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German Pages 427 [440] Year 1923
Physik Wichtige Werke * Für das Studium Für die
Praxis
WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer · Karl J . TrDbner - Veit St Comp·
Berlin W. 10, Genthiner Straße 38
SCHLÜSSEL Z u r E-T r e c h n u n g
der
Preise
Die Preise unseres Verlages werden errechnet durch Multiplikation von Grundzahlen mit einer Schlüsselzahl. Die augenblicklich gültige Schlüsselzahl findet man auf beiliegendem roten Zettel Änderungen werden stets im Börsenblatt bekanntgegeben. Grundzahl X Schlüsselzahl ergibt den
Preis für die broschierte Ausgabe Auf die gleiche Weise erfolgt die Berechnung der JEinbandpreise. Hinter der Einbandbezeichnung in der zweiten Spalte stehen die Einbandgrundzahlen. Einbandgrundzahl χ Schlüsselzahl ergibt den Einbandpreis. Addiert man diesen zum Preis der broschierten Ausgabe, so erhält man den
Preis für die gebundene Ausgabe Es bedeutet: Ρ Pappband, Hl Halbleinen, Gl Ganzleinen. Werke, deren Grundzahlen in Klammern stehen, sind nur gebunden zu haben, Werke ohne Einbandbezeichnung nur broschiert.
2
Physik Werke Für das Studium
*
Für die Praxis
Die Physik.
Von Dr. L E O G R A E T Z , o. ö. Professor d e t Physik an der Universität Münchcn. Mit 385 teils f a r b i g e s Abbildungen im. T e x t und 15 farbigen und schwatzen Tafeln. Mit einer Einführung in das gesamte W e r k v o n Geheimrat Prof. Dr. W I L H E L M O S T W A L D . (Die Naturwissenschaften und ihre Anwendungen Band I.) Roy.-Oktav. X X I V , 569 Seiten. 191.7. Vergriffen. Neue Auflage im Druck.
»Die Darstellung des Graetzschen Werkes beruht überall auf den neuesten Forschungen und Anschauungen; die Anordnung des Stoffes ist fesselnd und glücklich. Dies Lehrbüch verdient weiteste Verbreitung und wird sweifellos großen Nutzen bringeil.« Dresdener Anzeiger.
Lehrbüch der Physik
nach Vorlesungen an der T e c h nischen Hochschule zu München. Von H. E B E R T ; weiland Professor an der Technischen Hochschule München. GroBOktav. I. B d . : Mechanik, Wärmelehre. Mit 168 Abbildungen. Z w e i t e , unveränderter A u f l a g e . X X , 6 5 t Seiten. 1917. Anastatischer Nachdruck 1920. G Z 20, HI 2,3. II. Bd. 1. Teil: Die elektrischen Energieformen. Mit 341 Abbildungen im Text. Fertiggestellt und herausgegeben von C. H E I N K E , o. Professor an der Technischen H o c h schule München. X X , 687 Seiten. 1920. GZ 22, Hl 2,3. II. Bd. 2. Teil: Die strahlende Energie. I m Druck; ϋDies Lebenswerk Eberts, dem das individuelle Gepräge Hnen besonderen Reiz verleiht, entspricht mit seiner modernen Darstellung dem praktischen Bedürfnis der Studierenden. Im ganzen und in Teilen ist die Lektüre dieses Buches ein lehrreicher Genuß.n Zeitschr, Λ angew. vhe'mie. Zur Bestimmung der Preise dient der Schlüssel auf Seite 2 8.
Waltet de Ornyter & Co. Berlin W. 10
Lehrbuch der Physik.
Zu eigenem Studium und zum Gebrauch bei Vorlesungen. Von EDUARD RIECKE, weil. Geh. Reg.-Rat, o. Professor an der Universität Göttingen, a Bände. Herausgegeben von ERNST LECHER, o. Professor an der Universität Wien. J.Band: Mechanik und Akustik. Wärme. Optik. S e c h s t e , verbesserte und vermehrte A u f l a g e . Mit 444 Figuren im Text. Lexikon-Oktav. XVI, 644 Seiten. 1918. Vergriffen. Neue Auflage im Druck. II. Band: Magnetismus und Elektrizität. S e c h s t e , ver· besserte und vermehrte A u f l a g e . Mit 306 Figuren im Text. Lexikon-Oktav. XIV, 636 Seiten. 1919. GZ 24, Hl 3. »Das Kieckesche Lehrbuch gehört eu den verbreitetsten u d beliebtesten Lehrbüchern der Physik. Die zugleich umfassende und prägnante Darstellungsart, vor allem aber die unbedingte Verläßtichkeit der Angaben sichern dem Werke eine vorkeHkchmd* Stellung unter den einschlägigen Lehrbüchern.« Monatshefte für Mathematik und Phyik.
Einführung
in die theoretische Physik mit
besonderer Berücksichtigung ihrer modernen ProblemeVon ARTHUR HAAS, a. 0. Professor an der Universität L Band. Leipzig. Z w e i t e , unveränderte A u f l a g e . Mit 50 Abbildungen im Text. Groß-Oktav. VII, 384 Seiten. 1921. GZ 10, Hl 3 II. Band. E r s t e und z w e i t e A u f l a g e . Mit 30 Abbildungen im Text. Groß-Oktav. VI, 286 Seiten. 1921. GZ 7,2, Hl 2. »Das Haassche Buch bildet eine sehr glückliche Bereicherung der theoretisch-physikalischen Literatur. In flotter und knapper Darstellung hat er nur das Wesentlichste behandelt, und doch eeichnet sieh der Text trots des Bestrebens der Kürae durch Deutlichkeit und Eindringlichkeit aus. * Die Naturwissenschaften.
Das Naturbild der neuen Physik. Von ARTHUR HAAS, a. o. Professor der Universität Leipzig. Mit 6 Figuren im Text. Groß-Oktav. VI, 114 Seiten. 1920. GZ 3. »Haas besitzt im höchsten Grade die Fähigkeit, selbst schwierigere physikalische Kapitel anschaulich darmstellen. Die fünf Vorträge zeichnen sich sowohl durch die Klarheit de* Darstellung wie durch die Sch nheit des Stiles aus. Es ist ein Gtnuß, das Buch eu lesen.* Die neue Zeit, ZUF Beftlmmung der-Prelse dient- der Schlüssel auf Seite e i
Physik
in ihren Grundlagen und wichtigsten physikalischen Anwendungen. Von ARTHUR HAAS, *. o. Professor der Universität Leipzig. .Mit 37 Abbildungen im Text. VI, 119 Seiten. 1923. GZ 4, Hl x. Die Grundzüge der Vektor· und Tensoranalysis werden in dem Buche dargestellt. Die sechs Kapitel des Buttes behandebt die Vektoren, die Tensoren, die Vektorfeidtr, die PotenäaUi die Vektorwellen und die Weltvektoren.
Vektoranalysis
Einführung in die Theorie der Wärme.
Voa
Dr. HEINRICH MACHE, o. 6. Professor an der TeehmscJfen Hochschule in Wien. Mit 96 Textfiguren. Groß-Oktav. VIII, 319 Seiten. 1921. GZ 10, Hl 1,8. »Das vorliegende Werk behandelt in sehr ausführtieher und elementarer Darstellungsmeise die gew hnliche Thermodynamik und ist durchaus für Anfänger «u empfehlen, da es viel geringere Ansprüche an den Leser stellt als die meisten andere» Lehrbücher der Wärmelehre. Zugleich bereitet es ihn auf die weit schwierigere Durcharbeitung der führenden-wärmetheoretisehe» Werke von Planck, Net nst u. a. Cor. * Zeitschr. / . EUktn> k*mU (
Die Physik der Verbrennungserseheinungea.
Von Dr. HEINRICH MACHE, ο. β. Professor an der Tech· nischen Hochschule in Wien. Mit 43 Abbildungen imffext und auf 2 Tafeln. Groß-Öktav. V, 133 Seiten. 1918. GZ 4r Ρ θ° 1
Alkohol
,Q = 4,o .
°>
Wird endlich der Trog mit Wasser gefüllt, so lassen sich zwar nur wenige aufeinanderfolgende Knoten beobachten (wegen der Dämpfung der Schwingungen infolge des nie ganz zu vermeidenden Leitvermögens dieser Flüssigkeit (vgl. § 464, S. 11), doch zeigt der Versuch ein außerordentlich nahes Zusammenrücken der Knoten; es ergibt sich nur 3,6 cm, so daß für diese Schwingungen «Luft c
ist.
_
32,0
Wasser
_
°>°
A u f g a b e 386. WelcheFortpflanzungsgeschwindigkeiten ergeben sich hieraus bei den genannten Medien für die hier benutzten Schwingungen (von rund) ν = 10e/'sek)? Da cLuft rund = 300000 km/sek ist, so ist «Benzol
Ebert, Experimentalphysik.
»
=
2 0 3 0 0 0 km
^Alkohol
·.
=
62500
«Wasser
»
=
3ΙΠ00
II, 2.
A»ek .» „ 6
82
1. Kapitel.
Die Wellenstrahlungen.
Wir werden später sehen, daß in den oben erhaltenen Verhältnissen die „Brechungsexponenten" bei dem Ubergange der Wellen von Luft gegen die betreffende Flüssigkeit für die (langen) elektrischen Wellen gegeben sind, und werden auch bald eine eigentümliche Beziehung dieser Zahlen zu den Dielektrizitätskonstanten der flüssigen Nichtleiter kennen lernen.
764. L i c h t g e s c h w i n d i g k e i t ; a s t r o n o m i s c h e B e s t i m m u n g s m e t h o d e n . 1 Auf so ungeheure Geschwindigkeiten, wie wir sie bei den Messungen der Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen erhielten, war man schon gestoßen, lange, bevor man jene Wellen erregen und mit ihnen umzugehen gelernt hatte, nämlich bei der Messung der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes. Diese gelang zuerst auf astronomischem Gebiete. V e r s u c h 680. Modell der Bewegungen der J u p i t e r trabanten. Etwas außerhalb des Brennpunktes eines größeren Hohlspiegels ist der Lichtbogen einer Kohlenbogenlampe (ohne Linsen) aufgestellt. Der reflektierte Lichtkegel läuft gegen eine an gedrilltem Faden von der Decke herabhängende Kugel zusammen, hinter derselben einen längeren Schlagschatten bildend. An dem Faden sind in verschiedenen Abständen (von oben) dünne, zweimal rechtwinklig umgebogene Drähtchen befestigt, an deren unteren, in der Äquatorebene der großen Kugel (Planet Jupiter) gelegenen Enden kleinere Kügelchen, die Trabanten, befestigt sind, die sich demnach in dieser Ebene in demselben Sinne (von oben [Norden] gesehen· gegenzeigermäßig) bewegen, wie sich die große Kugel um ihre Achse dreht; und zwar bewegen sich die dem Hauptkörper näher gelegenen Trabanten schneller als die entfernteren. Treten sie in den durch die Beleuchtung durch die viel größere Sonne S bedingten (Kern-) Schatten ein oder aus diesem aus, so geben sie damit überall hin, ζ. B. auch für einen Beobachter auf der Erde E, sichtbare Lichtzeichen. Der Jupiter stellt somit durch die Verfinsterung seiner Monde (4 schon für kleinere Instrumente beobachtbar, 3 durch die Riesenrefraktoren der amerikanischen Sternwarten hinzuentdeckt) gewissermaßen eine Uhr am Himmel dar, bei welcher der in die Richtung Sonne-Jupiter SJ fallende Schatten Fig. 570 den Zeiger, die Trabanten bewegliche Zifferblätter darstellen. Namentlich der Ein1 Als Beweis für die Wesensgleichheit der elektromagnetischen Wellen mit den Schwingungen des Lichtes, die sich nur in der Frequenz ν unterscheiden (vgl. III, § 738, S. 649) ist es von der größten Bedeutung, daß die oben für Luft gefundene Fortpflanzungsgeschwindigkeit sehr nahe mit der im Weltraum (Vakuum) gefundenen Lichtgeschwindigkeit übereinstimmt. Deshalb möge als Überleitung zu den optischen Erscheinungen die astronomische Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit nach dem Plan von E b e r t hier ihren Platz behalten, obwohl sie eigentlich in den nächsten Abschnitt gehört.
Astronomische Bestimmungsmethoden für c.
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und Austritt des innersten Mondes (der schon in etwa 42 ]/a Erdenstunden seinen Planeten einmal umkreist), ist sehr scharf zu beobachten (schon von G a l l i l e i zu Längenbestimmungen vorgeschlagen). Der Astronom Domin i q u e C a s s i n i hatte die Verfinsterungen eingehend studiert und für sie Ephemeriden berechnet (1668), wobei er sich aber vorwiegend auf Beobachtungen stützte, die in der Nähe der „Opposition" angestellt waren, also zu Zeiten, in denen der Jupiter hoch am Nachthimmel, die Erde Ε zwischen Sonne S und Jupiter J also in der Nähe von Ο stand. Nach Paris an die neuerrichtete und durch die Munifizenz Ludwig XIV. für die damalige Zeit glänzend ausgestattete Sternwarte berufen, wurde er in den Stand gesetzt, die Beobachtungen mehr und
Κ
0
Fig. 670.
mehr auch auf die Zeiten der „Konjunktion" auszudehnen, in denen der Jupiter J nahe der Sonne S erschien, die Erde in der Nähe von Κ stand. Dem von ihm zur Mitarbeit herangezogenen Dänen O l a f R o e m e r fiel auf, daß nun die Ephemeriden nicht mehr stimmten, die „Jupiteruhr" vielmehr nachzugehen schien. Er kam auf die Vermutung, daß die Unstimmigkeit zwischen Rechnung und Beobachtung darin begründet sei, daß im ersten Falle die Erde (in der Nähe von 0) dem Jupitersystem näher steht, im letzteren (Ε bei K) aber um rund den ganzen Durchmesser der Erdbahn von diesem entfernter. Brauchte das Licht merkliche Zeit, um diese Entfernung zu durchmessen, so war hier zum ersten Male der Einfluß der Eigenbewegung unseres Standortes im Weltenraume nachgewiesen. Dieser Schluß erschien seinerzeit ungeheuer kühn, da man allgemein geglaubt und gelehrt (Descartes) hatte, Lichtzeichen pflanzen sich mit unendlicher Geschwindigkeit fort; vor allem widersprach ihm Cassini selbst, der geltend machte, alsdann müßte sich auch in anderen astronomischen Messungen die Erdbewegung durch Verfrühungen und Verspätungen der am Himmel beobachteten Ereignisse wiederspiegeln. (Er übersah dabei, daß außer den Verfinsterungen der Jupitertrabanten damals kein anderes außerirdisches Ereignis mit gleicher Genauigkeit in seinem zeitlichen Ablaufe bekannt war.) Die Ein- und Austritte des innersten Jupitermondes in bzw. aus dem Schatten des Planeten verspäteten sich bei den Beobachtungen in der Nähe der Konjunktion (Erde bei K) um rund 1000 sek im 6*
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1. Kapitel.
Die Wellenstrahlungen.
Vergleiche mit dem zeitlichen Ablaufe dieser Ereignisse, wenn sie zur Zeit der Opposition (Erde bei 0) beobachtet wurden; da die Erdbahn (Entfernung 1 0 ) rund 300 Millionen km beträgt, so schloß er, daß das Licht sich mit endlicher Geschwindigkeit und zwar mit der Geschwindigkeit 300000000
. ,
,
,
η η ηπΓ c — — — - — = ο300 000 km/sek
durch den Weltraum fortpflanze (22. November 1675). In die Rechnung geht, wie man sieht, der mittlere Radius R der Erdbahn ein. Dieser wird erschlossen aus dem Erdradius r und der S o n n e n p a r a l l a x e τι, d. h. dem kleinen Winkel unter dem der Erdradius r vom Mittelpunkte der Sonne aus (bei mittlerer Entfernung der Erde) erscheint. Letztere ist eine der wichtigsten Fundamentalgrößen der messenden Astronomie, auf deren möglichst genaue Bestimmung enorme Mühe verwendet worden ist. Die neusten Werte (1911) sind: π = 8",8067 ± 0",0025 (C. D. Perrine 1909) = 8",806 ± 0",004 (B. Hinks 1910) wegen der Zusätze ± vgl. I, § 7 Schluß S. 11). den Äquatorialhalbmesser der Erde:
Diese Größe bezieht sich auf
r = 6 378,250 km ( C l a r k e 1880). Die auf diese Wegdifferenz entfallende Zeitdifferenz ist At = 500,8 ± 1,0 sek ( G l a s e n a p p ) . A u f g a b e 387. Man fähre die O l a f R o e m e r s c h e Rechnung mit diesen neuesten Daten durch. * Τ Τ Es ist — = tg π und R At ' tg π Mit π = 8,807 ergibt sich (fünfstellig logarithmisch Log tg π = 5,63040 ist): c = 298 299 km/sek.
gerechnet,
wobei
A u f g a b e 388. "Welche Translationsgeschwindigkeit besitzt ein Punkt an der Erdoberfläche für einen Beobachter, der im Sonnensystem ruht? Diese Geschwindigkeit setzt sich aus zwei Teilen zusammen, von denen der erste von der Umlaufsbewegung der Erde um die Sonne, der zweite v2 bei weitem kleinere mit dem Erdorte wechselnde, von der Erdrotation herrührt. In den erstgenannten Betrag geht wieder die Sonnenparallaxe π (vgl. oben) ein, außerdem aber die Zeit, nach der die Erde von der Sonne aus gesehen jeweils wieder in der Richtung desselben Fixsternes steht, die Dauer des „siderischen Jahres" T— 31 588149 sek (vgl. die etwas kürzere Länge des „tropischen Jahres" i § 167, Aufgabe 85, S. 193). Danach ist
85
Lichtgeschwindigkeit im Weltraum nach Olaf Kömer.
_ 2π Ii -
Τ
_ -
2rrr
_
Τ. tgn
~
2 π · 6378,25 31,558-10». t g 8 " 7 8 0 7
- 29 742 km/sek ""
k m
/
s e k
also rund 30 km/sek oder 1/10000 der Lichtgeschwindigkeit selbst Am Äquator ist i>2 = 2π r/τ, wo τ die Dauer eines „Sterntages" = 86 400 - 236 = 86 164 mittlere Zeitsekunden beträgt (vgl.I, § 167, S. 193); man erhält v2 = 0,47 km/sek also einen wesentlich kleineren Betrag. In der geographischen Breite φ beträgt dieser Teil der Translationsgeschwindigkeit nur noch 0,47 · cos φ km/sek. (Zur Zeit der Solstitien kann sich während eines Tages der volle Betrag von v2 einmal zu v1 addieren, einmal von abziehen; zur Zeit der Äquinoktien kommt (wegen der Schiefe der Ekliptik « = 23° 27') nur noch der Betrag 0,47 · cos e = 0,43 km/sek hinzu bzw. hinweg, usw.) Nun bewegt sich aber das ganze Sonnensystem relativ zu dem System der Fixsterne, so viel wir bis jetzt wissen, mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 km/sek gegen einen Punkt im Sternbilde des Herkules (den „Sonnenapex"). Zu den genannten Geschwindigkeiten kommt also noch diejenige des Sonnensystems. Ob noch andere wissen wir nicht.
Zweites Kapitel.
Behinderung der freien Wellenausbreitung und ihre Folgeerscheinungen (Reflexion, Brechung, Interferenz, Beugung, Polarisation). Einleitende Bemerkungen. B e h i n d e r u n g der f r e i e n W e l l e n a u s b r e i t u n g und i h r e Folgeerscheinungen (Reflexion, Brechung, Interferenz, B e u g u n g , P o l a r i s a t i o n ) . Wir hatten schon bei den Betrachtungen des vorigen Kapitels in Β (§ 752, S. 48ff.) den sich frei in den Kaum hinaus verbreitenden elektromagnetischen Wellen Hindernisse in den Weg gestellt, die uns die Erscheinung der Energieabsorption kennen lehrten. Wir hatten diese Möglichkeit, die weitere Ausbreitung der Wellen an gewissen Stellen zu verhindern, dazu benutzt, um bestimmte „Strahlen" dieser Energieform auszublenden und mit diesen gesondert zu operieren. Jetzt wollen wir untersuchen, was aus der scheinbar verschwundenen Energie wird, und welche besonderen Vorgänge sich an den Flächen abspielen, welche der freien Wellenausbreitung hindernd in den Weg treten. Dabei wollen wir diese Flächen zunächst als E b e n e n ansehen. Wir werden dabei auf Erscheinungen geführt, welche in erster Linie den Inhalt der O p t i k , der „geometrischen", wie der „physikalischen" ausmachen. Doch wollen wir von vornherein die Betrachtungen so allgemein halten, daß alle Wellenstrahlungen von ihnen umfaßt werden, die gewöhnliche Optik also nur als ein spezieller Fall erscheint; in der Tat gelten außer den zuletzt zu behandelnden Polarisationserscheinungen alle hier abgeleiteten Gesetzmäßigkeiten ebenso für transversal wie für longitudinal verlaufende, wellenartig sich verbreitende Zustände, also ζ. B. auch für Schallwellen, und zwar nicht nur für W e l l e n - „ B e w e g u n g e n " im eigentlichen Sinne, sondern für alle Zustände, die durch eine raumzeitliche Periodizität ausgezeichnet sind. Dabei wollen wir anfangs die Vorgänge mit Hilfe der elektromagnetischen Strahlen erläutern, weil bei ihnen die Wellen so lang sind, daß das Maßgebende besonders augenfällig in die Erscheinung tritt; hieran erst schließen wir sodann die entsprechenden Versuche mit Wärme- und mit Liehstrahlen.
.Strahlen" elektromagnetischer Energie.
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Es wird sich zeigen, daß die im folgenden beschriebenen Gesetzmäßigkeiten durch die Annahme gewonnen werden, daß in den getroffenen Flächen Teilchen (Elektronen) vorhanden sind, welche fähig sind mitzuschwingen, also zu resonieren und dadurch in den Stand gesetzt werden, ihrerseits wieder Wellen auszusenden. Dieses Prinzip des Mitschwingens dient seit H u y g h e n s zur Ableitung der Gesetze der geometrischen Optik und bildet als „ H u y g h e n s s c h e s P r i n z i p " das Fundament der gesamten Wellenlehre des Lichtes. Da wir aber Elektronen, sowohl Polaritions- wie Leitungselektronen als überall vorhanden ansehen dürfen, haben wir die Möglichkeit, dieses P r i n z i p d e r R e s o n a n z auf die ganze Skala elektromagnetischer Schwingungen auszudehnen, von denen die Lichtschwingungen nur einen sehr kleinen Teil ausmachen; so wollen wir uns die aus der Optik ζ. T. schon bekannten Erscheinungen gewissermaßen von einem höheren Standpunkte aus ansehen, dabei aber den Gültigkeitsbereich der aus diesem Gebiete geläufigen Beziehungen erheblich über dieses Gebiet hinaus erweitern.
A. Reflexion. Wir beginnen mit dem einfachsten Falle, der schon aus der täglichen Erfahrung geläufigen Tatsache, daß strahlende Energie von einer Wand mehr oder weniger vollkommen zurückgeworfen, reflektiert werden kann (Echo beim Schall, Spiegelung beim Lichte). Um tiefer in den Mechanismus dieser allbekannten Erscheinung einzudringen, knüpfen wir an das Gitterexperiment des Versuches 675a, S. 50 an. Wo ist die Energie hingeraten, wenn wir sie (bei vertikalen Gitterdrähten) nicht mehr hinter dem Gitter nachweisen können? Ist sie ganz durch die in Bewegung gesetzten Leitungselektronen aufgezehrt, vollkommen in Wärme verwandelt worden? 765· R e f l e x i o n v o n S t r a h l e n e l e k t r o m a g n e t i s c h e r E n e r g i e .
Wir werden sehen, daß gerade das Mitschwingen der Elektronen dazu führt, daß ein Teil der Energie als Wellenenergie der gleichen Periode zurückgeworfen wird. V e r s u c h 681. Dem Oszillator des Versuchs 675, S. 49, gegenüber wird der Empfänger S. 48, in bestimmter (großer) Entfernung aufgestellt, beide in ihren Metallschutzkästen. Bei Erregung der Schwingungen möge der Rezeptor regelmäßig ansprechen. Nun wird derselbe aus der „Strahlrichtung" entfernt und seitlich neben dem Oszillator aufgestellt: er spricht nicht mehr an.
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2. Kapitel.
Behinderung der freien Wellenausbreitung usw.
a) Bringt man aber eine größere Metallplatte in den GaDg der Strahlen, so findet man bei Drehung derselben um eipe vertikale, durch die Strahlmitte gehende Achse ein Gebiet von Stellungswinkeln gegen den ankommenden Strahl, bei welchem das Ansprechen wieder regelmäßig eintritt. Man stellt leicht fest, daß es symmetrisch um diejenige Stellung der Metallplatte liegt, bei der die Normale derselben den Winkel zwischen der Achse der einfallenden Strahlen und der Richtung gegen den Rezeptor hin gerade halbiert: es findet eine regelmäßige R e f l e x i o n der ankommenden Energie statt. Dabei macht sich freilich (ähnlich wie bei Versuch 675, S. 47) eine nicht unerhebliche „Streuung" geltend: das von dem reflektierten Energiebetrage erfüllte Gebiet erstreckt sich seitlich weiter hinaus, als einer vollkommen regelmäßigen Spiegelung entsprechen würde.
Die R e f l e x i o n k o m m t d a d u r c h z u s t a n d e , daß in d e r M e t a l l p l a t t e E l e k t r o n e n zum M i t s c h w i n g e n e r r e g t werden u n d n u n i h r e r s e i t s w i e d e r W e l l e n in d e m v o r l i e g e n d e n Medium e r r e g e n . b) Wird anStelle der Metallplatte das Drahtgitter des Versuches 675c, S. 50, verwendet, so findet Reflexion nur statt, wenn die Metalldrähte dem elektrischen Vektor parallel stehen (also gerade dann, wenn die Energie nach rückwärts abgeschirmt wird); die Reflexion hört auf, wenn man das Gitter in seiner Ebene um 90° dreht, ein Mitschwingen in ihm ausgeschlossen ist (wenn also die Energie durchgelassen wird). c) Besonders deutlich tritt dieser Effekt ein, wenn man (nach G a r b a s s o ) auf eine große ebene Papptafel [die an sich (nach S. 50) für die Strahlen durchlässig wäre] untereinander parallele Stanniolstreifen von einer Länge gleich der halben Wellenlänge der verwendeten Strahlen aufklebt; diese Elemente befinden sich dann in Resonanz und können daher ein Maximum der ankommenden Energie aufnehmen; sie schwingen lebhaft mit und erregen daher auch einen reflektierten Strahl besonders hoher Intensität. 766. Ableitung des R e f l e x i o n s g e s e t z e s a u s dem Resonanzp p i n z i p e { H u y g e n s s c h e s P r i n z i p ) . Die A c h s e des e i n f a l l e n d e n
S t r a h l e s und das „ E i n f a l l s l o t " (die Normale der die resonierenden Elemente enthaltenden ebenen Fläche, errichtet im Auftreffpunkte der Strahlachse) bestimmen zusammen die Ebene: die „ E i n f a l l s e b e n e " (beim vorigen Versuche horizontal gelegen). Das Maximum an reflektierter Energie wird nach Versuch 675c, erhalten, wenn die Längsachsen der mitschwingenden Elemente dem elektrischen Vektor im Strahle parallel stehen, wenn also im genannten Falle diese Achsen ebenso
Begriff der Reflexion.
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wie der Vektor selbst senkrecht zur Einfallsebene (vertikal) stehen. Fällt also die Zeichenebene der Fig. 571 mit der Einfallsebene des vorigen Versuches zusammen, so wird die die resonierenden Elemente enthaltende reflektierende (vertikale) Ebene durch ihre geradlinige Spur r r dargestellt; in ihr sind einige äquidistante Elemente βλ bis e7 dargestellt. Dieselben sind also als zur Zeiehenebene senkrecht stehend aufzufassen.
Von rechts her treffe eine WellenFig. 571. Strahlung irgendeiner Art auf; der Erregungsort sei so weit entfernt, daß die einfallenden Wellen als eben, die zu ihnen senkrechten Strahlen also als untereinander parallel angesehen werden können. Von den unendlich vielen einfallenden Einzelstrahlen mögen gerade diejenigen bis s 7 ) hervorgehoben werden, welche die sieben in rr angedeuteten Elemente (e1 bis e7) treffen und erregen. Alle diese Strahlen bilden dieselben Winkel i mit den entsprechenden Einfallsloten zu r r, wie der Mittelstrahl s 4 mit η e 4 ; es ist dies auch derselbe Winkel, den die einfallende ebene Welle (FF mit der Reflexionsebene r r bildet. Von dem Zeitmomente an, in welchem die wellenartig fortschreitende Zustandsänderung das erste Element e1 erreicht, erregt ee dieses, falls es überhaupt erregungsfähig ist; von diesem Momente an ist hier aber auch ein neues, zwar nur elementares Erregungszentrum geschaffen, das aber doch seinerseits wieder wellenartig fortschreitende E r regungen in seiner Umgebung auszulösen vermag. Sofern diese sich in dem Medium 1 verbreiten, aus dem auch die ankommenden Wellen stammen, weisen sie dieselbe Fortpflanzungsgeschwindigkeit Cj auf wie diese. Zu einem späteren Zeitmomente, in welchem die Wellenbewegung gerade das Element en ergreift., finden wir also die von el ausgegangenen Erregungen auf einer Halbkugelfläche wieder, die wir von el als Mittelpunkt aus mit einem Radius βΊ s7 zu zeichnen haben.
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2. Kapitel.
Behinderung der freien Wellenausbreitung usw.
Das Teilchen e 2 wird später erregt; in dem betrachteten zweiten Zeitmomente, in welchem eben e7 erregt wird, hat sich die von ihm ausgehende Elementarerregung weniger weit ausgebreitet; wir finden sie auf einer Kugelfläche, deren Radius um das Stück s2 e2 kürzer als s1 en oder offenbar gleich s e ee ist. Auf Halbkugeln, welche um