Kudrun und Dietrich-Epen in Auswahl: Mit Wörterbuch 9783111378596, 9783111020211


189 45 11MB

German Pages 173 [192] Year 1957

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung zur ,Kudrun'
Literatur
Kudrun
Einleitung zu den Dietrich-Epen
Dietrich-Epen
Wörterverzeichnis
Front matter 2
Geisteswissenschaften
Naturwissenschaften
SAMMLUNG GÖSCHEN/ BANDNUMMERNFOLGE
AUTORENREGISTER
Recommend Papers

Kudrun und Dietrich-Epen in Auswahl: Mit Wörterbuch
 9783111378596, 9783111020211

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

SAMMLUNG GÖSCHEN

B A N D 10

KUDRUN UND

DIETRICH-EPEN in Auswahl mit Wörterbuch von P R O F . D R . O T T O L. J I R I C Z E K

Sechste Auflage bearbeitet von DR. R O S W I T H A

WISNIEWSKI

WALTER D E G R U Y T E R & CO. vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J. T r ü b n e r • Veit & Comp.

B E R L I N 195 7

Alle Rechte, einschließlich der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, v o n der Verlagshandlung vorbehalten

©

Copyright 1957 by Walter de Gruyter & Co., Berlin W 33, Genthiner Straße 13

Archiv-Nr. 1 1 0 0 1 0 Druck: Thormann & Goetsch, Berlin-Neukölln Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis E i n l e i t u n g zur K u d r u n Kudrun E i n l e i t u n g zu den D i e t r i c h - E p e n

Seite

5 9 69

Dietrich-Epen: Ecke Alpharts Tod Rabenschlacht: I. Der Tod der jungen Könige II. Dietrich und Witege Wörterverzeichnis

75 104 126 136 156

Vorwort Die vorliegende Auswahl aus der ,Kudrun' und aus einigen Dietrichepen wurde von Otto L. Jiriczek eingerichtet in dem Bestreben, „unter starker Zusammenziehung der oft sehr breiten Darstellung möglichst geschlossene Auszüge ohne prosaische Zwischensätze herzustellen" (5. Aufl. S. 66). Diese geschickte Anordnung des Textes ist auch in der vorliegenden 6. Auflage im wesentlichen beibehalten worden. An mehreren Stellen wurden allerdings Eingriffe des Herausgebers in den Text beseitigt und die überlieferte Lesart eingesetzt (besonders bei Strophenzusammenziehungen) gemäß den heute herrschenden Prinzipien über die Herausgabe mittelalterlicher Texte. Die Änderungen am K u d r u n t e x t stimmen meist mit den von B. Boesch, dem Bearbeiter der 3. Aufl. von Symons' Ausgabe, vorgenommenen überein. Der Text der ,Kudrun' ist u m einen Abschnitt vermehrt worden, da der Schluß des Gedichtes für das Verständnis und die Interpretation des gesamten Werkes wichtig ist. Die Einleitungen zu den einzelnen Werken mußten dem heutigen Stand der Forschung angepaßt und daher völlig neu gestaltet werden. Roswitha Wisniewski

Einleitung zur ,Kudrun' Das Epos von Kudrun, der Königstochter, die aus dem väterlichen Hause entführt, im fernen Lande große Leiden und Demütigungen ertragen muß, bis sie nach vielen Jahren von den Ihrigen befreit wird, gehört neben dem alles überragenden Nibelungenlied zu den schönsten und eindrucksvollsten Schöpfungen mittelalterlicher Heldenepik. Die Ursprünge der Säge liegen im germanischen Norden, und es ist sicher, daß der Stoff zuerst in einem — wahrscheinlich wikingischen — Liede dichterisch geformt wurde. Eine erste genaue Kunde davon gibt uns der Isländer Snorri Stürluson (1179—1241), der nach alten Liedern in seiner Prosaedda die folgende Geschichte erzählt: Hild, die Tochter des Königs Högni (nordische Form f ü r Hagen) wird von einem König Hedin als Gefangene über das Meer entführt, während Högni zu einer Königsversammlung geritten ist. Högni verfolgt den Entführer. Auf den Orkneys entbrennt der Kampf, der nie enden wird, weil Hild in jeder N a c h t durch Zauberkunst die Toten wieder erweckt, die tags zuvor gefallen sind. Der merkwürdige Schluß dieser Erzählung ist spätere nordische Umformung. Aus einem anderen wichtigen Zeugnis f ü r die ältere Sagenstufe (Lamprechts Alexander, 12. Jhd., V. 1321ff.) können wir ersehen, daß der Ausgang ursprünglich tragisch war: Hetel erschlug Hildes Vater Hagen. — In der ältesten Formung der Sage wird also nicht Kudrun, die Heldin des vorliegenden Epos, sondern ihre Mutter Hilde während der Abwesenheit de3 Vater3 räuberisch entführt, und um Hilde entbrennt der Kampf zwischen Entführern und Verfolgern auf einer Insel — in unserem Epos der Kampf auf dem Wülpensand odeif Wülpenwert. Von K u d r u n weiß dieses Lied nichts. E s muß dann eine Ausweitung des Stoffes erfolgt sein: K u d r u n übernahm die Rolle ihrer Mutter und wurde zugleich die Hauptgestalt der Erzählung, während die Hildegeschichte gleichsam als Hinführung auf den Kudrunteil das Thema von Brautraub, Verfolgung über das Meer, Kampf auf einer Insel und schließlicher Versöhnung schon einmal anschlägt. Man vermutet, daß diese Ausweitung der Sage, durch die die Zweiteiligkeit de3 Aufbaues hervorgerufen wurde, in einem vor-

6

Einleitung zur Kudrun.

höfischen Epos des 12. Jahrhunderts geschah. I n dieser Zeit waren Werbungs- und Entführungsgeschichten sehr beliebt. Die Wiederholung eines schon einmal erzählten Vorganges in etwas veränderter Form ist ein typisches Merkmal dieser Erzählgattung. Ein solches vorhöfisches Epos mag dem Dichter der uns überlieferten ,Kudrun' vorgelegen haben, der das Werk vermutlich um 1230/40 im bairisch-österreichischen R a u m schuf. Als Vorbild diente ihm dabei das Nibelungenlied, was aus der Gestaltung ganzer Szenen — vor allem der Feste, Einladungen, Kämpfe — sowie aus der äußeren Form (s. u.) und auch aus einer auffallenden Ähnlichkeit des Sprachstils hervorgeht. Seine dichterische Leistung aber reicht nicht an die des Nibelungendichters heran. Wir vermissen die großen, einprägsamen Worte und die letzte Zuformung der Szenen. Gewiß, es fehlt nicht an sehr anschaulichen Episoden und Bildern (z. B. Horands Gesang vor Hilde, Prophezeiung des Schwans, die Wäscherinnen am Meer), doch verschenkt der Dichter zugunsten einer gewissen breiten Pedanterie der Darstellung den mitreißenden Schwung. Am Nibelungenlied bewundern wir, mit welcher Selbstverständlichkeit ein Mann des 12./13. Jahrhunderts die versunkene germanisch-heroische Welt der Völkerwanderungszeit — durchformt von dem höfisch-ritterlichen Geist der eigenen Zeit — zu neuem Leben erweckt. Das war möglich, weil die Fabel vom Burgundenuntergang die alte heroische Prägung bis in jene Zeit hinein erhalten hatte. Nach dem Gesetz heroischer Dichtung muß auch in der ursprünglichen Kudrun- bzw. Hildesage der Schluß den tragischen Untergang — wahrscheinlich — aller Beteiligten berichtet haben. Später wurde dann der versöhnliche Schluß erfunden — upd damit brach man der heroischen Handlung die Spitze ab. So ist es zu erklären, d a ß im Kudrunepos der Schauplatz, die Gestalten, ja auch der Handlungsverlauf germanisch-heroisch sind oder zumindest Züge heroischer Gestaltung zeigen, daß aber die Grundidee der Dichtung, das Ziel, auf das alles hindrängt, nicht mehr heroisch ist. Der Kudrundichter läßt sein Epos nicht nur — wie vermutlich schon seine Vorlage — versöhnlich ausklingen, sondern er stellt darüber hinaus das Bemühen Kudruns gegen die rächende Vergeltung, f ü r die Verzeihung dar. Dieser Schluß ist aus dem Geist und Lebensgefühl einer christlichen Zeit gestaltet.

Einleitung zur Kudrun.

7

Wie das Nibelungenlied ist auch die Kudrun in Abschnitte (=äventiuren) unterteilt und in Strophen abgefaßt. Die Kudrunstrophe ist aus der Nibelungenstrophe entwickelt. Sie besteht wie diese aus vier Langzeilen, die durch eine Zäsur in •je zwei Halbzeilen geteilt werden. Besonders charakteristisch f ü r die Kudrunstrophe ist die Sechstaktigkeit der letzten Halbzeile und die klingende Kadenz im Abvers der 3. Zeile, wodurch sie sich deutlich von der Nibelungenstrophe unterscheidet. Regelmäßiger Bau der Kudrunstrophe: Anvers Abvers Reim 4 hebig klingend 4 hebig stumpf a 4 hebig klingend 4 hebig stumpf a 4 hebig klingend 4 hebig klingend b 4 hebig klingend 6 hebig klingend b Es finden sich daneben aber auch reine Nibelungenstrophen. Die Kudrun ist uns nur in e i n e r Handschrift überliefert: in der großen Ambraser Sammelhandschrift, die Kaiser Maximilian, der „letzte Ritter", von dem Zollschreiber Johannes Ried aus Bozen in den Jahren 1502—1515 herstellen ließ. Die Herausgeber der .Kudrun' haben versucht, die Sprache der relativ späten Handschrift in das klassische Mittelhochdeutsch des Originals (1230—40) umzusetzen. Die vorliegende Auswahl beruhte ursprünglich auf Müllenhaffs Ausgabe (1845). Dieser hatte — der literarischen Kritik jener Zeit entsprechend — den Versuch unternommen, aus dem ganzen Epos den echten, alten „Liederkern" herauszukristallisieren. Glaubte man doch damals, daß die sogenannten Volksepen aus verschiedenen kurzen, jeweils eine Szene der Sage behandelnden Liedern zusammengesetzt seien, die ein Sammler durch Überleitungen zu einem Epos vereinte. Jiriczek übernahm Müllenhoffs Auswahl nicht etwa in dem Glauben, den alten Kern der Dichtung vor sich zu haben, sondern weil sie „die wesentlichsten Züge der Handlung des Epos" (5. Aufl. S. 7) bietet.

(in der N.-Str. ist dte 6. Halbzeile S-hebig stumpf, die 8. 4-hebig stumpf)

8

Literatur A u s g a b e n : F . H. v. d. H a g e n und A. P r i r a i s s e r , in: Deutsche Gedichte des Mittelalters Bd. 2, Berlin 1820 (Handschriftenabdruck d. Kudrun). - K . M ü l l e n h o f f , Kiel 1845 (nur die „ e c h t e n " Teile). - K . B a r t s c h , 4. Aufl. Leipzig 1880. (in: Deutsche Klassiker des Mittelalters. Mit Wort und Sach- erklärungen. Bd. 2). — E . M a r t i n , 2. Aufl. Halle 1902 (kritische, kommentierte Ausgabe); Textabdruck (mit Lesarten, aber ohne Kommentar) 2. Aufl., besorgt von Edw. S c h r ö d e r , Halle 1911. — B . S y m o n s , 3. Aufl. von Bruno B o e s c h 1 , Tübingen 1954 (Altdeutsche Textbibliothek. 5). — E . S i e v e r s , Der Nibelunge Not. Kudrun. Leipzig 1920 u. ö. (Bearbeitung des Textes nach den metrisch-melodischen Theorien des Herausgebers). G e s a m t d a r s t e l l u n g e n : H. S c h n e i d e r , Germanische Heldensage. Tl. 1. Berlin 1928. — H. S c h n e i d e r , Deutsche Heldensage. Berlin u. Leipzig 193Q. (Sammlung Göschen, Bd. 32). — G. E h r i s m a n n , Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters. 2. Teil (Schlußband). — J . S c h w i e t e r i n g , Die deutsche Literatur des Mittelalters. Potsdam o. J . (Handb. d. Literaturwissensch.). — H. S c h n e i d e r , Heldendichtung, GeistlichendichtuDg, Ritterdichtung. Heidelberg 1943. — H. de B o o r , Die höfische Literatur. Vorbereitung, Blüte, Ausklang. (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd. 2.) München 1953. — F . N e u m a n n , Artikel ,Kudrun* i n : Deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. 2 u. 5. E i n z e l u n t e r s u c h u n g e n : F . P a n z e r , Hilde-Gudrun, Halle 1901. — I . S c h r ö b l e r , Wikingische und spielmännische Elemente im zweiten Teil des Gudrunliedes. Diss. Leipzig 1934. (Rheinische Beiträge und Hülfsbücher zur germanischen Philologie und Volkskunde. 20.) — Th. F r i n g s , Die Entstehung der deutschen Spielmannsepen. Ztschr. f. dt. Geisteswissenschaft 2 (1939), S. 3 0 6 - 3 2 1 . — O. G r ü t e r s , Kudrun, Südeli und Jasmin. German. Roman. Monatsschrift 28 (1940), 5. 259 — 269. — W. J u n g a n d r e a s , Die Gudrunsage in den Ober- und Niederlanden. Eine Vorgeschichte des Epos. Göttingen 1948. — M. W e e g e , Das Kudrunepos, eine Dichtung des Hochmittelalters. Phil. Diss. Mainz 1953. - A. B e c k , Die Rache als Motiv und Problem In der,Kudrun'. German. Roman. Monatsschrift 37 (1956), S. 305-338.

K

u d r u

n.

9

V o r g e s c h i c h t e : Hagen, der junge Sohn König Sigebands von Irland, wird während eines Festes von eipem Greifen entführt, der den Knaben seinen Jungen zum Fräße vorwerfen will. Hagen kann sich retten. I n einer Höhle, in der Nähe des Horstes, trifft er drei Jungfrauen, die wie er den Greifen entronnen sind. Sie gewähren ihm Zuflucht. Als er herangewachsen ist, verschafft er sich Waffen und tötet die Greifen. Ein vorüberfahrendes Schiff nimmt die vier Unglücklichen auf und bringt sie nach Irland. Hagen vermählt sich mit Hilde, einer der drei Königstöchter. Als ihm eine Tochter geboren wird, gibt er ihr den Namen der Mütter.

I. Hilde. 1. Wie Hetel um Hilde

werben beschloß.

Ein helt der was erwahsen in Tenelant. 204 ze Stürmen in einer marke, d a ; ist wol erkant, da sä?en sine mägo, die zugen in nach eren. im diente onch Ortlant. ja was er vil gewaltio unde höre.

1

2

Hetele der riche ze Hegelingen sa? nähen bi Ortlande, ich wil iu sagen da?: dar inne hete er bürge wol ahtzic oder mere.

207

die der pflegen solten, die dienten im tegellch mit großer ere.

Do rieten im die besten, er solte minne pflegen, 210 diu im ze m&?e kceme. dö sprach der junge degen 'ich enwei? deheine, diu zen Hegelingen mit Sren weere vrouwe, noch die man mir ze hüse möhte bringen.' 4 D6 sprach von Niflande Mßrunc der junge man 211 'ich wei? eine vrouwen, als ich vernomen hän, da? deheiniu lebet so schceniu ninder üf der erde, wir sulen ahten gerne, da? si iu ze einer triutinne werde.'

3

5

E r vrägte, wer si wsere er sprach 'si heilet Hilde

oder wie^si si genant. und ist üz, Irlant. nt.

212

ir vater heilet Hagene und ist küneges künne. ktunt si her ze lande, so hast dft immer vreude unde wünne.' 6 Do hie? er boten riten hin ze Tenelant, 21t da man Horanden sinen neven vant. er enböt dem recken,, da? er in sehen solte inner tagen sibenen, ob er im deheinen dienest leisten wolte.

Kudrun.

10

7 An dem gibenden morgen kom er in da; lant. >19 er und eine gesellen truogen guot gewant. der kiinic hin engegene gie den recken guoten. dö sach er bi dem recken von Tenemarke den ktlenen Fruoten. 8 Hetele Höranden biten dö began 225 'ist dir d a ; maere künde, du solt mich wiegen län, wie stet e ; umb vroun Hilden, die jungen küniginne? der wolte ich roinen dienest utide mlne boteschaft heilen bringen.' 228 9 'Da? mac aich niht gevüegen', sprach Hürant, 'ze boten ritet nieman in d a ; Hagenen lant. des wil ich mich selbe nimmer vergähen. swer umbe Hilden wirbet den hei;et man da slahen oder hähen.' 10 Do sprach der degen Fruote 'wolte "Wate sin 280 gegen Irlande nu der böte din,

so möhte uns wol gelingen und braehten dir die vrouwen, oder uns wurden wunden üf d a ; herze al durch den lip gehouwen/ 11 Hetele der berre sprach 'da wil ich hin 231 senden zuo den Stürmen. &n angest ich des bin, Wate rite gerne swar ich im gebiute. hei;et mir von Friesen komen irolden und sine liute.' 12

Die boten riten gähes

ze Stürmen in da$ lant, nt,

da man Waten den küenen bi sinen beiden vant. man sagete im von dem künege, d a ; er im komen solte. Waten hete wunder, wa; sin der künec von Hegelingen wolte.

13 Er kom ze Hegelingen, dö der degen reit hin ze Campatille, da^ was niht ze leit Hetelen dem degene. er begunde zuo im gähen. er dähte wie er Waten sinen alten vriunt solte enpfähen.

233

235

14 Dö sprach der junge recke 'ich hän nach dir gesant. 23* boten ich bedörfte in des wilden Hagenen lant.

L Hüde.

11

nn enwei? ich nieman, der mir dar be??er wsere, danne ir, Wate, lieber vriunt. ir sit zer boteschaft vil redebaere.' 15 "Wate sprach mit zorne 'swer dir da? hat geseit, 242 obe ich hiute stürbe, da; wsere im niht ze leit. ja h&t dich ander nieman gerei?et des gedingen, wan Fruote von Tenemarke,

deich dir die schoenen Hilden

milge bringen.' 16 Wate der yil küene, do er Höranden sach 245 unde ouch Fruoten, wie schiere er do sprach 'got lone iu helden beiden, d a ; ir der minen ere und miner hovereise under wilen muotet also sere, 17 I r sit es vil gencete, d a ; ich böte bin. nü müe?et ir ouch beide mit samet mir da hin. so sul wir dem künege dienen wol nach sinen hulden. der mms gemaches väret, der sol dieselben triuwe mit

248

mir dulden.' 18 'Wir suln' sprach her Fruote 'siben hundert man 248 die reise mit uns vüeren. hör Hagene nieman gan deheiner voller ere. er ist nie so verme??en, ob er uns wsenet twingen, so muo? er siner h6chvart gar vergeben. 19 Wir suln vüeren veile wäfen unde wät. 262 sit e ; urab Hagenen tohter so angestlichen stät, da? si nieman mac erwerben, er enmiie?e umb si striten: nü kiese Wate Belbe, weihe er mite welle heilen riten.' 20 D6 sprach Wate der alte 'ich kan niht koufes pflegen. 253 min habe ist vil selten müe?ic her gelegen, ich teiltes ie mit helden: da? ist noch min gedinge. ich bin niht so geviiege, da? ich kleinät schoenen vrouwen bringe. 21 Her kiinic, hei?et gähen. decken man uns sol 256 unser schif mit dillen. ja muo? e? unden vol wesen guoter recken, die uns helfen striten, ob uns der wilde Hagene niht mit gemache welle lä?en riten.

12

Kudrun.

22 Dar zuo soi man würken guoter kocken drî, 257 die ros unde spîse uns nähen tragen bî, daç uns in einem jâre des si unzerunnen. wir suln sagen Hagenen, daç wir kûme ûç Stürmen sîn entrunnen. 23 Gedillet und getrâmet diu schif man dô vant 269 gên wetere und gên strîte. schiere wart gesant nach den, die varn solten nâch der schœnen vrouwen. dar zuo bat man nieman, wan den der künec wol mohte getrouwen. 2. Die Auknnft der Boten in Irland. 289 1 D ô die von Hegelingen wären hin bekomen zuo der Hagenen bürge, dô wart ir War genomen. die liute wundert alle, von welher künege lande si die ünde trüegen. si wären wol gezieret mit gewande. 2

Her Wate hiez gedinges des landes herren biten. 895 man mohte dô wol kiesen an sînen hêren siten, den sin gewalt gereichte, da? er dâ grimme wsere. Hagenen dem künege brâhte man die geste mit dem. msere. 3 E r sprach 'min geleite unde mînen vride »6 den wil ich in enbieten. er büe?et mit der wide, der an iht beswaeret die unkunden herren. des sîn âne sorge: in soi in minem lande niht gewerren.' 4

Dem künege si dô gäben wol tûsent marke wert 297 an riehen kleinâten. er hete niht gegert gên einem pfenninge, wan da? si liefen schouwen wa? si dâ veile hœten, da? wol gezam rittern unde vrouwen. 5 Zuo dem stade si brâhten da? kreftige guot. 82t die dâ verborgen lägen, die heten ofte muot, da? si in herten stürmen gerner wolten striten, danne si gelückes nach der seheenen Hilden solten biteu. 6

Fruote hie? ûï swingen sîner krâme dach. von sô rîeliem koufe da? wunder nie geschaoh

824

I. Hilde.

13

al umbe in den landen, da? ie burgaere gaeben guot so ringe: si möhten eines tages werden lau e. 7

D e r künic ze allen stunden bot vil michel guot. 351 die ü? erweiten recken die wären so gemuot, d a ; si von nieman gerten nemen ze einer marke, her Hagene der was riebe; ein teil in muote ir übermüete starke. 3. Wates Feclitprobe. 1 Nach site in irlande vil ofte man began 354 maneger hande vreude. da von Wate gewan den künic ze einem vriunde. Horant von Tenerie'ie durch der vrouwen liebe vant man vil ofte gemelichen.

2

Des küneges ingesinde ze hove Schilde truoc, 356 kiule und buckelaere. geschirmet wart da genuoc, gevohten mit den swerten, mit gabilöte g e s c h o b e n vil uf guote Schilde. die jungen helde wären unverdrossen. 367 3 D e r vürste Hagene vrägte Waten und sine man, obe in in ir lande waere ibt kunt getan schirmen alsö starke, alsam in I n 'i che die sinen helde pflaegen. des ersmielte W a t e versmächliche. 4 D o sprach der helt von Stürmen 'ich gesach e? nie. 353 der aber mich e ; lerte, dar umbe waere ich hie bevollen ze einem järe, da? ich e? rehte künde. swer des meister waere, miner miete ich im gerne gunde.' 5

D 6 sprach der \yilde Hagene 'gebt mir dag swert enhant. 362 ich wil kurzwilen mit dem von Sturmlant, ob ich in müge leren der minen siege viere, d a ; mirs der recke danke.' da? lobete do der alte W a t e schiere. 6 D e r gast sprach zem kiinege 'ich sol vride din 363 haben, vürste Hagene, da? du" iht värest min. slüegest d& mir wunden, des schämte ich mich vor vrouwen.' Wate künde sohirmen, da? es in der werlde niemen mohie trouwen.

14 7

Kudrnn.

D i e liute sähen; gerne durch ir beider kraft. 395 der kÜBec vil schiere erkante die Waten meisterschaft. ein teil begunde er zürnen, waere? im niht ân ère. man sach ir sterke, doch hete ir Wate dâ bezeiget mère.

8 Wate sprach zem künege 'lâç âne vride unser beider schirmen, ich hân der siege gelernet nü wol viere, ich wil dira gerne er lônte im dît sô höhe sam einem wilden

sîn 346 dîn danken.' Sahsen oder Franken. 9 D o sprach aber Hageue 'und hsete ich d a ; erkant, 870 sô waer d a ; schirmwâfen niht komen in mine hant. ich ensach nie junger lernen alsô swinde.' der rede wart gelachet von maneger edeler muoter kinde. 10 D o erloubte er den gesten, swâ mite si die zit STl hin getrîben möhten. des Voigten ime sît die von Ortlande, dô si begunde verdrießen, dô würfen ai die steine und begunden mit den scheften schieben. 4. Horands Gesang. 1

D a ; kom an einen àbent d a ; in sô gelane, d a ; von Teuemarke der küene degen sanc mit sô hêrlîcher stimme, d a ; e ; wol gevallen muose allen den liuten. dâ von gesweic der vogellîne schallen. 2 Diu tier in dem walde ir weide lie;en stên. die würme, die da Sölten in dem grase gen, die' vische, die da solten in dem wäge vlie;en, die lie;en ir geverte. j& künde er siner vuoge wol genie;en.

87î

3

m

D ô bat in ir gewinnen d a ; schoene magedîn, d a ; e ; âne ir vater w i ; ; e n vil tougen solte sin, noch daç ir muoter Hilden ieman sagete daç msere, daç er alsô tougenlîche in ir kemenâten wsere.

1. Hilde. 4

15

Dea helt bat si sitzen, 'ir sult mich hoerea lau' sprach diu maget edele, ' d a ; ich è veruomen hàn: des lüstet mich vii sère, wände iuwer atimme diu ist vor aller vreude ob aller kurz wile ein gimme.'

5

'Getörste ich iu singen, vii solicene; magedin, 386 d a ; mir dar umbe naeme niht d a ; houbet min iuwer vater der künic Hagene, mir solte niht versmàhen swà ich iu möhte dienen, waeret ir mina- herren lande nahen.' 6 Si sprach 'wer ist din herre oder wie ist er genant ? 4 0 1 mac er haben kröne oder hat er eigen laut? ich bin im durch dine liebe holt vii sicherlichen.' dö sprach der von Tene küene 'ich gesach nie künic alsö riehen.' 7 E r sprach 'und melde uns nieman, vii schcenc magedin, *oa 80 sagete ich dir gerne, wie uns der herre min von im scheiden liege, dò er uns her sande, vrouwe, durch dinen willen, ze dines vater bürge unde lande.' 8 Si sprach ' l à ; mich hoeren, w a ; mir der herre din «08 fi; iuwerm lande enbiete. ist e ; der wille min, des bringe ich dich wol in ne, è d a ; wir uns gescheiden.' Hórant vorhte Hagenen. im begunde dà ze hove leiden. 9

E r sprach zuo der vrouwen 'so enbiutet er dir da;, d a ; dich sin herze minnet àn aller slahte ha;. nù l ä ; in genie;en, vrouwe, diner güete. er hàt durch dich eine genomen von allen vrouwen sin gemiiete.' 10 Si sprach 'nù sò geviiege din lieber herre si, ¿07 ich wil gèn im nimmer des willen werden vri: ich gelóne im der gedanke, die er hàt nach minen minnen. getörste ich vor dem vater min, sò wolte ich in gerne volgen von hinnen.' 1 1 E r sprach 'wir wellen hinnen urloubes gern. «09 sö sult ir Hagenen biten, da.7, er iueh müe^e gewern,

16

Kudrnn.

junge maget edele, er und iuwer muoter sol unser kiele schouwen und ir selbe,' sprach der degen guoter. 12 Sit sagete er heimlichen dem alten Waten daç, 4M da; diu maget edele minnete âne ha; den ir vriunt Hetelen von den Hegelingen. dô rieten si mit dem degene, wie sis mit in ze hûse solten bringen. 5. Der Abschied der Boten. sä?en m e i e der sines vater manne, dö sagete im einer msere, d a ? er ze K ü d r ü n e n gienge dannen. 13 D e r sagete im offenlichen 'gebt mir d a ? boten bröt. 1289 der schoeaen Hilden tohter ir dienest iu enböt, d a ? ir komen ruochet zuo ir kemenaten. si wil iueh nimmer vremeden. si hat sich b e ? ? e r dinge sit beraten.'

14

D ö sprach der ritter edele 'dü liugest äne not. 1290 w » r e n war din ma?re, ich gEebe dir boten bröt guoter bürge drie und dar zuo liuobe riche und sehzic bouge goldes. j a wolte ich immer leben wünnicliche.' 15 D ö sprach ein sin geselle 'ich hän e? ouch vernomen. 1291 die gäbe wil ich teilen: ir sult ze liove komen. e? sprach diu maget edele, d a ? si iueh gerne rninne, ob ir des geruochet, si werde hie ze lande küuiginne.' 16

Hartmuot der sagete dö dem boten danc. 1292 wie r.ehte vrcelichen er von dem sedele s p r a n c ! er wände, da? in minne haete got beraten. in vroelichem sinne gienc er zuo der meide kemenaten.

II. Kndrun. 17

51

D 6 stuont in n a ; ; e m hemede da; herliche kint. 1293 mit weinenden ougen gruo;te si in sint. si gienc im hin engegene und stuont im also nähen, d a ; er mit sinen armen wolte Küdrünen umbevähen.

18 S i sprach 'neinä Hartmuot! des entuot noch niht. 1294 j a wi;ent i u ; die liute, swer so d a ; ersiht. ich bin ein armiu wesche: e ; mac iu wol yersmähen. ir sit ein künic riche. wie gezaeme ich iu mit armen ze umbevähen?' 19

In sinen großen zühten er stuont üf höher dan. 1296 er sprach ze Küdrünen 'maget vil wol getan, nü du mich ruochest minnen,. ich wil dich hohe mieten, mir unde minen vriunden maht dü, swa; du selbe wilt, gebieten.'

20

Dö sprach diu juncvrouwe 'mir wart sanfter nie. 1297 sol ich vil gotes armiu nü gebieten hie, so ist min gebot da; erste nach g r ö ; e r arbeite, I d a ; ich hint släfe, da; man mir ein schcene; bat bereite.

21

1298

Min gebot d a ; ander d a ; sol dkze sin, d a ; man mir balde bringe miniu magedin, swa man si vinde under Gerlinde wiben. in ir püeselgademe ensol ir deheiniu niht beliben.'

22

' D a ; schaffe ich willicliche' sprach her Hartmuot. 1299 do suohte man ü ; dem gademe manege maget guot, die mit strübendem häre unde in swachen kleiden hin ze hove giengen. diu übele Gerlint was unbescheiden.

23

D o körnen dri und sehzic da Hartmuot si sach. 1300 Küdrün diu edele gezogenliche sprach 'nü schouwet, künic riche: weit ir d a ; hän vür e r e ? wie sint erzogen die meide?' dö sprach er ' e ; geschiht in nimmer mere.

24

Ich sol si sehen gerne bi iu gekleidet stän. bades vli;iclichen gühen man began.

1303 4

52

Kudrun.

Hartmuotes kiinnes wart maneger kameracre. ai îlten ir alle dienen, durch d a ; si in dar nach geneedic wtere. 25 D ô si gebadet wären, dô brâhte man in wîn, 1305 da? in Ornianîe niht b e ? ; e r mohte sin. mete den vil guoten brâhte man den vrouwen. wie es im gedanket würde wie solte des her Hartmuot getrouwen ? 26 Von dannen gienc dô Hartmuot. schenken man irschuof 1310 unde truhsa;;en. dâ was vil kleiner ruof. man h i e ; dô haben schöne die stolzen meide riche, mit trinken und mit spise pflac man der eilenden vl!;icliche. 27 D ô sprach von Hegelingen ein vil schœne meit 131T 'sô wir dar an gedenken, sô wirt uns dicke leit, sul wir bî den Jbeliben, die uns her brâhten, uns selben âne wünne: des wir uns doch selten ie gedähten.' 08 Si begunde weinen dâ ir vrouwe s a ; . 1318 dô der kiude mère gesehen heten d a ; , si gedàhten in ir sorgen ir ungemaclies sêre. si weinten sumeliche. des erlachte K û d r û n diu hère. 29

30

Si wänden, d a ; gi solten immer dâ bestân. 1319 dô was der vrouwen wille nindert sô getan, da? si belibe gerne bî in tage viere. dô kom e ; an die zite, d a ; s i ; Gêrlinden rûnten schiere.

K u d r u n ir gesinde vrâgen dô began, 1324 ob ir gebettet w ä r e : si wolte slâfen gân. si was die naht al eine gesclieiden von ir swsere. dô giengen mit der meide des künic Hartmuotes kameraere. 31 Diu kint von Ormanîe diu truogen ir diu lieht. 1325 ai heten ir gedienet dâ vor vil selten ieht. man vant dâ gerihtet wol d r i ; i c oder mère vil s&berlicher bette, dâ solten ligen der ritter tohter hère.

II. Kudrun. 32

53

Do sprach diu maget edele sult ir släfen gän, isä8 ir Hartmuotes helde. wir wellen ruowe han, ich und mine vronwen, doch dise naht al eine, sit wir her bekömen, s6 gewunne wir mör deheine.'

83

S w a ; da was der vremeden, die sach man dannen gän, 1329 die wisen mit den tumben. die Hartmuotes man die ilten ze ir gemache ü ; der kemenäten. von mete und ouch von wine die armen wären vli;icliche beräten. 34 D& sprach diu Hilden tohter 'bestieget mir die tür.' 1330 starker rigele viere schö; man dar vür. ouch was d a ; gadem s6 veste, swes man da begunde, dei; ü ; der kemenäte bescheidenlichen nieman hceren künde. 86 D 6 sä;ens aller erste und trunken guoten win. 1381 dö sprach diu allerherste 'vrö müget ir wol sin, alle mine vrouwen, nach starkem iuwerm leide,

ich lä;e iuch morgen schouwen

an iuwer vil lieben ougen weide. 36 Ich hän geküsset hiute Herwige minen man 1382 und Ortwin minen bruoder. da sult ir gedenken an: swelhiu wil werden riche von mir i n alle; sorgen, diu si des gencete, da; si uns nach der naht verkünde den morgen/ 37 Dö legten si sieh släfen. vrö was in der muot. 1334 si westen, d a ; in kcBme manic ritter guot, die in gehelfen möhten von ir grö;en sorgen, dar zuo stuont ir gedinge, da; si si saehen an dem neehsten morgen. 15. Vorbereitung des Angriffs. 1

Nu hoeren wir ein msere, des habe wir niht vernomen. 1335

Ortwin unde Herwic

wären nu balde komen

dä si ir reoken vunden noch üf dem wilden sande. dö liefen in engegene die helde ü ; Hegelinge lande.

54

Kudrun.

2

D i e boten si wol enpfiengen u n d bäten in da? sagen, i®* wa? si maere braehten; si soltens n i h t verdagen. do sprach der degen Orhvin 'nü bringe ich iu maere, '838 möhte e? sich gevüegen, der ich mit minen yriunden gerne enboere. 8 N ü hoeret michel wunder, dag hie ist geschehen. 1839 K ü d r ü n mine swester die han ich gesehen unde Hildeburge die maget ü ? irriche.' do er in d a ; sagete, do heten e? vür lüge sumeliche. ' N u vräget H e r w i g e n , der hat si ouch gesehen, 1341 u n d also, da? uns künde leider niht geschehen. nu gedenket, alle ir mäge, ob uns da? si ein schände: wir vunden Hildeburgen und vroun K i u l r ü n waschen üf dem sande. 5 "Welt ir K ü d r u n e n helfen ü? der not, 1343 so sult i r nach der- wi?e diu kleider machen rot, diu da h a b e n t gewaschen ir vil wi?e hende. da mite sult ir ir dienen; so mac si komen ü ? ir eilende.' 6 D o sprach Wate der aide 'da? kan ich raten wol. 1845 ich getrouwe in vor der halde gedienen als ich sol, gelebe ich die zite, da? ich in kum so nähen. i r helde, ir sult? hie rümen, unde sult gen Ormanie gähen. 7 D e r l u f t ist so heiter, so riche und so breit 1346 der mane schinet h i n t e : des bin ich gemeit, nü gähet von dem sande, ir tiurlichen helde, 6 e? morgen tage, da? wir sin ze Ludewiges selde.* 4

8

Si wurden harte unmüe?ic d si zen schiffen brnehten ir si Uten, swa? si mohtcn, des e da? e? tagen begunde, si

durch den "Waten rät, 1347 ros unde ir wät. nalites zuo dem lande, wären vor der bürge üf dem sande.

16. K r l e g s r l l s t a n g der XormAnnen.

1 Nu was der morgensterne hoch üf gegän. do kom ein maget schoene in ein venster s t i n . do sach si liuhtcn helme und vil der liehten Schilde,J3388 diu b u r c was bese??en: von gewjefen lühte al da? gevilde.

II. Kndrnn.

55

2

D 6 gienc si hin widere da si ir vrouwen vant. 1857 'wachet, ninget edele! alle; ditze lant und disiu burc veste mit vinden ist bese;;en. unser vriunt da heime habent unser armen niht vergeben.' 3 D o si d a ; geredete, d a ; Iiut noch meistec Blief. 1860 Ludwiges wahtaere krefticlichen rief 'wol üf, ir stolzen recken] wäfen, herre, wäfen! ir küene von Ormanie, j ä waene ich ir ze lange habet gesläfen.' 4 Ditze erhörte Gerlint, Ludewiges wip. 1861 dö l i e ; si ligen släfen des alten küneges Iip. dö galite si harte balde selbe in eine zinne. dö sach si vil der geste. unmä;en leit was dö der tiuvelinne. 5 S i ilte hin widere da si den kiinic vant. 1862 'wachä, herre Ludewic! diu burc und ouch din lant d a ; ist umbemüret von gesten ungehiuie. d a ; lachen Küdrünen koufent dine recken hiute tiure.' 6

D ö l i e ; er ligen släfen alle sine man. 1366 Ludewic unde Hartrauot die zwene giengen dan schouwen in diu venster. dö si diu here sähen, sohiere sprach dö Hartmuot 'si ligent miner bürge ein teil ze nähen. 7 Dort sihe ich vanen einen, der ist wi;er danne ein 1372 guldiniu bilde müget ir kiesen dran. [swan. den hät min swiger Hilde gesendet- über ünde. der h a ; der Hegelinge wirt i morgen abent vil wol kUnde. 8 Noch sihe ich hie bi weiben einen vanen breit 1878 von wolkenbläwen siden. da; si iu geseit: den bringet uns her Herwic da her von Sölande. sebleter swebent dar inne. er wil hie vaste rechen Binen anden. 9 Nü wol ü f sprach Hartmuot, 'alle mtne man! 1375 w&n ich den grimmen gesten der ere niht engan,

Kudrun.

56

d a ; si ze miner bürge geriten sint sfl nahen, wir suln si vor der porten mit den swertslegen wol enpfàhen.'

10

D ò sprangen von den betten

die man noch ligende 1378 vant. si ruoften, d a ; man breehte ir liehte; wicgewant. si wolten dem künege helfen wern da? riche. wol vierzic hundert degene garten sich dar inne sùberlìche. 17. Beginn des Kampfes.

1

Nù nàhent e? dem strite. der helt ù ; Sturmlant 18S2 begunde ein born blasen, d a ; m a n ; über sant wol von sinen kreften hdrte dri;ic mile. die von Hegelingen begunden zuo dem Hilden zeichen llen. 2 Dò blies er ander stunde, d a ; tete er umbe da?, 1393 d a ; iegelielier recke in den satei s a ; und ir schar schikten dar si wolten kèren. man gevriesch in den striten nie alten recken alsò hèren. 3 E r blies ze dritten stunden mit einer krefte grò;, 1394 d a ; im der wert erwagete und im der wàc erdó;. Ludewiges eckesteine

möhten ü^ der mure risen-

dó h i e ; er Hòranden

dei; schoenen Hilden zeichen dannen wisen. 4 Si vorhten Waten sére, dà wart nieman lùt. 1395 man horte ein ros ergrìnen. d a ; -Herwlges t r ù t etuont obene in der zinne, stateliche riten sach man die küenen, die mit Hartmuoten wolten striten. 5

Nu was komen Hartmuot

und ouch sine man

139«

ze vll;e wol gewàpent ù ; der porten dau. von vremeden und von künden durch die venstersteine erglasten in die helme. ja enwas ouch Hartinuot dà niht eine.

II. Kndrun. 6

7

57

Do saoh man Hartmuoten riten vor der schar. 1403 ob er ein keiser w«re, so künde er nimmer gar vli?iclicher werben, e? lullte gen der sunnen alle:? sin gewsete. im was noch hohes luuotes unzerunnen.

D 6 hete Ortwinen Hartmuot erkorn. 1407 swie er sin niht erkande, doch houte er mit den sporn sin ros, da? spranc vil wite. er reit üf Ortwinen. ir sper si neigten bede: da von man sach liebte brünne erschinen. 8 Diu ros üf gesprungen, do huop sich michel klanc 1409 von der künege swerten. man mohte in sagen danc, da? si den strit erhuoben so rehte ritterlichen. si waren beide küene. si wolten an einander niht entwichen. 9 Do sach von Tenen Horant Ortwinen wunt. 1420 do begunde er vrägen, wer iht ungesunt gemachet' in dem strite sinen lieben herren. Hartmuot der lachte: ja wärens von einander vil unverre. 10 Ortwin sagete im selbe 'da? tete her Hartmuot.1 1421 do gap da? Hilden zeichen von im der degen guot, d a ; er wol künde bringen nach maneger gro?er ere ze schaden sinen vinden. des dranc er nach Hartmuoten sere. 11 Hartmuot bi im horte ungeviiegen schal. 1422 er sach da? bluot rilichen vlie?en hin ze tal vil manegen ü? den wunden nider zuo den vüe?en. do sprach der degen küene 'den schaden sol ich minen helden büe?eu.' 12 Do kerte er sich hin umbe da er Horanden sach. 1423 von ir beider eilen balde da? geschach, da? viur von den ringen in dräte vür die ougen. sich bugen swertes ecke' von ir handen üf den heim» bougen. 13 E r wunte Höranden, als ouch 6 geschach 1424 dem küenen Ortwinen, da? im eia roter bach

58

Kudrun.

vlö; ft; sinen ringen von Hartinuotes banden, er was so rehte biderbe: wer solte muoten dö nach sinen landen? 18. Ludvrlgs F a l l . 1

LAte ruoft' dö Herwie 'ist iemen da? erkant, 1431 wer ist jener alte ? der hat mit siner hant sö vil der tiefen wunden al hie gehouwen von sinem starken eilen, da? e ; beweinen roüe;en schoene vrouwen.' 2 D a ; erhörte Ludewic, der voget u? Ormanin. 1432 'wer ist der in der herte hat gevraget min? ich bin geheimen Ludewic von Ormanieriche. möKte ich mit den vinden striten wol, da?, tsete ich sicherliche.' 3

'Ich bin geheimen Herwie: du nseme mir min wip. 143S die muost du geben widere, oder unser eines lip muo; dar umbe sterben, dar zuo der recken mere.' d6 sprach der künic Ludewic 'du dröuwest minem lande gar ze sere.

4

5

D ü hast mir ir ist hie noch ir guot und ir ich sol e ; also

dine bihte ane not getan. 1436 mere, den ich genomeu hän mäge. des solt dö. mir getrouwen, schaffen, d a ; du nimmer küssest dine vrouwen.'

Nach dem selben worte liefens einander an, 1487 die zwene riche künege. swer e ; da guot gewan, der holte e ; unsanfte, von ir ungelinge von ir beider zeichen sach man manegen guoten zno in springen.

6 Herwie was biderbe und küene genuoc. 1438 der vater Hartmuotcs den jungen künic sluoc, d a ; er begunde strftchen vor Ludewiges handen. er wolte in hän gescheiden von sinem libe und von sinen landen.

II. Kadran.

59

7

"Waren niht sö nàhen die Herwfges man, 1439 die im mit vli;e hülfen, sö kunäe er nimmer dan àne sin eude von im sin gescheiden. also künde Ludewic der alte den kinden bi im leiden.

8

Die hülfen Herwige, da? er dà genas. wo dò er sines valles wHar komen was, dó blikte er harte schiere ze berge gegeij der zinne, obe er indert siehe dar inne sten sins herzen triutinne.

9

E r gedàhte in BÌnem muote 'ach wie ist mir ge-1441 ob min vrou Kùdrùn ditze hat gesehen, [schehen I gelebe wir da; immer deich si sol umbevàhen, si tuot mir iiewi;e, sò ich bi miner vrouwen lige nàhen.

10 D a ; mich der alte grise hie nider hàt geslagen, 1442 des schäm ich mich vii sère.' sin zeichen hie; er tragen hin nach Ludewige mit den sinen mannen. si drungen nach den vinden: si wolten in là;en niht von dannen. 11

Ludewic der hörte hinder im den schal. 1443 dò kèrte er wider umbe gegen im ze tal. dó hörte man üf den helmen swerte vii erdie;en. die dà bi in wären, die mohte ir beider grimmes wol verdrießen.

12

Der Kùdrùnen vriedel under helme über rant U45 erreichte Ludewigen mit ellenthafter hant. er wundet in sò sère, da? er niht mohte gestriten. dà von muoste Ludewic des grimmen tödes dà vor im erbiten.

13 E r sluoc im ander stunde einen vesten swanc, 1416 da; des küneges houbet von der ahsel spranc. er hote im wol vergolten, da; er was gevallen. der künic was erstorben: des muosten schoeniu ougen über wallen.

60

Kudruru 19. Der Kampf vor dem Burgtor.

1 Dö sprach ze sinen mannen Hartmuot der degen 1450 'nü wendet mit mir dannen. ir ist hie vil gelegen, die uns slahen wolten in dem herten strite. nü keret zuo der bürge, unze d a ; wir be;;er wile erbiten.' 2 Si heten vil der degene hinder in verlän. 1463 waer d a ; lant ir eigen, si enkunden han getan niht be;;ers in dem strite. si wolten zuo der selde. Wate sümte starke si mit tusent siner guoten helde. 3

E r was unz an die porte mit großer kraft gegän, 145* da Hartmuot hin wolte mit den sinen man. si künden; niht verenden: in zowet es harte kleine, si sähen ab der mure werfen mit manegem lassteine.

4

Do sach in her Hartmuot vor dem bürge tor. 1456 er sprach 'da; wir verdienet haben hie bevor, d a ; wil sich waerliche hiute an uns erzeigen. die gesunden haben sorge, ja lit hie harte vil der veigen.

5

Ich mac niht gevliegen: veder hän ich niht. 1483 ich enmac ouch under die erde, swa; anders mir geschiht. wir mugen ouch vor den vinden niht zuo den ünden. den besten minen willen wil ich iu bescheidenlichen künden. 6 Sin mac niht anders werden, ir edele ritter guot. 1464 erbei;et zuo der erden und houwet hei;e; bluot ü ; den liehten ringen: des lat iuoh niht verdrie;en." si stuonden von den satelen: diu ros si hinder sich ze rüoke stiegen. 7 l Nü zuo, ir maeren helde!' sprach dö Hartmuot. 1485 'g£t näher zuo der bürge, e ; si übel oder guot, ich muo; ze Waten dem alten, swie mir da gelinge, ich wil doch versuochen, ob ich in höher von der porten bringe.'

IL Kudrun. 8

61

Mit uf geworfen awerten begunden si dô gân, 1466 Hartmuot der kiiene unde ouch sine man. do bestuont er Waten den grimmen : d a ; was dem helde ein ère. dô hörte man swert erklingen, dô starp guoter ritter deste mère. 20. Gefangennahme Hartmnts.

1

Schiere kom Ortrûn von Ormanîelant 1478 diu junge küuiginne mit windeuder hant ze vroun Kûdrûuen. diu junge maget hère viel ir vür die vüege. si klagete ir vater Ludewigen sère. 2 Si sprach 1â dich erbarmen, edele; vürsten kint, 1479 sô vil luîner mâge, die hie erstorben siut, und gedenke wie dir wie re, dô man sluoc den vater dînen. edele küniginne, nû. hân ich hiute vloren hie den minen. 3

Nu sich, maget edele: ditz ist ein grô?m nôt. 1480 mîu vater und mîne mâge sint aller meiste tôt. nû stêt der recke Hartmuot vor Waten in größer vreise. verliuse ich den bruoder, sô muo; ich immer mère sin ein weise. 4 Und là? mich des geniegen* sprach d a ; edele kint: 1481 'so dich nieman klagete der aller, die hie siut, dû hetest niht vriunde mère danne mich vil eine, s w a ; dir ieman tsete, sô muoste ich ze allen, zîten umb dich weinen.' 5 D ô sprach diu Hilden tohter 'des hast dû vil getân. i482 ich wei; niht, wie ich möhte den strît understân, ich enwsere danne ein recke, da? ich wâpen trüege: sô schiede ich e ; gerne, dag dir dînen bruoder nieman sliiege.' 6 Si weinte angestlîche. wie tiure si si bat, usa unze d a ; vrou K û d r ù n in d a ; venster trat.

62

Kndrun.

si winkte mit der hende und vr>e si der maere, ob von ir vater lande ieman guoter dar komen wa:re. 7

Do sprach gezogenliche der helt von Selant i488 'nu saget mir, maget edele, wie sit ir genant ?' si sprach 'ich heige Küdrun und bin dag Hagenen künne. swie riche ich vor ie wsere, so sihe ich hie vil wenec deheine wünne.' 8 E r sprach 'sit ir eg Kudrün, diu liebe vrouwe min, 1487 sö sol ich iu gerne immer diende sin: so bin ich eg Herwic und kos iuch mir ze tröste, und läge iuch dag wol schouwen, deich iuch von allen sorgen gerne löste.' 9 Si sprach 'weit ir mir dienen, ritter üg erkorn, H88 sö sult ir uns vervahen dag vür deheinen zorn: mich bitent vligicliche hie die schcenen meide, dag man Hartmuoten ftg strite von dem alten Waten scheide.' 10 'Dag sol ich gerne leisten, vil liebiu vrouwe min.' uss ltite ruoft' dö Herwic zuo den recken sin 'nü sult ir miniu zeichen hin ze Waten wenden.' dö sach man sere dringen Herwige und alle sine venden. 11 Ein herter vrouwen dienest wart von im getan. 1490 Herwic ruoft' dö lüte den alten Waten an. er sprach 'Wate, lieber vriunt, gunnet dag man scheide disen strit vil swinden: des bitent iuch die minniclichen meide.' 12 Wate sprach mit zorne 'her Herwic, nu get hinl usi solt ich vrouwen volgen, war tsete ich minen sin? solte ich sparn die vinde, dag tsete ich vkf mich selben, des volge ich iu nimmer. Hartmuot muog siner vrevele engelden.' 13 Durch KAdrünen liebe zuo in beiden spranc 1492 Herwic der küene. der swerte vil erklanc. Wate was erzürnet: er künde dag wol leiden, dag in strite nieman in von sinen vinden torste scheiden.

IT. Kndrun.

63

14 Dò sluoc er Herwigen einen tiureu slac, 1493 der dà wolte scheiden, da? er vor im lac. dò Sprüngen sine recken und hülfen im von dannen. genomeu wart dò Hartmuot vor Herwige und vor allen si neu mannen. 21. Sieg der Hegelinge. 1

Wate tobete sère, dò gienc er vür den sai i4w gegen der polten höher, manegen enden schal hörte man von "weinen und von swerte klingen. Hartmuot was gevangen. dò muoste ouch sinen helden misselingen. 2 Swie dicke man si schiede von der bürge dan usti mit würfen und mit s c h ü r e n , "Wate doch gewan die bure mit grimmen stürmen, sit wurden üf gehouwen die rigele u ; der mure, d a ; beweinten dò die schoenen vrouwen. 3 Hòrant von Tenemarke d a ; Hilden zeichen truoc. i m im volgten vii der recken, der hete er da genuoc, vür einen palas witen üf den turn allerbesten, den die Hegelinge iu der bürge indert dà westen. 4 D ò wart üf gehouwen vii manie rìche? gadein. 1499 dò horte man dar inne vii ungevüegen kradem. joch waren die geste niht in einem rnuote. genuoge sluogen wunden, die andern würben vaste nach dem guote. 5 I n der bürge niemen deheiner vreude gezani. isoi da? volc von dem lande grò?en schaden nam. dò sluoc man dar inne man unde wip. der kindel in den wiegen verlòs dà manege; sinen lip. 6

Irolt der starke ruofte Waten an 1502 'ja habent iu den tiuvel diu jungen kint getan. si habent an unsern màgen deheiner slahte schulde, durch die gotea ère só. lat die armen weisen haben huldel"

64

7

Kudrnn.

Dô sprach Wate der alte 'dû hâst kindes muot. 1503 die in den wiegen weinent, diuhte dich da? guot, da? ich si leben lie?e? solten die erwahsen, sô wolte ich in niht mère getrouwen danne einem wilden Sahsen.' 8 Bluot in manegem ende Û? den gademen vlô?. 1604 ir vriunde, die da? sähen, wie sère si's verdrô? I dô kom vil sorclîche Ortrûn diu hère dâ si sach Kûdrûnen. jâ vorhte si des schaden dannoch mère. 1505 9 Dô neigte si ir houbet vür die schœnen meit. si sprach 'vrou Kûdrûn, là? dir wesen leit mînen starken jâmer und là mich niht verderben, eç enstê an dînen tugenden, ich muo; von dînen vriunden hie ersterben.' 10 'Ich wil dich neren gerne, ob ich mit rehte kan, 1506 wand ich dir aller êren und alles guotes gan. ich wil dirvridegewinnen: dumahtlebendecwolbeliben. sô stant mir deste näher her mit dinen meiden unde wîben.' 11 'Da? tuon ich harte gerne* sprach Ortûn da? kint. 1507 mit drî und dri?ic meiden ernerte si si sint. zwêne und sehzic degene stuonden bî deu vrouwen. waren die niht entwichen, si wteren von den gesten gar zerhouwen. 12 Dô kom ouch dar gegâhet diu übele Gêrlint. 1608 diu bot sich vür eigen vür da? Hilden kint. 'nû ner uns, küniginne, vor Waten und sinen mannen, e? enstê an dir al eine, ich wsene e? sì umbe mich ergangen.' 13 Dô sprach die Hilden tohter 'nû hoere ich iuch gern, 1509 da? ich iu sî genœdic. wie mölite ich iuch gewern? ich bat iuch nie zer werlde des ir mir woltet volgen. ir wäret mir ungnaedio: des muo? ich iu von herzen sîn erbolgen.' 14 Dô wart ir Wate der alte in der zît gewar. i5io mit grisgramenden zeaden ze hant huop er sich dar,

65

H Kudrun.

mit auhinenden ougen, uut ellenbreitem barte. alle die da wären, vorhten den helt von den Stürmen harte. 15 E r vienc si bi der hende und zoch si von in dan. 1622 GSrlint diu übele trüren d6 began. er sprach in tobeheite 'küniginne here, iu sol min juncvrouwe iuwer kleider waschen nimmer raere.' 16 Als er si danne brähte vür des sales tür, 1523 wes er mit ir gedähte, des goumten si hin vür. er vienc si bi dem häre: wer hete im da^ erloubet ? sin zürnen was vil swaere. er sluoc der küniginne ab da^ houbet.

Si heten nü gemuo;et des strites über al. 1529 do kom der kfinic Herwic ze Ludewiges sal mit sinen walgend;en näoh bluote var gegangen, als in ersach vrou KÄdrun, d6 wart er von ir minnec» liehe enpfangen. Sin swert der degen schiere von der siten bant. 1530 dö schütte er sin gewaefen in des schildes rant. dö gie er isenvarwer dä sten zuo der vrouwen. er hete durch ir liebe da? wal des tages dicke durchhouwen. 22. Heimkehr und Versöhnung. J553 1 Dö si ze Hegelingen der verte heten muot, si brähten zuo den schiffen maneger slahte guot, da^ si genomen heten und da^ was ir eigen die vremede^ gerne brähten, die mohten e^ da heime vil wol zeigen. 2 Dö hie^ man Hartmuoten ü^ dem sale gän, 1554 den recken vil guoten, mit vünf hundert man, die alle gisel hieben und wären dä gevangen. si gewunnen bi ir vinden sider manegen zaehen tac vil langen. Kudrun und Dietrichepen

5

66

Kudrun.

3

Man brähte ouch Ortrünen, die herlichen meit, 1555 mit ir ingesinde ze großer arbeit. dö si von dem lande und von vriunden muosten scheiden, dö mohtens wol gelouben, wie Küdrünen weere und al ir meiden.

4

Ir schif giengen ebene, ir winde wären guot. die den roup da brähten, die wären hoch gemuot. swie si da^ gevuogten, ir boten si vür sanden, die disiu msere brähten heim ze Hegelingelande.

1562

5

Do man nü ir kocken vor Mateläne sach, von trumben und pusünen hörte man ma.negen krach, vloiten unde blasen, üf sumber sere bö^en. Waten schif des alten wären nu in eine habe gestoben.

1572

6 Dö körnen ouch die degene ü^ Ortlant. 1573 dö reit in engegene nider üf den sant vrou Hilde und ir gesinde Ü3 der burc ze Mateläne. dö was ouch komen Küdrün: dä sach man manege vrouwen wol getäne 7

Si sach mit ir gesinde wol hundert vrouwen gän. 1575 'nu enwei^ ich' sprach vrou Hilde, 'wen ich sol enphän vür mine liebe tohter: diu ist mir gar unkünde. willekomen sin min vriunde, die getreten sint ab der ünde.'

8

'Da^ ist iuwer tohter' sprach Irolt der degen. dö gienc si ir dar näher, wer möhte in widerwegen mit guote dise vreude, die si dö gewunnen? dö si einander kusten, dö was in ir leides zerunnen.

9

Vrou Hilde enphienc Irolden und alle sine man. 1577 Waten si vil tiefe nigen began: 'willekomen, helt von Stürmen! du häst gedienet schöne, wer möhte dich vergolden, man engebe dir danne lant und eine kröne ?'

10

Dö sprach er zuo der vrouwen 'swa^ ich iu gedienen mac,i578 des bin ich iu vil willic unz an den lesten tac. dö kuste si in vor liebe: sam tete si ouch Ortwinen. dö was ouch komen Herwic mit den stolzen werden recken sinen.

1576

IL Kudrun.

67

11 Der vuorte an siner hende Ortrun da^ kint. 1579 Küdrün bat ir muoter güetllchen sint 'nu küsset, liebiu vrouwe, dise maget here. in minem eilende bot si mir manegen dienest unde 6re.' 12 'Ich wil hie niemen küssen, ern si mir danne bekant. 1580 wer sint der vrouwen mäge oder wie ist si genant, die du mich heilest küssen sö rehte vriuntliche V si sprach 'ez, ist Ortrün, diu junge maget von Ormanieriche.' 13 'Ich sol ir niht küssen, zwiu ratest du mir da^ i 1581 da^ ich si hie^e toeten, da^ ^aeme mir vil ba^. ja habent mir ir mäge getan vil der leide, swa^ ich han her geweinet, da^ was ir künden bestiu ougenweide.' 14 'Vrouwe, dir riet selten disiu schceniu meit' 1582 s6 sprach aber Küdrün 'dehein herzen leit. gedenke, liebiu muoter, wa^ ich des hete schulde, swen slüegen mlne mäge: läz die armen maget haben hulde.' 15 Si wolte es ir niht volgen. weinende alle^ an ¡533 Küdrün ir muoter vlehen dö began. si sprach 'ich wil dich lenger niht sehen also rieben. hat si dir iht gedienet, des muo^ si in disem lande genießen.' 16 Do ruoweten die müeden unz an den vünften tac. 1594 swie wol man doch ir aller mit handelunge phlac, dar under wart Hartmuot mit sorgen doch beraten, unz da^ die schcenen meide vroun Hilden umb einen vride baten. 17 Ir tohter unde Ortrün giengen da si sa^. 1595 si sprach 'vil liebiu muoter, gedenket an da^, da^ niemen mit übele sol deheines h a ^ e s lönen. ir sult iuwer tugende an dem künege Hartmuote schönen.' 18 Si sprach 'vil liebiu tohter, des solt du mich niht biten: 1598 ich hän von sinen schulden grölen schaden erliten. im sol min kärkaere sins übermuotes büe^en.' wol mit sehzic meiden vielen ir die vrouwen dö zen vüe^en. 5

68

Kudrun.

19

20

Si weinten al gemeine durch daç er'gevangen saç in vil starken banden, ir ougen wurden naç umbe Hartmuoten, den künic von Ormandîne: die vil großen boien lägen an im und an den sinen.

]

Dô sprach diu küneginne 'ir suit daç weinen lân. ich wil si ungebunden ze hove lâçen gân. si miieçen mir erstœten, darç si uns niht entrinnen, und miieçen swern eide, daç si âne min gebot iht rîten hinnen.'

j

S c h l u ß : Es gelingt Kudrun, den 'haz zu versiienen'(Str.l624). Sie stiftet die Ehe zwischen ihrem Bruder Ortwin und Ortrun und zwischen ihrer Gespielin Hildeburg und König H a r t m u t von der Normandie.

69

Einleitung zu den Dietrich-Epen Der große Ostgotenkönig Theoderich (455—526) lebt in der Heldensage als Dietrich von Bern ( = Verona) fort. Seine Gestalt steht im Mittelpunkt vieler Epen, in anderen — wie z. B. dem Nibelungenlied — erscheint e r wenigstens als Nebenfigur, kurz: die Sagen von Dietrich von Bern sind sehr vielfältig und verbreitet. Das mag der Grund d a f ü r gewesen sein, daß der Dietrich-Stoff in keiner großen, einheitlichen Dichtung gültig geformt wurde, wie etwa die Sagen von Siegfrieds Tod und dem Burgundenuntergang im Nibelungenlied. Wir haben viele kleine Epen, die von Dietrich handeln, aber es fehlt d a s Dietrichepos. Statt dessen wurden schon im Mittelalter die Heldenepen und speziell die um Dietrich von Bern gern in einer großen Handschrift zusammengefaßt, später auch in einem Buch gedruckt. Eine solche Sammlung nannte man HeldenbucK, eine Bezeichnung, die von den Herausgebern des 19. Jahrhunderts f ü r ihre Gesamtausgaben der Dietrichepen beibehalten wurde. Als frühen Vorläufer eines solchen Heldenbuches kann man die nordische Thidrekssaga verstehen, eine Prosasammlung von Dietrichsagen, die in Bergen um 1250 nach den Erzählungen und Liedern deutscher Männer angefertigt wurde. Sie umspannt den ganzen Lebenslauf des Helden, berichtet zunächst von seinen Abenteuern mit anderen Recken und mit Fabelwesen und erzählt dann seine politischen und militärischen Taten: die Landflucht vor Ermanarich, den Rückeroberungsversuch in der Rabenschlacht, endlich die Heimkehr aus dem Exil nach dreißig Jahren und die endgültige Übernahme der Herrschaft. Die erhaltenen deutschen Dietrichepen bieten Ausschnitte aus dem Leben Dietrichs von Bern, das wir nur aus der Thidrekssaga in allen Zusammenhängen kennen. Mehrere Epen des späten 13. Jahrhunderts schildern die Abenteuer des jungen Dietrich mit Riesen, Zwergen und Drachen; sie werden die m ä r c h e n h a f t e n oder auch J u n g - D i e t r i c h e p e n genannt. Daneben berichten die h e r o i s c h e n D i e t r i c h e p e n von Dietrichs Kämpfen um sein Reich. Die bekannteste märchenhafte Dietrichsage überliefert uns das Eckenlied. Der junge Riese Ecke zieht aus, um Dietrich von Bern, dessen Mut und Stärke von allen gepriesen wird, zu überwinden und gefangen nach Jochgrimm, dem Wohnsitz

70

Einleitung zu den Dietrich-Epen.

dreier Bergköniginnen, zu führen. E r findet Dietrich, wird aber nach einem furchtbaren Kampf von ihm besiegt. Dietrich schlägt Eckes H a u p t ab, um es den drei Königinnen zu bringen, die den jungen Recken zu seinem törichten Unterfangen ermutigt hatten. Eckes Schwert .Eckesachs' behält er. — Diesen ersten Teil der Dichtung bringt die vorliegende Ausgabe; der zweite Teil berichtet von Dietrichs Weg nach Jochgrimm und den Kämpfen, die er dabei zu bestehen hat. Das Eickenlied ist von großer dichterischer Schönheit. Besonders auffällig ist die f ü r eine mittelalterliche Dichtung ganz ungewohnte Realistik und Eindringlichkeit der Naturschilderung. Das düstere, waldige Gebirge ist die überall gegenwärtige Kulisse f ü r den dramatischen Kampf des jungenr, törichten Ecke mit dem überlegenen, ernsten Dietrich, der nur ungern diesen aus reiner Abenteuerlust erbetenen Kampf gewährt und der verzweifelt versucht, den unterliegenden Ecke zum Abbrechen des Kampfes zu bewegen. Dieses Bild von Dietrich, dem unbesiegbaren Helden, der seine K r ä f t e wohl kennt, sie aber nie leichtfertig einsetzt, der oft feige gescholten wird, weil er aus bloßer Abenteuerlust nicht kämpfen will, und- der dann, um diesen Vorwurf nicht ertragen zu müssen, das Abenteuer bestehen muß, kehrt in den märchenhaften Dietrichepen immer wieder, und wir finden es im Eckenlied in schöner Vollendung. Die Eckensage ist wahrscheinlich jüngeren Ursprungs. Wir nehmen an, daß sie aus dem Bestreben heraus entstanden ist, den Namen des berühmten Dietrich-Schwertes .Eckesachs' zu deuten und zu erklären. Solche Sagen, die von dem besonderen oder sogar geheimnisvollen Herkommen der Schwerter großer Helden handeln, sind recht zahlreich. Die sich bildende Sage um Dietrichs Schwert ( = sachs) sah in dem ersten Teil des Schwertnamens ,Ecke' ( = Schärfe, Schneide) den Namen .des früheren Besitzers. Ein Tiroler Dichter brachte Ecke, den Besitzer des Schwertes Eckesachs, in Verbindung mit einer Sage seiner Heimat: mit der Sage von den drei Wetterhexen auf Jochgrimm. Die Urform der Eckensage kennen wir nicht. Sie'muß verschiedene Umarbeitungen erfahren haben, was wir aus dem Vergleich von Thidrekssaga und Eckenlied sehen können. Die uns überlieferten Handschriften und alten Drucke bieten den Text in verschiedenen Fassungen. Das zeugt davon, daß das Eckenlied im Mittelalter weit verbreitet und so beliebt war,

Einleitung zu den Dietrich-Epen.

71

daß man sich immer wieder mit ihm beschäftigte, es umarbeitete und erweiterte. Das Eckenlied ist in Strophen verfaßt, im sogenannten Bernerton. Je dreizehn viertaktige Zeilen ergeben eine Strophe. Es wechseln volle und klingende Kadenzen, die letzte Zeile hat stumpfen Versausgang. Charakteristisch f ü r den Bernerton ist die Mannigfaltigkeit der Reimstellung: Schweifreim (aabccb) wechselt mit gekreuztem Reim (dede), die Strophe schließt mit einem Reimpaar, zwischen dem eine Waise steht. Schema:

4hebig 4 hebig 4 hebig 4 hebig 4 hebig 4 hebig 4 hebig 4 hebig 4 hebig 4 heb ig 4 hebig 4 hebig 4hebig

voll voll klingend klingend voll klingend voll klingend voll klingend voll klingend stumpf

a a b c c b d e d e f X

f

A l p h a r t s Tod gehört zu den heroischen Dietrichepen: König Ermenrich beschließt, das Reich Dietrichs von Bern zu erobern urid läßt diesem die Kriegsansage überbringen. Alphart, ein sehr junger und bisher unbekannter Gefolgsmann Dietrichs, ein Neffe Hildebrands, reitet „auf die Warte", auf Vorposten. Bei dem Zusammentreffen mit einem feindlichen Spähtrupp erschlägt er in heldenhaftem Kampf 73 Angreifer, bis er selbst in der folgenden Begegnung mit den Helden Witege und Heime fällt. Der — hier nicht mehr abgedruckte — Schluß berichtet von einer Schlacht, die Dietrich, um Alphart zu rächen, unternimmt und gewinnt. Wir besitzen keinerlei Zeugnisse, die beweisen, daß die Sage vom Heldenkampf Alpharts bereits in germanischer Zeit entstanden und in einem Liede geformt war. Es deutet vielmehr manches darauf hin, daß der Dichter des ,Alphart' diese Erzählung neu erfunden und in den Handlungsverlauf ihm wohlbekannter heroischer Dietrichepen eingebaut hat. Um so erstaunlicher ist es, mit welch sicherem Griff der Dichter eine heroische Handlung herstellte und mit ritterlichem Geist

72

Einleitung zu den Dietrich-Epen.

durchtränkte. — Dem lauteren, auf heldische Ehre und Ruhm bedachten jungen Ritter stehen in wirkungsvollem Kontrast die zwielichtigen Gestalten der treulosen Recken Witege und Heime gegenüber. Während Alphart in heroischer Entschlossenheit bis zum Tode gegen die Übermacht der beiden Feinde kämpft, stellen sie die Bewahrung des Lebens über die Bewahrung der Ehre und schlagen gemeinsam auf Alphart ein. Die Dichtung von Alpharts Tod ist wahrscheinlich um 1250 in Baiern entstanden. Die einzige fragmentarisch überlieferte Handschrift dieses eindrucksvollen und schönen Werkes ist heute verschollen. — Das Gedieht ist in der Nibelungenstrophe abgefaßt, die freilich manche Verderbtheiten zeigt. Schema:

Anvers 4 hebig klingend 4 hebig klingend 4 hebig klingend 4 hebig klingend

Abvers 4 hebig stumpf 4hebig stumpf 4 hebig stumpf 4hebig voll

Reim a a b b

Die Rabenschlacht ist neben dem ,Buch von Bern' (auch .Dietrichs Flucht' genannt) das umfangreichste heroische Dietrichepos. Es berichtet von Dietrichs Versuch, mit Hilfe eines hunnischen Heeres sein Reich wieder zu gewinnen. Vor Raben ( = Ravenna) kommt es zu der entscheidenden Schlacht, die Dietrich gewinnt. Er nützt jedoch diesen Sieg nicht aus; denn ein furchtbarer Schicksalsschlag trifft ihn: sein Bruder Diether und Etzels Söhne, die — zum Kämpfen noch zu jung — den Heereszug begleiten durften, hatten sich von Bern aus auf das Schlachtfeld verirrt. Sie trafen auf Witege, griffen ihn an und wurden alle drei von ihm — der sich ihrer Hiebe erwehren mußte — erschlagen. Als Dietrich von Bern in maßlosem Schmerz an den Leichen kniet, sieht er Witege vorbeireiten. Er verfolgt ihn, beschwört ihn, sich zum Kampf zu stellen — aber Witege verachtet wiederum alle Gesetze der Ehre und jagt in wilder Flucht davon. Er kommt an das Meer, sieht keinen anderen Ausweg und sprengt hinein. Seine Ahnfrau, eine Nixe, nimmt ihn auf. — Dietrich kehrt ins Hunnenreich zurück, und dem Markgrafen Rüdeger gelingt es, f ü r Dietrich die Verzeihung Helches und Etzels zu erlangen. Die hier abgedruckten Teile — Tod der jungen Könige und Witege3 Ende — sind die dichterischen Höhepunkte des sonst recht breit und ohne Schwung erzählten Epos', das wahrscheinlich im 13. Jahrhundert in Österreich entstanden ist. — Der

Einleitung zu den Dietrich-Epen.

73

Stoff hat eine lange Entwicklung hinter sich; denn die Rabenschlacht ist historische Wirklichkeit: mit der Belagerung ^avennas durch Theoderich und seinem Sieg wurde der Kampf Theoderichs gegen Odoakar entschieden. Auch der Tod der Etzelsöhne beruht auf einer historischen Tatsache: Attilas Sohn Ellak fiel in der Schlacht am Nedao in Ungarn (454), die er gegen die aufrührerischen Ostgoten und Gepiden verlor. Die Rabenschlachtstrophe läßt sich als eine Zusammensetzung der beiden letzten Zeilen der Nibelungen- und Kudrunstrophe begreifen. Die beiden Langzeilen, mit denen die Strophe beginrit, entsprechen der (zäsurgereimten!) Nibelungenstrophe, die abschließenden beiden Halbzeilen den beiden letzten Abversen der Kudrunstrophe. Schema: 4hebig klingend a 4hebig stumpf b 4 hebig klingend a 4 hebig voll b 4 hebig klingend c 6 hebig klingend c

Literatur Ecke A u s g a b e n : J . Z u p i t z a , Berlin 1870; i n : Deutsches Heldenbuch. Bd. 5. — F. H. v o n d e r H a g e n u n d A. P r i m i s s e r , Der Helden B u c h in der Ursprache. 2. Teil. Berlin 1825 ( = Fassung des Dresdener H e l d e n b u c h s von 1472). — O. S c h a d e , H a n n o v e r 1854 (Neuausgabe des S t r a ß b u r g e r Drucks von 1559). — Über die verschie i n e n Fassungen und das H a n d schriftenverhältnis vgl. C a r l v o n K r a u s , . i n : Abhandlungen der bairischen Akademie der Wissensch. 32 (3-/4. Abh.) München 1927. U n t e r s u c h u n g e n : W. W i l m a n n s , Altdeutsche Studien. Berlin 1871. — F . V o g t , Z u m Eckenliede. Zeitschr. f. d t . Philol. 25 (1893), S. I f f . O. F r e i b e r g , Die Quelle des Eckenliedes. Bcitr. z. Gesch. d. d t . Sprache u. Lit. 29 (1904), S. 1 - 7 9 . - R. C. B o e r , Das Eckenlied u n d seine Quellen. Beitr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. 32 (If 06), S. 155 - 259. - H . L a s s b i e g l e t , Beiträge zur Geschichte der Eckendichtungen. Diss. B o n n 1907. - H . S c h n e i d e r , Wolfdietrich, München 1913, S. 193ff. G. B o o s , Stüdien über das Eckenlied. Beitr. z. Gesch. d. d t . S p r a c h e u." Lit. 39 (1914), S. 1 3 5 - 1 7 4 . - H. d e B o o r , Zur Eckensage. Mitteilungen der schles. Gesellsch. f. Volkskunde. 23 (1922), S. 2 9 - 4 3 . — S t e p h e n s , Thidrekssaga and Eckenlied. L o n d o n Mediaeval Studies 1 ( 1 9 3 7 - 3 9 ) , S. 8 4 - 9 2 . - H. S t e i n g e r , H. R o s e n f e l d , Artikel ,Eckenlied' i n : Deutsche Lit. des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. 1 u n d 5.

74

Literatur

Alphart A u s g a b e n : E. M a r t i n , Berlin 1866; i n : D e u t s c h e s H e l d e n b u c h . B d . 2. — F. II. v o n d e r H a g e n , H e l d e n b u c h . A l t d e u t s c h e H e l d e n l i e d e r a u s d e m Sagenkreise Dietrichs \ o n Bern u n d der Xibelungen. Bd. 1. Leipzig 1855. U n t e r s u c h u n g e n : F. X e u m a n n , U n t e r s u c h u n g e n ü b e r A l p h a r t s T o d . G e r m a n i a 25 (18S0), S. 3 0 0 - 3 1 9 . - O. L. J i r i c z e k , Die i n n e r e Geschichte des Alphartliedes. Beitr. z. Gesch. d. d t . S p r a c h e u. L i t . 16 (1892), S. 1 1 5 - 1 9 9 . - A. E . S c h ö n b a o h , D a s C h r i s t e n t u m in d e r a l t d e u t s c h e n Heldendichtung'. Graz 1897. E . K e t t n e r , Die E i n h e i t d e s Alphartliedes. Zeitschr. f. d t . Philol. 31 (1899), S. 2 4 - 3 9 . - R . M a n s k y , U n t e r s u c h u n g e n über A l p h a r t s T o d . Diss. G* t t i n g e n 1904. — l t . K n a p p , D a s P r o b l e m der E i n h e i t v o n A l p h a r t s Tod. Diss. (Masch.) T ü b i n g e n 1925. — H . V o g e l s a n g , S t u d i e n zur E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e v o n Alp h a r t s T o d . Diss. B e r n 1949. - H . B o r k , H . R o s e n f e l d , A r t i k e l , A l p h a r t s T o d ' i n : D e u t s c h e L i t . des Mittelalters. V e r f a s s e r l e x i k o n Bd. 1 u n d 5. Rabenschlacht A u s g a b e n : E . M a r t i n , Berlin 1866, i n : D e u t s c h e s H e l d e n b u c h B d . 2. — F. H. v o n d e r H a g e n , Heldenbuch. Altdeutsche Heldenlieder aus d e m Sagenkreise Dietrichs v o n B e r n u n d der N i b e l u n g e n . B d . 1, Leipzig 1855. — F . H . v o n d e r H a g e n , J . G. B ü s c h i n g , D e u t s c h e G e s c h i c h t e d e s Mittelalters. I I , 2. 1825. t I n t e r s u c h u n g e n : W . W e g e n e r , Die E n t s t e h u n g v o n D i e t r i c h s F l u c h t zu d e n H e u n e n u n d der R a b e n s c h l a c h t . Zeitschr. f. d t . Philol. ( E r g ä n z u n g s b a n d ) 1874, S. 4 4 7 - 5 8 1 . - A. H . K r a p p e , Der T o d d e r E t z e l s ö h n e i m D i e t r i c h - E p o s . Zeitschr. f. d t . A l t e r t u m 69 (1932), S. 137-143. — A. L e i t z m a n n , Dietrichs F l u c h t u n d R a b e n s c h l a c h t . Zeitschr. f. d t . Philol. 51 (1926), S. 4 6 - 9 1 . - T h . S t e c h e , D a s R a b e n s c h l a c h t g e d i c h t , -das B u c h v o n B e r n u n d die E n t w i c k l u n g d e r D i e t r i c h s a g e . Greifswald 1939. — E . K l a a s s , H . R o s e n f e l d , Artikel , H e i n r i c h d e r Vogler' i n : D e u t s c h e Lit. des Mittelalters. Verfasserlexikon. B d . 2 u n d 5. — H . R o s e n f e l d , Wielandlied, Lied v o n F r a u H e i c h e n Söhnen u n d H u n n e n s c h l a c h t l i e d . H i s t o r i s c h e W i r k l i c h k e i t u n d H e l d e n l i e d . B e i t r . z. Gesch. d. d t . Spr. u. Lit. 77 (1955), S. 2 0 4 - 2 4 8 . Vgl. f e r n e r die oben S. 8 a n g e f ü h r t e n G e s a m t d a r s t e l l u n g e n der d e u t s c h e n H e l d e n s a g e u n d L i t e r a t u r g e s c h i c h t e des Mittelalters. F ü r die D i e t r i c h s a g e s i n d n o c h zu n e n n e n : "W. G r i m m , Die d e u t s c h e H e l d e n s a g e . • 3. A u f l . b e a r b . v o n R . S t e i g . Gütersloh 1889. — G. B a e s e c k e , Vor- u n d F r ü h g e s c h i c h t e des d e u t schen S c h r i f t t u m s . Bd. 1, Halle 1940. — R . C. B o e r , Die Sagen v o n E r m a n a r i c h u n d Dietrich. Halle 1910. — H . S c h n e i d e r , S t u d i e n z u r H e l d e n s a g e . Zeitschr. f. d t . A l t e r t u m 54 (1913), S. 3 3 9 - 3 6 9 . H . F r i e s e , T h i d r e k s s a g a u n d Dietrichepos. Berlin 1914. ( P a l a e s t r a 128). — W . H a u p t , Z u r n i e d e r d e u t s c h e n Dietrichsage. Breslau 1914. ( P a l a e s t r a 129). — K . z u r N i e d e n , Ü b e r die V e r f a s s e r m h d . H e l d e n epen. Diss. B o n n 1930. — H . d e B o o r , Die H e l d e n n a m e n in d e r h i s t o r i schen D i e t r i c h d i c h t u n g . Zeitschr. f. d t . A l t e r t u m 78 (1942), S. 2 3 4 - 2 6 7 . — E . B e n e d i k t , Die Ü b e r l i e f e r u n g e n v o m E n d e D i e t r i c h s v o n B e r n ; i n : F e s t s c h r i f t f ü r D i e t r i c h K r a l i k . H o r n 1954. S. 9 9 - 1 1 1 .

75

E c k e . 1

E ; sä;en beide in eime sal, ßi retten wunder äne zal von ü ; erweiten recken. der eine was sich her Vasolt, dem wären schcene vrouwen holt, d a ; ander was her Ecke, d a ; dritte der wild Ebenrot. si retten al geliche, da? nieinan kiioner waer ze not, denn von Berne er Dieteriche: der waer ein lielt übr alliu l a n t ; so wser mit listen küene der alte Hiltebrant.

12

2

Do sprach her Ecke: ' d a ; ist war, her Dietrich ist volkomen gar an vürsteclichen eren. er treit von hoher wirde ein hant, erst ganzer tugent ein adamant. wan so 1 sin lop wol rneren b a ; danne ander künge dri, sit er s6 vriimeclichen Ubr alle künge kröne si. swer sin denk üppeclichen hie, dem geschehe nimer woll er ist so tugentriche und aller Sre vol.

13

3

Doch la;e ich e ; dar umbe niht, sit man im gar d a ; beste giht, swä man in hoeret nennen.

14

Ecke. dast war, wan ich bestän ouch in. e? wei? nooh nieman, wer ich bin: wan muo; ouch mioh erkennen, ich h&n miohg beidenthalp verwegen, ich vlies, ald ich gewinne; vr6 Saelde mao min also pflegen, d a ; ioh im nime die sinne: BÖ hoert man in den landen sagen, und sprechent: »seht, her Ecke hat den B e r n a r e erslagen.« loh bin küm zweiuzic järe alt, uud han wol hundert man ervalt durch helme tot versSret. die valte ioh gar mit miner liant mit tiefen wunden üf d a ; lant, als man ronen reret und als der wint die boume tuot in birge und an den Ilten, s w t ; mir bekam ie helde guot in stürmen aide in striten, den han ich noch gesiget an. doch ist min groestiu swsere deicli niht ze vehten h&n. "Wer solte mir des gnade sagen, ob ich bestüende zwelef zagen und ich si über wunde? da wsere wönic ruomes an. bestiiend' ich einen vruraen man, ob ich den iendert vunde, der mir verhiuwe minen schilt und mir den heln verroste, da? er ze stucken wurde gezilt und mich der siege noete, und möht' ich dem ge3igen an, des h « t ich großer ere denn ich sliieg zwelf swache man.*

Ecke. Hie w&ren nach gesehen bi vil schoener küneginne dri und hörten disiu maere. diu hoehste von den drin do sprach: 'ouwe, du? ich in nie gesach I wer ist der Bernaere, dem nü ad höhes lobes gibt vil menio helt verme??en? ob in min ouge nibt gesiht, BO hat min got vergeben, und muo; ouch gar unaEelic stn: BOI ich den helt niht scbouwen, min vreude ist gar da hin.' Diu gelbe süberliche maget diu hie; vrö SSburc, sö man saget. diu hoehste der künegiunen, diu zuo Jochgrimme kröne truoc; rieh unde edel was si gennoc. si sprach: 'wilt in gewinnen, Ecke, so wis willekomen und bis vil wol enpfangen. ich h&n s6 vil von dir vernomen, da? ich her bin gegangen; du wilt den Berner gerne bestäns mit beiden minen ören ich da? geheeret h&n.' E r sprach: 'iohhäu rni's angenomen ich mUe?e niemer hinnän komen, ob ers iht werde erla?en. ist da? diu seelde mir beschiht, da? in min ouge an gesiht, so müe?e ich sin verwä?en, ich welle es in gar güetlich biten durch iueh dri küneginnen; verseit er mir e? mit unsiten, ich twinge ins mit unminnen:

78

Ecke. da? habent ftf die triuwe min.' des neio im d6 dur liebe diu edel kiinegin.

9

10

11

S i sprach: 'sol ich den helt gesehen, so kan mir lieber niht geschehen in allen minen jaren. sin werdekeit diu vert entwer in allen landen hin und her. in w e i ; wiech sol gebären: sin hoher name der toetet m i c h ; e ; ksera mir liht ze guote, saeh ich den fiirsten lobes rieh, ich lie?e in u ; dem muote. in w e i ; , wes er mich hat gewent, daz sich als unverdienet min herze nach im sent.'

26

E r sprach: 'ich bringe in, sol ich leben, des wil ich iu min triuwe geben, da her in kurzen ziten. des mugt i r iueh wol an mich län, wan er sich niht verbergen kan in den gebirgen witen. ich bringe iu her den werden man, swä er mir wirt gezeiget, d a ; wi??ent, swa ich in vinden kan, sin name der wirt geneiget, ald er benimt mir sä d a ; leben.' do sprach diu küneginne: 'got miie; dir Steide geben!'

2T

urloup nam er zer schoeneu ineit dä harte minnecliche. die dri kiinegin beliben hie,

*) Die Königin rüstet ihn mit kostbaren Waffen; ein Ross, das sie lbm anbietet, weist er zurück, da ihn keines auf die Länge ertrage

36

Ecke.

79

ze f u o ; e er von dannan gie. hin lief der ellentriche, alsam eia lebart in den w a l t Bach man in wite springen, den heln man borte mänicvalt widr ü? dem walde erklingen, reht als ein glocke waer ersclialt: swa in ein ast geruorte, mit klänge er im d a ; galt 12

Der dön in da? gebirge gie, schellende dort und h i e ; wa? wildes er erschrahte ietwederthalp hin in den w a l t ! der vogel stimme mänicvalt wart do er si so erwahte. der schilt den er zern arme truoc wolt klingens nie geswigen. vögele unde tiere genuoc diu habten zuo den stigen und schouten sin vil swinde vart: sus im von wilden tieren vil nach gekapfet wart.

13

V o n vogeln wart ob im ein schal. den walt den lief er hin ze t a l ; er kam üf ein geriute, an ein vil enge gebiuweu lant. einen einsideln er vant, den vragte er, als ich diute, ob im i h t kiiudic möhte sin, w i e verr noch waer ze Berne, •triuwen,' sprach er 'herre min, da? sage ich iu vil gerne, ir sont tälanc alhie bestän: dar sint noch zwelef milo, dar mugent ir niht gegän.'

38

80

Ecke.

14

Diu naht beguude gesîgen an. lier Ecke sprach : 'ich wil bestán die naht unz au den morgen, in weig, gap im sin wirt geuuoo: Bwa? er des sinen dar getruoc, dag tete er gar mit sorgen, wie dicke er ob dem tische sprach» 'wirt, bist iht dick ze Berne? des landes vogt ich nie gesach, den sœhe ich harte gerne.' — 'lierre, ich was nähtint späte dà, dô each ich in dà heinie: er ist niht anderswâ.'

89

15

'Wirt, dû hâst mir gnuoc gegeben. und sol ich keine wile leben, ich danke dir der maere, und ouch der handelunge din, d a ; habe dû uf die triuwe mîn. und vinde ich den Bernsere, da? ist von dinen schulden komen, und vind' ich dà den veigen.' hie mite wart urloup dà genomen. den stic bat er im zeigen, 'nû beitent, unz eg werde tac.' er sprach: 'mich twingt mîn herze, dag ich niht sláfen mac.'

40

16

Vor dem tage sô sohiet er dan. er kam ûf ein getribeu ban, diu truoc in hin ze Berne, die langen naht geruote er nie: des morgens in die stat er gie. den bû den sach er gerne, swâ er hin in den strâgen gie, da? liut begunde in vliehen ûf die tiirne, merkent wie: ei gesan nie man sô schieben.

41

Ecke.

81

da? hört man im ze Berne jeheu, er moht von rehter wilde zen fliegen niht gesehen. 17

Do gap in der strafe schin ietwederthalp diu brünne sin, als obes entzündet waere. relit alsam ein glüusende gluot lullt im sin schilt und ouch siu huot. do sprach sich ein Bernaere: 'ja, herre, wer ist jener man, der dort stat in dem viure? er treit so liebten härnesch an imd ist so ungehiure: und stät er keine wile da, die guoten stat ze Berne verbrennet er iesä.'

18

Lüte rief der ellentrich: 'wa ist von Berne er Dietericli ? den lian ich vil gesuochet. wan mich haut vrouwen ü? gesaut, und hän erstricheu vrömdiu lant nach im, ob ers geruochet. si sint rieh, sclioene und edel genuoc, des lät iueh niht verdrießen. si saehen'n gern, si sint so kluoo, er möhte ir wol geniegen. ich wart uie mere vrouwen bot': ich han durch si geloufen noch mere, dann durch got.'

t3

19

'Wie getorst ir her ze Berne gän ? die reise solt ir hän verlan* sprach Hiltebrant dem jungen, 'erkennet mines Herren site: er viht mit den, die sint geriten, ir varent erst von Sprüngen, ick rät iu wol nach vriundes site,

u

Kudrun und Dletrlcheueo.

6

82

Ecke. nft hoert die rede gerne: volgt einer ander strafe mite, und hebt iuch balde ü ; Berne; wan min herre der ist so getäu, wolt er mit lotern vehten, er müese iuch ouch bestän.'

20

Under diu ougen er im sach, d a ; wort er zorneclichen sprach 'ir sträfent mich ze harte, die rede solt ir hän verlän' so sprach der unverzagte man, •haet ich iuch bi dem barte vor der port üf der heide breit, e? wurde iu liht ze leide: des gibe ich iu min Sicherheit. BUS ich mich hinnän scheide, vür war so wil ich iu da; sagen: durch iuweren vogt von Berne so wil ich iu'? vertragen.'

«7

21

Vor zorU her Ecke niht mer sprach. meister Hiltebrant wol sach, dag im diu rede was swsere. dö tete er als ein wiser man: er sprach: 'ich hän; durch schimpf getan. geloubent mir ein maere: min herre ist hie heime niht; den zeige ich iu vil balde: er reit, als man iu hie vergiht, ze Tirol gen dem walde; nu seht, da vindent ir den helt: ir varnt in den gebserden, reht als ir striten weit.