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German Pages [1172] Year 1990
LATEINISCHE OSTER F EIERN UND OSTERSPIELE
w DE
G
AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR DES XV. BIS XVIII. JAHRHUNDERTS
herausgegeben von Hans-Gert Roloff
REIHE DRAMA V
WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK 1990
LATEINISCHE OSTERFEIERN UND OSTERSPIELE
herausgegeben von
WALTHER L I P P H A R D T t
T E I L VII Kommentar (LOO 1 - 6 3 0 ) Aus dem Nachlaß herausgegeben von Hans-Gert Roloff Redaktionell bearbeitet von Lothar Mündt
WALTER DE G R U Y T E R · BERLIN • NEW YORK 1990
Veröffentlicht mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
CIP-Titelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Lateinische Osterfeiern und Osterspiele / hrsg. von Walther Lipphardt. — Berlin ; New York : de Gruyter. NE: Lipphardt, Walther [Hrsg.] Teil 7. Kommentar (LOO 1—630) / aus d. Nachlass hrsg. von Hans-Gert Roloff. Red. bearb. von Lothar Mündt. — 1990 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts ; Bd. 136 : Reihe Drama ; 5) ISBN 3-11-010113-0 NE: Roloff, Hans-Gert [Hrsg.]; Mündt, Lothar [Bearb.]; Ausgaben deutscher Literatur des fünfzehnten bis XVIII. Jahrhunderts / Dräma
© Copyright 1990 by Walter de Gruyter & Co., D-1000 Berlin 30. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck: Werner Hildebrand, Berlin 65 Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer, Berlin 61
INHALT
DER
DREI
KOMMENTARBÄNDE
(= TEILE VII-IX DES GESAMTWERKES)
BAND 1 (= Teil VII) Seite
Vorbemerkung des Herausgebers der Reihe ADL Redaktionsbericht (L. Mündt) Zur Anlage des Kommentars (W. Lipphardt) In den Korrigenda-Verzeichnissen und den Aufbauschemata verwendete Abkürzungen
VII XI XXVII
Der Osterdialog am Grabe als Tropus zum Introitus (1-85) Quellen aus Italien (1-39) Quellen aus Südfrankreich und Katalonien (40-74) .... Quellen aus Deutschland und der Schweiz (75-85) Visitatio Sepulchri, I. Stufe (86-484) Nordfranzösischer Typus (86-173) Lothringischer Typus (174-379) Sonderformen (380-484) Böhmische Osterfeiern (380-390) Englisch-normannische Osterfeiern (391-425) Italienische Osterfeiern (426-430) Polnische Osterfeiern (431-432d) Portugiesische Osterfeiern (433-445) Schwedische Osterfeiern (446-4^1) Spanisch-katalanische Osterfeiern (452-467) Ungarische Osterfeiern (468-484) Visitatio Sepulchri, II. Stufe: Deutschland, Schweiz und Osteuropa (485-630)
XXXI
1 1 35 62 72 72 127 295 296 305 341 351 357 362 366 376
388
VI
Inhalt
BAND 2 ( = Teil VIII) V i s i t a t i o Sepulchri, II. Stufe: D e u t s c h l a n d , Schweiz u n d O s t e u r o p a - Fortsetzung V i s i t a t i o Sepulchri, III. Stufe Englisch-französische Spiele
(631-769)
(770-807)
547 677
(normannische)
(770-779)
680
Spiele aus deutschen u n d angrenzenden Gebieten
(779a-797)
710
Spiele aus Böhmen u n d Ungarn Officium Peregrinorum Ludus Paschalis
(798-807)
(807a-820)
(821-832)
756 767 804
K a t a l a n i s c h e Spiele
(821-823)
805
F r a n z ö s i s c h e Spiele
(824-825)
809
N i e d e r l ä n d i s c h e Spiele D e u t s c h e Spiele Anhang
(826-828)
(829-830)
(831-832)
822 829 840
Anhang I 1. T h e s e n zur Geographie u n d Chronologie der l a t e i n i s c h e n Osterspiele
841
2. T e x t n a c h t r ä g e
845
807a. B a y e u x 2
845
810a. P a d u a 3
847
BAND 3 (= Teil IX) R e p e r t o r i u m der g e s u n g e n e n u n d g e s p r o c h e n e n Texte
849
(Inhaltsverzeichnis s. dort!) A n h a n g II 1. K o r r i g e n d a - N a c h t r ä g e
1105
2. V e r z e i c h n i s d e r in LOO VI n i c h t registrierten H a n d s c h r i f t e n u n d Drucke. Dieter Trauden)
(Zusammengestellt von 1120
VORBEMERKUNG
Bei seinem Tode hinterließ Walther Lipphardt ein umfangreiches Manuskript zum Kommentar seiner sechsbändigen Edition der lateinischen Osterfeiern und Osterspiele. Der Kommentar sollte die einzelnen Texte der Feiern und Spiele zum ersten Mal unter Hinzuziehung alles erforderlichen historischen Materials ausführlich erklären und erschließen. Es war dem verehrten Verfasser leider nicht mehr vergönnt gewesen, auf der Grundlage des zusammengestellten Materials die endgültige Redaktion für die Druckfassung durchzuführen. Walther Lipphardt, ein international hochgeschätzter Kenner der geistlichen Spiel-Landschaft Europas im Mittelalter und Spätmittelalter, hatte in jahrzehntelanger Arbeit wertvolles und wichtiges Material für die eingehende Erschließung der Texte zusammengetragen, ein Material, das es bisher in diesem Umfang nicht gab. Da seine aufwendige Textedition ohne diesen Kommentar ein Torso bleiben würde, war es für den Reihenherausgeber selbstverständlich gewesen, zu versuchen, der Forschung das Material durch eine redaktionelle Überarbeitung zugänglich zu machen. Nach Prüfung des nachgelassenen Manuskripts durch Prof.Dr. Hansjürgen Linke (Köln), Prof. Dr. Karl Konrad Polheim (Bonn) und durch den Reihenherausgeber wurde im Einvernehmen mit den Erben Walther Lipphardts beschlossen, den Kommentar aus dem Nachlaß in einer redaktionellen Bearbeitung für die Fachwelt bereitzustellen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermöglichte die erforderlichen Arbeiten durch die Gewährung einer Sachbeihilfe für einen Wissenschaftlichen Mitarbeiter (für 15 Monate). Die Kommission hatte das Glück, in Dr. Lothar Mündt (Frankfurt am Main/Berlin) einen kenntnisreichen, umsichtigen und verantwortungsbewußten jungen Wissenschaftler für diese schwierige Aufgabe gewinnen zu können. Auf einer Arbeitstagung in Köln im
Vili
Vorberne rkung
März 1983, an der die Herren Linke, Hanns-Rudolf Lipphardt, Mündt, Polheim und der Herausgeber der Ausgaben Deutscher Literatur teilnahmen, wurden die Grundprinzipien der Bearbeitung einvernehmlich festgelegt. Dem Redaktor kam insbesondere die Aufgabe zu, einerseits das überlieferte Material durch Konzentration, Reduktion und redaktionelle Korrekturen auf einen Umfang zu bringen, der eine Publikation überhaupt erst möglich machte, andererseits die bereits ediert vorliegenden Texte erneut mit den handschriftlichen Vorlagen zu kollationieren, um Versehen, Inkonsequenzen und Fehllesungen durch Korrigendalisten zu kompensieren. Der "Redaktionsbericht" gibt in dezidierter Weise Auskunft über die erforderlichen Verfahrensweisen, notwendigen Entscheidungen und unumgänglichen Eingriffe des Redaktors. Es ist letztlich sein Verdienst, daß die bedeutende Edition der lateinischen Osterfeiern und Osterspiele nicht Torso bleiben mußte. Dafür sind gewisse Unzulänglichkeiten vom Benutzer in Kauf zu nehmen, deren Ursachen nicht in der Redaktion, sondern eher im Gesamtkonzept liegen, das als Arbeitsleistung Walther Lipphardts soweit wie irgend sinnvoll zu konservieren war. Tiefgreifende Überarbeitungen gegen die eigenständige Intention des Verfassers durften nicht vorgenommen werden. Der Kommentar Walther Lipphardts war so angelegt, daß in ihm literaturgeschichtlichen, realhistorischen, baugeschichtlichen, musikgeschichtlichen und liturgiegeschichtlichen Bezügen in gleicher Weise Rechnung getragen wurde. Bei der notwendigen Redaktion und Reduktion des Kommentars durch einen Germanisten stand die literaturgeschichtliche Perspektive naturgemäß im Vordergrund. Im übrigen wird auf weiterführende Literatur verwiesen, die Walther Lipphardt herangezogen hat und die in der Bibliographie des sechsten Teiles der Edition nachgewiesen ist. Die Kommission war sich von vorneherein auch darin einig, daß nur eine Publikation im Schreibsatz in Frage käme, wenn die Kosten der Drucklegung in Grenzen bleiben sollten. Dem Fachwissenschaftler dürfte das Material auch in dieser Form die wünschenswerten Informationen bieten. Manuskript und Spielarchiv Walther Lipphardts werden die Erben in einer öffentlichen Bibliothek der Forschung zugänglich
Vorbemerkung
IX
machen, sobald der Kommentar gedruckt vorliegt. Ober den endgültigen Standort des wissenschaftlichen Nachlasses Walther Lipphardts wird dessen Sohn zu gegebener Zeit im JAHRBUCH FÜR LITURGIK UND HYMNOLOGIE und in der Zeitschrift DAPHNIS berichten. Der Reihenherausgeber fühlt sich gegenüber den Erben Walther Lipphardts für ihre Anteilnahme und tatkräftige Förderung der Arbeiten des Redaktors zu Dank verpflichtet. Er dankt ganz besonders seinen Kollegen Hansjürgen Linke und Karl Konrad Polheim für ihre unermüdliche Bereitschaft, die Realisierung dieses Projekts mit Rat und Tat zu fördern. Last not least gilt auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft Dank für die Sachbeihilfe, die das ganze Vorhaben erst möglich machte. H. -G. R.
REDAKTIONSBEKICHT
1
1. Zur Überarbeitung des Kommentars 2
Als Walther Lipphardt (WL) am 16. Januar 1981 starb , war der Kommentar zu seiner monumentalen Sammlung 'Lateinische Osterfeiern und Osterspiele' (im folgenden: LOO) zwar äußerlich soeben abgeschlossen, aber noch keineswegs in einem druckreifen Zustand. Das von WL hinterlassene Manuskriptkonvolut von insgesamt ca. 2.700 dicht beschriebenen Schreibmaschinenseiten besteht aus folgenden Teilens - einem Kommentar zu fast sämtlichen Texten der Sammlung, bestehend aus einführenden Bemerkungen zu jeder Textgruppe sowie Zeilenkommentaren zu den Einzeltexten; - Transkriptionen der mit den Feier- und Spieltexten überlieferten Melodien, mit Variantenverzeichnissen und ausführlichen musikwissenschaftlichen Erläuterungen, jeweils im AnschluB an die Kommentierung einzelner Textgruppen; - einem Repertorium aller gesungenen und gesprochenen Texte (sowohl in alphabetischer als auch in systematischer Anordnung) , das zugleich als Sigelverzeichnis für die den Kommentaren vorangestellten Aufbauformeln dient; - einem alphabetischen Verzeichnis bestimmter, in den Rubriken sämtlicher Texte vorkommenden Wörter und Wortgruppen mit sämtlichen Belegstellen und deutscher Ubersetzung (Vokabular)^. Für die Veröffentlichung an dieser Stelle mußten sowohl der Melodien-Teil als auch das Vokabular außer Betracht bleiben: der Melodien-Teil deshalb, weil dafür weder ein kompetenter Bearbeiter noch Mittel zur Verfügung standen, das unter theatergeschichtlichen Aspekten und zur Auffindung textgeschichtlicher Beziehungen an sich nützliche Vokabular, weil die dringend not-
Redaktionsbericht
XII
wendige Uberprüfung aller Angaben in der gesetzten Frist - zusätzlich zu den übrigen umfänglichen Redaktionsarbeiten - nicht 4
zu leisten war. Die beiden verbleibenden Teile (Kommentar und Repertorium) sind auch für sich allein so umfangreich, daß eine vollständige Veröffentlichung nicht realisierbar war. Eine Kürzung des Kommentars um mindestens ca. 50 % (das Repertorium mußte aus zwingenden sachlichen Gründen ungeschmälert erhalten bleiben) erwies sich editorisch als notwendig. Eine Kürzung in diesem Ausmaß ließ sich - ohne wesentlichen Informationsverlust - durch folgende Maßnahmen erreichen: - Ein großer Teil der Zeilenkommentare bestand aus Hinweisen auf Varianten und Parallelstellen in anderen Feiern. Solche Hinweise wurden durchweg gestrichen, soweit sie Feiern betrafen, die demselben Ort angehören. Sie blieben aber stehen, wo sie sich auf Feiern anderer Orte erstreckten, da sie hier möglicherweise Fingerzeige auf wichtige textgeschichtliche Zusammenhänge bieten. - Gestrichen wurden im Zeilenkommentar auch zahlreiche für die Interpretation entbehrliche Textparaphrasen oder Ubersetzungen. - Die umfangreichen Zitate aus der Sekundärliteratur (hauptsächlich aus de Boors 'Textgeschichte1 und Roeders Buch 'Die Gebärde im Drama des Mittelalters') wurden auf wesentliche Passagen verkürzt (ggf. auch in der Form eines kurzen Referats) oder aber, wenn sie durchaus Entbehrliches enthielten, ganz gestrichen. - Die in den Zeilenkommentaren sich ständig wiederholenden Verbreitung snachweise für einzelne Gesänge konnten in der Regel unbedenklich eliminiert werden, da sie sich im Repertorium wiederfinden. Ausnahmen wurden nur gemacht, wenn die Zahl der Belegstellen relativ gering, der Aussagewert der Nachweise für den textgeschichtlichen Kommentar also entsprechend hoch war. - Die der Kommentierung einzelner Feier- und Spielgruppen voranstehenden Einführungstexte, in denen in der Regel kirchen-, kloster- und architekturgeschichtliche Daten mitgeteilt und
Redaktionsbericht
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wichtige textgeschichtliche Fragen erörtert werden, wurden auf das Wesentliche reduziert. Eliminiert wurden hier auch Erörterungen zu Fragen der Handschriftenüberlieferung, sofern sie in den Handschriftenbeschreibungen in Bd 6 nachzulesen sind. - Alle Informationen, die im Einführungstext schon enthalten waren, wurden aus dem Zeilenkommentar herausgenommen. - In den Literaturangaben am Schluß jeder Textgruppe wurden alle Titel gestrichen, die schon in der Edition aufgeführt sind. Hinweise auf Publikationen, die in der Bibliographie in Bd 6 genannt werden^, wurden durchweg verkürzt: auf den bloßen Namen des Autors, sofern dieser dort nur mit einem Werk vertreten ist, auf Autornamen und Kurzfassung des Titels, sofern dort mehrere Werke desselben Autors verzeichnet sind (eine Ausnahme bildet hier nur de Boor: wo sein Name ohne Titelverweis genannt wird, ist stets seine 'Textgeschichte' gemeint). - Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß der Verfasser in die Kommentare zu Bd 1 und 2 auch Auflistungen der in den einzelnen Texten verwendeten Abbreviaturen aufgenommen hatte, um daraus zusätzliche Indizien für textgeschichtliche Bezüge zu gewinnen. Ab Bd 3 verzichtete er jedoch'darauf, als sich abzeichnete, daß ein Abdruck aus Kostengründen unmöglich sein würde. Auf die Wiedergabe der Abbreviaturen mußte also verzichtet werden. Uber die Textkürzungen hinaus war eine durchgreifende stilistische Bearbeitung des gesamten Kommentars notwendig. Ferner wurden alle Zitate und Literaturangaben anhand der Originale überprüft und gegebenenfalls korrigiert. Uberprüft wurden auch sämtliche Verweise auf Textstellen innerhalb der LOO. Als revisionsbedürftig erwiesen sich vielfach auch die den Textkommentaren vorangestellten Aufbauformeln. Hier waren Irrtümer oder Tippfehler bei Indexziffern oder Gattungssigeln zu bereinigen oder offensichtlich übersehene Textelemente nachzutragen - abgesehen von den Konseguenzen, die sich aus der erneuten Kollation der Texte selbst ergaben. Die Auflösung von Widersprüchen zwischen Kommentartext und
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Redaktionsbericht
Aufbauformel stellte den Bearbeiter in gewissen Fällen vor unlösbare Probleme: dann nämlich, wenn es sich um einen Gesang handelte, der - bei weitgehend identischem Text - im liturgischen Repertoire innerhalb zweier Gattungen überliefert ist, und in der Quelle eine Gattungsangabe fehlt. Dies kommt z.B. hin und wieder vor bei dem Gesang "Sepulto domino', der sowohl als 33 17 Antiphon (A ) wie als Responsorium (R ) belegt ist. Den Angaben WLs zufolge ist eine Gattungsbestimmung in solchen Fällen nur anhand der Melodien möglich (sofern sie überliefert sind). Da der Bearbeiter ausschließlich philologisch-historisch vorgebildet ist und ihm kein Musikwissenschaftler beratend zur Seite stand, war er nicht in der Lage, WL sachgerecht zu korrigieren, wenn er z.B. im Kommentar vom Responsorium R17 sprach, 33 nachdem er sich im Aufbauschema schon auf die Antiphon A festgelegt hatte. Der Bearbeiter hat in solchen relativ seltenen Fällen den Kommentar der im Aufbauschema mitgeteilten Lesart angeglichen. Bei den Aufbauschemata ist auch zu beachten, daB HL sie gelegentlich (bei sehr langen Feiertexten) auf die wichtigsten (strukturbildenden) Textteile beschränkt und bei Orten mit reicher Textüberlieferung hin und wieder auch einen Text völlig unberücksichtigt gelassen hat. Aus technischen Gründen war es nicht immer möglich, inhaltliche oder funktionale Entsprechungen verschiedener Gesänge innerhalb einer Textgruppe, wie von WL gewünscht, durch genau korrespondierende vertikale Anordnung im Aufbauschema anzudeuten. Die vorgegebene Satzspiegelbreite erlaubte vielfach nicht die dazu notwendige Ausdehnung des Schemas in der Horizontalen. Querformat konnte nur in Ausnahmefällen verwendet werden. An eine Überarbeitung der Aufbauformeln war nicht zu denken ohne eine vorhergehende Revision der mit mancherlei formalen Mängeln behafteten Sigellisten des Repertoriums. Ein Bericht über die Redaktionsarbeiten an diesem Teil des Manuskripts wird im Vorspann zum Repertorium gegeben. In den Aufbauformeln werden einige Sigel verwendet, die weder im "Verzeichnis der allgemeinen Abkürzungen' (Bd 6, S. 480 ff.) noch im Repertorium enthalten sind. Diese Sigel sind auf S. XXXI zusammengestellt worden.
Redaktionsbericht
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Eine systematische Überprüfung der von WL gegebenen, häufig nicht belegten Sachinformationen (Z.B. biographischer, kirchen- oder baugeschichtlicher Art) war dem Bearbeiter nicht möglich. In Fällen, wo eine Uberprüfung unumgänglich war, erwiesen sie sich zuweilen als ungenau. Wo der Kommentar Lücken aufwies, muBten sie bestehen bleiben. Es gehörte nicht zu den Aufgaben des Bearbeiters, eigene, die Ergebnisse WLs ergänzende oder über sie hinausführende Untersuchungen oder auch nur Hinweise auf inzwischen erschienene Literatur einzubringen.6 WLs Kommentar war als ein abgeschlossenes Textcorpus zu behandeln; seine Inhalte hat allein der Verfasser zu verantworten. Eine über formale (redaktionelle) Dinge hinausgehende Eigenverantwortung kommt dem Bearbeiter allerdings bei der Textkollation zu, über deren Prinzipien ira folgenden Abschnitt berichtet wird.
2. Zur Textkollation Schon WL selbst war sich bewußt, daß seine Edition eine große
7 Zahl von Lesefehlern und bibliographischen Irrtümern enthielt , und hatte die Absicht, diese Mängel durch Beigabe von Korrigenda-Verzeichnissen zu den einzelnen Textkommentaren auszugleig chen. Die von ihm zusammengestellten Listen erwiesen sich je9
doch als lückenhaft und auch ihrerseits als nicht fehlerfrei , so daß es notwendig schien, parallel zu der Überarbeitung des Kommentars eine Kollation sämtlicher LOO-Texte vorzunehmen. Grundlage der Kollation waren zunächst die Bestände an Mikrofilmen, Fotos und Fotokopien im Nachlaß WLs (Abschriften wurden nicht verwertet). Ein Teil der dort nicht vorhandenen Vorlagen konnte, soweit es sich um Visitatio-Texte aus Orten des damaligen Reichsgebietes handelte, von dem Archiv mittelalterlicher Feier- und Spielhandschriften am Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität Köln (Lehrstuhl Prof. Dr. Hansjürgen Linke) zur Verfügung gestellt werden; der überwiegende Teil wurde ad hoc beschafft. Das Idealziel einer Kollation des gesamten Textcorpus erwies sich indessen als unerreichbar, da ein Teil der Vorlagen ungeachtet aller Bemühungen nicht
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zu beschaffen war^", sei es, daß der Zustand der Handschriften eine Verfilmung nicht erlaubte, sei es, daß dazu die technischen Voraussetzungen fehlten (z.B. in abgelegenen ausländischen Klosterbibliotheken), sei es, daß Anfragen oder Rückfragen an Bibliotheken oder Archive nicht beantwortet wurden. Die Textkollation orientierte sich an dem von WL postulierten, jedoch nicht immer eingehaltenen Prinzip einer buchstabengetreuen Textwiedergabe^, d.h. es wurden auch rein graphische Abweichungen notiert. Um jedoch die Korrigenda-Verzeichnisse nicht über Gebühr anschwellen zu lassen, wurde bei den lateinischen Texten auf eine Fixierung folgender graphischer Differenzen verzichtet (von bestimmten sich selbst erklärenden Ausnahmen abgesehen): - e / ç / ae / oe - ti/ci + Vokal - i/y - U / V / w
- sepulchrum / sepulcrum Unberücksichtigt blieben im allgemeinen auch 'ostium'/'hostium' (von WL allerdings in fast allen Fällen genauestens vermerkt) und die Akzente in einigen gedruckten Quellen jüngeren Datums, die WL nur sporadisch übernommen hat. Bei Texten in der Volkssprache wurde, von Bagatellen abgesehen, das Prinzip der Buchstabentreue ohne Abstriche verfolgt. Eine in jeder Hinsicht lückenlose Vervollständigung des oft 12
inkonsequenten und manches Unerhebliche enthaltenden textkritischen Apparates wurde nicht angestrebt, zumal hierzu auch viel13 fach Einsicht in die Originale unerläßlich gewesen wäre (z.B. bei der Feststellung von Rasuren, übermalungen, Flecken oder Löchern in der Handschrift, Überprüfung von Nachträgen am Rand, falls dieser nicht mitfotografiert wurde, oder dgl.). In die Korrigendalisten einbezogen wurden auch Korrekturen von Versehen bei den laufenden Textnummern und den Ortssigeln, 14 in den Uberschriften der Feiern sowie in den Quellenangaben und den Nachweisen früherer Editionen, ferner bei den Angaben von Handschriften-Signaturen, Fundstellen von Blatt- und Seiten-
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wenden 15 sowie über das Vorhandensein oder Fehlen von Melodien (s. LOO Bd 1, S. VII). Versehen bei der Interpunktion wurden nur dann berichtigt, wenn sie das Verständnis des Textes beeinträchtigen. Erweiterungen der Textausschnitte (z.B. durch Mitteilung der Vesper am Anfang oder Ende der Depositio oder des Versus sacerdotalis am Ende der Visitatio) gehen in der Regel auf entsprechende Anweisungen WLs zurück. Nur in einem Punkt ist der Bearbeiter bei der Zusammenstellung der Korrigendalisten über das bei WL schon Angelegte hinausgegangen: bei der Kennzeichnung der Auflösung von unspezifischen, willkürlichen Abkürzungen in Initien von Gesängen oder gesprochenen Texten (z.B. beim Abbrechen nach dem ersten Buchstaben oder mitten im Wort). Der Entschluß zu diesem Verfahren beruht auf der Überlegung, daß hier eine Wortergänzung in vielen Fällen eine interpretatorische Entscheidung ist, über deren Ausgangspunkt der Leser informiert sein sollte. WL selbst mag dergleichen aufgrund seiner umfassenden liturgischen Kenntnisse überflüssig erschienen sein, wenn auch bestimmte Korrekturen von seiner Hand in den Listen des Repertoriums die Vermutung nahelegen, daß auch er sich bei der Identifizierung eines nur durch Initium mitgeteilten Textelements nicht immer sicher war. Nachträge dieser Art in den Korrigendalisten sind also keineswegs als Richtigstellungen von 'Fehlern' WLs zu betrachten, sondern als ergänzende textkritische Informationen, die der Bearbeiter den Benutzern der LOO bieten zu sollen glaubt. Ausgenommen von diesen Nachträgen blieb das Te Deum, bei dem es in der Regel - schon wegen seiner Stellung - schwerlich zu Identifikationsschwierigkeiten kommen kann. Als V o r l a g e für die Textkollation diente nach Möglichkeit die von WL in der Kopfzeile des Textabdrucks angegebene Quelle, sofern nicht durch ein 'Nach' vor einer der am Schluß aufgeführten Ausgaben signalisiert wurde, daß er auf eine frühere Edition zurückgegriffen hatte. In diesem Fall wurde diese zugrundegelegt - ausgenommen wiederum solche Texte, die WL nachträglich in einem seiner Handexemplare nach dem Original korrigiert hatte. In Zweifelsfällen wird hinter der Oberschrift 'Kor-
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rigenda' ausdrücklich auf die Vorlage der Textkollation hingewiesen . Hat WL in den Nachträgen von Bd 6 seiner Ausgabe eine Neufassung eines in einem der früheren Bände abgedruckten Textes geliefert, so wurde stets diese als Bezugstext gewählt. Zur Verdeutlichung wird in solchen Fällen durch ein in Klammern stehendes 'N' (=Nachtrag) auf den Bezugstext verwiesen. Der Leser möge aber beachten, daß WL Hinweise auf frühere Editionen in der Regel nicht wiederholt, so daß Korrekturen zu diesem Teil des Textes sich auf die Erstfassung beziehen. Bei der Korrektur von Variantenlisten, die häufig in Gruppen einander sehr ähnlicher Texte an die Stelle eines kompletten Textabdrucks treten, ergab sich zuweilen das Problem, daß der Ausgangstext selbst in Ermangelung der Vorlage nicht überprüft werden konnte und die Variantenangaben sich mithin auf einen Text beziehen müssen, der seinerseits möglicherweise nicht korrekt ediert ist. In solchen Fällen wird bei der Ergänzung oder Korrektur der Variantenangaben ausdrücklich darauf hingewiesen, daß als Ausgangstext die LOO - D r u c k f a s s u n g gedient hat. Fehlt ein solcher Hinweis, so beziehen sich alle Korrekturen oder Ergänzungen zur Variantenliste auf die (ggf.) korrigierte Fassung des Ausgangstextes. Die Aufzählung früherer Editionen erwies sich häufig als lückenhaft, die Angabe "Hier zum erstenmal veröffentlicht" nicht immer als zutreffend. Ergänzungen bzw. Korrekturen auf diesem Gebiet habe ich nicht systematisch vorgenommen, sondern nur dann, wenn WL selbst in seinen Korrigendavermerken oder in seinen Handexemplaren darauf hingewiesen hatte oder ich im Verlauf meiner Literaturrecherchen zufällig selbst auf derlei Irrtümer stieß. Der weitaus größte Teil dessen, was WL an früheren Ausgaben anführt, ließ sich an den Originalen überprüfen. Es blieb aber eine begrenzte Anzahl von älteren Ritualien-Editionen oder liturgiegeschichtlichen Spezialuntersuchungen übrig, die für mich unerreichbar waren, da ihr Standort nicht ermittelt werden konnte. Titel in Kurzfassung, die weder in der Bibliographie in Bd 6 noch sonstwo vollständig nachgewiesen werden, wurden, so-
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weit möglich, verifiziert und in den Korrigendalisten vervollständigt . Es ist zu beachten, daß HL zuweilen Nachweise für Ausgaben von Depositio- und Elevatio-Texten nicht bei diesen selbst mitteilt, sondern erst im Anschluß an die Visitatio einen Pauschalnachweis gibt. Manchmal bezieht sich in den Fällen, in denen bei der Depositio und Elevatio keinerlei Nachweise stehen, die Angabe bei der Visitatio aber auch ausschließlich auf diese selbst, und man muß vermuten, daß es sich bei den Abdrucken der vorangehenden Feiern um Erstveröffentlichungen handelt. Da ein Teil der Vorlagen für die Textkollation (insbesondere Mikrofilme und Fotos von Handschriften ausländischer Bibliotheken) erst eintraf, als der Schreibsatz für den Kommentar des entsprechenden Bandes bereits abgeschlossen war, mußte ein Anhang mit Korrigenda-Nachzüglern am Schluß von Bd 9 (= Bd 3 des Kommentars) eingerichtet werden. Soweit es technisch möglich war, wurden an der Stelle, an der die Korrigendalisten eigentlich stehen müßten, Verweise auf diesen Anhang eingefügt. Falls ein solcher Verweis fehlt, ist der Benutzer gebeten, dort vorsorglich nachzuschlagen (Anordnung der Korrigenda nach den laufenden Textnummern). Korrekturen zu Texten, deren Vorlagen dem Bearbeiter nicht zur Verfügung standen, sind durch ein 'V.n.g.'(='Vorlage nicht gesehen') hinter der Uberschrift 'Korrigenda' gekennzeichnet. Es handelt sich hier teils um ungeprüfte Obernahmen aus WLs eigenen Listen, teils nur um Verbesserungen offensichtlicher Satzfehler. Für die äußere Gestaltung der Korrigenda-Verzeichnisse galten die folgenden Grundsätze: 1. Bei der Korrektur eines falsch wiedergegebenen Wortes wird nur dann ein Lemma gegeben, wenn Verwechslungsgefahr besteht. 2. Soll ein Wort gegen ein anderes ausgetauscht werden, so wird das alte, das zu ersetzen ist, stets mitgenannt, nach dem Muster: 'dicat statt nuntiat'. 3. Bei der Ergänzung ausgelassener Wörter wird als Bezugswort in der Regel (Ausnahme: Zeilenbeginn) das vorangehende ge-
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wählt. Nur wenn mehrere Wörter zu ergänzen sind oder wenn bei Beschränkung auf das vorangehende Wort MiBverständnisse entstehen könnten, wird auch noch das auf die Ergänzung folgende Wort angegeben. 4. Ist eine Zeile (z.B. ein von WL übersehenes Initium eines Gesangs) einzufügen, so wird als Bezugszeile nur die vorangehende genannt - mit einem vorangestellten 'Nach'.'Nach 18' z.B. heißt also, daß der so gekennzeichnete Text zwischen Zeile 18 und Zeile 19 einzufügen ist. 5. Textkritische Floskeln oder sonstige Bemerkungen des Bearbeiters werden von den zitierten Textteilen durch Unterstreichung abgehoben (ausgenommen die sehr häufigen Kürzel 'hs.' und 1 dr.') . 6. Ist bei der von WL gebotenen Lesart eines Wortes anzunehmen, daß sie der Absicht des Herausgebers entspringt, die Vorlage entgegen seinem erklärten und meist praktizierten Grundsatz buchstabengetreuer Wiedergabe stillschweigend zu emendieren oder zu normalisieren, d.h.: muß die Abweichung von der Handschrift oder vom Originaldruck (z.B. 'thuribulum1 statt 'turribulum') nicht eigentlich als 'Fehler' angesehen werden, so ist der korrigierten Form in Klammern der Zusatz 'hs.' bzw. 'dr.' oder, falls eine frühere Edition zugrunde lag, der Name des Herausgebers beigefügt. 7. Stehen Textteile in spitzen Klammern (< >), so ist damit signalisiert, daß es sich um Ergänzungen WLs oder des Bearbeiters handelt, es sei denn, daß die so gekennzeichneten Textteile in einen Kontext gehören, in dem diesen Klammern von WL oder dem Bearbeiter ausdrücklich eine andere Funktion zugewiesen wurde. - Es kommt z.B. vor, daß WL Nachträge in der Handschrift (etwa am Rand) auf diese Weise hervorhebt - meist allerdings mit erläuterndem Hinweis im Lesartenapparat. Der Bearbeiter hat sich in seinen Korrigendalisten aus praktischen Gründen dieser innerhalb der Edition eigentlich systemwidrigen Gepflogenheit von Fall zu Fall angepaßt und nur eine Erläuterung angefügt, wenn WL sie vergessen und so das Mißverständnis provoziert hatte, daß es sich bei dem eingeklam-
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merten Textteil um einen Zusatz aus seiner Feder handle. 8. Die in der Kopfzeile angegebenen Blatt- oder Seitenzahlen werden stets, um jedes MiBverständnis auszuschließen, vollständig wiederholt, auch wenn nur eine von ihnen falsch war. 9. Ist von den am Schluß eines Textes genannten Titeln (= frühere Editionen) einer zu streichen, so wird nur der Name des Autors bzw. des Herausgebers genannt, wenn dieser nur einmal vertreten ist (sonst zusätzliche Angabe des Titels in Kurzfassung) . Eine Ubersicht über die in den Korrigenda verwendeten Abkürzungen findet sich auf S. XXXI.
Ich möchte allen Personen und Institutionen danken, die dazu beigetragen haben, daß das Werk WLs trotz aller Widrigkeiten publiziert werden konnte: an erster Stelle der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die nicht nur meine Arbeit finanziert, sondern auch die Kosten des Schreibsatzes übernommen hat, sodann der Witwe WLs, Frau Anne Lipphardt, die bei der Beschaffung von Textvorlagen viele Mühen und Kosten auf sich genommen hat und mir bei der Benutzung der Bibliothek und des wissenschaftlichen Nachlasses WLs auf entgegenkommendste Weise behilflich war, sowie Herrn Prof. Dr. Hans-Gert Roloff (Berlin), dem Herausgeber der 'Ausgaben Deutscher Literatur', dessen Initiative und Engagement es zu verdanken ist, daß das Projekt überhaupt erst in Gang kam, und der alle Arbeitsgänge mit freundlicher Aufmerksamkeit verfolgt und mit vielerlei konkreten Ratschlägen gefördert hat. Mit Rat und Tat unterstützt haben meine Arbeit auch die Herren Prof. Dr. Hansjürgen Linke (Köln) und Prof. Dr. Karl Konrad Polheim (Bonn), die auch die Korrekturen mitgelesen haben, ferner Herr Dr. Ulrich Mehler und Herr Dieter Trauden (beide Köln), denen ich eine Reihe von Ergänzungen und Verbesserungsvorschlägen zu den Korrigendalisten verdanke. Herr Trauden hat darüber hinaus ein Verzeichnis der von HL in fid ( nicht registrierten Handschriften und Drucke beigesteuert (s. Bd 9, Anhang II, S. 1120 ff.). Dank gebührt schließlich auch den zahlreichen Bibliotheken des In- und Auslands, die Mikrofilme und
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Redaktionsbericht
Fotos aus ihren Handschriften- und Buchbeständen zur Verfügung gestellt haben oder anderweitig behilflich waren, sowie meiner Frau, Brigitte Mündt, der die Anfertigung des Schreibsatzes, eine langwierige und oft mühevolle Arbeit, oblag.
Berlin, im März 1987
Lothar Mündt
Anmerkungen
Die Grundprinzipien der im folgenden beschriebenen Redaktions- und KolJrationsarbeiten sind im wesentlichen Ergebnis einer Arbeitsbesprechung, die im März 1983 im Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität Köln stattfand. Teilnehmer waren: Prof. Dr. Hansjürgen Linke (Köln), Prof. Dr. Hanns-Rudolf Lipphardt (Heidelberg), Prof. Dr. Karl Konrad Polheim (Bonn), Prof. Dr. Hans-Gert Roloff (Berlin) und der Bearbeiter. 2
Würdigung seines Lebenswerkes mit vollständiger Bibliographie: Friederike Kiedl, Liturgisches Spiel - geistlicher Gesang. Das wissenschaftliche Werk von Dr. phil., Dr. theol. h.c. Walther Lipphardt. In: Archiv für Liturgiewissenschaft 24(1982), S. 317-364. ^ U.a.: Bezeichnungen für die Personae agentes; der Wortschatz der Anweisungen für die Bewegungs- und Stimmregie; Bezeichnungen für Kleidungsstücke und Requisiten sowie zeitliche und räumliche Gegebenheiten des Feier- und Spielgeschehens; Überschriften und Incipits der Feiern und Spiele. 4 Eine Veröffentlichung der musikwissenschaftlichen Teile, nach Möglichkeit auch des Vokabulars, ist für einen späteren Zeitpunkt geplant. ^ Bibliographie, Handschriftenbeschreibungen und Verzeichnis der gedruckten Quellen in Bd 6 sind nicht durchweg zuverlässig. Gleiches gilt für die Sigel-, Orts- und Zeitregister. Eine Korrektur dieser Teile war dem Bearbeiter
Redaktionsbericht
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aus Zeitgründen jedoch unmöglich. Seine Tätigkeit mußte auf den Kommentarteil beschränkt bleiben. ^ Wo im Kontext der Darstellung eine Einfügung mehr als nur redaktioneller Art notwendig oder sinnvoll erschien, ist sie durch ein in Klammern stehendes 'L.M.' kenntlich gemacht.
' S. hierzu auch die Rezension von Hansjürgen Linke in: AfdA 94(1983), S. 38. 8 Grundlage für diese Listen waren seine Handexemplare der LOO : ein durchschossenes, vollständig durchkorrigiertes Exemplar, das viele Notizen, Exzerpte und Entwürfe für den Kommentar enthält, und ein zweites, nicht durchschossenes, das zwar nicht durchgehend korrigiert ist, aber einige Korrekturen enthält, die sich in den durchschossenen Bänden nicht finden, g Das gleiche gilt für die als überholt anzusehenden Errataverzeichnisse in Bd 5, S. 1722 ff. und Bd 6, S. 2 f. 10
Gelegentlich wurde die Kollation freundlicherweise von den Standortbibliotheken besorgt. Manche Vorlagen waren unvollständig. Zu folgenden Texten steht eine (Teil-)Kollation anhand der Quellen noch aus (bei Nummern ohne einen Zusatz in Klammern sind alle Feiern betroffen, die darunter zusammengefaßt sind - Nachträge in Bd 6 sind den entspr. Bänden zugeordnet): Bd 1: 23, 24 (Bl. 59b), 31 (Dep.), 52 (B1. 31a), 66, 67, 67a, 72, 89, 98, 102, 104, 105, 106, 111, 112, 113, 123a, 126, 131, 135, 139, 140, 141, 143, 147, 164, 165, 166, 167 (In Coena Dom.). Bd 2: 182, 183, 184, 199, 222, 230 (Bl. 314b), 233 (Hs. verschollen), 235, 238b (Dep.), 241 (Dep., Bl. 61b / Vis.), 244, 246 (Vis.), 266, 274 (Dep. / El.),
276, 277, 278, 279 (Dep.),
281, 282, 283, 284, 286, 287, 288, 289,
290, 291, 292, 293, 294, 296 (Dep.),
324 (Dep. ζ. T.),
348b (Bl. 3a),
348f, 348g, 348h, 348i, 348k, 354a, 354b, 354c, 354d, 354e, 354f, 354g, 375, 381, 382, 387 (Dep.), 388, 390, 408, 427 (Dep.), 429a, 453, 455a (Ripollês), 466, 472 (El., Bl. 100b). Bd 3: 487a, 498, 499, 512, 513, 536c (Bl. 102a), 536d, 536g, 536h (Bl. 90b), 536q (Dep., Bl. 288b), 536u (El., Bl. 237a/b), 536v (Bl. 165b), 536χ2 (El., Bl. 104b), 536y, 540, 550a, 557 (El.), 560 (S. 652), 576a, 576b, 576c, 576f, 577b, 592a, 612, 615a, 625, 629a.
XXIV
Redaktionsbericht
Bd 4: 661 (Dep.), 664 (Dep. / El.), 668 (Dep.), 670, 671, 672 (El.), 673 (El.), 675 (Dep. / El.), 676, 677 (El.), 678 (Dep. / El.), 678a (Dep.), 692 (Dep.), 694b (El.), 698a (Dep.), 703, 713 (El.), 721 (El.), 724 (El.), 728 (Dep. / El., Bl. 51a), 730 (Dep. / El.), 736, 739, 741 (B1. 135a), 742, 743a, 745 (El., Bl. 89a), 745c (Dep.). Bd 5: 771, 795 (Dep.), 795a, 798a, 800, 802 (Dep. / El. / Vis. z.T.), 807 (Dep.), 822.
^
S. die Einleitung zu Bd 1, S. VII. - Die Inkonsequenzen, die in der Edi-
tion allenthalben begegnen, dürften damit zu erklären sein, daß WL schon lange Jahre, bevor an eine Ausgabe zu denken war, mit dem Sammeln und Transkribieren der Texte begonnen hatte und sich ihm die bei der Transkription anzuwendenden Grundsätze im Laufe der Zeit zu verschieben begannen, da auch kein äußerer Zwang zu einheitlicher Textgestaltung gegeben war. Als die Texte für den Satz vorbereitet werden mußten, keim es nicht mehr zu der nun notwendigen Vereinheitlichung, zumal die Sammelarbeit, wie die vielen Einfügungen in die laufende Numerierung bezeugen, ständig weiterging und immer neue Quellen in vorher nicht absehbarer Zahl auszuwerten und einzuordnen waren. 12
Neben dem schon erwähnten 1ostium'/1hostium' konnte die Angabe der Schreibweise der Handschriften für 'Christus' oder 'Christicolae• ('Xpistus'/ 'Xpisticole') und dgl. übergangen werden. ^
Die einzigen Handschriften, die ich im Original benutzt habe, waren die
der Stifts- und Hofbibliothek Aschaffenburg und ms. Leonh. 11 der Stadtund Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. 14 Die Obersehriften zu Depositio- und Elevatio-Feiern sind oft ungenau; z.B. steht häufig nur 'Depositio/Elevatio Crucis' in der Überschrift, wo der Text von der Niederlegung bzw. Erhebung auch der Hostie spricht, also 'et Hostiae' zu ergänzen wäre. Korrekturen dieser und ähnlicher Art wurden jedoch nur da ausgeführt, wo ViL es ausdrücklich verlangt hat, da seine Entscheidung für eine bestimmte Überschrift, so korrekturbedürftig sie dem Augenschein nach sein mag, doch Ergebnis einer liturgiewissenschaftlichen Interpretation sein könnte, über die der Bearbeiter nicht zu rechten befugt ist.
Redaktionsbericht ^
XXV
Um die ohnehin schon große Zahl von Korrekturen auf diesem Gebiet ohne
nennenswerten Informationsverlust für den Benutzer etwas in Grenzen zu halten, wurde auf eine Richtigstellung verzichtet, wenn die Angabe einer Blattoder Seitenwende einem Wort vorangeht oder ihm folgt, in der Vorlage aber das Wort selbst getrennt wird, und umgekehrt.
^
Auf die Arbeit von Marie Dolores Moore (The Visitatio Sepulchri of the
medieval church. A historical, geographical, and liturgical survey. Phil. Diss. Rochester 1971 - Mikrofilm Ann Arbor, Mich.: ÜMI 1971), die auch eine Auswahl von Texten mit den Melodien enthält, ist WL offenbar erst nach Erscheinen der Bände 1-5 aufmerksam geworden. In seinem durchschossenen Handexemplar hat er bei allen Texten, die sich auch bei Moore finden, die Fundstelle notiert, aber nichts davon in die für den Druck bestimmten Korrigenda-Verzeichnisse aufgenommen. Der Bearbeiter hat daher davon abgesehen, die Auswahl von Moore in seine Ergänzungen einzubeziehen.
ZUR
ANLAGE
DES
KOMMENTARS
Den eigentlichen Texterläuterungen sind kurzgefaßte Einführungen vorangestellt, die für bestimmte Textgruppen oder auch Einzeltexte Informationen zu den historischen, geographischen und kunstgeschichtlichen Gegebenheiten des Spielortes oder der Spiellandschaft liefern. Solche Daten sind oft von entscheidender Bedeutung für die Bestimmung des terminus ante quem non. So galt z.B. StEmm^ bisher als Bamberger Feier, obwohl sie aus dem 10. Jhd. stammt und der Bamberger Dom erst kurz nach 1000 gegründet wurde. Die geographisch-kulturellen Zusammenhänge zwischen den Langobardenklöstern Italiens erlauben eine Vorverlegung des terminus ante quem non für die aus ihnen überlieferten Texte, die ganz beträchtlich ist. Chronologische Marksteine sind für die Entstehung vieler Texte so wichtige Daten wie der Beginn der Reformbewegungen von Cluny, Gorze und Hirsau, ferner die Filiationen vieler Klöster der Benediktiner und der Augustiner-Chorherren. Wichtig sind auch Mitteilungen über das Vorhandensein und das Alter architektonischer Objekte, die als 'Heilige Gräber" für liturgische Zwecke in der Karwoche und zu Ostern gegründet wurden. Hierzu gehören die vielen Rotunden neben den Basiliken Italiens und Südfrankreichs, also alle Baptisterien, die stets Mittelpunkte österlicher Feiern waren. C. Heitz hat in seinen •Recherches sur les rapports entre architecture et liturgie à l'époque carolingienne' in überzeugender Heise die karolingischen Basiliken mit Hestwerk oder die doppelchörigen Anlagen, die sich später in den Domen der sächsischen und salischen Kaiserzeit am Rhein fortsetzen, als besondere Stätten österlicher Liturgie, darunter auch der Osterspiele, gekennzeichnet. Diesen kunstgeschichtlichen Spuren gehen auch die historischen Informationen des Kommentars nach. Das gleiche gilt von Krypten als Stätten des Osterspiels, wie etwa in Würzburg.
XXVIII
Zur Anlage des Kommentars
Auf die Einführung folgt das Aufbauschema des betreffenden Spieltextes oder der Spielgruppe, gegliedert nach Depositio, Elevatio und Visitatio Sepulchri. Es besteht aus den im Repertorium aufgeschlüsselten Sigeln für die gesungenen und gesprochenen Texte. Mit diesem Aufbauschema ist schon eine ganz knappe Analyse des Textes gegeben. Trotz aller Verschiedenheit der einzelnen Baupläne lassen sich Gruppen einander zuordnen, die mehr oder weniger verwandt sind. Uberall gibt es feste Bestandteile, die in einer immer wiederkehrenden Ordnung stehen; dazwischen finden sich die zusätzlichen Texte, die je nach Landschaft oder Kloster verschieden sind. In den Listen zur Depositio Crucis sind es vor allem bestimmte Responsorien, die in den einzelnen Gruppen immer wiederkehren. Psalmen und Antiphonen der Vesper des Karfreitags werden unter dem Sigei VESP zusammengefaßt, wobei aus dem Bauplan zu ersehen ist, ob die Vesper vor oder nach der Depositio Crucis steht oder gar in sie integriert ist. Bei den Texten mit dem Quem-quaeritis-Dialog vor dem Introitus gibt der Aufbauplan den Kontext der gesamten Tropierung. Erst dieser differenziert die sonst so stark übereinstimmenden Texte und vermag wichtige Erkenntnisse über die Wege der regionalen Beziehungen zu vermitteln. Innerhalb der Visitatio Sepulchri und der anderen dramatischen Texte werden die umrahmenden Gesänge in der Regel ebenfalls angegeben, so das letzte Responsorium der Matutin und das Te Deum (TD), wobei das Hauptaugenmerk auf die das Te Deum umgebenden Gesänge (Antiphon, Lied und Versus sacerdotalis) gerichtet wird. Auf die Bedeutung des Versus sacerdotalis für den Aufbau der Visitatio Sepulchri wird hier zum erstenmal hingewiesen. Frühere Editionen haben ihn meist als nicht zum Spiel gehörig fortgelassen. Der Zeilenkommentar, dem, soweit nötig, unter der Uberschrift 'Korrigenda' Errataverzeichnisse zu dem betreffenden Text in unserer Edition vorangestellt werden, dient vornehmlich der Erörterung von Interpretationsfragen im Rahmen der Textgeschichte. Dabei erwies es sich als notwendig, immer wieder an de Boors 1967 erschienenes Werk "Die Textgeschichte der lateinischen Osterfeiern' (1967) anzuknüpfen, das einen völligen Neuansatz in der Forschung bedeutete. Auch Spezialarbeiten zur Textgeschichte oder zur Erfassung einzelner Spiellandschaften (z.B. von Dolan
Zur Anlage des Kommentars
XXIX
zum anglo-normannischen Bereich, von Donovan für Spanien, von T. Schmid für Schweden oder von Corbin für die portugiesische Depositio) wurden im Zeilenkommentar ausgewertet. So wird bei jedem Text deutlich, wie er in die Forschung der letzten Jahrzehnte, angefangen bei Youngs Werk 'The Drama of the Medieval Church' (1933), einzuordnen ist. Ein gewisses Korrektiv zu den überwiegend textgeschichtlichen Elementen des Kommentars ergibt sich aus der Berücksichtigung theatergeschichtlicher Aspekte, wie sie etwa in A. Roeders Untersuchung 'Die Gebärde im Drama des Mittelalters' beschrieben sind. Am Schluß eines jeden Kommentarabschnitts wird die einschlägige Literatur aufgeführt.
Am Ende des umfangreichen Werkes möchte der Herausgeber noch einmal allen Freunden und Kollegen - vor allem seinem Freund Michel Huglo (Paris) und Frau Ritva Jonsson (Stockholm) - sowie den Leitern der Handschriftenabteilungen in den vielen öffentlichen, kirchlichen und privaten Bibliotheken ganz herzlich danken, die am Zustandekommen auch des Kommentars mit ihren zahlreichen Informationen, Ratschlägen und Korrekturen mitgeholfen haben. Ein besonderer Dank gebührt auch der Mühe des Verlags, der den schwierigen Druck durch so viele Jahre betreut hat. W.L.
IN DEN KORRIGENDA-VERZEICHNISSEN UND DEN AUFBAUSCHEMATA VERWENDETE ABKÜRZUNGEN
Mit Ausnahme der im 'Verzeichnis der allgemeinen Abkürzungen' (Bd 6, S. 480 ff.) und im Repertorium (Bd 9, S. 862) aufgeführten Abkürzungen.
Anm. COMPL DOX durchgestr. entspr. Erg. (erg.) FN Kl. Kopf ζ. korr. Kyr MAT Ν nachgetr. η.g. Off Pr Pss Sehl. str. TD V. VESP V.n.g.
Anmerkung Komplet Doxologie durchges trichen entsprechend Ergänzung / Ergänze Fußnote Klammer(η) Kopfzeile korrigiert Kyrie Matutin Nachtrag (in LOO Bd 6, S. 5-204) nachgetragen nicht gesehen Offertorium Preces Psalmen Schluß streichen Te Deum Vorlage Vesper Vorlage nicht gesehen
DER O S T E R D I A L O G AM G R A B E ALS TROPUS ZUM INTROITOS (1-85)
QUELLEN AUS ITALIEN (1-39)
Wenn die italienischen Texte an den Anfang der gesamten Sammlung gestellt wurden, dann zunächst deshalb, weil die Quellen aus den beiden Orten, die bisher als Keimzellen der Osterfeier galten - St. Martial und St. Gallen - auf Italien weisen (die Gemeinsamkeiten zwischen ihnen sind nur durch italienischen Einfluß erklärbar). Ferner werden bei einer genauen geographischhistorischen Untersuchung der italienischen Texte selbst Traditionsstränge sichtbar, die wahrscheinlich bis in die Langobardenzeit zurückreichen. Und schließlich besitzen wir heute in dem von Drumbl entdeckten Quem-queritis-Text Verona ms.XC (bei uns als 2
Mant unter Nr. 12a im Nachtrag veröffentlicht) den so lange gesuchten ältest nachweisbaren Beleg auf italienischem Boden.
l-4a. Benevent1"5 (Benv1"5) Benevent war von ca. 570 bis 1051 Hauptstadt eines langobardischen Herzogtums. Seine dem hl. Lupus geweihte Kathedrale - im letzten Krieg fast vollständig zerstört - wurde um 1200 auf der Grundlage einer sehr viel älteren Basilika erbaut. Stätte eines Osterspiels war - neben der Kathedrale - auch das in der Langobardenzeit gegründete und mit Monte Cassino in engster Verbindung stehende Benediktinerinnenkloster Santa Sophia (der 760 geweihte Zentralbau der Klosterkirche ist noch erhalten). In zwei Chroniken
2
l-4a
des Klosters wird von der Zerstörung eines zu ihm gehörenden Heiligen Grabes i. J. 1010 berichtet. Möglicherweise ist damit die Klosterkirche selbst gemeint, denn sie wurde nach dem Vorbild des Heiligen Grabes in Jerusalem gebaut. Der Abschluß der Prozession sieht in der ältesten Feier die primitivste Form italienischer Tropen vor; Benv*-3'^ haben den reicher entfalteten italienischen Tropus Τ 24 , während Benv4, vermutlich der jüngste Text, einen Beneventer Eigentropus (T33) 28
und den tropusähnlichen Zusatz Τ ('lam Christus Dominus resurrexit') aufweist. Der Zusammenhang der Tropenreihen ist in Benevent nur schwer zu erkennen, so ζ. B. dadurch, daß in Benv''", Z. 44 das tropierte 'Gloria', also die Doxologie der Introitus4 Psalmodie, und in Benv der erste Vers der Introltus-Psalmodie 'Domine, probasti me' in die Tropierung eingefügt wird. - Den Zusammenhang mit der großen Prozession vor dem Hochamt hat Drumbl verkannt, wenn er in seiner Abhandlung 'Drammaturgia medievale' (I, S. 9) bemerkt, daß sich in Benevent das 'Quem quaeritis' in vollständig unabhängiger Stellung sowohl gegenüber der Prozession als auch der Messe befinde. Der Quem-quaeritis-Dialog erscheint in Benevent in seiner einfachsten Form, wie in den meisten frühen italienischen Quellen ohne das 'o' vor 'Christicole'. Besonderes Merkmal in allen beneventanischen Feiern ist das fehlende 'crucifixum' in Ic und das Fehlen des sonst in Italien überwiegenden 'dicentes' in Id. Ferner erscheint die Resurrexit-Kündung in der auf eine Zeile beschränkten Kürzung, da das sonst zur Kündungsstrophe gehörende 'Hodie exsultent iusti ..." hier mit Uberschrift als Tropus des Introitus von dem Dialog abgehoben wird. Auch in der Fassung der Melodie herrscht Übereinstimmung in allen beneventanischen Quellen mit Neumen. Die Spärlichkeit der Rubriken erklärt sich daraus, daß wir es mit reinen Musikquellen zu tun haben. A u f b a u 1. Benevent : Ib-e 2,3.Benevent2'3: Ib-e U. Benevent Ib-e Ua. Benevent'': Ib-e
Tl6a-d T30
^h Tl6a-d T30 T2l* Tl6a-d T33 l6a-d 30 ^k T T
T9
RES RES RES Ρ s138 RES
l-4a
3
1. Benν1 K o r r i g e n d a 1. Sancta Pascha zweimal
(Ν) -
37. manet
-
1*7· e t e i a s t r .
-
58. A l l e l u i a nur
P a l é o g r a p h i e m u s i c a l e XIV (1971), T a f . XXII
3. Zur Auslassung von "crucifixum" s. de Boor, S. 40; Drumbl, Drammaturgia I, S. 21. 5. Zum surrexit-Schluß ohne 'dicentes' s. de Boor (S. 43): "Hier ist nicht zu entscheiden, ob es sich um französischen Einfluß handelt oder um lokale Kurzformen." 7. TROPOS. Hinweis darauf, daß 'Hodie exultent iusti' nicht mehr Teil der Ktlndungsstrophe ist, sondern der eigentliche Tropus des Introitus. 44. GLORIA. Die Doxologie zum Introituspsalm bestätigt den Zusammenhang der Tropenreihen innerhalb einer Prozession. 2. Benv
2
K o r r i g e n d a
(N): 1*. Respondeat - 25. A l i u s - k j . M i r a b i l i s < . . . >
2. Presbiter. Nur ein Engel wie in fast allen italienischen Texten (entsprechend Mt und Mc). 4. DIACONUS. Nur ein Geistlicher zur Darstellung der Frauen, ein höchst seltener Fall, der auf einfachste Verhältnisse (Frauenkloster?) schließen läßt. 9. usque in choro. Die KUndung wird auf dem Wege vom Sepulchrum zum Chor gesungen. Das gilt vermutlich auch für alle weiteren Gesänge der Prozession» 11. Alii ... Introitu. Auch hier wird der Tropus "Hodie exultent iusti' durch die neue Überschrift von dem zum Osterdialog gehörenden Satz in Ζ. 10 getrennt. 49. Alleluia. Als Bezugswort fehlt hier 'Gloria', das nach Benv^" an dieser Stelle zu erwarten wäre. Aber auch hier wird auf dem Prozessionsweg dreimal der ganze Introitus mit immer neuen Tropen gesungen, das letzte Mal ohne Tropen. Deshalb fällt hier T 9 a _ c aus.
4
l-4a
3. Benv 3 K o r r i g e n d a 13,17. resurrexi (hs. ) - Im Nachtrag (Bd. 6, S. 10) moB es heißen: 1—17 ο ρ s. Text Bd 1, S. 6 = Benv ; nach Ζ. 17 derselbe Text wie Benv (s. Nachtrag), Z. 17-^9, mit folgenden Abweichungen: 25. Versus) fehlt; 27. angelus) an angelus; 3l(. Iudeis) Iudei; 36. Alius) Alii. - Nach Ζ. 1+9 aber der vollständige Introitus (Resurrexi et adhuc ...) unter Neumen. 2. ad Sanctam Mariam.
Name der Stationskirche, wo die Prozes-
sion beginnt. 4 4. Benv K o r r i g e n d a Bl. 122b-123b
-
19. facta - 26. dat
- 28. Laus indeficiens
deitatis gloria
-
36. probasti me et cognovisti me, tu cogno-
visti sessionem
-
38. Christus Dominus
-
- - Young str. (beide Verweise)
Pal. mus. XV (1937), Faks. Bl. 122b-123b
9. Kurzform der Resurrexit-Kündung, von dem folgenden 'Hodie exsultent' durch 'TROPOS' getrennt. Erst mit 'Hodie' beginnt demnach der Tropus zum Introitus. Nach 20. Wegfall des Tropus T 3 0 zur Abkürzung des Prozessionsweges? 38. Iam Christus Dominus ... .
Zusatztropus als Übergang zum
dritten 'Resurrexi', ein wichtiger Hinweis auf die Gesamtstruktur der Prozession.
4a. Benv^ K o r r i g e n d a Bl. 68b-69a -
-
10. Blattangabe str.
Nach 38. Introitus: -
Lit.i
- 26. qui
39. Resurrexi et -
-
31. 69a -
33. manet
suum (hs.)
de Boor, S. 43; Drumbl, Drammaturgia I, S. 9, 21.
5-6
5
5-6. Bobbio1"2 (Bob1-2) Bobbio (am Nordabhang des Apennin, bei Piacenza) war ältestes Hauskloster der langobardischen Könige. Gegr. 612, seit 643 der Benediktinerregel verpflichtet, im 11. Jhd. Anschluß an die cluniazensische Reform. Bis auf die romanische Krypta ist nichts von den Baulichkeiten erhalten, die einst den Rahmen der Osterfeier abgaben. 1 2 Die beiden Gradualtropare mit Bob und Bob stammen aus der hochmittelalterlichen Blütezeit des mächtigen Klosters. Die Texte stehen in enger Beziehung zu den Feiern von Piacenza, Bologna, Pistoia und Nonantola. In beiden Fällen handelt es sich um Musikquellen; genauere Rubriken sind deshalb nicht zu erwarten. Aufbau 5. Botbio 1 :
2
6. Bobbio :
Ib-e Ib-e
[>l6a nl6a
RES „16h
J5a
RES
5. Bob1 K o r r i g e n d a ms. 1088 (G.V. 20)
-
KL. 9?a/b (olim 96a/b)
-
13. Introitum
1. TROPHI. Bezeichnet hier alle Gesänge, die vor dem Introitus stehen. 4. locutus est. Statt des in Italien und anderswo sonst üblichen 'praedixerat1. De Boor weist darauf hin, daß hier größere Nähe zum Bibeltext (nach Lc) angestrebt ist, ebenso in Bologna, 3 1 Monz , Parm , Volterra; außerhalb Italiens in Trier, Mainz und Silos. 5. dicentes. Hierzu de Boor, S. 46: "(Diese Variante des Engelauftrags) verlangt besondere Aufmerksamkeit, weil ihr 'dicentes' auf etwas Folgendes verweist und eine Fortsetzung erfordert. Sie wird damit für die Problematik des Satzes 4, der Kündungsantiphon, wichtig, über deren ursprüngliche Zugehörigkeit zu dem 'Urtropus' Meinungsverschiedenheiten bestehen. ... Diese Variante
6
7
ist weder St. Gallisch noch limousinisch." 6. Alleluia ... . Die gleiche Kurzform der Resurrexit-Kündung wie in Benv^-^. 7. ITEM TROPHI. Besagt wie in Benv, daß hier erst die Tropen für den Introitus beginnen. 8-10. Pascha nostrum ... . Nur in Bobbio verwendeter Tropus nach I Cor 5,7. 11-12. Hodie exultent ... . Als Tropus-Element in Bob auf keinen Fall zu Ie gehörig, sondern zum Introitus. 6. Bob2 22. PSALMUS. Nach dem ganzen Introitus folgt der IntroitusPsalm 138,1 ff. mit dem offenbar als Antiphon verwendeten Zwischenstück T 1 6 h 'Hec dies quam fecit' (Ps 117,24). 27-28. Gaudete et letamini ... . In Bob·*" noch nicht verwendeter Tropus vermutlich französischer Herkunft, der sonst nie in italienischen Texten nachzuweisen ist. Lit.; de Boor, S. 34, 66; Drumbl, Ursprung d. liturg. Spiels. In: Italia Medioevale e Umanistica 22(1979), S. 61 f.
7. Bologna (Bol) Bologna bewahrt aus der Zeit der Christenverfolgung des 3. und 4. Jhds. das Andenken vieler christlicher Märtyrer. Kultischer Mittelpunkt seit römischer Zeit ist der Kirchenkomplex S. Stefano, in dem fünf alte Gebäudekomplexe, die z.T. auf das 5.Jhd. zurückgehen und alle mehr oder weniger mit dem Thema Kreuzigung und Auferstehung zu tun haben, zusammengefaßt sind. Der ganze Komplex wurde 903 durch die Ungarn zerstört; Wiederaufbau zu Anfang des 11. Jhds. Von zentraler Bedeutung ist das Baptisterium (beim Wiederaufbau als 'San Sepolcro' bezeichnet): in seiner Mitte befindet sich eine einfache Grabkammer mit den Gebeinen des hl. Petronius, des Stadtpatrons von Bologna; diese war Stätte der Osterfeier.
8
7
Aufbau 7. Bologna:
Ib-e
ΤU6
RES
Α6k
Τ1*5
Τ hi1
RES
1. TROPHUS. Meint hier den gesamten Teil, der vor der ersten Aufnahme des Introitus liegt. 4. locutus est. S.o. zu Bob^, Z.4. 5. dicentes. S.o. zu Bob^", Z.5. 6. resurrexit Dominus. Nach de Boor (S. 56 f.) "gültige Kurzform" der Resurrexit-Ktlndung. 7-8. Surrexit Cristus ïam non montur ... . Τ46 (Reimtropus); Τ ó sonst nur noch in Parm ' . 10. Resurrexit. Nach den Neumen darüber Incipit des Introitus • Resurrexi'. 11(13,14,16). Sedit angelus. Der für frühe italienische Verhältnisse charakteristische Mangel an Binnentropen führt hier und an anderen Stellen zur Verwendung dieser mehrteiligen Prozessionsantiphon. 12,17. PROSULA. Die Abkürzung PS wird von Young mit 'Prosa' aufgelöst; unter 'Prosa' aber versteht man ein seguenzartiges Gebilde, das hier nicht vorliegt. Einzig sinnvoll (vor allem bei Z.17) ist die Auflösung 'Prosula', meist Bezeichnung für eine Dichtung, die durch Austextierung eines Melismas entstanden ist. 45 18. Suggestione ... . Τ : Prosula zum 'Alleluia' der vorausgegangenen Antiphon; nur hier. 47 20-24. Surrexit leo ... . Tropus (T ) zur letzten Repetitio des Introitus; nur hier. Lit.i
de Boor, S. 34, 66.
8. Brescia, St. Julia (Bresc) Das Frauenkloster St. Julia, aus dem die Handschrift stammt, führt seine Gründung auf die Gemahlin des letzten Langobardenkönigs Desiderius, die Königin Ansa, zurück. Das Anniversarium zu Beginn der Handschrift erwähnt die Todesdaten des königlichen Paares. Außerdem findet man in den Bemerkungen zum Kirch-
8
8
weihfest ganz bestimmte Hinweise auf Tropen, die der König an den höchsten Pesttagen des Kirchenjahres eingeführt habe. Unsere Quelle ist eines der wenigen Ordinarien, die wir aus dem mittelalterlichen Italien besitzen. Weil sie ziemlich spät liegt (1438), hat sie in der Literatur leider nicht die ihr gebührende Beachtung gefunden. Sie ist aber besonders deshalb interessant, weil die Tradition des Quem-queritis-Dialogs vor dem Introitus in Italien sonst meist um 1200 abreißt und die Struktur der Prozession, also der ganze Kontext, hier so klar und deutlich ist, daß er in früheste Zeiten zurückweist. Aufbau 8. Brescia:
rb-e
RES
T9b°
T19
RES
RES
H8
K o r r i g e n d a Civica Bibl. Queriniana, ms. H.VI.11
-
28 Anm. hs. : Resurexit
-
31 Anm.
veniant fehlt nicht ; auf veniant folgt nochmals: Et hoc dicto - 37. incipiat
2. CANTORIA. = 'Kantorei'; hier offenbar als Plural gemeint. 13. EBDOMADARIA epistole. Die für diese Woche bestimmte Lektorin der Epistel. - Sepulcrum eboris. Nachbildung des Hl. Grabes in Elfenbein, vermutlich ein Reliquiar mit einem Stück vom Hl. Grab (s. Fruttuaria). 16. TRES MARIE. Die Funktion der drei Marien ist nach dem Osterdialog noch nicht zu Ende, sie singen auch die Sätze des Binnentropus zum Introitus der Messe (s. de Boor, S. 53) . 9 be 17(21). Qui dicit ... . Τ , zwei Kurztropen, die sich eng an den Psalm anlehnen; Parallelen dazu nur in Ober- und Mittelitalien: Monz^, Nov, Piac, Pist. 25. vasa argentea. Die Salbgefäße (s.o., Z.5) werden als Opfergabe zu Beginn der Messe auf dem Hochaltar niedergelegt. 28. Resurrexit. Hier beginnt die erste Repetitio des Introitus, nachdem der erste Psalmvers gesungen ist. Sie steht zwischen diesem und der Doxologie. Daß der Beginn der Antiphon hier und in Z.36 mit 'Resurrexit' statt 'Resurrexi' angegeben wird, ist
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9
nur aufgrund einer sehr alten Praxis zu verstehen, in der das •Resurrexi' des Introitus das 'Resurrexit' der "Alleluia-Resurrexit'-Kündung ersetzen mußte. 19 33. Hodie resurrexit. Τ : vermutlich identisch mit dem Anfang von T^ 0 a vor der zweiten Repetitio des Introitus (Z.36). 37. Prosam. Was hier zwischen Introitus und Kyrie der Messe gesungen werden soll, ist sicher keine 'Prosa' im Sinne der Sequenz; es handelt sich wohl um eine Prosa im Sinne der älteren Prosa-Hymnen. 38. Domine redemptor ... . Die Hymnologie kennt bisher nur e i n e n Text, der so beginnt: den antiarianischen Hypopsalmus des afrikanischen Bischofs Fulgentius von Ruspe (gest. 532). Diese Dichtung, ein nur in Bruchstücken überlieferter Abecedarius, war so selten, daß sie C. Lambot 1936 erst mühsam wiederentdecken mußte (Text bei W. Bulst, Hymni Latini LXXV. Psalmi III Heidelberg 1956, S. 147-155). Die Frage, wie es möglich war, daß um 1438 in Brescia Teile eines antiarianischen Psalms gesungen werden konnten, obwohl dieser ganze Psalm und der dogmatische Streit, um dessentwillen er entstanden war, längst vergessen waren, läßt sich nur aus der langobardischen Tradition erklären. Der Psalm kam in die Osterliturgie der Langobarden, als der Kampf gegen die Arianer für die Katholiken noch aktuell war; dies war aber höchstens bis 700 noch der Fall. So weit also muß man unseren Text zurückdatieren. Lit.; de Boor, S. 74, Anm.; G. Treccani degli Alfieri (Hrsg.), Storia di Brescia. Brescia 1961 ff.
9. Fruttuaria (Frut) Die ehemalige Benediktinerabtei Fruttuaria bei Volpiano in Piémont, Diözese Ivrea, wurde 1003 von dem Cluniazenser Wilhelm von Volpiano (auch Wilhelm von Dijon genannt, 962-1031) gegründet. Stifter war Markgraf Arduin von Ivrea. Die Consuetudines Fructuarienses wirkten als Reformstatuten weit über Fruttuaria hinaus, bis nach Siegburg, Köln (St. Pantaleon) und St. Blasien. Der Text der Osterliturgie ist deshalb für die Geschichte
9
10
des 'Quem quaeritis' bedeutsam, well er eines der wenigen Dokumente einer Osterfeier für eine von Cluny aus gegründete Abtei ist; den Grund hierfür darf man mit de Boor (S. 25) in der Heilig-Grab-Reliquie sehen, die in diesem Kloster besonders verehrt wurde, sowie auch in der Person des Klostergründers. Noch andere der vielen von Wilhelm gegründeten Klöster haben eine dramatische Osterfeier, ζ. B. Fecamp und Mont St. Michel. Die heute in Göttweig aufbewahrte Abschrift der Consuetudines dürfte um 1090 in St. Blasien oder Lambach entstanden sein, aber ihr Text ist bestimmt älter, er muß in die erste Hälfte des 11. Jhds. datiert werden, da es sich ja um die Vorschriften des ersten Abtes handelt. Von den wenigen italienischen Ordinarien, die uns überhaupt aus dem Mittelalter überliefert sind, ist dies der älteste. Er macht deutlich, daß szenische Rubriken auch in italienischen Quellen nicht erst ein Merkmal späterer Zeiten sind, sondern schon kurz nach 1000 voll ausgebildet waren. Zudem ist dieser Text auch deshalb so wichtig, weil er schon eine von Lothringen beeinflußte Weiterentwicklung des Tropusspieles vor der Messe darstellt - weshalb alle anderen italienischen Zeugnisse früher angesetzt werden müßten. Pruttuaria ist eben ein Kloster, das nicht mehr durch langobardische Tradition bestimmt ist, sondern durch den Neuanfang von 1003. Der Aufbau der Feier ist lothringisch bestimmt hinsichtlich der vielen Antiphonen zur Prozession und der Verwendung des Ma24 tutin-Responsoriums R vor der Messe. - De Boor hat dieser Feier eine sehr eingehende Analyse gewidmet (S. 77-79). Auf sie sei hier ausdrücklich verwiesen. Aufbau A 5 3 A61* A 3 9 R2*1 Ib-e A 1 3 6 A 1 2 * A 8 ? A 1 0 5 le T 9 a b RES
9. Fruttuaria:
K o r r i g e n d a Bl. 30a-31a U. quatuor
-
1. Resurrexi ... ... Dicta 5. due cruces
20. Crucifixus (Albers) ventus -
-
-
-
6. Fructuariensi
23. incipiat
5h. Venite et
-
-
-
-
33. Responsorium
55. osculetur
-
63. aliae ... Antiphone) Albers: alias ... Antiphonas
illud
-
6 7 . quatuor
-
fi. qui
2. eat statt est
19. veniant -
-
35. Con-
60. duo) Albers: II • -
6k. accipiat
9
11
3. per officinas. Durch die Gänge des Klosterbaus. 5. duo textus. Zwei Evangeliare· 6. partem sepulchri. Reliquie vom Grabe Christi. 7. = Wilhelm von Volpiano. 24. Christus resurgens. Diese Prozessionsantiphon wird von Wilhelm von Malmesbury (1080-1143) dem Bischof Fulbert von Chartres (960-1028) zugeschrieben (wohl zu Unrecht). Die Consuetudines von Fruttuaria dürften die älteste Quelle sein, in der sie erwähnt wird. Ihr Versus ('Dicant nunc Iudei') spielt als "gesungene Apologetik" (Handschin) eine wichtige Rolle in Osterspielen lothringischer und süddeutscher Herkunft. 34. Dum transisset sabbathum. Letztes Responsorium der Ostermatutin. Es handelt sich aber hier nicht um das Ende der Nokturnen. Das Responsorium wird vielmehr in die vor der Messe stattfindende Feier einbezogen, weil es als Chorgesang an diese Stelle paßt; daher fehlen auch, was bei einem liturgisch verwendeten Responsorium ganz ungewöhnlich wäre, Versus und Doxologie-. 39. Versum. Diese Bezeichnung statt 'Tropus' ist auch sonst in Italien häufig anzutreffen. 46. Alleluia; resurrexit Dominus. Vermutlich die Kurzform der Resurrexit-Kündung (s. de Boor, S. 56). 49. quater ... vicibus. Vier- bis fünffaches Alleluia in Verbindung mit dem Alleluia der Resurrexit-Kündung findet sich nur hier. 50. forma parvula. Vermutlich eine Nachbildung des Hl.Grabes wie das Kunstwerk aus Elfenbein, das in der Feier von Brescia erwähnt wird. 54. Venite et videte ... . In der lothringisch-rheinischen Visitatio ruft der Engel mit diesem Gesang die Frauen zur Besichtigung des leeren Grabes herbei. Hier verwendet man ihn "zu einer ganz anderen Zeremonie, zur Verehrung der Grabesreliquie" (de Boor, S. 79). 66. Alleluia: resurrexit Dominus. Möglicherweise auch hier wie Z.46 die von de Boor angenommene Kurzform; in diesem Fall wären die eingeklammerten Punkte zu streichen. 70- 71. Eia Rarissimi ... . Τ9a, tropische Uberleitung zun Introitus. Lit.: de Boor, S. 25, 77 ff.; Ν. Bulst, Untersuchungen zu den Klosterreformen Wilhelms von Dijon (962-1031). Bonn 1973 (= Pariser Histor. Studien 11), insbes. S. 115-146.
10-11
12 10-11. Ivrea1"2 (Ivr1"2)
Ivrea in Piémont war nach dem Ende der römischen Herrschaft Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und Bischofssitz. Die Nachfolger der langobardischen Herzöge waren um die Wende vom 10. zum 11. Jhd. so mächtig, daß sie zeitweise die Königsherrschaft über Italien beanspruchten, so Markgraf Arduin von Ivrea (gest. 1015) und Berengar II.(gest. 966) . Die Bischöfe Ivreas lagen mit den mächtigen Markgrafen im Streit, auch Bischof Warmundus (1001-1011), dessen Name in der Handschrift von Ivr1 genannt wird. Wenn es zutrifft, daß diese für Ivrea in der Krönungsstadt Pavia geschrieben worden ist, so kann das nur in einer Zeit geschehen sein, in der die Macht Arduins schon gebrochen war, also nach 1004, als Kaiser Heinrich II. in Pavia zum König von Italien gekrönt worden war. Ivr 1 und 2Ivr haben die gleiche Grundlage, doch hat Ivr1 2
die Fassung Ivr um eine zusätzliche Repetitio mit einem Hexametertropus (Z. 32,35,38) erweitert. Aufbau 10. Ivrea 1 :
Ib-e
T9a
T 3 9 +Ie
11. Ivrea 2 :
Ib-e
T9a
T 3 9 +Ie
T5
T7a~C
BES RES
RES
10. ivr1 K o r r i g e n d a Mitte des 11. Jhds. (hs.)
-
39. scandat
-
2h.
-
30. et et resurrectionem
Young ... (nur bis Z.2k) 2
2. o Christicole. Das hier (anders als in Ivr ) vorhandene 'o' 2 könnte darauf hindeuten, daß der Text von Ivr älter ist. 1 2 7. dicentes. Wie in Bob ' und Bol. 9a 11. Rarissimi, verba ... . Τ , Ubergangstropus zum Introitus der Messe, hier aber vom Introitus getrennt durch die tropierte Form der Resurrexit-Kündung und den Tropus T"*. 13-14. Psallite, fratres ... . Die Resurrexit-Kündung mit einem vorausgehenden Tropus ist in Italien ganz ungewöhnlich. Sie fin-
12-12a
13
1 2 det sich in dieser Verbindung nur in Ivr und Ivr . 16(20,23). Christus devicta morte ... . T 5 a - C ; auch in Mod. 7a—c 32(35,38). Ecce pater cunctis ... . Τ , Hexameter-Tropus 1-3 französischer Herkunft, in Italien nur noch in Nov und Vere 11. Ivr2 Der Text wurde in der Literatur auch nach Vercelli lokalisiert. Ließe sich nicht schon aus der Handschrift nachweisen, daß der betreffende Teil aus Ivrea und nicht aus Vercelli stammt, so 2 könnte man es am Osterspiel belegen. - Ivr wurde von uns aufgrund der weiterentwickelten Neumenschrift hinter Ivr1 gestellt. Der Text des Osterspiels jedoch und der Kontext an Tropen machen eine frühere Datierung notwendig. Lit - '· de Boor, S. 36, 57, 113 (zu Ivr1); 34, 43, 47, 57, 113, 2
(zu Ivr ; Lokalisierung: 'Vercelli').
12-12a. Mantua1"2 (Mant1-2) Die ursprünglich für Mantua bestimmte Handschrift CVII muß schon sehr früh in Verona gewesen sein. Sie steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Sammelhandschrift Verona ms. XC, die wegen 1 2 ihrer Mant völlig entsprechenden Osterfeier (Mant ) möglicherweise auch Mantua zuzuweisen ist, von den Herausgebern des 'Corpus Troporum' aber nach Monza lokalisiert wird. Galt schon die 1 Osterfeier Mant vielendes Forschern der so überaus einfachen Struktur als Vertreter ältesten Typus, muß die erst kürz2wegen lieh aufgefundene Osterfeier Mant als die älteste - noch vor denen von St. Gallen und St. Martial entstandene - Niederschrift des 'Quem queritis' überhaupt gelten. Mantua ist erst im 10. Jhd. politisch hervorgetreten: als Sitz der Markgrafen von Tuscien (Canossa). Der Dom S. Ruffino, aus dem die Handschrift CVII vermutlich stammt, wurde im 10.Jhd. erbaut (Neubau 1545). Unter den erhaltenen romanischen Baudenkmälern befindet sich auch die Ende des 11. Jhds. errichtete große Rotonda di San Lorenzo - wie die Rotonda in Brescia kein Baptisterium, sondern ein Zentralbau, der auf frühchristliche
14
12-12a
Vorbilder zurückgreift, möglicherweise auf das Heilige Grab in Jerusalem. Mant 1 hat Rubriken, die in Mant 2 noch fehlen. In ihnen zeigen sich Abweichungen von der italienischen Tradition, z.B. im Alternieren von Cantor und Schola und im Fehlen jeglicher Tropen-Reihen. - Mant1 gehört zu der Gruppe italienischer Texte, bei denen die Resurrexit-Ktlndung (le) fehlt (vgl. Nonantola, Vercelli) und das 'dicentes' des Engelauftrags (Id) somit eigentlich ins Leere stößt (s. de Boor, S. 53 f.). Der Text ist demnach Fragment, und wer ihn als die älteste Osterfeier überhaupt ansieht, müßte zugeben, daß diese eine Vorgängerin hatte, die eine dem 'dicentes' von Id entsprechende Resurrexit-KUndung besaß . Aufbau 12. Mantua 1 :
Τ25
Ib-d
RES
2
Τ25
Ib-d
RES
Ms. CVII
-
12a. Mantua :
12. Mant 1 { C o r r i g e n d a Mantua 1
-
Mant 1
-
J . Respondeat
- -
Young, O r i g i n , S. 19
I. Das verderbte Latein in der Uberschrift weist auf eine frühe italienisch-langobardische Vorlage. 25 3-4. Hora est ... . Τ , als Einleitung des 'Quem queritis' auch in Mod, Non, Parm, einer landschaftlich durch die Emilia eng zusammengehörigen Gruppe. 5. SCOLA. = Schola Cantorum; bezeichnet hier aber keinen Chor, sondern einzelne Sänger der Schola. Die Gesänge der Tropare wurden immer von einzelnen, nicht vom ganzen Chor ausgeführt. II. dicentes. "Sofern dem 'dicentes' im liturgischen Aufbau noch ein rationaler Sinn zugemessen wäre, könnte es nur meinen: verkündet Christi Auferstehung, indem ihr nun die Ostermesse mit dem Psalmwort 'Resurrexi' beginnt." (de Boor, S. 54). In Nonantola wie auch in Bologna wird die Schwierigkeit der Lücke dadurch überwunden, daß man den Introitus mit 'Resurrexit' beginnen läßt.
12-12a
15
12a. Mant2 Woher die Veroneser Handschrift XC wirklich stammt, ist leider bisher nicht ermittelt. Nach R. Crocker (The Troping Hypothesis. In: The Musical Quarterly 52, 1966, S. 187) und dem Corpus Troporum (Bd III, S. 41) stammt sie aus Monza. Der Quem-queritisText kann erst in Verona nachgetragen sein. Da diese Niederschrift älter als die von Mant1 ist, kann Mant1 auch nach einer Veroneser Vorlage geschrieben sein; es ist jedoch auch nicht aus1 2 zuschließen, daß die gemeinsame Vorlage von Mant und Mant eine noch ältere Quelle aus Mantua war. Drumbl bringt diese von ihm entdeckte älteste Quelle des 'Quem queritis' mit dem Ordinarius der Kathedrale von Verona, genannt 'Carpsum' (Verona, Bibl. Capit., ms. XCIV, 12. Jhd.) zusammen, in dem die Stellung des Ostertropus so angegeben wird (Bl. 47a): "Ad introitum préparent se cuncti in sancto Georgio et inde faciant processionem una cum episcopo in sanctam matrem ecclesiam cantantes: 'Salve festa dies', et quando intrant in maiorem ecclesiam incipiat Cantor: 'Sedit angelus'. His finitis dicit puer excelsa voce: 'Domne iube'. Et sic incipiatur TROPHA. Deinde Antiphone ad Introitum: 'Resurrexi'. " K o r r i g e n d a
2 Mantua
-
5 Anm. cçlicole) hs.: xpicole
-
8-9 Anm. gilt für Ζ. 8-11 - -
Drumbl, Drammaturgia ... sullo spettacolo
ders., Ursprung ... In:
Italia Medioevale e Umanistica 22(1979), S. 65
1. LAUDES. Diese Bezeichnung anstelle von 'Versus' oder 'Tropus' läßt eindeutig auf eine italienische Vorlage schließen (s. J. Drumbl, Drammaturgia medievale I, S. 15). Sie findet sich sonst nur noch in Monz''. 2
Lit.: de Bartholomaeis, Origini (1952), S. 116 f., 467; de Boor, S. 36, 53, 112.
13
16
13. Modena (Mod) Solesmes erste Lokalisierung der Handschrift nach Ravenna ist von der Abtei längst aufgegeben worden. Aber auch der zweite Vorschlag - Forlimpopoli in der Diözese Modena - ist nicht akzeptabel. Modena selbst ist sicher eher zu vertreten. - Die kirchliche Tradition Modenas weist auf Ravenna, dessen Suffraganbistum es war. Der alte Dom mit den Gebeinen des Stadtheiligen S. Geminiano fiel um das Jahr 1000 zusammen. Der Grundstein zu einem neuen wurde 1099 gelegt; die Gebeine des Heiligen wurden 1106 dorthin überführt. Da das Tropar mit unserer Osterfeier ihn noch nicht als Patron der Kirche nennt, dürfte es aus der Zeit vor 1106 stammen. Die große Krypta, vermutlich Stätte des Osterspiels, ist kurz nach 1100 fertig geworden. Aufbau 13. Modena:
Ib-e
T
2
^
RES
T25
T5
Ps138
Nach Drumbl stellt der erste Teil (Ib-e) das einzige vollständige Zeugnis der frühen Oberlieferung dar, wenn auch die Handschrift nicht vor 1100 datiert werden kann. Er weist vor allem 25 5 darauf hin, daß die Tropen zum Introitus (T und Τ ) vom Quemqueritis-Dialog gut getrennt seien. Die Beziehung der Quelle zu Ravenna führt ihn zu der Hypothese von einer Einwirkung der griechischen Liturgie von Jerusalem auf die älteste Gestalt des Tropus. K o r r i g e n d a Bl. 1OUa-105a
-
2. Qem (hs.)
-
7. resurexit (hs.)
11 Anm. Christus) hs.: pistus Xristus
-
-
-
12. resonat
Nach 9· Aliter: -
16. alleluia
22.
1. Das verderbte Latein der Überschrift (es fehlt vermutlich ein 'ad' am Anfang) geht sicher auf eine langobardisch-frühitalienische Vorlage zurück. 6-8. Alleluia: resurrexit ... . Nach de Boor (S. 56) der volle Text der Resurrexit-Kündung. Drumbl läßt nur Z.6 als Kündungstext
14-21
17
gelten und betrachtet Z.7-8 als Introitustropus. 9. Resurrexlt. Die Noten bezeugen eindeutig, daß es sich um den Anfarig des Introitus 'Resurrexi et adhuc1 handelt, der hier in frühitalienischer Weise in die Resurrexit-Kündung einbezogen wird. 11-19. Christus devicta ... . T^ a , sonst nur noch in Ivr^. 21. Domine, probasti me. Introituspsalm, der eine neue Repetitio des Introitus erfordert. Lit.; de Boor, S. 34 ('Ravenna'); Drumbl, Drammaturgia medievale I, S. 21 f.; ders., Ursprung des liturg. Spiels. In: Italia medioevale e Umanistica 22(1979), S. 61.
14-21. Monte Cassino^ Santa Maria del Albineta, Santa Sophia/ 1-2 1-5 1-2 Benevent (Mo-Cas , Mo-Cas-Alb, Mo-Cas-Benv ) Die Verbindung des 'Quem queritis' mit den Consuetudines des ältesten Benediktinerklosters in allereinfachster Kurzform hat de Bartholomaeis und Inguanez zu der Hypothese veranlaßt, in Monte Cassino sei der eigentliche Ursprung des Osterspiels zu suchen. Das Argument, hier handle es sich um eine Vorform, weil alle Gesänge in Kurzform ständen, haben de Boor und vor allem Smoldon zurückgewiesen, denn die vermeintlichen Kurzformen sind in Wahrheit nur Incipits. Die einzige mit Neumen versehene Handschrift (Mo-Cas-Alb) liefert dafür den eindeutigen Beweis. Das 529 durch Benedikt von Nursia begründete Kloster wurde im Frühmittelalter zweimal gründlich zerstört, 581 von den Langobarden und nach der Wiedererrichtung 717 durch die Sarazenen (883). Erst 950 kehrten die Mönche aus dem Refugium Teano wieder nach Monte Cassino zurück. Da die Neugründung um 950 ein Werk der cluniazensischen Reform war, müssen die Spuren der älteren beneventanischen Liturgie wie der Quem-quaeritis-Text aus der davor liegenden Epoche (717-883) stammen. Wie die Feiern von Monte Cassino waren auch die der Klöster Santa Sophia und Santa Maria del Albineta von der Liturgie der Bischofskirche von Benevent abhängig. Sie unterscheiden sich von den Gesangbüchern der Kathedrale nur durch das Fehlen der Tropen-
14-21
18
Reihen zum Introitus. Aber das "cantent Tropos" in den Rubriken von Monte Cassino und Santa Sophia zeigt, daß diese Gesänge aus den Troparen sehr wohl auch hier einzubeziehen waren. Der besondere Wert dieser Texte aus den von Benevent abhängigen Klöstern besteht darin, daß sie als Consuetudines die Rubriken für die Feiern von Benevent liefern. Aufbau IU-2I. Monte C a s s i n o 1 - · 5 usw.:
Ib-e
Tropi
RES
14. Mo-Cas1 K o r r i g e n d a K o p f ζ . : B i b l . Mazarine Am S e h l , e r g . :
Young I , 215
Der Text wurde f r e u n d l i c h e r w e i s e ü b e r p r ü f t durch Herrn P i e r r e G a s n a u l t , B i b l . Mazarine, P a r i s .
9. Tropos.
(L.M. )
Vermutlich dieselben wie in Benv1-5.
15. Mo-Cas2 K o r r i g e n d a
:
B i b l . Apost. Vat.
-
1. vadat unus
-
16. Mo-Cas3 K o r r i g e n d a S. 67
-
g e ä n d e r t i n o r d i n a t o (ohne s u o ! )
-
Inguanez, S. 1U5
17,18. Mo-Cas4'5 K o r r i g e n d a
(beide T e x t e ) :
Inguanez, S. IU5
U. respondeant
22-25a
19
19. Mo-Cas-Alb K o r r i g e n d a EL. 105b-106a (neue Zählung: S. 218 f.)
-
cen (hs.)
- -
-
11. incipiat
-
16. 106a
1. Pascha
-
8. »Non
-
9- di-
Α. de la Fage, Essais de diph-
thêrographie musicale. Paris 186U (Reprint Amsterdam I96U)
-
Inguanez,
S. 1U6 (mit Faks. neben S. 1UU)
10. Es ist nicht sicher, ob hier, wie von mir angenommen, ein Incipit oder aber eine gültige Kurzform der KUndung (s. de Boor, S. 56) vorliegt. 20. Mo-Cas-Benv1 K o r r i g e n d a
2 Vor Z. 1 zu ergänzen der in Mo-Cas-Benv , Z. 1-U abgedruckte Einleitungstext (beginnend auf Bl. 52a). 2
21. Mo-Cas-Benv K o r r i g e n d a Bibl. Apost. Vat., ms. Vat. lat. -
-
2-3. alle Punkte in Winkelkl. setzen
h. In introitu ecclesie statt Item
- resurgens
-
6. dicat
-
14. Iec (hs.)
Lit.: M. S. de Vito(I), L'origine (1938), S. 49 ff.; de Boor, S. 54, 71 ff.; Drumbl, Drammaturgia medievale I, S. 20 f.
22-25a. Monza1"5 (Monz1"5) Der Krönungsdom von Monza, das neben Pavia von 590 bis 873 die zweite Residenz der Langobardenkönige war, wurde als erste katholische Kathedrale im arianischen Bereich um 590 von der Königin Theudelinde gegründet. An die Stelle des langobardischen Baus trat im 13. Jhd. unter mailändischer Herrschaft die romanisch-
20
22-25a
gotische Kathedrale, deren Fassade erst 1390 erbaut wurde. Die Kapelle der Theudelinde - nördlich vom Presbyterium - enthält nicht nur das Grab der Gründerin, sondern auch die wichtigste Reliquie, das Heiltum der sogenannten 'eisernen Krone' der Langobarden, ein von juwelengeschmückten Goldplatten umschlossenes Eisenband, das aus einem Nagel des Kreuzes Christi geschmiedet sein soll. Die liturgischen Quellen von Monza, die vom 10. bis zum 14· Jhd. niedergeschrieben wurden, zeigen römischen Ritus in besonders eigenkirchlicher archaischer Gestalt, der sich kraft seines besonderen Traditionswertes von dem Einfluß des mailändischen Ritus freihalten konnte. Dies und die besondere Struktur der Osterfeier lassen vermuten, daß die überlieferten Texte möglicherweise auf die Zeit der Gründung (um 600) zurückgehen, zumal eine Eigentümlichkeit der Monzaer Feiern - zwei Engel und zwei Frauen als personae agentes - sich genauso auf den in Palästina um 600 entstandenen Pilger-Ampullen (für das heilige öl) im Domschatz zeigt: Bilder des Grabbesuchs mit gleicher Personen,zahl; s. dazu: A. Grabar, Ampoules de Terre Sainte (Monza-Bobbio). Paris 1958, Taf. XXIV u. III. Aufbau 22. Monza 1 : 2 23. Monza : 2k. Monza 3 :
Ib-e Ib-e A6k
25. Monza'*: a " A » A
11
? A
8
RES T 9 a
T T 20a T 20a 20a
61
2 5 a.Monza 5 :
T 20a 20a
RES T 99 aa " °
Ib-e Ib-e T T Ib-e 'Tropha'1
RES " ° RES RES
Ib-d Ib-d
A6k
P s 1 3 8 T 3 9 RES
RES RES T 2 0 t C
Ps138
T36a"d Ps138
RES
22. Monz1 K o r r i g e n d a Nach 1. Antiphone: 18. 99a
-
13. nazerenum (hs.)
-
17. resurrexi (hs.)
Young ... (nur Ζ. 9-26)
2-8. Resurrexi ... . Der gesamte Introitus wird hier (nicht aber 2-5 in Monz ) vorangeste11t. Erst danach kommt das 'Quem queritis1. Das bedeutet, daß die Prozession mit dem Introitus begann; auch
22-25a
21
der Introitus-Psalm und die Doxologie wurden noch ohne jeden Zwischengesang gesungen. Erst vor der ersten Repetitio beginnen unter 'TROPHUS' als Gesamttitel und 'VERSUS' vor den einzelnen 20a Gesängen die Interpolationen. Nach dem Dialog Ib-e ist Τ besonderer Einführungstropus für die zweite Repetitio des Introi9a tus und Τ Einführungstropus für den Psalmvers, wodurch der ganze Psalmtext als Wort Christi gedeutet wird, eine Eigentümlichkeit, die sich nur hier findet. 23. Monz2 Die Feier ist wesentlich einfacher als Monz1. Sie hat weder Binnentropen zur Introitus-Antiphon noch Tropen zwischen Psalmodie und Introitus. Vielleicht wurde eine Vorlage benutzt, die älter war als die von Monz1. K o r r i g e n d a
(V.n.g.):
7 . s i c u t
1. SANCTA PASCHA. Verwildertes Latein; richtig wäre 'Sánete Pasche' wie in Monz1. 12. AD MISSAM ... . Die Messe wird durch diese Rubrik stärker als sonst vom Osterdialog abgehoben. 24. Monz3 1 2 Die Feier aus dem 13. Jhd. unterscheidet sich von Monz und Monz dadurch, daß sie den Osterdialog stärker in die Prozession einordnet, daß sie die Oberschrift 'TROPHUS' erst vor T 2 0 a stellt, daß sie unter der Überschrift 'LAUS' eine sehr alte italienische q Binnentropus-Reihe (T ) verwendet, wie sie auch sonst nur in Oberitalien bekannt ist. Auch hier gibt es keine Tropierungen der Repetitio. K o r r i g e n d a
(EL. 59*> n . g . ) :
KL. 59b-60t>
-
6.
60a
16. LAUS. Die Bezeichnung 'Laus' statt 'Tropus', hier in Ver9 bindung mit Τ , findet sich nach B. Stäblein (MGG 13, Sp.799)
22-25a
22
gerade in älteren Quellen synonym für "Tropus", "weil Tropen vorzüglich an hohen Festtagen zur Erhöhung der Feierlichkeiten gesungen wurden". Innerhalb der Osterspiele begegnet diese Be2
Zeichnung sonst nur noch in Mant , dem frühesten Zeugnis einer Osterfeier Uberhaupt. 23. FITIUM. Als Bezeichnung für die Messe oder den Introitus auch sonst vielfach in Italien (s. Brescia, Parma). 25. Monz 4 Uber die Datierung des nicht mehr auffindbaren Ordinariums wissen wir nichts Genaues. Texte mit so ausführlichen Rubriken hat man gewöhnlich sehr spät datiert (s. Young). Daß das nicht immer gerechtfertigt ist, zeigen beispielhaft die Consuetudo von Fruttuaria und die Regularis Concordia (Cant^). Die Handschrift von 4 Monz - oder deren Vorlage - wird man sehr früh einordnen müssen, m. E. noch vor Monz^. Als einzige Consuetudo der Kirche von Monza gibt sie in ihren Rubriken die genaue Beschreibung des ganzen 1—3 Ritus der Osterfeier, während Monz der Gesänge aufführen. K o r r i g e n d a
:
16. respond.it
- -
als Tropare nur die Folge Young, I , 228 f .
1. Sanctum Michaelem. Stationskirche oder Stationskapelle für die Prozession. - testauangeliis. Evangelienbücher (vgl. Frut, Z.5). Hierzu gehört auch das reich mit Diamanten geschmückte Evangliar der Theudelinde aus dem Domschatz, ein Geschenk Gregors I. 2. cirostris. Kerzenständer. 3. cruce aurea. Vermutlich das Kreuz des Adaloald, des Sohnes der Theudelinde, eine byzantinische Arbeit vom Ende des 6. Jhds., ebenfalls im Domschatz. - sceptro. Vermutlich das der Langobardenkönige. - archipresbiterum. Seit ältester Zeit Titel des Bischofs von Monza. 4. SACERDOS EBDOMADARIUS. Der Priester, der die liturgischen Funktionen der betreffenden Woche ausübt. 7. antiphonam de laudibus.
Da die Prozession in Monza nach der
22-25a
23
Terz stattfindet, ist kaum anzunehmen, daß die Antiphon 'Angelus Domini' hier als Teil der Laudes zitiert wird; sie wird offenbar nur als Gesangsstück ohne Psalm in die Prozession eingefügt. 9. et cetere. Vermutlich die anderen Laudesantiphonen, die in dem Monzaer Antiphonar (ms. 12.75) aus dem Anfang des 11. Jhds. angegeben werden: 'Et ecce terremotus' - 'Erit enim aspectus' 'Pre timore autem' - 'Respondens autem angelus'. 12. Pro eo, quod ... . A1^"7, vom Fest des hl. Johannes Bapt., des Patrons der Monzaer Kirche. 15. foldestorio. Langobardisches Wort (vgl. Z.19 u. 23), bezeichnet den faltbaren Prunkthron der Bischöfe und Fürsten zur Zeit der Völkerwanderung. 18. circumdata ... bombice. Die 'corona lampadarum', der Leuchterkranz (vgl. die Radleuchter in Soissons und Aachen) ist ganz mit Baumwolle Cbombyx') bedeckt. 18. farum. Nach 'Pharus', dem Leuchtturm auf der Insel Pharos vor Alexandria. 20-21. hostium reginae. Das Portal im nördlichen Querschiff, in nächster Nähe der Theudelindenkapelle. 22. DUO ALII CLERICI. Zweizahl der Engel in Italien äußerst selten. 23. faldestodium ... Sepulchri. Dergleichen ist sonst nie belegt. Offenbar Ersatz für das während der Bauzeit des romanischgotischen Doms (13. Jhd.) zeitweilig nicht vorhandene Sepulchrum. 27. Nazarenum. Dahinter fehlt das Wort'crucifixum', das in Monz^"-^ vorhanden ist (s. o. zu Benv^, Z.3). 30. ut in antiphonario. Die fehlende Resurrexit-Kündung der Frauen stand vermutlich in diesem Antiphonar. 31. Tropha. Vermutlich verwildertes Latein der langobardischen 20a Epoche. Als Tropus kommt hier nur Τ in Frage, vielleicht auch noch T 9 a . 25a. Monz5 Dieses Graduale, auf dessen Ostertropus ich durch R. Jonsson hingewiesen wurde, hat Thannabaur einem Benediktinerkloster der Diözese Aguileia zuweisen wollen. Das einzige in Frage kommende
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26-28
Kloster, Moggio, hat zwar Beziehungen zu St. Gallen, muß aber ausscheiden, weil sich hier seit dem 12. Jhd. unter bayerischösterreichischem Einfluß die Visitatio II etabliert hat. Gründe der Paläographie und der Osterfeier-Struktur lassen eher eine Zuordnung zu Monza wahrscheinlich erscheinen, wobei die Beziehungen nach Aquitanien, die am Anfang der Handschrift in der Notation sichtbar werden, auch in dem Tropus T 2 0 b c zum Ausdruck kommen, der uns sonst nur aus Apt bekannt ist. { C o r r i g e n d a :
2. stolam (hs.)
-
32. inmortalis (hs.)
2-6. Sedit Angelus ... . A 6 ^; ebenso in StGal3 8 . 22. Resurrexi. Direkter Einsatz des Introitus ohne Zwischentropus, in Monza und auch sonst nicht üblich. 28-36. Postguam factus homo ... . T 3 6 a - d ; nur noch in StGal1'2. Lit. : de Bartholomaeis (21952), S. 117, 467 f.; de Boor, S. 34, 57, 66, 113 (bezieht sich nur auf Mcnz3 in Youngs gekürzter Fassung) .
26-28. Nonantola1"3 (Non 1-3 ) Das von dem Langobardenkönig Aistulf (749-756) im Jahre 753 in der Nähe von Modena errichtete Benediktinerkloster bildet noch heute mit seiner weit sichtbaren romanischen Abteikirche St. Silvester, erbaut 1121 anstelle der älteren langobardisehen Kirche, ein imposantes Denkmal romanischer Architektur in Mittelitalien. Nur wenige Reste der ehemals so berühmten Bibliothek sind heute noch vorhanden, darunter die drei in Rom und Bologna aufbewahrten Tropare, die uns das Osterspiel von Nonantola überliefern. Wie an anderen Orten Italiens konnte auch hier die Osterfeier an große Reliquien anknüpfen, so an die ältere byzantinische Staurothek (10.-11. Jhd.). - Einen hervorragenden Raum für die Osterfeier bot der hoch über dem Schiff gelegene Chor, unter dem sich die reiche Krypta des Gründerabtes Anselm, des Papstes Hadrian I. und anderer Heiliger befand. Im Norden der Abtei lag die Kirche San Michele (erbaut 870), eine Rotunde, die für die große Osterprozession und damit auch für das Spiel besonders geeignet war.
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26-28
Aufbau 26,2T..Nonantola1'2:
Τ 2 5 Ib-d RES+Ps 1 3 8 T ^ " 0 RES T
28. Nonantola3:
T 2 5 Ib-d RES
T*"1
2
^ RES T 3 9
RES T 3 9
RES T 2 l t a
26. Non1 ¡ C o r r i g e n d a
:
Ms. 13^3
-
Nach 16. *irabilis
7. Resurrex. Es handelt sich den Neumen nach um den Anfang des Introitus 'Resurrexi'. Die an sich falsche Endung auf -t ist zwar wegen der Abbreviatur nicht erwiesen, muß aber vorausgesetzt werden, da sonst der Schluß des Engelauftrags ins Leere stößt 3 (s. de Boor, S. 53). In Non findet sich die ausgeschriebene Form 'Resurrexit'. 9-16. Die erste Repetitio des Introitus erfährt durch den Reimtropus 'Christus de sepulchro' eine nicht nur formale, sondern auch inhaltlich interessante Erweiterung, die offenbar aus Nonantola stammt und von hier aus nur noch nach Volterra exportiert wurde. 19-20. Hodie resurrexit ... . Der eigentliche Tropus zum Introitus, hier der zweiten Repetitio vorbehalten. 27. Non2 K o r r i g e n d a Bibl. Casanatense
Vecchi, Troparium, Taf. LXXV f.
28. Non3 K o r r i g e n d a 1. Trophus (hs.)
-
7. Resurexit (hs.)
16. gratias dicite
-
-
10. Resurex (hs.)
22. cor-pore
-
-
13. str.
Nach 23. Psalmus:
Lit.: de Boor, S. 34, 53, 112 (unter dem Namen 'Nonantuli' wird nur Non1 berücksichtigt - in der stark gekürzten Fassung Youngs).
26
29/30-31
29. Novalesa (Nov) Novalesa wurde als nördlichstes Benediktinerkloster des Langobardenreiches von König Aistulf 726 gegründet. Es lag am Fuße des Mont Cenis und somit am wichtigsten Paßweg zwischen Frankreich und der Lombardei. Um 900 wurde das Kloster durch die Sarazenen zerstört. Drumbl sieht mit Recht in Novalesa eines der Tore, durch die das langobardische Brauchtum der italienischen Tropenspiele nach Frankreich, vor allem nach Apt in der Provence, gelangte. Die Tradition von Novalesa wurde von dem 929 in der Nähe Pavias am Po neu gegründeten Kloster Breme-Novalesa fortgeführt, von wo auch die Oxforder Handschrift mit unserer Osterfeier stammt. Breme-Novalesa hat offenbar die alten Beziehungen zu Frankreich weiter gepflegt, wie man schon an den Namensformender Litanei sehen kann. Als Martinskloster war es eine wichtige Raststätte auf dem Pilgerweg der Westfranken nach Rom. Aufbau 29. Novalesa:
Ib-e
K o r r i g e n d a :
3. retro altare.
RES
T9tC
Ps138
9. s u r r e x i t
-
T9a
RES
T7b"e
v o c e :
Der Altar fungiert hier also als Sepulchrum.
Lit. : de Bartholomaeis (21952), S. 118, 469; de Boor, S. 34 (beide beziehen sich nur auf eine gekürzte Fassung); Drumbl, Drammaturgia medievale I, S. 24.
30-31. Parma 1 " 2 (Parm1"2) Die Stadt an der Via Emilia war seit ihrer Einnahme durch die Langobarden (570) fest in langobardischer Hand, zeitweise sogar Residenz langobardischer Herzöge. Die Kathedrale aus dieser Epoche wurde 920 durch Brand zerstört, der heutige romanische Dom geht zurück auf den Bischof Cadalus (1046-1071), einen Parteigänger Kaiser Heinrichs IV. und zeitweise Gegenpapst. Auf den Zusammenhang mit dem Reich gehen viele deutsche Einflüsse im Bau
30-31
27
des mächtigen Domes zurück. Deutscher (rheinischer) Einfluß manifestiert sich auch in den beiden Osterfeiern, von denen die eine vor der Messe, die andere am Ende der Matutin gehalten wird. Als monumentale Bauwerke für die Osterliturgie, also auch für den ursprünglichen Schauplatz von Depositio und Visitatio, besaß Parma neben dem Dom das Baptisterium des Antelmus (1196—1260), 2
wenn auch Parm das Sepulchrum in das 'Paradies' hinter dem Hauptaltar verlegt. Obwohl die beiden Feiern verschiedene Funktionen in der Liturgie haben, ist ihr Aufbau doch der gleiche; ihr Text entspricht durchaus den italienischen Feiern des 11. Jhds. Der nächstverwandte Text (wegen Τ 46 ) ist Bologna. Aufbau 30. Parma 1 :
Ib-d
31. Parma :
Ib-d
2
Τ1*6 b6
T25
T3**
Uι V*
TD
30. Parm1 K o r r i g e n d a :
15. " A l l e l u y a .
-
16. Versus: *Pasca
1. OFFICIUM SEPULCHRI. In italienischen Feiern und auch sonst ungewöhnliche Oberschrift. Sie läßt auf ein bestimmtes als 'Sepulchrum' verwendetes Bauwerk schließen (Baptisterium?). 3. almicole. Neubildung analog 'Christicole'; sonst nicht belegt. 7. locutus est. Wie in Bob1, Bol und Volt. 10-12. Surrexit Christus ... . Τ46 ; sonst nur noch in Bol. 14. Hora est, psallite ... . Τ 25 ; hier eindeutig Einleitungs2 tropus des Introitus. Da in Parm der Bezugspunkt nicht mehr der Introitus, sondern das Te Deum ist, hat der Tropus dort keinen Platz. 31. Parm2 Da es sich bei dieser Feier um einen mit der italienischen Tradition nur wenig übereinstimmenden Typus mit Depositio Crucis
28
30-31
et Hostiae und Visitatici Sepulchri handelt, hätte sie eigentlich nicht hierher, sondern unter die Visitatio des lothringischen Typus gehört, wenn nicht die an sich spätere Quelle Parirá" erkennen ließe, daß sich hinter den äußerlichen Funktionen der nördlichen Feier doch der Kern einer italienischen Tropus-Feier für die Messe verbirgt. K o r r i g e n d a m s . AC 0.1
-
(Dep. η.g.)
Blattangabe gilt nur für die Visitatio!
DEP.: 1. Crucis et Hostiae VIS.: 2. Matutino -
-
10. Quod
sungszeichen str.
-
-
6. Sepulcro
5 Anm. hs.: guardagorii; Barbieri, Young: guardachorii -
11.
30. dum
-
-
31. resurrexisse
12. sint -
-
2k. Auslas-
3h. aperies etc.
D e p o s i t i o 3. capellam Sanctae Agathae. Kapelle mit der ältesten Bausubstanz (9. Jhd.), noch heute vorhanden. 5. Paradiso. So wird meist das Atrium in der Vorhalle des Westeingangs bezeichnet. Wieso der Platz des Hochaltars im Ostchor hier diesen Namen erhält, ist unklar. 11. denudatur altare. Die Entblößung der Altäre findet als Zeremonie sonst meist am Gründonnerstag statt. V i s i t a t i o 2. IN MATUTINO PASCE. Schon die Oberschrift zeigt, daß der Osterdialo.g unter rheinischem Einfluß, der am stärksten zur Zeit des Bischofs Cadalus (1046-1071) gewesen sein muß, seinen Platz und seine Funktion gewechselt hat. Er steht jetzt in der Matutin, aber nicht wie in der Visitatio Sepulchri des lothringischen Typs am Ende, sondern am Anfang. 3. Baionus. So heißt noch heute die große Glocke von Parma. 5. GUARDAGORII. Chorwächter. 6. pivialibus. = pluvialibus ('Chormäntel'). 19. et cetera. Es bleibt unsicher, ob darunter nur der Schluß des Engelauftrags ('ite, nunciate ...') zu verstehen ist oder auch die Resurrexit-Kündung, die ja in Parm^ ganz fehlt. ISTI QUATUOR. Die beiden Frauen und die sie begleitenden
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•Guardagorii1. 23. plane. Auf e i n e m Ton, also nicht gesungen. 32. similiter nuntiet. Der Ostergruß wird mit den gleichen Worten an alle Kanoniker weitergegeben. 34. Domine labia mea ... . Mit diesem Versikel beginnt eigentlich erst die Matutin; demnach geht hier auch das Te Deum, das sonst am Ende der Matutin steht, derselben voraus.
32. Piacenza (Piac) Die Stadt am Ubergang des Po, im Mittelalter gleich wichtig für den Handel, die Heerzüge der deutschen Kaiser und die Pilgerfahrten nach Rom, besitzt das am Ende des 12. Jhds. geschaffene umfassende Buch der Liturgie von Piacenza. Es war bestimmt für die Kirche S. Antonino, einen Bau des 11. Jhds., der der Stadt als Kathedrale diente, nachdem der alte Langobardendom durch ein Erdbeben zerstört worden war. Diese Kirche hatte die Form eines griechischen Kreuzes, wodurch sie als Sepulchrum für die Osterliturgie besonders gut geeignet war. - Ob der 1513-1533 erbauten Kirche San Sepolcro ein älteres romanisches Bauwerk vorausging, ist nicht nachzuweisen, wohl aber zu vermuten. Die besondere Beziehung der Stadt zum ersten Kreuzzug (hier von Urban II. noch vor seiner Reise nach Clermont-Ferrand ausgerufen) läßt die Errichtung eines Heiligen Grabes jedenfalls erwarten. Aufbau Tl6a
RES
7. dicant
-
1U. Fuerint
*Mirabi-le laudat filius patrem.
-
19. alleluia zweimal
32. Piacenza:
T9a
Ib-e
RES
¡ C o r r i g e n d a BL.23hb-235e.
-
2. incipiat
20. Psalmus: *Domine huc tecum sum ...>
- -
-
-
Nach 18.
resurrectionem meam statt cognovisti me Young, Origin, S. Iti f.
-
-
23.