Lakedaimonion politeia: Die Entstehung der spartanischen Verfassung 3515069186, 9783515069182

Die bisherige Forschung erachtete Sparta zumeist als Gemeinwesen, das schon in archaischer Zeit gesetzlich streng reguli

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German Pages 170 [180] Year 1996

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INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
1. Forschungsstand
2. Zielsetzung
3. Quellenlage
1. EUNOMIA: HERRSCHAFTSSICHERUNG DURCH ,VERFASSUNGSGEBUNG‘
1.1. Herodot und Thukydides: Machtkämpfe und frühe Konsolidierung aus der Sicht des 5. Jh. v. Chr.
1.2. Tyrtaios, Alkman und die Grosse Rhetra
1.2.1. Datierungs- und Überlieferungsprobleme
1.2.2. Politische Institutionalisierung und Machtverschränkung
a) Der Führungsanspruch der Könige
b) Die vorberatende Funktion der Geronten
c) Die Aufwertung und Begrenzung der Volksversammlung
d) Ordnungsstiftung und Verfassungsentwicklung
1.2.3. Materielle Absicherung der Bürger und Bewahrung sozialer Ungleichheiten
1.2.4. Sicherung des Heeresverbandes und Einschärfung des Bürgerbewusstseins
1.2.5. Heloten und Periöken: Einbindung von Abhängigkeitsverhältnissen in das Gemeinwesen
2. HERRSCHAFTSRATIONALISIERUNG IM PELOPONNESISCHEN BUND UND LAKEDAIMONISCHEN STAAT
2.1. Machtstabilisierung durch Expansionsbeschränkung und Bündnisbildung
2.2. Erweiterung des politischen Handlungsfeldes
2.3. Neue militärische Führungsaufgaben und die Begrenzung politischer Betätigungsmöglichkeiten
2.4. Dorieus und das Fortleben persönlicher Machtpolitik
2.5. Anzeichen eines kulturellen Wandels und die Machtbehauptung der Oberschicht
3. DER AUFSTIEG DES EPHORATS
3.1. Der Mythos von Chilon
3.2. Die Sicherung der Königsfolge und die Koordination der Politik
3.3. Die Besetzung des Ephorats
4. DIE EINBINDUNG DES KÖNIGTUMS
4.1. Die königlichen Vorrechte bei Herodot
4.2. Die Bindung des königlichen Kommandos an die Volksversammlung
4.2.1. Kriegszüge des Kleomenes bis zum Jahre 506
4.2.2. Das Gesetz über das königliche Kommando
4.3. Die Kriegszüge der 490er Jahre und die Kontrolle der königlichen Macht durch gerichtliche Verfolgungen
5. NEUE FÜHRUNGSAUFGABEN UND KONTROLLMECHANISMEN IN DEN PERSERKRIEGEN
5.1. Die Politisierung der Volksversammlung
5.2. Die Erweiterung der militärischen Führung
5.3. Die ephorische Koordination und Kontrolle
5.4. Ideologische Verfestigung
6. KRISENSYMPTOME UND MACHTBEWÄHRUNG ZUR ZEIT DER PENTEKONTAETIE
6.1. Herodot und Thukydides: Wandel zur Abgeschlossenheit
6.2. Korporative Entscheidungsfindungen
6.3. Pausanias und die Radikalisierung der politischen Methoden
6.4. Das grosse Erdbeben und die Verschärfung der gesellschaftlichen Situation
6.5. Institutionalisierung der Begleitung im Felde
6.6. Neue bürgerliche Verankerung
6.6.1. Heeresreform und Homoioi-Ideologie
6.6.2. Freiheit und Autonomie
6.6.3. Kulturelle Wende und Repräsentationsbeschränkung im Rahmen der Einbindung der Oberschicht
6.6.4. Der Mythos der Xenelasia und die Idealisierung des spartanischen Staates
ZUSAMMENFASSUNG
BIBLIOGRAPHIE
REGISTER
1. Personen- und Sachregister
2. Quellenregister
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Lakedaimonion politeia: Die Entstehung der spartanischen Verfassung
 3515069186, 9783515069182

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Lukas Thommen

Lakedaimonion Politeia Die Entstehung der spartanischen Verfassung

HISTORIA Einzelschriften 103

Franz Steiner Verlag Stuttgart

LUKAS THOMMEN LAKEDAIMONION POLITEIA

Für Susanne

Lea undJan

VORWORT Die vorliegende Arbeit basiert auf einer Habilitationsschrift, die im Sommersemester 1995 von der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel angenommen wurde. Mein herzlicher Dank gilt zunächst meinem Lehrer, J. von Ungern-Sternberg, als dessen Assistent ich die Habilitationsschrift verfertigen konnte. Er hat die Arbeit mit Geduld undvielen guten Vorschlägen begleitet. Sehr zu danken habe ich auch den beiden anderen Gutachtern, Frau U. Hackl und Herrn R. Bichler, die das Projekt ebenfalls wohlwollend unterstützt haben undvondenen ich weitere wertvolle Hinweise entgegennehmen konnte. F. Graf hat sich freundlicherweise zurLektüre desManuskripts bereit erklärt undnützliche Verbesserungsvorschläge gemacht. Grossen Dank schulde ich ferner demCenter for Hellenic Studies in Washington D. C., an demich während des akademischen Jahres 1995/96 Gelegenheit zur Diskussion undÜberarbeitung der Schrift hatte. Besonders gewinnbringend erwiesen sich dabei die ausführlichen Kommentare von K. Raaflaub und P. Cartledge. K. Raaflaub unddenübrigen Herausgebern derHistoria-Einzelschriften danke ich schliesslich für die Aufnahme meiner Arbeit in ihre Reihe. Der Aufenthalt in Washington D. C. wurde vomSchweizerischen Nationalfonds zurFörderung derwissenschaftlichen Forschung grosszügig unterstützt.

Washington,

im Januar 1996

Lukas Thommen

INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG

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1. 2.

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3.

1.

Forschungsstand Zielsetzung Quellenlage

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EUNOMIA: HERRSCHAFTSSICHERUNG DURCH ‚VERFASSUNGSGEBUNG‘

1.1. Herodot undThukydides: Machtkämpfe und frühe Konsolidierung aus der Sicht des 5. Jh. v. Chr 1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra 1.2.1. Datierungs- undÜberlieferungsprobleme 1.2.2. Politische Institutionalisierung undMachtverschränkung

a) DerFührungsanspruch derKönige b) Die vorberatende Funktion derGeronten c) Die Aufwertung undBegrenzung derVolksversammlung d) Ordnungsstiftung undVerfassungsentwicklung Ungleichheiten

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1.2.4. Sicherung desHeeresverbandes undEinschärfung des Bürgerbewusstseins

1.2.5. Heloten undPeriöken: Einbindung vonAbhängigkeitsverhältnissen

in dasGemeinwesen

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HERRSCHAFTSRATIONALISIERUNG IM PELOPONNESISCHEN 55 BUND UND LAKEDAIMONISCHEN STAAT

2.1. Machtstabilisierung durch Expansionsbeschränkung undBündnisbildung

2.2. Erweiterung despolitischen Handlungsfeldes 2.3. Neue militärische Führungsaufgaben unddie Begrenzung politischer

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Betätigungsmöglichkeiten

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Oberschicht

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DER AUFSTIEG DES EPHORATS

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2.4. Dorieus unddasFortleben persönlicher Machtpolitik 2.5. Anzeichen eines kulturellen Wandels unddie Machtbehauptung der 3.

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1.2.3. Materielle Absicherung derBürger undBewahrung sozialer

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3.1. Der Mythos von Chilon 3.2. Die Sicherung der Königsfolge unddie Koordination derPolitik

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Inhaltsverzeichnis

3.3. Die Besetzung des Ephorats

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4.

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DIE EINBINDUNG DES KÖNIGTUMS

4.1. Die königlichen Vorrechte bei Herodot 4.2. Die Bindung desköniglichen Kommandos andie Volksversammlung 4.2.1. Kriegszüge des Kleomenes bis zumJahre 506 4.2.2. Das Gesetz über daskönigliche Kommando 4.3. Die Kriegszüge der490er Jahre unddie Kontrolle derköniglichen

5.

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Macht durch gerichtliche Verfolgungen

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NEUE FÜHRUNGSAUFGABEN UNDKONTROLLMECHANISMEN IN DEN PERSERKRIEGEN

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5.1. 5.2. 5.3. 5.4.

Die Politisierung derVolksversammlung Die Erweiterung dermilitärischen Führung Die ephorische Koordination undKontrolle

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Ideologische Verfestigung

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6.

KRISENSYMPTOME UND MACHTBEWÄHRUNG ZUR ZEIT DER PENTEKONTAETIE

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6.1. 6.2. 6.3. 6.4.

6.5. 6.6.

Herodot und Thukydides: Wandel zur Abgeschlossenheit Korporative Entscheidungsfindungen Pausanias unddie Radikalisierung derpolitischen Methoden Das grosse Erdbeben unddie Verschärfung dergesellschaftlichen Situation Institutionalisierung der Begleitung im Felde Neue bürgerliche Verankerung 6.6.1. Heeresreform undHomoioi-Ideologie 6.6.2. Freiheit undAutonomie 6.6.3. Kulturelle Wende undRepräsentationsbeschränkung im Rahmen derEinbindung derOberschicht 6.6.4. DerMythos derXenelasia unddie Idealisierung des spartanischen Staates

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ZUSAMMENFASSUNG

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BIBLIOGRAPHIE

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REGISTER

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1. 2.

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Personen- undSachregister Quellenregister

EINLEITUNG 1. FORSCHUNGSSTAND Seit der Antike ist der spartanische Staat aufgrund seiner als exemplarisch aufgefassten Organisation immer wieder auf Bewunderung bzw. auf Ablehnung gestossen.1 Dementsprechend hat es auch nicht an Versuchen gemangelt, die Entstehung unddasWesen derspartanischen Gemeinschaft undihrer politischen Verfassung zuerklären. Nachdem schon imletzten Jahrhundert dervermeintliche Gesetzgeber Lykurg zu Recht als historische Persönlichkeit in Frage gestellt wurde, betrachteten ihn danach bis vor kurzem wieder mehrere Forscher als frühen Verfassungsstifter2 oder rechneten in der Nachfolge von V. Ehrenberg (1925) mit einem späteren Reformer des 6. Jh. Andererseits sind die staatsrechtlich geprägten Untersuchungen zuSparta seit dengrundlegenden Werken vonK. O. Müller (1824) undG. Busolt (1926) zumeist von den einzelnen politischen Behörden undGremien ausgegangen undhaben sich in erster Linie darum bemüht, deren Kompetenzen aufzuzeigen.3 Diese Entwicklung gipfelte schliesslich in dem Werk von U. Kahrstedt (1922), der den spartanischen Staat nach dem Muster von Th. Mommsens Römischem Staatsrecht interpretieren wollte und dabei griechische Charakteristika in römische Schemata presste.4 Politische Machtverschiebungen im Verlaufe der spartanischen Geschichte wurden fast ausschliesslich zwischen Königtum undEphorat gesucht, wobei ein relativ kontinuierlicher Machtverlust der Könige konstatiert wurde.5 Neuere Ar-

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72; zurSpartarezeption Oilier 1933/1943; TigerZurForschungsgeschichte Christ 1986, 1– stedt 1965/ 1974/ 1978; Rawson 1969; Powell-Hodkinson 1994. Als Datum wurde vorwiegend die Zeit um 800 bzw. um 700 vertreten; vgl. dazu den Forschungsüberblick bei Oliva 1971, 63ff. Vgl. auch Niese 1889. Soziale Veränderungen wurden indenfrühen institutionengeschichtlichen Arbeiten nur amRande berücksichtigt undsollten hauptsächlich der Erklärung des Unterganges von Sparta dienen. Ausschlaggebend waren für G. Busolt (Busolt-Swoboda 1926, 718ff.) der seit demPeloponnesischen Krieg festzustellende massive Rückgang der Bürgerzahlen und die gleichzeitige Herrschaftsausdehnung Spartas, die zusammen mit Landveräusserung zu Habsucht, Reichtum und Dekadenz von einzelnen Spartiaten und damit auch zum Verfall des politischen Systems führten, während die übrigen Spartiaten bei diesem Prozess verarmten undihre politischen Rechte verloren. Demgegenüber hat E. 243 B. C.], NewYork 1981) unter dem David (Sparta between Empire andRevolution [404– Aspekt sozialer Veränderungen (Einfluss des Geldes; Landveräusserung) die Zeit um400 als entscheidenden Wendepunkt in derspartanischen Geschichte charakterisiert. Dazu Ehrenberg 1924 (1965a), 192ff. Die Monographie vonG. Dum(1878) über das Ephorat ging voneiner Wechselherrschaft vonKönigtum undEphorat aus, die mitdemToddes Kleomenes I. durch denÜbergang der restlichen königlichen Rechte andieEphoren beendet worden sei; ab362 hätten die Könige schliesslich auch noch ihre militärischen Befugnisse eingebüsst, so dass es zurTyrannei der Ephoren gekommen sei. R. Engel (1948, bes. 44. 64) führte in seiner maschinenschriftli-

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Einleitung

beiten von P. Cloché (1949), C. G. Thomas (1974) undinsbesondere die Monographie zum Königtum in Griechenland von P. Carlier (1984)6 haben seither vertieft nach der Stellung der Könige gefragt. Mit Carliers Werk hat sich jetzt die auch schon von Cloché undThomas –wenn auch auf unterschiedliche Weise – vertretene Meinung etabliert, dass trotz etlicher Beschränkungen die spartanischen Könige im Einzelfall durch persönliche Autorität stets als entscheidender politischer Faktor in Erscheinung treten konnten.7 In der englischen Forschung wurde von verschiedener Seite versucht, die Charakterisierung dereinzelnen politischen Institutionen mitderFrage nach dem Willensbildungs- bzw. Entscheidungsprozess in Sparta zu verbinden.8 A. Andrewes hielt 1966 in einer kurzen Studie fest, dass es sich umein aristokratisches bzw. oligarchisches System handelte, indemaber auch dasWirken Einzelner und der Volksversammlung für den politischen Entscheidungsprozess wesentlich war.9 Auch P. A. Cartledge, der sich mit den verschiedensten Aspekten der spartanischen Gesellschaft und Politik auseinandersetzt, betont die sozial und politisch elitäre Prägung des Systems10 undfasst dessen Ausbildung als kontinuRevolution des6. ierliche Entwicklung auf, fürdieM. I. Finley11 denBegriff der„ Jahrhunderts“geprägt hat.12 S. Hodkinson (1983) befasst sich im Zuge der Forschungstradition Finleys zudem eingehend mit den gesellschaftlichen Werten, die zumErhalt der spartanischen Ordnung dienten. Diverse deutsche Arbeiten versuchten in jüngerer Zeit, die Eigenheiten der spartanischen Polis ausihrer Entstehungsgeschichte zuerklären:13 K. Bringmann betonte denEinfluss desDamos, derimZuge deszweiten Messenischen Krieges demKönigtum entgegengetreten sei, während im 6. Jh. dasEphorat die Position

chen Dissertation denMachtverlust der Könige nicht auf eine Usurpation der königlichen

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Rechte durch Ephoren zurück, sondern sah diesen vielmehr in der Uneinigkeit zwischen den beiden Königen undin deren Feldherrenamt bedingt, das die nötigen Angriffspunkte lieferte. ZurMachteinbusse der Könige injüngerer Zeit auch Toynbee 1969, 239ff. Carlier 1984, 240ff. Vgl. zuletzt auch Rahe 1994, 152ff. P. Carlier (1984, 280) kritisierte freilich Thomas’ Theorie, dass der Erfolg eines Königs von seiner Grundhaltung hinsichtlich der militärischen Interessen bzw. Notwendigkeiten Spartas abhängig gewesen sei. Einschränkendes zurStellung der Könige hat insbesondere R. Drews (1983, 78ff.) vorgebracht. W. G. Forrest (1967) proklamierte auf formaler Ebene für Sparta ein vierstufiges Gesetzgebungsverfahren mit Vorberatungen in der Gerusia und in der Volksversammlung (vgl. ähnlich Kelly 1981; dazu u. S. 120). Zahlreiche Aspekte derspartanischen Verfassung und Politik hatG. E. M. deSte. Croix (1972) in seinem Werk ‚The Origins of thePeloponnesian

War‘behandelt. Andrewes 1966 (1986). Vgl. Cartledge 1987, 116ff. Finley 1975 (1986). Cartledge 1979, 154ff. Vgl. auch die ausführliche Studie zu Spartas Frühzeit von F. Kiechle (1963). Wichtige Detailstudien stellten nach demzweiten Weltkrieg (nach einem anfänglichen Forschungsunterbruch bezüglich derGeschichte vonSparta) die vonH.Berve betreuten Dissertationen vonG. Zeilhofer (1959) über Spartas Beziehungen zuDelphi sowie vonK. Wickert (1961) über denPeloponnesischen Bund dar.

1. Forschungsstand

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, sondern derKönige eingenommen habe. Politischer Einfluss sei nicht „Adligen“ denLandbesitzern zugekommen, deren Zahl immer geringer wurde.14 P. Spahn charakterisierte das frühe Sparta hingegen als typische Adelsherrschaft mit „ vor, die durch Phalanxbildung undLandaufteilung exemplapolitischem Charakter“ risch politisiert worden sei.15 Indem sich in der Zeit nach den Messenischen Kriegen bis zur Mitte des 6. Jh. der Staat der Homoioi entwickelt habe, gewann die Oberschicht anGeschlossenheit undkonnte ihre Führungsposition bewahren. Die in der Polis erreichte Gleichheit bezog sich nach Spahn nur auf das durch Öffentlichkeit, Gemeinsamkeit und militärische Ausrichtung gekennzeichnete gesellschaftliche Leben, so dass im Bereich der politischen und wirtschaftlichen Macht durchaus Unterschiede bestehen blieben.16 Schliesslich ging F. Gschnitzer in seiner griechischen Sozialgeschichte hinsichtlich des archaischen Sparta insbesondere gegen die einst von V. Ehrenberg (1934/46)17 proklamierte Vorstellung von dem„totalitären“Staat anundcharakterisierte das System als Gemeinwesen mit adligen Strukturen, in dem aufgrund von sozialen und politischen Unterschieden kein egalitäres Gemeinschaftsleben stattgefunden habe.18 Einen Überblick über die gesellschaftlichen undpolitischen Grundzüge desklassischen Sparta hat neuerdings S. Link (1994) im Anschluss an D. M. MacDowells ‚Spartan Law‘(1986) vorgelegt, wobei die Entstehungsgeschichte des spartani-

schen ‚Kosmos‘bewusst ausgeklammert blieb. Angesichts der prekären Quellenlage zum frühen Sparta19 kommt der in jüngerer Zeit entwickelten ‚oral tradition‘-Forschung bzw. der Unterscheidung mündlicher undschriftlicher Kulturen besondere Bedeutung zu, da sie nicht nur zumbesseren Verständnis Herodots,20 sondern auch zueiner kritischeren Beurteilung früher griechischer Gesetzgebung geführt hat.21 Unter demEinfluss ethnologischer und anthropologischer Forschungen haben in den letzten Jahren zudem das spartanische Erziehungssystem nach Altersklassen, die Initiationsriten sowie die Begräbnisrituale stringentere Erklärungen erfahren.22 Während

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Bringmann 1975 (1986); Bringmann 1980 (1986). . a normal aristocratic Greek state“ Spahn 1977, 93ff.; vgl. Arnheim 1977, 81: „ Spahn 1977, 93ff. 109. 228. V. Ehrenberg, Ein totalitärer Staat (1934/46), in: Christ 1986, 217– F. Gschnitzer, Griechische Sozialgeschichte. Von der mykenischen bis zum Ausgang der klassischen Zeit, Wiesbaden 1981, 96ff.

19 S. u. S. 19ff. 20 Vgl. M. L. Lang, Herodotus: Oral History with a Difference, PAPhS 128, 1984, 93–103; O. Murray, Herodotus andOral History, in: Achaemenid History II: The Greek Sources, hrsg. v. H. Sancisi-Weerdenburg u. A. Kuhrt, Leiden 1987, 93–115; Stahl 1987, passim; Boedeker 1987; J. Cobet, Herodot undmündliche Überlieferung, in: Vergangenheit in mündlicher Überlieferung, Colloquium Rauricum 1, hrsg. v. J. von Ungern-Sternberg u. Hj. Reinau, 233; Evans 1991, 89ff.; zuletzt W. A. Johnson, Oral Performance and Stuttgart 1988, 226– 254. Zum Spartabild the Composition of Herodotus’ Histories, GRBS 35, 1994, 229– Herodots allgemein Cragg 1976.

21 Gagarin 1986; Camassa 1988/ 1994; Hölkeskamp 1992/ 1994; Gehrke 1993; ders., Der Nomosbegriff derPolis, in: Nomos undGesetz. Ursprünge undWirkungen desgriechischen 25. Gesetzesdenkens, hrsg. v. O. Behrends u. W. Sellert, AAWG 209, Göttingen 1995, 13– 464; 22 D. Briquel, Initiations grecques et idéologie indo-européenne, Annales 37, 1982, 454– Vidal-Naquet 1989; Vernant 1989, 195ff.; vgl. auch Brelich 1969.

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Einleitung

aber R. Sallares die ‚age class society‘noch als urtümliches unddie Entwicklung der Polis bestimmendes Phänomen charakterisierte,23 hat N. M. Kennell (1995) die spartanische Agoge neuerdings als Erfindung anlässlich derRestaurationsbemühungen im späteren 3. Jh. (unter Kleomenes III.) enthüllt, wobei er den Grundstein derstaatlichen Erziehung freilich miteiner Reform desfrüheren 6. Jh. verbindet. Somit stehen heute neue Grundlagen zur Verfügung, einzelne Züge der Entstehung unddesCharakters desspartanischen Staates zubeurteilen, wiees M. Nafissi unlängst in seinem Werk ‚La nascita del kosmos‘ (1991) unternommen hat. Trotz wesentlicher Fortschritte bei der Interpretation verschiedener gesellschaftlicher Phänomene (Hippotrophia, Syssitien, Handel, Begräbniswesen), die derAutor über längere Zeiträume verfolgt, erklärt die Arbeit letztlich wieder den ‚Reformer‘ Chilon, in dem schon V. Ehrenberg (1925) den „Neugründer des Staates“in derZeit um550 vermutete, zurSchlüsselfigur fürdie Ausprägung des spartanischen Gemeinwesens. Symptomatisch ist dabei der auch von Nafissi übernommene Begriff ‚Kosmos‘, der in der Antike keineswegs als ‚terminus technicus‘fürdenspartanischen Staat verwendet wurde unddiemoderne Bewunderung für die umfassend geregelte Gemeinschaft widerspiegelt.24 Während in letzter Zeit fürAthen wiederholt dieFrage nach demZusammenhang zwischen ‚Adel‘undPolisbildung bzw. Integration der Führungsschicht in dieGemeinschaft gestellt worden ist undzuneuen Ergebnissen fürdieHerausbildung staatlicher Institutionen geführt hat,25 ist einentsprechender Forschungsansatz für Sparta bis jetzt ausgeblieben. Gerade im Hinblick auf die Begriffe ‚Adel‘ und ‚Polis‘26 hatte V. Ehrenberg bereits in den 20er Jahren für Sparta eine Sonderstellung proklamiert: „ In Sparta fehlte dergrosse Einschnitt derPoliswerdung. Der Staat, der nie den Adel Homers gekannt hat, der aber auch nie am eigentlichen Wesen der Polis Anteil hatte, war seiner politischen und sozialen 27Die spätere Forschung nahm demStruktur Jahrhunderte lang treu geblieben.“ gegenüber wieder an, dass auch in Sparta eine Oberschicht existierte, die unter gleichen Gesichtspunkten wie in anderen griechischen Poleis als Adel bzw. Führungselite betrachtet werden kann,28 wobei das gentilizische Prinzip, das schon Ehrenberg ausgeschlossen hatte,29 durch neuere Forschungen endgültig

23 R. Sallares, The Ecology of the Ancient Greek World, London 1991, 160ff. 24 Vgl. dazuJ. Kerschensteiner, Kosmos. Quellenkritische Untersuchungen zudenVorsokratikern, Zetemata 30, München 1960, 14 mitAnm. 3. 25 Stahl 1987; Stein-Hölkeskamp 1989; vgl. auch Eder 1986. 26 ZurProblematik dieses Begriffs W. Gawantka, Die sogenannte Polis, Stuttgart 1985. 27 Ehrenberg 1925, 22; vgl. Ehrenberg 1933 (1965a), 216; Ehrenberg 1965b, 109. Vgl. die in entgegengesetzter Richtung extreme Auffassung bei O. Schulthess, RE 8, 1913, 2254 s. v. Homoioi, dass sich alle Spartiaten als adlig betrachtet hätten; ähnlich Th. Lenschau, Klio 30, 1937, 277; Berve 1966, 107f. 28 Vgl. insbes. Kiechle 1963, 133ff.; Kiechle 1965. 29 V. Ehrenberg (1924 [1965a], 162f. 191) vertrat die Meinung, dass sich in Sparta keine homerische Adelsgesellschaft mit gentilizischer Gliederung ausgebildet hatte; vgl. auch Meyer 1892, 255 Anm. 2.

2. Zielsetzung

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widerlegt worden ist.30 Ein vertieftes Bild dieser (von P. Spahn31 fürdieZeit nach 550 generell als gefestigt erachteten) Oberschicht, die nur mit Vorbehalt als ‚Adel‘ bezeichnet werden kann,32 undihrer Rolle bei derEntstehung desspartanischen Staates und seiner Verfassung ist bis jetzt jedoch nicht nachgezeichnet worden. In Bezug auf die Begrifflichkeit ist schliesslich anzufügen, dass derStaat der Lakedaimonier bekanntlich nicht mitderGemeinschaft dervollberechtigten Spartiaten identisch war, sondern auch die umwohnenden Periöken als Bürger umfasste.33 Eine dritte Bevölkerungsgruppe stellten die unfreien Heloten dar.34 Unter den‚Spartanern‘ werden allgemein die Bewohner Spartas aufgefasst, zu denen zunächst wiederum die Spartiaten zu rechnen sind.35 Unter ‚Verfassung‘ sind in unserem Zusammenhang neben den politischen Grundstrukturen und Institutionen sowohl Gesetze als auch gesetzesähnliche Normen zuverstehen, die dasLeben in derGemeinschaft regelten.36

2. ZIELSETZUNG Aufgrund derQuellen- undForschungslage kannes nicht Ziel meiner Arbeit sein, einen weiteren umfassenden Erklärungsversuch zur Entstehung des spartanischen Staates bzw. seiner Institutionen zuunternehmen. Trotz der in letzter Zeit erzielten Forschungsfortschritte bleiben die Ursprünge der Regierungsgremien nach wievorimDunkeln, undalle modernen Rekonstruktionen zudenAnfängen spartanischer Staatlichkeit müssen –wie schon V. Ehrenberg betont hat37 –im Bereich derHypothesen bleiben. Ausdiesem Grund beginne ich meine Untersuchung erst mit denfrühesten zeitgenössischen Berichten, wie wirsie mitTyrtaios undAlkman für das7. Jh. überliefert haben. Beiseite gelassen werden sollen damit sowohl die Eroberung Amyklais als auch die Parthenier-Geschichte,38 obwohl fürsie verfassungsmässige Implikationen anzunehmen sind. Es ist jedoch nicht zu klären, ob die in der Zeit um750

30 Roussel 1976; Welwei 1979 (1986); vgl. dazudenForschungsüberblick vonTh. Schneider, 31. Boreas 14/15, 1991/92, 15– 31 Spahn 1977, 93. 32 Bedenken gegenüber der Verwendung der Begriffe ‚Adel‘ und ‚Königtum‘ für die frühe griechische Welt äussert Ch. Ulf, Die homerische Gesellschaft, Vestigia 43, München 1990, 213ff.; vgl. auch die kritische Bemerkung vonD. Fehling, Gnomon 57, 1985, 120. 33 Busolt-Swoboda 1926, 653ff.; F. Bölte, RE 3 A, 1929, 1280f. s. v. Sparta (die Ethnika); 226. Hampl 1937, 1ff.; zudenPeriöken zuletzt G. Shipley, in: Sanders 1992, 211– 1990. 34 Ehrenberg 1965a, 162; zudenHeloten vgl. die Arbeiten vonDucat 1974– 35 Vgl. dazu Busolt-Swoboda 1926, 653; Gschnitzer 1958, 61f.; Clauss 1983, 10, vgl. 99ff. zu denminderberechtigten Gruppierungen. 36 Vgl. dazu Link 1994, VIIff. 37 Ehrenberg 1924 (1965a), 161. 38 Die Grundlagen dazu bei H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 1884ff. s. v. Partheniai; zuletzt Parker 1991, 29ff.; Nafissi 1991, 35ff.; Malkin 1994, 141f. Zudenspartanischen Eroberungen des 8. Jh. vgl. Tausend 1992, 103ff.; Malkin 1994, 83ff.

16

Einleitung

anzusetzende Annexion Amyklais ohne strukturelle Veränderungen in die vier angestammten spartanischen Dorfbezirke (Kynosura, Pitana, Limnai, Mesoa) vollzogen werden konnte39 oder ob die Nachbarsiedlung als fünfte „ Obe“(wie Amyklai in einer wohl aus dem 1. Jh. v. Chr. stammenden Inschrift bezeichnet wird: IG V 1, 26) demspartanischen Verband angegliedert wurde.40 Die erstmals bei Aristoteles (pol. 1306b) inanachronistischer Weise als Stasis fassbare undbei Strabon (6, 3, 2f.) in zwei Versionen (Antiochos von Syrakus und Ephoros) überlieferte Parthenier-Geschichte, die mit derGründung Tarents (von Eusebios ins Jahr 706 datiert)41 verbunden ist, magzwar Hinweise auf soziale Auseinandersetzungen innerhalb Spartas bewahren, doch bleiben deren Hintergründe völlig unklar. Wir können daraus nur sehr hypothetisch auf Spannungen innerhalb der führenden Familien sowie auf Landmangel schliessen, die Anlass gaben, nach neuen politischen undsozialen Lösungen zusuchen.42 Sparta bildete jedenfalls in der Folge nur noch beschränkt einen Ausgangspunkt für Kolonisationszüge43 undversuchte erfolgreich, seine Probleme durch Landnahme in den Nachbargebieten zu lösen, was ihm mit der Eroberung Messeniens auch weitgehend gelang. Die wiederholt unternommenen Versuche, aufgrund späterer Zustände im spartanischen Gemeinwesen die früheren Verhältnisse zu rekonstruieren, sind demhistorischen Prozess zu wenig gerecht geworden. Es drängt sich daher auf, insbesondere die ältere Überlieferung neu nach Hinweisen auf die Genese der Polis und ihrer Entscheidungsorgane zu befragen. Das im folgenden gewählte Verfahren beabsichtigt, Informationen über die Verhältnisse im spartanischen Staat möglichst ‚vonunten‘her aufzubauen. Dabei stellt sich jeweils die Frage, ab wann wir bestimmte Aussagen über einzelne Institutionen machen können. Eine systematische Abhandlung aller späterhin bekannten Einrichtungen ist auf diesem Wege freilich nicht möglich. Darüber hinaus soll die Herausbildung staatlicher Strukturen in Sparta unter einem spezifischen Gesichtspunkt betrachtet werden. Anknüpfend an die neuere Forschung zur athenischen Führungsschicht ist der Frage nachzugehen, welche Betätigungsmöglichkeiten sich für ambitionierte Spartiaten ergaben und wie deren Machtansprüche in den Staat eingebunden werden konnten. Die Entstehungderspartanischen Verfassung soll damit gegenüber früheren Forschungsansätzen nicht aus einzelnen Reformmassnahmen oder grundsätzlichen institutionellen Gegensätzen (innerhalb des Doppelkönigtums oder zwischen Königtum

39 Welwei 1979 (1986), 435f. 442f., der sich wie Kiechle 1963, 150 und Roussel 1976, 237 gegen die Gleichstellung der Ortschaften mit denOben wendet (vgl. etwa Lazenby 1985, 72f.). 44 (1958), 71; vgl. Oliva 1971, 87. 97; Cartledge 1979, 107f. 40 Wade-Gery 1943– 41 Abr. 1311 = Ol. 18, 3. 42 Parker 1991, 30f. erachtet die Parthenier zuletzt als Söhne vonSpartiaten undHelotinnen oder Metökinnen. 43 Zur Besiedlung Triphyliens (Hdt. 4, 148) Niese 1907, 457ff.; Malkin 1994, 84ff.; zuLibyen unddem Syrtengebiet (Hdt. 4, 178ff.) Stauffenberg 1960, 198ff., bes. 211; Malkin. 1994, 161ff.; zu Dorieus s. u. S. 69ff.

2. Zielsetzung

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undEphorat), sondern als prozesshafter Ablauf erklärt werden, derdurch innenund aussenpolitische Bedürfnisse geprägt wurde. Anhand der zu verfolgenden Rückwirkungen der Aussen- auf die Innenpolitik wird schliesslich nicht nur ein Beitrag zudenUrsachen undzeitlichen Abläufen interner Machtverschiebungen, sondern auch zu denAbschottungstendenzen Spartas bezweckt, die in der Folge vonEhrenbergs „Neugründer des Staates“allzu monokausale Erklärungsmuster Revolution des6. Jahrhunderts“nurungenüerfahren haben undauch durch die „ gend umrissen sind. Zwar ist für verschiedene gesellschaftliche und politische Phänomene erkannt worden, dass sie nicht schon der Frühzeit zugewiesen werdenkönnen, sondern erst relativ spät entstanden sindbzw. imZuge derIdealisierung Spartas propagandistisch überhöht wurden.44 Dennoch sind daraus bis anhin nie weiterreichende Konsequenzen für die Entwicklungsgeschichte des spartanischen Staates gezogen worden. Ausgangspunkt meiner Arbeit ist eine Analyse des Bildes von der ‚Verfassungsgebung‘ bei Herodot unddemihn kurz darauf rezipierenden Thukydides. Derdamit verbundene Einblick in denProzess derIdealisierung Spartas im5. Jh. bildet die Grundlage dafür, die Entstehung derVerfassung bis in dieses Jahrhundert hinein zu verfolgen. In einer Gegenprobe sollen die Vorstellungen von Herodot undThukydides mitderfrühesten spartanischen Überlieferung konfrontiert werden, zu der neben Tyrtaios undAlkman (trotz aller Zweifel undUnsicherheiten) auch die Grosse Rhetra in der Lykurg-Vita des Plutarch zu rechnen ist.45 Damit begeben wir uns –wie noch näher zu begründen –in die Zeit des mittleren undspäteren 7. Jh., in der es Sparta gelang, demGemeinwesen einen festeren Rahmen zu geben undseinen Herrschaftsbereich in der südlichen Peloponnes auch in Messenien langfristig zu etablieren. Die Untersuchung wird zunächst der Art undWeise der Ordnungsstiftung gelten, umdann den Zustand derFührungsschicht undihre Rolle in diesem Prozess zucharakterisieren. Vondieser Bestandsaufnahme ausist als nächstes dieAussen- bzw. Bündnispolitik Spartas im sog. Peloponnesischen Bund, die kürzlich von K. Tausend, G. L. Cawkwell und E. Baltrusch unterschiedlich dargestellt worden ist,46 auf die internen Auswirkungen personen- undmachtpolitischer Art zuuntersuchen. Der Peloponnesische Bund wird dabei nicht als Endpunkt, sondern als Ausgangspunkt einer Entwicklung in Betracht gezogen, die von der Bewältigung neuer Aufgaben geprägt ist. Die Interpretation der politischen Ereignisse undgesellschaftlichen Situation im6. Jh. soll darlegen, dass die ‚Vollendung‘derspartanischen Verfassung mit ihren als typisch erachteten, strengen Regelungen nicht – 44 Zur Agoge undKrypteia: Finley 1975 (1986), 333. 348f.; Murray 1982, 226; Welwei 1983, Besitzverbot“von 111; Kennell 1995, 98ff.; zur Polyandrie: Ziehen 1933, 234; zum „ : Cartledge 1976b; zumFortHandwerksverbot“ Edelmetall: Noethlichs 1987, 166ff.; zum„ leben der lakonischen Kunst bis ins 5. Jh.: Kirsten 1936 (1984), 53f.; Cook 1962; Häfner 1965, 79f.; Fitzhardinge 1980, 157ff.; Stibbe 1985, 16ff.; Förtsch 1994, Kap. 1. 3. 10; zur „ antityrannischen“Politik: Leahy 1957, 274; Klein 1973, 66; M. I. Finley, Die frühe griechische Welt, München 1982, 129; Clauss 1983, 29 undinsbes. Bernhardt 1987. 45 Vgl. denForschungsüberblick bei Oliva 1971, 71ff.; ferner dazu Nafissi 1991, 51ff. 46 Tausend 1992, 167ff.; Cawkwell 1993; Baltrusch 1994, 19ff.

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Einleitung

wie üblich –in der Mitte dieses Jahrhunderts angesetzt werden kann, sondern vielmehr zeitlich weiterverfolgt bzw. herabdatiert werden muss. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage nach demAufstieg des Ephorats, derbisher weitgehend ausdemDualismus im Königtum47 oder der Konkurrenzsituation zwischen Volk undKönigtum48 bzw. Aristokratie49 erklärt wurde, neuzustellen sowie die Position dessagenhaften Chilon, derverschiedentlich als Reform- oder Gründerfigur in Anspruch genommen wurde,50 kritisch zubeleuchten. Die Bedeutungssteigerung des Ephorats wird dabei nicht rückblickend als gegeben vorausgesetzt, sondern aufgrund der bei Herodot für die zweite Hälfte des 6. Jh. überlieferten konkreten politischen Entscheidungs- und Handlungssituationen interpretiert undin den Rahmen jener Aufgaben gestellt, die sich aus demerweiterten Herrschaftsgebiet ergaben. Im Gegenzug sollen die tieferen Ursachen derEinbindung des Königtums in den Polisrahmen sowie die daraus resultierenden Folgen erörtert werden. Auch die den Königen aufgelegten Beschränkungen sind nicht a priori als Ergebnis eines grundlegenden Kampfes zwischen Ephorat undKönigtum oder als gezielte Reform aufzufassen, sondern anhand der aussenpolitischen Unternehmungen undihrer Rückwirkung auf die internen Machtverhältnisse zuanalysieren. Für die Zeit der Perserkriege kann erörtert werden, dass das spartanische Gemeinwesen wesentliche neue Aufgaben zu bewältigen hatte unddementsprechend militärische Kommandanten miterweiterten Befugnissen einsetzen musste. Dabei stellt sich einerseits die Frage, inwieweit die Volksversammlung anlässlich der äusseren Bedrohungssituation vermehrt politisiert wurde. Andererseits ist zu klären, wie die aus den Ansprüchen der Machthaber resultierenden Gefahren durch neue Kontrollmechanismen eingedämmt werden mussten. In der Epoche der Perserkriege darf daher das entwicklungsgeschichtliche Fundament vermutet werden, auf demin derFolgezeit eine durchgreifende Regelung staatlicher Belange und eine vertiefte Ideologie bürgerlichen Gehorsams aufgebaut werden konnte. Die Untersuchung der Zeit der Pentekontaetie beschäftigt sich zunächst mit demzeitgenössischen Spartabild von Herodot undThukydides. Die festzustellendenDifferenzen stützen dasabschliessende Beweisziel, dass die Konsolidierung der spartanischen Polis bzw. die strikte Eingliederung der Bürger undihre Definition als Homoioi, wie sie Ehrenberg undandere (zugleich mit derEinführung der Agoge und dem einsetzenden Verfall der Kunst) für das mittlere 6. Jh. angenommen haben,51 erst anlässlich der gesteigerten Aufgaben und internen Probleme des 5. Jh. erfolgten und mit einer neuartigen Einbindung der Bürger undihrer Führungsschicht in das Gemeinwesen einhergingen. Erst im Kontext 47 Dum 1878, 62ff.; vonStern 1894, 59; differenzierter Engel 1948 (vgl. Anm. 5). 48 Ehrenberg 1924 (1965a), 171. 207; Bringmann 1975 (1986), 384; Bringmann 1980 (1986), bes. 457.

49 Arnheim 1977, 94. 50 Ehrenberg 1925, 46ff.; Stibbe 1985; vgl. Nafissi 1992, 124ff., bes. 138. 51 Ehrenberg 1925, 30ff.; Ehrenberg 1933 (1965a), 218f.; John 1939, 22ff.; Kiechle 1963, 248; Spahn 1977, 87ff.; vgl. auch Nafissi 1991, 150. 347.

3. Quellenlage

19

der sich im hellenischen Raum eröffnenden Möglichkeiten der Machtentfaltung einzelner Spartiaten und der gleichzeitigen, durch das grosse Erdbeben verschärften Probleme im Heeresverband, die den Einbezug der Periöken nötig machten, bildete sich nach dieser These jene straffe Polis aus, wie sie uns bei Xenophon in pointierter undidealisierter Form entgegentritt unddie den langen Bestand des spartanischen Staates garantierte.

3. QUELLENLAGE

Die Forschung sieht sich bei der Charakterisierung derpolitischen Verhältnisse undEntwicklung in Sparta bekanntlich mit schwerwiegenden Quellenproblemen Eine Überlieferung über die spartanische Verfassungsgeschichte konfrontiert:52 „ , wie Ed. Meyer schon vor über 100 Jahren –freilich sehr kategogibt es nicht“ risch –festgestellt hat.53 Schon zurZeit Herodots, dernach derMitte des5. Jh. als erster die bis dahin weitgehend mündlich tradierten ‚Ereignisse‘der Vergangenheit schriftlich festhielt, kursierten konträre Erklärungen zurGenese derspartanischen Institutionen (vgl. Hdt. 1, 65. 6, 52).54 Auch in den weiteren herodoteischen Geschichten über Sparta wird naturgemäss auf verfassungspolitische Angaben meist wenig Wert gelegt, so dass wirerst mitXenophons ‚Lakedaimonion politeia‘im früheren 4. Jh. detailliertere Nachrichten zumStaatsaufbau erhalten. Xenophon war zwar aus eigener Anschauung mit den Verhältnissen in Sparta vertraut, aber seine Beschreibung der Institutionen ist selektiv undbereits von einem idealisierten Spartabild geprägt.55 Abgesehen vondenVersen desTyrtaios undAlkman enthalten schliesslich erst die –nurganz fragmentarisch überlieferten –Werke des Grammatikers Sosibios aus hellenistischer Zeit Informationen aus spartanischer Sicht.56 Für Sparta sind in archaischer Zeit weder eine Chronik noch schriftliche Gesetzes- oder Rechtsaufzeichnungen nachzuweisen.57 Hingegen existierte wohl ein königliches ‚Archiv‘, in dem die delphischen Orakel aufbewahrt wurden.58 König Pausanias schöpfte offensichtlich aus diesem, als er in der Verbannung (nach 395) ein Pamphlet über die Gesetzgebung desLykurg verfasste, mitdemer sich wohl gegen die –angeblich erst später eingesetzten –Ephoren zur Wehr setzte.59 Wir erfahren jedoch erst bei Strabon (8, 5, 5) über diese von Ephoros 52 ZumÜberlieferungsproblem vgl. Busolt 1893, Bd. 1, 511ff.; ders., Griechische Staatskunde, Bd. 1, HbAW 4, 1, 1, München 1920, 40ff.; Starr 1965. 53 Meyer 1892, 270. 54 Dazu u. S. 23ff. 55 Oilier 1933, 372ff.; Tigerstedt 1965, Bd. 1, 159ff.; R. Nickel, Xenophon, Erträge der Forschung Bd. 111, Darmstadt 1979, 60ff. 56 FGrHist 595. 57 Vgl. dazu u. S. 42f. Zudenwenigen staatlichen Inschriften Spartas vgl. Cartledge 1978a,

35f.; Boring 1979, 19ff. 31ff. 58 Hdt. 6, 57; Plut. mor. 1116F. 59 Vgl. dazu Meyer 1892, 233ff.; von Stern 1894, 16ff.; Ehrenberg 1925, 14ff.; Engel 1948, 74ff.; Cloché 1949, 137f.; Tigerstedt 1965, Bd. 1, 110f.; David 1979; Cartledge 1987, 163.

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Einleitung

berichtete Angelegenheit, undes bleibt unklar, ob Ephoros die Schrift selber zur Verfügung hatte.60 Dasselbe gilt für Aristoteles, auf den sich Plutarch in seiner Lykurg-Vita in Verfassungsfragen stützt.61 Eine weitere beträchtliche Quellenlücke besteht darin, dass die ‚Lakedaimonion politieia‘ des Aristoteles weitgehend verloren ist.62 Für die Frühzeit Spartas ist Plutarchs Lykurg-Vita wertlos, da sie zu einem Grossteil auf hellenistischen Autoren basiert.63 Diese hatten kein neues Quellenmaterial zu Verfügung, sondern zogen ihre Rückschlüsse aus Indizien bei den früheren Autoren. Die einzige ausführlichere Darstellung des frühen Sparta finden wir neben der Plutarch-Vita im 3. und 4. Buch des Pausanias, der seine Abhandlung über die Messenischen Kriege auf den hellenistischen Geschichtsschreiber Myron vonPriene unddenEpiker Rhianos vonBene (2. Hälfte 3. Jh.) stützt.64 Die bei den späten Autoren einfliessenden Angaben über politische Behörden undEntscheidungsprozesse in Sparta zur Zeit der mit Lykurg verbundenen Gesetzgebung (vgl. denEid der Könige, Geronten undBürger; Plut. Lyk. 29) sowie zur Zeit der Messenischen Kriege (vgl. die Anklage bei denEphoren unddenKönigen; Diod. 8, 7, 1ff.; Paus. 4, 4, 3ff.) sind daher anachronistisch und bleiben in dieser Arbeit unberücksichtigt. Trotz aller Problematik stellt Herodots Niederschrift von Erzählungen der Vergangenheit die früheste historische Überlieferung darundbildet nach derhier vertretenen Auffassung neben den zeitgenössischen Dichtern und archäologischen Befunden die wertvollste Quelle zum frühen Sparta. Im Rahmen seiner Nachforschungen zur Darstellung derpersisch-griechischen Auseinandersetzungen sammelte Herodot auch in Sparta lokale Erzählungen, die insbesondere Erinnerungen einzelner Aristokraten über die letzten drei bis vier Generationen (bis etwa 570/60) umfassen.65 Herodot besuchte Sparta zumindest einmal in den bevor der Peloponnesische Krieg am früheren oder mittleren 440er Jahren,66 „ Horizont auftauchte, d. h., bevor athenische Voreingenommenheit auf der einen und athenische Idealisierung auf der anderen Seite beachtliche Verzerrungen 67Dadie spätere Überlieferung vonHerodot abhängt, geht herbeigeführt hatten.“ die vorliegende Arbeit neben dem zeitgenössischen Material zunächst jeweils von diesem Autor aus. Als besonders aufschlussreich erweist es sich, Herodots Berichte gegen die nachfolgenden Aussagen desThukydides abzugrenzen, umdenProzess derVeränderung undNeuinterpretation zufassen. Thukydides begann mit seinem Werk Dazu G. Busolt (1920; vgl. Anm. 52), 51f.; zuversichtlich Meyer 1892, 235. Plut. Lyk. 6. 545R. Frr. 532– Kessler 1910, 104ff. Paus. 4, 6, 1ff. Vgl. Hdt. 3, 55. F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 269. 273ff. s. v. Herodotos; Cragg 1976, 37f.; zurEndredaktion in der ersten Phase des Peloponnesischen Krieges vgl. Jacoby, a. O., 360ff.; J. A. S. Evans, Herodotus, Boston 1982, 16f. 67 Starr 1965 (1986), 274.

60 61 62 63 64 65 66

3. Quellenlage

21

nach eigener Aussage (1, 1) gleich beim Ausbruch des Krieges (431) undwar damit bis zu seinem Todum400 beschäftigt.68 Wie immer mansich in der Frage der Werkentstehung bzw. Endredaktion69 entscheidet, so hat der Autor im Verhältnis zurzentralen Forschungszeit vonHerodot einen Abstand vonmindestens 15 Jahren undverkörpert eine neue Stufe des Bewusstseins undNachforschens. Auch Thukydides stand offensichtlich kaum nützliches Material über die Frühzeit zur Verfügung, so dass er sich dazu entsprechend knapp äussert.70 Seine Schrift zeigt andererseits aber auch eindrücklich, wie sich im späteren 5. Jh. in Athen feste Ansichten undTopoi über die gegnerische Stadt herausbildeten.71 Angesichts der mündlichen Überlieferung der von Herodot verarbeiteten Geschichten ist deren historische Verlässlichkeit in mancher Hinsicht problematisch. Bei ihrer Beurteilung sind daher die von der ‚oral tradition‘-Forschung festgestellten Gesetzmässigkeiten von grundlegender Bedeutung.72 Kennzeichnend für mündliche Überlieferung ist, dass auf die ausführliche Schilderung der Frühzeit (‚origins‘) jeweils eine schlecht dokumentierte Zwischenphase (‚floating gap‘) folgt, dersich wiederum reiche Erzählungen zurjüngsten Vergangenheit anschliessen.73 Die Gründungsphase verbindet sich typischerweise mit einemGesetzgeber (‚culture hero‘),74 wie er imFalle Spartas in Lykurg verkörpert ist. Die Zeit der ‚Verfassungsgebung‘ liegt freilich ausserhalb der konkreten Erinnerung. Nicht nurwegen derbeschränkten Gedächtnisleistung, sondern auch aufgrund der Relevanz für die Gegenwart, wird ein Grossteil der Ereignisse 200 Jahre kommemoriert.75 Für jeweils nur rund hundert, höchstens jedoch 150– die herodoteischen Geschichten sind daher kaum vertrauenswürdige Berichte über die Mitte des 6. Jh. hinaus zuerwarten. Dementsprechend kann auch erst ab diesem Zeitpunkt eine fortlaufende Darstellung derGeschichte Spartas nachvollzogen werden. Bei der mündlichen Überlieferung stellt sich darüber hinaus das Problem, dass die Information beijedem Austausch (‚performance‘) umgeformt undaktualisiert wurde.76 Das berichtete ‚Wissen‘ist daher jeweils vonZeitbezügen beeinflusst.77 Tatsächliche Begebenheiten sind dadurch kaum noch zu fassen. Sicher zu eruieren bleibt lediglich, waszumZeitpunkt der letzten Übermittlung für die berichtete Zeit als real möglich erachtet wurde. M. Stahl hat in Bezug auf die Ermittlung deshistoriographischen Wertes derÜberlieferung jedoch gezeigt, wie Strukturelemente deshistorischen Geschehens“ausfindig gemacht werden kön„ 68 Vgl. dazu O. Luschnat, RE Suppl. 12, 1970, 1094 s. v. Thukydides. 69 Vgl. dazu O. Luschnat, RE Suppl. 12, 1970, 1183ff. s. v. Thukydides. 70 S. u. S. 28ff. 71 S. u. S. 116f. 72 Vgl. dazu insbes. denÜberblick vonD. Henige, Oral Historiography, London/ NewYork/ Lagos 1982 undJ. Vansina, Oral Tradition as History, London 1985. 73 R. Schott, Das Geschichtsbewusstsein schriftloser Völker, Archiv für Begriffsgeschichte 12, 1968, 195; J. Vansina (vgl. Anm. 72), 23. 168f. 74 D. Henige (vgl. Anm. 72), 87ff.; J. Vansina (vgl. Anm. 72), 131f. 75 O. Murray (vgl. Anm. 20), 95; Stahl 1987, 22. 76 Stahl 1987, 28f. 77 D. Henige (vgl. Anm. 72), 81; J. Vansina (vgl. Anm. 72), 94.

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Einleitung

nen.78 Bei diesem Verfahren ist es insbesondere notwendig, dieTradition vonder Verarbeitung durch Herodot zu trennen. Dazu spielt der inhaltliche Kontext der Erzählungen imWerk desForschers bzw. seine Gedankenführung undArgumentation eine wichtige Rolle. Ferner kann die Frage nach Ungereimtheiten und Inkonsistenzen in der Darstellung weitere Aufschlüsse über die ursprüngliche Form der Erzählung bringen. Durch diese Methode ist es zumindest möglich, 79zu eruieren unddamit Aussagen „ Regeln sozialen undpolitischen Handelns“ über gesellschaftliche undpolitische Grundkonstellationen derbetreffenden Zeit zumachen. In unserem Zusammenhang stellt sich insbesondere dasProblem derGenauigkeit bei derÜbermittlung voninstitutionellen Gegebenheiten. Herodot geht es um Macht, persönliches Schicksal, Exempla. Die von ihm aufgegriffenen Geschichten drehen sich um Ereignisse im Leben aristokratischer Familien und aitiologische Erklärungen bestimmter Sitten oder Baudenkmäler.80 Es fragt sich deshalb wiederum, inwieweit diemitdenEreignissen verbundenen institutionengeschichtlichen Implikationen Historizität beanspruchen können bzw. durch spätere Erfahrungshorizonte geprägt sind. Bei der Rekonstruktion der verfassungsmässigen Verhältnisse gilt es daher jeweils, die Erzählungen von denZeitbezügen zu befreien und–soweit möglich –übergeordnete Strukturen, die auch für die behandelte Epoche Gültigkeit beanspruchen können, herauszuschälen. Dabei ist für verfassungstechnische Angaben anzunehmen, dass sie tendenziell nur dann zuverlässig sind, wenn sie betont sindundimZentrum einer –vorzugsweise lokalen –Erzählung stehen. Dennoch können auch aufGrund dieser Kriterien nur Indizien herausgearbeitet werden. Diese müssen in demoben umrissenen grösseren Rahmen politischen Geschehens eingeordnet werden, wie er in derjüngeren Forschung fürdiegriechische Welt modellhaft rekonstruiert worden ist unddaher gegenüber früheren Interpretationsansätzen bessere ‚Überprüfbarkeit‘ beanspruchen kann.

78 Stahl 1987, 43ff. 79 Stahl 1987, 48, vgl. 51. 80 Stahl 1987, 23f.

1. EUNOMIA: HERRSCHAFTSSICHERUNG DURCH ‚VERFASSUNGSGEBUNG‘ Die antike Überlieferung ging bei der Frage nach der Entstehung der spartanischen Verfassung von einem frühen Akt der Gesetzgebung bzw. Schöpfung staatlicher Institutionen aus, die unter denBegriff derguten Ordnung, Eunomia, subsumiert wurde. Im folgenden wird zunächst nach den diesbezüglichen Vorstellungen zurZeit derersten Niederschrift vonErzählungen der Vergangenheit, wie sie Herodot vornahm, gefragt. Dabei soll geklärt werden, inwiefern dieses ‚Wissen‘–gemäss den Gesetzen mündlicher Überlieferung1 –von Zeitbezügen geprägt ist undwelche Konsequenzen sich daraus fürdieEntwicklung derspartanischen Verfassung ergeben. Umzu verdeutlichen, dass sich die Vorstellungen von der strikten Regelung des spartanischen Staates im Verlaufe des 5. Jh. verdichteten undimZuge propagandistischer Bemühungen auf die Frühzeit zurückprojiziert wurden, wird im weiteren ein Blick auf Thukydides geworfen. Im zweiten Teil des Kapitels wird die Sichtweise des 5. Jh. mit denZeitzeugnissen der archaischen Dichter Tyrtaios und Alkman (sowie der Grossen Rhetra) zu konfrontieren sein, umdenZustand des spartanischen Gemeinwesens im späteren 7. Jh. zu charakterisieren undauf dieser Basis die weitere Entwicklung der spartanischen Verfassung verfolgen zukönnen. 1.1. HERODOT UND THUKYDIDES: MACHTKÄMPFE UNDFRÜHE KONSOLIDIERUNG AUS DER SICHT DES 5. JH. V. CHR.

Im Zusammenhang mit den Erkundungen des Lyderkönigs Kroisos nach der

mächtigsten Stadt Griechenlands kommt Herodot nach der Beschreibung der athenischen Verhältnisse auf Sparta zu sprechen:

ςκ τέχ α ο ν ο ο ρ ῖσ οὁΚ τ ν ε θ ά ν υ ν ἐπ το το ῦ ν ο ν ό ρ ν χ τ ὸ α τ ςτοια ῦ υ ίο α ν η Ἀθ ν υ ν ν έ ςμ Τ ο ὺ ητῷ δ ςἤ τα ςκ α ὶ ἐόν ό τα γ ευ εφ νπ ά λ ω εγ εμ ντ ῶ κ ςἐκκα υ ίο ν ο ιμ α εδ κ α ςδ ὲΛ ὺ τα , το ς η σ ικ λ έο γ ςκ α ὶ Ἡ ν το σ α ιλ ο εύ ςβ ν το ρΛ έο ὰ ὶγ ν . ἐπ η τέω ε ςΤεγ υ ο τέρ ῳ κ α ερ τυ π π ο λ έμ ς ή τα ε ςΤεγ ὸ ρ ιο ιπ ν ό ιμ α κ εδ α ἱΛ ςο τε ν τυ ςεὐ χ έο υ ο λ έμ ο ςπ υ ο ςἄλλ ὺ ῃτο τ ρ ά νΣ π ἐ σ α νσ ν χ ε δ ὸ ιἦ το τα ώ μ ο ν ο κ α ὶκ νκ α τω ντού ο τερ ό ρ μ ιπ ο ν . τὸδ ὲἔτ ύ ςπ ιο ρ σ ν ο τα ο υ έπ α νδ λ ο ὲ ετέβ το ι. μ μ εικ ρ ό σ π ιἀ ισ ο είν ὶξ α ςκ ὺ το ςα ὐ φ έα εσ τάτ α νκ ω ν ή νἙλλ π ά ν τω ς ὺ φ ο ςΔ ςἐ ελ το θ ν ό ςἐλ ρ ὸ δ ν ἀ υ ο ίμ νδοκ τέ ω τιη ρ α π νΣ υ τῶ γ ο ρ νΛ ύ ο υ κ ςεὐνομίη ὧ δ εἐ ε δ ιτά ε· ίηλ θ υ έγ ςἡΠ ὺ ν ο , ἰθ ρ α έγ ςτὸμ ιεἐ ή ςἐσ ν ,ὡ ι ρ τή σ η ὸχρ ὶτ ἐπ ·ο

1

Vgl dazu o. S. 21f.

24

1. Eunomia η ὸ ν ν α ν ίο τὶπ ο νπ ὸ ε, ἐμ γ ρ ο ό κ υ Λ ἥ κ ε ις, ὦ ίλ η ςκ ν ὶφ ο Ζ α ὶπ ᾶ μ π σ λ μ ινὈ ύ ια δ ώ α τ᾽ἔχο υ ι. σ ρ ω ν θ ἤσ ίζ π μ α ιἢἄ δ εθ ο α ν τεύ ε ν ὸ νμ ο ω σ ἀ λ λ μ ι, ὦ α ο π νἔλ Λ υ νθ γ ο ε ὸ κ ᾶ λ λ ό ε. α ὶμ τικ ᾽ἔ ·ορ

ὲ ν δ ρ ςτο ο ἱμ ήτιν ρ ςπ ὸ ο υ ιλ το ισ ικ ά ύ έγ σ α σ ὶφ α ια ε ῷ ὐ τ τ ὴ ν Π υ θ ίη ν τὸ ν ν ῦ ν κ α τεσ τε ῶ τ α μ ο νΣ σ τῃ ι, ὡ π ρ κ ό σ τιή α ςδ α το ὶΛ κ εδ ὐ ᾽α α ό ν ιμ ιο ιλ έγ ο υ σ ι, Λ υ κ ο γ ο νἐπ ρ ο ιτρ ῦ π εύ σ α ν τ αΛ β ώ εω τε ω φ ,ἀ δ ιδ ελ έ ο υμ ὲ νἑω το υ α σ ιλ εύ ῦ ο ,β ν το ςδ ὲΣ π ρ α τιη τέω ν ,ἐ κΚ ή ς η ρ τ γ γ α έσ ἀ ρἐπ θ ιτα α ὰ ,ὡ ςγ ῦ ό π τα ετρ ευ σ ετά χ ισ τ α ,μ ετέσ τη σ ετ ὰν μ ό ιμ α π ά ν τ ακ α ὶ β α ε τ ὰδ ίν .μ ε ιν ρ α ὲτ ξ τ αμ α ετα ῦ ὴπ λ α ύ ςπ ὰἐ ό ἐφ λ εμ ο νἔχον τα , ἐν μ ω ο τία ςκ α ὶ ςκ κ ιη ά δ α ςἐφ α ὶσ ό ρ τρ υ ςτ σ σ ίτ ρ ο ια υ ,π το ισ ό ετού ςκ ιτο ὺ α ὶγέρον τ ςἔσ α τη σ εΛ υ κ ο γ ς. ρ ο ῦ (Hdt. 1, 65). Über dieAthener also erfuhr Kroisos, dass solche Verhältnisse sie zujener Zeit beengten, „ über die Lakedaimonier aber, dass sie grossen Bedrängnissen entronnen waren undbereits die Oberhand im Krieg mit denTegeaten gewonnen hatten. Nämlich zuder Zeit, als Leon König in Sparta warundHegesikles, ging es denLakedaimoniern in allen Kriegen glücklich, nurgegen dieTegeaten lief es schlecht. Gehtmannochweiter zurück, so waren sie mit ihren Einrichtungen recht schlecht beraten gewesen, schlechter als fast alle andern Hellenen, sowohl im Inneren als auch darin, dass sie mit Auswärtigen keinerlei Verkehr hatten. Sie änderten dasaber undkamen zueiner gedeihlichen Verfassung, undzwar so: Lykurgos, ein angesehener Mannunter denSpartiaten, ging einmal nach Delphi zumOrakel, undwie er die Halle betrat, lässt sich die Pythia sogleich folgendermassen vernehmen:

Du,Lykurgos, kommst herzumeinem begüterten Hause „ Teuer demZeus unddenandern, die himmlische Häuser bewohnen. Soll ich als Gott dich verkünden, bedenk ich mich, oder als Menschen? Doch wohl eher als Gott, so seh ich’s imGeiste, Lykurgos.“ Dazu habe ihm die Pythia, wie einige jedenfalls zu berichten wissen, auch die Ordnung angegeben, diejetzt bei denSpartiaten besteht. Wie aber die Lakedaimonier selber berichten, hat Lykurgos, als er Vormund warüber Leobotes, seines Bruders Sohn undKönig in Sparta, diese Satzungen aus Kreta geholt. Undzwar stellte er, kaum dass er die Vormundschaft übernommen hatte, alle Satzungen umundschuf Sicherungen gegen dasÜbertreten derneuen; dannlegte er auch fest, waszuKrieg gehört: Schwurgruppen, Dreissigschaften, Mahlgemeinschaften, unddazu die Ephoren- undÄltestenordnung.“(Übers. W. Marg).

Herodot berichtet in seinem Exkurs zur Frühgeschichte Spartas von einer anfänglichen Phase der‚Kakonomia‘, diejedoch zueiner unbestimmten Zeit vor den (in derersten Hälfte des 6. Jh. amtierenden)2 Königen Leon undHegesikles (bzw. Agasikles) beendet bzw. in ‚Eunomia‘ umgewandelt worden sein soll. Daraus geht zunächst hervor, dass die zeitliche Einordnung der Eunomia schon damals fliessend war. Die Etappe mutmasslicher ‚Verfassungsgebung‘ war – entsprechend den Gesetzmässigkeiten von ‚oral tradition‘–dem historischen Blickfeld entschwunden undwurde mitdemvermeintlichen Gesetzgeber Lykurg verbunden. Die Spartaner selber sollen denLykurg als Vormund desköniglichen Thronfolgers Leobotes betrachtet haben, womit er nach derebenfalls vonHero-

2

550 (anders 560; Agasikles ca. 575– Vgl. die Daten bei Forrest 1980, 21: Leon ca. 590– 545). Moretti 1946, 92: Leon ca. 570–

1.1. Herodot undThukydides

25

dot im Zusammenhang mit Leonidas vorgebrachten Vorfahrenliste der Agiaden (7, 204)3 in dunkle Vorzeit zurückversetzt wurde.4 Aus Herodots Stellungnahme wird deutlich, dass sich im 5. Jh. bereits die Auffassung von der über Jahrhunderte unveränderten spartanischen Verfassung herausgebildet hatte. Dies verlangte geradezu nach einem Gesetzgeber (‚culture hero‘),5 wie er auch in anderen griechischen Poleis konstruiert wurde. Der Gründerfigur konnten dementsprechend diemilitärischen undpolitischen Grundstrukturen, also die Heeresverbände bzw. Syssitien sowie das Ephorat unddie Gerusia zugeschrieben werden. Die Legendenbildung erforderte darüber hinaus, den „angesehenen Bürger“Lykurg in eine königliche Familie einzureihen. Offenbar war aber nurein Orakel über die Verleihung göttlicher Ehren an Lykurg vorhanden, dasimVerlaufe derZeit ausgeschmückt wurde undausderheroisierten Figur einen Gesetzgeber entstehen liess.6 Einen Aufhänger für die Geschichte bildete für Herodot schliesslich das Heiligtum des Lykurg (1, 66), das durch sie eine aitiologische Erklärung erfuhr. Auch hinsichtlich der Herkunft unddes Umfanges derNeuordnung kursierten zur Zeit Herodots bereits unterschiedliche Meinungen. Von den Spartanern wurde die gegenwärtige Ordnung (‚kosmos‘)7nicht aufDelphi, sondern aufKreta zurückgeführt, das für seine Gesetzgebung berühmt war, einige Ähnlichkeiten mit der spartanischen Verfassung aufwies8 unddiese gleichzeitig zu einer dorischen Einrichtung machte. –Für denhistorischen Kern derfrühen spartanischen ‚Verfassungsgebung‘ sind daraus freilich weniger Schlüsse zuziehen als für das Selbstverständnis der im Grunde ‚gotteshörigen‘ (5, 63) Spartaner im 5. Jh., die sich in dieser Angelegenheit offenbar vorerst noch gegen dasOrakel vonDelphi abzugrenzen versuchten. Dies ist umso verständlicher, als das Verhältnis der Spartaner zurAmphiktyonie während derPentekontaetie gespannt war9undeine 3

4 5 6

7 8

9

Die Vorfahrenliste dürfte aufgrund der späten Einführung im Werk Herodots nicht schon auf Hekataios vonMilet (so Prakken 1940), sondern erst auf Hellanikos zurückgehen. Vgl. die vonHerodot ebenfalls erst imZusammenhang mitLeotychidas eingebrachte Ahnenliste derEurypontiden (8, 131); dazu auch Vannicelli 1993, 35ff. Zum spartanischen Hintergrund der Informationen vgl. F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 421. Dazu o. S. 21 Anm. 74. Vgl. Diod. 7, 12; dazu Meyer 1892, 223f.; Parke-Wormell 1956, Bd. 1, 86; Nafissi 1991, 61 (Anm. 127). Vgl. auch die Erwähnung der militärischen Verdienste Lykurgs bei dem Sophisten Hippias (Plut. Lyk. 23); dazu Tigerstedt 1965, Bd. 1, 239. Zum Status von Lykurg vgl. Oliva 1971, 63ff.; Manfredini-Piccirilli 1990, XIIff. Dies ist neben Klearch vonSoloi fr. 39Wdie einzige antike Stelle, diedenBegriff ‚kosmos‘ auf denspartanischen Staat bezieht; dazuJ. Kerschensteiner (vgl. S. 14 Anm. 24). Vgl. dazu Trieber 1871, 81ff.; Niese 1907, 442f.; M. Nafissi A proposito degli Aigheidai: 81, 185 Anm. 1. grandi ghéne ed emporía nei rapporti Sparta –Cirene, AFLPer 18, 1980– Ein Anklang an Kreta besteht auch in der von Pausanias (4, 8, 3. 12. 10, 1) berichteten Unterstützung kretischer Söldner im ersten Messenischen Krieg (dazu Cartledge 1979, 118f.).

Sparta, dasim Hieromnemonenrat keine dauernde eigene Stimme besass, versuchte imAnschluss an die Perserkriege vergeblich, in der Amphiktyonie mehr Einfluss zu gewinnen, undzog später zweimal gegen die mit Athen befreundeten Phoker, die vorübergehend die Vorherrschaft über dasHeiligtum erlangt hatten; dazuZeilhofer 1959, 34ff.; vgl. u. S. 131f.

26

1. Eunomia

neue Anlehnung anDelphi erst imZuge derinneren Wirren nach demPeloponnesischen Krieg erfolgte.10 Schliesslich ist festzuhalten, dass die Verfassungsgebung in dem Bericht Herodots nur undifferenziert das Ergebnis interner Konflikte war, also zunächst losgelöst vomaussenpolitischen Umfeld erfolgte. Dasie ingraue Vorzeit zurückverlegt ist, geht sie zeitlich über denKontext derMessenischen Kriege –denen in modernen Darstellungen für die Entwicklung des spartanischen Staates eine zentrale Rolle zukommt –hinaus. Aus diesen Kriegen (denen Pausanias später eine ausführliche Abhandlung widmen konnte) erwähnt Herodot nur an einer einzigen Stelle beiläufig ein Ereignis: Samos soll Sparta eine Hilfsflotte gesandt haben (3, 47).11 Andererseits wirdaber dieOrdnung Lykurgs in 1, 66 unmittelbare Grundlage für die spartanische Machtexpansion nach Arkadien, wie sie in der ersten Hälfte des 6. Jh. angestrebt wurde. Sie nähert sich damit inhaltlich wieder demAusgangspunkt vonHerodots Erzählungen imZeitalter des Kroisos an.12 Insgesamt ist aufgrund desBerichtes vonHerodot festzuhalten, dass nach der Mitte des 5. Jh. der Grundstein dafür gelegt war, Sparta als Vorbild für eine stabile Verfassung darzustellen unddafür einen weit zurückliegenden Gesetzgeber, nämlich Lykurg, in Anspruch zunehmen. Gleichzeitig wurde eine dorische Wurzel der Verfassung konstruiert, um sich von Delphi abzugrenzen. Diese Bemühungen deuten darauf hin, dass in jener Zeit in Sparta wesentliche neue

Argumente undideologische Stützen für dasGemeinwesen gesucht wurden. Sie geben damit Anlass, in der historischen Entwicklung des 5. Jh. entsprechende Tendenzen zurVerfestigung derspartanischen Verfassung zusuchen. Aufschlussreich ist im weiteren auch der aus Herodot hervorgehende Versuch, Lykurg in dasKönigshaus derAgiaden einzubinden. Diese Version wandte sich gegen eine offenbar ältere, bei Simonides (fr. 628PMG = Plut. Lyk. 1, 8) fassbare Tradition, die sich auf die Eurypontiden berief.13 Die Gestalt Lykurgs hatte also noch keine kanonische Form erreicht und wurde offenbar auch im internen Machtkampf der Königshäuser ins Feld geführt, wie er sich insbesondere Anfang des 5. Jh. zwischen Kleomenes undDemaratos zugetragen hatte.14 Im Anschluss an die Wirren des Regenten Pausanias15 hatten die Agiaden bald darauf weitere aktuelle Gründe, ihrem Hause neue Legitimation zuverschaffen. Auch dieübrigen Angaben zurFrühgeschichte Spartas, diedieinneren Unruhen teilweise konkretisieren, nehmen Bezug auf aktuelle Ereignisse: Für das vordorische Sparta erwähnt Herodot die Talthybiaden, die sich auf ihre Dienste für Agamemnon beriefen und in der Folge das Heroldswesen monopolisiert haben sollen (7, 134). Bei der Talthybiaden-Geschichte blieb ein altes Familienprivileg in Erinnerung, das im Zuge der spartanischen Bündnispolitik des 6. Jh.

10 11 12 13 14 15

Meyer 1892, 231ff. Dazu Cartledge 1979, 127; Vannicelli 1993, 54f. Dazu Niese 1907, 445f.; Schultheiss 1987, 118f. Vgl. dazu Meyer 1892, 275f.; Norvin 1940, 88ff.; Nafissi 1991, 317f. Dazu u. S. 89. 94f. Zudenmöglichen spartanischen Quellen Herodots Huxley 1983, 2ff. S. u. S. 109f. 123ff.

1.1. Herodot undThukydides

27

möglicherweise in Frage gestellt wurde16 und demzufolge neu betont werden sollte. Auf die mythische Helena-Episode (1, 3f. 2, 113. 7, 169. 9, 27. 73) unddie Einwanderungsgeschichte derDorier, aufgefasst als dieRückkehr derHerakliden (1, 56. 9, 26f.; vgl. 2, 171. 8, 31),17 folgt der anekdotenhafte Versuch, den Ursprung desDoppelkönigtums unddieVerfeindung derbeiden Königshäuser zu erklären (6, 52).18 Die Schilderung derEntstehung desDoppelkönigtums begründet und festigt nicht nur die an Macht gleiche Herrschaft der Agiaden und Eurypontiden, sondern erklärt auch die bestehende Begünstigung der Agiaden in im Gegensatz zu allen Bezug auf Ehre.19 Nach spartanischer Version habe „ 20 bereits Aristodemos –und nicht dessen Söhne Eurysthenes und Dichtern“ Prokles –die Spartaner in ihrLandgeführt, so dass deren Herrschaft noch weiter zurückreicht unddasDoppelkönigtum zueiner genuin spartanischen Angelegenheit wurde. Dass das Orakel von Delphi dabei denVorrang der Agiadenfamilie festgelegt haben soll, ist ganz im Sinne des umsein Ansehen ringenden Königshauses undnimmt Bezug auf die mit Kleomenes undDemaratos akut gewordenenStreitereien zwischen denThroninhabern. Diesen Erzählungen fügt sich die Geschichte dervonLemnos nach Lakedaimonien übergesiedelten Minyer an, die vergeblich Anteil amKönigtum verlangt und sich schliesslich an der Kolonisation von Triphylien und Thera beteiligt haben sollen (4, 145ff.). Der von Theras angeführte Kolonisationszug erklärt sowohl denNamen der Insel als auch das von seinen Nachkommen, denAigeiden, gestiftete Heiligtum derErinyen desLaios unddes Ödipus. Die Geschichte Phyle“ macht zudem einstige Thronansprüche der Aigeiden-Familie (in 4, 149 „ genannt)21 geltend undentspricht aufgrund derVerheiratung derMinyer mit den ι) einem gängigen Bild aristokratischer τ ο ῶ ρ vornehmsten Spartiaten (4, 146: π Familienpolitik.22 Die Kolonisationsunternehmen waren schliesslich geeignet, politische Ansprüche derAigeiden-Familie, wie sie im späteren 6. undim frühen 5. Jh. im Zusammenhang mit spartanischen Unternehmungen in der Kyrenaika undin Unteritalien fassbar sind, zuunterstützen.23 16 Dazu u. S. 62. 17 Dazu F. Prinz, Gründungsmythen und Sagenchronologie, Zetemata 72, München 1979, 261ff.; Malkin 1994, 15ff. 18 Dazu Meyer 1892, 285. 19 Vgl. Niese 1907, 443 Anm. 1; Crahay 1956, 159f. 20 Zu Herodots Verwendung vonDichtern vgl. Cragg 1976, 30. 21 Dazu Nafissi 1991, 322 Anm. 209. Die Aufnahme der Aigeiden in Sparta wurde teilweise auch mit der Eroberung Amyklais in Zusammenhang gebracht (Pind. Isthm. 7, 12ff. m. Schol.; Arist. fr. 532R), wobei nach Aristoteles die Spartaner bei den Aigeiden in Athen Hilfe geholt hätten: Dies mutet freilich nach einer Konstruktion im Anschluss an die athenische Hilfestellung anlässlich desmessenischen Aufstandes in den460er Jahre an. Zu den Aigeiden vgl. Kiechle 1963, 84ff.; Toynbee 1969, 213ff.; F. Prinz (vgl. Anm. 17), 301ff. 308f.; Nafissi 1991, 365ff.; Vannicelli 1993, 34f.; ferner Cartledge 1979, 108. 22 Zumlakedaimonischen Hintergrund derGeschichte F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 436 s. v. Herodotos.

213, bes. 199ff.; ders., 23 Vgl. Pind. Pyth. 5, 72ff.; dazu auch M. Nafissi (vgl. Anm. 8), 183– Battiadi edAigeida: perla storia deirapporti traCirene e Sparta inetàarcaica, in: Cyrenaica

28

1. Eunomia

Die herodoteischen Geschichten zur spartanischen Frühzeit verbanden sich also –wie schon im Falle Lykurgs –mit führenden Familien Spartas undwaren im Hinblick auf den Zeitpunkt ihrer Verbreitung geeignet, die Position der betreffenden Familien im5. Jh. zulegitimieren. Sie erweisen sich erwartungsgemäss als durch die Verhältnisse des 5. Jh. geprägt undkönnen aufgrund ihrer mündlichen Überlieferung kaum vertrauenswürdige Berichte über die Zeit vor Kroisos hinaus enthalten. Sie legen insgesamt eine über mehrere Generationen

zurückreichende Konkurrenzsituation führender Familien nahe, die um politischen Einfluss undPrivilegien rangen sowie die üblichen Verbindungen zu der Führungsschicht anderer griechischer Poleis unterhielten. Unter dem Aspekt der ‚Adelspolitik‘ ist auch die angebliche samische Hilfeleistung in den Messenischen Kriegen zu betrachten (Hdt. 3, 47). Falls die Unterstützung historisch ist, dürfte sie vorwiegend einzelnen einflussreichen Familien gegolten und gleichzeitig Aussicht auf Beute versprochen haben; ein festes Bündnis der beiden Poleis ist in dieser frühen Zeit unwahrscheinlich.24 Verbindungen einzelner Familien zuMilet können möglicherweise ausderAnekdote von Glaukos (Hdt. 6, 86) abgeleitet werden, der drei Generationen vor ηbekannt war; daer Geld, das König Leotychidas lebte undfür seine δικ ν ύ σ α ιο ihmein Milesier anvertraut hatte, unterschlagen wollte, warsein Geschlecht dem Untergang geweiht. Schliesslich sind auch die drei von Herodot (6, 103) erwähnten Olympiasiege der Rosse des Spartaners Euagoras zu nennen, die dieser zu einer Zeit vor derjenigen desAtheners Kimon, also noch vordemletzten Viertel des6. Jh. (548/ 544/ 540?), errungen haben soll.25 Dies führt unsjedoch bereits zu dem Problem eines ‚Mentalitätswandels‘, der im mittleren 6. Jh. gerade auch aufgrund des Wechsels vomathletischen zumhippischen Agon vermutet wurde undaufdenimletzten Abschnitt deszweiten Kapitels eingegangen werden soll.26 Thukydides nimmt nurin wenigen Sätzen Bezug aufSpartas Frühgeschichte. Sie belegen, wie die bei Herodot fassbare Tradition weiterentwickelt und bestimmte Ansichten über Sparta undseine ‚Verfassungsgebung‘ kanonisiert wurden. Die von Thukydides vorgenommene Charakterisierung hat dabei –wie schon bei Herodot –die Aufgabe, Spartas Stärke zuerklären:

ὶν ρ ὶπ α ὺκ λ ο ὶπ ςἐπ ο δ ά ςἙλ λ η λ ςἄλ ῆ ν ἱ ἐκτ α ν ικ ὶο ν ο α η ίω ντύρα ὴδ ἵ τεἈθ ὲο Ἐ π ειδ ν ίω ν ο ιμ α ὑ π ὸΛ α κ εδ λ ίᾳ ε ικ νΣ νἐ ἱπ λ ντῶ ςο εῖσ η λ ιπ τ ο ρ ικ τα ῖο ὴ α ν ν α ὶτελ ευ τυ ευ θ είσ ν ῶ ι ρ ω νΔ ὴ τ ὐ να τω ν ύ ο ικ ο νἐν ῦ ν ν γ ρΛ ιντῶ ὰ α κ ίσ τ εδ ω τ νμ ε τὰ α ίμ νκ ὴ ν(ἡ α σ η θ ύ τελ κ α ὶ α ηκ θ ή ὶ ηὐνομ α υκ το ιτά α λ α κπ ςἐ ω μ ὅ α α σ σ ιά σ τα νσ ο ν νχρό ε μ νἴσ νὧ το εῖσ λ ὶπ π ἐ 386, bes. 381ff.; in Antiquity, hrsg. v. G. Barker u. a., BAR Int. Ser. 236, Oxford 1985, 375– Nafissi 1991, 325f.; P. Vannicelli, Gli Egidi e le relazioni tra Sparta e Cirene in età arcaica, 73. ZumUnternehmen desDorieus s. u. S. 69ff. QUCC 41, 1992, 55– 24 Tausend 1992, 159; zudenKontakten zwischen führenden Familien ausSparta undSamos vgl. Cartledge 1982, 258f.; ferner Vannicelli 1993, 54f. Vgl. auch die den Bakchiaden angeblich in Sparta zugekommene Hilfe (Plut. Lys. 1; de Herod. mal. 21 = mor. 859C-D). 25 L. Moretti, Olympionikai, i vincitori negli antichi agoni olimpici, Atti Accad. Naz. Lincei, Ser. 8, Bd. 8, Fasc. 2, Rom 1957, 71f., Nr. 110. 113. 117; vgl. Arnheim 1977, 80; Cartledge 1979, 233; ferner dazu u. S. 74. 142.

26 S. u. S. 74.

1.1. Herodot undThukydides

29

νἔ ςἦ το ευ ν ν ά ρ ρἐσ ά τυ τι μ ά λ ισ ηγ τατετρ ὶἀ τ ἰε α α κ ό σ ιακ α ῳ ὶ ὀλ π λ ίγ ε ίω ἐςτὴ ν φο ο ο υ δ π ῦ ῦ ἀ ετο έμ το ν ὴ τ ι᾽ ευ τελ ὗ Λ α κ εδ ό α ιμ ν ιο ιτ ῇα ὐ τ ῇπ ο λ ιτ χ ρ ῶ ε ν ίᾳ τα ι, κ α ὶδ ·λ ὶτὰ α ντα ἐ ικ ῖς᾽ ο ἄ ν ε λ μ λ α ιςπ ά ό ν λ ε σ ικ α τὸδυ θ ὐ ίσ α ), μ τα σ α ν ε τὰδ ὲτὴ ντῶ ντυρ ά ν ςἙλ λ ά δ ο ςο ὐπ ο λ λ κτῆ ο ινἐ σ υ ῖςἔτεσ λ τά ινὕ α νκ ω σ ν τερ ο νκ α ὶἡἐ νΜ ρ α α θ ῶ ν ιμ ά χ η η ν α ίο ςἈθ ςἐγ υ έν ε το ρ . (Thuk. 1, 18, 1). ό νπ ω δ ή Μ

Als dann die Tyrannen in Athen undim übrigen Hellas, wosie fast überall schon früher „ aufkamen, wieder gestürzt waren –die meisten und letzten ausser den sizilischen durch Sparta (denn Sparta, das nach seiner Besiedlung durch diejetzt dort ansässigen Dorier von allen Städten, die wirkennen, die längsten Bürgerkriege hatte, kamdoch amfrühesten auch zu Gesetz undOrdnung undwarimmer tyrannenfrei; es mögen gut vierhundert Jahre sein bis zumEnde dieses Krieges, dass Sparta dieselbe Verfassung hat; dasgab ihmdie Stärke, auch in den andern Staaten einzugreifen) –also nach der Vertreibung der Tyrannen aus Hellas begab sich nicht viele Jahre später auch die Schlacht der Perser gegen die Athener bei Marathon.“(Übers. P. Landmann). Thukydides rückt damit die Konsolidierungsphase der Polisordnung (Euno-

mia) endgültig in ferne Vergangenheit, stützt sich aber offenbar auf eine neue, möglicherweise von Hellanikos angeregte Zahlenrechnung.27 Die internen Auseinandersetzungen der archaischen Zeit werden vonThukydides unmittelbar an die Epoche der Einwanderung angeschlossen (die er in 1, 12 ins 80. Jahr der Heimkehr derHellenen ausTroja setzt) undgeraten imweiteren Verlauf entsprechend ausserhalb des Blickfeldes. Für das spätere, erstarkte Sparta, das bei der

Beseitigung der Tyrannis-Herrschaften in Hellas ammeisten Einfluss ausgeübt habe, ist bei Thukydides ein weiterer, bei Herodot noch nicht feststellbarer Topos28 fassbar, dessen Gehalt angesichts mehrerer tyrannenfreundlicher Handlungen Spartas fragwürdig ist.29 Thukydides (1, 10) konstatiert für Sparta zudem eingangs das Fehlen eines Synoikismos, so dass dort nach wie vor dorfweise gesiedelt werde. Diese Angabe besagt jedoch weniger über die Entstehung des spartanischen Gemeinwesens30 als über seine architektonische Gestalt im späteren 5. Jh., die gegenüber Athen ein eher bescheidenes Bild abgegeben haben muss (wie Thukydides selbst berichtet). Im ganzen weicht Thukydides damit zwar nicht grundsätzlich von dem herodoteischen Bild der spartanischen Frühgeschichte ab, verfestigt es aber beträchtlich.31 Der Vorgang der Konsolidierung durch die Eunomia bleibt dabei

27 Die Periodisierung nach Jahreszahlen steckte jedenfalls noch in den Anfängen und war noch nicht vereinheitlicht, so dass Thukydides die spartanische Zeitrechnung (Ephorenliste) mit der athenischen (Archontenliste) undargivischen kombinierte (2, 2). 28 Vgl. Plut. mor. 859C-D. 29 S. o. S. 17 Anm. 44. 30 Das seit dem 8. Jh. unterhaltene undum700 mit einer ersten Anlage versehene zentrale Heiligtum der Artemis Orthia spricht eher für als gegen eine frühe Gemeinschaft der einzelnen Dörfer; dazu Cartledge 1979, 106. 357ff.; vgl. 120f. zudemim 7. Jh. entstandenen Menelaion, das auf die Pflege des Heroenkultes durch führende Familien schliessen lässt.

31 Kritik des Thukydides an Herodots Aussagen über Sparta wird nuraneiner Stelle fassbar, bei der er sich explizit gegen zwei angeblich bei den Hellenen bestehende Auffassungen wendet (1, 20): das –freilich aus Herodot (6, 57) nicht sicher hervorgehende –Doppelstimmrecht der Spartanerkönige sowie die Existenz einer den Königen zur Verfügung

30

1. Eunomia

nach wie vor undifferenziert. Dies bedeutet aber auch, dass die Angaben Herodots durch Thukydides historisch kaum zu vertiefen sind. Vielmehr wird die Tendenz bestätigt, die Gesetzgebung Spartas besonders früh anzusetzen unddie Verfassung als unverändert zu charakterisieren. Für Lykurg, über den Plutarch später eine ganze Biographie verfassen konnte, lässt sich hingegen weiterhin vermuten, dass dessen Identität zweifelhaft war und daher von Thukydides,

möglicherweise in Anlehnung an Hellanikos, bewusst ausgeklammert wurde.32 Die Aussagen des Thukydides dienen daher hauptsächlich als Beleg dafür, wie imausgehenden 5. Jh. Sparta gegen Athen abgegrenzt wurde: Während Thukydides für Sparta einen Synoikismos bestreitet, wird ein solcher Akt für Athen ausdrücklich erwähnt undnamentlich dem‚culture hero‘Theseus zugeschrieben

(2, 15).

Die Analyse der bei Herodot fassbaren Vorstellungen von der Eunomia Spartas haben sich insgesamt als in dem Erfahrungshorizont der eigenen Zeit geprägt erwiesen undsind bei Thukydides bereits als feste Topoi zu erkennen. Sie lassen eine nach neuer Verfestigung suchende Gesellschaft erahnen, deren Charakteristika es noch zupräzisieren gilt. Die geschilderten Umstände lassen es insgesamt als geraten erscheinen, für das Sparta des 5. Jh. nicht voneiner längst abgeschlossenen Entwicklung undfesten Organisation auszugehen, sondern den Prozess der Staatswerdung gerade bis in diese Zeit hinein zu verfolgen. Auf die im 5. Jh. zubeobachtende Konstituierung vonIdealbildern über Sparta wird im letzten Kapitel zurückzukommen sein. Imfolgenden soll aufgrund derZeugnisse aus dem 7. Jh. (insbes. Tyrtaios und Alkman) versucht werden, das in den herodoteischen Erzählungen zur Frühzeit erkennbare Bild aristokratischer Kultur zu differenzieren bzw. den zeitgenössischen politischen undgesellschaftlichen Rahmen Spartas eingehender zu charakterisieren, umim weiteren Verlauf nach denVeränderungen bis in die klassische Zeit zufragen. 1.2. TYRTAIOS, ALKMAN UNDDIE GROSSE RHETRA Nachdem wirimersten Abschnitt anhand vonHerodot undThukydides dasBild von der Verfassungsgebung im 5. Jh. untersucht haben, sind nun die frühen literarischen Quellen ausSparta selber zubefragen. Einleitend wird zunächst auf chronologische undüberlieferungsgeschichtliche Probleme eingegangen, umanschliessend die politischen undsozialen Implikationen der ‚Neuordnung‘darzulegen. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit auf dieser Stufe bereits feste Regelungen fürdasGemeinwesen getroffen wurden undwelche Voraussetzungen sich daraus für die weitere Entwicklung desspartanischen Staates ergaben.

stehenden Heeresabteilung des Dorfes Pitana, wie sie Herodot anlässlich der Schlacht von Plataiai (9, 53) erwähnt, zu Thukydides’ Zeiten aber nicht mehr existierte (dazu D. H. 38; S. Kelly, Thucydides and Herodotus on the Pitanate Lochos, GRBS 22, 1981, 31– Hornblower, in: Sanders 1992, 141ff.). 32 Vgl. dazu Gomme 1945, Bd. 1, 130.

1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra

31

1.2.1. Datierungs- undÜberlieferungsprobleme Tyrtaios, der zur Zeit der Unterwerfung Messeniens dichtete, erwähnt frühere Kämpfe zurZeit derVorväter, die 20 Jahre dauerten undmit König Theopomp33 4G-P = 4D). Dies bildete den Ausgangsin Verbindung gebracht wurden (fr. 2– ersten“und „ zweiten“Messenipunkt für die schon antike Festlegung eines „ schen Krieges.34 Eine von Pausanias (4, 5, 10. 15, 1. 23, 4) überlieferte Konstruktion, die möglicherweise auf Sosibios zurückgeht, errechnete für denersten 724, für denzweiten Krieg die Jahre 685/4– Messenischen Krieg die Jahre 743– 668/7, wobei insbesondere letzteres in der Forschung als zu früh verworfen wurde.35 Ebenso problematisch ist die verbreitete moderne Rekonstruktion, die aufgrund des letzten messenischen Olympiasiegers im Jahre 736 die Jahre 735– 715 für denersten Messenischen Krieg annimmt, während der zweite aufgrund 620 datiert wird.36 des Abstandes vonzwei Generationen etwa in die Jahre 650– Zuletzt hatV. Parker37 wiederum Gründe dafür geltend gemacht, dass die Messe670 (1. nischen Kriege später anzusetzen sind, unddabei die Daten von ca. 690– 610/600 (2. Messenischer Krieg) propaMessenischer Krieg) undca. 635/625– giert. Dieser Ansatz entspricht insbesondere einer bei Plutarch (mor. 194B) festgehaltenen Aussage des Epameinondas, nach derMessenien 230 Jahre nach der Unterwerfung durch ihn befreit worden sei. Bei dieser Angabe ist freilich eher miteiner Rekonstruktion als miteiner kontinuierlichen Zählung derJahre zu rechnen, so dass ihre Aussagekraft beschränkt bleibt. Sicherheit ist fürdie Datierung der Messenischen Kriege letztlich nicht zu erreichen, so dass wir die Wirkungszeit des Tyrtaios ebenfalls nur grob in die zweite Hälfte des 7. Jh. setzen können.38 Der zweite bedeutende Dichter Spartas in archaischer Zeit, Alkman, für dessen Akme unterschiedliche Daten aus dem 7. Jh. überliefert sind,39 wird überwiegend in die Mitte des 7. Jh. unddamit vor den zweiten Messenischen Krieg datiert. Dies ermöglichte es, ihn als Vertreter des ‚festlichen‘undoffenen Sparta gegen das sich während und nach dem zweiten Messenischen Krieg verschliessende Sparta abzuheben40 oder ihn als Vertreter einer Zeit von Ungleichheit gegen das spätere Homoioi-Prinzip abzugrenzen.41 Da der Papyrus Oxyrhynchus 2390 (fr. 5.2PMG = 80C) einen Hinweis des (kaiserzeitlichen) 675. Forrest 1980, 21 datiert seine Regierungszeit ca. 720– Diese Unterscheidung bestätigte kürzlich auch Pritchett 1985, 1ff., bes. 8 wieder. Vgl. dazu Oliva 1971, 105ff. 112ff. Vgl. Huxley 1962, 34; Cartledge 1979, 116. 127; Hooker 1980 (1982), 117f. 124. Parker 1991. jährigen Auseinandersetzungen kann nur mit Vorsicht Auch Tyrtaios’ Angabe der 20– aufgenommen werden, da sie in ihrer dezimalen Rundung demUsus sagenhafter Erzählungen, wie etwa der zehnjährigen Belagerung Trojas, entspricht (vgl. Cartledge 1979, 118). 39 Vgl. Calame 1983, XIV. 3. 40 Vgl. J. Latacz (Hrsg.), Die griechische Literatur inText undDarstellung, Bd. 1: Archaische Periode, Stuttgart 1991, 323f. 41 Spahn 1977, 93ff.

33 34 35 36 37 38

32

1. Eunomia

Alkman-Kommentators auf König Leotychidas enthält, der nach Pausanias (4, 15, 1f.) am Ende des zweiten Messenischen Krieges regiert haben soll und aufgrund der königlichen Vorfahrenliste bei Herodot (8, 131) etwa in die Jahre 600 einzuordnen ist,42 ist in jüngerer Zeit wieder der Standpunkt vertreten 625– worden, Alkman habe erst imletzten Viertel des7. Jh. –unddamit möglicherweise etwas später als Tyrtaios bzw. auch noch in der Zeit nach dem zweiten Messenischen Krieg –gewirkt.43 Die vom Kommentator isoliert eingeführte Nennung des Königs lässt jedoch keinen direkten Bezug zumAlkman-Lemma erkennen44 und kann daher für den Urtext auch keine Aussagekraft beanspruchen. Andererseits ist mit Recht darauf hingewiesen worden, dass sich die‚festlichen‘und‚kriegerischen‘Aspekte vonAlkman undTyrtaios durchaus als gleichzeitig vereinigen lassen, da den griechischen Poleis beide Aspekte zu eigen sind.45 Schon bei demim Verlauf der ersten Hälfte des 7. Jh. in Sparta dichtenden Terpander begegnen sowohl die Speere der Jünglinge als auch die wohlklingende Muse, und zwar kombiniert mit Dike (fr. 6B = Plut. Lyk. 21, 5), die wie bei Hesiod noch als Protagonistin in derStadt figuriert. Das‚farbige‘Sparta, dasuns bei Alkman entgegentritt, muss keinesfalls eine frühere Stufe der spartanischen Gesellschaft markieren, die sich von dem‚militärischeren‘ Umfeld des zweiten Messenischen Krieges bzw. der spätarchaischen Zeit unterscheidet. Wenn Alkman (fr. 41PMG = 143C) den Wert des Kitharaspiels von demjenigen des Schwertes abhob, so muss dies nicht auf eine Friedenszeit deuten, sondern kann durchaus auch von der Gleichzeitigkeit der beiden Phänomene zeugen. Zu der disziplinierten Gesellschaft, wie sie Tyrtaios im Kampf gegen Messenien proklamierte, gehören nicht nur militärische Begleitmusik im Felde, sondern auch kultische Feste, wie sie auch späterhin als wesentliches Element der spartanischen Gesellschaft beobachtbar sind.46 Das Problem der relativen Abfolge der Dichter Tyrtaios undAlkman, dasweiterhin offengelassen werden muss, verliert unter diesem Aspekt anBedeutung. Auch für Alkman kann nurvoneiner ungefähren Wirkungszeit in derzweiten Hälfte des7. Jh. ausgegangen werden. Erste Anhaltspunkte für die politische Ordnung Spartas besitzen wir in Tyrtaios’ Gedicht ‚Eunomia‘ sowie in der von Plutarch überlieferten sog. Grossen Rhetra, denen jedoch besondere Überlieferungsprobleme anhaften. Tyrtaios berichtet in seinem Werk von den grundlegenden Weisungen des Orakels von Delphi:47

42 Vgl. dazu West 1992. 202; Calame 1977, Bd. 2, 21f.; Fitzhardinge 43 M. L. West, Alcmanica, CQ 15, 1965, 188– 1980, 129f.; Calame 1983, XIVf. 434f.; J. Schneider, La chronologie d’Alcman, REG 98, 64, bes. 56; vgl. schon Ehrenberg 1965a, 147. ̣ 1985,̣ ̣ 1– α| ῶ ] ἀ ρ ν ίσ ίδ ]· Λ τα χ ν τυ εω ) το ῦ[e. π α ι[δ (ς νδ ς] | ἕω ο ν ο μ ε ίμ 44 [d. νῦ ᾽ἴο ̣ ς̣ τῶδ ̣ ̣α α σ ιλ 15); vgl. dazu Harvey 1967. ν ί]ω ο ι[μ ς(POxy 2390 fr. 2, col. II 13– ]α α κ εδ Λ ε ύ νβ 45 Calame 1983, 550; Clauss 1983, 179f. 46 Bewaffnete undSymposiasten begegnen im Verlaufe des 6. Jh. teilweise gleichzeitig auf derselben Vase (vgl. Nafissi 1991, 223).

47 Diese sind zwar nicht in densonst üblichen Hexametern verfasst, doch lassen sich ausden

1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra

33

(ὧ )δ εγ ὰ ρἀ ρ γ υ ρ ό το ξ ο ςἄ ν α ξἑκ ά ςἈπ ο όλ γ λ ω ν ερ ςἐξἀ ηπ ίο ν ο ςἔχ ρ δ η ύ · το υ μ ό κ ο σ υ ρ χ α σ ιλ ῆ ς, ςβ α υ ή το τιμ εο ςθ ῆ λ νβου ὲ ινμ ε χ ρ ἄ μ ςἰσ ερ ό η εσ ρ τ σ α π ά ιΣ π ε ό έλ λ ις, ιμ ἷσ ‛ο γ ς, ἔπ ο ν τα ν ε έρ ῖςτεγ ε β υ ρ ε ιτα εσ π δ ό ὲδημ τα ςἄ ν δ ρ ς α τρα ιςἀ μ ν τα μ ο π α ειβ έν ο ς. υ ιςῥή εία θ εὐ μ υ θ εῖσ θ α ιδ ὲτ ὰ κ α ὰ λ κ α ὶἔρ δ ε ιν π ν ά τ α δ ίκ α ια ), η μ δ ο υ κ έτ λ ύ ο ε ιντῇ ε ιβ λ ιό δ επ ν ό λ ε ι(σ νκ α ρ η ὶκ το ά ςἕπ ίκ ή θ ε ιν ο υδ εσ μ λ ὲπ θ α ι.᾽ ή δ ρπ ρ ὶτῶ νὧ δ ὰ ν ε η (λ επ ςγ ο ε ν ι). έφ ᾽ἀ Φ ο ῖβ ό (Tyrt. fr. 14G-P = 3aD = Diod. 7, 12, 5f.; vv. 3– 6 vgl. Plut. Lyk. 6, 10).

So hat derGoldgelockte, derGott mitdemsilbernen Bogen, „ Phoibos Apoll in derreich prunkenden Halle verfügt: Herrschen sollen im Rate die Könige, götterbegnadet, „ Denen am Herzen die Stadt Sparta, die ewige, liegt, Herrschen die würdigen Greise, mit ihnen die Bürger des Volkes, Wahrend das gültige Recht, wie es der Satzung entspricht; Sollen Geziemendes reden undalles Gerechte erwirken, Nie unredlichen Rat geben der heimischen Stadt, Unddie Versammlung soll durch denSieg der Stimmen entscheiden!“ Phoibos selber hat dies also verkündet der Stadt.“ (Übers. Z. Franyó –P. Gan). Während nach der Version bei Plutarch (Lyk. 6, 10; basierend auf Aristoteο υ ο ίβ les) nicht näher spezifizierte Spartaner dasOrakel nach Hause brachten (Φ ςτ α δ ἴκ νο ε ο ν τεία εθ ε α θ ῦκ ὶ τελ α ό ν ν| μ έε ω θ ν α τ᾽ υ ςΠ εικ ε τ ᾽ἔν ν α σ ύ ο ἀ κ α), wurde dieses nach der Version des Diodor (7, 12, 5f.; basierend auf ε π ἔ Ephoros bzw. auf der Flugschrift des Königs Pausanias) ausdrücklich der Polis · Ob das Orakel einen voraufgehenden Volksbeschluss sanktionierte,49 erteilt.48 geht aus dem Text nicht hervor. Die mit Tyrtaios verbundene Überlieferung macht aber deutlich, dass die Grundordnung des spartanischen Gemeinwesens ursprünglich nicht mit Lykurg, sondern mit dem Orakel von Delphi verknüpft wurde.50 Durch die Zuweisung an das Orakel war die Ordnung bei Tyrtaios (anders als in der späteren ‚spartanischen‘ Herodot-Version) mit einer Gottheit verbunden, was ihr besondere Bedeutung verlieh. Lykurg fungiert bei Plutarch als Vormund desCharilaos, so dass er imGegensatz zumherodoteischen Bericht wieder den Eurypontiden zugeordnet und ins 8. Jh. hinuntergerückt wird.51 Lykurg kann freilich auch aufgrund dieser späteren Berechnungen nicht als

historische Person gesichert werden.

48 49

50 51

Versen 3. 5. 7. 9 solche leicht rekonstruieren; vgl. dazu Tigerstedt 1965, Bd. 1, 57. Für Steinmetz 1969, 66f. endet dasOrakel mit v. 6. Eine gekünstelte Vereinigung der Versionen versucht Steinmetz 1969, 60ff. Nafissi 1991, 56 bezeichnet die Einleitung bei Diodor zuletzt wieder als Fälschung. 44 (1958), 37ff. 54ff.; vgl. dazu Toynbee 1969, 270f.; Oliva 1971, So Wade-Gery 1943– 71f.; Nafissi 1991, 71f.; ferner u. S. 39f. 42. Dadurch wird auch ein ‚terminus post quem‘ für die Ordnungsstiftung festgelegt, da das Orakel vonDelphi erst im Verlaufe des 8. Jh. Bedeutung erlangte. Diese Datierung wurde möglicherweise durch denRhetra-Zusatz (s. u.) beeinflusst.

34

1. Eunomia

Die in dem‚Eunomia‘-Gedicht wiedergegebenen politischen Konstellationen entsprechen in den Grundzügen denjenigen der bei Plutarch als Verfassung des Lykurg überlieferten sog. Grossen Rhetra: ςΣ υ λ Δ ιὸ λ α ν ίο υκ α ὶ Ἀθ ν ςΣ α υ ᾶ λ λ α ν ςἱερ ία ὸ νἱδρυσ μ ά εν ο ν υ υ ,φ λ ςφ ὰ λ ξ α ά ν τακ α ὶ ςὠ β ά ξ β α ν τα ὠ ὰ , τριά κ ο γ ν τ α ερ ο υ σ ία ν σ ὺ νἀ ρ χ γ α έ α τα τα ιςκ σ τή σ α ν τα ,ὥ ρ α ςἐ ξὥ ρ ς α ἀ π ελ λ ά κ ςτ ὺΒαβύ ξ α ετα ζ ε ινμ εκ α ὶΚ ν α κ ιῶ ν ς, οὕ ο φ ςεἰσ τω έρ ε ιντ εκ φ α ὶἀ ίσ τα σ θ α ι, ς. (Plut. Lyk. 6, 2). η το ά ρ μ ν ὶκ α η †κ ν ια ρ ο γ ν α δ ω μ α γ † „ ...er soll ein Heiligtum des Zeus Syllanios undderAthana Syllania errichten; Phylen und Oben einrichten; einen Rat vonDreissig einschliesslich der Heerführer (d. h. der Könige) konstituieren; vonZeit zuZeit (d. h. in regelmässigen Abständen) die Volksversammlung zwischen Babyka undKnakion einberufen; undso (d. h. unter Beachtung der vorangehenden Bestimmung) einbringen undabtreten (d. h. der Versammlung Anträge zur Abstimmungvorlegen undsie durch Abtreten auflösen); ...und Kraft.“(Übers. K. Bringmann 1975 [1986]).

Plutarch überliefert im weiteren eine Ergänzungsklausel zu der Rhetra: Als später die Menge durch Streichen und Zusetzen die Anträge verdrehte und verfälschte, fügten die Könige Polydoros undTheopompos folgenden Satz in die Rhetra ein, derebenfalls vonderStadt angenommen worden sein soll: γ β υ εν ςκ ρ α ὶἀ ρ έ εσ α γ ςπ χ ο α ιτ ο ςἀ ς ὺ έτ , το π ςἔρ α ο α σ τα ρ τῆ μ ο Α ἰδ ιὰ νὁδᾶ ὲσκολ ἦ μ ε ν . (Plut. Lyk. 6, 8).

Wenn dasVolk sich für einen schiefen Spruch aussprechen sollte, sollen die Ältesten und „ die Heerführer (d. h. derRat) abtreten (d. h. auf diese Weise die Versammlung auflösen).“ (Übers. K. Bringmann 1975 [1986]).

ά Die inhaltlich suspekte Einschränkung der zuvor proklamierten Macht (κ ρ ς) desVolkes sowie möglicherweise auch dasFehlen derKlausel bei Tyrtaios το könnten Plutarch oder seinen Gewährsmann Aristoteles dazu geführt haben, diese Verfügung zeitlich vonderGrossen Rhetra zutrennen. Die Zuweisung an Theopomp warihrerseits naheliegend, dadieser schon durch Tyrtaios als bedeutender König zur Zeit der Wirren des Messenischen Krieges überliefert war.52 Auch die Erklärung Plutarchs kann nicht befriedigen, da ein „Streichen und Zusetzen“bei denAnträgen angesichts desfehlenden Initiativrechts (s. u.) schwer verständlich ist. Es ist daher des öftern angenommen worden, dass der RhetraZusatz ursprünglich mit der Grossen Rhetra eine Einheit bildete,53 wovon hier ebenfalls ausgegangen werden soll. Dementsprechend soll auchdieGrosse Rhetra imfolgenden mitderMehrheit derForscher als authentisches Dokument betrachtet werden.54 Die Überlieferung eines alten Orakels in Verbindung mit der Eunomia erscheint insgesamt glaub-

52 Vgl. dazu Meyer 1892, 278. 44 (1958), 37; Welwei 1979 (1986), 443; Nafissi 1991, 67; Ogden 1994 53 Wade-Gery 1943– interpretiert den Zusatz neuerdings als das ältere Dokument, freilich ohne ein plausibles Bild der ‚Verfassungsentwicklung‘ zuentwerfen (100ff.). 54 Vgl. dazu o. S. 17 Anm. 45. Für hohes Alter sprechen auch die schon für Aristoteles erklärungsbedürftigen topographischen Angaben zur Volksversammlung (s. u. S. 39 mit Anm. 75).

1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra

35

haft, zumal auch König Pausanias in seiner Flugschrift ausdem(395 beschlossenen) Exil eine ganze Reihe solcher Orakel der Frühzeit einfügte (Strab. 8, 5, 5) undansonsten keine geschriebenen Gesetze existiert haben sollen (Plut. Lyk. 13). Unter diesem Gesichtspunkt ist es möglich, dass die Pythia mit ihrem in der Grossen Rhetra überlieferten Ausspruch eine in Sparta entworfene Ordnung des Gemeinwesens zustimmend wiederholte. Mehrheitlich ist davon ausgegangen worden, dass Tyrtaios ein Orakel dichterisch bearbeitete, das auch der Grossen Rhetra zugrunde lag.55 Wenn Tyrtaios imVergleich zuderausführlichen Rhetra nur auf die Bestimmungen über die Könige, Geronten undVolksversammlung Bezug nahm,56 so ist zu beachten, dass es ihmnicht umeine detaillierte Verfassungsschilderung ging. Vielmehr wollte er unter demHinweis auf die göttliche Polisordnung in erster Linie die Standhaftigkeit der Bürger im Krieg gegen Messenien festigen. DerTitel des ‚Eunomia‘-Gedichts ist freilich erst bei Aristoteles (pol. 1306b) überliefert undkann nicht als authentisch gelten, auch wennderBegriff im7. Jh. in Verwendung warundan Bedeutung gewann. Eunomia tritt schon bei Hesiod (Theog. 901ff.) in einem r‚echtlichen‘Kontext auf, dersich auf die gute Polisordnung bezieht.57 Bei Alkman (fr. 64PMG = 105C) erscheint Eunomia zwar noch als Muse (Tyche wird als Tochter der Prometheia undSchwester der Eunomia und Peitho angerufen), erhält jedoch gleichzeitig auch politische Inhalte, die wiederum auf ein ähnliches Ordnungs- undRechtsempfinden wie bei Tyrtaios deuten:58 Nach P. Weizsäcker59 verkörpert Peitho in diesem Zusammenhang die überzeugende Rede undwohlmeinende Verständigung, Eunomia die guten Gesetze,60 Tyche die Wohlfahrt des Staates undPrometheia die weise Voraussicht derLenker desStaates. Die Begriffe zeugen voneiner vertieften Auseinandersetzung mit demGemeinwesen, dessen Ordnung es im folgenden genauer zuuntersuchen gilt. Zuvor ist jedoch noch nach dem Zeitpunkt der Eunomia zu fragen. Die äusseren Umstände legen es nahe, die Ordnung desGemeinwesens imAnschluss an den ersten Messenischen Krieg zu datieren. Die grosse Erweiterung des Herrschaftsgebietes Spartas dürfte ein geeigneter Moment gewesen sein, grund55 Dazu Parke-Wormell 1956, Bd. 1, 89ff.; Welwei 1979 (1986), 426f.; Lévy 1977, 88f.; Murray 1982, 212f. 56 Steinmetz 1969, 68ff. will darin eine „Geschäftsordnung der Apella“erkennen. 57 Ehrenberg 1965a, 139ff. 58 Sehr unsicher ist es in diesem Kontext, ausdemAlkman-Kommentar fr. 5.1PMG = 79C (= POxy 2390 fr. 1b) den Begriff [Ple]istodike (Page) zu rekonstruieren. Calame 1983, 430 schlägt eine Ergänzung zu [Ar]istodike vor underkennt darin eine Chorführerin. 59 P. Weizsäcker, Ausführliches Lexikon der griechischen undrömischen Mythologie, hrsg. v. W. H. Roscher, Bd. 3, 2, Leipzig 1897–1909, 1809 s. v. Peitho. Zum Spannungsfeld von Überzeugung undVerführung M. Detienne, Les maîtres de la vérité dans la Grèce archaïque, Paris 1967, 62ff. 60 Nach Ehrenberg 1965a, 145f. implizierte Eunomia nicht etwa eine Verfassung, sondern die Gehorsam“bedeutete (vgl. dazu Einfügung des Einzelnen in den Staat, während Peitho „ kritisch R. G. A. Buxton, Persuasion in Greek Tragedy. 1982, 41f.).

A Study of Peitho,

Cambridge

36

1. Eunomia

sätzlich über die Regelung der Gemeinschaft nachzudenken. Aus dem dazugewonnenen Territorium ergaben sich neue Aufgaben, die sich mit der Kontrolle einer fremden Bevölkerung verbanden sowie die Gefahr der Machterweiterung einzelner führender Persönlichkeiten (durch Ansammlung vonpersönlichen Gefolgschaften) mit sich brachten, so dass ihnen nur mit festeren politischen Strukturen wirksam begegnet werden konnte. Das von M. Nafissi aus ähnlichen Überlegungen genannte –undneuerdings auch vonV. Parker aus anderer Sicht errechnete –Datum des ausgehenden 8. Jh. dürfte für die Rhetra jedoch zu früh sein.61 Das aus der Ordnung sprechende Rechtsempfinden und das Bedürfnis nach einem gewissen Mass anMachtnivellierung, wie es in Athen erst bei Solon fassbar wird, spricht selbst gegen ein frühes Datum im 7. Jh. Geht manandererseits davon aus, dass eine Neuordnung aufgrund derÜberlieferung durch Tyrtaios während deszweiten Messenischen Krieges weniger wahrscheinlich ist, muss ein spätes Datum im7. Jh. ebenfalls entfallen, so dass eine Datierung in die Mitte desJahrhunderts amplausibelsten ist. In dieser Zeit bildet die Rhetra zudem eine geeignete Voraussetzung für die Expansionsbemühungen Spartas in Arkadien, die auch bei Herodot unmittelbar der Neuordnung nachfolgen. Die bei ihm erwähnte ‚spartanische‘ Datierung des Lykurg in die Zeit des Königs Leobotes gehört jedoch ins Reich der Phantasie.

1.2.2. Politische Institutionalisierung undMachtverschränkung

a) Der Führungsanspruch der Könige Aufgrund der bei Tyrtaios geschilderten Ordnung, die sich auch in der Grossen β υ ς), Geronten (π ρ εσ α ῆ ιλ σ α ςβ το υ ή τιμ εο Rhetra spiegelt, sollen die Könige (θ γ ε ν ε ῖςγ έρ ο ν τα ς) undBürger (δ ς)62herrschen63 –freilich nach ςἄ α μ ό τα ν δρ η ...), die ein Autoritätsgefälle π ε ιτα der dabei mitschwingenden Reihenfolge (ἔ impliziert undinsbesondere die religiöse Konnotation der Könige (als Nachfahren der Herakliden) bewahrt; diese beanspruchen demgemäss auch als einzige zwei Zeilen des Gedichts. Grundmerkmal ihrer Herrschaft ist dabei, dass sie sich um die Polis kümmern –also nicht nur um das Wohl Einzelner, sondern der Gesamtbürgerschaft. Sie stehen jedoch trotz ihres Vorranges nicht isoliert ander Spitze des Gemeinwesens, sondern werden a priori mit demRat verbunden. Die Rhetra, die die Könige ausschliesslich in der Funktion als Ratsmitglieder erι, was auf ihre militärische τα γ έ α ρ χ wähnt, bezeichnet diese andererseits als ἀ Führungsposition deutet, wie sie ihnen auch bei Herodot zugedacht ist (6, 56).64 Als Mitglieder der Gerusia sind die Könige darüber hinaus als Leiter der Volks-

61 Nafissi 1991, 78ff.; Parker 1993b, 48ff. 62 Es wäre verfehlt, darunter die Ephoren (s. u.) zu verstehen; vgl. Nafissi 1991, 56ff. χ ε ινnurauf die Könige undihre Führungsfunktion im ρ 63 Hölscher 1986, 417f. bezieht dasἄ Rat.

64 Dazu u. S. 86f.

1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra

37

versammlung in Betracht zu ziehen (s. u.), auch wenn diese Eigenschaft nicht eigens erwähnt wird. Insgesamt wurde für das Königtum ein klarer Bezugsrahmen festgelegt. Dieser waroffenbar noch nicht mit demspäteren Staat derLakedaimonier identisch, sondern bestand in derPolis Sparta. DieNeuordnung magdieKönige zwar in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt haben, sicherte deren Existenz aber auch langfristig ab. Das Doppelkönigtum wurde geradezu zementiert undblieb auch in Zukunft denGeschlechtern der Eurypontiden undAgiaden vorbehalten. Dasbedeutete wiederum, dass die Könige nicht grundsätzlich vonJahresbeamten ersetzt wurden und die Institution nicht kompetitiv für andere ambitionierte Bürger geöffnet wurde.

b) Die vorberatende Funktion derGeronten Die Geronten, deren Existenz im Sinne eines königlichen Beirates schon vorder Neuordnung vorausgesetzt werden muss,65 sind in der Eunomia des Tyrtaios durch ihre altehrwürdige Stellung zwischen den Königen und der Volksversammlung gekennzeichnet. Die anschliessenden, durch μ υ θ εῖσ θ α ιδ ὲτ ὰ κ α ... λ ὰ eingeleiteten zwei Verse können dahingehend interpretiert werden, dass die Könige undGeronten explizit an die Volksversammlung gebunden wurden, die sie unter dem Motiv der Gerechtigkeit mit ihrem guten Ratschlag versehen sollten.66 Der Rhetra zufolge sollte die Gerusia neukonstituiert werden, undzwar mit 30 Mitgliedern (einschliesslich derbeiden Könige), so dass damals offenbar die späterhin bekannte (von Herodot 6, 57 geschilderte) Zusammensetzung zustande kam, die die Könige in denRat eingliederte.67 Im Anschluss daran folgt –durch Infinitivkonstruktion hervorgehoben –die Bestimmung über die Abhaltung der Volksversammlung, so dass die Geronten als Vorsitzende der Volksversammlung in Betracht zuziehen sind (s. u.). Wie wirspäter vonAristoteles (pol. 1273a) erfahren, mussten die Geronten für entsprechende Vorlagen –anders als in Karthago –untereinander offenbar nicht einig sein. Die Regelung war damit geeignet, Konfliktpotentiale im politischen Führungsgremium durch die Volksversammlung zubeseitigen. Während derÄltestenrat schon in denhomerischen Epen als wichtiges Beratungs- und Entscheidungsgremium entgegentritt,68 wurde er jetzt in Sparta als 65 Kahrstedt 1922, 246. 66 Vgl. dazu Tsopanakis 1954, 75f.; Hölscher 1986, 418. Als Subjekt wurden auch die ς(Den Boer 1954, 189ff.; Nafissi 1991 77) und die Könige (Bringmann ρ α ςἄ δ ν μ τα ό η δ 1975 [1986], 360f.) geltend gemacht, während Meyer 1892, 228 mit „allen Spartiaten“ rechnete.

67 Dazu Lévy 1977, 94. 68 Dazu F. Gschnitzer, Zur homerischen Staats- und Gesellschaftsordnung: Grundcharakter und geschichtliche Stellung, in: Zweitausend Jahre Homer-Forschung, Colloquium Rauricum 2, hrsg. v. J. Latacz, Stuttgart/ Leipzig 1991, 195ff.

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1. Eunomia

dauerhafte undnumerisch genau festgelegte Institution verankert. Es ist zu vermuten, dass sich zu dieser Zeit auch das Mindestalter von 60 Jahren sowie die offizielle Wahl der Mitglieder durch die Volksversammlung eingebürgert haben.69 Plutarch bzw. seine Quelle (Aristoteles) fasste die Aufwertung derGerusia insgesamt als Hauptanliegen derRhetra auf. Gestützt wurde diese Ansicht wohl auch durch den Rhetra-Zusatz. In diesem werden die Geronten im Zusammenhang mit demRecht, Volksbeschlüsse wieder aufzuheben, anerster Stelle –und damit noch vor denKönigen –genannt. Dementsprechend betonte auch Herodot (6, 57) die Eingliederung der Könige in die Gerusia als wichtiges politisches Charakteristikum. DieVerankerung derGerusia brachte es schliesslich mitsich, dasskein neuer Rat neben den herkömmlichen ‚Adelsrat‘ trat, wie dies später in Athen (wohl aufgrund der solonischen Gesetzgebung) und auch in Chios der Fall war.70 Es etablierte sich auch kein automatischer Aufnahmemodus über die Ausübung eines Amtes. Politische Partizipation bzw. durch Leistung erworbene Qualifikation wurden in diesem Bereich nicht in denVordergrund gestellt. Daher liegt es nahe anzunehmen, dass die alten Familien ihre Position in diesem zahlenmässig kleinen Gremium bewahren konnten.71 Aristoteles (pol. 1294b) bezeichnet die Gerusia als ein demVolk nicht zugängliches Staatsamt.72 Auch das später überlieferte Akklamationsverfahren fürdieWahl derGeronten (Plut. Lyk. 26), dasim Gegensatz zu dem Losverfahren eine Manipulation der Wähler zuliess, dürfte einer über die führenden Familien hinausgehenden Öffnung der Gerusia (im Sinne eines Volksrates)73 entgegengestanden haben.74 Damit blieb derZugang zu dem Rat für die Gesamtbürgerschaft, wie er später in Athen durch Kleisthenes geschaffen wurde, verschlossen. Für Plutarch (Lyk. 7) dürfte dies ein weiterer Anlass gewesen sein, die lykurgische Ordnung als ‚oligarchisch‘zubezeichnen.

c) Die Aufwertung undBegrenzung derVolksversammlung In der politischen Grundordnung Spartas war schliesslich festgelegt, dass die Volksversammlung dieletzte Entscheidungsinstanz darstellte, sodass dieBürger jetzt dauerhaft in daspolitische Geschehen einbezogen wurden. Die in derRhetra aufdieEinrichtung derGerusia folgende Bestimmung legte fest, vonZeit zuZeit 69 Toynbee 1969, 266f.; Bringmann 1975 (1986), 369; David 1991, 17. Die Fixierung des Mindestalters könnte freilich auch später erfolgt sein.

70 Dazu K.-W. Welwei, Athen. Vomneolithischen Siedlungsplatz zurarchaischen Grosspolis, Darmstadt 1992, 190ff.

71 DieAnnahme, dass dasAlter dieeinzige „wirklich lebendige

Schichtung“blieb (Ehrenberg

1933 [1965a], 214), ist zueinseitig. 72 Vgl. Xen. Lak. pol. 10, 1ff.; Dem. 20, 107. 73 Bringmann 1975 (1986), 372; Bringmann 1980 (1986), 468; vgl. dagegen Welwei 1979 (1986), 431. ί. Hetoimaridas, der ca. 475/4 als Geront auftrat, ο θ α γ ἀ ὶκ ο λ 74 Arist. pol. 1270b, 24: κα stammte auseinem ‚heraklidischen‘Geschlecht (Diod. 11, 50, 6). Vgl. allgemein Ehrenberg 1933 (1965a), 213; Nafissi 1991, 111ff.; David 1991, 15ff.

1.2. Tyrtaios, Alkman unddieGrosse Rhetra

39

die Volksversammlung zwischen (der Brücke) Babyka und(dem Fluss) Knakion einzuberufen.75 Sie ist im Gegensatz zu denbisherigen Verfügungen der Rhetra nicht in der Partizipial-Form (maskuliner Singular im Akkusativ) gefasst, sondern imInfinitiv unddürfte damit als Hauptbestimmung derRhetra gekennzeichnetsein. Derunmittelbare Anschluss andieVerordnung überdieGerusia legt die Vermutung nahe, dass es die Geronten (inkl. Könige) gewesen sind, die mit der Leitung der Volksversammlung betraut wurden. Denselben kamdemnach auch ϕ ίσ τα ϕ σ θ dasεἰσ ινunddasἀ ε α έρ ι, also dasVorbringen vonAnträgen unddas Auflösen derVersammlung zu. Unklar bleibt, ob sich die Kompetenz derAuflösung nurauf dastatsächliche Ende derSitzung bezog oder als eine ArtVetorecht zujeder Zeit der Versammlung angewandt werden konnte.76 Der letzte Satz der η ν† μ η ρ ια κ ν γ ο ρ α ς), der das Volk offenbar zumSubά ὶκ το ν μ ω δ α Rhetra († α γ jekt macht, dürfte amehesten aufGrund derparallelen Überlieferung bei Tyrtaios μ (δ ή ο υδ ῆ ὲπ θ λ η ε νκ ινίκ α ςἕπ ὶκ ρ το ά εσ θ α ι) auszulegen sein.77 ImAnschluss andie Bestimmung über die Versammlungsleitung ist es sinnvoll, in dieser Zeile die Festlegung des Schlussentscheides für dasVolk zuerkennen.78 Hinsichtlich der Volksversammlung zeichnet sich ab, dass diese jetzt wohl regelmässig einberufen wurde. Oft wird in derForschung aufgrund der späteren Angabe in demScholion zuThukydides 1, 67, dasbesagt, dass die spartanische Versammlung üblicherweise „ bei Vollmond“tagte, ein monatlicher Abstand Auch wenn dies nicht erhärtet werden kann, so bleibt zumindest angenommen.79 klar, dass die Volksversammlung existentiell abgesichert und institutionalisiert wurde, indem ihrbei politischen Entschlüssen imPrinzip die letzte Entscheidung (‚kratos‘–wie aus der letzten, verderbten Zeile noch zu entnehmen ist) zukam. Zeitpunkt undOrtderVersammlung waren damit nicht mehr–wiebei Homer80 – allein vondemWillen der Könige abhängig. Nach der hier vertretenen Deutung ist für die Beschlusskraft der Volksversammlung eine Vorberatung im Rat vorauszusetzen, so dass der Damos keine eigenen Anträge einreichen konnte. Dasfehlende Initiativrecht derBürger brachte freilich auch eine grundlegende Einschränkung für den Aufgabenbereich der Volksversammlung mitsich. Wieweit diein derVolksversammlung vorgetragenen Themen über die Grundfragen von Krieg und Frieden hinausgingen und 75 Dietopographischen Angaben gehen ausdemaufAristoteles fussenden Kommentar Plutarchs (Lyk. 6, 4) hervor. 76 Forrest 1966, 137 wollte anlässlich seiner Theorie des vierstufigen Beschlussverfahrens (vgl. Forrest 1967) darin das Recht erblicken, die vorberatende ‚contio‘aufzulösen. Ruzé ϕ α σ θ τα ίσ ιimSinne von‚machen 1991, 24ff. (vgl. vanEffenterre-Ruzé 1994, 260) deutet ἀ lassen, sich zurückziehen‘. ςangemesη νκ ρ ά το ν α ᾷ ίκ ὶκ ρ δ ω μ ο γ ά ᾽ἀ 77 In diesem Sinne erschiene die Rekonstruktion δ sen (vgl. Lévy 1977, 97ff.), wobei hier aber keine sichere Entscheidung zufinden ist; vgl. dazuBringmann 1975 (1986), 357; Manfredini-Piccirilli 1990, 28; Ogden 1994, 85 Anm. 5. ς), kann daher τεο ρ ά ςκ ὶκ α η ίκ 78 Trotz desparallelen Ausdruckes bei Hesiod, Theog. 647 (ν nicht nur der militärische Sieg in den Messenischen Kriegen gemeint sein (so Den Boer 1954, 190f.; Nafissi 1991, 77).

79 Vgl. dagegen DenBoer 1954, 165ff.; Burkert 1975, 9. 80 Vgl. dazu Tsopanakis 1954, 22ff.

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1.Eunomia

allgemeinere Regelungen des Gemeinwesens umfassten, bleibt unklar undkann erst inderspäteren Geschichte Spartas (ansatzweise) verfolgt werden. Es ist zwar davon auszugehen, dass die Volksversammlung vor der Rhetra gemäss dem homerischen System in wichtigen Sachen konsultiert wurde, um sich deren Zustimmung (durch Zuruf)81 zu vergewissern; dadas Plenum aber nicht für die Entscheidungen durch Abstimmung zuständig war, ist es zweifelhaft, für die ‚Eunomia‘einen Volksentscheid vorauszusetzen (s. u.). Zusatz“zur Rhetra erfuhr die Durch den bei Plutarch wiedergegebenen „ Volksversammlung eine Machtbeschränkung, denn die Geronten und Könige konnten nach dieser Bestimmung Entscheidungen offenbar (wieder) aufheben (sofern das Volk einen „krummen“Beschluss gefasst hatte).82 Es stellt sich freilich die Frage, wie es überhaupt zu „falschen“Entscheidungen kommen konnte. Das Adjektiv ‚skolios‘bezeichnete schon bei Homer undHesiod83 Rechtsverletzungen undbildete im Vergleich zuTyrtaios’Eunomia dasGegenteil von ‚eutheiai rhetrai‘, wie sie dort für alle politisch Beteiligten gefordert werden. Da das Volk kein Initiativrecht besass, kann sich die Bestimmung (Vetorecht) nur aufDifferenzen innerhalb derpolitischen Führung (Könige undGeronten) beziehen.84 Es wäre denkbar, dass ein einzelner König oder Geront in der Volksversammlung entgegen demWillen der Ratsmehrheit einen Entschluss durchsetzen konnte. Die Ephoren, die weder in die Rhetra noch in die Eunomia desTyrtaios Eingang gefunden haben, kommen als Initianten in dieser Zeit freilich kaum in Frage, wie dies E. Lévy angenommen hat.85 Auch wenn von der Existenz der Ephoren zum Zeitpunkt der Eunomia ausgegangen werden kann,86 muss ihre Stellung noch vonuntergeordneter Natur gewesen sein, denn sie wurden nicht zu denkonstitutiven Pfeilern derOrdnung gerechnet. W. G. Forrest wies im Zusammenhang mit demRhetra-Zusatz darauf hin, dass der Damos sich seiner Macht noch nicht vollumfänglich bewusst gewesen sein kann, da er ansonsten eine solch einschneidende Massnahme nicht hingenommen hätte.87 Dagegen ist freilich einzuwenden, dass das Bild von einem geschlossenen Damos sowohl hier als auch in späterer Zeit kaum aufrechterhaltenwerden kann. Eineigentlicher Antagonismus zwischen Damos undFührungsschicht ist in Sparta nicht zu beobachten. Da es auf der Stufe der Rhetra primär umeine grundsätzliche Verankerung der Volksversammlung ging, gab es auch keinen Grund, das Kontrollrecht derGeronten als einengend aufzufassen.

81 Vgl. Thuk. 1, 87, 2; dazu de Ste. Croix 1972, 348f.; ferner u. S. 83. 82 Nach der wenig überzeugenden Interpretation vonA. Andrewes ging es dabei nurumden , Abbruch der Diskussion in der vorberatenden ‚contio‘ falls diese auf eine unerwünschte Entscheidung hintendierte (vgl. Forrest 1967, 16f.).

83 Horn. Il. 16, 386ff.; Hes. Erg. 7. 218. 257ff. 84 Jeffery 1976, 118 hat an die Ausschaltung von –eigentlich verbotener –Kritik aus den Reihen derVersammlungsteilnehmer gedacht. 85 Lévy 1977, 100ff. 86 Meyer 1892, 252f. Wenig Aussagekraft hatindieser Hinsicht dieimJahre 754/3 einsetzende Ephorenliste, für deren Anfertigung F. Jacoby das Jahr 556/5 als terminus post quem annahm (Jacoby 1949, 305 Anm. 24).

87 Forrest 1966, 137.

1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra

41

Die Definition derpolitischen Gremien konzentrierte sich darüber hinaus auf die Machtverschränkung vonKönigtum undGerusia, in derherkömmlicherweise die führenden Familien vertreten waren. Da die Könige undGeronten über die Apella dominierten, hatte die Definition der Volksversammlung als regelmässiges Beschlussorgan ihren Sinn in erster Linie darin, inneraristokratische Auseinandersetzungen, mit denen auf Stufe der Gerusia nach wie vor zu rechnen war, aufzufangen bzw. der Kontrolle eines grösseren Kreises von Bürgern zu unterstellen.88 Die politische Grundordnung Spartas erweist sich damit als innerhalb der Führungselite durchgesetzte Regelung, die vor Missbrauch der Volksversammlung durch einzelne Führungsmitglieder schützen sollte, dieGesamtbürgerschaft aber nur begrenzt in den eigentlichen Willensbildungsprozess einbezog. Die Aufwertung desDamos blieb weit entfernt vondemGrundrecht derIsegoria, wiees später in Athen konstituierend werden sollte. Dasκ ςhatte ςdesδᾶ μ ο ρ ά τ ο nichts miteiner fest umrissenen Verfassungsform zutun, wie sie bekanntlich erst in Athen im Verlaufe des 5. Jh. herausgebildet bzw. als Demokratie begrifflich festgelegt wurde.89 Die ‚kratistische‘Verfassungsdiskussion, dienach derMachtaufteilung im Staate fragte, ist in diesem Sinne an Sparta vorbeigegangen, auch wenn es späterhin als Musterbeispiel einer gemischten Verfassung galt.90 d) Ordnungsstiftung und Verfassungsentwicklung

In derRhetra wurde einleitend dieGründung eines wohl als identitätsstiftend und damit gemeinschaftstragend gedachten Heiligtums für Zeus Syllanios undAthena Syllania postuliert. Die Beinamen derbeiden Götter sind etymologisch nicht genau zu erklären, könnten jedoch in Verbindung mit deraltdorischen Phyle der Hylleer stehen.91 Auffälligerweise hat hier nicht wie in sonstigen dorischen Poleis Apollon, der die Ordnung sanktioniert hatte, den Vorrang erhalten.92 Offenkundig ist, dass mitZeus undAthena dasGewicht auf Ordnungsstiftung in derStadt undSchutz im Krieg gelegt werden sollte. Durch die Tempelgründung, die sich vondenbis dahin fürdasGemeinwesen zentralen Athena Poliachos- und Artemis Orthia-Heiligtümern absetzte, dürfte der Wert der erstmals fixierten Ordnung betont worden sein.93 Dies führt abschliessend zu der Frage nach dem Umfang bzw. grundsätzlichen Charakter derspartanischen ‚Verfassungsgebung‘.94 ι ο τ τισ ά ρ Verfassung die Zustimmung derκ gehabt, wasjedoch kaum Beweiskraft hat. 89 Vgl. dazu Meier 1980, 281ff. 90 Vgl. dazu Nippel 1980, 124ff.; ders., Ancient andmodern republicanism: ‚mixed constitution‘and‚ephors‘, in: Theinvention of themodern republic, hrsg. v. B. Fontana, Cambridge 88 Nach Xen. Lak. pol. 8, 1 hätte die lykurgische

26. 1994, 6–

91 Nach Raaflaub 1985, 140ff. ist Zeus Hellanios

auszuschliessen. Vgl. dazu zuletzt Ogden 1994, 102 (mit spekulativer Deutung). 92 Vgl. dazu E. M. Craik, The Dorian Aegean, London 1980, 177. 93 Obes dazu auch einer neuen unddamit ebenfalls aufdiePolis ausgerichteten Priesterschaft bedurfte, muss unklar bleiben. 94 Dass die drei weiteren vonPlutarch (Lyk. 13) erwähnten undebenfalls Lykurg zugeschrie-

42

1. Eunomia

Die Kodifizierung der ‚Eunomia‘ hatte zwar grösseren Grundsatzcharakter als die rechtliche Regelung einzelner Konfliktsituationen, wie sie in anderen griechischen Poleis zu jener Zeit zu verfolgen ist.95 Diese setzten aber die politischen Institutionen bereits voraus undbefassten sich mit speziellen Rege-

lungen von Streitfällen. Solche rechtspolitischen Beschlüsse sind für Sparta gerade nicht fassbar. Damit ist auch nicht zu sehen, dass die Kompetenzen der spartanischen Volksversammlung oder die vordemVolk behandelten Geschäfte über das Mass derjenigen von anderen Städten hinausgingen. Auch aus dieser Sicht verbietet es sich also, in Sparta voneiner ‚frühen Verfassungsgebung‘ oder sogar ‚Demokratisierung‘ zu sprechen. Eine detaillierte Normierung undgesetzliche Regelung der spartanischen Polis ist im7. Jh. nicht zuverfolgen; dennoch hatte die Ordnungsstiftung weitreichende Folgen. Die Grosse Rhetra blieb in derFolge offenbar daseinzige ‚Dokument‘, das sich auf die Grundordnung Spartas bezog undzumindest als Orakel auch schriftlich vorgelegen haben dürfte.96 Nach Plutarch (Lyk. 13; vgl. mor. 227B) soll Lykurg auf eine schriftliche Fixierung der angeblich von ihm für Sparta erlassenen Gesetze verzichtet und dadurch spätere Anpassungen der Lebensführung ermöglicht haben. Andererseits seien die Bürger aber durch Eid auf die Grundverfassung verpflichtet worden, wasdiesbezügliche Veränderungen ausgeschlossen habe (Lyk. 29). Hier dürfte es sich in erster Linie umErklärungsversuche für die später bewunderte Stabilität der Verfassung handeln. Auch bei demVerbot schriftlicher Gesetze, wie es durch eine weitere Rhetra vorgeschrieben gewesen sei, ist eine nachträgliche Rekonstruktion aufgrund des in Sparta für Gesetze benen, sog. ‚kleinen Rhetren‘nicht in diesen Zeitraum gehören, ist längst erkannt worden (wobei sie Ehrenberg 1925, 33ff. ins mittlere 6. Jh. datierte). Die Rhetren umfassen neben dem bereits erwähnten Verbot schriftlicher Gesetze ein Aufwandverbot beim Hausbau (Verfertigung des Daches bzw. derTüre nurmitdemBeil bzw. derSäge erlaubt) sowie ein Verbot, wiederholt gegen dieselben Feinde ins Feld zuziehen (umdiese nicht zugefährlichenGegnern heranzubilden)(dazu R. Sallares [vgl. S. 14Anm.23], 173). DasAufwandgesetz passt erst in das spätere Bild der Selbstbeschränkung der Führungsschicht (vgl. dazu MacDowell 1986, 114 undu. S. 129f.). Zurangeblichen Ausserkraftsetzung vonGold- und Silbergeld bzw. zumBesitzverbot vonEdelmetall (Plut. Lyk. 9; Lys. 17; Xen. Lak. pol. 7,

6) s. u. S. 146 Anm. 188.

95 Dazu Hölkeskamp 1992. Für Tiryns ist wohl im späteren 7. Jh. ein Beschluss des Damos bezüglich derGemeindeorganisation zufassen (SEG XXX, 380; R. Koerner, Klio 67, 1985,

452– 457; Gehrke 1993, 54ff.; Koerner 1993, 87ff., Nr. 31; van Effenterre-Ruzé 1994, 295ff., Nr. 78); in Dreros auf Kreta erliess die Polis Ende 7. Jh./ Anfang 6. Jh. ein Gesetz, das sich auf die leitenden Beamten (Kosmoi) bezog (Meiggs-Lewis Nr. 2; Gagarin 1986, 81ff.; Gehrke 1993, 53f.; Koerner 1993, 332ff., Nr. 90; Hölkeskamp 1994, 135ff.; van Effenterre-Ruzé 1994, 306ff., Nr. 81); ein weiteres frühes Beispiel für Gesetzgebung durch den Demos bildet die Inschrift vonChios (2. Viertel 6. Jh.?), die die Existenz eines Rates, wohl in derFunktion einer Appellationsinstanz, belegt (Meiggs-Lewis Nr. 8; Gagarin 1986, 89ff.; Gehrke 1993, 51ff.; Koerner 1993, 223ff., Nr. 61; vanEffenterre-Ruzé 1994, 262ff., Nr.62). Denunbestimmten Charakter derRhetra betont auch Walter 1993, 163. 96 ZumVergleich wurden dieim6. Jh. auftauchenden Rhetrai aufBrozeplättchen ausOlympia ; Jeffery 1976, 117. 169); vgl. Gemeindebeschluss“ herangezogen (Meyer 1892, 263: „ dagegen Nafissi 1991, 71f., der wieder für mündliche Tradierung plädiert.

1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra

43

ή τρ α(Spruch) nicht auszuschliessen. Eine inschriftlich verwendeten Wortes ῥ erhaltene kultische Verordnung spätarchaischer oder frühklassischer Zeit ausder Gegend südlich von Amyklai97 sowie ein aus dem5. Jh. stammendes inschriftliches Verbot für das Brechen von Stein aus der Nähe von Gytheion98 stellen zumindest die konsequente Anwendung eines allfälligen ‚Verbotes‘in Frage. Die weitere Überlieferungslage legt freilich einen weitgehenden Verzicht auf schriftliche Gesetzgebung nahe,99 so dass dieser Umstand als eine wesentliche Grundbedingung im weiteren Entwicklungsgang der Polis betrachtet werden muss. Mit demFehlen schriftlicher Gesetze entfiel zugleich ein wichtiger Ausgangspunkt für die Staatswerdung100 bzw. ‚Vollendung‘ der Verfassung, die in Sparta einen eigenen undlangwierigen Wegging. Die schriftliche Fixierung von Gesetzen brachte in anderen griechischen Poleis denEffekt mit sich, dass über dasBestehende konkret debattiert werden konnte unddamit verstärkt neuerliche Veränderungswünsche lebendig wurden.101 Die Möglichkeiten der Debatte um Regierungsform und Gesetze der Polis haben damit in Sparta schon früh eine Einschränkung erfahren. Die gesellschaftlichen Normen blieben –denMachtverhältnissen entsprechend –weiterhin vorwiegend vonderFührungselite geprägt. Sparta kamanlässlich vonKrieg undsozialen Spannungen, denen wirunsim nächsten Abschnitt noch zuzuwenden haben, durch die Rhetra zueiner Absicherung seiner Grundordnung, die die Könige sowie die einflussreichen Familien in die Polis einband. Ausschlaggebend waren dabei nicht von theoretischer Seite vorbereitete Reflexionen über das Gemeinwesen, sondern die äusseren Umstände, die festere Strukturen erforderten. Innerhalb derFührungsschicht entwickelte sich die Einsicht, dass Regeln derSelbstkontrolle vonnöten waren, umimEndeffekt den eigenen Führungsanspruch zu bewahren. Durch die Einbeziehung des Damos wurde in Sparta wie auch andernorts versucht, Intrigen in derFührungsschicht zu überwinden undeine neue Ausrichtung ihres Handelns zu erreichen. Die Festsetzung der politischen Institutionen und Einbindung der führenden Leute in konkrete Organisationsformen erwies sich in der Folge auch als geeignet, demPhänomen derTyrannis entgegenzuwirken. Entscheidend ist im innergriechischen Vergleich ferner, dass die Könige nicht zuBeamten degradiert unddiese Institution nicht kompetitiv fürBürger der Führungsschicht geöffnet wurde, die Errichtung eines neuen Rates neben dem alten ‚Adelsrat‘ ausblieb undder Volksversammlung ein allgemeines Antragsrecht verwehrt war. Für Sparta sollte es charakteristisch werden, dass sich – anders als in Athen –keine Öffnung zumInitiativrecht vollzog unddie Chancen der politischen Betätigung der Bürger gering blieben. Inwiefern diese durch andere Aufgaben in derPolis kompensiert werden konnten, wirdimVerlaufe der Arbeit wiederholt zufragen sein. Isonomia, in Form vongleicher Teilhabe ander 97 SEG XI, 475a (= Verbesserung vonIG V 1, 722); dazuBeattie 1951; vgl. Jeffery 1990, 186 Anm. 2; Boring 1979, 29f. 98 IG V 1, 1155; dazu Cartledge 1979, 179; Boring 1979, 30f. 99 Gagarin 1986, 57. 100 Vgl. dazu allgemein Eder 1986, bes. 286ff. 101 Camassa 1988, 148f.; Camassa 1994, 107f.

44

1. Eunomia

Politik, wie sie in Athen im Verlaufe des 6. Jh. als Parole gegen die Tyrannis formuliert wurde,102 konnte in Sparta aber offenbar nicht zu einer Forderung werden.

Die Unterwerfung Messeniens machte es schliesslich nurnochbedingt nötig, durch weitere Kolonisationsunternehmen Land zubeschaffen. Dies hatte wiederum Auswirkungen für den weiteren Verlauf der politischen Entwicklung. Die ausbleibenden Städtegründungen verhinderten, dass eine abstrakte Verfassungsdiskussion bzw. verfassungsspezifische Rückwirkungen der Kolonien auf die Mutterstadt zustande kamen, die andernorts seit der spätarchaischen Zeit die Verfügbarkeit über die politische Ordnung einschärften.103 Die aristokratisch geprägten Grundstrukturen derEunomia wurden somit nicht mehr grundsätzlich in Frage gestellt. Erst die gesteigerten Machtansprüche einzelner Herren, wiesie später in einem erweiterten Aktionsrahmen angemeldet wurden, bedingten neue Formen derpolitischen Kontrolle. 1.2.3. Materielle Absicherung derBürger undBewahrung sozialer Ungleichheiten

ο ι τ ισ ρ Nachdem in Alkmans Partheneion (fr. 1PMG = 3C) eingangs an die ἄ folgenim Aufmerksamkeit die gilt unter denHelden derVorzeit erinnert wird, den den charakterlichen und materiellen Vorzügen der im vortragenden Chor versammelten Mädchen, die offenbar aus vornehmen Familien stammten.104 Diese waren mit edlen Objekten (Purpur[gewand],105 lydische Kappe,106 zyprisches Parfum,107 Elfenbein,108 Goldschmuck,109 Dreifuss110 und Goldkrug111) vertraut undwurden mit Pferden112 als Symbolen aristokratischer Lebenswelt in Verbindung gebracht. Soziale Exklusivität wird auch anhand der Zusammenset102 Vgl. dazuCh. Triebel-Schubert, DerBegriff derIsonomie bei Alkmaion, Klio 66, 1984, 40–

50.

103 Dazu Forrest 1966, 77f.; Meier 1980, 70f. 43. 80 als Priesterin, wohl ausderFamilie der 104 Vgl. in fr. 1PMG = 3C neben Agido (vv. 41– Agiaden) undHagesichora (v. 44 als Chorführerin undv. 84 als Ausbildnerin) die Namen 76) (dazu Page 1951, 62ff.); Astymeloisa (fr. 3PMG = der 8 weiteren Mädchen (vv. 70– 26C [= POxy 2387] vv. 73f.: vom Damos verehrt); Klesimbrota (fr. 4.1PMG = 57C [= POxy 2388]); Megalostrata (fr. 59PMG = 149C); Timasimbrota (fr. 5.2PMG = 80C [= POxy 2390 fr. 2]); vgl. dazu Calame 1977, Bd. 1, 117. 384f.; Bd. 2, 140ff.; Calame 1983, XVIII. ι. ο λ επ π ό κ ο ρ 105 Fr. 1PMG = 3C vv. 64f.; vgl. fr. 46PMG = 114C: κ 106 Fr. 1PMG = 3C vv. 67f. 107 Fr. 3.3PMG = 26C v. 71. 108 Fr. 162.2aPMG = 240C (= POxy 2394 fr. 2a) v. 5 bzw. 7 (Zuschreibung an Alkman unsicher).

. ω σ υ 109 Frr. 1PMG = 3C vv. 66f.; 91PMG = 136C; vgl. fr. 5.2PMG = 80C: χρ ̃ 110 Fr. 17PMG = 9C; dazu Nafissi 1991, 216f. 111 Fr. 56PMG = 125C. ν(dazu Calame 1983, ο π ιπ ίλ 112 Fr. 1PMG = 3C; vgl. frr. 85aPMG = 123C. 168PMG = 267C: ϕ 517. 634).

1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra

45

zung der im Wettstreit liegenden Chöre deutlich, bei denen neben Verwandtschaftsverhältnissen113 teilweise offenbar auch die hergebrachten politischen Organisationformen derGemeinde (Phylen undOben)114 eine Rolle spielten (wie ausdemChor derDymainai undPitanatides hervorgeht).115 Aufdieser Ebene hat

die ‚Neuordnung‘Spartas demnach keine grundsätzlichen Änderungen herbeigeführt. Archäologische Funde stützen das Bild von der luxuriösen Ausstattung

einer gesellschaftlich gehobenen Schicht.116 In einem weiteren Lied (fr. 16PMG = 8C) setzt Alkman den Bauer (ἀ ρ ὴ ν ρ γ ή εῖο ς)117 und den Schafhirt (π ν ) von den Männern edler Herkunft ab, ἀ ο ιμ wasdie sozialen Unterschiede weiter verdeutlicht.118 In diesem Sinne werden in einem anderen Fragment (fr. 17PMG = 9C) leckere Bissen119 mit der gewöhnli) bzw. demErbsenbrei desDamos kontrastiert.120 Die bei ὰ ο κ ιν ά chen Speise (τ Alkman fassbaren kleinen Speisegemeinschaften (ἀ )121sind darüber hinεῖα ν δρ ausnoch ganz im Stile adliger Symposia gehalten, so dass die führenden Familien darin weiterhin über die anderen Bürger hinausragten.122 Dies wird in der Folgezeit auch durch Vasen des 6. Jh. belegt, auf denen weiterhin Bankettszenen reicher Gastgeber auftreten, wie wir sie auch von anderen Orten (v. a. Korinth) her kennen.123 Die spartanischen Syssitien wurden also lange Zeit nicht grund113 Fr. 1PMG = 3C v. 52: Cousine; dazu Page 1951, 67f. 114 Dazu u. S. 47f. 115 Frr. 4.5PMG = 61C (= POxy 2388 fr. 5). 5.2PMG = 80C (= POxy 2390 fr. 2). 11PMG = 24C (= POxy 2389 fr. 35). Dazu Calame 1977, Bd. 1, 384f.; Calame 1983, XVII. 116 Bei den Bronzespiegeln des 6. Jh. treten Griffe in Form von Mädchen auf, die durch Stirn-, Halsband undAmulette reich geschmückt sind undals Jungfrauen impriesterlichen Dienst gedeutet werden können; vgl. E. Langlotz, Frühgriechische Bildhauerschulen, Nürnberg 1927, 91; M. Herfort-Koch, Archaische Bronzeplastik Lakoniens, Boreas Beih. 4, Münster 1986, 32. 37; Pipili 1987, 77. Zum Elfenbein E.-L. I. Marangou, Lakonische Elfenbein- undBeinschnitzereien, Tübingen 1969; Fitzhardinge 1980, 57ff.; Förtsch 1994, Kap. 4.10; vgl. ferner dazu u. S. 71f. 117 Vgl. fr. 5.2PMG = 80C. 118 Vgl. den Mangel im Frühling: fr. 20PMG = 12C. 119 Vgl. den Überfluss an Mohngebäck und Goldgelee aus Leinöl und Sesam in fr. 19PMG = Löwenmilch“und) grosser Käse in fr. 56PMG = 125C; weitere Nahrungsmittel in 11C; („ ῆ(wohlgenährt). ϕ α τρ frr. 130ff.C; vgl. ferner fr. 134PMG = 193C: ζα 120 Ehrenberg 1933 (1965a), 202ff. wollte darin nicht einen sozialen Gegensatz zwischen Armen undReichen sehen, sondern einübergebührliches Verhalten Einzelner innerhalb der Gesamtbürgerschaft. Dazu kritisch Oliva 1971, 119f.; ders., in: Christ 1986, 319f.; vgl. auch Kiechle 1963, 185f.; Nafissi 1991, 206ff.; Förtsch 1994, Kap. 1.1 u. 1.5.1.10. Die metaphorische Deutung vonM. Pizzocaro, Alcmane e la gastronomia poetica, AION (filol) 308 ist nicht überzeugend. 12, 1990, 285– 121 Fr. 98PMG = 129C = Strab. 10, 4, 18, der dies als alte Bezeichnung für die Syssitien erklärt; Plut. Lyk. 12 bezeichnet sie als Phiditia; vgl. dazu Calame 1983, 532. Weitere Hinweise ι in fr. ία λ ικ α ν υ sind bei Alkman die sieben Klinen in fr. 19PMG = 11C; ferner die σ 95aPMG = 131C. 122 Zu möglichen Anspielungen auf sozial exklusive Symposia in Homer vgl. Kiechle 1963, 186f.; Nafissi 1991, 206. 123 Holladay 1977, 121. Zu den geflügelten Dämonen (vgl. insbes. das Vasenfragment in Berlin, Antikenabteilung Charlottenburg Inv. Nr. 478x; C. M. Stibbe, Lakonische Vasenmaler des sechsten Jahrhunderts v. Chr., Diss. Amsterdam 1972, Tf. 58) Pipili 1987, 71ff.

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1. Eunomia

sätzlich von den üblichen griechischen Symposia unterschieden undunterlagen damit einem ähnlichen Selbstverständnis von Gastfreundschaft undBewirtung wie an anderen Orten.124 Sowohl Alkman als auch die späteren bildlichen Darstellungen widersprechen einer strikten Selbstbeschränkung der Bürgerschaft. Erst späterhin wurde die herkömmliche Formaristokratisch dominierter Gemeinschaftsmahle in die ‚allen‘zugänglichen Syssitien mit normierter Grundspeise125 umgeprägt und damit offiziell auf die Polis bezogen bzw. (propagandistisch) gegen die übliche Form griechischer Symposia abgegrenzt. Aus Tyrtaios und Alkman wird ersichtlich, dass zumindest während und wohl auch im Anschluss an denzweiten Messenischen Krieg krasse soziale Ungleichheiten bestanden. Nach Aristoteles (pol. 1306b) sollen die aus den Kriegen ςgeführt haῆ μ ςγ σ ὸ α δ α ν resultierenden Bedrängnisse zu der Forderung des ἀ ben. Auf welche Ländereien sich diese Forderung bezog bzw. inwieweit das frühere Gebiet Spartas zu dieser Zeit neu aufgeteilt wurde, wissen wir nicht. Wegen desendgültigen Gewinns vonMessenien istjedoch wahrscheinlich, dass Land an eine grössere Zahl vonLeuten zugeteilt werden konnte unddamit eine neue wirtschaftliche Grundlage fürden–wohl gleichzeitig vergrösserten (s. u.) – Bürgerverband geschaffen wurde.126 DerLandgewinn brachte zwarkeinen allgemeinen sozialen Ausgleich, dürfte aber einen Minimalbesitz gesichert undsomit die Grundbedürfnisse derärmeren Bürger befriedigt haben. Daher entfiel eine wichtige Voraussetzung sozialer Dynamik. Auch wenn die Oberschicht weiterhin in deutlicher Vorrangstellung belassen wurde,127 so konnte dennoch monopolartige Landkonzentration als Folge von Ausbeutung und Machtmissbrauch verhindert werden. Der minimale Ausgleich dürfte darüber hinaus derGefahr entgegengewirkt haben, dass einzelne herausragende Personen durch neue Anhänger ausdemeroberten Gebiet übergebührlich Gefolgschaften um sich scharen konnten. Dieses Ziel scheint inderTaterreicht worden zusein. Grundsätzliche soziale Probleme in derBürgerschaft waren vorerst beseitigt, unddenführenden Familien stand kein Volk gegenüber, das durch euergetische Handlungen an führende Herren gebunden werden konnte. Persönliche Gefolgschaften in FormvonHetairien, wie sie für die aristokratisch geprägten Gesellschaften Griechenlands typisch waren,128 sind zwar auch in Sparta anzunehmen, doch haben wir für sie keine direkten Nachrichten überliefert.129 124 Vgl. dazu Nafissi 1991, 214ff., bes. 219ff.; O. Murray, Warandthe Symposium, in: Dining in a Classical Context, hrsg. v. W. J. Slater, Ann Arbor 1991, 83–103. 125 Zu der schwarzen Suppe (Plut. Lyk. 12, 12 etc.) vgl. Ehrenberg 1933 (1965a), 202. 220; ferner Lavrencic 1993, 66ff. 126 Vgl. Paus. 4, 24, 4: Landaufteilung nach dem zweiten Messenischen Krieg. Dazu Nafissi 1991, 99ff.; Link 1994, 42ff. ρ η ν τ᾽ἄ α μ ή ρ 127 Vgl. auch Spahn 1977, 94f. Zudemangeblich in Sparta geäusserten Spruch: χ (Alk. fr. 101D) vgl. Nafissi 1991, 345. 128 Dazu Stein-Hölkeskamp 1989, 27ff. 157f. Zu Frühformen vgl. K.-W. Welwei, Polisbil500. ZudenHetairien in dung, Hetairos-Gruppen undHetairien, Gymnasium 99, 1992, 481– der athenischen Demokratie Bleicken 1994, 294. 377f., vgl. 572 (Forschungsbericht). 129 Wenig aufschlussreich ist das Zeugnis Plutarchs (Lyk. 31, 9), der die Hetairoi des Lykurg

1.2. Tyrtaios, Alkman unddieGrosse Rhetra

47

Insgesamt sind in Sparta im Anschluss andie mit derEunomia verbundenen Regelungen weiterhin sozial herausragende Familien zu beobachten.130 Daraus ergibt sich meines Erachtens aber auch ein Hinweis, dass die alte Führungselite nicht ‚beseitigt‘wurde. Deren Exponenten bildeten zwar keine rechtlich abgehobene Gruppe, genossen aber innerhalb derBürgerschaft deutliche Vorzüge. Der Vorrang dieser Familien musste nicht durch Zensusklassen gesichert werden, sondern ergab sich nach wievordurch Herrschaftsmechanismen, die sich sowohl in den politischen Institutionen als auch in den gesellschaftlichen Ausdruckformenbemerkbar machten.

1.2.4. Sicherung desHeeresverbandes undEinschärfung

desBürgerbewusstseins

Die Festlegung einer militärischen Grundordnung, wie sie Herodot (1, 65) für Lykurg erwähnte, ist anhand vonTyrtaios’‚Eunomia‘ nicht auszumachen. Die in der Grossen Rhetra aufgeführten Phylen und Oben werfen aber die Frage auf, inwiefern diese Gliederungseinheiten im 7. Jh. (im Zusammenhang mit einer Militärreform) neu konstituiert wurden. Damit verbindet sich schliesslich auch dasProblem des Selbstverständnisses derBürger vonSparta. Auseinem Tyrtaios-Fragment geht hervor, dass dieBürger zujener Zeit nach den herkömmlichen drei dorischen Phylen in den Wehrverband eingegliedert waren.131 Für die Phylen der Rhetra ist demnach davon auszugehen, dass es sich analog zu der Militärordnung nach wie vor um die Dymanen, Hylleer und Pamphyler handelte. Wie K.-W. Welwei zuletzt betont hat, sind diese Einheiten aber nicht als Stammesphylen einer Geschlechterherrschaft, sondern als Personenverbände aufzufassen, die sich imRahmen derPolisbildung konstituierten.132 Dabei ihnen „neben Verwandtschaftsbeziehungen vorallem auchgewisse lokale Bindungen undNachbarschaftsverhältnisse eine wichtige Rolle spielten“,133 implizieren sie wiederum den Vorrang einzelner vornehmer Familien. Nach dem späteren Zeugnis Plutarchs (Lyk. 16, 1) wurden die Phylen vonje einem Presbytatos als Vorsteher geleitet, der den Kontakt zur Gemeinde schuf134 undvermutlich auseiner angesehenen Familie stammte. DenPresbytatoi dürften analog zu anderen griechischen Poleis administrative Aufgaben, etwa auf demGebiet

130 131

132 133 134

erwähnt. Nach O. Schulthess RE 8, 1913, 2255 s. v. Homoioi, bildete die Agoge den Ersatz fürdie Hetairie. Fürdas7. Jh. ist die Agoge bzw. die Delegation derErziehung andenStaat freilich noch nicht nachweisbar; s. dazu auch u. S. 61f. 130f. Vgl. auch Huxley 1962, 61ff.; Kiechle 1963, 183ff.; Arnheim 1977, 80f. Fr. 10aG-P v. 16 = 1D v. 12. Herodot (4, 145) setzte schon für die Frühzeit Spartas die Existenz vonPhylen voraus. ZumHeeresverband vgl. allgemein Nafissi 1991, 82ff. σ ια(ferner fr. τή ο ρ αβ λ ῦ Welwei 1979 (1986), 441f. Vgl. Alkm. fr. 106PMG = 87C: ϕ 89PMG = 159C: Phylen der Vögel). Zu den Chören s. o. S. 45. Welwei 1979 (1980), 442. Roussel 1976. 239.

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1.Eunomia

des Kultes und des Rechts, zugekommen sein.135 In den Phylen lebte damit vorerst eine herkömmliche Institution deraristokratischen Gesellschaft weiter. Die Oben sind entweder (Phratrien entsprechend) als Unterabteilungen der Phylen aufzufassen oder mit den Dorfbezirken Spartas gleichzusetzen, die in den klassischen Quellen als Demen136 oder Komen137 bezeichnet werden. NachAuffassung von D. Roussel handelte es sich bei den Oben nicht um territoriale Einheiten, sondern umFamiliengruppen, die mit Phratrien vergleichbar sind.138 Phratrien sind fürSparta freilich erst bei Demetrios vonSkepsis (Athen. 4, 141EF) undzwar imZusammenhang mitdenKarneen erwähnt, wobei ihre Zahl 27 auf je neun Einheiten pro Phyle deutet.139 Damit kann aber nicht bewiesen werden, dass imZusammenhang mitderRhetra diePhylen durch ein territoriales Prinzip von Oben überlagert werden sollte, wie dies H. T. Wade-Gery140 undK. Bringmann141 angenommen haben. Eine grundlegende Neuordnung desHeeresverbandes ist zurZeit derRhetra nicht zubelegen. 34) wurden die Krieger nicht nur Bei Tyrtaios (vgl. fr. 8G-P vv. 11f. 31– durch die Phylen, sondern grundlegend auch durch die geschlossene militärische Formation definiert. In der Forschung wurde diese bis anhin meist mit der Hoplitenphalanx gleichgesetzt, die in der Zeit nach dem ersten Messenischen Krieg entstanden sein soll.142 J. Latacz hataber gezeigt, dass die bei Tyrtaios zu beobachtende Taktik mit einem Fern- bzw. Wurfkampf undeinem Massennahkampf im Prinzip auch schon in den homerischen Epen festgestellt werden kann.143 Auch aus dieser Sicht ist in Sparta nicht mit einer grundlegenden Änderung von Kampftaktik undKriegerverband zurechnen. Dementsprechend knüpft auch der vonTyrtaios präsentierte Wertekanon an denjenigen der herkömmlichen agonalen Gesellschaft an. Bei diesem figuriert ή(vgl. fr. 9G-P vv. 37. 40) jetzt aber insbesondere ηundτιμ ἰδ neben α ώ ς, δίκ : fr. 9G-P v. 31), so ν ό λ ςἐσθ ο λ έ auch derRuhmdestapfer gefallenen Kriegers (κ dass derTodfürdie Polis aufgewertet wird. Die in ihrer Terminologie anHomer ή εδ τίτ ν α επ ίτ η λ ό ίς, vgl. fr. 9G-P v. 15: π τρ α erinnernde Gemeinschaft (π ς) hält die γένη144als Grundeinε ῖδ α ὶπ α ῆκ ῳ ; fr. 6G-P v. 13; fr. 9G-P v. 34: γ μ 135 Vgl. dazu Stein-Hölkeskamp 1989, 160f. ̃ 136 Vgl. Hdt. 3, 55. ς. Vgl. aber entsprechend die spätere Bezeichnung η θ είσ ισ ςοἰκ α μ ὰκῶ τ α 137 Thuk. 1, 10: κ ‚Oben‘in IG V 1, 26. 27. 567. 675. 688. 138 Roussel 1976, 237. 139 Vgl. Bringmann 1975 (1986), 377. V. Ehrenberg wollte die Existenz von Phratrien für Sparta noch ausschliessen (Ehrenberg 1924 [1965a], 172; vgl. dagegen Oliva 1971, 119). ZumProblem der Oben auch Beattie 1951; Kennell 1995, 162ff. 44 (1958), 79. 85. 140 Wade-Gery 1943– 141 Bringmann 1975 (1986), 376. 142 Cartledge 1977 (1986), 419ff., der als Anlass an die historisch umstrittene Schlacht von Hysiai (669?) denkt. Vgl. aber Welwei 1979 (1986), 434 Anm. 12. 143 Latacz 1977, bes. 232ff.; dazu Raaflaub 1991, 226ff.; vgl. dagegen Pritchett 1985, 18f.; Modifizierungen zu Latacz neuerdings bei H. van Wees, The Homeric Way of War: the 155. 18 u. 131– Iliad andthe Hoplite Phalanx, G&R 41, 1994, 1– 144 Tyrt. fr. 6G-P; vgl. Alkm. frr. 16PMG = 8C. 89PMG = 159C.

1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra

49

heit aufrecht undgeht in dieser Beziehung weiterhin vondentraditionell führenden Familien aus.145 Andererseits übt Tyrtaios aber auch Kritik an aristokratischem Verhalten, sofern es sich nurauf sportliche Schnelligkeit oder Stärke im Ringkampf, Schönheit, Reichtum, Macht undIntelligenz konzentriert unddabei 9). Nur durch ) vernachlässigt (fr. 9G-P vv. 1– ή κ λ ιςἀ ρ ῦ ο den Kampfesmut (θ ἰδ ςundδίκ ώ ηzu Tapferkeit undsittlichen Willen im Kampf sind späterhin146 α ήdes einzelnen ρ τ ε erreichen (fr. 9G-P vv. 39f.).147 Die im Kampf geforderte ἀ verbindet sich jetzt mit dem Wohl der Polis,148 so dass der allen gemeinsame ν : ό λ θ ν ἐσ ὸ ν υ Stolz (undnicht nurderdesadligen Helden) hervorgehoben wird(ξ fr. 9G-P v. 15), der die erwähnten Inidividualwerte überflügelt. Der Kampfappell richtet sich dementsprechend an alle Bürger der Stadt, die jetzt global auf das Geschlecht desHerakles zurückgeführt werden (fr. 8G-P v. 1). Durch dasschöne ), das der Gemeinschaft dient und vor ν ό λ α Verhalten auf dem Schlachtfeld (κ persönlicher Schande bewahrt, haben nicht nur Angesehene, sondern alle die ςzu werden (fr. 9G-P vv. 10. 20, vgl. fr. 6G-P v. 2). θ ό ρἀγα ὴ ν Chance, zumἀ ) des Besiegten (fr. ν ρ ό χ ἰσ Ausführlich geschildert wird das elende Schicksal (α nurihm, sondern Nicht 24). 6G-P vv. 3–12) bzw. desFliehenden (fr. 8G-P vv. 14– (fr. 6G-P Verachtung und auch seinem Geschlecht drohen Schande, Ehrlosigkeit ). ίη τιμ vv. 9f.: ἀ Es ging bei Tyrtaios also keineswegs umdie totale Selbstaufgabe zugunsten der Polis, sondern umeine neue Einschärfung herkömmlicher Wertmassstäbe, wie sie beispielsweise bei Hektors Kampf für die Polis zumAusdruck kamen.149 Diese betrafen zwar insbesondere die führenden Familien, wurden jetzt aber auch auf einen grösseren Kreis von Bürgern bzw. Kämpfenden bezogen. Neben den 38),150 Hopliten figurieren nämlich Leichtbewaffnete (Gymnetes: fr. 8G-P vv. 35– die aufgrund des tyrtaiischen Aufrufes an die Herakliden nicht mit den Heloten gleichgesetzt werden können.151 Sie dürften vielmehr aus minderberechtigten Bevölkerungsteilen in Sparta und Lakonien stammen und durch ihren Einsatz anschliessend möglicherweise dasBürgerrecht erlangt haben.152 Durch denlangηals alte Familien, in denen z. B. bestimmte έ ν 145 Vgl. dazu Nafissi 1991, 91ff. Zu den γ Priesterschaften erblich waren: Stein-Hölkeskamp 1989, 159f.

146 Eine mögliche Anspielung auf die Aufnahme in die Gerusia. undverwandte Begriffe in ihrer Entwicklung vonHomer Σ Ω 147 Vgl. dazuC. E. vonErffa, AIΔ s. The bis Demokrit, Philologus Suppl. 30 H. 2, Leipzig 1937, 59ff.; D. L. Cairns, Aidō Psychology and Ethics of Honour and Shame in Ancient Greek Literature, Oxford 1993, 161ff.; C. Kemper, Göttliche Allmacht undmenschliche Verantwortung. Sittlicher Wert bei den archaischen Dichtern der Griechen, Diss. Bochum 1992, BAC 14, Trier 1993, 87ff. 148 Ehrenberg 1933 (1965a), 204; nach B. Snell, Tyrtaios unddie Sprache desEpos, Hypomnemata 22, Göttingen 1969, 9ff. (vgl. 21ff. 51) hatderBürger seinen Thymos aufdie Polis zu lenken; vgl. auch Stein-Hölkeskamp 1989, 123ff. 149 Vgl. Hom. Il. 24, 500. Dazu Latacz 1977, 157f.; Nafissi 1991, 91ff.; vgl. auch C. Kemper (vgl. Anm. 147), 98: „ Der Kern seiner (sc. Tyrtaios’) Kampfparänese ist jedoch, dass das Individuum sich im Kampf umdas Vaterland sittlich vervollkommnet.“ ι. ο ά χ μ ο ν μ υ 150 Vgl. POxy 3316 v. 14: γ 151 Kiechle 1963, 193. 152 Vgl. dazu Welwei 1974, 117ff.; Nafissi 1991, 84f. 89 zieht neben den 18–19-Jährigen auch die Epeunaktoi als vermeintliche Bettgenossen der spartanischen Frauen während des

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1. Eunomia

jährigen Einsatz fürdasGemeinwesen, dessen Existenz es zusichern galt, wurde allem Anschein nachnicht nurderBürgerverband erweitert, sondern diePolis für alle Beteiligten als Bezugsrahmen bekräftigt. Dadurch wurde sowohl eigensinnigemVerhalten Einzelner als möglicherweise auch Forderungen imZusammenςἀ ῆ ν α δ α μ σ ς, die densozialen Rahmen zu sprengen drohten, ό hang mit demγ entgegengewirkt. Dies sicherte schliesslich denvornehmen Familien ihre ungebrochene Führungsrolle. Auch wenndavon auszugehen ist, dass neue Bürger indenGemeindeverband einbezogen wurden153 unddamit auch die Verhältnisse in Lakonien einen festerenRahmen erhielten, sokanndies nochkeineswegs miteiner Konstituierung des lakedaimonischen Staates undentsprechenden Verfassungsregelungen gleichgesetzt werden. Auffallend ist darüber hinaus Tyrtaios’ Bemühen, die Kampfesflucht der Hopliten zu verhindern. Damit ist der Bürgerverband noch weit entfernt vondemIdeal des5. Jh., dasanhand vonLeonidas’Toddiebedingungslose Standhaftigkeit im Kampf propagierte.154 Eine rein militärisch ausgerichtete und entsprechend reglementierte Gesellschaft lässt sich aus dem Befund für das 7. Jh. jedenfalls nicht ableiten.155 Es stellt sich schliesslich die Frage, welche Ausprägung der Begriff des Bürgers in Sparta injener Zeit angenommen hatte undwelche Implikationen dies ις λ ό für die damalige Gesellschaft mit sich bringt. Während die Bezeichnung π für dasspartanische Gemeinwesen bei Tyrtaios klar hervortritt, fehlt nämlich der ςfür denBürger dieser Gemeinschaft. Der Status η ίτ λ ο entsprechende Begriff π der Hopliten kontrastiert einerseits mit demSchicksal des ausserhalb der Polis stehenden Bettlers undVertriebenen (Tyrt. fr. 6G-P), andererseits mit der unterjochten Bevölkerung (Heloten), die vondenspartanischen Herren abhängig war (Tyrt. fr. 5G-P). Aufgrund der Betonung des Damos ist zu vermuten, dass die politisch berechtigten Bürger in jener Zeit die in der entsprechenden Hesychςangenommen haben unddamit als auf μ ώ δ α Glosse überlieferte Bezeichnung δα dasWohl derganzen Gemeinschaft (und nicht nurderStadt) bezogene Personen λ ο ῖτα ι gekennzeichnet wurden.156 Wenn späterhin bei Xenophon157 derBegriff π fassbar ist, so umfasst dieser sowohl die ameigentlichen Bürgerrecht teilhabenden Spartiaten als auch die von den politischen Geschäften ausgeschlossenen Periöken.158 Dies gehört jedoch bereits einer späteren Entwicklung an, bei der sich der Bürgerbegriff über das ganze lakedaimonische Gebiet erstreckte159 und sich nicht ausschliesslich an der Teilnahmeberechtigung an der VolksversammMessenischen Krieges (Diod. 8, 21; Athen. 6, 271C-D) in Betracht; Ducat 1990, 61 Anm. 21. 170f. vermutet, dass die ‚gymnetes‘später in die Helotie absanken. 153 Vgl. auch Nafissi 1991, 50f. 89. 154 Vgl. dazuu. S. 113f. 143f. Furcht ist freilich auch bei Herodot noch einmitdenSpartanern verbundenes Motiv (vgl. dazuCragg 1976, 198ff.; ferner Rahe 1994, 127f.). 155 So auch Pritchett 1985, 17f. 156 Kahrstedt 1922, 46; Ehrenberg 1933 (1965a), 215. 157 Vgl. etwa Xen. Hell. 7, 4, 20ff. 158 Hampl 1937, 26f. 159 Vgl. Gschnitzer 1958, 61ff. 188.

1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra

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lung orientierte. Schon V. Ehrenberg hat festgestellt, dass die Periöken zur Zeit der Rhetra noch nicht als Mitglieder des lakedaimonischen Staates zu fassen ς, die die Bürger von den μ ώ δ α α sind.160 Die enger gefasste Bezeichnung δ Periöken scheidet, erweist sich daher aufdieser Stufe als adäquater. Sie sollte die vollberechtigten spartanischen Bürger in Zukunft freilich auch vondengrundlegend mitgestaltenden Politen, wie sie imAthen desmittleren 5. Jh. fassbar sind, unterscheiden.161 Da der Wehrverband durch dengemeinsamen Kampf in der Phalanx sowie denallen Vollbürgern zukommenden Landbesitzerstatus aninnerem Zusammenhalt gewonnen hatte unddurch dieRhetra grundsätzlich aufgewertet worden war, stellt sich zudem die Frage, ob sich zu diesem Zeitpunkt auch die später für die spartanischen Bürger typische Bezeichnung der‚Homoioi‘einbürgerte, wiedies verschiedentlich angenommen wurde.162 O. Schulthess vertrat demgegenüber die Meinung, dass dererst bei Xenophon fassbare Homoioi-Begriff relativ spät entstand bzw. erst im Zuge der zunehmenden Verarmung und Entrechtung von Bürgern zu Hypomeiones aufkam.163 Dieser Ansatz ist schon von V. Ehrenberg kritisiert worden, dadie Besitzer der grossen Güter keinen Grund gehabt hätten, sich mit denübrigen Bürgern auf eine Stufe zu stellen; im weiteren stellte er zu Weder die unproblematische Gleichheit einer rekonstruierbaren Recht fest: „ Frühzeit noch die Ungleichheit des achten und siebenten Jahrhunderts konnte diesen Ehrennamen schaffen.“164Ehrenberg wollte den Begriff demgegenüber für sein Konzept der Neuordnung im 6. Jh., bei der sich die Bürgerschaft als ganzes einer einheitlichen Gestaltung unterstellt hätte, in Anspruch nehmen. Wie unten zuzeigen sein wird, ist eine solche Reform jedoch nicht zusichern, underst später gab es einleuchtende Gründe, die mit dem im Zuge der Perserkriege aufkommenden politischen Übergewicht vonEinzelnen zusammenhängen, inder spartanischen Polis Gleichheit zuproklamieren. Die Formulierung desHomoioiPrinzips ist damit fürdas7. Jh. abzulehnen undwirdin anderem Zusammenhang nochmals zudiskutieren sein.165

1.2.5. Heloten undPeriöken: Einbindung vonAbhängigkeitsverhältnissen in dasGemeinwesen

AusTyrtaios (fr. 5G-P) wirddeutlich, dass zumindest Teile Messeniens nach der Zeit des ersten Messenischen Krieges unterjocht waren und die Bewohner die ι) abliefern und beim τα ό π εσ Hälfte ihrer Erträge den spartanischen Herren (δ 160 Ehrenberg 1933 (1965a), 215ff.; vgl. dazu u. S. 63. 136. 161 Dazu Hj. Reinau, Die Entstehung des Bürgerbegriffs bei den Griechen, Diss. Basel 1981. 162 Vgl. etwa Lazenby 1985, 75f. 163 O. Schulthess, RE 8, 1913, 2254ff. s. v. Homoioi, der zu Recht betont, dass die Bezeichnung keine satirische Spitze besitzt unddamit nicht vonGegnern Spartas geprägt worden sein kann (2257). 164 Ehrenberg 1933 (1965a), 218f. 165 S. u. S. 136f.

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1. Eunomia

Tod ihres Gebieters umdiesen klagen mussten.166 Für diese Personengruppe ist also anzunehmen, dass sie imZusammenhang mitdenMessenischen Kriegen zu Heloten degradiert167 undwie die lakedaimonischen Heloten als Zulieferer für spartanische Bürger eingesetzt wurde. Pausanias rechnete an einer Stelle (4, 11, 1) bereits für denersten Messenischen Krieg mit derBeteiligung vonHeloten undPeriöken imHeer, undfür den zweiten Krieg wird eigens die Aufnahme von Heloten in den Heeresverband erwähnt (4, 16, 6).168 Ein Einbezug derHeloten in denPhalanxkampf ist –anders als bei den Periöken –jedoch fragwürdig. Die bei Tyrtaios erwähnten Gymnetes (fr. 8G-P v. 35) sind–wieoben dargelegt wurde –kaumals Heloten, sondern als freie Bevölkerungsteile zu interpretieren, die in den Bürgerverband aufsteigen konnten. Die Heloten sind zumersten Mal unter Kleomenes im Felde fassbar (Hdt. 6, 81) und fungierten in den Perserkriegen aufgrund von Herodot wohl nicht nurals persönliche Begleiter derSpartiaten (7, 229. 9, 80. 85), sondern auch als leichtbewaffnete Mitkämpfer (9, 10. 28f.).169 In Form einer solchen Hilfsmannschaft waren sie möglicherweise schon für den frühen Hoplitenverband tätig.170 Trotz derpersönlichen Bindung anihre Gebieter wirdausspäteren Nachrichten deutlich, dass die Heloten nur bedingt Eigentum des einzelnen Bürgers waren.171 Freigelassen werden konnten sie nur von der spartanischen Gemeinschaft und blieben damit offiziell unter deren Obhut.172 Die Bindung an die Gemeinde kommt ferner darin zumAusdruck, dass die Heloten nach derAussage Herodots (6, 58) an den Begräbnissen der Könige teilnehmen mussten. Auch wenn wir die Modalitäten über die Zuteilung derHeloten nicht näher kennen, so scheint es dochnaheliegend, dass durch dieses Grundprinzip dieMöglichkeit, mit Heloten Sklavengeschäfte zu betreiben, eingeschränkt wurde. Dadurch wurde offenbar auch einer möglichen Quelle für persönlichen Machtzuwachs einzelner Bürger entgegengewirkt bzw. derAusgleich in derführenden Oberschicht weiter gefördert. Die Dienstbarkeit des unterdrückten Bevölkerungsteils sollte sich auf das Interesse der ganzen Bürgerschaft beziehen.173 Auch die Profilierungsmög166 Vgl. dazu Lotze 1959, 28ff.; Bockisch 1985, 43ff.; Link 1994, 2f. 167 Ehrenberg 1973, 35. 168 Vgl. Iust. 3, 5, 6; Athen. 6, 271C-D; dazu Kiechle 1963, 192; Welwei 1974, 117ff.; Bockisch 1985, 37ff. 169 Ducat 1990, 157f. (zu denHeloten als Hopliten 159ff.). Die Periöken sind zumersten Mal imJahre 480 imHeeresdienst zuerschliessen (Diod. 11, 4, 2. 5; Isokr. 4, 90; vgl. Cartledge 1979, 204). Vgl. ferner demnächst P. Hunt, Helots at the Battle of Plataea, Historia 45, 1996 (im Druck). 170 Welwei 1974, 119f. 171 Ducat 1990, 101. 172 Strab. 8, 5, 4; Paus. 3, 20, 6. 173 Die im Artemis Orthia-Heiligtum gefundenen undfür das 6. Jh. typischen Masken weisen nach E. David (1989b, 11ff.) in ihrer grotesken Ausprägung möglicherweise auf die Verspottung unterprivilegierter Bevölkerungsgruppen (Heloten); Ähnliches wird auch für die grotesken Komastentänzer bei Symposionsszenen vermutet (Nafissi 1991, 221f.). Zur Initiationsthematik F. Graf, Nordionische Kulte, Rom 1985, 87f.; Vernant 1989, 181ff. J. B. 383 leitet die Masken von nahöstlichCarter, The Masks of Ortheia, AJA 91, 1987, 355–

1.2. Tyrtaios, Alkman unddie Grosse Rhetra

53

lichkeiten durch Begünstigung oder Befreiungsangebote fielen daher vorerst aus undwaren auch späterhin nursehr beschränkt möglich.174 Von den Periöken ist zur Zeit der Rhetra keine Nachricht überliefert. U. Kahrstedt ging von einer ursprünglichen Bindung an die Könige aus, die auch späterhin im Periökengebiet Ländereien besassen175 undvon den Bewohnern – wenn wohl auch nurin Einzelfällen –gewisse Steuern bezogen.176 Ferner hatten die Periöken teilweise ebenfalls andenBegräbnissen der Könige teilzunehmen, wie wir aus Herodot (6, 58) erfahren. In klassischer Zeit lag die Justiz über die Periöken bei denEphoren,177 wobei aber unklar bleibt, ob sie auf diesem Gebiet die Könige ablösten. Ebenfalls erst in späterem Zusammenhang wird deutlich, dass die Periöken zwar „eine gewisse kommunale Selbständigkeit“genossen, aber nurPoleis imunpolitischen Sinn von‚festen Orten‘bildeten.178 Die Integration in den lakedaimonischen Staatsverband basierte einerseits auf der wirtschaftlichen Bedeutung der Periöken, andererseits auf deren Teilnahme an militärischen Unternehmungen.179 Die Periöken waren dadurch künftig zwar Bürger des lakedaimonischen Staates, ohne jedoch wirkliche Autonomie zu geniessen.180 Diese Verhältnisse können aber nicht auf das 7. Jh. übertragen werden, denn der Staat der Lakedaimonier lässt sich erst im 6. Jh. fassen.181 Im Hinblick aufdieRhetra kann lediglich davon ausgegangen werden, dass durch dieNeueinweisung der Spartiaten in die Phylen undOben der Abstand zu den Periöken verdeutlicht wurde.182 Sowohl Staat als auch Gesellschaft befanden sich in der zweiten Hälfte des 7. Jh. imFluss undhatten durch dieNeuordnung keineswegs einen festen Abschluss gefunden. Die Analyse der Grossen Rhetra sowie von Tyrtaios und Alkman ergibt, dass eine umfassende Festlegung dergesellschaftlichen undmilitärischen Grundordnung, wie sie bei Herodot erstmals in ihrer Topik deutlich sichtbar wird, nicht feststellbar ist. Die führenden Familien wurden ins Gemeinwesen eingebunden, ohne ihren Vorrang einzubüssen. DawirEnde 7. Jh. undAnfang 6. Jh. keine weiteren Anzeichen für innere Auseinandersetzungen mehr haben, scheint diese ‚Taktik‘, die als Selbstregulierung der Oberschicht aufzufassen ist, vorerst auch erfolgreich gewesen zusein.

punischen Vorbildern ab, vondenen die spartanischen Exemplare jedoch deutlich differie-

ren.

174 ZumRegenten Pausanias s. u. S. 123ff. 175 Xen. Lak. pol. 15, 3; vgl. dazu Gschnitzer 1958, 63 Anm. 7; Link 1994, 10. 60. 176 Kahrstedt 1922, 75ff.; vgl. dazu kritisch Hampl 1937, 43f.; Cartledge 1979, 180. 177 Isokr. 12, 181. 178 Hampl 1937, 48f. 179 Clauss 1983, 106ff. 180 Hampl 1937, 26f. 33f.; Gschnitzer 1958, 61ff. 175. 188. 190. 181 S. u. S. 63. 182 Vgl. Lenschau 1937, 279; Gschnitzer 1958, 65 Anm. 12.

2. HERRSCHAFTSRATIONALISIERUNG IM PELO-

PONNESISCHEN BUND UNDLAKEDAIMONISCHEN STAAT Als wesentliches Moment in der Herausbildung der spartanischen Verfassung wurden in der Forschung neben derNeuordnung durch die Grosse Rhetra insbesondere dieVeränderungen derZeit um550 bezeichnet, diesowohl daspolitische als auch das kulturelle Gebiet betroffen und insgesamt den nach aussen abgeschlossenen, das Individuum negierenden Charakter der spartanischen Gesellschaft herbeigeführt hätten.1 V. Ehrenberg warsogar soweit gegangen, dieGrosse Rhetra mit diesen Änderungen in Verbindung zu bringen unddie Reformen insgesamt dem späteren Weisen Chilon zuzuweisen.2 Als Komponenten der Neuerungen immittleren 6. Jh. wurden neben derGründung des sog. Peloponnesischen Bundes unddemAufstieg desEphorats auch derWandel zudererstmals von Thukydides (1, 18)3 erwähnten antityrannischen Politik unddie Verwirklichung des staatlichen Erziehungssystems (Agoge) angenommen, in deren Folge zugleich ein kultureller Zerfall eingesetzt habe. Während die antityrannische Politik in der Forschung längst als ‚Mythos‘ erkannt worden ist, ist erst in jüngerer Zeit auch aufdasWeiterleben derspartanischen Kunstproduktion bis zu denPerserkriegen intensiver aufmerksam gemacht worden.4 Imfolgenden geht es zunächst darum, dieEntstehung des Peloponnesischen Bundes als längerfristigen Prozess zu charakterisieren und ihn als Ausgangspunkt fürdie weitere Ausprägung desspartanischen Staates zubetrachten. Dabei ist zuuntersuchen, inwiefern sich durch die Organisation desBundes daspoliti-

sche Handlungsfeld erweiterte und welche Rückwirkungen sich aus der Bewältigung derdamit verbundenen Aufgaben auf die innenpolitischen Strukturen ergaben. Schliesslich sinddieAnzeichen füreine kulturelle Wende immittleren 6. Jh. zu untersuchen, um auf die Frage der Reformpolitik bzw. ‚Vollendung‘ des spartanischen ‚Kosmos‘zurückzukommen.

2.1. MACHTSTABILISIERUNG DURCH EXPANSIONSBESCHRÄNKUNG UND BÜNDNISBILDUNG Für die Zeit vor der Mitte des 6. Jh. liegen bei Herodot –denGesetzen von ‚oral tradition‘ folgend –nur noch vereinzelte Reminiszenzen vor:5 Hinsichtlich der ersten Hälfte des 6. Jh. ist aus seinen Schilderungen (1, 65ff.) nur zu erfahren, 1 2 3 4 5

S. o. S. 12ff.

Ehrenberg 1925, 46ff. Vgl. Plut. de Herod. mal. 21 = mor. 859C.

S. o. S. 17 Anm. 44.

Ausführlich dazu Vannicelli 1993, 21ff.

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2. Herrschaftsrationalisierung imPeloponnesischen Bund

dass Sparta unter den Königen Leon undAgasikles verschiedene Kriege gegen arkadische Städte führte undin allen ausser demjenigen gegen Tegea erfolgreich war;6 daraus hätten schliesslich schwere Bedrängnisse resultiert, wie insbesondere auch ausjener schmachvollen Niederlage hervorgeht, bei derdie überlebenden Spartiaten in tegeatische Gefangenschaft gerieten.7 Zur Zeit des Kroisos bzw. unter den Königen Anaxandridas undAriston sollen die Spartaner schliesslich auch gegen Tegea siegreich gewesen sein, nachdem sie aufWeisung desOrakels von Delphi die Gebeine des Orestes geholt hatten (vgl. 9, 26).8 Herodot hob Sparta dementsprechend alsWahlpartner desnach demmächtigsten griechischen Verbündeten suchenden Kroisos heraus (1, 69f.; vgl. 1, 6. 3, 47),9 dessen Person

denAusgangspunkt für seine Schilderung derPerserkriege darstellt.10 Eroberungsabsichten Spartas gegenüber Arkadien wurden nach dem von Herodot (1, 65, 3) wiedergegebenen Orakel vonDelphi offenbar abgelehnt11 und nach demSieg über Tegea nicht mehr weiterverfolgt. Tegea liess sich territorial nicht vereinnahmen, sondern wurde von Sparta allem Anschein nach als Bündnispartner in die Pflicht genommen, wie dies zuvor wohl schon mit dementfernteren Elis der Fall gewesen war.12 Offenkundig ist, dass sich Sparta am Ende seiner expansiven Möglichkeiten sah. Dies geht sowohl ausSpartas propagandistischen Aktionen als auch ausweiteren konkreten Problemen hervor. Herodots Geschichte von den Gebeinen des Orest findet angesichts der Translation des Theseus nach Athen (um 475) im 5. Jh. zwar einen aktuellen Vergleich,13 ist aber dennoch im Kern historisch glaubhaft, zumal ein weiteres Unternehmen dieser Art überliefert ist. Pausanias (7, 1, 8) berichtet von der Überführung der Gebeine von Orests Sohn Teisamenos aus dem achaiischen Helike nach Sparta. Aufgrund dieser ‚Heimholungen‘ ist zuvermuten, dass sich die Spartaner immittleren 6. Jh. verstärkt ideologisch gegenüber ihren Nachbarn abgesichert haben, indem sie ihren dorischen Ursprung hinter den achäischen Wurzeln zurücktreten liessen und sich dadurch als Erben der –auch kultisch 6 Kämpfe sind auch gegen Pisa (Strab. 8, 3, 30) undArgos zuvermuten; vgl. Busolt 1893, Bd. 1, 705f.; Hooker 1980 (1982), 130.

7 Zurspäteren Überlieferung vgl. Vannicelli 1993, 65ff. Leahy 1958 versucht, dieNiederlage bei Orchomenos (Diog. Laert. 1, 115) mit demFeldzug gegen Tegea zuverbinden. 8 Dazu Vannicelli 1993, 57ff.

9 Zu dem fraglichen Bündnis (Bengtson 1975, 12 Nr. 113) vgl. Klein 1973, 69; Cartledge 1979, 138; skeptisch insbes. Crahay 1956, 198f., deres als Erfindung zurZeit des Kleomenes wertet; vgl. auch Bichler 1985, 66f. 10 Zur Überlieferung zu Kroisos vgl. H. I. Flower, Herodotus andDelphic Traditions about Croesus, in: Georgica, Festschr. G. Cawkwell, hrsg. v. M. A. Flower u. M. Toher, BICS 77. Suppl. 58, London 1991, 57– 11 Zur Möglichkeit eines ‚ex post‘-Orakels vgl. Crahay 1956, 153ff.; Moretti 1962, 22; Fontenrose 1978, 123f.; anders Parke-Wormell 1956, Bd. 1, 94. 97. 12 Mit einem Bündnis mitElis (um570) rechnen Wickert 1961, 13ff. undTausend 1992, 167. 171f., derjedoch zuweit geht, a priori eine Klausel fürmessenische Flüchtlinge (dazu u. S. 59f. 127) anzunehmen. 13 DazuJ. vonUngern-Sternberg, DasGrab desTheseus undandere Gräber, in: Antike in der 329; zuletzt H. J. Walker, Moderne, hrsg. v. W. Schuller, Xenia 15, Konstanz 1985, 321– Theseus andAthens, NewYork/ Oxford 1995, 55ff.

2.1. Machtstabilisierung

durch Expansionsbeschränkung

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verehrten (Paus. 3, 19, 6. 9) –panhellenischen Fürsten Menelaos undAgamemnondarstellten.14 Mit diesem Konzept wurde einerseits möglicherweise die Abkehr von Eroberungsabsichten undZuwendung zur friedlichen Koexistenz mit den nördlichen Nachbarlandschaften markiert, andererseits die Stadt aber auch propagandistisch als Führungsmacht hervorgehoben. Diese Propaganda wurde später von Kleomenes weiterverfolgt, indem er sich im Jahre 508/7 anlässlich seines zweiten Einfalls in Attika bei der Athenapriesterin zum Achaier erklärte (Hdt. 5, 72).15 Die Berufung auf Agamemnon diente imVorfeld derPerserkriege schliesslich als Argument für den Vorrang im Hellenenbund (Hdt. 7, 159). Probleme dürften sich in Sparta auch durch ein Erdbeben ergeben haben, das bei Cicero (div. 1, 112; vgl. Plin. nat. 2, 191) aufgrund derPrognose des Anaximander für die erste Hälfte des 6. Jh. überliefert ist. Archäologische Befunde zeigen, dass es wohl in diesem Zusammenhang um 570/60 zum Neubau der Tempel für Artemis Orthia undAthena Poliachos kam.16 Es ist anzunehmen, dass mitderNeugestaltung zentraler Bauten derPolis dieGemeinschaft ideell gestärkt werden sollte. Gleichzeitig dürfte in dieser Zeit aber auch ein besonderer Bedarf anGeldmitteln entstanden sein, so dass eine Zuwendung, wie sie Kroisos gemäss Herodot (1, 69) für die Apollonstatue von Thornax gemacht haben soll, sehr willkommen gewesen sein dürfte.17 Es ist daher zuvermuten, dass ein allfälliger Kontakt mit Kroisos vonderHoffnung auf finanzielle Vorteile begleitet warund damit auch derLösung interner Probleme zuträglich sein sollte. DasInteresse, im ionischen Raum einzugreifen, erwies sichjedenfalls als nurgering (s. u.). Weitere Schwierigkeiten ergaben sich auch mit Argos. Als Kroisos die Spartaner um Hilfe anging (das üblicherweise genannte Datum 547 lässt sich nicht erhärten),18 lagen diese nach Herodot (1, 82) mit Argos im Streit um die Thyreatis. Dabei sei ein Kampf von je 300 Hopliten organisiert worden, von denen nurdrei überlebten; damansich nicht über denSieg einigen konnte, kam es zu einem weiteren verlustreichen Kampf, aus dem die Spartaner siegreich hervorgingen; die Spartaner sollen daraufhin das Gesetz erlassen haben, das das Tragen von langen Haaren vorschrieb; Othryades, der als einziger von den Spartiaten übriggeblieben war, soll sich dasLeben genommen haben.

14 Vgl. dazu Leahy 1955, bes. 36f.; Cartledge 1976c, 26; Cartledge 1979, 139; Huxley 1983, 6ff.; Tausend 1992, 172; Malkin 1994, 26ff. Hilfestellung hatin dieser Angelegenheit auch der unteritalische Dichter Stesichoros (sowie nach ihmSimonides) geboten, der Agamemnon in Sparta ansiedelte: fr. 216PMG = Schol. Eurip. Or. 46; vgl. Pind. Pyth. 11, 15ff. und Philod. De mus. p. 18 (Kemke), der Stesichoros sogar zuschreibt, in Sparta Streitigkeiten geschlichtet zu haben. D. Boedeker (1993) erkennt in dem Transfer auch wesentliche innenpolitische Absichten zur Unterordnung der führenden Familien in die Polis. 15 S. u. S. 88f. Damit grenzte er sich freilich auch gegen seinen Halbbruder Dorieus (s. u. S. 69f.) ab; dazu Malkin 1994, 42f. 16 Vgl. Cartledge 1976c, 26; Cartledge 1979, 119. 17 Nach Pausanias (3, 10, 8) wurde das Gold des Kroisos für Apollon Pythaeus vonAmyklai verwendet.

18 Vgl. D. Fehling, Die sieben Weisen unddie frühgriechische Chronologie, Bern/ Frankfurt a. M./ New York 1985, 134ff.

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2. Herrschaftsrationalisierung imPeloponnesischen Bund

Die Geschichte diente also nicht nurals aitiologische Erklärung einer spartanischen Sitte, sondern ist auch vom Erfahrungshorizont undSpartaideal des 5. Jh. geprägt, das die Elitetruppe der 300 Hippeis nach der Schlacht an den Thermopylen glorifizierte.19 Die genauen Ereignisse müssen daher historisch fragwürdig bleiben. Die Kynouria blieb weiterhin ein Zankapfel zwischen denbeiden Städten, wobei die Auseinandersetzung um Thyrea insbesondere im Peloponnesischen Krieg neue Aktualität erhielt.20 Es bleibt daher nur, dass aus einem Sieg über Argos die Kontrolle Spartas über die Thyreatis resultierte; dabei dürfte es denSpartanern auch gelungen zusein, dieInsel Kythera denArgivern zuentreissen.21 Ein Bündnis wie mit Tegea konnte nach denmilitärischen Erfolgen jedoch nicht geschlossen werden. Die bisherigen Studien zurEntstehung desPeloponnesischen Bundes legten dar, dass im Anschluss an Tegea nach der Mitte des 6. Jh. eine ganze Reihe anderer peloponnesischer Städte, darunter Sikyon22 undKorinth,23 durch Bündnisverträge dauerhaft an Sparta gebunden wurde.24 Voraufgehende militärische Eingriffe gegen die Kypseliden in Korinth undAmbrakia sowie gegen Aischines als letzten Tyrannen vonSikyon, wiesie Plutarch (mor. 859C-D = deHerod. mal. 21) berichtet, finden in der frühen Überlieferung keine Stütze undsind als Teil der Sparta-Legende erkenntlich.25 Sparta dürfte es angesichts seines militärischen Gewichtes aber gelungen sein, grosse Teile derPeloponnes in seinen Bann zu ziehen undsomit die eigene Position, insbesondere auch gegen die Konkurrenz vonArgos, längerfristig abzusichern. Durch dasneue System vonVerträgen konnte sich die Stadt auch fürdieZukunft als dominierende Macht derHalbinsel und gewichtigster Konkurrent des aufstrebenden Athen etablieren. Nach dem Zeugnis von Herodot (1, 68, 6) soll nunder grösste Teil der Peloponnes Sparta ) gewesen sein. Darunter ist allerdings eine Forη μ έν μ α τεσ τρ α unterworfen (κ athenische Propaganda“im späteren 5. Jh. mulierung zu vermuten, mit der die „ „ denVorwurf derUnterdrückung derSeebundstädte“erwiderte.26 G. L. Cawkwell hatdemgegenüber neuerdings eine andere Sicht des spartanischen Bündnissystems entwickelt, dassich nachihmbis zumersten Peloponne19 Zu den Hippeis s. u. S. 61. ZumMythos des Othryades (als Vorläufer vonLeonidas) s. u. S. 113. 20 ImJahr 431 siedelten die Spartaner die vondenAthenern vertriebenen Aigineten in Thyrea an, wosie 424 erneut vondenAthenern angegriffen wurden (Thuk. 2, 27. 4, 56); 420 wurde eine vertragliche Abmachung zwischen Sparta und Argros über künftige kämpferische Herausforderungen im Hinblick auf die Kynouria getroffen (Thuk. 5, 41). 21 S. u. S. 62f. 22 Vgl. dessen Beteiligung amArgos-Feldzug des Kleomenes um494 (s. u. S. 92f.): Hdt. 6, 92; dazu Wickert 1961, 18f.; Tausend 1992, 169. 23 Vgl. die Begleitung im Samos-Feldzug um 525/4: Hdt. 3, 48; dazu Wickert 1961, 15ff.; J. B. Salmon, Wealthy Corinth. A History of the City to 338 BC, Oxford 1984, 240ff.; Tausend 1992, 170f.

24 Wickert 1961, 8ff.; Tausend 1992, 167ff.; de Ste. Croix 1972, 123. 333f. rechnet noch vor Ende 6. Jh. auch mit Megara undAigina als Bündnispartnern. 25 Bernhardt 1987, 263f. 267ff.; ferner V. Parker, Historia 42, 1993, 411f. 26 Raaflaub 1985, 158f.

2.1. Machtstabilisierung durch Expansionsbeschränkung

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sischen Krieg nur in Form von gegenseitigen Schutzabkommen (ἐ π ιμ α χ ία ι) gestaltet haben soll.27 Diese Theorie hatdenVorteil, denPeloponnesischen Bund als allmählich gewachsene Organisation zucharakterisieren, doch halten die von Cawkwell vorgebrachten Argumente imeinzelnen einer kritischen Prüfung nicht stand. Zu leichtfertig geht er mittels Spätdatierung über den Vertrag mit den Aitoloi Erxadieis (SEG XXVI, 461) hinweg, dendieMehrheit derForscher (wohl allzu früh) an den Anfang des 5. Jh. setzt und als Beleg für die Hegemonie Spartas gegenüber denMitgliedern desPeloponnesischen Bundes gelten lässt, so dass die Bundesgenossen auch im Falle eines Angriffskrieges zur Heeresfolge verpflichtet werden konnten.28 Nicht zwingend ist dabei, dass dieBündnispartner bei jedem Kriegszug aufgeboten wurden –die entsprechende Praxis wird später noch zuverfolgen sein. Cawkwell geht andererseits zuweit, wenn er für das6. Jh. eine Autonomiegarantie κ annimmt, wie sie imJahre 418/17 im Bündnis zwischen ια τρ ττ ά α π ὰ Argos undSparta zubeobachten ist (Thuk. 5, 77. 79). Das Konzept derAutonomie kristallisierte sich erst später in der Auseinandersetzung mit demAttischen Seebund heraus,29 auch wenn durch die Abgabenfreiheit und die selbständige Regelung der inneren Angelegenheiten im Peloponnesischen Bund von Anfang an zwei wesentliche Voraussetzungen dafür gegeben waren. Die Selbständigkeit dermit Sparta verbundenen Poleis wurde –in gewisser Analogie zudenPeriöken –geradezu als Herrschaftsmittel derFührungsmacht eingesetzt.30 Im weiteren ist Cawkwell zwar beizupflichten, dass der von Aristoteles (fr. 592R = Plut. Q. G. 5; vgl. Q. R. 52) kommentierte Vertrag zwischen Sparta und Tegea nicht unbedingt ins mittlere 6. Jh. gehört bzw. im 5. Jh. besser erklärt werden kann,31 doch schliesst dies ein voraufgehendes Bündnis mit Tegea nicht grundsätzlich aus. Die Tegeaten mussten sich in demüberlieferten Vertrag vernützlich zu machen“ pflichten, Messenier aus dem Land zu weisen und nicht „ ςπ η (χ ο ιε ρ σ ), wasAristoteles als Verbot erklärte, jemanden wegen Unterτο ῖν ὺ stützung vontegeatischen ‚Lakonisten‘zutöten. Nachderallgemein akzeptierten Interpretation von F. Jacoby bezeichnete die überlieferte Formulierung ein Verbot, messenischen Flüchtlingen das Bürgerrecht zu verleihen.32 Dadurch wäre 27 Cawkwell 1993, bes. 368. 372. 6; dazu Gschnitzer 1978, 35. 40; Steinbrecher 1985, 54f. 71; Tausend 1992, 28 Vgl. Z. 4– 174ff.; A. Gräber, ZRG 109, 1992, 141ff.; vgl. dagegen Cartledge 1976a und Cartledge 1978b, der ein Datum um425 vorschlägt, während Kelly 1978 undBaltrusch 1994, 22f. den Vertrag sogar andenAnfang des4. Jh. hinunterrücken; Cozzoli 1985 erwägt eine Datierung imAnschluss andie Ansiedlung derMessenier in Naupaktos in derMitte des 5. Jh. (s. u. S. 127); indieser Zeit ist derVertrag aucherstmals als Antwort aufdasathenische Inschriftenwesen denkbar, für das die Spartaner keine vergleichbare Praxis hatten. Gegen eine anfängliche Hegemonieklausel Wickert 1961, 30f.; vgl. dagegen de Ste. Croix 1972, 108ff. 29 Vgl. dazu u. S. 140f. 30 Vgl. dazu auch Cartledge 1979, 178f. 31 Cawkwell 1993, 368ff. Vgl. auch Cartledge 1979, 138f.; Vannicelli 1993, 62. 65; weitere Lit. bei Baltrusch 1994, 19 Anm. 88. 32 F. Jacoby, CQ 38, 1944, 15f.; vgl. Bengtson 1975, 11 Nr. 112.; Tausend 1992, 168. Der 16 enthielt ein Vertrag zwischen Sparta undden Aitoloi Erxadieis (SEG XXVI, 461) Z. 14–

2. Herrschaftsrationalisierung imPeloponnesischen Bund

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verhindert worden, dass Messenier in Tegea Unterschlupf fanden undvon dort aus antispartanische Propaganda betreiben konnten. Schiebt man die Erklärung desAristoteles nicht gänzlich zurSeite,33 so kann derVertrag in derTat nicht mit einem militärischen Bündnis aus der Mitte des 6. Jh. gleichgesetzt werden. L. Moretti wies darauf hin, dass die Tätigkeit von ‚Lakonisten‘ erst im Zuge der Auseinandersetzungen des 5. Jh denkbar ist, so dass dervorliegende Vertrag erst im Anschluss an das grosse Erdbeben zustande gekommen sein könnte.34 Tegea gab allerdings auch nach der Mitte des 6. Jh. weiterhin Anlass zu Auseinandersetzungen, und die kriegerische Konfrontation mit Sparta in den 470er Jahren ist amehesten als Versuch zuverstehen, sich ausdemPeloponnesischen Bund zubefreien.35 Zudem fungierte Tegea verschiedentlich als Zufluchtsort fürvertriebene Spartiaten.36 Die Stadt bildete daher einen Hort fürWiderstand im lakedaimonischen Staat, der zusätzliche militärische Bereitschaft erforderte. Auch wenn das Messenierproblem vonHerodot nicht angesprochen underst bei Thukydides (1, 18) zu einem Leitmotiv spartanischen Handelns wurde, war Sparta zur Sicherung des messenischen Untertanengebietes auf eine möglichst dauerhafte militärische Stärke undaussenpolitische Stabilität angewiesen. Bündnisse mit einer Hegemonieklausel dürften das spartanische Kriegspotential in dieser Hinsicht wesentlich verstärkt haben undsind daher weiterhin vonAnfang an anzunehmen. Festzuhalten ist auch an der Meinung, dass der Peloponnesische Bund eine mehrere Jahrzehnte umfassende Genese durchlaufen hat, bei der nach undnach neue Mitglieder einzeln anSparta gebunden wurden. Diese Entwicklung bedingte im Verlaufe der Zeit organisatorische Änderungen undvertragliche Neuerungen. Auf die erst umdas Jahr 504 fassbare Bundesversammlung ist im nächsten Abschnitt noch einzugehen. Entscheidend ist in unserem Zusammenhang zudem, dass bei derFormierung desBundes keine Anzeichen zubeobachten sind, die die Änderung der spartanischen Territorialpolitik in das Umfeld von umfassenden Reformmassnahmen stellen oder auf die Planung einer einzelnen Behörde bzw. eines „Neugründers“hinweisen. Auch derPeloponnesische Bund warnicht Teil eines einmaligen Reformwerkes undkann nicht auf dasWirken einer Einzelpersönlichkeit zurückgeführt werden.37

Verbot derAufnahme (?) vonFlüchtlingen (Verbannte ausSparta ?)(dazu Gschnitzer 1978,

daher imZusammenhang mit demHelotenaufstand von490 (dazu u. S. 100) stehen. 45 wieder ΙN, CQ 44, 1994, 40– ΙΕ Ο Π Σ Υ Ο Σ Τ Η Ρ 33 Sie wird neuerdings von Th. Braun, Ξ

8f. 40) undkönnte vertreten.

34 Moretti 1946, 101ff.; Moretti 1962, 46ff. 35 Vgl. Hdt. 1, 68, 6. 5, 49, 7. 9, 35. 37; dazuWickert 1961, 52ff.; Vannicelli 1993, 63f.; ferner u. S. 122f. 36 Hdt. 5, 72 (Leotychidas); vgl. auch 6, 74 (Demaratos) und9, 37 (Seher Hegesistratos). 37 So auch Klein 1973, 48 (insbes. gegen Toynbee 1969, 259f.).

2.2. Erweiterung despolitischen Handlungsfeldes

61

2.2. ERWEITERUNG DES POLITISCHEN HANDLUNGSFELDES

Im folgenden ist zu fragen, inwiefern sich aus derFormierung des Peloponnesischen Bundes neue staatliche Aufgaben entwickelten undin welchem Verhältnis diese zudemweiteren Verlauf derspartanischen Verfassungsgeschichte standen. Aus Herodot (1, 67) erfahren wir, dass der Agathoerge (Wohltäter) Liches die Gebeine des Orestes nach Sparta herbeigeschafft habe, so dass hier ein ansonsten nirgends belegtes spartanisches Amt fassbar wird. Dieses ist offensichtlich auch demPublikum des 5. Jh. wenig vertraut unddurch die Erklärung des Erzählers als Institution der ausgehenden archaischen Zeit glaubhaft. Nach Herodot sollen die Agathoergen durch fünf jährlich als Älteste aus denHippeis

(Ritter) ausscheidende Männer gestellt worden sein, die während eines Jahres Gesandtschaften zu übernehmen hatten. Dadurch wird nicht nur die Existenz eines (ursprünglich berittenen) Elitekorps bekräftigt, sondern auch die Verbindung dieser Institution mit den politischen Ämtern belegt. Die für das Amt der Agathoergen ins Auge gefassten Leute wurden nicht gewählt, sondern in einem an militärischem Verdienst und Alter orientierten Turnus rekrutiert.38 Die als Rekrutierungsbasis dienenden Hippeis wurden nach demspäteren Zeugnis Xenophons von den drei als Anführer fungierenden Hippagreten ausgesucht, die ihrerseits von den Ephoren gewählt waren.39 Hippeis und Agathoergen waren damit der Kontrolle einer politischen Institution unterstellt. Der Verband der 300 begegnet erstmals im oben geschilderten legendären Kampf umdie Thyreatis, bei demer als Elitekorps von Hopliten fungiert. Während W. K. Pritchett diese Kämpfer als Promachoi identifiziert und ihre Zahl dementsprechend (entgegen Herodot) aufje 150 reduziert,40 setzt M. Nafissi für sie eine Art Demokratisierung desursprünglich exklusiveren Hippeis-Verbandes voraus.41 Zubeachten ist, dass die 300 in derFolge als Mannschaft desLeonidas an den Thermopylen (Hdt. 7, 202) und mit Arimnestos im Kampf gegen die aufständischen Messenier (9, 64) Ruhm erlangten unddamit einer Idealisierung unterzogen wurden, wie sie Sparta allgemein imZuge derPerserkriege erfahren hat.42 Als Leibgarde imFelde rechnete Herodot (6, 56) zudem noch grundsätzlich miteiner Truppe von 100 auserwählten Kämpfern, wasfreilich auch einer Abteilung der 300 entsprechen könnte. Die Institution der 300 Hippeis ist aber für das 6. Jh. nicht sicher zubelegen.43 Anhand derNachricht über die Agathoergen zeigt sich dennoch, dass Sparta in diesem Bereich ein elitäres Auswahlverfahren entwickelt hatte, das die In38 39 40 41 42

Vgl. dazu auch Hodkinson 1983, 248f. Xen. Lak. pol. 4, 3. Pritchett 1985, 27. Nafissi 1991, 153ff.

S. u. S. 113. 118. Zum topischen Charakter der Zahl 300 dezidiert D. Fehling, Die Quellenangaben bei Herodot, Berlin / NewYork 1971, 159 (erweiterte engl. Übers. Leeds 1989, 222); vgl. auch Moretti 1962, 31ff. ῖςrechnet erst ab der Perserkriegszeit mit ε π 43 E. Lammert, RE 8, 1913, 1697(ff.) s. v. Ἱπ dieser Institution.

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2. Herrschaftsrationalisierung imPeloponnesischen Bund

pflichtnahme der hervorragendsten Bürger implizierte. Daraus ergab sich für ambitionierte Spartiaten die Möglichkeit, sich für die Polis zu betätigen und internationale Kontakte zu knüpfen. Die Agathoergen ergänzten darüber hinaus einen herkömmlichen Aufgabenbereich desGeschlechts derTalthybiaden, denen nach Herodot (7, 134) das Vorrecht (γ ς) zukam, alle Heroldsdienste aus α έρ Sparta zu übernehmen.44 Gegenüber demfamiliär monopolisierten Bereich der Heroldsdienste wurden nun Aufgaben im Gesandtenwesen durch regelmässig wechselnde Vertreter derPolis wahrgenommen. Durch denDienst als Agathoergekonnten dennoch auchweiterhin persönliche Interessen aristokratischer Freundschaftsbeziehungen gefördert werden. Die Institution diente damit nicht zuletzt der Wahrung von Chancengleichheit in der Oberschicht. Da die Agathoergen offenbar schon vordemSieg über Tegea fungierten, kann vonihrer Existenz her jedoch keine Verbindung zueiner allfälligen Reform derHippeis in derMitte des 6. Jh. konstruiert werden. AusderInstitution derAgathoergen ergeben sich daher auch keine Hinweise auf die Einrichtung jenes Erziehungssystems (Agoge), das späterhin die ganze Bürgerschaft erfasste.45 Infolge derintensivierten Verbindung mit denPeriökenstädten unddervielseitigen Machtpolitik im weiteren Bereich der Peloponnes ist damit zu rechnen, dass in derZeit nach denMessenischen Kriegen ein grösserer Bedarf anGesandtenentstanden ist. Dies führte dazu, in demBereich desGesandtenwesens festere Strukturen einzuführen. Die expansiven Bestrebungen verlangten nach neuem Personal in derVertretung derPolis nach aussen undbewirkten die Inpflichtnahme eines grösseren Kreises vonBürgern. Durch die vertragliche Bindung vieler peloponnesischer Poleis anSparta hatte sich daspolitische Handlungsfeld erweitert undzueiner Rationalisierung desHerrschaftssystems geführt. Bei derWahrnehmung dieser Aufgaben waren die herkömmlich führenden Familien bzw. Gremien überfordert, so dass sie jetzt dauerhaft geregelt undturnusartig vonden Bürgern übernommen, also durch Amtsträger ausgeübt werden mussten. Dadurch entwickelte sich ein grösserer Bedarf an politisch geschultem Personal. Die entsprechende Schulung erfolgte –wenn überhaupt –nicht durch aktive Partizipation in Rat und Volksversammlung, sondern im Rahmen eines militärischen Ausbildungsganges, dervonautoritären Abhängigkeitsverhältnissen geprägt war. Unklar muss insbesondere fürdie frühe Zeit bleiben, inwiefern die Kontrolle deran Sparta gebundenen Gebiete durch feste Ämter geregelt wurde. Die Scholien zuPindar (Ol. 6, 154) erwähnen 20 Harmosten derLakedaimonier. Diese sind jedoch nicht sicher auf die Periöken zubeziehen undlassen sich ausdenübrigen Quellen nicht verifizieren.46 Auf die Insel Kythera entsandten die Spartaner nach

ςzu Unrecht zu den Hypomeiones; vgl. ρ υ κ ε ή 44 Kahrstedt 1922, 53. 222. 254 rechnet die κ dazu Berthiaume 1976, 364. Pausanias (3, 12, 7) berichtet vomGrabmal der Talthybiaden neben demHellenion, für dessen Ursprung Raaflaub 1985, 141Anm. 310 einen Zusammenhang mit demPeloponnesischen Bund vermutet.

45 Inwiefern die Ephoren schon die Aufsicht über das Erziehungswesen führten (vgl. Xen. Lak. pol. 4, 3. 6), bleibt unklar.

46 Kahrstedt 1922, 74f. 79 Anm. 1 rechnet miteiner festen Institution undgeht davon aus, dass die Harmosten anfänglich durch die Könige gewählt worden waren; vgl. auch Parke 1931. Grundsätzlich skeptisch gegenüber derNachricht sind Cartledge 1979, 179 undMacDowell 1986, 29.

2.2. Erweiterung despolitischen Handlungsfeldes

63

Thukydides (4, 53, 2f.) bis zumÜberfall derAthener imJahre 424 jährlich einen ς) und unterhielten eine ständige Besatzung.47 Es bleibt η ρ ο δ ίκ η υ θ Richter (κ unbekannt, ob er generell für die Rechtssprechung auf der Insel zuständig war oder etwa nurfür Streitfälle zwischen Spartanern undInselbewohnern. Aufeiner Inschrift wohl des früheren 4. Jh. von Kythera (IG V 1, 937) wird ein Harmost genannt, dessen lakonische Identität jedoch ebenfalls unklar ist. Die Erwähnung von Harmosten im Peloponnesischen Krieg legt nahe, dass Befehlshaber von Besatzungstruppen nur bei besonderer militärischer Notwendigkeit abkommandiert wurden48 unddamit kein allgemein verbreitetes Herrschaftsinstrument im lakedaimonischen Staat darstellten. Selbst bei 20 Vertretern wäre nicht in jeder Periökengemeinde ein Harmost stationiert gewesen. Die Periöken sind vielmehr ohne Beraubung ihrer inneren Autonomie andenspartanischen Staatsverband angegliedert worden undstellten einen untrennbaren Teil dieses Staates dar: Spätestens anlässlich der Seeunternehmungen in derzweiten Hälfte des6. Jh. (s. u.) ist mitvermehrter Hilfestellung der Periöken zurechnen, in deren Gebiet die Häfen lagen.49 In dergleichen Zeit wird aufgrund von Inschriften auch erstmals die Bezeichnung des Staates der ι fassbar.50 Die militärische Überwachung der Periökengemeinιο ν ό ιμ α α κ εδ Λ den kann daher nicht verallgemeinert werden. Die diesbezügliche Behandlung der Insel Kythera muss schliesslich nicht auf das mittlere 6. Jh. zurückgehen, sondern könnte erst in spätere Zeit fallen, wobei P. Cartledge andieFlottenexpedition desTolmides gedacht hat.51 Ausderlockeren Form derVerwaltung ist im weiteren aber auch zu folgern, dass sich für die politisch Ambitionierten auf diesem Gebiet nurwenige Betätigungsmöglichkeiten ergeben haben. Für denPeloponnesischen Bund ist amEnde des 6. Jh. die Institution einer Bundesversammlung überliefert, in derzumindest ansatzweise Regeln derpolitischen Diskussion undAbstimmung praktiziert wurden. Erstmals erwähnt ist die Versammlung ca. 504 im Zusammenhang mit dem Versuch Spartas, Hippias wieder als Tyrann in Athen einzusetzen, was allerdings an der Ablehnung durch die Bundesgenossen scheiterte (Hdt. 5, 90ff.).52 Im Zuge dieser Versammlung wird zugleich erstmals eine formale Mitsprache der Bündner bei gemeinsamen

47 Dazu Gilbert 1881, 38 Anm. 1; Hampl 1937, 44f.; Arnheim 1977, 76f.; MacDowell 1986, 30; Link 1994, 11f. 48 Vgl. neben dem nominierten Harmosten für Euboia (Thuk. 8, 5, 1f.) die Besatzung von Methone (Thuk. 2, 25, 2) undHerakleia Trachinia (Thuk. 5, 51, 2). 49 Cartledge 1979, 143; vgl. 179. 50 SEG XI, 1180a; Jeffery 1990, 199, Nr. 15; A. Mallwitz, AD 27, Chron. 1972 (1976), 275, Taf. 212a; zu SEG XI, 1203a s. u. S. 100 mit Anm. 6; vgl. Cartledge 1982, 256 Anm. 66; Ehrenberg 1933 (1965a), 217f. führte diesen Ausdruck auf die von ihmpostulierte Reform in derMitte des 6. Jh. zurück. 51 Cartledge 1979, 244; vgl. dazu u. S. 127. 52 Dazu Cartledge 1987, 11f. Die Szenerie und vor allem die Redepartien weisen freilich deutliche Reminiszenzen an die Ausgangssituation vor demPeloponnesischen Krieg auf. Fornara-Samons 1991, 116 halten die Geschichte füreine Erfindung imZusammenhang mit denBeratungen von433/2. Die Argumente reichen jedoch nicht aus, eine Versammlung in jener Zeit gänzlich zurückzuweisen.

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2. Herrschaftsrationalisierung imPeloponnesischen Bund

Kriegsunternehmungen belegt, wobei die Abstimmung hier freilich von den Spartanern selber anberaumt wurde.53 Die Versammlung kann als direkte Folge derzuvor zumindest teilweise persönlich unternommenen, zuletzt anderUmkehr derBundesgenossen gescheiterten Intervention des König Kleomenes aufgefasst werden.54 Durch eine gemeinsame Aktion sollte das Blatt in Athen doch noch zugunsten Spartas gewendet werden. Es besteht jedoch kein Grund, in der Sitzung eine konstitutive Versammlung zu erblicken, da frühere Treffen nicht auszuschliessen sind.55 Bezeichnend ist, dass die Versammlung durch das persönliche Fehlverhalten eines Königs aufdenPlan gerufen wurde, dasindirekt zur Stärkung derpolitischen Institutionen beitrug. Über die Leitung derBundesversammlung erfahren wirnichts Näheres, doch kommen dafür nurdie Ephoren in Frage.56 Mit derWahrung dervielschichtigen Aufgaben in dem neuen Bündnissystem waren die Könige überfordert, undes musste ein dauernd präsentes Gremium, dasdie Gesamtgemeinde repräsentierte und daher von der Volksversammlung gewählt war, mobilisiert werden. Das Hervortreten des Ephorats wird daher ebenfalls unter dem Gesichtspunkt des gesteigerten Personalbedarfs zuverfolgen sein. Auch für die spartanische Volksversammlung ist davon auszugehen, dass ihr durch dieBündnisschlüsse vermehrt Geschäfte zur Abstimmung vorgelegt wurden. AusdemPeloponnesischen Bund ergaben sich sowohl fürdie Organisation derVolksversammlung als auch fürdas Ephorat wichtige Impulse, so dass sich das Bündnissystem als wichtiger Ausgangspunkt für die weitere Gestaltung des spartanischen Staatswesens erweist. Im folgenden ist zu fragen, inwiefern die Volksversammlung in der zweiten Hälfte des 6. Jh. über neue Kriegsunternehmungen zubefinden hatte undwelche Führungsaufgaben sich daraus entwickelten.

2.3. NEUE MILITÄRISCHE FÜHRUNGSAUFGABEN UND DIE BEGRENZUNG POLITISCHER BETÄTIGUNGSMÖGLICHKEITEN

Wie ausHerodot hervorgeht, hat Sparta auch im Anschluss an das ‚Bündnis‘mit Kroisos kein grösseres Interesse bekundet, im ionisch-persischen Raum einzugreifen.57 Für Kroisos soll ein –letztlich überflüssiger –Hilfszug bereitgestellt worden sein (1, 77. 83), undauch die Ionier undAioler, die angeblich mit einem Boten im Purpurgewand die nötige Aufmerksamkeit erreichen wollten, in der Volksversammlung aber offenbar auf taube Ohren stiessen, wurden (bald dar53 de Ste. Croix 1972, 115ff. erkennt

darin ein Zugeständnis der Hegemonialmacht; anders Wickert 1961, 28ff.; Cawkwell 1993, 374. Kahrstedt 1922, 267ff. ging allgemein davon aus, dass die spartanische Apella ihr Votum nicht im voraus, sondern erst während der Versammlung traf; vgl. dagegen aber Wickert 1961, 73; de Ste. Croix 1972, 117 (auch zur φ ο ι[Thuk. 1, 141, 6]). η ψ Charakterisierung derPeloponnesier als ἰσ ό 54 Vgl. de Ste. Croix 1972, 116; Hooker 1980 (1982), 179f.; zudenFeldzügen s. u. S. 88ff. 55 Vgl. Wickert 1961, 26ff. 56 Vgl. dazu Kahrstedt 1922, 271. 57 Über die Verbindung des Glaukos zuMilet s. o. S. 28.

2.3. Neue militärische Führungsaufgaben

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auf?) nurmiteinem 50-Ruderer gegen Kyros unterstützt, wobei derangesehenste Mannderspartanischen Delegation (Lakrines), derKyros bei dieser Gelegenheit vor der Zerstörung einer griechischen Stadt warnte, eine verächtliche Antwort erhalten haben soll (1, 141. 152f.). Diese Geschichten lieferten anlässlich der im 5. Jh. stattfindenden Diskussion umdie Verdienste in denPerserkriegen geeignete Beispiele für die Unfähigkeit Spartas, die Ionier zu beschützen.58 Wenn dabei erstmals konkret die Rolle der Volksversammlung bei Kriegsbeschlüssen festgehalten wird, so sind daraus nur vorsichtige Folgerungen abzuleiten. Das Auftreten des Boten im Purpurgewand mag einerseits zwar die Erwartung dokumentieren, dass die spartanische Bürgerschaft nach wie vor für Standeskennzeichen empfänglich war, entspricht andererseits aber hauptsächlich demsich zurZeit Herodots formierenden Spartabild, das die Spartaner in Selbstbescheidung und als durch Luxus unbeeindruck-

bar charakterisierte.59 Für die Ablehnung desHilfegesuchs spielte wohl diekurz davor anzusetzende Konfrontation mit Argos, die Sparta grosse militärische Verluste zugefügt hatte, eine wichtige Rolle.60 Als überseeische Schutzmacht warSparta wenig geeignet, und das Engagement musste dementsprechend auf die Peloponnes beschränkt werden. Bis zur Samos-Expedition derZeit um525/4, die im Verbunde mit Korinth unternommen wurde, kamen keine militärischen Eingriffe mehr zustande. Peloponnesische Bündnispartner waren vorerst nicht für kriegerische Unternehmungen beigezogen worden. Der Peloponnesische Bund stellte also kein unmittelbares Instrument dar, überseeische Politik zu betreiben, undkam erst allmählich zumTragen. Damit ergaben sich –umes vorweg zu nehmen – auch nurin beschränktem Umfang militärische Führungsaufgaben. Aufgrund eines Hilfegesuchs von vertriebenen Samiern, das später im Zusammenhang mit demEphorat noch zubehandeln sein wird, kames nach Herodots novellistisch ausgestaltetem Bericht um 525/4 gegen Polykrates zu einer grösseren, erfolglosen Intervention. An dieser soll sich Korinth bereitwillig beteiligt haben, dadie Samier eine Generation zuvor die vonPeriandros zurKastration zu Alyattes gesandten Jünglinge beschützt hätten (Hdt. 3, 48). Während sich die Spartaner dabei nach Ansicht der Samier für eine einstige Hilfsflotte gegen die Messenier erkenntlich gezeigt haben, soll es sich nach der spartanischen Version umRache für zwei auf Samos gestohlene Objekte, einen Mischkrug aus Sparta undeinen Brustpanzer vonAmasis, gehandelt haben (3, 47). Die Kämpfe in Samos führten zum Heldentod der Spartaner Archias und Lykopas, wobei Archias von denSamiern ein Staatsbegräbnis erhielt (3, 55). Als eigentliche Gründe für das Unternehmen sind mehrere Punkte in Erwägung zu ziehen. Da Samos einen wichtigen Handelskonkurrenten verkörperte undgleichzeitig Sitz vonPiraten war, liegt dasInteresse Korinths andemKriegszug auf der Hand. Ausder Sicht vonSparta bestanden nicht nurHandelsinteres58 Vgl. Klein 1973, 72f. 59 Vgl. dazu Stein-Hölkeskamp 1989, 106; ferner u. S. 117f. 60 Klein 1973, 74f.

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2. Herrschaftsrationalisierung imPeloponnesischen Bund

sen (wie die reichen Funde lakonischer Keramik aufderInsel belegen),61 sondern insbesondere auch Beziehungen zu führenden samischen Familien; für Archias, dessen Enkel als Gewährsmann für Herodot fungierte, ist die Position eines Proxenos zu vermuten.62 Damit ist wiederum mit einem aristokratisch geprägten Unternehmen zurechnen, bei demes befreundete Familien zuunterstützen galt. In der späteren Überlieferung wird Sparta auch für die Vertreibung des Tyrannen Lygdamis von Naxos verantwortlich gemacht,63 die als Sicherungsmassnahme im Vorfelde entweder des Samoszuges64 oder aber der Aktion gegen die Peisistratiden65 gedeutet werden kann. Dabei gibt es Anzeichen, dass zuerst eine Gesandtschaft mitLygdamis verhandeln sollte,66 so dass Sparta wohl allein agiert hat. Die Mitwirkung Korinths beim Samoszug berechtigt also nicht dazu, von einem Unternehmen des Peloponnesischen Bundes zu sprechen. Vielmehr war es ein Eingriff in gegenseitigem Interesse, ohne dass daraus ideologische Gründe der Tyrannenbefreiung oder Grossmachtspolitik im Kampf gegen die persische Vorherrschaft abgeleitet werden können.67 Somit ist zumindest in diesem Zusammenhang nicht zuerschliessen, dass derPeloponnesische Bund zu einem machtpolitischen Unternehmen führte. Im Jahre 511 sandten die Lakedaimonier auf Aufforderung des angeblich von denAlkmeoniden bestochenen Orakels vonDelphi gegen die Peisistratiden eine Expedition, die von dem angesehenen Spartiaten Anchimolios angeführt wurde; nach der Landung der Schiffe bei Phaleron erlitt das Heer eine schwere Niederlage gegen die von den Athenern zu Hilfe gerufene thessalische Reiterei (Hdt. 5, 63). Es stellt sich die Frage, ob Anchimolios schon als Nauarch68 oder Harmost69 agierte unddamit einen neuen TypvonBefehlshaber ausserhalb Spartas verkörperte. Die Nauarchie ist jedoch erst für die königlichen Kommandanten des anlässlich der Perserkriege geschlossenen Hellenenbundes fassbar.70 Danach taucht das Amterst wieder im Peloponnesischen Krieg auf, in demwir auch die Harmosten zumersten Mal konkret fassen können –undzwar als Befehlshaber vonBesatzungstruppen.71 Naheliegender ist daher, für Anchimolios die Position eines oberkommandierenden Polemarchen (Regimentsführer) zu vermuten, wie sie in denPerserkriegen fürEuainetos belegt ist.72 Entscheidend istjedenfalls der Verzicht auf die königliche Führung, so dass sich für Anchimolios als Mitglied 61 62 63 64 65 66 67

Holladay 1977, 113; Cartledge 1982, 252f.; Clauss 1983, 183; Nafissi 1991, 244. 256. Cartledge 1982, bes. 250f.; vgl. Nafissi 1991, 253ff., bes. 260f. Plut. de Herod. mal. 21 = mor. 859D; Schol. Aischin. 2, 77. Leahy 1957.

Klein 1973, 122f. Plut. Lak. apophth. 67 = mor. 236C. Dazu weiterführend E. Will, Korinthiaka, Paris 1955, 625ff.; Klein 1973, 79ff.; Jeffery 1976, 126; Bernhardt 1987, 262f.; Tausend 1992, 169f. 68 Vgl. Sealey 1976, 339; Cartledge 1979, 146; skeptisch Klein 1973, 133f. 69 Vgl. Kahrstedt 1922, 230.

70 Dazu u. S. 103ff. 71 S. o. S. 62f. 72 Hdt. 7, 173; vgl. Kahrstedt 1922, 234; dazu u. S. 103.

2.3. Neue militärische Führungsaufgaben

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einer vornehmen Familie eine bedeutende Aufgabe ergab. Seine Wahl dürfte andererseits darauf hindeuten, dass dasEngagement Spartas gegen Athen anfänglich nurbescheiden war. Nach derNiederlage desAnchimolios wurde ein stärkeres, aber offenbar ausschliesslich spartanisches Heer unter König Kleomenes ausgesandt (Hdt. 5, 63), so dass demUnternehmen jetzt offensichtlich grösseres Gewicht beigemessen wurde.73 Im Zusammenhang mit der Durchführung gemeinsamer Feldzüge der Bundesgenossen ist imweiteren dieEinführung dererstmals bei Xenophon (Lak. pol. 13, 11)74 belegten Ämter der Hellanodiken undTamiai zu erwägen. H. Schaefer hat angenommen, dass die Hellanodiken im 6. Jh. im Zusammenhang mit dem Peloponnesischen Bund entstanden sind.75 Sie waren später beauftragt, Streit zwischen Heeresmitgliedern im Felde, insbesondere auch zwischen Lakedaimoniern undBundesgenossen zuschlichten, wozu sie nach U. Kahrstedt jeweils von den Heerführern ermächtigt worden sein sollen.76 Die Tamiai fungierten als Verwalter der Kriegskasse.77 Im Delisch-Attischen Seebund kam die entsprechende Aufgabe denHellenotamiai zu, die die Beitragsgelder der Bundesgenossen im Empfang nahmen undverwalteten.78 Bei ihnen wird einerseits die Exklusivität des Amtes deutlich, daes nurvonAngehörigen derobersten Besitzklasse eingenommen werden konnte. Andererseits deutet ihre Bezeichnung auf das erweiterte Operationsfeld im griechischen Raum. Eine regelmässige Abgabepflicht, wie sie im Delisch-Attischen Bund eingeführt wurde, ist für den Peloponnesischen Bundjedoch nicht belegt. Die beschränkte Zahl vonKriegszugteilnehmern (Korinther undSpartaner) unddie persönliche Motivation einzelner führender Familien machen die Existenz von Hellanodiken undTamiai für die Unternehmungen gegen Samos unwahrscheinlich. Für die Hellanodiken ist vielmehr festzuhalten, dass ihre Funktion nurin einem grösseren Aktionsrahmen sinnvoll erscheint, wie er erst im Zuge der Perserkriege zustande kam.79 Feste staatliche Aufgaben in Form von Hellanodiken undTamiai haben sich demnach im 6. Jh. aus dem Peloponnesischen Bund noch nicht herausgebildet. Auch auf diesem Gebiet war die Verfassung Spartas noch keinesfalls abgeschlossen. Es ist damit nicht zu sehen, dass sich für ambitionierte Spartiaten vor den Perserkriegen aufdemstaatlichen Gebiet bedeutende Profilierungsmöglichkeiten ergaben, auch wenn demauf Samos gefallenen Archias ein Heldentod undentsprechende Ehrungen beschieden waren (Hdt. 3, 55). Über die Führung der überseeischen Samos-Expedition erfahren wir nichts Näheres, so dass daraus 73 Wickert 1961, 22; Toynbee 1969, 246f. ι(dazu Kahrstedt 1922, 335). ο λ π ῶ ρ ο υ φ α 74 Vgl. Xen. Hell. 3, 1, 27; Ages. 1, 18: λ 75 H. Schaefer, Probleme der Alten Geschichte, Göttingen 1963, 289 Anm. 4.; vgl. auch Raaflaub 1985, 141 Anm. 310. 76 Kahrstedt 1922, 184 Anm. 4. 250. 326 Anm. 2. 77 Kahrstedt 1922, 192f. 78 Thuk. 1, 96; Arist. Athen. pol. 30, 2; dazu H. Swoboda, RE 8, 1913, 177ff. s. v. Hellenotamiai; R. Meiggs, The Athenian Empire, Oxford 1972, 44. 234ff. 79 Die Bezeichnung Hellanodikai ist auch in Olympia erst zurPerserkriegszeit fassbar; vgl. J. Oehler, RE 8, 1913, 155ff. s. v. Hellanodikai.

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2. Herrschaftsrationalisierung imPeloponnesischen Bund

nicht auf eine spezifische Kommandoposition geschlossen werden kann. Auch für Anchimolios ist es zweifelhaft, bereits das Amt eines Nauarchen anzunehmen. Eine längerfristige Machtstellung, wie sie später von Aristoteles (pol. 1271a) für die Nauarchie festgestellt wird, kann sich in dieser Zeit jedenfalls noch nicht entwickelt haben. Das Ziel der Unternehmen warjeweils klar um-

schrieben. Darüber hinaus kann festgehalten werden, dass in Sparta keine feste Militärkarriere ausgebildet wurde. Ein Strategenamt, wiees in Athen nach 508/7 eingeführt wurde,80 ist nicht geschaffen worden. Die Polemarchen nahmen in Zukunft zwar eine durch Wahl erreichbare Führungsposition ein, blieben aber offenbar aufeine einjährige Amtsperiode beschränkt81 undwaren normalerweise dem kommandierenden Oberbefehlshaber eines Feldzuges unterstellt. Die Bekleidung eines Amtes erhielt dadurch für führungswillige Persönlichkeiten in Sparta noch weniger Wert als in Athen.82 Nach der historisch fragwürdigen, allenfalls zögerlichen Unterstützung des Kroisos undder Ionier im Kampf gegen Kyros trat Sparta gegen Ende des 6. Jh. erneut ausserhalb der Peloponnes auf. Beim Zuggegen Athen wird ansatzweise deutlich, dass in dem erweiterten Operationsfeld die Führerschaft nicht ausschliesslich bei den Königen belassen wurde, sondern auch neue militärische Ämter zum Tragen kamen.83 Da das Engagement im ganzen aber in engen Grenzen blieb, drängten sich nurbeschränkt politische undstrategische Neuerungen auf. Die Dienste vonPeloponnesischen Bündnispartnern sind anfänglich nur im gegenseitigen Interesse beigezogen worden. Die Feldzüge in der zweiten Hälfte des 6. Jh. boten daher für ehrgeizige Bürger nur bedingt eine lohnende Aufgabe undstellten kaum einen Ersatz für die fehlenden politischen Positionen in der Polis dar. Insgesamt ergaben sich ausdenUnternehmungen keine Gelegenheiten, über längere Zeit im Rahmen des staatlichen Auftrages eine bedeutende Funktion auszuüben. Die ausdemPeloponnesischen Bunderwachsenden Aufgaben kamen erst allmählich zumTragen. Für politisch ambitionierte Spartiaten, insbesondere der führenden Familien, erwiesen sich die Betätigungsmöglichkeiten als gering, zumal dasoberste Amt, das Königtum, für die Normalbürgerschaft verschlossen war. Dies dürfte ein Grund gewesen sein, dass auch dasBedürfnis nach persönlich dominierten Einzelaktionen erhalten blieb. Die Exklusivität derköniglichen Stellung traf insbesondere die unberücksichtigten Thronkonkurrenten derRegentenfamilien, die nach anderen Unternehmungen Umschau halten mussten, wie sich unten amBeispiel des Dorieus zeigen wird. Nur an einer Stelle ergibt sich scheinbar, dass es möglich war, alternativ neben demKönigtum eine wichtige Amtsstellung einzunehmen: König Demaratos soll nach seiner Absetzung imJahre 492 ein anderes Amtbekleidet haben und 80 81 82 83

Dazu Stein-Hölkeskamp 1989, 178ff. Kahrstedt 1922, 232ff. Vgl. dazu Berve 1966, 246; J. Martin, Chiron 4, 1974, 22; Stein-Hölkeskamp 1989, 234. Einen Aufschwung der spartanischen Flotte unter Anaxandridas undinsbes. unter Kleomenes vertritt Klein 1973, 83. 120ff., was jedoch nicht zu belegen ist; vgl. Falkner 1994, 495ff.; zu den Periöken s. o. S. 63.

2.4. Dorieus unddasFortleben persönlicher Machtpolitik

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6, 67).84 Hier handelt es sich um eine in der Überlieferung Spartas einmalige Situation, die in das Bild derpositiven Darstellung des Demaratos85 passt, deren Historizität aber fraglich ist. Aufgrund von Demaratos’ Teilnahme an den Gymnopaidien wurde an ein Amtim Zusammenhang mitdiesem Fest oder sogar andasEphorat gedacht. Daderehemalige König bei Herodot jedoch lediglich unter denZuschauern geweilt haben soll, kann dies nicht erhärtet werden. Bedeutende politische Stellungen standen –abgesehen von deman Einfluss gewinnenden Ephorat (s. u.) –neben demKönigtum nicht zur Verfügung. Erst im Verlaufe des 5. Jh. wurde die Ausübung eines Amtes in Sparta zu einer angesehenen Aufgabe hochstilisiert. Das Ideal der pflichtgemässen Amtswahrnehmung sollte dazu beitragen, die Bürger –v. a. auch die κ ρ ά τισ το ι–auf die Gemeinschaft zuverpflichten; die mächtigsten Ämter sollen nach Xenophon (Lak. pol. 8, 1f.) dementsprechend nurvonLeuten auseinem speziellen Kreis besetzt worden sein.86 darauf stolz gewesen sein (Hdt.

2.4. DORIEUS UNDDAS FORTLEBEN PERSÖNLICHER MACHTPOLITIK

Für die ungenügenden Aufstiegsmöglichkeiten führungswilliger Spartaner bezeichnend ist die Geschichte des in der Königsfolge nicht berücksichtigten SohnesdesAnaxandridas undHalbbruders desKleomenes, Dorieus. Dieser entfernte sich mit dem Ziel der Stadtgründung aus Sparta undzog zunächst (ca. 514–12) 508/7) nach Westsizilien zurGründung zumKinyps in Libyen, dann (ca. 511/10– vonHerakleia amEryx, vonwoerbeide Male durch dieKarthager bzw. Phöniker undverbündete Truppen derortsansässigen Bevölkerung vertrieben wurde (Hdt. 5, 42ff. 7, 158; vgl. Diod. 4, 23, 3. 10, 18, 6; Paus. 3, 3, 9f. 16, 4f.).87 Neben Philippos vonKroton (Hdt. 5,47) partizipierten andemersten Zugauch Begleiter ausThera (5, 42), derMutterstadt desunter persischer Oberherrschaft stehenden Kyrene. AndemSizilienzug beteiligten sich neben Dorieus vier weitere spartanische Anführer sowie möglicherweise wiederum Philippos aus der Stadt Kroton, 84 Vgl. dazu Klein 1973, 365f.; ferner u. S. 94f. 85 Vgl. dazu F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 442f. s. v. Herodotos; Th. Spath, Das Motiv der doppelten Beleuchtung bei Herodot, Diss. Wien 1967 (1968), 126ff. ρ ςπ το ι kritisiert, weil sie die ῶ ο ν τε ῦ 86 In Xen. Lak. pol. 14, 4 werden allerdings die δοκ lykurgische Ordnung überschritten hätten.

87 ZuDorieus vgl. Macan 1895, Bd. 2, 83ff.; B. Niese, RE 5, 1905, 1558ff. s. v. Dorieus; Niese 1907, 419ff. 450ff.; J. Bérard, La colonisation grecque del’Italie méridionale et dela Sicilie dans l’antiquité: L’histoire et la légende, Paris 1941, 276ff.; T. J. Dunbabin, The Western Greeks, Oxford 1948, 348ff.; Huxley 1962, 77ff.; Stauffenberg 1960; ders., Trinakria, München/ Wien 1963, 137ff.; G. Mastruzzo, Osservazioni sulla spedizione di Dorieo, 81, 205ff.; ders., in: Cyrenaica in 147; M. Nafissi, AFLPer 18, 1980– Sileno 3, 1977, 129– Antiquity, hrsg. v. G. Barker u. a., BAR Int. Ser. 236, Oxford 1985, 382ff.; W. Leschhorn, . Studien zu einem politisch-religiösen Phänomen der griechischen Gründer der Stadt“ „ Geschichte, Palingenesia 20, Stuttgart 1984, 53ff.; Roobaert 1985, 11ff.; F. Trotta (vgl. Anm. 94); Malkin 1994, 192ff.

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2. Herrschaftsrationalisierung imPeloponnesischen Bund

deren Bewohnern Dorieus (der sybaritischen Version zufolge) gegen Sybaris militärische Hilfe geboten habe.88 Als Dorieus und seine Gefährten später auf Sizilien vernichtet worden waren, hat der allein überlebende Euryleon weitere Expeditionen gestartet unddie selinuntische Kolonie Minoa besetzt (5, 46). Da Dorieus ursprünglich die „Spartiaten“umeine Mannschaft bat undbeim Sizilienzug vier zusätzliche Koloniegründer mitführte, scheint dasUnternehmen insgesamt von spartanischer Seite gefördert und das Kommando dem Dorieus offiziell zugeteilt worden zu sein.89 Sein Vordringen in den griechischen Raum unddie Konfrontation mit denPhönikern kannjedoch nicht als Bestandteil einer neuen, imperialen Politik gewertet werden. Die Aufforderung des Tyrannen Maiandrios, auf Samos einzugreifen, warkurz zuvor von Kleomenes abgelehnt worden.90 Nach demScheitern des Dorieus wurden dessen Vorhaben nicht mehr weiterverfolgt.91 Sie mussten auf längere Sicht den Rahmen der spartanischen Möglichkeiten übersteigen. Die Unternehmungen erweisen sich damit letztlich als persönlich motivierter AktimRahmen vonaristokratischer Machtpolitik, wie sie vergleichbar in Athen vonMiltiades praktiziert wurde.92 Dies warwohl auch der Grund, bei demersten Zug das Orakel von Delphi nicht zu konsultieren.93 Auch den spartanischen Regenten bot der Kolonisationszug eine Möglichkeit, unliebsame Konkurrenten loszuwerden, ohne für die betreffenden Leute einen allzu grossen Gewinn anMacht in derFerne fürchten zumüssen. Die Expedition desDorieus blieb vorerst ohne Rückwirkung auf dieinneren Verhältnisse, dadie Anführer in der Ferne verschieden. In späterer Deutung wurde Dorieus die Missachtung des Orakels bzw. derEunomia zumVerhängnis.94 Das ausgehende 6. Jh. lässt damit weiterhin traditionelle politische Verhaltensformen in den führenden Kreisen erkennen. Die beschränkte Tragweite der militärischen Unternehmen unddie im Sand verlaufene kolonisatorische Tätig-

88 Vgl. dazu M. Giangiulio, Ricerche su Crotone arcaica, Pisa 1989, 188ff. Bei den von Pausanias (3, 16, 4) genannten Begleitern, die mit Dorieus nach Sizilien gingen, dürfte es sich nicht umAthener (Stauffenberg 1960, 189f.; ders., Trinakria, München/ Wien 1963, 152f.; G. Mastruzzo [vgl. Anm. 87], 140ff.), sondern um Periöken aus Anthana in der Kynouria handeln, die möglicherweise Kleomenes feindlich gesinnt waren; vgl. Cartledge 1979, 145f.; A. Griffiths, in: Powell 1989, 63; Nafissi 1993, 315. 89 So jetzt auch Malkin 1994, 192f. 205; anders G. Mastruzzo (vgl. Anm. 87), 137ff.

90 Dazu u. S. 82. 91 Stauffenberg 1960, 190ff.

erwägt spekulativ ein entsprechendes Angebot des Gelon von Syrakus; vgl. auch Malkin 1994, 201f. 92 Vgl. Berve 1966, 125. 237. 261. ZurKontroverse darüber A. J. Graham, Colony andMother City in Ancient Greece, 2. Aufl., Chicago 1983, 30 Anm. 5. 32ff. 93 Möglicherweise richtete sich das von Herodot (4, 178) überlieferte anonyme Orakel, das eine spartanische Kolonisation der Insel Phla (im Tritonsee?) vorausgesagt haben soll, an 81, 207; ferner dazu Malkin 1994, 197f.). Zur Dorieus (vgl. M. Nafissi, AFLPer 18, 1980– Gründung vonHerakleia auf Sizilien warDorieus voneinem Böoter (Antichares ausEleon) ί geraten worden (dazu H. Lamer, RE 12, 1925, 504f. s. v. μ ο σ η υχρ ΐο α aufgrund von Λ Laios; Malkin 1994, 205f.), waser sich dann allerdings vonDelphi bestätigen liess. 94 F. Trotta, Lasciare la madrepatria perfondare unacolonia. Tre esempi nella storia di Sparta, in: Idea e realtà del viaggio. Il viaggio nel mondo antico, hrsg. v. G. Camassa u. S. Fasce, Genua 1991, 55ff.

2.5. Anzeichen eines kulturellen Wandels

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keit des Dorieus machten gezielte Reaktionen des Gemeinwesens vorerst nicht nötig. Erst im Zuge der Perserkriege sollte es einzelnen militärischen Machthabern gelingen, sich einflussreiche Positionen zuverschaffen, die für dasGemeinwesen eine Gefahr darstellten, so dass eine grundlegende Einbindung derführendenHerren nötig wurde, wasschliesslich auch viel zur‚Vollendung‘derspartanischen Verfassung beitrug.

2.5. ANZEICHEN EINES KULTURELLEN WANDELS UND DIE MACHTBEHAUPTUNG DER OBERSCHICHT

M. Nafissi hat versucht, die von ihm grundsätzlich angenommene Verfestigung des spartanischen Staates in der Mitte des 6. Jh. auch aufgrund der öffentlichen Bautätigkeit zu belegen.95 Gestützt wird dies insbesondere durch das angeblich von Theodoros von Samos errichtete Lokal für die Volksversammlung, die sog. Skias,96 amAusgang derAgora. Auf ihr sind auch die Amtsgebäude derEphoren zu lokalisieren, die allerdings nicht näher datiert sind.97 Als zweites Argument wird der Neubau des Athena Chalkioikos-Tempels auf der Akropolis durch den Lakonen Gitiadas aufgeführt, dessen Errichtung freilich auch zueinem späteren Zeitpunkt in der zweiten Hälfte des 6. Jh. erfolgt sein kann.98 Die beiden Bauten mögen damit zwar ein verstärktes Polisbewusstsein dokumentieren, sind aufgrund der chronologischen Differenzen aber nicht als Teil einer gezielten Reformpolitik erkenntlich. Sie deuten vielmehr auf eine allmähliche Ausbildung undVerankerung derpolitischen Strukturen. Die zwei Bauwerke sind zudem geeignet, das Bild von der um 550 abbrechenden lakonischen Kunst undArchitektur zu revidieren, wie dies in der Forschung auch in anderen Punkten geschehen ist.99 Neben künstlerischen Erzeugnissen der Keramik,100 Bronze-101 undSteinkunst102 dokumentiert insbesondere der mit den Agiaden undAigeiden verbundene, durch Bathykles von Magnesia errichtete Thron von Amyklai103 denungebrochenen Status führender Familien, die ihren gesellschaftlichen Anspruch betonen. Auch das Bildprogramm lakoni-

95 Nafissi 1991, 144ff. 96 Paus. 3, 12, 10; dazu auch Stibbe 1989, 71; Förtsch 1994, Kap. 1.4.2. 97 Paus. 3, 11, 11, vgl. 2; dazu Solari 1907, 267ff.; N. M. Kennell, Where was Sparta’s 422. Prytaneion?, AJA 91, 1987, 421– 98 Nafissi 1991, 149. 99 Vgl. dazu o. S. 17 Anm. 44. 100 In der Keramikproduktion ist um525 ein Einbruch zukonstatieren; vgl. Fitzhardinge 1980, 31; zu den lakonischen Vasenmalern C. M. Stibbe (vgl. S. 45 Anm. 123). 101 Dazu M. Herfort-Koch, Archaische Bronzeplastik Lakoniens, Boreas Beih. 4, Münster 1986; Fitzhardinge 1980, 98ff. 102 Fitzhardinge 1980, 78ff.; J. Floren, Die griechische Plastik, Bd. 1: Die geometrische und archaische Plastik, München 1987, 214ff.; Förtsch 1994, Kap. 4.12f. 103 Dazu A. Faustoferri, in: Palagia-Coulson 1993, 159ff.; vgl. Cook 1962, 157: spätes 6. Jh.; 480. Häfner 1965, 83: 510–

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2. Herrschaftsrationalisierung imPeloponnesischen Bund

scher Kunsterzeugnisse, dasneben Krieger- undKampfszenen,104 Symposia mit Musikern undTänzern (Komasten),105 Tierjagden und-kämpfen, Sportlern und Reitern insbesondere durch mythologische Szenen des Stammvaters Herakles106 geprägt ist, tradiert alte aristokratische Werte weiter.107 Hinfällig wird damit ferner die von F. Kiechle im Anschluss an E. Homann-Wedeking vertretene These, dass die nach demzweiten Messenischen Krieg aufblühende spartanische Kunst eine Reaktion des Damos auf die ionisch beeinflusste, aristokratische Kultur des 7. Jh. darstellte undden dorischen Charakter Spartas betonte (bis sie in der Mitte des 6. Jh. wieder erlahmte, so dass erneut auf auswärtige Künstler zurückgegriffen werden musste).108 Argumente für einen Mentalitätswandel undeine Art Luxusgesetzgebung, die mangerne mit Chilon verbinden möchte, wurden auch für andere Bereiche der spartanischen Gesellschaft vorgebracht. Dies betrifft einerseits das Bestattungswesen, dasim 6. Jh. aufwendige Einzelgräber vermissen lässt, andererseits die athletischen Siege in Olympia, die nach der Jahrhundertmitte auffällig zurückgingen.109 Ferner rechnet die Forschung in dieser Zeit mit der endgültigen Etablierung des spartanischen Erziehungswesens,110 so dass sich insgesamt der Staat derHomoioi vollendet hätte.111 Damit einhergehen soll auch dieAblehnung handwerklicher Tätigkeit in derBürgerschicht.112 Aus Herodot (6, 60) geht hervor, dass neben der Tätigkeit als Herold auch die Funktion der Flötenspieler undKöche als auf die Polis bezogene Aufgaben weiterhin gewissen Familien zugewiesen blieben. Daneben begegnen spartanische Bürger inklassischer Zeit auchin der(sakralen) Funktion vonFleischverteilern113 undSehern sowie als Ärzte.114 Ein generelles Verbot beruflicher Tätigkeit, wie es Plutarch (Lyk. 24, 2; Ages. 26, 4f.; mor. 214A)115 berichtet und auch schon Xenophon (oik. 4, 2f.) und Aristoteles (pol. 1278a, 18ff.) nahelegen, ist daher in Frage gestellt worden. G. Berthiaume vertritt die Auffassung, dass nur produzierendes Handwerk (β ) und nicht die als τέχ ία σ υ ν α α ν α ι bezeichneten Aufgaben einem Verbot unterlagen.116 P. Cartledge nimmt an, dass sich im 6. Jh. einWandel in derEinstellung zumHandwerk vollzog, setzt denEndpunkt dieser 104 Zur Bedeutung der Hopliten vgl. M. Herfort-Koch (vgl. Anm. 101), 54ff. 105 Holladay 1977, 121; Pipili 1987, 71ff.; Förtsch 1994, Kap. 2.14. 106 Pipili 1987, 1ff. 107 Problematisch ist daher die Feststellung vonU. Häfner, dass in derlakonischen Kunst eher reale Szenen“als Idealisierungen imVordergrund gestanden hätten (Häfner 1965, 82). „ 108 Kiechle 1963, 249ff.; vgl. E. Homann-Wedeking, Von spartanischer Art undKunst, AuA7, 1958, 64. 109 Nafissi 1991, 169, vgl. auch 340. 110 Dazu fehlen –trotz der von Kennell 1995, 135ff. 146 angeführten Umgestaltung und Weihetätigkeit im Heiligtum derArtemis Orthia –freilich Belege; s. u. S. 130f. 111 Nafissi 1991, 347; vgl. auch Holladay 1977, 124ff. 112 Vgl. Nafissi 1991, 227ff. 113 Plut. Lys. 23, 7; Ages. 8, 1; mor. 644B; Pollux 6, 34. 114 Xen. Lak. pol. 13, 7. 115 Vgl. Aelian v. h. 6, 6; Polyaen 2, 1, 7. 116 Berthiaume 1976; vgl. auch MacDowell 1986, 117f.; Förtsch 1994, Kap. 1.3.2.

2.5. Anzeichen eines kulturellen Wandels

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Entwicklung aber auch erst mit demZeugnis Herodots (2, 167) an, der erstmals von der strikten Zurückweisung des Handwerks als bürgerlicher Beschäftigung bei Spartiaten berichtet; miteinem ausdrücklichen Verbot sei dabei spätestens im frühen 4. Jh. zurechnen.117 Anzeichen für gezielte Massnahmen zurBeseitigung des Handwerks als bürgerlicher Tätigkeit gibt es im 6. Jh. jedoch nicht. Der entscheidende Wandel im Verhältnis zu manuellen Tätigkeiten kann daher in dieser Zeit nicht gesichert werden und erfährt im 5. Jh. eine einleuchtendere Erklärung, wie unten noch zu zeigen sein wird.118 Der spärliche archäologische Befund für spartanische Gräber119 lässt es geraten scheinen, keine weitgehenden Folgerungen ausdermomentan bekannten Situation zu ziehen. Auch die in derJahrhundertmitte einsetzenden sog. Heroenreliefs, auf denen thronende Figuren, die in einigen Fällen vonAdoranten aufgesucht werden, in derUmgebung chthonischer Elemente dargestellt sind, erlauben nurbedingt Rückschlüsse. Es ist nämlich nach wie vor umstritten, ob es sich um Grab- oder Votivreliefs handelt.120 G. Salapata undD. Hibler interpretierten sie zuletzt wieder als Votivreliefs, die hauptsächlich mythischen Heroen undnurin wenigen Fällen historischen Personen gegolten haben sollen.121 Auch das (in dieser Zeit) ausnahmsweise mitNamensinschrift ausgestattete Relief des [Ch]ilon, bei demes sich nicht umdenspäteren Weisen handeln muss, lässt keine weiterreichenden Rückschlüsse zu.122 Aufgrund der Aufwendigkeit undbeschränkten Zahl der Reliefs lässt sich vermuten, dass sich der Kreis der Stifter auf die führenden Familien beschränkte.123 Nach demZeugnis Xenophons (Lak. pol. 15, 9) wäre sogar grundsätzlich anzunehmen, dass die Heroisierung verstorbenen Königen vorbehalten war.124 Erst im 5. Jh. sind jedoch öffentliche Kult- oder Gedenkmale fassbar, durch die herausragende Bürger bzw. im Kampf gefallene Krieger posthum geehrt wurden. Es handelte sich umPersönlichkeiten, die sich imKrieg inbesonderer Weise umdasGemeinwesen verdient gemacht hatten, wie etwa Leonidas unddie Thermopylen-Kämpfer Maron undAlpheios (Paus. 3, 12, 117 118 119 120

Cartledge 1976b; vgl. Cartledge 1979, 183f.

S. u. S. 137. Vgl. dazu Nafissi 1991, 327ff. Bei derDeutung als Grabreliefs ist im weiteren umstritten, ob es sich bei denHauptfiguren umheroisierte Verstorbene handelt oder umchthonische Gottheiten, die auf demGrab der Verstorbenen verehrt werden; vgl. Jeffery 1990, 186. C. M. Stibbe (Dionysos auf den Grabreliefs der Spartaner, in: Thiasos, Festschr. W. Frommel, hrsg. v. Th. Lorenz, Castrum Peregrini 132/133, Amsterdam 1978, 22) hat angenommen, dass zwar Götter dargestellt sind, in denen aber zugleich die in sie eingegangenen Verstorbenen verehrt wurden. 121 G. Salapata, in: Palagia-Coulson 1993, 193f.; D. Hibler, in: Sanders 1992, 121f.; ders., in: Palagia-Coulson 1993, 199, vgl. 200ff. die Annahme, dass durch denoffenbar im früheren 5. Jh. festzustellenden Wandel zur Einzelfigur zeitgenössische Persönlichkeiten hervorgehoben unddamit die vomPhänomen der Oliganthropia betroffenen Familien zur Verstärkung ihres Verbandes aufgemuntert werden sollten, washistorisch nicht zu verifizieren ist. 122 Anders Stibbe 1985, 20f. 123 Dazu ausführlich Nafissi 1991, 277ff. 124 Dazu Pipili 1987, 60. 103 Anm. 610; Toher 1991, 171ff. Cartledge 1988b rechnet mit Heroenreliefs, die Königen zugedacht waren.

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2. Herrschaftsrationalisierung imPeloponnesischen Bund

9. 14, 1),125 unddie eine Vorbildfunktion im Hinblick auf die neu zu festigende Polis ausüben sollten. Schliesslich ist der Vorrang der Oberschicht in Sparta auch an den Siegen bei den Olympischen Spielen ablesbar, die ebenfalls gerne mit einem gesellschaftspolitischen Reformkonzept in Zusammenhang gebracht werden. Zwar gingen die athletischen Olympiasiege nach der Mitte des 6. Jh. augenfällig zurück, doch zeichnet sich seit dieser Zeit eine beachtliche Zahl vonSiegern im Wagenrennen ab.126 Siege bei Wagenrennen konnten durchaus der ganzen Polis Prestige bringen, blieben aber dennoch stets mitdemGespanninhaber verbunden, der über beträchtliche Ressourcen verfügen musste.127 Es ist naheliegend, dass die spartanische Führungsschicht auf diesem Gebiet eine neue Art des Vorrangs und internationalen Vergleichs suchte.128 Daraus können jedoch keine gesellschaftlichen Beschränkungen in Sparta als Vorbedingung abgeleitet werden. Erst ab der Mitte des 5. Jh. blieben athletische Siege fast gänzlich aus. Damit zeigt sich, dass offenbar erst zur Zeit der Pentekontaetie das sportliche Training des Einzelbürgers anWert einbüsste, damansich jetzt auf die militärischen Proble-

me im Heeresverband konzentrieren musste.129 Ausdiesen Erörterungen folgt, dass die Hinweise auf eine kulturelle Wende im mittleren 6. Jh. nur gering sind undweder auf ein Reformkonzept zurückgehen, noch mit der Ausbildung strikter Verordnungen im spartanischen Staat in Zusammenhang gebracht werden können. Die Veränderungen weisen wiederum nurauf eine Anpassung der Oberschicht zurBehauptung ihrer Vorrangstellung. Die mit der Bündnisbildung des mittleren und späteren 6. Jh. verbundene Ent-

wicklung lässt sich insgesamt nicht auf einen umfassenden staatspolitischen Eingriff zurückführen, dermiteinem aussen- undinnenpolitischen Kurswechsel einherging. Vielmehr wurde sie nach wie vor von aristokratischer Machtpolitik geprägt. Neue staatliche Aufgabenbereiche kamen nurbeschränkt zustande und führten zumWeiterleben persönlich orientierter Einzelunternehmungen. Ein Abschluss in der Ausbildung der spartanischen Verfassung undRückzug auf eine eingschränkte Lebensweise in derPeloponnes ist nicht beobachtbar. Die aussenpolitischen Rationalisierungsmassnahmen boten nurallmählich einen Ausgangspunkt, neue politische Mechanismen in Gang zu bringen, die erst im 5. Jh. voll zumTragen kamen.

125 Die Gedenkstätten für denmythischen Gesetzgeber Lykurg, Alkman undChilon (Paus. 3, 15, 2. 16, 4. 6) dürften dementsprechend auch erst in dieser Zeit errichtet worden sein; vgl. dazu u. S. 143f. 126 Hönle 1968, 120ff., bes. 141; de Ste. Croix 1972, 354f.; Nafissi 1991, 162ff. Vgl. auch die vielen Eigennamen mit demStamm -hipp-: Powell 1988, 227. 127 Vgl. Cartledge 1976b, 119; Demaratos soll nach Herodot (6, 70) als einziger spartanischer König einen solchen Sieg errungen haben; dazu Hönle 1968, 150. 128 Vgl. Fitzhardinge 1980, 159. 129 Dazu u. S. 142.

3. DER AUFSTIEG DES EPHORATS Neben einer aussenpolitischen Kursänderung undder‚Gründung‘desPeloponnesischen Bundes wird in der Forschung auch die Aufwertung des Ephorats zum zentralen politischen Gremium Spartas als entscheidende Neuerung derJahre um 550 angeführt. Dementsprechend ist für diesen Zeitpunkt mit der Einführung verschiedener Kompetenzen und regelmässiger Amtshandlungen der Ephoren gerechnet worden, soetwa: dasVorrecht, alle acht Jahre dieSterne zubeobachten undbei ungünstigem Ausgang die Könige abzusetzen;1 der monatliche Eid, den einerseits die Könige auf die Gesetze, andererseits die Ephoren auf die Königsherrschaft ablegten;2 derjährliche Befehl der Ephoren an die Bürgerschaft, den Schnurrbart zu rasieren und den Gesetzen zu gehorchen,3 sowie die jeweils zu Beginn derAmtszeit vondenEphoren erlassene Kriegserklärung andieHeloten.4 Soweit derAufstieg desEphorats nicht nurallgemein auf strukturelle Gegensätze (insbesondere zwischen Damos undKönigtum) zurückgeführt wurde,5 ist in der Nachfolge von V. Ehrenberg in erster Linie an den Seher undspäteren Weisen Chilon als Urheber dergenannten Änderungen gedacht worden. C. M. Stibbe hat in seinem Aufsatz über Chilon zwar die auch andernorts in Frage gestellte These vomVerfall der Kunst um550 verworfen, denSeher aber wiederum umfassend als den grossen politischen und sogar künstlerischen Neuerer hervorgehoben.6 Auch M. Nafissi hat es trotz Vorbehalten gegenüber der bisherigen Forschung neuerdings unternommen, Chilon als Förderer der moderaten, vom Ausland abgeschlossenen Lebensweise undFeind derTyrannis darzustellen.7 Um den Aufstieg des Ephorats und die Stellung des Chilon zu beurteilen, wirdes es nötig sein, aufgrund derherodoteischen Zeugnisse ausdemlegendären Gemenge von angeblichen Taten, die demspäteren Weisen zugeschrieben wurden, wieder herauszufinden unddenSeher in seine Zeit einzuordnen. Anschliessendsollen aufgrund derkonkreten Handlungen, dieausderzweiten Hälfte des6. Jh. für die Ephoren überliefert sind, Rückschlüsse auf deren politische Position gezogen werden. Dabei ist dazulegen, wie sich derAufgabenbereich derEphoren 1 2

3

4 5 6 7

Toynbee 1969, 242. Ehrenberg 1925, 44; Stibbe 1985, 14; Nafissi 1991, 123f. 138 Anm. 162. 149, der dies als eine Massnahme gegen die Tyrannis interpretiert. Nafissi 1991, 118ff.; David 1992, 14f.; Busolt-Swoboda 1926, 685 Anm. 1 setzten das die neue Mode in Sparta Verbot des Oberlippenbartes noch in die Zeit um 600, als „ die Ephoren bereits Hüter der bürgerlichen Zucht und gesetzlichen Ordeindrang“und „ nung“waren (vgl. auch Engel 1948, 44 Anm. 6). Nafissi 1991, 121ff., der dies als Anzeichen für die Militarisierung der Gesellschaft interpretiert. S. o. S. 11 (Anm. 5). 12f. Stibbe 1985, 16ff. Nafissi 1991, 124ff. 138. 347f.

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3. DerAufstieg desEphorats

im Zusammenhang mit neuen innen- undaussenpolitischen Anforderungen erst allmählich ausprägte, also nicht bereits fest definiert war. Überlegungen zur Besetzung desAmtes sollen schliesslich zurKlärung derFrage beitragen, inwiefern das Ephorat, das schon von Aristoteles als Behörde des Volkes aufgefasst wurde, in Wirklichkeit eine aristokratisch dominierte Institution darstellte, die als Mittel im politischen Kampf derOberschicht eingesetzt werden konnte. 3.1. DER MYTHOS VON CHILON Chilon begegnet erstmals bei Herodot. Er wirkt dort zuBeginn desExkurses über die athenische Geschichte als Seher, der in Olympia den späteren Vater des Peisistratos, Hippokrates, vor einem künftigen Nachfahren warnte (1, 59); an anderer Stelle ist im Rahmen der Unterhaltung des Demaratos mit Xerxes nach der Schlacht an den Thermopylen ein Ausspruch von Chilon über die Insel Kythera erwähnt, dieer insMeer verwünscht haben soll (7, 235). Imfolgenden ist zu zeigen, dass beide Nachrichten wenig vertrauenswürdig sind8 und über die historische Person des späteren Weisen9 kaum Aufschlüsse ergeben. Die Voraussage anHippokrates in Olympia wäre in dieZeit um600 –vordie Geburt des Peisistratos –zu datieren. Da die athenische Tyrannis damals noch in weiter Ferne lag, ist derAusspruch als spätere Rückprojektion zuverstehen und wenig geeignet, eine antityrannische Politik zu belegen. R. Bernhardt hat ausführlich dargelegt, dass die Konzeption einer angeblich in Sparta allgemein verbreiteten antityrannischen Gesinnung ein „Produkt derimfünften Jahrhundert entstandenen Tyrannisideologie Athens“darstellt, dasaufgrund dermitHilfe der Spartaner erfolgten Vertreibung der Peisistratiden entstanden ist.10 Dazu passt, dass die Herodot-Passage einer „athenischen Quelle“entstammt.11 In Bezug auf Chilon ist es daher naheliegend, dass eine Warnung des Sehers an Hippokrates später erst Anlass dazu wurde, Chilon mit einer gegen die Tyrannis gerichteten Haltung in Verbindung zu bringen. Antityrannische Massnahmen des Chilon gehen erstmals auseinem Papyrus des2. Jh. v. Chr. hervor, wobei neben Aischines von Sikyon fälschlicherweise auch Hippias zu den konkreten Gegnern gezählt wurde.12 Die späte Überlieferung entpuppt sich somit als Konstruktion, die für die Person Chilons keine Glaubwürdigkeit beanspruchen kann. Wenn maneinen Anknüpfungspunkt im 6. Jh. sucht, bezieht sich der Ausspruch über Kythera auf die Zeit um550, als es Sparta gelang, denArgivern die

8 D. Fehling (vgl. S. 57 Anm. 18), 52f. stellt deren Historizität gänzlich in Abrede, wobei er Ratschläge generell als Dichtung Herodots erachtet (vgl. 50). 9 Plat. Prot. 343a; Diog. Laert. 1, 13; Paus. 10, 24, 1. 10 Bernhardt 1987, 288; vgl. ferner o. S. 17 Anm. 44. 11 F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 421 s. v. Herodotos. 12 FGrHist 105 F 1 (= Ryland Papyri Nr. 18); vgl. dazu Ehrenberg 1925, 47ff.; D. M. Leahy, Chilon andAeschines: A Further Consideration of Rylands Greek Papyrus fr.18, BRL 38, 435; Stibbe 1985, 15; Bernhardt 1987, 286f. 1955/56, 406–

3.1. DerMythos vonChilon

77

Herrschaft über die Insel zu entreissen.13 M. Nafissi deutet die chilonische Verwünschung derInsel, diezuallen Zeiten eine handelspolitisch undstrategisch wichtige Stellung hatte, als eine mit ξ η λ εν α σ ία verbundene Abschottungsmassnahme.14 Er verweist dabei auf den angeblich schon durch Kritias für Chilon ν -Ausspruch,15 dessen Zuschreibung aber nicht gesiδ νἄγα η ὲ überlieferten μ chert ist.16 Aussagekräftig ist dagegen der Kontext des Kythera-Diktums im 5. Jh.17 Der abgesetzte Spartanerkönig Demaratos riet Xerxes nach der Schlacht bei den Thermopylen, 300 Schiffe nach Kythera zu senden, umdie Lakedaimonier bei der Eroberung Griechenlands fernzuhalten. In der Demaratos-Episode spiegelt sich schon die Erfahrung vonderstrategisch heiklen Lage derInsel, die während des ersten undzweiten Peloponnesischen Krieges vondenAthenern besetzt und zu einem gefährlichen Ausgangspunkt für Zerstörungen in der Peloponnes wurde.18 Es ist daher naheliegend, dass in demBericht Herodots aktuelle Probleme auf frühere Zeiten zurückprojiziert bzw. neue Legenden umdie Insel gewoben wurden. Da Herodot an anderer Stelle (6, 65) einen offenbar jüngeren Chilon als Schwiegervater des Königs Demaratos erwähnt, ist zu vermuten, dass er den Namen Chilon aus aristokratischen Kreisen in Sparta überliefert hatte.19 Demnach dürfte hier eine Familientradition vorliegen, die sich mit den Taten der Vorfahren ausschmückte. Von einem grossen Staatsveränderer war noch keine Rede. Chilon ist damit im 5. Jh. weder als Konstrukteur einer antityrannischen Aussenpolitik noch als Moralist, der gegen importierte Luxusgüter ankämpfte, fassbar. Eine Nachricht bei Diogenes Laertius (1, 68), die sich auf hellenistische Autoren beruft, zeigt, dass Chilon damals entweder als erster Ephor oder als ν το ῶ ρ ὶπ α Förderer des Ephorats gegenüber demKönigtum aufgefasst wurde: κ ή γ η ςεἰσ ρ ῶ το ς. κ ὶπ α η τ ά ρ ικ σ μ ο η σ ιΣ ω υ ή ,ὥ υ δ ςφ ὶΕὐθ ιἐπ α θ νγενέσ ρ ο ο ἔφ . Als γ ν ο ςδ ρ ὲΛ υ κ ο ρ ο ῦ τυ ά σ α ῖλ ι· Σ α ν ν ρ ύ α γ εῦ ζυ σ ιπ α ιςβ ςτο ο υ όρ σ α τοἐφ Datum wurden sowohl die 55. als auch die 56. Olympiade (= 556/3) genannt. V. Ehrenberg nahm an, dass das letztere, von Pamphila überlieferte Datum auf Apollodors Chronik unddamit letztlich auf die spartanische Ephorenliste zurückgehe, also glaubhaft sei.20 Die Überlieferung zeigt jedoch, dass der genaue Zeitpunkt (wie auch die Bedeutung) des vermeintlichen Ephorats schon in der Antike unklar waren. In anderem Zusammenhang wurde Chilon, wohl gemäss seinem angeblich hohen Alter, schon für die Zeit umdie 52. Olympiade (572/69)

13 14 15 16

17 18

19

20

Hdt. 1, 82; Thuk. 4, 53; dazu o. S. 58. Nafissi 1991, 134. 267ff. Schol. Eurip. Hipp. 264, vgl. Diog. Laert. 1, 41. Vgl. D. Fehling (vgl. S. 57 Anm. 18), 12 Anm. 6. Vgl. auch Diog. Laert. 1, 71f.; ferner dazu Macan 1908, Bd. 1, 1, 346f. Paus. 1, 27, 5 (Tolmides, s. u. S. 127); Thuk. 4, 53ff. 5, 14; Plut. Nik. 6. Vgl. dazu D. Fehling (vgl. S. 57 Anm. 18), 52f. Zum spartanischen Hintergrund der Erzählung vgl. F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 457 s. v. Herodotos. Ehrenberg 1925, 47.

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3. Der Aufstieg des Ephorats

als Geront bezeichnet.21 Ein Ephorat imfortgeschrittenen Alter undin derFunktion eines Geronten erscheint freilich unwahrscheinlich,22 so dass sich fürChilon auch keine politische Karriere rekonstruieren lässt.23 Die chronologischen Ungereimtheiten sind vielmehr typisch für die mündliche Tradition über einen Mann,

der allmählich zueinem ‚culture hero‘wurde. Die Annahme, dass Chilon der erste Ephor Spartas gewesen sei, ist freilich einMissverständnis. Plutarch (Lyk. 7, 1)nennt Elatos alsersten Ephor unddatiert ihn in die Regierung des zurZeit des ersten Messenischen Krieges amtierenden König Theopompos, demim4. Jh. auch bei anderen Autoren die Einführung des Ephorats zugeschrieben wurde.24 Gleichzeitig wurde die Entstehung des Ephorats aber auch weiterhin wie zuvor bei Herodot (1, 65) Lykurg zugewiesen.25 Plutarch (Kleom. 10) schreibt denAufstieg desEphorats demsonst unbekannten Asteropos zu(dessen Namen wiederum zuRückschlüssen auf die Kompetenz der Himmelsbeobachtung verleitet hat).26 Auch die möglicherweise 556/5 begonnene Ephorenliste bietet für denUrsprung27 oder Bedeutungswandel des Ephorats letztlich keinen Anhaltspunkt. Diese wurde wohl seit Ende 5. Jh. von den Geschichtsschreibern zurDatierung verwendet undnach derAnnahme vonF. Jacoby zudieser Zeit auch bis insJahr 754/3 rekonstruiert.28 Die Verbindung Chilons mit der Aufwertung des Ephorats erweist sich daher insgesamt als spätes Konstrukt. Zur Beurteilung der Stellung des Ephorats sind wir auf weitere Schilderungen bei Herodot angewiesen, die in die zweite Hälfte des 6. Jh. führen.

3.2. DIE SICHERUNG DER KÖNIGSFOLGE UNDDIE KOORDINATION DER POLITIK

Im Zusammenhang mit derköniglichen Thronfolge im fortgeschritteneren 6. Jh. erhalten wir durch die herodoteische Überlieferung erstmals nähere Angaben zu Entscheidungsprozessen in Sparta. Weitere Hinweise ergeben sich durch diebald 21 Diog. Laert. 1, 72: als auch Aesop blühte; zudiesem Synchronismus vgl. O. Seeck, RE 3, 1899, 2278 s. v. Chilon; zuChilon als Geront vgl. auch Arist. rhet. 1398b, 13ff. 22 Die Lebensläufe derüberlieferten Ephoren (s. u. S. 83) zeigen, dass dasEphorat zwar nicht

als erste politische Funktion, aber trotzdem relativ früh übernommen wurde (vgl. Westlake 1976, 350; zuBrasidas: Hodkinson 1983, 260, vgl. auch 252). 23 Stibbe 1985, 14 rechnet für den Ephor Chilon mit ausserordentlichen Vollmachten zur Gesetzgebung.

24 Arist. pol. 1313a; Plat. nom. 691d-692a stellt die Entstehung des Ephorats derjenigen des . dritten Retter“ Königtums undder Geronten nach undspricht voneinem „ 25 Xen. Lak. pol. 8, 3; Plat. epist. 8, 354b; Strab. 10, 4, 18 = Ephoros FGrHist 70 F 149; Isokr. 12, 153; Iust. 3, 3, 2; vgl. dazu Oliva 1971, 123ff. 26 Toynbee 1969, 242; vgl. dagegen Nafissi 1991, 116f., der den Ephor Asteropos als eine späte Erfindung bezeichnet.

27 Meyer 1892, 252f. schliesst

aufgrund des Vergleichs mit anderen dorischen Staaten auf einen weit zurückreichenden Ursprung des Ephorats. 28 Jacoby 1902, 138f.; Jacoby 1949, 282 Anm. 55. 305 Anm. 24. Auch das Staatssiegel der Ephoren mit demBild des Königs Polydoros (Anfang 7. Jh.; Paus. 3,11,10) bietet keinen Anhaltspunkt fürdenUrsprung desEphorats (vgl. Meyer 1892, 268 Anm. 1; ferner Kennell 1995, 96: Erfindung des 3. Jh.).

3.2. Die Sicherung derKönigsfolge

79

darauf folgenden Hilfegesuche samischer Oppositioneller sowie des Maiandrios in Sparta. Im folgenden soll anhand dieser Geschichten untersucht werden, inwieweit die Ephoren schon zu einem entscheidenden Faktor in der spartanischen Politik avanciert waren und ob sich bereits politische Entscheidungsmechanismen zwischen Königtum, Gerusia undEphorat eingespielt hatten, wie sie späterhin die spartanische Verfassung prägten.

520)29 wurde vondenEphoren zur Verstos1) König Anaxandridas II. (ca. 560– sung seiner kinderlosen Frau undneuerlichen Heirat aufgefordert, umdie königliche Nachkommenschaft zu sichern. Als Anaxandridas dies ausschlug, hielten

dieEphoren zusammen mitdenGeronten Ratundverlangten vonAnaxandridas – zurVermeidung eines harten Beschlusses derSpartiaten (ἵν μ α ήτιἀ λ λ ο ῖο ν π ερ ὶ ο ι) –‚ unter Beibehaltung der ersten Frau eine τα υ ν λ ω εύ σ τα ιβ ρ τιῆ σ ε α π ῦΣ zweite Frau zunehmen, die ihmKinder gebären solle. Aufdiese Forderung ging Anaxandridas ein (Hdt. 5, 39ff.).30 R. Engel bezeichnete diese Episode als denfrühesten Fall von„Einmischung derEphoren in persönlichste Angelegenheiten des Königtums“undvertrat dabei dasBild derEphoren als „Repräsentanten desDemos“und„Wächter derVerfas.31 M. Nafissi glaubt demgegenüber, in der Geschichte eine durch Chilon sung“ veranlasste Annäherung zwischen Ephorat undGerusia fassen zukönnen, dadie zweite Frau des Anaxandridas eine Grossenkelin des Sehers Chilon war.32 Beide Interpretationen gehen auf ihre Weise von einem festen Bild der spartanischen Verfassung bzw. der konkurrierenden politischen Mächte aus, das in dieser pointierten Form nicht verifiziert werden kann. Zudem müsste eine direkte Verbindung mit Chilon auch auschronologischer Sicht fraglich bleiben, daAnaxandridas nicht gleich zuBeginn seiner Amtszeit, sondern erst imfortgeschritteneren 6. Jh. zueiner neuerlichen Heirat aufgefordert worden sein dürfte. Es ist daher im folgenden nochmals nachdenverfassungspolitischen Implikationen derGeschichte

zufragen. Dadie ausSparta stammende

Erzählung33 in sich geschlossen ist undauf die Ephoren besonderes Gewicht gelegt wird, kann das Einschreiten dieser Institution nicht a priori auf eine Rückprojektion späterer Verhältnisse zurückgeführt werden. Die Ephoren arbeiteten in derFrage derNachkommenschaft des Anaxandridas nach einem missglückten Alleingang offenbar Hand in Hand mit den Geronten. Naheliegend ist, dass es sich dabei umeine Vorberatung handelte, wie wir sie auch später im Vorfeld von Volksversammlungen bezeugt finden.34 Dementsprechend könnten die Ephoren bei derZusammenarbeit mit derGerusia wie in späteren Fällen eine Vorsitzfunktion ausgeübt haben. Die Volksversammlung scheint ihrerseits aufgrund der Möglichkeit eines „harten Beschlusses“bei

520. Forrest 1980, 21; anders Moretti 1946, 92: ca. 545– Vgl. Paus. 3, 3, 9. Engel 1948, 12ff.; vgl. auch How-Wells 1912, Bd. 2, 16. Nafissi 1991, 138ff. 33 F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 438 s. v. Herodotos. 34 Kahrstedt 1922, 248 Anm. 1.

29 30 31 32

3. Der Aufstieg des Ephorats

80

strittiger Thronfolge letztlich als urteilfällende Instanz figuriert zuhaben, wie es in späterer Zeit ebenfalls zu verfolgen ist.35 Es drängt sich im weiteren auf, die Ephoren als allfällige Leiter einer solchen Volksversammlung anzunehmen. Daraus ergibt sich zumindest ein Indiz, in der zweiten Hälfte des 6. Jh. mit den Ephoren als möglichen Leitern vonVolksversammlungen zurechnen. Aufgrund der sich im Detail ergebenden Unsicherheiten kann letztlich aber nur festgehalten werden, dass hier erstmals in einem konkreten Fall politischer Entscheidung die auch späterhin wichtigsten Organe des Staates gleichzeitig auftreten. Eine feste Kompetenzverteilung innerhalb der politischen Gremien geht daraus nicht hervor. Es ist zudem nicht erkenntlich, dass die Kompetenzen derEphoren auf eine ‚Verfassungsrevision‘ zurückgingen. Sie sind vielmehr auf den Willen unddie informelle Macht politisch einflussreicher Leute (und nicht des Damos) zurückzuführen, die sich für die Stabilisierung der Polis einsetzten. Indem die Könige durch die Ephoren auf die Polis verpflichtet wurden, erfuhren sowohl das Königtum selbst als auch die neben ihm führenden Familien eine weitere Sicherung ihrer Existenz. Die Schwierigkeiten in derThronfolgeregelung wurden damit ein Bestandteil jener Entwicklung, die die weitere Ausbildung fester staatlicher Gremien förderte, wie auch der nächste Fall zeigt.

2) Der in zwei Ehen kinderlose König Ariston (ca. 550–515)36 soll kurze Zeit nach der Heirat mit der Gemahlin seines Freundes (aus reicher Familie) einen Knaben (Demaratos) erhalten haben. Ein Bediensteter meldete Ariston die Geburt, während dieser mitdenEphoren zuRate sass. AlsderKönig dieVaterschaft dementierte, da er noch keine zehn Monate mit seiner dritten Frau verheiratet war, sollen die Ephoren dies kommentarlos hingenommen haben. Später habe Ariston aber an seine Vaterschaft geglaubt und Demaratos als seinen Sohn betrachtet. Als Demaratos die Krone vonAriston übernommen hatte undsich mit König Kleomenes auf dem Feldzug gegen Athen und anlässlich des AiginaUnternehmens entzweite,37 schloss dieser mit Demaratos’ Konkurrenten, dem Eurypontiden Leotychidas, ein Übereinkommen. Dieser reichte unter Eid eine Klage gegen die Rechtmässigkeit von Demaratos’ Thronfolge ein undrief die ehemaligen Ephoren als Zeugen vor Gericht. Schliesslich wollten die Spartiaten ein Orakel einholen. Auf Veranlassung des Kleomenes wurde das Orakel von Delphi, daser persönlich beeinflusste, konsultiert undDemaratos abgesetzt (Hdt. 6, 61ff.). R. Engel ging bei derErklärung derSzenerie anlässlich derGeburtsmeldung wiederum vondenEphoren als „Hüter des Gesetzes“aus, die nurbei Verletzung derhergebrachten Gesetze aktiv in Erscheinung traten.38 Die ausbleibende Reaktion derEphoren bei Aristons Dementierung derVaterschaft erklärte er durch den Umstand, dass der König seine Meinung in derFolge änderte, also die Abstammung im Grunde klar gewesen sein muss underst aufgrund der späteren Beein35 36 37 38

Xen. Hell. 3, 3, 4; dazu Kahrstedt 1922, 134. Forrest 1980, 21.

S. u. S. 89. 94.

Engel 1948, 14f.

3.2. Die Sicherung derKönigsfolge

81

flussung des Orakels von Delphi durch Kleomenes Zweifel an der Vaterschaft aufkamen. Demist wiederum grundsätzlich entgegenzuhalten, dass die Geschichte sowohl durch denspäteren Kontext als auch durch die topischen Elemente rund um die Geburt des Demaratos39 in ihrem Gehalt in Frage gestellt wird. Ausgangspunkt der Erzählung war die spätere Klage des Leotychidas gegen Demaratos’ Legitimität, mit deren gerichtlichen Implikationen wir uns an anderer Stelle zu beschäftigen haben.40 Bei dieser Verhandlung wurde offenbar dasZeugnis einstiger Ephoren eingeholt, ohne dass dies den Streit umdie Vaterschaft zu legen vermochte. Die Funktion derEphoren als Überwacher derThronfolge kanndamit kaum gestützt werden. Die Meldeszene hinterlässt insgesamt denEindruck einer später aufgrund derZeugenbefragung kreierten Ausschmückung derGeschichte. In dieser Hinsicht können auch aus der ‚Beratungssituation‘, die zumZeitpunkt der Geburtsmeldung zwischen Ariston und den Ephoren bestanden hat, keine weitreichenden Schlüsse gezogen werden.41 Aufgrund des oben anlässlich von Anaxandridas’ Nachkommenschaft beobachteten Charakters der Ephoren, die zwischen Geronten undKönigen vermitteln, sind solche Beratungen zwar naheliegend. Ein fest etablierter politischer Mechanismus zwischen Ephoren und Königen kann daraus jedoch nicht abgeleitet werden.

3) Um das Jahr 525/4 traten nach Herodot (3, 46) von Polykrates vertriebene -, die nach anfänglich abweisender Haltung in Sparta vor die ἄρχοντες ςnie eine offizielle Bezeichnug für ρ ν τε ο χ doch noch Hilfe beschlossen. Da ἄ Samier

bestimmte spartanische Amtsträger wurde, können die hier gemeinten Personen nicht genau identifiziert werden. Zueinseitig ist es, ausschliesslich an die Ephorenzudenken,42 daauch die Könige undGeronten zudenAdressaten derSamier gehört haben können.43 U. Kahrstedt deutet die herodoteische Angabe in diesem Sinne als frühes Zeugnis für das Wirken der –erst bei Thukydides bezeugten – η , wobei er für diese Behörde grundsätzlich die Könige, Geronten undEphoτέλ ren in Betracht zieht.44 Fest eingespielte Entscheidungsprozesse unter Beteiligung dieser drei Institutionen (mit oder ohne Schlussentscheid in der Volksversammlung) sind jedoch erst in späterer Zeit fassbar.45 Eine Beteiligung der Ephoren an aussenpolitischen Entscheiden (oder gar ihre Kompetenz, Gesandte zu empfangen, wie sie in den Perserkriegen erkennbar wird)46 kann daher aufgrund des Gesuchs derSamier nurunsicher dokumentiert werden.

39 Dazu Boedeker 1987, 188f.; Vignolo Munson 1993, 52. 40 S. u. S. 95. λ , waswohl eine spätere Ausschmückung ist. υ ῇ ο νβ 41 Paus. 3, 7, 7 verlegt sie ἐ 42 So Engel 1948, 4; Cragg 1976, 91. 43 How-Wells 1912, Bd. 1, 268. 44 Kahrstedt 1922, 206. ηvgl. im weiteren u. S. 119. 121. 45 Zu denτέλ 46 Vgl. Hdt. 9, 8.

82

3. Der Aufstieg des Ephorats

4) Bei einer weiteren von Herodot (3, 148) überlieferten Begebenheit, die wohl ins Jahr 517 gehört, wies König Kleomenes die Ephoren an, denausSamos nach Sparta geflohenen Tyrannen Maiandrios ausderPeloponnes zuvertreiben, damit dieser mit seinen Reichtümern niemanden ins Unglück stürze. Die Ephoren gehorchten undliessen ihn durch einen κ ρ υ ξausweisen.47 ῆ Der König zeigte sich in dieser Angelegenheit in einer denEphoren übergeordneten, fürdie Politik bestimmenden Position; dieEphoren übten eine exekutive Funktion aus, wie sie auch in späterer Zeit kennzeichnend sein wird.48 Ideelle Motive sind als Anlass für die Ausweisung desMaiandrios freilich fragwürdig. Aus der Szene spricht nicht gesellschaftliche Selbstbeschränkung, sondern vielmehrprinzipielle Empfänglichkeit fürdieangebotenen materiellen Güter, wiesie den Spartanern gerne nachgesagt wurde.49 Es ist naheliegend, dass der Emporkömmling Maiandrios, dem–in aristokratischer Manier –niedrige Abkunft und politische Umwälzungen vorgeworfen wurden, nicht als Garant für die alten Familienbeziehungen zuSamos50 betrachtet wurde undeine weitreichende Auseinandersetzung mitPersien nach derNiederlage vonca. 525/4 wenig ratsam schien. Die Ephoren erscheinen damit zwar zuBeginn derHerrschaft desKleomenes in einer bereits wichtigen, koordinierenden Position, aber eindeutig festgelegte politische Kompetenzen lassen sich in den Quellen nicht fassen. Die Ephoren übten einerseits bei der Thronfolge eine Kontrolle über die Könige aus, wurden andererseits bei politischen Handlungen jedoch vomEinfluss des Königs überflügelt. Es wird sich zeigen, dass sich die Leitfunktion desEphorats in Volksversammlung undGericht gerade erst anlässlich der grossen Machtfülle des Kleomenes endgültig etablieren konnte. Dergesteigerte Machtanspruch dieses Königs ist also entgegen V. Ehrenberg51 nicht als Folge desAufstiegs derEphoren, sondern als eigentliche Vorbedingung dieser Entwicklung zubeurteilen.52 Eine weitere, bereits oben erwähnte Ursache fürdie Aufwertung derEphoren ist imRahmen desPeloponnesischen Bundes zusehen, in demneue Aufgaben zu bewältigen waren. Die Grösse des beherrschten Gebietes machte es nötig, die daraus erwachsenen staatlichen Verpflichtungen an ein festes Kollegium zu übertragen. Zur Leitung der Bundesversammlung, in der mit denBündnern debattiert wurde, waren dasKönigtum unddieGerusia als herkömmliche Institutionenaristokratischer Politik weniger geeignet als einvonallen Bürgern gewähltes und jährlich erneuertes Gremium, das‚professionell‘ neue Aufgaben für das Gemeinwesen übernehmen konnte. Die Ausdehnung von Spartas Herrschaft erwies sich daher als grundlegende Voraussetzung fürdenAufstieg desEphorats.

47 Vgl. Plut. mor. 224A-B; dazu Kahrstedt 1922, 239 Anm. 3. 48 Vgl. Gilbert 1881, 58f.; Kahrstedt 1922, 242; Andrewes 1966 (1986), 305; E. Szanto, RE 5, 1905, 2863 s. v. Ephoroi. 49 S. u. S. 92f. (zu Kleomenes), 103f. (zuEurybiades). 50 Vgl. dazu Cartledge 1982, 249ff. 51 Ehrenberg 1925, 42. 52 Vgl. in diesem Sinne auch Berve 1966, 119.

3.3. Die Besetzung desEphorats

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3.3. DIE BESETZUNG DES EPHORATS Wichtig ist schliesslich die Frage nach der sozialen Herkunft der Ephoren. Aristoteles (pol. 1270b) legte später dar, dass die Ephoren aus demganzen Volk gewählt und das Amt oft von Armen eingenommen wurde. Dementsprechend wurde das Ephorat auch in der Forschung schon als Institution gedeutet, die die Interessen des Damos vertrat undsich gegen die Aristokratie zur Wehr setzte.53 Demgegenüber betonte P. Spahn zuRecht denEinfluss der „ Ersten Männer“auf die Besetzung des Ephorats.54 Zuberücksichtigen ist dabei, dass die Ephoren im Besitz des vollen Bürgerrechts sein mussten, das an einen Landanteil geknüpft war, so dass prinzipiell keine Verarmten in Frage kamen. Entscheidend warauch dasWahlverfahren, daswohl analog zurGerontenwahl in derVolksversammlung nur die lautstarke Willenskundgebung zu festgesetzten Kandidaten zuliess und damit die Unterstützung unkonventioneller Bewerber erschwerte.55 Schliesslich blieb die Zahl der zu besetzenden Stellen auf fünf beschränkt. Greifen wir (abgesehen vonChilon) auf die späterhin überlieferten Ephoren zurück, so ist im Falle des Brasidas (431/30), Leon (419/18), Endios (413/12) und Antalkidas (370/69) festzustellen, dass sie aus wohlhabenden Familien stammten.56 Trotz des Einflusses der bedeutenden Familien ist im Zusammenhang mit demEphorat mit einer Erweiterung des Personenkreises zu rechnen, der an der politischen Leitung beteiligt war. Dies bedeutete aber nureine geringe politische Öffnung, diediePosition derFührungselite nicht in Frage stellte. DasPrinzip der Kollegialität sorgte für eine weitere Neutralisierung unerwünschter Vorstösse. Die Wiederwahl war ausgeschlossen.57 Zudem bestand der Nachteil, dass die während eines Amtsjahres erworbenen Verdienste anschliessend nicht adäquat weiterverfolgt werden konnten bzw. kein ‚cursus honorum‘vorgesehen war. Dies brachte wiederum die Gefahr mit sich, dass bei politisch Ambitionierten das Streben nach anderweitiger, vonderGemeinschaft nicht sanktionierter Machtbereicherung aufkommen konnte. Solcher Machtzuwachs konnte jedoch erst aus militärischen Führungspositionen, wie sie mit den Perserkriegen aufkamen, erlangt werden, was dann entsprechende Gegenreaktionen zurFolge hatte. Erst imZusammenhang mitdem Regenten Pausanias sind die Ephoren aktiv in derRolle als Rechenschaftsbehörde58 zu beobachten, wie sie ihnen bei Xenophon (Lak. pol. 8, 4) zugeschrieben wird. Die Bedeutungssteigerung des Ephorats kam damit insgesamt nicht auf Drängen des Damos oder als Folge einer verfassungspolitischen Reform zustan53 Engel 1948, 14; Oliva 1971, 129. E. Szanto, RE 5, 1905, 2862f. s. v. Ephoroi undKahrstedt 1922, 237f. 241 sind der Auffassung, dass die Ephoren ursprünglich die Könige, dann zunehmend denDamos vertraten. 54 Spahn 1977, 105f. 55 Rhodes 1981 (gegen Rahe 1980, der mit einem Losentscheid unter vorgewählten Kandidaten rechnete). ZudenBedingungen der unverdeckten Stimmabgabe Flaig 1993. 56 de Ste. Croix 1972, 148f.; Clauss 1983, 136. 57 Westlake 1976. 58 Vgl. dazu Link 1994, 64f.

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3. Der Aufstieg desEphorats

de, sondern erfolgte im Zusammenhang mit demBemühen der Oberschicht um ihren Machterhalt in einer Polis, die in einem vergrösserten Gebiet neue Aufgaben zu bewältigen hatte. Dazu drängte sich schliesslich eine regelmässige Kontrolle der anBedeutung gewinnenden militärischen Amtsträger auf.

4. DIE EINBINDUNG DES KÖNIGTUMS wurde in der Forschung unmittelbar mit der Beschränkung bzw. Kompetenzeinbusse des Königtums in Verbindung gebracht undgleichzeitig als Kampf des Damos gegen die königliche Führung gewertet.1 Andererseits hat sich injüngerer Zeit die Ansicht durchgesetzt, dass die Könige auch künftig durch persönliche Autorität stets einen dominierenden Faktor in der spartanischen Geschichte darstellen konnten.2 An dieses Ergebnis anknüpfend sollen die‚Beschränkungen‘ der Könige im folgenden nicht aus einer Verfassungsreform oder einem ideologischen Kampf zwischen Damos undKönigtum, sondern aus deminnen- undaussenpolitischen Umfeld der ausgehenden archaischen Zeit erklärt werden. Zunächst ist auf die von Herodot für die Könige überlieferten Vorrechte einzugehen, um diese anschliessend anhand der Regierungszeit des Kleomenes näher zubeleuchten. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern die Ausübung bzw. Überschreitung derköniglichen Kompetenzen zurAusbildung festerer staatlicher Strukturen führte.

Die Aufwertung des Ephorats

4.1. DIE KÖNIGLICHEN VORRECHTE BEI HERODOT Herodot legte im Aufbau seines Geschichtswerkes Wert darauf, Sparta amAusgangspunkt der griechisch-persischen Auseinandersetzungen als stabile Polis Bündnispartner‘des Kroisos zucharakterisiedarzustellen, umsie als logischen ‚ ren (1, 69) und vorerst (als Vorsteher von Hellas: 5, 49) gegenüber Athen hervorzuheben. Dieses wurde aber nach Überwindung derTyrannis zueinem ernsthaften Konkurrenten Spartas (5, 78. 91). Herodot hat Sparta hauptsächlich als Machtfaktor in der griechischen Welt wahrgenommen, der durch moralisches Fehlverhalten führender Leute und durch Überflügelung seitens des befreiten Athen in Schwierigkeiten gelangte. Die Erzählungen drehten sich im einzelnen hauptsächlich um die schicksalshaften Taten und die ‚chronique scandaleuse‘ einzelner Könige, wobei insbesondere Kleomenes als Paradigma für den durch begangene Frevel zumUntergang verdammten Machthaber figuriert.3 Aufgrund des exemplarischen Charakters der Geschichten wird auch im folgenden jeweils zu prüfen sein, inwieweit die Ereignisse unddie mit ihnen verbundenen institutionengeschichtlichen Implikationen historisch verlässlich bzw. durch spätere Zustände geprägt sind.

1 2 3

Bringmann 1975 (1986), 384f.; Bringmann 1980 (1986), 457ff.; ältere Literatur bei Engel 1948, 1 (Anm. 1).

Vgl. o. S. 11f. Vgl. Cragg 1976, 165ff.; J. Hart, Herodotus and Greek History, London/ Canberra 1982, 124ff.; ferner dazu u. S. 95f.

4. Die Einbindung des Königtums

86

Auffälligerweise hat das Königtum bei Herodot als einziges Regierungsgre-

mium Spartas eine eigene Abhandlung über die mit ihm verbundenen, von der Gemeinschaft zugeteilten Vorrechte (γ έρ ε α ) erhalten (6, 56ff.).4 Diese beziehen sich neben denPriesterämtern desZeus Lakedaimonios undUranios, die auf den

überfamiliären Stammvater der Herakliden und die Verbindung der weltlichen Ordnung mit demUniversum verweisen, sowohl auf den Krieg (6, 56) als auch den Frieden (6, 57) sowie auf die zehntägigen Trauerfeierlichkeiten nach dem Tod (6, 58).5 Im militärischen Bereich soll den mit einer Schutzgarde von 100 Männern ausgestatteten Königen die Kompetenz zugestanden haben, gegen jedes beliebige Land Krieg zu führen; als Strafe für Behinderung in diesem Recht drohte die Ächtung.6 Auf demGebiet derRechtsprechung kamdenKönigen die Vergabe vonunverlobten Erbtöchtern sowie die Verfügung über die öffentlichen Wege zu; ferner musste die Adoption von Kindern vor ihnen vollzogen werden. Als weiteres Recht stand den Königen die Vergabe bestimmter Proxenien,7 die Wahl vonje zwei Gesandten nach Delphi (Pythier)8 sowie die Aufbewahrung der Orakel zu. Schliesslich werden die Könige wie schon in derRhetra als Angehörige der Gerusia –jetzt allerdings im Falle von Abwesenheit auch mit Vertretungsstimmrecht durch denamnächsten stehenden Geronten9 –bezeichnet. Aus dem herodoteischen Bericht wurde insgesamt geschlossen, dass die spartanischen Könige zwarhohe gesellschaftliche Ehren, aber imGrunde geringe politische Möglichkeiten besassen.10 Herodots Aufzählung macht in der Tat deutlich, dass die Könige nur noch wenige Teile der zivilen Rechtsprechung innehatten, diese also weitgehend in die Hände derEphoren gelangt war. Fürdie verbliebenen Rechte in Sachen Erbtöchter undAdoption wurde vermutet, dass es dabei in erster Linie umdenErhalt der bürgerlichen Landlose ging.11 In Bezug auf das Urteil über öffentliche Strassen ist ein militärischer Zusammenhang zu erwägen,12 doch könnten darüber hinaus auch die Klerosgrenzen eine Rolle gespielt haben. Fraglich bleibt zudem, inwieweit den Königen mittels Proxenoi

4 Da diese

5

6 7 8 9

Aufzählung nicht in den üblichen Rahmen mündlicher Schilderungen passt, ist entweder eine schriftliche Vorlage, die wirallerdings nicht näher bestimmen können (vgl. Cragg 1976, 87; Carlier 1984, 251), oder eine Neukomposition (wie Hdt. 6, 55 selber andeutet; vgl. Macan 1895, Bd. 1, 314) zu vermuten. Die Anfertigung undBestattung eines Eidolon für einen imAusland gefallenen König geht wohl auf Leonidas zurück, da in den anderen bekannten Fällen ein Rücktransport der Leichen vorgenommen wurde; vgl. dazu H. Schaefer, Das Eidolon des Leonidas, in: ders., Probleme der Alten Geschichte. Gesammelte Abhandlungen und Vorträge, hrsg. v. U. 336. –Beim Amtsantritt eines Weidemann u. W. Schmitthenner, Göttingen 1963, 323– neuen Königs erfolgte jeweils ein Erlass von Schulden gegenüber der Gemeinde unddem Königshaus (6, 59; dazu Macan 1895, Bd. 1, 319). Dazu Link 1994, 129 Anm. 42; zuder königlichen Begleitgarde s. o. S. 61. 84; L. Porciani, La prossenia DazuMosley 1971; Carlier 1984, 269f.; Luppino Manes 1983– 136. spartana. Note a Erodoto, 6,57,2, ASNP 21, 1991, 125– ι(vgl. Cragg 1976, 100). ο τ ότ ρ π εο Diese sind wohl identisch mit den in 1, 67 genannten θ Dazu How-Wells 1912, Bd. 2, 87; Carlier 1984, 271f.; Cartledge 1987, 109.

10 Link 1994, 54ff. 11 How-Wells 1912, Bd. 2, 86f.; D. Asheri, Historia 12, 1963, 18. 12 Macan 1895, Bd. 1, 317; How-Wells 1912, Bd. 2, 87.

4.2. Die Bindung desköniglichen Kommandos andieVolksversammlung

87

und Pythier Instrumente für die Gestaltung der Aussenpolitik zur Verfügung standen.13 Andererseits ist aufgrund konkreter Ereignisse geschlossen worden, dass die Könige nicht selbständig einen Krieg erklären konnten, so dass das von Herodot erwähnte Vorrecht nur die königliche Oberhoheit auf dem Feldzug umschrieben haben kann.14 Daraus wird deutlich, dass die königlichen Rechte –soweit möglich –nur aufgrund von einschlägigen Beispielen verifiziert werden können. Aus der Aufstellung Herodots geht grundsätzlich hervor, dass dasKönigtum auch im Verlaufe des 5. Jh. als fest verankerte, für dasGemeinwesen konstitutive Institution galt und mit einer besonderen Aura umgeben war. Demaratos bestätigt an anderer Stelle (7, 209), dass Sparta über das beste Königtum verfüge. Unter diesem Gesichtspunkt soll im folgenden für die Zeit des Kleomenes konkreter geklärt werden, wie sich die politischen und militärischen Kompetenzen der Könige gestalteten, umdabei nach Tendenzen zu fragen, die zur weiteren Ausgestaltung der spartanischen Verfassung beitrugen.

4.2. DIE BINDUNG DES KÖNIGLICHEN KOMMANDOS AN DIE VOLKSVERSAMMLUNG 4.2.1. Kriegszüge des Kleomenes bis zumJahre 506 Gegenüber den oben festgestellten Ansätzen zu einer breiteren Verteilung der politischen Macht und dem Zusammenspiel mehrerer politischer Gremien sind für Kleomenes mehrheitlich die gegenteiligen Tendenzen persönlicher Machtausübung hervorgehoben worden. Der Auftrag des Kleomenes an die Ephoren, denumdas Jahr 517 Unterstützung suchenden samischen Tyrannen Maiandrios auszuweisen (Hdt. 3, 148), kann in diesem Sinne als Beleg für die–zumindest in diesem Fall offenkundige –Dominanz des Königs über die Ephoren gedeutet werden.15 Imfolgenden soll dargelegt werden, wieentscheidende verfassungspolitische Regelungen bzw. Kompetenzerweiterungen für die Ephoren geradezu erst durch die Machtpolitik des Kleomenes zustande kamen. Anlässlich der Schlacht von Plataiai (479) berichtet Herodot (6, 108) von einer früheren Begebenheit in dieser Gegend, die nach Thukydides (3, 55. 68) ins Jahr 519/8 zu datieren wäre.16 Dabei sollen die vonTheben bedrängten Plataier zunächst demKleomenes unddenLakedaimoniern, die in derNähe weilten, ihre Unterwerfung angeboten haben, von diesen aber an Athen verwiesen worden sein. Da derKönig –undnicht die politischen Behörden in Sparta –als Verhand13 Bejahend Cartledge 1987, 108; Rahe 1994, 155; anders Link 1994, 56. 134 Anm. 91. 14 Vgl. Macan 1895, Bd. 1, 315f.; How-Wells 1912, Bd. 2, 84f.; Link 1994, 57f. Die zentrale Funktion der Könige bei Feldzügen ist auch späterhin noch festgehalten worden (vgl. Xen. Lak. pol. 13; dazu Kahrstedt 1922, 224f.; Clauss 1983, 119). 15 S. o. S. 82. 16 Zudemzwischen Athen undPlataiai getroffenen Bündnis (Bengtson 1975, 15 Nr. 119, vgl. 339) zuletzt Tausend 1992, 180ff.

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4. Die Einbindung des Königtums

lungspartner aufgesucht wurde, wollte die Forschung darin eine eigenmächtige Aktion des Kleomenes erblicken.17 Nach demNachweis von D. Hennig ist die Geschichte aber ein späteres Konstrukt im Zusammenhang mit der Zerstörung vonPlataiai im Jahre 427, das auf Elemente der Auseinandersetzungen amEnde des 6. Jh., insbesondere den dritten Einfall des Kleomenes in Attika (s. u.), zurückgreifen konnte,18 so dass daraus nichts Näheres für die Stellung des Königs gefolgert werden kann. Es zeigt sich nur, dass derKönig in derspäteren Perspektive als dominierender Faktor in der spartanischen Politik aufgefasst wurde. Aufgrund einer weiteren Erzählung bei Herodot (6, 84) soll Kleomenes intensiv mit skythischen Gesandtschaften, die Rache an dem (ca. 514/3) in ihr Land eingebrochenen Dareios planten, verkehrt haben, so dass es zu einem Bündnisschluss gekommen sei. Die Geschichte ist ein weiteres Element in der Reihe ausgelassener Gelegenheiten, griechische Unabhängigkeit zuverteidigen.19 Sie dient in erster Linie zur Erklärung des Ausdrucks ἐπ ε ινfür das ισ κ θ υ ίζ Trinken ungemischten Weines bzw. der entsprechenden Gewohnheit von Kleomenes, die ihn nach der Meinung der Spartaner zumWahnsinn getrieben habe. Kleomenes unterliegt damit demgleichen Schicksal, dasschon Kambyses unterstellt worden war.20 Auch aus dieser Erzählung können daher keine konkreten Schlüsse auf das politische Wirken des Kleomenes gezogen werden. Im Anschluss an den Kriegszug des Anchimolios (Hdt. 5, 63) schickten die Spartaner auf dem Landweg ein grösseres Heer gegen Athen, das jetzt von Kleomenes geleitet wurde; nach demSieg über die thessalische Reiterei undder angeblich nurzufällig geglückten Belagerung derAkropolis kames zurVertreibung der Peisistratiden (5, 64f.). Königliche Eigeninitiative ist für diese Kriegszüge desJahres 511/10 nicht festzustellen, so dass inbeiden Fällen dieVolksversammlung, wohl unter derLeitung derEphoren, für die Entscheidung ausschlaggebend gewesen sein dürfte. Auch aus den Angaben zu dem im Jahre 508/7 unternommenen zweiten Einfall des Kleomenes in Athen (5, 70. 72) geht nichts Sicheres hervor. Da der König jedoch nurein kleines Heer hatte undvonIsagoras, demer seit demersten Einfall von511/10 gastfreundlich verpflichtet war, zu Hilfe gerufen wurde, könnte der König selbst für den Kriegsentscheid verantwortlich gewesen sein.21 Bei demzweiten Einfall in Athen versuchte Kleomenes nach derVertreibung der Alkmeoniden schliesslich auch, den dortigen Rat22 aufzulösen und eine 17 Engel 1948, 15. 59; anders Cloché 1949, 119f. 24. 18 D. Hennig, Herodot 6, 108: Athen undPlataiai, Chiron 22, 1992, 13– 19 J. L. Myres, Herodotus. Father of History, Oxford 1953 (ND 1966), 188; zuderGeschichte ferner Macan 1895, Bd. 2, 90; Cragg 1976, 159. 20 R. Bichler, Die ‚Reichsträume‘ bei Herodot, Chiron 15, 1985, 136f. 21 Wickert 1961, 22; vgl. Cloché 1949, 120; Toynbee 1969, 246f.; Bernhardt 1987, 266f.; nach M. Zahrnt sprach sich Kleomenes bei derBeseitigung desHippias mitdenAlkmeonidenundDelphi ab, umseinen Expansionsdrang zulegitimieren (Zahrnt 1989, 304ff.). 22 Unklar bleibt, ob es sich umden solonischen oder den kleisthenischen Rat (wie Herodot impliziert; vgl. How-Wells 1912, Bd. 2, 37. 39) gehandelt hat (vgl. dazu Stein-Hölkeskamp 1989, 167 Anm. 59).

4.2. Die Bindung desköniglichen Kommandos andie Volksversammlung

89

Oligarchie von 300 Anhängern des Isagoras einzurichten; dies scheiterte jedoch am Widerstand der Athener, die Kleomenes und Isagoras auf der Akropolis belagerten, so dass der spartanische König die Stadt wieder verlassen musste.23 Es bleibt offen, inwieweit diese Aktion von Sparta abgedeckt war. Eingriffe in

die inneren Verhältnisse von anderen Poleis sowie Verfassungsänderungen zur Aufnahme einer Stadt in den Peloponnesischen Bund entsprechen jedenfalls nicht demüblichen Verhalten Spartas; ferner kann dieZugehörigkeit Athens zum Peloponnesischen Bund in den folgenden Jahren ausgeschlossen werden.24 Da der auf Basis von Gastfreundschaft undmöglicherweise persönlicher Rekrutierung der Truppen unternommene Vorstoss nach Athen demSchema gegenseitiger aristokratischer Hilfe entspricht, dürfte auch dieEinrichtung einer Oligarchie in erster Linie durch aristokratische Freundschaft undnicht durch übergeordnete

Verfassungskonzepte motiviert gewesen sein.25 Beim dritten Einfall im Jahre 506 sammelte Kleomenes ein Heer aus der ganzen Peloponnes; dabei verschwieg er denZweck des Unternehmens, bei dem er sich am athenischen Volk rächen undIsagoras als Tyrann einsetzen wollte; nach demEinfall bei Eleusis sollen die Korinther sowie dermitkommandierende König Demaratos die Heeresfolge vor der Schlacht verweigerten haben, so dass auch die übrigen Bundesgenossen umkehrten unddas Unternehmen scheiterte (Hdt. 5, 74f.). K. Wickert und neuderdings auch K. Tausend haben diesen Kriegszug entgegen früheren Deutungen (als Eigeninitiative des Kleomenes)26 wieder als vondenSpartanern beschlossenes Unternehmen plausibel zumachen versucht.27 Tausend postuliert dabei für den Bündnispartner Korinth eine Ausnahmeklausel, die Athen als Gegner in einem Feldzug explizit ausgeschlossen hätte. Unglaubhaft scheint jedoch, dass die Korinther erst nach der Landung in Eleusis das Ziel des Feldzuges erkannt hätten. M. Zahrnt erklärt den Abzug jüngst wieder plausibler mitdemzwischenzeitlich erfolgten Anschluss Athens an Persien.28 Ausderherodoteischen Geschichte lassen sich letztlich zwei wichtige Schlüsse ziehen: Es ist das erste Mal, dass ein Bundesunternehmen offensichtlich wird, wobei dessen Scheitern bei dernächsten Kriegsplanung wiederum zuder ersten für uns fassbaren Bundesversammlung führte.29 Im weiteren wird deutlich, dass dieUneinigkeit derKönige denFeldzug zumScheitern brachte. Dies ist schliesslich auch der Anlass für eine gesetzliche Regelung, die festlegte, dass jeweils nur

23 ZumAusspruch des Kleomenes gegenüber derAthenapriesterin s. o. S. 57. 24 Wickert 1961, 20ff., vgl. 19 und22 zu dem von Plutarch (Sol. 10) berichteten Schiedsspruch Spartas zwischen Megara und Athen über Salamis (zur Datierung ins späte 6. Jh. Beloch 1912, Bd. 1, 312f.; anders Th. Lenschau, RE 11, 1922, 695 s. v. Kleomenes: Ende 7. Jh.).

25 26 27 28 29

Anders Steinbrecher 1985, 119ff., derdavon ausgeht, dass Sparta grundsätzlich aristokratische Regierungen förderte.

Berve 1966, 262. Wickert 1961, 22f.; Tausend 1992, 177f.; vgl. schon Macan 1895, Bd. 1, 219. Zahrnt 1992, 273ff., vgl. 257f.

S. o. S. 63f.

90

4. Die Einbindung desKönigtums

einer der beiden Könige in den Krieg ziehen durfte (5, 75).30 Damit scheint das Verhalten der Könige erstmals zueinem übergeordneten Regelungsversuch Anstoss gegeben zu haben, dessen Implikationen im folgenden näher beleuchtet werden sollen.

4.2.2. DasGesetz über daskönigliche Kommando Nach Herodot hatte dasGesetz (ν ς) über dasgetrennte königliche Kommanμ ο ό do den Effekt, dass auch einer der beiden Tyndariden zu Hause bleiben sollte. Dies zeigt, dass in derMassnahme eine Gefahr für die vereinte Kraft dermythischen Zwillinge, die stets auf die Könige bezogen wurden, gesehen wurde. Das Gesetz figuriert damit wiederum als ein Anzeichen von Schwäche im spartanischen Staat, der gegenüber demvon der Tyrannis befreiten Athen an Vorteilen einbüsste. Trotzdem ist eine verbindliche Regelung desköniglichen Kommandos glaubhaft, da sich später etwa die Phleiasier darauf verliessen, dass während der königlichen Operation in Thrakien kein weiteres Heer unter demzweiten König gegen sie ausgesendet würde (Xen. Hell. 5, 3, 10).31 Es wird allgemein angenommen, dass der kommandierende König nach diesem Gesetz von der Volksversammlung auf Antrag der Ephoren ernannt wurde.32 R. Engel ging davon aus, dass die Regelung von den Ephoren eingebracht wurde, um damit künftig selber über Kriegszüge und deren Oberbefehl bzw. über Krieg und Frieden zu befinden.33 Dem ist entgegenzuhalten, dass durch das Gesetz allem Anschein nach zwar die Beteiligung der Ephoren an Kriegsbeschlüssen institutionalisiert wurde, in letzter Instanz sich aber die Volksversammlung als Beschlussorgan etablierte. Damit war auch die Entscheidung über Krieg undFrieden von demalleinigen Willen der Könige abgetrennt worden. Ziel war also, willkürliche und für die Stadt nachteilige Entscheide zu vermeiden. Dies dürfte auch für die peloponnesischen Bündnispartner eine Garantie gegen ein militärisches Aufgebot zu persönlichen Zwecken bzw. gegen Missbrauch aristokratischer Politik dargestellt haben.34 Die Könige wurden durch das Gesetz aber nicht etwa nur einseitig in ihren Kompetenzen beschnitten, da durch die ungeteilte Führerschaft im Felde dem Heerführer ein grösserer Entscheidungsspielraum zukam. In der Forschung ist daher desöftern die Meinung vertreten worden, dieMassnahme sei aufBetreiben des Kleomenes getroffen worden.35 Neben denmilitärischen Implikationen36 ist

30 Beweiskraft für den offiziellen Charakter des Feldzuges nach Athen ist daraus entgegen Wickert 1961, 22f. freilich nicht zu gewinnen. 31 Kahrstedt 1922, 123f., derdie späteren Beispiele vongleichzeitiger Präsenz derKönige im Felde aufführt, glaubt nuran einen unverbindlichen Usus; vgl. dagegen auch Engel 1948, 17 Anm. 5. 32 Carlier 1984, 278. 33 Engel 1948, 17. 34 Vgl. Forrest 1980, 88f. 35 Klein 1973, 187. 297; Link 1994, 58; vgl. ferner Thomas 1974, 269; Carlier 1984, 260f. 36 Unklar bleibt, ob die von Herodot genannte Ächtung als Strafe für denjenigen, der sich

4.2. Die Bindung desköniglichen Kommandos andie Volksversammlung

91

jedoch auch eine andere Auswirkung des Gesetzes zuberücksichtigen. Die Verordnung garantierte bis zueinem gewissen Grade auch die Präsenz derKönige in Sparta und damit den regelmässigen Einbezug eines königlichen Urteils in die politischen Entscheidungen. Das Königsamt behielt also seine führende Stellung und sollte den veränderten Bedingungen der Polis neu angepasst werden. Die Regelung beabsichtigte, Konfliktsituationen immilitärischen Kommando zuvermeiden und entsprechenden Schaden abzuwenden. Entzweite bzw. allzu selbständig agierende Könige sollten verstärkt in die politische Gemeinschaft Spartas eingebunden werden. Hinter dem Entscheid lassen sich demnach keine festen Interessengruppen feststellen. Vermehrte Führungsaufgaben waren für ambitionierte Spartiaten nur beschränkt zu erwarten. Nach den Misserfolgen in Athen ging es vielmehr darum, eigensinnigen aristokratischen Unternehmungen einen Riegel zuschieben bzw. ausgeglichenere Verhältnisse zuschaffen, umdamit die Machtposition auf derPeloponnes zusichern. Im Zusammenhang mit den erneuten militärischen Unternehmungen gegen Ende 6. Jh. hatte sich die Frage der Kompetenzverteilung bei Kriegsbeschlüssen neu gestellt. Ausschlaggebend für die Entscheidungen sollten jetzt die Volksversammlung unddie sie leitenden Ephoren werden, die dadurch eine grundsätzliche Bedeutungssteigerung erfuhren. Die Ephoren garantierten durch ihre dauernde Präsenz undjährliche Neuwahl eine Intensivierung der Politik undBewältigung der sich in und ausserhalb der Peloponnes ergebenden Aufgaben. Es lag daher nahe, die ursprünglich bei den Königen bzw. Geronten liegende Leitung und Antragstellung in derVolksversammlung auf die Ephoren zuübertragen. Im Anschluss an das köngliche Debakel vor Athen war nicht nur ein Gesetz für die Vergabe vonMilitärkommandos zustandegekommen, sondern es folgte auch die erste für uns fassbare Versammlung des Peloponnesischen Bundes,37 durch die die Volksversammlung undEphoren ebenfalls neues Gewicht erhielten. Indem die Ephoren sowohl die Versammlungen der Bündner als auch die vorbereitenden bzw. begleitenden spartanischen Volksversammlungen leiteten, wurde ihre Führungsaufgabe sichtlich ausgebaut. Schliesslich ist für die Regelung bezüglich des königlichen Kommandos festzuhalten, dass es sich umdaseinzige normative Gesetz handelt, dasfür Sparta im Bereich des Militärischen überliefert ist. Spätere Bestimmungen konzentrierten sich darauf, den Befehlshabern im Felde Begleiter zuzuteilen undsie damit einer neuerlichen Kontrolle durch die ganze Bürgerschaft zuunterstellen.38 Auch hier zeigt sich, dass die Verhältnisse im spartanischen Staat (trotz der festgestellten Ausweitung der Politik auf die Ephoren und der unter den verschiedenen Gremien erreichten Zusammenarbeit) noch keineswegs kanonisch oder vondauerhafter innerer Stabilität waren, wiees derspätere Mythos glauben machen will. Das Kommandogesetz belegt vielmehr, dass die Verhältnisse imUmbruch waren undneuer Regelungen bedurften. Es sollte sich jedoch bald ergeben, dass durch einem ausziehenden König in denWegstellt, ebenfalls auf dieses Gesetz zurückgeht oder bereits bestand, wie Link 1994, 129 Anm. 42 annimmt.

37 S. o. S. 63f. 38 S. u. S. 132f., vgl. 108. 110f.

92

4. Die Einbindung des Königtums

dasals ausgleichend gedachte Gesetz die imVerlaufe vonFeldzügen gewonnene Macht einzelner Könige kaum unter Kontrolle gebracht werden konnte. Es bedurfte daher künftig des verschärften Mittels der gerichtlichen Verfolgung, um gegen eigensinnige Machthaber vorzugehen.

4.3. DIE KRIEGSZÜGE DER 490ER JAHRE UND DIE KONTROLLE DER KÖNIGLICHEN MACHT DURCH GERICHTLICHE VERFOLGUNGEN

Im Jahre 499 erschien Aristagoras vonMilet als Gesandter in Sparta, dasgemäss Herodot (5, 38. 49ff.) nach wie vor als führende Macht Griechenlands erachtet wurde. Dabei richtete er sein Hilfegesuch gegen die Perser direkt an König Kleomenes, demer grosse Beute unddie Herrschaft in Asien in Aussicht stellte. Nachdrei Tagen Bedenkzeit lehnte Kleomenes einen Feldzug ab,daihmderWeg nach Susa als ungangbar erschien, und verwies Aristagoras aus Sparta. Als Aristagoras nun versuchte, als Schutzflehender Kleomenes zu bestechen, blieb dieser aufgrund derWarnungen seiner Tochter Gorgo standhaft. Reizvoll war bei dieser Begegnung zwischen den beiden Regenten, dass Kleomenes –wie schon bei Maiandrios’ Bestechungsversuch im Jahre 517 (3, 148) –moralisch korrektes Verhalten bewies, zu dem ihn jetzt freilich seine Tochter Gorgo ermuntern musste.39 Der König figuriert zudem als eine Art verfassungsmässiges Gegenbild zu Athen, woAristagoras im Anschluss an seinen Besuch in Sparta das entsprechende Gesuch an denDemos richtete (5, 97). Der Blick auf die möglichen weiteren politischen Gremien, die hinter dem als rein persönlich charakterisierten Entscheid standen, bleibt dadurch verwehrt. Die eventuell zur Beratung ausbedungene Bedenkzeit könnte geradezu als Hinweis auf weitere Beteiligte aufgefasst werden. Aufgrund der Unsicherheit, die sich durch dasDebakel in Athen sowie dienachwievorschwelenden Auseinandersetzungen in derPeloponnes ergab (vgl. 5, 49) undSparta defacto gegenüber Athen in Nachteil versetzte, war es von allgemeinem Interesse, auf ein überseeisches Abenteuer zu verzichten –abgesehen davon, dass ein Eroberungsversuch von Susa in dieser Zeit anachronistisch ist. Um das Jahr 494 unternahm Kleomenes einen Feldzug gegen Argos.40 Aus dem Bericht von Herodot ergeben sich Anzeichen, dass der König wiederum selbst die Initiative ergriffen hatte (6, 76)41 und auch allein den Verlauf des Krieges bestimmte. Nachdem Kleomenes unterwegs amErasinos schlechte Vorzeichen erhalten hatte, bemächtigte er sich aiginetischer Schiffe undüberquerte – unterstützt von sikyonischen Schiffstruppen (6, 92) –denGolf nach Tiryns und Nauplia; ferner entschloss er sich aufgrund eines angeblich ihm zugeteilten 39 Dies zeigt u. a., dass Herodot nicht nur durch eine Demaratos nahestehende, Kleomenes feindliche Quelle informiert gewesen sein kann; vgl. Th. Spath (vgl. S. 69 Anm. 85), 123ff. Zur Frage der Parallelüberlieferung G. Gottlieb, Das Verhältnis der ausserherodoteischen Überlieferung zu Herodot, Diss. Frankfurt 1963, 34ff., bes. 45f. 40 ZumDatum Macan 1895, Bd. 1, 333f.; Klein 1973, 335ff. 41 So Cloché 1949, 121; anders Macan 1895, Bd. 1, 334.

4.3. Die Kriegszüge der490er Jahre

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Orakels von Delphi42 nach dem Feldsieg und der Vernichtung der geflohenen Soldaten im Hain des Argos zur Schonung der Stadt (6, 82).43 In diesem Fall erwies sich dasGesetz über dasKriegskommando offenbar als wirkungslos. Dennoch blieb Kleomenes’ Verhalten nicht ohne Folgen. Im Anschluss an seinen Schlachtsieg ist erstmals erkenntlich, dass eine königliche Handlung gerichtlich verfolgt wurde. Herodot berichtet in dem betreffenden, offenbar auf spartanische Auskunft zurückgehenden Abschnitt,44 dass Kleomeneswegen derangeblich durch Bestechung motivierten Schonung vonArgos von seinen Feinden bei den Ephoren angeklagt, von den „ Spartiaten“letztlich aber mit grosser Mehrheit freigesprochen wurde (6, 82). Da die Volksversammlung auch späterhin nie als Gerichtshof fungiert,45 ist es unwahrscheinlich, dass dieses Gremium gemeint ist; vielmehr dürfte es sich hier umdenkurz darauf im Prozess gegen Leotychidas (s. u.) belegten gerichtlichen Ausschuss des Dikasterions gehandelt haben. Für die Ephoren ergäbe sich daraus, dass sie bei dieser Gelegenheit –wie oftmals später –als Berufer und Mitglieder des höchsten Gerichtes agierten.46 Auch wenn ihre genaue verfassungspolitische Rolle nicht ablesbar ist, so kam den Ephoren durch die königliche Verfehlung wiederum eine wichtige Bedeutung zu. Die Feinde des Kleomenes sind nach R. Engel nicht im Ephorat, sondern in der königlichen Gegenpartei zu suchen.47 Eine fest ausgerichtete, gezielt mit anderen Institutionen konkurrierende Politik ist jedoch weder für die Ephoren noch für die Königshäuser festzustellen. Kleomenes hatte trotz seiner Fehlgriffe zumindest vorübergehend die Neutralisierung vonArgos erreicht, wasfür Sparta vongrundsätzlichem Interesse war. Dementsprechend konnte er sich auch gegen die Anklage verteidigen undseine Position unbestraft behaupten. Die Geschichte dokumentiert damit insgesamt auch die ungebrochene Verankerung des Königs in der Polis. Sie erhielt zudem im Peloponnesischen Krieg durch König Agis’ Schonung vonArgos (418) eine auffällige Parallele (Thuk. 5, 63), die aber kaum noch in Herodots Lebenszeit gesetzt werden kann. Agis’ Verhalten hatte dabei einschneidendere Folgen, indem dieser einen Beirat vonzehn gewählten Spartiaten erhielt, ohne die er kein Heer aus Sparta führen durfte.48

42 Die Geschichte über dasfalsch ausgelegte Orakel, dasnach derZerstörung desArgosheiligtums zum Abbruch des Felzuges geführt habe, ist in der Forschung als Erfindung bzw. Motiv volkstümlicher Erzählung bezeichnet worden (vgl. Fontenrose 1978, 68f.; A. Griffiths, in: Powell 1989, 58). Die Doppeldeutigkeit des Schicksalortes hat wiederum eine Parallele in der Geschichte des Kambyses (vgl. R. Bichler, Chiron 15, 1985, 137; A. Griffiths, in: Powell 1989, 58. 71, vgl. auch 62ff. die interessanten Überlegungen zu St. undKleomenes’Aktionen in diesem Ort). α ν ά θ ν Byz. s. v.Ἀ 43 Zur späteren, ausgeschmückten Überlieferung (darunter die unglaubhafte Beteiligung des Demaratos bei Plut. mor. 245E) vgl. How-Wells 1912, Bd. 2, 94f.; Meyer 1939, Bd. 4, 301 Anm. 1; G. Gottlieb (vgl. Anm. 39), 36ff.; Klein 1973, 357f. 44 F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 443 s. v. Herodotos. 45 Dazu Busolt-Swoboda 1926, 693; Cartledge 1978a, 35; Cartledge 1980, 105; MacDowell 1986, 128f.; Cartledge 1987, 133ff.; anders Kahrstedt 1922, 322 Anm. 3, vgl. 266 Anm. 2. 46 Vgl. How-Wells 1912, Bd. 2, 96; Cragg 1976, 90; ferner dazu auch Klein 1973, 359f. 47 Engel 1948, 16; vgl. Macan 1895, Bd. 1, 338. 48 S. u. S. 133.

4. Die Einbindung des Königtums

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Im Jahre 491 ging Kleomenes nach Aigina, das von Athen in Sparta wegen derÜbergabe vonErde undWasser andie persischen Herolde angeklagt worden war, undwollte die Hauptschuldigen verhaften. Der bedrohte Krios, der angeblich im Auftrag des Demaratos handelte, bezichtigte ihn des Vorgehens ohne gemeinsamen Beschluss der Spartiaten sowie derBestechung durch Athen, daer ansonsten mit demzweiten König gekommen wäre (Hdt. 6, 49f.). Aufgrund derPrinzipienreiterei derAigineten wirkt die Szene reichlich konstruiert49 undstellt geradezu einen Nachklang auf das Gesetz über die alleinige Kriegführung der Könige dar. Im Falle der Geiselnahme ging es zwar nicht um einen Kriegszug, sondern umeine‚gerichtliche‘ Strafaktion bzw. eine Schutzmassnahme für das von den Persern bedrohte Athen,50 bei der der König als Vollzugsperson auftrat. Dennoch entsprach die Szene der auch durch das Kommandogesetz herbeigeführten Trennung der Tyndariden und war geeignet, die Eigenwilligkeit desKleomenes, derohne Beschluss derVolksversammlung handelte, zu belegen.51 Trotz dieser Einschränkungen figuriert der König aber nach wie vor als Repräsentant staatlicher Autorität. Für eine ausserhalb Spartas bzw. des Bundesgebietes ablaufende Aktion,52 wie sie in der Geiselnahme vorlag, scheinen die Ephoren nicht zuständig gewesen zu sein. Kleomenes gelang es daraufhin, im Hinblick auf ein neues Unternehmen, seinen ihmschon 508/7 bei Eleusis hinderlich gewordenen Kollegen Demaratos abzusetzen undLeotychidas ins Königsamt zu erheben; dieser hatte unter Eid eine Klage gegen die Rechtmässigkeit vonDemaratos’Königsfolge erhoben und ehemalige Ephoren als Zeugen angerufen.53 Da keine Einigkeit erzielt werden konnte, wollten die „ Spartiaten“das Orakel vonDelphi konsultieren, das Kleomenes jedoch bestochen haben soll. Demaratos soll nach seiner Absetzung nochmals ein Amt bekleidet haben,54 entwich dann aber auf eine Schmähung des Kleomenes hin zuerst nach Elis undZakynthos, dann nach Persien zu Dareios, der ihm Land und Städte zuteilte (Hdt. 6, 61ff.). Dort wurde er in der Folge geradezu zum ‚Königsmacher‘ für Xerxes (7, 3), den er auf seinem Zug nach Griechenland beriet (7, 101ff. 209. 234f.),55 wobei er aber zuvor die Lakedaimonier vor demPersereinfall gewarnt haben soll (7, 239). Mit Demaratos wurde der Dualismus im Königtum endgültig offenkundig. Darüber hinaus leitete seine Geschichte zu denkonkreten Gefahren der Perserkriege über.56 Demaratos gehört mit seinem Abgang nach Persien in die Reihe etlicher weiterer griechischer Aristokraten, die aus ihrer Heimat entweichen

49 Cloché 1949, 122. Carlier 1977, 78f. glaubt, dass sich die Aigineten von Demaratos Vorteile erhofften.

50 Vgl. dazu H. Bengtson, SBAW 1/1939, 47f.; Roobaert 1985, 53. 51 Es ist deshalb fraglich, ob die Erzählung ausschliesslich einer „Demaratos feindlichen“ Tradition (F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 442 s. v. Herodotos) zugeschrieben werden kann. 52 Dazu Wickert 1961, 34. 53 S. o. S. 80f. 54 S. o. S. 68f. 55 S. u. S. 139f. 56 Vgl. dazu Boedeker 1987, 193; zumDatum der Absetzung undFlucht Hereward 1958.

4.3. Die Kriegszüge der490er Jahre

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mussten.57 Sein Verhalten entspricht insbesondere demjenigen des aus Athen vertriebenen Hippias, derauf persischer Seite als Berater bei Marathon fungierte (Thuk. 6, 59). Dennoch kann im Falle des Demaratos kein potentieller Anwärter auf eine von Persien gestützte Tyrannis gesehen werden.58 Demaratos war zwar Opfer des Kleomenes, jedoch nicht aufRache oder gewaltsamen Rückgewinn der Macht gesonnen.59 Falls die Erwähnung des von ihm im Anschluss an das Königtum ausgeübten Amtes historisch ist, so hater sich vorerst explizit weiter in denDienst des Staates gestellt undan die Gesetze gehalten. Demaratos’ Verhalten ist damit eher als eine Alternative zur offiziellen Betätigung als Oikist zu sehen, wie sie für Dorieus zuerschliessen ist. Was aus der Geschichte nicht hervorgeht, ist die Konstitution des Gerichts und die Art und Weise, in der die Absetzung erfolgte. Bei dem Gericht ist wiederum an denAusschuss des Dikasterions unddamit an die Beteiligung der Ephoren zu denken. Dieses Gericht wurde hier wohl erstmals als politisches Mittel im Kampf um die Führungsspitze eingesetzt. Für die Amtsenthebung selber ist wiederholt an die Kompetenz der Himmelsbeobachtung gedacht worden, die den Ephoren nach demspäteren Zeugnis Plutarchs (Agis 11) alle neun Jahre zukam undbei ungünstigem Ausgang undohne Widerspruch des Orakels von Delphi oder Olympia zur Suspendierung der Könige führte;60 dies ist im Falle desDemaratos jedoch nicht bezeugt. Falls die Amtsenthebung auf anderem Wege vorgenommen wurde, dürfte sie kaum durch Kleomenes alleine zustande gekommen sein, so dass mit derUnterstützung vonEphoren undGeronten sowie miteinem Beschluss derVolksversammlung zurechnen ist. Kleomenes bewegte sich zwar nach wie vor im Rahmen der Polis, aktivierte aber die staatlichen Institutionen geradezu zurEntfaltung ihrer machtpolitischen Möglichkeiten. Nach derAbsetzung desDemaratos schloss sich Kleomenes mitLeotychidas zusammen underreichte jetzt die beabsichtigte Geiselnahme in Aigina (Hdt. 6, 73). Als aufgedeckt wurde, dass er anlässlich der Absetzung des Demaratos das Orakel von Delphi bestochen hatte, erfasste ihn offenbar die Furcht vor einem Gerichtsverfahren, so dass er sich zunächst nach Thessalien,61 dann zu den Arkadern absetzte; diese versuchte er gegen die Spartaner aufzuwiegeln undliess die führenden Persönlichkeiten bei demWasser der Styx einen Eid leisten, ihm zu folgen, wohin er sie führe (6, 74). Die Spartaner beriefen Kleomenes aus Furcht vor dessen Machenschaften ins Königsamt zurück. Zuhause soll Kleomenes–wiederum auffällig analog zuKambyses62 –dann demWahnsinn verfallen 57 Boedeker 1987, 191f.; Vignolo Munson 1993, 47f. Aktualität erhielt die Demaratos-Geschichte v. a. auch durch Themistokles’ Abgang (Thuk. 1, 137f.). 58 So Burkert 1965, bes. 176; H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 2 Bde., München 1967, 178. 619. 59 Zu Herodots positiver Schilderung von Demaratos’ Exil vgl. Lewis 1977, 54 Anm. 30; Cartledge 1979, 201. 60 Parke 1945, 108f. (vgl. 112 zuOlympia); Huxley 1962, 85f.; Klein 1973, 244ff. 298. 370ff.; Link 1994, 59. 61 Die vonD. Hereward (Herodotus VI. 74, CR 1, 1951, 146) vorgeschlagene Emendation zu ‚Sellasia‘ist nicht zwingend. 62 Vgl. R. Bichler, Chiron 15, 1985, 137; A. Griffiths, in: Powell 1989, 61. 71.

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4. Die Einbindung desKönigtums

undschliesslich von seinen Angehörigen gefangen gesetzt worden sein (6, 75). Kleomenes knüpfte in seinem Exil –wie aus der Versammlung der arkadi-

schen Anführer hervorgeht –offenbar an aristokratische Familienbeziehungen an63undmachte auch ausserhalb seiner königlichen Position einen Bündnispartner Spartas für sich dienstbar.64 Bei seinem Aufenthalt in Arkadien werden Aufstandspläne‘bzw. Schritte zurVerselbständigung eines spartazudem erstmals ‚ nischen Machthabers fassbar. Es führt jedoch zu weit, unter Kleomenes die Gründung eines arkadischen Bundes gegen Sparta sowie die Koordination mit demvon Platon (nom. 698d-e) für das Jahr 490 berichteten messenischen Aufstand anzunehmen.65 Strafmassnahmen gegen die Arkader, die in einem solchen Fall zu erwarten wären, sind jedenfalls nicht bekannt. Die Rückberufung des Kleomenes nach Sparta ist nicht nur als Beleg für die Gefährlichkeit seines Unternehmens zu verstehen, sondern spricht auch für die beiderseitige Absicht derWiederherstellung desStatus quo. Kleomenes zeigte sich letztlich schnell zu einer Harmonisierung derSituation bereit. Die Rückberufung kam wohl wiederum auf Beschluss der Volksversammlung zustande, in der die Entscheide vorübergehend ohne den ‚ersten Mann‘getroffen werden mussten. Dies deutet einerseits darauf hin, dass die Volksversammlung durch die königlichen Verfehlungen eine Bedeutungssteigerung erfuhr. Andererseits geht daraus auch hervor, wie konsequent am Konzept des Doppelkönigtums festgehalten wurde. Die Gefangensetzung des Kleomenes erfolgte nach Herodot nicht durch die Ephoren, wie dies bald darauf bei dem Regenten Pausanias derFall war,66 sondern durch Angehörige (wobei D. Harvey auch an den auf den Königsthron spekulierenden Leonidas gedacht hat).67 Es ist nicht zuverfolgen, dass Kleomenes nach seiner Rückkehr ausArkadien über die politischen Institutionen Spartas bekämpft wurde. Das Ziel, das Doppelkönigtum wieder herzustellen, warja erreicht. Es geht daher zuweit, dasEnde desKleomenes auf einen grundsätzlichen Bruch mit denEphoren zurückzuführen68 oder als Sieg des Ephorats“69zubezeichnen. „ Etwa im Jahre 488/7 beschloss das von den Lakedaimoniern berufene Gericht (Dikasterion) nach einer Anklage durch die Aigineten, Leotychidas wegen derin Athen festgehaltenen Geiseln auszuliefern. Aufdie Rede desangesehenen Spartiaten Theasides hin verzichteten sie aber auf eine schmachvolle Abführung des Königs undbedingten sich nurdessen Begleitung nach Athen aus, umdurch ihndiedortigen Geiseln zubefreien. DieAthener lehnten dieFreigabe jedoch mit 63 Diesen Aspekt betont Heuss 1946, 51. 64 Vgl. den Forschungsüberblick bei Klein 1973, 374ff.; ferner dazu Wickert 1961, 52f.; Cartledge 1979, 152f.; zumGefolgschaftseid: Th. Pistorius, Hegemoniestreben undAutonomiesicherung in der griechischen Vertragspolitik klassischer und hellenistischer Zeit, Frankfurt a. M./ Bern/ NewYork 1985, 120ff. 65 So Wallace 1954, 33f.; Huxley 1962, 87ff.; vgl. dazu u. S. 100. 66 S. u. S. 123f. 67 Harvey 1979. 68 Huxley 1962, 77. 87. 69 V. Ehrenberg, RE 3 A, 1929, 1385 s. v. Sparta (Geschichte).

4.3. Die Kriegszüge der490er Jahre

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demArgument ab, dass sie die Geiseln vonbeiden Königen erhalten hätten (Hdt. 6, 85f.). Durch die Argumentation der Athener unddesLeotychidas, der die Verfehlung des einst für seine Gerechtigkeit bekannten Glaukos aufführt,70 erfährt die Geschichte wiederum eine anekdotische Ausschmückung im Hinblick auf das entzweite Königtum. Trotzdem geht ausder Schilderung hervor, dass auch Leotychidas, derehemalige Kollege desKleomenes, nicht grundsätzlich ausgeschaltet, sondern nur auf die Behebung der negativen Auswirkungen einer früheren Entscheidung verpflichtet werden sollte.71 Die Ungeheuerlichkeit der Auslieferung eines spartanischen Königs wurde jedenfalls vermieden. Auch wenn die Zusammensetzung des aufgrund der aiginetischen Anklage vondenLakedaimoniern konstituierten Gerichts nicht näher umschrieben ist, wird dennoch erstmals deutlich, dass ein fester Ausschuss am Werk war.72 Aufgrund späterer Belege rechnete R. Engel73 mit derAufnahme derAnklage durch die Ephoren, die sie in die Gerusia weitertrugen, in dersie sowohl Vorsitz als auch Stimmrecht hatten.74 Zusammenfassend zeigt sich, dass die Einbindung der Könige vorerst durch ein als ausgleichend gedachtes Kommandogesetz angestrebt werden sollte. Der weitere Verlauf der Geschichte macht deutlich, dass das Gesetz über das königliche Kommando wenig Wirkung zeigte. Kleomenes hatoffenbar trotz derBestimmung nach wie vor selbständige Entscheide über kriegerische Unternehmungen getroffen undseine Stellung im Anschluss andie militärisch-politischen Niederlagen nochmals ausgebaut. Als neues Mittel, ihn und seinen Kollegen Leotychidas auf die Interessen der Polis zu verpflichten, kamdaher die gerichtliche Verfolgung zurAnwendung. Dabei ist zuvermuten, dass die Ephoren analog zur Leitung der Volksversammlung auch in gerichtlichen Belangen eine Koordinierungsfunktion übernahmen, die freilich erst aufgrund vonZeugnissen zumfrühen 5. Jh. direkt belegt werden kann. Die Ephoren erlangten in diesem Bereich durch die Reaktion führender Spartiaten-Kreise auf die Anmassung der Könige neue Kompetenzen. Dasgerichtliche Kontrollverfahren Spartas unterschied sich damit aber auch grundlegend von dem in Athen eingeführten Ostrakismos, der die Bürgerschaft in ihrer Gesamtheit als Regulativ einsetzte.75 Die Verfehlungen undderDualismus im Königtum haben zwar dazu beigetragen, die Volksversammlung vermehrt in Entscheidungen einzubeziehen und damit deren Geschäftsbereich zuverbreitern, jedoch ohne die Öffnung zueinem Initiativorgan zuvollziehen. Sparta hatte imGegensatz zuAthen keine Phase der Tyrannis durchlaufen, so dass ihmin dieser Hinsicht eine weitere Vorbedingung 70 Vgl. dazu o. S. 28. 28. 71 Vgl. dazuH. Stubbs, The Speech of Leotychidas in Herodotus VI 86, PCA56, 1959, 27– νerfolgte (Hdt. 6, 85), deutet nicht ω τέ ιη λ ο νπ ὸτῶ π 72 Dass die Auslieferung des Königs ὑ etwa auf ein Volksgericht (so Roobaert 1985, 114), sondern auf denrepräsentativen Charakter des gerichtlichen Ausschusses. 73 Engel 1948, 19f. 74 Dies wird später insbesondere bei der Verhandlung gegen König Pausanias im Jahre 403 ersichtlich, bei derauch derVertreter desanderen Königshauses hervortritt (Paus. 3, 5, 2f.). 75 Vgl. dazu Stein-Hölkeskamp 1989, 193ff.; zudenEuthynai vgl. 222f.

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4. Die Einbindung desKönigtums

für die Entstehung breit gelagerter bürgerlicher Verantwortung für das Gemeinwesen gefehlt haben dürfte. Die Politik wurde daher nach wie vor von den führenden Persönlichkeiten aus den einflussreichen Familien bestimmt. Diese vertraten jedoch keine unterschiedlichen politischen Konzepte undbildeten dementsprechend auch keine festen Blöcke. Imganzen haben dieEphoren imZuge derkriegerischen Auseinandersetzungen bis zum Ausgang der archaischen Zeit als politische Entscheidungsträger deutliche Konturen angenommen. Dabei begann sich offensichtlich auch das in klassischer Zeit übliche Zusammenwirken vonEphoren undVolksversammlung, aber auch von Ephoren, Gerusia und Königen einzuspielen. Ausschlaggebend war dabei die Notwendigkeit, die im Zuge von militärischen Unternehmungen eigenmächtig agierenden bzw. entzweiten Könige neu einzubinden. Die Beschränkung der Könige resultierte also nicht auseinem grundsätzlichen Konflikt zwischen Königtum und Ephorat. Vielmehr sollten die Könige aufgrund von Machtmissbrauch im allgemeinen Interesse verstärkt der Kontrolle der Gesamtgemeinde unterstellt werden, ohne ihre Position imganzen anzutasten. Die Könige wurden nicht grundsätzlich daran gehindert, selbständige Entscheide zu treffen, doch wurden ihre Taten leichter bestrafbar. Königtum undEphorat standen damit in einem Spannungsfeld von Konkurrenz undZusammenarbeit, das Spartas Macht lange Zeit zugute kommen sollte. Erst die Machtsteigerung einzelner Befehlshaber anlässlich derPerserkriege machte neue Kontrollmechanismen nötig undliess die Kompetenzen derEphoren sich endgültig entfalten.

5. NEUE FÜHRUNGSAUFGABEN UND KONTROLLMECHANISMEN IN DEN PERSERKRIEGEN Im Zuge der Perserkriege ergaben sich für das spartanische Gemeinwesen weitreichende Entscheidungssituationen, die sich insbesondere mit neuen militärischen Aufgaben verbanden. Im folgenden ist zuzeigen, wie die vondenEphoren geleitete Volksversammlung existentielle Beschlüsse mittragen musste undwelche Folgen daraus entstanden. Für die vielfältigen Unternehmungen im griechischen Raum soll anschliessend untersucht werden, inwieweit sie denFeldherren zu gesteigerter Macht verhalfen undneue Einbindungs- undKontrollmechanismenerforderten. Schliesslich ist darzustellen, dass die bedrohliche Kriegssituation eine vertiefte Besinnung auf die Polis bewirkte unddie Voraussetzungen für die weitere Ausprägung gesellschaftlicher Normen schuf. Die Perserkriege sind damit insgesamt als Grundlage jener Entwicklung zu untersuchen, die zur Zeit derPentekontaetie zueiner umfassenden Regulierung desGemeinwesens führte. 5.1. DIE POLITISIERUNG DER VOLKSVERSAMMLUNG Eine erste Entscheidungssituation ergab sich mitdemVordringen derPerser nach Griechenland im Jahre 490. Ein athenischer Schnelläufer (Pheidippides bzw. Philippides), der vor dem Aufbruch des Heeres (in Richtung Marathon) nach Sparta gelangte, trat mit der Bitte um Beistand vor die ἄ ς; darauf beτε ρ ν ο χ schlossen die Spartaner, denAthenern zu helfen, aufgrund einer Satzung jedoch erst bei Vollmond, also offenbar nach dem Karneenfest (Hdt. 6, 105f.).1 Das Kontingent traf schliesslich einen Tag zu spät in Marathon ein (Hdt. 6, 120). In derForschung wurde meist angenommen, dass die Ephoren denauswärtigen Gesandten empfingen.2 Unter den von Herodot erwähnten ἄ ςsind ρ τε χ ο ν aber auch andere Amtsträger, insbesondere die Geronten oder ein königlicher Vertreter,3 denkbar. Da sich Kleomenes nach Arkadien abgesetzt hatte, ergab sich andererseits die Notwendigkeit, Entscheidungen ohne deneinflussreichsten Mann Spartas vorzunehmen. Es ist davon auszugehen, dass auch in dieser Situa1 2 3

Dazu How-Wells 1912, Bd. 2, 108f. Engel 1948, 4; Cragg 1976, 91; anders Dum 1878, 58. Stauffenberg 1960, 191f. 197f. (vgl. ders., Trinakria, München/Wien 1963, 180ff.) rechnete aufgrund vonIust. 19, 1, 9 mitLeonidas inderFunktion des„Prinzregenten“als Vertreter desKönigs undkonstruierte imZusammenhang mitdembei Herodot 7, 158 für die Zeit vor

481 überlieferten sizilischen Hilfegesuch ein Angebot Gelons zu einem weitreichenden Vergeltungs- und Eroberungskrieg im Syrtengebiet und in Westsizilien, was aber beides äusserst fragwürdig ist.

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5. Neue Führungsaufgaben undKontrollmechanismen indenPerserkriegen

tion wiederum dieVolksversammlung unter derLeitung derEphoren als Schlussinstanz für denKriegsentscheid zuständig war. Bedeutungsvoll ist in diesem Zusammenhang dasMotiv derreligiös bedingten Verspätung. Dieses wiederholt sich bei Herodot (7, 206. 9, 7) anlässlich der Auseinandersetzungen an denThermopylen undbei Plataiai, so dass schon Ed. Meyer die Geschichte als Erfindung abtat undauf die ebenfalls vonHerodot (6, 120) erwähnte Eile der Spartaner verwies.4 Zubeachten ist, dass in dieser Zeit zu den Problemen des Königtums möglicherweise auch Unruhen der Messenier traten, deren Historizität Meyer freilich ablehnte. Platon (nom. 698d-e), der den Aufstand unter anderem als Erklärung für das Fernbleiben der Spartaner bei Marathon in Erwägung zieht, räumt gleichzeitig ein, dass der Hinderungsgrund unbekannt sei, so dass ausdieser Sicht die Rekonstruktion eines dritten Messenischen Krieges problematisch bleibt.5 Demgegenüber machen verschiedene andere Indizien, insbesondere die Ansiedlung von Messeniern in Zankle durch den Tyrannen vonRhegion, Anaxilas (Paus. 4, 23, 6), undein spartanisches Weihgeschenk (Zeusstatue) in Olympia,6 das Pausanias (5, 24, 3) wohl fälschlich auf den zweiten Messenischen Krieg bezog, einen Aufstandsversuch in dieser Zeit durchaus plausibel.7 Es ist daher erklärlich, wenn sich ein Grossteil der spartanischen Bürger aufgrund derinneren Schwierigkeiten nurmit Unmut auf ein ausserpeloponnesisches Engagement, das zudem einer vorerst nur Eretria undAthen drohenden Gefahr galt, einlassen wollte.8 Nach einer Erzählung von Herodot hatten persische Gesandte im Jahre 491 zur Anerkennung derOberhoheit des Perserkönigs vondengriechischen Städten Erde undWasser gefordert, was von Athen undSparta jedoch zurückgewiesen worden sei. Nach demFrevel an denGesandten, die in einen Brunnen geworfen worden sein sollen, ergaben sich in Sparta anhaltend ungünstige Opfer; daraufhin ς) abgehalten worden, und schliesslich λ ίη seien viele Volksversammlungen (ἁ wurden Freiwillige fürdenOpfertod gesucht, wobei diezwei zuDareios gesandten Spartiaten (Sperthias und Boulis, die aus reichen Familien stammten) von diesem freigelassen worden sein sollen (7, 133ff., vgl. 6, 48f. 94). Da die Söhne der Gesandten, Nikolaos undAneristos, später für denFrevel gebüsst haben sollen (7, 137), ist derVorfall alsexemplarisches Beispiel menschlichen Schicksals verwendet, was ihn historisch fragwürdig macht. Die Ge, des Herolds von Zorn des Talthybios“ schichte ränkt sich zudem um den „ Agamemnon, der in Sparta ein Heiligtum hatte (7, 134). M. Zahrnt hat jüngst 4 5 6 7

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Meyer 1899, 205 Anm. 1; Meyer 1939, Bd. 4, 308 Anm. 2; vgl. zuletzt Zahrnt 1992, 264f. Dazu Oliva 1971, 139ff. IvOl 252; IG V 1, 1562; SEG XI, 1203a; Jeffery 1990, 201, Nr. 49; Meiggs-Lewis Nr. 22. Huxley 1962, 88; Cartledge 1979, 153f.; Hooker 1980 (1982), 186ff.; vgl. auch Wallace 1954; M. P. J. Dillon, The Lakedaimonian Dedication to Olympian Zeus: The Date of 68, möchte anderFrühdatierung Meiggs & Lewis 22 (SEG 11, 1203a), ZPE 107, 1995, 60– festhalten. –Zuverlässigkeit ist fürdie lakedaimonischen Heloten anzunehmen: Neben den Heloten im Tross des Argos-Feldzuges des Kleomenes (Hdt. 6, 81; s. o. S. 92f.) tritt kurz darauf ein Helote in derFunktion eines Wächters in Sparta auf (Hdt. 6, 75). Vgl. dazu auch Steinbrecher 1985, 125ff.

5.2. Die Erweiterung dermilitärischen Führung

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wieder verdeutlicht, dass die Episode im ganzen erst nach 480 ausgeschmückt wurde.9 Falls es in Sparta zu einer Gesandtenmisshandlung gekommen war, dürfte diese in die Zeit vor demXerxeszug gehören, für die Herodot (7, 32) eine weitere Gesandtschaft erwähnt. Denn erst dieser Kriegszug verfolgte Ziele über Athen und Eretria hinaus und veranlasste die spartanische Volksversammlung zur Einwilligung in ein hellenisches Bündnis (s. u.). Trotz ihrer Problematik weist die offensichtlich auf lakedaimonischer Erzählung beruhende Episode10 darauf hin, dass es mit denPerserkriegen zuvertieften Auseinandersetzungen vorderVolksversammlung gekommen ist. Einschlägig ist in unserem Zusammenhang, dass hier daseinzige Mal in der Geschichte Spartas mehrere Volksversammlungen, die sich mitdemgleichen Thema befassen, greifbar werden. Augrund des geringen zeitlichen Abstands zuHerodots Forschungszeit sind sie nicht ausschliesslich als spätere Rückprojektion zu verstehen, sondern dürften einen realen Hintergrund haben. Zu berücksichtigen ist in dem vorliegenden Fall ferner, dass nicht nureine aussenpolitische, sondern auch eine religiöse Frage zugrunde lag, diedasVerfahren möglicherweise komplizierte und hinauszögerte. Da nicht von Anfang an ein bestimmter Antrag im Raum stand, könnte darüber hinaus mit längeren Diskussionen gerechnet werden. Wer bei solchen Gelegenheiten geredet hat, lässt sich nicht feststellen. Für die Frage nach demAusmass desRederechts spartanischer Bürger kann daher ausderGeschichte nichts abgeleitet werden. Ein Überblick über die späteren spartanischen Volksversammlungen macht aber klar, dass die Diskussionen auch in Zukunft beschränkt blieben unddie Spartiaten kein freies Rederecht genossen, sondern das Wort im Einzelfall vondenEphoren gewährt werden musste.11 Dass die Volksversammlung vermehrt in Aktion treten musste, wird sich bei den Kriegsbeschlüssen der Jahre 480 und479 noch verdeutlichen. Selbst wenn sich dabei kollektive Entscheidungsmechanismen unter teilweiser Absenz der Könige weiter einspielten, ist im ganzen keine ‚demokratische‘ Öffnung der Strukturen zu verfolgen. Bei denKriegsbeschlüssen ging es jeweils auch umdie Zuteilung militärischer Kommanden, die zumTeil neue Ausprägungen erfahren haben, wie im folgenden gezeigt werden soll.

5.2. DIE ERWEITERUNG DER MILITÄRISCHEN FÜHRUNG

ImZusammenhang mitdemerwähnten militärischen Aufgebot zurUnterstützung der Athener bei Marathon ist unklar, ob für den Aufmarsch in dem fremden Gebiet –wie später beim Xerxeszug (s. u.) –zunächst ein Polemarch ausgesandt oder die Führung demmit Kleomenes verbündeten König Leotychidas überlas9 Zahrnt 1992, 276ff. Cartledge 1979, 202 vermutet anstelle derFreiwilligen eher Gesandte. 10 F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 452 s. v. Herodotos. no discussion or at least no alterna11 Busolt-Swoboda 1926, 692; vgl. Cartledge 1980, 105: „ ; Clauss 1983, 130f.; anders Andrewes 1966 tive proposals were permitted in the assembly“ freien Diskussion in offener Versammlung“ (1986), 313, der zu optimistisch mit einer „ rechnet.

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5. Neue Führungsaufgaben undKontrollmechanismen in denPerserkriegen

sen wurde. Aus dem Unternehmen ergaben sich jedenfalls, soweit wir sehen, keine persönlichen Konsequenzen. Entscheidend für die künftigen Ereignisse war, dass die Notwendigkeit erkannt wurde, eine geregelte zwischenstaatliche Organisation inFormeiner Kampfgemeinschaft durchzusetzen. ImJahre 481 war Sparta in Anbetracht der drohenden, gross angelegten Perserinvasion (Hdt. 7, 157) vonAnfang anzurgemeinsamen Abwehr derPerser gerüstet underhielt auf der in Sparta (Paus. 3, 12, 6)12 oder amIsthmos einberufenen Versammlung im Bündnis der Hellenen die Hegemonie (Hdt. 7, 132. 145; Diod. 11, 3, 3f.; vgl. Thuk. 1, 18, 2).13 Aus der Führerschaft im Hellenischen Bund folgte, dass die spartanischen Feldherren in einen grösseren Bezugsrahmen diplomatischen und militärischen Handelns gestellt wurden. Im folgenden ist zu zeigen, wie der Kampf gegen die Perser den Einsatz verschiedener militärischer Befehlshaber undeine zentrale Koordination der Unternehmungen nötig machte, so dass neue Führungskräfte neben die Könige traten unddie Ephoren als dauerhafte Behörde neue Aufgaben übernahmen. ImHinblick auf denBündnisschluss mitdenHellenen kann für die Spartaner wiederum von einem entsprechenden Entscheid der Volksversammlung ausgegangen werden, auch wenn das genauere Prozedere unddie Zusammensetzung des spartanischen Verhandlungsgremiums –an demwohl die Ephoren beteiligt waren –unbekannt bleiben. E. Baltrusch hat neuerdings wieder die politische Vorreiterrolle Spartas hervorgehoben, dasseine Bündnispartner füreine zweiseitige Symmachie gegen die Perser mobilisierte,14 so dass derHellenenbund nicht auf Zeit und multilateral geschlossenen worden wäre.15 Für die Bündnisanfragenbei den Argivern sowie bei Gelon (Hdt. 7, 148ff. 157ff.)16 ist freilich in Rechnung zu stellen, dass sie in auffälliger Weise einem identischen Grundschemaliterarischer Gestaltung unterliegen.17 DasAngebot derSpartaner, denargiviςzu akzeptieφ ο η ψ ό schen König gegenüber den spartanischen Königen als ὁμ ren, wird weniger mit der Realität als mit der Selbstdarstellung spartanischer Fairness oder argivischem Machtanspruch18 zu tun haben. Das Vorgehen der jährigen Friespartanischen Boten, die denargivischen Wunsch nach einem 30– den der Volksversammlung vorlegen wollten (7, 149), steht darüber hinaus in enger Verbindung mit dem später im Jahre 451 paraphierten Friedensvertrag zwischen denbeiden Staaten,19 so dass die Geschichten wiederum vonnachträglicher Gestaltung geprägt sind.20 12 Dazu Baltrusch 1994, 34 Anm. 163. 13 Dazu H. Schaefer, Staatsform undPolitik, Leipzig 1932, 251ff. 14 Baltrusch 1994, 33ff., bes. 39f. 48. 15 Zu dieser Ansicht vgl. Wickert 1961, 36ff.; Meyer 1963, 406f.; Ehrenberg 1973, 147. 415 Anm. 45; N. G. L. Hammond, JHS 87, 1967, 51f.; Siewert 1972, 83ff.; Steinbrecher 1985, 71ff. 16 Bei Diod. 11, 3, 4f. schicken die Argiver Gesandte zumHellenenbund. 17 Vgl. Bichler 1985, 63ff.; zuversichtlicher J. Wickersham, Hegemony andGreek Historians, London 1994, 4ff. 18 Die Geschichte stammt nach Hdt. 7, 149 von den Argivern; vgl. F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 454 s. v. Herodotos. 19 S. u. S. 131. 20 Vgl. dazu auch Macan 1908, Bd. 1, 1, 200f.; How-Wells 1912, Bd. 2, 195f.

5.2. DieErweiterung dermilitärischen Führung

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Als erstes ging im Jahre 480 ein spartanisches Kontingent unter Euainetos, der aus dem Offizierskorps der Polemarchen für das Kommando ausgewählt worden war, zusammen miteiner athenischen Abteilung unter Themistokles nach Thessalien, umdenTempe-Pass zubesetzen unddamit denÜbergang der Perser nach Mittelgriechenland zu verhindern. Angesichts der persischen Übermacht und der Erfolglosigkeit der Gesandtschaften, die an die medisierenden Städte jener Gegend gerichtet wurden, kehrten die Feldherren bald wieder unverrichteter Dinge zurück (Hdt. 7, 173; Diod. 11, 2, 5f.). Für diesen ersten präventiven Schritt, der in entlegenem nördlichem Gebiet gegen die Perser unternommen wurde, warkein König erkoren worden, sondern ein offenbar gewählter undauf ein Jahr befristeter Amtsträger.21 Es handelt sich hier umdie erste Stelle, die das Führungsamt des Polemarchen belegt, der norals Befehlshaber der obersten taktischen Verbände“unter demkömalerweise „ niglichen Kommando agierte.22 Aufgrund derbegrenzten Aufgabe unddesMisserfolgs des Euainetos, von dem wir anschliessend nichts mehr erfahren, sind vorerst keine direkten Auswirkungen des Feldzugs auf die inneren Verhältnisse zu verfolgen. Dennoch hat das Polemarchenamt durch das Engagement in entfernteren Gebieten des hellenischen Raumes und durch die Verbindung mit anderen griechischen Truppen eine grundsätzliche Aufwertung erfahren. Ferner hat sich wiederum gezeigt, dass die höchste Führungsaufgabe zumindest teilweise von einem Amtsträger übernommen werden konnte, so dass das königliche Monopol in Frage gestellt wurde. Angesichts dergesteigerten Bedrohungssituationwurden später freilich wieder die Könige mitderAbriegelung desLandweges nach Athen unddemMauerbau auf demIsthmos beauftragt (s. u.). Zugleich ergab es sich, dass fürdiePerserkriege dieFlotte zueinem entscheidenden Instrument wurde. Auch für diese hatten die Spartaner –angeblich auf Druck der Bundesgenossen (Hdt. 8, 2) –trotz der Überzahl der athenischen Schiffe die Führerschaft erhalten undstellten die entsprechenden Kommandanten. DerSpartaner Eurybiades übernahm imJahre 480 in derFunktion desNauarchen dasKommando über dieganze hellenische Flotte (Hdt. 8, 2. 42; Diod. 11, 4, 2, vgl. 12, 4; Corn. Nep. Them. 4, 2). Eine entscheidende Rolle kam nach einhelligem Zeugnis der Überlieferung aber auch dem athenischen Strategen Themistokles zu, wobei sein konkretes Verhalten freilich unterschiedlich dargestellt wird.23 Als beim Kap Artemision die Euboier gemäss Herodot (8, 4f.) vergeblich versucht hatten, Eurybiades zumVerbleiben der Flotte aufzufordern, wandten sie sich erfolgreich an Themistokles; dieser soll daraufhin Eurybiades undden ebenfalls zumRückzug an den Isthmos bereiten korinthischen Führer Adeimantos angeblich durch Bestechung zumVerbleib bewogen haben. Diodor (11, 12, 5) nimmt demgegenüber wohl sachlicher an, dass sich Themistokles in 21 Dazu Kahrstedt 1922, 234. 22 Busolt-Swoboda 1926, 708. 23 Plutarch (Them. 7) erklärt feierlich, dass Themistokles die Führung anEurybiades freiwillig abgetreten habe.

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5. Neue Führungsaufgaben undKontrollmechanismen in denPerserkriegen

einer Beratung der Flottenführer durchgesetzt habe. Auch bei Salamis soll sich Eurybiades laut Herodot nach einem anfänglichen Beschluss der Flottenführer zumRückzug andenIsthmos (8, 49. 56) –auf einer dreimal erwähnten weiteren Beratung –vonThemistokles haben umstimmen lassen.24 Bei zwei Erwähnungen (8, 58ff. 78ff.) erfolgte im Anschluss an die Versammlung die Rüstung zum Kampf, während imdritten Fall (8, 74f.) dervondenPeloponnesiern überstimmte Themistokles einen Boten zudenPersern schickte, umdiese zurKampfaufnahme zubewegen.25 Im Anschluss andasKampfgeschehen wurde anfänglich die Verfolgung der sich zurückziehenden persischen Flotten aufgenommen. Nach Herodot (8, 108) soll sich Eurybiades aufAndros imRat derGriechen jedoch gegen Themistokles durchgesetzt haben, so dass die Verfolgung der ausser Sicht geratenen Flotte (und damit auch die Zerstörung der Hellespontbrücken) aufgegeben wurde, um den Rückzug der Perser zu ermöglichen und die Situation in Griechenland zu bereinigen. In derbei Plutarch (Arist. 9; Them. 16) eingegangenen Überlieferung wurde diese Debatte schon auf Salamis abgehalten und Eurybiades in der Rolle des Themistokles-Kontrahenten durch Aristeides ersetzt, wasjedoch den Verdacht auf spätere Gestaltung erweckt.26 Es ist müssig abzuschätzen, wieviel seemännische Erfahrung Eurybiades für das –jetzt ebenfalls erstmals fassbare –Amt des Nauarchen mitbrachte und wie sich das Zusammenspiel mit Themistokles im einzelnen gestaltete. Die Bestechung ist bei Herodot wiederum als Topos königlicher Verfehlung in Sparta zu sehen27 undverdient daher nur wenig Vertrauen. Trotz des schlechten Lichtes, das dadurch auf Eurybiades geworfen wird,28 ging dieser auch bei Herodot letztlich als positives Beispiel eines führenden Bürgers in die Geschichte ein und ρ ισ τε ) zugesprochen, ία erhielt in seiner Heimat den Preis der Tapferkeit (ἀ φ ία ) undGewandtheit (δ ο ς) η während Themistokles für seine Klugheit (σ τ εξ ιό ausgezeichnet wurde (8, 124; Plut. Them. 17; vgl. Diod. 11, 27, 3). Eurybiades’ Zustimmung zu der Taktik des Themistokles dürfte daher im Sinne der politischen Behörden Spartas gewesen sein.29 Entscheidend ist schliesslich, dass Eurybiades seine militärische Führungsposition nicht für eigene Interessen ausnützte undsich in die spartanische Politik integrierte. Weitere Nachrichten sind über ihn nicht mehr erhalten. Im Zuge des persischen Aufmarsches waren mit demAmtdes Polemarchen undNauarchen wichtige Posten etabliert worden, die die Heerführung erweiter24 Dazu Macan 1908, Bd. 2, 295f.; How-Wells 1912, Bd. 2, 378ff. 25 Nach Diodor (11, 16, 1ff.) soll Eurybiades nach einem Kriegsbeschluss der Führer Schwierigkeiten mit den Besatzungen bekundet haben, so dass Themistokles den die Schlacht auslösenden Kontakt mit Xerxes aufgenommen habe. Vgl. ferner Plut. Them. 11f. 26 Dazu How-Wells 1912, Bd. 2, 271; ferner Roobaert 1985, 133. 27 Vgl. Hdt. 6, 50. 72. 82; dazu R. Bichler, Herodot unddie Macht des Geldes, in: Exportgewerbe undAussenhandel vorderIndustriellen Revolution, Festschr. G. Zwanowetz, hrsg. v. F. Mathis u. J. Riedmann, Innsbruck 1984, 16. 28 Dazu Cartledge 1979, 206. 29 Meyer 1899, 204.

5.3. Die ephorische Koordination undKontrolle

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ten undin die Hände von nichtköniglichen Vertretern bringen konnten. Obwohl entsprechende oder zumindest ähnlich ausgestattete Befehlshaber schon bei den Auseinandersetzungen desspäteren 6. Jh. operiert hatten,30 erlangten sie erstjetzt eine entscheidendere undvonSparta bzw. durch denHellenenbund breiter abgestützte Stellung, die mit den traditionellen Kräften in Konkurrenz treten musste. Jetzt handelte es sich nicht mehr umUnternehmen, die imvorwiegenden Interesse einzelner führender Familien zumErhalt auswärtiger Freundschaften geführt wurden, sondern umgemeinsame Verteidigungsaufgaben mitexistentiellem Hintergrund. Der Hellenenbund bewirkte zudem, dass die Wahl der neu operierenden Amtsträger zunächst wohl ausserhalb des spartanischen Kalenderjahres erfolgen musste31 und das herkömmliche Beamtenwesen eine deutliche Erweiterung erfuhr. Die neue Dimension derkriegerischen Aufgabe dürfte viel dazubeigetragen haben, dass sich die neuen Machtträger vorerst loyal verhielten. Dies sollte sich erst nach dengrossen Siegen desRegenten Pausanias ändern, derdasKommando in derFolge in Vertretung desunmündigen Pleistarchos führte (s. u.).

5.3. DIE EPHORISCHE KOORDINATION UND KONTROLLE

Die Perserkriege riefen nicht nur neue militärische Führungspositionen hervor, sondern erforderten auch eine zentrale Koordination derUnternehmungen sowie eine dauerhafte Überwachung derausserhalb deseigenen Territoriums operierendenAmtsträger. DasEphorat als permanente Kollegialbehörde warprädestiniert, in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle zu übernehmen undfür die Integration der Führungskräfte zu sorgen. Im folgenden ist darzulegen, wie das Ephorat in einer von den äusseren Umständen geprägten, von allen Instanzen getragenen Entwicklung des spartanischen Staates weitere Bedeutung erlangte. Nach derRückkehr desEuainetos ausThessalien wurde in Sparta ein Aufgebot für die Abwehr derPerser an denThermopylen erlassen. Als Feldherr wurde Leonidas erkoren, derdenOberbefehl über dasgriechische Heer übernahm (Hdt. 7, 202ff.). Nach dem Zeugnis Herodots (7, 205) soll Leonidas das übliche Kontingent der 300 (Hippeis) als Begleitgarde aufgestellt haben, wobei er darauf gesehen habe, dass die Auserwählten männliche Nachkommenschaft besassen.32 Folgt mandemZeugnis Diodors, so traten dieEphoren bei derweiteren Rekrutierung erstmals in der Funktion einer koordinierenden Mobilmachungsbehörde in Erscheinung, indem sie Leonidas die Grösse desmitzunehmenden Soldatenkontingentes vorzuschreiben versuchten, da sie die von ihm aufgebotenen 1000 Lakedaimonier für zu wenig hielten (Diod. 11, 4, 2f.).33 Gleichzeitig könnte man 30 31 32 33

Vgl. denEinsatz in Samos unddenFeldzug des Anchimolios o. S. 65ff. Sealey 1976b, bes. 358. Dazu Ball 1976, 1ff.; Cragg 1976, 128f.; Cartledge 1979, 204. 1000 Lakedaimonier erwähnt auch Isokr. 4, 90. 6, 99, während bei Herodot 3100 (7, 202) bzw. 4000 (7, 228) Peloponnesier im Heer des Leonidas aufgeführt sind (dazu How-Wells 20). 1912, Bd. 2, 222; ferner jetzt N. G. L. Hammond, Historia 45, 1996, 1–

5. Neue Führungsaufgaben undKontrollmechanismen in denPerserkriegen

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dieEphoren aufgrund vonPlutarch (mor. 225E) aucherstmals als Koordinationsstelle während der Kriegsführung in Erwägung ziehen: Als Leonidas Junggesellen zu ihrer Rettung aus demFelde als Boten nach Sparta sandte, sollten sich diese andieEphoren wenden. Schliesslich ist noch füreine andere legendenhafte Episode aus dem Kampf um die Thermopylen die Beteiligung der Ephoren zu vermuten: Ein Mann edler Abkunft, denLeonidas zudenτ ητῶ έλ νΣ π ρ τια α τῶ ν senden wollte, soll diesen Auftrag ausEdelmut abgelehnt haben (Plut. deHerod. mal. 32 = mor. 866C). Diese Schilderungen sind alle durch die spätere heroische Verklärung des von Leonidas angeführten Feldzuges geprägt und daher im Detail kaum aufschlussreich. Dennoch ist unabhängig vondenEinzelheiten zuvermuten, dass die Ephoren angesichts desjetzt erstmals in grösserem Rahmen ausserhalb derPeloponnes erfolgten Aufgebotes zu Wasser undzu Land koordinierende Aufgaben übernahmen sowie die Funktion einer Mobilmachungsbehörde ausübten, wie dies dann vor der Schlacht von Plataiai (Hdt. 9, 10; s. u.) und auch später zu η , für den die Thermopylen-Schlacht –freilich fassen ist.34 Der Begriff der τέλ erst bei Plutarch –denfrühesten zeitlichen Kontext darstellt,35 muss sich jedoch nicht ausschliesslich auf die Ephoren erstrecken, sondern kann insbesondere auch die Geronten eingeschlossen haben. Da der eine König im Felde stand, erhielten sowohl dieEphoren als auch die Geronten, die die Stimmen des Königs zusätzlich übernahmen, grösseres Gewicht. Die Thermopylen-Episode kann daher nicht als Schlüsselszene der spartanischen Verfassungsgeschichte betrachtet werden. An ihr lässt sich weder eine traditionsbewusste Auflehnung des Leonidas gegen eine andersartige taktische Entscheidung der Regierung36 noch der endgültige Sieg desEphorats innerhalb desspartanischen Politik37 aufzeigen. Die Rolle derEphoren warnicht dasErgebnis eines inneren Machtkampfes zwischen verschiedenen Institutionen, sondern entwickelte sich ausdenGegebenheiten der aussenpolitischen Situation, wie auch aus demfolgenden deutlich werden wird. Nach der Thermopylen-Schlacht wurde Leonidas’ Bruder Kleombrotos als Vormund vondessen unmündigem Sohn Pleistarchos Befehlshaber amIsthmos, wo Verschanzungen angelegt wurden (Hdt. 8, 71. 9, 10). R. Engel wollte darin einen bezeichnenden „ Akt für die Defensivpolitik des Ephorats“erkennen.38 Eine derart einmütige Haltung unddominierende Position derEphoren kannauch in dieser Situation nicht verifiziert werden. Wie ausHerodot hervorgeht, handelte es sich vielmehr umein Unternehmen, das im Interesse aller Peloponnesier lag. Die Befestigung war dementsprechend nach Diodor (11, 16, 3) durch einen Beschluss des Synhedrions angeordnet.

34 Vgl. Xen. Hell. 3, 2, 23. 25. 3, 5, 6. 4, 2, 9. 5, 4, 35. 47. 59. 6, 4, 17. 35 Kurz darauf werden die τέλ ηauch vonThukydides als Entscheidungsträger aufgeführt (s. u.).

27. 36 So J. R. Grant, Leonidas’Last Stand, Phoenix 15, 1961, 14– 37 So H. Schaefer, Probleme derAlten Geschichte. Gesammelte Abhandlungen undVorträge, 336. 166, bes. 163. 323– hrsg. v. U. Weidemann u. W. Schmitthenner, Göttingen 1963, 153– 38 Engel 1948, 23 Anm. 1.

5.3. Die ephorische Koordination undKontrolle

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Als imJahr darauf (479) derMakedone Alexandros in Athen einen Vergleich mit den Persern erwirken wollte, verhinderten Boten aus Sparta einen solchen Beschluss (Hdt. 8, 141; vgl. Diod. 11, 28). Nach dererneuten Besetzung Athens trafen athenische Gesandte miteinem Hilfegesuch bei denEphoren ein, die durch eine lange Verschiebungstaktik denEntscheid bis zur Fertigstellung der Mauer am Isthmos hinauszögerten. Schliesslich weihten sie den tegeatischen Führer Chileos als Verbündeten in denSachverhalt ein. Auf dessen Anraten übertrugen sie dann aus Furcht vor einem Bündnis der Athener mit denPersern noch in der Nacht denOberbefehl für denKriegszug andenRegenten Pausanias, derseinem zwischenzeitlich verstorbenen Vater Kleombrotos in der Vormundschaft für Pleistarchos nachgefolgt war, undlegten die Grösse desHeeres fest (Hdt. 9, 6ff.; vgl. Thuk. 1, 132; Paus. 3, 4, 9; Plut. Arist. 10).39 Euryanax, der Sohn des Dorieus, wurde vonPausanias als stellvertretender Begleiter ausgewählt (Hdt. 9, 10, vgl. 53. 55).40 Die Geschichte mitChileos passt wiederum in dasBild deruntätigen Spartaner, die zumKrieg gedrängt werden müssen, so dass sie als tendenziös zuwerten ist.41 Möglicherweise wurde durch den Beizug von Chileos symbolisch die Kontaktnahme mitdenpeloponnesischen Bündnispartnern dokumentiert, umaus der Sicht der Hegemonialmacht dem Vorwurf des eigenmächtigen Handelns entgegenzuwirken. Die Ephoren bildeten in dieser Angelegenheit jedenfalls die entscheidende Koordinationsstelle und haben zuletzt offenbar ohne offiziellen Beschluss der Volksversammlung Anordnungen getroffen. Dennoch dürfte die Truppenaussendung undKommandoübertragung an Pausanias kaum gegen den Willen der Mehrheit in der Volksversammlung erfolgt sein.42 Vielmehr verhinderte sie Willkür desKönigs, wiesie angeblich bei Leonidas noch vorgekommen war (s. o.). Im weiteren Verlauf zeigt sich auch, dass die Ephoren umKontrollmechanismen gegenüber dembeauftragten Feldherrn bemüht waren. Aufgrund der spartanischen Prostasie im Hellenenbund kam Pausanias die oberste Führung dergriechischen Verbündeten zu(vgl. Diod. 11, 29, 4). Ausder Wahl des Pausanias folgt, dass nicht der König selbst, sondern ein Vertreter des offiziellen Thronfolgers das Oberkommando führte. Pausanias war durch den Todseines Vaters Kleombrotos kurz zuvor unverhofft zudieser Stellung gelangt. Daraus ergab sich, dass diekönigliche Macht vorübergehend delegiert wurde und einen amtsähnlichen Charakter annahm. Pausanias brachte a priori nicht dieselbe Bindung an die königliche Position unddie mit ihr verbundenen Traditionen mit

ηin 39 Dazu Engel 1948, 24 Anm. 1; Kahrstedt 1922, 206 zieht eine Entscheidung der τέλ Betracht; Link 1994, 66f. 40 Dazu Cartledge 1979, 207. 41 Vgl. dazu Busolt 1895, Bd. 2, 723 Anm. 2; Meyer 1899, 206; Tigerstedt 1965, Bd. 1, 101; Roobaert 1985, 144f.

42 Auch die Verleihung des Bürgerrechtes an denSeher Teisamenos ausElis, die im Zusammenhang mitdiesem Feldzug vorgenommen wurde (Hdt. 9, 33), dürfte aufeinen Beschluss der Volksversammlung zurückgehen. Es handelt sich hier umeine einmalige, angesichts der Perserkriege als Konzession vorgenommene Angelegenheit, da die exklusiv gehandhabten Bürgerrechtsverleihungen ansonsten nicht zu einem regelmässigen Geschäft der Volksversammlung wurden.

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5. Neue Führungsaufgaben undKontrollmechanismen indenPerserkriegen

sich. Dieser ungewöhnliche Zustand führte wohl auch angesichts derTragweite des Unternehmens,43 bei demzudem die unterschiedlichsten griechischen Verbände kommandiert werden mussten, zu zwei Neuerungen: Zum einen erhielt Pausanias einen Stellvertreter an seine Seite; zumandern wurde Pausanias zum esten Mal eine Delegation derEphoren zurÜberwachung im Felde mitgegeben. Auch wennPausanias dieWahl seines Vetters Euryanax offenbar selber vornahm (Hdt. 9, 10),44 so dürfte dessen Begleitung aus der Sicht derRegierung dennoch ein gewisses Mass anKontrolle intendiert haben.45 In der Schlacht von Plataiai bewies Pausanias sein militärisches Geschick, indem er von dem indoktrinierten Standhalten der Schlachtreihe abrückte und einen (mit dem athenischen Feldherrn Aristeides abgesprochenen) taktischen Rückzug aufeine neue Stellung anordnete, die derLeiter (Lochage) desPitanatischen Trupps, Amompharetos, anfänglich nicht mitmachen wollte (Hdt. 9, 53ff.; vgl. Diod. 11, 30, 6; Plut. Arist. 15ff.).46 Es gibt hier keine Anzeichen dafür, dass sich die im Felde anwesenden Ephoren in die taktischen Angelegenheiten eingemischt hätten. Wir wissen nur, dass Pausanias nach seinem Sieg denEphoren die zu ihm übergelaufene Nebenfrau des Persers Pharandates –eine Tochter des Koers Hegetorides, der als Gastfreund des Pausanias bezeichnet wird –übergab (Hdt. 9, 76; vgl. Paus. 3, 4, 9). Trotzdem ist es verfehlt, für die Ephoren nureine passive Funktion anzunehmen,47 da sie in vergleichbaren Fällen bei späteren Feldzügen in Rücksprache mit den heimischen Behörden Direktiven erteilen konnten, auch wenn diese rechtlich nicht bindend waren.48 Die Beobachtung des Feldzuges durch die politischen Institutionen Spartas dürfte zu dem vorerst ‚behördentreuen‘Verhalten desmilitärischen Führers beigetragen haben. Im Anschluss an die Schlacht kames wiederum auf Beschluss der Griechen zur Belagerung Thebens, das zur Auslieferung medisch gesinnter Aristokraten gezwungen wurde; diese wurden anschliessend zumSynhedrion derGriechen am Isthmos zur Hinrichtung geführt (Hdt. 9, 86ff.; vgl. Diod. 11, 32, 1f. 33, 4).49 Auch hier treten die Ephoren nicht in Erscheinung, könnten jedoch wiederum zur Verständigung des Pausanias mit den Bündnispartnern und der Heimatstadt beigetragen haben. Diese Loyalität sollte sich anlässlich vonPausanias’nächster Unternehmung bzw. nach demAbschluss der Perserschlachten bald ändern. Den Oberbefehl über die Flotte hatte imJahre 479 König Leotychidas überGesandte der Ionier“bzw. nommen. Bei der Versammlung in Aigina trafen „ sechs geflohene Chier, die vergeblich versucht hatten, den Tyrannen Strattis zu 43 Nach Herodot (9, 10f. 28f.) sollen 5000 Spartiaten, 5000 Periöken und 35’000 Heloten (dazu Lotze 1959, 33ff.; P. Hunt [vgl. o. S. 52 Anm. 169]) beteiligt gewesen sein; vgl. dazu Meyer 1939, Bd. 4, 385 undu. S. 129. 44 Anders Macan 1908, Bd. 1, 2, 609. 45 Vgl. dazu H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 2564 s. v. Pausanias. 46 Dazu Roobaert 1985, 152f. 47 Engel 1948, 23 Anm. 3: „farblose Rolle“der Ephoren. 48 Kahrstedt 1922, 244f. 49 Dazu Busolt 1895, Bd. 2, 737 Anm. 2. 741f.; Meyer 1939, Bd. 4, 391f.; H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 2565f.; Roobaert 1985, 158ff.

5.3. Die ephorische Koordination undKontrolle

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ermorden, bei den Griechen ein, nachdem sie sich mit ihrem Hilfegesuch zunächst nach Sparta gewendet hatten (Hdt. 8, 131f.).50 Unklar ist, ob die Flüchtlinge aus Chios in Sparta erfolglos waren oder von den politischen Behörden an Leotychidas weitergeleitet wurden, dem als militärischem Führer für die Verhandlung die entscheidende Rolle zukam. Eine eigenmächtige Aktion des Leotychidas kann daraus jedoch nicht abgeleitet werden, da dieser von der spartanischen Volksversammlung mit dem Oberkommando betraut war, also auch die Zustimmung zumindest eines Teils derEphoren genoss. Als die Schiffe bei Delos eingetroffen waren, nahm Leotychidas die Bitte dreier samischer Gesandten an, Samos gegen die Perser undden von ihnen eingesetzten Tyrannen Theomestor beizustehen, wobei mitdenSamiern eine Symmachie geschlossen wurde (Hdt. 9, 90ff.).51 Die Überlieferung bei Diodor (11, 34, 2f.) zeigt, dass das von Leotychidas eingeleitete Bündnis mit den Samiern wiederum im Anschluss an eine Beratung dergriechischen Führer erfolgte; es erweist ferner, dass derFeldherr im Rahmen der Allianz handelte, wobei insbesondere der athenische Kommandant Xanthippos an seine Seite gerückt wird. Nach demSee- undLandsieg bei Mykale zog sich die griechische Flotte nach ντέλ ιἐ ε ϊ ἐο ῦ σ ι) der ο ῖσ Samos zurück, wo „führende Persönlichkeiten“(τ Peloponnesier die Umsiedlung der Ionier vorschlugen. Aufgrund des Widerstands der Athener gaben sie dieses Vorhaben jedoch auf, und es wurde die Aufnahme derSamier, Chier undLesbier in denHellenenbund beschlossen (Hdt. 9, 106; vgl. die proathenische Version bei Diod. 11, 37, 1ff.).52 Die Erweiterung des Bündnisses dürfte in erster Linie auf das Interesse der von Xanthippos angeführten Athener zurückzuführen sein.53 Die von Leotychidas und seinem Führungsstab54 vertretenen Spartaner zeigten sich demgegenüber in unterlegener Position und traten den Rückzug an. Leotychidas scheint seine Aufgabe als erfüllt betrachtet zu haben undkehrte mit denPeloponnesiern vonAbydos nach Hause zurück, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Hellespontbrücken abgebrochen waren (Hdt. 9, 114). Damit wurde dasöstliche Operationsgebiet für den ambitionierten Pausanias frei, der im nächsten Jahr (478) den Oberbefehl über die hellenische Flotte übernahm. Dieser sollte sich in derFolge freilich über die Auffassung einer befristeten Amtstätigkeit hinwegsetzen. Der Regent Pausanias verbuchte als Nauarch bei den strategisch wichtigen Aussenposten Zypern undByzanz weitere militärische Erfolge gegen die Perser (Thuk. 1, 94; Diod. 11, 44). Von seiner Stellung in Byzanz aus unterbreitete er

50 Dazu Meyer 1963, 412; J. Heinrichs, Ionien nach Salamis, Bonn 1989, 35f. 51 DazuJ. Heinrichs (vgl. Anm. 50), 55f. 52 Ed. Meyer 1899, 217 Anm. 1 betrachtete die Konferenz als unhistorische Konstruktion (vgl. auch Ehrenberg 1973, 423 Anm. 104); vgl. dagegen H. D. Meyer 1963, 415ff.; N. G. L. Hammond, JHS 87, 1967, 44f.; Lotze 1970, 260ff.; J. Heinrichs (vgl. Anm. 50), 66ff.; C. Raccuia, Sul consiglio di Samo (479 a.C.): considerazioni storiche e storiografiche, Messana 1, 1990, 71–106; Baltrusch 1994, 53f. 53 J. Heinrichs (vgl. Anm. 50), 78. 54 Zu diesem sind hier neben denPolemarchen offenbar auch die Heerführer oder spezielle Berater der peloponnesischen Städte zu zählen (vgl. Wickert 1961, 43; ferner dazu u. S. 132).

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5. Neue Führungsaufgaben undKontrollmechanismen indenPerserkriegen

den Persern angeblich das Angebot, Hellas zu unterwerfen, wobei ihm Xerxes jedoch keine konkrete Unterstützung versprochen, sondern nur eine allgemein gehaltene Zusage gemacht haben soll (Thuk. 1, 128; vgl. Corn. Nep. Paus. 2). Darüber hinaus fiel der Regent aufgrund seines eigenmächtigen Vorgehens und

angeblich orientalischen Gebarens55 bei den Griechen in Ungnade. Pausanias hatte sich wohl bereits zuvor imEpigramm aufderSchlangensäule desnach Del56und Sieger über die Perser ς ό phi geweihten Dreifusses als Ἑ γ ν η ή ω ρ νἀ χ λ λ verehren lassen, was von den Spartanern nicht lange geduldet bzw. von den Plataiern im Amphiktyonenrat eingeklagt wurde, so dass (jetzt oder anlässlich seiner zweiten Abberufung)57 die Inschrift durch die Namen der beteiligten Poleis ersetzt werden musste (Thuk. 1, 132; Dem. 59, 97f.; Corn. Nep. Paus. 1, 3).58 Es kamzu einer Revolte derBündner, die mit Aristeides verhandelten und sich den Athenern anschlossen (Arist. Athen. pol. 23, 4; Diod. 11, 46, 5; Plut. Arist. 23). Daraufhin wurde Pausanias –wie später bei seiner zweiten Rückrufung –wohl durch die Ephoren zur gerichtlichen Untersuchung abberufen und wegen einzelner persönlicher Vergehen für schuldig befunden, in der Hauptanklage (Verbindungen mit denPersern) jedoch freigesprochen (Thuk. 1, 95. 128.

131; vgl. Plut. Kim. 6). verräterische‘Verhandlungen mitdenPersern führFalls Pausanias wirklich ‚ te,59 gehören diese wahrscheinlich erst in die Zeit von Pausanias’ zweitem Aufenthalt am Hellespont.60 Der Freispruch erfolgte daher auch im Interesse Spartas, das damit seine Position gegenüber Athen verteidigte.61 Die militärischen Verdienste des Feldherrn wurden nicht in Frage gestellt, sondern nur einzelne Aspekte seines unkonformen, denPolisrahmen sprengenden Verhaltens. Entscheidend ist inunserem Zusammenhang, dass sowohl fürdieAbberufung als auch für die Gerichtsverhandlung wiederum –zumindest in koordinierender Hinsicht –mitdemausschlaggebenden Wirken derEphoren zurechnen ist. Diese gelangten durch die in derFerne ablaufenden militärischen Operationen bzw. die Verfehlungen derMachthaber zuzentraler Bedeutung. Das Engagement in Ionien wurde nach der Abberufung des Pausanias nicht gänzlich abgebrochen, sondern es erfolgte nochmals ein offizielles Aufgebot. Dem Nachfolger Dorkis, der offenbar auch die Stellung eines Nauarchen einnahm, wurden aber weitere Kommandanten beigegeben. Ein wesentlicher Grund

55 Medische Tracht undLeibwache ausgefangenen Persern undAegyptern: Thuk. 1, 130 (vgl.

ferner Diod. 11, 44, 5; Plut. Arist. 23; Plut. Kim. 6; Corn. Nep. Paus. 3); angebliche Werbung umdie Tochter desMegabates (Hdt. 5, 32) bzw. desXerxes (Thuk. 1, 128); dazu Meyer 1939, Bd. 4, 457f., vgl. 482; H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 2569f.; Roobaert 1985,

182ff.

ς(Hdt. ο δ ά λ λ νἙ ω χ 56 Vgl. dieInschrift aufdemKrater amEingang zumSchwarzen Meer: ἄρ 4, 81; Athen. 12, 536A-B; dazu H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 2570). 57 S. u. S. 123ff. 58 H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 2566f. 2575; Zeilhofer 1959, 39ff.; Roobaert 1985, 170ff.; Hornblower 1991, 218f.; Förtsch 1994, Kap. 1.4.8.

59 Vgl. dagegen Wolski 1954, 82ff.; Roobaert 1985, 186ff. 60 Dazu Fornara 1966, 266; Blamire 1970, 297ff. 61 Dazu H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 2571f.

5.3. Die ephorische Koordination undKontrolle

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für diese Begleitung dürfte darin gelegen haben, die Errichtung einer persönlichen Machtposition zu verhindern. Das Unternehmen blieb allerdings aufgrund militärischer Schwäche ohne Erfolg undbedeutete wohl nicht nurdenVerlust der Führung im Hellenenbund, sondern vielmehr dessen Zerfall unddas vorläufige Ende spartanischen Engagements imOsten (Thuk. 1, 95), worauf noch zurückzukommen ist.62 In der gleichen Zeit oder kurz danach erfolgte der Thessalien-Feldzug des Königs Leotychidas, der nach D. Lotze nicht nur den Übertritt zu den Persern, sondern auch die athenische Gesinnung derThessaler bestrafen sollte unddamit nochmals die Konkurrenzsituation zwischen Sparta und Athen um die Führerschaft in Griechenland verdeutlichte.63 Da Leotychidas die Expedition wegen Bestechung vorzeitig abbrach, wurde er vor das Dikasterion gestellt undverurteilt, worauf seine Häuser eingerissen wurden under selber bis zu seinem Tode (ca. 469)64 nach Tegea in die Verbannung ging (Hdt. 6, 72). Leotychidas wird damit zumunfreiwilligen Wegbereiter fürdennachfolgenden König Archidamos unddeutet in dieser Eigenschaft bereits auf denPeloponnesischen Krieg hin. Aus Herodot geht hervor, dass im Falle des Leotychidas die Bestechung offensichtlich war, daGeldbei ihmimLager entdeckt wurde. Es ging also darum, ein gravierendes Fehlverhalten im königlichen Oberkommando zu bestrafen. Erstmals wurde ein Fall vonpersönlicher Bereicherung, derzudem dasAnsehen der Polis schädigte, manifest undführte zuentsprechenden Sanktionen. Bei dem von Herodot erwähnten Gericht (Dikasterion) dürfte es sich wie schon bei Leotychidas’ früherer Anklage (aufgrund der in Athen festgehaltenen Geiseln) um denaus denEphoren undGeronten bestehenden Ausschuss handeln.65 Im ganzen zeigt sich, dass die Ephoren in den Perserkriegen eine zentrale, koordinierende politische Rolle einnahmen. IhrEinfluss dehnte sich auch auf die militärischen Unternehmungen selbst aus, so dass sie ihre Stellung weiter institutionalisieren konnten. Nach R. Engel66 vertraten die Ephoren dabei eine zurückErschütterungen desStaatsgefüges zuvermeiden.“Bei den haltende Politik, um„ Entscheiden waren aber auch die Gerusia (inklusive der königlichen Vertreter) unddie Volksversammlung beteiligt, so dass sich kollektive Beschlussfindungen weiter einspielten. Zudem schwächte die ephorische Kontrolle das militärische Kommando bzw. die königliche Stellung nicht grundsätzlich, auch wenn sich die Befehlshaber (dem Mythos entsprechend insbesondere Leonidas) vorerst nach

62 Vgl. dazu zuletzt K.-E. Petzold, Die Gründung des Delisch-Attischen Seebundes: Element einer ‚imperialistischen‘ Politik Athens? I. Von der Hellenensymmachie zum Seebund, Historia 42, 1993, 436ff.; Baltrusch 1994, 52ff. 63 Lotze 1970, 263ff., derdasUnternehmen direkt mit demRückzug vonMykale zuverknüpfen versucht. Zeilhofer 1959, 38ff. deutet den Feldzug im Zusammenhang mit Spartas Bemühungen in der delphischen Amphiktyonie, in der Thessalien eine Vorrangstellung hatte, grösseren Einfluss zugewinnen. Ganz spät (469) setzt Meyer 1939, Bd. 4, 489f. den Feldzug an. Vgl. dazu allgemein Roobaert 1985, 246ff. 64 Poralla 1913, 85; Beloch 1914, Bd. 2, 2, 190ff.; Th. Lenschau, RE 12, 1925, 2064 s. v. Leotychidas. Diodor (11, 48, 2) setzt seine Ende ins Jahr 476/5. 65 Vgl. Engel 1948, 20. 66 Engel 1948, 24 Anm. 1.

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5. Neue Führungsaufgaben undKontrollmechanismen indenPerserkriegen

denüber die Ephoren vermittelten Entscheiden richteten unddurch die Stellung des Polemarchen und Nauarchen auch nichtkönigliche Vertreter zu einer einflussreichen, prestigeträchtigen Position gelangen konnten. Pausanias, der erstmals das Konzept eines panhellenischen Führers propagiert hatte, liess seine politische Karriere nach der Abberufung jedenfalls nicht abbrechen, sondern kehrte „ auf eigene Faust“nach Byzanz zurück und sollte in der Folge eine verschärfte Auseinandersetzung bewirken (s. u.). Als Grund für denRückzug derSpartaner ausderFührung desHellenenbundes macht Thukydides (1, 95)67 die Sorge geltend, dass die Fremde ihre Leute verdürbe (vgl. 1, 77) undzu dieser Zeit ein Einvernehmen mit Athen bestanden hätte, dessen Vormacht zurSicherung Ioniens als genügend erachtet worden sei. Er geht dabei aber vondemzurZeit des Peloponnesischen Krieges verbreiteten rigorosen Spartabild aus68 undvernachlässigt den schon seit der Gründung des Hellenenbundes bestehenden Kampf umdieVorherrschaft imgriechischen Raum. ‚Verderbnis‘ warnicht der primäre Grund für die Abberufung des Pausanias, da dieser immer noch ein Gegengewicht zur athenischen Präsenz am Hellespont verkörperte. Problematischer war auf die Länge vielmehr die Kontrolle von Pausanias’ Verhalten. Diese von den Ephoren übernommene Aufgabe war auf Dauer ausderFerne kaumzubewerkstelligen. Ausschlaggebend für die Abberufung dürfte schliesslich auch die Tatsache gewesen sein, dass die Beschützung des ionischen Raumes insgesamt eines neuen, langfristigen Bündnis- undHerrschaftskonzeptes mit geregelter Abgabe- undFinanzpolitik bedurfte, für das die aufdie Peloponnes gerichtete Landmacht Sparta wenig vorbereitet war.69 Daraus ergab sich für Athen die Gelegenheit, mit der Gründung des Delisch-Attischen Seebundes in die machtpolitische Lücke zu springen undSparta als Grossmacht zuüberflügeln.

5.4. IDEOLOGISCHE VERFESTIGUNG

Die bisherigen Erörterungen haben gezeigt, dass Sparta durch die Perserkriege wichtige politische Impulse erfuhr. Erstmals warSparta vonaussen grundlegend bedroht undder Gefahr einer Fremdherrschaft ausgesetzt. Durch die neuen Führungsaufgaben bot sich für einzelne Persönlichkeiten die Chance, bedeutendes Ansehen zu gewinnen, so dass verstärkte Kontrollmechanismen eingeführt werden mussten. Im folgenden ist auf die ideologischen Änderungen, die sich mit dieser Entwicklung verbanden, näher einzugehen. Diese sollten die Grundlagen für ein neues Gehorsamkeitsideal bilden, dasim Verlaufe derPentekontaetie zur vollen Entfaltung kam. Sparta musste in den Perserschlachten erstmals seit der Niederlage des Anchimolios bei Phaleron im Jahre 511 wieder grössere Bürgerverluste in Kauf 67 Vgl. Plut. Arist. 23. 68 Vgl. dazu u. S. 116ff. 69 Vgl. dazu Lotze 1970, 255f. 269f.; Lazenby 1975, 249f.

5.4. Ideologische Verfestigung

113

nehmen.70 Die Gefahrensituation brachte es mit sich, dass die Bürger enger zusammenstanden undsich vertieft auf die Grundwerte derPolis undihre Unabhängigkeit71 besannen. Dies förderte die Tendenz, die bestehenden politischen Strukturen zu bewahren und gezielt an den Ursprung des Gemeinwesens zu erinnern. In diesem Zusammenhang bildete sich eine Tradition heraus, die staatliche Ordnung nicht mehr auf die Urkönige,72 sondern auf das Vorbild Lykurg zurückzuführen und um diesen eine Legende zu bilden.73 Gleichzeitig wurde auch ausserhalb der Peloponnes ein neues Idealbild des in seinen Grundzügen unerschütterten spartanischen Gemeinwesens entwickelt.74 Die wohl vonSimonides stammenden Grabepigramme aufdie ThermopylenKämpfer (Hdt. 7, 228; vgl. Diod. 11, 33, 2) waren geeignet, die Spartaner in μ α σ ιπ ειθ μ ή Zukunft als besonders gesetzestreu (ῥ εν ό ο ι) undmannhaft zucharakterisieren.75 Plataiai wurde bei Aischylos (Pers. 816f.) als Sieg der dorischen Lanze bezeichnet, undauch bei Pindar kommt Bewunderung für die Dorier zum Ausdruck.76 Gleichzeitig diente derMythos desLeonidas undderStandhaftigkeit der Spartaner dazu, den Bürgerverband unter eine gemeinsame Ideologie zu stellen undsich gegen die übrigen griechischen Poleis abzugrenzen.77 Die Hervorhebung von Leonidas’ Tod sollte nicht nur die Unterordnung des Bürgers unter den Staat proklamieren, sondern auch führende Einzelpersönlichkeiten einbinden.78 Dazu wurden jetzt auch frühere Beispiele vorbildlichen Verhaltens bemüht. In diesem Sinne ist etwa die in das Werk Herodots eingegangene Geschichte des einstigen Argos-Kämpfers Othryades als Muster spartanischer Standhaftigkeit verbreitet worden.79 Als negatives Gegenbild figurierten die ς) Aristodemos und Pantites, die sich schwerer Entehrung τε ν ρ α έσ ‚Zitterer‘ (τ unterziehen mussten, da sie die Thermopylen-Schlacht überlebt hatten (Hdt. 7, 229ff. 9, 71).80 V. Ehrenberg hielt fest, dass nach Plataiai mit einer „Verschär-

70 Herodot berichtet für die Thermopylen von 299 bzw. 298 Toten (7, 229. 232), für Plataiai von91 Toten (9, 70; vgl. Plut. Arist. 19); zuderBestattung derThermopylen-Kämpfer bzw. demRücktransport des toten Leonidas s. u. S. 143. 71 ZurEinrichtung des Kultes für Zeus Eleutherios nach derSchlacht vonPlataiai undseinen Konsequenzen s. u. S. 138f. 72 Bei Hellanikos figurierten noch im späten 5. Jh. Eurysthenes undProkles als Verfassungsgeber (FGrHist 4 F 116 = Strab. 8, 5, 5). 73 Meyer 1892, 279; Ehrenberg 1925, 12f. 41 (ihm folgend Spahn 1977, 87). 74 S. u. S. 116ff. Zweifelhaft ist die vonPlutarch (Arist. 2) erwähnte Verehrung Lykurgs durch

Aristeides (vgl. Tigerstedt 1965, Bd. 1, 154). 75 Zu Simonides A. J. Podlecki, Historia 17, 1968, 257ff.; H. Molyneux, Simonides. A Historical Study, Wauconda 1992, 175ff.; vgl. auch u. S. 118. 76 Oilier 1933, 132ff.; Tigerstedt 1965, Bd. 1, 150ff. Auch Simonides mass denSpartanern in 18W2) besonderes Gewicht zu(vgl. dazu zuletzt D. Boedeker, seiner Plataiai-Elegie (fr. 10– 229). Simonides on Plataea: Narrative Elegy, Mythodic History, ZPE 107, 1995, 217– 77 Dazu Tigerstedt 1965, Bd. 1, 105ff.; Loraux 1977. 78 Das sog. Leonidas-Orakel, das denToddes Königs oder denUntergang der Stadt prophezeite (Hdt. 7, 220), dürfte in Sparta erfunden worden sein (dazu Crahay 1956, 309ff.; Zeilhofer 1959, 20ff.; Roobaert 1985, 101; anders N. G. L. Hammond [vgl. Anm. 33]). 79 Vgl. dazu Tigerstedt 1965, Bd. 1, 67; Kennell 1995, 95f. 80 Dazu Link 1994, 23. 84f.

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5. Neue Führungsaufgaben undKontrollmechanismen in denPerserkriegen

fung der Bestrafung“von Tresantes zu rechnen ist, indem diese zur Zeit der Pentekontaetie nicht mehr zumKriegsdienst zugelassen wurden.81

Da die Perserkriege Ansätze zu einer neuen Polarisierung an der Spitze der Bürgerschaft mit sich brachten, drängten sich auch ausderSicht derOberschicht weitere politische Ausgleichsmechanismen auf. Die durch die militärischen Führungsaufgaben erlangten Machtpositionen sollten einerseits durch gezielte Kontrollmassnahmen, andererseits auch durch eine längerfristige Proklamierung des Gehorsams wieder neutralisiert werden. Dies wardie Voraussetzung dafür, sich auf die Stellung in der Peloponnes zurückzubesinnen und eine Ideologie zu verbreiten, die sich an dem gemeinschaftlichen Leben orientierte. Da sich die Betätigungsmöglichkeiten der nach oben drängenden Leute insgesamt nach wie vorinengen Grenzen bewegten (denn daspolitische System hatte sich abgesehen vonderAufwertung derEphoren in seinen Grundzügen nurpunktuell erweitert), wardasentstehende Propagandainstrumentarium auch geeignet, die auf diesem Gebiet anstehenden Ansprüche zu kompensieren. Die Kriege schufen damit die Grundlagen fürdieAbschlusstendenzen derspartanischen Polis nach aussen, wie sie uns Thukydides im Vorfeld des Peloponnesischen Krieges schildert (s. u.). Als sich zur Zeit der Pentekontaetie neue Gefahrensituationen undverschärfte Auseinandersetzungen mit militärischen Führern ergaben, war Sparta darauf vorbereitet, sowohl die Kontrollmechanismen als auchdenUnterordnungsgedankenweiter auszubauen unddie Bürger propagandistisch andie Polis zubinden.

ς. τε ν α έσ 81 V. Ehrenberg, RE 6 A, 1937, 2296 s. v. Τρ

6. KRISENSYMPTOME UNDMACHTBEWÄHRUNG ZUR ZEIT DER PENTEKONTAETIE Abschliessend ist darzulegen, dass sich zur Zeit der Pentekontaetie entscheiden-

de Momente für die Verfestigung der spartanischen Verfassung abzeichneten. Dies soll zunächst durch einen Vergleich des Spartabildes bei Herodot und Thukydides begründet werden. Danach ist aufzuzeigen, wie im Anschluss andie Perserkriege erstmals fest eingespielte kollektive Entscheidungsmechanismen zu beobachten sind, freilich nach wie vor mit aristokratisch geprägten Vorzeichen. Andererseits soll auf die gesteigerte Machtentfaltung, wie sie insbesondere für den Regenten Pausanias zu verfolgen ist, eingegangen werden. Dabei wird zu verdeutlichen sein, dass die Anwendung radikalerer Methoden in der Politik entsprechende Gegenreaktionen hervorriefen. Dasgrosse Erdbeben unddie Heeresreform sind schliesslich als Vorbedingungen zucharakterisieren, die zueiner neuen bürgerlichen Verankerung und Ausprägung staatlicher Regelungen führten, wie sie in der späteren Überlieferung für das spartanische Gemeinwesen als typisch undbeispielhaft galten.

6.1. HERODOT UNDTHUKYDIDES: WANDEL ZUR ABGESCHLOSSENHEIT

Es ist bereits darauf hingewiesen worden, dass Herodot Sparta rückblickend für die Zeit vor undwährend der Perserkriege zwar als herausragende Macht auffasste, die aber durch die Verstrickungen der Königshäuser und Anmassungen einzelner Regenten gegenüber demvonderTyrannis befreiten Athen in Nachteil geriet (5, 78)1unddiesem schliesslich dieFührung abgeben musste (8, 3). Fürdie Pentekontaetie schilderte Herodot –demThema seines Werkes entsprechend – auch für Sparta nurnoch einige punktuelle Ereignisse, die zurHauptsache einzelne Nachklänge zu den Perserkriegen bildeten undweiterhin von wechselhaften Schicksalsschlägen zeugten. Im folgenden ist nach demdaraus hervorgehenden Spartabild zu fragen, umes vondemjenigen bei Thukydides abzuheben.2

1

2

Vgl. 5, 97, wojedoch gleichzeitig Kritik anderathenischen Demokratie geübt wird, dasich dasVolk in seiner Vielzahl –anders als derspartanische König Kleomenes –vonAristagoras ausMilet habe täuschen lassen (dazu Macan 1895, Bd. 1, 247; M. Ostwald, Herodotus and Athens, ICS 16, 1991, 141f.). Zum Spartabild des Herodot vgl. auch Oilier 1933, 122ff., bes. 130; K. Wüst, Politisches Denken bei Herodot, Diss. München 1935, 4ff.; Tigerstedt 1965, Bd. 1, 81ff.; zur spartanischen Geschichte bei Herodot vgl. allgemein Macan 1895, Bd. 2, 79ff.; H. R. Immerwahr, Form and Thought in Herodotus, Cleveland 1966 (ND 1986), 200ff.; Schultheiss 1987.

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6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

Die herodoteischen Schilderungen umfassen neben den Vorkommnissen im Zusammenhang mitdemThessalien-Feldzug desLeotychidas (s. o.) die spartanischen Siege bei Tegea (über die Tegeaten und Argiver), bei Dipaia (über die Arkader), bei Ithome (über die Messenier) undbei Tanagra (über die Athener) (s. u.). Diese Siege werden wie derjenige vonPlataiai auf die Verbindung mit dem Wahrsager Teisamenos aus Elis zurückgeführt, den die Spartaner zunächst ins Bürgerrecht aufnehmen mussten (9, 33. 35).3 Der Kampf gegen die Messenier, die sich anlässlich des grossen Erdbebens in den 60er Jahren erhoben, wird an anderer Stelle durch die Taten des Arimnestos –eines angesehenen Spartiaten, derMardonios bei Plataiai getötet hatte –ergänzt. Dieser soll bei Stenyklaros im Kampf mitdenMesseniern mitsamt seiner Begleitschar derDreihundert gefallen sein (9, 64). Kurz darauf dürfte schliesslich der Sieg des Aneristos zustandegekommen sein, der Halieis in der Argolis mit der Mannschaft eines Lastschiffes erobert haben soll. Dieser Aneristos sollte schliesslich im Jahre 430 für den Frevel, den die Spartaner seinerzeit gegen die persischen Gesandten verübt Zorn desTalthybios“beseitigen; er wurde hatten,4 büssen, damit aber auch den„ auf einer Gesandtenreise zu den Thrakern gefangen genommen und in Athen hingerichtet (7, 137; vgl. Thuk. 2, 67).5 Demgegenüber schildert Thukydides in seinem zusammenhängenden Abriss der äusseren Ereignisse zur Zeit der Pentekontaetie die Spartaner trotz ihrer bedeutenden Macht explizit als in die Defensive gedrängt. Aus der Notwendigkeit, ihre wirtschaftlichen undbündnispolitischen Interessen gegen daswachsende Athen zu behaupten, hätten sich die Spartaner schliesslich zum Krieg entschlossen (1, 23. 88f. 118). Zuvor habe sich Sparta meist untätig verhalten (1, 118) bzw. gemäss demVorwurf der Korinther seine Bündnispartner nicht ernst genommen undbedrängten Städten Hilfe vorenthalten (1, 68f.). Die Handlungen der Feldherren seien im allgemeinen zu zögerlich (1, 84. 89. 95. 107. 114), im Falle des Pausanias hingegen zu tyrannisch gewesen, was wiederum bewirkt habe, dass andemRegenten gefrevelt worden sei (1, 95. 128ff.). Hinsichtlich des Staatswesens der Spartaner ergibt sich, dass dieses von Thukydides einerseits zwar als wohlgeordnet undblühend (1, 18. 8, 24), andererseits in der Rede der Korinther aber auch als in sich abgeschlossen, fremdenfeindlich, erfindungslos und altväterlich bezeichnet wurde (1, 68ff.).6 Zudem seien „ zwischen der Menge und den grössern Besitzern die Unterschiede der ὰ ἱτ ςο ςπ ο ο λ λ ὺ ςτο ὺ ὸ ρ Lebensweise ziemlich aufgehoben“gewesen (1, 6: π ). Thukydides impliziert ν σ α μ ε ω τέσ τη ίζ α τακ κ ισ ά μ λ εκ έν ιμ ι ἰσ ιτο τη ο ο δ ία damit die soziale Einpassung der führenden Familien und vermittelt das Bild eines der Gemeinschaft angeglichenen, das individuelle Dasein bedrohenden 3 4 5 6

Vgl. o. S. 107 Anm. 42; ferner dazu J. Cobet, Herodots Exkurse unddie Frage der Einheit seines Werkes, Historia Einzelschr. 17, Wiesbaden 1971, 70f. S. o. S. 100f. Vgl. dazu auch J. Cobet (vgl. Anm. 3), 72ff. Zu den Spartanern als Feinden kultureller Neuerungen vgl. auch Timotheos’ Kritik in seinem Gedicht ‚Die Perser‘ (um 400): D. A. Campbell, Greek Lyric, Bd. 5, Cambridge, Mass./ London 1993, 108, Nr. 791, vv. 206ff.; ferner Plut. Agis 10.

6.1. Herodot undThukydides: Wandel zurAbgeschlossenheit

117

Lebens (vgl. 1, 141), wie es zuvor noch nie zu fassen war. Die staatliche Organisation und persönliche Lebensweise der Spartaner finden dabei in Athen ihren direkten Gegensatz (2, 36ff.).7 Bei Herodot, dessen Wurzeln eine Generation weiter zurückreichen,8 sind solche Bilder spartanischer Abgeschlossenheit undRigorosität nur ansatzweise fassbar:9 Demaratos erwähnte gegenüber Xerxes denGemeinschaftsgeist unddie Gesetzestreue der Spartaner (7, 102ff.), die auch sonst als tapfer galten (7, 135, vgl. 5, 49. 7, 209. 9, 48).10 Der spartanische Regent Pausanias orientierte sein Reden undHandeln nach „ eigener“Aussage ausschliesslich nach demvon den Spartiaten gesetzten Rahmen (9, 79). Bei Plataiai soll er daskönigliche Mahl des Persers Mardonios mit einer lakonischen Mahlzeit kontrastiert haben (9, 82).11 Kriegskunst undFreiheit vonhandwerklicher Arbeit sollen bei denLakedaimoniernbesonders hoch im Kurs gestanden sein (2, 167).12 Schliesslich führt Herodot die lakedaimonische Sitte auf, vor denÄlteren Platz zu machen (2, 80).13 Das Bild einer abgeschlossenen, rein militärisch ausgerichteten Gesellschaft lässt sich daraus freilich nicht ableiten. Dies ist umso signifikanter, als auch Herodot aus der Perspektive seiner eigenen Zeit schreibt und zugleich gegenwartsbezogene Intentionen verfolgt. Die Episoden imZusammenhang mitPausanias sollen –im Gegensatz zu der Tradition über sein anfängliches Zögern bei Plataiai –in erster Linie dazu beitragen, ein positives Bild des Persersiegers zu zeichnen,14 so dass auch sein späteres, selbstherrliches Verhalten bis auf eine kurze Notiz (5, 32) ausgeklammert bleibt. Auch die Exklusivität des Bürgerrechts, wiesie anderTeisamenes-Geschichte ablesbar ist, kann nicht als Charak-

7 ZumSpartabild desThukydides vgl. allgemein Oilier 1933, 149ff.; Tigerstedt 1965, Bd. 1, 127ff., der freilich zu weit geht, wenn er dieses als „untouched by the Spartan legend“ bezeichnet (148). Zum Gegensatz zwischen Athen und Sparta E. Hussey, Thucydidean History andDemocritean Theory, in: Crux, Festschr. G. E. M. de Ste. Croix, hrsg. v. P. A. Cartledge u. F. D. Harvey, Exeter 1985, 123ff. 128f. 8 Er weilte um446/5 in Athen undsammelte vondaausweiteres Material, während Thukydides mit seinem Werk frühestens 431 begann (vgl. dazu o. S. 20f.). H. Flashar, Der Epitaphios des Perikles. Seine Funktion im Geschichtswerk des Thukydides, SBHAW 1/ Epitaphios wiedie meisten anderen grossen Reden 1969, 7, vertritt die Meinung, dass der „ erst nach demEnde des Krieges, also nach 404 geschrieben“sind; ferner dazu S. Hornblower, Thucydides, Baltimore 1987, 137. 140.

9 K. Wüst (vgl. Anm. 2), 23f. undCragg 1976, 208f. empfinden dies als Mangel in Herodots Darstellung.

10 Zudenmilitärischen Qualitäten der Spartaner bei Herodot Cragg 1976, 115ff. 198. 11 Zudenpersischen Mahlzeiten als Gegenstück vgl. auch Thuk. 1, 130; ferner dazuC. Coulet, Boire et manger dans l’Enquête d’Hérodote, BABG 1994, 1, 65. 12 Dazu u. S. 137. 13 Aus4, 77 spricht die Auffassung vonderpragmatischen Redegabe derLakedaimonier (vgl. auch 3, 46. 7, 226. 9, 82; dazu Tigerstedt 1965, Bd. 1, 80f. mit Anm. 615). Pointierter ist in dieser Beziehung Thuk. 4, 22. 84. 14 Dazu Meyer 1899, 206f.; Tigerstedt 1965, Bd. 1, 101f.; J. Hart (vgl. S. 85 Anm. 3), 152ff.; Evans 1991, 80ff. Durch denVorwurf derverräterischen Perserkontakte erschien Pausanias später bei Thukydides in einem schlechteren Licht (vgl. H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 2577; Wolski 1954, 76f.).

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6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

teristikum eines Militärstaates gelten, sondern findet gerade auch in Athen seine Entsprechung. Das mit Arimnestos operierende Korps der Dreihundert, das die Elite dermilitärischen Einheiten bildet, ist keine spartanische Eigenheit, sondern gehört zudenauch andernorts zubeobachtenden Vermächtnissen einer agonalen, aristokratisch geprägten Gesellschaft.15 AusHerodot geht zudem hervor, dass persönlicher Reichtum in derspartanischen Gesellschaft zur Zeit der Perserkriege eine ungebrochene Rolle spielte. Dies zeigt sich nicht nur amsozialen undfinanziellen Status einzelner Akteure (7, 134), sondern auch an der individuellen Verteilung der eroberten Beute (9, 81). Wenn Sparta im Zusammenhang mit der Gesandtschaft zu Kyros aus der Sicht der Perser als Handelsstadt charakterisiert wird (1, 153), so zeugt der damit angedeutete ‚Irrtum‘schliesslich erst fürdieZeit Herodots voneinem allmählich entstehenden Bild spartanischer Absonderung. Darüber hinaus sind bei derCharakterisierung der Spartaner bereits deutliche Auswirkungen des ThermopylenMythos zu erkennen, der aus demfür die Spartiaten verfassten Grabepigramm (Hdt. 7, 228 = Simonides fr. 92D) geradezu einen Gesetzesdespotismus ableitete.16 Die Aussagen Herodots zeigen insgesamt, dass Sparta durch diePerserkriege trotz des anschliessenden Hegemonieverlustes deutlich anVerehrung gewonnen hatte. Anhand von Herodot undThukydides sind zwei wichtige Stationen des sich formierenden Spartabildes zufassen, andemauch die Feinde derDemokratie in Athen massgebend arbeiteten. Derathenische Oligarch Kritias verfasste am Ende des 5. Jh. offenbar erstmals Lobschriften über die gegnerische Stadt, in denen er insbesondere die Erziehung undgemässigte Lebensweise der spartanischen Bürger bewunderte.17 Sparta wurde wohl schon in dieser Zeit zu einem Vorbild für eine gemischte Verfassung, wie wir sie erstmals bei Thukydides (8, 97, 2) im Zusammenhang mit demathenischen Staatsstreich von411 gepriesen finden.18 Die genannten Differenzen im Spartabild des Herodot undThukydides legen es somit nahe, im Anschluss an die Perserkriege nach politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu suchen, die jetzt zum Ideal einer strikten Staatsordnung undLebensweise führten, wie sie schliesslich von Xenophon in in voller Breite festgehalten wurden. ία ε ο λ ιτ νπ ν ο ίω ιμ α derΛ α κ εδ

15 Vgl. dazu o. S. 61. 16 Dieser geht auch aus der Geschichte des Aristodemos als des (neben demBoten Pantites) einzigen Überlebenden hervor (9, 71). 17 DazuTigerstedt 1965, Bd. 1, 156ff.; Rawson 1969, 30ff. ZudenAnspielungen aufSparta in Ps.-Xen. Athen. pol. (1, 11) vgl. Tigerstedt 1965, Bd. 1, 154 mit Anm. 427; Rawson 1969, 27. Der Sophist Hippias bezeichnete in unbekanntem Zusammenhang Lykurg als kriegerischen Mann, derviele Feldzüge mitgemacht habe (Plut. Lyk. 23); zumEinfluss der Sophisten auf dasSpartabild vgl. allgemein Tigerstedt 1965, Bd. 1, 233ff.; zuKimon s. u. S. 126 Anm. 55. 18 Dazu allgemein W. Nippel o. S. 41 Anm. 90.

6.2. Korporative Entscheidungsfindungen

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6.2. KORPORATIVE ENTSCHEIDUNGSFINDUNGEN Zunächst ist anhand von drei Episoden aus der Zeit der Pentekontaetie darzulegen, wie sich nach den Perserkriegen korporative Entscheidungsfindungen einspielten, an denen sowohl die Ephoren als auch die Geronten undKönige beteiligt waren unddie durch das Urteil der Volksversammlung abgerundet werden konnten. Damit soll gezeigt werden, dass die spartanische Politik auch im 5. Jh. keineswegs nurvondenEphoren bestimmt wurde, sondern jetzt vielmehr einen Ausgleich zwischen deneinzelnen Gremien erfuhr, der demStaat zu Dauerhaftigkeit verhalf.

1) Nach der Schlacht von Plataiai wurde das Verhältnis zwischen Athen und Sparta durch den athenischen Mauerbau, der nicht zuletzt gegen ein weiteres Eingreifen Spartas in Athen gerichtet war, deutlich belastet.19 Plutarch (Them. 19) berichtet, dass (im Jahr 479) gemäss Theopomp die Ephoren von dem anfänglich in Sparta verehrten Themistokles20 anlässlich einer Gesandtschaft nach Sparta bestochen, nach Angabe der Mehrheit jedoch überlistet wurden, indem der Athener sie zum Zeitgewinn zu einer Gesandtschaft nach seiner Heimatstadt veranlasste, um damit letztlich die Opposition gegen den athenischen Mauerbau auszuschalten. Nach Diodor (11, 39f.) reagierte Themistokles auf eine Gesandtschaft der Lakedaimonier, die die Befestigung Athens verhinρ ς χ ο ν τε dern wollte, und als er nach Sparta gelangte, wurde er von den ἄ vorgeladen und wegen des Mauerbaus gescholten. Nach Thukydides (1, 90f.) ί zu gelangen; α ρ χ vermied es Themistokles, als er nach Sparta kam, an die ἀ ηgefragt, wieso er nicht vor das έλ daraufhin wurde er von den Vertretern der τ ) trete, wo er schliesslich aber doch die Politik Athens klarstellte. ν ό ο ιν Volk (κ Die Überlieferung ist stark durch die Legendenbildung um Themistokles geprägt, so dass die genauen Verhandlungsabläufe unklar bleiben.21 Aus den Schilderungen ergibt sich jedoch einerseits, dass die bei Plutarch eingegangene ί/ἄ ςmit ρ α χ τε ν ο χ ρ Überlieferung die bei Thukydides undDiodor genannten ἀ den Ephoren gleichsetzte, wie dies auch bei Cornelius Nepos (Them. 7, 1f.) zu verfolgen ist. Andererseits sind die Ephoren aufgrund von Thukydides und ηzu rechnen. Die Ephoren können daher nicht έλ Diodor offensichtlich zu denτ als alleinige Koordinationsstelle dieser auswärtigen Angelegenheit betrachtet werden. Vielmehr liegt es auf der Hand, dass andempolitischen Entscheidungsprozess sowohl dieEphoren als auch dieGeronten beteiligt waren (wie dies Corn. Nep. Them. 7, 4 ausdrücklich bezeugt) undauchdieVolksversammlung einbezogen wurde, die für denSchlussentscheid zuständig war. 19 Steinbrecher 1985, 130ff. 20 Plut. Them. 17; vgl. Hdt. 8, 124; dazu o. S. 104. ZumBruch mit Themistokles soll es bald darauf in Delphi gekommen sein, als Sparta versuchte, in derAmphiktyonie mehr Einfluss zu gewinnen. Themistokles verhinderte den spartanischen Vorschlag, alle nicht an den Perserkriegen beteiligten Mitglieder auszuschliessen (Plut. Them. 20, 3f.; dazu Zeilhofer 1959, 41ff.; Roobaert 1985, 166ff.; Steinbrecher 1985, 132f.). 21 Dazu Roobaert 1985, 165f.; Fornara-Samons 1991, 118ff.; vgl. Cartledge 1979, 211.

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6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

Wegen der bei Thukydides eingeschobenen Rede des Themistokles ist die Volksversammlung geradezu als Diskussionsforum bzw. Ort der Meinungsbildung in Betracht zu ziehen. Bei Themistokles handelte es sich freilich umeinen Vertreter eines fremden Gemeinwesens. Solche Besucher bzw. Gesandten in offizieller Mission wurden zumindest späterhin gewohnheitsmässig (von den – auch aufdiesem Gebiet anBedeutung gewinnenden –Ephoren) vordieVolksversammlung geführt undkonnten dort dasWort ergreifen.22 Ein allgemeines Rederecht für spartanische Bürger in der Volksversammlung kann daraus nicht erschlossen werden. Andererseits wurden die Bürger beim Themistokles-Besuch undauch in späteren, noch zuerläuternden Fällen –zumindest als Stimmungsbarometer –in denMeinungsbildungsprozess einbezogen undnicht ausschliesslich mit der (in derGerusia) vorberatenen Abstimmungsfrage konfrontiert.

2) Aufgrund einer bei Diodor (11, 50) für dasJahr 475/4 festgehaltenen Episode erhalten wiranscheinend erstmals genauere Informationen über einen politischen Entscheidungsprozess in Sparta, durch die dasBeschlussfassungsverfahren in der Gerusia undVolksversammlung anschaulicher wird: Diodor schildert in doppelter Fassung, wie zuerst in der Gerusia unddann in der Volksversammlung die Frage nach einem Krieg mit Athen aufgeworfen wurde, wobei es demGeronten Hetoimaridas schliesslich gelang, sowohl die Gerusia als auch denDemos gegen denKrieg umzustimmen. In derForschung wurde diese Debatte verschiedentlich als spätere Konstruktion gewertet.23 Da die Konkurrenz mit Athen unddie Führerschaft im griechischen Raum auch nach dem spartanischen Rückzug aus Ionien ein virulentes Problem blieb, ist ein historischer Kern der Geschichte durchaus glaubhaft. Verfassungspolitische Rückschlüsse sind daraus freilich nurbeschränkt möglich. Dies gilt insbesondere für die These von W. G. Forrest,24 der aus der Szene ein vierstufiges Gesetzgebungsverfahren (mit einer vorberatenden Sitzung in der Gerusia, einer Vernehmlassung in der Volksversammlung, einer erneuten Beratung in der Gerusia und einem Schlussentscheid in der Volksversammlung) ableitete unddies grundsätzlich für alle Volksbeschlüsse Spartas in Betracht zog. Die Aussage Diodors bzw. seiner Quelle (Ephoros) ist in dieser Hinsicht zu wenig eindeutig, umeine allgemeingültige Regel aufzustellen.25 Für die zweite Erwähnung der Gerusia undVolksversammlung ist nicht auszuschliessen, dass eine Duplizierung der ersten Verhandlung vorliegt und demnach nur je eine Sitzung stattfand. Die Episode deutet damit nur allgemein auf die vorberatende Funktion der Gerusia sowie das in der Vorberatung berücksichtigte Stimmungsbild derBürgerschaft. Undin dieser spielte nach demZeugnis Diodors (insbesondere bei den aufstrebenden, ‚jugendlichen‘ Vertretern) neben der Vorherrschaft in Griechenland auch derAspekt derBereicherung eine entscheidende Rolle. Der 22 23 24 25

Kahrstedt 1922, 242. Vgl. Fornara-Samons 1991, 122ff. Forrest 1967, 11(ff.). Vgl. dazu auch Ruzé 1991, 18f., die die vorberatende Sitzung in der Volksversammlung nicht für obligatorisch hält. Kritisch gegenüber Forrests These ferner Link 1994, 73f.

6.2. Korporative Entscheidungsfindungen

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aus ‚heraklidischem‘ Geschlecht stammende Geront Hetoimaridas weist geradezuauf denungebrochenen Vorrang dereinflussreichen Familien in derGerusia.

3) Wohl imJahre 469/8 wurde gegen denRegenten Pausanias einGerichtsverfahreneingeleitet, daswirspäter unter demAspekt derZurückbindung militärischer Befehlshaber zubetrachten haben. Vorerst ist hier vondenformalen Gegebenheitenbzw. institutionellen Besonderheiten dieses Verfahrens unter demAspekt der korporativen Entscheidungsfindung zuhandeln. Pausanias stellte sich nach seiner Verhaftung durch die Ephoren einem Gericht. Bei der offensichtlich von denEphoren geleiteten Untersuchung durfte ihnjeder befragen; seine Feinde unddieganze Stadt sollen jedoch zunächst ohne Beweise gewesen sein, bis ein von Pausanias zu Artabazos gesandter Bote bei den Ephoren Belastungsmaterial ablieferte und die Ephoren nach einer Belauschung des Regenten zur abermaligen Verhaftung schreiten wollten –worauf Pausanias im Heiligtum der Athena Chalkioikos ausgehungert wurde (Thuk. 1, 131ff.; Diod. 11, 44, 3ff.; Corn. Nep. Paus. 3ff.).26 Daraus ergibt sich zwar erstmals ein anscheinend deutlicher Hinweis, dass die Verhandlung zumindest phasenweise in derÖffentlichkeit geführt wurde. Da Beweise noch fehlten, dürfte es sich hier aber erst umdasBeweisaufnahmeverfahren gehandelt haben.27 Auf ein Volksgericht28 kann daraus nicht geschlossen werden, zumal es sich auch nicht umeine normale Volksversammlung handelte. Somit muss auchhier mitdemDikasterion gerechnet werden, in demdieEphoren gemeinsam mit denGeronten vertreten waren. Die drei geschilderten Ereignisse ausderZeit nach denPerserkriegen lassen erstmals erkennen, wie sich korporative Entscheidungen unter der Koordination der Ephoren fest eingespielt hatten. Die Politik wurde damit zueinem Zeitpunkt kollegial abgestützt undverstärkt mitInterorgankontrollen versehen, als einzelne Spartiaten bzw. die Könige gesteigerte Machtpositionen erhalten hatten undvon denRegierungsgremien gemeinschaftlich zurückgebunden werden mussten. Die politischen Behörden, die gemeinsame Entscheidungsmechanismen ausübten, ηsubsumiert. Der zum έ λ wurden dementsprechend jetzt unter demBegriff derτ ersten Mal bei Thukydides auftauchende Terminus dürfte in erster Linie die fest η έλ besetzten Entscheidungsorgane zusammengefasst haben, so dass bei den τ jeweils an die Beteiligung von Ephoren, Geronten undKönigen –undzwar in unterschiedlicher Kombination undVertretung –zu denken ist.29 Die Gerusia tritt zwar zurZeit derPentekontaetie abgesehen vonderKriegsdebatte von 475/4 nie explizit in Erscheinung, muss aber sowohl bei den politi26 Zumtopischen Hintergrund derGeschichte vgl. Stewart 1966. 27 Keaney 1974, 190 sieht darin die Anakrisis durch die Ephoren; vgl. auch Link 1994, 67. 28 So Kahrstedt 1922, 154. ηin 29 Vgl. dazu zuletzt Carlier 1984, 263 Anm. 135, der den Schluss zieht, dass die τέλ verschiedenen Situationen je nach Kontext verschiedene Bedeutung haben können, in der ηaber auch mit denEphoren undderVolksversammlung gleichsetzt; zuden λ Folge die τέ ηferner König 1886 (Gleichsetzung mit Ephoren); Kahrstedt 1922, 206f.; Busolt 1926, τέλ 687 Anm. 4; Engel 1948, 5ff.

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6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

schen Entscheiden als auch den gerichtlichen Verhandlungen in Rechnung gestellt werden: Pindar (fr. 166) zählt denRatschlag derAlten (neben denSpeeren der Jünglinge undden Festen) zu den zentralen Phänomenen des spartanischen Gemeinwesens.30 Für Herodot (1, 65) bilden Ephoren und Geronten in der spartanischen Politik geradezu eine Einheit, indem er ohne Wiederholung des ςκ ο όρ υ α Artikels von το ὶγ ο έρ ςἐφ ν τα ςspricht. Die leitende Funktion der ὺ Ephoren drückt sich andererseits darin aus, dass diese seit demmittleren 5. Jh. eponym wurden.31 Das Königtum büsste durch eigensinniges Verhalten seiner Exponenten, verbunden mit der längeren Abwesenheit des Pausanias und dem durch die Verbannung desLeotychidas entstandenen Bruch in derFührungsspitze, vorübergehend im Entscheidungsprozess an Gewicht ein undmusste durch die restlichen Gremien geradezu ersetzt werden. Für die Volksversammlung geht daraus hervor, dass ihre Aktivität nicht im Rahmen der τ ηerfolgte, sondern die in den Regierungsgremien geleistete έλ Vorarbeit ergänzte. Die Bürgerschaft wurde einerseits in ein grösseres Feld von Entscheiden einbezogen (auch die Prozesse gegen fehlbare Machthaber wurden teilweise unter Präsenz derÖffentlichkeit durchgeführt); sie erfuhr jedoch keine grundsätzliche Öffnung und versagte den Bürgern weiterhin ein allgemeines Rederecht. Da Sparta keine nach Klassen abgestufte Bürgerschaft besass und auch nicht wie Athen eine Flotte mit rudernden Theten unterhielt, drängte sich keine Erweiterung der politischen Strukturen auf, sondern die herkömmlichen Verhältnisse konnten auf diesem Gebiet bewahrt werden. Die anstehenden Aufgaben sollten vielmehr durch dasZusammenspiel derFührungsgremien bewältigt werden.

6.3. PAUSANIAS UND DIE RADIKALISIERUNG DER POLITISCHEN METHODEN Gegen 470 kam es zu neuen Schwierigkeiten auf der Peloponnes. Elis und möglicherweise auch Mantineia, die schon bei Plataiai zuspät zumspartanischen Kontingent gestossen waren (Hdt. 9, 77), vollzogen in dieser Zeit einen Synoikismosundgaben sich offenbar demokratischere Strukturen (Diod. 11, 54, 1; Strab. 8, 3, 2).32 Gegen die aufständischen Tegeaten, die sich mit denArgivern verbündet hatten, errangen die Spartaner einen Sieg undfügten wohl bald darauf in der Schlacht von Dipaia den (mit Ausnahme der Mantineier) vereinigten Arkadern eine Niederlage zu(Hdt. 9, 35; Paus. 3, 11, 7. 8, 8, 6. 45, 2; Isokr. 6, 99), so dass

30 Auch wenn er damit an ein traditionelles Schema anknüpfte (vgl. Tigerstedt 1965, Bd. 1, 150), so muss dieses dennoch auch für seine eigene Zeit Gültigkeit gehabt haben. 31 Fitzhardinge 1980, 162. Vgl. SEG XIV, 330; Thuk. 5, 19. 25. 8, 58. Herodot datierte jedenfalls noch nach Königen.

32 Meyer 1939, Bd. 4, 484f. (zu Elis); vgl. 555 (zu Mantineia, dessen Umgestaltung er im Anschluss andie Schlacht vonOinoë [s. u.] vermutet); Kagan 1969, 54; de Ste. Croix 1972, 98; Amit 1973, 132ff.; Cartledge 1979, 215; J. L. O’Neil, The Exile of Themistokles and 346; Powell 1988, 106f. Democracy in the Peloponnese, CQ 31, 1981, 335–

6.3. Pausanias unddie Radikalisierung derpolitischen Methoden

123

die Zugehörigkeit zumPeloponnesischen Bund wieder gesichert war.33 Als Führer der Aktionen ist mit dem für Leotychidas nachgerückten Archidamos II. gerechnet worden,34 wobei das einschlägige Zeugnis Polyaens (1, 41, 1) jedoch im Kontext des Enkels (Archidamos III.) erscheint und damit unsicher bleibt. Von Schwierigkeiten mit der Führungsspitze und entsprechenden Gegenmassnahmen wissen wirjedenfalls nichts. Nicht zubelegen ist ferner, dass Sparta jetzt gegenüber seinen Bündnispartnern eine straffere Organisation undhärtere Gangart einführte bzw. zu diesem Zeitpunkt die erstmals im Peloponnesischen Krieg (Thuk. 2, 75, 3) fassbaren Xenagoi einführte.35 Diese standen späterhin den Kommandanten derBündnispartner zur Seite, waren demnach in erster Linie als organisatorische Massnahme auf Feldzügen gedacht. Nach der Festigung der spartanischen Position auf der Peloponnes war der Moment gekommen, gegen den selbstherrlichen Regenten Pausanias vorzugehen. Dieser war„ aufeigene Faust“wohl imWinter 478/7 –offenbar mitvorübergehender Duldung der spartanischen Behörden –an den Hellespont zurückgekehrt undhatte eine Neugründung desvondenPersern zerstörten Byzanz veranlasst (Thuk. 1, 128. 131; Corn. Nep. Paus. 3, 1; Iust. 9, 1, 3).36 Wohl Ende der 70er Jahre warer durch Kimon ausByzanz vertrieben worden,37 worauf er sich in Kolonai niederliess undneuerdings mit denPersern verhandelte (Thuk. 1, 131; Plut. Kim. 6). Spätestens imJahre 469/8 erhielt Pausanias durch einen Herold mit Briefstab vondenEphoren unter Androhung derKriegserklärung denBefehl zur Rückkehr ausKleinasien. Bei seiner Rückkehr wurde Pausanias vondenEphoren ins Gefängnis geführt (Thuk. 1, 131; Corn. Nep. Paus. 3, 5). DerRegent erreichte jedoch, dass er das Gefängnis verlassen konnte undstellte sich demGericht (s. o.). Bei den Untersuchungen wurde der Vorwurf erhoben, dass Pausanias den Heloten die Befreiung unddas Bürgerrecht angeboten habe, falls diese sich an einem Umsturz beteiligten (Thuk. 1, 132; Diod. 11, 45). Als während der Untersuchung endlich derBeweis über Pausanias’Verbindung zudenPersern erbracht werden konnte, wollten die Ephoren erneut zurVerhaftung schreiten, dersich der Regent jedoch durch Flucht in das Heiligtum der Athena Chalkioikos entzog; die Verfolger hoben das Dach ab, mauerten Pausanias ein undliessen ihn zu Tode hungern (Thuk. 1, 134; Corn. Nep. Paus. 4f.). Die Abberufung desRegenten ist dereinzige bekannte Fall in derGeschichte Spartas, in dem ein königlicher Vertreter mit einer Kriegserklärung bedroht wurde. Gleichzeitig sehen wirzumersten Mal, dass dieEphoren zueiner Verhaf33 Busolt 1897, Bd. 3, 1, 121 Anm. 1; Beloch 1914, Bd. 2, 2, 188ff.; Wickert 1961, 55f.; Cartledge 1979, 214ff.; Steinbrecher 1985, 145. –In diesen Kontext gehört wohl auch ein Übergriff auf die Insel Zakynthos, wo die Spartaner ihren alten Feind Hegesistratos, den Seher des Mardonios, hinrichteten (Hdt. 9, 37, vgl. 6, 70; dazu Meyer 1939, Bd. 4, 483f.). 34 Beloch 1914, Bd. 2, 2, 189; vgl. Carlier 1984, 320. 35 So Busolt-Swoboda 1926, 1323. 1335; Meyer 1939, Bd. 4, 484; Kagan 1969, 54f.; ferner dazu Kahrstedt 1922, 114. 313; vgl. dagegen Wickert 1961, 85f. Zum Umgang mit den Bundesgenossen allgemein Raaflaub 1985, 153ff.

36 DazuC. F. Lehmann-Haupt, Pausanias, Heros Ktistes vonByzanz, Klio 17, 1921, 59ff.; H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 2572; W. Leschhorn (vgl. S. 69 Anm. 87), 157ff. 37 ZumDatum Fornara 1966, 267ff.; anders Wolski 1954, 78ff.: 476/5.

6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

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tung schritten. Die Ephoren scheinen in diesem Zusammenhang zudem erstmals gewalttätig geworden zu sein –freilich unter scheinbarer Wahrung des Asyls.38 Die eigenmächtige Abwesenheit undPolitik des Regenten, dessen Gebaren den Polisrahmen überschritt (vgl. Thuk. 1, 132) und den Verdacht auf Alleinherrschaft bzw. Tyrannis erweckte (Hdt. 5, 32; Thuk. 1, 128; Arist. pol. 1307a) –also offensichtlich über denHerrschaftsanspruch des Kleomenes hinausging – , riefen einneues Mass anGegenreaktion hervor. Pausanias’Verweilen imOsten hatte in Sparta auf längere Sicht geradezu die Kontinuität desDoppelkönigtums in Frage gestellt. Eine klare Lösung warerforderlich. Die Ephoren scheinen dabei durchaus im Sinne der Mehrheit der Bürger gehandelt zu haben. Die Verfolgung des Pausanias sollte insgesamt einneues Exempel füreigenmächtige Kommandanten statuieren undden Polisrahmen stärken. Die von den Ephoren vorgenommenen Eingriffe brachten es gleichzeitig mit sich, dass die Stellung desEphorats weiter gestärkt wurde. Freilich kann in der Abberufung des Pausanias auch eine Konzession an Athen gesehen werden, umdie Lage in derPeloponnes, die durch die Agitation desverbannten Themistokles beunruhigt wurde, nicht neuzugefährden.39 Pausanias soll im weiteren von Sparta aus mit Themistokles Kontakt aufgenommen haben, umihnin dieVerhandlungen mitdemPerserkönig einzubeziehen; als sich in demNachlass des Pausanias diesbezügliche Beweisdokumente fanden, wurden von den Spartanern in Athen gegen Themistokles Beschuldigungen wegen Verrats dergriechischen Sache andie Perser erhoben, so dass dieser schliesslich verurteilt wurde (Thuk. 1, 135; Diod. 11, 54f.; Plut. Them. 23; vgl. Corn. Nep. Them. 8, 2f.).40 Dennoch stiess die voraufgegangene skandalträchtige Verfolgung deseinst fürdie Griechen erfolgreichen Pausanias, dessen Schicksal Thukydides mit demjenigen des Themistokles parallelisierte,41 im übrigen Griechenland auf wenig Verständnis,42 so dass die Athener im Vorfeld des Peloponnesischen Krieges die Forderung nach Fluchbannung stellen konnten.43 Im Falle der Abberufung des Pausanias ging es auch umeinen politischen Grundsatzentscheid über das spartanische Engagement im griechischen Raum, der entsprechende Konsequenzen sowohl für die Bündnispolitik als auch die inneren Verhältnisse nach sich zog.44 Die von Pausanias ins Auge gefasste

38 Vgl. dazu Engel 1948, 26ff.; H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 2575f. In diese Zeit fällt auch der angebliche Gewaltakt von Ephoren gegen zum Tode verurteilte Verbrecher, die nach Tainaron geflüchtet waren (Paus. 4, 24, 5f.). 39 Meyer 1939, Bd. 4, 486f.; Kahrstedt 1921 sahdenGrund derAbberufung in derVollendung einer angeblich offiziellen Friedensmission zu den Persern, was jedoch nicht verifiziert werden kann (Cornelius 1973 erachtet die vermuteten Friedenspläne als persönlich motiviert).

40 Vgl. dazu Steinbrecher 1985, 139. 41 Vgl. Tigerstedt 1965, Bd. 1, 134f.; H. Konishi, Thucydides’ Method in the Episodes of 69; ferner o. Anm. 14. Pausanias andThemistocles, AJPh 91, 1970, 52– 42 Arist. Athen. pol. 23, 4. Neben dervonDelphi geforderten Sühnung desFrevels durch zwei Bronzestatuen (Paus. 3, 17, 7ff.) vgl. zuPausanias’Grab undKult u. S. 143. 43 Thuk. 1, 128. 135. 44 S. o. S. 112.

6.4. Das grosse Erdbeben unddie Verschärfung dergesellschaftlichen Situation

125

Helotenbefreiung resultierte möglicherweise nicht nur aus seiner persönlichen Bedrohungssituation, sondern könnte ineinem grösseren Rahmen vonStaatspolitik gestanden haben, die eine markante Erweiterung und Öffnung der Bürgerschaft bedingte.45 Dafür liess sich in der spartanischen Politik jedoch keine Mehrheit finden. Helotenbefreiung wurde vielmehr als Angriff auf die Grundfeste des spartanischen Staates aufgefasst unddamit als Hochverrat geahndet; in diesem Fall bildete sie sogar denAnlass für Gewaltmassnahmen. In der Forschung ist verschiedentlich versucht worden, den bei Aristoteles (pol. 1301b) für den β ςPausanias überlieferten Versuch, das Ephorat ιλ α σ ε ύ aufzulösen, auf den Regenten Pausanias zu beziehen.46 Die Abschaffung des Ephorats passt jedoch nicht in das Konzept des Pausanias, auch wenn er zum Schluss von dessen Wirken negativ betroffen war. Die Debatte umdas Ephorat setzte erst imZuge einer abstrakteren Diskussion umdie Strukturen der spartanischen Verfassung ein, wie sie im späteren 5. Jh. aufgrund weiterer Auseinandersetzungen undder Rückbesinnung auf Lykurg erfolgte. Dies betrifft einerseits den bei Aristoteles im selben Zusammenhang erwähnten Vorschlag Lysanders für ein Wahlkönigtum,47 andererseits König Pausanias’Flugschrift über Lykurg, die sich gegen das Ephorat wandte (Strab. 8, 5, 5).48

6.4. DAS GROSSE ERDBEBEN UNDDIE VERSCHÄRFUNG DER GESELLSCHAFTLICHEN SITUATION

Ein einschneidendes Ereignis der Pentekontaetie stellte für Sparta das grosse Erdbeben dar, das im Jahre 469/8 oder 464 ausbrach.49 Im folgenden sollen verschiedene Konsequenzen dieser Katastrophe behandelt werden, die sich auf die Ausbildung der spartanischen Verfassung auswirkten; sie gehören in den Bereich der Aussenpolitik, der Helotenunterdrückung undderBürgerschaft.50

1) Wegen der Folgen des Erdbebens musste die geplante Unterstützung für das imJahre 465 vonAthen abgefallene Thasos aufgegeben werden (Thuk. 1, 101),51 so dass Sparta in seiner aussenpolitischen Aktivität undAuseinandersetzung mit Athen vorübergehend eingeschränkt wurde. Während Plutarch (Kim. 16f.) unter Bezugnahme auf Aristophanes (Lys. 1138ff.) schon bei Ausbruch des Aufstands ein erstes Hilfegesuch an Athen erwähnt, bei dem sich Kimon für ein von ihm

45 Vgl. dazu H. Schaefer, RE 18, 2, 1949, 2575; Wolksi 1967, 44ff.; Cornelius 1973; J. Wolski, Les Ilotes et la question de Pausanias, régent de Sparte, Pubbl. ist. di storia ant., Univ. di Padova 13, 1979, 12ff.; Cartledge 1979, 213f.; kritisch Ducat 1990, 129f. 46 Schieber 1978; vgl. dagegen Roobaert 1972. 47 Vgl. ferner Diod. 14, 13, 2ff.; Plut. Lys. 24, vgl. 30; dazu Cartledge 1987, 96. 48 Lit. dazu o. S. 19 Anm. 59. 49 ZumDatum Gomme 1945, Bd. 1, 401ff.; R. Sealey, The Great Earthquake in Lacedaemon, 371; Badian 1993, 89ff. Historia 6, 1957, 368– 50 Vgl. dazu allgemein Oliva 1971, 152ff., bes. 162f. 51 Dazu Steinbrecher 1985, 146ff.

126

6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

geleitetes Hilfskontingent durchsetzen konnte,52 berichten Diodor (11, 64) und Pausanias (4, 24, 6f.) erst vondem(zweiten) Hilfegesuch nach demRückzug der messenischen Rebellen auf Ithome (wohl 463/2), demnach Pausanias ebenfalls durch Kimon entsprochen wurde.53 Schliesslich wurden dieneben denBundesgenossen54 mobilisierten Athener aber angeblich aus Furcht vor einer Verbindung mit den Aufständischen wieder zurückgeschickt, so dass es zum endgültigen Bruch mit Athen kam.55 Die Stadt kündigte das Bündnis mit Sparta56 auf und verband sich mitArgos undThessalien (Thuk. 1, 102). Indiesem Zusammenhang dürfte es zudervonPausanias (1, 15, 1. 10, 10, 4) erwähnten, in derathenischen Stoa Poikile abgebildeten Schlacht bei Oinoë gekommen sein, in der die zur Unterwerfung von Mykene undTiryns entschlossenen Argiver (vgl. Diod. 11, 65)57 mit Unterstützung derAthener denSpartanern eine Niederlage zufügten.58 Erfolgreicher war etwa zur gleichen Zeit der Spartaner Aneristos, der in einem Handstreich Halieis in derArgolis eroberte (Hdt. 7, 137). Neue Schwierigkeiten ergaben sich, als Megara aus demPeloponnesischen Bund austrat und die Korinther und Epidaurer bei Halieis einen Angriff der Athener abwehren mussten; nach der Niederlage bei Kekryphaleia kam es schliesslich zu einer Invasion der Peloponnesier in die Megaris, die von den Athenern zurückgeschlagen wurde (Thuk. 1, 103, 4. 105, 1ff.; Diod. 11, 78f.).59 Sparta zeigte im Anschluss an den Messenischen Aufstand trotz des Bestechungsversuchs des Persers Megabazos kein Interesse, gegen Athen vorzugehen (Thuk. 1, 109)60 undhatte offenbar auch den Abfall Megaras nicht auf eigenes Betreiben zu ahnden gesucht. In der Folge scheint die Lage bald wieder unter

52 DasGesuch wurde durch denGesandten Perikleidas, deroffenbar besondere Beziehungen zu Athen pflegte, überbracht. Dieser war wohl Vater des nach der befreundeten Stadt benannten Athenaios (Thuk. 4, 119). 53 Dazu McNeal 1968, 7ff.

54 Dazu Powell 1988, 109f. 55 Nach Fornara-Samons 1991, 127ff. wurde Kimon aufgrund der zwischenzeitlich beschlossenen Reform desEphialtes nach Hause geschickt. Kimon erlitt mit seiner Politik, die zum Erhalt derpeloponnesischen Macht beitragen sollte, Schiffbruch undwurde in die Verbannung geschickt. Kimon als Lakonist: Plut. Kim. 10. 15f., vgl. Per. 9. 29, verbunden mitdem Dichter Ion von Chios (dazu Ollier 1933, 144ff. 148f.; Tigerstedt 1965, Bd. 1, 452 Anm. 432; Rawson 1969, 18f.; Steinbrecher 1985, 150ff. 155ff.). 56 Dazu Wickert 1961, 47ff. 57 Dazu Wickert 1961, 56ff. 58 Meyer, 1939, Bd. 4, 554; kritisch bes. J. Busche, Untersuchungen zur Oinoe-Schlacht des Pausanias, Frankfurt a. M. 1974; zuletzt J. Bollasée, TheBattle of Oinoe in the Stoa Poikile. A Fake Jewel in the Fifth-Century Athenian Crown?, AncSoc 22, 1991, 91–126; J. H. 28; W. Schreiner, The Battle of Oinoe: a Totally Intractable Problem?, EMC 12, 1993, 25– K. Pritchett, The Alleged Battle of Oinoa, in: ders., Essays in Greek History, Amsterdam 25. 1994, 1– 59 Dazu Meyer 1939, Bd. 4, 557f.; Kagan 1969, 25f., der mit einer direkten Beteiligung der Spartaner rechnet; anders Wickert 1961, 61f.; A. J. Holladay, Sparta’s Role in the First Peloponnesian War, JHS 97, 1977, 55ff.; Hornblower 1991, 165; R. P. Legon, Megara. The Political History of a Greek City-State to 336 B. C., Ithaca/ London 1981, 174ff. Zur Chronologie Badian 1993, 101f.

60 Dazu Powell 1988, 111.

6.4. Das grosse Erdbeben unddie Verschärfung dergesellschaftlichen Situation

127

Kontrolle gewesen zu sein: Im Jahre 457 warSparta jedenfalls bereits wieder zu einer grösseren Heeresexpedition nach Mittelgriechenland gerüstet, die aber nur kurzfristigen Erfolg hatte (s. u.). Anlässlich desFlottenunternehmens desTolmides vomJahre 456/5 wurden der spartanische Hafen Gytheion zerstört sowie die von Ithome verbannten Messenier in demneuen athenischen Besitz Naupaktos angesiedelt (Diod. 11, 84, 6f.; Paus. 4, 24, 7. 10, 38, 10, vgl. 1, 27, 5; Thuk. 1, 108, 5f.).61 Durch denGewinn Mantineias undMegaras, dieZerstörung Gytheions unddie Eroberung Aiginas hatte sich Athen Ende der60er undAnfang der 50er Jahre insgesamt gegenüber Sparta Vorteile verschafft.62 Sparta hatte in der Folge des Erdbebens nicht nur einen grundlegenden Bündniswechsel Athens, sondern auch neue Schwierigkeiten auf derPeloponnes in Kauf nehmen müssen. Besonders schwer wogdabei neben denGrenzstreitigkeiten Korinths, dass Tegea gemäss Strabon (8, 6, 19) die Expansionsbemühungen von Argos unterstützte. Es ist daher plausibel, dass im Anschluss an den Messenischen Aufstand als Sicherungsmassnahme jener Vertrag mit Tegea zustandekam, der die Aufnahmen von Flüchtlingen aus Messenien sowie die Tötung als Strafe für ‚Lakonisieren‘ verbot.63 Unter diesem Aspekt wäre es auch einleuchtend, denVertrag mitdenAitoloi Erxadieis, derdie Aufnahme bestimmter Flüchtlinge verbot,64 in diese Zeit zudatieren.65 Schliesslich ist aufgrund der neuen Schwierigkeiten mit einem gewichtigen Grund zu rechnen, die Bündnispartner verstärkt zu kontrollieren bzw. auf gemeinsamen Feldzügen militärisch zuüberwachen. Somit könnte es gerade imZuge desErdbebens zujener ‚härteren Gangart‘bzw. derEinführung vonXenagoi gekommen zu sein, wie sie teilweise schon für die Ereignisse der späteren 70er Jahre geltend gemacht worden ist.66 Dass die „creation of the full symmachic league“erst in diese Zeit (und zwar zwischen der Land- undder Seeschlacht der Athener gegen die Konrinther und Epidaurer) zudatieren ist, wie dies G. L. Cawkwell aufgrund vonThukydides 1, 105, 1 annimmt,67 kannjedoch nicht verifiziert werden.

2) Der vondenMesseniern

angezettelte Aufstand brachte für denspartanischen Staat eine grundlegende Gefahr mitsich. AndemAufstand beteiligten sich neben Messeniern offenbar auch einige lakedaimonische Heloten undzwei Periökengemeinden (das messenische Thouria undAithaia; Thuk. 1, 101, 2).68 Dabei soll

61 Dazu Meyer 1939, Bd. 4, 567; McNeal 1968, 175ff. Skeptisch in Bezug auf die Bedeutung Gytheions als Flottenstation Falkner 1994. 62 ZumFlottenunternehmen desPerikles imJahre 453 (Diod. 11, 88, 1f.) bzw. kurz davor vgl. Meyer 1939, Bd. 4, 572; McNeal 1968, 187ff. 63 Vgl. Moretti 1946, 101ff.; Moretti 1962, 46ff. 16; vgl. dazu Gschnitzer 1978, 8. 40; ferner o. S. 59 Anm. 28. 64 SEG XXVI, 461, Z. 14– 65 Vgl. Cozzoli 1985, 71 (freilich mit anderen Argumenten). 66 S. o. S. 123; Wickert 1961, 85f. setzt die Einführung vonXenagoi imVorfeld des Peloponnesischen Krieges an, hält aber auch denZeitpunkt vordemAusbruch derAuseinandersetzungen mit Athen in denfrühen 50er Jahren für möglich. 67 Cawkwell 1993, 374f. 68 Aithaia möglicherweise in Lakonien: Gomme 1945, Bd. 1, 298; Oliva, 1971, 153.

128

6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

sich nach einer „Erzählung von zweifelhafter Glaubwürdigkeit“69 der König Archidamos II. in derAbwehr eines vonSeiten derHeloten undPeriöken drohenden Angriffs auf Sparta verdient gemacht haben.70 Die Überlieferung dürfte freilich wie im Falle des mit Leonidas vergleichbaren Heldentodes des Arimnestos und des Elitekorps der Dreihundert bei Stenyklaros (Hdt. 9, 64)71 heroisch verklärt worden sein. Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass sich nur eine Minderheit der lakedaimonischen Heloten an dem Aufstand beteiligte und sich die Erhebung auf Messenien konzentrierte. Es liegt nahe anzunehmen, dass nach dem erneuten und lange währenden Aufstand der Messenier die Unterdrückung der Heloten weiter institutionalisiert wurde.72 Schon Plutarch (Lyk. 28) äusserte die Vermutung, dass erst jetzt der Zeitpunkt gegeben war, dasRitual derjährlichen Kriegserklärung andieHeloten sowie die Krypteia einzuführen –womit er freilich Lykurg vondiesen Institutionen entlasten wollte. Auch wenn die Aussendung von Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsenenalter, die nachts in der Wildnis herumschweifende Heloten in derManier eines Opfertodes umbringen sollten, aneinen alten Initiationsritus erinnert,73 so braucht die Institution in dieser Form keineswegs sehr alt zu sein.74 Die Tötung vonHeloten fehlt in demfrüheren Zeugnis Platons (nom. 633b-c), das die Krypteia vielmehr als eine Art Überlebenstraining auffasst.75 Wie Plutarch selbst erkennen lässt, hat die angebliche Beseitigung von 2000 Heloten imPeloponnesischen Krieg76 dazubeigetragen, neue Spekulationen über

denUmgang mitderunterjochten Bevölkerung in Umlauf zubringen. Dennoch versinnbildlicht diejährliche Kriegserklärung unddie Tötung von Heloten im Kontext des 5. Jh. die Konsequenzen eines Helotenaufstandes. Zudem bedeutet sie eine verschärfte Kontrolle der Bürger, die dazu angehalten waren, ihre Heloten in geordneten Verhältnissen zu halten.77 Sie stellt damit letztlich eine Disziplinierungsmassnahme fürdiespartanischen Bürger dar. Es ist daher einleuchtend, dass sich die bewaffnete Krypteia erst mit denHelotenaufständen des5. Jh. als dauerhafte Einrichtung zurFestigung desStaates etablierte, auch wenn dasAusmass antatsächlichen Tötungen fraglich bleiben muss.

69 70 71 72 73 74

B. Niese, RE 2, 1896, 467 s. v. Archidamos. Diod. 11, 63, 5ff.; Plut. Kim. 16. Vgl. Plut. Arist. 19. Meyer 1939, Bd. 4, 442.

Vgl. dazu Vidal-Naquet 1989, 144ff.; Ducat 1990, 123f. Finley 1975 (1986), 333 rechnet im Anschluss an H. Jeanmaire (Couroi et courètes, Lille 1939, 540ff.) mit der Umwandlung eines alten Ritus, „indem man ihn mit einer neuen . Zur athenipolizeilichen Funktion verband, die man einem Elite-Jugendkorps zuwies“ schen Ephebie vgl. demnächst L. A. Burckhardt, Bürger undSoldaten. Aspekte derpolitischen undmilitärischen Rolle athenischer Bürger im Kriegswesen des 4. Jahrhunderts v. Chr., Historia Einzelschr. 101, Stuttgart 1996. 252. 75 Vgl. dazu E. Lévy, La kryptie et ses contradictions, Ktema 13, 1988, 245– 76 Thuk. 4, 80, 3f. 77 Vgl. dazu Kahrstedt 1922, 64f. 181; Cartledge 1987, 31f.; ferner Kessler 1910, 96; Murray 1982, 226; Welwei 1983, 111.

6.4. Dasgrosse Erdbeben unddie Verschärfung dergesellschaftlichen Situation

129

3) In derForschung ist viel über die durch dasgrosse Erbeben bewirkten Bevölkerungsverluste diskutiert worden, die Diodor (11, 63) aufüber 20’000 Lakedaimonier bezifferte.78 Die Diskussion ist dabei unmittelbar mit dem Problem der spartanischen Bevölkerungszahlen verbunden.79 Eckpfeiler für die Ermittlung derBürgerzahlen sinddieHeere derSchlacht vonPlataiai, fürdieHerodot (9, 10) ς: 9, 12) nennt (während er in 7, 234 die Bürgerη 5000 Spartiaten (bzw. ἡν ε ό τ zahl insgesamt auf 8000 veranschlagt), sowie der Schlacht von Mantineia des Jahres 418, woaufgrund vonThukydides (5, 64. 67f.) mitca. 1500 Spartiaten im 1900 im vollen Aufgebot) gerechnet werden kann.80 Diese Aufgebot (bzw. 1600– Zahlen sind jedoch äusserst unzuverlässig undkönnen zu keinen sicheren Berechnungen derBevölkerung verwendet werden. Andererseits ist es unbestritten, dass dasErdbeben temporär zugrossen Bevölkerungsverlusten führte, auchwenn dies nicht als zentraler Faktor derspartanischen Oliganthropia gelten kann. L. Ziehen argumentierte, dass die Verluste zu den von Aristoteles (pol. 1270b) genannten Vergünstigungen für Väter mit mehr als zwei Söhnen geführt haben und dass jetzt auch Ehen mit Helotinnen, aus denen die sog. Mothakes entsprossen, bzw. das Phänomen der Polyandrie insgesamt institutionalisiert wurden.81 Die Spartaner mussten in der Tat ein Interesse daran haben, ihre Reihen möglichst bald wieder aufzufüllen. Es wäre daher auch gutdenkbar, dass die von Plutarch (Lyk. 15) genannten Massnahmen gegen Junggesellen, die ςvorderBürgerschaft, in ρ τε χ ν ο Blossstellung undHerabwürdigung durch dieἄ diese Zeit fallen. Das Erdbeben dürfte demnach zueinem eigentlichen Schub in der Verfestigung gesellschaftlicher Normen geführt unddementsprechend auch die Strafrechte der Ephoren endgültig gesichert haben. S. Link hat neulich zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass die genannten Sanktionen kaum durch gesetzliche Massnahmen, sondern über gesellschaftlich verankerte Bräuche festgelegt wurden, wobei diese gerade auch im Interesse der einzelnen Familien lagen undzumErhalt desErbes beitragen sollten.82 In diesem Sinne ergibt sich im weiteren die Möglichkeit, die von Plutarch (Lyk. 13) unter den‚kleinen Rhetren‘genannte Massnahme, die die Herstellung des Hausdaches nur mit dem Beil und diejenige der Türen nur mit der Säge erlaubte,83 im Anschluss an die grossen Zerstörungen des Erdbebens zu erklären.84 Eine solche Regelung hätte insgesamt einen schnellen Wiederaufbau der 78

Während Toynbee 1969, 346ff. 350 noch miteinem Verlust vonmindestens der Hälfte der Stadtbevölkerung rechnete, meldeten sich in jüngerer Zeit mehrfach Zweifel an einem solchen Ausmass an; vgl. Cartledge 1979, 221f. 227f. 79 Dazu Ziehen 1933; Meyer 1939, Bd. 4, 357. 384f. 441; Huxley 1962, 94f.; de Ste. Croix 1972, 331f.; Clauss 1983, 98; Figueira 1986, bes. 177ff. 2500 80 Vgl. dazu Busolt-Swoboda 1926, 712f. 718f., die mit einer Gesamtzahl von 2100– Bürgern rechneten; zur Möglichkeit, die Aufgebotszahl verdoppeln zu müssen, vgl. Gom69. me 1970, Bd. 4, 111ff.; ferner zuletzt S. Valzania, QS 43, 1996, 19– 81 Ziehen 1933, 234f. 82 Link 1994, 25ff. 33f. 40f.; vgl. auch Link 1991, 90f.; ferner Hodkinson 1986, 392f. 83 Dazu Link 1994, 50, der zeigt, wie diese Regel wieder unterwandert wurde; vgl. auch Förtsch 1994, Kap. 1.3.5. 84 Die vonPlutarch imZusammenhang mitderRhetra aufgeführte Anekdote überLeotychidas

130

6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

Häuser erlaubt, ohne dass auf einzelne Bauten reicher Bauherren unnötig viel Zeit verschwendet worden wäre. Jedoch brauchen wir auch in diesem Fall nicht mit einem eigentlichen Gesetz zu rechnen, sondern mit einer Konvention, die anlässlich einer Notsituation getroffenen wurde und keinen „Neugründer des Staates“oder weisen Reformer erforderte. Das neue Erscheinungsbild Spartas dürfte Thukydides schliesslich in seiner Auffassung bestärkt haben, dass die Unterschiede zwischen ArmundReich in Sparta praktisch aufgehoben seien (1, 6). Dabei hat er freilich übergangen, dass sich der Reichtum jetzt vielmehr ins Innere derHäuser verlagerte85 bzw. neue Formen derRepräsentation annahm (s.

u.).

Diegenannten Disziplinierungsmassnahmen fürdieBürger werfen schliesslich

auch die Frage auf, inwieweit sich erst jetzt die staatliche Erziehung zu einer

festen Institution etablierte, mit deren umfassender Ausbildung üblicherweise ebenfalls schon im mittleren 6. Jh. gerechnet wird.86 Die Agoge ist bekanntlich erst bei Plutarch (Lyk. 16ff.; mor. 238E, vgl. 235B) ausführlich beschrieben, ohne dass dabei konkrete Anhaltspunkte über ihren Ursprung geliefert werden. N. M. Kennell (1995) hat gezeigt, dass Plutarchs Schilderung dem römischen Zustand entspricht, der auf demanlässlich der Reformen des 3. Jh. eingeführten System aufbaute. Bei Xenophon (Lak. pol. 3, 3) tritt die öffentliche Schulung erstmals implizit als Bedingung fürdenBürgerstatus in Erscheinung87 undbildete damit zuBeginn des4. Jh. einen festen Bestandteil des spartanischen Staates. Schon die bisherigen Überlegungen deuteten darauf hin, dass derBürgerstatus im mittleren 5. Jh. neu festgelegt werden musste, was unten anhand der Heeresreform undder wohl gleichzeitigen Ausbildung des Homoioi-Gedankens in der spartanischen Bürgerschaft weiter erhärtet werden soll. In diesem Umfeld würde sich auch die Aufwertung des Erziehungswesens zu einem umfassenden Instrument gesellschaftlicher Integration einleuchtend einfügen lassen. Zuerwägenist etwa die Einführung desvonXenophon (Lak. pol. 2, 2. 4, 6) undPlutarch (Lyk. 17) erwähnten Paidonomos88 als Überwacher der Jugenderziehung –eine Amtsbezeichnung, die auch in Athen erst in späterer Zeit fassbar wird.89 In Reminiszenz an die duldsamen undtapferen Spartaner von Plataiai soll ferner nach Plutarch (Arist. 17) das Schlagen von Jünglingen im Bezirk der Artemis Orthia eingeführt worden sein. Dies entspricht jedoch nicht der –erst viel ω ις), sondern ist mit dem von σ τίγ σ μ α ια späteren –rituellen Geisselung (δ Xenophon (Lak. pol. 2, 9) erwähnten Initiationsritual gleichzusetzen, bei demdie

85 86 87

88 89

kann schwerlich als ‚terminus ante quem‘ gelten, da sie gleichzeitig auch für Agesilaos verwendet wird (mor. 210E). Dazu Link 1994, 50. 53. 87; Rahe 1994, 143f. 156. Skeptisch bezüglich des Alters derAgoge warauch Finley 1975 (1986), 349. Arist. pol. 1271a nennt denSyssitienbeitrag als Bedingung für dasBürgerrecht. Plut. Lyk. 16 geht vonderZuteilung eines Landloses andie Bürger aus. Dieser wurde offenbar ausdemKreis derfortgeschritteneren Altersklasse gewählt, bildete also kein eigentliches Karriereamt. Vgl. dazuKahrstedt 1922, 251f.; David 1991, 39f.; Link 1994, 30ff.; Kennell 1995, 120f. ι. ο μ ό ν ο ιδ α Vgl. O. Schulthess, RE 18, 1, 1942, 2387f. s. v. Π

6.5. Institutionalisierung derBegleitung imFelde

131

Knaben unter Hieben vonAltersgenossen Käse vomAltar stehlen mussten.90 Ob nach denPerserkriegen eine Verschärfung eines älteren Zeremoniells eingetreten ist, muss aber offenbleiben. Die Bevölkerungsverluste im Zuge des Erdbebens konnten insgesamt nicht ohne Auswirkungen bleiben. Neben dengenannten aussen- undgesellschaftspolitischen Folgen ist weiter anzunehmen, dass sich die Reihen der überlebenden Bürger nochmals enger schlossen unddieunten noch zubehandelnde Leitideologie in Verbindung mit dem Lykurg- und Leonidas-Mythos zusätzlich gefördert wurde. Zudem kames in derZeit nach demgrossen Erdbeben zu dererwähnten Heeresreform, die durch die Neugliederung der militärischen Verbände unddie Aufnahme von Periöken der Aufrechterhaltung der Heeresstärke dienen sollte unddamit ebenfalls nach einer neuen Abgrenzung derBürgerschaft verlangte.

6.5. INSTITUTIONALISIERUNG DER BEGLEITUNG IM FELDE

Im Jahre 457 kam Sparta

unter der Führung des Regenten Nikomedes, der als Vormund des neu zum König bestimmten, unmündigen Pleistoanax fungierte, denDoriern miteinem grossen Heer vonBürgern undBundesgenossen gegen die Phoker zu Hilfe; auf dem Rückzug wurden die Spartaner von den Athenern überfallen und errangen zusammen mit den Boiotern bei Tanagra einen Sieg; dieser war aber insofern bedeutungslos, als die Boioter bald darauf geschlagen wurden undunter athenische Kontrolle kamen (Thuk. 1, 107f.; Diod. 11, 79, 5f.; Plut. Kim. 17).91 Der spartanische Heerführer hatte sich auf diesem Feldzug offenbar im Rahmen seines Auftrages bewegt; die Möglichkeit zueinem Verfassungsumsturz, wie er in Athen aufgrund von diesbezüglichen Kontaktnahmen befürchtet worden sein soll (Thuk. 1, 107, 4. 6), blieb jedenfalls ungenutzt,92 und es sollte erst zehn Jahre später zu einem neuen Unternehmen gegen Athen kommen. In derZwischenzeit musste Athen in Ägypten gegen die Perser eine vernichtende Niederlage hinnehmen, so dass es im Jahre 451 zu einem fünfjährigen Friedensschluss mit Sparta kam (Thuk. 1, 109ff.; Diod. 11, 86, 1), der –im Gegensatz zu demgleichzeitig zwischen Sparta undArgos geschlossenen dreissigjährigen Frieden93 –entsprechend kurzlebig blieb.94 Wohl imJahre 449 unter-

90 Vgl. dazu L. Ziehen, RE 3 A, 1929, 1466ff. s. v. Sparta (Kulte); H. J. Rose, in: Dawkins 1929, 404f.; Kennell 1995, 81ff.; anders Chrimes 1949, 261ff. 76; 91 DazuMeyer 1939, Bd. 4, 559ff.; D. W. Reece, The Battle of Tanagra, JHS 70, 1950, 75– Wickert 1961, 62ff.; A. J. Holladay, JHS 97, 1977, 59f.; I. M. Plant, The Battle of Tanagra: 274, deutet das Unternehmen zuletzt wieder A Spartan Initiative?, Historia 43, 1994, 259– als gegen Athen gerichtet, umAigina befreien unddie Hegemonie übernehmen zukönnen. 92 Vgl. dazu F. Hampl, Die griechischen Staatsverträge des 4. Jahrhunderts v. Christi Geb., Leipzig 1938 (ND Rom 1966), 72. 93 Bengtson 1975, 46f. Nr. 144; vgl. Cartledge 1979, 229; Baltrusch 1994, 156ff. 94 Bengtson 1975, 46 Nr. 143. Zu dem umstrittenen, von Athen ca. 449/8 anberaumten panhellenischen Kongress, demSparta ferngeblieben sei (Plut. Per. 17), vgl. zustimmend B. R. Mac Donald, The Authenticity of the Congress Decree, Historia 31, 1982, 120–123; Ph.

6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

132

nahmen die Spartaner zunächst einen Zug nach Phokis, umDelphi zur Autonomie zu verhelfen (zweiter Heiliger Krieg), was aber kurz darauf von Perikles wieder rückgängig gemacht wurde (Thuk. 1, 112; Plut. Per. 21).95 Im Sommer 446 sandten die Ephoren schliesslich König Pleistoanax zusammen mit einer Schar von Symbouloi auf einen Feldzug nach Attika, das nach der Niederlage gegen die Boioter bei Koroneia, demAbfall Euboias undderRückkehr Megaras in denPeloponnesischen Bund stark geschwächt war.96 Nach Plutarch (Per. 22, 2) stand der Symboulos Kleandridas mit Pleistoanax μ ε ν ρ ώ in besonderer Beziehung (χ ο ν δ ά λ ὲμ ισ τ α Κ λ ρ εα ν ίδ ῃτῶ δ β ν ο σ μ ύ υ λ ω ν ), sodass Perikles mitBestechungsgeld andenBerater herangetreten sei (vgl. Diod. 13, 106, 10). Nach einer anderen Version soll er auch Pleistoanax bestochen haben (Thuk. 2, 21; Suidas s. v. δ ). Gemäss Plutarch (Per. νundε ο ν έ ἰςτὸδέο 22f.) soll Perikles darüber hinaus in dieser Zeit jährlich 10 Talente an die ἱἐ η(ο ντέλ ι) in Sparta gezahlt haben, um den Krieg ε λ Mitglieder der τέ ρ ο ι) unter den τέλ ο hinauszuzögern, wobei nach Suidas (s. v. ἔφ ηoffenbar die Ephoren zuverstehen sind. Nach Abbruch desFeldzuges wurden sowohl Pleistoanax als auch Kleandridas in Sparta angeklagt. Pleistoanax, der eine hohe Geldstrafe erhielt, musste ins arkadische Lykaion in die Verbannung, da er die Strafsumme nicht aufbringen konnte. Kleandridas, der sich dem Gericht durch Flucht entzog, wurde zumTode verurteilt (Plut. Per. 22, 3ff.; Nik. 28, 3; vgl. Diod. 13, 106, 10; Thuk. 2, 21).97 Die Rekrutierung von Symbouloi durch die Ephoren markiert geradezu eine neue Etappe in der Überwachung der Heerführer, wobei zumindest Kleandridas als Berater ein gewichtiger strategischer Einfluss zukam.98 Nach Xenophon (Hell. 2, 4, 36) sollen auf Feldzügen zwei Ephoren als Begleiter üblich gewesen sein, wasjedoch nicht als feste Regel gelten darf. Die Ephoren hatten zu Hause zentrale Geschäfte zu führen und waren nur schwer abkömmlich. Dies dürfte auch ein Grund dafür gewesen sein, ein spezielles Beratergremium zu bestim-

men.

Die Symbouloi traten zugleich neben dieangestammten (freilich aber erst bei ἱπ ρ ε ὶ δα μ ο σ ία ν , die sich in der unmittelbaren UmgeXenophon belegten)99 ο bung desKönigs imFelde befunden haben undals Bedienstete oder hohe OffizieA. Stadter, A Commentary on Plutarch’s Pericles, Chapel Hill/ London 1989, 201ff.; ablehnend u. a. de Ste. Croix 1972, 195; K. Meister, Die Ungeschichtlichkeit des Kalliasfriedens undderen historische Folgen, Palingenesia 18, Wiesbaden 1982, 102f. 95 Dazu Meyer 1939, Bd. 4, 582f.; Gomme 1945, Bd. 1, 337f.; Zeilhofer 1959, 48f.; Hornblower 1991, 181ff. 96 Vgl. dazu Meyer 1939, Bd. 4, 586. 97 Dazu Th. Lenschau, RE 11, 1922, 556f. s. v. Kleandridas; Wickert 1961, 65; Cartledge 1979, 230; Cartledge 1987, 18. Link 1994, 82f. vertritt die Meinung, dass die Verbannung

in Sparta nie zueiner offiziellen Strafe wurde. denVorsitz imKollegium der30 Symbuloi 98 Nach Engel 1948, 30 Anm. 2 soll Kleandridas „ geführt haben“ , die aber erst unter Agesilaos belegt sind; dies trifft auch fürdie vonSuidas ιimplizierte undvon Poralla 1913, 72 undde Ste. Croix 1972, 148 erwogene ο ρ s. v. ἔφ ο Stellung als Ephor zu(vgl. Th. Lenschau, RE 11, 1922, 557). 99 Vgl. Xen. Lak. pol. 13, 1. 7. 15, 4.

6.5. Institutionalisierung derBegleitung imFelde

133

re mit ihmeine Zelt- bzw. Speisegemeinschaft bildeten.100 Die Symbouloi waren gegenüber demherkömmlichen, gefolgschaftsähnlichen Umkreis von offizieller Seite bestimmt, so dass sie der Institutionalisierung einer Begleitschar aus der Bürgerschaft gleichkamen. Ausschlaggebend für die Begleitschar dürfte nicht nur das möglicherweise noch jugendliche Alter des Pleistoanax gewesen sein. Frühere schlechte Erfahrungen mitderFührungsspitze sowie einzelne Schwierigkeiten mit peloponnesischen Bündnispartnern machten neue Kontrollmechanismennötig, wie auch die weitere Entwicklung zeigt. Auch wenn die Berater in ihrer Wirkung beschränkt undnicht grundsätzlich von Korruption frei waren, so dürften sie sich im ganzen bewährt haben. Im Peloponnesischen Krieg wurden den Befehlshabern (insbes. den Nauarchen) jedenfalls mehrfach Symbouloi mitgegeben.101 Später werden die beratenden Leute aus demUmfeld der Könige Pausanias undKleombrotos –wie schon im Jahre 479 derBeraterstab umLeotychidas bei der Konferenz vonSamos (Hdt. 9, ηbezeichnet (Xen. Hell. 3, 5, 23; Paus. 9, 13, 10), έλ 106)102 –als Vertreter derτ was auf eine terminologische Anpassung der Begleitschar an die zivilen Behörηvielschichtige Verwendung fand, kann denzuHause weist. Da derBegriff τέλ daraus aber nurvorsichtig aufdasBemühen umeine weitere Institutionalisierung deskontrollierenden Beirates geschlossen werden. Als König Agis im Jahre 418 selbständig auf das Friedensangebot der Argiver einging und nur willkürlich ηbeizog, wurde in Weiterführung des Kontrollgedankens λ einen Vertreter derτέ einGesetz erlassen, dasihmeinen Beirat vonzehngewählten Spartiaten zuordnete, ohne die er kein Heer aus Sparta führen durfte (Thuk. 5, 60. 63).103 Damit waren die Symbouloi zumindest unter seiner eigenen Regierung endgültig institutionalisiert. Während dieEphoren fürdieOrganisation desFeldzuges eine wichtige Rolle spielten, ist dieNachricht über ihre Bestechung äusserst fragwürdig. DieEphoren müssen nämlich auch bei der Verurteilung der beiden fehlbaren Feldherren wesentlich beteiligt gewesen sein, freilich ohne eine konsequente Politik gegen die königliche Position als solche zubetreiben. Pleistoanax, dessen Königswürde sich auf seinen Sohn Pausanias übertrug, wurde imJahre 426 wieder zurückberufen (Thuk. 5, 16). Es ist unwahrscheinlich, dass sich die Ephoren bei seiner Verurteilung geschlossen auf ein doppeltes Spiel eingelassen hatten. Falls wirklich Geld nach Sparta geflossen war, so dürfte dies punktuell an einflussreiche Leute gelangt sein undnurvorübergehenden Erfolg gehabt haben. Zwar kames im Anschluss an den Kriegszug zumdreissigjährigen Frieden zwischen Athen unddemPeloponnesischen Bund(Thuk. 1, 114f.), indemAthen wieder aufseine Ansprüche in Mittelgriechenland verzichtete und Sparta erstmals den Seebund 100 Ehrenberg 1933 (1965a), 208. 101 Vgl. Thuk. 2, 85. 3, 69. 76. 100. 4, 132. 8, 39. 102 Dieser umfasste offenbar auch die Anführer der peloponnesischen Bundesgenossen; vgl. Macan 1908, Bd. 1, 2, 808; anders How-Wells 1912, Bd. 2, 332; vgl. ferner König 1886, 65f. undo. S. 109. 103 Vgl. dagegen Gomme 1970, Bd. 4, 90f.

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6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

faktisch anerkannte;104 aber im Jahre 440 beschloss Sparta bereits wieder Hilfe für die Oligarchen vonSamos.105 Nachdem derVersuch mitDorkis undseinen Begleitern alsNachfolger inder Nauarchie des Pausanias gescheitert war, sind in der Zeit der Pentekontaetie wieder ausschliesslich die Könige bzw. ihre Vertreter als Anführer der militärischen Unternehmungen zubeobachten. Die Bemühungen zielten darauf, grössere Konflikte zuvermeiden, umdamit denMachtgewinn einzelner Feldherren abzuwenden (vgl. Thuk. 1, 95. 118).106 Das Königtum, das seit den Perserkriegen durch mangelnde Kontinuität bzw. Absenzen undFlucht ins Exil Erschütterungenerlitt, warals Institution nach wie vor unumstritten undwurde trotz Verfehlungen undGefahren der Möglichkeit vorgezogen, Macht an andere Führer zu delegieren.107 Schwierigkeiten bei der Thronfolge, die Vertretern der eigentlichen Throninhaber zur Führungsposition verhalfen, haben aber auch dazu geführt, demKönigtum amtsähnlichen Charakter zuverleihen undes entsprechend zureglementieren. Gleichzeitig wurde die Überwachung derFeldzüge institutionalisiert, umdie Kommandanten andie Polis zubinden. Damit zeichnete sich auch zurZeit der Pentekontaetie ab, dass die spartanische Verfassung für ambitionierte Herren nur beschränkte Wirkungsfelder zuliess, so dass hohe politische Ansprüche in Sparta kaumzuverwirklichen waren. Wie seinerzeit für Dorieus zeigt sich auch bei demSymboulos Kleandridas, der nach Polyaen (2, 10, 3) in den470er Jahren schon gegen Tegea gekämpft hatte, dass das Bemühen um eine politische Karriere (neben dem unzugänglichen königlichen Regiment) zur Betätigung im Ausland führte. Im Anschluss an den Kriegszug nach Attika operierte er in Thurioi als Feldherr, woer möglicherweise zuvor schon als Oikist in Erscheinung getreten war.108 Damit entsprach er dem traditionellen Verhalten eines Vertreters ausderFührungsschicht. Erst im Peloponnesischen Krieg sollten mit der Harmostie wieder gewichtige Führungspositionen entstehen, die für denspartanischen Staat neue Gefahren derMachtverlagerung mit sich brachten unddie Wirksamkeit der Kontrollmechanismen erneut in Frage stellten.

6.6. NEUE BÜRGERLICHE VERANKERUNG Nachdem bis dahin die Etablierung des politischen Entscheidungs- undMachtapparates vonSparta entwicklungsgeschichtlich dargestellt wurde, sollen nunFaktoren untersucht werden, die diesen Apparat ideologisch unterstützten und zu einem vertieften Bürgerbewusstsein führten. Dabei ist zunächst darzulegen, dass 104 Dazu de Ste. Croix 1972, 293f.; Hornblower 1991, 186f.; Baltrusch 1994, 158ff. 105 Dazu Wickert 1961, 66f.; Cartledge 1982, 262f. 106 Vgl. dazu auch Steinbrecher 1985, 141 (Anm. 91). (Xen. Hell. 3, 3, 3) dürfte ebenfalls indiese Zeit ιλ ία α σ ε ὴβ λ ω 107 Delphis Warnung voreiner χ fallen (vgl. Zeilhofer 1959, 50ff.). 108 R. Pappritz, Thurii, seine Entstehung undEntwicklung bis zursizilischen Expedition, Diss. Leipzig 1890, 27f., vgl. 59ff.; Poralla 1913, 72f.

6.6. Neue bürgerliche Verankerung

135

erst im Zuge der Heeresreform jene Ideologie der Homoioi etabliert wurde, wie sie meist schon für das mittlere 6. Jh. (oder noch früher) vorausgesetzt wird. Anschliessend ist die spartanische Auffassung von der bürgerlichen Existenz einerseits mit denBegriffen derFreiheit undAutonomie zukonfrontieren. Andererseits soll nach demRaum, der in Sparta für‚individuelle‘ Repräsentation zur Verfügung stand, gefragt werden. Schliesslich wird dasPhänomen derXenelasia aufzugreifen sein, das die Legendenbildung umdensich nach aussen abschliessenden Staat verdeutlichen soll.

6.6.1. Heeresreform undHomoioi-Ideologie

Für die in derZeit zwischen Plataiai (479) undSphakteria (425) erfolgte Heeresreform wurde allgemein festgestellt, dass sie sich gegen die Oliganthropia richtete und damit in die Zeit nach dem grossen Erdbeben gehören dürfte.109 P. Cartledge machte wahrscheinlich, dass sie nach demimJahre 446/5 ausmilitärischer Schwäche akzeptierten Friedensschluss mit Athen (s. o.) vorgenommen wurde. Die Reform betraf die möglicherweise immer noch nach Phylen, sicher aber nach Oben, also denörtlichen Bezirken derHauptstadt, gegliederte Armee, für die mitje fünf spartiatischen undperiökischen Lochen zurechnen ist.110 Sie bewirkte den Wandel zu dem aus sechs Morai (bzw. 12 aus Spartiaten und Periöken gemischten Lochen) zusammengesetzten, von Phylen undOben unabhängigen Heeresverband. Dies bedeutete einen Wechsel von lokal verankerten unddamit offensichtlich von bestimmten Familien dominierten Einheiten111 zu gemischten Gruppierungen, die–vergleichbar mitderkleisthenischen Reform in Athen –unter politisch-strategischen Gesichtspunkten gebildet wurden. Entscheidend warzudem, dassjetzt auch die Periöken in dasspartiatische Aufgebot eingegliedert wurden.112 Dadurch wurde die Abhängigkeit vondenPhylen überwunden unddas Heer professionalisiert.113 Eine Folge dieser Neuorganisation war, dass der Bürgerverband seine alte Identität wesentlich einbüsste. Es ist wohl mehr als einZufall, dass die dorischen Phylen als herkömmliche Gliederungseinheiten bei Pindar (Pyth. 1, 61ff.) zum letzten Mal begegnen und somit offenbar im 5. Jh. an Bedeutung verloren.114 Dadurch wurde eine ursprünglich grundlegende Institution der Polis ausgehöhlt 44 (1958), 71ff., bes. 83; Toynbee 1969, 371ff.; 109 Meyer 1939, Bd. 4, 443; Wade-Gery 1943– Lazenby 1985, 41ff.; Cartledge 1987, 427ff. 110 Hdt. 9, 53; Schol. Aristoph. Ach. 1074; Schol. Aristoph. Lys. 453; Schol. Thuk. 4, 8; ι(Aristoph.); vgl. dazu J. Kromayer –G. Veith, Heerwesen undKriegο χ ό Hesych, s. v. λ führung der Griechen undRömer, HbAW 4, 3, 2, München 1928 (ND 1963), 34; Meyer 1939, Bd. 4, 443; Toynbee 1969, 371ff. Die periökischen Lochen kämpften in denPerserkriegen noch separat: Hdt. 9, 11. 28f. 111 Cartledge 1987, 431. 44 (1958), 72. Einen 112 J. Kromayer –G. Veith (vgl. Anm. 110), 37f.; Wade-Gery 1943– eigenen Verband bildeten die Skiriten (dazu Kahrstedt 1922, 304f.). 44 (1958), 73f. 113 Wade-Gery 1943– 114 Roussel 1976, 240.

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6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

undmusste durch neue gesellschaftliche Mechanismen ersetzt werden. Wie im folgenden zuverdeutlichen sein wird, wardaher imAnschluss andie Eingliederung derPeriöken einentscheidender Moment gegeben, denStatus derSpartiaten als Homoioi zubekräftigen. Wie ausdemWortgebrauch bei Herodot undThukydides hervorgeht, hatdie Bezeichnung Σ ρ τιᾶ π α τα ιoffenbar nie die spezifische Bedeutung derampolitischen Entscheidungsprozess Beteiligten angenommen; vielmehr war in diesem ό Zusammenhang –wie auch in Vertragsformularen –des öftern vonΛ α κ εδα ιμ π α ρ τιᾶ τα ιstellten somit eher eine Art‚oberste Klasse‘im ν ιο ιdieRede.115 DieΣ lakedaimonischen Staat dar, die sich von den übrigen Bevölkerungsgruppen abhob.116 Es ist daher nochmals nach denImplikationen der ‚Homoioi‘-Bezeichnung zu fragen, für die im 7. und 6. Jh. weder ein Beleg noch ein geeigneter soziopolitischer Kontext zu finden war.117 B. Shimron hatdargelegt, wiedererstmals bei Xenophon (Lak. pol. 10, 7. 13, ι-Begriff implizit schon bei Herodot fassbar ist, also ιο ο μ 1. 7) überlieferte ὅ schon im 5. Jh. in Gebrauch war.118 Ins Zentrum derÜberlegung stellte er dabei die mit einem „ Lächeln“verbundene Aussage in 3, 55, dass sich die Lakedaimonier auf Samos (um 525/4) im Vergleich mit den zwei im Kampf gefallenen Gefährten „ nicht homoioi“an Tapferkeit erwiesen hätten.119 Ähnliche Anspielungen können auch bei Thukydides festgestellt werden.120 Aufgrund dieser Begriffsverwendung ist zu vermuten, dass sich die Bezeichnung ‚Homoioi‘ erst in derzweiten Hälfte des 5. Jh. durchzusetzen begann. Die Semantik zeigt, dass ‚homoios‘nurdieGleichheit derArtoder desSeins, also nicht Massgleichheit bezeichnet.121 Mit dem Begriff wird demnach nicht Gleichheit desBesitzes, sondern Gleichheit in derbürgerlichen Mentalität gefordert. Durch dieProklamation vonGleichstellung konnte somit einerseits versucht werden, der Gefahr des Ausscherens einzelner Führungsspitzen aus dem Gemeinwesen entgegenzuwirken. Andererseits wares denSpartiaten möglich, sich durch die Bezeichnung ‚Homoioi‘ von denin deneigenen Reihen kämpfenden Periöken abzuheben. Gestützt wird dies durch folgende Feststellung von C. W. Müller: „ Der Begriff des Gleichen kann nur da Bedeutung gewinnen, wo es 115 Nachweise bei Westlake 1977, 97ff.; vgl. auch F. Bölte, RE 3 A, 1929, 1280f. 1291f. s. v. Sparta (die Ethnika); Hampl 1937, 1ff. 33ff.; Gschnitzer 1958, 61f. 116 Vgl. insbes. Hdt. 6, 58; Thuk. 4, 8, 1. 38, 5. 5, 15, 1. 117 Vgl. o. S. 51. 118 Shimron 1979, der denBegriff freilich als Gegenstück zu ‚hypomeiones‘auffasst (vgl. dazu o. S. 51); zumWortgebrauch bei Herodot vgl. auch J. E. Powell, A Lexicon to Herodotus, ς. ιο ο μ Cambridge 1938, 264f. s. v. ὅ 119 Shimron 1979, 132. Einschlägig ist ferner Hdt. 7, 234, woder Ausdruck ebenfalls adjektivisch gebraucht ist und sich im positiven Sinne auf die Kriegertugend der spartanischen ςvgl. u. S. 139f. ίω ο ςὁμ τε ν ά ιπ ο θ ερ Soldaten bezieht. ZuHdt. 7, 103: ἐλ εύ 120 Vgl. dieentsprechenden Passagen in derRede desSthenelaidas (1, 86, 2), imEpitaphios des Perikles (2, 45, 1) sowie in denAnsprachen des Phormion (2, 89, 2) unddes Brasidas (4, 126, 5).

121 C. W. Müller, Gleiches zu Gleichem. Ein Prinzip frühgriechischen Denkens, Wiesbaden 1965, XIII Anm. 19; Fouchard 1986, 168 Anm. 2.

6.6. Neue bürgerliche Verankerung

137

Ungleiches gibt, vondemes sich abgrenzt.“122Da nicht die soziale Ungleichheit der Bürger anvisiert war, kann diese Abgrenzung im Zusammenhang mit der Heeresreform im mittleren 5. Jh. nurgegenüber denPeriöken erfolgt sein. Das Aufkommen des Homoioi-Begriffs als spartanisches Wesensmerkmal geht ausdieser Sicht mitdemBedeutungsverlust derPhyle als gesellschaftlicher Orientierungseinheit einher undverbindet sich mit gezielten Integrationsbemühungen. Zwar wurden bereits im Anschluss an die Perserkriege Versuche unternommen, führende Spartiaten mitübermässigen Machtansprüchen neueinzubinden; aber erst durch die Bürgerverluste anlässlich des Erdbebens und die anschliessende Aufnahme der Periöken ins Aufgebot der Spartiaten ergab sich ein entscheidender Anlass, die Bürgerschaft als Ganze neufestzulegen. Es ist daher einleuchtend, die strikte Zurückweisung des Handwerks als Beschäftigung für Bürger, wie sie erstmals bei Herodot (2, 167) begegnet,123 ebenfalls in diesen Kontext der bürgerlichen Neuorientierung einzuordnen. Sie braucht also weder auf denReformer Chilon zurückgeführt, noch als eigentliche Massnahme gegen Luxus gedeutet zu werden, wie dies M. Nafissi neuerdings wieder unternommen hat.124 Sie erklärt sich vielmehr aus densich in der Pentekontaetie abzeichnenden vielfältigen Problemen imBürger- undMilitärverband. Staat undGesellschaft Spartas waren demnach auch im 5. Jh. im Wandel begriffen geblieben underhielten erst im Zuge persönlicher Machtbereicherung undgleichzeitiger Dezimierung derBürger neue Kontrollmechanismen undideologische Fundamente, die denEinzelnen bedingungslos unter die Gemeinschaft ςoffiziell auf ιό τη μ ο stellen sollten. Die führende Schicht warjetzt bereit, die ὁ den ganzen, in sich schon kleinen Bürgerverband auszubreiten. Im Zuge der gesteigerten Ansprüche einzelner herausragender Spartiaten sollte die ursprüngliche Gleichheit der Aristokraten (wie sie einst bei Homer vertreten wurde)125 neu gesichert werden. Ein anfänglich gemeingriechisches Prinzip, für das in Sparta freilich bis ins 5. Jh. ein Beleg fehlt, erhielt dadurch seine spezifische spartanische Ausformung. In diesem Zusammenhang ist Ende des Jahrhunderts , wie es in einem angeblich Lykurg verkündeten ο ια ν ό μ auch das Ideal der ὁ Orakel erscheint, entstanden.126 Die Ähnlichkeit der Spartiaten erfuhr in der Folge besondere Hervorhebung, da sie aristokratisch geprägt war127 unddamit auch dasFehlen wirklicher Gleichheit undIsonomia kaschierte.

6.6.2. Freiheit undAutonomie

Der Begriff Freiheit scheint ausmancher Sicht geradezu dasGegenteil vondem zubezeichnen, wasallgemein unter denRahmenbedingungen des spartanischen Staates aufgefasst wird. Dabei gilt esjedoch, denspezifischen Inhalt dergriechi122 C. W. Müller (vgl. Anm. 121), XVI. 123 Vgl. dazu o. S. 72f. 124 Nafissi 1991, 230f., vgl. 268f. 125 Il. 16, 53, vgl. 15, 186. 209; Hdt. 3, 142. 126 Parke-Wormell 1956, Bd. 1, 87; Bd. 2, 90 Nr. 218. 127 Dazu Fouchard 1986.

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6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

schen Eleutheria in Erinnerung zu rufen. K. Raaflaub hat gezeigt, dass sich der politische Freiheitsbegriff in Griechenland erst imZuge derPerserkriege herausbildete undin Athen eine besondere Ausprägung erhielt.128 Dazu gehörten einerseits aussenpolitische Freiheit (Absenz von Fremdherrschaft), andererseits innenpolitische Freiheit, die mit der Freiheit vonTyrannis verbunden warundals Grundelement dieIsegoria, dasgleiche Recht auffreie Rede, enthielt. Schliesslich trat in Athen der Aspekt der Freiheit in der Gestaltung des bürgerlichen Lebens hinzu,129 wie es durch die Demokratie garantiert werden sollte. Im folgenden ist zu fragen, inwieweit diese Werte auch in Sparta Eingang fanden und welche Konsequenzen sich daraus für die Charakterisierung desbürgerlichen Lebens im spartanischen Staat ergeben. Nach derSchlacht vonPlataiai brachte derspartanische Regent Pausanias – anstatt dem bis dahin an dieser Stelle verehrten Zeus Soter130 –dem Zeus Eleutherios ein Opfer darundgestand denPlataiern zugleich defacto denStatus der Autonomie zu (Thuk. 2, 71; vgl. Plut. Arist. 19ff.). Auch wenn mangeneigt ist, die Einrichtung derEleutheria mitPlutarch (Arist. 21) Aristeides zuzuschreibenunddamit zueiner athenischen Angelegenheit zumachen, sokanndieser Akt dennoch nicht spurlos an Sparta vorbeigegangen sein. Während die Angabe Diodors (11, 29, 1), dass der Freiheitskult zuvor vomHellenenbund amIsthmos gelobt worden sei, nicht zu verifizieren ist, so ist doch die Festlegung auf den ςε α ι) Bestandteil des vor der Schlacht von ἶν ο ερ λ θ εύ Kampf um Freiheit (ἐ Plataiai abgelegten Eides (für dessen Historizität insbes. P. Siewert eingetreten ist).131 Dergemeinsame Grundstein desKults wurde in derFolge freilich kaum in die Praxis umgesetzt,132 da sich Sparta aus der Verantwortung im kleinasiatischen Raum zurückzog undder Antagonismus zwischen Athen undSparta nicht beigelegt werden konnte. Die Betonung der Freiheit, die in demKult des Zeus Eleutherios eine aussenpolitische Komponente besass, kameinerseits Pausanias’ eigenem Führungskonzept entgegen, wurde andererseits aber auch in Sparta selbst weiterverfolgt. Etliche Indizien sprechen dafür, dass Freiheit auch in Sparta zueinem propagandistischen Instrument wurde, obwohl mit anderer Färbung als in Athen. Zahlreiche Inschriften zeigen, dass in Sparta zurKaiserzeit Zeus Eleutherios ια -Fest gefeiert wurde.133 Für einen έρ θ ευ λ verehrt und wie in Plataiai ein Ἐ 128 Raaflaub 1985, 71ff.; vgl. ders., ZumFreiheitsbegriff der Griechen, in: Soziale Typenbegriffe im alten Griechenland undihr Fortleben in denSprachen derWelt, Bd. 4, hrsg. v. E. Ch. Welskopf, Berlin 1981, bes. 245ff.; ders., Freiheit in Athen undRom: Ein Beispiel divergierender politischer Begriffsentwicklung in derAntike, HZ238, 1984, 540ff. 129 Vgl. insbes. Thuk. 2, 37. 40. 130 Dazu Raaflaub 1985, 136. 131 Siewert 1972, 24. 53ff.; vgl. 94ff., wodieses Versprechen auch schon fürdenHellenenbund von481 angenommen wird. 132 DerEleutherios-Kult wurde in Athen erst imausgehenden 5. Jh. wiederbelebt unddabei als Propagandainstrument gegen die Spartaner verwendet; dazu Raaflaub 1985, 126ff. 445. 656. 657; Wide 1893, 4. 17; L. Ziehen, RE 3 A, 1929, 1487 s. v. 133 IG V 1, 403. 407– Sparta (Kulte). Vgl. auch A. Spawforth, in: P. Cartledge –A. Spawforth, Hellenistic and Roman Sparta, London/ NewYork 1989, 190ff.

6.6. Neue bürgerliche Verankerung

139

entsprechenden Kult in klassischer Zeit geben sie freilich noch keinen Aufschluss. Eine archaisch anmutende Inschrift aus Sparta,134 die L. H. Jeffery aber offenbar dem 5. Jh. zuwies,135 nennt Zeus Eleutherios zusammen mit Zeus Hiketas. K. Raaflaub möchte darin eine „ unpolitische Verwendung des Beinamens“erkennen, bei demes nurumdiepersönliche Beschützung eines Schutzflehenden gehe, gesteht aber gleichzeitig auch die Ungewöhnlichkeit der Kombination ein.136 Aus einem Bericht des Periegeten Pausanias (3, 17, 9) geht hervor, dass in Sparta Zeus Hikesios anlässlich der Ermordung des Regenten Pausanias besänftigt werden sollte, indem aufGeheiss desOrakels vonDelphi zwei Bronzestatuen errichtet wurden.137 Zeus Eleutherios undZeus Hikesios finden damit in der Person des Pausanias eine direkte Verknüpfung. Daraus ergibt sich ein gewichtiges Indiz, dass Zeus Eleutherios nach Plataiai auch in Sparta Einzug fand.138

Der Freiheitsgedanke findet für Sparta noch weitere Anhaltspunkte. In der Schilderung Herodots (7, 135) von dem Besuch zweier vornehmer Spartaner beim Satrapen Hydarnes, der zur Sühnung des Gesandtenfrevels abgestattet wurde, kommt deutlich zumAusdruck, dass Freiheit im Sinne von Eigenstaatlichkeit auch in Sparta ihren Niederschlag fand,139 indem die Freiheit dem Herrschaftsangebot unter dem Grosskönig in aller Klarheit vorgezogen wird. Auch wenn diese ‚lakedaimonische‘ Geschichte140 von späterer Gestaltung geprägt ist, so ist in ihr aufgrund der ursprünglichen Bedrohungssituation ein Reflex zeitgenössischer Diskussion glaubhaft. Gerade in Sparta, das Messenien dauerhaft unterworfen hatte, stand das Problem staatlicher Abhängigkeit täglich vor Augen. Auffällig ist ferner, dass Herodot anderStelle, woer näher aufdie Spartaner zu sprechen kommt (nämlich im Zuge der Beratung des Xerxes durch Demaratos), ausgerechnet den Wert der Freiheit in den Vordergrund stellt (7, 103f.).141 Er zeugt damit von demBewusstsein einer zweiten Komponente vonFreiheit in Sparta, nämlich derFreiheit vonTyrannis undDespotismus,142 wie wir sie auch 134 H. Roehl, Inscriptiones Graecae Antiquissimae, Berlin 1884, 184 Nr.49a; ders., Imagines Inscriptionum Graecarum Antiquissimarum, 3. Aufl., Berlin 1907, 98 Nr. 2; IG V 1, 700; SGDI 4407. 135 Jeffery 1990, 184. 136 Raaflaub 1985, 130. 137 Dazu Zeilhofer 1959, 52ff. 138 Vgl. dazu auch L. Ziehen, RE 5, 1905, 2347ff. s. v. Eleutherios. Leonidas’ Kampf umdie ία -Terminologie geprägt; ερ θ ευ Freiheit (Diod. 11, 4, 4. 5, 5. 7, 1) ist von der späteren ἐλ vgl. dazu Siewert 1972, 53ff. 139 Vgl. auch Thuk. 1, 84. 140 F. Jacoby, RE Suppl. 2, 1913, 452 s. v. Herodotos. IA bei Herodot, EΡ Θ EΥ 141 Vgl. dazuTigerstedt 1965, Bd. 1, 93; K. v. Fritz, Die griechische EΛ 31; ders., Die Griechische Geschichtsschreibung, Bd. 1, Berlin 1967, WS 78, 1965, 5– 256f.; F. Maier, Griechische ‚Freiheit‘–nicht nur ein philologisches Problem. Zu einer

Zentralstelle in Herodots Demaratosgespräch, in: Festschr. F. Egermann, hrsg. v. W. 18; Raaflaub 1985, 294f. Suerbaum u. F. Maier, München 1985, 9– 142 Dies dringt auch bei Leotychidas’ Botschaft vor Mykale an die lonier durch (Hdt. 9, 98).

6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

140

für Athen kennen (vgl. Hdt. 5, 78), unddie durch dasWirken des Demaratos für den Grosskönig als gefährdet erachtet werden konnte.143 Dass die Spartaner ςsein sollen, magwiederum eine ‚scherzhafte‘Anspieο ςὁμ ίω ιπ ο ά ν τε ἐλ εύ θ ερ lung auf den Status der Spartaner als Homoioi sein, wie dies B. Shimron in anderem Zusammenhang aufgezeigt hat (s. o.). ‚Homoios‘ statt ‚isos‘ könnte dabei auch eine bewusste Einschränkung in der Verwirklichung von Freiheit sein. Nurin Athen sollte Freiheit nämlich auf denpersönlichen Status des einzelnen Bürgers ausgedehnt werden, der zudem freies Rederecht genoss, sich aktiv anderPolitik beteiligte undfür die Polis einsetzte (vgl. Thuk. 2, 37. 40. 7, 69), also selber an der Herrschaft teilnahm (Ps.-Xen. Athen. pol. 1, 8; Eurip. Hiket. 406) –ein Gedanke, der für Sparta nicht fassbar ist.144 Die Spartaner blieben demgegenüber mitdenWorten Herodots (7, 104) frei, aber nicht in allem. Im Zusammenhang des Thermopylen-Mythos wurde das Diktat des Gesetzes zumbestimmenden Faktor der bürgerlichen Existenz. Dieses wurde jedoch erst im Verlaufe derPentekontaetie undihrer einschneidenden Ereignisse propagiert (s. u.).145

Im Hinblick auf das von Athen in den450er Jahren unterworfene Aigina ist wohl imFriedensvertrag von446/5 erstmals derStatus derAutonomie festgehalten worden (Thuk. 1, 67, 2).146 Die Begriffsgeschichte hat gezeigt, dass sich Autonomie in jener Zeit als Differenzierung des Freiheitsbegriffs ausprägte und

die innere Unabhängigkeit (i. e. eigene Verfassung undeigenes Herrschaftsgebiet) einer Polis imRahmen eines Bündnisses bezeichnete.147 Für die Mitglieder des Delisch-Attischen Seebundes sollte zu Beginn grundsätzlich Autonomie gelten, doch hatte Naxos diese schon um470 als erster Bündnispartner verloren.148 Fürdie Spartaner bot sich in derForderung nach Autonomie eine geeignete Angriffsfläche gegen die Konkurrenz Athens. Die Parole wurde dementsprechend vondenSpartanern aufalle Griechen ausgedehnt, so dass schliesslich auch der Peloponnesische Krieg unter dieser Flagge geführt (Thuk. 1, 139, vgl. 144) 143 Vgl. dazuo. S. 94f. J. F. McGlew, Tyranny andPolitical Culture in Ancient Greece, Ithaca/ London 1993, 145, setzt dieses Bewusstsein schon angesichts des Vorgehens gegen Polykrates undandere Tyrannen voraus. 144 Vgl. dendiesbezüglichen Vorwurf bei Plut. Lyk. 30. 145 K. v. Fritz (WS 78, 1965, 30) geht demgegenüber davon aus, dass der „starre undenge spartanische Nomos“eine gegebene Konstante bildete.

146 DazuGomme 1945, Bd. 1, 225f.; Hornblower 1991, 109f.; anders Th. Figueira, Athens and Aigina in the Age of Imperial Colonization, Baltimore/ London 1991, 111ff. 147 E. J. Bickerman, Autonomia. Sur unpassage de Thucydide (I, 144, 2), RIDA 5, 1958, 313– 344, bes. 327; M. Ostwald, Autonomia: Its Genesis and Early History, o. O. 1982, bes. 13; AutoRaaflaub 1985, 189ff.; J. vonUngern-Sternberg, Entstehung undInhalt desBegriffs „ nomie“in der griechischen Antike, in: Menschliche Autonomie, hrsg. v. R. Battegay u. U. Rauchfleisch, Göttingen 1990, 9ff. 148 Thuk. 1, 97f. Zu Parallelen des Delisch-Attischen Seebundes mit demPeloponnesischen Bund vgl. o. S. 102 Anm. 15; zur Autonomie Kahrstedt 1922, 83ff. 104f.; N. G. L. Hammond, JHS 87, 1967, 55f.; K.-E. Petzold, Die Gründung des Delisch-Attischen Seebundes: Element einer ‚imperialistischen‘ Politik Athens? II. Zielsetzung des Seebundes unddie Politik der Zeit, Historia 43, 1994, 13ff.

6.6. Neue bürgerliche Verankerung

141

undmitdemBegriff derFreiheit verbunden wurde (4, 85ff., vgl. 2, 8. 4, 108. 5, 9. 8, 46. 64).149

Nach K. Raaflaub haben die Spartaner den Autonomie-Begriff jedoch nicht etwa selbst entwickelt, sondern nur aufgegriffen.150 Zu berücksichtigen ist freilich, dass die Organisation des Peloponnesischen Bundes den Forderungen der Spartaner entgegengekommen sein dürfte, denn diese hatten bis anhin nie in die inneren Verhältnisse der Bündner eingegriffen.151 Sparta wardamit von Anfang an in die Diskussion um Autonomie einbezogen und hatte in diesem Bereich gegenüber Athen einen Vorsprung zu verbuchen.152 –Während die Spartaner also aufgrund der Organisation ihres Bundes nach aussen freiheitliche Parolen verkünden konnten, entwickelten sie nachinnen kontrollierende unddieGemeinschaft überhöhende Mechanismen, die nurdie Freiheit von Tyrannis undpolitischer Willkür –also nicht persönliche Freiheit –zuliessen und damit eine gewichtige athenische Errungenschaft vonFreiheit ignorierten.

6.6.3. Kulturelle Wende undRepräsentationsbeschränkung im Rahmen derEinbindung der Oberschicht

Imfolgenden sindverschiedene Anzeichen füreine kulturelle Wende zurZeit der Pentekontaetie zu diskutieren, um diese mit der verstärkten Einbindung der Bürger undder Kontrolle ihrer herausragendsten Exponenten in Verbindung zu bringen. Das Augenmerk gilt dabei dem in Sparta zur Verfügung stehenden Raum für Repräsentation sowie dem Grab- und Heroenwesen, um damit die gesellschaftlichen Änderungen imHinblick auf das sich verfestigende undstrenger regulierende Gemeinwesen zuverdeutlichen. 1) Auffällig ist, dass nach den Perserkriegen die Kunstproduktion Spartas verflachte153 unddamit zumindest teilweise aristokratischer Prunksucht denBoden entzog. Denletzten fassbaren Grossbau stellt im 5. Jh. die Persische Stoa dar,154 die im Anschluss an die Perserkriege die militärischen Siege in Erinnerung bewahren sollte. Sie verkörperte (im Gegensatz zum Thron von Amyklai)155 nicht ein familienbezogenes, sondern ein mitderganzen Bürgerschaft verbundenes Bauwerk. Dies entspricht der auch auf anderen Gebieten zu verfolgenden 149 Vgl. dazu Raaflaub 1985, 193ff.; ferner Bernhardt 1987, 288 Anm. 146; anders Baltrusch 1994, 166. 150 Raaflaub 1985, 204. 151 Das Simonides-Fragment 122D belegt möglicherweise im Anschluss an die Niederlage ία derStadt (dazu Raaflaub 1985, 155 Anm. 22). θ ευ ερ Tegeas um470 (s. o. S. 122f.) dieἐλ 152 Vgl. auch den Kampf umdie Autonomie Delphis im mittleren 5. Jh. (dazu Zeilhofer 1959, 43ff. und o. S. 131f.). 153 Cook 1962; Fitzhardinge 1980, 159. 164; Stibbe 1985, 16ff.; Förtsch 1994, Kap. 1.3.10. 154 Paus. 3, 11, 3 (dazu Förtsch 1994, Kap. 1.4.3). In Olympia feierte eine Zeusstatue einen Sieg über die Messenier (Paus. 5, 24, 3), der sich möglicherweise auf die Ereignisse von 490 bezog (vgl. Jeffery 1990, 196; dazu o. S. 100). 155 S. o. S. 71 mit Anm. 103.

142

6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

Tendenz, kollektive bürgerliche Werte zu propagieren. Die Verminderung der Kunstproduktion ging in der Folge mit der Einführung einer neuen Gemeinschaftsideologie einher. L. H. Jeffery156 stellte grundsätzlich fest, dass Sparta durch die Perserkriege eine Sicherheit erreicht habe, die für daskulturelle Leben unproduktiv gewesen sei. Dies geht angesichts der ständigen Spannungen und wiederholten militärischen Konflikte (s. o.) freilich zuweit. Es gilt zubeachten, dass in Sparta für Bautätigkeiten kein Geld vonBündnispartnern zur Verfügung stand. Die Schaffung eines urbanistischen Zentrums, verbunden mit Repräsentationsmöglichkeiten durch Kunst undArchitektur, wie sie in Athen im Anschluss an die Perserkriege erfolgte, blieb in Sparta dementsprechend aus. Auch der Wiederaufbau nach demErdbeben konnte nicht füreindrucksvolle Neugestaltungengenutzt werden.157

2) Während die athletischen Olympiasiege von Spartanern schon nach der Mitte des 6. Jh. augenfällig zurückgegangen unddabei durch Siege im Wagenrennen

abgelöst worden waren, blieben athletische Siege ab der Mitte des 5. Jh. offenbar fast gänzlich aus.158 ImFall desLykinos unddes Anaxandros wird deutlich, dass zwei Spartiaten, die zuvor noch athletische Siege errungen hatten, um 430 im Wagenrennen erfolgreich waren.159 Damit dürfte sich derentscheidende Wandel im Verhältnis zu den olympischen Disziplinen ebenfalls in der Zeit um die Jahrhundertmitte vollzogen haben. Dieser ging also miteiner verstärkten Einbindung der Bürgerschaft in den Gemeinschaftsdienst einher und dokumentiert gleichzeitig das Bestreben der Oberschicht, auch unter denneuen Bedingungen ihre Exklusivität zubewahren. Durch den Wegfall athletischer Siege reduzierte sich andererseits der Umfang derRepräsentation mittels Siegerlisten, Gedenkstelen undAthletenweihungen.160 Auffälligerweise wurden an deren Stelle jetzt verschiedentlich Statuen undStelen früherer Sieger errichtet,161 die sich zu den Denkmälern der gegenwärtigen Wagensieger gesellten.162 Auch wenn die Siege im Wagenrennen dem Ansehen der ganzen Polis zuträglich sein konnten, unterstrichen sie dennoch das individuelle Verdienst der auf eine kleine Oberschicht konzentrierten Gespannbesitzer. Auch in demBereich der Siegerrepräsentation wurde also versucht, an die im Rahmen der Polis erreichten Erfolge zu erinnern, ohne aber künftig die materiellen Möglichkeiten derOberschicht gänzlich zudurchkreuzen oder deren

sozialen Vorrang

in Frage zustellen.

156 Jeffery 1976, 129. 157 Eine Neuerrichtung dürfte dasMenelaion erfahren haben; vgl. H.W. Catling, NewExcavations at theMenelaion, Sparta, in: Neue Forschungen in griechischen Heiligtümern, hrsg. v.

U. Jantzen, Tübingen 1976, 78. 158 Hönle 1968, 120ff.; de Ste. Croix 1972, 354f.; vgl. Nafissi 1991, 162ff. 159 L. Moretti (vgl. S. 28 Anm. 25), 106, Nr. 324. 327; Nafissi 1991, 170. 160 Nafissi 1991, 163f.; vgl. Jeffery 1990, 185. 195. 161 Paus. 3, 13, 9. 14, 3; dazu Musti-Torelli 1991, 210. 213f. 162 Dazu Hönle 1968, 141f. 153f.

6.6. Neue bürgerliche Verankerung

143

3) Abgesehen von den sportlichen Auszeichnungen war es erst nach dem Tod möglich, dass herausragende Bürger durch Kultmale oder Gedenkmonumente geehrt wurden. Eine wichtige Rolle spielten dabei die für bestimmte Thermopylen-Kämpfer geschaffenen Stätten. ImJahre 440 soll laut Pausanias (3, 14, 1) der vonXerxes enthauptete undgepfählte (Hdt. 7, 238) Leonidas nach Sparta überführt undkünftig zusammen mit demRegenten Pausanias durch einen jährlichen Agon und Logos Epitaphios kultisch verehrt worden sein.163 Das anfängliche Fehlen der leiblichen Überreste hatte dazu geführt, dass an deren Stelle bei den Trauerfeierlichkeiten in Sparta eine Statue mit porträthaften Zügen (Eidolon) mitgeführt wurde (Hdt. 6, 58, 3). H. Schaefer legte dar, wie wohl allein aufgrund dieser Episode bei Herodot ein allgemeiner spartanischer Brauch abgeleitet wurde,164 so dass die Ereignisse der Perserschlacht auch in diesem Zusammenhang normativ gewirkt haben.165 Auch die spätere Rückholung derGebeine desLeonidas166 weist darauf hin, wie die Auswirkungen der Perserkriege im Verlaufe der Pentekontaetie jetzt voll zumTragen kamen. Die einschlägige Pausanias-Stelle bietet allerdings einige Schwierigkeiten. Nimmt man die 40 Jahre Abstand seit den Thermopylen ernst, so kann ἀ ο λ ε ν μ έν ο υ το ῦ Π α υ σ α ν ίο υ nicht aufdenRegenten Pausanias bezogen werden. Insbesondere W. R. Connor hat aber darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Wendung auch auf die Zeit des Regenten Kleomenes, Sohn des Pausanias, beziehen kann, der (später?) als Vormund desjüngeren Pausanias fungierte, so dass die Zahl 40 nicht (zu ‚vier‘) emendiert werden muss.167 Ein weiteres Argument für die Historizität derTransferierung derLeonidas-Gebeine um440 bildet der Umstand, dass an dem alljährlichen Wettkampf ausschliesslich Spartiaten teilnehmen durften. DasEreignis fiele damit in eine Zeit, in der–wiebei Herodot zum Ausdruck kommt –Gesetzesgehorsam endgültig eingeschliffen und eine neue bürgerliche Verankerung gesucht wurde. Die Heimholung und kultische Verehrung des Leonidas erfahren damit in dieser Zeit eine einleuchtende Erklärung, auch wenndasgemeinsame Fest fürPausanias undLeonidas möglicherweise erst in späterer Zeit eingerichtet wurde.168 Neben Leonidas erhielten imVerlaufe derPentekontaetie auch andere Kämpfer der Perserkriege heroische Verehrung. Den Thermopylen-Kämpfern Maron 163 Dazu L. Ziehen, RE 3 A, 1929, 1515 s. v. Sparta (Kulte); H. Schaefer (vgl. S. 86 Anm. 5), 327 (Anm. 2); Tigerstedt 1965, Bd. 1, 106; Ball 1976; Förtsch 1994, Kap. 1.4.10. 164 S. o. S. 86 Anm. 5. 165 ZurBestätigung des Königtums durch die Maske des verstorbenen Regenten vgl. allgemein 1234. C. Ginzburg, Représentations: le mot, l’idée, la chose, Annales 46, 1991, 1219–

166 Unklar bleibt, ob seine Leiche nach der Schändung durch Xerxes schliesslich in dem von Herodot (7, 228) erwähnten gemeinsamen Grab (wohl Brandgrab) der Spartaner an den Thermopylen beigesetzt worden war.

167 Connor 1979, der freilich zu weit geht, wenn er die Rückholung in den Kontext einer Änderung zueinem offensiven aussenpolitischen Kurs stellen möchte (26f.); vgl. ferner A. J. Podlecki, Historia 17, 1968, 275. Ball 1976, 2f. hat darauf hingewiesen, dass die Zahl 40 auch eine Generation Zwischenzeit bedeuten kann, so dass der Transfer in die Zeit des Pausanias d. J. fiele. 168 Dazu F. Jacoby, Patrios Nomos, JHS 64, 1944, 43 Anm. 23.

144

6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

und Alpheios, die sich für das Gemeinwesen in besonderer Weise aufgeopfert hatten (vgl. Hdt. 7, 227), wurden Heiligtümer errichtet (Paus. 3, 12, 9). Eurybiades, dessen Todesjahr unbekannt ist, erhielt ein heroisches Grab (Paus. 3, 16, 6),169 und schliesslich wurde auch Pausanias nach anfänglichem Widerstand diese Ehre zuteil (Paus. 3, 14, 1).170 Diese Erinnerungs- undKultstätten befanden sich in unmittelbarer Nähe der Gedenkstätten des Gesetzgebers Lykurg, des Dichters Alkman unddesSehers Chilon (Paus. 3, 15, 2ff.).171 ImSparta des5. Jh. siedelte sich damit offenbar eine grosse Zahl von Heroa an, die vorwiegend mythisch verklärte Gestalten verehrten172 unddiese mit herausragenden Vertretern derPerserkriege in Verbindung brachten. Derspartanische Staat sollte durch die Idealisierung des heldenhaften Einsatzes für die Polis neue Verankerung erfahren.

Nach Plutarch (Lyk. 27, vgl. Lak. epit. 18 = mor. 238D) soll schon der Gesetzgeber (Lykurg), derBestattungen innerhalb der Stadt zuliess, Grabbeigabenverboten undnamentliche Inschriften aufGräbern nurimFalle desTodes auf dem Kampffeld bzw. (nach einer allgemein akzeptierten Emendation von K. Latte) imWochenbett erlaubt haben. Das‚Beigabenverbot‘scheint sich seit dem 6. Jh. im archäologischen Befund zwar weitgehend zu bestätigen, doch kann daraus nicht auf eine gezielte Reform geschlossen werden. Individuell gekennῳ λ έμ ο π ν zeichnete Gräber fürimFelde gefallene Bürger, diemitdemBeiwort ἐ ausgezeichnet wurden, sind erst im 5. Jh. fassbar undkonzentrierten sich nicht nur auf das Stadtgebiet.173 Eine allgemeine Regel, die Bürger grossenteils ohne individuelle Kennzeichnung in der Stadt zu begraben,174 kann aus der Plutarchstelle nicht abgeleitet werden. Die einfachen Gräber einzelner Krieger in der Nachbarschaft derstädtischen Heroa hatten wohl eher exemplarischen Charakter. Spartanische Krieger wurden nämlich zurHauptsache aufdemSchlachtfeld bzw. ausserhalb Lakoniens begraben.175 Im Gegensatz zu Athen ist Individualismus im Begräbnisbereich Spartas freilich nur in sehr beschränkter Form fassbar; ferner fehlen auch Hinweise auf einen allgemeinen staatlichen Totenkult.176 Dennoch deuten die individuell gekennzeichneten Kriegergräber darauf hin, dass derTodim Kampf –in Reminiszenz anTyrtaios –imVerlaufe des5. Jh. wieder vermehrt ins tägliche Leben der Bewohner einbezogen wurde und eine neue Aufwertung erfuhr. 169 Dazu Musti-Torelli 1991, 225f.; Nafissi 1991, 316f. 170 Dazu Zeilhofer 1959, 52f.; ferner Musti-Torelli 1991, 210f.; Förtsch 1994, Kap. 1.4.10. 171 Dazu Musti-Torelli 1991, 219. 224; vgl. allgemein Stibbe 1989, 80ff. 172 Vgl. C. M. Stibbe (vgl. S. 73 Anm. 120), 7f. 173 Vgl. dazu W. K. Pritchett, The Greek State at War, Bd. 4, Berkeley/ Los Angeles/ London 1985, 244ff.; Nafissi 1991, 294ff. 306. 336f. denkt bei diesen Gefallenen an Hippeis. 174 Dazu Toher 1991, 169ff. Bestattungen innerhalb der Besiedlung waren teilweise auch andernorts zugelassen. Vgl. den Überblick über griechische Grabgesetze bei R. Garland, The well-ordered corpse. Aninvestigation into the motives behind Greek funerary legisla15. tion, BICS 36, 1989, 1– 175 W. K. Pritchett (vgl. Anm. 173), 243f. 176 W. K. Pritchett (vgl. Anm. 173), 246. Zu den Parparonia vgl. Nafissi 1991, 303ff. Förtsch . 1994, Kap. 2.12.10 spricht von„Verdrängung desTodes“

6.6. Neue bürgerliche Verankerung

145

Im ganzen ergeben sich imAnschluss andie Perserkriege Indizien für einen kulturellen Wandel, der sich mit Beschränkungen individueller Lebensweisen verbindet undauf einen verstärkten Abschluss des spartanischen Gemeinwesens nach aussen deutet. Die Massnahmen imBereich derRepräsentation sind wiederumals Selbstdisziplinierung der Bürgerschaft aufzufassen, die ihre Mitglieder im Zuge der personellen Probleme undZurückbindung einzelner Exponenten konsequenter auf die Polis zu verpflichten versucht. Die Oberschicht erfuhr dadurch zwar Einschränkungen, konnte aber auch in diesem Bereich nach wie vor einen Vorsprung behaupten. Erst im Zusammenhang mit demPeloponnesischen Krieg kam es zu einer neuen Steigerung individueller Ansprüche und Repräsentationsbestrebungen, wie insbesondere bei Lysander deutlich wird.177 6.6.4. Der Mythos derXenelasia unddie Idealisierung des spartanischen Staates Abschliessend ist zu zeigen, dass auch die spartanische Fremdenvertreibung (ξ η εν λ α σ ία ), diebei Plutarch (Lyk. 27, 7, vgl. Agis 9; Lak. epit. 19= mor. 238DE) bis auf Lykurg zurückgeführt unddesgleichen von der modernen Forschung als traditionelles spartanisches Charakteristikum gewertet wird,178 erst im Verlaufe des 5. Jh. und nur anhand von Einzelfällen nachzuweisen ist.179 Damit gehört sie ebenfalls in den Bereich der von aussen konstruierten Überhöhung spartanischer Sitten, wie sie vorwiegend vonathenischer Seite –in diesem Falle imZuge derkritischen Auseinandersetzung mitSparta –vorgenommen wurde. Derfrüheste Beleg fürdie Ausweisung eines Fremden stellt die Vertreibung des Maiandrios dar (Hdt. 3, 148),180 die jedoch nichts mit einem generellen Aufenthaltsverbot für Fremde zu tun hatte, sondern einen rein politischen Akt darstellte. Erst die Reden des Perikles bei Thukydides (1, 144. 2, 39) nehmen Bezug auf gezielte spartanische Fremdenvertreibungen, wobei es vor allem darumgegangen sei, dass die Gegner keine Lehren ausdemAufenthalt in derStadt ziehen konnten. Im weiteren bezieht sich auch Aristophanes in seiner Komödie ‚Die Vögel‘ (1012f.) im Jahre 414 auf spartanische Fremdenausweisungen.181 Diese wurden aber in derFolge vonXenophon (Lak. pol. 14, 4) ausdrücklich als ein zeitlich zurückliegendes Phänomen geschildert, dasdie Abwehr vonschlech177 Vgl. dessen Weihgeschenk: Paus. 3, 17, 4. 178 H. Schaefer, RE 9 A 2, 1967, 1437 s. v. Xenelasia. 179 In diesem Zusammenhang erwähnen die Quellen auch einVerbot fürindividuelle Auslandreisen bzw. -aufenthalte. Dabei dürfte es in derNotsituation des5. Jh. in erster Linie umdie Verfügbarkeit vonSoldaten gegangen sein (Arist. fr. 543R; vgl. Xen. Lak. pol. 14, 4; Plut. Agis 11, 2). MacDowell 1986, 115f. glaubt anein grundsätzliches Verbot für individuelle Auslandreisen bzw. -aufenthalte; vgl. aber Link 1994, 52; ferner allgemein Toynbee 1969, 292. 180 S. o. S. 82. 181 Vgl. Schol. Aristoph. Av. 1013 (= Theopomp): Fremdenvertreibung infolge Hungersnot (nach Leuktra).

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6. Krisensymptome undMachtbewährung zurZeit derPentekontaetie

ten Einflüssen beabsichtigt haben soll (vgl. Plut. Lyk. 27).182 Platon (Prot. 342c) berichtet schliesslich von der Ausweisung von Lakonisierenden und anderen Fremden ausSparta, umunbeobachtet mitdenimVerborgenen wirkenden Sophisten verkehren zukönnen, bezieht sich dabei jedoch ebenfalls auf das5. Jh.183 Der Verkehr mit Ausländern war in Sparta andererseits ganz geläufig. Die Aufnahme von auswärtigen Vertretern der Oberschicht an den Gymnopaidien zeigt, wie Kontakte bewusst gefördert, freilich auch in geregelten Bahnen abgewickelt wurden.184 Bei Herodot (1, 65) wurde ausdrücklich die Zeit vor der Eunomia als eine Phase der Kontaktlosigkeit zuFremden geschildert. Fremdenvertreibungen hatten damit im Verlaufe des 5. Jh. eine gewisse Brisanz, waren jedoch nur punktuelle Ereignisse. Themistokles konnte noch ungehindert in Sparta verkehren,185 undPerikles hatte König Archidamos zumXenos (Thuk. 2, 13, 1).186 Die von athenischer Seite angeführten Ausweisungen gehören offensichtlich erst in die Zeit deszunehmenden Konfliktes mitAthen imAnschluss an das grosse Erdbeben.187 Als regelmässiges Phänomen der spartanischen Politik entpuppen sie sich jedoch ähnlich wie die Tyrannenfeindlichkeit als reiner Mythos des 5. Jh.188 Sparta hatte somit im mittleren 5. Jh. auf verschiedenen Ebenen MechanismenzurEinbindung seiner Bürger ausgebildet. Dabei wurde versucht, überhöhtenAnsprüchen derOberschicht undMachtmissbrauch entgegenzuwirken. Die in diesem Kontext entwickelten Disziplinierungsmassnahmen, verbunden mit der Stabilität der Verfassung, wurden insgesamt zumAnlass, das spartanische Gemeinwesen als Idealstaat zu charakterisieren und ihm überspitzte Bilder von gesellschaftlichen undpolitischen Regelungen anzudichten. In Wirklichkeit bildeten sich in der spartanischen Bürgerschaft aufgrund verschiedener Bedrohungsmomente im 5. Jh. Konventionen zur Verpflichtung des Individuums auf den Staat heraus. Diese liessen den führenden Familien nach wie vor den Vorrang, sollten sie aber vor übermässigen Machtansprüchen bewahren. Die Sicht vondertotalen Abschliessung desGemeinwesens gehört letztlich in denBereich des Sparta-Mythos.

182 Kessler 1910, 94 wertet diese Passage als späteren Zusatz. 183 Zu Hippias’Erfolg in Sparta (Plat. Hipp. mai. 285b-e) vgl. Tigerstedt 1965, Bd. 1, 238. 184 Kimon, der Proxenos von Sparta war, soll an den Gymnopaidien die Fremden bewirtet haben (Plut. Kim. 10); vgl. Lichas (Xen. mem. 1, 2, 61), ferner Plut. Ages. 29; dazu allgemein Holladay 1977, 119f.; Powell 1988, 228f. ZudenHyakinthien: L. Bruit, The Meal at the Hyakinthia: Ritual Consumption andOffering, in: Sympotica. A Symposium on the 174. Symposion, hrsg. v. O. Murray, Oxford 1990, 162– 185 Vgl. o. S. 119f. 186 Dazu Hornblower 1991, 251. 187 Vgl. auch Chrimes 1949, 310. , das unterwandert wurde. –Aufschlussreich ist 188 Link 1994, 52 rechnet mit einem „Gesetz“ auch der Vergleich mit demBesitzverbot vonEdelmetall bzw. Gold- undSilbergeld (vgl. Xen. Lak. pol. 7, 6; Plut. Lys. 17), mit demerst amEnde desPeloponnesischen Krieges zu rechnen ist, und das nach dem Verlust Messeniens offenbar wieder aufgegeben wurde (Noethlichs 1987, 166ff.).

ZUSAMMENFASSUNG Ziel dieser Arbeit war es, die Entstehung der spartanischen Verfassung gegenüber früheren Forschungsansätzen nicht auseinzelnen Reformmassnahmen oder grundsätzlichen institutionellen Gegensätzen (imDoppelkönigtum oder zwischen

demKönigtum unddemEphorat), sondern als voninnen- undaussenpolitischen Bedürfnissen geprägten, prozesshaften Ablauf zu erklären. Analog zu neueren Forschungen über Athen galt es dabei, dem Beitrag der Führungsschicht zur Ausbildung der Verfassung besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Ausgehend von demAspekt der Betätigungsmöglichkeiten warnach denMechanismen der Einbindung von individuellen Machtansprüchen in denStaat zu fragen. Es wurde dargelegt, dass sowohl dasBild derfrühen spartanischen Gesetzgebung als auch dasderim6. Jh. vollendeten Verfassungsentwicklung unzutreffend sind. Erst zur Zeit der Perserkriege und der Pentekontaetie, in der sich dem Bürgerverband wesentliche existentielle undmachtpolitische Probleme stellten, erhielt die spartanische Verfassung ihre als typisch erachtete Ausprägung. Damit soll nicht behauptet werden, dass die Spartaner keine alten Bräuche undTraditionengepflegt hätten, die als Ausdruck vonGemeinschaft aufzufassen sind. Wenn wir aber jene Phänomene betrachten, die modern undseit dem4. Jh. als Verfassung undGesetze Spartas bezeichnet werden, so wird deutlich, dass sich diese in deroftmals so bewunderten Form–wieauch manche vermeintlich alten Verhaltensnormen –erst im Verlaufe des 5. Jh. herausgebildet haben. Eine Analyse der Verfassungsgebung bei Herodot erbrachte einleitend die Rechtfertigung, die Formierung von Staatlichkeit bis in diese Zeit hinein zu verfolgen. Sie legte dar, dass keine Überlieferung zudenUrsprüngen des Staates vorhanden war, sondern im 5. Jh. unter dem Einfluss führender Familien ein propagandistisches Ideal deraltehrwürdigen bzw. stabilen Polis mitentsprechendemGründungsakt entwickelt wurde, dasbei Thukydides bereits in verfestigter Form vorliegt. Die als Gegenprobe unternommene Interpretation von Texten der frühen spartanischen Dichter ergab, dass Tyrtaios undAlkman nicht zwei unterschiedliche Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung darstellen –und daher auch nicht mit einer einschneidenden Reform derPolis im7. Jh. gerechnet werden kann. In Sparta wurde aufgrund der speziellen Situation der Eroberung Messeniens in diesem Jahrhundert zwar eine Absicherung der Grundordnung vorgenommen, die sich jedoch nicht mit einer detaillierten Gesetzgebung verband, also nicht in dasBild einer frühen Staatswerdung passt.1 Der Sinn der Grossen Rhetra dürfte inerster Linie darin gelegen haben, durch dieInstitutionalisierung undMachtverschränkung derpolitischen Gremien denVorrang derführenden Familien abzusi1

Gegen Toynbee 1969, 235; Murray 1982, 213.

148

Zusammenfassung

chern. Es kann somit nicht dasZiel derRhetra gewesen sein, die alte ‚Adelsherrschaft‘zubeseitigen.2 Durch die Rhetra wurden sowohl die Gerusia als auch die Volksversammlung zudauerhaften Einrichtungen erhoben, die nicht mehr allein von der Willkür der Könige abhängig waren. Andererseits konnten durch die politischen Zugeständnisse an die Bürgerschaft sowohl der nach wie vor aristokratisch dominierte Rat als auch das erbliche undauf Lebenszeit besetzte Doppelkönigtum bewahrt werden, so dass dieses nicht einem jährlich neu gewählten Archontat weichen musste. Dieser Schritt nach vorne verhinderte es ferner, dass derbeschlussfassenden Volksversammlung ein Initiativrecht eingeräumt werden musste, so dass die politischen Vorstösse vorerst in den Händen der Gerusia bleiben konnten. Durch dieinstitutionelle Absicherung derMachtstrukturen konnte schliesslich derGefahr einer Tyrannis entgegengewirkt werden. In gesellschaftspolitischer Hinsicht zeigt sich, dass trotz Landzuteilung an die Bürgerschaft erhebliche Besitzunterschiede bestehen blieben. Die reichen materiellen Hinterlassenschaften sprechen gegen die Auffassung von einer Abschottung des Gemeinwesens und Austerität des spartanischen Lebens. Eine militärische Neuordnung ist auf der Stufe der Grossen Rhetra nicht feststellbar. Auch wenn zu vermuten ist, dass der Bürgerverband aus militärischer Notwendigkeit verstärkt wurde, sind keine festen staatlichen Strukturen zu fassen, die sich aufdasGebiet derPeriöken erstreckten. DieHelotisierung dermessenischen Bevölkerung diente andererseits dazu, übermässige persönliche Gefolgschaften zuverhindern unddasDienstpersonal andenStaat zubinden. Imweiteren zeigte sich, dass auch derPeloponnesische Bund nicht auseiner punktuellen Reform entstand, sondern sich schrittweise entwickelte. Durch den Vertragsschluss mitTegea sowie dieEroberung derThyreatis undKytheras hatte Sparta in der Mitte des 6. Jh. einen wichtigen Schritt für die weitere staatliche Entwicklung getan. Gegen Ende des 6. Jh. ergaben sich durch die mit einzelnen Bündnispartnern geführten Feldzüge unddieInstitution derBundesversammlung vermehrte Aufgaben im spartanischen Staatswesen, durch die insbesondere auch das Ephorat Auftrieb erhielt. Da die politische Spitze, das Königtum, aber verschlossen blieb und sich auch keine eigentliche militärische oder politische Karriere ausbildete, erwiesen sich dieBetätigungsmöglichkeiten fürambitionierte Spartiaten als ungenügend. Im Felde erworbene Macht konnte zuhause nicht adäquat umgesetzt werden. Dies machte sich insbesondere bei Dorieus bemerkbar, der sich als Oikist aus Sparta entfernte. Anzeichen eines radikalen Wandels sind schliesslich in dieser Zeit weder im politischen noch im kulturellen Bereich festzustellen. Eine einschneidende Änderung erfuhren die spartanischen Regierungsstrukturen durch die Bedeutungssteigerung des Ephorats, die in derForschung ebenfalls mehrheitlich um die Mitte des 6. Jh. angesetzt wird. Diese ist jedoch weder ausschliesslich auf denstetigen Dualismus im Königtum3 noch auf eine Konkur-

2 3

Gegen Bringmann 1975 (1986), 373; Arnheim 1977, 88. 98. 101; Nippel 1980, 132f. Dum 1878, 62ff.; von Stern 1894, 59.

Zusammenfassung

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renzsituation zwischen Volk und Königtum4 bzw. Aristokratie5 oder einen einzelnen Reformer (der meist in Chilon erkannt wird)6 zurückzuführen, sondern wurde vielmehr durch die gesteigerten Aufgaben imPeloponnesischen Bundund lakedaimonischen Staat bewirkt underfuhr eine kontinuierliche, durch die Verfehlungen der Könige geförderte Entwicklung. Durch die vielfältige Vertragsund Bündnispolitik sowie durch die neuen kriegerischen Unternehmungen am Ende des Jahrhunderts gelangte auch die Volksversammlung, die die betreffenden Entscheide ratifizierte, zu grösserer Bedeutung. Gleichzeitig konnten die Ephoren (als „ einzige verfassungsmässige Körperschaft, die sozusagen perma)7 in der Rolle der vorsitzenden Leiter der Versammlungen verstärkt nent tagte“ Führungsaufgaben übernehmen. Das Ephorat entwickelte sich damit nicht als Institution desDamos, sondern als Instrument imKampf derOberschicht umden Machterhalt in einem vergrösserten Herrschaftsgebiet. Auch aus dieser Sicht kann die spartanische Verfassung um 550 nicht als abgeschlossen bezeichnet werden. Die Entwicklung des Königtums ist analog zu derjenigen des Ephorats zu sehen. Vergehen undMachtkämpfe der Könige führten zur Zeit des Kleomenes dazu, das Königtum vermehrt in die staatlichen Strukturen einzubinden. Durch ein Gesetz im Anschluss an Kleomenes’ Scheitern vor Athen (506), das die gleichzeitige Anwesenheit beider Könige im Felde verbieten wollte, wurde eine neue Machtbalance zwischen den einzelnen Gremien angestrebt. Diese beliess die Könige zwar an der Spitze, räumte der Volksversammlung und den sie leitenden Ephoren aber insofern ein Kontrollrecht ein, als siejeweils über denins Feld zu entsendenden König bestimmen konnten. Die beschränkte Wirkung dieses Gesetzes führte dazu, die Könige als Heerführer notfalls auch gerichtlich zu verfolgen. Dadurch übernahmen die Ephoren auch in demgerichtlichen Bereich neue Funktionen. Die Absetzung desKleomenes, die aufgrund vonpersönlichen Anmassungen des Königs vorgenommen wurde, führte erstmals zu einer offenen Gefahrensituation bzw. Verselbständigung eines königlichen Amtsinhabers. Da sich dieser jedoch schnell wieder zur Integration in das Gemeinwesen bereit erklärte, wurden vorläufig keine weiterführenden Massnahmen mehr eingeleitet. Die Perserkriege bedingten weitreichende Beschlüsse in derVolksversammlung, so dass diese zwar zusätzlich politisiert wurde, andererseits aber keine demokratische Öffnung erfuhr. Für die Feldzüge wurden neue militärische Führungsämter benötigt, die im Rahmen des Hellenenbundes und des erweiterten Aktionsfeldes eine verbreiterte Machtbasis erhielten. Gleichzeitig mussten die Ephoren neue Aufgaben in derLeitung undKontrolle dieser Unternehmen übernehmen bzw. für die Machtbeschränkung derBefehlshaber sorgen. Da die Feldherren angesichts dergemeinsamen Verteidigungsaufgaben vorerst loyal blieben, 4 5 6 7

Ehrenberg 1924 (1965a), 171; Ehrenberg 1933 (1965a), 207; Bringmann 1975 (1986), 384. Arnheim 1977, 94. Stibbe 1985; Nafissi 1991, 124ff. 138, vgl. 347f. Andrewes 1966 (1986), 305.

150

Zusammenfassung

wurden aber erst mit Pausanias’Aufenthalt in Byzanz undLeotychidas’Thessalien-Feldzug eigentliche Strafmassnahmen nötig. Die Perserkriege bildeten insgesamt nicht nur eine grundlegende Gefahr für die autonome Polis, sondern hatten zugleich auch spürbare Verluste in der spartanischen Bevölkerung zur Folge. Sie erforderten eine neue ideologische Festigung der Bürgerschaft und bildeten damit die Voraussetzung für die Etablierung des Gemeinschaftsgedankens undder umfassenden Regelung des Gemeinwesens zurZeit der Pentekon-

taetie. Aufgrund einer Analyse des Spartabildes bei Herodot undThukydides liessen sich für den weiteren Verlauf des 5. Jh. wesentliche Etappen des spartanischen Wandels zur ‚Abgeschlossenheit‘ ableiten, die im folgenden auch mit den historischen Ereignissen zukorrelieren waren. ImAnschluss andie Perserkriege ist erstmals deutlich dasVerfahren korporativer Entscheidungsfindung zuverfolgen, bei demneben denkoordinierenden Ephoren auch die Geronten bzw. Könige beteiligt waren unddie Volksversammlung denSchlussentscheid fällen konnte. Das Zusammenwirken vonEphoren, Geronten undKönigen in denτέλ ηhat sich gerade injener Zeit umfassend ausgebildet, in dereinzelne Spartiaten durch Kriegskommandos zu grösserer Macht gelangt waren. Unter Pausanias, der als ςeine Öffnung desspartanischen Systems anstrebte, zeichneγ ό η ρ χ νἀ ω ν ή Ἑλ λ te sich eine Radikalisierung derpolitischen Methoden ab, die in Reaktion darauf letztlich auch den staatlichen Organen zu gewichtigeren Machtmitteln verhalf und die herkömmlichen Verhältnisse zementierte. Die Interessenunterschiede, die sich zwischen denstaatlichen Institutionen unddeneinzelnen Persönlichkeiten, aber auch zwischen denpolitischen Gremien selber ergaben, sollten in einem ausgleichenden Rahmen kanalisiert werden, der dem spartanischen System zu Dauerhaftigkeit verhalf. Das Wirken grosser Einzelner hatte daher für die Verfestigung der staatlichen Strukturen bzw. die Ausbildung der Verfassung einen entscheidenden Einfluss. Durch die Begleitung von Ephoren bzw. durch die Mitgabe von Symbouloi, wie sie für Pleistoanax zumersten Mal zubeobachten ist, wurden schliesslich neu institutionalisierte Überwachungsmechanismen gegenüber denmilitärischen Kommandanten entwickelt. Durch das grosse Erdbeben in den 460er Jahren wurde die spartanische Bürgerschaft abermals dezimiert, sodass sich diepolitische undgesellschaftliche Situation nochmals zuspitzte. Jetzt warauchderMoment gekommen, verschärfte Mittel, nicht nurderHelotenunterdrückung, sondern auchderbürgerlichen Disziplinierung, einzuführen. Die Gefahren der gesteigerten Machtansprüche einzelnerBefehlshaber sollten durch besondere Mechanismen derFörderung vonStaatstreue und Gehorsam aufgefangen werden. Eine zentrale Bedeutung kam dem Umstand zu, dass derHeeresverband grundsätzlich neuorganisiert werden musste unddie Aufnahme derPeriöken in die Schlachtreihen derSpartiaten erfolgte. DerEinbezug derPeriöken sowie die deutlich gewordenen Ungleichheiten innerhalb derspartanischen Bürgerschaft, die miteinem Bedeutungsverlust derPhyle als Sozialeinheit einhergingen, verlangten nacheiner neuen Betonung desGleichheitsprinzips. Die Homoioi-Ideologie ist damit im Gegensatz zu den bisherigen

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Vermutungen weder auf eine Reform des 6. Jh.8 noch auf die sozialen Unterschiede des4. Jh.,9 sondern auf die durch denPerserkrieg unddas grosse Erdbeben stark aus dem Gleichgewicht geratene Bürgerschaft und ihre sich z. T. verabsolutierende Führerschaft zurückzuführen. Sie ging zeitlich mit der von Sparta gegenüber seinen Bündnern undin Konkurrenz zu Athen proklamierten Autonomia einher. Auch der Begriff der Freiheit war in Sparta in Bezug auf politische Unabhängigkeit undFreiheit vonWillkürherrschaft lebendig, erstreckte sich aber nicht auf eine individuelle Lebensweise. Im Anschluss an das Erdbeben –understjetzt –sind deutliche Hinweise aufeinen kulturellen Wandel zu fassen, der die Bürger verstärkt auf die Polis verpflichtete undvorübergehend zu punktuellen Akten von Xenelasia führte. Dabei bürgerte sich nicht nur die heroische Verehrung bedeutender Persönlichkeiten der Vergangenheit ein, sondern Sparta wurde auch zueinem Mythos derstabilen Verfassung. Die zurückgezogene undabgeschlossene Gesellschaft Spartas, wie sie erstmals bei Thukydides pointiert entgegentritt, bildete sich demnach –soweit sie nicht Topoi darstellt –erst imVerlaufe des5. Jh. aus. Neben gezielten Kontrollmechanismen sollte die Egalitätsideologie dazu beitragen, Führerpersönlichkeiten auf die Polis zu verpflichten. Die Oberschicht wurde zwar in verschiedenen Punkten verstärkt in die Polis eingebunden, jedoch insgesamt nicht aus ihrer Vorrangstellung verdrängt. Da die Bürger durch ihren Grundbesitz in das Gemeinwesen einbezogen waren, konnte auch derGefahr einer generellen Opposition gegen das bestehende System vorgebeugt werden, so dass der traditionelle Raster des aristokratisch-oligarchischen Systems in den Grundzügen bewahrt blieb. Diesem drohte allenfalls von militärischen Machthabern Gefahr, die sich mit ihren Ansprüchen jedoch jeweils isolierten und durch Gegenmassnahmen neutralisiert werden konnten. Erst im Peloponnesischen Krieg ergaben sich wieder neue Möglichkeiten, machtpolitisch bedeutende Aufgaben zu übernehmen sowie den persönlichen Besitz zu steigern. Die Oliganthropia verhinderte jedoch auch in Zukunft, dass Sparta den Aufbau und die Verwaltung eines grösseren Herrschaftsgebietes bewältigen konnte. Die Beschränkung auf die Peloponnes garantierte andererseits ein langes Überleben in der hellenistischen Staatenwelt, bis auch in Sparta die Umwandlung des Doppelkönigtums in eine Alleinherrschaft nicht mehr verhindert werden konnte undes zurEingliederung in dasRömische Reich kam.

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REGISTER 1. PERSONEN- UND SACHREGISTER Adeimantos (von Korinth): 103. Agamemnon: 26. 57. Agasikles: 24. 56. Agathoergen: 61f. Agiaden: 25ff. 37. 44 Anm. 104. 71.

Agis II.: 93. 133. Agoge: 14. 17 Anm. 44. 18. 47 Anm. 129. 55. 62. 130.

Aigeiden: 27. 71. Aigina: 58 Anm. 24. 80. 94ff. 108. 127. 131

Anm. 91. 140. Aischines (von Sikyon): 58. 76. Aitoloi Erxadieis: 59. 127. Alkmeoniden: 66. 88. Alpheios: 73. 144. Amompharetos: 108. Amyklai: 15f. 27 Anm. 21. 57 Anm. 17. 71. Anaxandridas II.: 56. 68 Anm. 83. 79f. Anaxandros: 142. Anaxilas (von Rhegion): 100. Anchimolios: 66ff. 88. 112. Aneristos: 100. 116. 126. Anthana: 70 Anm. 88. 93 Anm. 42. Apella: passim. Archias: 65ff. Archidamos II.: 111. 123. 128. 146. ς: 81. 99. 119. 129. ν τ ο ε ρ χ ἄ Argos: 56 Anm. 6. 57ff. 92f. 102. 122. 126f. Arimnestos: 61. 116. 118. 128. Aristagoras (von Milet): 92. 115 Anm. 1. Aristeides: 104. 108. 110. 113 Anm. 74. Aristodemos (König): 27. Aristodemos (Zitterer): 113. 118 Anm. 16. Ariston: 56. 80f. Arkadien: 26. 36. 56. 99. 116. 122; vgl. 132. Artemis Orthia-Heiligtum: 29 Anm. 30. 41. 52 Anm. 173. 57. 72 Anm. 110. 130. Asteropos: 78. Athen: passim. Athena Chalkioikos-Heiligtum: 71. 121. 123. Athena Poliachos-Heiligtum: 41. 57. Autonomie: 53. 63. 132. 140f. 150.

Begräbnisse: 13f. 72f. 86. 144. Bestechung: 82. 92ff. 103f. 111. 119. 129. 132f. Boulis: 100. Brasidas: 78 Anm. 22. 83. 136 Anm. 120. Byzanz: 109. 123. 149. Charilaos: 33. Chileos (von Tegea): 107. Chilon: 14. 18. 55. 72f. 75ff. 79. 83. 137.

144. 149. Chios: 38. 42 Anm. 95. 108f. Dareios: 88. 94. 100. Delphi: 25f. 33. 88 Anm. 21. 111 Anm. 63. 119 Anm. 20. 124 Anm. 42. 132 u. pas-

sim.

Demaratos: 26f. 60 Anm. 36. 68f. 74 Anm.

127. 76f. 80f. 87. 89. 92 Anm. 39. 93 Anm. 43. 94f. 117. 139f. Dikasterion: 93. 95ff. 111. 121. Dike: 32. 48f. Dorier: 26f. 29. 41. 72. 113. Dorieus: 57 Anm. 15. 68ff. 95. 134. 148. Dorkis: 110. 134. Dreros: 42 Anm. 95. Dymanen:

47.

Eid (der Ephoren u. Könige): 75. Eidolon: 86 Anm. 5. 143. Elatos: 78. Eleutheria: 138f. Elis: 56 Anm. 12. 122. Epeunaktoi: 49 Anm. 152. Ephoren: passim. Ephorenliste: 29 Anm. 27. 40 Anm. 86. 77f. Euagoras: 28. Euainetos: 103. Euboia: 63 Anm. 48. 103. 132. Eunomia: 23f. 29f. 35. 70. 146. Euryanax: 108. Eurybiades: 103f. 144. Euryleon: 70.

166

Register

Eurypontiden: 25 Anm. 3. 26. 33. 37. Eurysthenes: 27. 113 Anm. 72.

Gelon (von Syrakus): 70 Anm. 91. 102. Glaukos: 28. 97. Gorgo: 92. Grosse Rhetra: 17. 34ff. 55. 147f. Gymnetes: 49. 50 Anm. 152. 52. Gytheion: 43. 127. Handwerk: 17 Anm. 44. 72f. 137. Harmosten: 62f. 66. 134. Hegesistratos: 60 Anm. 36. 123 Anm. 33. Hellanodiken: 67. Hellenenbund: 57. 66. 102. 105. 107. 109.

111f. 138 Anm. 131. 149.

Heloten: 15. 50ff. 75. 100 Anm. 7. 108 Anm.

43. 123. 125. 127ff. 148. 150.

Herakliden: 27. 36. 49. 86; vgl. 38 Anm. 74.

121.

Heroenreliefs: 73. Hetairien: 46. Hetoimaridas: 38 Anm. 74. 121. Himmelsbeobachtung: 95. Hippagreten: 61. Hippeis: 57f. 61. 105. 116. 118. 128. 144

Anm. 176. Hippias (Sophist):

25 Anm. 6. 118 Anm. 17.

146 Anm. 183.

Hippias (Tyrann): 63. 76. 88 Anm. 21. 95. Homoioi: 13. 18. 31. 51. 72. 130. 135ff. 150. Hylleer: 41. 47. Hypomeiones: 51. 62 Anm. 44. 136 Anm.

118. Ionier: 64f. 68. 72. 108ff. 139 Anm. 142. Isagoras: 88f. Isegoria: 41. 138. Isonomia: 43f. 137. Ithome: 116. 126f. Kambyses: 88. 93 Anm. 42. 95. Kimon: 28. 123. 125f. 146 Anm. 184. Kleandridas: 132. 134. Kleine Rhetren: 42 Anm. 94. 129f. Kleombrotos: 106. Kleomenes I.: 11 Anm. 5. 26f. 57. 64. 67ff. 82. 85. 87ff. 99ff. 115 Anm. 1. 124. 149. Könige: passim. Kolonisation: 16. 27. 44. 70f. Komen: 29. 48. Korinth: 58. 65ff. 89. 116. 126f. Kosmos: 14. 25.

Kreta: 24f. Kritias: 118. Kroisos: 24. 26. 28. 56f. 64. 68. 85. Krypteia: 17 Anm. 44. 128. Kynouria: 58. 70 Anm. 88. Kypseliden: 58. Kyros: 65. 68. 118. Kythera: 58. 62f. 76f. 148.

Leobotes: 24. 36. Leon: 24. 56. Leonidas: 25. 50. 61. 71. 96. 99 Anm. 3. 105ff. 111. 113. 128. 139 Anm. 138. 143. Leotychidas: 25 Anm. 3. 28. 32. 60 Anm. 36. 80f. 94ff. 101. 108f. 111. 122. 129 Anm. 84. 133. 139 Anm. 142. 149. Lygdamis: 65. Lykinos: 142. Lykurg: 11. 20f. 24ff. 30. 33. 36. 38. 41 Anm. 88 u. 94. 42. 46 Anm. 129. 47. 69 Anm. 86. 74 Anm. 125. 78. 113. 118 Anm. 17. 125. 128. 144f. Maiandrios (von Samos): 70. 79. 82. 87. 145. Mantineia: 122. 127. 129. Mardonios: 116f. Maron: 73. 143. Megara: 58 Anm. 24. 89 Anm. 24. 126f. 132. Menelaion: 29 Anm. 30. 142 Anm. 157. Menelaos: 57. Messenien: 16f. 31f. 44. 46. 51. 100. 116.

126ff. 139. 147.

Minyer: 27. Mothakes: 129.

Nauarchen: 66. 68. 103f. 110. 112. 133. Naupaktos: 59 Anm. 28. 127. Nikolaos: 100. Nikomedes: 131.

Oben: 16. 45. 47f. 53. 135. Oinoë: 122 Anm. 132. 126. Oliganthropia: 129. 135. 151. oral tradition: 13. 21f. 24. 55. 86 Anm. 4. Orestes: 56. 61. Othryades: 57. 58 Anm. 19. 113. Paidonomos: 130. Pamphyler: 47. Pantites (Zitterer): 113. 118 Anm. 16. Parthenier: 15f. Pausanias (König): 19. 35. 97 Anm. 74. 133.

143 Anm. 167.

2. Quellenregister Pausanias (Regent): 26. 83. 96. 105. 107ff.

115. 117. 121ff. 134. 138f. 143f. 149f.

Peisistratiden: 66. 76. 88. Peloponnesischer Bund: passim. Periandros: 65. Perikleidas: 126 Anm. 52. Perikles: 127 Anm. 62. 132. 136 Anm. 120.

145f.

Periöken: 15. 51ff. 62f. 70 Anm. 88. 108 Anm. 43. 127f. 135ff. 148. 150. Philippos (von Kroton): 69. Phokis: 25 Anm. 9. 131f. Phratrien: 48. Phylen: 27. 45. 47f. 53. 135. 137. 150. Pitana: 16. 30 Anm. 31. 108. Plataiai: 87f. 110. 138. Pleistarchos: 105f. Pleistoanax: 131ff. 150. Polemarchen: 66. 68. 101f. 104. 109 Anm.

54. 112.

Polyandrie: 17 Anm. 44. 129. Polydoros: 34. 78 Anm. 28. Polykrates (von Samos): 65. 81. 140 Anm.

143. Presbytatoi: 47f. Prokles: 27. 113 Anm. 72. Proxenoi: 66. 86f. 146 Anm. 184. Pythier: 86f.

167

Solon: 36. 38. Sperthias: 100. Stesichoros: 57 Anm. 14. Sybaris: 70. Symbouloi: 132ff. 150. Syssitien: 14. 24f. 45f. 130 Anm. 87. Talthybiaden: 26. 62; vgl. 100. 116. Tamiai: 67. Tarent: 16.

Tegea: 56. 59f. 111. 116. 122. 127. 134. 141 Anm. 151. 148. Teisamenos: 56. Teisamenos (von Elis): 107 Anm. 42. 116f. η : 81. 106. 109. 119. 121f. 132f. 150. τέλ Theasides: 96. Theben: 108. Themistokles: 95 Anm. 57. 103f. 119f. 124.

146. Theopompos: 31. 34. 78. Thera(s): 27. Theseus: 30. 56. Thessalien: 95. 103. 111. 126. 149; vgl. 88. Thyreatis: 57f. 61. 148. Tiryns: 42 Anm. 95. 92. 126. Tolmides: 63. 127. Tresantes: 113f. Triphylien: 16 Anm. 43. 27. Tyndariden: 90. 94.

Reisen: 145 Anm. 179. Salamis: 89 Anm. 24. 104. Samos: 26. 28 Anm. 24. 65. 67. 82. 109. 133. Sikyon: 58. 92. Skias: 71. Skiriten: 135 Anm. 112.

Xanthippos: 109. Xenagoi: 123. 127. Xenelasia: 77. 145f. 151.

Xerxes: 76. 94. 104 Anm. 25. 110. 117. 139. 143.

2. QUELLENREGISTER Ail. v. h. 6, 6: 72 Anm. 115. Aischyl. Pers. 816f.: 113. Alk. fr. 101D: 46 Anm. 127. Alkm. fr. 1PMG (= 3C): 44f. – fr. 3PMG (= 26C): 44 Anm. 107. – fr. 3.3PMG (= 26C): 44 Anm. 104. – fr. 4.1PMG (= 57C): 44 Anm. 104. – fr. 4.5PMG (= 61C): 45 Anm. 115. – fr. 5.1PMG (= 79C): 35 Anm. 58. – fr. 5.2PMG (= 80C): 31f. 44 Anm. 104 u. 109. 45 Anm. 115 u. 117. – fr. 11PMG (= 24C): 45 Anm. 115. – fr. 16PMG (= 8C): 45. 48 Anm. 144. – fr. 17PMG (=

9C): 44 Anm. 110. 45. – fr. 19PMG (= 11C): 45 Anm. 119 u. 121. – fr. 20PMG (= 12C): 45 Anm. 144. – fr. 41PMG (= 143C): 32. – fr. 46PMG (= 114C): 44 Anm. 105. – fr. 56PMG (= 125C): 44 Anm. 111. 45 Anm. 119. – fr. 59PMG (= 149C): 44 Anm. 111. – fr. 64PMG (= 105C): 35. – fr. 85aPMG (= 123C): 44 Anm. 112. – fr. 89PMG (= 159C): 47 Anm. 132. 48 Anm. 144. – fr. 91PMG (= 136C): 44 Anm. 109. – fr. 95aPMG (= 131C): 45 Anm. 121. – fr. 98PMG (= 129

168

Register

C): 45 Anm. 121. – fr. 106PMG (= 87C): 47 Anm. 132. – fr. 134PMG (= 193C): 45 Anm. 119. – fr. 162.2aPMG (= 240C): 44 Anm. 108. – fr. 168PMG (= 267C): 44 Anm. 112.

58. 60 Anm. 35. – 69f.: 56f. 85. – 77: 64. – 82: 57. 77 Anm. 13. – 83: 64. – 153: 118. Hdt. 2, 80: 117. – 113: 27. – 167: 73. 117.

137. –171: 27.

Aristoph. Av. 1012f.: 145. Aristoph. Lys. 1138ff.: 125. Arist. Athen. pol. 23, 4: 110. 124 Anm. 42. –

Hdt. 3, 46: 81. 117 Anm. 13. – 47: 26. 28. 56. 65. – 48: 65. – 55: 20 Anm. 65. 48 Anm. 136. 65. 67. 136. – 142: 137 Anm. 125.

Arist. fr. 532R: 27 Anm. 21. – fr. 543R: 145

Hdt. 4, 77: 117 Anm. 13. – 81: 110 Anm. 56. – 145: 47 Anm. 131. – 145ff.: 27. –

30, 2: 67 Anm. 78.

Anm. 179. – fr. 592R: 59.

Arist. pol. 1270b: 38 Anm. 74. 83. 129. – 1271a: 68. 130 Anm. 87. – 1273a: 37. – 1278a: 72. – 1294b: 38. – 1301b: 125. – 1306b: 16. 35. 46. – 1307a: 124. – 1313a: 78 Anm. 24. Arist. rhet. 1398b: 78 Anm. 21. Athen. 4, 141E-F: 48. – 6, 271C-D: 50 Anm.

152. 52 Anm. 168. – 12, 536A-B: 110 Anm. 56. Cic. div. 1, 112: 57. Corn. Nep. Paus. 1ff.: 110. – 3ff.: 121. 123. Corn. Nep. Them. 4, 2: 103. – 7, 1ff.: 119.– 8, 2f.: 124. Dem. 20, 107: 38 Anm. 72. – 59, 97f.: 110.

Diod. 4, 23, 3: 69. Diod. 7, 12, 5f.: 33. Diod. 8, 7, 1ff.: 20. – 21: 50 Anm. 152. Diod. 10, 18, 6: 69. Diod. 11, 2, 5f.: 102. – 3, 3ff.: 102. – 4, 2: 52 Anm. 169. 103. – 4, 2f.: 104 Anm. 105. – 4, 4: 139 Anm. 138. – 4, 5: 52 Anm. 169. –5, 5: 139 Anm. 138. –7, 1: 139 Anm. 138. – 12, 4f.: 102f. – 16, 1ff.:

104 Anm. 25. 106. – 27, 3: 104. – 28: 107. – 29, 1: 138. – 29, 4: 107. – 32, 1f.: 108. – 33, 2: 113. – 33, 4: 108. – 34, 2f.: 109. – 37, 1ff.: 109. – 39f.: 119. – 44: 109f. 121. –45: 123. – 46, 5: 110. – 48, 2: 111 Anm. 64. – 50: 120. – 54, 1: 122. – 54f.: 122. – 63: 128 Anm. 70. 129. – 64f.: 126. – 78f.: 126. – 84, 6f.: 127. – 86, 1: 131. – 88, 1f.: 127 Anm. 62. Diod. 13, 106, 10: 132. Diod. 14, 13, 2ff.: 125 Anm. 47. Diog. Laert. 1, 13: 76 Anm. 9. – 1, 41: 77 Anm. 15. – 1, 68: 77. – 1, 71f.: 77 Anm. 17. 78 Anm. 21. – 1, 115: 56 Anm. 7. Eurip. Hiket. 406: 140. Hdt. 1, 3f.: 27. – 6: 56. – 56: 27. – 59: 76. – 65: 19. 24. 47. 55f. 78. 122. 146. – 66: 25f. 55f. – 67: 61. 86 Anm. 8. – 68, 6:

– 148: 82. 87. 92. 145.

148: 16 Anm. 43. – 149: 27. – 178: 70 Anm. 93. – 178ff.: 16 Anm. 43. Hdt. 5, 32: 110 Anm. 55. 117. 124. – 38: 92. – 39ff.: 79. – 42ff.: 69. – 46: 70. – 47: 69. – 49: 60 Anm. 35. 85. 92. 117. –

49ff.: 92. – 63: 25. 66f. 88. – 64f.: 88. – 70: 88. – 72: 57. 60 Anm. 36. 88. – 74f.: 89. – 75: 90. – 78: 85. 115. 140. – 90ff.: 63f. – 91: 85. – 97: 92. 115 Anm. 1. Hdt. 6, 48f.: 100. – 49f.: 94. – 50: 104 Anm. 27. – 52: 19. 27. – 55: 86 Anm. 4. – 56: 39. 61. 86. – 57: 19 Anm. 58. 29 Anm. 31. 37f. 86. – 58: 52f. 86. 136 Anm. 116. 143. – 59: 86 Anm. 5. – 60: 72. – 61ff.: 80. 94. – 65: 77. – 67: 69. – 70: 123 Anm. 33. – 72: 104 Anm. 27. 111. – 73: 95.– 74: 60 Anm. 36.95. – 75: 96. 100 Anm. 7. – 76: 92. – 81: 52. 100 Anm. 7. – 82: 93. 104 Anm. 27. – 84: 88. – 85f.: 97. – 86: 28. – 92: 58 Anm. 22. 92. – 94: 100. – 103: 28. – 105f.: 99. – 108: 87. – 120: 99. Hdt. 7, 3: 94. – 32: 101. – 101ff.: 94. – 102ff.: 117. –103f.: 136 Anm. 119. 139f. – 132: 102. – 133ff.: 100. – 134: 26. 62. 100. 117. – 135: 117. 139. – 137: 100. 116. – 145: 102. – 148ff.: 102. – 157ff.: 102. – 158: 68. 99. – 159: 57. – 169: 27. –173: 103. – 202: 61. – 202ff.: 105. – 204: 25. – 205: 105. – 206: 100. – 209: 87. 94. 117. – 220: 113 Anm. 78. – 226: 117 Anm. 13. – 227: 144. – 228: 105 Anm. 33. 113. 118. 143 Anm. 166.– 229: 52. 113 Anm. 70. – 229ff.: 113. – 232: 113 Anm. 70. – 234: 129. 136 Anm. 119. – 234f.: 94. – 235: 76. – 238: 143. – 239: 94. Hdt. 8, 2: 103. –3: 115. – 4f.: 103f. – 31: 27. – 42: 103. – 49: 104. – 56: 104. – 58ff.: 104. – 71: 106. – 74f.: 106. – 78ff.: 104. – 108: 104. – 124: 104. 119 Anm. 20. – 131: 25 Anm. 3. 32. – 131f.:

2. Quellenregister 109. –141: 107. Hdt. 9, 6ff.: 107. – 8: 81 Anm. 46. – 10: 52. 106ff. 129. – 10f.: 108 Anm. 43. – 12: 129. –26: 56. – 26f.: 27. – 28f.: 52. 108 Anm. 43. – 33: 107 Anm. 42. 116. – 35: 60 Anm. 35. 116. 122. – 37: 60 Anm. 35f. 123 Anm. 33. – 48: 117. – 53: 30 Anm. 31. 107. 135 Anm. 110. – 53ff.: 108. – 55: 107. – 64: 61. 116. 128. – 70: 113 Anm. 70. – 71: 113. 118 Anm. 16. –73:

27. – 76: 107. – 77: 122. – 79: 117. – 80: 52.– 81: 118.– 82: 117.– 85: 52. – 86ff.: 108. – 90ff.: 109. – 98: 139 Anm. 142. –106: 109. 133. –114: 109. Hes. Erg. 7: 40 Anm. 83. – 218: 40 Anm. 83. – 257ff.: 40 Anm. 83. Hes. Theog. 647: 39. – 901ff.: 35. ό χ ο ι: 135 ς: 50. – s. v. λ Hesych. s. v. δ μ ώ δ α α Anm. 110. Hom. Il. 15, 186: 137 Anm. 125. – 15, 209: 137 Anm. 125. – 16, 53: 137 Anm. 125. – 16, 386ff.: 40 Anm. 83. – 24, 500: 49 Anm. 149. IG V 1, 26: 16. 48. – 27: 48. – 403: 138 445: 138 Anm. 133. – Anm. 133. – 407– 567: 48. – 656f.: 138 Anm. 133. – 675: 48. – 688: 48. – 700: 139 Anm. 134. – 722: 43 Anm. 97. – 937: 63. – 1155: 43 Anm. 98. – 1562: 100 Anm. 6. Isokr. 4, 90: 52 Anm. 169. 105 Anm. 33. – 6, 99: 105 Anm. 33. 122. – 12, 153: 78 Anm. 25. – 12, 181: 53 Anm. 177. Iust. 3, 3, 2: 78 Anm. 25. – 3, 5, 6: 52 Anm. 168. –19, 1, 9: 99 Anm. 3. Klearch. fr. 39W: 25 Anm. 7. Meiggs-Lewis 2: 42 Anm. 95. – 8: 42 Anm. 95. – 22: 100 Anm. 6. Pap. Ryland 18: 76 Anm. 12. Paus. 1, 15, 1: 126. –27, 5: 77 Anm. 18. 127. Paus. 3, 3, 9: 79 Anm. 30. – 3, 9f.: 69. – 4, 9: 107. – 5, 2f.: 97. – 7, 7: 81 Anm. 41. – 10, 8: 57 Anm. 17. – 11, 2: 71 Anm. 97. – 11, 3: 141 Anm. 154. –11, 7: 122. – 11, 10: 78 Anm. 28. –11, 11: 71 Anm. 97. – 12, 6: 102. – 12, 7: 62. – 12, 9: 73f. 144. – 12, 10: 71 Anm. 96. – 14, 1: 74. 143f. – 15, 2: 74 Anm. 125. – 15, 2ff.: 143. – 16, 4: 70 Anm. 88. 74 Anm. 125. – 16,4f.: 69. – 16, 6: 74 Anm. 125. 144. – 17, 4: 145 Anm. 177. – 17, 7ff.: 124 Anm. 42. – 17, 9: 139. – 19, 6: 57. – 19, 9: 57. – 20, 6: 52 Anm. 172. Paus. 4, 4, 3ff.: 20. – 5, 10: 31. – 6, 1ff.: 20

169

Anm. 64. – 8, 3: 25 Anm. 8. – 8, 12: 25 Anm. 8. – 10, 1: 25 Anm. 8. – 11, 1: 52. – 15, 1f.: 31f. – 16, 6: 52. – 23, 4: 31. – 23, 6: 100. – 24, 4: 46 Anm. 126. – 24, 5f.: 124 Anm. 38. – 24, 6f.: 126f. Paus. 5, 24, 3: 100. 141 Anm. 154.

7, 1, 8: 56. 8, 8, 6: 122. –45, 2: 122. 9, 13, 10: 133. 10, 10, 4: 126. – 24, 1: 76 Anm. 9. – 38, 10: 127. Philod. De mus. p. 18 (Kemke): 57 Anm. 14. Pind. fr. 166: 122. Pind. Isthm. 7, 12ff.: 27 Anm. 21. Pind. Pyth. 1, 61ff.: 135. – 5, 72ff.: 27 Anm. 23. – 11, 15ff.: 57 Anm. 14. Plat. epist. 8, 354b: 78 Anm. 25. Paus. Paus. Paus. Paus.

Plat. Hipp. mai. 285b-e: 146 Anm. 183. Plat. nom.633b-c: 128. – 691d-692a: 78 Anm. 24. – 698d-e: 96. 100. Plat. Prot. 342c: 146. – 343a: 76 Anm. 9. Plin. nat. 2, 191: 57. Plut. Ages. 8, 1: 72 Anm. 113. – 26, 4f.: 72. – 29: 146 Anm. 184. Plut. Agis 9: 145. – 11: 95. – 11, 2: 145

Anm. 179.

2: 113 Anm. 74. – 9: 104. – 10: 107. – 17: 130. – 19: 113 Anm. 70. 128 Anm. 71. – 19ff.: 138. – 23: 110. 112 Anm. 67. Plut. Kim. 6: 110. 123. – 10: 126 Anm. 55. 146 Anm. 184. – 15f.: 126 Anm. 55. – 16: 128 Anm. 70. –16f.: 125. Plut. Arist.

Plut. Kleom. 10: 78. Plut. Lyk. 1, 8: 26. – 6: 20 Anm. 61. – 6, 2:

34ff. – 6, 4: 39 Anm. 75. – 6, 8: 34. 40. – 6, 10: 33. – 7: 38. – 7, 1: 78. – 9: 42 Anm. 94. – 12: 45 Anm. 121. – 12, 2: 46 Anm. 125. – 13: 35. 41 Anm94. 42. 129. – 15: 129. – 16: 130 Anm. 87. – 16, 1: 47. – 16ff.: 130. – 21, 5: 32. – 23: 25 Anm. 6. 118 Anm. 17. – 24, 2: 72. – 26: 38. – 27: 144. 146. – 27, 7: 145. – 28: 128. – 29: 20. 42. – 31, 9: 46 Anm. 129. Plut. Lys. 1: 28 Anm. 24. – 17: 42 Anm. 94. 146 Anm. 188. – 23, 7: 72 Anm. 113. – 24: 125 Anm. 47. – 30: 124 Anm. 47. Plut. mor. 194B: 31. – 210E: 130 Anm. 84. – 214A: 72. – 224A-B: 82 Anm. 47. – 225E: 106. – 227B: 42. – 235B: 130. – 236C: 66 Anm. 66. – 238D-E: 130. 144f. – 245E: 93 Anm. 43. – 644B: 72 Anm. 113. – 859C-D: 28 Anm. 24. 29 Anm. 28.

170

Register

55 Anm. 3. 58. 66 Anm. 63. – 866C: 106. – 1116F: 19 Anm. 58. Plut. Nik. 6: 77 Anm. 18. – 28, 3: 132. Plut. Per. 9, 29: 126 Anm. 55. – 17: 131 Anm. 94. –21ff.: 132. Plut. Sol. 10: 89 Anm. 24. Plut. Them. 7: 103 Anm. 23. – 11f.: 104 Anm. 25. – 16: 104. – 17: 104. 119 Anm. 20. – 19: 119. – 20, 3f.: 119 Anm. 20. –23: 124. Pollux 6, 34: 72 Anm. 113. Polyaen 1, 41, 1: 123. – 2, 1, 7: 72 Anm. 115.

– 2, 10, 3: 134. Ps.-Xen. Athen. pol.: 1, 8: 140. – 1, 11: 118 Anm. 17. Schol. Aischin. 2, 77: 66 Anm. 63. Schol. Aristoph. Ach. 1074: 135 Anm. 110. – Av. 1013: 145 Anm. 181. – Lys. 453: 135 Anm. 110. Schol. Eurip. Hipp. 264: 77 Anm. 15. Schol. Pind. Ol. 6, 154: 62. Schol. Thuk. 1, 67: 39. – 4, 8: 135 Anm. 110. SEG XI, 475a: 43 Anm. 97. – XI, 1180a: 63 Anm. 50. – XI, 1203a: 63 Anm. 50. 100 Anm. 6f. – XIV, 330: 122 Anm. 30. – XXVI, 461: 59. 127 Anm. 64. – XXX, 380: 42 Anm. 95. 18W2: 113 Anm. 76. – fr. Simonid. fr. 10– 92D: 113. 118. – fr. 122D: 141 Anm. 151. – fr. 628PMG: 26. St. Byz. s. v. Ἀ : 93 Anm. 42. α ά ν θ ν Stesich. fr. 216PMG: 57 Anm. 14. Strab. 6, 3, 2f.: 16. – 8, 3, 2: 122. – 8, 3, 30: 56 Anm. 6. – 8, 5, 4: 52 Anm. 172. – 8, 5, 5: 19. 35. 113 Anm. 72. 125. – 8, 6, 19: 127. – 10, 4, 18: 45 Anm. 121. 78 Anm.

25.

ι: 132. ο ρ ο Suid. s. v. δ ν , ἔφ έ ἰςτὸδέο ο , ε ν Terp. fr. 6B: 32. Thuk. 1, 1: 21. 55. – 6: 116. 130. – 10: 29.

48 Anm. 137. – 12: 29. – 18: 29. 60. 102. 116. – 20: 29 Anm. 31. – 23: 116. – 67, 2: 140. – 68f.: 116. – 77: 112. – 84: 116. 139 Anm. 139. – 86, 2: 136 Anm. 120. – 87, 2: 40 Anm. 81. – 88f.: 116. – 94: 109. – 95: 111f. 116. 134. – 96: 67 Anm. 78. – 97f.: 140 Anm. 148. – 101: 125. 127. – 102f.: 126. – 105, 1ff.: 126f. – 107f.: 116. 131. – 108, 5f.: 127. – 109: 126. – 109ff.: 131. – 112: 132. – 114: 116. – 114f.: 133. –118: 116. 134. – 128: 110. 123f. – 128ff.: 116. – 130: 110 Anm. 55. 117. – 131: 110. 123. –

132: 107. 124. – 134: 123. – 135: 124. – 137f.: 95. –139: 140. –141: 64 Anm. 53. 65. 117. – 144: 140. 145. – 152f.: 65. Thuk. 2, 2: 29 Anm. 27. – 8: 141. – 13, 1: 146. – 15: 30. – 21: 132. – 25, 2: 63 Anm. 48. – 27: 58 Anm. 20. – 36ff.: 117. – 37: 138 Anm. 129. 140. – 39: 145. – 40: 138 Anm. 129. 140. – 45, 1: 136 Anm. 120. – 67: 116. – 71: 138. – 75, 3: 123. – 85: 133 Anm. 101. – 89, 2: 136 Anm. 120. Thuk. 3, 55: 87. – 68: 87. – 69: 133 Anm. 101. – 76: 133 Anm. 101. – 100: 133 Anm. 101. Thuk. 4, 8, 1: 136 Anm. 116. – 22: 117 Anm. 13. – 38, 5: 136 Anm. 116. – 53, 2f.: 63. – 53ff.: 77 Anm. 13 u. 18. – 56: 58 Anm. 20. – 80, 3f.: 128 Anm. 76. – 84: 117 Anm. 13. – 85ff.: 141. – 108: 141. – 119: 126 Anm. 52. – 126, 5: 136 Anm. 120. –132: 133 Anm. 101. Thuk. 5, 9: 141. – 14: 77 Anm. 18. – 15, 1: 136 Anm. 116. – 16: 133. – 19: 122 Anm. 31. – 25: 122 Anm. 31. – 41: 58 Anm. 20. – 51, 2: 63 Anm.48. – 60: 133. – 63: 93. 133. – 64: 129. – 67f.: 129.– 77: 59. – 79: 59. Thuk. 6, 59: 95. Thuk. 7, 69: 140. Thuk. 8, 5, 1f.: 63 Anm. 48. – 24: 116. – 39: 133 Anm. 101. – 46: 141. – 58: 122 Anm. 30. –64: 141. – 97, 2: 118. 4G-P (= 4D): 31. – fr. 5G-P: 50f. Tyrt. fr. 2– – fr. 6G-P: 48ff. – fr. 8G-P: 48f. 52. – fr. 9G-P: 48f. – fr. 10aG-P (= 1D): 47 Anm. 131. – fr. 14G-P (= 3aD): 33. 36ff. Xen. Ages. 1, 18: 67 Anm. 74. Xen. Hell. 2, 4, 36: 132. – 3, 1, 27: 67 Anm. 74. – 3, 3, 3: 134 Anm. 107. – 3, 3, 4: 80 Anm. 35. – 3, 5, 23: 133. – 5, 3, 10: 90. – 7, 4, 20ff.: 50 Anm. 157. Xen. Lak. pol. 2, 2: 130. – 2, 9: 130. – 3, 3: 130. – 4, 3: 61 Anm. 39. 62 Anm. 45. – 4, 6: 62 Anm. 45. 130. – 7, 6: 42 Anm. 94. 146 Anm. 188. – 8, 1f.: 41 Anm. 88. 69. – 8, 3: 78 Anm. 25. – 8, 4: 83. – 10, 1ff.: 38 Anm. 72. – 10, 7: 136. – 13, 1ff.: 87 Anm. 14. 132 Anm. 99. 136. – 13, 7: 72 Anm. 114. 132 Anm. 99. 136. – 13, 11: 67. – 14,4: 69 Anm. 86. 145. – 15, 3: 53 Anm. 175. – 15, 4: 132 Anm. 99. – 15, 9: 73. Xen. mem. 1, 2, 61: 146 Anm. 184. Xen. oik. 4, 2f.: 72.

Herausgegeben

HISTORIA-EINZELSCHRIFTEN

vonHeinz Heinen, François Paschoud, Kurt Raaflaub, Hildegard Temporini und Gerold Walser

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FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART

Franz Steiner Verlag Stuttgart