim Europäischen Patentamt in München erleichtert wurde. Die Durchsetzung der Ansprüche im Fall der Schutzrechtverletzungen ist in den einzelnen Ländern allerdings unterschiedlich geregelt, mit Kosten und Risiken verbunden und in einigen außereuropäischen Ländern de facto nicht möglich. Patentlizenzverträge unterliegen keiner Formvorschrift. Zur Vermeidung von Auseinandersetzungen während der Laufzeit empfiehlt es sich, auf Musterverträge zurückzugreifen und die Möglichkeit der Anrufung von Schiedsstellen wie die der Internationalen Handelskammer (International Chamber of Commerce Court of Arbitration) vorzusehen. Eine Vereinheitlichung von Schutzrechten, die gegenseitige Anerkennung von Prüfungen und eine erleichterte Anmeldung von Schutzrechten im Ausland wird durch internationale Abkommen wie die Pariser Verbandsübereinkunft, das Madrider Markenabkommen u.a. betrieben. Da Schutzrechtfragen für den internationalen Handel essentiell sind und Handel fördern und unterbinden können, werden diese auch im Rahmen der World Trade Organisation (WTO) behandelt. Die Formen des Technologietransfers treten selten isoliert auf. So wird der Kauf von Anlagen und neuartigen Maschinen einschließlich der technischen Dokumentationen in der Regel mit einem Vertrag über eine Betreuung in der Anfangsphase der Produktion und über die Ausbildung inländischen Personals verbunden sein. Das gilt insbesondere im Großanlagenbau bei der Übergabe schlüsselfertiger Anlagen. Auch Patentlizenzverträge sind oft mit der Weitergabe von nicht patentrechtlich geschütztem Know-how gekoppelt.

Reale Außenwirtschaftstheorie

193

Ein Patent kostet 60 000 Mark Seit 25 Jahren Ideen-Schutz in Europa/Weltweite Überprüfung dauert Monate München (dpa). Ob rutschfeste Schuhsohlen, eine Dichtung für den ewig tropfenden Gartenschlauch oder der Klettverschluß an der Windjacke - das Europäische Patentamt (EPA) schützt pfiffige Ideen in ganz Europa...

„Das Übereinkommen hat sich zum Renner entwickelt", sagt EPA-Direktor Dietrich Bernecker. In diesem Jahr werde die Zahl der Patentanmeldungen voraussichtlich erstmals über 100 000 liegen - dreimal mehr, als die Gründungsväter als jährliche Obergrenze erwartet hatten. Zwar dauert es bis zur Patenterteilung oft länger als drei Jahre, doch das Warten zahlt sich meist aus. Wer seine Idee nicht selbst vermarkten will, kann seine Lizenz verkaufen. Das amerikanische Pharma-Unternehmen Biogen beispielsweise erzielte über die Jahre hinweg rund 90% seines Umsatzes allein aus Lizenzeinnahmen für zwei Wirkstoffe... Die Hürden, um ein Schutzrecht zu erhalten, sind freilich hoch. Wie Bernecker schildert, prüft nach der Anmeldung zunächst die EPA-Zweigstelle mit 1000 Ingenieuren im niederländischen Den Haag rund 18 Monate lang, ob es irgendwo auf der Welt eine vergleichbare Erfindung gibt. Abschließend muß die Idee den Test in München bestehen, ob sie auch wirklich „neu, erfinderisch und gewerblich verwendbar" ist. Insgesamt beschäftigt das EPA fast 4000 Mitarbeiter. Bei über eine Million Anmeldungen hat das Amt seit seiner Gründung 1977 rund 400 000 Patente mit einer Laufzeit von 20 Jahren erteilt. ...Ein Patent kostet durchschnittlich gut 59 000 Mark. Allein die Übersetzungskosten in die Sprachen aller derzeit 19 Vertragsstaaten schlagen mit rund 22 500 Mark zu Buche... „Mit nur einer Anmeldung kann ein Patent für eine Vielzahl von Staaten erlangt werden." Die nationalen Patentämter sind billiger, bieten aber nur nationalen Schutz... Weser Kurier vom 14. Okt. 1998.

3.3. Träger des Technologietransfers Multinationale Unternehmungen tragen im Rahmen der internationalen Produktion wesentlich zur internationalen Verbreitung fortgeschrittener Technologien bei. Die Gründung einer Tochtergesellschaft im Ausland ist regelmäßig nicht nur von einem Transfer moderner Produktionstechnologien begleitet, sondern auch von der Übertragung moderner Managementtechniken. Der Austausch von Informationen innerhalb des Konzerns sorgt in der Folge für einen permanenten Technologietransfer. Der größte Teil der Zahlungen im internationalen Patent- und Lizenzverkehr besteht entsprechend der weltwirtschaftlichen Bedeutung multinationaler Unternehmen aus konzerninternen Zahlungen. Von den Einnahmen der USA stammten 78% der Zahlungen von verbundenen Unternehmen, bei den Ausgaben 58% (1993). An den Zahlungen gemessen sind die USA größter Nettoexporteur von Technologie. Positive Salden weisen auch Großbritannien (erklärbar durch die traditionellen Beziehungen und Investitionen in den Commonwealth Staaten) und Schweden auf, während die meisten anderen Staaten - wie auch Deutschland und Japan - Nettoimporteure sind.

194

Technologietransfer

Tabelle 36: Einnahmen und Ausgaben ausgewählter Industrieländer für Patente, Erfindungen, Verfahren und Urheberrechte (Royalties and licence fees), in Mio. US-$ Belgien Einnahmen Ausgaben Saldo Deutschland Einnahmen Ausgaben Saldo Frankreich Einnahmen Ausgaben Saldo Großbritannien Einnahmen Ausgaben Saldo Italien Einnahmen Ausgaben Saldo Japan Einnahmen Ausgaben Saldo Niederlande Einnahmen Ausgaben Saldo Österreich Einnahmen Ausgaben Saldo Schweden Einnahmen Ausgaben Saldo Spanien Einnahmen Ausgaben Saldo USA Einnahmen Ausgaben Saldo 1

Patentgebühren,

2

1992 861 1.276 -415 2.050 4.520 -2.470 1.773 2.622 -849 3.493 2.647 846 241 1.442 -1.201 3.060 7.220 -4.160 1.612 2.276 -664 126 424 -298 640 716 -76 101 1.070 -969 19.920 4.990 14.930

1993 978 1.408 -430 2.010 4.390 -2.380 1.655 2.320 -665 3.106 2.395 711 234 1.215 -981 3.880 7.190 -3.310 1.894 2.533 -639 117 410 -293 746 587 159 256 1.079 -823 20.400 4.840 15.560

1998 703 1.150 -447 3.330 5.000 -1.670 2.340 2.720 -380 6.950 6.370 580 477 1.155 -678 7.390 8.950 -1.560 2.506 3.034 -528 99 817 -718 1.114 939 175 242 1.877 -1.595 36.200 11.710 24.490

1999 757 1.138 -379 3.020 4.400 -1.380 1.980 2.290 -310 7.100 6.210 890

8.190 9.850 -1.660 2.388 3.426 -1.438 120 623 -503 1386 1147 239 344 1.831 -1.487 36.470 13.280 23.190

einschließlich Pachten für Immobilien,

Quelle: IMF, Balance of Payments Statistics Yearbook, Part 1, 1994, Vol. 51, Part 1, 2000; eigene Berechnungen

3.4. Regulierungen des Technologietransfers In der Diskussion um den Technologietransfer in Entwicklungsländern wird einerseits die Bedeutung für den industriellen Aufholprozeß betont, andererseits aber auch die Entwicklung und Übertragung einer an die besonderen Bedingungen angepaßten Technologie (appropriate technology) gefordert. Diese soll z.B. auf die klimatischen Bedingungen abgestellt sein, aber auch die unterschiedliche Faktorausstattung und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigen und insbesondere auch von Inländern beherrschbar sein. Der im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit durch die Bundesregierung geförderte Technologietransfer findet im Wesentlichen durch die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH statt.

Reale Außenwirtschaftstheorie

195

Die einzelnen Formen des internationalen Technologietransfers unterliegen unterschiedlichen staatlichen Regulierungen im Hinblick auf die Genehmigung, die Möglichkeiten der Vertragsgestaltung und die Besteuerung. In einigen Ländern dürfen in ausgewählten Sektoren Direktinvestitionen überhaupt nicht oder nur als joint venture mit inländischen Partnern getätigt werden. Lizenzverträge müssen in vielen Entwicklungsländern staatlich genehmigt werden, dürfen vorgegebene Lizenzgebührensätze nicht überschreiten und bestimmte, für den Lizenznehmer restriktive Klauseln nicht enthalten. Auch bei Lizenzverträgen in den Industrieländern bestehen Einschränkungen der Vertragsfreiheit aus wettbewerbsrechtlichen Gründen. Das betrifft u.a. Vorschriften über Wiederverkaufspreise lizenzierter Produkte und Beschränkungen über den Gebrauch der Technologie nach Auslaufen des Patentschutzes. Einschränkungen von der Geberseite bestehen durch Waffenkontrollgesetze und, z.B. in den USA, durch besondere Regulierungen für den Export technischer Daten und Computer-Software. Auch steuerliche Aspekte sind bei internationalen Lizenzverträgen zu beachten, weil die Steuerbehörden zweier Länder Anspruch auf die Besteuerung der Lizenzgebühr erheben können mit der Folge einer Doppelbesteuerung. Diese kann durch einseitige Maßnahmen eines der beteiligten Länder oder durch Doppelbesteuerungsabkommen gemindert oder vermieden werden. 4.

Multinationale Unternehmen

4.1. Definitionen Multinationale Unternehmen werden in der Literatur sehr unterschiedlich definiert. Sie sind relativ einfach abzugrenzen von Unternehmen, die in einem Land produzieren und von dort exportieren. Einige Definitionen verstehen unter multinationalen Unternehmen nur große Unternehmen, die in mehreren Ländern Produktionsstätten unterhalten. Andere Definitionen gehen von Strukturmerkmalen aus. So wird z.B. ein bestimmter durch die ausländischen Töchter erzeugter Außenumsatzanteil am Konzernumsatz gefordert. Daneben gibt es Ansätze, die auf das Verhalten abstellen, z.B. auf den Grad der Einflußnahme auf Tochtergesellschaften im Ausland. Da Definitionen niemals falsch oder richtig sein können, sondern allenfalls zweckmäßig oder unzweckmäßig, erübrigt es sich, hier intensiver auf die unterschiedlichen Definitionen einzugehen. Nach einer relativ weiten Definition der Vereinten Nationen sind multinationale Unternehmen solche, die Vermögensgegenstände wie Fabriken, Bergwerke, Verkaufsniederlassungen und ähnliches in zwei oder mehr Ländern kontrollieren. Neben Produktionsstätten werden auch Finanz- und andere Dienstleistungen einbezogen. Wenn man Phänomene wie die zunehmende Internationalisierung des Handels und der Produktion, intra-industriellen Handel, die besondere Flexibilität von Unternehmen, die in verschiedenen Wirtschaftsräumen mit z.T. unterschiedlichen rechtlichen Bestimmungen tätig sind, untersuchen will, so scheint die obige Definition das Kriterium der Zweckmäßigkeit zu erfüllen. Multinationale Unternehmen sind das wesentliche Medium, über das der internationale Technologietransfer abgewickelt wird. Zum einen sind Direktinvestitionen durch multinationale Unternehmen in der Regel mit dem gleichzeitigen Transfer von Know How bezüglich Produktions- und allgemeinen Managementtechniken verbunden, zum anderen wird ein sehr großer Teil der Technologietransferverträge (Patentkäufe

196

Multinationale Unternehmen

und -Verkäufe, Lizenznahmen und Lizenzvergaben u.ä.) zwischen kapitalmäßig miteinander verbundenen Unternehmen abgewickelt. Und auch ein großer Teil des internationalen Handels ist nicht nur intra-industrieller Handel, sondern gleichzeitig Handel zwischen Unternehmen, die demselben Konzern angehören. 4.2. Multinationale Unternehmen und nationale Politik Für den Außenwirtschaftsstatistiker bedeutet die interne Abwicklung solcher Transaktionen, dass ein zusätzliches Unsicherheitselement durch eine unvollständige Erfassung von Transaktionen (z.B. kostenlose Weitergabe von Know How und Lizenzen) bzw. durch eine falsche Deklarierung des Wertes der Leistungen entsteht. So kann es aus der Sicht eines Konzerns aus Steuer- oder devisenrechtlichen Gründen sinnvoll sein, Leistungen im Wert höher oder niedriger als bei Verträgen mit unabhängigen Unternehmen abzurechnen. Bei einem höheren Wertansatz spricht man vom "Overpricing". Durch den höheren Wertansatz wird der Gewinn des liefernden Unternehmens erhöht und der Gewinn des empfangenden Unternehmens geschmälert. Dieses kann für den Konzern Vorteile haben, wenn der Steuersatz im Land des belieferten Unternehmens höher ist. Es ist auch von Vorteil, wenn die sonst im belieferten Unternehmen anfallenden höheren Gewinne nicht frei transferiert werden können, weil z.B. aus Gründen einer Devisenknappheit eine Devisenbewirtschaftung erfolgt. Gleiches gilt, wenn bei einer Abführung von Gewinnen durch eine Tochtergesellschaft eine zusätzliche Besteuerung droht. In diesem Fall kann durch das Overpricing der Gewinn auf die Muttergesellschaft verlagert werden. An diesem Beispiel wird deutlich, dass die Existenz multinationaler Unternehmen auch eine besondere Herausforderung für den Fiskus bedeutet, da die Aufteilung der Steuereinnahmen auf die einzelnen Länder und die Höhe des Steueraufkommens von der Gestaltung der Verträge abhängen. Beim sogenannten "Underpricing" werden Leistungen geringer als bei Verträgen mit unabhängigen Unternehmen abgerechnet. Dadurch wird der Gewinn auf das die Leistung empfangende Unternehmen verlagert. Für die Analyse des Außenhandels bedeutet die Existenz multinationaler Unternehmen neben der größeren Unsicherheit im Hinblick auf die Datenbasis für empirische Untersuchungen, dass Fragen der Standortentscheidungen im internationalen Konzern ein größeres Gewicht zugemessen werden muß. Zum einen sind Standortverlagerungen als Reaktion auf veränderte wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen in einem Land schneller als bei reinen Exportunternehmen möglich, zum anderen sind bei eingespielten internationalen Absatzbeziehungen und einer internationalen Arbeitsteilung innerhalb des Konzerns die Reaktionen der konzerninternen Güterströme auf Wechselkursänderungen nicht so stark und nicht so schnell, wie man es bei unabhängig voneinander agierenden Unternehmen erwarten würde.

Reale Außenwirtschaftstheorie

197

Tabelle 37: Die größten transnationalen Unternehmen nach Vermögen im Ausland, 1999 Rangfolge

Vermögen in Mrd. $ Ausland Gesamt

143 000 310 000

Index (b) Prozentsat z 36,7

68 000

107 000

68.0

57 367

99 310

56,3

176,6

162 300 398 000

30,7

50,1 60,0 122,4

162,6 119,7 151,0

191 486 364 550 13 500 214 631 225,705 466 938

36,1 30,9 53,7

77,6

31,6

39,6

74 437

70,3

44,7 39,3

87,5 52,6

50,4 57,7

87,6 83,5

161 612 307 401 62150 80 400

53,7 73,7

33,1

36,8

45,9

46,7

224 554

230 929

95,2

64,3

47,8

70,6

147 959 306 275

55,7

15 964

82,4

Umsätze in Mrd. $ Ausland Gesamt

Ausl.Vermögen 1

Index (a)

Unternehmen

Heimatland

Branche (b)

75

USA

Elektronik

141,1

405,2

32,7

116,6

2

22

Genereal Electics ExxonMobil Corporation

USA

99,4

144,5

115,5

160,9

3

43

Royal Dutch/Shell Groupc

NL/UK

68,7

113,9

53,5

105.4

4

83

USA

68,5

274,7

46,5

5 6 7

77 82 51

56,3 55,7

273,4 154,9 175,9

8

21

General Motors Ford Toyota DaimlerChrysler Total Fina SA

Ol-Expl., Raffi-nerierung, Distribution Ol-Expl., Raffinerierung, Distribution Automobile

9 10

50 18

IBM BP

11

2

Nestlé

12

45

13

11

Volkswagen Group Nippon Mitsubishi Oil Corp.

14 15

41 90

16

55

17 18

13 Diageo 59 Mannesmann

19

58

20 21

32 3

Suez LYonnaise des Eaux BMW ABB

22

42

23

USA Automobile Japan Automobile D Automobile Frankr. Öl-Expl., Raffinerien! ng, Distri. USA Computer UK Öl-Expl., Raffinerierung, Distr. Schwei Nahrungsm z D Automobile

50 538

Öl-Expl., Raffinerierung, Distribution Elektronik Handel

31,5

35,5

28,4

33,9

30,2

76,6 50,0

53,2 19,4

72,2 137,6

251 000 443 000 1140 000

56,8 25,8

29,6

42,1

9,1

26,3

29 262

51,6

28,0

40,4 57,7

16,4 11,8

19,0 21,8

72 479 130 860

79,4 48,9

71,6

9,7

23,5

150 000 220 000

49,1

D Schwei z

Öl-Expl., Raffinerierurig, Distribution Getränke Telek./Engineering Mischkonzem / Versorgung Automobile Elektrische Ausrüst.

114 952 161 430

60,9 94,1

Sony

Japan

Elektronik

189 700

56,7

9

Seagram

Kanada

46104 2. 155 42 7 4. 115 717 6. ..

24

8

Unilever

8. 222 61 4

246 033

89,3

25

49

Aventis

92 446

54,0

Siemens Wal-MartStores

Japan

Beschäftigung (Anzahl) Ausland Gesamt

D USA

Repsol-YPF Spanien

UK D Frankr.

Getränke /Medien UK/NL Nahrungsm ./Getränke

Frankr.

27,1 27,0

39,2 30,6

36,7 26,8 23,8 1. 24,4

64,2

43,1 3. 63,1

25,6

35,0

12,3 5. 11,8

25,3

28,0

38,4 7. 44,0

Arzneim. /Chemie

39,0

4,7

19,2

11 900

59 852 58 694

88,9

a - Durchschnitt der Koeffizienten von Auslandsvermögen zu Gesamtvermögen, Auslandsumsatz zu Gesamtumsatz und Auslandsbeschäftigte zu Gesamtbeschäftige b - Branchenklassifikation nach der US Standard Classification c - Auslandsumsatz außerhalb Europas. Auslandsbeschäftigte außerhalb der Niederlande und Großbritannien ... - Daten sind nicht vorhanden oder wurden geheim gehalten. Die Indizes sind in diesen Fällen geschätzt.

Quelle: UNCTAD, World Investment Report 2001

198

Multinationale Unternehmen

Die Existenz multinationaler Unternehmen bedeutet damit für die Wirtschaftspolitik eines Landes, dass sie auf die zunehmende internationale Flexibilität der Faktoren Kapital und technisches Wissen in Unternehmerhand Rücksicht zu nehmen hat. Wenn Kapital und technisches Wissen frei von Regulierungen transferierbar sind, dann können sich diese Produktionsfaktoren einer für sie negativen Gesetzgebung durch die Abwanderung in ein anderes Land entziehen. Die staatliche Wirtschaftspolitik muß deshalb zunehmend auf die Investitionsbedingungen in anderen Ländern und die dort geltenden Gesetze und andere Bestimmungen Rücksicht nehmen. Sie hat damit an Autonomie verloren. 4.3. Unternehmerische Vorteile der Internationalisierung Kleine und mittlere Unternehmen haben aufgrund begrenzter Ressourcen im Hinblick auf Kapital und Führungspersonal Probleme, sich international durch Direktinvestitionen zu engagieren. Großunternehmen gewinnen durch die Multinationalisierung in der Regel Vorteile gegenüber rein nationalen Konkurrenten: -

sie können Vorteile aus der unterschiedlichen Faktorausstattung in einzelnen Ländern ziehen, unterschiedliche Faktorpreise in den einzelnen Ländern nutzen, das Risiko streuen, was auch im Hinblick auf Stockungen in der Produktion durch Arbeitskämpfe gilt, sie haben einen erleichterten Zugang zu Absatz- und Bezugsmärkten in anderen Ländern, sie verfügen über ein besseres Informationsnetz über ökonomisch relevante internationale Entwicklungen und sie erreichen durch lokale Produktion größere Absatzzahlen und können damit fixe Kosten wie Forschungs- und Entwicklungskosten auf eine größere Stückzahl umlegen.

Für Großunternehmen ist die Entscheidung zur Internationalisierung der Produktion oft zwangsläufig mit dem Wachsen des Unternehmens verbunden. Wenn Kapazitäten ausgeweitet und neue Anlagen geplant werden, so wird man bei der Standortentscheidung alle erfolgsrelevanten Tatbestände in das Investitionskalkül einbeziehen und unter Berücksichtigung der Qualität, der Quantität und des Preises der Produktionsfaktoren in verschiedenen Ländern sowie unter Berücksichtigung der Transportkosten, der steuerlichen Bestimmungen u.a. zu dem Ergebnis gelangen, die Investition im Heimatland oder in einem anderen Land durchzuführen. 4.4. Erklärungsansätze für multinationale Unternehmen Die Multinationalisierung durch vertikale Integration, z.B. durch Beteiligung an der Rohstoffausbeutung in Form von joint ventures oder durch vollständig im Konzernbesitz befindliche Tochterunternehmen, kann durch Vorteile gegenüber dem Kauf dieser Inputs von kapitalmäßig nicht verbundenen Unternehmen erklärt werden. Die Abstimmung von Produktion und Verbrauch ist in einigen Bereichen innerhalb eines Konzerns leichter möglich, es lohnt bei auf lange Frist angelegten und durch Kapitalbeteiligungen abgesicherten Kooperationen kostengünstige und schnelle logistische Systeme aufzubauen, und es besteht in beiden Fällen eine größere Sicherheit über die Lieferung der Rohstoffe auch in Zeiten, in denen diese weltweit besonders knapp sind. Die Expansion in ausländische Absatzmärkte durch Produktionsstätten im

Reale Außenwirtschaftstheorie

199

Ausland kann ebenfalls Vorteile vor Alternativen haben, z.B. durch Ersparnis von Transportkosten, marktnahe und damit zeitflexiblere Produktion, etc. Der Schritt zur Internationalisierung ist für ein Unternehmen allerdings mit einigen Problemen behaftet. Das Unternehmen muß sich erfolgreich gegenüber der bereits im Gastland produzierenden Konkurrenz (nationale und bereits ansässige Tochtergesellschaften anderer multinationaler Unternehmen) durchsetzen. Es kennt dabei zunächst nur unvollständig die besonderen wirtschaftlichen Bedingungen in dem Land. Es sind gesetzliche Auflagen zu erfüllen, es gibt ein spezielles Steuersystem, die Usancen im Umgang mit staatlichen Stellen müssen erkundet werden und die Bezugsmärkte einschließlich des Arbeitsmarktes bergen Unsicherheit in sich. DUNNING

-

und

CAVES

stellen sich unter diesem Aspekt die Frage

warum sich multinationale Unternehmen trotz etlicher Nachteile, insbesondere Informationsdefizite, im Ausland durchsetzen können und warum sie überhaupt selbst mit Produktionsstätten ins Ausland gehen und nicht die einfacheren Wege des direkten Exports und einer Lizenzvergabe an Ausländer beschreiten.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Direktinvestition ist nach ihren Überlegungen, -

dass die erfolgreichen Unternehmen untemehmensspezifische Vorteile gegenüber Mitbewerbern aufweisen ("ownership advantage" in der Terminologie von D U N N I N G und "firms intangible assets" in der Terminologie von C A V E S ) , dass es für die Produktion im Gastland Standortvorteile gegenüber dem Heimatland geben muß, da man andernfalls den direkten Export gewählt hätte, dass es günstiger sein muß, die unternehmensspezifischen Vorteile innerhalb des Konzerns durch Gründung einer Tochtergesellschaft auszunutzen (Internalisierung der Vorteile) als diese Vorteile durch einen Verkauf oder durch Lizenzverträge an nicht kapitalmäßig verbundene Unternehmen zu nutzen (Externalisierung).

Unternehmensspezifische Vorteile sind im Wesentlichen -

Besitz von Verfahrens- oder Produktpatenten, von Marken, Gebrauchsmustern

u.a.,

Besitz von Know How in der Fertigung oder im Marketing, große Forschungs- und Entwicklungskapazitäten, generelle Organisationsvorteile, exklusiver oder bevorzugter Zugang zu wichtigen Ressourcen (natürliche Ressourcen, Finanzmittel, Informationen), Schutz durch staatliche Interventionen, Größenvorteile in der Produktion u.a., Zugriffsmöglichkeiten auf die Kapazitäten der Muttergesellschaft im Hinblick auf Inputs, die Absatzkanäle und Informationen.

Standortvorteile, die für eine Verlagerung der Produktion sprechen, können durch die folgenden Punkte begründet sein -

günstige Preise für wesentliche Inputs wie Arbeit, Energie, Grund und Boden im Ausland, Transportkostenerspamisse, der Wunsch nach Diversifizierung der Produktionsstätten,

200 -

Multinationale Unternehmen Importverbote, Kontingente und hohe Importzölle im Gastland, die der Produktion im Inland einen Vorteil gegenüber Importen verschaffen, Steuererleichterungen, Investitionsanreize verschiedenster Art, die allgemeine wirtschaftliche und politische Entwicklung in einem Land.

Diesen Vorteilen können Nachteile gegenüberstehen wie -

psychische Distanz (Sprache, Kultur, Geschäftsgebaren und Gebräuche) ungenügend ausgebaute kommerzielle, legale und verkehrstechnische Infrastruktur, Größenvorteile in der Produktion und im Marketing, die bei einer Dezentralisierung der Produktion nicht mehr im bisherigen Umfang genutzt werden können.

Internalisierungsvorteile liegen u.a. in den folgenden Punkten -

-

-

-

Kosteneinsparungen gegenüber der Vermarktung der unternehmensspezifischen Vorteile an Dritte (z.B. Einsparen der Informations-, Verhandlungs-, Transfer- und Ü berwachu ngskosten), Vermeidung von Kosten, die zur Aufrechterhaltung der gewerblichen Schutzrechte notwendig wären, Vermeidung der Kosten, die in Verhandlungen mit einem potentiellen Käufer von Know How, Patenten u.ä. auftreten würden. Diese können z.T. erheblich sein, da aus der Sicht des Käufers eine große Unsicherheit über den wirtschaftlichen Wert der Technologie besteht. Wenn er bei rechtlich ungeschütztem Know How über den Inhalt und Wert genügend informiert worden ist, ist möglicherweise bereits das übertragen worden, was eigentlich erst Vertragsgegenstand sein soll. Es besteht bei solchen Verhandlungen für den Geber daher die Gefahr, dass er letztlich sein Know How kostenlos transferiert, Garantie eigener Qualitätsstandards bzw. Ersparnis der Kosten einer externen Qualitätskontrolle, die anfallen würden, wenn z.B. Markennamen in Lizenz vergeben werden, Kontrolle des Absatzpreises für die Produkte, Sicherung von Wachstumsmärkten durch frühzeitigen Marktzutritt, Regulierung und Besteuerung von Technologietransferverträgen in einem Ausmaß, das Verträge unattraktiv macht, Möglichkeiten der Nutzung externer Effekte bei interdependenten Aktivitäten u.a.

Die Internalisierung der firmenspezifischen Vorteile durch Direktinvestition ist im Vergleich mit der Vergabe von Lizenzen nicht immer die beste Lösung: -

-

-

es besteht bei der Gründung und auch beim Aufkauf inländischer Unternehmen ein vergleichsweise hoher Finanzierungsbedarf, das Risiko eines Kapitalverlustes ist bei einer Investition größer als beim Abschluß eines Technologievertrages, Fehlschätzungen über das Nachfragepotential schlagen sich bei der Lizenzvergabe in einer unterschiedlichen Höhe von Lizenzeinnahmen nieder und nicht, wie bei Direktinvestitionen, in möglicherweise hohen Verlusten, inländische Konkurrenten sind in ihrer Reaktion auf einen Markteintritt oft schwer zu berechnen, Preiskämpfe mit inländischen Unternehmen, die ihre Marktanteile verteidigen wollen, können die erwarteten Gewinne erheblich schmälern, der Aufbau von Tochtergesellschaften kostet Zeit, die bei der Kurzlebigkeit einiger Elemente des "ownership advantage" nicht vorhanden ist und in einigen Ländern besteht noch nicht einmal die Möglichkeit der Internalisierung durch eine Direktinvestition, weil in bestimmten Branchen keine ausländischen Di-

Reale Außenwirtschaftstheorie

201

rektinvestitionen erlaubt sind. Wenn auch Importe durch Zölle u.a. erschwert bzw. sogar verboten werden, so bleibt eine Vergabe von Lizenzen die einzige Möglichkeit zur Verwertung des ownership advantage auf diesem Auslandsmarkt.

Großer Wirbel um die angebliche Enthüllung des CocaCola-Rezeptes Washington (dpa). Nach einer modernen Legende kennen nur zwei Menschen auf der Welt das Geheimnis des Coca-Cola-Rezeptes. Damit bei einem Unglück nicht beide ums Leben kommen, reisen sie getrennt um den Globus und mixen die Stoffe des erfolgreichen Getränkes zusammen. Die einzige schriftliche Fassung des Rezeptes liegt angeblich gut bewacht im amerikanischen Hauptquartier des Coca-Cola-Konzerns in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Die Firmenleitung weigert sich, diese Geschichte zu dementieren oder zu bestätigen. Aber die Anstrengungen, das Rezept geheimzuhalten, tragen dazu bei, dass der Mythos CocaCola besteht und sind damit ein Teil des großen Marketingerfolges - für ein Getränk, das zu 99% aus Zuckerwasser besteht und trotzdem die Welt eroberte. Ein neues Buch mit dem Titel „Für Gott, Vaterland und Coca Cola" kratzt nun in den USA am Mythos und präsentiert sogar das angebliche Coca-Cola-Rezept. Autor Mark Pendergrast will die Angaben in einer verstaubten Mappe im Firmenarchiv gefunden haben... Die Mappe war das Rezeptbuch des Coca-Cola-Erfinders John S. Pemberton, der das Getränk 1886 als Heilmittel für Morphiumsüchtige entwickelte... Nach den Angaben in seinem Buch bestehen rund 10 Liter Coca-Cola aus geringen Mengen Koffein, Vanille- und Kakaoextrakt, Limonensaft, Zitronensäure und einer bestimmten Geschmacksstoffmischung aus Orangen, Zitronen, Muskatnuß, Zimt, Koriander sowie Pomeranzenblütenöl. Dazu kämen Wasser und kiloweise Zucker. Die Firmenleitung hat die Entdeckung bereits dementiert... Weser-Kurier vom 27. Mai 1993

Zusammenfassend kann man feststellen, dass besondere Kompetenzen (ownership advantage) Voraussetzungen sowohl für eine erfolgreiche Exportstrategie als auch für die Lizenzvergabe und für eine Auslandsproduktion in eigener Regie sind. In vielen Fällen ist es aufgrund von Transportkosten, Zöllen oder den Produktionsvoraussetzungen nicht sinnvoll, im Heimatland zu produzieren und von dort aus zu exportieren. Es bleiben die Alternativen der Lizenzvergabe und der Auslandsproduktion in eigener Regie. Zu letzterer wird man dann gelangen, wenn eine Weitergabe des Wissens schwierig ist und damit die Internalisierungsvorteile überwiegen. In diesen Fällen wird ein Unternehmen seinen Internationalisierungsindex erhöhen bzw. bei vorheriger ausschließlich nationaler Produktion zu einem multinationalen Unternehmen mutieren.

IX.

Außenwirtschaftspolitik

1. Begriff der Außenwirtschaftspolitik Außenwirtschaftspolitik besteht aus der Gesamtheit der Instrumente und Maßnahmen, die den Außenwirtschaftsverkehr eines Landes regeln. Zielsetzung der Politik ist die Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitik, die gesamtwirtschaftliche Ziele wie einen hohen Beschäftigungsstand, ein angemessenes Wirtschaftswachstum und Preisniveaustabilität bei einem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht anstrebt. Die eingesetzten Instrumente sind -

Gestaltung der Wechselkursregime bzw. Festsetzung des Wechselkurses, indirekte Maßnahmen zur Beeinflussung des Wechselkurses (Zinspolitik, Regulierungen im internationalen Kapitalverkehr), zollpolitische Maßnahmen, nicht-tarifäre handelspolitische Maßnahmen, Exportförderungen durch direkte und indirekte Subventionen, Subventionierungen inländischer Branchen, die mit Importen konkurrieren, Förderungen und Diskriminierungen im internationalen Kapitalverkehr, Regulierungen der Wanderung von Produktionsfaktoren u.a.

Die unterschiedliche Ausgestaltung der Wechselkursregime wurde oben bereits ausführlich diskutiert. Gleiches gilt für die Auswirkungen von Auf- und Abwertungen. Die folgenden Ausführungen befassen sich deshalb vor allem mit der grundlegenden Entscheidung für Freihandel bzw. mit den Argumenten des Protektionismus und mit der Frage der Freizügigkeit von Produktionsfaktoren. 2. Freihandelsdoktrin Positiven Auswirkungen des Freihandels für alle daran teilhabenden Nationen wurden schon von Smith und Ricardo betont. Die Arbeitsteilung zwischen Individuen bringt schon im nationalen Rahmen eine Effizienz- und damit Wohlstandssteigerung. Dieser positive Effekt kann durch die internationale Arbeitsteilung noch gesteigert werden. Die freie internationale Arbeitsteilung ist für die Befürworter des Freihandels damit ein Medium, das die Produktionseffizienz und die Nutzenmaximierung auf globaler Ebene ermöglicht. Die Argumente für Freihandel lassen sich schlagwortartig wie folgt skizzieren: -

die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung führen weltweit dazu, dass die Produktionsfaktoren in die Bereiche gelenkt werden, in denen sie den größten Nutzen stiften, der Freihandel ermöglicht durch die Ausnutzung komparativer Kostenvorteile Nutzenzuwächse für alle am Handel beteiligten Länder, der Freihandel für Güter kann bei einer optimalen Ausrichtung der Produktion die Wanderung von Produktionsfaktoren ersetzen und so Probleme wie Auswanderungen, Einwanderungen, Dominanz ausländischen Kapitals u.ä. verhindern, Freihandel verhindert eine Monopolisierung von Märkten im Inland bzw. die ungehinderte Ausnutzung einer Monopolsituation, da ein Monopolist auf potentielle ausländische Konkurrenten Rücksicht nehmen muß,

204 -

-

-

Freihandelsdoktrin

Freihandel ermöglicht eine weltwirtschaftliche Integration, ohne auf staatliche Eigenarten und auf staatliche Souveränität zu verzichten, Freihandel bedarf keiner besonderen staatlichen Institutionen und aufwendiger Organisationen, er ist im Hinblick auf die Chancen der betroffenen Wirtschaftssubjekte objektiv, nicht korrupt und nicht korrumpierbar, jede Abweichung vom Prinzip des Freihandels hat negative Auswirkungen für bestimmte Wirtschaftssubjekte. Deren Schutzbegehren vor negativen Auswirkungen einer protektionistischen Maßnahme kann weitere staatliche Interventionen hervorrufen. So bedeutet z.B. eine Einfuhrbeschränkung von Stahl zum Schutz der nationalen Stahlindustrie eine Verteuerung von Stahl auf dem Inlandsmark. Stahl ist als Vorprodukt für nachgelagerte Industrien damit u.U. teurer als für ausländische Konkurrenten, wodurch ein Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkei eintreten kann, durch die Abweichung vom Prinzip des Freihandels werden der Lenkungsmechanismus der Preise und die Selbstverantwortlichkeit von Unternehmen für ihre nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit außer Kraft gesetzt. So ist im obigen Beispiel des Schutzes der Stahlindustrie bei den nachgelagerten Stufen kaum noch objektiv festzustellen, ob ein eventueller Verlust der Wettbewerbsfähigkeit auf die staatlichen Interventionen, auf national nicht kontrollierbare weltwirtschaftliche Trends oder auf Versäumnisse der inländischen Produzenten bei der Effizienzsteigerung und Modernisierung der Anlagen zurückzuführen ist.

Diesen positiven Argumenten stehen andere Argumente entgegen, die die Vorteile zumindest etwas relativieren und auf einige zusätzliche Probleme bei Freihandel für die staatliche Wirtschaftspolitik hinweisen: -

-

-

-

intensivere Außenhandelsverflechtungen bedeuten eine größere Abhängigkeit der inländischen Wirtschaft vom Konjunkturverlauf im Ausland und damit auch von wirtschaftspolitischen Maßnahmen wichtiger Handelspartner. Gerade bei übermächtigen Handelspartnern fallen solche Entscheidungen mitunter ohne Rücksichtnahme auf die Wirtschaft kleinerer Nachbarn, die dadurch permanenten Schocks ausgesetzt sein können, die nationale Wirtschaftspolitik verliert an Wirksamkeit. So werden nationale Ausgabenprogramme zur Stützung der Konjunktur z.T. zu Importen führen, so dass der Einkommensmultiplikator geringer als in einer geschlossenen Volkswirtschaft ist, Freihandel und traditionell angewendete Instrumente zum Schutz der heimischen Industrie in der Anfangsphase (Zölle, Importverbote u.a.) schließen sich aus, Freihandel hat auch Einkommensverteilungseffekte für die nationale Wirtschaft. Freihandel begünstigt die Besitzer international gefragter Produktionsfaktoren durch eine Verbesserung der relativen Preisverhältnisse im Vergleich zu anderen nationalen Produktionsfaktoren. Auf der anderen Seite gehören Besitzer von Produktionsfaktoren, die im nationalen Rahmen relativ knapp, international aber relativ reichlich vorhanden sind, zu den potentiellen Verlierern. Dieses gilt z.B. für weite Teile der europäischen Landwirtschaft, deren Interessenvertreter entsprechende Schutzmaßnahmen im Rahmen der Europäischen Gemeinschaften durchgesetzt haben, strukturelle Veränderungen im Ausland (Aufbau von Exportkapazitäten, technologische Durchbrüche u.a.) bedeuten bei Freihandel einen ungefederten Anpassungszwang für die inländischen Produzenten, der zu Kapitalverlusten, Verlusten an Arbeitsplätzen und an Steuerkraft führt.

Außenwirtschaftspolitik

205

De facto gab und gibt es aus den genannten Gründen keinen Freihandel in idealtypischer Form, was angesichts der z.T. existenzbedrohenden Konsequenzen für bestimmte Branchen nicht überraschen kann. Einzelne Länder sind unterschiedlich offen für Ex- und Importe, wobei oft eine sehr differenzierte Politik im Hinblick auf einzelne Warengruppen betrieben wird. Die Differenzierung im Hinblick auf einzelne Warengruppen läßt sich auf die Einflußnahme von Interessengruppen im jeweiligen Land zurückführen. Empirische Analysen über die Bestimmungsgründe der unterschiedlichen Protektion für einzelne Branchen eines Landes kommen zu dem Ergebnis, dass die politischen Entscheidungen über Kontingente, Zölle, die Höhe der Zollsätze und der Einsatz anderer Instrumente zum Schutz bestimmter Branchen das Ergebnis eines Interessenausgleichs von Lobbying Gruppen, Wählern, Politikern und anderen Entscheidungsträgem sind. Der sich ergebende Schutz reflektiert das egoistische Interesse dieser Gruppen, ihr Verhandlungsgeschick (auch ihre Möglichkeiten, die Medien für eigene Zwecke zu mobilisieren), die Intensität ihrer Bemühungen und die relativen Machtpositionen. Die Durchschlagskraft einer Interessengruppe hängt u.a. ab von -

3.

den Eigentumsverhältnissen bei betroffenen Produktionsfaktoren (Ausgestaltung und Verteilung), derAusgestaltung des aktiven und passiven Wahlrechts in einem Land, der Faktormobilität, der Diversifizierung der Wirtschaft, der relativen Größe der betroffenen Gruppen. Empirische Untersuchungen zeigten u.a., dass die Zollstruktur eines Landes im wesentlichen durch ökonomische Gruppen bestimmt wird, die relativ groß sind und deren potentielle Gewinne/Verluste in Abhängigkeit von den getroffenen Entscheidungen hoch sind. Protektionismus

3.1. Protektionistische Maßnahmen Protektionistische Maßnahmen bestehen darin, den Freihandel einzuschränken. Im Extremfall werden die wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Ausland nahezu vollständig eingestellt. Der Protektionismus richtet sich gegen einige oben bereits genannte Auswirkungen des Freihandels, die als negativ für die Gesamtwirtschaft oder für einflußreiche Interessengruppen angesehen werden. Dieses gilt insbesondere für die Wirkung auf das Einkommen bestimmter Gruppen und für Schocks, die durch den internationalen Wettbewerb in bestimmten Branchen ausgelöst werden können. Dazu kommt das bereits durch Friedrich List angeführte Argument, dass man unter bestimmten Voraussetzungen in der Anfangsphase einer Branche einen temporären Schutz gewähren solle. Zu den protektionistischen Maßnahmen zählen 1. Zölle (sogenannte tarifäre Handelshemmnisse) 2. Nicht-tarifäre Handelshemmnisse a. Einfuhrkontingente (mengenmäßige oder wertmäßige Beschränkung der Einfuhr) b. Import- und Exportverbote c. Normen, Sicherheitsstandards u.ä.

206

Protektionismus

d. Administrative Erschwernisse wie Verwaltungsvorschriften und z.T. schikanöse Zollabfertigungen, psychologische Beeinflussung zum Kauf heimischer Waren (Buy British etc.), bilaterale oder multilaterale Abkommen über die Beschränkung des Exports zwischen zwei oder mehreren Ländern (sog. "Selbstbeschränkungsabkommen") 3. Devisenbewirtschaftungen mit einer Zuteilung begrenzter Importlizenzen. Bei den Zöllen kann man zwischen -

Einfuhrzöllen, Ausfuhrzöllen und Durchfuhr- oder Transitzöllen unterscheiden.

Einfuhrzölle werden beim Eintritt einer Ware in das Zollgebiet fällig. Man kann nach der mit der Einführung verbundenen Zielsetzung zwischen Schutzzöllen und Finanzzöllen unterscheiden. Schutzzölle sollen der inländischen Wirtschaft Vorteile gegenüber ausländischer Konkurrenz bringen, während bei den Finanzzöllen das Hauptmotiv die Einnahme für den Fiskus ist. In einigen Entwicklungsländern stellen Importzölle die wesentliche Steuerquelle dar, in entwickelten Volkswirtschaften sind sie als Einnahmequelle relativ unbedeutend. Bei den Ausfuhrzöllen kann entsprechend das Motiv in einer Einschränkung der Exporte liegen (z.B., um die inländische Weiterverarbeitung von Rohstoffen anzuregen) und im Motiv der Einnahmeerzielung durch den Fiskus. Nach der Bemessungsgrundlage kann man unterscheiden zwischen -

spezifischen Zöllen (der Zoll wird nach der sichtbaren Menge festgesetzt, also nach Gewicht, Stückzahl, Rauminhalt oder Fläche), Wertzöllen (der Zoll wird in Prozenten des Warenwertes festgelegt), Mischzölle (diese sind eine Kombination von Wert- und spezifischen Zöllen) Gleitzölle (diese sind bewegliche Zölle, die nach dem Preisstand variiert werden), Abschöpfungen (dabei werden die Einfuhren in wechselnder Höhe belastet, um jeweils den Unterschied zwischen Inland- und Auslandpreis auszugleichen. Erfolgen z.B. Angebote aus dem Ausland unter dem sog. Einschleusungspreis, dann werden sie preislich durch die Abschöpfungen auf diesen Preis angehoben).

Die nominalen Importzölle in den Industrieländern wurden in den letzten Jahrzehnten erheblich reduziert, so in der Tokio-Runde allein etwa um ein Drittel. Zölle spielen, anders als in vielen Entwicklungsländern, der Höhe nach in den Industrieländern keine große Rolle mehr. Den Handel behindert aber nicht allein der Zoll, sondern allein schon die Zollformalitäten. Die nominale Protektion nimmt tendenziell mit dem Verarbeitungsgrad des Importgutes zu.

207

Außenwirtschaftspolitik

Tabelle 38: Vereinbarte Zollobergrenzen für ausgewählte Länder als einfaches arithmetisches Mittel der Zollgruppen und Abweichung zwischen vereinbarten und angewendeten Zollsätzen Importmarkt

Zoll für Rohstoffe

Zoll für Halbwaren

Zoll für Fertigprodukte

Differenz zwischen „bound" und „applied"3

1,6 0,8

4,8 4,1

5,7 4,2

0,4 -0,3

33,3 24,9 35,1 33,8

26,6 25,0 35,0 34,8

32,3 25,0 35,8 34,9

14,1 24,3 22,3

5,1 1,7 0,1 1,0 20,9

4,0 2,7 3,0 2,0 40,4

4,0 15,4 4,0 1,8 46,9

0,9 5,3 6,2

4,2 5,4 9,3

4,9 8,9 11,6

-0,5 -1,7

0,0 41,3 2,2 8,7 16,6 4,7 17,9

0,0 52,4 4,0 8,0 16,9 4,6 26,9

0,0 65,1 3,4 14,3 17,8 4,5 29,3

0,0

17,1 17,0 7,8 29,1

14,5 14,4 16,1 32,5

19,7 20,0 19,8 35,5

Nordamerika

Kanada USA Lateinamerika

Brasilien Chile Kolumbien Mexiko Westeuropa

EU Island Norwegen Schweiz Türkei

-0,9 7,2 0,1 35,1

Mittel- u. Osteuropa

Tschech. Republik Ungarn Polen Asien

Hong Kong China Indien Japan Korea, Republik Malaysia Singapur Thailand Afrika

Kamerun Tschad Südafrika Tunesien

-0,6 3,8 4,6 0,0 0,0

a - für Türkei, Ungarn und Singapur 1996, Chile 1997, USA, Kamerun und Tschad 1999, sonst 1998. Quelle: WTO, Annual Report 2002. In der vorstehenden Tabelle sind die gebundenen (bound) Zölle für ausgewählte Länder aufgezeigt. Bound bedeutet, dass die Länder sich im Rahmen der WTO verpflichtet haben, keinen höheren Zoll als den festgelegten Zoll zu erheben. Ausnahmen sind möglich, aber nicht ohne Verhandlungen mit den wesentlichen Abnahmeländern erlaubt. In einigen Fällen liegen die aktuellen (applied) Zollsätze unter den zulässigen.

208

Protektionismus

3.2. Zollwirkungen Die unmittelbaren Wirkungen von Zöllen lassen sich in einem einfachen Preis-Mengen Diagramm aufzeigen. Die angewendete Partialanalyse des jeweils betroffenen Marktes entspricht formal der Analyse von Steuerwirkungen in der Finanzwissenschaft. Importzölle führen in der Regel zu einer Erhöhung des Angebotspreises der Importgüter. Exportzölle führen entsprechend zu einer Erhöhung der Exportpreise. Bei einer normal verlaufenden Angebotsfunktion bedeutet die Einführung eines spezifischen Zolls eine Parallelverschiebung der Angebotsfunktion nach oben, bei einem Wertzoll kommt es zu einer Drehung der Angebotsfunktion nach oben. Die grundlegenden Wirkung eines Zolls werden durch diesen Unterschied nicht berührt. Grafik 54:

Wirkung eines Wertzolls auf die Angebotsfunktion

Angebot incl. Zoll Zollsatz

N Menge x Betrachten wir die Auswirkungen sowohl des spezifischen Zolls als auch des Wertzolls, so läßt sich unmittelbar feststellen, dass der Inlandspreis für das Gut steigt und die abgesetzte Menge zurückgeht. Der Preisanstieg ist geringer als der erhobene Zoll pro Stück. Grafik 55:

Wirkung eines spezifischen Zolls auf die Angebotsfunktion p in DM Angebot incl. Zoll

Zollsatz

N Menge x

209

Außenwirtschaftspolitik Im Einzelnen können wir folgende Wirkungen unterscheiden: -

-

-

-

-

-

Preiseffekt: Der Inlandspreis einschließlich Zoll steigt, aber um ein geringeres Maß als der Zollsatz. Der Abgabepreis durch die ausländischen Anbieter sinkt, da bei einer geneigten Nachfragefunktion (die damit nicht vollkommen unelastisch ist) der Zoll nicht vollständig auf die Abnehmer überwälzt werden kann. Das Ausmaß der Überwälzung des Zolls hängt von der Neigung der Nachfragefunktion ab. Bei dem im Folgenden vernachlässigten Ausnahmefall einer starren Nachfragefunktion würde eine vollständige Überwälzung eintreten, Terms of Trade Effekt: Die Importpreise frei Grenze (exklusive Zoll) sinken. Damit tritt aus der Sicht des importierenden Landes eine Verbesserung der commodity terms oftrade ein, Konsum- oder Mengeneffekt: Die Importmenge sinkt und damit nimmt der Konsum an importierten Gütern ab, Schutz- oder Umlenkungseffekt: Da die importierten Produkte aus der Sicht der Konsumenten teurer werden, gewinnen inländische Substitute an Wettbewerbsfähigkeit und können größere Marktanteile gewinnen. Aus der Sicht der inländischen Produzenten ergeben sich Preiserhöhungsspielräume ohne die Gefahr von größeren Absatzeinbußen. Die Außenhandelsverflechtung in der betreffenden Branche nimmt ab, Handelsbilanzeffekt: Das Importvolumen nimmt ab. Dieser Rückgang wird durch den Rückgang des Importpreises exklusive Zoll und den Rückgang der Menge (als Reaktion auf den steigenden Importpreis inklusive Zoll) bewirkt, Zolleinnahmeeffekt: Die Einführung eines Zolls bedeutet zusätzliche Einnahmen für den Staat, soweit der Zoll nicht prohibitiv ist. Bei einer Erhöhung des Zollsatzes kann es in Abhängigkeit von der Elastizität der Nachfrage zu einer Erhöhung bzw. zu einer Senkung der Zolleinnahmen kommen, Verteilungseffekt: Inländische Anbieter von Substituten profitieren durch einen Importzoll, da sie Spielräume für Preiserhöhungen gewinnen und/oder ihnen größere Marktanteile durch die Diskriminierung ausländische Konkurrenten zuwachsen.

Der Schutzeffekt der inländischen Anbieter wird durch die nominale Höhe des Importzolls (nominale Protektion) nur unvollständig ausgedrückt. Den tatsächlichen Schutzeffekt versucht man mit der sogenannten "effektiven Protektion" zu messen. Wir betrachten dazu das folgende Beispiel. Ein Importprodukt unterliege einem Wertzoll von 15 %. Der Abgabepreis exklusive Zoll sei 100 Euro. Als Verkaufspreis folgt daraus:

100 Abgabepreis + 15 Zoll = 115 Verkaufspreis

Der Preisspielraum für einen inländischen Produzenten, der ebenfalls für 100 Euro anbieten könnte, beträgt damit 15 Euro. Nehmen wir an, dass Teile des Produktes zu Weltmarktpreisen zollfrei importiert werden können, wie es für etliche Rohstoffe im Gegensatz zu Fertigprodukten der Fall ist:

210

Protektionismus 80 Euro importierte Vorprodukte 20 Euro inl. Wertschöpfung (Löhne, Mieten, Pachten, Zinsen und Gewinne) 100 Euro inländischer Kostenpreis 115 Euro inländischer Verkaufspreis bei Ausnutzung des Preisspielraumes

Die 15 Euro Preisspielraum durch den Importzoll machen in diesem Beispiel 75 % der inländischen Wertschöpfung von 20 Euro aus. Löhne, Mieten, Pachten, Zinsen und Gewinne können in ihrer Gesamtheit also um 75 % steigen, ohne dass das Produkt zu einem höheren Preis angeboten werden müßte als die Importware. Im Folgenden unterstellen wir, dass das Vorprodukt aus dem Ausland ebenfalls einem Zoll unterliegt, der aber geringer als für das Fertigprodukt ist, z.B. 10%.

=

88 Euro importierte Vorprodukte inklusive Zoll (10% oder 8 Euro) 20 Euro inländische Wertschöpfung 108 Euro inländischer Kostenpreis 115 Euro inländischer Verkaufspreis 7 Euro Preisspielraum durch Importzoll

Diese 7 Euro Preisspielraum gegenüber den ausländischen Konkurrenten machen 35 % der Wertschöpfung (7/20) aus. Die effektive Protektionsrate (Effective Rate of Protection) hängt also vom Wertzoll für ausländische Fertigprodukte tf , vom Wertzoll für ausländische Vorprodukte tv , und vom inländischen Wertschöpfungsanteil Wf bzw. vom ausländischen Vorproduktanteil (1 - Wf) ab. Die Berechnungsformel lautet wie folgt: f

——-.

ERP = ——

Für das letztgenannte Beispiel folgt: £W

15-0,80x10) 20

= Z

= 35%

20

Wie man unmittelbar aus der Formel erkennt, sind formale und effektive Protektion bei einem gleichhohen Zollsatz für Vorprodukte wie für Fertigprodukte aus dem Ausland identisch. Oft werden bei der Berechnung der effektiven Protektion nichttarifäre Handelshemmnisse in Zolläquivalente umgerechnet und Subventionen als negative Zölle in Ansatz gebracht. Den Unterschied zwischen formaler und effektiver Protektion macht Tabelle 39 deutlich.

211

Außenwirtschaftspolitik

Tabelle 39: Nominale und Effektive Protektion in der Verarbeitenden Industrie in der Bundesrepublik Deutschland 1982 in v.H.

Durchschnitt Sektoren: Kohlebergbau Eisen und Stahl Straßenfahrzeuge Wasserfahrzeuge Luft- und Raumfahrt Elektrotechn. Erz. Textil Bekleidung

Nominale Protektion Zölle Zölle + NTBs1 11,2 7,9

Zölle + NTBs1 22,4

6,4 10,3 2,7 7,2

44,2 20,0 10,3 2,7 7,2

7,0 13,0 15,3

7,0 34,4 44,7

Effektive Protektion Subventionen

Gesamt

9,2

31,6

189,2 43,1 9,9 -6,5 15,8

147,6 14,9 1,0 26,0 29,6

336,8 58,0 10,9 19,2 45,4

6,0 71,2 120,0

3,6 2,1 2,9

9,6 73,3 122,9

Einschließlich des Zolläquivalents nicht-tarifärer Handelshemmnisse. Quelle: Witteler, D., Tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse in der Bundesrepublik Deutschland - Ausmaß und Ursache, Die Weltwirtschaft, Nr. 1,1986 Die mikroökonomische Partialanalyse des Zolls gibt einen Einblick in die direkten Wirkungen, vermag aber makroökonomische Folgewirkungen nicht einzufangen. Diese bestehen zum Teil in Reaktionen des Auslandes, die eigene Exporte erschweren können (Vergeltungsmaßnahmen wie Kontingente oder Zölle für eigene Importe) und zum Teil in automatisch ablaufenden ökonomischen Prozessen durch Interdependenzen von Ex- und Importen und den zwischengeschalteten Devisenmärkten, die ebenfalls vor allem den eigenen Export treffen. Bei festen Wechselkursen werden Länder, deren Exporterlöse durch Einführung eines Importzolls in einem wichtigen Abnehmerland empfindlich geschmälert werden, aus Mangel an Devisen eigene Importe nach einer gewissen Zeit zwangsläufig einschränken müssen, sei es durch direkte staatliche Eingriffe wie Importverbote, oder als Folge sinkenden Einkommens. Bei flexiblen Wechselkursen sinkt in dem Land, das den Importzoll einführt, ceteris paribus die Nachfrage nach Devisen. Dieses führt auf dem Devisenmarkt zu einer Aufwertung der inländischen Währung und zu einer Erschwernis für Exporteure. In Fällen, in denen der Importzoll zum Schutz eines bestimmten inländischen Sektors eingesetzt wurde, wird das Auslastungs- bzw. Beschäftigungsproblem von dem jetzt geschützten Sektor auf den ungeschützten Exportsektor verlagert.

212

Protektionismus

Grafik 56:

Aufwertung auf dem Devisenmarkt durch Protektion gegen Importe bei flexiblen Wechselkursen

1$=v A

Dollarmenge 3.3. Ausmaß und Wirkungen nicht-tarifärer Handelshemmnisse Im Rahmen des im Folgenden behandelten Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) wurden die Zölle, das traditionelle Schutzinstrument gegen ausländische Konkurrenz, weltweit gesenkt. Der Protektionismus tritt daher heute überwiegend in Form nicht-tarifärer Handelshemmnisse auf. Neben der Inanspruchnahme von Ausnahmeregelungen von den Bestimmungen des GATT spielen sogenannte freiwillige Selbstbeschränkungen, Maßnahmen zur Aufrechterhaltung "geordneter Marktverhältnisse", die strenge Anwendung und Auslegung von Anti-Dumping Gesetzen und die Subventionierung von Exporten und allgemein von inländischen Unternehmen, die mit ausländischen Produzenten auf dem eigenen Markt und auf Drittmärkten konkurrieren, eine bedeutende Rolle. Der Umfang der Importe, der nicht-tarifären Handelshemmnissen ausgesetzt ist, ist beträchtlich. Im Jahr 1983 betrug der Anteil der Importe der Industrieländer, der nicht-tarifären Handelshemmnissen unterlag, 10,5% für Importe aus anderen Industrieländern und 19,8 % für Importe aus Entwicklungsländern. Entwicklungsländer waren und sind besonders stark betroffen. Ein Beispiel für nicht-tarifäre Handelshemmnisse ist das mehrfach verlängerte Welttextilabkommen (WTA), dem mittlerweile fast 50 Länder angehören und das etwa ein Drittel des Welttextilhandels bestimmt, nach Vorstellungen der WTO aber bis zum 31. Dez. 2004 abgelöst worden sein soll (WTO, Annual Report 2002, S. 20). Das WTA regelt eine Begrenzung des Exports von Textilien und Bekleidung aus etwa 30 Entwicklungs- und Transformationsländern in die USA, die EU, nach Norwegen und Kanada. In weiteren sogenannten Selbstbeschränkungsabkommen verpflichten sich Exportländer, ihren Export in die Europäische Gemeinschaft auf bestimmte vereinbarte Zuwachsraten zu beschränken. Angestrebt wird damit eine Stabilisierung der Marktanteile von ausländischen Produzenten auf den Binnenmärkten der Industrieländer.

213

Außenwirtschaftspolitik

Ein weiteres und auf absehbare Zeit immer wiederkehrendes Thema sind nicht-tarifäre Handelshemmnisse im Stahlbereich. So fiel das Volumen der Stahlimporte der USA nach der Kontingentierung der Importe im Zeitraum von 1971 bis 1973 um jährlich 3,3 %. Nach der Anhebung der Kontingente stieg das Volumen dann Mitte der siebziger Jahre mit einer Jahresrate von 8,3 %. Nach Einführung des Systems der Preisschwellen, mit denen Importpreise durch Zölle künstlich auf das Inlandspreisniveau angehoben wurden, verlangsamte sich der Anstieg wieder. Quoten für Stahlimporte sind auch im Jahr 2002 ein wieder aktuelles Thema. Tabelle 40: Nicht-tarifäre Handelshemmnisse in ausgewählten Ländern in Prozent der Zollpositionen Entwickelte Länder 1993 Australien 0,7 Kanada 8,3 EU 22,1 Island 3,0 Japan 11,4 Mexiko 2,0 Neuseeland 0,4 Norwegen 5,9 Schweiz 3,6 Türkei 0,4 USA 23,0

1996 0,7 Argentinien 7,3 Brasilien 13,0 Chile 0,5 Kolumbien 9,9 Hong Kong 14,1 Indien 0,8 Indonesien 2,6 Korea, Rep. 0,2 Malaysia 0,6 Marokko 16,7 Nigeria Singapur Südafrika Thailand Uruguay

Entwicklungsländer 1989-1994 3,1 16,5 5,2 55,2 2,1 99,0 53,6 50,0 56,6 58,3 14,4 1,0 36,5 36,5 32,3

1995-1998 2,1 21,6 5,2 10,3 2,1 93,8 31,3 25,0 19,6 13,8 11,5 2,1 8,3 17,5 0,0

Quelle: WTO Annual Report 2002, S. 20. Noch verbreiteter als bei Fertigwaren sind Handelshemmnisse bei landwirtschaftlichen Produkten. Zölle und nicht-tarifäre Handelshemmnisse zum Schutz der Zuckerproduzenten in den Industrieländern führen in den Entwicklungsländern nach Schätzungen der Weltbank zu Einkommensverlusten, die eine Größenordnung von etwa 10 % der gesamten Entwicklungshilfe der Industrieländer an die Länder der Dritten Welt erreichten. 4.

Multilaterale Außenhandelspolitik in der Gegenwart

4.1. Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen Schon während des 2. Weltkrieges fanden unter Führung der USA und Großbritanniens Beratungen über die Ausgestaltung eines neuen Systems des Welthandels statt, das Blockbildung und Autarkiebestrebungen verhindern sollte. In der sogenannten Atlantik-Charta von 1941 verkündeten sie ihre gemeinsamen Grundsätze für eine Re-Integration der Weltwirtschaft, die am Freihandelsprinzip orientiert sind. Während der Beratungen über eine umfassende Welthandelscharta wurde 1947 vorweg bereits das "Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen" GATT (= General Agreement on Tariffs and Trade) von 23 Staaten beschlossen.

214

Multilaterale Außenhandelspolitik

Die damals angestrebte Welthandelscharta (Havanna Charta) wird später nicht ratifiziert, während der provisorische Vorgriff auf die eigentlich angestrebte Regelung am 1. Januar 1948 mit 123 Vereinbarungen über multilaterale Zollsenkungen seine Arbeit beginnt. Formal betrachtet stellt das GATT ein multilaterales Handelsabkommen dar. Die Grundsätze des Abkommens können wie folgt skizziert werden: 1. Prinzip der Außenhandelsliberalisierung: Ein- und Ausfuhrverbote sowie mengenmäßige Beschränkungen sollen als Instrument der Handelspolitik generell nicht angewendet werden. 2. Prinzip der allgemeinen Meistbegünstigung: Jede Vertragspartei kommt in den Genuß des günstigsten Zollsatzes, den ein Vertragspartner irgendeinem anderen Land bei der Ein- oder der Ausfuhr von Waren einräumt. Bei Sonderregelungen, z.B. zugunsten von Entwicklungsländern, greift dieses Prinzip nicht. 3. Paritätsprinzip bzw. Prinzip der Nicht-Diskriminierung: Export- und Importbestimmungen eines Landes sind übereinstimmend auf alle Länder anzuwenden. 4. Prinzip der Wettbewerbsneutralität: Subventionen nationaler Unternehmen, die den Wettbewerb verzerren könnten, sind zu unterlassen. 5. Prinzip kollektiver Zollreduktionen: Die Vertragsparteien verpflichten sich, in gemeinsame Verhandlungen über kollektive, d.h. für alle wirksame Zollsenkungen, einzutreten. Es besteht also eine Teilnahmepflicht an den sog Zollrunden des GATT, die ihre Namen nach den die Konferenzen beherbergenden Ländern, Städten oder nach prägenden Staatsmännern erhalten So wird die 6. Zollrunde als Kennedy-Runde und die 7. als Tokio-Runde und die letzte als Uruguay-Runde bezeichnet. Die Runden brachten z.T bedeutende Zollsenkungen. 6. Prinzip der Konsultation: Bei Konflikten sollen Konsultationen stattfinden, um vorschnelle Vergeltungsmaßnahmen durch andere Mitglieder zu verhindern. Bei einem Mißerfolg der Konsultationen kann eine Beschwerde bei der Vollversammlung erfolgen. Mögliche Sanktionen gegen ein Land sind der Entzug von Zollsenkungen, der Meistbegünstigung und Einfuhrsperren. 7. Waiver-Prinzip: Es besteht die Möglichkeit einer Entbindung von den Vertragsverpflichtungen bei außergewöhnlichen Umständen, wenn zwei Drittel der Vertragsparteien auf die Einhaltung ausdrücklich verzichten (Waiver = Verzicht). Es sind einige generelle Ausnahmen von den GATT-Bestimmungen vorgesehen: 1. Maßnahmen zum Schutz des Lebens, der Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen, Schutz staatlicher Monopole, die Ein- und Ausfuhr von Gold und Silber, Maßnahmen im Zusammenhang mit Patenten, Warenzeichen und Urheberrechten. Voraussetzung für die Ausnahmen ist allerdings die Nichtdiskriminierung von Mitgliedsländern. 2. Escape Clause oder Ausweichklausel: Wird eine Ware in das Gebiet einer Vertragspartei in so überhöhten Mengen eingeführt, dass dadurch den inländischen Erzeugern gleichartiger Waren ein ernsthafter Schaden zugefügt werden könnte, so dürfen Einfuhrbeschränkungen für diese Waren eingeführt werden. 3. Abbau von Handelshemmnissen bei Freihandelszonen und Zollunionen: Eine Ausnahme vom Prinzip der Meistbegünstigung wird dann zugelassen, wenn die Handelshemmnisse zwischen den beteiligten Ländern deutlich vermindert werden und der gemeinsame Außenzoll bei einer Zollunion nicht höher ist als im Durchschnitt der Mitgliedsländer vor der Integration.

Außenwirtschaftspolitik

215

Diese Klauseln können zwar mißbräuchlich genutzt werden, um sich den allgemeinen Verpflichtungen zu entziehen, sind aber als Preis dafür anzusehen, dass das GATT eine solch breite Akzeptanz gewinnen konnte. Ein beliebiger Einsatz von Klauseln z.B. mit der Begründung der Gesundheitsgefährdung, etwa durch Hormone in Lebensmitteln, ist nicht möglich. Das GATT und in der Nachfolge die WTO verlangen einen wissenschaftlichen Nachweis, der bloße Verdacht reicht nicht aus.

Hormonfleisch aus den USA bald auch bei uns auf den Tischen? Schiedsgericht der Welthandelsorqanisation erklärt EU-Importverbot für unzulässig. Von unserem Korrespondenten Nikolaus Blohme Brüssel. Fleisch von hormonbehandelten Rindern aus den USA darf nicht aus Europa ausgesperrt werden. Das Importverbot der Europäischen Union ist rechtswidrig, hat ein Schiedsgericht der Welthandelsorganisation WTO erklärt. Die Brüsseler Kommission kündigte Einspruch an; bis zum Spätherbst dürfte das endgültige Urteil vorliegen. Das wird nicht anders ausfallen, schätzen Brüsseler Experten. ...Hintergrund des Streites ist ein Geflecht aus europäischem Verbraucherschutz, handfesten US-Exportinteressen und der allgemeinen Sorge um den Welthandel. 95 Prozent aller Rinderzüchter in den USA spritzen ihren Rindern Hormone, damit sie schneller wachsen. Das Fleisch hat weniger Fett, kommt also in eine höhere Qualitätsstufe. Rund 150 bis 400 Mark lassen sich so zusätzlich erlösen. Wegen des EU-Hormonverbots entgeht den Amerikanern rein rechnerisch ein Umsatz von 165 Millionen Mark für die maximal erlaubte Einfuhr von 10 000 Tonnen Rindfleisch. In der Europäischen Union stehen die Wachstumsbeschleuniger unter Strafe...Bauern produzieren ohnehin mehr Fleisch, als verzehrt wird. Der Export muß aus EU-Kassen sogar mit großem Aufwand künstlich verbilligt werden, damit sich auf dem Weltmarkt Abnehmer finden. Die Verbraucherschützer argwöhnen, dass zwischen den Hormon-Cocktails und bestimmten Krebsarten beim Menschen eine Verbindung besteht. Bewiesen Ist das aber nicht - und hier setzen die Amerikaner an... Weser Kurier 2. Juli 1997

Die Grundprinzipien des GATT sind seit der Gründung unverändert geblieben. Durch einige Ergänzungen wurde allerdings versucht, der veränderten Weltwirtschaftslage Rechnung zu tragen. So waren bei Gründung des GATT die meisten heutigen Entwicklungsländer noch Kolonien und konnten ihre spezifischen Interessen nicht in die Vertragsformulierung einbringen. 1965 wurde das GATT-Statut um einige Grundsätze und Ziele ergänzt, nach denen die Industrieländer ihren Außenhandel mit den Entwicklungsländern ausrichten sollen. Um die einseitige Ausrichtung der Entwicklungsländer auf den Export von Rohstoffen aufzuheben, soll der Export von Halb- und Fertigwaren in die Industrieländer durch einen gezielten Abbau von Handelshemmnissen und durch die Gewährung von Zollpräferenzen gefördert werden. Solche handelspolitischen Zugeständnisse sollen nur dann eine Gegenleistung erfordern, wenn es der Entwicklungsstand des jeweiligen Landes erlaubt. Seit 1971 werden nach diesem Grundsatz den Entwicklungsländern durch die westlichen Industrieländer mit Zustimmung des GATT allgemeine, nicht-diskriminierende und nicht-gegenseitige Zollpräferenzen für einige gewerbliche Halb- und Fertigwaren gewährt. Die damit verbundene Ausnahme von der Meistbegünstigung erfolgte nach dem Waiver-Prinzip. Mit einer Ausnahmeregelung wurde 1971 auch ein Abkommen von Entwicklungsländern über gegenseitige Zollsenkungen und damit eine weitere Ausnahme vom Prinzip der Meistbegünstigung genehmigt.

Multilaterale Außenhandelspolitik

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4.2. Die Erweiterung des GATT zur WTO Mit Ende der letzten GATT-Runde, der Uruguay-Runde, wurde eine Erweiterung des GATT um Regelungen für den Dienstleistungsbereich und den Bereich der gewerblichen Schutzrechte vorgenommen. Daneben werden auch Investitionsbedingungen angesprochen, die indirekte Auswirkungen auf den Handel haben. Diese Regeln werden unter dem Dach der 1995 gegründeten World Trade Organisation (WTO) verwaltet. Die WTO ist damit die Nachfolgeorganisation des GATT, die neben den GATT-Vorschriften für den Außenhandel mit Gütern Bestimmungen über - Investitionsbedingungen im Ausland, - Schutz geistigen Eigentums und - Liberalisierungen im Dienstleistungsbereich verwaltet. Investitionsbedingungen: Trade Related Investment Measures (TRIMs) sind investitionspolitische Maßnahmen, die zu Verzerrungen und Beschränkungen des internationalen Handels führen, z.B. Auflagen über einen Mindestanteil an Wertschöpfung, der im Inland erbracht werden muß (local content), Auflagen über einen Mindestexportanteil. Im WTO-Abkommen werden Prinzipien für die Behandlung und möglichst Abschaffung dieser Beschränkungen entworfen, z.B. das Gebot der Inländerbehandlung. Schutz geistigen Eigentums: Trade Related Aspects of Intellectual Property Rights (TRIPs) betreffen die mit dem Patent-, Markenschutz und anderen geistigen Eigentumsrechten verbundenen Probleme des Außenhandels. Das betrifft die mangelnde Schutzmöglichkeit von Erfindungen und Marken im Ausland und die fehlende Möglichkeit von Maßnahmen im Herstellerland bei Produktpiraterie. Die WTO verlangt Mindeststandards für den Rechtsschutz in einzelnen Ländern und Gleichbehandlung von In- und Ausländern. Dienstleistungen: Das General Agreement on Trade in Services (GATS) besteht -

aus einem Rahmenabkommen über die Anwendung von Prinzipien wie die Inländerbehandlung, Meistbegünstigung etc., aus der Auflistung von Ausnahmen von der Meistbegünstigung für bestimmte Sektoren in einem Anhang, aus Regelungen für bestimmte Sektoren (u.a. Ausnahme von der Meistbegünstigung für Luft- und Seetransport) und aus Länderlisten, in denen einzelne Länder Marktzugang gewähren, soweit nicht explizit anderes vereinbart wird.

War das GATT ein Vertrag, so ist die WTO eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (wie die Weltbank und der IMF) mit Sitz in Genf. Entscheidungen der WTO sind für alle Mitgliedsländer bindend. Wenn Mitglieder sich nicht an die Regeln halten, dann dürfen davon betroffene Mitglieder Wirtschaftssanktionen g e g e n diese S t a a t e n ergreifen. Oft ist e s strittig, ob V e r l e t z u n g e n der Regeln

des freien Handels durch verbotene Subventionen vorliegen. Subventionen sind nicht nur direkte Zuschüsse, auch Steuervorteile für einzelne Unternehmen und ähnliche

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Regelungen können als Subvention angesehen werden. Strittig ist oft auch, ob Importverbote zum Schutz der Gesundheit zulässig sind oder ob die vorgebrachten Sorgen um die Gesundheit nur ein Vorwand sind, um ausländische Konkurrenz vom Markt zu halten.

EU und USA streiten um Milliarden Ein Handelskrieg bahnt sich an BRÜSSEL (dpa) Die EU hat gestern bei der Welthandelsorganisation WTO die Genehmigung für Sanktionen in Höhe von gut 4 Milliarden US-Dollar beantragt. In dieser Höhe seien europäische Unternehmen durch handelsverzerrende Exportsubventionen der USA Verluste entstanden, sagte der EU-Botschafter bei der WTO in Genf, Carlos Trojan. Die USA werden ein Schlichtungsverfahren über die Höhe der Sanktionen beantragen, kündigte US-Botschafterin Rita Hayes an. Die WTO hatte die Exportsubventionen im Frühjahr als wettbewerbsschädigend gerügt und eine Änderung des Gesetzes verlangt... Betroffen wären nach Angaben der EU unter anderem Stahl- und Aluminiumprodukte, Flugzeugteile, Spielzeug, Fleisch, Gemüse, Lederwaren, Zeitungen und Bücher. Bei dem Handelsstreit geht es um Tochterunternehmen von US-Konzernen in Steueroasen, deren Exporteinnahmen kaum besteuert werden. Rund 6 000 US-Unternehmen wie General Electric, Boeing und Microsoft sparen damit im Jahr etwa vier Milliarden Dollar. Weser-Kurier vom 18. Nov. 2000

Eine Streitschlichtung erfolgt durch eine spezielle Schlichtungsstelle der WTO, dem Dispute Settlement Body, und folgt einer festgelegten Zeitfolge. Die Schlichtungsstelle darf ein Panel zur Prüfung einsetzen und entscheidet darüber, ob das Ergebnis der Prüfung akzeptiert wird. Sie entscheidet ggf. auch darüber, ob Länder Gegenmaßnahmen gegen das beklagte Land ergreifen dürfen. Die erste Stufe liegt in einer Konsultation (bis zu 60 Tage). Dabei kann der Direktor der WTO als Mediator oder auf andere Weise Hilfestellung geben. Die zweite Stufe liegt in einer Anhörung unter Hinzuziehung von gemeinsam bestimmten Sachverständigen, dem Panel (bis zu 45 Tage zur Vereinbarung und Einsetzung, plus 6 Monate bis zur Abschlussstellungnahme). Die Einrichtung des Panels kann einmal von dem beschuldigten Land abgewiesen werden, die Streitschlichtungsstelle kann sich über die Ablehnung bei der nächsten Sitzung aber hinwegsetzen. Die Experten (meist drei, gelegentlich fünf) sollen im Einvernehmen mit den streitenden Parteien bestimmt werden, kommt es zu keiner Einigung, kann die Schlichtungsstelle die Experten alleine bestimmen. Der Endbericht des Panels sollte den Parteien normalerweise innerhalb von 6 Monaten vorliegen und wird allen WTO-Mitgliedern vorgelegt. Wenn der Bericht eine Verletzung der WTO Regeln feststellt, wird verlangt, dass die Maßnahmen WTOkonform zu gestalten sind, es werden u.U. auch Hinweise gegeben, wie das geschehen kann. Beide Seiten können den Beschluß anfechten. Wenn das nicht geschieht, wird der Beschluß von der Schiedsstelle als Empfehlung übernommen. Über die Anfechtung entscheidet ein besonderes aus sieben permanenten Mitgliedern bestehendes Gremium, der Appelete Body. Dieses Gremium kann den Beschluß aufhalten oder verändern. Die Entscheidung sollte nicht länger als 60 Tage, maximal 90 dauern). Die Streitschlichtungsstelle wiederum muß innerhalb von 30 Tagen den Spruch akzeptieren oder ablehnen, wobei eine Ablehnung einstimmig erfolgen muß.

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Neue Weltwirtschaftsordnung

Dem beschuldigten Mitgliedsland wird nach einem Schuldspruch Zeit gegeben (a reasonable period of time), die beanstandeten Maßnahmen abzustellen. Das Land kann in Abstimmung mit den Klägern auch Kompensationsangebote unterbreiten, wie Zollsenkungen bei anderen Produkten, die für die klagenden Staaten von besonderem Interesse sind. Wenn nach weiteren 20 Tagen keine Einigung erzielt ist, kann die klagende Seite bei der Streitschlichtungsstelle um die Erlaubnis nachsuchen, begrenzte Handelssanktionen gegen das beklagte Land zu ergreifen. Jedes Mitgliedsland hat in den Gremien der WTO eine Stimme, oberstes Organ ist die Ministerkonferenz, die im Laufe von zwei Jahren mindestens einmal zusammentreten muß. Der ambitionierte Versuch der WTO, ein allgemeines Diskriminierungsverbot für Auslandsinvestitionen (Multilateral Agreement on Investment (MAI) durchzusetzen, musste wegen mangelnder politischer Akzeptanz abgebrochen werden. 4.3. Globalisierungsgegner und WTO Die Kritik von Globalisierungsgegnern an der WTO und gleichzeitig an der Weltbank und am Internationalen Währungsfonds entzündet sich daran, dass der von diesen Organisationen gestaltete Rechtsrahmen über die internationale Währungs-, Finanzund Handelspolitik die nationalen Möglichkeiten einer Wirtschaftspolitik massiv beschneidet. Auch demokratisch gewählte Regierungen müssen sich de facto dem Diktat der dort getroffenen Entscheidungen beugen. Eine Beihilfe an ein Unternehmen zum Erhalt von Arbeitsplätzen z.B. stellt eine verbotene Subvention dar, die den Vorwurf des Dumping auslösen kann. Auch Infrastrukturmaßnahmen, die vor allem einzelne Unternehmen begünstigen, sind unter diesem Aspekt angreifbar. Privilegien an staatliche Unternehmen diskriminieren andere und stehen damit auch im Widerspruch zu globalen Standards. Gleiches gilt für viele historisch gewachsene Ordnungen und Privilegien für einzelne Branchen. Der Gestaltungsspielraum nationaler Politik und damit die Verantwortlichkeit national gewählter Regierungen für die Ausgestaltung der Wirtschaftsordnung nimmt daher rapide ab. Nationale Regierungen werden aber in der Erwartung gewählt, dass sie den Wirtschaftsrahmen aktiv gestalten, Wirtschaftspolitik im Interesse ihrer Wähler betreiben und sich nicht allein auf die Umsetzung global beschlossener Regelungswerke beschränken. Wer letztlich bestimmte in nationales Recht umzusetzende Regelungen initiiert und beschlossen hat und woher die Legitimität der beschließenden Gremien stammt, lässt sich nur schwer nachvollziehen und dem Wähler vermitteln. In der EU mit dem weitgehenden Zwang zur Harmonisierung des rechtlichen Rahmens hat die mangelnde Transparenz dazu geführt, dass die demokratische Legitimation der Entscheidungsgremien mit Dominanz des Rates und des ausführenden Organs, der Kommission, in Frage gestellt und eine Stärkung der Befugnisse des Europäischen Parlaments angestrebt wird. Die demokratische Legitimation und Kontrollierbarkeit der drei Einrichtungen Währungsfonds, Weltbank und WTO wird von den Globalisierungsgegnern gleichermaßen in Frage gestellt (WOLFGANG KRAUSHAAR, 2002). Unabhängig von der grundlegenden Frage, inwieweit Politiker Gestaltungsinstrumente aus der Hand geben sollten oder dürfen, unterscheidet Globalisierungsbefürworter und Gegner das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit nationaler Politik. Globalisierungsgegner gehen davon aus, dass nationale Spielräume durch kluge nationale Politik im Interesse der Bevölkerung genutzt werden und daher viele Fragen besser auf regionaler - sprich nationaler Ebene - gelöst werden sollten. Globali-

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sierungsbefürworter wiederum haben eher eine negative Sicht der Dinge. Spielräume nationaler Politik können auch zu einer Schädigung anderer Staaten, zu Vetternwirtschaft, Ineffizienz durch Korruption, zu einem Ausspielen unterschiedlicher Staaten durch globale Akteure und zu anderen unerwünschten Erscheinungen führen. Wenn der nationalen Ebene aber kaum noch Entscheidungsspielräume bleiben, dann stellt sich die Frage, wie Demokratie überhaupt noch funktionieren kann und vom Bürger als wesentliche Aufgabe begriffen werden soll. Auch auf globaler Ebene stellt sich daher die Frage nach der jeweiligen Zuständigkeit der Weltgemeinschaft, der nationalen Staaten und der einzelnen Gebietskörperschaften bei bestimmten Aufgaben. Das sind Fragen, die in der Finanzwissenschaft vor allem für den bisherigen Nationalstaat und seine nachgeordneten Gebietskörperschaften, aber auch für die Europäische Union im Verhältnis zu den Mitgliedstaaten diskutiert wird (vgl. hierzu auch TIMMERMANN 1998, HANNOWSKY/RENNER 1998, BÖTTCHER/KRAWCZYNSKI, 2 0 0 2 ) .

In Art. 2 des EU-Vertrages wird z.B. festgehalten, dass die Ziele der Union unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips verwirklicht werden sollen. Das Prinzip besagt in diesem Kontext, dass die Gemeinschaft in den Bereichen, die nicht in ihre ausschließliche Zuständigkeit fallen, nur dann tätig wird, sofern und soweit die Ziele auf der Ebene der Mitgliedstaaten nicht ausreichend erreicht werden können und daher wegen ihres Umfangs oder ihrer Wirkungen besser auf Gemeinschaftsebene erreicht werden können, Art. 5 des EG-Vertrages. Eine entsprechende Legitimationsdebatte und Diskussion einer globalen Subsidiarität steht in der Weltgemeinschaft noch aus und überlagert den Konflikt um die Globalisierung. 5. Neue Weltwirtschaftsordnung Nach der Entlassung vieler ehemaliger Kolonien in die Unabhängigkeit begannen die Entwicklungsländer, die in der UNO jetzt zahlenmäßig in der Mehrheit sind, ihre Vorstellungen von einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung zu formulieren. Die damit verbundenen Forderungen nach einer Veränderung der geltenden Normen werden insbesondere auf den seit 1964 stattfindenden Welthandelskonferenzen (United Nations Conference on Trade and Development - UNCTAD) vorgebracht. Zu der "Gruppe der 77" schlössen sich im Jahr 1964 zunächst 77 Entwicklungsländer zusammen, um so auf internationalen Konferenzen die eigenen Interessen gegenüber den Industrieländern besser vertreten zu können. Dieser Gruppe gehören mittlerweile mehr als 120 Entwicklungsländer an. Die Forderungen der Entwicklungsländer in Bezug auf den internationalen Handel wurden in mehreren Resolutionen und Erklärungen im Rahmen des Systems der Vereinten Nationen angemeldet, so im Aktionsprogramm zur Erklärung über die Errichtung einer neuen Weltwirtschaftsordnung 1974, in der UNIDO-Deklaration (UNIDO = UN Organisation für Industrielle Entwicklung) und im Aktionsprogramm von 1975 sowie in den Beschlüssen der verschiedenen UNCTAD. Die Forderungen beinhalten im Wesentlichen -

Verbesserungen beim Zugang zu den Märkten der Industrieländer für industrielle Erzeugnisse der Entwicklungsländer,

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-

Neue Weltwirtschaftsordnung Förderung des Industrialisierungsprozesses in den Entwicklungsländern mit dem Ziel, den Anteil der Entwicklungsländer an der Weltindustrieproduktion erheblich zu steigern, Forderungen im Rohstoffbereich, insbesondere eine organisatorische Zusammenfassung aller internationalen Rohstoffabkommen und deren Finanzierung durch einen zentralen Fonds.

Obwohl eine befriedigende Lösung der Welthandelsprobleme bei den industriellen Produkten langfristig von größter Bedeutung für die Entwicklung der Dritten Welt ist, stand in den 70er und 80er Jahren die Marktordnung für Rohstoffe meist im Vordergrund der Diskussionen, da diese noch immer wichtige Exportprodukte für viele Entwicklungsländer sind. Die Probleme in diesem Bereich sind aus der Sicht der Entwicklungsländer -

die ungünstige Entwicklung der mengenmäßigen Nachfrage bei konjunkturellen Abschwächungen und der Entwicklung industrieller Ersatzstoffe für viele natürliche Rohstoffe, ein Sinken der realen (inflationsbereinigten) Rohstoffpreise, z.T. ausgelöst durch die Nachfrageschwäche, z.T. Ergebnis verstärkter Bemühungen einander konkurrierender Entwicklungsländer um Absatzerfolge bei den gleichen Produkten, und heftige Preisschwankungen auf vielen Rohstoffmärkten.

Die auf den UNCTAD erhobenen Forderungen bezwecken in diesem Bereich vor allem eine Dämpfung der Preisschwankungen, es wurde aber auch Erlösverbesserung und eine Anbindung der Rohstoffpreise an die Inflationraten der Weltwirtschaft (Indexierung) angestrebt. Die vorgeschlagenen Instrumente entsprachen denen, die auch bei den bisher vorhandenen Rohstoffabkommen zwischen Erzeuger- und Verbraucherländern üblich sind: -

Einsatz von "Bufferstocks". Dabei handelt es sich um Lagerbestände, die bei einem temporären Angebotsüberschuß aufgestockt und bei einem knappen Angebot zwecks Marktstabilisierung abgebaut werden, Produktions- und Exportdrosselung durch eine Zuteilung von Quoten an einzelne Produzentenländer, Abschluß langfristiger Verträge mit Abnahme- und Lieferverpflichtung zwischen Erzeuger- und Verbraucherländern (multilaterale Abkommen).

Daneben soll die Diversifizierung der Produktions- und Angebotsstrukturen in den Entwicklungsländern gefördert und ein Ausgleich für Ausfälle bei Exporterlösen erreicht werden. Die Zusammenfassung verschiedener Rohstoffe in einem gemeinsamen Fonds (integrierter Rohstoffonds) sollte den Vorteil haben, dass sich negative Entwicklungen bei einigen Rohstoffen mit positiven bei anderen ausgleichen und so eine interne Kreditierung möglich wird. Grundlegende Entscheidungen scheiterten an den unterschiedlichen Einschätzungen potentieller Geber- und potentieller Nehmerländer über die Erfolgsaussichten solcher Fonds und auch wohl an unterschiedlichen Auffassungen darüber, ob solch ein Abkommen primär zu einer Verminderung der Preisschwankungen um einen durch die Weltmarktentwicklung vorgegebenen Preistrend führen solle, oder ob eine Verbesserung der Erlössituation der Exporteure an-

gestrebt wird. Letzteres könnte bei mehr oder minder garantierten Mindestpreisen

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und Abnahmegarantien zu unkalkulierbaren Belastungen für die Träger solcher Fonds führen. Im November 2001 wurde auf der WTO-Ministerkonferenz in Doha, Katar auch eine neue Verhandlungsrunde verabschiedet, die auch die besonderen Probleme der Entwicklungsländer thematisieren soll und vorsichtige Hoffnungen auf eine „Entwicklungsrunde" genährt haben. Viele der Verpflichtungen zu Gunsten der Entwicklungsländer sind sehr vage formuliert. Die Themen für künftige Verhandlungen machen eine Schwerpunktverschiebung gegenüber früheren Forderungen deutlich, zum Teil bestehen die schon in den 70er Jahren genannten Probleme wie mangelnder Zugang zu den Märkten der Industrieländer und den internationalen Wettbewerb verzerrende Agrarsubventionen der Industrieländer weiterhin: -

-

Auslegung des TRI PS-Abkommens im Hinblick auf den Schutz der öffentlichen Gesundheit und des Zugangs zu Medikamenten, Das Verhältnis des TRI PS-Abkommens zur Biodiversifitätskonvention sowie zum Schutz indigenen Wissens, Prüfung einer zeitlich vorgezogenen Liberalisierung des Textilsektors, Verbesserung des Marktzugangs für agrarische Produkte und signifikante Reduzierung handelsverzerrender Unterstützungsmaßnahmen zu Gunsten der inländischen Landwirtschaft und Auslaufen aller Formen von Exportsubventionen für landwirtschaftliche Produkte, Reduzierung und möglichst Eliminierung von Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen, insbesondere für Produkte mit Exportpotential der Entwicklungsländer, Anerkennung des Prinzips der speziellen und differenzierten Behandlung der Entwicklungsländer als integraler Bestandteil aller WTO-Abkommen und grundsätzliche und themenspezifische Zusage umfangreicher Technischer Zusammenarbeit und Unterstützung beim institutionellen und personellen Kapazitätsaufbau als feste politische Zusage an die Entwicklungsländer (HOFMANN/DRESCHER 2 0 0 2 ) .

6. Wirtschaftliche Integrationen 6.1. Weltweite versus regionale Integrationen Die internationalen Abkommen über die Kooperationen im Bereich der Währungspolitik und Entwicklungsfinanzierung (Internationaler Währungsfonds, Weltbankgruppe u.a.) sowie des internationalen Handels (GATT, WTO) sind auf eine weltweite wirtschaftliche Integration gerichtet. Obwohl diese Abkommen zu einer engeren internationalen Kooperation beigetragen haben, ist es dennoch nicht zu einer wirklich tiefreichenden nicht umkehrbaren Integration gekommen, und es hat international ständig - bedingt durch die unterschiedliche wirtschaftliche Lage in den verschiedenen Ländern - auch Rückschläge gegeben. Dieses zeigt sich z.B. an dem Wiedererstarken protektionistischer Maßnahmen auch in den Industrieländern als Folge des wachsenden Konkurrenzdrucks auf angestammten Märkten durch Entwicklungsländer, die in der Industrialisierung z.T. schon sehr weit fortgeschritten sind, wie z.B. Süd-Korea, Taiwan, Singapur und Brasilien. Einen Rückschritt für die weltweite Integration signalisiert auch die Zunahme der Kompensationsgeschäfte im internationalen Handel. Bei diesen Geschäften wird der Lieferant nicht in konvertierbarer Währung, sondern in Form einer anderen Ware be-

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Weltweite vs. reg. Integration

zahlt. Diese Geschäfte haben im Ost-West Handel aufgrund der Devisenprobleme der östlichen Handelspartner eine lange Tradition. Angesichts der Verschuldungssituation vieler Entwicklungsländer gewinnen diese Geschäfte aber auch im Nord-Süd Handel zunehmend an Bedeutung. Schätzungen gehen dahin, dass 25 % des internationalen Handels aus Kompensationshandel im weiteren Sinn besteht. Länder, die an einer stärkeren und nicht durch temporäre Erscheinungen aufhebbaren internationalen Zusammenarbeit interessiert sind, haben immer wieder versucht, den Weg regionaler Integrationen zu beschreiten, regionalen Integrationen werden wie bereits oben ausgeführt - durch das GATT akzeptiert, soweit sie gegenüber dem Rest der Welt keine zusätzlichen Handelshemmnisse bedeuten. 6.2. Regionale institutionelle Integrationsformen 6.2.1. Unterschiedliche Stufen der Integration Regionale Integrationen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie Beschränkungen für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beteiligten Ländern abbauen. Das Ausmaß des Abbaus der Beschränkungen und der Kooperation auf dem Gebiet der allgemeinen Wirtschaftspolitik kann sehr unterschiedlich sein. Eine relativ niedrige Integrationsstufe ist in einer Freihandelszone erreicht, wie sie z.B. die EFTA (European Free Trade Association) darstellt, in einer Freihandelszone werden die Zölle für den Export und Import innerhalb der Zone insgesamt oder für ausgewählte Gütergruppen gesenkt. Auch andere Handelshemmnisse werden beseitigt oder zumindest stark reduziert. Im Verhältnis zu Drittländern wird jedoch keine gemeinsame Handelspolitik betrieben, so dass hier unterschiedliche Importzölle und andere Vorschriften gelten. Das hat zur Folge, dass Grenzkontrollen innerhalb der Zone nicht entbehrlich werden, da ansonsten eine Umgehung eines hohen Importzolls eines Mitgliedslandes durch den indirekten Import über ein anderes Mitgliedsland mit einem niedrigeren Importzoll möglich wäre. Von einer Zollunion spricht man dann, wenn neben dem Abbau der Handelsschranken für den internen Handel gegenüber Drittländern gemeinsame Zollbestimmungen gelten. Auch die anderen den Außenhandel mit Drittländern beschränkenden Maßnahmen werden in der Regel in Absprache mit den übrigen Mitgliedsländern getroffen. Eine höhere Stufe der Integration ist im Gemeinsamen Markt erreicht, in dem auch die Produktionsfaktoren innerhalb der Mitgliedsländer mobil sind. Das bedeutet Freizügigkeit für Arbeitskräfte, Niederlassungsfreiheit für Unternehmen sowie eine Liberalisierung des Kapitalverkehrs. Eine Wirtschaftsunion beinhaltet über die Freizügigkeit im Handel und Freizügigkeit für die Produktionsfaktoren hinaus eine Harmonisierung aller Bereiche der Wirtschaftspolitik. Ziel der Wirtschaftsunion ist die Herstellung gleicher wirtschaftlicher Verhältnisse in der gesamten Region. Es werden binnenmarktähnliche Verhältnisse geschaffen, wenn von nationalen Unterschieden in außerökonomischen Bereichen, die aber dennoch von ökonomische Bedeutung sind, wie Sprache, Kultur u.a., abgesehen wird. Binnenmarktähnliche Verhältnisse setzen nicht nur die freie Konvertierbarkeit von Währungen der Mitgliedsländer voraus, sondern auch absolut feste Paritäten (Währungsunion). Absolut feste Paritäten sind nur bei einer

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weitgehenden Harmonisierung und Abstimmung der gesamten Wirtschaftspolitik der beteiligten Länder erreichbar und bedeuten de facto einen Verzicht auf eine isolierte nationale Geld- und Fiskalpolitik. Wenn die Ziele der Wirtschaftsunion erreicht sind und die nationalen Gremien ohnehin ihrer wirtschaftspolitischen Instrumente weitgehend entkleidet sind, dann ist es nur folgerichtig, die unterschiedlichen Währungen zu einer einzigen zusammenzufassen (Währungsunion). Die Vorteile der gemeinsamen Währung liegen in einer Senkung der Transaktionskosten im internen Handel der Union: Es muß für Zahlungen kein Geld getauscht werden, es sind keine Umrechnungen erforderlich und unterschiedliche Preisauszeichnungen für Güter, die im Inland bzw. in anderen Ländern abgesetzt werden sollen, entfallen. Auf diese Weise wird ein Einheitlicher Wirtschaftsraum geschaffen, in dem alle wesentlichen wirtschaftspolitischen Entscheidungen von einer durch die Mitgliedsländer geschaffenen supranationalen Behörde getroffen werden. 6.2.2. Das Beispiel der Europäischen Gemeinschaft 6.2.2.1. Die Organe der EG bzw. der EU Das prominenteste Beispiel für eine wirtschaftliche Integration stellt die Europäische Gemeinschaft (European Economic Community: EEC) dar, die sich mit tiefer gehender Integration in die Europäische Union (EU) gewandelt hat. Sie bestand bis 2002 aus drei Teilgemeinschaften und besteht heute aus zwei Teilgemeinschaften, -

-

aus der 1951 mit den Pariser Verträgen von den Beneluxstaaten, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Italien gegründeten Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS bzw. Montanunion), die ihre vor allem politische Funktion des Zusammenbindens der ehemaligen Kriegsgegner erfüllt hat und nach 50 Jahren im Jahr 2002 vertragsgemäß aufgelöst wurde, aus der mit den Römischen Verträgen im Jahr 1957 von den Mitgliedsländern der Montanunion errichteten Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und aus der ebenfalls mit den Römischen Verträgen errichteten Europäischen Atomgemeinschaft (EAG bzw. Euratom).

Die Organe der drei Teilgemeinschaften wurden 1967 durch einen Fusionsvertrag zusammengeführt. Rechtlich handelt bzw. handelte es sich dennoch um unabhängige Institutionen. Die Organe der EG und der heutigen EU sind -

der Rat bzw. der Ministerrat (Tagungsorte Brüssel und Luxemburg), die Kommission (Sitz in Brüssel), das europäische Parlament (Tagungsort Straßburg), der europäische Gerichtshof (Sitz in Luxemburg) und der europäische Rechnungshof (Sitz in Luxemburg).

Der Rat ist das Zentrale Organ und trifft die wesentlichen Entscheidungen, die meist von der Kommission vorbereitet werden. Jedes Mitgliedsland entsendet einen Vertreter in den Rat. Der Vorsitz wechselt halbjährlich zwischen den Mitgliedsländern.

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Weltweite vs. reg. Integration

Die Kommission ist das Exekutivorgan und führt damit die Beschlüsse des Rates aus. Darüber hinaus bereitet die Kommission Entscheidungen vor und kontrolliert die Einhaltung der Rechtsvorschriften. Die Mitglieder der Kommission werden von den nationalen Regierungen für vier Jahre ernannt. Das Europäische Parlament wird in den einzelnen Mitgliedsländern direkt gewählt (seit 1979). Es hat zur Zeit im Vergleich zu nationalen Parlamenten nur begrenzte Befugnisse. So wirkt es bei der Erstellung des Haushalts mit, berät die anderen Organe bei wichtigen Entscheidungen und kontrolliert die Arbeit von Rat und Kommission. Der Gerichtshof entscheidet in allen EG- bzw. nun EU-Rechtssachen. Während die Montanunion und die Euratom sektorale Aufgaben haben bzw. hatten (gemeinsame europäische Energiepolitik bzw. gemeinsame europäische Kernforschung mit dem Ziel der friedlichen Nutzung), war die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft von Anfang an darauf gerichtet, über die Zwischenstufe einer Zollunion allmählich einen Gemeinsamen Markt zu errichten. Mit der Einheitlichen Europäischen Akte vom 1.7.1987 wurde die Basis für die Realisierung des Europäischen Binnenmarktes Ende 1992 geschaffen. Die EG wurde im Jahr 1973 durch den Beitritt Dänemarks, Großbritannien und Irlands erstmals erweitert, im Jahr 1981 kam Griechenland und im Jahr 1986 kamen Portugal und Spanien hinzu. Inzwischen erfolgte die Erweiterung um Österreich, Finnland und Schweden. Mit der Türkei besteht seit 1963 ein Assoziationsabkommen. 1987 stellte die Türkei einen Antrag auf Mitgliedschaft, und auch andere Länder wie Polen, Tschechien, Ungarn u.a. streben eine Mitgliedschaft an, einige sind auf dem Sprung in die EU, die damit vor wichtige interne Reformaufgaben gestellt wird, damit durch die Vergrößerung der Union und das bei vielen Fragen angewandte Vetoprinzip eines einzelnen Mitgliedlandes die Entscheidungsprozesse nicht noch schwerfälliger werden. 6.2.2.2. Die Einschränkungen nationaler Politik durch die EU Die nationale Wirtschaftspolitik wird in fast allen Bereichen durch die europäische Zuständigkeit und Politik überlagert. Die Geld- und Währungspolitik ist auf die Europäische Zentralbank übergegangen, die Agrarpolitik ist seit langem ein gemeinsamer europäischer Problembereich, die europäischen Verträge beinhalten Vorschriften zum Wettbwerbsrecht, zur Sektoral- und Regionalförderung, zum Außenhandel, zum Gesundheitswesen, zum Verbraucherschutz, zur F&E-Politik, etc. (Vertrag von Amsterdam. Texte des EU-Vertrages und des EG-Vertrages. Mit deutschen Begleitgesetzen, hrsg. vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 3. Aufl. Bonn 1999). Für viele Politikbereiche werden EU-Richtlinien verabschiedet, die jeweils in nationales Recht umzusetzen sind. Viele Beschlüsse der EU sind darauf zurückzuführen, dass sie in komplizierten Verhandlungen mit den die eigenen Interessen wahrnehmenden Regierungen entstehen. Wer die Hintergründe dieser Verhandlungen nicht kennt, kann die Beschlüsse, die zum Teil zum Betrug direkt einladen, oft kaum nachvollziehen.

Außenwirtschaftspolitik

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Bananen lukrativer als Kokain-Handel EU-Verordnung machte es möglich Von unserem Korrespondente Norbert Roberts Brüssel. Sie suchten Kokain, und sie fanden Früchte. Nichts außer handelüblichen Bananen an Bord, meldete der Einsatzleiter der „Operation Ekuador 2" dem Staatsanwalt Fabio Scavone aus der sizilianischen Hafenstadt Catania, der nach einem entsprechenden Tipp die Durchsuchung des kleinen Kutters angeordnet hatte. Scavonne war enttäuscht über diesen Fehlschlag, aber er blieb misstrauisch. Irgendwas störte ihn an diesem mutmaßlich normalen Geschäft. Er schickte eine Kopie der Frachtpapiere seinem Kollegen Franz-Hermann Brüner, der in Brüssel das europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) leitet. Nach Abschluß der Ermittlungen waren die OLAF-Fahnder und Fabio Scavone sprachlos: Die Akten belegten, dass es einem ungewöhnlichen Obsthändler gelungen war, innerhalb von zwei Jahren „aus dem Nichts heraus ein wahres Imperium" mit geschmuggelten Bananen aufzubauen". Den Schaden beziffert Franz-Hermann Brüner auf „mehrere Hundert Millionen Euro". Fabio Scavone staunte allerdings nicht so sehr über die kriminelle Energie, mit der die zehnköpfige „geheime Organisation" erfolgreich ihr Unwesen trieb. Den Staatsanwalt wunderte vielmehr, „dass mit dieser Art von Betrug mehr Profit zu machen ist als mit einer Tonne Kokain". Dank der europäischen Bananenmarktverordnung. Dieses komplexe Statut war in den 90er Jahren auf Druck Spaniens, Portugals und Frankreich zustande gekommen - allesamt Länder, denen die Beziehungspflege zu ihren ehemaligen Kolonien am Herzen liegt. Die Bananenmarktverordnung schreibt u.a. vor, dass nur lizenzierte Großhändler mit so genannten Agrim-Zertifikaten bestimmte Mengen der Südfrucht importieren dürfen. Für sie reduziert sich der Einfuhrzoll auf 55 statt 850 Euro pro Tonne - jede mit Erfolg geschmuggelte Tonne Bananen wirft demnach einen üppigen Gewinn ab. ...Bei Durchsuchungen stellten Polizeibeamte „eine Vielzahl" gefälschter Agrim-Bescheinigungen sicher. „Die Gruppe kontrollierte den gesamten Bananenhandel in Mittel- und Süditalien", resümierte Fabio Scavone. Weil es so leicht war, bauten die illegalen Händler ihre Aktivitäten auch in Frankreich, Spanien, Portugal, Monaco und Belgien aus." Quelle: Weser Kurier vom 24.07.2002 Für traditionelle beschäftigungspolitische Maßnahmen des Staates steht die Fiskalpolitik im Mittelpunkt des Interesses. Unter Fiskalpolitik versteht man die staatliche Ausgabenpolitik und die Steuereinnahmepolitik, die nach keynesisanischem Gedankengut expansiv zur Erhöhung der Beschäftigung in Zeiten schwacher Konjunkturen eingesetzt werden sollte. Dahinter steckt die Annahme, dass privates Nachfrageverhalten nicht stetig und verläßlich sei und der Staat bei Störungen des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts auf dem Arbeitsmarkt durch Schaffung zusätzlicher Nachfrage eingreifen müsse. Bei staatlichen Ausgabeprogrammen wird unmittelbar Nachfrage geschaffen (z.B. durch öffentliche Bauten, Investitionen in die Infrastruktur etc.). Bei einer expansiven Beschäftigungspolitik auf der Einnahmeseite versucht man, durch Steuersenkungen den privaten Verbrauch anzukurbeln oder durch Investitionsanreize (z.B. Sonderabschreibungsprogramme) private Investitionen anzureizen. Auf der anderen Seite sollten Nachfragezurückhaltung beim Staat und höhere Steuern in Zeiten der Hochkonjunktur dämpfend eingreifen. In diesen Phasen hätte der Staat auch eine Staatsverschuldung, die in Phasen schwacher Konjunktur aufgelaufen war, zurückführen können. Bekanntlich war dieses einer der Schwachpunkte der Fiskalpolitik der Nachkriegszeit, denn die Rückführung von Staatsaufgaben und ausgaben ist politisch schwer zu realisieren.

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Weltweite vs. reg. Integration

Welche Möglichkeiten bestanden vor Einführung des Euro für die nationalen Fiskalpolitiken? Die Möglichkeiten, nationale staatliche Konjunkturprogramme zu starten, waren auch vor Einführung des Euro sehr begrenzt. Bei staatlichen Investitionsprogrammen müssen die engen wirtschaftlichen Verflechtungen der nationalen Volkswirtschaften mit der Weltwirtschaft beachten werden. Insbesondere kleinere Volkswirtschaften haben sehr hohe Ex- und Importquoten, die in den letzten Jahrzehnten noch ständig angestiegen sind. Nationale Ausgabenprogramme kommen daher nicht nur der inländischen Wirtschaft zugute, sondern führen durch Importe von Vorprodukten in einem großen Umfang zu einer Belebung der Konjunktur im Ausland. Das ist zwar auch nicht negativ zu beurteilen, bedeutet aus der Sicht nationaler Wirtschaftspolitik aber, dass ein Großteil der Wirkung im Ausland versickert. Auch die durch ein solches Beschäftigungsprogramm mittelfristig erhofften zusätzlichen Steuereinnahmen fallen teilweise im Ausland an. Das bedeutet, dass ein Anstieg der Staatsverschuldung vorprogrammiert ist, wenn keine anderen Maßnahmen ergriffen werden. Beispiele für Sickereffekte finden sich bei französischen Konjunkturprogrammen in den 90er Jahren, die nicht unerheblich die deutsche Wirtschaft belebten, aber für Frankreich nur relativ schwache Beschäftigungseffekte brachten. Insofern ist es auch nicht überraschend, dass Beschäftigungspolitik Thema übergeordneter Treffen wie der Weltwirtschaftsgipfel darstellen. Sie ist national mit einer Fiskalpolitik nicht durchführbar. Grenzen für solche Programme gab es im Vorfeld des Euro durch die Maastricht-Vereinbarungen, insbesondere über zulässige Haushaltsbudgetdefizite und Verschuldungsobergrenze als Eintrittskriterien in die Währungsunion. Große öffentliche Beschaffungsprogramme und Investitionen müssen nach EURecht heute international ausgeschrieben werden, so dass schon die staatlichen Primärausgaben eines Beschäftigungsprogramms nicht voll der inländischen Wirtschaft zugute kommen. Wenn dann noch die Multiplikatorwirkung aufgrund hoher marginaler Importquoten gering ausfällt, sind größere Beschäftigungswirkungen nicht zu erwarten. Auch nach Eintritt in die Währungsunion gelten die in Maastricht aufgestellten Kriterien für die nationalen Haushalte weiter. Nach Art. 99, ex Art. 103 EG-Vertrag behandeln die Mitgliedstaaten ihre Wirtschaftspolitik als eine Angelegenheit von gemeinsamem Interesse und koordinieren sie im Rat. Der Rat erstellt mit qualifizierter Mehrheit auf Empfehlung der Kommission einen Entwurf für die Grundzüge der Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten und der Gemeinschaft und erstattet dem Europäischen Rat hierüber Bericht (Art. 99 (2), ex Art. 103). Der Rat wiederum gibt mit qualifizierter Mehrheit eine Empfehlung, in der die Grundzüge der Wirtschaftspolitik festgelegt werden. Das Europäische Parlament wird darüber unterrichtet. Bemerkenswert ist, dass es nach dem Wortlaut in Zukunft also nicht nur eine Politik der Nationalstaaten, sondern auch der Gemeinschaft geben soll. Artikel 104 regelt die Überwachung der Haushaltslage in den Mitgliedstaaten durch die Kommission. Die Einhaltung der Haushaltsdisziplin wird anhand zweier Kriterien geprüft: a)

ob das Verhältnis des geplanten oder tatsächlichen öffentlichen Defizits zum Bruttoinlandsprodukt einen bestimmten Referenzwert überschreitet, es sei denn, dass entweder das Verhältnis erheblich und laufend zurückgegangen ist und einen Wert in der Nähe des Referenzwerts erreicht hat oder

der Referenzwert nur ausnahmsweise oder vorübergehend überschritten wird und das Verhältnis in der Nähe des Referenzwerts bleibt;

Außenwirtschaftspolitik b)

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ob das Verhältnis des öffentlichen Schuldenstands zum Bruttoinlandsprodukt einen bestimmten Referenzwert überschreitet, es sei denn, dass das Verhältnis hinreichend rückläufig ist und sich rasch genug dem Referenzwert nähert.

Die Referenzwerte werden im beigefügten Protokoll mit 3% für das Verhältnis zwischen dem geplanten oder tatsächlichen Defizit und dem Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen, und 60% für das Verhältnis zwischen dem öffentlichen Schuldenstand und dem Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen festgelegt. Es deutet sich aber schon kurz nach Eintritt von Problemen einzelner Staaten bei Einhaltung der Kriterien an, dass politisch über Ausnahmen und Interpretationsspielräume nachgedacht wird. Sanktionen sind nach dem Vertrag Empfehlungen, die Veröffentlichung von Empfehlungen, das Ersuchen um Berichte über Anpassungsmaßnahmen und schließlich das Verlangen von Veröffentlichungen bestimmter Daten bei der Emission von Schuldverschreibungen und sonstigen Wertpapieren.

EU-Verfahren gegen Deutschland Überhöhte Neuverschuldung im Visier Brüssel/Straßburg (dpa). Die EU-Kommission will heute in Straßburg das Verfahren gegen Deutschland wegen überhöhter Neuverschuldung offiziell eröffnen. Währungskommissar Pedro Solbes wird dazu den anderen Kommissaren einen Bericht zu der aus dem Ruder gelaufenen Haushaltslage in Deutschland vorlegen, hieß es gestern in Brüssel. Bei dem Verfahren wegen der Verletzung der im Euro-Stabilitätspakt festgelegten Kriterien drohen der Bundesrepublik in letzter Konsequenz erhebliche Geldbußen von bis zu zehn Milliarden Euro. Für Frankreich will Solbes hingegen lediglich eine Defizit-Frühwarnung, den so genannten „Blauen Brief verabschieden lassen. Beim „Blauen Brief drohen keine Geldbußen... Weser-Kurier vom 19. Nov. 2002 Darüber hinaus kann die Europäischen Investitionsbank ersucht werden, ihre Investitionspolitik gegenüber dem Mitgliedsland zu überprüfen, vom Mitgliedsland verlangt werden, eine unverzinsliche Einlage in angemessener Höhe bei der Gemeinschaft zu hinterlegen und eine Geldbuße in angemessener Höhe verhängt werden (Art. 104 (11)). Beschlüsse erfolgen auf Empfehlung der Kommission mit einer Mehrheit der gemäß Art. 205 (ex Art. 148) gewogenen Stimmen der Mitgliedstaaten mit Ausnahme der Stimmen des betroffenen Mitgliedlandes. Die Sanktionen setzen also nicht automatisch ein, sondern erfordern die Empfehlung der Kommission und zusätzlich die Beschlußfassung durch den Rat. Von der monetären Seite her wird eine Defizitfinanzierung des Budgets durch das Verbot einer direkten Kreditgewährung der EZB oder der nationalen Zentralbanken an öffentliche Stellen und der unmittelbare Erwerb von Schuldtiteln dieser Stellen (Art. 101 Überziehungsverbot) erschwert. Eine nationalstaatliche Konjunkturpolitik ist daher nur im Rahmen der gegebenen rechtlich und tatsächlich (Sickereffekte!) gegebenen Grenzen möglich und von daher kaum effektiv durchführbar.

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Weltweite vs. reg. Integration

EU knöpft sich Portugal vor Brüssel (rob). Die Europäische Union hat erstmalig ein Defizitverfahren gegen ein Mitgliedsland eingeleitet. Portugals Finanzministenn Manuela Ferreira Leite musste zuvor bekannt geben, dass die Neuverschuldung ihres Landes 2001 bei 4,1 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) gelegen hatte - der EU-Stabilitätspakte gestattet maximal drei Prozent. Dennoch zeichnete sich gestern in Brüssel ab, dass Portugal eine Geldstrafte abwenden kann. Das Verfahren wird sich mindestens bis Ende des Jahres hinziehen: Dem offiziellen Bericht der Kommission folgt eine Beratung der Wirtschafts- und Finanzminister, die feststellen müssen, dass tatsächlich ein „übermäßiges Haushaltsdefizit" besteht. In diesem Fall würden entsprechende Konsolidierungs-Empfehlungen folgen. Portugal hat somit ausreichend Zeit, um zu belegen, dass es sein Defizit auf 2,8 Prozent im laufenden Jahr senken kann. Gelingt dies, gilt es als unwahrscheinlich, dass die EU Strafzahlungen als Sanktionen beschließt. Quelle: Weser-Kurier vom 27.7.2002 6.4.

Zur Struktur der Europäische Union

6.4.1. Potentielle europäische wirtschaftspolitische Akteure Der EU-Vertrag betont die herausragende Stellung des Europäischen Rats. Der Europäische Rat soll der Union nach Art. D die für ihre Entwicklung erforderlichen Impulse geben und die allgemeinen politischen Zielvorstellungen für diese Politik festlegen und mindestens zweimal im Jahr unter dem Vorsitz des Staats- oder Regierungschefs des Mitgliedstaates zusammentreten, das im Rat den Vorsitz hat. Im Europäischen Rat kommen die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten sowie der Präsident der Kommission zusammen. Sie werden von den Ministern für auswärtige Angelegenheiten der Mitgliedstaaten und einem Mitglied der Kommission unterstützt. Auch nach Art. 145 des EG-Vertrages werden die wesentlichen Entscheidungen innerhalb der EU vom Rat getroffen, der für diese Zwecke aus je einem Vertreter jedes Mitgliedstaates auf Ministerebene besteht (Ministerrat), und der befugt ist, für die Regierung des Mitgliedstaates verbindlich zu handeln. Der Rat sorgt für die Abstimmung der Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten, er besitzt Entscheidungsbefugnis und überträgt der Kommission in den von ihm angenommenen Rechtsakten die Befugnisse zur Durchführung der Vorschriften, die er erläßt. Er kann sich nach Art. 202, ex 145 in spezifischen Fällen auch vorbehalten, Durchführungsbefugnisse selbst auszuüben. Wenn nichts anderes bestimmt ist, entscheidet der Rat mit Mehrheit seiner Mitglieder, in bestimmten Fällen mit qualifizierter Mehrheit, wobei die Stimmengewichte für die Staaten in Art. 205 festgelegt sind. Nach Art. 99 betrachten die Mitgliedstaaten ihre Wirtschaftspolitik als eine Angelegenheit von gemeinsamem Interesse, die im Rat koordiniert wird. Hinweise über die Art der Koordination und mögliche Umsetzungen in den einzelnen Staaten fehlen, wenn von den die nationalen Möglichkeiten einschränkenden Bestimmungen des Art. 104 zur Überwachung der Haushaltslage der Mitgliedländer abgesehen wird. Die Durchführung von Beschlüssen und die Erarbeitung von Vorschlägen obliegt der Kommission, die nach Art. 214, ex 158 von den Regierungen der Mitgliedstaaten nach Anhörung des Europäischen Parlaments im gegenseitigen Einvernehmen ernannt werden.

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Abbildung 11: Die Europäischen Gremien im Überblick Europäischer Rat - "Gesetzgeber" der EU mit Sitz in Brüssel, - besteht aus 15 Staats- und Regierungschefs, - ernennt die Kommission, - fällt Grundsatzentscheidungen, - weitere Ausarbeitung durch den Ministerrat (Fachminister) - koordiniert nach Art. 99, ex 103 die Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten, - erstellt auf Empfehlung der Kommission Grundzüge für die Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten und der Gemeinschaft und erstattet dem Europäischen Parlament Bericht Europäische Kommission - "Regierung" der EU mit Sitz in Brüssel - 20 Kommissare, jedes Mitglied stellt mindestens einen Kommissar, die fünf größten jeweils zwei Kommissare, - koordiniert und lenkt die Europapolitik, - wacht über die Anwendung des EU-Rechts, - unterbreitet dem Europäischen Rat Vorschläge Europäisches Parlament - 626 direkt gewählte Abgeordnete mit Sitz in Straßburg, - Vetorecht bei der Ernennung der EU-Kommissare, - Mißtrauensvotum gegenüber der Kommission, - Verabschiedung und Kontrolle des EU-Haushalts, - beschränkte Mitwirkung bei der Gesetzgebung, - Frage- und Anhörungsrecht, wird vom Rat über Empfehlungen zu den Grundzügen der Wirtschaftspolitik unterrichtet Europäischer Gerichtshof 15 unabhängige Richter und 9 Generalanwälte mit Sitz in Luxemburg, - sichert die Wahrung des EU-Rechts bei Auslegung und Anwendung der Verträge, - ahndet Verstöße der Mitgliedstaaten gegen EU-Recht (Geldstrafen), - trägt maßgeblich zur Auslegung und Weiterentwicklung des EU-Rechts bei und gibt dabei wichtige Impulse für den Integrationsprozeß Europäischer Rechnungshof - Sitz In Luxemburg, - Prüfung aller Ausgaben und Einnahmen der EU, ggf. einzelner Organe, - Vorlage eines Jahresberichts nach jedem Haushaltsjahr, - erstellt Sonderberichte zu speziellen Fragen

Weitere Gremien sind der Europäische Gerichtshof, der durch Entscheidungen schon in der Vergangenheit wesentlich zur Harmonisierung im Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht beigetragen hat, und der Europäische Rechnungshof, beide mit Sitz in Luxemburg (siehe Abb. 11), und allenfalls indirekt von Bedeutung für eine Beschäftigungspolitik. Das unmittelbar von den Bürgern nach Ländern getrennt gewählte Europäische Parlament hat eingeschränkte Rechte und wird z.B. über Empfehlungen zu den Grundzügen der Wirtschaftspolitik lediglich unterrichtet. Entscheidungen können verzögert, in der Regel aber nicht aufgehalten werden. In einigen Fällen, z.B. in der Sozialpolitik, ist bei einer Ablehnung von Ratsentscheidungen im Parlament allerdings Einstimmigkeit im Rat erforderlich, um Entscheidungen wirksam werden zu lassen.

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Weltweite vs. reg. Integration

Schließlich wird dem Parlament, etwas überraschend, weil die Kommission von den Regierungen und nicht vom Parlament ernannt wird, das Recht auf einen Mißtrauensantrag wegen der Tätigkeit der Kommission zugestanden. Wenn der Mißtrauensantrag mit mehr als zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen und mit der Mehrheit der Mitglieder des Europäischen Parlaments angenommen wird, dann muß die Kommission geschlossen zurücktreten (Art. 201, ex 144). 6.2.2.3. Bund-Länder Verhältnis in der Bundesrepublik Die Aufgabenverteilung zwischen Bund und Ländern auf den einzelnen Politikfeldern wurde oben bereits kurz skizziert. Das Verhältnis von Bund und Ländern in Angelegenheiten der EU ist in der Bundesrepublik in der 5. Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Regierungen der Länder über die Zusammenarbeit in Angelegenheiten der Europäischen Union in Ausführung von § 9 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bund und Ländern in Angelegenheiten der EU vom 29. Okt. 1993 geregelt, wobei einzelne Bestimmungen von Bund und einzelnen Ländern allerdings unterschiedlich ausgelegt werden. Der Bundesrat ist nach dieser Vereinbarung ständig zu unterrichten und wirkt z.T. an Entscheidungen beratend mit, Vertreter der Länder sind Mitglieder der deutschen Delegation und haben insofern auch indirekt Mitwirkungsmöglichkeiten an einer vom Rat getragenen Wirtschaftspolitik. 6.2.2.4. Der Ausschuß der Regionen Der sog. Ausschuß der Regionen nach Art. 263, ex 198a EG-Vertrag ist ein beratendes Gremium, das aus Vertretern der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften gebildet wurde. Deutschland, Frankreich, Italien und das Vereinigte Königreich haben darin jeweils 24 Vertreter, Spanien z.B. 21 und Dänemark 9. Die Mitglieder werden auf Vorschlag der jeweiligen Mitgliedstaaten durch einstimmigen Beschluß auf vier Jahre gewählt. Der Ausschuß kann ggf. auch eigene Stellungnahmen zu Themen abgeben, die ihn nach seiner Auffassung berühren. Ein direkter politischer Einfluß ist auf dieser Grundlage zur Zeit nicht zu erwarten. Die Bedeutung könnte steigen, wenn es zu einer Aufwertung des Europäischen Parlaments und zu einer Abwertung der Rolle der nationalen Regierungen als Gesetzgeber kommen sollte, was aber in absehbarer Zeit kaum zu erwarten ist. Das wird in der Folge zu begründen sein. 6.2.2.5. Einfluß der nationalen Regierungen auf die EU-Organe und die EU-Politik Die kurze Skizze über die Gremien in der EU zeigt, dass zur Zeit der Rat das entscheidende Gremium ist, das die grundlegenden Beschlüsse faßt, die Kommission bestellt und in speziellen Fragen auch selbst ausführendes Organ sein kann. Bei Fragen, bei denen Einstimmigkeit gefordert wird, sind z.T. langwierige Prozeduren und das Suchen nach Kompromissen sowie das Schnüren von Verhandlungspaketen vorprogrammiert. Vergleiche der demokratischen Struktur der EU mit denen der Nationalstaaten sind kaum möglich. Wenn man von den spezifischen Fällen absieht, in denen der Rat Durchführungsbefugnisse selbst ausüben will, dann könnte man die Kommission als Regierung auffassen, die von dem indirekt demokratisch legitimierten Rat bestellt und kontrolliert wird.

Außenwirtschaftspolitik

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Der Vergleich hinkt aber, weil der Rat der Kommission oder den Mitgliedern der Kommission nicht aus politischen Gründen das Vertrauen entziehen kann: Nach Art. 216, ex 160 sind Verfehlungen im Amt oder Wegfall der Voraussetzungen für das Amt für eine Amtsenthebung erforderlich. Hier hat das Europäische Parlament mit der oben angesprochenen Möglichkeit des Mißtrauensantrags nach Art. 201, ex 144 politische Möglichkeiten. Wenn man Rat und Kommission als Einheit betrachtet, dann erfolgt die demokratische Legitimation und Kontrolle über die nationalen Parlamente, die ihrerseits wiederum das Volk vertreten. Das Europäische Parlament stellt so etwas wie eine zweite Kammer mit begrenzten Kontroll- und Mitwirkungsrechten dar, ist aber von den Rechten her nicht mit nationalen Parlamenten zu vergleichen. Diese starke Stellung des Rats macht auch die Machtposition der nationalen Regierungen, die diesem Rat automatisch angehören, aus. Sie sind de facto in den Rang des Gesetzgebers aufgestiegen, der bei der Gesetzgebung allerdings nicht nur die Bestimmungen der EU, sondern auch ggf. nationale und regionale Bestimmungen beachten muß. Länder, Regionen und auch einzelne Bürger eines Mitgliedstaates können sich durch Regelungen auf EU-Ebene in ihren verfassungsmäßig garantierten Rechten beeinträchtigt fühlen und ggf. verhindern, dass eine nationale Regierung einer bestimmten Regelung im Rat zustimmt. Beim Erfordernis der Einstimmigkeit kann das EU-Regelungen verhindern. Wenn keine Einstimmigkeit verlangt wird, dann könnte die Anwendung für das eigene Territorium verhindert werden. Das stellt dann aber die Einheitlichkeit des Wirtschaftsraumes in Frage und rückt die Rolle der Verfassung in den Mittelpunkt. Das Problem wurde durch die inzwischen gescheiterte Klage von vier Professoren gegen die Einführung des Euro deutlich (SCHACHTSCHNEIDER 1998), bei der es manchen Betrachtern anachronistisch anmutet, dass nationale Verfassungsrechte gegen die Umsetzung von EU-Regelungen eingesetzt werden. Möglicherweise sieht es tatsächlich danach aus, "als sei die europäische Einigung ein Vorgang, bei dem die Verfassung ihren herkömmlichen Rang einbüßen und zu einer Teilordnung des öffentlichen Lebens verkümmern könnte" (so der Bonner Staatsrechtler KONRAD ADAM, 1998). Eine für die demokratische Legitimierung von Entscheidungen wichtige Frage ist auch, in welchem Ausmaß die nationalen Regierungen ihrer Aufgabe als Gesetzgeber überhaupt nachkommen, und ob nicht die meisten Entscheidungen des Rates durch die Exekutive, konkret die Kommission, vorgeprägt wird. So ist die Macht nach ADAM in der Gemeinschaft nicht beim Gesetzgeber, den es auf europäischer Ebene nur der Form nach gäbe, sondern bei der Exekutive angesiedelt. Die neue Klasse der Funktionäre, Manager und Bürokraten ist in keiner Verfassung vorgesehen, dennoch entwerfe diese Schicht die Richtlinien und träfe die Vorentscheidungen, die vom nationalen Gesetzgeber dann nur noch nachvollzogen werden müßten. Wie oben gezeigt wurde, sind die wirtschaftspolitischen stabilitäts- und distributionspolitischen Instrumente auf nationaler Ebene durch die starke wirtschaftliche Verflechtung mehr oder minder wirkungslos geworden oder bewußt auf die europäische Entscheidungsebene verlagert worden. Die nationalen Ministerien sind insofern in Übereinstimmung mit dem obigen Befund heute auch nicht mehr Entscheidungszentren, in denen im wesentlichen nationale Politik exekutiert oder vorbereitet wird, sondern primär a) Beratungsgremien für die Vertretung nationaler Interessen im Rat und b) Exekutionsorgane zur Umsetzung europäischer Direktiven in nationales Recht.

232

Weltweite vs. reg. Integration

Nach Einschätzung des damaligen Bundeskanzlers Kohl wurde schon zu seiner Zeit 70% der deutschen Innenpolitik in Brüssel gemacht (zitiert nach Spiegel 2/98, S. 27).

Ein Bauplan für die EU Rau überraschte in Straßburg mit sehr konkreten Vorstellungen Brüssel. Mit der Forderung nach einer europäischen Verfassung, die die Zuständigkeiten in der Europäischen Union klärt und demokratische Institutionen schafft, hat sich Bundespräsident Johannes Rau (SPD) in die Debatte um die künftige Gestalt Europas eingeschaltet. In einer Grundsatzrede vor dem Europäischen Parlament in Strasburg plädiere das Staatsoberhaupt dafür bis 2004 eine Verfassung für eine „Föderartion der Nationalstaaten" auszuarbeiten. Sie solle aus drei Teilen bestehen: • der bereit vergangenen Dezember proklamierten Grundrecht-Charta, die europäische Institutionen und die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung von europäischem Recht bindet • einem Kompetenzkatalog, der die Zuständigkeiten zwischen der europäischen Ebene und den Mitgliedstaaten verteilt • einer Neuordnung des Gefüges der europäischen Institutionen, die auf demokratischere Fundamente gestellt werden sollte. Rau schwebt ein Zweikammer-Parlament vor, in dem der heutige Ministerrat die Rolle der „Staatskammer" hat. In ihr sind die Regierungen der Mitgliedstaaten vertreten. Die zweite Kammer ist das Europäische Parlament, die „Bürgerkammer". Beide Kammern zusammen sollen „in allen Bereichen, in denen Recht gesetzt wird, gleichberechtigt entscheiden". Das Europäische Parlament wurde damit...deutlich aufgewertet...Die heutige EUKommission würde in Raus EU-Bauplan eine gewählte europäische Regierung...entweder durch Direktwahl oder durch die beiden Kammern... Weser-Kurier vom 5. April 2001

Angesichts dieser Bedeutung Brüsseler Entscheidungen erscheinen die in Art. 103 über die Koordinierung der Wirtschaftspolitik vorgesehenen Abläufe manchen Politikern unzureichend. So haben sich Deutschland und Frankreich darauf verständigt, dass die Abstimmung der Wirtschaftspolitik durch ein informelles Gremium nach dem Muster der G7-Treffen - ohne völkerrechtlichen Vertrag und ohne Sekretariat - erfolgen soll. Und zwar sollen zu diesem Zweck die Wirtschafts- und Finanzminister der Länder, die den Euro eingeführt haben, vor den regulären Treffen des Finanzministerrats (Ecofin) zusammentreffen (FAZ vom 15. Okt. 1997). Durch die Beschränkung auf die Mitglieder der Euro-Zone wird der mögliche Einfluß auf eine europäische Beschäftigungspolitik allerdings zunächst begrenzt bleiben. Auch in der Geld- und Währungspolitik gibt es vor allem von französischer Seite weiterhin Versuche, über den Rat indirekt Einfluß zu nehmen. Ohne politische Vorgaben wisse die Europäische Zentralbank nach Auffassung des ehemaligen französischen Staatspräsidenten G I S C A R D D'ESTAING nicht, wie sie vorgehen solle, sie könne sogar Entwicklungen abwürgen. Eine Institution für solche Vorgaben könne zunächst der Rat der Finanzminister sein, die vorgesehenen Berichte vor dem Europäischen Parlament reichten nicht. Darüber hinaus schlägt er ein demokratisch legitimiertes Gremium mit Sitz in Paris vor, gegenüber dem die Zentralbank Rechenschaft abzulegen habe. Es könne z.B. ein Ausschuß mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments und der nationalen Parlamente gebildet werden (so auf der Jubi-

Außenwirtschaftspolitik

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läumsveranstaltung zum 20. Jahrestag der Einführung des Europäischen Währungssystems am 13. Juli 1998 in Bremen). 6.2.2.6. Ausblick Eine Demokratisierung der EU durch Stärkung des Europäischen Parlaments würde vor allem die Position der nationalen Zentralstaaten negativ tangieren. Denn die Rechte des Parlaments müßten die Position des Rates und damit den Einfluß der nationalen Regierungen über den Rat auf die europäische Politik schwächen. Es sei denn, dem Rat werde als zweite Kammer bei allen wichtigen Entscheidungen ein Vetorecht gegeben (siehe oben). Gepaart mit Plänen, das europäische Parlament in Zukunft nicht nur nach einheitlichen Regeln, sondern teilweise auch in grenzüberschreitenden Wahlbezirken wählen zu lassen, würden die nationalen Regierungen kaum noch wichtige Funktionen wahrnehmen und zumindest in Staaten mit föderativem Aufbau zwischen EU und Ländern/Regionen weitgehend entbehrlich oder in Konkurrenz mit diesen auf die Wahrnehmung allokativer Politiken reduziert werden. Es ist in absehbarer Zeit kaum zu erwarten, dass die nationalen Regierungen ihrer Selbstentmachtung zustimmen werden.

6.3. Integrationswirkungen Auch ökonomische Integrationen sind primär politisch motiviert und haben Rückwirkungen auf die politischen Systeme. Der erleichterte Warenverkehr bedeutet in aller Regel auch mehr persönliche Kontakte über die Grenzen hinweg, eine freiere Kommunikation und damit zwangsläufig auch den Austausch von Gedanken und Meinungen über nicht-ökonomische Fragen, was nicht ohne Einfluß auf die Einstellung zum eigenen System sein kann und langfristig Veränderungen bewirkt. Motive für die Integration können aus der Sicht der Politiker in folgenden Punkten gesehen werden: -

-

-

-

Die Einbindung von Nachbarländern aus politischen Gründen. Die ökonomische Integration schafft Interdependenzen, die im politischen Bereich konfliktmindernd und friedensbewahrend wirken, die Schaffung eines größeren Resonanzbodens für politische Aktivitäten auf internationaler Ebene. Kleinere Länder ohne großes politisches und wirtschaftliches Gewicht können sich gemeinsam international größeres Gehör verschaffen als es ohne Zusammenschluß zu einer Gemeinschaft der Fall wäre. Das gilt z.B. bei Verhandlungen im Rahmen der WTO, Struktur- und industriepolitische Entscheidungen lassen sich auf der Grundlage bestehender und auf Dauer angelegter Abkommen im Rahmen einer Gemeinschaft besser planen, eine gemeinsame Verhandlungsführung und gemeinsame Regelungen im Hinblick auf Direktinvestitionen und andere Formen des Technologietransfers verhindern, dass sich die einzelnen Länder in einer Standortkonkurrenz gegenseitig unterbieten. Dieser Gesichtspunkt spielte z.B. bei der Gründung der Anden-Gruppe in Südamerika mit einheitlichen Regelungen für ausländische Direktinvestitionen in den 70er Jahren eine große Rolle.

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Weltweite vs. reg. Integration

Daneben spielen die eher statisch an den bestehenden Handelsströmen anknüpfenden Überlegungen über die Wirkungen auf den Außenhandel eine eher untergeordnete Rolle. Diese Wirkungen werden durch den -

handelsschaffenden und den handelsumlenkenden Effekt beschrieben.

Durch den Wegfall von Handelshemmnissen innerhalb der Integrationsgemeinschaft kommt es zu einer Intensivierung der internen Arbeitsteilung, es wird zusätzlicher Handel geschaffen. Durch den Wegfall von internen Handelshemmnissen wie Zöllen werden ausländische Produzenten, die nicht der Gemeinschaft angehören, diskriminiert. Dieses ist auch dann der Fall, wenn der vorher vorhandene Importzoll nicht erhöht wird. Der Wegfall des Zolls für die der Gemeinschaft angehörenden Produzenten bewirkt, dass die Güter aus Drittländern zwar nicht absolut, aber relativ teurer werden im Vergleich zu Importen aus den Partnerländern. Die Importe aus Drittländern werden deshalb zugunsten der Intensivierung des internen Handels zurückgehen, der Handel wird umgelenkt. Die Auswirkungen des gemeinsamen Marktes und die höheren Integrationsstufen der Wirtschaftsunion und Währungsunion sind wesentlich gravierender als durch eine Analyse der Wirkungen auf den Außenhandel beschrieben werden könnte. Hier werden alle gesellschaftlichen Bereiche berührt. Die Wirkungen hängen stark von den konkreten Regelungen etwa im Wettbewerbsrecht, in der Sozialgesetzgebung u.a. ab. Die Freizügigkeit von Produktionsfaktoren bedeutet, dass mobile Produktionsfaktoren längerfristig zum gleichen Faktorpreis entlohnt werden müssen. Ein Kapitalanleger wird seine Mittel nicht in Frankreich anlegen, wenn er bei gleichem Risiko sein Geld in Holland zu einem höheren Zins anlegen kann. Gleiches gilt längerfristig für Gewinne aus einer unternehmerischen Tätigkeit. Entsprechendes gilt für den Faktor Arbeit, sobald administrative Hemmnisse (Anerkennung von Studienabschlüssen und Zulassungserschwernisse anderer Art) abgebaut worden sind. Produktivitätsunterschiede in einzelnen Ländern oder Regionen von Ländern müssen durch Einkommenszurückhaltung der nicht mobilen Produktionsfaktoren (z.B. Grund und Boden und nicht auswanderungswillige Arbeitskraft) oder durch Subventionen ausgeglichen werden. Ist dieses nicht der Fall, kommt es aufgrund fehlender (mobiler) Produktionsfaktoren zu einer Entleerung des Raums, zu einer passiven Sanierung durch Abwanderung. Wenn eine Gemeinschaft auch eine Sozialunion mit einheitlichen Lebensverhältnissen anstrebt, sind zur Anhebung der Produktivität in den zurückgebliebenen Regionen bzw. als direkte Transferleistungen an die Bevölkerung, erhebliche Subventionen erforderlich. Da diese Zahlungen aufgrund der begrenzten Steuerkraft nicht von der betreffenden Region aufgebracht werden können, ist die Gemeinschaft als Ganzes gefordert.

Außenwirtschaftspolitik

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In der Währungsunion verlieren die Mitgliedsstaaten auch ihre Autonomie in Währungsfragen und damit verbunden die Kontrolle über die Geldmenge und die in den Staaten unterschiedlich ausgestaltete Möglichkeit, die Zentralbank zur Finanzierung des Staatshaushalts einzusetzen. Die Möglichkeiten, eine unterschiedliche Haushaltsdisziplin und unterschiedliche Probleme bei der Besteuerung durch eine Staatsverschuldung und in der Folge höhere Inflationsraten auszugleichen, die wiederum durch gelegentliche Abwertungen international abgefedert werden, besteht dann nicht mehr. Auch hier ist ggf. die Gesamtgemeinschaft gefordert, bei Finanzproblemen einzelner Staaten oder Regionen einzuspringen. Anders als in einem System fester Wechselkurse taucht in der Währungsunion das Problem unzureichender Währungsreserven der Einzelstaaten nichtt mehr auf. Es wird ersetzt durch Haushaltsprobleme der Gebietskörperschaften, die ein System des Finanzausgleichs zwischen den einzelnen Regionen erforderlich machen können, wie es in einigen Ländern praktiziert wird. Die Analogie von Zahlungsbilanz- und Haushaltsproblemen läßt sich wie folgt skizzieren: In einem System fester Wechselkurse bedeutet ein Überhang der Importe über die Exporte, dass ein Land real mehr an Gütern absorbiert (konsumiert bzw. im Land investiert) als es produziert hat. Die Differenz wird mit einer Zunahme der internationalen Verschuldung erkauft. Wenn das Ausland in seiner Gesamtheit nicht bereit ist, diese Differenz zu finanzieren (private oder staatliche Kreditaufnahme im Ausland), dann muß sich die Zentralbank bei ungenügenden eigenen Reserven über internationale Institutionen (z.B. beim Internationalen Währungsfonds) internationale Liquidität in Form von Devisen besorgen. Wenn in einer Währungsunion ein regional abgegrenztes Gemeinwesen mehr absorbiert als es produziert, so dass sich die Differenz ebenfalls durch eine Zunahme der Verschuldung der Gesamtheit der regionalen Wirtschaftssubjekte gegenüber dem Rest der Welt kurzfristig ausgleichen. Dieses bereitet keine Probleme, solange die betreffenden Wirtschaftssubjekte kreditwürdig sind. Ein einzelnes Wirtschaftssubjekt kann sich dabei die Mittel zur Deckung seines Defizits auf dem Kreditwege von anderen Wirtschaftssubjekten der Region mit einem Überschuß besorgen, für die Gesamtheit bleibt dennoch ein Nettodefizit, das extern finanziert werden muß. Der Staat kann ein Defizit im Haushalt, wie andere Wirtschaftssubjekte auch, auf dem Wege der normalen Kreditaufnahme decken. Bei permanenten Defiziten wird er - vergleichbar mit der Situation einer Zentralbank mit permanenten Defiziten in der Leistungsbilanz - an Kreditwürdigkeit verlieren. Er wird möglicherweise zunächst aufgrund der nachlassenden Bonität höhere Zinssätze zahlen müssen, schließlich aber gezwungen sein, bei den übergeordneten supranationalen Institutionen Zuschüsse oder Kredite einzufordern bzw. Garantien für die Gewährung von Krediten zu erbitten. Diese werden auf Dauer ebenfalls - wie etwa Kredite vom IWF - nur unter wirtschaftspolitischen Auflagen vergeben werden. 6.4. Wirtschaftsräume als effektive Integrationen Intensive internationale Austauschbeziehungen entwickeln sich in der Weltwirtschaft auch ohne formale Integrationsformen zwischen verschiedenen Staaten. Anderer-

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Weltweite vs. reg. Integration

seits kommt es in einigen Fällen trotz bestehender Verträge zu keinen intensiven ökonomischen Beziehungen zwischen den Unternehmen der beteiligten Länder, d.h. der Handelsverkehr, die Kapitalverflechtungen etwa durch wechselseitige Direktinvestitionen und andere Indikatoren für intensive ökonomische Beziehungen bleiben auf einem vergleichbar niedrigen Niveau. Wenn sich geographische Räume identifizieren lassen, in denen die wirtschaftlichen Aktivitäten eine überdurchschnittliche Interdependenz aufweisen, und in denen die Interdependenz der Akteure dieses Raumes wesentlich höher als mit Akteuren aus anderen Teilen der Welt ist, spricht man von Wirtschaftsräumen. Diese Räume entwickeln die Tendenz, sich nach außen abzuschließen und Nachfrage intern aus eigener Kraft zu befriedigen. Im Zusammenhang mit internationalen Wirtschaftsbeziehungen sind großräumige Wirtschaftskomplexe wie Nordamerika und Westeuropa von besonderem Interesse, die nicht mit den Grenzen von Nationalstaaten zusammenfallen. Institutionelle Integrationen können solche von den ökonomischen Grundlagen her vorgezeichneten Prozesse unterstützen. Die Regionaltheorie hat verschiedene Ansätze zur Erklärung der Raumbildung entwickelt, die auch für die Erklärung internationaler Prozesse nutzbar gemacht werden können (PREDÖHL, LÖSCH, LEMPER, LORENZ u.a.). Ausgangspunkt sind eine oder einige Kernzonen mit einigen Leitindustrien, die andere Sektoren anziehen und den Anstoß zur Entwicklung neuer Bereiche geben. International hat eine prosperierende Ökonomie Ausstrahlungen auf andere, wobei eine Tendenz besteht, die wirtschaftlich schwächeren Ökonomien politisch und ökonomisch zu dominieren und sich deren Wirtschaftspotential nutzbar zu machen. Man spricht von Peripherisierungsversuchen, denen sich die schwächeren Ökonomien unterschiedlich erfolgreich entziehen können. In erfolgreichen Ökonomien kommt es zu Aufholprozessen, bei denen die Wachstumsraten der schwächeren Ökonomien zum Teil höher als in der dominierenden Wirtschaft sind, und durch die auch die Führungsrolle der dominierenden Ökonomie in Frage gestellt werden kann. Empirisch nachzeichnen lassen sich die Integrationserfolge bzw. die erfolge wirtschaftlicher Integrationen und die Herausbildung von Wirtschaftsräumen anhand der Außenhandelsverflechtungen der betreffenden Länder. Aufschluß kann die Entwicklung der Export- und Importanteile geben, die in den Raum gehen bzw. aus Ländern kommen, die dem Raum angehören. Sehr oft wird auch der Index der Relativen Akzeptanz (Index of Relative Acceptance RA) herangezogen, um auf der Grundlage internationaler Handelsströme Wirtschaftsräume abzugrenzen bzw. um Veränderungen der Intensität von Wirtschaftsbeziehungen zwischen Ländern festzustellen. Die auf SAVAGE und DEUTSCH (1960) zurückgehende RA-Methode geht von einer n x n-Handelsmatrix aus, wobei n die Anzahl der betrachteten Staaten bzw. Gruppen von Staaten darstellt. Die Elemente dieser Matrix sind Außenhandelsströme, wobei die Diagonale bei der Betrachtung von Staaten mit Nullen besetzt ist, da kein Staat mit sich selbst Außenhandel betreiben kann. Unter der Annahme der Unabhängigkeit der Handelsströme von Herkunfts- und Bestimmungsland wird mit Hilfe eines statistischen Modells ein hypothetischer Export bzw. Import für jedes Länderpaar berechnet (das sogenannte Null-Modell), an d e m die tatsächlichen Handelsströme g e m e s s e n

werden.

237

Außenwirtschaftspolitik

Vereinfacht lässt sich der Grundgedanke wie folgt skizzieren: Wenn das Land A z.B. 10 % des gesamten Welthandels (nach Abzug der eigenen Exporte) importiert, so ist bei Unabhängigkeit der Handelsströme zu erwarten, dass Land A auch 10 % der Exporte jedes anderen Landes importiert. Alternativ kann man die Exportstruktur der einzelnen Länder aufschlüsseln. Da die einzelnen Länder in der Regel keine ausgeglichene Handelsbilanz besitzen, werden die berechneten hypothetischen Werte bei den beiden Methoden voneinander abweichen, wenn in aller Regel auch nicht gravierend. Gehen wir von den Exporten aus und bezeichnen die hypothetischen absoluten Exporte von Land i nach Land j mit A^, die tatsächlichen Exporte mit ay, so gilt als RA-Index a..

- A -

RA- = —

für i

bzw. in einer anderen Formulierung

A

a

A

iJ

Abweichungen von den hypothetischen Werten (RAy ungleich Null bzw. RA*, ungleich Eins) müssen auf andere Bestimmungsgründe wie geographische Nähe, ökonomische, politische, kulturelle und historische Faktoren zurückgeführt werden. Koeffizienten, die größer als Null (RAjj) bzw. größer als Eins (RA*j) sind, bedeuten überdurchschnittlich intensive Handelsbeziehungen, während Koeffizienten, die kleiner als Null bzw. Eins sind, unterdurchschnittliche Handelsbeziehungen anzeigen. Tabelle 41 zeigt die Handelsbeziehungen zwischen den größten Welthandelsländer. Die Exporte sind zeilenweise eingegeben. Deutschland exportiert z.B. für 35.497 Mill. US Dollar in die Niederlande, für 62.803 Millionen nach Frankreich, etc. Insgesamt wird im Umfang von 548.785 Millionen Dollar aus Deutschland exportiert. Die Importe lassen sich analog spaltenweise ablesen. Deutschland importiert insgesamt für 439.539 Millionen Dollar. Der Handel der aufgeführten Länder mit anderen Ländern ist als Handel mit dem „Rest der Welt" erfasst, der Handel zwischen diesen nicht aufgeführten Ländern ist in der Diagonale abzulesen, so dass die Summe der in der Tabelle ausgewiesenen Exporte dem gesamten Welthandel von knapp 6,4 Mrd. US-Dollar entspricht. Die berücksichtigen Länder bestreiten zusammen etwa zwei Drittel des Welthandels. Der Ex- und Import des Restes der Welt mit den neun Staaten ergibt sich unmittelbar aus den Werten des Gesamtex- bzw. -imports dieser Staaten und den Werten für den jeweiligen bilateralen Handel. Der interne Handel der im Rest der Welt zusammengefassten Staaten folgt als Differenz aus dem Gesamtweltexport und den Exportwerten der direkt erfassten Staaten.

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Weltweite vs. reg. Integration

Zur Ermittlung der Werte des „Nullmodells": Deutschland exportiert im Umfang von 548.785 Millionen Dollar. Der gesamte Weltexport (=Weltimport) beträgt 6.368.700 Mrd. Der um den deutschen Export bereinigte Export beträgt 3.810.560 Mrd. (6.368.700 - 548.785). Deutschland importiert im Umfang 439.539 Mrd., was einem Prozentsatz von 7,5523 des bereinigten Exports entspricht. Deutschland müsste bei völliger Unabhängigkeit des Außenhandels 7,5523 Prozent der Exporte aller Welthandelsnationen aufnehmen, aus den Niederlanden z. B. für 17.421 Mrd. Dollar (0,075523 X 230.671), aus Frankreich für 24.434 Mrd. (0,075523 X 323.528) usw. In beiden Fällen importiert Deutschland erheblich mehr als im „NullmodeH" postuliert. Aus dem tatsächlichen Import von 44.109 Mrd. und dem theoretischen Wert von 17.421 Mrd. für den Import aus den Niederlanden z.B. berechnet sich ein RA-Wert von 2,53 (44.109/17.421 = 2,53). Er liegt deutlich über Eins und dokumentiert damit den überdurchschnittlich intensiven Handel zwischen den beiden Ländern. Auch der Import aus Frankreich (Koeffizient von 1,85) und aus Großbritannien (Koeffizient von 1,58) ist überdurchschnittlich. Für die anderen Länder werden analoge Berechnungen angestellt. So haben die Niederland mit einem Koeffizienten von 1,89 auch überdurchschnittliche Importe aus Deutschland. Gleiches gilt für die Importe von Frankreich aus Deutschland mit einem Koeffizienten von 2,39 und für die Importe Großbritanniens aus Deutschland mit 1,63. Die Daten machen die engen Beziehungen zwischen den EU-Partnern und die vergleichsweise lockeren Beziehungen zu Japan und den USA sowie insbesondere zu Kanada deutlich. Für Deutschland zeigt sich das z.B. in den geringen RA*-Werten bei den Importen aus Japan (0,55), Kanada (0,10) und aus den USA (0,50), bei den Exporten in Werten von 0,42 für Japan, 0,19 für Kanada und 0,53 für die USA. Die Nachbarländer U S A und Kanada haben untereinander eine sehr enge Beziehung, was sich in Koeffizienten von 5,95 bzw. 4,54 ausdrückt. Für beide Länder ist dagegen die Beziehung zu den europäischen Staaten schwach. Die Beziehungen der USA mit Japan sind dagegen deutlich intensiver und liegen mit Koeffizienten über Eins über den theoretischen Referenzwerten. Polen und Russland als Beispiele für die Mittel- und Osteuropäischen Staaten sind wesentlich enger mit Westeuropa und vor allem mit Deutschland verbunden als mit Nordamerika und Japan. Auffallend sind auch die relativ hohen Koeffizienten für den Handel zwischen Polen und Russland (5,55 bzw. 1,31).

Außenwirtschaftspolitik

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Tabelle 41: Regionalisierungskoeffizienten (RA*ij) für ausgewählte Welthandelsnationen 2000, in Mrd. US-Dollar, Spalten Importe fob, Zeilen Exporte fob Niedert.

Frankr.

Gro&brit.

Japan

Kanada

USA

Rest Welt

Exporte

35.497

62.803

45.764

13.350

6.098

12.138

3.970

56.379

312.786

548.785

18.749

26.246

27.813

3.853

2.695

29.064

20.860

105.683

281.710

516.673

1,89

2,39

1,65

3,46

2,26

0,42

0,19

0,53

1,11

44.109

24.698

22.970

2.321

1.625

2.005

852

9.954

122.137

230.671

17.421

11.032

11.691

1.619

1.133

12.216

8.768

44.422

118.411

226.714

2,53

2,24

1,96

1,43

1,43

0,16

0,10

0,22

1,03

Deutschi. D

NL

F

GB

P

Rußl

Jap.

C

USA

RdW

Imp. total

Polen Rußland

45.267

13.941

32.385

2.852

1.681

5.040

2.638

28.056

191.668

323.528

24.434

11.053

16.397

2.271

1.589

17.134

12.298

62.304

166.078

313.558

1,85

1,26

1,26

1,06

0,29

0,21

0,45

1,15

33.720

22.221

27.545

1.978

1.008

5.552

5.302

44.751

140.721

282.798

21.358

9.662

13.525

1.985

1.389

14.977

10.750

54.460

145.170

273.276

1,58

2,30

2,04

1,00

0,73

0,37

0,49

0,82

0,97

11.043

1.599

1.645

1.418

862

62

166

1.001

13.813

31.609

2.387

1.080

1.512

1.602

155

1.674

1.202

6.087

16.226

31.925

1,98

4,63

1,48

1,09

0,89

0,04

0,14

0,16

0,85

9.231

4.340

1.913

4.663

948

5,55

2.766

89

4.452

74.596

102.998

7.779

3.519

4.926

5.220

723

5.455

3.915

19.835

52.872

104.244

1,19

1,23

0,39

0,89

1,31

0,51

0,02

0,22

1,41

19.998

12.581

7.492

14.837

431

570

7.474

144.009

269.941

477.333

36.050

16.308

22.829

24.192

3.351

2.345

18.144

91.923

245.031

460.172

0,55

0,77

0,33

0,61

0,13

0,24

0,41

1,57

1,10

2.039

948

1.259

3.833

102

131

5.937

240.645

20.289

275.183

20.783

9.401

13.161

13.947

1.932

1.352

14.574

52.994

141.261

269.403

0,10

0,10

0,10

0,27

0,05

0,10

0,41

4,54

0,14

29.217

21.694

20.398

41.361

767

2.301

64.538

174.616

417.099

771.991

58.303

26.374

36.921

39.125

5.420

3.792

40.885

29.345

396.290

636.455

1,06

0,14

0,61

0,50

0,82

0,55

1,58

5,95

244.915

96.880

141.362

141.208 21.742

16.499 213.970

36.517

548.546 1.862.165

3.323.804

251.025

113.555

158.963

168.453 23.335

16.326

176.029

126.343

640.085 1.862.165

3.536.280

0,98

0,85

0,89

1,01

1,22

0,29

439.539

0,84

0,93

209.701 289.115 308.439 44.491

1,05

0,86

30.775 312.008 231.624 1.077.793 3.425.215 6.368.700

Quelle: eigene Berechnungen, International Monetary Fund, Direction of Trade Statistics Yearbook 2001, Importe und Exporte zur Konsistenz der Matrix fob, soweit nicht in der Originalquelle fob mit dem dort gegebenen Faktor 1,1 aus cif-Werten zurückgerechnet.

In der folgenden Darstellung wird das Konzept auf die bei der Darstellung der Grundstrukturen der Außenwirtschaftsbeziehungen genutzte Matrix des Welthandels zwischen den Regionen angewendet, wobei der interne Handel innerhalb der Regionen vernachlässigt wurde. Die Abschätzung des bei völliger Unabhängigkeit zu erwartenden Handels erfolgt analog zur Abschätzung der Werte in der Ländertabelle 41.

240

Weltweite vs. reg. Integration

Tabelle 42: Regionalisierungskoeffizienten (RA*ij) für Regionen 1999, Mrd. US-Dollar, Spalten Importe, Zeilen Exporte Nordamerika Nordam.

Lateinam.

West. Eu.

C./E. Eur...

Afrika

Mittl. Osten

Asien

Importe eff. Importe theoret.

Lateinamerika 174,000 64,814 2,685

WestEuropa 195,000 216,411 0,901 45,000 100,379 0,448

C./E. Eur... 6,000 34,486 0,174 3,000 15,996 0,188 129,000 41,481 3,110

Afrika 12,000 23,564 0,509 3,000 10,930 0,274 59,000 28,343 2,082

Mittlere Osten 20,000 29,987 0,667 3,000 13,909 0,216 60,000 36,070 1,663

Asien 229,000 175,175 1,307 21,000 81,253 0,258 199,000 210,706 0,944

Gesamtexp. 636,000 544,437

7,000 9,194 0,761 2,000 6,129 0,326

20,000 53,709 0,372 25,000 35,806 0,698

195,000 235,201

126,000 63,350 1,989

230,000 279,044

220,000 119,284 1,844 263,000 309,329 0,850

55,000 77,960 0,705

12,000 78,849 0,152 26,000 52,566 0,495

6,000 19,872 0,302 4,000 13,248 0,302

147,000 66,352 2,215 72,000 44,235 1,628

1,000 7,049 0,142

41,000 93,001 0,441 423,000 331,972 1,274

3,000 23,439 0,128 41,000 83,667 0,490

48,000 78,262 0,613 278,000 279,361 0,995

2,000 12,471 0,160 15,000 44,517 0,337

10,000 8,521 1,174 22,000 30,418 0,723

42,000 38,710 1,085

985,000

283,000

785,000

156,000

109,000

134,000

620,000

3072,000

985,000

283,000

785,000

156,000

109,000

134,000

620,000

3072,000

3,000 7,225 0,415

295,000 341,750 765,000 703,889

130,000 159,034

821,000 808,645

Nordamerika exportiert in andere Regionen im Umfang von 636 Mrd. Dollar. Der Gesamtweltexport exklusive der Exporte Nordamerikas beträgt 3072 Mrd. - 636 Mrd. = 2436 Mrd. Dollar. Nordamerika importiert im Umfang von 985 Mrd., was einem Anteil an den bereinigten Weltexporten von 40,435% entspricht. Bei Unabhängigkeit der Handelsströme müsste Nordamerika 40,435% der Lateinamerikanischen Exporte und auch 40,435% der Exporte aller anderen Regionen abnehmen. Für Lateinmerika bedeutet das einen Export von 119,284 Mrd. Dollar, für Westeuropa von 309,329 Mrd. Diese Zahlen sind in der Spalte als Importe Nordamerikas abzulesen, bzw. zeilenweise als Exporte der betreffenden Regionen nach Nordamerika. Im Ergebnis lässt sich anhand der RA*-Koeffizienten das bei der Darstellung der Grundstrukturen eingangs tentativ gefundene Ergebnis der relativ engen Beziehungen zwischen einigen Regionen und der schwächeren Beziehungen zwischen anderen quantitativ belegen. Westeuropa ist relativ intensiv, sowohl bei den Exporten (RA*-Wert 3,110) als auch bei den Importen (RA*-Wert 2,215), mit Mittel- und Osteuropa verbunden. Überdurchschnittlich enge Beziehungen bestehen auch zu Afrika (bei den westeuropäischen Exporten ein Wert von 2,082, bei den Importen von 1,628). Überdurchschnittlich intensiv sind auch die Beziehungen zwischen Nord- und Lateinamerika (bei den nordamerikanischen Exporten ein Wert von 2,865, bei den Importen von 1,844), nicht ganz so intensiv, aber dennoch über dem Schnitt, ist auch der Handel zwischen dem Mittleren Osten und Asien sowie zwischen Asien und Nordamerika. Beim Handel Westeuropas mit dem Mittleren Osten zeigen sich nur bei den Exporten Westeuropas überdurchschnittliche Beziehungen (RAM/Vert von 1,663).

X.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

1. Internationale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen Der Begriff der internationalen Wettbewerbsfähigkeit spielt in der tagespolitischen Auseinandersetzung eine größere Rolle als in der Wissenschaft. Damit verbunden ist eine Unscharfe des Begriffs, der mitunter im Zusammenhang mit einzelnen Unternehmen gebraucht wird, oft aber zur Charakterisierung der Leistungsfähigkeit von Branchen und ganzen Volkswirtschaften dient. Ein einzelnes Unternehmen kann in einer offenen Volkswirtschaft dann als international wettbewerbsfähig gelten, wenn es sich ohne staatliche Protektion (Zollschutz, Subventionen u.ä.) gegen ausländische Konkurrenten behaupten kann. Dieses gilt für exportierende Unternehmen, die sich auf ausländischen Märkten gegen internationale Konkurrenten durchsetzen müssen, dieses gilt aber auch für Unternehmen, die sich auf dem Inlandsmarkt der Konkurrenz durch Importe stellen müssen. Ein Unternehmen behauptet sich dann am Markt, wenn es in der Lage ist, seinen Marktanteil zu halten und die Produktionskosten einschließlich der Opportunitätskosten des Eigenkapitals im Preis zu erwirtschaften. 2. Internationale Wettbewerbsfähigkeit von Branchen Eine Branche (genauer gesagt, die inländischen Unternehmen einer Branche) ist entsprechend dann international wettbewerbsfähig, wenn sich die inländischen Unternehmen ohne branchenspezifische Protektion am Markt gegenüber ausländischer Konkurrenz behaupten können. Unternehmen einer Branche, die nicht in der Lage sind, auf Dauer Gewinne zu erwirtschaften, werden in einer Marktwirtschaft längerfristig aus dem Markt ausscheiden und ihre Marktanteile an andere Unternehmen abgeben. Man kann die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Branche daher daran messen, in welchem Ausmaß es ausländischen Unternehmen gelungen ist, auf dem Inlandsmarkt Fuß zu fassen, und in welchem Ausmaße inländische Unternehmen an ausländische Abnehmer liefern. Der einfache Vergleich von Exporten und Importen einer Branche zeigt, ob ein Land Nettoexporteur oder Nettoimporteur bei den betreffenden Produkten ist. Dieses Maß hat allerdings den Nachteil, nicht unabhängig von der absoluten Größe der betreffenden Branche zu sein. Man kann es relativieren, indem man den Nettoexport bzw. den Nettoimport durch das Außenhandelsvolumen der Branche (Export + Import) dividiert. Bezeichnen wir die Exporte der Branche i mit Xj, die Importe mit Mi, so ergibt sich als Maß für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche i: RW =

X

' ~

M ;

X,+M{

x 100.

Das Maß kann Werte zwischen +100 (es wird nur exportiert und nicht importiert) und - 100 (es wird nur importiert und nicht exportiert) annehmen. Der Wert 0 wird erreicht, wenn Exporte und Importe größengleich sind. Als Maß für die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Branche wird häufiger auch der Index des „Revealed Comparative Advantage (RCA)" herangezogen. Mit diesem Maß ermittelt man, ob sich eine bestimmte Branche besser als die übrigen auf internationalen Märkten haben behaupten können. Während man bei den theore-

242

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

tischen komparativen Vorteilen, die in der realen Theorie von großer Bedeutung sind, von bestimmten Hypothesen über die Produktionsvoraussetzungen für einzelne Branchen ausgeht und daraus auf die zu erwartende gütermäßige Außenhandelsstruktur eines Landes schließt, geht man bei den „erwiesenen" komparativen Vorteilen von der beobachteten Außenhandelsstruktur aus. Wenn sich eine Branche überdurchschnittlich gut gegen ausländische Konkurrenz behaupten konnte - so die Schlußfolgerung - muß sie erwiesenermaßen komparative Vorteile gegenüber den anderen Branchen der Volkswirtschaft besitzen. Das oben dargestellte Maß RW, ist auch Ausgangspunkt für die Berechnung des RCA-Index. Es erfolgt hier zusätzlich eine Relativierung des Maßes durch einen Vergleich mit allen übrigen Branchen. Dazu wird eine analoge Kennzahl für die übrigen Branchen berechnet. Eine Branche mit einem Exportüberschuß wird nur dann einen Indexwert erhalten, der größer als Null ist, wenn der relative Exportüberschuß RWi größer als bei der Gesamtheit der übrigen Branchen ist. Die Formel lautet wie folgt:

I

=

I

(

i

H R C A ,

.

X

J

-

M

J

)

x 100 für j I

X

J

+

M

J

)

i steht für die jeweils betrachtete Branche; j ist ein Laufindex für die übrigen Branchen (j = 1 bis n, j ungleich i). Dieses Maß kann Werte zwischen + 200 und -200 annehmen. Im ersten Fall wird in der Branche i ausschließlich exportiert und in den übrigen ausschließlich importiert, im zweiten Fall ist es entgegengesetzt. Um eine Beschränkung der Werte des Index auf den Bereich zwischen + 100 und 100 zu erreichen, wird folgende Transformation vorgenommen:

R C A ,

X

I

~

M

X

,

+

M

I

100

M

= ,

1 - 7= 1 R

X

J

+

M

J

)

M

für

und ^

(

X

J

+

M

J

)

J-1

100

J - I R C A ;

= X

;

+

M

, Z

(

7-I

X

J

+

M

J

)

Z

I

1+ J

7

T

I

7=1

X

J

-

M

J

)

X

J

+

M

J

)

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

für

Y&j-MJ) j'i

X.-M, X,. +M

243

'

I

(Xj+MJ)

Dieses modifizierte Maß ist etwas schwerer zu interpretieren, da keine lineare Transformation bzw. proportionale Kürzung des RCA-Wertes erfolgt. Anders als beim nicht modifizierten Wert wird das Maximum immer dann erreicht, wenn eine Branche ausschließlich exportiert, auch wenn in den übrigen Branchen sowohl Exporte als auch Importe erfolgen. Der RCA-Wert einer Branche wird sich nur dann wesentlich von dem RW-Wert unterscheiden, wenn in der Gesamtheit der übrigen Wirtschaft Exporte und Importe stark voneinander abweichen. Sind in den anderen Wirtschaftszweigen Exporte und Importe größengleich, so sind RCA-Wert und RW-Wert identisch. Die so ermittelte internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Branche mißt allerdings nicht nur die Leistungsfähigkeit von Unternehmern und Arbeitnehmern einer bestimmten Branche sowie die Qualität der übrigen Produktionsvoraussetzungen im Vergleich zu anderen Branchen, sondern erfasst indirekt auch den Einfluß staatlicher Eingriffe durch tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse, Subventionen, Auflagen u.ä. So wird z.B. einer Branche, die durch Importverbote vor ausländischer Konkurrenz geschützt ist und nur geringe Exporte aufweist, anhand dieser Kennziffer eine hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit bescheinigt. Für bestimmte Fragestellungen ist die Eigenschaft des Maßes, auch die Auswirkungen staatlicher sektoraler Wirtschaftspolitik auf eine Branche mit zu erfassen, allerdings kein Nachteil. Denn die in der realen Theorie herausgearbeiteten komparativen Kostenvorteile einer Branche bieten dann keine unternehmerische Chance, wenn sie z.B. aufgrund von Zollschranken und/oder anderen Restriktionen nicht ausgenutzt werden können. Eine Analyse der RCA-Werte und der Entwicklung dieser Werte im Zeitablauf kann daher vielfach einen besseren Hinweis auf sich eröffnende (oder auch verschlechternde) Marktchancen für die Unternehmen einer Branche geben. Die Errechnung der Maße wird an der einstelligen und für die Klasse 7 an der zweistelligen Klassifikation des internationalen Warenverzeichnisses SITC (Standard International Trade Classification) für den Außenhandel der Bundesrepublik veranschaulicht. Diese Aufstellung vermittelt einen groben Einblick. Für aufschlussreiche Analysen sind noch tiefere Untergliederungen der Sektoren erforderlich. So zeigt sich bei der Untergliederung der insgesamt überdurchschnittlich wettbewerbsfähigen Klasse 7 (RCA von 10,8) schon bei der zweistufigen Aufstellung, dass sich hinter der insgesamt positive Einordnung ganz unterschiedliche Entwicklungen in den Untergruppen verbergen. So ist der Bereich 7.2 Spezialmaschinenbau mit einem RCAWert von 41,0 besonders wettbewerbsfähig, während der Bereich Büromaschinen mit einem RCA-Wert von -50,0 deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Der Bereich Kraftmaschinen SITC 7.2 wird beim RW-lndex mit 9,2 knapp positiv eingeordnet. Gemessen an der Wettbewerbsfähigkeit der übrigen Branchen, die als Gruppe einen höheren Wert erreichen, ist dieses ein unterdurchschnittliches Ergebnis, was sich im negativen RCA-Wert von -7,4 ausdrückt.

244

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

Im diskutierten Beispiel ist ein Branchenvergleich angestellt worden. Methodisch kann sich ein Vergleich der Entwicklung der RCA-Werte für einzelne Branchen im Zeitablauf anschließen. Dadurch kann man die Veränderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und damit Gefahrenpotentiale sowie auch Chancen für bestehende Unternehmen und für Investoren erkennen. Aufschlussreich kann auch ein Vergleich mit den Strukturen und der Leistungsfähigkeit von Sektoren anderer Länder sein. Tabelle 43: RCA-Werte für die Bundesrepublik Deutschland 1999 für die ein- bzw. zweistufige SITC SITC 0 SITC 1 SITC 2 SITC 3 SITC 4 SITC 5 SITC 6 SITC 7 SITC 7.1 SITC 7.2 SITC 7.3 SITC 7.4 SITC 7.5 SITC 7.6 SITC 7.7 SITC 7.8 SITC 7.9 SITC 8 SITC 9 insgesamt

Nahrungsmittel Getränke... Rohstoffe Min. Brennstoffe Tier. u. pflanzl. Öle Chemisch. Prod. Bearb. Waren Masch. Bau etc. Kraftmasch. Spezialmasch. Metallv. Masch. Allg. Masch, u. A. Büromasch, u. .. Telekomm. u... Elektromasch. Straßenfahrzeuge and. Transportausr. Versch. Fertigwaren andere nicht erfasste

Ausfuhr Einfuhr 18283,0 28509,0 4777,2 3462,9 7345,6 15233,8 26528,7 5952,6

RWi -21,9 -16,0 -34,9 -63,3

RCA -40,3 -32,6 -95,5 -76,6

RCAi* -34,0 -27,9 -81,2 -64,2

67245,9 75460,8 263695,2 17885,1 26686,7 6432,3 36290,8 13901,2 13889,4 42045,0 89340,0 17224,6 53938,9 38872,6 528304,9

25,1 84,6 21,8 9,2 55,8 38,0 37,7 -31,5 2,5 11,7 34,9 20,1 -7,3 -15,3

20,0 76,5 10,4 -7,4 41,0 21,9 22,7 -50,0 -14,3 -5,1 21,8 3,9 -27,1 -35,2

23,5 84,7 11,7 -6,4 48,2 26,1 26,7 -42,2 -12,2 -4,3 25,1 4,7 -22,6 -29,4

40303,8 6295,1 169438,8 14884,4 7564,0 2890,2 16425,5 26672,3 13210,4 33239,8 43098,6 11453,6 62440,6 52962,1 379960,4

Quelle: eigene Berechnungen, UN, 1999 International Trade Statistics Yearbook, Vol. I, Trade by Countries, UN New York 2000. Zur konkreten Rechnung: Für Nahrungsmittel und lebende Tiere (SITC 0) folgt als RWo-Wert z.B. 18283,0-28.509,0 nr„ RW0 = = - x 100 = -21,85. 18283,0 + 28.509,0 Als RCA-Wert errechnet sich aus d e n gerundeten Zahlen R

r

—I

18283,0-28.509,0 18283,0 + 28.509,0

(528.304,9-18283,0)-(379.960,4-28.509,0 (528.304,9-1828,3)+ (379.960,4-28.509,0)

= (-0,2185 - 0,1841) x 100 = -40,3.

J

... I x 100

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

245

Der zweite Summand auf der rechten Seite der Berechnungsformel für RCAo stellt den RW-Wert für alle übrigen Branchen mit Ausnahme von Branche Nummer 0 der Systematik dar. Deren Werte sind in der obigen Formel daher von den insgesamt ausgewiesenen Exporten und Importen subtrahiert worden. Der auf den Bereich zwischen + 100 und - 1 0 0 normierte RCAM/Vert wird in diesem Beispiel wie folgt berechnet, wobei der für RCA0 ermittelte Wert als Zwischenergebnis Venwendung findet: RCA'0 = (-0,2185-0,184 l)x

100

1 + 0,184

= ^ ^ = -34,0. 1,184

Die Grobanalyse zeigt, dass die Bundesrepublik für die Herstellung der Warengruppen 5, 6 und 7 ein relativ guter Produktionsstandort ist. Vor allem bei den Nahrungsmitteln und Rohstoffen sowie für Mineralische Brennstoffe folgt das entgegengesetzte Ergebnis. 3.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften

3.1. Der Begriff der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Der Begriff der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften ist umstritten, da nicht Länder, sondern Unternehmen auf den Märkten agieren. Die Fragestellung muß aus gesamtwirtschaftlicher Sicht daher sein, inwieweit es Ländern gelungen ist, Unternehmen mit einer hohen Wertschöpfungskapazität an den Standort zu binden und inwieweit dieses auch in der näheren Zukunft gelingen kann. Eine Volkswirtschaft kann dann als international wettbewerbsfähig angesehen werden, wenn sie ihren Bürgern im internationalen Vergleich einen relativ hohen Wohlstand ermöglicht, ohne die künftigen Einkommensgrundlagen der Volkswirtschaft zu gefährden. Der Begriff der Wettbewerbsfähigkeit beinhaltet damit eine Einschätzung der Zukunft und der Fähigkeiten, sich künftigen Herausforderungen gewachsen zu zeigen. Pflege der Infrastruktur, Investitonen in Bildung und Ausbildung sind Mittel, die Grundlagen künftigen Einkommens abzusichern bzw. auszubauen. Empiriker versuchen in der Regel an einer Vielzahl von Indikatoren abzuschätzen, ob eine Gesellschaft gut oder weniger gut auf diese Aufgaben vorbereitet ist. Ein Dilemma dabei ist, dass niemand genau die Herausforderungen voraussagen kann, die in der nächsten Zukunft zu bewältigen sind. Die gewählten Indikatoren spiegeln unsere Erfahrungen mit der Vergangenheit wider, die nicht unbedingt gute Ratgeber für die Zukunft sein müssen. 3.2. Messung an Einkommensgrößen und anderen Indikatoren der menschlichen Entwicklung Gemessen werden kann eine Veränderung der Wettbewerbsfähigkeit ex post an der Positionierung beim Pro-Kopf-Einkommen und anderen Wohlfahrtsindikatoren. Ein Vergleich der Pro-Kopf-Einkommen erfolgt in der Regel durch eine Umrechnung der jeweiligen Pro-Kopf-Einkommen in nationaler Währung in Dollar zum offiziellen Wechselkurs. Die unterschiedliche Kaufkraft der jeweiligen Währung kann durch Umrechnung mit der „purchasing power rate" berücksichtigt werden. Ein Purchasing

246

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

Power Rate Dollar hat nach diesem Konzept die gleiche Kaufkraft wie ein US-$ in den USA. Eine bestimmte Dienstleistung in einem Entwicklungsland ist nach Multiplikation des Preises in inländischer Währung mit dem offiziellen Wechselkurs in der Regel, in Dollar ausgedrückt, wesentlich billiger als die gleiche Dienstleistung in den USA in Dollar. Das inländische Einkommen, zum offiziellen Kurs in Dollar umgerechnet, überschätzt damit den Einkommensvorsprung der USA. Dieser Effekt soll durch die Umrechnung berücksichtigt werden. Tabelle 44: Einkommen pro Kopf im internationalen Vergleich 1999 Land Australien Österreich Belgien Kanada Chile China Tschechien Dänemark Frankreich Deutschland Ungarn Indien Indonesien Irland Italien Japan Mexiko Niederlande Russische Föderation Spanien Schweden Schweiz Türkei Vereinigtes Königreich Vereinigte Staaten

Bruttosozialprodukt pro Kopf in Dollar 20,950 25,430 24,650 20,140 4,630 4,630 5,020 32,050 24,170 25,620 4,640 440 600 21,470 20,170 32,030 4,440 25,140 2,250

Rang

Rang

27 14 18 30 70 142 66 6 21 13 69 163 150 24 29 7 72 16 99

PPP Bruttosozialprodukt pro Kopf 23,850 24,600 25,710 25,440 8,410 3,550 12,840 25,600 23,020 23,510 11,050 2,226 2,660 22,460 22,000 25,170 8,070 24,410 6,990

14,800 26,750 38,380 2,900 23,590

39 12 3 90 23

17,850 22,150 28,760 6,440 22,220

42 31 7 87 29

31,910

8

31,910

4

20 16 12 14 72 127 54 13 23 21 60 153 143 27 32 15 75 17 82

Quelle: World Bank, World Development Indicators 2001 Die Weltbank berichtet im regelmäßig erscheinenden Report „World Development Indicators" nicht nur über den Stand in einem bestimmten Jahr, sondern macht durch einen Zeitvergleich auch unterschiedliche Fortschritte bei bestimmten Entwicklungsindikatoren, z.B. Kinderfehlernährung, Einschulungsraten bei Jungen und Mädchen, Kindersterblichkeit, Sterblichkeit bei Kindern unter 5 Jahren, Gebrauch von Verhütungsmitteln, Müttersterblichkeit, Zugang zu sauberem Trinkwasser, etc. deutlich.

247

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

Tabelle 45: Entwicklungsfortschritte, ausgewählte Indikatoren und ausgewählte Länder Kindersterblichkeit pro 1000 Lebendgeburten

Albanien Algerien Angola Argentinien Armenien Australien Bangladesh Belarus Bulgarien Canada China Deutschland Haiti Honduras Indien Indonesien Italien Japan Malaysia Mexiko Niederlande Nigeria Österreich Polen Portugal Russische Föderation Ungarn USA

Müttersterblichkeit pro 100.000 Lebendgeburten

Zugang zu sauberem Wasser in Prozent der Bevölkerung 2000

1990 28 46 130 25 19 8 91 12 15 7 33 7 85 50 80 60 8 5 16 36 7 86 8 19 11 17

1999 24 34 127 18 14 5 61 11 14 5 30 5 70 34 71 42 5 4 8 29 5 83 4 9 6 16

-1990-99»

50

99

15 9

8 7

15 8

99 100

220 38 35 440 28 15 55 8 110 410 450 7 8 39 55 7 700

94 38 79 100 97 100 100 100 75 46 90 88 76

86 100 57 100

8

Quelle: World Bank, World Development Indicators 2001, S. 16f. Der Human Development Index (HDI), der vom UNDP (United Nations Development Programme) erstellt wird, ist als arithmetischer Durchschnitt der Leistung eines Landes in drei wesentlichen Dimensionen der menschlichen Entwicklung definiert (CAHIN u.a., 2001). Diese beinhalten die Lebenserwartung, die Erziehung und den Lebensstandard, der in Pro-Kopf-Einkommen in US-$ zu Purchasing Power Parities gemessen wird. Der Index reicht von Null (gering) bis zu Eins (hoher Entwicklungsstand). Zu den am wenigsten entwickelten Ländern gehören viele afrikanische Staaten, u.a. Sierra Leone mit einem Index von 0,25 und Niger mit 0,29, die erfassten Transformationsländer erreichen überwiegen mittlere Werte, während sich die industrialisierten Länder Westeuropas und Nordamerikas ausnahmslos in der Spitzengruppe der Länder mit Indexziffern größer als 0,80 befinden (Tabelle 46).

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

248

Tabelle 46: Human Development Index (HDI), ausgewählte Länder, 1998 0,80 Europe/industrial countries Canada (0,93) United States (0,93) Australia (0,93) Japan (0,92) United Kingdom (0,92) France (0,92) Germany (0,91) Italy (0,90) Spain (0,90) Asia Singapore (0,88) Hong Kong SAR (0,87) Korea, Rep. of (0,85) Transition economies Czech Republic (0,84) Hungary (0,82) Poland (0,81)

Mexico (0,78) Colombia (0,76)

Middle East Israel (0,88)

Brazil (0,75) Peru (0,74)

Kuwait (0,84) Western Hemisphere Argentina (0,84)

Western Hemisphere Bolivia (0,64) Nicaragua (0,63) Guatemala (0,62)

Chile (0,83) Uruguay (0,82)

Q u e l l e : U N D P , 2 0 0 0 , C a h i n , MAURO a n d SAHAY 2 0 0 1 , S. 4 7 .

Aus der Sicht der Arbeitnehmer stellen Löhne und Lohnnebenkosten, die für soziale Absicherungen vom Arbeitgeber zu zahlen sind, Einkommen dar. Ein Vergleich der Kosten pro Arbeitsstunde zwischen den Industrieländern (Tabelle 47) macht deutlich, dass sich Deutschland im internationalen Vergleich in der Spitzengruppe (1970 mit 1,13 um 13% über dem ungewogenen Durchschnitt, 1998 mit 1,21 um 21% über dem Durchschnitt) bewegt und dass es im Zeitablauf in einzelnen Ländern dramatische Verschiebungen gegeben hat (in den USA z.B. von 2,0, also 100% über dem Durchschnitt ein Fall auf 0,94, also 6% unter dem Durchschnitt. Kapitaleinkommen, die das Bild bei den Pro-Kopf-Einkommensvergleichen mit bestimmen, gehen in die-

249

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

sen Vergleich nicht ein. Für die auf das Arbeitseinkommen angewiesenen Teile der Gesellschaft vermittelt dieser Vergleich daher einen besseren Einblick in die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft, Einkommen für die breite Masse zu generieren. Aus Tabelle 47 wird der starke Lohnanstieg in den letzten Jahrzehnten deutlich, von durchschnittlich 2,09 $ 1970 auf 35,37 $ im Jahr 1998. Deutlich wird auch, dass sich die Lohnkosten international im Zeitablauf angeglichen haben, wenn auch weiterhin große Unterschiede bestehen. Statistisch gemessen wird diese Angleichung an der Standardabweichung der relativen Einkommenspositionen der einzelnen Staaten. Diese ist von 0,41 im Jahr 1970 auf 0,21 im Jahr 1998 geschrumpft und zeigt bei einer genaueren Analyse, dass im Zuge der Globalisierung die Arbeitnehmer in Ländern mit niedrigeren Löhnen tendenziell gewonnen und die in Ländern mit höheren Löhnen ihren Vorsprung tendenziell eingebüßt haben. Tabelle 47: Arbeitskosten pro Stunde in der verarbeitenden Industrie in 18 Industrieländern in US-$ und im Verhältnis zum Durchschnitt relativ 0.99 1.10 1.13 0.75 0.82 0.35 0.74 0.61 0.88 0.49 1.65 1.22 1.00 1.20 0.72 1.41 0.95 2.00 0.16 1.00

1990 US-$ relativ 19.59 1.13 19.15 1.11 22.09 1.28 21.31 1.23 15.87 0.92 6.84 0.40 13.21 0.76 12.4 0.72 17.9 1.03 13.26 0.77 16.67 0.96 16.9 0.98 18.7 1.08 22.38 1.29 1.01 17.46 21.45 1.24 21.33 1.23 14.91 0.86 0.06 17.30 1.00

1998 relativ US$ 40.65 1.15 1.20 42.55 1.21 42.69 39.74 1.12 33.04 0.93 0.44 15.43 0.88 31.09 24.27 0.69 0.87 30.69 33.16 0.94 0.80 28.28 36.79 1.04 1.08 38.21 1.23 43.49 1.12 39.78 39.45 1.12 1.24 43.93 33.34 0.94 0.05 35.37 1.00

0.41

0.24

0.21

1970 Belgien Dänemark Deutschland Finnland Frankreich Griechenland Großbritannien Irland Italien Japan Kanada Luxemburg Niederlande Norwegen Österreich Schweden Schweiz USA Varianz Mittelwert Standardabweichung

US-$ 2.07 2.31 2.36 1.57 1.71 0.73 1.54 1.27 1.85 1.03 3.45 2.55 2.09 2.51 1.5 2.95 1.98 4.18 2.09

Quelle: ILO, SELL, 2002, eigene Berechnungen 3.3. Indikatoren für die künftige Wettbewerbsfähigkeit Das IMD World Competitiveness Yearbook fasst in seinem Ranking Erfolgsindikatoren (Economic Perfomance) und Erfolgsfaktoren (Competitiveness Input Factors) zusammen und macht die Entwicklung der letzten Jahre für 49 Länder (2002) deutlich. Bei den Inputfaktoren werden anhand quanti- und qualitativer Kriterien die Effizienz der Regierungen, die Effizienz in den Unternehmen und die Infrastruktur er-

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

250

fasst. Unterfaktoren bei der Messung der Effizienz der Unternehmen sind die Produktivität, die Umstände am Arbeitsmarkt und im Finanzbereich sowie die Managementpraktiken und der Einfluß der Globalisierung.

Tabelle 48: Internationalen Wettbewerbsfähigkeit und Faktoren der Wettbewerbsfähigkeit für ausgewählte Länder 2002 Effizienz der Regierung 49 9 15 36 30 2 32 26 40 24 44 39 31 25 12 47 34 42 1 20 6 22

Effizienz der Wirtschaft 48 15 12 33 43 3 26 21 32 28 40 29 35 27 2 46 36 45 11 24 14 17

Infrastruktur

49 14 13 35 31 3 22 15 33 28 42 32 30 27 4 45 33 43 5 23 7 16

Ökon. Leistung 48 27 16 35 3 2 8 4 36 23 20 21 29 24 9 42 28 36 15 13 11 6

1

1

3

1

1

Gesamt Argentinien Australien Österreich Brasilien China Finnland Frankreich Deutschland Griechenland Ungarn Indien Italien Japan Korea Niederlande Polen Portugal Russland Singapur Spanien Schweiz Vereinigtes Königreich USA

40 12 10 37 35 2 19 11 33 32 47 31 16 28 9 48 29 43 7 25 5 21

Quelle: IMD World Competitiveness Yearbook 2002, Lausanne June 2002, S. 30 f. Im Hinblick auf die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit lassen sich in Anlehnung an die Forschungspolitik auch input- und outputbezogene Indikatoren unterscheiden. Inputbezogene Indikatoren sind z.B. Aufwendungen im Bereich Bildung und Ausbildung sowie F&E und beschäftigte Wissenschaftler als Maß für Zukunftsinvestitionen. Outputbezogene Indikatoren sind Patente, Weltmarktanteile in Wachstumsbranchen und die Präsenz der Exportindustrie in Wachstumsregionen, wobei davon ausgegangen wird, dass eine Etablierung in diesen Märkten eine gewisse Garantie auch für künftige Exporterfolge darstellt.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

251

Tabelle 49: Wissenschaftler pro 10.000 Erwerbstätige Finnland Schweden Japan Norwegen Dänemark Frankreich Deutschland Vereinigtes Königreich Irland EU Spanien Italien USA Kanada

1990 41 57 91 56 40 50 59 47

1995 67 78 83 73 57 60 59 51

1997 94 86 89 77 61 60 60 51

35 42 25 32 74 45

40 49 30 32 74 56

51 50 37 32 k.A. k.A.

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft, Internationale Wirtschaftsdaten, Köln 2001. Tabelle 50: Patente international - Patentanmeldungen in mindestens zwei Ländern USA Japan Deutschland Frankreich Vereinigte Königreich Italien Niederlande

1990 28.699 26.026 15.011 5.624 5.633

1995 37.066 27.077 17.980 5.978 6.034

1997 43.560 23.320 21.996 6.932 6.553

2.746 1.446

2.722 2.380

3.278 2.832

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft, Internationale Wirtschaftsdaten, Köln 2001. Ein großes Problem bei der Analyse der Exportstruktur besteht in der Abgrenzung der Produkte, die dem Hochtechnologiebereich zuzuordnen sind. Je nach Abgrenzung kommt man bei der praktischen Umsetzung zu sehr unterschiedlichen Aussagen. Dieses gilt auch für eine Analyse des Hochtechnologiebereichs mit Hilfe der RCA-Analyse. Zu beachten ist auch, dass ein Großteil der Einkommen zwar in technologisch anspruchsvollen Fertigungen, aber nicht im ausgesprochenen Hochtechnologiebereich entsteht. Eine zu enge Fassung des Begriffs "Hochtechnologie" führt damit zu Aussagen, die für den größeren Teil der Wirtschaftssubjekte eines Landes ohne Bedeutung sind. Ein vom durchschnittlichen Pro-Kopf Einkommen und anderen Entwicklungsindikatoren den Entwicklungsländern zuzurechnendes Land wird man z.B. nicht deshalb als international wettbewerbsfähig bezeichnen, weil es unter enormen Lasten für den Rest der Wirtschaft in bestimmten Segmenten des Hochtechnologiebereichs Exporterfolge verzeichnet. Solche Phänomene beschreibt man besser mit den oben dargestellten Indikatoren für die Wettbewerbsfähigkeit von Sektoren einer Volkswirtschaft. Empirische Analysen machen deutlich, dass die Stärke der deutschen Wirtschaft

252

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

eher bei der höherwertigen Technik, denn bei der Spitzentechnologie liegt, bei der vor allem die amerikanische Wirtschaft Vorteile zu haben scheint. Tabelle 51 : Welthandel mit FuE-intensiven Waren

Welthandel gesamt darunter: FuE-intensive Güter davon: Spitzentechnik2 Hochwertige Technik3 Export gesamt darunter FuE-intensive Güter davon: Spitzentechnik2 Hochwertige Technik3 Importe gesamt darunter: FuE-intensive Güter davon: Spitzentechnik2 Höherwertige Technik3

1999

Japan 1991 |

20,4

10,4

8,5

16,2

12,3

USA 1991 | in % 17,4

16,7

12,6

20,5

22,8

12,3

9,5

12,9 18,0

9,8 13,9

27,7 17,3

28,3 19,8

12,1 12,5

9,5 9,6

17,1

13,7

15,5

16,9

13,6

10,7

18,4

14,5

18,8

19,8

18,6

13,5

11,6 21,0

10,1 10,5

31,4 13,3

29,4 14,6

16,7 19,5

10,8 15,0

15,2

10,4

19,3

23,9

7,2

6,4

14,7

9,4

22,5

26,0

5,1

5,3

14,3 14,6

9,4 9,5

23,8 21,9

27,1 25,5

7,1 4,1

8,1 3,6

Deutschland 1991 | 1999

1999

1

Werte 1989: Summe aus Exporten und Importen der OECD (24)-Länder; Werte 1997: Summe aus Exporten und Importen der OECD (29)-Länder, 2Güter mit einem FuE-Anteil am Umsatz von über 8,5 Prozent; 3Güter mit einem FuE-Anteil am Umsatz zwischen 3,5 und 8,5 Prozent. Quelle: Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung, zitiert nach Institut der deutschen Wirtschaft, Deutschland in Zahlen, Köln 2002. Wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit liegen aus der Sicht der Indikatorenmodelle in einer Verbesserung der Standortfaktoren für Unternehmen und Branchen, die potentiell eine hohe Wertschöpfung realisieren können. Es lässt sich resümieren, dass Instrumente des internationalen Standortwettbewerbs in der Humankapitalbildung, der Förderung von F&E, dem Ausbau der Infrastruktur und in der Verbesserung der Abstimmung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gesehen werden. 3.4. Am Außenhandel einsetzende Meßmethoden Wechselkurs- und Währungsprobleme haben in der Vergangenheit in vielen Ländern im Mittelpunkt des wirtschaftspolitischen Interesses gestanden. Devisenbewirtschaftungen, A b w e r t u n g e n , die Notwendigkeit von Kreditverhandlungen mit B a n k e n , ande-

ren Regierungen und dem Internationalen Währungsfonds wurden und werden vielfach als nationale Demütigung empfunden.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

253

Insofern kann nicht überraschen, dass auch die Fähigkeit einer Volkswirtschaft, die Leistungsbilanz im Gleichgewicht zu halten oder Überschüsse zu erwirtschaften, als Indikator für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik und die internationale Wettbewerbsfähigkeit angesehen wird. In diesem Fall reichen die Erlöse aus dem Export von Gütern und Diensten aus, die Importe einschließlich notwendiger Nettoübertragungen an das Ausland zu decken. Bei festen Wechselkursen sind dann keine unpopulären Entscheidungen notwendig. Bei flexiblen Wecheslkurses gibt es dieses Problem der Währungsbehörden und staatlichen Politik nicht. Exporterfolge der Unternehmen führen auf den Devisenmärkten zu einem Angebot an Devisen und damit cet. paribus zur einer Aufwertung, wenn ihnen kein freiwilliger Kapitalexport entgegensteht. Eine Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zeigt sich dann nicht in Leistungsbilanzüberschüssen, sondern in einer Aufwertungstendenz. In Ländern mit nachlassenden Exporterfolgen zeigt sich entsprechend der Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit in einer Abwertung der nationalen Währung. Bei einem Vergleich von Ländern mit starken Unterschieden in den Inflationsraten werden die Veränderungen der realen (um Inflationsunterschiede bereinigte) Wechselkurse als Indikatoren für die Wohlfahrtsgewinne aus dem Außenhandel herangezogen (s.u.). Aufwertungen des realen Wechselkurses der inländischen Währung bedeuten einzelwirtschaftlich eine Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der ausländischen Konkurrenz. Wenn diese Verschlechterung nicht durch Produktivitätssteigerungen, qualitative Verbesserungen des Produkts oder andere Maßnahmen ausgeglichen werden kann, scheiden die betroffenen Unternehmen langfristig aus dem Markt aus. Gesamtwirtschaftlich ist dieses nicht von Nachteil, wenn dadurch Ressourcen in eine produktivere Verwendung gelenkt werden. Die Reduzierung der Betrachtung auf den Außenhandel und die Zahlungsbilanz ist eine unzulässig starke Verengung. Der Begriff der internationalen Wettbewerbsfähigkeit beinhaltet in der eingangs gegebenen Definition auch das Zusammensspiel von Außenwirtschaft und Binnenwirtschaft unter dem Blickwinkel der Einkommenserzielung für alle inländischen Wirtschaftssubjekte. Es macht z.B. wenig Sinn, eine Volkswirtschaft als international wettbewerbsfähig zu bezeichnen, nur weil sie in einem relativ kleinen Exportsektor, der ohne Ausstrahlung auf die Gesamtwirtschaft bleibt, hohe Realeinkommen erwirtschaftet. 3.5. Wettbewerbsfähigkeit im Konzept von Porter/Dunning Einen großen Einfluß auf die Diskussion über die Bedingungen für eine im internationalen Vergleich erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung von Nationen hat PORTER mit seinen Schriften genommen. PORTER (1991) betrachtet vier Haupteinflußgrößen, die die Wettbewerbsfähigkeit von Nationen bestimmen: 1) Faktorbedingungen: damit sind Menge und Qualität der Einsatzfaktoren gemeint, also natürliche Ressourcen, die Ausbildung und Qualifikation der Arbeitnehmer und die Lohnhöhe. 2) Nachfragebedingungen eines Landes: hier spielen die Marktgröße und das Anspruchsniveau der Kunden und die Darstellungsmöglichkeiten der Produkte in den Medien eine Rolle. Je höher das Anspruchsniveau, um so mehr werden die nationalen Unternehmen gezwungen, qualitativ hochwertige und dem Bedarf der Kunden angepaßte Produkte (zu akzeptablen Preisen) anzubieten. Ausländische Un-

254

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

ternehmen, die auf ihrem Markt nicht diesem Druck unterliegen, haben es daher schwerer, sich im Wettbewerb zu behaupten. 3) Verwandte und unterstützende Bereiche: für die gute Leistung einer Branche ist es oft notwendig, dass andere Branchen für Zulieferungen und als komplementäre Bereiche gut ausgebaut sind. 4) Unternehmensstrategien, Struktur und Konkurrenz: hier sind die Zahl der Unternehmen, die Intensität des Wettbewerbs sowie die Struktur privater und staatlicher Unternehmen relevant. Neben den vier Hauptelementen werden als Nebenelemente 5) der Zufall wie zufällige Entdeckungen, technologische Brüche und 6) der Staat mit seinen Einflußmöglichkeiten auf die Hauptfaktoren 1 bis 4 genannt. Diese sechs Elemente wirken zusammen, und sie wirken aufeinander ein. Das Modell, das in räumlicher Vorstellung die Gestalt eines geschliffenen Diamanten annimmt, enthält durchaus evolutionäre Züge, da sich die Eigenschaften der einzelnen Eckpunke des Diamanten im Entwicklungsprozess wandeln. So sind die hervorragenden Nachfragebedingungen mit anspruchsvollen Konsumenten und die Existenz von unterstützenden Branchen sowohl das Ergebnis und ein Indikator für eine gute internationale Wettbewerbsfähigkeit, als auch die Voraussetzung für eine weitere positive Entwicklung, sie sind keine exogene Ursache, sondern Zwischenergebnisse in einem Entwicklungsprozeß. Dieser Diamant enthält die internationale Dimension nur indirekt. Mit der zunehmender Mobilität der Produktionsfaktoren Technologie und Kapital muß die Bedeutung ausländischer Direktinvestitionen und aus dem Ausland transferierter Technologie für den inländischen Standort sowie die Bedeutung ausländischer Märkte für inländische Unternehmen in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken, Elemente, die im Porterschen Diamanten nicht angesprochen werden. Die internationale Dimension von Direktinvestitionen und Kooperationen Die Auswirkungen von Direktinvestitionen und internationalen Kooperationen auf die nationale Wirtschaft können unter zwei Gesichtspunkten betrachtet werden: - wie wirken sie auf ownership advantages nationaler Unternehmen (verdrängen, ersetzen sie nationale Unternehmen, gibt es positive spill-overs zur Verbesserung der Effizienz nationaler Unternehmen?) - wie wirken sie auf den Standort (locationship advantages) des Landes (schließen sie Lücken in der Wirtschaftsstruktur, überfordern sie die natürlichen Ressourcen des Landes, führen sie zu einer internationaler Verbreitung und Nutzung nationaler Technologien?). DUNNING (1992,1994) hat Direktinvestitionstätigkeit mit dem Porterschen Diamanten

verknüpft und dabei auch gezeigt, dass Investitionen aus dem Ausland nicht nur die vier Seiten des Diamanten berühren, sondern auch die Aktivitäten der Regierung und die Wettbewerbsmentalität innerhalb des Landes. Analoges gilt für den Technologietransfer und für Kooperationen. Im Vergleich zu PORTER fehlt der Zufall (Chance), dafür sind die ausländischen Direktinvestitionen und die Wettbewerbsmentalität hinzugekommen. Im Vergleich zu dem Schaubild von Dunning sind in dieser Abbildung zusätzlich Kooperationen und der Technologietransfer genannt.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

255

Durch Direktinvestitionen und Kooperationen wird Wissen über Produktionsprozesse und Managementtechniken transferiert, über Demonstrationseffekte, durch die Vernetzung mit der lokalen Wirtschaft und die Ausbildung einheimischer Arbeitskräfte kann Know how in der inländischen Wirtschaft verbreitet werden. Schließlich werden inländische Konkurrenten gezwungen, insgesamt effizienter zu arbeiten. Man spricht von sogenannten Spillover-Effekten, die sich insgesamt positiv auf die inländische Wirtschaft auswirken. Beide Faktoren werden insbesondere auf die Faktorbedingungen einwirken, sie werden aber auch zu einer Änderung bei verwandten und unterstützenden Aktivitäten. Abbildung 12: Diamant der internationalen Wettbewerbsfähigkeit

|

|

Haupteinfluss

Nebenelemente

Quelle: in Anlehnung an DUNNING, 1994, S. 34.

3.6. Die Konkurrenz von Ländern auf internationalen Märkten Bei der Analyse der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Ländern steht sehr oft der Exportsektor im Mittelpunkt des Interesses. Obwohl mit der Exportwirtschaft nur ein Teil der Volkswirtschaft betrachtet wird, kann die isolierte Analyse dieses Sektors wichtige Aufschlüsse für wirtschaftspolitische Entscheidungen geben. So ist es für die Beurteilung der Auswirkungen des Beitritts von Ländern zu einer Zollunion oder zu einer Freihandelszone auf die bisherigen Mitgliedsländer oder auch auf Drittländer, die in den Integrationsraum liefern, wichtig zu wissen, ob die Exportwirtschaft der betreffenden Länder mit der eigenen Exportwirtschaft konkurriert. Das kann man für einzelne Sektoren anhand der Exportstatistiken leicht feststellen.

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

256

Man kann darüber hinaus aber auch eine allgemeinere Analyse für den Gesamtexport, für den Export der verarbeitenden Industrie, für den Export landwirtschaftlicher Produkte oder anderer interessierender Branchen anstellen (FINGER/KREININ, 1 9 7 9 , POMFRET, 1 9 8 1 , KELLMANN/SCHRODER, 1 9 8 3 ) .

Ein Indikator für eine intensive Konkurrenzsituation der Exporteure eines Landes mit den Exporteuren eines anderen Landes auf einem Drittmarkt (z.B. die USA, die EG oder Japan) kann die Ähnlichkeit der Exportstruktur sein. Diese kann man mit dem Ähnlichkeitsindex (Similarity Index) erfassen. Der Index kann einen Wert zwischen 0 und 100 annehmen, wobei 100 eine vollständige Übereinstimmung der Exportstruktur der miteinander verglichenen Länder auf dem Drittmarkt bedeutet und 0 eine völlige Verschiedenheit. Je höher der Index ist, um so größer ist die Konkurrenzsituation. Der Index wird wie folgt berechnet:

wobei i der Laufindex für die betrachteten Branchen (bzw. Warengruppen) der Exportstatistik ist, a als Symbol für das Land a dient, dessen Ähnlichkeit der Exportstruktur mit dem Land b auf dem Drittmarkt d untersucht werden soll. Sf steht für den prozentualen Anteil, den die Branche i an den Exporten nach d im Land b gehabt hat. Sfd steht entsprechend für den prozentualen Anteil, den dieselbe Branche an den Exporten nach d im Land b gehabt hat. Die Rechenanweisung "min" in der Formel bedeutet, dass von den jeweils zwei in der Klammer stehenden Werten der niedrigere zu wählen ist. Unterstellen wir die folgenden Exportdaten der Länder a, b und c in das Drittland d: Land Branche 1 2 3 Summe

10 50 40 100

Mrd. Mrd. Mrd. Mrd.

a $ $ $ $

500 300 200 1000

b Mrd. $ Mrd. $ Mrd. $ Mrd. $

200 200 100 500

c Mrd. $ Mrd. $ Mrd. $ Mrd. $

Die Exportdaten werden in Prozentanteile am Gesamtexport des jeweiligen Landes umgerechnet, um absolute Größenunterschiede zu eliminieren: Land Branche 1 2 3 Summe

a 0,1 0.5 0,4 1,0

b 0,5 0,3 0,2 1,0

c 0,4 0,4 0,2 1,0

Diese Prozentsätze werden in der Formel zur Berechnung der Ähnlichkeitsstruktur eingesetzt. Vergleichen wir zuerste Land a und b mieinander.

257

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

S = min (0,1 ;0P5) X 100 + min (0,5;0,3) X 100 + min (0,4;0,2) X 100 = 10 + 30 + 20 = 60. Die Bedeutung dieses Indexwertes von 60 erschließt sich, wenn man ihn mit dem Wert vergleicht, den man für die Ähnlichkeit der Exportstruktur der Länder a und c auf dem Drittmarkt erhält: S = min (0,1 ;0,4) X 100 + min (0,5;0,4) X 100 + min (0,4;0,2) X 100 = 10 + 40 + 20 = 70. Die durch den Ähnlichkeitsindex gemessene Konkurrenzsituation auf dem Drittmarkt d ist zwischen Land a und c damit größer als zwischen Land a und b. Mit Hilfe des Similarity-Index kann man z.B. der Frage nachgehen, welche Konsequenzen eine Intensivierung und Erleichterung des Handels der E G mit den osteuropäischen Staaten bei der gegebenen Exportstruktur für die asiatischen Schwellenländer haben kann. Die Grobanalyse des Exports einiger osteuropäischer Länder in die E G und des Exports einiger ost- und südostasiatischer Länder in die E G mit Hilfe des Similarity-Index machte für das Jahr 1985 z.B. deutlich, dass die Konkurrenzsituation zwischen der U d S S R und den asiatischen Ländern auf dem EG-Markt nicht so ausgeprägt war wie die zwischen den anderen osteuropäischen Staaten einerseits und den asiatischen Ländern andererseits. Die Absatzchancen der asiatischen Länder waren also potentiell stärker durch eine Erleichterung des Handels mit den anderen osteuropäischen Ländern gefährdet. Diese auf der einstelligen Standard International Trade Classification (SITC) aufbauenden Analyse für die Klassen 0 bis 9 gibt einen ersten Einblick. Für genauere Aussagen kann und müßte sie durch eine Feinanalyse etwa für landwirtschaftliche Produkte und für einzelne Produktgruppen der Verarbeitenden Industrie ergänzt werden. Tabelle 52: Similarity-Index für die Exporte ausgewählter asiatischer Schwellenländer und osteuropäischer Länder in die EG für das Jahr 1985 auf der Basis der einstelligen SITC UdSSR Malaysia Hongkong Südkorea Taiwan Thailand Philippinen Singapur Indonesien

15,01 10,31 10,56 10,42 13,51 14,24 22,69 21,06

Tschecheslowakei 49,79 41,94 47,98 51,89 50,10 60,44 56,67 53,61

DDR

Bulgarien

Ungarn

Rumänien

Polen

44,28 45,55 52,25 55,94 45,99 52,56 53,35 40,77

42,71 40,60 47,18 48,40 67,44 65,52 51,79 64,87

48,38 40,60 47,18 48,40 67,44 65,52 51,79 64,87

31,19 42,29 48,14 49,86 40,78 47,00 39,96 34,24

51,21 32,67 38,99 43,05 57,14 59,97 49,70 62,38

Quelle: Berechnet aus Daten der OECD-Statistics of Foreign Trade Serie C, Trade by Commodities, Imports 1980-1985

258

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

Der Index geht von den statistisch festgehaltenen Außenhandelsdaten aus und kann damit naturgemäß potentielle Konkurrenz, die sich nach einem Wegfall oder einer Reduzierung von Handelsschranken möglicherweise deutlich zeigen wird, nicht erfassen. Das Maß ist auch nicht unabhängig vom Aggregationsniveau. Tendenziell sind in empirischen Analysen die Werte für S um so geringer, je weiter man die Produktgruppen bzw. Branchen unterteilt. Schließlich ist die Ausschaltung der absoluten Größenunterschiede der Länder im Außenhandel bei der Berechnung des Maßes nicht für jede Fragestellung von Vorteil. Für das Aufdecken von Konkurrenzbeziehungen und für die Abschätzung möglicher Konsequenzen aus einer Änderung der Rahmenbedingungen für inländische Unternehmen ist zumindest ergänzend auch das absolute Produktionspotential der Länder heranzuziehen. 3.7. Marktanteilsanalysen Primär auf die Exportwirtschaft ausgerichtet sind auch Analysen der Weltmarktanteile, die ein Land bei den Gesamtexporten bzw. bei den Exporten der Verarbeitenden Industrie besitzt. Eine Verminderung des Anteils wird als eine Verminderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit interpretiert. Eine Erhöhung des Weltmarktanteils wird entsprechend als Gewinn an internationaler Wettbewerbsfähigkeit betrachtet. Wenn eine solche Interpretation, die nur auf der Analyse eines Ausschnitts einer Volkswirtschaft beruht, auch als zu vereinfachend abgelehnt werden muß, so lassen sich aus den Welthandelsanteilen und ihren Veränderungen durchaus Aufschlüsse über mögliche Stärken und Schwächen einer Volkswirtschaft im internationalen Handel gewinnen und Gefahrenpotentiale für die Zukunft erkennen. Eine häufig benutzte Methode zur detaillierten Analyse des Außenhandels ist die Constant Market Share Analyse (CMS). Die CMS-Analyse zerlegt die Außenhandelsströme eines Landes in einzelne Komponenten, die einer ökonomischen Interpretation zugänglich sind. Vergleichsmaßstab für die empirisch festgestelle Veränderung des Exports gegenüber einem Basisjahr ist der hypothetische Export auf einem Markt, den man beim Halten des bisherigen Marktanteils realisiert hätte (daher "constant market share"). Die Zerlegung kann additiv und multiplikativ erfolgen. Die Differenz (beim im Folgenden dargestellten additiven Verfahren) bzw. der Korrekturfaktor (beim multiplikativen Verfahren) wird dann als Abweichung von dem als Norm unterstellten Anteil der Basisperiode betrachtet. Einstufige CMS-Analyse Die Analyse kann unterschiedlich detailliert erfolgen. Man spricht von der einstufigen CMS, wenn man die realisierte Exportveränderung in die Wachstumskomponente und eine Restkomponente zerlegt. Diese Restkomponente zeigt an, ob ein Land den Marktanteil erhöht hat (positives Vorzeichen), vermindert hat (negatives Vorzeichen) oder gerade gehalten hat (die Restkomponente ist Null). Diese Restkomponente kann global als Wettbewerbseffekt bezeichnet werden. Bezeichnen wir den Export eines Landes im Jahr t mit x' und den Export im Basisjahr mit x', so läßt sich bei Kenntnis der Wachstumsrate des Weltexports in diesem Zeitraum (r) die Exportveränderung wie folgt aufspalten:

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

-x°)

= rx° +

259

(x'-x"-rx°).

(Wachstumseffekt) + (globaler Wettbewerbseffekt) Der Ausdruck x' - x° stellt die absolute Veränderung des Exports des betreffenden Landes dar. Diese Veränderung wird aufgespalten in die Komponenten (r x°) und (x1 x° - r x°). Die erste Komponente gibt die Veränderung an, die notwendig gewesen wäre, um den Weltmarktanteil zu halten. Die zweite Komponente gibt die empirisch beobachtete Abweichung von dieser Norm an. Wenn die zweite Komponente positiv ist, dann hat das Land seinen Weltmarktanteil erhöht und damit einen positiven globalen Wettbewerbseffekt aufzuweisen. Wenn die zweite Komponente negativ ist, dann hat das Land seinen Weltmarktanteil vermindert und einen negativen globalen Wettbewerbseffekt zu verzeichnen. Man beachte, dass es sich bei dieser Zerlegung wie auch bei den folgenden - lediglich um tautologische Umformungen handelt. Zweistufige CMS-Analyse Bei der zweistufigen CMS-Analyse wird neben dem Weltexporttrend eine Strukturkomponente des Exports betrachtet. Diese Komponente sind alternativ die regionale Ausrichtung und die Güterstruktur des Exports. Wir betrachten zunächst die Aufspaltung in die Regionalstrukturkomponente. Die Veränderung des Exports wird hierbei an der Norm gemessen, dass der Anteil des Landes an den Importen der Abnehmerländer konstant geblieben ist. Die Wachstumsrate der Importe im Land j sei im Folgenden mit rj bezeichnet und der Export in das Land j mit x'. Die Veränderung des Exports läßt sich dann wie folgt tautologisch zerlegen: (x' -x°)

= rx°

m

+ ^(rj j-1 m

Wachstumseffekt - r)x°

Regionalstruktureffekt

+ £ (x'j - (1 + rj )x°)

Residual

Der Charakter der tautologischen Zerlegung wird noch offensichtlicher, wenn man berücksichtigt, dass

j-1

= r x ° und

j-1

= x ' sowie ^x° j-1

= x°.

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

260

Die Summe aus Wachstumseffekt und Regionalstruktureffekt vereinfacht sich dann zu m

£ r ^

und der Restwert zu x' -x°

m

m

.

n

Der Ausdruck läßt sich dann wie folgt schreiben: m

x'

-

x"

^

=

j'

Wachstums- plus Regionalstruktureffekt

rjX°j

i m

+

x'

- x "

- £ r j X

y=i

0

j

Residual.

Der Nachteil dieser Formulierung liegt darin, dass Wachstums- und Struktureffekt nicht getrennt ausgewiesen werden. Der Regionalstruktureffekt ist dann positiv, wenn der Export eines Landes vorwiegend in Länder geht, deren Importe überdurchschnittlich (gemessen am Weltdurchschnitt) zunehmen. Er ist negativ, wenn er vor allem in Länder geht, deren Importe unterdurchschnittlich wachsen. Bei positiven Wachstums- und Regionalstruktureffekten zeigt z.B. ein positiver Restwert, dass über die positive Gesamttendenz und das positive Regionalmix hinaus Marktanteile aufgrund anderer Wettbewerbsvorteile realisiert werden konnten. Der Regionalstruktureffekt kann aber z.B. auch positiv sein, ohne dass dieses von einem Land - z.B. aufgrund begrenzter Exportkapazitäten - genutzt werden konnte. In diesem Fall wird rechnerisch ein negativer Restwert ermittelt. Auf die gleiche Weise läßt sich eine zweistufige Analyse für die Güterstruktur durchführen. Die Wachstumsrate der Importe der Produktgruppe i in der Welt sei im Folgenden mit n bezeichnet und der Export des Landes in dieser Gruppe mit X]. Die Veränderung des Exports läßt sich dann wie folgt zerlegen: (x' -x°)

= rx°

Wachstumseffekt

+ £ 0, - r)x\ i=l

Güterstruktureffekt

+

Residual.

1=1

-O +'iK)

In Analogie zum Regionalstruktureffekt bedeutet ein positiver Güterstruktureffekt, dass der Export des Landes vor allem in Gütergruppen stattfindet, die im Durchschnitt größere Wachstumsraten als der Weltexport (und -import) aufweisen. Ein positiver Restwert in Verbindung mit einem positiven Güterstruktureffekt weist darauf hin, dass der Weltmarktanteilsgewinn nicht nur auf ein positives Exportmix zurückzuführen ist, sondern dass darüber hinaus weitere positive Einflüsse gewirkt haben.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

261

Dreistufige CMS-Analyse Bei der dreistufigen CMS-Analyse erfolgt eine Disaggregation des Exports nach Regionen und nach Gütern. Die Zerlegung kann in der Form erfolgen, dass zunächst der Güterstruktureffekt ermittelt und danach eine weitere Zerlegung nach Regionen vorgenommen wird. Die Zerlegung kann aber auch mit der Ermittlung des Regionalstruktureffekts beginnen, wonach eine weitere Zerlegung nach Gütergruppen erfolgt. Schließlich können Güterstruktur- und Regionalstruktureffekt als ein gemeinsames Aggregat ermittelt werden. Dreistufige CMS-Analyse bei primärer Zerlegung nach Gütergruppen (.X1 -x°) = rx°

Wachstumseffekt

n

+

-r)x°

1=1 r

m

+ ]T i=l >1 n

+

Güterstruktureffekt der dreistufigen Analyse

-r:)x°

Regionalstruktureffekt der dreistufigen Analyse

m

Z Z ( 4 - ( 1 + ^ ' K j ) Wettbewerbseffekt. ¿=i j=\

Dreistufige CMS-Analyse bei primärer Zerlegung nach Regionen Alternativ läßt sich zunächst eine Aufspaltung nach Regionen durchführen: (x' -x°) = rx° +

Wachstumseffekt ~ r ) x '!

n

Regionalstruktureffekt der dreistufigen Analyse

m

+ ^ ^ ( r . - r) )x° i

Güterstruktureffekt der dreistufigen Analyse

( 4 - ( 1 + ^ ) 4 ) Wettbewerbseffekt.

Die jeweils berechneten Regionalstruktureffekte und Güterstruktureffekte sind nicht unabhängig von der gewählten Reihenfolge der Aufspaltung, was eine Interpretation erschwert. Das Restglied kann als Wettbewerbseffekt interpretiert werden, der aufzeigt, ob über das Exportmix nach Regionen und Gütergruppen hinaus weitere positive oder negative Einflüsse wirksam waren. Dreistufige CMS-Analyse bei gleichzeitiger Zerlegung nach Regionen und Gütergruppen Oft sind Güter- und Regionalstruktur des Exports eines Landes nicht unabhängig voneinander. Eine schematische Komponentenzerlegung in Regional und Güterstruktureffekt wird dann dem Analyseproblem nicht gerecht. Vielfach wird in solchen Fällen eine Komponentenzerlegung derart vorgenommen, dass man die Wachstumsraten in jedem Abnehmerland für jede Produktgruppe mit der Wachstumsrate des Weltexports in Beziehung setzt und mit den entsprechenden Exportwerten des Basisjahres gewichtet. Als Ergebnis erhält man den Struktureffekt.

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

262

(x' -x°) = rx° n

m

+ £ /=i y=i +

Wachstumseffekt ~ r )xl

Güterstruktureffekt der dreistufigen Analyse

Z £ ( 4 - ( 1 + ^ )x-j) Wettbewerbseffekt. 1=1 ;=i

Güterstruktur- und Regionalstruktureffekt sind zum Struktureffekt verschmolzen. Der Wettbewerbseffekt gibt wiederum die Differenz zwischen dem realisierten Exportwert und dem hypothetischen Exportwert an, der erreicht worden wäre, wenn der Marktanteil in jedem Land bezogen auf jede Gütergruppe gerade konstant geblieben wäre. Beispiel für die CMS-Analyse Das folgende Beispiel soll die CMS-Analyse veranschaulichen. Wir unterstellen die folgende Außenhandelsstruktur eines Landes für das Basisjahr, wobei zwei Regionen (USA und Rest der Welt) und zwei Produktgruppen (Verarbeitende Industrie und andere) unterschieden werden. Außenhandelsstruktur im Basisjahr t°

i Gütergruppen Verarbeitende Industrie Andere Produkte I

j Regionen USA Rest der Welt 110 70 10 10 120 80

I 180 20 II200

Die Verarbeitende Industrie exportierte im Basisjahr nach dieser Information 180 Einheiten, von denen 110 in die USA und 70 in den Rest der Welt gingen. Andere Produkte waren am Gesamtexport von 200 Einheiten mit 20 Einheiten beteiligt, von denen jeweils 10 in die USA und den Rest der Weit gingen. Der Export ist in dem betrachteten Zeitraum um 100 Einheiten, d.h. um 50 % gestiegen, d.h. auf 300 Einheiten (x'=300). In der folgenden Matrix sind die Wachstumsraten der Importe in den einzelnen Regionen (rj), für die einzelnen Gütergruppen (n) und für die Gütergruppen auf den jeweiligen Märkten (nj) eingetragen. Die Wachstumsrate des Gesamtwelthandels (r) von 0,40 ist ebenfalls in das Tableau übertragen: Wachstumsraten i

j Regionen i Gütergruppen Verarbeitende Industrie Andere Produkte Wachstumsraten r-,

USA rn=0,60 r 2 i=0,20 r-i=0,50 0=1)

Rest der Welt r 1 2 =0,40 r 2 2 =0,05 r 2 =0,30 0=2)

n r-i=0,50 (i=1) r 2 =0,10 (i=2) r=0,40

I riterriationale Wettbewerbsfähigkeit

263

Für die einstufige Analyse folgt: 300-200 = 0,4x200 + 20

Wachstumseffekt Residual 1

= 80 = 20 =100

Der Weltmarktanteil hat sich im Betrachtungszeitraum erhöht. Der Exportanstieg war um 20 Einheiten höher als aufgrund der Wachstumsraten des Weltexports zu erwarten gewesen wäre. Für die zweistufige Analyse ergibt sich a) Güterstruktureffekt: 300 - 200 = 0,4 x 200 + (0,5 - 0,4) X 180 + (0,1 - 0,4) x 20 +8

Wachstumseffekt Güterstruktureffekt (18-6=12) Residual 2

= 80 = 12 = 8 =100

Ein Teil des Weltmarktanteilgewinns kann auf eine günstige Güterstruktur im Außenhandel zurückgeführt werden. Acht Einheiten des Exportanstiegs sind auf andere Faktoren zurückzuführen. b) Regionalstruktureffekt: 300 - 200 = 0,4 x 200 + (0,5 - 0,4) x 120 + (0,3 - 0,4) x 80 + 16

Wachstumseffekt = 80 Regionalstruktureffekt = 4 ( 1 2 - 8 = 4) Residual 2 fjl6 100

Ein Teil des Weltmarktanteilgewinns kann auf eine günstige Regionalstruktur der Exporte zurückgeführt werden. Die Abnehmerregion, in die die meisten Exporte gingen (USA), wies überdurchschnittliche Importwachstumsraten aus. Der Rest des Exportanstiegs (16 Einheiten) ist auf andere Ursachen zurückzuführen, u.a. auf das bereits behandelte Exportproduktmix. Für die dreistufige Analyse folgt: a) Primäre Aufspaltung nach Gütergruppen 200 = 0,4 x 200 + (0,5 - 0,4) x 180 + (0,1 - 0,4) x 20 + (0,6 - 0,5) x 110 + (0,4 - 0,5) x 70 + (0,2 - 0,1) x 10 -i- (0,05 - 0,1)x 10 + 3,5

Wachstumseffekt Güterstruktureffekt ( 1 8 - 6 = 12) Regionalstruktureffekt* ( 1 1 - 7 + 1 -0,5 = 4,5) Wettbewerbseffekt

= 80 = 12 = 4,5 = 3,5 100,0

264

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

Ein großer Teil des überproportionalen Exportwachstums des Landes ist auf den positiven Güterstruktureffekt zurückzuführen. Ein wesentlich geringerer Teil auf den ebenfalls positiven Regionalstruktureffekt. Die Ergebnisse entsprechen von der Grundtendenz her denen, die in der zweistufigen Analyse gewonnen wurden. Nach der Berücksichtigung der positiven Güterstruktur-und Regionalstruktureffekte bleibt ein positiver Wettbewerbseffekt (Residual) von 3,5 Einheiten. Dieser zeigt an, dass weitere positive Wettbewerbsfaktoren wirksam waren. b) Primäre Aufspaltung nach Regionen 300 - 200 = 0,4 x 200 + (0,5 - 0,4) x 120 + (0,3 - 0,4) x 80 + (0,6 - 0,5) x 110 + (0,2 - 0,5) x 10 + (0,4 - 0,3) x 7 0 + (0,05-0,3) x 10 + 3,5

Wachstumseffekt Regionalstruktureffekt ( 1 2 - 8 = 4) Güterstruktureffekt* (11 - 3 + 7 - 2,5 = 12,5) Wettbewerbseffekt

= 80 = 4 = 12,5 = 3.5 100,0

Die Ergebnisse entsprechen mit geringen Abweichungen denen der vorstehenden Analyse. Der Güterstruktureffekt ist um 0,5 Einheiten größer und der Regionalstruktureffekt entsprechend um 0,5 Einheiten niedriger ausgewiesen. c) Struktureffekt 300 - 200 = 0,4 x 200 + (0,6 - 0,4) x 110 + (0,4 - 0,4) x 70 + (0,2 - 0,4) x 10 + (0,05 - 0,4) x 10 + 3,5

Wachstumseffekt = 80 Struktureffekt =16,5 (22 + 0 - 2 - 3,5 = 16,5) Wettbewerbseffekt =3.5 100,0

Hier wird auf eine Trennung von Regionalstruktur- und Güterstruktureffekt verzichtet und beiden gemeinsam der auch in den anderen Ansätzen ermittelte Gesamtwert von 16,5 zugewiesen. Der positive Wettbewerbseffekt macht wiederum deutlich, dass neben dem globalen Wachstumseffekt und den positiven Struktureffekten weitere positive Einflüsse im Hinblick auf den Absatz der Exportwirtschaft wirksam waren. 3.8. Die Veränderung der preislichen internationalen Wettbewerbsfähigkeit (reale Wechselkurse) Die Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Konkurrenten aus einem anderen Land wird durch den realen Wechselkurs eingefangen. Durch eine Abwertung der inländischen Währung erhöht sich - wie oben ausgeführt wurde - die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Produzenten gegenüber ausländischen Konkurrenten. Die Änderung der nominellen Wechselkurse spiegelt damit ceteris paribus die Änderung der Wettbewerbsfähigkeit wider. In der Realität haben wir aber zu beachten, dass die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen auch durch die unterschiedlichen Inflationsraten bestimmt wird. Ein Gewinn an internationaler Wettbewerbsfähigkeit kann durch eine höhere Inflationsrate als im Ausland aufgezehrt oder überkompensiert werden.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

265

Unterstellen wir z.B., dass der Wechselkurs in Mengennotierung von 0,333 auf 0,500 $ pro inländische Geldeinheit ansteigt. Es findet also eine beträchtliche Aufwertung der inländischen Währung statt, die zu einer Reduzierung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit um 50 %. zu führen scheint. Unterstellen wir weiterhin, dass die inländische Inflationsrate 0 %. betragen habe, während sie im Ausland im Vergleichszeitraum bei 50 % lag. Unter diesen Voraussetzungen verlieren die ausländischen Produzenten den durch die Paritätsänderung gewonnenen Vorteil wieder, da sie ihre eigenen Vorprodukte und Faktorleistungen - inflationsbedingt - zu höheren Preisen beziehen bzw. entlohnen müssen. In diesem Beispiel gleichen sich die beiden gegenläufigen Effekte gerade aus. Allgemein gilt für die Entwicklung des realen Wechselkurses wr eines Landes i gegenüber einem anderen Land a: e'P{

» - Ä T wobei e'der nominelle Wechselkurs in Mengennotierung gegenüber dem Land a zum Zeitpunkt t ist und e° der entspechende Wechselkurs zum Zeitpunkt 0. Pj und Pa sind die entsprechenden Preisindizes, die die Preisentwicklung im Land i und im Land a in dem betrachteten Zeitraum messen. Für das obige Beispiel gilt: 0,5 1,0 , n ; — X — = 1,0. 0,333 1,5

Wr = —

Da in der Regel nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Produzenten in einem anderen Land interessiert, sondern gegenüber der Gesamtheit der ausländischen Konkurrenten, wird oft der reale effektive Wechselkurs betrachtet. Dieser stellt, wie der nominale effektive Wechselkurs, ein gewichtetes Mittel der einzelnen realen Wechselkurse dar, wobei als Gewichte oft die bilateralen Exporte bzw. Importe eines Landes dienen. Vernachlässigt wird damit allerdings die Konkurrenzsituation mit Produzenten anderer Länder auf Drittmärkten. Diese kann man berücksichtigen, indem man die Gewichte für Länder erhöht, mit denen man auf Auslandsmärkten in besonders intensiver Konkurrenz steht. Wenn wir die prozentualen Gewichte mit g, bezeichnen, so folgt als realer effektiver Wechselkurs als gewogenes arithmetisches Mittel der k Wechselkurse dar: e

v

J-l

e

'

P

i

r

a

Die Deutsche Bundesbank berechnet sowohl die Veränderungen der effektiven als auch der realen effektiven Wechselkurse aus den Meßziffern des bilateralen Außenwertes des Euro gegenüber den Währungen der einzelnen Länder (zur Methodik vgl. Deutsche Bundesbank, Monatsbericht November 1998). Diese Meßziffern sind Verhältniszahlen, bei denen der jeweilige Wert ins Verhältnis zu einer Basisperiode gesetzt wird, wie es in der Tabelle über die Entwicklung des nominellen bilateralen Außenwertes geschehen ist. Diese Meßziffern werden dann zu einem gewogenen ge-

266

Intern.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

ometrischen Mittel zusammengefaßt. Von historischem Interesse ist, dass die DM sich in den vergangenen Jahrzehnten bis Mitte der 90er Jahre gegenüber den Währungen der anderen Industrieländern im Durchschnitt nominal permanent aufgewertet hat, was in der Mengennotierung in einem Anstieg des Außenwertes zum Ausdruck kommt. Aufgrund der vergleichbar geringen Inflationsraten in Deutschland hat sich die preislichen Wettbewerbsfähigkeit (gemessen am realen effektiven Wechselkurs) aber nicht verschlechtert, was in einem Sinken des realen Außenwertes zum Ausdruck kommt und real als Abwertung der DM interpretiert wird. Die deutsche Wirtschaft hat also nominal über die Jahrzehnte eine Aufwertung erfahren, dennoch hat sie real am preislicher Wettbewerbsfähigkeit eher gewonnen (1989 ein Indexwert von 89,0 gegenüber 100 im Jahr 1972). Tabelle 53: Außenwert für die DM von 1972-1989, 1972=100

1972 1980 1985 1989

Nominaler effektiver Wechselkurs gegenüber den Währungen... der EG-Länder 18 Industrieländern 100 100 165,3 151,5 207,8 154,0 232,3 175,7

Realer effektiver Wechselkurs gegenüber... 18 Industrieldr. 100 100,2 85,4 89,0

* gemessen an den Verbraucherpreisen Quelle: Deutsche Bundesbank, Statistische Beihefte zu den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank. Reihe 5. Die Währungen der Welt, Nr. 3, 1990. In der folgenden Aufstellung für die Zeit nach 1995 hat sich der Vergleichsmaßstab um eine Gruppe von 48 Ländern erweitert und das Jahr 1972 wurde als Basis gewählt. Tabelle 54: Außenwert für die D-Mark von 1995 - 2001, 1995=100 Außenwert der DM Nominal geg enüber den Währungen... von 38 von 18 der EU-Länder Ländern Industrieländern

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998

100,0 98,8 94,8 98,7

91,8 90,4 93,1 94,9 94,9 100,0 98,1 93,1 93,6

85,2 85,3 87,5 94,6 95,6 100,0 96,5 92,8 92,7

Real gegenüber den Währungen... von 38 Länvon 18 Industrieländern dern auf Basis der Verbraucherpreise Auf Basis der Preisdeflatoren des Gesamtabsatzes 91,9 91,9 89,6 89,6 92,8 92,8 95,4 95,4 95,6 95,6 100,0 100,0 100,0 95,8 97,3 97,3 90,4 92,5 92,5 91,9 92,5 92,5

Quelle: Deutsche Bundesbank Monatsbericht Juli 1999.

267

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

Nach 1995 schlägt sich in der Wechselkursentwicklung die starke Abwertung gegenüber dem Dollar, aber auch gegenüber dem britischen Pfund sowohl in den nominalen als auch in den realen Wechselkursen nieder. Die Euro-Länder insgesamt haben im Vergleich zum engen als auch zum weiten Länderkreis ab 1995 offenbar im Durchschnitt sowohl nominal als auch real eine Abwertung erfahren, was einer Verbesserung der preislichen internationalen Wettbewerbsfähigkeit entspricht. Tabelle 55: Effektive*) und reale Wechselkurse des Euro bzw. der Vorgängenwährungen Effektiver Wechselkurs des Euro gegenüber einem...

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

engen Länderkreis1'

weiten Länderkreis ^

Nominal

Nominal

107,8 107,9 99,1 101,5 95,7 85,7 87,3

Real auf Basis der Verbraucherpreise

108,8 108,8 99,5 101,1 95,7 86,5 88,9

93,2 95,4 90,4 96,6 96,6 88,2 91,0

Real auf der Basis der Verbraucherpreise

107,8 105,9 96,6 99,1 95,8 86,3 88,1

Nachrichtlich: Indikatoren der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft 314) gegenüber... 49 Län19 Industrieländern 51 dern 7) auf Basis der auf Basis der Verbraucherpreise Preisdeflatoren des Gesamtabsatzes 8)

109,6 106,1 100,7 100,9 97,8 91,9 91,7

110,4 106,8 101,4 101,1 98,0 93,2 94,2

110,2 105,2 99,0 100,1 97,7 91,7 92,4

Der effektive Wechselkurs entspricht dem gewogenen Außenwert der betreffenden Währung. - 1 Berechnungen der EZB anhand der gewogenen Durschnitte der Euro-Wechselkurse bzw. vor 1999 der Wechselkurse der Euro-Vorgängerwährungen gegenüber folgenden Ländern: Australien, Dänemark, Griechenland, Hongkong, Japan, Kanada, Norwegen, Schweden, Schweiz, Singapur, Südkorea, Vereinigtes Königreich sowie Vereinigte Staaten. Die dabei verwendeten Gewichte beruhen auf dem Handel mit gewerblichen Erzeugnissen von 1995 bis 1997 und spiegeln auch Drittmärkte wider. Seit Januar 2001 zählt Griechenland beim effektiven Wechselkurs des Euro nicht mehr zu den Partnerländern; das Gewichtungsschema wurde entsprechend angepasst. Auf Grund der Änderung des Gewichtungsschemas sind die Angaben zum effektiven Wechselkurs ab Januar 2001 nicht vollständig mit früheren Angaben vergleichbar. Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsberichte April 2002. Wie bei der mit diesem Ansatz methodisch verwandten Kaufkraftparitätentheorie liegt ein Nachteil in der Vernachlässigung anderer wettbewerblicher Faktoren. Für einen Anbieter traditioneller Produkte kann die Entwicklung der realen effektiven Wechselkurse ein Hinweis auf die Veränderung seiner Wettbewerbsposition sein. Der Wettbewerb durch neue Produkte ist bei dieser Sichtweise aber ausgeklammert. Einschränkungen für die Interpretation ergeben sich auch aus den methodisch mit der Messung von Preisveränderungen notwendigerweise verbundenen Problemen. Neue und verbesserte Produkte „stören" de facto bei der Berechnung von Preisindizes. Qualtitätsverbesserungen bei Produkten werden durch mehr oder weniger zutreffende Unterstellungen bei der Messung von Preisveränderungen berücksichtigt, so dass auch Meßungenauigkeiten von einigen Prozentpunkten nicht auszuschließen sind. Wie oben gezeigt wurde, kann die Aufwertung einer Währung gegenüber

268

Interri.Wettbewerbsfähigkeit v. Volksw.

anderen Währungen - und damit der Verlust der preislichen Wettbewerbsfähigkeit bei traditionellen Produkten - die Auswirkung der technologischen Überlegenheit einer Volkswirtschaft bei der Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte widerspiegeln. Die Exporterfolge führen bei flexiblen Wechselkursen automatisch zu einer Aufwertung. In Systemen mit festen Wechselkursen (genauer: Systeme der Stufenflexibilität) kommt es von Zeit zu Zeit zu einer entsprechenden Änderung des offiziellen Wechselkurses. Diese Prozesse laufen auch bei gleichen Inflationsraten im Inland und im Ausland ab. Die durch den realen Wechselkurs ausgewiesene verminderte preisliche Wettbewerbsfähigkeit traditioneller Anbieter ist in diesen Fällen mit gesamtwirtschaftlich durchaus wünschenswerten Exporterfolgen bei neuen Produkten verbunden, die in der Regel höhere Gewinnmargen und höhere Faktoreinkommen einschließlich der Löhne - ermöglichen.

XI.

Abbildungs-, Grafik- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Handel zwischen den Regionen Abbildung 2: Auslandsinvestitionen (Bestände) zwischen den Regionen der Triade 1999 in Mrd. USDollar Abbildung 3: Barter Trade Abbildung 4: Ex- und Importe fob und cif, 2000 Abbildung 5: Statistische Zahlungsbilanz für die Europ. Währungsunion 2000 in Mio. Euro Abbildung 6: Poldarstellung der gesamtwirtschaftlichen Aggregate Abbildung 7: Abwertungskreislauf Abbildung 8: Der Wandel der Bedeutung von Produktionsfaktoren Abbildung 9: Veränderungen in der Außenwirtschaftspolitik Abbildung 10: Globales Innovationssystem und nationale Wertschöpfung Abbildung 11: Die Europäischen Gremien im Überblick Abbildung 12: Diamant der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Tabelle 1: Tabelle 2: Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle

3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11:

Tabelle 12: Tabelle 13: Tabelle 14: Tabelle 15: Tabelle 16: Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle

17: 18: 19: 20: 21: 22: 23: 24: 25: 26: 27: 28: 29:

Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle

30: 31: 32: 33: 34: 35: 36:

Tabelle 37:

Ex- und Importquoten ausgewählter Branchen 1987, 1999, 2000 (in Prozent) Aus- und Einfuhr von Gütern und Diensten (ohne Faktoreinkommen) in v.H. des Bruttoinlandsprodukts für ausgewählte Länder Entwicklung des Welthandels, des BIP und der Außenhandelselastizitäten Warenhandel nach Regionen in Mrd. US-Dollar für das Jahr 2000 Warenhandel nach Regionen in Prozent des Weltexports bzw. Imports Länderstruktur des deutschen Außenhandels 1995 und 2000 Struktur des Warenhandels nach wesentlichen Produktgruppen in v.H., 2000 Güterstruktur des deutschen Außenhandels 1991 und 2000 Internationale Neuemissionen Ausländische Direktinvestitionen, ausgewählte Indikatoren, 1982-2000 Quellen und Nutzung der Weltersparnis in v.H. des BIP für ausgewählte Länder und Regionen Auslandsposition der Deutschen Bundesbank für die Jahre 2000 und 2001 Zahlungsbilanzdarstellung des Statistischen Bundesamtes (Salden) für 1985 in Mrd. DM Zahlungsbilanzdarstellung der Deutschen Bundesbank (Salden) 1985 in Mrd. DM Wichtige Posten der Zahlungsbilanz (Salden) in Mrd. DM für die Bundesrepublik Entwicklung der Zahlungsbilanz in der Darstellung des Statistischen Bundesamtes in Mill. DM in den Jahren 2000 und 2001 für die Bundesrepublik Zahlungbilanz für die Europäische Währungsunion in Mio € Reaktion von Ex- und Importen auf eine Abwertung der inländischen Währung Wechselkurse der DM gegenüber ausgewählten Währungen Devisenterminkurse und Swapsätze am Frankfurter Markt Reale Wechselkurse und Inflation in wichtigen Empfangerländern von privatem Kapital Weltweite Wechselkursregelungen und Anker der Geldpolitik, 31. Dez. 2001 Wichtige Kreditfazilitäten des IWF Zusammensetzung der Sonderziehungsrechte, Freitag, 10. Mai 2002 Wichtige Standards zur Förderung stabiler Finanzsysteme Aktivitäten von Entwicklungsbanken, Mrd. US-Dollar Struktur der Einfuhr für ausgewählte Länder, in v.H. der Einfuhr Struktur der Warenausfuhr für ausgewählte Länder, in v.H. Intra-Industry Handel für ausgewählte Länder anhand des modifizierten Intra-Industry Index in v.H. für die 3-stellige SITC Warenaustauschverhältnisse für ausgewählte Länder, 1995=100 Welthandel und Preise Anteile der zehn größten Länder bei Inlands- und Auslandsinvestitionen in v.H. Direktinvestitionen der Bundesrepublik, Bestände 1997 nach Ländern Direktinvestitionen der Bundesrepublik, Bestände 1997 nach Branchen Direktinvestitionen der Bundesrepublik, Bestände Ende 1997 Einnahmen und Ausgaben ausgewählter Industrieländer für Patente, Erfindungen, Verfahren und Urheberrechte (Royalties and licence fees), in Mio. US-$ Die größten transnationalen Unternehmen nach Vermögen im Ausland, 1999

10 15 22 49 52 58 132 175 177 179 229 255 4 6 7 9 9 11 11 12 14 16 17 45 47 48 49 50 51 84 100 105 112 116 139 140 145 148 157 158 159 181 185 189 190 190 190 194 197

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Verzeichnisse

Tabelle 38: Tabelle 39: Tabelle 40: Tabelle 41: Tabelle 42: Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle

43: 44: 45: 46: 47:

Tabelle 48: Tabelle Tabelle Tabelle Tabelle

49: 50: 51: 52:

Tabelle 53: Tabelle 54: Tabelle 55:

Grafik Grafik Grafik Grafik Grafik Grafik Grafik Grafik

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8:

Grafik 9: Grafik 10: Grafik 11: Grafik 12: Grafik 13: Grafik 14: Grafik 15: Grafik 16: Grafik 17: Grafik 18: Grafik 19: Grafik 20: Grafik 21:

Vereinbarte Zollobergrenzen für ausgewählte Länder als einfaches arithmetisches Mittel der Zollgruppen und Abweichung zwischen vereinbarten und angewendeten Zollsätzen Nominale und Effektive Protektion in der Verarbeitenden Industrie in der Bundesrepublik Deutschland 1982 in v.H. Nicht-tarifäre Handelshemmnisse in ausgewählten Ländern in Prozent der Zollpositionen Regionalisierungskoeffizienten (RA'ij) für ausgewählte Welthandelsnationen 2000, in Mrd. US-Dollar, Spalten Importe fob, Zeilen Exporte fob Regionalisierungskoeffizienten (RA'ij) für Regionen 1999, Mrd. US-Dollar, Spalten Importe, Zeilen Exporte RCA-Werte für die Bundesrepublik Deutschland 1999 für die ein- bzw. zweistufige SITC Einkommen pro Kopf im internationalen Vergleich 1999 Entwicklungsfortschritte, ausgewählte Indikatoren und ausgewählte Länder Human Development Index (HDI), ausgewählte Länder, 1998 Arbeitskosten in der verarbeitenden Industrie in 18 Industrieländern in US-$ und im Verhältnis zum Durchschnitt Internationalen Wettbewerbsfähgkeit und Faktoren der Wettbewerbsfähigkeit für ausgewählte Länder 2002 Wissenschaftler pro 10.000 Erwerbstätige Patente international - Patentanmeldungen in mindestens zwei Ländern Welthandel mit FuE-intensiven Waren Similarity-Index für die Exporte ausgewählter asiatischer Schwellenländer und osteuropäischer Länder in die EG für das Jahr 1985 auf der Basis der einstelligen SITC Außenwert für die DM von 1972-1989,1972=100 Außenwert für die D-Mark von 1995-2001, 1995=100 Effektive*) und reale Wechselkurse des Euro bzw. der Vorgängerwährungen

Angebots- und Nachfragestruktur auf getrennten Märkten Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in Euro (Importgut) Kurve der Überschussnachfrage und des Überschußangebots Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in Euro (Exportgut Kurve der Überschussnachfrage und des Überschussangebots Superponieren der Nachfragefunktionen Superponieren der Angebotsfunktionen Gemeinsame Angebots- und Nachfragefunktionen bei vollständiger Marktbedienung durch Ausländer Gemeinsame Angebots- und Nachfragefunktionen bei Marktbedienung durch in- und ausländische Anbieter Lage der Angebots- und Nachfragefunktionen bei unterschiedlichen Wechselkursen in Euro (Ausgangssituation für ein Importgut) Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in Euro (Importgut) bei einem niedrigerem Wert des Euro Kurve der Überschussnachfrage und des Überschussangebots bei unterschiedlichen Wechselkursen (Abwertung des Euro) Angebots- und Nachfragekurven bei unterschiedlichen Wechselkursen und einem niedrigeren Wert des Euro, in Euro (Exportgut) Kurve der Überschussnachfrage und des Überschussangebots bei einem niedrigeren Wert des Euro Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in $ (Importgut) Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in $ (Importgut) bei einem geringeren Wert des Euro Kurve der Überschussnachfrage und des Überschussangebots für ein Importgut in $ bei einer geringeren Bewertung des Euro Preisvergleich der Angebots- und Nachfragestruktur in $ (Exportgut) bei einer niedrigeren Bewertung des Euro Kurve der Überschussnachfrage und des Überschussangebots bei einer geringeren Bewertung des Euro Nachfragefunktion nach Devisen Unterschiedliche Grundformen der Angebotsfunktion für Devisen

207 211 213 239 240 244 246 247 248 249 250 251 251 252 257 266 266 267

67 68 69 69 70 70 71 71 72 73 74 74 75 76 77 78 78 79 80 81 81

Abbildungen, Grafiken und Tabellenverzeichnis Grafik 22: Grafik 23: Grafik 24: Grafik 25: Grafik 26: Grafik 27: Grafik 28: Grafik 29: Grafik 30: Grafik 31: Grafik 32: Grafik 33: Grafik 34: Grafik 35: Grafik 36: Grafik 37: Grafik 38: Grafik 39: Grafik 40: Grafik 41: Grafik 42: Grafik 43: Grafik 44: Grafik 45: Grafik 46: Grafik 47: Grafik 48: Grafik 49: Grafik 50: Grafik 51: Grafik 52: Grafik 53: Grafik 54: Grafik 55: Grafik 56:

Schnittstellen von Überschussnachfrage und Überschussangebot in unterschiedlichen Elastizitätsbereichen Angebot an Devisen bei unterschiedlichen Nachfrageelastizitäten auf dem Exportmarkt Angebot und Nachfrage von Devisen aus dem Güterverkehrsmotiv im Normalfall Isolierter Einfluß der Konjunktur auf Nachfrage und Überschulinachfrage in $ (Importgut) Kurve des Überschussangebots und der Überschussnachfrage bei unterschiedlichen Konjunkturen (Importmarkt) Angebot und Nachfrage von/nach Devisen aus dem Güterverkehrsmotiv bei unterschiedlichen Konjunkturen im Inland Angebot und Nachfrage von/nach Devisen aus dem Güterverkehrsmotiv bei unterschiedlichen Konjunkturen im Ausland Wirkung einer Kostenerhöhung im Inland auf dem Exportmarkt Kurve des Überschussangebots nach einer Kostenerhöhung im Inland Verschiebung der Angebotsfunktion auf dem Devisenmarkt nach einer Kostenerhöhung im Ausland Veränderungen der Angebotsbedingungen bei einem Importgut Verschiebung der Kurve der Überschussnachfrage nach einer Kostensteigerung im Inland Veränderung der Nachfrage nach Devisen nach einer Kostensteigerung im Inland Angebot und Nachfrage von/nach Devisen in komparativ-statischer Analyse vor und nach einem Inflationsschub Wirkung eines Nettokapitalexports auf dem Devisenmarkt Wirkung eines Nettokapitalimports auf dem Devisenmarkt Devisenspekulation auf Abwertung des Euro Spekulation auf eine Aufwertung des Euro Interventionspunkte bei festen Wechselkursen mit Bandbreite Konstellation einer Überschussnachfrage bei festen Wechselkursen Konstellation eines Überschussangebotes bei festen Wechselkursen Konstellation des Interventionsmechanismus bei festen Wechselkursen Zinsarbitragediagramm Der markträumende Gleichgewichtswechselkurs Indirekte Wirkung eines monetären Kapitalexports auf Güterex- und - importe Wandlung eines neutralen Gutes zu einem Exportgut bei einer Abwertung Wandlung eines neutralen Gutes zu einem Exportgut bei einer Kostensenkung Wirkung der Abwertung auf dem Exportmarkt Wirkung der Abwertung auf dem Importmarkt Transformationskurve in England und Portugal Transformationskurven in Portugal Transformationskurve in Portugal bei steigenden Grenzkosten Wirkung eines Wertzolls auf die Angebotsfunktion Wirkung eines spezifischen Zolls auf die Angebotsfunktion Aufwertung auf dem Devisenmarkt durch Protektion gegen Importe bei flexiblen Wechselkursen

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82 82 83 85 85 86 86 88 88 89 89 90 90 92 93 94 96 96 97 98 98 99 106 113 114 119 123 129 129 163 164 165 208 208 212

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Abbildungen, Grafiken und Tabellenverzeichnis

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279

Sachregister

absolute Kostenvorteile 161 Abwertung 45, 46, 65, 73, 74, 75, 76, 77, 79, 80, 81,82, 83, 84, 86, 88, 90, 91,92, 93, 95, 97, 101, 102, 103, 104, 105, 111, 112, 114, 115, 119, 121, 128, 129, 130, 131, 135, 142, 143, 144, 183, 184, 185, 187, 230, 253, 264, 266, 267 Afrikanische Entwicklungsbank 133, 148, 150 Ähnlichkeitsindex 256, 257 Angebot an Devisen 64, 82, 86, 91, 93, 97, 98, 155, 253 Asiatische Entwicklungsbank 133, 148, 150 Aufwertung 45, 46, 47, 65, 73, 80, 84, 87, 93, 95, 96, 98, 101, 102, 114,119, 152,211, 230, 253, 265, 266, 267, 268 Ausgleichsposten 44, 47, 48 Auslandsposition 44, 45, 47, 48 Auslandsverschuldung 3, 5, 25, 26 Außenbeitrag 39, 129, 130, 187 Außenhandel III, 1, 3, 8, 9, 49, 51, 87, 92, 135, 155, 159, 161, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 171, 173, 174, 176, 179, 180, 215,216, 222, 224, 234, 236, 243, 252, 253, 258, 263, 275 Außenwert 43, 101, 266, 267 Außenwirtschaftspolitik III, 19, 203 Austauschverhältnis 17,18,163, 180, 182, 183, 184 autonome Transaktionen 40 Bandbreite 97,99, 118,152 Bilanz der laufenden Posten 54, 56 BIZ 154,275 Bretton Woods 97,115,134, 153 Bruttoaustauschverhältnis 183 Bufferstocks 220 CMS 258,259,261,262 Constant Market Share Analyse 258 DEG 151 Deport 101,105 Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft 151 Devisenausgleichsarbitrage 108

Devisenbilanz 38, 39, 40, 42, 43, 44, 59, 120, 122, 123, 127 Devisendifferenzarbitrage 108, 109 Devisenmarkt III, 19, 24, 43, 63, 65, 66, 73, 86, 91,92, 95, 96, 97, 99, 112, 113, 118, 120, 122, 135, 143, 155,211 Devisenoptionen 107, 108 Devisenspekulation 29, 95, 110 Devisenterminmarkt 63,100 Dienstleistungsbilanz 38, 39, 47, 48, 53, 54, 84 Direktinvestitionen 2, 10, 12, 14, 15, 16, 34, 50, 51, 54, 65, 149, 169, 172, 174, 175, 177, 188, 189, 190, 191, 195, 198, 200, 201, 233, 236, 254, 255, 274, 277 ECU 100, 151, 152, 154 effektive Protektion 210 effektiver Wechselkurs 265, 266 EFTA 222 Einfuhrkontingente 205 Einheitlicher Wirtschaftsraum 223 Elastizität der Importnachfrage 130 Elastizitätspessimismus 130 Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung 133, 151 Europäische Gemeinschaft 111,212, 223 Europäische Investitionsbank 151 EWS 97,99, 118, 133, 137, 151, 152, 153, 154 Exportdiversifizierung 127 Exporte 2, 5, 8, 9, 11, 15, 21, 25, 26, 33, 36, 37, 38, 42, 47, 48, 49, 55, 57, 58, 59, 60, 61, 84, 92, 114, 115, 122, 127, 130, 155, 157, 159, 169, 179, 181, 182, 183, 188, 206, 211, 235, 237, 238, 239, 240, 241, 243, 257, 263, 265 Exportgut 69, 74, 79, 184 Exportmultiplikator 126 Exportquote 4 Faktorallokation 187 fester Wechselkurs 138 Freihandel 19, 165, 166,177, 203, 204, 205, 275 Freihandelszone 9, 222, 255

Sachregister

280 GATT 212, 213, 214, 215, 216, 221, 222, 278 Gläubigerland 26, 57 Globalisierung 15, 175, 219, 250, 274, 276, 278 Globalisierungsgegner 218 Grundbilanz 54 Güterstruktur 11, 12,183, 259, 260, 261,262, 263, 264 Handelsbilanz 38, 39, 42, 47, 48, 53, 54, 55, 122, 160, 237 Heckscher/Ohlin 166, 169 IDA 133, 146, 148, 149 IFC 133, 148, 149 Importe 111,2,3,5,6,7,8,9, 11, 18, 24, 26, 27, 33, 36, 37, 38, 46, 47, 48, 49, 50, 57, 58, 59, 60,61,74, 83, 84, 92, 110, 114, 115, 122, 125, 127, 130, 155, 159, 169, 175, 179, 181, 183, 201, 205,211,212, 213, 226, 234, 235, 237, 239, 240, 241,243, 253, 259, 260, 262, 265 Importelastizität 7, 8,130 Importfunktionen 84 Importgut 69, 74, 76, 184 importierte Inflation 155 Importquote 4, 122, 123, 125 induzierte Transaktionen 40 Inflation 87, 92, 104, 112, 115, 124, 126, 135, 155 Inlandsverfügbarkeit 4 Interamerikanische Entwicklungsbank 133, 148, 150 Interessengruppe 205 internationale Liquidität 135 internationale Wettbewerbsfähigkeit 241, 243 Internationaler Währungsfonds 139, 145, 221 Interventionen 95, 96, 97, 99, 107, 115, 121, 135, 136, 152, 153, 187, 199, 204 Intra-Industry Trade 159, 274 Kapitalexporte 122, 175,187 Kapitalimporte 13, 34, 47, 122, 187 Kapitalverkehrsbilanz 38, 40 Kaufkraftparitätentheorie 92, 109, 111, 112, 267 KfW 151

Konjunktur 84, 86, 91, 204, 225, 226 Konvertierbarkeit 3, 222 Kreditanstalt für Wiederaufbau 151 kurzfristiger Kapitalverkehr 41, 43, 44 langfristiger Kapitalverkehr 41, 53 Leistungsbilanz 26, 33, 34, 38, 39, 47, 48, 50, 51, 53, 54, 55, 56, 126, 135, 136, 184, 235, 253 Leontief-Paradoxon 168 Lerner-Samuelsonsche Theorem 168 Linder-Hypothese 173 Liquidität 64, 118, 122, 135, 136, 235 Liquiditätseffekt 121, 122, 123, 124 Markenschutz 216 Meistbegünstigung 214,215,216 MIGA 133, 148, 150 monetäres System 31 Multinationale Unternehmen 195 Nachfrage nach Devisen 65, 72, 84, 86, 90, 91, 93, 107, 110, 113, 121, 129, 155, 211 Nachfrageeffekt 121, 122 nichttarifäre Handelshemmnisse 210, 211 nominale Protektion 206, 209 Overpricing 196 Portfolioanlage 65 Preiseffekt 121, 122, 123, 124, 209 Protektionismus III, 19, 203, 205, 212 Regionalstruktur 8, 261, 263, 264 Report 9,11, 14, 15, 16, 101, 102, 105, 180, 189, 197, 207, 212,213,246,278 Reservetranche 44, 137 Restposten 46, 48, 53 Revealed Comparative Advantage 241 Ricardo 161,166,203,277 Schenkungen 36,42,141 Schuldnerland 26, 57 Selbstbeschränkungsabkommen 206, 212 Similarity-Index 257 Sonderziehungsrechte 45, 134, 136, 140, 154 Spekulation III, 93, 95, 96, 108, 120, 155

komparative Kostenvorteile 166,

statistische 33

167 Kompensationsgeschäfte 221

Stufenflexibilität 95, 99,115, 121, 128, 268

Abbildungen, Grafiken und Tabellenverzeichnis Subsidiarität 219,273,278 Swapsatz 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107 tarifäre Handelshemmnisse 205, 212, 213, 243 Technologietransfer 19, 156, 175, 176, 178, 190, 191, 192, 193,194,195, 254, 277 Terms of Trade 180, 182, 183, 185, 209 Transferrisiko 94,142 Überschußangebot 68, 70, 76, 77 Überschußnachfrage 68, 70, 75, 76, 77, 79, 114 UNCTAD 14, 15, 16, 180, 189, 197, 219, 220, 278 Underpricing 196 UNIDO 219 Währungsbehörde 43,44, 113 Währungsgold 135 Währungsoptionsschein 107 Währungssystem 18, 97, 133, 137, 139, 151 Währungsunion 2, 23, 51, 97, 118, 133, 152, 153, 222, 226, 234, 235, 277 Warenaustauschverhältnis 181, 183 Wechselkursrisiko 94, 107 Weltbank 44, 45, 95, 133, 137, 145, 146, 147, 149, 150, 213, 216,218,246, 278 Welthandel Integration 7, 76, 94, 198, 204, 213, 214, 221,222, 223, 233, 277 Weltmarkt Integration 83, 164, 176,189 weltweite Integration 221

281 Wettbewerbsfähigkeit III, 4, 63, 66, 91, 124, 159, 170, 204, 209, 241, 243, 245, 249, 250, 251,252, 253, 254, 255, 258, 264, 265, 266, 267, 268, 273, 274 Wirtschaftsunion 222, 234 WTA 212 WTO III, 9, 11, 174, 192, 207, 212, 213, 215, 216,217,218, 221, 233, 275, 277 Zahlungsbilanz Aussagewert III, 1, 17, 18, 19, 33, 34, 36, 37, 38, 39,41,42, 43, 46, 47, 49, 50, 53, 55, 56, 58, 59, 60, 61, 99, 113, 120, 121, 122, 124, 131, 155, 182, 235, 253, 273, 277 Automatism 121, 124, 135 Darstellungen 48, 49, 129 statische 5,16, 17, 33, 43, 55, 56,173 Typen 108,177, 191 Zehnergruppe 141 Zentralbank 23, 25, 43, 46, 51, 52, 72, 95, 96, 97, 98, 99, 107, 115, 118, 119, 121, 123, 127, 135, 140, 142, 143, 144, 152, 153, 155, 187, 224, 232, 235 Ziehungsrechte 44, 134,139 Zinseffekt 121,122 Zölle 1,21,66,161, 170, 177, 179, 201, 204, 205, 206, 207, 210, 211, 212, 213, 222 Zollunion 214, 222, 224, 255 Zollwirkungen 208