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German Pages 1186 [1187] Year 2012
Friedrich Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe III. Abt. Band 1
Friedrich Daniel Ernst
Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe Im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen herausgegeben von Günter Meckenstock und Andreas Arndt, Ulrich Barth, Lutz Käppel, Notger Slenczka
Dritte Abteilung Predigten Band 1
De Gruyter
Friedrich Daniel Ernst
Schleiermacher Predigten Erste bis Vierte Sammlung (1801⫺1820) mit den Varianten der Neuauflagen (1806⫺1826) Herausgegeben von Günter Meckenstock
Anhang:
Günter Meckenstock Kalendarium der überlieferten Predigtermine Schleiermachers
De Gruyter
ISBN 978-3-11-026545-3 e-ISBN 978-3-11-026678-8 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2012 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Umschlaggestaltung: Rudolf Hübler, Berlin Satz: Meta Systems, Wustermark Druck und buchbinderische Verarbeitung: Strauss GmbH, Mörlenbach ⬁ Printed on acid-free paper Printed in Germany www.degruyter.com
Vorwort Der erste Band der Abteilung „Predigten“, die im Akademienprogramm durch die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen seit 2003 betreut wird, dokumentiert auf dem Titelblatt eine größere Veränderung im Herausgeberkreis der Kritischen Schleiermacher-Gesamtausgabe. Kurt-Victor Selge (Berlin), seit 1979 Mitglied, schied 2009 aus; Hermann Fischer (Hamburg), 1972 einer der Initiatoren des Editionsunternehmens und seit 1991 geschäftsführend, sowie Konrad Cramer (Göttingen), seit 1997 Mitglied, beendeten beide im Mai 2011 ihre Zugehörigkeit zum Herausgeberkreis. Allen drei Herausgebern sei für ihren langjährigen Einsatz und ihr Engagement zum Gedeihen des Gesamtunternehmens herzlich gedankt. Zeitgleich hat sich der Herausgeberkreis ergänzt. Neben den bisherigen Mitgliedern Ulrich Barth (Halle) und Günter Meckenstock (Kiel) gehören jetzt Andreas Arndt (Berlin), Lutz Käppel (Kiel) und Notger Slenczka (Berlin) neu dem Herausgeberkreis an. Im Oktober 2011 hat Günter Meckenstock die Geschäftsführung im Herausgeberkreis übernommen. 4. Mai 2012
Im Namen der Herausgeber Günter Meckenstock
Friedrich Schleiermacher, gezeichnet 1826 von Caroline Schede geb. Wucherer (Photographie Universitätsarchiv Halle an der Saale)
Inhaltsverzeichnis Editorische Grundsätze für die III. Abteilung . . . . . . .
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Einleitung des Bandherausgebers in die III. Abteilung
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I. Schleiermachers Predigttätigkeit 1. Die Anfänge . . . . . . . . . . 2. Charité in Berlin . . . . . . . 3. Stolp in Pommern . . . . . . 4. Halle an der Saale . . . . . . 5. Dreifaltigkeitskirche in Berlin
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XXII XXIII XXIX XXXIV XXXV XLI
II. Predigtüberlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Textzeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Eigenhändige Manuskripte . . . . . . . . . . . B. Druckschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Nachschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Archivlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Schleiermacher-Archiv in der Staatsbibliothek Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Schleiermacher-Nachlass im Akademie-Archiv Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Nachschreiber und Tradenten . . . . . . . . . . . 4. Die Andrae-Nachschriften . . . . . . . . . . . . .
LIV LIV LIV LV LVI LVIII
Einleitung des Bandherausgebers in den Band I. Historische Einführung . . 1. Erste Sammlung . . . . . A. Erste Auflage 1801 B. Zweite Auflage 1806 C. Dritte Auflage 1816 2. Zweite Sammlung . . . A. Erste Auflage 1808 B. Zweite Auflage 1820 3. Dritte Sammlung . . . . A. Erste Auflage 1814 B. Zweite Auflage 1821
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LVIII LXI LXII LXX LXXVIII LXXVIII LXXVIII LXXVIII LXXXVII XCII XCIII XCIII XCIX XCIX C CIV
VIII
Inhaltsverzeichnis
4. Vierte Sammlung . . . . . . . . A. Erste Auflage 1820 . . . . B. Zweite Auflage 1826 . . . II. Editorischer Bericht . . . . . . . .
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CVI CVI CXI CXII
Predigten. Erste bis Vierte Sammlung Erste Sammlung (1801, mit den Varianten von 1806 und 1816) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachschrift bei der zweiten Auflage (1806) . . . . . Zweite Sammlung (1808, mit den Varianten von 1820) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur zweiten Auflage (Vorrede 1820) . . . . . . . . . Dritte Sammlung (1814, mit den Varianten von 1821) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachschrift (Vorrede zur zweiten Auflage 1821) . . Vierte Sammlung (1820, mit den Varianten von 1826) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachschrift zur zweiten Ausgabe (1826) . . . . . . .
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1 10 199 203 209 417 419 425 623 625 630 765
Günter Meckenstock: Kalendarium der überlieferten Predigttermine Schleiermachers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Anhang
Verzeichnisse Abkürzungen und editorische Zeichen Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibelstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . Predigten (in zeitlicher Anordnung) .
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Editorische Grundsätze für die III. Abteilung (Predigten) Die Kritische Gesamtausgabe (KGA) der Schriften, des Nachlasses und des Briefwechsels Friedrich Schleiermachers, die seit 1980 erscheint, ist in die folgenden Abteilungen gegliedert: I. Schriften und Entwürfe, II. Vorlesungen, III. Predigten, IV. Übersetzungen, V. Briefwechsel und biographische Dokumente. Die Gliederung richtet sich nach den literarischen Gattungen in Schleiermachers Werk, wobei den einzelnen Abteilungen jeweils auch der handschriftliche Nachlass zugewiesen wird. Der Aufbau der Abteilungen orientiert sich am chronologischen Prinzip. Die III. Abteilung, die im Akademienprogramm seit 2003 an der Kieler Schleiermacher-Forschungsstelle erarbeitet wird, dokumentiert Schleiermachers gesamte Predigttätigkeit vom Ersten Examen 1790 bis zu seinem Tod 1834: sämtliche von Schleiermacher in den Druck gegebene Predigten sowie seine handschriftlich überlieferten Predigtentwürfe und Predigtverschriftungen, außerdem alle seine Predigten, die durch Nachschriften sowohl namentlich bekannter als auch unbekannter Schreiber überliefert sind.1 Wird dieselbe Predigt sowohl durch einen von Schleiermacher erstellten Text (Druck oder Manuskript) als auch durch eine vertrauenswürdige Nachschrift bezeugt und besteht ein markanter Unterschied zwischen beiden Fassungen, so werden beide Predigtzeugen mitgeteilt. Für viele von Schleiermachers Predigten liegen zwei oder mehr Nachschriften vor; unter Ausschluss von Textkompilation wird hier der nach kritischer Einschätzung vertrauenswürdigste Predigtzeuge als Leittext publiziert. Die Predigten werden chronologisch nach ihrem Vortragstermin angeordnet und durch diesen Termin identifiziert. Nur die von Schleiermacher absichtsvoll geordneten sieben ‚Sammlungen‘, alle im Verlag der Berliner Realschulbuchhandlung bzw. im Verlag von G. Reimer erschienen (Berlin 1801–1833), bleiben in dieser Anordnung erhalten und stehen am Anfang der Abteilung. Lässt sich der Vortragstermin einer Predigt nicht ermitteln, so werden solche von Schleiermacher in den Druck gegebenen Predigten an das Ende des Publikationsjahres, solche im Nachlass erhaltenen Predigten an das Ende der Abteilung gestellt und mit einer Hilfsnummerierung versehen; unda1
Vgl. Günter Meckenstock: Kalendarium der überlieferten Predigttermine Schleiermachers, unten S. 769–1033
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Editorische Grundsätze für die III. Abteilung
tierbare Predigten mit einem sicheren terminus ante quem oder post quem werden diesem zugeordnet. Demnach ergibt sich für die Abteilung „Predigten“ folgende Gliederung: 1. Predigten. Erste bis Vierte Sammlung (1801–1820) mit den Varianten der Neuauflagen (1806–1826) 2. Predigten. Fünfte bis Siebente Sammlung (1826–1833) 3. Predigten der Jahre 1790–1808 4. Predigten der Jahre 1809–1815 5. Predigten der Jahre 1816–1819 6. Predigten der Jahre 1820–1821 7. Predigten der Jahre 1822–1823 8. Predigten des Jahres 1824 9. Predigten des Jahres 1825 10. Predigten der Jahre 1826–1827 11. Predigten der Jahre 1828–1829 12. Predigten der Jahre 1830–1831 13. Predigten des Jahres 1832 14. Predigten der Jahre 1833–1834 sowie Gesamtregister Die folgenden Grundsätze, die an die Grundsätze für die I., II. und V. Abteilung 2 anschließen, berücksichtigen die eigentümlichen Sachlagen der Predigttextzeugen (Drucke und Manuskripte).
1. Textgestaltung und zugehörige editorische Informationen Die allgemeinen Regeln der Textgestaltung für alle Textzeugen werden für Manuskripte spezifiziert und zwar in einem abgestuften Verfahren. Die von Schleiermachers Hand geschriebenen Predigtentwürfe und Predigtverschriftungen werden mit ausführlichen Nachweisen zum Entstehungsprozess versehen. Die Nachschriften von fremder Hand erhalten in einem vereinfachten Editionsverfahren nur knappe Apparatbelege. A. Allgemeine Regeln Für die Edition aller Gattungen von Textzeugen (Drucke und Manuskripte) gelten folgende Regeln: a. Alle Textzeugen werden in ihrer letztgültigen Gestalt wiedergegeben. 2
Vgl. KGA I/1, S. IX–XVI; KGA II/8, S. IX–XVI; KGA V/1, S. XVIII–XXIII
Editorische Grundsätze für die III. Abteilung
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b. Wortlaut, Schreibweise und Zeichensetzung des zu edierenden Textzeugen werden grundsätzlich beibehalten. Dies gilt auch für Schwankungen in der Schreibweise und Zeichensetzung, wo häufig nicht entschieden werden kann, ob eine Eigentümlichkeit oder ein Irrtum vorliegt. Hingegen werden Verschiedenheiten in der Verwendung und Abfolge von Zeichen (z.B. für Abkürzungen oder Ordnungsangaben), soweit sie willkürlich und sachlich ohne Bedeutung sind, in der Regel stillschweigend vereinheitlicht. Verweiszeichen für Anmerkungen (Ziffern, Sterne, Kreuze etc.) werden einheitlich durch Ziffern wiedergegeben. Nach Ziffern und Buchstaben, die in einer Aufzählung die Reihenfolge markieren, wird immer ein Punkt gesetzt. Sekundäre Bibelstellennachweise, editorische Notizen und Anweisungen an den Setzer werden stillschweigend übergangen. Dasselbe gilt für Kustoden, es sei denn, dass sie für die Textkonstitution unverzichtbar sind. c. Offenkundige Druck- oder Schreibfehler und Versehen werden im Text korrigiert. Im textkritischen Apparat wird – ohne weitere Angabe – der Textbestand des Originals angeführt. Die Anweisungen von Druckfehlerverzeichnissen werden bei der Textkonstitution berücksichtigt und am Ort im textkritischen Apparat mitgeteilt. Für Schleiermachers Überarbeitung von Predigtnachschriften fremder Hand formuliert die Regel B.n. einige Sonderfälle. Bei den Predigtnachschriften fremder Hand gilt generell die Regel C.g. d. Wo der Zustand des Textes eine Konjektur nahelegt, wird diese mit der Angabe „Kj ...“ im textkritischen Apparat vorgeschlagen. Liegt in anderen Texteditionen bereits eine Konjektur vor, so werden deren Urheber und die Seitenzahl seiner Ausgabe genannt. e. Sofern beim Leittext ein Überlieferungsverlust vorliegt, wird nach Möglichkeit ein sekundärer Textzeuge (Edition, Wiederabdruck) oder zusätzlich ein weiterer Zeuge unter Mitteilung der Verfahrensweise herangezogen. f. Liegt ein gedruckter Quellentext in zwei oder mehr von Schleiermacher autorisierten Fassungen (Auflagen) vor, so werden die Textabweichungen in einem Variantenapparat mitgeteilt. Dessen Mitteilungen sollen in der Regel allein aus sich heraus ohne Augenkontakt mit dem Text verständlich sein. Zusammengehörige Textveränderungen sollen möglichst in einer Notiz erfasst werden. Leichte Ersichtlichkeit von einzelnen Textveränderungen und deutliche Verständlichkeit von neuen Sinnprofilierungen sind für den Zuschnitt der Notizen maßgeblich. Der Variantenapparat wird technisch wie der textkriti-
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Editorische Grundsätze für die III. Abteilung
sche Apparat gestaltet und möglichst markant mit dem Text verknüpft. g. Hat Schleiermacher für die Ausarbeitung eines Drucktextes eine Predigtnachschrift genutzt, so wird diese Nachschrift, falls sie im Textbestand deutlich abweicht, zusätzlich geboten. Für die beiden Textzeugen gelten die jeweiligen Editionsregeln. B. Manuskripte Schleiermachers Für die Edition der eigenhändigen Manuskripte Schleiermachers gelten folgende Regeln: a. Abbreviaturen (Kontraktionen, Kürzel, Chiffren, Ziffern für Silben), deren Sinn eindeutig ist, werden unter Weglassung eines evtl. vorhandenen Abkürzungszeichens (Punkt, Abkürzungsschleife usw.) in der üblichen Schreibweise ausgeschrieben. Die Abbreviaturen mit ihren Auflösungen werden im textkritischen Apparat oder im Editorischen Bericht mitgeteilt. Die durch Überstreichung bezeichnete Verdoppelung von m und n, auch wenn diese Überstreichung mit einem U-Bogen zusammenfällt, wird stillschweigend vorgenommen. Abbreviaturen, deren Auflösung unsicher ist, werden im Text belassen; für sie wird gegebenenfalls im textkritischen Apparat ein Vorschlag mit der Formel „Abk. wohl für ...“ gemacht. In allen Fällen, wo (z.B. bei nicht ausgeformten Buchstaben, auch bei verkürzten Endsilben) aufgrund von Flüchtigkeit der Schrift nicht eindeutig ein Schreibversehen oder eine gewollte Abbreviatur zu erkennen ist, wird das betreffende Wort ohne weitere Kennzeichnung in der üblichen Schreibweise vollständig wiedergegeben. b. Geläufige Abkürzungen einschließlich der unterschiedlichen Abkürzungen für die biblischen Bücher werden im Text belassen und im Abkürzungsverzeichnis aufgelöst. Für die Abkürzungen in Predigtüberschriften (zu Ort und Zeit) erfolgt die Auflösung im editorischen Kopftext der Predigt, in den Apparaten oder im Abkürzungsverzeichnis. Der oftmals fehlende Punkt nach Abkürzungen wird einheitlich immer gesetzt. c. Unsichere Lesarten werden in unvollständige eckige Klammern (Beispiel: PnochS) eingeschlossen. Gegebenenfalls wird eine mögliche andere Lesart mit der Formel „oder“ (Beispiel: PauchS] oder PnochS) vorgeschlagen. d. Ein nicht entziffertes Wort wird durch ein in unvollständige eckige Klammern gesetztes Spatium gekennzeichnet; bei zwei oder
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mehr unleserlichen Wörtern wird dieses Zeichen doppelt gesetzt und eine genauere Beschreibung im textkritischen Apparat gegeben. e. Überlieferungslücken. Weist ein Manuskript Lücken im Text oder im Überlieferungsbestand auf und kann die Überlieferungslücke nicht durch einen sekundären Textzeugen gefüllt werden (vgl. oben A.e.), so wird die Lücke innerhalb eines Absatzes durch ein in kursive eckige Klammern eingeschlossenes Spatium gekennzeichnet. Eine größere Lücke wird durch ein in kursive eckige Klammern gesetztes Spatium gekennzeichnet, das auf einer gesonderten Zeile wie ein Absatz eingerückt wird. Eine Beschreibung erfolgt im textkritischen Apparat. f. Auffällige Textgestaltung wird im Editorischen Bericht oder bei Bedarf im textkritischen Apparat beschrieben (beispielsweise Lücken in einem fortlaufenden Satz oder Absatz). g. Belege für den Entstehungsprozess (wie Zusätze, Umstellungen, Streichungen, Wortkorrekturen, Entstehungsstufen) werden im textkritischen Apparat – nach Möglichkeit gebündelt – mitgeteilt. Wortkorrekturen, Streichungen und Hinzufügungen werden, wenn sie zusammen eine komplexe Textänderung ausmachen, durch die Formel „geändert aus“ zusammengefasst. h. Zusätze, die Schleiermacher eindeutig in den ursprünglichen Text eingewiesen hat, werden im Text platziert und im textkritischen Apparat unter Angabe des ursprünglichen Ortes und der Formel „mit Einfügungszeichen“ nachgewiesen. Ist ein Zusatz von Schleiermacher nicht eingewiesen, aber seine eindeutige Einordnung in den Grundtext durch Sinn oder Position möglich, so wird im textkritischen Apparat nur der ursprüngliche Ort angegeben. Zusätze, die sich nicht eindeutig in den Grundtext einfügen lassen, werden auf den jeweiligen Seiten – vom übrigen Text deutlich abgesetzt – unter Angabe des Ortes im Manuskript wiedergegeben. i. Sind im Manuskript Umstellungen von benachbarten Wörtern oder Satzteilen vorgenommen worden, so wird im Apparat mit der Formel „umgestellt aus“ die Vorstufe angegeben. Bei Umstellungen von Sätzen und Satzteilen über einen größeren Zwischenraum wird der ursprüngliche Ort unter Verwendung der Formel „mit Umstellungszeichen“ angegeben. j. Streichungen. Sind im Manuskript Wörter, Buchstaben oder Zeichen gestrichen worden, so wird das Gestrichene im Apparat in Winkelklammern mitgeteilt und dabei der Ort im Manuskript relativ zum Bezugswort angegeben (z.B. durch die Formel „folgt“). Wurden
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Streichungen vorgenommen, aber nicht vollständig durchgeführt, so werden die versehentlich nicht gestrichenen Partien in doppelte Winkelklammern eingeschlossen. k. Korrekturen Schleiermachers an Wörtern, Wortteilen oder Zeichen werden durch die Formel „korr. aus“ angezeigt (Beispiel: klein] korr. aus mein). l. Liegen bei einer Handschriftenstelle mehrere deutlich unterscheidbare Entstehungsstufen vor, so werden sie in der Regel jeweils vollständig aufgeführt. m. Fehlende Wörter und Zeichen werden in der Regel im Text nicht ergänzt. Fehlende Wörter, die für das Textverständnis unentbehrlich sind, werden im textkritischen Apparat mit der Formel „zu ergänzen wohl“ vorgeschlagen. Fehlende Satzzeichen, die für das Textverständnis unentbehrlich sind, werden im Text in eckigen Klammern hinzugefügt. Sofern das besonders gestaltete Wortende, das Zeilenende, das Absatzende oder ein Spatium innerhalb der Wortfolge offensichtlich ein bestimmtes Interpunktionszeichen (Punkt, Komma, Semikolon, Gedankenstrich, Doppelpunkt) vertritt, werden solche Zeichen stillschweigend ergänzt. Genauso ergänzt werden fehlende Umlautzeichen sowie bei vorhandener Anfangsklammer die fehlende Schlussklammer. n. Sofern Schleiermacher bei seiner Überarbeitung von Predigtnachschriften fremder Hand vereinzelt offenkundige Schreibfehler und Versehen der Nachschrift nicht korrigiert oder irrtümlich eine Streichung falsch vorgenommen hat, wird stillschweigend der intendierte Textbestand geboten. Anweisungen zur Textgestaltung, die Schleiermacher bei der Überarbeitung notiert hat, werden stillschweigend berücksichtigt. C. Predigtnachschriften Für die Edition der nicht von Schleiermacher stammenden Predigtnachschriften gelten folgende Regeln: a.–f. Die vorangehend unter Nr. B. a.–f. genannten Editionsregeln gelten unverändert. g. Offenkundige Schreibfehler und Text stillschweigend im Sinne der üblichen Apparatnachweis korrigiert, entweder wenn nen zuverlässigen Paralleltext bestätigt wird
Versehen werden im Schreibweise und ohne die Korrektur durch eioder wenn es sich, falls
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kein Paralleltext überliefert ist, um Verdoppelung von Silben, Worten oder Wortgruppen, um falsche Singular- bzw. Pluralbildung, falsche Kleinschreibung oder Großschreibung von Wörtern, falsches Setzen oder Fehlen von Umlautzeichen, falsche graphische Trennung von Wortbestandteilen oder Verknüpfung von Wörtern, Fehlen des Konsonantenverdoppelungsstrichs, um unvollständige Zitationszeichen (fehlende Markierung des Zitatanfangs oder Zitatendes), unvollständige Einklammerung und Ähnliches handelt. Sind offenkundig bei Streichungen und Korrekturen versehentlich Fehler unterlaufen, so wird der intendierte Textbestand stillschweigend geboten. h. Einzelheiten des Entstehungsprozesses (Streichungen, Zusätze, Korrekturen, Umstellungen und Entstehungsstufen) werden im textkritischen Apparat nicht nachgewiesen, auch nicht der Wechsel von Schreiberhänden und die Unterschiede in der graphischen Gestaltungspraxis. Nicht einweisbare Zusätze oder Anmerkungen auf dem Rand werden in Fußnoten mitgeteilt. i. Fehlende Wörter und Zeichen, die für das Textverständnis unentbehrlich sind, werden im Text in eckigen Klammern ergänzt. j. Hervorhebungen bleiben unberücksichtigt. Die thematische Gliederungsübersicht innerhalb einer Predigt wird in der Regel als Block eingerückt. k. Textüberarbeitungen Schleiermachers. Bei einer von Schleiermacher markant und ausführlich bearbeiteten Nachschrift wird sowohl der von Schleiermacher hergestellte Text als auch der zugrunde liegende Text der Nachschrift ediert. Hat Schleiermacher in einer Nachschrift nur vereinzelt Korrekturen, Ergänzungen oder Kommentierungen vorgenommen, so werden diese möglichst gebündelt als Fußnoten mitgeteilt. D. Sachapparat Der Sachapparat gibt die für das Textverständnis notwendigen Erläuterungen. a. Zitate und Verweise werden im Sachapparat nachgewiesen. Für die von Schleiermacher benutzten Ausgaben werden vorrangig die seiner Bibliothek zugehörigen Titel berücksichtigt.3
3
Vgl. Günter Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek nach den Angaben des Rauchschen Auktionskatalogs und der Hauptbücher des Verlages G. Reimer, in: Schleiermacher, KGA I/15, S. 637–912
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b. Zu Anspielungen Schleiermachers werden Nachweise oder Erläuterungen nur dann gegeben, wenn die Anspielung als solche deutlich, der fragliche Sachverhalt eng umgrenzt und eine Erläuterung zum Verständnis des Textes nötig ist. c. Bei Bibelstellen wird ein Nachweis nur gegeben, wenn ein wortgetreues bzw. Worttreue intendierendes Zitat gegeben wird, eine paraphrasierende Anführung von biblischen Aussagen vorliegt oder auf biblische Textstellen förmlich (z. B. „Johannes sagt in seinem Bericht …“) Bezug genommen wird. Geläufige biblische Wendungen werden nicht nachgewiesen. Für den einer Predigt zugrunde liegenden Bibelabschnitt werden in dieser Predigt keine Einzelnachweise gegeben. Andere Bibelstellen, auf die in einer Predigt häufiger Bezug genommen wird, werden nach Möglichkeit gebündelt nachgewiesen. Weicht ein ausgewiesenes Bibelzitat vom üblichen Wortlaut ab, so wird auf diesen Sachverhalt durch die Nachweisformel „vgl.“ hingewiesen. E. Editorischer Kopftext Jeder Predigt – ausgenommen sind die gedruckten ‚Sammlungen‘ (vgl. KGA III/1–2) und die Manuskripthefte ‚Entwürfe‘ (vgl. KGA III/3) – wird ein editorischer Kopftext vorangestellt. a. Bestandteile. Der editorische Kopftext informiert über den Termin, den Ort, die ausgelegten Bibelverse, den Textzeugen sowie gegebenenfalls über Parallelzeugen und Besonderheiten. Die Textzeugen werden durch das Genus, die Archivalienangabe und gegebenenfalls den Namen der Autoren / Tradenten von Nachschriften charakterisiert. Sind Autoren und Tradenten verschiedene Personen und namentlich bekannt, werden beide mitgeteilt. b. Verfahrenshinweise. Bei Nachschriften wird gegebenenfalls über vorhandene Editionen des vorliegenden Textzeugen, bei Drucktexten gegebenenfalls über Wiederabdrucke Auskunft gegeben. Bei Wiederabdrucken von Druckpredigten werden keine Auszüge oder Referate berücksichtigt, sondern nur vollständige Textwiedergaben bibliographisch mitgeteilt. Wenn von einer in der jetzigen Publikation als Textzeuge genutzten Predigtnachschrift bereits eine leicht abweichende Version desselben Tradenten ediert worden ist, so wird diese frühere Publikation unter dem Stichwort „Texteditionen“ aufgeführt und als „Textzeugenparallele“ charakterisiert. Wird zu einem Drucktext Schleiermachers eine vorhandene Predigtnachschrift nicht als Textzeuge ediert, so wird diese Nachschrift unter dem Stichwort „An-
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dere Zeugen“ genannt. Die Angaben zum editorisch ermittelten Bibelabschnitt können von den Angaben des Textzeugen abweichen. F. Liederblätter Die von Schleiermacher für die Berliner Dreifaltigkeitskirche herausgegebenen Liederblätter, soweit sie den edierten Predigten zugeordnet werden können, werden am Predigtende anhangsweise als Lesetext ohne textkritische Nachweise und ohne Literatur- und Sacherläuterungen mitgeteilt.
2. Druckgestaltung Die Druckgestaltung soll die editorische Sachlage bei den unterschiedlichen Gattungen von Textzeugen möglichst augenfällig machen. A. Seitenaufbau a. Satzspiegel. Es werden untereinander angeordnet: Text des Originals gegebenenfalls mit Fußnoten, gegebenenfalls Variantenapparat, textkritischer Apparat, Sachapparat. Text, Fußnoten und Variantenapparat erhalten eine Zeilenzählung auf dem Rand. b. Die Beziehung der Apparate auf den Text erfolgt beim textkritischen Apparat und beim Variantenapparat dadurch, dass unter Angabe der Seitenzeile die Bezugswörter aufgeführt und durch eine eckige Klammer (Lemmazeichen) von der folgenden Mitteilung abgegrenzt werden. Beim Sachapparat wird die Bezugsstelle durch Zeilenangabe bezeichnet; der editorische Kopftext samt vorangestellter Überschrift wird als Zeile Null gezählt. B. Gestaltungsregeln a. Schrift. Um die Predigtnachschriften fremder Hand graphisch von den Drucktexten Schleiermachers sowie von seinen eigenhändigen Manuskripten abzuheben, werden erstere in einer serifenlosen Schrift (Myriad) mitgeteilt. Dies gilt auch für die Fälle, in denen eine Predigtnachschrift nur in Gestalt eines nicht von Schleiermacher autorisierten Drucktextes als sekundärer Quelle vorliegt. Der Text des Originals wird einheitlich recte wiedergegeben. Bei der Wiedergabe von Manuskripten wird deutsche und lateinische Schrift nicht unterschieden. Graphische Varianten von Zeichen (wie
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doppelte Bindestriche, verschiedene Formen von Abkürzungszeichen oder Klammern) werden stillschweigend vereinheitlicht. Ordinalzahlen, die durch Ziffern und zumeist hochgestellten Schnörkel oder Endung „ter“ (samt Flexionen) geschrieben sind, werden einheitlich durch Ziffern und folgenden Punkt wiedergegeben. Sämtliche Zutaten des Herausgebers werden kursiv gesetzt. b. Die Seitenzählung des Textzeugen wird auf dem Außenrand angegeben. Stammt die Zählung nicht vom Autor, so wird sie kursiv gesetzt. Der Seitenwechsel des zugrundeliegenden Textzeugen wird im Text durch einen senkrechten Strich (|) markiert; im Lemma des textkritischen Apparats und des Variantenapparats wird diese Markierung nicht ausgewiesen. Müssen bei Textzeugenvarianten zu derselben Zeile zwei oder mehr Seitenzahlen notiert werden, so werden sie nach der Position der Markierungsstriche gereiht. Wenn bei poetischen Texten die Angabe des Zeilenbruchs sinnvoll erscheint, erfolgt sie durch einen Schrägstrich (/) im fortlaufenden Zitat. c. Unterschiedliche Kennzeichnung von Absätzen (Leerzeile, Einrücken, großer Abstand in der Zeile) wird einheitlich durch Einrücken der ersten Zeile eines neuen Absatzes wiedergegeben. Abgrenzungsstriche werden – außer bei den gedruckten ‚Sammlungen‘ und ‚Reihen‘ – nur wiedergegeben, wenn sie den Schluss markieren; versehentlich fehlende Schlussstriche werden ergänzt. Die Gestaltung der Titelblätter wird nicht reproduziert. d. Hervorhebungen Schleiermachers (in Manuskripten zumeist durch Unterstreichung, in Drucktexten zumeist durch Sperrung oder Kursivierung) werden einheitlich durch Sperrung kenntlich gemacht. e. Der zitierte Bibelabschnitt einer Predigt, der samt Stellenangabe in den Drucken und Manuskripten vielfältig und unterschiedlich gestaltet ist, wird einheitlich als eingerückter Block mitgeteilt, wobei die Bibelstellenangabe mittig darüber gesetzt und in derselben Zeile das Wort „Text“, falls vorhanden, gesperrt und mit Punkt versehen wird. Ist die Predigt verbunden mit Gebet, Kanzelgruß oder Eingangsvotum, so werden diese Begleittexte als Block eingerückt wiedergegeben. f. In Predigtentwürfen Schleiermachers und Dispositionen fremder Hand werden die Gliederungsstufen, die optisch unterschiedlich ausgewiesen sind, einheitlich durch Zeileneinrückung kenntlich gemacht.
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3. Einleitung und Verzeichnisse Jeder Band wird durch Einleitung und Verzeichnisse erschlossen. A. Einleitung (Historische Einführung und Editorischer Bericht) Die Einleitung jedes Bandes ist in eine Historische Einführung und einen Editorischen Bericht gegliedert. Die Historische Einführung gibt Auskunft über die Entstehung und Überlieferung der edierten Predigten und gegebenenfalls über die Rezeption durch die Zeitgenossen. Der Editorische Bericht erläutert und begründet die Gestaltung der Ausgabe unter Berücksichtigung der allgemeinen editorischen Grundsätzen; er beschreibt die Quellenlage und erläutert das editorische Verfahren. B. Verzeichnisse Jeder Band enthält ein Verzeichnis der Predigten, der Abkürzungen und editorischen Zeichen, der Literatur, der Namen und der Bibelstellen. a. Das Abkürzungsverzeichnis gibt sämtliche Abkürzungen und editorischen Zeichen an, die von Schleiermacher, von den Autoren der Predigtnachschriften oder in editorischen Mitteilungen benutzt worden sind, soweit die Auflösung nicht in den Apparaten, im Kopftext zu den einzelnen Predigten oder im Literaturverzeichnis erfolgt. Abkürzungen in Texten, die anhangsweise zu Predigten oder zu einem Band mitgeteilt werden, bleiben unberücksichtigt. b. Im Literaturverzeichnis werden die Schriften aufgeführt, die in Schleiermachers Texten sowie in den Apparaten und in der Einleitung des Bandherausgebers genannt sind, am Schluss gegebenenfalls auch die für die Edition herangezogenen Archivalien. Quellenangaben der Liederblätter werden nicht berücksichtigt. Bei denjenigen Werken, die für Schleiermachers Bibliothek4 nachgewiesen sind, wird nach dem Titel in eckigen Klammern das Sigel „SB“ mit der jeweiligen Titelnummer hinzugefügt. c. Das Namensverzeichnis führt alle historischen Personen an, die in diesem Band genannt sind, in der heute gebräuchlichen Schreibweise. Nicht aufgeführt werden die Namen biblischer, literarischer und mythischer Personen, die Namen von Herausgebern, Übersetzern und Predigttradenten, soweit sie nur in bibliographischen oder archi4
Vgl. oben Punkt 1.D.a.
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Editorische Grundsätze für die III. Abteilung
valischen Angaben vorkommen, die Namen, die nur in Quellenangaben von Liedertexten genannt sind, sowie die Namen der an der vorliegenden Ausgabe beteiligten Personen und der Name Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers. d. Das Bibelstellenverzeichnis listet die von Schleiermacher zitierten und paraphrasierten biblischen Texte sowie die förmlichen Anspielungen auf. Der einer Predigt zugrunde liegende Bibelabschnitt (samt seiner Teile) wird nur als Ganzes einmal aufgeführt; dabei wird der Gesamtumfang der Predigt angegeben. e. Ein zeitlich nach dem Vortragstermin geordnetes Verzeichnis der Predigten wird in den ersten drei Abteilungsbänden gesondert am Bandschluss, ansonsten durch das Inhaltsverzeichnis des Bandes geboten. Ein Predigtverzeichnis nach den ausgelegten Bibelabschnitten ist in das Bibelstellenregister integriert. Die Predigttermine, zu denen eine Publikation nur im Rahmen einer der ‚Sammlungen‘ in den ersten beiden Abteilungsbänden vorgenommen wird, werden in dem für den Zeitabschnitt chronologisch zuständigen Band graphisch am Folgetermin durch einen Circulus, die Predigttermine, bei denen das von Schleiermacher herausgegebene zugehörige Liederblatt am Ende der Predigt mitgeteilt wird, graphisch durch einen Asteriskus markiert; der Sachverhalt wird am Ende des Inhaltsverzeichnisses beschrieben. 4. Mai 2012
Im Namen der Herausgeber Günter Meckenstock
Einleitung des Bandherausgebers in die III. Abteilung Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher hat von 1790 bis kurz vor seinem Tod im Februar 1834 öffentlich-amtlich gepredigt.1 Die Kritische Gesamtausgabe dokumentiert in ihrer III. Abteilung „Predigten“ diese Tätigkeit.2 Die gesamte vorhandene Predigtüberlieferung wird dazu herangezogen und ausgewertet. Schleiermacher hat insgesamt in schätzungsweise über 2300 Gemeindegottesdiensten gepredigt; nachweisbar sind 2102 Termine in Sonn-/Feiertagsgottesdiensten, Betstunden, Wochenandachten und Abendmahlsvorbereitungen.3 Zudem hat Schleiermacher in Kasualgottesdiensten bei Taufen, Trauungen, Begräbnissen und Sondergottesdiensten amtlich geredet; diese Kasualtermine sind sehr zahlreich, die zugehörigen Textüberlieferungen spärlich.4 Die Konfirmationen fanden zumeist in Verbindung mit Abendmahlsvorbereitungen statt. Kranken-Abendmahl, Privat-Abendmahl und Einsegnung von Jubelpaaren waren selten.5 Insgesamt sind Predigten Schleiermachers zu 1341 Terminen durch Textüberlieferung belegt. Hinzugerechnet werden können 48 Termine, an denen Schleiermacher gehaltene Predigten wiederholte. Von Schleiermachers Predigtkorpus lagen bisher 588 Texte (496 Predigtverschriftungen und 92 Predigtdispositionen) zu 584 Terminen publiziert vor.6 Die Kritische Gesamtausgabe erschließt darüber hi1 2 3 4
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Zitatnachweise und Belegverweise ohne Angabe des Autors beziehen sich auf Friedrich Schleiermacher. Vgl. die Übersicht der geplanten 14 Bände oben S. X Vgl. Günter Meckenstock: Kalendarium der überlieferten Predigttermine Schleiermachers, unten S. 769–1033 Nach Kalendarium sind von 948 Taufterminen nur 4 Taufpredigten überliefert, von 435 Trauungsterminen nur 6 Traupredigten, von 34 Begräbnisterminen 8 Bestattungspredigten, von 23 Sondergottesdienstterminen 3 Predigten. Von neun Krankenabendmahlsterminen und drei Privatabendmahlsterminen ist keine Predigt überliefert, von zwei Goldenen Hochzeiten (Einsegnungen von Jubelpaaren) eine Predigt. Vgl. Wichmann von Meding: Bibliographie der Schriften Schleiermachers, Schleiermacher-Archiv, Bd. 9, Berlin / New York 1992, S. 229–330; die aufgelisteten 583 gedruckten Predigten (eine Termindoppelung) müssen ergänzt werden um die Predigtdisposition vom 24. August 1794 (vgl. Predigtentwürfe aus Friedrich Schleiermacher’s erster Amtsthätigkeit, ed. Friedrich Zimmer, in: Zeitschrift für Praktische Theologie, Bd. 4, Frankfurt am Main 1882, S. 281–290 und 369–378, hier 284–285), die vom 20. April 1796 (vgl. Johannes Bauer: Schleiermacher als patriotischer Prediger. Mit einem Anhang von bisher
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Einleitung in die Abteilung
naus Texte zu weiteren 757 bisher unbekannten Terminen, wobei zu nicht wenigen Terminen zwei oder mehr Textzeugen vorliegen. Außerdem werden 11 undatierbare Predigtentwürfe mitgeteilt. In seinen Predigten behandelte Schleiermacher ganz überwiegend ein von ihm markant profiliertes Thema bezogen auf einen Bibelabschnitt, wobei im Laufe seiner Predigttätigkeit die inhaltliche und sprachliche Bibelorientierung deutlich zunahm. Durch die starke Verbreiterung der Quellenbasis werden sowohl die Entwicklungslinien und thematischen Schwerpunkte von Schleiermachers Predigttätigkeit als auch seine Bezugnahmen auf biblische Texte und sein Umgang mit ihnen in ein deutlicheres und teilweise neues Licht gestellt. Insbesondere ermöglicht die editorische Erschließung vieler neuer Texte und Termine, Schleiermachers Verknüpfung seiner Predigten zu sehr unterschiedlichen thematischen Reihen erstmals angemessen wahrzunehmen.7 Auch treten die ihm wichtigen biblischen Texte nach Vielfalt und Breite deutlicher hervor. Die Homilienreihe zum Evangelium nach Johannes wird erstmalig vollständig geboten.8 Die beiden Homilienreihen zum Brief des Paulus an die Philipper, die bisher in verfälschender Textkompilation als eine Reihe vorlagen, werden erstmalig quellengetreu in ursprünglicher Fassung publiziert.9
I. Schleiermachers Predigttätigkeit Mit seinem Ersten theologischen Examen vor dem Reformierten Kirchendirektorium im Juli 1790 in Berlin erhielt Schleiermacher die amtliche Erlaubnis zum öffentlichen Predigen in den brandenburgisch-preußischen reformierten Kirchen.10 Er war lebenslang ein be-
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ungedruckten Predigtentwürfen Schleiermachers, Studien zur Geschichte des neueren Protestantismus, Bd. 4, Gießen 1908, S. 309–310), die vom 11. Juni 1797 (vgl. Simon Gerber: Seelsorge ganz unten – Schleiermacher, der Charité-Prediger, in: Wissenschaft und Geselligkeit. Friedrich Schleiermacher in Berlin 1796–1802, ed. Andreas Arndt, Berlin / New York 2009, S. 15–41, hier S. 30–31), die vom 2. Februar 1800 vormittags (vgl. Predigtentwürfe aus dem Jahre 1800, ed. Friedrich Zimmer, Gotha 1887, S. 12–13) und die vom 2. Januar 1803 (vgl. Predigtentwürfe, ed. Zimmer, 1887, S. 3–4 Fußnote); zu vier Terminen (24. August 1794, 20. April 1796, 2. Februar 1800 vormittags und 23. März 1800 Betstunde) gehören je zwei Texte. Vgl. die Liste unten S. L–LII Vgl. KGA III/7–10 Vgl. die Übersicht in KGA III/7, S. L–LXIV sowie die Texte in KGA III/5 und III/7; besonders hier sind Medings Predigtdatierungen korrekturbedürftig. Mit bestandenem Ersten Examen bekam Schleiermacher am 31. Juli 1790 vom Reformierten Kirchendirektorium die Befähigung zu öffentlicher Predigt: „Nachdem der Candidat der Theologie Friedrich Daniel Ernst Schleyermacher um die Erlaubniß zu predigen angehalten und in der mit ihm vorgenommenen Prüfung ein Genügen geleistet hat, auch
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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geisterter Prediger, der die Gelegenheit zum Predigen auch dann suchte, wenn er keine amtliche Verpflichtung hatte. Er war aber nie nur Prediger; er strebte nach einer gleichzeitigen mehrfachen Amtsstellung.11 Neben seiner Predigttätigkeit bearbeitete er zugleich amtlich oder frei vielfältige wissenschaftliche, literarische, didaktische, politisch-administrative und familiär-persönliche Aufgabenfelder, die in den anderen Abteilungen der Kritischen Gesamtausgabe dokumentiert werden. In der folgenden Darstellung der Predigttätigkeit werden diese anderen Aufgabenfelder samt ihren Querbezügen zumeist abgeblendet oder nur knapp erwähnt.
1. Die Anfänge In jeweils dritter Generation stammte Schleiermacher mütterlicherseits und väterlicherseits aus reformierten Predigerfamilien. Durch seine familiäre Herkunft und seine Erziehung in herrnhutischen Bildungseinrichtungen waren ihm Predigten als Form religiöser Rede seit seiner Kindheit vertraut. Seine Entscheidung, durch das Theologiestudium sich auf den Beruf eines Predigers vorzubereiten, schloss die Aufgabe ein, die für eine öffentliche Kanzelrede erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben und diese in der Ersten theologischen Prüfung, die aus zwei sechswöchigen Hausarbeiten, fünf wissenschaftlichen Klausurarbeiten und einer Predigt bestand, förmlich nachzuweisen; Schleiermachers Ausarbeitung der Probepredigt und ihr Vortrag am 15. Juli 1790 in der Berliner Domkirche fanden dabei eine lobend-kritische Beurteilung.12
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seine Prüfungspredigt so befunden worden ist, daß zu hoffen steht, er werde bei fernerer Übung, wozu er hiemit ernstlich angewiesen wird, dereinst der Kirche ersprießliche Dienste leisten, ertheilen wir ihm die nachgesuchte Freiheit in den Königlichen Landen öffentlich zu predigen.“ (Schleiermacher-Nachlass im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Nr. 641/4) Vgl. die Briefäußerung vom 22. Dezember 1806 an Eichstädt: „Soll ich mich auf einer Universität wol befinden so brauche ich neben einem philosophischen Lehrstuhl auch einen theologischen, und neben beiden eine Kanzel“ (KGA V/9, Nr. 2367,39–41). Die Probepredigt über Lk 5,29–32 wurde in Ausarbeitung und Darbietung gelobt; zugleich tadelten die Prüfer, „daß sie mehr eine philosophische Abhandlung als eine populäre Volksrede war, indessen legte sie von seinen Kenntnissen ein sehr vorteilhaftes Zeugnis ab. Da er es auch selbst gefühlt hat, daß er den rechten Kanzelton in dieser Predigt verfehlt, so ist sein ernstlicher Vorsatz, sich bei künftigen Ausarbeitungen vor diesem Fehler viel sorgfältiger zu hüten.“ (Zitat bei Heinrich Meisner: Schleiermachers Lehrjahre, ed. Hermann Mulert, Berlin / Leipzig 1934, S. 48; die im Geheimen Preußischen Staatsarchiv gelagerten Prüfungsakten sind durch Kriegseinwirkung nicht mehr erhalten). Zur Ausarbeitung und Darbietung vgl. auch KGA V/1, Nr. 142; Nr. 145
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Einleitung in die Abteilung
Eindeutige Zeugnisse fehlen, ob die für das Examen angefertigte und gehaltene Probepredigt die erste Predigt Schleiermachers war oder ob Schleiermacher zuvor übungsweise Predigten anfertigte, die nicht zur gottesdienstlichen Mitteilung kamen. Der denkbaren Vermutungen sind viele. Dass Schleiermacher unter Aufsicht vor seinem Ersten Examen gepredigt hat, ist wegen des offiziellen Predigtverbots für nichtexaminierte Theologen13 sehr unwahrscheinlich. Auffällig und erklärungsbedürftig ist aber, dass dem Manuskriptkonvolut seiner frühen Predigten ein Zettel mit der Aufschrift „Predigten 1789–1794“14 beigefügt ist. Diese Notiz ist in lateinischen Buchstaben geschrieben und lässt durch ihr Schriftbild die Autorschaft nicht eindeutig erkennen. Die Rückseite dieses Zettels bietet fragmentarisch die Briefanschrift „...rs Schumann ...rwürden in ...ndsberg an der Warthe“. Schleiermacher war seit April 1794 Adjunkt des Predigers Johann Lorenz Schumann, der am 6. Juni 1795 verstarb. Die Briefanschrift macht es wahrscheinlich, dass die Konvolutnotiz 1794 oder 1795 in Landsberg an der Warthe geschrieben worden ist. Die Jahresangaben, falls sie von Schleiermachers Hand sind, dürften dann zuverlässig sein; die Notiz wäre, auch wenn es für Übungspredigten keine anderweitige Bezeugung gibt, ein Indiz, dass übungshalber 1789/90 angefertigte Predigten damals zum Konvolut gehörten. Allerdings wäre damit keineswegs gesichert, dass das jetzt vorliegende Konvolut, das aus losen Lagen von Manuskriptblättern besteht, immer noch diese Predigten enthält. Auch könnte die Jahresangabe 1789 als irrtümlich dadurch erklärt werden, dass Schleiermacher, der vermutlich nach seinem Ersten Examen im September/Oktober 1790 in Drossen predigte, die Erinnerung an diesen Predigtort gedanklich mit dem Jahr 1789 verband, als er nach dem Studium in Halle sich bei seinem Onkel Samuel Ernst Timotheus Stubenrauch in Drossen auf das Examen vorbereitete. Die Edition ist von der Annahme geleitet, dass die Examenspredigt vom Sommer 1790 Schleiermachers erste überlieferte Predigt ist. Schleiermacher hat offenbar gleich in seinen Anfängen eine erstaunliche Selbständigkeit in der Predigtvorbereitung und im freien Predigtvortrag gewonnen. Bereits seine erste Predigt im ostpreußischen Schloss Schlobitten, wo er seit 22. Oktober 1790 als Hofmeister (Hauslehrer) beschäftigt war und von der gräflichen Familie Dohna häufiger zum Predigen aufgefordert wurde, hielt er in freiem Vortrag auf der Grundlage einer gedanklich und sprachlich genau durchgearbeiteten Disposition („Entwurf“); die ausformulierte schriftliche 13 14
Vgl. Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium praecipue Marchicarum, Bd. 3, Berlin 1766, Sp. 1333–1334 (Circular-Verordnung vom 1. Oktober 1761) Schleiermacher-Archiv, Mappe 9, Bl. IIr
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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Textfassung („Concept“) fertigte er erst im Nachhinein aus seinem vom Entwurf unterstützten Gedächtnis an.15 Sein Onkel Stubenrauch lobte Schleiermachers freien Vortrag ohne vorbereiteten Redetext: „Daß Sie das Concept nicht mehr brauchen, dazu gratulire [ich] sehr – Sie wissen schon darüber meine Gesinnung. Daß Sie aber noch immer alles fein bis auf die Lezt verschieben, ist nicht fein, und will besonders der Mama gar nicht behagen.“16 Das Lob des Onkels blickt auf eine Zeit zurück, in der Schleiermacher ein Concept gebraucht hat, und meint wohl nicht nur die Examenspredigt, sondern vermutlich auch eine Gastpredigt in Drossen nach dem Examen. Als sein Vater Johann Gottlieb Adolph Schleyermacher ihn brieflich am 3. Dezember 1792 um die Übersendung einer neuen Predigt bat17, legte Schleiermacher am 10. Februar 1793 das Geständnis ab, dass von seinen neuesten Predigten keine aufgeschrieben gewesen sei18, und ergänzte im Mai 1793: „Ich habe nämlich schon seit einiger Zeit aufgehört meine Predigten wörtlich zu concipiren; ich mache eine vollständige Disposition, worin kein Gedanke und kein Uebergang ausgelassen ist; die Diction aber schreibe ich nur bei solchen Stellen auf, die mir schwierig scheinen, bei den übrigen wird sie nur auf mannigfaltige Weise durchgedacht und dann höchstens die Art des Satzes bestimmt. Aus diesen Angaben habe ich die Predigt, die Sie verlangten, hergestellt und so werde ich auch die andern herstellen müssen.“19 Dieses Verfahren, auf der Grundlage einer Disposition in freiem Vortrag zu predigen und nur bei Bedarf nach dem Vortrag die Predigt wörtlich aufzuschreiben, hat Schleiermacher zeitlebens praktiziert.20 In seiner großen Berliner Zeit ab 1809 wurden dann die eigenen Verschriftungen durch Nachschriften fremder Hand ersetzt. Schleiermacher fertigte seine nachträglichen wörtlich-ausführlichen Verschriftungen anfangs wohl im Sinne der Selbstvergewisserung über sein Predigen an, später primär auf äußere Veranlassung oder zur Publikation. Insbesondere die Nachfragen von Onkel und Vater, aber wohl auch die seiner Hörer aus der Familie Dohna, die teilweise 15 16 17 18
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Von der Adventspredigt 1790 über Mt 11,3 erhielt Stubenrauch zunächst den Entwurf und erbat sich dann die ganze Predigt (vgl. KGA V/1, Nr. 161,4–6). KGA V/1, Nr. 154,21–24 Vgl. KGA V/1, Nr. 202,119 Vgl. KGA V/1, Nr. 209,12–25; die für den Vater neu aufgeschriebene Predigt ist in der Liste der von Ostern 1792 bis zum Jahresende gehaltenen Predigten ohne weitere Angaben genannt (vgl. Nr. 209,66–75, hier 71); der Onkel hatte im Sommer 1792 „vier ältere Predigten“ (Nr. 209,98) erhalten, aber nicht in der gewünschten Ausführlichkeit beurteilt. KGA V/1, Nr. 216,11–18; vgl. auch Nr. 209,12–100 Vgl. beispielsweise KGA V/4, Nr. 997,167–173 im Dezember 1800 zur ersten Sammlung Predigten
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Einleitung in die Abteilung
das Predigtthema mitbestimmt hatten, gaben Anlass, die Predigt schriftlich niederzulegen und damit die Mitteilung an andere durch Nachlesen oder Erstlesen zu ermöglichen. Auch das Bekanntwerden mit einer neuen Hörerschaft sowie die Verknüpfung mit eigenen literarischen Plänen dürften Motive zur Verschriftung gewesen sein.21 Sein Vater und sein Onkel Stubenrauch nahmen lebenslang (der Vater starb am 2. September 1794, der Onkel22 am 7. Mai 1807) beratend und beurteilend aus der Ferne Anteil an Schleiermachers Predigttätigkeit.23 Insbesondere Fragen des Predigtstils in Abstimmung auf das Auditorium wurden dabei angeschnitten und erörtert. Seinen Predigtstil dürfte Schleiermacher auch mit Predigern der Schlobittener Umgebung, insbesondere mit Georg August Wilhelm Bornemann (1749–1802) in Schlodien und Johann Christoph Wedeke (1755–1815) in Hermsdorf besprochen haben. Zu beiden ergaben sich freundschaftliche Beziehungen.24 Als reformierter Prediger war Schleiermacher nicht an die Perikopenordnung gebunden. Er praktizierte seit seinen Anfängen eine Kombination von Thema und Bibelwort.25 Die angemessene inhaltliche und rednerische Gestaltung war ihm ein wichtiges Thema.26 Im Zuge seiner späteren Universitätstätigkeit formulierte er auch eine Theorie der Predigt als religiöser Rede und forderte eine freiere Behandlung der Homiletik.27 Im Überblick lässt sich beobachten, dass 21
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Das erste Motiv dürfte bei der in Schlodien 1793 gehaltenen Predigt vorliegen, das zweite Motiv bei der Neujahrspredigt 1792 über Ps 90,10 und der undatierten Predigt über Lk 11,28, die beide sachlich-thematisch der Schrift „Ueber den Werth des Lebens“ (KGA I/1) nahe sind. Vgl. KGA V/9, Nr. 2480 Stubenrauch, der schon bei der Examenspredigt und dann im Mai 1791 Lektürewünsche geäußert hatte (vgl. KGA V/1, Nr. 147; Nr. 161,7), beurteilte im Juni 1792 auf Schleiermachers Bitte die beiden übersandten Predigten von Neujahr und Sexagesimae 1792 (vgl. KGA V/1, Nr. 183,1–31). Vgl. KGA V/1, Nr. 222,136–138 Zu Schleiermachers Predigttyp vgl. Reiner Preul: Schleiermacher als Prediger, in: Schleiermacher-Tag 2005. Eine Vortragsreihe, ed. Günter Meckenstock, Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, I. Philologisch-historische Klasse, Jg. 2006, Nr. 4, Göttingen 2006, S. 253–260 Vgl. Zwei unvorgreifliche Gutachten in Sachen des protestantischen Kirchenwesens, Berlin 1804, S. 111–120, KGA I/4, S. 424,1–428,2 Vgl. Kurze Darstellung des theologischen Studiums, 2. Aufl., Berlin 1830, § 284–285, KGA I/6, S. 426,22–427,6; dazu: „Predigt ist die Form, daß eine Schriftstelle zu Grunde gelegt, daraus ein Thema abgeleitet und dieß in verschiedenen Theilen abgehandelt wird.“ (Theologische Enzyklopädie [1831/32]. Nachschrift David Friedrich Strauß, ed. Walter Sachs, Berlin / New York 1987, S. 253); ausführlich: Die praktische Theologie nach den Grundsäzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt, ed. Jacob Frerichs, Sämmtliche Werke, Abt. I, Bd. 13, Berlin 1850, S. 201–321
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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Schleiermacher zunächst eine sehr detaillierte argumentierende Gliederung vornahm, die später durch eine immer stärkere Aufnahme biblischer Sprache und Bezüge überlagert wurde. Nach einer Auseinandersetzung über Erziehungsfragen verließ Schleiermacher im Mai 1793 in beiderseitigem Einvernehmen Schlobitten.28 Wie in und nach dem Studium bot ihm sein Onkel eine Bleibe. Von Drossen aus suchte Schleiermacher im Sommer eine neue Stelle. Er reiste im August nach Berlin; verwandtschaftlicher Ankerpunkt war dort, wie für die Monate des Ersten Examens, erneut Karl August Reinhardt (1718–1811), seit 1752 Prediger an der reformierten Parochialkirche. Schleiermacher schwankte zwischen Schulamt und Pfarramt. Friedrich Samuel Gottfried Sack (1738–1817), der Schleiermacher nach Schlobitten empfohlen hatte29, vermittelte ihm diesmal eine Stelle als Schulamtskandidat am 1787 von Friedrich Gedike gegründeten Seminarium für gelehrte Schulen.30 Anfang 1794 meldete Schleiermacher sich auf Drängen seines Onkels Stubenrauch beim Reformierten Kirchendirektorium zum Zweiten theologischen Examen, das am 31. März 1794 in kurzen Klausurarbeiten und einem Kolloquium abgenommen wurde. In seinem Prüfungszeugnis wurde zum Predigen bescheinigt: „hat oft gepredigt und sehr gute Kanzelgaben“31. Am 6. April 1794 wurde Schleiermacher in der Berliner Domkirche zum reformierten Prediger ordiniert. Am 18. April 1794 (Karfreitag) hielt Schleiermacher seine Antrittspredigt in Landsberg an der Warthe (polnisch: Gorzów Wielkopolski). Zur Unterstützung des altersschwachen Predigers Johann Lorenz Schumann (geb. 1719), der im September 1793 Schleiermacher, mit dessen Tante mütterlicherseits Sophie Luise Stubenrauch (1734 bis ca. 1770) er verheiratet gewesen war, eine Adjunktur angetragen hatte32, führte Schleiermacher dessen Amtsgeschäfte in der reformierten Gemeinde der Konkordienkirche. An der Konkordienkirche als Simultankirche fanden an jedem Sonntag die Gottesdienste der lutherischen und reformierten Gemeinde vormittags und nachmittags im Wechsel statt.33 Die samstägliche Vorbereitungspredigt und die sonntägliche Abendmahlsfeier, die 28 29 30 31 32 33
Vgl. KGA V/1, Nr. 216,30–78; Nr. 223,3–43; Nr. 224,8–28 Vgl. KGA V/1, Nr. 149,22–35. Eine Predigt Schleiermachers hat Sack erstmals im August 1793 gehört (vgl. KGA V/1, Nr. 231,34–38). Vgl. KGA V/1, Nr. 231,42–56.88–99 Zitat bei Meisner: Schleiermachers Lehrjahre, S. 66 Vgl. KGA V/1, Nr. 231,57–69 Der Amtsinhaber der lutherischen Pfarrstelle Johann Georg Hintze (geb. 1729) verstarb am 2. Dezember 1795. In Landsberg gab es eine weitere reformierte Predigerstelle an der Garnisonkirche; dort fanden Vertretungsdienste statt.
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Einleitung in die Abteilung
wohl im Zusammenhang mit einem Vormittagsgottesdienst erfolgte, wurden vierteljährlich jeweils im ersten Monat jedes Quartals (Januar, April, Juli, Oktober) gehalten. Von diesen Terminen aus lässt sich im zweiwöchentlichen Rhythmus ein zuverlässiges Schema der Gottesdienste am Vormittag und am Nachmittag aufstellen.34 Bereits durch seinen Vater 1792/93 auf die von Sack aus dem Englischen übersetzten Predigten Hugh Blairs aufmerksam gemacht35, hatte Schleiermacher wohl noch vor seiner Abreise nach Landsberg seinem Förderer Friedrich Samuel Gottfried Sack die Zusage gegeben, er werde ihn bei der Übersetzung des vierten Bandes von Blairs Predigten unterstützen.36 Und so geschah es; Schleiermacher übersetzte dreizehn englische Blair-Predigten ins Deutsche; Sack schilderte die Sachlage im Vorwort; der 1795 erschienene Band war Schleiermachers erste Publikation; den fünften Band Blair-Predigten37 sowie zwei Predigtbände von Joseph Fawcett38 übersetzte er allein. Die eigene Predigtpraxis dokumentierte Schleiermacher seit dem 26. Juli 1794 durch das Verfassen und Sammeln seiner stark gegliederten Dispositionen, von denen die Reinschriften („Predigt-Entwürfe“) zumeist in Heften überliefert sind.39 Parallel zu den Dispositionen finden sich nur wenige ausformulierte Predigten oder Predigtteile. Seine kontinuierliche Predigtdokumentation hat Schleiermacher zunächst bis zum November 1797 beibehalten. Am 6. Juni 1795 starb Schumann. Schleiermacher, der gerne die Nachfolge angetreten hätte, durfte vertretungsweise nur noch ein Jahr in Landsberg bleiben. Das Reformierte Kirchendirektorium sprach wegen des Dienstalters seinem Onkel Stubenrauch am 18. November 1795 die Stelle zu. Unter mehreren Angeboten wählte Schleiermacher dann die Predigerstelle an der Berliner Charité aus. Sein Bewerbungsschreiben vom 26. Dezember 1795 beantwortete das Armendirektorium am 20. Januar 1796 positiv.40 34
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In seinen Predigtentwürfen hat Schleiermacher den genaueren Tagesabschnitt nur selten notiert: 13. September 1795 (15. Sonntag nach Trinitatis), als er beide Gottesdienste hielt; 15. November 1795 (24. Sonntag nach Trinitatis) vormittags; 20. Dezember 1795 (4. Sonntag im Advent) nachmittags; 15. Mai 1796 (Pfingstsonntag), als er beide Gottesdienste hielt. Vgl. KGA V/1, Nr. 202,70–75; Nr. 215,36–47 Vgl. KGA V/1, Nr. 263,5–14 Vgl. Hugh (Hugo) Blair: Predigten, aus dem Englischen übersetzt, Bd. 4, [übersetzt von Friedrich Samuel Gottfried Sack / Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher], Leipzig 1795; Bd. 5, [übersetzt von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher], Leipzig 1802 [SB 292] Vgl. Joseph Fawcett: Predigten, aus dem Englischen übersetzt von Friedrich Schleiermacher, mit einer Vorrede von F. S. G. Sack, Bd. 1–2, Berlin 1798 [SB 652] Vgl. KGA III/3 Vgl. KGA V/1, Nr. 308–309; der Termin für die geforderte Gastpredigt wurde im Juli 1796 festgesetzt auf den 4. September (Nr. 318; 323).
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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2. Charité in Berlin Schleiermacher war von Anfang September 1796 bis Ende Mai 1802 reformierter Prediger an der Berliner Charité. Sein Vorgänger Wilhelm Leonhardt Kriege (1761–1834) war im August 1796 zeitgleich Stubenrauchs Nachfolger in Drossen geworden. Nach der Gastpredigt am 4. September in der Dreifaltigkeitskirche folgte die Vokation, am 18. September 1796 die Antrittspredigt41 in der Charitékirche, die als Simultankirche von Lutheranern und Reformierten zugleich genutzt wurde. Das Armendirektorium hatte das Patronat und die Dienstaufsicht. Die reformierte und die lutherische Predigerstelle an der Charité waren durch Dienstwohnung und Gehalt auf einen ehelosen Amtsinhaber zugeschnitten; die geringe Besoldung wurde durch Aufstiegsaussichten verschönt. Die Charité, 1710 vorsorglich als Pesthaus außerhalb des Stadtzauns an der nordwestlichen Stadtgrenze nahe der Spree gegründet, dann, als die Pest nicht kam, als Krankenhaus, Altenheim und medizinische Ausbildungsstätte genutzt, wurde ab 1785 in langwierigen Baumaßnahmen erweitert und erneuert.42 Als zuletzt das Haupthaus abgebrochen wurde, mussten Schleiermacher und sein lutherischer Kollege Prahmer ihre dortigen Dienstwohnungen räumen und eine für sie ab Juli 1797 angemietete Wohnung43 vor dem Oranienburger Tor beziehen (dort zog zum Jahresende 1797 auch Friedrich Schlegel ein). Erst ab Oktober 1800 wohnte Schleiermacher wieder in der Charité. Schleiermachers Vokation und Instruktion von 1796 bestimmten seine vielfältigen Dienstpflichten genau44: in der Charité an jedem Sonn- und Feiertag eine Predigt und in jeder Woche eine Betstunde oder Wochenpredigt, außerdem eine dauerhafte Predigtvertretung im Invalidenhaus, zudem Seelsorgetätigkeit, Unterweisung der Armen41
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Schleiermacher sah seinem in der Antrittspredigt formulierten Amtsziel, die „Gesinnungen und Handlungen“ seiner Hörer verbessern zu wollen, die verbreitete Religionsferne seiner Zeitgenossenschaft entgegenstehen. „Ja es scheint sogar, als ob die Aussichten für einen Lehrer der Religion jezt mehr als jemals traurig wären; die Häuser der öffentlichen Gottesverehrung werden immer seltener besucht, gemeinschaftliche Erbauung wird nicht mehr als ein großes Bedürfniß betrachtet, und alle Uebungen der Religion werden als solche Dinge angesehen, die man allen übrigen nachsezen kann.“ (SW II/7, S. 367–380, hier 375; KGA III/3, S. 326–336, hier 332). Die Amtseinführung nahm Karl Ludwig Conrad vor (vgl. KGA V/7, S. 541). Zur Geschichte der Charité vgl. Oskar Scheibe: Zweihundert Jahre des Charité-Krankenhauses zu Berlin, in: Charité-Annalen, Bd. 34, Berlin 1910, Teil II, S. 1–178 Zum Mietvertrag vgl. KGA V/2, S. XVII, Fußnote 14 Die Entwurfsfassung ist in KGA V/2, S. XIV–XVI abgedruckt; über die Endfassung wird in KGA V/7, S. 541, Nr. 328a berichtet.
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Einleitung in die Abteilung
häusler und Invaliden der Dorotheenstadt und Spandauer Vorstadt; die Predigttätigkeit sollte auf die Charité konzentriert sein, nachrangig war auch das Invalidenhaus einbezogen; an anderen Berliner Kirchen sollte möglichst wenig gepredigt werden; die Friedfertigkeit gegenüber der anderen reformatorischen Konfession wurde nachdrücklich gefordert. Für den Vertretungsdienst in der Invalidenhauskirche, die keine eigene reformierte Predigerstelle hatte, konnte Schleiermacher alle sechs Wochen eine Vertretung in der Charité durch einen Kandidaten beanspruchen. Diese simultan gedachte Vertretung (so beispielsweise am Bußtag 2. Mai 1798 durch Cand. Hunger) wurde von Schleiermacher, indem er öfter am selben Sonntag in der Charité und im Invalidenhaus predigte, dazu genutzt, einen predigtfreien Sonntag zu erreichen (beispielsweise am 16. Oktober 1796 durch Cand. Pauli). In Charité und Invalidenhaus fanden Vorbereitungspredigt und Abendmahlsfeier etwa vierteljährlich statt. Wegen des Status der Charitékirche als Simultankirche war für Schleiermacher die Kollegialität wichtig. Die lutherische Pfarrstelle an der Charité hatte zunächst (seit 1788) bis Dezember 179645 Johann Christoph Ahrendts (1760–1842), dann ab Weihnachten 1796 bis September 1800 Johann Georg Wilhelm Prahmer (1770–1812) und schließlich ab September 1800 bis 1805 Heinrich Wilhelm Ferdinand Klaproth (1771–1864) inne. Schleiermacher arbeitete mit Prahmer und Klaproth gut zusammen, sowohl dienstlich als auch in gemeinsamen Auseinandersetzungen mit dem Armendirektorium. Lutherischer Prediger am Invalidenhaus, dem ein eigener Pfarrsprengel zugehörte, war 1795 bis 1806 August Christian Wilhelm Grunow (1764–1831), der seit 26. Juni 1796 mit Eleonore Christiane Krüger (1769/70– 1837) verheiratet war; zu Frau Grunow hatte Schleiermacher von Ende 1798 bis Oktober 1805 eine innige innerlich und äußerlich konfliktträchtige Beziehung.46 In Schleiermachers Amtszeit fanden größere organisatorische Veränderungen der Charité statt, die ihn veranlassten, eine Änderung seiner Dienstpflichten zu beantragen. Als Johannes Daniel Falk 1798 durch eine polemische Satire einen heftigen literarischen Streit47 um 45
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Das Berliner Intelligenz-Blatt meldete in den vortäglichen Gottesdienstankündigungen für die Charité zum 4. Sonntag im Advent (18.12.1796) vormittags: „Feldprediger Ahrends, hält seine Abschiedspredigt“; zum ersten Weihnachtstag (25.12.1796) vormittags ohne weitere Mitteilung den Prediger Prahmer; zum Sonntag Septuagesimae (12.02.1797) vormittags: „Prediger Prahmer wird introducirt, und hält seine Antrittspredigt“. Vgl. KGA V/2, Nr. 550,62–68; KGA V/8, Nr. 2072,139–161 Vgl. KGA I/2, S. XXXIX–L
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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die prekären Zustände in der Charité auslöste, regte eine von König Friedrich Wilhelm III. bestellte Untersuchungskommission verschiedene Verbesserungen an. Das Hospital (Altenheim) wurde vom Lazarett (Krankenhaus) getrennt und im Oktober 1799 in einem umgewidmeten Haus in Neukölln nahe der Waisenhausbrücke (Wallstraße) untergebracht. Die Charité war nun allein Krankenhaus und Lehrinstitut. Damit veränderte sich der Hörerkreis der Prediger stark. Schleiermacher und Prahmer schlugen in einem gemeinsamen Brief vom 2. September 1799 an das Armendirektorium vor, angesichts der bevorstehenden Charité-Veränderungen die Dienstpflichten der beiden Prediger neu zu bestimmen und dabei die Aufgabenverteilung stärker kollegial vorzunehmen: künftig nicht mehr jeden Sonntag zwei Gottesdienste halten zu lassen (jeder Prediger wechselnd am Vormittag oder Nachmittag48), sondern den öffentlichen Sonntagnachmittagsgottesdienst in der Kirche zu ersetzen durch eine zweite Wochenpredigt in einem Krankensaal; die Taufen auf den einen Gottesdiensttermin zu konzentrieren; die übrigen Predigergeschäfte, auch wenn das für den reformierten Prediger eine Mehrbelastung bringen werde, kollegial im Wochenwechsel zu teilen; die Privatkommunionen an eine vortägliche Anmeldung und eine feste Morgenstunde zu binden und dafür ein gemeinschaftliches Abendmahlsformular vorzusehen; für die vierteljährlichen allgemeinen Kommunionen die konfessionellen Formulare zu belassen.49 Diesen Vorschlägen stimmte das Armendirektorium überwiegend zu und gab am 48
49
Für die genauere Bestimmung der Uhrzeit über die pauschale Bezeichnung des Tagesabschnitts hinaus (Früh, Vormittag, Nachmittag) gibt Friedrich Nicolai in seiner „Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam“ (3. Aufl., Berlin 1786) folgende Hinweise: „Der Anfang des Gottesdienstes an den Sonntagen ist in allen deutschen Kirchen Vormittags um 9; und Nachmittags um 2 Uhr; ausgenommen im Dom, wo er Vormittags um 10, Nachmittags um halb drey und in der Parochialkirche, wo er Vormittags um halb zehn angeht. [...] Im grauen Kloster, in der Petrikirche, der Friedrichswerderschen, der Jerusalem-[,] der neuen Kirche, und der Dreyfaltigkeitskirche, werden des Morgens bereits um 6, oder halb 7, und 7 Uhr, Frühpredigten gehalten.[...] Alle Sonnabend ist bey den Küstern jeder Kirche ein Zettel für 3 Pf. zu haben, worauf die Namen der Prediger verzeichnet sind, die den folgenden Sonntag in allen deutschen Kirchen predigen, und dieß wird auch im Intelligenzblatte alle Sonnabend angezeigt. Das heil. Abendmal wird in den deutschen reformirten Kirchen nur alle 2, 4, 6 oder 12 Wochen gehalten. In den lutherischen großen Kirchen ist jeden Sonntag Kommunion, sowohl frühe als nach der Hauptpredigt und in den Kirchen, wo die Gemeinden klein sind, hält man sie ebenfalls nur alle 6 Wochen. Für die Kommunikanten ist in den meisten Kirchen Sonnabends Nachmittag um 1 oder 2 Uhr eine Vorbereitungspredigt.“ (S. 612–614) Der wöchentliche Sonntagszettel ist nur vereinzelt (vgl. Schleiermacher-Archiv, Mappe 67, Beilage), das „Berliner Intelligenz-Blatt“ häufig erhalten. Vgl. KGA V/3, Nr. 686
XXXII
Einleitung in die Abteilung
27. November 1799 folgende neue Dienstanweisung: Der öffentliche Gottesdienst am Sonntagvormittag wurde durch eine sonntägliche Betstunde in einem der Krankensäle ersetzt; der Gottesdienst am Sonntagnachmittag wurde beibehalten und etwaige Taufen auf diesen Termin gelegt; dem kollegialen Wechsel in der wöchentlichen Geschäftszuständigkeit wurde zugestimmt; die vortägliche Anmeldung eines Abendmahlwunsches wurde als allgemeine Regel genehmigt mit der Auflage, einen seelsorgerlichen Gesprächswunsch jederzeit unmittelbar zu erfüllen und dabei möglicherweise auch spontan das Krankenabendmahl zu feiern; das gemeinschaftliche Abendmahlsformular wurde abgelehnt.50 Die alle sechs Wochen von Domkandidaten zu haltende Vertretungspredigt an der Charité, wenn Schleiermacher im Invalidenhaus predigte, wurde an die neue Regelung angepasst.51 Die Predigtentwürfe, deren Sammlung und Reinschrift Schleiermacher zunächst bis November 1797 fortgesetzt und dann mit Jahresbeginn 1800 wieder aufgenommen hatte52, belegen die neue Predigtpraxis; sonn- und festtägliche Betstunden fanden jeweils am späten Vormittag statt.53 Die neue Regelung führte zu einer vermehrten Predigttätigkeit Schleiermachers; mehrfach hielt er 1800 drei Predigten am selben Sonntag54; zumeist predigte er sonntags zweimal. Zusätzlich zu den pflichtmäßigen Gottesdiensten im Invalidenhaus predigte Schleiermacher vermehrt in anderen Berliner reformierten Gemeinden. Auch baulich wurde die Charité stark umgestaltet. Die Gottesdienste hatten bis 1800 in einem Saal stattgefunden, der zugleich als Speisesaal und Kirchsaal genutzt wurde, der nordwestlich an das alte Pesthaus angebaut war und bei dessen 1797 erfolgtem Abriss erhalten blieb. Mit der Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes Ende 1800 stand für die Gottesdienste erstmals ein eigener Kirchenraum zur Verfügung, der am 30. November 1800 eingeweiht wurde.55 Der Abschluss der Bauarbeiten brachte Schleiermacher zeitgleich zwei größere Veränderungen. Auf der lutherischen Predigerstelle wurde nach Prahmers Weggang Heinrich Wilhelm Ferdinand Klaproth wohl im September 1800 sein neuer Kollege; die neu hergerichteten Dienstwohnungen der Prediger mussten im September/Oktober bezogen werden, gegen deren erhebliche bauliche und raumplaneri50 51 52 53 54 55
Vgl. KGA V/3, Nr. 735 Vgl. KGA V/4, S. 478–480, Nr. 757a und 768a; wiederholt in: KGA V/7, S. 542–543, Nr. 758a und 768a Vgl. KGA III/3, Einleitung Vgl. unten S. 810–816 Am 2. Februar, 27. April, 18. Mai und 22. Mai (vgl. KGA III/3) Vgl. Scheibe: Zweihundert Jahre, in: Charité-Annalen 34, Berlin 1910, Teil II, S. 56
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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sche Mängel56 Schleiermacher beim Armendirektorium mit mäßigem Erfolg protestierte. Schleiermacher hatte eine Predigerstelle in Berlin gewählt, weil er sich dort vielfältige wissenschaftliche und gesellige Anregungen erhoffte. Diese Hoffnungen gingen in Erfüllung. Die Dienstpflichten erlaubten ihm Studien und Gespräche. Er verstärkte alte Freundschaftsbande und schloss neue Freundschaften. Dem sich um die Zeitschrift „Athenäum“ bildenden Frühromantikerkreis der Brüder Schlegel war er von Anbeginn zugehörig. Das Bekanntwerden mit Friedrich Schlegel (1772–1829) im August 179757 gab seinem Lebenslauf wichtige Impulse. Von Friedrich Schlegel angespornt wurde Schleiermacher 1799 zum eigenständigen Literaten. Mit Namensnennung erschienen seine erste Predigt58, ohne Namensnennung seine Reden „Über die Religion“ und Aufsätze59. Als kirchlich-theologisches Gegenstück zu den säkular-religiösen „Reden“ veröffentlichte er 1801 zur Leipziger Ostermesse einen ersten Sammelband „Predigten“, der von Georg Andreas Reimer (1776–1842) in der Berliner Realschulbuchhandlung verlegt wurde. Reimer, seit Juni 1800 Geschäftsführer und seit Januar 1801 Pächter der Realschulbuchhandlung, die er 1816 erwarb und seit 1817 unter eigenem Namen weiterführte, verlegte fast alle Werke Schleiermachers, insbesondere auch seine mannigfaltigen Predigtdrucke und Liederblätter. Schleiermachers Abschied von Berlin im Mai 1802 veranlasste die ausdrückliche Freundschaftsbekundung.60 Vornehmlich sein Wunsch, Eleonore Grunow die Ehescheidung und Wiederverheiratung zu ermöglichen, bewogen Schleiermacher, Berlin zu verlassen. Er nahm deshalb das Angebot seines Förderers Sack, der Schleiermachers Weggang aus Berlin wünschte, Mitte Februar 1802 an, nach Stolp in Hinterpommern zu wechseln.61
56 57 58
59 60 61
Vgl. KGA V/4, Nr. 936; Nr. 950; Nr. 958; Nr. 963. Schleiermacher bezog seine neue Dienstwohnung am 10. Oktober 1800. Vgl. KGA V/2, Nr. 402, 280–325 Vgl. Die Gerechtigkeit ist die unentbehrliche Grundlage des allgemeinen Wohlergehens, in: Auswahl noch ungedruckter Predigten von Ammon, Bartels, Diterich, Löffler, Marezoll, Sack, Schleiermacher, Spalding, Teller, Zöllner, Zollikofer, [ed. Philipp Karl Buttmann], Predigten von protestantischen Gottesgelehrten, 7. Sammlung, Berlin 1799 (Nachdruck unter dem Titel: Predigten von protestantischen Gottesgelehrten der Aufklärungszeit, ed. Wichmann von Meding, Darmstadt 1989), S. 231–256; KGA III/3, S. 591– 606, dazu die Einleitung Vgl. KGA I/2, S. 163–361 sowie KGA I/12, S. 1–321 Vgl. KGA V/5, Nr. 1244,1–19 Vgl. die Dokumente in KGA V/5, S. XXXII–XL
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Einleitung in die Abteilung
3. Stolp in Pommern Die reformierte Hofpredigerstelle im pommerschen Stolp (polnisch: Słupsk) hatte Schleiermacher von Juni 1802 bis August 1804 inne.62 Seine Antrittspredigt in der Schloßkirche (Johanniskirche), einer Simultankirche, hielt er am Pfingstsonntag; er führte sich damit selbst in sein Amt ein.63 Er harmonierte mit seinem lutherischen Kollegen Johann Ludwig Krech (1755–1813).64 Sein Beginn in Stolp war dadurch belastet, dass ihm das Pfarrhaus erst Ende August 1802 voll zur Verfügung stand65 und dass er der Witwe seines im Januar 1802 verstorbenen Vorgängers Gotthilf Peter Krüger und deren minderjährigen Kindern für das Gnadenjahr eine monatliche Unterstützung bis März 1803 zahlte.66 Zu seinen Amtspflichten gehörten neben den Gemeinde- und Kasualpredigten auch die Katechisationen, die er gerne hielt und für die er ein eigenes Verfahren entwickelte.67 Wegen der geringen Zahl von Reformierten in Pommern war sein Amtsbereich großflächig. Für die nötigen Amtsreisen in der Kutsche erhielt er einen Vorspannpass, zunächst für die pommerschen Filialgemeinden, ab Oktober 1802 auch für Tuchel in Westpreußen.68 Er reiste amtlich nach Rügenwalde samt Stemnitz (westlich von Stolp) und nach Marienfelde samt Tuchel (südlich von Stolp). Bereits in der zweiten Jahreshälfte 1802 bewarb er sich um die Hofpredigerstelle an der Burgkirche in Königsberg (Ostpreußen), reiste im Oktober zur Vorstellung, predigte zweimal, wurde von der Gemeinde aber nicht gewählt.69 Mit dem Amtsbeginn in Stolp sammelte Schleiermacher erneut in einem Heft seine Predigtentwürfe. Möglicherweise wollte er dadurch die Realisierung des gegenüber seiner Schwester Charlotte am 29. Ja62
63 64 65 66 67 68
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Schleiermachers Großvater Timotheus Christian Stubenrauch (1693–1750) war Inhaber derselben Stelle 1723–1732. Im Jahr nach der Amtseinführung heiratete er Charlotte Luise Meierotto, geb. Berent, die Witwe seines Vorgängers Ludolf Meierotto, die aus ihrer ersten Ehe vier Kinder mitbrachte. Aus ihrer zweiten Ehe gingen drei Söhne und zwei Töchter hervor. Stubenrauch starb als Hof- und Domprediger in Berlin am 11. August 1750, nachdem er am Tag zuvor auf der Kanzel einen Schlaganfall erlitten hatte. Vgl. KGA V/5, Nr. 1214 Vgl. KGA V/6, Nr. 1269,30–35 Vgl. KGA V/6, Nr. 1319,16–45 Vgl. KGA V/5, S. XXXIX; die in Fußnote 154 für KGA V/6 angekündigte Veröffentlichung der Dokumente ist nicht erfolgt. Vgl. KGA V/6, Nr. 1254,80–81; 1342,61–72 Nach seinem Amtsantritt hatte Schleiermacher die wenigen Reformierten in Tuchel widerstrebend als Filialgemeine hinzunehmen müssen (vgl. KGA V/6, Nr. 1255; 1274; 1353). Vgl. KGA V/6, Nr. 1289
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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nuar 1802 geäußerten Publikationsplans70 vorbereiten. Die Entwürfe wurden ab Mitte Januar 1803 nicht fortgeführt. In den Jahren 1803 und 1804 wiederholte Schleiermacher sehr oft alte Predigten. Nach einer ruhigeren Anfangsphase 1802, die stark der EthikLektüre gewidmet war71, wurden für Schleiermacher seit dem Jahresbeginn 1803 die wissenschaftlich-literarischen Arbeiten sowie die Sorgen um Eleonore Grunow bedrängend. Im September 1803 beendete Schleiermacher seine „Grundlinien einer Kritik aller bisherigen Sittenlehre“ und begann mit der Platon-Übersetzung, die er allein zügig bewältigen wollte, nachdem Friedrich Schlegel brieflich72 am 5. Mai 1803 aus dem gemeinsamen Projekt ausgeschieden war. Ab Herbst 1803 verfasste Schleiermacher sein zweites Gutachten zur Kirchenreform, schrieb das erste schon vorliegende um und veröffentlichte beide 1804 als „Zwei unvorgreifliche Gutachten in Sachen des protestantischen Kirchenwesens“73. Eleonore Grunow trennte sich nicht, wie vorgesehen, nach dem Tod ihrer pflegebedürftigen Mutter im Dezember 1802 von ihrem Ehemann, suchte sich entgegen ihrem eigenen Plan im Februar 1803 keine eigene Wohnung und beendete Ende März 1803, bei ihrem Ehemann bleibend, ihre Beziehung zu Schleiermacher. Im August 1803 knüpfte Schleiermacher die Briefverbindung wieder an. Seit Jahresanfang 1804 schwankte Eleonore Grunow erneut, ob sie die Trennung von ihrem Ehemann wolle oder nicht.
4. Halle an der Saale Im Januar 1804 erhielt Schleiermacher zunächst informell die Anfrage, in der wegen der Säkularisation des Hochstifts neu zu organisierenden Würzburger Universität die ordentliche Professur für theologische Sittenlehre und die gesamte praktische Theologie zu übernehmen.74 Den im Februar ergangenen förmlichen Ruf, der neben der Professur auch eine Predigerstelle beinhaltete, nahm Schleiermacher förmlich an und richtete am 15. März 1804 an den preußischen König seinen Entlassungantrag aus dem Stolper Hofpredigeramt.75 Als der König ihm neben einer Gehaltszulage eine gute 70 71 72 73 74 75
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
KGA KGA KGA KGA KGA KGA
V/5, Nr. 1148,100–102 V/6, Nr. 1327,43–60 V/6, Nr. 1490,23–110 I/4, S. 359–460 V/7, Nr. 1632,3–26 V/7, Nr. 1673; Nr. 1685
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Einleitung in die Abteilung
Predigerstelle in Berlin in Aussicht stellte und die Ablehnung des bayrischen Rufs wünschte, drang Schleiermacher umgehend gegenüber dem preußischen Minister Thulemeier darauf, König Friedrich Wilhelm III. möge seine Bitte um Dienstentlassung ausdrücklich nicht genehmigen.76 Für die Zwischenzeit bis zur Übernahme einer Berliner Pfarrstelle bewarb sich Schleiermacher um eine der Würzburger Stelle analoge Beschäftigung in Frankfurt an der Oder oder Halle, d. h. um eine akademische Stelle für praktische Theologie verbunden mit einer Predigerstelle.77 Dieser Wunsch stimmte gut mit dem königlichen Vorhaben zusammen, den akademischen Gottesdienst in Halle wiederbeleben zu wollen. Schleiermacher wurde an die Hallesche Friedrichs-Universität versetzt – mit der Aussicht auf eine Predigerstelle in Berlin: Im Mai 1804 wurde er zum außerordentlichen Professor der Theologie und der Philosophie78 und im August 1804 zum akademischen Prediger mit Seelsorgeverpflichtung, aber ohne Sakramentsverwaltung79 ernannt mit einem Jahresgehalt von 800 Reichstalern; am 12. Oktober 1804 traf er in Halle ein.80 Hatte Schleiermacher für seine professorale Lehrtätigkeit erstmalig neue Vorlesungen auszuarbeiten, so stellte ihn das Amt eines Universitätspredigers, das von der Friedrichs-Universität am 29. März 1800 angeregt worden war81 und nun 1804 erstmalig besetzt wurde, vor schwierige Aufgaben anderer Art. Der Universitätsgottesdienst, 76 77 78
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80
81
Vgl. KGA V/7, Nr. 1702; Nr. 1708; Nr. 1720; Nr. 1723 Vgl. KGA V/7, Nr. 1724 Vgl. KGA V/7, Nr. 1753; die außerordentliche Philosophieprofessur ist durch amtliche Briefe (vgl. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, HA I, Rep. 76 I, Anhang I, Nr. 40, Bl. 56–83, hier 77; publiziert von Dankfried Reetz: Schleiermacher im Horizont preussischer Politik, Waltrop 2002, S. 43–66, hier 62) und durch Schleiermachers Titelblattangabe in seiner Schrift „Ueber den sogenannten ersten Brief des Paulos an den Thimotheos“ (vgl. KGA I/5, S. 155) dokumentiert. Vgl. Hermann Hering: Der akademische Gottesdienst und der Kampf um die Schulkirche in Halle a. S. Ein Beitrag zur Geschichte der Friedrichs-Universität daselbst von ihrer Gründung bis zu ihrer Erneuerung durch Friedrich Wilhelm III., Halle 1909, Anhang (mit eigener Paginierung) Dokumente, S. 57–59 Vgl. KGA V/8, Nr. 1831,2. Die von August Hermann Niemeyer und Heinrich Balthasar Wagnitz herausgegebene Zeitschrift „Hallisches patriotisches Wochenblatt auf das Jahr 1804. Zur Beförderung nützlicher Kenntnisse und wohlthätiger Zwecke“ teilte am 3. November 1804 mit: „Universität. Mit dem Anfang der Winterlectionen haben zugleich folgende neue, oder weiter beförderte Lehrer ihre Geschäfte angefangen: 1) In der theol. Fakultät als Prof. extraord. Theol. et Philos. Herr F. Schleiermacher, vorher Hofprediger zu Stolpe in Hinterpommern. Er ist zugleich als akademischer Prediger hieher berufen.“ (Halle, in Commission der Buchhandlung des Waisenhauses, Jg. 5, Stück 45, S. 717– 718). Vgl. Hering: Der akademische Gottesdienst, Dokumente, S. 38–42, hier 39
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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der seit 1692 in der zur Mitnutzung überlassenen Schulkirche ganzjährig von Mitgliedern der theologischen Fakultät wechselnd ohne amtliche Verpflichtung an allen Sonn- und Festtagen gehalten und 1785 ohne förmlichen Beschluss eingestellt worden war, sollte nach einer Vorstellung des Konsistoriums Magdeburg vom 20. Februar 1799 an König Friedrich Wilhelm III. erneuert werden; der König griff diese Initiative sogleich im März 1799 auf und fand zur Jahreswende etwas zögerlich das Einverständnis von Fakultät und Universität.82 Da der König das Vorhaben auch bei weiteren Verzögerungen nicht aus den Augen verlor, formulierte Niemeyer seitens der Fakultät „Vorläufige Ideen über die Organisation des akademischen Gottesdienstes“, die monatlich drei Sonntagspredigten durch den Universitätsprediger und eine durch einen Seminaristen vorsahen, der Fakultät ein Predigtrecht und die Oberaufsicht bei Einvernehmen mit dem Universitätsprediger zuschrieb, die Domkirche als Predigtort befürwortete und Einzelheiten zu Personal und Finanzen ansprach.83 Gleich mit seinem Amtsantritt wurde Schleiermacher durch die Fakultät in die Beratungen über ein Reglement für den Gottesdienst und in die seit September 1804 geführten Verhandlungen mit dem Presbyterium der reformierten Domgemeinde eingebunden.84 Während Schleiermacher mit dem vorläufigen Regulativ der Fakultät im Großen einverstanden war, eine Aussetzung der Gottesdienste in den Ferien allerdings nicht zugestanden bekam, konnten die Widerstände der Domkirchengemeinde, obwohl die Domkirche Eigentum des Königs war, trotz weiten Entgegenkommens der Fakultät nicht überwunden werden.85 Da Schleiermachers Bemühungen in Berlin während der Weihnachtsferien ergebnislos blieben, wurden Anfang Februar 1805 die Gespräche mit der Hallenser Domkirchengemeinde abgebrochen.86 Nun galt es, einen anderen geeigneten Raum für den Universitätsgottesdienst zu finden und auch eine Zwischenlösung zu bedenken.87 82 83 84 85 86 87
Vgl. Hering: Der akademische Gottesdienst, Dokumente, S. 27–42 Vgl. Hering: Der akademische Gottesdienst, Dokumente, S. 59–62 Vgl. KGA V/8, Nr. 1851,65–77 Vgl. Hering: Der akademische Gottesdienst, Dokumente, S. 63–75 Vgl. KGA V/8, Nr. 1894,22–27; Nr. 1914,21–27 Vgl. Universitätsarchiv Halle an der Saale, Rep. 27, Nr. 1004. Acta den UniversitätsGottesdienst betr. (1804–1806), sowie den Bericht bei Hering: Der akademische Gottesdienst, S. 140–164.175–179. Erhalten ist ein undatiertes eigenhändiges Schreiben Schleiermachers wohl vom Februar 1805: „Wenn der akademische Gottesdienst einem Interimistico nicht entgehn kann: so scheint mir zweierlei vorzüglich wünschenswerth, daß es nicht durch ein allzu unfeierliches und unzwekmäßiges Aussehn den Eindruk störe, und daß wir bei den unvermeidlichen Unvollkommenheiten recht sicher sein mögen es nur als ein Interimisticum ansehen zu dürfen. Dem großen Auditorio dürfte wol schwerlich, ohne es seiner Eigenthümlichkeit zu berauben, ein dem Gottesdienst angemessenes An-
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Einleitung in die Abteilung
Nach baldigem Vorschlag wurde im Mai 1805 entschieden, dass für den akademischen Gottesdienst die Schulkirche repariert und eine Orgel aus einem der säkularisierten Klöster beschafft werden solle.88 Doch nicht wie beabsichtigt89 im Herbst 1805, sondern erst90 im August 1806 konnte Schleiermacher die Eröffnungspredigt, die zugleich seine Antrittspredigt als Universitätsprediger war, in der erneuerten Schulkirche halten; dies geschah am Geburtstag des Königs, am 3. August 1806, unter großer Beteiligung der Studentenschaft.91 Die
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sehn gegeben werden können, und der Waisenhaussaal würde doch auch bedeutende Kosten verursachen, die dann für die Universität ganz verloren wären. Der Gebrauch der BlaseInstrumente wird ebenfalls sehr kostbar werden, und überdies scheint das theologische Auditorium für ihren Effect zu niedrig zu sein. Da nun doch, auch für eine künftige bleibende Einrichtung, eine Orgel schwerlich anders als durch die unmittelbare Gnade des Königs zu erlangen ist, so hätte ich wol gewünscht dieses Gesuch wäre gleich eingeleitet worden. Uebrigens dächte ich, wenn man interimistisch den Anfang des akademischen Gottesdienstes etwas später, etwa halb Zwölf Uhr ansezte: so würde uns irgendeine Kirche wol bis zur definitiven Einrichtung der Schulkirche aufnehmen, und eine Kirche wäre doch unstreitig immer das beste Lokale. Sollen also doch neue Vorschläge über ein vorläufiges Unterkommen gemacht werden: so ließe sich vielleicht dieser sehr einfache auch noch hinzufügen, zumal über eine Stadtkirche durch das Provincial-Consistorium ohne Correspondenz mit anderen Departements unterhandelt werden könnte. Schleiermacher“ (Universitätsarchiv Halle, Rep. 27, Nr. 1235, Bl. 7r–v) Vgl. KGA V/8, Nr. 1969,39–41 Noch im Oktober 1805 plante Schleiermacher für den November 1805 und stellte Überlegungen zu Verlag und Druckerei an (vgl. KGA V/8, Nr. 2045,45–49). Die Instandsetzung des Kirchengebäudes wurde im Dezember 1805, als die Schulkirche wegen der drohenden Kriegssituation zum militärischen Mehldepot gemacht wurde, unterbrochen und erst Ende März 1806 fortgesetzt; die Reparatur der Orgel wurde nie beendet. Vgl. KGA III/3, S. 859–872. In der Zeitschrift „Hallisches patriotisches Wochenblatt auf das Jahr 1806“ gab es im 31. Stück vom 2. August 1806 unter der Überschrift „Eröffnung des akademischen Gottesdienstes“ die Ankündigung: „Nächsten Sonntag um 11 Uhr, als am Geburtstage Sr. Maj. unsers theuersten Königs, wird der akademische Gottesdienst in der Schulkirche eröffnet werden, und sodann ununterbrochen fortdauern. Als Gesangbuch wird man sich dabey der Sammlung neuer geistlicher Lieder, zum Gebrauch öffentlicher und häuslicher Andachtsübungen 1801. bedienen, welches in der Buchhandl. des Waisenhauses, ungebunden für 8 Gr., und in Leder für 10 Gr., zu haben ist.“ (S. 488–489) – Im 32. Stück vom 9. August 1806 folgte unter der Überschrift „Akademischer Gottesdienst“ die Mitteilung: „Unsern Lesern wird es angenehm seyn, über die Einrichtung und das Lokal dieses akademischen Gottesdienstes demnächst hier noch das Nähere zu lesen. Es wird derselbe jeden Sonntag in der Stunde von 11–12 Uhr, und in der Regel vom Herrn Professor Schleiermacher selbst gehalten werden. Daß die in der Waisenhausbuchhandlung 1801. erschienene: Sammlung neuer geistlicher Lieder, als Gesangbuch bey diesem Gottesdienste dienen wird, ist schon im vorigen Wochenblatte angezeigt worden. In der Kirche selbst haben auf die im Parterre der Kirche stehenden Bänke, unsere Herrn Studirenden natürlich das nächste Recht, da sie der Haupttheil der eigentlichen Gemeinde dieses Gottesdienstes sind. Die Gitterstühle unter der langen Emporkirche hingegen werden verlöset, und hier kann Jeder, der in dieser
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königliche Wertschätzung und Unterstützung hatte sich in der Zwischenzeit auch darin gezeigt, dass Schleiermacher, als er Ende 1805 einen Ruf auf eine Predigerstelle in Bremen erhielt, am 7. Februar 1806 zum ordentlichen Professor in der Theologischen Fakultät bestallt worden war, unter Beibehaltung seines Amtes als akademischer Prediger.92 Schleiermacher, der im Sommer 1806 seine erste Predigtsammlung in zweiter veränderter Auflage publiziert und dabei im neuen Vorwort eine weitere Sammlung angekündigt hatte, erhoffte den Beginn einer schönen Wirksamkeit. Er legte für den akademischen Gottesdienst ein neues Heft von Predigtentwürfen an.93 Er erkundigte sich bei Philipp Konrad Marheineke nach den Amtsregeln des Universitätspredigers in Erlangen.94 Doch das Ende kam schnell. Nur im August konnten die akademischen Gottesdienste in der Schulkirche stattfinden; zunächst predigte Schleiermacher an vier Sonntagen, dann vermutlich ein Seminarist am fünften Sonntag. Schon ab Mitte August entstand ein doppelter Streit sowohl mit den Militärverwaltungsbehörden als auch mit dem in Halle stationierten Regiment um die Nutzung der Schulkirche. Da der sonntägliche Militärgottesdienst nicht wie vereinbart um 10.30 Uhr beendigt war, konnte der akademische Gottesdienst nicht planmäßig um 11 Uhr anfangen; außerdem verließen zahlreiche Militärpersonen nicht das Kirchengebäude, sondern verblieben auf Plätzen, die im folgenden akademischen Gottesdienst an andere Personen vergeben waren. Diese Auseinandersetzungen zwischen Universität und Regiment, aber auch zwischen Universität und Fakultät wurden durch die Militärbehörden beendigt. Gegen den ausdrücklichen Willen des Königs wurde die Schulkirche am 5. September 1806
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Kirche einen festen Platz zu besitzen wünscht, denselben leicht beym Herrn Rendant Meier, wohnhaft im Lutherischen Gymnasium, erhalten. Das auf dieser langen Emporkirche befindliche Stübchen, wozu die Treppe beym Altare führt, gehört blos den Herren Professoren, Syndicis, und ihren Familien, und das zwischen demselben und dem Orgelchor befindliche Chor den Herren Privatdocenten und Unterbeamten der Universität. Auf dem Orgelchor finden blos das zur Orgel und zum Gesange gehörige Personal Platz. Die Universität hat neben ihrem Stübchen auf der andern Seite derselben Emporkirche, wozu die Treppe in der andern Ecke der Kirche führt, ein anderes eben solches Stübchen für die Herren Offiziers des hiesigen Hochlöbl. Regiments und deren Familien erbauen lassen, dessen sich dieselben nicht blos bey ihrem Gottesdienste, sondern auch bey dem der Universität bedienen können.“ (S. 505–506; ohne Hervorhebungen). Zum Ereignis vgl. Schleiermachers brieflichen Bericht über seine Antrittspredigt in KGA V/9, Nr. 2268,3–19. Vgl. Universitätsarchiv Halle, Rep. 27, Nr. 1068, Bl. 2 Vgl. KGA III/3, S. 873–885 Vgl. KGA/9, Nr. 2273,33–65
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Einleitung in die Abteilung
wegen des heraufziehenden vierten Koalitionskrieges gegen Frankreich erneut in ein militärisches Kornlager umgewidmet. Nach Protesten Schleiermachers und der Studentenschaft wurde der akademische Gottesdienst nicht eingestellt, sondern in die Ulrichskirche verlegt95, dort aber nur einmal, am 14. September, gehalten. Dann nahm Schleiermacher seine Semesterferien; es kam der Krieg. Preußens Krieg gegen Frankreich griff in den Lebenslauf Schleiermachers folgenreich ein. Nach der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt wurde Halle am 17. Oktober von der napoleonischen Armee erobert; am 20. Oktober ließ Napoleon die Universität schließen und die Studenten zum Verlassen der Stadt verpflichten; Schleiermacher, der 1805 seine damals neunzehnjährige Halbschwester Anne (Nanny) Maria Louise Schleiermacher zu sich genommen hatte, geriet in wirtschaftliche Bedrängnis.96 Einen Ruf als Prediger an die Bremer St. Stephani-Kirche schlug Schleiermacher am 13. Dezember 1806 aus, ebenso im gleichen Monat die Bewerbung um die dritte Dompredigerstelle in Königsberg (Ostpreußen).97 Nach Schließung der Universität predigte Schleiermacher von November 1806 bis Ostern 1807 verschiedentlich in der Domkirche, wo er, wie schon in der Zeit 1805/1806 vor der Wiedereröffnung der Schulkirche, den reformierten Prediger Ludwig Gottfried Blanc (1781–1861) vertrat bzw. für ihn krankheitshalber einsprang. Gerade weil Schleiermacher in Preußen bleiben wollte98, musste er für seine amtliche Tätigkeit eine neue institutionelle Basis finden. Dazu musste er seine schon von Stolp her auf Berlin zielenden Vorvereinbarungen bekräftigen und seine Doppelposition in Universität und Kirche deutlich markieren. Ende Mai 1807 ging Schleiermacher nach Berlin; er hielt im Sommer eine ursprünglich für Halle geplante Vorlesung über die Geschichte der alten Philosophie und predigte in verschiedenen Berliner Kirchen. Nach dem Tilsiter Frieden vom 7. Juli 1807 gehörte Halle zum neuen Königreich Westphalen unter Jérôme Napoléon. Am 13. Juli 1807 wurde Schleiermacher in absentia durch seinen Kollegen Georg Christian Knapp (1753–1825) gemeinsam mit seinem Kollegen Johann Severin Vater (1771–1826) zum Doktor der
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96 97 98
Vgl. Schleiermachers „Protestation gegen die Beschlüsse der akademischen Kirchendeputation vom 9ten Septemb. 1806“ (Hering: Der akademische Gottesdienst, Dokumente, S.106–107; KGA V/9, S. XXIII Anm. 16); zu der von vielen Studenten unterschriebenen Bittschrift vgl. Hering: Der akademische Gottesdienst, S. 210–212. Vgl. Schleiermachers Bericht vom 4. November 1806 zu den Kriegsereignissen und zu seiner Lage (KGA V/9, Nr. 2303,7–81) Vgl. KGA V/9, Nr. 2349,2–17; Nr. 2375,3–11 Vgl. KGA V/9, Nr. 2549,49–52
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
XLI
Theologie promoviert.99 Vom 12. Oktober bis zum 7. Dezember war Schleiermacher noch einmal in Halle für Abschied und Umzug; er fühlte sich beengt, er konnte dort nicht mehr lehren und predigen.100 Berlin wurde nun sein Lebenszentrum.
5. Dreifaltigkeitskirche in Berlin Die kirchliche Amtsstellung als reformierter Prediger fand Schleiermacher an der insular zwischen Mauerstraße, Mohrenstraße und Kanonierstraße gelegenen, 1600 Personen fassenden Dreifaltigkeitskirche in der Friedrichstadt.101 Die Dreifaltigkeitskirche war eine 1737 von König Friedrich Wilhelm I. gegründete und am 30. August 1739 eingeweihte Simultankirche mit zwei rechtlich selbständigen Gemeinden lutherischer und reformierter Konfession.102 Schleiermacher hatte am 18. Januar 1808 eine eigene Wohnung in der Schützenstraße 74 bezogen und seit Weihnachten 1807 (das ist auch durch handschriftliche Predigtentwürfe belegt) vertretend in verschiedenen Berliner Kirchen, auch in der Dreifaltigkeitskirche gepredigt. Nachdem der reformierte Prediger der Dreifaltigkeitskirche Karl Friedrich Thiele am 10. Mai 1808 gestorben war, wurde auf königlichen Spezialbefehl vom 28. Mai 1808 das Reformierte Kirchendirektorium aufgefordert: „Die durch den Tod des Predigers Thiele erledigte Stelle eines evangelisch reformirten Predigers bey der DreyfaltigkeitsKirche ist immediate dem dortigen Doctor der Theologie und Profeßor Schleiermacher conferirt worden. Dieses wird Euch mit der Anweisung bekannt gemacht, die Vocation für denselben auszufertigen und zur Vollziehung anhero einzufordern.“103 Ein Vorstoß von Friedrich Daniel Derège (1777–1837), Prediger an den Potsdamer Militair-Waisen- und Kadetten-Anstalten, vom 28. Juni 1808 auf die Stelle wurde wegen der bereits ergangenen Resolution vom 28. Mai abgewiesen. Durch königlichen Spezialbefehl vom 19. Juli 99
100 101 102
103
Vgl. Wichmann von Meding: Schleiermachers theologische Promotion, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche, Bd. 87, Tübingen 1990, S. 299–322, vornehmlich 304–305. 314–317 Vgl. KGA V/9, Nr. 2597,22–45 Vgl. Andreas Reich: Friedrich Schleiermacher als Pfarrer an der Berliner Dreifaltigkeitskirche 1809–1834, Schleiermacher-Archiv, Bd. 12, Berlin / New York 1992 Vgl. Kurzgefaßte Geschichte der Dreifaltigkeits-Kirche zu Berlin im achtzehnten Jahrhundert. Den Gliedern dieser Kirch-Gemeine gewidmet von den Predigern derselben, Berlin 1801; Siegfried Otto Nathanael Lommatzsch: Geschichte der Dreifaltigkeits-Kirche zu Berlin. Festschrift zum Hundertfünfzigjährigen Jubiläum der Kirche, Berlin 1889 Evangelisches Landeskirchliches Archiv in Berlin, Bestand 14, Nr. 4011, Bl. 66r
XLII
Einleitung in die Abteilung
1808 aus Königsberg an das evangelisch reformierte Kirchendirektorium in Berlin wurde Schleiermachers Bestallung „zum Prediger bey der reformirten Gemeine der dortigen DreyfaltigkeitsKirche“104 genehmigt. In der beigefügten Vokationsurkunde wurde der Amtsbeginn (1. Juni 1809) und die Stellenausstattung (freie Wohnung und summiertes Jahresgehalt von rund 750 Rth.) festgesetzt.105 Während des Gnadenjahrs für Thieles Witwe übernahm Schleiermacher seit Herbst 1808 häufiger pfarramtliche Dienste in der Dreifaltigkeitskirche. Am 11. Juni 1809 wurde er auf der Predigerstelle der reformierten Personalgemeinde amtlich eingeführt. Er hatte diese Pfarrstelle bis zu seinem Tod am 12. Februar 1834 inne. Schleiermacher wohnte mit seiner am 18. Mai 1809 gegründeten Familie106 bis 1816 im Pfarrhaus der reformierten Gemeinde Kanonierstraße 4, danach in dem von Reimer erworbenen Palais Wilhelmstraße 73. In der Dreifaltigkeitskirche als Simultankirche wechselten die lutherische und die reformierte Gemeinde sich bei den Gottesdienstzeiten ab. Die reformierten Gottesdienste waren durch agendarische Formulare aus der Gründungszeit der Dreifaltigkeitskirche geregelt.107 Schleiermacher predigte zunächst jeden Sonn- und Feiertag am Vormittag (9 Uhr) oder am Nachmittag (14 Uhr) im Wechsel mit Andreas Jakob Hecker (1746–1819), seit 1791 Inhaber der I. lutherischen Predigerstelle. David Georg Friedrich Herzberg (1763–1822), seit 1792 Inhaber der II. lutherischen Predigerstelle, war für die Frühgottesdienste zuständig. Zum Jahresbeginn 1821 tauschte Schleiermacher die Verpflichtung zum Nachmittagsgottesdienst gegen die Verpflichtung zum Frühgottesdienst; er predigte nun in der Regel jeden Sonntag um 7 Uhr oder um 9 Uhr. Der Vormittagsgottesdienst wurde 104 105
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107
ELAB, Bestand 14, Nr. 4011, Bl. 77r Vgl. ELAB, Bestand 14, Nr. 4011, Bl. 78r–v (gedruckt bei Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 451). Unmittelbar nach Amtsantritt im Juni 1809 drang Schleiermacher auf Klärung der Gehaltshöhe; zu den Verhandlungen vgl. ELAB, Bestand 14, Nr. 4011, Bl. 83–100. Seine Ehefrau Henriette Charlotte Sophie von Mühlenfels (1788–1840), die Witwe seines Freundes Ehrenfried von Willich (1777–1807), brachte zwei Kinder (Henriette Pauline Marianne von Willich, 1805–1886, und Ehrenfried von Willich, 1807–1880) mit in die neue Ehe, aus der die Töchter Elisabeth (1810–1881), Gertrud (1812–1839) und Hildegard (1817–1889) sowie der Sohn Nathanael (1820–1829) hervorgingen. Diese beiden Formulare „Kirchen-Agenda, Das ist: Gebeth, und andere Formulen, Welche bey denen Evangelisch-Reformirten Gemeinden, in Sr. Königl. Majestät in Preussen Königreich, und andern Landen gebrauchet werden“ (Berlin ca. 1720) und „KirchenGebethe, Welche Von Seiner Königlichen Majestät in Preussen, in allen EvangelischenReformierten und in Evangelisch-Lutherischen Gemeinen Dero Königreichs und anderen Landen; Und zwar An denen Sonn- und hohen Fest-Tagen vor und nach der Predigt, So dann Bey denen Wochen-Predigten, und In denen Bethstunden und Bußtagen, vorzubethen verordnet seynd“ (3. Aufl., Berlin 1741) werden im Anhang von KGA III/3 mitgeteilt.
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
XLIII
als Hauptgottesdienst häufig musikalisch besonders gestaltet. Daneben gab es Sondergottesdienste zu staatlichen oder kirchlichen Anlässen. Für den seit 1809 jährlich stattfindenden Gottesdienst zur Stadtverordnetenwahl ist das agendarische Schema erhalten.108 Sondergottesdienste gab es beispielsweise auch anläßlich der Sitzungen der Berliner Kreis-Synode.109 Während der Besetzung Berlins durch französische Truppen 1807–1809 waren große Schäden an Mobiliar und Orgel entstanden, außerdem wurden Witterungsschäden in der Kuppel festgestellt. Die Reparaturarbeiten und deren Finanzierung sowie die Hebung der Gemeindebeteiligung waren für Schleiermacher wichtige Aufgaben zu Beginn seiner pfarramtlichen Tätigkeit. Die Kasualien waren auf die reformierte Gemeinde beschränkt. Schleiermacher, der bereits im September 1807 seine Berufung auf die geplante Berliner Universität angenommen110 und nach ausgefertigter königlicher Stiftungsurkunde vom 16. August 1809 Vorlesungen im Prinz Heinrichschen Palais seit dem Wintersemester 1809/10 gehalten hatte111, gehörte als Theologieprofessor der neuen im Herbst 1810 eröffneten Universität an. Er wurde zudem, am 29. März gewählt, durch königliche Bestätigung am 7. April 1810 als ordentliches Mitglied in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen.112 So gelang ihm in Berlin die so sehr erstrebte Verknüpfung von Kanzel 108
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Vgl. ELAB, Ephoralarchiv Friedrichswerder I, Nr. 182. Acta betreffend die Wahl der Stadtverordneten, 1809–1904, Rundbrief des Superintendenten Stosch vom 7. April 1809: „Meinen hochgeehrtesten Herren Brüdern verfehle ich nicht in Ergebenheit zu communiciren die Ordnung der Gottesverehrungen bei den Wahlen der Stadtverordneten in den Tagen vom 18ten bis 22ten April in c. a. [...] 1. Um halb neun Uhr wird voll geläutet, um 9 Uhr hebt die Orgel an, wozu Organisten und Cantoren einzuweisen sind. 2. Am Sonntage vorher, Miser. Dom. geschieht Vor- und Nachmittags die Abkündigung, daß a. an den genannten Tagen die Wahl-Feierlichkeit vor sich gehen, und wie viele Wahlen in der Kirche Statt haben werden. b. daß die Becken oder Büchsen zu einer Kollekte ausstehen werden. c. daß die Wochenpredigten ausfallen. 3. Die Gottesverehrung beginnt mit dem Liede ‚Es woll’ uns Gott gnädig seyn‘. Darauf folgt eine Anrede, die in ein Gebet übergeht, und zum Beschluß werden gesungen der 2te und 3te Vers des Liedes: ‚Nun danket alle Gott‘. 4. Auf die zur Reformirten Superintendentur gehörigen Herren Prediger fallen folgende Wahl-Reden: [...] e. In der Dreifaltigkeits-Kirche: Hr. Prof. Schleiermacher wird ersucht, am 2ten zu reden. [...] 7. In Krankheit oder bei sonstigen wesentlichen Hindernissen besorgt jeder sich einen Stellvertreter; jedoch sind Kandidaten nicht zuläßlich.“ (Bl. 3r–4r). Der Rundbrief wurde am 8. April von Schleiermacher abgezeichnet. Vgl. ELAB, Ephoralarchiv Friedrichswerder I, Nr. 163. Acta betreffend die Synoden des Kirchenvereins beider Confessionen, 1817–1850 Vgl. Max Lenz: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, Bd. 1–3 in 4, Halle an der Saale 1910, hier Bd. 1, S. 123 Vgl. Lenz: Geschichte 1, S. 297–298 Vgl. KGA I/11, S. XII
XLIV
Einleitung in die Abteilung
und Katheder, von Frömmigkeitsmitteilung und theologisch-philosophischer Wissenschaft.113 Durch seine zur Ostermesse 1808 erschienene zweite Predigtsammlung und andere Publikationen wollte er angesichts der preußischen Niederlage reformerisch-kräftigend und gemeinwohl-erbauend wirken. So nahm er schließlich auch amtlich an den staatlichen Reformbemühungen teil. Am 6. Juli 1810 wurde Schleiermacher im besoldeten Nebenamt Mitglied in der Sektion für den öffentlichen Unterricht im Ministerium des Innern; außerdem war er im Jahr 1810 Direktor der Berliner Wissenschaftlichen Deputation. Zur Entlastung wurde ihm für die kleineren Pastoralaufgaben die Vertretung durch einen ordinierten Kandidaten genehmigt. Auf seinen Vorschlag war Friedrich August Pischon (1785–1857) vom 9. Dezember 1810 bis 28. Mai 1815 sein Adjunkt, der für ihn die Nachmittagspredigten, Taufen, Trauungen, Krankenbesuche samt Krankenkommunionen und eine Katechumenklasse übernahm und dem Schleiermacher nach Dienstvertrag vom 29. August 1811 ein Gehalt von 300 Talern zahlte.114 Eine große Zäsur in Schleiermachers Predigttätigkeit brachte im Jahr 1822 die von ihm selbst nachdrücklich betriebene und gestaltete Vereinigung der beiden Gemeinden an der Dreifaltigkeitskirche. Die Union der reformatorischen Konfessionskirchen gehörte neben der Verselbständigung der Kirche vom Staat schon seit seiner Charité-Zeit zu Schleiermachers kirchenpolitischen Leitideen.115 Seit seinem Amtsantritt an der Dreifaltigkeitskirche unterstützte Schleiermacher die auf eine Kirchenunion zielenden königlich-behördlichen Reformschritte. Aufgrund der neuen Städteordnung wurde 1811 ein gemeinsamer Kirchenvorstand gebildet, der die Finanzen und Liegenschaften beider 113
114 115
Vgl. Schleiermachers Brief an Karl Friedrich Ernst Frommann vom 8. Oktober 1808: „Denn lieber Freund aufgegeben habe ich das akademische Leben keinesweges und, wenn ich Prediger an der Dreifaltigkeitskirche geworden bin, so ist das nur geschehen, weil ich noch mit kindlichem Glauben auf eine Universität hier in Berlin hoffe, um dann neben dem Katheder auch eine Kanzel zu haben, denn ich bin etwas unersättlich in diesem Punkt. Sollte dieser Entwurf nicht ausgeführt werden, so würde ich jene Stelle nur als etwas interimistisches ansehn und froh sein, sie bald wieder zu verlassen. Denn ob ich gleich nicht weiß, ob die Universitäten mich brauchen, so weiß ich desto besser, daß ich sie brauche. Ich habe wenig auf Universitäten gelernt als Student, aber ein ganz Theil mehr in der gleichen Zeit ungefähr als Professor und damit möchte ich gern fortfahren.“ (Friedrich Johannes Frommann: Das Frommannsche Haus und seine Freunde, 3. Aufl., Stuttgart 1889, S. 106) Vgl. ELAB, Bestand 14, Nr. 4011, Bl. 122r–123r, hier 122v (gedruckt bei Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 455–456) Vgl. beispielsweise KGA I/3, S. 294–295, auch KGA V/5, Nr. 1090,15–17 und KGA I/4, S. 387–408
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
XLV
Gemeinden verwaltete.116 Das Reformationsjubiläum 1817 brachte einen wesentlichen Impuls. Die Abstimmung der pastoralen Dienste wurde an der Dreifaltigkeitskirche sichtbar enger. Ein Jahresplan der Gottesdienste (samt Abendmahlsvorbereitung) wurde gedruckt bekannt gemacht.117 Den Generationswechsel auf der I. lutherischen Predigerstelle wusste Schleiermacher zur Verwirklichung seiner Unionsbestrebungen zu nutzen und die erste Gemeindevereinigung in Preußen zu erreichen. Nachdem Hecker am 25. Juli 1819 verstorben war, wurden während des Gnadenjahrs im April und Mai 1820 die Unionsverhandlungen zwischen den Gemeinden unter Beteiligung der Superintendenturen geführt, das Ergebnis als „Vorschläge zur Vereinigung“ am 13. November 1820 formuliert und im Dezember 1820 den Gemeinden zur Zustimmung vorgelegt.118 Philipp Konrad Marheineke (1780–1846), Schleiermachers Universitätskollege an der Theologischen Fakultät, nahm als designierter Nachfolger Heckers an den Verhandlungen zur Gemeindeunion teil und wurde am 8. Oktober 1820 auf der I. lutherischen Predigerstelle eingeführt.119 War Schleiermacher zunächst nur für die zahlenmäßig deutlich kleinere reformierte Personalgemeinde zuständig, so übernahm er mit der Vereinigung auch für die lutherische Parochialgemeinde Verantwortung. Im „Statut für die vereinigte evangelische Gemeine der Dreifaltigkeitskirche“ vom 10. Januar 1822 wurden nicht nur die personellen, finanziellen, organisatorischen Grundbestimmungen getroffen, sondern auch einige Festlegungen zum Gottesdienst getroffen, um alte konfessionelle Unterschiede auszugleichen. „11. Das heilige Abendmahl wird fortan durchgängig nach dem am Jubiläum der Reformation eingeführten ritus gehalten, und so auch das Gebet des Herrn nach dem Buchstaben der kirchlichen Übersetzung bei allen gottesdienstlichen Handlungen gesprochen. Sämtliche Prediger der Gemeine können nach ihrem Gutfinden entweder über die Perikopen oder über freie Texte predigen.“120 116 117
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120
Vgl. ELAB, Dreifaltigkeits-Kirchengemeinde zu Berlin, Nr. 855. Protokollbuch 1811– 1823 (Auszug bei Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 459–461) Vgl. Ordnung, nach welcher der Gottesdienst von beiden evangelischen Gemeinen [ab 1822: von der evangelischen Gemeine] in unsrer Dreifaltigkeitskirche in dem 1818. Jahre [jeweils aktuelle Jahresangabe], geliebt es Gott, gehalten wird [belegt seit 1818, überliefert zumeist als Beigabe zu Einzeldrucken] Vgl. KGA I/9, S. LXIX–LXX Ab 1835 bis zu seinem Tod am 31. Mai 1846 war Marheineke auf der I. Pfarrstelle der unierten Gemeinde, der ehemals reformierten Predigerstelle, Schleiermachers Nachfolger. GStA, HA X, Rep. 40, Nr. 876, Bl. 86r–90v, hier Bl. 87r (vgl. Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 482–488, hier S. 484)
XLVI
Einleitung in die Abteilung
Für Taufen und Trauungen galt eine neue Zuständigkeitsregelung: „8. Taufen und Trauungen verrichten die beiden Pastoren wochenweise abwechselnd entweder selbst, oder durch den Beistand ihres dritten Amtsgehülfen. Doch hat jeder von ihnen beiden das Recht, solche Handlungen auch außer seiner Woche zu verrichten, wenn ein Gemeinglied es besonders wünscht.“121 Diese Zuständigkeitsregel führte zu einer starken Mehrbelastung Schleiermachers, allerdings erst nach dem Ende kollegialer Sonderbestimmungen; Herzberg, der Amtsinhaber der nun III. evangelischen, vormals II. lutherischen Pfarrstelle, erhielt nämlich einige ihn finanziell besser stellende Rechte, die verändernd in die Kasual- und Abendmahlspraxis eingriffen. Für Herzberg wurden alle Taufen und Trauungen vorgesehen, „mit Ausschluß derjenigen, um welche die Pastoren besonders ersucht werden. Der Pred. Herzberg hält innerhalb 6 Wochen einmal die dritte und einmal die fünfte Frühpredigt, nach welcher dann immer eine Communion folgt, und außerdem die ihm zufallenden Nachmittagspredigten.“122 Herzberg verstarb am 23. November 1822. Für die Vorbereitung und Durchführung des Abendmahls (der Kommunion) wurde im Unionsstatut festgelegt: „12. Die Vorbereitung zum heiligen Abendmahl wird Tags vorher um 1 Uhr und nur an solchen Festtagen, wo zweimal die Kommunion gereicht wird, die Eine Morgens vor der Frühpredigt gehalten, niemals aber zwischen dieser und der Hauptpredigt, oder gar während der letzteren. Sie wird allemal vor dem Altar gehalten, und besteht aus einer Anrede und der unmittelbar darauf folgenden Absolution. Es versteht sich dabei, daß jedem Kommunikanten unbenommen bleibt, besondere Anliegen auch seinem Prediger besonders vorzutragen. Indem die Vorbereitung vor dem Altar gehalten wird, so muß die bisherige Form der Einnahme des Beichtgeldes, bis dasselbe überhaupt anderweitig ersetzt werden kann, ebenfalls geändert werden, und sollen zu diesem Behuf für den fungirenden Prediger Becken in der Nähe des Altars ausgestellt werden. – 13. Das Abendmahl wird sonntäglich und festtäglich und zwar abwechselnd zweimal nach der Hauptpredigt und zweimal nach der Frühpredigt gehalten, wenn nicht in Zukunft aus der Erfahrung sich ergeben sollte, daß eine Einschränkung wünschenswerth sei. Sowohl bei der Vorbereitung, als auch beim Abendmahl und bei allen übrigen gottesdienstlichen Handlungen werden gleichförmige Formulare gebraucht werden.“123 121 122 123
GStA, HA X, Rep. 40, Nr. 876, Bl. 86v (vgl. Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 484) Ergänzung zu § 16, GStA, HA X, Rep. 40, Nr. 876, Bl. 89v (vgl. Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 487) GStA, HA X, Rep. 40, Nr. 876, Bl. 87r–v (vgl. Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 484–485)
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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Die Vereinigung der Dreifaltigkeitsgemeinden wurde im Vormittagsgottesdienst am 31. März 1822 festlich begangen.124 Nach Herzbergs Tod wurde Adolf August Kober (1798–1877) als Nachfolger am 4. Januar 1824 auf der Pfarrstelle III eingeführt; er rückte 1835 auf die Pfarrstelle II und 1847 auf die Pfarrstelle I vor. Zeitgleich mit der Gemeindevereinigung bezog Schleiermacher im Konflikt um die Einführung einer neuen landesweiten Agende erstmals amtlich Position.125 Am Tag des Festgottesdienstes erklärte Schleiermacher förmlich gegenüber dem für ihn zuständigen Superintendenten, dass er die gewünschte Einführung der königlichen Agende ablehne.126 Mit der Gemeindevereinigung sei für die Dreifaltigkeitskirche eine Agende genehmigt worden, in welcher die beiden Konfes124 125
126
Vgl. KGA III/7, S. 87–104 und S. X–XVI Ein gedrucktes Zirkular des Konsistoriums der Provinz Brandenburg vom 7. März 1822 forderte Bericht innerhalb von sechs Wochen: „In Folge einer Allerhöchsten unter dem 19ten v. M. an das Königl. Ministerium der geistlichen- Unterrichts- und MedizinalAngelegenheiten erlassenen Kabinets-Ordre übersenden wir Ihnen hiebei 1 Exemplar der neuerdings für die Königliche Armee eingeführten Agende, mit dem Auftrage, dasselbe unter den Pfarrern Ihres Sprengels circuliren zu lassen. Zugleich haben Seine Majestät geäußert, daß Allerhöchstdieselben bei der jetzt vorherrschenden Unbestimmtheit und Willkühr in den kirchlichen Formen es mit besonderem Wohlgefallen erkennen werden, wenn die Einführung dieser Agende von den Superintendenten und Pfarrgeistlichen gewünscht wird, daß aber die schon vor mehrern Jahren angeordnete Verbesserung der liturgischen Formen und des gesammten evangelischen Kirchenwesens dadurch nicht aufgehalten, vielmehr diese Angelegenheit nach Möglichkeit gefördert werden soll. Denjenigen evangelischen Kirchen, in welchen die Einführung der Agende erfolgt, wollen Seine Majestät Ein Exemplar derselben zum immerwährenden Andenken verehren, und es soll Allerhöchstderselben von dem Erfolge der obigen Bestimmung mit namentlicher Angabe der Superintendenten, Pfarrer und Kirchen, in welchen die Agende eingeführt ist, Anzeige gemacht werden.“ (ELAB, Ephoralarchiv Friedrichswerder I, Nr. 162, Bl. 2r). Superintendent Marot machte das Zirkular mit Rundbrief vom 22. März 1822 bekannt (vgl. Bl. 3r). Vgl. Schleiermachers Erklärung vom 31. März 1822: „In Bezug auf die von Euer Hochwürden auf höheren Befehl per circulare mitgetheilte ‚KirchenAgende für die Dom Gemeine‘ kann ich mich nur dahin erklären, daß da ich nicht in dem Fall bin von einer regellosen Willkühr des Gottesdienstes umkehren zu müssen indem ich mich, mit Einschluß der Freiheit im Einzelnen, deren sich kein evangelischer Prediger jemals begeben kann, an die bisher eingeführten Formen gehalten; und da, weil eben dies auch bei der bisherigen luther. Gemeine der Fall gewesen, für die nunmehrige Vereinigung beider ausdrüklich Formulare beliebt worden sind, welche die bisher bei beiden Theilen üblichen zusammengeschmolzen darstellen und dadurch allen Gemeingliedern die Union am besten vergegenwärtigen, ich mich nicht bewogen finden kann unter diesen Umständen die obengenannte Agende einzuführen. Was für Bedenken abgesehen von diesen besonderen Umständen der Einführung jener Liturgie und Agende nach meiner Ueberzeugung entgegenstehen, darüber muß ich mir eine ausführlichere Auseinandersezung vorbehalten.“ (ELAB, Ephoralarchiv Friedrichswerder I, Nr. 162, Bl. 6r; vgl. Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 489–490)
XLVIII
Einleitung in die Abteilung
sionstraditionen zusammengeschmolzen seien.127 In dem folgenden scharf ausgetragenen Agendenstreit hielt Schleiermacher an der unabdingbaren Forderung fest, jede einzuführende Agende müsse christlich erbaulich und unionsmäßig evangelisch sein.128 Der Streit endete 1829 mit einem Kompromiss. In Brandenburg wurde im Sinne einer Öffnungsklausel die landesweite Agende mit einem Anhang versehen, der den Forderungen Schleiermachers und der um ihn versammelten Prediger entgegenkam.129 Das Konsistorium der Provinz Brandenburg verfügte am 10. September 1832, von jedem Prediger sei „eine schriftliche Anzeige abzufordern, wie er sich der Agende vom Jahre 1829 bediene“130. Schleiermachers „Gehorsamster Bericht über den Gebrauch der Agende“ vom 31. Oktober 1832 gibt eine genaue Schilderung seiner damaligen Gottesdienstpraxis.131 Neben der Predigt war für Schleiermacher seit seiner frühen Amtstätigkeit vornehmlich der Kirchengesang wichtig. Erstmals zu seinen Predigtentwürfen des Jahres 1800 in Berlin notierte sich Schleiermacher die in Verbindung mit der Predigt gesungenen Lieder; er wählte Lieder sowohl aus dem (alten) von Johann Porst 1713 heraus127 128 129
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Diese von Schleiermacher zusammengestellte Agende wird im Anhang von KGA III/3 mitgeteilt. Vgl. KGA I/9, S. 273,12–14 Vgl. Agende für die evangelische Kirche in den Königlich Preußischen Landen. Mit besonderen Bestimmungen und Zusätzen für die Provinz Brandenburg; diese Agende vom 26. Mai 1829 wird im Anhang von KGA III/3 mitgeteilt. ELAB, Ephoralarchiv Friedrichswerder I, Nr. 162, Bl. 108 „Bei dem sonn- und festtäglichen Hauptgottesdienst bediene ich mich des Auszuges der Liturgie, so daß ich von beiden EingangsSprüchen immer nur einen, gewöhnlich das adjutorium nehme, nach dem Sündenbekenntniß mit dem κυριε gleich die Collecte No. 7 und 8 – mit Weglassung dessen, was im Sündenbekenntniß schon vorgekommen ist – verbinde, von den beiden Perikopen nur eine, gewöhnlich die Epistel lese, das credo aber weglasse – da der Gottesdienst größtentheils mit einem symbolischen Liede beginnt und das credo doch hernach noch bei den Taufen gesprochen werden muß – und mit einem von den Sprüchen vor dem Glauben schließe, indem das Kirchengebet auf die Predigt folgt. Bei der Communion bediene ich mich des Formulars Th. II S. 48 aber nur von S. 50 an indem das frühere in unsern Vorbereitungsformularen vorkommt. Die Einsezungsworte lasse ich erst auf das Unser Vater folgen indem eine Abweichung von dieser alten Ordnung meiner Gemeine sehr störend sein würde. Nach der Communion gebrauche ich das Gebet Th. I S. 18. Die Taufe verrichte ich nach dem Formular Th. II S. 54 seinem wesentlichen nach, bediene mich aber auch zur Abwechselung noch öfters der bei unserer Kirche vorher üblich gewesenen. Bei Trauungen gebrauche ich das Formular S. 59 und bei Begräbnissen schalte ich wenn keine besondere Grabreden gehalten worden ist dem liturgischen Gebet die individuellen Beziehungen ein.“ (ELAB, Ephoralarchiv Friedrichswerder I, Nr. 162, Bl. 114r– v; vgl. Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 490–491)
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
XLIX
gegebenen Gesangbuch „Geistliche und liebliche Lieder“ als auch aus dem (neuen) von Johann Samuel Diterich, Johann Joachim Spalding und Wilhelm Abraham Teller 1780 im Verlag von August Mylius herausgegebenen „Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch in den königlich-preußischen Landen“.132 Weil er den Kirchengesang und die Kirchenlieder für verbesserungsbedürftig hielt133, stellte Schleiermacher seit 1812 für seine Vormittagsgottesdienste eigene Liederblätter her. Eine stärkere Ritualisierung des Gottesdienstes lehnte er strikt ab. „Unevangelisch nemlich ist jede Beschränkung der Predigt und des Kirchengesanges zum Vortheil des Chorgesanges und des Altardienstes.“134 Die von Schleiermacher zusammengestellten Liederblätter sind bis 1816 nicht datiert; sie werden im vierten Band dieser Abteilung deshalb gesammelt als Anhang abgedruckt. In den folgenden Bänden bis zum Erscheinen des Berliner Gesangbuchs von 1829, an dessen Gestaltung und Formulierung Schleiermacher in der synodalen Gesangbuchskommission über ein Jahrzehnt intensiv beteiligt war, werden die datierten Liederblätter den überlieferten Predigten anhangsweise beigegeben. Die datierten Liederblätter, denen keine überlieferte Predigt Schleiermachers zugeordnet werden kann, werden gesammelt im Band „Predigten 1828–1829“ (KGA III/11) anhangsweise mitgeteilt. Wegen seiner vielfältigen amtlichen Aufgaben änderte Schleiermacher ab 1809 sein Verfahren für seine Predigtpublikationen: Er bediente sich der Nachschriften, die andere Personen von seinen frei gehaltenen Predigten anfertigten, um aus diesen ihm zur Verfügung gestellten Vorlagen seine literarischen Predigten zu formulieren. Erstmalig sollten Nachschriften, die der Lehrer Karl Ernst Georg Matthisson erstellt hatte, die Materialbasis für eine dritte Predigtsammlung sein. Schleiermacher listete 16 Predigten vom 17. Juni 1810 bis 28. April 1811 auf 135, doch brachte er nur die Weihnachtspredigt 1810, der die Liste angefügt ist, in eine druckfähige Fassung. Wie ernsthaft die Planung war und wie weit sie gedieh, lässt sich nicht sicher feststellen. Realisiert wurde die dritte Predigtsammlung im Jahr 1814; diese Sammlung basiert überwiegend auf Nachschriften, die Pischon 1812 angefertigt hatte. Die folgenden Sammlungen sind jeweils bestimmten Themenkreisen gewidmet. Bei der Vierten Sammlung (1820) ist der ethische The132 133 134 135
Vgl. KGA III/3, S. 609–735 Vgl. Zwei unvorgreifliche Gutachten, KGA I/4, S. 418–423 KGA I/9, S. 274,11–13 Vgl. KGA III/4, S. 230
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Einleitung in die Abteilung
menkreis bereits durch den Haupttitel „Predigten über den christlichen Hausstand“ angezeigt. Die Sechste Sammlung, die mit dem Haupttitel „Predigten in Bezug auf die Feier der Uebergabe der Augsburgischen Confession“ (1831) erschien, bietet die durch die 1830 begangene Säkularfeier veranlassten Predigten, in denen Schleiermacher die wesentlichen Merkmale reformatorischer Frömmigkeit und Theologie zum Leuchten bringt. Die Fünfte Sammlung (1826) löste eine Ankündigung ein, die Schleiermacher bereits zwanzig Jahre früher 1806 in seiner „Nachschrift bei der zweiten Auflage“ der Ersten Sammlung gemacht hatte. Durch den Haupttitel „Christliche Festpredigten“ werden nicht nur die kirchenzeitlichen Veranlassungen, sondern indirekt auch die facettenreichen Themenkreise angegeben, die an den hervorgehobenen Tagen des kirchlichen Jahreslauf immer wieder im Zentrum der frommen Aufmerksamkeit stehen. Zwar kündigte Schleiermacher die baldige Folge eines zweiten Bandes desselben Predigtgenus an, doch gab es auch hier eine Verzögerung; der Band erschien als Siebente Sammlung erst 1833. Alle diese Sammlungen sind thematisch, rhetorisch und literarisch komponiert. Da Schleiermacher als reformierter Prediger nicht an die Perikopenordnung gebunden war, gestaltete er seine Predigttätigkeit in der Dreifaltigkeitskirche nach eigenen Leitlinien. Um Aufmerksamkeitsbögen in der Gemeinde herzustellen, hielt er häufiger, insbesondere in der festlosen Nach-Trinitatis-Zeit, eine Abfolge von Predigten entweder zu einem bestimmten explizit benannten Thema (Themareihe) oder zu einem neutestamentlichen Buch in fortlaufendem Durchgang (Homilienreihe). Die Themareihen trug er zumeist im vormittäglichen Hauptgottesdienst, die Homilienreihen zumeist im Nebengottesdienst nachmittags oder frühmorgens vor. In der folgenden Liste sind die kurzen Reihen, die deutlich einer bestimmten Festzeit im Kirchenjahr verbunden sind (Weihnachten, Passion, Ostern), nicht aufgeführt. Auch zu vermutende Reihen, die auf Grund der Quellenlage nicht eindeutig bestimmt werden können, bleiben unerwähnt. B Homilienreihe zur Apostelgeschichte: nachweisbar an zwölf Terminen vom 17. Juni 1810 (Trinitatis) bis 25. November 1810 (23. Sonntag nach Trinitatis). O Themareihe zu Grundsätzen und Handlungsweisen der christlichen Kirche: nachweisbar an drei Terminen vom 23. Juni 1811 (2. Sonntag nach Trinitatis) bis 18. August 1811 (10. Sonntag nach Trinitatis). B Homilienreihe zum Brief des Paulus an die Galater: nachweisbar an vier Terminen vom 9. Juni 1816 (Trinitatis) bis 4. August 1816 (8. Sonntag nach Trinitatis).
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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Themareihe zu Streitigkeiten Jesu mit seinen Widersachern: nachweisbar an vier Terminen vom 16. Juni 1816 (1. Sonntag nach Trinitatis) bis 28. Juli 1816 (7. Sonntag nach Trinitatis). Homilienreihe zum Brief des Paulus an die Philipper: 14 Termine vom 8. Juni 1817 (1. Sonntag nach Trinitatis) bis 1. Februar 1818 (Estomihi). Themareihe „Predigten über eigene Worte des Erlösers, die in den gewöhnlichen Abschnitten nicht enthalten sind und besonders auf die Zeit, in der wir leben, bezogen werden können“: nachweisbar an fünf Terminen vom 15. Juni 1817 (2. Sonntag nach Trinitatis) bis 10. August 1817 (10. Sonntag nach Trinitatis). Themareihe über den christlichen Hausstand: neun Termine vom 31. Mai 1818 (2. Sonntag nach Trinitatis) bis 15. November 1818 (26. Sonntag nach Trinitatis). Themareihe zur Betrachtung des Leidens Christi aus der Sicht Petri: nachweisbar an drei Terminen vom 7. März 1819 (Reminiscere) bis 4. April 1819 (Palmarum). Homilienreihe zum 1. Brief des Petrus: nachweisbar an zwölf Terminen vom 7. November 1819 (22. Sonntag nach Trinitatis) bis 12. März 1820 (Laetare); die Reihe wurde vermutlich am 25. April 1819 (Misericordias Domini) begonnen (sieben nicht belegte Termine) und wahrscheinlich am 26. März 1820 (Palmarum) abgeschlossen (ein nicht belegter Termin). Themareihe zu Seligpreisungen: drei Termine vom 9. Januar 1820 (1. Sonntag nach Epiphanias) bis 6. Februar 1820 (Sexagesimae). Homilienreihe zum Brief des Jakobus: nachweisbar bzw. vermutet an dreizehn Terminen vom 23. April 1820 (Jubilate) bis 3. Dezember 1820 (1. Sonntag im Advent). Themareihe zur Entstehung und anfänglichen Entwicklung der christlichen Kirche: zwölf Termine vom 11. Juni 1820 (2. Sonntag nach Trinitatis) bis 12. November 1820 (24. Sonntag nach Trinitatis). Themareihe zum Beispiel Christi: nachweisbar bzw. vermutet an fünf Terminen vom 1. Januar 1821 (Neujahrstag) bis 25. Februar 1821 (Sexagesimae). Themareihe zur Fortsetzung von Weihnachten: fünf Termine vom 7. Januar 1821 (1. Sonntag nach Epiphanias) bis 4. März 1821 (Estomihi). Themareihe zur Jüngerschaft: elf Termine vom 17. Juni 1821 (Trinitatis) bis 18. November 1821 (22. Sonntag nach Trinitatis).
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Homilienreihe zum 1. Kapitel des 2. Briefs des Petrus: sieben Termine vom 8. Juli 1821 (3. Sonntag nach Trinitatis) bis 11. November 1821 (21. Sonntag nach Trinitatis). Homilienreihe zum Brief des Paulus an die Philipper: 21 Termine vom 13. Januar 1822 (1. Sonntag nach Epiphanias) bis 16. März 1823 (Judica). Homilienreihe zum Evangelium nach Johannes: 95 Termine vom 13. April 1823 (Misericordias Domini) bis 20. Mai 1827 (Rogate). Themareihe zu Liebe und Furcht: fünf Termine vom 20. Juni 1824 (1. Sonntag nach Trinitatis) bis 15. August 1824 (9. Sonntag nach Trinitatis). Themareihe zur Gleichheit und Ungleichheit bei der Ausbreitung des göttlichen Worts: elf Termine vom 28. Mai 1826 (1. Sonntag nach Trinitatis) bis 11. November 1826 (25. Sonntag nach Trinitatis). Homilienreihe zum 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher: 16 Termine vom 17. Juni 1827 (1. Sonntag nach Trinitatis) bis zum 17. Februar 1828 (Estomihi). Homilienreihe zum Brief an die Kolosser: 16 Termine vom 13. Juni 1830 (1. Sonntag nach Trinitatis) bis zum 17. Juli 1831 (7. Sonntag nach Trinitatis). Themareihe zum Jubiläum der Übergabe der Augsburgischen Konfession (Augustana-Predigten): zehn Termine vom 20. Juni 1830 (2. Sonntag nach Trinitatis) bis zum 7. November 1830 (22. Sonntag nach Trinitatis). Themareihe über die Eigentümlichkeit des Lebens des Erlösers: drei Termine vom 16. Januar 1831 (2. Sonntag nach Epiphanias) bis 13. Februar 1831 (Estomihi). Homilienreihe zum Evangelium nach Markus: 54 Termine vom 14. August 1831 (11. Sonntag nach Trinitatis) bis zum 2. Februar 1834 (Sexagesimae). Die Predigt vom 2. Februar 1834 zu Mk 14,1–26 war Schleiermachers letzte Predigt. Themareihe über die Art, wie der Erlöser ein persönliches Verhältnis zu dem Einzelnen anknüpft: vier Termine vom 15. Januar 1832 (2. Sonntag nach Epiphanias) bis zum 26. Februar 1832 (Sexagesimae). Themareihe zum allgemeinen Beruf des Erlösers auf Erden: drei Termine vom 13. Januar 1833 (1. Sonntag nach Epiphanias) bis zum 10. Februar 1833 (Sexagesimae). Themareihe zu einzelnen kurzen Aussprüchen des Erlösers, die der besonderen Auslegung bedürfen, um richtig verstanden zu werden: acht Termine vom 9. Juni 1833 (1. Sonntag nach Trinitatis) bis zum 10. November 1833 (23. Sonntag nach Trinitatis).
I. Schleiermachers Predigttätigkeit
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Hatte Schleiermacher bereits in Halle 1806 eine Predigt als Einzeldruck publiziert, so setzte er diese Praxis in Berlin fort. Seit Januar 1809 veröffentlichte er fast jedes Jahr eine oder mehrere Einzelpredigten. Insgesamt sind 26 Einzeldrucke (davon zwei mit zwei Predigten) bekannt; bei den drei Kasualreden und Schleiermachers letzter Predigt dürfte die Veröffentlichungsinitiative von anderen Personen ausgegangen sein. Die Einzeldrucke wurden häufig auch dazu benutzt, den Jahresplan der Gottesdienste der Dreifaltigkeitskirche (erstmals für das Jahr 1818 vorliegend) weiter bekannt zu machen. Schleiermacher ergänzte diese Publikation einzelner Predigten dadurch, dass er sich seit 1823 an der Herausgeberschaft für die Zeitschrift „Magazin von Fest-, Gelegenheits-, und anderen Predigten und kleineren Amtsreden“ beteiligte; in den sechs Bänden dieser Zeitschrift veröffentlichte er 48 eigene Predigten.136 In seinem Todesjahr wurden fünf Kasualpredigten im vierten Band der Zeitschrift „Magazin von Casual-, besonders kleineren geistlichen Amtsreden“ veröffentlicht.137 Einzelne Predigten publizierte Schleiermacher auch unselbständig in Zeitschriften und in Sammelbänden.138 Seit dem Sonntag Trinitatis (29. Mai) 1831 wurden alle Predigten Schleiermachers, die er in den Vormittagsgottesdiensten hielt, fortlaufend in Reihen publiziert. Schleiermachers Predigtvorträge wurden von Predigthörern nachgeschrieben139, die Nachschrift umgehend von Schleiermacher korrigiert und in den Druck gegeben.140 Die zunächst separat, später fortlaufend paginierten Predigten wurden sowohl einzeln als auch bandweise verkauft. Einzelne dieser Predigten nahm Schleiermacher außerdem in seine Siebente Sammlung auf. Jeder Reihenband umfasst jeweils ein Halbjahr des Kirchenjahres, beginnend mit Trinitatis bzw. Advent. Durch Schleiermachers Tod 136
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Magazin von Fest-, Gelegenheits-, und anderen Predigten und kleineren Amtsreden. Neue Folge, edd. J. F. Röhr / F. Schleiermacher / J. G. J. Schuderoff, Bd. 1–6, Magdeburg 1823–1829 Magazin von Casual-, besonders kleineren geistlichen Amtsreden, Bd. 1–8, Magdeburg 1829–1842; Schleiermacher ist als Mitherausgeber genannt in Bd. 4, Magdeburg 1834. Vgl. Magazin für Prediger, Bd. 6,1, Jena 1811; Predigten über sämmtliche Sonn- und Festtags-Evangelien des Jahres. Eine Gabe christlicher Liebe der neuen evangelischen Gemeinde in Mühlhausen dargebracht von jetzt lebenden deutschen Predigern, ed. Ernst Zimmermann, Bd. 1, Darmstadt 1825; Predigten zum Besten der durch Ueberschwemmung verunglückten Schlesier, ed. Adolf Sydow, Berlin 1829 Die Nachschriften stammten wohl vornehmlich von Friedrich Zabel, der nach eigenem Bekunden „im Verein mit einem Freunde die Nachschriften angefertigt, aus welchen der verstorbene Verfasser die seit dem Jahr 1830 erschienenen Hauptpredigten edirt hat“ (SW II/5, S. III–IV). Vgl. beispielsweise Schleiermachers Eintrag zum 2. Februar 1834 in seinem Tageskalender: „Die lezte Predigt fertig durchgesehen.“ (SN 454)
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Einleitung in die Abteilung
bricht die Siebente Reihe ab. Schleiermacher starb am 12. Februar 1834 an Lungenentzündung in seiner Berliner Wohnung Wilhelmstraße 73.
II. Predigtüberlieferung Schleiermachers Predigten sind durch sehr unterschiedliche Textzeugen überliefert. Neben Schleiermachers eigenen Publikationen sind zahlreiche weitere Predigten nachgelassen in Archiven erhalten. Insbesondere für das Verlagsprojekt der posthumen Ausgabe „Sämmtliche Werke“ sind viele Nachlasstexte zusammengetragen worden.
1. Textzeugen Schleiermachers Predigten sind in Gestalt von eigenhändigen Manuskripten, von autorisierten Druckschriften und von Nachschriften anderer Personen überliefert. Eigenhändige Manuskripte und autorisierte Druckschriften liegen mehrfach zum selben Predigttermin vor. A. Eigenhändige Manuskripte Schleiermachers eigenhändige Predigtmanuskripte liegen in zwei unterschiedlichen Textarten vor; er verfasste sowohl ausführlich-wörtliche Predigtverschriftungen („Concepte“) als auch zumeist genau gegliederte inhaltsreiche Predigtdispositionen („Entwürfe“). Für einen Predigttermin sind nur selten beide Textarten erhalten. Während Schleiermacher die Niederschriften erinnernd nach seinem freien Predigtvortrag anfertigte, gibt es bei den Dispositionen zwei unterschiedliche Arten: einerseits vorbereitende (vor dem Predigtvortrag auf Einzelblättern notierte) Dispositionen, die mit auf die Kanzel genommen wurden, und andererseits nachbereitende (nach dem Predigtvortrag geschriebene) in Heften gesammelte Dispositionen, welche die gehaltene Predigt dokumentierten und für andere Gelegenheiten festhielten. Ganz überwiegend sind nur die Dispositionen der zweiten dokumentierenden Überlieferungsschicht erhalten. Schleiermacher hat die vorbereitenden Einzelblätter in der Regel nicht aufbewahrt. Die Sammelhefte haben eine jeweils mit dem Neujahrstag beginnende Zählung, die entweder nur nach Predigtterminen oder doppelt nach Predigtterminen und formulierten Predigtdispositionen voranschreitet. Eine wichtige Zäsur in der Predigtüberlieferung ist der 26. Juli 1794. Für die davor liegende Zeit seit der Examenspredigt 1790 sind
II. Predigtüberlieferung
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ausschließlich 24 (häufig undatierte) Predigtniederschriften, aber keine Dispositionen erhalten. Mit diesem Tag begann Schleiermacher, nach einer langen Krankheitszeit in den Monaten Mai bis Juli, seine Dispositionen zu dokumentieren und jahrgangsweise in Reinschriften zusammenzufügen. Für August 1794 sind parallel zu den ‚Entwürfen‘ vier ‚Concepte‘ und bis Februar 1795 weitere drei ‚Concepte‘ und fünf wörtliche Predigtanfänge überliefert; danach ist die Parallelität ganz selten. Bei den Parallelterminen in den Jahren 1794 und 1795 kann vermutet werden, dass das ‚Concept‘ jeweils eher als das erst mit zeitlichem Abstand im Oktober 1796 geschriebene Sammelheft „Predigt-Entwürfe in Landsberg“141 entstanden ist. Schleiermachers Dispositionen der Jahre 1794–1808 liegen in fünf sehr unterschiedlich starken Blöcken vor: Juli 1794 bis November 1797, Januar 1800 bis Februar 1801, Juni 1802 bis Januar 1803, August 1806 bis März 1808. Die Lücken zwischen den Blöcken sind wohl nicht dadurch entstanden, dass ein Überlieferungsverlust eingetreten ist, sondern haben ihren Grund darin, dass Schleiermacher seine Entwürfe zeitweise nicht mehr sammelte. Die Lücken lassen sich durch biographische Umstände gut erklären. In den erhaltenen Blöcken lässt sich beobachten, dass die Notizen gegen Ende jeweils stichwortartig knapp werden, dass sie gleichsam versickern. Verloren gegangen ist wohl nur das schmale Heft, in dem die Predigtentwürfe vom September (Amtsantritt in der Berliner Charité) bis zum Jahresende 1796 gesammelt waren. In der von seinen Schülern nach seinem Tod veranstalteten Ausgabe „Sämmtliche Werke“ sind 30 eigenhändige Predigtverschriftungen Schleiermachers publiziert worden. Die spätere SchleiermacherForschung hat 92 Dispositionen hinzugefügt. Die Kritische Gesamtausgabe dokumentiert den gegenwärtig bekannten Überlieferungsbestand von 58 eigenhändigen Predigtverschriftungen und Nachschriftenüberarbeitungen sowie 379 Dispositionen. B. Druckschriften Schleiermacher hat zu seinen Lebzeiten 98 Predigten in sieben „Sammlungen“ (1801–1833), 28 Predigten in Einzeldrucken (1806– 1834), 53 Predigten in zwei Zeitschriften, an deren Herausgabe er beteiligt war (1823–1834), zwei Predigten in einer Zeitschrift, an deren Herausgabe er nicht beteiligt war (1811), drei Predigten in Sammlungen anderer Herausgeber (1799–1829) sowie 75 autorisierte Nachschriften von Vormittagspredigten in sieben „Reihen“ (1831– 141
Vgl. KGA III/3, Einleitung
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Einleitung in die Abteilung
1834) publiziert. Diese insgesamt 259 Predigtnachweise schließen 17 Doppelveröffentlichungen ein. Mithin sind insgesamt 242 von Schleiermacher publizierte Predigten bekannt; davon ist der Einzeldruck der Predigt vom 11. April 1813 (im Titel irrtümlich auf den 2. Mai 1813 datiert) verschollen; der gegenwärtige Überlieferungsbestand umfasst also 241 von Schleiermacher in den Druck gegebene Predigten. Gegenüber der Ausgabe „Sämmtliche Werke“, die in der ersten Auflage 238 gedruckte Predigten und in der zweiten Auflage 239 gedruckte Predigten jeweils in der vorliegenden Letztfassung bot, fügt die Kritische Gesamtausgabe zwei von Schleiermacher in den Druck gegebene Predigten hinzu und dokumentiert, falls verschiedene autorisierte Druckfassungen zur selben Predigt vorliegen, die Varianten. C. Nachschriften Seit dem Jahresende 1809 bis zu Schleiermachers Tod 1834 liegen zahlreiche aus der Zuhörerschaft angefertigte Predigtnachschriften vor. Diese Gattung von Predigtzeugen war bisher noch nicht genau erforscht. Zwar sind in der Ausgabe „Sämmtliche Werke“ 214 Hörernachschriften publiziert und hat die anschließende SchleiermacherForschung weitere zwölf Nachschriften ediert, doch sind im Nachlass sehr viel mehr Manuskripte erhalten. Deren Erschließung und Auswertung war lange dadurch erschwert und blockiert, dass sie in archivalische Unordnung geraten waren und allererst in ihrer Zusammengehörigkeit wiederhergestellt werden mussten. Die überlieferten Nachschriften sind zumeist Reinschriften, die im Nachhinein auf der Grundlage von Notizen oder Mitschriften während der Predigt erstellt wurden. Bei der Nachschrift der Predigt vom 3. August 1823 über Lk 10,19–20 findet sich zwischen dem fortlaufenden Text die Bemerkung: „(eine ganz kleine Lücke, wo mich alle Hülfsquellen verlaßen; gleich darauf weiter:)“142 In der von Friedrich Wilhelm Dunckel überlieferten Nachschrift der Predigt vom 26. Dezember 1821 über Lk 2,15–20 sind deutlich Spuren des Herstellungsprozesses zu erkennen. In dieser Reinschrift, die vormals zerstückelt im Andrae-Konvolut überliefert wurde, sind häufig kleinere oder größere Lücken im Text markiert durch die Abkürzung pp. mit folgendem Spatium. Gegen Predigtende findet sich in eigener Zeile der Vermerk: „(Hier fehlen mehrere Seiten.)“143 Insbesondere die unter dem Namen Woltersdorff überlieferten Nachschriften sind das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit mit an142 143
SN 607/3, Bl. 1–4, hier 3v SAr 82, Bl. 1–12, hier 11r (Bl. 12 vacat); vgl. KGA III/6
II. Predigtüberlieferung
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deren Hörerinnen der Predigten Schleiermachers. Jeweils eine Person übernahm offensichtlich die Verantwortung für bestimmte Abschnitte einer Nachschrift. Dies lässt sich bei der Nachschrift zur Predigt vom 18. März 1821 über Lk 23,43 beobachten; bei dieser unvollendeten Reinschrift sind zwei Blöcke (Predigtbeginn und Anfang des zweiten Teils) erhalten, denen jeweils mehrere unbeschriebene Seiten folgen.144 Diese Beobachtung wird durch eine briefliche Nachricht bestätigt, die Schlüsse auf die Textherstellung erlaubt. Woltersdorff schließt ihre Nachschrift der Frühpredigt vom 20. Januar 1828 über 1Thess 5,16–18 mit einer Geburtstagsbotschaft: „Liebe Freundin / Diesen Schluß der Predigt send’ ich Ihnen mit der Bitte daß Sie am Sonntag mir die ganze Predigt und diesen Schluß mitbringen, damit ich ihn hinzufügen und auch manches verbessern kann was ich wol gestern in Ihrer Lieben Gesellschaft übersehn haben mag. Möge Gott in diesem neuen Jahr Ihres Lebens immermehr Ihre heiße Sehnsucht erfüllen und den reinigen Gegenstand der Freude Ihnen in mannigfaltigeren Gestalten zeigen, damit jede Spur des Göttlichen Ihnen so klar in die Augen leuchte daß Alles Andre dagegen Ihnen erscheine wie Nebel der im Verschwinden ist. Möge die Liebe wie Sie sie in sich tragen Ihnen die Bürgschaft der Liebe sein die endlich Alle zu ihm zieht der immer noch darin begriffen ist die Welt mit Gott zu versöhnen!“145 Caroline Crayen, die vermutlich die Empfängerin dieser Grußbotschaft ist, dürfte also in den Tagen nach dem 20. Januar ihren Geburtstag haben. Eine Sonderstellung haben die Nachschriften, die Friedrich Zabel 1835 nach Schleiermachers Tod herausgab. Diese Nachschriften von Schleiermachers 1831–1834 im Frühgottesdienst gehaltenen „Predigten über das Evangelium Marci und den Brief Pauli an die Kolosser“ hat der Nachschreiber selbst publiziert. Die Vorreden zu den beiden Teilbänden dokumentieren, dass diese Publikation zunächst editorisch und verlegerisch in Konkurrenz zur Ausgabe „Sämmtliche Werke“ erfolgte, dann aber doch in Reimers Gesamtunternehmen integriert wurde.146 Zabel ließ sich nach eigenem Bekunden editorisch von dem Bestreben leiten, „die Predigten in der möglichsten Treue und Ursprünglichkeit wieder zu geben“, und stellte sich dabei selbst das Zeugnis aus, er habe sich „durch mehrjährige Uebung ... eine große Fertigkeit in dem Nachschreiben der Schleiermacher’schen Predigten 144 145 146
Vgl. SAr 60, Bl. 56r–57r und 59r–v; vacat Bl. 57v–58v und 60–66 SAr 67, Bl. 11v Vgl. Friedrich Schleiermacher’s Literarischer Nachlaß. Predigten. Erster Band. Predigten über das Evangelium Marci und den Brief Pauli an die Kolosser, gehalten von Friedrich Schleiermacher. Herausgegeben von Friedrich Zabel. Erster Theil. Zweiter Theil. Berlin 1835. Verlag von Friedrich August Herbig. Durch die Integration in den Gesamtplan der Ausgabe „Sämmtliche Werke“ wurden diese beiden selbständig paginierten
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erworben, und Schleiermacher selbst hat es mehrmals ausgesprochen, daß er die von ihm [Zabel] besorgten Nachschriften bis auf das Einzelste richtig und treu finde.“147
2. Archivlage Die allermeisten überlieferten Predigtnachschriften werden in Berlin im Schleiermacher-Archiv der Staatsbibliothek und im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrt. Nur wenige Stücke (Nachschriften von fremder Hand sowie eigenhändige Schleiermacher-Manuskripte) werden an anderen Orten verwahrt.148 A. Schleiermacher-Archiv in der Staatsbibliothek Berlin Der Berliner Wissenschaftsverlag Walter de Gruyter hat im Jahr 1999 anlässlich seines 250jährigen Jubiläums sein Firmenarchiv und das darin enthaltene Schleiermacher-Archiv als ständiges Depositum an die Staatsbibliothek Berlin übergeben. Das Schleiermacher-Archiv, das vom Firmenarchiv getrennt nun eigenständig als Depositum 42a betreut wird, enthält vornehmlich Archivalien, die für Schleiermachers posthume Ausgabe „Sämmtliche Werke“ (1834–1864) gesammelt worden waren. Schleiermacher hatte am 11. Februar 1834 auf seinem Sterbebett Ludwig Jonas (1797–1859) zu seinem wissenschaftlichen Nachlassverwalter eingesetzt.149 Bereits am 2. Juni 1834 kündigte der mit
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Teilbände zu Band 5 und 6 von deren II. Abteilung. Die erste Vorrede vom 18. Juni 1835 formuliert ausführlich die Veranlassung dieser selbständigen Publikation (vgl. SW II/5, S. III–V), die zweite undatierte und unpaginierte Vorrede meldet die erteilte Publikationsgenehmigung und die Eingliederung in die Ausgabe „Sämmtliche Werke“ (vgl. SW II/6, S. [III–IV]). Die Mitteilung über die Publikationsgenehmigung ist wohl nachträglich auch in den ersten Teilband eingefügt worden (vgl. SW II/5, S. [IX]). Zabel, in: SW II/5, S. VII Einzelne Archivstücke befinden sich in folgenden Einrichtungen: Deutsches Literaturarchiv Marbach, Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Haus), Fürstliches Hausarchiv Dohna-Schlobitten (Depositum im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz), Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel, Kirchengemeinde Heilig Kreuz – Passion Berlin-Kreuzberg, Schleiermacher-Forschungsstelle der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz. Vgl. Schleiermachers mündliche Äußerung an Ludwig Jonas: „Ich übergebe Dir meine Papiere. Laß Dir angelegen sein daraus vor allem, so gut es sich wird machen lassen, die Dialektik, die christliche Sittenlehre und meine Ansichten über die Apostelgeschichte des Lukas zusammenzustellen und in Druck zu geben.“ (Fritz Jonas: Zur Erinnerung an unsern Vater Ludwig Jonas. Für die Familie gedruckt, Berlin Weihnachten 1880, S. 56; mit Anweisungen zu weiteren Werken).
II. Predigtüberlieferung
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Schleiermacher seit 1802 freundschaftlich verbundene Verleger Georg Andreas Reimer eine große Werkausgabe an. „Bei dem Hinscheiden eines großen durch eben so vielseitige, als segensreiche Wirksamkeit vorzugsweise von Gott begnadigten Mannes ist es Beruf und Pflicht seiner Zeitgenossen, ihm ein Ehrendenkmal zu setzen, das seiner würdig sei, und dienen möchte denen, welchen es vergönnt wurde, das lebendige Wort aus seinem Munde zu vernehmen, und Belehrung, Erbauung und Trost aus unversieglicher Quelle von ihm zu empfangen, eine bleibende Erinnerung zu gewähren, zugleich aber auch den Segen, welcher von ihm ausging, über kommende Geschlechter zu verbreiten, und so sein Andenken zu verewigen. Für diesen Zweck schien den Hinterbliebenen sowohl, wie den Freunden des Verklärten nichts geeigneter als eine möglichst vollständige Ausgabe seiner Werke zu veranstalten, die alles enthalten sollte, was in gedruckten sowohl als handschriftlichen Arbeiten hinterblieben ist, und nun, in geordneter Folge, binnen einem Zeitraum von 3–4 Jahren erscheinen soll. In Beziehung auf den ungedruckten Nachlaß hat der Verewigte alles mit dem vollsten Vertrauen in die Hand seines Schülers und innigen Freundes, des Prediger Jonas, niedergelegt, der sich auch willig der großen Aufgabe unterzogen hat, den zum Theil nur fragmentarisch oder in Kollegienheften vorhandenen Stoff zu ordnen, und soweit es erforderlich und möglich sein sollte, zu ergänzen. Da indeß die Lösung derselben nicht wohl das Werk eines Einzelnen sein kann, so hat er es zweckmäßig gefunden, sich zu diesem Behuf mit Verehrern und Freunden und Schülern des Unvergeßlichen zu vereinigen“150. Während die anderen beiden Abteilungen „Theologie“ sowie „Philosophie und Philologie“ genauer nach Themengebieten spezifiziert sind, heißt es für die zweite Abteilung „Predigten“ nur summarisch: „sowohl alle bisher im Druck erschienenen, als die, welche sich aus der großen Menge der Nachschriften zusammenstellen lassen.“151 An späterer Stelle bei den Preisfestsetzungen wird allerdings genauer angekündigt, dass „die bisher gedruckten [Predigten], etwa 200 an der Zahl, binnen 2–3 Monaten in 4 starken Bänden erscheinen werden“152. Und so geschah es auch. Die Aufmerksamkeit, die diese Pre150 151 152
Georg Andreas Reimer: Friedrich Schleiermachers sämmtliche Werke, SN 637/1, Bl. 2r; ohne Hervorhebungen Reimer: Schleiermachers Werke, SN 637/1, Bl. 2r Reimer: Schleiermachers Werke, SN 637/1, Bl. 2v
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Einleitung in die Abteilung
digtbände fanden, wird dadurch dokumentiert, dass sie 1843–1844 in zweiter Auflage erschienen. Für die Herausgeber der Ausgabe „Sämmtliche Werke“ war insbesondere die Sammlung, Sichtung, Erschließung und Publikation von Schleiermachers literarischem Nachlass wichtig.153 Die Edition der nachgelassenen Predigten, die in eigenhändigen Predigtmanuskripten Schleiermachers und in zahlreichen Predigtnachschriften fremder Hand vorlagen, übernahm Adolf Sydow (1800–1882). Ab 30. Januar 1835 notierte Sydow in mehreren großen Listen, welche Predigtnachschriften ihm durch Ludwig Jonas aus dem Besitz Schleiermachers von dessen Witwe übergeben worden, welche von anderen Personen an ihn gekommen und welche Predigttermine der Jahre 1820–1832 durch diese Predigtmaterialien erfasst waren.154 Aus diesen Predigtmaterialien publizierte Sydow vier Bände nachgelassener Predigten.155 Das Publikationsprojekt „Sämmtliche Werke“, das ursprünglich nach wenigen Jahren abgeschlossen sein sollte, zog sich in die Länge und wurde nicht vollendet.156 Wegen der Zeiterstreckung und der schließlich erlahmenden Editionsbemühungen verblieben viele Texte im Verlag Georg Reimer. Das größte Volumen dieser Materialien waren Predigtnachschriften. Der Verlag Georg Reimer wurde 1896 von Walter de Gruyter (1862–1923) erworben und 1919 mit vier anderen Verlagen in der „Vereinigung wissenschaftlicher Verleger“ verschmolzen, die seit 1923 den Namen Walter de Gruyter trägt. Das Schleiermacher-Archiv als Sonderbestand des Verlagsarchivs geriet in Vergessenheit und Unordnung. Erst mit dem 1975 begonnenen Projekt einer Kritischen Gesamtausgabe der Werke und des Briefwechsels Schleiermachers (KGA) wurde das Schleiermacher-Archiv neu wahrgenommen. Andreas Arndt und Wolfgang Virmond fanden ungeordnete Packen von Handschriften vor, als sie für die Edition des Briefwechsels (KGA V) das 153
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Der Verlagsvertrag, den Reimer am 14. Juni 1838 mit der Witwe Henriette Schleiermacher schloß (vgl. SN 637/1, Bl. 1r–v), bestimmte, dass Jonas (Oberaufsicht) sowie Nicolovius, Eichhorn, v. Savigny, Lachmann und Lommatzsch gemeinsam die Edition „der bisher ungedruckten literarischen Hinterlassenschaft“ leiteten, wobei Lachmann „für die Zusammenordnung der einzelnen Werke und ihre Aufeinanderfolge“ (Bl. 1r) zuständig sein sollte. Vgl. SAr 121, Bl. 1–14 Vgl. Sämmtliche Werke, Abt. II, Bd. 7–10, ed. Adolf Sydow, Berlin 1836–1856 Vgl. Hans-Joachim Birkner: Die Kritische Schleiermacher-Ausgabe zusammen mit ihren Vorläufern vorgestellt (1989), Schleiermacher-Studien, ed. Hermann Fischer, Berlin / New York 1996, S. 309–335, besonders 309–315, Reimers Prospekt der Werkausgabe 328–332
II. Predigtüberlieferung
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Verlagsarchiv im Juni 1980 sichteten. Sie stellten eine vorläufige Ordnung her und veröffentlichten das Verzeichnis anlässlich einer Ausstellung von Verlagsarchivalien in der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin.157 Die überaus zahlreichen Predigtnachschriften („ca. 10000 Bll.“158) wurde bei dieser Bestandsaufnahme nicht in die Untersuchung, Ordnung und Beschreibung aufgenommen. Um die kritische Edition der Predigten (KGA III) als Anschlussprojekt vorzubereiten, das ab 2003 der Edition der Schriften und Entwürfe (KGA I) folgen sollte, begann der Unterzeichner 1995 mit der Sichtung der Predigtnachschriften des Schleiermacher-Archivs. Auf der Grundlage der dabei formulierten Ordnungsgesichtspunkte setzte Matthias Wolfes auftragsgemäß diese Sichtung fort, bezog die Predigtbestände des Akademie-Archivs ein und erstellte bis 1997 eine chronologische Bestandsliste, die er später veröffentlichte.159 Zahlreiche fragmentarisierte Quellenstücke konnten bei dieser Sichtung nicht zureichend identifiziert werden. In der Schleiermacher-Forschungsstelle Kiel wurden die Predigtnachschriften ab 2000 im Textbestand rekonstruiert, indem die Manuskriptfragmente transkribiert und dann nach formalen und inhaltlichen Gesichtspunkten zusammengesetzt wurden. Danach wurde die anfängliche Überlieferungsordnung nach Tradenten, die teilweise erstmalig identifiziert wurden, wiederhergestellt. Auf Grund dieser Rekonstruktion wurde schließlich die materiale Neuordnung der Texte, Mappen und Kästen vorgenommen und das Verzeichnis des Schleiermacher-Archivs erstellt.160 B. Schleiermacher-Nachlass im Akademie-Archiv Berlin Im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften wird ein großer Teil des Schleiermacher-Nachlasses aufbewahrt. 157
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Vgl. Doris Fouquet-Plümacher: Aus dem Archiv des Verlages Walter de Gruyter, Berlin 1980, S. 103–127, ohne Namensnennung der Autoren des Verzeichnisses der Schleiermacher-Archivalien Arndt/Virmond in Fouquet-Plümacher, S. 121 Vgl. Matthias Wolfes: Friedrich Schleiermachers Werk im Spiegel Berliner Verlagsarchivalien. Eine materialgeschichtliche Übersicht über die Schleiermacher-Bestände im Archiv des Verlages Walter de Gruyter aus Anlaß der Übergabe an die Staatsbibliothek zu Berlin, New Athenaeum / Neues Athenaeum, Bd. 6, 2001, S. 77–116 Vgl. Schleiermacher-Archiv (Depositum 42a). Verzeichnis, entstanden in Zusammenarbeit der Schleiermacher-Forschungsstelle der Theologischen Fakultät der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel und der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, bearbeitet von Lothar Busch in Berlin und Elisabeth Blumrich, Katja Kretschmar, Kirsten Kunz, Günter Meckenstock, Simon Paschen, Wilko Teifke in Kiel, Redaktion: Günter Meckenstock, Berlin 2009
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Einleitung in die Abteilung
Hier sind auch die eigenhändigen Predigtentwürfe Schleiermachers sowie eine Anzahl von Predigtnachschriften archiviert. Die im Akademie-Archiv versammelten Bestände des Schleiermacher-Nachlasses hatte vornehmlich Wilhelm Dilthey (1833–1911) für den Abschluss der vierbändigen Briefausgabe „Aus Schleiermachers Leben“161 und für seine biographische Darstellung „Leben Schleiermachers“162 jahrzehntelang zu Händen. Die Erben Schleiermachers verkauften 1898 diese Bestände an die 1891 gegründete Berliner Litteraturarchiv-Gesellschaft. Nachdem die Akademie der Wissenschaften 1944 deren Sammlung übernommen und 1968 in das eigene Archiv eingegliedert hatte, erschloss Friedrich Laubisch 1969 den ungeordneten Schleiermacher-Nachlass durch ein Archivalien-Verzeichnis. Auf dieser Basis startete die Kritische Gesamtausgabe. Die im Schleiermacher-Archiv gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der Tradenten und ihrer Identifikationsmerkmale konnten auch für die im Akademie-Archiv aufbewahrten Predigtnachschriften genutzt werden. Für zahlreiche Predigtstücke konnten die Nachschreiber ermittelt und bisherige Falschzuschreibungen korrigiert werden.
3. Nachschreiber und Tradenten Seit 1809 sind Predigten Schleiermachers mitgeschrieben bzw. nachgeschrieben worden. Mit wachsender Berühmtheit Schleiermachers wuchs die Zahl der nachschreibenden Personen beiderlei Geschlechts. Diese Predigtnachschriften wurden teilweise wieder abgeschrieben und von anderen Personen gesammelt. Nicht immer lässt sich entscheiden, ob eine vorliegende Nachschrift, die jetzt einer bestimmten Person zugeordnet ist, inhaltlich auch von dieser Person verfasst worden ist. Auch kommt für die Beurteilung erschwerend hinzu, dass oftmals Kopisten einen Text abgeschrieben haben und die Handschrift keinen Aufschluss über Autorschaft oder Tradentschaft gibt. Bei Nachschriften wird diejenige Person als Nachschreiber bezeichnet, die den überlieferten Text inhaltlich verantwortet. Die Handschrift ist aus dem oben genannten Grund nicht maßgeblich. Sammler sind solche Personen, die nachweislich nur als Tradenten ohne Einfluss auf die Textgestalt auftreten. Lehnen sich unidentifizierte Nachschriften stark an eine identifizierte Nachschrift an, so gilt 161 162
Aus Schleiermacher’s Leben. In Briefen, Bd. 1–2, 2. Aufl., Berlin 1860; Bd. 3–4, edd. Ludwig Jonas / Wilhelm Dilthey, Berlin 1861–1863 (Nachdruck Berlin / New York 1974) Vgl. Wilhelm Dilthey: Leben Schleiermachers, Bd. 1 [einziger], Berlin 1870; 3. Aufl., ed. M. Redeker, Bd. 1–2 in 4, Berlin 1966–1970
II. Predigtüberlieferung
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deren Autor für alle Texte als Nachschreiber, auch wenn sich nicht zweifelsfrei ein völliges Abhängigkeitsverhältnis dartun lässt. Die männlichen Personen, auf die die überlieferten Predigtnachschriften verfassend und/oder sammelnd zurückgehen, lassen sich zumeist identifizieren, die weiblichen dagegen selten.163 Viele Nachschreiber standen zu Schleiermacher in einer persönlichen Beziehung. Schleiermacher dürfte Nachschriften teilweise selbst angeregt haben, weil er sie als Grundtext nutzen wollte, um seine literarischen Predigten zu formulieren. In alphabetischer Reihung werden hier knappe Biogramme der Nachschreiber bzw. Tradenten gegeben. Gottfried (Johann Gottfried) Andrae wurde geboren am 15. Februar 1799 in Salzbrunn bei Treuenbrietzen als Sohn eines Landwirts. In Berlin besuchte er das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und studierte dann Theologie vom 19. Oktober 1822 bis 9. August 1825 (Matrikel 12/720). Nach seiner Ordination am 27. August 1832 war er Prediger am Arbeitshaus in Berlin und wurde 1853 emeritiert. Andrae blieb ledig, sein Sterbedatum ist unbekannt. Der Verlag Georg Reimer zahlte am 14. Januar 1837 laut Hauptbuch IV an Andrae durch Jonas 100 Rth. Gold gleich 113,10 Rth. Courant.164 Philipp Buttmann, geboren am 23. Januar 1809 in Berlin als Sohn von Philipp Karl Buttmann und Karoline geborene Selle, wurde am 2. März 1809 in der Oberpfarr- und Domkirche getauft.165 Er besuchte das dortige Gymnasium Graues Kloster und studierte Theologie erst in Göttingen, dann in Berlin vom 26. September 1829 bis 21. November 1831 (Matrikel 19/874). Nach der Ordination am 16. März 1836 in Berlin war er Frühprediger an der Jerusalemskirche und Neuen Kirche, ab 1844 Oberpfarrer in Zossen, ab 1858 Erster Pfarrer an der Paulskirche zu Berlin. Er ging 1886 in den Ruhestand und starb in Berlin am 29. Januar 1901. Zum Namen Caroline Crayen lassen sich biographische Hinweise aus einigen erhaltenen Briefen gewinnen. Wohl zum 21. November 1818 übersandte sie unbekannt und unerkannt mit einem anonymen Widmungsschreiben Schleiermacher als Geburtstagsgeschenk ein Heft von Predigtauszügen. „Ist das Vertrauen wohl nicht zu kühn? mit dem eine Unbekannte es wagt sich Ihnen, Verehrungswürdiger 163
164 165
Zu den biographischen Angaben vgl. Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg seit der Reformation, bearbeitet von Otto Fischer, Bd. 1–2 in 3 Teilbänden, Berlin 1941 sowie Die Matrikel der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 1810–1850, bearbeitet von Peter Bahl, Berlin / New York 2010 Vgl. Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz, Depositum 42, Archiv de Gruyter, Nr. 319, S. 10 Vgl. Domgemeinde zu Berlin, Taufbuch 1804–1811, ELAB 9/19, Doppelseite 80, Nr. 28
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Einleitung in die Abteilung
Mann! in diesen Zeilen zu nahen? – und mit dem Wunsch: Ihnen unbekannt bleiben zu dürfen – dennoch die Gefühle wovon ihre ganze Seele erfüllt ist, Ihnen darlegen möchte an diesem festlichen Tage – welcher Sie, zum Seegen der Welt! ins Leben rief!“166 Später wiederholte sie in derselben Art anonym und undatiert ein solches Predigtgeschenk. „Der Drang meines Herzens ist zu groß – als daß ich es unterlassen könte Ihnen – unserm verehrten Lehrer! – einmahl wieder einen Beweis zu geben: von der Art und Weise wie wir – Ihre Zuhörer – miteinander uns bestreben das theure Wort Ihrer Lehre – uns zur ewigen und heiligen Erinnerung – fest zu halten. Und daß ich nun auf diese Weise – nemlich dadurch: daß ich mir einen Auszug mache von dem was eine liebe Freundin von mir, mit so viel Fleiß und Ausdauer, indem sie es hört, aufschreibt – jede Ihrer geistvollen Predigten habe: und dadurch diese schöne Samlung mir entsteht: o, die Freude darüber ist Etwas was ich nicht für mich allein behalten kann! Und – Wem möchte ich sie lieber mittheilen als dem von dem sie uns ausgeht!“167 In diesem zweiten Widmungsschreiben wohl aus dem Jahre 1821 wird eine Zusammenarbeit erwähnt, die dann für die weiteren Jahre prägend wurde. Die Manuskripte im Schleiermacher-Archiv belegen, dass viele Nachschriften gemeinsam von Woltersdorff und Crayen erstellt wurden. Ein aus dem Sommer 1834 stammender Brief an den Predigtherausgeber Sydow lässt dieses enge literarische Zusammenwirken ebenfalls anklingen.168 Ein weiterer Brief an Sydow aus demselben Zeitraum wirft einiges Licht auf Crayens persönlichverwandtschaftliche Situation: sie spricht von Cousine und Cousin Wilmsen.169 Da der an der Parochialkirche tätige Prediger Friedrich 166 167 168
169
SN 623, Bl. 8r–v, hier 8r; vgl. KGA III/6, Einleitung SN 623, Bl. 9r; vgl. KGA III/6, Einleitung „Ich bin so frei – Verehrter Herr Prediger! – zu Dem was meine liebe Freundin Woltersdorf Ihnen mitgab, noch diese kleine Zugabe hinzuzufügen. Caroline Crayen.“ (SAr 106, Beilage Bl. 1r) „Ich bin so frei – Verehrter Herr Prediger! – Ihnen hier einen kleinen Beitrag für die Herausgabe des Schleiermacherschen Nachlasses zuzusenden. // Ich erinnerte mich vor mehreren Jahren – bei meiner Cousine Wilmsen, beiliegende Rede am Jubelfeste, gesehen zu haben. Ich fand sie – vergraben in der Mitte einer Menge unerbaulichen Wustes –: wohl werth daraus zu Tage gefördert zu werden! // Vieleicht ist Ihnen diese Rede Schl. noch unbekannt! es wäre doch schön, wenn sie Ihre Samlung schmücken hülfe! – Noch etwas lege ich, als Denckmahl an unsern Schl. bei – es sind die einzelnen – in seinen letzten Lebensstunden ausgesprochenen Worte desselben, von seiner Gattin selbst aufgeschrieben; – durch die dritte Hand erhielt sie meine liebe Freundin Woltersdorff. Auch wenn Sie sie nicht aufnehmen in ihrer Sammlung, wird daraus das Bild des inneren Lebens Ihres alten Freundes sich Ihnen vergegenwärtigen. // Noch möchte ich mir zurückerbitten von Ihnen mein kleines schwarz eingebundenes Hefft der Auszüge die ich mir sammelte aus Schl. VorbereitungsReden – deren Besitz mir so theuer ist. // Den herzlichsten Danck bin ich Ihnen, Verehrter Herr Prediger, noch schuldig geblieben, für Ihr gütiges Geschenk der gedruckten EinsegnungsRede von Ihnen! // Dürfte ich bitten
II. Predigtüberlieferung
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Philipp Wilmsen (1770–1831) bereits verstorben war, kann wohl nur dessen Bruder Philipp Ernst Deodatus Wilmsen (1788–1850) gemeint sein, der 1823–1850 Prediger im nahe Berlin gelegenen Weißensee war, verheiratet mit Friederike Reusing, Sohn der mit Friedrich Ernst Wilhelm Wilmsen (1736–1797) verheirateten Henriette Harsleben. Mit welcher Person durch welche Verwandtschaftsbeziehung Crayen verbunden war, bleibt unklar. Friedrich Wilhelm Dunckel, gebürtig aus Glogau, studierte Theologie in Berlin vom 18. April 1820 bis 9. Mai 1822 (Matrikel 10/269) sowie vom 14. Mai 1823 bis 14. Februar 1826 (Matrikel 13/440). August Friedrich Leopold Gemberg, geboren am 17. März 1797 in Groß Machnow bei Potsdam als Sohn des Müllers Heinrich Gemberg, besuchte das Gymnasium in Brandenburg und studierte Theologie in Berlin vom 13. Oktober 1814 bis 23. Oktober 1819 (Matrikel 5/74). Seine erste eigene Predigt hielt er am 20. Juli 1818 und bestand 1821 sein Examen mit der Note „Sehr gut“.170 Er reiste 1824–1825 als Domkandidat nach Schottland.171 Nach seiner Ordination am 7. Januar 1827 war er Prediger zunächst in Seebeck (Kreis LindowGransee), dann ab 1832 in Meyenburg (Kreis Pritzwalk). Dort heiratete er am 20. August 1832 Alexandrine Auguste Pauline von Rohr (geb. 1807), später Luise Charlotte Hermine Kretzschmer. Gemberg starb in Meyenburg am 31. Dezember 1850. Bernhard August Jacobi (1801–1842), gebürtig aus Eutin in Holstein, studierte Theologie in Berlin vom 20. April 1822 bis 16. August 1823 (Matrikel 12/420). Er wurde durch Schleiermacher am 31. August 1826 mit Cornelia Nicolovius (1802–1833) getraut. Ludwig Jonas, geboren am 11. Februar 1797 in Neustadt an der Dosse als Sohn des Kaufmanns Ludwig Jakob Jonas und seiner Ehefrau Sophie geborene Stelten, wurde am 28. Februar 1797 getauft.172 Er wohnte mit der Familie seit 1804 in Wusterhausen an der Dosse, war seit Ostern 1812 Alumnus des Joachimsthalschen Gymnasiums
170 171
172
daß Sie einliegendes – goldenes Buch – wie es bei Wilmsens genannt wird – gelegentlich meinem Vetter Wilmsen wieder zustellen. Caroline Crayen.“ (SAr 106, Beilage Bl. 2r) Vgl. SAr 52, Bl. 6r-v; Amtsblatt der Regierung in Potsdam, 1821, S. 192 Vgl. August Friedrich Leopold Gemberg: Die schottische Nationalkirche nach ihrer gegenwärtigen innern und äußern Verfassung. Ein Beitrag zur Charakteristik der evangelischen Kirchen, Hamburg 1828; [übersetzt ins Englische: A traveller’s sketch of Scottish Presbyterianism: being an account of a visit to Scotland in 1824, Edinburgh 1875] Zum Lebenslauf vgl. Fritz Jonas: Zur Erinnerung an unsern Vater Ludwig Jonas. Für die Familie gedruckt, Berlin Weihnachten 1880 sowie [Fritz Jonas:] Ludwig Jonas. Geboren den 11. Februar 1797, gestorben den 19. September 1850. Festgabe für die Familie zu seinem hundertjährigen Geburtstage, Berlin [1897]
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Einleitung in die Abteilung
in Berlin, studierte Theologie in Berlin vom 12. April 1815 bis 28. Oktober 1819 (Matrikel 5/283), war Repetent vom 1. Dezember 1818 bis 24. Februar 1820 am dortigen Kadettenhaus und Lehrer vom 1. Oktober 1820 bis Sommer 1823 am Militär-Waisenhaus in Potsdam, legte am 28. Juni 1822 in Berlin vor dem Konsistorium das Examen pro licentia concionandi so glänzend ab, dass ihm das Examen pro ministerio erlassen wurde. Nach seiner Ordination am 24. August 1823 in Stettin war Jonas zunächst Prediger in Schwerinsburg (Pommern), dann ab 1833 in Berlin an St. Nikolai (3. Diakonstelle). Er starb am 19. September 1859 in Berlin. Der Verlag Georg Reimer zahlte laut Hauptbuch IV an Jonas 42,10½ Rth. am 11. Februar 1836, 16,10 Rth. Courant am 16. Februar 1837, 170 Rth. am 12. April 1839, 161,15 Rth. am 16. Juni 1839, schließlich 493 Rth. am 20. April 1843.173 August Friedrich Wilhelm König, geboren am 7. September 1796 in Berlin als Sohn des Kaufmanns Johann Gottfried Wilhelm König und seiner Ehefrau Henrietta Charlotta geborene Modes, wurde am 20. September 1796 in der Luisenstädtischen Kirchengemeinde getauft.174 Er besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und studierte Theologie in Berlin vom 17. Oktober 1817 bis 1. März 1822 (Matrikel 7/516). Nach seiner Ordination am 21. Januar 1827 war er Prediger in Vietmannsdorf (Kreis Templin), heiratete am 26. Februar 1827 Delphine Hutter, war ab 1840 Prediger in Brandenburg an der Havel, wurde am 1. Februar 1855 emeritiert und starb dort am 12. September 1855. Der Verlag Georg Reimer zahlte laut Hauptbuch IV an König 68 Rth. am 1. Februar 1846 für 30 Predigten über den Brief an die Philipper.175 Zum Namen Betty Maquet wird vermutet Marie Elisabeth Maquet, die am 23. Juli 1797 in Berlin als Tochter von Henri Louis Maquet (1753–1826, Courtier, 1820 wohnhaft Leiziger Str. 48) und seiner Ehefrau Marie Albertine geborene Friedel geboren und am 10. August 1797 getauft wurde.176 Zu Karl Ernst Georg Matthisson sind nur wenige biographische Einzelheiten bekannt. Am 31. Januar 1813 heiratete Matthisson, damals 28 Jahre alt, die seit 1805 mit fünf Kindern verwitwete Wilhelmine von Alvensleben; die Traupredigt hielt Schleiermacher. Im Taufbuch der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde ist zum 10. Oktober 173 174 175 176
Vgl. SBB, Depositum 42, Archiv de Gruyter, Nr. 319, S. 10. 11. 13 Vgl. Luisenstadtgemeinde zu Berlin, Taufbuch 1792–1797, ELAB 26/14, S. 625, Nr. 420 Vgl. SBB, Depositum 42, Archiv de Gruyter, Nr. 319, S. 13 Vgl. ELAB, Bestand 14, Nr. 20, Französisch-reformierte Gemeinde Berlin, Taufbuch 1787–1798, S. 219 (Originalpaginierung: S. 487)
II. Predigtüberlieferung
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1813 die durch Schleiermacher vorgenommene Taufe von Caroline Johanne Wilhelmine Auguste Luise Matthisson verzeichnet, geboren am 20. September 1813; deren Vater ist hier als „Doktor der Philosophie und Lehrer am Berlinischen Gymnasium“177 eingetragen. Die Manuskriptnotiz zur anonymen Predigtnachschrift vom 10. Oktober 1813 „(vor der Taufe meiner Tochter)“178 bietet also den Schlüssel zur Identifizierung des Autors. Einen Hinweis darauf, dass Matthisson der Autor zahlreicher anonym überlieferter Nachschriften ist, gibt auch Sydow, der zu Reinschriften des Jahres 1810 notiert: „Es ergiebt sich, daß diese 12 Vorträge Abschriften von Matthissons Nachschriften sind“179. Im Jahr 1815, aus dem die letzten Nachschriften vorliegen, wurde Matthisson im schlesischen Brieg Professor am Gymnasium und am 17. Juli 1839 dessen Direktor180. Ludwig Otto Heinrich Oberheim, geboren am 26. Dezember 1808 in Berlin als Sohn des Schuhmachermeisters Albert Otto Oberheim und seiner Ehefrau Maria Louise geborene Lüdeken, wurde am 8. Januar 1809 um 15 Uhr in der Jerusalemskirche getauft.181 Er studierte Theologie in Berlin vom 22. März 1826 bis 2. April 1828 (Matrikel 16/278) und in Bonn. Nach seiner Ordination am 17. Dezember 1832 war er Prediger an der Jerusalemskirche und Neuen Kirche zu Berlin bis 1836, danach in Landsberg an der Warthe bis 1863. Schleiermacher hatte am 11. Februar 1834, als er Jonas zu seinem literarischen Nachlassverwalter einsetzte, diesen aufgefordert, besonders auch zu publizieren „die über das Evangelium des Markus gehaltenen [Predigten]. Diese sind gut, und Oberheim, denke ich, hat sie nachgeschrieben und wird sie Dir geben. Damit aber etwas vollständiges herauskomme, so predige fort über die letzten Capitel des Evangelii, die ich nicht mehr habe auslegen können, und reihe Deine Predigten darüber den meinigen an.“182 Die von Schleiermacher angesprochenen Nachschriften sind wohl nicht erhalten. Elisabeth von Oppen wurde geboren am 5. Mai 1799 in Fredersdorf und starb am 9. Juni 1883 in Klein-Welken bei Bautzen. Es wird vermutet, dass sie die unter dem Namen von Oppen erhaltenen 177 178 179 180
181 182
Reformierte Dreifaltigkeitsgemeinde zu Berlin, Taufbuch 1804–1821, ELAB 11/178, A1319, Doppelseite 35, Nr. 44 Schleiermacher-Archiv, Mappe 28, Bl. 6r Schleiermacher-Archiv, Mappe 31, Beilage Bl. 1r Vgl. Karl Ernst Georg Matthisson: Zur öffentlichen Prüfung der Zöglinge des Königlichen Gymnasiums am 7ten und 8ten October 1839, Brieg 1839, darin: Antrittsrede des Direktors, S. 3–13 Vgl. Jerusalemsgemeinde zu Berlin, Taufbuch 1807–1809, ELAB 22/41, Doppelseite 255, Nr. 27 Jonas, Fritz: Zur Erinnerung an unsern Vater Ludwig Jonas, S. 56
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Einleitung in die Abteilung
Nachschriften erstellt hat. Ihre Schwester Emilie von Oppen war seit dem 18. Dezember 1821 verheiratet mit Friedrich Ferdinand Adolf Sack (1788–1842), der seit 1819 Hof- und Domprediger in Berlin war. Die zeitlich weit auseinander liegenden Nachschriften (1822, 1826, 1831, 1832) können bei Besuchen in Berlin entstanden sein. Friedrich August Pischon, geboren am 6. Juli 1785 in Cottbus, besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und studierte Theologie in Halle an der Saale. Nach seiner Ordination am 2. Oktober 1810 war er zur Hilfeleistung für Schleiermacher Prediger an der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin vom 9. Dezember 1810 bis 28. Mai 1815. Pischon heiratete Karoline Deibel am 12. August 1812; Schleiermacher hielt die Traupredigt und war am 31. Mai 1813 Taufzeuge des ersten Kindes. Pischon war Prediger in Berlin ab 1815 am Friedrichs-Waisenhaus, ab 1823 an St. Nikolai (zuerst 3. Diakon, dann ab 1831 Archidiakon). Er starb am 31. Dezember 1857 in Berlin. Johann Carl Heinrich (Jean Charles Henry) Saunier, geboren am 18. August 1801 in Berlin als Sohn des französisch-reformierten Predigers Jean Louis Saunier und seiner Ehefrau Marie Natalie geborene Reclam, wurde am 16. September 1801 im Haus getauft.183 Er studierte Theologie in Berlin vom 9. Oktober 1819 bis 31. Juli 1820 (Matrikel 9/558), in Bonn und erneut in Berlin vom 17. Oktober 1821 bis 8. Oktober 1822 (Matrikel 12/20). Er veröffentlichte als Domkandidat die seinem Lehrer Schleiermacher gewidmete Schrift „Ueber die Quellen des Evangeliums des Marcus. Ein Beitrag zu den Untersuchungen über die Entstehung unsrer kanonischen Evangelien“ (Berlin 1825). Er starb am 27. Dezember 1825 in Berlin; Schleiermacher hielt am 31. Dezember 1825 die Begräbnisrede (veröffentlicht 1826 im ‚Festmagazin‘). Karl Friedrich August Schirmer, geboren am 18. September 1799 in Berlin als Sohn des Kaufmanns Johann Christian Schirmer und seiner Ehefrau Charlotte Wilhelmine Susanne geborene Putsch, wurde am 13. Oktober 1799 in St. Nikolai getauft.184 Er besuchte das dortige Joachimsthalsche Gymnasium, studierte Theologie in Berlin vom 3. April 1817 bis 13. April 1818 (Matrikel 7/243), danach in Halle an der Saale, erneut in Berlin vom 17. April 1819 bis 7. Juni 1821 (Matrikel 9/322). Er heiratete Pauline Blanc am 24. Juni 1829; Schleiermacher hielt die Traurede in der Berliner Nikolaikirche. Schirmer war Prediger in Prenzlau zunächst ab 1829 an St. Marien, dann ab 1843 an St. Nikolai und starb am 17. Oktober 1858 in Prenzlau. 183 184
Vgl. Französisch-reformierte Friedrichstadtgemeinde Berlin, Taufbuch 1799–1808, ELAB 14/21, S. 86 Vgl. Nikolaigemeinde zu Berlin, Taufbuch 1796–1800, ELAB 33/31, S. 157, Nr. 211
II. Predigtüberlieferung
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Adolf (Carl Leopold Adolph) Sydow, geboren am 23. November 1800 in Berlin als Sohn des Bürgermeisters Otto Ferdinand Sydow und seiner Ehefrau Caroline Sophie Henriette geborene Münchenberg, wurde am 9. Dezember 1800 in St. Nikolai getauft.185 Er besuchte das Gymnasium Graues Kloster und studierte Theologie in Berlin vom 31. März 1819 bis Februar 1824 (Matrikel 9/261). Nach seiner Ordination am 27. Januar 1828 war Sydow Prediger ab 1828 am Kadettenkorps in Berlin, ab 1836 in Potsdam, ab 1846 an der Neuen Kirche in Berlin. Er starb am 23. Oktober 1882. Der Verlag Georg Reimer zahlte laut Hauptbuch IV an Sydow Honorar 56,20 Rth. am 17. Oktober 1836 à Conto des 7. Predigtbandes, 77,10 Rth. am 16. Februar 1837, dann 80 Rth. am 5. Juli 1855 und 73 Rth. am 5. Juli 1856 für den 10. Predigtband.186 S. Violet, Behrenstr. 17, „Sattler und Wagenfabrikant“187, lieferte an Sydow ein Heft mit zwölf Predigtnachschriften, die alle nicht erhalten sind. Das Heft enthielt neun Homilien über Joh 1,1–2,11 (gehalten vom 13. April bis 19. Oktober 1823), eine Predigt über Joh 1,26 (gehalten am 26. Januar 1823), eine über Mt 6,33 (gehalten am 8. Juni 1823) sowie die Rede zu Nathanaels Begräbnis (gehalten am 1. November 1829).188 Zum Namen Woltersdorff finden sich nur wenige biographische Hinweise. In seinem Tageskalender hat Schleiermacher im Juni 1831 notiert: „Die kleine Woltersdorf fragt weiter an und wohnt Fischerstraße No. 7“189. Die Information des Berliner Adressbuchs von 1832: Woltersdorf, Professor Ww., Lindenstr. 24, dann Fischerstr. 7, führt auf die Suche nach einem verstorbenen Professor Woltersdorff. Dazu gibt das Totenbuch der Neuen Kirche im Februar 1830 Auskunft: Professor Ernst Gabriel Woltersdorff, 75 Jahre, Charlottenstraße 53, gestorben 19. Februar 1830 an Magenleiden, Tod gemeldet durch die Tochter, begraben 23. Februar 1830 auf dem Armen Kirchhof, hinterläßt eine majorenne Tochter.190 Unklar bleibt, wie die Angaben zu Witwe und Tochter zu verstehen sind, ob nicht möglicherweise dieselbe Person gemeint ist. Im Berliner Adressbuch zum Jahr 1835 ist eingetragen: Woltersdorf, W., Profess. Ww., Lehrerin, Mühlengraben 3. In den Woltersdorff zugeordneten Manuskripte begegnen verschiedene Schreiberhände, von denen sich nur einige identifi185 186 187 188 189 190
Vgl. Nikolaigemeinde zu Berlin, Taufbuch 1796–1800, ELAB 33/31, S. 228, Nr. 243 Vgl. SBB, Depositum 42, Archiv de Gruyter, Nr. 319, S. 10. 14 Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin [Berliner Adressbuch] auf das Jahr 1835 Vgl. SAr 121, Sydow-Verzeichnis C, Pack Nr. 17 SN 451, Tageskalender 1831, Bl. 31v Vgl. Neue Kirche zu Berlin, Totenbuch 1830–1832, ELAB 32/55
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Einleitung in die Abteilung
zieren lassen. Vermutlich sind viele der vorliegenden Nachschriften Gemeinschaftserzeugnisse. Beispielsweise finden sich in Woltersdorffs Nachschrift vom 23. Juli 1826 Randnotizen von Crayen und Sethe.191 Insbesondere die Kooperation mit Crayen lässt sich häufig beobachten. Friedrich Wilhelm Zabel studierte Theologie in Berlin vom 5. Dezember 1827 bis Februar 1832 (Matrikel 18/283). Zabel publizierte seine Nachschriften der Homilienreihen, die Schleiermacher vom 13. Juni 1830 bis 17. Juli 1831 über den Brief des Paulus an die Kolosser und vom 14. August 1831 bis zu seinem Tod im Februar 1834 über das Markusevangelium gehalten hat, im Jahr 1835 selbständig im Verlag von Friedrich August Herbig. Bisher nicht genauer ermittelt werden konnten die Personen und deren Lebensdaten zu folgenden ausgewiesenen Nachschreiber- bzw. Tradentennamen: Jenny Balan, Charlotte Gruner, Pommer, Sethe, Simon, Sobbe.192 Außerdem konnten die Nachschreiber einiger Texte namentlich nicht identifiziert werden.
4. Die Andrae-Nachschriften Predigtnachschriften, die von Johann Gottfried Andrae erstellt wurden, sind in umfangreichen Beständen erhalten: Im SchleiermacherArchiv liegen sowohl namentlich ausgewiesene Predigtnachschriften in Bänden (Andrae-Bände) als auch anonym überlieferte Predigtnachschriften in losen Sammlungen (Andrae-Konvolut und Andrae-Einzelüberlieferungen) vor. Im Schleiermacher-Nachlass des Archivs der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften werden Nachschriften verwahrt, die dem ‚Andrae-Konvolut‘ zuzurechnen sind. Die ‚Andrae-Bände‘ sind sechs am Kirchenjahr orientierte Halbjahresbände: Trinitatiszeit 1820, Trinitatiszeit 1821, Trinitatiszeit 1822, Festzeit (Advent bis Pfingsten) 1822/23, Trinitatiszeit 1823, Festzeit 1823/24. Die Bände mit originaler Seiten- oder Lagenzählung sind teilweise nach der Niederschrift, teilweise vorher mit BlankoPapier gebunden worden. Die Bände weisen Textlücken auf. Die Zeit der von verschiedenen wohl gewerbsmäßigen Schreibern gefertigten Niederschrift lässt sich nicht genauer ermitteln. 191 192
Vgl. SAr 65, Bl. 96r–98r Vgl. SAr, Balan (Mappen 42–50), Gruner (Mappe 112), Pommer (Mappen 94+99), Sethe (Mappen 113–116), Simon (Mappe 118), Sobbe (Mappen 109–111)
II. Predigtüberlieferung
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Das ‚Andrae-Konvolut‘ enthält zahlreiche Predigtnachschriften der Jahre ab 1820, die bereits Schleiermacher besessen und sich zum Gebrauch für die eigenen Predigtpublikationen zurückgelegt hatte. Dies belegt Schleiermachers Notiz am Ende der Predigt vom 25. März 1821. „NB. Die zwei folgenden Predigten nach Magdeburg (ich weiß nicht aus wie vielen Lagen)“193; diese beiden Predigten vom 1. und 8. April 1821 sind 1823 in dem in Magdeburg verlegten „Magazin von Fest-, Gelegenheits-, und anderen Predigten und kleineren Amtsreden“ erschienen. Dies belegt auch Schleiermachers Umschlagzettel für Pack 1 der von der Witwe Schleiermacher gelieferten Predigtnachschriften: „Predigten von 1821–1822, aus welchen für das Magazin auszuwählen ist“194. Die Predigttermine, zu denen Predigten in dem von Röhr, Schleiermacher und Schuderoff herausgegebenen „Magazin von Fest-, Gelegenheits-, und anderen Predigten und kleineren Amtsreden“ vorliegen, sind im Konvolut blank oder nur durch das Titelblatt vertreten. Die Stücke im Schleiermacher-Archiv sind durch Schleiermachers Witwe über den Nachlassverwalter Jonas an den Predigtherausgeber Sydow geliefert worden. Die Stücke im Schleiermacher-Nachlass des Akademie-Archivs stammen ebenfalls aus dem Besitz Schleiermachers, sind aber aus unerklärbaren Gründen nicht von der Witwe an Jonas bzw. Sydow übergeben worden. Im Schleiermacher-Nachlass, im Schleiermacher-Archiv und im Nachlass 481 der Berliner Staatsbibliothek finden sich Nachschriften, die Andrae zugerechnet werden können, die aber auf anderen Wegen als die ‚Andrae-Bände‘ und das ‚Andrae-Konvolut‘ überliefert worden sind. Das gilt auch für Predigtnachschriften, die Johannes Bauer im Fürstlichen Hausarchiv Dohna-Schlobitten verwahrt gefunden und 1909 publiziert hat.195 Sehr wahrscheinlich gehörten auch die von Bauer als Verlust festgestellten 19 Nachschriften in diesen Traditionskreis.196 Zwölf (vielleicht 13) von diesen 19 Nachschriften dürften sich jetzt im Schleiermacher-Nachlass des Archivs der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften befinden.197 193 194 195
196
197
SAr 77, Bl. 36v SAr 121, Bl. 4r Vgl. Ungedruckte Predigten Schleiermachers aus den Jahren 1820–1828, ed. Johannes Bauer, Leipzig 1909; Fürstliches Hausarchiv Dohna-Schlobitten (Depositum im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz), Karton 34, Nr. 101–105 Vgl. Ungedruckte Predigten Schleiermachers aus den Jahren 1820–1828, ed. Johannes Bauer, Leipzig 1909, S. 8; Bauers Angaben basieren auf Hildebert Schellhorn: BücherVerzeichnis der Majorats-Bibliothek von Schlobitten, Berlin 1858. Wegen der jeweils vorhandenen Signaturnotiz und wegen der teilweise beobachtbaren Paginierung in der Handschrift von Alexander zu Dohna lassen sich folgende in Bauers Verlustliste (vgl. Ungedruckte Predigten, S. 8) angegebene Predigten den Archivalien des Schleiermacher-Nachlasses zuordnen: Nr. 1 = SN 596/1, Nr. 2 = SN 603/1, Nr. 5 = SN 597/2, Nr. 6 („Sexagesimä“ muss in „Septuagesimä“ korrigiert werden) = SN 594/1,
LXXII
Einleitung in die Abteilung
Zur Aufklärung des Nebeneinanders von ‚Andrae-Bänden‘ und ‚Andrae-Konvolut‘ sind zwei Verzeichnisse wichtig, in denen Andrae den Nachlassherausgebern auflistete, welche Predigtnachschriften er ihnen zum Kauf anbieten konnte. Diese beiden Listen schließen übereinstimmend mit dem zweiten Pfingsttag 1824, haben aber sehr unterschiedliche Anfangstermine (Jahresende 1816 bzw. Trinitatis 1820). Die erste Liste (= A), datiert auf den 23. Juli 1834, namentlich ausgewiesen (Andrae, Prediger, Blumenstraße No. 81 wohnhaft), aber wohl durch fremde Schreiberhand gefertigt, umfasst 248 Predigtnachschriften vom 29. Dezember 1816 bis 7. Juni 1824 (2. Pfingsttag).198 Liste A ist nur durch Unterstreichung der Johannes-Homilien in den Jahren 1823 und 1824 bearbeitet. Liste A hat zwischen Nr. 138 (Totenfest 1821) und Nr. 139 (Sonntag Trinitatis 1822) eine halbjährige Lücke, die genau der Lücke zwischen dem Andrae-Band 1821 und dem Andrae-Band 1822 entspricht. Liste A bietet für die Jahre 1820– 1824 genau den Bestand der Liste B (außer deren Nr. 153); überschießend kommen 62 Predigtnachschriften hinzu, die dem Sonntag Trinitatis 1820 vorausliegen. Für diese Predigttermine von 1816 bis Pfingsten 1820 sind die Nr. 1–36 sowie die Nr. 41 im Nachschriftenheft Jonas B belegt.199 Auffälligerweise stimmen die Andrae-Liste und der Jonas-Bestand (ohne Philipper-Homilien) genau überein, obwohl die nachweisbaren Predigttermine nicht lückenlos durch Nachschriften dokumentiert sind (beispielsweise Lücken im Februar/März, im Mai und im September/Oktober 1817). Angesichts des Lebensalters Andraes kann vermutet werden, dass Andrae für die angegebenen Termine keine eigenen Nachschriften angefertigt, sondern unselbständig aus der JonasÜberlieferung geschöpft hat. Die Liste ist zwischen den Nummern 33 und 50 zeitlich in Unordnung; aber auch Nr. 19 klappt nach. Hier folgt die Liste vermutlich den vorliegenden Handschriften, welche wohl in losen Lagen aufbewahrt wurden. Die Nr. 37–40 sowie die Nr. 43–62 sind durch Nachschriften anderer Personen belegt; es lässt sich aber keine Korrelation der Bestände beobachten. Nr. 42 ist nur in der Andrae-Liste vertreten. Die Frage, warum diese durch die Andrae-Liste A belegten Nachschriften nicht angekauft wurden, muss unbeantwortet bleiben. In der Liste A sind außerdem 32 Predigtnachschriften (Nr. 81– 113) verzeichnet, welche die Liste B nicht aufführt und welche genau
198 199
Nr. 7 = SN 597/3, Nr. 8 = SN 596/4, Nr. 9 = SN 599/2, Nr. 10 = SN 599/1, Nr. 12 = SN 603/2, Nr. 16 = SN 596/2, Nr. 17 = SN 594/2, Nr. 18 = SN 594/3. Auch könnte trotz des fehlenden Anfangs Nr. 14 = SN 617 sein. Vgl. SAr 120, Bl. 1–4 Vgl. SAr 38
II. Predigtüberlieferung
LXXIII
die Lücke zwischen den vorhandenen Andrae-Bänden 1820 (Trinitatis bis Totensonntag) und Andrae-Band 1821 (Trinitatis bis Totensonntag) füllen.200 Für diesen im jetzigen Bestand nicht vorhanden Andrae-Band 1820/21 muss also ein Zum-Verkauf-nicht-mehr-zur-Verfügung-Stehen dieses Halbjahresbandes zwischen Liste A vom Juli 1834 und Liste B vom Frühjahr oder Sommer 1835 angenommen werden, vermutlich wegen anderweitigen Verkaufs, vielleicht aber auch durch Verlust. Für Predigttermine ab Trinitatis 1824 konnte Andrae 1834 vermutlich keine Predigtnachschriften mehr liefern. In der zweiten Liste (= B), undatiert und ohne Namensnennung Andraes durch fremde Schreiberhand gefertigt, sind 153 Predigtnachschriften vom 28. Mai 1820 (Trinitatis) bis 7. Juni 1824 (2. Pfingsttag) aufgeführt.201 Die Liste ist stark bearbeitet. Da Sydow in seinen wohl im Sommer 1835 angelegten Predigtübersichten unter eindeutiger Bezugnahme auf Liste B angibt, welche anzukaufenden AndraePredigtnachschriften das ihm vorliegende Predigtkorpus sinnvoll ergänzen würden, dürfte Liste B wohl dem Jahr 1835 zuzuweisen sein. Liste B erweist sich bei genauerer Untersuchung als deckungsgleich mit dem Predigtenbestand der sechs im Schleiermacher-Archiv befindlichen Andrae-Bände: Liste B verzeichnet für die Halbjahre Advent 1820 bis Pfingsten 1821 sowie Advent 1821 bis Pfingsten 1822 keine Predigtnachschriften, in genauer Entsprechung zum jetzigen Archivbestand. Die vorhandenen Andrae-Bände weisen zwar heutzutage zahlreiche Textlücken auf, bemerkbar an den Lücken in der originalen Zählung der Seiten bzw. Lagen; alle Textlücken lassen sich aber vollständig dadurch erklären, dass Sydow die nun nicht mehr vorhandenen Nachschriften herausgenommen und als Druckvorlage an den Setzer gegeben hat. Die Textlücken passen nämlich genau zu den in Liste B überschießend verzeichneten Predigtterminen, für die allesamt eine Predigtpublikation in Sämmtliche Werke II/8 (Johannes-Homilien aus den Jahren 1823 und 1824) und in Sämmtliche Werke II/10 (Predigten aus dem Jahr 1820) vorliegt. Bei der Osterpredigt vom 30. März 1823 ist im Andrae-Band 1822/23 nur das Titelblatt erhalten202, ohne dass eine Predigtpublikation Schleiermachers oder seiner Herausgeber zu diesem Termin vorläge. Da dieser Termin in den beiden Listen nicht verzeichnet ist und da die originalen Seitenzahlen die Existenz heutzutage fehlender Blätter belegen, muss damit gerechnet werden, dass Andrae vor dem Er200 201 202
Vgl. SAr 100–101 Vgl. SAr 120, Bl. 5–8 Vgl. SAr 103, S. 540
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Einleitung in die Abteilung
stellen seiner Angebotsliste die Blätter dieser Predigt aus dem Band entnommen hat. In den beiden Listen A und B taucht die Predigtnachschrift vom 9. Januar 1820 nicht auf. Diese geheftete Einzelpredigt dürfte eine Sonderüberlieferung sein. Dass die Predigt kein Bestandteil eines mit Advent beginnenden Halbjahresbandes war, ergibt sich aus ihrer neu einsetzenden Originalpaginierung.203 Im Schleiermacher-Nachlass liegt eine parallele Predigtnachschrift vor, die dem ‚Andrae-Konvolut‘ zuzurechnen ist.204 Eine solche Sonderüberlieferung dürfte auch die in Liste B unter Nr. 153 nachgetragene Predigtnachschrift vom ersten Weihnachtstag 1821 über Lk 1,31–32 sein, die nicht in den gebundenen Bänden zu finden ist, sondern separat überliefert wurde.205 Die parallele Nachschrift des Andrae-Konvoluts existiert nicht mehr, weil Schleiermacher diese Weihnachtspredigt in seiner Fünften Sammlung Predigten veröffentlicht und dafür Andraes Predigtnachschrift überarbeitet an den Setzer gegeben hat. Ab Trinitatis 1824 schweigen die Andrae-Listen. Bestimmte Beobachtungen erlauben allerdings ziemlich gesicherte Einschätzungen zur Folgezeit. Für den Sommer 1824 lässt sich bezüglich der Schreiberhand ein neuer Sachverhalt feststellen. Die Predigtnachschrift zum 25. Juli 1824 vormittags (6. Sonntag nach Trinitatis) ist dreifach überliefert. Eine erste von der bekannten Konvolut-Hand geschriebene Predigtnachschrift, die Schleiermacher für die Publikation mit seinen Korrekturen und Ergänzungen versehen hat, ist zur ersten Hälfte im Schleiermacher-Nachlass206, zur zweiten Hälfte im SchleiermacherArchiv207 erhalten; diese nur hälftig von Schleiermacher bearbeitete Predigtnachschrift ist nicht als Druckvorlage verwendet worden. Eine zweite von der bekannten Konvolut-Hand geschriebene Predigtnachschrift ist von Schleiermacher insgesamt überarbeitet208 und dann in den Druck gegeben worden. Außerdem gibt es eine dritte AndraeNachschrift von fremder Hand209, von der auch das allein vorhandene Titelblatt des Frühgottesdienstes desselben Sonntags stammt. Dieselbe fremde neue Hand hat auch die Predigten vom 20. Juni, 4. Juli, 18. Juli 1824 (1., 3. und 5. Sonntag nach Trinitatis) geschrieben. Zu diesen drei Terminen hat Schleiermacher wohl die von der 203 204 205 206 207 208 209
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
SAr 73, Bl. 1r–11r (S. 1–21) SN 603/1 SAr 73, Bl. 12r–31v SN 57, S. 1–20 SAr 88, Bl. 87r–93r Deutsches Literaturarchiv Marbach, Nr. 58.368, Bl. 1r–15v SAr 88, Bl. 51r–65r
II. Predigtüberlieferung
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bekannten Hand erstellten Nachschriften für die Publikation verbraucht. Die Nachschriften vom 5. Dezember (2. Advent), 19. Dezember (4. Advent), 25. Dezember und das allein vorhandene Titelblatt vom 26. Dezember 1824 zeigen die bekannte Schreiberhand.210 Ab 1825 existieren von der bekannten Konvolut-Schreiberhand keine Nachschriften mehr. Von 3. April bis 29. Mai 1825 (Ostersonntag, Ostermontag, Himmelfahrt, Pfingstsonntag, Trinitatis) gibt es fünf Predigtnachschriften von weiterer neuer Hand.211 Von dieser Hand liegen zwischen 26. März und 9. Juli 1826 (Ostern bis 7. Sonntag nach Trinitatis) weitere zehn Predigtnachschriften im Schleiermacher-Archiv und ein Fragment im Schleiermacher-Nachlass vor. Auch die von Schleiermacher bearbeitete Nachschrift vom 28. Oktober 1827 (20. Sonntag nach Trinitatis) gehört vermutungsweise zur Andrae-Tradition, die damit endet. ***** Die Edition der überlieferten Predigten Schleiermachers wurde vom Unterzeichner seit Sommer 1995 vorbereitet. Nach Vorgaben und im Auftrag des Unterzeichners sichtete Matthias Wolfes die weithin ungeordneten Predigtmaterialien des Schleiermacher-Archivs im Verlag Walter de Gruyter, strukturierte sie nach Predigtterminen und fertigte ein quantitatives Bestandsverzeichnis an. Matthias Wolfes und seinem Bruder Thomas Wolfes, der diese Archivarbeiten technisch ergänzte, sei für ihr Engagement herzlich gedankt. Die bei dieser Sichtung nicht identifizierten Überlieferungsfragmente wurden dann in der Kieler Schleiermacher-Forschungsstelle im Textbestand rekonstruiert und der vorhandene Gesamtbestand in Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek Berlin unter Berücksichtigung der ersten Sammelverzeichnisse geordnet. Der Herausgeberkreis der Kritischen Schleiermacher-Gesamtausgabe und die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen formulierten für die Schleiermacher-Forschungsstelle Kiel einvernehmlich den Projektantrag, der im Rahmen des Akademienprogramms bewilligt wurde. Seit 2003 betreut die Göttinger Akademie das Projekt der Predigtedition, das an das erfolgreich abgeschlossene Editionsunternehmen Schleiermachers Schriften und Entwürfe (Abteilung I der Gesamtausgabe) anschließt. Dafür sage ich Dank. Zum bisherigen Gelingen des Editionsprojekts haben seit 2003 viele Personen ihren Beitrag geleistet beim elektronischen Erfassen 210 211
Zu Einzelheiten vgl. KGA III/8, Einleitung Vgl. SAr 90
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Einleitung in die Abteilung
von Drucktexten, beim Transkribieren der Handschriften, bei der Suche nach Referenztexten, bei der Herausgabe von Bänden sowie beim Korrekturlesen und Registererstellen während der Bandherstellung. Ihnen allen sei mit Herzenswärme gedankt. Dem Editionsunternehmen waren und sind direkt verbunden: Merten Biehl (seit 01.09.2010), Elisabeth Blumrich (seit 01.02.2003), Deetje Bruhn (01.01.2005 – 30.06.2006), Stefanie Erling (15.12.2009 – 15.09.2010), Tobias Götze (01.02.2009 – 31.12.2009; seit 31.07.2011), Tobias Heymann (seit 01.04.2012), Matthias Hoffmann (01.03.2004 – 31.05.2006), Judith Ibrügger (seit 01.09.2010), Michaela Jannasch geb. Kretschmann (01.07.2006 – 31.08.2008), Christoph Karn (seit 01.07.2011), Tim Kaufmann (01.09.2007 – 31.08.2008), Magdalena Klettner (01.09.2010 – 30.06.2011), Katja Kretschmar geb. Momberg (01.11.2004 – 31.08.2011), Kirsten Maria Christine Kunz (seit 01.09.2007), Jan Langfeldt (01.07.2006 – 31.08.2008), Kristin Münchow (01.09.2003 – 31.07.2006), Signe von Oettingen (01.09.2003 – 31.12.2004), Simon Paschen (01.09.2007 – 31.03.2010), Eva Rathgeber (15.07.2011 – 14.10.2011), Sven Rehbein (15.12.2009 – 31.12.2011), Emanuel Ruccius (15.07.2011 – 14.10.2011), Martina Rutz (seit 01.07.2006), Dirk Schmid (seit 01.05.2011), Björn Ströh (01.11.2004 – 31.07.2007), Wilko Teifke (01.04.2003 – 31.08.2007), Michael Usinger (seit 01.01.2012), Patrick Weiland geb. Wacker (seit 15.02.2010), Silvia Wenzel (01.11.2004 – 30.06.2008), Teelke Wischtukat (01.08.2006 – 31.08.2007). In der wöchentlich tagenden Editionsrunde und den gelegentlichen Gesamttreffen mit den Hilfskräften wurden in schöner Kooperation Arbeitsvorhaben abgestimmt, Beobachtungen und Anregungen ausgetauscht und die Muster für das Editionsverfahren entwickelt. Die Ergebnisse dieser vielfältigen Bemühungen und Anstrengungen sind auch eingeflossen in das Kalendarium der überlieferten Predigttermine Schleiermachers, das der Unterzeichner in nunmehr siebzehn Jahren zusammengestellt und immer wieder erweitert, verändert und korrigiert hat. Insbesondere für dessen Verfeinerung in der Schlussabstimmung möchte ich meinen Dank an die hauptamtlichen Bandherausgeber Elisabeth Blumrich, Katja Kretschmar geb. Momberg, Kirsten Kunz, Dirk Schmid und Patrick Weiland geb. Wacker erneut bekräftigen. Danken möchte ich allen Personen, die durch Hinweise und Anregungen das Editionsprojekt gefördert haben. Danken möchte ich auch allen Einrichtungen, die das Gedeihen des Editionsprojekts unterstützt haben, vornehmlich den im Literaturverzeichnis aufgeführten Archiven für ihre Förderung der Forschung. Mein Dank gilt Rolf
II. Predigtüberlieferung
LXXVII
Langfeldt, dem Leiter der Fachbibliothek der Theologischen Fakultät Kiel, der alle Literaturwünsche bestens erfüllte. Mit wichtigen Hinweisen und Gaben waren Hermann Patsch (München) und Wolfgang Virmond (Berlin) dem Projekt langjährig verbunden; dafür danke ich ihnen herzlich. Schließlich und endlich danke ich meiner Frau EvaMaria Meckenstock, dass sie in den vielen Editionsjahren ihren Humor nie verloren hat. Kiel, 12. Juli 2012
Günter Meckenstock
Einleitung des Bandherausgebers in den Band Der vorliegende erste Band der Abteilung „Predigten“ umfasst die von Schleiermacher selbst in den Druck gegebenen ersten vier ‚Sammlungen‘ seiner Predigten, die in einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten erschienen sind und hier in der Fassung der Erstausgabe wiedergegeben werden. Alle fanden größere Beachtung und wurden von Schleiermacher für die Neuauflagen teilweise stärker überarbeitet; diese Varianten werden hier ebenfalls mitgeteilt.
I. Historische Einführung Die ersten vier Predigtsammlungen gehören biographisch, kirchlich, politisch sehr unterschiedlichen Geschichtsspannen an. Die Umwälzungen in den ersten beiden Dekaden des 19. Jahrhunderts sind in Brandenburg-Preußen gewaltig und fundamental. An diesen Umwälzungen hat Schleiermacher eigentümlich teilgenommen und dieser Teilnahme in seinen Predigtsammlungen eine kirchlich-literarische Stimme gegeben.
1. Erste Sammlung Die Druckschrift „Predigten“, die in der Erstausgabe nicht als ‚Erste Sammlung‘ ausgewiesen ist, umfasst zwölf Predigten, die Schleiermacher zwischen 1794 und 1800 gehalten und 1801 publiziert hat. Die in ihrer Zwölfzahl wohl an den Monaten orientierten Predigten sind so angeordnet, dass ein Jahr vom Neujahrstag bis zum letzten Sonntag abgeschritten wird. Die namentliche Publikation von ausdrücklich christlichen Reden an fromme Hörer ergänzt korrespondierend die anonyme Publikation der um Zustimmung werbenden Reden „Über die Religion“ an deren gebildete Verächter. A. Erste Auflage 1801 Die Druckschrift hat 14 unpaginierte Seiten Vorspann (Titelseite, Widmungsseite, Widmungstext, Inhaltsverzeichnis), 288 mit arabi-
I. Historische Einführung
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schen Ziffern gezählte Seiten Text (nur Seite 1 ist unpaginiert) und eine unpaginierte Seite Nachspann mit dem Verzeichnis „Druckfehler“ (sieben Korrekturfälle). Die normale Seite hat 30 Zeilen von etwa 8,6 cm Breite mit einer Gesamthöhe von 14,6 cm. Die 18 Druckbogen von 16 Seiten sind durch die Großbuchstaben A bis S (Buchstabe I und J nur einmal, weil identisch) gekennzeichnet. Der Band wurde von Georg Andreas Reimer in der Berliner Realschulbuchhandlung verlegt und erschien Anfang April 1801 zur Ostermesse212. Die Exemplare wurden für 1 Rth. verkauft.213 Zur Entstehung der ersten Predigtsammlung liegen einige Hinweise vor. Im Oktober 1800 fasste Schleiermacher den Publikationsplan, „wozu mancherlei Umstände und verschiedene sich von mir verbreitende Meinungen mich veranlaßt“, und stellte bis Mitte Dezember 1800 aus seinen Entwürfen die ausführlichen Predigten her.214 Ende November 1800 fragte er bei seinem Onkel Stubenrauch an, ob er ihm die Predigten widmen dürfe. Der Onkel mochte nicht eitel erscheinen und schlug eine anonymisierende Andeutung seines Namens vor.215 Schleiermacher nahm die hintergründige Freude, die er beim Onkel über die Zueignungsabsicht wahrnahm, zum Anlass, den vollen Namen drucken zu lassen. Wegen der Widmung erhielt Stubenrauch wohl das erste Exemplar, dessen Eingang er brieflich am Sonntag Jubilate (26. April 1801) bestätigte.216 Die erste Predigtsammlung fand privat und öffentlich eine größere Aufmerksamkeit. Das Buch wurde gut verkauft.217 Schleiermacher selbst hielt sie Ende 1803 für „das Beste“ von seinen größeren Werken.218 Er verschenkte sie häufig im Kreis derjenigen, die ihm 212 213
214 215 216 217
218
Vgl. Wichmann von Meding: Bibliographie der Schriften Schleiermachers nebst einer Zusammenstellung und Datierung seiner gedruckten Predigten, S. 28, Nr. 1801/1 Der Verleger Reimer äußerte sich brieflich am 12. Januar 1803 erfreut über den wachsenden Absatz (vgl. KGA V/6, Nr. 1421,35–37; Schleiermachers Antwort Nr. 1426,13– 19) und stellte im Sommer 1803 wachsende Honorarzahlungen in Aussicht (vgl. KGA V/6, Nr. 1511,62–64; Nr. 1538,38–41). Er fand selbstkritisch am 13. Februar 1804 den Verkaufspreis von 1 Rth. „zu wohlfeil“ (KGA V/7, Nr. 1658,12). KGA V/4, Nr. 997,162–175, Zitat 163–165 Vgl. KGA V/4, Nr. 990,6–28 Vgl. KGA V/5, Nr. 1050,34–43 Laut Verlags-Inventarium von Georg Andreas Reimer (SBB, Depositum 42, Archiv de Gruyter, Nr. 324) hatte der Verlag am Jahresende 1801 in Berlin 212, in Leipzig 73, insgesamt 285 Exemplare (Vermögenswert 71,6 Rth.) an Lager. Ende 1802 waren es 166 in Berlin, 86 in Leipzig, insgesamt 252 Exemplare (Vermögenswert 63 Rth.). Ende 1803 waren es 144 in Berlin, 51 in Leipzig, insgesamt 195 Exemplare (Vermögenwert 32,12 Rth.). Ende 1804 waren es 111 in Berlin, 11 in Leipzig, insgesamt 122 Exemplare. Ende 1805 waren es in Berlin 26, in Leipzig 10, insgesamt 36 Exemplare. Vgl. KGA V/7, Nr. 1621,29
LXXX
Einleitung in den Band
persönlich verbunden waren, erbat deren Beurteilung219 und konnte dabei mannigfach eine lobende Aufnahme wahrnehmen.220 Sie ebnete seinen Weg in die lutherische Fakultät von Halle, auch wenn die lutherische Geistlichkeit der Stadt seine Bestellung zum Universitätsprediger nur ungern sah.221 Friedrich Schlegels im Januar 1801 brieflich geäußerten Wunsch, nach der Publikation sogleich ein Exemplar zugeschickt zu bekommen, um viel daraus zu lernen, wehrte Schleiermacher umgehend ab, weil da für ihn nichts zu lernen sei, es seien wirklich Predigten.222 Als Schlegel bald nach der Ostermesse vorwurfsvoll erneut auf Zusendung drängte, sperrte sich Schleiermacher mit demselben Hinweis erneut.223 Schlegel tadelte diese Verweigerung Anfang Juni; nunmehr erhielt er sie zugeschickt. Friedrich Schlegel äußerte ein überströmendes Lob224; anders sein Bruder August Wilhelm Schlegel, der viel Ironie in den „Predigten“ fand.225 Indem Schleiermacher die „Predigten“ seinem alten Mentor Friedrich Samuel Gottfried Sack schickte, kam dessen lange zurückgehaltene Kritik an Schleiermachers Theologie und Leben offen zur Sprache. Sack übersandte mit dem Dank für das Buchgeschenk seinen großen Anklagebrief 226 vom Jahresbeginn 1801, den er fünf Monate hatte liegen lassen; die „Predigten“ eröffneten das Gespräch neu.227 Georg Ludwig Spalding war begeistert von den „Predigten“; von ihnen her las und verstand er die „Reden“; noch größer als die Lektüre allerdings sei der Genuß, die Predigten zu hören.228 Private und öffentliche Aufnahme der „Predigten“ sind bei Friedrich Heinrich Christian Schwarz (1766–1837), Pfarrer in Münster bei Butzbach in Hessen, Mitherausgeber der Zeitschrift „Allgemeine Bibliothek der neuesten theologischen und pädagogischen Literatur“, verbunden. Schleiermacher wies Schwarz, der sich am 9. November 219
220 221 222 223 224 225 226 227 228
Beispielsweise seine Schwester Charlotte (vgl. KGA V/5, Nr. 1148,95–102), ja mehrfach den neuen Freund Ehrenfried von Willich, den er durch Henriette Herz im Mai 1801 kennen gelernt hatte (vgl. KGA V/5, Nr. 1072,367–421), bat Schleiermacher um eine Beurteilung (vgl. KGA V/5, Nr. 1119,98–108; Nr. 1135,95–96; Nr. 1143,52–61). Vgl. KGA V/5, Nr. 1113,132–134; KGA V/6, Nr. 1369,26–29; Nr. 1375,35–40.47–48; Nr. 1399,114–115 Vgl. KGA V/7, Nr. 1789, 49–92 Vgl. KGA V/5, Nr. 1016,75–77; Nr. 1019,70–75 Vgl. KGA V/5, Nr. 1045,4–5; Nr. 1051,86–90 Vgl. KGA V/5, Nr. 1066,19–20; Nr. 1070,44–46; Nr. 1095,3–6 Vgl. KGA V/5, Nr. 1092,45–55 Vgl. KGA V/5, Nr. 1005 Vgl. Schleiermachers Antwortbrief KGA V/5, Nr. 1065 (Z. 14–16) und seinen Bericht Nr. 1072,297–350 Vgl. KGA V/6, Nr. 1497,40–42.46–48
I. Historische Einführung
LXXXI
1800 brieflich als begeisterter Leser der „Monologen“ und wertschätzender Rezensent der „Reden“ zu erkennen gegeben hatte und eine literarische Zusammenarbeit angeregt hatte, am 15. Dezember 1800 auf den neuen Predigtband hin, der sich im Druck befinde, und stellte einzelne zu publizierende Predigten in Aussicht.229 Nach Erhalt der Predigtsammlung schilderte Schwarz am 10. September 1801 ausführlich zunächst den allgemeinen gewinnenden Eindruck, den die Predigten auf ihn und seinen Freundeskreis gemacht haben, und ging dann inhaltlich genauer auf die siebte und sechste Predigt sowie die pädagogischen Thesen der neunten Predigt ein und formuliert Zustimmung, Bedenken und Lücken.230 In seinem Antwortbrief vom 10. Oktober 1801 suchte Schleiermacher die Einwände durch eine Selbstinterpretation zu entkräften.231 Neben diesen Zeugnissen der brieflich-privaten Aufnahme findet sich von Schwarz auch ein Zeugnis der öffentlichen Aufnahme.232 In seiner kurzen „Anzeige“, die in die größere Abhandlung „Ueber Religion und Mysticismus“ eingeschaltet ist233, weist Schwarz knapp auf den besonderen Charakter dieser Predigten hin, der in der Zueignung angesprochen sei, nämlich gedruckte christliche Reden gerade auch für die aufgeklärten Zeitgenossen sein zu wollen. Schwarz listet die Überschriften der zwölf Predigten auf und deutet seine Gesamteinschätzung in Stichworten an: „Ueberall Eindringen in das Specielle mit ungemeiner Menschenkenntniß und Erweckung des Gemüthes; dabei manche neue tiefgehende Bemerkungen; und durchaus eine warme gebildete Sprache und lichtvolle Darstellung.“234 Schwarz spricht knapp Einzelheiten der sechsten und siebten Predigt an; er schließt mit einer zitatreichen Darstellung der elften Predigt. Schleiermacher nahm diese Anzeige dankbar zur Kenntnis, bedauerte in seinem Brief um den 22. Februar 1802 aber das Fehlen einer Detailkritik; ihm sei wichtig, die poetische Anlage seiner Hörer anzusprechen, wie es in der ersten Predigt ansatzweise geschehe.235 Die öffentliche Aufnahme der „Predigten“ ist durch eine größere Anzahl von Rezensionen niedergelegt. Im „Meß-Katalog“ sind sie als 229 230 231 232 233
234 235
Vgl. KGA V/4, Nr. 975; Nr. 995,83–103 Vgl. KGA V/5, Nr. 1093,2–96 Vgl. KGA V/5, Nr. 1114,27–82 In Zitaten aus Rezensionen werden die teilweise häufigen Hervorhebungen nicht wiedergegeben. Vgl. Allgemeine Bibliothek der neuesten theologischen und pädagogischen Literatur, Bd. 5, Gießen 1801, Stück 2, S. 165–195 und Stück 3, S. 317–366, hier Stück 3, S. 344– 350. Die „Anzeige“ beginnt mit dem Satz: „Der Geist der Religiosität ist der Geist und Zweck dieser Predigten.“ (S. 344) Allgemeine Bibliothek 5, S. 346 Vgl. KGA V/5, Nr. 1167,67–79
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Einleitung in den Band
zur Ostermesse 1801 erschienen angezeigt.236 Die „Allgemeine Zeitung“ bot Anfang Juni 1801 unter der Überschrift „Leipziger BücherVerzeichnis auf die JubilateMesse 1800“ einen kritischen und häufiger ironischen Blick auf die 2760 nach Ostern 1800 bis Ostern 1801 angezeigten Neuerscheinungen. „Man erstaunt, wenn man auch in diesem MeßVerzeichnisse die Zahl und den Reichthum der Materialien für Prediger überschlägt, die hier von Orten und Enden her für hilfsbedürftige Prediger und erbauungslustige Leser zusammengeführt werden. Die Namen Reinhard, Rosenmüller, Ribbeck, Heß, Tobler, wird hier niemand vergeblich aufsuchen. Für alle ist auf allerlei Weise gesorgt. Liebhaber, die etwa nach der natürlichen Geschichte des großen Propheten von Nazareth, Bethlehem 2 Theile, greifen, werden selbst Schleiermachers Predigten noch für Predigten halten.“237 Die Rezension in der Zeitschrift „Neue Theologische Annalen“ beginnt mit dem Widerspruch gegen die in der „Allgemeinen Zeitung“ formulierte Bestreitung des Predigtcharakters und dem zunächst durch einige Beobachtungen gestützten Urteil, Schleiermachers „Predigten“ seien als Predigten anzuerkennen und nicht als philosophische Abhandlungen einzuschätzen.238 Um dieses Urteil genauer zu begründen, referiert die Rezension den Gedankengang der sechsten und zehnten Predigt, angereichert durch längere Zitate. Das schließende Gesamturteil über die „Predigten“ lautet: „Tiefe Menschenkenntniß, reine und strenge Moral; ungewohnte, das Genie verkündende Ansichten; Fülle der Gedanken, zeichnen sie vor vielen ihrer Schwestern aus. Die Sprache ist größtentheils correct, der Vortrag ruhig, und bey aller Mannigfaltigkeit einfach. Unangenehm war es dem Rec. in der Vorrede zu lesen, daß der Verf. öffentlich nicht so predige, sondern nach Skizzen aus dem Stegreife spreche. Wenn sein Auditorium nicht fähig ist, solche Vorträge – die nur hie und da abgekürzt werden dürften, um auch von der Kanzel herab ihr Glück zu machen – zu fassen, so wünschte Rec. wenn er dadurch nicht brodlos würde, ihm seine Stelle abtreten zu können. Hoffentlich wird der Verf., wenn er das Publicum wieder mit ähnlichen Arbeiten beschenkt, nie vergessen, die 236
237
238
Vgl. Allgemeines Verzeichniß der Bücher, welche in der Frankfurter und Leipziger Ostermesse des 1801 Jahres entweder ganz neu gedruckt, oder sonst verbessert wieder aufgelegt worden sind, auch inskünftige noch herauskommen sollen, Leipzig 1801, S. 147 Allgemeine Zeitung; München 1801, Nr. 153 (2. Juni), S. 609–611; Nr. 155 (4. Juni), S. 617; Nr. 157 (6. Juni), S. 625–626; Nr. 160 (9. Juni), S. 637–639; Nr. 161 (10. Juni), S. 641–642; Nr. 163 (12. Juni), S. 649–650; Nr. 164 (13. Juni), S. 653–655; Nr. 165 (14. Juni), S. 657–658; Nr. 166 (15. Juni), S. 661–662; Zitat S. 611 Vgl. Neue Theologische Annalen, Rinteln 1801, Bd. 1, Stück 44, S. 817–821, hier 817– 818
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letzte Feile anzulegen, und seine übrigens trefflichen Vorträge so geschmackvoll, als immer möglich, hervortreten zu lassen.“239 In der Zeitschrift „Neue homiletisch-kritische Blätter“ erschien in Stendal bei Franzen und Große im dritten Quartalheft für 1801 eine Rezension von Schleiermachers „Predigten“. Der Rezensent „S.“ spart insgesamt nicht mit Lob und Zustimmung, wobei er den Rezeptionsmodus stark betont. „So wenig auch diese Abhandlungen sich zu Kanzelvorträgen eignen, aus dem einzigen Grunde, weil sie zu lang sind, so wenig sie ferner den gewöhnlichen Predigtschnitt haben; so gewiß paßt doch der Titel: Predigten, auf sie, denn sie sind sämtlich moralisch-religiöse, oder, wenn man lieber will, christliche Religionsvorträge zur Erbauung und Besserung. Gehalten sind sie nicht worden, und für ein sehr gemischtes Auditorium mögten sie auch schwerlich taugen, weil sie zu viel anhaltendes Denken erfordern, und der im Denken ungeübte Zuhörer unter der Anstrengung, dem Verf. zu folgen, erliegen würde; aber für die Privaterbauung, für die Lectüre sind sie vortrefflich.“240 Schleiermachers Hinweis in seiner Widmung an Stubenrauch, er halte seine Predigten frei und schreibe sie allenfalls im Nachhinein auf, veranlasst die strenge Mahnung des Rezensenten, Predigten vorbereitend wörtlich auszuarbeiten und dann aus dem Gedächtnis genau erinnernd vorzutragen. Einige einzelne Kritikpunkte, die zu benennen möglich seien, übergeht der Rezensent, weil dies der Vortrefflichkeit des Ganzen nicht angemessen sei. Als Ergebnis seiner empathischen Hermeneutik formuliert der Rezensent folgende Wertschätzung: „Diese Vorträge zeichnen sich durch Tiefe des Sinnes, durch eine edle, populäre Sprache, durch überraschende, helle und durchdringende Blicke in das menschliche Herz, durch nicht gemeine Kenntniß der menschlichen Verhältnisse, durch Zartheit der Empfindungen und durch die überall gehaltene Richtung auf Religiosität und Beschleunigung des Reiches Gottes auf Erden aus. Bey allem mit Sanftmuth gemischten Ernst, bey allem Tadel, und bey aller Freimüthigkeit, tragen sie doch das Gepräge der Liebenswürdigkeit; es ist einem wohl, wenn man bey dem Punkte angekommen ist, auf welchen der Verf. einen führen wollte. Ohne daher behaupten zu wollen, diese Predigten überträfen alles, was bisher in diesem Fache geleistet worden ist, und ohne sie selbst für unübertreffbar auszugeben, woran dem von der Mangelhaftigkeit aller Producte des menschlichen Geistes überzeugten Verf. überall nichts gelegen seyn könnte, halte ich mich doch für verbunden, der Wahrheit Zeugniß zu geben, und sie als mu239 240
Neue Theologische Annalen, S. 821 Neue homiletisch-kritische Blätter, Stendal 1801, Bd. 6, Quartalheft 3, S. 10–15, hier S. 10
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sterhaft und zur Befriedigung der Bedürfnisse des wirklich religiösen Menschen vollkommen geschickt zu empfehlen.“241 Die Rezension schließt mit einer knappen Inhaltsanzeige. Schleiermacher, der im Frühromantikerkreis seit 1799 selbst eine wachsende Rezensionstätigkeit begonnen hatte242, schlug am 17. September 1801 Gottlieb Ernst August Mehmel (1761–1840), dem Herausgeber der Erlanger „Litteratur-Zeitung“, eine Selbstanzeige vor.243 Statt der Selbstanzeige sagte ihm Mehmel am 20. Januar 1802 zu, er wolle die „Predigten“ rezensieren, und bestätigte diese Zusage noch einmal am 24. April 1802 ergänzend, er wolle die Beurteilung der „Predigten“ mit der der „Reden“ verbinden.244 Als die „LitteraturZeitung“ Ende Juni 1802 geschlossen wurde, konnte Mehmel seine Rezension der „Predigten“ nach eiliger Niederschrift gerade noch zum Abdruck bringen und darin die „Reden“ nur erwähnen, wie er brieflich am 3. Juli 1802 erläuterte.245 Mehmel hebt in seiner am 28. und 30. Juni 1802 publizierten Rezension246 hervor, wie vorzüglich die „Predigten“ das Ideal religiös-christlicher Rede erfüllen. „Der Religionslehrer soll das Organ einer himmlischen Weisheit seyn, und seine Vorträge entsprechen nur dann der Idee christlicher Betrachtungen, wenn sie das belebende Princip einer über das Irrdische erhebenden Gottseligkeit in den Herzen einer Gemeinde anfachen und unterhalten. Mit den Foderungen, die aus einer solchen Ansicht des christlichen Volkslehrers entspringen, las Rec. diese Predigten, und er fand sich auf eine Art befriedigt, wie er fast noch nie durch Predigten befriedigt wurde. Tiefe der Einsicht und Vielseitigkeit der Ansicht bey unverletzter Einheit einer moralischen Tendenz in einer angemessenen, prunklosen, sehr gebildeten Sprache ist die Seele dieser Vorträge. Alle Strahlen der Lehre, der Warnung, der Ermahnung, des Trostes und der Ermunterung fallen in dem Centrum einer moralischen Religion zusammen.“247 Mehmel gibt einige knappe inhaltliche Hinweise und eine Auflistung der Predigtüberschriften. Er huldigt den „Reden“ als „dem wichtigsten und 241 242 243 244 245
246 247
Neue homiletisch-kritische Blätter, S. 12–13 Vgl. die Rezensionen in KGA I/2 und I/3, auch den Hinweis auf Mehmel in KGA I/3, S. X–XIII Vgl. KGA V/5, Nr. 1098,45–47 Vgl. KGA V/5, Nr. 1144,9–13; Nr. 1219,26–28 Vgl. KGA V/6, Nr. 1273,23–30; nach Erhalt dieses Brief bat Schleiermacher im Brief vom 19. Juli 1802 Eleonore Grunow, ihm über die Rezension zu berichten (vgl. KGA V/6, Nr. 1283,49–51). Vgl. Litteratur-Zeitung, edd. Gottlieb Ernst August Mehmel / Karl Christian Langsdorf, Erlangen 1802, Bd. 7, Nr. 52–53, Sp. 415–419 Litteratur-Zeitung 1802, Sp. 416
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geistvollsten Produkte“, welches durch wissenschaftliche Vernunft je für Gebildete über die Religion geschrieben worden sei; und dieser „Geist, welcher in der populären Form des Christenthums lebt,“ spreche „mit Recht aus diesen Predigten.“248 Da Mehmel die moralische Tendenz der Predigten rühmt, wünscht er eine genauere Erklärung für Schleiermachers ablehnende Formulierung in der zueignenden Vorrede, dass ihm die moralische Bibelinterpretation „noch immer sehr unmoralisch vorkommt“249. Schleiermacher predige selbst ja durchaus moralisch und interpretiere so auch die Bibelworte, an die er anknüpfe. Dass Predigten keine exegetischen Vorträge seien und dass immer der christlich-moralische Sinn statt einer rein grammatischen Deutung biblischer Sätze dargestellt werden müsse, das zeige sich gerade darin, wie Schleiermacher in seiner schönen Karfreitagspredigt den Ausruf Jesu Mk 15,34 interpretiere. Den ganzen ersten Absatz des ersten Predigtteils zitierend und dann Geist und Herz des Verfassers lobend schließt Mehmel seine Rezension. In der Zeitschrift „Erfurtische Nachrichten von gelehrten Sachen“ publizierte Scherer aus Echzell (bei Butzbach) am 20. August 1802 eine knappe Rezension von Schleiermachers „Predigten“. Scherer sieht die „Predigten“ wie die „Reden“ an die Gebildeten gerichtet; und für dieses seien sie ausgezeichnet geeignet. „Ein Denker, wie der Hr. Verf., der dem Geiste folgt, spricht zu seinen Zuhörern und Lesern – von Geist und mit Geist. Daher die reine Moral, die er vorträgt und die Fülle der Gedanken, mit welcher er die Erhabenheit seines Denkens ankündigt. Tief ist sein Blick in das menschliche Herz und ganz versteht er die Kunst, die sanftesten Saiten desselben zu rühren.“250 Auch bekannte Themen würden auf eine überraschende und ungewohnte Weise behandelt. Zur Probe gibt Scherer aus der dritten Predigt ein längeres Zitat, beginnend gleich nach dem Bibeltext. Scherer schließt seine Rezension mit einer markanten Empfehlung. „Prediger, die auf Fortschritte in ihrer Wissenschaft bedacht sind und nach Mustern anderer sich zu bilden bestreben; aufgeklärte Hausväter, denen sittliche Veredlung des Innern Angelegenheit ist und diese durch moralische Lectüre glücklich zu leiten suchen, werden durch die angezeigten Predigten des Hrn S. vollkommene Befriedigung erhalten. Für Prediger ohne wissenschaftlichen Sinn, für Leser ohne Cultur sind sie nicht geschrieben.“251 248 249 250
251
Litteratur-Zeitung 1802, Sp. 417 Predigten. Erste Sammlung, S. IX–X Erfurtische Nachrichten von gelehrten Sachen, herausgegeben unter der Aufsicht der Akademie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt, Jg. 6, Erfurt 1802, Stück 35 vom 20. August 1802, Sp. 545–547, hier 545 Erfurtische Nachrichten von gelehrten Sachen, Sp. 547; ohne Hervorhebungen
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In dem Rezensionsorgan „Oberdeutsche allgemeine LiteraturZeitung“ erschien am 8. März 1803 anonym eine knappe Rezension, die in ihrer ersten Hälfte Schleiermachers Selbstcharakterisierung seiner gedruckten Predigten in der Vorrede seiner Sammlung ausführlich zitiert. Daran knüpft der Rezensent seine Einschätzung an: „Man kann aus dieser Erklärung schon vermuthen, daß diese zwölf Predigten nur für gebildete Leser geschrieben sind, und sie können auch mehr als interessante freye Abhandlungen über die Materien, die sie vortragen, angesehen werden. Leser, die so gebildet sind, wie sie diese Predigten voraussetzen, werden ohnehin kein Predigtbuch zur Erbauung in die Hand nehmen, und, wenn auch hier und da der Vortrag mit unzweydeutigen Stellen in der Bibel in Widerspruch kommen sollte (wie dieß z. B. in der 2ten Predigt der Fall ist wo der Verf. das Vorurtheil, daß um unsers Gebeths willen dasjenige geschehen werde, um was wir bitten, widerlegt und sagt, die Worte: Bittet, so wird euch gegeben, müßten eine andere Bedeutung haben, ohne diese andere Bedeutung seinen Lesern bekannt zu machen); so wird dieß doch bey diesen Lesern nicht den geringsten Nachtheil haben. Rec. kann sie aber als vortreffliche Muster jedem empfehlen, der lernen will, irgend ein Thema auf eine nicht gemeine und interessante Art auszuführen.“252 Die Rezension schließt mit einer Auflistung der zwölf Predigtthemen. In dem von Friedrich Nicolai herausgegebenen Rezensionsorgan „Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek“ erschien 1803 eine mit „S.“ signierte polemische Rezension der „Predigten“. Der Rezensent fasst seine inhaltlichen Vorwürfe insbesondere gegen die erste Predigt zusammen in den Generalvorwurf, Schleiermacher sei inhaltlich verwirrt, weil er sich „von den Lieblingsmeinungen der Fichtischen Schule leiten ließ, der er angehört; wenn er gleich diese Meinungen auch in dieser Predigt, wie in den übrigen, nicht gerade öffentlich zur Schau trägt.“253 Diese Kritik der ersten Predigt schließt mit einer scharfen Verurteilung: „Traurig ist es immer, wenn die Kirche und der Lehrstuhl des christlichen Religionslehrers, anstatt zur Erleuchtung des Verstandes und zur Aufklärung dunkler und verwirrter Religionsbegriffe benutzt zu werden, zur Verdunkelung und Verwirrung des Verstandes und Gemüths der Zuhörer Veranlassung geben!“254 Nach dieser völligen Ablehnung der ersten Predigt konstatiert die Rezension 252 253 254
Oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung, Jg. 16, München 1803, Nr. 29 vom 8. März, Erste Jahreshälfte, Sp. 454–455, Zitat ebd. Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek, ed. Friedrich Nicolai, Bd. 76, Stück 1, Berlin / Stettin 1803, Heft 1, S. 3–7, hier 3 Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek 76, S. 4
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bei den folgenden elf Predigten auch Gelungenes und Schönes, ja die zehnte Predigt findet ein knappes ungeteiltes Lob, die Grundtendenz aber bleibt kritisch. „Besser haben im Ganzen dem Rec. die übrigen eilf Predigten gefallen, und dennoch ist Vieles gar nicht zweckmäßig.“255 Der Rezensent wiederholt nicht nur den positionellen Vorwurf des Fichtianismus mehrfach, sondern er tadelt auch polemisch die stilistisch-gedankliche Undeutlichkeit und Unbestimmtheit bestimmter Predigten, so beispielsweise bei der neunten Predigt. „Reich an schönen Bemerkungen; aber auch in ein mystisches Helldunkel gehüllt, bey welchem kaum der Mißverstand vermieden und verhindert werden konnte... Aber alles dieß ist in so dunkle affektirte Phrasen eingehüllt, daß es schwer zu errathen ist, was des Verf. Sinn und Zweck war.“256 Mit Lob und Tadel zur zwölften Predigt schließt die Rezension. Schleiermacher war über diese Rezension, deren für ihn ungünstige Beurteilung er bereits erwartet hatte, nach ihrem Erscheinen dann doch empört und hielt sie für schädlich.257 Stubenrauch suchte der Verdächtigung als Fichtianer den Stachel zu nehmen; er bedauerte Schleiermachers Kränkung und empfahl, sich über Kritteleien hinwegzusetzen.258 B. Zweite Auflage 1806 In der 1806 erschienenen zweiten Auflage umfasst die erste Predigtsammlung 16 unpaginierte Seiten Vorspann und 288 mit arabischen Ziffern gezählte Seiten Text (nur Seite 1 ist unpaginiert). Die normale Seite hat 30 Zeilen von etwa 8,5 cm Breite mit einer Gesamthöhe von 15,0 cm. Die 18 Druckbogen von 16 Seiten sind durch die Großbuchstaben A bis S (Buchstabe I und J nur einmal, weil identisch) gekennzeichnet. Auf der Titelseite wird die vorliegende Sammlung erstmals als „Erste Sammlung“ bezeichnet. Im Vorspann sind zwischen Widmungstext und Inhaltsverzeichnis auf zwei Seiten eine „Nachschrift bei der zweiten Auflage“ eingefügt und darin auch eine zweite Sammlung in Aussicht gestellt. Das „Verbesserungen“ überschriebene Druckfehlerverzeichnis (acht Korrekturfälle) befindet sich am Ende des Inhaltsverzeichnisses unter einem langen Trennstrich auf der unteren Seitenhälfte. Die Exemplare der zweiten Auflage wurden für 255 256 257 258
Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek 76, S. 5 Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek 76, S. 6 Vgl. KGA V/6, Nr. 1495,33–42; Nr. 1506,76–78.118–121; zur Erwartung Nr. 1426,16–18 Vgl. KGA V/6, Nr. 1522,20–28; KGA V/7, Nr. 1620,19–21
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1 Rth. 4 Groschen verkauft.259 Einigen Exemplaren wurde ein Einzeldruck von Schleiermachers „Predigt bei Eröffnung des akademischen Gottesdienstes der Friedrichs-Universität“ (1806) angebunden. Seit Sommer 1805 trug Schleiermacher sich mit Gedanken zur zweiten Auflage. So bat er brieflich am 13. Juni 1805 Ehrenfried von Willich um die erneute Lektüre seiner Predigtsammlung und um kritische Bemerkungen zu deren sprachlicher und gedanklicher Klarheit und Ordnung.260 Bei seinem Verleger Reimer fragte Schleiermacher brieflich am 9. September 1805 wegen der Neuauflage von „Predigten“ und „Reden“ an.261 Im März 1806 drängte Reimer, die Neuauflage müsse im Juni gedruckt vorliegen und im Laufe des Jahres ein zweiter Band folgen; im Antwortbrief sagte Schleiermacher den Liefertermin zu und stellte Überlegungen an, die beiden Festtagspredigten (zu Bußtag und Karfreitag) an der ersten Sammlung herauszunehmen für den geplanten zweiten Band und die entnommenen durch andere zu ersetzen.262 Dazu kam es nicht. Der geplante und in der „Nachschrift bei der zweiten Auflage“ angekündigte Band Festtagspredigten erschien erst 1826 mit zwanzigjähriger Verzögerung. Die Publikation wurde für die Michaelismesse vorgesehen.263 Und dies gelang. Seit April 1806 wollte Schleiermacher zunächst die Neuauflage der „Reden“ erarbeiten, und weil er nach der ersten Rede damit nicht so zügig wie geplant vorankam, wandte er sich simultan auch der Neuauflage der „Predigten“ zu, für die er im Juni die Formulierung des Titelblatts mit Reimer vereinbarte.264 Anfang Juli hatte der Drucker Johann Christoph Fritsche in Dessau noch nicht mit dem Setzen der Neuauflage begonnen; Schleiermacher wartete immer drängender auf die Aushängebogen und erhielt die ersten wohl am 26. August.265 Die Korrektur der Aushängebogen nahm Schleiermacher wohl bis zum 13. September vor, so dass termingerecht die Neuauflage zur Michaelismesse Ende September 1806 vorlag.266 Schleiermacher bekam im September 1806 ein Honorar von 125 Rth.267 259
260 261 262 263 264 265 266 267
Laut Verlags-Inventarium von Georg Andreas Reimer (SBB, Depositum 42, Archiv de Gruyter, Nr. 324) hatte der Verlag am Jahresende 1806 von Schleiermachers Predigten in Berlin 32, in Leipzig 616, insgesamt 648 Exemplare (je 19 Bogen) an Lager. Vgl. KGA V/8, Nr. 1979,80–86 Vgl. KGA V/8, Nr. 2031,89–90 Vgl. KGA V/8, Nr. 2165,50–53; Nr. 2167,44–50 Vgl. KGA V/8, Nr. 2170,66–67 Vgl. KGA V/9, Nr. 2177,15; Nr. 2180,31–33; Nr. 2206,1–12; Nr. 2208,65–69; Nr. 2211,44–46 Vgl. KGA V/9, Nr. 2213,80–84; Nr. 2237,6–7; Nr. 2242,14–15; Nr. 2248,15–16; Nr. 2250,13–14; Nr. 2251,2–3 Vgl. KGA V/9, Nr. 2265,18; Nr. 2286,20–24 Vgl. Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek, Nr. 2533; Meding: Bibliographie, Nr. 1806/4
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Exemplare der Neuauflage verschenkte er im Freundes- und Bekanntenkreis.268 Im Rezensionsorgan „Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung“ wurde am 3. Februar 1808 zusammen mit anderen Predigttiteln auch die zweite Auflage von Schleiermachers „Predigten“ besprochen. Der durch die Signatur „- rf -“ identifizierbare Rezensent Johann Friedrich Haberfeldt (1770–1816), Prediger in „Neukirch im Meißenischen“269, behandelt die Zweitauflage wie eine Erstauflage. Er stellt keinen Vergleich zwischen den Auflagen an, geht auf die neue Vorrede und die Textveränderungen nicht ein und erwähnt auch nicht die öffentliche Aufnahme, welche die Erstauflage gefunden hat. Die Rezension ist bei aller ausgesprochenen Hochachtung für Schleiermacher in der Grundtendenz kritisch-ablehnend, weil philosophische Predigten, und so werden diejenigen Schleiermachers eingeschätzt, für die Kanzel untauglich seien. Tiefere Untersuchungen und spekulative Erörterungen seien nicht für die Kanzel, sondern für das Katheder. Schleiermachers Unterscheidung zwischen gehaltener und für die Lektüre gedruckter Predigtgestaltung wird zurückgewiesen durch den Hinweis auf die Veröffentlichungen prominenter Prediger und auf sich leicht einstellende stilistische Undeutlichkeiten. Die erforderliche Predigtausrichtung auf Erbauung und herzliche Lebensanwendung sieht der Rezensent in der dritten und fünften Predigt erfüllt und damit die vorzügliche Begabung des Predigers bestätigt. Und der Rezensent zollt auch ausdrücklich Schleiermachers Grundannahme Beifall, für christlich Glaubende predigen zu wollen. Doch ist die Liste von Mängelrügen lang. „So wenig auch dem Vf. eine glückliche Wahl der Materien, ein tiefes Eindringen in seinen Gegenstand und eine originelle Behandlung desselben abgesprochen werden kann: so wird doch durch die vorher gerügten Fehler oft die interessanteste Materie trocken“270. Der Rezensent verweist hier auf die erste, zweite, sechste, achte und zehnte Predigt. Er bemängelt eine teilweise anstößige Sprache, einen zuweilen ungeschmeidigen Stil, einen nicht immer klaren Gedankenaufbau und schließt mit einer exegetischen Bemerkung zu Mk 15,34, die Schleiermachers Deutung in seiner dritten Predigt (Jesu Schmerz über die Nichtvollendung seiner Tätigkeit) widerlegen will durch den Hinweis auf das Johannes-Evangelium und 268 269
270
Vgl. KGA V/9, Nr. 2389,20–26 Karl Bulling: Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens 1804–1813, Claves Jenenses 11, Weimar 1962, S. 351; vgl. auch S. 179 Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 1808, Nr. 28, Sp. 217–220, hier 219. Die 2. Auflage der „Predigten“ ist irrtümlich mit der Jahresangabe 1804 angezeigt.
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den Kontext von Ps 22. Schleiermachers Hallesche Eröffnungspredigt wird zwar im bibliographischen Rezensionskopf aufgeführt, aber im Rezensionstext nicht besprochen. Im Rezensionsorgan „Heidelbergische Jahrbücher der Literatur“ wurden 1809 in der Überblicksdarstellung „Predigten der vorzüglichsten Gottesgelehrten Deutschlands“ die erste und zweite Predigtsammlung Schleiermachers und seine Hallesche Eröffnungspredigt gesammelt besprochen. Die anonyme Rezension beginnt mit einer überaus lobenden Gesamteinschätzung Schleiermachers, geht dann zu beiden Sammlungen, zu denen keine bibliographische Angaben gemacht werden, lobend und tadelnd jeweils auf die ersten drei Predigten inhaltlich ein und schließt mit einem knappen kontrastierenden Hinweis zur Eröffnungspredigt. „Man kann den Verf. weder mit den alten noch neuen, weder mit den streng-dogmatischen, noch mit den kalt-moralischen, noch mit den enthusiastisch-feurigen Kanzelrednern irgend eine Zeit in Eine Classe setzen; sondern er muß, wie Claudius von Lessing sagt, seine eigene Bank haben.“271 Der Rezensent schildert Schleiermacher, anknüpfend an seine Reden „Über die Religion“, als einen von Gott durchdrungenen Frommen. „Folgt nun Schl. seiner schönen, erhabenen Subjectivität, entwickelt er das Heilige aus seinem religiösen Gemüthe: so trägt Alles, was er sagt, das Gepräge der frömmsten Salbung. Seine Religion wird dann Christusartig, wenn er auch Christus nicht nennt, auf keins seiner Worte baut.“272 Selbst wenn Schleiermacher dann und wann spekulativ in Sophismen abirre, tue das der Gesamttendenz keinen Eintrag. „Heiliger wird das Heilige von keinem Theologen behandelt. Ein frömmerer Sinn herrscht in keiner Predigtsammlung, als in den Schleiermacherschen. Rec. schätzt ihn in allen seinen Aeußerungen, selbst, wo er Irrthum zu finden meint, weil nur ein Denker so irren kann.“273 Die erste Sammlung wird so besprochen, dass nicht erkennbar ist, ob deren erste oder zweite Auflage zugrunde gelegt ist.274 Die in der Zueignung formulierten Predigtgrundsätze billigt der Rezensent ausdrücklich, hält allerdings die Verwahrung gegen einen kanonischen Bibelgebrauch für nicht stimmig bei der vorausgesetzten Christlichkeit der Hörer. In der ersten Sammlung wird die erste Predigt rundum gelobt; dagegen werden zur zweiten und dritten Predigt inhaltliche 271
272 273 274
Heidelbergische Jahrbücher der Literatur, Jg. 2, Heidelberg 1809, Erste Abteilung. Theologie, Philosophie und Pädagogik, Bd. 2, Heft 7, S. 28–34, hier 28; ohne Hervorhebungen Heidelbergische Jahrbücher der Literatur, Jg. 2, Abt. 1, Bd. 2, Heft 7, S. 29 Ebd. Vgl. Heidelbergische Jahrbücher der Literatur, Jg. 2, Abt. 1, Bd. 2, Heft 7, S. 29–31
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Einwände formuliert, ohne dass deren frommer Sinn in Frage gestellt wird. In den Ergänzungsblättern zum Rezensionsorgan „Allgemeine Literatur-Zeitung“ findet sich im März 1812 eine anonyme Rezension, die vergleichend die zweite Auflage der ersten Predigtsammlung und die zweite Predigtsammlung Schleiermachers anzeigt. Die Rezension beginnt mit einer knappen Theorie der Rede, besonders der religiösen Rede; die Bindekraft einer Rede wird vornehmlich abhängig gesehen von dem Eingehen auf die gewohnten Symbole und Vorstellungen. „Beurtheilen wir nach diesen Voraussetzungen die vorliegenden Predigten, so möchte die erste Sammlung ungleich mehrere Leser finden, als die zweyte; diese hingegen den denkenden Religionsverehrer durch Bestimmtheit, Einheit und Consequenz vorzüglich anziehn, und ihn zu einer Zeit, wo sich allenthalben so manche Veranlassung findet, die Wahrheit der aufgestellten Grundsätze zu erproben, stählen.“275 Die erste Sammlung wird im Vergleich deutlich kritischer eingeschätzt. Sie „schließt sich mehr einer gewohnten Gedankenreihe an, der Periodenbau ist geschmeidiger, und man glaubt zu bemerken, daß der Vf. sich noch mehr von einer moralischen als speculativen Ansicht der Religion habe leiten lassen. Nicht gewöhnliche Gefühlspuncte mit Genialität aufgefaßt, findet man in beiden. Vorzüglich zeichnet sich in dieser Rücksicht wie durch Wahrheit und eine edle Einfachheit der Darstellung die zweyte der ersten Sammlung ... aus.“276 Doch nach diesem Lob werden für die meisten Predigten der ersten Sammlung inhaltliche oder sprachliche Unzulänglichkeiten moniert; veranlasst durch die elfte Predigt wird Schleiermachers religiöse Bedeutungsherabstufung der Vernunfttätigkeit und seine starke Gefühlszentriertheit ausführlich zurückgewiesen. „Wenn es wahr ist, was der Vf. sagt, daß die Gedanken das richtige und ursprüngliche Gefühl übertäuben, so wäre es besser, wie das gedankenlose Thier im Stalle überall nicht zu denken.“277 Die „Bibliothek deutscher Canzelberedsamkeit“ nahm ab 1827 die Predigten Nr. 1, Nr. 4, Nr. 6, Nr. 7, Nr. 10 und Nr. 12 in der Textfassung der zweiten Auflage auf.278 Die „Nationalbibliothek der Deutschen Classiker. Eine Anthologie in 100 Bänden“ bot um 1850 275 276 277 278
Allgemeine Literatur-Zeitung 1812, Nr. 26, Ergänzungsblätter, März, Sp. 204–207, hier 205 Allgemeine Literatur-Zeitung, ebd. Allgemeine Literatur-Zeitung, Sp. 206 Vgl. Bibliothek deutscher Canzelberedsamkeit, Gotha / New York, Bd. 2, 1827 und öfters, S. 133–150 [Erste Sammlung, Nr. 4]; Bd. 6, 1828 und öfters, S. 185–201 [Nr. 10]; Bd. 9, Hildburghausen / New York 1829 und öfters, S. 209–226 [Nr. 6]; Bd. 13, 1829 und öfters, S. 199–216 [Nr. 12]; Bd. 19, 1834 und öfters, S. 171–189 [Nr. 7], S. 249–264 [Nr. 1]
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in dem Schleiermacher gewidmeten Band 75 zwischen „Monologen“ und „Weihnachtsfeier“ die Predigt Nr. 4 „Daß Vorzüge des Geistes ohne sittliche Gesinnungen keinen Werth haben“ in der Textfassung der zweiten Auflage.279 In derselben Textfassung bot 1970 die Werkausgabe „Kleine Schriften und Predigten“ die drei Predigten Nr. 3, Nr. 7 und Nr. 12.280 C. Dritte Auflage 1816 In der dritten Auflage umfasst die erste Predigtsammlung 16 unpaginierte Seiten Vorspann (Titelseite, Widmungsseite, Widmungstext, Nachschrift bei der zweiten Auflage, Inhaltsverzeichnis, Verbesserungenliste mit neun Korrekturfällen) und 288 mit arabischen Ziffern gezählte Seiten Text (nur Seite 1 ist unpaginiert). Die normale Seite hat 30 Zeilen von etwa 8,2 cm Breite mit einer Gesamthöhe von 14,5 cm. Die 18 Druckbogen von 16 Seiten sind durch die Großbuchstaben A bis S (Buchstabe I und J nur einmal, weil identisch) gekennzeichnet. Die dritte Auflage, die zur Ostermesse 1816 angekündigt wurde und zur Michaelismesse vorlag, wurde von Georg Andreas Reimer in der Berliner Realschulbuchhandlung verlegt; Schleiermacher hielt die Druckschrift Anfang Mai 1816 in Händen.281 Die dritte Auflage der ersten Predigtsammlung wurde 1834 in die posthum von Georg Reimer veranstaltete Ausgabe „Sämmtliche Werke“ Band II/1 aufgenommen.282 Sie wurde 1835 in Reutlingen bei Enßlin wieder abgedruckt.283 Ein Wiederabdruck findet sich auch in der von Eugen Grosser verlegten neuen Werkausgabe im Band „Predigten für den christlichen Hausstand“.284 Aus einigen Predigten wurden Auszüge mitgeteilt oder über sie referiert.285 Bei den von Heinrich Wilhelm Albert Schuur 1847 veröffentlichten ganz knappen Dispositionsskizzen der Predigten Nr. 3 und Nr. 5 muss offen bleiben, 279
280 281 282 283 284 285
Vgl. Daß Vorzüge des Geistes ohne sittliche Gesinnungen keinen Werth haben [Erste Sammlung, Nr. 4], in: Anthologie aus den Werken von Friedrich Schleiermacher, Nationalbibliothek der Deutschen Classiker. Eine Anthologie in 100 Bänden, Bd. 75, Hildburghausen / New York o. J. [ca. 1850], S. 85–103 Vgl. Kleine Schriften und Predigten, edd. Hayo Gerdes / Emanuel Hirsch, Bd. 1. Kleine Schriften und Predigten 1800–1820, ed. Hayo Gerdes, Berlin 1970, S. 165–222 Vgl. Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek, Nr. 2534; Meding: Bibliographie, Nr. 1816/3 Vgl. SW II/1, 1834, S. 1–184; 2. Aufl., 1843, S. 1–181 Vgl. Predigten. Erste Sammlung, Neue, nach der vollständigen und unveränderten dritten Berliner Original-Ausgabe gedruckte Auflage, Reutlingen 1835 Vgl. Sämmtliche Werke, I. Predigten, Abt. 1. Predigten für den christlichen Hausstand, Teil 1, Berlin 1872, 2. Aufl., 1876, Nr. 10–21, S. 103–238 Vgl. Meding: Bibliographie, S. 229–234, P 2–13
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auf welche Auflage und welchen Wiederabdruck dabei Bezug genommen wird.286
2. Zweite Sammlung Die Druckschrift „Predigten. Zweite Sammlung“ umfasst zwölf Predigten, die Schleiermacher in den Jahren 1806–1808 in Halle an der Saale und Berlin gehalten hat. A. Erste Auflage 1808 Die Druckschrift hat acht mit römischen Ziffern gezählte Seiten Vorspann (Titelseite, Vorrede, Inhaltsverzeichnis; S. I–III und VII sind unpaginiert), 303 mit arabischen Ziffern gezählte Seiten Text (S. 1 ist unpaginiert) und eine unpaginierte Seite Nachspann mit dem Verzeichnis „Druckfehler und Verbesserungen“ (62 Korrekturfälle). Die normale Seite hat 30 Zeilen von etwa 8,5 cm Breite mit einer Gesamthöhe von 15,0 cm. Die 18 Druckbogen von 16 Seiten sowie zwei Halbbogen von 8 Seiten sind durch die Großbuchstaben A bis U (Buchstabe I und J nur einmal, weil identisch) gekennzeichnet. Auf der Titelseite ist erstmalig Schleiermacher als „Doctor der Theologie“ ausgewiesen. Die Vorrede ist in den Februar 1808 datiert. Der Band wurde von Georg Andreas Reimer in der Berliner Realschulbuchhandlung verlegt und als zur Ostermesse 1808 erschienen angezeigt; die ersten Freiexemplare kamen am 2. Mai 1808 in Schleiermachers Hände.287 Die zweite Predigtsammlung ist ein Dokument des persönlichen und politisch-geschichtlichen Umbruchs. Im Oktober 1805 begegnet erstmals brieflich Schleiermachers Plan für eine zweite Predigtsammlung, den Reimer im März 1806 erinnernd bestärkt.288 Dieser Plan wurde zur Michaelismesse 1806 in der zweiten Auflage der ersten Predigtsammlung durch die Titelblattergänzung und die erneut zueignende „Nachschrift“ bekannt gemacht. Dieser Plan war zunächst auf eine Sammlung von Predigten zu den christlichen Festtagen gerichtet, wurde dann angesichts der politisch-militärischen Ereignisse des 286
287 288
Vgl. Heinrich Wilhelm Albert Schuur: Muster-Sammlung von Predigt-Dispositionen für die sämmtlichen Festtage des Kirchenjahres über die evangelischen, epistolischen Pericopen und freie Texte, Königsberg 1847, S. 47, Nr. 46 (Predigt 3); S. 156, Nr. 70 (Predigt 5) Vgl. Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek, Nr. 1710; Meding: Bibliographie, Nr. 1808/4 Vgl. KGA V/8, Nr. 2061,16–18; Nr. 2165,51–53
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Einleitung in den Band
Herbstes 1806 aber völlig verändert; Schleiermacher wünschte brieflich am 12. Dezember 1806 eine Sammlung von Predigten zur Zeitlage; Reimer nahm den Vorschlag sogleich zustimmend auf.289 Zunächst war wohl an eine Publikation im Jahr 1807 gedacht, doch die persönlich-berufliche und die publikationstechnische Lage führte zu Verzögerungen.290 Schleiermacher predigte ab Weihnachten 1806 mehrfach in Halle und diktierte im Februar 1807 seiner Halbschwester Nanny mehrere Predigten.291 Der Sommer in Berlin und der Herbst 1807 in Halle brachten das Projekt zwar voran, doch fand es seinen Abschluss erst mit dem Jahresbeginn 1808 in Berlin. Mit der zweiten Predigtsammlung meldete sich Schleiermacher in einem stark veränderten Berlin zurück und empfahl sich für eine frei werdende Predigerstelle. Schleiermacher hat seine zwölf Predigten überwiegend chronologisch angeordnet und einige auch in Zusätzen zu den Überschriften datiert (Nr. 1, Nr. 6, Nr. 7 und Nr. 12). Ergänzend gibt Schleiermacher in seiner Vorrede für die Predigten Nr. 1–3 implizit den August 1806 und für die anderen pauschal nur die Orte an, nämlich für die Predigten Nr. 4–8 explizit Halle nach der textlich nicht überlieferten Semesterabschlusspredigt (vom 14. September 1806) und für die Predigten Nr. 9–12 explizit Berlin. Unsicher und strittig war bisher vornehmlich die Datierung der Predigten Nr. 4, Nr. 5 und Nr. 8. Durch erhaltene Manuskripte und Briefzeugnisse lassen sich alle Predigten der Sammlung bestimmten Terminen zuordnen.292 Nach Schleiermachers Vorrede ist die Predigt Nr. 5 die erste nach der Okkupation Halles durch die Franzosen im Oktober 1806. Durch ein im Herbst 2010 öffentlich bekannt gewordenes SchleiermacherAutograph mit Predigtentwürfen der Hallenser Zeit lässt sich Predigt Nr. 5 eindeutig auf den letzten Sonntag der Trinitatiszeit (23. November 1806) datieren.293 Die Predigt Nr. 4 vermuteten Bauer und Hering aus inhaltlichen Gründen auf Anfang Oktober, nämlich in die Zeit vor der Schlacht von Jena und Auerstedt; doch Reimers Brief vom 17. Dezember enthält eine deutliche Anspielung; die Predigt muss also auf den 7. Dezember 1806 gesetzt werden.294 289 290 291 292
293 294
Vgl. KGA V/8, Nr. 2167,45–48; KGA V/9, Nr. 2350,30–38; Nr. 2357,64–72 Vgl. KGA V/9, Nr. 2479,58–60; Nr. 2557,27–29; Nr. 2567,12–16 Vgl. KGA V/9, Nr. 2448,6–9; Nr. 2420,12–16 Neben den Briefzeugnissen und Predigtautographen ist auch die Predigtliste zu berücksichtigen, die Schleiermacher in Vorbereitung der zweiten Sammlung anfertigte, die aber nicht mit der zweiten Sammlung übereinstimmt; vgl. KGA III/3, S. 885 und das Kalendarium unten im Anhang Vgl. KGA III/3, S. 894; außerdem das Kalendarium unten im Anhang Vgl. Johannes Bauer: Schleiermacher als patriotischer Prediger. Mit einem Anhang von
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Die Predigt Nr. 8 ordnete Hering wegen der Perikopenordnung dem 2. Sonntag nach Epiphanias (18. Januar 1807) zu. Doch ist dieser Predigttermin brieflich nicht bezeugt, wohl aber der Sonntag Estomihi (8. Februar 1807) ohne Angabe des Bibelabschnitts.295 Da Schleiermacher als reformierter Prediger nicht an die Perikopenordnung gebunden war und sie auch zumeist nur bei Gastpredigten in lutherischen Gemeinden beachtet hat, wird hier die Terminzuordnung auf den Sonntag Estomihi vorgenommen. Von den in Berlin gehaltenen Predigten Nr. 9–12 ist nur die letzte Predigt selber explizit datiert. Von den drei anderen Predigten lässt sich die Predigt Nr. 9 durch einen parallelen Predigtzeugen dem Juni 1807 zuweisen. Die Predigten Nr. 9 und Nr. 12 markieren zeitlich also Anfang und Schluss. Doch für die Predigten Nr. 10 und 11 fehlen eindeutige Terminzeugnisse. Da diesen beiden undatierten Predigten drei bezeugte Termine (5. Juli, 26. Juli, 20. September 1807) gegenüber stehen, bleibt die Zuordnung schwierig. Allerdings gibt insbesondere die Predigt Nr. 10 einen inhaltlichen Hinweis. Deren deutliche Bezugnahme auf den Tilsiter Friedensschluss vom 9. Juli 1807 als geschehenes Ereignis zwingt zur Annahme, dass diese Predigt danach gehalten worden ist und wohl dem 26. Juli 1807 (und nicht erst dem 20. September) zugeordnet werden muss. Die Predigt Nr. 11 scheint indirekt einen sehr belastenden Friedensschluss noch als bevorstehend anzusprechen und wird deshalb wohl auf den 5. Juli 1807 anzusetzen sein. Die öffentliche Aufnahme der zweiten Predigtsammlung ist in einigen Rezensionen niedergelegt. In dem Rezensionsorgan „Neue Oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung“ erschien am 21. Januar 1809 eine anonyme Rezension, die mit einem Lobpreis auf Schleiermachers innovative Schriften seit 1799 beginnt, dann knapp mit häufigen Zitaten den Inhalt jeder der zwölf Predigten in unterschiedlicher Ausführlichkeit mitteilt und mit deren zusammenfassendem Lobpreis schließt.296 „Unter den wenigen Männern unsers deutschen Vaterlandes, denen es weder an Willen noch an Kraft gebricht, wohlthätig auf ihr Zeitalter zu wirken, ist gewiß einer der vorzüglichsten Herr Schleiermacher. Seine Reden über die Religion, seine Monologen, die
295 296
bisher ungedruckten Predigtentwürfen Schleiermachers, Gießen 1908, S. 30–32; Hering: Der akademische Gottesdienst, S. 217–220; KGA V/9, Nr. 2357,64–66; außerdem das Kalendarium unten im Anhang Vgl. Hering: Der akademische Gottesdienst, S. 242 (der Sonntag ist irrtümlich auf den 17. Januar datiert); KGA V/9, Nr. 2414,20 Neue Oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung, Jg. 1, München 1809, Nr. 9 vom 21. Januar, Erste Jahreshälfte, Sp. 129–136. Die erste Predigt der Sammlung wird irrtümlich als Predigt „bey Eröffnung des akademischen Gottesdienstes“ ausgewiesen (Sp. 130).
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erste Sammlung seiner Predigten, seine Weihnachtsfeyer u.s.w., welchen edlern Jüngling haben sie nicht begeistert, welchen wahrheitsliebenden Mann nicht erleuchtet, nicht erwärmt? Daß Gott sein Volk nicht verläßt, sondern von Zeit zu Zeit mit Propheten heimsucht, erwährt sich an der Erscheinung der Schleiermacher’schen Schriften.“297 Dieser lobpreisende Beginn wird zum Schluss wieder aufgenommen und nun als Gesamteinschätzung der referierten Predigten formuliert. „Sie haben ihn nicht nur überzeugt durch die Tiefe und Gründlichkeit, womit sie den Gegenstand erfassen; sondern gar oft auch innig gerührt durch eine ganz eigenthümliche Art und Weise, womit der Hr. Verf. das menschliche Herz zu treffen, und gerade Dasjenige, was ihm das Interessanteste ist, so anschaulich darzustellen weiß. Kein preußischer Patriot wird die lezte Rede von sich legen, ohne eine tiefe Rührung des Gemüths erfahren zu haben, und mit neuem Muth gestärkt worden zu seyn. Wäre die Schreibart etwas leichter und gefälliger, wie es wohl hätte seyn können, wenn nur die langen Constructionen, und die besonders häufig vorkommenden Participia vermieden worden wären; so würden diese Predigten allen, selbst denen von Reinhardt und Zollikofer, den Vorrang streitig machen. So tief, wie Schleiermacher, drang nach des Rec. Wissen in den neuen Zeiten noch Niemand in das Wesen der Religion ein.“298 Im Rezensionsorgan „Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung“ erschien am 17. Februar 1809 eine mit den Initialen „J. L. F. S.“ signierte Rezension. Der Rezensent Schulze aus Weimar 299 beginnt mit einer starken Wertschätzung der Entschlossenheit und Geschicklichkeit, mit der Schleiermacher in seinen ganz gegenwartsnahen Predigten die Aktualität der geschichtlichen Lage mit den zeitlos gültigen christlichen Gefühlen zusammenbringe. „Alle in dieser Sammlung enthaltenen Predigten sind von ihm gesprochen worden in Beziehung auf die neuesten Ereignisse unseres Vaterlandes, und mit steter Rücksicht auf die herrschende Stimmung der Gemüther und den Geist unserer Zeit; ein Umstand, der bey ihrer Würdigung um so weniger von uns durfte übersehen werden, je herrlicher der Vf. die dadurch nothwendig erwachsenden Schwierigkeiten beseitigt, und je herzergreifender er die Darstellung religiöser im Christenthum begründeter Gefühle, die vermöge ihrer Natur von keiner Zeit bedingt sind, an die nächste unmittelbarste Gegenwart anzuknüpfen gewußt.“300 Die Re297 298 299 300
Neue Oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung 1809, Sp. 129; ohne Hervorhebungen Neue Oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung 1809, Sp. 136 Vgl. Bulling: Die Rezensenten 1804–1813, S. 209 und 380 Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 1809, Nr. 40 vom 17. Februar, Bd. 1, Sp. 313– 316, hier 313
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zension geht pointiert auf die erste, vierte, sechste, neunte und zwölfte Predigt ein und hebt dabei jeweils besondere Glanzpunkte hervor. Schleiermachers Ansicht von Frieden und Streit mache ihn zum „würdigsten Nachfolger des von ihm am würdigsten verherrlichten Spinoza“301. Die Rezension, die sonst vollständig auf Zitate verzichtet, schließt mit einem Zitat aus der zwölften Predigt, wo nach der preußischen Katastrophe über die Verluste trauernden Volk neue Blüten und Früchte prophezeit werden. In der Zeitschrift „Neue Theologische Annalen“ ist die zweite Predigtsammlung in Gestalt eines lobpreisenden Tadels angezeigt. Ein inhaltliche Darstellung fehlt fast völlig. Der anonyme Rezensent beginnt mit der Versicherung eigener intensiver Lektüreanstrengungen für einen klaren Totaleindruck des Werks. „Von einzelnen glänzenden, oder vielmehr, leuchtenden Parthieen, denn der Verf. blendet nie, kann bei Werken eines tiefen und dabei hellen Geistes gar nicht die Rede seyn. Man ist schon an Hrn. Schleiermacher gewohnt, daß er aus dem reichen und guten Schatze seines Herzens und Kopfes giebt und der vielgewandte, tiefblickende, sich in die herrlichsten Muster hinein bildende Geist, damit er selbst exemplarisch werde, beurkundet sich in jeder Abhandlung, selbst der abgezogensten. ... Leset, leset und wenn ihr ihn verstehet, so wird eure Belohnung groß, eure Ausbeute reichlich seyn“302. Die vorliegenden Predigten seien philosophische Lesepredigten für Denker in der stillen Studierstube und ungeeignet für eine durchschnittliche gemischte Zuhörerschaft. „Die athemlose Länge der Perioden, die Einschiebsel der Gedankenschwangern üppigen Fülle, das Ungewohnte und Schwerfällige des vielgliedrigen Periodenbaues, die Maas und Ziel überschreitende Länge der Abhandlungen selbst, weniger um der Seitenzahl willen ein Gegenstand des Tadels, als darum, weil das Ganze von einer Trockenheit und Abgezogenheit beherrscht wird, die nur dem an stetes Nachdenken Gewöhnten durch das dargestellte Gedachte, Tiefe, Gründliche erträglich, zuletzt vielleicht selbst angenehm werden kann, dieß alles dürfte nicht da seyn, wenn diese Predigten Predigten seyn sollten. Ihr Stoff ist größtentheils reines, gediegenes Silber, ihre Form aber selbst wieder schwerlöthiges Silber, dessen Hervortreten in Massen Anmuth, Gefälligkeit und Reitz aufgeopfert worden.“303 Schleiermacher könne aber durchaus auch angemessen predigen, wie er im letzten Teil der zwölften Predigt und in der fünften Predigt musterhaft zeige; dagegen sei die neunte Predigt ein Beleg der Trockenheit. „Oft 301 302 303
Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 1809, Sp. 314 Neue Theologische Annalen 1809, ed. Ludwig Wachler, Bd. 1, S. 97–100, hier 98 Neue Theologische Annalen 1809, S. 98–99
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Einleitung in den Band
erhält man in einer einzigen Wendung, in wenig Worten das Resultat tiefer Forschungen, oft spricht der Vf. den innersten Menschen so leise und zart an, oft führt er uns unmittelbar in das wahre Leben ein; aber das Reflectiren und Klarwerden über den Gegenstand der Reflexion vor Augen und Ohren des Zuhörers ist seine Hauptsache.“304 Der Rezensent findet schließend Trost in der durch ein Fremdzitat untermauerten Erwartung auf die wachsende Erbaulichkeit philosophischer Prediger. Das Rezensionsorgan „Heidelbergische Jahrbücher der Literatur“ veröffentlichte 1809 in der Überblicksdarstellung „Predigten der vorzüglichsten Gottesgelehrten Deutschlands“ eine gemeinsame Besprechung von Schleiermachers erster und zweiter Predigtsammlung und Hallescher Eröffnungspredigt. Der christliche Sinn der zweiten Sammlung wird besonders gelobt, auch wenn gerade angesichts der Gedankenfülle mehr konkrete Evidenz und Popularität wünschenswert seien. Ein längeres Zitat aus der zweiten Predigt und die Kennzeichnung der christlichen Standpunkte in der dritten Predigt (Vaterlandsliebe) und ersten Predigt (Geistesgaben) wollen das Mustergültige und Erbauliche belegen.305 In den Ergänzungsblättern zum Rezensionsorgan „Allgemeine Literatur-Zeitung“ wurde im März 1812 eine Rezension veröffentlicht, die sowohl die zweite Auflage der ersten Predigtsammlung als auch die zweite Predigtsammlung zum Gegenstand hat. Die Beurteilung der zweiten Predigtsammlung fällt insgesamt weniger kritisch als die der ersten aus, doch auch hier gibt es einzelnen Tadel. „So viel vorzüglicher auch die zweyte Sammlung in Rücksicht der oben bemerkten Tugenden ist; so stößt man doch auch hier zuweilen an.“306 Der anonyme Rezensent moniert erneut Ungereimtheiten in der vierten, fünften, siebten und vornehmlich neunten Predigt, wo jeweils Schleiermachers Zuordnung von Liebe und Erkenntnis, Gefühl und Überlegung undeutlich-widersprüchlich sei. Der Rezensent schließt lobend; die achte Predigt sei mustergültig; die zehnte Predigt „hält sich genau an den Text, und ist an Bestimmtheit, Wahrheit und Neuheit der Darstellung wohl die vorzüglichste dieser Sammlung.“307 Die Werkausgabe „Kleine Schriften und Predigten“ bietet als Auswahl im Textbestand der ersten Auflage die drei Predigten Nr. 3, Nr. 8 und Nr. 12.308 304 305 306 307 308
Neue Theologische Annalen 1809, S. 100 Vgl. Heidelbergische Jahrbücher der Literatur, Jg. 2, Abt. 1, Bd. 2, Heft 7, S. 31–33 Allgemeine Literatur-Zeitung 1812, Nr. 26, Ergänzungsblätter, März, Sp. 204–207, hier 207 Allgemeine Literatur-Zeitung 1812, Sp. 207 Vgl. Kleine Schriften und Predigten, Bd. 1, 1970, S. 285–330
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B. Zweite Auflage 1820 In der zweiten Auflage hat die zweite Predigtsammlung zehn mit römischen Ziffern gezählte Seiten Vorspann (Titelseite, zwei Vorreden, Inhaltsverzeichnis; S. I–III, VII und IX sind unpaginiert) und 307 mit arabischen Ziffern gezählte Seiten Text (Seite 1 ist unpaginiert). Ein Druckfehlerverzeichnis ist nicht vorhanden. Die normale Seite hat 30 Zeilen von etwa 8,5 cm Breite mit einer Gesamthöhe von 15,0 cm. Die 19 Druckbogen von 16 Seiten sowie ein Viertelbogen von vier Seiten sind durch die Großbuchstaben A bis U (Buchstabe I und J nur einmal, weil identisch) gekennzeichnet. Der „Vorrede zur ersten Auflage“ folgt „Zur zweiten Auflage“. Diese zweite Vorrede, eingeschoben vor dem Inhaltsverzeichnis, hat einen Umfang von zwei Seiten und ist in den August 1820 datiert. Die zweite Auflage trägt die Verlagsangabe G. Reimer.309 Die zweite Auflage der zweiten Predigtsammlung wurde 1834 in die posthum von Georg Reimer veranstaltete Ausgabe „Sämmtliche Werke“ Band II/1 aufgenommen.310 Sie wurde 1835 in Reutlingen bei Enßlin wieder abgedruckt.311 Ein Wiederabdruck findet sich auch in der von Eugen Grosser verlegten neuen Werkausgabe im Band „Predigten für den christlichen Hausstand“.312 Einen Auszug aus der dritten Predigt über Eph 2,19 enthält die 1928 von Johannes Höhne in der Reihe Kirchengeschichtliche Quellenhefte zusammengestellte Auswahl von knappen Texten Schleiermachers zu bestimmten Themenfeldern.313
3. Dritte Sammlung Die Druckschrift „Predigten. Dritte Sammlung“ umfasst dreizehn Predigten, die Schleiermacher im Jahr 1812 gehalten und im Jahr 1814 veröffentlicht hat. Die meisten dieser Predigten wurden zunächst von Friedrich August Pischon nachgeschrieben, diese Nach309 310 311 312 313
Vgl. Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek, Nr. 2535; Meding: Bibliographie, Nr. 1820/4 Vgl. SW II/1, 1834, S. 185–377; 2. Aufl., 1843, S. 183–370 Vgl. Predigten. Zweite Sammlung, Neue, nach der vollständigen und unveränderten dritten Berliner Original-Ausgabe gedruckte Auflage, Reutlingen 1835 Vgl. Sämmtliche Werke, I. Predigten, Abt. 1. Predigten für den christlichen Hausstand, Teil 1, Berlin 1872, 2. Aufl., 1876, Nr. 22–33, S. 239–387 Vgl. Schleiermacher, ed. Johannes Höhne, Kirchengeschichtliche Quellenhefte 20, Frankfurt am Main 1928, S. 43–46. Irrtümlich weist Höhne diese Predigt, die Nr. 3 der Zweiten Sammlung, als Nr. 6 nach.
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Einleitung in den Band
schriften dann von Schleiermacher für die Publikation umformuliert und ausgearbeitet. A. Erste Auflage 1814 Die Druckschrift hat acht mit römischen Ziffern gezählte Seiten Vorspann (Titelseite, Dankestext, Inhaltsverzeichnis; S. I–III sind unpaginiert) und 291 mit arabischen Ziffern gezählte Seiten Text (nur Seite 1 ist unpaginiert). Ein Druckfehlerverzeichnis ist nicht vorhanden. Die normale Seite hat 30 Zeilen von etwa 8,5 cm Breite mit einer Gesamthöhe von 14,4 cm. Die 17 Druckbogen von 16 Seiten sowie zwei Halbbogen von acht Seiten und ein Viertelbogen von 4 Seiten sind durch die Großbuchstaben A bis U (Buchstabe I und J nur einmal, weil identisch) gekennzeichnet. Der Band wurde von Georg Andreas Reimer in der Berliner Realschulbuchhandlung verlegt; das Dankeswort an Pischon ist auf den 18. Jul. 1814 datiert; dies ist auch der Tag des Erscheinens.314 Zu seinem Geburtstag am 21. November 1812 erhielt Schleiermacher überraschend von Friedrich August Pischon zum Geschenk ein kleines Bändchen mit zwölf Predigten „aus diesem Jahre, die er sehr sauber nachgeschrieben hat, sodaß sie leicht zu drucken sein würden. Es ist mir eine sehr große Freude gewesen, und es steckt eine ungeheure Mühe darin.“315 Diese Nachschriften, für die Schleiermacher in seinem Vorwort Pischon ausdrücklich dankte, nutzte er zur Ausarbeitung seiner dritten Sammlung. Dabei stützte er sich zusätzlich auf Nachschriften des Lehrers Karl Ernst Georg Matthisson. Für zwei Predigten (Nr. 9, gehalten am 24. Mai 1812, und Nr. 11, gehalten am 5. Juli 1812) lassen sich keine Vorlagen angeben.316 Die politischen und militärischen Ereignisse, die auch in Schleiermachers persönliche Lebenssituation eingriffen, waren für den literarischen Schaffensprozess nicht förderlich. Schleiermacher schrieb am 30. Mai 1813 an seine Frau: „Ich zwang mich zur Arbeit; das ging auch, ich schrieb ein gutes Stück Predigt, fast einen halben gedruckten Bogen, und zu meiner Zufriedenheit, aber so oft ich pausirte und in die Saalthüre trat, überfiel mich die trübselige Stimmung.“317 314 315 316
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Vgl. Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek, Nr. 2536; Meding: Bibliographie, Nr. 1814/3 Briefe 4, S. 189 Ob die von Johannes Bauer referierte Darstellung (vgl. Schleiermacher als patriotischer Prediger, Gießen 1908, S. 77) zuverlässig und auf diese beiden Predigten anwendbar ist, muss auf Grund der Quellenlage offen bleiben. Briefe 2, S. 286–287
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Für die öffentliche Aufnahme der dritten Predigtsammlung lassen sich drei Rezensionen anführen. In den Ergänzungsblättern zum Rezensionsorgan „Allgemeine Literatur-Zeitung“ wurde die dritte Predigtsammlung im Januar 1815 angezeigt. Die anonyme Rezension stellt Schleiermachers Predigten anfänglich in den Kontext der politisch-öffentlichen Umwälzungen und des dabei neu geweckten breiten Interesses am Christentum. „Die Aufgabe ist also nur: das Christenthum mit demjenigen, woran alle Menschen Antheil nehmen, und was alle Herzen bewegt, in innige Verbindung zu setzen; wer diese Aufgabe zu lösen vermag, dessen Predigt des göttlichen Worts wird sicher Eindruck machen. Auch der Vf. dieser Predigten, den übrigens der weit von Berlin entfernte Rec. nicht persönlich kennt, hat es sehr wohl verstanden, das Christenthum seinen Zuhörern in einer verhängnißvollen Zeit auf eine höchst anziehende Art vorzutragen, und wenn er, was Rec. nicht wissen kann, in der an gebildeten Menschen gewiß keinen Mangel leidenden königlichen Residenz nicht eine Menge von Zuhörern gehabt haben sollte, so kann es nur seinem, zwar eigenthümlichen, aber nichts weniger als fließenden, nichts weniger als allgemeinverständlichen Stil zugeschrieben werden; denn die Materie der hier mitgetheilten Kanzelvorträge ist in sehr hohem Grade vortrefflich und ganz dazu geeignet, es dem Zuhörer, der diesem Prediger zu folgen vermag, anschaulich zu machen, was er an dem Christenthum habe, wenn er es mit einem solchen Sinne, unter solchen Beziehungen auf seine Zeit ansieht.“318 Die reichhaltige Sammlung verdiene eine ausführlichere Anzeige, und die will der Rezensent unparteiisch liefern. Bevor er die dreizehn Predigten einzeln durchgeht, charakterisiert der Rezensent lobend den Autor und dessen situationsbezogene Predigtleistung. „Hr. Schl. ist ein höchst origineller Kanzelredner, er giebt sehr oft ganz unerwartete und doch treffende neue Ansichten; alle seine Vorträge sind schwer an Gedanken, reich an Ideen, tief in seinen Gegenstand und in das Gewissen seiner Zuhörer dringend, Stoff zu langem und tiefem Nachdenken gebend, obgleich nicht eigentlich beredt, und auch nicht empfindsam und rührend, eher strenge, und doch nicht ohne Milde“319. Die im Jahr 1812 gehaltenen Predigten seien in ihrem Situationsbezug zu würdigen. „Nun ist es in der That zu bewundern, wie der Vf. die öffentlichen Angelegenheiten seines Vaterlandes, die selbst den Stumpfsinnigsten kaum gleichgültig lassen konnten, mit der Sache der Religion so glücklich verschmelzen, und 318 319
Allgemeine Literatur-Zeitung vom Jahre 1815, Bd. 4. Die Ergänzungsblätter dieses Jahrgangs enthaltend, Halle / Leipzig 1815, Nr. 1, Januar 1815, Sp. 1–8, hier 1–2 Allgemeine Literatur-Zeitung 1815, Bd. 4, Sp. 2
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Unzähliges, was sich nicht geradezu sagen ließ, dem Sinnigen merklich und kräftig genug andeuten konnte. Dadurch gewann zugleich die große Sache des Vaterlandes und die noch heiligere Angelegenheit der Religion. Dem verständigen Zuhörer ging ein neues Licht über das Evangelium auf, und es ward ihm theurer als noch nie, weil sich über alles, was ihm so nahe am Herzen lag, heilsame und mystisch eingehüllte Winke daraus geben ließen, und manches Beherzigungswerthe an Lehren und Geschichten desselben sich anknüpfen und anschaulich machen ließ; auch über das Allerneuste, was zu bedenken Noth that, ward ihm in den heiligen Schriften nachgewiesen, was nützlich war zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur sittlich religiösen Bildung.“320 Der Rezensent gibt keine deutlich abgegrenzte Einzeldarstellung der dreizehn Predigten, sondern hebt häufig einzelne Gedanken und Themen hervor, zu denen er meistens auch längere Zitate gibt. Er spendet immer wieder reichlich Lob und weist öfters auf die situative Bedeutung hin. Selten trägt er Korrekturen oder Einwände vor. Nur die Predigt vom Trinitatissonntag tadelt er wegen zu geringer Fasslichkeit. Schleiermachers außerordentlich aufschlussreiche elfte Predigt gereiche „seinem feinen psychologischen Sinne zu großer Ehre“321. Die Rezension schließt mit einer kritischen Bemerkung zum Stil; es ist „freylich der Stil eines Mannes, der alles selbst gedacht und von neuem gedacht hat, und der sich seine Schreibart selbst bildet; allein angenehm kann Rec. doch diesen Stil nicht finden; er hat etwas Schwerfälliges und Breites, und es hat nicht einmal das Ansehen, als wenn der Vf. einen besondern Fleiß daran wende; er würde sonst z. B. die vielen einsylbigen Wörter, die er manchmal unmittelbar auf einander folgen läßt, vermeiden.“322 Im Rezensionsorgan „Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung“ wurde Schleiermachers dritte Predigtsammlung im Juni 1815 angezeigt. Die Rezension ist mit dem Kürzel „Dfr.“ unterzeichnet. Der Rezensent Muzel aus Frankfurt an der Oder323 beginnt mit einem Lob: „Sowie Rec. in diesen Predigten für sich viel Erbauung gefunden: so kann er auch gleichgestimmten Seelen einen wirklich schönen, herrlichen Genuß von dem Lesen derselben versprechen. ... Vortrefflich wird man es an diesen Kanzelreden finden, daß der Vf. immer sein Auditorium in Gedanken hat, so daß die Predigt nie eine Abhandlung, 320 321 322 323
Allgemeine Literatur-Zeitung 1815, Bd. 4, Sp. 2 Allgemeine Literatur-Zeitung 1815, Bd. 4, Sp. 6 Allgemeine Literatur-Zeitung 1815, Bd. 4, Sp. 8 Vgl. Karl Bulling: Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung im zweiten Jahrzehnt ihres Bestehens 1814–1823, Claves Jenenses 12, Weimar 1963, S. 43; Die Rezensenten 1804–1813, S. 369
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sondern immer eine Anrede ist und bleibt, wie sie es seyn soll, was aber so viele Geistliche zu vergessen scheinen. Dann schwebt ihm auch immer vor, was eine christliche Gemeine seyn soll, und was der Zweck ihrer Zusammenkünfte ist. Man sieht nämlich hier noch mehr als aus des Vfs. früheren Predigten, daß er die christliche Kirche als eine Gesellschaft betrachtet, deren Glieder in sich und um sich her das Reich Gottes herbeyführen oder erweitern helfen, und daß ihre Versammlungen dazu dienen sollen, sie in diesem Vorsatz zu stärken und in der Ausführung desselben immer weiser zu machen.“324 Zu diesem Zweck seien die Predigten auf das Leben, die Tugenden, Absichten, Taten und Geschicke Jesu ausgerichtet; und diese erhellende Bezugnahme geschehe durchaus in biblischer Sprache. Neben dieser Christlichkeit rühmt der Rezensent zudem die Moralität, „daß diese Predigten tiefe Blicke in das menschliche Herz verrathen und immer in den Grund desselben gehen, um ihn noch mehr zu heiligen“325. Die meisten Themen seien durchaus neu; aber auch die häufiger behandelten Themen seien eigentümlich aufgefasst. „Endlich verdient auch die Diction des Vfs. an manchen Stellen ihr gebührendes Lob. Der Leser wird hie und da wirklich ergriffen und fortgerissen, und der Vortrag ist um so wirksamer, je ruhiger der Redner zu bleiben scheint.“326 Nach dieser lobenden Anerkennung der Vorzüge markiert der Rezensent deutlich tadelnd zwei große Fehler der Predigten. Zum einen unterstelle Schleiermacher bei seinen Zuhörern eine größere Frömmigkeit, ein innigeres Streben nach dem Reiche Gottes, als der kirchlichen Wirklichkeit entspreche; das Ansprechen auf das, was noch nicht so da sei, könne ein Anreiz sei, könne aber auch geistlichen Stolz wecken. Zum andern bemängelt der Rezensent die fehlende Gemeinverständlichkeit der Predigten, die aus einer Überschätzung der Bildung und Geisteskräfte der Zuhörer herrühre. Durch die mangelnde Popularität seien die Predigten für einen Großteil der Zuhörer unverständlich und also fruchtlos. Diese Unverständlichkeit gründe nicht in der sprachlichen oder stilistischen Darbietung, sondern „zum Theil in den Themen, zum Theil in der ganzen Art der Ausführung, und zwar auch hier nur selten in dem Ausdruck desselben, sondern darin, daß die Wenigsten beym einmaligen Hören eigentlich lernen, was ihnen empfohlen, oder wovor ihnen eine Warnung ertheilt wird, ob sie in einer Lage sich befinden, in der sie das Vorgetragene auf sich anwenden können, oder was das für eine Lage sey.“327 Insbesondere 324 325 326 327
Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 1815, Nr. 115, Juni, Bd. 2, Sp. 433–439, hier 433 Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 1815, Sp. 434 Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 1815, Sp. 435 Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 1815, Sp. 438
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den zweiten Tadel sucht der Rezensent durch eine Reihe von Einzelbeobachtungen zu untermauern. Gerade wegen der Vorzüge der Predigten Schleiermachers, so versichert der Rezensent abschließend, sei es wichtig, mögliche Nachahmer vor deren Fehlern zu warnen. Johann Mathias Daniel Ludwig Deegen, Pastor der evangelischen Gemeinde zu Kettwig, gab 1820 in seinem „Jahrbüchlein der deutschen theologischen Literatur“ einleitend in seiner Literaturübersicht „Blicke auf die deutsche theologische Literatur der Jahre 1811–15“ eine knappe Charakteristik der dritten Predigtsammlung Schleiermachers. Können auch diese Predigten „nicht als homiletische Muster empfohlen werden, so muß man ihnen doch die Eigenschaften der Gründlichkeit, die Originalität, und einer genialen Ansicht der moralischen Welt zugestehn. Als Abhandlungen für den Denker auf der Studirstube sind sie vortrefflich. Ein Kirchenpublikum, das Vorträge dieser Art fassen und dem Redner überall folgen könnte, dürfte schwerlich irgendwo gefunden werden. Mancherlei Eigenthümlichkeiten im Style, die zuweilen athemlose Länge der Perioden, die Einschiebsel der gedankenschwangeren üppigen Fülle u. s. w., erschweren das Verstehen noch mehr. Die genannte Sammlung, welche aus 13, sämmtlich im Jahre 1812 gehaltenen, Predigten besteht, hat übrigens dadurch noch ein ganz besonderes Interesse, daß der Verf. die Angelegenheiten des Vaterlandes so glücklich und gewandt mit der Sache der Religion verschmolzen, und Unzähliges, was sich nicht geradezu sagen ließ, fein aber doch kräftig, und für den Nachdenkenden merklich genug, angedeutet hat.“328 Die Werkausgabe „Kleine Schriften und Predigten“ bietet im Textbestand der ersten Auflage die drei Predigten Nr. 6, Nr. 7 und Nr. 9.329 B. Zweite Auflage 1821 Die Druckschrift hat acht mit römischen Ziffern gezählte Seiten Vorspann (Titelseite, Dankestext, Inhaltsverzeichnis; die Seiten I–III und VII sind unpaginiert) und 292 mit arabischen Ziffern gezählte Seiten Text (unpaginiert sind jeweils die Anfangsseiten der dreizehn Predigten). Ein Druckfehlerverzeichnis ist nicht vorhanden. Die normale Seite hat 30 Zeilen von etwa 8,5 cm Breite mit einer Gesamthöhe von 15,1 cm. Die 17 Druckbogen von 16 Seiten sowie zwei Halbbogen von acht Seiten und ein Viertelbogen von 4 Seiten sind durch die 328 329
Jahrbüchlein der deutschen theologischen Literatur, verfaßt und herausgegeben von J. M. D. L. Deegen, Bd. 2, Essen 1820, S. 30–31 Vgl. Kleine Schriften und Predigten, Bd. 1, 1970, S. 331–376
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Großbuchstaben A bis U (Buchstabe I und J nur einmal, weil identisch) gekennzeichnet. Die zweite Auflage trägt die Verlagsangabe G. Reimer; das Dankeswort an Pischon ist satztechnisch auf drei Seiten verkürzt und eine „Nachschrift“, die auf den 18. November 1821 datiert ist, auf der frei gewordenen vierten Seite hinzugefügt. Die zweite Auflage ist wohl im Dezember 1821 erschienen.330 Das von Ernst Gottlieb Bengel herausgegebene „Archiv für die Theologie und ihre neuste Literatur“ publizierte 1824 eine Rezension, in der die Zweitauflage wie eine Erstauflage angezeigt wird ohne Vergleich zwischen den Auflagen und ohne Erwähnung der öffentlichen Aufnahme für die Erstauflage. Der mit „- n -“ zeichnende Rezensent beginnt mit einem Lob. „Scenen aus dem Leben Jesu gehören zu dem Interessantesten, was ein Prediger bearbeiten kann. Der Hr. Vf. hat uns in der vorliegenden Sammlung von 13 sämmtlich im Jahr 1812 gehaltenen Predigten dieses dankenswerthe Geschenk gemacht. Es war ihm dabei mehr um eine Darstellung des Verhaltens Jesu, als um eine genaue Entwickelung seiner Reden zu thun.“331 Andeutende Vorbehalte gegen die eigenständige Profilierung und die homiletische Schwerverständlichkeit Schleiermachers bringen den Rezensenten dazu, ausführlich seine anspruchsvollen Kriterien zu formulieren, die eine evangelische Predigt erfüllen muss. Auch wenn der Rezensent diese Anforderungen durch Schleiermachers Predigten nicht ganz erfüllt sieht und dementsprechend manche enger an Jesu Verkündigung anschließende evangelische Darstellung sich wünscht, so sind ihm doch die schätzenswerten Talente Schleiermachers deutlich. Der Rezensent „zweifelt nicht, daß die Predigten des Verf. durch Berücksichtigung des Wahren in diesen evangelischen Wünschen an Vollendung um so mehr gewinnen könnten, je mehr der Verf. durch tiefe Einsicht, reiche classische Bildung und einen alles Edle mit Liebe umfassenden Sinn geeignet wäre, mit Beschränkung seiner Eigenthümlichkeit, das Reich Gottes auf eine dem Sinne des Evangeliums Jesu entsprechendere Weise zu fördern.“332 Der Rezensent geht, seinen thematischen Interessen folgend, auf die Predigten Nr. 11, Nr. 9, Nr. 13, Nr. 2, Nr. 4 und Nr. 7 ein, wobei er in seine teilweise durch längere Zitate erfolgende Darstellung nicht immer leicht abgrenzbar auch seine eigenen differierenden Themaüberlegungen hineinwebt. Auch gegenüber 330 331
332
Vgl. Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek, Nr. 2537; Meding: Bibliographie, Nr. 1821/4 Archiv für die Theologie und ihre neuste Literatur, Bd. 7 [Nebentitel: Neues Archiv für die Theologie, Bd. 3], Tübingen 1824, Stück 1, S. 202–227, hier 202; ohne Hervorhebungen Archiv für die Theologie und ihre neuste Literatur 7, S. 207; ohne Hervorhebungen
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Einleitung in den Band
den ehrend erwähnten zeitgeschichtlichen Bezügen der dritten Predigtsammlung wird abschließend ein hermeneutisches Korrektiv geltend gemacht. Die zweite Auflage der dritten Predigtsammlung wurde 1834 in die posthum von Georg Reimer veranstaltete Ausgabe „Sämmtliche Werke“ Band II/1 aufgenommen.333 Sie wurde 1835 in Reutlingen bei Enßlin wieder abgedruckt.334 Ein Wiederabdruck findet sich auch in der von Eugen Grosser verlegten neuen Werkausgabe im Band „Predigten für den christlichen Hausstand“.335 Einzelne Predigten wurden in Auszügen mitgeteilt oder über sie referiert.336
4. Vierte Sammlung Die Druckschrift, erschienen unter dem doppelten Titel „Predigten. Vierte Sammlung“, umfasst neun Predigten, die Schleiermacher im Jahr 1818 gehalten und im Jahr 1820 veröffentlicht hat. Die Predigten wurden zunächst von befreundeten Hörern nachgeschrieben, diese Nachschriften dann von Schleiermacher für die Publikation ausgearbeitet. A. Erste Auflage 1820 Die Druckschrift hat acht mit römischen Ziffern gezählte Seiten Vorspann und 206 mit arabischen Ziffern gezählte Seiten Text (unpaginiert sind die neun Predigtanfangsseiten). Die normale Seite hat 30 Zeilen von etwa 8,5 cm Breite mit einer Gesamthöhe von 15,0 cm. Die zwölf Druckbogen von 16 Seiten sowie zwei Halbbogen von acht bzw. sechs Seiten sind durch die Großbuchstaben A bis O (Buchstabe I und J nur einmal, weil identisch) gekennzeichnet. Die beiden unpaginierten Titelseiten stehen auf einen Blick links („Predigten über den christlichen Hausstand“) und rechts („Predigten. Vierte Sammlung“) nebeneinander. Die Vorderseite des ersten Titelblatts ist leer und nicht in die römische Seitenzählung einbezogen. Die Rückseite des zweiten Titelblatts ist leer, aber bei der Seitenzählung berücksichtigt. Die Vorrede, datiert auf den 13. April 1820, beginnt auf der unpaginierten Vorderseite des dritten Blattes und endet auf dessen mit der römischen 333 334 335 336
Vgl. SW II/1, 1834, S. 379–563; 2. Aufl., 1843, S. 371–548 Vgl. Predigten. Dritte Sammlung, Neue, nach der vollständigen und unveränderten dritten Berliner Original-Ausgabe gedruckte Auflage, Reutlingen 1835 Vgl. Sämmtliche Werke, I. Predigten, Abt. 1. Predigten für den christlichen Hausstand, Teil 1, Berlin 1872, 2. Aufl., 1876, Nr. 34–46, S. 387–527 Vgl. Meding: Bibliographie, S. 239–243, P 33–45
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Seitenzahl V versehenen Rückseite. Das vierte Blatt bietet auf der Vorderseite das Verzeichnis „Inhalt“ und auf der Rückseite das Verzeichnis „Verbesserungen“; beide Seiten sind ohne ausgewiesene Zählung. Unter „Verbesserungen“ sind sechs Einzelkorrekturen und die Generalaufforderung notiert: „Kleinere Irrungen, besonders auch in der Interpunktion, beliebe der Leser selbst zu bemerken.“ Die Hausstandspredigten wurden von G. Reimer verlegt und erschienen wohl Anfang Mai 1820.337 Das von Christoph Friedrich Ammon herausgegebene „Magazin für christliche Prediger“ gab 1820 eine insgesamt eher tadelnde knappe Anzeige der Hausstandspredigten. Die anonyme Rezension lobt zu Beginn zwar inhaltlich „gute Gedanken“ und „einzelne treffende Reflexionen“338, doch steht die weitere Besprechung im Zeichen des Tadels: „In Rücksicht der Form hingegen, und zwar der Partition, Ausführung, Sprache und Popularität, entsprechen diese Vorträge den Forderungen der Kritik keinesweges.“339 Dieser Tadel, für den einige Zitate beigebracht werden, führt zur abschließenden Gesamteinschätzung: „Erfahrene Prediger, die den Reichthum der hier niedergelegten Materialien, namentlich in den Vorträgen über die Kinderzucht und das Gesinde, für ihre Arbeiten benutzen wollen, werden daher der Nothwendigkeit nicht ausweichen können, sie von Neuem auf das homiletische Amalgamirwerk zu bringen, dann aber auch, nach einer leichten Beimischung von rhetorischem Salze, für ihre Mühe wohl belohnt werden.“340 In den Ergänzungsblättern des Rezensionsorgans „Allgemeine Literatur-Zeitung“ findet sich unter der Rubrik ‚Erbauungsschriften‘ im Januar 1821 eine anonyme Rezension der vierten Predigtsammlung. Diese Rezension, die derselbe Autor wie die der dritten Sammlung geschrieben hat, beginnt mit einem ausgezeichneten Lob für den Inhalt der Hausstandspredigten. „Hier ist nichts oben abgeschöpft, nichts flach, nichts schaal, nichts trivial; alles ist aus der Tiefe geholt; alles ist durch eignes, den jedesmaligen Gegenstand durchdringendes Nachdenken gegangen; durch alles wird der sinnige Leser, so wie früher der denkende Zuhörer auf einen höhern Standpunct gehoben, von welchem aus er das Gemeine tief unter sich sieht. Und wie kömmt es, daß diese Vorträge, bey allem Mangel an Wärme des Gefühls doch 337 338 339 340
Vgl. Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek, Nr. 1711; Meding: Bibliographie, Nr. 1820/5 Magazin für christliche Prediger, ed. Christoph Friedrich Ammon, Bd. 5, Hannover / Leipzig 1820, Stück 1, S. 213–216, hier 213 Magazin für christliche Prediger 1820, S. 214 Magazin für christliche Prediger 1820, S. 216
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denjenigen, der ihrem Vf. zu folgen vermag, und ihn ganz versteht, ergreifen und in seinem Gemüthe dauernde Eindrücke zurücklassen? Das thut der Geist, aus dem sie hervorgingen, und der aus dem Reichthum seiner Ideen an Einem fort so Vieles hervorgiebt, wodurch das Gemüth in seinen Tiefen berührt und angeregt wird, daß er, ohne es auf das Rührende anzulegen, ohne durch eine empfindsame Sprache jemanden gewinnen zu wollen, doch seinen Zweck, auf die Willenskräfte wohlthätig einzuwirken, erreicht.“341 Die Rezension stellt, indem sie paraphrasierend, zitierend, kommentierend, hervorhebend und urteilend verfährt, die neun Predigten nacheinander dar; sie erkennt der achten Predigt über die christliche Gastfreiheit den ersten Preis zu und belegt diese Einschätzung auch durch zwei längere Zitate. „Solche Worte sind goldne Aepfel in silbernen Schalen.“342 Nur zu wenigen Aussagen Schleiermachers formuliert der Rezensent Korrekturen, so bei der letzten Predigt zur Mildtätigkeit; Schleiermacher überdehne hier seine Auslegung von Eph 4,28. Die Rezension schließt mit dem Lob für den Umgang mit dem Bibeltext, dass Schleiermacher nämlich „immer bey seinem Texte bleibt, und, ob er gleich überall zu allgemeinen Ideen emporsteigt, doch alles an den Text anknüpft und aus demselben herleitet, auch nirgends mit Aufklärerey sich abgiebt, sondern überall, so wie es sich in Predigten gebührt, seinen freygewählten, nicht durch Perikopenvorschrift ihm aufgedrungenen Text als ein göttliches Wort behandelt, und demselben durch Belebung des todten Buchstabens Achtung und Ehrfurcht zu verschaffen weiß.“343 Die Buchstabentreue ziele auf lebendig-christliche Geistigkeit. Die Zeitschrift „Neue Theologische Annalen“ publizierte im Heft für Februar und März 1821 eine lobreich-ehrende Besprechung der vierten Predigtsammlung. In Schleiermachers Hausstandpredigten werde der auch von andern Predigern vielfach behandelte Gegenstand in einer musterhaften Durchdringung von Predigtgehalt und Predigtform eigentümlich dargestellt und sei dadurch ein wichtiges Beispiel homiletischer Kunst. Noch mehr gerühmt wird „ihr rein christlicher und rein biblischer Charakter, der sich bei ihm nicht in den Worten, oder in den Formeln der Buchstabenorthodoxie, wie es neuerdings Mode werden will, ausdrückt, sondern in dem lebendigen Geist, der die ganze Darstellung durchweht, weshalb bei ihm kein Hörer, oder Leser zweifelhaft seyn darf, das von ihm zu empfangen, was ihn selbst auf das innigste durchdringt, und weshalb auch das Wort seines Mun341 342 343
Allgemeine Literatur-Zeitung 1821, Bd. 4. Die Ergänzungsblätter enthaltend, Nr. 1, Januar, Sp. 1–8, hier 1 Allgemeine Literatur-Zeitung 1821, Sp. 7 Allgemeine Literatur-Zeitung 1821, Sp. 8
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des nicht leer zu ihm zurückkehren kann. Der christlich-religiöse Gehalt der Schrift ist hier mit dem sittlichen und dieser mit jenem so einfach und doch so ergreifend verknüpft, daß beides durchaus als Eins erscheint, in jeder Schriftstelle ihr ursprünglicher und zeitgemäßer Sinn so richtig und ohne alle Künstelei gedeutet und in der darauf folgenden Darstellung so zweckmäßig auf die Verhältnisse der Gegenwart angewendet, daß das Ursprüngliche und Zeitgemäße mit dem Bleibenden als identisch erscheint, und sich so die Schrift durch sich selbst als wahrhaft göttliche Offenbarung für alle Zeiten erweist. Dies ist die wahre Orthodoxie, nicht des tödtenden Buchstabens, sondern des belebenden Geistes, und dieses allein bedürfen wir, wenn christliche Erkenntniß und christl. Gesinnung sich unter uns verbreiten sollen.“344 Die Rezension gibt sodann eine Inhaltsübersicht über die neun Predigten, zusammenfassend die Themenbereiche, und lobt den Zusammenhang des Ganzen. Der anonyme Rezensent schließt mit der Aufforderung an die amtlich bestellten Prediger, Schleiermachers Predigten zu studieren und zur Kräftigung des oft matten Geistes ihrer Predigten zu nutzen. Die Zeitschrift „Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur für 1821“ zeigte Schleiermachers Predigtsammlung unter beiden Titelformulierungen knapp auf einer halben Seite an. Dem Tadel an der Einteilung der beiden ersten Predigten folgt das Lob des Gedankenreichtums aller Predigten. „Aber alle enthalten nicht nur treffliche Belehrungen überhaupt, die öfters ins Einzelne nach den Bedürfnissen unserer Zeit eingehen, sondern auch mehrere eigenthümliche Gedanken und Darstellungen.“345 In der Zeitschrift „Neues Archiv für die Theologie“ erschien 1823 eine mit „– n –“ signierte Rezension der Hausstandspredigten. Die insgesamt reserviert-freundliche Rezension mit einigen inhaltlichen Verwahrungen beginnt mit einigen Bemerkungen zu Form, Stil und Ton der Predigtsammlung, wobei Vergleiche zu den kritisch beurteilten „Reden“ gezogen werden. Gegenüber den teilweise pompösen „Reden“ zeichne sich die vorliegende Predigtsammlung „durch Würde und einfach-kräftige Darstellung aus. Der Ton hat sich mehr dem schlichten Worte der wohlgewählten evangelischen Texte nachgestaltet.“346 Das biblische Wort habe nun für die Auffassung und Ge344 345
346
Neue Theologische Annalen 1821, ed. Ludwig Wachler, Bd. 1, Februar und März, S. 79– 88, hier 80–81 Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur für 1821. Herausgegeben von einer Gesellschaft Gelehrter und besorgt von Christian Daniel Beck, Bd. 1, Stück 2, Leipzig / Wien 1821, S. 168 Neues Archiv für die Theologie, ed. Ernst Gottlieb Bengel, Bd. 2 [= Archiv für die Theologie, Bd. 6], Stück 2, Tübingen 1823, S. 451–468, hier 451
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staltung der Predigt eine direkte Kräftigkeit und werde nicht mehr teilweise den eigenen Themen und Ideen des Predigers nutzbar gemacht. Die Darstellung des Inhalts der Hausstandspredigten wird immer wieder durch interpretierende, akzentuierende oder korrigierende Bemerkungen begleitet. Der Rezensent lässt dabei seine eigene theologische Position deutlich als Maßstab hervortreten. In diesem Sinn geht er zunächst, den Lebensbegriff kritisch-akzentuierend, auf Schleiermachers anfängliche Absichterklärung ein, in den Predigten die christliche Ordnung der menschlichen Grundverhältnisse aus dem biblischgöttlichen Wort bedenken und erneuern zu wollen. Der Rezensent formuliert bejahend Schleiermachers Grundsatz: „Das Leben könne nur geordnet werden durch das Wort Gottes.“347 Bei der inhaltlichen Darstellung der einzelnen Predigten liegt das Hauptaugenmerk auf den drei Predigten zur Kindererziehung (Kinderzucht). „Denn da die Liebe zu Gott und Jesu allein das Herz reiniget, so ist es Hauptaufgabe der Predigt, zu zeigen, unter welchen Bedingungen jene Grundtugend dem Herzen entkeimen könne, und recht sehr hat uns daher gefreut, eine heilige Weihe über diese Predigten ausgebreitet, ohne Schonung die Verkehrtheit so vieler Erzieher unsrer Zeit in Absicht auf jene Grundtugend angegriffen, und auf Zurückführung zur Quelle alles Guten, zu Gott und Jesu, hingewiesen zu sehen.“348 Bei den Predigten zum Hausgesinde, zur Gastfreundschaft und Wohltätigkeit trägt der Rezensent mehrere exegetisch-sachliche Einwände vor, nimmt aber trotz des exegetischen Einwands Schleiermachers Forderung, die Wohltätigkeit nicht persönlich, sondern gemeindlich zu organisieren, dankbar auf. Johann Mathias Daniel Ludwig Deegen gab 1825 in seinem „Jahrbüchlein der deutschen theologischen Literatur“ einen knappen Hinweis auf Schleiermachers vierte Predigtsammlung. „Die Vorzüge und Eigenthümlichkeiten der Schleiermacher’schen Pr. sind bekannt, auch hat der Ref. schon Bdchn. II. 30. versucht, sie kurz zu charakterisiren. Es werde hier also nur bemerkt, daß die neun Predigten der neuesten Sammlung, (über Ehe, Kinderzucht, Hausgesinde, Gastfreundschaft und Wohlthätigkeit), was den Reichthum und die Tiefe der Ideen und die einfach-kräftige Darstellung betrifft, den früheren nicht nachstehen, daß sich aber der Ton mehr dem schlichten Worte der wohlgewählten Texte, an welche Alles angeknüpft und aus welchen Alles hergeleitet ist, genähert hat.“349 Deegen gibt dann gereiht fünf Rezensionen mit ihrer Beurteilungstendenz an. 347 348 349
Neues Archiv für die Theologie 1823, S. 459 Neues Archiv für die Theologie 1823, S. 461 Jahrbüchlein der deutschen theologischen Literatur, verfaßt und herausgegeben von J. M. D. L. Deegen, Bd. 5, Essen 1825, S. 172
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Die Werkausgabe „Kleine Schriften und Predigten“ bietet 1970 im Textbestand der ersten Auflage die drei Predigten Nr. 2, Nr. 4 und Nr. 9.350 B. Zweite Auflage 1826 Die Druckschrift hat sechs mit römischen Ziffern gezählte Seiten Vorspann und 206 mit arabischen Ziffern gezählte Seiten Text (unpaginiert sind die neun Predigtanfangsseiten). Die normale Seite hat 30 Zeilen von etwa 8,2 cm Breite mit einer Gesamthöhe von 14,5 cm. Die zwölf Druckbogen von 16 Seiten sowie zwei Halbbogen von acht Seiten sind durch die Großbuchstaben A bis O (Buchstabe I und J nur einmal, weil identisch) gekennzeichnet. In Exemplaren der zweiten Auflage, wo die zweite Titelseite mit der Angabe ‚Predigten. Vierte Sammlung‘ fehlt, steht die erste Titelseite „Predigten über den christlichen Hausstand“ rechts. Die römische Seitenzählung des Vorspanns ist auch hier so eingerichtet, als gäbe es eine doppelte Titelseite. Der Vorspann wird in beiden Fällen römisch als sieben Seiten gezählt. Den unpaginierten ersten drei bzw. vier Seiten folgt die paginierte Seite, die wie in der Zählung der Erstausgabe als V ausgewiesen wird, und so auch die beiden noch folgenden Seiten. Der neu etwas enger gesetzten „Vorrede“ ist eine über zwei Seiten starke „Nachschrift zur zweiten Ausgabe“ hinzugefügt, die auf den September 1825 datiert ist. Das Blatt mit dem Verzeichnis „Inhalt“ auf der Vorderseite und dem Verzeichnis „Druckfehler und Verbesserungen“ (14 Korrekturfälle) auf der Rückseite ist als unpaginierter Nachspann an das Ende des Buchs verschoben. Die zweite Auflage der Hausstandspredigten wurde von G. Reimer verlegt und erschien wohl im Januar 1826.351 Die „Bibliothek deutscher Canzelberedsamkeit“ hat 1828 in der Textfassung der zweiten Auflage die beiden Predigten Nr. 1 und Nr. 2 wieder abgedruckt.352 Die zweite Auflage der vierten Predigtsammlung wurde 1834 in die posthum von Georg Reimer veranstaltete Ausgabe „Sämmtliche Werke“ Band II/1 aufgenommen.353 Sie wurde 1835 in Reutlingen bei Enßlin wieder abgedruckt.354 Im Verlag Reimer erschienen 1842 350 351 352 353 354
Vgl. Kleine Schriften und Predigten, Bd. 1, 1970, S. 377–421 Vgl. Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek, Nr. 2538; Meding: Bibliographie, Nr. 1826/10 Vgl. Bibliothek deutscher Canzelberedsamkeit, Bd. 7, Gotha / Neu-York 1828, S. 59–76 [Nr. 1]; S. 77–92 [Nr. 2] Vgl. SW II/1, 1834, S. 565–692; 2. Aufl., 1843, S. 549–672 Vgl. Predigten über den christlichen Hausstand. Vierte Sammlung, Neue, nach der vollständigen und unveränderten dritten Berliner Original-Ausgabe gedruckte Auflage, Reutlingen 1835
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und 1860 unter dem Titel „Predigten über den christlichen Hausstand“ die dritte und die vierte Auflage. Wieder abgedruckt wurde die Sammlung auch in der von Eugen Grosser verlegten Werkausgabe „Predigten für den christlichen Hausstand“.355 Im 20. Jahrhundert wurde die Sammlung in den dritten Band der von Otto Braun und Johannes Bauer herausgegebenen vierbändigen Werkausgabe356 aufgenommen und daneben auch als Einzeltitel357 von Johannes Bauer ediert. Die erste Predigt über die Ehe wurde mehrfach358, die zweite Predigt über die Ehe einmal359 in Sammelbände aufgenommen. Die drei Predigten über die Kinderzucht wurden der Neuausgabe des Pädagogik-Bandes Sämmtliche Werke III/9 zugefügt.360 Die erste Predigt über die Kinderzucht361 und die Predigt über die Gastfreundschaft362 wurden in Auswahlausgaben wiedergegeben. Einzelne Predigten wurden in Auszügen mitgeteilt.363
II. Editorischer Bericht Der vorliegende Band ist nach den Editorischen Grundsätzen für die III. Abteilung gestaltet.364 Die besonderen Gegebenheiten der hier veröffentlichten Texte machen einige zusätzliche Regelungen erforderlich. Durch Sperrung von Stichworten werden diese zusätzlichen Regeln auf die Grundsätze bezogen. 355 356 357 358
359 360 361
362 363 364
Vgl. Sämmtliche Werke, I. Predigten, Abt. 1. Predigten für den christlichen Hausstand, Teil 1, Berlin 1872, 2. Aufl., 1876, Nr. 1–9, S. 2–103 Vgl. Werke. Auswahl in vier Bänden, edd. Otto Braun / Johannes Bauer, Leipzig 1910– 1913, 2. Aufl., 1927–1928 (Nachdruck Aalen 1967. 1981), hier Bd. 3, 1910, S. 223–398 Vgl. Predigten über den christlichen Hausstand, ed. Johannes Bauer, Leipzig 1911 Vgl. Herz, Geist und Leben des Menschen, oder Worte der Liebe und Wahrheit über die wichtigsten Vorfälle und Beziehungen des Erdenbürgers. Aus den Werken der vorzüglichsten deutschen Kanzelredner, ed. Johannes T. Unger, Zur Begründung einer neuen, evangelischen Gemeinde zu Fleissen bei Eger in Böhmen, Prag 1834, S. 103–119; Auswahl seiner Predigten, Homilien und Reden, ed. Wilhelm von Langsdorff, Leipzig 1889, S. 98– 112; Über Freundschaft, Liebe und Ehe. Eine Auswahl aus Schleiermachers Briefen, Schriften und Reden, ed. A. Saathoff, Halle an der Saale [1910], S. 179–194 Vgl. Über Freundschaft, Liebe und Ehe, ed. A. Saathoff, [1910], S. 194–208 Vgl. Pädagogische Schriften, ed. C. Platz, Sämmtliche Werke III/9, 2. Aufl., Langensalza 1876; 3. Aufl. 1902 (Nachdruck Osnabrück 1968), S. 591–628 Vgl. Friedrich Schleiermacher, ed. Richard Wickert, Greßlers Klassiker der Pädagogik, Bd. 28, Langensalza 1912, S. 338–355; Predigten, ed. Hans Urner, Berlin / Göttingen 1969, S. 270–284 Vgl. Eine Auswahl aus seinen Predigten, Reden und Briefen, ed. Curt Stage, Berlin 1893, S. 25–36 Vgl. Meding: Bibliographie, S. 245–249, P 51–54. 58–59 Vgl. oben S. IX–XX
II. Editorischer Bericht
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Zeichensetzung. Hinsichtlich der Zeichensetzung ist die Sparsamkeit, mit der Schleiermacher auch ausgedehnte Satzperioden nur durch wenige Interpunktionszeichen gliedert, durchaus programmatisch gewollt.365 Entsprechend werden im gedruckten Text keine Kommata ergänzt. Schreibweise. In die teilweise sehr schwankend gebrauchte Groß- und Kleinschreibung von Personalpronomina, Zahlwörtern, substantivierten Adjektiven und Anreden wird in der Regel nicht eingegriffen. Im textkritischen Apparat werden bei den Drucktexten, denen ein Druckfehlerverzeichnis zugefügt worden ist, dessen Korrekturanweisungen durch die Formel „so DV; OD:“ mitgeteilt. Der Textbestand des Druckfehlerverzeichnissen wird als authentischer Text genommen und als Bezugtext für den Variantenapparat verwendet. Ist eine Korrektur des Textes erforderlich und ist in der zweiten Auflage diese Korrektur vorgenommen worden, so wird im textkritischen Apparat dieser Sachverhalt durch die Formel „so B; A:“ mitgeteilt. Diese Abweichung der zweiten Auflage von der Erstauflage wird nicht in den Variantenapparat aufgenommen. Die Erste Predigtsammlung bietet in der zweiten Auflage (1806) mit der Verwendung von „kk“ und von „ss“ eine gewollt andere Schreibweise als die Erstauflage.366 Diese Veränderungen der Wortschreibung von „k“ / „ck“ zu „kk“ sowie von „ß“ zu „ss“ werden bei häufigerem Vorkommen nicht einzeln an der Belegstelle nachgewiesen, sondern listenmäßig erfasst. Die Wortschreibung der dritten Auflage ist mit der der zweiten Auflage identisch (Ausnahme: „Schiksal“ in der dritten Auflage). Folgende Wörter, ihre Ableitungen und ihre Zusammensetzungen sind in der zweiten Auflage immer anders geschrieben als in der Erstauflage, die der Haupttext wiedergibt: 1. Auflage
2. Auflage
1. Auflage
2. Auflage
abmeßen Abschrekung abzweken Aker Anblik
abmessen Abschrekkung abzwekken Akker Anblikk
angemeßen anloken Auffaßen Augenblik ausdrüken
angemessen anlokken Auffassen Augenblikk ausdrükken
365 366
Vgl. KGA V/7, Nr. 1574,25–32; Nr. 1663,38–44 Bei der 1806 simultan erfolgten Drucklegung der 2. Auflage der Reden „Über die Religion“ schärfte Schleiermacher am 26. Juli 1806 brieflich Reimer die Beachtung der neuen Schreibweise ein (vgl. KGA V/9, Nr. 2230,28–29).
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Einleitung in den Band
1. Auflage
2. Auflage
1. Auflage
2. Auflage
ausdrüklich Ausdruk ausschmüken bedeken Bedürfniße beflißen Beglükung berüken beschloßen beßer beßern Beßerung Blik bliken Brüke Bündniße daßelbe deken deßen deßelben drüken Druk druken Eindruk Einflüße Endzwek entdeken Entdekung entlaßen entschloßen Entschlüße entwikeln/ entwickeln Entwikelung erbliken erdrüken Ereigniße erstreken erweken erwklich Eßig Fakel faßen Faßung Feßel feßeln flüßig
ausdrükklich Ausdrukk ausschmükken bedekken Bedürfnisse beflissen Beglükkung berükken beschlossen besser bessern Besserung Blikk blikken Brükke Bündnisse dasselbe dekken dessen desselben drükken Drukk drukken Eindrukk Einflüsse Endzwekk entdekken Entdekkung entlassen entschlossen Entschlüsse entwikkeln
geflißentlich gefloßen Geheimniße gelaßen Gelaßenheit genoßen Genüße gerißen Geschik/ Geschick geschloßen Geschmak gewiße Gewißen Gleichniße Glük Glükseligkeit hartnäkig Hausgenoße Hinderniße Kenntniße laßen leken loken Lüke eine Maße meßen Mißethat Mißgeschik Mißion müßen nachgelaßen nachläßig Nachläßigkeit Neßeln Rathschlüße rüken Rükgang Rüksicht schiken schiklich Schiksal/ Schicksal Schlüße schmüken Schmuk
geflissentlich geflossen Geheimnisse gelassen Gelassenheit genossen Genüsse gerissen Geschikk
Entwikkelung erblikken erdrükken Ereignisse erstrekken erwekken erwekklich Essig Fakkel fassen Fassung Fessel fesseln flüssig
geschlossen Geschmakk gewisse Gewissen Gleichnisse Glükk Glükkseligkeit hartnäkkig Hausgenosse Hindernisse Kenntnisse lassen lekken lokken Lükke eine Masse messen Missethat Mißgeschikk Mission müssen nachgelassen nachlässig Nachlässigkeit Nesseln Rathschlüsse rükken Rükkgang Rükksicht schikken schikklich Schikksal Schlüsse schmükken Schmukk
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1. Auflage
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1. Auflage
2. Auflage
schreken sproßen Steken steken streken Strik Stük/Stück troknen umfaßen ungeschikt Unglük unterdrüken unterlaßen Unwißenheit veranlaßen Veranlaßung verbeßern verdeken verdroßen Verfaßer
schrekken sprossen Stekken stekken strekken Strikk Stükk trokknen umfassen ungeschikkt Unglükk unterdrükken unterlassen Unwissenheit veranlassen Veranlassung verbessern verdekken verdrossen Verfasser
Verfaßung vergeßen Verhältniße Verlaßenheit vermeßen vernachläßigen verschloßen verwikeln Verwikelung Waßer Weißagung weken weßen wißen Wißenschaft zerrißen zulaßen zurük Zwek zweklos
Verfassung vergessen Verhältnisse Verlassenheit vermessen vernachlässigen verschlossen verwikkeln Verwikkelung Wasser Weissagung wekken wessen wissen Wissenschaft zerrissen zulassen zurükk Zwekk zwekklos
Variantenapparat. Die ersten vier Predigtsammlungen Schleiermachers sind jeweils in mehr als einer Auflage publiziert. Ediert wird hier immer der Text der ersten Auflage. Abweichungen der folgenden Auflagen werden in einem eigenen Variantenapparat mitgeteilt, der in die Zeilenzählung der jeweiligen Seite einbezogen ist. Textkritischer Apparat und Sachapparat erfassen auch den Variantenapparat. Liegt der Seitenwechsel in einem Textstück, das im Variantenapparat mitgeteilt wird, so wird die neue Seitenzahl nur dann im Variantenapparat nachgewiesen, wenn der Seitenwechsel wegen der erfolgten Änderungen im Haupttext nicht markiert werden kann. Der Variantenapparat soll möglichst aus sich verständlich und die Art der Varianten leicht erkennbar sein. Veränderungen der Zeichensetzung und der Wortlautung werden möglichst knapp je für sich mitgeteilt, Veränderungen der Worte und des Satzbaus möglichst in Sinneinheiten dokumentiert. Die Mitteilungen werden, soweit durchführbar, nach sachlicher Zusammengehörigkeit gebündelt. Es werden bis zu fünf oder sechs Wörtern ins Lemma gestellt, wenn dadurch die Veränderung ohne Bezugnahme auf den Haupttext augenfällig wird. Satzzeichen, die nicht Bestandteil eines Textänderungsnachweises sind (beispielsweise ein Punkt am Satzende), werden nur dann ins Lemma und in die Variantenmitteilung aufgenommen, wenn dadurch die Identifizierung der Textstelle ermöglicht oder erleichtert wird. Sachapparat. Gemäß den Editorischen Grundsätzen werden die Predigten durch den Vortragstermin identifiziert; dieses Datum ist
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Einleitung in den Band
für alle Querbezüge in der Abteilung maßgeblich. Im Sachapparat zur Überschrift jeder Predigt wird deshalb der kalendarische Vortragstermin angegeben. Dies bereitet insbesondere für die Erste und Zweite Sammlung Schwierigkeiten. Schleiermacher hat häufig keine Zeitangaben gemacht oder nur summarisch auf Zeiträume hingewiesen. Da er durch die Verschriftung den frei gehaltenen Predigtvortrag nicht nachträglich dokumentieren wollte, sondern das homiletische Anliegen nun den Bedingungen der schriftlichen Mitteilung unterstellte, sind größere Veränderungen des mündlichen Predigtvortrags durchaus gewollt. Zudem formulierte Schleiermacher in der Ersten Sammlung auch Predigten, deren Vortrag fünf oder sechs Jahre zurücklag und für die ihm nur die Disposition vorlag. Die Angabe des Vortragstermins schließt also nicht die Aussage ein, dass die jetzige literarische Predigt wörtlich und gedanklich damals genau so gehalten worden sei. Für die Terminzuordnung ist allein maßgeblich, dass Schleiermacher jeweils zum selben Thema und zum selben Bibelabschnitt gepredigt hat; die Größe der Veränderung bleibt dabei außer Betracht. In drei Fällen werden zwei Vortragstermine mit je eigenen Dispositionen aufgeführt. Druckgestaltung. Die graphische Gestaltung der Absatzanfänge (unterschiedlich großer Einzug, teilweise auch kein Einzug, Leerzeilen usw.) ist vereinheitlicht, ebenso die Länge der Abgrenzungsstriche zwischen den Predigten. Marginalien. Der Seitenwechsel des Textzeugen wird im Text durch einen senkrechten Strich (|) markiert. Liegen bei Textzeugenvarianten in derselben Zeile zwei oder mehr Seitenwechsel vor, so werden in den Marginalangaben die Seitenzahlen nach der Position der Markierungsstriche gereiht. Beziehen sich zwei Seitenzahlen auf denselben Markierungsstrich, so werden sie durch Punkt getrennt; beziehen sie sich auf verschiedene Markierungsstriche, so werden sie durch Doppelpunkt getrennt. ***** Nachdem in den Jahren 2005 bis 2007 die Drucktexte der Predigtsammlungen digital erfasst worden waren, begann ich mit Jahresbeginn 2008 die Editionsarbeit am vorliegenden Band. Dabei erfuhr ich vielfältige Unterstützung, für die ich allen Beteiligten danke. Um den Variantenapparat erstellen zu können, mussten zunächst die Textbestände der Auflagen Buchstabe für Buchstabe verglichen und die Abweichungen markiert werden. Für das Erstellen bunter Vorlagen, die es meinen Augen sehr erleichterten, Orientierung im Gewirr der Buchstaben und Auflagen zu finden, danke ich insbesondere Michaela Jannasch geb. Kretschmann und Jan Langfeldt. Der komplizierte Aufbau der Seiten mit der vierfachen Stufung und Verknüpfung von Originalfußnoten und Apparaten stellte hohe Anforderungen an die Satzherstellung, auch wenn digitale Vorlagen an den Verlag und die
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Setzerei geliefert wurden. Beim Aufspüren bisher unbekannter Rezensionen über den großen Fundus der Kieler Forschungsstelle hinaus unterstützte mich erfolgreich Merten Biehl. Beim Korrekturlesen und Erstellen der Verzeichnisse bekam ich wertvolle Hilfe durch Merten Biehl, Tobias Götze, Tobias Heymann und Judith Ibrügger. Für ihre Unterstützung sage ich allen beteiligten Personen herzlichen Dank. Kiel, 11. August 2012
Günter Meckenstock
Predigten Erste Sammlung 1801 mit den Varianten der 2. Auflage 1806 und der 3. Auflage 1816
Predigten von
F. Schleiermacher
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Berlin, Im Verlage der Realschulbuchhandlung, 1801. |
3 Schleiermacher] folgt unter einem Abgrenzungsstrich zweizeilig in der zweiten Auflage Erste Sammlung. Zweite Auflage. und in der dritten Auflage Erste Sammlung. Dritte Auflage. 5 Realschulbuchhandlung,] B + C: Realschulbuchhandlung. 6 1801] B: 1806 C: 1816
I . B+ C I
An
III. B+ C III
Herrn
Prediger Stubenrauch zu Landsberg an der Warthe. |
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Sie empfangen hier, mein innigst verehrter väterlicher Freund, ein kleines Geschenk; laßen Sie mich nicht vergebens hoffen, daß es eine gütige Aufnahme bei Ihnen finden wird. Mein Recht es Ihnen eigenthümlich darzubringen, werden Sie mir wohl nicht bestreiten; ich würde mich auf Ihre Anleitung, unter welcher ich zuerst den öffentlichen Lehrstuhl der Religion bestieg, ich würde mich auf Ihre Verdienste um mich als Lehrer, ich würde mich statt alles deßen auf die väterlichen Gesinnungen berufen, die Sie von meiner Kindheit an gegen mich gehegt haben, und die mich zu Allem berechtigen, was liebevolle Ehrerbietung einem Sohne eingeben kann. 5 In B + C ist zumeist die Schreibung von ß in ss und von k in kk geändert; vgl. dazu den Editorischen Bericht. 7 wird.] B + C: werde. 10–11 Ihre Verdienste um mich als Lehrer,] B + C: Ihre früheren Verdienste um mich als Sie noch akademischer Lehrer waren, 13–14 was liebevolle Ehrerbietung einem Sohne] B + C: was die liebevolle Ehrerbietung eines Sohnes 3 Schleiermachers Onkel und Taufpate Samuel Ernst Timotheus Stubenrauch (geb. 6. September 1738 in Berlin), jüngster Sohn des Hof- und Dompredigers Timotheus Christian Stubenrauch, durchlief das Joachimsthaler Gymnasium, studierte in Frankfurt/Oder und Halle, wurde 1762 ins Köngliche Alumnat aufgenommen, musste seine große Studienreise abbrechen, weil sein Bruder Johann Rudolf Friedrich Stubenrauch (geb. 12. April 1728 in Stolp) bei der Ankleidung zum Bußtagsgottesdienst am 4. März 1766 tödlich zusammenbrach. Er unterstützte die Witwe im Gnadenjahr auf der reformierten Predigerstelle in Alt-Landsberg. Er wurde 1766 Rektor am reformierten Gymnasium Regium in Halle und 1768 Professor für Kirchengeschichte und heilige Altertümer. Er heiratete 1771 Susanna Judith Chabanon und übernahm 1788 die reformierte Predigerstelle in Drossen (Kreis Sternberg). Am 4. Sept. 1796 trat er die reformierte Predigerstelle an der Konkordienkirche in Landsberg an der Warthe an, die er bis zu seinem Tod am 8. Mai 1807 innehatte. Vgl. Hermann Hering: Samuel Ernst Timotheus Stubenrauch und sein Neffe Friedrich Schleiermacher. Eine Geburtstagsgabe, Gütersloh 1919 (Sonderdruck aus: Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Bd. 23, H. 3–4, S. 379–495, mit neuer Paginierung).
V. B+ C V
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VII B+ C VII
Sie haben den Vorsaz, einige meiner Vorträge durch den Druk dem größern | Publikum zu übergeben, schon sonst nicht gemißbilligt; wären Sie nun nur mit der Ausführung zufrieden, über welche ich mir leider Ihren Rath vor dem Druk nicht erbitten konnte. Bei der Auswahl hätte ich mich gern ganz durch den Stoff bestimmen laßen, und am liebsten das ganze Bändchen der Bestreitung solcher religiösen und besonders moralischen Vorurtheile gewidmet, über welche man sich selten, oder meiner Meinung nach nicht auf die rechte Art von der Kanzel verbreitet: allein Gründe, welche Sie leicht errathen können, hielten mich davon ab, und so habe ich einige andere hinzugefügt, die ich nur um der Behandlung willen Andern vorzog. Christliche Festpredigten habe ich absichtlich ganz ausgeschloßen, weil ich sie nicht alle hätte behandeln können, ohne über die Grenzen, welche ich mir vorgeschrieben hatte, hinauszugehen, und die Predigt am Charfreitage steht nur hier, weil sie sich auf den Gegenstand des Festes dogmatisch gar nicht bezieht; dagegen hätte ich gern, wenn es der Raum erlaubt hätte, die | bürgerlichen Festtage, den Bettag und das Erndtefest von mehreren Seiten behandelt. Daß keine einzige von diesen Predigten mei|ner jezigen Gemeine1 vorgetragen worden ist, betheure ich Ihnen nicht erst; wie Sie diese kennen, wären schon die Gegenstände und der ganze Zuschnitt, wenn auch der Styl ursprünglich noch so populär gewesen wäre, eine unverzeihliche Sünde, deren ich mich bei meiner Liebe zu diesem Amte nicht schuldig machen konnte: sie sind vielmehr theils gelegentlich in andern hiesigen Kirchen gehalten, theils Früchte meines interimisti1
B+ C VI
Erste Sammlung
Der Verfaßer ist Prediger am Charité-Hause zu Berlin.
1–2 Vorträge durch den Druk dem] B + C: Vorträge dem 5 ganz durch den Stoff bestimmen laßen,] B + C: ganz auf besondere Gegenstände be|schränkt, 10 davon ab,] B + C: hievon ab, 11–18 Christliche Festpredigten ... Seiten behandelt.] B + C: Christliche Festpredigten habe ich absichtlich ganz ausgeschlossen, weil mir diese unzwekkmäßig scheinen, wenn man nicht den ganzen Cyclus unserer Feste vielseitig abhandeln kann, was mir unmöglich war, ohne über die Grenzen, welche ich mir vorgeschrieben hatte, hinauszugehen; so daß auch die Predigt am Charfreitage nur hier steht, weil sie sich auf den Gegenstand des Festes dogmatisch gar nicht bezieht. Dagegen hätte ich gern, wenn es der Raum erlaubt hätte, die bürgerlichen Festtage, den Bettag und das Erndtefest von mehreren Seiten dargestellt. 20 erst; wie] B + C: erst. Wie 21 die Gegenstände] B + C: die hier behandelten Gegenstände 24–25 konnte: sie sind vielmehr theils gelegentlich in andern hiesigen Kirchen gehalten,] B + C: konnte; vielmehr sind alle diese Predigten theils gelegentlich in andern Kirchen gehalten worden, 26 ist] B + C: war damals 18 Erndtefest] B: Erdtefest
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schen Dienstes bei Ihrer Gemeine und in Potsdam. Aber keine einzige erscheint auch ganz so, wie ich sie gesprochen habe. Sie wißen, daß ich schon seit mehreren Jahren das wörtliche Aufschreiben meiner Reden unterlaße, und daß ich also größtentheils nur nach ausführlichen Entwürfen arbeiten konnte: aber selbst einige, die ich unmittelbar nach dem Vortrage zu Papier | gebracht habe, haben bedeutende Verände|rungen erfahren. Was Lichtenberg in seinen nachgelaßenen Schriften sagt, daß eine gedrukte Rede anders sein müßte, als eine geschriebene, das scheint mir in einem weit größeren Umfange wahr zu sein, als er es gemeint hat. Es muß nicht nur aus Mangel an rhetorischen Zeichen Manches mit Worten angedeutet werden, was beim Vortrage der richtige Gebrauch der Stimme und des Zeitmaaßes ausrichtet, sondern es giebt noch andere Gründe zu größern Veränderungen. Obgleich auch eine gedrukte Predigt, wenn sie dem Charakter ihrer Gattung treu bleiben will, den Leser zwingen muß, ihr einen feierlichen langsamen Ernst und eine lautere Stimme zu vergönnen: so kann doch Niemand im Zimmer so langsam lesen, als auf der Kanzel gesprochen werden muß, und eine gedrukte Predigt darf daher gar wohl etwas länger sein, als wir beide den gesprochnen erlauben. Sie darf auch meiner Meinung nach eine angestrengtere Aufmerksamkeit voraussezen, da wir Alle leider mit dem | sichtbaren Buchstaben mehr | Verkehr haben, als 4–5 ich also größtentheils nur nach ausführlichen Entwürfen arbeiten konnte:] B + C: ich also größtentheils was ich gesprochen, für den Drukk nur nach ausführlichen Entwürfen wieder herstellen konnte: 6 gebracht habe,] B + C: bringen konnte, 8 müßte] B + C: müsse 9 geschriebene] Kj gehaltene 11–12 beim Vortrage der richtige] B + C: beim Vortrage schon der richtige 12–13 ausrichtet,] B + C: ausrichtet; 13 größern] B + C: größeren 18 werden muß,] B + C: werden soll, 19 gesproch20 Aufmerksamkeit voraussezen,] B + C: Aufmerksamkeit nen] B + C: gesprochenen in Anspruch nehmen, 1 In der reformierten Kirchengemeinde in Landsberg an der Warthe war Schleiermacher 1794–1796 als Adjunkt des mit seiner Tante verheirateten Predigers Johann Lorenz Schumann (1719–1795) tätig, bevor sein Onkel Samuel Ernst Timotheus Stubenrauch (1738–1807) diese Pfarrstelle 1796 übernahm. 1 Schleiermacher vertrat vom 14. Februar bis 14. Mai 1799 die reformierte Hofpredigerstelle in Potsdam. 7– 9 Vgl. Georg Christoph Lichtenberg: „Rousseau nennt mit Recht den Accent die Seele der Rede (Emile T. I. p. 96). Leute werden von uns oft für dumm angesehen, und wenn wir es untersuchen, so ist es bloß der einfache Ton in ihren Reden, der ihnen dieses Ansehen von Dummheit gibt. Weil nun der Accent bey den Schriften wegfällt, so muß der Leser darauf geführt werden, dadurch, daß man deutlicher durch die Wendung anzeigt, wo der Ton hingehört, und dieses ist es, was die Rede im gemeinen Leben vom Brief unterscheidet, und was auch eine bloß gedruckte Rede von derjenigen unterscheiden sollte, die man wirklich hält.“ (Vermischte Schriften, aus dessen hinterlassenen Papieren gesammelt und herausgegeben von Ludwig Christian Lichtenberg und Friedrich Kries, Bd. 1–9, Göttingen 1800– 1806 (Nachdruck Bern 1972, hier Bd. 1, S. 297–298; Schriften und Briefe, ed. W. Promies, Bd. 1, Sudelbücher I, München 1968, S. 14, Heft A, Nr. 21)
VIII B+ C VIII
IX : B+ C IX
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X : B+ C X
B+ C XI : XI
Erste Sammlung
mit dem hörbaren, da schon das Voraneilen des Auges das Auffaßen des Zusammenhanges erleichtert, und das Ganze hernach noch gegenwärtig bleibt, wenn hingegen der Strom der Rede vorüberfließt. Endlich glaube ich, daß eine gedrukte Predigt nicht auf eine so sehr gemischte Versammlung rechnen darf, wie wir sie leider in unsern Kirchen haben. Wenigstens mußten doch Predigten, welche zusammen erscheinen sollen, in eine gewiße Gleichförmigkeit gebracht werden, und ich habe dabei diejenigen zum Maaßstabe genommen, bei denen ich die gebildetsten Zuhörer vor mir hatte, weil ich glaube, daß die Andern sich bei ihrer häuslichen Andacht lieber vollständiger Jahrgänge bedienen. Finden Sie, daß ich Schriftstellen hie und da nicht nach dem Sinne des Originals angewendet habe: so glauben Sie nur nicht, ich sei etwa seit kurzem zu der sogenannten moralischen Interpretation übergegangen, die mir vielmehr noch immer sehr | unmoralisch vorkommt. Allein | da es mir um einen Beweis aus der Schrift mit Berufung auf ihr kanonisches Ansehen in einer Predigt fast niemals zu thun ist, sondern nur darum, daß der Zuhörer an einer biblischen Sentenz einen Theil des Vorgetragenen fest halte und sich deßen wieder erinnere: so ist mir zur Anführung sowohl, als um den ganzen Vortrag daran zu knüpfen, ein Spruch weit lieber, der, wie er in unserer kirchlichen Uebersezung steht, allgemein auf den behandelten Gegenstand gedeutet wird, als ein Anderer, der wirklich davon handelt, aber deßen Uebersezung diesen Sinn nicht ausdrükt. Was Ihnen im Einzelnen an meinem Geschenk mißfallen wird weiß ich recht gut; aber ich weiß auch wie Sie den Geist deßelben im Ganzen beurtheilen werden. Andern wird freilich Manches wunderlich vorkommen; zum Beispiel daß ich immer so rede als gäbe es noch Gemeinen der Gläubigen und eine christliche Kirche; als wäre die Religion noch ein Band, | welches die Christen auf eine | eigenthümliche Art vereinigt. Es sieht freilich nicht aus, als verhielte es sich so: aber ich sehe nicht, wie wir umhin können es vorauszusezen. Sollen unsere religiösen Zusammenkünfte eine Mißionsanstalt sein, um die Menschen erst zu Christen zu machen: so müßten wir doch auch anders zu Werke gehn; soll aber von ihrem Verhältniß zum Christenthum 1–2 da schon das Voraneilen des Auges das Auffaßen des Zusammenhanges erleichtert, und das Ganze hernach noch] B + C: da schon durch das Voraneilen des Auges das Auffassen des Zusammenhanges erleichtert wird, und das Gelesene auch hernach noch 10 bedienen.] B + C: bedienen mögen. 15 aus der Schrift] B + C: aus einzelnen Stellen der Schrift 19–21 ein Spruch weit lieber, der ... gedeutet wird, als ein Anderer, der wirklich] B + C: ein Spruch, der ... gedeutet wird, weit lieber als ein Anderer, der vielleicht wirklich 26 Beispiel] B + C: Beispiel, 29–30 Es sieht freilich ... umhin können es vorauszusezen.] B + C: Es sieht allerdings ... umhin können dies dennoch vorauszusezen. 32–33 so müßten wir doch auch anders zu Werke gehn; soll] B + C: so müßten wir ohnedies ganz anders zu Werke gehen. Soll
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garnicht die Rede sein: so sehe ich nicht ein, warum vom Christenthum die Rede ist. Vielleicht kommt auch die Sache dadurch wieder zu Stande, daß man sie voraussezt. Andere werden sich daran ärgern, daß der Unterschied zwischen moralischen und unmoralischen Menschen, zwischen Frommen und Weltlichgesinnten so strenge genommen ist, wie es unter unsern Gottesgelehrten schon lange nicht mehr Mode sein will ihn zu behandeln: aber Sie wißen daß ich diesem Anstoß nicht abhelfen konnte, weil das grade meine Hauptsache ist. Andere werden es tadeln, daß ich nicht einige besondere Gründe anführe um mich zu entschuldigen, warum ich bei der ungeheuren Menge gedrukter | Predigten auch diese noch druken laße. Aber das kommt mir wunderlich vor. Sind sie schlecht: so können alle besondere Gründe nichts helfen; haben sie so viel Gutes und Eigenthümliches, daß sie ein Publikum finden, welches sie beizubehalten wünschen würde wenn die schlechtere Hälfte gedrukter Predigten vertilgt werden könnte: so haben sie ein gegründetes Recht zu existiren ohne alle besonderen Gründe. Und so wünschen Sie nur mit mir, da sie Ihnen doch einmal angehört, daß kein Kenner, auch von weniger Güte gegen mich als Sie, ein verwerfendes Urtheil über meine Arbeit fällen, und daß sie auf ihre Weise der guten Sache nüzlich sein möge.
3 voraussezt. Andere werden] B + C: voraussezt; wenigstens giebt es nichts verderblicheres für unsere religiösen Vorträge, als das Schwanken zwischen jenen beiden Ansichten, ob wir als zu Christen reden sollen, oder als zu Nichtchristen. Andere werden 4 moralischen und unmoralischen] B + C: sittlichen und unsittlichen 7 wißen] B + C: wis|sen 8–9 nicht abhelfen konnte, weil das grade meine Hauptsache ist. Andere] B + C: nicht abhelfen konnte, ohne dem was ich für das Wesentliche des Christenthums halte, untreu zu werden. Noch Andere 13–20 helfen; haben sie so viel ... nüzlich sein möge.] B + C: helfen. Haben sie aber so viel Gutes und Eigenthümliches, daß sie ein Publikum finden, welches sie beizubehalten wünschen würde wenn die schlechtere Hälfte aller gedrukkten Predigten vertilgt werden sollte: so haben sie ein gegründetes Recht zu existiren auch ohne alle besonderen Gründe. Und so wünschen Sie nur mit mir, da sie Ihnen doch einmal angehört, daß nicht Kenner von weniger Güte gegen mich als Sie, Ursach finden mögen, ein verwerfendes Urtheil über meine Arbeit zu fällen, und daß sie auf ihre Weise der guten Sache möge nüzlich sein.
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B+ C XII
Inhalt.
XIII . B+ C XV
I.
XIV . B+ C XVI
Die Aehnlichkeit der Zukunft mit der Vergangenheit. Am Neujahrstage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 1. II. Die Kraft des Gebetes, in so fern es auf äußere Bege22. benheiten gerichtet ist. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Einige Empfindungen des sterbenden Jesu. Am Charfreitage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44. IV. Daß Vorzüge des Geistes ohne sittliche Gesinnungen keinen Werth haben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66. V. Demüthigung vor Gott. Am allgemeinen Bettage. . . . 90. VI. Was wir denen schuldig sind, die unsern Wandel beobachten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113. VII. Die Gerechtigkeit Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138. VIII. Das Leben und Ende des Trägen . . . . . . . . . . . . . . 166.| IX. Die schriftmäßige Einschränkung unserer Sorge für die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191. X. Die Grenzen der Nachsicht . . . . . . . . . . . . . . . . . 214. XI. Die Gemeinschaft des Menschen mit Gott . . . . . . . . 238. XII. Der Werth des öffentlichen Gottesdienstes. Am Sonntage nach Weihnachten . . . . . . . . . . . . . . 264.
3 Neujahrstage Seite 1.] C: Neujahrstage. Seite 1 Im Inhaltsverzeichnis von C sind die Angaben zu den zwölf Predigten alle nach dem Muster gestaltet: der Punkt steht hinter dem Text; der Punkt fehlt hinter der Seitenzahl. 5 22] C: 23 11 Was wir denen schuldig sind,] C: Wozu wir denen verpflichtet sind, 16 191] B + C: Seite 191 20 Sonntage nach Weihnachten] B + C: lezten Sonntage des Jahres 20 264.] In B + C folgen auf der unteren Seitenhälfte acht bzw. neun „Verbesserungen“. 23 23] C: 22
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I.
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Die Aehnlichkeit der Zukunft mit der Vergangenheit. Am N eujah rstag e.
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Das Vorrecht, sich die Zukunft vorzustellen, und – wenn auch nur mit unsichern Augen – hineinzusehen, gehört unter diejenigen, deren sich die Menschen mit der wenigsten Mäßigung bedienen. Wieviel Zeit wird nicht hingebracht mit dem Bestreben, zu errathen, was geschehen wird! Wie oft versezt nicht Ungeduld, die Begebenheiten herankommen, die mancherlei Verwikelungen sich auflösen zu sehen, den Menschen in Unthätigkeit, und raubt ihm den gegenwärtigen Augenblik! An einem Tage, wie der heutige, da wir nach der Eintheilung, über welche fast alle gesittete Völker der Erde übereingekommen sind, ein neues Jahr anfangen, ist diese Beschäftigung mit der Zukunft gewiß ganz allgemein. Es hat freilich diese Eintheilung der Zeit auf den Lauf der Dinge gar keinen Einfluß; nichts | Neues ge|schieht heute, was uns veranlaßen könnte, die Zeit von nun an als etwas Neues anzusehen: aber dieser Tag ist einmal hingestellt als eine Scheidewand zwischen der Vergangenheit und Zukunft; Jedermann befindet sich in einem Zustande der Ueberlegung, und sie richtet sich gewiß bei den Meisten auf dasjenige, was da kommen soll. Billigerweise ist es bei unserer Zusammenkunft an diesem Ort unser Geschäft, uns dabei in eine solche Gemüthsverfassung zu setzen, welche aufrichtigen Vereh4–5 Vorrecht, ... vorzustellen, ... hineinzusehen,] C: Vorrecht ... vorzustellen ... hineinzusehen 8–9 Ungeduld, die Begebenheiten herankommen, die mancherlei Verwikelungen sich auflösen zu sehen,] C: Ungeduld, welche die Begebenheiten herankommen, die mancherlei Verwikkelungen sich auflösen sehen will, 11 Tage,] C: Tage 15 Einfluß; nichts] B: Einfluß. | Nichts 16 etwas Neues] C: eine andere 17 anzusehen: aber] B + C: anzusehen. Aber 18 zwischen der Vergangenheit und Zukunft;] C: zwischen Vergangenheit und Zukunft; 19 sie richtet sich] C: diese richtet sich 20–2 Billigerweise ... geziemt. Ueberlassen] B + C: Billigerweise ist es daher die Absicht unserer Zusammenkunft an diesem Ort, dass wir uns hiebei in eine solche Gemüthsverfassung sezen, welche aufrichtigen Verehrern des Höchsten und gehorsamen Kindern des himmlischen Vaters geziemt. Denn überlassen 2 Predigt zum Neujahrstag am 1. Januar 1795 in der Konkordienkirche zu Landsberg an der Warthe und 1797 zu Berlin vormittags in der Charitékirche und nachmittags in der Invalidenhauskirche; vgl. die Entwürfe in KGA III/3
2:B 2
C2
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C 3:3 B3
Erste Sammlung
rern des Höchsten, gehorsamen Kindern des himmlischen Vaters geziemt. Ueberlassen wir uns ganz dem Spiel, zu welchem unsere Einbildungskraft geneigt ist, so werden aus dem verworrenen Bilde, welches sich jedem zuerst darstellt, sehr bald bestimmte Gestalten hervortreten, von dem was uns selbst betreffen kann, so wie von dem, was sich auf den Zustand der Menschen überhaupt bezieht, und je nachdem das Gemüth gestimmt ist, und Einer sich eher traurige, der Andere lieber fröhliche Ereigniße vorbildet, wird sich der Eine mit Furcht, der Andere mit Hoffnung erfüllen. Wieviel schmeichelhafte Erwartungen mögen heute schon das stolze Herz der raschen Jugend angeschwellt, wieviel Seufzer mag der Schwermüthige schon ausgestoßen, wieviel Thränen der Leidende schon geweint haben über die Seufzer und Thränen, welche ihnen dies Jahr wieder entloken wird! Und die großen Verwirrungen auf dem Schauplaz der Welt, denen wir mit so vieler Theilnahme zusehen, | was für Vermu|thungen mögen diese schon veranlaßt haben! Jeder Leidenschaftliche, jeder | Partheisüchtige hat gewiß schon berechnet, wie Alles in einander greifen und auf einander folgen müße, um endlich denen, zu welchen er sich gewendet hat, den entschiedensten Sieg über ihre Feinde zu verschaffen, und sucht schon begierig nach den ersten Spuren von der Erfüllung seiner Wünsche. Das ist so die Art, wie nicht nur irdischgesinnte Menschen, welche allein nach dem Angenehmen und Nüzlichen fragen, die Zukunft zu betrachten pflegen, sondern auch beßere Menschen, die das Gute vor Augen haben. Daß es nicht die zuträglichste ist, muß uns Allen einleuchten; oder was bleibt von übertriebenen Erwartungen zurük, als ein bitterer Nachgeschmak, wenn das, was geschieht, sich nicht mit ihnen vereinigen will? womit sollen wir in dem flüchtigen Leben Seufzer und Thränen zurükkaufen, wenn wir sie uns zu früh vergeblich ausgepreßt haben? Und warum sollen wir uns in den Fall sezen, unsere Thorheit zu strafen, wenn sich alles anders begiebt, als wir in unserm Rathe beschloßen hatten? Allein vom Zuträglichen soll hier gar nicht die Rede sein, sondern nur davon, was einem religiösen Menschen natürlich ist. Dieser wird in den Bildern, welche eine ge3 ist,] B + C: ist: 6–9 bezieht, und je nachdem ... erfüllen.] B + C: bezieht; und je nachdem das Gemüth gestimmt ist, des Einen eher traurige, des Anderen lieber fröhliche Ereignisse vorzubilden, wird der Eine mit Furcht, der Andere mit Hoffnung erfüllt werden. 16–20 Jeder Leidenschaftliche, jeder Partheisüchtige hat gewiß schon berechnet, wie Alles ... und sucht schon begierig] C: Wie hat jeder Leidenschaftliche, jeder Partheisüchtige gewiß schon berechnet, auf welche Art Alles ... und wie sucht er schon begierig 21 nicht nur] B + C: nicht etwa nur 24–29 einleuchten; oder ... will? womit ... haben? Und warum] B + C: einleuchten. Oder ... will? Und womit ... haben? Oder warum 32 religiösen] B + C: frommen 33 in den Bildern,] C: in jenen Bildern, 28 zurükkaufen] so A + C; B: zurükkkaufen
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spannte Einbildung zeichnet, die Welt, wie sie ihm erscheint, nicht wieder erkennen, und in jener Art die Zukunft zu betrachten und zu behandeln, spie|gelt sich seine Gesinnung nicht ab. Ihn werdet Ihr auch hier mäßig und besonnen finden; | keine fieberhafte Thätigkeit der Einbildung verändert den Pulsschlag seines Gemüthes, keine Ebbe und Fluth von Furcht | und Hoffnung treibt ungestüme Wellen auf dem ebenen Spiegel seiner Seele hervor; Ruhe und Gleichmüthigkeit, das ist seine Stimmung beim Hinsehen auf die Zukunft; das ist die Stimmung, in welche ich uns Alle versezen möchte, indem ich uns die innern Gründe derselben vor Augen stelle.
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Text. Pred. Salomo 1, 8. 9. Was ist es, das geschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ist es, das man gethan hat? Eben das man hernach thun wird, und geschieht nichts Neues unter der Sonne. 15
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Diese Aeußerungen hält man gewöhnlich für den Ausbruch eines mißvergnügten Herzens, welches übersättiget von den eiteln Freuden der Welt allen Geschmak an derselben verloren hat. Und wenn wir sie uns in einem klagenden Tone vorgetragen denken, wenn Sehnsucht nach Neuem dabei zum Grunde liegt, und Beschwerde darüber geführt wird, daß es nicht gefunden werden kann; so laßen sie sich nur aus einer solchen Gemüthsverfaßung ableiten. Eine so kleine Seele muß ein | immerwährendes Verlangen haben nach neuen Eindrüken, und um auch dergleichen nicht mehr zu finden, muß ihre Reizbarkeit schon gänzlich abgestumpft sein. | Allein diese Worte stehen hier ohne Beziehung auf die selbsterfahrnen Schicksale, als eine ganz gelaßene kaltblütige Bemerkung, der | eine anhaltende und vielseitige Betrachtung der Welt vorangegangen ist; und so, aus diesem Grunde hervorgehend ist die Stimmung: Nichts Neues unter der Sonne zu finden, ganz im Geiste der Religion. Davon möchte ich Euch gern überzeugen. Ich werde zu dem Ende darthun: Erstlich, daß sie ganz die Ansicht der Welt enthält, die einem auf Gott gerichteten Herzen na2 erkennen,] B + C: erkennen; 3 seine Gesinnung] C: seine Gesinnung 7 hervor; 8 Zukunft; das] B: Zukunft; und das C: Zukunft, Ruhe] B + C: hervor; sondern Ruhe und das 18 denken,] B + C: denken; 19–20 Beschwerde darüber geführt wird, daß es nicht gefunden werden kann; so laßen sie sich nur] B + C: Beschwerde geführt wird, daß dies nicht gefunden werden kann: so lassen sie sich auch nur 25 auf die selbsterfahrnen Schicksale] C: auf selbsterfahrne Schiksale 29 Stimmung: Nichts Neues unter der Sonne zu finden,] B: Stimmung, nichts Neues unter der Sonne zu finden, C: Stimmung, welche nichts Neues unter der Sonne findet,
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Erste Sammlung
türlich ist, und zweitens, daß darin ganz die Gesinnungen liegen, durch welche sich die Frommen überall auszeichnen.
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I. Der Gedanke, daß nichts Neues unter der Sonne geschieht, ist die natürlichste Folge von der Art, wie die Welt dem Auge desjenigen erscheint, der überall in derselben den Herrn sucht. Ein aufmerksamer Blik auf das, was in jedem Augenblike geschieht, wird uns zeigen, daß entweder Alles oder Nichts neu ist, sowohl über als unter der Sonne. Die zahllosen Welten, die wir sehen, und die wir nicht sehen, bewegen sich jeden Augenblik vorwärts in ihren bekannten und unbekannten Bahnen; das Gestirn, dem wir fol|gen, wekt und nährt jeden Augenblik auf unserer Erde durch die milden Einflüße des Lichtes die Kraft des Lebens, in jedem Augenblik verschwindet dieser wohlthätige Anblik einem Theile derselben, und geht einem andern wieder auf; der große Tauschhandel zwischen Leben und | Tod geht ununterbrochen mit der größten Lebhaftigkeit und in un|gestörtem Gleichgewicht fort, hier kehrt zur todten Maße zurück, was bisher ein Theil eines edleren Körpers gewesen war, dort werden neue Bestandtheile eingesogen aus dem Strom der umgebenden Luft, aus dem Schooß der mütterlichen Erde, aus den Trümmern zerstörter lebendiger Wesen, hier verlöscht in Einem Geschöpf der Funken des Lebens, dort fangen seine geheimnißvollen Bewegungen in einem Andern an, hier entflieht ein unsterblicher Geist seiner Hülle, dort feiert ein Anderer mit kläglichem Geschrei seinen Eintritt in die Welt. Jede menschliche Seele wird immerdar von Liebe oder Abneigung bewegt; Gedanken und Empfindungen gehen aus ihrer innern Kraft hervor, und bilden einen eignen Moment ihres Daseins wogegen die Erinnerung eines frühern in sanften Schlummer gewiegt wird, aus dem sie vielleicht nie wieder erwacht; im Strom der Rede, im Blike des Auges fließen Einsichten und Gefühle von Einem zum Andern, und jeder sendet sie weiter mit seinem eigenthümlichen Gepräge bezeichnet. Dies ist das Gähren und Bewegen jedes Augenblikes, und siehe da, | jedes Einzelne ist etwas Neues. Noch nie waren die Welten in dem unendlichen Raume so gegen einander gestellt wie jezt; noch nie fand das Licht der Sonne unsere Erde gerade so geschmükt und bekleidet wie eben jezt; noch 3–6 ist die natürlichste Folge von der Art, wie die Welt dem Auge desjenigen erscheint, der überall in derselben den Herrn sucht. Ein aufmerksamer Blik auf das, was] C: ist der natürlichste Ausdrukk der Art, wie die Welt dem Auge desjenigen erscheint, welcher überall in derselben den Herrn sucht. Eine aufmerksame Betrachtung dessen, was 7 ist, sowohl] C: ist sowohl 16–26 fort, ... Wesen, ... an, ... Daseins] B + C: fort; ... Wesen; ... an; ... Daseins,
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nie war ein Wesen dem gleich, welches eben jetzt ein eignes Dasein anfängt oder beschließt; noch nie | ist derselbe Gedanke mit derselben Kraft und Wirkung in einer menschlichen Seele gewesen, wie irgend einer jezt in einem von Euch ist: | überall verkündiget sich unendliche Mannigfaltigkeit ohne die unbedeutendste Wiederholung. – So stellt sich die Welt demjenigen dar, der seine Aufmerksamkeit auf die äußern Erscheinungen richtet, und diese nicht nur mit seinen Sinnen, sondern auch mit dem Auge seines Verstandes betrachtet; für ihn geschieht nichts wieder, was schon einmal geschehen ist, und was man einmal gethan hat, wird man nicht wieder thun. Aber ganz das Entgegengesezte erfährt derjenige, der in der Welt den Höchsten finden, bewundern und anbeten will, der muß mit dem Verfaßer unseres Textes ausrufen: daß nichts Neues unter der Sonne geschieht. Laßt uns ihm in seiner Weltbetrachtung folgen, so werden wir dazu eine zwiefache Veranlaßung finden. Einmal muß er nicht auf das Aeußere, sondern auf das Innere der Begebenheiten sehen, sowohl in der körperlichen als in der geistigen Welt. | Was liegt an der Stellung, welche die Weltkörper jezt eben am Himmel einnehmen? Eine jede entwickelt sich aus der vorigen nach denselben Gesezen, welche ihnen Gott von Anbeginn an zu ihrer Bewegung vorgeschrieben hat. Was liegt daran, ob jezt dieses oder ein anderes Theilchen des todten Stoffs meinem Körper angehört? er ist die Werkstätte derselbigen Kräfte, deren Verbindung sein eigenthümliches Wesen ausmacht, und dieselbigen Theile, die | ihm nothwendig sind, werden immer wieder in ihm hervorgebracht. Dieselbe Kraft, durch welche eine Pflanze aus dem Saamen erwuchs, bringt aus dem | ihrigen auch eine andere ähnliche hervor; regelmäßig erzeugt sich immer wieder dieselbe Gestalt, und jede Abweichung erfolgt ebenfalls durch dieselben Kräfte und nach den nemlichen Gesezen. So drükt der Unveränderliche sich deutlich ab in allen seinen Werken! Was ist es, das geschehen ist? Dasselbe was hernach geschehen wird. – Sehet auf die geistige Welt, die Euch noch näher angeht, und in welche Ihr noch tiefer eindringen könnt. Ihr steht bewunderungsvoll vor einem Wesen eurer Art, das Euch einen neuen und uner1 jetzt ein] B + C: jezt ein 5 ohne die unbedeutendste Wiederholung.] C: ohne unbedeutende Wiederholung. 12–13 will, ... ausrufen:] B + C: will; ... ausrufen, 13–14 Laßt uns ihm in seiner Weltbetrachtung folgen, so werden wir dazu] B + C: Laßt uns einer so geordneten Weltbetrachtung folgen, so werden wir hiezu 16 er nicht] B + C: ein solcher nicht 18 Welt.] C: Welt. Und wenn jenes immer ein anderes ist, so ist dieses immer dasselbe. 39 Welt. Und] C: Welt; Und
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hörten Anblik gewährt durch seine Tugenden oder durch seine Laster, durch die Weisheit seiner Rathschlüße oder durch die Thorheit seines Beginnens, durch die Entdekungen, die er macht im Gebiete der Erkenntniß, durch die Thaten, die er ausführt an der Spize der Gesellschaft, vielleicht auch nur | durch eine unbegreifliche Sonderbarkeit in seinem Thun, im Wechsel seiner Gedanken und Empfindungen. Blikt nur in sein Inneres hinein: Ihr findet dieselbe Kraft der Vernunft und des guten Willens, dieselbe Trägheit des Herzens und des Verstandes, dieselbe Thätigkeit der Einbildungskraft, dieselbe Verblendung der Leidenschaften, und eine nach denselben Gesetzen fortgehende Verbindung der Gedanken. Hat noch keiner gerade diese Werke hervorgebracht, diese Unternehmungen ausgeführt, diesen Einfluß auf die Bil|dung oder den äußern Zustand der Menschen gehabt, so ist das nur die äußere Erscheinung, und auch das erfolgt nach den nemlichen Gesezen, nach welchen immerdar die Thätigkeit der | Menschen sich gegenseitig unterstüzt oder zerstört. Was ist es also, das man gethan hat? Dasselbe das man hernach thun wird. Sehet auf das große Geheimniß, wie beide Welten, denen Ihr angehört, mit einander verbunden sind, wie die Natur den Menschen immer mit neuen Kräften versieht, wie er durch diese immer größere Herrschaft über sie gewinnt, wie durch diese Herrschaft die Gemeinschaft der Menschen unter einander zunimmt, wie durch diese Gemeinschaft ihre Bildung befördert wird, und alle ihre Angelegenheiten sich verbessern; erstaunt auch hier über nichts, als wäre es etwas Neues und Unerhörtes; es sind Alles nur Entwikelungen derselben göttlichen Gedanken, Annäherungen zu demselben Ziel seiner Gnade, nach | demselben Entwurf seiner Weisheit: kurz es geschieht nichts Neues unter der Sonne. Zweitens giebt es für denjenigen, der in der Welt überall den Herrn sucht, keinen Unterschied des Großen und des Kleinen. Wenn der Herr es ist, der Alles thut, und in Allem wirksam ist, so muß auch alles seiner würdig, alles groß und herrlich sein; nichts darf über das Andere hervorragen, denn Er ist nicht wie ein Mensch, welcher jezt sich selbst übertrift, jezt hinter sich selbst zurükbleibt. Seid Ihr so gesinnt, so werdet Ihr in der klein|sten Begebenheit dieselbe Allmacht, in jeder tugendhaften Handlung, in jeder frommen Regung des Gemüthes denselben Geist Gottes erbliken, wie in der ausgezeichnetsten That. | Nichts wird Euch gleichgültig und unbedeu3–4 Entdekungen, ... Thaten,] C: Entdekkungen ... Thaten 7 hinein:] B + C: hinein! 10 Gesetzen] B + C: Gesezen 13 gehabt,] C: gehabt: 23–24 verbessern; erstaunt] B + C: verbessern! Erstaunt 31 alles seiner würdig, alles] B + C: Alles seiner würdig, Alles 34 Seid Ihr so gesinnt, so] B + C: Ist also Euere Betrachtung auf Ihn hingewendet: so 35–36 Handlung, ... erbliken,] C: Handlung ... erblikken
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tend sein: aber eben deshalb kann auch nichts, wie groß und bewundernswürdig es sey, Euer Gemüth über das Maaß, welches einem Weisen anständig ist, bewegen und erschüttern. Dies ist denen, welche in der Welt nur die Begebenheiten und die Veränderungen sehen, und Alles nach dem Eindruk abmeßen, den die Außenseite auf ihren Sinn und ihr Gefühl hervorbringt, etwas fremdes; sie übersehen die Größe und Herrlichkeit des Kleinen, und darum finden sie überall große Begebenheiten aus kleinen Ursachen, und schnelle unerwartete Umwälzungen, die ihnen den Eindruk des Neuen geben; darum staunen sie | Einiges an, ohne es zu begreifen, und gehen stumpfsinnig bei Anderm vorüber, ohne die Offenbarung des Herrn zu finden. Stürme und Erdbeben verwüsten ganze Länder, und sie erschreken über die plözlichen Veränderungen in der Natur und über ihre verborgenen Kräfte – als ob sie den Wind beßer verständen, der des Morgens vor der Sonne hergeht, und den Thau, der sich auf ihre Wiesen senkt. Der Tod rafft Menschen hin mitten aus dem frohen und geschäftigen Leben, und sie erschreken wie plözlich der Herr ein Ende macht mit dem Menschen; sie erschreken, weil sie nicht Acht haben auf den Kampf, den Leben und Tod immer in uns kämpfen, und | auf den ersten Anfang von dem Siege des Todes. Ein hartes Schicksal bricht herein über einen Einzelnen, plözlich wanken und stürzen unter ihm alle Säulen seines Wohlergehens, und er versinkt in den Ab|grund des Elendes: sie erschreken über die schnellen Gerichte des Herrn: aber sie hatten nur nicht gesehen den Hochmuth, der vor dem Fall kam, den Kaltsinn der Menschen, der auf mißverstandene Bewunderung und Liebe folgte, den Ueberdruß, der die Bande der hülfreichen Freundschaft allmählig löste. Das Feuer der Zwietracht und des Krieges entzündet sich, Thronen werden gestürzt, Völker reiben sich auf, die Erde ist in Verwirrung. Der große Haufe der Menschen sieht in allem diesem neue und unerhörte Dinge, wie sie nie auf Erden geschahen; der | Fromme bemerkt nur dieselbe Macht der Gewohnheit, des Beispiels, der Nachahmung, denselben nothwendigen Untergang eines Ganzen, deßen Theile nicht mehr zusammenstimmen, dasselbe Gesez, wie aus dem Alten etwas Neues entsteht, welches selbst den Keim der Zerstörung schon in sich trägt, Alles wie er es tausendfältig in kleinern Erscheinungen sah, aus welchen, wenn es der Herr gewollt hätte, eben so 1 sein:] C: sein; 2–3 einem Weisen anständig] B + C: dem Weisen und Frommen anständig 6 etwas fremdes; sie] B + C: allerdings etwas fremdes. Sie 22 Elendes:] B + C: Elendes; 24 vor dem Fall kam,] B: vor dem Falle hergieng, C: vor dem Falle herging, 24 Vgl. Spr 16,18
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große würden entstanden sein. Ein neues Licht der Wahrheit geht irgendwo auf, schnell verbreitet es sich und scheucht die Irrthümer vor sich her. Jedermann huldigt der neuen Erkenntniß, und sie freuen sich voll Erstaunen über die schnellen Fortschritte des Guten: aber sie haben vorher nicht gesehen die | kleinen Funken, welche dem großen Feuer vorangingen, und den Verfall, den der Irrthum sich bereitet hatte, und sie sehen jezt nicht, wie auch wieder blinder Glaube genug sich mischt unter die neue Einsicht, wie die alten Vorurtheile sich nur in ein | anderes Gewand hüllen, und noch neue um sie her hervorsproßen. – Nicht daß ich behaupten wollte, der Fromme sähe zu allen großen Erscheinungen in der Welt die zerstreuten Ursachen, welche sie vereint bewirken, er sähe von Allem, was plözlich hereinzubrechen scheint, das allmählige Werden, und wäre ein untrüglicher Prophet aller wichtigen Begebenheiten; nein, Vieles kommt auch ihm unerwartet, Vieles erscheint auch seinen Augen auf einmal in seiner ganzen Größe. Aber | gewohnt auf das Einzelne zu merken, und auch in dem, was der Erscheinung nach klein und unwichtig ist, den Herrn zu suchen, kennt er die Kräfte und ihre Geseze, die auch im Großen wirksam sind, erkennt sie auch da wieder, und hat nichts Neues gesehen unter der Sonne. Die ehrfurchtsvolle Betrachtung des Gewöhnlichen und Alltäglichen, in welchem er überall die Macht und die Weisheit des Höchsten und die unwandelbaren Geseze seiner Regierung findet, sichert ihn vor Erschütterungen seines Gemüthes, bei dem was außerordentlich scheint. Sehet da die Quelle jener Ruhe und Zuversicht, mit welcher der Fromme Allem entgegen sieht, was die Zukunft ihm bringen kann. Warum sollte er furchtsam vor etwas erschreken, als würde er es nicht tragen kön|nen? Warum sollte er mit banger Erwartung auf irgend etwas hinsehen, als könnte es auf einmal seinem Leben oder seinen Bestrebungen eine andere Richtung geben? Es wird immer nur das sein, was schon geschehen ist, was er schon kennt; und er kann geduldig zusehen, wie es | sich entwikelt. Ist es etwas Großes, es ist dennoch dem Kleinern gleich, welches er bereits kennt; ist es etwas Kleines, es hat dennoch denselben Gehalt und Werth, den das Große einer frühern Zeit besaß. 4 Guten: aber] B + C: Guten. Aber 7 hatte,] B + C: hatte; 18–19 kennt er die Kräfte und Geseze, die auch im Großen wirksam sind, erkennt sie auch da wieder,] B + C: erkennt er die Kräfte und Geseze, die im Großen wirksam sind, auch im Kleinen und Unbekannten wieder, 20–21 Betrachtung des Gewöhnlichen] C: Betrachtung auch des Gewöhnlichen 23–24 bei dem was außerordentlich] C: wenn etwas außerordentlich 34 frühern] B + C: früheren 28 Erwartung] C: Erwarwartung
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II. Eben so sind aber auch zweitens solche Gesinnungen mit dieser Ansicht der Dinge verbunden, welche zu den ausschließenden Vorzügen des Frommen gehören. | Einmal wird Jeder, der sich dieselbe zu eigen gemacht hat, um soviel mehr Ursache finden, mit der Stelle zufrieden zu sein, welche ihm Gott in der Welt eingeräumt hat. In dem Buche, woraus die Worte unseres Textes genommen sind, ist hernach viel von den verschiedenen Verhältnißen und Bestrebungen der Menschen die Rede, und durch jede Untersuchung wird die Ansicht geltend gemacht, daß Alles eitel sei; aber eben diesen Worten, insofern sie in dem Sinne gedacht sind, wie wir sie betrachtet haben, ist es weit angemeßener zu glauben, daß jede Stelle in der Welt gut sei. Eitel und thöricht erscheint bei einer solchen Ansicht der Welt jene so gewöhnliche Unzufriedenheit, welche neidisch nach dem Plaz eines Andern schielt, und meint, dort könnten größere Vollkommenheiten | an den Tag gelegt, dort könnte mehr Gutes gestiftet werden; wer so denkt, beleidiget durch seine Art die Welt zu betrachten jene göttliche Kraft, welche in der menschlichen Schwachheit mächtig ist, und hat noch nicht gelernt, den Geist des Herrn auch in den kleinen und geringfügig scheinenden Handlungen der Menschen aufzusuchen, er läßt sich blenden von dem Schein einer Größe und einer Verschiedenheit, welche nirgends zu finden ist. Es ist nicht möglich hier größere Vollkommenheiten zu äußern als dort; dasjenige im Menschen, was allein seinen wahren Werth ausmacht, ist überall dasselbe, in jeder Erweisung der Rechtschaffenheit ist die ganze Tu|gend enthalten, in jedem Gehorsam gegen das göttliche Gesez die ganze Frömmigkeit, in jedem Sieg über Leidenschaften und Versuchungen die ganze Tapferkeit, auf welche der Preis des ewigen Lebens gesezt ist, und nirgends könnt Ihr mehr von Eurem Innern an den Tag legen als soviel; an keinem Helden der Tugend, stände er auch auf einem Plaz, wo Alles sich im hellsten und günstigsten Lichte zeigt, werdet Ihr mehr wahrnehmen als dieses. – Es ist eine Täuschung, wenn Ihr glaubt an einem andern Orte mehr Gutes stiften zu können, als da, wohin Euch Gott gestellt hat. Was gestiftet und ausgerichtet wird, ist nie das Werk eines Menschen, und jeder versündigt sich, der sich deßen rühmt; es ist das Werk Got16 Gutes gestiftet werden; wer so] B + C: gutes gestiftet werden. Wer so 20 aufzusuchen,] B + C: aufzu|suchen; 23–29 dort; dasjenige ... dasselbe, ... enthalten, ... Frömmigkeit, ... ist, ... soviel; an] B + C: dort. Dasjenige ... dasselbe; ... enthalten; ... Frömmigkeit; ... ist; ... soviel. An 34 eines Menschen] C: Eines Menschen 32 Ihr glaubt] C: ihr glaubt
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tes, der es aus den einzelnen kleinen Thaten vieler Menschen, aus der Vereinigung aller sittlichen Kräfte hervorbringt, und jeder, | der das Kleine thut, hat Antheil an dem Großen, was in demselbigen Geiste in seiner Nähe geschieht. Haltet auf Ordnung und Gehorsam in Eurem Hause, in Eurem Geschäft, so habt Ihr zu dem Siege der Geseze über die Ausgelaßenheit eben soviel beigetragen, als der, welcher jene an der Spize eines großen Volkes schüzt; seid überall mit Eurem Urtheil und | allen Euren Aeußerungen im Dienste der Tugend, so habt Ihr Antheil an der öffentlichsten und wirksamsten Beschämung des Lasters; strebet durch Uebung und Nachdenken nach Vollkommenheit in Eurem | Geschäft, zeigt Euch überall fleißig und gelehrig, so habt Ihr mitgewirkt zu allen Fortschritten des menschlichen Verstandes. – Es ist eine Täuschung, wenn Ihr Euer Leben in eine ferne Zukunft hinwünscht, wo schon dieses und jenes Hinderniß des Guten aus dem Wege geräumt, und es in vielen Stücken beßer geworden sein wird in der Welt. Nicht als ob es einen solchen Zeitpunkt nicht gäbe; gewiß das wäre das Neueste unter der Sonne, wenn die Menschen jemals still ständen und es nicht beßer würde mit ihnen! Aber eben deshalb, bis in welche Ewigkeit hinaus möchtet Ihr denn Euer Dasein verschieben? und wohin Ihr es auch versezt, was könnt Ihr denn beßeres thun, als auch dann das vorhandene Gute anwenden und einen noch beßern Zeitpunkt herbeiführen helfen, und dabei werden Euch auch dann Hindernisse vorschweben, und es wird ebenfalls alles Thun so voll Mühe sein, daß | man es nicht ausreden kann1. Was wird es also sein, das Ihr thun werdet? Dasselbige, das Ihr jezt auch thun könnt. Daraus folgt denn Zweitens, daß derjenige, welcher die Welt so ansieht, auch im Kleinen und Gewöhnlichen einen weit größern Fleiß anwenden wird als Andere. Das ist, was man von der Demuth des From|men immer gerühmt hat, und das ist für die Welt und für ihn selbst ein großer Gewinn. Die | sind schlechte Beförderer der guten Sache, welche sich kein Gewißen machen im Kleinen nachläßig zu sein, welche 1
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5–7 Geschäft, ... schüzt; seid] B + C: Geschäft: ... schüzt. Seid 8 Tugend,] B: Tugend: 10–11 Lasters; strebet ... Geschäft, ... gelehrig,] B + C: Lasters. Strebet ... Geschäft; ... gelehrig: 20 verschieben? und] B + C: verschieben? Und 21–22 einen noch beßern Zeitpunkt herbeiführen helfen, und] B + C: einen noch schöneren Zeitpunkt herbeiführen helfen? Und 3 thut] B: thnt
19 Ihr denn] so B + C; A: ihr denn
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sagen, wer wollte sich damit soviel Mühe machen, beßer seine Kräfte gespart, bis es sich ereignet etwas Großes zu thun. Sie kommen rechtlicherweise niemals zum Großen, denn wer wollte dem den Zugang dazu verstatten, der sich nicht durch das Kleine bewährt, und noch gar keinen Beweis von sich abgelegt hat; sie würden es verderben, wenn sie dazu kämen, weil sie ihre Kräfte, wie groß diese auch sein mögen, nicht zu gebrauchen gelernt haben; sie bringen, soviel an ihnen ist, dasjenige in Unehre und Verachtung, woran der Welt am meisten gelegen ist. Ja, daß ein Jeder ehrbarlich wandle, und daß es redlich unter uns zugehe in allen Dingen, das ist für jezt die Hauptsache unter uns, und wer auch im Geistigen hoch einherfahren will, und größern Dingen nachtrachtet, der wird die Gemeine Christi und das Vaterland nicht erbauen, sondern untergraben. Wer | in den gewöhnlichen Dingen des täglichen Lebens allen seinen Fleiß und alle seine Kräfte anwendet, der fördert das Werk des Herrn; und wenn irgend ein Wunsch erlaubt wäre, so wäre es dieser, daß nie etwas anders unter uns nothwendig seyn möge, als dieser Fleiß in den alltäglichen Dingen, und daß wir auf diese Art ein Beispiel würden von einem Volk, welches auf ebner Bahn und durch eine sanfte Bewegung seiner Vollkommenheit entgegen geht. Wenig|stens drükt dieser Wunsch die | Gesinnung des Frommen aus, der es weiß, daß alle außerordentlichen Verhältnisse und alle große Erschütterungen nur daher rühren, daß man von der ebenen Bahn des Berufs abgewichen ist, oder daß ein langer Waffenstillstand den Streit des Lichts und der Finsterniß, der immerwährend, aber ohne Geräusch fortgehn soll, unterbrochen hat. – Aber auch für den Menschen selbst ist es ein großer Gewinn, wenn er gottselig ist, und sich an den Veranlassungen gnügen läßt, welche ihm dargeboten werden, um es zu beweisen. Nur bei einer solchen Gesinnung braucht kein Augenblik des Lebens für seine Fortschritte verloren zu gehen, keine Zeit erscheint ihm leer, und keine Umgebung dürftig oder unwürdig. Indem Andere stehn und klagen, daß es ihnen an Gelegenheit fehle, ihr Licht leuchten zu laßen, hat er tausenderlei verrichtet, und sein Gewißen hat ihm jedesmal eben soviel Beifall gegeben, als es derselben Anstrengung auch bei dem größten Gegenstande hätte ertheilen können. In|dem Andere durch Unthätigkeit und Mißmuth immer mehr von dem verlieren, was sie haben, 3 Großen,] B + C: Großen; 4 und noch] C: und also noch 5 hat; sie] B + C: hat! Sie 7 haben; sie] B: haben; ja sie 11 uns,] B + C: uns; 17 seyn] B + C: sein 23–24 daß man von der ebenen Bahn des Berufs abgewichen ist, oder daß ein] C: weil man von der ebenen Bahn des Berufs abgewichen ist, oder weil ein 25 immerwährend,] C: immerwährend 25 fortgehn] B + C: fortgehen 32 fehle,] C: fehle 35 hätte ertheilen können.] B + C: könnte ertheilt haben. 36–1 haben, so nimmt er] B + C: haben, nimmt er
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so nimmt er in der Stille und Verborgenheit seines Lebens zu in allem, was vor Gott und Menschen wohlgeachtet ist. Indem andere, weil sie nur auf das, was äußerlich groß ist, achten, durch falsche Vorstellungen von der Welt und von den Menschen sich selbst schaden und den rechten Weg verfehlen, kennt er allein den Lauf der Dinge und das menschliche Herz, weil er in den gewöhnlichen Erscheinungen seinen schwer zu ergründenden Tiefen | nachspürt, und so genießt er allein für seine Beßerung alle die Vortheile, welche Gott uns Allen als denkenden Zuschauern seiner Werke und seiner Thaten zugedacht hat. Daher ist denn auch Drittens diese Denkungsart mehr als jede andere mit der sichern Hofnung verbunden, daß es uns gelingen werde, von Zeit zu Zeit beßer zu werden. Es geschieht nicht nur, sondern man ist sich deßen auch im Voraus bewußt, und so oft man sich eine Zukunft denkt, ist dies das erste Merkmal, welches an ihr wahrgenommen wird. – Wer auch hier in dem Wahne steht, daß etwas Neues geschehen müße, wenn etwas Beßeres aus ihm werden soll, wie wenig Trost muß der vor sich sehn unter Umständen, die bei uns, dem Himmel sei Dank! die gewöhnlichsten sind, wenn nemlich ein ebnes und ruhiges Leben sich vor seinen Augen ausbreitet! welche ordnungswidrige und immer zum Theil lieblose Wünsche müssen nicht sein Herz | bewegen! Wer auch hierzu etwas äußerlich Großes fordert, wie ängstlich wird der sein Auge schärfen und bewaffnen für die Zukunft, ob er es nicht am fernsten Rande des Gesichtskreises entdeke, und wie verdroßen wird er nicht den Raum ansehn, den er noch bis dahin durchwandern soll! Eine ruhige Gewißheit darüber, was aus ihm selbst werden wird, ist dagegen das Antheil eines Jeden, der, was ihm und | Andern begegnen kann, mit dieser Gelaßenheit ansieht. – Er weiß, daß auch ohne alle äußere Begünstigung der Ausgang dieses Geschäfts allemal seinen Bemühungen angemeßen sein | wird. Das wäre etwas ganz Neues unter der Sonne, wenn jemals die ernstliche Arbeit eines Menschen an sich selbst vergebens sein sollte; er hat es noch nie gesehen und wird es auch nicht sehen; denn wo auch Andere über ein solches Geschick geklagt haben, war es immer noch das Alte, nemlich ihre Trägheit, ihr Nachlaßen, ihr müde werden. – Er weiß, daß er immer Gelegenheit 1 in der Stille und Verborgenheit seines Lebens zu in allem,] C: bei aller Stille und Verborgenheit seines Lebens in allem zu, 2 andere, weil] B + C: Andere, weil 5– 7 kennt er allein den Lauf der Dinge und das menschliche Herz, weil er in den gewöhnlichen Erscheinungen seinen schwer zu ergründenden Tiefen nachspürt,] C: kennt er allein den Lauf der Welt und das menschliche Herz, weil er sei|nen schwer zu ergründenden Tiefen in den gewöhnlichen Erscheinungen nachspürt, 12 Hofnung] B + C: Hoffnung 17–22 soll, ... Dank! ... fordert,] C: soll: ... Dank, ... fordert: 32 sollte; er] B + C: sollte! Er
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haben wird, dieses Geschäft zu betreiben: denn er hat bei seiner Betrachtung der Welt auch dies größte Werk Gottes auf Erden, die Heiligung des Menschen, in seine kleinen Theile zerlegt, und er weiß, daß überall etwas dazu geschehen kann. Hier ein wenig und dort ein wenig, nichts ist unnüz oder überflüßig; Lust, Muth, Aufmerksamkeit auf die Gegenstände, Acht haben auf sich selbst, daraus bestehen die größten und bewunderungswürdigsten Thaten, und das kann eben so überall bewiesen werden, wo es nur irgend | etwas zu thun giebt, und wer es nie daran fehlen läßt, wird sich selbst das Zeugniß geben müßen: mit derselben Kraft und Anstrengung hättest du das Größte verrichten können. – Er weiß, daß keine Versuchung des Bösen, die ihm bevorstehen kann, etwas Neues, Fremdes oder Uebergroßes sein wird. Alle die wiederholten Angriffe und Vertheidigungen, woraus die schwierigsten Lagen | des Menschen bestehen, sind dasselbe, was ihm längst wohl bekannt ist, nur näher an einander gedrängt, auf denselben Gegenstand bezogen, zu einer Handlung äußerlich vereinigt, nichts als die versuchende Lust, das warnende Gewißen, der über|legende Verstand, der Wille der Gedanken und Gefühle da und dorthin leitet, und Beispiel und Gebet zu Hülfe ruft. Von allen diesen Bewegungen des Gemüthes kennt er die Kraft; er weiß, was er bisher damit ausrichten konnte und ausgerichtet hat, und weiß, daß sie immer dieselbe bleiben wird. Wie sollte er also nicht auch in dieser Hinsicht der Zukunft mit Zuversicht entgegengehn? Wird sie Gutes an ihm finden, es ist dasselbe, was er schon vorher ausgeübt hat; wird sie ihn zum Widerstande gegen das Böse auffordern, es ist dasselbe, gegen welches er schon manchen Kampf gekämpft und manchen Sieg erfochten hat. Was kann ich Euch also beßeres wünschen, meine Brüder, als daß Ihr mit dieser Ueberzeugung, daß nichts Neues unter der Sonne geschieht, das bevorstehende Jahr antreten möget. Es ist | viel werth mit einem so richtigen Blik durch die Oberfläche der irdischen Dinge, welche das Auge der Menschen durch ihr vielfarbiges täuschendes Licht blendet, in das innre Wesen und den wahren Zusammenhang der göttlichen Führungen hindurchzudringen. Es ist viel werth mit so vieler Ruhe und Zuversicht die Zukunft als einen bekannten Freund zu begrüßen, von deßen Gesinnungen wir sicher sind, und an dem 3–4 und er weiß, daß überall] C: und weiß, daß überall 5–7 überflüßig; Lust, ... Thaten,] B + C: überflüssig. Lust, ... Thaten; 8–9 giebt, und wer es nie daran fehlen läßt,] B + C: giebt. Wer es also nur hieran nie fehlen läßt, 9–10 müßen:] B + C: müssen, 11 Versuchung des Bösen] B + C: Versuchung zum Bösen 16 vereinigt,] B + C: vereinigt; 18 der Wille der Gedanken] B + C: der Wille, welcher Gedanken 32 innre] B + C: innere 38 nur hieran] so DV von B; OD: nun hieran
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uns | höchstens hie und da etwas in seinem äußern Betragen fremd sein kann. Es ist viel werth mit solcher Bescheidenheit und Demuth, anstatt Gott eine lange Reihe thörichter Wünsche vorzutragen, sich bei der Ueberzeugung beruhigen zu können, daß wir von Ihm | nichts anders empfangen werden, als was seine väterliche Liebe uns auch vorher schon gewährt hat. So möge dann bei fremden Leiden und Gefahren, bei den Verwirrungen eines stürmischen Zeitalters, bei den Schmerzen einer gebährenden Welt, denen Ihr aus einem sichern Hafen mit zuseht, Euer theilnehmendes Herz durch diesen Gedanken zu weiser Ergebung geführt werden; möge er Eure Seele stählen zu stillem Ausharren unter den mancherlei Trübsalen, welche auch in diesem Jahre des Lebens nicht ausbleiben werden! und Eurem Gedächtniß lehrreiche und fruchtbare Beispiele vorhalten! möge er Euch zu besonnener und weiser Mäßigung führen im Genuß und in der Benuzung der mancherlei Freuden und Begünstigungen, die Gott Euch Allen nach seiner Güte auch in diesem Jahre verleihen wolle.
9–10 Euer theilnehmendes Herz durch diesen Gedanken zu weiser Ergebung geführt werden;] B + C: durch diesen Gedanken Euer theilnehmendes Herz zu weiser Ergebung geführt werden! 12–13 und Eurem Gedächtniß lehrreiche und fruchtbare Beispiele vorhalten!] B + C: möge er Eurer Schwachheit lehrreiche und fruchtbare Beispiele vorhalten! 8 einem] so B + C; A: einen 9 Brandenburg-Preußen nahm seit dem Baseler Frieden von 1795 an den Koalitionskriegen gegen das revolutionäre bzw. napoleonische Frankreich nicht teil.
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Die Kraft des Gebetes, in so fern es auf äußere Begebenheiten gerichtet ist.
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Fromm sein und beten, das ist eigentlich eins und daßelbige. Alle Gedanken von einiger Wichtigkeit, die in uns entstehen, mit dem Gedanken an Gott in Verbindung bringen, bei allen Betrachtungen über die Welt sie immer als das Werk seiner Weisheit ansehen; alle unsere Entschlüße vor Gott überlegen, damit wir sie in seinem Namen ausführen können, und selbst im fröhlichen Genuß des Lebens seines allsehenden Auges eingedenk sein, das ist das Beten ohne Unterlaß, wozu wir aufgefordert werden, und eben das macht das Wesen der wahren Frömmigkeit aus. Daher kann unter uns über den Nuzen des Gebetes gar keine Frage sein; gewiß, gewiß haben wir ihn Alle erfahren. Wenn unsere Freuden oft unschuldig geblieben sind, wo Andere in das Gebiet der Sünde hinüberschweiften, wenn unser Urtheil von Demuth und Bescheidenheit geleitet war, wo | sonst Stolz und Uebermuth | am leichtesten die Oberhand gewinnen, wenn wir bewahrt blieben auch vor dem Bösen, welches der menschliche Verstand sonst | nur allzu bereitwillig entschuldigt: so war es die Kraft des Gebetes, die uns so wohlthätig beschüzt hat. Ob es aber außerdem noch eine andere Kraft in der Welt habe, das ist eine Frage die gar wohl aufgeworfen werden kann, und über die wir zur Gewißheit kommen müßen, wenn wir unser Gemüth nicht unnüzerweise beunruhigen sollen. Wenn wir alle unsere Gedanken mit dem Gedanken an Gott in Verbindung bringen sollen, so dürfen und sollen wir auch daßelbe mit unsern Wünschen thun, daß sich dies oder jenes ereignen, oder von uns und Andern abgewendet werden möge. Wenn wir aber alsdann die Erfüllung dieser Wünsche für den Endzwek des Gebetes halten, und was 7 ansehen;] B + C: ansehen, 15–17 hinüberschweiften, ... gewinnen,] B + C: hinüberschweiften; ... gewinnen; 24–25 Wenn wir ... bringen sollen,] B: Sollen wir ... bringen, C: Sollen wir ... bringen: 25–26 auch daßelbe mit unsern Wünschen thun,] B + C: auch eben so verfahren mit unsern Wünschen, 26 ereignen,] C: ereignen 2 Predigt zum Sonntag Reminiscere am 21. Februar 1796 in der Konkordienkirche zu Landsberg an der Warthe und zum Sonntag Laetare am 23. März 1800 vormittags Betstunde in einem Krankensaal der Berliner Charité; vgl. diese Entwürfe sowie die vom 12. März 1797 nachmittags und vom 23. März 1800 nachmittags in KGA III/3
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Erste Sammlung
uns von der Erhörung deßelben verheißen ist, darauf beziehn wollen; wenn wir entweder, wie Einige thun, diese Erhörung als ein ausschließendes und untrügliches Kennzeichen des göttlichen Wohlgefallens ansehn, oder wenn wir auch nur, wie bei sehr Vielen der Fall ist, glauben, daß durch unser Bitten irgend ein neues Gewicht in die Wageschale gelegt werde – gleichviel, was für Einschränkungen über die Beschaffenheit unseres Gemüthes, über die Vernunftmäßigkeit unseres Wunsches, über die Bescheidenheit unseres Herzens wir diesem Glauben beifügen: – so erfüllen wir unser Gemüth mit Erwartungen, deren gewöhnlich nichtiger Ausgang unserer Ruhe nachtheilig ist, | ja wir können dadurch | in die peinlichste Ungewißheit über unser Verhältniß gegen Gott gerathen. Laßt uns in dieser Hinsicht über das Gebet mit einander nachdenken. | Der Abschnitt der Leidensgeschichte, auf welchen wir unsere Aufmerksamkeit zu richten haben, giebt dazu eine besondere Veranlaßung, indem er uns den Erlöser selbst in einem solchen Gebet begriffen zeigt. Von der Beschaffenheit und dem Erfolge deßelben wollen wir ausgehn, und Ihr werdet mir gewiß darin im Voraus beistimmen, daß der Jünger nicht über seinem Meister ist, und daß wir von unserm Gebete nicht mehr erwarten können, als Christus davon erfuhr. Soll die Erhörung ein Zeichen der göttlichen Gnade sein: so mußte es demjenigen vorzüglich gegeben werden, an dem Gott einen so außerordentlichen Wohlgefallen hatte; soll sie nur da Statt finden, wo die eigenen Kräfte des Menschen nicht hinreichen, und es einer besondern Hülfe bedarf: so wißt Ihr, wie gänzlich der Erlöser sich alles menschlichen Beistandes entäußert hatte, und was für enge Grenzen ihm die Geseze stekten, denen er in allen seinen Handlungen folgte; soll es dabei auf die Wichtigkeit und Schuldlosigkeit des Wunsches ankommen: so kennt Ihr ihn dafür, daß sein Gemüth von Kleinigkeiten nicht ergriffen wurde, und daß er in allen Stüken versucht worden ist, gleich wie wir, ausgenommen die Sünde. Können wir also auch den Schluß nicht im Voraus machen: was Christi Gebet bewirkt, das kann das unsrige | auch bewirken; so steht doch gewiß der Saz fest: was sein Gebet nicht bewirken konnte, | das wird das unsrige auch nicht bewirken. Diese Gemeinschaft muß, wie | auch die Untersuchung ausfalle, einen Jeden beruhigen, und ich bitte 1 darauf beziehn] B + C: hierauf beziehn 4 ansehn,] B + C: ansehn; 9 beifügen: – ] C: beifügen: 17 ausgehn,] B + C: ausgehn; 22 hatte; soll] B + C: hatte. Soll 27 folgte; soll] B + C: folgte. Soll 31 machen:] B + C: machen, 32 bewirken; so] B: bewirken, so C: bewirken: so 33 fest:] B + C: fest, 34 nicht bewirken.] C: nicht bewirken können. 34 Diese Gemeinschaft muß,] B + C: Diese Gleichheit unseres Verhältnisses mit dem seinigen muß, 18 seinem] seinen 18 Vgl. Mt 10,24
30 gleich wie] so B + C; A: gleichwie
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Euch daher um so zuversichtlicher um eine unbefangene und gefaßte Aufmerksamkeit.
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Text. Matth. 26, 36–46. Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe, der hieß Gethsemane, und sprach zu seinen Jüngern: sezet Euch hie, bis daß ich dorthin gehe und bete. Und nahm zu sich Petrum und die zween Söhne Zebedäi, und fing an zu trauren und zu zagen. Da sprach Jesus zu ihnen: meine Seele ist betrübt bis in den Tod, bleibet hie und wachet mit mir. Und ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht, und betete, und sprach: Mein Vater, ists möglich, so gehe dieser Kelch von mir, doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst. Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend, und sprach zu Petro: Könnet Ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, daß Ihr nicht in Anfechtung fallet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Zum andern Male aber ging er hin, betete und sprach: Mein Vater, ists nicht möglich, daß dieser | Kelch von mir gehe, ich trinke ihn denn, so geschehe Dein | Wille. Und er kam und fand sie aber schlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs, und er ließ sie und ging abermal hin und betete zum dritten Mal, und sprach | dieselbigen Worte. Da kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt Ihr nun schlafen und ruhen? Siehe die Stunde ist hie, daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird. Stehet auf, laßet uns gehen: siehe er ist da, der mich verräth. Wir sehen hier den Erlöser unmittelbar, ehe er in die Hände seiner Feinde fiel, in einer unruhigen und sorgenvollen Gemüthsstimmung. Er wußte, daß ein Anschlag gegen sein Leben gemacht worden war, und daß er jezt eben im Begriff war, ausgeführt zu werden. So bestimmt und so ruhig er auch sonst über das, was ihm bevorstand, mit seinen Jüngern geredet hatte, jezt da er den Kampf selbst antreten sollte, da in der größern Nähe alles bestimmter und stärker erschien, ward er von den verschiedenen Empfindungen, die eine solche Aussicht in ihm erregen mußte, in eine heftigere Bewegung gesezt, als wir sonst an ihm zu sehen gewohnt sind; er suchte die Einsamkeit und floh sie wieder, vom Gebet kehrte er zu seinen Jüngern zurük, die gar nicht in der Verfaßung waren, ihm irgend Trost und Aufmunterung zu schaffen, und von ihnen wendete er sich wieder zum Gebet. In | einer solchen Lage pflegt selbst denen, die am weitesten von der | 27–28 worden war, und daß er jezt] B + C: worden, und jezt Er
34 sind; er] B + C: sind.
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Erste Sammlung
wahren Frömmigkeit entfernt sind, der alte halbvergeßene Gedanke an Gott wieder ins Gedächtniß zu kommen, und sie wenden sich an ihn um Hülfe und Rettung; in einer solchen Lage pflegen | selbst diejenigen, welche den festesten Muth und die unbedingteste Ergebung in den göttlichen Willen haben, nicht ganz ohne Besorgniß und ohne Wünsche zu sein; und darum verwandelte sich auch das Gebet des Erlösers in diesem Falle in jenes den Menschen gewöhnliche Bitten um einen ihren Wünschen angemeßenen Ausgang. Der Werth und die Kraft eines solchen bittenden Gebetes ist es, was wir jezt mit einander beherzigen wollen. Ich werde dabei zuerst dem vorliegenden Falle genau nachgehn, um zu sehen, was er uns lehrt, und zweitens auf einige allgemeine Folgerungen aufmerksam machen, welche sich daraus ergeben. I. Zuerst also überzeuget Euch recht fest von der Befugniß, welche Ihr habt, auch Eure Wünsche über die wichtigern Ereigniße Eures Lebens Gott dem Herrn im Gebet vorzutragen. Es kann in den gegenwärtigen Zeiten nicht unnüz sein, Euch in diesem Glauben zu stärken. Diejenigen, welche gern Alles, was zur Religion gehört, dadurch aus dem menschlichen Gemüth verbannen möchten, daß sie keiner Anwendung davon im Leben Raum geben, unterlaßen nicht ein solches Gebet als eine Art von | Frevel gegen das höchste Wesen darzustellen. Es sei unehrerbietig, sagen sie, zu einer Zeit, wo | man sich Gott auf eine besondere Weise vergegenwärtigt, einen aus der Beschränktheit unseres Verstandes und Herzens entspringenden Wunsch zu äußern über etwas, worüber doch sein Rathschluß längst entschieden hat; | es sei ein allzuspäter Vorwiz, zu sagen, so möchte ich es gern, da wir doch bald erfahren werden, wie Er es gewollt hat. Laßt Euch dadurch nicht irre machen. Christus hat es gethan, also dürfen wir es auch thun. Es gehört mit zu den Vorrechten, die unserm Stande als Kinder Gottes anhängen. Das wäre eine sklavische Familie, wo es Kindern nicht vergönnt wäre, in der Gegenwart des weiseren Vaters ihre Wünsche zu äußern. Ist denn irgend Jemand fähig sie gleich zu unterdrüken? Können wir nun das nicht, so laßt sie uns immer aussprechen, wenn unser Herz uns dazu treibt: denn wenn wir sie auch in unser Inneres einschließen, ihm bleiben sie doch nicht verborgen. – Hört auch nicht darauf, wenn sie Euch sagen, ehe Ihr vor Gott trätet, müßtet Ihr doch erst euer Gemüth gefaßt und euer Herz beruhigt haben; es sei unziemlich in diesen unordentlichen Aufwallungen vor Ihm zu erscheinen, wo die Besorgniß vor Schmerz und Widerwärtigkeit, die 17 Euch in diesem Glauben] B + C: uns in diesem Glauben 36 trätet] B + C: tretet 37 euer Gemüth gefaßt und euer] B + C: Euer Gemüth gefaßt und Euer
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Anhänglichkeit an irgend ein Gut, deßen Verlust uns droht, noch das Herz hin und her zieht, und der Ergebung in den heiligen Willen Gottes nicht Raum läßt. Wolltet Ihr warten bis diese den Sieg davon getragen hat, so würdet Ihr weder das Bedürf|niß noch die Nei|gung zu einem solchen Gebet mehr empfinden, und das Vorrecht dazu würde Euch vergeblich verliehen sein. Sind die Bewegungen eures Gemüths sündliche Aufwallungen, hat das Feuer der Leidenschaften sie verursacht, so wird sich ohnehin der Gedanke an Gott, und das Gebet zu ihm nicht damit | vertragen; aber jene dem Menschen, wie ihn Gott erschaffen hat, so höchst natürliche Unruhe, die uns ergreift, wenn Verlust und Unglük da sind, wenn Hemmung unserer Thätigkeit und Trennung von unsern Geliebten uns drohn, diese soll uns nicht abhalten vor Gott zu treten: denn so nur unser Herz uns nicht verdammt, haben wir Freudigkeit zu Gott1. Christus, wie Ihr seht, ergriff nicht erst zuvor andere Maaßregeln, um diese in seiner heiligen Seele so seltene Bewegung zu unterdrüken; sondern eben das Gebet war seine Maaßregel, eben in dieser Unruhe wendete er sich flehend zu seinem himmlischen Vater, eben als seine Seele betrübt war bis in den Tod, verließ er seine Jünger, um beten zu gehn. Aber eben so aufrichtig, als ich Euch hiezu ermuntere, eben so ernstlich bitte ich Euch zweitens ja nicht zu glauben, daß um eures Gebets willen dasjenige geschehen werde, was Ihr bittet. Die Worte Christi laßen keinen Zweifel übrig, daß er wirklich und ganz ernstlich um die Abwendung seines bevorstehenden Leidens gebeten habe, er bedient sich ganz derselben Worte, mit denen er immer davon | redet, und wir wißen aus dem Ausgange seiner Geschichte nur allzugut, daß ihm nicht gewillfahrt wurde; was er jemals voraus gesagt und voraus gesehn hatte, das widerfuhr ihm auch, gerade so, wie er den Leidenskelch vor sich stehen sah in der Stunde seines Traurens und Zagens, mußte er ihn auch leeren bis auf den lezten Tropfen. Eine Wirkung, die | sein Gebet nicht gehabt hat, wird und kann das unsrige auch 1
1 Joh. 3, 21.
1 droht,] B + C: bevorsteht, 3 warten] B + C: warten, 6–9 eures Gemüths sündliche Aufwallungen, ... verursacht, ... vertragen; aber] B + C: Eures Gemüths sündliche Aufwallungen; ... verursacht: ... vertragen. Aber 17–18 Maaßregel, eben ... Vater, eben] B + C: Maaßregel; eben ... Vater; eben 19 gehn.] B + C: gehen. 21 zweitens] B + C: zweitens, 21–22 eures Gebets] B + C: Eures Gebetes 27– 28 wurde; was er ... gesehn ... auch,] B + C: wurde. Was er ... gesehen ... auch; 3 Wolltet Ihr] B + C: Wolltet ihr
14 ergriff] so B + C; A: ergrif
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nicht haben. Glaubet daher den Verheißungen nicht, welche Viele aus gewißen Worten der Schrift herleiten wollen, als ob Gott auch allemal gäbe, was im wahren Glauben und aus reinem Herzen von ihm erbeten wird. Einen Glauben, der ein Vorzug und eine Ursache des göttlichen Wohlgefallens sein konnte, werdet Ihr Christo doch nicht absprechen, und in seinem kindlichen und unterwerfungsvollen Flehen werdet Ihr nichts finden, was eines reinen Herzens nicht würdig wäre. Ihm also hätte diese Erhörung zuerst wiederfahren müßen, und die von ihm selbst ausgesprochenen Worte: Bittet, so wird Euch gegeben, müßen demnach eine andere Bedeutung haben, da diese sich an Ihm, dem Anfänger und Vollender unsers Glaubens, nicht bewährt hat. Wie sollte es auch zugehn, daß Gott um des Gebetes willen unsere Wünsche erfüllte? Meint Ihr, daß dies bei den Eurigen eher möglich wäre, als bei dem Wunsch des Erlösers, weil auf deßen Leiden und Tod in dem göttlichen Entwurf zur Beglükung des Menschengeschlechtes gerechnet war? Warlich in dem | göttlichen Entwurf ist auf Alles ge|rechnet, und Alles Eins; wonach Euer Herz auch verlange, ehe wird Himmel und Erde vergehen, ehe die geringste Kleinigkeit von demjenigen sich ändert, was in dem Rathe des Höchsten beschloßen ist. – Oder meint Ihr, der Ewige könne zwar seinen Entschluß nicht ändern; aber so wie Alles, habe er auch das vorher gewußt, wenn und was seine | frommen und geliebten Kinder von ihm bitten werden, und habe den Zusammenhang der Dinge so geordnet, daß mit ihrem Wunsch der Ausgang übereinstimme? Das heißt die göttliche Weisheit ehren, und doch den kindischen Einbildungen des Menschen schmeicheln wollen! So hoch hat es Gott nicht mit uns angelegt, daß unsere Wünsche Weißagungen sein sollen: aber auf etwas höheres, als daß die Befriedigung derselben uns der schäzbarste Beweis seiner Gnade sein müßte. Es ist freilich noch lange nicht die verkehrteste unter den Erfindungen, womit man die Religion ausgeschmükt hat, aber es ist doch nur eine Erfindung des klügelnden Verstandes, nicht eine Wahrnehmung aus der Art, wie sich Gott in der Welt offenbaret. Es ist geringschäzig von Christo gedacht, daß er nicht auch hierin der Erst8 wiederfahren] C: widerfahren 8 müßen,] B + C: müssen; 9 Worte:] B: Worte, 11 unsers Glaubens,] B + C: unseres Glaubens, 15 Menschengeschlechtes] B + C: Menschengeschlechts 17 Alles Eins; wonach] B + C: Alles ist Eins darin. Wonach 29 Es ist] 27–28 höheres, als daß die] B + C: höheres gewiß als darauf, daß die 30 hat,] B + C: hat: B + C: Dies ist 7 reinen] so DV von A; OD: reines 9 Mt 7,7
11 Vgl. Hebr 12,2
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ling gewesen sein sollte, und geringschäzig von den Menschen, daß, wenn Gott dies angeordnet hätte, man doch nur so selten Beispiele von erhörten Gebeten finden würde. Laßt uns also Drittens sehen, welches denn die Wirkung unseres Gebetes ist, wenn sie nicht in der Ueber|einstimmung des Erfolges mit dem geäußerten Wunsche | gesucht werden darf? Es ist dieselbige, die es in Christo hervorbrachte. Betrachtet nur mit mir, was dabei in seinem Gemüthe vorging. Mit dem bestimmten Wunsche, daß sein Leiden von ihm abgewendet werden möchte, fing er an, aber sobald er den Gedanken faßte an den Vater im Himmel, zu dem er betete, mäßig|te schon das bescheidene „ists möglich“ diesen Wunsch; und als er von den schlafenden Jüngern, einem Anblik, der seinen Muth noch mehr niederschlagen und dem traurigen Gefühle der Verlaßenheit noch einen neuen Zuwachs geben mußte, wiederum zum Gebet zurükkehrte, beugte er schon seinen Wunsch bei dem Gedanken, daß der Wille seines Vaters ein anderer sein könnte, diesem sich zu fügen und mit ihm freiwillig übereinzustimmen war ihm nun schon das größere, und er hätte nicht gewollt, daß der Wille Gottes nicht geschehen wäre, hätte er auch alle Glükseligkeit der Welt damit gewinnen können. Und als er zum dritten Mal gebetet hatte, war alle Besorgniß und alles Zagen verschwunden, er hatte keinen Wunsch mehr, sondern mit Worten, welche darauf abzwekten, ihnen den Muth, den er selbst gewonnen hatte, mitzutheilen, erwekte er seine Freunde aus dem Schlafe, und mit gelaßenem Gemüth, mit frommer Tapferkeit ging er seinem Verräther entgegen. Sehet da, das ist die Wirkung, welche ein solches Gebet hervorbringen soll. Wir sollen aufhören mit Heftigkeit nach dem Besiz eines | irdischen Gutes zu verlangen, oder die Abwendung eines Uebels zu wünschen; wir | sollen Muth bekommen, wenn es Gott beschloßen hat zu entbehren und zu dulden; wir sollen uns erheben aus der Ohnmacht, in welche Furcht und Begierde den Menschen herabziehn, und sollen zum Gefühl und zum vollen Gebrauch unserer Kräfte gelangen, damit wir uns unter allen Umständen so betragen können, wie es Jedem ge|ziemt, welcher bedenkt, daß er unter den Augen und dem Schuze des Höchsten lebt und handelt. Diese Wirkung aber muß auch das Gebet nothwendigerweise hervorbringen, wenn es uns anders nicht an richtigen Vorstellungen vom 6 Es ist dieselbige,] C: Eben dieselbige, 9 an,] B + C: an; 11 Wunsch; und als er] B + C: Wunsch. Als er darauf 14 zurükkehrte,] B + C: zurükkkehrte, 16– 18 könnte, diesem ... größere, und er] B + C: könnte. Diesem ... größere; ja er 22 abzwekten, ihnen] B + C: abzwekkten, auch ihnen 30 in welche] B + C: zu welcher 36–1 vom göttlichen Wesen] B + C: von dem göttlichen Wesen 40 zu] so DV von B; OD: in
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göttlichen Wesen gänzlich fehlt. Tragen wir einen Wunsch, daß dieses oder jenes sich in der Welt so ereignen möge, wie es für uns das beste zu sein scheint, Gott im Gebet vor, so müßen wir doch denken, daß wir ihn vortragen dem unveränderlichen Wesen, in welchem kein neuer Gedanke, kein neuer Entschluß entstehen kann, seitdem es zu sich selbst sprach: es ist alles gut, was ich gemacht habe. Was damals beschlossen ward, wird geschehen: dieser Gedanke muß uns mit unwiderstehlicher Gewißheit vor Augen treten. „Und wenn nun beschloßen ist, was du fürchtest? wenn du nun herausgerißen werden sollst aus dem lieben Kreise deiner Thätigkeit? wenn du verlieren sollst den, an welchem dein Herz hängt? wenn auf dir ruhen bleiben soll die unverdiente Verläumdung?“ – | Unfehlbar werden wir diesen Gedanken zuerst zurükweisen: nein, es kann nicht sein, es wird nicht | sein, es wäre zu hart, zu unväterlich! Aber der Gedanke, es kann nicht sein, wird uns ersterben, wenn wir bedenken, daß es der Unerforschliche ist, den unsere Hofnung auf diese Art beschränken will. Es kann wohl sein, es kann wohl sein, rufen uns tausend Beispiele zu von unverdienten und kaum erträglichen Leiden. Wenn es nun wäre, – seinen Willen können wir nicht beugen, – so bliebe uns | nichts übrig, als den unsrigen übereinstimmend zu machen mit dem seinigen. Und daß dies geschehe, daß dies von Herzen geschehe, dazu ladet uns ein der Gedanke, daß es doch der Alleinweise ist, dem wir unsern Wunsch vortragen wollten. Du denkst Dir etwas als heilsam und gut, und willst, daß Gott es solle geschehen laßen. Verstummt nicht dein Wunsch und deine Einsicht, sobald du an Ihn denkst? Wie weit übersiehst du dann die Folgen und den Zusammenhang der Ereigniße, wenn du auch nur bei deinem Wohlergehn stehen bleiben willst? Er kennt das Beste und das Ganze! mußt du deinen Wunsch entbehren nach dem von ihm geordneten Zusammenhang, so hast du in allem Guten, das du in der Welt siehst, den Ersaz dafür. So wird Mißtrauen in den eigenen Verstand gewekt, Demuth, die sich nur als einen kleinen Theil des Ganzen ansieht, Wohlwollen, das mehr aus der Betrachtung der Welt als aus dem eigenen Wohlbefinden seine Zufriedenheit schöpfen | will. Aber der Weise ist auch der Gütige; er wird dich nicht bloß um Anderer willen entbehren und leiden laßen. Er will, daß dem | Gerechten Alles zu seinem eignen Besten diene. So entsteht 3 vor,] C: vor: 7 geschehen:] C: geschehen; 12–13 diesen Gedanken] B + C: diese Besorgniß 19 beugen, – ] C: beugen: 26 dann] C: denn 28–35 Ganze! mußt ... Zusammenhang, ... Gütige; er ... laßen. Er] C: Ganze! Mußt ... Zusammenhang: ... Gütige. Er ... lassen; er 6 Vgl. Gen 1,31
36 Vgl. Röm 8,28
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Vertrauen, daß auch auf uns, ein wie kleiner Theil wir auch sind, Rüksicht genommen worden sei im Ganzen; so entsteht Ruhe, denn was uns auch begegne, es muß Gutes herauskommen, und so ruft endlich das stillgemachte und besänftigte Herz: Vater, es geschehe dein Wille. Sehen wir so dem gefürchteten Uebel erst mit Gelaßenheit und | Ergebung ins Auge, so tritt auch bald der Gedanke an die Absichten alles deßen, was geschieht, ins rechte Licht, und zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Der Betende muß sich bald daran erinnern, daß Alles was geschieht seinen Zwek in uns selbst hat, der auf unsere Beßerung und die Vermehrung des Guten in uns gerichtet ist. Er wird sich wieder bewußt, daß dieser Zwek des Höchsten, den seine heftige Empfindung ihm auf eine kurze Zeit aus den Augen gerükt hatte, doch auch sein eigner Zwek ist. Wenn dazu alles ein Mittel sein kann und soll, warum soll er denn irgend etwas scheuen, was ihm begegnen mag? Wenn Glük und Unglük Veranlaßung darbieten gute Gesinnungen zu äußern und zu befestigen, wenn es in beiden eine Art giebt, sich würdig und Gott wohlgefällig zu betragen: warum soll ihm nicht beides willkommen sein, wie es eben kommt aus der Hand Gottes und im Zusammenhang seiner Führungen? Nun steht das | Herz auf dem Punkt, wo es stehen soll; nun gibt es einen andern Gegenstand, womit wir uns beschäftigen, als die Empfindungen die unserer war|ten, nemlich die Frage: was wird von dir gefordert werden? was für Kräfte mußt du anwenden, was für einen Widerstand mußt du entgegen sezen, was für Uebereilungen wirst du vermeiden müßen? Und wenn wir dann finden, daß es immer nur auf dieselben Eigenschaften ankommt, die wir oft geübt, über die wir lange nachgedacht haben, daß das Ganze, was von uns geleistet werden soll, nur aus einzelnen Handlungen besteht, die wir oft | schon mit gutem Erfolge verrichtet haben, dann kehrt das Bewußtsein der Kräfte in die verschüchterte Seele zurük, dann fühlen wir uns stark genug den Weg zu wandeln, den Gott uns vorzeichnet, stark genug diejenigen aufzurichten, die über uns betrübt oder sonst muthloser sind als wir, und wenn der Augenblik kommt, wo das Uebel eintritt, so sagen wir mit Ruhe und gefaßtem Sinne: Laßet uns aufstehn und ihm entgegen gehen. 2 Rüksicht] B + C: Rücksicht 3–4 herauskommen, ... Herz:] B + C: herauskommen; ... Herz, 6 Auge,] C: Auge: 14–22 soll, ... befestigen, ... gibt ... Frage: was] B + C: soll: ... befestigen; ... giebt ... Frage, Was 22 werden?] C: werden, 23 Kräfte mußt du anwenden, was für einen Widerstand mußt du] B + C: Kräfte wirst du anwenden, was für einen Widerstand wirst du 27–29 haben, daß ... haben, dann] B + C: haben; daß ... haben: dann 29 der Kräfte] B + C: ihrer Kräfte 30–34 zurük, dann... wir, und ... Sinne: ... gehen.] B + C: zurükk; dann ... wir; und ... Sinne, ... gehn. 40 ihrer Kräfte] so DV von B; OD: der Kräfte 4–5 Vgl. Mt 6,10
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Erste Sammlung
Das sind nach dem Beispiele des Erlösers die rechten Wirkungen eines solchen Gebetes. Ich hoffe, sie werden Euch Allen groß und wichtig genug erscheinen, und Ihr werdet dabei das Unmögliche und Wunderbare gern vergeßen, was so Viele als die Hauptsache des Gebetes ansehen. Haltet Ihr es für beßer, diejenigen, welche Ihr zu erziehen habt, allerlei Uebel und Beschwerden ertragen zu lehren, als sie immer aufs sorgfältigste dafür zu | bewahren: so lobet auch die göttliche Weisheit, welche uns im Gebet ein kräftiges Mittel zu jenem aber nicht zu diesem in die Hände gegeben hat. | Um Euch noch mehr Veranlaßung zum Nachdenken über diesen wichtigen Gegenstand zu geben, laßt mich II. noch einige allgemeine Folgerungen hinzufügen, die wir aus dem, was das Beispiel Christi uns gelehrt hat, ziehen können. Erstlich. Wenn um unseres Gebetes willen in dem von Gott angeordneten Lauf der Dinge nichts geändert wird, so müßen wir auch auf zufällige, | scheinbare Erhörungen deßelben keinen besondern Werth legen. Es vergeht selten eine geraume Zeit, daß nicht unserer Gesundheit, oder unserm äußerlichen Glük, oder unsern Verhältnißen gegen die, welche uns die Liebsten auf der Welt sind, mancherlei Gefahren drohen, und ich hoffe, daß es Wenige unter uns giebt, welche nicht daraus einen Gegenstand ihres Gebetes machen. Hütet Euch aber, welchen Ausgang auch diese bedenklichen Umstände nehmen mögen, die Ursache davon in eurem Gebete zu suchen, und in dem Grade, worin es Gott angenehm oder mißfällig gewesen ist. Außerdem, daß dies Gottes unwürdig ist, wie wir schon gesehen haben, verdirbt es gänzlich euer Urtheil über euren und anderer Menschen Werth, und lehrt Euch dabei auf Dinge ein Gewicht legen, welche gar keins haben, und doch muß auf eben diesem Urtheil, wenn Ihr verständig und mit Euch | selbst übereinstimmend denken wollt, ein großer Theil eurer Art zu leben und zu handeln beruhen. Dies | erstrekt sich selbst auf unsere reinsten und würdigsten Wünsche, auf diejenigen nemlich, welche sich mit dem Gedeihen des Guten beschäftigen, entweder überhaupt oder deßen, wozu wir insbesondere Werkzeuge und Mitarbeiter sind. Freuet Euch, wenn eure rechtschaffenen Unternehmungen einen 15–16 wird, ... besondern] B + C: wird: ... besonderen 23–28 eurem Gebete ... mißfällig ... keins haben, und] B + C: Eurem Gebete ... misfällig ... keines haben. Und 28–31 doch muß auf ... Wünsche, auf diejenigen nemlich,] C: doch beruht auf eben diesem Urtheil, wenn Ihr verständig und mit Euch selbst übereinstimmend denken wollt, großen Theils eure ganze Art zu leben und zu handeln. Und dies gilt von der Erfüllung selbst unserer reinsten und würdigsten Wünsche, auch derjenigen nemlich, 34 sind. Freuet Euch,] C: sind. Freuet euch, 34 eure rechtschaffenen] B: Eure rechtschaffenen
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guten Fortgang haben; freuet Euch, wenn Gott Euch zu unmittelbaren Werkzeugen bei der Vermehrung des Guten in der Welt braucht: aber laßt Euch das nicht zu dem stolzen Glauben verleiten, als ob dies ein entscheidendes Zeichen von seinem vorzüglichen Wohlgefallen an Eurem Gemüthszustande wäre. Mancher, dem nichts gelingt und deßen Handeln in der Welt vergeblich zu sein scheint, meint es gewiß nicht nur eben so redlich, sondern thut auch eben so eifrig das seinige, und ist eben so innig von Rechtschaffenheit und Gottseligkeit durchdrungen. Dergleichen als einen Maaßstab des menschlichen Werthes anzusehn, ist eine gefährliche Unvollkommenheit in der Religion, und eine von denen, für welche ganz besonders Christus der Mittler geworden ist zwischen Gott und uns. Sehet wie auch Ihm Alles zu mißlingen schien, und wie sich doch Gott seiner aufs herrlichste bedient hat! wie sein Gebet nicht erhört ward, und er doch in diesem Augenblik, wie immer, derjenige war, an dem Gott Wohlgefallen hatte. | Zweitens werdet Ihr mir nun, hoffe ich, gewiß zugestehen, daß es kein anderes wahres Gebet giebt als jenes, welches ich am Anfang unserer Betrachtung geschildert habe, den Zustand nemlich, wo der lebendige Gedanke an Gott alle unsere anderen Gedanken, Empfindungen und Entschlüße begleitet, läutert und heiliget; alle andere Gestalten, welche das Gebet in einzelnen Fällen annimmt, müßen sich, wenn sie Gott wohlgefällig sein sollen, in diese eine höchste, das ganze Leben umfaßende wiederum auflösen. Unser Dankgebet ist eine Vereinigung unsrer | Freude über das, was sich ereignet hat, mit dem Gedanken an Gott, und es wird Ihm nur wohlgefällig sein, wenn es diese Freude heiliget und erhebt, wenn es das Mittel wird, unser Gemüth von dem irdischen Gegenstand auf das höhere hinzurichten. Bleibt es nur Dank, nur Freude über den neuen Besiz, den uns Gott verliehen hat, so hat unser Dankopfer vor Ihm keinen Werth. Eben so ist es mit unserm bittenden Gebet, es betreffe nun unsere eigenen Angelegenhei1 Euch, wenn Gott Euch] C: euch, wenn Gott euch 2 braucht: aber] B + C: braucht; freuet Euch, wenn Euch [C: euch, wenn euch endlich] auch das vorzüglich gelingt, was lange Zeit hindurch der wichtigste Gegenstand | eures Bestrebens, eurer Sorge, eures Gebetes gewesen ist: aber 3 laßt Euch] C: laßt euch 4 von seinem vorzüglichen Wohlgefallen] B + C: von Gottes vorzüglichem Wohlgefallen 4–5 an Eurem Gemüthszustande] C: an eurem Gemüthszustande 5 gelingt] B + C: gelingt, 10 Unvollkommenheit in der Religion,] C: Unvollkommenheit des Glaubens, 20 heiliget; alle] B + C: heiliget. Alle 25 Gott,] C: Gott; 29–4 hat, ... Fürbitte: wenn ... verwandeln,] B + C: hat: ... Fürbitte. Wenn ... verwandeln: 29 Ihm keinen] C: ihm keinen 15 Vgl. Mt 3,17
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Erste Sammlung
ten, oder es sei brüderliche Fürbitte: wenn es nicht dahin gedeiht, den Wunsch, der es hervorbrachte, zu mäßigen, die heftige Begierde in stille Ergebung, die ängstliche Erwartung in fromme Gelaßenheit zu verwandeln, so war es gar kein wahres Gebet, und es ist ein sicheres Zeichen, daß wir dieses wahren Betens noch gar nicht fähig sind. Drittens will ich Euch nicht vorenthalten, daß es mir ein Zeichen größerer und aufrichtigerer | Fröm|migkeit zu sein scheint, wenn dieses bittende Gebet in unserm Leben nur selten vorkommt, und auch dann unser Gemüth nicht lange beschäftiget. Denn woher kommt es wohl, daß unser Gebet die Gestalt der Bitte annimmt? Wenn wir etwas wünschen, was wir selbst nicht ins Werk richten können, und es gesellt sich zu diesem Wunsch der Gedanke an Gott, so fällt uns als Gegensaz unserer Ohnmacht zu allererst seine Allmacht ein, und wir möchten suchen sie uns geneigt zu machen; das ist die Bitte, so wie sie aus dem schwachen menschlichen Herzen hervorgeht. Hier|bei liegt ein unvollkommener Gedanke an Gott zum Grunde; dächten wir sogleich an dasjenige, was uns immer das Nächste sein soll, an seine Heiligkeit und Weisheit, so würde unser Wunsch sehr bald die Gestalt annehmen, durch welche alle Wünsche der Frommen sich auszeichnen sollen. Gewiß also, je geläufiger uns das wahre Beten ist, je öfter wir an Alles denken, was wir von Gott wahrnehmen können, um desto schneller wird diese heilsame Veränderung vor sich gehn. Die, welche sich rühmen, daß sie anhalten können im Gebet, daß sie nicht müde werden Gott zu bitten, er wolle dieses oder jenes herbeiführen, von denen ist der Geist der wahren Gottesfurcht noch fern. Von Christo wird uns mehrere Male gesagt, er habe sich in die Einsamkeit begeben und Nächte zugebracht im Gebet, dann war es aber nicht die Furcht vor irgend einem Ereigniß, nicht die Theilnahme an irgend einer Be|gebenheit, was ihn zum Gebete trieb, | sondern das Bedürfniß seines Herzens sich einem frommen Nachdenken zu überlaßen. Wo wir ihn dagegen bittend finden, da ist dies, wie hier nur ein vorüberge12–18 Gott, ... Grunde; dächten ... Weisheit,] B + C: Gott: ... Grunde. Dächten ... Weisheit: 19–20 durch welche alle Wünsche der Frommen sich auszeichnen sollen.] C: durch welche die Wünsche der Frommen alle sich auszeichnen müssen. 20– 21 ist, ... können,] C: ist; ... können: 27 Gebet,] B + C: Gebet; 30–31 sich einem frommen Nachdenken zu überlaßen. Wo wir ihn dagegen] C: sich einem frommen Nachdenken einem ungestörten Genuß der Gemeinschaft mit seinem Vater zu überlassen ohne einen bestimmten Wunsch, ohne eine eigentliche Forderung an ihn. Wo wir Jesum dagegen 31 wie hier] B + C: wie hier, 27 dann] so B + C; A: denn 26 Vgl. z. B. Mt 14,23; Lk 5,16; 6,12
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hender Zustand, und eben so auch nur ein seltener. Um unserer Betrachtung so Vieles im göttlichen Wesen, was zu unserer Beruhigung gereichen muß, zu verhüllen, bedarf es in der That einer heftigen Gemüthsbewegung, und die soll in unserm Leben eben auch nicht häufig vorkommen. Seid Ihr von solchen bestürmt, nun so bittet, bis das wahre Gebet Euch des Bittens vergeßen macht. Was aber diejenigen betrift, welche sich rühmen, daß sie oft auf diese Art beten, daß sie täglich mehrere Male vor Gott erscheinen, ihn um Alles zu bitten, was entweder schon da ist, oder was sie selbst erwerben sollen, und für alle Kleinigkeiten zu danken, die zum menschlichen Leben gehören, so scheint mir, als ob sie sich über etwas rühmten, was von wenigem Werth ist. Mögen sie noch soviel sagen von der Andacht, mit der sie diese Gebete verrichten, ich glaube doch, daß keine wahre Frömmigkeit darin ist. Zu bestimmten Zeiten tragen sie ihre Nothdurft Gott vor; ihr Beten gehört, wie andere kleine Geschäfte, zur Ordnung des Tages, und unmittelbar von demselben gehen sie zu andern Geschäften und Vergnügungen, ohne daß eine Spur davon zurükbleibt, so wie sie mitten aus der Sorge, der Arbeit und dem Scherze zum Gebet kommen, angefüllt und durchdrungen von eiteln irdischen | Dingen. Deutet das wohl auf ein Herz, dem | der Umgang mit Gott geläufig ist? Wen das Gefühl der Abhängigkeit am meisten zum Gedanken an Gott erwekt, der denkt gewiß sonst gar nicht an ihn, und der Geist des Christenthums fehlt ihm gänzlich. Mögen sie noch soviel Versicherungen geben von dem Segen für ihr Herz, den dieses Gebet ihnen bringt, es sind gewiß nur zufällige und vorübergehende Rührungen. Sprechen sie nicht immer dieselben bestimmten Worte? Beten sie nicht größtentheils mit fremden Gedanken? Wie | wenig diese im Innern des Gemüthes wirken können, das wißen wir Alle. Es ist warlich kein Schade für die Religion, wenn diese Gewohnheiten abnehmen. Nein, mit leichtem Herzen wollte ich sie alle verschwinden sehen diese Stundengebete und Formeln, wie rein sie auch sein mögen von abergläubischen Meinungen, und wieviel Bezug auch darin sein möge auf Sittlichkeit und Pflichterfüllung! Ein herzerhebender Gedanke an den Schöpfer, wenn euer Auge auf seine Werke gerichtet ist mitten unter 4–5 und die soll in unserm Leben eben auch nicht häufig vorkommen. Seid Ihr von solchen bestürmt,] C: wie sie auch in unserm Leben nicht häufig vorkommen soll. Seid Ihr von ei|ner solchen bestürmt; 7 betrift,] B + C: betrifft, 9–10 für alle Kleinigkeiten zu danken,] C: für alle Kleinigkeiten ihm zu danken, 10 gehören,] B + C: gehören: 17–19 ohne daß eine Spur davon zurükbleibt, so wie sie mitten aus der Sorge, der Arbeit und dem Scherze zum Gebet kommen,] C: ohne daß in diesen eine Spur von Frömmigkeit sichtbar bliebe; und eben so kommen sie mitten aus der Sorge, der Arbeit und dem Scherze zum Gebet, 29 für die Religion,] C: für das Christenthum, 34– 1 euer Auge ... Freuden, die Ihr] B + C: unser Auge ... Freuden, die wir
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Erste Sammlung
den stillen Freuden, die Ihr aus seiner Schöpfung genießt; ein den klügelnden Verstand niederschlagender Gedanke an den Beherrscher der Welt mitten unter dem Gespräch über die Schiksale und Unternehmungen der Menschen; ein Gefühl von dem, deßen Ebenbild sich in Euch offenbaret, wenn Ihr Euch von Liebe und Wohlwollen durchdrungen fühlt, mitten unter dem geselligen Genuß dieser menschlichen und schönen Empfindungen; wenn Ihr | seine Wohlthaten genießt, ein frohes Gefühl seiner Lie|be; wenn Ihr Gutes wirkt, ein dankbares Gefühl seines Beistandes; wenn Ihr über seine Gebote nachdenkt, die große Hofnung, daß Er Euch zu sich erheben will: Das ist das wahre Gebet, deßen Segnungen reichlich zu genießen ich Euch Allen von Herzen wünsche.
1 genießt;] B: genießen; C: genießen, 3 Schiksale] B + C: Schicksale 4 Menschen;] C: Menschen, 4–12 ein Gefühl ... von Herzen wünsche.] B + C: ein Gefühl von dem, dessen Ebenbild sich in uns offenbaret, wenn wir uns von Liebe und Wohlwollen durchdrungen fühlen, mitten unter dem geselligen Genuß dieser menschlichen und schönen Empfindungen; wenn wir seine Wohlthaten genießen, ein frohes Gefühl seiner Liebe; wenn wir Gutes wirken, ein dankbares Gefühl seines Beistandes; wenn wir über seine Gebote nachdenken, die große Hofnung, daß Er [C: er] uns zu sich erheben will: Das ist das wahre Gebet, dessen Segnungen reichlich zu genießen ich uns Allen von Herzen wünsche.
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III.
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Einige Empfindungen des sterbenden Jesu, die auch wir uns für unsere lezten Augenblike wünschen sollen. 5
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Himmlischer Vater! Auf Alle, die sich heute versammeln zur Todtenfeier des Heiligen, an dem Du Wohlgefallen hattest, sieh gnädig herab! Daß Keiner von dem Kreuze Deines Lieblinges sich entferne, ohne mit neuem lebendigen Glauben auszurufen: Warlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen! Daß Keinem die Thräne der Rührung vertrokne, bis er ergriffen ist von dem innigen Wunsche, sein Ende möge sein wie dieses Gerechten! Die Empfindung einer heiligen Ehrfurcht | und Bewunderung, die einen Jeden ergreifen muß beim Andenken an den sterbenden Christus, o laß sie nicht unfruchtbar in diesen | Mauern zurükbleiben, laß sie uns Alle ins Leben hinaus begleiten, damit es Dir immer mehr geheiligt und dem seinigen ähnlicher werde, bis wir endlich auch im getrosten Hingange zu Dir ihm nachfolgen, Amen. Ein wehmüthiges und gerührtes Herz, meine Brüder, seze ich bei Euch Allen voraus in dieser Stunde, und an dieses allein will ich mich wenden. Laßt uns, ich bitte Euch, wenigstens jezt alle die besondern Vorstellungen bei Seite sezen, die ein Jeder von gewißen eigenthümlichen Wohlthaten und Segnungen des Todes Jesu haben mag. Ich ehre sie alle, wenn sie in einem Herzen wohnen, welches ich ehre; und es wäre traurig, wenn der heiligste der Tage damit hingebracht würde, Fragen aufzuwerfen, Meinungen zu sichten, Untersuchungen anzustellen, wodurch die Gemüther nicht zum Guten bewegt, und oft gar von einan5 Charfreitage.] B + C schließen die Fußnote an: In der Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam bei der Abendmahlsfeier, an welcher S. Maj. der König theilnahm, gehalten. 9 mit neuem lebendigen Glauben auszurufen:] B + C: mit neuem lebendigem Glauben auszurufen, 19 Euch] B + C: uns 2 Predigt zum Karfreitag am 22. März 1799 in der Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam
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Erste Sammlung
der entfernt werden, indem sich Verschiedenheiten aufdeken, die doch immer Statt finden müßen. Nein, zu solchen Betrachtungen wollen wir uns vereinigen, die für uns Alle von gleicher Wichtigkeit und von gleichem Segen sein können, so gewiß als wir in Christo Alle den Anfänger unsers Glaubens verehren, als sein Tod uns Allen ein Tod der Liebe und des Gehorsams ist, als wir Alle | uns sein Leben bis an den Tod zum Vorbilde sezen, dem | wir nachfolgen wollen. Ja, sein Leben bis an den Tod, auch das Lezte nicht ausgeschloßen, was in seiner heili|gen Seele vorging. Ob wir wie Er bis zum lezten Schlage des Herzens den vollen Gebrauch aller Kräfte unseres Geistes behalten werden, das ist etwas, worüber wir keinen Entschluß faßen können, es ist eine besondere Gnade Gottes, die von den Umständen abhängt, unter denen er das Ende unseres Lebens herbeiführt: aber der lezte Schlag des Herzens ist auch nicht das Ende des Lebens, sondern dieses hört auf mit dem lezten Gedanken und Gefühl, das unser Geist in Verbindung mit seinem Körper hervorbringt, mit dem lezten Blik, in welchem uns noch die umgebende Welt erscheint, mit dem lezten Bewußtsein unserer irdischen Verhältniße; und ob wir dann diese Verhältniße eben so behandeln, diese Welt eben so ansehn und über das vergangene Leben eben so denken werden, das kann lediglich die Frucht sein von einem eben so geführten Leben, und einem eben so gefaßten Gemüth. Darum laßt uns sterben lernen, indem wir Christum sterben sehen! Es ist nichts Geringes, was ich Euch zumuthe, indem ich Euch hiezu auffordere, denn es ist mit dem Tode des Erlösers, wie es mit seinem Leben war: wer Glük und Freude sucht, der fliehe nur die Aehnlichkeit mit Ihm; nur der suche sie, der um jeden Preis das Große und das Vollendete begehrt. Ein leichteres Ende, ein sanfteres Hinüberschlummern mag es leicht geben, als das des Erlösers war; aber keines das erhabener, | keines das eines frommen und tugendhaften Herzens würdiger wäre. Wer ein sol|ches begehrt, der sehe jezt mit mir auf die Vollendung des Heiligen Gottes. Text. Marc. 15, 34–41. Und um die neunte Stunde rief Jesus laut und sprach: Mein Gott mein Gott, warum hast Du mich verlaßen. Und etliche, die dabei 1–2 Verschiedenheiten aufdeken, die doch immer Statt finden müßen.] C: Verschiedenheiten, die freilich immer Statt finden müssen, grade dann aufdekken, wenn man sich am innigsten vereinigen will. 1 aufdeken,] B: aufdecken, 7–8 wollen. Ja, sein Leben] C: wollen, ja sein Leben 11 werden, ... können,] C: werden; ... können; 13 herbeiführt: aber] B + C: herbeiführt. Aber 19 ansehn] C: ansehn, 20 denken werden,] C: denken werden wie Er, 24 auffordere,] B + C: auffordere; 28–29 als das des Erlösers war;] B + C: als des Erlösers; 33 Mein Gott] B + C: Mein Gott, 27 Preis das] so DV von A; OD: Preis daa
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stunden, da sie das hörten, sprachen sie: Siehe, er ruft den Elias. Da lief einer und füllete einen Schwamm mit Eßig, und stekte ihn auf ein Rohr, und tränkte ihn, und sprach: Halt, laß sehen, ob Elias komme und ihn herabnehme. Aber Jesus schrie laut und verschied. Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stüke von oben an bis unten aus. Der Hauptmann aber, der dabei stund, gegen ihm über, da er sah, daß er mit solchem Geschrei verschied, sprach er: Warlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen. Und es waren auch Weiber da, die von ferne solches schaueten, unter welchen war Maria Magdalena, und Maria Jakobi und Joses Mutter, und Salome. Wenn ich uns wünsche zu sterben wie Christus, so will ich nicht auf diejenige Gemüthsverfassung hinweisen, die sich für einen Jeden, der den rechten Weg gewandelt ist, von selbst versteht. Daß nicht | Reue über ein verschwendetes Leben un|ser leztes zerknirschendes Gefühl sei, daß nicht allzuzärtliche Anhänglichkeit an die Freuden und Besizthümer dieser Welt den Abschied von derselben mehr als billig erschwere, daß kein banger Zweifel sich einmische in die kindliche Ergebung gegen den, der uns in das Thal des Todes hineinführt, davon sei unter uns nicht die Rede. Es sind drei andere Umstände, auf welche ich Euch als auf etwas sehr wünschenswerthes aufmerksam machen will, eben deshalb nemlich wünschenswerth, weil um Christo darin ähnlich zu werden, schon diejenige genaue und vollendete Aehnlichkeit mit Ihm erfordert wird, die unser Aller Ziel ist. Ich wünsche nemlich, daß wir Alle sterben mögen: Erstlich mit demselben Schmerz über unvollendete Thaten, zweitens mit derselben Ruhe bei den ungleichen Urtheilen der Welt, und drittens eben so umgeben von zärtlichen und treuen Freunden. Auf diese Umstände richtet jezt eure andächtige Aufmerksamkeit. I. Möchten wir Alle sterben mit demselben Schmerz über unvollendete Thaten, der sich in dem traurigen Seufzer des Erlösers: mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlaßen, so deutlich offenbaret. Oder meint Ihr, das körperliche Leiden habe Ihm diesen Ausruf 6 stund,] C: stund 16–19 sei, ... erschwere, ... hineinführt,] B + C: sei; ... erschwere; ... hineinführt: 20–21 auf welche ich Euch als] B + C: auf welche ich als 22–23 weil um Christo darin ähnlich zu werden,] B + C: weil, um es Christo darin gleich zu thun, 25 mögen:] B + C: mögen, 1 den Elias] C: dem Elias 10 Magdalena, und Maria Jakobi und Joses Mutter,] so C; A+B: Magdalena und Maria Jakobi, und Joses Mutter 10 Maria Jakobi] B: Marin Jakobi
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Erste Sammlung
abgepreßt? Wie schwer auch das Gewicht deßelben gewesen sein mag, wem es noch zu solchen Aeußerungen des Wohlwollens der Sorge und Theilnahme Kraft übrig ließ, wie Christus von seinem Kreuze herab von sich gab, dem konnte | es auch den so oft behaupteten Grund|saz nicht verdunkeln, daß Leiden eben so wenig ein Zeichen von dem Mißfallen des Höchsten sein können, als Glük ein Unterpfand seiner Gunst ist. Oder hing er etwa an den Freuden des Lebens, daß die Nothwendigkeit, es so jung verlaßen zu müssen, ihn niederbeugte? Oder war etwa seine Einbildungskraft auch angefüllt mit Vorstellungen von künftiger weltlicher Größe, daß er gekränkt gewesen wäre, diese nicht erreichen zu können? Aber seinen Beruf liebte er mit ganzem Gemüth, der Gedanke an das große Geschäft, dem er sein Leben gewidmet hatte, erfüllte auch jezt noch seine Seele. Wenn er nun überlegte, wie weit es noch von der Vollendung entfernt war, wie eigentlich noch keiner von seinen Jüngern seine Gesinnung rein aufgefaßt und seinen Entwurf durchschaut hatte, wie wenig sie auf Alles gefaßt waren, was jezt über sie hereinbrechen mußte, und wie leicht das Band, welches sie zusammenhielt, sich lösen konnte: dürften wir uns wohl wundern, wenn er gefragt hätte, mein Gott, mein Gott, warum hast Du Deine schüzende Hand abgezogen von diesem Unternehmen? Aber so fragt er nicht, er wußte wie genau der Faden seiner Entwürfe in den Plan der Vorsehung verwebt war; er wünscht nur, daß er selbst die große Angelegenheit noch weiter hätte fördern können; er fragt nur aus der Tiefe eines Herzens, das des Guten nicht genug thun kann; warum doch der Ewige Ihn nun dahin gehen laße, um ohne seine Hülfe das große Werk fortzuführen; er | sah so deutlich, was er noch hätte zu Stande bringen können, und der Höchste vergönnte Ihm nicht, es zu thun. Eben diesen Wunsch und diesen Schmerz wünsche ich uns Allen in der lezten Stunde unseres Lebens. Es bedarf dazu nicht, daß wir wie Christus mitten in der Blüthe der Jahre aus einem großen Werk herausgerißen werden, es kann ein Jeder so fühlen, in welcher Lage er sich auch befinde. Seid Ihr Diener des Staats, Vorsteher gesellschaftlicher Einrichtungen: möchte es Euch schmerzen, daß Ihr nicht noch 6 sein können,] B + C: sein könne, 7 hing er etwa] B + C: hing etwa Jesus 12 Gemüth,] B + C: Gemüth; 14 es noch ... war,] B + C: dieses noch ... war; 21 nicht,] B + C: nicht; 22–23 daß er selbst die große Angelegenheit noch weiter hätte fördern können,] B + C: daß ihm selbst bestimmt gewesen wäre, die große Angelegenheit noch weiter zu fördern, 24 kann;] B + C: kann, 26–27 was er noch hätte zu Stande bringen können, und der Höchste vergönnte Ihm] B + C: was er noch würde zu Stande gebracht haben, und der Höchste vergönnte ihm 23 können;] können,
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diesen Mißbrauch abstellen, und jene Verbeßerung einführen könnt! seid Ihr unabhängig und begütert: möchte es Euch schmerzen, daß Ihr nicht noch eine wohlthätige Anstalt in Gang bringen, oder dies und jenes thun könnt für die Unglüklichen, welche Ihr beschüzt! seid Ihr Gelehrte und Weise: möchtet Ihr ungern eine lehrreiche Darstellung eurer Gedanken unterbrechen, oder Euch von einem neuen Felde der menschlichen Erkenntniß entfernen! seid Ihr Künstler und Arbeiter: möchte es Euch weh thun, daß Ihr nicht noch einer Arbeit wenigstens die neue Vollkommenheit, die Ihr ausgedacht oder eingeübt habt, mitgeben sollt! Ihr Jünglinge, möchtet Ihr Euch sehnen die Grundsäze der Tugend und der Religion, die Euch theuer sind, auch nur eine kurze Zeit lang im eignen häuslichen Leben auszuüben und darzustellen! Ihr Männer, möchte es Euch das Herz brechen, nicht die | Erziehung Eurer | Kinder vollenden, nicht die Jugend, die sich vertrauensvoll an Euch anschloß, noch weiter bringen zu können! Ihr Greise, möchte es Euch schmerzen nicht noch länger Euer wohlerworbenes Ansehn zum Besten eurer späten Nachkommen benuzen, und mit dem Rath eurer gereiften Weisheit, was um Euch her Gutes unternommen wird, unterstüzen zu können! Indem ich Euch dieses wünsche, meine Brüder, wünsche ich in der That nur, daß Ihr nie aufhören möget, Euren Beruf zu lieben und ihm euer ganzes Nachdenken zu widmen. Könnte es bei einer solchen Gesinnung im menschlichen Leben jemals einen Punkt geben, wo unsere Rechnung abgeschloßen und kein Geschäft im Gange wäre; ich wollte, um Euch jenen Schmerz zu sparen, gern wünschen, daß Ihr Alle in diesem Zeitpunkt sterben möchtet, ehe eine neue Reihe von Thätigkeiten anfange, die Ihr nicht mehr vollenden könntet: aber einen solchen Ruhepunkt werdet Ihr nicht finden. Es giebt keine Ruhe und keinen Stillstand in einem Pflicht und Beruf liebenden Gemüth. Jede Veränderung, welche der Lauf der Natur und der menschlichen Dinge mit sich bringt, bringt auch neue Aufgaben und neue Pflichten mit; indem Ihr beschäftigt seid Einem Verhältniß zu genügen, hat sich schon ein Anderes entsponnen. Und wäre auch das nicht, so bringt schon der gegenseitige Einfluß des Handelns und Ueberlegens eine unaufhaltsame Bewegung und immer neue Wünsche und Bestrebungen hervor. Jede Handlung erweitert | und berichtigt unsere Einsichten über | den Gegenstand, und jede 2–7 seid ... seid ... seid] B + C: Seid ... Seid ... Seid 21 Nachdenken zu widmen.] B + C: Nachdenken, eure ganze Kraft zu widmen. 22–27 Könnte es bei ... vollenden könntet:] C: Könnte es im menschlichen Leben jemals einen Punkt geben, wo für den so gesinnten die Rechnung abgeschlossen und kein Geschäft im Gange wäre; ich wollte, um Euch jenen Schmerz zu sparen, gern wünschen, daß jeder in diesem Zeitpunkt sterben möchte, ehe eine neue Reihe von Thätigkeiten anfange, die er nicht mehr vollenden könnte: 36 berichtigt] B: berichti|get C: berichtiget
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Erste Sammlung
verbeßerte Einsicht treibt uns sie sogleich anzuwenden. Mitten in der Arbeit, in der unvollendeten Arbeit findet also der Tod einen Jeden, der das Leben recht gebraucht, und von dem schmerzlichen Gefühl, welches hieraus entsteht, kann nur der frei sein, der feigherzig vor seinen Pflichten flieht, und sich in müßigen Schatten verbirgt, wenn die Stimme des Berufs an ihn ergeht – ein solcher mag lebenssatt sterben, denn er hat den schönsten Reiz des Lebens nicht gekannt; oder der Knechtischgesinnte, der sich mit einem leeren Scheine der Tugend begnügt, und kein höheres Ziel kennt, als nur dieses, nichts Strafbares gethan zu haben, – der mag, wenn anders seine Täuschung so lange anhält, auch den Tod gefühllos hinnehmen: denn die Zukunft, die ihm geraubt wird, hat ihn nicht durch den Reiz neuer Verdienste und Vollkommenheiten gelokt, sondern ihm nur furchtbare Kämpfe mit neuen Versuchungen gezeigt. Aber, werdet Ihr sagen, eben so bleibt auch dem Sinnlichen und Irdischgesinnten, den eine Begierde zur andern treibt, immer noch ein ungestilltes Sehnen nach irgend einem Genuß: sind wir denn mit unserm Schmerz noch im Geringsten beßer daran als dieser? Ob wir es sind! Wir können, was Jener nicht kann, Gott fragen, warum er uns diesem Schmerz dahingiebt, und er wird uns antworten. Auch Christus starb nicht mit dieser wehmüthigen Frage. Was daran von dem un|schuldigen | Wunsche herrührt, daß das Gute gerade durch uns geschehen möge, das wird sich verlieren in den Gedanken, daß seine Gnade uns genügen müße; was Eifer ist für die Sache Gottes, das wird sich verwandeln in kindliches Vertrauen zu dem, der auch ohne uns Mittel und Wege zu seinem Ziele finden wird. Eine göttliche Ruhe löset also jenen Schmerz auf. Haben wir wirklich nur das Gute im Sinn, so befehlen wir Gott, indem wir Ihm unsern Geist befehlen, getrost auch unsere Werke und unsere Entschlüße; und was auch unvollendet geblieben sei, wir werden dennoch mit Recht sagen können: es ist vollbracht. II. Möchten wir ferner Alle sterben mit ungetrübter Ruhe bei allen unbilligen und unvernünftigen Urtheilen, bei dem lieblosesten 3 gebraucht,] B + C: gebraucht; 6–7 sterben,] C: sterben: 7 gekannt; oder] 15 Aber, werdet Ihr sagen,] B + C: Aber, könnte Jemand sagen, B + C: gekannt. Oder 18 noch im Geringsten] C: wol im Geringsten 28 Sinn, so ... wir Ihm] B + C: Sinn: so ... wir ihm 32 II.] so B + C; A: II, 31 Joh 19,30
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und feindseligsten Betragen der Menschen. So finden wir Christum: mit dem unwürdigsten Spotte weideten sich seine Widersacher an den Qualen seiner lezten Augenblike, und mißdeuteten aus Bosheit oder Unverstand seine klaren Worte, um sie belachen zu können; dennoch entfuhr Ihm auch nicht das leiseste Zeichen des Mißmuths. Vielleicht scheint Euch jene Begegnung der Menschen gerade das Bitterste in dem Leidenskelche deßen, der sich so große Verdienste um sie erworben hatte; aber ich muß Euch dennoch sagen, auch dies ist ein Leiden, welches wir, so lange die Dinge in der Welt sich so verhalten als jezt, ebenfalls, wenn gleich in einem geringern Maaße, werden zu ertragen haben, | und wobei uns, wie es uns auch treffe, die Faßung des | Erlösers willkommen und wünschenswerth sein muß. Unvernünftige Urtheile sind etwas, was wir unvermeidlich über uns müßen ergehen laßen. Eine wahrhaft christliche und rechtschaffne Gesinnung – warum sollen wir uns das verhelen? – ist etwas so seltnes, daß die Menschen zu wenig Gelegenheit haben, sie recht zu beobachten um sie entdeken und unterscheiden zu lernen. Warum sollen sie also gerade das Unbekannte und Seltene voraus sezen, um das Betragen der Menschen daraus zu erklären? Sie begnügen sich lieber mit dem Unwahrscheinlichsten, sie denken sich lieber auf eine künstliche Art das Widersinnige aus. Ueberdies ist es gar nicht schwer, jede einzelne Aeußerung dieses christlichen Sinnes aus einem andern Grunde abzuleiten; kommt dabei zufälligerweise etwas heraus, was einer von den gewöhnlichen Neigungen der Menschen angemeßen ist, so ist die Erklärung bereit; konnte nicht leicht eine solche Befriedigung dabei gesucht oder beabsichtigt werden, so war es die Eitelkeit, die sonderbar scheinen, die Heuchelei, die mit Tugend und Uneigennüzigkeit prahlen will, oder es lag irgend eine verborgene Absicht dabei zum Grunde, die auch der Scharfsinn eines Spähers bald entdekt. Widerspricht dann eine Handlung, so erklärt, der anderen: so werden ihre Voraussezungen nur dreister, und ihr Spott ergießt sich muthwilliger 1–2 Christum: mit] B + C: Christum. Mit 5 Mißmuths.] B + C: Mißmuthes. 5– 8 Vielleicht scheint Euch jene ... aber ich muß Euch dennoch] B + C: Vielleicht scheint jene ... aber ich muß dennoch 9 verhalten als jezt,] B + C: verhalten wie jezt, 14 laßen. Eine wahrhaft] B + C: lassen. Keiner steht so hoch, keiner so niedrig, den sie nicht erreichten. Und eine wahrhaft 14 rechtschaffne] B + C: rechtschaffene 15 ist etwas] B+C: ist überall etwas 16 haben, ... beobachten] C: haben ... beobachten, 22–26 abzuleiten; kommt ... ist, ... bereit; konnte ... beabsichtigt werden,] B + C: abzuleiten. Kommt ... ist: ... bereit. Konnte ... beabsichtiget werden: 30–31 ihre Voraussezungen nur dreister, und ihr Spott] B + C: die Voraussezungen nur dreister, und der Spott 30 erklärt, der anderen:] so B + C; A: erklärt der andere,
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Erste Sammlung
über einen so unzusammenhängenden Menschen. Er treibt die Teufel aus durch den Obersten | der Teufel, das ist so die Art, | wie die wahren Verehrer Gottes und seines Gesezes in den schwierigsten Fällen, wo sie am größten und edelsten gehandelt haben, von dem großen Haufen der Menschen beurtheilt werden. Ehe glauben sie, daß wir aus Haß wohlthun, daß wir aus Eigennuz die Güter der Erde gering achten, daß wir uns aus Ruhmsucht dem Gelächter der Welt aussezen, ehe Alles, als daß sie etwas einer wahren und ungefärbten Tugend zuschreiben sollten. Müßen wir das während unseres Lebens reichlich genug erfahren: so wird es in den lezten Stunden deßelben um so sicherer der Fall sein, je mehr unsern Wünschen angemeßenes sich bei unserm Austritt aus dieser Welt vereinigt. Bleiben wir bis ans Ende rüstig und thätig in der Gesellschaft, so wird es auch ein Gegenstand der Aufmerksamkeit für Viele sein, wie wir denn abtreten vom Schauplaz; sind wir bis ans Ende der Mittelpunkt eines kleinen Kreises geliebter und gleichgesinnter Seelen gewesen, bei denen unsere Gedanken, unsere Rathschläge, der Ausdruk unserer Gesinnungen immer etwas galten: so werden auch Anderer Augen neugierig auf das Lager unseres Todes gerichtet sein, und haben wir alsdann noch Kraft unser Inneres zu äußern, dann zeigt sich in diesen Stunden Alles, was sie nicht verstehen und nicht vereinigen können, recht nahe zusammengedrängt. Die fortdauernde Anhänglichkeit an die geliebten und mit Eifer betriebenen Geschäfte des Lebens, und die Freude, wo|mit wir dem, was uns im beßeren Reiche Christi bereitet ist, entgegen|gehen; die Ruhe, mit der wir bereit sein werden, uns von Allem zu trennen, was nur zu unsern Umgebungen in dieser Welt, zu den Eigenthümlichkeiten des irdischen Zustandes gehört; die Ruhe, mit der wir selbst unsere Kräfte schwinden, unsere Sinne uns verlaßen, und unsere Glieder unter der ersten Berührung der kalten Hand des Todes werden erstarren sehen, und dabei doch die fortgesezte lebhafte Theilnahme an Allem, was das Wohl unserer Freunde und Angehörigen, das Heil des Vaterlandes, die Ruhe der Gesellschaft, die Ausbreitung der Wahrheit und den ungehinderten Fortgang des Guten in der Welt angeht, dies Alles zusammen, wie kann es ihnen anders als unbegreiflich sein? Dann werden sie, um nicht die Größe der Seele, wie sie es nennen, 1 so unzusammenhängenden Menschen.] B: so zusammenhängenden Menschen. C: so übel zusammenhängenden Menschen. 7 daß wir uns aus Ruhmsucht dem Gelächter] B + C: daß wir aus Ruhmsucht uns dem Gelächter 8 Tugend] C: Gottseligkeit 13– 15 Gesellschaft, ... Schauplaz; sind] B + C: Gesellschaft: ... Schauplaz. Sind 19 sein, und] B + C: sein. Und 24 beßeren] B + C: bessern 1–2 Mt 9,34
5.8 ‚ehe‘ Nebenform zu ‚eher‘
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bewundern zu müßen, tadelsüchtig jede Schwachheit, vielleicht aus alter Zeit, sich ins Gedächtniß rufen, oder wenn ihnen das nicht zu Gebot steht, sich, wie sie es Christo machten, an Worte und Handlungen erinnern, die ganz denselben Geist athmeten, aber über welche sie schon lange ein verkehrtes, verdammendes Urtheil ausgesprochen haben; dann werden sie auch in den lezten Aeußerungen eines frommen, das Gesez Gottes ehrenden Herzens, den alten Stolz wieder finden, der ihnen längst ein Greuel war, die Schwärmerei, die sie längst verachteten, die Parteisucht, die sie immer gehaßt haben, die Scheinheiligkeit, die sie schon oft aufdeken | mußten. Wehe uns, wenn dann diejenigen, welche uns lieben, sorgfältig die lezten harten und falschen Urtheile, die über uns | gefällt werden, vor uns verbergen müßten, um uns nicht auf eine schmerzhafte Art aus dem süßen Traume zu weken, als ob die Menschen die wahre Gottseligkeit und die sittliche Stimmung des Gemüthes wenigstens kennen, und ehren, wenn sie auch selbst keinen Theil daran haben! wehe uns, wenn man uns dann noch hintergehen müßte über die Meinung der Menschen, damit nicht eine bittere Empfindung unsere lezten Stunden trübe! Es wäre ein Zeichen, daß wir die Menschen niemals erkannt haben, daß wir als Unschuldige aber noch sehr Unwißende zwischen ihnen hindurchgegangen sind, daß wir immer noch fortfahren würden, uns an ihnen zu irren, wenn uns längeres Leben beschieden wäre. Mit großem Recht also wünsche ich Allen für diesen Fall die Ruhe und die Gleichmüthigkeit des Erlösers, denn sie ist die Folge der reifsten Weisheit und der ächtesten Frömmigkeit. Wem selbst in den lezten Augenbliken die Blindheit, die in Lästerung und Verläumdung ausartet, wenn er sie wahrnehmen könnte, nicht das Herz zerreißen würde, der kennt seit lange her die thörichte Weisheit und das tiefe Verderben der Menschen. Wer auch dann nicht verleitet wird, das Gute, welches er ihnen erwiesen hat, unmuthig zu bereuen, der hat gewiß bei allen seinen Thaten nicht Menschengunst, nicht Lob, nicht Dankbarkeit im Auge gehabt, son|dern allein den Willen des Höchsten. Wer auch dann noch Wohlwollen genug übrig behält, um zu sagen: Vater vergieb ihnen, denn sie wißen nicht, was sie thun, deßen Liebe ist von der reinsten und göttlichsten Art. | III. Möchten wir Alle sterben, eben so umgeben von liebenden und leidenden Freunden, wie der Erlöser. Da stand seine zärtliche Mutter und der Jünger, welchen er liebte, und zwischen beiden stiftete 3 Gebot] B + C: Gebote 33–34 Lk 23,34
20 aber noch] B + C: aber auch
37–1 Vgl. Joh 19,26–27
33 sagen:] B + C: sagen,
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Erste Sammlung
er noch einen innigen Bund der Sorgfalt und der Treue; da standen die Frauen, welche Ihm nachgefolgt waren, und gewiß noch Manche von seinen uns nicht so bekannten Verehrern. Welch ein Trost muß es Ihm gewesen sein, daß er noch auf Alle wohlthätig wirken konnte, und ihren Glauben und ihre Gesinnungen stärken durch Alles was sich an Ihm hohes und göttliches offenbarte. Aber auch schon ihre Treue und ihre Gegenwart muß Ihm die Leiden des Todes versüßt und sein Herz mit beruhigenden Gefühlen angefüllt haben. Wenn der Schmerz über die Unterbrechung seines Werks Ihm das Zeugniß gab, daß er seinen Posten würdig behauptet hatte; wenn Ihm seine Gleichmüthigkeit beim Spott seiner Feinde ein Beweis sein konnte, wie ächt und vollkommen seine Weisheit war: so war diese gegenseitige bis zum Tode ausharrende Liebe und Treue das beste Zeugniß, daß Er mit seinem liebevollen Herzen das höchste Glük des Lebens in seinem ganzen Umfange genoßen hatte. Und eben darum wünsche ich uns vor allen | Dingen mit einer solchen Umgebung zu sterben, ja ich fordere es, soviel an uns ist, von einem Jeden. Sagt nicht, das hänge nicht von Euch ab, sondern von der freien Gnade Gottes, ob nicht schon vor Eurem Tode Euch die schönsten Bande der Natur aufgelöst sein werden, ob nicht Mancher unter Euch viel|leicht als der lezte übrig bleibt von Allen, die ihm angehören, ob nicht Viele unter Euch der Tod in einer weiten Entfernung von Eltern und Kindern, von Geschwistern und Verwandten antreffen wird. Ich bitte Euch, so ehrwürdig und beseligend auch diese Zuneigungen sind, welche die Natur selbst gestiftet hat, denket jezt nicht allein an sie. Es ist der Ordnung gemäß, daß der Tod hier schon manche Lüke gemacht hat, ehe er uns selbst von unserer Stelle hinwegreißt: aber, wenn auch Alle, welche Euch durch die Bande des Blutes verwandt sind, um Euer Sterbelager versammelt wären, den Trost, welchen alsdann die Gegenwart der Freundschaft gewährt, würdet Ihr dennoch nicht empfinden, wenn sie nicht zugleich die Vertrauten Eurer Gesinnungen sind, und das Innerste Eures Herzens verstehen. Sehet da diese sind mir Mutter und Brüder, sagte Christus einst, und zeigte auf die Freunde seiner Wahl; eben solche waren es auch größtentheils, welche jezt als trauernde Freunde um sein Kreuz herstanden, und an eben solchen soll es Keinem unter 20 Mancher] C: mancher 27–31 welche Euch ... Euer Sterbelager ... würdet Ihr ... Eurer Gesinnungen] B + C: welche uns ... unser Sterbelager ... würden wir ... unserer Gesinnungen 32 Eures Herzens] B: unseres Herzens C: unsers Herzens 32 Sehet da] B + C: Sehet da, 34 trauernde] C: traurende 32–33 Vgl. Mt 12,49
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uns fehlen, so lange wir noch auf Erden leben. Zweifelt nicht, ob auch Ihr dieses Glük erreichen könnt; es wäre | kein ungünstiges Geschik, sondern ein trauriges Zeichen, daß Ihr die höchste Aufgabe des Lebens nicht richtig gelös’t habet. So feindselig wird die Welt nicht regiert, daß irgend Einem, der es bedarf und verdient, ein Freund vorenthalten würde, dem sein Herz sich öfnen kann. Die Kraft der menschlichen Natur gleichgestimmte Gemüther an sich zu ziehn ist so groß, | daß, wenn Ihr nur über irgend etwas richtiger und tiefer denkt, irgend etwas inniger und eigenthümlicher empfindet, und dies in euren Handlungen ausdrükt, sich diejenigen gewiß hinzufinden werden, welche gerade dieses zu schäzen wißen oder Euch darin ähnlich sind, und nur auf Euer Bedürfniß Liebe und Freundschaft zu genießen, wird es ankommen, ob eine feste und dauerhafte Vereinigung der Gemüther zu Stande kommt, nur auf eurem Willen beruht es, ob Ihr auch im Tode noch die eigenthümlichen Tröstungen genießen werdet, welche die Gegenwart treuer Freunde mit sich bringt. Fürchtet nicht, wenn Ihr sie gefunden habt, daß die Veränderlichkeit des menschlichen Herzens sie Euch rauben werde, diese erstrekt sich nicht bis in diejenige Tiefe, worin wahre Freundschaft ihre Wurzeln schlägt. Sehet auf Christum, er verlor Keinen von den Seinigen, als nur das verlorne Schaf, auf daß die Schrift erfüllt würde, und überzeugt Euch, daß es überall in wahrer Freundschaft keine Unbeständigkeit, keine Untreue geben könne. Fürchtet nicht, daß doch der Tod auch diese Euch Alle hinwegraffen könne, ehe das Ziel eures | eignen Lebens erreicht ist; denn jene Kraft des menschlichen Gemüthes hört nie auf, und nie kann es ihr ganz an Gegenständen fehlen, auf welche sie sich richten könnte. Freilich wird nie ein Freund, den Ihr verloren habt, ganz ersezt werden, jede spätere Verbindung wird sich anders gestalten, als die frühere: aber innig und herzlich kann sie doch sein, und dann gewährt sie auch das frohe Bewußtsein, daß Ihr um | Eurer selbst willen Liebe und Achtung genießt, und auf das Innerste einer menschlichen Seele mit der Eurigen wirkt. Am wenigsten aber, ich bitte Euch, fürchtet die Verwüstungen, welche die Zeit in eurem eignen Gemüth anrichten könnte. Glaubt nicht, daß im Besiz zärtlicher Freunde zu sterben, ein Vorzug derer sei, welche, wie Christus, noch in der Blüthe des Lebens abgerufen werden. Was man auch sage, es liegt gewiß nicht 11–21 sind, ... kommt, ... werde, ... würde;] C: sind; ... kommt; ... werde; ... würde; 14 eurem] so B + C; A: euren 21 auf daß] B: auf das OD: je 30 daß Ihr] so B + C; A: das Ihr 20–21 Vgl. Joh 17,12; 18,9
28 jede] so DV von C;
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in der Natur der menschlichen Seele im Alter auch gegen diese Freuden stumpf zu werden, die alten Verbindungen kälter zu behandeln, und neue ungern anzuknüpfen. Habt Ihr sie nur jemals richtig geschäzt, so werdet Ihr auch immer nach ihnen verlangen, und nie, auch im spätesten Alter nicht, werdet Ihr einsam stehen in der Welt; ja wüßtet Ihr auch, daß der morgende Tag Euch hinwegnehmen wird, Ihr würdet dennoch, wenn Euch heute ein Gemüth zuerst begegnete, das Ihr mit herzlicher Liebe umfaßen könnt, Euch noch sehnen, seine Liebe zu gewinnen, und es mit Zärtlichkeit an Euch ziehn. | Aber Ihr werdet sagen, wenn es auch möglich und wünschenswerth ist Freunde zu haben bis ans Ende des Lebens, sollten wir sie nicht wenigstens alsdann lieber von uns entfernen, als um uns her versammeln? Warum die bittern Empfindungen des Todes noch dadurch vermehren, daß wir mit Wehmuth und Sorge auf den Schmerz unserer Freunde sehen, und auf die bedenklichen Umstände, | in denen wir vielleicht einen und den andern zurüklaßen? warum sollen wir uns gegenseitig durch Alles, was die Gegenwart lebhaftes hat, recht anschaulich machen, wie großen Verlust wir erleiden? Ihr seht Christus hat nicht so gedacht, er vertrieb seine Mutter und seinen Freund nicht von seinem Kreuze, sondern ließ sie gern Zeugen seines Todes sein. Daßelbe fordert auch von uns eine heilige Pflicht. Die schönste Wirksamkeit des Menschen sollen wir durch eigne Schuld auch nicht um einen Augenblik zu früh abbrechen. Wir wißen nicht, was für wohlthätige Folgen die lezten Ergießungen der Liebe noch haben können; und wenn wir ihnen nur zeigen, wie hoch noch im Tode die Kraft der Religion und der wahren Weisheit den Menschen erhebt: so wird es ein gesegneter Eindruk sein. Aber auch um Eurer selbst willen wünsche ich Euch eben jenen Schmerz und jene Wehmuth: denn um diese Empfindungen nicht zu scheuen, muß Euch eine gewiße Tapferkeit beseelen, die auf das ganze Leben des Menschen den wichtigsten Einfluß hat, und auch seinem Ende etwas Großes und Er|habenes giebt. Feigherzig und undankbar ist es, den lezten Genuß irgend eines Gutes sich deshalb zu versagen, weil wir daran denken müßen, daß es der lezte ist: denn es führt dahin, alle Gaben Gottes von uns zu werfen, und schon frühzeitig unser Leben Alles Angenehmen zu berauben. Entsteht nicht das Gefühl der Vergänglichkeit aller 10 Aber Ihr werdet sagen,] C: Aber, werdet Ihr sagen, 11 Lebens,] C: Lebens: 18 Ihr seht] B + C: Wir sehen 25 wir ihnen] B + C: wir den Unsrigen 26 Religion] C: Frömmigkeit 27–29 um Eurer selbst willen wünsche ich Euch ... muß Euch eine] B + C: um unserer selbst willen wünsche ich uns ... muß uns eine 34 es führt] B + C: dies führt 35–36 Angenehmen] C: Anmuthigen 41 Anmuthigen] so DV von C; OD: Angenehmen
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irdischen Dinge noch in der frohen Jugend? Ueberfällt uns nicht oft unwillkührlich der Gedanke, dass | jeder Genuß der lezte sein kann, und sollen wir ihn nicht absichtlich oft festhalten und ins Auge faßen? aber stören und mißmuthig machen soll er ein tapferes Gemüth im lezten Augenblik eben so wenig, als mitten in der Hofnung eines langen Lebens. Es ist unedel, jemals einen Schmerz zu scheuen, den nur die vortreflichsten Anlagen unseres Geistes möglich machen; mit einer so feigherzigen Gesinnung müßtet Ihr das Beste in Euch von Anfang an vernachläßigen, weil Ihr diesem Schmerz sonst immer ausgesezt seid: aber ein tapferes Gemüth wird sich noch im lezten Augenblik durch das Bewußtsein, diese Anlagen gehabt und in sich ausgebildet zu haben, mehr gestärkt und erhaben fühlen, als auch der tiefste Schmerz es erschüttern und entkräften kann. Nach diesen reinsten Freuden des Lebens laßt uns also streben bis an den lezten Augenblik! laßt uns jedes Band der Liebe und des Wohlwollens fest anziehn, und am festesten nicht etwa diejenigen, welche uns das lebhafteste Vergnügen gewäh|ren, sondern das, welches durch wahre Vereinigung des Geistes das Höchste und Edelste in uns stärker und vollkommener machen soll. Wer könnte hiebei nicht an die Vereinigung denken, die ein Theil von uns jezt am Tische des Herrn erneuern will, an den Bund der Bruderliebe und der treuen Nachfolge Jesu! Je mehr es uns werth ist, Mitglieder deßelben zu sein, und je würdigere wir sind, desto gewißer werden wir in Allem, was wir jezt erwogen haben, Christo auch | bei unserm Tode ähnlich werden. Wir wißen, wie überall, wo Mehrere sich zu gleichem Endzwek vereinigen, Lust und Eifer eines Jeden sich mehrt; nehmen wir es also ernstlich mit der Gemeinschaft, in der wir mit Allen stehen, denen gleich uns die Förderung des großen Werkes Christi übertragen ist, auf denen gleich uns sein Geist ruht: wieviel mehr Veranlaßung giebt uns das nicht zu allerlei Gutem! wieviel munterer können wir nicht das unternehmen, was auf unserm eigenen Wege liegt! wieviel Beruf finden wir nicht manches zu unterstüzen, was Andere angefangen haben. O, niemand ist fleißiger in guten Werken, als die wahren und eifrigen Mitglieder dieses Bundes! sie findet der Tod gewiß in mannigfaltiger Thätigkeit, sie sehn gewiß mit trauriger Sehnsucht beim Ab2 jeder Genuss der lezte] B + C: jede Freude die lezte 8–10 müßtet Ihr das Beste in Euch von Anfang an vernachläßigen, weil Ihr diesem Schmerz sonst immer ausgesezt seid:] B + C: müßten wir das Beste in uns von Anfang an vernachlässigen, weil wir diesem Schmerz sonst immer ausgesezt sind: 20 am Tische] B + C: am Tisch 25– 26 zu gleichem Endzwek ... mehrt; nehmen] B + C: zu gleichem Endzwekke ... mehrt. Nehmen 35 sie sehn] B + C: sie sehen 22 Je mehr] C: Jemehr
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schiede von dieser Welt auf das schöne Vermächtniß angefangener Thaten! – Ihr versprecht jezt aufs neue nach der uns gemeinschaftlichen Regel des Glaubens einherzugehn, Ihr bekennt Euch zu derselben öffentlich und mit lauter Stimme und so | werdet Ihr freilich, je mehr Aufrichtigkeit und Ernst man in dieser Handlung bemerkt, um so weniger dem Spott entgehen können, dem die Verehrer der Religion ausgesezt sind: aber der aufmunternde Beifall der Brüder wird Euch entschädigen für das frevelhafte Urtheil der Welt, das Vorbild so Vieler, die geduldig getragen haben, was um des Glaubens willen zu leiden ist, wird euren Muth stärken. Und welches soll denn die Pflanzschule aufrichtiger und treuer Freunde sein, wenn es | nicht die Gemeine Christi ist, die Gesellschaft von Menschen, denen Uneigennüzigkeit und Wohlwollen, Theilnahme und hülfreiche Liebe natürliche Gesinnungen sind, unter denen jede Weisheit und jede Vollkommenheit vorhanden und zum Dienste eines Jeden bereit sein soll? So erneuert denn mit aufrichtigen und andächtigen Herzen diesen schönen Bund, und wir Alle wollen wünschen, daß der Erlöser, der ihn gestiftet hat, mit Wohlgefallen auf Euch herabsehen, und daß sein Geist reichlich auf Euch ruhen möge.
4 Stimme] C: Stimme,
8 Welt,] C: Welt;
10 wird euren] C: wir euren
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IV.
66 . B + C 66
Daß Vorzüge des Geistes ohne sittliche Gesinnungen keinen Werth haben.
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Man nennt unser Zeitalter das aufgeklärte, und spricht viel von großen Fortschritten, welche alle Abtheilungen der Gesellschaft in der Bildung des Geistes, in der Berichtigung und Erweiterung ihrer Einsichten gemacht haben sollen; und wie mißlich es auch näher betrachtet um diese Fortschritte stehen mag, soviel kann wenigstens nicht geläugnet werden, daß das allgemeine Bestreben nach dieser Seite hin gerichtet ist. Wissenschaften und Künste werden auf allerlei Geschäfte des Lebens fleißiger und scharfsinniger angewendet als sonst; alle Gewerbe entfernen sich mehr und mehr von der Sklaverei alter Gewohnheiten, man forscht darin nach Gründen, und findet auf diese Weise Verbeßerungen; Beobachtung der Natur und des Menschen sucht den Aberglauben in allen seinen Schlupfwinkeln auf; Untersuchungen und Mittheilungen über den Zusammenhang großer Ereigniße | und über die allgemeinen Angelegenheiten der Menschen finden immer mehr aufmerksame Ohren; und mildere Sitten, welche sich unter allen Ständen verbreiten und sie einander näher bringen, machen zugleich das Gemüth urbar, um den Samen jeder Erkenntniß aufzunehmen, und auch solchen Wahrheiten Gedeihen zu geben, die ursprünglich in andern Gegenden der geselligen Welt einheimisch sind. Dies Alles ist kein geringer Ruhm; aber leider ist mit diesen Fortschritten auch sehr allgemein der große Nachtheil verbunden, daß der Verstand und die Bildung deßelben auch unabhängig von der Gesinnung geschäzt und viel zu hoch geschäzt wird. Sich in seinen Berufsgeschäften durch Geschiklichkeit und verständige Benuzung alles Fremden und Neuen auszeichnen; auch jenseits derselben über alle gemeinen menschlichen Dinge eine eigne und begründete Meinung haben; im Kreise der Gesellschaft durch Munterkeit und Gewandheit des Geistes gefallen, 6 Geistes,] B + C: Geistes 6–7 Einsichten gemacht haben sollen; und] B + C: Einsichten sollen gemacht haben; und, 21 geben,] B + C: sichern, 23 Fortschritten auch sehr] B + C: Fortschritten sehr 26–27 Geschiklichkeit] B: Geschikklichkeit 2 Predigt zum 2. Sonntag nach Trinitatis am 22. Juni 1800 nachmittags in der Friedrichswerderschen Kirche zu Berlin; vgl. den Entwurf in KGA III/3
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69 . B + C 69
Erste Sammlung
durch ein schneidendes Urtheil sich Ansehn erwerben, durch funkelnden Reiz blenden: das ist jeziger Zeit das Bild der Vollkommenheit, das ist das einzige Mittel, um geliebt, geschäzt und bewundert zu werden. Seid daneben rechtschaffen und treu, man wird deßen nur im Vorbeigehn erwähnen; besizt diese Tugenden ohne jene Vollkommenheiten des Verstandes, so bleibt Ihr ganz unbemerkt im Hintergrunde stehen; die einfältige Redlichkeit, wie aufrichtig und thätig sie auch sei, gilt nichts, Verstand und Talente, das ist die allgemeine Losung. Ich bin | weit entfernt auf das, was man so gemeinhin ein | gutes Herz nennt, großen Werth zu legen; die Bereitwilligkeit mit Andern und für sie zu empfinden, sich zum Werkzeuge von ihnen gebrauchen zu laßen, und sich an Alles, was in ihnen gut und groß zu sein scheint, bewunderungsvoll anzuschließen, ist etwas sehr zweideutiges, und oft nichts anders, als Leerheit des eignen Sinnes, Unfähigkeit selbst etwas zu wollen, Gefühl des Bedürfnißes sich von Andern leiten und stoßen zu laßen: aber ohne einen wahrhaft guten Willen, ohne eine ächt sittliche Gesinnung, ohne die feste und immer thätige Richtung aller Kräfte auf das selbsterkannte Gute, ohne treuen Gehorsam gegen die göttlichen Geseze sind alle jene Vorzüge des Geistes – und wenn Ihr sie bis zum höchsten Gipfel der Vollendung ausgearbeitet hättet – nichts, gar nichts; dagegen diese gute Gesinnung – die freilich unausbleiblich allemal mit dem Bestreben verbunden ist, alle Anlagen, welche wir von Gott empfangen haben, aufs Beste zu benuzen – wenn sie auch durch ungünstige Umstände gehindert wird, sich in die höheren Kreise der Bildung hinaufzuschwingen, und sich mit mancherlei Vorzügen auszuschmüken, dennoch überall denselben Alles Andere verdunkelnden Werth behält. Das ist meine Ueberzeugung, welche ich gern durch den folgenden Vortrag in Euch Allen hervorbringen oder erneuern und befestigen möchte. | Text. 1 Kor. 12, 31. – 13, 1. Strebet aber nach den besten Gaben, und ich will Euch noch einen köstlichern Weg zeigen. Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht: so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. In der Gemeine, an welche dieser Brief gerichtet ist, war über einen an sich löblichen Gegenstand ein Wetteifer entstanden, der der brü1 schneidendes Urtheil] C: scharfes Urtheil 1–2 funkelnden Reiz] B + C: funkelnden Wiz 5 Vorbeigehn] B + C: Vorbeigehen 7–21 stehen; die ... nichts, ... legen; die ... laßen: aber ... Geseze ... nichts; dagegen] B + C: stehen. Die ... nichts; ... legen. Die ... lassen. Aber ... Geseze, ... nichts. Dagegen 28–29 oder erneuern] C: oder noch lieber nur erneuern 32 Menschen- und] C: Menschenzungen und 32 Menschen- und] A+B: Menschen und
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Predigt über 1Kor 12,31–13,1
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derlichen Eintracht nachtheilig war. Jeder suchte durch die Gaben, welche ihm die göttliche Gnade verliehen hatte, zur Erbauung der Gemeine oder zu ihrer Verherrlichung unter den Ungläubigen etwas beizutragen. Dieser Eifer für das allgemeine Wohl war aber nicht unverfälscht. Jeder wollte sein Talent für das vorzüglichste gehalten wißen; man verglich und forschte, welches unter allen auf den Besizer den meisten Glanz zurükwarf, und so mischte sich auf allen Seiten Stolz, Eigendünkel und Eifersucht ein. Der Apostel ertheilt ihr deshalb zuerst die Lehre, daß ein Talent, welches nichts zum Wohl der Gemeine beiträgt, auch nichts Ehrenvolles sein kann, und geht dann in den Worten unseres Textes zu der allgemeineren Weisung über, daß sie sich überhaupt nicht auf den richtigen Gesichtspunkt gestellet hätten, um ihren Werth zu beurtheilen; er sagt: wenn sie sich auch Alle | der herrlichsten Gaben befleißigten, so gäbe es | doch noch etwas köstlicheres, nemlich die wahrhaft tugendsame sittliche Gesinnung, der er hernach unter dem Namen der Liebe die bekannte so beredte und begeisterte Lobrede hält. Diesen Ausspruch laßt uns jezt besonders auf dasjenige anwenden, was in unsern Tagen so auszeichnend geschäzt wird; laßt uns bedenken, daß alle Vorzüge des Geistes, getrennt von einer sittlichen und würdigen Gesinnung, gar keinen Werth haben. Ich werde dies deutlich zu machen suchen, indem ich zeige erstlich, daß kein gegründeter Anspruch auf unsere Achtung daraus entsteht; zweitens, daß sie sich mit Recht unsere Zuneigung nicht erwerben können; und drittens, daß sie so allein nicht einmal einen entschiedenen Werth für die Gesellschaft haben. I. Wenn ich behaupte, daß alle Vorzüge des Geistes für sich allein einem Menschen unsere Achtung nicht verdienen: so berufe ich mich dabei auf euer eignes Gefühl; und wenn Ihr auch die leidenschaftlichsten Bewunderer dieser Vorzüge wäret; versteht nur eure Empfindungen recht, so werdet Ihr mir gewiß Beifall geben. Dieses Gefühl der Achtung, der Hochschäzung ist etwas ganz eigenthümliches; es ist le6–7 welches unter allen auf den Besizer den meisten Glanz zurükwarf,] B + C: welches unter allen wol den meisten Glanz auf den Besizer zurükkwerfe, 8–9 Der Apostel ertheilt ihr deshalb zuerst die Lehre, daß ein Talent, welches nichts] B + C: Der Apostel ertheilt deshalb seinen Lesern zuerst die Lehre, daß ein Talent, welches nicht 13 beurtheilen; er sagt:] B + C: beurtheilen. Er sagt, 22 zeige erstlich,] C: erstlich zeige, 23 daß kein gegründeter Anspruch auf unsere Achtung daraus entsteht;] B + C: daß aus ihnen für sich kein gegründeter Anspruch auf unsere Achtung entsteht; 29 Gefühl; und] B + C: Gefühl. Und 5 sein Talent] B: seine Talent
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Erste Sammlung
diglich an unser Urtheil über den persönlichen Werth eines Menschen angeknüpft, und sobald davon die Rede ist, muß Alles, was hiezu nicht gerechnet werden kann, bei Seite gesezt | werden. Schmükt einen Menschen mit Allem aus, was ihm von außen her | gegeben werden kann, er wird damit vielleicht alle andere Empfindungen in Anspruch nehmen, nur diese nicht. Er habe die lieblichste Gestalt, sie wird euer Wohlgefallen erregen; – er sei mit den schärfsten Sinnen begabt, und genieße die unerschüttertste Gesundheit, Ihr werdet ihn mit Freuden als ein Beispiel von der natürlichen Vollkommenheit des Menschen aufstellen; – er besize ein großes Uebermaaß an den Gütern dieser Welt, Ihr werdet ihn vielleicht glüklich preisen; – er sei mit einer gebietenden Macht in der Gesellschaft ausgerüstet und von großem Einfluß auf ihr Gedeihen, so werdet Ihr aufmerksam sein auf Alles, was er unternimmt und was mit ihm vorgeht: aber wenn man Euch zumuthet, ihn hochzuachten, werdet Ihr Euch ohne Zweifel nach ganz andern Dingen umsehen. Ja selbst dasjenige, was zu seinem Innern gehört, aber was Ihr schon an ihm findet, ehe er ein Gegenstand eurer Beurtheilung sein kann, betrachtet Ihr nur als einen solchen Besiz; weiset man Euch auf seine natürlichen Anlagen, auf eine Stimmung seines Gemüths, auf eine Richtung seiner Neigungen, die er schon in den frühesten Jahren seines Lebens bekommen hat: Ihr werdet sie mit in Anschlag bringen, wenn von der Achtung die Rede ist, welche er verdient, aber nur um zu sehen, wie er sich ihrer bedient und sie gehandhabt hat. Handlungen also wollt Ihr, um ihn achten zu können, und | zwar Handlungen, die in dem Willen des Menschen ihren Ursprung haben, denn was er etwa auf andere Art bewirkt, sezt Ihr | gänzlich bei Seite. Er kann gelegentlich und ohne Absicht die wohlthätigsten Entdekungen gemacht, er kann durch ein Bestreben, das auf etwas ganz Anderes gerichtet war, die Bosheit zurükgehalten, die Unschuld gerettet und großes Unglük verhütet haben, das kann ihn auf mancherlei Art in euer Gedächtniß zurükrufen, es kann seinen Namen merkwürdig machen in der Geschichte wichtiger Begebenheiten: aber eure Achtung für ihn wird dadurch nicht den geringsten Zuwachs erhalten. – Laßt uns nun sehen, wie es denn mit den Vorzügen des Geistes beschaffen ist, in Absicht auf dieses nothwendige Erforderniß? 1–2 über den persönlichen Werth eines Menschen angeknüpft, und sobald davon die Rede ist,] B + C: über den sittlichen Werth eines Menschen angeknüpft, und sobald die Rede davon ist, 7 erregen; – ] B + C: erregen; 8 genieße die unerschüttertste Gesundheit,] B + C: genieße der unerschütterlichsten Gesundheit, 10 aufstellen; – ] B + C: aufstellen; 11 glüklich] B: glükklich 11 preisen; – ] B + C: preisen; 18– 19 Besiz; weiset] B + C: Besiz. Weiset 23 verdient,] B + C: verdient; 25–26 ihren Ursprung haben, denn] B + C: ihren Ursprung haben, und von diesem Zeugniß geben; denn 29 zurükgehalten,] B: zurükkgehalten, 30 haben, das] B + C: haben; das 31 zurükrufen,] B: zurükkrufen,
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Freilich sind sie ein Besiz, der ganz ohne eigne Thätigkeit Niemanden zu Theil werden kann. Die herrlichsten Naturanlagen, wenn gar nicht auf ihnen weiter fort gearbeitet wird, werden vielleicht durch einzelne Gedanken und Aeußerungen ihr Dasein verrathen: aber zusammenhängende Einsichten und sichere Fertigkeiten können ohne Fleiß niemals erlangt werden. Nehmt den genauesten Unterricht und die herrlichsten Gelegenheiten, werden sie nicht von eigner Lust unterstüzt, ist kein wahrer Trieb vorhanden sie zu benuzen: so mögen sie höchstens nur das Gedächtniß bereichern mit einem Vorrath, der überall beßer angewendet wäre. Aber aller Fleiß würde doch auch nichts helfen ohne Unterricht, und alle Lust nichts ohne Gelegenheit und Muße. | Hattet Ihr nicht nöthig eure Zeit Geschäften zu widmen, die den Geist mehr herabziehn als erheben, besaßt Ihr Vermögen und Verbindungen, um die nöthigen Hülfsmittel herbeizu|schaffen, war es Euch vergönnt mit kenntnißreichen und vorzüglichen Menschen umzugehn, und Ihr habt Euch nun Geschiklichkeiten und Kenntniße erworben und euren Geist ausgebildet: so erwartet nicht, daß ich Euch dafür in dem Maaße achten soll, als etwa diese Vorzüge an sich, oder der Grad der Vollkommenheit, in dem Ihr sie Euch zu eigen gemacht habt, selten sind; sondern nur in dem Maaß, als die Anstrengung und der Eifer ausgezeichnet sind, die Ihr dabei bewiesen habt. Es wäre unbillig, wenn ich nicht mehr Werth auf Euch legen wollte, als auf den, welcher gleiche Vortheile mit Euch genoß, und sich doch nicht gleiche Vorzüge erwarb, sondern in niedriger Sinnlichkeit lebte oder sorglos seine Zeit mit Kleinigkeiten verdarb: aber es wäre noch unbilliger, wenn ich Euch höher schäzen wollte als den, dem es an gleicher Lust und gleichem Eifer nicht fehlte, den aber ein minder günstiges Geschik in eine andere Gegend der Gesellschaft verwies, wo er die Schäze der Erkenntniß nicht erreichen kann. Erwirbt sich dieser in einem eben so ausgezeichneten Grade die Geschiklichkeiten, die zu seinem Beruf gehören, benuzt er die Erfahrungen und Beobachtungen, die er anstellen kann, um sein Urtheil über Alles, was in seinen Gesichtskreis kommt, zu berichtigen: so ist er mir vollkommen eben so lieb, | als Ihr, weil er, wenn auch weniger erlangt, doch eben soviel gethan hat als Ihr. Ja ich will noch mehr sagen; ehe ich etwas näheres von Euch weiß und zu einem gründlichen Urtheile berechtiget bin, werde ich eher geneigt sein ihm für seinen | gesunden, wenn gleich unbereicherten Verstand, 9–10 der überall beßer angewendet wäre.] B + C: der bei jedem Andern besser aufbewahrt wäre. 16 Geschiklichkeiten] B: Geschikklichkeiten 30 Geschiklichkeiten,] B: Geschikklichkeiten, 30–31 gehören,] B + C: gehören; 37 gesunden, wenn gleich unbereicherten Verstand,] B + C: wolangewendeten, wenn gleich unbereicherten Verstand,
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Erste Sammlung
für seine eingeschränkten Talente und seine einfache ungekünstelte Lebensweisheit meine Achtung zu schenken, als Euch für eure Gewandheit und euren Scharfsinn, eure Wißenschaften und eure Belesenheit, weil ich bei ihm nicht so leicht falsche Bewegungsgründe voraussezen kann als bei Euch. Denn daß diese entfernt sein müßen ist das zweite, was unumgänglich erfordert wird, wenn Ihr eurer Geistesvorzüge wegen irgend einen Anspruch auf Achtung machen wollt. Thätigkeit allein, wie anstrengend und ausdauernd sie auch sein mag, giebt dem Menschen keinen bestimmten Werth; dieser hängt lediglich davon ab, was denn eigentlich dasjenige ist, worauf seine Thätigkeit gerichtet gewesen ist. Leidenschaften, welche eben ausbrechen wollen, zu unterdrüken, ist gewiß etwas Großes, wozu viel Kraft gehört; wenn aber Jemand die Aufwallung seines Zorns unterdrükt, um heimlich eine desto sicherere Rache zu nehmen: so werdet Ihr diese Stärke vielleicht bewundern, aber ihn gewiß nicht dafür achten, denn indem er Herr über seinen Zorn war, diente er nur seiner Rachsucht, welche eben so verwerflich ist als jener. Wir müßen also erst untersuchen, was Euch antrieb zu der wieder|holten und ausdauernden Thätigkeit, durch welche Ihr Eure Talente erworben habt? Jeder rechtschaffne Mensch wird allerdings beflißen sein, seine Fähigkeiten immer weiter auszubilden, er wird aber damit fortschreiten nach Maaßgabe als sein Beruf | es erfordert, und als dieser sich wiederum mit seinem Wachsthum in der Vollkommenheit erweitert und veredelt. Bleibt Ihr also mit Eurem Streben nach Einsichten und Geschicklichkeiten in dieser Bahn so wird es selten zweifelhaft sein, was für ein Ziel Ihr im Auge habt; je weiter aber Ihr Euch von ihr entfernt und außerhalb derselben zu glänzen sucht, desto zweideutiger werden uns Eure Bemühungen erscheinen. Eine zweklose Wißbegierde kann sie geleitet haben, die nur Bilder von allerlei Gegenständen aufsammeln will; der Eigennuz kann Antheil daran gehabt haben, denn solche Vorzüge, welche in der Gesellschaft gelten, geben auch eine schnelle Fahrt nach dem Hafen des Glüks; die Eitelkeit kann Triebfeder gewesen sein, denn es ist ja der Gebrauch sich zu bilden, und Talente sind ein Schmuk ohne den man nicht in 6 müßen] B + C: müssen, 8–9 wie anstrengend und ausdauernd] C: wie angestrengt und ausdauernd 10–11 was denn eigentlich dasjenige ist, worauf seine Thätigkeit gerichtet] C: worauf denn eigentlich seine Thätigkeit gerichtet 16 achten,] C: achten; 25 Geschicklichkeiten] B: Geschikklichkeiten C: Geschiklichkeiten 25 Bahn] B + C: Bahn, 28–29 erscheinen. Eine zweklose Wißbegierde kann sie geleitet haben, die] B + C: erscheinen. Es kann eine wunderbare Gewalt der Natur sein die Euch nöthiget, eine Gewalt, welche Ihr weder recht versteht und achtet, noch in Uebereinstimmung mit dem Uebrigen in Euch zu bringen sucht. Eine zwekklose Wißbegierde kann eure Bemühungen geleitet haben, welche
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der guten Gesellschaft erscheinen kann; der Stolz kann Euch angefeuert haben, denn mit entschiednen Vorzügen dieser Art braucht Ihr Keinem zu weichen: und wenn Ihr Euch in irgend einem dieser Fälle befindet, so kann ich Euch für Eure Bildung und Eure Talente nicht höher achten als für den Eigennuz und die Eitelkeit, denn diese waren es doch, die euer Thun geleitet haben. | Eure Anstrengungen | mögen dann noch so groß gewesen sein, und die Vorzüge, die Ihr erreicht habt, noch so vollendet: vielleicht werde ich Euch bewundern müßen, aber achten kann ich Euch nicht, wenn es nicht die Liebe war, die Euch also drängte und trieb nach der Vollkommenheit zu streben. Und um zu wißen, welches die Quelle sei, aus der euer Eifer und eure Betriebsamkeit in dem Geschäft eurer Bildung gefloßen ist, bleibt mir nichts übrig, als von andern Seiten euer Leben und eure Gesinnung zu erforschen. Beweiset Ihr Euch sonst eigennüzig und eitel, stolz und ehrsüchtig, warum sollte gerade in diesem einen Theile Eures Verhaltens etwas beßeres gesucht werden? Behauptet Ihr aber, daß Ihr nach diesen Vorzügen gestrebt habt, um das Euch anvertraute Pfund als ein treuer Haushalter zu benuzen, um die Summe menschlicher Vortreflichkeiten zu vermehren und der Welt nüzlich zu werden, so wird gewiß Eure Fähigkeit Einsichten und Geschiklichkeiten zu erwerben nicht der einzige Gegenstand sein, bei dem Ihr an die Gott schuldige Rechenschaft denkt, dies nicht die einzige Art der Vortreflichkeit, der Ihr nachtrachtet, sondern dieser nemliche Geist wird auch euer übriges Leben bestimmen, und Euch nicht minder nach den Vorzügen des Herzens, nach Gerechtigkeit und Liebe trachten lehren. Ob diese also vorhanden sind, das ist die einzige Probe, welche über den Werth, den Eure Talente Euch selbst geben, entscheidet; ohne diese Vorzüge des Herzens, ohne die sittliche Ge|sinnung, welche immer beide übereinstim|mend hervorbringt, verdient Ihr Eurer Talente wegen keine Achtung, denn es liegt gewiß etwas unreines und unwürdiges dabei zum Grunde. 5 als für den Eigennuz und die Eitelkeit,] B + C: als ich ein Thier achte für seinen unerkannten Trieb, oder als ich einen verwerflichen Menschen achte für seinen Eigennuz und seine Eitelkeit, 17–18 als ein treuer Haushalter] B + C: als treue Haushalter 20 Geschiklichkeiten] B: Geschikklichkeiten 19 werden,] B + C: werden: 23 nachtrachtet,] B + C: nachtrachtet; 26 einzige Probe,] B + C: einzige sichere Probe, 27 Euch selbst geben,] C: Euch geben, 25 lehren] so DV von B; OD: Lehren 17–19 Vgl. Lk 19,13
18 Vgl. Lk 12,42
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II. Eben so wenig können zweitens Vorzüge des Geistes allein einem Menschen unsere Liebe gewinnen. Natürlich rede ich hier nicht von jener genauen und vertrauten Freundschaft, welche in der Vereinigung aller Kräfte, in der Eröfnung der innersten Geheimniße des Herzens besteht, nicht von jener innigen Liebe, welche den ganzen Weg des Lebens Hand in Hand zu vollenden wünscht. Solche Verbindungen werden in der Welt überhaupt zu selten angetroffen, als daß sie hier in Anschlag gebracht werden könnten; aber gewiß hat auch überdies noch Niemand geglaubt, daß sie ein Werk bloßer Talente und Geschiklichkeiten wären; hier kommt es auf Uebereinstimmung der Denkart, auf Aehnlichkeit der Empfindungen an, und was die Ausbildung des Geistes betrift, so suchen wir bei dem Freunde unseres Herzens nicht sowohl eine außerordentliche Höhe derselben als vielmehr eine solche Gleichheit mit uns, daß wir alles Vortrefliche an ihm verstehen und genießen können, und er nichts, was ihm wichtig ist, an uns vermißt. Es ist hier nur die Rede von dem vorzüglichen Wohlwollen, wodurch wir einige Menschen vor Andern auszeichnen, von der herzlichen Zuneigung, die uns Manche, wie mit einer zauberischen Gewalt abloken, indem ihre Gegenwart und ihr ganzes | Wesen auf die Stimmung unseres Gemüthes eine entschieden wohlthätige Wirkung hat. | Dieser Zauber scheint allerdings eben in den Vorzügen des Geistes größtentheils seinen Siz zu haben. Es werden Euch hier Menschen aus dem Kreise Eurer Bekanntschaft ins Gedächtniß kommen, welche sich die Kunst eines angenehmen und fröhlichen Umganges in hohem Grade zu eigen gemacht haben. Keine Unterhaltung ist ungeschikt oder schläfrig, welche sie anfangen; zu jeder, welche sie bereits finden, wißen sie einen angenehmen Beitrag zu liefern und sie aufs neue zu beleben; Wiz und gute Laune stehen ihnen immer zu Gebot; kurz, wo sie erscheinen, flieht die Langeweile, und das anständige Vergnügen schlägt seinen Siz auf. Diese vorzüglich wünscht Ihr überall zu finden, wo Ihr ermattet von Geschäften die Freuden der Geselligkeit aufsucht: Ihr liebt sie, Alle lieben sie, welche sich ihrer angenehmen Talente erfreuen. Ihr werdet Anderer gedenken, die Euch durch höhere Reize feßelten. Alle Gegenden der Welt, alle Gebiete der Wißenschaft haben beitragen müßen ihren Verstand zu bereichern, und über Alles, was sie wißen, haben sie auch ein eignes Urtheil; ihre Mittheilungen regen neue Gedanken in Euch auf, enthüllen Euch etwas bisher unbemerk9–10 daß sie ein Werk bloßer Talente und Geschiklichkeiten wären; hier] C: daß dabei nur auf Talente und Geschiklichkeiten gesehen würde. Hier 10 Geschiklichkeiten wären; hier] B: Geschikklichkeiten wären. Hier 11 an,] B + C: an; 15 und er nichts,] B + C: und auch wiederum er nichts, 32 wo Ihr ermattet von Geschäften] C: wo Ihr von Geschäften ermattet,
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tes, oder zeigen Euch überhaupt die Gegenstände von einer neuen Seite. Sie sind nicht nur unterrichtet, sondern auch klug; sie kennen die Menschen und das Innere ihrer größern und engern Verbindungen; ihr beobachten|der Geist hört nie auf zu sammeln und zu vergleichen; überall können sie irgend einen richtigen Aufschluß geben, und das Alles erhöht noch der Zauber einer | angenehmen und geistreichen Rede. Nie besinnt Ihr Euch von ihnen gegangen zu sein, ohne daß Ihr um irgend eine nüzliche Einsicht reicher geworden wäret; darum fühlt Ihr Euch immer wieder aufs neue zu ihnen hingezogen, Ihr liebt sie mit einer dankbaren achtungsvollen Anhänglichkeit als die milden Wohlthäter Eures Geistes. Ihr werdet noch Andere zu nennen wißen, die Euch auf eine ganz eigne Art an sich ziehn, nicht durch die leichte Heiterkeit, nicht durch das umständlich belehrende, sondern durch die auserlesene Feinheit ihres Umganges. Jedes Wort und jede Geberde ist bei ihnen voll Ausdruk, darum bedürfen sie zu Vielem immer nur sehr weniges; in zarten Wendungen und mit sparsamen Worten wißen sie Euch zu erkennen zu geben, daß sie alles Gute in Euch bemerken, und daß es ihnen Freude macht; ihre Theilnahme wißen sie zu äußern, ohne viel davon zu reden, und selbst ihren Tadel wißen sie von sich zu geben, ohne zu verlezen, Alles in den Grenzen der Würde und des Anstandes; Anmuth und Wahrheit vereint scheinen jedes ihrer Worte einzugeben, und jede Bewegung zu leiten. Das ist mehr als angenehm und unterrichtend, es liegt eine Kraft darin zum Guten anzufeuern; Ihr wollt dieser Aufmerksamkeit und dieser Theilnahme noch würdiger werden, Ihr wollt noch mehr von | dem Lobe verdienen, das in einem so köstlichen Gefäße dargereicht wird; diese guten Bestrebungen werden immer in Euch erregt, und wie sollten Euch nicht diejenigen, welche sie auf eine solche Art hervorzurufen wißen, als die liebenswürdigsten unter | den Menschen erscheinen, wie sollte sich Euer Herz nicht mit einem starken Zuge zu ihnen hingewendet fühlen! So ist es allerdings: aber ich bitte Euch, ist es denn das gesellige Talent, ist es der ausgeschmükte Verstand, ist es das verfeinerte Betragen allein, was so auf Euch wirkt? Nein, gewiß nicht: sondern es ist die Vereinigung dieser Vorzüge mit wohlmeinender Güte, mit einer edlen Denkungsart und einem theilnehmenden Herzen; es ist, daß ich es kurz sage, die Liebe, welche mit darin ist, und ohne welche alle diese Vorzüge nichts wären als ein leerer Schall, und auch nichts mehr 5–6 und das Alles] B + C: und dies Alles 9–11 Ihr liebt sie mit einer dankbaren achtungsvollen Anhänglichkeit als die milden Wohlthäter Eures Geistes.] B + C: Ihr seid Ihnen zugethan mit einer dankbaren Anhänglichkeit als milden Wohlthätern Eures Geistes. 26–27 wird; diese guten Bestrebungen werden immer in Euch erregt,] B + C: wird. Solche gute Bestrebungen werden durch sie immer in Euch erregt, 35 Herzen; es] B + C: Herzen, ohne welche sie sich kaum denken lassen; es
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auf Euch wirken würden. Ich will Euch nicht aufmerksam darauf machen, wie alle diese herrlichen Gaben sich ausnehmen in der Gesellschaft offenbar schlechter Eigenschaften des Gemüths; ich will Euch nicht fragen, ob Ihr den wizigen und angenehmen Gesellschafter auch noch lieben werdet, wenn er verläumderisch ist und auf Unfrieden ausgeht; den feinen Weltmann, wenn er zweizüngig und arglistig ist; den Kenntnißreichen und Erfahrnen, wenn Ihr wißt, daß er alle seine Schäze auf dem Wege des Lasters gefunden hat, und daß er sie jezt wieder auslegt auf Betrug und aus Eigennuz, wenn Ihr | fürchten müßt, daß er auch mit Euren unbefangenen Aeußerungen einen schändlichen Mißbrauch treibe: ich will Euch nur zu bedenken geben, wie es schon alsdann werden wird, wenn diese köstlichen Vorzüge nicht unter dem Schuz und der Aufsicht des | wahren Wohlwollens und der aufrichtigen Liebe stehen. Ohne diese bläht das Wißen und Alles, was dahin gehört, auf; es erzeugt Eigendünkel, Stolz, Unlust sich mit den Andern zu vermischen, und dieses unselige Wesen macht den Geist scharf und das Herz bitter. Ohne Liebe werden Eure wizigen und angenehmen Gesellschafter die Schwächern am Geiste mit Spott und Uebermuth behandeln – und wen werden sie denn nicht schwächer am Geist halten? Sie werden sich ein Geschäft daraus machen, Lächerlichkeiten aufzusuchen, und ihr Scherz darüber wird keine Spur von Gutmüthigkeit und Wohlwollen an sich haben. Würdet Ihr, wenn sie so wären, auch wenn Ihr nicht für Euch selbst und die, welche Euch lieb sind, zu fürchten hättet, sie wohl aufsuchen und lieben? Könntet Ihr eine reine Freude haben an ihren Talenten? Ohne Liebe werden Eure kenntnißreichen Freunde Euch zwar auch noch belehren können, aber nicht ohne Stolz und Anmaßung, nicht ohne irgend eine beleidigende Aeußerung des Bewußtseins ihrer Ueberlegenheit; die schöne Kunst die Lehre lieblich zu machen1, werden sie verabsäumen, weil sie es nicht der | Mühe werth halten würden, sie zu verschwenden. Würdet Ihr auch so noch eben so gern Euch Raths bei ihnen 1
Spr. Sal. 15, 2.
1–4 Ich will Euch nicht aufmerksam ... ich will Euch nicht fragen,] C: Ich will nicht aufmerksam ... ich will nicht fragen, 7–8 den Kenntnißreichen und Erfahrnen, wenn Ihr wißt, daß es alle seine Schäze] B + C: den Klugen und Erfahrnen, wenn Ihr wißt, daß er alle Schäze seiner Weltkenntniß 9 wenn Ihr] C: Ihr also 27–28 aber nicht ohne Stolz und Anmaßung, nicht ohne irgend eine beleidigende Aeußerung] B + C: aber es wird nicht an Stolz und Anmaßung fehlen, nicht an mancherlei beleidigenden Aeußerungen 14–15 Vgl. 1Kor 13,4
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erholen, oder nicht lieber Manches nicht wißen, als es von ihnen hören zu müßen? Ohne Liebe im höchsten Sinne des Wortes werden eure feinen ausgelernten Weltleute ihre Aufmerksam|keit und ihr wohlthuendes Lob auch nicht auf die Vorzüge eures Herzens richten, sondern auf eben jene glänzenden Eigenschaften, welche für sie selbst das Höchste sind, und so wird es Euch bald fade erscheinen, für dasjenige gepriesen zu werden, worauf Ihr den wenigsten Werth leget. – Freilich giebt es einen künstlichen Schein in unserer Welt, in der so viel Schein ist, um auch diesen Mangel der Liebe zu verdeken; freilich können Viele sich Zwang anthun, den Eigendünkel und Stolz ihres Herzens nicht hervorbrechen zu laßen, und so werden sie denn geliebt, ohne daß Liebe in ihnen ist. Aber das kann Euch nicht irre machen an der Wahrheit meiner Behauptung; es ist auch hier der Schein der Liebe, der das Wohlgefallen erzeugt, es ist dies nur ein neuer Beweis, wie tief es in unserer Natur liegt, daß nur die Liebe geliebt wird: denn wenn dieser Schein aufgedekt wird, so flieht mit dem Irrthum auch die gemißbrauchte Zuneigung. Aufgedekt wird er nun zwar gewiß früher oder später; denn Keinem, auch dem Feinsten nicht ist es möglich, den Schein der Tugend lange unverlezt zu erhalten: aber wohl dem, der nicht erst durch das Ohr sein Herz beschmeicheln läßt von so kal|tem tönenden Erz, von so leeren klingenden Schellen! der gleich ohne sich blenden zu laßen von glänzenden Eigenschaften darauf sieht, wie es mit dem Herzen eines Menschen steht, der lieber gleich die Hütte der Freundschaft baut bei der ungeschmükten Tugend und der einfachen Redlichkeit! | III. Drittens hat ein Mensch mit ausgezeichneten Talenten und den größten Vollkommenheiten des Geistes, aber ohne ächt tugendhafte Gesinnung, nicht einmal für die Gesellschaft einen größeren Werth als Andere. Ich will keinesweges läugnen, was die Geschichte aller Zeiten und aller Völker laut genug bezeugt, daß grade solche Menschen der Gesellschaft, der sie angehörten, in den bedrängtesten Umständen einzelne höchst wichtige Dienste geleistet haben. Ich sage nur, wenn Ihr sie betrachtet, wie sie sind, so werdet Ihr in ihnen kei3 ausgelernten Weltleute] B + C: anmuthigen Weltleute 6 sind,] B + C: sind: 14 erzeugt, es ist dies] B + C: erzeugt. Vielmehr ist dies 16–17 aufgedekt ... Aufgedekt] B: aufgedekkt ... Aufgedekkt 18 dem Feinsten] B + C: dem ausgelerntesten 19 den Schein der Tugend lange unverlezt zu erhalten: aber wohl dem,] C: mit einem leeren Schein der Tugend lange unerkannt zu prangen: aber wohl dem 21 tönenden Erz,] B + C: tönendem Erz, 30 grade] B + C: gerade 30–31 solche Menschen der Gesellschaft,] B: solche Gesellschaft,
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Erste Sammlung
nen Grund finden, warum sie nicht Andern eben so verderblich würden, als sie ihnen nüzlich gewesen sind; und gewiß wird Euch die Geschichte eben so viele Beispiele zeigen, daß Menschen von dieser Art das Unglük ihres Vaterlandes, ihrer Familie und ihrer Freunde gemacht haben. Ich sage ferner, daß, wenn Ihr die Gesellschaft betrachtet in dem ruhigen Zustande, in welchem sie sich eigentlich immer befinden sollte, ihr gewiß gestehen werdet, daß Mitglieder von mäßigen Gaben aber einer sichern und festen Denkungsart zu ihrem Wohlergehen mehr beitragen, als Menschen von ausgezeichnetem Geist aber ohne Charakter. Ich hoffe, Ihr | werdet hierin mit mir übereinstimmen, wenn ich Euch auf zwei Punkte werde aufmerksam gemacht haben. Der erste ist dieses, daß ohne eine sittliche Gesinnung gar keine Sicherheit darüber Statt findet, ob und wie ausgezeichnete Talente und Geistesgaben in der Welt werden angewendet werden. Wer nicht von | dem Triebe seine Pflicht zu erfüllen beherrscht wird, | wen dabei weder die Noth drükt, noch der Eigennuz spornt, noch eine heftige Leidenschaft hinausjagt in das Getümmel der Welt, warum sollten für den die Vollkommenheiten, die er besizt, ein Antrieb sein, der Welt seine Ruhe aufzuopfern? Auf die rühmlichen Anstrengungen seiner frühern Jahre folgt eine behagliche Trägheit; Bequemlichkeit und Genuß ist das Einzige, was er sucht; und alles Gute, was er sich erworben hat, verkommt, ohne einen weiteren Nuzen als die Annehmlichkeit, die es dem engern Kreise seiner Freunde gewährt. Ob diese so oder auf eine minder edle Art unterhalten werden, ob ein angenehmer Müßiggänger zugleich ein gebildeter und mit Kenntnißen ausgerüsteter Mann ist, das ist der Gesellschaft sehr gleichgültig, und ein gewöhnlicher Mensch, der rüstig seinen Plaz ausfüllt, muß ihr weit ehrenwerther sein. – Aber abgesehen von diesen, wenn nun Andere mit ihren natürlichen und erworbenen Vollkommenheiten sich in einen Kreis geselliger Thätigkeit hineinbegeben: haben sie keinen festen und tugendhaften Charakter, so müßen wir | mehr vor dem Uebel zittern, welches sie wahrscheinlich anrichten werden, als das Gute hoffen, welches sie allerdings ausrichten könnten. Laßt sie schwach sein, unentschloßen, ohne Kraft selbst etwas zu wollen und zu unternehmen, 1–2 verderblich würden,] B + C: verderblich werden könnten, 8 aber einer] B + C: aber von einer 9–10 von ausgezeichnetem Geist aber ohne Charakter.] B + C: von ausgezeichnetem Geiste aber ohne gute Gesinnung. 22 sucht;] B + C: sucht, 31–32 keinen festen und tugendhaften Charakter,] B + C: keine feste und tugendhafte Denkungsart, 33 das Gute hoffen,] B + C: auf das Gute rechnen, 4 Vaterlandes,] B: Vaterlades,
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in weßen Hände werden sie fallen? wer wird sich ihrer zum Werkzeuge bedienen können? Offenbar diejenigen, die ihnen schmeicheln, die in Kleinigkeiten unbedingt ihren Wünschen dienen. | Und wer läßt sich zu diesen kleinen Künsten herab? Nur | die, welche mit dem gemeinen Wohl im Kriege begriffen sind, und immer eigennüzige oder sträfliche Absichten durchzusezen haben. Ist es nicht ein bloßer Zufall, wenn es sich einmal anders trift? und wäre es nicht beßer, wenn jene gefährlichen Mitglieder der Gesellschaft keine so vortreflichen und zierlichen Werkzeuge fänden? Kann der wohl der Gesellschaft werth sein, der höchst wahrscheinlich nur ein brauchbares Mittel in der Hand ihrer Feinde wird? Und er kann es werden, worauf auch diese ausgehen mögen: denn alle Talente sind eben so nüzlich zum Bösen als zum Guten. Ueberredungskunst kann die Ohren der Mächtigen der Weisheit geneigt machen und Gemüther besänftigen, die von Leidenschaften zerrißen sind: aber sie kann auch das Böse beschönigen, der guten Sache ihre kräftigsten Stüzen rauben, und das Feuer der Zwietracht anfachen; Klugheit kann manches Hinderniß des Guten aus dem Wege räumen, aber auch das Böse schneller zur Reife fördern; Gewandtheit | und Leichtigkeit in Geschäften kann gute Anordnungen schnell in Gang bringen, aber auch schlechten Menschen zu einer Unentbehrlichkeit verhelfen, die ihnen Nachsicht verschafft bei Vergehungen und Ungerechtigkeiten. Laßt nun so begabte Menschen von Eigennuz oder von Ehrsucht und andern heftigen Leidenschaften regiert werden, so werden wir eher des Segens sicher sein können, den Sturmwinde und Erdbeben unsern Feldern und Wohnungen bringen, als des Guten, welches diese in der menschlichen Ge-| sellschaft stiften werden. Was soll ich erst Beispiele | anführen, da Ihr nur die Augen aufzuschlagen braucht, um sie nur zu zahlreich auf allen Seiten zu finden im Großen und im Kleinen. Hätten alle menschliche Verbindungen eine solche Einrichtung, daß nothwendigerweise auch der Eigennuz alle ihre Mitglieder antreiben müßte, das gemeinschaftliche Wohl zu befördern, und die Uebertretung der Geseze Keinem einen Vortheil gewähren könnte, daß für keine Leidenschaft eine Befriedigung möglich wäre, außer in den Gränzen des Erlaubten und durch Handlungen, welche den gemeinschaftlichen Endzwek der Ge5 im Kriege begriffen sind,] B + C: im Kriege sind, 12 eben so nüzlich] B + C: eben so brauchbar 14 und Gemüther] B + C: und die Gemüther 17 anfachen;] B + C: anfachen. 24 werden, so] B + C: werden: so 28 aufzuschlagen braucht, um sie nur zu] B + C: aufschlagen dürft, um sie leider zu 31 auch der Eigennuz] C: schon der Eigennuz 32 und die Uebertretung] B + C: und daß dagegen die Uebertretung 22 nun so] C: uns so durch Handlungen
34–35 Erlaubten und durch Handlungen,] C: Erlaubten, und
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sellschaft befördern: dann möchtet Ihr sagen, daß Talente allein einen sichern Werth für die Gesellschaft hätten, und daß von ihnen auch ohne Tugend keine Gefahr zu besorgen wäre. Das zweite ist dieses, daß, wenn auch Menschen von vielen Geistesgaben, aber ohne ächte Tugend, es geschehe nun aus welcher Ursache es wolle, | nichts Böses stiften, so hat doch auch das Gute, welches sie ausrichten, weniger Werth, weil ihm der Geist der Ordnung und des Gehorsams fehlt, der es zugleich zu einem nachahmungswürdigen Beispiel macht. Ich will nicht sagen, daß dies etwas Nothwendiges ist, aber es ist, wie die allgemeine Erfahrung zeigt, etwas sehr natürliches und gewöhnliches. Mit jeder ausgezeichneten Vollkommenheit pflegt ein gewißer Eigensinn in der Ausübung verbunden | zu sein. Man glaubt | so leicht, was nicht alle Menschen leisten können, dürfe man auch von dem, der es leisten kann, nicht zu jeder Zeit fordern; man glaubt, je außerordentlicher die Talente und die Geschiklichkeiten eines Menschen sind, um desto weniger habe er sie in seiner Gewalt, und man könne also nicht verlangen, daß sie ihm gerade dann zu Gebote stehen sollen, wenn es der Gesellschaft am wünschenswerthesten ist, oder wenn ihre Ordnung es erfodert. So entschuldigt er sich selbst, so ihn andere, so wird ihm vergönnt zu unterlaßen, was er thun sollte, hie und da schlechter zu machen, was er beßer machen könnte. Mag denn auch dieses Schlechtere noch beßer sein als jeder Andere es gemacht hätte, weit mehr als dieser Vortheil geht verloren dadurch, daß ein verderbliches Beispiel gegeben wird. Habt immer weniger Talente, aber habt jene Selbstbeherrschung, nach welcher nur ein wahrhaft rechtschaffner Sinn trachtet: so wird der Gesellschaft weit mehr mit Euch geholfen sein. Je mehr sich ein Mensch von | ausgezeichnetem Verstande mit einem Geschäft einläßt, worüber, weil mehrere Menschen darin zu gemeinschaftlicher Thätigkeit vereinigt sind, Ordnungen verfaßt und Geseze gegeben werden mußten, desto deutlicher sieht er die Unvollkommenheit dieser Ordnungen und Geseze ein. Der Rechtschaffene, dem alles, was diesen Namen führt, heilig ist, wird sie dennoch nie verlezen; wem aber die1 daß Talente allein] B + C: daß Talente für sich 4 Das zweite] B + C: Der zweite 9–10 etwas Nothwendiges ist,] C: nothwendig und immer der Fall sein wird; 11– 12 Vollkommenheit pflegt ein] B + C: Vollkommenheit pflegt, wenn sie in einem selbstsüchtigen, an höhere Geseze sich nicht freiwillig bindenden Gemüthe wohnt, ein 16 Geschiklichkeiten] B: Geschikklichkeiten 19–20 So entschuldigt er sich selbst, so ihn andere,] B + C: So entschuldigt jeder Einzelne dieser Art sich selbst, so jeden auch Andere; 22 Mag denn] B + C: Mag dann 23–24 als jeder Andere es gemacht hätte, weit mehr als dieser Vortheil geht verloren] B + C: als viele Andere es gemacht hätten, weit mehr als dieser Vortheil geht dennoch verloren 27 sein. Je mehr] B + C: sein. – Je mehr 32 Rechtschaffene,] B + C: Rechtschaffne,
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Predigt über 1Kor 12,31–13,1
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ser Sinn fehlt, wer mehr Werth auf dasjenige sezt, was geschieht, als auf die Art wie | es gethan wird: wo sollte dem das Bedenken herkommen, um das gemeine Wohl zu befördern, Geseze zu verlezen, die doch nur zu jenem Zwek gegeben sein können? Solche Handlungen sind dann die gefährlichen Geschenke, welche die Welt von Talenten ohne Tugend empfängt! o, sie sollte sie nicht anrühren, denn sie sind jener Frucht gleich, durch welche sich der Same des Bösen über das menschliche Geschlecht verbreitet hat. Nein, Ordnungsliebe, Gehorsam, Selbstverläugnung, das ist überall in der Gesellschaft das erste, und wo diese Eigenschaften nicht walten, da sind die köstlichen Gaben des Geistes nur ein leerer Schall, nicht ein leerer, sondern ein solcher, der die Nähe eines gefährlichen Feindes, eines drohenden Unglüks verkündigt. Im Namen der Religion und des Gewißens fordere ich Euch auf, diese gewiß dem Sinn der Schrift und dem Geiste des Christenthums angemeßene Denkart zu der Eurigen zu machen! Im Namen der Gesellschaft und der guten Sache for|dere ich Euch auf, sie bei jeder Gelegenheit so stark zu äußern, als Euch möglich ist. Seid Ihr so glüklich auf Menschen von ausgezeichnetem Geiste zu treffen, deren Sinn und Charakter zugleich den Forderungen entspricht, welche wir an einander machen: werdet nicht müde auf jede Weise zu bezeugen, daß es nur ihre rechtschaffene Gesinnung ist, welche Ihr achtet, nur ihr wohlwollendes Herz, welches Ihr liebt, und daß ohne dieses Eure Bewunderung und Euer Wohlgefallen von ganz anderer Art sein würden. Habt | Ihr mit Menschen zu thun, denen es bei einer seltenen | Ausbildung des Geistes, bei ungewöhnlichen Einsichten und Geschiklichkeiten an diesem vornehmsten Stüke fehlt: so stellt dicht neben ihnen die schlichte und einfältige Rechtschaffenheit auf, als den Gegenstand eurer Achtung; zeigt ihnen und der Welt wie nur ein liebreiches, gefühlvolles, der Tugend gehorsames Gemüth eure herzliche Liebe gewinnen kann, und beweiset durch euer ganzes Leben, daß die Liebe, wie sie der Apostel beschreibt, das Erste ist, dem Ihr nachtrachtet.
2–3 wo sollte dem das Bedenken herkommen, um das gemeine Wohl zu befördern, Geseze zu verlezen,] B + C: wo sollte der ein | Unrecht darin finden, wenn er, um, wie er meint, das gemeine Wohl zu befördern, Geseze verlezt, 9 erste,] B + C: erste; 14 Religion und] B + C: Religion also und 15 diese gewiß dem Sinn] B + C: diese so offenbar dem Sinn 19–20 Sinn und Charakter] B + C: Sinn und Denkart 21 machen: werdet] B + C: machen: so werdet 26–27 Geschiklichkeiten] B: Geschikklichkeiten 23–24 Bewunderung] B: Bemunderung
C 88
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C 89 : B 89
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V.
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Demüthigung vor Gott. Am a llgem einen Betta ge.
B + C 91 91
Ein Tag des Gebetes wird heute in unserm ganzen Lande gefeiert. Wer unter uns auf Gott sieht, und wem der Bund der Treue und des Gehorsams, des Wohlwollens und der Thätigkeit, durch den wir mit einander zu einem Volke vereinigt sind, lieb und werth ist, der ist eingeladen Gebet und Flehen zu Gott darzubringen, damit Er fortfahre mit seinem väterlichen Schuz und seiner weisen Obhut über uns zu walten, und uns alles Gute, was zur Ehre und zum Glük eines christlichen Volkes beitragen kann, auch ferner und in immer reichlicherem Maaße zufließen zu laßen. Zu diesem Endzwek sind die Häuser der gemeinschaftlichen Andacht eröfnet, und die anzustellenden Betrachtungen sollen dahin arbeiten, Gebet und Fürbitte aus dem Herzen Aller, | die sich hier eingefunden haben, hervorzuloken. Damit auch meine Rede | zu diesem Endzwek wirksam sei, soll sie Euch ermahnen, Euch zu demüthigen unter die gewaltige Hand Gottes1: denn Flehen zu Gott und Demüthigung vor Ihm, Anerkennung unserer eigenen Schwachheit und Abhängigkeit stehen mit einander in der genauesten Verbindung. Nur derjenige wird aus aufrichtigem und andächtigem Herzen seine Stimme mit dem gemeinschaftlichen Gebet des Vaterlandes vereinigen, der es einsieht und fühlt, daß alle Vorzüge 1
1 Petr. 5, 6.
3 Bettage.] B + C schließen die Fußnote an: In der Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam in Gegenwart Sr. Maj. des Königs gehalten. 4 in unserm ganzen Lande] C: durch unser ganzes Land 8–9 damit Er fortfahre] B + C: damit der Höchste fortfahre 9 mit seinem väterlichen Schuz] B: mit seinem väterlichem Schuz 11–12 und in immer reichlicherem Maaße zufließen] C: und immer reichlicher zufließen 16 Endzwek wirksam] B + C: Endzwekke wirksam 19 Abhängigkeit stehen] C: Abhängigkeit und Verlangen nach seiner Leitung und Hülfe stehen 9 väterlichen] so DV von C; OD: väterlichem 2 Predigt zum Bußtag am 17. April 1799 in der Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam
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und alle Segnungen, deren wir uns als ein christliches Volk erfreuen, wie sehr sie auch die Früchte unseres eigenen Thuns zu sein scheinen, dennoch Segnungen von Gott sind, daß auch hierin alles Gedeihen von Ihm kommt, und wir ohne ihn nichts thun können. O, es ist nothwendig uns hieran bisweilen ausdrüklich zu erinnern, um uns in diese der Schwachheit des Menschen so wohlanständige Stimmung zu versezen. Wir genießen unzähliges Gute, und unmittelbar kommt es uns Alles durch Menschenhände und Hülfe, eigne Anstrengung und fremde Thätigkeit, Tausch und Vereinigung der Kräfte, Verstand und guter Wille, das sind allemal die Quellen, auf welche unser Nachdenken uns zunächst hinweiset. Bleiben wir bei diesen allein stehen, so überheben wir uns nur gar zu bald, menschlichen Kräften allein vertrauend und menschliche Weisheit allein stolz verehrend; und überheben | wir uns, so sind wir auch dem Verderben nahe, denn der Herr widerstehet den | Hoffärtigen, und nur den Demüthigen giebt er Gnade2. Erkennen wir aber, wie wenig es ist um unsere Stärke und Kraft, und wie unzählige Hülfsmittel ihm zu Gebote stehen, um uns zu Schanden zu machen, so werden wir uns voller Ergebung vor seiner Allmacht niederwerfen, um sie anzuflehen; erkennen wir wie kurzsichtig unser Verstand, und wie kindisch unsere Weisheit ist, so werden wir vertrauungsvoll der Seinigen alles anheimstellen. Möge dies durch die folgende Betrachtung in uns Allen bewirkt werden. Text. Hiob 42, 1–3. Und Hiob antwortete dem Herrn und sprach: Ich erkenne, daß Du Alles vermagst, und kein Gedanke ist Dir verborgen. Es ist ein unbesonnener Mann, der seinen Rath meint zu verbergen. Darum bekenne ich, daß ich habe unweislich geredet, das mir zu hoch ist, und ich nicht verstehe.
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1 Petr. 5, 5.
2 Früchte unseres eigenen Thuns] C: Früchte unserer eigenen Thaten 2 zu sein scheinen,] B + C: sein mögen, 4 nichts thun können.] C: nichts vermögen. 6 so wohlanständige Stimmung] C: so sehr geziemende Stimmung 8 Hülfe,] B: Menschenhülfe, C: Menschenhülfe; 11 stehen,] C: stehen: 15 widerstehet] B + C: widersteht 17 Hülfsmittel ihm] B + C: Hülfsmittel Ihm 18 machen,] B + C: machen: 18–19 so werden wir uns voller Ergebung vor seiner Allmacht niederwerfen, um sie] C: so werden wir uns vor seiner Allmacht niederwerfen, um sie voller Ergebung 19– 20 anzuflehen; erkennen ... ist, so] B + C: anzuflehen. Erkennen ... ist: so
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Erste Sammlung
Mit einem solchen Bekenntniß endiget sich dieses merkwürdige Buch, worin das klügelnde Bestreben des menschlichen Verstandes, das göttliche Wesen zu ergründen, und zu bestimmen was demselben gezieme, in seiner mannigfaltigen Geschäftigkeit, aber | auch in seiner Blöße dargestellt wird. | Unser gemeinschaftliches thätiges Leben, die Art, wie wir darin gewöhnlich, ohne auf Gott zu sehn, und seiner zu gedenken, unsere Kräfte gebrauchen, unsere Absichten anlegen, berechnen und ausführen, ist ein eben so eitles und weit frevelhafteres Emporstreben. Nicht nur der Verstand überhebt sich dabei, und bildet sich ein die Tiefen der Gottheit zu ergründen, ohne auf sie zu sehen, sondern das übermüthige Herz erhebt sich, um das göttliche Wesen zu erreichen, ohne sich an daßelbe zu halten. Der bethörte Vorwiz läßet sich dünken, der Rathschluß Gottes liege innerhalb der Grenzen menschlicher Kräfte, und durch diese allein könne und müße er ausgeführt werden. Diesen Vorwiz wollen wir jezt unterbrechen; um unserer Thätigkeit jedes hochfahrende Wesen zu benehmen, und die Segnungen der Bescheidenheit über uns zu bringen, wollen wir uns gemeinschaftlich vor Gott demüthigen, und zwar erstlich vor seiner Allmacht, zweitens vor seiner Weisheit, und drittens vor seiner Gerechtigkeit. I. Wir wollen zuerst uns demüthigen vor der Allmacht Gottes, damit wir unsere Ohnmacht erkennen, und aufhören mögen uns zu überheben unserer Gewalt über die sinnliche, und unserer Wirksamkeit in der geistigen Welt. | Wir wandeln täglich unter den erhabensten Wundern der göttlichen Allmacht, ohne über jene | zu erstaunen, und diese auf die Art, wie es sich gebührte, anzubeten. Die Erde, welche wir bewohnen, steht im Zusammenhange mit allen den unzähligen Weltkörpern, von denen unser Auge wohl nur den kleinsten Theil wahrnimmt; von einigen derselben wird sie besonders regiert, und Alles, was sie uns gewährt, das kleinste wie das größte, hängt ab von dieser Verbindung. Wir kennen nun endlich die Geseze derselben, auf Jahrhunderte hinaus berechnen wir vorher, wann Sonne und Mond jedem Punkt der Erde aufgehn und verschwinden, und wie in jeder Stunde der Nacht das prachtvolle Sternenheer erscheint: aber, wenn wir auch mit Recht jezt nicht mehr vor jeder seltenen Erscheinung, als vor einem Vorzei2–3 das göttliche Wesen zu ergründen,] C: in das göttliche Wesen einzudringen, 7 anlegen,] C: anlegen 16–17 benehmen, ... bringen,] C: benehmen ... bringen 35 erscheint: aber] B + C: erscheint. Aber 32 derselben,] B + C: derselben; 12 zu erreichen] B: zn erreichen
33 wann] so B + C; A: wenn
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chen des baldigen Umsturzes der Natur, erzittern; giebt uns diese Kenntniß ein Recht von Jahrhunderten und Jahrtausenden der Zukunft zu reden, als von einem sichern Eigenthum des menschlichen Geschlechts? Verstehen wir denn jene Geseze? können wir sie aufrecht halten? können wir sie beugen, wenn gerade ihr fernster und größter Zusammenhang, an den unsere Wißenschaft nie hinreichen wird, die Zerstörung der Erde herbeiführt? Der die Himmel zusammenrollt wie ein Gewand, und Sonnen und Erden vor sich hinwirft wie Staub, der allein ist der Herr. Auch die Welten hat er nicht für die Ewigkeit gemacht, sich gleich, sondern sie kommen und vergehen; es gab für jede einzelne eine Zeit, wo sie noch nicht war, und | es kommt eine, wo ihre Stätte nicht | mehr gefunden wird. Wie fern auch der Tag der Zerstörung unserer Erde noch sein mag; er wird doch auf ihr Menschen finden, wie wir sind, eben wie wir beschäftigt mit Aussichten und Hofnungen auf eine lange Zukunft. – So wenig Gewalt uns verliehen ist über den Körper, den das ganze menschliche Geschlecht bewohnt, eben so wenig Macht haben wir auch über das künstliche und zerbrechliche Gefäß, worin das Leben eines jeden Einzelnen aufbewahrt wird. Wir kennen endlich, es ist wahr, seine verschiedenen Theile und ihre Verrichtungen, wenigstens beßer als die, deren Leichname unsere Väter lehrbegierig durchsuchten, aber können wir jedem gebieten, daß er seine Pflicht thue? kann unsere Kunst nachahmen, was in ihnen bereitet wird? Die Erfahrung so vieler Geschlechter hat uns mit manchen Mitteln bekannt gemacht, um Krankheit und Schmerz abzuwehren: aber wenn auch dem Tode dies und jenes Thor gänzlich verschloßen wäre, hat er nicht unendlich viel der dunkeln und geheimen Zugänge, die bis auf den lezten Schritt unserm Auge verborgen bleiben? Können wir unsere Haut dem Einfluß giftiger Berührungen verschließen? Kennt irgend Jemand den Augenblik, wo einer von den edelsten Theilen seines Körpers den Samen des Todes empfängt? Verkündigt uns nicht das plözliche Hinsterben sowohl als die unerwartete Genesung täglich spottend genug, daß noch kein Sterblicher eingedrungen ist in die geheime Werkstatt des Lebens? Der Schwächling, | den wir schon zum nächsten Raube des Todes gezeichnet hielten, der Unglükliche, deßen tägliches Geschäft seine Gesundheit untergraben zu müßen scheint, der Wüstling, der da handelt als könnte er nicht genug eilen den lezten Tropfen aus der Quelle des Lebens zu vergießen, und die dennoch das fernste Ziel der irdischen 33 Werkstatt des Lebens] C: Werkstätte des Lebens könne er 7–8 Vgl. Offb 6,14 mit Bezug auf Jes 34,4
36–37 als könnte er] C: als
11–12 Vgl. Ps 103,16
B + C 95 95
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97 B + C 97
Erste Sammlung
Tage erreichen, der Starke, der den Schmerz noch nie erkannt hat, der Vorsichtige, der sein Leben bewahrt wie Glas, und die dennoch unvermuthet dahin sinken, diese Alle rufen uns zu, daß menschliche Kraft nichts ist, und daß der Verborgene allein Macht hat über unsere Tage. Wenn unser Leben einem verlöschenden Funken gleich ist, facht Er es an, daß es noch lange währt; wenn es am hellsten brennt, löscht Er es aus wie ein Licht, und Niemand weiß, von wannen der verzehrende Othem gekommen ist. Darum gehe Keiner hin, als ob er das Leben gekauft hätte, und Keiner rede vom morgenden Tage, als ob er ihm angehörte. – Wie sehr wir auch uns selbst ein Geheimniß sind, wir dünken uns doch Herrn der Erde; Erben alles Guten, was die Noth voriger Zeiten hervorgebracht hat, verbrüdert zur Genossenschaft wohlthätiger Entdekungen mit allen gesitteten Völkern, noch näher verbrüdert unter einander zur thätigsten Hülfe alle Mitglieder eines Volkes: so dient jezt den Menschen Vieles, was ihnen sonst hartnäkig widerstand, und manche Furcht ist verschwunden aus ihrem Gemüth. Die Erde läßt sich befruchten durch unsere Arbeit, das Feuer des Himmels | gleitet unschädlich ab von unsern Wohnungen, seine Fluthen | ergießen sich nachgiebig in die Kanäle, die wir ihnen anweisen; das Meer ladet uns gastfreundlich ein, und selbst den höhern Gegenden der Luft fängt der Mensch an sich zu vertrauen: aber mit dem Allen vermögen wir nicht die Begebenheiten eines einzigen Tages zu ordnen, oder das Gelingen eines einzigen Unternehmens zu sichern. Unsere Unwißenheit und die Abhängigkeit, in welche sie uns versezt, ist noch ungleich größer, als unsere Einsicht und unsere Macht; und was wir auch beherrschen von den Kräften der Natur, das Uebermaaß, mit welchem sie uns oft erdrüken, die Leichtigkeit, mit der sie bei den kleinsten Versehen wieder Herren über uns werden, zeigt uns, daß sie nur dem Allmächtigen, nicht uns folgsame Werkzeuge sind. Noch begräbt der Sturm den Schiffer in die Tiefe des Meeres; noch durchbricht das Waßer unsere schwachen Dämme, wenn der Herr ihm gebietet „weiter, weiter mit deiner verderblichen Fluth;“ noch leken die gierigen Flammen die mühsam gewonnenen Vorräthe eines Jahres in wenigen Stunden auf. Ja, noch müßen wir Alle ausrufen: Herr unser Leben, unsere Hofnungen, unsere Werke sind nichts, wenn Du nicht verschonst und hilfst. Weit mehr als durch die angehende Herrschaft über die unbeseelte Natur pflegt der Stolz, und zwar der Stolz der Beßeren unter uns 1 erreichen,] B + C: erreichen; 3 sinken,] C: sinken: 10 angehörte.] C: angehöre. 17–18 das Feuer des Himmels] C: die Flamme des Himmels 25 größer,] C: größer 34–35 ausrufen: Herr] B + C: ausrufen, Herr, 37 Weit mehr als] B + C: Weit mehr aber als
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aufgeregt zu werden durch das, was auf dem eigenthümlichen Gebiet des Verstandes und der geselligen | Natur des Menschen von einem Tage zum andern ausgerichtet wird. Schon seit langer Zeit kann die menschliche | Stimme sich laut genug vernehmen laßen, um über einen großen Theil des Erdkreises gehört zu werden; ist nun auf diese Art eine wichtige Wahrheit reiner oder deutlicher ausgesprochen worden als sonst, und zu manchen bisher verschloßnen Ohren hindurchgedrungen: so sind wir rasch zu glauben der Irrthum, der vorher herrschte, sei nun auf ewig zu Boden gestrekt, und das neue Licht werde wie ein heiliges Feuer niemals verlöschen. Seit langer Zeit sind Bündniße geschloßen für Recht und Ordnung, Thronen und Obrigkeiten sind aufgerichtet, und wo man den Segen dieser Einrichtungen einträchtig genießt und ruhig darüber nachdenkt, da meint ein Jeder, nichts könne diese der Ordnung und der Gerechtigkeit gewidmete Tempel zertrümmern, und von allen Seiten werden die noch rohen und herumschweifenden Menschen nach und nach herzuströmen. Aber wie zeigt sich auch hier nur die Ohnmacht der Menschen gegen die Allgewalt der göttlichen Rathschlüße! Einige Thoren darf der Herr ausrüsten gegen die Weisen der Erde, so wird die Stimme der Wahrheit gemißbraucht und verkehrt zu den entgegengesezten Irrthümern, was eine Fakel sein sollte, die den Weg der Menschen erleuchtete, wird ein Brand, der ihr Heiligstes verzehrt; verwegenen Sinn darf er einigen Gewaltigen verleihen, so scheuchen Furcht und Beispiel die Völker wieder in den verlaßenen Aber|glauben zurük; die rohesten Söhne der Erde darf er herbeirufen, um Wißenschaften und Künste auszurotten und Länder zu verwüsten, die der Siz der | Weisheit gewesen waren; einen tollen Gedanken, eine halb wahre Vorstellung darf er ausstreuen in die Einbildungskraft der Völker, so lodert das Feuer der Empörung und der Zwietracht, und alle Säulen der Gerechtigkeit und des Verstandes stürzen ein in dem furchtbaren Brande. Nur Er ist es, der hernach wieder Ordnung hervorruft aus der Zerstörung, wieder neues und helleres Licht aus der Finsterniß. Ja, auch die geistigen Kräfte des Menschen sind nur Schwachheit! die Stimme der Wahrheit verhallt, wenn Er es so will, in der nächst umgebenden Luft; das Bild der reinsten Tugend wird entstellt zurükgeworfen von den Gläsern der Verläumdung, und die Vertheidiger des Rechts werden zerstreut von der Rotte der Bösewichter! 7 verschloßnen] B + C: verschlossenen 12 aufgerichtet,] C: aufgreichtet; 19– 28 Erde, ... Irrthümern, ... verzehrt; verwegenen ... verleihen, ... zurük; die ... Völker,] B + C: Erde: ... Irrthümern; ... verzehrt. Verwegenen ... verleihen: ... zurükk. Die ... Völker: 35 zurükgeworfen] B: zurükkgeworfen
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Will ich etwa hieraus zu schlaffer Unthätigkeit eine Ermunterung hernehmen? das sei ferne von mir. Jeder Verständige benuze und erweitere in seinem Theile die Kenntniß der Natur, die uns zur Herrschaft über sie hinführen muß, damit es mehr und mehr von uns wahr werde, was geschrieben steht: Er hat uns zum Herrn gemacht über seiner Hände Werke. Alles hat Er unter unsre Füße gethan3. Jeder Fromme und Tugendhafte suche mit dem Lichte seines Beispiels so weit um|her zu leuchten als möglich, damit der Zweifelhafte den Weg finde, und das Laster in seiner verabscheuungswürdigen Gestalt erscheine; jeder Nachdenkende und Muthige leihe der Wahrheit | seine Stimme, und wir Alle ohne Ausnahme wollen immer enger und fester schließen den Bund der Treue und des Gehorsams unter heilsame Geseze: aber mit allem, was unsere Kräfte vermögen, wollen wir uns demüthigen unter die gewaltige Hand Gottes; und wenn es uns jemals einfiele uns zu vermeßen, als ob wir irgend eines, auch des leichtesten Erfolges sicher wären, so laßt uns bei Zeiten umkehren, und mit Hiob ausrufen: Ich erkenne, daß Du Alles vermagst! ich bekenne, daß ich unweislich geredet habe, was mir zu hoch ist, und ich nicht verstehe. II. Es wird uns leichter werden uns auf diese Art vor der Allmacht Gottes zu beugen, und ruhig einzugestehen, daß wir ohne Ihn nichts thun können, wenn wir uns zweitens auch vor seiner Weisheit demüthigen, und einsehn, daß wir nicht wißen was gut ist, daß Er allein versteht, was zu unserm Frieden dient. Ich habe hiebei nicht nur die Irdischgesinnten in Gedanken, die in einem nothwendigen Streit mit der göttlichen Weisheit befangen sind, weil sie Alles nur auf den Endzwek ihrer Glükseligkeit beziehn, und ihnen gänzlich verborgen ist, worauf der Höchste bei der Leitung der menschlichen Dinge sein Augenmerk richtet; nein, auch diejenigen fordere ich zu einem solchen Bekenntniß | auf, welche das Geheimniß der göttlichen Regierung durch seine Gnade erkannt haben, und wohl wißen, daß Alles was geschieht, zu unserer Heiligung dienen soll, daß Alles auf die Förde3
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Erste Sammlung
Ps. 8, 7.
2–3 benuze und erweitere] C: benuze jeder erweitere 16 sicher wären, so] B + C: sicher wären durch uns selbst, so 17 ausrufen:] B + C: ausrufen, 22 ist, daß] B + C: ist; daß 25–26 auf den Endzwek ihrer Glükseligkeit] C: auf ihre irdische Glükkseligkeit 30 Alles] C: Alles, 31–1 zu unserer Heiligung dienen soll, daß Alles auf die Förderung des Reiches der Wahrheit und Tugend abgesehen ist.] B + C: zu gemeinsamer Heiligung dienen soll, daß Alles auf die Förderung des Reiches Gottes in der | Welt abgesehen ist. 2 Vgl. Gen 44,17; Hiob 27,5
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rung des Reiches der Wahrheit und Tugend abgesehen ist. Jene verstehen, auch nachdem der Erfolg sie belehrt hat, noch nichts von der Weisheit des Herrn, und ihr Inneres muß erst verwandelt werden, ehe sie nur im Stande sein sollen, sich vor derselben zu demüthigen. Erreichen sie das Glük nicht, wonach ihr Herz trachtet, so meinen sie hernach, es möge wohl größeres Unglük dahinter verborgen gewesen sein. Können sie den Glanz des Lebens und den Gipfel des Ruhms nicht finden, so trösten sie sich, er würde ihnen wohl nur Gefahr und Sorge gebracht haben. Nach wie vor verbergen sich ihren Augen die Absichten Gottes. Aber auch wir, die wir diese wohl kennen, wenn wir mit Hülfe dieser Erkenntniß die noch unentwikelten Begebenheiten vorzeichnen wollen, wenn wir berechnen wollen dies und jenes müße zu unserm Heil oder für das allgemeine Beste geschehen, blähen uns auf in einer kindischen Weisheit, mit welcher der Höchste spielt, beides wenn er gewährt und wenn er versagt. – Noch einige Zeit lang, denkt der Eine, möchte er der Ruhe pflegen, um sich im Stillen im Guten zu befestigen, ehe er die ihm angewiesene Laufbahn antritt: aber unerwartet schnell schlägt die Stunde, die ihn zu einer angestrengten und mannigfaltigen Thätigkeit abruft, welche eine weit wirksamere Schule | der Tugend für ihn wird, als die einsame Betrachtung gewesen wäre. Ein Anderer behauptet ungeduldig, nun sei es Zeit die schönsten lebendigsten Jahre des Lebens zu nüzen, und will sich mit seiner Thatkraft in die Verwirrungen der Welt hineinstürzen: | aber die Hand des Höchsten hält ihn gewaltsam zurük, auf daß an einer verborgenen Stelle erst sein brausender Muth abschäume, und sein wohlmeinender Eifer sich läutern könne. Der Eine bestimmt sich für einen großen vielumfaßenden Beruf: aber der Herr verweist ihn in eine wenig glänzende Gegend der Gesellschaft, wo er erst spät Eigenschaften und Fehler an sich wahrnimmt, die dort seiner Seele gefährlich geworden sein würden. Ein Anderer meint im stillen häuslichen Kreise der Welt am meisten nüzen zu können: aber gewaltsam wird er durch den Drang der Umstände hinausgetrieben auf den großen Schauplaz der Welt, wo sich bald Talente in ihm entwikeln, die ihm unbekannt gewesen waren. Und nicht minder wird die Weisheit der 3–8 Herrn, ... trachtet, ... finden,] B + C: Herrn; ... trachtet: ... finden: 13 unserm] B + C: unserem 13 geschehen,] C: geschehen: 13–15 blähen uns auf in einer kindischen Weisheit, mit welcher der Höchste spielt, beides wenn er gewährt und wenn er versagt.] B + C: so blähen wir uns auf in einer kindischen Weisheit, die vor dem Herrn nicht bestehet, weder wenn er gewährt noch wenn er versagt. 17 antritt:] B + C: antrete: 33 Welt,] C: Gesellschaft, 6 dahinter] so B + C; A: dahinten A + B: verzeichnen
12 vorzeichnen] so DV von C; OD von C sowie
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Menschen auch da zu Schanden, wo Gottes Gedanken mit den ihrigen übereinzustimmen scheinen. Wie oft freuen wir uns nicht erreicht zu haben, was wir uns als gut und heilsam vorgestellt hatten: aber nur um bald mit Beschämung zu bemerken, wie durch denselben Erfolg ganz andere Absichten gefördert und ganz andere Umstände herbeigeführt werden. Wir glauben durch irgend ein Ereigniß Versuchungen zu entfliehen, denen wir am mindesten gewachsen zu sein fürch|ten, und sehen uns durch daßelbe Mittel mitten unter sie versezt, wo wir sie am wenigsten vermuthen, um im Kampfe mit ihnen unsre Tugend zu stählen; wir erlangen, wovon wir Freude zu erndten hofften, und es wird uns eine Quelle harter Trübsale; wir kommen dahin, wo wir Gutes zu stiften rechneten, und finden uns | von Hindernißen umgeben und unsere Kräfte gelähmt und gebunden. So muß sich überall wundern und beschämt da stehen, wer sich weise dünkte, und Jeder muß oft genug bekennen, daß er geredet hat, was er nicht versteht. Um uns aber recht aufrichtig und recht ernstlich zu demüthigen vor der Weisheit Gottes, so denkt nur, was wir von Gott vermuthen und fordern, wenn wir mit unserm klügelnden Verstande die Ereigniße auf dem großen Schauplaz der Welt betrachten. Hier drükt uns Alle derselbe Fehler: kurzsichtig wie wir sind, und als Theilhaber und Zuschauer auf einen engen Zeitraum eingeschränkt, verlangen wir, daß Alles unaufhaltsam und sichtbar sich vorwärts bewegen soll, als ob die Menschheit vor unsern Augen das Ziel ihrer Laufbahn erreichen müße, und lernen nicht, so oft wir es auch vor uns sehen, so deutlich die Geschichte vergangener Zeiten es uns zuruft, daß es ein Fortschreiten giebt, welches uns leicht als Stillstand oder Rükgang erscheinen kann; immer auf dem kürzesten Wege wollen wir jede Verwirrung gehoben, jeden Mißton aufgelös’t, und das Wort eines jeden Räthsels bekannt gemacht haben. Daß wir auf diese | Art eine Welt begehren, nicht wo Alles auf eine bewunderungswürdige Weise in einander greift und sich dem vollkommensten und besten nähert, sondern wo nur auf Kosten des Ganzen ein jedes Einzelne für sich zu 3 vorgestellt hatten:] B: vorgestellt haben: 5 Umstände] C: Zustände 10– 11 stählen; wir ... Trübsale; wir] B + C: stählen. Wir ... Trübsale. Wir 14 dünkte,] B + C: dünkte; 17–18 so denkt nur, was wir von Gott vermuthen und fordern,] B + C: so sehet darauf, was wir von Gott zu vermuthen und zu fordern pflegen, 20 Fehler:] C: Fehler; 24–25 so oft wir es auch vor uns sehen, so deutlich die Geschichte vergangener Zeiten es uns zuruft, daß] B + C: wie oft wir es auch vor uns sehen, wie deutlich auch die Geschichte vergangener Zeiten es uns zurufe, wir lernen doch nicht, daß 26 welches uns leicht] C: welches gar leicht 26 Rükgang] B: Rükkgang 28 aufgelös’t] B + C: aufgelöset 29 gemacht haben.] B + C: gemacht wissen. 31 greift und sich dem vollkommensten und besten nähert,] C: greife und sich dem vollkommensten und besten nähere,
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jeder Zeit auf eine gewiße Art verständlich und in Ordnung ist, das fällt uns kaum in den seltenen Augen|bliken ein, wo wir bemerken, wie sich nun allmählig manche Räthsel der Vorwelt lösen, und die Verwirrungen, über welche längst vergangene Geschlechter sich beklagten, sich vor unsern Augen entwikeln; immer meinen wir unsern kleinlichen Rath zu verbergen, und reden unweise, was uns zu hoch ist. Wohin aber soll diese Demüthigung unter die Weisheit Gottes endigen? Sollen wir etwa den Veränderungen in der Welt mit stumpfer Gleichgültigkeit zusehen? sollen wir uns alles Nachdenkens über den Zusammenhang und Ausgang der Begebenheiten enthalten? Das sei ferne, daß wir das Vorrecht nachdenkende Zuschauer der göttlichen Führungen zu sein aufgeben wollten: aber laßt uns dieses Nachdenken so einrichten, daß es weniger vergeblich sei, und daß wir nicht nöthig haben, uns deßen zu schämen. Schränkt euern Vorwiz ein, und zügelt eure Einbildungskraft, welche immer in der Zukunft umherschweift! Euer Sinnen darüber, wie dieses der Weisheit gemäß enden, und was nun folgen müße, nachdem Jenes geschehen ist, dieses ist etwas vergebliches, denn Ihr führt ja doch die Begebenheiten nicht herbei; es | ist etwas Anmaßendes, denn es greift ein in dasjenige, was der Höchste sich allein vorbehalten hat; es ist etwas Fehlerhaftes, denn es schmälert eure Zeit, und verkümmert die Ruhe eures Gemüthes. Richtet euer Nachdenken lieber darauf, das Gegenwärtige zu verstehen: denn dies ist Euch eigentlich zur Betrachtung gegeben. Macht Euch keine unnüzen Entwürfe darüber, was für Euch selbst in dieser und jener Bezie|hung das heilsamste sein würde: sondern sucht lieber in demjenigen, was Euch wirklich begegnet, den Willen Gottes zu entdeken, und was Er schikt seiner Absicht gemäß anzuwenden. So benuzt eure Erfahrungen, und erwartet über dasjenige, was Euch neugierig oder verlegen macht, gelaßen die Auskunft, welche die Folgezeit unfehlbar mitbringen wird: so werdet Ihr ungestörter eure Pflichten erfüllen, und Euch nicht so oft an das nie ganz vorwurfsfreie Wort erinnern dürfen: meine Gedanken sind nicht Eure Gedanken, und meine Wege sind nicht Eure Wege. 9–10 den Veränderungen in der Welt mit stumpfer Gleichgültigkeit zusehen? sollen wir uns alles Nachdenkens] B + C: den Ereignissen in der Welt mit stumpfer Gleichgültigkeit zusehen? sollen wir uns aller Betrachtungen 17 der Weisheit gemäß] C: der göttlichen Weisheit gemäß 21 etwas Fehlerhaftes,] C: etwas krankhaftes, 28–31 So benuzt ... so werdet Ihr] B + C: Auf diese Weise benuzt ... dann werdet Ihr 33 dürfen:] B + C: dürfen, 33–34 Jes 55,8
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B + C 107
Erste Sammlung
III. Laßt uns drittens ehrfurchtsvoll und dankbar uns demüthigen vor der Gerechtigkeit des Höchsten. Gerechtigkeit sollte unser Stolz sein als eines christlichen Volkes. Wären wir auch weiter zurük, als alle übrigen Völker in dem Besiz der Herrschaft, welche der Mensch über die Natur ausüben soll; wären wir abgelegener als Alle von dem großen Zusammenhange aller menschlichen Begebenheiten, und also von der Weisheit des Höchsten noch entfernter, und noch mehreren Irrthümern über | seine Führungen ausgesezt: gingen wir ihnen nur voran in der Gerechtigkeit, so wäre unser Ruhm dennoch wohl gegründet, und Gott würde mit Wohlgefallen auf uns herabsehn. Aber wie vollkommen auch diese Tugend unter uns geübt werden möge, laßt uns dennoch bekennen, daß auch unsere Gerechtigkeit nichts ist vor Gott, und daß Er allein weiß die Thaten des Menschen zu vergelten, und seinen Sinn zu würdigen. | Sehet auf die Gerechtigkeit, welche unter uns geübt wird gegen die Menschen, nachdem sie gehandelt haben, wie unvollständig sie ist, und wie mangelhaft sie noch in dieser Unvollständigkeit dargereicht wird. Sie soll durch empfindliche Folgen den Menschen zurükhalten von dem Bösen, welches der Gesellschaft nachtheilig ist: aber wie viel Böses von dieser Art giebt es nicht, was sie, um nicht ungerecht zu werden, ganz unvergolten laßen muß! Durch Unmäßigkeit und Trägheit, durch Unwißenheit und Unordnung schadet jeder Einzelne der Gesellschaft vielleicht eben so sehr, als durch Treulosigkeit und Betrug; ist er aber der väterlichen Zucht entwachsen, so kann er sich in die ausgelaßenste Sinnlichkeit hineinstürzen, kann ohne Freigebigkeit und Edelmuth zu kennen, alles was er durch die Gunst der Gesellschaft besizt, niedrigen Lüsten opfern, und, dafern er nur den strengsten Pflichten des Berufs nachkommt, Zeit und Kräfte, die ein gemeines Gut für ihn und die Gesellschaft sein sollen, auf das gewißenloseste vernachläßigen: kein | Gesez trift ihn, und keine Strafe schrekt ihn auf den Weg der Ordnung und der Thätigkeit zurük. Und auch die Uebertretungen, gegen welche unsere Geseze gerichtet sind, wie oft entziehen sie sich der Ahndung der Obrigkeit, wie oft wißen sie sich auch entdekt schlau zu schüzen hinter dem Buchstaben der Geseze, und wie würden Beispiele dieser Art gleiche Hofnung bei Vielen erweken, und zur verderblichsten Nachfolge reizen, wenn wir uns allein auf unsere Gerechtigkeit verlaßen müßten! Aber der | Herr hat 24 Betrug;] B + C: Betrug: 30 vernachläßigen:] B + C: vernachlässigen; dung der Obrigkeit] B + C: Kenntniß der Obrigkeit 10 gegründet, und] so DV von C; OD: gegründet. und C: herabsehn, Aber 35–36 bei Vielen] B: dei Vielen
33 Ahn-
10–11 herabsehn. Aber]
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auch seinen Thron aufgerichtet zum Gericht, und bezahlet einem jeglichen wie er es verdient4. Er schlägt den Trägen mit Armuth und den Ausschweifenden mit Krankheit, und dem, der heimlich Böses thut, hat Er mitgegeben die Furcht, eine strenge Zuchtmeisterin. Es ist wahr, daß es Verwegene giebt, die auch diesem Allen Troz bieten: aber erinnert Euch nur, wie viele Menschen lüstern hinschielen nach den Freuden, auf denen der Fluch der Natur ruht, wie viele Wünsche Ihr überall hört, daß doch dies und jenes möchte ohne Mühe erworben werden können; erinnert Euch wie allgemein man die Gerichte des Herrn erwartet über den, welcher der menschlichen Gerechtigkeit entgangen ist, und Ihr werdet es fühlen, wie wirksam sich die göttliche Gerechtigkeit erweiset gegen alle Arten der Untugend, Ihr werdet beschämt gestehen müssen, wie wenig auch die vortreflichsten Geseze und die wachsamsten Hüter derselben im | Stande sein würden, das Böse zu zähmen, wenn nicht die Gerichte des Herrn wären, und die Strafen, welche durch den natürlichen Lauf der Dinge und das eigne Herz des Menschen vollzogen werden. Sehet auf jene höhere Gerechtigkeit, welche nicht allein böse Handlungen zurükhalten, sondern den innern Werth des Menschen würdigen soll, welche nicht allein der Obrigkeit übertragen ist, sondern nach welcher ein Jeder unter uns, aufgefordert durch eine | nicht zu unterdrükende Stimme in seinem Innern, Lob und Tadel austheilen, Hülfe und Widerstand leisten soll, je nachdem das Herz der Menschen zum Guten hingeneigt, oder davon abgewendet ist. Wie oft entgeht nicht der Tugend unsere Aufmunterung, weil ihr die liebliche Außenseite fehlt, welche am leichtesten unser Urtheil besticht! wie lange ruht oft die Verläumdung auf der Rechtschaffenheit, die unter schwierigen Umständen die Bewegungsgründe ihrer Handlungsweise nicht enthüllen konnte! wie lange erfreut sich oft das Laster, welches von der Anmuth einer lieblichen Rede und eines feinen Betragens umgeben, und mit einem künstlichen Scheine des Wohlwollens und der Gerechtigkeit übertüncht ist, unserer Billigung und unserer Liebe! O das sei ein Grund zur herzlichsten Demüthigung und Schaam für uns Alle, daß wir auch da oft unweise reden, wo wir nicht unsere Unwißenheit bekennen, sondern mit Zuversicht weise sein sollten, daß wir auch 4
Ps. 62, 13.
22–23 Lob und Tadel austheilen, Hülfe und Widerstand] B + C: Lob oder Tadel austheilen, Hülfe oder Widerstand 30 umgeben,] C: umgeben 32 übertüncht ist,] B + C: übertüncht, [C: übertüncht] nur die auffallendsten und abschrekkendsten Aeußerungen zu vermeiden weiß, 35 sondern] B: sonden
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B + C 108
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B + C 109
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B + C 110
Erste Sammlung
das nicht | verstehen, was zu verstehen unser gemeinschaftlicher Beruf ist, daß wir so oft die Schönheit tauber Blüthen mit kindischer Unwißenheit anstaunen, und die große Regel vernachläßigen, den Baum an seinen Früchten zu erkennen.5 Seht wie auch hier die Gerechtigkeit Gottes unserer Unvollkommenheit zu Hülfe kommt. Ich habe gesehen einen Gottlosen, der war trozig und breitete sich aus, und | grünte wie ein Lorbeerbaum. Da man vorüber ging war er dahin6. Endlich kommt, oft durch die wunderbarsten Umstände herbeigeführt, eine Gelegenheit, wo das verstekte Böse hervorbricht aus dem Innern, sich in seiner natürlichen Gestalt der Welt offenbaret, und die längstverdiente Schande einerndtet. Endlich kommt eine Zeit, wo der Herr selbst die Gerechtigkeit des Frommen herfürbringt wie ein Licht, und sein Recht wie den Mittag7, wo die Tugend in ihrem natürlichen Glanze erscheint, und alle falsche Schatten verschwinden, welche sie vorher unkenntlich machten. Ja gelobt sei der Herr, der allein gerecht ist! Wenn Er über den Tugendhaften die Stimme erschallen läßt: dieser ist es an dem ich Wohlgefallen habe, dann nehmen auch wir zurük den strafbaren und voreiligen Tadel; wenn Er den Uebertreter zeichnet, dann erkennen auch wir die verborgene Mißethat. | Aber die Demüthigung vor der Gerechtigkeit Gottes kann am wenigsten ohne Beschämung und Vorwürfe sein. Wir dürfen nicht mächtig werden, wie Er es ist, wir können nicht weise sein, wie Er es ist; aber unsere Gerechtigkeit soll mehr und mehr werden, wie die Seinige ist. Laßt uns den Gesezen und Ordnungen, unter denen wir leben, und an die wir heute mit besonderer Ehrfurcht zurükdenken sollen, unsere ganze Unterstüzung versprechen. Kein weichliches Mitleiden schüze den Uebelthäter vor der | gerechten Strafe! keine unverständige Sorglosigkeit wähne, daß es ihre Angelegenheit nicht sei, das Böse zu entdeken! keine empfindsame Theilnahme adle ein Leiden, welches die verdiente Züchtigung der Sünde ist! Und wohin die Geseze nicht reichen können, da ergänze Achtung und Liebe ihre Belohnungen, Tadel und Geringschäzung ihre Strafen! Laßt uns mehr und 5 6 7
Matth. 7, 16. Ps. 37, 35. 36. Ps. 37, 6.
16 läßt:] B + C: läßt, 22–23 ist, wir ... ist; aber] B + C: ist; wir ... ist: aber 28– 30 das Böse zu entdeken! keine empfindsame Theilnahme adle ein Leiden, welches die verdiente Züchtigung] B + C: das Böse aufzudekken! keine empfindsame Theilnahme versüße solches Leiden, welches nur die verdiente Züchtigung 16–18 Vgl. Mt 3,17
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mehr lernen in das Innere der Menschen hineindringen, daß unter uns keine Stimme vom Himmel nöthig sei, um die Guten und Bösen zu unterscheiden! und Jeder halte es in seinem Kreise für sein heiligstes Amt, dem Laster die trügerische Larve zu entreißen, und die verschämte Tugend in das verdiente Licht zu stellen. Immer, auch wenn wir das Beste gethan haben, wird uns noch Ursach genug bleiben, uns zu demüthigen vor der Gerechtigkeit des Höchsten. Aber nur in dem Maaß als wir das Unsrige thun, wird der Segen dieser Tugend auf uns ruhen; und um hiezu, und zu allem Guten, welches wir | gemeinschaftlich auf Erden schaffen sollen, den Beistand des Höchsten zu erbitten, laßt uns jezt unsere Andacht mit Gebet beschließen. Heiliger und gerechter, weiser und allmächtiger Gott! Die in diesem Lande Deinen Namen verehren, erscheinen heute vor Dir, um gemeinschaftlich Segen und Gnade zu erflehen für unser Volk. Reichlich hast Du uns schon gesegnet, und wir preisen Dich dafür mit inniger Dankbarkeit. Du hast von uns fern gehalten sträfliche Gleichgültigkeit ge|gen Gutes und Böses, und den frevelhaften Sinn, | der des Heiligen spottet, und das Laster leichtfertig entschuldiget. Du hast unter uns aufgerichtet Geseze, in denen der Geist der Weisheit und der Milde lebt. Du hast uns einen gerechten und wohlwollenden Beherrscher gegeben. O laß ihn ferner erleuchtet und gesegnet sein vor Dir, unsern theuern und verehrten König, daß sein Scepter immerdar sei ein Stab der Gerechtigkeit! Gieb ihm überall, wo Aufsicht nöthig ist unter einem so zahlreichen Volk, treue und weise Diener, denen ihre Pflicht und das gemeine Wohl heilig, und die auch Vorbilder seien eines christlichen Wandels dem übrigen Volk! Erfülle uns Alle mit heiliger Scheu vor dem, was Dir mißfällig ist, daß Jeder dem Reiche Gottes und der Gerechtigkeit Christi nachtrachte, und nur was dahin zielt werde unter uns geehrt und geliebt! Du hast nach Deiner Gnade unter uns ans Licht gebracht | allerlei Weisheit und Erkenntniß, Wißenschaft und Kunst, daß uns die Erde und was Du darauf erschaffen hast, auf allerlei Weise dient zur Verschönerung und Erleichterung unseres Lebens. Erhalte uns ferner dabei, daß wir auch das erkennen als einen Segen von Dir, damit nicht unser Hochmuth komme vor unserm Fall. – Laß ferner Verstand 23 Scepter] C: Zepter 29 der Gerechtigkeit Christi nachtrachte,] B + C: der Gerechtigkeit nachtrachte, 33 dient] C: dient, 24 Aufsicht] C: Anfsicht 36 Vgl. Spr 16,18
26 seien] A + B + C: sein
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B 111 C 111
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B 112 C 112
Erste Sammlung
und Thätigkeit sich unter uns mehren, daß keine Deiner Wohlthaten vergeblich an uns verschwendet sei, daß Jeder das Gute willig aufnehme, daß die Noth, welche den Menschen, den Du zum Herrn der Erde gemacht hast, schändet, immer | mehr verschwinde, daß unser Ruhm und unser | Wohlergehn wachse von Tage zu Tage. Vor allen Dingen aber gieb uns den Geist der wahren Weisheit, daß wir in Deinen Willen ergeben und auf Deine Hülfe hoffend unter allen Umständen des Lebens, ohne zu zögern und ohne zu klügeln, treu bleiben unserer Pflicht und unserm Beruf, daß das unser erstes sei, Dein Ebenbild in uns auszubilden, und vollkommen zu werden, wie Du es bist. Dazu laß unter uns Erziehung und Beispiel, Nachdenken und Belehrung, dazu laß besonders den Unterricht aus Deinem Wort und auch die Andacht dieser Stunde überall gesegnet sein.
9–10 Beruf,] B + C: Beruf; 11 Vgl. Mt 5,48
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VI.
113 . B + C 113
Was wir denen schuldig sind, die unsern Wandel beobachten.
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Das Leben des Menschen unter Menschen, so wie es die Vorsehung uns bereitet hat, erfordert mancherlei scheinbare Aufopferungen, scheinbar, weil sie doch nur von demjenigen gemacht werden, was wir ohne dieses gemeinschaftliche Leben gar nicht besizen würden. Daß wir uns auf einen bestimmten Antheil an den Gütern dieser Welt beschränken sollen, um nicht den gegründeten Ansprüchen Anderer in den Weg zu treten; daß wir mancherlei unterlaßen sollen, was bloß deshalb, weil noch Andere neben uns vorhanden sind, Unrecht wird; daß wir mancherlei Mühe und Arbeit übernehmen, und von demjenigen selbst, was uns als das unsrige zuerkannt ist, manches wieder hingeben sollen; dazu werden wir täglich aufgefordert. Und die Religion fordert uns auf, dies Alles mit willigem Herzen zu leisten; sie flößt uns einen sehr hohen Begriff von unsern Pflichten gegen die Ge|sellschaft ein, und lehrt uns, daß Jeder sich selbst nicht mehr einräumen soll, | als er einem Jeden unter seinen Brüdern eingeräumt wünscht. Auch wurde diese vorzügliche Bereitwilligkeit hinzugeben und mitzutheilen von Anfang an unter die eigenthümlichen Vorzüge der Christen gerechnet: Alles war ihnen gemein; Jeder sah auf das, was des Andern ist, mehr als auf das Seinige, und Jeder war bereit der Nothdurft der Andern zu dienen. Aber eben so bekannt waren sonst die Christen dafür, daß sie sich zu gewißen andern Aufopferungen, welche die Welt oft eben so dringend verlangt, und oft noch höher schäzt als jene, unter keiner Bedingung verstehen wollten, zu 2 Was wir denen schuldig sind,] C: Wozu wir denen verpflichtet sind, 14 sollen;] C: sollen: 15–17 sie flößt uns einen sehr hohen Begriff von unsern Pflichten gegen die Gesellschaft ein,] B + C: sie erzeugt ein sehr tiefes Gefühl von unsern Pflichten gegen die Gesellschaft, 21 gerechnet:] B + C: gerechnet. 21–22 Jeder sah auf das, was des Andern ist, mehr als] C: jeder sah auf das des Andern mehr als 23–1 bekannt waren sonst ... wollten, zu solchen nemlich,] B + C: bekannt waren ehedem die Christen auch dafür, daß sie sich unter keiner Bedingung zu gewissen andern Aufopferungen verstehen wollten, welche die Welt oft eben so dringend verlangt, und oft noch höher schäzt als jene, zu solchen nemlich, 2 Predigt zum 4. Sonntag nach Epiphanias am 2. Februar 1800 vormittags in der Invalidenhauskirche zu Berlin; vgl. den Entwurf in KGA III/3
114 B + C 114
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B + C 115
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Erste Sammlung
solchen nemlich, die auf etwas größeres gehen, als auf die äußern Güter, welche der Mensch der Gesellschaft verdankt. So ward es unter ihnen für die größte Schmach gehalten, wenn Jemand aus Menschenfurcht oder um Menschengunst willen seinem Gewißen untreu ward, oder die erkannte Wahrheit verläugnete, weil sie von den Menschen gehaßt ward; nein, lieber ließen sie die ungerechtesten Verläumdungen über sich ergehen, und achteten die Bewahrung ihres Gewißens höher als alles Gute, was sie durch Nachgiebigkeit gegen die Welt hätten erlangen oder stiften können. Man klagt, und vielleicht nicht mit Unrecht, daß jene Dienstfertigkeit unter uns abgenommen hat, und daß man anfängt überall, wo die Forderungen der Menschen- und Bruderliebe mit dem eigenen Vortheil in Streit kommen, auf | den lezten mehr Gewicht zu legen, als die Lehre des Erlösers erlaubt: warum klagt man nicht eben so sehr darüber, daß diese Standhaftigkeit selt|ner wird, und im Werthe zu fallen scheint? Wahr ist es leider nur zu sehr. Wie wenige Menschen giebt es, die um ihrer Ueberzeugung treu zu bleiben und nach ihrem eigenen Gewißen zu handeln, sich auch nur einen geringen Vortheil versagten und vorübergehende Unannehmlichkeiten ertrügen! und wenn sich ein solches Beispiel ereignet, wie wundert sich Jedermann, daß ein Mensch sich so unnüze Noth machen könne! So wie man den als einen gutmüthigen Thoren behandelt, dem es natürlich und in der Ordnung scheint für das Wohlbefinden der Andern etwas von seinem Beßerbefinden hinzugeben: so behandelt man den als einen gutmüthigen Schwärmer, der nicht das Wohlgefallen der Menschen mit einem Theile seines eignen Wohlgefallens an sich selbst erkaufen will; und wenn er sich dabei nicht bloß still und leidend verhält, sondern seine Handlungsweise, wie entgegengesezt sie auch der gewöhnlichen sei, offen und frei hinstellt, seine Ueberzeugung, wie sehr sie auch gegen manche Vorurtheile streite, laut und unverholen bekennt: so schilt man ihn einen Uebermüthigen, der die Achtung vergeße, welche er der Welt, der öffentlichen Meinung, dem allgemeinen Urtheil schuldig ist. So wie man eine Pflicht erfunden hat für sich selbst zu sorgen in irdischen Dingen, um den Pflichten der Wohlthätigkeit nach Gefallen Abbruch thun | zu kön5 Wahrheit verläugnete,] B + C: Wahrheit deshalb verläugnete, 8–9 hätten erlangen oder stiften können.] B + C: würden erlangt oder gestiftet haben. 17 handeln,] C: handeln 18 versagten und vorübergehende] B + C: versagten, nur vorübergehende 20 sich Jedermann,] C: sich fast Jedermann 21–24 So wie man den als einen gutmüthigen Thoren behandelt, dem es natürlich ... hinzugeben: so behandelt man den als] C: Viele, so wie sie den als einen gutmüthigen Thoren behandeln, dem es natürlich ... hinzugeben, so behandeln sie den als 26 will; und] B + C: will. Und 27 verhält,] C: verhält; 31 die Achtung vergeße,] C: die Rüksichten vergesse, 34 Pflichten der Wohlthätigkeit] B + C: Pflichten gegen das gemeine Wesen
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Predigt über 1Petr 3,15
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nen: so hat man eine Pflicht ersonnen sich selbst zu vernachläßigen und aufzuopfern in geistlichen Dingen, seine Ueberzeugungen und Einsichten den Meinungen Anderer zu unterwerfen und Preis zu geben, damit | man der lästigen Tapferkeit überhoben sei, und sich bald hie bald dorthin neigen könne, wo es am vortheilhaftesten ist. Viel Schönes wird gesagt, um dieses Verfahren zu rechtfertigen, von dem Eigendünkel, den man unterdrüken, von der Bescheidenheit, der man sich befleißigen, von der menschlichen Fehlbarkeit, an die man glauben solle, und von dem Eingang in das menschliche Gemüth, den man sich offen halten müße, um auf Menschen und unter ihnen zu wirken. Das hat viel Schein für sich, und man könnte meinen, es hinge ganz genau mit den Gesinnungen zusammen, welche die Religion uns am dringendsten empfiehlt. Allein wo soll diese Nachgiebigkeit aufhören, wenn man ihr einmal etwas eingeräumt hat? wo soll die Beharrlichkeit und die Treue gegen uns selbst anfangen, die uns doch auch empfohlen ist, die uns nicht einmal empfohlen zu werden bedarf, weil ein Jeder selbst fühlen muß, daß es ohne sie keinen wahren menschlichen Werth geben könne? Es ist höchst wichtig, daß unser Herz hierüber gewiß werde, daß wir zu einer festen Entscheidung darüber kommen, ob wir in unsern Handlungen deshalb, weil Menschen, welche anderer Meinung sind als wir, sie bemerken und darüber urtheilen werden, irgend etwas ändern sollen oder | nicht. Ich weiß keine andere zu geben, als die, welche in einem allgemein bekannten Ausspruche Christi enthalten ist: Niemand kann zweien Herren dienen. Willst du dein Gewißen befriedigen: so kannst du nicht zugleich auch die Welt befriedigen, welche dich beurtheilen wird und vielleicht | etwas anders von dir fordert; willst du der Welt gerecht werden: wohlan so folge ihrer Stimme, wenn du sie vernemlich genug hörst, und laß deine eigne Einsicht lieber nicht erst zur Sprache kommen. Darum aber, weil die Sache sich so verhält, soll Niemand zwei Herren haben, Niemand soll Forderungen an sich selbst machen, welche sich unter einander aufheben. Wer davon ausgeht, wovon jeder Christ ausgehen muß, daß nur das Gott wohlgefällig sei, was wir nach unserer besten Ueberzeugung als Pflicht erkannt, und gerade so wie wir es erkannt, auch aus6–7 wird gesagt, um dieses Verfahren zu rechtfertigen, von dem Eigendünkel,] C: wird, um dieses Verfahren zu rechtfertigen, gesagt von dem Eigendünkel, 11 hat viel Schein] C: hat großen Schein 16–17 weil ein Jeder selbst] C: weil jeder selbst 26 wird und] C: wird, und 27 fordert; willst] B + C: fordert. Willst 34–2 gerade so wie ... haben, ... kommt,] C: gerade so, wie ... haben; ... kommt: 4 sei,] sein, 24 Mt 6,24
17 es] so B + C; A: es es
32–33 daß nur] so DV von C; OD: das nur
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C 119 : B 119
Erste Sammlung
geführt haben, daß Alles Sünde sei, was nicht aus dem Glauben kommt, der soll sich nicht einbilden, daß es, wenn er die Sache aus einem andern Gesichtspunkt ansieht, wiederum eine andere Pflicht gebe, welche ihm gebietet diese Pflicht zu verlezen. Etwas werden die Menschen freilich um dieses Verhältnißes willen, daß sie Zeugen und Beurtheiler unserer Handlungen sind, von uns fordern können; aber dieses ist gewiß von der Art, daß es sich von selbst ergiebt, wenn wir nur die unserm Gewißen schuldige Treue nicht aus den Augen sezen. So muß es sein, weil alle Forderungen Gottes an uns mit einander be|stehen und einander unterstüzen müssen. Laßt uns das jezt erwägen, und möge es uns Allen zur Befestigung im Guten gereichen. |
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Text. 1 Petr. 3, 15. Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung Jedermann, der Grund fordert der Hofnung, die in Euch ist. Die Anwendung dieser Worte auf dasjenige, was ich als den Gegenstand unserer Betrachtung angedeutet habe, kann ein Jeder leicht machen. Der Fall selbst, auf welchen sich die Vorschrift des Apostels unmittelbar bezieht, sollte gegenwärtig unter uns gar nicht mehr vorkommen. Damals in den ersten Zeiten des Christenthums war das Wesen einer wahren und nicht bloß äußerlichen Rechtschaffenheit und einer ungeheuchelten Bruderliebe, dann die Gleichgültigkeit gegen irdische Dinge und alles, was zu einer geistigen Verehrung Gottes gehört, das waren fremde und seltene Gesinnungen, und wer einen andern so handeln sah, wie es bei diesen Gesinnungen natürlich ist, der mußte sich verwundern, was wohl einen Menschen bewegen könnte, so ganz von der allgemein betretenen Bahn abzugehn; die Christen waren ein Gegenstand der Aufmerksamkeit und der Beurtheilung, und es entstand Nachfrage nach dem Grunde ihrer Hofnung. Jezt, wenn gleich nur wenige nach den Grundsäzen | des Christenthums handeln, sind wir doch überall von Menschen umgeben, denen seine Lehren und Forderungen genau bekannt sind, und wenn sie uns in dem Geiste deßelben leben sehn, so findet im Allgemeinen keine Nachfrage nach | der Ursache un|seres Wandels Statt. Sie wißen recht 4 diese Pflicht] B + C: jene Pflicht 16 ein Jeder] B + C: ein jeder 22 Dinge und alles,] C: Dinge, kurz alles, 23 Gesinnungen,] C: Gesinnungen; 25–26 bewegen könnte,] B + C: bewegen konnte, 26–28 abzugehn; die Christen waren ein Gegenstand der Aufmerksamkeit und der Beurtheilung,] C: abzugehn. Die Christen wurden deshalb ein Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit und Beurtheilung, 31 sind, und] B + C: sind; und 1 haben,] so B; A: haben
28 Hofnung.] so B + C; A: Hofnnng.
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gut, daß es die Religion ist, die uns leitet, sie haben auch Kenntniß davon, was sich für diese Lehre und diesen Glauben sagen läßt, und nur selten ist einer von denen, welche selbst am weitesten von der Religion entfernt sind, aufrichtig genug zu fragen, wie man einer solchen Denkart Raum geben, wie man sich solchen Gesezen fügen könne. Aber im Einzelnen denken die Menschen so sehr verschieden über das, was den Gesezen der Religion und der wahren Rechtschaffenheit angemeßen, über das, was das würdigste und beste ist, und da muß also ihre Aufmerksamkeit oft darauf fallen, wie wohl einzelne Gesinnungen und Handlungen eines Menschen mit den Grundsäzen zusammenstimmen, welche er im Allgemeinen für die seinigen erkennt. Hier lehrt uns nun der Apostel, was wir dieser auf uns gerichteten Aufmerksamkeit der Menschen schuldig sind. Was er im Allgemeinen vorschreibt, gilt auch fürs Einzelne, wir sollen bereit sein zur Verantwortung Jedermann. Laßt uns aber diese Vorschrift in ihrem ganzen Umfange erwägen. Sie ist nemlich nicht etwa nur ein Theil von dem, was uns in dieser Hinsicht obliegt, sondern sie enthält Alles, was von uns gefordert werden kann: | denn, wenn uns das Recht der Menschen unsere Handlungen zu beobachten und zu beurtheilen noch eine andere Pflicht auflegen könnte als diese, so könnte es uns diese selbst nicht auflegen. Das ist es, wovon ich Euch zu überzeugen wünschte. Laßt uns also zuerst sehen, daß | dies in der That | unsere Pflicht ist, Jedermann bereit zu sein zur Verantwortung, Zweitens aber, daß wir darüber hinaus der Aufmerksamkeit der Menschen nichts schuldig sind. I. Wir sollen Jedermann bereit sein zur Verantwortung, sonst geht das Beste verloren, was durch die Verbindung in der Menschen mit einander leben erreicht werden soll, daß nemlich das Ebenbild Gottes vollständiger erkannt, das Ziel der menschlichen Vortreflichkeit richtiger ins Auge gefaßt und beßer erreicht werde. Jeder soll auf allen Seiten Gelegenheit haben darüber nachzudenken, was das Gute und Gott wohlgefällige sei, auch in solchen Theilen des menschlichen Verhaltens, die in dem Kreise seines eignen Handelns wenig oder gar nicht vorkommen; jeder soll einsehen lernen, wie verschieden sich das menschliche Leben bilden und behandeln läßt, und auf wie mannigfaltige Weise nach der verschiedenen Gemüthsart der Menschen das 1 daß es die Religion ist, die] C: daß es unser Glauben ist, der 6–8 so sehr verschieden über das, was den Gesezen der Religion und der wahren Rechtschaffenheit angemeßen,] C: nur zu verschieden über das, was den Gesezen des Glaubens und der christlichen Rechtschaffenheit angemessen, 8–9 ist, und da muß also ihre Aufmerksamkeit] B + C: ist; und deshalb muß ihre Aufmerksamkeit 14 auch fürs] B + C: auch für alles 14 Einzelne,] C: Einzelne; 27 Verbindung in der] B + C: Verbindung worin
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Rechte und Gute gefaßt werden kann. Diese Ergänzung unserer eigenen mangelhaften Erfahrungen und Einsichten, diese gegenseitige Belehrung müßen wir, die wir Brüder in Christo und Bürger in dem großen Reiche Gottes sind, für die | Hauptabsicht erkennen, weshalb wir in diese Verbindung gesezt sind. So hat also ein Jeder das Recht den Andern zum Gegenstande seiner Beobachtung und seines Urtheils zu machen, und nach dem Grunde seiner Handlungen zu fragen, wenn er ihn für sich nicht verstehen kann; und ein jeder hat die doppelte Pflicht sein ganzes Leben so einzurichten, daß er im Stande | sei Rechenschaft davon abzulegen, und dann auch zu dieser Verantwortung einem Jeden unter seinen Brüdern bereit zu sein. Zuerst also wir sollen im Stande sein von Allem was wir thun, Rechenschaft abzulegen; Nachdenken, Ueberlegung, Ehrfurcht vor den Gesezen, denen der Mensch unterworfen ist, soll bei allen unsern Handlungen zum Grunde liegen, das stellt sich uns hier dar, als unsere Pflicht gegen diejenigen, die Gott neben uns als Zeugen und Beobachter unseres Lebens hingestellt hat. – Wollt Ihr Euch nicht an Euern Brüdern in dieser Hinsicht versündigen, so handelt niemals auf das bloße Ansehn und nach dem Beispiele Anderer, für wie gut und vortreflich diese auch anerkannt sein mögen. Was für Rechenschaft wollt Ihr denn geben, wenn nach dem Grunde deßen, was Ihr auf diese Weise gethan habt, nach dem Zusammenhange deßelben mit euern übrigen Eigenschaften und Gesinnungen gefragt wird? Es giebt ja alsdann keinen solchen Grund oder Zusammenhang; eure Handlung ist gar keine, sondern nur | die Abschrift einer Andern, und Ihr könnet, wenn Ihr gefragt werdet, nichts antworten, als daß man übel gethan habe auf Euer Betragen zu merken, weil es gar kein Gegenstand des Nachdenkens und des Urtheilens sein kann. So seid Ihr also unwürdig einen Plaz in der Gemeinschaft einzunehmen, die auch hierauf berechnet ist, und die Menschen haben Ursache sich über Euch zu beklagen. | Sie merken auf Euch, weil sie meinen, wo ein Mensch steht, da stehe auch ein eigenthümliches Wesen, da werde auf eine eigne von Andern unterschiedene Weise gehandelt: Ihr aber seid nichts als ein veränderliches Schattenbild, welches bald von diesem, bald von jenem seine Gestalt annimmt; mit diesem nur scheinbaren Handeln hintergeht Ihr die 3–4 in dem großen Reiche Gottes] B + C: in dem allgemeinen Reiche Gottes 8 ein jeder hat] B + C: ein Jeder hat 10–12 dann auch zu dieser ... bereit zu sein.] B + C: dann auch dass er zu dieser ... bereit sei. 13–14 Zuerst ... abzulegen;] B + C: Zuerst also wir sollen im Stande sein von Allem was wir thun, Rechenschaft abzulegen. 16 liegen,] B + C: liegen; 33–34 Wesen, da werde auf eine eigne vom Andern unterschiedene Weise gehandelt:] B: Wesen, welches ein eignes Gesez und Urbild seiner Handlungen in sich selbst trage:
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Menschen, und es wäre ihnen beßer gerathen, wenn ein Anderer da stände, wo Ihr steht. – Wollt Ihr Euch nicht versündigen, so handelt ferner niemals nach bloßer Gewohnheit. Ein unwillkührliches, gedankenloses Wiederholen deßen, was ehedem geschehen ist, ist ein sehr unwürdiger Gegenstand der Betrachtung; es kann darin nichts Gutes, nichts Belehrendes enthalten sein, denn es ist gar nichts darin enthalten. Was wollt Ihr antworten, wenn nach dem Grunde solcher Handlungen gefragt wird? Ihr könnt nur sagen: es sei nichts gewesen als der Nachhall eines längst vergangenen Augenbliks, es sei nur noch die Fortsezung einer Bewegung, in welche Ihr ehemals versezt worden wäret. Und auch dieser erste Anstoß, | auf den Ihr den Fragenden hinweiset, war etwas Unwürdiges: denn nur aus einem gedankenlosen Handeln kann eine Gewohnheit entstehen. Wer bei dem was er thut, auch etwas denkt, der wird, weil er immer etwas Anderes und Verschiedenes bemerkt, gar nicht in den Fall kommen, so oft ganz auf dieselbe Weise zu handeln, daß | die Wiederholung eine unwürdige und unwiderstehliche Gewalt über ihn bekäme, und er wird nie, was er gethan hat, wiederholen, ohne zu denken, weil ja nur sein Nachdenken und seine Ueberlegung die Veranlaßung dazu war. Wir suchen in jeder Handlung eines Menschen Absicht und Verstand, weil wir in Jedem ein denkendes Wesen voraus sezen, und wer diese gerechteste Erwartung hintergeht, über den beklagen wir uns mit Recht, und erklären ihn seiner Stelle unter uns unwürdig. – Aus eben diesem Grunde aber laßt auch niemals eure Handlungen das Werk eurer augenbliklichen Empfindungen sein. Ein starkes Gefühl ist etwas sehr großes und achtungswerthes, und mit Recht zieht nichts so sehr die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich, als Handlungen, 13–15 Wer bei dem ... bemerkt,] B + C: Wer bei seinen Handlungen immer von der klaren Erkenntniß seiner sittlichen Verhältnisse und seines Ortes in der Welt geleitet wird, der kann, weil sich ihm dieser immer genauer und immer anders umgeben darstellt, 17–21 und er wird ... voraus sezen, und wer] B: und er wird nie, ohne zu denken wiederholen was er gethan hat, weil ja sein Handeln nur aus seinem Nachdenken und seiner Ueberlegung hervorgegangen, und nur die natürliche Wirkung war von jener lebendigen Erkenntniß. Wir wollen in jeder Handlung eines Menschen den Ausdrukk seines Inneren erkennen, und in diesem die Nothwendigkeit finden, warum sich jenes gerade so gestaltet hat, weil wir in jedem Menschen ein freies inneres Leben voraus sezen, und wer C: und nie wird er, ohne zu denken das wiederholen was er gethan hat, weil ja sein Handeln nur aus seinem Nachdenken und seiner Ueberlegung hervorgegangen, und nur die natürliche Wirkung war von jener lebendigen Erkenntniß. Weil wir in jedem Menschen ein freies inneres Leben voraussezen, so wollen wir auch in jeder Handlung eines Menschen den Ausdrukk seines Inneren erkennen, und in diesem die Nothwendigkeit finden, warum sich jenes gerade so gestaltet hat, und wer 24–25 laßt auch niemals eure Handlungen das Werk eurer augenbliklichen Empfindungen sein.] B + C: dürfen auch niemals eure Handlungen das Werk schneller und unordentlicher Aufwallungen sein.
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Erste Sammlung
worin sich ein solches ausspricht. Aber nur da wird diese Aufmerksamkeit befriediget, wo die Vernunft das Gefühl begleitet, gebilliget und gelenkt hat, und das sezen wir mit Recht überall voraus, weil wir eine jede Handlung als eine solche ansehen, bei welcher der ganze Mensch mit allen seinen Kräften thätig gewesen ist, und weil wir jeden Menschen als ein | freies Wesen ansehn, welches sich erst die Handlung denkt, die es verrichten will, sie nach diesem Bilde beurtheilt, und dann erst zur Ausführung schreitet. Habt Ihr aber auf diese Frage, was Ihr bei Eurer Empfindung dachtet, nach was für Grundsäzen Ihr derselben freies Spiel ließt, nichts zu antworten, als daß Euch eben so zu Muthe gewesen, daß Ihr vor Heftigkeit eures Gefühls nicht anders gekonnt: so habt Ihr uns gar keine Rechenschaft gegeben; wir erfahren bloß, daß Ihr ein Geschöpf seid, welches unter der Gewalt blinder Triebe steht, und dürfen wohl wünschen, ein vernünftigeres Wesen an Eurer Stelle zu sehen. Dies sind die Fehler, durch welche denen, die unser Leben ihrer Aufmerksamkeit würdigen, ein gerechter Anstoß gegeben wird, und die wir sorgfältig vermeiden müßen, wenn wir ihnen unsere Achtung beweisen wollen. Dadurch werden die, welche uns beobachten und beurtheilen, am besten geehrt werden, wenn wir ihnen nichts angenommenes, nichts gedankenloses, nichts rohes und unvernünftiges, kurz nichts zeigen, wovon wir nicht einen verständigen Grund anzugeben im Stande sind. Ich mache nicht erst aufmerksam darauf, wie es sich hier bewährt, daß diese ächten Beweise wahrer Ehrerbietung weit entfernt unserer Treue gegen uns selbst Grenzen zu sezen, vielmehr in unserm ganzen Betragen von selbst entstehen, wenn wir nur dasjenige in Ausübung bringen, was unser Gewißen unmittelbar von 2–3 wo die Vernunft das Gefühl begleitet, gebilliget und gelenkt hat, und da sezen wir mit Recht überall voraus,] B + C: wo die Vernunft mit dem Gefühl eins ist, und seine Aeußerungen anerkennt und begleitet; wo soviel Klarheit und Ordnung in dem Gefühl ist [C: ist,] daß der Handelnde auch sich selbst verstehen kann [C: kann,] wenn er auf sich merkt. Und mit Recht sezen wir dies überall voraus, 6–10 freies Wesen ... nichts zu antworten,] B + C: freies Wesen ansehn, dessen Handlungen ein freies | selbstentworfenes Bild durch alle Momente ihrer Ausführung hindurchgeleitet. Seid Ihr aber Euch selbst ein Räthsel weil Ihr nie zur Klarheit und Besonnenheit gelangt; [C: gelangt,] sondern in dem innern Sturm nur immer eine Welle von der andern verschlungen wird; wißt Ihr auf die Frage was Euch bei euren Handlungen geleitet hat, nichts zu antworten, 13 daß Ihr ein Geschöpf seid, welches unter der Gewalt] B + C: daß Ihr unter der Gewalt 14–15 an Eurer Stelle] B: an einer so besezten Stelle C: an der von euch besezten Stelle 22– 23 nicht einen verständigen Grund anzugeben] B + C: nicht Grund und Zusammenhang anzugeben 24 Ehrerbietung] C: Ehrerbietung, 27–1 unmittelbar von uns fordert.] B + C: unmittelbar auch ohne diese Rükksicht [C: Rüksicht] | auf Andere von uns fordert. 23 sind.] so B + C; A: sind,
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uns fordert. Eben das werden | wir finden, wenn wir auch die andere Hälfte der in unserm Text uns vorgezeichneten Verbindlichkeit erwägen, daß wir nemlich Zweitens auch gern und willig, wenn es erfordert wird, die Rechenschaft ablegen sollen, die wir abzulegen im Stande sind. Ohne daß eben ein menschlicher Lebenslauf sehr verwikelt sei, werden in einem jeden Fälle genug vorkommen, wo Ihr zwar sehr gute und hinreichende Gründe habt so und nicht anders zu handeln, die aber von der Art sind, daß ein Anderer sie nicht leicht entdeken kann; Fälle, wo Ihr zwar Euch selbst und Euren Grundsäzen treu geblieben seid, Andere aber einen Widerspruch gegen Eure sonsther bekannten Gesinnungen zu finden glauben. Freut Euch, sobald sie auch nur den leisesten Wunsch äußern Euch recht zu verstehen, und ihre Meinung von Euch zu befestigen oder zu berichtigen; freut Euch, daß ihnen die Kenntniß eines festen und tugendhaften Gemüthes soviel werth ist, und kommt ihnen gern mit allen Erläuterungen zu Hülfe, die Ihr ihnen nur geben könnt. Das ist eine theure Pflicht, an deren Erfüllung weder ein verwerflicher Stolz, wenn Ihr für recht und gut haltet, was Ihr thatet, noch eine falsche Schaam, wenn Ihr es vielleicht schon zu Euren Schwachheiten zählt, Euch verhindern darf. Wenn Ihr in kalter Zurükhaltung nichts thun wollt, um den Schleier hinwegzunehmen, unter dem nur eine ungewiße und trügliche Ge|stalt Eures Betragens hindurchblikt; wenn Ihr vielleicht gar den in|nern Grund und das wahre Wesen deßelben absichtlich noch mehr verbergt: so ist das, was Ihr gethan und was Ihr vorher gedacht habt, der Kampf, den Ihr in Euch selbst bestandet, die streitenden Empfindungen, die Ihr zu verei4–5 Zweitens auch gern und willig, wenn es erfordert wird, die Rechenschaft ablegen sollen,] B + C: Zweitens auch gern und willig, wenn es erfordert wird, die Rechenschaft ablegen sollen, 12–14 Freut Euch, ... freut Euch,] B + C: Freuet Euch, ... freuet Euch, 15 tugendhaften Gemüthes] C: frommen Gemüthes 17– 5 Das ist ... gehandelt hättet.] B + C: Das ist eine theure Pflicht, an deren Erfüllung weder ein verwerflicher Stolz Euch verhindern darf, wenn Ihr für recht und gut haltet, was Ihr thatet, noch eine falsche Schaam, wenn Ihr es vielleicht schon zu Euren Schwachheiten zählt. Wollt Ihr in kalter Zurükkhaltung nichts thun, um den Schleier hinwegzunehmen, unter dem nur eine ungewisse und trügliche Ge|stalt Eures Betragens hindurchblikkt; wollt Ihr vielleicht gar den innern Grund und das wahre Wesen desselben absichtlich noch mehr verbergen: so ist das, was Ihr gethan und was Ihr vorher gedacht habt, der Kampf, den Ihr in Euch selbst bestandet, die streitenden Empfindungen, die Ihr zu vereinigen, die richtigere Einsicht, die Ihr Euch zu verschaffen wußtet, so sind alle diese Anstrengungen, deren Kenntniß Andern heilsam sein könnte, für sie so unnüz, als wären sie gar nicht in Euch vorgegangen, als hättet Ihr ohne Ueberlegung und Nachdenken gehandelt. 8 nicht anders] so B + C; A: nichts anders
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nigen, die richtigere Einsicht, die Ihr Euch zu verschaffen wußtet, so sind alle diese Anstrengungen, deren Kenntniß Andern heilsam sein könnte, für sie so unnüz, als ob sie gar nicht in Euch vorgegangen wären, als ob Ihr ohne Ueberlegung und Nachdenken gehandelt hättet. Und gerade diese bedenklichen Fälle sind immer die lehrreichsten, aus diesen Räthseln erklärt sich immer am besten die eigenthümliche Denkungsart eines Menschen, und in jedem innern Streit offenbaren sich am herrlichsten die Kräfte der menschlichen Natur. – Saget nicht, daß es hiebei fast immer auf die Eröfnung solcher Gedanken und Gesinnungen ankomme, deren schönster Schmuk eben die Verborgenheit ist. Dies ist eine unnüze Vorsorge und falsche Bescheidenheit für einen Christen, der ja doch Alles, was in ihm Gutes und lobenswerthes ist, in Demuth des Herzens nur als eine Gnadengabe Gottes besizt. Nichts, was in einem menschlichen Herzen Gutes wohnt, soll sich verbergen; es soll sich finden laßen von Jedem, der es sucht, damit es ihm gereiche zur Stärkung seines Glaubens, zur Erwärmung seiner Liebe, zur Beßerung seines Herzens. – Sagt auch nicht, daß es gerade da, wo die Menschen Verantwortung für unser Thun fordern, | gewöhnlich auf | Umstände und Verhältniße ankomme, die man ihnen nicht offenbaren könne. In der Vorschrift bereit zu sein zur Verantwortung liegt eben die Forderung, daß Euer Leben keine Geheimniße haben soll. Die nothwendige und heilsame Gemeinschaft der Menschen soll durch dergleichen nicht unterbrochen, sie sollen nicht in ihrer Bekanntschaft mit einander dadurch aufgehalten oder irre geführt werden. Ihr sollt euer Licht leuchten laßen, und dieses Licht soll nicht nur einen oder den andern Winkel eures Herzens erhellen, sondern wo möglich euer Haus und euer Zimmer, den Umkreis eurer Geschäfte, und die Auftritte eures häuslichen Lebens. Wenn ich Euch dies als eine christliche Pflicht vorstelle gegen diejenigen, die Euch beobachten und beurtheilen sollen: so kann ich hinzufügen, daß es auch ohne Hinsicht auf sie an und für sich ein sehr weiser Rath ist. Woher entstehen denn fast alle Heimlichkeiten? Aus eigennüzigen 11 und falsche Bescheidenheit] B + C: und eine falsche Bescheidenheit 17 zur Beßerung seines Herzens.] B + C: zur Ermunterung auf dem Wege zu seinem Heil. 20– 21 In der Vorschrift bereit zu sein zur Verantwortung liegt] B + C: Denn in dieser Vorschrift [C: Vorschrift,] bereit zu sein zur Verantwortung gegen Jedermann [C: Jedermann,] liegt 28–30 Wenn ich Euch dies als eine christliche Pflicht vorstelle gegen diejenigen, die Euch beobachten] B + C: Wenn ich dies als eine christliche Pflicht vorstelle gegen diejenigen, die uns beobachten 10 ankomme, deren] C: ankomme. deren 25 Vgl. Mt 5,16
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Wünschen, die sich den Mitbewerbern um denselben Gegenstand verbergen, damit sie ihr Ziel desto sicherer erreichen können; oder aus jenen voreiligen und thörichten Bemühungen Gutes für die Menschen zu bewirken, ohne ihr Wißen und ohne ihr Mitwirken auf den gefährlichsten Schleifwegen. Beides ist unserer unwürdig. Und was richten sie gewöhnlich an? Verwirrungen äußere und innere, Angst und Sorgen, Widerspruch in unsern Verpflichtungen, Neigung zu leeren Ausflüchten und trügerischen Worten. Das sind große Uebel, die wir nicht vermeh|ren sollten. Es ist genug, daß wir nicht immer ver|meiden können mit | den Geheimnißen Anderer beladen zu sein; wir für uns selbst wollen soviel es möglich ist, darnach streben, keine zu haben. Offenheit soll ein Hauptzug in der Denkungsart eines jeden Christen sein; und wenn wir so einen graden und einfachen Weg wandeln: so wird auch der Erfüllung unserer Pflicht, Jedem der es verlangt Rechenschaft abzulegen, nichts weiter hinderlich sein. Wir haben also gesehen, daß es in der That, wenn einer der wichtigsten Vortheile unserer Gemeinschaft unter einander nicht verloren gehen soll, eine sehr wesentliche und nicht genug einzuschärfende Pflicht ist, denen die uns beobachten und beurtheilen, überall etwas der Beobachtung werthes zu zeigen, und ihnen, soviel an uns ist, zu einem richtigen und genauen Urtheile zu verhelfen; wir haben gesehen, daß wir diese Pflicht, ohne irgend einer andern Pflicht zu nahe zu treten, vollkommen erfüllen können: Laßt uns nun II. untersuchen, ob uns etwa in dieser nemlichen Rüksicht noch irgend etwas anders obliegt? Ein unbefangenes Gemüth wird schwerlich begreifen, was es hier noch weiter zu suchen und zu thun geben könne; wenn wir aber auf die Handlungsweise der meisten Menschen und auf Aeußerungen merken, die wir gewiß alle Tage hören: so werden wir die Meinung sehr weit verbreitet finden, daß wir auch etwas thun müßen, um den Beobachtern | unserer Lebensweise allerlei unangenehme Empfindungen zu ersparen, und um zu bewirken, daß ihr | 1–2 verbergen, damit sie ihr Ziel desto sicherer erreichen können;] B + C: verbergen wollen um ihr Ziel desto sicherer zu erreichen; 3–4 Bemühungen ... bewirken, ... Mitwirken] C: Bemühungen, ... bewirken ... Mitwirken, 5–6 was richten sie] C: was richten Heimlichkeiten 7 Neigung zu] B + C: Neigungen zu 8–9 nicht vermehren 13 wandeln:] C: wandeln, 22–23 wir sollten.] B + C: nicht vermehren dürfen. diese Pflicht, ohne irgend einer andern Pflicht zu nahe zu treten, vollkommen erfüllen können:] B + C: wir diese Pflicht, ohne irgend einer andern zu nahe zu treten, vollkommen zu erfüllen vermögen. 24–25 ob uns ... obliegt?] B + C: ob uns etwa in dieser nemlichen Rükksicht noch irgend etwas anders obliege? 3 thörichten] C: thörigten
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Urtheil ein Ausdruk des Beifalls und der Zufriedenheit sein könne. Allein sobald auch nur das geringste ausdrüklich zu diesem Endzwek geschehen soll, kann es nicht fehlen, daß wir nicht unser Gewißen verlezen, daß wir nicht jener so eben anerkannten Pflicht entgegenhandeln, und daß wir nicht denen, welche wir ehren wollen, einen hohen Grad von Geringschäzung beweisen. Jede Bemühung dieser Art muß zuerst unser Gewißen verlezen. Soll die Rede nur sein von den unangenehmen Empfindungen, welche der Anblik der Sünde guten Menschen verursacht, und von der Gewinnung ihres Beifalls durch Rechtschaffenheit, so darf ja zu diesem Ende nichts Neues und Besonderes geschehen. Aber den Lasterhaften, die uns umgeben ist der Anblik der Rechtschaffenheit auch unangenehm, den Eigennüzigen ist es auch zuwider, wenn wir laut und unverholen bekennen, daß wir Glük und Wohlergehen dem Gewißen unendlich weit nachsezen: sollen wir etwa, um sie zufrieden zu stellen, den Schein des Lasters annehmen? sollen wir etwa das Gold unserer Tugend so matt schleifen, daß es jenem unedlen Metall ähnlich wird? Ihr werdet zugeben, daß dies nicht ohne Verlezung des Gewißens geschehen könnte; allein davon, werdet Ihr sagen, soll auch nicht die Rede sein, sondern nur von den Vorurtheilen und besondern Meinungen gut|denkender aber beschränkter Menschen, und von einer gewißen Schonung, welche diese mit Recht verlangen | dürften. Wohlan, laßt uns sehen, wie es damit aussieht! Auf zweierlei kommt es dabei gewöhnlich an: sie schränken die Grenzen des Erlaubten enger ein als wir, und es macht ihnen Pein, wenn wir in unsern Handlungen uns unbedenklich über diese Grenzen hinaus wagen; sie sehen gewiße äußere Handlungen als Zeichen gewißer Gesinnungen an, und es erregt ihre Unzufriedenheit, wenn wir auf diese Verbindung gar keine Rüksicht nehmen, und uns vor demjenigen nicht hüten, was ihrer Meinung nach ein schlimmes Zeichen ist. Ohne Beruf bloß um unsere Verschiedenheit bemerklich zu machen, dasjenige thun, was sie verlezt, dies ist freilich tadelnswerth, es ist eine vorwizige Anmaßung: aber wenn uns nun der Weg unserer Pflicht auf so etwas hinführt? 3–5 kann es nicht fehlen, daß ... und daß wir nicht denen,] B + C: so müssen wir, es kann nicht fehlen, unser Gewissen verlezen, wir müssen jener so eben anerkannten Pflicht entgegenhandeln, und wir müssen denen, 10–12 Rechtschaffenheit, ... umgeben] B + C: Rechtschaffenheit: ... umgeben, 15 um sie] B + C: um diese 23 wie es damit aussieht!] B + C: was für eine Bewandniß es hat mit dieser Aufgabe. 24 sie schränken] B + C: Einige schränken 26 unbedenklich über diese Grenzen hinaus wagen; sie sehen] B + C: bedenklich über diese Grenzen hinaus wagen; Andere sehen 29–30 was ihrer Meinung nach ein schlimmes Zeichen ist.] B + C: was sie als ein schlimmes Zeichen anzusehen gewohnt sind. 31–32 was sie verlezt, dies ist] B + C: was Andere auf diese Weise verlezt, das ist 33–1 hinführt? sollen] B + C: hinführt? Sollen
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sollen wir unsern pflichtmäßigen Handlungen irgend etwas von ihrer Kraft und Vollständigkeit benehmen, sollen wir uns irgend eine Erleichterung derselben versagen, oder uns Aufschub und Verzögerung gestatten, nur um nicht bei den Schwachen anzustoßen? das sei ferne von uns! So ging Christus, der mit den Zöllnern und Sündern aß, der am Sabbath wohlthätige Handlungen verrichtete, der seinen Jüngern keine Gebote des Fastens und der äußerlichen Uebungen hinterließ, nicht mit den Vorurtheilen seiner Zeit um. – Ihr räumt mir auch dieses ein, allein sagt Ihr, es giebt doch gewiße Kleinigkeiten | im äußern Wesen und Betragen, auf welche eigentlich nie etwas ankommt, welche, man | mag sie so oder anders einrichten, keine Handlung beßer oder schlimmer, leichter oder schwerer machen, und die eigentlich gar nicht vor das Gebiet des Gewißens gehören, in diesen laßt uns doch der herrschenden Meinung der Menschen uns lieber fügen, als ihr zuwiderhandeln. Wenn ich Euch das zugeben soll, so gebe ich es doch nur eurer Schwachheit zu. Kleinigkeiten, die vor das Gebiet des Gewißens nicht gehören, giebt es denn die eigentlich? kann und soll es sie geben? Freilich giebt es tausend Dinge, über deren Sittlichkeit oder Unsittlichkeit für sich allein und im Allgemeinen gar nichts gesagt werden kann; ob Ihr Euch so oder anders kleiden, diese oder jene Sitte beobachten, Euch dieser oder jener Ausdrüke bedienen sollt, darüber möchte ich Euch keine Vorschrift geben, aber ich möchte auch nicht sagen, daß irgend etwas von diesen Dingen gleichgültig wäre. In Verbindung mit andern Theilen des Betragens, in einzelnen Handlungen wird allemal eine Art diese Dinge einzurichten beßer und vollkommener sein als die andere. Wir sollen unser Gewißen dahin vervollkommnen, daß es diese überall herausfinde, und wenn es dann gesprochen hat, so sei auch die geringste Kleinigkeit uns heilig. Wäret Ihr im Stande dann noch von dem erkannten Beßeren abzuweichen um ir2 benehmen,] B + C: benehmen? 4 das sei] B + C: Das sei 5–8 So ging Christus, der ... hinterließ, nicht mit den Vorurtheilen seiner Zeit um.] B + C: So pflegte Christus, der ... hinterließ, nicht umzugehn mit den Vorurtheilen seiner Zeit. 9 ein, allein] C: ein; allein, 13 gehören, in diesen laßt uns doch] B + C: gehören; und in diesen meint Ihr, sollten wir doch 20 kann; ob] B + C: kann. Ob 22 geben,] B + C: geben; 23–25 wäre. In Verbindung mit andern Theilen des Betragens, in einzelnen Handlungen wird allemal] C: sei. In Verbindung mit andern Theilen des Betragens, wird allemal in jeder Handlung 25 eine Art] B + C: die eine Art 27 es diese überall] C: es das Bessere überall 26–27 vervollkommnen,] so B + C; A: vervollkommen, gend] so B + C; A: abzuweichen irgend 4–5 Vgl. Gen 44,17; Hiob 27,5 Mt 6,16–18
5 Vgl. Mt 9,11
29–1 abzuweichen um ir-
6 Vgl. Mt 12,9–13
6–7 Vgl.
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133 B + C 133
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gend einem Menschen zu gefallen: so wäret Ihr gewiß auf einem verderblichen Wege, auf wel|chem Euch bald keine Heuchelei, keine Verstellung, keine Falschheit mehr fremd sein würde. Aber wie weit man auch hierin gehen oder sich zurük|halten möge, das Unrecht, welches in einem solchen Verfahren liegt, offenbaret sich Zweitens auch dadurch, daß allemal jener anerkannten Pflicht den Brüdern zur Verantwortung bereit zu sein, entgegengehandelt, und sie gänzlich dadurch aufgehoben wird. Das Eine widerstreitet dem Andern ganz offenbar. Wir haben vorher gesehen, daß dieses Gesez uns verbindet keiner gedankenlosen Gewohnheit Raum zu geben, und wir sollten nun gar der gedankenlosen Gewohnheit Anderer nachgeben? es verbindet uns nicht bloß auf das Ansehen Anderer zu handeln, und wir sollten nun gar denen ein Ansehen über uns einräumen, deren Einsichten und deren Gesinnungen wir verwerfen? Welche Rechenschaft kann denn irgend Jemanden von einem solchen Betragen abgelegt werden? Und gerade am wenigsten denen, welchen wir dadurch wohlgefällig werden wollen. Wenn nun einer von denen, um derentwillen Ihr irgend etwas gethan habt, was Euch sonst nicht eigen oder natürlich wäre, zu Euch käme, und Grund forderte gerade von dieser Handlung, wollt Ihr ihm sagen, Ihr hättet das gethan, damit er nicht dieses oder jenes Nachtheilige von Euch glauben, oder ihn eine widrige Gesinnung gegen Euch anwandeln möchte? Würde nicht dieses Bekenntniß jene Handlung so gut als ungeschehen machen, | und macht also nicht jene Handlung dieses Bekenntniß, welches doch eure Pflicht ist, unmöglich? Seht in welche Widersprüche Ihr Euch auf diesem Wege verwikelt, | und wie Ihr immer zu wenig thut, indem Ihr zu viel thun wollt. – Aber, werdet Ihr sagen, diese Nachgiebigkeit empfehlen wir auch nicht um derer willen, welche geneigt sein möchten, nach dem Grunde unseres Betragens zu fragen: sondern um derer willen, welche nicht fragen, aber doch nach ihren vorgefaßten Meinungen urtheilen möchten. Sollten wir gar nicht schuldig sein, irgend etwas zu thun, damit das Urtheil solcher Menschen nicht auf einen falschen Weg hinüberschweife? Ich antworte: nein; diesen seid Ihr nichts, gar nichts, keine Aufmerksamkeit, keine 7 Pflicht] B + C: Pflicht, 7–8 entgegengehandelt, und sie gänzlich dadurch aufgehoben wird.] B + C: dadurch entgegengehandelt, und sie gänzlich aufgehoben wird. 10–11 Raum zu geben,] B + C: Raum zu lassen, 12 uns nicht bloß auf das] C: uns, nirgend allein auf das 17 Wenn nun einer] C: Denn wenn einer 22– 23 Würde nicht dieses Bekenntniß] C: Werdet ihr nicht durch dieses Bekenntniß 12 nachgeben?] so B + C; A: nachahmen? 15 Jemanden] vgl. Adelung: Wörterbuch 2,1433 20 Ihr hättet] so B + C; A: ihr hättet
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Rüksicht schuldig. Sind sie mit Euch nicht nahe genug verbunden, um zu fragen: so sind sie Euch auch nicht nahe genug, um zu urtheilen, und mögen sich bescheiden, daß Gott ihnen dieses Geschäft nicht angewiesen hat; fehlt es ihnen aber an der Freimüthigkeit, die jeder haben muß, der sich belehren will, an dem Vertrauen, welches sich für Brüder unter einander ziemt: wohlan, so sei ihr unrichtiges Urtheil, ihr fortdauernder und sich immer mehr verhärtender Irrthum die wohlverdiente Strafe für diesen Mangel an Brudersinn und an bescheidner Wißbegierde. Ihr habt das Eurige gethan: denn Ihr habt ihnen bereit gestanden zur Verantwortung. Wollt Ihr mehr thun, so kann es nicht fehlen, daß Ihr drittens den Menschen, eben indem | Ihr sie zu achten glaubt, Eure Geringschäzung auf eine sehr auffallende Art beweisen müßt. Es ist nicht möglich Andern wahre Achtung zu beweisen, | wenn man nicht zugleich sich selbst achtet und ehrt; wollt Ihr sie dadurch ehren, daß Ihr Euch zu Dienern ihrer Schwachheiten herabwürdiget: so würdiget Ihr sie ohnfehlbar zugleich mit herab, indem Ihr voraussezt, daß sie einen solchen Dienst begehren und wohlgefällig annehmen. Voraussezen, daß sie Eurer Verstellung – denn das ist es doch immer – nicht auf die Spur kommen, daß sie nicht unterscheiden werden, was aus dem Innern eures Herzens hervorgeht, und was Ihr nur aus Nachgiebigkeit und Menschengefälligkeit thut, das ist eine Geringschäzung: denn es schließt den Glauben ein, daß es ihnen an der gewöhnlichsten und dürftigsten Menschenkenntniß fehle. Voraussezen, daß sie keine von der ihrigen verschiedene Denk- und Handelweise ohne Bangigkeit neben sich sehen können, ist eine Geringschäzung: denn es sezt voraus, sie seien mit ihren Gedanken nie über das, was ihnen das nächste ist, hinausgegangen, und werden durch alles Fremde in Furcht gesezt. Voraussezen, daß sie sich, auch nachdem sie eingesehen haben, ein Anderer wolle das Gute und wandle auf dem Wege der Rechtschaffenheit, dennoch nicht wieder beruhigen können, wenn er in Kleinigkeiten von ihnen abweicht, ist eine Geringschäzung: denn es zeigt, daß Ihr ihnen gar keinen Begriff von dem wahren Wesen der Tugend und | der Gottseligkeit zutraut. Voraussezen, daß sie da, wo sie irren oder auf Kleinigkeiten einen zu großen Werth legen, nicht sollten durch die einfachen Mittel der Belehrung und des Beispiels auf beßere Gedanken | gebracht werden können, ist Geringschäzung: denn es zeigt, daß Ihr wenig ruhige Ueberlegung, wenig aufrichtigen Sinn für Wahrheit und Weisheit bei ihnen sucht. So ist also jener heimliche Krieg gegen das, 1 Rüksicht] B: Rükksicht 4 hat; fehlt] B + C: hat. Fehlt 15 ehrt; wollt] B + C: ehrt. Denn wollt 30 Gute] C: Gute, 39–1 So ist also jener heimliche Krieg gegen das, was wir nach beßrer Ueberzeugung für Vorurtheil und Irrthum halten,] B + C: So ist demnach jener heimliche Krieg gegen das nach unserer besten Ueberzeugung für Vorurtheil und Irrthum gehaltene,
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was wir nach beßrer Ueberzeugung für Vorurtheil und Irrthum halten, welcher sich hinter eine verstellte Freundschaft verbirgt, und erst nachgiebt und sich einschmeichelt, ehe er angreift, so ist jene so gerühmte behutsame Schonung, die den Menschen auf jede Weise zu verbergen sucht, daß uns manches anders erscheint, und daß wir auf manches einen geringeren Werth legen, die, um es ihnen desto sicherer zu verbergen, lieber von ihrem graden und natürlichen Gang hie und da abweicht, keine sorgsame Liebe, keine schonende Achtung, sondern die sträflichste und verwerflichste Anmaßung, weil der Vorsaz darin liegt, Menschen, die von Gott uns gleich gemacht, mit gleichen Kräften und mit gleicher Gnade begabt sind, immerfort als Kinder und als Unmündige zu behandeln. So besteht also die wahre Achtung nur darin, daß wir ohnerachtet aller abweichenden Meinungen und Grundsäze Anderer unserm Gewißen und unserer Ueberzeugung bis in das Kleinste hinein treu bleiben, aber sie gern und willig durch offne Darlegung unserer Grundsäze und unserer Gesinnungen | in Stand sezen, Alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Fraget Euch selbst, wem Ihr auf die Dauer mehr Einfluß auf euer Gemüth einräumt, der graden offnen Ehrlichkeit, die nichts verheimlicht und nicht anders han|delt, als sie denkt, und die, wenn sie anfänglich hart scheint, sich bei einiger Beobachtung desto achtungswürdiger bewährt, oder der gefälligen Klugheit, die sich durch eine scheinbare Uebereinstimmung einschleicht, aber hernach, wenn Ihr diesen Schleifweg entdekt, euren gerechten Argwohn erregt. Fraget die Erfahrung, wodurch mehr Gutes in der Welt bewirkt worden ist, durch den standhaften Muth, der nichts scheut, was ihm begegnen kann, wenn er das Gute auf dem Wege der Wahrheit zu befördern sucht, selbst nicht Verunglimpfungen, die ihn an dieser Wirksamkeit hindern können, oder durch jene weltlichgesinnte Weisheit, die dem Guten, um es den Menschen angenehmer zu machen, soviel versüßendes aber verunreinigendes beimischt, daß seine Kraft dadurch bald verloren geht. Fraget euer Gewißen, welches von beiden der wahren Recht5 erscheint, und] B + C: erscheint als ihnen, und 8 abweicht, keine] B + C: abweicht, diese ist keine 9 Anmaßung,] C: Anmaßung; 12–13 So besteht also die wahre Achtung nur darin, daß wir ohnerachtet] B + C: So besteht demnach die wahre Achtung nur darin, daß wir ohnangesehen 15–17 aber sie gern und willig durch offne Darlegung ... in Stand setzen,] B + C: aber Jeden gern und willig durch offene Darlegung ... in den Stand sezen, 17–18 Fraget Euch selbst,] B + C: Fraget Euer inneres Gefühl, 24–25 Fraget die Erfahrung,] B + C: Fraget eure Erfahrung, 27 wenn er das Gute auf dem Wege der Wahrheit zu befördern] C: wenn er auf dem Wege der Wahrheit das Gute zu befördern 31–32 dadurch bald verloren geht.] B + C: dadurch verloren geht. 4 Schonung,] C: Schonnng,
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schaffenheit angemeßener ist, ein Betragen, welches von keinem Streit der Pflichten des Menschen gegen sich selbst und gegen seine Brüder weiß, oder eine Denkungsart, die beide so mißversteht, daß von beiden etwas nachgelaßen werden muß, um das Uebrige zu erfüllen. Fraget die Schrift und den Geist Gottes, wenn Ihr ihn habt, was der Religion, die Ihr bekennt, angemessener ist, ein Betragen, welches | vielleicht unter mehreren Menschen einen scheinbaren Frieden stiftet, der sich aber bloß auf die Kunst gründet, unter gleichen Geberden, Sitten und Worten die Verschiedenheit der Gesinnungen zu verbergen, oder ein solches, welches die wirklich Gleichgesinnten zu gleicher Wirkung auf die | Uebrigen inniger vereinigt, und durch Aufrichtigkeit den Grund zu jener wahren Gemeinschaft der Gemüther legt, in welcher und durch welche allein das Reich Gottes gefördert werden kann. Diese Fragen entscheidet bei Euch: aber wohin auch euer Herz sich neigen möge, so bedenket, daß wenn Ihr Künste sucht, wenn Ihr es vorzieht, diejenigen zu hintergehen, denen Ihr hier Verantwortung geben sollt, Ihr doch dem eine strenge Rechenschaft werdet ablegen müßen, der den Menschen aufrichtig gemacht hat1. 1
Pred. Sal. 7, 30.
13–14 das Reich Gottes gefördert werden kann.] B + C: das Reich Gottes kann gefördert werden.
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VII. Die Gerechtigkeit Gottes.
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Wir können nicht anders als menschlicher Weise von Gott denken und reden. Was uns unsere Vernunft als nothwendige Eigenschaften des unendlichen Wesens vorhält, das kann sie nur aus der Vergleichung mit unserm eignen Wesen hernehmen; was wir im Lauf der Welt von der Handlungsweise deßelben zu entdeken glauben, das können wir mit keinen andern Worten ausdrüken, als womit wir auch menschliche Vortreflichkeit zu bezeichnen gewohnt sind; und eben so weiß auch die Schrift nicht anders als in Gleichnißen und Bildern von dem Ewigen zu uns zu reden. Wir bescheiden uns zwar in Demuth, daß auf diese Weise alle unsre Erkenntniß von Gott sehr beschränkt, sehr verhüllt, und in jeder Rüksicht unvollkommen sein muß; aber wenn wir es demohnerachtet als ein heiliges Vorrecht erhalten wollen, so gut wir eben können uns das ewige Wesen zu denken: so liegt uns um so mehr die Pflicht ob, | allen Fleiß anzuwenden, daß diese Erkenntniß nicht durch unsere Schuld noch mehr als nöthig verdunkelt und verunreiniget werde, und wir also dieses Vorrecht von selbst durch Mißbrauch verlieren. Laßt uns wohl zusehen, daß wir nicht Alles, was menschliche Vortreflichkeit ist, auf Gott übertragen wollen, weil Vieles davon sich lediglich auf das Verhältniß der Menschen gegen einander bezieht, welches ein ganz anderes ist, als das, worin Gott gegen seine Geschöpfe steht. Laßt uns alle Vorsicht gebrauchen in dasjenige, was sich uns als Eigenschaft des höchsten Wesens aufdringt, nichts einzumischen was offenbar aus der menschlichen Unvollkommenheit entspringt, und aufs genaueste mit ihr zusammenhängt. Es ist leicht diese Vorschriften zu geben, aber es ist schwer sie anzuwenden, selbst mit allen Hülfsmitteln, die uns zu Gebote stehen; und die Fehler, welche wir hierin begehen, sind die Quelle grade der gefähr7 von der Handlungsweise deßelben] C: von seiner Handlungsweise 13 Rüksicht] B: Rükksicht 15 das ewige Wesen zu denken:] B+ C: das ewige Wesen genauer und lebendiger vorzustellen, 18–19 von selbst durch] C: zulezt durch 23–25 gebrauchen ... einzumischen] C: gebrauchen, ... einzumischen, 2 Predigt zum 3. Sonntag nach Trinitatis am 21. Juni 1795 in der Konkordienkirche zu Landsberg an der Warthe; vgl. den Entwurf in KGA III/3
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lichsten Irrthümer in der Religion, derjenigen nemlich, welche unmittelbar auf unsere Art in der Welt vor Gott zu wandeln einen nachtheiligen Einfluß haben. Wie viel menschliches und unwürdiges findet sich nicht in den Vorstellungen der meisten Christen von der Liebe und Weisheit, von der Geduld und Versöhnlichkeit Gottes, von seinem Wohlgefallen am Guten und Mißfallen am Bösen! und welche traurige Folgen, welche Verderbniß des Gemüths und des Lebens entsteht nicht daraus, sobald wir versäumen, die Richtigkeit und den Werth dieser Vorstellungen | an dem untrüglichen Maaßstabe unseres Gewißens abzumeßen! Geschieht das aber auch nicht; es ist übel genug, wenn nur daraus eine unrichtige Ansicht der Welt sich bildet, eine irrige Vorstellung von der Art, wie Alles in derselben zusammengefügt und verbunden ist, und das wenigstens ist unvermeidlich. Gott und die Welt, seine Eigenschaften und seine Wege und Führungen, das sind Gedanken, die unmittelbar zusammen gehören, die sich unter einander entweder aufhellen und berichtigen, oder verwirren und verdunkeln. In dieser Rüksicht will ich heute zu Euch von der göttlichen Gerechtigkeit reden. Es ist ein Wort, welches in Jedermanns Munde ist, es ist eine Forderung, die ganz allgemein an das höchste Wesen gemacht wird; so wie wir es uns als die Liebe denken, so soll es auch die Gerechtigkeit sein, und beides wollen wir aufs innigste in ihm vereiniget finden. Aber wie vieles läßt sich nun, wenn wir uns vor Irrthümern hüten wollen, von unsern Vorstellungen von Gerechtigkeit, wie sie sich im gesellschaftlichen Leben unter Menschen gebildet haben, auf Gott anwenden? Denken wir an die gewöhnlichsten Verhältniße der Menschen unter einander: so erinnert es uns an Forderungen, welche gemacht werden, an bestimmte Pflichten, von denen uns nichts entbinden kann, und in Hinsicht auf welche wir das Urtheil Anderer anerkennen | müßen; es erinnert an eine gewiße Abstufung in unsern Verbindlichkeiten, daß man eher die einen erfüllen soll | als die andern. Dies Alles läßt sich, wie Ihr leicht seht, auf Gott nicht anwenden. Was hätten wir von ihm zu fordern, die wir Geschöpfe seiner Hand sind! wie könnten wir Richter sein wollen über sein 2 unsere Art in der Welt vor Gott zu wandeln] B: die Art wie wir in der Welt vor Gott wandeln C: die Art, wie wir in der Welt vor Gott wandeln, 10–11 Geschieht das aber auch nicht; es ist übel genug, wenn nur daraus eine unrichtige Ansicht der Welt] B: Hüten wir uns aber auch vor Folgen dieser Art, so bleibt es immer übel genug, wenn doch aus unwahren Vorstellungen von Gott eine unrichtige Ansicht der Welt C: Wenn wir uns aber auch vor Folgen dieser Art hüten: so bleibt es immer übel genug, daß doch aus unwahren Vorstellungen von Gott eine unrichtige Ansicht der Welt 13 und das wenigstens] C: und dies wenigstens 17 Rüksicht] B: Rükksicht 18–19 Es ist ein Wort, ... es ist eine Forderung,] B + C: Dies ist ein Wort, ... es enthält eine Forderung, 33 sind!] B + C: sind?
140 . B + C 140
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B + C 142 142
Erste Sammlung
Thun? wie könnten wir irgend einen Unterschied von dieser Art machen da, wo Alles Wohlthat und Gnade ist? Stellen wir uns auf einen andern Punkt, in so fern ein Mensch über den andern richten darf, und einen Theil seines Geschiks in der Hand hat, so wie Gott über uns richtet, und Alles, was uns begegnet, aus seiner Hand kommt: so finden wir es gerecht, das Angenehme und Ehrenvolle den Menschen in demselben Verhältniß zuzutheilen, als sie das Gute vollbracht haben, und dagegen dem Uebelthäter unsere hülfreiche Liebe zu entziehen, und ihn mancherlei Unannehmlichkeiten auszusezen. Aber diese strafende Gerechtigkeit beruht ebenfalls auf einer gewißen Unvollkommenheit in unserer Art das menschliche Gemüth zu erkennen und auf daßelbe zu wirken, und wir müßen uns wohl vorsehen, daß in der Behauptung, Gott müße seiner Natur nach auf eben die Art als wir das Gute belohnen und das Böse bestrafen, nicht etwa eine sehr verkehrte Anmaßung liegt. Kommt es nur darauf an, daß die fernern Ausbrüche des Bösen, welches im Menschen ist, verhindert werden sollen, wie denn menschliche Strafen solche Abschrekungen sind, | so stehen ja der Allmacht dazu die verschiedensten Wege offen, und wenn schon unter Menschen die Strafen in dem|selben Maaße gemildert werden, als man dafür sorgt, daß das Böse nicht erst vollbracht werden könne: wie wollten wir denn beurtheilen können, auf welche Art die göttliche Weisheit diese Angelegenheit behandeln wird? Kommt es darauf an, daß das Böse selbst aus dem Menschen durch Züchtigung hinweggenommen und das Gute durch Ermunterung in ihm befestiget werden soll: so kann sich ja die Allwißenheit noch weniger als wir darüber täuschen, wie unrein das Gute ist, was in Hofnung auf Lohn geschieht, und wie wenig derjenige gebeßert ist, der sich nur durch Furcht von dem Bösen entwöhnt hat. Nicht als ob ich uns die Hofnung auf eine glüklichere Ewigkeit schmälern, oder als ob ich läugnen wollte, daß Gott Heil und Unglük als Beßerungsmittel gebraucht; ohnfehlbar thut er dieses: aber wir können die Art, wie er es thut, so wenig bestimmen, daß dies nicht mehr eine Forderung an seine Gerechtigkeit ist, sondern daß wir es zu den Geheimnißen seiner Weisheit zählen müßen. Was bleibt uns also für die Gerechtigkeit Gottes übrig? Daßelbe, was wir auch unter Menschen von einem Herrn, einem Oberen, einem Gesezgeber gegen seine Untergebenen als Ge3 in so fern] B + C: in sofern 15 Anmaßung liegt.] B + C: Anmaaßung sich verberge. 18–21 offen, ... könne:] B + C: offen; ... könne, 22 behandeln wird?] B: behandeln werde. C: behandeln werde? 28 Furcht von] C: Furcht vor der Strafe von 31 gebraucht; ohnfehlbar] B + C: gebraucht. Offenbar 9 auszusezen.] so B + C; A: auszusezen,
37 sofern] C: sosern
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rechtigkeit fordern: daß er sie nemlich Alle nach einerlei Grundsäzen behandle, und jeder sich zu ihm das Gleiche zu versehen habe; daß wo es auf die Vertheilung von Vortheilen und Lasten oder | auf irgend etwas ankommt, was von ihm allein und nicht von ihnen abhängt, alle ohne Vorliebe | und Laune zu gleichen Rechten gehen, und sich gleicher Sorgfalt und Rüksichtnehmung auf ihre Freiheit und ihr Wohlergehen zu erfreuen haben. In dieser Gleichheit des Betragens besteht auch die göttliche Gerechtigkeit; aber sie ist dem größten Theile der Menschen verborgen. Die anscheinende Ungleichheit der menschlichen Schiksale, in so fern sie gar nicht ein Werk unserer eigenen Handlungen sind, verhindert sie an der Wahrnehmung derselben; wenn sie auch die Weisheit, mit der jene Verschiedenheiten angeordnet werden, gewißermaßen ahnden: so dringen sie doch nicht bis zu der Gerechtigkeit, welche dabei zum Grunde liegt. Für diese in dem angegebenen Sinne unsern Blik zu schärfen, darauf soll unsere heutige Betrachtung gerichtet sein. Text. Luk. 16, 19–31. Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlichem Leinwand, und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Thüre voller Schweren, und begehrte sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen. Doch kamen die Hunde und lekten ihm seine Schweren. Es begab sich | aber, daß der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schooß. Der Reiche aber starb auch und ward begraben. Als er nun in der Hölle | und in der Quaal war, hub er seine Augen auf und sah Abraham von ferne, und Lazarum in seinem Schooß, rief und sprach: Vater Abraham erbarme dich mein, und sende Lazarum, daß er das Aeußerste seines Fingers ins Waßer tauche und kühle meine Zunge: denn ich leide Pein in dieser Flamme. Abraham aber sprach: Gedenke Sohn, daß Du Dein Gutes empfangen hast in Deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen. Nun aber wird er getröstet, und Du wirst gepeiniget. Und über das Alles ist zwischen uns und Euch eine große Kluft befestiget, daß, die da wollten von hinnen hinabfahren zu Euch, 2 jeder] B + C: Jeder 2 das Gleiche] C: des Gleichen 6–7 Rüksichtnehmung auf ihre Freiheit und ihr Wohlergehen] B + C: Berükksichtigung ihrer Freiheit und ihres Wohlergehens 7–8 Betragens besteht] B + C: Betragens nun besteht 10 Schiksale, in so fern] B: Schikksale, in so fern C: Schiksale, auch in so fern 11–12 verhindert sie an der Wahrnehmung derselben; wenn sie auch die Weisheit,] C: verhindert die Menschen, die göttliche Gerechtigkeit wahrzunehmen; wenn sie auch die göttliche Weisheit, 13 gewißermaßen] B + C: einigermaaßen
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Erste Sammlung
können nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren. Da sprach er: So bitte ich Dich Vater, daß Du ihn sendest in meines Vaters Haus: denn ich habe noch fünf Brüder, daß er ihnen bezeuge, auf daß sie nicht auch kommen an diesen Ort der Quaal. Abraham sprach zu ihm: sie haben Mosen und die Propheten, laß sie dieselbigen hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern so Jemand von den Todten zu ihnen ginge, so würden sie | Buße thun. Er aber sprach: Hören sie Mosen und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, ob Jemand von den Todten auferstände. | Diese Lehrgeschichte ist recht dazu gemacht, eine Betrachtung, wie die, welche wir angefangen haben, weiter zu führen. So wie alle Vorträge Christi von dieser Art ist sie mitten aus dem Leben genommen, und stekt mit wenigen treffenden Zügen unserm Nachdenken ein weites Feld aus. In den Schiksalen zweier Menschen legt sie uns Alles vor Augen, was in dem Laufe der Welt sich auf die göttliche Gerechtigkeit bezieht: wir sehen erstlich die größte Ungleichheit in Absicht auf äußeres Glük und Wohlstand, welche so oft den Menschen auf dem Schauplaz dieser Welt jene Eigenschaft des Höchsten verhüllt; wir sehen zweitens das verschiedene Schiksal der Menschen in dem künftigen Zustande, welches ein so wichtiger Gegenstand des Nachdenkens über dieselbe ist; wir werden drittens auf die Ansprüche aufmerksam gemacht, welche die Menschen in Absicht auf die Vertheilung der nöthigen Hülfsmittel und Anleitungen zur Beßerung an die Gerechtigkeit Gottes zu machen pflegen. Laßt uns sehen, wie überall auch dem Scheine der größten Ungleichheit die untadelhafteste Partheilosigkeit und Gleichförmigkeit zum Grunde liegt, und wie also die göttliche Gerechtigkeit sich in | Allem, was uns wichtig sein kann, einem jeden aufrichtigen Herzen deutlich offenbaret. I. Ungleicher kann das äußere Schiksal zweier Menschen wohl nicht sein, als derer, welche in unserm Text geschildert werden, und doch finden wir | es in der Welt buchstäblich eben so. Der Eine verbringt seine Tage in einem beständigen Wohlleben unter allen Bequemlichkeiten und allem Glanz des äußerlichen Glüks, umgeben von dienstbaren Geschöpfen und schmeichlerischen Freunden, taumelnd von einem Feste, von einer Ergözlichkeit zur andern. Dicht neben ihm 16 göttliche Gerechtigkeit] C: göttliche Gerechtigkeit 17 die größte] B + C: die größte 31 äußere Schiksal] B: äußere Schikksal C: äußere Schiksal 32 werden,] C: werden; 33 es in der Welt] B + C: es oftmals in der Welt 34 Wohlleben] B + C: Wohlleben, 35 Glüks,] B + C: Glükkes, 37 Feste,] C: Feste
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seufzt ein Anderer unter dem harten Joch des Elendes, welches Jener kaum dem Namen nach kennen würde, wenn sich dieser nicht an seine Thüre gelagert hätte; die hülfloseste Dürftigkeit, und dabei noch ein siecher Körper, das ist Alles, was einen Menschen unglüklich machen kann. Der Reiche hatte noch fünf Brüder, die eben so lebten wie er, also waren es wohl nicht selbsterworbene Güter, welche seine Glükseligkeit begründeten, sondern sie waren ihm zugefallen durch seine Geburt. Den Armen lernen wir als einen Gutgesinnten kennen, weil der Reiche sich gar nicht über den jenem zu Theil gewordenen Vorzug beschwert, und auch das Siechthum, welches ihm beigelegt wird, pflegt sehr oft nur die Folge einer dürftigen Lebensart zu sein. Keiner von beiden war selbst der Urheber dieser großen Verschiedenheit; sie rührte von demjenigen her, der die Schik|sale der Menschen | regiert, und so scheint es als könne die entschiedene Begünstigung des Einen und die karge Ausstattung des Andern keinen Gedanken an eine gleichförmige Behandlung zulaßen. Was ich zu sagen habe, um diesen Schein zu widerlegen, ist etwas sehr bekanntes, das aber, so | einfach und klar es auch ist, von jeher nur Wenige überzeugt hat, weil Alle, deren Gemüth dieser Gegenstand allzulebhaft bewegt, die Sache nur durch den Nebel der Leidenschaft und des Vorurtheiles sehen. Haltet Ihr Wohlbefinden und Freude für das eigentliche und höchste Ziel des Menschen, so bleibt mir wenig Hofnung, Euch mit der Gerechtigkeit Gottes in diesem Stük auszusöhnen: aber alsdann wählet Euch auch einen andern Anführer Eures Glaubens als Christum, einen von den berühmten Helden der irdischen Glükseligkeit; dann folget auch einer andern Lehre, als der, welche sich nicht scheut, so oft es die Gelegenheit mit sich bringt, jede Aufopferung zu verlangen. Seid Ihr aber Christen, welche über diese Sache gelaßen nachdenken können: so bitte ich Euch zu untersuchen, ob denn der, welcher herrlich lebt, auch wirklich soviel Freude hat, und der Arme soviel Pein? Gehet doch hinein in das Haus des Reichen, und betrachtet sein Leben in der Nähe; sehet ihn gedrükt von 3 hätte;] C: hätte: 4–5 das ist Alles, was einen Menschen unglüklich machen kann.] C: das ist wol hinreichend um einen Menschen unglükklich zu machen. 6 er,] C: er; 8–12 Den Armen ... war selbst] C: Daß der Arme ein Gutgesinnter gewesen, sehen wir daraus, daß der Reiche an dem Ort der Qual sich gar nicht über den jenem zu Theil gewordenen Vorzug beschwert; und auch das Siechthum, welches die Erzählung ihm beilegt, pflegt sehr oft nur die Folge einer dürftigen Lebensart zu sein. Keiner von beiden war also selbst 14 es] C: es, 19 hat,] C: hat; 22 Menschen,] B + C: Menschen: 23–24 auszusöhnen: aber] B + C: auszusöhnen. Aber 27– 28 nicht scheut, so oft es die Gelegenheit mit sich bringt, jede Aufopferung zu verlangen.] C: nicht scheut, jede Aufopferung zu verlangen, so oft es die Gelegenheit mit sich bringt. 30–31 hat, und] B + C: hat als es scheint, und 32 Nähe; sehet] so C; A+B: Nähe; Sehet
C 147 B 147
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dem Zwange, dem das gesellschaftliche Leben um desto weniger entgehen kann, je höher wir hinaufsteigen; sehet ihn erliegen unter so vielen Anstalten zum Ver|gnügen, welche er umsonst trift, denn Zeit und Gewohnheit haben den schönsten Reiz deßelben abgestumpft, und er erblikt fast nichts mehr darin, als die einförmige Wiederholung derselben Handlung; sehet auch ihn voll Mißmuth über seine vergeblichen Bemühungen und voll eben so vergeblicher Wünsche. Leget Euch nun auch zu | dem Unglüklichen vor seine Thüre, und sehet wie diesem eben dasjenige zu Statten kommt, was Jenen herabsezt. Zeit und Gewohnheit, das sind die treuen Freunde, welche die Last des Elendes größtentheils von seinen Schultern nehmen. Seht wie zum Verwundern wenig er zu leiden scheint von dem, was Euch, wenn es Euch in diesem Augenblik überfiele, unerträglich sein würde; wie das Unglük den Werth geringfügiger Freuden, welche dazwischen Plaz finden, vergrößert; und wie Manches, was Ihr und viele Andere übersehen, sich für ihn in einen wichtigen Beitrag zur Zufriedenheit verwandelt; sezt aus diesem Standort die Vergleichung fort, und gesteht, daß er an seiner niedrigen Stelle vielleicht oft ruhiger und wahrhaft heiterer gewesen ist, als die drinnen unter dem Getümmel des Festes. Und etwa wegen einer besonderen Weisheit, welche ihm beiwohnte? – Das werden die Beispiele dieser Art, welche Ihr selbst gesehen habt, nicht beweisen – sondern nur wegen der Natur der Sache, und der allgemeinen Eigenschaften des menschlichen Gemüthes. Zeigen nun die äußersten Enden des menschlichen Schiksals schon eine solche Gleichheit, so wird sie in der Mitte gewiß noch siche|rer zu finden sein, und wir werden bekennen müssen, daß das Maaß des Angenehmen im menschlichen Leben, und sein Uebergewicht über das Unangenehme nicht von Armuth und Reichthum, von hohem und niedrigem Stande abhängt, sondern in allen diesen Fällen ziemlich gleich sein | wird, wenn nicht die eigne Weisheit oder Thorheit des Menschen den Ausschlag giebt, und dies ist Alles, was wir bedürfen, um die göttliche Gerechtigkeit zu erbliken. – Doch indem ich zu Christen rede, sollte 6 auch ihn voll Mißmuth] C: auch ihn nicht minder als Andere voll Mißmuth 7–8 Leget Euch nun auch zu dem Unglüklichen vor seine Thüre,] C: Leget Euch nun dagegen zu dem Unglükklichen vor seiner Thüre, 19–20 etwa wegen einer besonderen] B + C: etwa vermöge einer besondern 20–22 beiwohnte? – Das ... beweisen – sondern] C: beiwohnte? Das ... beweisen; sondern 22 nur wegen der] B + C: nur vermöge der 22 Sache,] C: Sache 24–25 Gleichheit, ... sein,] B + C: Gleichheit: ... sein; 27–28 Leben, ... Reichthum,] C: Leben ... Reichthum 31 giebt, und dies ist] C: giebt. Dies aber ist 31–32 um die göttliche Gerechtigkeit] C: um das Wesen der göttlichen Gerechtigkeit 6 ihn] so B + C; A: ihm
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ich am wenigsten bei den bloß sinnlichen Vorzügen des Reichthums und des höhern Standes stehen bleiben; es giebt andere, die auf die höhere Glükseligkeit des Menschen einen bedeutenden Einfluß zu haben scheinen. Der eine wird erzogen in milden und freundlichen Sitten, welche die Quelle vieler Ungelegenheiten verstopfen, und alles Unvollkommene, selbst die Ausbrüche seiner Leidenschaften, die Andern so oft gefährlich werden, sanfter und unschädlicher machen; ihm stehen die Freuden eines gebildeten Verstandes und eines verfeinerten Geschmaks offen: ein anderer entbehrt dies Alles, er ist zur Unwissenheit, zur schlichten Einfalt verdammt, und kann von seinem ganzen Wesen eine gewiße Rohheit nicht abschleifen. Aber gesteht nur, daß für jenen mit den Veranlaßungen zur Freude auch die Ursachen des Schmerzes sich mehren, mit den Bequemlichkeiten auch die Bedürfniße und Entbehrungen, mit den geistigen Genüßen auch die Verlezbarkeit und Empfindlichkeit des Gemüths; zu jeder neuen Thüre, welche der Freude geöfnet wird, | zieht ganz unbemerkt auch die Klage, der Mißmuth und die Beschwerde ein, und laßen dem Besizer ihre schön verzierten aber nicht weniger unangenehmen Gaben zurük. Je weniger Zurüstungen dagegen zur Glükseligkeit | gemacht werden, je einfacher und ungekünstelter die Freuden des Lebens sind, desto weniger Beschwerden werden auch empfunden, und desto leichter werden diese wenigen ertragen. So werdet Ihr es finden, wenn Ihr die Lebensweise der verschiedenen Stände in der Gesellschaft und der verschiedenen Völker auf Erden vergleicht; alle äußere Umstände können zwar auf die Art und Gestalt der menschlichen Zufriedenheit einen Einfluß haben, aber nicht auf den Grad derselben. Die äußern Umstände, das werden die meisten vielleicht nach einer unpartheiischen Ueberlegung zugeben: aber die innern Verhältniße, die eigenthümliche Mischung der Seelenkräfte, und die natürliche Beschaffenheit des Gemüthes? Ich weiß nicht, ob es hierin etwas bloß natürliches giebt, etwas, das der Mensch nicht sich selbst erworben hätte oder erwerben könnte: aber wie Ihr auch diese Frage bei Euch entscheidet, für das, was man Glükseligkeit nennt, möchte bei einem Tausch wenig zu gewinnen sein. Wolltet Ihr reizbarer, empfindlicher sein: Ihr würdet leb6 Ausbrüche seiner Leidenschaften,] C: Ausbrüche der Leidenschaften, 6–7 die Andern] B + C: welche Andern 9 offen: ein] B + C: offen. Ein 16–17 zieht ... ein,] B + C: schleicht ... herein, 16 Klage,] C: Klage 30–32 ob es hierin etwas bloß natürliches giebt, etwas, das der Mensch nicht sich selbst erworben hätte oder erwerben könnte:] B + C: wie Ihr hierin etwas bloß natürliches aussondern wollt von dem, was der Mensch sich selbst erworben hat oder erwerben kann: 33 bei einem Tausch] B + C: bei jedem Tausch 19–20 je einfacher] so B + C; A: ie einfacher
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Erste Sammlung
haftere Vergnügungen genießen, aber Ihr würdet auch Schmerzen kennen lernen, von denen Ihr jezt keine Vorstellung habt; wünscht Ihr kälter und gleichgültiger zu sein: Ihr würdet Euch manches Leiden ersparen, aber auch an der Summe eurer | Freuden verlieren. Alles ist gleich unter der Sonne: so muß derjenige ausrufen, der das menschliche Leben von allen Seiten aufmerksam betrachtet hat, Alles ist gleich bis auf dasjenige, was der Mensch selbst | hinzuthut oder davon nimmt. Giebt es Menschen, welchen nur die Laufbahn angenehm erscheint, in der sie selbst wandeln, und Andere welchen die ganze Welt glüklich zu sein scheint, nur sie und ihres Gleichen nicht, so werden beide von ihrer Kurzsichtigkeit hintergangen. Wer einem Andern seine natürliche Gemüthsbeschaffenheit beneiden kann, giebt zu erkennen, daß er entweder die seinige nicht zu beherrschen, oder die fremde nicht zu beurtheilen versteht. II. Doch diese Ungleichheiten in Absicht auf das irdische Wohlergehen dürfen uns, wie gesagt, bei der Frage über die göttliche Gerechtigkeit gar nicht die Hauptsache sein. Theils sollen uns überhaupt vorübergehende und abwechselnde Empfindungen nicht das wichtigste sein, theils ist die ganze Reihe derselben um ihrer geringen Dauer willen etwas sehr unbedeutendes. Es begab sich, daß der Arme starb, der Reiche aber starb auch, und dieses gemeinschaftliche Ende ebnet alle Ungleichheiten in dieser Hinsicht. Der Tod, ob er etwas früher oder später erscheint, macht dem scheinbaren Elend und der beneideten Herrlichkeit ein Ende. Laßt uns nun nach Anleitung unserer Geschichte auf einen wichtigern Punkt kommen, auf einen | Punkt, wo die Gerechtigkeit Gottes zwar nicht ganz geläugnet, aber dafür | von den meisten sehr unrichtig gewürdiget wird. Was stellt sich uns dann jenseits des Grabes dar? Der Erlöser macht uns auch hier in der Geschichte, welcher wir fol|gen, auf die größte Verschiedenheit aufmerksam. Der Arme ward von den Engeln getragen in Abrahams Schooß, er lebte in der seligen Gemeinschaft höherer Geister und frommer Menschen; der Reiche war an dem Orte der Quaal. Hier ist nicht 2 habt; wünscht] B + C: habt. Wünscht 5 Sonne:] B + C: Sonne, 6–7 gleich bis auf dasjenige,] C: gleich, bis auf dasjenige 10 nicht,] C: nicht: 15–16 Wohlergehen] C: Wohlergehn 19 sein,] C: sein; 27–30 wird. Was stellt sich uns dann jenseits des Grabes dar? Der Erlöser macht uns auch hier in der Geschichte, welcher wir folgen, auf die größte Verschiedenheit aufmerksam.] C: wird, auf das Schiksal beider in dem künftigen Zustande. Was stellt uns die Geschichte, der wir folgen, jenseits des Grabes dar? Der Erlöser macht uns auch hier auf die größte Verschiedenheit aufmerksam. 32 Quaal.] C: Qual. 9 wandeln, und Andere] so C; A+B: wandeln und Andere,
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von einer bloß scheinbaren Verschiedenheit die Rede, wobei dennoch, wenn man die Sache von der rechten Seite ansieht, die Veranlaßungen zur Zufriedenheit und zum Mißmuth ziemlich gleich vertheilt sind: sondern der Eine befindet sich durch Veranstaltung Gottes in dem wirklichen Genuß einer Glükseligkeit, die ihm nichts rauben kann; auf den Andern dringen Qualen und unangenehme Empfindungen ein, deren er sich nicht zu erwehren im Stande ist. Was für eine Erklärung wird uns denn von dieser Verschiedenheit gegeben? Gedenke Sohn, sprach Abraham zu dem Reichen, daß Du Gutes empfangen hast in Deinem Leben, Lazarus hingegen hat Böses empfangen. Nun aber wird er getröstet, und Du wirst gepeiniget. Sollen wir dies so verstehen, als ob derjenige, der in diesem Leben glüklich gewesen ist, eben deshalb erwarten müßte, künftig ins Elend gestürzt zu werden, und dagegen der göttliche Rathschluß denjenigen, der hier leiden mußte, eben deshalb in einen seligen Zustand erheben würde? Dies ist ein Gedanke, der noch | unter manchen Christen Raum findet, und den ich besonders bei denen angetroffen habe, auf deren Boden die Freude eben nicht häufig hervorwächst; sie trösten sich unter den Leiden des Lebens | mit dem Gedanken an die künftige Seligkeit, und gleichsam triumphirend halten sie denen, gegen welche sie sich des Neides nicht erwehren können, den Tod und die gewiße Erwartung eines bevorstehenden Elendes entgegen. Dies heißt aber sehr unwürdig von der Gerechtigkeit Gottes denken. Wenn es mir gelungen ist, Euch anschaulich zu machen, wovon ich sehr lebhaft überzeugt bin, daß die Möglichkeit glüklich zu sein, und der Grad, in dem wir es werden können, für uns Alle gleich groß ist, und daß jeder, der den Andern hierin beträchtlich voraneilt, oder beträchtlich hinter ihnen zurükbleibt, dieses der Anwendung seiner Kräfte zuzuschreiben hat: so werdet Ihr nicht auf den Gedanken gerathen können, daß Gott dem Einen seine Geschiklichkeit die Verhältniße des Lebens zu benuzen mit unabwendbarem Elende vergelten, und dem Andern die Nachläßigkeit in seinen eignen Angelegenheiten durch überschwengliche Glükseligkeit lohnen werde. Je größer die Vorstellungen sind, die wir uns von der künftigen Glükseligkeit machen, eine desto größere Ungerechtigkeit würde in einer solchen Einrichtung liegen, und man kann doch warlich auch in dieser Hinsicht sagen, daß die Leiden dieser Zeit jener Herrlichkeit nicht werth sind. Auch ist dieses weder in der Schrift 13 werden,] C: werden? 24 wovon ich sehr] C: wovon ich für mich sehr 26 jeder,] C: jeder 30 Geschiklichkeit] B + C: Geschikklichkeit 37 Auch ist dieses] B + C: Auch ist dergleichen 36 sagen,] C: sagen;
B + C 153
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110 B + C 154
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C 155 : B 155 155
Erste Sammlung
gelehrt, noch kann es mit der Vernunft und dem Wohl | der menschlichen Gesellschaft bestehen; ein solcher Glaube müßte nothwendig die Ordnung der Welt umkehren, indem er einen Jeden antreiben würde, in die|sem Leben sich selbst zu vernachläßigen, das Elend geflißentlich aufzusuchen, Vergnügen und Freude aber, wo sie ihm begegneten, als das größte Uebel zu vermeiden. Eben so wenig aber sind wir berechtigt, obgleich es der erste Gedanke der Meisten gewesen sein mag, diesen Zustand des Glüks und des Elendes als den Lohn der Tugend und des Lasters anzusehen. Der Reiche wird uns gar nicht als ein unverbeßerlicher Lasterhafter vorgestellt: denn wir finden noch Achtung gegen die Tugend bei ihm, und Theilnahme an dem Wohlergehen Anderer; dies sind Funken des Guten, die noch belebt werden können, und welche die göttliche Barmherzigkeit gewiß nicht ganz wird verlöschen laßen. Auch führt Abraham ihn nicht auf das Böse, welches er gethan hat, als auf die Ursache seines gegenwärtigen Zustandes hin, und so laßt uns hierüber nicht mehr wißen wollen, als der Erlöser selbst einem Manne von großem Rufe der Frömmigkeit, und der in den Wohnungen der Seligen sich befand, in den Mund legt. In der That sollten wir uns hüten einen ewigen und unaussprechlichen Lohn für die Tugend, die in diesem Leben geübt worden ist, und eine unendliche Strafe für Verirrungen und Laster als etwas anzusehen, was von der göttlichen Gerechtigkeit zu | erwarten wäre. | Wo bliebe denn die gleiche Behandlung, welche das Wesen dieser Gerechtigkeit ausmacht? Hat nicht auch der Tugendhafte eine Zeit aufzuweisen, ehe er sich von ganzem Herzen | zum Herrn bekehrte, eine Zeit, da er aller Verirrungen und Laster, zu denen die Umstände und seine besondere Gemüthsbeschaffenheit ihn hinführen konnten, eben so fähig war als der Böse? Besteht nicht der ganze Unterschied zwischen beiden nur darin, daß das ganze Leben des leztern noch innerhalb jener Zeit lag, die glüklicherweise nur einen Theil von dem Leben des ersteren ausgefüllt hat? Wollt Ihr daraus, daß der lezte allerdings mehr Ermunterungen zum Guten, mehr Aufforderungen des Gewißens und des göttlichen Geistes vernachläßi8–9 diesen Zustand des Glüks und des Elendes als den Lohn] B + C: den Zustand des Glükks und des Elendes, der uns hier geschildert wird, als den Lohn 16 hin,] C: hin; 17 der Erlöser selbst einem Manne] C: der Erlöser selbst dem Abraham einem Manne 20–22 die in diesem Leben geübt worden ist, und eine unendliche Strafe für Verirrungen und Laster als etwas anzusehen,] C: die in diesem Leben hat geübt werden können, und eine unendliche Strafe für die Verirrungen und Laster in welche der Mensch hier verfallen ist als etwas anzusehen, 22 anzusehen,] B: anzusehn, 28 der Böse?] C: jeder andere? 21 Verirrungen] so B + C; A: Verwirrungen
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get und eine größere Zeit des Lebens verschwendet hat, den Schluß ziehen, daß er überhaupt der Beßerung unfähig ist? Und wenn Ihr anders selbst tugendhaft seid, wenn Ihr die Ausübung des Guten höher schäzt als den Genuß des Vergnügens, was werdet Ihr Euch wohl lieber aus der Hand des Höchsten erbitten, eine Glükseligkeit, die nichts wäre als Belohnung und Genuß, oder eine solche Veranstaltung welche Euch in den Stand sezte, dem Ziele der Vollkommenheit noch näher zu kommen, und Gott noch ähnlicher und wohlgefälliger zu werden? Und dies führt uns darauf, was wir eigentlich in Absicht auf einen künftigen Zustand von der göttlichen Gerechtigkeit zu erwarten haben, dieses nemlich, daß er dem höchsten Bedürfniß eines Jeden, es sei nun der Uebergang vom Bö|sen zum Guten, oder die fernere Annäherung | zur Vollkommenheit, werde angemeßen sein. Ob nun dieses durch angenehme oder unan|genehme Verhältniße werde zu erreichen sein, müßen wir zwar lediglich der höchsten Weisheit überlaßen: doch können wir einsehen, wie die Güte Gottes, die einem Jeden das Beste gönnt, sich gegen denjenigen, der am meisten im Guten befestiget ist, auch am freigebigsten werde beweisen können. Wir können aus der Aehnlichkeit mit diesem Leben wohl schließen, daß Beraubungen des Angenehmen und Unfälle allerlei Art ein wirksames Mittel sein können, den Menschen zur Besinnung darüber zu bringen, wie das Glük und das Vergnügen, dem er sein Gewißen aufgeopfert hat, doch nicht sicher zu erlangen sei, ihm die Größe dieses Opfers recht fühlbar zu machen, und ihn also zur Vernunft und zum Gehorsam gegen Gott zurükzuführen. Wir können uns erklären, daß derjenige, der es zu einer gewißen Stärke im Guten gebracht hat, der mancherlei Uebel, welche dem Rechtschaffnen in diesem Leben als Versuchungen und Prüfungen zugetheilt werden, am ehesten werde entrathen können, und geschikt sein werde aus Allem, was ihm begegnen mag, sollten es auch ununterbrochene Freuden sein, Vortheil für seine Heiligung zu ziehen. Das ist es, was wir auch in den Beispielen unseres Textes sehen. Der Reiche hatte sich, wie es scheint, wenn er auch von offenbarer Lasterhaftigkeit frei war, doch nur zu sehr vom Vergnügen beherrschen laßen, und aus Schwachheit den größten Theil seines wah|ren Berufs vernachläßiget, es war also | sein Bedürfniß, entfernt von den Verführungen, denen | er untergelegen hatte, auf 3–4 tugendhaft seid, wenn Ihr die Ausübung des Guten höher schäzt als den Genuß des Vergnügens,] C: fromm und gut seid, wenn Ihr die Vollbringung des göttlichen Willens höher schäzt als den Genuß des Vergnügens: 6 Veranstaltung] B + C: Veranstaltung, 9–10 auf einen künftigen Zustand] B + C: auf jeden künftigen Zustand 23 sei, ihm die Größe] C: sei, ein Mittel ihm die Größe 26–27 hat, der mancherlei] B + C: hat, auch der mancherlei 35–2 vernachläßiget, ... üben,] B + C: vernachlässiget; ... üben;
C 156 B 156 156
C 157 : B 157 157
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Erste Sammlung
eine andere Art zum Nachdenken gebracht zu werden, und seine sittlichen Kräfte zu üben, und schon diese Entfernung, dieses Unvermögen den Durst nach sinnlichen Freuden zu löschen, mußte ihm seinen Zustand anfänglich zu einem Orte der Quaal machen. Der Arme hatte Gelegenheit gehabt sich in der traurigen Muße der Dürftigkeit und des Siechthums allerlei gute Gesinnungen zu erwerben; er hatte sie redlich benuzt, und konnte also in der Schule des Unglüks nichts weiter lernen. Hingegen hatte es ihm in seiner vorigen Lage an einem Wirkungskreise gefehlt, um Alles, was in ihm war, recht thätig und nüzlich zu machen, und dies ist sein Bedürfniß, welches durch die Versezung in einen glüklichen und thätigen Zustand gestillt wird. So ist also auch diejenige Verschiedenheit, welche in dem künftigen Zustande der Menschen Statt finden wird, nichts als eine Aeußerung der göttlichen Gerechtigkeit, die einem Jeden geben wird, nachdem er bedarf.
C 158 : B 158 158
III. Dies führt uns wiederum in dieses irdische Leben zurük auf eine andere Frage, die ebenfalls die göttliche Gerechtigkeit betrift. Wenn nemlich die Beschaffenheit unseres künftigen Zustandes, es sei nun als Vergeltung oder als Beßerungsmittel, doch von den Fortschritten abhängt, welche wir während dieses Lebens im Guten gemacht haben, so fragt sich: hat denn die Vorsehung uns Allen zu diesen Fortschritten gleiche Gelegenheit gegeben und gleichen | Beistand | geleistet? Vertheilt sie auch | dasjenige, was den Menschen zur Beßerung dienlich sein kann, in diesem Leben mit derselben unpartheiischen Gleichheit? Dies ist, wie wir Alle wißen, die große Klage der Menschen über die göttliche Gerechtigkeit, hier glaubt Jeder sich zurükgesezt zu sehn gegen die, welche sich beßer zeigen als er. Auch hierüber finden wir in unserer Geschichte einen befriedigenden Aufschluß. In der Bitte, welche der Reiche thut, um für die Bekehrung seiner hinterbliebenen Brüder zu sorgen, scheint der Vorwurf verstekt zu liegen, daß er selbst während seines Lebens auf Erden hierin nur schlecht bedacht gewesen sei; er scheint zu glauben, daß man in einem Zustande, wo die Verführung so groß ist, der Billigkeit nach auch einer 4 Quaal] C: Qual 5–6 sich in der traurigen Muße der Dürftigkeit und des Siechthums allerlei gute Gesinnungen zu erwerben;] B + C: in der traurigen Muße der Dürftigkeit und des Siechthums allerlei gute Gesinnungen in sich zu erwekken; 21 haben, so fragt sich:] B + C: haben: so fragt sich, 21–22 zu diesen Fortschritten gleiche Gelegenheit] C: zu diesen Fortschritten gleiche Gelegenheit 26 Gerechtigkeit,] B + C: Gerechtigkeit; 3 seinen] so DV von B; OD: sein wir] B: wir wir
21 fragt sich] so B + C; A: frägt sich
25 wie
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außerordentlichen Hülfe genießen sollte. Abraham aber, der von den Wegen des Höchsten beßer unterrichtet sein mußte, weiset ihn mit seiner Klage zurük zu den Hülfsmitteln, die damals einem Jeden zu Gebote standen. Eben so ist es mit den Beschwerden, welche unter uns geführt werden. Einige sind in ihrer Jugend gänzlich vernachläßigt, und sehen dagegen Andere sorgfältig und vernünftig auferzogen werden; Einige sind beständig den Verführungen der Bösen bloß gestellt, und sehen dagegen Andere gleichsam durch einen Wall von günstigen Umständen und guten Menschen von allen Bösen getrennt, und dies scheint ihnen eine sehr ungleiche Veranstaltung Gottes zu ihrer Beßerung zu sein: aber sie haben dennoch nicht Ursache sich zu bekla|gen; denn wir haben nicht nur | Alle als Christen die Schrift, und das darin enthaltene Wort Gottes, sondern auch Alle als Menschen die Stimme der Vernunft und die Rathschläge eigner und fremder Erfahrung. Der Antheil, den wir hieran haben, macht uns in der That Alle gleich, denn es kommt nur darauf an, wie wir ihn zu unserm Vortheil benuzen. Ihr beneidet den Einen um die sorgfältige Erziehung, welche er genoßen hat: Sehet doch an tausend traurigen Beispielen wie wenig damit geholfen ist, wie schnell alles anscheinende Gute, welches auf diesem Wege in den Menschen gekommen ist, wiederum verfliegt, wofern er nicht, sobald er sich selbst überlaßen wird, auf demselben Wege fortgeht und ihr Werk durch den fernern Gehorsam gegen seine eigene Vernunft bestätigt; seht an andern gewiß nicht seltenern und eben so lehrreichen Beispielen, wie sicher, und oft auch wie leicht, diejenigen, die von Eifer für das Gute beseelt sind, die Spuren einer vernachläßigten Jugend verwischen. Ihr klagt über die bösen Beispiele, von denen Ihr umgeben seid; ich sage Euch aber, wenn Ihr ein Ohr habt für die Stimme eures Gewissens, und ein Auge für das, was um Euch her vorgeht, so werden Euch alle bösen Beispiele nur lehrreich und warnend sein: fehlt es Euch daran, so werden alle dem Guten günstigen Umstände und Verbindungen vielleicht den Ausbruch eurer bösen Neigungen verhindern, aber das Innere eures Gemüthes, worauf Gott sieht, wird um nichts beßer | sein, denn Ihr 5–9 Einige sind ... Bösen getrennt,] B + C: Einige fühlen, daß ihre Jugend gänzlich vernachlässiget wurde, und sehen dagegen Andere sorgfältig und vernünftig auferzogen; Einige sind beständig den Verführungen der Bösen bloß gestellt, und sehen dagegen Andere gleichsam durch einen Wall von günstigen Umständen und guten Menschen gegen das Andringen der Bösen geschüzt, 10–11 dies scheint ihnen ... zu sein: aber] C: dies scheint allen ... zu sein. Aber 18–22 Beispielen ... fortgeht] C: Beispielen, ... fortgeht, 23 bestätigt;] C: befestiget und krönt; 27–30 seid; ... sein:] C: seid: ... sein; 33 worauf Gott sieht,] C: worauf allein Gott sieht, 18 hat:] so B + C; A: hat;
30 nur] C: nnr
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werdet immer mit quälender Lüsternheit nach denen hinschielen, die jene Neigungen | befriedigen können. Ihr klagt über die Versuchungen der Armuth, ich sage Euch, der gemächlichere Zustand hat auch die seinigen, und mit demselben weichen und verführbaren Gemüthe würdet Ihr eben so geneigt worden sein ihnen nachzugeben als Ihr Euch jezt von den eurigen gedrükt fühlt. Jeder von den verschiedenen Kreisen des gesellschaftlichen Lebens, jede denkbare Verbindung äußerer Umstände bietet Versuchungen dar und Hülfsmittel zur Beßerung. Saget nicht, daß einige von jenen Euch wenigstens leichter und unschädlicher gewesen sein würden, es ist dieses nur eine Verkleinerung, welche die Entfernung verursacht. Saget nicht, daß einige von diesen Euch heilsamer gewesen sein würden: denn sie enthalten alle auf gleiche Weise die einzige wahre Arzenei für das menschliche Gemüth, nur anders gestaltet und verkleidet. Was für außerordentliche Unterstüzungen Ihr Euch auch wünschen möget, es seien nun solche, die Andern wirklich zu Theil werden, oder solche, die nur eure Einbildungskraft Euch als etwas mögliches vormahlt, sie könnten Euch doch nichts anders gewähren als einen neuen Vortrag von den längsterkannten Geboten der Vernunft und des Gewißens, eine neue Darstellung des innern Unterschiedes zwischen dem Guten und Bösen. Wünscht Ihr nun eine solche Wirkung auf euer Herz, die durch diese allen gemeinsame innere Bestandtheile hervorgebracht wird, | so braucht Ihr nichts fremdes oder entferntes zu verlangen, was Ihr sucht ist nahe bei Euch vor euren Augen; wünscht Ihr eine solche Wirkung, die nur auf den begleitenden Umständen, auf den äußern Verhältnissen, auf dem Angenehmen oder Neuen der Einkleidung beruht, so seid versichert, dies ist nicht diejenige, die Euch selig machen würde. Höret Ihr Mosen und die Propheten nicht, so würdet Ihr auch nicht glauben, so Jemand von den Todten zu Euch käme. Auch hier also sehen wir bei aller Mannigfaltigkeit keine Vernachläßigung des Einen, keine Begünstigung des Andern, sondern die unpartheiische Gleichheit. Wir haben Alle Schrift, Vernunft und Beispiel; keiner hat etwas 3 Armuth,] B + C: Armuth: 5–7 ihnen nachzugeben als Ihr Euch jezt von den eurigen gedrükt fühlt. Jeder von den verschiedenen Kreisen] C: diesen nachzugeben, als Ihr Euch jezt von jenen gedrükkt fühlt. Jeder der verschiedenen Kreise 8 und Hülfsmittel] B + C: und auch Hülfsmittel 9–12 daß einige von jenen ... daß einige von diesen Euch] C: daß andere Versuchungen Euch wenigstens leichter und unschädlicher gewesen sein würden, es ist dieses nur eine scheinbare Verkleinerung, welche die Entfernung verursacht. Saget nicht, daß andere Hülfsmittel Euch 17 vormahlt,] C: vormahlt: 18 Vortrag] C: Ausdrukk 21–22 durch diese allen gemeinsame innere Bestandtheile hervorgebracht wird,] B + C: durch das hervorgebracht wird, was allen Belehrungen, allen Ermunterungen zum Guten gemein ist: 23–26 verlangen, ... Augen; wünscht ... beruht,] B + C: verlangen; ... Augen. | Wünscht ... beruht: 28 nicht,] C: nicht: 32 Wir haben Alle] C: Wir Alle haben
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mehr, denn in der That kann die Allmacht selbst nichts weiter zu unserer Beßerung beitragen. Ihr seht hieraus, und möchte sich dieses doch Euch Allen recht einschärfen, daß der Glaube an die göttliche Gerechtigkeit, und der Glaube an die Kraft und Unabhängigkeit des menschlichen Willens so genau mit einander zusammenhängen, daß der eine gleichsam nur die andere Seite des Andern ist. Wollt Ihr annehmen, daß der Unterschied, welcher nach Entfernung jenes falschen Scheines, der ihn unglaublich vergrößert, doch noch übrig bleibt in dem Wohlbefinden der Menschen eine nothwendige Folge ihres äußerlichen Zustandes, und nicht vielmehr größtentheils in der Beschaffenheit des Gemüthes gegründet ist; oder wollt Ihr zwar | annehmen, daß der Eine ein Gemüth habe, mit dem er unter allen Umständen glüklich gewesen sein würde, und der Andere ein solches, das ihn allemal unglüklich gemacht hätte, daß aber | Jeder das seinige aus der Hand Gottes so empfangen habe wie es ist, oder daß es durch das Zusammentreffen der Umstände so geworden sei, ohne daß er durch sein Nachdenken und seinen Willen das geringste daran ändern könne: so werdet Ihr die Vertheilung, welche Gott angeordnet hat, um so ungerechter finden, je mehr Werth Ihr auf Glükseligkeit und Wohlbefinden legt. Wollt Ihr annehmen, daß auch die Achtung für das Gewißen und der Trieb zum Guten, worauf, wie wir gesehen haben, bei der Beßerung des Menschen Alles ankommt, ebenfalls ein Werk der Erziehung und der äußern Lage ist: so müßt Ihr nicht nur den Schwachen und Unvollkommnen, Ihr müßt auch den Bösewicht und den Verruchten frei sprechen und alle Schuld auf Gott werfen, und seine Gerechtigkeit muß Euch etwas ganz fremdes und unbegreifliches sein. Begreift Ihr aber das Wesen dieser göttlichen Eigenschaft so, wie ich bemüht gewesen bin es Euch darzulegen: so muß dadurch euer Urtheil über die Einrichtung der Welt ganz anders ausfallen, als wir es bei den meisten Menschen finden. In dieser Mannigfaltigkeit des menschlichen Lebens, wenn dennoch die nöthige Gleichheit darin Statt findet, zeigt sich die göttliche Weisheit in ihrer ganzen Vollkommenheit. Wir dürfen nicht erst | auf eine Enthüllung derselben in der Zukunft hoffen, wir sehen sie jezt schon deutlich vor uns. Alle Vorstellungen von einem partheiischen Schiksal werden verbannt, und wir müssen die Regierung des Höchsten völlig freispre9–10 Menschen] C: Menschen, 25 frei sprechen und alle Schuld] C: frei sprechen, und müßt alle Schuld 26 werfen,] B + C: werfen; 29 so muß dadurch euer Urtheil] B + C: so muß alsdann auch euer Urtheil 33 Vollkommenheit.] B + C: Größe. 36 verbannt,] B + C: verbannt; 14 das ihn] so C; A + B: daß ihn
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chen von jener Unvollkommenheit, die, aus welcher Ursache es auch sei, | etwas Unverständliches und nicht ebenmäßiges in ihrem Werke laßen muß. Zugleich kann diese Einsicht in die göttliche Gerechtigkeit allein die Zufriedenheit mit unserm Zustande vollenden; sie benimmt uns nicht nur alle Veranlaßung zum Neide, sondern sie löset auch eine andere Schwierigkeit, die für ein das Gute und die Gerechtigkeit liebendes Gemüth noch weit drükender ist, sie beruhigt uns nemlich auch über die Vorzüge, welche wir vor Andern zu genießen scheinen. Wir Alle leben in dem Stande der Mittelmäßigkeit, und Viele unter unsern Brüdern stehen an Vermögen und Glüksgütern über uns; ich hoffe aber zu eurer christlichen Denkungsart, daß Ihr nicht allein auf diese seht, sondern auch auf die, warlich nicht geringe Anzahl derer, die noch unvermögender sind als Ihr, und in einem schweren Kampf mit allerlei drükenden Umständen. Wäre nun der Unterschied des Wohlbefindens in der That so groß als er zu sein scheint, und wäre er lediglich eine Folge jener Umstände: welches unruhige und ängstliche Bewußtsein müßte Euch nicht den Genuß eines Vorzuges verbittern, zu dem Euch nichts berechtiget, den Ihr nur einer unerklärlichen Vorliebe des Himmels verdanken könntet! Warlich | der Beglükteste, in so fern er ein unverdorbenes und billiges Gemüth hätte, müßte der gequälteste sein. – Wir haben Alle Antheil an den Belehrungen der Religion, wir genießen von Jugend auf einen beßeren Unterricht, wir leben unter Gesezen und Verfaßungen, die uns vom Bösen entfernen, in Verbindungen, die uns zu manchem Guten aufmuntern und es | uns erleichtern; wenn es wahr wäre, daß diejenigen, die einen oder den andern von diesen Vorzügen entbehren, auch den Beistand des Höchsten zum Guten in einem geringern Grade genößen; wenn dasjenige, was wir für unsere eigne That halten, indem wir jene Anleitungen benuzen, doch im Grunde wiederum das Werk der Umstände wäre: wie wenig könnten wir uns dann über unsere Tugenden freuen, da wir sie nur als ein auf Kosten Anderer erlangtes Gut ansehen könnten! wie wenig könnten wir von ihnen auf unsern persönlichen Werth schließen, da sie nur das Werk einer höheren Gunst und Vorliebe wären! Nur, wenn wir wißen, daß wir Alle eine gleiche Ausstattung erhalten, und daß unser Wille, unsere Thätigkeit das übrige thun muß, können wir die geistigen Güter, die wir erwerben, ruhig und rechtmä2 in ihrem Werke] B + C: in ihren Werken 11–12 nicht allein auf diese] B + C: nicht auf diese allein 21 Alle] B + C: alle 27 geringern] B + C: geringeren 30–32 wie wenig könnten ... könnten! wie wenig könnten] B + C: dürften wir uns ... könnten! wie wenig dürften 1 Ursache] C: Ursachr
19 Himmels] so B + C; A: Himme s
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ßig genießen. – Die Schrift läßt uns, wenn wir treulich das Unsrige thun, nach diesem Leben einen glüklichen Zustand hoffen, zugleich zeigt sie uns, daß züchtigendes Unglük derer wartet, die sich hier nicht wollten vom göttlichen Geiste regieren laßen; wenn jenes Gute uns nur als eine überschweng|liche Belohnung für dasjenige dargereicht würde, was keinen Lohn verdient, und dieses Uebel nichts wäre als eine ewige überschwengliche Strafe für Fehler, die auch uns Begünstigten ehedem nicht fremd waren: mit welchem widerstrebenden Herzen würden wir eine Glükseligkeit hinnehmen, die nur ein unbilliges Gnadengeschenk des Höchsten wäre! Ist aber das Loos, welches Jedem zu Theil wird, genau nach seinem Bedürfnißen | abgemeßen: dann, und nur dann können wir das, was uns zu Theil wird, ruhig hinnehmen, überzeugt, daß Andere zu gleichem Endzwek einer ganz andern Hülfe benöthiget sind. So können wir uns also ohne alle Bedenklichkeit selbst von Seiten unserer zartesten und uneigennüzigsten Gefühle der Leitung des Himmels überlaßen, und der Weisheit und Liebe Gottes um so sicherer und fester vertrauen, weil wir wißen, daß er zugleich überall ein gerechter Gott ist.
3 Unglük] B: Unglükk C: Unglück
14 uns also] B + C: uns demnach
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VIII. Das Leben und Ende des Trägen.
B + C 167 : 167
Wenn es einem Menschen an dem lebendigen und kräftigen Willen fehlt, der auf das Gute allein gerichtet ist, der jedes innere Vermögen in Bewegung sezt, jedes äußere Verhältniß nuzt, jeden Augenblik des Lebens auskauft, um auf eine dem Willen Gottes und den gerechten Forderungen der Gesellschaft angemeßene Art thätig zu sein: so wird er entweder ein Spiel sinnlicher Begierden, deren Ausartung in heftige Leidenschaften er nicht immer verhüten kann, oder sein Trieb zu wirken wird durch keinen Gegenstand in die gehörige Bewegung gesezt, und er verbringt sein Leben in unwürdiger Trägheit. Das Böse, wenigstens diejenigen Arten deßelben, die am allgemeinsten dafür erkannt werden, und am wenigsten verborgen bleiben können, ist freilich größtentheils das Werk unordentlicher Begierden. Um diese zu befriedigen, wird ein Lebensweg eingeschlagen, der den Vorschriften des Rechts, der Liebe | und der Weisheit gerade zu|widerläuft; und wenn dann die Ordnung der Natur die übertretenen Geseze der Vernunft rächt, oder wenn der wollüstige, stürmische, herrschsüchtige Sinn gar in solche Thaten ausbricht, denen die Strafen der Gesellschaft folgen: so wird ein Beispiel aufgestellt, welches lehrreich genug ist für Alle, die sich ähnlichen Versuchungen ausgesezt fühlen. Sie sind nicht selten diese abschrekenden Beispiele, und auch der, welcher nur einen engen Kreis mit seinem Blik umfaßt, kann durch solche Beobachtungen hinreichend gewarnt sein vor allen Leidenschaften der Jugend und des reiferen Alters. Aber der entgegengesezte Fehler, die Trägheit der menschlichen Natur, wird um desto leichter übersehen, und von Vielen gering geachtet, ein Fehler, der zwar im Einzelnen nichts eben so 7–8 so wird er] B + C: so ist er 21–24 Sie sind nicht ... vor allen Leidenschaften] C: Sie sind so wenig selten diese abschrekkenden Beispiele, daß auch wer nur einen engen Kreis mit seinen Blikken umfaßt, durch solche Beobachtungen hinreichend gewarnt sein kann vor allen Leidenschaften 23 seinem Blik] B + C: seinen Blikken 25 Fehler, die Trägheit] B + C: Fehler, nemlich die Trägheit 27 geachtet,] B + C: geachtet; 2 Predigt zum 22. Sonntag nach Trinitatis am 16. November 1794 in der Konkordienkirche zu Landsberg an der Warthe; vgl. den Entwurf in KGA III/3
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schrekliches zeigt, der aber das Gemüth so herabwürdigt, daß er unsern lebhaftesten Abscheu verdient, und deßen Folgen im Ganzen so wichtig sind, daß ich sagen darf, er habe an allem Elend und Verderben, das in der Welt angetroffen wird, einen weit größeren Antheil, als alle heftige Leidenschaften zusammengenommen. Vielleicht werden viele unter Euch dieses für eine Uebertreibung halten. Wie, werdet Ihr sagen, zerstört denn der Träge die Ordnungen der Gesellschaft? verführt er junge Gemüther? begeht er Schandthaten? Finden wir nicht oft ein gutes Herz bei einem ziemlichen Mangel an Kraft und Thätigkeit? Was das gute Herz betrifft, meine Freunde, so ist es nicht immer leicht zu | wißen, was | damit gemeint wird; meint Ihr aber Lust und Willen zum Guten, so ist dieser mit keiner Trägheit vereinbar. Warlich, wer guten Willen hat, dem thut nicht Noth auf der Brüke zu stehen und zu warten bis ihn Jemand dinge zu fremder Arbeit! es giebt in jedem Augenblik etwas Gutes und des Menschen würdiges zu thun, und wer es nicht thut, der will entweder etwas anderes, oder er will nichts. Wenn es denn an demjenigen, was den Menschen allein achtungswerth macht, dem Trägen eben sowohl fehlt als dem Leidenschaftlichen: soll ich nicht den mit geringerem Widerwillen ansehen, der nur dann und wann durch verkehrte Handlungen die Gestalt eines vernünftigen Wesens schändet, als den, der durch fortgesezte Unthätigkeit sich des Namens eines beseelten Geschöpfes fast unwürdig macht? Gegen jene verkehrte Handlungen giebt es Vorsichtsmaaßregeln, Geseze, Strafen; und wißt Ihr einen leidenschaftlichen Menschen recht zu ergreifen, wißt Ihr die Endzweke, denen er nachgeht, mit irgend etwas Guten in Verbindung zu bringen, so wird er doch ein Werkzeug dazu, wenn er auch die Absicht nicht mit Euch theilt: aber wie wollt Ihr einen unthätigen Menschen zu irgend etwas bewegen? was kann wohl Gutes daraus hervorgehn, daß er dasteht auf Gottes Erde? Auch irrt Ihr, wenn Ihr meint, er ließe doch jeden gewähren, und man könne ihm nur das Unterlaßen des Guten vorwer1 zeigt,] B + C: zeigt als jener, 4 Antheil,] C: Antheil 9 ein gutes Herz] C: ein sehr gutes Herz 10 Thätigkeit? Was] B + C: Thätigkeit? – Was 11–13 meint Ihr aber Lust und Willen zum Guten, so ist dieser mit keiner Trägheit vereinbar.] C: versteht Ihr aber darunter Lust und Willen zum Guten, so ist es mit keiner Trägheit vereinbar. 13–14 auf der Brüke zu stehen] C: am Markte zu stehen 17 Wenn es denn an demjenigen,] C: Wenn es denn daran, 19–21 soll ich nicht den mit geringerem Widerwillen ansehen, der nur dann und wann durch verkehrte Handlungen die Gestalt eines vernünftigen Wesens schändet, als den,] B + C: soll ich nicht denjenigen, der nur dann und wann durch verkehrte Handlungen die Gestalt eines vernünftigen Wesen schändet, mit geringerem Widerwillen ansehen [C: betrachten] als den, 26–28 bringen, ... theilt: aber] C: bringen: ... theilt. Aber 38 Widerwillen ansehen] B: Widerwillen
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Erste Sammlung
fen, welches er selbst billigerweise hätte thun sollen. | Nein, die Trägheit sezt der Vermehrung und Ausbreitung des | Guten einen sehr starken Widerstand entgegen, und zwar einen solchen, der am schwersten zu besiegen ist; die Trägheit hat ebenfalls ihre Laster, und es sind grade die niedrigsten und verächtlichsten. Davon denke ich Euch zu überzeugen, wenn Ihr mir zu einer nähern Betrachtung dieser Gemüthsverfaßung eure Aufmerksamkeit schenken wollt. Text. Sprüchw. Sal. 21, 25. Der Faule stirbt über seinen Wünschen: denn seine Hände wollen nichts thun.
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In diesen wenigen Worten liegt eine sehr getreue und reichhaltige Beschreibung von dem Zustande und der Lebensweise desjenigen, der sich der Unthätigkeit überläßt. Der träge Mensch ist nicht immer der Gefühllose, der Gleichgültige, er ist nicht nothwendig ohne alle Unterscheidung des Beßern und des Schlechtern, so daß sein Gemüth nicht von dem einen angezogen und von dem andern abgestoßen werden sollte, er möchte vielmehr sehr gern dieses oder jenes sein und besizen: aber, was es auch sei, Anstrengung ist ihm immer ein zu theurer Preis. Diese zu vermeiden, und wo möglich etwas anderes an die Stelle der eignen Thätigkeit zu sezen, das ist sein eigenthümliches Tichten und Trachten. Wir wollen auf den Erfolg deßelben | Acht geben, und uns so nach dem Sinne des Textes | Das Leben und Ende des Trägen vor Augen bringen. Wir sehen dabei auf zweierlei Erstlich, Wie es ihm ergeht in Absicht auf sein irdisches Wohlbefinden, und Zweitens, Wie weit er es bringt in Absicht auf seine höhere Bestimmung. I. Der Träge verschmäht eigentlich nichts von dem, worin Menschen ihre Glükseligkeit suchen; er möchte es Alles gern, nur seine Hände wollen nichts thun. Dies ist das Unvermögen, das ihn überall begleitet, dies seine erste vorläufige Bedingung bei dem Streben nach 14–17 Gleichgültige, ... sollte,] B + C: Gleichgültige; ... sollte; 23 Das Leben und Ende des Trägen] C: Das Leben und Ende des Trägen 25–26 Wie es ... Wohlbefinden,] C: Wie es ihm ergeht in Absicht auf sein irdisches Wohlbefinden, 27–28 Wie weit ... Bestimmung.] C: Wie weit er es bringt in Absicht auf seine höhere Bestimmung. 32 dies seine erste vorläufige Bedingung bei dem Streben] B + C: dies die erste vorläufige Bedingung seines Bestrebens 18 auch] B: euch
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Vergnügen, nach Wohlstand und nach Achtung von den Menschen. Angenehme Empfindungen, so denkt er, entstehen doch allemal aus einer Einwirkung auf das Gemüth, es sei nun, daß Gegenstände, die sich dazu eignen, unsere Sinne berühren, oder daß wir uns an gewißen Gedanken und an ihrer Verbindung ergözen. Warum soll ich also diese Gedanken selbst hervorbringen? warum soll ich den Gegenständen selbst die Zubereitung geben, welche sie zu Ursachen des Vergnügens macht? Nein, ich will mich mitten unter sie stellen, da wo sie schon fertig und bereit sind, und mit den angenehmen Spielen des Wizes und der Einbildungskraft will ich mich von Andern unterhalten laßen. Mit diesem Entschluß besucht er alle die Orte, wo das Vergnügen ausdrüklich ausgeboten wird, die öffentlichen Ergözlich|keiten, die glänzenden Feste, die zahlreichen Versammlungen: so leidend als möglich will er Alles genießen, was da zusammengehäuft ist. Die angenehmen Gesellschafter, die Künstler des Wizes und der guten Laune, die heitern, fröhlichen Menschen, die aus Allem eine Veranlaßung zur Freude zu ziehen und dazu jeden kleinen Vorfall zu bearbeiten wißen, zu diesen drängt er sich hin: denn sie bringen den Funken des Vergnügens schon brennend herbei, sie zaubern ohne sein Zuthun Wohlgefallen und Lächeln bis in seine Mienen und auf seine Lippen hin. Dies scheint eine sehr weise und sinnreiche Art die Glükseligkeit zu suchen; auch will ich nicht fragen, was wohl aus unserm Leben werden sollte, wenn so ein Jeder es dem Andern überließe unter dem Schutt der Sorgen und der Geschäfte die Freude hervorzuziehn: hat doch Gott den, der sie herbeizuschaffen versteht, neben dem gemacht, der sie nur hinnehmen und sich mittheilen laßen kann, und so möchte immer dieser genießen, was Jener ihm darbietet – wenn er es nur genießen könnte. Aber er kann es nicht. Das Vergnügen ist eine Blume, die zwar von selbst, aber nur in fruchtbaren Gärten, und in wohlangebauten Feldern wächst. Nicht daß wir unser Gemüth bearbeiten sollten, um sie zu gewinnen: aber wer es nicht bearbeitet hat, bei dem wird sie nicht gedeihen; wer nicht etwas Nüzliches und Würdiges in sich hervorgebracht hat, der würde sie vergeblich aussäen. Auch derjenige, der es am besten versteht, | kann zum Vergnügen eines Andern nichts |
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1–2 von den Menschen.] B + C: bei den Menschen. 3 Angenehme Empfindungen, so denkt er, entstehen] C: Ein vergnüglicher Zustand, so denkt er, entsteht 9 stellen,] B + C: hinstellen, 12 die Orte,] C: die Oerter, 19 hin:] C: hin; 24 wenn so ein Jeder es dem Andern überließe] C: wenn Jeder es so den Andern überließe 25 hervorzuziehn: hat] B + C: hervorzuziehn. Hat 27 kann,] C: kann;
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37 entsteht] C: entstehen
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Erste Sammlung
weiter beitragen, als daß er ihm dasjenige mittheilt, was die Grundlage des seinigen ist. Wer nun diesen gleichsam rohen Stoff nicht für sich zu bearbeiten und sich anzueignen weiß, wer nicht seine Sinne verfeinert, seinen Geschmak ausgebildet, sich einen Schaz von Gedanken, eine Mannigfaltigkeit von Beziehungen, eine eigne Ansicht der Welt und der menschlichen Dinge erworben hat, der weiß keine Gelegenheit zum Vergnügen zu benuzen, und grade das vorzüglichste geht am sichersten für ihn verloren. Eure Erfahrung wird mir beistimmen. Oder sind es etwa nicht die Trägen, denen selbst die zur Erholung bestimmte Zeit so schwer auszufüllen ist? die überall den Ueberdruß und die Langeweile finden? von denen wir die ewigen Klagen über die Dürftigkeit und Einförmigkeit des Lebens hören müßen? die sich über die geringen Talente der Menschen zum geselligen Umgang und über die Unzulänglichkeit aller Anstalten zur Freude so bitter beschweren? Es geschieht ihnen aber Recht: denn der Mensch soll nicht erndten, wo er nicht gesäet hat. Jedermann strebt nach einem gewißen Wohlstande, nach einem solchen Vorrath von äußern Gütern, wodurch wir manche Unbequemlichkeit von uns entfernen, und uns einen verhältnißmäßigen Antheil an den Annehmlichkeiten des Lebens sichern können. Der Träge strebt auch darnach, aber seine Hände wollen nichts thun. Wie wahr es ist, was | das Sprichwort sagt, „und wenn der Hunger Sie|ben Jahre wanderte, er fände doch kein Nachtlager in dem Hause des Fleißigen;“ wie bewährt sich das noch jezt zeigt, nachdem wahre und eingebildete Bedürfniße sich mehren, und die Befriedigung derselben auf mancherlei Art erschwert wird, darauf sieht er nicht, das will er zu seinem Vortheil nicht anwenden. Der Wohlstand, der auf jenem rechtlichen und mühsamen Wege zu erlangen wäre, ist ihm etwas zu geringes; er hat ein größeres Ziel vor Augen, er möchte es so weit darin bringen, daß er für die Zukunft alle Mühe sparte, daß er nur zu befehlen und zu geben brauchte, um zu haben und zu genießen. Aber die da reich werden wollen fallen in Versuchung und Strike, 11 Langeweile finden?] B + C: Langeweile wiederfinden? 14–15 so bitter beschweren?] C: am bittersten beschweren? 17 Wohlstande,] C: Wohlstande, 24– 25 wie bewährt sich das noch jezt zeigt, nachdem wahre und eingebildete Bedürfniße sich mehren,] C: wie sich das noch jezt bewährt, ohnerachtet wahre und eingebildete Bedürfnisse sich immer mehren, 26 wird,] C: wird: 32–1 wollen ... meisten,] C: wollen, ... meisten 2 ist.] so B + C; A: ist, 32 1Tim 6,9
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und am meisten, die es in Trägheit zu werden gedenken. Auch die unersättliche Begierde erzeugt auf diesem Felde des menschlichen Handelns ein unrechtliches Wesen: aber was der Eigennüzige begeht, ist wenigstens nicht zugleich so verächtlich und verworfen, als dasjenige, was der Träge vornimmt. Statt zu erwerben und zu verdienen will ein solcher gewinnen und erschleichen; dem blinden Zufall will er Alles verdanken, oder der unverdienten Gunst. Er schleicht sich ein bei der gutmüthigen Einfalt, und betrügt ihre Angehörigen um die gerechtesten Erwartungen; er läßt sich unterhalten auf Kosten des gemeinen Wesens, ohne etwas für daßelbe gethan zu haben; oder er hängt sich an ein gewinnversprechendes Spiel, und baut auf den unsinnig|sten Aberglauben die betrüglichsten Hofnungen – nur um nicht an die Nüzlichkeit des Fleißes | und an die Nothwendigkeit der Arbeit zu glauben. Sehet da die Laster, welche die Trägheit erzeugt, die niedrigsten Arten der Heuchelei und des Betruges! sehet da die Keime der Zerstörung, durch welche sie alle menschliche Verbindungen vergiftet. Allein wer so gar nicht handelt, wird der wohl etwas erlangen? Die Vorsehung hat den Menschen nichts ohne Mühe und Arbeit gegeben; die Schmeichelei und das Gunstsuchen ist freilich ein harter Dienst, und der findet auch wohl noch seinen Lohn: aber die allgemeine Verbindung der menschlichen Dinge, die wir Zufall nennen, ist nicht darauf eingerichtet denjenigen zu begünstigen, der sich in irgend einem Stük lediglich darauf verlaßen will; darum ruht kein Segen auf dem, was je so erworben ist, es harret nicht aus. Auf verbotnem Wege, das wißen wir Alle, ist theuer zu fahren; erschlichenes Gut liegt nirgends sicher genug verschloßen; und in jedem Spiele gewinnt nur der, welcher es unterhält. Die Achtung unserer Brüder halten wir Alle auch in Beziehung auf unser Wohlbefinden für ein großes Gut. Das Vertrauen auf unsere Rechtschaffenheit, der Glaube an unsere Talente, der daraus entspringende Wunsch näher mit uns verbunden zu sein und unser Wohlwollen zu gewinnen, das ist oft ein beßerer Schaz als vieler Reichthum. Das erkennt auch der Träge. Wenn nur | die Menschen an seine Ge19–21 die Schmeichelei und das Gunstsuchen ist freilich ein harter Dienst, und der findet auch wohl noch seinen Lohn: aber die allgemeine Verbindung] C: Schmeichelei und Gunstsuchen ist freilich ein harter Dienst, und er findet auch wohl noch seinen Lohn: aber doch ist jene allgemeine Verbindung 21 die wir Zufall nennen, ist] B + C: in der alles fest gegründet ist was wir oft thörichterweise dem Zufall zuschreiben, diese [C: sie] ist 23 darauf] B: auf sie 23 will; darum] C: will. Darum 25 theuer zu fahren;] C: theuer fahren; 25 erschlichenes] B + C: erschlichnes 28 Achtung] C: Achtung 33–1 Geschiklichkeiten] B + C: Geschikklichkeiten 26 genug] genung
32 Reichthum] B: Reichhum
174 B + C 174
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Erste Sammlung
schiklichkeiten glauben wollten, ohne daß er nöthig hätte irgend etwas Mühsames und Vollkommenes hervorzubringen! Wenn sie sich nur andere Beweise seiner Redlichkeit und Menschenliebe gefallen ließen, als Thaten! wenn sie nur eine andere Bürgschaft für seine Weisheit annehmen wollten, als verständige Reden, guten Rath, und ein gesundes eignes Urtheil über die Vorkommenheiten des Lebens! Ein Lehrer, ein Rathgeber, ein Helfer der Menschen zu sein, das ist ihm zu schwer. Darum geht er darauf aus, daß sie nicht sowohl ihn als vielmehr sich selbst in ihm finden, lieben und ehren sollen; er wird ihr Spiegel, ihr Nachahmer, ihr Sprachrohr, ihr Wiederhall. Statt sich zu einer wahren Ehrliebe zu erheben, kriecht er in kindischer Eitelkeit umher, die durch erbärmliche Kleinigkeiten die Aufmerksamkeit der Menschen feßeln und durch leeren Schein glänzen will; statt etwas tüchtiges zu verrichten, hält er nur mit Genauigkeit über äußeren Gebräuchen: die hergebrachte Sitte ist seine Tugend, und die herrschende Meinung ist sein Verstand. Haltet Ihr dies für eine verzeihliche Schwachheit, so bedenkt, daß nichts geringeres darin liegt, als ein Widerstreben gegen alles Beßere. Alle Fortschritte im menschlichen Wißen und Leben werden dadurch gehemmt, der Kampf des Lichtes und der Finsterniß erschwert, das Reich der Vorurtheile und des Aberglaubens geschüzt und verlängert. Eben dies findet wohl Eingang bei | vielen Menschen: aber | so | leicht und sicher es scheint auf diesem Wege Achtung zu gewinnen, es ist eigentlich höchst mißlich und mühsam. Um bei einem solchen Verfahren das Lächerliche und das Verächtliche zu vermeiden, dazu gehört eine Gewandheit, die vielerlei Uebung voraussezt, und ein größerer Aufwand von Kräften, als zu dem ein Träger sich geneigt fühlt: die Armuth des Geistes, die selbstgewählte Nichtswürdigkeit wird er schwerlich Vielen auf immer verbergen können. So geht es dem Trägen! sein unthätiges Treiben endet überall in leeren Versuchen, in denen er je länger je mehr selbst die Möglichkeit verliert, dasjenige zu erlangen, wonach er trachtet. Es giebt nicht nur keine Freude für den, der sie nicht aus sich hervorzubringen weiß: sondern die schlaffe Seele verliert aus Mangel an Spannung alle Emp14–15 Gebräuchen:] C: Gebräuchen; 17 Schwachheit,] C: Schwachheit: 20– 21 erschwert, ... geschüzt und verlängert.] B + C: wird erschwert, ... wird geschüzt und verlängert. 21 Eben dies findet wohl Eingang bei] C: Und was ist der Ertrag? Eingang findet ein solches Betragen wol bei 22–24 es scheint auf diesem Wege Achtung zu gewinnen, es ist eigentlich höchst mißlich und mühsam. Um bei] C: es auch scheint auf diesem Wege Achtung zu gewinnen, ist es eigentlich doch höchst mißlich und mühsam. Denn um bei 27–28 fühlt: die Armuth des Geistes, die selbstgewählte Nichtswürdigkeit] C: fühlt; die Armuth seines Geistes, seine selbstgewählte Nichtswürdigkeit
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fänglichkeit für angenehme Empfindungen; die Ungewohnheit thätig zu sein, macht schon das bloße Auffaßen und Hinnehmen angenehmer Eindrüke zu einer harten Arbeit, das leichteste Spiel zu einem ernsten Geschäft, und das feigherzige Nachgeben ohne Widerstand macht jede kleine Unannehmlichkeit zu einer bittern Quaal; das Angenehme verschwindet, und der Schmerz erlangt ein ungeheures und vernichtendes Uebergewicht. – Es giebt nicht nur keinen Wohlstand für den, der ihn nicht zu erwerben versteht: sondern das rathlose Gemüth behält am Ende nicht einmal die gewöhnliche Geschiklichkeit, zu erhal|ten, was da ist. Noch nie habe | ich einen Trägen gesehen, der mit Ordnung und gutem Erfolg das Seinige verwaltet hätte. Wenn es auch möglich ist durch bloßen Zufall zu gewinnen, so ist es doch nicht möglich ohne Aufmerksamkeit und Aufsicht, welches auch Anstrengungen sind, zu erhalten. „Ich gieng vorüber – heißt es an einem andern Ort in dem Buche, woraus unser Text genommen ist – an dem Aker des Faulen, an dem Weinberge des Müßigen, und siehe, da war alles voller Neßeln und Disteln. Da merkte ich drauf, und lernete dran. Du willst ein wenig schlafen und ein wenig schlummern, und ein wenig die Hände in einander legen, auf daß Du ruhen mögest; aber Deine Armuth wird Dir kommen wie ein Wanderer, und Dein Mangel wie ein Gewafneter”1. Nach jedem Tage, der der Trägheit gewidmet wird, nähert sich die Armuth mit eiligerem Schritt, der Mangel findet offne Thore und zieht ungehindert herein. – Die Menschen haben nicht nur keine wahre Achtung für den, der den Weg der Thätigkeit nicht einschlagen will, um sie zu verdienen, sondern wenn nun das, was er nachgeahmt und nachgesprochen hat, zum Beßeren fortschreitet, wenn die Vorurtheile abgelegt, die Sitten vereinfacht, die leeren Aeußerlichkeiten mehr und mehr hinweggeschafft werden, und also die Mittel ihm unter den Händen verschwinden, die er allein zu benuzen verstand: dann steht er in trauriger Blöße | da, und wohlverdiente Schmach und Verachtung trifft die kraftlose Unselbstständigkeit. 1
Spr. 24, 30–34.
5 Quaal;] C: Qual; 9 Geschiklichkeit,] B: Geschikklichkeit, 25 verdienen,] C: verdienen; 10 erhalten,] so Kustos von C; OD von C: erhalten 33 Spr.] so B + C; A: Spr=
14 gieng] B + C: ging
14 „Ich] so B + C; A: Ich
B + C 177 : 177
178 . B + C 178
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B + C 179 179
Erste Sammlung
Woraus also besteht ein solches thatenloses Leben, welches gar keinen wahren Gewinn bringt, in welchem nach nichts ernstlich gestrebt und nichts erreicht wird: was thut denn eigentlich der Träge? Er wünscht: aber es sind nicht die erlaubten Wünsche des Rechtschaffenen, die nur das Gedeihen seiner Arbeit betreffen, sondern wunderliche und ungeheure Bilder, die der Ordnung der Welt widerstreiten. Er hofft: aber nicht mit der weisen Hofnung, die nicht zu Schanden werden läßt, weil sie jeden Schaden, den der Zufall angerichtet hat, durch Eifer und Thätigkeit wieder gut macht; sondern mit jener verächtlichen Hofnung, deren unthätiges Harren auf außerordentliche Begebenheiten die menschliche Thorheit in ihrem vollen Lichte zeigt. Je mehr er schon verfehlt hat, desto ungereimter treibt er dieses leere Spiel in die Zukunft hinein, bis endlich der Augenblik kommt, der die Gegend, in welcher er bisher mit seiner Einbildung herumschweifte, vor ihm verschließt, und seinen Blik gewaltsam in die Vergangenheit zurüktreibt. Wie es auch in diesem Augenblik um sein Wohlsein stehe, ob das Elend, welches die natürliche Folge seiner Lebensweise ist, ihn schon ereilt hat, oder ob der Tod ihn vorher übereilt: gewiß ist doch sein Leben im Abnehmen; seine besten Genüße, seine schönsten Stunden, woran er sich doch erinnern möchte, um mit einem angeneh|men Eindruk von | hinnen zu scheiden, liegen in einer weiten Ferne, wo er sie mühsam aufsuchen muß; er faßt sie endlich ins Auge, und wünscht, wenn es doch nur immer so mit ihm geblieben wäre! Aber auch sie kann er nicht einmal festhalten. Die bloße Empfindung, wie angenehm sie auch war, der bloß leidende Genuß giebt in der Erinnerung nur ein schwankendes dunkles Bild, welches nur durch eine andere Erinnerung, nemlich durch das Bewußtsein der Thätigkeit, mit der es in Verbindung stand, aufgehellt und bestimmt ins Auge gefaßt werden kann. Dieses Bewußtsein fehlt ihm, und daher erscheint ihm Alles als ein verworrener Traum ohne Zusammenhang, ohne Befriedigung, und gewohnt wie er ist zu wünschen, bleibt ihm nur der Wunsch, daß er sich entweder den Tod oder den lezten Blik auf das Leben ersparen könnte, daß es ihm gar nicht oder anders erscheinen möchte; er wünscht und stirbt. 3–5 wird: ... betreffen,] B + C: wird? ... betreffen; 25 Genuß giebt] B + C: Genuß, wie sehr er auch befriedigte, giebt 29 ihm, und daher erscheint] B + C: ihm, daher erscheint 30–31 ohne Befriedigung,] B + C: ohne Licht und Farbe; 8 Zufall] C: Znfall DV von B; OD: und 7–8 Vgl. Röm 5,5
11 Begebenheiten] so B + C; A: Begebenheiten, 20 angenehmen] so B + C; A: angenehmem
20 um] so
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Doch um dieses Ende recht zu verstehen, laßt uns vorher
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II. fragen, wie weit er dann gekommen ist in dem, was zu unserer höhern Bestimmung gehört. Nach dem, was ich bei dieser ganzen Betrachtung zum Grunde gelegt habe, ist wohl soviel gewiß, daß der Träge von Allem, was hieher zu rechnen ist, nichts aus der rechten Absicht begehrt. Nicht um seine Seele zu bearbeiten und | der Vollkommenheit näher zu bringen, | strebt er nach Erkenntniß; nicht um in jedem Augenblik zu Allem, | was sein Gewißen ihm einmal als Pflicht auflegen könnte, geschikt zu sein, sucht er die Herrschaft der Gewohnheit zu vertilgen; nicht um das Gesez, dem er sich unterworfen hat, zu verkündigen und darzustellen, sieht er sich um nach Gelegenheit zu tugendhaften und gemeinnüzigen Handlungen – denn bei diesem Endzwek wäre das Handeln die Hauptsache, und dieses scheut er: – aber er will doch alles dieses gewißermaßen, wegen so manchen Erfolges, der damit verbunden ist. Er hat noch Sinn für die Vorzüge eines gebildeten Menschen, für den Unterschied zwischen einem freien und einem sklavischen Gemüth, und gute Handlungen, die man verrichtet hat, gehören – das weiß er auch wohl – gar sehr zu den Gegenständen, die angenehm auf das Gemüth wirken: er möchte also alles dieses, aber seine Hände wollen nichts dazu thun. Es giebt eine Bereicherung des Verstandes mit nüzlichen Einsichten, ein Zunehmen in der unentbehrlichen und Gott und den Menschen wohlgefälligen Lebensweisheit, welche ein jeder Mensch in seiner Lage erreichen kann. Die Gegenstände, auf welche jene Erkenntniße sich zunächst beziehn, der Kreis der Erfahrungen, aus welchem diese Weisheit genommen wird, mag verschieden sein bei verschiedenen Menschen nach ihren äußerlichen Umständen; aber die | Thätigkeit des Geistes, und die Verbeßerung deßelben, die daraus hervorgeht, ist überall die nemliche. Allein überall im niedrigen | und im hohen Stande ist auch dies ein Schaz, der nicht ohne Mühe und Arbeit erworben wird. Man muß in dem Buche der Erfahrung fleißig lesen, und in den Spiegel der menschlichen Handlungen mit angestrengter Aufmerksamkeit hineinschauen, um ein richtiges Bild der menschlichen Natur zu erbliken, welches doch der Grund aller Weisheit ist. 4–5 Nach dem, was ich bei dieser ganzen Betrachtung zum Grunde gelegt habe, ist wohl soviel gewiß, daß] B + C: Aus den Zügen, welche uns bei dieser ganzen Betrachtung vorgeschwebt haben, ist wohl soviel bestimmt zu ersehen, daß 6 ist, nichts] C: ist, wenigstens nichts 15 gewißermaßen,] C: gewissermaßen 20 wirken:] C: wirken; 22–23 Bereicherung ... Einsichten,] C: Bereicherung ... Einsichten, 23–24 Gott und den Menschen] B + C: Gott und Menschen 26 Kreis der Erfahrungen,] B + C: Kreis von Erfahrungen, 29 Geistes,] C: Geistes
B 180 C 180 180
B + C 181 181
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B + C 182 182
Erste Sammlung
Und wenn wir alle Einsichten sammeln wollen, welche die göttliche Vorsehung uns zugedacht hat, so müßen wir die unbeschäftigten Augenblike einem fruchtbaren Nachdenken widmen, uns nach allen Seiten umsehen und alle Verhältniße des Lebens mit Treue wahrnehmen; vor allen Dingen aber an Allem, was uns zu thun obliegt, so lange üben und beßern, bis nichts mehr unvollendet bleibt, was einer gewißen Vollkommenheit fähig ist. Das ist ein mühsamer und beschwerlicher Weg, den Viele nicht gehen wollen. Daher die Entschuldigungen der Trägen, daß dabei so gut als Alles von günstigen Umständen abhänge, und daher die eiteln Wünsche, wie sie diese Umstände wohl haben möchten. Ja wenn so jeder Tag große merkwürdige Begebenheiten mitbrächte, auf die das Auge gewaltsam hingezogen würde, und in denen sich wichtige Lehren auf eine unverkennbare Art darstellten! wenn sie so in genauer Verbindung stehen könnten mit den weisesten Männern ihres Zeitalters, und diese liebreich und geduldig genug wären, ihnen ihre Gedanken und | Ueberzeugungen, den ganzen Gewinn ihres Lebens an Einsicht und | Weisheit mitzutheilen und einzuflößen: dann wollten auch die Trägen gern auf diese leichte Art ihrem Verstande nicht nachhelfen, sondern nachhelfen laßen. O die Thoren, welche wähnen wollen, die Weisheit ließe sich lernen und hinnehmen, da doch nicht die geringfügigste Beschäftigung der Hände ohne eignes Nachdenken vollkommen begriffen wird! Und wenn sie das höchste Ziel des menschlichen Lebens erreichten; und wenn sie überall zugegen sein könnten, wo etwas großes und wichtiges vorgeht; wenn alle Weisen aus allen Völkern ihnen den Zehnten brächten von ihren Schäzen: es würde ihnen doch nicht zu helfen sein. Der Unverstand macht aus den deutlichsten Erfahrungen falsche Schlüße; der weiseste Spruch verwandelt sich für den, der ihn nur nachsprechen, aber über den Grund seiner Wahrheit, über das Gebiet seiner Anwendung nicht nachdenken will, in eine schiefe Meinung, und die unumstößlichste Wahrheit wird durch ihn oft zu einem schädlichen Vorurtheile. Wenn Ihr den Verschwender eines Lasters beschuldigt, was wollt Ihr von dem denken, der so mit den edelsten Gaben Gottes Haus hält? Die äußeren Güter, die der Verschwender zu schnell und unbedachtsam durch seine Hände gehen läßt, entzieht er doch nur sich und den Seinigen; sie gehen unmittelbar auf Andere über, die vielleicht einen beßeren Gebrauch davon machen. Wer aber Weisheit zu erwerben unter2–4 hat, ... wahrnehmen;] C: hat: ... wahrnehmen, 9 dabei] B + C: hiebei 9 so gut als Alles] C: fast Alles 11 Ja wenn so jeder] C: Ja wenn jeder 31–33 Wenn Ihr den Verschwender eines Lasters beschuldigt, was wollt Ihr von dem denken, der so mit den edelsten Gaben Gottes Haus hält?] C: Wenn Ihr schon den Verschwender eines Lasters beschuldigt, was wollt Ihr von dem denken, der mit den edelsten Gaben Gottes so schlecht Haus hält?
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läßt, der beraubt die Welt aller | Früchte, die | sein beßer angebauter Verstand hätte tragen können. Freiheit des Gemüthes, daß wir nichts bloß deshalb wieder thun müssen, weil wir es schon oft gethan haben, daß uns nichts bloß deshalb unmöglich werde, weil das Gegentheil davon uns leicht wird, diese Freiheit ist uns in allen Verhältnißen eben so nothwendig als sie wirklich einem Jeden erreichbar ist. Ueberall sind wir in Gefahr Gewohnheiten anzunehmen und fehlerhafte Neigungen Stärke gewinnen zu laßen: aber nirgends fehlt es uns auch an Aufforderungen, diese zu bezähmen und jene auszurotten. Nur Wachsamkeit gehört dazu und unausgesezte Beobachtung unserer selbst, und das ist wiederum nicht die Sache des Trägen. Wenn er aber unter der vormundschaftlichen Aufsicht eines Freundes stände, wenn ein Anderer es über sich nähme, über ihn nachzudenken, ihn zu weken und zu warnen; dann wollte er sich jeder angemaaßten Herrschaft entziehn, dann wollte er ein neuer freier Mensch werden, und Alles entfernen, was eine nachläßige Erziehung in ihn einschleichen ließ, oder vielleicht selbst hineinbrachte. O des Thoren, welcher wünscht in den Zustand der unmündigen Kindheit zurükzukehren, und am Leitbande einherzugehen sein Lebelang! und der sich einbildet Einen fremden Einfluß zu vertreiben durch einen anderen. Auf diesem Wege giebt es keine Heilung für solche Schwachheiten; nur auf der Oberfläche kann etwas geschehen, der | Grund bleibt derselbe. Diese und jene einzelne Gewohnheit kann | vielleicht besiegt werden durch solche fremde Anstrengungen; aber noch während des Kampfs hat sich gewiß schon mehr als eine neue gebildet. Die Neigung des Gemüths sich zu gewöhnen, die Unart sich unterjochen zu laßen von der Wiederholung, und irgend etwas ohne Bewußtsein und unwillkührlich zu thun, oder vielmehr in sich vorgehn zu laßen, diese Fäulniß des Geistes weicht keinem äußeren Mittel, sondern nur den Verrichtungen des innern Lebens, der Macht der Willkühr und des Entschlußes. Gutes zu thun und sich der menschlichen Gesellschaft nüzlich zu beweisen, dazu fehlt es nie an Gelegenheit. – Schon wirkt jeder zum allgemeinen Besten durch Emsigkeit in seinem bürgerlichen Beruf, und im häuslichen Leben, im geselligen Umgange strömen uns die Aufforderungen zu einer tugendhaften Thätigkeit auf allen Seiten zu. Unwißende belehren, Unbesonnene warnen und zurükhalten, Unerfahrnen 18 hineinbrachte.] C: in ihm erzeugte. 19–20 einherzugehen] B + C: einherzugehn 31 Macht der Willkühr und des Entschlußes.] B + C: Macht des Willens und des Selbst35 Leben,] B: Leben; C: Leben bewußtseins. 34 Beruf,] B + C: Beruf; 8 fehlerhafte] so B + C; A: fehlerhaften
183 : B + C 183
184 B + C 184
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185 : B + C 185
186 B + C 186
Erste Sammlung
Rath ertheilen, der Wahrheit Zeugniß geben, sich für die Unschuld verwenden, die Ungerechtigkeit in Schranken halten, die Glut der Leidenschaft in einer fremden Brust abkühlen, wer kann läugnen, daß ihm dies Alles oft genug vorhanden komme zu thun. Aber solche Erweisungen der Liebe und des Gehorsams wollen mit Lust und Eifer behandelt sein, und ohne Anstrengung mancher Art geht es dabei nicht ab. Darum wählt sich der Träge einen leichteren Weg. Von seinem | Beruf macht er sich die engste und eingeschränkteste | Vorstellung, die nur möglich ist, und thut nur eben soviel als erfordert wird, um nicht sich selbst unmittelbar unangenehme Folgen zuzuziehn; alles andere aber, was außerhalb seines eigentlichen Berufs liegt, will er mit der Wohlthätigkeit abmachen, mit derjenigen nemlich, die dem Dürftigen Geld bietet. An dieser läßt er es nicht fehlen, die ist für ihn der Inbegriff alles Guten und aller Menschenliebe, und wenn er sich nur nebenbei in einem solchen Ueberfluß befände, daß er mit vollen Händen ausspenden könnte, dann würde er sogar ein rechter Held der Tugend werden, und alle seine Verbindlichkeiten gegen die Welt auf eine höchst bequeme Art erfüllen. Ihr werdet dies einen Irrthum nennen, und zwar einen solchen, zu dem die gegenwärtige Lage der menschlichen Dinge Veranlaßung genug giebt. Aber bedenkt nur auch, wie theuer der Welt dieser Irrthum zu stehen kommt. Von der allgemeinen guten Sache heißt es mit Recht, wer nicht für sie ist, der ist gegen sie; wer das Gute nicht befördert, der hintertreibt es. Alle Veranstaltungen, durch welche etwas Heilsames gewirkt werden soll, bestehen aus verschiedenen Thätigkeiten, die in einer gewißen Regelmäßigkeit auf einander folgen und in einander eingreifen müßen. Unterläßt einer dabei das Seinige, so wird dadurch alle Mühe, welche alle Frühere angewendet haben, unnüz, und die Späteren warten vergeblich auf ihre Arbeit. Doch das Gute wollte er | ja eigentlich nicht; aber auch den geringfügigen End|zwek, den er etwa hatte mit seiner Wohlthätigkeit, erreicht er nicht. Ist es ihm um die armselige Dankbarkeit der Menschen zu thun: sie wird ihm nicht zu Theil für diese unbedeutenden und leichten guten Werke; will er den Anblik des 4 vorhanden komme zu thun.] C: obliege zu thun. 6–7 geht es dabei nicht ab.] 10 zuzuziehn;] B + C: zuzuziehen; B + C: wird diese Lorbeeren niemand einsammeln. 18–19 dies einen Irrthum nennen,] B + C: dies vielleicht lieber nur einen Irrthum nennen, 30 geringfügigen] so B + C; A: gerinfügigen 22–23 Vgl. Mt 12,30
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Wohlbefindens genießen, das er verbreitet: die Gabe ist bald dem, dem sie gereicht wird, nicht mehr werth, als sie dem war, der sie gab. So hat auch in diesen wichtigsten Angelegenheiten des Menschen der Träge nur nichtige Wünsche, denen nichts entsprechen kann, und ehe diese erfüllt werden, beharrt er sorglos und freiwillig in seiner Rohheit, giebt seine Seele ohne Widerstand dem Einfluß aller Umstände hin, geht gleichgültig vorüber vor allen Gelegenheiten zu edeln aber mühvollen Handlungen, und beweiset seinen Eifer für diese wichtigen Theile der menschlichen Bestimmung nur dadurch, daß er sich oft und gern einen Zustand ausmahlt, wo er sie ohne Arbeit würde erreichen können. Und indem er wünscht, ergeht das gerechteste Gericht über ihn: wer nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.2 Nicht nur Laster und Leidenschaften, die den Körper zerstören, greifen am Ende auch den Geist an, sondern blöder Stumpfsinn ist zulezt das Antheil auch deßen, der mit seinen Augen nicht sehen und mit seinen Ohren nicht hören wollte, für deßen Belehrung die Welt mit ihren | Wundern, der Mensch | mit seinen Eigenheiten und Schwächen, das Wort des Herrn mit seinen erhabenen Anleitungen vergeblich da war. Nicht nur die Sklaven der Lüste verlieren zulezt alle Freiheit in ihren Handlungen: sondern auch der versinkt in eine nicht minder selbstverschuldete geistige Ohnmacht, dem das heilsame Wachen und Nachdenken über sich selbst zu schwer war, und der nachläßig dem Zufall die Zügel seines Gemüths überließ. Aller Ueberlegung und Selbstbetrachtung entwöhnt, wandelt er, der nur durch Gewohnheit etwas kann, in dichter Finsterniß, unbekannt mit dem, was er ist, unbekannt mit der Art, wie er es wurde, gleichgültig gegen das, was er sein wird, verloren jede Spur von Kraft, von Freiheit, von Willen; nicht mehr einem vernünftigen Wesen gleicht er, sondern einer leblosen Maße, die sich bewegt, wohin sie gestoßen wird. Nicht nur dem verstummt am Ende das Gewißen, der es trozig bekriegte, sondern dieselbe unheilbare Blindheit für Alles, was Pflicht ist und heischt, dieselbe Erstarrung des edelsten Gefühls, ist zulezt auch das Loos deßen, der zaghaft die Augen niederschlug vor jeder Tugend, die 2
Matth. 25, 29.
3 So hat auch] B + C: So hat also auch 4 kann,] B + C: kann; 12–13 ihn: wer ... hat.] B + C: ihn, „wer ... hat.“ 13–14 Nicht nur Laster und Leidenschaften, die den Körper zerstören, greifen am Ende auch den Geist an,] B + C: Nicht nur durch Laster und Leidenschaften, die den Körper zerstören, wird am Ende auch der Geist angegriffen: 23 Gemüths] B + C: Gemüthes 29 Maße,] B + C: Masse, 30 bekriegte,] B + C: bekriegte: 34 Matth.] so B + C; A: Matth,
B + C 187 : 187
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B + C 188 : 188
B + C 189 : 189
Erste Sammlung
ihn mit starker Stimme zu sich rief. Alle Kräfte ersterben, die der Träge nicht gebraucht hat, und seine einzige freie Thätigkeit ist jenes leere Spiel der Einbildung, das ohne Anstrengung aus sich selbst fortgeht, und in dem keine Ordnung und kein Maaß zu beobachten ist. Und wenn einst sein lezter Wunsch darauf gerichtet ist, die ver|träumte Reise noch einmal anzu|treten, den längst erstorbenen Geist noch einmal in das alte Leben zurükzurufen, wenn er über seinen Wünschen stirbt: so stirbt er auch nur über seinen Wünschen, so ist sein Wunsch und seine Klage allein. Keinem verlöscht ein Licht der Weisheit, wenn seine Augen sich schließen, keinem verstummt ein weiser Rath, wenn seine Lippen erkalten, keine Thräne der Dankbarkeit kann ihm fließen, und kein klagender Seufzer der Achtung und der Liebe vermischt sich mit seinem lezten Hauch, ja nicht einmal das Bedauern wird ihm zu Theil, welches wir dem unglüklichen verleiteten Opfer der Leidenschaft nicht versagen, über welches wir ausrufen, schade für ihn, es hätte etwas Beßeres aus ihm werden können. Wohlthätig ist vielmehr der Augenblik, der die Erde von einer unnüzen Last befreit, und selbst diejenigen müßen sich freuen, deren Pflicht es sonst wäre, zu trauern. Dies ist das jammervolle Ende, welches die Trägheit dem Menschen bereitet; dies sind die Verschuldungen, welche demselben vorangehen. Diese zeigen sich freilich in einem solchen Bilde, als wir hier gezeichnet haben, sehr zahlreich und dicht an einander gedrängt: laßt uns aber deshalb die Warnung, die uns dadurch gegeben werden sollte, nicht vernachläßigen, und die Aehnlichkeit mancher Erscheinungen in unserm Gemüth mit den einzelnen Zügen deßelben nicht verkennen. Wer sich einbilden wollte gar nicht an diesem Fehler zu leiden, | weil er sich doch so nicht findet, der wäre gewiß | auf dem graden Wege ganz das zu werden, was die Trägheit aus einem Menschen, deßen sie sich bemächtiget hat, zu machen pflegt. Ganz frei von diesem Fehler kann Keiner unter uns sein, weil wir Alle unvollkommene Geschöpfe sind. Unser guter Wille und unsere fromme Thätigkeit sind begrenzt, und diese Grenzen werden bei uns Allen durch die Trägheit bezeichnet. Wo wir irgend einen Gegenstand, über den wir uns, um unsere Entschließungen darnach zu richten, eine feste 1 mit starker Stimme] B + C: mit stärkerer Stimme 16 es hätte etwas Beßeres aus ihm werden können.] B + C: er hätte zu etwas Besserem gedeihen können. 33– 34 diese Grenzen werden bei uns Allen durch die Trägheit bezeichnet.] B + C: diese Grenzen bezeichnen eben, wie weit wir schon die Trägheit zu besiegen wußten, und von wo an sie noch über uns herrscht. 3 das] so DV von C; OD: daß
23 laßt] B: laß
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Ueberzeugung verschaffen müßten, auf sich beruhen laßen, weil wir die Mühe der Untersuchung scheuen, da offenbaret sich die Trägheit, die uns hindert an Weisheit zuzunehmen. Wo wir etwas Neues, das uns von dem fleißigern Nachdenken Anderer dargeboten wird, ohne Prüfung verwerfen, da offenbaret sich die Trägheit in uns, die sich dem allgemeinen Fortstreben widersezt. Wo wir zögern eine Handlungsweise abzulegen, von deren Schädlichkeit wir überzeugt worden sind, da ist es die Trägheit, die uns hindern will alte Feßeln abzuwerfen. Wo wir uns weigern etwas Gutes zu thun, das uns vorhanden kommt, ohne daß wir etwas Beßeres vorzeigen können, was wir an der Stelle deßelben verrichten; wo wir uns nur deshalb weigern, weil etwa Andere eine nähere Verpflichtung dazu haben, oder weil etwa späterhin es leichter werden könnte, da will die Trägheit uns verführen einen Augenblik verstreichen zu | laßen, ohne daß wir ihm das Zeichen einer lobenswerthen That mitgeben können. | Solche Aeußerungen dieses Fehlers werden Keinem unter uns fremd sein. Kämpfen wir dagegen, m. Fr., sonst wird – wir haben es gesehen – das anvertraute Pfund, mit welchem wir nicht wuchern, von uns genommen, und die Wirksamkeit unseres Geistes in immer engere Grenzen eingeschloßen! Kämpfen wir dagegen, sonst geben auch wir Veranlaßung zu der nur allzugegründeten Klage, daß der Arbeiter so wenige sind zu der großen Erndte des Herrn! Kämpfen wir dagegen, sonst wird auch uns, unbereitet zur Rechenschaft, die Nacht übereilen, da Niemand mehr wirken kann. Amen.
2 offenbaret sich die Trägheit,] B + C: offenbaret sich in uns die Trägheit, gern] B + C: fleißigeren 18 Pfund] so B + C; A: Pfand 17–18 Vgl. Lk 19,12–26
21–22 Vgl. Mt 9,37
4 fleißi-
B + C 190 190
IX.
191 . B + C 191
Die schriftmäßige Einschränkung unserer Sorgen für die Zukunft.
192 : C 192 : B 192
Die Weisheit, welche die Religion Jesu uns lehrt, ist der Klugheit dieser Welt, der doch die meisten Menschen nachstreben, so ganz entgegengesezt, daß nur Wenige daran Geschmak finden können. Sie weiß nichts von den Widersprüchen, in welche sich diejenigen verwikeln, die nur nach den irdischen Dingen trachten, nichts von den Künsteleien, welche angewendet werden müßen, um diese Widersprüche dem gesunden Verstande zu verbergen und in der Ausübung in einander zu fügen, und das giebt dieser Weisheit eine Leichtigkeit, vor der die Menschen erschreken, eine Einfalt, die ihnen zu hoch ist, um sie zu begreifen; sie wird den Einen ein Aergerniß, und den Andern eine Thorheit. So war es nicht nur in den ersten Zeiten der Religion, sondern es ist noch so, und es kann in der That nie anders werden, weil ihre Vorschriften nur vermittelst der Gesinnung, die sie voraussezt, erkannt | und | be|griffen werden können. So geschieht es denn, daß die fröhlichen und leichtsinnigen Kinder dieser Welt aus den heiligsten und reinsten Lehren des Christenthums, weil sie sie nicht verstehen, einen Scherz machen, und sie vorsezlich so mißdeuten, als ließe sich ihr thörichtes und strafbares Betragen dadurch beschönigen; daß die ernsthaften, die sich weise dünken, sie, weil sie ebenfalls nichts davon verstehen, aufs bitterste tadeln und verwerfen, als verleideten sie dem Menschen seine irdische Bestimmung, als machten sie ihn ungeschikt zu den Geschäften dieses Lebens, oder als verunreinigten sie gar sein Gewißen; ja, was das Aergste ist, es geschieht, daß diejenigen, welche 8–11 trachten, ... fügen,] B + C: trachten; ... fügen: 14–16 der Religion, ... ihre Vorschriften ... die sie voraussezt,] C: des Christenthums, ... seine Vorschriften ... die es voraussezt, 20–21 so mißdeuten, als ließe sich ihr thörichtes und strafbares Betragen dadurch beschönigen;] C: so zur Beschönigung ihres thörichten und strafbaren Betragens mißdeuten; 22 sie, weil sie] C: diese Lehren, weil sie 1 IX.] so DV von A; OD: VIII. 2 Predigt zum 15. Sonntag nach Trinitatis am 13. September 1795 in der Konkordienkirche zu Landsberg an der Warthe und zum 20. Sonntag nach Trinitatis am 26. Oktober 1800 in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. die beiden Entwürfe in KGA III/3 13–14 Vgl. 1Kor 1,23
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den Schein der Religion an sich haben, aber von ihrem wahren Geist und Wesen eben so weit entfernt sind als Jene, ihre Lehren auf eine solche Art in Schuz nehmen und vertheidigen, daß in der That das Eigenthümlichste und Vortreflichste davon verloren ginge, wenn sie nichts anders bedeuten sollten, als was diese davon übrig laßen. Ein einleuchtendes Beispiel hievon ist die Belehrung der Schrift über die Art, wie der Mensch in Hinsicht auf die Zukunft Gott vertrauen und seine Sorge auf ihn werfen soll. Es ist dieses in der That eine der schwierigsten Fragen über das menschliche Verhalten: Theils scheint es als ob sich hier das Richtige von dem Unrichtigen nur wie die Mittelstraße von dem zu Vielen oder zu Wenigen unterschiede, und dies macht allemal die Ueberlegungen des Verstandes | schwankend, und auch die Ausführung jeder Vor|schrift, über die man endlich einig geworden ist, höchst mißlich; theils scheint es, als komme Alles darauf an, wie wir uns das Verhältniß zwischen dem menschlichen Willen und dem göttlichen Vorherwißen vorstellen, und dies ist wiederum ein Geheimniß, über deßen wahre Beschaffenheit der rechte Glaube nicht Jedermanns Ding ist, eine Klippe, woran die Meisten scheitern. Fragen wir die Schrift, so lehrt sie uns, daß es aller jener schwierigen Ueberlegungen hier gar nicht bedürfe, daß wir jede verwikelte Frage, was diesen Punkt betrift, ganz dahingestellt sein laßen können, weil wir überall gar nicht für die Zukunft sorgen, sondern nur den heutigen Tag im Auge haben sollen. Das ist den Menschen unbegreiflich. Sie sehen, daß sie selbst und tausend Andere einen großen Theil ihrer Zeit mit der Sorge für die Zukunft hinbringen; sie glauben zu sehen, daß tausend wohlthätige Ordnungen und Anstalten, ohne welche die menschliche Gesellschaft nicht bestehen könnte, nur auf dieser Sorge beruhen: sie sehen also nicht, wo es mit jener Lehre hinauswolle; sie ist ihnen zu hoch, weil sie zu einfach ist. Wie gehn sie aber auch dafür mit derselben um! Zügellose Menschen, die abwechselnd sich bald für die Zukunft quälen, bald die Gegenwart verschwenden, drüken die eine Hälfte des Widerspruchs, in dem ihr ganzes Leben sich herumdreht, mit den Worten der Religion aus, ermuntern sich zum Genuß aus|schweifender Vergnügungen, zu einem Genuß, der | mit der Vernachläßigung aller Pflichten verbunden ist, durch den Zuruf: laßt uns | fröhlich sein, denn wer wollte des morgenden Tages gedenken. Die 2 ihre Lehren] B + C: die Lehren derselben 4 verloren ginge,] C: verloren gehen würde, 5 nichts anders] B + C: nichts weiter 9 Verhalten: Theils] B + C: Verhalten. Theils 9–10 scheint es] C: scheint es, 11 unterschiede,] B + C: unterschiede; 14 mißlich; theils] B + C: mißlich. Theils 16 vorstellen,] B + C: vorstellen; 36– 1 Die Unglüklichen,] C: Die Unglükklichen hingegen, 34 194] A: 167
193 B + C 193
194 : B 194 C 194
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195 : B 195 C 195
Erste Sammlung
Unglüklichen, die an jener finstern Weisheit hängen, welche das Bedürfniß und die Noth als die Quelle aller menschlichen Vollkommenheit verehrt, nehmen ein Aergerniß an dieser freundlichen Lehre. Wenn ihr den Menschen von der Sorge für die Zukunft entbindet, sagen sie, so thut ihr seiner Trägheit Vorschub, ihr nehmt den Steken des Treibers von ihm, der ihn allein zur Emsigkeit und zur Arbeit zwingt, ihr würdet die Menschheit, wenn eure Lehre allgemein würde, in die alte Rohheit und Dürftigkeit zurükwerfen. Und wie wird nun die Religion von denen, die sich ihre Freunde nennen, gegen diese Beschuldigungen gerechtfertiget? – Dahin sei es nicht gemeint, entgegnen sie. Es werde dem Menschen nirgends verheißen, daß er irgend etwas erlangen solle, ohne den Gebrauch der Mittel, welche Gott dazu angewiesen. Gott selbst habe ihm ja das Vermögen verliehen, die Zukunft nach gewißen Regeln vorauszusehen, damit er dem zufolge seine Kräfte für dieselbe anstrengen solle. Der Mensch solle also allerdings für die Zukunft sorgen, nur daß es auf eine vernünftige Weise geschehe, nur daß sich keine Leidenschaft und keine Aengstlichkeit hineinmische, das wolle die Religion seine Wohlthäterin verhüten. Darum solle er den Ausgang Gott überlaßen, und nur dahin sehen, | daß er sich nicht vorwerfen müße, selbst etwas ver|absäumt zu haben, was zur Beförderung | seines Glüks und zur Sicherstellung seiner Zufriedenheit hätte gereichen können. – Ist das nicht auch die Sprache eines irdischgesinnten Gemüths? Seht Ihr nicht durch diese Auslegungen überall den alten Menschen hindurch, den sie ausgezogen haben sollten, wenn sie sich rühmen Christen zu sein? Hört man es ihnen nicht an, daß irdisches Glük und Wohlbefinden ihnen doch gar zu sehr am Herzen liegt, und daß sie es billigen, wenn Alles nur um deswillen gethan und alle Gesinnungen und Vorschriften nur danach abgemeßen werden? Heißt das nicht die Religion auf den irdischen Sinn pfropfen, und Feigen lesen wollen von den Disteln? So wenigstens scheint es mir, und so hoffe ich soll es Euch auch erscheinen, wenn Ihr mit mir die Lehre des Erlösers über diesen Punkt recht ins Auge faßen und in ihrer hohen Einfalt einfältig betrachten wollt, ohne etwas in sie hineinzudeuteln, was nicht darin liegt. Darauf soll unsere Betrachtung abzweken, und Gott schenke uns dazu den Geist der Wahrheit. 2 die Quelle] C: die einzige Quelle 5–7 Vorschub, ... zwingt,] C: Vorschub; ... zwingt; 18 das wolle die Religion seine Wohlthäterin verhüten.] C: das allein wolle das Christenthum durch seine Warnung verhüten. 18 Religion seine Wohlthäterin] B: Religion, seine Wohlthäterin, 20 vorwerfen müße,] B + C: vorwerfen dürfe, 21 Glüks] B + C: Glükkes 22 Ist das nicht auch] C: Ist nicht auch das 28 gethan] C: gethan, 30 und Feigen lesen] B + C: oder Feigen lesen 24–25 Vgl. Kol 3,9
30 Vgl. Mt 7,16
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Text. Matth. 6, 34. Darum sorget nicht für den folgenden Morgen: denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeder Tag seine eigne Plage habe. | 5
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Nichts kann wohl klarer und verständlicher sein, als dieser herrliche Ausspruch des Erlösers. Er geht davon aus, daß jeder Tag seine eigne Mühseligkeiten, seine eignen Bedürfniße, seine eignen Geschäfte habe. Die sollen wir im Auge haben, und was dahin gehört, sollen wir mit angestrengter Aufmerksamkeit und redlichem Eifer verrichten. Aber daran sollen wir es auch genug sein laßen, und fest glauben, daß unter dieser Bedingung der morgende Tag schon für das seinige sorgen werde. Wir sollen glauben, daß wir heute kein beßeres Mittel haben, uns auf die Geschäfte und Unannehmlichkeiten von Morgen vorzubereiten, als wenn wir gar nicht daran denken, sondern nur thun, was uns heute geziemt. Wir sollen uns die Sorge für die Zukunft zu keinem eignen abgesonderten Geschäft machen; sie soll weder von dem, was uns heute obliegt, unsere Aufmerksamkeit ablenken, noch uns den Genuß des Guten verkümmern, was uns für heute verliehen ist. Das ist der Sinn dieses Ausspruches. Wenn wir bedenken, daß wir doch auf keine Weise für die künftige Zeit so vollkommen sorgen können, daß uns nicht doch, wenn sie herankommt, noch mancherlei zu thun bliebe; wenn wir erwägen, wie oft wir durch das bestgemeinte Sorgen der Gegenwart schaden, und wie unselig die menschliche Thätigkeit zerrißen und in Widerspruch mit sich selbst gesezt wird, wenn uns immer ein doppeltes Ziel vorschwebt: so müßen wir Alle wenigstens wünschen, daß diese Lehre | von | der Ein|schränkung unserer Sorge für die Zukunft sich überall als weise und zwekmäßig bewähren möge. Mit drei verschiedenen Gegenständen hat es jene voreilige Sorge vornehmlich zu thun: mit den zufälligen Begebenheiten, mit den bestimmten Bedürfnißen, mit den neuen Pflichten, welche die Zukunft herbeiführt. Laßt uns daher die Lehre der Schrift in Beziehung auf diese drei Stüke prüfend erwägen. I. Die zufälligen Begebenheiten des Lebens, diese sind das allgemeinste und größte Feld des menschlichen Sorgens. Unerwartete 8 haben,] C: haben; 14 daran denken, sondern nur thun,] C: an sie denken, sondern nur das gehörig thun, 21 doch,] B + C: dennoch, 22–23 durch das bestgemeinte Sorgen der Gegenwart schaden,] C: durch das bestgemeinte Sorgen für die Zukunft nur der Gegenwart schaden, 23 der Gegenwart] B: unserer Gegenwart 33 zufälligen Begebenheiten des Lebens] so B + C; A: zufälligen Begebenheiten des Lebens
196 . B + C 196
C 197 : B 197 : 197
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B + C 198 198
Erste Sammlung
Wendungen des Schiksals, schnelle Uebergänge von Wohlstand und Ehre in einen dürftigen und verachteten Zustand sind zu keiner Zeit etwas seltenes; sie scheinen immer häufiger zu werden, je mehr die Gemeinschaft der Menschen unter einander zunimmt, so daß fremde Thorheiten den Unschuldigen mit ins Verderben ziehen, und Zerrüttungen des einen Ortes oft den friedlichen Bewohner eines andern mitten im Schooß seines häuslichen Glükes sich zum Opfer aussuchen. In jedem solchen Falle läßt sich denken, daß der Unfall den Leidenden nicht getroffen haben würde, wenn er andere Verbindungen unterhalten und seine Angelegenheiten anders geführt hätte. Das ist nun das Ziel, wohin die sorgsame Klugheit arbeitet: hinter den sichersten und festesten Verbindungen wollen sie ihr Wohlergehen verschanzen, es so verweben mit dem Wohl|stande Anderer, die noch mächtiger und glüklicher sind, | daß es nicht fallen kann, so lange diese noch stehen, soviel kluge und sinnreiche Menschen von sich abhängig machen, daß Hülfe von allen Seiten herbeieilen muß, sobald irgend eine Gefahr droht. Und in diesem Gebäude bewegen sie sich dann noch mit der größten Behutsamkeit. Jede Handlung wird von allen Seiten erwogen, damit sie nicht irgendwo eine feindselige Kraft in Bewegung seze. Wenn eine eigne Handlung eines Menschen auf eine entfernte Art zusammenhängt mit einem entfernten Gliede in einer Reihe von Begebenheiten, aus der ihm ein Unfall hervorgegangen ist, wie thöricht klagt er dann gewöhnlich: hätte ich nur das nicht gethan, so hätte mir dies Alles nicht begegnen können; diese Klagen hören sie von allen Seiten, und nehmen sich vor, selbst weiser zu sein. Ihr werdet gestehen müßen, m. Fr., daß alle diese Bemühungen auf nichts gewißes führen: kein menschliches Auge kann alle entfernten Wirkungen einer Handlung übersehen, und kein Mensch, man rechne nun auf sein Wohlwollen oder auf seinen Eigennuz, ist eine so 8–9 daß der Unfall den Leidenden nicht getroffen haben würde,] C: daß das Unglükk den Leidenden nicht würde getroffen haben, 10–11 Das ist nun das Ziel, wohin die sorgsame Klugheit arbeitet:] C: Das ist daher das Ziel, wohin die sorgende Klugheit arbeitet: 14 stehen,] B + C: stehen; 18 Jede Handlung] B + C: Jede Unternehmung 20–24 Wenn eine eigne Handlung ... begegnen können; diese Klagen] C: Und die Ansprüche, die sie in dieser Hinsicht an sich selbst machen, werden immer größer und größer. Wenn jemandem ein Unfall entsteht aus einer Reihe von Begebenheiten, und er hat selbst, wenn auch nur in ein entferntes Glied derselben und auf entfernte Art eingegriffen: wie thöricht klagt er dann gewöhnlich sich selbst an, hätte ich nur jenes nicht gethan, so würde mir dies Alles nicht begegnet sein! solche Klagen 23–24 gewöhnlich: hätte ich nur das nicht gethan, so hätte mir dies Alles nicht begegnen können;] B: gewöhnlich, hätte ich nur jenes nicht gethan, so würde mir dies Alles nicht begegnet sein! 27 führen:] B + C: führen; 36 jemandem] C: jemanden
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feste Stüze, daß nicht ein leidenschaftlicher Augenblik, ein unbedachtsames Hintansezen kleiner Umstände die ganze Rechnung zu Schanden machen könnte. Aber ich will auch hierauf nicht bestehen – es ist warlich nicht die Verzweiflung an einem guten Erfolge, weshalb wir uns dieser Sorge | enthalten sollen – laßt uns an|nehmen, es gebe eine untrügliche Klugheit: so wer|det Ihr doch gestehen, daß sie nur durch die größte Anstrengung menschlicher Kräfte möglich ist, und daß sie mit ihrem Geschäft auch beim glüklichsten Erfolg niemals zu Stande kommt. So wie die Zukunft, für welche Ihr bis jezt gesorgt habt, näher kommt: so behandelt Ihr sie mit derselben Gleichgültigkeit, mit welcher Ihr jezt den gegenwärtigen Augenblik überseht, weil eine neue Zukunft eure ganze Thätigkeit fordert. Und welches Leiden bei dieser Thätigkeit! Wie unbegrenzt ist das Feld der Möglichkeiten! wenn tausend hellere Punkte das Auge auf sich ziehn, so nimmt die Sorge kein Ende, daß grade die wichtigsten verborgen geblieben sind, und wenn dann endlich das luftige Gewebe angeknüpft und zusammengekünstelt ist, wie zittert das arme Geschöpf, wenn ein Windstoß die äußersten Fäden in Bewegung sezt! Das ist das Bild der Sorge. Schränkt nun das Gebiet derselben ein wie Ihr wollt, mäßigt dem zufolge auch diese Furcht wie Ihr wollt: soviel Sorge Ihr übrig laßt, soviel Pein und Angst laßt Ihr auch übrig, und soviel verliert Ihr ununterbrochen von der kurzen Zeit Eures Lebens. Darum sorgte Christus niemals um zufällige Begebenheiten, wie nahe es ihm auch lag, und wie schuldlos er es auch hätte thun können. Daß ihm Verfolgungen bevorstanden, wurde ihm sehr bald gewiß; aber diese Gewißheit brachte gar keine Aenderung in seiner Lebenswei|se hervor. Wie oft hatte er es nicht mit angesehenen und mäch|tigen Personen zu thun; aber | es kam ihm nie in den Sinn an die Belehrungen, die er ihnen ertheilte, an die Wohlthaten, die er ihnen erwies, um künftiger Gefahren willen eine eigennüzige Verbindung anzuknüpfen; ja als er wußte, wie man auf alle seine Handlungen und Reden lauerte, scheute er deshalb kein dreistes Wort der Wahrheit, das leicht verkehrt und gemißdeutet wer9 So wie] C: Denn so wie 12 fordert.] C: fordert, und Ihr genießt also in keinem die Frucht eurer Arbeit. 13–15 wenn tausend hellere Punkte das Auge auf sich ziehn, so nimmt die Sorge kein Ende, daß grade] C: wenn auch tausend hellere Punkte das Auge auf sich ziehn, so nimmt doch die Sorge kein Ende, ob nicht etwa grade 15 daß grade] B: ob nicht doch etwa grade 15 sind,] C: sind; 24 hätte thun können.] B + C: würde gethan haben. 27 Personen zu thun;] C: Leuten zu thun: 30 anzuknüpfen; ja] C: anzuknüpfen. Ja 32–1 das leicht verkehrt und gemißdeutet werden konnte.] C: wie leicht es auch konnte verdreht und gemißdeutet werden. 32 verkehrt] B: verdreht 28 den Sinn] so B + C; A: die Sinn
C 199 : B 199 199
C 200 B 200 : 200
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C 201 201 . B 201
Erste Sammlung
den konnte. Laßt uns doch in den Grund dieser Weisheit hineingehen, die der Welt so thöricht erscheint. Warum unterließ er alle diese unschuldigen Vorkehrungen? Weil sie ihm gar nicht in den Sinn kamen, weil er gar nicht darauf verfallen konnte; und Niemand, der mit ihm gleich gesinnt ist, kann darauf verfallen, irgend etwas um der Zukunft willen zu unternehmen oder zu unterlaßen. Zweierlei kann man in Hinsicht auf mögliche Vorfälle nur thun: entweder Handlungen verrichten, die sonst unterblieben wären, oder dasjenige, was ohnedies beschloßen war, auf eine andere Art verrichten, als sonst geschehen sein würde: und zu beiden konnte der Gottgesendete keinen Raum finden. In jedem Augenblik hatte er den Willen seines Vaters zu thun, und konnte also nichts anders verrichten, und es gab für ihn nur Eine Art Alles zu verrichten, nemlich die, welche seiner Würde am angemeßensten war, und von seinem Gemüth, seinen Eigenschaften das deutlichste Zeugniß gab. Denselben Gesezen sind Alle unterworfen, die seine Jünger heißen wollen. Andere mögen eine Vor|stellung von Pflicht haben, die ihnen viel freie | Augenblike läßt, und viel Raum zu Handlungen, die gar nicht unter jenem Gebot stehen: uns aber soll jeder Augenblik und jede Handlung heilig sein; es giebt für uns in diesem Sinn keine Willkühr, welche der Klugheit und der Sorge Raum laßen könnte; in jedem Augenblik giebt es etwas zu thun, welches der Wille Gottes an uns ist, und wir haben auf keine andere Stimme zu hören, als auf die seinige. Andern mag in der Art, wie sie das Beschloßene thun wollen, Vieles unbestimmt und gleichgültig scheinen, und sie mögen es nach allerlei Absichten und Rüksichten bald so bald anders einrichten: für uns giebt es nur Eine Art ein Jedes zu thun; denn auch wir haben eine Würde zu behaupten, die uns von Gott gegeben ist, auch wir haben Grundsäze zu befolgen, denen wir treu bleiben müßen, auch wir haben eine Gemüthsart, deren Eigenthümliches wir überall darstellen und ausdrüken sollen: das, und das allein 4 konnte;] C: konnte, 5–6 etwas um der Zukunft willen] C: etwas lediglich um der Zukunft willen 10 würde: und zu beiden] C: würde, und zu beidem 12 anders] C: anderes 12–14 verrichten, und es gab für ihn nur Eine Art Alles zu verrichten, nemlich die, welche seiner Würde am angemeßensten war,] B + C: verrichten; und nur Eine Art Alles zu verrichten gab es für Ihn, nemlich die, welche aus seinem Beruf [C: Beruf,] den er immer im Auge hatte [C: hatte,] hervorging, 14–15 seinen Eigenschaften das deutlichste Zeugniß gab. Denselben Gesezen sind] C: von seinen Eigenschaften das deutlichste Zeugniß gab. Denselben Gesezen nun sind 17 läßt,] C: läßt 18 Handlungen, die] B + C: Handlungen, welche 19 sein; es] B + C: sein. Es 19– 20 in diesem Sinn] C: in diesem Sinne 20–21 Raum laßen] C: Raum schaffen 26– 28 thun; denn auch wir haben eine Würde zu behaupten, die uns von Gott gegeben ist,] B + C: thun. Denn auch wir haben einen von Gott uns angewiesenen Beruf, auf den wir Alles beziehen; 29 müßen,] B + C: müssen;
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heißt einfältig wandeln vor Gott. So wir aber das thun, und auf diese Art uns den heutigen Tag angelegen sein laßen, wird dafür auch der morgende für sich selbst sorgen. Oder wer ist wohl mehr ein Spiel der Zufälle, der, welcher sich durch sie auf seinem Wege nicht stören läßt, oder der, welcher ihnen zu einem harten und beschwerlichen Dienst verpflichtet ist? der, welcher sein Gemüth für Alles, was die Gegenwart in sich faßt, frei zu erhalten weiß, oder der, welchem die ungewißen Vorstellungen der Zukunft jeden Augenblik verbittern? der, welcher sich | im Voraus mit | Ahndungen und Besorgnißen quält, welche doch die Empfindung des Uebels, wenn es herankommt, nicht mildern, oder der, welcher unbesorgt und unbefangen bleibt, bis wirklich etwas da ist, ihm mit Besonnenheit und Gleichmuth entgegengeht, und sich auch dann nicht weiter kümmert, als für den Tag, den er eben lebt? II. Aber wenn man an die Bedürfniße der Zukunft denkt, so scheint doch der Mensch aller Sorge nicht entrathen zu können. Es giebt darunter so viele, die sich nicht täglich erneuern, sondern nur nach einem längeren Zwischenraum; wenn wir nun diesen mit unsern Augen nicht umfaßen, und schon genug gethan zu haben glauben, indem wir nur die tägliche Nothdurft herbeischaffen, sollte über das Unglük, welches wir uns so zuziehen, nicht verdienter Spott ergehen? Wenige Menschen sind jezt in dem Falle, daß ihnen das tägliche Brodt auch immer täglich zugezählt würde, sondern wir empfangen auf einmal, was für einen bedeutenden Zeitraum zur Befriedigung aller unserer Bedürfniße bestimmt ist; wer nun nicht so weit sehen will, in welches Elend wird der sich stürzen? Und dann von allen Seiten die Aufforderungen zu einem die Kräfte übersteigenden Aufwande, deßen Unverhältnißmäßigkeit aber nicht eher bemerkt wird, bis man seine Wirkungen im Großen betrachten kann! dann die Vergnügungen, die an sich selbst, wenn man nur auf den gegenwärtigen Augenblik sieht, schuldlos sind, und nur durch | nachtheilige Folgen, welche | sich erst später äußern, verwerflich werden: wie soll man alle diesem entgehen, wenn nicht auf die Zukunft Rüksicht genommen werden soll! 1–2 So wir aber das thun, ... laßen, wird] C: So wir aber dies thun, ... lassen: so wird 11–12 bis wirklich etwas da ist,] C: bis ein Uebel wirklich da ist, 12–13 ihm mit Besonnenheit und Gleichmuth entgegengeht, und sich auch dann nicht weiter kümmert,] B + C: ihm dann mit Besonnenheit und Gleichmuth entgegengeht, und sich auch so nicht weiter hinaus kümmert, 20 herbeischaffen,] C: herbeischaffen: 21 so zuziehen,] C: dadurch zuziehen, 25 wer nun nicht so weit sehen will,] B + C: wer 32–33 wie nun so weit nicht sehen will, 32 später äußern,] B + C: spät äußern, soll man alle diesem entgehen,] C: wie kann man dem allen entgehen,
202 . C 202 : B 202
B + C 203 : 203
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C 204 : 204 . B 204
Erste Sammlung
Dies scheint Alles ungemein richtig zu sein: aber ich frage doch, nachdem Euch nun die Sorge dies Alles gezeigt hat, was gedenkt Ihr denn zu thun, um diesen Nachtheilen auszuweichen und jene Bedürfniße desto gewißer befriedigen zu können? Wollt Ihr Euch nur recht bald mit den Hülfsmitteln gegen Ausschweifungen und Unmäßigkeit versehen? wollt Ihr nicht aufhören zusammenzuraffen und einzusammeln soviel Ihr könnt? wollt Ihr am heutigen Tage darben, soviel die Natur nur gestatten will, um ein anderes Mal desto sicherer verschwenden zu können? wollt Ihr Euch mit einer Last von Geschäften beladen, denen Ihr nicht gewachsen seid, nur damit Ihr Euren äußerlichen Glanz vergrößern könnt? wollt Ihr vielleicht, weil aller Erwerb schwerer und alle Einschränkung schwieriger und verhaßter wird, auf noch unrechtlichern Gewinn denken? Nicht selten sind überall diejenigen, welche das stete Hinsehen auf künftige Bedürfniße diesen Weg ergreifen läßt; und gewiß für sie Alle wäre es beßer, sie hätten nie weiter gesehen, als auf den heutigen Tag. Aber nein, es giebt andere Mittel: Ihr wollt nur keinem Tage mehr verstatten, als ihm nach einem billigen Ueberschlage gebührt; Ihr wollt nur zur rechten Zeit auch an die Bedürfniße denken, die nicht sogleich in ihrer ganzen Größe sichtbar werden; | Ihr wollt Euch | der Mäßigung in allen Euren Vergnügungen befleißigen, Ordnung in alle Eure Angelegenheiten bringen, und auf die gewißenhafteste Art fleißig und thätig sein, soviel Ihr nur immer könnt. – Wenn das die Frucht Eurer Sorge sein soll, wenn Ihr damit der Zukunft begegnen zu können meint: so gesteht nur, daß der Erlöser mit vollem Rechte den Seinigen die Verheißung giebt, ihnen werde der morgende Tag für sich selbst sorgen; denn ohne auch nur mit einem halben Blike in die Zukunft hineinzusehen, thun sie alles dieses aus andern Gründen. Sie räumen keinem Tage mehr ein als ihm zukommt, weil sie sich an dem, was der Zukunft gehört, eben so wenig vergreifen wollen, als sie zu wißen begehren, was sie bringen wird; sie übersehen auch diejenigen Bedürfniße nicht, die nur nach 1 Dies scheint Alles ungemein] C: Dies scheint ungemein 8–9 um ein anderes Mal desto sicherer verschwenden zu können?] C: um späterhin desto gewisser reichlich zu haben? 10–11 nur damit Ihr Euren äußerlichen Glanz vergrößern könnt?] C: um eine Sicherheit mehr zu haben bei der nicht zu berechnenden Anhäufung von Bedürfnissen? 12–13 auf noch unrechtlichern Gewinn denken?] C: noch auf unrechtlichen Gewinn denken? 14–15 welche das stete Hinsehen auf künftige Bedürfniße diesen Weg ergreifen läßt;] C: welchen das stete Hinsehen auf künftige Bedürfnisse einen solchen Weg annehmlich macht; 23 soll,] C: soll; 27 Blike] B + C: Blikk 31 sie übersehen] C: sie vernachläßigen 23 Frucht] so DV von B; OD von B sowie C: Furcht
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einer längeren Zeit befriedigt werden können, denn sie sehen doch, wie sie an jedem Tage nach und nach entstehen, und dieser Befriedigung entgegenreifen. Was aber den Fleiß, die Ordnung und die Mäßigkeit betrifft, so sind gewiß diese Tugenden nirgends beßer anzutreffen, als bei ihnen. Sie sind thätig in ihren Geschäften, nicht um des Gewinnes willen, der daraus entspringt, sondern um des Guten willen, das dadurch befördert wird, um der Wohlthaten willen, die Andern daraus zufließen, um des Beitrages willen, der dadurch geleistet wird zum gemeinschaftlichen Wohlergehen und zum Bestehen der Gesellschaft; sie sind ordentlich, nicht weil dadurch Manches erspart und erleichtert | wird, sondern weil man durch Ord|nung Zeit ge|winnt, und weil sich in ihr Verstand und Ueberlegung abbilden; sie sind mäßig, nicht um die natürliche Strafe, die dem Laster nachhinkt, zu vermeiden, sondern weil nichts sinnliches sie so sehr reizt, daß ein unmäßiger Genuß entstehen könnte. Wenn sie nun dies Alles sind und thun, was bedarf es denn für sie des Sinnens und Sorgens für die Zukunft? Etwa um sie desto sicherer auf dem Wege zu erhalten, den sie eingeschlagen haben? oder um sie darüber zu trösten, daß sie so und nicht anders handeln dürfen? – Hier liegt eben der große Unterschied zwischen dem, welcher in seiner Sorglosigkeit nicht über die gegenwärtige Stunde hinaussieht, aber aus vollem Herzen zu jeder Zeit seine Pflicht thut, und dem, bei welchem Alles, was Tugend scheint, nur ein gemiethetes und erzwungenes Wesen ist. Jener bleibt gewiß immer sich selbst gleich; denn durch feste Grundsäze wird sein Betragen bestimmt, und was es ihm nüzt zur Erleichterung künftiger Tage, das nüzt es ihm immer: dieser schwankt zwischen Sorge und Begierde getheilt bald auf diese bald auf jene Seite hinüber; jezt versagt er sich ohne Noth, was er genießen könnte, und bereut im nächsten Augenblik die allzuzaghafte Besorgniß; jezt lokt ihn seine Begierde über die Grenze des Heilsamen hinaus, und ein flüchtiger Genuß bringt ihn um alle Früchte eines langen mühseligen Zwanges. Jener ist in seiner Sorgenfreiheit noch glüklich: denn daßelbe | Handeln, welches ihm die Sorgen erspart, wird die Ursache seiner Zufrieden|heit und seines 1–3 denn sie sehen doch, wie sie an jedem Tage nach und nach entstehen, und dieser Befriedigung entgegenreifen.] C: denn diese entstehen ihnen an jedem Tage unter den Händen, und reifen ihrer Befriedigung entgegen. 4 betrifft,] C: betrifft: 4 beßer] B + C: reiner 6–7 entspringt, ... wird,] C: entspringt; ... wird; 10–11 weil dadurch Manches erspart und erleichtert wird,] C: weil sie dadurch Manches ersparen und sich erleichtern, 14–15 daß ein unmäßiger Genuß entstehen könnte.] B + C: daß sie des Schönen und Guten darüber vergessen könnten. 15 dies Alles sind] C: dies Alles ohnehin sind 22 Alles, was Tugend scheint,] C: Alles was Tugend scheint 32 glüklich:] B + C: glükklich; 4 diese Tugenden] so DV von C; OD von C sowie B: die Tugenden
205 : C 205 : B 205
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Erste Sammlung
frohen Sinnes, weil er den Forderungen seines Gewißens genügt hat; wie er handelte, so war ihm zu Muthe, so handelte er mit Lust und Liebe: dieser aber bringt mit schwerem Herzen der Zukunft Opfer, deren er gern überhoben wäre. Wehe dem, der wie ein Miethling nur um des Lohnes willen die Geschäfte seines Berufs verrichtet! beßer ist er nicht als der, welcher ganz müßig lebt ohne für die Gesellschaft irgend etwas zu thun; nur unglüklicher ist er. Wehe dem, der sich nur aus Furcht vor den spätern Folgen den Gesezen der Mäßigkeit unterwirft! beßer ist er nicht als der, welcher mit ungezügeltem Leichtsinn der Stimme des Vergnügens folgt; nur feigherziger ist er. Aber so ist es: Furcht oder Liebe, eines von beiden muß den Menschen regieren. Wo der Sinn Christi nicht ist, da ist Sorgen Weisheit, da ist die Furcht ein heilsames Gebiß, um die wilde Natur zu zähmen, und wenigstens den Schein des Guten hervorzubringen, der der Welt nüzlich ist. Wo aber der Geist Christi regiert, da ist die Furcht ausgetrieben und die Herrschaft der Sorge über den Menschen vernichtet.
207 B + C 207
III. Indeßen ist die Neigung der Zukunft halber in Sorgen zu sein, so tief in die menschliche Seele eingewurzelt, daß selbst Viele unter denen, welche als wahre Christen dem Gedanken an die künftige Zeit gar keinen Einfluß auf ihr Thun und | Laßen gestatten sollten, dennoch ihre Sorgen haben, wenn es gleich keine bloß leibliche und irdische Sor|gen sind. Sie beruhen auf der Vorstellung, daß der Mensch wenigstens auf die Pflichten, die er in Zukunft werde erfüllen, auf die Tugenden, die er werde üben müßen, auf die gottgefälligen Handlungen, welche von ihm gefordert werden möchten, nicht zeitig genug seine Aufmerksamkeit richten, und sich nicht reiflich genug darauf vorbereiten könne. Der Erlöser hat zwar, als er die Worte unseres Textes aussprach, diese Denkungsart nicht unmittelbar im Sinne gehabt, denn von gottseligen Handlungen, die zu verrichten wären, würde er sich des Ausdruks nicht bedient haben, daß sie die hinreichende Plage eines jeden Tages sind; allein die Vorschrift, die er uns giebt, ist dennoch auch auf diesen Fall ganz vollkommen anwendbar, denn es liegen bei dieser Meinung dieselben Irrthümer zum Grunde, mit denen wir uns bis jezt beschäftiget haben, und dies veranlaßt mich auch hierüber noch ein Paar Worte zu reden, und Euch mitzutheilen, was mir auch in diesem Stük die dem Evangelio angemeßene Denkungsart zu sein scheint. 14 der der] B + C: welcher der 15 ausgetrieben] C: ausgetrieben, B + C: Neigung, 31–32 sind; ... anwendbar,] C: sind: ... anwendbar; Worte] C: einige Worte 36 mir auch] so DV von B; OD: wir auch
17 Neigung] 35 ein Paar
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Predigt über Mt 6,34
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Haben wir denn Recht – dies ist die erste Frage, welche zu beantworten ist – wenn wir Alles, was wir in den frühern Jahren des Lebens thun und treiben, Alles, wozu wir junge Gemüther, die unserer Leitung anvertraut sind, veranlaßen, nur als eine Vorbereitung auf dasjenige ansehn, was in spätern Jahren gefordert werden | wird? So wird in der That Alles, was wir Erziehung und Bildung | nennen, von den meisten Menschen behandelt. Sobald die Seele anfängt den Körper zu beherrschen, und die ersten Spuren von der Entwikelung des Verstandes sich zeigen, eilt man in dem Kinde den ersten Grund zu mancherlei Kenntnißen und Geschiklichkeiten zu legen, in denen es der Knabe weiter bringen soll. Sobald dieser eines gewißen Nachdenkens fähig ist, sucht man ihm die Wahrheiten und die Grundsäze der Religion beizubringen, damit er vorbereitet sei als Jüngling den Versuchungen der Welt zu widerstehen. Der Jüngling, wenn er anfängt die Zügel seines Lebens zum Theil selbst zu führen, geht dann auf diesem nemlichen Wege weiter fort, und bereitet sich vor auf die Pflichten des Standes, den er in der Gesellschaft einzunehmen denkt, und so geht es mit diesem Vorbereiten fort, so lange noch eine neue Stufe der sittlichen oder gesellschaftlichen Ausbildung zu ersteigen übrig ist. Mir scheint hierin ein großes Unrecht zu liegen. Ist es nicht gegen die Achtung, die wir dem menschlichen Leben, sobald es anfängt ein verständiges Leben zu werden, schuldig sind, wenn wir irgend einen Theil deßelben bloß als Vorbereitung auf den nächstfolgenden behandeln? Ist es nicht unter der Würde jeder heilsamen Erkenntniß, wieviel mehr noch unter der Würde der Religion, wenn sie nur als ein Vorbereitungsmittel eingeflößt werden, und also in einem Gemüth wohnen soll, welches | noch nicht fähig ist, eine unmittelbare Anwendung davon zu machen? Und aus diesem Unrecht entsteht gewiß beträchtlicher Schaden. Wenn wir | uns beklagen, daß bei den besten Bemühungen so vieles in der Erziehung, die wir unsern Kindern geben, nicht gedeihen will, und daß unsere schönsten Hofnungen in Nichts zerrinnen; wenn die Jugend sich beklagt, daß sie so wenig genieße von der schönsten Zeit des Lebens, und daß sie sich von harten Feßeln immer gedrükt fühle; wenn die Gesellschaft sich beklagt, daß jedes Kind ein Knabe, jeder Knabe ein Jüngling, jeder Jüngling ein Mann zu werden eile, daß über diesem Eilen manches schöne Gemüth sich übereile, und sie dann mittelmäßige unbrauchbare abgespannte Arbeiter bekomme: so sind das 1 denn Recht] B + C: wol Recht 5 gefordert werden wird?] C: wird gefordert werden? 10 Geschiklichkeiten] B + C: Geschikklichkeiten 21–22 sobald es anfängt ein verständiges Leben zu werden,] B + C: sobald das Geistige anfängt sich darin zu regen, 23 Vorbereitung auf] C: Mittel für 27 eine unmittelbare Anwendung davon zu machen?] B + C: sie selbst in ihrem eigenen Werth aufzufassen?
208 B + C 208
209 B + C 209
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210 B + C 210
211 B + C 211
Erste Sammlung
die Früchte dieser unnüzen und vergeblichen Sorgen für eine Zeit, die noch nicht da ist. Laßt uns der Ordnung der Natur nicht ungeduldig voranlaufen; laßt uns überzeugt sein, daß auch hier das Beste, was für die Zukunft geschehen kann, dadurch geschieht, wenn wir an jedem Tage, zu jeder Zeit dasjenige thun, was ihr selbst ohne Hinsicht auf eine spätere das Beste und Heilsamste ist. Wenn wir bei Kindern weniger daran denken, daß sie Knaben und Jünglinge werden, als daß sie Kinder sein sollen; wenn wir nur dasjenige für sie und in ihnen hervorzubringen suchen, was ihr kindisches Leben glüklich und in seiner Art vollkommen machen kann; wenn wir so mit unserer hülfreichen Liebe die allmählige Entwikelung der mensch|lichen Natur mehr begleiten als beschleunigen: so wird jede Erkenntniß, die wir ihnen mittheilen, jede Anleitung zur Weisheit, die wir ih|nen geben können, die beste Stelle finden, und es wird auch für die künftige Zeit ohne Sorge am besten gesorgt sein. Haben wir recht – das ist die zweite Frage, die hieher gehört – haben wir als Christen recht, wenn wir glauben, daß zu jeder standhaften Pflichterfüllung, zu jeder Aufopferung, zu jeder Selbstbesiegung, die nicht eben zu den gewöhnlichen Vorkommenheiten unseres Lebens gehören, eine eigene Vorbereitung nöthig sei? Dies ist es, was so viele Christen unter der nöthigen Uebung in der Gottseligkeit verstehen. Worin man diese auch sezen mag, in Beschäftigung des Herzens mit geistlichen Dingen, in Gebet, in äußerliche Uebungen, in Entbehrungen, die man sich auflegt: alles das ist vortreflich und nicht zu versäumen, wenn es in der Reihe unserer Pflichten vorkommt, wenn die herrschende Stimmung unseres Herzens oder ein augenblikliches Bedürfniß uns darauf führt. Aber eben deshalb, weil es in allen diesen Fällen vortreflich ist, wird es verwerflich, wenn wir es ausdrüklich in Hinsicht auf etwas Zukünftiges veranstalten; es wird verwerflich, weil es überflüßig ist. Mir wenigstens scheint es, als ob ein solches Verfahren Meinungen vorausseze, die mit dem Geiste des Christenthums sich nicht vertragen können. Muß man nicht dabei von dem Gedanken ausgehen, als | ob die verschiedenen Tugenderweisungen, die von uns gefordert werden, gar sehr eine von der andern | unterschieden, und also auch eine von der andern unabhängig wären? Das mögen diejenigen denken, die am Buchstaben kleben: aber es ist der Vorstellung des Evangelii gar nicht gemäß. Es ist Ein Glaube, der uns zu allem Guten Muth macht, es ist Eine Liebe, die uns zu allem Guten dringt, es ist 5 was ihr selbst] C: was für sie selbst 9 glüklich und] B + C: schön und 12– 13 die wir ihnen mittheilen,] B + C: die wir unseren Unmündigen mittheilen, 16– 17 recht ... recht,] C: Recht ... Recht, 28 wenn wir es] B + C: sobald wir es 36 am Buchstaben kleben:] B + C: am Buchstaben hängen:
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Predigt über Mt 6,34
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Ein Geist, der es Alles in uns zur Wirksamkeit und zur Vollendung bringt, und der Kampf des Geistes gegen das Fleisch ist immer derselbe, es ist der nemliche Feind zu besiegen, wie verschiedene Gestalten er auch annehmen mag. Der Kampf, den wir heute zu bestehen haben, ist also zugleich die beste Vorbereitung auf den, welcher unserer Morgen wartet, und es bedarf keiner andern; das gute Zeugniß, welches wir uns heute geben können, ist die beste Bürgschaft, daß es uns Morgen ebenfalls gelingen wird. – Liegt nicht ferner bei jener vorbereitenden Sorge die Vorstellung zum Grunde, als ob irgend eine Art der Tugend dem Christen fremd und neu sein könnte? Das mag bei denen der Fall sein, die bei allem, was zur innern Führung des Gemüthes gehört, nur auf das Große und Auffallende sehen, nicht bei uns, die wir angewiesen sind, beständig über uns zu wachen, auf jede Bewegung unseres Herzens zu achten, und auch fleißig uns zu berathen mit unsern Brüdern, um uns aus ihrer Führung mittheilen zu laßen, was uns lehrreich und erweklich sein kann. Dieses | Achtgeben nach allen Seiten ist der tägliche Beruf eines jeden Christen, und ihm nachkommen ist zugleich die beste Vorberei|tung auf Alles, was uns Morgen begegnen mag. Was es auch sei, es kann keine schwache Seite unseres eigenen Herzens, keine sonderbare Eigenschaft des menschlichen Gemüths uns unbekannt sein: für jeden Kampf müssen wir uns tüchtig und ausgelernt fühlen, und alle Vortheile in unserer Gewalt haben. Auch hier also laßt uns der Lehre unseres Textes folgen, die bange Sorge für das, was kommen mag, fahren laßen, und nur dem heutigen Tage unsere ungetheilte Aufmerksamkeit schenken. Bedenket nun wie sicher und wie erhaben sich die einfache Weisheit des Erlösers von allen Seiten zeigt! Laßt die Thoren sie für thöricht halten! wir wollen sie anbetend verehren und benuzen. Freuet Euch in dem Herrn, der Euch diese Weisheit lehrt, und abermal sage ich, freuet Euch.1 Wie sanft ist das Joch des Erlösers, und von welchen schweren Lasten, unter denen so viele Menschen sich quälen, weiß Er die Seinigen zu befreien! Mit den Sorgen für die Zukunft, den leiblichen und den geistlichen werfen wir, o! mehr als die Hälfte des 1
Phil. 4, 4.
2 bringt,] C: bringt; 3 es ist der nemliche Feind zu besiegen,] B + C: der nemliche Feind ist dabei zu besiegen, 6 Morgen wartet,] C: morgen wartet, 7–8 daß es uns Morgen ebenfalls] B + C: daß uns Morgen [C: morgen] das Gute ebenfalls 12 sehen,] B + C: sehen; 28 Freuet] B + C: Freut 30–32 Vgl. Mt 11,30
212 B + C 212
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213 B + C 213
Erste Sammlung
menschlichen Elends ab! wieviel vergebliche Angst, wieviel leere Seufzer, wieviel unnüz verbrachte Stunden! Und wie mehrt sich auf allen Seiten Freude und Lust, und keimt | hervor aus dem gesegneten Boden des menschlichen Herzens, sobald jene Felsen hinweggewälzt sind! | Wie fröhlich und heiter wird unser Sinn, wie fest steht die Ruhe unsres Gemüths, wie geebnet und unverfehlbar liegt der Weg des Lebens vor uns! In sorgloser Freudigkeit wollen wir ihn wandeln, und frisch thun, was uns vorhanden kommt; die Zukunft ist des Herrn, er wird sie wohl machen. So war und lebte Christus, so laßt uns auch sein und leben.
1 Elends] B + C: Elendes lebte 4 Herzens,] B: Herzen,
7 wandeln,] C: wandeln!
9 und lebte] B + C: und so
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X.
214 . B + C 214
Die Grenzen der Nachsicht.
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Jeder, der Recht und Ordnung zu lieben behauptet, muß auch einräumen, daß er den Wunsch hegt, Alles möchte in der Welt nach Verdienst gehen, alle äußern Güter möchten den Menschen in dem Maaße zugetheilt werden, wie sich ein Jeder durch Billigkeit und Wohlwollen geneigt, durch Verstand und Einsicht fähig zeigt, sie wiederum zum Besten der menschlichen Gesellschaft auf die rechte Art anzuwenden. Je weiter wir um uns sehen, desto mehr finden wir freilich was diesen Wunsch niederschlägt, und uns zum mindesten nöthigt, die Zeiten für unendlich entfernt zu halten, wo dies der gewöhnliche Lauf der Dinge in der Welt sein wird. Sollen wir aber deshalb etwas, was so sehr in unserer Natur liegt, nur als einen frommen Wunsch ansehen, und uns gelaßen darein ergeben, daß ein so unauslöschliches Gefühl immerwährend beleidiget wird? Dadurch würden wir gewiß den Absichten Gottes, der es damit auf etwas ganz Anderes abgesehen | hat, gar sehr entgegen| handeln. Laßt uns vielmehr, wenn jener Wunsch uns wirklich von Herzen geht, der innern Stimme folgen, und wenigstens in unserm Wirkungskreise unser ganzes Betragen gegen die Menschen nach diesem Gesez einrichten. Auch hieran werden wir freilich, ich weiß es leider nur allzugut, eben durch dasjenige, was uns das heiligste sein muß, auf mancherlei Weise verhindert. Der Richter muß oft dem Unschuldigen und Rechtschaffenen, weil er den Buchstaben der Geseze gegen sich hat, Unrecht geben gegen den Boshaften und Ungerechten; der Obere muß oft Handlungen belohnen, von denen er weiß, daß sie nur durch Leidenschaft eingegeben waren, er muß einen Eifer begünstigen, von dem er sieht, daß er sich des Guten nur als eines Mittels bedient, um eigennüzige Absichten zu erreichen; der Untergebene muß oft ein Werkzeug sein bei Maaßregeln, welche nur die Herrschsucht, der Stolz, die Eigenliebe ausgedacht ha11 Zeiten] B + C: Zeit 17 abgesehen] B + C: angelegt 30–1 welche nur die Herrschsucht, der Stolz, die Eigenliebe ausgedacht haben,] B + C: von denen er wol einsieht, daß sie nur den Vortheil und die Macht der Herrschbegierigen, der Stolzen, [C: Herrschbegierigen der Stolzen] der Selbstsüchtigen befördern werden [C: werden,] von denen sie ausgedacht wurden, 2 Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis am 31. August 1800 vormittags in der Invalidenhauskirche und zum 23. Sonntag nach Trinitatis am 16. November 1800 nachmittags in der Charitékirche zu Berlin; vgl. den Entwurf in KGA III/3
215 : B + C 215
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B + C 216 216
217 B + C 217
Erste Sammlung
ben, er muß oft helfen der Ueppigkeit, der Verschwendung, der Gewaltthätigkeit die Mittel zu ihren strafbaren Genüßen herbeizuschaffen: das sind traurige Fälle, welche sich gar häufig im menschlichen Leben ereignen. Allein es giebt außer diesem Wirkungskreise, in welchem ein Jeder durch allgemeine Vorschriften gebunden ist, noch einen anderen, freieren, und dieser ist es eigentlich, in welchem wir unser Gerechtigkeitsgefühl befriedigen können. Wir haben Alle eine Stimme, und diese Stimme hat einen Kreis, innerhalb | deßen auf sie | geachtet wird; laßt sie uns erheben, um das Lob jedes Redlichen, der in diesem Kreise lebt, oder von demselben bemerkt wird, zu verkündigen, um unsere Achtung gegen jeden Edelmüthigen und Frommen lebhaft auszudrüken, und dagegen Mißbilligung und Tadel auszutheilen jedem Menschen von anerkannt schlechter Gemüthsart. Wir haben Alle Gelegenheit auch in solchen Dingen, worüber uns Niemand etwas vorschreiben darf, den Menschen thätige Beweise unserer Gesinnung zu geben; hier laßt uns durch zuvorkommende Gefälligkeit, durch unermüdete Dienstbeflissenheit beweisen, wie gern wir demjenigen Freude machen, der uns die Freude gewährt einen achtungswürdigen Menschen wandeln zu sehen; laßt uns, soweit es ohne Beeinträchtigung Anderer geschehen kann, denen, die wir nicht achten dürfen, jede Gunstbezeugung, jedes Mitwirken zu ihrem Vergnügen mit hartnäkiger Strenge versagen. Warum wird diese Gerechtigkeit, die ein Jeder üben kann, so wenig geübt? Einige werden davon zurükgehalten durch Eigennuz und durch einen sklavischen Sinn, welcher glaubt, daß der Stand auch das Laster adelt, und der Reichthum auch die Menge der Sünden bedekt. Mit diesen habe ich nicht zu reden. Aber es giebt Andere, die davon zurükgehalten werden durch ein zu weiches Gemüth, und durch eine mißverstandene Anwendung gewißer Vorschriften der Religion. Es scheint ihnen christlich zu sein, daß man sich kein entscheidendes Urtheil über Menschen | erlaube, daß man immer wieder das Vergangene ver|geße und das Beste hoffe, daß man Nachsicht und Gelindigkeit übe gegen alle Menschen. An diese vorzüglich soll der folgende Vortrag gerichtet sein; ich werde mich bemühen recht deutlich zu machen, was hierin recht und der Schrift gemäß ist, und ich wünsche, daß er in uns Allen eine hellere Einsicht in den Umfang unsrer Verpflichtungen wirken möge, und einen erneuerten Entschluß sie mit Lust und Liebe zu erfüllen. 19 soweit] B + C: so weit 24 sklavischen Sinn,] C: knechtischen Sinn, 34 recht] C: richtig 35–37 daß er in uns Allen eine hellere Einsicht in den Umfang unsrer Verpflichtungen wirken möge, und einen erneuerten Entschluß] C: daß dadurch in uns Allen eine hellere Einsicht in den Umfang unsrer Verpflichtungen möge bewirkt werden, und ein erneuerter Entschluß
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Predigt über 1Kor 13,7
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Text. 1 Kor. 13, 7. Die Liebe verträgt Alles, sie glaubet Alles, sie hoffet Alles, sie duldet Alles. 5
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Diese Worte, das Ende von der vortreflichen Schilderung der christlichen Gesinnung, die mit Recht Liebe genannt wird, weil sie sich überall als Liebe äußert, scheinen auf den ersten Anblik die leidende Tugend, welche sich Alles gefallen läßt, sehr zu empfehlen, und diejenigen zu begünstigen, welche überall, wo sie nicht ausdrüklich im Namen der Gesellschaft zu handeln haben, geneigt sind menschlichen Fehlern und Vergehungen eine unbedingte Nachsicht angedeihen zu laßen, und sich nicht erlauben wollen, irgend eine strafende Rüksicht darauf zu nehmen. Laßt uns indeß aus diesen nemlichen Worten, welche den Umfang dieser Nachsicht so ausdruksvoll bestimmen, auch ihre | Grenzen uns anschaulich machen, | und so uns überzeugen, daß jene zum Besten der Gesellschaft nothwendige Gerechtigkeit und diese Forderung der Liebe keinesweges mit einander im Streit sind. Auf zweierlei geht die Nachsicht, welche der Apostel uns empfiehlt, auf unser Urtheil über die Menschen, und auf unser Betragen gegen sie; laßt uns beides genau erwägen. I. Die Liebe glaubet Alles und hoffet Alles, dies scheint zu erfordern, daß sie in ihr Urtheil über die Handlungen der Menschen alles Gute aufnehmen soll, welches diese nur selbst darüber sagen können oder dadurch andeuten wollen, das Beste, was sich von jedem einzelnen Falle nach Beschaffenheit der menschlichen Natur nur denken läßt. Kann dies wohl – ich frage euer bestes Gewißen – kann dies wohl von uns gefordert werden? Ein unbefangenes argloses Gemüth, welches die Menschen nimmt, wie sie sich gern geben möchten, welches jede Aeußerung des Unwillens über das Böse, der Freude am Guten für redlich gemeint, jede Traurigkeit über begangene Fehler und jedes Beßerungsversprechen für wahr und aufrichtig hält, welches alle Handlungen der Menschen nach der Voraussezung beurtheilt, daß Jeder das Gute will, und nach bestem Vermögen zum Beßeren fortschreitet, ein solches Gemüth zeigt soviel innere Unschuld, und erscheint uns deshalb so liebenswürdig, daß vielleicht schon bei der bloßen Vorstellung davon Mancher unter uns den Wunsch nicht zu6–7 die leidende Tugend,] B + C: jene leidende Tugend, ten,] B + C: den nemlichen Worten,
12 diesen nemlichen Wor-
21–22 Urtheil über die Handlungen der Menschen] so B + C; A: Urtheil über die Handlungen der Menschen
218 : B + C 218
152 219 : B + C 219
220 B + C 220
Erste Sammlung
rükhalten | kann: o wäre doch die glükliche Zeit | noch, wo auch ich die Welt so ansah, wo traurige Erfahrungen mich noch nicht eines andern belehrt, wo die Falschheit der Menschen das Vertrauen noch nicht verdrängt, und die nähere Bekanntschaft mit ihrem feigen und trägen Herzen den Glauben an sie noch nicht wankend gemacht hatten! Allein jene Zeit ist nicht mehr, und insofern sie eine Zeit der Unwißenheit war, könnt Ihr sie doch unmöglich zurükwünschen oder für eine beßere halten; diese Erfahrungen und diese Bekanntschaft habt Ihr nun einmal gemacht, und Ihr könnt es nicht für den Willen Gottes halten, daß Ihr sie vergeblich gemacht haben sollt, er kann nicht wollen, daß Ihr Euch einen Glauben und eine Hofnung einreden sollt, die demjenigen gerade widersprechen, was Ihr mit der größten Klarheit vor Augen seht, und mit der größten Bestimmtheit vorhersagen könnt. Ihr habt oft genug gesehen, wie der Eine zwar, wo es nöthig ist, immer in seinen Reden Ehrfurcht vor der Tugend und der Religion bezeugt, aber nicht nur in seinen Handlungen überall den Eingebungen des Eigennuzes folgt, sondern sich auch, wo er es wagen darf, zu diesen Grundsäzen gerade heraus bekennt: wenn er sich jezt wieder in den Schein der Rechtschaffenheit hüllt, um jemand zu berüken oder die Erinnerung an seine Handlungen zu verdunkeln, wollt Ihr glauben, daß nun gerade die Wahrheit aus ihm rede? Ihr habt oft genug gesehen, wie ein Anderer die unerfahrne Ehrlichkeit | hintergeht, um einen unredlichen Gewinn von ihr zu machen, wenn er nun wieder mit demselben | Schein der Uneigennüzigkeit und des Wohlmeinens Euch oder einen Andern verleiten will: haltet Ihr Euch verpflichtet zu glauben, daß er gerade diesesmal aufrichtig und redlich sein werde? Ihr habt einen Menschen oft genug mit gutem Vorbedacht und kaltem Muth wohlbekannte Geseze übertreten, Schonung und Mitleid aus den Augen sezen, und Kränkungen und Beleidigungen verüben sehen: wollt Ihr ihm glauben, wenn er daßelbe wieder gethan hat, und Euch versichert, es sei nur eine Uebereilung gewesen? – Ihr kennt einen Menschen, der kein anderes Ziel hat, als die Befriedigung der Begierden, die eine unumschränkte Herrschaft über ihn ausüben; der selbst das Böse nicht scheut, um zu diesem Ziele zu gelangen, ja der sich die möglichste Mühe giebt, damit er mit sich selbst einig werde, sein Gewißen, sein religiöses Gefühl, und alle alten Vorstellungen, welche damit zusammenhängen, zu unterdrüken; ihr habt gese1 kann: o wäre] B + C: kann, O wäre 11 Hofnung] B + C: Hoffnung 22 ein Anderer] B + C: ein anderer 28 Muth] C: Muthe 30 verüben sehen:] B + C: verüben gesehen: 33 ausüben;] C: ausüben, 33 unumschränkte] B: unumschränke
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Predigt über 1Kor 13,7
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hen, wie er jedes unwillkührliche Erwachen dieser Gedanken und Empfindungen hintennach hinwegzuklügeln und zu verlachen sucht: wenn Ihr diesen in dem Zustande einer solchen flüchtigen Rührung seht, sollt Ihr hoffen, diesmal werde es fruchten, diesmal werde der gute Geist siegen, und er werde nun endlich umkehren und Buße thun? Ihr lebt vielleicht mit einem Menschen, dem es an Kraft und Willen gänzlich fehlt, der jedem ersten Eindruk | folgt, und sich von Laune und Gewohnheit beherrschen läßt; eben so ist auch der erste Eindruk guter Bei|spiele nicht an ihm verloren, er wirkt in ihm eine Lust zur Nachahmung, und er befriedigt sie, wenn er es in diesem Augenblik ohne sonderliche Anstrengung thun kann: wenn dieser Euch einen Entschluß verkündigt, dies wolle er nun thun, so wolle er von nun an leben, sollt Ihr glauben, nun sei auf einmal der Geist der Kraft über ihn gekommen, und es werde anders werden mit ihm? Ich gestehe Euch, weit entfernt dieses für christliche Gesinnung zu halten, beweist es mir vielmehr einen offenbaren Mangel daran. Kommt dieses leere Glauben und Hoffen daher, daß Ihr das Gegenwärtige mit dem Vergangenen nicht vergleicht, seht Ihr wirklich nicht, daß dasjenige, was jezt in einem Menschen vorgeht, daßelbe ist, was schon oft in ihm vorgegangen ist: so gesteht, daß Ihr die Menschen, mit denen Ihr lebt, und über die Ihr urtheilt, nicht mit der ernsten Aufmerksamkeit betrachtet, die Ihr ihnen schuldig seid. Kommt es daher, daß Ihr eurem Schluß von dieser äußern Aehnlichkeit auf die innere nicht traut, so denkt doch ja nicht, daß dies eine lobenswürdige Bescheidenheit sei. Könnt Ihr glauben, daß ein böser Mensch wohl auch einmal gut handeln könne; oder glaubt Ihr, er könne, ohnerachtet Ihr ihn vor Augen hattet, gut geworden sein, und seinen Sinn geändert haben unvermerkt; oder glaubt Ihr, die größte Veränderung, die in einem Menschen vorgehen kann, könne | sich eben so offenbaren, wie eine flüchtige Gemüthsbewegung, von der über Nacht jede Spur verwischt ist: so fehlt es Euch offenbar an | Kenntniß von der eigentlichen Natur des Guten, und daraus weiß ich nichts anders zu schließen, als daß Ihr es entweder selbst noch nicht besizt, oder daß Ihr es nicht würdig genug ehrt. Ich warne Euch vor diesem leeren Glauben und Hoffen 3 diesen in dem Zustande] C: diesen wieder in dem Zustande 4 seht,] C: seht; 24 traut,] B + C: traut: 25–26 auch einmal gut 18 vergleicht,] B + C: vergleicht; handeln] C: auch gut handeln 29 könne sich] B + C: werde sich 34 Hoffen] C: Hoffen, 7 fehlt,] C: seht, 13–14 Vgl. 2Tim 1,7
221 B + C 221
222 B + C 222
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223
B + C 223
Erste Sammlung
so ernstlich ich kann. Seht nur, so lange Ihr deßen nicht müde werdet, wie Euer falsches Urtheil immer ein falsches Handeln hervorbringt, und auch hier Alles eben so leer sein muß! Ihr werdet nichts Gutes ausführen, was Ihr entwerft, Ihr werdet nichts auf die Menschen wirken, wenn Ihr sie für etwas anderes haltet, als sie sind, und wenn die Zeit eures Lebens unnüz vergeht, so glaubt nicht, Gott werde Alles entschuldigen, was Ihr aus guter Meinung versehen habt; er gab Euch Augen, warum habt Ihr nicht gesehen? Werdet Ihr aber deßen endlich müde, dann sinkt Ihr ohnfehlbar in einen eben so bodenlosen Mißmuth, als eure Hofnungen eitel und luftig waren: Ihr werdet auch im Argwohn die Guten von den Bösen nicht unterscheiden, wie Ihr es vorher im Glauben nicht thatet, und um Euch über das Mißgeschik, daß Ihr die Menschen weder kennt noch etwas mit ihnen auszurichten wißt, zu trösten, werdet Ihr Euch einbilden, daß weder Eins noch das Andere der Mühe werth sei. | Was heißt also die Liebe soll Alles glauben und Alles hoffen? Wollt Ihr diese Vorschrift in dem vielumfaßenden Sinn nehmen, in welchem Ihr sie zu nehmen gewohnt seid: so bedenkt doch, daß in | dem Zusammenhange, worin sie gegeben ist, eigentlich von dem Betragen und den Gesinnungen der Christen unter einander die Rede war; bedenkt, daß damals in den ersten Zeiten dieser Religion ein Christ zu sein etwas mehr sagen wollte als jezt, und daß nicht leicht einer in diesen Bund gehörte, den nicht das Bedürfniß einer auf Reinheit des Herzens gegründeten Religion aus dem eiteln Gözen- und Opferdienst heraustrieb. Gegen solche Menschen, von denen Ihr wißt, daß sie das göttliche Gesez erkannt und zu dem ihrigen gemacht haben, daß bei ihnen die Stimme des Gewißens regiert, gegen solche, die Ihr als Mitbürger im Reiche Gottes erkannt habt, weil sie handeln, wie nur solche handeln können, gelte Euch dieses Gebot in seinem ganzen Umfange. Glaubet Alles von ihnen. Wenn Euch in ihrem Betragen etwas vorkommt, das Ihr nicht ganz versteht, das Ihr aus eurer Art, die Geseze der Rechtschaffenheit und der Liebe in ähnlichen Fällen anzuwenden, nicht erklären könnt, das vielleicht manchen von 1–3 Seht nur, so lange Ihr deßen nicht müde werdet, wie Euer falsches Urtheil immer ein falsches Handeln hervorbringt, und auch hier Alles eben so leer sein muß!] C: So lange Ihr dessen nicht müde werdet, muß Euer falsches Urtheil immer ein falsches Handeln hervorbringen, das eben so leer sein wird! 1–2 so lange Ihr deßen nicht müde werdet, wie Euer] B: wie so lange Ihr dessen nicht müde werdet, Euer 5 sind,] B + C: sind; 6 vergeht,] B: vergeht: 7 habt; er] C: habt. Er 8–9 aber deßen endlich müde,] C: aber des Glaubens, der Euch immer getäuscht hat, endlich müde, 10–12 waren: Ihr ... thatet,] C: waren. Ihr ... thatet; 14 weder Eins noch] C: weder das eine noch 17 dem vielumfaßenden] C: jenem vielumfassenden 21 dieser Religion] B + C: der Kirche 33– 1 manchen von Vielen und auch von Euch angenommenen Vorstellungen] C: mancher von Vielen und auch von Euch angenommenen Vorstellung
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Predigt über 1Kor 13,7
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Vielen und auch von Euch angenommenen Vorstellungen über das Rechte und Schikliche zu widersprechen scheint: so seid nicht rasch, das Urtheil der Verwerfung über ihr Betragen auszusprechen; seid nicht beflißen eine Leidenschaft, ein falsches Urtheil, einen unregelmäßi|gen Gemüthszustand aufzufinden, woraus sich dies herleiten laße; sondern glaubet, daß irgend etwas in den Verhältnißen sei, was Euch verborgen geblieben ist, daß auch dies mit den Grundsäzen ihres Wandels übereinstimmen müße. Suchet dies mit | Bescheidenheit auf, und wenn Ihr es nicht findet, so glaubet doch, bis Ihr das Gegentheil sehet, bis die Spuren der Reue und das Bestreben es beßer zu machen, Euch zeigen, daß gefehlt worden ist. Dieser Glaube wird Euch vergolten werden, wenn Ihr einst die bedenkliche That in ihrem wahren Lichte erblikt, und wenn er Euch hie und da täuscht, wie es denn möglich ist, weil auch den Vortreflichsten und Nachdenklichsten Schwachheiten und Uebereilungen möglich sind, und jedem Menschen hie und da verborgen bleibt, wo er gefehlt hat: er führt den Segen bei sich, daß Euch kein bitteres Gefühl von dieser Täuschung übrig bleiben wird. Und wo Ihr ihn zurüknehmen müßt, da nimmt das Gebot seinen Anfang: hoffet Alles. Seht Ihr jezt noch an denen, die Ihr für Brüder erkennen müßt, Spuren von den Neigungen, welche sie ehemals beherrscht haben; brechen die Fehler ihrer natürlichen Gemüthsart noch bisweilen aus gegen die Handlungsweise, welche sie sich seit dem Anfange ihres neuen Lebens gebildet haben; zeigt sich noch hie und da eine alte Gewohnheit wirksam, ehe die Ueberlegung darauf gerichtet wird, ihr zu widerstehen: so hört nicht auf zu hoffen, daß es auch darin noch beßer mit ihnen werden wird, | sezt der Herrschaft, welche sie über sich selbst erlangen werden, keine Grenze, und keine Vollkommenheit sei zu groß, die Ihr nicht von denen erwarten solltet, welche sich einmal gebeugt haben unter das Gesez, das Gott in unser Herz | schrieb. Ich sage Euch, Eure Hofnung wird nicht zu Schanden werden: Ihr werdet ihr Licht immer heller leuchten sehen, bis es aus einem irdischen in ein himmlisches verwandelt wird. An 3 auszusprechen;] C: auszusprechen, 7 ist, daß auch] C: ist, und daß auch 9 doch, bis Ihr] B + C: doch, daß dergleichen da sei, bis Ihr 12–13 wenn Ihr einst die bedenkliche That in ihrem wahren Lichte erblikt, und wenn] B + C: indem Ihr oftmals eine That, die Euch bedenklich schien [C: schien,] späterhin in ihrem wahren Licht erblikken werdet; ja selbst wenn 16–17 führt den Segen] B + C: führt auch hier den Segen 19 das Gebot seinen Anfang:] C: das andere Gebot seinen Anfang, 22 gegen die Handlungsweise,] B + C: im Widerspruch mit der Handlungsweise, 27 Grenze,] C: Grenze; 29 welche sich] C: die sich 29 das Gott] B + C: welches Gott 31 werden:] C: werden; 29–30 Vgl. Röm 2,15
224
B + C 224
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diesem Glauben und an dieser Hofnung zu Euern Brüdern darf es Euch nicht fehlen, wenn anders in Euch selbst die ächte Gesinnung der Rechtschaffenheit wohnt. Wer das Leben aus Gott kennt, dem ist ein solcher Glaube natürlich: denn er muß wißen, daß es nicht nur dieses und jenes einzelne Gute hervorbringt, sondern den ganzen Menschen beßert, und daß unter dieser Herrschaft eben so wenig ein einzelnes Laster ruhig wohnen kann, als eine einzige wahre Tugend in einem ungebeßerten Gemüth aufgeht. Wer den Sinn Christi hat, dem ist eine solche Hofnung natürlich: denn sie ist eine Folge seiner eigenen täglichen Erfahrung, er sieht seine eigne Tugend täglich lauterer und schöner sich bilden, sieht wie jedes Glied seines neuen Menschen an Kraft zunimmt durch Nahrung und Uebung, und jeder entstellende Flek verschwindet durch den ungehemmten Umlauf heiliger und unverdorbener Gedanken und Gefühle, und er weiß, daß es eben so ergehen muß mit Allen, die ihm gleich gesinnt sind. | Diese sind es also, von denen Alles zu glauben und Alles zu hoffen ist. Glaubt und hofft aber auch, daß Jeder diesen Sinn habe, bis Ihr auf ungezweifelte Art eine Handlungsweise bei ihm wahrnehmt, die mit demselben unmöglich bestehen kann; glaubt und hofft auch von denen, welchen Ihr ihn nicht bei|legen könnt, soviel eure Kenntniß der menschlichen Natur Euch zuläßt. Glaubt von Keinem, daß er böse sei aus Haß gegen das Gute, sondern sucht die Ursache von allem, was Euch an ihm betrübt, in den Leidenschaften und Neigungen, die Ihr gar wohl kennt, und in dem Mangel an Kraft, von welchem Ihr in einzelnen Fällen doch auch noch Erfahrungen macht; glaubet, daß es Mittel gebe, einen Jeden von manchem Bösen zurükzuhalten und zu mancherlei löblichen und nüzlichen Handlungen zu veranlaßen, und hofft, daß dem Guten der Zugang zu keiner einzigen menschlichen Seele so ganz verschloßen sei, daß nicht hier oder dort irgend einmal ein Jeder unser gemeinschaftliches Ziel finden und den richtigen Weg dahin sollte einschlagen können. Fehlt es Euch auch an diesem Glauben und dieser Hofnung, so muß eine Verachtung der menschlichen Natur in Euch liegen, oder ein verwerflicher Stolz, als ob Ihr von ganz anderem Thon gebaut wäret, und beides kann mit der Liebe nicht bestehen. 10–11 Erfahrung, er ... bilden, sieht] B + C: Erfahrung. Er ... bilden; er sieht 16– 17 glauben und Alles zu hoffen ist.] C: glauben ist und Alles zu hoffen. 20 soviel eure Kenntniß] B + C: soviel Gutes, als eure Kenntniß 28–29 daß dem Guten der Zugang zu keiner einzigen menschlichen Seele so ganz verschloßen sei,] B + C: dem Guten sei der Zugang zu keiner einzigen menschlichen Seele so ganz verschlossen, 31–32 Euch auch an diesem Glauben und dieser Hofnung,] C: Euch an diesem Glauben und dieser Hofnung: 34 gebaut wäret, und] B + C: gebauet wäret als andere, und
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II. Auf dieselbe Art laßt uns auch einen Unterschied machen in der Nachsicht, die wir in unserm Betragen gegen die Menschen beweisen sollen. | Erstlich ertraget und duldet Alles von denjenigen, an die Ihr als an gute und vorzügliche Menschen glauben müßt; auch sie werden Euch gewiß Gelegenheit genug geben, diese Tugend zu üben. Bei | aller Uebereinstimmung in den Grundsäzen eines wohlgeordneten und Gott gefälligen Lebens, und in der Erkenntniß der wichtigsten und heilsamsten Wahrheiten kann dennoch eine sehr weitgehende Verschiedenheit der Meinungen und der Entwürfe und Handlungsweisen Statt finden. Dieselbe Wahrheit, über welche Mehrere einig sind, kann den einen zu dieser, den andern zu einer ganz verschiedenen Meinung über einzelne Gegenstände des Nachdenkens veranlaßen; die verschiedenen Verhältniße des Lebens können dem Einen in diesem, und Jenem in einem ganz andern Lichte erscheinen; dieselbigen Menschen sucht der Eine auf diese, der Andere auf jene Art zu behandeln, nachdem sich ihre Eigenschaften und Verhältniße allemal aus einem andern Gesichtspunkt auch in einem andern Zusammenhange darstellen, und so wird dieselbe Beförderung des Guten, die unser gemeinschaftliches Ziel ist, Jeder auf seinem eignen Wege suchen. Duldet diese Verschiedenheit, wie groß sie Euch scheinen, und wie unangenehm sie Euch bisweilen überraschen möge. Der Herr hat sie eingesezt. So soll jede Art zu handeln, die nur mit seinen Geboten übereinstimmt, irgendwo zur Wirklichkeit kommen; so soll die Mannigfaltigkeit, deren das Gute im Menschen fähig ist, sich offenbaren | und auf jedem Wege sein Wille geschehen und sein Reich herbeigeführt werden. Wer damit nicht zufrieden ist, wer sich von der kleinlichen Eitelkeit nicht losmachen kann, alle Menschen, die ihm werth sind, auch zu seiner Meinung über Alles, was ihm wichtig ist, hinüberzuziehn, wer | gleich Gefahr sieht und abhalten, belehren und beßern will, wo nicht ganz in seinem Sinne gehandelt wird, deßen Liebe ist noch nicht rein von Eigendünkel und Selbstsucht. – Und so ertraget es denn auch mit Liebe, wenn eben diese Eigenthümlichkeiten guter 8 Lebens,] C: Lebens 9 heilsamsten] B + C: heilsamen 12–13 verschiedenen Meinung über einzelne Gegenstände des Nachdenkens] B + C: verschiedenen Ansicht einzelner Gegenstände und Beurtheilung einzelner Fälle 14 dem Einen] B + C: Einem 17–18 Verhältniße allemal aus einem andern Gesichtspunkt] B + C: Verhältnisse aus jedem andern Gesichtspunkt 18–19 darstellen,] C: darstellen; 2 Betragen gegen die Menschen] B + C; A: Betragen gegen die Menschen 10 Handlungsweisen] B + C; A: Handlungsweise 36 Einem] B + C: dem Einem 26–27 Vgl. Mt 6,10
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Menschen, oder die Schwachheiten, die noch in ihnen übrig sind, Euch Unannehmlichkeiten und Schmerzen verursachen, damit nicht das Gegentheil, wo Ihr etwas gemeinschaftlich mit ihnen ausrichten wollt, oder wo einer auf den andern zu wirken hat, eine Quelle von verderblichen Mishelligkeiten werde. Einer ist eifrig und rasch, ein Anderer sanft und langsam; einer geht gleich auf das Innere einer Sache, der Andere fängt umständlich bei der Oberfläche an; der Eine behandelt auch das Wichtige mit Leichtigkeit und Anmuth, ein Anderer auch das Geringere mit sinnreichem Ernst; einer läßt einem arglosen Scherz Raum, wo ein Anderer jedes Wort bedächtig auf die Wage legt. Wenn eine oder die andere dieser Eigenthümlichkeiten, auch wie sehr es immer sei, der eurigen entgegensteht; wenn die Aeußerungen derselben Euch oft zur Ungeduld reizen, oder euer Gefühl auf der empfindlichsten Seite verwunden; wenn dies selbst deshalb geschieht, weil | euer Bruder sie nicht genug in seiner Gewalt hat, und sie in eine Schwachheit ausgeartet sind: ertraget sie dennoch! und wenn er siebenmal des Tages gegen Euch fehlte, und käme zu Euch und sagte, es reuet mich, so vergebt ihm! Ja, seze ich hinzu, und wenn er auch gar nicht merkte, daß er gegen Euch gefehlt hat, vergebt ihm doch; auch | wenn Ihr Euch gefaßt halten müßt, daßelbe immer wieder zu erleiden, vergebt ihm doch. Eure Hofnung, daß auch das noch in ihm beßer werden wird, muß Euch darin unterstüzen; Eure Ueberzeugung, daß auch Ihr von einem Andern gleicher Nachsicht bedürft, muß es Euch leicht, und Eure Freude darüber, daß Ihr doch im Innersten des Herzens Eins mit ihm seid, muß es Euch angenehm machen. Ja, wenn Ihr den christlichen Sinn habt, der über der einen Hauptsache gern alles Andere vergißt: so werden diese Kleinigkeiten, welche von der menschlichen Natur so unzertrennlich sind, nicht im Stande sein, Euch in der Eintracht zu stören, womit wir Alle zu unserm gemeinschaftlichen Endzwek arbeiten sollen. Wer sich von einem Bruder, dem er Achtung und Liebe schuldig zu sein fühlt, um deswillen wegwendet, weil er hier und dort von ihm verschieden denkt und handelt, der hat eben eigentlich die Liebe nicht, die er ihm geben sollte; wer sich deshalb weigert, sich zu irgend einer guten Absicht aufs innigste 1 oder die Schwachheiten,] B + C: oder auch die Schwachheiten, 11–12 auch wie sehr es immer sei,] B + C: wie sehr es auch immer sei, 16 dennoch! und] B + C: dennoch! Und 23 von einem Andern] C: von Andern 25 machen. Ja,] B + C: machen. Ihr könnt nicht fröhliche Duldung, nicht zärtliche Nachsicht genug beweisen gegen diejenigen, die mit Euch Eins sind in dem Herrn. Ja, 32 weil er hier] B + C: weil dieser hier 16–18 Vgl. Mt 18,21–22
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mit ihm zu verbinden, der erfüllt seinen Beruf auf eine sehr mangelhafte Art; wer deshalb auch nur minder gern das Wohlergehn und | das Vergnügen eines Andern befördert, der unterläßt es der Rechtschaffenheit vor der Welt die Achtung zu bezeigen, die ihr gebührt. Und doch ist es nur zu gewöhnlich, daß eben diejenigen, welche offenbar unrechten und sündlichen Handlungen eine entschuldigende Nachsicht an|gedeihen laßen, sich hierin eine unerbittliche Strenge erlauben, und es für recht halten, nicht nur sich um diejenigen, deren Gemüthsart ihnen nicht angenehm ist, nicht weiter zu bekümmern, wie vortreflich sie auch sein mögen, sondern auch jede Verlezung, welche ihnen selbst daraus entsteht, so zu ahnden, wie das erste Gefühl es ihnen eingiebt. Das heißt der Vorschrift unseres Textes gerade da, wo sie am deutlichsten ist, den Gehorsam versagen. Wollt Ihr aber gerecht sein; soll der Vorzug, den Ihr den beßeren Menschen einräumt, nicht eine auf Unkosten der allgemeinen Liebe ausgeübte Partheilichkeit scheinen: so duldet und ertraget zweitens das nemliche auch von denen, welche Ihr nicht aus demselben Gesichtspunkte ansehen könnt. Wenn Verschiedenheit der Meinungen und der Gemüthsart euren Pflichten und Gesinnungen gegen diejenigen, die Ihr als Brüder und Jünger Christi lieben müßt, keinen Eintrag thun können: so soll sie auch euren Pflichten und Gesinnungen gegen diejenigen nicht in den Weg treten, denen Ihr eine allgemeinere Art der Liebe schuldig seid. Es mag sein, daß Menschen sich gewißer Erweisungen auch dieser Liebe unwürdig machen können durch Hand|lungen und Gesinnungen, wodurch sie die menschliche Natur verunehren: aber persönliche Abneigung, Fehler, die Ihr entschuldigen würdet, wenn sie nur gegen einen Andern begangen worden wären, sollen niemals den Vorwand dazu hergeben. | Das Innerste eines Jeden, der die Menschheit zu ehren weiß, muß sich empören, wenn so oft, ohne daß man sich auf die Denkungsart und das Leben eines Menschen einläßt, von einem Widerwillen geredet wird, den man gegen ihn empfindet, und den am Ende eine unbedeutende Kleinigkeit rechtfertigen soll, etwas unangenehmes in der äußern Erscheinung, im gesellschaftlichen Betragen. Entzieht Ihr auch deshalb einem Menschen nicht euren Beistand im Unglük, euren Schuz gegen die Verläumdung; wird Euch nur dadurch ohne weitern Grund seine Person 1–2 der erfüllt seinen Beruf auf eine sehr mangelhafte Art;] B + C: der erfüllt sehr mangelhaft den Beruf [C: Beruf,] der ihm angewiesen ist; 10 vortreflich] C: vortrefflich 11–12 das erste Gefühl] B + C: das erste verwundete Gefühl 17 Ihr nicht] B + C: Ihr noch nicht 35 euren Beistand] C: enren Beistand
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fremder, sein Wohlergehen gleichgültiger, so ist schon gefehlt. Es ist meine eigne Erfahrung, die ich Euch offenherzig mittheile, daß gerade diejenigen, die ich nachher am meisten lieben mußte, mich anfänglich eher von sich abgestoßen, als zu sich hingezogen haben; gewiß ist dies häufiger der Fall, als man es wahrnimmt, gewiß beraubt sich Mancher durch leichtsinnige Nachgiebigkeit gegen den ersten Eindruk des Besten, was einem Menschen wiederfahren kann, und schadet sich selbst, indem er einem Andern entzieht, was ihm gebührt. – Aber wie oft wird einem solchen Widerwillen noch mehr Spielraum gelaßen! wie oft begründet er eine nachtheilige Meinung von dem Innern des Men|schen, und äußert sich durch eine höchst ungerechte offenbare Zurüksezung! Es ist wahr, daß niedrige Gesinnungen und wilde Leidenschaften des Menschen in seinem äußern Betragen Spuren zurüklaßen, welche sich auch da zeigen, wo jene nicht unmittelbar im Spiel sind, und welche einem | geübten Auge selten entgehen: aber wer darf behaupten, daß was aus einem solchen Grunde herrühren kann, auch immer daraus herrühren müße? wer darf sich zutrauen, dies untrüglich zu unterscheiden? wer darf sich für so vollendet halten, daß ihm nichts zuwider wäre, als eben dieses? Seht, wie auch hier das Unrecht sich offenbaret durch den Eigendünkel, der ihm zum Grunde liegt! Dieser kann nicht bestehen mit der Liebe, die uns beseelen soll; opfern wir ihm unsere Duldsamkeit auf, so opfern wir die Gerechtigkeit mit auf. Dagegen fordere ich Euch im Namen derselben drittens auf, nichts zu dulden, und nichts zu vertragen, wodurch offenbar das Gute und die Vollkommenheit, deren Beförderung unser höchster Beruf ist, gehindert und zurükgehalten wird, keine Meinung, keine Gesinnung, keine Handlung. Denkt über den Ursprung derselben so nachsichtig Ihr wollt, aber haltet es für Eure Pflicht, Euch ihnen aus allen Kräften zu widersezen, sonst artet eure duldende Liebe aus in eine unvernünftige Zärtlichkeit, die denen selbst nachtheilig wird, welchen Ihr sie beweiset. Duldet keine unvernünftigen Vorurtheile, wohin auch ihr schädlicher Einfluß gerichtet | sein möge, denn einen solchen, das gebt Ihr zu, werden sie allemal haben; und wenn sie auf einem Gebiet liegen, worüber zu urtheilen Ihr befugt seid, so erhebt auch eure Stimme gegen sie. Ob Ihr mit strengem Ernst oder mit schonender Sanftmuth, mit tiefen Gründen oder | mit treffendem Spott streiten sollt, das sei Eurem Gewißen und Eurem unterscheidenden Gefühl überlaßen: aber streiten müßt Ihr. Was für eine Liebe wäre es, wenn Ihr die Menschen, soviel an Euch ist, immer in der Sklaverei des Un7 wiederfahren] B + C: widerfahren 34–35 und wenn sie auf einem Gebiet liegen,] B + C: und liegen sie auf einem Gebiete, 40 Sklaverei] C: Knechtschaft
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verstandes ließet, ohne auch nur das Leichteste zu ihrer Erlösung beizutragen! Ihr sollt es nicht für vergeblich halten, sie auch bei denen anzugreifen, die sie lange in sich genährt haben; Ihr sollt nicht im Voraus sagen, es sei umsonst das Werk der Erziehung und der Gewohnheit vernichten zu wollen. Diese Trägheit, unter welchen Namen sie sich auch verberge, ist keine Liebe; und wo würden wir sein, wenn Jeder, dem beßere Einsicht verliehen war, sich so hätte zurükhalten laßen. Richtet Ihr aber auch bei denen nichts aus, die schon veraltet sind im Irrthum, so werdet nicht müde, dem Einfluß, den sie auf Andere gewinnen könnten, entgegen zu arbeiten; hemmt auf alle Weise den Strom, der Alles zerstören will, was Vernunft und Weisheit mit Mühe erbauen. Redet nicht von einer Schonung, welche gewißenlos wäre in dem heiligsten Kriege, den wir führen! versündiget Euch nicht an der künftigen Zeit, indem Ihr der vergangenen auf eine sehr | unrechte Art eure Achtung beweiset! opfert nicht die schuldlose Jugend auf, um ein graues Haar zu ehren, welches nicht auf dem Wege der Gerechtigkeit gefunden worden1. Am wenigsten höret jemals auf | durch eure Handlungen gegen das zu streiten, was Euch Vorurtheil und Irrthum ist. Wollt Ihr nicht einmal leben nach eurer Ueberzeugung, nicht in eurem Beruf aufs Beste darnach handeln, um nur diejenigen zu schonen, deren Gedanken und Wünschen es zuwider sein könnte, das wäre eine sehr verwerfliche Liebe. – Duldet ferner nicht den Leichtsinn, der über das Laster auf eine lose entschuldigende Art vernünftelt. Daß er nur zu häufig erscheint in allen Gegenden der Gesellschaft, darin werdet Ihr gewiß mit mir übereinstimmen, und ich füge hinzu, daß man auch nur allzuviel Nachsicht gegen ihn beweiset. O schlagt ihn mit allen Waffen, welche eure Menschenkenntniß, euer Verstand, eure Laune, euer Ansehn unter den Menschen Euch an die Hand geben! Nichts von Geduld mit den Gebrechen des Zeitalters, nichts von Nachsicht mit der flatterhaften Jugend, nichts davon daß auch Tugend und Religion sich dem Geiste der Zeit bequemen und seine Gewalt erfahren müßen! Sie können nichts verlieren, denn Alles, 1
Sp. Sal. 16, 31.
2 sie auch] B + C: Vorurtheile auch 7–8 sich so hätte zurükhalten laßen.] B + C: sich solche Zurükkhaltung erlaubt hätte. 10 arbeiten; hemmt] B + C: arbeiten. Hemmt 12–13 von einer Schonung, welche gewißenlos wäre in] B + C: von Schonung; sie wäre gewissenlos in 18–19 was Euch Vorurtheil und Irrthum ist.] C: was Ihr als Vorurtheil und Irrthum erkennt. 20–21 nicht in eurem Beruf aufs Beste darnach handeln, um nur diejenigen zu schonen,] B + C: nicht einmal in eurem Beruf aufs Beste ihr gemäß handeln, nur damit ja diejenigen geschont werden, 24 Daß er nur] B + C: Daß dieser nur 28 eure Laune,] C: euer Wiz, 30 davon] C: davon,
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was ihnen wirklich angehört, ist ewig und unverwelklich, und so können auch die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen: aber was sie überwältigen will, das sind die Pforten der Hölle, und | dagegen laßt uns streiten, was unsere Kräfte vermögen. Muß in diesem Streite hie und dort einer der Beschämung, dem Gelächter, der Verachtung Preis gegeben werden: schonet nicht, es ist ein wohlverdientes, selbstgewähltes Schiksal, und | es gilt das heiligste Kleinod, deßen Vertheidigung uns übertragen ist. – Ertraget keine Ungerechtigkeit und kein liebloses Wesen. Ich sage nichts davon, gegen wen sie begangen werden, gegen Euch selbst oder Andere, denn es gilt gleich. Nicht gleichgültiger sei Euch das, was Andern zugefügt wird: aber seid auch nicht nachsichtiger, wenn es Euch selbst begegnet; denn ich seze voraus, daß Ihr im Stande seid, ohne Leidenschaft darüber zu urtheilen. Ich sage auch nicht, daß Ihr einen Unterschied machen sollt, je nachdem sie gelungen ist oder nicht. Gewiß fordere ich Euch nicht auf, das Uebel zu vergelten, welches zugefügt worden ist, sondern das Böse, welches gemeint war. Wollt Ihr den Ungerechten in eurem Betragen nicht unterscheiden, so sprecht Ihr ihm Recht, und das ist dem Herrn ein Greuel2. Seid Ihr nicht gegen ihn, so seid Ihr für ihn; wollt Ihr ihn nicht züchtigen, so muntert Ihr ihn auf; wollt Ihr gegen ihn, wie gegen Andere, dienstfertig, freundschaftlich und gefällig sein, und ihn eben so behandeln, wie Ihr in gleichem Verhältniß den Rechtschaffnen behandelt: so singt Ihr selbst seinem Gewißen das Wiegenlied, und habt Antheil an seinem wachsen|den Verderben. Sehet nun selbst zu, ob dies eine Nachsicht ist, welche die Religion Euch gebieten kann, ob es nicht die Liebe ist, die Euch davon abhalten muß. So wie es in jeder wohlgeordneten Gesellschaft Strafen und | Belohnungen giebt, so muß es auch in dem freien Umgange der Menschen Auszeichnungen geben für den Guten, und Auszeichnungen für den Bösen. Unser Vater im Himmel läßt regnen über die Gerechten und über die Ungerechten, und seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten; ich will Euch nicht abhalten Ihn auch hierin nachzuahmen. Was Ihr thun könnt, um die Noth der Menschen zu lindern, und ihre ersten unumgänglichsten Bedürfniße zu befriedigen, dabei fraget nicht nach Verdienst oder Schuld: aber zuvorkommendes Wesen, Beweise der Ach2
Sp. Sal. 17, 15.
3 235] A: 233 rechten
14 je nachdem] so B + C; A: nachdem
1–2 Vgl. Mt 16,18
29–31 Vgl. Mt 5,45
17 Ungerechten] C: Ungege-
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tung, Bezeigung des Wohlgefallens, Verlangen nach Liebe und näherer Verbindung, das darf und soll etwas bleiben, wodurch Ihr denjenigen auszeichnet, der eurer Achtung und eurer Liebe werth ist. Gerechtigkeit und Liebe müßen auf jedem Theile ihres Gebietes auf das genaueste zusammenstimmen, wenn sie anders rechter Art und dem göttlichen Urbilde ähnlich sein sollen, und Ihr seht sie thun es auch hier. Es ist nur Gerechtigkeit gegen die Guten und Frommen, wenn Ihr Alles an ihnen mit den Augen der Liebe anseht, welche überall von Glaube und Hofnung glänzen; es ist nur Liebe zu den Bösen, wenn Ihr gegen das | Böse in ihnen strenge Gerechtigkeit übt. Haltet, ich bitte Euch, diese Aeußerung Eurer Gesinnungen für keinen unwichtigen Theil des Euch anvertrauten Pfundes; haltet damit Haus, so daß Ihr vor Gott bestehen könnt. Auch | hievon heißt es: wer nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat. Wer die Liebe, das Höchste, was dem Menschen gegeben ist, in eine Schwachheit verwandelt, dem bleibt zulezt auch nichts übrig, als diese Schwachheit, er wird der wahren Liebe unfähig, und weil er das verschiedenste für gleich erklärt hat, so ist er auch auf dem Wege zu einer allgemeinen Gleichgültigkeit und Erkältung des Herzens. Wendet alle eure Weisheit an, um in jedem Falle zu unterscheiden, was Liebe und Gerechtigkeit vereint gegen einen Jeden erfordern; und wenn es Euch dann scheint, als ob was Ihr auf diese Art ausrichtet und erreicht durch die Frucht eures Mundes und durch den Ausdruk eures Betragens, nur etwas sehr weniges sei: so beruhigt Euch damit, daß es doch das Rechte ist für das Beste der Welt, und hofft, daß auch hier die Aussicht gilt, einst über mehreres gesezt zu werden.
6 seht] B + C: seht, 9 von Glaube] B + C: von Glauben B + C: Schwachheit; er 22 als ob] C: als ob, 19 Erkältung] so DV von A; OD: Eikältung 12 Vgl. Lk 19,13
16–17 Schwachheit, er]
21 erfordern;] so B + C; A: erfordere;
13–14 Lk 19,26; Mt 13,12; 25,29
26 Vgl. Lk 19,16–19
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XI. Die Gemeinschaft des Menschen mit Gott.
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Weshalb macht doch der Anblik eines Frommen auf Alle, die sich nur in einem ruhigen und besonnenen Gemüthszustande befinden, einen so eignen und wunderbaren Eindruk? Sie können sich einer ehrfurchtsvollen Scheu nicht erwehren in der Gegenwart deßen, den sie vielleicht in jeder andern Hinsicht tief unter sich halten; sie demüthigen sich vor seiner erhabenen Gesinnung, und fühlen sich selbst geehrt und erhoben durch diese Demüthigung; es überfällt sie die Ahndung von einem seligen und beneidenswerthen Zustande, in demselben Augenblik, wo sie sich deßen unfähig, ja vielleicht unwürdig fühlen. Zu allen Zeiten und unter allen Umständen zeigt sich diese Wirkung, sowohl da, wo wir eine reine und vernünftige Religion finden, als da, wo die Erkenntniß des Ewigen noch von mancherlei Irrthümern verunreinigt und die Grundsäze der Gottseligkeit mit abergläubischen Meinungen vermischt waren; überall legen selbst die rohe|sten Gemüther in ihren beßeren Augenbliken durch dies | Gefühl ein Zeugniß ab für die Vortreflichkeit der Religion. Ich möchte nicht sagen, daß es die unwandelbare Rechtschaffenheit des Frommen ist, was diesen Eindruk hervorbringt. Die Religion bedarf keines falschen Ruhmes, und so wollen wir nicht anstehn zuzugeben, daß auch unter denen, welche am Glauben Mangel leiden, nicht Wenige ihren Wandel in unbestechlicher Treue und Redlichkeit führen, und die Erfüllung ihrer Pflichten im ganzen Umfange ihr erstes und höchstes sein laßen: aber, wenn gleich Niemand ihnen aufrichtige und herzliche Achtung versagen kann, und der Böse selbst gezwungen ist, sie zu ehren, ein solches Gefühl dringen sie ihm doch nicht ab, als mit welchem sie selbst dem Frommen huldigen, zum deutlichen Beweise, daß diese Huldigung sich nicht auf das bezieht, was sie mit ihm gemein haben. – Auch in der unerschütterlichen Gleichmüthigkeit des Gottseligen bei allen 11 wo sie sich] B + C: wo sie selbst sich 14–15 verunreinigt und] C: verunreinigt ist und 16 vermischt waren;] B + C: vermischt sind; 18 Vortreflichkeit der Religion.] B + C: hohe Würde der Frömmigkeit. 24–26 laßen: aber ... ehren,] B + C: lassen. Aber ... ehren; 2 Predigt zum 21. Sonntag nach Trinitatis am 2. November 1800 nachmittags in der Invalidenhauskirche zu Berlin; vgl. den Entwurf in KGA III/3
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Vorkommenheiten des Lebens können wir die Ursache dieser Erscheinung nicht suchen. Denn wie viele Menschen giebt es nicht, die ohne Hülfe der Religion entweder durch frühe Erfahrungen gereift, durch manche Schiksale abgehärtet, oder über der Ausbildung und Beschäftigung des Verstandes das, was den sinnlichen Menschen betrift, vernachläßigend, sich über nichts verwundern, was um sie her vorgeht, und auch was ihnen selbst begegnet, mit ungewöhnlicher Gelaßenheit hinnehmen. Bewundern werden freilich die|jenigen, welche die Sklaven jedes Glüks und jedes Unfalles sind, diese seltene Erhebung des Gemüthes: aber in eine solche Rüh|rung wird sie Keinen versezen, als jene Gott ergebene Stimmung des Frommen Jedem abzwingt, der ein Zeuge davon sein kann. Ja auch nicht einmal in der freundlichen Liebe, die er allen seinen vernünftigen Mitgeschöpfen entgegenträgt, müßen wir es suchen. Es giebt viel gute Herzen, die alle Segnungen eines thätigen Wohlwollens weit um sich her verbreiten, und mit unermüdetem Eifer und freudiger Aufopferung ihren Beitrag leisten, um Jeden zufrieden zu stellen; wer würde sie nicht lieben und nach ihrem Werthe schäzen: aber jene andächtige Ehrfurcht wird ihnen nicht gezollt. – Sollte es etwa der Umstand sein, daß wir in einem frommen Gemüthe dieses Alles vereinigt finden? Nein, nicht jene Aeußerungen der Gottseligkeit, welche sie mit andern des Menschen würdigen Gesinnungen gemein hat, ergreifen jedes Herz auf eine so eigene Weise, sondern die, woraus sich ihr inneres Wesen unmittelbar zu erkennen giebt. Der Gedanke an Gott begleitet den Frommen überall hin, nicht der bloße Gedanke, er sieht und empfindet überall das ewige Wesen; und weil er Alles in unmittelbarer Beziehung auf diesen einen und großen Gedanken thut und denkt, so ist in ihm und um ihn her nichts unbedeutend und geringfügig, und neben dem irdischen Leben, welches er mit Andern gemein hat, führt er noch ein anderes himmlisches und göttliches. Alles legt | hievon ein Zeugniß ab. Seine Treue und Redlichkeit hat eine ganz eigenthümliche Gestalt, weil durch diesen göttlichen Sinn alle Begierden, die ihn versuchen könnten, zum Schweigen | gebracht sind; | seine Ruhe wird nicht einmal durch Hofnung oder durch das Bedürfniß zu hoffen gestört: denn sie gründet sich darauf, daß das Hauptgeschäft seines Lebens doch unter allen 3 gereift, durch] B + C: gereift und durch 10–11 als jene] B + C: wie jene 13 die er allen] C: die der Fromme allen 21–22 mit andern des Menschen würdigen Gesinnungen gemein] B + C: mit andern löblichen Eigenschaften des Menschen gemein 29 mit Andern gemein] B + C: mit andern gemein 33 sind; seine] B + C: sind. Seine 34–35 gründet sich darauf,] C: gründet sich auf das Bewußtsein, 33 sind;] A: sind,
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Umständen ununterbrochen fortgeht; seine Liebe bedarf keiner Aufforderung, keiner Befestigung: denn sie ist der natürliche Wiederschein von der ihm immer gegenwärtigen Liebe Gottes. Dies, der Wandel vor Gott, der Umgang mit Gott ist es, was einen solchen Menschen zum Gegenstande einer heiligen Ehrfurcht macht. Laßt uns einmal dieses innerste Wesen der Gottseligkeit recht ins Auge faßen. Freilich sollte es Keinem unter uns unbekannt sein: aber wer weiß es nicht, wie vermischt in unsern Tagen die Haufen der Christen sind, und wie viele unter ihnen dieses Heiligthum niemals betreten haben. Mögen also diejenigen, die es kennen, diese Stunde einer fröhlichen und dankbaren Erinnerung weihen, und mir Zeugniß ablegen für das, was ich sagen werde, die Andern aber lernen, was es heiße, Religion haben, und ein Christ sein.
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Text. Ap. Gesch. 17, 24–27. Gott, der die Welt gemacht hat, und Alles, was darin ist, sintemal er ein Herr | ist Himmels und der Erden, wohnet er nicht in Tempeln mit Händen gemacht, sein wird auch nicht von Menschenhänden gepflegt, als der Jemandes bedürfte, so er selbst Jedermann | Leben und Othem allenthalben giebt; und hat gemacht, daß von einem Blut aller Menschen Geschlechte auf dem ganzen Erdboden wohnen, und hat Ziel gesezt, zuvor versehen, wie lange und weit sie wohnen sollen. Daß sie den Herrn suchen sollten, ob sie doch ihn fühlen und finden möchten; und zwar ist er nicht fern von einem Jeglichen unter uns; denn in ihm leben, weben und sind wir. So redete Paulus an einem Orte, der lange Zeit der Siz menschlicher Weisheit gewesen war, von dem Wesen der Gottseligkeit zu solchen, denen sie bei allen Tempeln und Altären, bei allen gottesdienstlichen Anstalten, ja bei aller reifern Erkenntniß, deren sie sich erfreueten, fremd geblieben war. Den unbekannten Gott verkündigte 1 fortgeht; seine] B + C: fortgeht. Seine 2 Befestigung:] B + C: Befestigung; 12– 13 Religion haben, und ein Christ sein.] C: fromm und und ein Christ sein. 28– 30 denen sie bei allen ... fremd geblieben war.] C: denen bei allen ... dieses fremd geblieben war. 2 denn sie ist] so DV von A; OD: sie ist 14 Da der zugrunde liegende Predigtentwurf vom 2. November 1800 nachmittags (vgl. KGA III/3) die Bibeltextangabe Apg 17,24–27 hat, übernahm Schleiermacher vermutlich die Angabe, obwohl der abgedruckte Bibelabschnitt auch den Anfang von Vers 28 umfasst. 30–1 Vgl. Apg 17,23
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er ihnen, und stellte es als die lezte Absicht aller großen Anordnungen in der Welt vor, daß der Mensch ihn suchen sollte, und das Fühlen und Finden deßelben als das höchste Ziel unserer Vollkommenheit. Laßt uns dieses Ziel, welches der Apostel uns vorstellt, und den Weg, welchen er uns dazu bezeichnet, ins Auge faßen. | I. Der Fromme ist derjenige, welcher den Herrn gefunden hat, in so fern er nemlich nicht fern ist von einem Jeglichen unter uns. Das heißt also nicht, er hat besondere Kenntniße von der göttlichen Natur erlangt, und es sind ihm hierüber Geheimniße offenbaret worden, welche weit jenseit | deßen liegen, was | der menschliche Verstand gewöhnlich erreicht. Beneidet diejenigen nicht, welche durch Gewöhnung an ein künstliches Nachdenken, durch Beschäftigung des Verstandes mit den Gründen und dem Zusammenhang unserer gemeinschaftlichen Erkenntniße es dahin gebracht haben, daß sie hierüber in vielen und regelmäßigen Worten ihre Meinung ausdrüken, und tausend Fragen, eine verworrener und spizfindiger als die andere, aufwerfen, bestreiten und entscheiden können. Es sind das Alles nur Worte und weiter nichts. Nicht nur der gewöhnliche, sondern überhaupt jeder menschliche Verstand kann hier nichts erndten; in dieser Hinsicht wohnt Gott für uns Alle in einem Lichte, wozu Niemand kommen kann. Wir haben keine Augen ihn zu sehen, und keinen Sinn ihn zu fühlen, er ist unendlich ferne von einem Jeglichen unter uns; und zwischen dem eingeschränkten Verstande, und einem so unendlichen Gegenstande ist eine ewige und unübersteigliche Kluft befestiget. Aber könnten auch wenige Auserwählte hierin zu einer gewißen Erkenntniß gelangen, so würde doch diese nicht ein Theil der wahren Gottseligkeit sein. Da, wo Paulus die Worte unseres Textes redete, | hatte mehr als anderswo die menschliche Weisheit einen Gipfel ersteigen wollen, der für den Kreis, in welchem des Menschen Brust noch athmen und sein Herz schlagen kann, zu hoch ist; viele Untersuchungen waren da angestellt worden über die Natur und die Eigenschaften des göttlichen Wesens: aber Paulus rechnet seinen Zuhörern diese nicht einmal an als nüzliche Vorübungen. Er redet | mit ihnen von Zeiten der | Unwißenheit, in denen sie gelebt hatten und die Gott übersehen wolle: aber 6 den Herrn gefunden hat,] C: den Herrn gefunden hat, 8–9 Kenntniße von der göttlichen Natur erlangt,] B + C: Kenntnisse erlangt von dem, was wir das Wesen [C: Wesen] oder die Natur [C: Natur] der Gottheit zu nennen pflegen, 26–27 diese nicht ein Theil der wahren Gottseligkeit sein.] B + C: diese eigentlich nicht ein Theil der Gottseligkeit sein. 28 einen Gipfel ersteigen wollen,] C: einen Gipfel zu ersteigen gesucht, 20–21 Vgl. 1Tim 6,16
33–34 Vgl. Apg 17,30
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C 243 : B 243
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C 244 : B 244
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Erste Sammlung
es ist eine Unwißenheit, die nicht durch Aenderung der Meinungen, sondern durch Aenderung des Sinnes vertrieben wird. Diese unnüzen Grübeleien, diese leeren Worte haben noch Keinen auf den Weg der Gottseligkeit geführt, obgleich zu allen Zeiten viele im irdischen Sinn versunkene sich auf diese Art die Gottheit zum Gegenstande ihres Nachdenkens gemacht haben. Wohl aber kann die Gottseligkeit dabei Gefahr laufen. An den troknen und kalten Untersuchungen des Verstandes nimmt euer Herz keinen Antheil, und wenn ich auch nicht sagen will, daß Ihr dadurch ungeschikt würdet, Euch auf eine heilsame Art mit der Gottheit zu beschäftigen, so hättet Ihr doch statt dieser vergeblichen Bemühungen andern Gedanken Raum geben können, die euren frommen Sinn genährt haben würden. Nicht beßer ergeht es denen, welche Christum auf diese Art suchen, und in alles Geheimnißvolle seines Verhältnißes als Mittler zu Gott und den Menschen mit ihrem Verstande eindringen wollen. | Sie haben keinen Führer, und die Schrift, in der sie nach ganz andern Dingen forschen sollten, verläßt sie. Auf der Höhe, zu welcher die Frömmigkeit den Menschen erhebt, und auf welcher wir ihn jezt betrachten, findet Ihr Wenige von denen, die solche Untersuchungen am eifrigsten verfolgt haben, und gewiß wenigstens haben ihnen diese nicht hinaufgeholfen. – Den Herrn gefunden haben, heißt auch nicht seine Gunst gefunden haben, so wie die meisten Menschen in der Thorheit ihres Her|zens sie suchen, daß er ihre eiteln und nichtigen Wünsche, die auf irdisches Wohlergehen gerichtet sind, erfülle, und was irgend auf ihr Leben einen Einfluß hat, so lenke, wie ihr Herz gelüstet. Ein solches Vertrauen auf Gott – es beruhe nun darauf, daß sie ihn in Tempeln mit Händen gemacht, fleißiger ehren und seiner pflegen, als ob er Jemandes bedürfte, oder darauf, daß sie treuer als Andere seinen Willen erfüllt zu haben meinen – weit entfernt uns Ehrfurcht einzuflößen, kann vernünftige Menschen nur mit Mitleiden erfüllen. Nicht den Herrn haben sie gefunden, sondern ein Unding, das durch menschliche und sehr verwerfliche Gedanken gemacht ist, nicht beßer als die silbernen, hölzernen und steinernen Bilder, denen eine solche Gottheit warlich gleich wäre. Sie wäre nicht ein unendliches Wesen, in welchem und durch welches der Mensch lebt, wirkt und ist, son4 im irdischen Sinn] C: in irdischen Sinn 5 versunkene sich auf diese Art] B + C: Versunkene sich auf solche Art 8 Antheil,] C: Antheil; 14–15 Mittler zu Gott und den Menschen] B + C: Mittler zwischen Gott und den Menschen 20 haben ihnen diese nicht] B + C: haben diese ihnen nicht 25 Herz gelüstet.] B + C: Herz danach gelüstet. 31–34 Vgl. Apg 17,29
35 Vgl. Apg 17,28
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dern eine geheime und wunderliche Kraft, die in ihm und durch ihn lebte und wirkte. Auch findet Ihr in denen, | die auf diesem Wege und mit solchen Anliegen den Herrn suchen, nichts von jener Ehrfurcht einflößenden Gemüthsstimmung. Wieviel Werth müßen sie auf ihre vorübergehenden Empfindungen legen, wie wichtig muß ihnen ihr kleines Wohl und Wehe scheinen, daß sie es als das größte ansehn, womit sie vor Gott erscheinen können! Wie anhaltend müßen sie ihren Verstand damit beschäftiget haben, oder vielmehr wie wenig Weisheit und Zusammenhang müßen sie in Gottes Anordnungen suchen, wenn sie meinen das untrügliche gefunden | zu haben, womit Gott gewiß | übereinstimmen müße! Ueber solche Wünsche, über ein solches Tichten und Trachten des ganzen Gemüthes muß der Fromme weit hinaus sein: denn es kann damit die Ruhe nicht bestehen, die ihm eigen ist. Den Herrn gefunden haben heißt vielmehr: seinen Willen gefunden haben, den Willen, der uns ein Gebot ist, und den wir ausführen sollen. Das ist die Seite, von welcher der Herr nicht fern ist von einem Jeglichen unter uns. „Das Gebot – so führt ihn Moses redend ein – das ich dir heute gebiete, ist dir nicht verborgen noch zu ferne. Noch im Himmel, daß Du möchtest sagen, wer will uns in den Himmel fahren, und uns holen, daß wir es hören und thun. Es ist auch nicht jenseit des Meeres, daß Du möchtest sagen, wer will uns über das Meer fahren, daß wir es hören und thun? Denn es ist das Wort jezt nahe bei Dir in Deinem Munde und in Dei|nem Herzen, daß Du es thust.“1 Wie, werdet Ihr sagen, den Willen Gottes, den wir ausführen sollen, gefunden haben, das heißt den Herrn finden? das wäre das Wesen der Gottseligkeit? das wäre die Gemeinschaft des Menschen mit Gott? Verkündigt uns diesen nicht unser Gewißen, und redet das nicht zu allen Menschen ohne Unterschied? und wie steht es denn mit dem Unterschiede zwischen dem Frommen und dem Rechtschaffenen? So ist es: das Gewißen verkündigt Euch diesen Willen Gottes, und die lebendige Erkenntniß deßelben ist dennoch ein we|sentlicher und 1
5 Mos. 30, 11–14.
2 und wirkte.] C: und auf die er selbst wirkte. 4 Gemüthsstimmung.] B + C: Verfassung des Gemüthes. 7–9 ihren Verstand damit beschäftiget haben, oder vielmehr wie wenig Weisheit und Zusammenhang müßen sie in Gottes Anordnungen suchen,] C: ihren Verstand mit den irdischen Angelegenheiten beschäftiget haben, und doch zugleich wie wenig Weisheit und Zusammenhang müssen sie in Gottes Anordnungen voraussezen, 10 das untrügliche gefunden] C: das untrüglich gefunden 15 vielmehr: seinen] B + C: vielmehr zuerst seinen 29 Unterschied? und wie steht es denn] B + C: Unterschied? Und wie steht es dann
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C 246 B 246
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Erste Sammlung
eigenthümlicher Bestandtheil unserer Gemeinschaft mit Gott; das Gewißen verkündiget ihn allen Menschen, und es ist doch hierin ein Unterschied zwischen dem Rechtschaffenen, der ein Frommer ist, und dem, der es nicht ist: er beruht nemlich darauf, ob wir unser Gewißen auch als die Stimme Gottes ansehen und behandeln, oder als die Stimme unserer menschlichen Vernunft. Wer nur das leztere thut, der sucht es, wie Alles, was zu den natürlichen Anlagen des Verstandes gehört, durch Nachdenken auszubilden und vollkommen zu machen; das Gewißen mit seinen Aussprüchen wird der Gegenstand einer eignen Wißenschaft. Diese theilt dem Menschen seine Pflichten ein in vollkommene und unvollkommene, in höhere und niedere, in allgemeine und besondere, in Pflichten gegen die Gesellschaft und gegen den Einzelnen, gegen sich und gegen Andere. | Daraus entsteht eine Fertigkeit im Allgemeinen vortreflich über Alles, was hierhin gehört zu reden: aber wenn es zum Handeln kommt, so übertäuben nicht selten die Gedanken und die Worte das richtige und ursprüngliche Gefühl; so entsteht nicht selten ein Streit zwischen jenen Pflichten, daß die eine dieses, die andere das Gegentheil fordert, und das Gewißen ist verwirrt durch dasjenige, wodurch es aufgehellt und gesichert werden sollte. Nicht als ob dieser Streit nicht könnte geschlichtet werden; er soll es und kann es gewiß: | aber die vorhergehende Ungewißheit giebt der Vollbringung des Guten etwas mühseliges und schwerfälliges, welches unmöglich die höchste menschliche Vollkommenheit sein kann. Noch mehr ist dies der Fall da, wo nicht geradezu von Recht oder Unrecht, sondern von dem besondern Beruf und der besondern Schiklichkeit die Rede ist, von der Auswahl des Besten unter dem Guten, von der Erweiterung oder Einschränkung unserer Thätigkeit? welche peinliche Ungewißheit, welches unruhige Hin- und Hertreiben finden wir nicht da bei den meisten rechtschaffenen und unbescholtenen Menschen, und welche unreine und wunderbare Bewegungsgründe nehmen sie oft zu Hülfe, um sich zu entscheiden. Sehet dagegen auf den, welcher sein Gewißen durchaus als die Stimme Gottes behandelt! Anstatt es hin und her zu handhaben, wird er es heilig 5 oder als] C: oder nur als 6 Vernunft.] B + C: Einsicht. 8 durch Nachdenken auszubilden] B + C: unter gewisse Regeln zu bringen, und auf diese Weise auszubilden 13 Andere. Daraus] B + C: Andere. Hie eine Regel dort eine Regel, hie ein Gebot dort ein Gebot, so wird auf diesem Wege das menschliche Handeln zerstükkelt. Daraus 14–15 über Alles, was hierhin gehört zu reden:] C: über Alles zu reden, was hierhin gehört: 26 Schiklichkeit] B: Schikklichkeit 27–28 Thätigkeit? welche] C: Thätigkeit. Welche 29 den meisten rechtschaffenen] B + C: den meisten auch rechtschaffenen 8 machen;] B: machen,
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halten; anstatt es zu zerlegen, wird er es beobachten und üben; auf das Aehnliche in seinen Aussprüchen, auf das | Innere, worauf sie sich beziehn, wird er merken, und weil dies Suchen und Finden seine beständige Beschäftigung ist, wird er sich ein leises und vielumfassendes Gefühl erwerben. Begegnet es wohl einem geübten und feinhörenden Tonkünstler auf einem sichern Instrument einen Mißklang hervorzubringen? So begegnet es auch dem, welcher den Herrn sucht, nicht, daß er in Versuchung wäre, etwas Gott mißfälliges in sein Leben aufzunehmen. Ohne erst zu berathschlagen, was wohl dieser oder jener Regel angemeßen sei oder nicht, vermeidet | er das ungöttliche, weil schon in der fernsten Vorstellung davon sein Gewißen es verwirft; und sein ganzes Leben, es sei nun, daß er einen Zustand fortsezt, oder daß er in einen andern übergeht, besteht aus reinen Tönen, die mit kunstloser Leichtigkeit auf einander folgen. Diese Sicherheit des Gefühls, diese Schnelligkeit des Entschlußes, welche handelt, ohne zu zaudern, und von sich weiset, ohne langes Bedenken, ohne durch Reue und Bedauern zu büßen; diese Gewißheit auch ohne langes Vorherwißen und Sinnen das Rechte zu treffen, die eine ununterbrochene Ruhe des Gemüthes erhält, das ist es, was wir an der Rechtschaffenheit des Frommen bewundern. Den Herrn finden heißt zweitens seine Rathschlüße verstehen. Nicht so, meine ich, daß der Fromme beßer als ein Anderer wüßte, was nach der Weisheit Gottes in diesem oder jenem einzelnen Falle geschehen wird. In dieser Hinsicht sind viel|mehr die Wege des Herrn noch jezt eben so unerforschlich, als sie es von Anbeginn an waren, und Niemand weiß beßer, wie nothwendig die menschliche Unwißenheit in diesem Stük sei, als der, welcher die höchsten Vorstellungen von der göttlichen Weisheit hat. Eine bestimmtere Voraussicht der Zukunft war zwar oft eine Gabe der ausgezeichneten Diener Gottes; aber man kann sagen, daß sie ihnen nicht zukomme als den Frömmsten, sondern als den Klügsten ihrer Zeit. Und wie offenherzig bekennt nicht des Menschen Sohn selbst, daß | er Vieles, was seine großen | Angelegenheiten betraf, nicht wiße, und daß es dem Vater allein gegeben sei, Tag und Stunde zu bestimmen. Das aber wußte er mit unumstößlicher Gewißheit, daß der Glaube die Welt besiegen, daß die 1 anstatt es zu zerlegen, wird er es beobachten] B + C: anstatt es klügelnd zu meistern, wird er es andächtig befragen; anstatt es zu zerlegen, wird er es nur beobachten 12 fortsezt,] C: fortsetzt, 15–16 handelt, ... weiset,] C: handelt ... weiset 16 weiset] so DV von A; OD: weiß 33–34 Vgl. Mt 24,36
32–33 großen] B: große
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Erste Sammlung
Guten das Böse aus dem Wege räumen, daß Wahrheit und Gerechtigkeit sich ausbreiten würden auf Erden. Dieser Glaube ist einem Jeden eigen, der den Herrn gefunden hat; von dieser allgemeinen Fortschreitung zum Beßeren so überzeugt sein, daß wir Alles, was in der Welt geschieht, als ein Mittel dazu ansehen, wie wenig es auch oft als ein solches erscheine, das heißt die Wege des Herrn verstehen. Andere mögen frevelhafter oder zaghafter Weise zweifeln, ob es überhaupt beßer werde in der Welt, und je nachdem sie es glauben oder nicht mögen sie mit mehr oder weniger Lust und Liebe ihre Pflichten erfüllen; Andere mögen sich mit ganzem Herzen an diesen oder jenen gutgemeinten | Entwurf, an eine auffallende Begebenheit hängen, wovon sie einen plözlichen großen Fortschritt zu dem Ziele der Vollkommenheit hoffen, und je nachdem ihre Erwartungen befriedigt oder getäuscht werden, mag Wohlwollen und Gleichgültigkeit gegen die Welt, Eifer und Unthätigkeit in ihrem Berufskreise, Freude und Widerwillen an der menschlichen Natur sich in stürmischem Wechsel in ihrem Herzen hin und her drängen: der den Herrn gefunden hat, ist von diesen leidenschaftlichen Bewegungen frei; auch hierüber ist er ruhig und heiter immerdar. Die Zuversicht, daß es beßer wird, verläßt ihn nie: | denn sie ist einerlei mit dem Glauben an die ewige Kraft und Weisheit, die er gefunden hat. Nie unterbricht die Besorgniß, daß Alles vergeblich sei, seine pflichtmäßige Thätigkeit: denn er hat das Gesez des göttlichen Willens gefunden, daß es nur durch das Gutesthun beßer wird. Nie wird seine hofnungsvolle Zuneigung gestört zu der Welt, in deren Führung er überall die Spuren einer solchen Weisheit findet; nie beurtheilt er das Ganze nach dem Blik, der ihm jezt eben über irgend einen einzelnen Theil vergönnt ist: denn er weiß, daß der Herr nicht hie oder da, sondern nur überall zu finden ist. Nie hängt er sein Herz an eine einzelne Veränderung, daß er von ihr das Heil der Welt erwarten sollte; sein Gemüth wird weder von überspannten Hofnungen beunruhigt, noch von gescheiterten Erwartungen seines innern Friedens beraubt: denn er kennt den ewigen Rathschluß Gottes, daß | das Gute nur durch dasjenige gefördert wird, was um des Guten willen geschieht, und daß alles Andere zu dem Wesen der Welt gehört, welches vergeht. Das ist die Gelaßenheit, die durch kein menschliches Streben und Thun, durch keine unerwartete Veränderung der äußern Gestalt der Dinge bewegt wird; das ist die felsenfeste Ruhe, die keine leidenschaftliche Schwärmerei für dies und jenes Unternehmen zuläßt, sondern Allem, was geschieht, mit dem im Voraus gefällten Urtheile zu8 nicht] C: nicht, 34 zu dem Wesen] B + C: zu jenem Wesen 36 durch keine unerwartete Veränderung der äußern Gestalt] C: durch keinen unerwarteten Wechsel in der äußern Gestalt
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sieht: was daran von Gott ist, aus einer reinen Gesinnung, aus einem wahren göttlichen Geist entsprungen, das wird bestehen, und das Andere wird | von selbst zerfallen2. Diese Zuversicht aber ist nicht nur ein auf die Zukunft gerichteter Glaube; sie ist dabei auch ein Schauen deßen, was bereits da ist: denn den Herrn gefunden haben, heißt auch Drittens das Reich Gottes gefunden haben. Ja, wer da glaubt, daß es kommen wird, der muß auch wißen, daß es bereits da ist, wenn gleich kleiner und unvollkommener. Soll durch unser jeziges Guthandeln etwas für die Zukunft ausgerichtet werden, so muß auch durch das Frühere schon jezt etwas ausgerichtet sein; es muß nicht nur das Gute da sein, welches sich mehren soll, es muß auch zu Einer Wirkung zusammenstimmen, es muß zu einer innigen Gemeinschaft vereinigt sein. Und so ist es auch, so fühlt und findet es derjenige, der den Herrn sucht. Andere, die viel|leicht auch das Gute lieben, mögen klagen, daß sie allein stehen in der Welt ohne Hülfe zur Ausführung deßelben; daß nur die Bösen vereinigt wirken, um es zu stören, die Guten aber in der Irre gehen wie die Schafe, jeder seinen Weg für sich, weil eben die Kinder der Finsterniß klüger wären, als die Kinder des Lichts in ihrer Art3. Häufig sind diese Klagen, aber in das Herz des Frommen kommen sie nicht. Klüger mögen die Kinder der Finsterniß sein: aber was bedarf es der Klugheit für die Kinder des Lichtes? Zusammenhalten mögen die Kinder der Welt beßer, um dieses oder jenes hervorzubringen: aber was bedarf es einer absichtlichen Vereinigung für die Kinder Gottes? sie sind vereinigt durch den Geist, welcher in ihnen wohnt, sie haben Alle denselben Zwek, und sie sind einig über die Mittel ihn zu erreichen, wenn sie sich auch nicht dazu verbrüdert haben. Was also der Fromme thut, das, weiß er, ist in dieser Gemeinschaft gethan; es wirkt in ihr, wenn er es auch nicht wahrnimmt; es wirkt mit ihr, um diejenigen herbeizuziehen, welche berufen sind. Jede Wahrheit, welche zu Tage gefördert wird, findet Gemüther, in denen sie gedeiht; jede weise Rede wirkt zugleich als Lehre und findet ihre 2 3
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Ap. Gesch. 5, 38. 39. Luk. 16, 8.
8 wenn gleich kleiner und unvollkommener.] B + C: wenn es gleich kleiner und unvollkommener erscheint. 21–22 was bedarf es der Klugheit für die Kinder des Lichtes? Zusammenhalten] B + C: was bedarf es einer besonderen Klugheit für die Kinder des Lichts? sie folgen der Stimme Gottes, dem Anfang | und Ausgang eins und dasselbige ist, und der nie irgend ein Hinderniß zu überwinden hat. Zusammenhalten 4 sie ist] so B + C; A: es ist
33 16, 8] 16, 5
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Erste Sammlung
Schüler; jede gute That, welche ausgeübt wird, gereicht zugleich als Beispiel irgend einem zum Segen; jede Aeußerung des göttlichen Geistes wird von irgend Jemand verstanden und benuzt, und Gott deshalb | gepriesen. Das ist die Gemeinschaft des Geistes, welche alle wahre Verehrer Gottes unter einander verbindet zu einem Ganzen, welches so da steht und wirkt; diese gefunden haben, das heißt Christum gefunden haben, der sie gestiftet hat, das heißt den Geist Gottes gefunden haben, der sie unterhält und beseelt. So geht der Fromme hin alle Tage seines Lebens den Herrn suchend und findend. Es ist nicht ein Geschäft, welches er auf einmal vollbrächte, sondern ein solches, welches sich beständig erneuert, und | worin er es zu einer immer größern Vollkommenheit bringt. Immer richtiger und feiner wird sein Gefühl von dem, was Gottes Wille an ihn ist in allen Verhältnißen des Lebens; immer klarer seine Einsicht in die alleinweise Regierung des Höchsten; immer reichhaltiger und erfreulicher seine Wahrnehmungen von dem Dasein eines göttlichen Reiches auf Erden: und so wird auch der darauf beruhende eigenthümliche Friede seines Herzens immer fester gegründet. Leitet diesen, ich bitte Euch, von nichts Anderem ab, als von dieser Art der Erkenntniß Gottes und der Gemeinschaft mit ihm. Wir sollen den Herrn finden, das ist, wie der Apostel sagt, unsere Bestimmung, und wir können ihn auf keine andere Art und in keinem andern Sinn finden, als in diesem. Die Euch auf etwas anderes als auf das höchste Ziel des Menschen und die Quelle seines innern Friedens hinführen wollen, sind solche, welche das Reich Gottes | hie und da suchen4, in einzelnen Meinungen, in äußerlichen Geberden, in einer besondern Weise zu denken und zu handeln, solche, denen wir nach der Warnung des Erlösers nicht folgen sollen. Kann es einen andern Versicherungsgrund der göttlichen Nachsicht und Vergebung geben, als eine immer treuere und genauere Erfüllung seiner Gebote? einen andern Stand der Gnade, als wenn auf diese Art der Ewige Wohlgefallen hat an dem Thun des Menschen? eine andere Gemeinschaft des irdischen Ge|schöpfes mit Gott, als wenn es aus innerm Antriebe des Herzens nicht als ein todtes 4
Luk. 17, 21.
14–15 immer klarer seine Einsicht in die alleinweise Regierung] B + C: immer sicherer und reiner seine Lust an der alleinweisen Regierung 16 seine Wahrnehmungen] B + C: seine unmittelbare Erfahrung 17 Erden:] C: Erden; 23 als auf das] C: als sei es das 33 innerm] C: innerem 26 Vgl. Lk 17,20
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Werkzeug, nicht als ein gezwungener ununterrichteter Sklave, sondern als ein verständiger, freier und thätiger Bürger mitwirkt zu den Endzweken der ewigen Weisheit? Thut nur dieses, so werdet Ihr erfahren, daß Ihr genug daran habt. Ihr werdet aller der Vorzüge theilhaftig werden, die Ihr mit Bewunderung und Verlangen an dem Frommen bemerkt habt. Laßt mich Eure Aufmerksamkeit deshalb noch mit wenigen Worten darauf richten II. auf welchem Wege wir hierzu gelangen können. Um seine Zuhörer dahin zu führen, verkündigte ihnen Paulus den Gott, der die Welt gemacht hat, der ein Herr ist Himmels und der Erden, der gemacht hat, daß von Einem Blut aller Menschen Geschlechte auf Erden wohnen, und hat Ziel gesezt, zuvor versehen, wie lang und weit sie wohnen sollen. So ist also diese Frage durch die | Worte der Schrift gelöset: Suchet, so werdet Ihr finden. Suchet die Werke und die Wege des Herrn auf, so werdet Ihr seinen Willen und seine Rathschläge finden, und sein Reich wird sich Euch offenbaren. Betrachtet die Einrichtung der Welt, welche das Werk seiner Hände ist; betrachtet seine Wege mit dem Menschen, der das Kind seiner Liebe ist. Dies leztere ist es, worauf der Apostel uns vorzüglich hinweiset; alles, woraus sich Erkenntniß Gottes schöpfen läßt, ist nur ein Theil hievon. Von der Natur wißt | Ihr nur, was sie für den Menschen ist, und was sie | durch ihn werden soll, und alle Offenbarung Gottes ist nur ein Theil seiner Veranstaltungen mit den Menschen. Der Mensch also ist der Tempel, in welchem Gott am würdigsten angebetet und am sichersten aufgesucht wird; in diesem offenbaren sich seine Eigenschaften, in diesem verherrlicht sich seine Größe, in diesem sind alle Wunder seiner Macht und seiner Liebe aufgestellt. Bedient Euch aber auch der Vorzüge, die Euch zu Theil geworden, und der Mittel, die Euch an die Hand gegeben sind, um Alles, was den Menschen betrift, in seinem gehörigen Zusammenhange, als Theile deßelben Ganzen, als einen einzigen Plan Gottes zu betrachten. Vernachläßiget nichts! Sehet auf die menschliche Natur und auf euer eignes Herz; auf die allgemeinen 1 Sklave,] B + C: Knecht, 2 Bürger mitwirkt] C: Bürger des göttlichen Reiches mitwirkt 8 gelangen können.] B + C: gelangen mögen. 20 läßt, ist nur] C: läßt, Natur und Offenbarung, bezieht sich nur hierauf, ist nur 31 einzigen Plan Gottes] B: einzigen Entwurf Gottes darstellend C: einzigen Entwurf Gottes 32 und auf euer] B + C: wie auf euer 35 hierauf,] C: hierauf 14 Mt 7,7
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Veranstaltungen, wodurch Gott den Menschen über die Erde verbreitet, und auf die Stelle geführt hat, die er jezt einnimmt, und auf die besonderen, | wodurch er sich kleiner Gesellschaften und einzelner Menschen auf eine ausgezeichnete Art angenommen hat. Um solche Betrachtungen anzustellen, habt Ihr den Verstand, der Euch antreibt überall Verbindung und Absicht aufzusuchen, und auf solche Art immer höher hinaufzusteigen und immer mehr zu umfaßen; dazu ist Euch das Auge gegeben, welches die Welt betrachten, und das Gedächtniß, welches die Vergangenheit und die Gegenwart zusammenfaßen kann; dazu seid Ihr überall umgeben mit Denkmälern und Spuren der alten Zeit; darum sind die | heiligen Bücher, an welche Ihr Euch zuerst wendet, | wenn es um Berichtigung und Vermehrung Eurer Einsicht in geistigen Dingen zu thun ist so voll von Geschichten der Menschen überhaupt und einzelner merkwürdiger Gesellschaften und Personen. Benuzet alle diese Schäze, so wird Euer Herz gesättiget werden, so werdet Ihr den Gott finden lernen, der auch Euch sonst immer der Unbekannte bleiben muß. Wenn aber, so werdet Ihr sagen, der Weg zur Gottseligkeit so eben und leicht ist, wie kommt es denn, daß selbst unter denen, welche dieses Segens wohl würdig zu sein scheinen, nur so Wenige deßelben wirklich theilhaftig werden? Es kommt unstreitig daher, weil der Mensch, wenn er zur Religion gelangen soll, zweierlei in sich vereinigen muß, ein reines Herz und ein zum Nachdenken und zur Betrachtung aufgelegtes Gemüth. Finden wir bei einem Menschen eines von diesen beiden | Stüken, so gönnen wir ihm den Genuß aller Seligkeiten der Religion und halten ihn derselben würdig; unser Wunsch aber bleibt vergeblich, wenn es ihm an dem andern gebricht. Ohne ein reines Herz ist es nicht möglich Gott zu schauen. Natürlich will ich nicht sagen, unser Leben müßte erst von allen fehlerhaften Handlungen frei sein, wir müßten es erst im Vollbringen des Guten zu einer gewißen Vollkommenheit gebracht haben, wenn wir uns zur Religion erheben wollen; eine solche Vorstellung wäre den tröstlichen Verheißungen des göttlichen Wortes gerade entge|genge2–3 und auf die besonderen,] B + C: wie auf die besondern, 5 anzustellen, habt Ihr] C: anzustellen, dazu habt Ihr 7–8 dazu ist Euch das Auge gegeben,] B: darum ist Euch das Auge gegeben, C: dazu ist Euch das Auge verliehen, 10 dazu seid Ihr] B: darum seid Ihr 11 Zeit; darum sind] C: Zeit! dazu sind 13 thun ist] B + C: thun ist, 22 Religion] C: Frömmigkeit 25 Stüken,] C: Stükken: 27 bleibt vergeblich,] C: bleibt dennoch vergeblich, 29 ich nicht sagen,] C: ich damit nicht sagen, 30 frei sein,] B + C: frei sein; 32 Religion] C: Gottseligkeit 32 wollen; eine solche] B + C: wollen: denn eine solche 7 zu] C: zn
14 merkwürdiger] so B + C; A: merkwürdigen
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sezt. Nein, seid immerhin Anfänger in der Aus|übung des Guten, dies kann und soll Euch den Weg zur Gottseligkeit nicht verschließen: aber die Aenderung des Sinnes, die überall als der Anfang des Reiches Gottes angegeben wird, muß erst in Euch vorgegangen sein; den guten Willen, die rechte aufrichtige Lust und Liebe zum Guten müßt Ihr erst haben, ohne welche auch nicht einmal eine richtige Vorstellung von diesem Reiche möglich ist. Steht Ihr noch auf dem Punkt, daß Ihr das Gute nur wollt als ein Mittel zum Wohlbefinden, es sei nun in diesem oder in einem künftigen Leben, oder daß Ihr nach einem unbeflekten Gewißen nur trachtet als nach einem unentbehrlichen Bestandtheil eurer Zufriedenheit, ohne welchen alle übrige ihre Dienste nicht leisten würden: so wird es Euch nicht möglich sein, den Herrn zu finden, wie fleißig und aufmerksam Ihr auch seine Werke betrachten | möget, um ihn daraus kennen zu lernen: denn Ihr verstehet den Menschen nicht. Ihr mißdeutet also alles was sich auf ihn bezieht, Ihr steht mit verblendeten Sinnen in dem Tempel Gottes, und könnt von Allem, was darin ist und vorgeht, nichts sehen und hören wie es ist. Jeder bezieht Alles in der Welt auf das, was ihm das erste und höchste ist; wem also Glükseligkeit und Wohlbefinden über Alles geht, der betrachtet auch Alles, was in der Welt geschieht, nur in dieser Hinsicht, und suchet darin Anordnungen und Geseze auf, die sich auf diesen seinen Endzwek beziehen. Daher denkt er sich Gott als eine Vorsehung, welche | für die | Glükseligkeit der Menschen Sorge trägt, und also alle Begebenheiten in der Welt zu diesem Endzwek berechnet. Legt ihm sein Gewißen etwas schwieriges auf, so denkt er an die heilsamen Wirkungen; fordert es Aufopferungen, so mahlt er sich die Entschädigungen aus, die ihm die Handlung und sein Gefühl dabei gewähren wird. Wo einem Menschen ein sogenanntes Glük begegnet, welches nicht auf dem geraden Wege seines Lebens lag, da sucht ein solcher Veranstaltungen Gottes, um es herbeizuführen, und bewundert die mannigfaltigen und verborgenen Wege des Höchsten; wo sich ein Unglük ereignet, da sucht er die künftigen guten Folgen oder das größere Uebel, das dadurch verhütet worden; von jeder scheinbaren Unvollkommenheit sucht er sich auf eine solche Art Rechenschaft zu 2 verschließen: aber] B + C: verschließen: denn auch als Anfänger wandelt Ihr ja schon darauf. Aber 4 wird, muß erst] C: wird, diese muß erst 6–7 ohne welche auch nicht einmal eine richtige Vorstellung von diesem Reiche möglich ist.] C: denn ohne dies ist auch nicht einmal eine richtige Vorstellung von diesem Reiche möglich. 14 lernen:] C: lernen; 15 nicht. Ihr mißdeutet also alles] B + C: nicht; Ihr mißdeutet also alles, 19 über Alles] C: über alles 24 zu diesem Endzwek berechnet.] B + C: zu diesem Ziele hinführt, welches doch für sich allein niemals erreicht werden kann. 29–30 da sucht ein solcher Veranstaltungen Gottes,] B + C: da blikkt ein solcher zurükk auf die besonderen Veranstaltungen Gottes,
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Erste Sammlung
geben, und es ist nicht sein schlechtester Gottesdienst, | daß er den Höchsten rechtfertigt über die Zulaßung des Uebels und der Beschwerden in dieser Welt, daß er die Menschen bittet der Gottheit Zeit zu laßen, um diese Schwierigkeiten zu lösen und ihre Gerechtigkeit zu offenbaren. Das heißt ihr dienen in einem Tempel, der von der verderbtesten menschlichen Einbildung aufgeführt ist, und ihrer pflegen, als bedürfte sie etwas, was nicht einmal ein Mensch bedürfen soll, nemlich Entschuldigung und Nachsicht. Wie soll es möglich sein durch Einigkeit mit den Rathschlüßen Gottes zum Frieden des Herzens zu gelangen, wenn man in diesen Rathschlüßen selbst nur Wider|sprüche | findet? Wie soll es möglich sein durch leichte und willige Befolgung der göttlichen Gebote zur Ruhe der Seele zu gelangen, wenn diese Gebote selbst die Ursache einer ewigen Unruhe sind, indem sie nur als die willkührlichsten und unsichersten Anordnungen erscheinen? Wie ist es möglich über der Freude am Bürgerrecht im Reiche Gottes alles Andere zu vergeßen, wenn man dieses Reich nur da sehen will, wo Tugend und Glükseligkeit in einem gewißen Verhältniße stehen? Darum können die, welche so gesinnt sind, den Herrn nicht finden: denn seine Gedanken sind nicht ihre Gedanken, und seine Wege sind nicht ihre Wege. Es ist zweitens nicht möglich zur Religion zu gelangen ohne ein zur Betrachtung und zum Nachdenken aufgelegtes Gemüth, und das ist die Ursach, warum Viele von der Gottseligkeit fern | bleiben, denen man ein reines Herz und einen guten Willen nicht absprechen kann. Je achtungswerther diejenigen sind, welche unter diese Beschreibung gehören, und je größer ihre Anzahl überall ist, desto leichter werdet Ihr mir vergönnen, einige Worte zu ihnen besonders zu reden. Ihr erfüllt eure Pflichten, und thut Gutes ohne irgend eine Nebenabsicht, weil Ihr fühlet, daß es so sein soll, und das ist vortreflich: aber Ihr wißt nicht, wieviel der Mensch entbehrt, wenn er nicht öfters sein Gemüth sammelt zu einem stillen Nachdenken über diesen ganzen Schauplaz, auf welchen Gott ihn gesezt hat. Ich ehre eure Geschäftigkeit: aber es giebt eine göttliche Muße, | die mehr werth ist als alle Arbeit; diese kennt Ihr nicht, und das ist ein wesentlicher Man7–8 was nicht einmal ein Mensch bedürfen soll,] C: was auch ein Mensch sich zum Ziel sezen soll nicht zu bedürfen, 17–18 in einem gewißen Verhältniße] B + C: in einem gewissen äußerlich sichtbaren Verhältnisse 21 zur Religion] C: zur Gemeinschaft mit Gott 31 Gemüth] so B + C; A: Gemüeh 19–20 Vgl. Jes 55,8
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Predigt über Apg 17,24–27
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gel. Ihr müßt es selbst fühlen; eure Gleichgültigkeit gegen dasjenige, was Anderen, die Ihr doch auch achtet und liebt, das ganze Gemüth erfüllt, kann Euch selbst nicht gleichgültig sein. Wollt Ihr auch sagen, wie Ihr dann zu sagen pflegt, daß Ihr die Religion nicht braucht zur Stärkung in eurer Tugendübung: so werdet Ihr doch gestehen müßen, daß es eine Vernachlässigung eurer Seele ist, die Ueberlegungen gar nicht angestellt, denen Gedanken gar nicht Raum gegeben zu haben, auf welche die Empfindungen und Gesinnungen sich beziehn, welche wir Religion nennen. Oder wollt Ihr mich mit der Antwort abfertigen, daß es unnüz sei, eine Meinung zu haben über den Zusammenhang und die Geseze der Welt, über den Ausgang | aller menschlichen Bemühungen? Versteht Euch doch mit eurem rühmlichen Eifer für das Nüzliche. Alles was Ihr thut soll nüzlich sein, und wozu? damit Andere in den Stand gesezt werden, leichter und beßer ebenfalls wie Ihr zu arbeiten, um nüzlich zu sein? Wenn aber die Ausbildung ihrer Natur, die Erreichung ihrer Bestimmung euer Zwek ist: so erlaubt Euch doch für Euch selbst ebenfalls diesen Zwek zu haben, zu deßen Erreichung Ihr ihnen behülflich sein sollt, und gesteht, daß die Ausbildung Eures Verstandes, und gerade diejenige, welche zur Religion führt, gar sehr zu unserer Bestimmung gehört. Oder wollt Ihr Euch darauf berufen, daß Euch zu diesem Nachdenken, wie wichtig | es auch sein möge, keine Zeit übrig bleibe? So scheint es: Arbeit und Erholung, das ist der ganze Kreis, in welchem Euer Leben sich herumdreht. Aber doch verhält es sich nicht ganz so. Räumt Ihr nur der Erholung nicht zuviel ein, ist sie nur nicht ohne daß Ihr es gestehen wollt, oder ohne daß Ihr es selbst wißt, der eigentliche Endzwek eurer Arbeit, so wird das Nachdenken zwischen beiden schon Raum finden. Je nachdenklicher eure Geschäfte sind, desto leichter werden Euch auch diese Ueberlegungen werden, und desto weniger Zeit werdet Ihr dazu bedürfen; je mehr sie das Gemüth frei laßen, desto beßer werdet Ihr das Nachdenken mit der Arbeit selbst verbinden können. Je lauter und sinnlicher Eure Erholungen sind, desto weniger Zeit dürft Ihr ihnen widmen, wenn Ihr nicht | Eurer Seele schaden wollt; je edler und stiller 4 dann zu sagen pflegt, daß Ihr die Religion nicht braucht] C: denn zu sagen pflegt, daß Ihr diese Richtung des Gemüths auf Gott nicht braucht 19 Eures Verstandes,] C: Eures Geistes, 26 Arbeit,] C: Arbeit: 26–27 so wird das Nachdenken zwischen beiden] B: so wird die stille Sammlung des Gemüths um in Euch selbst und in Allem was auf Euch eindringt Gott aufzusuchen zwischen beiden 28–29 werden Euch auch diese Ueberlegungen werden,] C: werden auch diese Ueberlegungen Euch werden, 30–31 werdet Ihr das Nachdenken] B + C: werdet Ihr dieses Hinzunahen zu Gott 1 eure] so DV von A; OD: eine
18 behülflich] so B + C; A: behüflich
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Erste Sammlung
sie sind, desto mehr werden sie Euch zum Nachdenken und zur Religion selbst einladen. Den Wahn dürfen wir nicht dulden, als könne der Mensch seine Bestimmung ganz erreicht haben, der es nicht der Mühe werth fand, den Herrn zu suchen; die Entschuldigung dürfen wir nicht gelten laßen, als fehle es dazu irgend Jemand an Zeit und Gelegenheit: fehlt es Euch aber an Lust und Liebe zum Nachdenken und zur Ueberlegung, so bleibt uns nichts übrig, als Euch zu bedauern, und Euch an unserm Beispiele zu zeigen, wie großer Vorzüge Ihr Euch selbst beraubt. Ja, meine Brüder, das sei unser Bestreben; es ist das Beste, und für die Meisten unter uns, das einzige was wir thun können, um der Religion Freunde zu gewinnen. Laßt uns darnach trachten, daß wir mehr und mehr dem Bilde gleichen, von dem unsere Betrachtung ausgieng, daß sich alle Kraft der Religion an uns beweise und alle Herrlichkeit, die uns Christus gegeben hat5. 5
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Joh. 17, 22.
1–2 werden sie Euch zum Nachdenken und zur Religion selbst einladen. Den Wahn] B + C: werden sie selbst Euch zur Betrachtung und zum Gebet einladen. O wenn Ihr aufrichtig genug sein wollt, uns und Euch selbst zu gestehen, wie oft euer Weg euch unsicher erscheint und euer Bestreben geringfügig; wie oft Ihr über dem Einzelnen den Zusammenhang eures ganzen Daseins aus den Augen verliert, wie drükkend Ihr eurer Bemühungen Abhängigkeit von dem ungleichartigen Thun Anderer empfindet, wie oft auch auf dem Wege der pflichtmäßigen Thätigkeit Kleinmuth und Unzufriedenheit sich Eurer bemächtigen: so laßt Euch versichern, es kommt daher weil es Euch an | dem unmittelbaren Gefühl von Gott fehlt, weil Ihr nicht Ihn überall suchet und Alles in Ihm sehet, weil euer Leben nicht eben so fromm und gottselig ist als bürgerlich tugendhaft. Den Wahn 6–7 Gelegenheit: fehlt ... Ueberlegung,] B + C: Gelegenheit. Fehlt ... Ueberlegung: 10 meine Brüder, das sei] B + C: meine Brüder, die Ihr die Segnungen der Gemeinschaft mit Gott genießet, sie zu Seinem Preise in unserm ganzen Leben zu offenbaren, das sei 12 trachten,] B + C: streben, 13 ausgieng,] B + C: ausging,
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Der Werth des öffentlichen Gottesdienstes. Am S onnta ge nac h Weih nacht en.
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Durch Gottes Güte haben wir wiederum das Ende eines Jahres erreicht, und sind gewiß Alle mit dem Nachdenken über das Vergangene beschäftiget. In den Stunden, da wir uns hier zu unserer Erbauung vereinigen, soll dies Nachdenken, durch den Gedanken an Gott geheiligt, eine höhere Richtung bekommen; wir sollen Alles, was uns begegnet ist, als seine weise Fügung ansehen, und uns gewißenhaft fragen, ob wir auch als gute Haushalter alles Gute treu und weislich benuzt haben. Auch ich möchte, indem ich zum leztenmal in diesem Jahre mit Euch rede, das Meinige beitragen, um diesem wichtigen Geschäft hie und da nachzuhelfen, und am liebsten auf dasjenige aufmerksam machen, was am leichtesten übersehen wird. Diejenigen göttlichen Wohlthaten sowohl, deren sich ein Jeder in seiner besondern Lage zu | erfreuen | gehabt hat, unerwartete Begünstigungen in häuslichen und bürgerlichen Angelegenheiten, glükliche Befreiung von mancherlei Besorgnißen und aus verwikelten Umständen, als auch jene Vorzüge, die wir gemeinschaftlich vor andern Gegenden und Völkern voraus haben, das feste Bestehen einer wohlthätigen Verfaßung und heilsamer Geseze, so daß keine Furcht vor innern Zerrüttungen den Genuß des uns beschiedenen Guten gestört hat, die Ruhe von außen, so daß kein verwüstender Krieg unsere Geschäftigkeit in jene stürmische Bewegung gesezt hat, die Viele in Noth und Gefahr bringt, Manchen den Untergang bereitet und nur Wenigen eine glükliche Fahrt beschleuniget; dies Alles bedenkt gewiß ein Jeder unter uns von 3 Sonntage nach Weihnachten] B + C: lezten Sonntage des Jahres 13 und am liebsten] B + C: und möchte am liebsten 14–15 Diejenigen göttlichen Wohlthaten sowohl,] B + C: Sowohl diejenigen göttlichen Wohlthaten, 24 die Viele] B + C: welche Viele 2 Predigt zum Sonntag nach Weihnachten am 28. Dezember 1794 in der Konkordienkirche zu Landsberg an der Warthe; vgl. den Entwurf und die Verschriftung in KGA III/3
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Erste Sammlung
selbst. Was sich auf das zeitliche Wohlergehen und die Annehmlichkeiten des Lebens bezieht, ist Jedem wichtig genug, um seiner Aufmerksamkeit nicht zu entgehen, und es ist nur zu wünschen, daß an diese Erinnerungen auch Dankbarkeit gegen Gott, und solche heilsame Ueberlegungen, welche sich auf etwas Höheres als das Irdische beziehen, angeknüpft werden mögen. Aber gerade die Wohlthaten, die dieses höhere unmittelbar angehen, und auf unsere Förderung im Guten einen entschiedenen Einfluß haben, werden oft am leichtesten übersehen; selten geht ein für den Augenblik dringend gefühltes Bedürfniß voran, und still und langsam ist ihre Wirkung, so daß sie nur bei einer genauern Ueberlegung dem aufmerksamen Auge sichtbar wird. Dies gilt vorzüglich von der|jenigen Unterstüzung im Guten und Erhe|bung des Gemüthes, die uns von Zeit zu Zeit in unseren Versammlungen an diesem Orte zu Theil geworden ist. In dem Augenblik, wo wir sie genoßen, schien sie uns – bisweilen wenigstens, wie ich hoffe – etwas Großes und Wichtiges, im Ganzen aber, wenn wir auf einen beträchtlichen Zeitraum zurüksehen, verlieren wir den Einfluß dieser schönen und heiligen Augenblike aus dem Gesicht. So ist es daher nicht zu erwarten, daß Viele unter uns es von selbst zu einem besondern Gegenstande ihrer Dankbarkeit machen werden, daß ihnen auch in diesem Jahre immer vergönnt war an unsern christlichen Versammlungen Theil zu nehmen, daß kein Streit zwischen bürgerlichen und religiösen Einrichtungen ihnen Zwang anlegte, vielmehr der Stillstand aller öffentlichen Geschäfte an den heiligen Tagen sie einlud das Bedürfniß ihres Herzens zu befriedigen. Dennoch gehört diese Wohlthat nach meiner Ueberzeugung zu den größten und wichtigsten; und die Zeitläufte, in denen wir leben, die Denkungsart, die über diesen Gegenstand herrschend wird, die traurige Erfahrung, daß auch von denen, welche die Religion zu ehren und sich von ihr leiten zu laßen 2 wichtig genug,] C: nahe genug, 3 es ist nur] B + C: es bleibt nur 5–7 welche sich auf etwas Höheres als das Irdische beziehen, angeknüpft werden mögen. Aber gerade die Wohlthaten, die] B + C: welche auf etwas Höheres als das Irdische gehen, mögen angeknüpft werden. Aber gerade diejenigen Wohlthaten, welche 9 geht] B + C: geht ihnen 12–15 von derjenigen Unterstüzung im Guten und Erhebung des Gemüthes, die uns von Zeit zu Zeit in unseren Versammlungen an diesem Orte zu Theil geworden ist. In dem Augenblik ... schien sie] B + C: von denjenigen Unterstüzungen im Guten und Erhebungen des Gemüthes, die uns von Zeit zu Zeit in unseren Versammlungen an diesem Orte sind zu Theil geworden. In dem Augenblikk ... schienen sie 19 unter uns es von selbst zu] B + C: unter uns von 16 Wichtiges,] B + C: Wichtiges; selbst dieses zu 21 in diesem Jahre] B + C: in dem verflossenen Jahre 23 religiösen Einrichtungen] C: kirchlichen Einrichtungen 29–2 die Religion zu ehren und sich von ihr leiten zu laßen ... sie Euch besonders] C: das Christenthum zu ehren und sich von ihm leiten zu lassen ... Euch dieses besonders 4 Erinnerungen] B: Erinnerungen sich
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behaupten, so Viele unsere Versammlungen verlaßen, als sei nichts darin für sie zu gewinnen, fordert mich auf, sie Euch besonders ans Herz zu legen. Erinnert Euch daher jezt mit mir an den sichtbaren Nuzen, den Ihr doch gewiß in einzelnen Fällen aus Eurer Gegenwart an den Orten der | gemeinschaftlichen Andacht gezogen habt; überzeugt Euch, daß nicht ein zufälliger Um|stand, sondern die beständigen Einrichtungen dieser Zusammenkünfte, wie Ihr sie immer wieder gefunden hättet, die Ursache davon waren, und geht dann mit Euch zu Rathe, ob Ihr nicht Gott für die Gelegenheit dazu dankbar sein sollt, und ob Ihr sie nicht noch beßer hättet benuzen können.
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Text. Ps. 26, 8. Herr ich habe lieb die Stätte deines Hauses, und den Ort, da Deine Ehre wohnet. 15
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In den heiligen Schriften des alten Bundes, und vornemlich im Buche der Psalmen finden wir viele Aussprüche, welche eben wie dieser von der herzlichen Anhänglichkeit an die eingeführten Gottesdienste einen rührenden Beweis ablegen. Wolltet Ihr aber sagen, daß eben wegen des Unterschiedes der damals herrschenden Religionsbegriffe von den unsrigen diese Anhänglichkeit uns nicht mehr empfohlen werden könne; daß man damals geglaubt habe durch äußere Gebräuche das richtige Verhältniß des Menschen zu Gott zu erhalten, oder wieder einzurichten, jezt aber unsere Religion eine Religion des Herzens sei, die uns lehre, daß unser Verhältniß gegen Gott nur durch unsere Gesinnungen bestimmt werde; wolltet Ihr sagen, daß in den hei|ligen Schriften andere Stellen vorkämen, welche bezeugen, daß mit Allem, was an den heiligen | Orten verrichtet zu werden pflegte, wenig gewonnen | sei vor Gott: so mag es allerdings wahr sein, daß damals bei Vielen der Werthachtung des äußern Gottesdienstes mancherlei unrichtige Vorstellungen zum Grunde gelegen haben, es mag auch jezt noch nöthig sein Manche zu warnen, daß sie den Gebräuchen deßelben keinen unabhängigen Werth beilegen. Allein um soviel reiner und geistiger unsere Religion ist, um soviel vorzüglicher ist auch unser Gottesdienst, er hat keine bloß äußerlichen Gebräuche, Alles in ihm soll sein und kann auch sein ein Mittel eben jene Gesinnungen in uns zu beleben und zu befestigen, ein Mittel von einer ganz eigenthümli21 erhalten,] C: erhalten soviel] B + C: um wieviel 4 Eurer] C: Enrer
29 haben, es mag] B + C: haben; ja es mag 32 unsere Religion] C: unser Glauben
22 Religion eine Religion des] so B + C; A: Religion des
31 um
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chen Kraft und Wirksamkeit. Er leistet dieses in dreierlei Hinsicht: erstlich in sofern er eine Anstalt zu unserer Belehrung ist, zweitens in so fern er unsere guten Entschlüße aufs Neue befestiget, drittens in so fern durch ihn unsere religiösen Gefühle erneuert und gestärkt werden.
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I. Unsere religiösen Zusammenkünfte sind erstlich eine Anstalt zur Belehrung. Nur im Vorbeigehen will ich darauf hinweisen, daß für Viele, ich möchte sagen für alle Christen – die wenigen ausgenommen, welche die Religion mit Allem, was dazu gehört, zum besondern Gegenstande ihres Nachdenkens machen können – der öffentliche Gottesdienst die einzige Gelegenheit ist, ihre Kenntniß von manchem, was zur Geschichte | und zur äußern Gestalt der Religion gehört, ihr Verständniß mancher Lehrsäze und mancher Schriftstellen zu berichtigen. | Für etwas Unwichtiges kann dies nicht gehalten werden; Alles ist hier von Einfluß auf die Anordnung des Lebens, auf die Richtung des Verstandes. Soll die richtige Erkenntniß eben so nur auf Glauben angenommen, nur dem Strom einer unsichern Ueberlieferung überlaßen werden, wie es mit den entgegengesezten Irrthümern geschieht? soll es gleichgültig sein, aus der wievielsten Hand und wie verunreinigt ein Jeder sie empfängt? Wir sehen es ja leider vor Augen, was für unselige Folgen es hat, wenn der Leichtsinn sich das Geschäft anmaßt, Vorurtheile auszurotten und das neue Licht der Wahrheit zu verbreiten, wenn gutmeinende unmündige Menschen die Bearbeitung ihres Verstandes so ungeschikten Händen anvertrauen. Möchte doch Jeder die Berichtigung seines Glaubens hier suchen, und nicht in dem anmaßenden Geschwäz derer, welche sich im täglichen Leben hieraus ein unberufenes Geschäft machen, nicht in den Büchern, zu deren Gebrauch 1 Wirksamkeit. Er leistet dieses in dreierlei Hinsicht:] C: Wirksamkeit. Von dieser Kraft unseres Gottesdienstes laßt uns reden. Er beweiset sie in dreierlei Hinsicht: 6 religiösen] C: kirchlichen 9–11 die wenigen ausgenommen, welche die Religion mit Allem, was dazu gehört, zum besondern Gegenstande ihres Nachdenkens machen können] B + C: mit Ausnahme der Wenigen, welche die Angelegenheiten der Kirche zum Gegenstande ihres besonderen Berufes gemacht haben 13 Gestalt der Religion gehört, ihr Verständniß] B + C: Gestalt des Christenthums gehört, zu erweitern, ihr Verständniß 18–19 überlaßen werden,] B + C: überlassen bleiben, 27–1 hieraus ein unberufenes Geschäft machen, nicht in den Büchern, zu deren Gebrauch gemeiniglich eine neue Belehrung gehört.] B + C: ein unberufenes Geschäft daraus machen, nicht in den Büchern, deren richtiger Gebrauch gemeiniglich nicht ohne eine neue Belehrung möglich ist. 6–7 Anstalt zur Belehrung.] so C; A+B: Anstalt zur Belehrung.
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gemeiniglich eine neue Belehrung gehört. Wer sie hier in den Vorträgen der Religionslehrer gesucht hat, ich darf es kühn sagen, der wird sie befriedigender gefunden haben als anderswo, anwendbarer auf seinen eignen Zustand, und alles wird mit einem größeren Eindruk von der Heiligkeit der Wahrheit in sein Gemüth gekommen sein. Es ist dies keine Anmaßung besonderer Talente, sondern | es liegt in der Natur dieser Vorträge, die an einen bestimmteren Kreis gerichtet und mit einer gewißen Feierlichkeit umgeben sind, die in vorbereitete und zur Andacht schon ge|stimmte | Gemüther kommen, und in denen Alles auf Erbauung und Anwendung fürs Leben berechnet ist. Doch dies sei, wie gesagt, nur im Vorbeigehen. Diejenigen, welche genugsam erleuchtet zu sein glauben über Alles, was Erkenntniß in der Religion ist – und wer glaubt es nicht? – werden doch sagen, daß sie hiezu unserer Versammlungen nicht mehr bedürfen, daß nur die Ununterrichteten zur Dankbarkeit für diesen Punkt aufgefodert werden müßten. Aber Einsicht, immer genauere Einsicht in die allgemeinern und wichtigsten Wahrheiten, richtigere Unterscheidung deßen, was in schwierigen Fällen Recht und Unrecht ist, innige Bekanntschaft mit dem Zustande des eignen Herzens, das ist das Wesentliche, was durch die Belehrungen, die an diesem Orte ertheilt werden, ausgerichtet werden soll. Daß hierüber wir Alle noch immer Belehrung bedürfen, leidet wohl keinen Zweifel. Wer unter uns sieht nicht jezt auf manche Handlungen des vergangenen Jahres mit dem Gedanken zurük, daß er hie und dort das richtigere verfehlt hat, und es nun beßer treffen würde? Wem erscheint nicht der Zustand, worin sich sein Gemüth bei manchen Gelegenheiten befand, jezt anders als eben damals? So hat also, wie wir sehen, das Beßere sich uns noch manchmal verborgen, so sind wir über uns | selbst noch nicht immer so in Richtigkeit als es zu wünschen wäre. Wird nicht eben hier dieser menschlichen Unvollkommenheit Hülfe geleistet? werden nicht hier die schwierigen 1 Wer sie hier] B: Wer diese hier C: Wer diese Berichtigung 7 Vorträge, die] C: Vorträge, welche 8–9 die in vorbereitete und zur Andacht schon gestimmte Gemüther kommen, und in denen] B + C: welche an vorbereitete und zur Andacht schon gestimmte Gemüther gelangen, und in welchen 15–16 aufgefodert werden müßten.] B + C: müßten aufgefordert werden. 17 allgemeinern] B + C: allgemeineren 20– 22 was durch die Belehrungen, die an diesem Orte ertheilt werden, ausgerichtet werden soll.] B + C: was durch die Belehrungen ausgerichtet werden soll, die an diesem Orte ertheilt werden. 23–24 jezt auf manche Handlungen des vergangenen Jahres] B + C: auf manche Handlungen des vergangenen Jahres schon jezt 25 hat,] B + C: habe, 27 jezt] B + C: schon jezt 1 eine] so B + C; A: ein
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Fragen über Recht und Unrecht nach Anleitung der Schrift erörtert? wer|den hier nicht allgemeine Grundsäze eingeschärft, die uns, wenn wir sie uns gegenwärtig erhalten, überall am sichersten zu einer richtigen Entscheidung leiten? werden hier nicht nach der Weisheit und Erfahrung, die einem jeden Lehrer gegeben ist, die geheimsten Falten des menschlichen Herzens aufgedekt? O gewiß ist jeder, der öfters hieher kam, auch oft gerade über dasjenige, deßen er bedurfte, belehrt von hinnen gegangen. Die wichtigsten Fragen über das richtige Verhalten stehen in einem so genauen Zusammenhange, und die Untersuchungen darüber kommen am Ende auf so wenige helle Punkte zurük, die Fehler der Einzelnen haben so gemeinschaftliche Quellen an den herrschenden Meinungen und Sitten, die Veranlaßungen bald über dies bald über jenes hieher gehörige zu reden ergeben sich so von selbst, und für ein nachdenkendes Gemüth wird oft durch beiläufige Bemerkungen Licht in eine Gegend des Herzens geworfen, welche von dem geraden Wege der Betrachtung ziemlich entfernt zu liegen schien, so daß gewiß Jeder irgend etwas findet, was er zu seiner Belehrung nuzen kann. Diejenigen, welche es vernachlässigen dieses wichtige Bedürfniß hier zu befriedigen, sind freilich anderer Meinung; sie halten es für | zu unsicher, dasjenige, was gerade ihnen nöthig ist, an einem Orte zu suchen, wo nur aufs Gerathewohl und ins Allgemeine hin geredet werden kann; sie meinen, wer nur einen oder den andern vortreflichen Menschen zu einem engen Freundschaftsbündniß gewonnen habe, daß er ihm mit seiner ruhigen Ueberlegung zu Hülfe komme, wenn er | selbst weniger aufgelegt ist zum Nachdenken, daß er ihm vorhalte, was er im Innern seines Herzens entdekt, daß er mit ihm austausche alle seine Gedanken, der habe eine weit sichrere Quelle der Belehrung, die ihm gerade dann fließt, wenn er es bedarf, und ihm gerade das darreicht, was ihm heilsam ist. Wer sich in ruhigen Stunden nur zu dem Nachdenken erheben könne, wozu die Handlungen anderer Menschen einen Jeden genugsam veranlaßen, der werde sich gewiß die Fertigkeit erwerben, in jedem Falle bald einzusehen, was das Beste ist. Herzlich wollte ich mich freuen, wenn alle diejenigen, die sich selbstzufrieden von der allgemeinen Verbindung der Christen ausschließen, in einer solchen engen Verbindung mit irgend einem An13–17 ergeben sich so von selbst, und für ein nachdenkendes Gemüth wird oft ... so daß gewiß] B + C: ergeben sich von selbst, und für ein nachdenkendes Gemüth wird so oft ... daß gewiß 19 Meinung; sie] B + C: Meinung. Sie 22 geredet werden kann; sie] B + C: kann geredet werden. Sie 35 solchen engen Verbindung] C: so engen Verbindung 34 selbstzufrieden] B: selbst zufrieden
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dern lebten; o, es ist etwas seltenes und heiliges um eine solche das Zunehmen in der Weisheit bezwekende Freundschaft, und die sie gefunden haben, besizen ein köstliches Kleinod. Herzlich wollte ich mich freuen, wenn Alle, die sich entschuldigen, daß ihre Geschäfte ihnen nicht zuließen an dem Orte der gemeinschaftlichen Andacht zu erscheinen, recht viel Muße fänden zu einem so gesegneten eignen | Nachdenken! Es ist so schwierig, wenn man ganz in denselben Umgebungen bleibt, die die Geschäfte um uns her versammeln, und die uns an die täglichen Sorgen erinnern, die Seele anhaltend genug mit andern Gegenständen zu beschäftigen! es ist schon so vortreflich, wenn der Mensch nur den Muth faßt, sein ganzes Innere vor den Richterstuhl des vom göttlichen Worte geleiteten Gewißens zu stellen, und die | es | können, haben einen großen Ruhm. Aber dennoch behalten die Belehrungen, welche hier ertheilt werden, eine eigene Kraft, weil sie weniger Widerstand von der Eigenliebe zu besiegen haben, als die Vorhaltungen der Freundschaft, weil sie dem Herzen weniger Freiheit zu seinen Betrügereien gewähren, als das eigne Nachdenken. Woher kommt es doch, daß, wenn ein Freund sich bemüht den andern zu belehren, wo er Irrthum und Vorurtheil bei ihm zu finden glaubt, dennoch gewöhnlich ein Jeder seine Meinung behält? Kommt es allemal daher, weil es nicht möglich ist die Wahrheit auszumitteln? weil die Vorstellungen eines Jeden gar zu genau mit seiner Denkungsart und seinem Charakter zusammenhängen? Bisweilen vielleicht: aber meistentheils gewiß daher, weil die Eigenliebe deßen, der im Unrecht ist, zu sehr gereizt wird. Euer Freund tritt vor Euch hin und sagt Euch: dies ist dein Vorurtheil, dies ist dein Irrthum, dies ist der Schein, der dich blendet; er sagt es Euch gewöhnlich zu einer Zeit, | wo Ihr Euch eben ausdrüklich zu eurer Meinung bekannt habt, oder wo sie eben euer Betragen bestimmt hat, und Euch also besonders werth und besonders anschaulich ist. Werdet Ihr nicht alles mögliche aufbieten, um Euch in ihrem Besiz zu behaupten? werdet Ihr nicht erhizt vom Streit immer neue Waffen ergreifen, wenn die alten abgenuzt sind? immer im Zurükziehen neue Verschanzungen aufwerfen? Oder Euer Freund will Euch den Zustand Eures Herzens beßer aufdeken, als | Ihr ihn selbst kennt; er will Euch Leidenschaften zeigen, wo Ihr nur 2 bezwekende Freundschaft] B + C: beabsichtigende Freundschaft 3 Kleinod.] B + C: Kleinod! 5 zuließen] B + C: zulassen 7 so schwierig,] C: sehr schwierig, 9 die Seele] B + C: alsdann die Seele 10 beschäftigen! es ist schon so vortreflich, wenn] B: beschäftigen! Es ist schon so vortreflich, wenn C: beschäftigen; und die es können, verdienen großes Lob. Es ist sehr vortreflich, schon wenn 12 stellen,] C: stellen; 17 Betrügereien] B + C: Selbsttäuschungen 20 Jeder seine Meinung behält?] B + C: Jeder auf seiner Meinung beharrt? 26 Euch: dies] B + C: Euch, dies
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Beharrlichkeit bei euren Grundsäzen zu sehen glaubt, einen Fehltritt, wo Ihr alle Verbindlichkeiten erfüllt zu haben meint: gewiß wenn Ihr nur erst Einen Einwurf gemacht habt, so wird die falsche Schaam Euch selten, ich will nicht sagen zum Eingeständniß, sondern nur zur Erkenntniß kommen laßen. Darum kann die Freundschaft nie behutsam genug zu Werke gehen; und je leiser ihre Winke sind, desto öfter wird der warnende Sinn derselben verkannt; je schonender sie auf das Innere des Herzens hindeutet, desto leichter wird sie mißverstanden, als wollte auch sie Fehler entschuldigen und Schwachheiten liebkosen. Hier im Gegentheil ertönt die Stimme der Vernunft zwar stärker und lauter, aber doch sanfter und lieblicher. Werden Vorurtheile und Irrthümer angefochten: es geschieht doch nicht in dem Augenblik, wo euer Gemüth eben zu Gunsten derselben in Bewegung ist; es gilt auch keinen Streit, der | Irrende wird nicht aufgefodert sich entweder zu vertheidigen oder überwunden zu bekennen, er kann ohne Ereiferung erwägen und prüfen, und ruhig zusehen, wie die Kraft der Wahrheit seine scheinbaren Gründe zu Boden wirft. Wird der Gang seiner Verirrungen und Leidenschaften geschildert: er darf doch nicht sizen zu dem Bilde, es wird ihm nicht besonders zugestellt und gesagt, „das bist Du,“ und so wird er leichter eingestehen, daß dieser und jener Zug ihm gleicht, und in der Stille Anstalten treffen, um die verhaßte Aehnlichkeit zu vertilgen. | Woher kommt es doch, daß beim eignen Nachdenken die Vergleichung mit Andern allemal zu unserm Vortheil ausschlägt? daß die Betrachtung der religiösen Wahrheiten und der sittlichen Vorschriften, selbst wenn wir dabei die niedergeschriebenen Gedanken Anderer zum Leitfaden nehmen, selten die Gegend trift, wo unsere Irrthümer und unsere Fehler liegen? daß die Musterung unseres eigenen Lebens gewöhnlich in eine süße Selbstzufriedenheit endigt, und nur bei besondern Veranlaßungen eine heilsame, fast immer späte Demüthigung hervorbringt? Es kommt daher, weil das Herz ein troziges und verzagtes Ding ist1, voll Betruges, weil es mit heimlicher List den graden und ruhigen Gang des Verstandes unterbricht. Wie von selbst muß immer dasjenige Gute, welches wir schon errungen haben, oder dem überhaupt | unsere Neigungen nicht widerstreiten, als das wichtigste hervortreten; unvermerkt nimmt das Nachdenken einen Umweg, um 1
Jerem. 17, 9.
6 gehen;] B + C: gehen, 20 er leichter eingestehen,] C: er sich selbst leichter eingestehen, 31 Es kommt] B + C: Alles dies kommt
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nicht auf unsere Fehler zu treffen, oder sie werden erst mit einer feinen Schminke überzogen, die ihnen die Gestalt irgend einer Vollkommenheit giebt; und eben so werden Irrthümer entweder gar nicht bemerkt, oder unter irgend einem schönen Titel in die Gesellschaft der Wahrheiten eingeführt. Hier hingegen sind alle diese Täuschungen schon deshalb nicht möglich, weil das Nachdenken der Zuhörer einer fremden Leitung folgt. Hier werden die verstimmten Saiten, über welche Ihr mit leiser Hand | hinwegzugleiten gewohnt seid, gewiß nicht nur berührt, sondern stark angeschlagen; hier werden Gedanken und Ueberlegungen hervorgezogen, die Euer sich selbst überlaßenes Nachdenken immer in den Hintergrund gestellt hätte; hier werdet Ihr zu solchen Ansichten geführt, auf welche sonst Euer Auge nicht leicht würde gefallen sein. Mögen die, welche sich von solchen selbstgemachten Täuschungen, von einem solchen verborgenen Spiel der Eigenliebe ganz frei wißen, behaupten, daß sie unserer Versammlungen nicht bedürfen. Ich denke, wir Alle werden an diese Schilderung so manches wohlthätige Andenken anknüpfen können an hier empfangene Belehrungen, die sich schon wirksam bewiesen haben zu unserer Beßerung. | II. Eben so hoffe ich werden sich unsere Versammlungen als ein kräftiges Mittel bewährt haben uns zum Guten zu ermuntern, und unsern frommen Entschlüßen aufs neue Kraft und Leben mitzutheilen. Gewiß haben wir Alle auch in dem nun vergangenen Jahre manchen schönen Augenblik aufzuweisen, wo wir Gott und unserm Gewißen eine ausdauernde Treue gelobten, wo wir uns das Bild der menschlichen Vollkommenheit aufs neue vorhielten, und ganz durchdrungen waren von dem Willen ihm näher zu kommen: aber wir werden auch Alle erfahren haben, daß, wenn wir nun mit diesem Entschluß, wie sichs gebührt, in die Verhältniße des Lebens hineingingen, um ihn dort auszuführen, auch die Geschäfte, die Sorgen und die Vergnügungen des Lebens, | mit denen wir uns einlaßen mußten, uns nach und nach wiederum in eine Reihe von sinnlichen Empfindungen und Wünschen verwikelten, in denen das Bewußtsein und die Kraft 1 oder sie werden] B + C: oder diese werden 6 Nachdenken der Zuhörer] B + C: Nachdenken der Hörenden 7–9 Hier werden die verstimmten Saiten ... gewiß nicht nur berührt,] B + C: Hier werden gewiß die verstimmten Saiten ... nicht nur berührt, 12 Euer Auge] C: euer Auge 17–18 so manches wohlthätige Andenken] B + C: so manche wohlthätige Erinnerung 22–23 Entschlüßen aufs neue Kraft und Leben mitzutheilen.] B + C: Entschlüssen neue Kraft und neues Leben mitzutheilen. 25–26 Bild der menschlichen Vollkommenheit] C: Urbild aller menschlichen Vollkommenheit 30 auch die Geschäfte,] B + C: dann die Geschäfte, 32 sinnlichen Empfindungen] B + C: weltlichen Empfindungen
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jenes Entschlußes sich allmälich schwächte. Das ist unfehlbar die Geschichte aller Menschen, und darum müßen wir jene heiligen Gedanken und diesen frommen Entschluß immer wieder erneuern. Nun frage ich Euch, war wohl unter gleichen Umständen irgend eine solche Erneuerung des Gemüthes und des Willens lebendiger, fruchtbarer und dauerhafter, als die, welche Ihr hier in dem zur gemeinschaftlichen Anbetung Gottes bestimmten Hause und mitten in der Gemeine des Erlösers vollbrachtet? Es ist ja gutgearteten Menschen eigen | Alles, was sich unmittelbar auf sie selbst bezieht, mit ungleich mehr Lust und Eifer zu betreiben, wenn sie es zugleich als eine gemeinschaftliche Angelegenheit ansehen können. Spare deinen Ueberfluß für die Leidenden, sorge für deine Gesundheit um deiner Kinder willen, erhalte die Munterkeit deines Geistes, um der Gesellschaft immer zu allen Diensten bereit zu sein: dergleichen sind für die beßeren Menschen immer die kräftigsten Bewegungsgründe. So wird also auch der Entschluß der Beßerung überhaupt am lebendigsten und kräftigsten sein, wenn er unter diesem Gesichtspunkte gefaßt wird, und wo geschähe das in einem größeren Sinne als hier? Freilich kann auch der Anblik eures häuslichen Kreises Euch täglich im Guten bestärken; welchen Rang Ihr auch darin einnehmt, Gatten, Kinder, Hausgenoßen, Vorgesezte fordern | viel Tugenden von Euch: aber es ist immer nur ein Theil eures Gemüthes, den sie in Anspruch nehmen, und es wird Euch bald vorkommen, als wären manche ihrer Forderungen schon durch einen gewißen Schein befriediget. Auch der Gedanke, daß Ihr ein Vaterland habt, dem Ihr Ehre machen sollt, dem Ihr mit euren Talenten und Gemüthskräften verpflichtet seid, kann ein mächtiger Antrieb sein: aber die bürgerliche Gesellschaft fordert doch nur Thaten, und eure innern Gesinnungen haben mit ihr gar nichts zu schaffen. Hier aber, hier findet Ihr eine Gesellschaft, die den innern Zustand eures ganzen Gemüthes für ihre | Angelegenheit, und eure Beßerung für eine Annäherung zu ihrem gemeinschaftlichen Endzwek erklärt. Hier findet Ihr Euch als Bürger im Reiche Gottes mit allen Heiligen und als Gottes Hausgenoßen2, und das umfaßt Alles, was Ihr nur irgend 2
Ephes. 2, 19.
4–5 solche Erneuerung] B + C: andere Erneuerung 6–8 welche Ihr hier ... vollbrachtet?] B + C: wozu Ihr hier ... aufgefodert [C: aufgefordert] wurdet? 14 beßeren Menschen] B + C: bessern Menschen 17 wird,] C: wird; 28 gar nichts zu schaffen.] B + C: wenig zu schaffen. 30 Angelegenheit,] B + C: Angelegenheit 33 umfaßt] C: unfaßt
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leisten könnt. In eurem Hause, in eurem Beruf, in allem was Ihr verrichtet, sollt Ihr das Dasein dieses Reiches Gottes verkündigen, das Beste dieser göttlichen Familie fördern, und wenn Ihr hieher kommt, wo sie sich sichtbar versammelt, soll an Euch haften das Andenken an gute Werke, die Ihr verrichtet habt, an liebliche Lehren, die von Euch ausgegangen sind, an fromme Gesinnungen, die Ihr geäußert, an muthige Bekenntniße des Glaubens, die Ihr abgelegt habt. Wenn Ihr hier den Gedanken an die höchste menschliche Vollkommenheit faßt: so wird Alles, was Ihr | dem zufolge thun und werden könnt, in Anspruch genommen für die Gemeine Christi; jeder gute Entschluß erscheint Euch als ein theures Gelübde, abgelegt in ihre und des Erlösers Hände. Dies ist die eigentliche Ursache des tiefen Gefühls, welches Euch hier so oft ergriff, dies die Quelle der schönen Wirkungen, die Euer Hiersein hervorgebracht hat. Vorzüglich aber sind diese Versammlungen dazu geeignet, uns, wenn wir sie aus dem wahren Gesichtspunkte betrachten, und mit dem rechten Sinn besuchen, in den brüderlichen Gesinnungen zu stärken, zu denen wir nicht Aufmunterung genug | haben können. Ach, sie stumpfen sich nur allzuleicht ab an den Ungleichheiten, die in der Welt Statt finden, und durch das Betragen der meisten Menschen noch hervorragender gemacht werden, und dann bricht die alte, nie ganz unterdrükte Selbstsucht aus in krampfhafte Bewegungen, die wenigstens manches Gefäß unseres Gemüths den Gesinnungen der Liebe, die es überall durchdringen sollten, gänzlich verschließen. Da entsteht heimlicher Neid, der sich durch Härte und Kälte gegen diejenigen äußert, die sich ihrer günstigen Verhältniße vielleicht zu überheben scheinen, Eifersucht des Standes, die keine kleine Verlezung des Schiklichen, komme sie von Höheren oder Niederen, ungeahndet laßen will, vermeßener Eigendünkel, der um den Schein der Abhängigkeit zu vermeiden, sich lieber so sehr als möglich zurükzieht, und nichts Gutes erweiset, damit er nicht wieder etwas anzunehmen genöthiget werde. Ueberall, wo | Ihr in der Welt hinseht, findet Ihr die Ungleichheiten, die das Herz so verstimmen, nur hier sind sie verbannt. Hier ist Keiner ein Reicher oder Armer, ein Herrschender oder Unterworfener, Alle sind nur Jünger Christi, nach Belehrung und Beßerung verlangende Menschen; und denen, die zu dieser Gesinnung vereiniget sind, erscheinen Rang und Reichthum als zu geringfügige Gegenstände, um auf ihr Gefühl und ihr Betragen einen bedeutenden Einfluß zu haben. Hier kommen wir Alle zusammen, um Gnade von dem zu 3–4 fördern, und wenn Ihr hieher kommt, wo sie sich sichtbar versammelt, soll] B + C: fördern; und kommt Ihr dann hieher, wo sie sich sichtbar versammelt: so soll 14 hervorgebracht hat.] C: zurükgelassen hat. 23 Gemüths] B + C: Gemüthes
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erflehen, der die | Herzen erforscht, das gemeinschaftliche Gefühl dieses Bedürfnißes muß über jeden kleinlichen Unwillen siegen, tiefer als irgendwo muß uns das Wort ans Herz gehen, daß wir nicht eher mit unserer Bitte um Nachsicht hervortreten dürfen, bis auch wir das Wort der Vergebung von Herzen ausgesprochen haben, und so müßen Alle zu wahrer Versöhnlichkeit erweicht werden. Hier stellen wir uns Alle vor dem dar, gegen den wir Alle Staub sind; ein ehrfurchtsvoller Schauer bei dem lebendigen Gedanken an das allein heilige und weise Gesez Gottes bemeistert sich Aller, fromme Wünsche voll Demuth und Selbsterkenntniß drängen sich aus der Brust der verschiedensten Menschen hervor, und so verschwindet selbst der Unterschied, der dort den Beßeren und den Verständigern auszeichnet, Alle verschwistern sich aufs neue als Gefährten auf demselben stürmischen Meere der Versuchungen, als Brüder in der Schwachheit, und Alle werden geneigt einander die Hand zu reichen zur herzlichsten | Unterstüzung. O diese Erwärmung des in der kalten Welt nicht selten erstarrenden Herzens zu inniger Liebe, diese Erhebung von den künstlichen Anstalten, die uns auseinander drängen, zu einem höheren als dem bloß natürlichen Gefühl unserer Gleichheit, werden wir oft als einen herrlichen Segen von hinnen gebracht haben. III. Laßt uns endlich noch darauf merken, wie unsere Gottesverehrungen auch zur Belebung und Erhöhung unserer religiösen Gefühle ge|segnet gewesen sind. Es ist dies doch gewiß noch etwas Anderes, als was wir bis jezt erwogen haben. Man kann sich auf der einen Seite ein Religionssystem zu eigen gemacht haben, das von Irrthümern und Vorurtheilen möglichst rein und gegen Mißdeutungen gesichert ist, und man kann auf der andern Seite eine sehr richtige Erkenntniß von den menschlichen Pflichten haben, und auf eine lobenswürdige Art sie zu erfüllen trachten, beides ohne ein von den Empfindungen der Religion beseeltes und gehobenes Herz. Täglich sehen wir solche aus kalten Begriffen zusammengesezte Religion und 5–6 so müßen Alle] B + C: so müssen wir Alle 14 Brüder in der Schwachheit,] B + C: Brüder in derselben natürlichen Gebrechlichkeit, 19 natürlichen Gefühl] B + C: sinnlichen Gefühl 23 Es ist dies] B + C: Es gehört hiezu 25 ein Religionssystem zu eigen gemacht haben, das] B + C: eine Glaubenslehre zu eigen gemacht haben, die 30 und gehobenes Herz.] B + C: und höher gehobenes Herz. 31 zusammengesezte Religion und] B + C: zusammengesetzte Lehre von göttlichen Dingen und 4 um Nachsicht] B: und Nachsicht 1 Vgl. Röm 8,27
4–5 Vgl. Mt 5,23–24; Mk 11,25
7 Vgl. Ps 103,14
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solche von aller Frömmigkeit entblößte Tugend vor uns, und aus eigner Erfahrung, seze ich voraus, kennen wir dagegen den seligen Zustand eines von frommen Gefühlen durchdrungenen und sich ihrer immer bewußten Herzens, eines Menschen, der gewohnt ist, Alles so anzusehen, wie es von Gott, der es ordnete gemeint war. Denen, welche diese Gemüthsverfassung nicht kennen möchten, kann | ich jezt keine ausführliche Beschreibung davon machen; ich rede nur mit denen, die mich verstehen. Diese erinnere ich daran, wie oft sowohl die Meinungen und Neigungen, die in uns hineingebracht wurden, ehe wir diesen Weg fanden, als auch die Denkungsart derer, welche Alles in der Welt nur auf ihre beschränkten Endzweke beziehen, daran gearbeitet haben, uns aus dieser Stimmung heraus zu versezen, und wie oft es ihnen leider gelang, daß wir wurden wie sie, daß entweder die Beziehung | auf Gott uns ganz verloren ging, oder wir urtheilten, was unserm leidenschaftlichen zerrütteten Gemüth erschien, sei seine Absicht mit den Ereignißen in der Welt. Erinnert Euch dankbar daran, wie oft Ihr mit einer unruhigen gereizten Seele, mit einem von der Welt gefangenen Sinn, mit einem vorwizig klügelnden Verstande herkamt, und wie Ihr hier eure Frömmigkeit, eure richtigere Würdigung der irdischen Dinge, eure beßere Einsicht in die Wege Gottes wieder gefunden habt. Die Betrachtungen, welche hier angestellt werden, können freilich nicht immer den Endzwek haben unmittelbar auf unsere frommen Empfindungen zu wirken: aber wenn die Lehrer der Religion auch nur Irrthümer und Vorurtheile bestritten, wenn auch nur von Pflichten die Rede war, die auch ohne Religion einem Jeden obliegen würden; wie sollte sich nicht dennoch Manches aus ihrem Innern hervorgedrängt haben, wodurch die | verstimmte Seele ihrer Verwirrung entrißen, und wieder auf die Höhe gestellt wird, wo sie sich sonst wohlbefand. Auch sage ich dies nicht mit einer gewißen Ruhmredigkeit zu Gunsten derer, welche die Lehrstühle der Religion einnehmen, als ob sie etwa um soviel frömmer wären; Nein, sie stellen 1–2 uns, und aus eigner] B + C: uns; und aus eigener 8–12 wie oft sowohl ... daran gearbeitet haben, uns] B + C: wie oft sowohl die Meinungen und Neigungen, die in uns hineingebracht wurden, ehe wir diesen Weg fanden, wieder erwachten und uns irre zu machen suchten, als auch wie oft die Denkungsart derer, welche Alles in der Welt nur auf ihre beschränkten Endzwekke beziehen, dahin arbeitete, uns 20 eure beßere 25–26 von Pflichten die Rede war, die auch Einsicht] B + C: eure treuere Ergebung ohne Religion einem Jeden obliegen würden;] B + C: von einer richtigeren Ansicht menschlicher Verhältnisse die Rede war, und vielleicht nicht immer deutlich hervortrat wie sich auch diese nur auf die Religion gründete; 28 gestellt wird,] B + C: gestellt ward, 31 als ob sie etwa um soviel frömmer wären;] C: als ob dieser Erfolg etwa darin seinen Grund hätte, daß sie soviel frömmer sind als Andere; 14 283] A: 251
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Euch nur die beßere Stimmung dar, in der Ihr Euch sonst befandet, sie geben Euch, – daß ich so sage – Euch selbst wieder. Auch waren es gewiß nicht ihre Reden allein, denen Ihr diese wohlthätigen Wirkungen zuschreiben müßt, es | war die heilige Stille, für welche diese Häuser eine Freistätte sind mitten im Getümmel der Welt, es war die Andacht Eurer Brüder, die sich Euch mittheilte, und alle beßern Gefühle nach und nach in Eure Seele zurükrief. Ich berufe mich in dieser Hinsicht besonders darauf, wie oft und wodurch Ihr hier aufgerichtet und getröstet worden seid, wenn Kummer und Widerwärtigkeit Euch bestürmten. Ich glaube, daß ich Euch Alle zu diesem Zeugniß auffordern kann, wenn Ihr auch nur auf das vergangene Jahr zurüksehen wollt: denn wem sollte nicht in einem solchen Zeitraum der Wechsel menschlicher Dinge auch trübe und bittere Stunden gebracht haben. Wenn Ihr zu Hause unvermögend waret die Ruhe und die Faßung Eures Gemüthes wieder zu finden; wenn umringt von Gegenständen, die Euch euer Unglük immer vergegenwärtigten, das Uebel stärker war, als die Arze|nei, die | erst aus dem Gedanken an Gott und die höhere Welt bereitet werden sollte; wenn vielleicht nur flüchtige Regungen der Frömmigkeit eure Seele durchblizten, nur abgebrochene Seufzer Euch gelangen, und der Schmerz, indem Ihr noch über die Gewalt klagtet, die er nur eben ausgeübt hatte, sogleich mit erneuerter Heftigkeit zurükkehrte, und schon vielfach gewüthet hatte, ehe der Balsam der Religion zu den innern Nerven eures Geistes hindurchdrang; wenn auch die Freundschaft vergeblich Euer Leiden theilte, ohne es mildern zu können, und umsonst das schwere Geschäft versuchte, durch | alle Schmerzen hindurch, die sie verstärkt wieder erregen mußte, den Siz des Uebels zu untersuchen: schlug nur erst die Stunde, wo Ihr euren Kummer in diese heilige Mauern tragen konntet, so wurde der böse Geist zum Schweigen gebracht. Und wodurch? Es waren nicht allein die Worte, die Euch unmittelbar beruhigend ans Herz geredet wurden, oder die Euch durch Zusammenstellung der Gedanken erinnern mußten an den Muth, der den Frommen ziemt, an das Vertrauen, das der Gläubige seinem Gotte schuldig ist; Alles, was Ihr saht, vereinigte sich, um Licht in die dunkeln Gegenden eurer Seele zu tragen. Hier seht Ihr das Gesicht eines Leidenden sich nach 1–2 befandet, sie geben Euch,] B + C: befandet, sie sind in den Verrichtungen ihres Amtes gleichsam das festgehaltene neubelebte Bild eures schöneren Lebens; sie geben Euch, 6 beßern] B + C: besseren 31–32 geredet wurden, oder die Euch durch Zusammenstellung der Gedanken erinnern mußten an den Muth,] B + C: gesprochen wurden, oder der Zusammenhang und die Anordnung der ganzen Rede, die Euch erinnern mußte an den Muth, 33 ist; Alles,] B + C: ist; sondern alles, 35–8 Hier seht ... dort findet ... hier beschämt ... hier seht ... dort redet Euch die Freude eines Erretteten, der dankbare Blik eines Gebeßerten Glauben] B + C: Hier saht ... dort fandet ... hier beschämte ... hier saht ... dort redete die Freude eines Erretteten, der dankbare Blikk eines Gebesserten Euch Glauben
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und nach aufheitern bei frommen Betrachtungen, dort findet Ihr Ruhe und Friede schon wieder eingekehrt bei einem Andern, den Ihr noch vor Kurzem unglüklich sahet; hier beschämt Euch die Zufriedenheit eines Siechen, dort die Heiterkeit | eines Dürftigen; hier seht Ihr einen bewährten Frommen, der seine Tugend und seinen Glauben unversehrt durch alle Stürme des Lebens hindurch gebracht hat, dort redet Euch die Freude eines Erretteten, der dankbare Blik eines Gebeßerten Glauben und Vertrauen ins Herz. So ergriff auch Euch die gemeinschaftliche Stimmung, der sich hier Alle nach und nach nähern, das Gebet der Brüder stärkte das Eurige, und unter den Dankliedern und Lobgesängen der Gemeine erbebten auch in eurer Seele wieder die dazu stimmenden Saiten. Daßelbe wird Euch oft begegnet sein in andern Fällen, wo | nicht eben Unglük und Noth, sondern ein anderer, vielleicht angenehmerer Einfluß irdischer Dinge Euer Gemüth so bewegte, daß es seine fromme Stimmung verlor. Möchte Euch nur die Ursach solcher heilsamen Veränderungen durch diese Auseinandersezung recht deutlich geworden sein! Es sind Wirkungen des gemeinschaftlichen Bekenntnißes der Religion, die auf keine andere Weise hervorgebracht werden können. Es wird jezt gar häufig gesagt, und nur zu bereitwillig geglaubt, daß wer sein Gemüth zu Gott erheben und den Gefühlen der Religion öfnen wolle, weit beßer thue, sich dann und wann der Gesellschaft der Menschen zu entreißen und Stunden der Muße in der freien Natur unter den Werken Gottes hinzubringen, als in finstern Gebäuden mit einigen andern, denen er nicht näher bekannt ist, einen eben so Unbekannten über diesen und jenen Theil der Religion reden zu hören; der Höch|ste wohne ja doch nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, und die unmittelbare Anschauung seiner Werke wirke weit kräftiger auf das Gemüth, als die schönsten Worte zu thun vermöchten. Gewiß wäre es sehr erfreulich, wenn diejenigen, die wir, nachdem sie eine Woche den Geschäften und den Sorgen des Lebens gewidmet haben, aus den Mauern unserer Städte hinausströmen sehen, die Wälder und die Gärten und die stil9 nähern,] B + C: nähern; 21–26 beßer thue, sich ... reden zu hören; der] B + C: besser thun würde, wenn er sich entschlösse, sich dann und wann der Gesellschaft der Menschen zu entreißen und Stunden der Muße in der freien Natur unter den Werken Gottes hinzubringen, als wenn er in finstern Gebäuden mit einigen andern, denen er nicht näher bekannt ist, einen eben so Unbekannten über diesen und jenen Theil der Religion reden hörte. Der 30–32 die wir, nachdem sie ... haben, aus den Mauern unserer Städte hinausströmen sehen, die Wälder] B + C: die wir, nachdem sie ... haben, so zahlreich und frölich aus den Mauern unserer Städte hinausströmen sehen, wenn diese die Wälder 21 Gefühlen der] so B + C; A: Gefühlen dee 26–27 Vgl. Apg 7,48; 17,24
35–36 hinzubringen,] B + C: hinbringen,
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lern ländlichen Wohnungen aufsuchten, um dort ihren Schöpfer zu finden, und sich nicht auch dort wieder in bunten Kreisen zusammenfän|den und ihren gewöhnlichen Vergnügungen oblägen! gewiß auch das würde manche gute Frucht bringen. Aber wie wunderlich ist es nicht, den Schöpfer allein in der todten Natur aufsuchen zu wollen, da doch Alles übereinstimmt, um uns zu sagen, daß der Mensch das Bild ist, welches ihm gleicht. Ist die Mannigfaltigkeit der menschlichen Natur, an die jede Gesellschaft Euch erinnert, nicht eben so groß, als die in den leblosen Geschöpfen der Erde, und verkündigt sie nicht lauter die Unendlichkeit des Höchsten? Ist die allmählige Entwikelung des Göttlichen im Menschen nicht etwas eben so bewundernswürdiges als die Entwikelung des Lebens und der Kraft in Bäumen und Gräsern? Und wo könnt Ihr das Alles ruhiger betrachten als hier? hier wo eben die Unbekanntesten sich vereinigen | in demselben Geist, hier wo Euch Alles an die merkwürdigsten Fortschritte des Menschen erinnert, hier wo seine Verwandschaft mit dem göttlichen Wesen Euch so nahe ins Auge tritt. Ihr, deren Bewußtsein mir die Wahrheit des Gesagten einzeugt, die Ihr diese verschiedenen Wohlthaten unserer öffentlichen Gottesverehrungen mehr oder minder genoßen habt, es ist Euch sehr leicht gemacht, Euch dankbar dafür zu beweisen. Fahret nur fort das Gute zu genießen, welches Ihr kennt, schämt Euch nicht Euch dazu zu bekennen, und wo es eine Gelegenheit giebt, ein Zeugniß davon abzulegen, was sie Euch werth sind. Ihr aber, die Ihr sie bisher nicht geschäzt habt, findet Ihr den|noch die innere Wahrheit in meiner Rede, fängt es an Euch einzuleuchten, daß wohl das Gute, welches ich gerühmt habe, hier erreicht werden könne: so seid nicht zu sparsam, um dem Versuch bisweilen eine Stunde zu widmen; wir wollen eure bisherige Vernachläßigung, vielleicht auch euren Spott gern hingehen laßen mit den andern Verirrungen der vergangenen Zeit. Findet Ihr aber diese Wahrheit nicht: so laßt Euch ja nicht etwa zu einer mitleidigen Großmuth verleiten! überredet Euch nicht daß es doch heilsam sein könne, wenn Ihr des Beispiels wegen Euch bisweilen hier einfindet, um diejenigen anzuloken, die wirklich noch Nuzen hier schöpfen können. Dieser vermeintlichen Pflicht, die Euch nur ein lästiger Dienst wäre, entlaßen wir Euch gern. Sollte sich auch die Anzahl derer, die sich hier 5 den Schöpfer allein in der todten Natur aufsuchen zu wollen,] B + C: den Schöpfer allein in der Natur außer uns aufsuchen zu wollen welche nur so Wenige richtig verstehen, und zu der, ich darf es sagen, die Meisten nur durch einen dunkeln fast thierischen Zug getrieben werden, 9 leblosen Geschöpfen] B + C: fremderen Geschöpfen 6–7 Vgl. Gen 1,26–27
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zusammenfinden, | noch mehr verringern: nie komme Jemand hieher, der es nicht um sein selbst willen und aus freiem Triebe des Herzens thut. Folgt Ihr Eurem Sinn, und fördert das Gute in Euch auf eure Weise; wir wollen hier Gott ehren, und uns in der Nachfolge des Erlösers befestigen; Er wird auch ferner mitten unter uns sein, wie wenige auch in seinem Namen versammelt sein mögen.
4 Weise;] B + C: Weise: 5–6 Vgl. Mt 18,20
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Nachschrift
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bei der zweiten Auflage.
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Es macht mir Freude Ihnen diese Vorträge noch einmal zu übergeben. Sie werden finden, wenn Sie vergleichen wollen, daß ich wenig und nur im Einzelnen geändert habe. Und in der That wußte ich, wenn jeder Vortrag in den ursprünglich abgestekkten Grenzen bleiben und den einmal angestimmten Ton behalten sollte, nichts reichhaltigeres oder wirksameres daraus zu machen. Für mehrere würde ich vielleicht jezt eine ganz andere Art der Darstellung wählen: allein so etwas ganz Neues an die Stelle des bisherigen zu sezen hielt ich mich nicht für befugt. Was einmal herausgetreten ist als unser Werk, und als solches gewirkt und Freunde gefunden hat, das hat sich eben dadurch auch ein unabhängiges Dasein erworben, und Rechte, die selbst der Urheber nicht verlezen darf. Zu einzelnen Verbesserungen würde ich vielleicht noch mehr Veranlassung gefunden haben, wenn ich mir die Ausstellungen einiger wolwollenden und einsichtsvollen Beurtheiler angemerkt hätte; allein ich rechnete zu wenig auf einen neuen Abdrukk um solche Vorkehrungen zu treffen. Hiebei führt mich die Erinnerung an eine von den wenigen mir bekanntgewordenen Beurtheilungen auf einen Gegenstand, über den ich ein Paar Worte mit Ihnen reden möchte. Ein sehr achtungswerther Mann, und der viel Schönes über diese Arbeit sagt, macht mir einen Vorwurf aus dem ofnen Bekenntniß, daß ich meine Vorträge nie ehe sie gehalten werden wörtlich aufzeichne, und er scheint dies ordentlich als eine Gewissenssache anzusehn. Ich meines Theils möchte aus meinem Verfahren eben so wenig ein allgemeines Gesez machen, als ich auf der andern Seite | das Unrecht einsehe, welches darin liegen soll. Denn die Voraussezung eine nicht aufgeschriebene und memorirte Rede müßte vernachlässiget sein, ist doch wol einseitig. Unterscheiden wird sie freilich der Kenner; aber das soll er auch, weil nemlich die Vollkommenheit einer solchen Rede und einer anderen gar nicht dieselbe ist. Eben darum überzeuge sich nun Jeder, auf welchem Wege er selbst am meisten zu leisten vermag. Im Allgemeinen möchte ich nur wünschen, daß jeder ruhige und besonnenere Redner ohne den Buchstaben bestimmt ausgearbeitet und ins Gedächtniß gefaßt zu 20 Vgl. oben Einleitung S. LXXXI–LXXXVII 21–25 Anspielung vermutlich auf Neue homiletisch-kritische Blätter 1801, Quartalheft 3, S. 11 23–24 Vgl. oben S. 7
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haben die Kanzel bestiege; nur so wird er wahrscheinlich mit eben soviel Wärme als Sicherheit reden. Der beweglichere und heftigere dagegen binde sich lieber, wenn er es vermag, an das vorher aufgeschriebene Wort; so gelangt er wol am ehesten zu der Mäßigung welche dem Zuhörer das ruhige und klare Auffassen erleichtert. Der vollendete Meister natürlich soll unter dieser Regel nicht stehen, und denjenigen den eine persönliche Beschränkung auf eine von beiden Sorten nöthiget soll sie nicht binden; für den aber, der etwa außer dem religiösen Zwekk noch einen persönlichen Effekt sucht und nebenbei auch glänzen will wenn er erbaut verstehe ich gar keine zu geben. Uebrigens sehen Sie, daß ich kühn geworden bin, und zu dieser Sammlung eine zweite verspreche, um ihr ergänzend zum Gegenstükk zu dienen. Sie schelten wol nicht darüber. Wir wissen so selten wieviel Zuhörer wir haben unter den Anwesenden; warum sollen wir nicht, wenn es sich thun läßt, die Zahl auch durch Entferntere vermehren? Jeder wirke so weit er kann um fromme Gesinnungen zu beleben und die Menschen über ihr eignes Gefühl zu verständigen.
4 Mäßigung] C: Mäßigung, 7–8 denjenigen ... nöthiget] C: denjenigen, ... nöthiget, 9 persönlichen Effekt sucht] C: persönlichen heget, 10 erbaut] C: erbaut, 17 wirke so weit er kann] C: wirke, so weit er kann,
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Predigten Zweite Sammlung 1808 mit den Varianten der 2. Auflage 1820
I.B I
Predigten von
F. Schleiermacher Doctor der Theologie.
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Zweite Sammlung.
Berlin, im Verlage der Realschulbuchhandlung, 1808. |
5 Sammlung.] folgt in der zweiten Auflage (= B) in einer neuen Zeile unter einem langen Abgrenzungsstrich: Zweite Auflage. 6–8 Berlin, ... 1808] B: Berlin. Bei G. Reimer. 1820
Vorrede.
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Diese zweite Sammlung von Predigten, ganz auf dieselbe Weise entstanden wie die erste, ist nicht diejenige auf welche ich in der zweiten Auflage von jener im voraus hinweisen wollte. Damals hatte ich mir vorgesezt, Vorträge, welche ich an den christlichen Festen gehalten, dem größern Publicum mitzutheilen. Dies Vorhaben bleibt nun noch | ausgesezt, da die gegenwärtigen Zeitumstände, besonders auch die meines Vaterlandes, mich veranlaßt haben, unter denen, die in meine Denkungsart eingehen mögen, lieber dasjenige für jezt gemeinnüziger zu machen, was ich vorzüglich in Beziehung auf die neuesten Ereignisse gesprochen habe. Die ersten drei Predigten habe ich als Universitätsprediger in Halle gehalten, sie schließen sich unmittelbar an die einzeln ausgegebene Eröfnungspredigt. Nur Eine Predigt aus der Zeit jener Amtsführung fehlt, von welcher ich nichts mehr in meinen Papieren finden konnte; vorahndend nahm sie Rüksicht auf das Ende des akademischen Halbjahres und den Abgang eines Theiles | unserer Mitbürger, | und nicht wissend war sie zugleich eine allgemeine Abschieds- und Entlassungsrede, da jenen sobald alle übrigen folgen mußten. So kurz nur währte diese in einem vortreflichen Sinn gedachte und mit großem kaum erwartetem Interesse aufgenommene Einrichtung, zusammen1 Vorrede] B: Vorrede zur ersten Auflage 13–14 unmittelbar an die einzeln ausgegebene Eröfnungspredigt. Nur Eine Predigt] B: unmittelbar der einzeln ausgegebenen Predigt bei Eröfnung des akademischen Gottesdienstes an. Nur Ein Vortrag 15– 19 von welcher ... vorahnend nahm er Rüksicht ... nicht wissend war sie ... da jenen sobald] B: von welchem ... vorahndend nahm sie Rücksicht ... unbewußt war er ... da den Abgegangenen nur zu bald 3–4 Vgl. oben S. 200 13–14 Zur Wiedereröffnung der Schulkirche für den akademischen Gottesdienst nach erfolgter baulicher Instandsetzung hielt Schleiermacher am 3. August 1806 seine Antrittspredigt als Universitätsprediger (vgl. Hallisches Patriotisches Wochenblatt, Jg. 7, 1806, Stück 32, S. 505–506). Diese Predigt über Röm 1,16 wurde als Einzeldruck unter dem Titel „Predigt bei Eröffnung des akademischen Gottesdienstes der Friedrichs-Universität. Am Geburtstage des Königs den 3ten August 1806“ (Berlin 1806) publiziert (vgl. KGA III/3). 14–17 Die letzte Predigt im Sommersemester 1806 hielt Schleiermacher am 14. September 1806 (vgl. Kalendarium unten im Anhang). 19 Nach der Erorberung der Stadt Halle durch französische Truppen am 17. Oktober wurde die Universität am 20. Oktober 1806 geschlossen und die Studenten der Stadt verwiesen.
III . B III
IV . B IV
V BV
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VI B VI
Zweite Sammlung
treffend, man darf es sagen, mit der schönsten Blüthe jener Universität und mit ihr zugleich gewaltsam zerstört. Auch die vierte bis achte Predigt sind noch in Halle gehalten, die fünfte, was bei der Ueberschrift zu bemerken vergessen worden, bald nach der französischen Besiznehmung; die lezten Viere aber in Berlin. Mögen sie etwas beitragen, um, wessen wir so sehr bedürfen, frommen Muth und | wahre Lust zu gründlicher Besserung zu erwekken und zu beleben und ein|leuchtend zu machen woher allein wahres Heil uns kommen kann, und wie ein Jeder dazu mitwirken muß. Berlin im Februar 1808.
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D. F. Schleiermacher.
1 der schönsten Blüthe jener Universität] B: einer schönen schönen Blüthe jener Universität, 3–5 gehalten, die fünfte, was bei der Ueberschrift zu bemerken vergessen worden, bald nach der französischen Besiznehmung; die lezten Viere aber in Berlin.] B: gehalten; die letzten Viere aber in verschiedenen Kirchen Berlins. 6 Mögen sie etwas] B: Möge auch diese Arbeit etwas 8 machen] B: machen, 11 D. F. Schleiermacher.] fehlt in B 2–5 Vgl. oben Einleitung S. XXXIX–XL. XCIV–XCV
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Inhalt.
VII . B IX
Seite I.
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Wie wir die Verschiedenheit der Geistesgaben zu betrachten haben. Erste Predigt nach Eröfnung des akademischen Gottesdienstes . . . . . . . . . . . . . . . II. Daß wir nicht Knechte Gottes sein sollen, sondern Freunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Wie sehr es die Würde des Menschen erhöht, wenn er mit ganzer Seele an der bürgerlichen Vereinigung hängt, der er angehört . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Daß überall Friede ist im Reiche Gottes . . . . . . . . V. Ueber die Benuzung öffentlicher Unglücksfälle . . . . VI. Daß die lezten Zeiten nicht schlechter sind, als die vorigen. Am lezten Sonntage des Jahres 1806 . . . . . . VII. Was wir fürchten sollen und was nicht. Am Neujahrstage 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII. Wie das Edlere in der Welt sich aus dem Niedrigen entwikkelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX. Was nicht aus dem Glauben kommt ist Sünde . . . . . X. Der heilsame Rath zu haben als hätten wir nicht . . . XI. Von der Beharrlichkeit gegen das uns bedrängende Böse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XII. Ueber die rechte Verehrung gegen das einheimische Große aus einer früheren Zeit. Am vierundzwanzigsten Januar 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11 die 18 25
1. 29. 53. 79. 98. 123. | BX
147. | VIII
174. 196. 219. 247. 275.
79] B: 80 12 Unglücksfälle] B: Unglückfälle. Gehalten bald nachdem die Feinde Stadt Halle besetzt hatten 12 98] B: 99 14 123] B: 125 16 147] B: 149 174] B: 176 19 196] B: 198 20 219] B: 222 22 247] B: 250 275] B: 278
I.
1.B 1
Wie wir die Verschiedenheit der Geistesgaben zu betrachten haben.
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Ers te Pre digt n ach Er öfnun g des a kadem ische n Got tesdi enste s.
Wie überhaupt das geistige Leben des Menschen damit beginnt, daß er, aufgestört aus jenem niederen Dasein, welches die Schrift so oft unter dem Bilde des Schlafes darstellt, zur Besinnung kommt, und die Augen des Geistes eröfnend sich und die Welt in einem höheren vorhin ungekannten Lichte betrachtet: so kann auch in jedes neue Gebiet des Lebens der Mensch nur dann auf eine Gottwolgefällige Weise eintreten, wenn er es gleich mit dem Geiste des Christenthums durchdringt und behandelt. Dieses nun gilt gewiß für uns Alle auch von dem Bunde der gemeinschaftlichen Erbauung, den wir nur eben errichtet haben. Nicht meine ich, als sollten die Einzelnen unter uns erst jezt zu dem Bewußtsein gelangen, daß sie dem geistigen Leben überhaupt angehören, und | zur Kind|schaft Gottes mit Allen welche den Herrn gefunden haben berufen sind. Sondern nur eben darüber, daß wir als schon vom Geiste des Christenthums beseelte uns nun zu einer eigenen Gemeine gebildet haben, wünschte ich, daß wir uns recht besinnen möchten, weshalb doch und kraft wessen diese Vereinigung erfolgt sei, damit gleich von Anfang unser Sinn sich auf das heilsame wende, und Jeder sich bemühe, auf die rechte Weise beitragend und empfangend, unsere Verbindung zu befestigen und sich zum Segen in ihr zu leben. 10–13 Gebiet des Lebens der Mensch nur ... gewiß für uns Alle auch] B: Gebiet des Lebens nur derjenige auf eine gottgefällige Weise eintreten, der es gleich in dem Geiste des Christenthums behandelt und mit demselben zu durchdringen sucht. Dieses nun gilt gewiß vorzüglich auch 15–18 sollten die Einzelnen unter uns erst jezt... daß sie ... angehören, ... berufen sind.] B: sollte jeder Einzelne von uns erst jetzt ... daß er ... angehört, ... berufen ist. 23 Jeder] B: jeder 24–25 Verbindung zu befestigen und sich zum Segen] B: Verbindung sowol zu befestigen als auch sich selbst und Andern zum Segen 2 Predigt zum 10. Sonntag nach Trinitatis am 10. August 1806 vormittags 11h in der Schulkirche zu Halle an der Saale; vgl. den Entwurf in KGA III/3
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Zweite Sammlung
Diese Besinnung nun muß uns Allen ohne weiteres sagen, daß wir als Gleichartige und solche die vieles miteinander gemein haben auch zu einer Gemeine sind versammelt worden, damit offenbar eben dieses Gemeinschaftliche auf der einen Seite sich gottgefälliger ausbilde, auf der andern Seite aber, indem es ein Vereinigungspunkt der Andacht wird, uns auch um so inniger mit der gesammten Kirche Christi verbinde. Was ist aber dieses Gemeinschaftliche anders als unser Beruf, kraft dessen wir durch Ausbildung und Vermehrung unserer Erkenntniß, durch ernstes Eindringen in das Reich der Wissenschaft unserem Dasein seinen eigenthümlichen Werth geben und nach allen Seiten hin wolthätige Einflüsse verbreiten sollen, ein Beruf, welcher, wenn er nicht in vergebliche Bestrebungen ausgehen und sich als leere Anmaßung erweisen soll, in gewissen uns vorzüglich einwohnenden Gaben des Geistes muß gegründet sein. Dieser Be|ruf nun soll uns hier lebhaft vorschweben, und Jeder soll eben dadurch, daß er, was aus der Quelle der Religion dargereicht wird, an Ermunterung, Stärkung und Belehrung, immer auch in Bezug auf ihn sich aneigne, jenes volle Bewußtsein seines Zustandes bewähren, ohne welches man nur vergeblich in den Versammlungen der Andächtigen erscheint. Daß wir also nur ja unseres Berufes in frommer Gesinnung gedenken! Nicht etwan in falscher Demuth verläugnen wollend die hohe Würde dessen, wozu uns Gott bestimmt hat; aber noch weniger in widerlichem Hochmuth gegen Andere, die an einen andern Ort gestellt sind, uns aufblähend, und auch das was auf die allgemeinste und schönste Weise alle Menschen vereinigen soll mißbrauchend, um sogar in das Gebiet der Andacht eine Trennung zu bringen, welche, zusamt ihren Quellen der Eitelkeit und der Selbstsucht, der Geist des Christenthums auch sonst überall vertilgen sollte. Hierin also uns das Rechte vorzuhalten, darauf sei gleich unsere heutige Betrachtung gerichtet.
2 Gleichartige und solche die vieles miteinander gemein haben] B: Gleichartige, und weil wir so vieles miteinander gemein haben, 4 ausbilde,] B: entwikle, 10– 11 unserem Dasein seinen eigenthümlichen Werth geben] B: unserem Leben einen eigenthümlichen Werth geben, 13 ausgehen] B: ausgehen, 15 gegründet] B: begründet 17–18 Quelle der Religion dargereicht wird, an Ermunterung, Stärkung und Belehrung,] B: Quelle des göttlichen Wortes an Ermunterung, Stärkung und Belehrung dargereicht wird, 20–21 wir also nur ja unseres Berufes in] B: wir aber auch ja unseres Berufes nur in 22 verläugnen] B: verleugnen 25–26 auch das was ... soll mißbrauchend,] B: eben dasjenige, was ... soll, mißbrauchend 28–29 der Geist des Christenthums auch sonst überall vertilgen sollte.] B: von dem Geiste des Christenthums überall sollte vertilgt werden.
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Text. 1 Kor. 12, 4–6. Es sind mancherlei Gaben, aber es ist Ein Geist; es sind mancherlei Aemter, aber es ist Ein Herr; und es sind mancherlei Kräfte, aber es ist Ein Gott, der da wirket alles in Allen. 5
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Wenn es erlaubt ist nach Beschaffenheit der Sache und der Zeit und nach eines Jeden Bedürfniß | auch in der Schrift eines dem anderen vorzuziehn: so gehört gewiß dieser Abschnitt unter dasjenige, was | auch jezt noch für alle Christen den größten Werth haben muß. Er ist gleichsam eine Bibel in der Bibel, selbst wieder eine zusammengedrängte Darstellung des Göttlichen was die heiligen Bücher aus der reinsten Betrachtung der Welt, aus des göttlichen Geistes kräftigsten Regungen zusammengedrängt verwahren, ein köstliches Bild der wahrhaft frommen Gesinnung, ein vorbildlicher Abriß der christlichen Kirche. Daher nicht zu verwundern ist, wenn die Lehrer der Gemeinen vorzüglich oft zu dieser Stelle zurükkehren, um hierauf die Gemüther zu gründen, und nach diesem Zeugniß des göttlichen Geistes von sich selbst seine Wirkungen darzustellen. Ganz vorzüglich aber behandeln unsere Worte und was unmittelbar darauf folgt den vorhin schon angeregten Gegenstand. Eine Mannigfaltigkeit von Gaben und Kräften hatte sich entwikkelt in einer großen aus den verschiedensten Bestandtheilen zusammengesezten Gemeine. Aber menschliches begegnete ihnen neben dem göttlichen, so daß diejenigen, welche die bedeutendsten oder auffallendsten Wirkungen hervorbrachten, mit ihrer Freude mehr bei dem Aeußern stehen blieben, wodurch sie sich von Andern unterschieden, als bei dem Innern, worin sie ihnen nur gleich sein konnten; und so wurde das Band der Vereinigung eben durch dasjenige geschwächt, was nur dienen sollte es mehr zu befestigen und immer Mehrere damit zu umwinden. Nothwendig also war, was der Apostel unmittelbar auf | das Jedem einwohnende Gefühl seines Berufes und seiner heiligsten Verhältnisse sich beziehend in den Worten unseres Textes aufstellt, und was wir ihnen zufolge jezt genauer erwägen wollen, ich meine eine Anweisung um eben jene Verschiedenheit der Geistesgaben in den Einzelnen richtig zu beurtheilen. Von dem Mannigfaltigen nemlich führt er uns auf eine Einheit zurük, als auf ein Höheres vor welchem alle Mißverständnisse und 10 Göttlichen] B: Göttlichen, 12 köstliches Bild] B: kräftiger Ausdrukk 13– 14 der christlichen Kirche.] B: der ganzen christlichen Kirche. 18 Worte ... folgt] B: Worte, ... folgt, 24–25 mit ihrer Freude mehr bei dem Aeußern stehen blieben, ... als bei dem Innern,] B: ihre Freude mehr an dem Aeußeren hatten, ... als an dem Innern, 27–28 es mehr zu] B: es immer sicherer zu 34 in den Einzelnen] fehlt in B
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Irrungen verschwinden müssen. Diese stellt er uns aus einem dreifachen Gesichtspunkte dar, Ein Geist der die Gaben erwekt, Ein Herr der die Aemter vertheilt, Ein Gott der die Kräfte wirkt. Dieser Ansicht nun laßt uns näher nachgehen; aber dabei nicht vergessen, daß, was auch der Apostel an jener Gemeine mochte zu tadeln finden, er doch zu ihr als zu einer Gemeine von Christen, und also davon redet, was unter Christen vorgeht. Wenn wir also auch nicht läugnen wollen, daß von dem was in den göttlichen Gaben an die Menschen enthalten ist vieles sich auch da findet, wo wir den Einen Geist an den der Apostel uns verweiset nicht wahrnehmen, wie denn Gott, der regnen läßt über Gerechte und Ungerechte, und die Sonne scheinen über die Guten und Bösen, sich auch innerlich nirgends ganz unbezeugt lassen kann an den Menschen, daß Viele wohl ausgerüstet zu sein scheinen zu Aemtern, welche aber den Herrn nicht anerkennen: so wollen wir doch diesen | Gedanken, mit allem was er etwa schwieriges darbieten mag, für jezt bei Seite | lassen, und indem auch wir uns als Christen ansehen, uns nur darüber von ihm belehren lassen, wie doch unter uns und in Beziehung auf jenen Geist die Verschiedenheit der Gaben zu betrachten ist. I. Die Verschiedenheit in dem was die Menschen thun, so daß der Eine zu leisten vermag, was der Andere nicht im Stande ist, läßt sich allerdings ansehen als eine Mannigfaltigkeit der Gaben, sofern nicht von dem die Rede ist was die Trägheit Einiger versäumt, sondern von dem was ausschließend dem Einen mitgegeben ist und dem Andern versagt; allein sind auch mancherlei Gaben so ist es doch nur Ein Geist. Darüber, das seze ich voraus, sind wir Alle einig, der Eine Geist von dem der Apostel redet, sei nichts anderes, als dasjenige in uns, 1 Diese stellt] B: Diese Einheit stellt 4 Ansicht] B: Andeutung 8–9 läugnen wollen, daß von dem was in den göttlichen Gaben an die Menschen enthalten ist vieles sich] B: leugnen wollen, daß gar manches von dem was den Inhalt der göttlichen Gaben an die Menschen ausmacht, sich 10 Geist ... verweiset] B: Geist, ... verweiset, 12– 13 sich auch innerlich nirgends ganz unbezeugt lassen kann an den Menschen,] B: sich an den Menschen auch innerlich nirgends ganz unbezeugt lassen kann, 17 von ihm belehren] B: aus dem Worte Gottes belehren 20–21 Die Verschiedenheit in dem was die Menschen thun, so daß der] B: Die Verschiedenheit unter den Menschen vermöge deren der 22–25 Gaben, sofern ... so ist es doch] B: Gaben. Denn wenn gleich nicht selten nur durch Trägheit dem Einen abgeht was der Andere sich durch Fleiß und Beharrlichkeit angebildet hat: so ist doch eben so wahr, daß manches ursprünglich dem Einen mitgegeben ist und dem Andern versagt. Allein giebt es auch in diesem Sinn mancherlei Gaben: so ist doch 11–12 Vgl. Mt 5,45
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was unmittelbar der Abdrukk ist der ewigen göttlichen Geseze, was, wen es beseelt, über jedes niedere Bestreben erhebt, in uns das göttliche Ebenbild gestaltend, und von innen heraus nach allen Seiten hin ein göttliches Leben wirkend. Denn nicht da wohnt etwa dieser Geist, wo erst ein gleichgültiges Unterscheiden ist von Recht und Unrecht, von Gottgefällig und ihm mißfällig, oder ein unkräftiger Wunsch, einem gewissen Bilde zu gleichen und andere Züge vertilgen zu können; sondern er ist, wo er ist, eine lebendige Kraft, welche, so gewiß sie innerlich da ist, sich auch nothwen|dig äu|ßert und alles Handeln so durchdringt, daß keines mehr ganz ohne sie zu Stande kommt. In diesem Handeln also, durch dessen stetigen Zusammenhang sich der göttliche Geist in den Menschen offenbaret, unterscheiden wir zuerst etwas allgemeines, was auf dasjenige sich beziehend worin alle Menschen einander gleich sind, auch von Allen auf gleiche Weise gefordert wird, daß Jeder so und nicht anders handeln solle, sobald ein ähnlicher Fall in seinem Leben eintritt, so daß wir hierüber keine Entschuldigung zulassen, sondern überall die gleiche Handlungsweise verlangen, wo nur Jemand auf diesen Geist Anspruch macht. Allein neben diesem Allgemeinen bemerken wir auch ein Besonderes, was nicht von Allen auf gleiche Weise kann gefordert werden, weil es mit demjenigen in Verbindung steht, wodurch die Menschen auf eine ihren Bemühungen unüberwindliche Art von einander verschieden sind, weil es bei dem Einen sich gründet auf Fähigkeiten und Eigenschaften die nicht das Antheil aller Menschen sind, wenn sie auch Eines Geistes theilhaftig wären, und weil es eben deshalb dem Andern unmöglich gemacht ist durch Beschränkungen, von denen Niemand verlangen kann, daß der Geist sie solle getilgt haben. Hierin nun zeigen sich die mancherlei Gaben, deren angebliche Vorzüge vor einander so oft 2–4 erhebt, in uns das ... wirkend.] B: erhebt, und von Christo ausgehend das göttliche Ebenbild in uns gestaltet, dann aber auch nach allen Seiten hin ein göttliches Leben wirkt. 5 wo erst] B: wo nur 13–27 allgemeines, was auf ... Hierin nun] B: allgemeines, was von Allen auf gleiche Weise gefordert wird, so daß wir keine Entschuldigung gelten lassen wenn einer anders handeln wollte, wo ein ähnlicher Fall in seinem Leben eintritt; sondern wir verlangen überall die gleiche Handlungsweise in diesen Dingen von jedem, der nur irgend auf diesen Geist Anspruch macht. Allein neben diesem Allgemeinen, was sich mehr auf dasjenige bezieht, worin alle Menschen einander gleich sind, bemerken wir auch ein Besonderes, was nicht von Allen auf gleiche Weise kann gefordert werden, weil es mit demjenigen in Verbindung steht, wodurch die Menschen auf eine allen Bemühungen sie gleich zu machen unüberwindliche Art von einander verschieden sind, nemlich mit natürlichen Fähigkeiten und Eigenschaften die nicht das Antheil Aller sein könnten, wenn sie auch Eines Geistes theilhaftig wären. Was also auf diesem Gebiet von dem Einen kann gefordert werden, das ist dagegen den Andern unmöglich gemacht durch natürliche Beschränkungen, welche auch der Geist nicht aufheben kann oder soll. Hier nun
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Veranlassung eines Streites werden, welchen der Apostel unter den vom Geist beseelten eben durch Zurükweisung auf diesen Geist vertilgen will. | Wären nun unter den des Geistes theilhaftigen | nur Einige mit diesen besonderen Gaben versehen, Andere aber gänzlich unbegabt, so daß sie ohne bestimmten inneren Beruf, der ihnen ein eigenes Feld des Handelns anwiese, mit ihrer ganzen Thätigkeit nur auf jene allgemeinen Tugenden beschränkt wären, um mit Treue und Lust nur das zu verrichten wozu ihnen zufällig die Aufforderungen kämen in dem bunten Wechsel des Lebens; oder auch so, daß wenn man ihnen eigenthümliche Vollkommenheiten und einen darauf sich gründenden Beruf zugestehen wollte, diese nur in körperlichem Geschikk zu suchen wären und in niedrigeren Fertigkeiten welche bei einiger Anweisung und Uebung sich jeder auf gleiche Weise zu eigen machen könnte, und welche keinen höheren Zwekk haben als die äußerlichen Dinge auf irgend eine Weise zum Nuzen oder Vergnügen zu bearbeiten und anzuordnen: dann freilich wäre unter den Christen ein wesentlicher Unterschied der Geistesgaben gesezt, und kaum zu vermeiden, daß sich jene für etwas größeres und auf eine höhere Stuffe gestellet hielten als diese. Denn wie könnten wol die so Unbegabten, auf die kleineren Geschäfte des Lebens Beschränkten, fast nur dem leiblichen Dienenden, irgend auf Gleichheit Anspruch machen mit denen, in welchen sich die höhere Ausstattung der Seele aufs herrlichste gestaltet, welche etwa in die Geheimnisse der Weisheit und der Erkenntniß eindringen, ihr Gebiet zu befestigen, seinen Umfang zu erweitern suchen zum Heil der Menschen, oder die Begeisterung eines mit Gott bekannten Ge|müthes in schönen Werken der Kunst auf eine eigenthümliche Weise darstellen? welche sich einer überwiegenden Gewalt erfreuen über den großen Haufen der Menschen, den sie an sich anketten daß 5 diesen besonderen] B: solchen besonderen 7–15 anwiese, mit ihrer ... haben als die äußerlichen] B: anwiese, darauf beschränkt wären jene allgemeinen Tugenden in allem zu beweisen, was ihnen zu verrichten vorkommt; oder wären eigenthümliche Vollkommenheiten geistiger Art nur Einigen zugetheilt, die Andern aber besäßen statt deren nur allerlei körperliches Geschik, und untergeordnete Fertigkeiten, die keinen andern Zwek haben als nur die äußerlichen 19–20 jene ... diese.] B: die Einen ... die Andern. 20–21 Unbegabten, ... Beschränkten,] B: unbegabten, ... beschränkten, 23–28 aufs herrlichste gestaltet, welche ... darstellen? welche sich] B: aufs herrliche erweiset, indem sie etwa in die Geheimnisse der Weisheit und der Erkenntniß eindringen, um deren Gebiet zu befestigen und seinen Umfang zu erweitern zum Heil der Menschen, oder indem sie die Begeisterung eines mit Gott bekannten Gemüthes in schönen Werken der Kunst auf eine eigenthümliche Weise darstellen, so daß sie sich 12–13 wären] so DV; OD: wäre
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er ihren höheren Einsichten | folgt, und dessen Kräfte sie sich aneignen daß er freiwillig bezwungen reineren Absichten diene? oder welche mit dem Lichte des Evangeliums den göttlichen Funken in noch unerschlossenen Gemüthern entzünden, und sie Christo und dem Vater zu befreunden wissen? Allein wie deutlich sich auch ein solcher Unterschied eines höheren und eines niederen Daseins zu offenbaren scheint unter den Menschen überhaupt: so kann er doch unter denen welche von jenem Einen Geiste beseelt sind nicht statt finden. Denn es ist nicht möglich, daß die Einwirkungen desselben sich nur in den allgemeinen Tugenden erschöpfen, und nicht vielmehr aus dem gleichen Grunde in Jedem eine besondere Gabe erwekken sollten. Auch sezt unser Apostel gar nicht den Fall, daß wo der Eine Geist ist Gaben sein und auch gänzlich fehlen könnten; sondern nur die Mannigfaltigkeit derselben zeigt er an und lehrt sie richtig schäzen. Und laßt uns nur mit offenen Augen eintreten in die vielfältigen Verbindungen des Lebens: so werden wir sehen, wie auch neben den niedrigeren Beschäftigungen, welche allerdings keine besondere Gabe verrathen, doch jeder Begnadigte und desselben Geistes mit uns theilhaftig gewordene gewiß seinen eigenen Beruf findet und seine eigene Thätigkeit im Reiche Gottes ausübt durch die Art wie sein Gemüth sich im geselligen Leben lie|bend entwikkelt, und ihm einen bestimmten Einfluß sichert auf das Leben und das Gemüth Anderer. Der Apostel nennt sie auch anderwärts diese schönen Gaben. Da sind Einige Tröster, welche vermöge ihres | heiteren Muthes und ihres frölichen Sinnes das aufgehobene Gleichgewicht in niedergedrükten Seelen herstellen; da sind Andere Helfer und Berather, welche mit einem scharfen und richtigen Geistesauge begabt, wo Jemandem in irgend einem bedenklichen Verhältniß nur ein unsicheres Bild seiner Lage vorschwebt, diesen mit ihrer Einsicht unterstüzen. Da sind Einige Pfleger, welche mit zärtlicher Sorgfalt und stiller Geduld denen Handreichung thun, die sich selbst nicht zu helfen vermögen; da sind Andere Besänftiger, welche mit der überlegenen Kraft eines besonnenen Gemüthes aufgeregte Leidenschaften zu stillen und Zwietracht in Friede zu verwandeln wissen. Sehet da, meine Freunde, diese und ähnliche sind die herrlichen Gaben, durch deren irgend eine Jeder das seinige beiträgt 2–3 oder welche mit] B: oder indem sie mit 6 höheren und eines niederen Daseins] B: begabten und eines unbegabten Daseins 7 scheint] B: scheint, 20 Art] B: Art, 31 Besänftiger,] B: Friedensstifter, 1 er] so DV; OD: es 23 Vgl. Röm 12,6–8
1–2 aneignen] so DV; OD: anzueignen
30 Geduld] B: Gedult
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um die Gemeine Christi zu erbauen und den Leib unseres himmlischen Hauptes schmükken zu helfen! mannigfaltige Gaben, welche in ihrem ganzen Umfange nur derjenige erblikt, dem der Geist des Herrn die Augen geöfnet hat, daß er alle seine Brüder, nicht nur da wo sie sich ausdrüklich zur Verehrung des Herrn versammeln, sondern überall in dem Innern ihres gemeinschaftlichen Lebens als die Gemeine Gottes betrachten kann! Oder sollte Jemand diesen stillen Thätigkeiten etwa deshalb, weil sie vielleicht in den meisten einzelnen Fällen nur das be|scheidene Ansehn allgemeiner Tugendübungen an sich tragen, den Rang besonderer Gaben absprechen wollen, der betrachte, wie sie in der Gemeine sich zu einem solchen Grade ausgebildet finden, daß sie nicht | nur in dem engeren Kreise des Besizers selbst wirken sondern auch die Mängel Anderer ersezen können; er überlege, ob sie sich nicht unmittelbar anschließen an jene vorerwähnten Vollkommenheiten, die so sehr das vortreflichste unter allen menschlichen sind, und so sehr an Würde sich gleich, daß nur Thorheit und Eitelkeit über den Vorzug der einen vor der andern sich streiten könnten. Oder ist nicht auch hierin Einsicht, auch hierin Erkenntniß Gottes und der Welt, auch hierin bildendes Vermögen, auch hierin milder und starker Einfluß auf das menschliche Gemüth? Wenn aber diese Mannigfaltigkeit der Gaben sich durch die Anordnung des Höchsten so vertheilt, daß dieselbe Kraft bei dem Einen mehr in großen Wirkungen sich zeigt, bei dem Andern mehr in kleineren sich scheinbar verliert: ist das wol mehr als ein äußerer Unterschied? und darf dieser auf uns mit den Augen des Geistes sehende so wirken, daß darüber das lebendige Gefühl verloren ginge, wie alle diese Gaben gleichen Werth haben, kraft des Einen Geistes der sie alle wirkt? O wie natürlich, wie vorherrschend und alles andere verdrängend muß uns dieses Gefühl werden, wenn wir auf die Entstehung aller Gaben durch den Geist unsere Aufmerksamkeit richten. Mag er sich eines Menschen bemächtiget haben ehe noch seine Natur sich vollkommen gestaltet | hatte, wird er nicht einem solchen, wie die Welt so auch sich selbst erleuchten, daß er erkennt welche Kraft der menschlichen Natur in ihm auszubilden ist zum Dienste des Reiches Gottes, und daß | er, von der Lust und Liebe, in welcher sich der Geist Gottes offenbart, ergriffen, nun gleich mit Freudigkeit dem Rufe Gottes folgend thätig sein will in Seinem großen Weinberg? Mögen sich schon früher durch äußere Begünstigungen bestimmte Talente 17 andern sich streiten] B: andern streiten Gleichheit werden, 31 haben] B: haben, 28 wirkt?] so B; A: wirkt.
29 Gefühl werden,] B: Gefühl der
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und Neigungen in einem Menschen entwikkelt haben; erscheinen nicht sie und mit ihnen sein Beruf ihm in einem ganz neuen Glanze sobald sein Inneres von dem göttlichen Lichte erleuchtet wird? Verwandelt sich nicht erst von dem Augenblikk an und in dem Maaße als der Mensch von dem göttlichen Geiste beseelt wird, was vorher nur einen zweideutigen Werth hatte, in eine wahre Gabe des Geistes wolthätig hinwirkend zum allgemeinen Ziel und Heil der Menschen? Wenn nun eben dieses Wirken und Regen des Geistes dasjenige ist was jeder Christ anschauen sollte als das wesentliche in jeder Gabe und jedem Talent: müßten wir nicht fürchten, die Menschen welche ihm einfältig folgen sollen irre zu machen und abzulenken von ihrer natürlichen Bahn, wenn wir einen Streit erregten über die Vorzüge seiner Wirkungen und dadurch ihre Wünsche und ihre Bestrebungen, soviel an uns wäre, der Natur zum Troz auf einen entfernten Punkt hinlenkten mit Verabsäumung dessen was ihnen eigentlich zugekommen wäre? Wenn wir einsehn, daß alle Talente nur in so fern zum Guten geschäftig sein können, als der | Geist Gottes sie alle zusammen wirken läßt auf Einen Zwekk: muß nicht das Reich Gottes fördern und im lebendigen und frohen Gefühl der Einheit des | Geistes jede Eifersucht über die Verschiedenheit der Gaben unterdrükken, eines und dasselbe sein? Wenn so den Geist Gottes zu besizen für uns die einzige Quelle alles großen herrlichen und schönen ist, und wir die Bahn des Lebens sowol als die besonderen Eigenschaften des Gemüthes nur in so fern lieben und achten, als Er jene angewiesen hat und diese aufregt und erhält: kann uns wol eine andere Schäzung für uns und Andere übrig bleiben, als je nachdem Jeder ungetheilt seine ganze Natur diesem Geiste hingiebt und frisch und lebendig fortarbeitet nach seinen Anordnungen? und können wir wol einem andern Streite Raum geben als dem schönen Wettstreit der Liebe und Treue? Ja endlich, wenn denn die Liebe, wie doch der Apostel sagt, daß ohne sie alle Gaben nichts sind, das höchste gemeinschaftliche Werk des Geistes in uns Allen ist, die Quelle aller Tugenden, das Band aller Vollkommen5 wird, was] B: wird, manches was 7 wolthätig] B: wohlthätig 9–12 was jeder Christ ... Bahn, wenn wir] B: was jeder Christ als das wesentliche in jeder Gabe und jedem Talent ansehen sollte: müßten wir nicht fürchten, die Menschen, welche einfältig der Regung des Geistes folgen sollen, von ihrer natürlichen Bahn abzulenken und sie irre zu machen wenn wir 16–17 zum Guten geschäftig sein] B: dem Guten dienen 22–24 die Bahn des Lebens sowol als die besonderen Eigenschaften des Gemüthes] B: sowol unsere Lebensbahn als die besonderen Eigenschaften unseres Gemüthes 21 besizen] so DV; OD: besiegen 30–31 Vgl. 1Kor 13,1–3
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heiten, welches die Menschen eben auch durch ihre Verschiedenheiten bindet und einiget: wie sollte sich diese Liebe nicht auch erweisen in unserm Urtheil über die Eigenschaften unserer Brüder? Die Liebe aber richtet nicht unter den Kindern des Geistes, daß sie um irgend etwas anderen, also auch nicht um der Gaben willen das eine vorziehen sollte dem anderen! Die Liebe blähet sich nicht und sucht nicht das ihre; also auch nicht groß thun mit dem Einzelnen was etwa einer ausrichtet in der Welt | oder ausbildet in sich selbst. Sondern je mehr sie waltet, um desto mehr verschwindet auch die unmerklichste Eitelkeit, um desto mehr wird auf|gelöset auch die verborgenste Selbstsucht! Wie große Talente uns auch auszeichnen, wie sehr sich auch die menschliche Natur in irgend einem von uns verherrlichen möge: wir werden, und ohne etwa das trügerische Gefühl von Herablassung zu nähren, uns neben unsere Brüder stellen, und sagen: Es sind zwar mancherlei Gaben, aber es ist nur Ein Geist! Wie unscheinbar auch ein Anderer neben uns sich darstelle, wenn wir nur alle Vermögen seiner Seele vom göttlichen Geiste beherrscht sehen, wenn wir ihn nur mit den Eigenthümlichkeiten seiner Natur kräftig wirkend finden in der Gemeine Gottes: wir werden uns seiner herzlich erfreuen und ausrufen, Wie mancherlei auch der Gaben sind, es ist doch immer derselbige Geist! II. Zu einer gleichen Würdigung nun fodert uns auch der zweite Gedanke des Apostels auf, daß nemlich zwar mancherlei Aemter sind, aber nur Ein Herr, welcher Jedem sein Amt angewiesen hat, und in dessen Dienst und Auftrag Jeder handelt. Der Herr ist der, welchen überall die Schrift so nennt, Christus der König nicht von dieser Welt, das Haupt der Kirche Gottes. Dies voraus gesezt werden wir wol eingestehen, daß es Niemanden möglich ist, indem er hauptsächlich andern Gesezen folgte und andern Zwekken nachstrebte, den Dienst Christi | etwa als eine Nebensache dabei zu betreiben. Denn Christus selbst bezeuget die Unmöglichkeit, zugleich ihm und irgend einer Gottheit dieser Welt zu dienen. Auch weiß und fühlt gewiß Jeder, daß die Absichten | Christi alle Gebiete des menschlichen Lebens umfassen, daß es Gebote Christi giebt für alle 19–20 ausrufen,] B: ausrufen: 29–30 er hauptsächlich ... Christi etwa als] B: er etwa hauptsächlich ... Christi doch als 33 Absichten] B: Aufträge 34 Gebote] B: Ordnungen 1 eben] so DV; OD: aber 6 Vgl. 1Kor 13,4–5
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Arten menschlicher Handlungen, und daß ein wahrer Diener Christi jeden Augenblikk kann und soll beschäftiget sein im Dienste seines Herrn. Daher ist nothwendig für alle, die ihm dienen, dieses zugleich das erste und größte, indem sie hiernach alles auswählen verwerfend was mit dem Dienste Christi nicht bestehen kann, hiernach alles einrichten, überall zuerst fragend nach ihres Herrn Willen und Gebot. Daher giebt es keine andere Ansicht für alles was uns irgend lieb sein kann an unseres gleichen, für alles Gute, was einer außer sich wirkt, als die der Apostel aufstellt, es sind die Aemter, die der Herr ausgetheilt hat. Was nun überall unter den Menschen sich findet, daß das die innigste Gleichheit und die stärkste Liebe ist, welche auf demjenigen beruht was Mehreren zugleich das höchste und wichtigste ist, das muß doch unter den Dienern Christi auch so sein. Was wir auch mit einem Andern gemein haben mögen, und wie ähnlich er uns sei in diesem und jenem; er ist uns fremde in Vergleich mit den Dienern Christi. Wie sehr auch diese sonst von uns verschieden sein mögen; sie sind uns in demjenigen ähnlich, was uns das Liebste ist. In ihnen lieben wir die gleiche Liebe, in ihnen tritt uns entgegen die gleiche Anhänglichkeit | an denselben Herrn, in ihnen finden wir zu unserer Freude wieder das theuerste Gefühl, wodurch unser Leben erheitert, unsere Bahn uns gesichert, unsere ganze Wirksamkeit uns verklärt wird, das Gefühl Ihm anzugehören und für Ihn zu leben. Und | dieses Gefühl, welches sie uns näher bringt als irgend wodurch anders der Mensch dem Menschen kommen kann, sollte selbst der Störung unterworfen, und dieser heilige Kreis sollte der Zwietracht empfänglich sein, nicht etwa dadurch, daß in Schwachheit und Irrthum Einer etwas versieht im Dienste des Herrn oder dem Werke des Andern Schaden zufügt, sondern dadurch, daß der Herr dem Einen dieses dem Andern jenes aufgetragen hat, wie es doch sein muß? Sollen wir glauben, daß derjenige in dem Herrn lebt und ihn liebt, dem diese äußere Verschiedenheit kann jene wesentliche Gleichheit zwischen ihm und seinen Mitdienern aus dem Sinne bringen? Und gewiß am wenigsten 7–8 was uns irgend lieb sein kann an unseres gleichen, für alles Gute, was einer außer sich wirkt,] B: was einer von uns zu schaffen und auszurichten hat in der Welt, 10– 13 Was nun ... auch so sein.] B: Wie nun überall unter den Menschen die innigste Gleichheit und die stärkste Liebe diejenige ist, welche auf dem beruht was Mehreren zugleich das höchste und wichtigste ist: so muß es doch unter den Dienern Christi auch sein. Was wir auch mit einem Andern gemein haben mögen, und wie ähnlich er uns sei in diesem und jenem; ist er selbst kein Diener Christi: so ist er uns fremde in Vergleich mit diesen. 21 gesichert,] B: geebnet, 28 sondern dadurch,] B: sondern deshalb weil es uns übel gefiele, 32–1 am wenigsten darf sich seiner Erkenntniß rühmen] B: am wenigsten seiner Erkenntniß darf sich rühmen, 15 mit den] mit deu
25 Kreis] so DV; OD: Kreiß
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darf sich seiner Erkenntniß rühmen wer so wenig das Größere von dem Kleineren zu unterscheiden vermag, wer so wenig dasjenige festzuhalten weiß, worauf Alles beruht! Haben wir die Einsicht, daß es Einen Herrn giebt, dem wir Alle dienen, so müssen wir auch wissen, daß Er nach seiner Weisheit und Liebe jeden angestellt hat und daß alles gleich nothwendig und gleich schön ist, was er fodert. Es sind zwar nicht seltene Beispiele, daß schon in einem gewöhnlichen Hauswesen, noch mehr in einem größerem Gebiet einzelne Diener denjenigen Theil, der ihnen besonders anvertraut ist, ohne Hin|sicht auf sein natürliches Maaß auf alle mögliche Weise pflegen, ausdehnen, verherrlichen wollen, und daher auf alles was demselben Ganzen angehört und aus derselben Quelle des Lebens schöpft eifersüchtig hinsehn, als entzöge es ihnen feindselig | das ihrige. Aber sieht nicht Jeder, daß nur Mangel an Einsicht oder an wahrer Liebe zum Ganzen eine solche Vorliebe für das Einzelne erzeugen kann? und muß nicht dieser Fehler am meisten bei denen verschwinden, welche dem Herrn selbst, dem Mittelpunkte des Ganzen, am nächsten sind, und am unmittelbarsten Alles auf ihn beziehen können? Fern also sei er von den Dienern Christi, die ihm alle gleich werth sind, denen allen der unmittelbare Zutritt zu ihm freisteht im Geiste, denen immer im Gedächtniß sein muß sein heiliger Wunsch, daß sie Eines sein mögen in ihm, und die durch den Genuß seines Fleisches und Blutes immer aufs Neue aufgeregt werden, alles persönliche hinzugeben und nur zu leben in ihm! Die so Eines sind und immer mehr werden in ihm, wie können die dadurch getrennt werden, daß Jeder etwas anderes ist und thut, da ja ein Jeder gesendet ist und angewiesen von ihm und Alles ist und thut auf sein Geheiß! Ja je mehr wir dem Herrn treu anhängen in unserm Geschäft, je mehr wir in dem Anschauen seiner Regierung und seiner Werke, wie es sein soll, unsere höchste Freude finden, um desto mehr werden uns auch alle seine Diener erscheinen als theure unentbehrliche Gehülfen! Denn nur wer klein und | eigensüchtig für sich selbst etwas bereiten 5 hat] B: hat, 8 größerem Gebiet] B: größern Gebiet 10 Maaß auf] B: Maaß und Verhältniß zum Ganzen auf 11–12 daher auf alles was demselben Ganzen angehört und aus derselben Quelle des Lebens schöpft] B: daher auch auf das was demselben Ganzen angehört, weil es aus derselben Quelle genährt wird, 14 Jeder,] B: jeder, 19 den Dienern Christi, die ihm alle gleich werth sind, denen allen] B: allen Dienern Christi, da diesem Herrn alle seine Diener gleich werth sind, da allen 20–22 denen immer ... und die durch] B: und allen immer ... und alle durch 25 können die dadurch getrennt] B: könnten die dadurch von einander getrennt 26 ihm] B: ihm, 20 im] so DV; OD: ein
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und für sich allein etwas besizen will, kann sich zu vereinzeln streben mit seiner Thätigkeit, und es dahin bringen, daß auch das nächste und verwandteste ihm feindselig erscheint. Wer aber einer Gemeinschaft angehört, der | muß auch inne werden, wie alle Kräfte in ihr verbunden sind, wie Jeder Allen hilft und von Allen wieder unterstüzt wird, wie auch was das Größte scheint nicht bestehen kann ohne das Kleinste. Und wo könnte dies vollkommner sein, wo alles inniger ineinander greifen, als in der Gemeinschaft, deren Herr und Haupt Christus ist? wo alle Diener sich unter einander mehr gleich fühlen, als unter diesem Herrn, für den kein Dienst nur leiblich ist und knechtisch, sondern jeder frei und geistig, jeder sich beziehend auf das Heil welches Er erworben und begonnen, jeder unmittelbar beseligend für die Menschen, von ihm dem Seligmacher ausgeht und ihn darstellt! Wenn daher schon in anderem Dienst, wo irgend Liebe und Treue ist für den Herrn, ein Diener in dem andern den Stellvertreter des Herrn sieht, und Alle darauf halten, daß Jedermann in jedem von ihnen, wo nur diese Beziehung heraustritt, die Person des Herrn achte und in Ehren halte, und so unter ihnen stilschweigend und von selbst ein Bund der Ehre sich gründet, den Alle unverbrüchlich behaupten: wie sollte nicht dasselbe Gefühl noch mächtiger unter denen herrschen, die Christo dienen, ihn überall sehen, nur in ihm sich und Andere lieben und achten, die gemeinschaftlich überall sein Kreuz tragen, ge|meinschaftlich Theil haben an seiner Herrlichkeit? Und wenn es herrscht, wenn sie so verbunden sind zu Schuz und Truz: sollten sie sich herrschsüchtig oder neidisch darüber entzweien können, welches Amt Er diesem oder jenem übertragen | hat, sie die Alle ihren größten Vorzug darin suchen, daß sie in seinem Namen handeln? O gewiß, je mehr Einsicht einer hat in sein Verhältniß, je mehr Muth er beweiset in diesem Bunde der Diener Christi, um desto mehr muß er hievon frei sein; und doch könnte nur der sich eines Vorzuges anmaßen, in dessen Beschäftigung die meiste Einsicht oder die meiste Tapferkeit sich zu Tage legt. Doch es giebt noch mehreres, was wol jeden Diener Christi dafür bewahren muß, daß nicht in ihm ein widriges Gefühl entstehe gegen Andere wegen Verschiedenheit ihrer Wirkungskreise. Ueberall nem2 und es dahin bringen,] B: und dahin kommen, 5 Jeder] B: jeder 7–8 vollkommner sein, wo alles inniger ineinander greifen, als] B: vollkommner statt finden, als 9 wo alle] B: wo könnten alle 13 Menschen,] B: Menschen 15 ein Diener] B: jeder Diener 23–27 Und wenn es ... handeln?] B: Und wenn dieses Gefühl herrscht, wenn wir unter einander verbunden sind zu Schuz und Truz: sollten wir uns herrschsüchtig oder neidisch darüber entzweien können, welches Amt Er diesem oder jenem übertragen | hat, wir die wir unsern größten Vorzug darin sezen, daß wir in seinem Namen handeln? 31 Beschäftigung] B: Geschäftsführung
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lich, wo ein richtiges Verhältniß zwischen Herrn und Dienern stattfindet, bildet sich je länger je mehr das Urtheil der Diener nach dem des Herrn. Wenn er eine partheiische Vorliebe auf einen Theil der Geschäfte wendet, so erlangt dieser auch in der Meinung Anderer ein Uebergewicht; vernachläßigt er einen anderen, so geräth dieser auch bald überall in Geringschäzung. Und denselben Einfluß sollte nicht auch der Weisere haben, der gleichmäßig und gerecht Aufmerksamkeit und Wohlwollen allen Theilen zuwendet? Und es sollte sich nicht vor allen unser Urtheil bilden nach dem Urtheil unseres Herrn, in dem wir doch das Ebenbild der göttlichen Weisheit und Vollkommenheit verehren? Wir wären ja nicht seine Diener, wenn | wir uns dessen nicht befleißigten! Wie Er aber richtet, das wissen wir Alle. Nicht den bringt er am meisten zu Ehren und erweiset ihm Beifall, dem er mehr und größer scheinendes anvertraut; son|dern den, welcher das anvertraute treu verwaltet und eifrig damit gewuchert hat, sezt er über mehr, und den gehorsamen auch wenn er äußerlich nur wenig auszurichten vermochte führt er ein in seines Vaters Reich. Nicht darauf, wo einer von seinen Dienern gestanden kommt es ihm an, sondern darauf, ob er ihn immer wachend und thätig gefunden. Und sollte sich dennoch derer ein Dünkel bemächtigen können, denen ihr Geschäft vor anderen wichtig und groß erscheint: so mag ihr Verhältniß zu Christo sie erinnern, wie weniges von dem was ein Diener thut ihm allein zuzuschreiben ist. Kein Hauswesen und kein Regiment ist wohl eingerichtet, worin ein Diener glauben kann, er sei für das Wohl des Ganzen unentbehrlich, und warlich das große Reich unseres Herrn ist am wenigsten so beschaffen, daß verständigerweise irgend einer so unmäßig von sich selbst halten könnte. Wie kann es wol dem Mächtigsten entgehen, daß Er allein es nicht ist der seine Thaten vollbringt, sondern die vereinigten Kräfte der Gleichgesinnten, die von allen Seiten zusammentreffenden Anordnungen des Herrn! Wie kann es dem Weisesten entgehen, daß sein Verstand allein es nicht ist, der dieses und jenes erfindet, fördert, vervollkommnet, daß ihm vorangegangen 1–2 stattfindet,] B: statt findet, 3 Wenn er] B: Wenn der Herr 4–5 Meinung Anderer ein Uebergewicht;] B: Meinung der Diener einen Vorrang; 6–8 Und denselben ... zuwendet?] B: Und der weiseste Herr, der Aufmerksamkeit und Wohlwollen gleichmäßig und gerecht allen Theilen zuwendet, sollte sich dieses Einflußes nicht erfreuen? 19 gefunden. Und] B: gefunden. – Und 28 daß Er allein es nicht ist der seine Thaten] B: daß nicht Er für sich allein seine Thaten 31 daß sein Verstand allein es nicht ist, der dieses] B: daß nicht sein Verstand allein für sich dieses 3 Herrn.] OD: Herrn? DV: Heren 14–16 Vgl. Lk 19,12–19
19 Vgl. Lk 12,37–38
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sein mußten frühere Einsichten, daß ihm zu Hülfe kommen mußten allerlei Begünstigungen und Unterstüzun|gen ohne welche sein Wille und seine Kraft eben so wenig glänzende Wirkungen würden hervorgebracht haben, als diejenigen seiner Brüder über welche er deshalb nicht hinwegsehen soll! Auch von dem Hoffär|tigen, welcher glauben könnte, daß er allein mit Segen arbeitet gilt es, daß wenn der Herr ihm die Augen öfnete er zu seiner Beschämung noch viele Diener sehen würde, die eben so ergeben sind eben so eifrig und dem Herrn eben so werth als er. Sehet da, meine Freunde, dies erkennen und dem zufolge mäßig halten von sich selbst, das ist die wahre Demuth. Die falsche vermöge deren die Menschen oft, was sie durch Gottes Gnade gewirkt haben und ausgerichtet, herabsezen und als geringfügig darstellen, diese ist oft nichts, als ein sich verheimlichender Stolz, oder zum mindesten ein Beweis, daß wir uns fürchten der Stolz würde uns befallen, wenn wir unsere Thaten und unsere Werke ganz so sähen, wie sie sind. Die wahre Demuth aber besteht mit der gerechtesten Schäzung dessen was wir gethan haben im Dienste des Herrn. Wie großes wir auch ausgerichtet haben: nur durch die Gnade des Herrn sind wir aufgefodert und angewiesen worden es zu unternehmen, nur durch die treue Mitwirkung aller seiner Diener ist es vollbracht worden, nur weil die Zeit erfüllt war ist es gelungen, und eben weil sie erfüllt war würde es immer auch ohne uns erfolgt sein als das gemeinsame Werk der Diener des Herrn. Wie anscheinend geringes ein Anderer neben uns verrichte, auch das ist ein Auftrag des Herrn, auch dazu bedarf es desselben Geistes, | ja derselben Unterstüzung und Mitwirkung, auch das ist die volle Aeußerung derselben im Dienste des Herrn geschäftigen Treue, wie sie an dieser Stelle und zu dieser Zeit sein kann. | So sind alles nur mancherlei Aemter, und Ein Herr ist, dem wir Alle dienen und dessen Dienst uns Alle zu der gleichen Würde erhebt. III. Folgen wir nun aber auch dem Apostel, um den Gegenstand von allen Seiten ins Auge zu fassen noch zu seiner dritten Betrachtung, daß es nemlich mancherlei Kräfte giebt, aber nur Einen Gott der da wirket Alles in Allen. 2 Unterstüzungen] B: Unterstüzungen, 6–7 arbeitet ... öfnete] B: arbeitet, ... öfnete, 11 falsche] B: falsche, 12 herabsezen] B: herabsetzen 17 dessen] B: dessen, 22 war würde es immer auch] B: war, würde es auch 24–26 auch dazu bedarf es desselben Geistes, | ja derselben Unterstüzung und Mitwirkung,] B: zu dessen Ausrichtung dieselbe Unterstüzung und Mitwirkung Aller, wie zu dem großen erforderlich ist; 29 dienen] B: dienen, 13 diese] B: dies
29 wir Alle] B: wie Alle
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Wenn es nun auch wahr ist, daß die Aemter, die den Menschen aufgetragen sind, keinen Unterschied des Werthes unter ihnen begründen, sondern daß Alle in dem Maaß einander gleich sind, als sie dem Herrn mit derselben Treue dienen; wenn es auch dabei sein Bewenden hat, daß es nicht darauf ankomme was für Gaben sich in einem Menschen offenbaren, wenn es nur wirklich Gaben sind, durch den Geist geheiliget und von ihm in Thätigkeit gesezt: so bleibt uns doch vielleicht noch ein verwirrender Schein zurükk, wenn wir nachsehn, weshalb doch nun der Geist in dem Einen diese in dem Andern nur jene Gaben erwekt, weshalb doch nun der Herr den Einen zu diesem den Andern nur zu jenem Amte tüchtig findet. Denn da wir nicht alles auf Trägheit und Vernachlässigung schieben können, weil sonst folgen würde daß Jeder eigentlich Alles könne und sei: so muß es einen innern und doch von dem Menschen unabhängigen | Grund dieser Verschiedenheit geben, und demnach fragt sich, ob es nicht doch ein Vorzug sei, wenn in Einem das glänzender ans Licht | tritt, was Raum macht, was die Aufmerksamkeit anzieht und Viele in seinen Wirkungskreis hineinlokt. Eben in dieser Beziehung nun sind die lezten Worte des Apostels gesprochen. Denn ohne Zweifel meint er hier Gott nicht als den Herrn der uns regiert, nicht als den Geist der uns einwohnt, sondern als den Vater, den ursprünglichen Anordner der Welt, den Urquell alles Seins; und seine Meinung kann keine andere sein, als daß diese Mannigfaltigkeit von Kräften sich gründe in der ursprünglichen Mitgabe, die ein Jeder von seinem Schöpfer empfangen hat, und vermöge deren er der ist, der er ist. Der Mensch, welcher der Einwohnung des göttlichen Geistes empfänglich ist erblikt schon das Licht der Welt als ein eigenthümliches Wesen, als eine besondere Gestaltung der menschlichen Natur. Eine bestimmte Richtung der Kräfte, eine bestimmte Liebe und Lust die er früher oder später entdekken wird sind ihm schon mitgeboren, und es sei nun, daß sich in großer Aehnlichkeit dasselbige in vielen Zeugungen eines Geschlechtes wiederholt, oder daß es sich abändert durch die Vermischung mit anderen, oder daß aus unscheinbarem Ursprung sich auf wunderbare Weise plözlich herrliche Kräfte entwikkeln, immer ist dies alles anzusehn als nach einer Anordnung Gottes erfolgend, welche wir noch nicht durchschauen können. Die Kindheit 13 Alles] B: alles 14 dem Menschen] B: dem Willen des Menschen 15 geben,] B: geben; 16–17 wenn in Einem das glänzender ans Licht tritt, was Raum macht, was die] B: wenn in Einem grade die Kraft glänzender ans Licht tritt, welche Raum macht, welche die 26–28 Der Mensch ... Natur.] B: Der Mensch, der Einwohnung des göttlichen Geistes empfänglich, erblikt schon das Licht der Welt als ein eigenthümliches Wesen; denn in jedem hat sich die menschliche Natur besonders gestaltet. 36–1 Die Kindheit der Welt] B: Die kindischere Vorwelt
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der Welt dachte sich auch hierin den | Menschen abhängig von einer Mehrheit höherer Wesen, und also den Einen von Diesem den Andern von Jenem vorzüglich begünstiget oder nach willkührlicher | Abneigung zurükgesezt. Hiebei können wir nicht stehen bleiben, sondern müssen mit dem Apostel auch diese ursprüngliche Vertheilung der Kräfte auf den Einen zurükführen, in dem jedes einzelne Dasein und jede lebendige Kraft auf gleiche Weise gegründet ist. Müssen also nicht alle, die einander sonst gleich sind auch gleich sehr sein Wesen ausdrükken, abspiegeln und verherrlichen? Wenn er uns die menschliche Natur in so unendlich vielen bestimmten Gestaltungen zu schauen giebt, kann wol eine davon entbehrlicher, schlechter sein, weniger dem Endzwekk ihres Daseins entsprechen als die andere? Und als er ansah was er gemacht hatte war Alles, und das heißt nicht nur das Zusammensein von allem, sondern auch jedes Einzelne, was er als ein solches erhalten, leiten, mit seinem Geiste bewohnen wollte, gut und das heißt nothwendig gleich gut. Anders kann schon Keiner glauben, der nur bedenkt, daß der Eine es ist, der den endlichen Naturen die Kräfte vertheilt; vielweniger wer noch erwägt, daß dieser Eine nothwendig der Gerechte ist der gleichvertheilende, der alles mit derselben Macht und Väterlichkeit umfassende, in dem keine Parteilichkeit wohnen kann und keine Ohnmacht. Wie können wir, wenn wir dies erwägen, wol anders denken, als daß jede Natur welche er würdigen kann durch seinen Geist zu regieren gleich gut sein muß. Darum wenn in uns ein Sinn auf|gegangen ist, ein Talent gewekt, dessen offenbaren Mangel wir bemerken in einem Andern, in dem doch auch Christus sich verklärt und der Geist Gottes wohnt; laßt uns sicher glauben, weil | ihm auch Kräfte zugetheilt sind, muß dafür ein anderes in ihm sein, ein gleich würdiges welches uns fehlt, und laßt uns nur danach trachten, daß uns der Sinn nicht fehle es wahrzunehmen, damit wir nicht leichtsinnig die Wirkungen der Macht und der Gnade Gottes übersehen! laßt auch das, o und warlich eine der schönsten Wirkun7–9 Müssen .. verherrlichen?] fehlt an dieser Stelle in B wegen Umstellung 12 andere? Und] B: andere? Muß nicht jede an sich gleich sehr sein schöpferisches Wesen ausdrükken, abspiegeln und verherrlichen? Und 20 Parteilichkeit] B: Partheilichkeit 23 muß.] B: muß? 24 Talent] B: Vermögen 26 wohnt;] B: wohnt: 27 ihm auch Kräfte] B: auch ihm Kräfte 28 fehlt,] B: fehlt; 29 fehle es wahrzunehmen,] B: fehle die von Gott mitgetheilten Kräfte wahrzunehmen, 9 Wenn er] B: Wenn es sein] B: Zasammensein 12–15 Vgl. Gen 1,31
12 Endzwekk] B: Entzwekk
13–14 Zusammen-
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gen der Liebe sein, die unsern Blikk so vorzüglich festhält auf unsern Brüdern in Christo! Wenn es unser Sinn und Wunsch ist Gottes inne zu werden, und das Christenthum, die große Welt aus der kleinen betrachtend, den Menschen damit zunächst und vorzüglich an seine eigene Natur weiset: wolan so beginne Jeder demüthigen und reinen Sinnes diese Erkenntniß bei sich selbst, und suche die ihm zugetheilten Kräfte in ihrer Eigenthümlichkeit zu erforschen und zu sehen in welchen Zügen sich in ihm das Ebenbild Gottes offenbart; dann aber seze er sie fort bei Andern, und vorzüglich auch hier wird Gott den Demüthigen Gnade geben, daß sie seine Herrlichkeit schauen. Aber mit der Erkenntniß Gottes muß seine Verehrung Eins sein, und so sei dann auch in dem Maaß als wir uns erkennen alles unser Thun ein Ueben und Stärken der Kräfte die uns Gott zugetheilt hat, ein Erbauen und Schmükken des Tempels den er in uns gegründet hat für sich, ein ans Licht bringen und herausbilden der Züge welche das | göttliche Ebenbild in uns ausmachen. Und in dem Maaß als Andere sich uns zu erkennen gegeben sei unser ganzes Wir|ken auf sie nichts anders als eben dieses, daß wir unsere Freude an ihren Gaben und an ihrer Natur in der Liebe thätig beweisen, daß wir ihnen beistehen mit allen unsern Kräften, auf daß die Erbauung und Heiligung der Gemeine Gottes auch in allen ihren Theilen ein gemeinschaftliches Werk sei. Gewiß erkennen wir hierin Alle das fromme einträchtige brüderliche Leben der Kinder Gottes, das lebendige Einessein Aller in Gott. Aber, laßt uns gestehen, gründet sich nicht dieses ganze Leben allein auf jene Ueberzeugung, daß Keiner etwas Besseres thun kann als seine Natur wie Gott sie gemacht hat rein halten und ausbilden, und Frucht bringen lassen in Geduld? und ist nicht diese einerlei mit jener, daß jede selbstständige menschliche Kraft gleich gut ist, und jede Natur, welche Kraft auch in ihr überwiege, gleich edel? Denn wenn sich dies anders verhielte, müßte nicht statt jenes schönen natürlichen das Gute ruhig fördernden Lebens ein ganz anderes verkehrtes Thun und Treiben entstehen, 3–4 und das] B: und wenn das 5 damit zunächst] B: mit diesem Wunsche zunächst 8 erforschen] B: erforschen, 10 Andern,] B: andern, 17–18 gegeben] B: gegeben, 19–20 Natur in der Liebe thätig beweisen,] B: Natur thätig beweisen in Liebe, 20– 21 auf daß die Erbauung und Heiligung der Gemeine Gottes auch in] B: auf daß auch die Erbauung und Heiligung der Gemeine Gottes in 25 nicht dieses ganze Leben allein auf jene Ueberzeugung,] B: nicht solches Leben ganz allein auf die Ueberzeugung, 28 diese einerlei] B: diese Ueberzeugung einerlei 1–2 unsern Brüdern] so DV; OD: unsere Brüder 10 Vgl. 1Petr 5,5
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daß Jeder, kindisch und thöricht, nicht kindlich und weise, nach dem trachtete was ihm an einem Andern entgegen glänzt? und daß die Dünkelweisen und Hochmüthigen die Einfalt verführen könnten, ihnen nachzuahmen statt des geraden Weges fortzugehn? Wie nun nicht dieses sondern nur jenes gut sein kann, so auch nur jenes wahr, und wer jenes Gute thut wird auch immer mehr in jene Wahrheit geleitet werden. | Und dann werden wir auch zu unserer gänzlichen Beruhigung das immer mehr verstehen lernen, | was der Apostel hinzufügt, daß der Gott welcher die mancherlei Kräfte vertheilt, doch zugleich nicht nur Einiges in Jedem wirkt, sondern Alles in Allen. Ja, meine Freunde, bei der frommen gottgefälligen Bearbeitung unserer eigenen Natur, bei der hülfreichen Beobachtung Anderer werden wir es inne werden, und dies eben vollendet unsere Ansicht von der brüderlichen Gleichheit aller Begnadigten, daß wenn schon Jeder die menschliche Natur vorzüglich von Einer Seite darstellt, sie doch in Jedem ganz enthalten, und Keiner von irgend etwas ihr wesentlich zugehörigem ganz ausgeschlossen ist. Schon müssen wir von selbst einsehen, daß sonst jede Gemeinschaft aufgehoben und daß es unmöglich wäre Gott in unsern Brüdern zu erkennen und zu verherrlichen; denn unmöglich wäre, daß Einer was ihm gänzlich fehle, sollte finden und verstehen oder gar ihm dienen und es unterstüzen können in Andern. Aber nicht nur so werden wir dies verstehen, sondern klarer werden wir es einsehen durch die That. Denn in Allem was uns am schönsten gelingt werden wir die Spuren auch der Kräfte entdekken welche nicht die hervorstechenden sind in uns; denn jede That und jedes Werk bedarf um wohl zu gelingen etwas von Allem. Und eben so werden wir mit einem durch Demuth und Liebe geschärften Auge bei aufmerksamer Betrachtung an unsern Brüdern vielfältige Regungen bemerken von dem was ihnen anfänglich zu fehlen schien. Worauf wir also auch unsere Ansprüche auf natürliche Vorzüge gründen mögen, Kei|ner | ist ohne eben das, und in dem Mehr und Minder waltet über Allen auf gleiche Weise die göttliche Liebe und die göttliche Gerechtigkeit. So daß der Vorzüglichere der Ehrwürdigere nur der ist, welcher von allen Gaben und Kräften sein beschiedenes Maaß erkennt, und bei allen Entwürfen und Bestrebungen ihm treu bleibt in kindlichem Sinne, um wirklich 19 aufgehoben] B: aufgehoben, 21–22 ihm gänzlich fehle, sollte finden und verstehen oder gar ihm dienen und] B: ihm selbst gänzlich fehle, sollte finden und verstehen noch weniger sich dem hülfreich erweisen und 30–31 Worauf wir also auch unsere Ansprüche auf natürliche Vorzüge gründen mögen,] B: Was für natürliche Vorzüge wir also auch in Anspruch nehmen mögen als unser Eigenthum, 32 das, ... Allen] B: das; ... allen
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das und nur das zu sein und auszurichten wozu Gott ihn bestimmt und väterlich ausgerüstet hat. In diesem Sinne bestärke uns dann jeder Blikk auf uns selbst und auf Andere! zu dieser wahren Gottesverehrung erwekke Jeden in seinem Theil und Beruf jede Stunde der gemeinschaftlichen Andacht. Dazu wollen wir nur immer uns ermuntern, daß Alles was in uns ist dem Geiste Gottes, der Einer ist in Allen, je länger je mehr geheiliget werde! daß unser und unserer Brüder Herr, der uns Allen immer nahe ist in der Kraft Gottes, uns wachend finde und munter in seinem Dienst allezeit, ohne daß wir richten andere Knechte! daß wir den Gott der mancherlei Kräfte vertheilt hat unter uns nach seiner Weisheit auch durch unser ganzes Leben preisen beides an unserm Leibe und an unserm Geiste! Dann wird man an uns inne werden wie Weisheit und Demuth Eins sind in denen die Gott lieben! dann werden wir es ans Licht bringen wie einträchtig und hülfreich Brüder bei einander wohnen! Dann werden wir das unsrige thun um ein Leben herbeizuführen, über welchem Jeder ausrufen muß, das ist es das der Herr ausgegossen hat von seinem Geist über alles Fleisch.
1 auszurichten] B: auszurichten, 7 Geiste] B: Geistes
17 das der] daß der
17–18 Vgl. Apg 2,17 mit Zitat von Joel 3,1
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Daß wir nicht Knechte Gottes sein sollen, sondern Freunde.
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Herr Allmächtiger Heiliger, der Du Deine ewige Regierung, immer dieselbe, vor den Augen der Menschen auf die verschiedenste Weise entfaltest, daß sie bald der Lieblichkeit Deiner Huld in der vorübergehenden Zusammenstimmung ihrer kurzsichtigen Wünsche mit Deinen höheren Wegen sich erfreuen, bald dann wieder erschrekken vor der unerforschlichen Kraft, welche in Richtungen, denen sie nicht folgen können, und durch Aeußerungen, welche sie sich nicht zu erklären wissen, oft alles zu zertrümmern droht, was sie irgend für sich selbst sorgend oder auch gemeines Wohlergehen bedenkend geschaft und gepflegt haben! Erleuchte Du uns die Augen des Geistes, daß wir überall Dich denselben weisen liebevollen Vater erkennen, überall die Herrschaft inne werden, die Du Deinem Sohne übergeben hast. Stärke Du uns den edleren Sinn, daß wir Alles Andere gern fahren lassen, so nur an uns | und durch uns Dein Wille geschehe. Darauf ist auch jezt unser ganzes Begehren gerichtet, dazu laß uns auch diese Stunde gemeinschaftlicher Andacht gesegnet sein. | Text. Evang. Johan. 15, 9. 14. 15. Gleichwie mich mein Vater liebet, also liebe ich Euch auch. Bleibet in meiner Liebe. Ihr seid meine Freunde, so Ihr thut was ich Euch gebiete. Ich sage hinfort nicht, daß Ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht was sein Herr thut. Euch aber habe ich gesagt, daß Ihr Freunde seid; denn alles was ich habe von meinem Vater gehört, habe ich Euch kund gethan. Wir wissen Alle um zwei entgegengesezte Zustände der Menschen. Von der Gnade Gottes ergriffen, auch überall in ihrem Leben das 4 Herr Allmächtiger] B: Herr, Allmächtiger,
20 Johan.] B: Joh.
3 sollen,] so B; A: sollen 2 Predigt zum 11. Sonntag nach Trinitatis am 17. August 1806 vormittags 11h in der Schulkirche zu Halle an der Saale; vgl. den Entwurf in KGA III/3
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höhere und göttliche suchend, denken wir uns die Einen; in sich selbst zurükgezogen, nur mit dem niederen und sinnlichen beschäftiget, ein Spiel aller Begünstigungen und Verwirrungen welche das gesellige Leben solchen Bestrebungen darbietet, so denken wir uns die Andern, und stellen beide wenn wir sie unter sich vergleichen einander gegenüber als Selige und Unselige. Sehen wir hingegen auf ihr Verhältniß zu Gott so pflegen wir wol die Einen als seine Freunde anzusehen, ihm ähnlich und mit seinen Zwekken einverstanden, die Andern hingegen als seine Feinde, widriggesinnt ge|gen sein von ihnen nicht begriffenes Wesen, und entgegenwirkend seinen Absichten. Auch will ich nicht sagen, daß diese Vorstellung von allen Seiten angesehen unrichtig ist, denn sie ist in der Schrift selbst gegrün|det, welche sagt, Fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott. Nur müssen wir uns hüten über diese Grenze hinauszugehen. Feindlich gesinnt kann der Mensch sein gegen Gott, und statt des höchsten Wohlgefallens und der seligsten Ruhe sich verzehren in Unzufriedenheit und Widerwillen gegen die ewigen Geseze, die der Erfüllung seiner Wünsche so oft widerstehen. Aber Gott dienen müssen alle Menschen; daß irgend Einer den Ordnungen Gottes und seinen Rathschlüssen Widerstand leisten könne, diesen Gedanken dürfen wir nicht zulassen wenn nicht die Klarheit unseres Glaubens an die Allmacht des Höchsten uns verschwinden soll. Denn da alles in der Welt nur durch die Thätigkeit aller seiner Geschöpfe in ihrem Zusammenhange geschieht: so müssen auch sie alle, wenn es Rathschlüsse Gottes giebt, an ihrer Ausführung als seine Werkzeuge arbeiten. Allein dies ist der große Unterschied, daß die Einen die Freunde Gottes sind, seine mitwissende, mitwollende, in Lust und Liebe mitwirkende Werkzeuge, an deren Thaten auch für sich betrachtet der Wille Gottes, der in ihnen lebt, zu erkennen ist; die Andern hingegen sind, wie unser Text sagt, seine Knechte, unbewußte, gezwungene Werkzeuge, in deren Thaten, weil ein anderer Wille in ihnen lebt, auch das Werk Gottes nicht zu erkennen ist, wenn man sie nicht erst in Verbindung mit anderem bringt, Werkzeuge, die mit dem welcher sie gebraucht in keiner ande1 in sich selbst] B: auf ihr Selbst 3 Verwirrungen] B: Verwirrungen, 11– 12 unrichtig ist,] B: unrichtig sei, 20 zulassen] B: zulassen, 31–33 nicht zu erkennen ist, wenn man sie nicht erst in Verbindung mit anderem bringt,] B: nicht eher zu erkennen ist, bis wir aus dem weiteren | Erfolge sehen, was dabei die Absicht Gottes gewesen, 18 Menschen;] so B; A: Menschen 13 Röm 8,7
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ren Verbindung stehen als durch seine Macht und ihre gänzliche Abhängigkeit. Dies ist der Gegensaz den unser | Text uns aufstellt. Denn Freunde Christi sind Freunde Gottes, weil Christus es ist der uns zum Vater führt, und durch den wir Eins sind mit ihm; und Knechte Gottes sind auch Knechte Christi; denn ihm hat der Vater alle Gewalt übergeben im Himmel und auf Erden. Diesen Gegensaz laßt uns untersuchen, daß wir uns unserer Vorzüge andächtig erfreuen, und zugleich aufgeregt werden uns ihrer immer würdiger zu machen, wenn wir erwägen Wieviel herrlicher es ist zu den Freunden Gottes zu gehören als zu seinen Knechten. Wir wollen bei Vergleichung beider den Unterscheidungszeichen nachgehen, welche sich aus den Worten Christi wie wir sie zu diesem Behuf zusammengestellt haben von selbst ergeben, nemlich Erstlich daß nur die Freunde Gottes, nicht seine Knechte, wissen was der Herr thut. Zweitens daß nur seine Freunde in der Liebe bleiben, seine Knechte aber vielmehr in der Furcht. I. Die Knechte also wissen nicht was ihr Herr thut. Damit uns dies so deutlich werde als es den Jüngern des Erlösers augenbliklich sein mußte, dürfen wir uns nur an die Lebensweise der edleren | Völker des Alterthums erinnern, unter welchen das Verhältniß zwischen Herren und Knechten noch weit stärker heraustrat als bei uns. | Von niederer Abkunft, aus fernen unedleren Stämmen waren die Knechte her; eine dürftige Sprache und rohere Sitten waren ihnen angeboren; auf grobe Genüsse und gemeine Begierden ihr ganzes Dasein beschränkt. So war es ihnen unmöglich, sich zu den in dem edleren Leben eines gebildeten Volkes herrschenden Gesinnungen zu erheben. Darum waren sie auch in die Gewalt des Einzelnen hingegeben, ohne daß das Gesez irgend etwas gethan hätte, ihnen das Joch abzunehmen oder zu erleichtern. Vielmehr blieben sie auch noch im folgenden Geschlecht aller bürgerlichen Vorrechte verlustig, ausgeschlossen von allem selbstständigen Antheil am gemeinsamen Leben. Eben deshalb nun mußte ihnen auch das Leben und Thun ihres Herrn immer fremd bleiben. Es konnte in allem Glanz und aller Herrlichkeit vor ihnen 10 Wieviel] B: Wie viel 13–14 Christi ... haben] B: Christi, ... haben, 18 Knechte also wissen nicht] B: Knechte also wissen nicht 24 Knechte] B: Knechte 24–25 dürftige Sprache und rohere Sitten waren ihnen angeboren; auf grobe Genüsse und gemeine Begierden ihr] B: dürftige Sprache war ihnen angeboren, bei roheren Sitten waren sie hergekommen, auf grobe Genüsse und gemeine Begierden blieb ihr 5–6 Vgl. Mt 28,18
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stehn, auch das innerste und geheimste desselben ihrer Beobachtung offen; sie waren doch weder die Einheit und den Zusammenhang des Ganzen zu erkennen im Stande, noch die Bedeutung des Einzelnen richtig aufzufinden. Das strenge Halten an der bürgerlichen Tugend, die bereitwilligen Aufopferungen für das Gemeinwohl, die Beschäftigung mit Künsten und Wissenschaften, auch die feineren Genüsse und die Art mit der sie behandelt wurden blieb ihnen fremd und fern. Wenn sie nun so überhaupt das Thun ihres Herrn nicht ver|standen, so verstanden sie auch das nicht was er ihnen befahl, und was sie auf sein Geheiß ausführten, nicht die Worte und Thaten bei denen sie behülflich waren, nicht die | Art wie ihre gewöhnlichen Dienste in das Ganze des Lebens eingriffen, und waren in der That nichts als, wie auch die Alten von ihnen sagen, lebendiges Werkzeug. So bleibt demnach nichts übrig, als daß sie entweder stumpfsinnig hingingen unter allem was ihnen so unerreichbar war, ohne daß es irgend einen Eindrukk auf sie gemacht hätte, und sie immer nur suchten zwischendurch soviel als möglich ihre rohen Neigungen und Begierden zu befriedigen; oder daß eine Art von Wißbegierde zwar sich in ihnen regte, und sie zu verstehen suchten was in dem Hause ihres Herrn vorging; aber eben weil sie keinen andern Maaßstab hatten als ihre Art zu sein, und alles nur auf diese bezogen, so konnten sie immer nur die wunderlichsten Erklärungen zusammenkünsteln und Mißverständnisse auf Mißverständnisse häufen. Grade so nun ist, wie wol Jedem einleuchten muß, das Verhältniß dererjenigen zu Gott anzusehen, welche nichts über ihr persönliches Dasein hinaus kennen, und entweder in der leidenschaftlichen Befrie7 wurden] B: wurden, 14–16 als daß sie entweder ... sie immer nur] B: als daß sie unter allem was ihnen so unerreichbar war, entweder ohne daß es irgend einen Eindrukk auf sie gemacht hätte, stumpfsinnig hingingen und immer nur suchten zwischendurch soviel als möglich ihre rohen Neigungen und Begierden zu befriedigen; oder wenn eine Art von Wißbegierde sich in ihnen regte, und sie zu verstehen suchten was in dem Hause ihres Herrn vorging, so konnten sie doch, weil sie keinen andern Maaßstab hatten als ihre eigene niedrigere Art zu sein, immer nur 24 wol Jedem] B: einem Jeden wol 26–9 kennen, und ... seliges Leben.] B: kennen, indem entweder alle ihre Wünsche in der leidenschaftlichen Befriedigung einer einzelnen Neigung zusammentreffen, oder sie so ihr Wohlsein und ihre Glükseligkeit suchen, allen sinnlichen Trieben zu dienen so gut es ohne heftigen Streit möglich ist. Ich glaube es kann nicht leicht ein Mißverständniß darüber entstehen, was für eine Sinnesart hier soll bezeichnet werden. Denn freilich denken wir uns wenn ein Mensch sich in einem Zustande vollkommener Erfüllung des göttlichen Gesezes befinden könnte, so sollten auch Leiden und Unglükk nicht bis in sein Inneres Menschen dringen können, sondern seine Natur sollte dann vollständig befriedigt sein, und er ein ungestörtes seliges Leben führen. 41 Inneres] B: Inneres Menschen
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digung einer einzelnen Neigung, in der alle ihre Wünsche zusammentreffen, oder indem sie ohne Streit so gut als möglich allen Trieben dieser Art dienen ihr Wohlsein und ihre Glükseligkeit suchen. Ich glaube es kann nicht leicht ein Mißverständniß darüber entstehen, was für eine Sinnesart hier soll bezeichnet werden. Denn freilich denken wir uns | in einem Zustande, welcher eine vollkommene Erfüllung des göttlichen Gesezes wäre, auch nicht Leiden und Unglükk das bis in das Innere des Menschen dringen könnte, sondern | eine vollständige Befriedigung der Natur und ein ungestörtes seliges Leben. Allein wir wissen auch daß dies nur bei einem gemeinschaftlichen gleichen Fortschreiten Aller geschehen könnte, und so kann also die Gesinnung desjenigen der nur treu dem göttlichen Geseze folgt und nichts weiter begehrt als dieses, wenn dies gleich der Weg zur ungestörten Glükseligkeit ist, doch nicht verwechselt werden mit der Gesinnung dessen, der gerade nur nach dieser Glükseligkeit trachtet, und zwar auf seine Weise ohne sich in das Maaß zu fügen, welches Gott den verschiedenen Theilen der menschlichen Natur angewiesen hat, und auf jedem Wege ohne sich immer an das göttliche Gesez halten zu wollen; kurz dessen in dem dieses Gesez nicht herrscht sondern nur jener Trieb. Wir dürfen aber nur uns selbst fragen, wie bestochen gleich unser Auge und unser Urtheil ist, wie sich uns der natürliche Zusammenhang der Dinge verrükt, wenn wir einmal uns einem übermäßigen Einfluß dieses Triebes hingeben, um einzusehen, daß diejenigen die er immer regiert, die alles nur in Beziehung auf ihn betrachten, unmöglich verstehen können, was Gott thut, und daß ihnen der Sinn und die Abzwekkung der göttlichen Ordnungen durchaus fremd sein muß. Wer | sein sinnliches Leben zum Mittelpunkt machend nur das Angenehme mit Wohlgefallen betrachtet und sich von dem Unangenehmen verwerfend wegwendet, wie kann der die Schönheit der natürlichen und der sittlichen Welt verstehen, die sich ja oft nicht anders äußern kann, als indem sie dem was in ihm unmäßig ist entgegen10–11 auch ... könnte,] B: auch, ... könnte; 12 nur treu dem] B: treu nur dem 13 Weg zur] B: Weg auch zur 15 dessen] B: desjenigen 16 Weise] B: Weise, 18 jedem Wege] B: seinem Wege, 19–24 kurz dessen in ... diejenigen die] B: kurz desjenigen der gar nicht diesem Geseze folgt sondern nur dem sinnlichen Triebe seiner Natur. Aber – denn irgend eine Erinnerung dieser Art wird wol jeder haben – wie bestochen ist gleich unser Auge und unser Urtheil, wie verschiebt sich uns der natürliche Zusammenhang der Dinge, wenn wir nur irgend einmal uns einem übermäßigen Einfluß dieses Triebes hingeben! Müssen wir also nicht schließen, daß diejenigen, die 26–27 sein muß.] B: seyn muß? 28–29 betrachtet und sich von dem Unangenehmen] B: betrachtet, und sich von allem Unangenehmen 31–2 dem was in ihm unmäßig ist ... ist was] B: dem, was in ihm unmäßig ist, ... ist, was 3 ihre] ihr
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strebt und es | zurükhält? oder auch abgesehn hievon, schon der dem alles gleichgültig ist was nicht in unmittelbarer Beziehung auf seine Lust und sein Wohlbefinden steht, was soll den vermögen in dem leidenschaftlichen Trachten nach Befriedigung still zu stehn, um des Herrlichen und Göttlichen in den größeren Verhältnissen der Welt inne zu werden. Oder wenn er Zeiten, für ihn schon schlechte Zeiten, hat, wo seine Begierden ruhen und er Muße gewinnt um sich zu sehen, was kann er thun, als daß er nur weiter als sonst zu geschehen pflegt den Einfluß aller Dinge auf seine Glükseligkeit verfolgt, wie kann er ihr eigenthümliches Maaß und Dasein, ihre innere Zusammenstimmung, ihr Unterworfensein unter Eine Vernunft und Ein Gesez, das sich unsern Blikken überall je länger je mehr offenbart, erkennen, wenn er dieses Gesez in sich selbst noch nicht erkannt hat. O ein solches gänzliches Nichtwissen um das was wirklich da ist und geschieht, und was auch sie selbst mit fördern und bewirken müssen, dies ist ein Zustand in dem Hause Gottes auf das genaueste ähnlich dem der Knechte in dem Hause ihres Herrn. | Nur ein niedriges Dasein, worin noch die thierische Abstammung des Menschen herrscht, macht diesen Zustand möglich. Die unedle Sprache der Selbstsucht ist die einzige die diese Menschen verstehn, bei den rohen Sitten der Begierde sind sie hergekommen, und vernehmen nichts anderes als dieses. Da sie nun hieraus nicht erklären können was im Hause Gottes geschieht und doch darin leben, so müssen sie dienen. | Frei und selbstständig können sie nicht handeln: sondern weil sie immer nur ihre eigene kleine Glükseligkeit wollen, so müssen sie gezwungen werden zu thun was sie nicht wollen. Aber auch die Befehle Gottes, die mittelbaren und unmittelbaren verstehen sie nicht. Nicht was sie durch Hofnung, durch Furcht, durch Gewalt, durch Eitelkeit, durch Ehrgeiz noch außer ihrem eigenen Wohlbefinden zu schaffen genöthiget werden, noch auch wodurch sie genöthiget werden, verstehen sie. Räthselhaft bleibt ihnen der allgemeine auf das Bessere gerichtete Sinn der Menschen, dem sie folgen müssen, ohnerachtet er ihnen nur verkehrter Weise von der einfachen Bahn der Glükseligkeit abzuführen scheint; räthselhaft alle großen Werke welche die Menschheit aufführt, und welche sie nur als unsichere schlechte Mittel zu dem 3–10 steht, was soll ... wie kann er ihr] B: steht, wodurch soll er bewogen werden in dem leidenschaftlichen Trachten nach Befriedigung einmal still zu stehn, damit er des Herrlichen und Göttlichen in den größeren Verhältnissen der Welt inne werde? Oder wenn er Zeiten, für ihn schon schlechte Zeiten, hat, wo seine Begierden ruhen und er Muße gewinnt umherzuschauen, was kann er thun, als nur daß er weiter als sonst bei weniger Muße zu geschehen pflegt den Einfluß aller Dinge auf seine Glükseligkeit berechnend verfolgt? wie kann ein solcher ihr 13 wenn er] B: da er ja 19 herrscht,] B: vorherrscht, 23 und doch] B: und da sie doch 26 thun] B: thun, 34–35 Werke welche ... und welche sie] B: Werke, welche ... welche aber sie
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gemeinschaftlichen Zwekke ansehn können; am räthselhaftesten endlich ist ihnen, so lange sie nur Knechte sind dasjenige, dessen Verständniß ihnen der Anfang der Freiheit sein müßte, was sie nie ganz überwältigen oder verdrehen können, nemlich das ihnen selbst als künftiges Heil mitgegebene und auch in dem Zu|stande des Verderbens doch immer als Zucht und Milderung geschäftige eingeborne Göttliche, die Stimme der Wahrheit und des Gewissens. Und nicht nur jene gröberen, ungebildeteren, die gar nichts fragen nach einem allgemeinen Zusammenhang der Dinge, für die nichts da ist als sofern es in den Kreis ihres Bedürfnisses fällt, nicht nur diese sind solche Knechte, welche nicht wissen was ihr Herr thut; nicht nur die Frechen, welche | eine allgemeine Ordnung der Welt und ein ewiges alles hervorbringendes und leitendes Wesen läugnen, bis es sich ihnen etwa strafend offenbart und sie dann den schnöden Unglauben mit feigherzigem Aberglauben vertauschen: sondern auch die Gebildeteren, Mäßigern, Verständigern, deren Verstand aber doch im Dienste der sinnlichen Triebe steht, die sich Vernunft und Tugend gefallen lassen, als etwas, wobei sich der Mensch wohlbefindet, die ein Gefühl von Gott gelten lassen, als etwas, was die meisten Menschen in sich haben, und was also auch muß zu Rathe gezogen werden wie jedes Andere, wenn wir unsere Glükseligkeit mit Erfolg besorgen sollen, und die endlich gestehen, es müsse sich der Mensch auch die allgemeine Glükseligkeit die Befriedigung der sinnlichen Triebe Aller zum Zwekke machen, und es werde immer die sicherste Rechnung sein, wenn er für diese allgemeine bisweilen etwas hingebe von seiner besonderen. Denn o was ist doch alles dieses besser als jene vergeblichen Versuche des Knechtes aus seinem Gesichtspunkt und von | seinen Bestrebungen aus, das Thun seines Herrn zu verstehen. Schon durch das bisher Gesagte muß es Jedem deutlich sein, wie sich in der aufgestellten Beziehung von den Knechten die Freunde Gottes und Christi unterscheiden; und wenn ich unsere Aufmerksamkeit noch ausdrüklich auf die Eigenthümlichkeit der leztern hinleite, so soll es nur in der Absicht geschehen, welche offenbar auch der Erlöser hatte als er die Worte unseres Textes sprach, uns aufzumun2 sind] B: sind, 10 ihres Bedürfnisses] B: ihres leiblichen Bedürfnisses 14 offenbart] B: offenbart, 17–22 gefallen lassen, als ... endlich gestehen,] B: gefallen lassen, aber nur als etwas, wobei sich der Mensch wohlbefindet, die ein Gefühl von Gott gelten lassen, aber nur als etwas, was weil es nun einmal die meisten Menschen in sich tragen, eben so gut wie jedes andere muß zu Rathe gezogen werden, wenn wir unsere Glükseligkeit mit Erfolg besorgen sollen, und die endlich sogar gestehen, 22–23 Glükseligkeit die] B: Glükseligkeit, die 25–26 Denn o was ist doch alles dieses besser als jene vergeblichen Versuche] B: Denn alles dieses, können wir es wol für etwas besseres halten als für vergebliche Versuche 28 aus, das] B: aus das 30 Freunde] B: Freunde 34 hatte] B: hatte,
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tern nemlich, daß | wir in immer noch höherem Grade den schönen Namen zu verdienen suchen, den Er hier den Seinigen beilegt, und von dem wir fühlen müssen, daß und warum er uns überhaupt gebührt. Freundschaft beruht, das wissen wir, zunächst auf einer wesentlichen Aehnlichkeit der Gesinnung. Wo diese nicht stattfindet kann auch jene nicht sein. Mit vergeblichen Versuchen zur Annäherung können sich die Menschen eine Zeitlang täuschen, oder andere Rüksichten können sie auch wirklich so mit einander vereinigen, daß sie abwechselnd Einer des Andern Diener sind; aber Freunde können sie nur sein in wiefern sie einander wahrhaft ähnlich sind. Und die sich ähnlich sind verstehen sich auch unter einander; denn wie Jeder um sich selbst weiß, so erkennt er das Gleiche in dem Andern; oder auch wie überall das Verstehen ist ein Sich hineindenken und hineingestalten in den Gegenstand, und uns also um so leichter von statten geht je näher wir ihm verwandt sind, kann man sagen, daß was sich versteht einander auch | ähnlich und also befreundet ist. Darum hat Christus wol Recht, wenn er sagt: Ihr seid meine Freunde denn ich habe Euch Alles kund gethan was ich vom Vater gehört habe; sie waren seine Freunde geworden, weil sie auf seine Stimme gehört und ihn verstanden hatten. Er hat auch Recht wenn er zu ihnen, und es läßt sich eben so auf uns anwenden, sagt: Nicht Ihr habt mich erwählt, sondern ich habe Euch erwählet. Denn wie nicht wenige von den innigsten Freundschaften mit einem überwiegenden wohlthätigen | Einfluß des einen Theiles auf den andern anfangen; so auch ganz vorzüglich diese. Hat sich auch in uns Allen, denen das Verständniß über Gott und göttliche Dinge aufgegangen ist, die Sehnsucht darnach von jeher geregt: so ist sie doch erst durch die stille Ahndung von seiner göttlichen Größe und Heiligkeit, durch den Einfluß der ersten Anfangsgründe seiner Lehre zu einer Lust und Liebe geworden, die wir mit Bewußtsein in uns hegten, so ist doch die reinere Einsicht in seine Lehre, so ist doch das Mitarbeiten an dem von ihm gestifteten Werk, zu dem wir in seinem Namen aufgenommen werden, die erste und schönste Befriedigung derselben. Allein wie es lange währet, ehe eine solche Freundschaft ihren Endzwekk ganz erreicht, und der, welcher den An3 uns überhaupt gebührt.] B: uns gebührt. 5 stattfindet] B: statt findet 7 täuschen,] B: täuschen; 9 sind;] B: sind: 10 in wiefern] B: inwiefern 15–16 daß was sich versteht ... befreundet ist.] B: daß die sich verstehen ... befreundet sind. 17– 18 sagt: Ihr ... habe] B: sagt, „Ihr ... habe“ 21–22 sagt: Nicht ... erwählet.] B: sagt, „Nicht ... erwählet“. 25 Hat] B: Hatte 26 von jeher] B: schon von jeher 27– 28 von seiner göttlichen Größe] B: von Jesu göttlicher Größe 32 aufgenommen werden,] B: verpflichtet worden, 21–22 Joh 15,16
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dern durch sein Vertrauen und seine Mittheilung erhebt und bildet, ganz verstanden wird: so laßt auch uns nicht mit dem ersten Grade uns begnügen, sondern darauf sehen, daß das Band der Freundschaft zwischen uns und Christo immer enger geknüpft werde. | Den Anfang, das seze ich voraus, haben wir Alle gemacht. Gleich unser erstes Leben hat durch seine Offenbarungen und durch unser Aufwachsen in seiner Gemeine die Richtung genommen, daß wir die Sprache des Herrn verstehen, daß wir die Sitten seines Hauses im Allgemeinen kennen und ehren, daß wir den Geist der Liebe, der dort überall herrscht fühlen und anbeten, daß wir einsehen wie auf die Verherrlichung Gottes und auf das Gesammeltwerden der Menschen zu Gott im Großen wenigstens alles hindeutet und | abzwekt, daß wir eine Ahndung davon haben, was es heiße der Mensch solle leben von jeglichem Worte was aus dem Munde Gottes geht, daß wir inne werden, wie auch uns in einem engeren Kreise, wenn wir nur jedes Gebot und jeden Beruf als eine kräftige Vollmacht ansehen, eine ähnliche Gewalt verliehen ist wie Christo über Himmel und Erden, und daß wir nichts schöneres kennen, als sie auf alle Weise auszuüben. Wer dahin gediehen ist, der verstehet den Herrn, der hat angefangen ein Freund Christi zu werden, und einen andern wesentlichen Unterschied giebt es nicht unter den Menschen als zwischen jenen Knechten und diesen Freunden. Aber das laßt uns nicht vergessen, daß was so im Allgemeinen durch die Erwählung Christi in uns angefangen hat, dieses je länger je mehr uns und unser Leben auch bis ins kleinste und einzelnste durchdringen muß; laßt uns nicht vergessen daß jedes Mißverständniß gar leicht Untreuen herbeiführt, durch welche wir wieder in den Zustand der Knecht|schaft zurüksinken, ja daß es schon an und für sich selbst die Freundschaft trübt. Oder wollten wir hochmüthig uns rühmen, daß wir hierüber schon hinaus wären? So müsse es uns denn angelegen sein, daß auch von dieser Seite unsere Freundschaft mit Christo immer ein Werdendes und Wachsendes sei, daß wir immer genauer Acht geben auf seine Belehrungen und uns immer deutlicher entwikkeln was er uns kund gethan hat. Wie ein Freund nur desto 10 einsehen] B: einsehen, 12 im Großen wenigstens alles] B: alles im Großen wenigstens 18 als sie] B: als diese 20 andern wesentlichen] B: andern gleich wesentlichen 21 als zwischen] B: als den zwischen 25 vergessen] B: vergessen, 27 ja daß es schon] B: sondern immer schon 28 wir hochmüthig] B: wir etwa hochmüthig 32 Belehrungen] B: Belehrungen, 25–26 Mißverständniß gar] B: Mißverständniß nicht gar 13–14 Vgl. Mt 4,4 mit Zitat von Dtn 8,3
28 trübt] so DV; OD: trübte
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vertrauter ist, wenn er auch in einzelnen Fällen nicht erst Belehrung darüber bedarf, weshalb und in wel|chem Sinne etwas gethan ist; wie er nicht nur im Allgemeinen die Denkungsart des Andern kennen, sondern auch das was auf den ersten Anblikk davon abzuweichen scheint in Uebereinstimmung mit dem Ganzen finden muß; wie er von jedem einzelnen Geschäft, welches gefordert, von jedem kleinen Dienst der ihm angemuthet wird, einsehen muß, wie auch das nicht überflüssig ist oder zufällig, sondern in das Ganze eingreift: so laßt auch uns an vertrautem Verständniß wachsen in dem Reiche Christi, in dem Hause Gottes, immer tiefer in den Geist seiner Führungen mit dem Menschengeschlecht eindringen, und seine Gerechtigkeit wie sie Eins ist mit seiner Liebe verstehen, immer genauer den nothwendigen Zusammenhang aller seiner Gebote begreifen, immer redlicher den Werth und den Umfang unseres Berufes erforschen! Vorzüglich aber da meine Freunde, denn da, wir müssen es ja gewarnt wol sehen, ist die größte Gefahr wo um uns her am leichtsinnigsten geurtheilt wird, wo die Meisten nur Widerspruch und Mißverhältniß finden, wo ihnen grade die Möglichkeit des freien und selbstständigen Handelns, wie es dem Freunde geziemt zu verschwinden scheint, wo Zerrüttungen einbrechen, wo Schönes unterzugehn droht, wo auch der stillsten ruhigsten Wirksamkeit der Krieg angesagt ist, kurz wo der Herr an der Scheidung zweier Zeiten seinen Stuhl aufgeschlagen hat zum Gericht, wo Christus nicht den Frieden bringt sondern das Schwert; da vor allem laßt uns lernen verstehen was der Herr thut, daß uns nicht Kleinmuth | und Mißtrauen aus Freunden zu Knechten mache! Was er zu uns redet durch Wort und That, äußerlich und innerlich muß uns Hülfe genug darbieten; Er hat uns gerufen; Er wird es auch thun. II. Weil aber nun solche Gefahr uns bevorsteht, so laßt uns auch noch auf das zweite Unterscheidungszeichen merken, dessen wir erwähnten. Indem nemlich Christus seine Jünger ermahnt, als Freunde auch in der Liebe zu bleiben, so erinnert uns dies natürlich an
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4–5 das was ... scheint] B: das, was ... scheint, 7 wie auch] B: weshalb auch 10– 11 immer tiefer ... eindringen, und seine] B: laßt uns immer tiefer ... eindringend seine 15 ja gewarnt wol] B: ja, gewarnt wie wir sind, wol 16–19 Gefahr wo ... scheint, wo Zerrüttungen] B: Gefahr des Mißverstehens, | da wird rund um uns her am leichtsinnigsten geurtheilt, da finden die Meisten nur Widerspruch und Mißverhältniß, da scheint ihnen sogar die Möglichkeit des freien und selbstständigen Handelns, wie es dem Freunde geziemt, zu verschwinden, wo nemlich Zerrüttungen 23 bringt] B: bringt, 24 daß uns] B: damit uns 24 allem] so B; A: Allein 21–22 Vgl. Ps 9,8
23 Vgl. Mt 10,34
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dasjenige was beständig der Liebe entgegengesezt wird, nemlich die Furcht, und stellt uns auch diese dar als den natürlichen Antheil derer die Knechte sind. Auch hängt dies, wie es überall der Schrift gemäß ist, so auch mit dem ersten Theil unserer Betrachtung auf das genaueste zusammen. Denn das Unbekannte, Unverstandene ist auch allemal, je mächtiger es sich | zeigt, desto furchtbarer; es ist nicht Sicherheit und Hülfe gegen eine Gewalt zu finden, von der man nicht weiß wohin sie sich wenden wird, es ist kaum eine Fassung möglich, wenn man sich keinen Augenblikk vor Ueberraschung sicher fühlt. Die Erfahrung zeigt auch überall, wie genau Furcht mit einem knechtischen Zustande verbunden ist, sie malt sich im ganzen Betragen, in allen Aeußerungen, und sogar weit hinauf in die verschiedenen Ordnungen der Gesellschaft kann man überall wo es knechtische Verhältnisse giebt ihre Spuren verfolgen. Freilich giebt es auch nicht selten der erfreulichen Beispiele, daß in einem wolgeordneten und liebevollen Hauswe|sen auch die Dienenden dieser Art allmählig zu einem Verständniß des herrschenden Geistes gelangen, zu einem Gefühl daß da größere Endzwekke walten als die ihrigen, und sich so zur Achtung und Liebe erheben von der Furcht; aber dann mildert sich auch in demselben Maaße das strenge Verhältniß, die harte Knechtschaft hört auf, und sie nähern sich überall den freien angebohrnen Hausgenossen. So lange aber ein Knecht noch nicht weiß, was sein Herr thut, und also nicht anders als zufällig und gewiß höchst selten Eins mit ihm ist, sondern seine eignen Wege geht: so ist keine Sicherheit für seinen Gehorsam, als daß er die Macht seines Herrn fühle, und die wird ihm allemal Furcht einflößen. Sanfte Gemüther haben zwar gefragt, ob es nicht besser und jedem menschlicheren und liebevolleren Herrn auch anständiger sei, selbst Knechte zu leiten durch Hofnung, | durch ausgestellte Belohnungen, durch die Aussicht beim treuesten Dienst auch ihr eignes Wohl am sichersten zu befördern. Aber die Klage ist allgemein, daß je knechtischer ein Gemüth ist um desto weniger die Hofnung Gutes wirke. Auch kann dies kaum anders sein. 1 dasjenige was beständig] B: dasjenige, was in unsern heiligen Büchern beständig 2 Furcht, und stellt uns auch diese dar als den natürlichen Antheil] B: Furcht; und wenn die Freunde in der Liebe sind, so stellt sich ganz natürlich die Furcht dar als der Antheil 3–4 dies, wie es überall der Schrift gemäß ist, so auch mit] B: dies mit 13–14 man ... giebt] B: man, ... giebt, 16–19 Verständniß des herrschenden Geistes ... von der Furcht;] B: Verständniß der Gebietenden und zu dem Gefühl gelangen, daß bei diesen größere Endzwekke walten als die ihrigen. Dann erheben sie sich von der Furcht zur Achtung und Liebe; 24 sondern seine] B: vielmehr, wo er kann, seine 31 daß ... ist] B: daß, ... ist, 5 auch] so DV; OD: euch
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Denn die bloße ungewisse Hofnung auf eine Verheißung, die von einer willkührlichen unbeschränkten Macht nur auf strenge Treue gesezt ist, erzeugt allemal Furcht und wird wie Furcht und Strenge empfunden. Entäußert sich aber die Gewalt dieses natürlichen Einflusses, so ist der Unterworfene geneigt Schwäche zu ahnden, als schmeichele der, der nicht mehr drohen kann, und dies reizt den Ungehorsam und den | Uebermuth. Der Knecht muß die dunkle unverstandene Macht fühlen, die ihn in allen seinen eignen schleichenden Bestrebungen zurükhalten kann wo sie will, der er sich überall genöthiget sieht zu folgen, und von der er sich immer wieder ergriffen fühlt, wenn er ihren Geboten ausweichen will. Grade so nun verhält es sich mit denen die nur Knechte Gottes sind. Der unter den Menschen allgemein verbreitete Sinn für das Rechte und Gute, welchen sie doch scheuen müssen, die innere Schaam, welche sie nie ganz überwältigen können, die Vorstellung von einem vergeltenden Zusammenhange, die sich ihnen immer wieder aufdrängt, das alles erregt ihnen eine drükkende Furcht vor Gott, welche so fest einwurzelt, daß sie auch dann, wenn sie sie von offenbaren Uebertretungen von dem was auch die Welt böse nennt glüklich zurükhält, doch nicht weichen kann von ihnen. Froh und frei können sie sich nur unter dem fühlen, was menschlich ist nach ihrem Sinne, was auf die Befriedigung jener Wünsche abzwekt oder sich wenigstens darnach fügt. Bei mäßigen Tugenden könnten sie vergnügt sein, die ihre Ansprüche nicht zu hoch steigerten zum Nachtheil der Glükseligkeit; eine menschenfreundliche Vorsehung wäre ihnen ein angenehmer Gedanke, die zwar ihre Macht bisweilen zu erkennen gäbe, aber doch 1 eine Verheißung, die] B: ein Gut, welches 2–4 nur auf strenge Treue gesezt ist, erzeugt allemal Furcht und wird wie Furcht und Strenge empfunden.] B: nur der strengen Treue verheißen wird, erzeugt allemal die Besorgniß, auch die gewissenhafteste Treue werde doch nicht für vollgültig erkannt werden; und so verwandelt sich die Hofnung selbst in Furcht, und die Verheißung selbst wird als Strenge empfunden. 4 Einflusses, so] B: Einflusses, daß sie Furcht erregt: so 5–6 schmeichele der, der nicht mehr drohen kann,] B: schmeichele wer nicht mehr drohen könne, 9 kann wo sie will, der er sich überall genöthiget sieht zu] B: kann, der er überall genöthiget ist zu 12 denen] B: denen, 17 aufdrängt,] B: aufdrängt; 17–1 Furcht vor Gott, welche ... ins gleiche brächte.] B: Furcht vor Gott; und diese ist | so allgemein unter ihnen, daß sie auch von denen nicht weichen kann, welche von offenbaren Uebertretungen, von dem was auch die Welt böse nennt vielleicht ihr ganzes Leben lang glüklich sind zurükgehalten worden. Denn froh und frei fühlen auch diese sich nur bei dem, was menschlich ist nach ihrem Sinne, was auf die Befriedigung ihrer sinnlichen Wünsche abzwekt oder sich wenigstens darnach fügt. Bei mäßigen Tugenden, die ihre Ansprüche nicht zu hoch steigerten zum Nachtheil der Glükseligkeit könnten sie vergnügt sein; eine menschenfreundliche Vorsehung, die zwar ihre Macht bisweilen zu erkennen gäbe, aber doch früher oder später alles zum Vergnügen Aller ins gleiche brächte, wäre ihnen ein erfreulicher Gedanke.
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früher oder später alles zum Vergnügen Aller ins gleiche brächte. Jenes wahrhaft göttliche hingegen was hierüber hinausgeht ist eine Schrekkensgestalt, die sie von sich zu verbannen suchen, und wie furchtsame Kinder versuchen sie | vergeblich sich einzureden, sie sei nur ein Werk ihrer Einbildung, es sei nicht möglich, Gott könne dieses nicht fordern, jenes nicht strafen, ein Anderes nicht thun. So ist alles was sie auf diesem Gebiet ersinnen und wie sie sich ihr Verhältniß zu Gott ausbilden nichts als Furcht. Opfer bieten sie dar und Gaben von ihrem Ueberfluß damit den Genuß des übrigen die Gottheit nicht beneide und störe; durch willkührliche Kasteiungen strafen sie lieber sich selbst in bekanntem und erträglichem Maaß, um nicht, wenn die Gottheit strafen müßte, unbekanntes und unerträgliches zu dulden. Ja auch anderwärts, weit über diese groben Aeußerungen hin|aus, können wir dieselben Gesinnungen verfolgen. Oder ist nicht auch jenes eben so darauf berechnet nur die Furcht zu beschwichtigen, wenn sie die Uebel die so unvermeidlich drohn in den Wechseln des Lebens, die der Fromme aber gar nicht erst als solche ansieht, wenn sie diese rechtfertigen durch ihren Zusammenhang mit der Glükseligkeit, und eine Rechnung anlegen, als hätten sie entweder das Gute schon genossen, wovon jene Uebel unzertrennlich sind, oder als werde es noch nachkommen in der Zukunft? Wenn sie statt jener körperlichen Opfer nun vermeinte Tugendübungen, welche sie ohne alle innere Lust und Liebe verrichten Gott als Opfer anrechnen? wenn sie im Unglükk, welches richtig zu behandeln sie in ihrer Denkungsart nicht vermögen, sich vertrösten auf die Ewigkeit um nur nicht durch Unzufriedenheit sich noch größeres aufzulegen? | Wol ist dies alles eben so gewiß knechtisch und ein Werk der Furcht, als es schon der Anfang der Liebe sein muß, wenn bei allem unendlich großen und erhabenen was die göttlichen Fügungen und die göttlichen Gebote uns darbieten, uns kein Gefühl von Aengstlichkeit anwandelt. Dies wenigstens sehen wir schon unter Menschen als den schönsten aber doch auch ersten Beweis der Freundschaft an, daß jeder Abstand wie groß er auch sei verschwindet, wir erquikken uns daran, so oft uns ein Beispiel, es sei in eigner Erfahrung oder auf dem 2 hinausgeht] B: hinausgeht, 3 zu verbannen suchen,] B: verbannen möchten, 4– 5 Werk ihrer Einbildung,] B: Werk menschlicher Einbildung; 6 thun.] B: zulassen. 6–9 alles ... ausbilden ... Ueberfluß] B: alles, ... ausbilden, ... Ueberfluß, 18 der Glükseligkeit,] B: der menschlichen Glükseligkeit, 23 verrichten] B: verrichten, 25 Ewigkeit] B: Ewigkeit, 33 Abstand] B: Abstand, 33–34 Abstand wie groß er auch sei verschwindet, wir erquikken uns daran, so oft] B: Abstand, wie groß er auch sei, in dem Zusammenleben der Freunde verschwindet. Wir fühlen uns erquikt, so oft 11 erträglichem] so B; A: erträglichen
18 rechtfertigen] so B; A: rechtfertigen,
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Felde der Geschichte oder durch den Zauber der Dichtung dargestellt wird, wie ein sol|cher den alles um ihn her weit über sich erhoben sieht, dessen Macht vielleicht von Allen gefürchtet wird, in dem Schooße der Seinigen eine Liebe findet die von alle dem gar nichts zu wissen scheint; wenn ein Freund, in weit untergeordneten Verhältnissen geboren oder noch lebend ihn mit vollem Vertrauen an sein Herz drükt, und keine andere Art mit ihm umzugehen kennt, als auf den Fuß der Gleichheit und der vollesten Zuversicht. Wieviel mehr muß auch hier dasselbige eintreffen, da in Beziehung auf Gott verstehen und mit Zuversicht lieben so ganz Eins und dasselbe sein muß, weil Gott die Liebe ist, und da, wenn wir uns auch dem Höchsten nicht gleich sezen können, doch in unserm Verhältniß zu Christo, dem Vermittler unsrer Freundschaft mit Gott, zu der vollkommensten Gleichheit wir alle berechtigt sind, die Er seine Brüder nennt. Darum ist das billig der Anfang der Freundschaft, daß es für uns nichts furcht|bares gebe in den Gesezen welche wir im Reiche Christi geltend finden, nichts zurükschrekkendes in der Art wie er seine ihm anvertraute Gewalt handhabt, daß wir auch wo Ernst und Strenge walten, doch sagen müssen, Herr wo sollten wir hingehen, Du allein hast Worte des Lebens! daß wir voll Vertrauen forschen in seinen göttlichen Aussprüchen, daß wir uns frölich stärken an seinem heiligen Bilde, daß der welchem Gewalt und Gericht übergeben sind uns nur der Weg ist, die Wahrheit und das Leben. Darum ist es der Anfang unsrer Freundschaft mit Gott, daß was sich uns nur offenbart als Gottes Werk und | Wesen, wir auch lieben wie wir es finden an und für sich als Liebe, gleichermaßen in milden Segnungen die ruhig fördernde, in schweren Verhängnissen die züchtigende und bessernde in gewaltigen Zerstörungen die umbildende auferwekkende Liebe; daß wir überall auch das lieben in den göttlichen Geboten, was Andere als Strenge fürchten, auch das in den göttlichen Fügungen, was sie lieber als unerforschlich stehen lassen, weil sie besorgen es möchte ihnen näher betrachtet als ungerecht erscheinen. Denn etwa nur das erfreuliche zu lieben in den Fügungen, das leichte und anmuthige in den Geboten, das können wir auch nicht einmal als den Anfang der Freundschaft mit Gott ansehen, weil es eine in ihrem innersten Keim verderbte Ge1–2 Dichtung dargestellt wird, wie ein solcher] B: Dichtung, dargestellt wird, daß ein solcher, 4 findet] B: findet, 5 wenn ein] B: daß ein 10 so ganz Eins] B: noch weit mehr Eins 13–14 Gott, zu der vollkommensten Gleichheit wir alle berechtigt sind, die Er seine Brüder nennt.] B: Gott, wir alle, die er seine Brüder nennt zu der vollkommensten Gleichheit berechtigt sind. 18 daß wir] B: daß wir, 25 lieben] B: lieben, 27 bessernde] B: bessernde, 11 Vgl. 1Joh 4,16
19–20 Vgl. Joh 6,68
22–23 Vgl. Joh 14,6
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sinnung ist, aus welcher nie etwas schönes und vollkommenes hervorwachsen kann. Aber wenn gleich sie schon von Anfang an nicht unrein sein darf, so ist doch natürlich auch die Liebe, | die Quelle aller Tugenden und Vollkommenheiten, wie diese selbst, ein wachsendes, das nur gering und unvollständig beginnt. Denn Freundschaft mit Gott ist, wie es von jeder Freundschaft gilt, nicht eine leidenschaftliche Bewegung, welche gewaltig und brausend anfängt und hernach abnimmt und sich verliert; sondern sie beginnt mit einer reinen Hinwendung des Herzens zu Gott, aus der aber Annäherung und Vereinigung erst allmählich hervorgehn. Nicht gleich wenn der Mensch anfängt Gott zu lieben, fühlt sich sein Herz zu allem was göttlich ist hingezogen, nicht gleich weiß er überall Bescheid auf dem Schauplaz | der göttlichen Liebe; er findet noch nicht in allem wohin sein Auge reicht oder was ihm auf dem Wege seines Lebens begegnet auch die Beziehung auf das Leben in Gott: sondern geht noch bei Vielem vorüber ohne es mit andächtigem Sinn zu betrachten, und sieht manches noch bloß auf irdische Weise an, nicht alles was geschieht was er selbst zu thun hat scheint ihm in dem Reiche Christi vorzugehen, sondern neben diesem giebt es Vieles was ihm bloß weltlich zu sein dünkt. Das ist die Unvollkommenheit, das ist, wenn ich so sagen darf, das Schülerhafte in dieser göttlichen Freundschaft. Laßt uns nicht vergessen, daß Christus überall bei uns sein will bis an das Ende der Tage, daß er überall nahe ist wo auch nur zwei oder drei seiner Jünger vereinigt sind, und sollten wir die nicht in allen unsern Geschäften und Verhältnissen antreffen? Laßt uns bedenken, daß Gott es ist, in dem wir leben und sind, daß Er in Allem ist und | Alles in ihm und durch ihn, so daß es nichts giebt worin er sich nicht offenbarte und wodurch wir Ihn nicht verherrlichen könnten. Laßt uns bedenken, daß wenn wir irgend etwas nur in seiner irdischen Beziehung betrachten, und es uns deshalb gleichgültig ist und geringfügig erscheint, wir leicht uns selbst verkür3–4 Aber wenn gleich sie schon von Anfang an nicht unrein sein darf, so ist doch natürlich auch die Liebe,] B: Aber darf gleich die Liebe schon von Anfang an nicht unrein sein: so ist doch natürlich auch sie, 10 allmählich] B: allmählig 13– 19 Schauplaz ... vorzugehen, sondern neben] B: Schauplatz der göttlichen Liebe; noch nicht in allem wohin sein Auge reicht oder was ihm auf dem Wege seines Lebens begegnet findet er auch die Beziehung auf das Leben in Gott: sondern er geht noch bei Vielem vorüber ohne es mit andächtigem Sinn zu betrachten; er sieht manches noch bloß auf irdische Weise an, so daß nicht alles, was geschieht und was er selbst zu thun hat ihm in dem Reiche Christi vorzugehen scheint, sondern neben 25–26 antreffen? Laßt] B: antreffen? wo wir aber mit seinen Jüngern sind, und in seiner Nähe, da ist auch sein Reich. Laßt 22–23 Vgl. Mt 28,20
23–24 Vgl. Mt 18,20
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zen um eine Vermehrung unserer Gotteskenntniß um eine Erregung unsrer Gottesliebe, und nicht in dem Sinne dessen handeln, der seine Jünger selbst auch an die kleinsten der Werke Gottes wies um an ihnen seiner | Liebe inne zu werden. Oder daß, wenn uns, was wir nur auf irdische Weise betrachten, dennoch Liebe abgewinnt, diese alsdann der Liebe zu Gott entgegensteht, und der Gedanke an Gott und Christum uns für jede irdische Liebe wieder eine Quelle der Furcht wird. Nach diesen Betrachtungen wollen wir uns unseren Weg abstekken um vollkommner zu werden in der Freundschaft mit Gott. Dieses wird dann unser Ziel sein, daß wir je länger je mehr, wie Freunde alles gemein haben, auch alles in den Umkreis unserer Anhänglichkeit an Christum hineinziehen, in allem christlichen Sinn auszudrükken, durch Alles Ihn unsern Freund zu ehren suchen. Dieses wird der Gipfel sein unserer Freundschaft zu Gott, daß wir uns jeder irdischen Liebe entsagen, und Gott allein lieben, nur seine Freunde sein wollend. Nicht etwa so, daß wir uns finster und menschenfeindlich von der Welt zurükzögen, und in thatenloser Betrachtung einer Liebe zu Gott nachhängen wollten, die eben so unächt sein würde, wie auch unter Menschen | jede müßige Freundschaft unächt ist; sondern so, daß wir nur überall und in allem Gott liebten und nichts anderes, daß uns eben deswegen nichts mehr unbedeutend wäre und gering, sondern alles werth und wichtig, Alles mit einem höheren Glanz umgeben, weil uns nemlich alles immer wieder zurükführte auf Ihn. Dies, meine Freunde, heißt in der Liebe bleiben, dies ist die völlige Ausrottung jeder Furcht, dies ist der Weg zu dem innigen Einswerden mit | Gott in der Liebe, welches Christus im Gefühl es zu besizen auch uns erbeten hat. Es ist ein großer Gedanke, daß uns eigentlich, da es keinen Stillstand giebt in der Welt, nichts anderes bevorstehen kann, als entweder diesem Ziel uns zu nähern, oder in jenen Zustand der Knechtschaft zurükzusinken. Vieles giebt es freilich immer, und man könnte selbst sagen jezt noch mehr als sonst, was den Menschen sucht zum irdischen herabzuziehn, seine Einsichten in das Göttliche zu verwirren und Furcht und Feigherzigkeit zu nähren. Aber wo nur das Herz erst in Liebe erwärmt, wo nur der Geist erst durch lebendige Ueberzeugung von Gott erleuchtet ist, muß da nicht auch das was als Versuchung erscheint, aufgelöset und verwandelt werden in eine Nahrung der Liebe? muß da nicht auch in diese dunkleren Gegenden das Licht 2 und nicht in] B: nicht aber in ihm zu nähren. 36 ist,] B: ist:
34 Feigherzigkeit zu nähren.] B: Feigherzigkeit in
2–4 Anspielung vermutlich auf Lk 9,48
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des Glaubens eindringen? muß da nicht das Wissen um die Wege des Herrn und die Lust an seinen Thaten so mächtig werden, daß wir | nicht nur selbst überwinden, sondern daß wir auch noch in seiner Kraft ausgehn können und stärken unsere Brüder? Das ist es wozu Er uns berufen hat; o möchten wir dieser großen Bestimmung immer würdiger werden!
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Wie sehr es die Würde des Menschen erhöht, wenn er mit ganzer Seele an der bürgerlichen Vereinigung hängt, der er angehört.
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Es ist schon seit geraumer Zeit eine gewiß nicht wenig gegründete Klage über Mangel an Gemeinsinn unter uns. Nicht nur daß sich etwa die Zahl der Lasterhaften mehrt, welche zum Widerstand gegen die Kraft der Sitte, der öffentlichen Meinung und wo möglich der Geseze mit einander verbunden sind; nicht nur daß der Eigennüzigen so viele sind, welche ohnerachtet es kein Band giebt das sie unter sich vereinigt, doch jeder für sich durch Trägheit durch Gleichgültigkeit durch Abwendung alles dessen, was einige Aufopferung heischen könnte, durch jede Art des heimlichen Krieges gegen das allgemeine Wohl denen, die es befördern wollen, im Wege stehn: sondern das ist das Uebel, daß auch unter den besseren selbst eine Denkungsart herrschend ist, bei welcher keine lebhafte Sorge für die gemeinsamen Angelegenheiten, keine eif|rige Theilnahme an den Schiksalen des Staates stattfinden kann. Man hält den Staat für eine kunstreiche Maschine, um von außen die Gewalt abzuhalten, und von innen den nachtheiligen Folgen fehlerhafter Neigungen entgegenzuarbeiten, die also nur zum Besten der Einzelnen da ist, damit deren besondere Thätigkeit ungestört fortgehn könne, wobei es denn zufällig sei und gleichgültig, ob mehrere oder wenigere, ob diese oder andere Menschen unter einen und denselben Staat befaßt und von ihm beschüzt werden. Nur denjenigen, so meint man, denen das Wohl des Staates unmittelbar anvertraut ist, gezieme es, an allem was ihn betrifft einen lebhaften Antheil 16 gemeinsamen] B: öffentlichen 17–18 Staates stattfinden kann. Man hält den Staat] B: Gemeinwe|sens statt finden kann. Man hält den bürgerlichen Verein 22 fortgehn] B: fortgehen 23–24 einen und denselben Staat] B: ein und dasselbe Gesez 25 das Wohl des Staates] B: das öffentliche Wohl 26 an allem was ihn betrifft einen] B: an allem dahin gehörigen einen 26 allem] allen, 2 Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis am 24. August 1806 vormittags 11h in der Schulkirche zu Halle an der Saale; vgl. den Entwurf in KGA III/3
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zu nehmen; für Alle Andere aber sei eine eifrige Vaterlandsliebe nur eine beschränkende Gesinnung. Denn es könne nicht das Beste sein, sich an dasjenige allein zu halten, und es für das Höchste anzusehen, was so scharf die Menschen trenne und immer neuen Unfrieden auf der Erde aussäe, der nur um so fester einwurzele, je mehr Jedes einzelne Mitglied eines Volkes von jener Empfindung beseelt sei. Vielmehr gezieme es uns übrigen, mit unserer besonderen Thätigkeit mit unserer höchsten Liebe das ganze Geschlecht der Menschen zu umfassen, und durch Weltbürgersinn uns über das beschränkende was in jedem Staat unvermeidlich ist, zu erheben. So wirft man unbedachtsam die Sache selbst mit ihren Fehlern – denn die Selbstsucht und die Ungerechtigkeit der Staaten sind nicht minder verwerflich als die der Einzelnen – zusammen, und möchte um der lezten willen auch die | erste soviel als möglich aufgeben; man vergißt, daß eben | die eifrigste Vaterlandsliebe diejenige wäre, die den Staat von diesen Gebrechen zu heilen suchte, welche durch Unbekümmerniß der Besseren nur immer verderblicher um sich greifen; man vergißt, daß nur in den wenigsten Zweigen seiner Thätigkeit dem Menschen vergönnt ist, über die Gränzen seines Vaterlandes hinaus zu wirken, und daß er durch die deutlichsten Bestimmungen der Natur immer an dieses gewiesen bleibt; man vergißt, daß nach den Anordnungen des Höchsten, eben wie das Meer am schärfsten sondert und zugleich am wirksamsten vereiniget, so auch hier das trennende recht gebraucht das kräftigste Verbindungsmittel werden muß. Dies wird gewiß wahre Vaterlandsliebe; und ein verkehrtes Lob, das er sich nicht zueignen will, ist es, was so oft vorzüglich dem Glauben der Christen ertheilt wird, als ob er, indem die kirchliche Verbindung über die bürgerliche gesezt wird, den Eifer für leztere dämpfe und allmählig verschwinden mache. Laßt uns vielmehr sehen, wie er uns Anhänglichkeit und Diensteifer für das Vaterland empfiehlt, und laßt uns suchen ein Vorurtheil zu zerstreuen, das gewiß jezt mehr als je mit den verderblichsten Folgen droht. 4–5 trenne ... aussäe,] B: trennt ... aussäet, 9–10 in jedem Staat unvermeidlich ist,] B: jedes Gemeinwesen unvermeidlich mit sich führt, 11–17 Fehlern – denn ... um sich greifen;] B: Fehlern, als ob diese ihr Wesen ausmachten, zusammen, als ob ein so köstliches Gut, weil es eben unvollkommen ist, dürfte als ein nothwendiges Uebel angesehen werden. Man vergißt, daß eben die eifrigste Vaterlandsliebe diejenige wäre, die das Gemeinwesen von allen Gebrechen welche wie Selbstsucht und Ungerechtigkeit erscheinen, und welche nur durch Unbekümmerniß der Besseren immer verderblicher um sich greifen so viel als möglich zu heilen suchte; 24–25 Dies wird gewiß wahre Vaterlandsliebe;] B: Hiezu wird gewiß wahre Vaterlandsliebe immer wirken; 28 leztere] B: Leztere 29 wie er] B: wie dieser Glauben
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Text. Eph. 2, 19. So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen. | 56 . B 56
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Was hier der Apostel unmittelbar meint, betrifft allerdings nicht den Staat sondern die Kirche. Er wollte den Christen aus heidnischer Abstammung die Vorzüge zu Gemüthe führen deren sie sich erfreuten. Die meisten von ihnen hatten vorher schon mit der jüdischen Kirche in Verbindung gestanden, allein nur auf eine untergeordnete Weise, nicht mit gleichen Rechten wie die, welche geborene Mitglieder des auserwählten Volkes waren. Die Christen aus den Juden wollten diesen Unterschied auch auf die christliche Kirche übertragen, und nur diejenigen für vollkommene Mitglieder gelten lassen, welche ganz der jüdischen Kirche waren einverleibt gewesen. Dagegen drang der Apostel überall, auch ohne einen solchen Uebergang, auf eine völlige Gleichheit aller Gläubigen, mochten sie aus den Juden oder mochten sie aus den Heiden sich gesammelt haben, und diese Gleichsezung ist es, auf welche er sie als etwas wichtiges und dankenswerthes aufmerksam machen will. Allein eben um zu bezeichnen, wieviel besser dadurch ihr Zustand geworden sei bedient er sich solcher Ausdrükke, welche sich bei andern Völkern ausschließlich, und auch bei den Juden doch zugleich, auf die bürgerliche Vereinigung beziehen. Wir können also hieraus deutlich abnehmen, daß auch auf diesem Gebiet er es für weit vorzüglicher gehalten ein Bürger zu sein, der sich aller Rechte erfreut, der alle Verpflichtungen übernimmt und sich mit ganzer Seele dem Staat hingiebt als ein Gast und ein Fremdling. Wie aber diejenigen | die dem bürgerlichen Verein nur halb angehören | wollen, in der Meinung sich über ihn und das was er leisten kann zu erheben, wie diese nur Gäste und Fremdlinge sind im Reiche Gottes, das wird sich uns zeigen, wenn wir, die Vergleichung zwischen beiden verfolgend nach dem Sinne des Apostels beherzigen wieviel größer die Würde desjenigen ist, der in der engsten Verbindung mit einem Vaterlande lebt. Wir finden in den Worten des Apostels selbst, der die Christen glüklich preiset als Gottes Hausgenossen und als Bürger mit allen Heiligen, Veranlassung in einer doppelten Beziehung hievon zu reden, einmal in Beziehung auf unser Verhältniß zu Gott, und zweitens in Beziehung auf unser Verhältniß zu unsern Brüdern. 4–5 den Staat] B: den bürgerlichen Verein, 7 hatten vorher] B: hatten zwar vorher 9–10 des auserwählten] B: jenes auserwählten 10–11 wollten diesen] B: wollten größtentheils diesen 12 Mitglieder gelten] B: Mitglieder derselben gelten 19 sei] B: sei,
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I. Indem der Apostel den Christen aus den Heiden zu Gemüthe führt, wie sie nur erst durch diese Gleichsezung mit denen aus den Juden wahrhaft Gottes Hausgenossen würden: so versteht er freilich hier unter dem Hause Gottes zunächst die Gemeine der Christen. Diese sah er, mehr als viele Andere es thaten, immer durchaus als Eine an, indem er aufs kräftigste allen Spaltungen entgegenwirkte. Hiernach scheinen nun diese Worte um so weniger geschikt dasjenige wovon nur hier die Rede sein soll, einzuschärfen, als es wol niemals nur Eine bürgerliche Ver|einigung unter den Menschen geben kann. Allein wir dürfen uns nur fragen, da nun doch die | christliche Kirche sich auf ähnliche Art, und gewiß nicht frevelhafter Weise, getheilt hat, und nicht mehr Eine sein kann, ob derselbe Apostel der so vielfältig die brüderliche Vereinigung anpreiset, der so dringend ermahnt die Versammlungen nicht zu verlassen, ob er nicht auch unter den jezigen Verhältnissen am meisten diejenigen als Gottes Hausgenossen rühmen würde, welche am eifrigsten und thätigsten irgend einer unter den verschiedenen Kirchengemeinschaften anhängen, welche ihnen eben die angemessenste ist. Warum soll nicht auch dasselbige von dem Verein unter bürgerlichen Gesezen gelten? Und wem fallen nicht von selbst auch in dieser Beziehung die Worte Christi ein, in meines Vaters Hause sind viele Wohnungen? Auch wir wollen als das Hauswesen Gottes nur die Gesamtheit aller vernünftigen Wesen ansehn; aber in dieser finden sich fast überall beide Arten der Verbindungen, die kirchliche und die bürgerliche, und von beiden gilt dasselbe, daß sie sich auf das verschiedenste gestalten und theilen und doch auch wiederum Eins sind. Um diese Einheit Aller müssen wir freilich wissen und sie fühlen, aber sie wird eben dann am besten, ja sie wird nur dann bestehen, wenn jede dieser verschiedenen Vereinigungen alles zu werden trachtet was sie ihrer besonderen Natur nach sein kann und soll. Laßt uns also sehen, wie sich diejenigen gegen einander verhalten, welche dies anerkennen und darnach handeln, und diejenigen die mit Hintanse|zung des Vereins dem sie zunächst angehören nur unmittelbar im Ganzen und für das Ganze leben wollen. | Die Vereinigung zu einem gemeinen Wesen unter bestimmten Gesezen finden wir überall auf den höheren Stuffen der menschlichen Bildung. Wenn ein Theil unseres Geschlechtes zuerst eine solche Verei7 Hiernach scheinen nun diese] B: Hier nach nun scheinen diese 8 wovon nur hier] B: wovon heute 12 derselbe Apostel] B: derselbige Apostel 16 irgend einer] B: derjenigen 29 trachtet] B: trachtet, 32 Vereins ... angehören] B: Vereins, ... angehören, 20–21 Joh 14,2
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nigung stiftet, so halten wir das für einen der größten Fortschritte die er machen kann; aber nie hat sich einer über dieselben erhaben gefühlt, sondern wo ein solcher Verein aufgelöst ward, geschah dies immer nur im Folge großer Verwirrungen, und deutete auf den tiefsten Verfall. Auch läßt sich nicht denken, daß dies je eine zunehmende Vollkommenheit sein könnte. Gesellig ist der Mensch erschaffen, und einzeln nicht hinreichend das auszuführen, was er in sich und um sich her bilden soll; vielmehr kann man sagen mit einem je größeren Gegenstande er es zu thun hat, eine um so stärkere und ausgebreitetere Vereinigung der Kräfte erheischt er auch. Zu dieser gehört aber, daß die Glieder derselben sich untereinander verstehen und sich auf gewisse Weise kennen. Eben deshalb kann nie Eine solche Vereinigung das ganze menschliche Geschlecht umfassen; sondern wie die Einrichtung selbst, so nothwendig ist auch durch die Natur des Menschen ihre Vielheit; denn sie beruht auf den geheimnißvollbleibenden Eigenthümlichkeiten, auf der verschiedenen Lebensweise, und auf der Sprache vorzüglich, welche ganz bestimmt jedes Volk von den übri|gen absondert. Nur in wiefern mehrere solche Vereine in einer gewissen Gleichförmigkeit neben einander bestehen genießt das Ganze ein ruhiges Dasein. Wahrhafte Zerstörungen derselben finden wir immer | nur zu jenen merkwürdigen Zeiten, wo die wesentlichen Verhältnisse eines bedeutenden Theiles unsers Geschlechtes sich ändern oder umkehren sollen, wo eine gewisse Stuffe der Bildung abgelebt ihr Ende erreichen soll, kurz wo ein großer Abschnitt in der Geschichte der Menschen nahe ist. Dies alles bezeugt uns hinlänglich, diese Mehrheit bürgerlicher Verbindungen gehöre unter die wesentlichsten bleibendsten Ordnungen in dem Hause Gottes; und in dieser Voraussezung nun verhalten sich in der That die treuen ächt Vaterlandsliebenden zu jenen ungläubig und unmuthig zurükgezogenen, oder flüchtig oben hinausfahrenden, wie Hausgenossen zu Gästen und Fremdlingen, man sehe nun auf die Einsichten welche sie sich vom Hause Gottes erwarben oder auf die Geschäfte welche ihnen darin zu verrichten obliegen. Ein Fremdling ist derjenige, der überhaupt unstätt und heimatlos in der Welt umhergetrieben, oder für eine Zeitlang aus seinem eigentli2–3 hat sich einer über dieselben erhaben gefühlt,] B: hat es eine höhere Bildung gegeben, welche über diese Vereinigung wieder hinausging, 5–6 daß dies je eine zunehmende Vollkommenheit sein könnte.] B: daß eine solche Auflösung zur zunehmenden Vollkommenheit gehören könnte. 12 Eine solche] B: eine solche 18 in wiefern] B: inwiefern 29 zurükgezogenen,] B: zurückgezogenen, 31–32 Einsichten ... erwarben] B: Einsichten, ... erwarben, 26 gehöre] so B; A: gehören
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chen Kreise entfernt, in eine ihm unbekannte Vereinigung von Menschen auf eine vorübergehende Art gastlich aufgenommen wird. Allein diese Verbindung ist immer eben so oberflächlich als sie vorübergehend ist, auch in Beziehung auf die Kenntniß, welche der Fremdling von dem inneren alles beseelenden Geiste des Hauses erlangt. Er wird zwar leicht im Allgemeinen erken|nen in wiefern er edlerer Art ist oder niederer, in wiefern Liebe oder Strenge das Ganze regiert, in wiefern man den Sinn des Hausvaters versteht und seine Ge|bote beobachtet oder nicht, er wird erkennen welcher Grad von Thätigkeit und Zusammenstimmung sich beweise in der Unterwürfigkeit der Glieder unter das Haupt. Aber wie nun eben dieses Haupt sich die einzelnen Glieder gebildet habe jedes zu seiner eigenen Verrichtung, mit welcher Weisheit es die natürlichen Anlagen benuzt und entwikkelt, das wird dem Fremdlinge fremd bleiben. Das Ebenbild der Eltern in den Kindern, ihre gemeinschaftlichen Züge, entdekt der Fremdling leicht: aber wie auch ihre Eigenthümlichkeiten in ihrer gemeinschaftlichen Abstammung gegründet sind, wie eben diese vorzüglich durch die Ordnungen und die Lebensweise des Hauses gepflegt werden, dies einzusehen dazu gehört mehr als ein wenn auch noch so langes gastliches Verkehr. Der Fremdling wird an den Sitten des Hauses das eigenthümlichste und auffallendste leicht zuerst entdekken: allein wie und warum sie durch das Haupt der Familien nicht willkührlich sondern nothwendig so geordnet sind, wie sie auf das innerste des thätigen Lebens wohlthätig einwirken dies wird keiner verstehen so lange er Gast bleibt, und nicht etwan in ein näheres Verhältniß tritt, das ihn gewissermaßen zum Mitgliede der Familie macht. Ist nun die Vertheilung der Menschen in Völker und Staaten eine so wesentliche Ordnung in dem Hause Gottes wie sie uns Allen erscheint: so | kann auch wer ihr nicht den rechten Werth beilegt, sondern sie nur für eine Nebensache ansieht, von der Art wie Gott sein großes Hauswesen regiert das meiste nicht verstehn. Er kann wol im Einzelnen die Spu|ren seiner Weisheit entdekken, und erkennen wie er die Menschen allmählig zur Tugend und überhaupt zur Aehnlichkeit mit ihm zu erheben sucht; er kann, wenn er einen besonderen Theil der menschlichen Bestimmung sich zum Augenmerk nimmt, diesen wol in allen seinen äußeren Schiksalen verfolgen: aber alles Große und der innere Zusammenhang in der Geschichte der Menschen muß ihm ver6–8 erkennen in wiefern er edlerer Art ist oder niederer, in wiefern ... in wiefern] B: erkennen, inwiefern das Leben edlerer Art ist oder niederer, inwiefern ... inwiefern 15–16 entdekt der Fremdling leicht: aber wie auch ihre] B: entdekt auch der Fremdling leicht: aber wie ihre 22 Familien] B: Familie 24 einwirken] B: einwirken, 28– 31 Gottes ... auch ... Art ... regiert] B: Gottes, ... auch, ... Art, ... regiert, 33 mit ihm] B: mit sich
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borgen bleiben oder verworren erscheinen, weil eben das Größte am genauesten mit dieser Anordnung zusammenhängt. Wie eben durch diese Vertheilung der Menschen in so große Massen die einzelnen Züge der menschlichen Natur erst recht im Großen heraustreten; wie jedes Volk eine besondere Seite des göttlichen Ebenbildes darzustellen durch seine besondere Einrichtung und durch seine Lage in der Welt bestimmt ist, jedes auf seine eigene Weise und in einem besonderen Gebiet die Rohheit der Natur zu bändigen und die Herrschaft der Vernunft zu befestigen strebet, wer das begreift, der muß auch jene Anordnung lieben, dem muß ja grade darin, daß er seinem Vaterlande angehört, seine größte Bestimmung in der Welt klar werden, dem müßten ja die kleinen Mißverständnisse, die aus dieser Absonderung entstehen, gegen die große Bedeutsamkeit derselben gänzlich verschwinden; und eben so gewiß wer zu dieser Gesinnung nicht gelangt | ist, der kann auch jenes nicht begreifen, der ist von der klaren und großen Einsicht in das Hausregiment Gottes ausgeschlossen, und nichts als ein Fremdling der nur das Einzelne und das Aeußere begreifen kann. Denn warlich, wenn | in der sittlichen Welt nichts zu sehn wäre, als was man verstehen kann auch wenn man von diesen großen Vereinigungen der Menschen hinwegsieht, nichts als was die Einzelnen darbieten insofern in ihnen der Stempel ihres Volkes verwischt ist: so würden wir überall nur das Kleinste sehen, was mit unbewafnetem Auge kaum richtig gesehen werden kann, nur die Bildungen des göttlichen Geistes in dem beschränkten Raume und den kleinen Zügen des einzelnen Lebens. Und wiewol Gott allerdings auch im Geringen erkannt werden kann: so können doch wir, deren Wissen überall Stükwerk ist, das Kleine in diesem Sinne nur verstehen, wenn wir das früher erkannte Große damit zusammendenken. Und wie uns der in der natürlichen Welt ein Fremdling dünkt, der zwar mit dem Kleinen und Einzelnen vertraut zu sein scheint, dem aber die großen allgemeinen Verhältnisse der Natur unbekannt sind: so ist auch in der sittlichen Welt in dem Hauswesen Gottes der gewiß nur ein Fremdling was seine Kenntniß anbetrifft, der über der Anmuth des Besonderen die Erhabenheit und Wichtigkeit des Großen verabsäumt. 4 Großen] B: Großen kenntlich 7 ist, jedes] B: ist, wie jedes 9 strebet,] B: strebet: 12 müßten ja] B: müssen ja 19–21 kann ... darbieten] B: kann, ... darbieten, 30 zu sein] B: zu seyn 32 Fremdling] B: Fremdling, 34 verabsäumt.] B: aus den Augen verliert. 5 darzustellen] so B; A: darzustellen, 26–27 Vgl. 1Kor 13,9
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Aber nicht nur was seine Kenntniß von dem Hause Gottes, sondern auch was seine Geschäfte darin betrifft, kann man einen solchen nicht für ei|nen Hausgenossen ansehn, sondern nur für einen Fremdling. Fremdlinge haben sich in einem wohlgeordneten Hauswesen immer einer freundlichen Aufnahme zu erfreuen; aber die Liebe die man ihnen widmet ist nicht | ohne ein gewisses bedauerndes mitleidiges Gefühl darüber, daß es ihnen an einem eigentlichen Geschäftskreise fehlt. Sie werden eingeladen bei allerlei freudigen Gelegenheiten, sie nehmen Theil an den geselligen Vergnügungen des Hauses, helfen sie verschönern und sinnen zur Dankbarkeit dafür auf mancherlei kleine Dienstleistungen; aber an den eigentlichen Geschäften nehmen sie keinen Theil, wesentliche Dienste für den Wohlstand des Hauses werden ihnen weder angemuthet noch verstattet, vielweniger daß man sich an sie wendete in außerordentlichen Fällen von Gefahr oder Bedrängniß. Nicht anders scheinen diejenigen in der Welt daran zu sein, welche den schönen Trieb nicht in sich fühlen mit ganzer Seele dem Volke sich anzuschließen dem sie angehören. Sie genießen durch die Güte Gottes die Annehmlichkeiten des Lebens, die leicht aus kleinen Verhältnissen entspringen; sie tragen, wenn sie Talente besizen, das ihrige bei, um diese Freuden auch Andere genießen zu lassen; sie leisten, wenn sie sonst rechtliche Menschen sind, der Gesellschaft, gleichviel wo sie sich eben befinden, den Gehorsam, durch den die meisten Störungen verhütet werden, und den Einzelnen bei jeder Gelegenheit die Dienste, die der Einzelne darbringen kann; aber auf alle großen Angelegenheiten des Hauses Gottes sind sie ohne | Einfluß und sie bleiben ihnen fremd. Denn alles Große erfordert auch eine größere Masse von Kräften, die der Mensch nur in der Vereinigung mit Andern findet, und die rechte Wurzel aller solcher Vereinigungen die ihnen allein Leben und Dauer | sichert, ist die gegenseitige Anhänglichkeit, das brüderliche Gefühl derer unter einander die Ein Volk bilden. Wessen Kurzsichtigkeit oder Hochmuth dieses zu klein ist, wer anstatt auf sein Volk und mit seinem Volke zu wirken sich weiter ausstrekt und es gleich auf das Ganze des menschlichen Geschlechtes anlegt, der wird in der That erniedriget anstatt erhöhet zu werden. Denn wer jene große Haltung jene mächtige Hülfe verschmäht, kann doch auf 18 anzuschließen] B: anzuschließen, 22–23 sind, der Gesellschaft, gleichviel wo sie sich eben befinden, den Gehorsam,] B: sind, gleichviel wo sie sich eben befinden, der Gesellschaft den Gehorsam, 24–25 Einzelnen bei jeder Gelegenheit die Dienste,] B: Einzelnen die Dienste, 26 und sie bleiben] B: und diese bleiben 35 Vgl. Mt 23,12; Lk 18,14
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das Ganze unmittelbar nicht anders wirken, als indem er der Einzelne auf Einzelne wirkt. Was er mit seinen ihm eignen Kräften vermag, das und nicht mehr wird er ausrichten, was er durch einzelne vorübergehende Einflüsse auf die Empfindung Anderer erreichen kann, das wird sein Werk sein. Ihr seht, es kann nicht anders sein der Natur der Sache nach, aber fragt auch die Erfahrung, ob es anders ist. Die nun so mit weltbürgerlichem Sinne erfüllt auftreten, was haben sie wol hervorgebracht, als einzelne Verbesserungen in Dingen die zur Bequemlichkeit dienen, zum Erwerb, zur Sicherheit? was wirken sie selbst auf dem Wege, auf welchem der Mensch noch am weitesten reicht, durch mündliche und schriftliche Mittheilung ihrer Gesinnungen und Einsichten anderes, als eben froheren Genuß, vielleicht richtige|ren Verstand, vielleicht ein feineres Gefühl in dem eng abgeschlossenen Kreise des häuslichen Lebens, so weit es eben durch das was der ganzen gesitteten Welt gemeinschaftlich ist, durch das allgemeine oberflächliche kann erregt werden? wem zeigen sie sich verwandter in ihrem ganzen Wesen, als | auf irgend eine geheime Art immer denen, die wegen eines unstäten Sinnes, wegen eines unüberwindlichen Mangels an Tüchtigkeit und Beharrlichkeit sich keines Vaterlandes erfreuen. Alle dagegen die Gott zu etwas großem berufen hat, nicht nur in denjenigen Dingen, welche unmittelbar dem Staat den Gewalthabern unter den Völkern obliegen in Zeiten der Ruhe wie des Krieges, sondern auch in denen die am wenigsten an diese Grenze gebunden zu sein scheinen, in dem Gebiete der Wissenschaften in den Angelegenheiten der Religion, sind immer solche gewesen, die von ganzem Herzen ihrem Vaterlande und ihrem Volke anhingen, und dieses fördern heilen stärken wollten, die die Verbindung liebten in welcher sie erhöhte Kraft, bereite Werkzeuge willige Freunde nothwendig finden mußten, die den eigenthümlichen Sinn ihres Volkes auch in sich für das vortreflichste hielten. Und nicht nur die auserwählten Rüstzeuge Gottes, son1–2 der Einzelne auf] B: als Einzelner auf 2 eignen] B: eigenen 3 ausrichten,] B: ausrichten; 6–7 Die nun so mit weltbürgerlichem Sinne] B: Die so nur mit weltbürgerlichem nicht mit bürgerlichem Sinne 15–16 durch das allgemeine oberflächliche kann erregt werden? wem zeigen sie sich] B: und das ist immer das unbestimmtere oberflächlichere, kann erregt werden? wem zeigen sich solche Menschen 20–21 denjenigen Dingen,] B: solchen Dingen, 21 unmittelbar dem Staat den] B: unmittelbar den 23 in denen] B: in solchen, 23 Grenze] B: Gränze 26– 28 fördern heilen stärken wollten, die die Verbindung liebten in welcher sie erhöhte Kraft, bereite Werkzeuge] B: fördern, heilen, stärken wollten, solche, welche die Verbindung liebten in der sie erhöhete Kraft, bereite Werkzeuge, 29 die den eigenthümlichen Sinn ihres Volkes auch in sich für] B: solche die auch in sich selbst den eigenthümlichen Sinn ihres Volkes für 18 eines] so DV; OD: alles
35 oberflächlichere,] B: oberflächlichere
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dern alle, denen er nur irgend ein bedeutendes bestimmtes Geschäft auftragen soll, müssen so denken, ja eben das Beste, was beide verrichten, wird immer das sein, dem dieser gemeinsame Sinn aufgedrükt, was im eigenthümlichsten Geist ihres Volkes gedacht und | gethan ist. Und nur diejenigen welche so die Ordnungen Gottes verstehen, welche so in ihnen leben, welche er so anstellen kann in seinem Hause, sind nicht nur Gäste sondern auch Hausgenossen. II. Denselben Unterschied nun werden wir auch finden, wenn wir auf das Verhältniß sehen, in wel|chem der Einzelne zu den übrigen Mitgenossen des Hauses Gottes steht, auch hier einen Gegensaz zwischen Gästen und Bürgern. Der Apostel will die enge Verbindung beschreiben, in welcher ohne allen Unterschied der Abstammung jeder Christ mit allen übrigen sich befinden soll. Wir wissen wie genau diese nicht nur gewünscht und vorgeschrieben wurde, sondern wie sie auch wirklich so in jenen Zeiten bestand, wie alle Empfindungen der genauesten Freundschaft, unwandelbares Vertrauen nemlich, zärtliche Anhänglichkeit, treue Theilnahme allen Christen unter einander gemein waren. Und indem Paulus diese beschreiben will, weiß er keine treffendere Bezeichnung als die, sie sollten nicht wie Fremdlinge mit den Heiligen sein, sondern wie Bürger. Er will beschreiben, wie Christen nicht gegen Alle, sondern unter einander gesinnt sein und zu Werke gehn sollten, und dies war die höchste und thätigste Liebe; also muß er auch das für die höchste Treue und die lebendigste Theilnahme gehalten haben, nicht was der Mensch gegen jeden Andern als derselben Gattung angehörig, sondern was er gegen die welche ihm die nächsten sind als Bürger ausübt. Laßt | uns demnach sehen, wie dasjenige, was wir auch an dem brüderlichen Verein der Christen am werthesten achten und am meisten bewundern, nemlich die innige unwandelbare Liebe, und die treue unermüdete Theilnahme an gemeinsamen Angelegenheiten dem Menschen zuerst und im Allgemeinen nur durch das bürgerliche Verhältniß möglich wird. | Um die Liebe und Treue der Gäste und Fremdlinge ist es ein wunderlich Ding; auch wenn sie sich noch so wohl unter den Menschen befinden, sind sie selten mit ganzem Herzen da wo sie sind, weil 2–4 so denken, ja eben das Beste, was beide verrichten, ... Geist ihres Volkes] B: so gesinnt sein; ja eben das Beste, was jeder verrichtet, ... Geiste seines Volkes 7 Hause,] B: Hause 10–11 hier einen Gegensaz zwischen] B: hier werden wir einen Gegensaz finden zwischen 25 Andern] B: andern 26 die welche] B: die, welche 3 dieser gemeinsame] so DV; OD: diese gemeinsamen
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sie doch wieviel man auch für sie thue an dem inneren Gehalt des Lebens eigentlich keinen Antheil nehmen. Alles was man ihnen mit zu genießen giebt, ist doch immer nur das oberflächliche, der Glanz von Fröhlichkeit und Liebenswürdigkeit der sich nach außen hin verbreitet. Die heiligsten Augenblikke im Innern der Familien, wo bei besonderen Veranlassungen die Herzen sich der Liebe aufs neue bewußt werden, wo an Schwachheiten des Einzelnen oder an bewiesener Kraft und Tugend Alle gerührten Theil nehmen, wo man sich zu Gefahren stärkt, wo man Schmerzen mit einander theilt, alle diese bleiben ihnen verborgen; und so haben sie nichts was ihr Herz tief bewegt und es mächtig ergreift, und so sie fester und inniger an Andere bindet. Daher bemerkt man an denen, welche lange Zeit Fremdlinge gewesen sind, daß sie sich mit leichten geringen Eindrükken begnügen, stärkerer Bewegungen des Gemüthes aber ungewohnt und vielleicht unfähig werden. Daher ist es im | Ganzen so wahr was man von ihnen sagt, daß sie den Zugvögeln gleichen die im Frühling kommen, und gehen wenn der Winter naht, denn ihre Zuneigung ist nicht stark genug, um sie auch in trüben Zeiten fest zu halten. Gar sehr eben so ist es nun mit denen beschaffen, welchen es an bürgerlichem Sinn und Liebe zum Vaterlande fehlt. Sie sind eben deshalb | auch in diesem Sinne auf der ganzen Erde nur Gäste und Fremdlinge. Indem ihnen gerade jenes mittlere Gebiet verschlossen ist, welches alle Kräfte des Menschen in Anspruch nimmt und doch seinem Gefühl und seinem Verstand übersehlich ist: so haben sie für ihre Liebe nur das engste, die häuslichen Verbindungen nebst der vertrautesten Freundschaft, und das weiteste nemlich das allgemeine Gefühl für alles was Mensch heißt. Aber wie ist doch das leztere so unbestimmt und leer, wenn es nicht durch jenes vermittelt ist. Machen wir uns doch ja nicht, durch schöne Worte verführt hierüber eine Täuschung. Der Sache des menschlichen Geschlechtes dienen, die Beförderung der Tugend der Vernunft der Frömmigkeit im allgemeinen sich zum Wunsch und Ziel sezen, den Einzelnen in dem Maaß lieben als er hiezu beiträgt, das ist herrlich. Aber wie kann sich denn jenes allgemeine Gefühl als Liebe zeigen, als nur gegen diejenigen, die uns wirklich erscheinen, die in den Kreis unserer Thätigkeit fallen im Leben selbst? Umgeben uns nun die nicht am meisten und fordern uns auf, ihnen Beifall und Liebe zu schenken, die mit uns zu einem Volk gehören? Allein auch Andre, | 1 doch ... thue] B: doch, ... thue, 4 Liebenswürdigkeit] B: Liebenswürdigkeit, 15– 16 wahr ... gleichen] B: wahr, ... gleichen, 18 Gar sehr] B: Ganz 28–29 ist. ... verführt] B: ist! ... verführt, 32 sezen,] B: setzen, 34 als nur gegen diejenigen, die uns wirklich erscheinen,] B: wenn nicht gegen diejenigen, die uns wirklich nahe treten,
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können wir sie wol ganz kennen und alles Liebenswürdige an ihnen lieben, wenn wir nicht auch auf das wichtige Verhältniß achten was sie einem Volke eignet und mit einem Vaterlande verbindet? Ich weiß, hier eben erheben sich die Beschuldigungen, Vaterlandsliebe mache kurzsichtig, partheiisch, nähre Vorurtheile gegen andere Völker, und mache daß man denen geringschäzig be|gegne, die ihnen angehören. Aber ist das nicht die Unvollkommenheit der Menschen und keinesweges der Fehler der Sache? Wollen wir die Schwachheiten der Liebenden der Liebe anrechnen, welche Liebe müßten wir dann nicht verdammen und zwar die stärkste und innigste am meisten! Dasselbe klagen ja die Ungläubigen gegen das Christenthum, und die in der Welt durch Unglükk oder Schuld Vereinzelten gegen die Familienliebe. Vielmehr laßt uns gestehen, wer nicht von dem Werthe des eigenen Volkes durchdrungen ist und mit Liebe daran hängt, der wird auch an einem Andern das nicht schäzen, wie schön und vollkommen er von dem Geiste seines Volkes durchdrungen ist, der kann auch nicht diese Liebe und Treue an einem Andern lieben. Und wer nicht von der Bestimmung seines eigenen Volkes erleuchtet ist, der kennt auch nicht so den eigenthümlichen Beruf anderer Völker und kann also nicht Freude haben an dem größten was überall in der großen Sache der Menschheit geschieht, und nicht die rechte Liebe zu denen, die am eifrigsten daran arbeiten. Darum beschränkt sich auch die allgemeine Liebe derer, welche keine Vaterlandsliebe ken|nen wollen, auf die gewöhnlichsten guten Eigenschaften, welche sich, wenn ich so sagen darf, im kleinen Dienste des Lebens äußern. Darum sind sie größtentheils so weichlich empfindsam gegen alle Kleinigkeiten welche sich da ereignen, und indem sie es schon für groß und herrlich halten, wenn sich Einer da stark und tüchtig zeigt, verlieren sie für ihre Bewunderung und Liebe das höhere Ziel aus den | Augen. Und sehen wir auf die engsten Kreise des Lebens, wieviel verlieren sie, abgeschnitten von dem Volkssinn und der Liebe zum Vaterlande! Wie wenig achtungswerth erscheint der Mann, der ohne diese Haltung mit seiner Thätigkeit herumschweift und doch immer nur kleines und beschränktes kann zu bezwekken scheinen, der sich, da er alles große auffassen und anstreben sollte, schon gegen das gleichgültig zeigt, was ihm am nächsten liegt! wie matt ist eine Freundschaft, welche nur auf persönlichen Aehnlichkeiten des Gemüthes und der Neigungen beruht, und nicht auf einem großen gemeinsamen Gefühl, um dessent1 Liebenswürdige] B: liebenswürdige 2 achten] B: achten, 9 anrechnen,] B: anrechnen: 19–21 Völker und kann also nicht Freude haben ... und nicht die] B: Völker, und kann also weder die rechte Freude haben ... noch auch die 28 Einer da stark] B: Einer in diesen stark
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willen man auch das Leben selbst mit allen diesen gefälligen Uebereinstimmungen aufopfern könnte! Wie verliert die Frau ihren größten Stolz, wenn sie nicht fühlt, daß sie auch dem Vaterlande Kinder gebärt und erzieht, daß ihr Hauswesen mit allen den Kleinigkeiten, die den größten Theil ihrer Zeit ausfüllen, einem größeren Ganzen angehört und in dem Bunde ihres Volkes seine Stelle einnimmt, daß dessen Sinn sich darin spiegelt, dessen Kräfte sich darin vereinigen und aufs Neue entwikkeln! Wie planlos und un|sicher oder wie willkührlich und verkehrt muß die Erziehung sein der dieses Maaß des vaterländischen Geistes fehlt bei der Entwiklung der Kräfte, diese Aussicht auf vaterländische Thätigkeit bei dem Hinarbeiten auf eine künftige Bestimmung. Es bedarf gewiß nicht erst ausführlich das Gegenbild aufgestellt zu werden zu dieser Schilderung, um davon zu überzeugen, wie mächtig wahrer Volks- | und Bürgersinn nach allen Seiten hin wirkt, von dem Heiligthum der Ehe und der Freundschaft anfangend bis zu dem allgemeinsten flüchtigsten Verkehr der Menschen miteinander, um jede Art der Liebe zu erhöhen und fester zu gründen, und wie ohne ihn gerade in den schönsten Empfindungen, in den heiligsten Bewegungen des Gemüthes der Mensch nur ein Gast sein kann und ein Fremdling. Nehmt noch hinzu, wieviele kleine Störungen der Liebe in allen Verhältnissen des Lebens uns verschwinden, wenn wir vorzüglich auf dieses große unser Augenmerk gerichtet halten, wieviel Beleidigungen gegen uns selbst wir da, ohne daß wir sie erst verzeihen dürften, gleich vergessen können, wo uns diese gleiche Liebe entgegenkommt, und wie sehr uns also jeder andere Besiz der Liebe gesichert ist unter diesem Schuz, wie denn Treue in allen Verhältnissen immer da am besten gedeiht, wo die reinste Vaterlandsliebe herrscht; nehmt hinzu welches große Gebiet der Liebe derjenige gewinnt, der an seinem Volke hält, und welch ein unzerstörbares; denn was thut und giebt ein Volk nicht, damit es sein Leben rette: so muß Euch ge|wiß derjenige, der sich dieser Vorzüge begeben hat, oder dem der Sinn dafür fehlt in Absicht auf alles was Liebe heißt nicht einmal als ein Gast und Fremdling erscheinen, sondern als ein ganz dürftiger und beklagenswerther, der sich nur von den Brosamen nährt, die von der Reichen Tische fallen. 1–2 gefälligen Uebereinstimmungen] B: zufälligen Uebereinstimmungen 26–27 wie sehr uns also jeder andere Besiz der Liebe gesichert ist unter diesem Schuz, wie denn] B: wie uns also jeder andere Besiz der Liebe um so mehr gesichert ist unter diesem Schuz, als auch 33 fehlt] B: fehlt, 35–36 Vgl. Lk 16,21
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Dasselbe gilt aber auch von der Gemeinschaft der Thaten, in welcher wir Alle, wenn | wir unser Leben wirklich ausfüllen und bereichern sollen mit Andern stehen müssen. Der Mensch ist durch und durch gesellig, und so eingerichtet daß er nirgends allein stehn kann. Wir müßten unser Leben thatenlos verträumen, wenn wir uns mit demjenigen begnügen wollten was wir allein ausrichten können. Denn wenn wir auch das eigenste recht genau betrachten, werden wir immer finden, daß fremde Kräfte mit darin geschäftig sind. Daher fühlen wir Alle das zwiefache Bedürfniß, Andere für unsere Thätigkeit mit zu gewinnen, und in dieselbe hineinzuziehen, und auch uns an Andere so anzuschließen, daß wir in dem was sie verrichten auch unsere Thätigkeit mit erblikken. Eine solche Verbindung, wird man sagen, findet jeder von Natur in seiner Familie, und außerdem wir noch besonders in unserer kirchlichen Gemeinschaft. In einer woleingerichteten Familie trägt jeder zu allem was geschieht etwas bei, wenn auch nur mittelbar dadurch, daß er an seinem Theil den Geist der Liebe der Heiterkeit der Ordnung erhält, in dem allein die Geschäfte eines jeden gedeihen können; und Jeder findet bei | Allen Hülfe und Unterstüzung für das was ihm besonders obliegt. Und welches Feld thätiger Gemeinschaft eröfnet uns nicht unsere Verbindung mit der Gemeine der Christen. Durch den Glauben bringt jeder sein Opfer der Thätigkeit dar, und ist überzeugt, daß Alle Gleichgesinnten seine Helfer und Mitarbeiter sind, weil sie Alle dasselbe Ziel vor Augen haben, und in demselben Geiste handeln; durch den Glauben eignet Jeder sich | an alles Schöne und Gottgefällige, was im ganzen Umfang der Kirche geschieht, denn er kann sich das Zeugniß geben, daß alles was er thut jenem vorbereitend und unterstüzend zu Hülfe kommt. Allein, meine Freunde, wenn wir nicht läugnen können, daß der enge Kreis des häuslichen Lebens die Bestimmung des Menschen nicht erfüllt, und bald selbst unschmakhaft und leer wird, wenn nicht aus demselben eine weiter in die Welt eingreifende Thätigkeit hervorgeht; wenn wir uns zwar jenes gläubigen Mitwirkens und Mitgenusses als Christen herzlich und selig erfreuen, aber uns doch nicht läugnen können, daß der Glaube sich nur durch das Schauen bewährt, und uns bald wo nicht leer doch wenigstens höchst unbefriedigend erscheinen müßte, wenn nicht eine äußere Gemeinschaft wirklichen Thuns, wirkliche Hülfsleistungen in bestimmten einzelnen Fällen uns jene innere und allgemeinere darstellte: so können 4 eingerichtet] B: eingerichtet, 6 wollten] B: wollten, 17–18 in dem] B: bei dem 23 Gleichgesinnten] B: gleichgesinnten 35 und uns] B: und daß er uns 34–35 Vgl. 2Kor 5,5–10
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wir nicht läugnen, daß uns diese beiden Verbindungen noch auf eine dritte hinweisen, und dies ist keine andere als die, in welcher ein Jeder mit seinem Volke steht. Ausgehend aus dem engen Ge|biet ihres Hauses stiften die Männer den Bund des Rechtes, der Geseze, der gemeinsamen Thätigkeit: Alle im Geist vereinigend in Gott und Christo führt auch die Kirche einen Jeden der erst fragen wollte, an welche von seinen Brüdern, die ihm im Geist alle gleich nahe sind, er sich nun zunächst zu wenden hätte, um wirklich zu Stande zu bringen, was der Geist Gottes in seiner Brust ihm eingiebt, um nicht nur Herzen sondern auch Hände und alle | Kräfte zum gemeinsamen Werk zusammenzuthun, einen Jeden solchen würde sie zu denen hinführen, die mit ihm ein Volk ausmachen. Hierhin, würde sie sagen, bist du durch Gott selbst, der in den Veranstaltungen der Natur redet, gewiesen. Hier allein kannst du dich vollkommen verständlich machen, hier kannst du dich an ein gemeinsames Gefühl wenden, und an gemeinsame Vorstellungen, daß deine Gedanken sich deinen Brüdern empfehlen als solche welche zugleich die ihrigen sind. Hier kannst du deine Entwürfe, wenn sie wirklich das Gute und Schöne betreffen, weil es sich in Anderen eben so gestaltet wie in dir zur gemeinsamen Sache erheben. Hier findest du einen großen Kreis, den du aber, wenn es dir eifrig anliegt, mit allem was in demselben Gutes und Schlechtes im Großen vorgeht, wol überschauen und dich mit allen deinen Kräften jeder guten Sache anschließen jeder schlechten widersezen kannst; du findest ein dir entgegenkommendes gleiches Gefühl, und wirst gern aufgenommen als ein Berechtigter zu jeder Mitwirkung. Hier kannst du für das Gute | wirken mit der vollen Kraft der Rede und der That, du kannst dich berufen auf die einwohnende gleiche Denkungsart, auf den angestammten Sinn derselben Vorfahren, die Alle verehren, auf die Bedeutung derselben Geseze denen alle unterworfen sind, auf tausend, Allen liebe und werthe, und in ihr Leben eingreifende Einrichtungen, welche alle denselben Sinn ausdrükken und denselben Zwekken dienen, auf die auch deine Absichten und deine Ermunterungen hin|auslaufen. Ja wenn Jeder es für seinen Beruf halten muß, auch den Sinn für das Gute überhaupt in denen zu wekken, denen er noch fremd ist, und wen er kann unter dem Gehorsam des göttlichen Gesezes zu versammeln, woran läßt sich jede Forderung der Vernunft besser anknüpfen, wodurch das Gemüth für alles Höhere und Edlere besser bearbeiten, als indem man aufregt das Gefühl von Ehre und 5 Thätigkeit:] B: Thätigkeit; 11 Jeden solchen würde sie zu denen hinführen,] B: Jeden solchen führt auch die Kirche zunächst zu denen hin, 16 daß] B: so daß 16–17 empfehlen] B: empfehlen, 19 in dir] B: in dir, 22 überschauen] B: überschauen, 36 versammeln,] B: versammeln:
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Schande von Anstand und Sitte, was sich in jedem Volke auf eine eigene Weise bildet und von jedem mit der Muttermilch gleichsam aufgenommen wird? Wie mancher Bürger weniger die allgemeinen Geseze in ihrer ursprünglichen Gestalt kennt, wol aber die besondern Ordnungen und Gebräuche seiner Zunft und seines Standes, in denen aber jene allemal mit enthalten sind, so auch mancher Mensch weniger die Geseze Gottes die Vorschriften der Vernunft in ihrer allgemeinen Gestalt, aber was gilt und hergebracht ist und recht und schön unter seinem Volke, das kennt er, dadurch läßt er sich nicht nur leiten, | sondern auch zu einem höheren Bewußtsein am leichtesten erheben. Ja, meine Freunde, betrachten wir diese Vermehrung unserer Kräfte welche aus der treuen Verbindung mit dem Vaterlande entsteht, übertäuben wir hier nicht durch verdrehte Klügeleien die Stimme der Natur: so müssen wir gestehen, nur der kann ununterbrochen in einer seinen Kräften angemessenen gottgefälligen Thätigkeit sein; nur der kann alle Pflichten erfüllen alle Rechte ausüben alle Vortheile benuzen und also einheimisch sein wie ein Bürger in dem | Reiche Gottes, der es treu mit dem Volke hält und meint dem ihn der Herr zugesellt hat. Wie verschwinden gegen ihn der Gast und der Fremdling mit ihrem unsichern unstäten Thun! wie arm müssen sie sich vorkommen an gehaltvollen guten Werken, von wie wenigem Einfluß mit vielleicht den herrlichsten Kräften auf ihre Brüder, wenn sie sehen wie der treue Bürger von seinem Vaterlande getragen und erhöht wird, wenn er durch wechselseitiges Geben und Empfangen alles mitgenießt in Lust und Freude, alles beweget mit Muth und Kraft, in allem mitlebt als ein regsamer geschäftiger liebender Theil des Ganzen. Darum laßt uns nicht Gäste und Fremdlinge sein, sondern Bürger mit den Heiligen! Es ist eine gemeine Rede, wiewol sie dem Himmel sei Dank noch jung ist und nur einer schlechten erschlafften Zeit angehört, daß die wissenschaftlich gebildeten am wenigsten ein Vaterland hätten. Sie mag von denen herrühren, welche meinen, daß nur die Noth des Ge|schäftes den Menschen an seine Stelle fesselt; aber auch so ist sie falsch, denn alle wären dann eben so lose bis auf die, welchen der Boden selbst ihre Arbeit ist und ihr Besiz. Aber nein, es ist nicht die Noth die ihn hält, sondern eine innere Lust und Liebe, ein angebornes gemeinsames Dasein, eine unzerstörbare Zusammenstimmung. 3–6 Wie mancher ... so auch] B: So wie mancher ... so kennt auch 12 Kräfte] B: Kräfte, 18 meint] B: meint, 22 sehen] B: sehen, 23 wenn er] B: wie er 33 lose bis auf die, welchen] B: lose, bis auf die welchen 35 die ihn hält,] B: die den Menschen festhält, 8 und recht] uns recht
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Laßt uns alles das unsrige thun, um diesen Irrthum zu vertilgen, laßt uns zeigen, daß mit der klaren Einsicht in alle Verhältnisse der Menschen die Liebe zum Vaterlande nicht abnimmt sondern zu. Fern von dem kleinlichen Hochmuth der dieses | Gefühl entehrt, laßt uns immer fühlen und bezeugen daß unser Wissen und Thun aus unserem Volk hervorgegangen sei, und ihm angehören. Auch in schlechten und unglüklichen Zeiten dies Gefühl und diese Ueberzeugung nicht zu verläugnen lehren uns die höchsten Vorbilder des Glaubens. Christus wollte nicht das Licht seiner Lehre zu anderen Völkern tragen, bis es dem seinigen überall war dargeboten worden, und er ward nicht müde seinem Volke zu sagen was zu seinem Frieden diente, ohnerachtet er zulezt nur weinen konnte über dasselbe. Paulus rühmt sich, auch nachdem es schon das Heil von sich gestoßen, noch seines vaterländischen Eifers und seiner Schmerzen. Aehnlich sind wir ihnen durch unsern Beruf. Denn wozu wir auch im Einzelnen bestimmt sein mögen, das liegt uns Allen ob, kraft der Stufe auf welcher wir stehen, von der Wahrheit zu zeugen, und uns zu erweisen als das belehrende, warnende strafende | Gewissen unseres Volkes. So laßt uns ihnen denn auch ähnlich sein an frommer Liebe und Treue, an unerschütterlicher Festigkeit, an bescheidenem Sinn, an Nichtachtung eigener Noth und Gefahr.
5 bezeugen] B: bezeugen, 5–6 unserem Volk hervorgegangen sei, und ihm angehören.] B: unserm Volk hervorgegangen sei, und ihm angehöre. 9 anderen] B: andern 11 müde] B: müde, 13 es schon] B: dasselbe Volk schon 14–15 wir ihnen durch unsern Beruf. Denn] B: wir diesen Vorbildern durch unsern Beruf. – Denn 18 Volkes. So] B: Volkes. – So 21 Gefahr.] B: Gefahr; dann allein werden wir uns rühmen können Gottes Hausgenossen zu sein und Bürger mit den Heiligen. 13 es] so DV; OD: er 12 Vgl. Lk 19,41
13–14 Vgl. Röm 9,1–3
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Daß überall Frieden ist im Reiche Gottes.
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Liebe zu Gott und Erkenntniß Gottes sind auf das unzertrennlichste mit einander verbunden, sezen sich voraus und fördern sich gegenseitig. Es ist die erste dunkle Regung der eingebornen Liebe zu Gott in der menschlichen Seele, welche uns treibt, eine höhere Ordnung und Bedeutung in den Dingen der Welt voraus sezend die Spuren des höchsten Wesens aufzusuchen, und es muß ein eingebornes Bewußtsein von Gott schon Eines sein mit jener Regung weil sie sonst in sich selbst ganz leer wäre und ohne Gehalt. Eben so auch hernach, je höher von diesem ersten Bestreben aus die Erkenntniß Gottes steigt, desto höher muß auch die Liebe steigen. Denn Gott ist so sehr das Liebenswürdigste, daß erst dadurch, daß wir Ihn kennen lernen, die wahre höchste Liebe in unserm Herzen aufgeht, mit welcher wir nur Ihn und alles Andere nur in Ihm und durch ihn lieben können. Und je mehr wir uns wahrer Liebe zu Gott zu rühmen vermögen, | um desto mehr wird uns auch die Liebe in die Geheimnisse seines Wesens | und seiner Regierung einweihen; denn das Unbekannte kann als solches nicht geliebt werden, und jedes Mißverständniß, welches noch zurükbleibt, ist ein Samenkorn der Furcht, welche ja nicht bestehen kann mit der Liebe. Vergleichen wir unsern gegenwärtigen Zustand mit dieser Regel, deren Wahrheit gewiß eines Jeden Gefühl bestätigt: so werden wir uns sagen müssen, daß es nur etwas sehr unvollkommnes sein kann mit unserer Liebe zu Gott, weil unser Wissen nur Stükwerk ist, weil wir nicht klar schauen, sondern unser Blikk auf mancherlei Weise getrübt und beschränkt ist. Wer wollte sich rühmen überall im Einzelnen den Gang der göttlichen Vorsehung in der Geschichte der Menschen prophetisch zeichnen zu können? wer wollte nicht vielmehr gestehen daß es nur Vorwiz wäre und statt der Erkenntniß nur auf Aberglauben 7 voraus sezend] B: voraussezend 8–9 und es muß ein eingebornes Bewußtsein von Gott schon Eines sein mit jener Regung] B: und mit jener Regung muß ein eingeborner Bewußtsein von Gott schon ursprünglich verbunden sein, 14–15 Ihn und alles Andere nur in] B: Ihn, alles Andere aber in 22 bestätigt:] B: bestätiget: 28– 29 gestehen ... wäre] B: gestehen, ... wäre, 2 Predigt vermutlich zum 2. Sonntag im Advent am 7. Dezember 1806 in der Domkirche zu Halle an der Saale; vgl. den Entwurf in KGA III/3 20 Vgl. 1Joh 4,18 24 Vgl. 1Kor 13,9
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führen würde, wenn wir uns dieses zum Ziel sezen wollten. Aber laßt uns auch nicht vergessen daß eben das Einzelne hier nicht das Gebiet des Wissens sein kann, sondern daß hier der Glaube regieren muß, und auch gewiß in jedem Gemüth regiert welches eben so herzlich liebt als redlich forscht, der Glaube, der sich eben darin bewährt wenn wir dasjenige was wir im Großen und Allgemeinen als zum Wesen Gottes gehörig erkannt haben auch überall im Einzelnen selbst wo wir es nicht bestimmt heraus finden können als gegenwärtig und wirksam annehmen, und überzeugt sind, es gebe irgend wo ein Verhältniß, einen Zeitpunkt in | dem auch uns dieses sich bestimmt würde offenbaren können. Aber im Großen allerdings und im Allgemeinen muß unsere Erkenntniß Gottes immer sicherer und vollständiger werden, wenn unsere Liebe reiner und lebendiger werden soll. Wenn also die Menschen anstatt sich die einfache Darstellung der Schrift anzueignen, daß Macht und Liebe in Gott gleich unendlich und durchaus Eines sind, sich das Wesen desselben in eine Menge verschiedener Eigenschaften zerspalten, und diese dann durch einander und in sich selbst einschränken als ob die eine sich jezt entwikkelte die andere erst in Zukunft könnte sichtbar werden, die eine sich nur in Gegenständen dieser Art die andere nur in andern zeige; dann meine Freunde, dann ist schon im Großen und Allgemeinen ein furchtbares Mißverständniß, dann fehlt es auch dem Glauben im Einzelnen überall an Haltung, dann kann der Mensch nicht ohne Bangigkeit der Entwikklung der göttlichen Rathschlüsse zusehn. Wenn er fürchten darf, die Liebe Gottes könne jezt ruhen, die Weisheit Gottes könne auf eine ferne Zeit warten um in Wirksamkeit zu treten, wie soll er, dessen Leben immer nur die Gegenwart ist, sich in befriedigter Liebe und festem Vertrauen an Gott halten können? 2–11 nicht das Gebiet ... offenbaren können.] B: nicht ein Gegenstand der Erkenntniß seyn kann; sondern dieses will nur gläubig aufgefaßt sein, und wird auch gewiß nur so aufgefaßt in jedem Gemüth, welches eben so herzlich liebt als redlich forscht. Denn darin eben bewährt sich der Glaube, wenn wir dasjenige, was wir im Großen und Allgemeinen als zum Wesen Gottes gehörig erkannt haben, auch überall im Einzelnen, selbst wo wir es nicht bestimmt heraus finden können, dennoch als gegenwärtig und wirksam voraussezen und fest vertrauen, es gebe irgend ein Verhältniß, einen Zeitpunkt in welchem auch dieses sich uns bestimmt offenbaren werde. 13 Wenn also] B: Wenn aber 18 einschränken] B: einschränken, 18–19 entwikkelte ... könnte] B: entwikkele, ... könne 20–21 zeige; dann meine Freunde, dann ist] B: zeige: dann, meine Freunde, dann besteht 22–25 Mißverständniß, ... fürchten darf,] B: Mißverständniß; und dann muß es auch im Einzelnen überall dem Glauben an Haltung fehlen, so daß der Mensch nicht mehr ohne Bangigkeit der Entwikklung der göttlichen Rathschlüsse entgegensehen kann. Wenn er fürchten muß, 26 treten,] B: treten: 3 kann, sondern] kann sondern, voraussagen
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Daher muß dies die vorzüglichste Uebung unserer Erkenntniß Gottes sein, daß was wir einmal aufgefaßt haben als eine nothwendige Art wie sich das Wesen Gottes äußert und offenbart, wir uns dieses auch als ewig ununterbrochen und überall wirksam denken, und dies die Uebung unseres Glau|bens, nicht | daß wir uns beruhigen lernen bei dem Gedanken, es fehle irgendwo diese oder jene Aeußerung des göttlichen Wesens, sondern daß wir fest annehmen sie sei da und lernen sie aufzusuchen so weit unsere Blikke nur dringen können. Zu dieser Befreundung nun unseres Herzens und unseres Geistes mit dem göttlichen Wesen möge auch diese Betrachtung etwas beitragen.
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Text. 1 Kor. 14, 33. Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.
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Auf die besondere Beziehung, in welcher der Apostel diese Worte geschrieben, haben wir bei dem Gebrauch den wir davon machen wollen jezt keine Rüksicht zu nehmen. Denn der Apostel selbst führt eben in diesen Worten seine Leser vom Besonderen zum Allgemeinen zurükk, er begründet seinen Tadel und seine Vorschriften dadurch, daß wie in der Gemeine überall ein göttlicher Sinn herrschen und sie im Kleinen dem großen Reiche Gottes ähnlich sein solle, so auch nothwendig in ihr Ordnung und Friede durch aus herrschen müsse. Wir sehen daraus, daß er dies als eine von jenen allgemeinen Offenbarungen des göttlichen Wesens angesehen habe, welche überall müssen zu finden sein wenn wir sie nur aufzusuchen verstehen. Diese Wahrheit also laßt uns jezt beherzigen, und darnach prüfen ob wir wol das Göttliche zu finden verstehen | daß überall wo Gott waltet Frieden ist. Wir wollen sie ansehn als die Regel die uns leiten muß sowol bei unserer Weltbetrachtung als bei der Anordnung unseres eigenen Lebens. 2–3 daß ... Art] B: daß, ... Art, 4–5 denken, und dies die Uebung unseres Glaubens,] B: denken; und dies muß die Uebung unseres Glaubens sein, 7–8 lernen] B: daß wir nicht ermüden 10 diese Betrachtung] B: die folgende Betrachtung 14– 15 Gebrauch den wir davon machen wollen jezt keine] B: Gebrauch, den wir jezt davon machen wollen, keine 16–18 zurükk, ... herrschen] B: zurükk; ... herrschen, 20 durch aus] B: durchaus 21 daß er dies] B: daß er Ordnung und Frieden 23 sein] B: sein, 23–25 Diese Wahrheit ... verstehen] B: Mögen wir also ver|suchen wie weit wir schon das Göttliche zu finden verstehen, indem wir jezt die Wahrheit beherzigen, 26 ist.] B: sein muß. 28 Weltbetrachtung] B: Betrachtung der Welt 28–29 unseres eigenen Lebens.] B: unseres Lebens. 20 aus] so DV; OD: uns
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I. Betrachten wir zuerst die Natur welche uns umgiebt und die Art wie der Mensch zur Kenntniß derselben gelangt ist, so können wir nicht läugnen, daß der Anblikk der Ordnung und des Friedens in der steten Bewegung der Weltkörper, in den verschiedenen Erscheinungen des Himmels, und in den großen damit zusammenhängenden Veränderungen auf der Erde dem inneren Verlangen der Menschen zuerst eine Befriedigung gegeben, daß sie die Welt als eine Offenbarung Gottes ansehen konnten, wol wissend im Leben und in der Ordnung müsse sich das höchste Wesen den Menschen zu erkennen geben. Dann haben auch immer die verschiedenen wunderbaren für sich bestehenden Gestaltungen des Lebens in der Welt der Pflanzen und Thiere den Geist stiller Forscher angezogen wegen des bewundernswürdigen Vereines in welchem dort das entgegengesezte mit einander zu Einem zusammenstimmt, und es ist eine oft erneuerte immer erweiterte Aufgabe gewesen die verborgenen Ordnungen in dem ganzen Hergange des Lebens aufzufinden. Ja auch wo am wenig|sten Ordnung und Friede zu finden ist, in dem was in den oberen Regionen der Erde vorgeht und den niederen des Himmels in dem den Einflüssen der Gestirne zugeschriebenen Wechsel | der Witterung, wo offenbar Kräfte mit einander streiten, und in dem Anschein nach unregelmäßigen Erscheinungen ihren Streit verkündigen, auch dahin hat sich zeitig die Forschbegierde des Menschen gelenkt, offenbar doch voraussezend und wissend daß nur das Gesezmäßige der Mensch zu erkennen vermag, und ein wenn auch lange Zeit vergebliches und daher oft voreilig mit irrigem sich begnügendes Bestreben geäußert, auch da wo beides am wenigsten in die Augen fällt, Ordnung und Frieden zu entdekken, und dadurch das Wahre und Göttliche in dem Wesen und den Verhältnissen der Dinge zu finden. So ist der Mensch offenbar 1–2 Natur ... umgiebt ... ist,] B: Natur, ... umgiebt, ... ist: 3–6 Friedens in ... Erde dem] B: Friedens welche in ... Erde herrschen dem 7 eine Befriedigung] B: die Befriedigung 8–9 Ordnung] B: Ordnung vorzüglich 11–12 in der Welt der Pflanzen und Thiere den] B: in der thierischen Welt sowol als in der der Pflanzen den 14 zusammenstimmt,] B: zusammenstimmt; 15 Aufgabe gewesen] B: Aufgabe geworden 16–26 Ja auch wo ... auch da wo beides] B: Ja auch dahin wo am wenigsten Ordnung und Friede zu bemerken ist, auf das was in den oberen Regionen der Erde vorgeht und den niederen des Himmels, auf den den Einflüssen der Gestirne zugeschriebenen Wechsel der Witterung, wo offenbar Kräfte mit einander streiten, und in anscheinend unregelmäßigen Erscheinungen ihren Streit verkündigen, auch dahin hat sich zeitig die Forschbegierde des Menschen gelenkt, offenbar doch wissend, daß nur das Gesezmäßige der Mensch zu erkennen vermag, und also auch hier Gesezmäßigkeit voraussehend. Ja daran am meisten erkennen wir, wie mächtig diese Voraussezung ist, daß ohnerachtet so geringer Fortschritte und so vielfältiger Täuschungen die Menschen dennoch nie müde geworden sind ihr Bestreben diesen Gegenständen zu widmen, um auch da, wo beides
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nur durch den Glauben daß überall in den Geschöpfen und den Veranstaltungen Gottes Friede müsse zu finden sein allmählig mit der Natur befreundet worden, und durch den Schein je länger je mehr zum Wesen hindurchdringend zur Erkenntniß gelangt, noch immer überzeugt daß er diese nur da habe, wo ihm wirklich Ordnung und Friede schon gefunden ist. Also sei auch dies unser leitendes Gesez wie bei allen Forschungen zum Behuf der Wissenschaft, so auch bei allen unseren Ansichten der Natur zum Behuf des Lebens, daß wir überall das Wahre und Göttliche | nur da sehen, wo wir Ordnung und Frieden erblikken, sonst aber gewiß von trügerischem Schein uns täuschen lassen. Und in der That meine Freunde, alle Klagen die wir so oft hören über das Feindselige was innerhalb der Natur vorgeht, wie jedes des anderen Feind sei, alles einander zerstöre, die ganze Welt nur als der Schauplaz eines ewigen Krieges | könne angesehen werden, hören wir sie nicht am meisten von denen, welche eben in ihrem verkehrten Sinn den Zusammenhang der Welt mit einem höchsten Wesen läugnen, und sie noch unbegreiflicher gewiß nur als ein Spiel des Zufalls ansehen wollen? und demnächst auch wol von denen, die auch noch zu sehr am sinnlichen hangend und eben deshalb im Streit mit dem besseren in sich selbst begriffen eben nichts wichtigeres und größeres kennen als die flüchtige Erscheinung des einzelnen Lebens. Diese freilich zerstört die Natur auf alle Weise aber auch auf die friedlichste, rührendste, beruhigendste, und seine Zerstörung trägt eben so das Gepräge der höchsten Ordnung wie sein Entstehen. Aber warlich der versteht noch nicht das Verhältniß des zeitlichen sinnlichen zu dem ewigen Leben, und ist also noch gar nicht in göttliche Gesinnung eingeweiht, der hierin etwas besseres begehrt oder träumt und das nicht als Frieden und Ordnung erkennt wenn die Natur das Vergängliche zur Ruhe bringt und 1–2 Glauben ... sein] B: Glauben, ... sein, 10–11 da sehen, wo wir Ordnung und Frieden erblikken, sonst aber gewiß] B: da gefunden haben, wo wir Ordnung und Frieden erblikken, wo aber nicht da noch gewiß 12 That ... Klagen ... hören] B: That, ... Klagen, ... hören, 12–14 Feindselige was innerhalb der Natur vorgeht, wie jedes des andern Feind sei, alles einander] B: Feindselige innerhalb der Natur, wie jedes des anderen Feind sei, alles sich gegenseitig 14 Schauplaz] B: Schauplatz 17– 18 sie noch unbegreiflicher gewiß] B: sie, noch unbegreiflicher gewiß, 19 die auch noch] B: die noch 20–21 deshalb im Streit mit dem besseren in sich selbst begriffen] B: deshalb mit dem besseren in sich selbst im Streit begriffen 22–23 Diese freilich zerstört die Natur auf alle Weise aber auch auf] B: Dieses freilich zerstört die Natur auf alle Weise, aber am meisten doch auf 24 trägt eben so] B: trägt in Zeit und Maaß eben so 27–29 der hierin etwas besseres begehrt oder träumt und das nicht als Frieden und Ordnung erkennt wenn die] B: in dieser Hinsicht etwas besseres begehrt oder träumt als was vor Augen liegt, und der die Einrichtungen nicht als Frieden und Ordnung erkennen will, durch welche die
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auflöset. Oder wenn die Klage erhoben wird daß gegen den Menschen | vorzüglich die Natur im Streit ist, daß ihre Unordnungen seine Fortschritte aufhalten, daß ihre feindseligen Kräfte seine Werke zerstören, daß sie mit tausend verderblichen Zufällen seinem Leben und seinen Unternehmungen drohe, rührt sie nicht von denen her, welche nur um ihres Nuzens um ihrer Bequemlichkeit und Trägheit willen eine größere Sicherheit in allen ihren Handlungen wünschen, welche weniger auf den Erfolg im Allgemeinen als auf den Erfolg für sie selbst sehen, und das Bedeutendste in den | Verhältnissen des Menschen zur Natur, sein allmähliges Herr werden über dieselbe wozu ihn Gott eingesezt hat übersehen? Wer aber dieses befördern und also nicht durch ein unerkanntes Glükk begünstiget sein will in Allem was den Menschen verherrlichet, wer immer weniger sein eignes sucht als die Sache der Gesellschaft und der Menschen überhaupt, der findet nur freundliche Annäherungen in allem wodurch die Natur ihn auffordert seine Herrschaft von einer neuen Seite zu erweitern und in allem wodurch sie ihn auch in ihren allgemeinen Zusammenhang hineinzieht, der sieht in allem anscheinenden Streit nur Ordnung und Frieden. Betrachten wir auf der andern Seite die Geschichte, das Leben der Menschen unter einander: so mögen die Meisten wol erschrekken vor dem Gedanken daß das göttliche nur da sei wo Ordnung und Frieden ist. Denn in unseren Vorstellungen von einem Zustande den wir uns als den herrlichsten denken in welchem unsere Natur ihre | volle Befriedigung fände ist dies der wesentlichste und unterscheidendste Zug: aber wenn die Entfernung von diesem unerreichbaren Zustande schon ungöttliches Wesen sein, wenn alles das Zeichen der Verdammniß an sich tragen soll worin die Ordnung immer getrübt ist, und was ohne Unfrieden nicht bestehen kann: wie fielen wir denn in die tiefste Unglükseligkeit zurükk; wie wäre dann an Allem wozu wir unsere Zeit am würdigsten und schönsten zu benuzen glauben so 1 wird] B: wird, 5 drohe,] B: droht, 10–11 dieselbe ... hat] B: dieselbe, ... hat, 11–13 und also nicht durch ein unerkanntes Glükk begünstiget sein will in Allem was den Menschen verherrlichet,] B: nicht in Allem, was den Menschen verherrlichet, nur durch ein blindes Glükk begünstiget werden will, 16 erweitern] B: erweitern, 16– 17 sie ihn auch] B: sie auch ihn 20 mögen die] B: mögen bei dieser Betrachtung die 22–23 Zustande ... denken] B: Zustande, ... denken, 24 fände ist dies der] B: fände, ist dies zwar und bleibt der 27–1 soll ... kann: ... zurükk; ... Allem ... glauben ... göttliches.] B: soll, ... kann; ... zurükk! ... Allem, ... glauben, ... göttliches! 9 Bedeutendste] so B; A: Bedeutenste denste 10–11 Vgl. Gen 1,26.28
24–25 unterscheidendste] so B; A: unterschei-
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gar nichts begehrungswürdiges und göttliches. Denn zuerst was Jeder für sein Volk und | sein Vaterland thut, schiene nur an ungöttliches und verwerfliches gewendet. Oder sind nicht die verschiedenen Völker der Erde uneinig über ihre Grenzen, eifersüchtig über ihre Macht und ihre Reichthümer, als ob die Erde die sie alle erzeugt und trägt sie nicht alle erhalten könnte, ja oft nur abgestoßen durch die so natürlichen und nothwendigen Verschiedenheiten ihrer Sitten und ihrer Denkungsart, in ewigen Kriegen begriffen, so daß der Friede der oft kaum den Namen verdient nur als eine Ausnahme anzusehen ist? Ja sind nicht gewöhnlich auch desselben Volkes verschiedene Abtheilungen in Fehden, wenn auch in ruhigeren, begriffen, sich bestreitend ihre Vorrechte ihren Einfluß auf die gemeinsamen Angelegenheiten auf die herrschenden Sitten? Sehen wir ferner auf das Gebiet der Wissenschaften, das friedliche, auf welchem schon das Streben nach Klarheit alle Verwirrung der Leidenschaften zuerst auflösen, schon der Sinn für das Wahre | und in sich zusammenhängende überall Zwiespalt und Unordnung tilgen sollte: ist es nicht ebenfalls fast immer ein Schauplaz des Streites, und ist nicht so manches von dem vortrefflichsten was die Menschen auf diesem Gebiet hervorgebracht haben nur ein Erzeugniß des Streites gewesen? Ja endlich auch diejenige Veranstaltung, in welcher der Mensch von allem Streit ermüdet ganz eigentlich Friede suchen soll, welche eine Vereinigung sein soll für die, welche auch sonst noch so verschieden sind, um vorzüglich ihres Verhältnisses zu Gott, dem Gott des Friedens und der Ordnung sich bewußt zu werden, ist nicht auch | sie von je her den gewaltsamsten Zerrüttungen und Streitigkeiten von innen und außen Preis gegeben gewesen? sagt nicht schon Christus selbst, er sei nicht gekommen Frieden zu bringen sondern das Schwerdt? Wie nun sollen wir sagen daß alles ungöttlich sei weil in allem Streit ist und Unfrieden? Wollten wir es loben wenn ein Volk seine Selbstständigkeit gegen verwegene Angriffe nicht vertheidigen wollte nur um Frieden zu erhalten? Können wir läugnen daß die Wahrheit immer herrlicher hervorgegangen ist aus jedem Streite, sowol im Gebiet der Wissenschaften als in dem der 4 Grenzen] B: Gränzen 12 Angelegenheiten auf] B: Angelegenheiten und auf 22– 23 für die, welche auch sonst noch so verschieden sind, um] B: für alle auch sonst noch so verschiedene nur fromme und an Christum gläubige, um 28–29 sagen daß alles ungöttlich sei weil in allem Streit] B: sagen, daß alles ungöttlich sei worin noch Streit 32 läugnen] B: läugnen, 2 schiene] so DV; OD: scheint 27–28 Vgl. Mt 10,34
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Religion? Wollen wir unsere Ehrfurcht abschwören gegen die Helden, die sich tapfer bewiesen und Gut Ehre und Leben nicht geschont haben um für Freiheit des Glaubens, für Wahrheit und Recht, für angestammte Ordnung und Sitte zu kämpfen, wenn doch nur im Frieden und in | der Ordnung das Göttliche wohnen kann? Gewiß umsonst würden wir uns bemühen dies alles anders anzusehn und etwa so darzustellen, als ob gar kein Unfrieden da wäre und kein Krieg, und umsonst würden wir läugnen wollen daß auch in diesem Unfrieden sich göttliche Kräfte offenbaren, und gewiß eben so vergeblich würden wir unserm Text widersprechen und uns verbergen wollen, daß Gott nur ein Gott der Ordnung und des Friedens sein kann. Nur Eine Gegend des menschlichen Lebens scheint es zu geben, meine Freunde, wo nothwendig immer und in jeder Beziehung Friede sein muß und Ordnung, wenn nicht ungöttliches Wesen darin herr|schen soll, ich meine das stille Heiligthum der Familie. Rein durch Liebe entstanden wie sie sein soll bleibt auch Alles in ihr in Liebe verbunden; alle Bildung geht ruhig und einträchtig vor sich, jeder wirkt ungestört von den Andern an seinem Plaz zum gemeinsamen Leben das seinige. Sie kann von außen bedroht werden, aber dann tritt derjenige der allein sie gegen Jedermann in der Welt zu vertreten hat ins Mittel, und in ihren sicheren stillen Kreis kann der Unfriede nicht eindringen. Ist aber in ihr Streit: so ist er von innen erwachsen und dann ist sie auch beflekt von bösem ungöttlichem Wesen. Wie wir es nun hier im Kleinen, in dem uns am meisten bekannten und verständlichen sehen, daß wo göttliches Wesen ist da kein Streit innerlich sein darf, so ist es auch überall. Was nur ist in dem Reiche Gottes, darin ist auch Ord|nung und Friede, und Streit giebt es nur in so fern als etwas erst wird und sich bildet. Wie wir es in unserm eignen Herzen fühlen, daß in wie fern es erst gestaltet werden soll in die Züge des göttlichen Ebenbildes, in so fern sich ein Widerstand findet in ihm und die göttliche Kraft im Streit wirksam sein muß: so ist auch überall der Streit nur die Aeußerung der schaffenden der bildenden Kraft Gottes in menschlichen Dingen, welcher die Träg2 und Gut Ehre und Leben nicht geschont] B: und weder Gut und Ehre noch Leib und Leben geschont 4 kämpfen, wenn doch nur] B: kämpfen; wie wir doch müßten, wenn nur 6 und etwa] B: und es uns etwa 16 entstanden ... soll] B: entstanden, ... soll, 19 werden,] B: werden; 23 erwachsen] B: erwachsen, 25– 26 daß ... ist ... darf,] B: daß, ... ist, ... darf: 26 Was nur ist in] B: Was schon wirklich ist und Bestand hat in 27–28 Friede, ... in so fern] B: Friede; ... insofern, 29–30 in wie fern ... in so fern] B: inwiefern ... insofern 31 ihm] B: ihm, 32–2 Streit nur die Aeußerung ... verkennt. Wo nur] B: Streit nur mit den Aeußerungen der schaffenden der bildenden Kraft Gottes in menschlichen Dingen verbunden, wenn ihr die Trägheit des Herzens widerstrebt, oder wenn die Stumpfheit des Verstandes sie verkennt. Wo also nur
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heit des Herzens widerstrebt, welche die Stumpfheit des Verstandes verkennt. Wo nur gegen diesen Widerstand gestritten wird da ist nichts ungöttliches, wenn nur innerlich Friede ist, und Gott bleibt überall der Gott der Ordnung und des Friedens und das göttliche in der That | nur da wo dieses beides sich findet. Wir wissen aber, meine Freunde, nichts auf dieser Welt ist im Gebiete menschlicher Dinge schon rein und vollendet, überall finden wir göttliches und ungöttliches was erst gebildet werden soll und vom göttlichen Geiste durchdrungen. Laßt uns also dies zum Maaßstabe nehmen um zu unterscheiden, was schon ist wie es sein soll und was noch nicht. Wo nur gestritten wird nach außen hin gegen Irrthum, Anmaßung, Verderben aller Art; wo sich in diesem Streit, von welcher Art er auch sei, und mit was für Waffen er geführt werde, wahrer Heldensinn bewährt, innere Ordnung beim äußern Getümmel, unverändert gleiche Haltung unter allen Umständen, Ruhe und Besonnenheit neben der Kühnheit und dem Muth, da ist | gewiß göttliches Wesen, da ist auch das Gefühl des gerechten gottgefälligen und schon deshalb immer siegreichen Streites, der keinen andern Zwekk hat als das göttliche zu erhalten und ihm alles ähnlich zu machen. Wo aber innerer Zwiespalt ist, Unruhe, Unsicherheit, leidenschaftliches Wesen im Streit, da sehen wir nur dasjenige was für den, welcher das göttliche allein in den menschlichen Dingen aufsucht, noch gar nichts ist, sondern erst werden soll, und wir sehn nur, daß wo überhaupt die Kraft und der Geist Gottes bilden und gestalten Friede und Ordnung erst mit gestaltet wird vor unsern Augen, und daß also Gott überall ist der Gott der Ordnung und des Friedens. Und so diene uns auch II. dieser Gedanke zur Richtschnur bei der Anordnung unseres eignen Lebens. | Keiner von uns, meine Freunde, kann Rechnung darauf machen, auch nur einen bedeutenden Theil seines Lebens ohne Aufforderung zum Streit hinzubringen, er entstehe nun nur aus der natürlichen Theilnahme an den gemeinsamen Angelegenheiten, oder es sei, daß wir von unserem besonderen Standpunkte aus unsern Beruf unsere Rechte verfechten und unsern Einfluß sichern müssen. Die durch un2–3 wird ... ist,] B: wird, ... ist; 7–8 göttliches und ungöttliches] B: göttliches, aber überall auch ungöttliches 10 soll] B: soll, 21 dasjenige] B: dasjenige, 23– 24 daß wo überhaupt die Kraft und der Geist Gottes bilden und gestalten Friede] B: daß überall wo die Kraft und der Geist Gottes etwas bilden und gestalten, da auch Friede 27– 28 Anordnung unseres eignen Lebens.] B: Anordnung unseres Lebens. 31–32 er entstehe nun nur aus ... oder es sei, daß] B: entstehe sie nun schon aus ... oder sei es, daß 13 bewährt,] so B; A: bewährt
23 wo] so DV; OD: was
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sere bisherige Betrachtung gestärkte Gewißheit daß nur in innerem Frieden das göttliche sich offenbart, und die sich aufdringende Nothwendigkeit, daß dennoch wo die höhere Ordnung und der göttliche Friede werden soll, Streit erscheinen muß, giebt uns von selbst für unser Verhalten um es zu prüfen und zu ordnen zwei | Regeln an die Hand, Einmal, daß wir uns doch ja nicht verleiten lassen, der äußeren Ruhe den inneren Frieden aufzuopfern, und dann daß wir ja darüber halten bei jedem äußeren Streit unsern inneren Frieden zu bewahren. Laßt uns, sage ich, ja nie der äußeren Ruhe den inneren Frieden aufopfern. Wem wäre es wol nicht unangenehm in Verwikkelungen mit Anderen zu gerathen, welche ein Ansehn von Feindseligkeit haben! Ruhe stören, Freuden verbittern, Beschämung hervorbringen, oft nur durch harte Mittel die angefangene Sache zum glüklichen Ausgange bringen können; gewiß das Alles kann einem wohldenkenden Gemüth keine Freude verursachen, und wenn es nur darauf ankäme einigen Genuß einzubüssen, einige Un|annehmlichkeiten zu erdulden, wer wollte nicht lieber dieses wählen als jenes. Allein, meine Freunde, wir müssen uns wohl vorsehen, daß wir nicht auch dasselbe sagen wo wir nicht nur an Genuß einbüssen, sondern auch an Kräften und an Thaten, wo wir nicht nur Unannehmlichkeiten erfahren würden, sondern einen wahren sittlichen Verlust erdulden. Denn so wie es überall Schwachheiten giebt die auf den ersten Augenblikk gar sehr Tugenden zu sein scheinen: so möchte es wol auch nicht Tugend sein, sondern Schwachheit und eine sehr gefährliche wenn Jemand denkt, ich bleibe ja derselbe, ich kann noch eben so rechtschaffen bleiben eben so tugendhaft handeln, wenn ich auch dies und jenes aufopfere aus Liebe zum Frieden, wenn ich auch hier nicht so eingreife mit mei|nen Kräften wie ich könnte, wenn ich auch hier mein Ansehn nicht so wie ich könnte geltend mache um Andere zur Einsicht ihrer Fehler zu bringen, oder um die Ausführung derselben zu hindern, oder ihren Folgen vorzubeugen. Gewiß nicht nur schwach, nicht nur feigherzig ist eine solche Maaßregel, sondern für Jeden selbst höchst gefährlich. Denn das ist nur Schein und Mißverstand daß Streit, wohlgeführter Streit für die Sache der Wahrheit des Rechts, des Guten auf dem Felde auf welchem unsere Wirksamkeit gefordert wird etwas ungöttliches sein 15–16 können; ... veursachen,] B: können, ... verursachen; 19 sagen] B: sagen, 23 giebt] B: giebt, 25 gefährliche] B: gefährliche, 29 könnte, wenn ich auch hier] B: möchte, wenn ich auch dort 30–32 Fehler zu bringen, oder um die Ausführung derselben zu hindern, oder ihren Folgen vorzubeugen.] B: Irrthümer zu bringen, oder die Ausführung ihrer verderblichen Absichten zu hindern, oder den Folgen ihrer Fehltritte vorzubeugen. 34–35 Mißverstand ... Wahrheit] B: Mißverstand, ... Wahrheit,
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könnte; aber das ist eine heilige Wahrheit, daß wer in seinem Beruf nachläßt, wer was ihm angewiesen ist zu bilden ungebildet läßt, und lieber in der Nichtigkeit ruhen was durch seine Mitwirkung zu göttlicher Gesezmäßigkeit | zu wahrem Leben gedeihen könnte, daß der unvermeidlich seinen innern Frieden in Gefahr bringt, den wir nur erhalten, wenn wir mit allen unseren Kräften allem was göttlich ist uns hingeben. Oder wie wollen wir mit dieser Handlungsweise bestehen vor dem Gericht Gottes welches in unserer eigenen Brust gehalten wird, und wozu der Maaßstab vor unsern Augen da liegt. Denn wenn Gott überall im Reiche seiner Gnade es nicht scheut, damit höherer Friede werde durch scheinbaren Unfrieden aus der todten Ruhe erst aufzustören was lebendig werden soll: wie wollten wir gerechtfertiget sein, wenn wir so weit von seinem Vorbilde abweichen und dabei selbst in todte Ruhe versinken? Wenn Gott troz jenes Scheines | immer der Gott des Friedens bleibt, und wirklich auch seine bildende Kraft in Frieden ist mit dem Innersten und Heiligsten jedes lebenden Wesens welches sie bildet, wie sollten wir uns mit einer leeren Entschuldigung behelfen von Frieden den wir stören, von Schmerz den wir verursachen, und nicht vielmehr fühlen müssen, daß bei redlichen Bemühungen auch wir in Frieden sind und in Einstimmung mit der einwohnenden Vernunft derer welchen wir scheinbar feindlich und hart begegnen? Kann dabei das Gewissen ruhig bleiben? Können wir Frieden behalten, wenn wir so von der strengen Regel abweichend die Sicherheit unseres Lebens und Verhaltens aufgeben? Und wenn wir so auf die Stimme der Vernunft in Andern nicht achtend, nur darauf sehn wie wir ihr sinnliches Gefühl bewegen, ist es nicht natürlich daß wir gegen | uns eben so handeln werden wie gegen sie? Ja, meine Freunde, immer haben wir auch an uns selbst zu bilden, in uns ist Rohheit und Verderben wie außer uns, und immer sind wir in einem edlen und heiligen Streit auch mit uns selbst begriffen. Wenn wir diesen auch scheuen, wenn wir hier auch die Stimme der Vernunft in uns nicht achtend nur unserer Sinnlichkeit schmeicheln: wie bald werden wir alles verlieren was wir hatten! Und wenn wir mit Andern weniger von der Liebe zum Rechten und Höchsten getrieben handeln als mit uns selbst; wie wollen wir den innern Frieden bewahren der nur fest stehn kann so lange der Mensch uns überall gleich viel werth ist, an uns 9 liegt.] B: liegt? 12 aufzustören] B: aufzustören, 17 bildet,] B: bildet: 21 derer] B: derer, 28–29 in uns ist Rohheit und Verderben wie] B: Rohheit und Verderben sind in uns wie 33 wir mit Andern weniger] B: wir wo es Anderen gilt weniger 35–36 bewahren ... kann] B: bewahren, ... kann, 36–1 an uns und an Andern,] B: in uns wie in Andern, 27 sie?] so B; A: sie.
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und an Andern, so | lange wir uns das Zeugniß geben können daß wir unsern Nächsten lieben als uns selbst. Nie also, nie laßt uns den inneren Frieden in Gefahr bringen um dem äußern Streit zu entgehn zu dem wir doch berufen sind. Und der zu dem wir berufen sind trägt in sich selbst schon Gesez und Ordnung. Er ist nicht ein wilder Krieg, nicht ein leidenschaftliches Getümmel, sondern ein besonnener Widerstand der sein Ziel nie aus den Augen verliert oder überschreitet, der sich auf nichts fremdes ausdehnt und kein anderes Verhältniß verlezt. Dadurch zeigt sich auch schon an ihm selbst wie er dem Frieden angehört, und darum hängt mit jener Vorschrift so genau die andere zusammen, daß wir bei jedem äußeren Streit, wie wichtig er uns auch sei, den inneren Frieden ungestört bewahren müssen. | Es muß Jedem einleuchten, daß wenn wir wirklich nur für die Sache Gottes streiten und keine Nebenabsicht unsere Stimmung und unser Thun verunreiniget, alsdann der Friede aus unserm Herzen niemals weichen kann. Denn alsdann ist ja in unsere reinste Liebe derjenige mit begriffen gegen den unser Handeln gerichtet zu sein scheint, und das Gefühl allgemeiner ungetrübter Liebe ist die sicherste Gewährleistung des Friedens; alsdann ist keine Stimme in uns laut, als welche das Gebot des Friedens ausspricht, keine Kraft in uns thätig und herrschend als die welche die Quelle alles wahren Friedens ist. Aber wie schwer es ist uns so rein zu erhalten im | Streit, auch in dem der mit der reinsten Absicht begonnen ist, wer könnte so alle Eitelkeit alle Selbstsucht alle krankhafte Reizbarkeit abgelegt haben, daß er das nicht fühlen sollte! Wenn unsere Absicht verkannt wird, wenn unser Eifer nichts fruchtet, wenn die kleinlichen Maaßregeln, beliebt bei Allen, welche Vorwand suchen um den Ansinnungen der Vernunft auszuweichen uns ermüden, wie leicht sind wir da verleitet zu einem falschen Schritt, und ein falscher Schritt von den Gegnern des Guten recht benuzt um die Eigenliebe aufzuregen wie verborgen sie auch sei, wie viele andre zieht er nach sich. Und wenn wir so mitten in den aufrichtigsten Bestrebungen für das Gute doch aus der Reinheit und sichern Ruhe des Herzens uns heraus geworfen fühlen und in eine unklare bittere Stimmung versezt, welche uns selbst mißfällt und un1 können] B: können, 5 der ... sind] B: der, ... sind, 7 Widerstand] B: Widerstand, 10 selbst ... angehört,] B: selbst, ... angehört; 11–13 bei jedem ... müssen.] B: bei jedem äußeren Streit, wie wichtig er uns auch sei, den inneren Frieden ungestört bewahren müssen. 18 begriffen] B: begriffen, 22 herrschend] B: herrschend, 29–32 ermüden, ... Schritt, ... aufzuregen ... sich.] B: ermüden: ... Schritt! ... aufzuregen, ... sich! 2 Vgl. Mt 19,19; 22,39 und Lk 10,27 jeweils mit Zitat von Lev 19,18
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heilig erscheint, wie schwer ist es dann eine von beiden Abweichungen | zu vermeiden, daß wir entweder nicht mehr rein für die Sache Gottes streiten, sondern nun auch für unser Selbst, für unsere Eitelkeit und Ehre, und jene immer mehr aus den Augen verlierend, immer mehr nur dieser dienen, oder daß wir eben aus Furcht in diese Verirrung zu gerathen, auch die Sache die uns anfänglich so rein begeisterte fahren lassen und auch für die Zukunft mißtrauisch gegen uns selbst gemacht immer zaghafter werden uns in irgend einen rühmlichen Streit für das Wahre und Gute einzulassen, thörichter Weise damit uns entschuldigend, daß doch die Kinder der Finsterniß immer klüger sind als die Kinder des Lichts.| Darum sei unser erster und lezter Streit der nie aufhöre und alle Zeiten in welchen von sonst her Ruhe sein würde immer ausfülle der gegen uns selbst. Wem nicht eine Begünstigung der Natur sie gegeben hat, und auch die würde noch müssen gereiniget werden der erlangt nur durch die anhaltendsten mühsamsten Anstrengungen die Festigkeit, die Besonnenheit, die Ruhe, welche mitten im Streit und in den Verwirrungen des Lebens zu bewahren leicht die höchste Tugend des Mannes sein mag. Wenn der Mensch das Bild Gottes auf der Erde darstellen soll so stellt ein solcher es vorzüglich dar in der Beziehung welche uns jezt beschäftiget hat. Wie alles göttliche Ordnung und Friede ist auch unter dem Scheine des Gegentheils, das schaue Jeder zunächst an denen, die in solchem Sinne und mit solcher Kraft, Tüchtigkeit und Liebe arbeiten, bessern, streiten, lerne an ihnen | wahrnehmen und heilig halten Ordnung und Frieden; und je mehr wir uns in dieses Bild gestalten, um desto mehr werden wir einer reinen Erkenntniß Gottes fähig sein und einer ungetrübten Liebe zu ihm, und ihn immer als Liebe schauen als Heil und als Friede.
1 erscheint,] B: erscheint: 5–6 daß wir ... auch die Sache ... begeisterte] B: daß wir, ... auch die Sache, ... begeisterte, 12–15 Streit ... aufhöre ... würde ... ausfülle ... werden] B: Streit, ... aufhöre, ... würde, ... ausfülle, ... werden, 19 Mensch das Bild] B: Mensch überhaupt das Bild 20 soll] B: soll: 20 Beziehung] so B; A: Bezeichnung 10–11 Vgl. Lk 16,8
22 das] des
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29–30 daß wir,] B: daß, wir
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V. Ueber die Benuzung öffentlicher Unglüksfälle.
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Himmlischer Vater heilige in Deiner Wahrheit uns Alle, die wir hier zur gemeinschaftlichen Anbetung versammelt sind, daß die Herzen gereiniget werden und gestärkt durch das Gefühl Deiner Nähe und die Betrachtung Deiner Liebe. Wie wir auch sonst mögen verwikkelt sein in das Getümmel der Welt: hier ist doch die Wohnung heiliger Ruhe und Stille. Laß sie für uns Alle eine Freistätte sein, wo das gedrükte Herz sich erholt und erquikt! Wieviel wir auch mögen verloren haben von äußeren Gütern, wieviel freundliche Hofnungen uns auch mögen zerstört worden sein: hier erfreuen wir uns eines Gutes, welches keine Gewalt uns rauben kann; hier wird unser Auge gerichtet auf eine unzerstörbare Hofnung! O daß wir uns Alle reich fühlen mögen in dem Bewußtsein unter die Zahl Deiner Kinder zu gehören, glüklich und sicher in der Zuversicht, daß Du es wol meinest und | wohl machst. Wenn dies Gefühl unser Herz belebt, dann werden wir auch richtig umherschauen mit den Augen unseres Geistes! wenn diese Ruhe der Kinder Gottes sich unserer bemächtiget hat, dann werden wir auch mit festem Blikk die Welt Deiner Führungen betrachten! Ja heiliger Gott, daß | Deine Wege die unsrigen werden, daß wir verstehen lernen und Deiner würdig gebrauchen alles was Du uns bereitet hast, das ist das Ziel unserer Weisheit. Alle, wir fühlen es, sind wir noch weit davon entfernt; alle fürchten wir noch mehr oder minder, daß es da dunkel sei und unheimlich, wo uns das Licht irdischer Sicherheit und Hofnung ausgeht; alle sträuben wir uns noch mehr oder minder gegen die heilsame Arzenei, die den Verwöhnten nichts liebliches darbietet, die Du uns aber doch gemischt hast. O verzeihe Du Deinen Kindern die Schwachheit von deren drükkenden Gefühl wir gern erlöset wären, und wenn wir uns hieher zurükziehen von der Welt, um uns 3 Vater] B: Vater, 19 sich unserer bemächtiget hat,] B: ihren Sitz in uns aufgeschlagen hat, 20 die Welt] B: den Zusammenhang 22 alles] B: alles, 30–31 wären,] B: wären! 2 Predigt zum 25. Sonntag nach Trinitatis am 23. November 1806 in der Domkirche zu Halle an der Saale; vgl. den Entwurf in KGA III/3
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in das Meer Deiner Liebe und Deiner Weisheit zu versenken: so wirke Du auch heilsam auf uns durch Deinen Geist, um uns mehr und mehr zu reinigen von allem was Dir mißfällig ist, und laß uns kräftig ermuntert, mit reichen Segnungen begabt, in Deines Sohnes Bild aufs neue gestaltet, und durch ihn mit Dir inniger vereiniget von dannen gehn. | Text. Röm. 8, 28. Wir wissen aber, daß denen die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen.
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Immer meine Freunde ist es ein erhebendes und schönes Geschäft von dieser Stätte herab das Wort des Herrn zu verkündigen, durch die Macht der Wahrheit die Gemüther von dem irdischen zu dem göttlichen hinaufzuziehen, und durch dies Gefühl der höchsten Liebe eine mehr als irdische Seligkeit mittheilend zu | erregen und zu erhalten. Aber einen ganz eigenen Reiz erhält noch dieses Geschäft unter den gegenwärtigen Umständen, wo das von der unwiderstehlichen Gewalt zerstörender Ereignisse zusammengepreßte Herz Erfrischung sucht in der Religion, und sich flehend und sehnsüchtig aufthut um ihre tröstenden Segnungen zu empfangen. Ja Trost gewährt sie und Beruhigung; das begehren sogar die nicht abzuläugnen, welche selbst nicht von ihrer himmlischen Kraft durchdrungen sind, sondern fühlen sich oft fast wider Willen gedrungen Andere zu beneiden um diese göttliche Schuzwehr gegen die Stürme des Lebens. Allein, meine Freunde, das Tröstliche der Religion läßt sich nicht abgesondert mittheilen; sondern nur diejenigen sind dessen empfänglich, welche auch sonst in den frommen Gesinnungen leben, auf denen es allein beruht, und nur denen kann es wirklich zusagen, die nichts anderes suchen als was mit diesen übereinstimmt. Darum indem | ich mich bemühen will den Trost der Religion mitzutheilen, auch für die Umstände die uns jezt drükken, scheint mir doch nöthig, daß wir uns vorher über das verständigen, was wir begehren, damit erst unser Verlangen geheiliget 3 ist,] B: ist; 6 gehn.] B: gehn! 10 Immer meine Freunde] B: Immer, meine Freunde, 13 dies Gefühl] B: das Gefühl 17–21 in der Religion, ... ihre tröstenden Segnungen ... gewährt sie ... ihrer himmlischen Kraft] B: im Christenthum, ... dessen tröstende Segnungen ... gewährt es ... seiner himmlischen Kraft 21–22 sondern fühlen sich oft fast wider Willen gedrungen Andere] B: indem sie sich oft fast wider Willen gedrungen fühlen uns Andere 23 Schuzwehr] B: Schutzwehr 24 der Religion] B: des Christenthums 26–27 auf denen es allein beruht, und nur denen kann es] B: die es einflößt, und nur denen kann sein Trost 28 diesen übereinstimmt. Darum] B: diesen Gesinnungen übereinstimmt. Darum, 28–30 den Trost der Religion mitzutheilen, auch für die Umstände die uns jezt drükken, scheint] B: auch für die Umstände, die uns jezt drükken, den Trost des Christenthums mitzutheilen scheint
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werde, und nichts Unreines zurükbleibe, wofür das Christenthum keine Befriedigung gewähren kann. Gewiß ein kräftigerer Trost kann nicht dargeboten werden, als der in den Worten unseres Textes enthaltene, daß alle Dinge zum Besten gereichen müssen. Nur hat man ihnen von je her manche unreine Deutung untergelegt und unwürdige Hofnungen da|hinter verstekt. Ehe wir uns daher diesen Trost ausführlicher vorhalten, laßt uns ja bedenken, daß er nur denen gegeben wird, die Gott lieben. Wir sind gewohnt die Menschen vorzüglich so zu unterscheiden, daß eben dieses, daß sie Gott lieben von Einigen muß bejahet werden von Andern aber verneinet, und dieser Unterschied ist auch sonst wohl begründet. Es giebt allerdings Einige, in denen die Liebe zu Gott die Oberhand hat, es giebt Andere, bei denen sich überall stärkere Spuren zeigen von der Liebe zur Welt. Allein in Bezug auf den Inhalt unseres Textes kann uns dieser Unterschied nicht Genüge leisten. Würden wir nicht erschrekken über unsere Härte, wenn wir irgend einen Menschen durch unser Urtheil als einen solchen bezeichnen wollten, der von Liebe zu Gott entblößt, und also auch nicht mit eingeschlossen wäre in diese seine vorsorgende Liebe die unser Text beschreibet? und würden wir nicht eben so erschrekken, über | unsere Anmaßung, wenn wir von uns selbst behaupten wollten, wir wären so vollendet in der Liebe zu Gott, daß uns gewiß alles zu dem dienen müsse, was wir, wie wir eben sind, jedesmal für das Beste hielten? Wäre nicht beides ein Wahn, der uns zu menschenfeindlichem Aberglauben verleiten müßte in Absicht dessen was Andern begegnet und zu gefährlichem Irrthum in Absicht dessen was uns selbst bevorsteht? Nein, hier wo es uns darauf ankommt, Gott in seinen Führungen zu verstehen und zu rechtfertigen, hier laßt uns alles recht genau nehmen, und in uns selbst den Unterschied aufsuchen zwischen dem Menschen, der | Gott liebt und der nicht, ausgehend von dem demüthigenden aber gewiß richtigen Bewußtsein, daß wir noch nicht ganz in der Liebe zu Gott und durch sie leben. Ja leider ist in uns Allen etwas, das nur nach dem Angenehmen und Erfreulichen strebt, das sich Entwürfe sezt und Wünsche bildet nur in Bezug auf das was für Jeden nach seiner Stimmung das vorzüglichste ist unter den irdischen Dingen. Für dieses Streben, wenn wir uns damit nicht bis ins Gesezwidrige verwirren, sondern nur innerhalb des Erlaubten, wie wir uns ausdrükken, seine 11 verneinet,] B: verneinet; 19 diese seine vorsorgende Liebe] B: diese vorsorgende Liebe Gottes 25 begegnet] B: begegnet, 26 hier wo] B: hier, wo 28–29 und in uns selbst] B: und jeder in sich selbst 31 daß wir] B: daß auch wir 35–36 Für dieses Streben] B: Dieses Streben 37 ausdrükken,] B: auszudrükken pflegen,
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Befriedigung aufsuchen, kann zwar die Liebe zu Gott die Kraft sein, welche es beschränkt, aber gewiß nicht die aus welcher es hervorgegangen ist. Denn es richtet sich ja nicht in dem Maaß auf etwas oder wendet sich ab, als jegliches den Willen Gottes darstellt und fördert; sondern danach wie etwas angenehm ist und erfreulich | wird es stärker oder schwächer. Und das wissen wir Alle daß, was gleich sehr erfreut doch sehr verschiedenen Werth haben kann in Bezug auf Gott, und was gleich wohlgefällig ist vor ihm dennoch gar verschieden wirken kann auf dieses Gefühl. Wie schuldlos also auch dieses scheint, und wie untadelig es sich gebehrdet, es ist doch in uns Allen der Mensch der Sünde, der Gott nicht liebt sondern die Welt. Sehet da, die eigenthümlichen Grenzen in denen der Trost des Christenthumes eingeschlossen ist, daß, indem ich ihn uns aneigne, ich diesem Menschen in uns nichts verbürgen, und ihm nicht zusichern kann, daß irgend etwas zu seinem Besten gereichen werde. Es kann der un|schuldigste ruhigste Lebensgenuß sein, worauf er ausgeht: ich weiß doch nicht, wenn dieser einen Stoß erlitten hat, durch die Zerrüttungen der Zeit, wenn die Mittel ihn immer wieder zu erneuern verschwunden sind, ich weiß nicht, ob die Wunde heilen, ob die Lükke sich wieder ausfüllen wird. Es kann eine unbescholtene Wirksamkeit sein, die er durch vielfache Verbindungen in der Welt weit zu verbreiten suchte: ich weiß nicht, wenn diese Fäden vielleicht größtentheils zerrissen sind, ob das Ganze sich wieder werde herstellen lassen, und die Religion giebt keine Zuversicht, daß alles wieder sein werde wie zuvor. Ja dies gilt nicht nur von dem kleineren Gebiet des einzelnen Menschen, sondern auch in ihren mannigfaltigen Verbindungen und dem gemeinschaftlichen Leben, welches sie führen, giebt es einen solchen irdischen Menschen, einen solchen nur auf Glanz auf Ge|nuß auf äußeren Schein gerichteten Sinn, der nicht Gott und das göttliche liebt; und auch für eine solche Art die Seinigen oder das gemeine Wesen zu lieben weiß ich keinen Trost. Ist vieles, vielleicht der größte Theil von dem verloren gegangen, was einem solchen Sinn schmeicheln konnte unter uns: ich kann keine Bürgschaft leisten, wieviel oder wie wenig davon werde wieder zu gewinnen sein. Was wir auch über die Zukunft denken und menschlicher Weise von ihr hoffen mögen, im Na1–3 kann zwar die Liebe zu Gott die Kraft sein, welche es beschränkt, aber gewiß nicht die aus welcher es hervorgegangen ist.] B: kann zwar durch die Liebe zu Gott auf mancherlei Weise beschränkt werden, aber gewiß kann es nicht aus ihr hervorgegangen sein. 5 danach ... erfreulich] B: danach, ... erfreulich, 8 vor ihm] B: vor Gott, 12 Grenzen] B: Gränzen, 23–24 die Religion] B: das Christenthum 30–31 lieben weiß ich keinen Trost.] B: lieben, weiß ich keinen Trost aus unserm Text. 8 ist vor ihm] so DV; OD: ist
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men der Religion wenigstens wäre es frevelhaft, irgend eine solche Hofnung zu begünstigen, daß was jezt irdisch verloren ist zu einer andern Zeit irdisch werde ersezt werden. Der Trost | der Religion ist nur für den Menschen der Gott liebt. Dieser ist in uns die Kraft des göttlichen Willens und Geistes selbst; und wenn Ihr fragt, welches denn nun sein Bestes zu dem alles dienen soll sei: so sage ich, nicht etwa daß er selbst besser und vollkommner werde in sich, denn was uns treibt Gott zu lieben ist vollkommen; sondern nur, daß er alle irdische und menschliche Kräfte in uns immer mehr an sich reiße und sich zu eigen mache, so daß nichts anderes in uns wirkt und gebietet, als er. Wenn nun die Gesinnung selbst vollkommen ist, und nur die Macht, welche sie ausübt, wachsen soll, so geschieht dieses durch Einsicht. Denn durch Einsicht und Erkenntniß herrscht die Gesinnung, Unkenntniß aber und Unwissenheit machen sie unwirksam. Daß wir also uns selbst erkennen, wie weit wir nemlich in dieser Verei|nigung mit dem göttlichen gediehen sind und daß wir Gott erkennen, auf welche Art er nemlich in der Welt und in dem Menschen wirkt, dies ist jenes Beste, wozu uns Alles dienen muß, wie die göttliche Offenbarung uns verheißt. Und wie uns dazu, auch was jezt geschehen ist, gereichen muß, auf das wichtigste hievon will ich jezt eure Aufmerksamkeit lenken. I. Zuerst also laßt uns betrachten, wie unsere Unfälle eine gleichsam unwiderstehliche Aufforderung enthalten uns das herrliche Gut der Selbstkenntniß in einem höheren Grade zu verschaffen. Wie übel derjenige berathen ist, der um sich selbst nicht weiß, oder der leichtsinnigerweise von sich selbst | etwas hält, was sich noch nicht durch Erfahrung hinreichend bewährt hat, das müssen wir Alle fühlen. Und daß es kein besseres Mittel giebt uns diese Erfahrung zu verschaffen, daß nichts so schnell und bestimmt uns über uns selbst aufklärt, falschen Schein verschwinden macht, und unerkannte Wahrheit ans Licht bringt, als die Widerwärtigkeiten des Lebens, das ist längst von allen Weiseren und Besseren anerkannt. Schon wenn sie den Einzelnen allein treffen in seinem engeren Kreise leisten sie ihm diesen Dienst, und indem wir ihn bedauern, hoffen wir immer zugleich, er lerne in der Schule des Unglüks mancherlei Weisheit. Allein noch weit geschikter sind zu diesen Belehrungen die großen Erschütte1 der Religion] B: des Christenthums 2 daß was jezt irdisch verloren ist] B: daß, was jezt irdisch verloren ist, 3 der Religion] B: des Christenthums 6 Bestes ... soll sei:] B: Bestes, ... soll, sei, 16 sind] B: sind, 18 dies] B: dieß 20 gereichen muß,] B: gereichen soll und kann, 34 Dienst, und indem wir ihn] B: Dienst; und indem wir einen solchen
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rungen, die allgemeinen Unglüksfälle. Denn diese | sezen auch dasjenige ins Licht, was die besonderen Unfälle gar nicht beleuchten, die Stärke und Schwäche, die Tugenden und Fehler der Menschen in den bedeutendsten und größsten Verhältnissen des Lebens; in ihnen steht eine größere Gewalt gegen ihn auf, und weniger Schuz findet er außer sich, denn eben dieser Schuz ist mit bedroht: Daher sind denn die allgemeinen Unglüksfälle dieser Zeit vorzüglich geschikt uns kennen zu lehren auf der einen Seite die Fehler, welche unter uns herrschen und die Schranken in denen die Kraft frommer und mannhafter Gesinnung unter uns noch eingeschlossen ist, auf der andern Seite aber auch das Gute und Schöne was die göttliche Gnade schon unter uns entwikkelt hat. | Wenn ich uns zunächst, um auf unsere Fehler aufmerksam zu machen, auf den Schauplaz jenes großen Kampfes hinweise, von dessen bis jezt nachtheiligen Erfolgen wir uns so tief bewegt und gedrükt fühlen: so darf es nicht meine Absicht sein, die Fehler zu benennen, oder gar im Einzelnen zu würdigen, die dort auf Seiten der Unsrigen sind begangen worden, und über die so viel geurtheilt und geklagt wird. Das aber darf ich voraussezen und beseitigen, daß Viele sagen möchten, dies wären doch nicht unsere Fehler, und fragen, wie dann wir die Untergebenen, die stillen Bewohner des Landes Selbsterkenntniß lernen sollten aus den Fehlern der Krieger oder derer welche die Zügel der Verwaltung in Händen haben. Gewiß diese Frage | wäre nur ein neuer Fehler, eine viel zu scharfe Trennung des Einzelnen vom Ganzen, und ein neuer Beweis wie sehr wir es nöthig hatten, grade durch solche Erschütterungen erwekt zu werden, die uns den Zusammenhang des Einzelnen mit dem Ganzen offenbaren. Warlich wir dürfen uns nicht freisprechen von den Fehlern welche sich in dem gemeinen Wesen vorfinden, sie sind so gewiß die Unsrigen, als sich Weisheit und Tugenden des Ganzen nur aus denen der Einzelnen erzeugen und ernähren können, aber aus diesen auch unfehlbar hervorgehn. Wo Unerschrokkenheit und Verachtung der Gefahr, wo Ordnungsliebe und treuer Gehorsam herrschende Züge sind in dem Charakter der Mitglieder eines Volkes, da wird unmöglich Muthlosigkeit und Unge1 Unglüksfälle. Denn] B: Unglüksfälle; denn 4–5 Lebens; in ihnen steht eine größere Gewalt gegen ihn auf,] B: Lebens. In solchen Unfällen steht eine größere Gewalt gegen den Menschen auf, 6 bedroht:] B: bedroht. 8 herrschen] B: herrschen, 16 Fehler zu benennen,] B: Fehler nahmhaft zu machen, 18 viel geurtheilt und geklagt] B: scharf geurtheilt und so bitter geklagt 19 voraussezen und beseitigen,] B: voraussezen, 21 wir] B: wir, 22 der Krieger] B: der Feldherrn, der Krieger, 27–28 wir dürfen] B: wir alle dürfen 28–29 Fehlern ... vorfinden,] B: Fehlern, ... vorfinden; 30 denen] B: deden
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bundenheit sich dann in großen Massen offenbaren wann | nur durch jene Tugenden das gemeine Wesen kann gerettet werden. Wo es allgemeine Sitte ist, eigne Angelegenheiten bei Seite zu stellen sobald es die Sache des Vaterlandes gilt, da werden gewiß nicht durch kleinliche Eifersucht und persönliche Streitigkeiten in den wichtigsten Augenblikken dem Vaterlande schwere Wunden geschlagen. Wo es allgemeine Sitte ist unter einem Volk, die gute Gesinnung und das durch sie gebildete Talent zu ehren; wo die öffentliche Stimme Jeden von einem Plaz zurükschrekt, den er nicht ausfüllen kann, und Jeder von selbst derjenigen Thätigkeit zueilt, welche seinen Kräften angemessen ist: da können unmöglich gerade in der dringendsten Zeit durch Mißgriffe und verkehrten Ge|brauch der vorhandenen Mittel so allgemeine Unfälle vorbereitet werden. Ja, so gewiß es ist, daß das Ganze und der Theil, wie Ein Leben und Ein Geschikk, so auch dieselbe Tugend und Gesinnung haben; so gewiß es ist, daß dasjenige, was die Regierenden einzusehen und auszurichten vermögen, immer im Verhältniß steht mit der Weisheit und Tüchtigkeit, welche im Ganzen verbreitet sind: so gewiß müssen die Fehler, welche sich in den Thaten des Ganzen offenbaren, auch verhältnißmäßig in denen der Einzelnen anzutreffen sein, und wir schauen in jenem Spiegel nur nach einem größeren Maaß entworfen unser eigenes Bild. Haben wir recht, dort Ungeschikk, Verzagtheit, Persönlichkeit und Eitelkeit zu tadeln: so werden wir gewiß dieselbigen Züge auch in dem stillen und kleinen Thun der Einzelnen wiederfinden, nur daß sie uns | noch länger würden verborgen geblieben und wir in einem verderblichen Wahn hingegangen sein, wenn nicht eben diese erschütternden Ereignisse sie uns in einer größeren Gestalt gezeigt hätten. Nach dieser Anweisung nun seinen Antheil an diesen gemeinschaftlichen Fehlern aufzusuchen in seinem Leben, dies muß ich jedem selbst überlassen, nur daran noch erinnernd, wie das was uns selbst unmittelbar getroffen hat in diesen Tagen des Schrekkens uns nicht minder lehrreich ist in dieser Hinsicht. Ob wir kleinmüthig sind und furchtsam, ob wir mit der gewöhnlichen Ordnung der Dinge und den 1 offenbaren] B: offenbaren, 3 Sitte] B: Handlungsweise 3–4 stellen ... gilt,] B: stellen, ... gilt; 13 vorbereitet werden.] B: herbeigeführt werden. 19 in denen der Einzelnen] B: in den Einzelnen 20–21 Spiegel ... entworfen] B: Spiegel, ... entworfen, 21 recht,] B: recht 29 in seinem Leben,] B: im eigenen Leben, 31 unmittelbar getroffen hat in diesen Tagen des Schrekkens uns] B: unmittelbar in diesen Tagen des Schrekkens getroffen hat uns 33–1 wir mit der gewöhnlichen Ordnung der Dinge und den gewohnten Hülfsmitteln zugleich auch] B: wir, wo die gewöhnliche Ordnung der Dinge uns verläßt, und die gewohnten Hülfsmittel versagen, sogleich auch 40 wo die gewöhnliche] B: wo gewöhnliche
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gewohnten Hülfsmitteln zugleich auch die | gewohnte Lust und Leichtigkeit des Handelns mehr als billig ist verlieren, ob wir für uns und die welche wir lieben mehr an dem Wesen des Lebens hängen oder an dem Schein: wie konnten wir das besser erfahren als zu der Zeit der Gefahr, wo wir aus der langgewohnten Ruhe aufgeschüttelt unbekannten Schreknissen hingegeben waren? und eben so werden wir es noch auf mancherlei Weise inne werden in der Zeit der Drangsale und der Beraubungen auf welche wir rechnen müssen. Eben so nun sind auch Zeiten wie diese vorzüglich geschikt uns die Grenzen unserer guten Eigenschaften kennen zu lehren. Alles Gute in dem Menschen, meine Freunde, hat zu jeder Zeit sein bestimmtes Maaß. Es soll allerdings immer im Wachsen begriffen sein, aber eben um den Eifer hierzu lebendig zu erhalten, daß Jeder nach dem strebe was vor ihm liegt, und sich nicht träger Weise wohl sein lasse bei | dem was er schon erreicht hat, ist nothwendig daß wir nicht mehr von uns halten als wahr ist, und daß wir das jedesmalige Maaß unserer Tugend genau kennen. In Zeiten der Ruhe sind wir nur zu sehr geneigt zuviel von uns zu halten. So lange uns nur solche Aufgaben vorkommen, welche uns mit leichter Mühe gelingen, begleitet uns überall ein schmeichelndes Gefühl von Zufriedenheit, das gar leicht in den Wahn ausartet, als hätten wir Ueberfluß von Tugend und Kraft, nicht nur über das dessen wir jezt gerade bedürfen, sondern auch überhaupt über das, was uns wahrscheinlicherweise je|mals vorkommen könne. Wir haben dies jezt an unserer gemeinen Sache gesehen. So lange alles in seiner gewohnten Ordnung ging, wie zufrieden waren wir nicht, wie sehr glaubten wir nicht im Vertrauen auf unsere sittlichen Kräfte das Schiksal herausfordern zu können. Es ist gewiß auch ein bestochenes Urtheil, wenn man jezt sagt es habe an allen Tugenden gefehlt, die wir uns zutrauten; aber das Maaß erkannten wir wirklich nicht. Dazu nun verhilft Kampf, Widerwärtigkeit, kurz alles was das ganze Maaß unserer Kräfte aufbietet. Aber Unfälle, die nur den Einzelnen betreffen, begründen kein sicheres Urtheil; zu leicht gewinnen dann unter schwierigen Umständen unreine Bewegungsgründe Einfluß auf sein Betragen. Er weiß, daß er sich entweder in einem rühmlichen Lichte zeigen kann, oder im entgegengesezten Falle dem Tadel und den Vorwürfen nicht entgehen wird; seine Eitelkeit wird also erregt und wirkt mit, und er kann von dem Maaß | seiner Tugend um so 2 verlieren,] B: verlieren; 4–5 zu der Zeit der Gefahr,] B: in diesen bedenklichen Tagen, 8 Beraubungen] B: Beraubungen, 10 Grenzen] B: Gränzen 12– 13 sein, aber eben um den Eifer hierzu] B: sein; aber eben um den Eifer dazu 13– 14 strebe was vor ihm] B: strebe, was noch vor ihm 15 nothwendig] B: nothwendig, 17 Tugend] B: Tüchtigkeit 22 über das] B: über das, 28 sagt] B: sagt, 33 Bewegungsgründe Einfluß] B: Bewegungsgründe einen vortheilhaften Einfluß
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weniger eine sichere Kenntniß erwerben, als die Menschen mit nichts so sehr geneigt sind sich zu zieren und zu schmükken, als mit einem würdigen oder angenehmen Betragen in persönlichen Widerwärtigkeiten. Aber in Zeiten der allgemeinen Noth ist an eine solche Mitwirkung der Eitelkeit weniger zu denken; der Einzelne wird weder so sehr bemerkt noch glaubt er es zu sein, die größere Zahl der Schwächern kommen sehr bald überein einander nur zu viel zu verzeihen, die feigherzige Schlechtigkeit, welche sich so | gern damit entschuldigt daß Andere es nicht besser machen, tritt ohne Schaam hervor, und eben desto sicherer kann man darauf rechnen, daß es die gute Gesinnung selbst ist, welche den Menschen in Stand sezt hier sich treu zu bleiben und sich achtungswerth zu zeigen. Ja, meine Freunde, wir haben schon Gelegenheit gehabt, und werden sie noch mehr haben, zu erfahren was für Schwierigkeiten und Hindernisse am meisten die Kraft unserer Tugend erschöpfen. Laßt uns sehen, wie weit wir uns über das Maaß von Besonnenheit und Festigkeit erheben welches sich im Allgemeinen offenbart hat. Wer irgend unter uns Theil nimmt an der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten, oder auch nur wer einem Hauswesen vorsteht; wem irgend etwas zu erhalten, zu beschüzen, durchzusezen anvertraut ist, der sehe zu wieviel sein Muth vermag, wie wenig tägliche Unruhen ihn darin stören, daß er immer klar seinen Zustand mit allen seinen Bedürfnissen und Hülfsmitteln übersieht, wie leicht oder schwer er über alle Kräfte | seines Geistes in unerwarteten Verlegenheiten gebieten kann. Wer sich geselliger Verhältnisse erfreut die ihm werth sind, der gebe Acht wie sehr seine gleichförmige heitere Gemüthsstimmung abhängt von dem Wechsel einzelner Begebenheiten, von den schwankenden Wogen der Furcht und Hofnung, wieviel Besorgniß für sich selbst, bange Hinsicht auf seine eigene Zukunft Einfluß hat auf die Aeußerungen seiner Liebe und Treue. Wer gewohnt ist sich den Beschäftigungen des Nachdenkens zu widmen und seine Stimme geltend zu machen über | menschliche Angelegenheiten, der bemerke nun, wie weit er seine innere Freiheit ungestört zu erhalten weiß unter mancherlei äußerem Drukk, wie frei und unbestochen sein Urtheil bleibt ohne von der Furcht umgewandelt zu werden, oder von dem Glanz des Glükkes und der Uebermacht geblendet. 5–7 der Einzelne wird weder so sehr bemerkt noch glaubt er es zu sein, die größere Zahl der Schwächern kommen] B: der Einzelne glaubt dann weniger bemerkt zu sein, und ist es in der That auch weniger; die Schwächern als die größere Zahl kommen 8 entschuldigt] B: entschuldigt, 9–10 hervor, und eben desto sicherer kann man darauf] B: hervor; und so kann man also desto sicherer darauf 15 Tugend] B: Seele 20 ist, der sehe zu] B: ist: der sehe zu, 22 allen seinen Bedürfnissen] B: allen Bedürfnissen 29 Zukunft] B: Zukunft,
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Aber, meine Freunde, Gott sei Dank, die Selbstkenntniß des Christen besteht nicht bloß in der Kenntniß seiner Fehler, und der Leichtigkeit den Versuchungen zu erliegen, sondern auch in der Kenntniß des mannigfaltigen und eigenthümlichen Guten, welches die göttliche Gnade in uns schon gewirkt hat; und auch zu dieser Kenntniß eröfnet sich uns in Zeiten allgemeiner Bedrängniß ein weit größerer Schauplaz als gewöhnlich. Wie solche Zeiten überhaupt ein beweglicheres Leben, einen rascheren Umschwung aller Dinge mit sich bringen: so ist auch die Entwiklung des Guten unter dieser Beschleunigung begriffen. Wir dürfen es nicht undankbar verläugnen, daß wir schon | viele einzelne schöne Züge erfahren haben aus dieser verhängnißvollen Zeit, und nicht etwa nur von längst bewährten, und die durch ihre Stellung in der Gesellschaft dazu aufgefordert wurden, sondern auch von solchen, denen wir es minder zutrauten, und die sich dadurch ihren Plaz in der Welt erst erwerben. Wir haben es gesehen, und werden es noch mehr sehen, wie schnell sich auf jenem großen Schauplaz im Einzelnen Talente des Krieges und des Friedens entwikkeln, wie leicht wo nur Vertrauen auf eine verständige Führung und Liebe herrscht, | auch jezt noch dem Volke Duldsamkeit in Beschwerden und Muth in der Gefahr für die gemeine Sache einzuflößen ist, wie noch Gewandheit, Entschlossenheit, schneller Ueberblikk in Geschäften unverlorene Tugenden sind. So haben wir auch gewiß in unserer Nähe Beispiele gesehn von schneller Fassung in unerwarteten Bedrängnissen, von leichter Ertragung des Unvermeidlichen, haben an uns und Andern gesehen, wie eine natürliche noch mehr aber eine in den sittlichen Bestrebungen des Menschen gegründete Fröhlichkeit, die sich in ruhigen Zeiten nur als eine angenehme Eigenschaft in den leichten Kleinigkeiten des Lebens zeigt, wie diese auch in Zeiten großer Trübsal die Kräfte des Menschen aufrecht hält und ihn wohlthätig auf Andere wirken läßt. Wir wollen auch dies auf uns anwenden und Zuversicht zu uns selbst fassen, daß was sich so schnell aus einem schlummernden Keim in unsern Brüdern denen wir so nahe sind entwikkeln kann, auch in uns vorhanden sein mag und nur auf die Auf|forderung des Schiksals wartet um sich zu zeigen. Wir wollen, weil doch keine Tugend in dem Menschen plözlich aus dem Nichts hervorgewachsen sein kann, Acht haben darauf, wie dasselbige was sich schnell im Großen zeigt auch vorher schon im Kleinen da gewesen ist. So werden wir 4 Guten,] B: Guten, 5 zu dieser Kenntniß] B: für diese Kenntniß 6 Schauplaz] B: Gesichtskreis 28 diese auch in] B: diese – vornehmlich in 30 anwenden] B: anwenden, 19 Muth in] so DV; OD: mithin
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einen wichtigen Theil der Weisheit uns mehr aneignen, die Einsicht in den Zusammenhang alles dessen was im menschlichen Gemüth vorgeht, den Scharfblikk um auch in Zeiten wo weniger auffallende Erscheinungen möglich sind das Gute wie das Schlimme in uns und | Andern richtig und vollständig zu erkennen. O meine Freunde, laßt sie uns ja recht benuzen die in dieser Zeit uns so vorzüglich dargebotenen Hülfsmittel zur Selbsterkenntniß, sie sind ein großer Gewinn für den der Gott liebt. II. Eben so sehr aber gereichen diese Zeiten auch dadurch zu unserm Besten, daß sie uns Gott selbst besser kennen lehren, indem die Art wie seine Kraft und Weisheit in den menschlichen Dingen wirkt, sich in ihnen auf eine ganz eigene Weise offenbart. Der Beruf des Menschen in der Welt, auf dessen Erreichung alle göttlichen Führungen abzwekken ist überhaupt zwiefach. Er soll das Gute und Göttliche das ihm angeboren ist in allem seinem Thun so wie in der Art wie er die Welt und ihre Veränderungen betrachtet darstellen und ausprägen. In so fern er nun dies wirklich thut, befindet er sich in einem | Zustande des Wohlgelingens des wahrhaften Genusses, und was Gott thut um ihm dies zu erleichtern, das sind seine anmuthigen Führungen in Glükk und Segen. Aber der Mensch soll auch eben diesem göttlichen immer mehr seine ganze Natur unterwerfen und sie davon durchdringen lassen; und in so fern er dies thut und so die Kraft und Gewalt des Göttlichen in sich mehrt befindet er sich in einem Zustand innerer Anstrengung. Wir dürfen gestehn, meine Freunde, so gewiß wir Christen sind, daß oft eine innere Lust und Liebe eine Fülle von Seligkeit uns auf diesem Wege weiter führt; aber wir können auch, so gewiß wir Menschen sind, nicht läugnen, daß diese oft wie bezaubert einschläft und ihre Thätigkeit verliert. Dann tritt alles dasjenige in Wirksamkeit in unsern natürlichen und geselligen Umgebungen, was uns auch in jenem Genuß unseres besseren Lebens stört; und wir werden durch eine äußere drohende Nothwen1–3 die Einsicht ... den Scharfblikk] B: die richtige Einsicht ... den wachsamen Scharfblikk 9 diese Zeiten] B: öffentliche Unfälle 12 in ihnen] B: in solchen Zeiten 16–17 in der Art wie er die Welt und ihre Veränderungen betrachtet darstellen und ausprägen. In so fern] B: in seiner Betrachtung der Welt und ihrer Veränderungen darstellen und ausprägen. Insofern 18–19 Genusses,] B: Genusses; 19 zu erleichtern,] B: zu erleichtern und zu verschönern, 22–23 in so fern er dies thut und so die Kraft und Gewalt des Göttlichen in sich mehrt,] B: insofern er dies thut, und unter die Kraft und Gewalt des Göttlichen alles zu bändigen sucht, 25–26 daß oft eine innere Lust und Liebe eine Fülle von Seligkeit uns auf diesem Wege weiter führt;] B: daß wir oft auch auf diesem Wege von | innerer Lust und Liebe und eine Fülle von Seligkeit genießend weiter geführt werden; 27–28 daß diese oft wie] B: daß oft diese innere Lust und Freude wie
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digkeit getrieben uns anzustrengen, um nicht auch unsere Freude am Leben zu verlieren. Und dies, meine Freunde, dies sind die Führungen Gottes durch Unglükk. Denn was ist Unglükk anders als Beschränkung der freien Thätigkeit, und welche schäzen wir höher als eben die des sittlichen Lebens. Wie nun die Seele des Menschen gewöhnlich nur in kleinen Bewegungen bald zum Guten sich hinneigt, bald sich davon abkehrt: so sind auch beide Führungen Gottes gewöhnlich genau vermischt, und wechseln so im Kleinen mit einander ab, daß nur der Kundigere ihre verschiedene Abzwekkung erkennt. Aber wie aus den | gehäuften Vernachläßigungen der Einzelnen große Rükschritte im Ganzen entstehen: so treten dann auch allgemeinere und größere Aufregungen ein durch Unglüksfälle, die sich weit verbreitend mit großen Zerstörungen hereinbrechen, und allem Vernichtung drohn, was die Menschen schon Gutes und Schönes zum sittlichen Genuß erworben haben. Solche sind die Schiksale, die uns und unser Vaterland jezt betroffen haben, und dies ist ihre höhere Bedeutung. Noch genauer können wir uns | diese verdeutlichen, wenn wir uns zweier Aeußerungen heiliger Schriftsteller erinnern, welche auch bei ähnlicher Gelegenheit ausgesprochen worden, daß nemlich Gott diejenigen züchtiget die er lieb hat, und daß er mächtig ist in den Schwachen. Züchtigen heißt nicht etwa strafen, so wie es oft in der bürgerlichen Gesellschaft geschieht, ohne daß weder bei dem Gesez im allgemeinen noch bei seiner Anwendung in diesem besondern Fall die Beziehung auf das Wohl des Gestraften recht herausträte, sondern züchtigen heißt eben durch Uebungen, die mit Anstrengung Unannehmlichkeit und Entbehrungen, wie das in jeder Zucht und Erziehung nicht anders sein kann, verbunden sind, irgend eine Unfähigkeit des Menschen überwinden, eine Thätigkeit desselben erhöhen; und so kann züchtigen allemal nichts anders sein als ein Werk der väterlichen Liebe. So sahen die ersten Christen jene Leiden an, welche oft ganz unverschuldet die Gemeine betrafen; so werden wir, wenn unser Sinn auf Gott und sein Thun gerichtet | ist auch die ansehn müssen, welche jezt das Vaterland betroffen haben, und werden darin dasselbige nur in größerem Maaßstabe erkennen, was die Vatergüte Gottes immer an uns thut, und was wir sie flehen müßten nie zu unterlassen, wenn 12–13 die sich weit verbreitend mit großen Zerstörungen hereinbrechen,] B: die große Zerstörungen weit verbreitend hereinbrechen, 15 Schiksale,] B: Schikkungen, 27 Entbehrungen,] B: Entbehrung, 28 verbunden sind,] B: verbunden, 36– 1 wenn wir es je befürchten könnten.] B: wenn dies je zu befürchten wäre. 19–20 Vgl. Hebr 12,6 mit Zitat von Spr 3,12
20–21 Vgl. 2Kor 12,9
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wir es je befürchten könnten. Und zwar werden wir bemerken, daß diese Unfälle in einer zwiefachen Beziehung zu unserer Züchtigung gereichen. Sie sind auf der einen Seite die natürlichen, also früher oder später unausbleiblichen Folgen der un|ter uns herrschenden Fehler und Gebrechen. Sofern wir uns an diesen unser Theil zuerkennen müssen, es sei mitwirkend und mitsündigend, oder nur daß wir aus unzeitiger Friedensliebe zu dem Bösen geschwiegen, es aus Stumpfsinn gering geachtet oder irgendwie bestochen die vorübergehenden Vortheile des Bösen getheilt haben: immer hatten wir ja nöthig, daß auf einem andern als dem ruhigen Wege der Ueberlegung die Einsicht uns beigebracht würde, auf wie verderblichem Wege wir wandelten, hatten es nöthig, daß das schläfrige Gefühl durch den Stachel des Leidens aufgeregt, und so kräftig belebt wurde, daß es in künftigen Zeiten auch die leiseren Warnungen des göttlichen Geistes verstehen, und sich gegen die ersten Anfänge des Bösen, wo es sie auch antreffe, bewafnen und zur Wehr sezen kann. Aber auch in wiefern wir etwa sagen könnten, daß wir uns keinen Theil zuzuschreiben wüßten an den Fehlern die unser Unglükk verursacht; wenn jemand so weit von den gemeinsamen Angelegenheiten entfernt, so eben erst eintretend ist in die Welt daß er das könnte; oder | daß was wir leiden unter den Drangsalen der Zeit unsere Verschuldung weit überstiege, auch in sofern werden die welche Gott lieben doch nur die züchtigende Hand des Vaters erkennen, indem sie die wohlthätigen stärkenden Wirkungen des Unglüks erfahren. Kommt es nicht uns Allen zu gute, indem es mehr Strenge und Ernst in unsere öffentlichen Angelegenheiten bringen, indem es uns unser Recht sichern wird | die Stimme zu erheben gegen alles Schlechte und Verkehrte? Wird es nicht unsere Aufmerksamkeit mächtig schärfen für die Zukunft? Befreit es uns nicht von einer Menge von kleinlichen Abhängigkeiten? Reinigt es nicht unser ganzes Herz daß wir immer mehr in die tapfere Stimmung kommen alles für Schaden zu achten, wenn wir nur das gewinnen, daß wir den Willen Gottes vollbringen? Je länger wir diese Erfahrung an uns selbst machen, je mehr wir wahrnehmen, daß sie nicht nur die unsrige ist, sondern eine weit ver3–4 also früher oder später unausbleiblichen] B: also mochten sie sich nun früher oder später einstellen immer unausbleiblichen 5 uns an] B: uns nun an 16 in wiefern] B: inwiefern 18 die unser Unglükk verursacht;] B: die das öffentliche Unglükk verursacht haben; 20–22 oder daß was ... Gott lieben] B: oder wenn wir etwa sagen könnten, daß, was wir leiden unter den Drangsalen der Zeit, unsere Verschuldung weit überstiege: auch insofern werden die, welche Gott lieben, doch 30 Herz] B: Herz, 33 je mehr] B: je deutlicher 6 es] so DV; OD: er 9 haben: immer] so DV; OD: haben. Immer gen?] so B; A: vollbringen. 33 uns] so DV; OD: uns uns
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breitete, je mehr wir also wirklich inne werden, es ist nichts als Züchtigung was uns widerfährt, um desto tiefer wird sich uns auch einprägen die Ueberzeugung deren wir jezt so sehr bedürfen, daß Gott noch liebt das Volk der Deutschen. Es giebt Beispiele in der Geschichte von Völkern denen die Zeiten des Glüks nicht zum Segen gereichten und die Zeiten des Unglüks nicht zur Besserung, die jenes nur reizte zum sträflichsten Uebermuth sinnlichen Genusses, zur hoffährtigsten Vergessenheit göttlicher Geseze, und dieses nur hineintrieb in die gewaltsamsten Aeußerungen einer giftigen | Verzweiflung, von Völkern die weder durch ihr eignes Unglükk gebessert werden konnten noch durch das zu dessen Werkzeugen sie der Höchste machte. Das sind diejenigen an denen sich die Liebe Gottes nicht mehr verherrlichen kann, weil sie ganz dem irdischen hingegeben sind. Ist aber noch Frage unter uns nach der Bedeutung der göttlichen Führungen, ist noch Selbsterkenntniß und Buße, demüthigen wir | uns unter die züchtigende Hand, dann werden auch diese Zeiten vorzüglich an unserer eigenen Erfahrung uns zeigen wie Gott sich mächtig beweiset in den Schwachen. Es ist ein sehr gewöhnlicher Irrthum, daß wir die göttliche Macht nur in dem zu sehen glauben was auch äußerlich stark und gewaltig erscheint, und alles als ein Werk der göttlichen Macht ansehn, was durch eine große Vereinigung von Kräften bewirkt wird. Wir vergessen dabei daß das unmittelbare Werk der göttlichen Macht nur das Gute ist, und daß wenn auch die Gewaltigen der Erde immer Werkzeuge der göttlichen Macht sind, diese doch nicht in ihnen wohnt wenn sie nicht selbst das Gute wollen. Daher ist eine göttliche Macht oft mehr in den Schwachen, und wir erkennen dies nicht deutlicher als in allgemeinen Unglüksfällen, wenn das Gute äußerlich gedrükt und geschwächt dem Starken und Gewaltigen der Erde gegenüber steht. 1 es ist] B: es sei 2–3 widerfährt, ... Ueberzeugung] B: widerfährt: ... Ueberzeugung, 4–5 Es giebt Beispiele in der Geschichte von Völkern] B: Es giebt in der Geschichte Beispiele von Völkern 9 einer giftigen Verzweiflung, von Völkern] B: einer schauderhaften Verzweiflung, Beispiele von Völkern, 10–12 konnten noch durch das ... diejenigen] B: konnten, noch durch das, ... diejenigen, 16–17 Hand, ... zeigen] B: Hand: ... zeigen, 17–18 mächtig beweiset in den Schwachen.] B: mächtig beweiset in den Schwachen. 20 glauben] B: glauben, 23 dabei] B: dabei, 25 doch nicht in ihnen wohnt] B: doch in ihnen nicht wohnt, 27 Schwachen,] B: Schwachen als in den Gewaltigen, 21 ansehn] so DV; OD von A+B: anzusehn 17–18 Vgl. 2Kor 12,9
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Es giebt fast kein Unglükk, aus welchem der Mensch sich nicht auf eine feigherzige Weise erretten, oder es wenigstens abkürzen oder erleichtern könnte, | wenn er sich noch tiefer in das geistige Uebel hinein stürzt, um deswillen eben jenes über ihn gekommen ist. Und dies eben ist das erste wodurch Gott nachdem er den Menschen gebeugt sich mächtig beweiset in den Schwachen, daß wenn seine Züchtigungen recht tief gegriffen haben, er doch stärkt gegen diese Versuchung. Ist der Unwille gründlich erwekt gegen das | Böse, so ermannt sich die innere Kraft, und selbst der Schwache der nicht ableugnen kann, daß er sein Leiden ansehn müsse als die Folge seiner Vergehungen, sagt doch, wenn die verführerische Stimme ihn ruft, doch nur noch einmal in der dringenden Noth der gewohnten Weise zu folgen, selbst der sagt, das sei ferne von mir daß ich wider den Herrn meinen Gott sündigen sollte, und so steht er gleich nach seinem Falle wieder da als eine siegreiche Macht. Und eben so beweiset sich auch die Macht Gottes, indem sie jeden Keim des Guten und Schönen schüzt und gedeihen läßt. Die Gefahr macht beherzt, daß Jeder für sich selbst am wenigsten bedacht die treueste Sorge denen widmen kann, von denen am meisten zu erwarten ist für die Wiederherstellung der öffentlichen Sache. Das gemeinsame Leiden macht vertraulich und offenherzig, daß Jeder dem Andern näher steht mit Lehre und Warnung bereit, daß jede stärkende Gemüthsstimmung sich mittheilt, jede gute That auch Andere begeistert und so die sicherste Wacht für das Gute aus der Züchtigung selbst hervorgeht. Endlich sehen wir Gott auch dadurch sich mächtig beweisen in den Schwachen, daß er sie in ihrer Niedrigkeit selbst zu seiner Verherrli|chung aufstellt. Das alte Wort, daß Gott erwählt hat, was schlecht und thöricht geachtet ist vor der Welt, bewährt sich jedesmal aufs Neue an einem Volk, bei welchem die Züchtigungen Gottes anschlagen. Es kann sein, daß auch unserm Volk noch größere Demüthigungen bevorstehen, daß es noch mehr seines Ansehns und sei|ner Stelle unter den Mächten der gebildeten Welt beraubt wird; wenn nur statt dieser äußeren Macht eine innere sich zeigt; wenn nur Eintracht, Anhänglichkeit und Treue immer mehr die Oberhand gewinnen; wenn nur die allgemeine Ueberzeugung von dem was unser wahres Wohl ist sich lauter und deutlicher ausspricht; wenn wir nur standhafter fortfahren zu unserer Erhaltung alle schlechten Mittel Lug Verrath Kriecherei Ungerechtigkeit jeder Art zu 5–6 erste wodurch Gott ... gebeugt] B: erste, wodurch Gott, ... gebeugt, 9 Schwache der nicht ableugnen] B: Schwache, der nicht abläugnen 13 mir] B: mir, 17 Jeder für sich] B: Jeder, auf sich 21 mit Lehre] B: zu Lehre 13 Vgl. Jos 22,29
27 Vgl. 1Kor 1,27
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verabscheuen, zu zeigen, daß es unter uns etwas Heiliges giebt, worauf wir unverbrüchlich halten, daß wir noch immer das nemliche Volk sind, dessen schönster Beruf es immer gewesen ist, die Freiheit des Geistes und die Rechte des Gewissens zu beschüzen: o dann müssen wir ja dastehn als ein großes Beispiel unter den Völkern; dann muß sich ja auch in unsern Leiden am meisten, eben durch den Gegensaz der sich darin aufstellt, die Herrlichkeit des göttlichen offenbaren; dann müssen wir ja, wenn auch erst für künftige Zeiten, der Mittelpunkt werden um den sich alles Gute und Schöne vereiniget. Wenn wir nun so gerade in den Zeiten der Verwirrung und der Trübsal am deutlichsten die das Gute befördernden Führungen Gottes erblikken, wenn wir durch sie am | meisten in diesem Glauben befestiget werden durch den wir allein auch die gleichgültigeren Ereignisse anderer Zeiten recht betrachten und benuzen könnten: wie sollten wir nicht dankbar gestehen, daß auch solche Zeiten, und also alles, dem der Gott liebt zum Besten dienen muß. Diejenigen freilich, welche nicht begehren in das | Ebenbild Gottes gestaltet zu werden, sondern nur ihr thierisches Leben zu genießen und zu verschönern trachten, welche in allem nicht sehen auf die Offenbarungen Gottes, sondern nur in dem Maaß etwas mit Lust, Freude und Hofnung umfangen, als es ihren sinnlichen Trieben Nahrung und Befriedigung verspricht, diese können nicht anders als immer mehr in Besorgniß, Angst und Verwirrung gerathen, und die Schiksale der Menschen, die so ganz eine ihren Vorstellungen entgegengesezte Richtung nehmen, müssen ihnen immer dunkler und unverständlicher werden, wie wir das auch täglich vor Augen sehn. Aber wie diese, so lange sie in ihrer Gesinnung verharren, nicht vermeiden können, einer so niederschlagenden Ansicht hingegeben zu sein: eben so nothwendig folgt auch aus unserer Gesinnung die Ansicht welche unser Text aufstellt, und welche wir uns genauer ausgezeichnet haben. Ja, meine Freunde, wer Gott liebt von ganzem Herzen, wer geneigt ist den Herrn zu suchen und seiner Stimme zu folgen, der kann vielleicht schwach sein in der Tugend, er kann sich vielleicht oft verirren, wo er diese Stimme nicht deutlich genug vernimmt, er kann vielleicht in dem | gewöhnlichen Lauf der Dinge gar leicht von weltlichen Beziehungen eine Zeitlang festgehalten werden, und nicht erkennen was er erkennen sollte: aber wo alles so tief aufgeregt wird, wo Gott so laut 1 verabscheuen, zu] B: verabscheuen, und zu 13 den wir allein] B: den allein wir 14 könnten:] B: können: 23 gerathen,] B: gerathen; 33 schwach sein in der Tugend,] B: schwach sein, 14 recht] so B; A: nicht
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redet, wo es gar nichts sicheres feststehendes mehr zu sehn giebt, wenn man nicht Gott sieht, da meine Freunde kann der welcher Gott liebt nicht irren. Laßt uns | also diese Worte unsers Textes als unsern Leitstern festhalten. Sobald irgend eine andere zaghafte Ansicht sich unterschieben will statt jener richtigen, laßt uns in uns gehn und Acht haben, daß nicht die Liebe zu Gott in unserm Herzen verdunkelt werde; und wie uns noch die Bedrängnisse der Zeit von allem entblößen mögen, was uns äußerlich erfreut, wie laut sich gedrükter muthloser Sinn um uns her wahrnehmen lasse, wir wollen immer alle Bezauberungen der Welt auflösen durch den mächtigen Spruch, denen die Gott lieben müssen alle Dinge zum Besten dienen.
2–3 sieht, da meine Freunde kann der welcher Gott liebt] B: sieht und seinen Willen, da, meine Freunde, kann der, welcher Gott liebt,
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Daß die lezten Zeiten nicht schlechter sind als die vorigen. Am l ezten Sonnt age de s Jahr es 180 6.
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So nahe dem Schlusse eines merkwürdigen Jahres, und an dem lezten Tage den es uns für unsere christlichen Zusammenkünfte darbietet, sind gewiß wir alle, die wir uns hier versammelt haben, vorzüglich geneigt, mit der Erinnerung an die Vergangenheit uns zu beschäftigen. Und nie sollten durch das was hier vorgetragen wird solche Betrachtungen verscheucht werden, die eine gemeinschaftliche natürliche Veranlassung in Allen erzeugt; wol aber müssen sie uns hier geheiliget werden, von allem bloß irdischen gereiniget, ganz mit den Gesinnungen in Uebereinstimmung gebracht, zu denen wir hier immer sollen erhoben werden. So ist es uns gewiß Allen natürlich, das Ende dieses Jahres mit seinem Anfang zusammenzustellen, um so mehr, | je mehr in der That beide Zeitpunkte einander entgegengesezt sind fast in jeder Beziehung die | uns Allen wichtig sein muß. Diese sich aufdrängende Vergleichung wollen wir also nicht zurükweisen; aber anders wird sie vielleicht ausfallen hier, wo wir uns in die Stimmung versezen, welche wie die heiligste und würdigste so auch immer die schönste und erfreulichste ist, die wir uns aber nur nicht überall zu erhalten vermögen. Hier, so denke ich, nachdem wir uns gestärkt haben durch Gesang und Gebet, muß uns verschwunden sein jede muthlose Anhänglichkeit an das irdische und vergängliche, das uns mehr oder minder entrissen ist, hier müssen wir uns frei fühlen von der Lüsternheit, welche vor dem herben Geschmakk des jezigen Zustandes zurükschaudert, sich in die Süßigkeit des vergangenen begehrend vertieft, und eben so von jedem bloß irdischem Standort, aus welchem sich 12–13 wir hier immer sollen erhoben werden.] B: wir uns hier immer erheben sollen. 20 die wir uns aber nur nicht] B: nur daß wir sie uns nicht 24 ist,] B: ist; 25– 26 zurükschaudert] B: zurükschaudernd 26 begehrend vertieft,] B: begehrlich vertieft; 27 irdischem Standort,] B: irdischen Standort, 2 Predigt zum Sonntag nach Weihnachten am 28. Dezember 1806 in der Domkirche zu Halle an der Saale; vgl. den Entwurf in KGA III/3
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nur beides vergleichen läßt, haben wir uns, hoffe ich, zurükgezogen. Mit derjenigen frommen Besonnenheit also, welche nur auf die höheren Bedeutungen menschlicher Schiksale sieht, welche nicht je nachdem sie reich oder arm sind an Lust und sinnlichem Wohlergehen den Werth der Ereignisse abwägt, sondern nachdem sie Veranlassung darbieten das höhere und geistige Wohl des Einzelnen wie des Ganzen zu befördern, nachdem sie Offenbarungen des göttlichen Willens enthalten und Erleuchtungen zur Selbsterkentniß, die uns weiser machen und besser, von dieser Gesinnung aus laßt uns jezt die Vergleichung anstellen die uns so nahe liegt. | 125 . B 127
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Text. Pred. Salom. 7, 11. Sprich nicht, was ist es daß die vorigen Tage besser waren denn diese. Denn du fragest solches nicht weislich. In dem merkwürdigen Buche, woraus diese Worte genommen sind, erscheint uns gar vieles als Klagen einer Eitelkeit, welche auf einem hohen Gipfel des menschlichen Lebens doch keine Befriedigung gefunden hat, als Aeußerungen einer Genußliebe, welche durch die künstlichsten Veranstaltungen ihres Zeitalters, durch alle Verfeinerungen, die es darbot um sie zu befriedigen, nur übersättiget worden ist, und sich nun kaum bei dem einfachsten zurechtzufinden weiß. Aber zwischendurch enthält es auch köstliche Regeln einer geprüften Weisheit, welche eben bemüht ist, jene Eitelkeit und jene Genußliebe zurechtzuweisen. Und zu diesen lezteren müssen wir unstreitig die Worte unseres Textes zählen. Es ist eine auch während des gewohnten gleichförmigen Ganges der menschlichen Dinge gar weit verbreitete Neigung, dem späteren immer das frühere vorzuziehn, eine Neigung, die wol auch häufig in unbefriedigter Eitelkeit und abgestumpfter Genußliebe mag gegründet sein, und vorzüglich in dieser Beziehung hier von der höheren Weisheit getadelt wird. Dieser Tadel ist aber so allgemein ausgedrükt, daß er uns ein unstreitiges Recht giebt, ihn auch bei der Vergleichung anzuwenden, zu welcher wir jezt aufgefordert sind, und uns vorzuhalten, | 2 Mit derjenigen frommen Besonnenheit also, welche] B: Diejenige fromme Besonnenheit also seze ich bei euch voraus, welche 3 Schiksale] B: Schicksale 5–7 sondern nachdem sie ... nachdem sie] B: sondern darauf vorzüglich achtet, ob sie ... ob sie 8 Selbsterkentniß,] B: Selbsterkenntniß, 9 besser, von] B: besser; und von 10 anstellen] B: anstellen, 15 einer Eitelkeit, welche] B: eines eitlen Sinnes, der 22 jene Eitelkeit] B: jenen eitlen Sinn 28 und vorzüglich in dieser Beziehung hier von] B: und die hier vorzüglich in dieser Beziehung von
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daß wir auch unweislich handeln würden, so unbedingt und so sicher die frühere Zeit der späteren vorzuziehen, und daß die, worauf in unserm Zustande wir auch sehen mögen, so sehr einander entgegen gesezten Theile des verflossenen Jahres, sich nicht so gegen einander verhalten, wie wir zu glauben geneigt sind. Es sind drei Verhältnisse in welchen sich alles was uns Allen wichtig sein kann zusammenfassen läßt, das häusliche Leben, welches wir als die unmittelbarste Quelle unseres Wohlseins ansehn, unser bürgerliches Zusammensein, in welchem unsere ganze Wirksamkeit in der Welt eingewurzelt ist, und endlich unsere kirchliche Gemeinschaft, durch welche wir aus einer und derselben Quelle unsere Gesinnungen zu beleben und zu stärken suchen. Laßt uns in Beziehung auf alle dreie sehen, was die verschiedenen Zeiten uns gegeben oder geraubt haben. I. Zuerst also richten wir unsere Augen auf das häusliche Leben. Allerdings erblikken wir während der ersten Zeit des verflossenen Jahres ein ruhiges von außen ungestörtes Zusammensein. Jede Familie konnte nach Maaßgabe der Stuffe, auf welche sie in der Gesellschaft gestellt war, der Fertigkeit, die sie sich in ihren Berufsgeschäften erworben hatte, vor allem aber nach Maaßgabe der Liebe, die sie beseelte, zufrieden und glüklich leben auf ihre Weise und nach | ihrem Sinne. Wir befanden uns auf einem solchen Wege, daß, die seltenen Unglüksfälle abgerechnet, | der Wohlstand eines Jeden langsam aber sicher sich mehren konnte. Alle verschiedenen Stände der Gesellschaft gaben uns hievon die Beweise; und mit dem Wohlstande zugleich schienen auch je länger je mehr alle ihren Antheil zu genießen an jener höheren Bildung und Ausstattung des Lebens, die dem Wohlstande erst seinen Werth geben. So lebten wir ruhig und sicher, indessen in andern Gegenden des deutschen Vaterlandes das häusliche Glükk unter Zerrüttungen litt, welche wir theilnehmend bedauerten welche aber, wie in menschlichen Dingen oft dafür gehalten wird, uns auf mehr als eine Weise förderlich zu sein schienen. Aber laßt uns nicht auf die eine Seite des Bildes jener Zeiten allein sehen, laßt uns auch die andere ins Auge fassen! Oder waren uns etwa die nachtheiligen Folgen einer langen und ungestörten Ruhe fremd 4 entgegen gesezten] B: entgegengesezten 8–9 unser bürgerliches] B: das bürgerliche 10 unsere kirchliche] B: die kirchliche 22–23 daß, die seltenen Unglüksfälle] B: daß, Unglücksfälle 26 auch je länger je mehr alle ihren] B: auch alle je länger je mehr ihren 28 geben.] B: giebt. 30 bedauerten] B: bedauerten, 32 schienen] so DV; OD: scheinen
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und fern geblieben? War nicht durch die lange Gewöhnung Vielen unter uns der Sinn abgestumpft für die einfacheren Freuden des Lebens? zeigte sich nicht gar häufig jene unersättliche Lust nach dem Neuen nach dem Fremden, nach dem was in höheren Kreisen der Gesellschaft einheimisch ist? nicht jenes traurige Bedürfniß, durch immer schärfere Reize den unbefriedigten Sinnen den abgestumpften Begierden zu Hülfe zu kommen? Klagten wir nicht eben deshalb, daß so vielfältig in allen Abtheilungen der Gesellschaft der Segen des Wohlstandes aufgezehrt würde in unverhältnißmäßigem thörichten unerfreulichen Aufwande? War es nicht eine Folge dieses Verderbens, | daß anstatt des ruhigen Glükkes, welches sie hätten genießen können, so viele Familien litten an dem Mißmuth und an den Launen einzelner Mitglieder, an der gegenseitigen Unzufriedenheit Aller miteinander? Waren sie etwa selten die verschiedenen Spuren einer feindseligen Selbstsucht, die ohne alle Rüksicht auf das Ganze nur soviel an sich zu reißen sucht als sie kann, und durch die jedes größere oder kleinere Ganze, in welchem sie nicht durch höhere Kräfte unterdrükt wird, nothwendig zerfallen muß? O diese Beobachtungen, die wir Alle anstellen konnten, sie mußten gewiß mehr als mäßigen die Freude der Wohldenkenden an dem äußerlich guten Zustande des häuslichen Lebens unter uns! Dieser äußerliche Zustand ist freilich jezt ein ganz anderer als damals. Tausende von Familien schweben in ängstlicher Besorgniß um das Schiksal der theuersten Häupter; viele sind auf mannigfaltige Weise in ihrem inneren zerstört, nicht wenige ihres Versorgers beraubt, es sei nun daß der Tod ihn entrissen, oder daß die Schiksale des großen Völkerzwistes ihn in entfernte Gegenden entführt haben; ja fast überall, auch unter denen, welche als ruhige Bürger unmittelbar in die Ereignisse desselben nicht verwikkelt sind, führt der Krieg mannigfaltige Leiden herbei. Der ruhige Wohlstand, man könnte sagen fast aller unserer Mitbürger ist auf längere Zeit hinaus gestört, die Quellen des Erwerbes versiegen auf allen Seiten je länger je mehr, die Entbehrungen nehmen zu; und | so wenig das Ende der gegenwärtigen | Zerrüttungen abzusehen ist, so sicher ist einem Jeden die Aussicht daß Besiz und Genuß je länger je mehr ins kärgliche und dürftige zusammenschrumpfen werden, daß die Sorge immer mehr Uebergewicht erlangen wird über die Freude, und daß wir in kurzem vielleicht Alle einander gleich gemacht sein werden auf einer und derselbigen tiefen Stuffe des Elendes. 1 War nicht durch die lange Gewöhnung] B: war nicht durch lange Verwöhnung 4 Neuen] B: Neuen, 12 dem Mißmuth] B: dem Mißmuthe 15 das Ganze] B: das Gemeinsame 34 Aussicht] B: Aussicht,
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Allein laßt uns auch nicht übersehen auf der andern Seite, wie sehr diese äußere Zerrüttung geeignet ist, wohlthätig auf unseren inneren Zustand zu wirken. Laßt uns zuförderst gestehen, daß auch in den schreklichen und sorgenvollen Tagen wo uns das Unglükk zuerst überfiel, wo wir das meiste zu erdulden und alles zu befürchten hatten, daß auch da nur der aus Geistesarmuth in sich selbst schon ganz zerstörte völlig rathlos und unglüklich war. Laßt uns nicht vergessen, wie wir jezt schon manches gleichgültiger betrachten, und über Vieles lächeln und scherzen, was uns damals wesentlich beunruhigte. Wenn wir auf diejenigen sehen, welche ein empfindlicher Verlust von höherer Art getroffen hat, welche theure Verwandte und Freunde zu beweinen haben, laßt uns nicht vergessen daß die Trennung durch den Tod ein allgemeines und unvermeidliches Schiksal ist, welches auch im Laufe des vergangenen Jahres so Manchen ohne allen Zusammenhang mit diesen großen Begebenheiten getroffen hat, und daß diejenigen durch einen schönen Trost aufgerichtet werden, denen er nicht verborgen und einsam die geliebten Ihrigen entrissen hat, son|dern denen sie in der Aus|übung wichtiger Pflichten in einer großen wenn auch unglüklichen Sache auf eine ehrenvolle Weise gefallen sind. Und so beruhiget über dasjenige was uns am schmerzlichsten bewegen muß, laßt uns auf die natürlichen Folgen des gegenwärtigen Zustandes hinsehen. Vieles was wir gewohnt waren zu besizen und zu genießen, ist uns freilich entrissen: aber wollen wir vorsäzlich unsere Augen dagegen verschließen, wie sehr uns dafür der Genuß und der ganze Werth des übrigen erhöhet ist, und wieviel empfänglicher wir geworden sind als sonst für kleinere Freuden, die weniger äußere Zurüstungen bedürfen? Ja wollen wir nicht gern gestehn, daß auch die Entbehrung einen eignen Reiz hat für Jeden, der nicht ganz auf den sinnlichsten Genuß beschränkt ist mit seinen Ansprüchen an das Leben? daß sich ein eignes Wohlgefallen entwikkelt aus der Geschiklichkeit, die beschränkteren Verhältnisse aufs beste einzurichten? Sollten wir es nicht fühlen, daß wir uns in diesen Zeiten leichter als sonst manches lästigen Zwanges entledigen, welchen uns Gewohnheiten auflegten, die jezt ihr Recht durch die Umstände verloren haben? und daß aus der jezigen Zerstörung, wenn wir sie recht benuzen eine feinere und anmuthigere Gestalt des geselligen Lebens hervorgehn kann? Und was das größte 4 Tagen] B: Tagen, 8 gleichgültiger] B: gleichmüthiger 12 vergessen] B: vergessen, 16 denen er] B: denen der Tod 20 dasjenige] B: dasjenige, 35 benuzen eine feinere] B: benuzen, eine freiere 36 hervorgehn kann? Und] B: hervorgehen kann? Und, 4 Halle an der Saale wurde von französischen Truppen am 17. Oktober 1806 erobert und besetzt.
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ist, entwikkeln nicht solche Lagen eine eigenthümliche Kraft, die Selbstsucht in ihrer ganzen Dürftigkeit aufzudekken, und mit ihrem ganzen traurigen Gefolge zu verbannen, dagegen aber die Gemüther der schönen Eintracht und der wahren Liebe aufzuschließen? Würde | nicht jezt mehr als jemals derjenige als ganz schlecht und verderbt erscheinen, der die gemeinschaftliche Noth noch vermehren wollte, indem er die welche mit ihm leben durch verdrießliches Wesen und üble Launen quälte? wird nicht jede Tugend jede gute Eigenschaft, durch welche wir uns das Leben gegenseitig erleichtern, herzlicher anerkannt als sonst? ist man nicht williger, alles was in der That nur Schwachheit ist liebreich zu behandeln und als etwas unbedeutendes mit einzurechnen in die vielen Schwierigkeiten des Lebens? Sieht man nicht über Manches was sonst Vorurtheil gegen einen Menschen erregte duldsam hinweg, wenn man ihn nur ergriffen findet von unsern gemeinschaftlichen Gefühlen, wakker in solchen Gesinnungen wie wir sie allein achten können? Kurz werden nicht auf alle Weise die Menschen einander näher gebracht in Liebe und leichter und offener verbunden als sonst zu wahrer Theilnahme und herzlicher Freundschaft? Wenn wir also dieses erwägen: so werden wir gestehen müssen, daß wenn wir in dieser Beziehung die vorigen Zeiten den jezigen vorziehen wollten, wir einen kleinen und unserer unwürdigen Maaßstab anlegen müßten. Denn was ist doch der wahre Gehalt des reichsten und schönsten häuslichen Lebens, als daß gleichgesinnte Menschen verschieden geartet aber in Liebe vereiniget ihren Sinn gegen einander aussprechen, ihr Dasein einander mittheilen, die innern Bewegungen ihres Gemüthes die Früchte ihrer Erkentniß, alles was die Welt und | das Leben in ihnen anregt gegen einander austauschen, und so in einander | und durch einander leben. Dies ist doch gewiß das Wesentliche, alles andere nur Mittel und Nebensache, wovon man Unrecht thun würde den Maaßstab herzunehmen, um verschiedene Zeiten des Lebens mit einander zu vergleichen. Aber gewiß das sind die besten Zeiten, in welchen die Liebe uns am freisten und frohsten beherrscht, in welchen die Treue uns am gewissenhaftesten vereiniget, in welchen Verstand und Geschikk sich das Leben zu bilden sich am kräftigsten entwikkeln, in welchen jener wahre Gehalt des Lebens unabhängiger 1–2 die Selbstsucht] B: die trennende Selbstsucht 7–17 die welche ... leben ... Tugend ... williger, alles ... ist ... Manches ... erregte ... Gesinnungen ... Liebe] B: die, welche ... leben, ... Tugend, ... williger alles, ... ist, ... Manches, ... erregte, ... Gesinnungen, ... Liebe, 19 dieses erwägen:] B: dies alles erwägen: 20 in dieser Beziehung die] B: in Beziehung auf das häusliche Leben die 23 häuslichen Lebens,] B: Familienkreises, 23–24 Menschen ... vereiniget] B: Menschen, ... vereiniget, 26 Gemüthes] B: Gemüthes, 26–27 Erkentniß, alles ... anregt] B: Erkenntniß, alles, ... anregt, 34 Geschikk sich das] B: Geschikk das 35 jener wahre] B: jeder wahre
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wird von den äußeren Umgebungen, daß wir lernen uns mit dem vorhandenen einzurichten, alles um uns her zu brauchen ohne etwas unnüz zu verschwenden, und so in einer sicheren Kunst des Lebens und der Liebe fest gegründet das zufällige scherzend zu entbehren wissen, und uns allem ruhig und andächtig hingeben können was die Rathschlüsse der Vorsehung noch ferner herbeiführen. Wer diesen Maaßstab anlegt, der wird gestehen müssen, daß wir im Vergleich mit der vorigen nichts Wesentliches verloren haben durch die jezige Zeit, der wird, in dem Gefühl, daß es nur von uns abhängt sie mit allen diesen Vorzügen immer reichlicher auszustatten, zu allem was sich geändert hat ruhig sagen können, der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn sei gelobt. II. Sehen wir ferner auf unser bürgerliches Zusammensein: so erscheint der Unterschied | zwischen dem äußeren Zustande desselben am Anfang | und dem am Ende des Jahres hier offenbar noch größer als dort. Denn kein Einzelner, wieviel er auch gelitten habe, wird wol behaupten wollen, einen so großen Wechsel erfahren zu haben wie unser Vaterland ihn erfahren hat. Sehet in jene Zeiten zurükk, wo die ungestörte innere und äußere Ruhe jedem Einzelnen bei treuer Erfüllung seines Berufes auch seinen beschiedenen Einfluß auf das Ganze zusicherte; wo der wohlthätige Einfluß des Ganzen auf den Einzelnen durch die Macht der Geseze, durch die Kraft der allgemeinen Sitte, durch die Gewalt der öffentlichen Meinung sich immer mehr befestigte; wo die eigenthümliche Art und Weise unserer Staatsverfassung, die in so manchen Zweigen als ein leuchtendes Muster für Andere galt, in den verschiedenartigen Theilen des Reiches immer einheimischer wurde zur Vermehrung seiner inneren Stärke; wo die Stellung unseres Vaterlandes gegen die übrigen Mächte von Europa eine so glänzende war, daß wir uns dem schmeichelhaften Bewußtsein überlassen durften, Preussen könne in wichtigen Augenblikken durch seine Stimme den Gang der Unterhandlungen, so wie durch seine Heere das Schiksal des Krieges entscheiden. Uebersehen wir aber nur auch nicht, daß innerlich nicht alles so war wie es sein konnte, oder wie es bei einer oberflächlichen Ansicht 2 einzurichten, alles um uns her zu brauchen] B: einrichten, alles um uns her brauchen 5 können] B: können, 9 wird,] B: wird 16 Einzelner,] B: einzelner, 17 wollen, einen] B: wollen, in seinem engern Kreise einen 17–18 haben] B: haben, 27 Stärke;] B: Stärke, 34 war wie es sein konnte, oder wie es bei einer oberflächlichen Ansicht] B: war, wie es freilich sein konnte, und wie es bei einer oberflächlichen Ansicht auch wol vielen 11–12 Hiob 1,21
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zu sein schien. Oder hätten wir schon vergessen, wieviel Gleichgültigkeit gegen das Ganze bei | nur zu vielen Einzelnen zu finden war? wie leichtsinnig es angesehen wurde, wenn Jemand durch Umgehung der Geseze besser als durch | Befolgung derselben sein eignes Wohl zu befördern versuchte, über wieviel Erschlaffung, über welchen Mangel an lebendigem Eifer zu klagen Ursache war bei denen, welche an der Verwaltung des Ganzen arbeiteten, und deren Vielen es nur darauf ankam, mit der wenigsten Mühe dasjenige zu erwerben, was der Staat ihnen für ihre Dienste reichte? Vergessen wir wieviele einzelne Theile noch immer ihre besondere Vereinigung unter sich höher achteten, als das allgemeine Band, welches sie mit dem Ganzen vereinigte? Vergessen wir das kleinliche Mißtrauen der verschiedenen Stände gegen einander, welches sich hinter einer scheinbaren Eintracht nur schlecht verstekte, und, es sei nun gegründet gewesen oder nicht, in bedenklichen Zeiten immer höchst gefährlich wirken mußte? Sehet da die nicht geringen Uebel, an denen das Vaterland in jenem äußerlich glänzenden Zustand erkrankt war, Uebel zu denen auch die Vorurtheile, die Verirrungen, die ein Jeder von uns zu bereuen hat, das ihrige beitrugen, und die den nachdenkenden Beobachter in der Stille wenigstens überzeugten, daß nur aus großen Erschütterungen eine gründliche Heilung hervorgehen könne. Sie ist jezt gekommen, diese Erschütterung, herbeigeführt durch einen Schritt, den der lauteste allgemeine Beifall und die hofnungsvollste Freude begleitete, selbst herbeiführend freilich ein Heer von Uebeln, unter denen das Vaterland jezt seufzet, und | jene scheinbare Größe, deren wir uns erfreueten, gänzlich zerstörend. Wir wollen es nicht scheuen diese | Uebel mit einander zu betrachten. Der allgemeine Zusammenhang des Ganzen äußerlich so gut als völlig aufgehoben, fast alle streitbaren Kräfte, welche die Selbstständigkeit des Staats erhalten sollten durch einen Schlag gelähmt, die Thätigkeit derer, welche für das innere Wohl zu sorgen haben, auf eine traurige Art beschränkt, oder schmerzhaft und gewaltsam in eine unnatürliche Richtung hineingezwängt, hie und dort durch die einzelnen Gewalt9 wir] B: wir, 10 Vereinigung] B: Verbindung 28–1 aufgehoben, ... sollten ... gelähmt, ... hineingezwängt, ... gestört,] B: aufgehoben; ... sollten, ... gelähmt; ... hineingezwängt; ... gestört; 11 Ganzen] B: Ganzeu
15 mußte?] mußte.
29–30 Die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 (mit unkoordiniertem Rückzug der geschlagenen Truppen) endete für Preußen als militärische Katastrophe.
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thaten des Krieges manche schöne Wirksamkeit gestört, selbst die Bildung der Diener des Staats und Lehrer des Volkes für die künftigen Geschlechter in der Wurzel angegriffen und bedroht, der leitende Mittelpunkt des Ganzen, das theure Haupt des Königs aus seinem alten Siz bis in die äußersten Theile des Reiches zurükgedrängt, und der gewohnten Art seiner belebenden Thätigkeit beraubt, außer Stande seine Befehle und seine Wünsche überall hin zu verbreiten, kurz das Vaterland ein Gegenstand des Bedauerns für alle, welche seine Wichtigkeit für die Bildung und die Freiheit von Europa zu schäzen wissen, und ein Gegenstand der Schadenfreude für diejenigen, welche sich altem Groll blindlings überlassen, oder durch seinen Sturz zu gewinnen hoffen. Sollte aber das drükkende Gefühl dieser Uebel uns so der Besinnung berauben, daß wir unfähig würden sie aus dem rechten Gesichtspunkt zu betrachten, und das Wesen der gegenwärtigen Zeit richtig | zu beurtheilen? Sie sind ja doch nichts anders als eben jene alten Fehler, nun endlich in ihren natürli|chen Folgen Allen so vor Augen gestellt, daß sie Niemand mehr abläugnen kann. Ist es doch, falls nur Lebenskraft genug vorhanden ist, für ein großes Glükk zu achten, wenn ein inneres verborgenes Uebel nun endlich ausbricht in einen offenbaren Schaden, seine Natur dadurch deutlicher zu erkennen giebt, den Weg der Heilung anweiset, und jeder Weigerung sich ihr zu unterwerfen ein Ende macht. Ja wenn auch in den Gefahren, welche das Vaterland zu bestehen hat, noch alte Verschuldungen und Vergehungen gebüßt würden, von denen der Ausgang der gegenwärtigen Schiksale, wie er auch beschaffen sei, es nothwendig befreien muß; wer wollte nicht auch in dieser Hinsicht sie gern als ein reinigendes Uebel ertragen, und sich im voraus der Leichtigkeit und des frohen Bewußtseins erfreuen, welches nur derjenige genießen kann der sich entsündiget hat. Und wenn durch die furchtbaren Ereignisse des Krieges sich auch Treulosigkeiten im Innern offenbarten, die Niemand besorgte, noch neue Gebrechen zum Vorschein kämen, die auch der scharfsinnigste vorher nicht entdekken konnte: wer wollte sich nicht 2 und Lehrer] B: und der Lehrer 3 bedroht,] B: bedroht; 5 Reiches] B: Reichs 11 seinen Sturz] B: unsern Sturz 28 Leichtigkeit] B: Heiterkeit 32 noch neue Gebrechen zum Vorschein kämen, die auch] B: wenn noch neue Gebrechen zum Vorschein kämen, die selbst 11 altem] B: alten 4–5 König Friedrich Wilhelm III. hielt sich seit dem 11. Dezember 1806 in Königsberg (Ostpreußen) auf.
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freuen, sei auch die Art und Weise noch so schmerzhaft, den Zeitpunkt beschleunigt zu sehen, wo wir über das Alles zur Erkenntniß kommen, damit altes und neues zugleich könne ausgetilgt werden. Aber es ist doch mehr auch unmittelbar erfreuliches geschehen von andern Seiten. Es ist mitten in diesem zerrütteten Zustande gewekt | worden eine eifrige Liebe zum Vaterlande, eine lebendige Thätigkeit wo man irgend thätig sein kann, ein herzliches | Verlangen etwas zu schaffen für das Ganze, was wir vorher nicht wahrnahmen und was vielleicht so auch nicht da war, so daß wir mitten in den Ausbrüchen der Krankheit auch die Aeußerungen einer kräftigen Natur und die Zeichen der Genesung erblikken, und hoffen dürfen, der ganze Körper werde sich, wie es oft geschieht, nach überstandenem Uebel desto besser kräftigen und werde desto sicherer zu einem langen und gesunden Leben gedeihen. Denn worin besteht doch die Gesundheit eines Staates, wenn nicht darin, daß in wahrer Eintracht alle verschiedenen Theile desselben sich zu einem eigenthümlichen Dasein und Leben vereinigen, daß nach den Regeln dieses Lebens ein jeder frölich und frisch das seinige schaffe, und in der Verbindung mit diesem Ganzen so sehr sein Wohlsein finde, daß, weit entfernt nach etwas darin zu streben was er nur ordnungswidrig erreichen könnte, noch weiter entfernt irgend ein besonderes Glükk für einen Gewinn zu achten, welches ihn von dem Ganzen trennen könnte, jeder nur das alles mit seinen Kräften sein und thun will, was er in demselben und für dasselbe sein kann, jeder gern alle Früchte seiner Talente seines Fleißes seiner Tugenden dem Ganzen darbringt und für dasselbe verwendet, und weder Lust noch Reichthum noch Ehre anders begehrt als auf diese Weise. Und gewiß nur das ist die wahre Größe eines Staates, die auf solcher Liebe und Anhänglich|keit beruht, nur so weit geht eigentlich sein Gebiet als er diese aufzeigen kann. | Können wir nun wol sagen, daß in dieser Beziehung die gegenwärtigen Zeiten der Prüfung schlechter wären als die vorigen, wo wir ungeprüft nur in der Einbildung größer waren? Oder müssen wir nicht gestehen, daß so wie es vorher einen Reichthum gab der nur Schein war, so es auch jezt einen Verlust giebt der nur Schein ist. Denn alle die gehören ja immer dem Vaterlande, deren Liebe und Kraft ihm 6 Thätigkeit] B: Thätigkeit, 9 so auch nicht da war,] B: so wie wir es nun bilden möchten, noch nicht da war; 13 kräftigen] B: kräftigen, 14–15 eines Staates,] B: eines großen Gemeinwesens, 17 frölich] B: fröhlich 22 das alles mit] B: alles das mit 27–29 Staates, ... sein Gebiet als er diese] B: Landes, ... das Gebiet als es diese 33–34 gab ... ist.] B: gab, ... ist? 34 auch] so DV; OD: noch
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zugewendet ist, wie sehr auch ihre Thätigkeit gehemmt, wie sehr auch ihre äußere Verbindung mit ihm abgeschnitten ist. Und Andere als solche haben ihm nie angehört, mochten sie auch das Ansehn haben ihm noch soviel Nuzen zu schaffen, und mochten sie auch äußerlich von ihm anerkannt sein und in seinem Namen handeln. Wieviele es giebt solcher wahren Söhne des Vaterlandes, das vermögen wir nicht zu beurtheilen; nur treulos können keine geworden sein, und auch im schlimmsten Fall würde sich jezt nur ein Mangel offenbaren, der auch vorher schon da war. Und trauen wir unserer Erfahrung davon wie sehr in Einem Geiste gedacht, gesprochen und wo es vergönnt ist gehandelt wird, auch da wohin nicht mehr Ein Gebot reicht: so ist ihre Anzahl größer als wir hoften; trauen wir unserm Gefühl, so ist jezt eine Zeit worin sich jedes Talent leichter entwikkeln und ausbilden, worin sich jede edlere Gesinnung leichter erheben kann über die Selbstsucht die großentheils ihre Stüzen verloren hat, wo auch über | gleichgültige und schlaffe Gemüther ein Geist der Kraft und der Liebe kommen kann. | III. Gewiß ist das Verhältniß welches wir eben betrachtet haben dasjenige, womit ein Jeder am meisten beschäftiget ist bei der Vergleichung der gegenwärtigen Zeit mit der vergangenen. Um desto nothwendiger ist es, daß wir auch noch einige Blikke werfen auf den Zustand unserer kirchlichen Gemeinschaft, die uns ja eben so unentbehrlich und theuer ist, damit wir auch die Einflüsse nicht übersehen und falsch beurtheilen, welche die gegenwärtigen Umstände ihrer Natur nach auch über sie verbreiten müssen. Denn so sehr sie auch ganz eine geistige Angelegenheit ist, und von allem weltlichen scheinen könnte abgesondert sein zu müssen: so steht sie doch natürlicherweise nicht nur im genauesten Zusammenhange mit Allem was den Geist der Menschen merkwürdig bewegt und umstimmt, sondern auch durch das äußerliche dessen sie bedarf sind ihre Schiksale verbunden mit den sonstigen Schiksalen der Völker. Es war bei uns dahin gediehen, daß jene Vorurtheile größtentheils verschwunden waren, welche der äußerlichen Theilnahme an den Ue9–11 davon ... reicht:] B: davon, ... reicht, 16 gleichgültige] B: sonst gleichgültige 19 womit ein Jeder am meisten beschäftiget ist] B: welches einen jeden am meisten beschäftiget 24 und falsch] B: oder falsch 29 merkwürdig] B: merklich 30 äußerliche ... bedarf] B: äußerliche, ... bedarf, 4 soviel Nuzen] so DV; OD: soviel 15–17 Vgl. 2Tim 1,7
15 Selbstsucht] so DV; OD: Selbsucht
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bungen der Religion, auch abgesehn von der dabei obwaltenden Gesinnung und dem inneren Zustande des Gemüthes, schon an und für sich einen vorgeblichen Werth zuschreiben. Kleiner als in früheren Zeiten war dadurch die Anzahl derer geworden, welche die Stätten der öffentlichen Gottesverehrungen besuchten; aber doch | gewiß nicht kleiner als auch sonst unter jenen zuströmenden Haufen die Anzahl der wahren und würdigen Jünger des Erlösers gewesen war. Dies nun war | für den Nachdenkenden und Verständigen ein erfreulicher Zustand; denn desto angemessener der gleichen Verfassung der Anwesenden, und darum desto eindringlicher konnten unsere Betrachtungen sein, ohne sich befassen zu dürfen mit dem Tadel solcher Verkehrtheiten, die der Lehrer bei wahren Christen nicht voraussezen darf. Ungestört und unbeachtet baute sich auf diese Art die Gemeine in der Stille, und die Umstände waren günstig um die Gesinnungen wahrer Frömmigkeit zu verbreiten und zu befestigen. Denn wenn der Mensch ruhig die Welt ansieht, ohne von außen gefährdet oder von innen heftig bewegt zu sein, dann findet er darin am leichtesten den Herrn. Wenn seine Betrachtung ungestört dem natürlichen Zusammenhang der Dinge folgen kann, dann entdekt er am sichersten die Geseze der göttlichen Regierung, und auf alle Weise scheint die Ruhe, deren wir uns bisher erfreuten, der wahren Erleuchtung des Gemüthes und der festen Gründung christlicher Tugenden am zuträglichsten zu sein. Jezt verhält sich dies alles anders. Die heiligen Gebäude sind zum Theil ihrem ursprünglichen Zwekk entrissen, die Seufzer der Verwundeten und der Sterbenden werden da gehört, wo sonst der Lobgesang und das gemeinschaftliche Gebet erschallte; hie und da sind die christlichen Versammlungen unterbrochen, und der Unterricht der Jugend aus seiner ge|wöhnlichen Ordnung gewichen. Und wenn dafür anderwärts vielleicht ungewöhnlich zuströmen, die die Kirchen besuchen, so muß man glauben, es sind | größtentheils von Sorge und Angst ergriffene Gemüther, die vielleicht wol Trost und Hülfe bei den Uebungen der Andacht suchen, aber weniger geneigt und geschikt sind, die Wahrheiten des Glaubens in ihrem großen Zusammenhange zu betrachten, und deshalb weil sie nur nach dem verlangen was eine unmittelbare Anwendung findet auf ihren gegenwärtigen Zustand, schwerlich mehr mit sich hinwegnehmen als eine flüchtige Rührung. So scheinen wir auf der einen Seite bedrängt zu sein durch die Gewaltthätigkeit der Zeit, auf der andern in Gefahr die Reinigkeit zu verlieren, die wir uns ohnlängst errungen hatten, und die Frömmigkeit wie18 Herrn. Wenn] B: Herrn; wenn
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der herabgewürdiget zu sehen zu einer bloßen Dienerin der Noth und der Schmerzen. Dies mag alles wahr genug sein, aber laßt uns auch Anderes eben so wahres betrachten. Warum sollte nicht auch, es ist so sehr menschlich, dieser großen Angelegenheit zu Statten kommen, daß sie um so mehr beachtet würde geehrt und geliebt, je mehr sie in Gefahr schwebt? Sehen wir nicht, wie sehr man die unterbrochenen Versammlungen beklagt, indem man die gehinderte Theilnahme an der Erbauung recht hoch mit anrechnet unter den Entbehrungen die die Umstände auflegen, wie man mehr als sonst sich unterredet über die erweklichen Worte, die von den heiligen Stätten gesprochen werden? Wollen wir nicht glauben, wenn auch nicht alles ächt sein sollte, | daß doch viel Gutes dabei zum Grunde liegt, daß ein lebendiger Eindrukk von dem Segen der Andacht, ein schöner Eifer für die gemeinschaftlichen Anstalten der|selben auch auf die Zukunft zurükbleiben werde? Laßt uns ferner nicht übersehen, daß vorher, man kann wol sagen in dem bei weitem größten Theil der Kirche eine gewisse weichliche Stimmung herrschte, die den tieferen Eindrükken des Christenthums nicht günstig war. Wieviel wesentliches und wichtiges aus dem Gebiet des Glaubens wurde nicht ungebraucht wenigstens gelassen und in Schatten gestellt, wenn auch nicht ganz übersehen, weil es nicht leicht und faßlich darzustellen, oder im Streit mit manchen Gegnern des Christenthumes durchzufechten war. Laßt uns gestehen, daß selbst in unsern öffentlichen Belehrungen sich Spuren fanden von der allgemeinen Erschlaffung, welche die Ruhe erzeugt hatte, indem eine beschränkte Ansicht herrschte, so daß man um die Vorsehung bemerklich zu machen und darzustellen immer nur auf die lichte und leichte Ordnung stiller und ruhiger Zeiten sich berief, daß man die Aufforderungen zum Danke gegen Gott vorzüglich darauf gründete, daß wir so ruhig und ungestört fortleben konnten, und daß man dagegen immer von demjenigen den Blikk abzulenken pflegte, was die Vorsehung in den großen und furchtbaren Schiksalen der Völker ausrichtet und darstellt. Jezt dagegen sind dadurch daß dies alles über uns selbst hereingebrochen ist alle für das Gute empfänglichen Gemüther tiefer aufgeregt, sie sehnen sich nach dem kräftigen und belebenden, das Bedürf|niß wird gefühlt an die Stelle solcher Betrachtungen, die sich nur auf der Oberfläche wohl gefallen, eine eindringendere Kenntniß zu sezen, und sich inniger ein|zuweihen in die Göttliche Ordnung 17 der Kirche] B: der Gemeinden 19 günstig war.] B: günstig ist. 33–34 dadurch ... ist] B: dadurch, ... ist, 38 Göttliche Ordnung] B: göttliche Ordnung 18 Stimmung] Stimmunng
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der Dinge, weil nur da die Auflösung liegen kann für die Unruhe von der sie sich bedrängt fühlen. Und dem Wunsche kommt auch die Kraft zu Hülfe. Denn je mehr jezt ein Jeder in seinem engeren Kreise erschüttert ist, und fühlt daß dieser nicht für sich bestehen kann, um desto mehr strengt auch Jeder sich an, mehr ins Große und in die Ferne zu sehen; je mehr alle Rüksichten auf das unmittelbar nächste vergeblich werden, desto lieber sucht jeder seine Bestimmung und Haltung in den größeren Verhältnissen und lernt muthig die Grundgeseze der Weltregierung zu ahnden. Je mehr die Anhänglichkeit an die Kleinigkeiten des Lebens verschwindet, um desto verständlicher wird die edle und große Handlungsweise der Frommen, und Aufforderungen auch zu den größten Aufopferungen und den schwersten Tugenden dürfen sich hervorwagen und einer freundlichen Aufnahme gewärtigen. So ist es hie und da wirklich, und so sollte und könnte es überall sein, wenn nur mit dem rechten Geist und Sinn diese Zeit aufgefaßt würde, ja es wäre natürlich genug wenn jezt eine Stimmung herrschend würde, den herrlichsten und glorreichsten Zeiten des Christenthums ähnlich, und die Jeden, den sie sich erhielte und den sie stärkte im Drange dieser Zeit, weit darüber erheben müßte irgend etwas aus der Vergangenheit zu bedauern. Denn worauf ist es wol abgesehen bei der | Gemeinschaft des Glaubens und des Gebetes, und welches sollen ihre Früchte sein, als daß das Reich Gottes herbeikomme unter uns, daß bei denen die sich nach Christi Namen | nennen alles Irdische immer mehr vom Geistigen durchdrungen werde, daß wir die Gedanken Gottes verstehen lernen, so weit unser Blikk reicht, und was ihnen widerstreiten will in seiner Nichtigkeit erscheine, daß wir uns ausbilden zu Menschen Gottes die zu allen guten Werken geschikt sind, und daß hiezu Einer den Andern stärke, hiezu Lust und Liebe, hiervon lebendiges Gefühl Einer dem Andern mittheile. Wer nun zurüksehen will auf die ganze Geschichte des Christenthumes, der wird überall finden, daß diese Kraft seiner öffentlichen Anstalten sich immer in Zeiten der Zerrüttung und der Trübsale am schönsten entwikkelt und da den sichersten Grund gelegt hat zu jeder höheren Stuffe christlicher Weisheit und Tugend. Darum wird es auch jezt so sein für Jeden unter uns, in dem Maaß als er dieser Verbindung 1–2 von der sie sich bedrängt] B: von der sich Alle bedrängt 5 auch Jeder] B: auch jeder 8 Verhältnissen] B: Verhältnissen, 16 würde, ... genug] B: würde; ... genug, 26–27 erscheine,] B: erkennen, 29 dem] so DV; OD: den 27–28 Vgl. 2Tim 3,17
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der Christen in der Wahrheit angehört. Was wir fühlen von gestärkter Bruderliebe, die auf dem Grunde des Glaubens ruht, von erhöhter Theilnahme an dem geistigen Leben Anderer, von lebhafterer Anhänglichkeit an alles was das eigenthümlichste und lebendigste ist an unserm gemeinschaftlichen Glauben, das sind die ersten Vorboten der Segnungen die wir zu erwarten haben. Ja auch außer uns sehen wir unverkennbar deutlich, daß jezt eine Zeit der Sichtung ist deren die Welt bedurfte. Die zweifelhaften Gemüther werden entschieden, denn die jetzt | noch verharren können in dem niederen Gebiete der Sinnlichkeit, werden wol immer fortwandeln auf ihrem verkehrten Wege, die aber irgend eines höheren Lebens fähig sind, in denen muß es sich jezt ge|stalten. Die unaufmerksamen werden gewekt. Denn die jezt noch der lauter gewordenen Stimme Gottes nicht Gehör geben, werden wol immer nur Ohren haben für die Lokkungen der Welt; die aber jezt ihr Ohr zur Gottseligkeit und Weisheit neigen, die vernehmen mehr als sonst wol mit der Aufforderung zugleich auch die Anweisung, wie sie zur Heiterkeit und Klarheit des Lebens gelangen können, und zur Einigkeit mit Gott und sich selbst. So steht denn auch jezt, meine Freunde, auf welche von den wichtigsten Verhältnissen des Menschen wir auch sehen mögen, unser Wohl in unserer eigenen Hand. Unweislich wäre es gethan, davon muß durch die ruhige Betrachtung die wir mit einander angestellt haben, Jeder überzeugt worden sein, die vorigen Zeiten zurükzuwünschen und über die jezigen zu klagen, da nur durch sie hindurch gehet der Weg zu besseren. Unweislich wäre es, wenn wir uns von Gott verlassen wähnen wollten in unserm jezigen Zustande, da er auch jezt nicht minder als sonst seine Weisheit und seine Liebe an uns bewährt, und da Jeder der nur merken will was der Herr sagt und gehen wohin Er führt, auch für das was bis jezt geschehen ist Ursach finden wird zu danken und zu loben. | Das wollen wir also auch thun, weiser und heiliger Gott! Nicht murren wollen wir gegen Dich in verkehrtem Sinn; sondern preisen und Dank sagen für alle Deine Führungen. O daß wir dies können mit voller Zustimmung unseres | Herzens, daß wir Deine Liebe zu erkennen vermögen, auch indem Du züchtigest, das fühlen wir als den stärkendsten Balsam auf unseren Wunden, das 1 in der Wahrheit] B: in Wahrheit 8 entschieden,] B: entschieden; 12–13 gewekt. Denn die jezt noch der lauter gewordenen Stimme Gottes nicht Gehör] B: gewekt; denn die auch jezt noch der lauter erschallenden Stimme Gottes kein Gehör 14 Welt;] B: Welt, 24 klagen, da] B: klagen; denn 28–29 Jeder ... will ... das ... ist] B: Jeder, ... will, ... das, ... ist,
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bürgt uns dafür, daß Dein Geist in uns wohnt und uns erleuchtet, das erregt uns Hofnungen die nicht können zu Schanden werden lassen. O gieße nur diese Kraft immer reichlicher aus über uns und alle unsere Brüder und vorzüglich über Ihn der für Alle sorgen und rathen soll und mit Allen fühlt. Du hast Ihn erhalten den geliebten König, Du hast Ihn bis jezt gestärkt in seinen muthigen Entschließungen: Erhalte auch und stärke Ihm die Kraft, deren Er noch bedürfen wird! Laß auch Ihn in Deinen Prüfungen nur die Wege Deiner Liebe sehen, und die Vorbereitungen auf ein schöneres Heil, und lehre uns Alle voll Vertrauen auf Dich und voll Aufmerksamkeit auf Deinen Willen der Zukunft entgegen gehn. Amen.
4 Brüder] B: Brüder,
10 Heil,] B: Heil;
7 deren Er] so B; A: deren er 2–3 Vgl. Röm 5,5
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Was wir fürchten sollen, und was nicht. Am N eujah rstag e 1807 .
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Herr lehre uns thun nach Deinem Wohlgefallen! Das ist unser erster gemeinschaftlicher Wunsch in dem neuen Lebensjahre, welches wir beginnen. In das Innere unseres Gemüthes in Deiner Gegenwart hineinschauend achten wir alles andere gering, und fühlen uns nur von diesem Verlangen ergriffen, nichts von dem zu versäumen, was Dein Wille und Dein heiliges Gebot sein wird an uns Alle. Aufs neue gleichsam sehen wir die Laufbahn eröfnet, und wer irgend einem andern Ziele nachtrachtend sie mit seinem Blikke durchirrt, dem möchte bangen und schwindeln. Aber eben ist sie auch so für die, welche nur Dich suchen und der Leitung Deines Geistes sich willig hingeben. Ja er wird uns leiten, Dein guter Geist auf ebener Bahn, und dieser muthigen Zuversicht verschwinden alle Schrekken. Herrlich und weise werden sich uns Deine | Führungen entwikkeln! stärken wird uns über alle Versuchung hinaus Deine Kraft, und tapfer wollen wir der Zukunft entgegen gehen die Du uns bereitet hast. | Ganz anders, meine christlichen Freunde, ist gewiß uns Allen heute zu Muthe, als sonst bei dem Antritt eines neuen Jahres. Sonst erheiterte seinen ersten Morgen frohe Erinnerung und lächelnde Hofnung; jezt trübt ihn von allen Seiten die Sorge. Sonst gab uns der erste Anblikk einer großen Versammlung das angenehme Gefühl eines ruhig sich verbreitenden und wachsenden Wohlstandes; und wenn wir uns nicht verbergen konnten, daß mancher Einzelne auch grade dann gedrükt war und leidend, so verlor sich das als etwas zufälliges und vorübergehendes leicht in dem allgemeinen Frohsinn. Jezt ist ein Ge28 Frohsinn. Jezt] B: Frohsinn: jezt 9 Wille] so B; A: Willen 2 Predigt zum Neujahrstag am 1. Januar 1807 in der Domkirche zu Halle an der Saale; vgl. den Entwurf in KGA III/3
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fühl des Drukkes und der Noth allgemein verbreitet, und einer solchen, die uns nicht einmal den Trost läßt, es lebe auch jezt unter uns mancher Einzelne in der Verborgenheit glüklich und unberührt von den vielfältigen Stacheln des Elendes. Denn wir fodern vielmehr, und dürfen fodern, was auch Einzelnen günstiges widerfahren sei, solle überwogen werden von dem treuen Mitgefühl der allgemeinen Noth. Sonst begegneten sich Freunde und Bekannte mit scherzenden Wünschen, daß es hierin oder darin noch besser mit ihnen werden möge, wiewol sie Ursach hatten, sich des Wohlseins zu freun, in welchem sie einander begrüßten. | Jezt ist schon die Wiederherstellung in den vorigen Zustand ein kühner Gedanke, dem Wenige Raum zu geben wagen, und der für nicht Wenige schon durch die herbesten Schiksale seine schönste Bedeutung verloren hat. Allein, meine Freunde, Wünsche solcher Art | waren doch nie der fromme eigentlich christliche Theil unserer Empfindungen, und so wäre wenigstens hier der Ort nicht, darüber zu klagen, daß sie gelähmt durch die lezten Ereignisse des vorigen Jahres sich heute nur dürftig emporschwingen können. Auch wollen wir ihnen nicht etwa gewaltsam aufhelfen, und umherflatternd unter schmeichelnden Vorstellungen von dem, was uns dennoch angenehmes und erheiterndes begegnen könne, unsern Sinn an einem seiner Natur nach fröhlichen Tage in die Farbe erneuter Hofnungen tauchen. Sondern hier gebührt es uns, auf den ernsten Gehalt des Lebens hinzusehen, und durch fromme Erhebung die Seele für einen neuen Zeitraum zu stählen und zu heiligen, um in den Stärkungen christlicher Weisheit die Bürgschaft eines immer fortschreitenden innern Wohlergehens von hinnen zu nehmen. Und ich bitte Euch nicht etwa, daß Ihr Euch, weil es die Zeit so erheischet, begnügen lassen möget mit einem so herabgestimmten Endzwekk meiner Rede; sondern ich fodere Euch auf, daß Ihr im Gefühl seiner Größe und Wichtigkeit den göttlichen Beistand dazu mit mir erflehen wollet, als den ersten Segen unserer diesjährigen Versammlungen. | Text. Matth. 10, 28. Fürchtet Euch nicht vor denen, welche den Leib tödten, und die Seele nicht mögen tödten. Fürchtet Euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle. | Es muß christlichen Zuhörern gegenwärtig sein, daß diese Worte aus dem Unterricht genommen sind, den unser Erlöser seinen Jüngern er2–3 lebe auch jezt unter uns mancher] B: lebe doch unter uns noch mancher grüßten. Jezt] B: begrüßten: jezt 15 Empfindungen,] B: Empfindungen; 14 eigentlich] so B; A: eigentliche
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theilte über ihren künftigen Beruf. Er wußte es und sagte es ihnen, ihre Laufbahn sei gefährlich, viele Entbehrungen seien zu erdulden, viele Hindernisse zu überwinden, viele Kämpfe zu bestehen. Und wie Er uns alle, die an Ihn glauben würden in sein segenreiches und heiligendes Gebet mit einschloß, so sind wir auch in diesem Unterricht mit begriffen; denn wie er sie gesendet hatte, so sendet er auch uns. Wenn nun dieser für alle Zeiten gilt, wie denn das Leben des Christen nicht anders zu leben ist als unter Entbehrungen und Kämpfen: so tritt er uns doch besonders vor Augen in Zeiten wie die gegenwärtigen, und wir werden Alle geneigt sein eine Anweisung unsers Erlösers, welche unserer Sorge und Furcht die gehörige Richtung giebt, als eine Regel der Weisheit anzusehn, von deren Befolgung jezt mehr als je unser ganzes Heil abhängt. Laßt uns daher nach Anleitung dieser Worte in den | Sinn unseres Erlösers uns hineindenken, und uns ermuntern in diesen Zeiten, besonders nur so wie Er es uns gelehrt hat zu fürchten und nicht zu fürchten. I. Zuerst betrachten wir was wir nicht fürchten sollen, diejenigen nemlich, welche nur | den Leib zu tödten vermögen, die Seele aber nicht beschädigen können. Wir haben dies anzusehn, meine Freunde, als die Beschreibung jeder irdischen Macht, jeder die auf dem Gebiete seines zeitlichen Lebens den Menschen angreifen kann; und von dem höchsten was eine solche zu leisten vermag ist die Bezeichnung hergenommen. Denn von allen zeitlichen Uebeln ist der Gipfel der Tod. Legt Euch eine äußere Gewalt Entbehrungen auf gewohnter Genüsse; das gänzliche Aufhören aller Lust ist der Tod. Hemmt sie das frohe Bewußtsein des Lebens durch Schmerz, den sie zufügt; die gänzliche Hemmung dieses Bewußtseins ist der Tod. Raubt sie Euch die Mittel zu eurer Thätigkeit für die Welt; die Aufhebung aller thätigen Gemeinschaft mit der Welt ist der Tod. Unter dem Größeren nun ist das Geringere mit begriffen; und wer nur irgend etwas von demjenigen fürchtet, wozu der Tod die lezte Steigerung ist, der fürchtet eine irdische Macht. Wer aber Gegenstände der Furcht hat, wogegen ihm der Tod selbst als etwas geringes erscheint, oder womit er als etwas ganz ungleichartiges gar nicht kann verglichen werden, dem | wird auch sein eignes Gefühl 22 die auf dem] B: die nur auf dem 25–26 Legt Euch eine äußere Gewalt Entbehrungen auf gewohnter] B: Verursacht Euch eine äußere Gewalt Entbehrungen gewohnter 32 und wer nur] B: wer also nur 33 Steigerung] so DV; OD: Neigung
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sagen, daß das keine irdische Macht sei, was er fürchtet. Laßt uns das noch auf eine andere Weise uns deutlich machen auch aus den Worten unsers Textes. Alles was der Mensch fürchten kann, muß auf irgend eine Weise Tod sein, Störung des Lebens, und daran also was ein Mensch fürchtet, kann man erkennen worin er sein Leben sezt. Alles Leben aber | ist Seele und Leib, und die irdische Macht, die wir nicht fürchten sollen, ist die, welche von jedem Leben nur den Leib tödten kann. Nehmt gleich das zeitliche Leben des einzelnen Menschen. Jeder der aus Gott geboren ist muß wissen, daß dieses mit allen seinen mannigfaltigen Ereignissen und allem was in seinen Kreis gehört nur der Leib des wahren Lebens ist, an welchem und durch welchen sich die Seele desselben offenbart. Diese Seele aber ist eben der Geist Gottes, aus dem wir geboren sind; und welche irdische Macht könnte wol dessen Sein und Walten irgendwie stören. Nehmt unser Eigenthum, welches ja wol jede irdische Macht uns schmälern und rauben kann; es ist ja von unserer Wirksamkeit in der Welt nur der Leib, durch den wir sie ausüben, die Seele derselben aber ist unsere Gesinnung, unser Talent, unsere angeborene Lust und Liebe zu dem was wir in der Welt vorzüglich schaffen und bilden. Nehmt das Zusammensein mit denen die wir lieben, welches ja auch wol irdische Macht durch gewaltsame Trennungen stören kann; aber sie stört dann | nur den Leib dieses freundschaftlichen Vereins; die Seele davon ist die innere Uebereinstimmung, die Liebe selbst, die Art wie wir uns erkennen und stärken, und in Einem Geist einander gegenwärtig sind; und welche irdische Gewalt kann der wol etwas anhaben. Nehmt den Beruf und den Wirkungskreis eines Jeden in der Gesellschaft, den ja wol Gewaltthätigkeiten und Unfälle auf allerlei Weise verschließen können. Aber auch das ist nur der Leib unseres Thuns, die Seele davon | ist die Liebe zu dem Ganzen in welches unser Thun eingreift, und diese ist unvertilgbar, und muß, so gewiß sie in uns ist, sich auch wieder irgendwie äußern, sei es auch ganz abweichend von der gewohnten Art. Und so wird es überall und auf jedem Gebiete des Lebens nur der Leib sein, den die Menschen tödten können. 1–5 daß das keine ... erkennen worin er] B: was er fürchtet, keine irdische Macht sei. Aber die Worte unseres Textes führen uns auch noch auf eine andere Art eben dahin. Sie geben uns zu verstehen, alles was der Mensch fürchten könne, sei auf irgend eine Weise Tod, Störung des Lebens, des leiblichen oder des geistigen; ist nun dieses, so kann man daran, was ein Mensch fürchtet, erkennen, worin er 10 Ereignissen ... gehört] B: Ereignissen, ... gehört, 14 stören.] B: stören? 19 bilden.] B: bilden, und die kann uns keine irdische Gewalt rauben. 22 davon ist] B: desselben ist 23 uns erkennen] B: uns gegenseitig erkennen 25 anhaben.] B: anhaben? 21 Leib] so B; A: Leib,
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Wenn nun dies die Grenzen sind, auf welche ihrer Natur nach jede irdische Macht beschränkt bleiben muß: ist es nicht eine Thorheit sie zu fürchten, für Jeden der nicht in diesem Leibe nur lebt, sondern dessen Leben Geist ist? Thorheit gewiß! Denn wenn wir nun aus Furcht vor solchen Uebeln, deren ärgstes der Tod ist, irgend etwas unterlassen, was das Gewissen gebietet, irgend etwas thun, was der Stimme der innern Ehre zuwiderläuft; so gerathen wir ja eben in das, was für ärger als den Tod zu halten unser Vorzug ist, und sterben, indem wir selbst die Seele jedes Lebens verwunden, eines anderen Todes, nach welchem auch das Leben des Leibes keinen Werth mehr für uns haben kann; weil, | wenn wir um den Leib zu schüzen den Geist nicht mehr frisch und gesund gewähren lassen, der sich sonst ohnfehlbar wieder einen Leib würde gebildet haben, alsdann ja die wahre Bedeutung und das Leben des Leibes selbst verloren ist. Und doch ist dies das wahre Wesen aller irdischen Furcht, und so gewiß sie irgend etwas wirkt, wirkt sie dieses. Giebt es also wol ein ärgeres Verderben, als dasjenige, welches mit dieser Thorheit verbunden ist? Kann es für denjenigen der zum Guten berufen | ist einen herabgewürdigteren Zustand geben, als so aus Furcht des Todes in den Banden der Unthätigkeit gehalten zu werden? Darum aber, meine Freunde, ist es eine höchst verkehrte Meinung, so weit verbreitet sie auch sein mag, als ob der Muth nicht eine allgemeine nothwendige Tugend wäre, sondern nur eine besondere Fertigkeit, welche in sich auszubilden und sie dann für alle übrigen zugleich auszuüben, nur Einigen gebühre, und als ob alle Uebrige, welche nicht diesem Stande angehören, der sich den Muth zu seinem Geschäft gemacht hat, sich ohne Schmach und Schande einen gewissen Grad von Feigherzigkeit zugestehen dürften, und es als eine Entschuldigung vorbringen für Verwirrungen, für Unterlassungen, für Pflichtverlezungen mancher Art, daß sie aus Furcht wären begangen worden, und daß man etwas vielleicht von dem, was die Pflicht geboten, aufgeopfert habe, um nur alles übrige zu erhalten. So dachte unser Erlöser nicht, weil er eben wußte, daß man durch die Furcht nichts | erhält, sondern Alles verliert, daß dem, der aus diesem Grunde etwas ihm nach Pflicht, Recht und Ehre gebührendes nicht mehr hat, auch alles andere nach und nach auf dieselbe Weise kann genommen wer1 Grenzen] B: Gränzen 7 zuwiderläuft;] B: zuwiderläuft: 14 Leben des Leibes selbst verloren ist.] B: Leben auch des Leibes selbst den wir erhalten wollten, verloren ist. 18 denjenigen] B: denjenigen, 22–23 als ob der Muth nicht eine allgemeine nothwendige Tugend wäre, sondern nur eine] B: den Muth nicht für eine allgemeine nothwendige Tugend zu halten, sondern nur für eine 25 zugleich auszuüben, nur Einigen gebühre, und als ob alle] B: zugleich auch auszuüben, nur Einigen gebühre, wogegen alle 34 verliert, daß] B: verliert, und daß
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den. Darum empfiehlt er Muth und Furchtlosigkeit gegen jede Gefahr sogar den Boten des Friedens, die am weitesten von allen weltlichen Händeln entfernt waren, denen es am leichtesten gestattet werden konnte, sich der Gefahr zu entziehen, weil sie | nirgends an einem festen Wohnsiz hingen, weil ihnen nichts äußerliches zur Erhaltung anvertraut war. Ueberlegt nur, meine Freunde, ob es wol irgend einen Beruf giebt, bei dem wir uns lossagen könnten von dieser Verpflichtung, nie, nie aus banger Sorge für das leibliche desselben den Gesezen unseres geistigen Daseins zuwider zu handeln. Ueberlegt, ob irgend einer von uns so abgesondert ist so ausgeschlossen aus dem gemeinschaftlichen Leben, daß er bei treuer und steter Erfüllung seiner Pflicht nichts zu besorgen hätte von der Rache derer, die im Genuß ihrer Pflichtwidrigkeit durch seine gewissenhafte Strenge gestört werden, nichts von den feindlichen Gesinnungen derer, die dem Guten überall den Krieg geschworen haben, nichts von der Unachtsamkeit derer, denen er vielleicht, indem er größeres gemeinschaftliches verwaltet, seine eigenen Angelegenheiten anvertrauen muß. Ja geht in das innerste des häuslichen Lebens, und bemerket, wie auch dort die Furcht vor äußern Uebeln die Quelle ist von ängstlicher Sorge, von genußleerer Kargheit; wie die Furcht vor inne|ren Unannehmlichkeiten oft das aufkeimende Böse ungerügt anwachsen läßt, wie sie die Heiterkeit des Gemüthes verzehrt und die Offenheit der Mittheilung einschüchtert, ohne welche doch gegenseitige Erziehung, Verständigung und Fortbildung nicht gedeihen können. Kurz überall werdet Ihr finden, wer immer ängstlich und besorgt um sich schaut, der kann nicht froh und tüchtig das seinige schaffen. Wer sich erst gewöhnt aus irgend einer Furcht etwas von seiner Pflicht zu unterlassen, dem | mehren und vergrößern sich diese Unterlassungen immer wie sich die Furcht mehrt; allmählich indem er sich gehn läßt, ohne vielleicht einen Verdacht zu hegen, als sei er schlechter geworden denn zuvor, entsteht ihm jener schwächliche zitternde Zustand, der den Menschen nicht mehr derb auftreten nicht mehr fest zuschreiten läßt, und ihn zu jedem Geschäft welches Kraft erfodert unfähig macht, so daß er vor den Augen Gottes endlich dasteht als der unnüze Knecht, der nichts zu sagen weiß als Herr, weil 9 Gesezen] B: Gesetzen 11 ist so] B: ist, so 23 verzehrt] B: verzehrt, 27 gewöhnt] B: gewöhnt, 29–31 immer ... mehrt; allmählich ... geworden] B: immer, ... mehrt, allmählig, ... geworden, 33–35 Geschäft ... erfodert ... dasteht] B: Geschäft, ... erfodert, ... dasteht, 35–1 als Herr, ... wärest ... gethan,] B: als jenes bekannte „Herr, ... wärest, ... gethan“, 34 endlich] B: entlich 35–1 Vgl. Lk 19,20–21
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ich meinte, daß du ein harter Mann wärest habe ich nichts gethan, und der sein Urtheil schon empfangen hat, denn auch das Pfund was er als das wohlerhaltene vorzeigen will, ist ihm unter den Händen verschwunden. Wer sich erst gestattet aus Furcht irgend der Stimme seines Herzens nicht zu folgen, sondern die inneren lebendigsten Bewegungen gewaltsam zurükzuhalten, daß sie ja nicht sichtbar werden, dem wird allmählich auch die Beweglichkeit selbst verloren gehen, und in einer Fühllosigkeit, welche wie die Herr|schaft der Furcht überhand nimmt immer wächst, bis er an nichts mehr Theil nimmt als an seinem schon ganz verarmten und unwürdigen Dasein, wird er die schönste Hälfte seines Lebens verlieren. Denn, laßt uns auch darauf wol merken, nicht nur auf das was wir zu thun haben erstrekken sich die verderblichen Wirkungen der irdischen Furcht, sondern auch auf die Art, wie uns die Ereignisse in der Welt erscheinen und wie wir als Zuschauer unsern Plaz darin ausfüllen, äußert sie ihren zerstörenden Einfluß. | Wenn sich über nichts verwundern, sondern in allem was geschieht auf gleiche Weise die sichern und deutlichen Führungen des Höchsten erkennen in dieser Hinsicht die Vollendung der Weisheit ist: so ist warlich alles gelassen erwarten und in seiner wahren Gestalt ruhig herankommen sehen wenigstens der Anfang derselben. Wir wissen aber alle, wie schon die leiblichen Sinne durch die Furcht verblendet und getäuscht werden, wie der zaghafte überall verdächtiges Geräusch hört, wie sich ihm aus den unschuldigsten Erscheinungen die Vorboten des Schrekkens zusammenbilden, wie er in jedem irgend ungewissen Lichte überall furchtbare Gestalten erblikt und wie jede Täuschung dieser Art Spuren in seiner Seele zurükläßt, aus denen sich wieder neue und ähnliche Täuschungen entwikkeln, wogegen alles freundliche und erquikliche ungenossen an ihm vorübergehen kann, so lange er mit seiner Furcht beschäftiget ist. Eben so nun und noch ärger ergeht es den höheren Sinnen des Geistes. An Beispie|len hiezu läßt die gegenwärtige Zeit es gewiß einem Jeden in seiner Nähe nicht fehlen. Viele mag Jeder von uns gesehen haben, die so lange sie den Zerrüttungen der Zeit aus einer gewissen Ferne zusahen, sich ein gesundes Urtheil über die Begebenheiten und eine richtige Ansicht der verschiedenen Verhältnisse zu 7 allmählich] B: allmählig 7–9 gehen, ... welche ... nimmt] B: gehen; ... welche, ... nimmt, 10 seinem schon] B: seinem eignen schon 12–13 das ... haben] B: das, ... haben, 15 erscheinen] B: erscheinen, 19–20 ist: ... erwarten] B: ist, ... erwarten, 26–27 Spuren in seiner Seele zurükläßt, aus denen] B: gewiß auch etwas in seiner Seele zurükläßt, woraus 30–31 ärger ergeht es den höheren Sinnen des Geistes.] B: ärger als den leiblichen ergeht es den höheren geistigen Sinnen. 34 zusahen] so DV; OD: zu sehen
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erhalten wußten, denen aber, seit sie selbst von den unvermeidlichen Uebeln ergriffen worden sind, die Furcht ihren Blikk so getrübt hat, daß sie nicht etwa nur alles drohende in einem vergrößernden Nebel als eine Riesengestalt erblikken, und dagegen alles auf|munternde und hofnungbelebende ihnen wie Schatten verschwindet, sondern, was bei weitem das größere ist, daß sie nun gar nicht mehr im Stande sind, in die großen Verhältnisse der Welt einzudringen, sondern alles Neue nur in Bezug auf das Gute oder Uebel betrachten, was ihnen persönlich etwa daraus hervorgehen könnte. So verhärtet die Furcht das Gemüth! Und was für engherzige Wünsche erzeugen sich aus einer solchen Stimmung! wie wird man immer geneigter alles der dürftigen Aussicht auf eine schwankende Ruhe auch nur für den nächsten Augenblikk aufzuopfern! an was für trostlose Hofnungen hängt sich die geängstete Seele! und wie wird der Mensch in solchem Zustande von Tage zu Tage unfähiger, mit der Zeit die ihn trägt auch wirklich zu leben, und die höhere Bedeutung derselben zu verstehen, so daß er das Einzige was wahrhaft ist und bleibt in diesen Erscheinungen, nemlich die Führungen des Höchsten, und die Art, wie er Gutes und | Schlechtes jedes in seiner wahren Natur uns offenbart, gar nicht mehr zu verstehen vermag. Ich hoffe also meine Freunde darüber werden wir einig sein, wenn auch alles in Erfüllung ginge, was wir für dieses Jahr zunächst wünschen mögen; wenn wir befreit würden von der Nähe der Sieger, wenn ein rühmlicher Friede den Glanz des Vaterlandes wieder herstellte oder noch erhöhte; wenn sich Jedem die Laufbahn seiner Thätigkeit mit den schönsten Aussichten aufs Neue eröfnete; wenn ein schnell wachsender Wolstand jeden bisherigen Verlust bald | vergessen machte und reichlich ersezte: so könnte doch dies Alles das Glükk desjenigen nicht sicher stellen, welchem jenes einzige Uebel zurükbliebe, die Furcht. Denn jenes erste, ach nur zu verderbliche Gefühl der Sicherheit, das nur in der Unbekanntschaft mit den großen Uebeln der Zeit sich erhalten kann würde ihm doch nicht zurükkehren; jeder Genuß der Gegenwart, so wie jede pflichtmäßige Thätigkeit würde beschränkt sein und getrübt durch die Sorge; in furchtsamem Umherblikken auf nahe und ferne Begebenheiten in eiteln Maaßregeln der 8 betrachten,] B: betrachten 11–13 geneigter alles der dürftigen Aussicht auf eine schwankende Ruhe auch nur für den nächsten Augenblikk aufzuopfern!] B: geneigter, der dürftigen Aussicht auf eine schwankende Ruhe wäre sie auch nur für den nächsten Augenblikk, alles aufzuopfern! 15–17 unfähiger, mit der Zeit die ihn trägt ... Einzige] B: unfähiger mit der Zeit, die ihn trägt, ... Einzige, 21 also meine Freunde] B: also, meine Freunde, 30 Denn jenes erste] B: Denn das frühere 32 kann] B: konnte, 34 beschränkt sein und getrübt durch] B: beschränkt und getrübt bleiben durch
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Sicherstellung würde auch die glüklichste Zeit vergehen, und ruhiges Wohlsein so wie treue Befriedigung des Gewissens würde ihm nie möglich sein; ja selbst wenn die Erinnerung an die überstandenen Schreknisse ganz ausgelöscht werden könnte aus seiner Seele, so würden immer auch die gewöhnlichsten Abwechselungen, die in dem ruhigsten Leben vorkommen, stark genug sein, um sein Dasein je länger je mehr auszuleeren und herabzuwürdigen. Darum, werde es im Aeußeren wie es wolle, wohl uns wenn uns nur dieser Eine Wunsch gelingt, uns frei zu halten von der Furcht. Mag uns dann in der nächsten Zukunft ähnliches oder ärgeres bevorstehen als wir schon erduldet haben: widriges oder niedriges kann uns nichts begegnen. Nemlich denjenigen nicht, welche überall nicht im Leibe allein leben, sondern im Geiste, welchen es in allen den verschiedenen Gebieten, in die unser Dasein sich theilt, nicht um das Aeußere, um das Werkzeug um den Besiz um den sinnlichen Genuß zu thun ist, sondern darum, | zunächst das Innere überall rein zu erhalten und ungeschwächt, und die treue Gemeinschaft mit Andern nicht aufzugeben, in Verbindung mit welchen wir, so wahr wir im Geiste leben so gewiß auch äußerlich etwas Gutes und Schönes darstellen werden, auf welche Weise und unter welcher Gestalt die Zeit es eben erfordere. So gesinnt werden wir immer aufs Neue inne werden, und Lebensmuth und Frohsinn werden dadurch wachsen, daß keine irdische Macht den Geist beschädigen und verlezen kann, und daß, wo wir auch das äußere Leben und Wolsein aufs Spiel sezen und verlieren, um nicht zu weichen vom Recht und vom göttlichen Gebot, wir nach der Verheißung des Erlösers das innere und höhere gewinnen. Wie auch Jedem auf seinem Lebenswege die äußere Wirksamkeit zerrüttet, die wohlausgeführten Werke zerstört, und alles leibliche sei|nes Thuns und Seins verwundet oder ertödtet werde: wir werden unter allen Zerstörungen jene göttliche Kraft in uns fühlen, vermöge deren der Geist überall seinen Leib seine Glieder seine Werkzeuge wiederherstellt, frisch belebt, umbildet oder neu erschafft; und so werden wir muthig und heiter, tüchtig und unbesiegt, der Welt zum Troz, Gott zum Preise, uns selbst zur Zufriedenheit dastehn. Aber alles bisher gesagte führt uns auch darauf, daß, was wir suchen, damit noch nicht gefunden ist, wenn wir nur auf irgend eine 4–5 würden immer auch die gewöhnlichsten] B: würden von nun an auch die gewöhnlichen 6 sein, um sein Dasein] B: sein, in der eingeschüchterten Seele Besorg|nisse zu erregen, und so sein Dasein 8–11 wohl uns ... Furcht. ... bevorstehen] B: wohl uns, ... Furcht! ... bevorstehen, 18 leben] B: leben, 22 werden dadurch] B: werden uns dadurch 31 Leib] B: Leib, 25 Gebot,] B: Gebot
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Weise loskommen von der Furcht vor den Uebeln und dem Tode; sondern auf die Weise muß es geschehen die einem auf das göttliche gerichteten Gemüth allein möglich und anständig | ist, wie denn alles nur unter der Voraussezung gesagt ist, daß es von solchen vernommen werde. Denn sonst giebt es, und gerade aus Zeiten der Unruhe und der Zerstörung erzeugt sie sich am häufigsten, noch eine andere Furchtlosigkeit, eine solche, die um es recht zu sagen nur in der Verzweiflung ihren Grund hat, in dem Gefühl, daß es auch keinen sinnlichen Genuß des Lebens giebt für den, welcher der Furcht unterliegt. Aber unselig, ja der unseligste ist der, welcher auf diese Weise die Furcht von sich wirft, und weil die höchste und geistigste Scheu zuerst und am meisten dem wonach er trachtet entgegensteht, es dahin bringt, daß er nicht nur irdische Macht nicht fürchtet, sondern auch die höhere nicht, und uns so eine Größe zwar darstellt, aber nur die Größe | des Lasters und die verhaßte Kraft wilder zerstörender Roheit. Wir also wollen, indem wir diejenigen nicht fürchten, welche nur dem Leibe zu schaden und ihn zu tödten vermögen, doch den Herrn fürchten, der auch die Seele verderben kann in die Hölle. Und auf diesen Theil des Ausspruches Christi laßt uns jezt noch unsre Aufmerksamkeit richten. II. Den Herrn fürchten ist ein eben so gewöhnlicher als vieldeutiger und mißverständlicher Ausdrukk. Es giebt eine Furcht Gottes, welche gerühmt wird als der Weisheit Anfang, es giebt eine andere, welche ausgetrieben werden soll durch die Liebe; und beide von einander unterscheiden zu lehren, | möchte nichts geringeres heißen, als das Wesen des Christenthums darstellen. Darum aber glaube ich voraussezen zu dürfen, daß wir Alle diesen Unterschied verstehen, und will nur noch daran erinnern, wie sich das Richtige auch in diesen Worten unsers Erlösers ausspricht. Auf den ersten Anblikk freilich könnte es scheinen als ob hier die Rede sein müßte von jener verwerflichen Furcht vor den Uebeln, wel2 geschehen] B: geschehen, 7 eine solche,] B: eine furchtbare und gräuliche, 12 dem wonach er trachtet] B: dem sinnlichen Genuß nach dem er trachtet 18 schaden] B: schaden, 18 den Herrn] B: den Herrn 20 unsre] B: unsere 29– 30 wie sich das Richtige auch in diesen Worten unsers Erlösers ausspricht.] B: wie auch diese Worte unsers Erlösers auf demselben beruhen, und er uns nur zu jener Furcht des Herrn ermahnt, welche zur Weisheit gehört. 32 von jener] B: von der 9 giebt] B: giebt, 23–24 Vgl. Spr 9,10
12 es] so DV; OD: und 24–25 Vgl. 1Joh 4,18
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che Gott in jener Welt als Strafe verhängt; denn so denkt man sich gewöhnlich das die Seele verderben in die Hölle. Allein könnte sie wol alsdann der Erlöser jener andern Furcht vor irdischer Gewalt entgegensezen? Wer auch die Uebel dieses Lebens fürchtet, denkt der nicht, | daß sie, obgleich unmittelbar durch Menschen zugefügt, dennoch unter der Anordnung Gottes stehen, und wen sie treffen auf seinen Rathschluß treffen? Wer sich zeitliche Strafen Gottes denkt, denkt der sich etwas anderes als jene Uebel? und kann Gott sie auf eine andere Weise herbeiführen, als durch die Wirksamkeit irdischer Kräfte? Und wenn wir Strafen Gottes denken in einer anderen Welt, müßten es nicht auch Uebel sein jenem höheren Zustande angemessen, und könnten sie anders entstehen, als in Uebereinstimmung mit der dortigen Ordnung der Dinge? Wenn wir nun bedenken, daß die Zuhörer unseres Herrn auch die irdischen Uebel als Strafen Gottes anzusehen gewohnt waren, eine Vorstellung, die Er öfters zu berichtigen sucht: können wir glauben, er habe einen so starken Gegensaz aufgestellt zwischen | der Furcht vor den Strafen Gottes in dieser Welt, und der Furcht vor seinen Strafen in jener? Laßt uns also diesen Gedanken ganz verbannen, und überzeugt sein, daß die Furcht welche uns der Erlöser empfiehlt eine andere sein muß. Laßt uns daran uns halten, daß der Erlöser nicht gekommen ist um zu richten und durch Furcht vor Strafen zu schrekken, sondern daß Jeder, der auf Ihn nicht hört oder von Ihm weicht, schon gerichtet ist durch sich selbst. Laßt uns daran gedenken, daß die Gesinnung gegen Gott, zu welcher Er uns bilden will, nur eine ist, die Liebe, und daß also auch die Furcht welche Christus empfiehlt eins sein muß mit der Liebe. Und eine solche kennen wir ja gewiß Alle in unsern liebsten Verhält|nissen. Oder wäre nicht in jeder Liebe jene zärtliche Besorgniß, wir möchten etwa durch andere Verhältnisse unmerklich entfernt werden von dem geliebten Gegenstande? jene leise Furcht, unachtsamer Weise wo sein Mißfallen zu erregen? Müssen wir nicht überall das Kleinod der Liebe sorgsam bewahren, und ahndet uns nicht öfter, so lange wir noch zu keiner vollkommenen Vereinigung gediehen sind, die Möglichkeit, es könne uns die Seele der Liebe verschwinden, wenn auch das Aeußere der Verhältnisse erst allmählig und später hin gestört wird? Sehet da, das ist auch in un2 die Seele ... Hölle.] B: „die Seele ... Hölle.“ 19–20 Furcht ... empfiehlt] B: Furcht, ... empfiehlt, 25 Furcht welche Christus empfiehlt] B: Furcht, welche Christus empfiehlt, 30 wo sein] B: irgendwie sein 5 zugefügt] so B; A: zugegefügt 15 Vgl. z. B. Lk 13,4–5
9 Kräfte?] so B; A: Kräfte.
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serm Verhältniß zu Gott die Furcht, welche neben der Liebe bestehen kann, und eins ist mit ihr, mit einer solchen freilich, die noch keine vollkommene Vereinigung darstellt, aber welcher Mensch könnte sich auch rühmen in diesem Leben der Schwach|heit und der Sünde auf einer solchen Stuffe zu stehen. Und wenn wir fürchten entfernt zu werden von Gott, ist nicht Entfernung von ihm die Hölle? wenn wir fürchten sein Mißfallen zu erregen, ist nicht das Bewußtsein seiner Gnade zu entbehren die Hölle? wenn wir fürchten müssen, wir könnten das liebevolle kindliche Verhältniß zu Ihm zerreißen, ist nicht jeder Aufenthalt eines von ihm verlorenen Sohnes die Hölle? Indessen in Zeiten der Ruhe und Ordnung, wo nichts der Besonnenheit dessen, der seine Seligkeit schaffen will, zu mächtig in den Weg tritt, wo der Mensch leicht seiner selbst mächtig bleibt, wo er kleine Abweichungen leichter wahrnimmt und ohne Schwierigkeit von ihnen wieder einlenkt, da freilich wird die | Liebe nicht für gewöhnlich in jener Gestalt der Furcht auftreten. Leichter aber geschieht es, und heilsamer, ja oft nothwendig ist es, in schweren verworrenen Zeiten, wo das Gemüth auf allerlei Weise heftig bewegt wird, wo der Mensch nicht ruhig einen großen Theil seiner Laufbahn übersehen kann, wo die rasche Bewegung aller Dinge zum stillen Sammeln des Herzens vor Gott wenig Raum läßt, wo der Mensch bei jedem Schritt in Gefahr ist zu wanken und zu straucheln, und die Grenzen des Rechts und Unrechts oft schwer zu entdekken sind, wo schneller und unvermeidlicher ein Fehler den andern herbeiführt, und wo die Folgen seiner Thaten ihn oft auf die unseligste zerstörendste Art übereilen. Solche aber waren die Zeiten auf welche der Erlöser seine Jünger warnend vor|bereiten und stärken wollte; solche sind auch die, welche uns jezt getroffen haben. Sehr wohl war es also gethan, ihnen und uns die Liebe auch in jener Gestalt darzustellen, sie und uns anzumahnen zu jener Besorgniß, in der wir jezt schwerlich zu viel thun können. Denn wenn wir recht um uns schauen, werden wir gestehn müssen, daß der größte Theil der Verschuldungen, im Einzelnen und im Ganzen, durch welche wir leiden unter den Stürmen der gegenwärtigen Zeit, nicht sowol einer offenbar bösen Gesinnung zuzuschreiben ist, als vielmehr nächst jener sträflichen Furcht vor dem irdischen aus einem Mangel dieser heilsamen Furcht, dieser wahren Furcht vor dem 5 stehen.] B: stehen! 10 eines von ihm verlorenen] B: eines verlorenen 22 Grenzen] B: Gränzen 29–30 in jener Gestalt ... zu jener Besorgniß, in der] B: in dieser Gestalt ... zu jener heilsamen Furcht, der 31 gestehn] B: gestehen 35 vielmehr ... irdischen] B: vielmehr, ... irdischen, 14 kleine] so DV; OD: keine
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Herrn sich erklären läßt. Denken wir uns, daß wir auch die feindseligen Mächte dieser Welt | nicht zu fürchten hätten, wievielmehr also noch wenn sie uns drohen und wenn Unmuth und Hofnungslosigkeit jede innere Schwäche vermehren, was stört unser ruhiges Handeln, was hindert die Befriedigung unseres Gewissens als die Verstimmtheit, welche uns so manche Gelegenheit zum Guten und Löblichen nicht eher erblikken läßt, bis sie vorüber ist, als die Trägheit, welche uns so lange zögern läßt mit der Ausführung des erkannten Guten, welche uns so schwachen Widerstand leisten läßt gegen die anstrebenden Hindernisse, daß wir endlich unverrichteter Sache abstehen müssen? Warlich, so hängt es zusammen mit allem fast, was wir an den Handlungen des vergangenen Jahres zu bereuen haben, sowol in den fröhlichen als in den traurigen Zeiten desselben; und gewiß, wenn | wir wollen, daß uns weniger dergleichen das neue Jahr zu bereuen gebe, so laßt uns der heilgen Furcht uns hingeben zu der uns Christus auffordert. Wer immer besorgt ist, daß er sich nicht das Mißfallen Gottes zuziehe dessen Liebe und Wohlgefallen ihm über alles geht, o der wird achtsam auf dessen Stimme in seinem Gewissen hören, der wird auch jeden leiseren Ruf derselben immer besser verstehen lernen. Wer es fühlt, daß er noch Ursache hat sich zu fürchten, es könne irgend etwas ihn von der Liebe Gottes scheiden, der wird desto fester in dem wechselreichen Getümmel der Welt auf die ewige Gestalt des Wahren und Guten seinen Blikk geheftet halten, der wird in jeder heftigeren Bewegung seiner Seele desto redlicher sich selbst prüfen, ob auch sein | Eifer ein Eifer sei für den Herrn, der wird achtsam auf sich selbst es schnell inne werden, wenn irgend eine unreine vergängliche Liebe sich seiner bemächtigen will, oder wenn irgend ein irdischer Verlust ihn so ergreift, daß er sich die Möglichkeit denken kann unheiliges zu thun oder unwürdiges zu leiden um ihn wieder zu ersezen. Wer noch besorgen kann, sich von dem Ewigen, Lebendigen, Alleinweisen, immer 1–7 Denken wir uns, daß ... als die Trägheit,] B: Auch in solchen Zeiten, wo wir die feindseligen Mächte dieser Welt nicht zu fürchten haben, wievielmehr also noch wenn sie uns, wie jezt, wirklich bedrohen, wenn Unmuth und Hofnungslosigkeit jede innere Schwäche vermehren, was stört unser ruhiges Handeln, was hindert die Befriedigung unseres Gewissens mehr, als jene Verstimmtheit des Gemüthes, in der wir so manche Gelegenheit zum Guten und Löblichen, nicht eher erblikken, bis sie vorüber ist, als jene Trägheit, 13–15 und gewiß, wenn ... uns hingeben] B: möchten wir also in dem neuen Jahre weniger dergleichen zu bereuen haben, so laßt uns der heiligen Furcht uns hingeben, 17 zuziehe] B: zuziehe, 28 kann] B: kann, 30 Lebendigen,] B: Lebendigen 20–21 Vgl. Röm 8,35–39
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thätigen zu entfernen, der wird sich zusammenraffen sobald er sich auf unthätiger Unentschlossenheit ergreift, und das Verlangen auf den Wegen Gottes zu wandeln wird ihn das rechte finden lehren; der wird nicht lange irgend ein thörichtes Beginnen der Menschen unterstüzen, sondern die erste fromme Ueberlegung wird ihm deutlich machen, hier sei der Punkt wo seine bangen Ahndungen anfan|gen könnten in Erfüllung zu gehn. Ja diese Besorgniß muß uns wach erhalten unter allem was uns irgend einschläfern könnte, nüchtern und besonnen unter allem was uns zu berauschen und in den Strudel der Leidenschaften mit fortzureißen sucht! Und so von der Furcht des Herrn beseelt und geleitet, wie könnte je, es sei Furcht vor den Dingen dieser Welt oder Liebe zu ihnen uns irre führen! wie könnte je das Auge unseres Geistes verschlossen sein Alles zu sehen, worauf wir mit göttlicher Kraft zu wirken haben! Wie könnten wir je durch Furcht und wirkliches Unglükk so gelähmt oder durch ruhige Behaglichkeit so verwöhnt werden, daß wir uns Vorwürfe bereiteten durch schlaffe Unthätigkeit! Wie könnten wir je, das Auge in kindlicher Scheu auf den | Vater der Liebe geheftet, die Winke seiner Güte übersehen, und auch unter Trübsalen und Leiden das Schöne und Gute unbemerkt lassen, wozu Er uns einladet. Sehet, meine Freunde, so führen uns Furcht vor dem Herrn und Furchtlosigkeit vor allem Andern vereint zu jener den Kindern der Welt unbegreiflichen Schönheit des Lebens, daß der heiligste Ernst und die gewissenhafteste Treue, die auch das Kleinste sorgsam behandelt, und sich nichts entgehen läßt oder entreißen was wir irgend als das unsrige anzusehen haben auf dem Gebiete der Pflicht, sich verbinden mit dem ruhigen Frohsinn und der heitern Leichtigkeit, welche dem Spiele des irdischen Wechsels gelassen zusieht, und ohne Seufzer und Thränen fahren läßt was vergänglich ist. | Denn auch was die Furcht des Herrn unter uns auszurichten hat ist nicht auf das unmittelbare Handeln allein eingeschränkt. Selbst dann nicht, wenn bessere Zeiten uns wieder einen größeren und sicheren Wirkungskreis eröfnen, wenn wir jede jezt zurükgehaltene Kraft wieder im Dienste des gemeinen Wesens gebrauchen können und alles jezt getrennte wieder vereinigt ist, selbst dann wird unser Leben nicht ausgefüllt durch das Thun allein; wieviel weniger jezt, wo nach so vielen Seiten hin unwillkührlich unsere Thätigkeit beschränkt ist, und wir schmerzlich beklagen, daß wir statt des Handelns auf müßiges Zuschauen verwiesen sind. Allein eben in diesem Zuschauen offenbart 20 einladet.] B: einladet! 36 wo nach] B: wonach
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sich gleichfalls auf verschiedene Weise | die Regel der das Leben des Menschen folgt, und nicht müßig ist es, weil es ihn mächtig vorwärts bringt oder abführt. Und gewiß bemerken wir alle mit Unwillen, wieviel Verderbliches sich auch hierin bei denen zeigt, welche fern sind von der Furcht des Herrn. Selbst aus dem Munde solcher, von denen wir nicht als von Kindern der Welt nur Verwerfliches erwarten dürfen, wieviel unweise Reden vernehmen wir, die nur von ungezügelter Kurzsichtigkeit zeugen, wieviel voreiligen Tadel der Wege Gottes, der denen nicht entschlüpfen könnte, welche sorgsam bedacht wären sich auch in ihrem Urtheil nicht zu entfernen von Gott, und welche sich schon fürchten würden, wenn auch nur ihre Wünsche den entgegengesezten Weg gingen von seinen Rathschlüssen. O meine Freunde, die Furcht des Herrn bewahre uns vor dem Allen, womit nicht geringe Ge|fahr verbunden ist. Leichtsinnige gehaltlose Ansichten des Weltlaufes, wenn wir uns ihnen hingeben, entfernen und entfremden uns die Anschauung Gottes. Denn worin können wir Ihn schauen als in der Regierung der Welt und in den Aussprüchen des Gewissens? Wer aber jene vorwizig meistert, muß nicht bei dem auch dieses schon irre gemacht sein und immer leichter irre geführt werden? Wünschend oder träumend auf eine andere Anordnung der Welt hinsehn als Er sie wirklich herbeiführt, das deutet schon auf eine Neigung des Herzens sich von Ihm zu entfernen. Unweislich reden, was der Mensch nicht versteht, das rührt schon von dem Hochmuthe her der vor dem | Falle kommt; und warlich so häufig wird dies alles um uns her getrieben, so sehr glauben die Menschen ihre Weisheit daran zu zeigen, daß auch der Fromme könnte verleitet werden, daß wir warlich nur in einer immer regen Furcht des Herrn unsere Rettung und unser Heil finden können, daß auch hier wieder sie allein es ist, durch welche wir zu der rechten Freudigkeit gelangen, die ja nur da sein kann wo das Herz sich keiner Abweichung von Gott bewußt ist. O daß nur das Bild Gottes uns nicht verschwinde unter den verwirrenden Gestalten des Augenblikkes, darüber laßt uns wachen! Jede eigne Klugheit laßt uns gern Preis geben, um seine Weisheit zu sehen, immer voraussezend, was er eigentlich herbeiführt durch Alles was geschieht, das sei das Rechte, und seine Absichten immer suchend im Reinigen, Umbilden, Erneuern; daß nur nicht ein Unverstand und ein Dün|kel aufkeime in unserer Seele der uns nothwendig von Ihm trennt. Warlich 1 Regel] B: Regel, 2 mächtig vorwärts] B: mächtig entweder vorwärts 7– 8 ungezügelter Kurzsichtigkeit] B: selbstgefälliger Kurzsichtigkeit 26–28 daß wir warlich nur ... können, daß auch] B: so daß wir nur ... können, und auch 23–24 Vgl. Spr 16,18
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Er ist nahe denen die Ihn suchen, Er läßt sich finden von denen die in ehrerbietiger Scheu seine Werke und seine Wege erforschen, die gern sich selbst beschuldigen und widerlegen, um seine Weisheit kindlich und gläubig zu erhöhen. Von seiner Furcht geleitet wird unser Denken eben so rein und eben so gesegnet sein als unser Handeln, und nichts von alle dem, weshalb die Weisheit sich muß strafen lassen von denen die noch nicht recht ihre Kinder sind, wird unsern Blikk verdunkeln. Wir werden überall den Herrn sehen, und wer Ihn sieht, dessen Leben ist Friede und Freude; wir werden überall in | seinem Sinne handeln; und so kann niemand wider uns sein und kein feindliches Ungemach uns treffen. Was ist aber Seligkeit, oder wo wollen wir sie jemals finden, wenn wir sie nicht haben in diesem Zustande, wo der Mensch in seinem Denken und in seinem Thun sich immer mehr einiget mit Gott, wo er durch den Sohn auch den Vater erkennt und mit dem Sohne auch in dem Vater lebt; ein Zustand zu welchem wir unter allen Umständen dadurch gelangen werden, daß wir den Herrn fürchten und sonst nichts. Wer ist aber unter uns dem hieran nicht genügte, der neben diesem Wunsch, welcher uns alle Herrlichkeit, die die meisten nur in der andern Welt suchen, schon in dieser aufthut, noch einen andern könnte aufkommen lassen in sich? Nein, alle müssen sie verschwinden vor diesem! Diesen allein zur Erfüllung führend laßt uns ruhig kommen sehen was über uns beschlossen | ist! laßt uns mit allen denen die Ihn fürchten und lieben in freudigem Muth und guter Zuversicht sagen: Herr wenn ich nur dich habe so frage ich nichts nach Himmel und Erden. Das sei es also weiser und gütiger Gott, was wir am heutigen Tage vor Dich bringen, das immer wohlgefällige Gebet um Weisheit und Treue. Laß uns immer erfunden werden als würdige Jünger dessen, der auch durch Leiden zu seiner Herrlichkeit eingehen mußte. Laß uns unter allen Stürmen des Lebens unser Verhältniß zu Dir immer so fest im Auge behalten als | Er; und wenn uns das bevorsteht was Andern das Aergste dünkt, uns eben so ruhig wie Er daran erfreuen, daß wir nicht gewichen sind von Dir, daß wir nichts versäumt haben von dem was Du uns anvertrautest, und daß wir nichts gescheut haben als Dich dessen Nähe beseliget und dessen Ferne verdirbt. Möge es uns immer wie ihm stärkende 9 handeln;] B: handeln, 11 uns treffen.] B: uns schaden. 14 erkennt] B: erkennt, 17 uns] B: uns, 24 habe] B: habe, 32 bevorsteht] B: bevorsteht, 35 Dich] B: Dich, 24–25 Ps 73,25
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Speise sein Deinen Willen zu thun, Du magst uns nun nach Deiner Weisheit über Weniges gesezt haben oder über Vieles! Und es mag nun auch von uns genommen werden was Du uns nach Deinem Rathe zu nehmen beschlossen hast, daß wir überall nur Deinen Namen ehren und in freudiger Thätigkeit auf Deine segnende und auferwekkende Kraft hoffen. | So gütiger Gott laß Dir heute empfohlen sein unser deutsches Vaterland und das Reich unseres Königes. Ihn hast Du uns gesezt in diesen Zeiten zu einem leuchtenden Beispiel, wie eine große Sache es sei um jenen Muth, der keine irdische Macht fürchtet, und lieber alles versucht und erduldet als der Ueberzeugung untreu zu werden und dem Gewissen. Fahre fort ihn zu segnen mit diesem Muthe und ihn zu erleuchten mit Weisheit von oben. Laß ihn Glükk und Ruhe finden mitten unter Sorgen und Leiden in dem Bewußtsein, daß er nur Dich fürchtet und nur trachtet Deinen Willen zu thun. Laß ihn aber auch | Diener und Unterthanen finden die seiner würdig sind durch gleiche Gesinnung, und laß ihm erfreuliche Beispiele entgegenkommen auch aus den scheinbar abgerissenen Theilen des Vaterlandes, daß Er freudig inne werde, wie sein Wille zum Wohl des Ganzen auch da geschieht wo Er jezt nicht unmittelbar gebietet. Leite durch Deine Furcht alle Diener des Staates, die zum allgemeinen Wohl thätig sein sollen in diesen schwierigen Zeiten! mehr als je bedürfen sie ihrer um zu wählen was recht und wohlgefällig ist vor Dir, und sich ohne Vorwürfe zurecht zu finden in dem Widerspruch ihres Zustandes mit ihren Wünschen. Segne vornemlich auch jezt unsere frommen Zusammenkünfte zu Deiner Verehrung! verleihe den Lehrern der Religion Muth und Weisheit, daß sie | ohne Scheu verkündigen Deine Wahrheit und Deine Rechte. Erleuchte diejenigen die sich einfinden an den Stäten Deiner Anbetung, daß wenn sie auch vielleicht nur Trost und Ruhe suchen, sie zugleich auch Weisheit und Heiligung finden. Segne vor allem die Erziehung der 1 Du magst uns] B: magst Du uns 2–4 Und es mag nun auch von uns genommen werden was Du uns nach Deinem Rathe zu nehmen beschlossen hast, daß wir überall nur Deinen] B: Und mögen wir immer, was auch noch von uns genommen werden soll nach Deinem weisen Rathschluß überall dennoch Deinen 7–8 unser deutsches Vaterland und das] B: unser gesamtes deutsches Vaterland und vornehmlich das 11 erduldet] B: erduldet, 17 Gesinnung, und] B: Gesinnung; und 21 Er jezt] B: er jezt 22–23 sollen] B: sollen, 26 vornemlich] B: vornehmlich 8 Königes. Ihn] B: Königes, ihn 13 Vgl. Jak 3,17
26 Wünschen. Segne] B: Wünschen, segne
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Jugend, daß schönen Zeiten ein würdiges Geschlecht durch unsere Sorgfalt entgegenreife, und wir getreu jeden Keim des Guten pflegen welches wir von Deiner Vaterliebe hoffen. In allen Dingen Herr lehre uns thun was Dir wohlgefällt, Dein guter Geist leite uns auf ebner Bahn. Amen.
3 hoffen.] B: für die Zukunft hoffen.
3 Dingen] B: Dingen,
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Wie das Edlere in der Welt sich aus dem Niedrigen entwikkelt.
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Wenn wir uns den Menschen, sowol einzeln als in den großen Verbindungen in denen er lebt, noch nicht in dem Zustande vollkommener Seligkeit denken, der das unerreichte Ziel unseres gemeinschaftlichen Bestrebens ist: so erscheint uns das, was in jenem Zustande Eins sein würde, getrennt, so stellt sich uns auf der einen Seite das Gute, was er thun soll, um jenen Zustand herbeiführen zu helfen, als eine Aufgabe dar, die er unter vielen Hindernissen und Schwierigkeiten zu lösen hat, wiewol auch nicht entblößt von Hülfe und Unterstüzung; auf der andern Seite aber die befriedigende Beschaffenheit seines Lebens, das Angenehme nicht als der Erwerb seines Fleißes in jenem Werk, sondern als eine Gabe die ihm wird, größer oder kleiner, wie es jedesmal der gemeinschaftliche Zustand der menschlichen Angelegenheiten mit | sich bringt. So wie nun eigentlich das Böse darin besteht, wenn der Mensch um des Ange|nehmen willen das Gute unterdrükt oder fortwährend wissentlich vernachläßiget, und so den Genuß des Lebens als einen Raub ergreifen will; so ist es wiederum das Niedrige und Gemeine, wenn der Mensch jenen Unterschied zwischen der Art 4–14 Wenn wir uns ... Gabe die ihm wird,] B: Wenn wir den Menschen, sowol einzeln als in den großen Verbindungen, in denen er lebt, in seinem gegenwärtigen Zustande, weit entfernt von jener vollkommenen Seligkeit, betrachten, welche das unerreichte Ziel unseres gemeinschaftlichen Bestrebens ist: so erscheint uns das, was in jenem Zustande Eins sein würde, nicht nur vermindert sondern auch getrennt, indem sich uns auf der einen Seite das Gute, was er thun soll, um jenen Zustand herbeiführen zu helfen, als eine Aufgabe darstellt, die er unter vielen Hindernissen und Schwierigkeiten zu lösen hat, wiewol auch nicht entblößt von Hülfe und Unterstüzung; auf der andern Seite aber erscheint auch das Befriedigende in seinen Verhältnissen, die Annehmlichkeit und Freude seines Lebens nicht als der Erwerb seines Fleißes in jenem Werk, sondern als eine zufällige Gabe die ihm zugetheilt wird, 18–19 vernachläßiget, ... will;] B: vernachläßiget ... will: 25 Eins sein] B: Eins und sein 2 Predigt vermutlich zum Sonntag Estomihi am 8. Februar 1807 in der Domkirche zu Halle an der Saale
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wie das Gute und wie das Angenehme wird, übersieht, wenn er lezteres zu seinem eigentlichen Gegenstande macht, und von dem ersteren meint, es müsse sich finden, wenn er es nur da wo es ihm als eine bestimmte gesellige Pflicht entgegentritt nicht offenbar befeindet und zurüksezt. Gewiß fühlen wir es alle, daß nur die überwiegende reine ganz hingegebene Liebe zum Guten das Edle ist in der menschlichen Natur; und wenn wir uns umsehn, wie doch und wo die Bestimmung des Menschen sich vor unsern Augen entfaltet, so richten wir unser Augenmerk nicht nur dahin wo der Krieg gegen das Böse geführt wird, sondern noch weit mehr sehen wir zu, ob wol jene viel weiter verbreitete gemeine Denkungsart sich allmählig verliere, und das wahrhaft Gute und Schöne an der Stelle derselben in dem Herzen der Menschen Raum gewinne. Immer ist dieses Heil des Herrn zu sehen ein sehnlicher Wunsch aller Besseren; aber er erhöht sich zu einer bangen Sehnsucht in solchen Zeiten, wo in furchtbaren Heeren die Folgen jenes niederen Sinnes hereinbrechen, wo der Mangel an heiliger und tapferer Liebe zum Guten eine Quelle des Elendes wird die reichlich strömt, wo es sich nun zeigt, wie durch das leichtsinnige Jagen nach den kleinen und flüchtigen Annehmlichkeiten des Lebens, die Menschen der | größten und wahresten Güter verlustig gehen. Wenn solcher Zeiten drükkendes Gefühl auch uns jezt beengt; wenn jene Sehnsucht mehr als sonst uns beunruhiget, und wir ungeduldiger, und wie es scheint unvermögender selbst wirksam zu sein der Hülfe des Herrn harren, so laßt zu unserer Beruhigung uns fleißig auf die Wege sehen welche Gott die Menschen zu führen pflegt; und dies sei auch jezt das Ziel unserer Betrachtung. Text. Evang. Joh. 2, 1–11. Und am dritten Tage ward eine Hochzeit zu Cana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger wurden auch
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1–5 wie das Angenehme ... zurüksezt.] B: wie das Angenehme im menschlichen Leben entsteht, unachtsam übersehend er letzteres zu seinem eigentlichen Gegenstande macht, von dem Guten aber meint, es werde sich schon von selbst finden, wenn er es nur da, wo es ihm als eine bestimmte gesellige Pflicht entgegentritt, nicht offenbar befeinde und zurükseze. 5 wir es alle,] B: wir alle, 9 dahin] B: dahin, 14–15 Immer ist dieses Heil des Herrn zu sehen ein sehnlicher Wunsch aller Besseren; aber] B: Zu allen Zeiten ist es ein sehnlicher Wunsch aller Besseren dieses Heil des Herrn zu sehen, aber 17–18 wo der Mangel an heiliger und tapferer Liebe zum Guten eine Quelle des Elendes wird die reichlich strömt, wo] B: die bei dem Mangel an heiliger und tapferer Liebe zum Guten sich im|mer weiter verbreiten und immer tiefere Wurzel schlagen, wo 22–23 Sehnsucht mehr als sonst uns beunruhiget,] B: Sehnsucht uns mehr als jemals beunruhiget, 23–25 und wie es scheint ... harren, ... sehen] B: und, wie es scheint, ... harren: ... sehen,
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auf die Hochzeit geladen. Und da es an Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm, Sie haben nicht Wein. Jesus spricht zu ihr, Weib was habe ich mit Dir zu schaffen? meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern, Was er euch saget, das thut. Es waren aber allda sechs steinerne Wasserkrüge gesezt nach der Weise der jüdischen Reinigung, und gingen je in einen zwei oder drei Maaß. Jesus spricht zu ihnen, Füllet die Wasserkrüge mit Wasser. Und sie fülleten sie bis oben an. | Und er spricht zu ihnen, Schöpfet nun und bringet es dem Speisemeister; und sie brachten es. Als aber der Speisemeister kostete den Wein der Wasser gewesen | war, und wußte nicht von wannen er kam, die Diener aber wußten es, die das Wasser geschöpft hatten, rufet der Speisemeister den Bräutigam, und spricht zu ihm, Jedermann gibt zuerst guten Wein, und wenn sie trunken geworden sind, alsdann den geringeren; Du hast den guten Wein bisher behalten. Das ist das erste Zeichen so Jesus that, geschehen zu Cana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn. Die Geschichten aus dem Leben Jesu, meine Freunde, treten eigentlich alle in der heiligen Schrift sehr demüthig auf; auch die in welchen die wunderbare Wirkung ins Auge fällt, erscheinen nur wie Handlungen, die auf das nächste Bedürfniß berechnet waren, ohne daß sie Anspruch darauf machen, daß irgend eine andere höhere Beziehung darin sollte entdekt werden. Wenn man aber des Johannes Beschreibung von dem Leben unseres Herrn mit Aufmerksamkeit und Andacht lieset: so kann man sich des Gedankens kaum erwehren, daß er eine besondere Auswahl gemacht habe unter diesen einzelnen Zügen, und daß sein sinniges Gemüth sich darin gefallen, sie mit den Reden Jesu oder mit den großen Momenten seines Lebens in eine solche Verbindung zu sezen, daß eine besondere Deutung derselben sich fast aufdringt. | So stellt er die vorgelesene Begebenheit zusammen mit der Nachricht von dem Antritte des Lehramtes unseres Herrn, und erwähnt ausdrüklich, es sei das | erste Zeichen gewesen, welches er gethan. Erwägen wir nun, wie oft Christus das Leben selbst einem Gastmahle vergleicht, und wie der Wein, den er späterhin zum Symbol 6 gesezt] B: gesezt, 11 nicht] B: nicht, 14 gibt] B: giebt 19 Die Geschichten] B: Die einzelnen Geschichten 20 auch die] B: auch die, 24 sollte] B: solle 35– 2 zum Symbol der Stärkung erwählt, die Er den Seinigen darreicht, auch hier dasjenige ist, was er wohlthätig mittheilt,] B: zum Darreichungsmittel der kräftigsten geistigen Stärkung erwählt, die er den Seinigen mittheilen wollte, wie eben der auch hier dasjenige ist, was er wohlthätig spendet, 9 Und er] B: und er
10 es. Als] B: es, als
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der Stärkung erwählt, die Er den Seinigen darreicht, auch hier dasjenige ist, was er wohlthätig mittheilt, indem er aus dem gemeinsten Getränk das edelste wunderbar hervorruft, eben wie von ihm alle Veredlung der Menschen und ihres Lebens ausgegangen ist, und was zu diesem Behuf nur je noch geschehen kann, sich an ihn anschließt: so wird uns leicht diese merkwürdige Erzählung als ein Vorbild davon erscheinen wie unter der Leitung Gottes statt des Gemeinen und Niedrigen das Edlere in der menschlichen Gesellschaft pflegt die Oberhand zu gewinnen; und unter diesem Gesichtspunkt wollen wir sie jezt näher betrachten, indem wir dasjenige herausheben, was am meisten hierüber lehrreiche Winke zu enthalten scheint.
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I. Es war eine Hochzeit, heißt es, und Christus und seine Jünger waren auch geladen. Keinesweges wurde er von denen, welche zu dieser Feier versammelt waren, etwa für die Hauptperson | oder für etwas ausgezeichnetes gehalten; er war noch nicht der in dem ganzen Volk berühmte Lehrer wie hernach, der vielgefeierte, auf welchen man | überall vor allem sah und hörte, sondern wahrscheinlich äußerer Verbindungen wegen war er mit eingeladen, und so war er eben mit den seinigen auch da. So ist es in der Welt noch immer meine Freunde. Diejenigen, welche am meisten von Liebe zu allem Guten und Vortreflichen durchdrungen sind, diejenigen, in denen sich jene göttlichen Kräfte am lebendigsten regen, durch deren Thätigkeit auch in Andern das Gute muß erwekt und so der geistigen Dürftigkeit des Lebens muß abgeholfen werden, genießen zwar ursprünglich selten einer ausgezeichneten Achtung in der Welt; aber wo nur das Gastmahl des Lebens gefeiert wird, da fehlen sie wenigstens nicht. Es sei nun, daß man nur hergebrachter Sitte und Ordnung wegen die Gemeinschaft mit ihnen nicht vermeiden kann, oder daß die Gäste die eigentlich nur den Genuß des Lebens abschöpfen wollen, von Jenen ihrer Gaben wegen eine Erhöhung ihrer Freuden erwarten; kurz sie sind auch da. Daß es so im Allgemeinen, daß es so auch im Einzelnen sei, daran laßt uns fest glauben. Auch dort mag vielleicht Christus mit den Seinigen manchem der versammelten Gäste entgangen, von noch mehreren gar auf keine 5 an ihn anschließt:] B: an ihn und seine Wirksamkeit anschließt: 22 immer] B: immer, 28 wo nur das] B: wo immer das 31 Gäste] B: Gäste, 32 ihrer Gaben] B: ihrer ausgezeichneten Gaben 14 eine] so B; A: ein
14 Hochzeit,] B: Hochzeit
27 selten] so DV; OD: selber
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Weise unterschieden worden sein; und so geht es uns auch wol, daß wir bisweilen unsere Augen umhergehen lassen in einer großen Versammlung und uns fragen: Ist wol hier einer, der selbst von | dem besseren Geist beseelt, den höheren Endzwekken des Lebens sich widmend, den Trieb in sich fühlt Andere ebenfalls dafür zu gewinnen, und von ihren kleinen nichtswürdigen Bestre|bungen zu etwas edlerem zu erheben? und daß wir dann keinen sehen. So übel ist es aber nicht bestellt um die Welt. Die Christo angehören, die seine Stelle vertreten, und nur auf die Gelegenheit warten den Menschen das Bedürfniß nach einem höheren Dasein zu erwekken und ihnen von den Gütern desselben zu kosten zu geben, sie sind überall vertheilt, und die wirkende Kraft Gottes ist immer in ihnen. Unscheinbar kann sie sein, und kann lange Zeit unbemerkt bleiben, aber sie ist da. Laßt uns zurüksehn, meine Freunde, auf die Geschichte des menschlichen Geschlechtes, wie oft die schönsten Verbesserungen und Bereicherungen desselben vor Christo und nach ihm aus einem geringen nicht geachteten Anfang hervorgegangen sind, wie lange oft die Retter und Helfer verborgen geblieben sind und ihren großen Beruf in sich verschlossen getragen haben. Laßt uns vertrauen, es sei auch jezt, es sei überall so, wo uns die Wemuth überfällt darüber, daß der große Haufen der Menschen sich in den niederen Gegenden des Lebens genügen läßt. In den Seinigen fortlebend, deren größte Angelegenheit es ist die Menschen zu Ihm zu ziehen, ist Christus überall, eben so aufmerksam, eben so bereitwillig, und überall findet er früher oder später Gelegenheit, wenn auch nur Einigen, seine Wohlthaten zu spenden. Und das Vertrauen wird uns die Augen öfnen, daß wir überall | auch ehe sie noch wirken können diejenigen herausfinden, die der Herr als seine Werkzeuge ausgerüstet hat. | II. Und da es am Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm, sie haben nicht Wein. Wie die Frauen bei einem solchen Mahle selbst am wenigsten an den bereiteten Genüssen theilnehmen, aber am meisten geschäftig sind herbeizuschaffen, zu sorgen und Jedem den Genuß soviel möglich zu erhöhen; und wie auch hier die Mutter Jesu nicht von eigenem Bedürfniß getrieben, sondern nur von dem Verlangen den Anderen Gutes zuzuwenden, dem Erlöser den ein6 kleinen nichtswürdigen] B: kleinen unbedeutenden 18 sind und] B: sind, und 20 Wemuth] B: Wehmuth 23 überall, eben so] B: überall eben so 26–27 überall ... können] B: überall, ... können, 4 Endzwekken] B: Entzwekken
22 fortlebend] so DV; OD: fortleben
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tretenden Mangel bekannt machte: so wird auch im Laufe des Lebens das Herz derjenigen schon voraussehend von guten Wünschen bewegt, die für sich selbst am wenigsten den Genüssen ergeben, die Eitelkeit derselben einsehen, und den Zustand derer bedauren, welche die Quelle ohne je gesättiget zu sein erschöpfen. Ja, meine Freunde, es ergehet denen die auf dem Gastmahle des Lebens nur genießen wollen überall wie hier, Es gebricht an Wein. Die Sinnlichkeit ist unersättlich, die Spenden des reichlichsten Gebers sind unzulänglich, und wie auf einem Gastmahl, je weiter hin desto mehr, zwar nicht wahrhaft genossen, denn der Reiz stumpft sich ab, und die wähligen Sinne verwerfen mehr als sie in sich aufnehmen, aber eben deshalb doch verbraucht und verschwendet wird, so auch im Leben der Genußsüchtigen wird die Befriedigung immer schwieriger. Zumal die edel|sten Genüsse, bei denen noch am meisten die Seele selbst geschäftig, und in deren mehr geistiger Beschaffenheit sich noch die Spuren von der höheren Bestimmung | des Menschen erhalten, deren Untermischung mit den übrigen noch dem Gemüth seine Empfänglichkeit bewahrt und dem Ueberdruß vorbeugt, den das niedrig sinnliche allein weit eher herbeigeführt hätte, diese vorzüglich wenn sie nur Genüsse sind, nur des vorübergehenden Eindruks willen gesucht und geliebt, werden immer seltener und gehen zulezt ganz aus. Die Menschen müssen sich immer mehr herabstimmen, wenn sie diesem Wege folgen, und mit dem gröberen vorlieb nehmen, das ist die Nothwendigkeit, welcher die sinnliche Natur unterliegt. Sie selbst aber allmählich abgestumpft bemerken es nicht, sie sorgen auch nicht wo neuer Vorrath und neue Reizungen herkommen sollen, und betrachten leichtsinnig das Leben wie ein Gastmahl, wo es Andern obliegt alle ihre Wünsche zuvorkommend zu befriedigen. So versiegen ihnen unbemerkt die Quellen des Genusses, und sie nahen sich dem leersten und peinlichsten Zustande. Aber die zuschauenden, still hingehenden, selbst im höheren Leben des Geistes seligen und darum sorgsam zärtlichen Gemüther, diese sehen mit innigem Mitgefühl, welch ein dürftiges Ende es nehmen will mit ihren misleiteten Brüdern. So lange diese nur mit leichtem Sinne die unschuldigen Freuden des Lebens genießen, und, wenn auch nicht zu den tieferen Quellen des beseligenden Borns hinabsteigend, aus welchem der ewig nicht dursten lassende | Trank sich ergießt, sich doch nicht ganz dem entziehen was der eigenthümli1–2 Lebens das Herz] B: Lebens vorzüglich das Herz 5 die Quelle ohne je gesättiget zu sein erschöpfen.] B: die Quelle erschöpft haben, ohne doch je gesättiget worden zu sein. 6–7 denen ... wollen] B: denen, ... wollen, 14–15 geschäftig,] B: geschäftig ist, 18–19 bewahrt ... vorzüglich] B: bewahrt, ... vorzüglich, 22–23 sich immer mehr herabstimmen, wenn sie diesem Wege folgen,] B: sich, wenn sie diesem Wege folgen, immer mehr herabstimmen, 24–25 allmählich] B: allmählig
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chen Natur des Menschen Kraft geben kann, sondern ihre andern Freuden dadurch würzen und erhö|hen, so bleiben sie zwar den edleren Seelen fremd und fern, wie zarten Frauen die Gemüthsstimmung derer, die zu den Freuden der Tafel und des Bechers vereinigt sind, fremd bleibt: aber Sorge und Schmerz bemächtigt sich des frommen Gemüthes erst, wenn es die Spuren des Besseren ganz verschwinden sieht in seinen Brüdern. Dann wendet es sich wie die Mutter Jesu klagend und fürbittend an den Herrn, dann hält es ihm den traurigen dürftigen Zustand derer vor, um derentwillen er doch gekommen ist, dann möchte es Ihn, der allein die Menschen erheben kann, von dem alle beseligende Kraft ausgeht, bewegen, ob denn nicht nun, da sie fast am Ende wären mit ihren irdischen Herrlichkeiten, die Stunde gekommen wäre, wo er ihr Herz aufschließen könne für die ewigen Güter, wo er ihnen den Schaz unvergänglicher Seligkeit öfnen könne. O meine Freunde, diese theilnehmenden Gefühle, wenn sie uns auch fast ängstigen, wie wir denn etwas ängstliches finden in der Anrede der Mutter Jesu, wollen wir doch nicht zu den Leiden, vielleicht gar zu den vergeblichen, des Lebens zählen. Denn sie bürgen uns dafür, daß wir reineres Herzens sind, daß wir den Ruf Gottes besser verstehen, daß wir in den Rath des Herrn hineingeschaut haben. Hüten wir uns vielmehr, daß wir dem verkehrten Treiben der Menschen um uns her nicht gleichgültig zusehen, | und lassen nicht ab, unter Umständen, wo wir selbst nichts thun können, in frommer betender Fassung des Gemüthes ihr Heil zu erwägen, und zu harren, daß auch ihnen das Reich Gottes komme, und die Quelle | der Seligkeit sich öfne, über welche Christus zu gebieten hat. Auch diese Wünsche sind nicht vergeblich, auch sie müssen das ihrige beitragen, obgleich, als die Mutter Christi sie ihrem Sohne vortrug, III. Jesus zu ihr sprach, Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? meine Stunde ist noch nicht gekommen. Es gehört nicht in die Grenzen unserer Betrachtung, zu zeigen, daß diese Antwort nicht so hart ist, nicht so dem Verhältniß des Sohnes zur Mutter entgegen, als man anfänglich glaubt. Wir können dies gern annehmen, allein niemand wird doch läugnen, daß sie wirklich hart klingt, daß sie den so bescheiden vorgetragenen Wunsch der Mutter nicht erfüllt, und sie für den Augenblikk wenigstens ihrem 5 Schmerz bemächtigt] B: Schmerz über sie bemächtigt 7 in seinen] B: in diesen seinen 11–12 sie fast] B: sie doch fast 13 wäre,] B: sei, 27–28 beitragen, obgleich, als die Mutter Christi sie ihrem Sohne vortrug,] B: beitragen zur Verbreitung der Segnungen des Erlösers, obgleich, als die Mutter Christi ihrem Sohne diesen Wunsch vortrug, 31 Grenzen] B: Gränzen 33–34 glaubt. Wir können dies gern annehmen,] B: glauben möchte. Wir können dies gern auch ohne Beweis annehmen;
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ängstlichen Gefühl überläßt. Wenn wir uns hieran halten, so werden wir nicht läugnen können, daß es uns nur zu oft eben so geht. Wir sehen einen Theil unserer Brüder immer tiefer in niedere Sinnlichkeit versinken; wir ahnden angstvoll wie immer unbefriedigender und gehaltloser ihr Leben werden muß; wir flehen für sie zu Gott mit inbrünstigem Herzen; oder indem wir bei uns selbst nachrech|nen, wie es nun unmöglich länger so gehen könne, sondern nothwendig, nachdem alles sinnliche erschöpft ist, die Gemüther für den geistigen Genuß müssen empfänglich werden, tragen wir eben dadurch unsern Wunsch so still und bescheiden wie Maria dem Herrn vor: und wie oft schallt uns nicht aus dem ungestört fortgehenden immer tiefe|ren Verfall, aus den immer wieder unfruchtbar zu uns zurükkehrenden brüderlichen Ermahnungen, aus der Unwirksamkeit des wenn auch noch so hellglänzenden Beispiels, aus der Vergeblichkeit aller äußeren Veranlassungen die traurige unserm Eifer und unserm Mitgefühl eben so hart dünkende Antwort zurükk, Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Laßt uns nur eben so wenig den Muth und den Glauben verlieren wie Maria ihn verlor. Sie wurde durch Christi Antwort nicht betroffen oder mürrisch gemacht, daß sie nun die Sache aufgegeben hätte; auch nicht aus ihrer hoffenden Gemüthsstimmung ward sie herausgesezt. So laßt uns auch nie die gute Sache aufgeben, oder irre werden in unserer Hofnung auf den Herrn, wenn auch oft lange Zeit unsere dringenden Wünsche für die Verbesserung der Menschen in unserer Nähe unerfüllt bleiben. Maria, ohnerachtet sie recht wohl wußte, und auch fest darauf beharrte, was sie im Ganzen von Christo zu erwarten hatte, beschied sich doch, daß sie seine Art zu Werke zu gehen noch nicht kannte, denn es war das erste Zeichen was er that. Müssen wir uns nicht eben so bescheiden, daß wir des Herrn Wege noch | nicht kennen, daß wir immer Kinder bleiben in dieser Hinsicht, welche erwarten, was des Vaters Weisheit nicht erfüllen kann? Wir sehen auf das Nächste und werden davon bewegt, es verlezt uns die niedrige Weise der Menschen die uns umgeben, oder wir werden bewegt von ihrem ihnen unbewußten trostlosen Zustande, und so gelten freilich unsere Wünsche und | unsere Bemühungen zunächst ihnen, aber ist nicht gewöhnlich auch davon etwas darunter, daß wir von der eigenen Pein, die uns ihr Anblikk und das Leben mit ihnen verursacht, wollen 15 die traurige] B: jene traurige 16 Meine ... gekommen.] B: „Meine ... gekommen.“ 21 aufgeben,] B: aufgeben 28 des Herrn] B: des Herren 29 wir immer Kinder bleiben in dieser Hinsicht,] B: wir in dieser Hinsicht immer Kinder bleiben, 31 bewegt,] B: ergriffen, 34 ihnen,] B: ihnen; 35 darunter,] B: beigemischt, 18 Maria] so DV; OD: Marie
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befreit sein? Die Schiksale der Menschen, aber auch die geistigen, werden von Gott nach einem allgemeinen Zusammenhange geleitet, von dem dieses nächste Bedürfniß welches uns so stark ergreift, nur ein kleiner Theil ist. Laßt uns dann Hofnung behalten und harren, aber nicht unthätig, sondern immer fortfahrend in allem was uns selbst obliegen kann, um zu dem Zwekke zu gelangen, der uns so am Herzen liegt, und wie Maria that, welche zu den Dienern sprach: Was er euch saget das thut, auch Andere um uns her, welche fähig sind bei dem Geschäft der Besserung und Beglükkung der Menschen Dienste zu leisten, aufmunternd, daß sie der Winke des Herrn gewärtig seien, und sie immer hinweisend auf die göttliche Kraft, die allein das Bessere in dem Menschen zum Leben bringen kann, welche gewiß da ist, gewiß auch schon im|mer die Richtung hat, die wir wünschen, nur daß ihre Wirkungen noch nicht hervorbrechen. O meine Freunde, diese Beharrlichkeit, dieser unerschütterliche Glaube, diese durch kein Mißlingen zu tilgende Bereitwilligkeit immer wieder das unsrige zu thun zur Besserung der Menschen, ist ja das einzige wodurch wir uns ein Verdienst um sie erwerben können das in etwas mehr besteht als in guten Wünschen, es ist ja das einzige, wodurch wir ein taugliches Werkzeug des Herrn werden können, der, wie er selbst um zu lehren | und zu heiligen menschliche Natur an sich genommen hat, so auch bei seinen verborgenen, heiligenden und beseligenden Wirkungen auf die Gemüther der Menschen sich immer menschlicher Kräfte bedient; wenn wir auch, was dann geschieht, nicht aus dem, was wir gethan haben, begreifen können, sondern es immer nur ihm und seiner wunderbaren göttlichen Kraft zuschreiben müssen. Ihm sei also zu diesem Behuf immer alles was in uns ist geheiliget, und kein lieberes Geschäft als seinen Winken zu folgen! Dann können wir sicher sein, daß Er 1 sein? Die Schiksale der Menschen, aber auch] B: sein? und ist es nicht gerade dieses, was uns am meisten ungeduldig macht, daß wir die rechte Stunde nicht gern erwarten mögen? Die Schiksale der Menschen, eben auch 3 Bedürfniß] B: Bedürfniß, 7 liegt,] B: liegt; 7–13 sprach: Was ... ist, gewiß auch] B: sprach, „Was er euch saget das thut,“ so wollen auch wir Andere um uns her, welche fähig sind, bei dem Geschäft der Besserung und Beglükkung der Menschen Dienste zu leisten, aufmuntern, daß sie der Winke des Herrn gewärtig seien, und sie immer hinweisen auf die göttliche Kraft, die allein das Bessere in dem Menschen zum Leben bringen kann, welche gewiß nicht nur immer bereit ist, sondern gewiß auch 17–19 uns ein Verdienst um sie erwerben können ... Wünschen,] B: uns um sie ein Verdienst erwerben können, ... Wünschen; 19–20 wir ein taugliches Werkzeug] B: wir taugliche Werkzeuge 23– 24 bedient; wenn wir auch, was dann geschieht,] B: bedient, und auch der unsrigen sich bedienen will, wenn gleich wir das was geschieht, 27–28 geheiliget, und kein lieberes Geschäft als] B: geheiliget und kein lieberes Geschäft gebe es für uns als 24 dann] so DV; OD: denn
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sich unserer auch bedienen wird hier und da um Andere zu einem besseren Leben zu erwekken und sie größere Herrlichkeiten genießen zu lassen als die, welche sie bald erschöpft haben würden.
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IV. Wenn nun aber unsere Wünsche erfüllt werden, wenn irgendwo, sei es im Großen oder Kleinen, der jämmerlichsten Noth der Menschen ein | Ende gemacht wird, und statt der immer schlechter werdenden sinnlichen Genüsse ihnen die höheren Freuden des geistigen Lebens aufgehen: so verstehen wir davon, wie das geschieht, eben so wenig und es erscheint uns eben so wunderbar, wie uns diese Geschichte erscheinen muß. Wir sehen Maria, wir sehen Christum, wir sehen die Diener jeden auf seine Weise geschäftig, Maria bittend, empfehlend, vorbereitend, Christum anordnend, gebietend, die Diener eine äußere Handlung gehorsam vollziehend; aber wie, wo Wasser eingeschöpft ward, Wein kann aus|geschenkt werden, wer wollte das begreifen? So ist es auch hier. Wir sind da als Fürbittende, Gutes wünschende, und wenn wir nur wüßten wie zur Bewirkung desselben gern bereite Gemüther; aber wir thun nichts in diesem entscheidenden Augenblikk, als was wir schon lange vorher nur vergeblich gethan haben. Andere sind mit uns zugleich da, nicht einmal von denselben Gesinnungen beseelt, nur denen dienend, welche bisher nichts anders als die Lust dieser Welt suchten, und auch nicht glaubend, daß sie etwas anderes thäten als nur wieder, wie immer, dieser Lust behülflich sein; und eben durch diese leitet der Herr irgend eine äußerliche Veränderung ein, aus welcher dann auf eine unbegreifliche Weise das hervorgeht was wir gewünscht hatten. O es ist eine verborgene wunderbare Handlung, wenn die Kraft Gottes so in das Leben der Menschen eintritt, ihnen plözlich statt des gewohnten niederen das höhere und göttliche darbietet, und oft mitten aus der Abstum|pfung, in welche die Anhäufung sinnlicher Genüsse sie versezt hatte, ihnen die Empfänglichkeit für geistige Freuden mittheilt! Nach der Weise der jüdischen Reinigung standen die Krüge da, und des Wassers, was zu dieser bestimmt war, bediente sich Christus, um daraus den stärkenden neubelebenden Trank zu entwikkeln. Dies ist uns freilich ein bedeutender Wink über die Verfahrungsart des Höchsten. Wenn die Menschen, welche sich zum bloßen Genuß des Lebens vereinigt haben, noch unter der Zucht einer Sitte oder eines | Gesezes stehen, so haben sie auch Reinigungen bereit, bloße äußere 1–3 wird ... erwekken ... lassen] B: wird, ... erwekken, ... lassen, 4 werden,] B: werden; 16 wüßten] B: wüßten, 18 nur vergeblich gethan] B: nur immer ohne Erfolg gethan 33 zu entwikkeln.] B: hervorzurufen. 37 bloße äußere] B: freilich nur äußere
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Gebräuche, so wie sie sie nach ihrer Gesinnung ansehn und behandeln, ohne innern Gehalt und Geschmakk, die ihnen weder Kraft geben noch Lust gewähren können, sondern womit sie sich nur ein anständiges Aeußeres geben, sich einen guten Ruf und ein gutes Zeugniß erhalten wollen bei der übrigen menschlichen Gesellschaft, es seien nun religiöse Uebungen, oder es seien pflichtmäßige wohlthätige aber nur um der Sitte und des Gebrauches willen verrichtete Handlungen. Wieviel besser sind nicht noch diejenigen daran, denen dies wenigstens in ihrer Erniedrigung bewahrt wird; denn wie oft bedient sich die göttliche Gnade grade dieser Mittel um ihnen zum höheren Bewußtsein zu verhelfen. Eben hiebei tritt nicht selten zuerst das lange verkannte oder unterdrükte Gefühl wieder in seine Rechte ein; was nur eine unbedeutende Unterbrechung gewohnter Zerstreuungen und | Genüsse sein sollte, wird der Anfang eines ganz anderen und neuen Lebens, und wo sie es gar nicht erwarten mochten, in den verspotteten Gefühlen, in den als Aberglauben gering geschäzten Vorstellungen der Religion, finden sie mehr vortrefliches und seliges als sie je wagten zu wünschen. Wo aber freilich auch nicht mehr die heilige Scheu ist, die das Bedürfniß einflößt, sich, wenn auch nur äußerlich, zu reinigen, da sind es vielleicht die gewaltigeren Kämpfe des Gemüthes, da sind es die Fluthen des Leidens, welche sich in die Stärkung zum ewigen Leben verwandeln. | Bleibt aber auch immer etwas unbegreifliches in dieser Veränderung, wie ein lange Zeit nur der Sinnlichkeit hingegebenes Gemüth oft schnell besserer Ansichten, edlerer Thätigkeiten, höherer Genüsse fähig wird: so liegt doch die ganze Natur dieser Veränderung und ihre ersten Folgen klar genug vor Augen. Sie ist nemlich eine allgemeine 2 Geschmakk,] B: Geschmak, 5–6 es seien nun religiöse Uebungen, oder es seien] B: seien es nun religiöse Uebungen, oder seien es 8–9 noch diejenigen daran, denen dies wenigstens in ihrer Erniedrigung bewahrt wird; denn wie oft] B: dennoch diejenigen daran, denen dies wenigstens in ihrer Erniedrigung noch bewahrt wird; denn gern und oft 11 Eben hiebei] B: Eben unter solchen Handlungen 12–15 ein; ... Lebens, und] B: ein: ... Lebens; und, 15–22 in den verspotteten ... Leben verwandeln.] B: in den vielleicht verspotteten Gefühlen, in den als Aberglauben gering geschäzten Vorstellungen der Religion, welche durch jene Handlungen hervorgerufen werden, finden sie vortrefliches und seliges mehr als sie je wagten zu wünschen. Wo aber freilich nichts mehr übrig ist von der heiligen Scheu, die das Bedürfniß einflößt, sich, wenn auch nur äußerlich, zu reinigen, da müssen es dann wol gewaltigere Kämpfe des Gemüthes sein, da ist es vielleicht der bittere Kelch des Leidens, der sich in die Stärkung zum ewigen Leben verwandelt. 24 ein lange Zeit] B: ein durch lange Zeit 26 liegt doch die ganze Natur dieser Veränderung und ihre] B: liegt uns doch die ganze Natur dieser Veränderung, es liegen uns ihre 3 Lust] Lnst
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Erneuerung und Erfrischung des Lebens, wie sie dem Erschöpften nur der köstlichste Trank gewähren kann. Höhere vorher nicht gekannte Kräfte wekt sie in dem Erschlafften, zu starken erfolgreichen und doch milden Thätigkeiten regt sie alle sein Vermögen auf, die nicht nur außer sich wirken, sondern auch als der erste Vorschmakk eines göttlichen Lebens zum reinsten Genuß in sich selbst zurükkehren. Und eben deshalb sind die nächsten Folgen dieser Veränderung ganz so wie in unserer Geschichte erzählt wird. | Und als der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, sprach er zum Bräutigam, Alle geben zuerst den guten Wein und dann den schlechten, du aber hast zuvor den schlechten gegeben. Alles vorherige, auch das beste, womit doch der angeführten Sitte gemäß auch dort gewiß war angefangen worden, erschien als schlecht im Vergleich mit dem was nun dargeboten wurde. Auch dem der dafür anerkannt war, sich am besten auf den Werth des Genusses zu verstehen, konnte der höhere Reiz, die größere innere Würde dieses, nicht auf demselbigen Wege wie die anderen entstandenen, nicht entgehen. So ist es, meine Freunde. Das Gefühl, welches aus einem auf das | göttliche und ewige sich richtenden Gemüth entsteht, welches die Bestrebungen sich Gott zu nähern und seinen Willen zu erfüllen begleitet, darf nur einmal gekostet sein, so erscheint jeder andere Genuß, sei er auch noch so schuldlos in den Augen der Gesellschaft, noch so genau von einer gewissen Bildung des Verstandes abhängig, wenn von diesem Gefühl nichts in ihm vorhanden ist, schaal und leer. Und darin liegt die tröstliche Gewißheit, daß wer einmal diese Seligkeit gekostet hat, nicht mehr von ihr lassen wird, sondern immer größern Reichthum hinnehmen aus der unerschöpflichen Quelle, immer mehr alles andere gering achten, sich von allem Gemeinen reinigen, und in einem Gott geweihten Leben allein Heil und Freude suchen wird. V. Von diesem Zeichen nun, welches uns so schön die ganze Wirksamkeit Christi, sein ganzes er|lösendes Verhältniß zu dem gesunkenen Menschengeschlechte versinnlichet, wird gesagt, es sei das erste gewesen und seine Herrlichkeit habe sich darin offenbart, und seine Jünger haben an ihn geglaubt. Eben so, meine Freunde, offen4–6 nicht nur außer sich wirken, sondern auch ... in sich selbst zurükkehren.] B: nicht nur nach außen hin wirken, sondern auch ... nach innen zurükkehren. 8–11 Und ... gegeben.] B: „Und ... gegeben.“ 12–13 womit doch der angeführten Sitte gemäß auch dort gewiß war angefangen worden,] B: was doch der angeführten Sitte gemäß auch dort gewiß schon war vorgesezt worden, 19 entsteht, welches] B: entsteht, das Gefühl, welches 29 suchen wird.] B: suchen. 19 richtenden] so DV; OD: richtende
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bart sich seine Herrlichkeit immer noch. Es ist auch jezt Christus, es ist auch jezt die vereinigte Gewalt alles dessen, was durch ihn schon in der Welt gewirkt worden ist, wodurch immer noch Menschen der Gewalt des irdischen und sinnlichen entzogen zu einem höheren Leben und einer höheren Seligkeit gebildet werden. Wenn auch Viele nicht wissen, oder zu vergessen scheinen, woher alle | höheren Güter kommen, und auf welchem Wege die Menschen ihrer theilhaft werden. Alle diejenigen, die irgend als Werkzeuge sind gebraucht worden um den Menschen diese Güter auszuspenden, wissen es gewiß, daß sie zusammenhängen mit seiner Lehre und seiner Erlösung, und erkennen darin seine Herrlichkeit. Laßt uns nur das Gebot derselben recht fest in seinem ganzen Umfang ins Auge fassen. Nemlich nicht nur für die große Veränderung ist unsere Erzählung ein Sinnbild, durch welche der Mensch zuerst von dem Gemeinen zum Edleren, vom Sinnlichen zum Geistigen erhoben wird; sondern auch nach dieser vom ganzen Leben des Christen. Denn da wir weder auf einmal noch jemals ganz rein werden von der Sünde, sondern immer wieder die Sinnlichkeit mit ihren Reizen, immer wieder die alte Gewöhnung mit ihrer verborgenen Macht, immer wieder das Beispiel mit seiner unmerklichen Anstek|kung auf uns wirkt, und in diesen Kämpfen, oder was noch gefährlicher ist, in dieser Vermischung, die uns nicht einmal als ein Kampf erscheint, allmählig die höhere Kraft und mit ihr auch der höhere Genuß abgestumpft wird: so kommen Zeiten, wo die Seele in den Betrachtungen und in der Handlungsweise, in welcher sie doch leben soll, sich nicht recht zu Hause fühlt, wo wir ohne Freude unsere Pflichten erfüllen, wo selbst die Liebe und die Andacht uns nicht wie sonst bewegen und beseligen, Zeiten wo Alle, die Theil an uns nehmen und uns beobachten können, auch in die fromme Klage sich ergießen möchten, daß es ge| bricht. Dann ist es immer wieder die Kraft des Glaubens, die auf dieselbe wunderbare Weise uns stärkt und aufs neue belebt, es ist immer wieder Christus, dessen Herrlichkeit sich in der Nahrung unseres höheren Daseins offenbart. Ja nicht nur das Leben der einzelnen Christen ist einer solchen sich immer wiederholenden Abnahme unterworfen, welche immer neue Stärkungen erfordert, in denen Christus sich verherrlicht, sondern wir finden dasselbe auch wenn wir auf das Leben ganzer Völker sehen, der Völker zumal, die den Namen Christi führen, und wenn sie auch nicht ganz aus wahren Verehrern desselben bestehen, doch durch das Christenthum gebildet und gereiniget worden sind. Alle Zeiten, in denen ein solches Volk wahrhaft kräftig lebt, wahrhaft große Thaten ausübt, große Geister in seiner Mitte erzeugt, Beispiele 5 werden. Wenn] B: werden, wenn
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großer Tugenden aufstellt, und eine Lebensweise sich selbst bildet und ordnet, die es lange auf einer wür|digen Bahn erhält, diese Zeiten sind immer solche, in denen der Glaube, die Frömmigkeit, und alles was in dieses Gebiet gehört, sich als große bewegende Kräfte beweisen, und auch auf den großen Haufen eine, wenn auch nicht ganz lautere, wenn auch nicht in dem innersten jedes einzelnen Gemüthes für immer sich festsezende, aber doch eine begeisternde und durch alles andere sich hindurch arbeitende Gewalt ausübten. Aber diese Begeisterung verraucht allmählig, die Söhne und Enkel gleichen schon nicht mehr den Vätern, die künftigen Geschlechter werden immer tiefer verflochten in die irdischen Dinge, es | kommen Zeiten der Erschlaffung, wo es an allem Hohen und Geistigen leider fast gänzlich gebricht: und wenn dann wieder eine neue Kraft die fast erstorbene Masse durchdringen, wenn wieder eine neue heilige Glut das träge Blut rascher umhertreiben soll: nicht von denen kann dies ausgehen, welche das schon so schlecht bestellte Gastmahl des Lebens zu ordnen übernommen haben; sondern von denen, die einer reinen Lust an dem Willen Gottes fähig, die von der Kraft der Wahrheit begeistert, die um ihr Volk zu retten und zu erhöhen zu jeder Aufopferung bereit sind. Und ist das nicht der Geist Christi, ist er es nicht, dessen Herrlichkeit an solchen Wiederherstellungen sich offenbarte? Aber so oft auch alles dieses erfolgt, es geschieht doch nur wie in unserm Text geschrieben steht, Und seine Jünger glaubten an ihn. Andere haben immer eine andere Art alle Ereignisse in der Welt zu betrachten; sie suchen eher in allem Andern als in | dem Christenthum und in frommer Erhebung überhaupt die Kraft, welche die Menschen veredelt, und sie, nachdem sie gesunken sind, wieder in die Höhe zieht. Es sind nur die von der Wahrheit seiner Lehre schon überzeugten, in die göttliche Kraft seines versöhnenden Daseins schon mit verflochtenen, die an ihn glauben. Aber wie damals alle Anderen, von welcher Art ihre Weisheit auch sein, und wie sie sich auch ihres Einflusses bedient haben mochten, nichts ausrichteten, um aus dem allgemeinen Verfall ein neues und schöneres Heil zu bilden, sondern nur die | Jünger Christi; so wird es auch jezt sein. Laßt uns an Ihn glauben, auf Ihn sehn, ob seine Stunde nicht kommt, und soviel wir kön12–15 gebricht: und ... soll:] B: gebricht. Und ... soll; 19–20 Und ist das nicht der Geist Christi,] B: Ist das aber nicht der Geist Christi? 29–30 mit verflochtenen, die an ihn glauben.] B: mit verflochtenen, denen er sich in solchen Wirkungen erklärt, und die dann vornehmlich an ihn glauben. 12 Geistigen] so B; A: geistigen
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nen, aller Augen auch dahin richtend, auf ihn weisend als Herolde seiner Herrlichkeit seinem Dienst gewärtig sein. Am weitesten werden wir doch Alle von dem irdischen und falschen entfernen die wir zu ihm hinführen, und aus der alten geprüften Quelle wird am sichersten uns und unserm Volke Stärkung fließen und Erhebung über alles was niedrig ist.
1 richtend, auf ihn] B: richtend und auf ihn
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IX. Was nicht aus dem Glauben kommt ist Sünde.
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Es ist ein köstlich Ding daß das Herz fest werde. Immer muß dieses Ausspruches tiefe Wahrheit dem Redlichen und Nachdenkenden einleuchten; wie aber kann sie allgemeiner und inniger gefühlt werden, als in Zeiten wie die gegenwärtigen. Denn bei voller Ruhe und Ordnung kommt dem Menschen auf seiner Lebensbahn gar manche Unterstüzung von außen, um ihn zu bewahren, daß er nicht gefährlich falle. Durch die herrschende Sitte, durch das öffentliche Urtheil, durch den rechtlichen Geist der Verbindungen, denen er zunächst angehört, und durch manches andere wird der Einzelne getragen und gehalten, daß er eigene innere Festigkeit eher entbehren kann, und wenn man bloß auf sein Handeln und den Einfluß desselben sieht, oft besser erscheint als er wirklich ist. Aber in Zeiten der Zerrüttung und Verwirrung, wo so manches gesellige Band und zwar von den wirksamsten aufgelöst wird, wo die öffentliche Meinung sich spaltet oder | schweiget, wo die Grenzen des Rechtes und Un|rechtes ihre alten Pläze verlassen zu wollen scheinen, wo Rathgeben lästiger ist als je, und Jeder genug hat, wenn er nur seine eignen Angelegenheiten in leidlicher Verfassung erhält, da wird Jeder wol ausrufen: Wol dem der in sich selbst fest gegründet ist! wol dem welchen auch der Sturm nicht aus seinem Wege wirft, welchem auch die Nebel, die sich um ihn her lagern, den Blikk nicht verdunkeln können, welcher auch auf dem schlüpfrigen Boden fest steht und sicher fortschreitet. Solches geschiehet durch Gnade, sezt freilich die Schrift hinzu, diese Sicherheit kann nur das Werk des göttlichen Geistes sein. Aber das ist nicht dazu gemeint, um uns etwa irgend zu einer Entschuldigung zu dienen, daß wir sagen dürften, wenn unser Herz nicht fest und unser Weg nicht sicher ist, wir trügen nur die Schuld der Natur 5 wie] B: wann 17 Grenzen] B: Gränzen 17–18 ihre alten Pläze verlassen zu wollen scheinen,] B: von ihren alten Pläzen verrükkt zu sein scheinen, 20 erhält,] B: erhält:
2 Predigt zum 3. Sonntag nach Trinitatis am 14. Juni 1807 vormittags in der Domkirche zu Berlin; vgl. den Entwurf in KGA III/3 3 Hebr 13,9
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und der Nothwendigkeit. Wir sollen ja nicht vergessen, daß wir als Christen nichts anderes erkennen in unserm Handeln, als Gnade entweder oder Sünde, so daß was die erste nicht ist nothwendig die lezte sein muß. Niemand also beruhige sich bei der Unsicherheit seines Herzens, sondern überzeugt, daß er sonst immer tiefer in die Gewalt der Sünde sich begiebt, trachte Jeder, daß er immer mehr fester werde durch die Gnade. Darum mag es heilsam sein, daß wir auch gemeinschaftlich uns dieses Ziel recht oft vor Augen stellen, und den Weg, auf dem wir dazu durch die | göttliche Gnade gelangen können, recht betrachten. Das sei denn auch jezt unsere andächtige Beschäftigung. | Text. Röm. 14, 23. Wer aber zweifelt, und isset doch, der ist verdammt; denn es gehet nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben gehet, das ist Sünde. Es war unter den Christen der ersten Zeit eine Streitfrage, die häufig aufgeworfen, und von Verschiedenen verschieden beantwortet wurde: in wie fern sie verbunden wären, oder auch nur befugt, als Christen noch die äußeren Gebräuche ihres vormaligen Glaubens zu befolgen. Uns kann dies Ganze nach dem Geist unserer Zeit geringfügig erscheinen; allein es ist der Geist der wahren Frömmigkeit, auf dem Gebiet des Gewissens den Unterschied zwischen wichtig und geringfügig immer mehr aufzuhellen, und so wie er gewöhnlich genommen wird aufzuheben, indem Großes und Kleines aus Einer Kraft hervorgehn und nach Einem Gesez muß beurtheilt werden. Darum giebt auch der Apostel seine Entscheidung so, daß er uns ein allgemeines Gesez vorhält, nach welchem wir überall die Frage über Recht und Unrecht im Geiste des Christenthums entscheiden sollen. Eben dieses nun laßt uns jezt näher erwägen, Wie alles was nicht aus dem Glauben kommt Sünde sei. | Wir wollen uns, um hievon überzeugt zu werden, zuerst darüber verständigen, was doch der Glau| be sei, der die erste Bedingung des Rechten ist, und dann sehen, wie denn dasjenige Handeln entsteht, welches nicht aus dem Glauben kommt. 3 so daß was die erste nicht ist] B: so daß, was der ersten nicht angehört, 6 fester] B: fest 18 in wie fern] B: inwiefern 20 nach dem Geist unserer Zeit geringfügig] B: in dem Licht unserer Zeit und in unserer Lage geringfügig 23–24 und so wie er gewöhnlich genommen wird aufzuheben,] B: oder vielmehr so wie er gewöhnlich genommen wird ihn gänzlich aufzuheben,
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I. Wenn man die Frage aufwirft, was doch im Sinne der Schrift der Glaube sei, so wird man heutzutage gewiß am häufigsten die Antwort vernehmen, es sei ein schwieriges und vieldeutiges Wort, worunter sie bald dieses bald jenes verstehe, und es sei nicht leicht in jedem Falle auszumachen, was eigentlich. So richtig diese Antwort zu sein scheinen mag, wenn man an manche ihrem Inhalt nach sehr verschiedene Aussprüche denkt, in denen dies Wort herrscht: so wenig wird sie doch demjenigen genügen, der in den Geist der Schrift und des Christenthums eingedrungen ist, vielmehr wird ihm ahnden, daß doch wol alles zusammen gehören, und allem derselbige große Gedanke zum Grunde liegen möge. So in Beziehung auf unsere Stelle, ist es leicht zu sagen, der Glaube sei hier nichts anders, als die feste Ueberzeugung von dem was Recht sei und Unrecht. Und gewiß ist dies das Nächste, woran wir zu denken haben. Denn dem Glauben wird hier der Zweifel entgegengesezt, und was dem Zweifel gegenüber steht in dem Gemüthe, das ist eben die Sicherheit der Ueberzeugung. Aber laßt uns doch weiter fragen, was denn dazu gehört um diese zu haben? | Einzelne Ueberzeugungen kann sich der Mensch wol anlernen, wenn sie ihm von Andern vorgetragen und mit Gründen | unterstüzt werden, denen er seinen Beifall nicht versagen kann; zu anderen kann er gelangen durch Gewöhnung, indem sein Gefühl sich anschließt an die Empfindung Anderer, und was er immer mit Bewunderung oder Abscheu erwähnen hört, sich ihm einprägt als schön oder verwerflich. Allein ist es denn möglich, daß solche Ueberzeugungen sich über alles verbreiten können? Die angelernten sind unkräftig, sobald ein neuer Fall eintritt, auf welchen diese Entscheidungen mit ihren Gründen nicht recht passen wollen; die angewöhnten müssen ihre Wirkung verfehlen, wenn die Verhältnisse, wenn die Umgebungen sich ändern, weil es dann der Gewohnheit an ihrer Haltung fehlt, und an diesen Aenderungen fehlt es doch nirgend im menschlichen Leben. Nur dann also kann man der Ueberzeugung in einzelnen Fällen sicher sein, wenn sie in Einer allgemeinen Ueberzeugung gegründet ist, deren sich der Mensch als seiner eignen in seinem Innern bewußt ist, wenn er eine Wahrheit in sich hat, die ihm überall wieder im Einzelnen vor Augen tritt, oder, wo vornemlich vom Handeln die Rede ist, wenn 9 ist,] B: ist; 24–25 daß solche Ueberzeugungen sich über alles verbreiten können?] B: daß so erworbene Ueberzeugungen das ganze Leben beherrschen können? 30 diesen Aenderungen] B: solchen Aenderungen 31 kann man der Ueberzeugung] B: kann jemand seiner Ueberzeugung 35 vornemlich] B: vornehmlich 7 Aussprüche] so B; A: Anssprüche 8 demjenigen] so B; A: demjegen so B; A: ihn 30 Aenderungen] so DV; OD: Anordnungen
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ihm ein Gesez einwohnt, welches sich auf gleiche Weise in jedem einzelnen Fall in eine sichere Anweisung, was zu thun sei, gestaltet. Und dieses Gesez muß er, eben wegen seiner Allgemeinheit und seiner immer regen Kraft nothwendig als ein göttliches verehren. So können wir auch begreifen, wie so die Schrift das Wesen und den ganzen Inbe|griff der christlichen Gesinnung bald als Glaube bezeichnen kann, | bald wieder eben dasselbige als Liebe. Denn sehen wir auf den Inhalt dieses Gesezes, wozu es den Menschen treibt, daß er als ein thätiger Bürger eintrete in das große Reich Gottes, das Dasein dieser göttlichen Kraft in ihm allen Andern fühlbar mache, und alles zu einem Ausdrukk derselben gestalte, so ist eben das Liebe; sehen wir darauf, daß es eine lebendige sich immer gleiche Kraft in ihm ist, daß es als eine Festigkeit des Herzens, als ein nicht zu betäubendes Gefühl, als eine unwiderlegliche wolbegründete Einsicht in ihm lebt, so ist das der Glaube, und nur das ist die rechte Liebe, welche den Glauben beweiset und bewähret, nur das ist der rechte Glaube, welcher thätig ist durch die Liebe, und ohne diesen Glauben ist es nicht möglich Gott zu gefallen. Aber wenn der Mensch in einem solchen Sinne und aus einer solchen Kraft handeln soll, immer nur das ergreifend, was sich ihm darstellt als dasjenige Werk der Liebe, welches ihm gerade in diesem Augenblikk obliegt: wie könnte er es wol, wenn ihm eine eben so klare Einsicht sagte, daß er mit diesem Bestreben im Widerspruch stehe mit der ganzen Welt, daß der natürliche Lauf der Dinge, wie er ihn täglich vor sich sieht, grade auf das Gegentheil gerichtet sei, daß das Gute, welches er will der Gegenwirkung aller dem Bösen gewidmeten Kräfte unterliegen müsse, daß Selbstsucht und Zwietracht bei weitem mächtiger seien als Liebe, daß wo er etwas bilden und erhalten wollte, tausend Kräfte sich vereinigen es zu zerstören, | und wo er gegen etwas ver|werfliches angehen wollte, alles zusammentreten werde, um es zu unterstüzen und zu befestigen, kurz daß das Gute und Göttliche sich zwar in Anregungen und Versuchen offenbare, daß es aber ein Reich und eine Macht immer nur gebe für das Böse? Ja wenn er auch nur annehmen müßte, die Richtung aller Ereignisse in der Welt sei eine andere, wenn auch nicht grade eine entgegengesezte, und das Ziel dem sich alles nähert, mag es nun ein absichtlich gestektes sein oder 5 so die] B: doch die 10 fühlbar mache, und alles] B: fühlbar machend, indem er alles 12–13 ist, daß es als] B: ist, die als 15 Glaube,] B: Glaube; 23–24 im Widerspruch stehe mit der ganzen Welt,] B: sich im Widerspruch befinde gegen die ganze Welt, 26 will] B: will, 28 wollte,] B: will, 12 es eine] so DV; OD: eine
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nur ein ohngefähres Zusammentreffen des mannigfaltigen und verworrenen, sei ein anderes, als das welches ihm in seinem Innern vorgebildet ist: Müßte er sich nicht auch dann schon, wiewol traurig, zurükziehn in Unthätigkeit, oder aus Ueberdruß, fortgerissen vom Strome, seine Kraft ebenfalls anderwärts hin wenden? Ist dies nicht eben die weitverbreitete Meinung, um derentwillen so Viele das Gute, wozu sich Lust und Liebe in ihnen regt, doch nur als einen schönen Traum ansehen, an dessen Ausführung der Verständige nicht müsse denken wollen? Darum ist, wie laut auch die Stimme des göttlichen Gesezes sich hören lasse, der Glaube, aus welchem allein kommen muß, was nicht Sünde sein soll, nur bei denen, welche inne geworden sind daß das Gesez, welches in ihnen gebietet, und die Kraft, welche das Ganze der menschlichen Angelegenheiten leitet, eines und dasselbige sind, daß das Göttliche außer ihnen eben so mächtig und zu demselben Ziele hinführend wirke, wie das Göttliche in ihnen. Darum heißt es, durch den Glauben wissen wir daß die | Welt nur | durch das Wort Gottes, durch dasselbige was wir in uns wahrnehmen, entstanden ist, und nur durch dasselbe besteht; darum ist der Glaube eine feste Zuversicht auf das Zusammenstimmen, auf das Gelingen, welches man nicht siehet; darum muß der Glaube wissen, daß Ein Gott ist der in Allem und über Alles gebietet, welches also auch Eines sein muß in Ihm, und daß er denen, die Ihn suchen ein Vergelter sein wird, Vergelter dadurch, daß er ihre in seinem Geiste gemachten Bestrebungen mit Erfolg krönet, daß er ihnen die Augen öfnet, damit sie sehen wie sie in der That mitwirken in seinem Reiche zu seinen Absichten. Und ohne diesen Glauben ist es nicht möglich Gott zu gefallen. Aber wenn nun Gott in diesem Sinne Vergelter ist, und wir das Böse, welches uns in der Welt auf den ersten Anblikk so stark entgegentritt, auch in uns selbst wiederfinden, uns selbst aufgeregt von den dem Guten widerstrebenden Neigungen, in unsern eigenen Herzen einen Fürsprecher für alles Verkehrte, und wenn wir schon selbst empfinden die Uebel, von denen unser heiligstes Gefühl uns sagt, daß sie nur auf irgend eine Weise Begleiterinnen und Folge des Bösen sein 12 sind daß] B: sind, daß 16 wir daß] B: wir, daß 21–22 welches also auch Eines sein muß in Ihm,] B: und in dem daher auch alles Eines sein muß, 32 Verkehrte,] B: Verkehrte; 5 wenden?] so B; A: wenden.
6 weitverbreitete] so DV; OD: weitverbreite
16–18 Vgl. Hebr 11,3 (mit erläuterndem Einschub) 23 Vgl. Mt 6,4.18
18–20 Vgl. Hebr 11,1
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können: wie muß das nicht den Muth niederschlagen und die Kraft lähmen? wie muß uns das nicht mit der Besorgniß erfüllen, an unserm Handeln könne doch Gott keinen Wohlgefallen haben, uns könne doch der Heilige nichts anvertrauen und nichts gelingen lassen in seinem Reich? So wäre denn alle Einsicht in das göttliche Gesez und alle Ueberzeugung | von | der göttlichen Macht und Regierung doch nur vergeblich, um ein zum Guten thätiges Leben zu bewirken; und indem dieses drükkende Gefühl der Unwürdigkeit uns bei jedem neuen Versuche nur mächtiger ergriffe, je genauer wir auf uns selbst zu achten gelernt hätten, könnten wir uns wiederum vor der Unthätigkeit nur in das Verwerfliche retten, vergeblich ausrufend: Wer will mich erlösen von diesem Leibe der Sünden! Darum ist der Glaube zugleich auch Glauben an die Erlösung, an die ewige Erlösung, vermöge deren eben durch den Muth dem Geseze Gottes zu folgen, und dem Bösen überall zu widerstreben, indem wir die Uebel welche die Folgen davon sind geduldig ertragen, alles Böse in uns selbst aufgehoben wird und vernichtet, ja vermöge deren von dem Augenblikk an, wo dieser Entschluß herrschend geworden ist in uns, nichts angesehen wird für unser Selbst, als eben dieser durch den Geist Gottes kräftige Wille, alles andere aber außer uns liegt, weil es ja das ist dem wir widerstreben. Darum ist der Glaube zugleich auch Glauben an die Versöhnung, die Christus gestiftet hat, der Gehorsame bis zum Tode, in dem die Fülle der Gottheit auf eine menschliche Weise gewohnt hat, der die Sünde der Welt trug ohne Theil an ihr zu haben, in dessen Tod wir alles in uns ungöttliche mit begraben sollen, an dessen Wirken sich jedes gottgefällige Dasein anschließt, und der Allen die ihn aufnahmen die Macht gegeben hat, geheiligte und begnadigte Kinder Gottes zu sein. Darum kann Niemand zum Vater kommen als durch | den Sohn, | in welchem wir die ewige Erlösung anschauen und fest halten; darum ist es der Wille Gottes, daß wir den erkennen, den er gesandt hat; darum ist es unser Ruhm, daß wir durch ihn an Gott glauben, und ohne diesen Glauben ist es nicht möglich Gott wohlzugefallen. So genau, meine Freunde, hängt alles zusammen was die Schrift unter dem Namen des Glaubens zusammenfaßt, daß, nehmet ihr irgend etwas davon hinweg, die ganze Kraft der Gesinnung, die ganze Zuversicht des Gemüthes, welche doch zunächst dadurch soll bezeich24–25 alles in uns ungöttliche] B: alles ungöttliche 25 Wirken] so B; A: Werken
26 aufnahmen] B: anfnahmen
11–12 Vgl. Röm 7,24 22 Vgl. Phil 2,8 22–23 Vgl. Kol 2,9 23–24 Vgl. Joh 1,29 24–25 Vgl. Röm 6,4 26–27 Vgl. Joh 1,12 28 Vgl. Joh 14,6
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net werden, nothwendig verschwinden muß. So gewiß ist es, daß der Glaube nicht Jedermanns Ding ist, sondern nur des wahren Christen, daß das eigentlich christliche darin der Schlußstein des Ganzen ist; und wer auch manches eben zum Glauben gehöriges haben mag, doch den Glauben selbst eigentlich nicht hat, wenn nicht eben diese Ueberzeugung, sei sie auch anders vorgestellt oder ausgedrükt, in der Seele ruht und sie befestiget. Daß nun, was aus diesem Glauben geschieht, nothwendig recht gethan sein muß und Gott wohlgefällig, darüber kann wol kein Zweifel obwalten unter uns. Geschieht es doch alles nach der Auffoderung des göttlichen Gesezes der Liebe; geschieht es doch im festen Vertrauen auf den, der der Herr ist über alles, der allem sein Ziel sezt und über alles waltet; in heiliger Ehrfurcht vor dem, der uns erforschet und kennet, der seinen Stuhl niedergesezt hat zum Gericht, | und vor dem kein Böser bestehn kann; | geschieht es doch, indem wir Christi Beispiele folgen, das er uns zum Vorbilde gelassen hat, indem wir dem guten Hirten folgen, dessen Stimme nie irre leiten kann, indem wir ihm gehorchen wie die Glieder dem Haupte, indem wir aus ihm unsere Kraft nehmen wie die Reben aus dem Weinstokk. Aber so gewiß alles gut sein muß, was aus dem Glauben kommt; so wenig wir, nachdem wir uns so das Wesen desselben vor Augen gestellt haben, irre gemacht werden könnten, wenn auch solche, die wir nicht gern Feinde der Religion nennen möchten, die aber nur zu geneigt sind ihre Aeußerungen miß zu verstehen, an die Stelle aller Tugenden des Glaubens wie die Apostel sie aufzählen, eine Reihe von Verirrungen oder Verbrechen hinstellen wollen, welche von Zeit zu Zeit vorgegeben haben, nach höheren Offenbarungen durch eine von Gott gewirkte Kraft entstanden zu sein; so wenig wir auch hiedurch, sage ich, könnten geirrt werden, sondern sicher im Voraus wissen müssen, daß wir in jedem solchen Beispiele, wenn auch nicht Falschheit und Betrug, doch einen durch das ungöttliche im Menschen erzeugten Irrthum finden werden, den wir nicht dürfen Glauben nennen lassen: eben so wahr ist auch auf der andern Seite, daß nur das allein, was aus jenem Glauben 24 miß zu verstehen,] B: mißzuverstehen, 24 Glaubens] B: Glaubens, 32 den wir nicht dürfen Glauben nennen lassen:] B: an dem wir den Namen des Glaubens nicht entweihen dürfen: 6 auch] so DV; OD: noch 1–2 Vgl. 2Thess 3,2 13–14 Vgl. Ps 139,1 14 Vgl. Ps 9,8 14–15 Vgl. Ps 130,3 16–17 Vgl. Joh 10,14–15 18 Vgl. Eph 4,15–16 19 Vgl. Joh 15,5
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kommt, recht sein kann vor Gott, alles andere aber Sünde sein muß. Um uns hiervon zu überzeugen laßt uns noch ferner |
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II. uns die Frage beantworten, aus was für Gründen und aus welcher Kraft denn wol | gehandelt werden könne, wenn man nicht aus dem Glauben handelt. Damit aber dieses nicht weit die Grenzen unserer Unterhaltung überschreite, und damit nicht über dem leichteren etwa das schwierigere uns entgehe: so laßt uns alles bei Seite lassen, was auch der Apostel gewiß nicht mit gemeint hat, und weshalb wir Jeden auf sein eigenes Gefühl verweisen können. Daß diejenigen nichts thun können als Sünde, welche von dem Glauben gar nichts in sich haben, in denen sich entweder die Stimme des göttlichen Gesezes gar nicht hören läßt, oder die aus der Erkenntniß Gottes und Christi die Kraft nicht nehmen um es wirklich zu befolgen; daß da Sünde sein muß, wo der Mensch im Unglauben an alles höhere meint, jedes, was es auch sei, thun zu müssen um seines irdischen Daseins und Wohlseins willen, und wo er in liebloser Selbstsucht strebt irdische Güter um sich her zu häufen; daß da Sünde sei, wo auch bei äußerlichem Rechthandeln an der Stelle des kindlichen Glaubens nur vorsichtige Klugheit steht, welche es an der Stirn geschrieben trägt, daß sie bald umkehren würde, wenn um des Rechts willen das Wohlsein in Gefahr käme: davon und von anderem ähnlichen, wer von uns wäre nicht schon für sich vollkommen überzeugt. Allein auch bei denen, welche den Glauben haben, welche im Ganzen angesehn demselben gemäß leben, und seinem Gesez alle Bewegungen ihres | Gemüthes unterwerfen, kommt manches vor, was wir uns doch nicht aus dem Glauben erklären können, was, denn warum sollte | ich nicht uns Alle auf unser eigenes Bewußtsein verweisen? was wir bei späterer Ueberlegung mit dem Glauben nicht übereinstimmend finden. Wie kommen wir zu einem solchen Handeln? Es geschieht, meine ich, entweder in einem Zustande des Zweifels, wie der Apostel schon diesen in unserm Text als etwas verdammliches dem Glauben gegenüberstellt, oder es geschieht in einem Zustande der Uebereilung; und beidem, wir werden es bei näherer Betrachtung nicht läugnen können, muß etwas Sündliches zum Grunde liegen. Zweifeln, wird man sagen, darüber was Recht sei oder Unrecht, kann doch unmöglich Sünde sein; denn erst durch Zweifeln kommt 2–3 zu überzeugen laßt uns noch ferner II. uns die Frage] B: zu überzeugen, wollen wir uns nun II. die Frage 6 Grenzen] B: Gränzen 24 welche im Ganzen angesehn demselben gemäß leben,] B: denen wir im Ganzen das Zeugniß geben müssen, daß sie dem Glauben gemäß leben, 25 unterwerfen, kommt] B: unterwerfen, auch bei diesen kommt 29 wir zu] B: wir nun zu
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der Mensch im Einzelnen zur Gewißheit. Keiner kann ja wol so vollendet sein, daß in jedem Falle ihm gleich im ersten Augenblikk das Rechte mit ganzer Klarheit vor Augen stände; sondern mehrere Arten stellen sich ihm dar, wie er könne zu Werke gehen, und die oft nicht ein so entschiedenes Gepräge des Rechten oder Unrechten tragen, daß die Wahl gleich gemacht wäre. Daher muß ja wol Jeder hin und her überlegen, alles genau ins Auge fassen, sich betend bei sich selbst berathen, und so erst kann er durch den Zweifel hindurch zu einer Entscheidung kommen, die ihn nicht wieder gereuet. Wenn aber nun die Umstände auf ihn eindringen, wenn er sich nur mehr verwikkelt, | anstatt ins Klare zu kommen, und früher, als er gewünscht hätte, der Augenblikk kommt, wo er handeln muß: sollte es so nicht öfters ohne Verschuldung geschehen | können, daß wir handeln müssen fast aufs Gerathewol, ehe wir zu einer völligen Beruhigung gekommen sind, und ohne in uns selbst jene feste Zuversicht des Glaubens zu empfinden? Allerdings ist immer sogleich das rechte zu finden nur die höchste Tugend, je weiter wir von dieser entfernt sind, desto schwächer fühlen wir uns noch, schwächer im Glauben. Denn wenn sich uns außer dem Rechten noch etwas anderes darstellt als dürften wir es wählen: kann dies wol anderswo gewachsen sein, als auf dem noch ungereinigten Boden des Herzens? und sezt es nicht außerdem noch große Schwäche voraus, wenn wir es nicht gleich für das erkennen was es ist? Freilich müssen wir diese Stuffen alle durchgehn, und jenes Zweifeln, jenes innere Abwägen und Berathen gehört zu den heilsamsten Uebungen, es ist die Arbeit des göttlichen Geistes an unsern Herzen, diejenige vielleicht, wodurch wir am besten, auf der einen Seite in alle Verhältnisse des Lebens eingeleitet werden, auf der andern zugleich am sichersten die Tiefen unseres eigenen Herzens kennen lernen, und jede Gelegenheit dieser Art soll uns eben sicherer und fester machen und uns jener Vollkommenheit näher bringen. Eben darum aber soll auch Jeder Ehrfurcht haben vor diesem Geschäft, soll Abscheu haben vor jeder leichtsinnigen Störung oder frevelhaften Unterbrechung desselben. | Niemand warlich kann sagen, es könne, wer in diesem Sinne zweifelt, auch wol immer tiefer in Dunkelheit gerathen, daß er sich hernach gewaltsam durch einen Machtspruch | der Willkühr herausreißen müßte aus dem Zustande der Unentschlossenheit. So kann es 5–6 daß die Wahl gleich gemacht wäre.] B: daß ihm die Wahl leicht gemacht wäre. 12 es so nicht] B: es auf diese Weise nicht 18–19 Tugend, je weiter wir von dieser entfernt sind, desto schwächer fühlen wir uns noch, schwächer im Glauben.] B: Tugend; aber doch je weiter wir von dieser entfernt sind, desto schwächer fühlen wir uns noch, und zwar schwächer grade im Glauben. 20 darstellt] B: darstellt, 34 Niemand warlich kann sagen,] B: Und hiegegen kann wol Niemand einwenden,
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wol denen ergehen, bei welchen, ohne daß in Frage käme, was wol der Gesinnung des Christen gemäß ist, nur die Stimmen verschiedener Neigungen oder mehrere Maaßregeln der Klugheit in Streit kommen; denn da ist alles seiner Natur nach unbestimmt und verworren. Wo aber das Gemüth schwankt zwischen dem Wahren und Guten, und dem oder jenem, was sinnliche Triebe angegeben haben, und was unter irgend einem Vorwande das trügerische Herz neben jenes zu stellen wagt; da ist ein Streit des Lichtes gegen die Finsterniß, und jenes muß mit seiner Kraft, wenn man es nur gewähren läßt, diese nothwendig vertreiben. Auch darf Niemand sagen, daß doch oft, ehe noch dieses geschehen könne, der Augenblikk der Entscheidung da sei, und dann, wenn auch nicht durch eigentliche Wahl von dem göttlichen Gesez sich entfernend, wenn auch nicht von sträflicher Vorliebe verleitet, die Seele doch falsch greifen könne in dem zweifelhaften Scheine. Denn gewiß je dringender die Verhältnisse sind, desto näher treten uns auch die Gegenstände, desto deutlicher geben sie sich zu erkennen; je nothwendiger es ist, daß wir uns in einem bestimmten Augenblikk entscheiden, desto mehr muß auch die Sache zu dem eigentlichen Kreise unseres Lebens und Berufs gehören, dem wir | oft in ruhigen Stunden unser Nachdenken widmen sollen, und worin wir eben deshalb alles leicht und klar sehen müssen, wenn wir anders Recht gethan haben, ihn zu dem unsrigen zu machen. | Darum ist es so wahr, was ein Mann Gottes sagt, der oft in diesem Falle war, und der großes zu berathen hatte bei sich selbst, daß der Glaube auch, wo es Noth thut, rasch zufährt, seines festen Grundes und seiner göttlichen Abkunft sich bewußt, und sich nicht erst bespricht mit Fleisch und Blut. Was kann es also sein, wenn wir das Gefühl der frommen Ueberlegung ohne Noth abbrechen, oder wenn es sich uns über die vergönnte Frist hinaus verlängert? Wol etwas anderes als jenes eine sträfliche Ungeduld, die nach außen treibt und eilt mit Vernachlässigung dessen was innerlich vorgeht, die lieber den Schein haben will, sich leicht und schnell zu bewegen, als daß sie sich gründlich unterrichten sollte, wo sie zu gehn hat, die das Gegentheil ist von der frommen Sehnsucht des Gemüths sich in stillem gesegnetem Gebet zu sammeln und zu erleuchten, und die also eben so verderblich ist für die Heiligung des Menschen, als sie frevelt gegen die Einwirkungen des göttlichen Gei29 Wol etwas anderes als jenes eine] B: Kann wol das Abbrechen der Ueberlegung, ehe sich eine Ueberzeugung gebildet hat, etwas anderes sein als eine 29 jenes eine] so DV; OD: jenes, eine 24 Vgl. Gal 1,16
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stes? Und was nicht anders als so anzusehen und zu verstehen ist, das sollte nicht Sünde sein? Eben so nun dieses Verzögern, was kann es anders sein, als die sträfliche Folge einer eingewurzelten Trägheit, die es versäumt in ruhigen Zeiten das Gemüth zu erleuchten und zu kräftigen, oder als die verwerfliche Aeußerung einer Sorglosigkeit, die noch nicht so, wie wir es sein sollten, von dem Einen, was Noth thut, durchdrungen ist, als das offenbare Zeichen einer Lauigkeit des Herzens, welches nicht mit inniger Lust und Liebe an seinem Beruf hängt. Und ein so bedenklicher, | so offenbar schwächender und zurüksezender Zustand sollte nicht Sünde sein? Jedoch es kann scheinen noch andere Zweifel zu geben, nicht darauf sich beziehend, was wol das Rechte sei unter mehreren, sondern darauf, ob wol was als Recht erkannt ist auch jezt zu thun sei, oder besser aufzuschieben; und noch schwerer kann man denken sei es zu vermeiden, daß nicht hier oft ohne innere Gewißheit müßte ein Entschluß gefaßt werden, die Gelegenheit entweder zu ergreifen oder vorbeizulassen. Allein, meine Freunde, die Ueberzeugung des Glaubens ist ja nicht ein abgezogenes Wissen, welches Verhältnisse und Handlungen nur im Allgemeinen und von ferne anschaut und beurtheilt. Sie erwächst uns ja vielmehr jedesmal im Leben selbst, aus der Ansicht aller unserer Verhältnisse, wenn wir uns anders an fromme Aufmerksamkeit gewöhnt haben; und was sie also als recht ausspricht, das ist eben jezt und eben hier recht. Sie giebt uns ja nur zu erkennen die Foderung der Liebe, die immer Gott ähnlich das Ganze im Herzen trägt, und was diese auszeichnet, das muß auch das Beste sein und das einzig Gute im Ganzen. Können also wol solche Zwei|fel anders aufsteigen, als weil es uns an dem wahren Vertrauen zu Gott fehlt, mit welchem wir, allein unserer Ueberzeugung treu, ihm den Ausgang 2–8 Eben so nun dieses ... an seinem Beruf hängt.] B: Eben so nun wenn sich die Ueberlegung über die vergönnte Frist hinaus verlängert, was kann das anders sein, als entweder die sträfliche Folge der eingewurzelten Trägheit eines Gemüthes, welches versäumt hat sich | in ruhigen Zeiten aus Gottes Wort zu erleuchten und zu kräftigen, oder die verwerfliche Aeußerung eines sorglosen Herzens, welches nicht so, wie es sein sollte, von dem Einen, was Noth thut, durchdrungen ist; das offenbare Zeichen einer Laune und gleichgültigen Seele, die nicht mit inniger Lust und Liebe an ihrem Beruf hängt. 12 unter mehreren,] B: unter mehrerem, 13 wol ... ist] B: wol, ... ist, 18 abgezogenes Wissen,] B: kaltes und troknes Wissen, 22–23 was sie also als recht ausspricht, das ist eben] B: was sie als recht ausspricht, das ist deshalb eben 27 als weil] B: als entweder weil 28–1 mit welchem wir, allein unserer Ueberzeugung treu, ihm den Ausgang anheimstellen,] B: daß wir nicht, allein unserer Ueberzeugung treu, ihm den Ausgang anheimstellen wollen, 6 Vgl. Lk 10,42
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anheimstellen, sicher und freudig ausrufend: Hier stehe ich, Gott helfe mir, ich kann nicht anders? oder weil es uns an reinem kräftigen Willen fehlt, und wir nur, vielleicht unbewußt, einen Vorwand suchen, um uns dem zu | entziehen, was uns mit Entbehrungen und Beschwerden droht? Und ein solcher unganzer Sinn sollte nicht sündlich sein? O warlich wer in solchem Zweifel die Zeit vorbeiließ, in der er wirksam sein konnte, der hat verdammlich gehandelt, denn dies von sich weisen konnte ihm nicht aus dem Glauben kommen, der ist ein furchtsamer Knecht, welcher nichts schaffen wollte mit dem anvertrauten Pfunde. Ja selbst wer auch gehandelt hat, aber doch unsicher, und ohne daß ihm klar geworden wäre, wie es doch stand mit seinen Zweifeln, der war unwerth etwas auszurichten in dem Gebiete des Guten und nicht in dem Zustande Gott ein angenehmes Opfer darzubringen. Wenn aber zweitens Jemand, ohne sich in dem Zustande des Zweifels zu befinden, dennoch nicht thut was aus dem Glauben kommt, wie können wir von dem anders urtheilen, als daß, mag er sich im Ganzen noch so sehr des Glaubens zu rühmen haben, in dem Augenblikk eines solchen Handelns ihm doch das Rechte noch gar nicht erschienen war, sondern | etwas ganz anderes ihn fortgerissen hat, und ein solches Handeln nennen wir mit Recht Uebereilung, weil alles zu früh kommt, was geschieht ehe das Rechte da ist, welches uns allein bestimmen sollte. O! so herrlich es ist, wenn rasch bei jeder Gelegenheit der Mensch das Rechte ergreift, so stärkend ihm hernach das Bewußtsein werden muß, sicher und leicht fortgeschritten zu sein auf der rechten Bahn, eben so demüthigend und Kleinmuth erregend muß es ja sein, | wenn wir uns zu spät gestehen müssen, daß wir uns in einer fremden Gewalt befunden haben! Wer nicht noch ganz ein Anfänger ist in der Heiligung, und erst sehr unvollkommen befreit von der Knechtschaft der Sünde, den wird wol nicht leicht das offenbar böse und unter allen Verhältnissen tadelnswerthe so schnell ergreifen, und so rasch mit sich fortreißen. Aber es giebt Fälle, wo das Rechte unscheinbar ist, vielleicht rauhen und harten Ansehns, Andere preisgebend, wiewol nicht mehr als wir 7 gehandelt,] B: gehandelt; 8 der ist] B: sondern er ist 13 Guten] B: Guten, 15–17 ohne sich in dem Zustande des Zweifels zu befinden, dennoch nicht thut was aus dem Glauben kommt,] B: ohne daß er von Zweifeln umhergetrieben worden, dennoch nicht thut, was aus dem Glauben kommt: 22 geschieht] B: geschieht, 34 Ansehns, Andere] B: Ansehns, oder Andere 34 Andere] so DV; OD: Andern 1–2 Diese Worte soll Martin Luther auf dem Reichstag in Worms am 18. April 1521 gesprochen haben. 8–10 Vgl. Lk 19,20–21
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diejenigen Preis geben dürfen, die wir doch nur lieben sollen wie uns selbst, und wo sich zugleich andere Gefühle regen, die uns täuschen durch einen Schein des Guten, Milden, Anmuthigen, vielleicht Wohlthätigen für andere Einzelne; denen folgt dann, jenes übersehend oder verkennend, nur gar zu leicht ein mehr bewegliches als befestigtes Gemüth, und wird so auf etwas anderes geführt, als auf die Werke die bei genauerer Ueberlegung würden hervorgegangen sein aus dem guten Schaze des Herzens. Die Welt mag | das verzeihliche Schwachheiten nennen, oder edle Fehltritte; wenn wir es aber irgend treu mit uns selbst meinen, müssen wir nicht gestehen, es sei ein Zeichen eines üblen unbewachten Zustandes, wenn wir so ganz ohne Ahndung, ohne ein, wenn gleich unbestimmtes, warnendes Gefühl zu einer That schreiten können, die so gar nicht dem entspricht, was wir zu spät erst als das richtige einsehn? Müssen wir das nicht für Sünde erkennen, was wie ein leidenschaftlicher Rausch, sobald wir zu nüchterner besonnener | Betrachtung zurükkehren, uns nichts als Mißbehagen und Reue übrig läßt? – Es geschieht zu andern Zeiten, daß einer mitten aus der Ruhe, in welcher er vielleicht auf manche Verhältnisse am wenigsten geachtet hatte, plözlich aufgestört wird durch eine allgemeine Bewegung um ihn her, deren Gründe oder Zwekke ihn im ersten Augenblikk einnehmen, so daß er von der großen Masse des Beispiels fortgerissen an allem Theil nimmt was geschieht. O es ist etwas herrliches, wenn, aus welcher Veranlassung es auch geschehe, plözlich in dem großen Haufen der Menschen durch eine in Allen gemeinschaftliche Wirkung des besseren Geistes die Stimme der Pflicht oder der Ehre oder einer alten vergessenen Liebe erwacht. Aber was auf eine heilsame Weise die Menge ergreifen kann, das sollte ja wol grade in den Besseren vom Geiste beseelten sich schon früher geregt haben, das sollte sie nicht unerwartet und unbereitet fortreißen müssen! Darum muß es ja verdächtig sein, | wenn diejenigen, welche der Menge zum Vorbilde dienen und sie führen sollten, von ihr selbst geführt werden, ob das nicht eine Verführung ist. Darum muß es immer Uebereilung sein, was wir so angestekt und fortgerissen unternehmen; denn des Glaubens Art ist es nicht, in denen, über welche er eigentlich herrscht, und in denen er eine Quelle richtiger und heilsamer Ueberzeugungen und Gemüthsbewegungen ist, so aufgeregt zu 6 Werke] B: Werke, 16 uns nichts als Mißbehagen] B: uns nur Mißbehagen 21– 22 von der großen Masse des Beispiels fortgerissen] B: von dem übereinstimmenden Beispiel der Menge fortgerissen 29 sollte sie] B: sollte grade sie 36–1 aufgeregt zu werden von außen und zu folgen,] B: aufgeregt von außen Andern zu folgen, 1–2 Vgl. Mt 19,19 und 22,39 mit Zitat von Lev 19,18
7–8 Vgl. Mt 12,35
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werden von außen und zu folgen, sondern selbst erregend voranzugehn. Ja auch wo er, schwächer noch, oft der Gemeinschaft und der Aufmunterung bedarf, | um sich deutlich zu äußern, auch da bezeugt ihm doch ein sicheres Gefühl und eine lebendige Einstimmung, daß seine Aeußerung nicht ein Werk der Nachahmung ist, sondern ein Erzeugniß des eignen geistigen Lebens. Wenn nun nicht alles, was Uebereilung heißen muß in unserm Leben, zusammengefaßt ist unter diese Beispiele, so sind sie doch gewiß gerade die, welche am leichtesten hoffen dürften Entschuldigung zu erhalten; wenn nicht immer, wo Zweifel vorwaltet, das Gemüth sich in einem solchen Zustande befindet, wie wir ihn uns beschrieben, so waren doch jenes gewiß die schwersten Zweifel, unter deren Last die Seele am leichtesten erliegen kann: aber wir sehen, es ist nichts rechtfertigendes aufzubringen für irgend etwas, was der Mensch thut, ohne daß es aus der einzigen heilsamen Quelle alles Wahren und Guten hervorgegangen wäre; was | er thut ohne sowol in dem Augenblikk der That als für jede folgende Zeit der Ueberlegung Eins gewesen zu sein mit sich selbst. Diese göttliche Quelle in uns, dieser selige Zustand vollkommener innerer Eintracht ist der Glaube; und für alles also, was nicht aus dem Glauben kommt, haben wir kein anderes Wort um es richtig zu bezeichnen als Sünde. Ja, es könnte sein, daß, ohne Eins geworden zu sein mit sich selbst, der Mensch im Zweifel auf Gerathewohl das Rechte gewählt hätte; es könnte sein, daß er das Gute selbst übereilt, ohne in das Wesen desselben eingedrungen zu sein, nur dem Schein trauend, ergriffen hätte, daß dasjenige, wovon er sich hat fortreißen lassen, in Andern eine untadeliche | und schöne Gesinnung gewesen ist: dem ist es doch Sünde, dem es nicht aus dem Glauben kam; denn er muß sich gestehen, er war in einer solchen Verfassung, daß, was er that, eben so leicht konnte das Unrechte gewesen sein und das Böse; er kann nicht läugnen, daß er hingegeben war einer ungöttlichen Gewalt. Sehet da, meine Freunde, dieses ist die Strenge der christlichen Lehre, über welche so häufig geklagt wird, daß sie sich mit keinem Scheine begnügt, daß sie nie abgesondert die That betrachtet und beurtheilt, sondern nur im Zusammenhange mit dem Menschen, und nach der Art, wie sie aus seinem Innern hervorgegangen ist. Aber diese 9 gerade die,] B: grade die, 16 wäre; was] B: wäre, und eben so wenig für irgend etwas was 23 Gerathewohl] B: Gerathewol 23–28 es könnte sein, daß ... dem es nicht aus dem Glauben kam;] B: es könnte das Gute selbst gewesen sein, was er übereilt, ohne in das Wesen desselben eingedrungen zu sein, nur dem Schein trauend, ergriffen hat; es könnte sein, daß dasjenige, wozu er sich hat fortreißen lassen von Andern, in diesen eine untadeliche und schöne Gesinnung gewesen ist: ihm ist es doch Sünde, weil es nicht aus dem Glauben kam;
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Strenge ist ja nichts als die rechte Gründlichkeit des göttlichen Lebens, | ohne welche hier so wenig als anderwärts auf ein regelmäßiges Fortschreiten und auf wahre Vervollkommnung zu rechnen ist. Sie ist also auch nichts was uns abschrekken sollte, sondern nur anfeuern uns immer fester zu halten an den heiligen Ernst dieser Lehre. Sehet zurükk auf die Zeiten der herrschenden Seichtigkeit, welche sich, ohne auf Kraft und Geist zu sehen, begnügen ließ mit irgend einem Scheine des Guten und Verständigen: wer kann sie glüklicher überstanden haben, ohne von ihrem schwächenden Einfluß ergriffen worden zu sein, als die einhergegangen sind nach dieser Regel! Sehet auf die gegenwärtigen, verwirrungsvollen, versuchungsreichen Zeiten, wo allem Feindseligem Macht gelassen ist, und es umhergeht, um wo möglich zu fällen auch die Gläubigen; wo alles | voll ist der anstekkendsten leidenschaftlichen Bewegungen; wo in der allgemeinen Unentschiedenheit fast jeder Entschluß als Uebereilung erscheinen muß; sehet zu, ob wir irgend worin anders Heil finden können, als daß wir uns fest gründen in uns selbst durch die Gnade Gottes, daß wir uns verwahren gegen jeden fremden Einfluß, und in uns zu stärken suchen die Einsicht und die Tugend, welche Eines sind im Glauben; sehet zu, ob es einen bessern Rath giebt, als: Stehet fest im Glauben, und wachet und betet, daß Ihr nicht in Anfechtung fallet. Ja heiliger Gott in diesen Zeiten, wo so vieles Theure und Werthe verwüstet und zerstört | wird, bewahre nur uns selbst. Du hast uns erbauet zu Deinem Tempel, o daß nur dieser uns nicht entheiliget werde, daß Deine Stimme sich immer darin vernehmen lasse! daß er immer reicher ausgeschmükt werde zu Deinem Preise mit wolgefälligen Werken des Glaubens! daß er sich unter allen Stürmen bewähre in der göttlichen Kraft, welche auch die Macht der Hölle nicht überwältigen kann. Amen.
4 nichts] B: nichts, 27–28 Glaubens! daß er sich unter allen Stürmen bewähre in der göttlichen Kraft,] B: Glaubens! Ja, das bitten wir, daß sich unter allen Stürmen immer herrlicher in uns bewähren möge die göttliche Kraft, 28 in] so DV; OD: an 20 Vgl. 1Kor 16,13
20–21 Mt 26,41
28–29 Vgl. Mt 16,18
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Der heilsame Rath zu haben als hätten wir nicht.
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Was hört man wol jezt öfter, und was glaubt Jeder, der es vorträgt, mit allgemeinerer Zustimmung auszusprechen, als den sehnlichen Wunsch, daß doch nun endlich in unsern Geschäften und in allen Zweigen unseres gemeinschaftlichen Daseins Leben und Ordnung zurükkehre, daß der Friede, der dem Namen nach wieder hergestellt ist, uns doch nun auch der Wahrheit nach gegeben werde, daß auf die allgemeine Zerrüttung doch nun endlich Ruhe folgen möge, damit das Zerstörte könne wieder gebauet werden. Dieser natürliche Wunsch kann auch wirklich im eigentlichen Sinne ein frommer Wunsch sein; wenn wir nemlich glauben wirklich gesättiget zu sein mit allen den guten Folgen, welche diese Zeit der Verwirrung und der Trübsal nach den Absichten Gottes unstreitig in uns hervorbringen sollte, und nun in dem Gefühl erneuter und gereinigter Kräfte wünschen, wieder in eine rege Wirksamkeit so bald als möglich einzutreten, den | Reichthum erworbener Tugenden zur Förderung | alles Guten in Umlauf zu sezen, und, was sich jezt fast niemand rühmen kann, in einen angemessenen Wirkungskreis mit Sicherheit und mit der in einer allgemeinen Ordnung gegründeten Unterstüzung eingreifen zu können. Allein, wir müssen es uns gestehen, so wie sich diese Sehnsucht nach Ruhe größtentheils ausspricht, nicht als ein muthiges Verlangen nach Thätigkeit, sondern verbunden mit einem Gefühl von Erschöpfung durch das Leiden, mit Klagen über den schon allzulange gestörten und verminderten Lebensgenuß und über die noch mehr schwächenden trüben Aussichten in die Zukunft: so können wir sie nicht für einen frommen Wunsch halten, sondern vielmehr für einen eitlen; so ist sie nicht im Sinne derer gefühlt, die gern soviel als möglich arbeiten wollten im Reiche Gottes, sondern derer, welche für sich und Andere nur auf 5–6 in unsern Geschäften und in allen Zweigen] B: in unsere Geschäfte und in alle Zweige 16 so bald] B: sobald 18 und, was] B: und wessen 18–19 angemessenen] so B; A: angemessen 2 Predigt vermutlich zum 9. Sonntag nach Trinitatis am 26. Juli 1807 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin 7 Der Friede zwischen Preußen und dem napoleonischen Frankreich wurde am 9. Juli 1807 in Tilsit geschlossen.
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das bloße Wohlsein ausgehn. Oder wenn wir auch annehmen, daß nicht alles sittliche und thätige ausgeschlossen ist bei dieser Sehnsucht: so offenbart sich doch darin eine verderbliche Anhänglichkeit an die alte herkömmliche Gestalt des Lebens, als ob nur die Gewohnheit den Menschen stark genug machen könnte das seinige zu thun, eine kränkliche Abhängigkeit des Eifers und der Treue im Guten von dem Gefühl äußerer Sicherheit, kurz eine Trägheit, welche nur in dem bekannten schon oft durchlaufenen Kreise den Beruf des Lebens anerkennen will, und sich scheut in irgend einen ernsten Kampf einzugehen. Und diese Scheu, wie gefährlich ist es nicht sie ein|reißen zu lassen! Wer sich einmal | scheut vor dem, was bei einer treuen Erfüllung der göttlichen Gebote ihn äußerlich begleiten kann, wie nahe ist der schon dem Ungehorsam! wie leicht wird dem alles eine Versuchung sich seinen Verbindlichkeiten zu entziehen! wie leicht täuscht der sich selbst und hält jede Schwierigkeit für ein unüberwindliches Hinderniß, läßt so dieses und jenes fahren, was er ausrichten könnte, opfert einen Theil nach dem andern von dem was ihm aufgetragen war, und ist nur zu bald von denen gar nicht zu unterscheiden, in denen sich gar keine Lust und Liebe zum Guten je geregt hat. O möchten wir nie, und am wenigsten in Zeiten immer neuer drohender Schwierigkeiten, vergessen, daß unser Leben auf Erden mehr ein Kampf ist als eine ruhige Ansiedlung! O wären wir immer rüstige Streiter, die alles Andere gern dahinten lassen, und nur das bei sich behalten wollen, was sich mit der leichten und behenden Führung der Waffen verträgt. Zu dieser Gesinnung nun soll unsere heutige Betrachtung uns ermuntern. Text. 1. Kor. 7, 29. 30. Weiter ist das die Meinung, daß die Weiber haben seien als hätten sie keine, und die da weinen als weineten sie nicht, und die sich freuen als freueten sie sich nicht, und die da kaufen als besäßen sie nicht, und die der Welt brauchen daß sie ihrer nicht mißbrauchen; denn das Wesen der Welt vergehet. |
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Der Apostel war von der Gemeine zu Korinth gefragt worden, ob wol unter den damaligen Umständen, wo den Christen mancherlei Verfolgungen und Gefahren drohten, es rathsam für sie wäre, diejenigen Bande zu knüpfen, durch welche der Mensch auf die mannig1 ausgehn.] B: ausgehen. 12 ihn äußerlich begleiten kann,] B: ihm äußerlich begegnen kann, 19 gar keine Lust und Liebe zum Guten je geregt hat.] B: niemals Lust und Liebe zum Guten geregt hat. 27 Kor.] B: Cor. 28–31 daß ... haben ... weinen ... freuen ... kaufen ... brauchen] B: daß, ... haben, ... weinen, ... freuen, ... kaufen, ... brauchen,
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faltigste Weise an die Welt geheftet wird; oder ob es nicht vielmehr besser wäre, sich möglichst frei zu halten bei der Aussicht auf Entbehrungen und Drangsalen von allem was deren Erduldung erschweren könnte. Indem der Apostel diesem lezteren beistimmt, giebt er sich große Mühe recht nachdrüklich einzuschärfen, daß dieser Rath ja nicht als ein allgemeines Gebot solle angesehen werden, und indem er versichert, daß er ihn nur um der gegenwärtigen Noth willen gebe, müssen wir schließen, er habe auch auf den inneren Zustand jener Gemeine, wie er eben damals war, Rüksicht genommen. Er kannte sie als noch sehr reizbar für alles irdische, und fürchtete daher, aus je mehreren Verbindungen mit der Welt sie ihre Zufriedenheit schöpften, um desto eher Mangel an Freimüthigkeit im Bekenntniß des Evangelii, oder gar Abfall, wenn in allen seinen Quellen jenes Wohlsein angegriffen würde. Von diesem besonderen Rath aber scheint er in den Worten unseres Textes zu einer allgemeinen Anweisung zurükzukehren, und zu sagen, was nun eigentlich in dieser Hinsicht das vollkommene und wesentliche wäre, nemlich nicht keine Verbindungen anzuknüpfen mit der Welt, sondern sich allerdings auf alle Weise mit ihr einzulassen, nur so | daß man nicht dadurch gefesselt werde und zurükge|halten auf seinem eigentlichen Wege. Eben dieses nun, daß alles was wir haben uns nicht hindern soll zu sein und zu thun was wir sollen, daß wir alles haben sollen als hätten wir es nicht, wollen wir als einen heilsamen Rath beherzigen. Auf dreierlei macht uns der Apostel in dieser Hinsicht aufmerksam in unserm Text, Erstlich auf unsere äußere Lage in der Welt, die Art wie wir sie gebrauchen und etwas von ihr uns aneignen, Zweitens auf die abwechselnden Stimmungen unseres Gemüthes, das Weinen und die Freude, und endlich auf die verschiedenen Verbindungen der Liebe, von denen er gleichfalls auf Veranlassung der an ihn gerichteten Frage nur diejenige heraushebt, von der alle übrigen gleichsam abstammen. Auf diese drei Stükke laßt auch uns jezt unsere Gedanken richten. 1–3 vielmehr besser wäre, sich möglichst frei zu halten bei der Aussicht auf Entbehrungen und Drangsalen von allem] B: vielmehr bei der Aussicht auf Entbehrungen und Drangsalen besser wäre sich möglichst frei zu halten von allem 12–13 eher Mangel an Freimüthigkeit im Bekenntniß des Evangelii, oder gar Abfall,] B: eher könnte es ihnen an Freimüthigkeit im Bekenntniß des Evangelii fehlen oder sie könnten gar abfallen, 15–17 und zu sagen, was ... wäre,] B: um festzustellen, was ... sei, 20– 21 alles was wir haben] B: alles, was wir haben, 30–31 gleichsam abstammen.] B: ursprünglich abstammen. 14 würde] so B; A: mürde 28 verschiedenen] so DV; OD sowie B: verschiedene 30 diejenige] so DV; OD: diejenigen
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I. Was zuerst unsere äußere Lage in der Welt betrifft: so ist der Apostel weit entfernt die Christen in eine genußleere Einsamkeit zurükzuweisen, oder ihnen einen besizlosen bedürftigen Zustand zu empfehlen, damit sie nicht etwa durch einigen Antheil an den Geschäften und Sorgen der Welt von dem Ewigen abgezogen würden. So sehr dies auch leider nicht lange darauf in der Christenheit zur Gewohnheit wurde, so sehr ist es doch den ersten Grundsäzen alles Glau|bens an Gott entgegen. Denn der Mensch ist | dazu eingesezt, daß durch ihn, indem er die Erde beherrscht und bildet, das Werk Gottes auf ihr vollendet werde; und weit entfernt, daß dieses Geschäft etwa nur denen überlassen bliebe, die von jedem höheren ausgeschlossen sind, gehört es vielmehr ganz wesentlich zu dem Ebenbilde Gottes, und ist eben dasjenige, worin jede höhere Eigenschaft und Tugend des Geistes sich offenbaren soll. Darum soll es auch allgemein seinen Gang gehen, und jeder von uns soll es betreiben, wie er eben dazu kommen kann. Kaufen und der Welt brauchen sollen wir Alle, sollen uns aneignen von den Erzeugnissen der Natur, was sie giebt, verschönernd umbilden durch menschlichen Fleiß und Kunst, alles Todte dem Leben einverleiben, alles Geistlose der Vernunft unterwerfen als Werkzeug und Ausdrukk ihres Wesens. Und nicht minder auf die geselligen Verhältnisse der Menschen weiset er uns an, ohne die auch schon jenes Geschäft nicht bestehen, und ohne die wir noch weniger uns selbst beherrschen und bilden können. Auch der Zusammenhang, in welchem wir stehen mit andern Menschen, durch gegenseitiges Geben und Empfangen, von Einsicht und Rath, von thätiger Unterstüzung, auch das ehrerbietige und unterwürfige Anschließen an diejenigen, die uns überlegen sind, daß wir an ihrem Urtheil hängen, uns von ihnen unser Geschäft anweisen und uns darin leiten lassen, auch das ist ein Brauchen der Welt; auch der Einfluß den wir uns erwerben auf Andere denen wir überlegen sind, die | Achtung die sie uns beweisen, der gesezmäßige oder freiwillige Gehorsam den sie uns | leisten, die Leichtigkeit mit der wir in ihr Gemüth einwirken, auch das ist ein Erwerb und zwar ein sehr vorzüglicher und den billig niemand wohlfeilen Kaufs erlangt. Wer dies alles verschmähen, und sich aus den Verbin4–5 damit sie nicht etwa ... abgezogen würden.] B: aus Furcht sie möchten ... abgezogen werden. 17–18 Natur, was sie giebt, verschönernd umbilden durch menschlichen Fleiß und Kunst, alles] B: Natur, sollen was sie giebt, verschönernd umbilden durch menschlichen Fleiß und Kunst, sollen alles 25 Empfangen, von Einsicht und Rath, von thätiger Unterstüzung,] B: Empfangen von Einsicht Rath und thätiger Unterstüzung, 28 anweisen] B: anweisen, 33 vorzüglicher] B: vorzüglicher, 8 227] B: 127
11 bliebe] so DV; OD sowie B: bleibe
8–14 Vgl. Gen 1,26–28
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dungen mit der Welt möglichst zurükziehen wollte, der würde sein Leben in demselben Maaß von allem Guten und Schönen ausleeren; denn eben in diesen Verhältnissen muß sich beweisen die Kraft des göttlichen Sinnes der uns einwohnt, eben sie sind die Gelegenheiten, um aus dem Herzen voll Liebe alle Tugenden zu entwikkeln. Aber eben je treuer wir hierin unsern Beruf erfüllen, je weniger bei dieser Thätigkeit weichliche Neigungen uns leiten, oder gewaltsame Leidenschaften uns bewegen, sondern Vernunft und Gehorsam gegen das göttliche Gesez allein uns regieren, um desto mehr, ich will nicht sagen häufen sich die Güter der Welt unter unsern Händen zu einem üppigen Reichthum, oder verbreitet sich um uns her ein überstrahlender Glanz, aber doch um desto sicherer knüpft sich an unsere Pflichterfüllung ein stilles ruhiges Wohlbefinden; wir wohnen uns freundlich ein unter den Umgebungen, die wir uns nach eigenem Sinn angebildet haben, das Gefühl geachtet zu sein, Einfluß auf das Leben und das Gemüth Anderer zu haben wird uns ein unentbehrlicher Bestandtheil des Lebens. Je mehr nun dies als eine natürliche Folge unseres frommen Sinnes und unseres richtigen Verhaltens erscheint, | je mehr sich die göttliche, des Guten sich annehmende Gerechtigkeit darin bewährt, und je länger wir diese | Vorzüge, wie es in dem gewöhnlichen Laufe der Dinge zu geschehen pflegt, ohne merkliche Störung zu genießen haben, um desto leichter kommen wir in Versuchung, sie als dasjenige anzusehn, worauf alle gute Gesinnung und alles richtige Verhalten hinausläuft, als dasjenige was eigentlich dadurch soll erreicht und ausgerichtet werden. Wenn dann die Gewalt göttlicher und natürlicher Geseze in dem Theile der Gesellschaft, dem wir angehören, wie dies die menschliche Schwachheit verursacht, allmählig abnimmt, und so weit, daß jener gewöhnliche Lauf der Dinge, durch welchen das Angenehme im allgemeinen unmittelbar mit dem Guten verbunden ist, sich umkehrt; wenn die immer hierauf gerichteten Bemühungen der Gottlosen endlich unsere Verhältnisse auf eine solche Spize stellen, daß wir um der Uebung des Guten, um der Erfüllung des göttlichen Willens treu zu bleiben, den freundlichen Belohnungen Gottes und den wohlerworbenen Früchten des Guten auf eine schmerzhafte Weise entsagen müssen: o daß wir uns dann nur von jener Täuschung zeitig genug befreien! daß wir uns dann nur lebendig 6 Aber eben] B: Aber auch 15 haben, das] B: haben, und das 36–5 daß wir uns dann nur lebendig ... Sinnes, wo wir] B: daß wir uns dann nur im ersten bedenklichen Augenblikk lebendig jener früheren Zeiten erinnern, wo uns alle diese Güter zuerst allmählig zu Theil wurden, ohne daß wir sie eigentlich gesucht hätten, wo es uns um nichts zu thun war, als mit allen unsern Kräften das Reich Gottes zu fördern, und uns treuen und unbeflekten Sinnes, in demselben zu erhalten, wo wir 6 je treuer] B: getreuer
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jener Zeiten erinnern, und an sie den ersten bedenklichen Augenblikk anknüpfen, wo uns alle diese Güter allmählig wurden, ohne daß wir sie eigentlich gesucht hätten, wo es uns um nichts zu thun war, als mit allen unsern Kräften das Reich Gottes zu fördern, und uns in demselben zu erhalten treuen und unbeflekten Sinnes, wo wir eben dasje|nige, was wir jezt in Versuchung sind auf Kosten jener Bestrebungen festhalten zu wollen, nur ansahen, als | das nebenbei uns zugefallene, wonach wir nicht getrachtet hatten es zu erlangen, und auch nie ein eigenes Geschäft daraus machen würden es zu bewahren, wo uns nichts irdisches als ein fester Besiz erschien, sondern wir in der richtigen Stimmung waren, mochte er nun uns oder Andere treffen, ruhig zuzusehen dem natürlichen Wechsel, wo wir immer scharfen Blikkes umherschauten, wie wir wol der Welt gebrauchen könnten um Gutes zu schaffen, aber das reine Herz frei war von jeder auch der leisesten Anwandlung von Mißbrauch! Gelingt es uns nicht diese Verfassung unseres Gemüthes herzustellen, sobald es darauf ankommt, die Tüchtigkeit unserer Gesinnung und die Freiheit unseres Geistes zu bewähren; gelingt es uns nicht, so Herr zu sein über alles Aeußere, daß wir leicht verschmerzen, was mit der Treue gegen das eigentliche Gesez unseres Lebens nicht besteht: dann trifft uns auch alles, was je die Schrift, was je das Gewissen den Treulosen hartes androht. Nicht nur diejenigen sind ausgeschlossen aus der innigsten Gemeinschaft mit Gott und Christo, welche sogar, wenn sie zum Gastmahl des geistigen Lebens eingeladen sind, zu jener herrlichen und fröhlichen Feier der göttlichen Güte, wo mit der Uebung des Guten, mit dem Erweis frommer Gesinnung auch der Genuß eines ungestörten Friedens und der ausgesuchtesten Güter des Lebens sich verbinden, nicht nur welche dann Entschuldigungen machen, und vorziehn, | sich mit irdischen Dingen zu beschäftigen und an niederen Genüssen sich zu ergözen; sondern auch diejenigen haben nichts | besseres zu erwarten, welche dasselbige thun, wenn ein anderer nicht so erfreulicher Ruf Gottes an sie gelangt, wenn sie aufgefordert werden, Opfer niederzulegen auf dem Altare des Herrn um etwas beizutragen zum Heile der Welt, sich unter seinen Fahnen als rüstige Streiter gegen die Gewalt des Bösen allen Gefahren die es anhäufen kann bloß zu stellen. 11–12 waren, mochte er nun uns oder Andere treffen, ruhig zuzusehen dem natürlichen Wechsel,] B: waren, dem natürlichen Wechsel menschlicher Dinge, mochte er nun uns oder Andere treffen, ruhig zuzusehen, 16–18 ankommt, die Tüchtigkeit ... zu bewähren;] B: ankommt, daß wir die Tüchtigkeit ... bewähren sollen; 34 Welt, sich] B: Welt, und sich 23–30 Vgl. Lk 14,16–20
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Dann nicht erscheinen wollen, weil man fest hängt an irdischen Gütern und Besizungen, wenn auch nicht bloß um sie zu genießen, sondern auch um sie als Werkzeuge für das Gute zu gebrauchen, welches ja aber selbst gefährdet ist von der hereinbrechenden Gewalt, oder weil man, wie man sagt, undankbar verschmähen und wegwerfen müßte, was man als göttliche Belohnung für bewiesene Treue sorgfältig bewahren und den Augen der Welt darstellen sollte, oder weil man Preis geben und aufopfern müßte die Ruhe, den Wohlstand, welche die unentbehrliche Grundlage bilden zu jeder Thätigkeit die wir als den ordentlichen Beruf Gottes anzusehen haben, das, meine Freunde, heißt nicht nur zu schwerfällig und ernstlich was uns Gott erfreuliches zugetheilt hat besizen, recht als wären wir nur auf diesen Besiz ausgegangen, sondern es heißt selbst besessen werden von den Gütern dieser Welt, sich in unwürdige Bande verstrikken lassen mit seinen höheren Kräften, sich freywillig in die Knechtschaft der Dinge begeben. Das heißt nicht mehr die Welt brauchen, so sehr auch der An|schein da ist, als hielten wir Alles nur deshalb so fest, um es zur Ehre Gottes zu benuzen; sondern es | heißt sie mißbrauchen, weil es ein Gebrauch ist, der beides, den der ihn macht, und dasjenige, wovon er gemacht wird, auf gleiche Weise zerstört. Denn, meine Freunde, wer von den göttlichen Gesezen sich entfernt; wer auf die Aufforderungen Gottes, wie außerordentlich sie auch unter außerordentlichen Umständen sein mögen, das Gewissen wird sie immer bestimmt genug unterscheiden, nicht hört; wer nicht die Sache der Wahrheit, des Rechtes, des Glaubens, der Ordnung um jeden Preis vertheidigen will: der nimmt ja den Gütern des Lebens, von denen er zu feigherzig ist, sich trennen zu wollen, dasjenige, was ihnen allein Sicherheit und Bestand geben kann. Abgesondert von jenem sind sie nichts, als der Schein ohne Wahrheit, die Schale ohne Kern, das immer Vergängliche und Flüchtige, ohne irgend ein bestehendes und ewiges, nichts als das Wesen dieser Welt, welches vergeht, und wer daran sich festzuhalten meint vergehet mit, und ist, wie sicher er auch gestellt scheine, der unstäteste Flüchtling, folgend mit seinem ganzen Dasein der Vergänglichkeit der Dinge, mit umhergeworfen von den Verwikkelungen die wir Zufall nennen, nichts in sich tragend als die unsicheren, wechselnden immer 1 wollen, weil] B: wollen, entweder weil 2–3 wenn auch nicht bloß um sie zu genießen, sondern auch um] B: sei es auch nicht bloß um sie zu genießen, sondern vielmehr um 4–5 oder weil man, wie man sagt, undankbar] B: oder weil man undankbar 15 freywillig] B: freiwillig 21–24 Gottes, wie ... unterscheiden, nicht] B: Gottes – wie ... unterscheiden – nicht 31 vergeht, ... meint] B: vergeht; ... meint, 6 müßte,] so B; A: mußte,
27 ihnen] B: ihne
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Zweite Sammlung
wieder verschwindenden Eindrükke, welche der Spiegel sind von dem was er unglüklich genug ist zu sehr zu lieben. Aber wer das Vergängliche dahin giebt, und seine Lust hat an den ewigen Gesezen des Herrn, wer sich entäußert, und mit dem | geht, welcher oft nicht hatte wo er sein Haupt hinlegte, der allein hat eine bleibende Stätte in den Wohnungen | Gottes, der allein ist wahrhaft Herr auf der Erde, der allein bleibt gewiß immer ein würdiger Verwalter göttlicher Gaben, und Niemand kann das anvertraute Gut aus seinen Händen reißen. II. Zweitens aber auch in Absicht auf dasjenige, was eben jener Wechsel der Ereignisse jene Mannigfaltigkeit der menschlichen Verhältnisse innerlich auch wechselndes in uns wirkt, in Absicht auf die verschiedenen Stimmungen des Gemüthes nemlich, ist der Apostel keinesweges gesonnen, uns jene Empfindungslosigkeit zu gebieten, welche sonst wol von Vielen für einen Vorzug ist gehalten worden. Nein, wir sollen vielmehr alles empfinden; Freude und Weinen als die äußerste Grenzen menschlicher Gefühle stellt der Apostel auf, und giebt sie uns frei, ohnstreitig alles dazwischen liegende mit darunter begreifend. Nur daß wir uns freuen sollen, als freuten wir uns nicht, und weinen, als weineten wir nicht, nur daß von den nachtheiligen Folgen, welche beiderlei Gemüthsbewegung hervorzubringen pflegt, nichts an uns soll zu merken sein. Der Unterschied aber, welcher in dieser Beziehung statt findet zwischen denen, an welchen der Rath des Apostels in Erfüllung geht, und denen, welche sich von den traurigen oder freudigen Bewegungen ihres Gemüthes fortreißen lassen, liegt weniger, wie man gewöhnlich glaubt, in dem Maaß der Empfindungen, daß nur alles minder | stark und hervortretend sein müsse in der Seele des Gottseligen, als vielmehr in der ganz verschiedenen Art | derselben. Schon wozu der Apostel an einer andern Stelle ermahnt, daß wir weinen sollen mit den Weinenden, und uns freuen mit den Fröhlichen, sind Empfindungen die nicht erst bedürfen gemäßiget zu werden, sondern von denen schon ihrer Natur nach gilt, daß die zerstreuenden Wirkungen einer bloß irdischen und selbstsüchtigen Freude, und die schwächenden einer eben solchen Traurigkeit nicht daraus entstehen können; und wenn Jemand spizfindig zweifelhaft fragen könnte, worin doch der Unterschied gegründet sein könne, den man zu machen pflegt, daß nemlich Freude und Leid über dasselbige, 16 Grenzen] B: Gränzen 19 nicht, nur] B: nicht; nur 30 Empfindungen] B: Empfindungen, 34–35 können; und wenn Jemand spizfindig zweifelhaft fragen könnte,] B: können. Und wenn Jemand spizfindig zweifelhaft fragen wollte, 4–5 Vgl. Mt 8,20
29–30 Vgl. Röm 12,15
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wenn es Andern begegnet ist empfunden, etwas edleres sein solle, als wenn es uns selbst getroffen hat: so müßte schon diese Antwort hinreichen, daß nemlich Mitleiden und Mitfreude Empfindungen sind, die nothwendig und natürlich ihr Maaß in sich selbst haben, die, außer in einem krankhaften Zustande, der aber nicht ihr eignes Werk ist, zu keiner Ausschweifung, zu keiner Lähmung veranlassen können, die uns das Bewußtsein des besten und edelsten in unserer Natur niemals verlieren lassen. Noch mehr aber eignet, schon an sich und nicht etwa erst durch eine gewisse Mäßigung, dasjenige was der Apostel durch seinen Rath erreichen möchte, jener Freude am Herrn, zu welcher er selbst uns anderwärts aufmuntert, jener göttlichen Traurigkeit, welche er derselben Gemeine, an die unsere Textesworte gerichtet sind, in seinem zweiten Briefe an|preiset. Wer von uns, meine Freunde, könnte wol unbekannt sein mit der göttlichen Traurigkeit, welche nur zur Selig|keit betrübt, mit dem Schmerz über die Gewalt, welche die rohe Natur noch ausübt in unserm Leben? und wer sie kennt der muß auch wissen, daß sie nie zu groß sein kann. Sie ist wie das erste so auch das immer erneuerte und mächtiger bildende Eintreten des göttlichen Geistes in uns, und mit ihr zugleich ist uns also auch das über jene rohe Natur uns erhebende Gefühl die göttlich belebende aufrechthaltende Kraft gegeben, und daher in der Traurigkeit selbst schon das Vorgefühl der größeren Seligkeit, welche nothwendig ihre Frucht sein muß. Darum je reizbarer wir sind für diese Traurigkeit, je mehr schon kleine Abweichungen und Versehen sie in uns hervorrufen, nicht desto schwächer sind wir und unglüklicher, sondern desto seliger und stärker, und, als weineten wir nicht oder müßten die Hände ringen und die Thränen troknen, nur desto bereiter aufs neue in den Kampf zu gehn und in Versuchungen und Anstrengungen aller Art uns einzutauchen. Eben so nun ist es auch mit der Freude am Herrn. Wenn wir Gott erkennen in seinen Werken und Wegen, gleichviel ob im Großen oder im Kleinen die ewige unendliche Kraft, die alles vereinigende unerschöpfliche Liebe sich uns offenbart; wenn wir in diesem Gebiete klarer sehen, was uns dunkel war, und die scheinbaren Widersprüche in der Natur und dem Zusammenhang der Dinge sich lösen; ja auch nur wenn sich uns, was wir schon im Allgemeinen 8–11 eignet ... jener Freude ... jener göttlichen Traurigkeit] B: gilt ... von jener Freude ... von jener göttlichen Traurigkeit 31 Kraft,] B: Kraft 18 mächtiger] so B; A: mächtigere menhang 10–11 Vgl. Phil 4,4
34 dem Zusammenhang] so B; A: den Zusam-
11–13 Vgl 2Kor 7,10
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erkannt hatten, | von göttlicher Macht und Liebe, im Einzelnen aufs Neue bestätigend und belebend wiederholt: wird dann nicht das innigste | Verlangen unserer Seele gestillt? ist das nicht eben die Thätigkeit des wahren Lebens, welches allein diesen Namen verdient? muß nicht dessen Bewußtsein in uns Lust und Freude sein? und eine Freude, von der wol niemand, der auch nur eine Vorstellung von ihr fassen kann, glauben darf, sie könne jemals ausarten in irgend frevelnden Uebermuth, es könne je aus ihr entsprießen ein leidenschaftliches Wesen, sie könne sich je äußern wollen in einer Vernachlässigung dessen was uns zu thun obliegt. Wenn also die Bewegungen unseres Gemüthes immer nur wären diese Freude am Herrn, und diese göttliche Traurigkeit, dann würde sicher der Rath des Apostels in uns ausgeführt. Und diese Foderung ist in der That nichts überspanntes, wie sie auch dem nicht so kann geschienen haben, welcher uns aufmuntert allewege uns zu freuen am Herrn. Es mag wol sein, daß wir diese Freude am innigsten empfinden, wenn wir, frei von allen weltlichen Sorgen und Geschäften, in abgezogener Stille den Höchsten entweder in dem Leben der Natur aufsuchen, oder in der großen Regierung der menschlichen Angelegenheiten ihn walten sehn, oder dankbar gerührt in der Leitung unseres eigenen Lebens seine Güte erkennen; es mag sein, daß auch die göttliche Traurigkeit am ungestörtesten und reinsten gedeiht, wenn wir in andächtiger Einsamkeit in die Tiefen des menschlichen | Herzens hineinblikken und die Abweichungen unseres Lebens uns vorhalten: aber sehr gering würde der die Macht und den Einfluß der Gottseligkeit schäzen, welcher | glaubte, daß beide Empfindungen nur auf Einsamkeit und Stille beschränkt wären. Nein, meine Freunde, was uns auch mitten im Getümmel der Welt bewege, kann uns irgend eine Lust kommen, die nicht aus den Anordnungen Gottes hervorginge und eine Ausströmung wäre der göttlichen Liebe? kann uns irgend ein Leid treffen, was nicht den sinnigen Menschen zurükführte auf die Quellen alles Leides, den ungöttlichen Sinn und das thörichte Wesen der Menschen? Je mehr wir nun bei jeder Lust von der persönlichen Begünstigung hinwegsehend an die göttlichen Einrichtungen uns halten, aus denen sie hervorgeht; je mehr wir hiedurch lernen uns am wahren Guten erfreuen, wenn ihm auch die anmuthig bewegende 1 hatten,] B: hatten
9–10 dessen] B: dessen,
8 je] so DV; OD: ja ja äußern
8 entsprießen] so B; A: entsprossen
15–16 Vgl. Phil 4,4
17 wir, frei] B: wir frei 9 je äußern] so B; A:
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äußere Gestalt abgeht; kurz je mehr wir in allem das Reich Gottes und die Kraft der Natur lieben; desto mehr gestalten sich alle unsere Freuden in die Freude am Herrn; desto reiner und andächtiger werden alle unsere heiteren Bewegungen, desto genauer gesondert von allem unwürdigen, von jedem Keim künftiger Reue. O wer auf dieser Stuffe steht oder je gestanden hat, wie es denn in jedem Leben Zeiten giebt, die vor andern schön sind und heilig, ja wer auch nur mit Kenntniß und Gefühl solche Menschen beobachten konnte, auch der schon muß inne geworden sein, wie die Freude am Herrn in jeder nur nicht schon an sich strafbaren Freude enthalten sein | kann, und wie sie dann jede heiliget, selbst diejenigen, die für ein minder geläutertes Gemüth schon nicht selten an der Grenze der Schuld stehen! Und eben so, je treuer | und kindlicher jedes Uebel, das uns drükken kann, uns auf die Betrachtung der Sünde zurükführt, je mehr wir, wie es sich ziemt, das Gefühl des Ganzen in uns tragen, um die verursachende Sünde, wenn sie auch nicht persönlich uns selbst einwohnt, dennoch inne zu werden: desto mehr verwandelt sich sogar unser Weinen mit den Weinenden in jene göttliche Traurigkeit, daß wir auch für Andere und mit ihnen keinen Schmerz fühlen als nur um die Sünde und das sittliche Elend. Werden wir dann nicht jedes Leid, in welchem seiner Natur nach nichts sein kann von diesem göttlichen Schmerz auch austilgen für uns, und gar nicht als ein solches anerkennen wollen, immer mehr uns befestigend in der Lebensregel, daß wo der Schmerz über die Sünde nicht hervortritt, da die Freude am Herrn ungestört müsse walten können, so daß kein bloß irdisches Leid uns jemals überwältigen wird weder durch niederschlagende Wirkungen noch durch Aufregung zu verderblichen Leidenschaften, sondern gegenüber der Freude am Herrn uns nichts anders übrig bleibt um uns zu bewegen, als eben jener Schmerz über geistige Schwäche und Elend, der sich immer mehr in heilige Wehmuth umgestaltet? Und o, wer diese je selbst empfunden, wer mit andächtigem Auge Christum betrachtet hat, wie er in den gefahrvollsten Augenblikken nur von ihr ergriffen war, wem es nicht entgangen ist, wie eben | sie alle Helden des Glaubens beseelt hat, der weiß auch, daß sie so wenig ausschweifendes und wildes bei sich führt, als schwächendes und auflösendes, daß sie nie dahin füh|ren kann, weder in Verzweiflung die heiligen Schranken der Pflicht zu überspringen, noch feigherzig seinen Beruf aufzugeben. 2 lieben;] B: lieben: 11 diejenigen, die] B: solche Freuden, die Gränze 32–34 war, ... hat,] B: war; ... hat: 6 denn] so DV; OD: dann
32 ergriffen] B: ergeiffen
12 Grenze] B:
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Ohne Zweifel also ist es möglich, wir können es dahin bringen, daß wir in allem was uns erfreuliches begegnet nur die Freude am Herrn fühlen, und keine andere, und in allem Leid nur die göttliche Traurigkeit, welche über die Sünde weint, und keine andere; und eben so gewiß sind wir dann solche, die sich freuen als freueten sie sich nicht, und weinen als weineten sie nicht. Denn nichts von dem zeigt sich dabei in uns, was die Freude und die Traurigkeit der Kinder dieser Welt zu begleiten pflegt; und darum halten auch diese uns nicht für Fröhliche oder Weinende, da sie keinen Sinn haben für so stille leidenschaftlose Gefühle. Aber damit wir uns dem wirklich nähern was möglich ist, bedürfen wir gar sehr eines ermunternden und warnenden Zurufes wie der Apostel ihn hier an uns ergehen läßt! Denn wenn es wahr ist, wie es denn wirklich ist, daß das Verderben, welches wir betrauern sollen, sich uns am deutlichsten offenbart an den verschiedenen Arten des Unheils, welche auch denen, die von der göttlichen Traurigkeit nichts wissen, Schmerz verursachen, und am meisten durch das allerschmerzlichste die Schaam: wenn es wahr ist, daß Erkenntniß und Gefühl von Gott sich dann am lebhaftesten äußern und am merk|lichsten zunehmen, wenn Bedenklichkeiten die uns entgegentraten verschwinden, wenn trübes, das uns umgab sich aufhellt, kurz wenn irgend|wo in unsern Angelegenheiten etwas erfreuliches und heilbringendes für uns sich ereignet: wie sollten wir hiebei, auch ohne schon demüthigende Erfahrungen vor uns zu haben, billig besorgt sein, daß sich nicht in Freude und Leid unser Herz unvermerkt mehr auf das irdische und sinnliche lenke, welches doch nur die Hülle des geistigen und himmlischen sein soll! daß wir, von der flüchtigen Gegenwart, von dem stärkeren Eindrukk fortgerissen, in guten Tagen mehr selbstisch über die Sicherstellung unseres Wohlstandes und die Erheiterung unserer Zukunft, mehr eitel über die Achtung, die uns widerfährt, über den Einfluß den wir ausüben, mehr sinnlich über die hinfällige uns aufgehende Lust, über die ungestörte Bewegung unseres Lebens als fromm über die allgemeine Wohlthätigkeit der göttlichen Anordnungen uns erfreuen; und so auch in bösen Tagen weniger die Sünde selbst und die züchtigende Hand Gottes fühlen, als nur an und für sich die üblen Folgen derselben die unser Leben betreffen schmerzlich empfinden. Je mehr wir uns dies hingehn lassen, desto näher ge2 allem was] B: allem, was 17 Schaam:] B: Schaam; 19 zunehmen,] B: die Oberhand gewinnen, 22–26 wie sollten wir hiebei, auch ohne ... daß wir, von] B: wie sollten wir deshalb, wenn wir auch noch keine demüthigenden Erfahrungen vor uns haben, billig besorgt sein, daß nicht in Freude und Leid sich unser Herz unvermerkt mehr auf das irdische und sinnliche lenke, welches doch nur die Hülle jenes geistigen und himmlischen sein soll! daß wir nicht, von 32 Lebens] B: Lebens, 35 derselben ... betreffen] B: derselben, ... betreffen,
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sellen wir uns zur Lust und zum Leide der bloß irdisch gesinnten, desto leichter werden wir mit hingerissen werden zu ihrer Art ihr Gefühl zu äußern, die schon an sich die Quelle vieler Zerrüttungen und Vergehungen ist und bei welcher noch mehr die Empfänglichkeit für jene höheren Ge|genstände der Lust und des Leides sich verlieren muß. Haben wir aber keine Freude mehr am Herrn, woher soll der kindliche Gehorsam kommen? fühlen wir keine göttliche Traurig|keit mehr, woher die Scheu vor der Sünde? O daß ja nicht irdische Freude uns von dem strengen Ernst frommer Tugend entwöhne! daß ja nicht sinnliche Zerstreuung uns den Geschmakk benehme an andächtigem Insichkehren! daß ja nicht irdische Thränen unser Auge umdüstern, und wir dann weder des heiteren Himmels uns erfreuen noch den schmalen Weg vor uns deutlich und bestimmt erblikken können, und wir so allmählig allem was uns sonst das theuerste war entfremdet, von unreinen Gemüthsbewegungen beherrscht, mit den Kindern dieser Welt muthlos schmachten im Leide und stürmisch freveln lernen in der Lust! Darum laßt uns immer mehr dem Wahlspruch folgen: Alles was ihr thut, thut zur Ehre Gottes! laßt uns immer mehr von uns thun alles was nicht schön ist und nicht fromm. Und wenn wir auch da wo es darauf ankommt unmittelbar mit Christo zu leiden des Zurufes nicht bedürfen: Wachet und betet; so wird er uns gewiß nöthig sein, so oft wir mit dem großen Haufen der Menschen ein und dasselbe erschütternde Loos zu theilen haben. Ermattender Schlaf oder wilder Rausch wird sich Aller bemächtigen die sich nicht stärken und reinigen durch Gebet um nicht in Anfechtung zu fallen; in thörichter Freude und unheiligem Schmerz werden sie sich um die Kraft betrügen mit der sie thätig sein sollen. | III. In demselbigen Sinne erwähnt der Apostel noch, und zwar indem er die ursprünglichste und heiligste von allen zum Beispiel wählt, die Ver|bindungen der Liebe, in denen wir mit Andern stehen als etwas das wir haben sollen, als hätten wir es nicht. Ohnstreitig wird in gewöhnlichen Zeiten kein Theil unseres apostolischen Rathes so wenig begriffen als dieser. Wer zählt es da nicht 1 der bloß irdisch gesinnten,] B: der irdischgesinnten, 4 ist] B: ist, 12–14 erfreuen ... so] B: erfreuen, ... so, 16–17 schmachten im Leide und stürmisch freveln lernen in der Lust!] B: schmachten lernen im Leide und stürmisch freveln in der Lust! 20–21 da wo ... leiden ... bedürfen:] B: da, wo ... leiden, ... bedürfen, 14 wir] so DV; OD: wer 18 Vgl. 1Kor 10,31
25–26 thörichter] so B; A: thörichte
21 Mt 26,41
B 241 238
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B 243 240
Zweite Sammlung
zu den größten Gütern des Lebens, in jener innigsten und heiligen Verbindung zu stehen, durch welche sich ein häuslicher Kreis bildet! oder wem sind nicht wenigstens seine süßesten Freuden die, welche in einem solchen genossen werden! Aufgemuntert wird von allen Seiten Jeder, der eine feste Stelle im bürgerlichen Leben gefunden hat, daß er doch je eher je lieber in diesen freudenreichen Stand treten möge, und bedauert wird Jeder oder beschuldigt, dem dringende Umstände den Eintritt in denselben versagten, oder der vielleicht thörichter Weise um kleinerer Befriedigungen willen diese größte unter allen sich entzogen hat. Ja gleich auf diese Rechnung werden geschrieben allerlei Abweichungen, wenn derjenige, der sie sich zu Schulden kommen ließ, es versäumt hat, sich auf diese Weise eine Haltung für sein ganzes sittliches Leben zu verschaffen. Aber in Zeiten wie die gegenwärtigen, wie oft hören wir, und nicht von den Schlechtesten, ganz das Umgekehrte, glüklich denjenigen preisen, von dem nicht Mehrere so unmittelbar abhängen mit ihrer Thätigkeit, an den nicht Mehrere gewohnt sind sich zu halten in ihren Bedürfnissen, glüklich den, der nicht | für eine geliebte Gattin zu sorgen hat und für hofnungsvolle Kinder. Und weil es nicht die Schlech|testen sind, die so klagen, so haben sie auch nicht bloß die Schwierigkeit im Sinne, in bedrängten Zeiten denen die uns angehören die gewohnten Bequemlichkeiten und Lebensgenüsse zu verschaffen; sondern das sind ihre Besorgnisse, daß derjenige, dem es eine süße Gewöhnung ist den Seinigen Freude zu machen, leichter durch den langsamen allmählig zunehmenden Drukk der Umstände mürbe gemacht werde und erschüttert in seinem festen Sinn, wenn ihn je länger je mehr die Nothwendigkeit drängt sie von allen Seiten zu beschränken, so daß er am Ende nichts lieber wünscht, als daß nur dieser Drukk ein Ende gewinne um jeden Preis, und zulezt wol gar geneigt wird, was nicht Recht ist zu thun und zu leiden, um nur dies Ende herbeizuführen; daß derjenige der mehr auf das Spiel zu sezen hat als sein eignes Dasein, der wenn irgend ein Schiksal ihn dahinrafft für seine Geliebtesten fürchten muß, und Niemanden zurükläßt, der seine Stelle bei ihnen vertreten könnte, daß der auch weniger entschlossen sein wird, sich dem übermächtigen Frevel entgegenzustellen, weniger geneigt, dem Vaterlande, wo es seiner bedarf, mit 21 denen die uns angehören] B: unsern Angehörigen 27 wünscht,] B: wünschen werde, 29–30 geneigt wird, was nicht Recht ist zu thun und zu leiden, um nur dies Ende herbeizuführen; daß derjenige der] B: geneigt zu thun und zu leiden was nicht Recht ist, um nur dies Ende herbeizuführen; das fürchten sie, daß derjenige, der 33 der seine] B: welcher seine 25 werde] so DV; OD: werden
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gänzlicher Hingebung seiner selbst zu dienen. Allein, kann das wol natürlich sein, und der göttlichen Ordnung der Dinge gemäß, daß der Mensch, wenn er schon viel Gutes und Schönes entbehrt, auch das schönste und freudenreichste lieber wünschen soll nicht zu besizen? und dürfen wir das Böse für so | gewaltig und gleichsam anstekkend halten, daß es, zu einiger Herrschaft gelangt, auch das Gute und sonst am meisten heilbrin|gende in ein gefahrvolles Uebel verwandeln könne? Gewiß sind auch diese Besorgnisse oft nur ein irriges Mißtrauen, ohne weiteren Grund als daß den Frauen, den Kindern, und überhaupt den mehr im Hauswesen eingeschlossenen die gemeinsame Noth und Gefahr minder ins Auge fällt, und sie also mit den Ursachen der Beschränkungen mit dem Preise der Aufopferungen minder bekannt, sich eher dagegen auflehnen möchten. Diese Unbekanntschaft aber muß die Liebe durch das Mitgefühl dessen was in Andern vorgeht ergänzen. Wenn es Umstände giebt, unter denen wir unserer innigen Ueberzeugung gemäß nicht begehren können zu leben, weil sie uns keine würdigen Gegenstände oder Richtungen unserer Thätigkeit, keine angemessenen Verhältnisse für unser Dasein übrig lassen: sollen wir glauben, daß diejenigen die uns lieben, und uns also auch kennen müssen, uns von persönlichen Rüksichten getrieben, hindern sollten, das was ohnedies seinen Werth und seine Bedeutung schon verloren hat daran zu sezen, um das Wichtigere und Herrlichere wieder zu gewinnen. Wenn wir selbst wegen wichtigerer Sorgen das Gefühl für kleinere Entbehrungen verloren haben, sollen wir glauben, daß die nächsten Unsrigen mit verwöhntem Sinn immer nur an den gewohnten Befriedigungen hängen? Müssen sie nicht, wenn sie uns das wirklich sind, was sie sein sollen, entweder so mit vollem Verstand und Bewußtsein | an allem was uns das Wichtigste ist theilnehmen, daß sie unmöglich wollen können, wir sollten es um geringer irdischer Dinge wil|len aufgeben, oder so innig durch die Kraft des liebenden Gemüthes mit uns vereiniget sein, daß sie fühlen, es müßte ihnen selbst durch die Dämpfung unseres Geistes, durch die unvermeidlich nachfolgende Unzufriedenheit mit uns selbst das härteste Uebelbefinden erwachsen. Wenn die Liebe auf dieser Stuffe der Vollendung steht, meine Freunde, wenn uns von dem heiligen Wege unserer Pflicht nie eine 16 begehren können] B: Freude daran haben können 20 uns von] B: uns, von 23 gewinnen.] B: gewinnen? 24 haben,] B: haben: 27–31 entweder so mit vollem Verstand und Bewußtsein an allem was uns das Wichtigste ist theilnehmen, ... oder so innig durch die Kraft des liebenden Gemüthes mit uns] B: entweder mit klarer Einsicht und vollem Bewußtsein an allem, was uns das Wichtigste ist, so theilnehmen, ... oder durch die Kraft des liebenden Gemüthes so innig mit uns 34 erwachsen.] B: erwachsen?
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Zweite Sammlung
solche Schonung auch nicht gegen das geliebteste Wesen abführt, wie verweichlichte Liebe und eitle Zärtlichkeit sie Andern eingeben: dann sind wir in den Augen der Welt solche, die Weiber haben als hätten sie keine; wir aber und die Unsrigen wissen es besser, daß wir uns gegenseitig auf die allerinnigste Weise haben und besizen, immer in Einem Sinne Jeder so den Andern behandelnd wie dieser es selbst begehrt. Wenn hingegen in der heiligsten Vereinigung der Gemüther von irgend einer Seite noch Schwachheit und Unentschlossenheit walten: wenn noch durch eine krankhafte Reizbarkeit die Einheit des Willens und des Handelns gestört wird: wenn noch eine zu große Anhänglichkeit herrscht an das was doch nur das Sinnliche und Aeußerliche bleibt: dann muß auch auf diejenigen welche den Andern vorangehn sollen mit Kraft und Entschlossenheit, welchen unmittelbar obliegt, den Kampf zu bestehen und den gemeinsamen Willen auszuführen, die Schwachheit der Geliebten | schwächend wirken, mehr als ihre eigene, und um so stärker als sie sich doch verbergen will um ihnen den Kampf, der nur ein leichter Sieg | sein sollte, nicht zu erschweren. Dann entstehen jene bedenklichen Ueberlegungen, wenn auch nicht, ob das Gut, welches wir zu erringen oder zu erhalten suchen, der Opfer wohl werth sei, doch ob die Wahrscheinlichkeit des Gelingens das Gleichgewicht halte gegen die Aufopferungen und Leiden; dann fragen wir, ob es wohl auszuhalten wäre, wenn wir uns einst vorwerfen müßten den Unsrigen geraubt zu haben woran ihr Herz hing, sie herausgerissen zu haben aus einem glüklichen Leben, hingegeben den bittersten Sorgen und Qualen vergeblich und umsonst; dann scheint es uns so wenig auszutragen für das gemeinsame Bestreben, ob auch wir hinzukommen mit der treuesten Beharrlichkeit mit den verläugnungsvollsten Anstrengungen, und dagegen so groß was wir Preis geben und fast sicher verlieren; dann sagen wir uns jene Täuschungen vor, daß Jedem die Seinigen auch die Nächsten wären, und daß die nächsten Pflichten auch zuerst müßten bedacht sein. O meine Freunde, dann ist es Zeit, daß wir uns ermannen, und für Uns und die Unsrigen zu uns selbst sprechen: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und litte Schaden an seiner Seele; 8–11 walten: ... wird: ... das was] B: walten; ... wird; ... das, was 12–13 auf diejenigen welche den Andern vorangehn sollen mit Kraft und Entschlossenheit, welchen] B: auf alle, welche den Andern vorangehn sollen mit Kraft und Entschlossenheit, auch auf diejenigen, welchen 14–15 obliegt, ... wirken,] B: obliegt ... wirken 20– 22 wohl werth ... wohl auszuhalten] B: wol werth ... wol auszuhalten 25–26 umsonst;] B: umsonst: 28–29 dagegen so groß was] B: dagegen scheint uns um so viel größer was 33 sprechen:] B: sprechen, 33–34 Mt 16,26
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dann ist es Zeit, daß wir unser Herz verschließen gegen die verführerischen Schwachheiten und Wünsche, daß wir, wenn wirklich die Unsrigen auch nur im Innern ihres Herzens uns zumuthen konnten, um ihres zeitlichen Wohls | willen unsern Beruf zu vernachläßigen und der Stimme unseres Gewissens nicht überall zu folgen, daß wir dann in der That Weiber haben und Kinder und | Freunde als hätten wir keine, und fest darauf beharren, nur diejenigen mit Christo für die Unsrigen zu halten, die in gleicher Treue zu gleichen Zwekken mit uns unter ihm verbunden bleiben. Das Verfahren, welches hieraus entsteht, wird oft für hart verschrieen werden von der Welt, weil es eben dem Verfahren der weichlichen Liebe entgegengesezt ist, welche nur ein Widerschein ist von sträflicher Selbstliebe, und welche die Welt, keiner größeren Tugend fähig, als eine fromme und edle Gesinnung vergeblich geltend zu machen suchte. Aber vieles erscheint streng und hart in einem dem Sinne Jesu und seinem Beispiel gemäßen Leben. Es kann auch Besseren, wenn sie für einen Augenblikk die richtige Ansicht der Dinge verloren haben, bedenklich erscheinen als ein schwer zu schlichtender Streit einer Liebe gegen die andere. Aber es ist ja nichts, als daß wir nur Verweichlichung, Feigheit, sträfliche Liebe zur Welt, denen die wir lieben, eben so wenig als uns selbst gestatten wollen; nichts als daß wir uns und sie losmachen wollen von allem was die wahre Liebe stören könnte, nichts als daß wir sie auch wider ihren Willen fest halten bei dem was sie in den schöneren Augenblikken ihres Lebens selbst fühlen und geloben, und sie in der That besser machen indem | wir aus der Voraussezung handeln, daß sie im Innersten ihres Herzens doch immer so und nicht anders gesinnt sind. So allein geben wir sie sich selbst wieder wenn sie im Begriff sind sich zu verlieren; so allein erhalten wir ihnen uns. Denn, wenn Widerwärtigkeiten dennoch | 1–2 gegen die verführerischen Schwachheiten und Wünsche, daß wir, wenn] B: gegen verführerische Schwachheiten und Wünsche; und wenn 4 vernachläßigen] B: vernachlässigen 5–8 daß wir dann in der That Weiber haben und Kinder und Freunde als hätten wir keine, und fest darauf beharren, nur diejenigen mit Christo für die Unsrigen zu halten,] B: so ist es dann Zeit für uns in der That Weiber zu haben und Kinder und Freunde als hätten wir keine, und fest darauf zu beharren, daß wir nur diejenigen mit Christo für die Unsrigen halten dürfen, 11–12 der weichlichen] B: jener weichlichen 15–16 suchte. Aber vieles erscheint streng und hart in einem dem Sinne Jesu und seinem Beispiel gemäßen Leben. Es kann] B: sucht, indessen dies soll uns nicht irre machen, denn in einem dem Sinne Jesu und seinem Beispiel gemäßen Leben erscheint gar vieles streng und hart; aber dieses Verfahren kann 19 Aber es ist] B: Dennoch bleibe es dabei; denn es ist 22–23 allem ... könnte,] B: allem, ... könnte; 25 fühlen und geloben,] B: fühlten und gelobten, 27 gesinnt sind.] B: gesinnt geblieben sind und noch sind. 29 Denn, wenn Widerwärtigkeiten dennoch] B: Denn wenn nun ohnerachtet unserer unzeitigen Schonung dennoch Widerwärtigkeiten
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Zweite Sammlung
eintreten, was für Trost und Stärkung, ja auch in besseren Zeiten was für Lust und Freude könnte sich wol über sie ausbreiten von uns, wenn wir doch uns selbst geringschäzen müssen, wenn doch die Vorwürfe in uns nicht schweigen, wenn wir doch fühlen müssen, daß mit der gebrochenen Treue die Kraft und der Muth des Lebens von uns gewichen sind. Hier ist also keine Härte, sondern Wohlthun, hier ist kein Streit einer Liebe gegen die andere, sondern die höchste alles vereinigende Liebe; hier ist keine schwere Wahl keine bedenkliche Entscheidung, sondern die einfachste und treueste Befolgung jenes heiligsten Grundgesezes Gott zu lieben über Alles, und auch die Nächsten unserem Herzen nur als uns selbst, uns nur in wiefern wir wahre Bürger seines Reiches und Unterthanen seines Sohnes sind, und so auch sie nur; uns nur mit jener Liebe welche Eines ist mit der Liebe zu Gott zur Wahrheit zum Recht, und so auch sie nur. Wir sehen also, meine Freunde, der Rath des Apostels in seinem ganzen Umfange empfiehlt nichts anderes als die Gesinnung, ohne welche nichts Großes und Schönes unter den Menschen gedeihen kann, und die wir an allen heldenmüthigen Seelen aller | Zeiten und Völker bewundern, die Gesinnung, ohne welche besonders auch die Segnungen des Christenthums nicht hätten können verbreitet werden, und die sich daher auch so stark in dem Erlöser selbst und in Allen die ihm am treuesten gedient haben ausprägt. Es ist gewiß heilsam und nöthig sie jezt in ihrem wahren Licht und in ihrer liebenswürdigen Größe darzustellen | und uns recht in ihr zu befestigen. Was verloren ist für uns kann nur wiedergewonnen werden durch diesen Sinn; was noch übrig ist und in Gefahr schwebt kann nur erhalten werden durch ihn. Ja wer die Zeichen der Zeit versteht, dem wird es nicht unerwartet sein wenn bald an uns Alle für Alles was uns werth ist diese Aufforderung an uns ergeht, selbst für die heilige Sache der Gewissensfreiheit und des Glaubens. Wolan denn laßt uns wakker sein und stark! Mögen Alle die für eine gemeinsame Sache eifrig bemüht, Alle die einander persönlich werth sind, sich auch unter einander ermuntern und kräftigen, Einer bei dem Andern entgegenarbeiten allem weichlichen Wesen, aller verführerischen Anhänglichkeit, auf daß das Band der Liebe in Wahrheit sei ein Band der Vollkommenheit, und sie 3–4 müssen ... schweigen ... müssen] B: müßten ... schwiegen ... müßten 6–8 Wohlthun, ... Wahl] B: Wohlthun; ... Wahl, 11 in wiefern] B: inwiefern 28 sein wenn] B: sein, wenn 34 auf daß das] B: damit das 16 empfiehlt nichts anderes] so B; A: empfielt nichts anders 9–11 Vgl. Mt 22,35–40
19 Völker] B: Völkern
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uns stärke, in den Kampf für alles Schöne und Gute nachzufolgen dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens, der, wie ihm selbst kein anderer bereitet war, auch uns keinen andern Eingang verheißen hat, als den durch Leiden und Trübsal, in das Reich Gottes.
1 stärke, in] so DV; OD sowie B: stärke in 2 Vgl. Hebr 12,2
2 Anfänger] so B; A: Anfänder
XI.
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Von der Beharrlichkeit gegen das uns bedrängende Böse.
248 B 251
Das Leben des Christen, welcher, indem er dem Beispiel und der Aufforderung seines Erlösers folgt, das Ebenbild Gottes je länger je mehr in sich herstellen, und außer sich nach bestem Gewissen das Werk Gottes fördern will, wird uns von allen Seiten dargestellt als ein immerwährender Kampf. Und wem von uns, meine Freunde, sollte nicht seine Erfahrung bestätigen, daß diese Darstellung richtig ist. Zwar ist dieser Kampf nicht dasjenige, wobei wir uns, als wäre es das Höchste, beruhigen sollen; zwar liegt vor uns ein ungetrübtes seliges Leben, in welchem nichts als der Friede Gottes und die volle Genüge seines ewigen Reiches zu finden ist: allein so deutlich wir dieses Leben auch erkennen, so liegt es doch vor uns als ein jezt unerreichbares Ziel, so gewiß haben wir nur in einzelnen Augenblikken ein Vorgefühl desselben durch die tröstende Gnade des göttlichen Geistes, und das Ganze unseres Lebens ist und bleibt jenem | Kampfe geweiht. Der ungestörten | Herrschaft des Geistes in dem Geschäft unserer Heiligung widerstrebt, wir fühlen es fast ununterbrochen, das nie ganz gebändigte Herz; und dem Guten, welches wir aus dem Schaze des schon geheiligten Herzens ans Licht zu bringen und in gottgefälligen Werken in der Welt darzustellen trachten, widersezt sich die rohe Gewalt oder die listige Klugheit der Kinder der Finsterniß, oder es wird gestört und erstikt auch durch die zufälligen unabsichtlichen Wirkungen ihrer Leidenschaften und ihres ungöttlichen Wesens. Nur daß wir dies zu sehr als einen zwiefachen Kampf betrachten, daß wir zu sehr als unabhängig von einander anzusehn geneigt sind diesen äußeren Streit und jenen unsichern Zustand unseres eigenen Herzens, darin täuschen wir uns nicht selten. O beides hängt nur allzu genau zusammen! Je weniger wir auf äußeren Widerstand zu achten haben, um desto genauer können wir freilich auf jede Bewegung unse4–5 das Ebenbild Gottes je länger je mehr in sich herstellen,] B: in sich das Ebenbild Gottes je länger je mehr herstellen, 15–16 und das Ganze unseres Lebens ist] B: das Ganze unseres Lebens aber ist 20–21 Werken in der Welt] B: Werken der Welt 5 bestem] B: besten 2 Predigt vermutlich zum 6. Sonntag nach Trinitatis am 5. Juli 1807 vormittags in der Parochialkirche zu Berlin
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res Gemüthes merken, und das Unrechte in der Geburt erstikken; aber auch je weniger noch in uns der Geist Gottes allein regiert, um desto leichteres Spiel haben diejenigen, welche sich von außen unserem Beruf in der Welt widersezen; und auch die größte Gewalt könnte, wenn gleich sie die guten Wirkungen unseres Daseins und unserer Thaten für die Welt größtentheils zerstören dürfte, uns doch auf unserm eigenen Gebiet nicht treffen, und uns nicht hindern, immer so zu handeln wie es uns selbst genügt, wenn nicht eben durch jene feindseligen Einwirkungen | von außen auch die inneren Kräfte des Geistes ge|lähmt, auch was verwerfliches in uns selbst ist, und Antheil hat an irdischem Sinn, aufgeregt würde, um die Ausführung des Guten zu hintertreiben. Wer diesen Zusammenhang einsieht, der wird auch gewiß darin einstimmen, das erste was wir zu thun haben, um siegreich aus dem Kampf hervorzugehen, sei überall, daß wir diese zusammenwirkenden feindseligen Gewalten trennen müssen. Wenn es vorzüglich unser eigenes Herz ist welches uns versucht, o dann besonders lasset uns fliehen unter den Schuz der Guten, damit nicht die Bösen das Herz noch mehr in Aufruhr bringen gegen das göttliche Gesez und uns noch tiefer verstrikken in die Sünde. In einer Zeit aber, wo vorzüglich von außen das Böse sich stemmt gegen alles was wir ausführen möchten durch unsere innere Kraft; wenn es zerstörend in unsern Wirkungskreis eindringt, und uns immer enger und enger bedrängt: o dann vor allen Dingen laßt uns unsere Aufmerksamkeit nach innen kehren, dann laßt uns unser Herz rein erhalten und frei, und dahin sehen, daß unsere Kraft wenigstens lebendig erhalten werde und regsam und unverrükt auf dasjenige gerichtet bleibe was Noth thut. Daß sich eben als eine solche Zeit die zu erkennen giebt worin wir leben, daran bedarf es für unser aller Gefühl keiner besonderen Erinnerung. Wolan denn! so sei das unsere Sorge, daß wir uns selbst wenigstens unüberwindlich zeigen, daß wir nicht ermatten auf dem rechten Wege, noch weniger uns ablenken lassen auf einen falschen, daß wir das nie|mals aufgeben, wodurch al|lein unser Leben einen Werth erhalten kann. Möge dazu auch unsere jezige gemeinschaftliche Betrachtung etwas beitragen. Text. Röm. 12, 21. Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. 1 erstikken;] B: erstikken: 16 ist] B: ist, 20 alles] B: alles, 25 werde] B: werde, 26–27 Daß sich eben als eine solche Zeit die zu erkennen giebt worin wir leben,] B: Daß sich nun als eine solche Zeit auch die zu erkennen giebt worin wir jezt leben,
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Zweite Sammlung
So beschließt der Apostel eine Reihe von Vorschriften, welche sämmtlich den Zwekk hatten, die Christen zu warnen, daß sie durch das feindselige Betragen der Gegner des Glaubens und des Guten nicht sollten zu einem ähnlichen verleitet gleichfalls Beleidigungen und Kränkungen vergeltend ausüben. Dies alles faßt er nach seiner Gewohnheit noch einmal im Allgemeinen zusammen in den verlesenen Worten, indem er es ihnen von der Seite darstellt, sie würden alsdann überwunden sein durch das Böse, wie denn dies allerdings zu dem traurigsten gehört in dem Zustande des Ueberwundenen, daß er des Siegers Sitte Gesez und Weise zu loben und anzunehmen genöthiget ist. Aber wie immer das Allgemeine noch weiter geht und mehr umfaßt als die besonderen Fälle, in Beziehung auf welche es vorgetragen wird; so auch hier. Denn überwunden ist auch derjenige, für welchen ein Streit einen solchen Ausgang nimmt, daß er sich Verbote muß auflegen lassen nicht mehr zu thun was er sonst that, daß er eine gewohnte zu seinem Leben gehörige Thätigkeit aufgeben muß; überwun|den auch derjenige welcher wider seinen Willen | zu Handlungen gezwungen wird, die er sonst nicht that, überwunden überhaupt derjenige der aus dem Streite scheidet mit geschwächter Kraft, unlustig und niedergeschlagen. In diesem ganzen Sinne des Wortes also wollen wir uns nicht überwinden lassen von dem Bösen und den Zuruf des Apostels so betrachten, wie er uns in dem Streite der uns obliegt auffordert zur Beharrlichkeit gegen das uns bedrängende Böse. Wodurch aber erreicht das Böse einen solchen Sieg über diejenigen, welche das Gute lieben und wollen, daß sie oft mißmüthig den großen Endzwekk ihres Lebens aufgeben? Ich berufe mich auf eure Erfahrung, ob es nicht vorzüglich dadurch geschieht, daß das Böse, wenn es auf uns eindringt, theils unsern Muth niederschlägt, theils unsere Besonnenheit überrascht, theils uns unsere Lust und Lebensfreude raubt, und daß eines von diesen muß vorangegangen sein, wenn wir uns sollen überwunden geben? Wenigstens sollen dies die drei Stükke sein, auf welche wir jezt unsere Aufmerksamkeit richten. I. Zuerst also wollen wir uns hüten, daß das Böse nicht unsern Muth niederschlage. Denn soviel ist gewiß, in dem Maaß als uns der Muth benommen ist, sind wir auch überwunden; von dem 2 hatten,] B: haben, 17–19 derjenige welcher ... derjenige der] B: derjenige, welcher ... jeder der 21 Bösen] B: Bösen, 32 geben?] B: geben. 27 Endzwekk] B: Entzwekk
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Guten, welches eben die Bösen hindern wollen, | geschieht dann wenig mehr, die Lust wird aufgeho|ben durch die Furcht, und auch was der Muthlose noch unternimmt, das vermag er doch nur so zu führen daß es unmöglich gelingen kann. Ich besorge aber keinen Mißverstand, wenn ich uns auffodere, uns unsern Muth nicht schwächen zu lassen. Denn wie wahrer Muth und thörigte hartnäkkige Tollkühnheit überall in menschlichen Handlungen verschieden sind, wissen wir, und so sind sie es auch hier. Wer um irgend etwas geringfügiges auszurichten, wodurch wenig erreicht wird, alle seine Kräfte und alle seine Zeit daran sezt, nicht bedenkend, daß diese zu größeren Dingen bestimmt sind; sondern nur von der eigenliebigen Meinung geleitet, als stehe es einem Manne nicht an, was er einmal begonnen, unvollendet zu lassen, jeder Gefahr trozt und es selbst auf seinen Untergang wagt, den rühmen wir nicht seines unüberwindlichen Muthes wegen, sondern mit Bedauern schreiben wir ihm einen Sinn zu, den seine eigene Vernunft billig schon längst sollte überwunden haben. Eben so ist es auch hier. Wem unter uns sollte es nicht begegnet sein, irgend ein einzelnes Werk unternommen zu haben, das eben so ausführbar schien für unsere Kräfte, als wir es löblich und rathsam fanden, und doch häuften sich je länger je mehr unerwartete Schwierigkeiten, und doch wuchs uns der Widerstand von Seiten derer, welche eben dieses Gute nicht wollten, über unsere Kräfte hinaus, und nach allen vernünftigen Anstrengungen konnten wir nur enden mit einem entschiedenen Mißlingen. Sei es auch, daß | dieses oft nicht ganz ohne unsere Schuld erfolgt, | daß Verstand und Geistesgegenwart in der Ausführung nicht immer gleich kommen dem guten Willen und der ruhigen Ueberlegung beim Entwerfen, daß vielleicht voreilige Freude über einen scheinbar guten Fortgang, vielleicht selbstgefälliges Aufzeigen unserer Verdienste geschadet, oder daß völlig unschuldig von unserer Seite nur die Uebermacht auf der entgegengesezten unser Vorhaben scheitern macht: immer wird Niemand sagen dürfen, es sei Mangel an Muth es aufzugeben, wenn wir vernünftigerweise nichts mehr aufbringen können um es zu unterstüzen. Vielleicht wären noch andere Anstrengungen möglich: aber wenn nur solche, die in Beziehung auf diesen Gegenstand ihre Schiklichkeit verlören, und offenbar dem wichtigeren und nothwendigeren entzogen würden; dann wird niemand sie fordern als einen Beweis des Muthes, oder behaupten wollen 2 mehr,] B: mehr; 3 führen] B: führen, 29 daß völlig unschuldig von] B: daß bei völliger Schuldlosigkeit von 31–33 immer wird Niemand sagen dürfen, es sei Mangel an Muth es aufzugeben, wenn wir vernünftigerweise nichts mehr aufbringen können um es zu unterstüzen. Vielleicht wären] B: Niemand wird uns vorwerfen dürfen, es sei Mangel an Muth ein Unternehmen aufzugeben, zu dessen Unterstüzung wir vernünftigerweise nichts mehr aufbringen können. Vielleicht waren
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Zweite Sammlung
auch an eine einzige solche That müsse der Mensch alle seine Kräfte ja sein Leben selbst wagen. Vielmehr wäre das nur sträfliche Hartnäkkigkeit, und hieße unehrerbietig die Fügungen Gottes übersehen, und anmaßend Recht haben wollen gegen ihn selbst, wenn der Mensch sich als ein verschwenderischer Haushalter erweisen wollte mit dem anvertrauten Gut, um nur dasjenige zu erreichen, wovon nicht undeutlich der Herr selbst zu verstehen giebt, daß es jezt wenigstens noch nicht sein Wille sei, es zur Ausführung zu bringen. Aber allerdings, meine christlichen Freunde, giebt es Anderes was uns so übertragen ist und anbe|fohlen | von Gott, daß uns auf keine Weise irgend etwas dahin bringen darf davon abzulassen, daß es nichts giebt was wir schonen, und es nicht vielmehr mit Freuden daran sezen müßten. Und wol uns, daß ein so heiliges Besizthum, ein so bestimmter Kreis uns anvertraut ist, und wir nicht mit allen unsern Kräften immerdar herumirren müssen aufs Gerathewohl. So ist einem Jeden übertragen, zu wachen über die Reinheit und Heiligkeit seines eigenen Herzens. Hier sei uns keine Anstrengung so groß vor der wir muthlos die Hände sinken ließen, keine Gefahr so dringend, daß wir entfliehen wollten, keine Aussicht so sicher auf immer wachsende Verführung oder auf immer steigende Noth, daß wir dächten, Unterliegen sei doch nicht zu vermeiden in diesem Fall und also besser sich überwunden geben so lange noch am meisten dadurch zu retten sei und zu gewinnen! Denn was kann der Mensch wol gewinnen, wenn er Schaden leidet an seiner Seele? und was hat er noch zu schonen nachdem er den Verlust erlitten, daß er in die Sünde gewilliget hat? Hier lasse sich auch Niemand ablenken von seiner eigenen Ueberzeugung, und vorspiegeln, als sei nicht so böse und Gott mißfällig was ihm abgeschmeichelt werden soll oder abgedroht, oder als bahne er sich durch eine Nachgiebigkeit den Weg um viel Gutes auszurichten; sondern das gilt es eben, und daran zeige Jeder seinen Muth, daß er sei1 auch an eine einzige solche That müsse der Mensch alle] B: auch unter solchen Bedingungen müsse der Mensch an einen einmal gemachten Entwurf alle 6 um nur dasjenige] B: nur um dasjenige 7–8 daß es jezt wenigstens noch nicht sein Wille sei, es] B: daß jezt wenigstens noch nicht sein Wille sei es 11–12 abzulassen, daß es nichts giebt was wir schonen, und es nicht] B: abzulassen, und es nichts giebt was wir schonen dürften, und nicht 13–17 Und wol uns, daß ein ... Herzens.] B: Und wol uns, daß es für jeden ein so heiliges Besizthum, einen so bestimmt ihm anvertrauten Kreis giebt, und wir nicht mit allen unsern Kräften immerdar herumirren müssen aufs Gerathewol. So ist einem Jeden übertragen, zu wachen über die Reinheit seines Herzens und die Heiligkeit seines Lebens. 17 groß] B: groß, 21 Fall und also besser] B: Fall, und also sei es besser 25–26 Hier lasse sich auch Niemand] B: Hier also lasse sich Niemand 23–24 Vgl. Mt 16,26
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nem eignen Gewissen treu bleibe, und nicht lasse von seinem eignen Gefühl, überzeugt, er werde Rechenschaft | geben müssen für sich selbst und Jeder stehe und | falle für sich seinem Herrn. So ist ein Jeder verpflichtet überall, wo er im Namen eines größeren Ganzen einen Plaz ausfüllt oder zur Ausrichtung eines bestimmten Geschäftes hingestellt ist, dem er sich ohne Vorbehalt gewidmet hat. Da sei auch in Jedem nicht nur seine sondern die größere Kraft dieses Ganzen thätig, und wie ein solches seinen eingeschlagenen Weg fortzugehen pflegt, ohne weichlich zu fragen, wie etwa hier oder dort ein Einzelner leidet, so thue auch Jeder, der im Namen desselben handelt, unbekümmert was ihm selbst dem Einzelnen begegnen kann. Und daß ja nicht, was ihn Böses nahe bedrängt, was ihm von allen Seiten angedroht oder vielleicht von der empfindlichsten ihm zugefügt wird, ihn täusche über den Willen des Ganzen dem er zu gehorchen hat, als ob es wol unter diesen Umständen nicht fordern würde oder könnte, daß der aufgegebene Zwekk noch weiter verfolgt werde. Denn wer sich so hat hinaus überreden oder drohen lassen aus der Uebereinstimmung seines Gefühls mit dem Sinne der größeren menschlichen Verbindungen, denen er angehört, was für Verlaß kann der noch verlangen, daß man auf ihn habe, und wie hat er sich nicht vielmehr unwiederbringlich herabgewürdigt zu einem ausgestoßenen Fremdling auf Erden. Endlich, meine Freunde, ist auch, abgesehen von diesen besonderen Beziehungen, einem Jeden von uns ein Beruf angewiesen auf Erden. In eine Bahn des Lebens sind wir eingetreten übereinstimmend mit unsern Kräften | und Eigenschaften, einen Wirkungskreis haben wir uns | angeeignet um darin nach einer bestimmten Weise der Thätigkeit das gemeinsame Wohl zu fördern. Oder wer etwa schon zum selbstständigen Leben hinauf erwachsen und im vollen Besiz seiner Kräfte einen solchen Beruf noch nicht gefunden hätte, der stände gewiß mehr auf der Seite des Bösen als des Guten; denn es gilt gar sehr von dem gemeinen Wohl der Menschen, daß, wer nicht dafür ist dawider sein muß, und wer nicht so sammelt, daß er bestimmte Rechenschaft darüber geben kann, daß der zerstreuet. Wer aber seinen Beruf ergriffen und sich hineingelebt hat, der ist auch gewiß durchdrungen von der 3 Herrn.] B: Herrn. – 6 Da sei] B: Hier sei 8 thätig,] B: thätig; 15–16 daß der aufgegebene Zwekk noch weiter verfolgt werde.] B: daß das aufgegebene Geschäft noch weiter verrichtet werde. 19 angehört,] B: angehört: 21 Erden.] B: Erden! – 27–29 Oder wer etwa schon zum selbstständigen Leben hinauf erwachsen und im vollen Besiz seiner Kräfte einen solchen Beruf noch nicht gefunden hätte,] B: Oder wäre einer etwa schon zum selbstständigen Leben hinauf erwachsen, und im vollen Besiz seiner Kräfte, hätte aber doch einen solchen Beruf noch nicht gefunden, 21 Vgl. Hebr 11,13
31–33 Vgl. Mt 12,30
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Ueberzeugung, daß wenn er diese Bahn verließe, wenn er diese Thätigkeit, zu der er vorzüglich gemacht ist, ganz aufgeben könnte, alsdann der eigentliche Werth seines Lebens verloren ginge und er mit seinem ganzen Dasein gleichsam im Leeren wäre und nicht in der Welt. Darum sei uns dies ein heiliges unauflösliches Band, eine unverlezliche Liebe und die ärgste Verblendung die, an irgend einem einzelnen Gute des Lebens so zu hangen, oder irgend ein einzelnes Uebel so zu fürchten, daß wir eben diesen ganzen Werth des Lebens dafür bezahlten. Dieses also sind die Gegenstände, auf welche die Forderung anwendbar ist, daß wir uns durch nichts sollen verscheuchen lassen von unserm Posten, und daß es uns nie an Muth fehlen darf ihn zu vertheidigen. Wer wissentlich in die Sünde williget, wer seine bestimmte Pflicht durch Gefahren geängstiget verlezt, der | wirft die heiligen Waffen thörichter Weise | von sich, an denen allein alle Streiche der Bösen unschädlich für das Gute abgleiten; wer sich überreden läßt, daß doch, weil ihm zuviel feindselige Kräfte entgegenständen, nichts auszurichten sei auf der Bahn seines Berufes, sie aufgiebt und das Feld den Bösen räumt, der liefert verrätherisch die Werkzeuge, mit denen allein er seine thätige Gottesverehrung verrichten kann, den Unheiligen zum verderblichsten Mißbrauch in die Hände, und giebt sich auf das schimpflichste überwunden, indem er einen Frieden macht, der ihm kein freies Dasein und keine Thätigkeit übrig läßt. Nie laßt uns daher, wo die Vollbringung eines bestimmten Geschäfts uns zur heiligen Pflicht gemacht ist, feigherzig denken bei drohender Gefahr, daß wenn wir nun alles daran sezen, wenn wir uns nun bei immer wachsender feindseliger Macht dem Untergang überliefern, der vorgehabte Zwekk ja doch nicht erreicht wird; sondern wie gewaltig die Natur in den Thieren wirkt, wenn sie um ihr Leben kämpfen, daß sie unbesorgt um den künftigen Augenblikk und um die allmählige Erschöpfung ihrer Kräfte, nur in jedem gegenwärtigen alles daran sezen was sie haben, so gewaltig wirke in uns die Gnade, das Gefühl von der Heiligkeit des göttlichen Willens, daß wir unbekümmert um das Ende nur jeden Augenblikk den Angriffen des Bösen alle unsere Kräfte entgegenstellen. Nie wollen wir, weil doch gar nichts durchzusezen wäre gegen den übermächtigen Widerstand, unsere Berufsthätigkeit sinken lassen; sondern auf Be|harrlichkeit herausfodern Alle die uns in den Weg treten, | damit wie die Thiere, was ihnen die Natur aufgegeben hat zu bilden, wie oft es ihnen auch die Macht der Elemente oder 2 gemacht ist,] B: geeignet ist, 5–6 Band, ... Liebe] B: Band ... Liebe, 24 feigherzig denken bei drohender Gefahr, daß] B: bei drohender Gefahr feigherzig denken, daß, 26– 27 der vorgehabte Zwekk] B: der vorgestellte Zwekk 27–28 sondern ... daß sie] B: sondern, ... daß sie, 32 daß wir ... Ende] B: daß wir, ... Ende, 37 damit] B: damit,
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der Muthwille des Menschen zerstört, doch immer wieder von neuem anfangen, und alle Kräfte des Lebens an ihrem Werk erschöpfen, so auch wir, je mehr Einzelnes uns schon gestört worden ist, um desto eifriger immer wieder treiben, wo nur eine Gelegenheit sich aufthut, was unseres Werkes ist, und alle Kräfte daran sezen, die wir ja doch nicht besser gebrauchen können, damit nicht die Gnade Gottes in uns sich ohnmächtiger und unwirksamer beweise, als was wir die blinden Triebe der Natur nennen in den unvernünftigen Geschöpfen. Und diesen Muth uns immer und überall zu erhalten wird in der That nichts weiter erfodert, als zu der Sache, der wir dienen wollen, die wahre und innige Liebe, ohne welche wir doch nichts von dem unternehmen würden, wozu es jenes Muthes bedarf. Denn jegliche Sache wird von ihren Freunden zunächst in dem Maaß vertheidiget als sie geliebt und als ihre Unentbehrlichkeit gefühlt wird. Was aber kann uns wol unentbehrlicher sein, als an dem allgemeinen Zusammenhang alles Guten und Schönen, der eben das Reich Gottes ausmacht, unsern Antheil zu behalten, welches nur in unserer Thätigkeit bestehen kann. Je mehr also alles was uns begegnet, und auch das niederschlagende muß diese Richtung nehmen, jene Liebe in uns anfacht, je mehr eben die Unsicherheit und der Wechsel des irdischen uns zeigt, | daß es nur im Reiche Gottes Ruhe giebt und Sicherheit, | desto tapferer werden wir auch mit den Waffen des Geistes kämpfen über diesem Reich. Und was nächstdem beharrlichen Muth so sehr unterstüzt, die Hofnung obzusiegen und das Ziel zu erreichen, wer könnte sie zuversichtlicher nähren, als diejenigen die sich kein anderes Ziel gesezt haben als eben treu und gehorsam zu arbeiten an diesem Reiche Gottes, welches der herrlichste Spiegel seiner Allmacht ist! O laßt uns nur in die erquikkende Betrachtung desselben uns immer mehr vertiefen und überall schauen, wie der Herr sein Werk herrlich hinaus führt, dann werden auch die Versuchungen des Kleinmuthes von uns weichen, und die Gefahren und Stürme der Zeit uns vergeblich bedrohen. II. Aber damit wir uns auch wirklich dessen erfreuen was durch Erhaltung unseres Muthes soll bewirkt werden: so müssen wir auch 4–6 eifriger immer wieder wieder treiben, wo nur eine Gelegenheit sich aufthut, was unseres Werkes ist, und alle Kräfte daran sezen, die wir ja doch nicht besser gebrauchen können, damit] B: eifriger, wo nur eine Gelegenheit sich aufthut, immer wieder treiben, was unseres Werkes ist, und alle Kräfte, die wir ja doch nicht besser gebrauchen können, daran sezen, damit 23 nächstdem beharrlichen Muth] B: nächstdem einen beharrlichen Muth 25 diejenigen] B: diejenigen, 29–30 vertiefen ... führt,] B: vertiefen, ... führt: 17 unsern] unser
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zweitens danach trachten, daß wir nicht in der Ausführung und bei der That selbst durch Ueberraschung unsere Besonnenheit verlieren. Denn dadurch werden wir nicht nur für den Augenblikk vom richtigen Wege abgelenkt, daß unsere That uns unter den Händen eine andere wird als sie werden sollte, sondern wir werden auch selbst auf eine längere oder kürzere Zeit unbrauchbar gemacht zu einer glüklichen Führung unseres Geschäftes, bis nemlich allmählig Ruhe und Sicherheit in das Gemüth zurükkehren; und wer wollte läugnen, daß auch das heißen muß überwunden sein? | Zuerst schon, was vom Zorn gesagt wird in der Schrift, daß er nicht thut was Recht ist vor Gott, leidet hier seine Anwendung. Denn nicht nur gilt dasselbe von jeder heftigen Gemüthsbewegung, daß sie uns des richtigen Maaßes beraubt, sowol in dem was wir sehen, als in dem was wir selbst verrichten; sondern je mehr unser Leben ein Kampf ist, je mehr das Böse in mancherlei Gestalten feindselig gegen uns auftritt, um desto mehr Veranlassung findet sich auch grade zum Zorn. Oder wer von uns kennt nicht den edlen Unwillen, der gegen die Feinde des Guten desto heftiger aufwallt, je verwogener sie dem heiligen und göttlichen in sich selbst mitspielen, oder je niedrigerer Mittel sie sich bedienen, um sein kräftiges Wirken durch Andere zu hindern. Aber wer weiß auch nicht, wie dann von den Bestgesinnten grade am leichtesten, um den Frevel zu dämpfen und zu strafen, die Grenze des Rechten und des Heilsamen überschritten wird, und wie oft dann nicht nur das einzelne Unrecht für sich der guten Sache schadet, sondern wie oft dadurch auf lange Zeit hinaus die Stärke der Gegner vermehrt, und unsere eigene Kraft gelähmt wird. Denn wie die heilige Sage von jenem Helden des alten Bundesvolkes erzählt, daß seine Kraft mit demjenigen zugleich verschwand, was, wiewol an sich unbedeutend, durch ein besonderes Gelübde geheiliget war: so beruht auch die Stärke des Christen nur auf dem unentweihten Bunde eines guten Gewissens mit Gott, und ist dieser verlezt, so ist er nicht mehr im Stande dem Hohn seiner Feinde | zu widerstehen. | Nicht, meine Freunde, als ob jede Uebereilung und jeder Fehltritt uns auf immer schwächen und unsere Wirksamkeit hemmen müßte! Bei den Mängeln der menschlichen Natur, bei der Unmöglichkeit immer das Vollkommene genau zu treffen, giebt es deren viele, welche uns mit Recht 5 wird] B: wird, 10–11 was vom Zorn ... leidet hier] B: was ursprünglich vom Zorn ... leidet auch hier 15 ist,] B: ist; 21 hindern.] B: hindern? 23 Grenze] B: Gränze 10–11 Vgl. Jak 1,20 18 ‚verwogen‘ zeittypische Nebenform zu ‚verwegen‘ 29 Vgl. die Simson-Erzählungen in Ri 13–16
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weder tief schmerzen noch lange beunruhigen, und bei denen wir den Vortheil, den sie uns schaffen, als Belehrungen und Beiträge zu unserer Erziehung, ins Gleichgewicht sezen mit den kleinen unwesentlichen Nachtheilen, welche wir als auch zu den Schikkungen Gottes gehörig hinnehmen. Allein wer dürfte wol sagen, daß diese die einzigen wären die ihm drohen? wer dürfte sich rühmen darüber hinaus zu sein, daß er nicht könnte, wenn sein Gefühl, habe es auch keinen andern Gegenstand als das Gute, einmal in Leidenschaft übergegangen ist, verleitet werden zu etwas unwürdigem, das dem Verfechter der ehrenvollsten Sache nothwendig Schmach bringt und den Glanz früheren Ruhmes beflekt, der Eine in dem Bösen den Bruder vergessend Beleidigungen ausstoßend oder Ungerechtigkeiten verübend in mißleitetem Eifer, der Andere, um strafend sich besser zu genügen, in Verbindungen sich verflechtend zu Hülfsmitteln sich herablassend, deren er sich sobald seine Besonnenheit wiederkehrt aufs tiefste schämen muß. Wenn wir uns dann auch bei uns selbst endlich, ich will nicht sagen rechtfertigen oder entschuldigen, aber doch so weit beruhigen, daß wir überzeugt sind es werde keine bleibende Gewalt des Bö|sen über uns auf dieses Vergehen sich gründen: ach, ohne | Reue ist doch diese Ruhe nicht und ohne das bittere Gefühl geschwächter Kraft, wenn wir vor der Welt dastehn einer That überführt die unserer Gesinnung zuwider ist, und die auch sie selbst mißbilliget, und wenn die Gegner des Guten übermüthig gemacht durch unsern Fall uns nun das Recht bestreiten uns unserer Gesinnung zu rühmen mit Wort und That und dieselbe Strenge gegen das Böse zu üben wie zuvor! Doch es ist nicht allein der leidenschaftliche Unwille gegen die Frechheit des Bösen, welcher uns so der Besonnenheit beraubend vom rechten Wege ablenken kann; sondern auch sonst wol hat Jeder eine schwache Seite, welche den Verleitungen der Bösen Preis gegeben ist, und wodurch dem mitten im Vollbringen des Guten Begriffenen von der Lust kann die Sünde geboren werden. Bald sind wir besonders empfänglich denen, welche nur das Gute an uns rühmend unsere Eigenliebe unmerklich aufregen und bestechen, zu trauen, als ob sie es auch redlich meinen müßten mit derselben Sache wie wir, und so gefährlichen Rathschlägen zu folgen, welche vielleicht die Früchte der muthigsten Anstrengungen verderben und was schon aufs treflichste angelegt war verunstalten und vereiteln. Bald lassen sich durch die verführerischen Aushauchungen der Bösen die schon fast erstorbenen 3 sezen mit] B: sezen dürfen mit 5 daß diese die einzigen wären] B: daß solche unbedeutende Fehltritte die einzigen der Art wären, 18 sind] B: sind, 30 wodurch dem mitten im Vollbringen des Guten Begriffenen von] B: wodurch auch dem der mitten im vollbringen des Guten begriffen ist von 36 verderben] B: verderben,
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Funken alter Neigungen wieder anfachen, nicht zu einer sträflichen Flamme, deren Glanz augenbliklich das Gewissen träfe und aufriefe, sondern | zu einer scheinbar unschuldig erwärmenden Gluth, so daß wir, | bethört von der Hofnung indem wir dem Herrn dienen zugleich irgend einen erlaubten Wunsch zu befriedigen oder für uns selbst etwas auszurichten in der Welt, uns ablenken lassen von dem schon eingeschlagenen Wege und theils das Ziel auf welches wir richtig losgingen verfehlen, theils, in die Bestrebungen unserer Eitelkeit oder in die Reizungen der Lust einmal verflochten, vielerlei versäumen in dem Gebiet unseres wahren Berufes was wir schwer wieder einholen, und vielerlei verderbliches anknüpfen, was wir mühsam wieder zerreißen müssen. Und sie sinnen darauf, diejenigen welche die Bestrebungen der Guten stören wollen, wie sie an Jedem solche schwache Seite auffinden und zur gelegenen Zeit angreifen; und das ist eben ihre Ueberlegenheit durch welche sie klüger sind als die Kinder des Lichtes, daß sie so die Irrthümer und Schwächen ihrer Gegner zu benuzen wissen um die Kraft derselben zu lähmen, und die Guten den Guten verdächtig zu machen, indem sie sie durch die That selbst darstellen als unzuverläßig, verführbar und unreinen Antrieben nicht verschlossen. Es thut gewiß nicht Noth hier mehr ins Einzelne zu zeichnen, sondern schon an den allgemeinen Zügen des Bildes wird Jeder erkennen was gemeint ist, und sich Beispiele genug vorhalten aus dem Gebiet seiner Erfahrung, wieviel Gutes auf diese Weise unterbrochen wird, und wieviel Zeit unkräftig und in innerer Zerrüttung verloren geht um Fehler wieder gut zu machen, die sich doch nie ganz verwischen lassen. | O es ist schwer niemals auf diese Weise über|wunden zu werden von dem Bösen, und Wenigere giebt es gewiß, die auch nur ein ruhiges nicht von gewaltsamen Bewegungen bedrohtes Leben zu vollenden wußten immer die That ihrem Vorsaz gemäß tadellos gestaltend, und niemals in Schlingen dieser Art sich verwikkelnd, ja Wenigere als wir solche finden, welche den Muth ungeschwächt bewahren sogar in gefährlichen und verwirrungsvollen Zeiten und Lagen. Und wenn ich sagen soll, wie doch hier dem Unterliegen vorzubeugen und den guten Willen vorausgesezt auch die Besonnenheit und das klare Bewußtsein unseres Zustandes zu erhalten ist: so weiß ich auf nichts sichreres hinzuweisen, als eben darauf, daß uns Alle doch nicht ein immerwährender Rausch vor uns selbst verbirgt, sondern Beson4–7 Hofnung ... befriedigen ... Wege] B: Hofnung, ... befriedigen, ... Wege, 29 Vorsaz] B: Vorsatz 34 und den guten Willen vorausgesezt] B: und, den guten Willen vorausgesezt, 7 und] so DV; OD: um
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nenheit unser herrschender Zustand ist, und immer früher als die Erregung irgend einer Lust oder Leidenschaft. So müssen wir denn im Stande sein den Einfluß des Bösen in unser Gemüth wahrzunehmen, wenn er noch ganz leise und gering, die Gefahr zu ahnden, wenn sie noch fern ist. Mögen wir uns dann nur nicht zu gut dünken und zu sicher, und uns nicht schämen der Vorsicht, uns zeitig genug auf das festeste zu binden, damit wir den gefährlichen Lokkungen nicht folgen können. Ja, meine Freunde, gegen diese Gefahren ist nur Heil und Sieg in der Demuth, im Gebet, in der Einfalt und Wahrheit des Herzens. Nur der Demüthige, der nicht glaubet daß er es schon errungen habe, der sich immer noch als Schü|ler ansieht in der Kunst der Gottseligkeit, dem keine Erfahrung zu | geringfügig ist daß er sie nicht benuzen sollte zur Warnung und Lehre, nur der wird am genauesten auf seinen Zustand achten, und am wenigsten übersehen was ihm bedenkliches droht. Und fühlt er sich dann angegriffen an seiner schwächsten Seite, was sollte ihm näher liegen, und was sollte wirksamer sein, als sich der Gnade Gottes zu empfehlen für die Stunde der Versuchung; denn das heißt eben göttliche Kräfte in sich selbst wekken, und die heilsamen Wirkungen des göttlichen Geistes einladend erregen. Wie derjenige seinem Fall nahe ist, der mit leichtsinniger Sorglosigkeit der Versuchung entgegengeht; so hat sich derjenige hingegen gleichsam gebunden und fest gemacht der Gott anruft um Beistand. Denn er hat seine Gemeinschaft mit ihm aufs neue angeknüpft eben in Beziehung auf seine Gefahr, und es wäre nicht mehr die Uebermacht der Versuchung, sondern seine eigene unheiligste That, wenn er das Gebet, welches seine Erhörung in sich selbst hat, vernichtete. Und eben weil er sich schon so geheiliget fühlt, wird es ihm natürlich sein noch die lezte Hülfe zu finden in der Einfalt und Wahrheit auch gegen die Menschen. Denn man könnte sagen der Ausspruch, als ich meine Sünde verschweigen wollte litte ich Pein, gölte auch in Beziehung auf die Menschen. Gewiß wenigstens ist ängstlich daran, wer sich vergeblich müht, seine Schwachheit denen zu verbergen, welche sie längst ausgekundschaftet und Entwürfe der Verführung darauf gebaut haben, und wird nur um | so sicherer diese übersehen und also begünstigen. Dagegen eine besondere die | Bösen lähmende Kraft jenen seltenen Gemüthern einwohnt, welche grade wenn sie versucht 6–7 auf das festeste zu binden, damit wir den gefährlichen Lokkungen nicht folgen] B: auf das festeste so zu binden, daß wir den gefährlichen Lokkungen lieber gar nicht folgen 8 diese Gefahren] B: solche Gefahren 10 glaubet] B: glaubet, 12 ist] B: ist, 22 gemacht] B: gemacht, 29–30 Vgl. Ps 32,3
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werden sollen, auch ihre Schwachheit, und daß sie Kenntniß haben von der drohenden Gefahr, nicht verhelen, und indem sie eine Offenheit ausüben welche die Bösen nicht begreifen aber welche sie gewiß zurükschlägt und mit unwillkührlicher Ehrfurcht erfüllt, sich desto sicherer in den Stand sezen gelassen und ruhig jeden Schritt abzumessen, und so ehe sie überrascht werden können ihre Besonnenheit immer wieder zu beleben.
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III. Endlich laßt uns diesen heilsamen Bestrebungen noch die dritte hinzufügen, ja zu verhüten, daß uns nicht durch den Andrang und die Wirkungen des Bösen um uns her die Lust und Freude am Leben genommen werde. Denn da mit der Freudigkeit des Herzens gewiß immer auch die Lust den Kampf zu erneuern verschwindet und die Fähigkeit richtig zu beurtheilen was geschehen soll, geschwächt ist: so ist der gewiß für überwunden zu achten im Streit, der etwas nicht nur so Großes und Wichtiges sondern worauf er auch die gerechtesten Ansprüche hatte es als sein Eigenthum anzusehen einbüßen mußte. Denn wenn gleich der Jünger Jesu in der Führung seines Lebens nicht zu sehen hat auf die Lust welche aus einer einzelnen That zu erwarten ist oder nicht, daß er etwa ihr nachginge oder um ihretwillen irgend etwas beugte von Pflicht und Be|ruf: so ist es doch auf der andern Seite eine eben so natürliche als gerechte Forderung, daß dem Frommen wohl sein soll; | und weit entfernt dies nur von einer künftigen ganz abweichenden Einrichtung des Daseins zu erwarten, sind wir vielmehr so geneigt, die Ruhe der Seele die heitere Stimmung des Gemüthes die ungetrübte und selbstgenügsame Lust und Freude anzusehen als einen sichern Maaßstab für die Aechtheit und Vollendung der Frömmigkeit. Wie denn gewiß Jeder gestehen wird, daß ein gottgefälliges Leben Frohsinn erzeugt und Frohsinn wiederum das Vollbringen jedes Guten erleichtert, so daß beide je vollkommener sie werden um so inniger auch Eins sind. Nicht als ob wir den Frommen frei zu sehen forderten, auch nicht von den tiefer als äußeres Ungemach in das Gemüth dringenden Schmerzen, welche die Natur bald in größerem bald in geringerem Maaß jedem Menschenleben auferlegt. Aber diese hemmen auch nicht nothwendig jene innere Ruhe und Heiterkeit, und das wahre geistige Wohlsein wird durch sie weni6 so ehe ... können] B: so, ehe ... können, 12–18 verschwindet ... Wichtiges ... anzusehen ... Lust] B: verschwindet, ... Wichtiges, ... anzusehen, ... Lust, 24 vielmehr so geneigt,] B: vielmehr mit Recht geneigt, 28–30 erzeugt ... beide ... werden] B: erzeugt, ... beide, ... werden, 33–34 auferlegt. Aber] B: auferlegt; aber 31 den] so DV; OD: dem
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ger vermindert als umgestaltet, indem derjenige der seine Verhältnisse richtig auffaßt mitten unter solchen Schmerzen nur um so sicherer den Werth seines Daseins und die göttliche Abstammung seiner Natur fühlt. Ja, Jeder der Erfahrungen solcher Art gemacht hat, wird gestehen daß es von dieser Seite nur selige Schmerzen giebt für den Christen, und die in keinem Streit liegen gegen das innere kräftige Gefühl der Gesundheit. Allein Mißmuth, Trübsinn, niedergeschlagenes Wesen, o schon die Benennungen be|zeugen, daß wir durch sie nichts reines, kräftiges, gesundes bezeichnen wollen, und jeder Wohlgesinnte wird bekennen, daß wenn | ihn vorübergehend solche Stimmungen des Gemüths beschleichen, er sie als Schwachheiten fühlt. Weit weniger dazu veranlaßt als Andere ist allerdings der Fromme bei welchem nicht schon zufälliges Ungemach oder mißlungene Bestrebungen nach äußerem Wolergehn, die so häufig sein müssen bei den sich durchkreuzenden Entwürfen der Menschen, eine solche Wirkung dauernd hervorbringen können. Nur eben das Böse um ihn her scheint gemacht, ihn um so mehr in diesen dürftigen schwächlichen Zustand hineinzuwerfen, je wärmern Eifer er in sich nährt für die Sache des Guten. Denn schon wo wir diese selbst zu fördern suchen, tritt jenes uns überall in den Weg hemmend das freie Spiel unserer Kräfte, aufthürmend Schwierigkeiten bei jedem Schritt, langweilend die Geduld auch da wo vorauszusehen ist daß er am Ende doch vergeblich sein wird durch hartnäkkigen Widerstand, aber leider auch nicht selten, wenn wir uns dem Ziele schon nahe glauben, plözlich durch unbemerkt gebliebene Mittel vereitelnd alle bisherigen Anstrengungen. Und wer könnte sich rühmen, nach wiederholten Anstrengungen nicht zu bedürfen, daß der belebende Einfluß des Gelingens ihn erfrische, und somit sich nicht gedrükt zu fühlen und unmuthig, wenn statt dessen das Mißlingen ihn überall verfolgt! Doch weit härter sind wir ja noch da zu treffen, wo wir nicht unmittelbar wirken, wie denn unser eigentlicher Wirkungskreis nur ein Ge|ringes ist von dem Ganzen, welches wir mit unserer Liebe und unseren guten Wünschen umfassen. Sind wir nicht Alle sehr theilneh|mende Zuschauer auf dem großen Schauplaz der Welt? glauben wir nicht zu sehen wessen es bedarf? harren wir nicht auf jedes bedeutende Ereigniß und machen 1–5 derjenige ... gestehen] B: derjenige, ... gestehen, 8 die Benennungen] B: diese Benennungen 12 Fromme] B: Fromme, 14 Wolergehn] B: Wohlergehn 16– 17 gemacht,] B: gemacht 22–23 daß er am Ende doch vergeblich sein wird durch hartnäkkigen Widerstand,] B: daß wir am Ende doch siegen werden durch beharrlichen Kampf, 6 keinem] so B; A: keinen
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unsere Entwürfe über seinen Ausgang und über das Gute was es bewirken soll? Wenn nun immer wieder aufs neue die liebsten Hofnungen betrogen werden, wenn nun alles sich immer genauer zusammenzuverschwören scheint, um das Gute unterliegen zu machen: woher soll dann den Freunden des Guten Wohlsein und Freudigkeit des Herzens kommen, oder was ist anders zu erwarten als allgemeine Verstimmung in traurige und düstere Gefühle? Dennoch, meine Freunde, müssen wir von uns selbst fordern daß wir auch hier überwinden, und gewiß die Mittel sind in unserer Gewalt. Freilich macht fortgeseztes Mißlingen unmuthig und trübe; aber ist es unser Glaube der uns solches sehen läßt oder unser Unglaube? Wer in sich geht, wird der nicht einen Gewinn finden von jeder Anstrengung, auch solchen, die in Absicht auf den vorgesezten Erfolg unfruchtbar geblieben sind? Wenn wir gewissenhaft das unsrige gethan haben so lernen wir ja durch jede That, wir erwerben einen sicherern Gebrauch unserer Kräfte, wir werden von Andern gesehn und dienen ihnen zur Ermunterung oder zur Lehre; und außerdem, was wir verhindern, was wir vorbereiten vermögen wir wol das zu übersehen? Gewiß es giebt | keine vergebliche Anstrengung, es giebt kein Mißlingen, laßt uns nur nicht ungläubig sein sondern gläubig. Freilich sollen wir nicht gefühllose Zeugen des|sen sein was in der Welt vorgeht, und getäuschte Erwartungen, das ist sicher, betrüben und schlagen nieder, um desto mehr je mehr das Herz daran hing. Aber das ist eben unser größter Fehler, daß wir uns zu sehr an das Einzelne hängen, und auch hier nicht genug mit den Augen des Glaubens sehen. Laßt uns doch recht überlegen, wie wir uns doch vorkommen müssen, wenn wir gleichsam verlangen, die Verwirrungen in der Welt sollen sich auf eine von uns bestimmte Weise entwikkeln, und in einer von uns verzeichneten Gestalt solle der Segen einer besseren und glüklicheren Zeit erscheinen! Wie viele kennen wir wol von den unzähligen Gestaltungen des Guten und Schönen? und von denen die wir kennen, wieviele sind wol immer unserer Einbildungskraft gegenwärtig? Wie unvollständig ist doch die Kenntniß der Welt von der wir ausgehn bei unseren Wünschen. Wie wenig können wir selbst von dem was wir uns als heilsam und nothwendig vorstellen die Beziehungen und die 8–9 fordern ... überwinden,] B: fordern, ... überwinden; 9 Mittel sind] B: Mittel dazu sind 11 Glaube ... läßt] B: Glaube, ... läßt, 15 haben] B: haben, 21– 22 vorgeht,] B: vorgeht; 24 Einzelne] B: einzelne 26 doch recht] B: nur recht 32 wieviele] B: wie viele 34–1 Wünschen. ... dem ... vorstellen ... übersehen.] B: Wünschen! ... dem, ... vorstellen, ... übersehen! 14 sind?] so B; A: sind.
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Erfolge übersehen. Warlich unweiseres kann es nichts geben, als wenn wir den Höchsten gleichsam richten wollen nach unsern Ahndungen und Berechnungen, anstatt daß wir diese richten sollten nach seinen Thaten, und wenn etwas anderes erfolgt denken, das war also nicht der richtige Weg den wir uns verzeichnet. Weiser wäre es wenn Jeder der sich nicht enthalten kann Wünsche und Erwartungen | zu bilden fleißig aufschlüge das große Buch der Vergangenheit um die Geseze der göttlichen Regierung daraus kennen zu lernen, und die eben so einfache als den Meisten ver|borgene Weisheit seiner Wege, um immer noch Heiterkeit zu behalten unter Trübsalen und zuversichtliche Hofnung für das Ganze um deswillen wir doch nur alles Einzelne wünschen können. Es giebt, meine Freunde, eine unversiegliche Quelle wahrer Heiterkeit und Freude, aber gewiß auch nur diese Eine; je mehr wir aus ihr schöpfen und trinken, je mehr wir uns durch sie reinigen, um desto weniger wird irgend Trübsinn die Gesundheit unserer Seele stören oder die helle und kräftige Farbe unseres Lebens verunreinigen; es ist die innige Vereinigung eines unbeschränkten Vertrauens mit einer grenzenlosen Ergebung. Und beide sind auch nur ächt und stärkend, wenn sie vereiniget sind. Vertrauen allein ohne Ergebung ist aber jenes, welches nicht nur ausspricht daß Gott alles wohl machen wird, sondern auch daß er es so und so machen wird, oder daß es nicht mehr übler und uns mißfälliger werden dürfe im Einzelnen, weil es schon übel genug wäre, und ich darf nicht erst sagen, wie sehr dieses falsche Vertrauen auch täuscht. Ergebung allein ohne Vertrauen ist eben jene welche besorgt, mit dem Einzelnen was wir verloren oder was wir nicht erlangten, sei ein wesentlicher Nachtheil erfolgt für irgend etwas zur Aufrechthaltung des Guten zum Widerstand gegen das Böse nothwendiges und unent|behrliches; und diese falsche, die göttliche Weisheit verläugnende, mit Recht immer nur widerstrebende Ergebung, wie sehr ermattet sie nicht! Aber völlige Ergebung in alles Einzelne, wenn es als der Rathschluß Gottes | dasteht, und festes Vertrauen in die Weisheit Gottes welche immer neues und größeres Gute offenbart und herbeiführt, an diesem zwiefachen Schilde des Glaubens 5–6 es wenn Jeder ... bilden] B: es, wenn Jeder, ... bilden, 11–12 das Ganze um deswillen wir doch nur alles Einzelne wünschen können.] B: das Ganze auf welches doch alle unsere einzelnen frommen Wünsche sich beziehen. 17–18 es ist die] B: ich meine die 19 grenzenlosen] B: gränzenlosen 21–22 ausspricht ... auch] B: ausspricht, ... auch, 22–23 daß es nicht mehr übler] B: daß es nun nicht noch übler 25 auch täuscht.] B: zugleich täuscht. 26 jene] B: jene, 31 sehr ermattet] B: leicht ermattet 33 Gottes welche] B: Gottes, welche 21 Vgl. Ps 37,5
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müssen alle Streiche des Bösen fruchtlos niederfallen. Und denket nur nicht das Mittel sei wol zu leicht, als daß um diesen Preis sollte ungetrübte Ruhe und Heiterkeit der Seele zu erlangen sein; sondern wie der Vorzug groß ist, so eignet er auch nur treuen und geübten Seelen. Denn der Mensch muß an sich selbst, an der eignen kleinen Welt Erfahrung haben von demjenigen was er mit Wahrheit und innerer Ueberzeugung anerkennen soll als Gesez der Welt im Großen. Woher eine solche Ergebung, die mehr wäre als ein leerer durch die leichteste That widerlegter Gedanke, wenn nicht der Mensch weiß, daß ja in ihm selbst alles, wie übel es sich auch anlasse, zum Gedeihen des Guten ausschlage. Woher ein solches Vertrauen, das mehr wäre als eine angelernte Meinung, die sich im Getümmel des Lebens nur allzuleicht wieder ablöset, wenn nicht das eigene Gefühl des Menschen ihn versichert, daß die lebendige Kraft der Vernunft und der Liebe im Gemüth, durch welche allein alles bewirkt wird in dem geistigen Reiche Gottes, in ihm selbst ja ungeschwächt bleibe, immer regsam, immer neues beschließend und erarbeitend. Denn nur in einem solchen | Bewußtsein kann der Mensch seine einzelnen Thaten verunglükken, und seine heiligsten Wünsche hinausgeschoben sehen in eine unsichere Ferne, ohne daß er aufhöre ruhig und heiter zu sein, weil er den Sieg kennt und in sich selbst hat der die Welt überwindet. | Denn so ist es, meine christlichen Freunde, befestigen wir uns in diesen Gesinnungen, stärken wir uns durch solche Betrachtungen um nicht überwunden zu werden von dem Bösen, so kann es nicht fehlen, daß wir es nicht selbst überwinden sollten. Es muß immer etwas übrig bleiben von der guten Kraft Gottes in uns, nachdem aller nöthige Widerstand ist geleistet worden, um etwas zu bauen an seinem herrlichen ewigen Tempel. O warlich sie thut uns Noth diese Zuversicht zu einer Zeit, wo wir nicht wissen welchen Muth wir noch werden beweisen, welche Besonnenheit noch bewähren müssen, wie weit noch Entbehrungen und Aufopferungen gehen werden und bis an welche für jezt noch unverlezte Heiligthümer man der Ruhe und Freude unseres Herzens drohen wird. Aber auch hier gewiß dürfen wir uns stärkend und erbaulich zur Nachachtung vorhalten das Beispiel unseres Erlösers, der, wiewol äußerlich selbst unterliegend, Muth genug behielt, um, wie er sagte, den Dienst vieler Legionen Engel zu verschmähen, welcher ihn zwar aus den Händen seiner Feinde errettet aber auch den natürlichen Verlauf des größten Werkes Gottes gehemmt 29 wissen ... werden] B: wissen, ... werden,
37 errettet] B: errettet,
38 Werkes] so B; A: Wortes 20–21 Vgl. 1Joh 5,4
36–2 Vgl. Mt 26,53–54
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hätte, so daß eben durch dieses muthige Verschmähen und durch den Gehorsam bis zum Tode der größte Sieg erfochten wurde gegen das Reich des | Bösen, der von seinen Feinden überfallen Besonnenheit genug behielt um die Erhaltung seiner Jünger und mit ihnen seiner ganzen Kirche zu sichern, der im Begriff zu verscheiden, nicht vom Tode überwunden sondern ihn selbst überwindend, durch | Mittheilung kräftigen Trostes aus seiner göttlichen Fülle noch Heiterkeit und Ruhe einflößen konnte der Seele eines bußfertigen Sünders. Wolan, Er hat uns ein Vorbild gelassen, daß wir nachfolgen sollen seinen Fußtapfen.
3 Bösen, der ... überfallen] B: Bösen; der, ... überfallen, 4 um die Erhaltung] B: um indem er sich selbst Preis gab die Erhaltung 5 sichern,] B: sichern;
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XII. Ueber die rechte Verehrung gegen das einheimische Große aus einer früheren Zeit. Am v ierun dzwan zigst en Jan uar 18 08.
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Der vierundzwanzigste des ersten Monates war ehedem in diesen Ländern ein vielgefeierter Tag, an welchem die Bewohner derselben sich laut und froh einem eigenthümlichen erhebenden Gefühl überließen. Er war das Geburtsfest des großen Königes, der eine lange Reihe von Jahren über uns geherrscht hat und noch immer der Stolz seines Volkes ist, eines Königes, auf den von dem ersten Augenblikk an wo er das Scepter ergriff bis an den lezten seines Lebens ganz Europa hinsah, bewundernd seinen durchdringenden Verstand im Großen, seine strenge und genaue Aufsicht im Einzelnen, seine rastlose Thätigkeit, seinen ausdauernden Muth, seinen schöpferischen und erhal|tenden Geist, und erwartend von seiner Einsicht und Entschlossenheit den Ausschlag in den wichtigsten Angelegenheiten, eines Königes, der eben so | sehr durch weise Verwaltung sein Reich von innen kräftigte als durch Tapferkeit im Felde und durch richtige Benuzung der Umstände es von außen sicherte und vergrößerte, so daß er es auf eine Stuffe der Macht und des Ansehns erhob, für welche es vorher nicht geeignet schien, und von welcher es in diesen neuesten Tagen so 4 Januar] B: Jenner 9–11 hat ... an wo ... ergriff] B: hat, ... an, wo ... ergriff, 17–19 kräftigte als durch Tapferkeit im Felde und durch richtige Benuzung der Umstände es] B: kräftigte, als durch Kriegskunst Tapferkeit im Felde und durch richtige Benuzung der Umstände im Frieden es 6 vielgefeierter] so DV; OD: wohlgefeierter 2 Predigt zum 3. Sonntag nach Epiphanias am 24. Januar 1808 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin 8 Der preußische König Friedrich II. wurde am 24. Januar 1712 in Berlin geboren und starb am 17. August 1786 in Potsdam; er regierte Brandenburg-Preußen seit 1740. 21–1 Im Frieden von Tilsit (9. Juli 1807) wurde das Königreich Preußen hinsichtlich Gebietsgröße und Bevölkerungszahl um fast die Hälfte reduziert.
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schnell ist wieder herabgestürzt worden, daß wir nicht abzusehen vermögen ob oder wann es sie wieder werde besteigen können. Eben deshalb, meine Freunde, weil eines Theils weder das feierliche Gedächtniß jenes großen Herrschers unter uns kann vertilgt sein, der zu viel dauernde Denkmäler seines Daseins in seinem Volke gestiftet hat als daß jemals Er selbst oder das was wir durch ihn geworden und unter ihm gewesen sind könnte vergessen werden, noch andern Theils irgend Jemand ohne Schmerz und Beschämung denken kann an den jähen Sturz den wir erlitten haben, eben deshalb kann es nicht anders sein, als daß die Bewegungen, welche der heutige Tag in uns hervorbringt, jene Wunden des Herzens wieder aufreißen, die wir gern heilen möchten durch Ruhe und Stille, und daß wir uns befangen finden in einem zerstörenden Zwiespalt von Gefühlen, indem wir nicht davon lassen können die großen Eigenschaften und die herrlichen Thaten jenes Helden uns lobpreisend zuzueignen, zugleich aber auch die leichte Zerstörbarkeit fast alles dessen was er unter | uns gewirkt hatte schmerzlich zu beklagen. Wohin aber haben wir uns zu wenden | mit jeder Uneinigkeit in uns selbst, als zu den heilenden Quellen der Religion? wo Schuz zu suchen wenn das Zeitliche mit seinen Widersprüchen uns aufzureiben droht als bei dem Ewigen? wo ist eine beruhigende und einigende Ansicht der Weltbegebenheiten zu gewinnen als durch die Beziehung auf Gott durch welche jeder scheinbare Widerspruch verschwinden und alles sich auflösen muß in Weisheit und Liebe. Auf diese Weise also laßt uns die Empfindungen heiligen und uns zum Segen wenden, welche, wenn sie uns leidenschaftlich bestürmen dürften das Gleichgewicht unseres Gemüthes noch mehr stören und unsere Kräfte noch stärker aufreiben würden, und indem wir uns einer frommen Ansicht überlassen, werden wir gewiß dahin gelangen, daß wir jedes große und werthe Andenken bewahren können ohne eine Quelle vergeblicher Schmerzen daran zu besizen, und daß wir auch in die neueren betrübenden Wendungen unseres Schiksales uns fügen ohne uns etwa losreißen zu müssen von dem was sich edles und vortrefliches früher unter uns gebildet hat. 1–2 vermögen] B: vermögen, 2 besteigen] B: ersteigen 6–7 hat ... das ... sind] B: hat, ... das, ... sind, 16–17 dessen ... hatte] B: dessen, ... hatte, 19 der Religion?] B: des Christenthums? 19–20 suchen ... droht] B: suchen, ... droht, 22 auf Gott durch] B: auf Gott und auf das Reich Gottes, durch 27 dürften] B: dürften, 28–30 würden, und indem wir uns einer frommen Ansicht überlassen, werden wir gewiß dahin gelangen, daß] B: würden; wogegen wenn wir uns einer frommen Ansicht überlassen, wir gewiß dahin gelangen werden, daß 33 fügen] B: fügen,
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Text. Matth. 24, 1. 2. Und Jesus ging hinweg von dem Tempel, und seine Jünger traten zu ihm, daß sie ihm zeigten des Tempels Gebäu. Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht das Alles? | Warlich ich sage Euch, es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben der nicht zerbrochen werde. | Nachdem der Erlöser, bedauernd daß alle seine Aufforderungen an das Volk, sich zu einem reineren und vollkommneren Reiche Gottes zu einigen vergeblich gewesen, Unheil und Zerrüttung als unvermeidlich vorhergesagt, sehen wir ihn hier mit den Seinigen das Gebäude des Tempels betrachtend, jenes herrlichsten Denkmals der Größe seiner Nation, an welches, was sie nur von Reichthum und Kunst besaß, war gewendet worden, und an welchem sich alles eigenthümliche ihrer Gesinnung ihres geselligen Zustandes und ihrer bürgerlichen Verfassung abspiegelte. Wahrscheinlich daß ihn die Jünger hiehergeführt, um ihm zu zeigen, was sie bei seinen traurigen Ahnungen tröstete, und wie doch alles Unglükk nur vorübergehend sein könne da eben an diesem Tempel als einem unzerstörbaren Heiligthum das Volk sich immer wieder vereinigen würde und an dieses Gebäudes Einrichtungen und begeisternder Kraft gleichsam eine Gewährleistung gegen alle Zerstörung besize. Aber der Erlöser sagte auch dieses Heiligthumes Zertrümmerung mit einer solchen Gewißheit vorher, daß wir ihn ansehn können als Einen der empfinden mußte grade wie wir, die wir eine ähnliche Zerstörung früherer Herrlichkeit und Größe schon erlebt haben, und er thut es mit einer Ruhe, welche bei dem Werth den dieser Tempel für ihn hatte, wie wir aus mehreren Auftrit|ten seines Lebens wissen, und bei der Liebe zu seinem Volke die wir an ihm kennen nur aus einem richtigen Zusammenstellen der Vergangenheit und Zukunft, nur aus einer höheren Ansicht al|ler menschlichen Dinge sich erklären läßt. Wir wollen also in der bestimmteren Beziehung, welche wir unserm heutigen Nachdenken schon gegeben haben, aus diesem Beispiele lernen, Wie wir es anzusehen haben, daß auch das Große, dessen wir uns erfreuten wieder verschwunden ist. 5 bleiben] B: bleiben, 12 Nation,] B: Nation 13 an welchem] B: an welchen 14 Gesinnung] B: Gesinnung, 19 würde] B: würde, 20–21 Gewährleistung gegen alle Zerstörung besize.] B: Gewährleistung besize gegen alle Zerstörung. 23 mußte] B: mußte, 27–28 Volke ... kennen] B: Volke, ... kennen, 10 sehen] so DV; OD: sahen
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In allen menschlichen Dingen können wir zweierlei unterscheiden. Sie sind auf der einen Seite Irdisches, Zeitliches, und eben deshalb schon in ihrem Entstehen und Wachsen den Keim der Vergänglichkeit in sich tragend, welcher sie das bestimmte Maaß ihrer Dauer nicht überschreiten läßt. Sehen wir aber tiefer in ihr Inneres hinein, richten wir unsere Aufmerksamkeit weniger auf ihre äußere Gestalt und Erscheinung als auf ihr Wesen und ihren wahren Gehalt, so erblikken wir in allen menschlichen Dingen und in dem Größten am meisten – denn warlich nichts kann wahrhaft groß sein was nicht gut ist, weil ja die Größe eines jeglichen Dinges nur das Maaß sein kann seines wahren Seins und Wesens und ja nichts wahrhaft und wirklich ist als das Gute – zugleich unter dem Zeitlichen und Vergänglichen das Göttliche und Ewige. An diesem Unterschied uns haltend laßt uns denn Zuerst jenes Vergängliche nicht länger geltend machen wollen, nachdem | es sein Maaß einmal erfüllt hat. Zweitens aber auch dieses Bleibende und Ewige immer verehren und auch in den | folgenden Gestalten der Dinge festzuhalten und darzustellen suchen. I. Zuerst also wollen wir was vergangen ist, weil es vergänglich war, nicht noch über sein Maaß hinaus geltend machen. Auf mancherlei Weise äußert sich bei den Menschen, welche an etwas Großem Antheil gehabt, wenn dieses verschwunden ist, ein oft mehr leeres oft mehr verderbliches sehnsüchtiges Zurükblikken auf dasselbe und Zurükwünschen desselben, um so mehr als das äußere Verschwinden des Großen immer mit einem, wenn auch nur vorübergehenden, Zustande der Zerrüttung verbunden ist. Oft und bei den Meisten wol zunächst durch den leeren Gedanken als ob in der gegenwärtigen Noth derjenige der einzige Retter sein könnte, welcher zu seiner Zeit der erste Begründer der nun vergangenen Größe gewesen ist. Gewiß hört auch unter uns der heutige Tag gar viele solche sonst wenigstens nicht so vernemlich geäußerte Wünsche, O wenn der große König noch da gewesen wäre: so würden wir diesen Zustand der Herabwürdigung nicht erfahren haben! Er hätte nicht so weit anwachsen lassen die Macht die uns erdrükt hat, seinem Adlerauge würden schon längst 31–32 nicht so vernemlich geäußerte Wünsche] B: nicht gleich vernehmlich und laut geäußerte Wünsche 22 Großem] so B; A: Großen
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nicht unbemerkt geblieben sein die Fehler und Missbräuche | ohne welche wir nicht so leicht wären zu überwinden gewesen; und sofern jezt noch Rettung und Wiedererhebung möglich wäre würde er sie noch | durch die Kräfte seines gewaltigen Geistes herbeizuführen wissen. Ich will nicht erinnern wie verkehrt es überhaupt ist in dem wunderbar zusammenhängenden Wechsel menschlicher Dinge bestimmen zu wollen, wie das Eine sein würde wenn ein Anderes gewesen wäre; ich will nicht klagen, wie sich solche Gedanken wie dieser selten aussprechen lassen ohne von ungerechten Aeußerungen begleitet zu sein gegen einzelne Lebende; sondern nur darauf will ich aufmerksam machen, wie wenig ehrenvoll, ja ich darf wol sagen wie schimpflich es ist für ein ganzes Volk sein Wohlergehen seine Selbstständigkeit nur hoffen zu wollen von einem Einzelnen von Eines Kraft von Eines Art zu handeln. Warlich hierin beschämt uns jenes alte Volk dessen Unglükk Christus vorhersagte. Viele sahen es mit ihm voraus und fast keiner war schon seit langer Zeit ohne bange Besorgniß. Aber sie hoften nicht wie sie vertraut mit dem Wunderbaren wol gekonnt hätten, daß David jener große König wiederkehren möchte der die Selbstständigkeit und Macht seines Volkes gegründet hatte, sondern nur auf einen Nachkommen desselben hoften sie nächst Gott; also auf einen freilich gleichen Stammes mit ihm und ihnen, aber der Zeit selbst angehörigen für die er Noth that. Und so wird gewiß jeder wohlthätige König aus früherer Zeit am besten geehrt. Denn war es nicht eine in dem Schooße seines Volkes entstandene und gepflegte Kraft | durch die er so großes auszurichten vermochte, o so ist der Stolz auf ihn ein leerer, und | die Zeit der Herabwürdigung war schon die gepriesene selbst. War aber sein Geist so einheimisch unter seinem Volk; warum sollte es nicht vertrauen, daß er sich auch öfter erneuern würde unter ihm? Wie vielmehr noch wenn wie in unserm Falle der frühere Held und Herrscher vorzüglich darauf bedacht gewesen war nicht etwa nur allein zu glänzen durch seinen Geist und seine Talente, und alle Andern soweit als möglich zu überstrahlen, sondern soviel er nur irgend konnte alle geistigen Kräfte in seinem Volk auszubilden und durch die 2–3 und sofern ... wäre] B: und, sofern ... wäre, 6–8 erinnern ... würde] B: erinnern, ... würde, 15–18 Volk ... voraus ... nicht wie sie ... Wunderbaren] B: Volk, ... voraus, ... nicht, wie sie, ... Wunderbaren, 19 König wiederkehren möchte] B: König selbst wiederkehren möchte, 21–22 einen freilich] B: einen, freilich 29 erneuern würde] B: erneuern werde 30 wenn ... Falle] B: wenn, ... Falle, 32–33 und alle Andern soweit] B: alle Andern aber soweit 34–1 durch die freieste Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten immer] B: durch den freiesten Gebrauch aller Quellen der Erkenntniß immer
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freieste Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten immer reifere Einsicht in sein eignes Wohl in demselben zu entwikkeln. So wären ja seine schönsten Bemühungen dennoch unfruchtbar geblieben, wenn wir nicht je länger je mehr im Stande wären uns selbst zu helfen in der Noth, und wir legten, indem wir ihn am schönsten zu preisen denken ein hartes Zeugniß ab gegen ihn und uns. In der That, solche leere Wünsche gleichen nicht wenig denen aus jener lehrreichen Erzählung des Erlösers, wo Einer, um seine Brüder aus dem bedauernswürdigsten Zustande des geistigen Elendes zu erretten auch wünschte ihnen einen Todten zu erwekken, der Stammvater aber seines Volkes ihm verneinend antwortete: laß sie Mosen hören und die Propheten. Auch wir, meine Freunde, haben Mosen und die Propheten, die Belehrungen der Geschichte und des göttlichen Geistes, und wenn wir uns von diesen nicht leiten lassen, wenn | durch diese nicht während der Zeit der Prüfung und der Bedrängniß al|lerlei Gutes wie es die Umstände erfodern in uns selbst aufgeht: so würde vergebens auch der größte der Könige von den Todten wiederkehren um uns Heil zu bringen durch seine Herrschaft; denn er würde nicht im Stande sein uns die wir selbst todt wären zu beleben. Aber eben diese leeren Wünsche hindern uns nur auf die Stimme der Wahrheit, wie laut und vernehmlich sie uns auch ertöne, zu merken; und wie alles Schlechte sich immer unter sich vermehrt, so sind auch sie zugleich ein Erzeugniß der Trägheit und ein Beförderungsmittel derselben, und nur um ihre Ungeschiktheit, ihren Mangel an Eifer, ihr laues Wesen wo möglich sich selbst zu verbergen, täuschen sich die Menschen, als würden sie und alles besser sein, wenn sie nur noch in Verbindung wären mit denen, welche ehedem die gemeinsamen Angelegenheiten leiteten. Als ob sie sich nicht dadurch für unmündig erklärten, und als ob Unmündige Richter darüber sein könnten, wer ihnen ein guter Vormund ist oder nicht. Und eine solche Wahrheit, welche ihnen unvernommen bleibt unter den Ausrufungen ihrer eitlen Wünsche ist vorzüglich auch die, daß wie ein jeder Mensch von Gott in eine bestimmte Zeit gesezt ist, so auch Jeder, den größten und kräftigsten nicht ausgenommen, sondern vielmehr ein solcher am meisten nur in dieser Zeit wirken konnte was er zu wirken verordnet war. Es 5–6 Noth, ... denken] B: Noth; ... denken, 9–11 erretten ... antwortete: laß ... Propheten.] B: erretten, ... antwortete, „laß ... Propheten“. 15–16 Gutes ... erfodern] B: Gutes, ... erfordern, 18–19 uns die ... wären] B: uns, die ... wären, 24 derselben,] B: derselben; 30 nicht.] B: nicht! – 34–35 ausgenommen, ... meisten ... konnte] B: ausgenommen ... meisten, ... konnte, 8–11 Vgl. Lk 16,27–29
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gilt auch hier ganz strenge, was Gott verbunden hat soll der Mensch nicht scheiden, noch in | seiner Einbildung ein leeres | Spiel treiben mit den Ordnungen Gottes. In seine Zeit eben so sehr als in sein Volk ist jeder bedeutendste Mensch aufs innigste verwachsen, an ihr hat er sich genährt und geübt, in Beziehung auf sie hat er sich seine Fertigkeiten und Tugenden erworben, und eben so haben auch ihre Mängel und Beschränkungen soviel Einfluß auf ihn gehabt, daß Niemand einen solchen in seiner Treflichkeit recht verstehen und gehörig würdigen kann, wenn er ihn nicht immer in denen Verbindungen und Umständen betrachtet in welche ihn Gott gesezt hatte, welches auch besonders, wie Jeder gestehen wird, mit dem großen Mann der Fall ist, den wir so gern den Unsrigen nennen, und der eben auch in jener Beziehung so häufig ist verkannt worden. So sei uns denn sein Andenken zu heilig um es auf eine so unverständige Art zu entweihen, und eben je mehr Großes Gott durch ihn gewirkt hat zu seiner Zeit, um desto sicherer laßt uns wissen, daß wir jezt anderer Werkzeuge Gottes bedürfen, und laßt uns besseres als leere und verkehrte Wünsche gewinnen durch die Betrachtung seines thatenreichen Lebens. Abgesehen aber auch von den einzelnen Menschen, welche Großes in einer früheren Zeit begründet haben, wünschen wenigstens Viele die äußeren Einrichtungen und die ganze Verfassung einer glänzenden Periode zurükrufen zu können, meinend daß in diesen die beglükkende und erhebende Kraft gewohnt habe. Wie oft hören wir nicht dergleichen unter uns! Wären wir | nur allem | was jener große König angeordnet hatte buchstäblich treu geblieben, kehrten wir nur jezt wieder zurükk zu derselben Zucht und Vorschrift, so würde uns am ersten geholfen werden, meinen Viele. Aber auch das, meine Freunde, ist eine thörichte Meinung, und offenbar nicht übereinstimmend mit den Ordnungen Gottes. Denn es giebt nirgends eine Rükkehr in menschlichen Dingen, und nichts kommt so wieder wie es da gewesen ist, wie eifrig auch das Bestreben der Menschen darauf gerichtet sei. Erinnern wir uns nur an das Beispiel welches unser Text uns vorhält. Wie oft hat nicht das jüdische Volk diesen Wechsel erlebt von einem ansehnlichen Grade der Macht und des Ansehns bis zur tiefsten an Nichtigkeit gränzenden Erniedrigung, und 10 betrachtet] B: betrachtet, 11 Mann] B: Manne 12 wir so gern den Unsrigen] B: wir mit gerechtem Stolz den Unsrigen 17–18 laßt uns besseres als leere und verkehrte Wünsche gewinnen durch die Betrachtung seines thatenreichen Lebens.] B: laßt uns aus der Betrachtung seines thatenreichen Lebens etwas besseres gewinnen als leere und verkehrte Wünsche. 25 hatte] B: hatte, 1–2 Mt 19,6
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wiewol es, so oft es sich erneuern konnte, immer wieder zurükkam auf dasselbe unter göttlichem Ansehn gegebene Gesez, so nahm doch seine Verfassung jedesmal eine veränderte Gestalt an, am meisten aber nachdem das Land und die Stadt Gottes von einem feindlichen Heere erobert und fast zerstört, und nicht die Streitbaren allein sondern der größte Theil des Volkes fortgeführt worden war in ferne Gegenden. So war auch der Tempel vor dem Jesus stand nicht mehr der den die urväterlichen Könige erbaut hatten, die Ordnungen des ihm angehörigen Priesterthums hatten verloren von ihrer ursprünglichen Gestalt, und es nahete die Zeit wo diese ganze alte Verfassung mit ihren ehrwürdigen Denkmälern ohne Wiederkehr sollte zerstört werden, so daß auch kein Stein auf dem andern ge|lassen würde. Wenn | nun unter ganz veränderten Umständen so wenig Beständigkeit selbst solchen Gesezen und Ordnungen zu sichern war, welche des Vorzuges einer höheren unmittelbar göttlichen Einsezung sich erfreuend natürlich um so enger die Kräfte der Menschen zu ihrer Erhaltung vereinigten, damit sie sich nicht sträflicher Vernachlässigung anvertrauten Gutes gegen den schuldig machten der am härtesten strafen kann: wie sollten wir uns wol schmeicheln, daß wir, was der Gewalt der Zeit erliegend eingestürzt ist, eben so wieder sollten aufbauen können! und unter wie veränderten Umständen! Wenn jener zerstörenden Kraft, welche nach einer langen Stille zuerst als ein über Einer Gegend furchtbar schwebendes Ungewitter ausbrach, und dann als ein schnell hineilender Sturm Verheerung über unsern ganzen Welttheil verbreitete, wenn ihr nichts widerstanden hat, und alles was aus den Trümmern allmählich aufsteht sich in einer neuen Gestalt erhebt: sollen wir glauben, daß wenn nur unser altes Gebäude noch ohne alle Veränderungen bestanden hätte, wir würden verschont geblieben sein? glauben, daß wir auch für die Zukunft nicht sicherer und anständiger wohnen könnten als wenn es ganz nach den alten Umrissen wieder errichtet würde? Wie widersprechend allem was wir vor Augen sehen! wie zuwider gewiß auch jedem nicht ganz verblendeten Verstand, jedem nicht ganz in Einseitigkeit verhärteten Gefühl! Warlich ehe sollten die Ereignisse der neuesten Zeit uns auf den Verdacht führen, ob wir nicht schon zu lange | alles | gelassen hatten in seiner väterlichen Gestalt, ob nicht gar vielerseits bei uns das Aeußere überlebt hatte 7 Tempel ... stand nicht mehr der] B: Tempel, ... stand,nicht mehr der, 18 machten] B: machten, 20 aufbauen können! und] B: aufbauen können, wie es ehedem bestand? und 25–26 alles ... allmählich aufsteht] B: alles, ... allmählig aufsteht, 30 könnten] B: könnten, 12 auf] so B; A: anf
16 ihrer] so B; A: seiner
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sein Inneres! eher sollten auch wir uns vorbereiten darauf, daß von jenem alten und seiner Zeit treflichen Gebäude bald kein Stein wird auf dem andern gelassen werden; wir sollten uns hüten, daß wir nicht etwa uns zum Verderben über sein beschiedenes Zeitmaaß hinaus festhalten wollen was nur ehedem ein Seegen sein konnte. Gewiß, meine Freunde, liegt in dieser Einsicht, je mehr sie wohl begründet ist, um desto weniger eine Undankbarkeit gegen die Ordnungen und Geseze der früheren Zeit. Diese wollen wir fern von uns halten, wir wollen eingestehen, daß wir weise und gut sind geführt worden, und wir können es beweisen durch die bewunderungswürdigen Werke und Thaten die aus jenen Ordnungen hervorgegangen sind. Aber wenn wir sehen, daß sie jezt mit der Blüthe zugleich, welche sie hervorgetrieben hatten abgestorben sind: so geschehe auch das ohne Klagen und übelgegründeten Mißmuth. Laßt uns nicht nach einem zu beschränkten Maaßstabe das Dasein eines Volkes abmessen, und nicht, indem wir nur mit dem vorigen blühenden Zustande die gegenwärtige Zerrüttung vergleichen, uns der Furcht wegen der Zukunft überlassen! Ein Volk ist ein ausdauerndes Gewächs in dem Garten Gottes, es überlebt manchen traurigen Winter, der es seiner Zierden beraubt, und oft wiederholt es seine Blüthen und Früchte. Und sehet ob uns nicht das Leben eines jeden Menschen etwas ähn|liches | zeigt von dem was wir jezt im Großen erleiden. Wenn die Blüthe der Kindheit sich am schönsten aufgethan hatte, folgt nicht gewöhnlich darauf eine Zeit der Trägheit, der Erschlaffung? aber vergeblicherweise beunruhigten wir uns darüber, denn es war die Zeit wo körperlich und geistig die schönere Entwiklung des Jünglinges sich vorbereitete. Und wenn der Jüngling geblüht hat, unterbricht nicht diese schöne Erscheinung eine Zeit, wo er unsicher und schwankend in der Welt auftritt, nicht recht zu wissen scheinend wie er sein Leben gestalten und in die mannigfachen Verhältnisse der Welt eingreifen soll, manches Gute vielleicht vergeblich versuchend und manchem gehaltlosen sich getäuscht hingebend? Aber mit Unrecht würden wir deshalb besorgen, jene Blüthe sei taub gewesen und falle nun fruchtlos ab; vielmehr wird in diesem unscheinbaren und bedenklichen Zustande der Grund gelegt zu der Festigkeit des Urtheils und zu den sicheren Kraftäußerun5 konnte.] B: konnte! 6 wohl] B: wol 8 Diese] B: Nein! diese 11–13 Thaten ... jezt ... zugleich, ... hatten] B: Thaten, ... jezt, ... zugleich ... hatten, 14 übelgegründeten Mißmuth.] B: übelbegründeten Mißmuth. 22 dem was] B: dem, was 25 Zeit wo] B: Zeit, wo 26 Jünglinges] B: Jünglings 27 geblüht hat,] B: aufgeblüht ist, 33 taub gewesen und falle nun fruchtlos ab;] B: taub und werde nun fruchtlos abfallen; 11 Werke] so DV; OD: Worte
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gen des Mannes. So tritt auch in den längeren geschichtlichen Lebenslauf eines Volkes leicht zwischen jede frühere und spätere Blüthe eine Zeit der Verwirrung und der Gefahr, die jedoch nur bestimmt ist zu einem vollendeteren Zustande den Uebergang zu bilden. Damit sie uns aber hiezu auch wirklich gereiche, so laßt uns auch ja nicht eben durch jene verfehlte Anhänglichkeit an das Vergangene zurükgehalten werden dasjenige nicht gern und willig zu thun, was der | gegenwärtige Zustand der Dinge von uns fodert. | Laßt mich nur Eines erwähnen, das gewiß Jedem jezt am Herzen liegen muß. Unser bisheriger Zustand zeichnete sich aus durch eine große Ungleichheit der einzelnen Theile und Mitglieder des Staates. Mit Unrecht dachten wir dabei nur an den Unterschied der höheren Stände von den niederen; es war vielmehr so in allen Ständen, von Lasten und Obliegenheiten war der Eine befreit die ein Anderer ihm ganz ähnlicher zu tragen hatte, mit Freiheiten und Begünstigungen der Eine versehen, welche Andern aus seiner Ordnung fehlten. Nicht als ob jemals die Willkühr Lasten aufgelegt oder den Einzelnen Begünstigungen ertheilt hätte zum Nachtheil der Uebrigen, wenigstens nicht seitdem wir in die Reihe der angesehenen und gebildeten Völker eingetreten waren, aber durch alte Gewohnheiten aus den frühesten Zeiten her bestanden diese Unterschiede. Gewiß kann es niemand Unrecht finden, wenn in dem gewöhnlichen Lauf der Dinge ein Jeder behält und vertheidiget was er besizt, ohne sich an die Einzelnen zu kehren, welche, sei es nun aus Eifersucht gegen einzelne Vorrechte oder aus guter Meinung daß es so heilsamer wäre, auf ausgleichende Neuerungen dringen wollten, und mit Unrecht würden wir es bloß den Verblendungen des Eigennuzes zuschreiben, wenn Viele dasjenige was für sie vortheilhaft war auch als nüzlich für den Staat ansahen und darstellten. Anders freilich wird es, wenn der Widerwille gegen diese Ungleich|heiten und Vorrechte fast allgemein geworden ist, wenn traurige Erfahrungen endlich | nicht unzweideutig die nachtheiligen Folgen derselben und der davon abhängigen Einrichtungen ins Licht sezen, wenn bei der Nothwendigkeit einer allgemeinen Erneuerung nicht nur einzelne Stimmen die sich aus dem Volk erheben, sondern auch der Verstand der an der Spize der Verwaltung steht auf diese Ungleichheiten und Vorrechte als auf das größte Hinderniß einer vollständigen und gedeihlichen Wiedergeburt hinweiset. Aber auch 4 Zustande] B: Zustand 10 nur Eines] B: nur beispielsweise Eines 17 seiner Ordnung] B: derselben Ordnung 21 waren,] B: waren; 25–29 Vorrechte ... wollten, ... dasjenige ... war] B: Vorrechte, ... wollten; ... dasjenige, ... war, 38– 1 auch dann,] B: auch so,
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dann, meine Freunde, laßt uns nicht voreilig sein in gehässigen Beschuldigungen, wenn Viele noch wünschen, oder auch alles was in ihren Kräften steht anwenden, um die Nothwendigkeit solcher Aenderungen zu umgehen, nicht unbrüderlich alles der härtesten Selbstsucht Schuld geben, welche um nur die eigenen Vorzüge ungekränkt zu erhalten sich gewaltsam stemmt gegen jeden Versuch die Wohlfahrt des Ganzen wiederherzustellen und fester zu gründen. Bedenken wir vielmehr, wie stark überall die Anhänglichkeit an das Alte wirkt, wie viel kräftiger sie noch in denen sein muß, denen es mit seinen wohlthätigen Einflüssen so viel näher stand; und schreiben lieber alles auf die Rechnung von dieser. Bedenken wir wie was den Einen nur als ein Erzeugniß finsterer Zeiten der gegenwärtigen und künftigen unwürdig erscheint, den Andern dagegen sich darstellt unter der heiligen Gestalt des alten Rechtes, als ein Denkmal von der Weisheit der Väter, geschäzt durch die Erfahrung von Jahrhunderten während deren das Ganze sich wol | befand bei diesen | Anstalten, durch die stille schweigende Billigung der weisesten Fürsten und Könige welche dies alles nicht nur so bestehen ließen, sondern sich dieser Einrichtungen vortreflich zu bedienen wußten in der weisesten und ruhmvollsten Regierung. Allein auch indem wir der Abgeneigtheit gegen Aenderungen auf diesem Gebiet einen solchen ohnstreitig edleren Ursprung zuschreiben, müssen wir sie doch für nicht minder gefährlich erklären. Es ist ein Uebel welches uns Allen droht, Jeder wird irgend etwas dieser Art haftend finden an seiner Stelle in der bürgerlichen Gesellschaft, und vielleicht nur zu geneigt sein sich das seinige vorbehalten zu wollen indem er Aufopferungen fordert von Andern. O laßt uns ja nicht den Unterschied der Zeiten übersehend uns desjenigen weigern, was die gegenwärtigen dringend von uns fodern, sondern gern und willig bringe Jeder dar was er aus der Fülle des Ganzen empfangen hat, damit alles übereinstimmend könne umgebildet werden zu dem neuen Gebäude dessen wir bedürfen. Eben bei unserer innigen Verehrung gegen die Weisheit und Größe unserer früheren Zeit möchte ich uns beschwören; denn diese legt uns ja die Pflicht auf zu sorgen, daß nicht was wir so hoch achten unverschuldet Verderben erzeuge indem wir es unnatürlich nöthigen sich selbst zu überleben. Eben bei der Heiligkeit des Rechtes möchte ich uns beschwören der Welt das Beispiel zu 4 zu umgehen, nicht] B: zu umgehen, laßt uns nicht 11 von dieser.] B: von dieser unschuldigen und natürlichen Anhänglichkeit. 12 Zeiten ... unwürdig] B: Zeiten, ... unwürdig, 14–15 geschäzt durch] B: gepriesen durch 16 wol] B: wohl 16–17 stille schweigende Billigung] B: stillschweigende Billigung 29 fodern] B: fordern 30 dar] B: dar, 33 früheren Zeit] B: früheren Zeiten 34–35 nicht ... achten] B: nicht, ... achten,
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zeigen, wie am würdigsten das Recht sich bildet durch die Uebereinstimmung Aller als die natürlichste Wirkung des vereinigten Verstandes und | der vereinten | Kräfte, nicht immer nur aus dem ermüdenden Streit roher Gewalten. Wenn wir von innerlichen Zwistigkeiten beherrscht den günstigen Zeitpunkt verabsäumen den eben diese allgemeine Zerrüttung uns darbietet um uns auf eine neue Stuffe der Vollkommenheit zu erheben und für eine lange Zukunft hinaus ein besseres Dasein zu begründen: dann gewiß droht uns ein ärgerer Verlust als der schon erlittene, dann droht uns eine völlige Zerstörung, und wir gleichen ganz dem Bilde, welches unser Text uns darbietet. Daß kein Stein auf dem andern bleiben sollte an dem Tempel der damals stand, das konnte der Erlöser mit Ruhe ansehn, denn es konnte gar wol bestehen mit der gänzlichen Erneuerung seines Volkes die er herbeiführen wollte, und bei der es eines solchen Tempels nicht bedurfte. So können auch wir mit Ruhe zerfallen sehn, was Macht und Weisheit einer früheren Zeit für jene Zeit gebauet und erhalten hatte. Aber daß seine Zeitgenossen in Verstoktheit des Herzens die Zeichen jener Zeit nicht erkannten, daß sie mit unverständigem Eifer an Sazungen hielten, die ihre rechte Bedeutung verloren hatten und in denen kein Heil mehr zu finden war, das erregte mehr als einmal seinen Unwillen; und daß sie, wie oft auch und laut von ihm aufgefordert und belehrt nicht bedenken wollten was zu ihrem Frieden diente, das brachte ihn zum Weinen über die heilige Stadt seines Volkes und zu der in jedem ähnlichen Fall gewiß nur zu sicher erfüllt werdenden Weissagung, Euer Haus soll euch wüste gelassen werden. | II. Wenn wir aber so auf der einen Seite die Vergänglichkeit aller menschlichen Dinge durch die That selbst auch in dem anerkennen was sich unter uns früherhin großes und vortrefliches gebildet hat; so laßt uns auf der andern Seite auch das bleibende und unvergängliche darin verehren, indem wir es uns durch nichts in der Welt entreißen lassen, und es in jeder künftigen Gestaltung unserer Angelegenheiten immer schöner und vollkommner darstellen. Denn so gewiß der König an den uns der heutige Tag besonders erinnert, und den wir gewohnt sind als den Mittelpunkt der Größe in 5 verabsäumen] B: verabsäumen, 22–23 belehrt ... Volkes] B: belehrt, ... Volkes, 31 und es] B: sondern es 33–5 König an ... König war ... Geist ... trug, ... muß ... zweifeln] B: König, an ... König war, ... Geist, ... Trug: ... muß, ... zweifeln, 25 euch] auch
31 unserer] so DV; OD: unsere
22–23 Vgl. Lk 19,41–42
25 Mt 23,38 mit Bezug auf Jer 22,5
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der bisherigen Geschichte unseres Volkes anzusehn, so gewiß er ein großer König war und das Gebäude des Staates, welches er aufführte, der Geist in dem er es verwaltete, das Gepräge der Größe trug, so gewiß war auch Gutes darin, was bleibend sein muß und was wir nicht dürfen untergehen lassen. Und wer darf an jener Größe zweifeln der die schnellen Fortschritte in dem wahren Wohlergehen unseres Vaterlandes in sein Gedächtniß ruft, der sich erinnert wie ein fast allgemeiner, nicht um der Gewalt zu fröhnen erheuchelter, sondern freiwillig sich äußernder auch auswärtiger Beifall fast allen wesentlichen Einrichtungen unserer Verfassung folgte, wie viele davon ein Muster wurden für andere Staaten Deutschlands, nicht ein gewaltsam aufgedrungenes, sondern ein frei mit Ueberzeugung angenommenes. Solche Werkzeuge können nur da entstehen, wo nicht nur mit einer | richtigen Kenntniß und Benuzung der Zeitumstände gehandelt | wird, sondern auch dem Geist und der wahren Bestimmung des Volkes gemäß. Jenes ist dasjenige, wodurch menschliche Einrichtungen und Werke für den Augenblikk gelingen und schnelle Wirkungen hervorbringen aber wodurch sie auch ihre Vergänglichkeit schon in sich tragen; dieses dasjenige wodurch sie sich dauernd erhalten, um deswillen sie geliebt und willig befolgt werden. Wenn wir also jenes in dem Maaß Preis geben als sich die Umstände auf welche sich Einzelnes bezog in unsern Gesezen und Ordnungen wesentlich geändert haben: so laßt uns dagegen auch dieses mit der größten Anstrengung fest halten, bedenkend daß jede menschliche Einrichtung inwiefern sie den Geist eines Volkes wesentlich und unverfälscht ausspricht, insofern eben so sehr ein göttliches Gesez und eine Offenbarung göttlicher Macht und Herrlichkeit ist wie jenes Gesez und jene Ordnungen denen das Volk des alten Bundes diesen Namen gab. Denn Gott ist es ja allein und unmittelbar der jedem Volk seinen bestimmten Beruf auf Erden anweiset, seinen besonderen Geist ihm einflößt um sich so durch jedes auf eine eigenthümliche Weise zu verherrlichen. O warlich es giebt keinen sträflicheren Frevel, keine verwerflichere Hintansezung göttlicher Ordnungen, keine hofnungslosere Herabwürdigung, als wenn ein Volk thörichter weise mit dem Vergänglichen zugleich auch das Bleibende wegwirft und entweder leichtsinnig verführt oder feigherzig erschrekt | freiwillig sich in eine fremde Gestalt hinein17–18 hervorbringen] B: hervorbringen, 21–22 als sich die Umstände auf welches sich Einzelnes bezog in unsern Gesezen und Ordnungen wesentlich geändert] B: als die Umstände auf welche sich Einzelnes in unsern Gesezen und Ordnungen bezog sich wesentlich geändert 24–29 Einrichtung ... Ordnungen ... unmittelbar] B: Einrichtung, ... Ordnungen, ... unmittelbar, 30 anweiset, seinen] B: anweiset, und seinen 34 mit dem Vergänglichen zugleich] B: mit dem Vergänglichen in seinen heimischen Einrichtungen zugleich 35 wegwirft] B: wegwirft,
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drängt. Vielmehr dadurch laßt uns die entschlafenen Väter und Helden des Landes, dadurch | laßt uns die Geschichte und die Sazungen der Vergangenheit ehren, daß an den Geist an das innere Wesen derselben jede folgende Umbildung sich anschließe, und wir eben dadurch Eines mit ihnen bleiben und uns wahrhaft als ihre Nachkommen und Zöglinge erweisen. Wenn es wahr ist, wessen wir uns vorher erinnerten, daß jedes Volk mehrere Zeiten der Blüthe und des Fruchttragens durchlebt: so ist doch jede folgende aus der gleichen Natur desselben Stammes hervorgegangen der vorigen ähnlich, und es ist nur Ein und dasselbe Werk Gottes welches gefördert werden soll durch die ganze Entwiklung seines Daseins. Eben so sah auch der Erlöser, wenn gleich von dem Verfall der bestehenden Verfassung und von der Nothwendigkeit eine neue zu gründen überzeugt, doch zugleich auch von dieser Seite das Gesez seines Volkes an, mehrmals erklärend er sei nicht gekommen es aufzulösen sondern es zu erfüllen. Und er hat es auch erfüllt und zu seiner Vollendung gebracht. Denn da seine Abzwekkung war jene Gemeinschaft deren Mittelpunkt die Verehrung des Höchsten ist vorzubereiten, und die wesentlichen Züge derselben allmählig zu entwikkeln: so ist es zu seiner Vollendung gelangt, indem in dem Gebiet und durch den Dienst desselben die Gemeine Jesu gestiftet und ans Licht geboren ward; und die dies nicht als seinen Zwekk und seine Voll|endung anerkennen wollten, weiheten sich dadurch selbst unvermeidlichem Untergang. Das sei also unsere Verehrung gegen alles Große im Bezirk unserer eigenen Vergangenheit, daß wir | mit andächtigem Sinn immer richtiger suchen das wesentliche darin zu scheiden von dem zufälligen, das was nur die Wirkung einer gewissen Zeit war von dem worin sich der Geist der Menschen und des Volkes selbst abspiegelt, daß wir dem Triebe unseres Herzens welches uns immer zu dem lezten in Liebe und Gehorsam hinziehen wird redlich folgen, damit wir das köstliche Erbtheil ruhmwürdiger Vorfahren getreulich bewahren, damit die Absicht Gottes mit unserm gemeinsamen Dasein immer heller ins Licht trete und sich immer herrlicher entwikle. Und wenn wir auf das Leben und die Thaten jenes großen Königes und des glorwürdigsten seiner Ahnherrn sehen, wieviel trefliches wird uns nicht in die Augen leuchten, was wir nur seinem innern Wesen nach festhalten, nur wie es jedesmal die Zeit erfodert immer 14 erklärend] B: erklärend,
29–30 Herzens ... wird] B: Herzens, ... wird,
12 bestehenden] B: bestestenden 14–15 Vgl. Mt 5,17
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weiter bilden dürfen um sicher unserer Vorfahren würdig und unserer Bestimmung treu zu bleiben. Zuerst wie deutlich drükt sich nicht überall das Bestreben aus Arbeitsamkeit und Sparsamkeit zu herrschenden Tugenden unseres Volkes zu machen. Wie durch die Natur so auch durch die Veranstaltungen unserer Beherrscher sind wir immer vorzüglich gewiesen worden an unsern im Ganzen nicht eben zu reichlich begabten Boden, an ihm unsere bil|dende Kraft auszuüben daß er fruchtbarer werde und bewohnbarer. Wie haben sie sich immer dieser inneren Eroberungen vorzüglich beflissen, und auch nach jedem Zuwachs an äußerer Macht sie nicht etwa ruhen gelassen sondern mit erneuerten Kräften weiter getrie|ben! Wie wolgemeint und heilsam waren dabei die Ermunterungen, welche sie allen Künsten des Lebens gewährten, um solche Fortschritte zu begünstigen, daß wir in Absicht auf alle würdigen Bedürfnisse in einem gewissen Maaß selbstständig sein könnten und unabhängig, und unser Verkehr mit andern Völkern dadurch immer freier würde und edler. Wie wohlthätig das Beispiel von Mäßigung im Aufwande, von persönlicher Sparsamkeit und Genügsamkeit, um das richtige Gefühl immer lebendig zu erhalten daß unser gemeinsamer Wolstand sich noch nicht dem Ueberfluß nähern, daß wir ihn noch nicht in unwesentlichen Dingen verschwenden sondern immer wieder zur Vermehrung unserer Kräfte anlegen müßten. Wenn wir nun an dieser väterlichen Weise und an jenem großen Beruf festhalten, wenn wir dabei thun was die jezigen Zeiten erfodern, da jezt alle bei dem wichtigen Geschäfte des Akkerbaues mitwirkenden Kräfte richtiger geschäzt werden, da Einsicht und Kunst, wenn man ihnen freien Spielraum vergönnt sich von allen Seiten zur Veredlung desselben vereinigen werden; o dann werden wir ja aufs Würdigste die Vorzeit ehren, dann wird man ja ihre Art und ihren Geist überall an uns wiedererkennen, und fern von | üppiger Verweichlichung wird auch der alte Verstand und der alte Muth sich immer wieder erneuern können unter uns. Nicht minder aber erfreuten wir uns schon in jenen früheren glänzenden Zeiten des Ruhmes, daß überall bei uns in den Verhältnissen 3 Zuerst] B: Zuerst, 8 auszuüben] B: auszuüben, 9–11 bewohnbarer. Wie haben ... ruhen gelassen] B: wohnlicher. Wie haben sie sich immer dieser inneren Eroberungen vor allen äußeren beflissen; und vorzüglich auch der große König hat sie nach jedem Zuwachs an äußerer Macht nicht etwa ruhen gelassen, 13 welche sie allen Künsten des Lebens gewährten,] B: welche er allen Künsten des Lebens gewährte, 17 Wie wohlthätig das Beispiel] B: Wie wohlthätig war sein Beispiel 21–22 verschwenden ... müßten.] B: verschwenden, ... müßten! 24–26 erfodern, da jezt alle ... Kräfte richtiger geschäzt werden, da Einsicht] B: erfordern, indem ja alle ... Kräfte jezt richtiger geschäzt werden, und Einsicht 27 vergönnt] B: vergönnt, 34 Ruhmes, daß] B: Ruhmes daran, daß
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zwischen Obrigkeit und Untergebenen rechtliches Wesen und wahre | Biederkeit fast mehr als irgend anders wo herrschte in Staaten von gleichem Umfang. Die parteiische Beugung des Rechtes, die freche Unterdrükkung des Geringeren, die verrätherische Zersplitterung öffentlicher Güter, die Ehrlosigkeit der Bestechung und des Unterschleifes, wo haben wol, ja wir dürfen es zuversichtlich fragen, wo haben diese verderblichen Uebel weniger geherrscht als bei uns? wo ist mehr Vertrauen gewesen theils unmittelbar in die Rechtschaffenheit der Mitbürger, theils in die Güte des Rechtsganges und der Geseze welche kein Unrecht auch nicht des Höchsten gegen den Niedrigsten würden unentdekt und ungeahnet lassen? so daß wenn auch wir noch etwas in dieser Hinsicht zu klagen fanden dies nur klein war und unbedeutend. Wolan denn laßt uns dieselbe Gesinnung auch jezt bewähren bei allem was es wird geben zu unternehmen anzuordnen sich gefallen zu lassen, daß überall feste Redlichkeit herrsche und wahrer Gemeinsinn, daß nicht ehrsüchtige List oder eigennüzige Ränke uns das Geschäft unserer bürgerlichen Wiedergeburt verunreinigen, daß sich keiner täusche wenn er den Andern in dieser großen Sache von reinem va|terländischen Eifer beseelt glaubt, daß so der Untergebene treu und redlich seiner Obrigkeit sich vertraue, und diese auch offen und unverstellt fodre, anordne, auflege was nothwendig ist zum gemeinen Wohl. Dann werden wir auch so der Gemüthsart unseres Volkes getreu bleiben und durch alle nothwendige Veränderungen wird sie sich immer mehr verherrlichen. Vergessen wir ferner nicht wie sehr als ein Grund|saz schon in der Regierung jenes großen Königes hervorragte, daß alle Bürger gleich sein müßten vor dem Gesez, wie laut er es sagte daß jeder Einzelne ihm nur werth wäre nach dem Maaß als er gehorsam und treu beitrüge durch seine Thätigkeit zum Wohl des Ganzen. Denken wir zurükk, wie sein Beispiel allmählich auch die öffentliche Meinung immer stärker nach sich zog, wie die scharfe Trennung der verschiedenen Stände von einander die vorher noch obgewaltet hatte anfing sich zu verlieren, wie je länger je mehr der Mann ohne inneren Werth 2–3 fast mehr als irgend anders wo herrschte in Staaten] B: fast mehr bei uns herrschte als in anderen Staaten 5–6 Unterschleifes,] B: Unterschleifes: 9 Geseze] B: Geseze, 14–16 unternehmen anzuordnen sich gefallen zu lassen, daß überall feste Redlichkeit herrsche und wahrer Gemeinsinn,] B: unternehmen, anzuordnen, sich gefallen zu lassen! daß ja überall feste Redlichkeit herrsche und Gemeinsinn! 17–18 verunreinigen, daß sich keiner täusche wenn er den Andern] B: verunreinigen! daß keiner sich getäuscht sehe, wenn er einen Andern 19 glaubt, daß so der Untergebene] B: glaubt! daß vor allen Dingen der Untergebene 21 fodre] B: fordre 22– 23 Wohl. ... bleiben] B: Wohl! ... bleiben, 25 nicht] B: nicht, 27–28 sagte ... werth wäre] B: sagte, ... werth sei 30 allmählich] B: allmählig
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außer Stand gesezt wurde troz der äußeren Zeichen eines hohen Ranges sich geltend zu machen und auf eine Art zu erheben die ihm nicht gebührte, und wie dagegen zwanglosere, vertraulichere Annäherung möglich wurde zwischen Personen aus den verschiedensten Ständen, welche sich gegenseitige Achtung abzugewinnen wußten und sich anzogen durch ihre Talente oder ihre Denkungsart. Wenn wir es so weit gebracht haben zu einer Zeit wo die Gesellschaft noch weit mehreren Vorurtheilen hingegeben war, wo der äußere | Glanz aller Art noch weit stärker blendete: was kann uns mehr obliegen, was mehr übereinstimmen mit jenem Geiste als wenn wir weiter gehend auf jenem Wege, in gleichem Verhältniß mit den Hülfsmitteln die sich uns nun darbieten, und aus Kraft derselbigen Gesinnung immer mehr das Aeußere auf seinen wahren Werth einschränken, immer mehr die Schäzung des Inneren geltend machen in der Gesellschaft, und von den Umständen geleitet solche Einrichtungen unter uns treffen und begünstigen | wodurch ein Jeder in Stand gesezt werde seinen ganzen innern Werth darzulegen durch nüzliche Thätigkeit jeder Art damit er anerkannt werde von der Gesellschaft? Warlich besser werden wir durch solche Fortschritte, und sollte auch darüber von dem Aeußeren eines noch älteren Gebäudes kein Stein auf dem andern bleiben, jene gepriesene Zeit und ihren Helden verehren, als wenn wir träge und nachläßig auf derselben Stufe stehen blieben auf welcher er uns verlassen hat. Eben so laßt uns fest halten an dem wahren schon in jenen Zeiten von uns her so laut verkündigten Grundsaz, daß vom Irrthum nie etwas Gutes noch weniger Besseres zu erwarten ist als von der Wahrheit, daß Vorurtheile und Aberglauben nicht die Mittel sein können um die Menschen bei dem was recht und heilsam ist festzuhalten und weiter im Guten zu führen, laßt uns fortfahren daher in dem rühmlichen Bestreben richtige Einsichten in alles was dem Menschen werth und wichtig sein muß | so weit als möglich zu verbreiten, den Sinn für Wahrheit zu erwekken, das Vermögen der Erkenntniß zu stärken und zu beleben. Laßt uns ferner wakker sein und muthig, Jeder nachdem Gott ihm das Licht der Wahrheit angezündet hat hineinleuchtend in die dunklen Schlupfwinkel der Unwissenheit und des immer unheiligen Betruges. Und wenn, wie alles des Mißbrauchs fähig ist, und das Böse und Verkehrte sich immer mit einzuschleichen sucht 2–3 auf eine Art zu erheben die ihm nicht gebührte,] B: auf ungebührliche Weise sich zu erheben, 6 Talente] B: Geistesgaben 10–11 auf jenem Wege,] B: auf demselben Wege, 17–18 damit er anerkannt] B: und dann auch anerkannt 22 Stufe stehen blieben] B: Stuffe stehen blieben, 25 von uns her so] B: von hier aus so 28– 29 und weiter im Guten zu führen,] B: und im Guten weiter zu führen! 33 beleben. Laßt uns ferner] B: beleben! Laßt uns auch fernerhin 34 hat] B: hat,
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unter der Verkleidung des Guten, auch hiermit Mißbrauch ist getrieben worden unter uns; wenn frevelnde | Gleichgültigkeit gegen frommen forschenden Ernst, wenn seichte Unfähigkeit das Gute und Heilige zu leiten sich nicht selten angemaßt haben zu belehren und Belehrungen zu leiten, und wir uns so zu entsündigen haben von Vergehungen einer früheren Zeit und wieder gut zu machen erlittenen Schaden: o so laßt uns nur um so mehr denselben Ernst und Eifer kehren gegen die Blinden welche der Blinden Leiter sein wollen und wie es doch überall leicht sein muß aufdekken ihren Mangel an Beruf, laßt uns nur zugleich unter uns immer mehr stärken und befestigen jedes fromme Gefühl, jede dem Menschen eingepflanzte heilige Ehrfurcht, damit Jeder bis er selbst auch genugsam erleuchtet ist habe was ihn schüzen könne gegen die Einwirkungen eines leichtsinnigen Unverstandes. Endlich aber, was uns hier am nächsten liegt, und uns fast als das größte erscheinen muß, laßt uns ja heilig bewahren und durch nichts in der Welt uns | jemals entrissen werden die in jenen Zeiten so oft als ein Grundgesez unseres Vaterlandes ausgesprochene köstliche Freiheit des Glaubens und des Gewissens. O es war warlich nicht, wie Manche wol geglaubt haben, nur Gleichgültigkeit gegen jede bestehende Art gemeinsamer Gottesverehrung weshalb jener große König so leicht und so unbeschränkt diese Freiheit bewilligte in seinem Reich; es war der Wunsch Unterthanen zu haben welche würdig wären beherrscht zu werden; es war eine laute und edle Anerkennung der Grenzen seiner Macht, es war ein seinem liebevollen Gemüth einwohnendes Gefühl davon, daß alles | was zur unmittelbaren Beschäftigung der Seele mit Gott gehört ein unzugängliches Heiligthum sein müsse für jede Willkühr und jede Gewalt. Wem auch irgend Frömmigkeit einen Werth hat als göttliche Kraft und Tugend, der muß ja fühlen daß der tiefste Verstand keinen kräftigeren Schuz für sie aussinnen könnte als diese Freiheit, indem sie sich nur da rein erhalten kann wo Niemand durch Geseze und öffentliche Einrichtungen muß in Versuchung geführt werden zu heucheln. Wem irgend die Liebe 3–4 wenn seichte Unfähigkeit das Gute und Heilige zu leiten sich nicht selten angemaßt haben] B: wenn seichte Unempfänglichkeit für alles Höhere und Heilige sich nicht selten angemaßt hat 6–9 Zeit ... Blinden ... wollen und ... muß] B: Zeit, ... Blinden, ... wollen, und, ... muß, 9–10 Beruf, laßt uns nur zugleich unter uns] B: Beruf! aber laßt uns zugleich auch unter uns 12 Jeder ... ist] B: Jeder, ... ist, 21 Gottesverehrung] B: Gottesverehrung, 25 Grenzen] B: Gränzen 31–32 als diese Freiheit, indem sie sich nur da rein erhalten kann] B: als eben diese Freiheit, indem die Frömmigkeit sich nur da rein erhalten kann, 32–33 muß in] B: kann in 8 Vgl. Mt 15,14
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werth ist als die Quelle aller Tugenden als das vollkommene Band aller Kräfte, der muß ja einsehn daß es keine innigere und umfassendere Aeußerung, keine kräftigere Sicherstellung derselben giebt als dieses brüderliche Anerkennen dessen was einem Jedem das Heiligste ist. Darum war auch soviel Liebe zu dem Ganzen herrschend welches diese edle Freiheit sicherte, eine Liebe die noch in uns Allen | lebt und am mächtigsten wieder erwachen wird wenn jemals jener Freiheit Gefahr drohen sollte. Denn ganz herabgewürdiget ist der Mensch dann, wenn ihm auch der Werth der Ueberzeugungen und der Empfindungen von göttlichen Dingen die sich in ihm bilden durch äußere Gewalt abgeläugnet und der segensreiche Umtausch derselben gehemmt wird, so daß er sich muß gebieten und anweisen lassen wo er Wahrheit finden soll und sittliche Kraft, ganz überwunden ist er dann, wenn er sich so anschmieden läßt an ein fremdes Joch daß sich auch das Herz nicht mehr in der ihm natürlichen Richtung aufschwingen darf zum Himmel, ganz arm und ausgesogen ist er dann, wenn er auch unvermögend | gemacht wird solche Nahrung des Herzens, solche Stärkung des Geistes und Befestigung im Guten sich zu verschaffen und in solcher Gesellschaft zu genießen wie er sie von jeher bewährt und heilsam gefunden hat. Sehet da, meine Freunde, die alten sichern Grundlagen unseres Wohlergehens die zu tief liegen und gleichsam Wurzel schlagen bei uns als daß die äußere Verheerung sie sollte zerstört haben. Mögen wir nur recht bedenken wie nothwendig sie zu unserm Frieden dienen, mögen wir sie nur immer ansehn als das heiligste was uns anvertraut ist um es zu pflegen und unvergänglich zu bewahren, mögen wir nur auf ihnen das neue Gebäude errichten in welchem wir wohnen werden: dann werden wir nicht Ursache haben zu klagen daß das alte den Stürmen der Zeit gewichen ist, dann werden wir der gepriesenen Vor|fahren nicht unwürdig und ihnen nicht unähnlich sein bei aller äußeren Verschiedenheit unseres Zustandes; mit der Ruhe des Erlösers werden wir dem verschwundenen nach und dem kommenden entgegensehen, und indem sich ein neues Wohlergehen unter uns erhebt als Bürger werden wir uns auch zugleich bauen als seine Gemeine und 4–5 dessen was einem Jedem ... herrschend] B: dessen, was einem Jeden ... herrschend, 9 dann, wenn] B: dann erst, wenn 10 sich in ihm bilden] B: sich in ihm gebildet haben 12 lassen] B: lassen, 13–14 ganz überwunden ist er dann, wenn] B: ganz überwältigt ist der Mensch dann erst, wenn 16 dann, wenn] B: dann erst, wenn 19 genießen] B: genießen, 22–26 Wohlergehens ... uns ... haben. ... bedenken ... dienen, ... bewahren,] B: Wohlergehens, ... uns, ... haben! ... bedenken, ... dienen; ... bewahren; 27–28 wohnen werden:] B: wohnen wollen:
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Ihn preisen und verherrlichen als das Volk seines Eigenthums welches ihm geweiht bleibt bis ans Ende der Tage.
1 Eigenthums] B: Eigenthums, 1 Vgl. 1Petr 2,9
Zur zweiten Auflage.
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Wie nach meiner Ueberzeugung christliche Predigten überall nur für den unmittelbaren Hörer ihren vollen Werth, und die weitere Verbreitung derselben durch den Druck mir etwas unwesentliches, ja nicht selten etwas mißliches, zu sein scheint: so war ich besonders wegen dieser Vorträge, als mein Freund der Verleger an einen neuen Abdruck mahnte, im ersten Augenblick bedenklich weil sie sich mehr als gewöhnlich genau auf die Ereignisse einer Zeit beziehen, welche einem großen Theil der jezigen christlichen Leser schon ferner steht und gewissermaßen vielleicht fremd geworden ist. Bei näherer Ansicht aber beruhigte ich mich, indem | ich fand, daß das meiste auch jezt noch ein Wort zu seiner Zeit gesagt sein würde, und daß es nicht nöthig sei die bestimmten Beziehungen und mit ihnen das eigenthümliche Gepräge dieser Vorträge zu verwischen. Nicht ungern würde ich dagegen einer gewissen Schwerfälligkeit der Sprache abgeholfen haben welche vielleicht dem Leser störender sein wird als sie dem Hörer gewesen sein kann. Allein dies würde nicht ohne gänzliche Umarbeitung abgegangen sein, die ich, auch der Predigten selbst wegen, scheute, und so habe ich nur Kleinigkeiten abgeändert, und bitte daß die Leser diesen Fehler zum Theil wenigstens den damaligen Umständen zurechnen wollen. Berlin im August 1820. D. F. Schleiermacher.
6 Georg Andreas Reimer
B VII
B VIII
Predigten Dritte Sammlung 1814 mit den Varianten der 2. Auflage 1821
Predigten von
F. Schleiermacher
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D. G. G. D. u. O. O. Prof. an der Universität zu Berlin, Mitglied der Königl. Akademie der Wissenschaften und evang. ref. Prediger an der Dreifaltigkeitskirche.
Dritte Sammlung.
Berlin 1814, im Verlage der Realschulbuchhandlung.|
3 F.] B: Dr. F. 4–6 D. G. G. D. u. O. O. Prof. ... an der Dreifaltigkeitskirche.] fehlt in B 7 Sammlung.] B: Sammlung. / Zweite Ausgabe. 8 Berlin 1814,] B: Berlin, 1821. 9 im Verlage der Realschulbuchhandlung.] B: bei G. Reimer.
I.B I
An
III . B III
Herrn Prediger Pischon.
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Wenn es einen Werth hat daß diese Sammlung Predigten erscheint, so kommt das kleine Verdienst auf Sie zurük; denn ohne die Nachschriften, mit denen Sie mich beschenkt haben, wäre es mir nicht möglich gewesen sie auszuarbeiten. Darum gehören Ihnen nun billig diese Predigten ganz besonders. Aber wie soll ich damit vor Ihnen erscheinen? Sie werden freilich im Ganzen überall in Inhalt und Ton wiedererkennen was ich von Ihnen empfangen habe, auch vieles Einzelne ziemlich genau übereinstimmend finden; dabei | aber auch mehr Veränderungen als Sie vielleicht erwarten. Und gar nicht nur solche die etwa einen Unterschied von dem ursprünglich gesprochenen aufheben sollen, der sich vielleicht in die Nachschriften könnte eingeschlichen haben, sondern weit mehr solche die mir nun wirklich unmöglich machen den Lesern die Versicherung zu geben, die Predigten seien so wie ich sie gehalten habe. Diese gründen sich im allgemeinen auf meine auch sonst schon ausgesprochene Ansicht, daß eine gedrukte Predigt wol dürfe, ja bisweilen auch müsse anders lauten als eine gesprochene, theils in einzelnen Fällen auch darin, daß ich glaubte manches besser und einleuchtender stellen zu kön|nen als ich es fand. Nun ist es mir freilich schon begegnet, wenn die vorherigen Hörer nun Leser werden, daß sie klagen, das gedrukte gewähre ihnen nicht dieselbe Befriedi3 Sammlung Predigten] B: Sammlung von Predigten 4 zurük] B: zurück 8–9 Sie werden freilich im Ganzen überall in Inhalt und Ton wiedererkennen] B: Im Ganzen werden Sie freilich überall in Ton und Inhalt wiedererkennen, 11–14 Und gar nicht nur solche die etwa ... sondern weit mehr solche die mir] B: Und nicht etwa nur solche, wodurch ich das ursprünglich gesprochene gegen kleine Abweichungen wie sie sich auch in die besten Nachschriften fast unvermeidlich einschleichen, wieder hergestellt habe; denn das möchte ich selten im Stande gewesen sein: sondern weit mehr solche, wodurch ich | selbst das ursprünglich gesprochene und von Ihnen treu wiedergegebene abgeändert habe, und die mir 15 seien so] B: erscheinen hier so 16 Diese gründen] B: Diese Aenderungen gründen 18 gesprochene,] B: gesprochene; 19 daß ich glaubte] B: daß ich jezt glaubte 20 können als ich es fand.] B: können, als ursprünglich geschehen war. 15 seien] sein 2 Friedrich August Pischon (1785–1857) war vom 9. Dezember 1810 bis 28. Mai 1815 Hilfsprediger an der Dreifaltigkeitskirche, um Schleiermacher in seiner pfarramtlichen Tätigkeit zu entlasten. 17–18 Vgl. Erste Sammlung, S. VII–IX (oben S. 7–8)
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gung, und ich muß auch jezt wol dasselbe besorgen, wenn es Einige giebt, die sich noch solche Erinnerungen von zwei Jahren her zurükrufen können. Allein ich konnte doch dieser Besorgniß nicht meine Ueberzeugung aufopfern, und will mich damit trösten, daß wenn ich auch hätte die Predigten ganz so wiederherstellen können, wie sie gesprochen wurden, diese Klage doch dieselbe würde geblieben sein. Wenn Sie die Festpredigten vermissen, | welche sich unter Ihren Nachschriften befin|den: so kömmt das daher, weil ich ernsthaft daran denke das früher gegebene Versprechen, daß ich eine Sammlung von solchen wolle folgen lassen, zu lösen. Unter den Predigten, welche an die Stelle von jenen getreten sind, ist ebenfalls keine, die nicht in dem Jahre 1812 wäre gehalten worden. Diese kleine Rechenschaft, mein lieber Freund, glaubte ich Ihnen öffentlich schuldig zu sein, und daraus erklären Sie sich diese unerwartete Zuschrift. Leben Sie wohl. Berlin den 18. Jul. 1814. Schleiermacher.|
1 und ich muß auch jezt wol dasselbe besorgen, wenn es Einige] B: wie das gesprochene; und dasselbe muß ich auch jezt wol besorgen, wenn es anders Einige 4 aufopfern,] B: aufopfern; 6 diese Klage] B: jene Klage 16 18. Jul.] B: 18ten Juli 7–8 Pischons Nachschriftenmanuskript „Zwölf Predigten von D. Schleiermacher. Gehalten im Jahre 1812“ (SN 592) enthält die Festpredigten zum Karfreitag (27. März), zum 1. Ostertag (29. März) und zum Himmelfahrtstag (7. Mai). 9–10 Vgl. die Vorrede (Nachschrift) von 1806 zur 2. Auflage der 1. Sammlung (oben S. 200) und die Vorrede von 1808 zur 1. Auflage der 2. Sammlung (oben S. 207) 10 Die Predigt zum Karfreitag (27. März 1812) und Himmelfahrtstag (7. Mai 1812) wurden in die 7. Sammlung 1833 aufgenommen (vgl. KGA III/2). 11 Gemeint sind wohl die Predigten Nr. 1, 9, 11 und 12.
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Inhalt.
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Seite I. 5
II. III. 10
IV. V. VI.
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VII. VIII. 20
IX. X. 25
XI. XII. XIII.
Das Zusammentreten Christi und seiner Jünger, ein Vorbild, wie wir ernste gesellige Verhältnisse anzuknüpfen haben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Verfahren des Erlösers in seinem Gespräch mit der Samariterin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ueber die Erzählung von den Besessenen bei den Gergesenern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Von dem Vorurtheile des Buchstaben und dem Vorurtheile des Ansehns. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Von dem Schmerz des Erlösers über die Bitte der Mutter der Söhne Zebedäi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der wankelmüthige Sinn der Menschen als Quelle der Leiden des Erlösers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Zusammensein der Jünger unter sich und mit dem Erlöser, als Vorbild unseres vertrauten Lebens mit unseren Freunden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie wir eine Zeit zwischen großen Ereignissen liegend anwenden sollen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daß der Mensch nur durch die neue Geburt in das Reich Gottes kommt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie sich in großen Wendepunkten menschlicher Dinge die Würdigen beweisen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ueber den Zusammenhang zwischen der Vergebung und der Liebe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Freuet euch nicht über das was ihr ausrichtet. . . . . Daß es nicht leicht sei ein Jünger Jesu zu sein, und daß Viele es zu sein wähnen die es nicht sind. . . . . . . .
24 205] B: 206
26 224] B: 225
7 Samariterin.] A + B: Samariterin
27 241] B: 242
29 269] B: 271
1 23 45 64 84 104 126 | B VIII
152 | VIII
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I.
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Das Zusammentreten Christi und seiner Jünger, ein Vorbild, wie wir ernste gesellige Verhältnisse anzuknüpfen haben. 5
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Der Anfang eines neuen Jahres liegt uns noch zu nahe, als daß wir nicht noch in derselben Gemüthsverfassung uns befinden sollten, mit der wir es antraten, erwartend, der eine gelassener, der andre gespannter, je nachdem es in der Natur eines jeden liegt, was die göttlichen Fügungen bringen werden, vor allem aber entschlossen mit Gottes Beistand sein Werk in der Welt so viel an uns ist zu fördern. Wir sind gewiß noch in der ersten Wärme dieser erneuten Entschließungen. Wenig davon kann schon in wirkliche Thätigkeit übergegangen sein, und wenig können sie schon abgekühlt sein durch den Widerstand, den uns freilich auch in diesem Jahr die Welt in dem | Kreise und nach dem | Maaß eines jeden entgegensezen wird. Wie natürlich, daß wir diese Gemüthsstimmung vornemlich hieher an unsern christlichen Versammlungsort ungeschwächt mitgebracht haben, hieher, wo die gute Saat Gottes begossen und gepflegt wird, wo wir alle unsere frommen Entschließungen neu beleben, wo wir uns trösten und stärken gegen die Schwachheiten und Schmerzen, die im Verfolg des thätigen Lebens nicht ausbleiben. Wie kann ich dieser heutigen Stimmung, wie diesen allgemeinen Erwartungen besser entgegen kommen, als indem ich euch einlade, mit mir den Erlöser, der im Wollen und Vollbringen unser ewiges Vorbild ist, in seinem Leben und Wirken zu betrachten. Dies soll unser Geschäft sein, bis der große Tag kommt, der uns seinen 5–7 daß wir nicht noch in derselben Gemüthsverfassung uns befinden sollten, mit der wir es] B: daß unsere damalige Gemüthsverfassung schon verschwunden sein sollte; sondern wir befinden uns wol alle noch in derselben Stimmung, mit der wir diesen neuen Lebensabschnitt 9 entschlossen mit] B: entschlossen, unter 10 Welt ... ist] B: Welt, ... ist, 10–11 Wir sind gewiß noch] B: Gewiß sind wir alle noch 12– 13 Wenig davon ... und wenig können sie schon abgekühlt sein] B: Nur wenig davon ... und nur wenig können sie sich schon abgekühlt haben 25–1 soll unser Geschäft sein, bis der große Tag kommt, der uns seinen herrlichen] B: soll daher der Gegenstand unserer gemeinschaftlichen Andacht sein, bis wir zu dem großen Tage kommen, der uns des Erlösers herrlichen 2 Predigt zum Sonntag nach Neujahr am 5. Januar 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Matthissons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 421–430 23–1 Vgl. die Predigten Nr. 1–6
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herrlichen und ewig preiswürdigen Tod vergegenwärtiget. Und womit könnten wir diese Betrachtungen besser beginnen, was könnte sich genauer an unsere heutige Stimmung anschließen, als wenn wir, wie wir selbst einen neuen Abschnitt unseres Lebens beginnen, auch Ihn uns vor Augen stellen, wie Er den großen neuen Abschnitt seines Lebens begann, als er nemlich aus der Dunkelheit eines ganz zurükgezogenen Daseins hervortrat, und seinen großen Beruf als Lehrer und Verkündiger des Gottesreiches, als Sammler seiner Heerde übernahm. Wie wenig uns auch aufbehalten ist von diesen wichtigen Augenblicken seines Lebens, Ein allgemeines giebt es, das wir wissen, auch ohne | daß es uns beschrieben ist, und worauf wir nicht zu oft hinsehen kön|nen. Wir wissen nemlich, wozu er sich berufen fühlte, wie lebendig er die Schwierigkeiten dieses Berufes vor sich sah, und wie Er sich Wort gehalten hat zu vollenden, was Ihm vom Vater aufgetragen war. Und Ein besonderes giebt es, was uns gerade aufgezeichnet ist, und was sich heute wohl für uns eignet. Nemlich, für das allgemeine Fortschreiten der menschlichen Dinge, für das Gelingen alles Guten was unsere gemeinschaftlichen Wünsche umfassen, für die Ausführung alles dessen worauf ein jeder besonders sein Augenmerk gerichtet hat, was ist nächstdem daß wir uns selbst immer treu bleiben und von unsern Vorsäzen nicht abfallen in der Stunde der Versuchung, was ist nächst diesem wichtiger, als daß ein jeder die Menschen recht erkenne die ihn umgeben, und nach einer richtigen Erkenntniß sich ihnen hingebe oder sie an sich ziehe. Denn nichts ist ja dem Menschen gegeben allein zu verrichten. Wohl, so laßt uns denn sehen, wie Christus zu seinen Jüngern kam, wie diese sich zu ihm heranfanden, und laßt uns von beiden lernen für jezt und jeden künftigen Abschnitt unseres Lebens. Text. Joh. 1, 35–51. Des anderen Tages stand abermals Johannes und zween seiner Jünger, und als er sah Jesum wandeln, sprach er, siehe das ist Gottes Lamm! Und zween seiner Jünger hörten ihn | reden, und folgten Jesu nach. Jesus aber | wandte sich um, und sahe sie nachfolgen, und sprach zu ihnen, Was suchet ihr? Sie aber sprachen zu ihm, Meister wo bist du zur Herberge? Er sprach zu ihnen, 2 wir diese Betrachtungen] B: wir die Reihe dieser Betrachtungen 3–4 wie wir selbst] B: da wir jetzt eben selbst 4–5 auch Ihn uns vor Augen stellen, wie Er den großen] B: uns auch Ihn vor Augen stellen, wie Er den bedeutendsten 6 nemlich] B: nämlich 9–10 Augenblicken] B: Augenblikken 10 das wir] B: welches wir 12 nemlich,] B: nämlich, 16 wohl für uns eignet. Nemlich,] B: vorzüglich für uns eignet. Nämlich, 18–23 Guten ... dessen ... was ist ... erkenne] B: Guten, ... dessen, ... was ist, ... erkenne,
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kommt und sehet es. Sie kamen und sahen es und blieben denselbigen Tag bei ihm; es war aber um die zehnte Stunde. Einer aus den zween, die von Johanne hörten und Jesu nachfolgten, war Andreas der Bruder Simonis Petri. Derselbe findet zuerst seinen Bruder Simon, und spricht zu ihm, Wir haben den Messiam gefunden, und führten ihn zu Jesu. Da ihn Jesus sah, sprach er, Du bist Simon Jonas Sohn; du sollst Kephas heißen, das wird verdolmetschet ein Fels. Des anderen Tages wollte Jesus wieder in Galiläam ziehen, und findet Philippum und spricht zu ihm, folge mir nach. Philippus aber war von Bethsaida aus der Stadt Andreas und Petrus. Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm, Wir haben den funden, von welchem Moses im Gesez und die Propheten geschrieben haben, Jesum Josephs Sohn von Nazareth; und Nathanael sprach zu ihm, Was kann von Nazareth gutes kommen? Philippus spricht, komme und siehe es. Jesus sah Nathanael zu sich kommen und spricht von ihm, Siehe, ein rechter Israeliter, in welchem kein Falsch ist! Nathanael spricht zu ihm: Woher kennest du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: | Ehe denn dich Phi|lippus rief, da du unter dem Feigenbaum saßest, sah ich dich. Nathanael antwortet und spricht zu ihm: Rabbi, Du bist Gottes Sohn, Du bist der König von Israel. Jesus antwortete und sprach zu ihm, Du glaubest, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum; Du wirst noch größeres denn das sehen. Und spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf des Menschen Sohn. M. a. Fr. Wie überaus wichtig war nicht für den Erlöser die Wahl seiner Jünger! Darauf, daß sie sich recht mit ihm einlebten, ihn verstanden, mit ganzem Herzen an ihm hingen, so wie darauf, daß sie eben dadurch auch unter einander eng und treu verbunden blieben, darauf beruhte die Gründung seiner Gemeine, der sichere Fortgang seines ganzen Werkes auf Erden. Und der Augenblick drängte, viel Muße war ihm nicht vergönnt, er durfte es nicht darauf wagen, anzunehmen, die er wieder von sich weisen mußte, ob er etwa durch öfteren Wechsel die rechten fände; sondern bald mußte er wählen und sicher. Eben so auf der andern Seite für alle diejenigen, die damals erfüllt waren von der herrlichen Erwartung, die Zeit des Irrthums und 30 so wie darauf, daß] B: und daß 33 Augenblick] B: Augenblik 34–35 anzunehmen, die] B: wenn er auch solche annähme, die 38–2 die Zeit des Irrthums und der Knechtschaft nahe ihrem Ende, das Reich Gottes komme herbei, der lang erwartete Retter werde sich nun bald zeigen,] B: daß die Zeit des Irrthums und der Knechtschaft ihrem Ende nahe, das Reich Gottes herbei komme, und der lang erwartete Retter sich nun bald zeigen werde,
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der Knechtschaft nahe ihrem Ende, | das Reich Gottes komme herbei, der lang erwartete Retter werde sich nun bald zeigen, wie unendlich wichtig war es für | alle diese, daß sie allen verführerischen Stimmen entgingen, und sich nur an den rechten anschlossen mit ihrem redlichen Bestreben der Sache Gottes zu dienen! Und wie herrlich durch den ausgezeichnetsten, wenn gleich anfangs unscheinbaren Erfolg gerechtfertiget, gelang dieser wichtige Schritt dem Erlöser sowol als seinen Jüngern! Wolan so laßt uns diese Erzählung näher betrachten und uns fragen: Wie gingen Jesus und seine ersten Jünger zu Werke, daß sie einander fanden? Was einem jeden unfehlbar gleich auffallen muß, ist wol dieses, daß wir in dieser wichtigen Sache von beiden Seiten durchaus kein künstliches und verwikeltes Verfahren finden, kein langes Besinnen, kein ängstliches Bedenken, keine schwierige Proben, überall keine tief ausgesonnene, lang ausgesponnene Klugheit; sondern daß beide Theile, und das ist es was wir von ihnen lernen wollen, Erstlich höchst schlicht und grade, und zweitens eben so gläubig und vertrauensvoll zu Werke gingen. Beides laßt uns von beiden lernen. I. Zuerst also in der Anknüpfung unserer Verhältnisse eben so grade und schlicht zu Werke gehn, wie unser Herr und wie seine Jünger. | Laßt uns dies von dem Erlöser lernen. – Für ihn kam, wenn er seinen Beruf erfüllen sollte, allerdings sehr viel darauf an, Jünger an | sich zu ziehen und sich mit Anhängern und Verehrern zu umgeben. Die Umstände, unter denen der Erlöser öffentlich auftrat, waren dazu außerordentlich günstig. Alles Volk strömte dem Täufer Johannes zu; 5–8 Und wie herrlich durch den ausgezeichnetsten, wenn gleich anfangs unscheinbaren Erfolg gerechtfertiget, gelang dieser wichtige Schritt dem Erlöser sowol als seinen Jüngern!] B: Und wie herrlich rechtfertiget sich das Verfahren des Erlösers sowol als seiner Jünger bei diesem hochwichtigen Schritt durch den ausgezeichnetsten, wenn gleich anfangs unscheinbaren Erfolg! 8 betrachten] B: betrachten, 12–14 daß wir in dieser wichtigen Sache ... kein künstliches und verwikeltes Verfahren finden, kein langes Besinnen,] B: daß in einer so wichtigen Sache ... kein künstliches und verwikeltes Verfahren beobachtet wird. Kein langes Besinnen finden wir hier, 16–17 sondern daß beide Theile, und das ist es was wir von ihnen lernen wollen, Erstlich] B: sondern wir sehen, daß beide Theile Erstlich 19 Beides laßt uns] B: Beides wollen wir 20 Zuerst also in] B: Zuerst also laßt uns lernen in 23–24 Laßt uns dies von dem Erlöser lernen. – Für ihn kam, wenn er seinen Beruf erfüllen sollte, allerdings sehr viel darauf an,] B: Wir sehen dabei zunächst auf den Erlöser. – Für ihn, wenn er seinen Beruf erfüllen sollte, war es allerdings unumgänglich nothwendig, 8 Jüngern!] A: Jüngern?
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dieser in der Ueberzeugung, der erwartete Messias müsse noch gleichzeitig mit ihm selbst auftreten, hatte Gott gebeten, ihm denselben auf eine unverkennbare Art auszuzeichnen. Diese Bitte war gewährt worden; Jesus wußte dieses, die Art wie Johannes ihn empfing bewies deutlich, daß er ihn für den Messias halte, und wir sehen, Johannes theilte auch diese seine Ueberzeugung seinen vertrauteren Freunden mit. Wie schnellen Vortheil hätte der Erlöser hievon ziehen, wie bald sich mit Glanz und hohem Ansehn umgeben können, wenn es ihm möglich gewesen wäre so zu handeln, wie wir in der Welt so oft handeln sehn. Sollte es wol schwer gehalten haben, den Täufer, bei seiner festen Ueberzeugung dahin zu bringen, Jesum öffentlich vor allem Volk, was zu ihm hinauskam in die Wüste, als den erwarteten Messias auszurufen? Oder wenn auch das nicht, wie leicht war es unter der Hand durch Freunde und Bekannte das Zeugniß, was Johannes Jesu gegeben, unter das Volk zu bringen? Wenn dann derjenige, der von dem größten bewundertsten Manne des Volkes als der noch größere angepriesen ward, sich auf eine ehrfurchtgebietende | Art gezeigt, wenn er vor den Augen der Menge eine von jenen wunderbaren Thaten verrichtet hätte, wie sie ihm hernach immer zu Gebote standen, und | wozu eine natürliche Gelegenheit bei einem solchen Zusammenfluß von Menschen nicht leicht fehlen konnte; wie schnell hätte sich sein Ruf unter dem Volk heben müssen, und wieviel begeisterte Anhänger würden sich gleich um ihn gesammelt haben! Aber von solchen Künsten wußte der Erlöser nichts, und freilich liegt eben in der schlichten Einfalt seines Betragens auch wieder die höchste Weisheit. Denn wären die so gewonnenen ein sicherer Grund gewesen, auf den Er seine Kirche weiter hätte bauen können? Wenn unter der großen Menge, die sich von Johannes taufen ließ, gewiß schon sehr viele waren, die in den wahren Geist seiner Predigt nicht eindrangen, würden es grade die besseren und nur die besseren gewesen sein, die so schnell von ihm zu Jesu übergegangen wären? die auch von Herzen dem Täufer zustimmten, waren sie dadurch schon vorbereitet, den Geist des Erlösers und seines Unternehmens zu fassen? was andres würde bei den meisten zum Grunde gelegen haben als eine irdische Erwartung? Und konnte das einzige Mittel zur allmähligen Reinigung und Erhe3 Diese Bitte] B: Seine Bitte 9 so oft] B: nur zu oft 10–13 den Täufer, bei seiner festen Ueberzeugung dahin zu bringen, Jesum ... als den erwarteten Messias auszurufen?] B: den Täufer, der von der Würde Jesu so fest überzeugt war, dahin zu bringen, daß er Jesum ... als den erwarteten Messias ausgerufen hätte? 18 wenn er vor] B: wenn er sogleich vor 22 heben müssen,] B: verbreiten müssen, 26 wären die] B: wären wol die 29 Geist seiner Predigt nicht eindrangen,] B: Geist der Predigt desselben nicht eindrangen: 30 und nur] B: und immer nur 31 wären? die auch] B: wären? und die auch
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bung des Gemüthes, der vertraute fortwährende Umgang des Erlösers eben so gut bei einem großen bunten Haufen angewendet werden als bei der kleinen Zahl seiner ersten Freunde? Darum konnte auch dem Erlöser nichts in den Sinn kommen, was ihn zu einem so schnel|len aber zweideutigen Erfolg geführt hätte. – Auf der andern Seite, wohin war wol der Erlöser mit seinem Bedürfniß Theilnehmer an seiner Angelegenheit zu finden, | zunächst gewiesen, von woher durfte er eher zuverläßige und, wenn auch nicht schon ganz mit ihm verstandene und einsichtsvolle, doch bildsame Jünger erwarten als eben aus den Jüngern des Johannes? Der Glaube kommt durch die Predigt, das ist der natürliche Weg, und so war es natürlich, daß aus der Predigt des Johannes der erste Glaube an Jesum kam. Auch konnte er weder auf das Gerathewohl aus dem großen Haufen seine ersten Jünger die Grundlage zu seiner künftigen Gemeine herausgreifen wollen, noch wollte er warten, daß Gott sie ihm auf eine wunderbare Weise zuführe, noch wäre es ihm sicher genug gewesen, etwa auf den ersten Eindruk zu trauen, den seine eignen öffentlichen Reden machen würden; denn wie leicht konnte das ein flüchtiger Eindruk sein in einem für das nähere Zusammenleben mit Ihm weder geeigneten noch vorbereiteten Gemüth. Aber die das strenge Leben mit Johannes nicht scheuten, um eine ernste Richtung auf das Reich Gottes zu beweisen und dazu aufzufordern, die waren schon in Einer Hinsicht bewährt und mußten auch wohl zum Theil wenigstens geneigt sein, ihres Meisters Weisung zu folgen, daß sie durch Anschließung an Jesum sich dem großen Ziel am schnellsten nähern, und am meisten dafür wirken würden. Darum hielt Jesus sich nun einige Tage nach seiner Taufe in der Nähe des | Johannes auf, um abzuwarten, ob sich nicht, was so natürlich und wahrscheinlich war, von selbst ergeben würde. Und als zuerst zwei von den Jüngern | des Johannes ihm nachgingen: so weigerte Er sich ihnen nicht, sondern kam ihnen mit Freundlichkeit entgegen, und so wurde auf die einfachste Weise der Bund geschlossen, der sie für das Leben und die Ewigkeit zusammenhielt, und auf die gleiche Weise wurden ihm noch Einige aus derselben Schule hinzugefügt. Möchten wir doch Alle m. Th. Fr. überall eben so handeln, wo wir uns in einem ähnlichen Falle befinden! und wir befinden uns alle bisweilen darin. Denn wer fühlt sich nicht getrieben dies und jenes in seinem Kreise auszurichten, auf das Leben oder auf die Gemüther der Menschen zu wirken, und nichts vermag der Mensch allein, immer 13 Jünger] B: Jünger, 18 konnte das ein flüchtiger Eindruk sein in] B: konnte wenigstens ein flüchtiger Eindruk hervorgebracht werden auch in 23 wohl] B: wol 39–1 und nichts vermag der Mensch allein, immer müssen wir] B: und der Gegenstand sei welcher er wolle, so muß doch immer das erste sein, daß wir
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müssen wir uns Gehülfen und Mitarbeiter suchen, wie der Erlöser that. Je mehr nun unsere Bestrebungen auf das Gute gerichtet sind, auf irgend etwas, das auch zum Reiche Gottes gehört, um desto strenger laßt uns der Regel des Erlösers folgen. Was irgend geschehen soll, um die Liebe zu befestigen, um den Glauben zu stärken, um dem Bösen zu begegnen, um Kraft, Weisheit und Zucht in einzelne Gebiete des Lebens zu bringen, es will auf göttliche Art gewirkt sein, und wir dürfen die göttliche Kraft, die dabei geschäftig ist, nicht verunreinigen. Wenn wir uns nun die Gehülfen dazu auf unrechtem Wege suchen; wenn irgend etwas an|deres als die Gleichheit der Ueberzeugung und Gesinnung sie an uns heften soll, und wir meinen auch solche, die diese nicht mit uns theilen, könnten uns wahrhaft nützlich sein; wenn es uns | gleichgültig ist, wodurch wir das nöthige Ansehn über sie erlangen und behaupten: so werden wir uns gewiß auf eine bedauernswürdige Art täuschen, und weniger ein Werk Gottes fördern, als wenn wir warten, bis uns auf dem allein richtigen Wege wird, was wir brauchen, oder wenn wir mit geringeren Kräften unternehmen, wozu der Augenblik drängt. Und was, wenn es richtig unternommen ist, erfreulich gedeihen soll, das muß auch auf menschliche und natürliche Art gewirkt sein. Wie verkehrt ist es, wenn wir das, was wir wünschen, gleichsam aus Nichts erschaffen wollen, daß es wie vom Himmel gefallen da stehe! keine leerere Einbildung giebt es als diese. Es geschieht nichts, was nicht vorbereitet ist, was sich nicht an ein schon vorhandenes anknüpft, und vergeblich werden wir uns anstrengen, etwas wirklich zu machen, was nicht an der Zeit ist. Nun laßt uns aber auch von den Jüngern lernen, wie sie in ihrer Art bei diesem großen Geschäft eben so schlicht und einfach verfuhren. Die beiden, die Jesu zuerst nachfolgten, und von denen wol gewiß der erzählende Evangelist selbst einer war, waren bis dahin eigentliche Jünger, beständige Begleiter des Täufers gewesen. Als er ihnen aber sagte, daß Jesus derjenige sei, auf den sich seine Verkündigung bezogen habe, da war auch nicht erst | ein langes Ueberlegen, ob es auch 3 auf irgend etwas, das auch zum Reiche Gottes gehört,] B: auf etwas in näherem oder entfernterem Sinne auch zum Reiche Gottes gehöriges, 11 und wir meinen] B: und wenn wir meinen 16–17 wenn wir warten, bis uns auf dem allein richtigen Wege wird, was wir brauchen, oder wenn wir mit] B: wenn wir entweder warten, bis uns auf dem allein richtigen Wege zu Theil wird, was wir brauchen, oder mit 18–20 Und was, wenn es richtig unternommen ist, erfreulich gedeihen soll, das muß auch auf menschliche und natürliche Art gewirkt sein.] B: Eben so gewiß aber ist auch dieses, daß wenn etwas, nachdem es richtig unternommen worden, auch erfreulich gedeihen soll, es auf menschliche und natürliche Art gewirkt sein muß. 23 Es geschieht] B: Es gelingt 29–30 waren bis dahin eigentliche Jünger, beständige Begleiter des Täufers gewesen.] B: hatten sich bis dahin als nähere Jünger, und treue Begleiter zu Johannes dem Täufer gehalten.
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rathsam sei, sich gleich ganz zu Jesu zu halten, sich ihm | gleichsam anzubieten, ob sie nicht auch wol eine Annäherung von seiner Seite erwarten könnten. Da war auch keine weichliche Zärtlichkeit, die sich scheute, den verehrten Meister so plötzlich zu verlassen, und lieber abwarten wollte, bis er seine Laufbahn geendet hätte, oder bis er ihnen wiederholt zugeredet hätte, oder bis es dringender würde sich an Jesum anzuschließen. Wir dürfen es uns ja nicht verbergen, wieviel Gutes durch solche vielfache einander durchkreuzende Rüksichten verzögert wird oder gar verdorben! Wer bei etwas Gutem, was er ernstlich will, erst daran denken kann, ob er sich nicht etwas vergiebt, ob er nicht hie und da anstößt; wer nicht bei Allen, die dasselbe wollen, oder wenigstens wollen sollen, auch dieselbe Selbstvergessenheit voraussezt, und aus dieser Voraussezung handelt, dem fehlt doch die rechte Begeisterung und die rechte Stärke, der wird auch nicht weiter kommen als die welche erst ihren Abschied machen und ihre Todten begraben wollen, denn er legt auch die Hand an den Pflug und siehet zurük. – Und nicht minder lehrreich sind uns die andern. Philippus ruft mit frischer Zuversicht seinem Freunde Nathanael zu, Wir haben den Messias funden. Er hält sich nicht etwa zurük und denkt bei sich selbst, man muß doch auch gegen den Freund das Herz nicht so unbedingt auf der Zunge tragen, man muß sich erst zu versichern suchen, wie er eine Mittheilung von solcher Wich|tigkeit aufnehmen wird, man muß den Augenblik abwarten oder her|beiführen, wo sie den günstigsten Eindruk machen kann. Nathanael macht eben so wenig Umstände, was ihm auffällt, was ihm verdächtig erscheint gradehin zu äußern; und als Philippus, ohne beleidigt zu sein, daß seine Versicherung nicht mehr gilt, und ohne sich nun noch auf Johannis Zeugniß zu berufen, ihm zurief: Komm und siehe, da war jener gewiß zur strengsten Prüfung entschlossen, die ihm so leicht gemacht wird, wie 2 ob sie nicht auch wol eine Annäherung] B: und ob sie nicht erst eine Aufforderung oder Annäherung 6–7 zugeredet hätte, oder bis es dringender würde sich an Jesum anzuschließen.] B: zureden würde, und es ihnen recht dringend machen, daß sie sich an Jesum anschließen sollten. 8 Gutes durch] B: Gutes zu allen Zeiten durch 9 wird] B: wird, 20–24 man muß doch auch gegen den Freund das Herz nicht so unbedingt auf der Zunge tragen, man muß sich erst zu versichern suchen, wie er ... aufnehmen wird, man muß den Augenblik abwarten ... machen kann.] B: man müsse doch auch gegen den Freund das Herz nicht so unbedingt alles auf der Zunge tragen, sondern sich erst zu versichern suchen, wie er ... aufnehmen werde, und mit Klugheit den Augenblik abwarten ... machen könne. 27 nicht mehr gilt,] B: nicht schnelleren Glauben fand, 28 ihm zurief:] B: ihm nun zurief, 29–1 entschlossen, die ihm so leicht gemacht wird, wie sie gewöhnlich grade bei den wichtigsten Dingen am leichtesten ist.] B: um so mehr entschlossen, je leichter sie ihm gemacht ward, wie sie denn, Gott sei Dank, grade bei den wichtigsten Dingen gewöhnlich am leichtesten ist. 15–17 Vgl. Lk 9,59–62
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sie gewöhnlich grade bei den wichtigsten Dingen am leichtesten ist. O möchten wir doch immer so handeln, wenn wir für die wichtigen Zweke, denen unser Leben gewidmet ist, einen Führer suchen, oder wenn wir einen gefunden haben, unter dem wir gern alles, was wir lieben, vereinigen möchten. Wie einfach und sicher und im wahrhaft großen Styl des Lebens ist dieses Verfahren. Wenn uns ein solcher dargeboten wird, wie sollten wir nicht unsre Bedenklichkeit frei heraus äußern und ihnen auf den Grund gehn, damit wir nicht aus Gefälligkeit einen falschen Schritt thun, der unser ganzes Leben verwirren müßte? Wenn wir einen solchen Fund gemacht haben, daß unser Leben einen neuen Halt, eine neue bestimmte Richtung gewonnen hat: wie könnten wir das denen, die wir lieben, verschweigen, aber wie auch anders als gern und willig, was sie zu thun haben, ihrer eigenen Prüfung überlassen; denn in so wichtigen Dingen muß jeder für sich selbst stehn. | II. Aber wenn wir das großartige Verfahren Christi und seiner Jünger nachahmen wollen, müssen wir auch zweitens eben so gläubig und vertrauenvoll zu Werke gehn. Gläubig und voll Vertrauen, das suchen wir natürlich zuerst bei den Jüngern. Wie kamen sie doch zu der herrlichen, für sie und das ganze Menschengeschlecht so wohlthätigen Ueberzeugung, Wir haben den Messiam funden? – Zuerst glaubten sie dem Zeugniß anderer bewährter Männer. Johannes und Andreas dem Täufer, Petrus seinem Bruder Andreas, und Nathanael ging doch auch, als Philippus sprach, komm und siehe. Wir können zwar nicht, und sollen auch nicht, auf Glauben irgend jemand lieben und verehren, weil Andere es thun. Das wäre nicht die wahre, sondern eine unwürdige Selbstverläugnung, und wer bei einer so unnatürlichen Art sich mit Anderen zu verbinden dann übel führe, wie kaum anders zu erwarten, der würde nur um so schwerere Verantwortung haben, denn jeder soll auch vorzüglich hierin seines eigenen Glaubens leben, und nicht eher sein Verhältniß für sicher halten, bis er wie jene Samariter sagen kann, Wir glauben nun nicht mehr um deiner Rede willen, sondern um deswillen, was wir selbst gesehen und gehört haben. Aber wenn das Zeugniß lieber 2 immer so handeln,] B: immer eben so handeln, 3 Zweke,] B: Zwekke, 14 in so wichtigen Dingen muß jeder] B: in den wichtigsten Dingen muß auch am meisten jeder 18 vertrauenvoll] B: vertrauensvoll 23–24 Männer. Johannes und Andreas dem Täufer, Petrus seinem Bruder] B: Männer; Johannes und Andreas glaubten dem Täufer, Petrus glaubte seinem Bruder 30 haben,] B: haben; 32–34 Vgl. Joh 4,42
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und bewährter Menschen uns auf Einen vorzüglich hinweiset, als auf den, in welchem unsere Gesinnungen werden erfüllt werden: so müssen wir wenigstens aufmerken und ver|suchen. Die Stimme derer, | die wir lieben und die unsere Gesinnungen theilen, ist in sofern wenigstens eine Gottesstimme; und wer auf diese hin gar nichts thun will, wer ihr beharrlich nur eigensinnige Vorurtheile und weit hergeholte Bedenken entgegensezt, der kann doch nur ein gleichgültiger sein, dem es wenig Ernst ist mit seinen guten Absichten. Denn er vernachläßigt offenbar die Art, wie alle große Wirkungen unter den Menschen zu Stande kommen. Ohne Aufmerksamkeit auf diese Stimme bliebe die Wirksamkeit eines jeden nur auf diejenigen beschränkt, die ihn zufällig unmittelbar berühren; und selbst Christus, ohnerachtet seine Lebensweise mehr geeignet war, ihm Menschen unmittelbar nahe zu bringen, wäre doch für seinen Zwek umsonst erschienen, wenn nicht, wie einer sagte: „Wir haben den Messias funden, kommt und seht“ wenigstens Aufmerksamkeit wäre erregt worden, und die Lust den Versuch zu machen, ob seine Lehre von Gott sei. – Was nun aber freilich dazu kommen mußte und sie erst fest hielt bei Jesu, das war das Vertrauen auf den Eindruk, den sein ganzes Wesen auf sie machte. Vielleicht scheint es manchen bedenklich, wenn ich dies, was in einem so ausserordentlichen Falle recht war, wo man eine besondere Leitung des göttlichen Geistes in den auserwählten Werkzeugen Gottes annehmen kann, auch auf andere menschliche Verhältnisse anwenden will. Wie oft täuscht uns nicht der erste Eindruk, wie oft fassen wir auf den Anblik eines Menschen eine persönliche Vorliebe, die sich | hernach keinesweges | rechtfertigt, wie oft schleicht sich bei der ersten Annäherung einer in unser Herz ein, dem wir seinen Plaz bald wieder nehmen müssen! Haben wir also nicht alle Ursache, dieser ersten Einwirkung mehr zu mißtrauen als zu vertrauen? Ich denke aber, wenn wir nur dem Beispiel der Jünger ganz und recht folgen, wird sich auch dieses Bedenken heben. Es war ja nicht die Gestalt, nicht die Gesichts2 in welchem unsere Gesinnungen werden erfüllt werden:] B: durch welchen unsere Gesinnungen sollen gereiniget und unsere Hoffnungen erfüllt werden: 4–5 unsere Gesinnungen theilen, ist in sofern wenigstens eine Gottesstimme;] B: unsere Denkungsart theilen, ist wenigstens in sofern eine Gottesstimme; 7 entgegensezt,] B: entgegenstellt, 7–8 dem es] B: welchem es 8 vernachläßigt] B: vernachlässigt 18 sie erst] B: jene Männer erst 20 es manchen] B: es indeß manchem 21–23 wo man ... annehmen kann,] B: und wobei wir ... annehmen dürfen, 24–27 auf den Anblik eines Menschen eine persönliche Vorliebe, die sich hernach keinesweges rechtfertigt, wie oft schleicht sich bei der ersten Annäherung einer] B: durch den Anblik eines Menschen bestochen eine persönliche Vorliebe, die sich keinesweges rechtfertigt, wie oft schleicht sich bei der ersten Annäherung auch ein solcher 5 hin] so B; A: hier
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züge, nicht das erste freundliche Betragen, sondern der Evangelist erzählt, sie blieben denselben ganzen Tag bei ihm, und da lernten sie erkennen seine Herrlichkeit als die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit, und konnten zuversichtlich ihren Freunden und Brüdern sagen: Wir haben den Messias funden. Wie die Bekanntschaft dieser beiden mit Christo ganz auf die gewöhnliche Weise anfing mit den Fragen: was suchet ihr, und wo bist du zur Herberge: so wird sie auch an diesem Tage auf dem gewöhnlichen Wege fortgegangen sein. Nicht die tiefsten Geheimnisse seiner Sendung, die sie auch späterhin nur unvollkommen verstanden, hat er ihnen an diesem Tage geöfnet; aber doch kann es nicht gefehlt haben an Gesprächen über das Reich Gottes, das sie suchten, über den Meister, von dem sie kamen, über das Volk, das ihm zuströmte, über dessen Häupter, die ihm entgegen waren; und der Eindruk, den die Aeußerungen Christi hierüber auf sie machten, der war es, dem sie vertrauten; und einem solchen werden auch wir immer mit Recht ver|trauen können. Ja, | m. Fr. wenn wir reines Herzens zu einem Menschen kommen, um ihn zu schauen, wenn es uns nicht darauf ankommt, wie er uns gefallen wird oder wir ihm, wenn wir rein sein inneres Wesen erkennen wollen, seine Gesinnung über göttliche Dinge und über die wichtigsten Verhältnisse des Menschen: so wird uns ein richtiger Eindruk nicht leicht fehlen, wenn wir nur zu solchen Berührungen mit ihm kommen, wie sie sich ja leichtlich finden unter Menschen, denen das Leben nicht ein bloßes Spiel ist. Den einfältigen Kindern des Lichtes kann auch der Teufel sich nicht in einen Engel des Lichtes verstellen, daß sie es nicht bald merken sollten. – Aber zu dem gläubigen der Jünger rechne ich auch noch dieses, daß sie sich mit Jesu vereinigten, wie sie ihn fanden. Selbst der bedenkliche Nathanael fragt nicht, das ist alles recht schön, aber wo sind deine Freunde und Anhänger? wo sind deine Verbindungen unter dem Volk und den Vornehmen? welches sind deine Hülfsmittel, mit denen du den Bau hinaus führen willst? sondern wie er nur bemerkt hat, daß es Jesu an dem innern Vermögen, an den inneren Hülfsmitteln nicht fehlt, ist er ganz beruhigt. Und so laßt auch uns immer denken, zumal wenn wir an den Anfang eines bedeutenden Werkes mit berufen werden. Es muß 5 sagen:] B: sagen, 10 die sie auch späterhin] B: die sie noch lange Zeit hernach 12–14 Gottes, ... Meister, ... Volk, ... Häupter,] B: Gottes ... Meister ... Volk ... Häupter 14–16 Eindruk, den die Aeußerungen Christi hierüber auf sie machten, der war es, dem sie vertrauten; und einem solchen werden] B: Eindruk, den Christi Antworten und Aeußerungen über diese Gegenstände auf sie machten, der war dasjenige, worauf sie vertrauten, einem solchen aber werden 18–19 schauen, ... wir ihm,] B: schauen; ... wir ihm; 26–27 zu dem gläubigen der] B: zu dem gläubigen Verhalten der 29 fragt nicht, das] B: fragt nicht etwa, Das 31 deine Hülfsmittel,] B: die Hülfsmittel,
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ja doch überall einen Anfang geben, der äußerlich so gut ist als nichts, wenn aber das Innere vorhanden ist, so sieht ein gläubiger Muth voraus, daß aus diesem sich das Aeußere | entwikeln werde. Fehlt uns die|ser Muth, will niemand sich einem guten und schönen Werke hingeben, bis er auch schon den äußeren Anfang gemacht sieht, und die hinreichenden Kräfte zur Fortsezung mit Augen sehen und mit Händen greifen kann; will niemand sich den Anfängern und Gründern anschließen zuerst und im Vertrauen auf den Geist, den sie erwekken werden: dann wird nichts Großes in der Welt zu Stande kommen. Eben darum aber gebührt auch besondere Verherrlichung und Dankbarkeit denen, die mit diesem gläubigen Muthe vorangehn. Nun laßt uns aber auch von Christo bei eben dieser Gelegenheit Glauben und Vertrauen lernen. – Denn viel Glauben und Vertrauen zeigt sich doch zuerst in der Annahme der Jünger. Groß konnte die Anzahl derer nicht sein, mit denen sich Christus so unmittelbar umgab, und die seine nächsten Schüler sein sollten. Welcher Glaube gehörte dazu solche einfache Werkzeuge für die rechten zu halten, ohne ausgezeichnete Talente, ohne schon erworbene Schriftgelehrsamkeit, ohne Vorzüge der Geburt, ohne alle bedeutende Verbindungen in der Welt. Wie vieles fehlte ihnen also von dem, wodurch man gewöhnlich das Gedeihen menschlicher Unternehmungen gesichert glaubt. Oder war die Sache Jesu etwa so, daß sie von alle diesem gar keinen Gebrauch machen konnte? Verdankt nicht die christliche Kirche am meisten dem späteren Apostel, der in der Schriftgelehrsamkeit erzogen war? | verdankt sie nicht | zu allen Zeiten gar vieles menschlicher Wissenschaft und Einsicht? haben nicht Fürsten und Könige viel mitgewirkt, das Christenthum auszubreiten und zu retten? Freuen wir uns nicht besonders, wenn die Angesehenen in der Welt es ernstlich meinen mit unserem Glauben, und vorleuchten mit einem christlichen Leben? Welches Vertrauen also, daß der Erlöser gar nicht bedenklich war, ohne alle diese Hülfsmittel mit den Jüngern, wie sie eben waren, 1 nichts,] B: nichts; 10 darum aber gebührt] B: darum gebührt 11 vorangehn.] B: den Schwächern vorangehn. 14 in der Annahme der Jünger.] B: in seiner Annahme dieser Jünger. 17 gehörte dazu] B: gehörte also dazu 17–18 halten, ohne] B: halten, Männer ohne 20 Welt. Wie vieles fehlte ihnen also von dem,] B: Welt, kurz, denen so vieles fehlte von dem, 22 etwa so,] B: etwa von der Art, 23 nicht die] B: nicht vielmehr die 28 nicht besonders,] B: nicht mit Recht besonders, 31 ohne alle diese Hülfsmittel mit den Jüngern, wie sie eben waren,] B: mit diesen Jüngern, wie sie sich ihm darstellten, ohne alle jene Hülfsmittel 5 und] B: nnd 24–25 Anspielung auf Paulus
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die große Sache zu beginnen! Welche Zuversicht, daß Gott sich nur um so mehr verherrlichen werde, wenn sein Geheimniß anfänglich den Weisen verborgen blieb, und nur den Unmündigen offenbart wurde! Was suchte der Erlöser darunter? an dieser einfachen Gestalt sollte sich die Gesinnung desto herrlicher und reiner entwikeln, sollte der Geist des Herrn desto herrlicher leuchten und alles in allem sein, alles allein wirken. Worauf rechnete er bei diesen Jüngern? auf die Kraft des göttlichen Wortes aus seinem Munde, auf die ewige und freilich unendliche Kraft der Liebe, durch die sie alles werden sollten, was ihnen noch fehlte. O m. Br. möchten wir alle in demselben Glauben stark sein! Möchte das eine recht kräftige, unser ganzes Leben leitende Ueberzeugung in uns allen sein, daß es vorzüglich beim Anfang eines jeden wichtigen Unternehmens auf nichts so sehr ankomme als auf die Reinheit der Gesinnung, auf die ungefärbte Liebe zur Sache; daß wir in Gefahr sind, alles zu verderben, wenn wir irgend anderer guten | Eigenschaf|ten und Verhältnisse wegen Menschen hineinverflechten, denen es an jenen fehlt; daß wir langsamer aber desto sicherer gehen, wenn wir uns nur an die halten, die die Sache aus reinem Herzen lieben, und sich ihr ganz hinzugeben bereit sind. Aus diesem Kern wird sich dann alles entwikeln, was nöthig ist, und Gott wird den Glauben segnen. – Und welch fest gegründetes Vertrauen spricht aus den lezten Worten des Erlösers in unserm Text: „Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herabfahren auf des Menschen Sohn.“ Ohne daß wir uns auf die nähere Bedeutung dieser Worte einlaßen, sehen wir doch, der Erlöser erklärt dadurch, sein eigentliches Werk sei nunmehro begonnen, und der ununterbrochene Fortgang desselben gesichert. Welch ein Vertrauen, da doch erst ein so kleines Häuflein versammelt war! Wie klein es aber auch war, die beiden Hauptbestandtheile, welche seine Kirche niemals entbehren kann, und welche sich in derselben immer das Gleichgewicht halten müssen, diese waren da. Dies sind nemlich auf der einen Seite die dem Herzen vertrauenden, einem tiefen Eindruk sich auch sicher hingebenden Gemüther, wie Johannes, Andreas, Philippus, auf der andern die bedenklichen streng prüfenden wie Nathanael. Diese waren da, waren innig unter einander verbunden, und der Erlöser rechnete sicher darauf, wie er diese wenigen von 12 sein,] B: werden, 17 an jenen fehlt;] B: an jener Hauptsache fehlt; 22 spricht aus den] B: spricht nicht auch zweitens aus den 22 Text:] B: Text. 31–32 waren da. Dies sind nemlich] B: waren auch unter der kleinen Anzahl schon zu finden. Dies sind nämlich 22 „Von] so B; A: Von
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beiden | Arten gefunden, so werde er mehrere finden, und jeder werde wiederum mehrere von sei|ner Art an sich und nach sich ziehen. Das ist geschehen, der Erfolg hat seinen Glauben gerechtfertigt, niemals haben diese beiden Denkungsarten gefehlt in seiner Gemeine. Die eine hat die andre belebt, daß sie nicht in Kälte ausartete, diese wiederum hat jene behütet vor thörichten Täuschungen. Möchten wir nur Alle glauben, daß wo diese beiden vereinigt sind eine göttliche Führung unverkennbar sei. Möchten wir nie erschrekken, wenn beide in Liebe verbunden, doch bisweilen in Streit mit einander zu sein scheinen. Möchten wir nur niemals in keinem menschlichen Werk und Verein diesen Streit fürchten, und deshalb etwa die eine oder die andere ausschließen wollen, sondern fest vertrauen, daß solcher Verein wohl gegründet sei, weil er eben so gegründet ist, wie Jesus seine Kirche gründete, und daß wenn beide Theile dieselbe feste und treue Gesinnung haben, dieselbe reine Liebe zur Sache wie die ersten Jünger, auch das Werk seinen Fortgang haben wird, wie die Kirche Jesu ihn hatte! Wolan, m. Fr., mit dieser Einfalt und diesem Glauben Christi und seiner Jünger laßt uns in dieses Jahr eintreten, und beide darin bewahren. Laßt uns trachten nach dem Zeugniß eines einfältigen Wan|dels vor Gott, und in allem, je wichtiger es uns ist, um desto weniger viel Künste suchen. Laßt uns, wenn zu allem guten, woran auch wir arbeiten möchten, nur wenig Kräfte vorhanden zu | sein scheinen, des Vertrauens leben, daß wenn nur wir den guten Willen dazu mitbringen, Gott schon wissen wird, diese Kräfte zusammen zu halten, zu stärken, zu mehren, und zu seiner Zeit sein Werk herrlich hinauszuführen. Amen.
9–10 bisweilen in Streit mit einander zu sein scheinen. Möchten wir nur niemals in keinem menschlichen Werk] B: bisweilen über das was Lehre und Leben in der Kirche betrifft in vorübergehendem Streit mit einander erscheinen. Ja möchten wir auch in keinem andern mehr menschlichen Werk 11–12 die andere ausschließen wollen, sondern fest vertrauen, daß solcher Verein] B: die andere dieser Denkungsarten ausschließen wollen; sondern fest vertrauen, daß auf solches Zusammensein dieser beiden Denkungsarten jeder menschliche Verein 16 ihn hatte!] B: ihn hatte und nie aufhören wird zu haben. 18 uns in dieses] B: uns auch in dieses 20 Gott,] B: Gott; 24 wird,] B: wird 25 und zu seiner Zeit] B: und durch sie zu seiner Zeit
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M. a. Fr. Seit langer Zeit schon haben viele Christen besorgt, die hohe und göttliche Verehrung gegen den Erlöser, wie die Kirche sie ausspricht, müsse ihn unsern Augen so weit entrüken, daß alles, was uns von seinem Leben auf Erden und von den einzelnen Vorfällen desselben bekannt geworden ist, auf das unsrige nicht mehr einen entscheidenden und gleichsam nöthigenden Einfluß haben könne, weil nemlich der Maaßstab der Vergleichung zwischen ihm und uns verloren gehe; sie haben deswegen gemeint, es dürfte heilsamer sein, ihn nicht so weit über uns ganz in die Gottheit hinauf zu erheben, und als einen völlig Unerreichbaren zu verehren. Dies mag oft gut gemeint gewesen sein, | aber irrig ist es immer; und immer liegt auch wol | eine von Verderbtheit des Herzens, wenn gleich unbewußt, nicht ganz freie Klügelei des Verstandes dabei zum Grunde. Denn niemals können wahre Christen den herzlichen Glauben an das Göttliche im Erlöser zum Vorwande gebraucht haben, um sich den Anforderungen zu entziehen, welche das Vorbild, so Er uns gelassen, an einen jeden von uns macht. Oder wie? wenn Er unser Bruder geworden ist in allem, was in reinem Sinne die Schwachheit unserer menschlichen Natur ist ohne Sünde: sind nicht auch wir seine Brüder geworden in allem, was 2 Gespräch] B: Gespräche 4–13 Seit langer Zeit ... Unerreichbaren zu verehren.] B: Schon immer haben viele Christen die Besorgniß gehegt, die hohe und göttliche Verehrung, welche die Kirche einmüthig seit so vielen Jahrhunderten dem Erlöser erweiset, müsse ihn, wenn wir uns die Sache recht deutlich machen, unsern Augen so weit entrüken, daß alles, was uns von seinem Leben auf Erden und von den einzelnen Vorfällen desselben bekannt geworden ist, auf das unsrige einen weit weniger entscheidenden und gleichsam nöthigenden Einfluß haben könne, weil nämlich dadurch jeder Maaßstab der Vergleichung zwischen ihm und uns verloren gehe. Sie haben deswegen gewünscht, der Glaube möchte ihn nicht so weit über uns und ganz in die Gottheit hinauf erheben, damit wir ihn nicht zugleich als einen völlig Unerreichbaren verehren müßten. 10 ihm und] B: ihn und 2 Predigt zum 2. Sonntag nach Epiphanias am 19. Januar 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Pischons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 431– 439
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in Ihm göttliche Kraft heißt, so weit sie sich nemlich in seinem Leben offenbart, wenn gleich sie sich weit schwächer nur und unvollkommner in dem unsrigen darstellen kann? Ja, wir sind seine Brüder durch jene von Ihm ausgehende Mittheilung des Geistes, ohne welche wir überall in dem Verhältniß nicht stehen, daß Er uns wahrhaft angehört und wir Ihm. Etwas ganz anderes freilich ist es, wenn von dem besonderen Berufe des Erlösers die Rede sein soll, von der für ihn nothwendigen Lebensweise, in welcher allein er sein großes Werk beginnen und fördern konnte. Aus dieser eigenthümlichen Lebensweise, dem Mangel eines eigenen häuslichen Heiligthums, dem bürgerlich geschäftslosen Umherwandern entstanden allerdings Verhältnisse, welche gerade so die wenigsten unter uns theilen können, und daher bildet man | sich leicht ein, wir könnten nur hie und da einiges und für unsern innigsten Wunsch viel | zu weniges aus dem Leben des Erlösers auf uns anwenden. Aber laßt uns wol erwägen und zusammenrechnen, wieviel Segen für sein eignes Leben troz jenes Anscheins jeder Verehrer Jesu aus der Betrachtung des Lebens desselben immer gehabt habe! laßt es uns als eine eigne Veranstaltung Gottes dankbar bewundern, daß ohngeachtet jener Verschiedenheit fast nichts vorkommt in dem Leben des Erlösers, was uns nicht höchst lehrreich und erweklich sein könnte für das unsrige! Ja m. Fr. laßt besonders uns, die wir in dieser Zeit leben, es recht erkennen, wie auch jene scheinbare Verschiedenheit des Berufs und der Lebensweise jezt weit geringer ist als irgend sonst, jezt wo alle beschränkten persönlichen Verhältnisse, jeder besondere auf etwas einzelne gehende Beruf als eine Kleinigkeit erscheint gegen den allgemeinen, nemlich mit allen Kräften, die jeder in sich fühlt, zu erhalten, zu stüzen, zu verbreiten und fortzupflanzen die gemeinsamen 1 nemlich] B: nämlich 3–6 Ja, wir sind ... und wir Ihm.] B: Ja, wir sind seine Brüder in diesem Sinne durch jene von ihm ausgehende Mittheilung des Geistes, ohne welche wir überall in das Verhältniß noch nicht eingetreten sind, daß er wahrhaft uns angehört und wir Ihm. 7–8 Berufe] B: Beruf 8–9 nothwendigen Lebensweise, in welcher allein er sein] B: nothwendigen uns aber fremden Lebensweise, in welcher allein er zu seiner Zeit sein 10–13 Aus dieser ... theilen können,] B: Aus dieser eigenthümlichen Stellung, aus dem Mangel eines eigenen häuslichen Heiligthumes, aus dem bürgerlich geschäftslosen Umherwandern entstanden allerdings Verhältnisse, welche gerade in dieser Gestalt nicht leicht jemand unter uns theilen kann; 14 einiges] B: einiges, 16–18 wieviel Segen für sein eignes Leben troz jenes Anscheins jeder Verehrer Jesu aus der Betrachtung des Lebens desselben immer gehabt habe!] B: wieviel Segen für seinen eignen Wandel die Betrachtung des Lebens Jesu jedem Verehrer desselben troz jenes Anscheines von Unanwendbarkeit doch immer gebracht hat! 22 laßt besonders uns, die wir in dieser Zeit leben, es] B: besonders wir, die wir in einer so ungewöhnlichen Zeit leben, sollten es 26 Beruf] B: Beruf, 27 nemlich] B: nämlich
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Güter, auf denen jede Hofnung unseres Herzens sich gründet. Denneben dieser allgemeine Beruf, dem wir jezt mit Hintansezung alles anderen unser ganzes Dasein, so weit es die Sache erfordern mag, widmen zu müssen fühlen, eben er war der besondere Beruf des Erlösers. Und so kann es denn uns vorzüglich nicht fehlen, daß jede Betrachtung über einen einzelnen dahin gehörigen Vorfall aus seinem Leben von dem größten Segen für uns sein muß. Möge es denn auch die heutige sein. | Text. Joh. 4, 4–26. Er mußte aber durch Samariam reisen. Da kam er in eine Stadt Samariä, die heißt Sichar, nahe bei dem Dörflein, das Jakob seinem Sohn Joseph gab. Es war aber daselbst Jakobs Brunnen. Da nun Jesus müde war von der Reise, sezte er sich also auf den Brunnen, und es war um die sechste Stunde. Da kommt ein Weib von Samaria Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr, gieb mir zu trinken. Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, daß sie Speise kauften. Spricht nun das Samaritische Weib zu ihm: Wie bittest du von mir zu trinken, so du ein Jude bist und ich ein samaritisches Weib? denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkennetest die Gabe Gottes, und wer der ist, der zu dir sagt, gieb mir zu trinken: du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser. Spricht zu ihm das Weib, Herr hast du doch nichts damit du schöpfest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser? Bist du mehr denn unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat, und er hat daraus getrunken und seine Kinder und sein Vieh? Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer dieses Wassers trinkt, den wird wieder dürsten; | wer aber das Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den | wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt. Spricht das Weib zu ihm, Herr gieb mir dasselbige Wasser, auf das mich nicht dürste, daß ich nicht herkommen müsse zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr, Gehe hin, rufe deinen Mann und komme her. Das Weib antwortete und sprach zu ihm, Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr, Du hast recht gesagt, ich habe keinen Mann. Fünf Männer hast du gehabt, und den du nun hast, der ist nicht dein Mann. Da hast du recht gesagt. Das Weib 19 samaritisches Weib?] B: Samaritisches Weib? 4 müssen] B: wissen
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spricht zu ihm, Herr ich sehe, daß du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und Ihr sagt, zu Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr, Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Ihr wisset nicht, was ihr anbetet: wir wissen aber was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit und ist schon jezt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will auch haben, die ihn also anbeten. Gott ist ein Geist und die | ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Spricht das Weib zu ihm, ich weiß daß Messias kommt, der da | Christus heißt; wenn derselbe kommen wird, so wird er es uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr, Ich bin es, der mit dir redet. Alles was diese einfache Erzählung Schönes und Rührendes enthält uns anzueignen, und die köstlichen Worte Jesu alle gebührend zu erklären und in Erwägung zu ziehen, würde sehr weit das Maaß unserer Betrachtung überschreiten. Wir wollen uns daher auch weniger auf den Inhalt des Gesagten näher einlassen, als vielmehr nur auf die ganze Handlungsweise des Erlösers in dieser Unterhaltung achten, und was eine unmittelbare Anwendung auf unser gemeinsames Leben findet, herausnehmen.
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I. Zuerst muß wol jedem merkwürdig sein, wie der Erlöser von einem ganz gewöhnlichen Vorfall, von einer unter den kleinsten Kleinigkeiten im menschlichen Leben ausgehend, seinem Gespräch mit einer ihm ganz unbekannten Person die Richtung zu geben weiß auf die höchsten Wahrheiten seiner Lehre und auf den Zwek seiner Erscheinung auf Erden. – Es ist etwas eigenthümliches und herrliches in der Lehrart des Erlösers, daß überall die gewöhnlichen Dinge des menschlichen Lebens ihm zu Bildern dienen, durch die er auf die großen Wahrheiten seiner Lehre, auf | das höhere Leben das er gründen wollte, auf das Verhältniß des Menschen zu Gott hinleitet; | zu Veranlaßungen, um die Menschen auf ihren innern 28–33 Es ist etwas ... zu Gott hinleitet;] B: Es ist etwas eigenthümliches und herrliches in der Lehrweise des Erlösers, daß überall auf die ungezwungenste Art die gewöhnlichen Dinge des menschlichen Lebens ihm zu Bildern dienen, in denen sich die großen Wahrheiten seiner Lehre darstellen, zu Anspielungen auf das höhere Leben das er gründen wollte und auf das durch ihn zu vermittelnde Verhältniß des Menschen zu Gott, 33 Menschen auf] B: Hörer auf 14 Jesus ... redet.] so B; fehlt in A.
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Zustand, auf ihre geistigen Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Speise und Trank gebraucht er schon öfters so; und auch hier fängt er so an; indem er Wasser fordert, um den Durst des Ermüdeten zu löschen, lenkt er auf das hin, was dem Menschen die Kraft des höheren Lebens verbürgen, was ihn auf ewige Weise stärken soll. Ja als er schon jene herrlichen Worte gesprochen hatte, worin er eine Lebenskraft verheißt, die allem Durst und allem Bedürfniß ein Ende macht, und er seinen Zwek doch nicht erreichte, weil die Frau, mit welcher er sprach, ihn entweder nicht verstand, oder sich nicht weiter mit ihm einlassen wollte: so fing er von einem andern Ende an, von dem was er, wir wissen nicht wie, über ihre persönlichen Angelegenheiten wußte, und was sich eignete, sie auf das Innere ihres Gemüths und auch auf ihre geistigen Bedürfnisse hinzuführen. Da gelang es ihm daß sie ausrief, Herr du bist ein Prophet, da war sie wo er sie haben wollte, und trug ihm nun vor die wichtige Streitfrage zwischen seinem und ihrem Volke, welche beide in einer langen und hartnäkigen Feindschaft lebten. Laßt uns, m. Fr., nicht auch dies lediglich auf den Stand des Erlösers rechnen! Allerdings hatte er seinen Beruf als Lehrer des Volkes schon angetreten, war schon als solcher bekannt in Galiläa, wo er erzogen war, schon so aufgetreten an einem hohen | Feste zu Jerusalem. Aber in der Gegend, die er jezt bereiste, unter den Samaritern, die keinen Theil | nahmen an den gemeinsamen jüdischen Festen, sondern an einem andern Ort anbeteten, und von aller Gemeinschaft mit den Juden ausgeschlossen waren, unter diesen war er unbekannt. Er stand ein Fremder vor der Fremden, und fing an, wie es auch noch täglich unter uns geht, von den gewöhnlichen Kleinigkeiten des Lebens zu reden, eine höfliche Bitte an sie richtend, und doch, ohnerachtet sein Stand ihr unbekannt war, scheute er sich nicht sie auf alle Weise auf die wichtigste Angelegenheit des Lebens hinzuführen. O m. Fr. möchten diesem Beispiel wir alle folgen! Wieviel Zeit widmen wir nicht dem mannigfaltigen geselligen Verkehr mit unsern Brüdern! Nicht viele giebt es wol unter uns, die sich nur auf einen kleinen Kreis enge verbundener Menschen beschränken, unter denen es nicht erst eines besonderen Vorwandes und einer Gelegenheit bedarf, um von den wichtigsten Angelegenheiten des Lebens auch einmal zu sprechen, sondern wo diese schon von selbst zu den Gegenständen der Unterhaltung gehören: aber in jenen weiteren Kreisen, in 3 er so an;] B: er wieder damit an; 5 ihn auf] B: ihn geistig auf 15 trug ihm nun vor die] B: befragte ihn nun über die 27–28 doch, ohnerachtet sein Stand ihr unbekannt] B: dennoch, ohnerachtet auch ihr sein Stand unbekannt 32–33 einen kleinen Kreis] B: einen solchen kleinen Kreis 37–1 in welche] so B; A: an welche
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welche wir Alle mehr oder minder verflochten sind, wo die Menschen nicht so vertraut als in engeren Freundschaftsbündnissen, aber auch nicht so fremd einander gegenüberstehn wie der Erlöser der Samariterin, wie verweilen wir da so viel und lange nur bei Kleinigkeiten, nur bei einzelnen geringfügigen Vorfällen des Lebens! und | wenn von persönlichen Verhältnissen auch nicht bloß der Abwesenden die Rede ist, wie selten geschieht es auf eine solche Art, daß dadurch eine heilsame Betrach|tung entwikelt, daß das Herz aufgeregt würde die Kleinigkeiten auf das Große zurükzuführen! Wie selten geht uns aus allem Zusammensein, welches bestimmt ist das irdische Leben zu erheitern, das Andenken an die Sorgen desselben wohlthätig zu erlöschen, wenn ja diese Zwekke erreicht werden, noch sonst etwas bleibend Gutes hervor. Keinesweges will ich die Anforderung machen, es sollte aus unsern Gesellschaften die anmuthige Freude, das leichte erheiternde Wesen verbannt sein, und wir sollten nur ängstlich trachten einander in das Innerste des Herzens zu sehn und von hohen und göttlichen Dingen zu reden. Nein; aber kann und soll es eigentlich wol einen Augenblik geben, wo in dem Gemüth des Christen das Verlangen sich gar nicht regte, mit allem dem, was in seinem Inneren so herrlich und lebendig wohnt, auch denen, für die und mit denen er in engeren oder weiteren Kreisen lebt, in der That zur Förderung und Stärkung ihres inneren Lebens zu gereichen? Fühlet ihr nicht alle, wie dieses Verlangen, welches die wahre christliche Liebe bezeichnet, sich auch durch alle wahrhaft schuldlosen leichteren Freuden und Scherze hindurchziehen kann, und wie es uns schon den schiklichen und günstigen Augenblik angeben wird, wo wir auch in minder vertrauten Kreisen wie der Erlöser unsere gesellige Mittheilung von den Kleinigkeiten in die gro|ßen Gegenstände hinüberspielen können? Betrachtet recht die heitere belebende Stimmung, mit der wir aus einem unschuldig frohen Kreise herausgehen, erwäget wie ver|schiedener Art sie sein kann! Wie wenig tragen wir davon, wenn unter den erheiternden Gesprächen und Scherzen, unter den Bestrebungen Wiz und Laune anzuregen und spielen zu lassen, nichts wahrhaft bedeutendes sich herausgehoben hat! wie leicht verliert sich jeder Nachklang dieser Stimmung, wenn wir wieder schöpfen müssen aus dem Becher der Sorgen! wie schnell verzieht sie sich wieder unter den Geschäften und Mühseligkeiten des Lebens! Scheiden wir aber aus einem solchen Kreise nicht 9–13 geht uns aus allem ... erheitern, das Andenken ... noch ... Gutes hervor.] B: geht aus allem ... erheitern und das Andenken ... auch noch ... Gutes für uns hervor. 13 es sollte] B: es solle 14–15 erheiternde Wesen] B: erheiternde Gedankenspiel 29 heitere belebende Stimmung,] B: heiter belebte Stimmung, 30 herausgehen, erwäget] B: heraustreten, und erwäget 34–35 Nachklang dieser Stimmung, wenn wir] B: Nachklang einer solchen Stimmung, sobald wir
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ohne irgend etwas wahres und bedeutendes tiefer gefühlt oder richtiger eingesehen, nicht ohne einen neuen Blik in irgend ein Gebiet der Seele und des Lebens gethan, oder die erfreuliche Bekanntschaft gemacht zu haben von schönen edlen Gesinnungen irgend eines Einzelnen, dem dieselben großen Zwekke am Herzen liegen wie uns: welches reiche Gefühl des Lebens begleitet uns dann in die Stunden der Mühe und Arbeit hinaus, welche hohe Kraft ist dann in uns erregt, deren Segen wir wol lange fühlen. Dann ist uns etwas geflossen von dem Strom des lebendigen Wassers, dann haben wir uns mit etwas gestärkt, was nicht gleich wieder neuen Durst aufsteigen läßt in den nächsten heißen ängstlichen Augenbliken. Laßt uns aber nicht übersehen, wodurch dem Erlöser dieser Uebergang vom Geringeren aufs Hö|here erleichtert ward. Es war Jakobs Brunnen, wo er saß, wo ihm die Samariterin begegnete, ein Denkmal des Erzvaters aus längst vergangener Zeit, weit älter als jene Gesezgebung, | welche Sitten und Verfassung des Volks begründete, weit älter als alles, was jene unselige Trennung zwischen Juden und Samaritern hervorgebracht hatte. – Welch ein großer Segen ist es für ein Volk recht viel zu haben in seinen Wohnpläzen und Umgebungen, seinen Sitten und Gebräuchen und seiner ganzen Lebensweise, was noch herstammt aus der alten Zeit, aus der sich geschichtlich nach Gottes Fügung alles entwikkelt hat, was uns theuer ist, aus jener alten Zeit geringerer Bildung vielleicht auf der einen Seite aber auch wol treuer Einfalt des Herzens und Sinnes auf der andern, aus einer Zeit, wo vieles Unselige, worüber wir klagen, noch nicht war! Urtheilet von hier aus, wie verderblich überall wirken muß jener leichtfertige Sinn, der ohne zu wissen was er thut, die Denkmäler der Vergangenheit zerstört bald um eines elenden Nuzens willen, bald um etwas anderes an die Stelle zu sezen, was nur für den Augenblik bestimmt auch nur die bald verschwindende Gestalt und Farbe desselben zeigt. Wo dieser Sinn in einem Volke herrscht, da ist jeder auch nur ein Sohn der Gegenwart, da wird das Ganze nur von dem Triebe des Augenbliks bewegt, und ist auf der einen Seite den wildesten Leidenschaften, welche die Begierde diesen zu genießen erzeugt, zum Raube, so wie auf der 11 Augenbliken.] B: Augenblikken. 13 aufs Höhere] B: zu dem Höheren 14 saß, wo] B: saß, und wo 15 Denkmal des Erzvaters aus längst vergangener Zeit, weit älter als jene] B: Denkmal aus der längst vergangenen Zeit der Erzväter, weit älter geachtet als jene 17 weit älter als alles,] B: wievielmehr noch älter als alles, 19 Wohnpläzen] B: Wohnsizen 22 jener alten] B: jener urväterlichen 23–24 Seite aber auch wol treuer Einfalt] B: Seite, aber auch wol treuerer Einfalt 27 der ohne] B: der, ohne 33 wildesten] B: wildensten
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andern das | ganze Leben die kleinliche Gestalt gewinnen muß, die sich überall ausprägt, wo man nur für den Augenblik glänzen und blenden will. Da herrscht natürlich überall im Zusammenleben der Menschen der Geist der | Kleinlichkeit, keiner hat Grund im andern ein Interesse an großen Gegenständen vorauszusezen, und dieses erweken oder beleben zu wollen. Wenn aber ein Volk ehrenwerth achtet und treulich bewahrt, was sich von früher Vergangenheit her durch den Strom der Zeit gerettet hat, wenn es die Spuren eines ehrwürdigen Alterthums auch ehrfurchtsvoll scheut, und was vergangene Geschichten vergegenwärtigen kann, hegt und pflegt, kurz, um die Quellen seiner Verfassungen und Sitten sich kümmert, die Kenntniß seiner Alterthümer lebendig erhält, und indem es den Augenblik weiter bildet, auch in treuem Andenken an das Alte kindlich fortlebt, ein solches hat eine herrliche Stüze für ein ernstes und würdiges Leben. Denn unter einem solchen Volke ist das Gefühl lebendig von der großen Bestimmung aller Völker, zu einem gleichartigen eigenthümlichen Leben eine lange Reihe aufeinander folgender Geschlechter aufs engste zu verbinden, unter ihm ist Lust und Eifer lebendig für das Gemeinsame, welches das Dasein des Einzelnen überdauert, welcher Eifer den Menschen allmählig und fortwirkend auch zu dem ewigen erhebt, was aller Vergänglichkeit entrükt ist; unter ihm leistet eben jener Sinn die Gewähr, daß die alte heilige Gemeinschaft des Volkes ihr Recht ausübt in jedem | Gemüth, und daß das gemeine Wesen jedem wichtiger ist als alles was sich nur auf sein persönliches Wohlsein beziehen kann. Da kann sich also auch die gesellige | Lust und Freude nicht in dem kleinen und leichten Spiel des Augenbliks erschöpfen; da besteht ein engeres Band gemeinsamer Ansichten, Einsichten und Wünsche, Vertrauen herrscht, die Herzen schließen sich auf, und jeder fühlt den schönen Beruf auch in den weiteren minder vertrauten Kreisen, auch 4–6 Kleinlichkeit, keiner hat Grund im andern ein Interesse an großen Gegenständen vorauszusezen, und dieses erweken] B: Kleinlichkeit; und wie keiner einen rechten Grund hat Interesse an großen Gegenständen bei den Andern vorauszusezen, so fehlt auch jedem der Muth, dasselbe erwekken 8 gerettet hat,] B: gerettet hat; 10– 13 pflegt, kurz, um die Quellen seiner Verfassungen und Sitten sich kümmert, ... auch in] B: pflegt; kurz, wenn es sich um die Quellen seiner Verfassungen und Sitten kümmert, ... doch stets in 13 fortlebt,] B: fortlebt: 16–22 Bestimmung aller Völker, zu einem ... ihr Recht ausübt] B: Bestimmung aller Völker, daß nämlich jedes eine lange Reihe aufeinander folgender Geschlechter zu einem gleichartigen eigenthümlichen Leben aufs engste verbinden soll, unter einem solchen ist Lust und Eifer lebendig für das Gemeinsame, welches das Dasein des Einzelnen überdauert, ein Eifer, der allmählig fortwirkend den Menschen auch zu dem ewigen erhebt, was aller Vergänglichkeit entrükt ist; unter einem solchen Volke herrscht auch die ermuthigende allgemeine Voraussezung, daß die alte heilige Gemeinschaft ihr Recht ausübt 27 Wünsche,] B: Wünsche; 29–1 Kreisen, auch von Kleinigkeiten ausgehend,] B: Kreisen von Kleinigkeiten ausgehend
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von Kleinigkeiten ausgehend, die höchste gesellige Lust und Freude hervorzuloken, welche eben darin besteht, durch die freudige Theilnahme an dem ehrwürdigen und heiligen Alten die Hofnungen für die Zukunft auszubilden und zu leiten, und in erhebender und stärkender Zusprache sich der gemeinsamen Gesinnungen und Absichten fromm zu erfreuen. II. Zum Andern möchte ich auf die Art aufmerksam machen, wie sich der Erlöser über das Verhältniß zwischen den Juden und Samaritern gegen die samaritische Frau erklärt. Sobald sie überzeugt war, er sei ein Profet, war es ihr auch Bedürfniß, hierüber Erläuterung von ihm zu fordern, vertrauend es werde aus ihm nicht der Geist des Juden, sondern der Geist des beiden gemeinsamen Gottes reden. Der Erlöser führt sie zuerst darauf, wie bald eine Zeit kommen werde, wo von jenem Streit nicht mehr die Rede | sein könne, wo man weder auf diesem Berge noch in Jerusalem anbeten, wo sich aber mitten aus der Zerstörung eine andere Art bilden werde Gott anzubeten im Geist und in der Wahrheit, wo die Menschen | nicht mehr getrennt sein würden durch verschiedenen Dienst Gottes, der eben in der Entzweiung je länger je mehr nur ein Dienst der Lippen und Hände geworden war, sondern einig in einer Anbetung in höherem Sinne. Aber nachdem er sie hierauf geführt hatte, unterließ er auch nicht ihr seine Ueberzeugung mitzutheilen über das Verhältniß zwischen den beiden streitenden Theilen. Ihr wißt nicht, sagt er, was ihr anbetet. In einer verworrenen Zeit, nicht im lebendigen Zusammenhang mit der früheren Geschichte, nicht aus vollständiger Erkenntniß der von den Vätern zu den Profeten fortschreitenden Offenbarung, sondern zusammengerafft aus dunkeln Erinnerungen und einzelnen Ueberbleibseln, ja willkührlich und im Dienst fremder Absichten war der Gottesdienst der Samariter entstanden. Ihr wißt nicht, was ihr anbetet, Wir aber wissen es, unser Gottesdienst gründet sich auf die Geschichte, reihet sich an Moses und die Profeten, und das Heil kommt von den Juden. Nicht ihr seid es sondern wir, aus deren Mitte der zu erwarten ist, der auch diesen Streit lösen und ein höheres Reich Gottes stiften soll. 2 hervorzuloken,] B: hervorzulokken, 3 dem ehrwürdigen und heiligen Alten] B: der ehrwürdigen und heiligen Vergangenheit 9 samaritische] B: Samaritische 11 hierüber Erläuterung] B: über diesen Gegenstand Erläuterung 12–13 nicht der Geist des Juden, sondern der Geist des beiden gemeinsamen Gottes] B: nicht der den Samaritern feindselige Geist des Juden, sondern der Geist des beiden Völkern gemeinsamen Gottes 13 Der Erlöser führt sie zuerst darauf, wie] B: Der Erlöser nun führt sie zuerst darauf, daß 17 anzubeten im Geist] B: anzubeten, nämlich die im Geist 20–21 in einer Anbetung] B: in seiner Anbetung 30 es,] B: es;
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M. th. Fr. jenes feindselige Verhältniß zwischen Juden und Samaritern, welche doch beide übereinstimmten in dem, was ihr Volk von den an|dern unterschied, in dem Glauben an den Einen Gott, beide das Gesez desselben wie es ursprünglich durch Moses offenbart war annahmen, und nur über das Spätere und Einzelne in einer Feindschaft begriffen waren, in der ihnen jedes Gefühl der Ueber|einstimmung über das Größere verschwand, wie oft wiederholt es sich nicht noch immer vor unseren Augen! – So sind Zweige der Einen allgemeinen Kirche Jesu getrennt, die doch einig sind nicht nur in der Anbetung Eines Gottes, sondern auch in der Verehrung Eines Erlösers, in der dankbaren Anerkennung seiner Gebote, in der Berufung auf dasselbe geschriebene Wort, welches durch den Mund der Jünger der Geist des Herrn den kommenden Geschlechtern hinterlassen hat, einig in der Zurükführung ihrer Geschichte auf die früheren Jahrhunderte, in denen von einer solchen Trennung die Kirche nichts wußte. Daß sie hernach getrennt wurden hat gewiß der Kirche zum Besten gedient, und es ist darin die Absicht Gottes nicht zu verkennen, daß verschiedene Denkungsarten und Ansichten stärker heraustreten, und jede sich in sich fester begründen und entwikeln sollte. Aber wenn sie in bitterer Feindschaft getrennt sind, wenn ihnen das höhere Bewußtsein des gemeinsamen Glaubens und der darauf ruhenden Einheit der Kirche verschwindet, wenn sie statt einander zu fördern in der Erkenntniß und Ausübung des Wahren und Guten, jede der anderen Einsicht Gefühl und Liebe des Göttlichen absprechen; welch ein unseliger Zwiespalt! – So sind unter uns | Zweige desselben Volkes getrennt, welches doch von andern gesondert in sich Eins ist durch die gleiche Sprache, Denkart und Gesinnung seit vielen Jahrhunderten. Ist aber das Volk einmal getrennt in verschiedene kleinere Gemeinheiten und Staaten, wolan so ist auch das gewiß, für eine Zeit | wenigstens, eine Veranstaltung der göttlichen Weisheit und Liebe, die wir zu verherrlichen haben durch wohlwollende Mittheilung, durch friedlichen Wetteifer. Aber wenn sie in feindseligem Haß getrennt sind, wenn Grimm und Erbitterung an die Stelle der brüderlichen Eintracht und Liebe tritt, wenn jedes statt innig theilzunehmen an allen Schiksalen des andern sich nur freut seiner verringerten Macht, Wohlstandes und Ehre, wenn jedes sich lieber dem Fremden anschließt, als sich zu ge6 ihnen jedes] B: ihnen dennoch jedes 15 in denen von einer solchen Trennung die Kirche] B: in denen die Kirche von einer solchen Trennung 16 wurden] B: wurden, 19 entwikeln] B: entwikkeln 20–24 sind, ... verschwindet, ... absprechen;] B: sind; ... verschwindet; ... absprechen: 34 tritt,] B: treten, 36 als sich] B: als es sich
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genseitiger Hülfe, zu Schuz und Truz mit dem Verwandten zu verbinden: welch ein verderblicher Zwiespalt! Und so geht es bis in die verschiedenen Kreise und Abtheilungen einer und derselben bürgerlichen Gesellschaft hinein; auch diese lassen sich von Neid und Mißgunst auf der einen, von Uebermuth und Hoffahrt auf der andern Seite immer weiter auseinander treiben, und statt sich wie Glieder eines Leibes zu verhalten, suchen sie einander Abbruch zu thun. O m. Fr., wenn wir wie der Erlöser um unsere Meinung gefragt werden über diese Trennungen: so laßt uns auch wie Er den Menschen zuerst dieses zu Gemüthe führen, daß eine Zeit kommen werde, ja in vieler Hinsicht schon da sei, wo von | dem einen und dem andern nicht mehr die Rede sein wird, wo es gelten wird aus einer allgemeinen Zerstörung zu retten was beiden gleich theuer und heilig ist, in dessen einmüthigem Besiz sie viele Jahrhunderte gelebt haben, und wovon nur unseligerweise ihr Blik zu sehr ist abgezogen worden. Das sei das erste, | die Gemüther zu der Erkenntniß zu führen, daß jede Trennung nur in sofern wohlthätig sein könne, als beide Theile eine höhere Einheit anerkennen, die ihr zum Grunde liegt, daß aber wenn die Menschen allein in den Trennungen leben wollen, die aus diesem Lauf der Zeiten abwechselnd sich entwikeln und auch wieder aufhören, sie alsdann nothwendig unselige Zeiten der höchsten Verwirrung und Zerstörung zu durchgehen haben, wenn Eintracht und Liebe aufs neue sollen belebt werden. – Sind sie aber schon geneigt, das worin sie sich trennen im Vergleich mit dem worin sie Eins sind geringer zu achten: dann laßt uns auch, ebenfalls nach dem Beispiel des Erlösers, unsere Ansicht von den Gegenständen der Trennung nicht verhelen. Auch dadurch muß Gemeinschaft und Liebe gefördert werden, auch die Kraft der Wahrheit, auch das Aussprechen verschiedener Ueberzeugungen muß dahin wirken, eine auf das Bessere gerichtete Stimmung der Gemüther hervorzurufen. Durch jene Ueberzeugung, wie vergänglich jeder Zustand des Streites ist, sei vorgebeugt, daß die Mittheilung nicht aufs neue in Spaltung ausarte; dann aber lege jeder aus, was er gutes und lobenswerthes auf seiner Seite erkennt | und bringe es in Rechnung, damit Ehrfurcht entstehe vor den verschiedenen Rechten, Achtung vor den verschiedenen Ansichten, wodurch am 6 treiben,] B: treiben; 15 wovon nur unseligerweise ihr Blik zu sehr] B: wovon unseligerweise ihr Blik nur zu sehr 20 entwikeln] B: entwikkeln 22–23 wenn Eintracht und Liebe aufs neue sollen] B: ehe Eintracht und Liebe aufs neue können 26 verhelen.] B: verhehlen. 32 aufs neue] B: aufs Neue 35–1 wodurch am besten in Zeiten] B: wodurch immer am besten auch in Zeiten 5 Hoffahrt] so B; A: Hoffarth
14 einmüthigem] B: einmüthigen
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besten in Zeiten der Trennung selbst die Menschen zu dem lebendigen Gefühl gebracht werden, daß der Segen Gottes und das Heil des Lebens nicht auf der Trennung | beruhe, sondern auf der Einigung die jener zum Grunde liegt, und der sie sich je länger je mehr unterordnen muß. III. Endlich lasset uns merken auf das offene Bekenntniß Christi, Ich bins, der mit dir redet. – Als er der samaritischen Frau die Vorzüge der Juden dargelegt, als er sie auf eine Zeit verwiesen hatte, wo der Streit zugleich mit seinem Gegenstande aufhören werde, fühlte sie sich im ersten Augenblik nicht überzeugt, sie wollte sich vorbehalten weiter darüber nachzudenken, und wies ihrerseits auch ihn auf eine Zeit hin, wo diese Belehrungen aus dem Munde des höchsten Profeten kommen würden. Ich bins, sagte darauf Christus. – Nicht immer finden wir den Erlöser so offen reden über seine Bestimmung. Als er einst seine Jünger fragte, wer denn das Volk sagte daß er sei, und wofür sie ihn hielten, und sie ihn für den Sohn Gottes erklärten, verbot er ihnen es nicht weiter zu reden, und als ein andermal das Volk ungeduldig in ihn drang und auch die Lehrer scheinbar ungeduldig ihn fragten, sage uns endlich ob du der Christ bist: so antwortete er, wenn ich es euch auch sagte, glaub|tet ihr es doch nicht, haltet euch an meine Werke. Aber hier sagt er offen und unumwunden, Ich bin es. M. Fr. Auch wir leben in einer Zeit, wo man oft nicht gern sagt wer man ist, wo man denen die es wissen verbietet es zu verbreiten, und zweifelhafte Menschen nur stillschweigend an das Le|ben verweiset, wo wir mit dem Bekenntniß unserer Grundsäze zurükhalten, damit nicht feindliche Ohren hören wie theuer uns Rechte und Vorzüge des Vaterlandes, damit nicht leichtsinnige Ohren ins weltliche versunkener Menschen hören, wie theuer uns die Segnungen des Christenthums sind, und so mit allem was uns werth und heilig ist, um uns nicht ohne Nuzen übermüthigem Spott Preis zu geben oder frevelnder Unterdrükung. Ist das Vertrauen auf das Ganze, welches uns halten und tragen soll, verschwunden, fühlen wir dieses umlagert von feindlichen Gesinnungen: so leidet auch das Vertrauen des Einzelnen zum 10 überzeugt,] B: überzeugt; 23–24 wo man oft nicht gern sagt wer man ist,] B: wo Mancher oft nicht gern sagt wer er ist, 30 sind, und so mit allem was uns werth und heilig ist, um] B: sind; und so mit allem was uns werth und heilig ist halten wir zurük, um 32 Unterdrükung] B: Unterdrükkung 33 verschwunden,] B: verschwunden; 15–17 Vgl. Mt 16,13–20
17–21 Vgl. Joh 10,24–25
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Einzelnen. Darum einzeln und zu ganzen Haufen kann man uns fragen, Wer wir sind und wonach wir trachten, und wir haben keine andere als ausweichende Antworten. Wohl! es mag heilsam sein sich dieser Vorsicht zu bedienen! übt sie! der Erlöser that es auch. Aber laßt euch nicht das Gefühl der Zuversicht, nicht den Glauben an befreundete, das Gute und Heilige achtende Menschen ganz benehmen! Laßt es euch zur Freude und Stärkung gereichen, wenn ein Gleichgesinnter vor euch tritt, diesem dann ver|trauensvoll zu sagen, Ein solcher bin ich, der mit dir redet! – Und worauf sah der Erlöser? – Nicht in allen Meinungen war er mit der Frau einig, stand vielmehr in bedeutender Hinsicht auf der entgegengesezten Seite; aber dadurch ließ er sich nicht abhalten, sich ganz offen zu äußern. Sie hatte, sobald sie ihn für einen Profeten erkannte, Theilnahme bliken lassen an | den großen und wichtigen Gegenständen, sie hatte ihm gesagt, wie sie sich tröste, auch sie werde hören, was darüber der Messias entscheide, und werde ihn gläubig aufnehmen; und an diesen ofnen Sinn für die Wahrheit, an dieses rege lebendige Gefühl für die Hauptangelegenheiten des Volks in seiner Beziehung auf Gott sowol als auf das Gesez, daran hielt sich der Erlöser, das öfnete ihm den Mund. Hier war nicht jenes zweideutige Nachlaufen hinter seinen wunderbaren Thaten, nicht jenes scheinheilige Fragen der Pharisäer, es war ein einfältiges, gewiß nicht von Fehlern freies, aber ein der Wahrheit ofnes von schönen und auf den rechten Punkt gerichteten Hofnungen erfülltes Herz das ihm entgegenkam, und dem öfnete er sich ohne Rükhalt mit der überraschenden Entdekung, Du brauchst nicht zu warten; ich bins, der mit dir redet. – Ein solches Wort freilich hat keiner unter uns zu sagen in Beziehung auf die gegenwärtigen Erwartungen. Wir sind es nicht, ja wir können auch nicht einmal rühmen, daß er aus unserer Mitte hervorgehn werde, nicht wissen ob es Einer ist und Wer, der alles | was jezt ungleich ist ebnen, unter dem und für den sich alles vereinigen wird, um einen Zustand der Gerechtigkeit und Freiheit, der Ordnung und des Friedens zurükzuführen. Aber daß ein solcher Zustand zurükkehren müsse, und daß dies nur dann geschehen könne, wenn die Herzen der Menschen sich aufrichtig zu Gott wenden, wenn Glaube und Liebe 2 Wer wir sind und wonach wir trachten,] B: Wer seid ihr, und wonach trachtet ihr? 5–6 Zuversicht, nicht den Glauben an befreundete,] B: Zuversicht, laßt euch nicht den Glauben an befreundete 14 bliken] B: blikken 19 Gesez, daran] B: Gesez, an diese frohe Erwartung, daß bald der Verheißene kommen werde, daran 22 Pharisäer,] B: Pharisäer; 34 nur dann geschehen] B: nur geschehen 25–26 Entdekung,] A: Entdekung B: Entdekkung,
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sich ihrer bemächtigen, | wenn sie das irdische verachten und der selbstsüchtigen Zwietracht entsagen, wenn sie nichts anderes wollen als das ewige Recht Gottes und durch dieses den Himmel auf Erden, den Christus geöfnet hat: O, wo wir Einen finden, der uns zu erkennen giebt, in dieser Hofnung lebe er, dem wir es anfühlen, es verlange ihn auch Andere zu finden, die an derselben hängen und die auch bereit sein werden gläubig und muthig zuzugreifen, wo ihre Erfüllung sich ahnden läßt: o dem laßt uns den Trost und die Stärkung nicht versagen ihm zuzurufen, Ich bins, der mit dir redet. Welche schöne Frucht trug diese Unterredung dem Erlöser, als hernach Männer und Frauen kamen, ihn sahen und hörten, ihn baten zu bleiben, und dann bezeugten, sie glaubten nun nicht mehr um jener Rede willen, welche die Frau gesagt, sondern weil sie ihn selbst gehört. Wie erheitert wurde sein Gemüth von der Hofnung, das Feld sei reif zur Erndte! wie froh bewillkommte er seine Jünger mit der Aussicht, er werde sie senden können zu schneiden wo sie nicht gesäet hätten! wie freudig sah er hin auf die Erfüllung seines Berufs und auf | den ganzen Weg, den er noch zu wandeln hatte! – Wohlan m. Fr., die Stärkung, die der Erlöser hier fand, auch wir können sie finden auf ähnliche Art! wollen wir nur nicht sie verschmähen aus übertrieben ängstlicher Vorsicht, wir, die wir sie noch weit nöthiger brauchen als der Erlöser! Auch wir werden freudige Hofnung schöpfen, wenn wir uns gleich gestimmten Gemüthern | eröfnen. Können wir auch nicht mit so weitem Blik das Ganze übersehen, sondern nur einen abgerissenen Theil, ist uns noch weniger gegeben Zeit und Stunde zu wissen, die der Vater seiner Macht vorbehalten hat: so ist doch das, was wir in jenen Mittheilungen erbliken, auch ein Feld reif zur Ernte, und es muß uns die Hofnung aufgehen, daß Gott kommen werde, daß sein Stuhl schon aufgerichtet sei zum Gericht, und daß die Zeit nahe, wo die Sonne der Gerechten wieder leuchten wird wie der Mittag. Alles Große und Schöne, m. Fr., wonach wir uns sehnen, kann nur hervorgehn aus einem Verein der Kräfte, wozu jeder Einzelne nur einen kleinen Beitrag liefert, und der Grund dieses Vereins alles Guten kann nur Liebe und Vertrauen sein. Darum liege allem unserm Umgang mit 3 das ewige Recht Gottes] B: das ewige Reich Gottes 4 hat:] B: hat; 25 Theil,] B: Theil; 27 erbliken, auch ein Feld reif zur Ernte,] B: erblikken, auch ein Feld reif zur Erndte; 32–33 wozu jeder Einzelne nur einen kleinen Beitrag liefert, und der Grund dieses Vereins alles Guten] B: wozu jeder Einzelne freilich nur einen kleinen Beitrag liefert, aber diesen von Herzen liefern muß; und der Grund dieses Vereins aller Guten 10–14 Vgl. Joh 4,40–42 Mt 13,43
14–17 Vgl. Joh 4,35–38
28–29 Vgl. Ps 9,8
30 Vgl.
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Menschen das Bestreben zum Grunde, klug und ohne Falsch zu forschen und zu fühlen, wo auch einer sei des gleichen Sinnes, dessen Herz wir treffen und stärken können in Glauben und Eifer für die Stunde des Herrn.
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III. Ueber die Erzählung von den Besessenen bei den Gergesenern.
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Keinen kleinen Theil von den Lebensbeschreibungen unseres Herrn bilden die Erzählungen der Evangelisten von den einzelnen Handlungen der Wohlthätigkeit, womit sich der Herr an Leidenden mancher Art verherrlichte, und welche die Erzähler ihren Lesern nicht als Werke gewöhnlicher menschlicher Kunst und Geschiklichkeit, sondern als Ausflüsse seiner höheren göttlichen Kraft darstellen. Wenn heutzutage viele mit diesen Erzählungen nichts anders zu machen wissen, als daß sie das Uebernatürliche und Wunderbare soviel möglich zerstreuen, und was als Eine Handlung einer höheren Kraft dargestellt wird, in eine Menge einzelner kleiner Erfolge, in ein glükliches Zusammentreffen von mancherlei Umständen zerlegen: so will ich nicht grade sagen, daß dies | immer eine Gesinnung | anzeige, welche dem Glauben der Christen fremd und ohne Ahndung von dem ist, worauf es dabei ankommt, aber doch eine solche wenigstens zeigt es an, welche nicht viel danach fragt, wie sehr das Herz und die Empfindung zu kurz kommen, wenn nur der Verstand sein Geschäft schwierige Aufgaben von mancherlei Art, wie unbedeutend auch für ihn der Gegenstand sei, zu lösen, überall wahrnehmen kann, so weit ihm die Mittel dazu nicht ganz fehlen. Aber nicht zu diesem Zwek schrieben die ersten Jünger Jesu oder ihre Nachfolger diese Erzählungen nieder, sondern, wie einer unter ihnen ausdrüklich sagt, damit man glauben solle, Jesus sei der Christ. Auch nicht aus dem Erfolg allein, nicht allein aus der wunderbaren Art, wie dieser herbeigeführt wurde, sondern aus dem Ganzen solcher Erzählungen sollte der Geist eines Ge4–5 Keinen kleinen Theil von den Lebensbeschreibungen unseres Herrn bilden die Erzählungen] B: Kein kleiner Theil von den Lebensbeschreibungen unseres Herrn besteht aus den Erzählungen 8–9 Geschiklichkeit, sondern] B: Geschiklichkeit, noch weniger als Spiele des Zufalls, sondern 10–11 nichts anders zu machen wissen,] B: nicht anders umzugehen wissen, 16–17 fremd ... ist, ... ankommt,] B: fremd, ... ist ... ankommt; 17 zeigt es an,] B: zeigt dieses Verfahren an, 27–2 eines Gesandten des Herrn die welche sie hören und lesen würden, ansprechen. – Freilich sind wir] B: eines göttlichen Gesandten jeden der sie hören und lesen würde, ansprechen. – Wir freilich sind 2 Predigt zum Sonntag Sexagesimae am 2. Februar 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Pischons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 440–448 24– 25 Vgl. Joh 20,31
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sandten des Herrn die welche sie hören und lesen würden, ansprechen. – Freilich sind wir mit unserem Glauben nicht eben so an diese Erzählungen gewiesen, wie die für welche sie zuerst mündlich mitgetheilt und dann unter mancherlei Gestalten schriftlich aufbewahrt wurden. Denn zu oft und zu reichlich, als daß wir nöthig hätten unsern Glauben an den einzelnen Wunderthaten zu stärken, hat sich seitdem unter uns jenes große Wunder erneuert, auf welches Christus selbst viel bestimmter die Gläubigen hinweiset, daß nemlich an die Stelle der Finsterniß das göttliche Licht getreten ist, daß die Kinder dieser Welt umgeschaffen sind durch das Wort | und die Kraft Jesu in Kinder Gottes, die nun aus Er|fahrung wissen, daß seine Lehre von Gott ist, zu reichlich ist die größte seiner Weissagungen, daß nemlich seine Gemeine auch durch die Kraft der Hölle nicht werde überwältigt werden, seit so vielen Jahrhunderten in Erfüllung gegangen. Auch können diese Erzählungen auf uns nicht den lebendigen Eindruk machen wie auf die, welche den Erlöser persönlich gekannt, auf dem Schauplaz seiner Thaten selbst gewandelt waren, oder wenigstens aus den genauen und ausführlichen Berichten seiner Freunde ein anschaulicheres Bild von seinem persönlichen Dasein gewonnen hatten, das ihnen durch jede solche Geschichte von irgend einer Seite ergänzt oder neu beleuchtet und aufgefrischt wurde. Aber doch können auch wir einen ähnlichen Genuß davon haben. Auch diese Erweise seiner Wohlthätigkeit und Milde stehen in Beziehung mit seinem großen Beruf als Erlöser und Erretter der Menschen; die Kraft sowol als auch der Geist dessen, der sich eignete der Erstgeborene zu sein unter den Söhnen Gottes, spricht sich darin jezt auf diese, jezt auf jene Art aus, und so belebt sich auch uns dadurch sein Bild, nährt sich dadurch unsere verehrungsvolle Liebe zu ihm. Aus diesem Gesichtspunkt nun denke ich eine von diesen Erzählungen der Evangelisten zum Gegenstand unserer heutigen Betrachtung zu machen. | Text. Matth. 8, 28–34. Und er kam jenseit des Meeres in die Gegend der Gergesener. Da liefen ihm entgegen zween Besessene, die kamen aus den Todten5–6 wir nöthig hätten unsern Glauben an den einzelnen] B: wir noch nöthig haben sollten unsern Glauben an einzelnen 8 nemlich] B: nämlich 12 ist,] B: ist; 12 nemlich] B: nämlich 13 überwältigt] B: überwältiget 15 den lebendigen Eindruk] B: denselben lebendigen Eindruk 16 gekannt, auf] B: gekannt hatten und auf 22–23 Genuß davon haben. Auch diese Erweise seiner Wohlthätigkeit und Milde stehen] B: Genuß haben, wenn wir diese Geschichten andächtig betrachten. Denn auch diese Erweise der Wohlthätigkeit und Milde unsres Herrn stehen 26 diese,] B: diese 27–28 nährt sich dadurch unsere verehrungsvolle Liebe zu ihm.] B: und unsere verehrungsvolle Liebe zu ihm wird dadurch genährt und erhöht. 12–14 Vgl. Mt 16,18
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gräbern und waren sehr grimmig, also daß niemand dieselbe Straße wandeln konnte. Und siehe sie schrien und sprachen, Ach Jesu du Sohn Gottes was haben wir mit dir zu thun? Bist du hergekommen uns zu quälen ehe denn es Zeit ist? Es war aber ferne von ihnen eine große Heerde Säue an der Weide. Da baten ihn die Teufel und sprachen, Willst du uns austreiben, so erlaube uns in die Heerde Säue zu fahren. Und er sprach: Fahret hin. Alle fuhren sie aus und fuhren in die Heerde Säue. Und siehe die ganze Heerde stürzte sich mit einem Sturm ins Meer und ersoffen im Wasser. Und die Hirten flohen, und gingen hin in die Stadt, und sagten das alles, und wie es mit den Besessenen ergangen war. Und siehe da ging die ganze Stadt heraus Jesu entgegen. Und da sie ihn sahen baten sie ihn, daß er von ihrer Grenze weichen wollte.
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Die drei ersten Evangelisten erzählen einstimmig diese Begebenheit mit wenigen Abänderungen, welche jeder aufmerksame Leser leicht wird vereinigen können. Es ist daraus zu schließen, daß sie | von Anfang an | für eine bedeutende unter den einzelnen Begebenheiten im Leben des Erlösers ist gehalten worden; und bedeutend wird sie auch uns erscheinen, wenn wir sie auch nur betrachten als eines von den vielen Beispielen, welche uns lehren von welcher Art die Bemühungen des Erlösers waren, wie sie von den Menschen seiner Zeit aufgenommen wurden, und wie er selbst sich dabei verhielt. Unsere Betrachtungen werden am natürlichsten fortschreiten und am zusammenhängendsten, wenn wir auf die handelnden Personen nach einander besonders Achtung geben, zuerst auf die Unglüklichen die dem Erlöser begegneten, zweitens auf die Einwohner der Stadt, in deren Gebiet die Geschichte vorfiel, und drittens auf den Erlöser selbst. I. Wir sehen also zuerst auf die Unglüklichen, denen der Erlöser half. Nicht selten ist in den neutestamentischen Erzählungen 15–18 mit wenigen Abänderungen, welche ... gehalten worden;] B: mit wenigen so leichten Abänderungen, daß jeder aufmerksame Leser sie leicht wird mit einander vereinigen können. Wir können hieraus schließen, daß diese Begebenheit von Anfang an für eine der bedeutenderen unter den einzeln im Leben des Erlösers erwähnten ist gehalten worden; 23–25 am natürlichsten fortschreiten und am zusammenhängendsten, wenn wir auf die handelnden Personen nach einander besonders Achtung geben,] B: am natürlichsten und am zusammenhängendsten fortschreiten, wenn wir auf die handelnden Personen besonders nach einander Achtung geben, 14 Vgl. Mt 8,28–34; Mk 5,1–20; Lk 8,26–39
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die Rede von solchen Unglüklichen, die mit dem Namen der Besessenen bezeichnet werden, in der Voraussezung daß ein böser Geist in ihnen wohne. Was für eine Bewandniß es damit gehabt habe, ist nicht leicht auszumitteln, da die Erscheinungen, denen dieser Name beigelegt wird, von sehr verschiedener Art sind. Zunächst müssen wir uns halten an einen allgemeinen Sprachgebrauch damaliger Zeit, nach welchem alles Unselige und Drükkende, dessen Ursache nicht in die Augen fiel, oder nicht leicht zu erkennen war, | eben | so unmittelbar auf den Fürsten des Bösen zurükgeführt wurde, wie auch alles Gute um so mehr unmittelbar auf Gott zurükgeführt ward, je weniger man die natürlichen Ursachen und den äußerlichen Zusammenhang erkannte. Im gegenwärtigen Falle leuchtet es besonders in die Augen, daß der Zustand dieser Unglüklichen eine Zerrüttung des Gemüthes war, aus welcher die verschiedensten Erscheinungen hervorgingen. Sie scheuten die Gesellschaft der Menschen und ihr Aufenthalt war in den Todtengräbern, aber der Trübsinn und die Schwermuth, die dabei zum Grunde liegen mußte, wechselte bisweilen mit einer unbezähmbaren Wuth. Dann gingen sie aus den Gräbern hervor; unbekleidet und wild wandelten sie nach der Erzählung eines anderen Evangelisten, und niemand getraute sich dieselbe Straße zu ziehen. Diese Straße kam der Erlöser mit den Seinigen gegangen, nachdem er von seiner Fahrt über den See ans Land gestiegen war. Da erkannten ihn die Unglücklichen, zu denen sein Ruf schon mußte gekommen sein, und begrüßten ihn mit dem Namen des Sohnes Gottes. Aber so weit ging die Zerrüttung ihres Gemüthes, daß sie nicht anders als in dem Namen des bösen Geistes redeten, von welchem sie glaubten daß er 1–3 die mit dem Namen der Besessenen bezeichnet werden, in der Voraussezung daß ein böser Geist in ihnen wohne.] B: die in der Voraussezung daß ein böser Geist in ihnen wohne, mit dem Namen der Besessenen bezeichnet werden. 5–6 Zunächst müssen wir uns halten an einen allgemeinen Sprachgebrauch damaliger Zeit,] B: Zunächst indeß müssen wir uns an einen allgemeinen Sprachgebrauch damaliger Zeit halten, 9 wie auch] B: wie anderseits auch 10–12 man die natürlichen Ursachen und den äußerlichen Zusammenhang erkannte. Im gegenwärtigen Falle leuchtet] B: man dessen natürliche Ursachen und äußerlichen Zusammenhang erkannte. Im gegenwärtigen Falle aber leuchtet 16 dabei] B: hiebei 21 Straße kam] B: Straße nun kam 26–9 von welchem sie ... froh werden? Ja als] B: welchen sie in sich wohnend glaubten, so daß sie sich selbst nur als den Leib desselben ansahen, und das Bewußtsein des eigenen Geistes ihnen ganz verschwunden war. Wenn sie fähig gewesen wären sich selbst zu denken, würden sie sich der Ankunft Jesu gefreut haben; nun aber redeten sie ihn nur mit Furcht und | Zittern an, weil sie sich nur des bösen Geistes bewußt waren: und statt verlangend zu rufen, Kommst du uns zu befreien von dem Uebel das uns quält? kommst du uns zu erlösen von dem fremden Geiste, damit wir des unsrigen wieder froh werden? fragten sie unmuthig, Kommst du uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist? Ja als 33 natürliche] OD in B: natürlichen 18–20 Vgl. Lk 8,27
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in ihnen wohne; sich selbst sahen sie nur als den Leib desselben an, das Bewußtsein des eignen Geistes war ihnen ganz verschwunden. Statt daß sie sich würden gefreut haben, wenn sie fähig gewesen wären sich selbst zu denken, sprachen sie mit Furcht und Zittern, weil | sie sich nur des bösen Geistes bewußt waren, Kommst du uns zu quälen ehe denn es Zeit ist? da sie hätten rufen sollen, Kommst du uns zu befreien von dem Uebel das uns quält? kommst du uns zu erlösen von dem fremden Geiste, damit wir des unsrigen wieder froh werden? Ja als nach den andern Evangelisten der Erlöser einen dieser Unglüklichen fragt, Wie heißest du? antwortet er auch nur im Namen des bösen Geistes, ich heiße Legio, denn unsrer sind viele, in dem Bewußtsein nemlich der vielfältigen Verwirrungen des Geistes, der sich widersprechenden und nicht zu erklärenden Erscheinungen, aus denen sein trauriges jammervolles Leben zusammengesezt war. O m. Fr. ihr habt es schon gefühlt! welch ein Bild ist das von dem Zustande eines Menschen der der Sünde die Herrschaft über sich eingeräumt hat! wie mannigfaltig sind die Zerrüttungen des Gemüths, wie widersprechend einander die verschiedenen Ausbrüche der Begierden und Leidenschaften auch in jedem einzelnen Menschen, der keine höhere Gewalt in sich gegründet hat als die der Sinnlichkeit und der Sünde! Denn wenn freilich auch wir Alle diese Gewalt noch in uns fühlen: so können wir doch Gott sei Dank sagen, sie ist nicht wir selbst, wir fühlen sie als etwas Fremdes, wir erschrekken wo wir sie gewahr werden, wo sie einen bisher noch nicht bemerkten Keim und Schößling in uns treibt! wenn freilich auch noch aus unserm Innern dieses und jenes muß ausgetrieben werden, damit wir zur | wahren | Einheit, zum vollen Besiz unserer Selbst gelangen: so fühlen wir doch, daß dies geschehen muß, und wünschen es. Aber der Mensch der Sünde fühlt und liebt die Sünde als sein eigentliches Selbst; und wenn er von außen her vernimmt den Ruf des göttlichen Wortes, die Stimme des göttlichen Geistes: so bricht er in ähnliche Ausrufungen aus, Kommst du mich zu quälen, ehe es Zeit ist? Denn Zeit scheint es ihm immer noch nicht zu sein dieser Gewalt ein Ende zu machen; wiewohl er fühlt es müsse ein Ende werden, so ist doch eben das die Gewalt der Sünde, daß er es aufschieben will von einem Tage zum andern, 12 nemlich] B: nämlich 15 gefühlt! welch ein Bild ist das] B: gefühlt, welch ein Bild das ist 25–26 wenn freilich auch noch aus unserm Innern dieses] B: und wenn wir freilich nicht läugnen können, daß auch aus unserm Innern noch dieses 20 Sinnlichkeit] B: Sinnlichket 9–11 Vgl. Mk 5,9
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daß ihm bange ist vor dem Zustande, wenn er ihr würde entsagen müssen, daß es ihm vorkommt, er werde dann nur ein Leichnam sein von welchem der Geist ausgefahren ist, die Glieder und Kräfte, die jezt nur von der Sünde bewegt werden, würden dann starr und unbeweglich liegen, weil er nemlich kein anschauliches Bild hat von dem neuen Leben wozu dann der Ruf an ihn ergehen wird. Aber dennoch m. Fr., in demselben worin die ganze Fülle des Jammers sich zeigt, liegt auch schon die erste Regung des Besseren, an welche die mächtig wirkende Kraft des Erlösers sich wenden konnte. Die Zerrüttung der Unglüklichen war in diesem Augenblik nicht vollkommen, es mußte eine Erinnerung in ihnen erwachen von dem was sie früher von Jesu gehört hatten, oder wenn sie ihn gar seiner Erscheinung nach für den erkannten, auf den das ganze | Volk hoffte, so ist ja das ein um so deutlicherer Beweis, daß der Sinn für das Heilige und Göttliche nicht ganz in ihnen erstorben war. Ja indem sie, wenn auch bang, die Worte aussprachen, Kommst du uns zu quälen, lag nicht darin die Ueberzeugung, der böse Geist, der sich ihrer bemächtiget habe, könne nicht bestehen vor der wirksamen Nähe des Sohnes Gottes? Eben in dieser Ueberzeugung sezten sie voraus, er werde ihn austreiben, und eben dieser Glaube war bei ihnen wie überall der Anfangspunkt der Befreiung. – Wohlan, auch an dem ist nicht zu verzweifeln, der sich so tief in die Macht der Sünde begeben hat, daß er sie hält für sein eigentliches Leben, für sein wahres Ich und Selbst, wenn er nemlich nur noch ahnet und fühlt, es gebe etwas dem diese Macht weichen müsse, wenn nur das göttliche Wort, wenn nur das heilige Bild des Erlösers ihm das Wahre, Ewige, Göttliche in Erinnerung bringt, dessen Bewußtsein unter der Zerrüttung des Gemüths lange geschlafen hatte in seinem Innern, wenn nur ein Augenblik kömmt, wo das Gefühl erwacht, der Geist, in dessen Nähe die Macht der Sünde nicht bestehen könne, sei jezt da und treibe mit seiner göttlichen Kraft, daß der andere ausfahren müsse. O! da bemächtigte sich der Erlöser der verlornen Seelen; denn wie die Erzählungen der andern Evangelisten sagen, legten sie ihre Wildheit ab; gebändiget, bekleidet, in gute Ordnung und Sitte sich fügend, sezten sie sich zu seinen Füßen um Worte des Lebens zu vernehmen. – Und wohl | doch uns Allen, m. Fr. | daß auch an 1–2 vor dem Zustande, wenn er ihr würde entsagen müssen, daß] B: vor seinem Zustande, wenn er ihr würde entsagt haben, indem 5–6 nemlich ... Leben] B: nämlich ... Leben, 13 hoffte] B: hofte 21–24 Wohlan ... nemlich] B: Wolan ... nämlich 26 Wahre, Ewige, Göttliche] B: wahre, ewige, himmlische 35 Allen, m. Fr.] B: allen, m. Fr., 32–35 Vgl. Mk 5,15; Lk 8,35
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dem nicht zu verzweifeln ist, der die Sünde für sein inneres Selbst hält! Denn wenn ich gleich sagte, wir fühlten sie als ein fremdes: so darf ich doch kaum hoffen, daß dies von irgend einem unter uns ganz gelte. Oder sprecht, giebt es keine Schwäche, keine Leidenschaft, die ihr so tief in euer Inneres verflochten fühlt, daß wenn die Stimme eures Gewissens und des göttlichen Wortes an euch kommt um sie auszutreiben, euch doch bange ist, als solltet ihr einen Theil eurer selbst verlieren, als werde eine schmerzliche unerträgliche Aufopferung von euch gefordert, als würdet ihr ohne diese gewohnten Gemüthsbewegungen nicht leben können! Wohl werden wir diese Erfahrung Alle gemacht haben, und sie wird sich uns erneuern so lange wir leben! Laßt uns nur immer aufs neue glauben an die Macht dessen neben dem keine Gewalt der Sünde bestehen kann, und immer aufs neue uns ihm hingeben daß er sie austreibe.
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II. Laßt uns nun zweitens Acht geben auf die Bewohner der Gegend, in deren Gebiet der Erlöser diese Wohlthat verrichtete. – Die Hirten flohen und gingen in die Stadt, und erzählten was sich begeben hatte mit der Heerde und den Besessenen. Da ging die ganze Stadt hinaus, und baten ihn daß er von ihrer Grenze wiche. Wie unerwartet! Gab es in ihrer Stadt keine Kranken und Gichtbrüchigen, keine Elenden und Leidenden, an Leib und Seele gequält, die sie zu ihm hinaus|tragen | konnten, damit er seine Kraft auch an ihnen bewiese? Sollten sie ihn nicht vielmehr zu sich eingeladen haben wie jene Samariter? Sollten sie nicht, wie ihn ja schon die Unglüklichen begrüßt hatten, ihn auch anerkannt haben für den Sohn Gottes? Woher denn diese wunderbare Verstoktheit und Unempfindlichkeit, bei einer solchen That als hier geschehen war den nicht zu erkennen auf den das Volk hoffte? Wo anders sollen wir den Grund dazu suchen als in dem was sich begeben hatte mit der Heerde! Beklagen durften sie sich wohl nicht: denn die welche solche Unglükliche, die ihnen doch angehörten, herumwandeln ließen ohne Hülfe, ohne Aufsicht, ohne weder andern Sicherheit noch ihnen Linderung zu gewähren, konnten die sich beklagen über das lezte was jene in dem Augenblik, 10 können!] B: können? 12 Laßt uns nur immer] B: Wenn wir nur auch immer 14 hingeben] B: hingeben, 19 ihn] B: ihn, 27–29 That ... war ... hoffte ... Heerde!] B: That, ... war, ... hofte ... Heerde? 30–3 wohl nicht: denn die welche ... so lange er währte, so daß] B: freilich nicht: denn da sie solche Unglükliche dieser Art, und die ihnen doch angehörten, herumwandeln ließen ohne Hülfe, ohne Aufsicht, ohne weder andern Sicherheit noch ihnen Linderung zu gewähren, wie hätten sie sich wol beklagen dürfen über das lezte, was jene, in dem Augenblik wo ihrem unglüklichen Zustand ein Ende gemacht wurde, noch zu ihrem Nachtheil thaten, da gewiß so lange er währte, viel ärgeres geschehen war, so daß
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wo ihrem unglüklichen Zustand ein Ende gemacht wurde, noch zu ihrem Nachtheil thaten, da gewiß viel ärgeres geschehen war so lange er währte, so daß ja auch keiner wagte dieselbige Straße zu ziehen? Aber sie wünschten daß er von ihren Grenzen wiche. Sie meinten, wenn Jesus in ihre Stadt käme, und sich dort von allen Elenden als Helfer anerkennen ließe und sie aufrichtete: so könnte dabei auch mancherlei diesem und jenem zum Nachtheil geschehen, und sie aus der gewohnten Ruhe und Gemächlichkeit des Lebens herausgerissen werden; und sie waren verstokt genug deshalb lieber seiner Hülfe nicht zu begehren. – Macht es nicht der große Haufe der Menschen mitten unter | uns noch eben so | wie der Haufe der hartherzigen und verstokten Bewohner jener Stadt? Das fühlen sie wohl, wenn Christus unter sie träte nach seiner Macht und Weise zu handeln, wenn sie für die Schäden ihrer Seele, für das innere Elend ihres Lebens seine Hülfe annehmen sollten, und statt des kläglichen Zustandes, in dem ihnen dennoch mehr oder minder mit Betäubung wohl ist, sich einen Zustand nach seinen Gesezen unter sich erbauen sollten, daß es dann an Störungen des gewohnten Lebensganges, an Unbequemlichkeiten und Aufopferungen nicht fehlen würde, daß von Lüsternheit, Leichtsinn und Uebermuth der eine würde ablassen müssen, in dem lange ungestörten Besiz seiner Vernünfteleien und vermeinten Einsichten der andre würde gestört werden; und alles dergleichen schauend, erregt es ihnen nicht Furcht und Schrekken, wenn sie sehen, welche ungeheure Veränderung der Erlöser an einzelnen Seelen hervorbringt? und bitten sie nicht immer noch bald laut bald in ungehörten und kaum sich selbst gestandenen Wünschen, daß er von ihren Grenzen weichen wolle? Ist aber gar die Rede nicht allein von dem was die gründliche Verbesserung und Heilung der einzelnen Gemüther betrift, sondern von dem gesammten geselligen Zustande; zeigt man wieviel Verirrung und Wahnsinn auch darin ist, wie vielerlei Unordnungen und Verkehrtheiten sich daraus entwikeln: hören sie davon, daß die bloß äußere Kraft eines veralteten todten Buchstaben vielleicht gewöhnlichen | Zeiten genügt habe, daß aber andere Zeiten kämen | und schon da wären, in welchen es kein Heil und keine Rettung gebe als nur in dem Aufgehen eines neuen Lebens, daß die Liebe, der Glaube, die Treue 8 Gemächlichkeit des Lebens herausgerissen] B: Gemächlichkeit wenn auch nur vorübergehend herausgerissen 12 wohl] B: wol 13 träte nach seiner Macht und Weise zu handeln,] B: träte um nach seiner Macht und Weise an ihnen zu handeln; 16–17 sich einen Zustand nach seinen Gesezen unter sich erbauen sollten,] B: sie sich einen Zustand nach seinen Gesezen sollten gefallen lassen, 22 werden;] B: werden: 30 vielerlei Unordnungen] B: vielerlei des wahren Christenthums unwürdige Unordnungen 31 entwikeln:] B: entwikkeln;
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welche vom Erlöser ausgehe, alles neu beleben und eine neue Ordnung der Dinge durchdringen müsse, und gemahnt es sie, die Zeit wolle einbrechen: wie bangt da dem einen für ungerechtes Eigenthum, dem andern für harte und gemißbrauchte Rechte, dem dritten für den gewohnten zügellosen Frevel, dem vierten für die feige Trägheit, in der er sonst verborgen durchschlüpfen konnte! Und verwahren sie sich nicht auf alle Weise, daß die Forderungen des Christenthums wol ihre Gültigkeit haben möchten für die innere Anordnung des Gemüthes, für den engen Kreis des einzelnen Lebens, aber daß sie nichts ändern dürften an dem was recht und hergebracht sei, daß sie keinen Anspruch hätten auch die gemeinsamen Verhältnisse der Menschen umzugestalten? ja fordern sie nicht mit vereinter Stimme, und man darf sagen mehr drohend als bittend von dem Erlöser, daß er die Grenzen dieses Gebietes ganz meiden möge? Wohl meine Freunde, laßet uns weiter sehen! Vierzig bis fünfzig Jahre nach jenen Tagen, wie sah es aus unter diesen Leuten, die den Erlöser so schnöde von sich gewiesen hatten? wo war der Wohlstand den sie sich nicht wollten stören lassen? wie stand es um die Rechte und Genüsse welche sie aufgeben zu müssen so sehr fürchteten? Unter den Schreknissen eines verwüstenden | Krieges, unter den Greueln der Zwietracht, der Empörung, | des Hasses und Mordes war alles, alles verloren. Das kam daher weil Jesus von ihnen gehend den Staub geschüttelt hatte von seinen Füßen! und dasselbe Gericht wird ergehen über alle, die für die innern Angelegenheiten ihres Herzens und für die großen gemeinsamen der Menschen nicht des Erlösers Stimme hören wollen. III. Endlich meine Freunde laßt uns sehen auf den Erlöser selbst, wie er in diesem Verhältniß handelte. – Ich will nicht darauf hinweisen, wie er durch die furchtbare zerstörte Außenseite des Menschen und den Jammer in seinem Innern sich nicht abhalten ließ ihm mit seiner hülfreichen Macht zu nahen, sobald er nur jenen flüchtigen, ja noch furchtsamen und bangen Ausruf von Anerkennung des Göttlichen in seiner Person vernahm, und darin das Bewußtsein von dem 1–2 alles neu beleben und eine neue Ordnung der Dinge durchdringen müsse, und gemahnt es sie, die Zeit] B: alles durchdringend und erfrischend eine neue Ordnung der Dinge gestalten müsse, und gemahnt es sie, diese Zeit 17–19 wo war der Wohlstand den sie sich nicht wollten stören lassen? wie stand es um die Rechte und Genüsse welche sie aufgeben zu müssen so sehr fürchteten?] B: wo war die Ruhe in der sie sich nicht wollten stören lassen? wie stand es um die Behaglichkeit des gewöhnlichen Lebens, aus der sie aufgeregt zu werden so sehr scheuten? 24–25 der Menschen nicht des Erlösers Stimme hören wollen.] B: des menschlichen Lebens nicht des Erlösers Stimme hören und seine seligmachende Kraft nicht in ihre Mitte aufnehmen wollen. 31 Ausruf von Anerkennung] B: Ausruf der Anerkennung
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ewigen und nothwendigen Streit zwischen dem Guten und Bösen. Dies m. Fr. ist die Milch des Evangeliums, der Trost der uns allen entgegengekommen ist, als wir zuerst und so oft wir hernach von tiefem Mißfallen an uns selbst durchdrungen uns dem Erlöser nahten. Laßt uns vielmehr auf das Weitere in dieser Begebenheit und auf das Eigenthümliche sehen, woraus auch die Vollkommneren eine heilsame Lehre schöpfen können. Wo kam der Erlöser her? Aus seiner Stadt, wie der Evangelist Kapernaum nennt, aus der Gegend wo er seit ge|raumer Zeit vorzüglich gelebt und gelehrt hatte und auf mancherlei | wohlthätige Weise gewirkt, aus der Gegend, von welcher er späterhin sagen mußte, Wehe dir Kapernaum, wehe dir Bethsaida! wären solche Thaten geschehen in Sodom und Gomorrha, sie hätten Buße gethan im Sack und in der Asche! Wahrscheinlich empfand er diese Gleichgültigkeit, dieses Mißverhältniß zwischen seinen Bemühungen und dem Erfolg schon damals, und wollte eben deshalb anderwärts versuchen und einer von ihm noch nicht besuchten Gegend sein hülfreiches Dasein auf einige Zeit weihen. Da baten sie ihn gleich nach dem ersten Beweise seiner Kraft, daß er von ihren Grenzen weichen möchte, und still ohne ein Wort des Widerspruchs, geschweige daß er sie jene Macht hätte fühlen lassen, welche seine Jünger einst aufforderten daß sie Feuer vom Himmel solle regnen lassen auf die Heuchlerischen und Verstokten, ging er wieder über den See in den ungenügenden und unbelohnenden Kreis seiner gewohnten Wirksamkeit zurük, an welchen er auf dem natürlichen Wege durch einen Zusammenfluß von Umständen war gewiesen worden, fing wieder an wie auch sonst nach allen Seiten zu wirken und anzuregen, damit er wenn auch nur Einige gewönne. – M. a. Fr. nicht viel anders als damals ist auch jezt wieder im Ganzen die Lage des Erlösers. Sehen wir uns an als diejenigen, welche bestimmt sind sein Werk weiter zu führen: so befinden wir uns eben so auf der einen | Seite unter denen, vor deren Augen seine geistigen Wunder täglich geschehen, denen die Art und Weise seiner Er|lösung und seiner Lehre gar wohl bekannt ist, die auch nicht unterlassen ihm Beifall zuzurufen und sich dessen, daß er unter ihnen wohne, zu rühmen; aber wenn es darauf ankommt sich durch einen kräftigen Entschluß ihm ganz zu weihen, aus dem gewöhnlichen Gange des Lebens herauszugehen um seiner Sache einen bedeutenden Dienst zu leisten, ihn gegen seine Widersacher muthig zu 9 hatte] B: hatte, 15–16 deshalb anderwärts versuchen und einer] B: deshalb, um zu versuchen, ob es ihm anderwärts besser gelänge, einer 19–21 möchte, ... aufforderten] B: möchte; ... aufforderten, 32 wohl] B: wol 7–8 Vgl. Mt 9,1
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20–21 Vgl. Lk 9,54
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vertheidigen, wieviel Ursache finden wir dann auszurufen, Wehe dir Kapernaum! Wenn wir nun dieses täglichen und gewöhnlichen Treibens müde sind, und wollen einmal in einer uns ungewohnten Gegend versuchen sein Geschäft zu treiben: was haben wir anders zu erwarten, als daß wir auf solche ganz weltlich gesinnte treffen, welche am liebsten gar nichts mit ihm theilen, sondern ihn ganz aus ihren Grenzen verweisen möchten! Traurig ist beides um so mehr für uns, je mehr wir uns etwa schmeichlerischen Hofnungen hingegeben hatten auf einen glüklichen oder in irgend einem Sinn ins große gehenden Erfolg unserer Thätigkeit. Laßt uns nur in allen solchen Fällen eben so still und ohne Mißmuth zurüktreten wie er es that, fest überzeugt daß wider den Willen der Menschen ihnen doch von dem Heil, welches wir ihnen gern brächten, nichts angedeihen kann, fest vertrauend daß dennoch eine Zeit kommen werde wo die Kraft des Evangeliums wieder weiter um sich greift, wo der Geist desselben im | Großen wirkt, wenn gleich noch vieles geschehen muß um die Menschen vorzubereiten und empfänglich zu machen. Laßt | uns eben so demüthig wie Er uns bescheiden, wenn wir auch nur in dem gewöhnlichen Kreise des uns angewiesenen Beruflebens weniger und nur auf Einzelne wirken, wenn wir auch nur beitragen daß Einzelne ihn anerkennen für den Sohn des Höchsten der zum Beherrscher und Retter des menschlichen Geschlechtes vom Ewigen gesezt ist, und daß sie sich durch ihn heilen lassen von ihren Gebrechen und Jammer. Wenige wissen recht in eine solche Täuschung ihrer liebsten Hofnungen durch das Mißlingen der reinsten Bestrebungen für die ewige Sache des Guten sich zu finden; mißmüthig möchten sie sich dann ganz von menschlicher Gesellschaft und irdischer Thätigkeit zurükziehn, und als hätten sie schon das ihrige vollkommen gethan, sich aus allen Verbindungen mit den Kindern der Welt in ein andächtiges und beschauliches Leben flüchten. Diese mögen bedenken, was der Erlöser nach der Erzählung der beiden andern Evangelisten einem dieser Unglüklichen sagte, welcher wie er vorher einsam und zerrüttet in Feindschaft mit den Menschen gelebt hatte, nun die Seinigen sich weigerten den aufzunehmen der ihn gerettet hatte, auch nicht begehrte sich mit ihnen wieder zu befreunden, sondern als der Erlöser in das Schiff trat, ihn bat daß er ihm vergönnte mit ihm zu gehn. Dem ließ 12–13 ihnen doch von dem Heil, welches wir ihnen gern brächten, nichts] B: ihnen von dem Heil, welches wir ihnen gern brächten, doch nichts 16 wenn gleich noch] B: wenn gleich vorher noch 19 weniger] B: weniges 21 Höchsten] B: Höchsten, 22 vom Ewigen] B: von dem ewigen Vater 24–26 Wenige wissen ... zu finden;] B: Wenige verstehen es recht, wenn ihnen die reinsten Bestrebungen für die ewige Sache des Guten mißlingen, sich in eine solche Täuschung ihrer liebsten Hofnungen still und gelassen zu fügen;
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es der Erlöser nicht zu, sondern | sagte ihm, gehe hin zu den Deinigen und verkündige ihnen wie große Dinge Gott an dir gethan hat. Er hielt ihn fest in dem natürlichen | Kreise seines Lebens, er hoffte die Gegenwart dieses Geretteten und die Erinnerung an die große That sollte noch nachwirken, und wo nicht so sollte er dienen zu einem Zeugniß über sie. – Das wollen auch wir uns gesagt sein lassen, wenn wir uns in dem schmerzlichen Gefühl, wie verkannt der Glaube ist dem wir das Heil unserer Seele verdanken, wie wenig geachtet der in dem allein wir alles andere lieben, ganz auf uns selbst oder auf eine kleine Gemeinschaft gläubiger Seelen zurükziehn wollten. Als ein heiliges Gesez das uns Allen auferlegt ist, wollen wir das ansehn, Gehe hin zu den Deinen und verkünde wie große Dinge Gott an dir gethan hat. Ohne Ansprüche und ohne Rükhalt wollen wir jeder in der ihm angewiesenen Lebensbahn alle Kräfte und alle Tugenden entwikeln und darlegen die sein Geist in uns gebildet hat, wollen, wie ja unser Leben auf Erden die Zeit freudiger Erndte nicht sein soll, so wenig als Jesus die drükenden Gefühle von uns weisen, die sich uns aufdringen in dem Leben mit Menschen, denen er fremd ist weil sie ihn von sich gewiesen haben; und wenn sie uns anders finden als ehedem da wir auch den sinnlichen Götzen dienten wie die Andern, wollen wir ohne Scheu bekennen, daß wir solche nur geworden sind durch seine Gnade, ob etwa auch sie von Ihm sich helfen lassen und zu seiner sanften Herrschaft zurük|kehren wollten. So werden wir für Einige eine Stimme sein zum Zeugniß wider sie, wie wohl sie es hätten haben gekonnt, auf der andern Seite | aber, denn auch daran wird es Gott nicht ganz fehlen lassen, werden wir als Werkzeuge des göttlichen Geistes einen Vorschmak genießen von dem Reich Gottes, auf dessen herrlichere Erscheinung zu hoffen wir angewiesen sind. Amen.
3 hoffte] B: hofte 14–17 entwikeln ... drükenden] B: entwikkeln ... drükkenden 24–25 wie wohl sie es hätten haben gekonnt,] B: wie wohl auch sie es hätten haben können, 1–2 Vgl. Mk 5,19; Lk 8,39
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IV. Von dem Vorurtheile des Buchstaben und dem Vorurtheile des Ansehns.
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Die Zeit ist wieder herangekommen, in welcher unsere gemeinsamen Betrachtungen vorzüglich dem Leiden des Erlösers gewidmet sind. Daher werden vielleicht Viele meinen, unser Blik, der bisher auf sein Leben, auf sein Auftreten als öffentlicher Lehrer gerichtet gewesen ist, müsse sich nun plözlich zu den lezten Tagen seines Lebens hinwenden. Aber wäre das nicht eigentlich m. a. Fr. eine etwas beschränkte Ansicht, noch zu sehr derjenigen ähnlich, welche das Leiden Jesu vorzüglich in den körperlichen Schmerzen findet, wenn wir es nur da suchen wollten, wo das Gefühl der Nähe des Todes in ihm die Oberhand gewinnt, wo der Sieg seiner Feinde öffentlich ausbricht, wo Schmach und Verlassenheit sein Loos werden? Vielmehr ist ja, seit das Wort Fleisch | ward, Christus versucht worden gleich als wir, und was ist Versuchung, | wenn nicht Lust oder Leiden? und wenn gesagt wird, daß er umhergegangen in Knechtsgestalt; was ist damit ausgesagt, als daß er ausgesezt gewesen sei allen Leiden, welche weniger die Natur den Menschen bereitet, als sie selbst sich unter einander? Wir wollen daher in unsern Passionsbetrachtungen für dieses Jahr weniger auf die lezten Tage des Erlösers Rüksicht nehmen, als auf dasjenige was auch früher in seinem heilbringenden Leben schon als sein Leiden muß angesehen werden. Auch das wird uns bald Gelegenheit geben ihn bewundernd zu verehren, und an ihn als unser Vorbild uns anzuschließen, bald die verschiedenen Gestalten der Sünde und des Frevels, welche die Quelle seines Leidens waren, uns prüfend und warnend 4 in welcher] B: während der 6–7 sein Leben, auf sein Auftreten als] B: sein thätiges Leben, auf seinen Beruf als 16 und wenn gesagt wird,] B: Von der ersteren aber ist ihm wenig zu Theil geworden; sondern wenn es heißt, 18 allen Leiden, welche weniger] B: allen und am meisten denjenigen Leiden, welche nicht sowol 23–24 uns bald Gelegenheit geben ihn bewundernd zu verehren,] B: uns Gelegenheit geben, bald ihn bewundernd zu verehren 2 Predigt zum Sonntag Invocavit am 16. Februar 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Pischons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 449–457 14– 15 Vgl. Joh 1,14 17 Vgl. Phil 2,7
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vorzuhalten, und durch beides wird der eigenthümliche Zwek, den unsere Betrachtungen in dieser Zeit sich vorsezen, gewiß an uns erreicht werden.
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Text. Joh. 7, 40–53. Viele nun vom Volk die diese Rede hörten sprachen, Dieser ist ein rechter Profet. Die Andern sprachen, Er ist Christus. Etliche aber sprachen, Soll Christus aus Galiläa kommen? Spricht nicht die Schrift, von dem Samen David und aus dem Flecken Bethlehem da David war solle Christus kommen? | Also war eine Zwietracht unter dem Volk über ihn. Es wollten aber etliche ihn greifen; aber niemand legte die Hand | an ihn. Die Knechte kamen zu den Hohenpriestern und Pharisäern, und sie sprachen zu ihnen, Warum habt ihr ihn nicht gebracht? Die Knechte antworteten, Es hat nie kein Mensch also geredet wie dieser Mensch. Da antworteten ihnen die Pharisäer, Seid ihr auch verführt? Glaubt auch irgend ein Obrister oder Pharisäer an ihn? sondern das Volk, das nichts vom Gesez weiß ist verflucht. Spricht zu ihnen Nikodemus der in der Nacht zu ihm kam, welcher einer von ihnen war, Richtet unser Gesez auch einen Menschen, ehe man ihn verhöret und erkennet was er thut? Sie antworteten und sprachen zu ihm, Bist du auch ein Galiläer? Forsche und siehe aus Galiläa stehet kein Profet auf. Und ein Jeder ging also heim. Und es ward eine Zwietracht unter dem Volk über ihn, über ihn der nur gekommen war um ihnen allen den himmlischen Frieden zuzuwenden. Und ein jeglicher ging also heim, ohne sich ernstlich zu ihm gewendet zu haben, dessen göttliche Weisheit und Liebe so ganz geeignet war Alle zu ihm zu ziehen! Sollen wir das, m. Fr. und die Art wie der Erlöser es empfinden mußte, nicht zu seinem Leiden rechnen, daß das Volk dem er sich gewidmet | hatte ihn so wenig erkannte? daß auch der vorigen herrlichen Rede Eindruk, selbst in den Wenigen an denen etwas davon gefaßt hatte, so leicht zu verwischen, und seine Anwesenheit auf dem Feste, wo die vielen | Tausende des Volkes sich versammelt hatten, wieder vergeblich war für seinen großen Zwek? Gewiß müssen wir das als einen der ersten Auftritte seines Leidens 1 vorzuhalten,] B: vorzuhalten; 5 Volk ... hörten] B: Volk, ... hörten, 8 Flecken] B: Flekken 17–19 Nikodemus ... verhöret] B: Nikodemus, ... verhöret,
2 Betrachtungen] B: Betrachtun-
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ansehn! Woher aber dieses Mißlingen m. Fr.? Der Evangelist Johannes, der es sich ganz vorzüglich in seiner Lebensbeschreibung Christi angelegen sein läßt auseinander zu sezen, wie das Verhältniß des Erlösers zu dem Volk auf der einen, zu den Obristen desselben auf der andern Seite sich allmählig so gestellet, daß sein Schicksal sich zu jener traurigen Entwikelung hinneigen mußte, hat uns die Ursachen deutlich genug angegeben. Soll Christus aus Galiläa kommen? Seid ihr auch verführt? Hängt ihm nicht das gemeine Volk allein an? Sehet, wie wir es auch immer betrachten, es muß uns überall den Anblik geben von einem Siege des Vorurtheils über die Wahrheit. Nicht wenige waren bewegt von seiner Rede, und wenn einige sagten, er sei ein rechter Profet, so gingen Andere noch weiter und sagten er sei Christus. Ja selbst von denen die ausgegangen waren ihn zu greifen, kehrten etliche zurük mit dem Zeugniß, Es hat nie kein Mensch also geredet wie dieser Mensch. M. Fr. alles Licht kommt von oben! alle Wahrheit, die unsern Geist erheben, unser Herz beseligen soll, kommt uns bald unmittelbar bald mittelbar | von dem welcher sagte, Wer da durstet der komme zu mir, und es werden Ströme des lebendigen Wassers von ihm ausgehn. Diese Schäze des Lichtes und des Lebens sind | reichlich ausgegossen überall, und doch sehen wir immer noch in der Welt denselben Kampf, und vielfältig wiederholen sich die Siege des Vorurtheils über die Wahrheit. So lasset uns in dieser Beziehung den verlesenen Abschnitt näher betrachten, um über diese Quelle des Leidens Christi, die noch immer so reichlich fließt, fruchtbar nachzudenken. Es sind zwei Vorurtheile welche sich in der Erzählung unsers Textes deutlich aussprechen, das Vorurtheil des Buchstaben, und das Vorurtheil des Ansehns. Laßt uns über beide in Bezug auf die Geschichte des Erlösers und zugleich auf unsere Verhältnisse und Pflichten nachdenken. 2–3 der es sich ganz vorzüglich in seiner Lebensbeschreibung Christi angelegen sein läßt] B: wie er überhaupt es sich ganz vorzüglich angelegen sein läßt in seiner Lebensbeschreibung Christi 6 Entwikelung hinneigen mußte, hat uns die] B: Entwikkelung hinneigen mußte, hat uns auch hievon die 8–9 Hängt ihm nicht das gemeine Volk allein an? Sehet, wie wir es auch immer betrachten, es muß] B: Hängt ihm wol jemand anders an als das gemeine Volk? Sehet, darauf läuft alles hinaus, und wie wir es auch immer betrachten, die Sache muß 10 Siege des Vorurtheils über die Wahrheit] B: Siege des Vorurtheils über die Wahrheit 11–13 Rede, ... von denen] B: Rede; ... von denen, 20 überall,] B: überall; 4 der einen,] A: der, einen B: der einen 17–19 Vgl. Joh 7,37–38
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I. Der Buchstabe einer alten Weissagung lautete, wie wir auch aus unserem Text gehört haben, Christus solle kommen aus dem Flekken Bethlehem dem Stammort Davids und aus seinem Geschlecht. Da man aber wußte Jesus komme aus Galiläa und wohne dort: so schloß man, er sei auch von dort gebürtig, und die Anhänglichkeit an jenen Buchstaben war so groß, daß wenn die göttliche Kraft seiner Rede und seines Daseins sie überzeugen wollte, er sei Christus, sie es immer wieder von sich zurükwiesen. Merkwürdig muß es uns sein, wie mit dieser Anhänglichkeit die Zuhörer und | Zeitgenossen Jesu sich täuschten. Er stammte wirklich aus dem Samen Davids, war wirklich geboren in dem Flekken Bethlehem; aber die sich und Andere an dem Buchstaben allein halten und von ihm abhangen wollten, wen|deten doch nicht den geringen Fleiß an zu erforschen, ob nicht bei der Hofnung, zu welcher ihr Herz sie hintrieb, der Buchstabe auch sein Recht behalten könne, sondern sie blieben sorglos bei dem allgemeinen Gerücht stehen, welches nichts aussagte über seine früheren Verhältnisse! – Gesezt aber sie hätten sich nicht getäuscht, hätten durch weitere Forschung herausgebracht, Jesus sei von Bethlehem und aus dem Stamme Davids, und hätten deshalb glauben gewollt, er sei Christus: müßte uns nicht bange werden, daß Andere wieder einen anderen Buchstaben auffinden würden der sie irre machte? wie wir auch durch die Evangelisten wissen, daß eine andere Rede ging, nemlich wenn Christus komme werde niemand wissen von wannen er sei. Und wiederum meine Freunde, wenn es gar nicht so gewesen wäre, wenn Jesus nicht vom Stamme Davids gewesen wäre, wenigstens nicht im Flekken Bethlehem geboren, sollte das die Kraft gehabt haben den Glauben, den die Erscheinung des Gottgesendeten in ihnen hervorbrachte, zu untergraben? Sollten nicht gerade die einen solchen Werth legten auf das geschriebene Wort auch gewußt haben, wie mannigfaltig das Wort einer Weissagung könne verstanden werden? Denn wenn es feststand daß der Messias müsse ein Nachkomme | Davids sein, konnte nicht 4–5 wußte ... dort: ... gebürtig,] B: wußte, ... dort, ... gebürtig; 13 doch nicht den geringen Fleiß an zu erforschen,] B: doch an diese Sache, die für sie von so hoher Bedeutung war, nicht einmal den geringen Fleiß danach zu forschen, 16 stehen,] B: stehn, 16–17 seine früheren Verhältnisse!] B: Jesu früheren Verhältnisse! 17 sie hätten sich nicht getäuscht, hätten] B: sie wären nicht in diesem Irrthume geblieben, sie hätten 20–21 anderen Buchstaben auffinden würden] B: andern Buchstaben würden aufgefunden haben, 22 daß eine andere Rede ging, nemlich] B: daß zugleich eine andere Rede ging, nämlich 23–31 komme ... wissen ... geboren, ... gerade ... geschriebene Wort ... feststand ... sein] B: komme, ... wissen, ... geboren: ... gerade, ... geschriebene Wort, ... feststand, ... sein: 22–23 Vgl. Joh 7,27
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der Profet schon deshalb Bethlehem glüklich preisen, daß aus ihm der Messias käme, wenn er auch nicht buchstäblich meinte dieser werde selbst in Bethlehem geboren werden? Ja wie David der erste gewesen war der das Reich Israel fest und herrlich gegründet hatte, so sollte Christus ein neues göttliches Reich, ein geistiges Israel fest und herrlich gründen; wäre nicht schon das Grund genug für einen begeisterten Seher gewesen zu sagen, Christus müsse kommen vom Geschlechte David, da so oft der spätere, der einem früheren an Kraft und Gesinnung ähnlich ist, ein Sohn des früheren genannt wird? Ach m. Fr. wie wahr finden wir auch hier das große Wort des Apostels, der Buchstabe tödtet, nur der Geist macht lebendig! was der Geist damals in so Manchen gewekt hatte, die Ahndung daß Jesus der göttliche Lehrer, der Retter des Volkes sei, die aufkeimende Zuversicht zu seiner Rede, die Empfänglichkeit für den höheren Erweis, daß wer sie thun werde erfahren solle daß sie von Gott sei, das wurde in den Meisten unterdrükt, überwältigt durch mißverstandnen Glauben an einen dunklen Buchstaben, der sich von selbst würde erklärt haben, wenn nur Alle davon ausgegangen wären, daß der Geist mehr sein müsse als der Buchstabe! Das war das Leiden, welches dieses Vorurtheil dem Erlöser während seines Lebens auf Erden brachte, und wieviel Unheil hat es nicht seitdem zu allen Zeiten in seiner Kirche angerichtet! könnten | wir uns vor Augen stellen die heftigen Spaltungen, die lieblosen Streitigkeiten über den Buchstaben, die in der Kirche | ausgegangen sind von Menschen die den Geist in die Knechtschaft von jenem gegeben hatten, die frevelnden und ruchlosen Mißdeutungen des göttlichen Willens, zu denen durch den Buchstaben Menschen sind verleitet worden denen der Geist fehlte, den unnöthigen Druk und Verkümmerung des Lebens, die vergeblichen Thränen und Seufzer, die schmerzlich zerstörende Seelenangst welche oft Menschen von edlem Sinne auf sich gela1–2 der Profet schon deshalb Bethlehem glüklich preisen, daß aus ihm der Messias käme, wenn] B: der Profet auch deswegen schon Bethlehem glüklich preisen, darüber daß aus ihm der Messias käme, weil es doch immer im wei|teren Sinne der Stammort des Messias war, wenn 2 meinte] B: meinte, 4 war] B: war, 12 Ahndung] B: Ahnung 16 unterdrükt, überwältigt] B: unterdrükt und überwältigt 20–21 welches dieses Vorurtheil dem Erlöser während seines Lebens auf Erden brachte,] B: welches dem Erlöser während seines Lebens auf Erden dieses Vorurtheil brachte; 25– 26 Menschen die den Geist in die Knechtschaft von jenem gegeben hatten,] B: Menschen, welche ihren Geist in die Knechtschaft des Buchstaben gegeben hatten; 28 fehlte, den unnöthigen Druk und Verkümmerung] B: fehlte, nach welchem der Buchstabe muß gedeutet werden; den unnöthigen Druk und die Verkümmerung 30 Seelenangst] B: Seelenangst, 11 2Kor 3,6
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den haben, denen nur ertödtende Scheu vor dem Buchstaben die ihnen sonst einwohnende Freiheit des Geistes geraubt hatte: o warlich, bittere Wehmuth, tiefer Schmerz, banger Schauder würde uns ergreifen vor dem bodenlosen Verderben, in welches der todte Buchstabe den Menschen hinabreißen kann! Aber wie, wird man sagen, ist nicht eben so viel Elend, eben so viel verderblicher Frevel ja von noch wilderer mehr zerstörender Art von denen ausgegangen, welche in dem Wahn, den Geist in reicherem Maaß zu besizen und von ihm besonders getrieben zu sein, sich und Andere von dem sanften heilsamen Joch des Buchstaben losgerissen haben? Sind nicht die furchtbarsten Gräuel der Willkühr, der Eigenmacht, der Schwärmerei, jede Art der Verfolgung und Grausamkeit mit sich führend von diesen ausgegangen? und sollten wir dieser Zügellosigkeit Thür und Thor öfnen im Staat und in der Kirche? – M. Fr. laßt uns, damit wir uns hier|über ganz verständigen, zweierlei bemerken. Zuerst, weil doch der | bürgerliche Verein der Menschen und der auf ihr Verhältniß zu Gott sich beziehende hier gleichen Gefahren ausgesezt sind, laßt uns fragen, kann der wol ein guter Bürger seyn, der nur an dem Buchstaben der Geseze klebt, und selbst dem entsagt den Buchstaben zu prüfen und zu deuten nach dem Geist, und wo ihn der Buchstabe ganz verläßt aus dem Geist zu handeln? Ist Leben in solchen? sind sie etwas anders als todte Werkzeuge dessen der ihnen den Buchstaben gab, und fortwährend den fehlenden ergänzt? Sind sie nicht die, welche sich wohlfeilen Kaufes mit ihren Pflichten abfinden, und statt in wahrer Liebe für das Ganze zu leben, nur ihren eignen Vortheil schaffen wollen, indem sie sich nur hüten den Buchstaben nicht zu verlezen? Wenn nun in der bürgerlichen Gemeinschaft solche Menschen doch einen untergeordneten Werth haben können, falls nemlich andere da sind die den Buchstaben immer mehr aus dem Geist berichtigen und vervollkommnen: so dürfen wir nicht läugnen, in der Gemeine Jesu haben sie gar keinen Werth. Was wollen wir mit solchen die sich mit dem Buchstaben des Glaubens abfinden wollen, um in vermeinter Gewissensruhe fleischlich zu leben? oder mit dem Buchstaben der Vorschrift und der äußern Ordnung, um ohne Vor10 Andere] B: andere 13 führend] B: führend, 18 seyn,] B: sein, 19 dem entsagt] B: dem Vorrecht entsagt 20–22 und wo ihn der Buchstabe ganz verläßt aus dem Geist zu handeln? Ist Leben in solchen?] B: damit er doch da wo ihn der Buchstabe ganz verläßt, wie das so häufig der Fall ist, im Stande sei aus dem Geist zu handeln? Ist Leben in denen, die sich in solcher Entsagung gefallen? 25–26 nur ihren eignen] B: am meisten ihren eignen 28 doch einen] B: doch immer noch einen 29–30 nemlich andere da sind ... aus dem Geist] B: nämlich andere da sind, ... aus dem Geiste 31 haben sie gar] B: haben solche gar 31–32 mit solchen die] B: mit Genossen unserer Gemeinschaft, die
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würfe leichtsinnig und frevelhaft über göttliche Dinge denken zu dürfen? oder mit beiden, um sich ohne weitere Beunruhigung ganz in | das vergängliche Wesen der Welt zu | versenken? Darum Jeder der in dieser Gemeine sein will kann es nur sein durch den Geist; Allen ist der verheißen und kein Unterschied gemacht; so dürfen wir also auch alle ermahnen, daß sie sich getrauen zu schöpfen aus der lebendigen Quelle des Geistes, und dürfen vertrauen, daß auch ferner wie bisher, wenn sich in einem regt ein verkehrter, wilder, ungöttlicher Geist und sich ausgiebt für den Geist Christi, dieser in dem Ganzen so kräftig waltende Geist Christi jenen schon dämpfen, strafen, ausstoßen werde; was doch durch die Kraft des Buchstaben nicht geschehen kann, denn welcher Verirrte oder Verführer hätte nicht etwas von dem Buchstaben für sich zu deuten gewußt. – Zweitens, wenn wir von jenen Zeitgenossen des Erlösers sagten, sie hätten sich zu sehr an den Buchstaben allein gehalten: so können wir eben so gut sagen, sie hätten den Buchstaben, dem sie folgen wollten, bei weitem nicht genug geehrt. Denn sollten sie nicht geforscht haben, ob nicht nach der Art des profetischen Ausdruks jene Weissagung wie so manche andere ganz anders könne oder müsse gedeutet werden als sich auf den ersten Anblik darbot? sollten sie nicht untersucht haben, ob man wol annehmen dürfe, der Geist Gottes werde den welcher nur durch seine innere Natur, durch sein höheres ewiges Wesen die Menschen an sich ziehen und seine Bestimmung unter ihnen erreichen konnte, durch etwas so ganz äußerliches bezeichnet haben, was doch immer dem Erlöser mit | mehreren andern ge|mein sein konnte? Und wenn nun dies alles fest stand, und sie einmal die Aufforderung hatten wenigstens die Frage aufzuwerfen, ob jene Weissagung erfüllt sei durch Jesum, mußten sie nicht untersuchen, ob er denn auch so gewiß wie sie meinten in Galiläa von wannen er kam, auch geboren, ob er denn so gewiß Josef des Zimmermanns Sohn sei, und nicht hinter dieser Abstammung doch noch jene andere sich verberge? Eben so schwer nun als der Buchstabe jener alten Weissagungen ist oft auch der Buchstabe unserer heiligen Schriften zu deuten, und eben so schwer zu bestimmen, ob er auf diese oder jene einzelne Meinung oder That Anwendung finde oder nicht. Der Verkehr mit dem Buchstaben ist also nicht jedermanns Ding, wer 3–4 Jeder ... will] B: Jeder, ... will, 5–6 so dürfen wir also auch alle ermahnen, daß sie sich getrauen] B: so müssen wir also auch alle ermahnen, daß sie es wagen 13 gewußt.] B: gewußt! 21 den welcher] B: den, welcher 24 Erlöser mit] B: Erlöser, da ja nicht gesagt war, daß er der einzige noch übrige Nachkomme Davids sein sollte, mit 26 die Aufforderung hatten] B: aufgefordert waren 27 Jesum,] B: Jesum: 28–29 gewiß wie sie meinten in Galiläa] B: gewiß, wie sie meinten, in Galiläa, 20 untersucht] B: untersagt
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nicht zu allen diesen Untersuchungen gerüstet ist und Trieb hat, für den ist es eine eitle Anmaßung irgend etwas nach dem Buchstaben zu richten. Was bleibt ihm also als sich zuvörderst und am meisten an dem Buchstaben zu halten und zu stärken, der das klar und fest ausspricht was ihm selbst schon im Geiste gewiß ist, in Absicht alles Andern aber bei den verschiedenen Deutungen und Ansichten sich an diejenigen anzuschließen, die in ihrer ganzen Art das Wesen des Christenthums in Werk und That auszudrüken, und das heißt doch wieder im Geist, am meisten mit ihm übereinstimmen. Und eine andere Art giebt es nicht, wie dem Unheil jenes Vorurtheils, dem immer sich erneuernden Leiden der Kirche durch dasselbe könnte abgeholfen werden. | II. Das zweite Vorurtheil, das uns in der Erzählung unseres Textes entgegentritt, ist das Vorurtheil des Ansehens. Es offenbart sich dort auf eine zwiefache Weise, zuerst dadurch, daß der Glaube deshalb von Jesu soll abgelenkt werden, weil man diesen mit einem verächtlichen Namen bezeichnete, Bist du auch ein Galiläer? zum andern dadurch daß der Glaube auf die Seite soll hingelenkt werden, wo die Männer von Ansehn standen: Glaubt auch wol einer der Obristen und Pharisäer an ihn? Christus befand sich damals in der Hauptstadt des jüdischen Landes, wo alle prächtig erneuten Ueberreste ehemaliger Herrlichkeit des Volkes und des Gottesdienstes vereinigt waren, wo die Weisen und Gelehrten nach dem Gesez ihre Einsichten fortpflanzten, wo in festlichen Zeiten die große Menge des Volks, von den Eindrüken dieser Größe geblendet, sich vereinigte. Daher denn diejenigen, welche in der Hauptstadt wohnten, denen die Gemeinschaft mit diesen Heiligthümern das alltägliche war, sich stolz über die andern erhoben, die nur auf wenige Tage aus entfernten Gegenden kamen um sie anzubeten; und unter diesen entfernten Gegenden war wiederum Galiläa, wo Nazareth lag der Bildungsort der Kindheit des Erlösers, wo Kapernaum und Bethsaida die ersten Schaupläze seiner öffentlichen Thätig3 also als] B: also, als 4–5 fest ausspricht was] B: deutlich ausspricht, und es also in seinem Gemüth festhält, was 5–6 in Absicht alles Andern aber] B: in Absicht jedes andern Buchstaben aber 7–8 in ihrer ganzen Art das Wesen des Christenthums in Werk und That auszudrüken,] B: in der ganzen Art wie sie das Wesen des Christenthums in Werk und That ausdrükken, 10–11 dem immer sich erneuernden Leiden der Kirche durch dasselbe könnte] B: und dem durch dasselbe immer sich erneuernden Leiden der Kirche könnte 14 Ansehens.] B: Ansehns. 17 bezeichnete, Bist] B: bezeichnete, wie sie zu Nikodemus sagten, Bist 18 dadurch] B: dadurch, 25 Eindrüken] B: Eindrükken 29–30 um sie anzubeten;] B: um anzubeten;
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keit, vorzüglich gering geschäzt. Was kann von Nazareth gutes kommen? hörten wir früher einen sagen, und hier finden wir den Namen Galiläer als einen Spottnamen für Je|sum und die Seinigen, wodurch | Glaube und Verehrung von ihm sollten abgelenkt werden. – Es kann uns nicht entgehn, m. a. Fr. wie auch jezt noch oft herrliche Wahrheiten, heilbringende Erkenntnisse auf dieselbe Weise verdächtig gemacht und in ihren Wirkungen gehemmt werden, indem man ihnen einen verächtlichen, lächerlichen oder gebrandmarkten Namen anzuhängen weiß. Theilt einer mit, was der Gott, der alle erleuchtet, in sein Herz oder seinen Verstand gegeben hat: so kommt ein Anderer her, der nicht versteht was damit gemeint ist, und auf einer niedrigen Stufe des Daseins stehend, auch das edelste und höchste nur mit seinem Maaß zu messen und aus Gründen, die in seinem Kreise liegen, zu erklären weiß, und bezeichnet nun mit einem Worte das den Ursprung die Absicht die er sich dabei denken kann ausdrükt, die Einsichten und Lehren des erstern. Eben weil sie so verständlich ist für die Menge wird die Benennung herrschend, und die Sache selbst kommt in den Ruf einer Gemeinheit und Niedrigkeit, die nicht in ihr ist sondern nur in ihren Tadlern. Oder es findet einer in der Art der Darstellung und Einkleidung, die um anschaulich zu machen oder zu bewegen vielleicht mehr in guter Absicht als mit reifer Ueberlegung gewählt war, irgend etwas kleinliches, sonderbares, lächerliches: so wird dann eben dieses herausgehoben und das Ganze darnach benannt. Ist nun der Name durchgedrungen: so sieht bald der große Haufe in der Sache nichts anders als das, was er sonst noch mit diesem Namen nennen | hört, und so | wird das Gedeihen der Wahrheit in leerem Spott erstikt. Oder in dem was Einer aus redlichem Sinn und richtiger Einsicht anpreist als ein kräftiges Mittel zur Förderung des gemeinen Wohls, findet ein Anderer eine bedenkliche Aehnlichkeit mit verdächtigen Ansichten, mit gefährlichen Bestrebungen solcher die schon als Feinde des gemeinen Wohls bezeichnet sind, findet sie oder erdichtet sie, und so wird denn, unter demselben Namen befaßt, der welcher einfältig und treu seinem innern Beruf folgte, unter die Uebelthäter gezählt, und den Genossen einer gefürchteten oder verabscheuten Rotte beigesellt. Betrachtet die Geschichte der Kirche, der Wissenschaft, der bürgerlichen Gesellschaft, überall findet ihr die traurigen Beweise von dieser Gewalt eines verhaßten Namens. War einmal eine abweichende Meinung mit einem bestimmten Namen der Kezerei gebrandmarkt: wie oft ist dieser dann aufgewärmt worden um ganz verschiedene 12 und höchste] B: uud höchste 1–2 Joh 1,46
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Lehren einer entfernten Aehnlichkeit wegen in gleiche Verdammniß zu werfen. War eine Verbindung Einzelner einmal in dem Ruf auf Kosten der allgemeinen Ruhe und Ordnung eignen Vortheil zu suchen, wie oft sind die welche beseelt waren von dem reinsten Eifer den Menschen diese edlen Güter zu sichern oder wieder zu verschaffen, jenen gleich gestellt worden durch diese Gewalt des Namens. O m. Fr. wir können uns nicht genug wafnen gegen diese zauberische Macht der Wörter und Namen! nicht ernstlich genug vornehmen, jeder herabwürdigend klingen|den Bezeichnung einer Sache die Anspruch darauf macht bedeutend zu sein, unsere Ohren zu verstopfen, und ohne Beziehung auf den Namen alles was uns dargeboten wird, für sich zu betrachten, daß uns nicht immer wieder das Aehnliche begegne wie denen die sich von dem Erlöser abwendeten, weil er ein Galiläer genannt wird. Zweitens offenbart sich das Vorurtheil des Ansehens durch das große Gewicht welches darauf gelegt wird: Glaubt auch irgend ein Obrister oder Pharisäer an ihn, sondern nur das Volk. Streng genommen war auch das nicht wahr; denn ganz kann sich Wahrheit und Licht aus keinem Stande zurükziehn, wir sehen das an Nikodemus, und später giebt der Evangelist zu verstehen, daß auch von den Priestern viele Christo angehangen. Aber im Ganzen freilich glaubten sie nicht, sondern es war kundig daß sie ausgesandt hatten Jesum zu greifen; und darum ward der ganze Stand der Angesehenen und Hochgeehrten denen, in welchen der Glaube an Jesum als Messias Wurzel geschlagen hatte, als ein Schrekbild vorgehalten; in der Blendung des äusseren Glanzes sollte die im Innern entsprungene Erleuchtung verschwinden. Traurig daß das bei so vielen wirklich geschah! Allein m. F. wenn wir die damaligen Umstände erwägen, so finden wir etwas darin, was die Zeitgenossen des Erlösers besonders entschuldigt. Liegt freilich etwas niedriges darin, daß man für recht hält was die thun, für wahr was die glauben, über welche die Güter und Ehren | dieser Welt ausgegossen sind: so kam damals hinzu, daß die Ange|sehenen und Obersten des Volks zugleich diejenigen waren, denen die Beschüzung und Verbreitung der Wahrheit anvertraut war, die über den Gottesdienst und das Gesez, welches die göttlichen Belehrungen in sich 3–4 Vortheil zu suchen,] B: Vortheil oder eigne Erhebung zu suchen, 8 genug vornehmen,] B: genug uns vornehmen, 9 einer Sache die] B: eines Gegenstandes, | der 11 und ohne] B: und vielmehr ohne 12 daß uns] B: damit uns 14 wird.] B: ward. 23–25 ward der ganze Stand der Angesehenen und Hochgeehrten denen, in welchen der Glaube an Jesum als Messias Wurzel geschlagen hatte, als] B: ward denen, in welchen der Glaube an Jesum als Messias Wurzel geschlagen hatte, der ganze Stand der Angesehenen und Hochverehrten als 27–28 m. F.] B: m. Fr. 19 Vgl. Joh 3,1–21
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faßte, zu wachen hatten. Wenn nun diejenigen, welche die Schäze der Erkenntnisse bewachen und die Schlüssel des Himmelreichs zu haben schienen, und welche zugleich den Glanz und die Güter der Welt besaßen, wenn diese ein Licht verwerfen welches Einigen entgegen geleuchtet hatte: wir dürfen uns warlich nicht wundern, wenn man dann den Verdacht schöpfte, man hätte sich durch etwas falsches hinreissen und täuschen lassen. O m. Fr. schon jene Neigung, die wir als niedrig bezeichnet haben, durch das äußere Ansehn Anderer die Meinung von dem was wahr und gut ist bestimmen zu lassen, ist höchst verbreitet, und wenige Menschen vermögen sich ihr ganz zu entziehn; wir finden sie in der unmittelbarsten Nähe des höchsten irdischen Glanzes nicht minder als in der weiteren Entfernung. Jede höhere Ordnung der Gesellschaft, mag nun diese Abstufung für eine unmittelbare göttliche Einrichtung oder für ein Werk menschlicher Weisheit angesehen werden, zieht die Blike derer die die tieferen Gegenden einnehmen auf sich, immer sind die Hochstehenden ein Gegenstand der Bewunderung und, weil man ihnen möchte verwandt gefunden werden, der Nachahmung. Wie oft ist deshalb auch der Strom des Verderbens, des Leicht|sinns, der Sittenlosigkeit, des ungläubigen Frevels über ganze | Völker ausgegangen! Aber indem wir uns aufs ernstlichste vornehmen gegen diese gefährliche Neigung zu streiten: so laßt uns nicht verkennen, wieviel leichter dies uns gemacht ist als den Zeitgenossen Christi, laßt uns festhalten an der Ordnung der Dinge, in welcher diese größere Leichtigkeit sich gründet. Ich meine nemlich die, daß weltliches Ansehn und Gewalt nicht mehr auf dem Stande derer ruht, denen die höheren Einsichten in die göttliche Wahrheit anvertraut sind, und daß die Gemeinschaft dieser so gestellt ist, daß von dem äußeren Glanz der Welt nur wenig Strahlen auf sie fallen. Was uns von außen helfen kann diesen Zustand uns zu erhalten, das fehlt uns nicht. Diejenigen, denen die Macht zu Theil geworden ist, begehren Gott sei Dank keinen ungehörigen Einfluß auf das Gebiet der Erkenntniß und des Glaubens; diejenigen welche sich der Erforschung der Wahrheit widmen, können sich Gott sei Dank keinen äußern Vortheil davon versprechen, ob sie 2 Erkenntnisse bewachen] B: Erkenntnisse zu bewachen 3 welche zugleich den] B: welche daneben noch den 4 verwerfen welches Einigen] B: verwarfen, welches einigen 5–6 wenn man dann den Verdacht schöpfte, man hätte sich] B: wenn diese dann den Verdacht schöpften, sie hätten sich 9–10 durch das äußere Ansehn Anderer die Meinung von dem was wahr und gut ist bestimmen zu lassen,] B: daß man durch das äußere Ansehn Anderer die Meinung von dem was wahr und gut ist bestimmen läßt, 13 Entfernung.] B: Entfernung davon. 16 Blike] B: Blikke 25 nemlich] B: nämlich 27–28 Gemeinschaft] B: Genossenschaft 33 diejenigen] B: diejenigen,
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dieses oder jenes angeben als die Ausbeute ihrer Bemühungen. Wohl uns m. Fr. daß wir uns dessen rühmen können! Denn wo ein hoher Preis darauf gesezt ist, ob die Lehrer des Volkes so reden wie die Machthaber es wünschen oder anders, oder wo ihnen der Mund verschlossen ist und ihnen geradehin von außen bestimmt wird, was sie als Wahrheit lehren, was sie den Menschen als wichtig ans Herz legen sollen, da kann durch die Gewalt des Ansehens leicht jede | Lüge über die Wahrheit siegen, da giebt es nichts mehr, worauf die Menge | ihren Blik richten kann, als den Wunsch und das Beispiel des Gewaltigen, da muß reine Liebe zur Wahrheit bald verschwinden oder nur als ein Gegenstand des Spottes angesehen werden. Darum laßt uns festhalten auf unsere christlich kirchliche Freiheit; daß denen, die sich aus festem Glauben an die Vortreflichkeit desselben dem großen Geschäft gewidmet haben, die Menschen zum Erlöser zurükzuführen und auf jeder erreichten Stufe des Guten und Wahren festzuhalten, daß denen keine Grenzen ihres Forschens und ihrer Mittheilung gesezt werden, das sichert uns nicht nur vor der Rükkehr der Finsterniß des Geistes, sondern auch dafür daß jemals von irgend einer heilsamen Wahrheit gesagt werden könne: Glaubt auch irgend einer der Weisen und Erleuchteten an sie? Laßt uns fest halten an unserer christlich bürgerlichen Freiheit, daß wir nemlich Jedem in dem Maaß als er durch die Höhe seines Plazes das Gesez und die äußere Ordnung darstellt, zwar auch treu gehorchen, nie aber uns verpflichtet halten, unbedingt zu glauben, alles was ein solcher gebietet und weshalb, was er denkt und wie er gesinnt ist, das müsse auch recht und gut sein, und daß wir, wo wir Zweifel und Bedenken dagegen finden, diese auch äußern dürfen. Dadurch sind wir gesichert gegen den gefährlichen Eindruk, den es sonst machen könnte, wenn von irgend etwas wahrem und heiligem gefragt wird, Glaubt auch irgend ein Obrister daran? So wird uns die | Hofnung | bleiben, daß allmählig wenigstens die Wahrheit jeden Druk und jede Gewalt der Welt besiegen werde, so wird uns die Ueberzeu4–5 oder anders, oder ... ist] B: ob anders; oder ... ist, 6–7 sie den Menschen als wichtig ans Herz legen sollen,] B: sie als wichtig den Menschen ans Herz legen sollen: 8 die Menge] B: die schwache in sich selbst unbestimmte Menge 9 des Gewaltigen,] B: der Gewaltigen, 12 Freiheit; daß] B: Freiheit; denn daß 15–16 denen keine Grenzen] B: diesen keine Grenzen 16–18 das sichert uns nicht nur vor der Rükkehr der Finsterniß des Geistes, sondern auch dafür] B: dies vorzüglich sichert uns nicht nur gegen die Rükkehr der Finsterniß des Geistes, sondern auch dagegen 21 nemlich Jedem] B: nämlich Jedem, 22 Plazes] B: Ortes 22–23 zwar auch treu gehorchen,] B: zwar pflichtgemäß und treu gehorchen, 25–26 daß wir, wo wir Zweifel und Bedenken dagegen finden, diese auch äußern dürfen.] B: daß wir, wo sich Zweifel und Bedenken dagegen in uns finden, diese auch freimüthig und ordnungsmäßig äußern dürfen. 31 Gewalt der Welt besiegen werde,] B: Gewalt, welche sich die Welt gegen sie erlaubt, kräftig besiegen werde;
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gung bleiben, daß auch wir bestimmt sind dazu beizutragen und für uns und andere Wahrheit zu erringen. Wolan denn m. Fr. so viele unter uns durch ihren Stand und ihre Lebensbahn den Beruf haben, – und wir haben ihn alle vermöge unserer Verhältnisse zu den Unmündigen an Jahren Geist und Gaben – den Beruf Andere zu führen und zu fördern durch Mittheilung dessen was der Geist Gottes in uns gewirkt hat: laßt uns Christo nachfolgend festen Schrittes wandeln, nicht abgeschrekt wenn wir auch voraussehen, vorläufig könne das Vorurtheil siegen; laßt uns nicht ermüden auch auf den irdischen, allen Vorurtheilen geöfneten Sinn unserer Anvertrauten immer neue Angriffe zu machen, damit, wenn wir auch sonst nichts erlangen, wir wenigstens unser Gewissen bewahren, und in Wahrheit unsere Hände in Unschuld waschen und uns bezeugen können, es sei nicht unsere Schuld wenn die Menschen die dargebotenen geistigen Güter deshalb verschmähten, weil auch die Vornehmen und Geehrten dieser Welt nichts darauf hielten. – Wolan, so viele unter uns dazu bestimmt sind, und das sind wir in gewissen Beziehungen Alle, Wahrheit zu empfangen von Andern, die ihr näher stehen: O laßt uns bedenken, daß nur die den Herrn schauen und das Licht seiner | Wahrheit, die reines Herzens sind! Laßt uns bedenken was es sagen wolle Chri|stum zum andern Mal kreuzigen und das Bild derer erneuern, welche indem sie sich durch irdische Rüksichten bethören ließen, alles über ihn brachten was die Welt ihm anthun konnte, selbst aber der schon erkannten Wahrheit und aller Güter die Christus uns erworben hat, verlustig gingen. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Amen.
1 dazu] B: hiezu 2 Wahrheit zu erringen.] B: Wahrheit erringen zu helfen. 4– 5 alle vermöge unserer Verhältnisse] B: alle wenigstens vermöge unserer natürlichen Verhältnisse 6 Beruf Andere] B: Beruf meine ich Andere 9 nicht ermüden] B: nicht darin ermüden, 13 in Wahrheit unsere Hände in Unschuld waschen und uns bezeugen] B: mit Recht unsere Hände in Unschuld waschen und uns selbst das Zeugniß geben 17 und das] B: und auch das 21–23 kreuzigen ... welche ... brachten] B: kreuzigen, ... welche, ... brachten, 23 ihm anthun] B: ihm übles anthun 24 Güter] B: Güter, 19–20 Vgl. Mt 5,8
21 Vgl. Hebr 6,6
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Von dem Schmerz des Erlösers über die Bitte der Mutter der Söhne Zebedäi.
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M. a. Fr. Es ist, wie ich neulich schon erklärt, die Absicht in unsern diesjährigen Betrachtungen über das Leiden des Erlösers nicht bei demjenigen stehen zu bleiben, was ihm in seinen lezten Tagen schmerzliches begegnet ist, sondern in einem weiteren Sinn die große Wahrheit, daß er versucht worden ist allenthalben gleich wie wir ausgenommen die Sünde, auch in den früheren Begebenheiten und Verhältnissen seines Lebens aufzusuchen. Wir haben neulich gesehen, wie die Stimmung seines Volkes, zu welchem Er doch zunächst gesendet war, und der Führer desselben gegen ihn, nachdem er aufgetreten war das Reich Gottes zu verkündigen, eine Quelle von Leiden und Schmerzen für | ihn sein mußte. Laßt uns heute sehen, wie wir eben dies sogar in seinem engsten | Verhältniß zu seinen unmittelbaren Schülern und Freunden antreffen. Hier wird gleich jedem einfallen, wie auch sie nicht ganz frei waren von dem Vorurtheile, der Gesalbte des Herrn werde doch früher oder später sich auch darstellen müssen in äusserem Glanz und Herrlichkeit, und wie sich daraus Vorstellungen und Hofnungen in ihnen erzeugten, die ihnen wol erst durch sein Leiden und seinen Tod auf eine sehr bittere Weise ganz ausgetrieben wurden. Aber es waren nicht ihre Irrthümer allein, welche schmerzliche Emp10–13 wie die Stimmung seines Volkes, zu welchem Er doch zunächst gesendet war, und der Führer desselben gegen ihn, nachdem er aufgetreten war das Reich Gottes zu verkündigen, eine Quelle] B: wie die Stimmung die sich in dem bedeutendsten Theile seines Volkes, zu welchem Er doch zunächst gesendet war, gegen ihn aussprach, seitdem er öffentlich aufgetreten war das Reich Gottes zu verkündigen, und die von den Führern des Volkes, wenn nicht ausging doch gewiß vorzüglich und geflissentlich genährt ward, eine Quelle 14 eben dies] B: etwas ähnliches 15 Verhältniß] B: Verhältniß, dem 16 wie auch] B: wie ja auch 18 oder] so B; A: odrr OD in B: den
22 Irrthümer allein] so B; A: Irthümer allein
29 dem]
2 Predigt zum Sonntag Oculi am 1. März 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Pischons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 458–465 4 Vgl. den Anfang der vorangehenden Predigt Nr. 4
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findungen in dem Erlöser erregen mußten, sondern an diese Irrthümer schlossen sich an und nahmen von ihnen Gelegenheit in den noch nicht gereinigten und befestigten Gemüthern Wurzel zu fassen mancherlei verderbte und ungöttliche Neigungen, und dies mußte um so schmerzlicher für den Erlöser sein und ist gewiß um so mehr zu seinem Leiden zu rechnen, je mehr alles was er an seinen Jüngern und durch sie thun wollte, nur in reinen Herzen gedeihen konnte. O m. Fr. wir wissen es gewiß selbst aus mannigfaltigen Erfahrungen, wenn der Irrthum in uns die Sünde geboren hat, so stirbt die Sünde nicht sogleich, wenn schon der Verstand den Irrthum zerstreut hat und sie an diesem also keine Nahrung mehr findet. Denn sie hat unterdessen schon ein eignes Leben gewonnen, und schwere Kämpfe, schmerzliche Läuterungen gehören dazu das Herz allmählig wieder zu reinigen. Je mehr die nächste Hofnung des Erlösers | auf das kleine Häuflein der Seinigen allein gerichtet war, je mehr sein | Herz in seiner treuen Liebe zu ihnen und in ihrer festen Anhänglichkeit an ihn seinen Ersaz finden mußte für dasjenige, was die Welt von ihm anzunehmen versagte; um desto mehr mußte alles eine Quelle des Leidens für ihn sein, was ihr Herz verunreinigte. Darauf also laßt uns heute unsere Gedanken richten, und nicht vergessen daß auch wir seine Hofnung sind, und daß auch wir eilen müssen, was ihn irgend auf ähnliche Weise schmerzen könnte, aus unsern Herzen zu entfernen. Text. Matth. 20, 20 Da trat zu ihm die Mutter der Kinder Zebedäi mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und bat etwas von ihm. Und er sprach zu ihr, Was willst du? Sie sprach zu ihm, laß diese meine zween Söhne sizen in deinem Reich, einen zu Deiner Rechten und den andern zu Deiner Linken. Aber Jesus antwortete und sprach, Ihr wisset nicht was ihr bittet. Könnet ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde, und euch taufen lassen mit der Taufe, da ich mit getauft werde? Sie sprachen zu ihm, Ja wohl. Und er sprach zu ihnen, Meinen Kelch sollet ihr zwar trinken, und mit der Taufe da ich mit getauft werde, sollet ihr getauft werden; aber das Sizen zu meiner Rechten und Linken zu geben, stehet mir nicht zu, sondern denen es bereitet ist von meinem | Vater. Da das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über die zween Brüder. Aber Jesus rief sie zu 2–6 an und ... fassen ... Neigungen, ... sein ... alles] B: an, und ... fassen, ... Neigungen; ... sein, ... alles, 20 vergessen] B: vergessen, 16 an ihn] so B; A: an ihm
25–26 ihr, Was] so B; A: ihr Was
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sich und sprach, Ihr wisset daß die weltlichen Fürsten herrschen und die Oberherren haben Gewalt. So soll es nicht sein unter euch, sondern so jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener. Und wer da will der vornehmste sein, der sei euer Knecht. Gleichwie des Menschen Sohn ist nicht gekommen daß er ihm dienen lasse, sondern daß er diene, und gebe sein Leben zu einer Erlösung für Viele. Was die Mutter zweier Jünger Jesu für ihre Kinder bat und diese selbst zu wünschen schienen, und weshalb ihre zehn Genossen unwillig wurden, das Sizen zur Rechten und Linken war damals das Sinnbild der höchsten Ehre; denn diejenigen, die dem auf dem Thron, der den mittleren Plaz einnahm, die nächsten waren, saßen so. Ihre Wünsche gingen also auf Ehre, auf Auszeichnung, auf ein Hervorstechen vor allen andern in ihrem Verhältniß gegen den Erlöser. Diesen Sinn, der so gar nicht der Sinn Jesu war, wie auch die lezten Worte unseres Textes ganz deutlich zu erkennen geben, können wir wol eben deshalb am wenigsten voraussezen bei dem Einen der Söhne Zebedäi, dem Jünger den Jesus lieb hatte; aber bei seinem Bruder, der vielleicht nur als solcher gleiche Auszeichnung und | einen eben so herrlichen Plaz verlangte, aber bei der | Mutter, die sich bittend zu Jesu Füßen niederwarf, ja auch wol bei den zehn andern, die vielleicht nur deshalb unwillig wurden, weil jene sich zur Ungebühr gleichsam erschleichen wollten, worauf sie ein eben so nahes Recht zu haben meinten, bei allen diesen müssen wir allerdings eine solche Sucht nach Auszeichnung anerkennen. Auch fühlt wol Jeder, wenn es auch nicht bestimmt in den Worten liegt, daß die Antwort des Erlösers einen verhaltenen Schmerz verräth. Und gewiß mußte es ein Leiden für ihn sein, bei seinen Jüngern einen solchen Ehrgeiz zu finden. Zweierlei 1 wisset daß ... herrschen] B: wisset, daß ... herrschen, 8–10 bat und diese selbst zu wünschen schienen, und weshalb ihre zehn Genossen unwillig wurden, das Sizen zur Rechten und Linken war] B: nicht ohne deren Wissen, wie es scheint, von Jesu erbat, und weshalb ihre zehn Genossen unwillig auf sie wurden, das Sizen zur Rechten und Linken, das war 13–14 Hervorstechen vor allen andern in ihrem Verhältniß gegen den Erlöser.] B: Hervorragen über ihre Genossen in ihrem Verhältniß zum Erlöser. 15 wie auch] B: wie es auch 17 Zebedäi, dem Jünger] B: Zebedäi, den wir am besten kennen, bei dem Jünger 21–24 ja auch wol bei den zehn andern, die vielleicht nur ... bei allen diesen müssen wir allerdings eine] B: ja nicht minder auch wol von den zehn andern müssen wir glauben, daß sie nur deshalb unwillig wurden, weil jene sich zur Ungebühr gleichsam erschleichen wollten, worauf sie ein eben so nahes Recht zu haben meinten, und also auch bei ihnen allerdings eine 25 wol Jeder,] B: gewiß Jeder, 27 Und gewiß] B: Und ohne Zweifel 11 auf dem] so B; A: auf den
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ist es vorzüglich was ihn dabei schmerzen mußte, und was wir näher betrachten wollen, Einmal, mußte ihm diese Neigung die Aussicht trüben auf die Erfolge seiner Bemühungen, und Zweitens mußte sie der reinen Liebe des Erlösers zu seinen Jüngern nachtheilig werden. Laßt uns auf beides besonders unsre Aufmerksamkeit richten, und den vorliegenden Fall so zu unserer Erbauung und Belehrung anwenden.
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I. Das Streben der Jünger nach Auszeichnung, Glanz und Ehre, wenn auch nur im Reich Christi selbst, und also nach einer solchen Ehre die dort etwas gelten kann, mußte die Erwartungen des Erlösers von dem, was seine Jünger in seinem Dienste leisten würden, nothwendig schwächen. An dem frei|lich, was vorzüglich von solchen zu fordern war, denen nach seiner Entfernung von der Erde | seine Sache übertragen werden sollte, an dem Muthe sich den Gefahren und Leiden auszusezen, die er auch vorher verkündigte, ja selbst die Taufe des Todes nicht zu scheuen, daran fehlte es ihnen nicht, und gewiß mit Ueberzeugung sprachen sie das Ja aus auf des Erlösers Frage, ob sie auch seinen Kelch würden trinken können. Aber an dieser tapfern Bereitwilligkeit hat es nie und nirgend denen gefehlt, deren Bestreben darauf ging den obersten Plaz einzunehmen. Der Eitle ist wol feigherzig, aber der Ehrgeizige ist tapfer. Auch durfte der Erlöser nicht besorgen, dazu hatten jene Jünger schon zu tief geschöpft aus der Quelle seiner Weisheit und Kraft und hingen zu sehr an ihm, er durfte nicht besorgen, jener Ehrgeiz könne vielleicht die Richtung auf das Gute ganz aus ihren Gemüthern verdrängen; vielmehr durfte er sicher voraussezen, auch wenn er ihnen ihre Bitte ganz abschlüge, würden sie doch lieber sich mit einem untergeordneten Plaz in seinem Reich begnügen, als vielleicht nach dem ersten in irgend einem irdischen und vergänglichen trachten. Dennoch, und wenn auch der Entschluß seinem Dienst ihre Kräfte zu weihen ungeschwächt in ihnen blieb, mußte ihm doch dies Bestreben, daß sie die ersten und zweiten sein wollten in seinem Reich, bange machen und ihm Besorgnisse für den glüklichen Erfolg erweken. Denn | m. Fr. wofür der Mensch auch lebe, am meisten aber wenn für das Wahre Gute und Ewige, will er der Sache 4–5 mußte sie der reinen Liebe des Erlösers zu seinen Jüngern nachtheilig werden.] B: war sie nicht im Einklang mit der reinen Liebe, die der Erlöser zu seinen Jüngern trug. 19 es nie] B: es auch nie 20 ging den obersten Plaz] B: ging in irgend einem Gebiet den obersten Plaz 24 jener Ehrgeiz] B: ihr Ehrgeiz 25 durfte er] B: konnte er 31 sein wollten] B: seyn wollten 32–33 bange machen und ihm Besorgnisse für den glüklichen Erfolg erweken.] B: immer als etwas nachtheiliges erscheinen, weshalb sie geringere Erfolge hervorbringen mußten, als sonst würde geschehen sein.
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mit Erfolg dienen, so | muß er damit anfangen und dabei bleiben sich selbst zu vergessen. Es mag anfangs sehr einerlei zu sein scheinen, ob ich die Sache liebe der ich meine Kräfte widme, oder ob ich mich bestrebe in dieser Sache ausgezeichnet zu sein vor allen andern, und mich als einen solchen öffentlich anerkannt zu sehen; diese beiden Bestrebungen werden doch, wie sehr sie auch verwandt scheinen, allmählig immer weiter auseinander gehen. Denn nicht jeder hat alle Gaben und Talente, und der Dienst der Sache kann oft grade dasjenige erfordern, wodurch ich am wenigsten leuchten und glänzen kann, weil ich die dazu gehörigen Gaben nur in geringerem Maaß besize. Ist es mir dann Ernst um die Sache: so muß ich freiwillig zurücktreten in die zweite oder dritte Reihe, muß mich vielleicht begnügen diejenigen aufzusuchen, zu sammeln, hervorzuheben, durch mein schon erworbenes Ansehn zu ermuntern und zu beleben und sonst auf mittelbare oder untergeordnete Weise zu unterstüzen, die dasjenige in ausgezeichnetem Grade besizen, was grade jezt nöthig ist um die Sache aus einer dringenden Gefahr zu retten oder auf einem begonnenen Wege weiter zu fördern. Je mehr ich aber mich selbst suche und das Bestreben zu glänzen und hervorzustechen in mir vorwaltet, um desto mehr werden schon meine Augen geblendet sein, daß ich nicht sehe was mir als einem treuen Diener obliegt. Anstatt zu fra|gen, Was thut nun dem Werke des Herrn Noth? frage ich nur, Wie kann ich wol jezt die Kräfte und Ga|ben die mir verliehen sind in ihrem vollsten Lichte zeigen? was bietet sich mir dar, um durch sie Anerkennung, Beifall und Ruhm einzuärndten? Ihr seht wol, daß beide Fragen nicht dieselbe Antwort geben können, und daß es nur zufällig sein kann, wenn der Ehrgeizige das rechte trift. Denken wir uns nun dieses fortwirkend im ganzen Leben: so muß daraus ein Bestreben entstehen überall dasjenige hervorzuziehn, als das wesentlichste und nothwendigste darzustellen, worin er selbst am meisten leisten kann, eine unbewußte Neigung die Sache immer so zu sehen, wie er ihr am besten gewachsen zu sein glaubt, also eine Unfähigkeit das wahre zu sehen, eine Einseitigkeit in der Behandlung, die um vieles den Nuzen verringert, den er der Sache leisten könnte, ja eine Geneigtheit falsche Schritte zu thun, welche wenn das Licht der Wahrheit endlich in die Seele hereinbricht 3 Sache liebe] B: Sache selbst liebe, 10 in geringerem] B: im geringerem 11 zurücktreten] B: zurüktreten 18–20 suche und ... vorwaltet, ... sehe] B: suche, und je mehr ... vorwaltet: ... sehe, 23 Gaben die mir verliehen sind in ihrem vollsten Lichte] B: Gaben, die mir verliehen sind, in ihrem vortheilhaftesten Lichte 29 hervorzuziehn, als] B: hervorzuziehn, und als 30–31 worin er ... wie er] B: worin jeder ... wie jeder 32 glaubt, also eine] B: glaubt; und was ist das anders als eine 33– 34 den er der Sache leisten könnte,] B: welcher der Sache erwachsen könnte, 35 welche ... hereinbricht] B: welche, ... hereinbricht,
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die Quelle bittrer Reue werden muß. Und dieser Fehler, wieviel Unheil hat er nicht wirklich in der Sache Christi gestiftet! wie sehr hat er in späterer Zeit, die dem Ehrgeiz ein weiteres Feld öfnete, seine Gemeine veruneiniget! Diejenigen die sich durch Tiefsinn und durch Gewandtheit im Trennen und Verbinden der Gedanken auszeichnen, wie haben sie die höchste Vollkommenheit des Christenthums darin gesucht, alle Theile der Lehre mit den ausgesuchtesten Spizfindigkeiten zu beladen, um siegreich gegen recht | Viele, die sich eines Irrthums beschuldigen ließen, zu Felde zu ziehen; wie haben sie dadurch den Zu|sammenhang der an sich einfachen und klaren christlichen Wahrheiten dem gesunden aber unbewafneten Auge des Geistes entzogen, und nur denen zugänglich gelassen die mit den künstlichen Gesezen der Schule bescheid wußten! Diejenigen welche sich auszeichneten durch die Gabe die Menschen zu regieren und die gemeinsamen Angelegenheiten zu leiten, wie haben sie es, um mit ihrem Talent recht wuchern zu können, ganz uneingedenk der Worte Christi in unserm Text, darauf angelegt, daß das auf Demuth gegründete Reich auch in der Welt als eine sich weit verbreitende Gewalt hervortreten möchte, daß am Ende alle weltliche und bürgerliche Macht als abhängig und untergeordnet erscheinen sollte der geistlichen! Und diejenigen endlich, um nur noch dies eine anzuführen, die sich vorzüglich auf dasjenige verstanden was der natürliche Ausdruk erhöhten menschlichen Gefühls ist in Geberde und Wort, in Ton und Bild, wie haben sie, um ihre Gaben recht geltend zu machen, dahin gewirkt, den natürlichen Erguß des Herzens in ein zusammengeseztes gekünsteltes Wesen zu verwandeln, die Versammlungen der Christen mehr zu stören als zu erbauen durch Glanz und Pracht, welche das Auge der Menge auf Nebendingen fesseln, das Wesen der Sache aber ihnen ganz verdunkeln und in den Hintergrund zurükdrängen. O alle diese Verirrungen und so viele andere, wie mö|gen sie der ahndenden Seele des Erlösers vorgeschwebt haben, als er die ersten Spuren eines verderblichen Ehrgeizes bei seinen Jüngern | bemerkte! wie mag er es im Geiste gesehen haben, daß alles wogegen 1 muß.] B: müssen. 4–5 Gewandtheit] B: Gewandheit 8–9 Viele, die sich eines Irrthums beschuldigen ließen, zu Felde zu ziehen;] B: Viele zu Felde zu ziehen, die mit einigem Schein konnten eines Irrthums beschuldiget werden; 12–13 mit den künstlichen Gesezen der Schule bescheid wußten!] B: mit dem künstlichen Verfahren der Schule Bescheid wußten! 18 daß am] B: ja am 21 vorzüglich auf dasjenige verstanden] B: vorzüglich darauf verstanden, 24–25 den natürlichen Erguß des Herzens in ein zusammengeseztes gekünsteltes Wesen zu verwandeln, die] B: alles, was natürlicher Erguß des Herzens sein soll, in ein zusammengeseztes kunstreiches überladenes Gepränge zu verwandeln, und die 31 ersten] so B; A: erste
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er sich so oft und so nachdrüklich erklärte, der Stolz der Pharisäer auf ihre Wissenschaft, das weltliche Ansehn welches die Priester sich vor dem Volk geben wollten, der unselige äußere Glanz und Schein des Gottesdienstes, daß alle diese alte Sünden sich wieder erneuern würden in seiner Gemeine! wie muß dies seinen heitern Blik in die Zukunft getrübt und ihn schmerzlich bewegt haben. Aber m. Fr. laßt uns ja nicht glauben, als ob nur in der Kirche Christi unmittelbar der Ehrgeiz so nachtheilig wirken müsse, anderwärts aber eine kräftige und mit großem Erfolg ins Spiel zu sezende Triebfeder sein könne. Erinnert euch vielmehr, wie ganz allgemein ohne Beziehung auf einen besondern Gegenstand wir die Ursachen auffassen konnten, warum er nachtheilig wirken muß. Es gilt daher dasselbe auch vom bürgerlichen Leben und von allen großen menschlichen Angelegenheiten; nirgends ist sicheres Heil und wahre Förderung, als nur wenn jeder die Sache sucht und die Person vergißt. Soll ich euch erst erinnern an den Ehrgeiz der Kriegskunst, an den Ehrgeiz der Weltklugheit, an den Ehrgeiz der Gesezverfasser und Staatsbildner, und wollt ihr die lange Liste von Quellen des Unglüks aushören? Und wenn es so scheint als mache der Erlöser selbst einen solchen Unterschied, und wolle nur aus der | Kirche den Ehrgeiz verbannen, in der Welt aber ihn lassen, indem er nemlich | seine Jünger den weltlichen Fürsten und Oberherren entgegenstellt: so scheint es nur so. Denn er lobt nicht, sondern er deutet nur darauf hin, daß damals freilich getrennt war, was niemals ohne Schaden getrennt sein kann, Gewalt haben und dienen. Also klügelt nicht, sondern sagt ehrlich: Ist einer unter uns der sich ausschließen will von diesem Wort, Also soll es nicht sein unter Euch, als ob es nicht zu ihm gesagt wäre? Und wenn es zu uns als Christen gesagt ist, muß nicht alles, was wir irgend thun können in der Welt, aus unserer christlichen Gesinnung hervorgehn wenn es taugen soll? Leidet nun diese den Ehrgeiz nicht: so laßt ihn auch verbannt sein aus unserm ganzen Leben. Seit Christus erschienen ist und sein Reich besteht, ist uns alles nur mit ihm und durch ihn geschenkt, alles menschliche Gute trägt sein Bild und seine Ueberschrift, wie viele es auch noch geben mag die das nicht anerkennen wollen, und wir können alle nichts besseres sein wollen als Diener 1 Pharisäer] B: Schriftgelehrten 2 Priester] B: Priester und Aeltesten 5 würden in] B: würden auch in 5 seinen heitern Blik] B: seinen Blik 21 nemlich] B: nämlich 22 scheint es] B: scheint dies 25 Gewalt haben und dienen.] B: Gewalt haben als Beauftragter in gemeinsamen Angelegenheiten und dienen als Mitglied der Gemeine des Herrn. 25–26 ehrlich: Ist einer unter uns der sich ausschließen will von] B: ehrlich, Ist wol einer unter uns, der sich ausschließen darf von 27–28 Und wenn] B: Gewiß keiner! denn wenn 29–30 hervorgehn] B: hervorgehn, 35 wollen,] B: wollen;
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in seinem alles umfassenden Reich. Darum Alle die hier versammelt sind und irgend einen Theil haben an der bürgerlichen Gewalt oder am geistigen Ansehn, wie sich beides vom stärksten Stamme bis zu den kleinsten Zweigen verringert und vertheilt, und jeder sich eines solches Antheils bewußt ist, Alle mögen es sich gesagt sein lassen, Also soll es nicht sein unter Euch, son|dern so jemand will gewaltig sein unter euch, der sei euer Diener. Nicht um uns selbst hervorzuziehen und zu heben ist uns verliehn was | irgend Ansehn und Gewalt heißt in der Welt, sondern als Aufforderung und Verpflichtung zu dem Dienst den wir der Welt leisten sollen, als Mittel um kräftige Werkzeuge zu sein für das Reich Christi. Habt ihr noch einen andern Trieb in euch neben diesem, könnt ihr das Reich Christi in allen euren Beziehungen nicht mehren und fördern ohne daran zu denken wo ihr selbst sizen werdet oben oder unten: so ist der Erfolg aller eurer Bemühungen ungewiß, und was anfangs ein unschuldiger Trieb schien, das wird bald eine Leidenschaft die euch ganz vom rechten Wege abführt, und euch den immer fremder macht, der mit aller Fülle der Gottheit ausgerüstet nur strebte wie er dienen möge in der Welt. Wenn aber jemand sagt, nicht alles was wahr sei, sei auch jederzeit gut zu sagen, jezt wo Demüthigungen und Herabwürdigungen aller Art zur Gewohnheit geworden, wo die Farbe der Schaam sich zu verlieren scheine von dem Angesicht der Menschen, jezt sei am wenigsten Zeit sie abzumahnen von dem Streben nach Ehre und Achtung bei der Welt, man bestärke sie sonst in der Gewohnheit sich zu erniedrigen, und erleichtre ihnen die Bequemung in die Schande: so werde ich antworten, hier sei der Ort wo alles Wahre jederzeit gut sei zu sagen. O diese Besorgnisse sind allerdings sehr gegründet in Bezug auf alle in denen der Geist Gottes nicht lebt. Wer | ganz unrein ist, dem hüte man sich immer das Unreine wegzunehmen, was | noch manches andere und ärgere wegbeizen kann. Wer nur die Sinnenlust sucht oder der Trägheit fröhnt, wenn der nicht durch Verlangen nach Ehre oder durch Furcht vor der Schande von dem Schändlichen zurükgehalten wird, so wird er immer tiefer und tiefer hineinsinken. Aber leer sind diese Besorgnisse wenn von denen die Rede ist, die vom Geiste Gottes getrieben werden; die bedürfen nicht daß man ihnen 5 Alle mögen] B: alle mögen 8–10 verliehn ... Dienst] B: verliehn, ... Dienst, 12– 13 diesem, ... denken] B: diesem; ... denken, 20 sagen, jezt wo] B: sagen; jezt, wo 22 dem Angesicht] B: dem Angesichte 24 bei der Welt,] B: vor der Welt, 26 gut sei] B: gut ist 28 alle] B: alle, 30–31 Sinnenlust sucht oder der Trägheit fröhnt, wenn] B: Sinnenlust sucht, oder der Trägheit fröhnt, oder nach Gewinn trachtet, wenn 34 Besorgnisse] B: Besorgnisse, 9 Verpflichtung] B: Verflichtung
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vorhalte Ehre oder Verachtung der Welt um die Stimme ihres Gewissens zu verstärken, die keiner Verstärkung braucht, aber sich wol hüten muß nicht verstimmt zu werden. Wer rein ist, der sehe nur zu daß er ganz rein sei. Darum uns, die wir hieher gehören, rufe ich es getrost zu, wir sind mit allen Gaben und Kräften die er uns gegeben hat da um zu dienen, dadurch gehören wir in seine Gemeinschaft und sind seine Brüder. Das Sizen zu seiner Rechten und Linken ist eine Bitte, die wir weder an ihn richten noch in seinem Namen thun dürfen; es hängt nicht zusammen mit dem Maaß unserer Treue und unseres Eifers, und darum ist uns verboten darnach zu streben; es kommt von dem Vater, der die Schicksale der Welt lenkt, und der es giebt nach seinem Wohlgefallen. Wir haben nur zu trachten wie wir bestehen werden im Gericht, wo gefragt wird nach dem Gebrauch unserer Kräfte, und wo der Herr den der seinen Jüngern gedient hat ansehn wird als habe er ihm gedient. | II. Zweitens m. a. Fr. meine ich, der Wunsch der Mutter und ihrer Söhne und die allgemeine Bewegung die darüber unter den Anderen entstand, mußte den Erlöser deshalb schmerzen, weil es nicht anders sein konnte, es mußte seiner Liebe zu ihnen dadurch Eintrag geschehen. Was konnte denn der Erlöser überhaupt an diesen Männern lieben? Glänzende Eigenschaften waren eben nicht unter ihnen zu finden; keiner war so ausgezeichnet an Geist, keiner hatte so große und seltne Talente und Geschiklichkeiten, noch weniger hatte einer etwa so außerordentliche Thaten gethan, daß sie um deswillen den Erlöser sollten angezogen haben. Was er an ihnen lieben konnte, war nur ihr reiner auf ihn gerichteter Sinn, die Art wie sie von dem göttlichen in seinem Wesen und Leben ergriffen wurden, jenes Gefühl von welchem sie durchdrungen waren, daß sie von ihm allein Befriedigung zu erwarten hatten, jene Ueberzeugung, Wohin sollten wir gehn? Herr Du allein hast Worte des ewigen Lebens. Um dieses Sinnes willen liebte er sie, das war es weshalb er sie erwählt 3 zu daß] B: zu, daß 5–6 die er uns ... in seine Gemeinschaft] B: die Gott uns ... in Christi Gemeinschaft 11 Schicksale] B: Schiksale 14–15 den ... hat ... wird] B: den, ... hat, ... wird, 18–20 weil es nicht anders sein konnte, es mußte seiner Liebe zu ihnen dadurch Eintrag geschehen.] B: weil der dabei zum Grunde liegende Ehrgeiz nothwendig einen Gegensaz bildete gegen die reine Liebe, die der Erlöser seinen Jüngern widmete. 20 der Erlöser] B: unser Herr und Meister 25 deswillen den] B: deswillen vor Andern den 28–29 sie durchdrungen waren, daß sie von ihm allein Befriedigung zu erwarten hatten,] B: sie sich durchdrungen zeigten, indem sie von ihm allein Befriedigung erwarteten, 29–30 Joh 6,68
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hatte, in dem Vertrauen, daß aus diesem Sinne sich in ihnen alle Eigenschaften des Geistes, alle Künste und Geschiklichkeiten entwikeln würden, je nachdem sie ihnen nöthig waren in ihrem Beruf. Wenn er nun wahrnehmen mußte, daß nicht er allein die Quelle ihrer Anhänglichkeit an ihn sei, daß von ihrer Wärme und ihrer Ausdauer auch etwas darauf zu rechnen sei, daß sie hofften zu | richten die zwölf | Stämme Israels, wenn sein Reich nun anheben würde; wenn er sehen mußte, diese Rüksicht habe schon soviel Raum gewonnen, daß sie der Keim zur Zwietracht zu werden drohte, indem sie sich stritten um den nächsten Plaz neben ihm und den höchsten über allen Andern: so mußte dieses ihm ja das traurige Gefühl geben, daß ihre Liebe zu ihm nicht rein sei, sondern mit etwas ganz unwürdigem vermischt, fast als ob sie ihn zum Theil auch als ein Mittel ansähen um zu etwas anderem zu gelangen. Wenn er nun nur ihrer reinen Liebe vertrauen und um dieser willen sie wieder lieben konnte, wenn es sein höchstes Gefühl war seinem Vater sagen zu können, die du mir gegeben hast, die habe ich bewahrt: so mußte er ja jezt diesen geistigen Schaz den er bald seinem Vater übergeben sollte verringert, so mußte er ja den Gegenstand seiner Liebe durch irdisches und sinnliches verunreinigt fühlen, und konnte also unmöglich so lieben wie vorher. Ach und welcher Schmerz es ist von seiner Liebe etwas zurüknehmen zu müssen, wir können es alle denken, und wohl dem der es nicht aus Erfahrung weiß! Und nun meine Freunde, wie ist es mit uns? steht es anders um uns? Wird nicht der Erlöser auch uns weniger lieben müssen, wenn er jenen Wunsch in unsern Herzen findet? Freilich haben wir mehr aufzuweisen als jenen reinen Sinn, jene treue Anhänglichkeit die er allein an den Aposteln lieben konnte. Gewiß sind viele, vielleicht die 3 nachdem sie ihnen nöthig waren] B: nachdem ihnen dergleichen nöthig wurden 3– 4 Wenn er nun wahrnehmen mußte,] B: Wenn sich nun dennoch zeigte, 5 daß von ihrer] B: sondern von ihrer 6 hofften] B: hoften 7 nun anheben] B: dereinst anheben 9 Keim zur Zwietracht] B: Keim der Zwietracht 10 und den höchsten] B: und also auch um den höchsten 14–16 Wenn er nun nur ihrer reinen Liebe vertrauen und um dieser willen sie wieder lieben konnte, wenn es sein höchstes Gefühl war seinem Vater sagen zu können, die] B: Konnte nun Jesus nur ihrer reinen Liebe vertrauen und um dieser willen sie wieder lieben, war es sein höchstes Gefühl seinem Vater sagen zu können, Die 17–18 Schaz ... sollte] B: Schaz, ... sollte, 20 wie vorher.] B: wie sonst. 21–22 zu müssen, wir können es alle denken,] B: zu müssen, oder keinen Gegenstand für sie zu finden, das können wir uns alle vorstellen, 26 jenen Wunsch] B: einen ähnlichen Wunsch 26–1 Freilich haben wir mehr aufzuweisen ... lieben konnte. Gewiß sind viele, vielleicht die meisten von uns, reicher] B: Gesezt auch wir hätten mehr aufzuweisen als jenen reinen Sinn, jene treue Anhänglichkeit die Christus allein an den Aposteln lieben konnte – wie es denn gewiß viele giebt un|ter uns, reicher
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mei|sten von uns, reicher ausgestattet an Geist und Gaben, ausgebildeter nach vielen Seiten hin als jene Jünger waren, geziert mit Talenten und Fertigkeiten die ihnen ganz fehlten. Aber m. Fr. kann und soll sich die Liebe des Erlösers zu uns darauf beziehn? Wünschen wir nicht schon, je werther ein Mensch uns ist, um desto mehr, daß er nicht dies und jenes an uns liebe, nicht unsern Verstand, unsre Wissenschaft und Kunst, sondern unser innerstes Herz und Gemüth? Und nun gar Er! Laßt uns nicht vergessen, es sind viele Gaben, aber es ist Ein Geist, es sind viele Aemter aber es ist Ein Herr. Und von dem sind auch alle die Aemter eingesezt, zu denen es gar keiner besonderen Gaben bedarf, sondern nur des allgemeinen menschlichen Sinnes und der herzlichen Treue; und die diese verwalten, sind ihm eben so lieb als die andern. Alles was von schönen und herrlichen Gaben in uns ist, es ist auf einen Grund den die Natur gelegt durch unsre eigene Thätigkeit erbaut. Hat uns bei dieser Thätigkeit etwas fremdartiges geleitet, hat uns der Stachel der Eitelkeit gekizelt, hat uns das Lob der Welt bestochen und angefeuert, kann dann wohl der Erlöser an uns lieben, was so geworden ist? Hat uns aber nur das Bedürfniß geleitet mit dem anvertrauten Pfunde zu wuchern und zu Werkzeugen für ihn uns zu bilden, ihm alles was in und an uns ist darzubringen zum wohlgefälligen Opfer: sind denn nicht auch jene Gaben alle Ausströmungen des Einen Geistes? und hat Er denn etwas anderes | an uns zu lieben als eben die treue | Anhänglichkeit für ihn? So bleibt es denn immer dasselbe, und auch uns wird er, wenn er diese nicht rein findet und ungefärbt, weniger lieben können. Und ist nicht auch dieses, wie alles was des Menschen Sohn thut, frei von aller Willkühr und ewig nothwendig? Ich fordere jeden auf; wer nicht frei ist von leisen Regungen des Ehrgeizes wird sich dessen bewußt sein, wer rein und einfältig genug ist sie nie gespürt zu haben wird es ahnden, das reine Verhältniß des Herzens zu Ihm muß gleich getrübt sein, und in das Herrlichste unsers Lebens ein Keim des Verderbens gelegt, wenn wir danach streben zu sizen zu seiner Rechten und zu seiner Linken, wenn wir – sei es auch durch Ihn und unter Ihm – glänzen wollen und scheinen vor allen andern. Denn es genügt uns ja dann nicht mehr an Ihm und seiner Gnade, nicht an dem was wir durch Ihn geworden sind und 4 darauf] B: hierauf 5 ist,] B: ist 7 und Kunst,] B: oder Kunst, 14 Grund ... gelegt] B: Grund, ... gelegt, 17 angefeuert,] B: angefeuert: 21–22 sind denn ... Er denn] B: sind dann ... Er dann 26 und ewig] B: und nach ewigen Gesezen 28– 29 Ehrgeizes ... haben wird es ahnden,] B: Ehrgeizes, ... haben, wird es ahnen, 30 zu Ihm] B: zu dem Erlöser 33–34 vor allen andern.] B: vor andern. 8–9 1Kor 12,4–5
19 Vgl. Lk 19,13
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was wir für Ihn thun können; wir haben dann ein Verlangen, welches Er nicht stillen kann, weil Er jene Vorzüge nicht verleiht, wir bedürfen neben unserm Verhältniß zu ihm noch ein damit gar nicht zusammenhängendes zu Andern, denn ein solches ist das Glänzen und Hervorragen, und Er kann uns also auch nur als solche lieben, die noch eine fremde Liebe in ihrem Herzen haben. Ja m. Fr. wenn wir so vor Ihn treten Ihn um einen ausgezeichneten Plaz anzuflehen in seinem Reich, ist nicht in uns etwas weswegen wir uns fürchten müssen, Er werde sagen, Ich kann euch noch gar | nicht erkennen, | denn es ist noch etwas in euch was in allen Uebelthätern ist. Darum m. gel. Fr. soll nicht Jesus und die Seinigen auf Erden, die ja in allem was wir Ihm zu leisten haben seine Stelle vertreten; sollen sie nicht weniger von uns erwarten als sie nach unsern Kräften berechtiget wären; sollen sie uns nicht weniger lieben als sie hoften uns lieben zu können, wollen wir nicht durch Abspannung und Kälte das innige Band des heiligsten Bundes erschlaffen lassen: so laßt uns alles abschwören was dem Wunsche jener Jünger Jesu ähnlich sieht. Wo das Auge nicht Licht ist, da muß Finsterniß herrschen, und jede Richtung jener Art muß das reine Auge des Geistes trüben. Nur die reines Herzens sind können Gott schauen und also auch das was er in jedem Augenblik von dem Menschen fordert. Wenn es deshalb immer verderblich ist, nach einem Erfolg für unsere Person zu streben, weil man dabei nur zu leicht das Wahre verfehlt, wievielmehr noch in einer Zeit der Verwirrung und Umwälzung, wo kein Buchstabe des Gesezes und Rechtes hinreicht, wo es oft Noth thut um des ewigen Rechts willen den Schein des Unrechts auf sich zu nehmen, wie er ja auch gleich anfangs auf die Apostel fiel als sie dem Worte getreu waren, Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen; wo man oft, wenn man am reinsten der Sache dient, auch eben diesen Schein auf sich nehmen muß als suche man nur sich selbst und eben deshalb sich ganz rein wis|sen muß von dem Vorwurf, und wo man auf der andern Seite dem 2 verleiht,] B: verleiht; 4 ist das Glänzen] B: ist doch das Glänzen 7 treten Ihn] B: treten wollen Ihn 7–8 Reich, ist nicht in uns etwas weswegen wir uns fürchten müssen, Er] B: Reich: sollte nicht etwas in unserm Innern uns zurükhalten, und uns die Besorgniß erregen, Er 10 ist.] B: ist? 12 vertreten; sollen] B: vertreten, denn was wir ihnen thun, haben wir Ihm gethan, sollen 13–20 erwarten ... lieben ... können, ... abschwören ... herrschen, ... schauen] B: erwarten, ... lieben, ... können; ... abschwören, ... herrschen; ... schauen, 21 deshalb immer] B: deshalb schon immer 23–25 verfehlt, ... hinreicht,] B: verfehlt: ... hinreicht; 30–31 selbst und eben deshalb sich ganz rein wissen muß von dem Vorwurf, und wo man] B: selbst, und wo | eben deshalb um desto nöthiger ist, daß wir uns ganz rein wissen müssen von diesem Vorwurf, und wo wir 19–20 Vgl. Mt 5,8
27–28 Apg 5,29
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überhandnehmenden Verderben, der Verachtung und Verkennung des göttlichen Reiches nur aus allen Kräften entgegenarbeiten kann, wenn man alles auf das Spiel sezt was zu einem persönlichen Erfolg führen könnte, wo alle Vorstellungen, welche sonst die Welt in dem Urtheil wodurch sie den Einzelnen ihren Plaz anweist leiten, so durch einander geworfen sind, daß es scheint, als könnten nur dadurch, wenn bessere Einzelne auf alles Urtheil Verzicht leistend ihre Wahrheit und ihr Leben ursprünglich hinstellen, die erstorbenen großen Gefühle und auch das der wahren Ehre wieder erwekt werden. O glaubt es meine Freunde, was der Welt Noth thut ist eben am meisten der reine Eifer derer die nichts anderes begehren als das Reich Christi zu erbauen, sein Wort und seine Liebe geltend zu machen, sein Ebenbild zu verherrlichen, und mit allem Guten was von ihm ausgegangen ist, die Menschen zu segnen, und die eben deshalb alles verachten dürfen, was irdischen Sinn athmet, und gegen alle zu Felde ziehen, welche da wo ewige Güter erworben und erhalten werden sollen, irgend etwas für sich selbst suchen. Diesen Eifer wollen wir in uns nähren und ihn durch nichts Fremdes verunreinigen. Kommt uns eine solche Regung, so wollen wir uns fragen, kannst du auch seinen Kelch trinken? und wir werden immer finden, dass | wir noch viel Forderungen an uns selbst zu machen haben, ehe wir eine machen können | an ihn. Und statt uns in seinem Reich unsern Plaz auszusuchen über diesem und jenem, wollen wir danach trachten, mit jedem Besten seiner Jünger so herzlich verbunden zu sein, daß, welcher von ihnen auch auf dem höheren Plaze steht, wir selbst da zu stehen meinen. So werden wir Ihm ähnlich werden der auch nicht herrschen wollte und nicht Ehre suchte, sondern gekommen war in die Welt daß er diene, und daß er sein Leben gebe zum Lösegeld für Viele. Amen.
2–3 nur aus allen Kräften entgegenarbeiten kann, wenn man alles auf das Spiel sezt was] B: nur dann aus allen Kräften entgegenarbeiten können, wenn wir alles auf das Spiel sezen, was 4 könnte, ... Urtheil] B: könnte; ... Urtheil, 5 anweist leiten, so] B: anweist, zu leiten pflegen, so 6–7 wenn bessere] B: daß bessere 9 O glaubt] B: O, glaubt 10 Noth thut] B: noth thut 11 derer] B: solcher, 18– 19 Regung, so wollen wir uns fragen, kannst] B: Regung wie jenen Jüngern, so wollen wir uns fragen, wie der Erlöser sie fragte, Kannst 20 werden immer] B: werden dann immer 20 Forderungen an uns] B: Forderungen für ihn an uns 21–22 an ihn. Und statt] B: an ihn für uns. Ja statt 25 steht,] B: stehe, 26 Ihm ähnlich werden] B: ihm ähnlich werden, 28 Viele.] B: viele.
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VI. Der wankelmüthige Sinn der Menschen als Quelle der Leiden des Erlösers.
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Wir haben in dieser Zeit schon an mehreren Beispielen gesehen, daß dasjenige, was eigentlich als das Leiden des Erlösers zu betrachten ist, nemlich der Schmerz über die Sünde und über den Widerstand, welchen sie seinem göttlichen Wirken entgegensezte, nicht erst mit der Zeit beginnt, welche wir im engeren Sinne mit dem Namen seiner Leidenszeit bezeichnen; sondern ihn von Anfang seines irdischen und vorzüglich seines öffentlichen Lebens an immer begleitet hat. Dasselbige wollen wir auch heute noch an denen Begebenheiten näher erwägen, welche dem eigentlichen Leiden des Erlösers zunächst vorangingen. Soll nun eine Betrachtung dieser Art uns recht heilsam werden, so haben wir dabei eine zwiefache Rüksicht zu nehmen. Auf der einen Seite nemlich sind wir als Glieder an dem gottgeweiheten | Leibe der | Kirche, woran Christus das Haupt ist, berufen und auserwählt nach dem Maaße das Gott einem jeden ertheilt hat, Antheil zu nehmen an dem Werke Christi und es weiter zu führen; und so muß dann bei demselben Kriege gegen die Sünde auch derselbe Widerstand, den er erfuhr, uns begegnen, und der Schmerz Christi auch der unsrige werden; und wie Er sich eben hiebei in den Tagen seines irdischen Lebens erwiesen hat, so ist er das leuchtende Vorbild uns zur Nachahmung aufgestellt. Auf der andern Seite sind wir eingeladen, wie alle Mühseli6 nemlich] B: nämlich 14–18 Auf der einen Seite nemlich sind wir ... weiter zu führen; und so muß] B: Da wir nämlich auf der einen Seite als Glieder an dem gottgeweiheten Leibe der Kirche, wovon Christus das Haupt ist, berufen und auserwählt sind nach dem Maaße das Gott einem jeden zugetheilt hat, uns auch zu begeben an das Werk Christi um es weiter zu führen: so muß 23–6 Auf der andern Seite sind wir ... Seinigen; und so müssen] B: Da wir aber zugleich auf der andern Seite mit allen Mühseligen und Beladenen eingeladen sind, die Früchte seiner Erlösung zu genießen, und sie nur in dem demüthigen Gefühl genießen können, daß wie sehr auch seine Kraft schon in uns Schwachen mächtig geworden ist, die Sünde dennoch niemals ganz in uns ausgerottet werde, und was davon noch in uns übrig ist, auch seinem Werk widersteht: und wir also Ihm und den Seinigen Leiden derselben Art bereiten wie er sie damals erfuhr: so müssen 2 Predigt zum Sonntag Judica am 15. März 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Pischons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 466–473
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gen und Beladenen, die Früchte seiner Erlösung zu genießen, und wir genießen sie in dem demüthigen Gefühl, daß wie sehr auch seine Kraft schon in uns Schwachen mächtig geworden ist, die Sünde dennoch niemals ganz in uns ausgerottet wird. Was aber davon in uns übrig ist, das widersteht auch seinem Werk, das ist dieselbe Ursache des Leidens für ihn und die Seinigen; und so müssen dann diejenigen, welche in den Tagen seines irdischen Lebens ihm Schmerzen machten, uns vor Augen stehen als ein warnendes und schrekendes Beispiel, damit wir nicht die Hände in den Schooß legen und in uns gewähren lassen was ihnen ähnlich ist, vielmehr ein heiliger Haß gegen das Böse sich immer mehr in uns entzünde, und eben dadurch dem göttlichen Geiste immer mehr Raum geschafft werde in uns und durch uns. Das ist also die Richtung, welche unsre christliche Betrachtung heute nehmen soll. | Text. Matth. 21, 10–16. Und als er zu Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach, Wer ist der? Das Volk aber sprach, Das ist der Jesus, der Prophet von Nazareth aus Galiläa. Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein, und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel, und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer. Und sprach zu ihnen, es stehet geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen, ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht. Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme in den Tempel und er heilete sie. Da aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten sahen die Wunder die er that, und die Kinder im Tempel schrien und sangen Hosianna dem Sohne Davids, wurden sie entrüstet, und sprachen zu ihm, Hörest du auch was diese sagen? Jesus sprach zu ihnen, Ja habt ihr nie gelesen, Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtet? Diese Worte zeigen uns den Erlöser bei dem lezten Eintritt in die Hauptstadt seines Volkes, auf dem höchsten Gipfel seines Ansehns unter den Menschen, und auf dem höchsten Grade seiner Wirksamkeit; Er heißt nicht mehr nur Jesus der Profet, sondern seine Jünger 10 heiliger Haß] B: heiliger Unwillen 12 immer mehr Raum] B: mehr und mehr Raum 13 unsre] B: unsere 28 Ja habt] B: Ja; habt 32–33 auf dem höchsten Grade seiner Wirksamkeit;] B: auf der höchsten Stufe seiner Wirksamkeit. 26 sangen] so B; A: sagen 2–3 Vgl. 2Kor 12,9
28 gelesen, Aus] so B; A: gelesen aus
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Dritte Sammlung
und ihnen nach das Volk, | und ihnen nach die Kinder im Tempel riefen ihm zu, | Hosiannah dem Sohne Davids, mit welchem Namen eben der erwartete Erretter des Volkes bezeichnet wurde. Wir sehen ihn im Tempel mit gleichsam obrigkeitlicher Gewalt schalten, wie es außer den bestehenden Obern nur demjenigen zukam der eine neue und höhere Ordnung göttlicher Dinge zu stiften berufen war. Aber wie bald, m. Fr., wie unerwartet bald sehen wir die ganze Lage der Dinge sich ändern! wie leicht ist das ganze Volk, das ihm nur eben zujauchzte, von ihm abgewendet! wie bald finden wir den Herrn, dem nur eben alles zu Gebote zu stehen schien, gefangen und gebunden in den Händen seiner Feinde! wie bald den der nur eben als der Sohn Davids, der da kommt im Namen des Herrn, war ausgerufen worden, dargestellt und angeklagt als einen Uebelthäter! Wenn wir nach der Ursach fragen, so kommt uns freilich auf der einen Seite der unglükliche Jünger entgegen, der ihn verrieth, auf der andern die nur durch die Furcht vor dem begeisterten Volk zurükgehaltene Feindschaft der Oberen: allein wie hätten sie es wagen dürfen Hand an ihn zu legen, wie hätten Feindschaft und Verrätherei sich ihm nahen dürfen, wäre jene Begeisterung des Volkes weniger flüchtig gewesen, wäre nicht der wankelmüthige Sinn des großen Haufens ihnen zu Statten gekommen. Und diesen erkannte der Erlöser gewiß auch schon damals, da noch alle ihm Palmen streuten, ihn als Erretter begrüßten; wir merken diesen Stachel in seinem Herzen durch | alle seine Reden durch, und auch auf den höchsten | Gipfel seines Ansehens begleitete ihn das Leiden seiner Seele. Dies sei es also der wankelmüthige Sinn der Menschen als Quelle des Leidens unseres Erlösers, worüber ich und zwar in der schon angedeuteten Ordnung reden will, so nemlich daß wir Zuerst darauf achten, wie unser Erlöser sich dabei beträgt, und wie also auch wir zu handeln haben, Zweitens aber die welche unserm Erlöser dieses Leiden bereiteten, uns zum warnenden Beispiel vorstellen. I. Ja m. a. Fr. wir können und dürfen es uns nicht läugnen, die Lage derer welche das Gute zu fördern trachten, welchen es Ernst ist 1 und ihnen nach] B: und diesem nach 5 zukam] B: zukam, 11 den der] B: den, der 17 sie es] B: diese es 24–25 das Leiden seiner Seele. Dies sei es also] B: dies Leiden seiner Seele. Das sei es also, 29 nemlich] B: nämlich 30–31 haben, Zweitens aber die] B: haben, daß wir aber auch Zweitens die 33–34 Ja ... derer] B: Ja, ... derer, 2 Davids] David 11–12 Vgl. Mt 21,9
9 finden] so B; A: fanden
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an dem Werk der Erlösung weiter zu arbeiten, ist noch immer dieselbe wie die des Erlösers selbst. Sie sind ein kleines Häuflein, jeder Einzelne schon, noch mehr aber wo sie vereint wirken möchten, von Feinden und Verräthern umstellt; viel Bewunderung kommt ihnen auf der andern Seite entgegen, viel Begeisterung erregt ihr Muth, ihre Hingebung, ihre Standhaftigkeit, aber oft im entscheidendsten Augenblik wird diese Begeisterung nicht Stich halten, werden sie sich verlassen und auf sich selbst zurükgebracht sehen. Unter diesen Verhältnissen also, von diesem wankelmüthigen Sinn umgeben, was können wir lernen aus dem Betragen unseres Erlö| sers? | Zuerst; Er kannte den Wankelmuth der Menge, und ließ sich daher durch ihre wohlwollenden Gemüthsbewegungen nicht täuschen. Wer von uns, m. Fr. würde nicht an des Erlösers Stelle, wenn ihm an dem Fest, welches viele Tausende aus allen Gegenden des Landes in Jerusalem versammelte, ein solcher allgemeiner Beifall der Menge entgegengekommen wäre, wenn sich von allen Seiten soviel Bereitwilligkeit offenbart hätte seine Hülfe anzunehmen, soviel Eifer sich seiner Führung anzuvertrauen: wer würde nicht die schmeichelhaftesten Hofnungen in sich ausgebildet haben, die kein Erfolg gerechtfertiget hätte; wer würde sich nicht haben zu Entwürfen verleiten lassen, die in keinem Verhältniß gestanden hätten zu den wirklich vorhandenen und in Thätigkeit zu sezenden Kräften! Weit war davon der Erlöser entfernt. Wenn wir auch nicht finden, daß er laut über den eigentlichen Gehalt der Ehrenbezeugungen des Volkes seinen Verdacht geäußert und sie von sich gewiesen hätte: alle seine Reden zwischen diesem glänzenden Augenblik und seiner Gefangennehmung, von denen uns die Evangelisten einen so großen Reichthum aufbewahrt haben, zeigen deutlich, wie richtig er seine Lage würdigte. Wie viele Winke darüber, daß dennoch das Volk ihn verwerfen und von sich weisen würde, wieviel offene und verdekte Warnungen an die welche verführten und sich verführen ließen, wieviel Vertröstungen darauf, daß alles Gute, was er den Menschen zugedacht, doch erst auf die künftigen | Geschlech|ter sich verbreiten würde! Ja auch die vorübergehende ängstliche Furchtsamkeit seiner Jünger sah er deutlich und weissagete, die Heerde würde sich zerstreuen wenn der Hirte geschla4 ihnen auf] B: ihnen zwar auch auf 19 die kein] B: die doch hernach kein 21– 22 zu den ... Kräften!] B: gegen die ... Kräfte! 34 sah er deutlich und] B: sah er deutlich vorher und 10 Erlösers?] In A und B folgt kein Absatz. 35–1 Vgl. Mt 26,31
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gen wäre. Daher nun ließ er sich auch nicht verleiten auf diese Aeußerungen der herbeiströmenden zujauchzenden Menge irgend einen ins weite gehenden Entwurf zu bauen, kein offner Krieg gegen diejenigen, welche zu ihrer eigenen Verdammniß und zum Verderben des Volkes auf dem Stuhl Mosis saßen, kein Versuch dem Reich der Wahrheit eine öffentliche äußere Gestalt zu geben, und diese an die Stelle des veralteten erstorbenen Priesterthums zu sezen; sondern nur alle Vorkehrungen um es in seiner verborgenen Gestalt durch die bevorstehenden Stürme glüklich hindurchzubringen. – O m. Fr. möchten wir das von dem Erlöser lernen! denn nichts ist bitterer als vereitelte Hofnungen und Anschläge für das Gute, von denen wir doch hinten nach gestehen müssen, sie wären nicht so wohlbegründet gewesen als wir glaubten, und wir könnten ihren unglüklichen Ausgang wol vorhergesehen haben. Wir werden es aber nur lernen, wenn wir unsern Eifer für das Reich Gottes rein halten von allem sträflichen Leichtsinn, und der tiefste Ernst überall in unserm Leben waltet! wir werden es nur lernen, wenn an unserm Urtheil über den Gemüthszustand der Menschen die Eitelkeit gar keinen Theil hat, sondern wir um ihn zu würdigen immer in die verborgensten Falten und in die frühere Geschichte unseres eignen Herzens sehen. | Zwei|tens ließ aber der Erlöser die ihm günstigen wenn gleich flüchtigen Gemüthsbewegungen des Volkes keinesweges unbenuzt. Wenn wir voraussezen müssen, der welcher nicht nöthig hatte, daß ihm jemand sagte was in einem Menschen sei, habe auch in diesen begeisterten Zurufungen die Menge für das erkannt was sie war: wie wenig hat ihn dies Gefühl in seiner gewohnten Art zu handeln gestört! Er scheute sich auch jezt nicht, wenn er gleich wußte, bald werde dasselbe Volk, was ihm jezt zujauchzte, ihm eben so durch die That widersprechen, wie seine offenbaren Feinde ihm immer widersprachen, er unterließ doch auch jezt nicht zu verstehen zu geben, er sei wirklich derjenige, der da kommen solle; würden diese nicht reden, spricht er, nach einer andern Erzählung, so würden die Steine schreien. Was er gern längst gethan hätte, die schreienden Miß14–16 Wir werden es aber nur lernen, wenn wir ... und der tiefste Ernst ... werden es nur] B: Wir werden aber diese Weisheit nur lernen, wenn wir ... und wenn der tiefste Ernst ... werden sie nur 25 in diesen] B: bei diesen 30–31 er unterließ doch auch jezt nicht zu verstehen zu geben, er sei wirklich derjenige,] B: doch unterließ er auch jezt nicht zu verstehen zu geben, daß er wirklich derjenige sei, 20 sehen.] In A und B folgt kein Absatz. 31–33 Vgl. Lk 19,40
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bräuche aus dem Tempel schaffen, das Haus seines Vaters reinigen: er fühlte daß er es nun konnte, er fühlte, daß diese Bewegungen, wie flüchtig sie auch waren, doch in diesem Augenblik jeden Widerstand gegen sein gebieterisches Ansehn unmöglich machten; und ob er gleich wußte, in wenigen Tagen würde auch dies alles wieder in die alte Unordnung zurüksinken, er versäumte doch nichts, was der Augenblik gestattete, und was auch nur auf eine kurze Zeit bewirkt zu haben seiner würdig war und ein Ausdruk seines Berufs. Auch das vergängliche verschmähte er nicht als Vorandeutung des künftigen, und suchte so auch aus den | flüchtigen Regungen jeden Vortheil zu ziehen den sie wirklich darboten. – Wir andern, m. Fr. wie wir uns zu leicht forttragen lassen zu ausschweifenden Hofnungen, wenn wir die Menschen besser sehen als sie sind: so sind wir auch zu sehr geneigt die Flügel sinken zu lassen, wenn wir merken, daß ihre guten Bewegungen nur flüchtige und ungründliche Aufwallungen sind. Es ekelt uns vor ihrem Lobe, ihrer Verehrung, ihrer Anhänglichkeit, wenn wir erfahren, wie sie in andern Augenbliken dasselbe auch denjenigen geben, die uns die fremdartigsten sind, mit deren Ansicht und Handlungsweise wir im vollen Widerspruch stehn. Es vergeht uns alle Freude an ihren frommen Rührungen, an ihrer Theilnahme für das Gute, wenn uns vor Augen steht, wie bald das verweht wird, oder wie leicht dieselbe Beweglichkeit des Gemüths sich auch auf die entgegengesezte Seite wenden läßt. Ja weil wir nur das wahrhaft Gute, wie es aus der reinen Quelle fließt, wahrhaft lieben und ehren: so möchten wir lieber gar nichts mit ihnen gemein haben, und fürchten uns nur unser Werk zu befleken, wenn wir solche Zustände unbefestigter Menschen auch nur als Werkzeuge und Mittel brauchen für das was wir suchen. Möchten wir doch hierin ganz genau den Fußtapfen des Erlösers folgen. Der heilige Unwille über das wankelmüthige Wesen der Menschen war auch ihm nicht fremd, auch er zählte sie nicht zu den | seinigen: aber er trug kein Bedenken ihre Stimmung zu benuzen, um selbst vermittelst derselben etwas | Gutes zu bewirken. In den Menschen selbst läßt sich freilich in einem solchen Zustand flüchtiger 2 konnte,] B: konnte; 8–11 Auch das vergängliche verschmähte ... wirklich darboten.] B: Auch das vergängliche zu bewirken verschmähte er nicht, weil auch Vorandeutungen des künftigen heilsam sind, und so suchte | er auch aus diesen flüchtigen Regungen jeden Vortheil zu ziehen den sie irgend wirklich darboten. 15 sind.] B: waren. 21 wie bald das verweht wird,] B: wie bald das durch irgend etwas das sie persönlich trift verweht wird, 25–26 fürchten uns nur unser Werk zu befleken, wenn wir solche Zustände] B: fürchten vielmehr, daß wir unser Werk nur beflekken, wenn wir so flüchtige Regungen 30 zählte sie nicht] B: zählte diese wogende Menge in ihrer günstigsten Stimmung nicht 31–32 um selbst vermittelst derselben etwas] B: um seinerseits vermittelst derselben doch etwas
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Rührung nichts gründen, und nichts was aus demselben hervorgeht, hat einen großen Werth als ihre That. Aber warum soll es nicht einen haben, insofern es die unsrige ist, die aber ohne sie nicht hätte können verrichtet werden? Wenn wir ihnen einen Beitrag, eine Mitwirkung abdringen können zu einer guten Sache, die ja deswegen nicht die ihrige wird und nicht schlechter, sollen wir es versäumen? Vielmehr laßt uns die unsichere und kurze Hülfe um so rascher benuzen, und laßt uns bedenken, daß auch das ein Pfund ist das uns Gott anvertrauet hat, eine Kraft die wir gebrauchen sollen, ein jeder wo er angestellt ist im Weinberge des Herrn, um damit zu leisten soviel wir können. – Und dies wird uns um so leichter werden, wenn wir Drittens auch darin dem Erlöser ähnlich werden, daß wir selbst in diesen flüchtigen Regungen doch den edlen und göttlichen Ursprung nicht verkennen. Denn dies bemerken wir ganz deutlich aus seinem Betragen. Darum duldete er ja und ließ sich gefallen den Zuruf, welcher ausdrükte wie seine höhere Würde, wenn auch nur auf einen Augenblik, die Gemüther bewegte. Darum widersezte er sich ihnen nicht mit jener düstern Strenge, mit der ein anderer ihnen vielleicht gesagt haben | würde, sie wären nicht würdig ihm dies zuzurufen. Sondern als die Hohenpriester und Aeltesten kamen, und ihn bedenklich frag|ten, hörest du wol was diese sagen? oder nach einem andern Evangelisten ihm zuriefen, strafe doch deine Jünger und wehre dem Volke: so that er weder das eine noch das andere, vielmehr erkannte er auch dies für etwas Gutes, für ein Lob, das Gott und ihm dargebracht wurde, indem er auf die Schrift verwies, welche sagt, aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir ein Lob bereitet; und für etwas nothwendiges erkannte er es an, wenn er nach einem andern Evangelisten ihnen antwortete, Warlich wenn diese schwiegen, würden die Steine schreien. – Und können wir wol anders m. th. Freunde als mit dem Erlöser auch in solchen flüchtigen Aufregungen der Menschen den Geist Gottes erkennen? Niemand kann Jesum einen Herrn heißen, sagt der Apostel, denn nur durch den heiligen Geist, und dies Wort dürfen wir weder drehn noch deuteln. Jeder Eindruk also, wenn auch flüchtig, den die Worte oder die Gestalt des Erlösers hervorbringen, der in einem wahrhaften Gefühl die Knie der Menschen in den Staub beugt vor Ihm, jede wenn auch nur 2 Werth als ihre That.] B: Werth sofern es ihre That ist. 7 rascher benuzen, und] B: eiliger benuzen, je mehr sie beides ist; und 9 sollen,] B: sollen 16 ausdrükte] B: ausdrükte, 27 für etwas] B: als etwas 36–5 Ihm, ... verherrlichen, ... nehmen,] B: Ihm; ... verherrlichen; ... nehmen; 8–9 Vgl. Lk 19,13 31–33 1Kor 12,3
22–23 Vgl. Lk 19,39
26–27 Vgl. Ps 8,3
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in dem Augenblik selbst aufrichtige Bezeigung ihrer Verehrung gegen ihn, wodurch sie gleichsam seinen in der Kirche aufgeschlagenen Thron verherrlichen, jedes Grauen, das sie in ihrem Innern überfällt bei dem Gedanken, es könne einmal seine von ihnen selbst so wenig unterstüzte Herrschaft auch rund um sie her ein Ende nehmen, jede Dienstleistung, jeder Beitrag den | sie mit Zustimmung ihres Herzens zu dem zollen, was wir als Diener | und Knechte unseres Herrn, also in seinem Namen unternehmen, es ist alles ein Werk des göttlichen Geistes. Und wir sollten es nicht ehren und anerkennen? Sind seiner Aeußerungen zu viele und zu mannigfaltige, daß wir leicht einige entbehren oder vernachläßigen dürfen? Wenn es uns auch mit Recht schmerzt, daß nicht jede Regung dieses Geistes in dem Herzen der Menschen durchgreift und es erneut und heiligt: sollen wir uns deshalb weniger auch seines leisesten Anklopfens an menschlichen Gemüthern, auch der ersten Spuren eines noch nicht fortdauernden eigenen Lebens in ihnen erfreuen? Sollte uns nicht das flüchtige dieser Augenblike weniger niederschlagen, als es uns doch erheben muß, daß es sich regt in dem Herzen der Menschen? Wenn wir auch nicht immer wagen zu weissagen, daß solche Regungen auch in der Zukunft Frucht bringen und einen Augenblik veranlassen werden, da die Menschen in sich gehn und an ihre Brust schlagen und fragen, Was sollen wir thun daß wir selig werden? – sollen wir nicht das rein genießen was unmittelbar in der Sache selbst liegt? Denn was beweiset wol mehr, wie tief der Keim des göttlichen in der menschlichen Natur liegt und eigentlich zum Wesen derselben gehört, und was kann uns daher rührender und erhabener sein, als eben die abgedrungenen frommen Anwandlungen verstokter oder leichtsinniger Menschen? Möchten wir alle so vom Erlöser lernen den na|türlichen schmerzhaften Unwillen über den Wan|kelmuth der Menschen dadurch bändigen, daß wir alle Wirkungen Gottes zu erforschen bestrebt, und auf jedes gute Werk, das uns vorhanden kommt zu thun, mit ganzer Seele gerichtet sind. – Werden wir Ihm aber auch dann 17 Augenblike] B: Augenblikke 17 als es uns doch erheben muß,] B: als uns doch das erheben muß, 21 gehn und an] B: gehn, an 22 sollen wir nicht das rein genießen] B: Gesezt auch wir ahneten das nicht: sollen wir deshalb auch das nicht rein genießen 26 erhabener] B: erhebender 32–3 Werden wir Ihm aber ... dabei ergriffen, daß] B: Werden wir aber Ihm schon dadurch ganz ähnlich daß wir den Wankelmuth Anderer so wie Er behandeln? Oder müssen wir auch daran denken, ihn aus uns selbst ganz zu verbannen? Erinnert euch nur, daß in Ihm von dieser Gebrechlichkeit der menschlichen Natur gar keine Spur war noch sein konnte? Erinnert euch zugleich, wie oft ihr gute und dem Grunde nach auch fromme Menschen doch dabei ergriffen habt, daß 21–22 Vgl. Apg 16,30
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ganz ähnlich sein? Ihm, in welchem von dieser Gebrechlichkeit keine Spur war noch sein konnte? Erinnert euch nur, wie oft habt ihr gute und dem Grunde nach auch fromme Menschen dabei ergriffen, daß sie ihren wichtigsten Ueberzeugungen und Entschlüssen den Abschied gegeben; schaut um euch, wieviel Gutes bleibt liegen das kräftig und mit schönem Eifer begonnen ward: und ihr werdet nicht verkennen daß auch die Besseren nicht ganz frei sind von dieser verderblichen Schwachheit. Darum nun laßt uns
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II. Die innere Beschaffenheit derer, die den Erlöser so wankelmüthig verließen, und die Verantwortung, die sie sich zuzogen, uns zum warnenden Beispiel vorhalten. Wir haben freilich nicht Ursache vorauszusezen, daß viele von ebendenselben, welche den Einzug des Erlösers verherrlicht, die Hofnung des ganzen Volks laut auf ihn gewiesen, und seine kräftigen Maaßregeln im Tempel als seine zahlreiche Begleitung unterstüzt hatten, wenige Tage darauf, das kreuzige, kreuzige ihn | angestimmt hätten; daß dieselben, die ihn so zuversichtlich als den Messias ausriefen, hernach seinen Tod als eines verworfenen Betrügers gefordert hätten; oder gar, daß ihnen die Hofnung | auf ein neues und besseres Reich Gottes überhaupt ganz verschwunden wäre, und sie eben deshalb den lieber ganz vertilgt gesehen hätten, auf dem diese Hofnung mit so entschiedener Vorliebe ruhte. Nein, so ganz wenden sich die Gesinnungen der Menschen selten um, und zumal nicht vom Guten und Wahren zurük zum Verkehrten und Bösen! So geht es auch gewiß keinem von uns, daß wir auf irgend eine Weise darüber könnten zweifelhaft gemacht werden, daß Christus der Grundstein unsers Glaubens und unserer Seligkeit sei, sein Bild und sein Wort das allgemeine Richtmaaß alles unseres Thuns. Aber eben wie jene wol nicht so geschwiegen hätten, daß wir nicht begreifen können wo die große Schaar der Bewunderer und Anhänger hin verschwunden sei, sondern ein großer und ernster Kampf sich würde erhoben haben, wenn sie nicht bedenklich geworden wären, ob wol auch Jesum zu unterstüzen wirklich das Mittel sei um jenes bessere Reich Gottes herbeizuführen, ob sie nicht ihre Hofnungen auf einen andern Zeitpunkt hinaussezen müßten: so sind auch wir nicht selten wankelmüthig im Einzelnen, und was wir mit der festesten Ueberzeugung für gut und recht, für 5 Gutes bleibt liegen das] B: Gutes aus Wankelmuth liegen bleibt, das 6 verkennen] B: verkennen, 12–13 Ursache vorauszusezen, daß viele von ebendenselben,] B: Ursach vorauszusezen, daß viele von denen, 17 daß dieselben,] B: daß eben dieselben, 18 seinen Tod als eines verworfenen Betrügers gefordert hätten;] B: seinen Tod gefordert hätten als wäre er ein verworfener Betrüger gewesen; 33–34 herbeizuführen, ob] B: herbeizuführen, oder ob
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nothwendig zum Heil des gegenwärtigen und künftigen Geschlechtes hielten, und alle unsere Kräfte daran zu sezen bereit waren, darüber werden wir nicht selten wieder unsicher, | wenn der entscheidende Augenblik naht. Indem ich nun an dem Beispiel jenes vermischten Haufens zeigen möchte, woher das wankelmüthige Wesen entsteht, | denke ich daß mancher bei sich sagt, Aber woran sollen wir erst erkennen, und wer soll darüber richten, ob wenn uns so etwas begegnet, es Wankelmuth ist und nicht vielmehr eine spätere richtige Einsicht? Denn wie oft kommen wir erst durch den Zustand des Schwankens und nachdem wir uns abwechselnd zu dieser und jener Seite hingeneigt haben, zu einer festen Ueberzeugung! und wie oft übereilt sich nicht der Mensch mit seinen Entschlüssen, so daß es ein wahrer Fortschritt zum Besseren ist, wenn er von einer falschen Gewißheit nur erst zum Zweifel und zur Unsicherheit kommt! Allein diese Frage darf jene Betrachtung nicht unterbrechen, denn eben wie es mit solchen Veränderungen der Ueberzeugung zugeht, was ihnen in und außer uns vorangegangen ist, kann allein hierüber entscheiden. Das nur laßt uns zunächst nicht vergessen, daß wir uns eines großen Vorzugs erfreuen vor jenen Zeitgenossen Jesu, die wir uns als warnendes Beispiel vorhalten. Nemlich der vom Geiste Gottes regierte Christ wird nicht leicht über etwas wichtiges zu einem festen Entschlusse bei sich kommen, als durch eben diesen Geist, welcher der Geist der Wahrheit ist; und wenn er etwas in einer leidenschaftlichen Bewegung des Gemüthes ergreift, so wird schon in demselben Augenblik ein Gefühl der Unsicherheit entstehn und immer wachsen; und es ist also bei ihm nicht leicht ein Fortschritt, wenn er von | einer festen Ueberzeugung wieder zum Zweifel übergeht. Wenn uns nun aber, was auf jene Weise dem Herzen gewiß war, | wieder bedenklich wird, der feste Sinn wieder unstätt, woher kömmt das? Das laßt uns an jenen Menschen sehen, in denen sich das trozige und verzagte Herz abspiegelt. Zuerst m. Fr. was drükt das Zujauchzen jener Menge bei dem Einzuge Christi aus als die Hofnung er werde Israel erlösen. Sie glaubten, jezt oder bald sei die Zeit da, wo er öffentlich auftreten, sich als den Gesandten Gottes darstellen und beglaubigen werde, alles werde sich dann vor ihm beugen, und sie würden, ihn gleichsam erinnernd 6 ich daß] B: ich, daß 9 Schwankens] B: Schwankens, 20 Nemlich] B: Nämlich 32 aus als] B: aus, als 33 auftreten, sich] B: auftreten, und sich 34–2 werde, ... bekennen] B: werde; ... bekennen, 31 Fr.] so B; A: F. 22 Vgl. Joh 16,13
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an die Art wie sie sich auch jezt schon zu ihm bekannt hatten, sich auch dann zu ihm bekennen und sich von ihm nicht nur erlösen lassen aus aller Noth, sondern auch theilnehmen an aller Herrlichkeit seines Reiches. Nun aber erschien Christus selbst in der Noth, und wenn sie ihm getreu bleiben wollten, mußten sie sich aufgefordert fühlen, statt Hülfe und Rettung nur von ihm anzunehmen, ihm gleichsam erst selbst zu helfen, indem sie eine der Forderung des aufgebrachten Volkes entgegengesezte Stimme ertönen ließen. Sehet da m. Fr. wie es vielen Menschen nicht selten geht. Irgend eine vorausgesehene Unternehmung eines Einzelnen oder einer Gesellschaft erscheint uns wünschenswerth und hülfreich im höchsten Grade, nothwendig vielleicht um dasjenige vorzubereiten und zu unterstüzen, was uns selbst am meisten obliegt. Wir sehnen uns nach dem Augenblik wo sie in Wirklichkeit | übergehen soll, wir empfangen die ersten Andeutungen davon mit Jubel | und Frohloken, wir sezen uns in Bereitschaft die gehofte Hülfe in unsern Nuzen zu verwenden, und uns dann der Sache selbst mit allen Kräften anzuschließen. Wenn aber inzwischen die Unternehmung selbst in Gefahr geräth, wenn diejenigen, auf die wir hoften, Schwierigkeiten und Anfechtungen finden, und selbst der Hülfe bedürftig erscheinen: dann werden wir bedenklich, und meinen in denjenigen, die selbst unserer Hülfe bedürften, könne ja wol die Kraft nicht sein die wir vorausgesezt, uns zu helfen; wir meinen, wir müßten uns geirrt haben, und freuen uns wol gar, daß wir noch zur rechten Zeit gewarnt werden und unsern Irrthum entdekken. Aber ist das nicht eine ganz wunderliche gegen die allgemeinste Erfahrung und gegen die ersten Gründe alles menschlichen Handelns streitende Denkungsart? Giebt es irgend eine Macht in menschlichen Dingen, als nur eben die Vereinigung menschlicher Kräfte? Giebt es irgend eine Hülfe und Unterstüzung, die nicht gegenseitig wäre? Kann jemand irgend wie, es sei aus Freundschaft oder durch Familienverbindung oder durch die öffentliche Gewalt Hülfe empfangen, wenn er nicht eben diese Gewalten selbst ununterbrochen auch seinerseits unterstüzt und erhält? Ist es also nicht die größte Thorheit, wenn wir, statt dasjenige, wovon wir Gutes erwarten, aus allen Kräften zu unterstüzen – wie eben die Freunde des Erlösers laut hätten zeigen sollen, die Stimme seiner Ankläger sei keinesweges die Stimme des ganzen Volks – statt | dessen denken, was vielleicht unter|gehe wenn wir es nicht selbst unterstüzten, darin könne wol für uns keine Hülfe und Rettung liegen? 10–11 Gesellschaft erscheint uns wünschenswerth und hülfreich im höchsten Grade, nothwendig] B: Gemeinschaft erscheint uns wünschenswerth und fördernd im höchsten Grade, ja nothwendig 13–15 Augenblik ... übergehen ... Frohloken] B: Augenblik, ... übergehn ... Frohlokken
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Ist nicht der Erlöser eben deshalb in Knechtsgestalt aufgetreten und in allen Dingen versucht worden gleich als wir, damit wir erkennen möchten, daß uns Gott alles nur auf menschliche Weise schenken will, das heißt von einem schwachen hülfsbedürftigen Anfang emporwachsend? Aber freilich noch übler ist es, wenn der Wankelmuth zweitens daher entsteht, daß nur wir selbst grade es sind, die demjenigen, was wir für gut und vortreflich gehalten hatten, Hülfe leisten sollen; wenn die Sicherheit unserer Entschließungen sich dann verliert, wann vielleicht unter bedenklichen wenig versprechenden Umständen zur Ausführung soll geschritten werden, kurz wenn furchtsames Wesen und Feigherzigkeit die Quellen des Wankelmuthes sind. Das war gewiß der Fall bei vielen, die, als sie dem Erlöser ihr Hosiannah zuriefen, fest beschlossen hatten sich an ihn zu schließen und sein Schicksal zu theilen, die sich auch damals nicht schreken ließen durch die wohlbekannte Feindschaft der meisten Angesehenen gegen ihn, sondern es sich schön und herrlich dachten diesen Kampf mit ihm zu bestehen; nun er aber wirklich eintrat, gingen sie hinter sich. Und wie oft sehen wir nicht dieselbe Erscheinung im Einzelnen bei Menschen welche das Gute erkannt haben! In der Ferne vermögen der Widerstand, die Kämpfe, die Aufopferungen sie nicht zu schrekken, kommt aber | der Augenblik, dann | sinken die Flügel, dann bemächtigt sich Angst und Besorgniß des schwachen Gemüthes, und anstatt ehrlich zu sich selbst zu sagen, Was du gewollt hast das bleibt das Rechte und Gute, nur du bist zu befangen, zu schwach, zu erbärmlich um es auszuführen, du hast dir zugetrauet was du nicht vermagst, anstatt dessen mißbraucht und betrügt das verzagte Herz den Verstand, und vergiftet die Ueberzeugung durch gehaltlose Vorspiegelungen, als ob das was man früher mit lebendigem Eifer gewollt hätte, weder so gut noch so nothwendig wäre als man damals geglaubt, als ob die wohlthätige Zeit nun erst die wahre Beschaffenheit der Sachen enthüllt hätte. O m. Fr. ich darf nicht erst sagen, welche tiefe Erniedrigung in diesem Zustande liegt, mit welchem an Verachtung gränzenden Mitleid edle und starke Seelen auf denselben herabsehn, und wie diese es bedauern oder sich Vorwürfe darüber machen, wenn sie vielleicht auf uns mehr als der Erlöser auf seine Zeitgenossen gerechnet hatten. Aber wie viel 4–5 Anfang emporwachsend?] B: Anfang ganz allmählig emporwachsend? 14– 15 Schicksal ... schreken] B: Schiksal ... schrekken 22 sinken die Flügel,] B: sinken ihnen die Flügel, 25 erbärmlich] B: willenlos 35 auf uns mehr] B: auf uns wankelmüthige mehr 1 Vgl. Phil 2,7
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Schaam wir uns bereiten, wenn nun doch herrlich hinausgeführt wird wovon wir uns feigherzig zurükgezogen haben! wie viel Vorwürfe, wenn es eben wegen unserer feigen Wankelmüthigkeit unterbleibt! Denn freilich sollen wir nicht geizig darauf sein, daß alles Gute durch uns geschehe, und wir dürfen uns eben so lebendig freuen an dem was durch Gottes Gnade Andere thun: aber diese Freude gebührt nur denen, und in der That genießen sie auch nur die, welche selbst alles gethan | haben, | was sie vermochten. Und freilich bleibt uns, wenn wir dasjenige verfehlen, was wir als ein großes Gut gewünscht hatten, der Trost, daß alles nur so am besten ist, wie der Herr es ordnet; aber dieser Trost gebührt nur denen und nur die genießen ihn wirklich, die alles daran gesezt haben um das zu erreichen was sie wünschten. Schaam und Verwirrung hingegen über die, welche sich sagen müssen, Wärest du fest geblieben, du könntest jezt auch unter denen sein die Gott danken, daß er sie hiezu gebraucht hat, nun aber hast du alles was an dir war gethan, damit es nicht geschehe. Und ein brennender und drükender Stachel muß in den Seelen derer haften, welche sich sagen müssen: daß Gott sich nun wieder nur aus dem Munde der Säuglinge wird ein Lob bereiten, daß alles worauf du vielleicht mit vielen Tausenden gehofft hast wieder ausgesezt bleibt für das künftige Geschlecht, ja daß vielleicht nur die Steine reden von dem was im Werden war, indeß freie und fromme Menschen freudig Gott danken könnten wenn es wäre vollbracht worden, das ist deine Schuld. Denn so ist es, wo der wankelmüthige Sinn die Oberhand gewinnt, da arbeitet die kleine Zahl der Guten und Starken vergeblich für die Gegenwart, und nur die Unmündigen dürfen hoffen, welche Zeugen sind von der großen Verschuldung ohne sie zu theilen; wo zaghafte Bedenklichkeit hindert dem Ziel im rechten Augenblik schnell entgegen zu gehn, da bleibt von allem, was die | Menschen bewegt von der Nähe des Großen und Gött|lichen empfanden, keine Frucht zurük wie von tauben Blüthen; aber Denkmäler der Zerstörung werden reden; denn wo die köstlichen Augenblike für das Reich Gottes versäumt werden, da bricht die Zerstörung ein, da folgen, wie auch damals, auf dem Fuß die Gerichte Gottes. Ja m. Fr. die wankelmüthigen Seelen gleichen jenem Feigenbaum, von welchem bald nach unserm Text erzählt wird, daß der Erlöser, 1 wird] B: wird, 11 denen] B: denen, 15 sie hiezu gebraucht hat,] B: sie zur Förderung des Guten gebraucht hat; 17 drükender] B: drükkender 19–20 alles ... gehofft hast] B: alles, ... gehoft hast, 22 war, indeß] B: war, aber rükgängig wurde, indeß 23 ist deine Schuld.] B: ist auch deine Schuld. 29–30 Menschen ... Göttlichen empfanden,] B: Menschen, ... Göttlichen, empfunden haben, 32–34 Augenblike ... dem Fuß] B: Augenblikke ... dem Fuße 36–7 Vgl. Mt 21,18–19 (mit Einschub)
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als er am folgenden Morgen aus Bethanien zur Stadt zurük kam, an ihn heranging um Früchte zu pflüken, aber nichts fand als Blätter. So auch sie! wie sehr sie auch durch die aufregende und begeisternde Nähe des Guten und Schönen gepflegt worden sind, sie haben immer nichts aufzuweisen, als den unfruchtbaren Schmuk schöner Empfindungen und viel versprechender Worte. Dem Erlöser aber ergrimmte sein Herz, und er sprach zu jenem, daß du alsbald verdorrest! Und was haben auch sie zu erwarten, zumal in einer so entscheidenden Zeit, als daß die in leeren Aeußerungen sich erschöpfende Kraft sie ganz verläßt, und nur das äußere Leben zurükbleibt ein warnendes Denkmal. So trachte denn jeder, schaudernd vor diesen Folgen, dahin, daß das Herz fest werde, daß er bereit sei um jeden Preis bei dem zu bleiben, was er als wahr und recht erkannt hat. Und daß wir das vermögen, o laßt uns Reben sein an unserm Weinstok dem Herrn, von seinem Geist seinem | Dasein so durchdrungen, daß wir weit entfernt das | klingende Erz zu sein oder die tönende Schelle uns des lebendigen Glaubens erfreuen, der nichts danach fragt ob auch Berge müssen versezt werden, und der lebendigen Liebe wovon uns der Herr die ewige Quelle ist, der auch an den schwachen Jüngern mit inniger Treue hing und sie untereinander verband, wie Er auch uns verbinden möge zur Treue im Leben und im Tode. Amen.
1–2 zurük kam, an ihn heranging um Früchte zu pflüken,] B: zurükkam, an ihn heranging um Früchte zu brechen, 8–9 sie zu erwarten, zumal in einer so entscheidenden Zeit,] B: sie zumal in einer so entscheidenden Zeit zu erwarten, 14 Und daß wir] B: Und damit wir 16 von seinem Geist seinem] B: von seinem Geist und seinem 16–19 daß wir weit ... Schelle ... Liebe] B: daß wir, weit ... Schelle, ... Liebe, 15 Vgl. Joh 15,4
17–19 Vgl. 1Kor 13,1–2
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VII.
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Das Zusammensein der Jünger unter sich und mit dem Erlöser, als Vorbild unseres vertrauten Lebens mit unseren Freunden.
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An dem neulichen Feste der Auferstehung unseres Erlösers m. a. Fr. richteten wir unsere Betrachtung auf das lezte verklärte Leben desselben auf dieser Erde, und darauf, wie auch wir könnten in diese Aehnlichkeit mit ihm gekleidet werden. Ich suchte damals zu zeigen, daß dieses theils da geschehe, wo wir zu seiner Verehrung und zur Anbetung seines und unseres Vaters vereinigt sind, theils auch da wo wir zurükgezogen von den Geschäften und Sorgen der Welt uns in der Stille mit denen, die uns die liebsten und nächsten sind, zusammen finden. Was nun dieses leztere betrift, so scheint es mir einer näheren Erwägung noch besonders | werth. Denn wie haben die Zusammenkünfte der Menschen, auch derer welche | sich durch eine höhere Richtung des Geistes und einen festeren Sinn von dem großen Haufen vortheilhaft unterscheiden, doch gewöhnlich eine so ganz andere Art und Weise! wie sehen wir so vieles darin was uns eher an alles andere als an jene lezten Tage des Erlösers erinnert, ja wie wenig mag es überall auch bei denen die sich nicht mit Unrecht seine Nachfolger nennen, gesellige Verhältnisse solcher Art geben! denn wie erscheint den meisten alles, was sich auf das geistige Leben des Menschen, auf seine höhere Bestimmung bezieht, als eine schwere Last und Sorge, von der man sich eben in den Stunden der geselligen Unterhaltung auf eine anmuthige Art befreien will! und wie fürchten die wenigen, denen solche Augenblike wohl wünschenswerth scheinen, daß doch nirgend 7 auf dieser Erde,] B: unter seinen Jüngern, 18 darin] B: darin, 21 geben! denn] B: geben! Denn 25–1 und wie fürchten die wenigen, denen solche Augenblike wohl wünschenswerth scheinen, daß doch nirgend die Gelegenheit sei] B: und die Wenigen, denen es wol wünschenswerth scheinen mag, die geselligen Stunden auf eine edlere und heilige Art auszufüllen, wie sehr fürchten sie, daß doch nirgend Gelegenheit sein werde 14 Erwägung] so B; A: Erwägnug 2 Predigt zum Sonntag Misericordias Domini am 12. April 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Pischons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 495– 503 5–13 Vgl. Schleiermachers Predigt zum Ostersonntag am 29. März 1812 über Röm 6,3–5 (KGA III/4, S. 488–494)
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die Gelegenheit sei diese Ansprüche geltend zu machen, ohne alles aus seinem gewohnten Geleise völlig herauszureißen. So ist es denn eine wichtige Betrachtung, zu sehen worauf es doch beruhe, daß unsere vertrauten geselligen Kreise ein solches den lezten Tagen des Erlösers mit seinen Jüngern gleichendes Leben darstellen. Es mag sich um so mehr schiken an unsere Osterbetrachtung diese anzuknüpfen, da wir jezt noch mit unserer Andacht zunächst an jene Zeit zwischen der Auferstehung und Himmelfahrt des Erlösers gewiesen sind, an der wir in jeder Hinsicht das Vorbild finden, auf welches wir zu sehen haben. Denn so stand es mit den | Jüngern Jesu damals: ihre Stunde | zu einer größeren Thätigkeit nach außen war noch nicht gekommen, der große Beruf für die Sache ihres Herrn zu reden, zu kämpfen, zu leben, zu sterben war ihnen noch nicht übertragen, sie waren auf ein enges Leben unter sich beschränkt bis auf die Stunde welche der Herr sich vorbehalten hatte. Aehnliche Zeiten nun, solche nemlich die nicht durch unsern auf äußere Thätigkeit gerichteten Beruf eingenommen werden, sind auch die in denen wir uns an liebe und werthe Menschen in vertrauter Geselligkeit anschließen. Lasset uns daher an dem schönen Vorbilde der Jünger unseres Herrn uns spiegeln, und sehen, wie auch dieser Theil des Lebens Gott wohlgefällig und des Geistes, den wir empfangen haben, würdig soll eingerichtet werden. Text. Joh. 21, 2–23. Es waren bei einander Simon Petrus und Thomas und Nathanael von Kana und die Söhne Zebedäi und zween andre seiner Jünger. Spricht Simon Petrus zu ihnen, Ich will hin fischen gehen. Sie sprachen zu ihm, So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und traten in das Schiff alsobald, und in derselben Nacht fingen sie nichts. Da es aber jezt Morgen ward, stand Jesus am Ufer; aber die Jünger wußten es nicht daß es Jesus war. Spricht Jesus zu ihnen, Kin|der habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm, Nein. Er aber sprach zu | ihnen, Werfet das Nez zur Rechten des Schiffes, so werdet ihr finden. Da warfen sie und konnten es nicht mehr ziehen vor der Menge der Fische. Da spricht der Jünger, welchen Jesus lieb hatte, zu Petro, Es ist der Herr. Da Simon Petrus hörte, daß es der Herr war, gürtete er das Hemde um sich, denn er war nakend, und warf sich in das Meer. Die andern Jünger aber kamen auf dem Schiff, denn sie waren nicht fern vom 3–5 sehen worauf es doch beruhe, daß unsere ... darstellen.] B: sehen was denn eigentlich erfordert werde, wenn unsere ... darstellen sollen. 6 schiken] B: schikken 11 gekommen,] B: gekommen; 13 ihnen noch nicht übertragen, sie] B: ihnen zwar schon übertragen; aber antreten sollten sie ihn noch nicht, sie 14 beschränkt] B: beschränkt, 15 nemlich] B: nämlich 29 nicht] B: nicht, 36 nakend,] B: nakkend,
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Lande, und zogen das Nez mit den Fischen. Als sie nun austraten auf das Land sahen sie Kohlen gelegt und Fische darauf und Brodt. Spricht Jesus zu ihnen, Bringt her von den Fischen die ihr jezt gefangen habt. Simon Petrus stieg hinein, und zog das Nez auf das Land voll großer Fische; und wiewol ihrer so viele waren, zerriß doch das Nez nicht. Spricht Jesus zu ihnen, Kommt und haltet das Mahl. Niemand aber unter den Jüngern durfte ihn fragen Wer bist du? Denn sie wußten es, daß es der Herr war. Da kommt Jesus und nimmt das Brodt und giebt es ihnen, desselben gleichen auch die Fische. Da sie nun das Mahl gehalten hatten spricht Jesus zu Simon Petro, Simon Johanna hast du mich lieber denn mich diese haben? Er spricht zu ihm, Ja Herr du weißt, | daß ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm Weide meine Lämmer. Spricht er zum andern Mal, Simon Johanna hast du mich lieb? Er spricht zu ihm, | Ja Herr du weißt daß ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm Weide meine Schafe. Spricht er zum dritten Mal zu ihm, Simon Johanna hast du mich lieb? Petrus ward traurig daß Er zum dritten Mal zu ihm sagte hast du mich lieb, und sprach zu ihm, Herr du weißt alle Dinge, du weißt daß ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm Weide meine Schafe. Warlich warlich ich sage dir, da du jünger warst, gürtetest du dich selbst, und wandeltest wo du hin wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstreken, und ein Anderer wird dich gürten und führen wo du nicht hin willst. Das sagte er aber zu deuten, mit welchem Tode er Gott preisen würde. Da er aber das gesagt, spricht er zu ihm Folge mir nach. Petrus aber wandte sich um, und sah auch den Jünger folgen, welchen Jesus lieb hatte. Da Petrus diesen sah, spricht er zu Jesu, Herr was soll aber dieser? Jesus spricht zu ihm, So ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was gehet es dich an? Folge du mir nach. M. a. Fr. Es kann nicht daran gedacht werden diesen reichhaltigen Abschnitt aus der Geschichte der lezten Tage des Erlösers in einer
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7–20 fragen Wer ... Jesus und nimmt das Brodt ... hatten ... lieber ... ihm Weide ... Herr du weißt ... ihm Weide ... traurig ... sagte ... lieb, ... weißt daß ... ihm Weide] B: fragen, Wer ... Jesus, und nimmt das Brodt, ... hatten, ... lieber, ... ihm, Weide ... Herr, du weißt, ... ihm, Weide ... traurig, ... sagte, ... lieb? ... weißt, daß ... ihm, Weide 23 ausstreken,] B: ausstrekken, 23–26 führen ... ihm Folge] B: führen, ... ihm, Folge 31–5 Es kann nicht daran gedacht werden diesen ... vorzuhalten.] B: Ich darf wol nicht erst bevorworten, daß es unmöglich ist diesen reichhaltigen Abschnitt aus der Geschichte der lezten Tage des Erlösers in einer so kurzen Betrachtung, wie die unsrigen nur sein dürfen, zu erschöpfen. Meine Absicht ist daher nur, aus mancherlei einzelnen zerstreuten Zügen unserer Erzählung dasjenige zusammenzustellen, | wodurch uns das Zusammensein der Jünger unter sich und mit dem Erlöser als das rechte Vorbild unsers vertrauten Umgangs unter einander erscheinen muß.
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Betrachtung, | wie die unsrigen nur sein dürfen, zu erschöpfen. Meine Absicht ist nur, dasjenige, was wir in mancherlei zerstreuten Zügen finden, zusammenzustellen, um uns das Zusammensein der Jünger unter sich und mit dem Erlöser als das Vorbild unsers vertrauten Umgangs unter einander vorzuhalten. Laßt uns dabei Erstlich im Allgemeinen auf den Zustand achten, in dem wir die Jünger des Erlösers finden; Zweitens besonders auf die Richtung, die der Erlöser, als er unter ihnen erschien, ihrem Zusammensein gab. I. Indem wir zuerst auf den Zustand achten, in dem sich die Jünger damals befanden: so kann uns nicht entgehen Einmal, sie waren versammelt als herzlich vertraute und auf das Höchste, was es für den Menschen giebt, verbundene Freunde. Denn darauf war auch damals ihr Zusammensein gerichtet. Sie waren nicht versammelt um jenes kleinen irdischen Geschäftes willen, welches sie nach der Erzählung unseres Textes trieben; denn sie waren schon bei einander, ehe es Petro einfiel zu den Andern zu sagen, Wir wollen fischen gehn. Sie hatten Jerusalem verlassen, und wir finden sie in jenen Gegenden Galiläas, wo sie oft mit ihrem Meister gewandelt waren, wo er lehrte und Zeichen that; wir finden sie an dem See, in dessen Nähe ihn die heiligen Bücher uns so oft zeigen bald von der Höhe der Ufer bald von den Schiffen die Jünger leh|rend und das Volk. Dahin hatten sie sich begeben um desto ruhiger und stiller, ungestört durch das Verkehr mit einer ihnen fremd gewordenen Welt, sich | Seiner zu erinnern, der Hofnungen die er in ihnen erwekt, der Lehren die er ihnen mitgetheilt, des Geistes in dem er mit ihnen geredet hatte. Einen anderen Inhalt ihrer Gespräche haben wir wol nicht Ursach uns zu denken. Es war ein Leben wovon nicht viel Worte zu machen sind, nicht viel äußerlich geschaut und auch nicht viel gesagt werden kann, aber wie weht es uns an aus der einfachen schlichten Erzählung als ein Leben inniger herzlicher Liebe, als ein stiller seliger Genuß einer vergangenen schönen Zeit, als ein nicht unthätiges nicht vergebliches sondern den Sinn öfnendes und berichtigendes, das Handeln vorbildendes frohes Spiel mit den Hofnungen, welche die gehaltreichen verheissungsvollen Reden des Erlösers erregt hatten, ein Leben 10 entgehen] B: entgehn 13–14 ihr Zusammensein gerichtet. Sie waren nicht versammelt] B: ihre Versammlung gerichtet. Sie waren nicht zusammengekommen 15– 16 trieben; denn sie waren schon] B: betrieben; denn wir finden sie schon 19 er lehrte] B: er lange Zeit lehrte 27 Ursach] B: Ursache 27–28 wovon nicht viel Worte zu machen sind, nicht] B: worüber es nicht viel Worte zu machen giebt, wovon nicht 29 kann,] B: kann; 33 Spiel mit] B: Spiel des Geistes mit
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ganz darauf gerichtet das Bild des Erlösers festzuhalten, es immer heiliger und reiner aufzustellen im Gemüth, und darüber alles irdischen und vergänglichen zu vergessen. – Sollte es uns fehlen können an ähnlichen heilsamen und erquikenden Verbindungen, zumal in dieser für jedes menschliche Leben so reichen Zeit? Sollte nicht jeder Einige finden, mit denen er theure gesegnete Erfahrungen gemeinschaftlich belebt hat, die ihn näher umgeben haben in solchen bedeutenden Augenbliken, wo das Innere des Menschen sich auf eine entscheidende Weise offenbart, und die er eben so Gelegenheit gehabt hat zu beobachten, | so daß sie durch ein ernstes Schicksal gleichsam bestimmt scheinen zu engem gegenseitigem Vertrauen? Hat nicht in dieser Zeit, | wo aller Augen mehr als je auf den großen Schauplaz der Weltbegebenheiten gerichtet sind, wo alle auch kleinere Angelegenheiten sich in jene großen verflechten, hat nicht jeder Hofnungen die sein ganzes Gemüth erfüllen und rege halten, auf welche sich alle seine Thätigkeiten beziehn, wie alles Thun der Jünger sich auf die Erwartung der Kraft aus der Höhe und auf die Wiederkunft ihres Herrn bezog, Hofnungen die eben so das Maaß seiner Selbstprüfung, das Ziel für seine Selbstbildung, kurz die Haltung seines ganzen Lebens in sich schließen? und sollte nicht jeder Einige kennen oder finden, die diese Hofnungen in derselben Gestalt wie sie ihm selbst eigenthümlich sind mit ihm theilen, mit denen also auf das genaueste verbunden er sich vorbereiten und stärken kann, damit er gewiß auf seiner Stelle sei und seiner Stelle würdig, wenn eine Zeit der Erfüllung kommt? Und sollten solche Verhältnisse nicht mehr lohnen, für das geistige Leben einen reicheren Genuß gewähren und eine schönere Frucht, als wenn wir uns nur, wenn es hoch kommt, unter Wiz und Scherz in flüchtigen Betrachtungen über die vergänglichsten Gegenstände, in dem Spiel mit oberflächlichen mehr zerstreuenden als kräftigen Empfindungen gefallen, und nur durch einen flüchtigen vorübergehenden geselligen Rausch das Gedränge der irdischen Noth und Sorge unterbrechen, oder wol | gar auch im vertrauteren Kreise uns nicht losmachen können | von dem 1–2 Bild des Erlösers festzuhalten, es immer heiliger und reiner aufzustellen im Gemüth, und] B: Bild des Erlösers immer heiliger und reiner aufzustellen im Gemüth, sich alle Züge desselben fest einzuprägen und 4–10 erquikenden ... Augenbliken, ... Schicksal] B: erquikkenden ... Augenblikken, ... Schiksal 14 Hofnungen] B: Hofnungen, 15–16 Thätigkeiten beziehn,] B: Thätigkeiten fast so ausschließend beziehn, 17–22 Herrn bezog, Hofnungen ... theilen,] B: Herrn bezog? Schwebt uns nicht allen in dieser Zeit etwas vor Augen, was eben so das Maaß unsrer Selbstprüfung, das Ziel für unsere weitere Fortbildung, kurz die Haltung unseres ganzen Lebens in sich schließt? und sollte nicht jeder Einige kennen oder finden, die diese Hofnungen in derselben Gestalt, wie er sie sich ausgebildet hat, mit ihm theilen, 27 Wiz und Scherz in] B: Wiz und Scherz – denn nur zu oft fehlen ja auch diese – in
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Einfluß der Lasten und der drükenden Geschäfte des irdischen Lebens, die das ganze Gemüth in Besiz genommen haben? Gewiß sowol jene sind zu bedauern, welche sich sagen müssen, daß ihre geselligen Freuden, wie glänzend sie auch für den Augenblik scheinen mögen, doch allzuschnell verfliegend im Gemüth nichts zurüklassen, als daß sie abgespannt entweder ungern zu den Geschäften des Beruflebens zurükkehren, oder sich auf eine höchst untergeordnete Weise wieder auf diese freuen um sich nemlich zu erheben von den Anstrengungen des Vergnügens, als auch diese sind beklagenswerth, die selbst in den Stunden der Geschäftslosigkeit auf die Eine Seite des Nüzlichen gewendet des Innern ihres Daseins nie froh werden, und auch im vertrauteren Zusammensein sich nicht erlauben nach dem Frieden eines in sich gekehrten Gemüthes zu trachten. Aber laßt uns auch nicht zuviel fordern, sondern ferner bedenken, daß die Jünger Jesu nur in kleiner Gesellschaft versammelt waren. Es waren nicht einmal die Eilf; sondern Johannes zählt nur auf Simon Petrus und sich und seinen Bruder, und Thomas mit Nathanael und noch zwei andere die er nicht nennt. Auch das gar nicht übergroße Häuflein also derer, die damals dasselbe Ziel vor Augen hatten und in dem gleichen Geiste lebten, theilte sich erst in mehrere engere Kreise, je nachdem Einige durch frühere Lebensverhältnisse | oder durch genauere Kenntniß die sie von einander hatten, oder | durch bestimmtere Aehnlichkeit der Gemüther und der Ansichten fester unter sich zusammenhingen als mit den übrigen, und erst in diesen engeren Kreisen ging ihnen das schöne Leben der Geselligkeit recht herrlich auf. Und gewiß so muß es auch sein m. Fr. Unsere geselligen Kreise, das erkennen wir ja größtentheils an, leiden fast alle dadurch daß sie sich leicht überfüllen, wobei denn eine Einmischung solcher die weniger zusammengehören unvermeidlich ist. Je zahlreicher das Ganze, um desto weniger kann der Einzelne mit der Eigenthümlichkeit seines Wesens für dasselbe leisten, um desto mehr kommt alles an auf die Formen, welche das Ganze zusammenhalten, auf die Sitte die es trägt. Auch solche größere Versammlungen mögen ihren Nuzen haben; aber der rechte volle Lebensgenuß kann nicht in ihnen entstehen. Eben so ist es auch, und zwar nur um so mehr wenn die Geselligkeit jene mehr innere Richtung nimmt, und aus der Tiefe des Gemü1–2 drükenden Geschäfte des irdischen Lebens, die das] B: drükkenden Geschäfte des irdischen Lebens, wie wir wol leider sehn, daß hie und da diese wirklich das 8 nemlich] B: nämlich 10–11 Geschäftslosigkeit auf die Eine Seite des Nüzlichen gewendet] B: Geschäftslosigkeit doch auf nichts anders als das Nüzliche gewendet 14 zuviel] B: zu viel 17 Nathanael] B: Nathanael, 24 übrigen,] B: übrigen; 25 der Geselligkeit] B: der frommen Geselligkeit 27–29 dadurch ... solcher ... zusammengehören] B: dadurch, ... solcher, ... zusammengehören, 34–35 entstehen.] B: entstehn.
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thes heraus die Menschen einander beleben und stärken sollen; da gewiß müssen wir uns auf eine geringe Anzahl beschränken. Die Gegenstände, auf deren Betrachtung das eigenthümliche eines solchen Zusammenseins beruht, die gegenseitige Eröfnung der Gemüther oft bis in die tiefsten verborgensten Falten des Herzens, die vertraute zwar aber zarte Beschauung dessen was in dem Einen oder dem Andern vorgeht oder vorgegangen ist, erfordert eine so innige Nähe, daß nur Wenige | daran Theil nehmen können. Denken wir uns einen größeren Kreis, so sind Alle schon weiter von einander ent|fernt, und diese Gegenstände gleichsam zu klein, um von allen eben so genau und eben so segensreich betrachtet zu werden; alle Austauschungen müssen sich gleich mehr im Allgemeinen halten, und es entsteht nur eine solche Betrachtung und Verherrlichung Gottes und dessen was von Gott ausgehend den Menschen erquikt und beseeligt, daß wir eben so gut gleich den großen Haufen der Frommen dazu einladen können. Und so war es gewiß auch damals, so oft nicht nur die eilf, sondern auch die Frauen die Jesum begleitet hatten und seine andern Verwandten zusammen waren, nicht anders als wenn auch gleich die ganze Schaar der Namen bei hundert und zwanzig sich vereinigte. Nur wenn es uns gelingt einen engen Kreis von vertrauten und wahrhafter Freundschaft empfänglichen Gemüthern um uns zu sammeln, können wir jene schönen Erfahrungen machen; nur in solcher Stille kann jemand geneigt sein sich selbst mehr aufzuschließen, und auch, was sonst wol immer in der innersten Schazkammer des Herzens verborgen geblieben wäre, hervorzureichen und eben so wieder zu empfangen. Aber laßt uns nicht vergessen, dies sei nur im Vorbeigehn gesagt, daß auch so und unter den günstigsten Umständen nicht jeder zu solchen vertrauten Ergießungen des Herzens geneigt ist, und daß wir, wie sehr sie uns auch Bedürfniß und Genuß sein mögen, doch nicht unbedingt nach der | Empfänglichkeit dafür den Werth der Menschen abmessen dürfen. Es giebt trefliche und große Menschen, denen dieser schöne Genuß eines engeren Zusammenseins | nicht beschieden ist, welche nur gewohnt in das große der menschlichen Angelegenheit, sei es nun mit ihrer unmittelbaren Thätigkeit einzugreifen oder mit ihren Betrachtungen sich darin zu vertiefen, auch im mensch13 dessen] B: dessen, 26 Aber] B: Jedoch 29 auch Bedürfniß] B: selbst Bedürfniß 33 welche nur gewohnt in] B: welche wie sie gewohnt sind nur in 35 auch] B: so auch 35 Betrachtungen] so B; A: Betrachrungen 19 Vgl. Apg 1,15
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lichen Gemüth nur auf das Große, auf den Geist des Lebens, auf die allgemeine Richtung der Kräfte sehen, ohne jenen Geschmack für das einzelne und kleine, für das was dem Augenblik seinen besondern Werth giebt zu theilen. Wenn wir von solchen mit Bedauern sagen, daß sie der Freundschaft im engsten Sinne des Wortes weniger fähig sind, so danke doch Gott jeder den er in die Nähe eines solchen führt; denn ihre Einwirkung hat doch auch auf jene vertrautern Verbindungen den vorteilhaftesten Einfluß; sie erregen und befruchten das Gemüth durch ihre großen Bewegungen und Ansichten, und hindern daß wir uns in den vertrauteren Kreisen nicht zu sehr in das Kleinliche, wozu diese sonst hinneigen, verlieren. Sollen nun aber jene vertrauten Stunden wirklich einen reinen und hohen Lebensgenuß gewähren: so gehört auch dazu, daß wir in der Stimmung sind uns alles großen und guten, was Gott uns aus Gnaden wiederfahren läßt, recht werth zu achten. Was kann es größeres geben als so vertraut mit dem Erlöser gewesen sein und | solche Verheissungen von ihm empfangen zu haben als jene Jünger, und daß sie sich dieses Glükes, unbeschadet der Demuth, die der innerste Grund alles christlichen Sinnes bleibt, recht in freudiger | Dankbarkeit bewußt waren, den Eindruk giebt uns theils schon der allgemeine Charakter unserer Erzählung, theils zeigt es sich eben so deutlich im Einzelnen. Der Evangelist Lukas erzählt uns aus den ersten Zeiten der Berufung der Jünger eine der in unserm Text ähnliche Geschichte, wie sie auch zusammen waren um zu fischen, und die Neze ausgeworfen aber nichts gefangen hatten, und Jesus sich zu ihnen gesellte und ihnen Anweisung gab, wie sie die Neze mit besserem Glük werfen sollten, und da, als sie einen reichen Zug gethan hatten, berichtet er, habe Petrus schaudernd und furchtsam ausgerufen, Herr 2 sehen, ohne jenen Geschmack] B: sehn, ohne jenen Geschmak 4 giebt zu theilen.] B: giebt, mit uns übrigen zu theilen. 6 jeder] B: jeder, 7 doch auch auf jene vertrautern] B: dennoch auch auf jene vertrauteren 14–15 alles ... werth zu achten. Was kann] B: an allem ... innig und dankbar zu freuen. Was könnte 17 empfangen zu haben als jene Jünger,] B: empfangen haben als jene Jünger; 18 Glükes,] B: Glükkes, 22 erzählt] B: berichtet 23–24 eine der in unserm Text ähnliche Geschichte, wie sie auch zusammen waren] B: eine Geschichte, die der in unserm Text sehr ähnlich ist, wie auch mehrere der diesmal versammelten Freunde bei einander waren 26 sie die Neze] B: sie ihre Neze 27–28 sollten, und da, als sie einen reichen Zug gethan hatten, berichtet er, habe Petrus] B: sollten. Darauf nun, erzählt er, als sie einen reichen Zug gethan hatten, habe Petrus 8 Einfluß] so B; A: Einsiuß uun 22–1 Vgl. Lk 5,1–11
8 befruchten] so B; A: befeuchten
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12 nun] so B; A:
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gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch. Jezt geschieht es eben so; aber als der Jünger den Jesus lieb hatte dem Petrus leise zurief, Es ist der Herr, hat dieser nichts eiligeres zu thun, als sich zu gürten und ins Meer zu springen, um nur eher bei dem zu sein den er liebte und ehrte. Dort fühlte er, es sei zuviel für ihn, dem Erlöser so nahe zu stehn, hier betrachtet er es als etwas was ihm zukommt, und was er sich nicht zeitig genug zueignen kann. Das soll nun freilich und muß die natürliche Folge sein von unseren Fortschritten in der Bekanntschaft mit Gott und dem Erlöser, daß wir alles Gute und Schöne von Gottes Gnaden hinnehmen als unser Recht, als | das was uns wol gebührt, was freilich nichts anderes sagen will, als daß wir es durch Gnade recht zu gebrauchen und zu benuzen verstehen. Wem könnte auch wol einfallen daß es | einen andern Anspruch oder ein anderes Verdienst des Menschen geben könnte vor Gott! Aber eben dieses ist auch die unerläßliche Bedingung jenes höheren Genusses. Unbefangene und erquikende Mittheilung kommt nur aus einem beruhigten Gemüth. Wie können wir uns Andern gern aufschließen, wenn wir uns nicht göttlicher Wohlthaten und Gnadenwirkungen bewußt sind, wenn wir ihnen nicht einen Tempel öffnen den Gottes Geist bewohnt, und in dem sich seine Größe spiegelt und seine Gnade verherrlicht? Warum wollen wir Andern unsere verborgensten Gedanken und Empfindungen mittheilen, wenn nicht damit sie sehen, wie ein von Gott erleuchtetes Gemüth unter verschiedenen Umständen die verschiedenen Verhältnisse des Lebens ansieht und behandelt? Warum wollen wir sie mit unsern Begebenheiten unterhalten oder mit unsern Hofnungen und Wünschen, wenn wir nicht voll guten Vertrauens in jeder Schikung Gottes ein Unterpfand finden, daß Er uns immer höherer Gaben theilhaftig machen will? Wenn wir nicht wie die Jünger die Zuversicht haben, daß wir nur neuen Offenbarungen seiner Liebe entgegengehn können? Denn wer nicht frohen zuversichtlichen Gemüthes ist, der kann in einen Kreis vertrauter Mittheilung nur aufgenommen werden, damit er selbst darin erquikt und ge|stärkt werde, und das sezt doch voraus daß die Anderen heitere und feste Gemüther 1 Jezt geschieht] B: Diesmal geschah 2 Jünger den Jesus lieb hatte] B: Jünger, den Jesus lieb hatte, 6 stehn,] B: stehn; 6 etwas was ihm zukommt,] B: etwas ihm zukommendes, 7 kann.] B: könne. 9 Bekanntschaft] B: Verbindung 11 was freilich] B: welches freilich 11–12 daß wir es durch Gnade recht zu gebrauchen und zu benuzen verstehen.] B: daß wir durch Gnade gelernt haben recht zu gebrauchen und zu benuzen. 13 einfallen] B: einfallen, 16 erquikende] B: erquikkende 19 wir ihnen nicht einen Tempel öffnen] B: wir nicht einen Tempel ihnen zu öfnen haben 22 sehen,] B: sehn, 27 Schikung] B: Schikkung 1 von mir] so B; A: vor mir
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sind, die ihn übertragen und erheben können. Und wer nur Fehler mitzutheilen hat, über die er selbst noch nicht getröstet ist, und ängstliche Besorgnisse, die er sich selbst | nicht zu vertreiben vermag, der wird nur in sofern nicht schaden durch seine Mittheilung, als der herrschende bessere Geist der Andern ihn selbst allmählig umstimmt. Wenn nun unser höherer geselliger Genuß auf diese Weise begründet ist: so wird uns auch das nicht fehlen, was wir zulezt noch an der Stimmung der Jünger bemerken, daß eben dieser Genuß und die Beschäftigung mit ihrem irdischen Beruf leicht und ohne Störung mit einander wechselten. Wie sie so bei einander waren sprach Petrus, Wollen wir nicht fischen gehn? und es war den andern recht; und als der Erlöser erschien und sie mit seiner Hülfe ihre Arbeit vollendet hatten, so ließen sie auch die Neze wieder ruhen, und waren ganz Ohr und Auge für ihn. Ein solcher leichter Wechsel zwischen der irdischen Berufsarbeit und dem Genuß der vertrauteren Freundschaft ist uns ebenfalls wünschenswerth und nothwendig. Denn wenn wir aus mißverstandener Liebe zur Arbeit uns nicht getrauen dem Herzen dieses höhere zu gewähren, oder hernach nur mit Ueberdruß und Geringschäzung, weil es nur irdische Dinge waren, zu den Geschäften zurükkehren: so ist freilich das Leben zerrissen | und mit sich selbst in Widerspruch; und bei wie vielen Menschen ist dies nicht leider der Fall! Freilich scheint es, als ob die Jünger hierin einen großen Vorzug vor den meisten unter uns gehabt hätten. Ihr Geschäft war eines von jenen einfachen und geringfügigen, welche weder ein besonderes Geschik und eine | große Ausrüstung des Geistes erfordern um dazu tüchtig zu sein, noch bei der Ausübung selbst eine gewisse Sammlung und Anstrengung, sondern welche das Gemüth mehr als andere freilassen. Petrus hatte gut sagen, Laßt uns fischen gehn, denn hatten sie vorher von Christo geredet so konnten sie das beim Fischen ungestört fortsezen. So trieben sie dieses Geschäft, bei dem der Erlöser die meisten von ihnen gefunden hatte als er sie berief, immer noch nebenbei, bis die Stunde kam, wo sie ausschließlich jenem höheren Geschäft für den Erlöser und seine Sache geweihet wurden. Ja, und dies scheint ein zweiter Vorzug ihres Geschäftes, es erinnerte sie auf eine eigene Weise an diesen ihren höheren Beruf, anstatt ihr Gemüth von demselben 5 ihn selbst allmählig umstimmt.] B: sich seiner allmählig bemächtiget und ihn umstimmt. 11 andern] B: Andern 13 ruhen] B: ruhn 18–20 hernach nur mit Ueberdruß und Geringschäzung, weil es nur irdische Dinge waren, zu den Geschäften zurükkehren:] B: hernach zu den Geschäften als wären es nur lästige irdische Dinge auch nur mit Ueberdruß und Geringschäzung zurükkehren: 26 gewisse Sammlung] B: genaue Sammlung 28 gehn,] B: gehn; 31 nebenbei,] B: beiläufig, 17 uns] so B; A: uus
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zu entfernen. Denn als der Erlöser sie zuerst von diesem Geschäft hinwegrief, sprach er zu ihnen, Laßt eure Neze und folgt mir nach, ihr sollt Menschenfischer werden. Gewiß hatten sie auch während ihres Wandels mit dem Erlöser auf dem heimathlichen See gefischt, und wenn sie es auch jezt thaten, so war ihnen das große Wort wol unvergessen, Ihr sollt Menschenfischer sein, und sie blieben auch bei dem geringfügigen Geschäft ihres großen | und heiligen Berufs eingedenk. Aber, m. a. Fr., dieses lezte ist gewiß kein ausschließlicher Vorzug jener Jünger. Denn was hat der Erlöser nicht alles geheiliget zu Bildern der allgemeinen Geschäftigkeit, die uns allen in seinem Reiche obliegt! der Fürst und seine Verweser, der starke und gewapnete Krieger, der berechnende Kaufmann, der sorgsame Hausvater, die zärtliche | Mutter, der treue Diener, der Sohn der seines Vaters Willen weiß, der fleißige Landmann, der stille Gärtner, alles ist in diesen heiligen Kreis erquikender Bilder hineingezogen. So darf also auch keinem unter uns bei seinem irdischen Beruf die Richtung auf das Ewige verloren gehen; jeder wird, wenn ihm die Reden des Erlösers gegenwärtig sind, in seinem bürgerlichen Geschäft etwas ähnliches und verwandtes finden, das ihn an seinen Beruf im Reiche Gottes erinnert. Ja vielmehr, wenn unsere Geschäfte nicht so bloß körperlich und den Geist frei lassend sind wie das Fischen der Jünger, so haben sie um desto mehr eine unmittelbare Beziehung, sind selbst etwas, was in dem rechten Sinn und mit Treue gethan, zur Ehre Gottes verrichtet wird. Denn nicht nur den Reinen ist alles rein, sondern auch den Geistigen ist alles geistig, und auch indem sie den scheinbar bloß irdischen Dingen nachgehn, ist ihr Wandel im Himmel. Dieses vor Augen zu stellen, ist so oft der besondere Gegenstand und so unausgesezt der Geist unserer Unterhaltungen hier, daß ich es jezt nicht weiter auszuführen brauche. Je mehr sich uns nun im irdi|schen Geschäft die Beziehung auf das göttliche offenbart und wir uns darin untereinander ermuntern und erheben, um desto mehr werden wir auch verlangen nach den vertrauten Stunden, in denen das Geistige besonders hervortritt, und werden 12–14 Kaufmann, der sorgsame ... der fleißige Landmann,] B: Kaufmann, der verständige Landmann, der sorgsame ... der gastfreie Hauswirth, 15–16 erquikender ... gehen;] B: erqikkender ... gehn; 20–21 bloß körperlich und den Geist frei lassend sind wie] B: bloß leiblich sind und den Geist freilassen, wie 22 Beziehung, sind] B: Beziehung auf das Reich Gottes, und sind 23 gethan, zur Ehre] B: gethan, schon an und für sich zur Ehre 30–31 offenbart ... erheben,] B: offenbart, ... erheben: 5 auch] so B; A: anch 2–3 Vgl. Mt 4,19
11–12 gewapnete Krieger] so B; A: gewapnete
24 Tit 1,15
26 Vgl. Phil 3,20
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auch um so lieber zu jenen Geschäften zurükkehren, je würdiger sie uns erscheinen durch den Einfluß, den | alles auf sie hat, was in solchen Stunden in unserm Gemüth ist aufgeregt worden. So werden wir vom vertrautesten Gespräch zum Fischen, und vom Fischen und vom Mahle kommend zu allem geschikt und aufgelegt sein, was die gemeinsame Liebe zum Erlöser großes und heiliges gewährt. – Und nun laßt uns II. Noch mit wenigem sehen, auf welche besondere Zweke der Erlöser bei seiner Erscheinung das Zusammensein der Jünger richtete. Wir halten uns dabei billig an das was uns am ausführlichsten berichtet ist, an das Gespräch des Erlösers mit Petrus, und da fällt gewiß jedem zuerst auf, das Bestreben Jesu sich mit ihm zu verständigen über seinen Fehltritt. Wenn wir gewohnt sind mit einem schmerzhaften Gefühl und gleichsam im Namen dieses Jüngers beschämt an die Handlung zu denken, auf welche das scheinbar zweifelhafte in den Fragen des Erlösers sich bezieht, und uns zu wundern, wie in einem solchen Verhältniß und so gewarnt, wenn auch in einer schwachen Stunde und im Drang unerwarteter Ereignisse Petrus so han|deln konnte: so laßt uns doch bedenken, wie auch wir gerade in den vertrautesten und innigsten Verhältnissen und wo wir aufs beste gewarnt sind, am öftersten fehlen. Denn gegen solche Menschen, die uns im geselligen Leben ferner stehen, oder in jenen allgemeineren Verhältnissen, wo das richtige Betragen durch Recht und Gesez oder durch Sitte und eingeführte Ordnung bestimmt ist, da wird derjenige nicht leicht fehlen, der seiner Gesinnung sicher | und zur gehörigen Besonnenheit eingeübt ist, und je weniger einer mit ihm zu theilen hat, um desto untadeliger wird er vor ihm erscheinen. Dazu gehört nur ein mäßiger Grad von Redlichkeit, Milde und Selbstbeherrschung. Aber wie steht es mit unserem Betragen gegen die, welche uns die nächsten und liebsten sind, welche das ganze Leben mit uns theilen? Ist es nicht so: die Fehler die jenen gar nicht sichtbar werden, die kennen diese sehr genau aus gar manchen unangenehmen, wol gar bittern Erfahrungen? Den unordentlichen Bewegungen, die wir wol unterdrüken, wenn sie in Gegenwart Anderer in uns aufsteigen wollen, denen lassen wir in dem innersten Kreise des häuslichen und freundschaftlichen Lebens nur zu oft ihren freien Lauf, und machen wenigstens eben so sehr an unsere nächsten Umgebungen den oft sehr 1 auch um so] B: auch wieder um so 4–5 und vom Mahle] B: oder vom Mahle 8 Zweke] B: Zwekke 26 ist,] B: ist; 31 jenen gar] B: jenen fremderen an uns gar 34 unterdrüken,] B: unterdrükken, 36 Lauf,] B: Lauf; 37 an unsere] so B; A: an unsern
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unbilligen Anspruch, daß sie unsere Schwächen nicht unbedachterweise reizen sondern ihnen aus dem Wege gehn sollen, als an uns selbst den gerechten und nothwendigen, ihrer immer mehr Herr zu werden; kurz ist noch irgend | ein unbesiegtes Böse, ist noch eine ungebändigte Rohheit in uns, diese haben es zu genießen, und es fehlt gewiß gegen sie am wenigsten an mancherlei Fehltritten. – Freilich ist das eine Erlaubniß, die wir uns gegenseitig geben müssen; es giebt einen Antheil an menschlicher Schwäche und Gebrechlichkeit auch in dem reinsten und gottgefälligsten Leben; aber eben darum ist es auch ein so schöner und wichtiger Theil des Zusammenlebens in den vertrauteren Stunden, wo | die Gemüther aufs innigste zusammenfließen und ganz von dem großen Zweke der Bildung des Lebens zur Ehre Gottes und des Erlösers erfüllt sind, sich über die vorgekommenen Fehltritte und Verirrungen zu verständigen. Darum laßt uns sehen wie der Erlöser dies mit seinem Jünger that. Bemerken wir nur vor allen Dingen, daß von einem eigentlichen Vergeben unter ihnen gar nicht die Rede war; vergeben war dem theuern Jünger alles schon im voraus, wenn sich in der Liebe nichts geändert hatte, und das ist es wonach der Erlöser menschlicherweise fragt; und da der Jünger sich getrost auf die Klarheit berufen konnte mit der sein Herr und Meister in sein Inneres sah, Du weißt alle Dinge Herr, Du weißt daß ich dich lieb habe, so war von seinem Fehltritt auch nicht weiter die Rede. So möge es denn auch unter uns sein, wenn sich in das vertraute Zusammensein eine störende Erinnerung eindrängt an das worin sich Einer schwach und fehlerhaft gezeigt hat, es sei nun daß er uns persönlich verlezt, oder daß er unsere Thätigkeit ge|stört und unsern Werken geschadet hat. Nicht sei die Rede davon, wie etwa bei den Kindern der Welt, um sich gegenseitig Vorwürfe zu machen und aufzuwiegen, oder um durch Schonung und Nachsicht gegen das was Andere gefehlt, einen Freibrief zu lösen für den nächsten Fehler der uns selbst vielleicht bald beschleicht, noch auch um die stolze Rolle dessen zu spielen, der auch ohne ähnliches selbst zu bedürfen vergiebt; sondern nur damit wir uns selbst beruhigen über den Zustand un|seres Bruders, damit wir bessernd und heiligend auf ihn wirken, damit, wie alles den Gerechten zum Besten dienen soll, dieses auch von den 4 werden; kurz] B: werden. Kurz 11–12 zusammenfließen ... Zweke] B: zusammenfließen, ... Zwekke 20 konnte] B: konnte, 25 nun] B: nun, 27 hat.] B: habe. 28 sich gegenseitig Vorwürfe zu] B: sich Vorwürfe gegenseitig zu 20 und Meister] so B; A: rnd Meister 35 Vgl. Röm 8,28
27 Werken] B: Wirken
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Fehlern unserer Brüder gelten möge. Denn daran zuerst muß uns gelegen sein, wenn wir merken unser Gefühl über seine Handlung sei ein ganz anderes als das seinige, und er sehe sie geringer an als wir, uns mit ihm zu verständigen, ob wir nicht etwas darin anders betrachten als es eigentlich war, was uns ja so leicht begegnet, vorzüglich wo wir selbst mit im Spiele sind, oder ob auch ihn vielleicht irgend ein Leichtsinn befangen hält, und er einer Anleitung bedarf um einzusehen, was eigentlich verderbliches von ihm ausgegangen und woher es entstanden ist, was den in ihm schon herrschenden Geist des Guten auf Augenblike unwirksam zu machen vermag, was den schon glüklich gedämpften Fehlern und Leidenschaften des früheren Lebens einen vorübergehenden Vorschub gegeben hat. Daran muß uns liegen, wenn wir merken daß er sich selbst ganz klar ist, ihn durch vertrautes Ent|gegenkommen zu vermögen, daß er uns nicht vorenthalte, was in der Geschichte seines Herzens für uns lehrreich sein kann, um früher merken zu lernen auf die leisen Regungen des Bösen, um die Gefahren zu entdekken, denen auch wir unterliegen könnten. Wo aber nichts lehrreiches zu erwarten ist, da treibe uns auch nie leere Neugierde, unserem Bruder ein ausführlicheres Bekenntniß abzudringen, so wenig der Erlöser dieses vom Petrus forderte. Das endlich muß uns eine theure Pflicht sein, | wenn ein Bruder, der gefehlt hat, uns traurig und niedergeschlagen erscheint oder gar verzagt, daß wir auf alle Weise suchen ihn zum lebendigen Bewußtsein zu bringen von dem festen Grunde von Liebe und Treue, von Wahrheit und Glauben, der in ihm ist, und der auch durch seinen Fehltritt nicht kann erschüttert worden sein, wie auch dem Petrus durch die wiederholten Fragen des Herrn, ohnerachtet sie ihn betrübten, diese Zuversicht immer stärker und lebendiger wurde. – Dies sei also immer der Segen der vertrauten Verständigung über unsere Fehltritte. Unsere Gefühle und Urtheile darüber müssen sich ausgleichen und eines und dasselbe werden in allen; und Allen muß das Bewußtsein recht lebendig werden, daß denen, die Christum lieben, alles schon verziehen ist, daß in wahren Jüngern Jesu nichts Böses im Wachsthum begriffen ist, sondern alles im Verschwinden, daß wenn die alte Sünde sich auch noch regt, sie doch das geistige Leben nur in die Ferse stechen kann, nicht tödtlich verlezen, | und daß wir immer troz der einzelnen Verirrungen und Fehler ja durch sie 7 einzusehen,] B: einzusehn, 10 Augenblike] B: Augenblikke durch] B: ja sogar durch 34–35 Vgl. Gen 3,15
9 ist, was den] B: ist, was vorzüglich den 10 vermag, was] B: vermag, oder was
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dem näher kommen, der uns alle von der Erde zu seinem höheren Leben hinaufziehen will. Das zweite, was wir aus dieser Unterhaltung des Erlösers sehen, ist, daß er dies Zusammensein mit den Seinigen dazu benuzt, sie auf die Zukunft, der sie entgegen gingen, näher vorzubereiten. Als der Erlöser zu Petrus sagte, Wenn du alt wirst, wirst du deine Hände ausstreken und ein anderer wird dich gürten und führen wo du nicht | hin willst, verstanden die Jünger dies als eine Andeutung seines Todes; und als er von dem Jünger, den er lieb hatte, zu Petrus sagte, Was hindert es dich, so ich will daß er bleibe bis ich komme? verstanden sie es so, als ob dieser vor ihnen allen bestimmt sein sollte im irdischen Leben auszuharren, bis jene herrliche Wiedererscheinung des Erlösers, der sie entgegen sahen, sich vollenden werde. Mag nun der Erlöser es gerade so gemeint haben oder auch nicht, das ist hier nicht der Ort zu untersuchen, nur das bleibt wol gewiß, daß er beiden Winke geben wollte über das was ihnen bevorstand. So mag auch unser vertrautes Zusammenleben eine beständige Vorbereitung sein auf das was unserer nachher im Getümmel der Welt wartet, wenn wir unserm Berufe folgend ein jeder von seinem Plaze aus das Reich des Herrn fördern, was dann unsrer wartet erfreuliches auf der einen drükendes auf der andern Seite. Und womit sind auch die gewöhn|lichsten geselligen Unterhaltungen der Menschen nächst dem Tadel über das was schon geschehen ist, mehr angefüllt als mit Vermuthungen über das, was diesem und jenem begegnen wird, mit Vergleichungen der Aussichten und Schiksale der Einzelnen? Freilich oft um den verzehrenden Neid durch kleinliche Verunglimpfungen der Glüklichen zu nähren, oft um über die Ungleichheit der göttlichen Austheilungen zu klagen, oder auf der andern Seite um eigner und fremder Eitelkeit zu fröhnen, ein kleines Glük durch kleinliche Ausbreitung des Einzelnen groß scheinen zu | machen, und ein großes auf das eigne Verdienst zurükzuführen. Dergleichen ist unvermeidlich, wenn man die Zukunft ganz auf irdische Weise nur nach dem Wohlbefinden schäzt, das sie gewähren mag. Aber ihr seht doch, wir dürfen gar nicht über den gewöhnlichen Inhalt freundschaftlicher Unterhaltungen hinausgehn; nur der Geist 2 hinaufziehen] B: hinaufziehn 4 benuzt,] B: benuzte, 7 ausstreken] B: ausstrekken, 13 sahen,] B: sahn, 15–16 untersuchen, ... das was] B: untersuchen; ... das, was 17–20 was unserer nachher im Getümmel der Welt wartet, wenn wir ... fördern, was dann unsrer wartet] B: was unserer nachher, wenn wir ... fördern, in dem geschäftigen Getümmel der Welt wartet 20 drükendes] B: drükkendes 22 Menschen] B: Menschen, 25 Freilich oft um] B: Freilich oft werden dergleichen Gegenstände nur abgehandelt um 33 ihr seht doch, wir dürfen gar] B: ihr seht wenigstens, wir dürfen um dem Erlöser hierin ähnlich zu werden gar
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und Sinn derselben sei ein anderer. Denn ganz anders war es freilich unter den Jüngern des Erlösers. Als sie hörten, Einer unter ihnen solle die volle Offenbarung des göttlichen Reiches in seiner Herrlichkeit und Macht, wie sie sie sich dachten, erleben, und ein Anderer sollte Gott mit seinem Tode preisen, finden wir keine Spur, daß sie den einen als einen glüklichen beneidet hätten, oder daß ein weichmüthiger Schmerz über das traurige Loos des andern über sie gekommen wäre und die schöne Stunde getrübt hätte. Aber freilich sie sahen auch in jenem nicht das lange in Herrlichkeit und Freuden beschlie|ßende Leben, in diesem nicht den frühen oder den gewaltsamen Tod; sondern nur das Gottpreisen im Leben oder mit dem Tode. Und in keinem der beiden Jünger sahen die Anderen einen Nebenbuhler, den man gern übertrift und ungern hinter ihm zurükbleibt, sondern einen Freund und Gefährten, mit dem sie alles fühlen und theilen würden was ihm begegnete. In diesem Geist wollen wir uns in unseren vertrauten Stunden auf das vorbereiten was uns bevorstehn mag. Ruht unser Auge auf unsern jünge|ren Brüdern, denen es vorbehalten zu sein scheint die besseren Tage zu erleben, die wir nur duldend durch mißlingendes Thun und vergebliche Wünsche mehr herbeisehnen als befördern: was können wir anders als uns herzlich freuen, da wir ja doch mit ihnen Ein Leib sind, daß sie genießen werden was wir so schmerzlich entbehren, was anders als ihnen tief einzuprägen suchen, durch welche Schmerzen und Leiden ihre Freuden werden erkauft sein und welche Rechenschaft sie also davon abzulegen haben. Haben wir solche um uns, denen bestimmt zu sein scheint, ihr ganzes Leben hindurch den Kampf mit dem Bösen zu bestehn, im Dienst des Herrn zu leiden und sich abzumühen, und auf die eine oder die andere Art an den Wunden und Schmerzen dieses Berufs zu sterben: wie sollten wir nicht auch dies, wenigstens in solchen aufgeregten Stunden, als ein großes beneidenswerthes Loos fühlen, sie und uns gemeinschaftlich stärken zu allem was sie werden zu thun und zu leiden haben, sie erfüllen und beseligen | mit jener Freude am Herrn, die dann auch in den Tagen des Leidens selbst ihnen Frucht bringen und ihre beste Mitgabe sein wird in der Stunde des Todes. 1–2 anders war es freilich unter] B: anders als ich eben beschrieben war es unter 12 sahen] B: sahn 12–13 den man gern übertrift und ungern hinter ihm zurükbleibt,] B: den sie gern übertreffen und ungern hinter ihm zurükbleiben würden, 15 In diesem Geist wollen wir] B: In diesem Geiste nun wollen auch wir 16 vorbereiten] B: vorbereiten, 19–21 als befördern: was können wir anders als uns herzlich freuen, da wir ja doch mit ihnen Ein Leib sind, daß] B: als wirklich befördern: was können wir anders, da wir ja doch mit ihnen Ein Leib sind, als uns herzlich freuen, daß 21–24 entbehren, ... sein ... haben.] B: entbehren? ... sein, ... haben? 27 abzumühen,] B: abzumühn, 30 fühlen, sie] B: fühlen, und deshalb sie 31 haben, sie] B: haben, indem wir sie
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Dies ist der Segen m. Fr. der auf dem vertrauten Zusammenleben frommer Gemüther ruht. Vielfältige Regungen des göttlichen Geistes entstehn daraus, und für jede wird das Gefühl geschärft und belebt; vielfältig wird das große Werk der Heiligung dadurch gefördert, und unser Bewußtsein davon, wie | es fortschreite und was ihm entgegenstehe, wird aufgeklärt; vielfältig müssen uns die großen Rathschlüsse Gottes mit den Geschlechtern der Menschen überhaupt und insbesondere mit dem Geschlecht dieser Tage näher vor Augen gestellt werden: und dankbare Anerkennung des Looses das uns geworden ist, gegenseitige Stärkung und Ermunterung den Kampf des Lebens mit neuer Kraft zu kämpfen, erhöhten Genuß des Guten das uns zu Theil wird, erhöhtes Gefühl unserer Kraft und unseres Muthes für das thatenreiche Leben in der Welt tragen wir davon. Das ist das unmittelbare Abbild des Lebens, von welchem geschrieben steht: Und es wird kein Leid mehr sein und kein Tod, keine Thränen und kein Geschrei der Schmerzen, denn das Alte ist vergangen. Amen.
14–16 Vgl. Offb 21,4
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Wie wir eine Zeit zwischen großen Ereignissen liegend anwenden sollen.
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Am Tage der Himmelfahrt unseres Herrn haben wir uns dessen mit einander erfreut, daß die großen Verheissungen, die er seinen Jüngern zurükließ, vorzüglich die seiner geistigen Nähe und Gegenwart, auch an uns können in Erfüllung gehen. Sehen wir nun weiter hinaus auf das uns bald bevorstehende Fest, an welchem wir die herrliche Ergießung der göttlichen Kraft zur ersten Pflanzung seines Reiches feiern: so können wir nicht anders als ebenfalls dankbar bekennen, auch was Gott damals an jenen gethan hat, thut er nicht minder an uns. Denn jeder unter uns wird Augenblike nachweisen können, wo auch ihn eine höhere göttliche Kraft ergriff als gewöhnlich, wo er sich aufgeregt und durch die Umstände begünstigt fühlte etwas größeres und bleibenderes zu wirken als der gewöhnliche | Lauf des Lebens darbietet. Und solche | Augenblike, sowol wo der Herr uns besonders nahe ist als wo eine geistige Kraft Gottes auch in uns ein und durch uns ausströmt, sind die köstlichsten unseres Lebens. Nur darin m. Fr. sind wir dem größten Theile nach den Jüngern unsers Herrn nicht gleich. Bei ihnen lag nur ein kurzer Zwischenraum zwischen dem, was sie in der unmittelbaren Nähe und Gemeinschaft Christi thaten und genossen, und dem was ihnen durch die reichlichere Ergießung des Geistes am Tage der Pfingsten zu Theil ward, und was für sie nicht eine vorübergehende höhere Gunst war, sondern eine bleibende und dauernde Gabe sein mußte. Eines so hohen und großen Berufes können nun freilich in gewöhnlichen Zeiten nur die wenigsten Menschen sich er2–3 Zeit zwischen großen Ereignissen liegend] B: zwischen großen Ereignissen liegende Zeit 7 gehen.] B: gehn. 12–16 Augenblike ... Augenblike,] B: Augenblikke ... Augenblikke, 16 ist] B: ist, 18–19 Nur darin m. Fr. sind wir ... nicht gleich.] B: Nur eines giebt es m. Fr. worin wir ... nicht gleich sind. 26–1 erfreuen.] B: erfreun.
2 Predigt zum Sonntag Exaudi am 10. Mai 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Pischons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 511–516 4–7 Vgl. Predigt zum Himmelfahrtstag am 7. Mai 1812 nachmittags über Apg 1,6–11 (Predigten. Siebente Sammlung, Nr. 19, KGA III/2; außerdem Pischons Nachschrift, KGA III/4, S. 504–510)
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freuen. Unser ganzes Leben kann nicht eine Reihe von bedeutenden Wirkungen sein zur Verherrlichung Gottes und Christi und zur Befestigung seines Reiches: sondern jeder kann sich selig preisen, wenn es nur einzelne Momente in seinem Leben giebt, die sich auf diese Art auszeichnen. Und im Gegentheil, so wie für die Apostel nur jener kurze Zeitraum, in den wir uns heute zwischen dem Gedächtnißtage der Auffahrt des Herrn und der Feier der Ausgießung seines Geistes besonders lebhaft versezt fühlen, wie für sie dieser beschaffen war, so geht uns der bei weitem größte Theil unseres Lebens hin. Es war dieses eine Zeit, wo der Geist ihnen auch einwohnte, denn empfangen hatten sie ihn ja schon lange zuvor; mit dem Geiste hatte der | Herr sie auch | schon angeweht als er auferstanden unter ihnen erschien, und dem Geiste war es zuzuschreiben daß sie ihn als den Sohn Gottes erkannten, denn Niemand nennt ja Christum seinen Herrn, ohne durch den heiligen Geist, und was ihnen Fleisch und Blut nicht offenbaren konnte, das hatte der Geist aus ihnen gesprochen. Es war dieses eine Zeit, wo der Herr ihnen auch nicht fern war, denn die Verheißung mußte schon anfangen in Erfüllung zu gehn, daß er bei ihnen sein wollte alle Tage bis an der Welt Ende, da er sie ja äußerlich schon allein gelassen hatte; aber große Dinge konnten sie nicht verrichten, in einem Zustande höherer Erregung befanden sie sich nicht, ihr volles Licht konnten sie nicht leuchten lassen, sondern wiewol ihres herrlichen Berufes gewiß die göttliche Kraft in sich fühlend, mußten sie warten bis der von Gott zu größeren Wirkungen bestimmte Augenblik käme, und mußten sich bis dahin mit einer ganz gewöhnlichen Gestalt des Lebens begnügen. So, m. Fr. in dieser gewöhnlichen Gestalt, wiewol auf ähnliche Weise für etwas größeres ausgerüstet und darnach verlangend, vergeht uns jezigen Menschen der größte Theil des Lebens. Wie nun dieser Zustand für uns desto bedeutender wird, einen je größeren Zeitraum er einnimmt; um so mehr muß uns daran gelegen sein, diese Zeit sowol an sich als in Bezug auf die größeren Augenblike, denen wir wartend entgegensehen, zwekmäßig und gottgefällig anzuwenden, und dazu soll uns unsere heutige Betrachtung eine Anleitung geben. |
4 einzelne Momente] B: einzelne seien es auch weit auseinander liegende Momente 13 war es] B: war auch das schon 13 als den] B: für den 14 seinen Herrn,] B: einen Herrn, 22 lassen,] B: lassen; 23–24 mußten sie warten] B: mußten sie doch warten 31–32 Augenblike, ... entgegensehen,] B: Augenblikke, ... entgegensehn, 11–12 Vgl. Joh 20,22
18–19 Vgl. Mt 28,20
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Text. 1 Petr. 4, 8–10. So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen aber habt untereinander eine brünstige Liebe, denn die Liebe dekket auch der Sünden Menge. Seid gastfrei unter einander ohne Murmeln. Und dienet einander ein jeglicher mit der Gabe die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. Diese ermahnenden Worte des Apostels sezen einen ganz gewöhnlichen Zustand voraus, wie wir ihn vorhin schon geschildert haben. Es ist darin nicht von einer besonders gesteigerten Aufregung des Geistes die Rede, nichts von einer außerordentlichen Wirkung nach außen, auf welche die Menschen ihre Thätigkeit richten sollen; sondern sie weisen uns auf den stillen ruhigen Gang eines frommen Gemüthes hin, auf die Erweisungen der Gottseligkeit, die aus dem gewöhnlichen Lauf der menschlichen Dinge hervorgehn. So mögen sie uns denn Anleitung geben, wie ich vorhin schon angedeutet habe, zu betrachten wie wir auch in Bezug auf die größeren und reicheren Augenblike, die vielleicht vor uns liegen, eine solche stille und ruhige Zeit richtig anwenden können. Der Apostel weiset uns auf dreierlei hin, er ermahnet Erstlich zum Gebet, Zweitens zur | Liebe, | und drittens zur treuen Benuzung der Gaben, die jeder bekommen hat. – Laßt uns dies in dem angegebenen Sinne näher erwägen. I. So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet, das ist die erste Ermahnung des Apostels, nachdem er zuvor daran erinnert hat, daß das Ende der Tage nahe herbei gekommmen wäre, d. h. eben jenes Ereigniß, wie die Apostel damals es sich dachten, wo der Herr, wie sie meinten, wieder erscheinen, und sie alle geschäftig sein würden die große Trennung zwischen den Guten und Bösen bewirken zu helfen. So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. Wir sehen wie der Apostel schon durch seinen Ausdruk auf einen Zustand hinweiset, wie der vorhin beschriebene, in dem wir uns gewöhnlich befinden. Nicht die Begeisterung zum Gebet schärft er ein, nicht jenen erhöhten Zustand eines kräftigern Bewußtseins von Gott, wenn das Gefühl einer ungewohnten Kraft uns durchglüht, wenn uns das Reich Gottes 5 einander] B: einander, 8 sezen einen ganz] B: sezen offenbar einen so ganz 17– 18 Augenblike,] B: Augenblikke, 25–26 Apostels, nachdem er zuvor daran erinnert hat, daß] B: Apostels. Er hatte unmittelbar zuvor daran erinnert, daß 26 wäre] B: sei 27–28 der Herr, wie sie meinten,] B: der Herr ihrer Meinung nach 29– 30 helfen. So] B: helfen; und in Bezug darauf fügt er nun hinzu, So 30 sehen] B: sehn 21 drittens] B: Dritens
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und unser Wirkungskreis in demselben in einem helleren Glanz erscheint – und freilich wäre es auch unnüz hiezu zu ermahnen, denn nicht geben kann sich der Mensch diese Bezeugungen der freiesten höchsten Gnade Gottes, sie kommen mit der unerforschlichen Entfaltung des Gemüths, mit den außerordentlichen Umständen, welche außerordentliche Kräfte erfordern und aufregen; – sondern er ermahnt nüchtern zu sein zum Gebet, denn dies ist in der That das | einzige was uns halten und | heben kann in einem ganz gewöhnlichen Lauf der Dinge. Wenn nichts großes uns unmittelbar umgiebt, uns nicht in lebendiger Erinnerung oder unmittelbarer Erwartung nahe tritt; wenn unsere Wünsche zwar sich bisweilen dazu erheben, aber eben sobald wieder zurüksinken, weil nichts um uns her geschikt scheint sie zu begünstigen: dann beginnt gewöhnlich die menschliche Trägheit ihr verderbliches Spiel. Das schlechtere wirkliche erdrükt mit seiner Gewalt immer mehr das Bessere, was nur in unserer Vorstellung vorhanden ist; diese Vorstellung wird immer kälter und lebloser und erregt keine Lust mehr, aus welcher Unlust an dem Unvollkommenen und Ungenügenden der Gegenwart entstehen könnte. Der Stachel, der die Menschen vorwärts treibt, stumpft sich immer mehr ab, sie gewöhnen sich zufrieden zu sein bei dem mittelmäßigen, und je seltener jene höheren Vorstellungen in ihnen aufsteigen, desto leichter glauben sie den Einreden derer, welche dies alles für leere Träume ausgeben. Und o m. Fr. wer sich zu leicht an dem begnügen läßt was immer da ist, der wird nur zu leicht jene herrlicheren Augenblike, die nur selten eintreffen, die Aufforderungen zu einer inneren Erhebung, die Veranlassungen zu einer kräftigeren äußeren Wirksamkeit in seiner niederen Träumerei ungenuzt vorübergehen laßen. Darum laßt uns nüchtern sein zum Gebet! in stiller Dankbarkeit gegen Gott laßt uns das besonnene Andenken an die helleren Augenblike des | Lebens festhalten, 1–4 erscheint – und freilich wäre es auch unnüz hiezu zu ermahnen, denn nicht geben kann sich der Mensch diese Bezeugungen der freiesten höchsten Gnade Gottes, sie] B: erscheint. Und freilich wäre es auch vergeblich gewesen hiezu zu ermahnen; denn nicht nehmen kann sich der Mensch solche Bezeugungen der freiesten höchsten Gnade Gottes, sondern sie 5 Gemüths,] B: Gemüthes, 6–7 aufregen; – sondern er ermahnt nüchtern zu sein zum Gebet,] B: aufregen. Daher nun ermahnt er auch nur nüchtern zu sein zum Gebet; 8 uns halten und heben kann in] B: uns aufrecht halten und empor heben kann auch in 10 uns nicht] B: uns auch nicht 17–18 lebloser und erregt keine Lust mehr, aus welcher Unlust] B: lebloser, und erregt keine verlangende Lust mehr, aus welcher mißbilligende Unlust 19 entstehen] B: entstehn 21 mittelmäßigen,] B: mittelmäßigen; 25 wird nur] B: wird auch nur 25 Augenblike,] B: Augenblikke, 27–28 Wirksamkeit in seiner niederen Träumerei ungenuzt vorübergehen laßen.] B: Wirksamkeit, ungenuzt in seiner hingegebenen Träumerei vorübergehn lassen. 30 Augenblike] B: Augenblikke
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wo | die himmlische Flamme höher in uns aufloderte, wo wir mit vorzüglicher Lebendigkeit zu Vollbringung alles Guten ausgerüstet waren, damit uns auch unter den lähmenden Einwirkungen der Welt wahr und gewiß bleibe, was uns einmal wahr und gewiß gewesen ist in Ihm; damit, wenn auch der Erlöser nicht immer im hellsten Glanze uns vor Augen tritt, wenn auch nicht die ganze volle Ergießung des Geistes Folge des nüchternen Gebetes ist, doch die Sehnsucht nach dem Besseren nicht von uns weiche, und wir nicht in Lauigkeit und Anfechtung zur Sünde fallen. So laßt uns nüchtern bleiben zum Gebet, laßt uns durch keine gemeine Gewöhnung, durch keine trostlose Gedankenverbindung, durch keine herabziehende Einwirkung des Lebens uns unfähig machen lassen zur stärkenden Erhebung des Herzens zu Gott! Aber nicht nur lähmend und schwächend, sondern auch wirklich verderbend wirkt der gewöhnliche Lauf der menschlichen Dinge auf die Seele. Die Sünde, das ist unsere gemeinschaftliche Erfahrung m. Fr., ist niemals gänzlich ausgerottet. Gegen diejenigen Gestalten derselben, welche vermöge unserer Sinnesart und unserer Lage in der Welt einmal Gewalt über uns gewonnen hatten, haben wir immer zu kämpfen. Je eifriger wir kämpfen, je häufiger die Kraft des göttlichen Geistes uns einzelne Versuchungen überstehen hilft, je mehr wir eine Fertigkeit erhalten in der entgegengesezten Tugend, um desto mehr ist freilich die Sünde unter|drükt, und scheint mit dem Besiz auch jedes Recht auf unser | Gemüth verloren zu haben. Sie scheint ertödtet, allein sie gleicht jenen unreinen und beschwerlichen Thieren, welche auch oft lange Zeit ganz erstorben zu sein scheinen, und dann doch bei günstiger Witterung unerwartet wieder aufleben; was einmal unreines in dem Menschen war, das bleibt auch immer wenn gleich noch so sehr unterdrükt und geschwächt doch lebendig in ihm. Aber freilich in besonders feierlichen und bedeutenden oder besonders angestrengten und aufgeregten Zeiten zieht es sich in die verborgensten Winkel zurük, liegt unter der höheren Kraft des Göttlichen niedergedrükt ohne sich zu regen. Wehe aber dem der deshalb glaubt vollkommen überwunden zu haben, und nun auch in gewöhnlichen Zeiten die strenge Aufmerksamkeit auf den innern Feind vernachläßiget, die freilich in außerordentlichen minder nothwendig ist. Denn nur zu bald, wenn wir den errungenen Besiz nicht kräftig fest halten, wird die Sünde ihre verjährten Rechte wieder geltend zu machen wissen. Der gewöhnliche schleichende Gang der Dinge, das ist die günstige 11–12 Einwirkung des Lebens] B: Einwirkung der äußeren Umstände 19 wir immer] B: wir auch immer 21 überstehen] B: überstehn 23 mit dem Besiz auch] B: mit ihrem Besizstand zugleich auch 32 zurük, liegt] B: zurük, und liegt
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Witterung für jedes gemeine menschliche Verderben, in der es wieder auflebt. Je weniger Veranlassung es giebt alle Kräfte des Gemüthes für große Zweke in angestrengte Thätigkeit zu sezen, um desto eher glaubt man jede in dem was ihr Genuß gewährt weiden und gleichsam ausruhen lassen zu können, und indem man meint es sei wol billig und gerathen in solchen Zeiten mehr dem | Vergnügen einzuräumen, weil so am wohlthätigsten | der Zwischenraum zwischen großen Anstrengungen ausgefüllt, so am sichersten Lust und Kraft zu neuen unterhalten, so am unmittelbarsten die Frucht der vorigen eingeerndtet werde, und indem man sich in dieser Meinung gehen läßt, entsteht jene verderbliche Sucht nach Vergnügen, die hernach im Gegentheil nur zu bald jedes Andenken an das Große und jede Lust dazu in dem Tumult kleinlicher und doch erschöpfender Bewegungen erstikt, die den ganzen Menschen in Weichlichkeit auflöset, und aus der sich auf irgend eine von den vielen ganz unschuldig scheinenden Weisen früher oder später die Sünde entwikelt, denn die Lust, wenn sie empfangen hat, gebiert sie die Sünde. – Je weniger Gelegenheit vorhanden ist etwas Bedeutendes zu thun und sich darin seiner Gesinnungen und des Maaßes seiner natürlichen und erworbenen Kräfte bewußt zu werden, um desto mehr breitet sich der Mensch in Worte aus, und sucht in diesen sich Andern darzustellen und vor sich selbst abzuspiegeln. Je kleiner die Gegenstände sind, die sich als die gegenwärtigsten und frischesten dem Gespräch darbieten, desto mehr nimmt bald der Scherz überhand, es wird bald eine Kunst ja eine gesellige Pflicht immer mehr in das Gebiet desselben hineinzuziehn, und wie bald entwikelt sich auf diese Weise jenes leichtfertige Wesen, welches, eben weil die Worte etwas so flüchtiges sind und leichtes und sie doch weit | 2–16 Je weniger Veranlassung es giebt ... die Sünde entwikelt,] B: Je weniger Veranlassung wir haben alle Kräfte des Gemüthes für große Zwekke in angestrengte Thätigkeit zu sezen, um desto eher glauben wir jede Kraft des Geistes in dem, was ihr den meisten Genuß gewährt, weiden und gleichsam ausruhn lassen zu können; und indem wir denken es sei wol billig und gerathen in solchen Zeiten dem Vergnügen etwas mehr als gewöhnlich einzuräumen, weil so am wohltätigsten der Zwischenraum zwischen großen Anstrengungen ausgefüllt, so am sichersten Lust und Kraft zu neuen unterhalten, so am unmittelbarsten die Frucht der vorigen eingeerndtet werde, so entsteht wenn wir uns zu sicher in dieser Handlungsweise gehn lassen jene verderbliche Sucht nach dem Vergnügen, die hernach gar bald das Gegentheil von dem zur Folge hat was wir uns versprachen, indem jedes Andenken an das Große und jede Lust dazu in dem Tumult kleinlicher und doch erschöpfender Bewegungen erstikt, indem sie den ganzen Menschen in Weichlichkeit auflöset, und indem sich aus ihr, denn wie könnte es wol anders kommen, auf irgend eine von den vielen ganz unschuldig scheinenden Weisen früher oder später die Sünde entwikkelt; 18 thun] B: thun, 21 sucht in diesen sich Andern darzustellen und vor] B: trachtet sich durch diese sowol Andern darzustellen, als auch sich vor 24–25 immer mehr] B: immer mehreres 25–26 entwikelt] B: entwikkelt 27 leichtes] B: leichtes,
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mehr nur von Mund zu Ohr als von Herz zu Herzen gehn, | wenig oder nichts mehr für unverlezlich heilig hält. Aber wie nahe liegt dieses der Sünde, und zwar der gefährlichsten Sünde! Ja wenn wir lauter Ohren hätten, die gegen diesen scharfen Reiz schon abgestumpft wären! und welcher traurige Wunsch ist selbst dieses! denn die welche ernst und streng alles was ihnen groß und heilig ist verehren, haben nie Gefallen an frevelhaften Reden und werden also auch nie abgestumpft; aber die zarte Jugend um uns her, die leicht durch den Schimmer auch der Worte verführt wird, deren Achtung für heiliges und wahres noch nicht fest gewurzelt ist, wie leicht können wir uns an der auf das schwerste versündigen, so daß nun nichts mehr von dem, was sich auf die innersten Quellen des höhern Lebens bezieht, unbegleitet von dem Andenken an wizigen Frevel in ihr Herz dringt! Und wie steht es um unser eigenes Gemüth, wenn das, was uns reinigen soll, selbst in Gemeinschaft mit dem unreinen gekommen ist durch unsre eigne Schuld? Gewiß es fordert eine große Sicherheit und Tiefe des Gemüths, wenn jener leichte Frevel des geselligen Lebens der Ehrfurcht für das wahre und heilige, der lebendigen Kraft höherer Ueberzeugungen und Gefühle keinen Eintrag thun soll. – Endlich um nur noch eines anzuführen, daß nemlich, wie unter großen Ereignissen und schweren Pflichten der Mensch am leichtesten sich selbst vergißt und eben dadurch aller großen Erhebungen am | fähigsten ist: so in Zeiten der Ruhe und Muße, wo die großen Angelegenheiten | und Verhältnisse nicht beständig die Aufmerksamkeit auf sich ziehn, wir am meisten uns mit uns selbst beschäftigen, aus welcher Selbstbeschäftigung in Verbindung mit der Vergnügungssucht und dem leichten Wortreichthum sich dann nährt und mehr als je wieder ans Licht tritt die Eitelkeit, diese grade deshalb fast gefährlichste aller menschlichen Schwächen, weil sie die heilsame Strenge gegen sich selbst auflöset, die dem gebrechlichen Menschen immer nothwendig bleibt, weil 1 wenig] B: gar bald wenig 3–4 Ja wenn wir lauter Ohren hätten,] B: Ja wenn wir um uns her lauter Ohren fänden, 5 und welcher traurige Wunsch ist selbst dieses! denn die] B: Doch welcher traurige Wunsch ist selbst dieses! – Denn die, 7 Reden] B: Reden, 10 ist,] B: ist: 16–20 Gewiß es fordert ... daß nemlich, wie unter] B: Gewiß wenn jener leichte Frevel des geselligen Lebens dem Interesse für das wahre und heilige, der lebendigen Kraft höherer Ueberzeugungen und Gefühle keinen Eintrag thun soll, muß die reine Gesinnung schon tiefe Wurzeln geschlagen haben, und das Herz schon fest geworden sein. – Endlich, um nur noch eines anzuführen, wie unter 21 vergißt] B: vergißt, 22–28 so in Zeiten der Ruhe ... tritt die Eitelkeit,] B: so ist es wol sehr natürlich, daß in Zeiten der Ruhe und Muße, wo große Angelegenheiten und Verhältnisse nicht beständig die Aufmerksamkeit auf sich ziehn, wir uns am meisten mit uns selbst beschäftigen. Aus dieser Selbstbeschäftigung aber in Verbindung mit der Vergnügungssucht und dem leichten Wortreichthum nährt sich dann und tritt mehr als je wieder ans Licht die Selbstgefälligkeit,
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sie die köstliche Demuth nicht aufkommen läßt, die alle wahre Tugenden begleiten muß, und weil sie uns so dessen beraubt was uns am unentbehrlichsten ist, wenn wir uns in Zukunft einmal wieder höher erheben sollen. Darum laßt uns in solchen Zeiten nüchtern sein zum Gebet, immer in der Besonnenheit bleiben daß wir Gottes nicht vergessen, daß wir anhalten können in jedem Augenblik auf jedem bedenklichen Wege und fragen ob es nicht Zeit sei umzukehren, ach und lieber gleich umkehren wenn wir fühlen daß es Zeit ist zu fragen; nüchtern zum Gebet, das heißt jeden Augenblik fähig vor den Augen Gottes uns selbst zu prüfen, und im Spiegel seines Wortes mit einfältigem Auge zu sehen, wo und wer wir sind, ehe wir die Züge verloren haben, in denen wir gleich leicht und gern das Ebenbild Gottes und unsere eigene Natur erkennen! B 163 163
II. Seid untereinander brünstig in Liebe, | das ist die zweite Ermahnung des Apostels. Gewiß | m. Fr., niemals werden die Jünger des Erlösers die brünstige Liebe, zu der er sie unter einander verbunden hatte, so innig gefühlt haben als in jenen großen Tagen, da sie alle mit Kraft aus der Höhe erfüllt wurden, da jeder im andern weniger ihn selbst sah als das göttliche Feuer welches sie alle belebte, und von welchem beseelt sie alle aufgestanden waren dem ganzen Volke gegenüber, welches von einem andern Geiste beseelt, dem sie Widerstand leisten sollten, der Stoff war den sie zu bearbeiten hatten. Im Gefühl dieser Liebe gingen sie hernach nicht nur mit einander in Gefängniß und Tod, sondern auch von einander zerstreut zu demselben Zwek arbeitend unter alle Völker der Erde. Aber m. Fr. würden diese großen gemeinsamen Erfahrungen so auf die Jünger gewirkt haben, eine solche unzerstörbare Liebe daraus entstanden sein, wenn sie nicht auch vorher einmüthig bei einander gewesen wären im Tempel und in ihren Häusern das Brodt brechend, welches sie an die große Liebe des Herrn erinnerte, und gastfreundlich aufnehmend die Brüder? So werden sie uns beschrieben in jener Zeit zwischen der Auffarth des Herrn und dem Feste der Pfingsten, und aus diesem Festhalten an einander, aus dieser treuen gegenseitigen Hülfleistung entwikelte sich denn in der folgenden thatenreicheren Zeit jene glaubenskräftige hel5 Gebet, immer] B: Gebet, das heißt immer 11 sehen] B: sehn 17 haben als in jenen großen Tagen, da sie] B: haben, wie in jenen großen Tagen, als sie 26– 27 haben, eine] B: haben, würde eine 33 entwikelte] B: entwikkelte 30 aufnehmend] so B; A: anfnehmend 28–29 Vgl. Apg 2,46
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denmüthige Liebe. So ist es immer und überall. In großen Umständen muß, wenn nicht alles soll verloren sein, unter den gleich und gutgesinnten Menschen | die Inbrunst der Liebe | hervortreten; wenn Anfechtungen von außen kommen, durch welche sie zusammengedrängt werden zu gemeinsamem Widerstande, wenn die Geburtsstunde irgend eines großen Werkes geschlagen hat, dann muß alle Eifersucht alles kleinliche lermende Wesen verschwinden, da müssen alle sich nur als Glieder eines großen Körpers ansehn und jeder jedes abgesonderte Dasein und Wirken verschmähen. Aber ist es möglich daß dies geschehe, wenn sich vorher jeder kalt und vorsichtig in sich selbst zurükgezogen hielt, oder gar Argwohn und Eifersucht die Gemüther trennte? Wenn nicht vorher schon freundliche Zuthulichkeit und allgemeines Wohlwollen jener höheren inbrünstigen Liebe die Stelle bereitet hat? Darum wenn auch unser Blik auf schöne Tage der Zukunft gerichtet ist, wo wir zu etwas größerem als das gewöhnliche werden berufen sein, wo in dem was wir von Gott getrieben uns werden berufen fühlen zu thun, die Tiefe und Wahrheit unsrer Ueberzeugung sich aussprechen, die stille Entwikelung unserer geistigen Kräfte sich bewähren soll: o so laßt uns jezt schon brünstig sein untereinander in Liebe, jezt schon die gemeinsame Kraft vorbereiten und üben, ohne welche der Mensch nichts vermag und nach Gottes Willen nichts vermögen soll. Freilich in dem gewöhnlichen ruhigen Lauf der Dinge hat die christliche Liebe mit gar vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Indem jeder seines Weges geht und sich nur an diejenigen hält, mit denen Bedürfniß, Neigung oder Gewohnheit ihn verbinden, ver|liert | man das höhere gemeinsame nur zu sehr aus den Augen. Es erscheint nicht eben deutlich, wie wir zusammen das Reich Gottes auf Erden fördern, und so vergißt sich auch, mit Ausnahme wenn es hoch kommt von einigen kurzen Augenbliken, daß dies der eigentliche Zwek unseres Zusammenlebens ist, und daß wir dazu mit Geist und Herz vereint wirken sollen. Weder die innige zusammenschmelzende Liebe noch die kräftige Abneigung gehaltreicher entscheidender Zeiten kann sich entwikeln, dagegen herrscht das laue gleichgültige We3–6 hervortreten; wenn ... Widerstande, ... hat, ... Eifersucht] B: hervortreten. Wenn ... Widerstande; ... hat: ... Eifersucht, 7 lermende] B: verworrene 8– 12 ansehn ... verschmähen. Aber ist es möglich ... trennte? Wenn] B: ansehn, ... verschmähn. Aber ist es möglich, ... trennte? wenn 14 hat?] In B folgt ein Absatz. 18 Entwikelung] B: Entwikkelung 22 soll.] In B folgt ein Absatz. 29 Augenbliken,] B: Augenblikken, 31–33 Weder die innige zusammenschmelzende Liebe noch die kräftige Abneigung gehaltreicher entscheidender Zeiten kann sich entwikeln,] B: Weder die innige zusammenschmelzende Liebe der Gleichgesinnten kann sich eben so wie in gehaltreichen entscheidenden Zeiten entwikkeln, noch auch die kräftige Abstoßung derer die von entgegengesezten Ansichten ausgehn;
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sen, in welchem die menschliche Seele sich allmählig auflöset und erstirbt. So stehn ohne lebendigen Antheil die verschiedenen geselligen Kreise neben einander, und so auch die einzelnen Menschen, nur danach fragend wie sich einer am besten mit und an dem andern unterhalten und ergözen könne. Hat einer also nicht erquikende und belebende Eigenschaften die sich unmittelbar genießen lassen: so sucht man die kleinen Fehler und Lächerlichkeiten auf, die zu geselligem Scherz und Muthwillen Veranlassung geben, welches wenn auch ohne alle böse Meinung, wenn auch ohne allen Nachtheil für die kleinen geselligen Dienste die wir einander zu leisten haben und für den thätigen Beistand in Fällen der Noth, doch gewiß nicht ohne Nachtheil geschieht für das Gefühl das uns zu höheren Zweken vereinigen sollte. Und wieviel mehr noch wird dieses Gefühl auf die Länge gefährdet, wenn in dem | mannigfaltigen kleinlichen Verkehr des geselligen und geschäftigen Lebens die Verschiedenheiten | ihrer Naturen und ihrer Absichten immer mehr heraustreten, je mehr die Wege der Menschen in den engen Kreisen die sie durchlaufen sich mannigfaltig kreuzen und einer den andern stößt und bedrängt! Wie erkaltet immer mehr das Herz, so daß man dies für den unvermeidlichen Erfolg einer langen Welterfahrung hält, oder für das Werk der Zeit und der Natur, wogegen auch keine höhere Gesinnung das menschlichen Herz beschüzen könne. Seht da das gewiß nur zu wahre Bild einer solchen Zeit! Und doch, wenn wir uns nicht gegen die Einwirkungen derselben retten, wie soll je eine bessere kommen? Welcher Ruf Gottes soll das Herz bewegen wenn es einmal versteinert ist? Sollen wir uns gelassen darein ergeben und unsere Hofnung darauf allein sezen, daß auch das Gefilde voller Todtengebeine doch zur rechten Zeit durch Gottes Geist und Kraft werde belebt werden? Laßt uns den Herrn nicht versuchen! Laßt es uns fühlen, daß wir kein Recht haben in Hofnung zu leben, wenn die Gegenwart gar nichts enthält woraus die Erfüllung sich entwikeln könnte! Und darum laßt uns sorgen, daß die ächte heilige Liebe nicht erkalte gegen alle die mit uns eines Sinnes sind. 5 erquikende] B: erquikkende 6 die sich unmittelbar genießen lassen:] B: die durch sich selbst einen unmittelbaren Genuß gewähren: 12 Zweken] B: Zwekken 16 immer mehr] B: desto stärker 22 könne.] In B folgt ein Absatz. 25 bewegen] B: bewegen, 30 wenn die Gegenwart gar nichts enthält woraus] B: wenn wir in die Gegenwart gar nichts hineinzulegen wissen, woraus 31 entwikeln] B: entwikkeln 32 Liebe nicht erkalte gegen alle die mit uns eines Sinnes sind.] B: Liebe gegen alle die mit uns eines Sinnes sind nicht erkalte. 15–16 ihrer Absichten] so B; A: iher Absichten 26–28 Vgl. Ez 37,1–14
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Das ist aber warlich nur zu erhalten, wenn wir unser Gemüth ganz über den kleinlichen Geist und die dürftigen Bestrebungen einer solchen gehaltleeren Zwischenzeit erheben, wenn uns immer lebendig vorschwebt, | früher oder später stehe eine Zeit bevor, wo wir Alle für Einen stehen müssen, wo wir aufgefordert sein werden etwas | großes zu bewirken. Eben das wußten die Apostel aus den Verheißungen des Erlösers, und darum war ihr ganzes Leben so darauf eingerichtet den Keim der Liebe zu pflegen. Ahnden wir das nicht auch, wird es uns nicht lebendiges Gefühl: so werden wir freilich in dem kleinlichen liebetödtenden Wesen einer solchen Zeit je länger je mehr untergehen. Haben wir aber diesen erhebenden Glauben, was ist dann natürlicher als daß wir unser ganzes Dasein in dieser Zeit auf jenes bevorstehende beziehen. Wir werden dann, ohne Rüksicht auf jene äußeren Verhältnisse, deren Gegensaz in den großen Ereignissen der Zukunft verschwinden muß, überall um uns her suchen wo wir Menschen aufspüren von reinen kräftigen Gesinnungen, damit wir, wenn es Noth thun wird, sie an uns oder uns an sie anschließen können, ohne daß es erst nöthig wäre langweilige Mißverständnisse aufzulösen, oder dann erst die Bewährungen und Beweise ihrer Treflichkeit und ihrer Gleichgesinntheit mit uns aufzusuchen. Wir werden nachforschen wo sich unter den Menschen und besonders der Jugend bei einem edlen und treuen Sinn Kräfte entwikeln, Talente bilden die mit großem Vortheil für die gemeine Sache, für den Dienst Gottes und der Welt werden können in Thätigkeit gesezt werden, damit wir dann im Stande sind diejenigen zu vereinigen welche zusammen gehören, und durch Rath und That beizutragen, daß je|der seine rechte Stelle finde bei jedem gemeinsamen Werk das vieler Ga|ben und Kräfte bedarf. Wie werden wir bei solchem Bestreben auch das gewöhnliche gesellige Verkehr mit den Menschen und alle näheren vertrauten Verhältnisse ganz anders behandeln und benuzen! wie werden wir uns freuen in dem, was wir von ihrem Leben sehn, Beläge und Bestätigungen zu dem zu finden, was uns von ihrem Innern ahndet! wie wird alles 5 müssen, wo] B: müssen, weil 9 nicht lebendiges Gefühl: so werden wir freilich] B: nicht zum lebendigen Gefühl: so werden wir gewiß 11 untergehen] B: untergehn 12–13 natürlicher ... beziehen.] B: natürlicher, ... beziehn. 13–14 auf jene äußeren Verhältnisse,] B: auf solche äußere Verhältnisse, 15–16 suchen wo wir Menschen aufspüren von] B: suchen, wo es wol Menschen gebe von 18 ohne daß es erst nöthig wäre] B: ohne daß erst nöthig sei 20 Gleichgesinntheit mit uns aufzusuchen.] B: Gleichgesinntheit aufzusuchen. 22 entwikeln, Talente bilden] B: entwikkeln, Talente bilden, 24–25 wir dann im Stande] B: wir wenn die Stunde geschlagen hat gleich im Stande 32 ahndet!] B: ahnet! 28 auch] so B; A: anch
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kleine für uns bedeutungsvoll werden, wenn wir uns daran vorbilden wie die Menschen in größeren Verhältnissen handeln und was sie leisten werden! wie lebendig wird uns alles Gute und Schöne an sich ziehen, ohne daß wir uns stören ließen durch die Beschränkungen unter denen es steht. Wie werden auch wir gern im beschränkten Kreise unser Innerstes offenbaren, damit es eben so von Andern erkannt werde, und gern alles, auch das geringe leisten, wenn nur der Geist unseres Lebens sich darin spiegeln kann. Das heißt brünstig sein in Liebe, denn was wäre die Liebe wenn sie dies nicht ist. Aber es ist in solchen Zeiten nur denen verliehen die in Glauben und Hofnung leben.
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III. Dienet einander ein jeglicher mit der Gabe die er empfangen hat, das endlich ist die dritte Ermahnung des Apostels. Dies ist freilich diejenige Erweisung der einwohnenden Kraft des Guten, welche jede Zeit ohne Unterschied von allen guten Haushaltern der mancherlei Gnade Gottes fordert: aber der Ermahnung dazu bedarf es doch ebenfalls am meisten | in solchen Zeiten wie die, von | denen wir jezt reden. Denn nur zu gewöhnlich ist es, wenn das Gefühl oder die Ueberzeugung von dem geringfügigen Wesen und der Nichtigkeit eines Zeitlaufes sich festgesezt hat, daß sich eine mißvergnügte Dumpfheit und Gleichgültigkeit über das Gemüth verbreitet, daß der Trieb fehlt die Gaben deren man sich bewußt ist, seien es nun mäßige oder ausgezeichnete, in Anwendung zu bringen. Es sei kein würdiger Gegenstand da, sagen sie, und auch für das Bestreben würdige Gegenstände erst hervorzurufen sei kein Gelingen abzusehn. Es sei daher besser seine Gaben zusammenzuhalten auf eine künftige Zeit, als sie ohne Nuzen und Freude an ein unwürdiges Geschlecht und eine gehaltlose Zeit zu verschwenden. Muß uns aber nicht dies als ein höchst gefährlicher Wahn erscheinen? und müssen nicht in Beziehung auf denselben bei der Ermahnung unseres Textes mit unsern Gaben zu dienen als gute Haushalter Gottes jedem die wiederholten Reden des Erlösers über diesen Gegenstand einfallen, in denen er die Gaben der Menschen als das Eigenthum Gottes und die verschiedenen Geseze, nach denen sie unter ihnen vertheilt sind, als seine Geseze dargestellt, 1–2 vorbilden wie die Menschen] B: vorbilden, wie eben diese Menschen 4 ziehen,] B: ziehn, 5 steht.] B: steht! 9 ist.] B: ist! 10 verliehen] B: verliehen, 15– 16 mancherlei Gnade Gottes] B: mancherlei Gnaden Gottes 17–18 die, von denen wir jezt reden.] B: die, welche wir jezt im Auge haben. 26 auf eine künftige Zeit,] B: auf künftige Ereignisse, 33 Gottes und] B: Gottes, und 31–5 Vgl. z. B. Mt 25,14–30; Lk 19,11–27
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und in denen er die große Warnung giebt, daß demjenigen, der am Tage der Rechenschaft nicht werde Früchte aufzuzeigen haben von dem was ihm anvertraut worden, auch das werde genommen werden was er bis dahin gehabt hat; wer aber treu gewesen über weniges, der werde über mehreres gesezt werden? Sollte das Treue | sein, wenn wir | troz der Gaben die wir besizen, und mit denen wir doch manches ausrichten und beleben könnten, durch unsere Trägheit und Unthätigkeit die Leere einer dürftigen Zeit nur noch vermehren, in der sich ja die Spuren des Gottes, den wir verherrlichen sollten, den Menschen ohnedies immer mehr verdunkeln? Wenn wir nach dem Gleichniß des Erlösers jezt nur geringe Zinsen erwerben können mit unserm anvertrauten Pfunde, wird uns das hindern wenn die Zeiten besser werden dann auch reichlicher zu verdienen? Oder wird unser Vermögen deshalb in einer guten Zeit mehr einbringen, weil es in einer schlechten ganz müßig gelegen hat? Und ist es nicht die Sinnesart jenes unnüzen und warlich auch übelgesinnten Knechtes, welche es hart von Gott finden würde und es ihm eben deshalb nicht zutraut, wenn er fodern wollte, wir sollten auch thätig sein in einer Zeit, der es freilich an mancherlei Aufmunterungen fehlt, und die nicht so viel Ausbeute erwarten läßt als vielleicht manche andere? Anstatt daß wir durch treue Verwendung auch eine nicht reichhaltige Umgebung immer einigermaßen veredlen und zu uns herauf ziehn könnten, werden wir es durch das dumpfe Wesen, dem wir uns ergeben, bald dahin bringen, daß wir selbst jene Leerheit und Dürftigkeit in uns haben, über welche wir klagen. Laßt uns doch lieber eben aus treuer Sehnsucht nach einer größeren Zeit auch in der schlechteren mit unsern Gaben dienen wie wir können, und freudig sein auch in dem wenigen; denn | wir müssen es ja fühlen, daß sich auch | die herrlichsten Gaben und vielleicht diese am meisten durch Mißmuth und Unthätigkeit abstumpfen, daß wir die Gewalt über sie verlieren wenn wir sie lange ungeübt ruhen lassen und vielleicht sogar die Sehnsucht nach einer größeren Zeit, gewiß wenigstens die Fähigkeit verlieren ihr so zu dienen wie wir uns sonst wol zutrauen durften, so daß es uns nur als eine ganz natürliche Strafe erscheint, wenn dann auch das uns genommen wird was wir hatten. Und lassen wir uns in Unthätigkeit einschlä3–4 werden] B: werden, 12–13 hindern ... werden] B: hindern, ... werden, 23 das dumpfe Wesen, dem] B: die dumpfe Gleichgültigkeit, der 26 schlechteren] B: schlechtern 30–31 verlieren wenn ... lassen und vielleicht] B: verlieren, wenn ... lassen, ja daß vielleicht 32–33 Fähigkeit verlieren ihr so zu dienen] B: Fähigkeit in uns untergeht ihr so kräftig zu dienen, 1 demjenigen] so B; A: demjenigem
19 Aufmunterungen] so B; A: Anfmunterungen
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Dritte Sammlung
fern unter dem Vorwande alles zu versparen auf größere Augenblike: wie leicht kann unsere Erwartung uns täuschen, wie weit kann sich noch hinausziehen, was wol nur unsre Ungeduld, die doch selten mit den Wegen des Herrn zusammentrift, uns als nahe vorspiegelt; wie leicht könnte für uns die lezte Stunde noch lange vorher schlagen, und worauf wollten wir unsre Ansprüche gründen über mehr gesezt zu werden, wenn wir mit dem kleinen nichts geschafft haben? Aber woher wollen wir auch jenen Vorwand nehmen mit unserer Thätigkeit kärglich zu sparen? Wenn es auch wahr sein könnte das hochmüthige Wort, daß die Menschen nicht verdienen unsere Thätigkeit zu sehen und zu genießen: so ist es ja das nicht wonach gefragt wird, nicht um der Menschen willen, sondern um Gottes willen und als Haushalter über das seinige sollen wir dienen jeder mit seiner Gabe. Und was ist es für eine wunderliche Weisheit jezt unthätig sein zu wollen, damit | man in Zukunft desto thätiger sein könne? Eine Weisheit die wir gern den Besizern todter Schäze gönnen | wollen, welche sich verbrauchen wenn man sie anwendet; diese mögen mit ängstlicher Sorgfalt die beste Gelegenheit abwarten, ohnerachtet auch von ihnen viele zu Narren werden indem sie weise sein wollen, und indem sie alles von der Hand schlagen um es noch besser zu haben, das Schrekenswort hören, du Thor diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wie will sich der Mensch retten gegen diese Thorheit, wenn er seiner Willkühr anheimgestellt ist, wenn nicht die sanfte Gewalt der Pflicht, wenn nicht die unwiderstehliche Nothwendigkeit eines göttlichen Triebes ihn leitet? Aber fühlen wir denn die Gaben Gottes in unserer Seele als solche todte Schäze die ängstlich bewacht sein wollen, und nicht vielmehr als lebendige Kräfte die sich im Gebrauch immer wieder auffrischen und erneuern? Laßt uns frölich spenden und wirksam sein auch im Geringen, und nicht bange werden unsere Kräfte könnten sich in den Kleinigkeiten erschöpfen und verzehren; wir nehmen es aus der Fülle eines guten und reichen Herrn, der mehr mittheilt von dem was wir aufgewendet haben, und gewiß, je größere Aufforderungen uns erscheinen, um desto mehr werden wir auch fühlen von der 1–3 Augenblike: ... hinausziehen,] B: Augenblikke: ... hinausziehn, 10–11 sehen ... wird,] B: sehn ... wird; 16 den Besizern todter Schäze] B: den Besizern solcher todten Schäze 19–20 wollen, und indem sie alles von der Hand schlagen] B: wollen; und nachdem sie alles von der Hand geschlagen 20 Schrekenswort] B: Schrekkenswort 28 frölich] B: fröhlich 10 Thätigkeit zu] B: Thäkeit zu 20–21 Lk 12,20
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Kraft die sich in die ergießt, die einmüthig zu seinem Dienst verbunden sind, und als getreue und wachsame Knechte zu jeder Stunde wollen erfunden werden. An unserm Herrn selbst haben wir das herr|lichste Vorbild; denn warlich wenn wir auf das Aeußere sehen, so lebte Er ja auch nicht in der Zeit der großen Erfolge sondern vor derselben. Erst | sein Tod war die große Saat Gottes, von der sich noch später erst die Erndte offenbarte; und wie müßten wir erschreken vor dem Gedanken, wenn nun ihm auch das wenige zu gering gewesen wäre was ihm lebend zu wirken vergönnt war! wie einfältig und demüthig sehen wir ihn das seinige thun und Gott die Zukunft anheimstellen mit dem festen Glauben, daß sie eben aus seinem Leben und Thun, aus seinem Gehorsam bis zum Tode hervorgehn müsse. Wie oft sehen wir Ihn, der zur Erlösung des ganzen menschlichen Geschlechtes gekommen, dem aber demohngeachtet beschieden war durch persönliches ihm selbst merkliches Wirken größere Erfolge nur vorzubereiten, nur Einzelne für sein großes Heil zu gewinnen, dennoch im vollen Gefühl der Göttlichkeit und Größe seines Berufes vollkommen mit seinem Loose zufrieden! und wie sehen wir Ihn oft nur mit der äußeren Lage einzelner Menschen beschäftiget, mit dem Hinwegnehmen körperlicher Uebel, die dem der selbst den Freuden der Erde so sehr entsagt hatte und auf alle Leiden gefaßt war, und der beständig das Schiksal des ganzen Volkes ja der ganzen Welt vor Augen hatte und im Herzen trug, ganz geringfügig und als gar nicht seiner Thätigkeit würdige Gegenstände erscheinen konnten! Und er ward doch nicht müde so zu wirken, ja er war so mit Liebe bei dieser Thätigkeit, so auch das Kleinste | nicht übersehend, daß er sogleich fühlte und inne ward, wenn auch nur eine solche seinem hohen Zwek doch ganz unter|geordnete Kraft von ihm ausgeströmt war. M. a. Fr. wenn auch wir sein Werk fortsezen und auch unsererseits zum Heil der Welt beitragen müssen: so laßt uns doch zuerst Ihm darin gleich werden, was einen so großen Theil seines Lebens eingenommen hat, wie ja jedes Menschen Leben mehr in kleiner Thätigkeit als in großer und ent1 in die ergießt, die] B: in alle ergießt, welche 2–3 und als getreue und wachsame Knechte zu jeder Stunde wollen] B: und zu jeder Stunde als getreue und wachsame Knechte wollen 4 sehen,] B: sehn, 6–7 noch später] B: weit später 7 erschreken] B: erschrekken 8 nun ihm auch] B: nun auch ihm 10 sehen wir ihn das seinige thun] B: sehn wir ihn das seinige thun, 14–18 durch persönliches ... Ihn oft nur] B: durch sein persönliches ihm selbst kundwerdendes Wirken größere Erfolge zwar vorzubereiten, selbst aber nur Einzelne für sein großes Heil zu gewinnen, wie sehn wir ihn dennoch im vollen Gefühl der Göttlichkeit und Größe seines Berufes mit seinem Loose überall vollkommen zufrieden! und wie oft sehn wir ihn nur 20 dem der] B: dem, der 23 ganz geringfügig] B: doch nur geringfügig 26 er sogleich] B: er es sogleich 28–29 wenn auch wir] B: wenn doch auch wir 30 müssen] B: sollen
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Dritte Sammlung
scheidender besteht, ich meine in der thätigen Liebe die sich im gewöhnlichsten irdischen Leben zeigt, in der treuen Verrichtung der Geschäfte, die nichts großes sind aber nothwendig und unentbehrlich um die Gesellschaft der Menschen in dem Zustande zu erhalten, aus dem etwas großes hervorgehen kann, oder um Einzelnen Kräfte zu erhalten und mitzutheilen, die auch einst zu großen Zweken können gebraucht werden, oder um sie im Kleinen zu üben, damit sie heranreifen für die Zeit wo sie mehr im Großen werden können gebraucht werden. So lasset uns treu sein im Wenigen, damit wir wenigstens werth sein mögen über Vieles gesezt zu werden, wenn die Zeit kommt wo vieles ausgetheilt wird und vieles geschehen kann. Laßt uns in brünstiger Liebe und als treue Haushalter Gottes wirken, laßt uns, wenn wir größeres hoffen als der gegenwärtige Augenblik gewährt, doch nicht anders als in frommer gewissenhafter Thätigkeit, wie auch die Apostel thaten, des Tages harren, wo der Herr auf eine herrlichere Weise kommt, denn so allein werden | wir gerüstet sein ihm würdig zu begegnen; so werden wir gleich sein denen von welchen er sagt, daß sie dem Bräutigam entgegengegangen | wären, und weil sie Oel mit sich genommen, wären ihre Lampen nicht erlöscht, auch in der Dunkelheit der Nacht nicht, und sie hätten den Bräutigam heimgeleitet, wogegen die andern eben im entscheidenden Augenblik sich nicht zurechtfinden konnten, sondern unverrichteter Sache umkehren mußten und nicht eingelassen wurden zu dem großen Fest der Geschäftigkeit und der Freude. Er hat uns gezeigt, welches die tiefe Weisheit und die stille Klugheit der Kinder Gottes sei. Ihm laßt uns folgen und gewiß sein, daß nur die, welche auch im gewöhnlichen Lauf der Dinge des Evangelii würdig gewandelt und fest im Glauben und in der Liebe bestanden sind, in andern Zeiten zu größerem emporsteigen und auch zu dem Genuß einer höheren Seligkeit gelangen können. Amen.
2–3 zeigt, in der treuen Verrichtung der Geschäfte,] B: zeigt, sei es nun in der treuen Verrichtung solcher Geschäfte, 3 sind] B: sind, 5 hervorgehen kann, oder um] B: hervorgehn kann, oder sei es um 6 Zweken] B: Zwekken 8 Zeit] B: Zeit, 11 geschehen] B: geschehn 16–17 denn so allein werden wir gerüstet sein ihm würdig zu begegnen; so werden wir gleich sein denen von] B: denn nur auf diese Art werden wir gerüstet sein ihm würdig zu begegnen; nur so werden wir denen gleich sein von 21–22 zurechtfinden] B: zurecht finden 9–10 Vgl. Mt 25,21
17–24 Vgl. Mt 25,1–12
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IX.
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Daß der Mensch nur durch die neue Geburt in das Reich Gottes kommt. Am S onnta ge Tri nitat is.
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Als der Erlöser m. a. Fr. seinen Jüngern den Geist verhieß, der nach seiner Entfernung von der Erde in reichem Maaß über sie kommen sollte, sagte er ihnen, von dem meinigen wird er es nehmen und wird es euch geben, und eben darum wird er mich in euch und durch euch verklären. Von seiner Geburt bis zur Erfüllung dieser großen Verheißung ist jezt wieder der Kreis unserer christlichen Gedächtnißfeste durchlaufen; und ohne an eine besonders große Begebenheit aus den Zeiten der Gründung des Christenthums durch den allgemeinen Gebrauch der Kirche erinnert zu werden, liegt jezt für unsere christlichen Versammlungen eine lange Zeit ruhiger Betrachtung | vor uns. Was können wir uns für dieselbe besseres wünschen, als daß eben dieser Geist immer unter uns sein möge, der Christum verklärt, damit jede unserer andächtigen Betrachtungen uns ihn verherrliche, und so indem er in uns immer fester und lebendiger wird, er auch immer mehr durch uns verherrlichet werde. Es ist darum meine Absicht in dieser vor uns liegenden Zeit den eben angeführten Worten des Erlösers zu folgen; von dem seinigen wollen wir es nehmen, damit sein Geist uns immer mehr erleuchte und uns ihn verherrliche. Es sollen Worte sein, welche die Evangelisten uns als seine eigenen Worte aufbehalten haben, die soviel uns gegeben ist unmittelbarste Rede seines Mundes, an die wir unsere Betrachtungen in dieser Zeit anknüpfen wollen. Wenn denn wirklich sein Geist unter uns ist, wenn Christus durch Erwägung seiner Worte uns immer mehr verklärt wird, unser inneres mehr und mehr erleuchtet von dem ewigen göttlichen Licht, das er vom Himmel gebracht hat, unser Herz immer mehr geläutert: dann werden wir, wenn die Gedächtnißzeit der 16 Geist immer unter uns sein möge, der Christum verklärt, damit] B: Geist, der Christum verklärt, immer unter uns sein möge, damit 18 er auch immer] B: auch er immer 23 verherrliche.] B: verkläre. 2 Predigt zum Sonntag Trinitatis am 24. Mai 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin 7–9 Vgl. Joh 16,14
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Dritte Sammlung
Zukunft unseres Herrn kommt, mit neuer Freude und neuer Dankbarkeit zu dem schönen Kreise unserer christlichen Feste zurükkehren, und an seiner Geburt, seinem Leiden und seiner Verherrlichung aufs neue und mit noch reinerem Gemüth seiner noch würdiger anbetend teilnehmen. Womit aber können wir die Reihe der vor uns liegenden Betrachtungen besser eröfnen als mit | demjenigen, wodurch die eben abgeschlossene festliche Zeit und die vor uns liegende sich auf das engste verbinden? Der Erlöser hat das seinige gethan, an dessen Hauptmomente unsere kirchlichen Feste uns eben erinnern; er hat Fleisch und Blut an sich genommen, er ist gehorsam geworden bis zum Tode am Kreuz, er hat sich tröstend und belehrend den Seinigen gezeigt, er hat nach seiner gänzlichen Entfernung von der Erde den verheißnen Geist herabgesendet, und seine Jünger ausgerüstet zu Werkzeugen um sein Reich zu gründen. Wie Er nun sein Lehramt überall damit begonnen die Menschen einzuladen zum Reich Gottes das nahe herbeikommen war: so fangen wir billig damit an uns zu fragen, Wie gelangen wir denn nun oder wie sind wir ursprünglich gelangt zu unserm Antheil an den Wohlthaten des Erlösers? wie breitet sich noch jezt das Reich Gottes weiter aus und pflanzt sich fort? Laßt uns eine merkwürdige Rede des Erlösers hören die dies ausdrükt, und sie zum Grunde unserer Betrachtung legen. Text. Joh. 3, 1–8. Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemos, ein Oberster unter den Juden. Der kam zu Jesu bei der Nacht und sprach zu ihm, Meister wir wissen daß du bist ein Lehrer von Gott gekommen, denn niemand kann die Zeichen thun, die du thust, | es | sei denn Gott mit ihm. Jesus antwortete und sprach zu ihm, Warlich, warlich, ich sage dir, es sei denn daß jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes 4 Gemüth seiner] B: Gemüth und seiner 7–9 mit demjenigen, wodurch die eben abgeschlossene festliche Zeit und die vor uns liegende sich auf das engste verbinden?] B: mit einer | solchen, welche die eben abgeschlossene festliche Zeit mit der vor uns liegenden auf das engste verbinde? 9–10 hat das seinige gethan, an dessen Hauptmomente unsere kirchlichen Feste uns eben erinnern;] B: hat sein Werk an dessen Hauptmomente unsere kirchlichen Feste uns wieder erinnern sollten nun gleichsam vor unsern Augen aufs neue vollbracht; 14–15 Jünger ausgerüstet zu Werkzeugen um sein Reich zu gründen.] B: Jünger zur Gründung und Verbreitung seines Reiches auf Erden ausgerüstet. 18 nun ... gelangt] B: nun, ... gelangt, 26 wissen] B: wissen, 10–12 Vgl. Phil 2,7–8
15–17 Vgl. Mk 1,14–15
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nicht sehen. Nikodemos spricht zu ihm, Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete, Warlich, warlich ich sage dir, es sei denn daß jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren wird, das ist Geist. Laß Dichs nicht wundern, daß ich Dir gesagt habe, Ihr müsset von neuem geboren werden. Der Wind bläset wo er will und du hörest sein Sausen wol, aber du weißt nicht von wannen er kommt und wohin er fähret. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist. In diesem ganzen Gespräch des Erlösers mit dem Nikodemos ist es sehr schwer den Zusammenhang genau aufzufassen, mehr als in den meisten andern Reden des Erlösers. Aber wir mögen nur bedenken wie es uns selbst ergeht, wenn wir unsere wichtigsten Gedanken mittheilen möchten, und dabei auf ein flüchtiges Gespräch beschränkt sind. Wir können dann nicht die gewohnte Mühe und Aufmerksamkeit darauf wenden unsere Reden so einzu|richten, daß der andere uns au|genbliklich fasse, wir können uns nicht so ausbreiten daß ihm alle Beziehungen eines Gedankens mit den andern recht anschaulich werden; sondern wenn wir wissen, daß uns nur wenig Zeit vergönnt ist, fühlen wir uns gedrängt und streben nur das bedeutendste auszusprechen, in wenig Worten eine rechte Fülle von Gedanken einzuschließen und diese dem Hörer recht fest einzuprägen, damit er hernach genauer über den Inhalt nachdenken, und was ihm jezt entgeht, dann entdekken könne. In demselben Falle befand sich hier Christus. Er selbst war nur selten bei Gelegenheit der hohen Feste in der Hauptstadt, und jener konnte nur zur Nachtzeit zu ihm kommen. Daher eilt der Erlöser gleich dem wißbegierigen Mann die Hauptsachen mitzutheilen, daher springt das überfüllte Gespräch von einem großen Gedanken zum andern, und auch dem Johannes mag wol manches entgangen sein, was uns hie und da die Verbindungen deutlicher hätte einsehn lassen. Und das erste unter allem wichtigen was unser Herr dem Nikodemos zu sagen hat, ist eben das, was uns unsere oben aufgestellte Frage 6 Fleisch,] B: Fleisch; 14 Aber wir mögen nur bedenken] B: Aber darüber werden wir uns nicht wundern, wenn wir nur bedenken, 26 Falle befand] B: Falle – so weit überhaupt eine solche Vergleichung statt finden kann – befand 29–30 Hauptsachen mitzutheilen,] B: Hauptpunkte anzudeuten worauf alles ankommt, 31–32 wol manches entgangen sein, was] B: wol der Raum zu beschränkt gewesen sein um noch manches aus dem Verlauf des Gesprächs mitzutheilen, was 34 Und das erste unter] B: Das erste aber unter 35–1 was uns unsere oben aufgestellte Frage beantwortet.] B: wodurch unsere oben aufgestellte Frage beantwortet wird.
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Dritte Sammlung
beantwortet. Der Mensch muß von neuem geboren werden, sonst kann er das Reich Gottes nicht sehn. Ein Leben muß ertödtet werden und einem andern Plaz machen, das Leben des Fleisches dem Leben des Geistes, das ist die einzige Art wie jemand in das Reich Gottes | kommen kann, die neue Geburt die einzige Weise, wie immer mehrere für dasselbe gewonnen | werden. Der wißbegierige Mann hat dagegen mancherlei Einwendungen, und der Erlöser hebt sie ihm auf eine Art, die ihm wol noch viel zu denken übrig ließ, und ihm andeutete, daß nur eine höhere eigene Erfahrung ihm zur vollen Klarheit verhelfen könne. Lasset uns denselben Gang gehn, indem wir erwägen daß nur durch die neue Geburt aus dem Geist der Mensch in das Reich Gottes komme. Wir wollen erstlich nach den Worten des Erlösers unsre gemeinschaftliche Einsicht hievon in ihrer einfachen Wahrheit uns deutlich machen, zweitens sehen was jezt wie damals die Meister in Israel gegen diese Lehre einzuwenden haben, und drittens wie wir keine andere Auskunft und Belehrung darüber zu geben wissen als was der Erlöser auch dem Nikodemos sagte. I. Warlich, warlich, ich sage dir, es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, sonst kann er das Reich Gottes nicht sehen; das sind die Worte des Erlösers, und das ist auch wol recht erwogen immer die gemeinschaftliche Einsicht der Christen, ich meine der Glaube der Kirche gewesen. Es giebt freilich einen Sinn, in welchem man sagen kann, jeder sieht das Reich Gottes der nur geboren ist, wie er auch sei, und jeder ist mitten darin. | Denn wie das Reich eines Menschen da ist wo sein Wille als Gesez gilt, wo er zu ordnen und zu gebieten hat, in diesem Sinne ist ja das Reich Gottes überall so gewiß als Gott allmächtig ist, | und alles lebendige ist darin. Aber wir alle reden auch eben wie der Erlöser von einem Reiche Gottes, in dem nicht jeder ist. Denn wie das Reich eines Fürsten der Erde doch nicht überall, wo äußerlich nach seinem Willen gehandelt wird, sondern nur da recht ist, wo sein Wille auch der wahre gemeinsame Wille derer ist, die ihm dienen und unter ihm leben, indem alle andern in einer heimlichen Feindschaft gegen ihn, wie sehr auch der äußere Schein das Gegentheil sage, begriffen sind: eben so ist auch das Reich 6 dagegen] B: hiegegen 7–8 ihm auf eine Art, die ihm wol auch] B: ihm, aber freilich auf eine Art, die ihm wol noch 15 sehen] B: sehn 17 darüber zu geben wissen] B: hierüber zu geben wissen, 33 indem alle andern] B: während die übrigen mehr oder weniger 8 noch] so B; A: auch
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Gottes in diesem engeren Sinne nur in denen, welche von einem gemeinsamen Geiste, der seinen Willen in ihrem Herzen verkündigt, getrieben werden. Diese mannigfaltigen Gaben, die immer zu demselben Zwek zusammenstimmen, weil sie aus demselben Geist hervorgehn, diese Früchte des Geistes, Liebe, Freude, Friede, Geduld, Glaube, Keuschheit; diese mancherlei Aemter, die jezt von diesem, dann von jenem – denn nie fehlt ein Anderer, wenn Einer dahin ist – aber immer treu und tüchtig besezt sind unter dem Einen Herrn, diese freiwilligen, auf immer und auf Leben und Tod verbundenen Diener im Wort der Wahrheit in der Kraft Gottes durch Waffen der Gerechtigkeit, diese Unbekannten und überall bekannt, diese Sterbenden die immer wieder aufleben, diese Armen die viel reich | machen, diese Starken die nie eitler Ehre geizig sind, sich untereinander zu entrüsten und zu hassen, das ist das Reich Gottes. Und in jedem Einzelnen ist es, wie die Schrift sagt, Friede und Freude im hei|ligen Geist; der Friede Gottes, der auf die ewige Liebe und Weisheit vertrauend sich durch nichts irre machen läßt in dem Glauben daran, daß der Herr sich je länger je mehr in der Welt der Geister verherrlichen werde, der Friede Gottes, durch den es still wird und ruhig in dem sonst stürmischen Gemüth, durch den die irdischen Gewalten der Seele zur Ruhe gebracht sind, daß sie dem klaren Spiegel gleicht, in dem alle Gegenstände sich rein und richtig abbilden; das Reich Gottes in jedem Menschen ist Freude am heiligen Geist, die über alles irdische weit erhabene Freude an der Gemeinschaft der Menschen mit Gott, die Freude die keines andern Ereignisses bedarf, als daß wir immer wirksamer die Kraft Gottes in uns fühlen und immer weniger aus dem Bewußtsein verlieren den, in welchem wir leben weben und sind. Aber nicht alle Menschen leben in jener Verbindung und genießen dieses Friedens und dieser Freude. Wir kennen die große Menge derer, die aus dem Fleische geboren auch nur Fleisch sind. Sie haben zwar unter sich auch alle oder wenigstens ihrer viele denselben Zwek; aber weil das, was sie suchen, für jeden nur in seinem sinnlichen Dasein liegt, so bilden sie überall keine feste Gemeinschaft kaum gegen jenes höhere Reich Gottes, sie unter sich sind nur einzeln und vorübergehend verbunden, und keiner kann | schon an und für sich das, was der andere thut oder genießt, auch als sein eigen und seinen Zwek befördernd ansehen. So haben sie auch keinen 2 seinen Willen] B: Gottes Willen 27–28 jener Verbindung] B: dieser Verbindung 30–31 Sie haben zwar unter sich auch alle oder wenigstens ihrer viele denselben Zwek;] B: Sie haben zwar auch alle oder wenigstens ihrer viele unter sich einen gemeinschaftlichen Zwek; 36 ansehen.] B: ansehn. 5–6 Vgl. Gal 5,22–23
15 Vgl. Röm 14,17
26–27 Vgl. Apg 17,28
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Dritte Sammlung
andern Frieden als indem die stürmischen Leidenschaften, die | sinnlichen Triebe, oder auch die sanften fröhlichen geselligen Neigungen der Seele befriediget werden und ihrem Tichten und Trachten hiernach sich kein äußeres Hinderniß entgegensezt, und keine andere Freude als wenn sie sich im vollen Besiz der Güter und Kräfte des Lebens befinden, aus denen jene Befriedigung hervorgeht, wenn sich ihnen neue Schäze dieser Art eröfnen, wenn sie sich im Vergleich mit andern überflüßig begabt finden, und also ihre Befriedigungen auf lange oder auf immer gesichert. Das ist gewiß daß diese nicht im Reiche Gottes sind, sondern fern von demselben leben ein reiches üppiges sich herrlich ausbreitendes Leben in seiner Art. Es kann sehr verfeinert werden und veredelt, aber auch die feinste edelste Sinnlichkeit bleibt doch nur Fleisch nicht Geist. Wenn auch in ihrem ganzen Leben keine Handlung vorkäme, die nicht in dem Leben dessen, den der Geist Gottes treibt, auch vorkommen könnte: sobald der innere Grund nur dieser ist und kein anderer, sobald Wahrheit, Rechtschaffenheit, Liebe nur als Mittel angesehn werden zum Genuß, und nur in diesem, von welcher Art er auch sei, der Zwek liegt, sobald nicht der auf Gott und göttliche Ordnung gerichtete Sinn herrscht, so fühlen wir den Unterschied auf das allerbestimmteste. Aus irgend einer noch größern Erhöhung, | Vervollkommung, äußerlichen Reinigung dieses Lebens kann jenes niemals hervorgehn; es ist aus Fleisch geboren und bleibt Fleisch, wenn auch zur höchsten Blüthe der Gesundheit und Schönheit entwikelt, es giebt | keinen Uebergang wie von dem roh sinnlichen zu dem zahmen gebändigten anmuthigen, so auch von diesem zu dem wahrhaft guten und heiligen. Sollen solche Menschen in das Reich Gottes kommen, so müssen sie dort ein ganz anderes neues Leben führen, und der Anfang eines neuen Lebens ist eine neue Geburt. Und fern sind wir gewiß alle von der Anmaßung zu glauben, diejenigen die so leben könnten eben deshalb, weil sie einmal so ausgebildet sind, zu dem neuen Leben gar nicht kommen, und es sei eine neue Geburt, wenn sie ihnen auch nöthig wäre, doch nicht möglich für sie, was 4–5 entgegensezt, und keine andere Freude] B: entgegensezt. So haben sie auch keine andere Freude, 6 hervorgeht,] B: hervorgeht; 9 gewiß] B: gewiß, 10–11 leben ein ... Leben in] B: führen sie ein ... Leben – in 13 Fleisch nicht Geist. Wenn auch in ihrem ganzen Leben keine] B: Fleisch, und nie wird sie Geist. Wenn auch in dem ganzen Leben solcher Menschen keine 16 anderer,] B: anderer; 21–22 dieses Lebens kann jenes niemals hervorgehn; es ist] B: dieses seinem inneren Grunde nach sinnlichen Lebens kann jenes geistige niemals hervorgahn; ein solches ist 24–25 entwikelt, es giebt keinen Uebergang ... so auch von] B: entwikkelt, es giebt nicht etwa einen Uebergang ... so auch einen von 29–30 diejenigen die so leben] B: diejenigen, die so leben, 32 sie, was] B: sie, sondern was 33 entgegensezt.] OD von B: entgegengesezt.
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einmal Fleisch geboren wäre das müsse auch für immer Fleisch bleiben. Denn daraus müßte ja folgen, was Geist ist, das sei auch schon ursprünglich aus dem Geist geboren; aber das ist keinesweges das Bewußtsein welches wir von uns selbst haben. Vielmehr sagt einem jeden von uns seine Erfahrung seine bestimmte Erinnerung, daß der Friede Gottes uns nicht ursprünglich und immer eingewohnt hat, sondern daß er uns geworden ist, daß das Fleisch früher in uns geherrscht hat als der Geist. Wenn wir auch nie eine Zeit grober Vergehungen, schändender Leidenschaften, erniedrigender Lüste gehabt haben: wir sind doch nicht von Unschuld und Reinheit des Herzens | anfangend allmählig immer mehr zur Fülle der Kraft und Tugend eines gottgefälligen Lebens gekommen, sondern zwischen dem Anfang unsers Daseins und unserm gegenwärtigen Leben und Streben liegt dennoch eine Zeit wo die Lust die | herrschende Kraft war, wo sie empfing und die Sünde gebar. Wenn wir ehrlich sein wollen, es giebt eine Zeit, in welche wir mit dem Gefühl zurüksehen, daß wir uns scheinen andere Menschen geworden zu sein. Was damals unser innerstes Ich und Selbst war, das ist uns ein Fernes und Fremdes geworden, und das Gesez göttlicher Ordnung, was jezt durch Gottes Gnade das Gesez unseres Geistes geworden ist das wir lieben und üben, das war uns damals ein fernes und fremdes, wir wurden es nur inne als eine äußere, den freien Lauf unseres Lebens hemmende Gewalt, so wie uns izt die einzelnen Regungen des Fleisches und der Sünde eine solche Gewalt sind, die wir nicht zu unserm wahren Leben rechnen. Und so ist es denn wahr, das eine Leben hat aufgehört und das andere hat angefangen, der Anfang des neuen Lebens aber ist die neue Geburt; und es gilt allgemein, Wenn jemand in Christo ist, der ist eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe es ist alles neu worden. Wir können nicht anders sagen als dies ist nach unserer christlichen Ueberzeugung der Gang des ganzen menschlichen Geschlechtes und jedes Einzelnen. So scheidet im allgemeinen Christus zwei Zeiten des menschlichen Geschlechts und ist die Wiedergeburt desselben; die christliche Zeit ist nicht die Fortsezung der | jüdischen und heidni16–17 wir mit dem Gefühl zurüksehen, daß wir uns scheinen andere Menschen] B: wir nur mit dem Gefühl zurüksehn, daß wir uns scheinen seitdem andere Menschen 18 geworden, und] B: geworden; und 20 Geistes geworden ist] B: Lebens geworden ist, 22 so wie] B: eben wie 24 wahren Leben] B: eigenen Leben 31 Einzelnen.] B: einzelnen. 32 Geschlechts und ist die] B: Geschlechts, und ist selbst die 11 allmählig] B: allmälig 27–28 2Kor 5,17
14 empfing] B: empfieng
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schen, sondern eine neue. So ist für jedes Volk die Erscheinung des Evangeliums in demselben seine Wiedergeburt, nicht nur eine Vervollkommung des vorigen, sondern wie die Geschichte lehrt, | geht vielmehr oft manches, was auch gut und schön war, erst unter, und die ganze Bildung das ganze Leben schlägt einen andern Weg ein. So ist fast jede große Weltbegebenheit ein Gericht über ein mächtig gewordenes Verderben und der Keim eines neuen Lebens in irgend einer Hinsicht, und nur da wo wir beides finden und in seinem Zusammensein verstehen, nur da finden und erkennen wir eine große Erscheinung. Und eben dasselbe gilt nun von dem Einzelnen; die Sünde muß irgendwo mächtig geworden sein, das Fleisch muß gelebt und geherrscht haben, damit die Gnade mächtig werde wenn der Geist zum Leben gelangt; jeder muß erst gekostet haben von dem verderblichen Leben, dann wird er durch die zweite That der göttlichen Allmacht und Liebe geboren aus dem Geiste und wird Geist. Von dieser Verwandlung haben wir alle als Christen ein unbezwingliches und unveräußerliches Bewußtsein; und wenn wir als Mitglieder unseres Bundes im engeren Sinne solche bewillkommen, die vorher demselben nicht angehörten, so sezen wir voraus, daß sie es geworden sind durch die neue Geburt die aus Gott ist. Dennoch m. Fr. ist eben dies auf der andern Seite eine harte Rede, eine vielbestrittene Lehre; und wie jener wißbegierige und wolmeinende Meister in Israel sich nicht darin finden konnte, sondern fragte, | Wie mag solches zugehen? eben so haben auch jezt sehr viele unter den Christen, auch Meister in Israel, und darunter auch wißbegierige | und wohlmeinende gar viel einzuwenden gegen diese Forderung, daß der Mensch müsse von neuem geboren werden, und diese Einwendungen und Bedenklichkeiten laßt uns nun zweitens auch erwägen. II. Wenn Nikodemos dem Erlöser gegen den Saz, es sei denn daß jemand von neuem geboren werde, sonst kann er das Reich Gottes nicht sehen, die Einwendung macht, Wie kann ein Mensch geboren werden wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und aufs neue geboren werden? so dürfen wir wol nicht glauben, dieser Mann der ein Oberster unter den Juden war, ein Meister in Israel, sei so einfältig gewesen daß er geglaubt, Jesus, den er für einen von Gott gesendeten Lehrer hielt, wollte jenes buchstäblich von der leiblichen Geburt verstanden wissen, oder daß er sich, wenn 7–15 Verderben ... Hinsicht, und nur da ... verstehen, ... werde ... Geiste] B: Verderben, ... Hinsicht; und nur da, ... verstehn, ... werde, ... Geiste, 26 wohlmeinende] B: wolmeinende 31–36 sehen, ... gehen ... gewesen ... wollte jenes] B: sehn, ... gehn, ... gewesen, ... wolle jenes
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er dies glaubte, noch weiter mit dem würde eingelassen haben, der eine solche Behauptung vorgetragen. Vielmehr müssen wir schon aus den folgenden Worten des Erlösers, da er ihm auf seine nochmalige Frage: Wie mag solches zugehn? erwiedert, bist du ein Meister in Israel und weißest das nicht? schon aus diesen müssen wir schließen, daß ihm der Ausdruk der neuen Geburt muß bekannt gewesen sein. Und er konnte ja auch nicht fremd sein bei einem Volk, welches ein so großes Bestreben und eine | so feste Hofnung hatte, seinen Glauben und seine Einrichtungen auszubreiten, und welches dabei allen Werth auf seine Abstammung | ausschließend legte. Es war ein Ruhm und ein Verdienst unter diesem Volk Fremde zur Theilnahme an seinem Gesez und an seinen Hofnungen zu bewegen, aber sie konnten dazu nur gelangen, indem sie auch Theil nahmen an seiner Abstammung, sie mußten Kinder Abrahams, und daher, so konnte und mußte man es öfters ausdrüken, von neuem geboren werden. Diese neue Geburt war denn auch der Anfang eines neuen Lebens, das nicht mehr nach der Sitte der heidnischen Väter, sondern nach der Weise des neuen Vaters geführt wurde, und nach dem späteren Gesez das alle seine ächten und vollbürtigen Kinder vereinigte. Aber dieses neue Leben war freilich nur ein Leben nach einem andern äußern Gesez, das man sich durch Gewöhnung immer mehr aneignete, sonst blieb alles im wesentlichen dasselbe; dieselbe Ehrfurcht, die sich ehedem unter viele vermeinte Götter vertheilte, wurde dem Einen wahren zugewendet, der doch schon hinter jenen vielen dunkel war geahndet worden, und dieselbe Tugend deren sich ein wohlgearteter Heide gewiß schon beflissen hatte, ehe er sich zum Judenthum hinneigte, hatte er auch in diesem zu üben und auszubilden. Die neue Geburt war also gleichsam nur eine neue Geburt aus einem andern Fleisch, und eine solche konnte Nikodemos begreifen, was Fleisch geboren war blieb Fleisch, auch ohnerachtet dieser Veränderung. Da aber nun der Erlöser von allen die | das Reich Gottes sehen wollten, auch von ihm und allen seinen Brüdern eine neue Ge|burt forderte: so schloß er wohl richtig, daß von einer andern inneren Veränderung die Rede sei, und eben indem er die Foderung als an ihn selbst gemacht ansah, fragte er bedenklich, Wie kann auch ein Mensch neu geboren werden, wenn er alt ist? Wie der Mensch, wenn er so lange Fleisch gewesen ist noch 11–13 Volk Fremde ... zu bewegen, aber sie konnten dazu nur gelangen, indem sie auch Theil nahmen an seiner Abstammung,] B: Volk, wenn jemand Fremde ... bewegte; aber vollständig konnten diese dazu nur gelangen, indem sie auch Antheil erhielten an des Volkes Abstammung, 15 ausdrüken] B: ausdrükken 18 späteren] B: spätern 24–25 geahndet worden, ... wohlgearteter] B: geahnet worden; ... wolgearteter 31 sehen] B: sehn 32 wohl] B: wol 33 andern inneren Veränderung die Rede sei,] B: andern mehr innerlichen Veränderung die Rede sei;
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sollte können aus dem Geist geboren werden und von innen ein wirklich ganz neues Leben führen, das begriff er nicht. Gar sehr verwandt hiermit sind auch die Einwendungen der Menschen unserer Tage und zum Theil der heutigen Meister in Israel. Ihre Meinung geht dahin, der Mensch verändere sich freilich beständig während seines irdischen Lebens, der eine mehr der andere weniger, und bei dem einen sei diese Veränderung mehr ein wirkliches Fortschreiten vom Guten zum Besseren, bei dem anderen mehr nur ein Wechsel verschiedener Zustände deren Werth aber ziemlich derselbe sei. Fleisch und Geist zugleich sei jeder Mensch, so seien auf gleiche Weise alle von Gott ausgestattet, bei einigen gewinne durch jene Fortschritte der Geist immer mehr Gewalt über das Fleisch, und das seien die Guten; bei andern bleibe er lange unterdrükt, zeige sich nur selten in seiner Schönheit und Kraft, und der größte Theil des Lebens sei nur den mannigfaltigen Aeußerungen der Sinnlichkeit gewidmet in heimlichem oder offenbarem gewaltsamen Streit gegen den Geist, und das seien die Bösen, | der größte Theil der Menschen aber seien solche, deren Leben in beständigen Schwankun|gen vergehe ohne ein entschiedenes Uebergewicht der einen oder des andern. Aber da und geschäftig sei der Geist doch in allen; sonst könnten sie nicht Menschen sein sondern wären Thiere. Wenn nun nach einem langen scheinbaren Widerstande, während dessen aber der Geist sich innerlich und verborgen genährt, er plözlich heraustrete mit verstärkter Gewalt, so erschiene dieses als eine besondre göttliche Mittheilung und Offenbarung; und wenn von einem solchen Punkt an eine bleibende größere Obermacht desselben über das Fleisch entstehe, so denke man sich dies als eine Verwandlung und man nenne es Bekehrung, Wiedergeburt: aber es sei doch nicht der Anfang eines neuen Lebens, sondern derselbe Geist sei schon immer in dem Menschen gewesen, und habe warnend, drohend, widerstehend, strafend, beschämend in ihm gelebt und gewirkt. Denn, sagen sie, wenn man sich denken soll, daß diese Kraft, welche den Menschen zu einem höheren und besseren Leben führt und welche man den Geist Gottes zu nennen pflegt, dem Menschen erst später mitgetheilt werde, wie könnte man noch sagen daß er derselbige sei der er vorher war, wenn ein ganz neuer Bestandtheil zu seinem Wesen hinzugekommen? und wenn Ei9 Zustände] B: Zustände, 11–13 ausgestattet, bei einigen gewinne durch jene Fortschritte der Geist immer mehr Gewalt über ... bei andern bleibe] B: ausgestattet; nur daß in einigen durch jene Fortschritte der Geist immer mehr Gewalt gewinne über ... bei andern hingegen bleibe 19 der einen] B: des einen 26 Obermacht ... entstehe,] B: Uebermacht ... entstehe: 27–28 Bekehrung, Wiedergeburt:] B: Bekehrung oder Wiedergeburt; 33–35 führt ... werde, ... sagen] B: führt, ... werde: ... sagen,
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nige nur ihn erhalten und Andre wieder nicht, wie kann man sagen daß beide Wesen derselben Art sind und einerlei Natur theilhaftig? Und wenn der Mensch zu jenem höheren Leben, welches die Bedingung des göttlichen Wohlgefallens und seiner jezigen und künf|tigen Seligkeit ist, wenn | er zu diesem nur gelangen kann vermittelst einer solchen ihm von Gott besonders mitzutheilenden Kraft, und Gott diese Kraft Einigen früher mittheilt, daß sie zu einer höheren Vollkommenheit dieses Lebens gelangen können, und Anderen später, und diesen ihn doch mittheilt, wieder Anderen aber gar nicht; wie verwandelt sich uns denn das Bild des göttlichen Wesens, in welchem wir die unendliche Gerechtigkeit und die unendliche Liebe vereint zu denken uns bestreben, wie verwandelt sich uns dieses in ein Bild ganz unbegreiflicher und eben deshalb furchtbarer Willkühr? Denn warum erbarmt er sich des Einen und überläßt den andern seinem Schiksal? ist der Mensch vorher nur aus dem Fleisch geboren und ganz Fleisch, so ist auch in keinem vorher etwas das ihn des Reiches Gottes fähiger oder geneigter dazu machte, und also ist kein Grund des Vorzuges in dem einen und der Zurüksezung in dem andern. Sollte man nun das als eine christliche Lehre ansehen, oder wol gar als eine solche durch die das ganze Christenthum erst recht verständlich wird, die uns doch unser lebendiges Gefühl von Gott, das doch die Quelle alles Guten in dem Menschen ist, auf solche Weise verwirrt? – Dazu fügen sie nun noch, es sei eine die Gewissen beschwerende und verwirrende Lehre, und um ihrentwillen werde an gar vielen Menschen alles was Gott ihnen thue so weit vergeblich, daß sie zu keiner rechten Ruhe und Freude des Lebens gelangten; und wenn dies nicht noch bei weit mehreren der | Fall sei, so käme es nur daher weil sie | doch wieder nicht recht fest hielten an dieser Lehre. Denn wenn mitten in dem Leben des Menschen ein neues Leben angehn müsse: so müsse man ja auch zeigen und nachweisen können, wann und wie es angegangen sei. Bei den Geschöpfen deren Leben verschiedene Gestalten nach einander annimmt sei es auch so, man nehme wahr wie das eine ersterbe und wie das andere Leben hervorbreche, und eben so müsse man also auch wahrnehmen können wann das Fleisch sterbe und wann der Mensch geboren werde aus dem Geist. Daher bei den Freunden dieser Lehre auch natürlich ein Verlangen obwalte sich des Augenbliks dieser Ver9 doch mittheilt,] B: doch noch mittheilt, 10 sich uns denn das] B: sich denn uns das 14 andern seinem Schiksal? ist] B: Andern seinem Schiksal? Ist 16 etwas] B: etwas, 19 ansehen,] B: ansehn, 21 das doch die] B: welches ja die 31– 32 Geschöpfen ... annimmt ... so, ... wahr] B: Geschöpfen, ... annimmt, ... so; ... wahr, 32–33 das eine ersterbe und wie das andere Leben hervorbreche,] B: das eine Leben ersterbe und wie das andere hervorbreche, 34 können ... sterbe] B: können, ... sterbe,
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wandlung dieser neuen Geburt bestimmt bewußt zu werden; je mehr nun, wie das Leben überhaupt pflegt, auch dieses neue Leben aus schweren Kämpfen unter Thränen und Seufzen entstanden sei, desto sicherer könne jeder sein, daß er aus dem Geiste geboren ist; je weniger sich Ein Augenblik als Anfangspunkt dieses neuen Lebens von allen andern bestimmt unterscheidet, desto unsicherer scheint dann auch zu sein ob die neue Geburt wirklich vor sich gegangen, und alles was das neue Leben zu verkünden scheint, wird verdächtig, ob es nicht ein leerer Schein sei. Aber wie wenige Menschen kommen auf einem natürlichen Wege zu einem solchen ausgezeichneten Augenblik, der die beiden Hälften des Lebens merklich und gleichsam sichtbar scheidet? Wieviel hat daher jene Meinung immer hervorgebracht vergebliches Ringen nach einem | solchen Augenblik, an dem die Ueberzeugung von der | göttlichen Gnade besonders hafte, und auf dessen Erinnerung das Gemüth mit voller Zuversicht ruhen könne! Wieviel unnüzen Besorgnissen können die besten Menschen, die allen Lehren des Christenthums gehorsamen, dieser Einen wegen ausgesezt sein, die zu erfüllen nicht in ihrer Macht steht; und wie viele Beispiele hat es nicht wirklich zu allen Zeiten gegeben, daß diese Zweifel an dem Leben der Menschen genagt, das innerste Mark des Geistes ausgesogen und nicht selten das Gemüth in gänzliche Verwirrung aufgelöset haben! Und das sollte eine Lehre sein geoffenbart von dem Gott, der nicht einmal den Tod des Sünders will, viel weniger des Gerechten? Das sollte die Lehre des menschenfreundlichen Erlösers sein, der gekommen war zu suchen das verlorne, als wäre er vielmehr gekommen die welche auf dem graden sichern Wege wandeln in grausenvolle Verwirrungen zu stürzen? Das sind die Einwendungen der Väter und vieler Meister in Israel gegen die Worte des Erlösers, daß der Mensch müsse von neuem geboren werden um in das Reich Gottes einzugehen. Und wenn wir sie nun fragen, was sie denn aus diesen Worten zu machen gedenken, 6 scheint] B: scheine 9 Menschen kommen] B: Menschen, so sagt man nicht mit Unrecht, kommen 12 Wieviel hat daher jene] B: Und eben deshalb habe jene 15 ruhen] B: ruhn 15–18 Wieviel unnüzen Besorgnissen ... steht; und wie viele Beispiele hat] B: Daher habe sie von jeher eine Menge von qualvollen unnüzen Besorgnissen erregt in den besten Menschen, die allen Lehren des Christenthums gehorsamen, und doch zu keiner rechten Beruhigung gelangen konnten, dieser Einen wegen, der zu genügen nicht in ihrer Macht steht. Ja wie viele Beispiele habe 22 sein geoffenbart] B: sein, so fragt man nicht unbillig, wie es scheint, geoffenbart 28 Einwendungen der Väter und vieler Meister] B: Einwendungen nicht nur der Weltleute denen nicht die Forderungen des Christenthums zu streng werden, sondern auch vieler Meister 30 einzugehen.] B: einzugehn. 24–25 Vgl. Lk 19,10
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wenn sie doch Christen sind und die Worte des Erlösers gelten lassen: so wird ihnen etwa übrig bleiben zu sagen, daß diese Worte zur nemlichen Zeit ihren guten Sinn gehabt haben, und daß der Mißverstand nur darin liege, wenn man sie auch auf die gegenwärtige Zeit | anwenden wolle. Denn damals, werden sie sagen, mußte jeder, auch der in dem schon eine Gewalt des geistigen gegründet war, um in das Reich Gottes durch Jesum einzugehn, eine so große Veränderung erleiden, daß sie wol als eine gänzliche Umwandlung konnte angesehen werden. Seine Vorstellung von Gott, von der doch alles gute Tichten und Trachten des Menschen ausgeht, mußte sich ändern, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der aber doch auch nicht fleischlich als ein Göze sondern geistig als die Quelle alles Guten gedacht ward, mußte sich ihm verwandeln in den allgemeinen Vater der Menschen, der nur will die ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten, und auch die Herzen der Heiden reiniget durch den Glauben an den Sohn. Eben so mußte sich sein ganzes Bestreben von den Aeußerlichkeiten jenes trennenden Gesezes, das aber doch auch schon weil es der Lust auf alle Weise Abbruch that ein geistiges war, abwenden auf das allgemeine Gesez unter dem sich alle Menschen vereinigen können. Seine Liebe mußte sich verwandeln von der engherzigen Liebe zu den Stammesgenossen, die aber doch auch der Selbstsucht und dem Eigennuz entgegengesezt ein Werk des Geistes war, in diejenige Liebe, welche in allen Menschen auf gleiche Weise das Ebenbild Gottes umfaßt, und eben so mußten auch seine Hofnungen von weltlicher Macht und Größe, die aber doch die Macht und der Glanz der Gerechten | sein sollte, sich umwandeln in die Hofnung auf ein ganz gei|stiges Reich Gottes. Jezt aber sei alles dieses keine Umwandlung, indem schon die ersten Anfänge des Geistigen in dem Menschen, der als Christ geboren und erzogen wird, keine andere Richtung erhalten als diese, eben diese Erkenntniß werde jedem von Jugend auf eingeflößt, zu diesen Gesinnungen werde ein jeder auf alle Weise aufgefordert, und so gewiß als jeder Mensch zugleich Fleisch und Geist geboren sei, eben so gewiß 2–3 zur nemlichen Zeit] B: zu der Zeit als Chri|stus sie sprach 5–6 damals, werden sie sagen, mußte jeder, auch der in dem] B: damals, so werden sie sagen, mußte jeder, auch der in welchem 7–8 erleiden,] B: erfahren, 8 angesehen] B: angesehn 14 und auch] B: und der auch 17 trennenden Gesezes,] B: absondernden Gesezes, 17–18 auch ... that] B: auch, ... that, 26 Hofnung auf ein ganz geistiges Reich] B: Freude an einem ganz geistigen Reich 29 diese, eben] B: diese. Denn eben 31 aufgefordert,] B: aufgefordert; 17 aber] so B; A: eben 13–14 Vgl. Joh 4,23
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habe jeder Christ von Anfang an diesen Geist, der also nur allmählig zu wachsen brauche, damit der Mensch werde ein Mensch Gottes zu jeglichem guten Werke geschikt.
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III. Was wollen wir nun hierauf entgegnen? ich weiß nichts anders als was auch Christus dem Nikodemos entgegnete, Laß dichs doch nicht wundern, daß ich dir sage Ihr müßt von neuem geboren werden. Der Wind bläset wo er will, und du erkennest sein Sausen wol aber du weißt nicht von wannen er kommt und wohin er fährt, und also ist jeglicher der aus dem Geiste geboren ist. So könnten wir diesen auch sagen, sie scheinen zwar die Werke des Geistes recht gut zu kennen aber nicht zu wissen von wannen sie kommen. Ihr meint, es sei damit gethan, daß die rechte Erkenntniß jezt allen eingeflößt wird von Jugend auf, und keiner nun von Gott und göttlichen Dingen schlechter und geringer denken kann als nach dem Maaß der christlichen Einsicht, daß zu den dem Evangelium gemäßen Gesinnungen jeder aufgefordert wird auf alle | Weise, daß weil diese Gesinnungen weit verbreitet sind und öffentlich bekannt werden, jeder der die öffentliche Meinung scheut, dem an der Achtung der Menschen gelegen ist, sich auch hütet ihnen durch sein Betragen ins Angesicht Hohn zu sprechen, und wenn er sich immerfort hütet auch natürlich immer ungewohnter wird und immer unfähiger ihnen gradezu entgegen zu handeln, daß weil diese Gesinnungen und Grundsäze in alle geselligen Einrichtungen und Ordnungen übergegangen sind, nun die Sinnlichkeit der Menschen von Kindheit auf gebändigt, das Fleisch gleichsam 1 also nur allmählig] B: also ohne irgend eine gänzliche Veränderung nur allmählig 6–9 sage ... wol ... fährt, ... jeglicher] B: sage, ... wol, ... fährt; ... jeglicher, 9–11 So könnten wir diesen auch sagen, sie scheinen zwar ... kennen aber nicht] B: Eben so nämlich müßten wir diesen sagen, sie schienen zwar ... kennen, aber doch nicht 11– 1 Ihr meint, es sei ... sollte es gethan sein?] B: Ihr meint, so würde ich sie anreden, es sei damit gethan, daß die rechte Erkenntniß jezt allen eingeflößt wird von Jugend auf, so daß nun keiner von Gott und göttlichen Dingen schlechter und geringer denken kann als nach dem Maaß der christlichen Einsicht. Ihr meint, | es sei genug, daß zu den dem Evangelium gemäßen Gesinnungen jeder aufgefordert wird auf alle Weise, indem ja weil diese Gesinnungen weit verbreitet sind und wie sich jeder dazu verhalte auch öffentlich bekannt wird, gewiß auch jeder der die öffentliche Meinung scheut, dem an der Achtung der Menschen gelegen ist, sich wol hütet ihnen durch sein Betragen ins Angesicht Hohn zu sprechen, und, wenn er sich immerfort hütet, dann auch natürlich immer ungewohnter wird und immer unfähiger ihnen gradezu entgegen zu handeln; daher denn, weil diese Gesinnungen und Grundsäze in alle geselligen Einrichtungen und Ordnungen übergegangen sind, nun die Sinnlichkeit der Menschen von Kindheit auf gebändigt, und so schon frühzeitig das Fleisch gleichsam vergeistigt werde. Damit ohngefähr meint ihr soll es gethan sein? 2–3 Vgl. 2Tim 3,17
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vergeistigt werde. Damit ohngefähr sollte es gethan sein? und wenn das immer weiter ginge, sollte, ohne daß es noch einer großen inneren Veränderung brauchte, der Mensch allmählig ein Gott wohlgefälliger und zu den Werken Gottes geschikter Mensch werden? Ueberseht ihr wirklich den ungeheuern Unterschied zwischen der höchsten Vollkommenheit, zu welcher es der Mensch von diesem Punkte aus bringen kann, und auch der unvollkommensten Tugend des Anfängers im wahren Glauben? Wir unsererseits können nicht anders als sagen, auf jenen wirkt zwar das Reich Gottes, aber dieser allein ist wahrhaft darin und hat es auch in sich. Was jener Böses vermeidet ist, hierauf gesehen, eben so gut | als ob er es gethan hätte, und was er gutes thut muß ihm eben so gut vergeben werden wie das Böse, denn es kommt nicht aus dem Glauben. Ja zwischen jenem und diesem ist eine eben so große Kluft befestiget als zwischen dem in Abrahams Schooß und | dem an dem Ort der Qual. Denn es ist nur damit allein gethan, daß dasjenige was jezt, wie ihr sagt, jeder erkennt, wiewol diese allgemeine Erkenntniß auch eine sehr untergeordnete sein muß, so lange sie eine todte bleibt, daß das in dem Menschen ein lebendiger Trieb werde, sein eigener Trieb, das Wesen und die innerste Kraft seines Lebens, nicht ein Gesez das ihm von außen kömmt und das er scheut und ehrt, sondern eigne Lust und Liebe ohne die ihm nicht wohl ist. Das ist der Glaube, von dem es zwar heißt, er kommt aus der Predigt, das heißt aber die Gnade Gottes wirkt ihn durch Wort und Leben derer 5 ungeheuern] B: ungeheuren 7 und auch der unvollkommensten] B: und der noch unvollkommensten 8–4 auf jenen wirkt ... und neue Geburt.] B: auf jenen, den ihr uns darstellt, wirkt zwar das Reich Gottes, aber dieser allein befindet sich wirklich selbst darin, und trägt es auch in sich. Was jener Böses vermeidet ist, in Beziehung auf das Sein im Reiche Gottes, eben so gut | als ob er es gethan hätte; und was er gutes thut muß ihm wenn er hineinkommen soll eben so gut vergeben werden wie das Böse, denn es kommt immer noch nicht aus dem Glauben. Ja zwischen eurem Vollkommnen und unserm Anfänger ist eine eben so große Kluft befestiget als zwischen dem in Abrahams Schooß und dem an dem Orte der Qual. Denn was wir suchen ist nur damit ausgerichtet, wenn dasjenige, was jezt, wie ihr sagt, jeder erkennt, wiewol diese allgemeine Erkenntniß auch eine sehr untergeordnete sein muß, so lange sie in so vielen eine todte bleibt, wenn eben dieses in dem einzelnen Menschen ein lebendiger Trieb wird, sein eigener Trieb, das Wesen und die innerste Kraft seines Lebens, nicht ein Gesez das ihm von außen kömmt und das er scheut und ehrt, sondern seine eigene Lust und Liebe ohne die ihm nicht wohl ist. Das ist dann der Glaube, von dem es zwar heißt, er kommt aus der Predigt, welches aber nichts anders sagen will als daß die Gnade Gottes ihn wirkt durch Wort und Leben derer in denen er schon ist, nicht etwa daß er sich von selbst und natürlich aus der todten Erkenntniß entwikkelt. Von dieser zum Glauben giebt es keinen allmähligen Uebergang: sondern wir kommen nur zu ihm vermöge einer gänzlichen Umwandlung und neuen Geburt. 14–15 Vgl. Lk 16,19–30, besonders 26 und 28
22 Vgl. Röm 10,17
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in denen er schon ist, und nicht er entwikelt sich von selbst und natürlich aus der todten Erkenntniß. Von dieser zu jenem giebt es keinen allmähligen Uebergang: sondern es ist nicht anders als eine gänzliche Umwandlung und neue Geburt. Oder wird irgend sonst wo von selbst und allmählig das todte ein lebendiges, das fremde ein eigenes, die Scheu und Unlust an etwas nicht etwa Gewöhnung und Gleichgültigkeit, sondern Lust und Liebe? Und so ist doch der Unterschied den wir | aufgezeigt haben, denn wenn sie sich auch berufen auf die Gefühle der Billigung des Guten, der Schaam und Reue über das Böse, die sich auch in der christlichen Gesellschaft ursprünglich und wie von selbst in den Menschen entwikeln, und wenn wir auch zugeben wollen, was viel seltener der Fall sein mag als man denkt, daß diese Gefühle ganz rein und ächt sind: so bleibt es doch dabei, daß der Wille ganz | leer ist von dem was das Gefühl billigt, und auf ein ganz anderes gerichtet, daß so gewiß es sein mag daß der Mensch das Böse nicht als Böses ursprünglich will, eben so gewiß auch das Gute nicht ursprünglich als Gutes gewollt wird, und daß, wie man leider an so vielen Menschen sieht, die Stärke und Beharrlichkeit dieses Gefühls auch in der längsten Zeit den Willen nicht umschafft, daß aber wol, wenn dieses nicht geschieht durch Gnade, auch das Gefühl selbst sich in seiner Schärfe und Reinheit nicht erhält, sondern sich allmählich wieder zu Gleichgültigkeit und Verstoktheit abstumpft. Und wenn sie sich darauf berufen, daß jeder Mensch, selbst der böseste, Augenblike hat, worin er sich zum Guten wirklich bewegt fühlt, und daß es also auch für ihn keiner neuen Geburt bedürfe, sondern nur des Festhaltens dieser Augenblike: so kennen wir freilich wol alle aus einer früheren Zeit diese ungenügenden flüchtigen Rührungen, in denen der neue Mensch allerdings | sich vorahnden läßt, aber wir wissen auch daß wir uns dann nur wie von einer fremden Macht ergriffen fühlten, und fühlten, daß wir Andere sein würden wenn uns diese einheimisch 6 Unlust an] B: Abneigung gegen 8 haben, denn wenn sie sich] B: haben. Denn wenn die Gegner unserer Lehre sich 11 entwikeln,] B: entwikkeln, 13–14 daß der Wille] B: daß ohnerachtet aller Lebhaftigkeit dieser Gefühle doch der Wille 15– 16 gerichtet, daß so gewiß sein mag daß der Mensch das Böse nicht als Böses ursprünglich will, eben so gewiß auch] B: gerichtet; es bleibt dabei, daß so viel Ursache man auch haben möge zu behaupten der Mensch wolle das Böse nicht ursprünglich als Böses, eben so gewiß doch auch 19–20 daß aber wol, wenn dieses nicht geschieht durch Gnade, auch] B: wol aber, wenn eine solche Umschaffung nicht erfolgt durch Gnade, alsdann auch 21 allmählich] B: allmählig 22–24 Und wenn sie sich darauf berufen, daß jeder Mensch, selbst der böseste, Augenblike hat.] B: Und wenn jene sich weiter darauf berufen, daß jeder Mensch selbst der böseste solche Augenblikke hat, 25 für ihn keiner neuen] B: für solche nicht einmal einer neuen 26 Augenblike:] B: Augenblikke: 28 vorahnden] B: vorahnen 29 dann] B: damals 29– 30 fühlten, und fühlten,] B: fühlten. Wir fühlten,
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würde und beständig beiwohnte, aber auch der lebhafteste Wunsch vermochte nicht dieses zu bewirken. Eben dieses nun, das Umbilden des Willens, der doch der Mittelpunkt des ganzen Daseins ist, das beständige Einwohnen dessen als Geist Gottes, was vorher nur von außen und vorübergehend als Kraft des Wortes und der Kirche das Gemüth bewegte, das ist | die neue Geburt, vor welcher auch mit allen jenen Vorzügen ausgestattet der Mensch jezt wie damals doch nur Fleisch ist, und von der niemand behaupten wird, sie falle zusammen mit der leiblichen Geburt zum irdischen Leben; denn wer das von sich behauptete der stellte sich dem Sohne Gottes gleich, vielmehr haben wir alle einmal dieses Ruhms ermangelt den wir vor Gott haben sollen. Leichter mag sie jezt sein als zu der Zeit da Jesus mit Nikodemos redete, und muß es sein, sonst wäre kein Zusammenhang in dem Werke Gottes; aber nothwendig ist sie eben so sehr um in das Reich Gottes einzugehn, und jeder muß um so mehr darauf verwiesen werden, als der Knecht, der immerfort seines Herrn Willen hört und schon eine mahnende Stimme in sich hat die ihn daran erinnert, und ihn doch niemals thut, desto größerer Geringschäzung werth ist zu der zwiefachen Strafe. Was aber jene Verwirrungen betrift, welche | daraus entstehen sollen wenn man sich an diese Worte des Erlösers hält, daß der Mensch nur durch die neue Geburt in das Reich Gottes eingehe: so haben wir keine Ursache uns durch solche Vorspiegelungen irre machen zu lassen in unserm Glauben und unserm Gefühl. Ist wol eine unter den eigenthümlichen Lehren des Christenthums, von der nicht diejenigen die dem Christenthum abhold sind, oder die sich in das Wesen desselben nicht verstehen können, dasselbe behaupteten? Aber die Gläubigen werden nicht verwirrt, sondern nur diejenigen die die | Ausdrüke des Glaubens zu Klügeleien mißbrauchen wollen, die über das Gebiet des Menschen hinausgehn, diese werden in ihren eigenen Nezen gefangen. Sie fragen, wenn es so beschaffen sei mit dem Geiste Gottes, und Einige ihn hätten und Andere nicht, wie man dann sagen 1 beiwohnte,] B: beiwohnte; 6–7 welcher ... ausgestattet] B: welcher, ... ausgestattet, 8–9 von der niemand behaupten wird, sie falle zusammen mit] B: von welcher niemand behaupten wird sie sei schon verbunden mit 10 behauptete der stellte sich dem Sohne Gottes gleich,] B: behaupten wollte, der würde sich dem Sohne Gottes gleich stellen, 11 ermangelt] B: ermangelt, 12 mag sie jezt] B: mag die Wiedergeburt jezt 16–17 hört ... hat] B: hört, ... hat, 17–18 und ihn doch] B: ihn aber doch 18–19 ist zu der] B: ist noch außer der 20–21 entstehen sollen] B: entstehn sollen, 27 verstehen] B: verstehn 29 Ausdrüke des Glaubens zu Klügeleien mißbrauchen wollen, die] B: Ausdrükke des Glaubens zu solchen Klügeleien mißbrauchen wollen, welche 32 und Andere nicht,] B: Andere aber nicht, 11–12 Vgl. Röm 3,23
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Dritte Sammlung
könne, daß die Menschen einerlei Natur hätten? Aber giebt es nicht in jeder höheren lebendigen Natur Kräfte und zwar die edelsten, die sich erst später entwikeln? Wenn nun bei Einzelnen diese Entwiklung ausbleibt: so sind diese unvollkommen ausgebildet und eben deshalb krank und durch Krankheit auf mancherlei Weise gezeichnet und mißgestaltet. Und das sagen wir gern von denen, welchen der Geist Gottes fehlt; denn ihn zu haben, gehört zur ursprünglichen Natur des Menschen, der zum Ebenbilde Gottes geschaffen ist. Sie sagen wenn der Mensch nicht von neuem geboren worden, und dies nur geschehen könne durch Gnade: so erscheine es als eine bloße Willkühr in Gott, daß er Einigen diese Gnade erzeigt und Andern nicht. Ist | das nicht das Geschöpf das thörichte Worte redet wider den der es gebildet hat, Worte die ihm zu hoch sind und die es nicht versteht? Wohl, ihr nehmt keinen Unterschied an zwischen Menschen die aufs neue geboren sind aus dem Geist und denen die nur Fleisch sind; seid ihr etwa dadurch, wenn ihr doch einmal so klügeln wollt, überhoben Gott als willkührlich handelnd zu denken? Ihr sezt doch euer Wohlbefinden, eure Zufriedenheit in der Frömmigkeit, in der Tugend, in | der Ausbildung des Geistes? oder, wenn ihr sie auch in etwas geringerem sezen wolltet, es wäre immer dasselbe. Denn Einige sind doch frömmer und besser, haben mehr Tugend und Vollkommenheit, oder wenn ihr das lieber wollt, Glüksgüter, Annehmlichkeiten, Genüsse? Wenn ihr nun alle jene Vollkommenheiten, die ihr besizt, alle diese erfreulichen Zustände, in denen ihr euch befindet, zusammennehmt: wollt ihr wol so vermessen sein zu behaupten, daß ihr das alles selbst seid? daß ihr das viele euch ganz selbst gegeben habt, oder wenn ihr nur wenig habt, das mehrere euch selbst entzogen? Haben nicht die Fügungen Gottes einen großen Antheil an der Entwiklung eurer Kräfte, an der Bestimmung eures Zustandes? Und wenn ihr auf die innerste Natur eines jeden seht, und schon da den Einen reichlich begabt findet und den Andern sparsam: hat jeder die seinige selbst gemacht oder ist sie Gottes? Also es ist nicht die neue Geburt was sie verwirrt, sondern dieses, daß sie mit Gott rechten wollen wie gar der Mensch nicht mit ihm rechten kann! Warlich noch nie ist ein Gläubiger bedenklich | 3 entwikeln? ... Entwiklung] B: entwikkeln? ... Entwikkelung 8–9 Sie sagen ... geschehen] B: Sie sagen, ... geschehn 12–13 Geschöpf ... den ... hat, Worte] B: Geschöpf, ... den, ... hat? Worte, 13–15 Wohl, ihr nehmt keinen Unterschied an zwischen Menschen die ... aus dem Geist und denen die] B: Wohl! ihr wollt keinen Unterschied annehmen zwischen solchen die ... aus dem Geist, und solchen die 16 einmal so klügeln] B: einmal klügeln 28 Entwiklung] B: Entwikkelung 31 gemacht] B: gemacht, 32 was sie] B: was jene Klügler 33 wollen] B: wollen, 8 Vgl. Gen 1,26–27
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geworden die göttliche Gnade immer aufs neue anzunehmen, oder ist irre geworden in ihrem frischen und rüstigen Gebrauch, weil er wol gesehen daß Andere diese Gnade noch nicht hatten wie wir! und nie hat ein Herz das sich aufrichtig nach derselben sehnte, je deswegen trübsinnig inne gehalten und aufgehört sie vom Himmel herabzuflehen, weil doch nicht alle sie gleichermaßen besizen! | Der Mensch der das Gute will, wird so nicht irre, sondern nur der leere Klügler wird zum Thoren, indem er sich weise dünkt. Was kann dem schaden der dem Guten nachtrachtet? Nichts, auch nicht die tiefsten Geheimnisse des göttlichen Willens. Und so müsse auch niemand von uns m. Fr. sich dadurch irre machen lassen, daß wenn eine neue Geburt nothwendig wäre, auch jeder müsse wissen und nachweisen können, wann dieses Wunder der göttlichen Gnade ihm widerfahren sei! Worauf gründet sich nur diese Forderung, die freilich viele Christen welche zuviel aus ihren eigenen Erfahrungen schlossen, gemacht haben, und die manches ängstliche Gemüth verwirrt hat? Der Erlöser sagt nichts davon; vielmehr läßt er uns frei den Worten, Ihr erkennet sein Sausen wol, aber ihr wißt nicht von wannen er kommt, eine weitere Ausdehnung zu geben, in der sie nicht sowol einen Tadel enthalten als eine nothwendige Unwissenheit des Menschen aussprechen. Oder sollte es einerlei sein zu | fordern, Ihr müßt von neuem geboren werden, und Ihr müßt wissen wann und wie ihr geboren seid? Wissen wir es von unserer leiblichen Geburt anders als durch Erzählungen, die uns über das was zwischen Gott und der Seele allein verhandelt wird, niemand geben kann? Verbirgt sich nicht der Anfang jedes Lebens vom niedrigsten bis zum höchsten in das undurchdringliche Dunkel der göttlichen Schöpfung, und von der geheimnißvollsten Schöpfung des Geistes sollte nicht dasselbe gelten? Das neue Le|ben sollte sich nicht eben so unmerklich anknüpfen und entwikeln aus dem alten? Ja gewiß auch diejenigen irren sich, die den Anfang desselben wirklich belauscht zu haben meinen, es sei daß 3 gesehen daß Andere diese Gnade noch nicht hatten wie wir!] B: gesehn, daß Andere diese Gnade noch nicht eben so besaßen wie er! 4–6 Herz ... gehalten ... herabzuflehen] B: Herz, ... gehalten, ... herabzuflehn 15–17 Forderung, die freilich viele Christen welche zuviel aus ihren eigenen Erfahrungen schlossen, gemacht haben, und die manches ängstliche Gemüth verwirrt hat? Der] B: Forderung, die freilich viele Christen zu machen pflegen, weil sie gewisse besondere Erfahrungen zu hoch anschlagen? Von dieser freilich möchte ich nicht läugnen, daß sie schon manches ängstliche Gemüth verwirrt hat! Aber der 18–19 frei den Worten, Ihr ... kommt,] B: frei, den Worten, „Ihr ... kommt,“ 20 enthalten als eine] B: enthalten, als vielmehr eine 22– 24 wissen ... das was] B: wissen, ... das, was 30 entwikeln] B: entwikkeln 31 meinen, es sei] B: meinen; es sei, 38 schon] in B folgt versehentlich der Einschub von A: zuviel aus ihren eigenen Erfahrungen schlossen,
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sie eine von den vielen vorbereitenden Bewegungen des Gemüthes dafür halten, von denen doch noch kein zusammenhängendes Leben des Geistes unmittelbar ausging, oder daß sie das erste volle Bewußtsein desselben mit dem ersten Anfang verwechseln. Zu diesem Bewußtsein gelangt ein jeder von uns früher oder später, es offenbart sich in einzelnen Augenblikken eines überschwenglichen Gefühls, es bewährt sich in den Früchten des Geistes Liebe, Freude, Friede, Geduld; es ist das Zeugniß des Geistes Gottes in unseren Herzen daß wir Gottes Kinder sind, und an diesem lassen wir uns genügen. Aber nie wollen wir uns so begnügen in dem Gefühl und der Gewißheit unsers eigenen Lebens im Reiche Gottes, daß nicht unser herzlichstes Bestreben wäre, auch Andere in dies neue Leben zu fördern. | Und bei diesem liebevollen Bestreben wollen wir es auf nichts geringeres anlegen und ihnen nichts geringeres vorhalten als dies große Wort des Erlösers, damit das wenige was wir thun können, in reinem Sinne geschehe, und auch wir das Werk des göttlichen Geistes unterstüzen mögen. Amen.
7 Geistes Liebe,] B: Geistes die da sind Liebe, zufriedenstellen bei dem Gefühl 7–9 Vgl. Röm 8,16
10 begnügen in dem Gefühl] B:
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Wie sich in großen Wendepunkten menschlicher Dinge die Würdigen beweisen.
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Daß diese Welt m. a. Fr. der Schauplaz eines beständigen Wechsels ist, das ist den Kindern derselben das erfreulichste. Denn nur in dem Neuen vermögen sie ihr Dasein nach Wunsch zu genießen; gegen das was veraltet sind sie unterworfen abgestumpft zu werden, indem ihre Neigungen eines sich oft erneuenden Reizes bedürfen. Diejenigen hingegen die ein geistiges Leben zu führen streben, gehen grade hievon am meisten aus mit ihren Klagen und Beschwerden über das menschliche Leben, weil sie fühlen wie grade durch diesen Wechsel die menschliche Schwachheit am meisten aufgeregt, die Ruhe und Stille des Gemüthes, in der wir am besten unsere Seligkeit schaffen, gestört, und durch Verwiklung und Lösung äußerer Verhältnisse Blik und That von dem abgezogen werden, was immer das | wichtigste blei|ben sollte. Und doch sind es zugleich die Abwechselungen des Lebens, bei denen wir uns der kräftigen Richtung des Gemüthes auf das Höhere am meisten bedürftig fühlen, am meisten gewahr werden wie sehr wir einer festen Haltung bedürfen, um in uns selbst das Unveränderliche aufrecht zu halten gegen alles bewegliche und veränderliche um uns her. Darum gilt es uns schon für eine große Bewährung des Glaubens und der Frömmigkeit, wenn wir bei einem bedeutenden Wechsel des Geschiks im Einzelnen unsre Stellung behaupten, ohne die Sicherheit und Ruhe unsers Gemüthes zu verlieren, und uns weder irre machen noch von unserm Ziele abführen zu lassen. Wie aber wenn der Wechsel nicht das Einzelne und Kleine, sondern die wichtigsten gemeinsamen Angelegenheiten der Menschen betrift, wenn alte Ordnungen und Verfassungen untergehn und eine neue Einrichtung der Dinge an 6–7 das was veraltet] B: das, was veraltet ist, 9 gehen] B: gehn 11 grade durch] B: vornehmlich durch 14 Verwiklung] B: Verwikkelung 15 werden] B: wird 18 fühlen, am meisten gewahr werden] B: fühlen, und am meisten gewahr werden, 22 bei einem bedeutenden] B: bei irgend einem einzelnen bedeutenden 28 untergehn] B: untergehn, 2 Predigt zum 4. Sonntag nach Trinitatis am 21. Juni 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Pischons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 517–525
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Dritte Sammlung
ihre Stelle zu treten droht; wenn was sich lange Zeit hindurch ruhig, ob auch nicht ganz ohne Streit, fortentwikelt hat, plözlich in sich selbst zerfällt, und in feindselige Partheiung ausbricht; wenn dann in entgegengesezten Ansichten darüber was bleiben soll und was neu sich gestalten, diejenigen auseinandertreten, die zuvor nicht nur einträchtig, sondern eng befreundet und vertraut gelebt hatten, und sich nun durch eine gewaltige Kluft vielleicht für immer getrennt fühlen: unter solchen Umständen meine Freunde gilt es die Kraft eines festen Gemüthes; da muß sich bewähren wieviel Herrschaft die Liebe zum wahren und | guten | über uns ausübt, wie auch so Ruhe und Stille erhalten werden kann ohne zu verlezen oder verlezt zu werden. Daher sind es auch solche Zeiten vorzüglich, in denen sich der volle Werth des Menschen zeigt, so daß jeder Würdige sich von der edelsten und größten Seite darstellen kann; die schwierigsten und herrlichsten Tugenden offenbaren sich hier, und in dem göttlich gesinnten und handelnden Menschen grade dasjenige, wovon auch den Schein der ungöttliche schwerlich hervorbringen kann. Laßt uns das lernen aus einem höchst merkwürdigen Verhältniß in dem Leben unsers Erlösers, welches wir mit einander betrachten wollen. Text. Luk. 7, 24–34. Da aber die Boten Johannis hingingen, fing Jesus an zu reden zu dem Volk von Johanne, Was seid ihr hinaus gegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen das vom Winde bewegt wird? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja ich sage euch der da mehr ist denn ein Prophet. Er ist es von dem geschrieben stehet, Siehe ich sende meinen Engel vor deinem Angesicht her, der da bereiten soll deinen Weg vor dir. Denn ich sage euch, daß unter denen die von Weibern geboren sind ist kein größerer Prophet denn Johannes der Täufer; der aber kleiner ist im | Reiche Gottes der ist größer denn er. Und alles | Volk das ihn hörte und die Zöllner gaben Gott recht, und ließen sich taufen mit der Taufe Johannis. Aber die Pharisäer und Schriftgelehrten verachteten den Rath Gottes wider sich selbst, und ließen sich nicht von ihm taufen. Aber der Herr sprach: Wem soll ich die Menschen dieses Geschlechtes vergleichen und wem sind sie gleich? Sie sind gleich den Kindern, die 2 fortentwikelt] B: fortentwikkelt 5–6 diejenigen auseinandertreten, die zuvor nicht nur einträchtig, sondern eng befreundet und vertraut gelebt hatten, und] B: diejenigen die zuvor nicht nur einträchtig sondern eng befreundet und vertraut gelebt hatten, auseinander treten, und 16 Menschen grade] B: Menschen entfaltet sich dann grade 23–26 sehen? ... sehen ... hinausgegangen zu sehen? ... sehen? Ja ich sage euch ... stehet,] B: sehn? ... sehn ... hinaus gegangen zu sehn? ... sehn? Ja ich sage euch, ... steht,
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auf dem Markte sizen und rufen gegen einander und sprechen, Wir haben euch gepfiffen und ihr habt nicht getanzt, wir haben euch geklaget und ihr habt nicht geweint. Denn Johannes der Täufer ist gekommen und aß nicht Brodt und trank nicht Wein, so sagt ihr, Er hat den Teufel. Des Menschen Sohn ist gekommen, isset und trinket, so saget ihr, Siehe der Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und Sünder Gesell.
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M. a. Fr. uns allen muß gewiß als die größte Veränderung unter allen in der Entwiklung des menschlichen Geschlechtes die erscheinen, als aus dem alten Bunde der neue hervorging, bestimmt auf immer das Geschlecht der Menschen zu beseligen und zu Gott zu führen, in sich selbst freilich mancherlei Veränderungen unterworfen, dennoch aber dazu geeignet ein ewiges und unvergängliches Reich Gottes zu bilden. In diesem großen Scheidepunkt trafen | Johannes und Jesus zusammen, jener der lezte in dem alten Bunde wahrhaft gottgesendete Mann, dieser der Anfänger des neuen, der Herzog des unvergänglichen Glaubens. Die verlesenen Worte des Erlösers beziehen sich eben auf diesen Scheidepunkt, auf die Stelle welche sie beide einnahmen, und auf die Art wie der große unwürdige und seine Zeit nicht verstehende Haufen sie beide aufnahm. Diese Worte geben uns die beste Anleitung über das oben schon angedeutete näher nachzudenken, indem wir betrachten Wie in großen Wendepunkten der menschlichen Dinge die Göttlichen und Würdigen sich Erstlich gegen einander, und Zweitens gegen die Unwürdigen beweisen.
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I. Der Erlöser m. Fr. rechnet den Johannes nicht unmittelbar zu den Seinigen; er stellt vielmehr in seiner Rede einen Gegensaz auf zwischen ihm und denen die in das neue von Jesu zu stiftende Reich eingehen würden; Johannes ist der größte, sagt er, unter den Profeten, aber der Kleinste im Reiche Gottes ist größer denn er. Aus dieser Aeu-
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8–9 M. a. Fr. uns allen muß gewiß als die größte Veränderung unter allen in der Entwiklung des menschlichen Geschlechtes die erscheinen,] B: M. a. Fr.! Wenn wir uns auch die gesammte Geschichte unseres Geschlechts vergegenwärtigen könnten: so würde uns doch unter allen Entwikkelungen desselben die immer als die größte erscheinen, 11–12 in sich selbst freilich mancherlei Veränderungen unterworfen, dennoch aber] B: und wenngleich in sich selbst mancherlei Veränderungen unterworfen, dennoch ausschließlich 15–16 lezte in dem alten Bunde wahrhaft gottgesendete Mann,] B: lezte wahrhaft gottgesendete Mann des alten Bun|des, 17 beziehen] B: beziehn 18 welche sie beide] B: welche er und sein Vorläufer 19 Art] B: Art, 23–25 Wie ... beweisen.] in B gesperrt 28–29 denen ... eingehen] B: denen, ... eingehn 7 Weinsäufer] so B; A: Weinsaufer
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ßerung des Erlösers und aus einzelnen Worten des Johannes über ihn können wir deutlich sehen, wie beide, so lange sie zusammen wirkten, sich gegen einander verhielten. Wir können es so zusammenfassen, Jeder erkannte den Andern für das was er war, aber jeder ging auch seinen eigenen Weg ungestört fort. So wissen wir wie Johannes in sei|nen Reden an das Volk, das ihn so zahlreich umgab, unsern Erlöser anerkannte; | es war, seit Jesus selbst öffentlich aufgetreten, sein ganzes Bestreben auf diesen hinzuweisen als auf den, der ein weit größeres Geschäft trieb und einen weit höheren Beruf hatte, und mit dem er gar nicht wagte sich zu vergleichen, wie wenn er sagt ich bin nicht werth ihm die Schuhriemen aufzulösen, und wenn er gesteht, er muß wachsen, ich aber muß abnehmen. Dennoch wendete er selbst sich nicht dazu ein Jünger Jesu zu werden, sondern blieb auf dem ihm angewiesenen Wege. Sein Geschäft war daß er auf der einen Seite das Gesez, dem das Volk huldigte, ausüben, aber wahrhaft und gründlich ausüben lehrte, und dann, wie nachher der große Apostel, der sich am meisten um die Ausbreitung des Christenthums verdient gemacht hat, davon sagt, daß von dem Gesez nichts ausgehn könne als die Erkenntniß der Sünde, so war sein zweites Geschäft, daß er dazu und zur Sinnesänderung aufforderte, und die Bußfertigen auf eine neue Ordnung der Dinge, die da kommen werde, hinwies. Und bei diesem Geschäfte blieb er. Auch nachdem des Menschen Sohn sich zeigte als der Herr über den Sabbath, beobachtete er mit der nemlichen Strenge das Gesez; auch nachdem der Milde und Liebevolle aufgetreten war, die Mühseligen und Beladenen freundlich einzuladen, fuhr er fort in der Wüste lebend von Heuschreken und wildem Honig mit härenem Gewande angethan, die verschiedenen Klassen des | Volkes mit der nemlichen Strenge zu strafen und Alle zur Anerkennung ihrer Sündhaftigkeit und ihres Verderbens | aufzufordern. – So auch sehen wir, daß der Erlöser den Johannes anerkennt. Wahrlich ich sage euch, fährt er fort, nachdem er des Täufers strenge Tugend und Rechtschaffenheit in Vergleich gestellt hatte mit denen, die auch das Wort Gottes zu 2 sehen,] B: sehn, 8 hinzuweisen als auf den,] B: hinzuweisen, als auf den 10– 11 ich ... aufzulösen] B: „ich ... aufzulösen“ 11–12 er ... abnehmen.] B: „er ... abnehmen.“ 14 war] B: war, 18 davon sagt,] B: darüber sagt, 22–23 Auch nachdem des Menschen Sohn sich zeigte als der Herr über den Sabbath, beobachtete er mit] B: Auch zu der Zeit als des Menschen Sohn sich schon zeigte als Herr über den Sabbath, beobachtete er noch mit 24–25 war, die] B: war die 26 Heuschreken] B: Heuschrekken 29–30 So auch sehen wir, daß] B: Auf dieselbe Weise nun sehn wir auch daß 10–11 Joh 1,27 11–12 Joh 3,30 18–19 Vgl. Röm 3,20; 7,7 Mt 12,8 25 Vgl. Mt 11,28 26–27 Vgl. Mt 3,4
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lehren vorgaben, aber sich nach den herrschenden Vorurtheilen der Menge und nach den Gelüsten der Mächtigen mit ihrer Lehre bequemten, wahrlich ich sage euch, daß unter allen die vom Weibe geboren sind, kein größerer Profet ist denn Johannes. Nie hat Johannes Zeichen und Wunder gethan, denn gewiß würden die Geschichtschreiber des Erlösers uns dies nicht verschwiegen haben; er that kein anderes Zeichen, als daß er mit dem Feuer der Rede tief einbrannte in die verhärteten Gemüther der Menschen; er weissagte auch nicht – wiewol die Gemüther damals sehr hierauf gerichtet waren, und auch der Erlöser sich dem Fragen darnach nicht ganz entzog – entfernte zukünftige Dinge von den Schiksalen des Volks wie die alten Profeten hievon geweissagt hatten; sondern nur weil auch der Profeten des alten Bundes wahrhaftes und höheres Geschäft gewesen war das Volk von seinen mancherlei Verirrungen zurükzuführen, und je länger je deutlicher die Hofnung des großen Heiles auszusprechen, darum war Johannes mit seiner strengen Bußpredigt, mit seiner einzigen Weis|sagung von der unmittelbaren Nähe des Reiches Gottes der | größte unter allen Profeten. Aber doch war Jesus weit entfernt den Johannes nachzuahmen, er ließ sich nicht auch in der Wüste aufsuchen von den Hörbegierigen, er bildete sich nicht um zu derselben strengen Enthaltsamkeit und Zurükgezogenheit, sondern er ging auf seinem freieren und froheren Wege fort. Er verschwieg auch nicht etwa und verstekte aus mißverstandener Achtung gegen den, welchen er so hoch ehrte, ihre Verschiedenheit, sondern eben indem er ihn anerkennt als den größten Profeten, fügt er hinzu: Wer aber der kleinste ist im Reiche Gottes, der ist größer denn er. So sagte er es denn, aber ohne ihn minder zu ehren und auch ohne ihn auf eine falsch herabsehende Weise zu bedauern, daß die neue Ordnung der Dinge, die er selbst zu begründen gekommen war, in die aber Johannes nicht hineinreichte, eine weit größere Herrlichkeit in sich schlösse als alles was auch die glänzendsten Zeiten und Erscheinungen des alten Bundes dargeboten hätten; und eben indem Jesus dieses zuversichtlich ausspricht und Jo5–6 würden die Geschichtschreiber des Erlösers uns dies nicht verschwiegen haben;] B: würde der Geschichtschreiber des Erlösers uns dann nicht ohne weiteres erzählt haben, wie die Bewohner der Gegend, wo Johannes taufte, einstimmig gesagt, er habe kein Zeichen gethan [Fußnote: Joh. 10, 41.]; 11 Volks] B: Volks, 12 weil] B: darum weil 19–20 nachzuahmen, er ließ sich nicht auch in der Wüste aufsuchen von den Hörbegierigen,] B: nachzuahmen; er verließ nicht die Gesellschaft um sich wie jener in der Wüste aufsuchen zu lassen von den Hörbegierigen; 21 Zurükgezogenheit,] B: Zurükgezogenheit wie jener, 24 Verschiedenheit,] B: Verschiedenheit; 25–26 hinzu: Wer ... er.] B: hinzu, „Wer ... er.“ 30 schlösse] B: schlösse, 17 Vgl. Mt 3,2
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hannes es bescheiden anerkennt, stimmen sie aufs neue beide zusammen. O m. Fr. zuerst laßt uns an diesem großen Worte haften, Wer der kleinste ist in dem Reiche Gottes der ist größer denn die größten sonst. Darnach streben wir doch die Kleinsten wenigstens zu sein im Reiche Gottes, und wenn wir es sind, sind wir größer als die Ausgezeichnetsten die außer der Mittheilung des Evangeliums gelebt haben. Der | Antheil den wir haben an dem Leben Christi, die | Züge seines Bildes die sich wenn gleich einzeln in uns gestalten, sie sichern uns eine solche Herrlichkeit, sie legen auch uns in seinen Augen einen solchen Werth bei. – Aber dann laßt uns auch was wir hier sehen von Jesus und Johannes auf ähnliche Verhältnisse des menschlichen Lebens im Allgemeinen anwenden. Die Fügungen Gottes mit dem menschlichen Geschlecht zeigen uns viel Wechsel und Veränderung, das Reich Gottes muß überall auf Erden diese irdische Gestalt an sich tragen. Mit Beschränkung und Unvollkommenheit muß es auf allen Seiten beginnen, nur allmählig kann daraus das Höhere und Vollkommnere hervorwachsen, und nicht einmal einen ununterbrochenen gleichmäßigen Fortschritt bietet uns die Geschichte dar, sondern oft ein längeres Verweilen auf derselben Stufe, ja wohl scheinbaren Rükgang, woraus denn, aber nicht ohne Streit und Kampf, nicht ohne Reibung und Verwirrung und Zerspaltung der Gemüther ein neues Licht hervorbricht, worin sich herrlicher die höchste Kraft von der alles ausgeht offenbart. Dann gehen die Wege der Menschen weit auseinander, und nur feindselig scheinen sie sich begegnen zu können. Nicht Allen ist es dann gegeben, schon beim ersten Beginn gleich Theil zu nehmen an dem neuen Besseren was sich regt; wenige nur, die | ihm von Natur näher stehn, eilen voran von schnellerem Eifer beseelt und brechen Andern die Bahn. Aber so wie Viele leicht und geschwind das Neue umfassen ohne Ein3 zuerst laßt] B: zuerst freilich laßt 4–5 Gottes ... doch] B: Gottes, ... doch, 8 Bildes] B: Bildes, 9 sie sichern] B: diese sichern 11 bei. – Aber] B: bei, daß wir uns in diesem Besiz, wenn wir ihn nur festzuhalten wissen, gar leicht trösten können, wenn unserm gemeinsamen Leben sonst manches fehlt, worin wir auch gern ausgezeichnet wären. – Aber 11–12 auch ... sehen ... Johannes] B: auch, ... sehn ... Johannes, 15–16 Reich Gottes muß überall auf Erden diese] B: Reich Gottes auf Erden muß überall diese 20 Geschichte dar,] B: Geschichte desselben dar, 21 wohl] B: wol 23–24 sich herrlicher die höchste Kraft von der alles ausgeht offenbart. Dann gehen] B: sich die höchste Kraft, von der alles ausgeht, herrlicher offenbart. Dann gehn 30– 3 Aber so wie ... getrieben:] B: Aber wie dann Viele leicht und geschwind das Neue umfassen ohne richtige Einsicht in seine Vorzüge vor dem Alten, und also auch ohne klares Bewußtsein von dem was sie thun, sondern nur von eitler Unzufriedenheit mit dem Alten, von unbestimmtem Verlangen nach irgend einer Veränderung getrieben: 3 O] B: O.
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sicht ohne kla|res Bewußtsein von dem was sie thun, nur von eitler Unzufriedenheit mit dem Alten, von unbestimmtem Verlangen getrieben: so bleiben auch nicht Alle, welche bei dem Alten festhalten, nur zurük aus dumpfer Nachlässigkeit und gedankenloser Trägheit, sondern wem die zartesten Fäden des Lebens eingeflochten sind in die alte Ordnung der Dinge, wessen Eigenthümlichkeit ihr ganz angebildet worden ist durch frühe Erziehung und ein langes thätiges Leben, und wer also auch nur in dem Alten seine größte Wirksamkeit finden kann, auch der bleibt demselben billig und natürlich zugethan. Und noch weiter als diejenigen aus einander gehn die dem Alten treu bleiben und die dem Neuen folgen, unterscheiden sich die, welche Eines von beidem im rechten Sinne und Geiste thun, von denen welche sich einem von beiden ohne festen Grund und innere Nothwendigkeit, ohne klare Einsicht oder eignen lebendigen Trieb hingeben. Auf dem ungesegneten Gebiet der lezteren brechen dann alle feindseligen Leidenschaften aus, Haß, Eifersucht, Geringschäzung, verderbliche Partheilichkeit. Nichts ähnliches begegnet den Ersten. Sie gehn weit sehr weit auseinander, aber jeder erkennt doch in dem andern das Werk und den Geist Gottes. Beide sind überzeugt, daß das Alte vergehen muß und ein Neues erscheinen: aber beide fühlen auch, daß wenn das Neue kräftig und rein auftreten muß, eben so nothwendig auch sei, daß das Alte nicht anders als edel und würdig endige. Wie neben Jesus, der gekommen | war das Neue göttlich und rein zu begründen, dieses das Geschäft des Johannes war, das Alte im Gefühl wie Noth ein neues thue, aber doch in seinem höchsten Glanz, in seiner Ehrfurcht gebietenden Reinheit und Strenge zu beendigen, wie Johannes von dieser Höhe des alten die Herrlichkeit des neuen Bundes, so wie Moses von der Höhe des Berges das Land der Verheißung, zwar sehen, und sein Volk sterbend und vorbereitend an dessen Grenze geleiten, selbst aber nicht hineingelangen sollte: so meine Freunde giebt es auf ähnlichen Wendepunkten der menschlichen Dinge immer manche gleich achtungswerthe Menschen, welche wohl begreifen die Zeichen 4 Trägheit,] B: Trägheit; 9 kann, auch der bleibt demselben billig] B: kann, der bleibt demselben ja billig 12 von beidem] B: von beiden 12 denen] B: denen, 18–19 das Werk und den Geist Gottes.] B: das Werk Gottes und seinen Geist. 19 vergehen] B: ver|gehn 24–26 dieses das Geschäft des Johannes war, das Alte ... zu beendigen,] B: das Geschäft des Johannes darin bestand, daß er das Alte, ... beendigen sollte, 28–29 sehen,] B: sehn, 32–1 welche wohl begreifen die Zeichen ihrer Zeit, tief] B: welche die Zeichen ihrer Zeit wol begreifen, welche tief 21 auftreten] B: auf / treten 28–30 Vgl. Dtn 34,1–5
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ihrer Zeit, tief durchdrungen sind von der Nothwendigkeit, daß bald eine andere und bessere Ordnung der Dinge erscheine, und doch fest stehn in dem Beruf für sich selbst der alten Gestalt bis zum lezten Augenblik ihres Unterganges treu und fest anzuhangen. Laßt sie uns eben so herzlich ehren wie unser Erlöser den Johannes ehrte. Sie sind für die alte Zeit gleichsam jene Verklärung im Augenblik eines schönen Todes, die oft alle Spuren der Krankheit und des Alters verwischt, und den Menschen zeigt wie er war in der schönsten Zeit und in den herrlichsten Augenbliken seines Lebens, und leise und sanft | führen sie die alte Zeit hinaus in das Land der Ruhe und der Vergessenheit. Auch sie weissagen durch Wort und That wie Johannes von der neuen Zeit; mit gleicher Offenheit wie er bekennen sie, was ihrer Zeit folge, werde, wenn | es durchgedrungen sei und reif, das größere und herrlichere sein, auch sie sind bereit anzuerkennen, wie Johannes Jesum anerkannte, den hohen Werth derer, welche mit reinem Sinn eine neue Zeit zu gründen suchen; und wenn sie auch schwiegen, schon dadurch daß sie so einzeln stehn in ihrer Reinheit und Würde, verkündigen sie laut genug, daß durch das Alte nichts mehr zu erreichen ist als Erkenntniß des Verderbens, welches nur in einer neuen Ordnung der Dinge vermag ausgerottet zu werden. Ich konnte nur im Allgemeinen darauf hindeuten, wie dieser Gegensaz in Zeiten wie die jezigen uns überall aufstößt in denen menschlichen Verhältnissen die wir die weltlichen nennen, die aber auch von großer Bedeutung sind für das Reich Gottes. Und ich kann auch nur eben so darauf hinweisen, wie dasselbe auch unmittelbar in der Kirche Jesu statt findet. Auch hier brechen plözlich Zeiten ein, wo manches für veraltet erklärt und umgestoßen wird in Lehre und Verfassung, wo eben so hart alte und neue Ansichten und Ordnungen gegen einander treten. Aber in einer andern Rüksicht findet in der Kirche sogar beständig ein solcher Gegensaz statt wie Jesus und Johannes bildeten. Es giebt auch im Christenthum noch eine rauhe und strenge Gesinnung und Lebensweise, die noch Züge von dem alten | Bunde an sich trägt, es giebt daneben einen milden und heitern Sinn, der sich freier bewegt. Ohnstreitig muß jene abnehmen, dieser aber muß wachsen, 3 Gestalt] B: Ordnung 4–5 Laßt sie uns eben so herzlich ehren] B: Laßt uns diese eben so herzlich ehren, 6 für die alte Zeit gleichsam] B: für das, dem sein Ende bestimmt ist, gleichsam 8–9 wie er war in der schönsten Zeit und in den herrlichsten Augenbliken seines Lebens,] B: wie er in der schönsten Zeit und in den herrlichsten Augenblikken seines Lebens war; 14–15 bereit anzuerkennen, wie Johannes Jesum anerkannte, den hohen Werth derer, welche] B: bereit, wie Johannes Jesum anerkannte, den hohen Werth derer anzuerkennen, welche 18 ist] B: ist, 27 in Lehre und Verfassung,] B: in der Lehre oder in der Verfassung, 29 Rüksicht] B: Rücksicht 30 bildeten.] B: einen bildeten. 34 wachsen,] B: wachsen;
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denn zur Freiheit sind die Kinder Gottes | berufen, und freuen sollen sie sich in dem Herrn. Aber laßt uns nicht alles, was jenes Gepräge an sich trägt, als Aberglaube und knechtischen Sinn verwerfen, laßt uns in den bessern dieser Art ehren die strenge Selbstverläugnung und den redlich gemeinten Gegensaz gegen die leichtsinnige Weise der andern Menge. Wir wollen die edleren Menschen dieser Art, wir werden sie nicht verfehlen, herzlich ehren und ungestört ihres Weges gehen lassen, in dem festen Glauben, daß sie ein und dasselbe Ziel mit uns verfolgen, und daß auch ihr Sinn und ihre Weise nothwendig ist, um nach dem Rath Gottes das Bessere herbeizuführen. II. Aber laßt uns nun zweitens sehen, wie sich beide Jesus und Johannes betrugen gegen den großen minder würdigen Haufen des Volkes. Der Erlöser beschreibt uns diesen in dem lezten Theil seiner Rede, aber er unterscheidet zwei verschiedene Arten von Menschen, zwei Stufen der Unwürdigkeit und des Verderbens. Auf der einen Seite schildert er uns eine wankelmüthige unentschlossene Menge, die bisweilen wohl ein Gefühl des Besseren hat, aber keine Kraft es sich anzueignen und es fest zu halten, die bald das eine als das vortreflichere begehrt, bald von dem andern | hingerissen wird, aber sich nirgends zu einer bestimmten Nachfolge hingiebt, nie das Gute in ihr Inneres fest aufnimmt, sondern nur von dem Spiel oberflächlicher Eindrüke bewegt wird, und dann entweder wie|der in den Schlamm der Gefühllosigkeit und Trägheit versinkt, oder eine Beute derjenigen wird, die von einer bestimmten Feindschaft gegen das Gute beseelt wohl verstehen diese schwankende Menge an sich zu ziehn und zu ihren verderblichen Absichten zu mißbrauchen. Und eben diese starrsinnigen und wohlberechnenden Feinde des Guten, welche die verschiedenen Gestalten desselben benuzen, um aus dem Gesichtspunkt der einen die andere zu verunglimpfen und von beiden die Menschen 3–4 laßt uns in den bessern dieser Art] B: laßt uns wenigstens in den besseren Christen dieser Art 6 Wir wollen die edleren Menschen dieser Art, wir werden] B: Es giebt sehr edle Menschen auch auf dieser Seite. Laßt uns diese, wir werden 7 gehen] B: gehn 11 sehen,] B: sehn, 14–15 Menschen, zwei Stufen] B: Menschen auf zwei verschiedenen Stufen 17 wohl] B: wol 19 dem andern] B: dem andern als dem gewohnteren 21–23 von dem Spiel oberflächlicher Eindrüke bewegt wird, und dann entweder wieder in den Schlamm der Gefühllosigkeit und Trägheit versinkt,] B: von dem mannigfaltigen Spiel oberflächlicher Eindrükke bewegt nur gar zu leicht entweder in die nie besiegt gewesene Gefühllosigkeit und Trägheit zurüksinkt, 24–25 beseelt wohl verstehen] B: beseelt gewöhnlich nur zu gut verstehn 27 wohlberechnenden] B: wolberechnenden 29–1 verunglimpfen ... abzuziehen,] B: verunglimpfen, ... abzuziehn, 1 Vgl. Gal 5,13
1–2 Vgl. Phil 4,4
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Dritte Sammlung
abzuziehen, diese sind die andere Menschenart, welche der Erlöser bezeichnet wenn er sagt, Johannes der Täufer ist gekommen, aß nicht Brodt und trank keinen Wein, so sagen sie, er hat den Teufel; des Menschen Sohn ist kommen isset und trinket, so sagen sie, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und Sünder Freund. Wolan m. Fr. wie betrugen sich die beiden Helden der damaligen Zeit gegen diese unwürdige theils haltungslose theils verworfene Menge? Ach daß jener große Haufe sich um sie her versammelte, konnten sie nicht hindern; und beide fühlten es schmerzlich, daß er so beweglich und empfänglich erschien, und sich doch nichts gründliches und bleibendes aus ihm bilden ließ. So kamen sie zu Johannes in die Wüste, ließen sich erschüt|tern von seiner gewaltigen Rede, nahmen an die Taufe zu besserem Leben und Wandel, und gingen dann wieder fort ihre alte Bahn. So liefen sie dem Erlöser nach nicht nur im Tempel, auf den Märkten und | Straßen, sondern auch in die Wüste folgten sie ihm wo er so gern bisweilen allein gewesen wäre mit den Seinigen, lauschten den milden Worten der Liebe aus seinem Munde, schmeichelten sich mit Hofnungen eines neuen Gottesreiches. Aber wenn dann eine kräftige und harte Rede aus seinem Munde kam, wenn er sie aufforderte sich entscheidend für ihn zu erklären, aber dabei dem Streben nach dem irdischen zu entsagen, auszudauern in Verfolgung und Leiden und seinen Kelch zu trinken, sein Kreuz auf sich zu nehmen, dann ging die große Menge hinter sich; und wenn sie ihn heute bewillkommt hatte als den Gesandten aus der Höhe, so war sie morgen leicht zu bewegen, daß sie ihn steinigen wollte als einen Gotteslästerer, ihn seinen Feinden in die Hände liefern und das Kreuzige über ihn rufen. So kannte sie der Erlöser, wußte wie wenig dieses Geschlecht Theil haben werde an dem neuen Heil, und pries nur die Kinder selig, die wenigstens zum Theil, wenn die Gerichte des Herrn 1–5 Erlöser bezeichnet wenn er sagt, Johannes ... kommen ... Freund.] B: Erlöser durch die Worte bezeichnet, „Johannes ... kommen, ... Freund.“ 6 Wolan m. Fr. wie] B: Wolan m. Fr. laßt uns sehn, wie 10–11 und sich doch nichts gründliches und bleibendes aus ihm bilden ließ. So kamen sie] B: ohne daß sich doch etwas gründliches und bleibendes in ihm bilden ließ. So kamen die Tausende 12–13 nahmen an die Taufe zu besserem Leben und Wandel, und] B: nahmen von ihm an die Taufe der Buße in Hofnung auf den Kommenden und 16 ihm wo] B: ihm, wo 18 Munde, schmeichelten] B: Munde, und schmeichelten 20 kam,] B: kam; 20–21 erklären, aber dabei dem Streben] B: erklären, dann aber auch allem Streben 22–23 Leiden und seinen Kelch zu trinken, sein Kreuz auf sich zu nehmen,] B: Leiden, seinen Kelch zu trinken und sein Kreuz auf sich zu nehmen: 26 liefern] B: liefern, 27– 28 wußte wie wenig dieses Geschlecht Theil haben werde] B: er wußte wie wenig dieses Geschlecht Theil haben konnte 26–27 Kreuzige über] so B; A: Kreuzige – über
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hereinbrächen, fähig sein würden in das Reich Gottes einzugehen. Aber wie sehr er sie auch in ihrer Schwachheit und Erbärmlichkeit kannte, er hörte doch nicht auf an ihnen zu arbeiten. Er verschloß ihnen nicht den Quell seiner Rede, sondern rief immer sein, Wer Ohren hat zu hören der höre, unter sie aus; | er theilte ihnen immer mit aus dem Schaz seiner Liebe und Kraft, seine Aufforderungen an sie nahmen kein Ende als mit seiner Freiheit, und dann noch ergossen sich die wehmüthigen Thrä|nen, die ihm oft schon in den Augen gestanden hatten, über die Söhne und Töchter Israels. – O m. Fr. laßt auch uns in Zeiten, die jenen so sehr gleichen, die große bewegliche aber haltungslose Menge eben so behandeln wie der Erlöser und Johannes. Wir wissen nicht, wie viele unter ihnen einer reineren Erkenntniß oder einer festen Anhänglichkeit an das Bessere, das sich unter uns entwikeln soll, fähig sind; aber eben weil wir es nicht wissen, weil es doch Augenblike giebt, wo sie sichtbar von dem Guten getroffen und bewegt sind: so laßt uns immer wieder versuchen ihnen nahe zu bringen und anschaulich zu machen, wovon ihr Heil abhängt, laßt uns ihnen predigen wie das Reich Gottes immer im Kommen begriffen ist, aber wie es nie kommen wird mit äußerlichen Geberden, sondern zuerst sich im Innern gestalten muß. Auf der andern Seite aber m. Fr. die entschiedenen Feinde alles Guten, deren boshafte List, deren scharfsinnige Niedrigkeit sich bald in diese bald in jene Gestalt des Guten verkleidet, nur um von jeder aus eine andere desto sicherer zu bekriegen und zu vernichten, die sich bald der angebornen Ehrfurcht der Menge vor dem Alten zu bedienen wissen, um das göttliche, was sich in neuer Gestalt regt, verdächtig zu machen, und dann wieder der herrschenden Neigung zu einem ungebundenen Leben schmeicheln um der Menge Grauen zu erregen vor jeder ehrwürdigen Strenge, wie thaten Johannes und Jesus diesen? Ihr Otterngezücht, rief ihnen der | Täufer entgegen, Wer bringt Euch zu mir? wollt Ihr euch einbilden, daß ihr dem Zorn des Himmels entrinnen und zur wahren Buße gelangen könnt? Und selbst Jesus der sanftmüthige milde und liebevolle konnte im Geist ergrimmen über sie, 1 einzugehen.] B: einzugehn. 10–11 bewegliche aber haltungslose Menge] B: bewegliche oder haltungslose Menge 14–15 entwikeln ... Augenblike] B: entwikkeln ... Augenblikke 17 abhängt,] B: abhängt; 27–28 der herrschenden Neigung zu einem ungebundenen Leben schmeicheln um] B: die natürliche Sehnsucht nach einem besseren zu verunreinigen suchen durch | schmeichlerische Vorstellungen von den Freuden eines ungebundenen Zustandes, um 29 Strenge, wie] B: Strenge, – wie 38 Vorstellungen] OD von B: Verstellungen 4–5 Mt 11,15
19 Vgl. Lk 17,20
29–32 Vgl. Mt 3,7
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Dritte Sammlung
warnte unverholen vor ihnen, entlarvte ihre heuchlerische Verkehrtheit, rief das Wehe über sie aus, und kündigte ihnen an, was sie immerfort sündigten gegen den heiligen Geist, indem sie fortführen dasjenige, wovon ihr Gewissen ihnen sagte es sei göttliche Wahrheit und Weisheit, zu entstellen, und die Menschen durch listige Bestrikung davon abzuhalten, das könne ihnen nicht vergeben werden. – Wolan m. Fr. laßt uns nur Gott bitten, daß er uns erleuchte die Verworfenen von den Schwachen, die Betrüger von den Verblendeten zu unterscheiden, und er wird es, wenn nur eben so der Geist der Liebe in uns wohnt wie in dem Erlöser, wenn wir nur eben so von aller Persönlichkeit frei gern was gegen uns gesündiget wird vergeben, wie Er die Sünden gegen des Menschen Sohn, und nur denen hart und streng sein wollen, die gegen den Geist sündigen – darum laßt uns Gott unaufhörlich bitten, und streng prüfend über uns wachen; sind wir aber unsers Urtheils sicher, dann wollen wir auch gegen diese Feinde des Guten nicht anders zu Werke gehn als Jesus, das höchste Muster | der Liebe und Milde auch that. Wie sie auch gestellt sein mögen in der Welt, waren es doch auch die Obersten des Volks, gegen welche Jesus und Jo|hannes so auftraten, überall und durch alle äußere Achtung und Ehrfurcht hindurch, die wir ihnen jener Stellung wegen beweisen, mögen sie fühlen was wir von ihnen halten; wir wollen es weder ihnen noch Andern verbergen, daß nach unserer Ueberzeugung sie es sind welche das Verderben des Volkes bereiten und über die es Wehe schreien wird in den Zeiten des Gerichtes, wollen es nicht verbergen daß wir ihren scheinheiligen und verderblichen Sinn wohl durchschauen und wissen wie leere Worte es sind, wenn auch sie die großen Namen Gottesfurcht, Recht und Wahrheit im Munde führen, und wie sie nur Verwirrung anzurichten begehren und nichts darauf geben, ob das Volk in den Schlamm des Verderbens immer tiefer versinke, so sie nur oben bleiben und im trüben fischen können. Und eben so furchtlos wollen wir ihnen entgegen treten wie Johannes und Jesus, die auch ihre Opfer wurden, eingedenk daß ja doch niemand seinem Geschik entgeht und daß uns nicht ziemt die zu fürchten, die nur den Leib tödten können; eben so kräftig und laut wollen wir das 3 indem sie fortführen] B: indem sie nicht aufhörten 5 Weisheit, zu entstellen,] B: Weisheit, durch Lügen zu entstellen, 5 Bestrikung] B: Bestrikkung 10–11 so von aller Persönlichkeit frei gern] B: so frei von aller Persönlichkeit gern 14 wachen;] B: wachen: 24–25 Gerichtes, ... verbergen] B: Gerichtes; ... verbergen, 30 sie nur oben] B: sie nur selbst oben 30 oben] so B; A: eben
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Wort gegen sie führen, womit der Jünger Jesu sich sicherte und stählte: man muß Gott mehr gehorchen denn den Menschen. Und dieser Eifer wird eben so wenig unsere Seligkeit stören als wir glauben dürfen, daß in den Augenbliken, wo der Erlöser ergrimmt war im Geist, | seine Seligkeit sei gestört gewesen. Denn solcher Eifer und solches Ergrimmen ist ja nichts anders, als die Erweisung der Kraft des göttlichen | Geistes, der sich gegen die freche Verworfenheit nicht auf andere Weise regen kann; und wenn in demselben Augenblik dieser Geist uns Zeugniß giebt, daß wir Gottes Kinder sind, wenn in demselben Augenblik das Bild des Erlösers gegenwärtig vor uns steht, so ist unser Eifer gerechtfertiget und geheiligt, so wird er nie ausarten in Leidenschaft und Sünde, aber stark genug wird er sein uns vor allem Unwürdigen zu bewahren, davor daß wir auch nicht durch Feigherzigkeit uns befleken an der Welt, stark genug uns Gewähr zu leisten, daß wir von jedem Pfunde, welches Gott uns anvertraut hat, Ihm auch werden Rechenschaft ablegen können. So m. Fr. berührt freilich der Wechsel des irdischen Daseins auch das reinste und heiligste Gemüth, so spiegeln sich auch in seinen mannigfaltigen Bewegungen die Spaltungen ab, welche unter den Menschen herrschen: aber alles ist doch in ihm zusammengehalten durch die Einheit des göttlichen Geistes, alles, wie entgegengesezt es auch erscheine, nur verschiedene Gestaltung der Liebe, die sich von oben herab in unser Herz ergossen hat, alles nur Ausfluß aus dem Urquell der Wahrheit und des Lichtes, dem unsere Augen immer mögen geöfnet bleiben. Amen.
4 Augenbliken,] B: Augenblikken, 12–13 uns vor allem Unwürdigen zu bewahren, davor daß] B: uns wie vor allem Unwürdigen überhaupt, so auch besonders davor zu bewahren, daß 14 befleken] B: beflekken 14 stark genug uns Gewähr] B: stark genug wird er sein uns Gewähr 18–19 Gemüth, so spiegeln sich auch in seinen mannigfaltigen Bewegungen die] B: Gemüth; auch in diesem spiegeln sich durch mannigfaltige Bewegungen welche sie hervorrufen die 21–22 alles, wie entgegengesezt es auch erscheine, nur] B: alles, was sich in ihm regt, wie entgegengesezt es auch erscheine, ist nur 5 war im Geist,] so B; A: war, im Geist 2 Apg 5,29
9 Vgl. Röm 8,16
15–16 Vgl. Lk 19,13
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XI. Ueber den Zusammenhang zwischen der Vergebung und der Liebe.
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Soviel Bewunderung und Verehrung auch unserm Erlöser in den Tagen seines Lebens auf Erden von Vielen seiner Zeitgenossen zu Theil ward; so sehr auch noch weit mehrere auf Augenblike wenigstens von seiner hohen Würde getroffen waren: so blieb doch grade das größte was er sagte und das herrlichste was er that selbst den Edelsten und Besten verborgen, und erschien den übrigen als eine frevelhafte Anmaßung. Wenn er von seinem ewigen Verhältniß redete zum ewigen Vater: so konnten selbst die vertrauteren Jünger kindisch verworren bitten, Herr zeige uns den Vater, und der große Haufe erschrak davor als vor einer Gotteslästerung. Wenn er zu einem Unglüklichen das große Wort aussprach, Gehe hin, deine Sünden sind dir verge|ben: so murrten sie unter sich und sprachen: Wer ist dieser dass | er die Sünden vergiebt? So in sich unzusammenhängend waren ihre Vorstellungen. Täglich hörten sie von ihm und seinen Jüngern, daß er gekommen sei das Reich Gottes zu erbauen: konnten sie sich denn wundern, daß derjenige, der dies von sich behauptete, sich auch das Recht zuschrieb, die Sünde zu vergeben? konnten sie an die Möglichkeit eines Gottesreiches glauben, ohne daß zu jedem der hineingehören sollte das große Wort gesprochen würde, Deine Sünden sind dir vergeben! In ihren Opfern glaubten sie Erlassung der Sünde zu finden, von denen doch keine Kraft ausgehn konnte den Menschen so weit zu heben und zu fördern, daß er nicht immer wieder von neuem und eben so sehr der Vergebung bedurfte, und das befremdete sie, daß aus der Tiefe dieses göttlichen Gemüthes, von demjenigen der mit solcher 6–7 so sehr auch noch weit mehrere auf Augenblike wenigstens von seiner hohen Würde getroffen waren: so blieb doch grade] B: so kräftig auch eine noch größere Anzahl auf Augenblikke wenigstens von seiner hohen Würde getroffen ward, so blieb doch nicht selten grade 11 vertrauteren] B: vertrautern 12 Vater,] B: Vater; 15 sprachen:] B: sprachen, 23–24 von denen doch keine] B: da doch von diesen keine 26 bedurfte,] B: bedurfte; 2 Predigt zum 6. Sonntag nach Trinitatis am 5. Juli 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin 12 Joh 14,8 14 Vgl. Mt 9,2 15–16 Vgl. Lk 5,21
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Kraft die Seelen der Menschen bewegte, diese größte und tröstlichste aller Versicherungen ausging? Daß in denen die sich so verwunderten, die rechte Liebe zum Erlöser nicht tiefe Wurzel konnte geschlagen haben, fühlen wir Alle. Anders ist es freilich mit uns, meine christlichen Freunde. Wir erkennen ihn als den der uns vertritt bei seinem und unserm Vater, durch dessen Gemeinschaft die Vergebung der Sünden uns zukommt einmal für immer, und der sie uns immer neu ausspricht in seinem Wort und durch die Art, wie er den Gläubigen nahe ist. Wenn aber Jene | fragten, Wer ist der daß er die Sünde vergiebt: so ziemt uns wol daß wir die Frage aufwerfen, Wer sind wir | daß uns die Sünde vergeben wird! sind wir dieses großen Wortes auch nur dadurch würdig, daß wir den tiefen Sinn desselben recht fühlen, daß es uns aufregt zu inniger Dankbarkeit und Liebe? – Es ist eine weit unter uns verbreitete Gesinnung, und die auch ihr wahres hat und gegründet ist im lebendigen Glauben, daß wenn wir einmal den Weg des Heils gefunden haben, wir uns nicht ferner bei dem schwächenden und peinigenden Gefühl der Sünde aufhalten sollten, sondern ist sie erkannt so sollte sie uns nur zur Belehrung dienen, und frisch und muthig sollten wir vorwärts schreitend das Verhältniß der Liebe und Gemeinschaft mit dem Erlöser darauf vornemlich gründen, wie aus seinem Wort, aus seinem Andenken, aus seinem uns vorschwebenden Bilde die Kraft zu einem seiner würdigen Leben sich immer reicher in uns ergießt. Wahr ist das alles; aber beides muß neben einander bestehen, und gewiß sind wir in großer Gefahr, daß unser Verhältniß zum Erlöser seinen eigenthümlichen Charakter verliere, wenn uns das nicht recht tief eingeprägt bleibt, daß Er es ist der das große Wort zu uns spricht, Gehe hin deine Sünden sind dir vergeben. Denn er selbst macht grade dies Bewußtsein zum Grund und Maaßstab der Liebe, die wir zu ihm tragen können, und diese Liebe ist ja die Quelle jeder Kraft, die von ihm ausgeht. Darauf also laßt uns in unserer heutigen Betrachtung zurükgehn. | Text. Luk. 7, 36–50. Es bat ihn aber der Pharisäer einer daß er mit ihm äße. Und er ging hinein in des Pharisäers Haus, und sezte sich zu Tische. Und siehe, ein Weib war in der Stadt, die war eine Sünderin. Da die 1 bewegte, diese größte] B: bewegte, nun endlich diese auch ihnen so nothwendige größte 6 den der] B: den, der 11 wol] B: wol, 12–13 auch nur dadurch würdig,] B: wenigstens doch in so fern würdig, 18 sollten, sondern ist sie erkannt so] B: sollten; sondern ist sie erkannt, und durch Buße und Glauben versöhnt, so 21 vornemlich] B: vornämlich 24 bestehen,] B: bestehn, 34–6 einer ... Haus, ... vernahm ... sagte:] B: einer, ... Haus ... vernahm, ... sagte,
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227 . B 228
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Dritte Sammlung
vernahm daß er zu Tische saß in des Pharisäers Hause, brachte sie ein Glas mit Salben, und trat hinten zu seinen Füßen und weinete, und fing an seine Füße zu nezen mit Thränen, und mit Haaren ihres Hauptes zu troknen, und küßte seine Füße und salbte sie mit Salben. Da aber das der Pharisäer sah, der ihn geladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Profet wäre, so wüßte er wer und welch ein Weib das ist die ihn anrühret, denn sie ist eine Sünderin. Jesus antwortete und sprach zu ihm, Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach, Meister sage an. Es hatte ein Wucherer zween Schuldner, einer war schuldig fünfhundert Groschen, der andere funfzig. Da sie aber nicht hatten zu bezahlen schenkte er es beiden. Sage an, welcher unter denen wird ihn am meisten lieben? Simon antwortete und sprach, Ich achte, dem er am meisten geschenket hat. Er aber sprach zu ihm, du hast recht gerichtet. Und er wandte sich zu dem Weibe und sprach zu Simon, Siehest du das Weib? Ich bin kommen in | Dein Haus, du hast mir | nicht Wasser gegeben zu meinen Füßen, diese aber hat meine Füße mit Thränen genezt, und mit den Haaren ihres Hauptes getroknet. Du hast mir keinen Kuß gegeben, diese aber nachdem sie hereingekommen ist, hat sie nicht abgelassen meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Oel gesalbt, sie aber hat meine Füße mit Salben gesalbet. Derhalben sage ich dir, ihr sind viel Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt; welchem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. Und er sprach zu ihr, Dir sind deine Sünden vergeben. Da fingen an die mit ihm zu Tische saßen, und sprachen bei sich selbst, wer ist dieser, der auch die Sünden vergiebet? Er aber sprach zu dem Weibe: Dein Glaube hat Dir geholfen. Gehe hin mit Frieden. Die rührend einfache Erzählung selbst, die wir eben gelesen, hat wol von jeher jedes nicht ganz fühllose Gemüth wunderbar ergriffen; was es herrliches sei um ein dem Erlöser zugewendetes Gefühl des eignen Verderbens muß jeder dabei aufs neue inne werden, jeder muß die tiefe Wahrheit fühlen in der unmittelbaren Anwendung die der Erlöser davon macht, wenn er die weinende Sünderin vergleicht mit dem Ge28 Weibe: ... geholfen. Gehe] B: Weibe, ... geholfen, gehe 30 ergriffen; was] B: ergriffen. Was 32–1 werden, jeder muß die tiefe Wahrheit fühlen in der unmittelbaren Anwendung die der Erlöser davon macht, wenn er die weinende Sünderin vergleicht mit dem Gerechten der] B: werden; und jeder muß in der unmittelbaren Anwendung, die der Erlöser davon macht, die tiefe Wahrheit fühlen, wenn er die weinende Sünderin mit dem Gerechten vergleicht der 22 Füße mit] so B; A: Füsse mit
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rechten der ihn geladen hatte. Aber die allgemeine Folgerung, welche er zulezt daraus zieht, diese ist von jeher vielen bedenklich gewe|sen und dunkel. Darum m. Fr. laßt unsere | Betrachtung grade bei diesen lezten Worten verweilen. Ihr ist viel vergeben, denn sie hat viel geliebt, wem aber wenig vergeben ist, der liebt auch wenig. Laßt uns mit einander nachdenken über den allgemeinen Zusammenhang zwischen Sündenvergebung und Liebe, wie der Erlöser ihn in diesen Worten feststellt. Und wie der Vorgang selbst das Verhältniß der Menschen zu ihm betrift, die Lehrrede aber, die er einstreut, sich auf das Verhältniß der Menschen unter einander bezieht: so laßt uns dabei auch zuerst unser gemeinschaftliches Verhältniß zu ihm und dann unser brüderliches Verhältniß unter einander ins Auge fassen. I. Zuerst m. Fr. in unserm gemeinsamen Verhältniß zum Erlöser, kann denn das allgemein wahr sein, so wie er es ausspricht, Ihr ist viel vergeben, denn sie hat viel geliebt, wem aber wenig vergeben ist, der liebt auch wenig? Schon gegen die erste Hälfte dieses Ausspruchs haben sich wichtige Bedenklichkeiten erhoben. Wenn der Erlöser sagt, Ihr ist viel vergeben, denn sie hat viel geliebt: so stellt er ja das leztere als den Grund vor den ersten, also in den der Vergebung und zwar vieler Vergebung bedürftigen Zustand sezt er das viele Lieben. Wer aber vieler Vergebung bedarf, der muß auch viel gesündigt haben. Soll also die Liebe, die tiefste und innerste Quelle so wie die allgemeinste und höchste Gestalt alles Guten und Edlen mitten aus dem | Bösen entspringen? soll die Sünde der gedeihlichste Boden sein, aus dem sie am reichsten hervorwächst und die herrlichsten Früchte bringt? Wenn die Liebe die einzige wahre Tugend ist, die Summe aller Gebote Gottes, muß dann nicht alle Sünde darauf hinauslaufen, daß die Liebe in dem Gemüthe des Menschen fehlt? Wie reimt sich nun das? Je mehr der Mensch der Vergebung bedarf und also je mehr er gesündiget hat, das heißt je mehr sein Herz von Liebe fern und in Lieblosigkeit oder Selbstsucht ist versunken gewesen, um desto mehr soll er lieben kön1–2 welche er] B: welche unser Herr 4 verweilen.] B: verweilen, 8–11 Und wie der Vorgang ... dabei auch zuerst] B: Und wie zwar die Handlung jener Frau sich nur auf das Verhältniß der Menschen zu dem Erlöser bezieht, und eben so auch die eingestreute Lehrrede zunächst nur dieses erläutert; dennoch aber alles hier und dort sich innerhalb der gewöhnlichen menschlichen Verhältnisse ereignet, und auch der Erlöser seinen Hauptspruch ganz allgemein hinstellt: so laßt uns auch in unserer Betrachtung zuerst 13 Zuerst m. Fr. in unserm gemeinsamen Verhältniß zum Erlöser,] B: Zuerst also m. Fr. in Beziehung auf unser gemeinsames Verhältniß zum Erlöser laßt uns fragen, 19 vor den ersten,] B: vor das erstere; 20 sezt er das viele Lieben.] B: er schon das Lieben, wenn doch um | des Liebens willen soll vergeben werden. 22–23 die allgemeinste und höchste Gestalt] B: die reichste und klarste Fülle 24–25 sie am] B: das Gute am 28 nun das?] B: nun beides? 29 bedarf] B: bedarf,
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nen? Die Leerheit von Liebe soll ihn der Liebe fähig machen? – Was wollen wir hiegegen einwenden? Ganz einfach das was uns die Erfahrung an die Hand giebt. Was bringt wohl mehr Liebe hervor, von der Liebe die aus der Dankbarkeit des Bedürftigen entsteht, – und daß unsre Liebe eine solche sein soll, das liegt ja schon in dem Namen Jesu, daß er unser Erlöser sein soll – was mehr als wenn eine recht tief eingreifende Noth vorhanden ist, wenn das Gefühl derselben so ganz die Brust des Menschen erfüllt, daß er nur den einen Wunsch kennt nach Hülfe und Rettung, und er dann wirklich errettet wird? Eine solche Noth ist die Gewalt der Sünde. Und wann wird dem Menschen | das große Wort zugerufen, Dir sind deine Sünden vergeben, wann kann er es vernehmen? doch nicht eher, als wenn das gleichviel wie lange verstokt gewesene Gemüth endlich dem ewigen Lichte sich öfnet; und je deutlicher der Mensch in diesem seinen Zu|stand erkennt, um desto größer muß ihm die Noth erscheinen, aus welcher errettet zu werden er sich sehnt. Und so, in diesem Gefühl von der Verwerflichkeit eines der Liebe fremd gewesenen Gemüthes, mit diesem Bedürfniß das Bewußtsein der Verworfenheit los zu werden, kommt jeder zum Erlöser, der zum ersten Mal reiflich und besonnen erwägt, was es heiße ein Christ sein. Je klarer also jeder in das ewige Licht der Wahrheit hineinschaut, desto mehr wird er einsehn, daß wenn ihm vergeben werden soll, ihm viel muß vergeben werden. Und daß dieses Gefühl recht stark und also der Mensch der dankbaren Liebe recht fähig werde, dazu bedarf es gar nicht, wie man eben befürchtet, einer großen Masse äusserer Sünden, verkehrter verwerflicher Handlungen, und es liegt auch gar nicht in den Worten des Erlösers, daß dem, der sich hiedurch am meisten vor der Welt verächtlich gemacht oder gebrandmarkt hat, der Vorzug gebühre liebefähiger zu sein. Den Pharisäer behandelt Christus nach seiner Fassungskraft, und so hält er ihm vor einen Menschen der eine bestimmte Summe, und einen Andern der das zehnfache derselben schuldig war, und läßt ihn entscheiden, welcher für die Erlassung der Schuld am dankbarsten | werde gewesen sein. Aber wenn wir diese Erzählung des Erlösers mit 1–2 Was wollen wir hiegegen einwenden?] B: Was wollen wir nun auf diese Einwendungen erwiedern? 3–4 wohl mehr Liebe hervor, von der Liebe] B: wol mehr Liebe hervor, vorzüglich solche Liebe 5 eine solche sein soll,] B: von dieser Art sein soll, 11 vergeben,] B: vergeben? 25–26 verkehrter verwerflicher Handlungen, und es] B: verkehrter oder strafwürdiger Handlungen, als ob wer viel dergleichen begangen hat, besser daran sei. Denn es 29–30 Den Pharisäer behandelt Christus nach seiner Fassungskraft, und so hält] B: Sondern weil Christus den Pharisäer nach seiner Fassungskraft behandeln will, hält 33–3 mit rechter Wahrheitsliebe, mit dem rechten Sinn inneres und äußeres zu unterscheiden betrachten, können wir glauben, daß die Größe der Schuld hier auf die Menge der äußeren Sünden gehe?] B: mit reiner Wahrheitsliebe und mit dem redlichen Vorsaz betrachten inneres und äußeres zu unterscheiden: können wir dann wol glauben, daß die Größe der Schuld hier die Menge der äußeren Sünden bedeuten solle?
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rechter Wahrheitsliebe, mit dem rechten Sinn inneres und äußeres zu unterscheiden betrachten, können wir glauben, daß die Größe der Schuld hier auf die Menge der äußeren Sünden gehe? Wie derje|nige, der nur eine kleine Schuld aufnimmt, auf dieselbe Weise kann über seine Bedürfnisse hinausgegangen sein, mit demselben Leichtsinn über die Unmöglichkeit der Wiedererstattung hinweggesehen haben, wie ein anderer der eine große aufnahm, und wie er denn auch, wenn sie erlassen wird, eben so dankbar sein muß als dieser: so kann auch bei sehr verschiedener Menge von Sünden die gleiche Verschuldung statt finden, und dem der nach diesem äußern Maaßstab gemessen vor der Welt ganz rein ist, eben so viel zu vergeben sein als dem der auch ihren Augen mit Sünden beladen erscheint. Sondern nur die verschiedene Stärke des Gefühls kann der Erlöser haben bezeichnen wollen durch diese Verschiedenheit der Schuld, und so werden wir denn das wenigstens natürlich finden, Wem viel vergeben ist, der wird viel lieben, wer tief und hell in den Abgrund des sündigen Herzens hineingesehen hat, | der wird auch in demselben Maaß dem dankbar anhangen, von welchem Befreiung und Erhebung gekommen ist. – Aber eben so hat der Erlöser auch vollkommen Recht es umzukehren, und zu sagen, Ihr ist viel vergeben, denn sie hat viel geliebt. Denn m. Fr. wie kommen wir denn zur Vergebung dessen was uns vergeben werden muß, es sei nun viel oder wenig? Sagen nicht grade diejenigen, die am meisten bedenkliches finden in der Erklärung unsers Herrn, 4–5 auf dieselbe Weise kann über seine Bedürfnisse hinausgegangen sein, mit] B: eben so sehr über seine Bedürfnisse kann hinausgegangen sein, und mit 6 hinweggesehen] B: hinweggesehn 7 aufnahm, und wie er] B: aufnahm; und wie jener 11 sein als] B: sein, als 12–16 Sondern nur die ... wird viel lieben,] B: Wenn also der Erlöser nach einem solchen äußeren Maaßstabe gewiß nicht hat das Bedürfniß der Vergebung messen wollen; und wenn eben so gewiß ist, daß es für das innere Verderben der Gesinnung gar kein Maaß giebt, weder wenn wir die Menschen unter sich noch wenn wir sie mit der Reinheit des Erlösers vergleichen wollen: was bleibt dann übrig, als daß der Erlöser nur die verschiedene Stärke des Gefühls habe bezeichnen wollen durch diese Verschiedenheit der Schuld? Und so werden wir denn zunächst wenigstens dieses erste natürlich finden, „Wem viel vergeben ist, der wird viel lieben,“ 16–17 hineingesehen] B: hineingesehn 19 auch vollkommen] B: auch zweitens vollkommen 22– 10 Sagen nicht grade ... angefangen hat, bis das] B: Sind nicht grade diejenigen, die am meisten bedenkliches finden in der Erklärung unsers Herrn, auch die, welche am zuversichtlichsten sagen, daß Gott nur vergeben könne, aber dann auch gewiß vergebe, wenn der Entschluß zu einem neuen Leben fest begründet, wenn der Mensch in der Heiligung begriffen ist? Ist aber wol an Heiligung zu denken, wenn wir nicht von dem Gegensaz des Guten und Bösen durchdrungen sind? und wird sie also nicht um so sicherer fortschreiten, je lebendiger jeder, das Böse verabscheuend, fühlt, daß Allen und auch ihm viel zu vergeben ist? Und wenn das Leben aus Gott wozu die Heiligung führt ein Leben der Liebe ist: so kann demnach das Gefühl der Vergebung nicht eher ins Herz kommen, bis die Quelle der göttlichen Liebe, die uns mitgegeben ist, sich durch die harte Rinde desselben hindurch zu arbeiten angefangen hat, und das
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am zuversichtlichsten, daß Gott nur vergeben könne, aber dann auch gewiß vergebe, wenn der Entschluß zu einem neuen Leben fest begründet, | wenn der Mensch in der Heiligung begriffen ist? Und ist nicht die Heiligung um so sicherer, je mehr der Mensch von dem Gegensaz des Guten und Bösen durchdrungen ist, je mehr er also, das leztere verabscheuend, fühlt, daß jedem und auch ihm viel zu vergeben ist? Und wenn jedes bessere Leben ein Leben der Liebe ist, so kann demnach das Gefühl der Vergebung nicht eher ins Herz kommen, bis die Quelle der göttlichen Liebe, die uns mitgegeben ist, die harte Rinde desselben zu durchdringen angefangen hat, bis das lebendige Wasser innen strömt; und wem dann dieser Born der Liebe reichlich fließt, dem gewiß kommt auch am stärksten die frohe Ueberzeugung, daß ihm viel vergeben ist. So können wir denn auch ganz einfältig bei der zweiten Hälfte der Rede des Erlösers stehn bleiben. Wem aber wenig vergeben ist, der liebt auch wenig, ohne daß sich ängstliche Zweifel und Besorgnisse regen, als ob ein Vorzug darin liegen solle mehr gesündigt zu haben, als ob die Gnade nur in dem am stärksten heraustreten könne, in welchem die Sünde am mächtigsten gewesen ist, als ob der, welchen, während er dem Leben aus Gott fremd war, irgend etwas vielleicht auch nur etwas Aeußeres abgehalten hat, sich tief in den Schlamm der Sinnlichkeit zu versenken, nun auch, gleichsam zur Strafe dafür, nur zu einem geringeren Grade des geistigen Lebens gelangen könne, und als ob in dieser Rede ein gefährlicher Antrieb läge für verstokte und verhärtete Sünder fortzufahren im Bösen und sich ganz | ihren Lüsten und Begierden hinzugeben, indem dadurch für den Augenblik der Gnade nur eine desto tiefere Buße und Reue und eben dadurch ein höherer Grad von Dankbarkeit und Liebe vorbereitet würde. Das alles ist eitel und leer. Dem viel vergeben ist, ist nicht der der viel gesündigt hat, sondern der welcher fühlt, daß hierin überall der Unterschied unter den Menschen nicht so groß ist als wir uns thörichterweise einbilden, und daß der Eine hierin wenig Ruhm voraus hat vor dem andern, weil sie alle des Ruhms mangeln den sie bei Gott haben sollen, kurz der ist es, der in seiner Sünde die Sünde 14 zweiten Hälfte] B: andern Hälfte 15–16 bleiben. Wem ... wenig,] B: blei|ben, „Wem ... wenig,“ 19 ob der,] B: ob derjenige, 25 Sünder fortzufahren] B: Sünder in der Sünde zu beharren, wie der Apostel sich ausdrükt, damit die Gnade desto mächtiger sei, fortzufahren 34 sollen,] B: sollen; 33 dem andern] B: dem anderm 33–34 Vgl. Röm 3,23
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überhaupt, die Sünde der ganzen Welt fühlt, der nezt die Füße des Erlösers mit seinen Thränen, der gießt das duftende | Salböl der Dankbarkeit eines demüthigen Herzens über ihn aus. Wem wenig vergeben ist, das ist nicht der, welcher wenig gesündiget hat – denn wer könnte auftreten und in Wahrheit sagen, Ich bin es! – sondern der ist es, der noch zu wenig aus der Sünde macht, vielleicht ohne es zu wissen deswegen, weil er auch der Gnade Gottes in Christo nicht zuviel möchte zu verdanken haben. Der Pharisäer war ein solcher, der Christum geladen hatte, aber in der Klügelei eines kalten Herzens noch zweifelte ob er wol ein rechter Profet sei, und dem bange war, er könnte leicht dem Erlöser zuviel Ehre erweisen in seinem Hause. Alle die sind solche, die nicht mit der dankbaren Liebe des Bedürftigen, nicht mit der demüthigen Liebe des Verwerflichen zum Erlöser | kommen wollen, sondern mit der beifälligen Liebe solcher, die von ihrer eignen Vortreflichkeit aus was ihnen vortrefliches und göttliches aus ihm entgegenstrahlt, wohl anzuerkennen wissen. Die sind solche, die sich gern mit dem Erlöser verbunden bekennen zur Beglükung der Menschen, die aber nicht bekennen, daß diese Beglükung bei ihnen auch anfangen mußte mit der Errettung aus einem Zustande der Erniedrigung und Verwerfung. Denen ist wenig vergeben, und sie lieben auch wenig. Sie haben entweder überall wenig Liebe, wenig Herz und Gemüth, oder es hängt ihnen meist am irdischen. Lau ist ihre Liebe zum Erlöser. Sie halten sich an ihn, weil er einmal da ist, aber im tiefsten Grunde ihres Herzens | meinen sie, sie könnten ihn vielleicht auch entbehren. Lau ist auch ihr Antheil an seinem Werk, nicht lastet auf ihnen jede Leerheit jede Entfernung von dem großen Zwek als wirkliche Sünde; darin haben sie gut rühmen daß ihnen wenig vergeben ist! Aber mit wahrer Liebe gegen über dem Heiligen und Göttlichen, in dem Gefühl unseres nur durch ihn erkannten Berufs, unserer ihm so oft geleisteten Gelübde: wie könnten wir da anders als fühlen, daß uns viel vergeben ist, und viel immer wieder vergeben werden muß. 7 deswegen,] B: deswegen 12–17 Alle die sind ... die sich gern] B: Eben solche nun wie jener sind alle die, welche nicht mit der dankbaren Liebe des Bedürftigen, nicht mit der demüthigen Liebe des Verwerflichen zum Erlöser kommen wollen, sondern mit der wohlgefälligen Liebe eines solchen, der vermöge seiner eignen Vortreflichkeit was ihm vortrefliches und göttliches aus Christo entgegenstralt, wohl anzuerkennen weiß. Eben solche sind alle die, welche sich gern 17–18 Beglükung ... Beglükung] B: Beglükkung ... Beglükkung 25–27 Werk, nicht lastet auf ihnen jede Leerheit jede Entfernung von dem großen Zwek als wirkliche Sünde; darin] B: Werk; denn sie fühlen nicht, daß jede Erkältung des Gemüths, jede stumpfsinnige Gleichgültigkeit gegen das Gute, jede schlaffe Ermüdung in unsern gottgefälligen Bestrebungen wirkliche Sünde sei; darum 28–29 gegen über dem Heiligen und Göttlichen,] B: dem Heiligen und Göttlichen gegen über,
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II. Laßt uns aber zweitens diese Worte des Erlösers auch anwenden auf unser brüderliches Verhältniß unter einander. Wir sind dazu berechtigt, weil er selbst in unserm Text ein solches | wenn gleich sehr äußerliches und loses menschliches Verhältniß wählt, um das Verhältniß der Seinigen zu Ihm zu erläutern; wir sind noch mehr dazu berechtigt, weil Er, der allen erschienen ist um ihnen zu sagen, Deine Sünden sind dir vergeben, sich nicht scheut uns Brüder zu nennen, also auch Brüder hierin. In unserm Verhältniß zum Erlöser ist freilich dieser Zusammenhang der Vergebung und der Liebe zwiefach einseitig. Nur uns ist vergeben worden, nur Er vergiebt; wir lieben weil uns viel vergeben ist, Er liebt weil Er uns viel vergeben hat, weil | das Bewußtsein uns zu sich erhoben und mit dem Vater vereinigt zu haben, uns immerfort seiner Liebe empfielt. In unserm Verhältniß gegen die Brüder ist dieser Zusammenhang gegenseitig. Uns wird vergeben, und darum lieben wir, wir selbst vergeben auch und darum lieben wir, und eben so werden wir aus beiden Ursachen geliebt von unsern Brüdern. Ist beides reichlich, so muß auch die Liebe reichlich sein; geschieht beides wenig, so wird auch die Liebe gering sein und lau. – Ja, m. Fr. daß uns viel vergeben ist, weil wir viel geliebt haben, daß wir wenig lieben, wenn uns wenig vergeben ist, das müssen wir in allen Verhältnissen des Lebens fühlen. Seht auf die theuersten und engsten, auf die Verhältnisse gegen Gatten, Kinder, Geschwister, alle die uns Gott auf besondere Weise ans Herz gelegt und sie an unsere innigste Liebe gewiesen hat. Wer sind die, welche sich hier rühmen, daß sie wenig gesündigt haben und daß ihnen wenig vergeben | ist? Ach bedenkt das Leben wie es ist mit allen seinen abwechselnden Stimmungen, seinen kleinen Ungerechtigkeiten, seinem nie überstandenen Kampf gegen selbstsüchtige Art oder weichliche Trägheit, und ihr werdet gestehen müssen, nur denen ist wenig vergeben, die wenig lieben, die sich mit dem begnügen, was nach einem äußerlichen gesezlichen Maaßstabe kann gemessen werden. Wer aber von sich fordert was der Geist aus seiner Fülle leisten soll, was aber freilich auch nur der Geist der Liebe beurtheilen kann, wer jeden auf sich selbst gerichteten Trieb gerade so auch | auf die ausdehnt die ihm Gott gegeben 3 in unserm Text] B: in der Lehrrede unseres Textes 6 ist um] B: ist, um 9– 11 zwiefach einseitig. Nur uns ist vergeben worden, nur Er vergiebt; wir lieben weil uns viel vergeben ist, Er liebt] B: auf zwiefache Weise einseitig. Nur uns ist vergeben worden, Er hingegen vergiebt; und auch nur wir lieben, weil uns viel vergeben ist, Er hingegen liebt 13 In unserm] B: Aber in unserm 15 wir, wir] B: wir; wir 23 gelegt] B: gelegt, 24 sich hier rühmen,] B: sich in diesen Verhältnissen rühmen können, 26 Leben wie es ist] B: Leben, wie es ist, 26–27 seinen ... seinen ... seinem] B: unsern ... unsern ... unserm 28 Trägheit,] B: Trägheit: 29 gestehen] B: gestehn 33 kann,] B: kann;
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hat, wer viel liebt: o wie oft wird der auch Ursach finden, um Geduld und Nachsicht anzurufen, wie tief wird er es fühlen, daß ihm viel vergeben werden muß. Aber eben weil der innere Grund seines liebevollen Gemüthes den tiefsten Eindruk macht auf alle die mit ihm leben, weil vor diesem Grundgefühl alle Unebenheiten sich ausgleichen, alle Störungen verschwinden, eben deswegen findet er auch Geduld und Nachsicht, und wird ihm auch viel vergeben, weil er viel geliebt hat. So ist es mit allen weiteren geselligen Verhältnissen unter den Menschen. Wer sich damit begnügt niemanden im Wege zu stehn, niemand zu beleidigen, nichts zu versäumen was nach den Gesezen der guten Lebensweise gefordert werden kann, dem wird leicht wenig zu vergeben sein in seinem Sinn; aber er liebt auch wenig. Wer wirklich darauf ausgeht freundlich und belebend in das Leben der Menschen | einzuwirken, wieviel Sünden der Unterlassung, wieviel Augenblike träger Gleichgültigkeit, kalter Verschlossenheit wird sich der vorzuwerfen haben! Aber fühlen die Menschen nur wie herrschend jenes Bestreben ist, wieviel er liebt und liebend leistet, so wird ihm auch viel vergeben. Denken wir an das, was wir den Vätern, Söhnen und Dienern des Vaterlandes schuldig sind: wie gemein ist es hier daß man glaubt, nur wer offenkundige Verbrechen begangen hat, bedürfe der Vergebung; aber wie wenig wird leider auch geliebt! wie sucht jeder hinter dem Schuz der äußern | Geseze nur seinen persönlichen Vortheil. O daß die harte Rinde des Herzens zerschlagen würde, daß aus ihm an der reinen Lebensluft die Flamme der ächten vollen Liebe herausschlüge, wie würden uns die Schuppen von den Augen fallen, wie würden wir sehn, wie unendlich viel jedem muß vergeben werden! aber wie würde uns auch aus dem Gefühl eines frischen reichen Lebens der Liebe die Vergebung und Vergessenheit alles vergangenen entgegenkommen. Und in der Gemeinschaft derer, denen wir durch das Band des Glaubens und der von Christo erworbenen Vergebung angehören, wieviel mehr könnten wir thun, um dies heilige Verhältniß immer mehr zu reinigen und zu befestigen durch Lehre Unterstüzung 1 hat, wer] B: hat, kurz wer 2–3 anzurufen, ... muß.] B: anzurufen! ... muß! 6 verschwinden,] B: verschwinden: 8 So ist es mit allen weiteren geselligen] B: Und eben so verhält es sich mit allen minder genauen geselligen 11–12 kann, dem wird leicht wenig zu vergeben sein in] B: kann; es kann wol sein, daß dem wenig zu vergeben ist in 12–13 Wer wirklich] B: Wer hingegen wirklich 14–15 Augenblike] B: Augenblikke 18 vergeben. Denken] B: vergeben. – Denken 20 Verbrechen begangen] B: Verbrechen gegen dasselbe begangen 23 Vortheil.] B: Vortheil! 25 herausschlüge, wie würden uns die Schuppen von den Augen fallen,] B: herausschlügen: wie würden uns dann die Schuppen von den Augen fallen! 28–29 vergangenen entgegenkommen. Und in der Gemeinschaft derer, denen wir] B: vergangenen sogleich entgegenkommen. – Denken wir an unsere Gemeinschaft mit denen besonders, welchen wir 31 angehören,] B: angehören:
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und Beispiel, wieviel mehr um alles Gute aufzufinden und zu heben, alles Unlautere zu dämpfen und zu sichten, um durch Rath und Trost, durch Nachsicht und Langmuth die Stelle Jesu zu vertreten. Wieviel | muß uns vergeben werden! aber wie kann auch nur die Liebe, nur der rege Trieb immer mehr zu thun und zu werden die Menge der Sünden bedeken! dann aber auch wieviel vergiebt dieser Bund der Gläubigen, wie erkennt er uns an ohngeachtet unserer Schwächen, wie strömt aus ihm die Kraft des gemeinsamen Geistes und Glaubens in unser Inneres und führt uns dem Ziele der Heiligung entgegen. Und auf der andern Seite, meine Freunde, warum sollen wir als Gläubige, als solche die in Liebe und Gnade stark sind, es uns verbergen, daß auch andere zu uns und zu einem Ganzen mensch|licher Gemeinschaft sofern wir es darstellen, in demselben Verhältniß stehen wie wir selbst zu dem Ganzen der Kirche und zu Christo ihrem Haupte? Wolan denn, so laßt uns auch viel vergeben, damit wir auch aus diesem Grunde viel lieben können und viel geliebt werden! Laßt uns bedenken wie das Vergeben Christi auf die Gemüther wirkte, wie diejenigen, denen er die verschlossenen Augen öfnete, die er von schweren Gebrechen heilte, ja die er vom Tode erwekte, ihm nicht so innig so dankbar anhingen und auch von Ihm nicht so fortdauernde Liebe genossen als die zu denen er sagen konnte, Gehe hin, deine Sünden sind dir vergeben. So auch unter uns. Alle Wohlthaten und Gaben, die wir spenden können, sind minder kräftig das Band der Liebe zu befestigen als diese milde Theilnahme an dem Innern der Gemüther, als das stärkende Ertragen der Schwachen, das versöhnende Aufrich|ten und Trösten. Das war der schönste Preis des Erlösers, von dem schon die Seher des alten Bundes weissagten, Das glimmende Tocht wird er nicht auslöschen und das geknikte Rohr nicht zerbrechen. O wieviel dergleichen sehen auch wir um uns her! Laßt uns jedes zerknikte Rohr mit zarter Hand festbinden, jedes verlöschende Docht anhauchen mit dem Odem der Liebe, ob es sich von neuem belebe! damit wir auch so Ihm näher kommen und fühlen wie 1 Beispiel,] B: Beispiel! 1 heben,] B: fördern, 6 bedeken!] B: bedekken! 8 Inneres] B: Inneres, 10 Und auf] B: Eben so aber auch auf 12 andere] B: Andere 13 stehen] B: stehn, 19 vom Tode] B: vom leiblichen Tode 20–21 anhingen ... genossen] B: anhingen, ... genossen, 23 wir spenden] B: wir sonst spenden 25– 26 als das stärkende ... das versöhnende] B: als dies stärkende ... dies versöhnende 26 Trösten.] B: Trösten der reuigen Gefallenen. 28 Tocht ... auslöschen] B: Docht ... auslöschen, 31 dem Odem] B: dem Oden 27–29 Mt 12,20 mit Zitat von Jes 42,3 (Veränderung der Satzreihung)
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selig diejenigen sind, die es verdienen daß er sie Brüder nenne, damit wir mit Wahrheit rufen können: Vergieb uns wie wir vergeben. Amen.
1 nenne, damit] B: nenne, und damit 2 Vgl. Mt 6,12
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XII. Freuet euch nicht über das was ihr ausrichtet.
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Wenn wir, m. Fr. den großen Haufen der Menschen betrachten, dessen Leben noch vorzüglich dem irdischen und sinnlichen gewidmet ist: so finden wir in ihren Neigungen und Bestrebungen einen unerschöpflichen Reichthum von Mannigfaltigkeit. Nicht nur daß jeder seinen eignen Gegenstand hat, der seine Seele besonders anzieht, während andere von Anderen geliebt und gesucht, ihn gleichgültig lassen; sondern auch in der Art wie jeder seinen Gegenstand verfolgt und behandelt, herrscht dieselbe Verschiedenheit; der eine lebt mehr nur in der Gegenwart, in dem unmittelbaren Verkehr mit dem Gegenstande seiner Bestrebungen, was er schon früher an demselben gethan hat, das zieht selten seine Aufmerksamkeit auf sich, und eben so schweift er selten mit seinen Wünschen und Gedanken in die Zu|kunft hin|aus; ein anderer umgekehrt lebt nur in dieser, und was nun schon da ist wird ihm so gleichgültig als wenn es längst vergangen wäre, so wie ein dritter wieder seinen größern Schaz hat an seinen Erinnerungen, als ob dieses das einzige sichere wäre für den Menschen. Und so giebt es noch mehr Verschiedenheiten, auch die, daß der eine sein Leben mehr in seinem Innern hat, nur an dem hängt was in seiner Seele unmittelbar vorgeht, unbekümmert darum mit seiner Kraft herauszu6–8 seinen eignen Gegenstand hat, der seine Seele besonders anzieht, während andere] B: seinen bestimmten Kreis von Gegenständen hat, die seine Seele besonders anziehn, während andere, 9–10 jeder seinen Gegenstand verfolgt und behandelt, herrscht dieselbe Verschiedenheit; der] B: sein Ziel verfolgt und seinen Gegenstand behandelt, herrscht dieselbe Verschiedenheit. Der 11–13 mit dem Gegenstande seiner Bestrebungen, was er schon früher an demselben gethan hat, das zieht selten seine Aufmerksamkeit auf sich,] B: mit den Dingen an denen er hängt, wogegen was er schon früher an denselben gethan hat, selten seine Aufmerksamkeit auf sich zieht, 15–16 was nun schon da ist wird] B: was schon sichtbar ist und gegenwärtig wird 17–18 wieder seinen größern Schaz hat an seinen Erinnerungen, als ob dieses das einzige sichere wäre] B: wieder an seinen Erinnerungen seinen größten Schaz hat, als ob diese das einzige sichere wären 19 die, daß] B: die unter andern, daß 20 hängt] B: hängend 21 unbekümmert darum] B: ohne daß ihm daran gelegen wäre 2 Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis am 16. August 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Matthissons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 533–535
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treten, der andere hingegen nur im rastlosen Wirken nach außen, im Hervorbringen aus dem Schaz seines Gemüthes, im Gestalten der Welt um sich her die sein Dasein verkündige, seine Freude und Glükseligkeit findet. Näher betrachtet entdekken wir alle diese Verschiedenheiten auch unter denen, die ein geistiges Leben führen und ihr ganzes Dasein auf die Förderung des Reiches Gottes beziehen, nur mit mehr Ordnung und Mäßigung, wie es ja die Frucht des Geistes sein muß. Wir wollen alle das ganze Reich Gottes, wol wissend, daß kein Theil desselben ohne den andern bestehen kann, und sind auch so wie ein bestimmtes Bedürfniß des Augenblikes eintritt, gern bereit jeder alles zu thun, was ihm vorhanden kommt; aber eine Seite hat doch jeder nach seiner Neigung, auf die er sich besonders wirft, und das ist recht und gut, denn so hat Gott selbst den verschiedenen Geschlechtern der Menschen geistig ihren Wohnsiz be|zeichnet. Wir suchen alle auch hier schon das ewige Leben, welches in der immer gleichen Nähe | Gottes weniger leidet von dem vergänglichen Wesen; aber indem wir uns der Gnade Gottes zu erfreuen suchen, weilt doch der eine mehr in dem unmittelbaren Bewußtsein des gegenwärtigen Augenbliks, der andere ist mehr in Dankbarkeit Gott zugekehrt für die Führungen seines Lebens, so weit er sie bis jezt übersehen kann, und ein dritter rettet sich vor dem Gefühl der Unvollkommenheit, welche Vergangenheit und Gegenwart an sich tragen, in die Wünsche und Hofnungen, in die guten Vorsäze und Entschließungen für die Zukunft. Und auch das ist natürlich, wenn nur darüber das andere nicht ganz verabsäumt wird. Was aber jene vierte Verschiedenheit betrifft, daß einige ganz in ihren Empfindungen leben und andere nur im Hervorbringen von mancherlei Thaten und Werken ihre Freude finden, so ist beides, wo ein wahres Leben sein soll, so wenig zu trennen, daß jedes von beiden für sich 1 hingegen nur] B: hingegen lebt nur 2–4 Gemüthes, im Gestalten der Welt um sich her die sein Dasein verkündige, seine Freude und Glückseligkeit findet.] B: Gemüthes, und nur im Gestalten der Welt um sich her damit sie sein Dasein verkündige, findet er seine Freude und Glückseligkeit. 5 wir alle] B: wir aber alle 6 führen] B: führen, 7 beziehen,] B: beziehn, 10 bestehen kann, und sind auch so wie ein] B: bestehn kann, und sind auch, sobald ein 11 Augenblikes] B: Augenblikkes 14 Geschlechtern] B: Gemüthsarten 20 ist mehr in Dankbarkeit Gott zugekehrt] B: ist Gott mehr in Dankbarkeit zugekehrt 21 übersehen] B: übersehn 25– 26 nur darüber das andere nicht ganz verabsäumt wird. Was aber jene vierte Verschiedenheit] B: nur über dem einen nicht das andere ganz verabsäumt wird. Nur was jene zuersterwähnte Verschiedenheit 27 leben] B: leben, 28–29 finden, so ist beides, wo ein wahres Leben sein soll, so wenig zu trennen,] B: finden: so läßt sich dieses beides, wo ein wahres Leben sein soll, so wenig von einander trennen, 24 guten] so B; A: gute
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nur ein nichtiges Dasein giebt, einen leeren Müßiggang das eine, eine gehaltlose Unruhe das andere. Wir wissen recht gut, daß wir in verschlossener Empfindelei das Reich Gottes nicht nur nicht außer uns fördern, sondern auch nicht in uns erwerben; wir wissen eben sowohl, daß das Reich Gottes nicht in äußeren Geberden und auch nicht in äußeren Thaten besteht, sondern in der Kraft der Gesinnung und des Geistes, und dennoch werden auch der Frommen viele versucht sich in eines von beiden allein zu vertiefen. Oft und | viel hat man dagegen gewarnt, die Gottseligkeit nicht in bloßen Gefühlen | zu suchen, aber auch dagegen muß man warnen, daß doch keiner den Werth des Lebens und die Bürgschaft seines Werthes nur in dem suche was er, wenn auch von der Kraft des Geistes getrieben, in der Welt ausrichtet, und das sei der Gegenstand unserer heutigen Betrachtung. Text. Luk. 10, 17–20. Die Siebzig aber kamen wieder mit Freuden und sprachen, Herr es sind uns auch die Teufel unterthan in deinem Namen. Er aber sprach zu ihnen, Ich sah wol den Satanas vom Himmel fallen als einen Bliz. Sehet ich habe euch Macht gegeben zu treten auf Schlangen und Skorpionen und über alle Gewalt des Feindes, und nichts wird euch beschädigen. Doch darin freuet euch nicht daß euch die Geister unterthan sind, freuet euch aber daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.
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Es war auch ein Erfolg und zwar ein glänzender, über welchen höchlich erfreut die siebenzig Jünger zurükkamen, ein Erfolg, den sie auch richtig und bescheiden denkend nur der Kraft des Erlösers zuschrieben, wenn es ihnen gelang unglükliche Brüder von dem Elende zu befreien, welches der Gewalt böser Geister zugeschrieben wurde. Der Erlöser nennt ihnen noch mehr glükliche und | wunderbare Erfolge, die ihnen auch durch seine Kraft | nie fehlen würden, und sagt ihnen dennoch, sie sollten sich über alles, was so durch sie geschehen würde, nicht freuen, sondern nur darüber daß ihre Namen im Himmel angeschrieben wären. Wenn es nun nichts größeres giebt als einen Bruder 5 Gottes nicht in äußeren Geberden und auch] B: Gottes wie nicht in äußeren Geberden so auch 7 Geistes,] B: Geistes: 9 suchen,] B: suchen; 11 suche] B: suche, 15 Freuden] B: Freuden, 19–21 Skorpionen ... nicht ... aber] B: Skorpionen, ... nicht, ... aber, 23–24 Es war auch ein Erfolg und zwar ein glänzender, über welchen höchlich erfreut die siebenzig Jünger zurükkamen, ein Erfolg,] B: Es waren auch Thaten durch einen glänzenden Erfolg ausgezeichnet, über welche höchlich erfreut die siebenzig Jünger zurükkamen, durch einen Erfolg, 30 geschehen] B: geschehn 32 nun nichts größeres giebt als einen] B: nun eine größere That nicht geben kann, als die einen 5 Vgl. Lk 17,20
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aus der Gewalt des bösen Geistes zu erretten: so ruft wol mit diesen Worten der Herr auch uns allen noch immer zu uns nicht zu freuen über das was wir in der Welt ausrichten. Bei näherer Betrachtung muß sich uns zeigen, daß diese Forderung des Erlösers darin gegründet ist, daß erstlich die Größe dessen was wir ausrichten nicht der Maaßstab unseres Werthes ist, daß zweitens danach den Menschen zu beurtheilen mit der Liebe streitet, und daß wir drittens auch die Freude über das was wir ausrichten nicht immer festhalten können. I. Erstlich also, das was wir in der Welt gutes ausrichten, denn nur vom Guten kann ja unter uns in dieser Beziehung die Rede sein, die Größe und Beschaffenheit dieses Guten ist keinesweges auch der Maaßstab der unsern Werth bezeichnet. Dies muß unstreitig die Meinung des Erlösers gewesen sein. Denn er wird nicht gewollt haben, daß seine Jünger sich ihres Werthes nicht erfreuen sollten; aber diesen sezt er nur darin, daß ihre Namen im Himmel angeschrieben, nicht aber | darin, daß die Geister ihnen unterthan wären, und | noch weniger in irgend andern geringeren Thaten. Die meisten auch der bessern Menschen hingegen sind, wenn sie sich wie die siebzig mit einer Fülle von Kraft ausgerüstet fühlen und von den Umständen begünstigt, auch wie sie geneigt sich des Erfolges zu freuen als sei er der Zeuge ihrer Kraft und der Bürge ihres Werthes. Sie fühlen es so bestimmt, daß der Erfolg durch nichts entstanden ist als durch die Kraft welche sie daran gewendet haben, sie sehen wie jeder Theil desselben Zug für Zug ihren Bestrebungen entspricht, wie das Ganze ihren ursprünglichen Gedanken darstellt. Dabei erinnern sie sich aus früheren minder glüklichen und segensreichen Zeiten, daß wenn ihnen vieles mißlungen, sie sich immer sehr wol bei sich und andern zu entschuldigen gewußt, wie es weder an ihrem Willen noch an ihrem Geschik gelegen, wie ganz offenbar dieses und jenes unerwartet dazwischen getreten, oder wie sie von denen im Stich gelassen worden, auf welche nicht zu rechnen sie sich würden geschämt haben, und 3 das] B: das, 7 unseres Werthes ist,] B: unseres eigenen Werthes sein kann, 8 den Menschen] B: irgend einen Menschen 19 weniger in] B: weniger also in 22 auch wie sie geneigt] B: auch eben wie jene geneigt 25 Kraft ... haben, sie sehen] B: Kraft, ... haben; sie sehn 26 entspricht, wie] B: entspricht, und wie 27 sich aus] B: sich freilich aus 30–32 wie es ... wie ganz offenbar dieses ... oder wie sie] B: daß es ... sondern daß ganz offenbar bald dieses ... bald auch sie 18 wären,] A + B: wären
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dergleichen mehr. Aber das sei doch größtentheils Täuschung gewesen, und hintennach hätten sie sich doch gestehen müssen, manches wäre vorauszusehen gewesen und zu vermeiden, manches zu überwinden, wenn sie nur ihre ganze Besinnung gehabt hätten. Und so glauben sie nun, diese Meinung, daß der Mensch für den Erfolg nicht einstehn könne, und eben deshalb sich ihn auch nicht zuschreiben dürfe, sei nur ein fal|scher Trost, womit sich diejenigen einschläfern wollten, die überhaupt nicht viel vermög|ten, oder die das wohl angefangene sich durch Schwäche oder durch leidenschaftliche Verkehrtheit in der Ausführung verdürben; es stehe aber ganz anders und viel würdiger um die menschlichen Angelegenheiten, es gebe auf dem großen Gebiet der menschlichen Thätigkeit gar wenig das was man Glük nennt und Unglük, sondern wie das Unglük nichts anders sei als das Ungeschik im Gebrauch der nöthigen Mittel oder die Halbheit des ursprünglichen Entschlusses, so sei das Glük nichts anders als die Kühnheit des Geistes, die Sicherheit des Betragens, die Schärfe des Verstandes. Allein m. Fr. hier können wir wol nicht verkennen die Stimme des trozigen Herzens, so wie wir freilich zugeben daß jenes, wenn man behauptet, mancher Mensch sei zum Unglük geboren, und auch bei dem reinsten festesten Willen und der größten Klugheit und Gewandtheit mißlinge ihm alles, eben die Stimme des verzagten Herzens ist. Aber die Stimme Christi tritt warnend dazwischen, freuet euch nicht darüber, daß euch die Geister unterthan sind. Diese Stimme will uns einmal darauf aufmerksam machen, daß eben diejenigen Erfolge, die wir als die höchsten Triumphe der menschlichen Tugend und Weisheit ansehn die aus Gottes Gnade kommt, oft auch solchen zu Gebote stehen, in denen wir die Gnade 1–4 Aber das sei ... gehabt hätten.] B: Allein sie sagen, das sei doch größtentheils Täuschung gewesen, und hintennach hätten sie sich wol gestehn müssen, manches wäre vorauszusehn gewesen und zu vermeiden, manches zu überwinden oder anders zu lenken, wenn sie nur in vollkommner Besonnenheit gehandelt hätten. 8–10 die überhaupt ... Ausführung verdürben;] B: die entweder überhaupt nicht viel vermögen oder die sich auch das wohl angefangene bald durch Schwäche bald durch leidenschaftliche Verkehrtheit in der Ausführung verderben; 11 Angelegenheiten, es gebe auf] B: Angelegenheiten. Es gebe nämlich auf 13–14 Unglük, ... Mittel] B: Unglük; ... Mittel, 17–18 Allein m. Fr. hier können wir wol nicht verkennen die Stimme des trozigen Herzens, so wie wir freilich zugeben daß] B: Allein m. Fr. in diesen Gedanken können wir wol die Stimme des trozigen Herzens nicht verkennen, so wie wir freilich zugeben müssen, daß 21 Gewandtheit] B: Gewandheit 21 eben die] B: nur die 22 dazwischen, freuet] B: zwischen beide und spricht, Freuet 25–26 Triumphe der menschlichen Tugend und Weisheit ansehn die aus] B: Triumphe einer solchen menschlichen Tugend und Weisheit ansehn die auch wirklich aus 27 stehen,] B: stehn, 24 einmal] A + B: einmal
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Gottes nicht erkennen. Wir haben hievon ein Sinnbild in Erzäh|lungen aus dem Leben Jesu und seiner Jünger, die hiebei jedem einfallen müssen. Jezt freuen sich diese Jünger, daß | ihnen die Geister unterthan sind, und ein anderesmal kommen andere und klagen bei Jesu, es ginge einer umher der triebe Teufel aus in seinem Namen, aber er folge ihm doch nicht, und meine es also auch gewiß nicht ernst mit der Sache, deren Namen er gebrauche; und wie oft wird nicht sonst erzählt, als ob es eine gewöhnliche Sache wäre, daß Zeichen und Wunder auch von solchen vollbracht wären die Gott nicht gesendet hatte, die seinem Reiche nicht dienten und nicht von seinem Geist getrieben handelten. Und so ist es allgemein und immer in der Welt, und unsere eigene Erfahrung muß uns dasselbe sagen und auch so häufig als ob es nichts besonderes wäre. Ja es sind nicht nur jene glänzenden großen Thaten, welche zwar die Bewunderung der Welt erregen, an denen aber ein richtigeres und geübteres Gefühl uns bald zweifeln lehrt ob sie auch aus dem rechten Grunde eines Gott dienenden Gemüthes entsprungen sind, nicht nur diese sind es die man oft ganz fälschlich als Maaßstab für den Werth ihrer Urheber gebrauchen würde, sondern es giebt wol nichts Gutes und Schönes, was wir nemlich allerdings so nennen müssen wenn wir es nur als Werk betrachten das vor uns steht, was nicht auch von sol|chen Menschen vollbracht wird, denen wir im Sinn unseres Glaubens gar keinen eigentlichen Werth zuschreiben können. Wie oft sehen wir nicht in menschlichen Dingen im großen und kleinen dauerhafte Ordnung hergestellt aus der Zerrüttung, und es ist doch nur die welt|liche Klugheit, welche wol weiß dies sei das einzige Mittel, die unter sich feindseligen Kräfte sich selbst zu unterwerfen und zu ihren besondern Zwekken zu gebrauchen. Wie oft sehen wir auch mit eigner Gefahr das heilige Strafrecht geübt an den Verächtern göttlicher Ordnungen und menschlicher Rechte, und es ist doch nur verwerfliche Rachgier wegen selbst 9–10 wären ... dienten] B: wären, ... dienten, 12–13 sagen und auch so häufig als ob es nichts besonderes wäre. Ja es sind nicht] B: sagen, und zeigt es auch in der That so häufig, daß wir es gar nicht mehr für etwas besonderes halten dürfen. Ja nicht 16 lehrt] B: lehrt, 17 Gemüthes] B: Gemüths 19–23 würde, sondern ... können. Wie oft sehen] B: würde, weil sich Gott oft der Unwürdigen bedient um sie zu vollbringen; sondern es giebt wol nichts Gutes und Schönes, nämlich was wir allerdings so nennen müssen wenn wir es abgesehn von seinem innersten Ursprung nur äußerlich als ein Werk betrachten, das vor uns steht, es giebt nichts dergleichen, was nicht auch von solchen Menschen vollbracht würde, denen wir im christlichen Sinne des Wortes gar keinen eigentlichen Werth zuschreiben können. Wie oft sehn 26 sei] B: sey 28 sehen] B: sehn 30–1 es ist doch nur verwerfliche Rachgier wegen selbst erlittner Kränkungen oder heuchlerischer Ehrgeiz.] B: es liegt dabei doch nur heuchlerischer Ehrgeiz oder verwerfliche Rachgier zum Grunde wegen selbst erlittener Kränkungen. 4–6 Vgl. Mk 9,38; Lk 9,49
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erlittner Kränkungen oder heuchlerischer Ehrgeiz. Wieviel bleibend auf folgende Geschlechter wirkende wohlthätige Einrichtungen sehen wir entstehen, die ganz das Gepräge des stillen reinen Verdienstes an sich tragen, und es ist doch nur ein verfeinerter Eigennuz, der darin einen wenn auch nicht unmittelbaren aber wohl berechneten und dauerhaften Vortheil sucht. Wie oft sehen wir, und das ist doch fast das schwerste in menschlicher Tugend, die größten Opfer, die härtesten Entsagungen mit bewundernswerther Beharrlichkeit geübt, und es ist doch nicht die reine Liebe die dies vollbringt, sondern nur ein besonnenes Fügen in die Nothwendigkeit, ein untergeordneter Abscheu vor heftigen Mitteln, bei deren Anwendung manches achtungswerthe müßte verlezt werden. Und | wenn wir nun doch an alle diejenigen denken, von denen der Erlöser sagt daß sie an jenem Tage würden sagen können und mit Recht, Wo hätten wir dich wohl gesehn und wären dir nicht entgegengekommen mit Ehrerbietung und Dienstergebenheit? haben wir nicht Deinen Namen gepredigt auf der Straße, haben wir nicht die Teufel ausgetrieben in Deinem Namen? und er würde | ihnen doch antworten und mit noch größerem Recht, Gehet von mir ihr Uebelthäter, ich kenne euer nicht: wenn wir dies alles recht bedenken, so sollen wir freilich immer und ohne Unterschied uns freuen über alles was geschieht um menschliches Wohl zu fördern und das Reich des Bösen zu bedrängen und zu vermindern, aber daß wir gerade dies und jenes dazu gethan haben, darüber werden wir uns nicht mehr freuen, denn wir theilen dies mit vielen, mit denen wir uns doch nicht gern möchten in eine Reihe stellen. Fühlen wir aber, daß wir was wir thaten nur deshalb thun konnten und wollten, weil unsre Namen im Himmel angeschrieben sind, weil wir unter die gehören die der Vater seinem Sohn gegeben hat, darüber wollen wir uns freuen, denn das theilen wir nur mit denen, die wir gern als Brüder lieben unter allen Geschlechtern der Erde. Und so will auch zweitens die Stimme des Erlösers uns darauf aufmerksam machen, daß doch, um freilich von Glük nicht zu reden, 2–3 sehen wir entstehen,] B: sehn wir entstehn, 6 sucht. Wie oft sehen] B: sucht, oder abergläubischer Wahn, der Verbrechen und Sünde dadurch versöhnen will. Wie oft sehn 11 manches achtungswerthe] B: manches gepriesene und vielleicht auch sonst achtungswerthe 12 nun doch an] B: nun auch noch an 13 sagt] B: sagt, 14–17 Wo ... Namen?] B: „Wo ... Namen?“ 18–19 Gehet ... nicht:] B: „Gehet ... nicht“: 22 das Reich des Bösen] B: die Macht des Bösen 22 vermindern,] B: vermindern; 24–25 denn wir theilen dies mit vielen, mit denen wir uns doch nicht gern möchten in eine Reihe stellen.] B: weil wir es mit zu vielen theilen, denen wir uns doch nicht gern möchten allzunahe beigesellen lassen. 26–28 wir was wir thaten ... hat,] B: wir, was wir thaten, ... hat: 16–17 Vgl. Mt 7,22
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der Segen Gottes die Bestrebungen der Menschen nicht immer nach Maaßgabe der Reinheit ihres Willens und der | Geschiktheit ihrer Ausführung mit glüklichem Erfolge krönt, sondern daß er diesen giebt wem er will. Hierzu dürfen wir wol die Beweise in der Geschichte des Evangeliums nicht weit suchen. Mußte nicht der Erlöser seine Jünger selbst darauf vorbereiten, wenn sie gehn würden das Evangelium zu predigen, daß gar oft die Menschen sie nicht aufnehmen würden, sondern es ihnen mißlingen würde | sie zum Reich Gottes einzuladen? mußte er ihnen nicht zureden, daß sie dann nur nicht zu lange verweilen sollten, sondern den Staub von ihren Füßen schütteln und sich entfernen? freilich nicht um die Hände in den Schooß zu legen, sondern um anderwärts wieder aufs neue anzufangen. Wie brannte dem Apostel Paulus sein Herz in Liebe zu seinem Volk, ihm der so lange ein Eiferer gewesen war für das Gesez, wie brannte es ihm von jener höhern Liebe, die aber von Vielen für Haß gehalten wurde, und wie oft mußte er den Staub von seinen Füßen schütteln. Dieser Erfolg es zu sammeln unter den Fahnen des Erlösers war ihm nicht gegeben. Sollten wir deshalb weniger auf ihn halten, oder uns anmaßen zu sagen, er habe gerade das nicht zu führen gewußt, er durch den auf andern Seiten so herrliches ausgerichtet wurde? Und der Erlöser selbst, wird nicht auch von ihm gesagt, Und er konnte daselbst nicht viel Zeichen thun um ihres Unglaubens willen? Redet er nicht mit edlem Ingrimm von seinen vergeblichen Bestrebungen, wenn er das Wehe ausruft über Kapernaum und Chorazin und Beth|saida, mit heißen bittern Thränen von seinen mißlungenen Unternehmungen, wenn er weint über Jerusalem, daß er es nicht habe versammeln können unter seine Flügel, weil es einmal nicht bedenken wollte was zu seinem Frieden diente? Sehen wir ihn nicht eben so überall beschränkt durch den Widerstand, den ihm bald der böse Wille, bald die Vorurtheile der Menschen entgegensezen, und den er, | unter die Geseze der menschlichen Schwachheit gethan, nicht überall durchdringt? Und überhaupt wenn wir auf den sichtbaren Erfolg sehen: wie wenige hatte er eigentlich vor Gott zu stellen! wie viele waren hinter sich gegangen von seinen Jüngern, und unter dem kleinen Häuflein der auserwähltesten war noch ein Verräther. Ich will das Wort nicht aus3 er diesen] B: Gott diesen 16–17 schütteln. Dieser Erfolg ... Erlösers] B: schütteln! Dieser Erfolg, ... Erlösers, 19 zu führen gewußt,] B: hinauszuführen verstanden, 27 bedenken] B: denken 28 Sehen] B: Sehn 31 durchdringt?] B: besiegt? 32–33 sehen: wie wenige hatte er eigentlich] B: sehn: wie wenig hatte er eigentlich dergleichen 9–11 Vgl. Mt 10,14 Mt 23,37
21–22 Mt 13,58
22–25 Vgl. Mt 11,20–24
26–27 Vgl.
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sprechen, ob wir das auch einem Mangel an Weisheit zuschreiben wollen? Aber ohnerachtet dieses geringen Erfolges wie verließ ihn niemals das seine ganze göttliche Würde aussprechende Gefühl, daß er von oben gekommen sei mit dem Vater, und daß ihm dennoch alle Gewalt gegeben sei im Himmel und auf Erden! Und wir die wir doch die Seinigen sind, wir wollten uns so weit von ihm entfernen, daß wir unsern Werth abmessen wollten nach einem sichtbaren äußern Erfolg? Gegen die wenigen Fälle, wo dieses Gefühl, aus dem frevelhaften Uebermuth des Glükes entsprungen, unserer Eitelkeit schmeicheln kann, wie oft würden wir uns in diesem trüben Leben, in dieser Zeit der dunkelsten Wege Gottes das bitterste Unrecht dadurch zufügen! | wie müßte es fast jeden unter uns in eine dumpfe Schwermuth stürzen, durch die wir freilich nur jenen Uebermuth büßten, die uns aber Gott und Christus nicht zugedacht haben. Nein, und wenn auch kein böser Geist unter allen die noch um uns her toben unsern Beschwörungen im Namen des Erlösers wiche, und wenn wir es auch mit lauter solchen zu thun hätten, die nur durch ein | Fasten und Beten weichen, dessen Gedultprobe wir doch nicht überdauern könnten, wir wollen deshalb nicht geringer denken von der Gnade Gottes die sich reichlich an uns erweiset, wir wollen unser bescheiden Theil an jenem seligen Gefühle des Erlösers hinnehmen, indem wir immer nur darauf sehen und uns daran freuen, daß unsere Namen im Himmel geschrieben sind. Mag es denn viel oder wenig sein was wir wirklich ausrichten, wenn sich nur das Wollen immer lebendig und wohlgeordnet nach allen Seiten in uns regt! II. Zum andern gründet sich die Warnung des Erlösers darauf, daß wenn wir uns selbst nach dem schäzen was wir ausrichten, wir eben so auch unsere Nächsten schäzen müssen, und daß dies auf mancherlei Weise gegen die Liebe streitet. Ich will zunächst nur mit wenigen Worten dasjenige berühren, was uns freilich das schmerzhafteste sein muß, und was doch keiner wird ganz zu läugnen wagen, daß nemlich, wenn wir auch andere neben uns nur nach dem beurtheilen was sie ausgerichtet | haben, was durch sie und unter ihren Händen geworden ist, wir uns selten 2 Erfolges] B: Erfolges, 4 mit dem Vater, und daß ihm dennoch] B: von dem Vater, und daß ihm daher dennoch 5 Und wir] B: Und wir, 7 äußern] B: äußeren 9 Glükes] B: Glükkes 16–23 wiche, ... könnten, ... erweiset, ... sehen ... sein] B: wiche; ... könnten: ... erweiset; ... sehn ... sein, 31 und was doch] B: was aber doch 32 nemlich, wenn wir auch andere] B: nämlich, wenn wir Andere 4–5 Vgl. Mt 28,18
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jene reine Freude zu bewahren vermögen an dem was wohlthätiges und förderndes in menschlichen Dingen geschieht; sondern indem wir was geschieht als das Werk eines andern ansehn und dieses wiederum als den Maaßstab seines Werthes, so wird unsere Theilnahme an allem, am meisten aber an dem ausgezeichnetsten und | höchsten, durch Neid vergiftet. Diese Behauptung so allgemein ausgesprochen kann scheinen aus einer dürftigen und gehässigen Ansicht der menschlichen Natur zu fließen, und nur gemacht zu sein die besseren Menschen innig zu quälen und zu kränken. Aber leugnet sie immer, euer eignes Herz und Gewissen werden euch bald genug darum strafen. Man sagt zwar der Neid wohne nur in kleinen Seelen; aber man sagt auch die Selbstsucht sei das menschliche Verderben, und was ist der Neid anders als der Ausbruch derselben in Beziehung auf das, was wir wünschenswürdiges an unserm Nächsten finden; und wenn ihr gesteht, daß auch die besten Menschen jenes Verderben unter irgend einer geheimen vielleicht den meisten unkenntlichen Gestalt bei sich beherbergen, so müßt ihr auch gestehn, daß der Neid in ihnen wohnt. Jene alte Urkunde vom ersten Anfang der menschlichen Dinge stellt uns vor, als ob der Mensch ursprünglich zur Sünde verführt worden wäre durch die Vorstellung, Gott sei neidisch. Zeigt das nicht wie tief der Neid in der menschlichen Seele liegt? Und wenn | wir auf die weisen Männer der alten Zeiten sehen, war dies nicht der Saz, den sie aller leeren Pein und Qual, allem finstern Aberglauben entgegenstellten, aber mit dem sie auch bei den wenigsten Menschen durchdrangen, daß in den höheren Wesen kein Neid wohnen könne? Wenn nun die Menschen dies so mühsam und schwer glaubten, müssen sie nicht den Neid für das natürlichste und einfachste gehalten haben? Aber freilich | wenn die höheren Wesen frei vom Neide sind, so müssen auch die besseren Menschen, je näher sie jenen stehn, desto reiner von dieser Beflekkung sein. Allerdings nur müssen sie sich vor jedem Irrthum hüten, der den ausgeblichenen Flek wieder auffrischt, und ein solcher wäre jener. Denn so lange noch nicht alle Selbstsucht verbannt ist, werden wir auch nicht vom Neide frei sein, so lange wir glauben, 1 jene reine] B: eine recht reine 3 andern] B: Andern 5 höchsten,] B: herrlichsten, 9 innig] B: innerlich 9 leugnet] B: läugnet 11–14 zwar ... Seelen; ... auch ... finden;] B: zwar, ... Seelen: ... auch, ... finden? 18–19 uns vor, als ob] B: uns den Anfang der Sünde auf eine solche Weise dar, als ob 22 sehen,] B: sehn, 30 sein. Allerdings] B: bleiben. Allerdings; 33–2 frei sein, so lange wir glauben, daß dasjenige, was uns am meisten wünschenswerth ist, nur in einem bestimmten Maaße vorhanden und so für] B: frei bleiben, überall wo wir von der Voraussezung ausgehn müssen, daß von dem was uns in dem Umfange der menschlichen Natur und in dem ganzen Gebiet des menschlichen Lebens am meisten wünschenswerth ist, nur ein bestimmtes Maaß vorhanden und für 20 Vgl. Gen 3,5.22
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daß dasjenige, was uns am meisten wünschenswerth ist, nur in einem bestimmten Maaße vorhanden und so für unsere und anderer gemeinsame Bestrebungen ausgesezt ist. Darum ist unter den sinnlichen Menschen derjenige am meisten neidisch, der auf den Erwerb der äußern Güter des Reichthums und der Ehre gesteuert ist, denn davon ist in dem bestimmten Umkreis seines Lebens und Wirkens auch nur ein bestimmtes Maaß vorhanden, und was ein anderer schon besizt, das kann er nicht mehr in Anspruch nehmen. Und am wenigsten neidisch ist unter jenen derjenige, der in fröhlichem Leicht|sinn nur dem augenbliklichen Genuß lebt, denn er glaubt die Quelle seines Glüks in seinem eignen Herzen zu haben, an der ihm also kein anderer Eintrag thun könne. Und wenn der geistige Mensch dieses daß er etwas vollbringe und ausrichte nicht als die natürliche Folge seiner Kraft und Gesinnung ansieht, sondern wenn er ganz darauf allein gerichtet ist, ist nicht auch dazu in jedem Kreise und auf jeder Lebensbahn nur ein Bestimmtes an Gelegenheit und Mitteln, und was davon ein anderer schon | besizt, kann er selbst sich nicht mehr aneignen? er leidet also durch das was der Andere hat, und es sollte ihn kein Neid und keine Mißgunst beschleichen? Nur darin ist Befreiung, wenn wir wissen, daß der wahre Werth eines jeden nur in seinem Inneren ist. Dann ist aber auch unvermeidlich, daß wir bei jener andern Art der Beurtheilung Andern immer Unrecht thun; nicht etwa nur denen die wir überhaupt zu wenig achten, weil sie in einem stillen verborgenen Leben nicht Gelegenheit gehabt viel in die Augen fallendes auszurichten, sondern auch den Andern; denn haben wir nicht immer ein unangenehmes Gefühl des Unrechts, sowol wenn wir um etwas gepriesen werden über unser Verdienst, als wenn wir übersehen werden, wenn das Beste in uns nicht geachtet und Gott nicht gepriesen wird um das, wodurch er sich in uns verherrlichet? Und das muß auf diese Art jedem unsrer Brüder | von uns begegnen. Wenn sie doch wissen 5 Güter] B: Güter, 11 anderer] B: Anderer 12–13 Und wenn der geistige Mensch dieses daß er etwas vollbringe und ausrichte] B: Wenn nun auch der geistige Mensch dieses, daß er etwas vollbringt und ausrichtet, 14 ist,] B: ist: 16–17 Bestimmtes an Gelegenheit und Mitteln, und was davon ein anderer schon besizt, kann er selbst sich nicht mehr aneignen?] B: bestimmtes an Gelegenheit und Mitteln vorhanden, so daß was davon ein anderer schon besizt, er selbst sich nicht mehr aneignen kann? 19 Befreiung,] B: Befreiung von diesem Uebel, 21 auch unvermeidlich,] B: auch zweitens unvermeidlich, 22–25 Unrecht thun; nicht etwa nur denen die wir überhaupt ... auszurichten, sondern auch den Andern; denn haben wir nicht] B: Unrecht thun. Nicht etwa nur dadurch daß wir Manche überhaupt ... auszurichten; sondern auch auf andere Weise und Anderen. Denn haben wir selbst nicht 27 als wenn wir übersehen] B: als auch wenn wir übersehn 29–30 auf diese Art] B: bei dieser falschen Beurtheilungsweise 30–4 Wenn sie doch ... Umstände geworden ist] B: Denn wenn sie doch wissen und fühlen, wie wenig die Werke, um die wir sie preisen, rein und vollkommen ein Ausdruk ihrer Kraft und Tugend sind, wie vieles davon der Antheil anderer gewesen ist, wie ihnen durch besondere Umstände manches leicht geworden ist,
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und fühlen wie wenig die Werke, um die wir sie preisen, rein und vollkommen ihrer Kraft entsprechen, wie vieles davon der Antheil anderer gewesen ist, wie leicht ihnen manches durch besondere Umstände geworden ist was schwer und groß erscheint: so können sie doch nicht anders als beschämt und verlegen unser Lob hinnehmen. Und wenn wir denn über diesem zweideutigen Aeußeren die innere Ausschmükung des göttlichen Tempels übersehen, wenn die unausgesezten aber wenig Frucht bringenden Bestrebungen, in denen sich die Kraft der Seele am ordnungsmäßigsten offenbart, gar | nicht in Anschlag gebracht werden, muß nicht diese ungerechte Schäzung sie kränken, wie sehr sie auch sonst mit Lob mögen überhäuft worden sein? Doch diese können wenigstens eins aufheben mit dem andern und über das zu wenig sich trösten mit dem zu viel, die aber bleiben ganz dahinten, denen nicht vergönnt ist etwas auszurichten, was in diese Weise der Beurtheilung fällt, und die doch in verborgener und redlicher Gottseligkeit eben so groß sein können. Wie sehr wir aber von der göttlichen Weise abweichen bei dieser Schäzung, das sieht wol jeder. Worüber ist Freude im Himmel mehr als über viele Gerechte ohne Rüksicht darauf wieviel trefliche Werke sie mögen vollbracht haben? über den Sünder der Buße thut. Das ist das größte, das ehrwürdigste, die Umkehr des Menschen, dasjenige worin noch gar keine äußere That, auch nicht der Anfang einer solchen ist, das ist es gerade worauf sich alle Achtung gründet, das innerlichste, worin aber freilich die lebendige Möglichkeit liegt zu allem schönen und herrlichen, dessen der Mensch fähig ist. In diesem Augenblik hat der Mensch noch nichts gethan, kein böser Geist ist ihm noch unterthänig, nicht einmal der in seiner eignen Brust, sondern der Kampf mit ihm geht erst an, aber sein Name ist im Himmel geschrieben, und das ist sein wahrer Werth, der sich hernach in seinem ganzen Leben ausdrüken muß. Stel7 Ausschmükung ... übersehen,] B: Ausschmükkung ... übersehn, 12 andern] B: andern, 13–14 die aber bleiben ganz dahinten,] B: jene aber werden ganz von uns um das ihrige verbürgt, 16 können.] In B folgt ein Absatz. 18 jeder. Worüber ist Freude] B: jeder am besten, wenn er sich nur fragt, Worüber ist doch Freude 20– 23 haben? über den ... das innerlichste, worin] B: haben? Nicht über den Sünder der Buße thut? Ja so ist es, das größte und ehrwürdigste bleibt immer dasjenige worin noch gar keine äußere That, auch nicht | der Anfang einer solchen ist; die Umkehr des Menschen ist es gerade, worauf sich alle Achtung gründet, dieses innerlichste von allem, worin 27 an,] B: an; 29–1 Werth, der sich hernach in seinem ganzen Leben ausdrüken muß. Stellen wir uns auf] B: Werth, zu welchem durch alles, was er hernach in seinem ganzen Leben ausrichten mag, eigentlich nichts hinzukommen kann. – Stellen wir uns nun auf 37 allem] OD von B: allen 18 Vgl. Lk 15,7
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len wir uns auf diesen Standpunkt, so werden wir auch leicht sehen wie wir durch eine solche Schäzung auch im Allgemeinen Unrecht thun. Denn | betrachten wir die Werke, die aus der Gesinnung eines gottergebenen Gemüths hervorgehen, so sind einige auf den Kampf gegen das Böse gerichtet, sie sind Siege über die Ungerechtigkeit, Ketten für das wilde und unbändige Wesen der Menschen, hülfreiche Anstalten für die Unwissenheit und Thorheit. So die Werke aller derer, welche die geselligen Einrichtungen in gesezliche Gestalt gebracht oder diese verbessert und erneuert haben. Wenn nun je länger je mehr die Zeit kommt, wo die sittliche Welt von allem ungeheuren wird gereinigt sein, sollen dann die treuen, ihrer innern Kraft und Gesinnung nach schöpferischen Diener Gottes weniger geachtet werden, wenn sie nicht mehr Helden dieser Art sein können? Andere Werke haben keine unmittelbare Beziehung auf die menschlichen Ue|bel, sondern sind der reine Ausdruk des einem jeden einwohnenden Guten und Schönen, und diese freilich bleiben immer. Aber der reine Ausdruk des göttlichen Geistes im Menschen sind doch nicht die Werke, die er in Holz Stein und Erz arbeitet, oder in andern todten Stoff, oder mit Dinte auf Papier schreibt, sondern auch die welche aus seinem ganzen Leben hervorgehn und seinen Einfluß auf anderer Menschen, vieler oder weniger, Gedanken und Empfindungen, Sitten und Handlungen bezeichnen, die er also in einen lebendigen und beweglichen Stoff hineinarbeitet, der ihm nicht kalt und leidend gegenübersteht, sondern ihm liebevoll entgegenkommen oder sich ihm feindlich widersezen kann. Und das soll nun seinen des Urhe|bers Werth erhöhn, ob er von den ihn umgebenden das eine erfährt oder das andere, da er doch selbst in beiden Fällen derselbe bleibt? Und warum endlich diese Schäzung so sehr gegen die Liebe ist, welche ja überall Gemeinschaft sucht und bildet, das ist dieses. Indem sie die That und das Werk des Menschen als sein eignes ansieht, da doch jedes Werk wesentlich ein gemeinsames ist, und nur ausdrükt wie sein Urheber zu der ganzen menschlichen Welt, die ihn unmittelbar umgiebt, gestellt ist, wieviel er von ihr begünstigt wird oder gehin1–2 sehen wie wir durch eine solche Schäzung] B: sehn wie wir durch jene unrichtige Schäzung 4–5 hervorgehen, so sind einige auf den Kampf gegen das Böse gerichtet,] B: hervorgehn: so sind einige davon dem Kampf gegen das Böse angehörig; 8 gebracht] B: gebracht, 11 sein,] B: sein: 16 diese freilich bleiben immer.] B: diese hervorzubringen bleibt uns immer aufgegeben. 17 nicht die Werke,] B: nicht allein solche Werke, 24 ihm liebevoll entgegenkommen oder sich ihm feindlich] B: ihm entweder liebevoll entgegenkommen oder sich ihm auch feindlich 27 da er doch selbst] B: da doch er selbst 21 Empfindungen,] so B; A: Empfindungen
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dert: so stört sie die schönste und wichtigste Gemeinschaft der Menschen. Wie viele arbeiten nicht an jedem Werk und jedem Geschäft, keiner kann sich das Ganze zuschreiben und keiner kann auch seinen Theil abson|dern! und an wie vielem arbeitet nicht jeder, und kann auch von seinen Beschäftigungen keine absondern, sondern wie jede gelingt oder mißlingt, das hat seinen bestimmten Einfluß auf alle übrigen. So hängt jeder an allen und hängt von allen ab, und alle in gewissen Kreisen von jedem. Und dieses Gefühl des beständigen Zusammenseins und Ineinanderwirkens ist es, wodurch sich die Menschen in großen Familien und zulezt als Eine darstellen; dies ist das wahre und ursprüngliche Wesen der brüderlichen Liebe. Denn wie in einer Familie eigentlich kein Glied ein Eigenthum für sich hat, sondern alles gemeinschaftlich ist: so hat auch in solchen wenn auch noch so weit ausgedehnten Kreisen keiner ein ganz abgeschlossenes Handeln und | Wirken für sich, sondern alles ist gemeinschaftlich. Und wie die geschwisterliche Liebe immer etwas zu leiden pflegt, wenn die Geschwister wirklich ihr Schiksal trennen und jeder sein eignes Leben beginnt: so muß auch die brüderliche Liebe der Menschen leiden, wenn jenes Gefühl verloren geht und wir uns wenn gleich fälschlich einbilden, jeder habe so sein eignes Wirken für sich, daß man an dem was er ausrichtet, seinen Werth erkennen könne. Nicht daß nicht jeder seinen eignen Werth für sich hätte, und daß nicht dieser Einfluß hätte auch auf seine Werke; darum bringen wir ja soviel Fürbitte dar vor Gott für diejenigen, deren inneres Wesen vermöge ihrer Lage sehr viel Einfluß hat auf das Wirken Anderer, darum soviel Dank, wenn diejenigen, an deren Wirken viele andere Antheil nehmen müssen, ihren Sinn | auf das Wahre und Gute gerichtet haben, und soviel bittere Sorge und Trübsal, wenn das Gegentheil. Nur an des Einzelnen Wirken und Erfolg kann man seinen Werth nicht messen, weil alle Fehler und alle Tugenden so vieler Andern mit daran gearbeitet haben. Das laßt uns erkennen und an diesem Grunde der Liebe festhalten, den Werth des Menschen aber mehr in seinem Innern suchen, darin daß sein Namen im Himmel geschrieben ist. 3 zuschreiben] B: zuschreiben, 13 solchen] B: solchen, 14 Kreisen] B: Kreisen menschlichen Wirkens 19 geht] B: geht, 22–23 dieser Einfluß hätte auch auf seine Werke; darum bringen wir ja soviel] B: dieser auch Einfluß hätte auf seine Werke; vielmehr bringen wir ja eben darum soviel 25 Anderer,] B: Anderer; 27–28 und soviel bittere Sorge und Trübsal, wenn das Gegentheil.] B: und darum haben wir soviel bittere Sorge und Trübsal, wenn wir von dem allen das Gegentheil wahrnehmen. 30 Andern] B: andern 31 festhalten,] B: festhalten; 32 suchen, darin] B: suchen, das heißt darin, 23 darum] A: Darum
32 Namen] vgl. Adelung: Wörterbuch 3,722
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III. Endlich sollen wol die Worte unsers Erlösers uns auch das zu Gemüthe führen, daß die Freude über das was wir ausrichten eine Freude ist, die wir nicht festhalten können. Wir | glauben das gar oft nicht nur in dem ersten Gefühl der Freude, in dem sich alles auch das kleinste und vergänglichste erhöht und verschönt, sondern immer. Was kann sicherer sein, denken wir, als die Freude des Menschen an seinen Werken, die demüthige Freude die den Beistand der göttlichen Gnade nicht vergißt an guten Werken, die wenn auch nicht alle unmittelbar durch ihr Fortbestehen doch in ihren wohlthätigen Folgen uns durch das Leben begleiten und uns überdauern. Welchen kräftigeren Trost denken wir uns für die schon der Nacht gleichen Lebensjahre, in denen wir nicht mehr wirken können, als die mancherlei Zeugnisse und Denkmale, die jeder um sich | her aufgestellt hat von seiner treuen und frischen Wirksamkeit, so lange der Tag seines Lebens noch in frischem Glanze stand. Das Andenken des Gerechten bleibt ein Segen und seine Werke folgen ihm nach. Aber laßt doch die oft wiederholten bittern Erfahrungen auch der edelsten und verdienstvollsten Menschen, laßt doch, was wir selbst schon oft müssen erlebt haben, uns warnen, daß wir nicht zu sehr an dem uns freuen was wir ausgerichtet haben. Es wäre gewiß unnatürlich zu verlangen, daß es uns ganz gleichgültig sein solle, ob uns was wir in bester Ueberzeugung und freudigem Muth unternommen haben, mißlingt oder gelingt; mit der ächt menschlichen Art das Leben zu führen ließe sich das nicht vereinigen; aber doch daß wir immer viel mehr auf die Eine sichre und bleibende Freude sehen daran, daß unsre Namen im Himmel geschrieben sind. | Denn je mehr wir unsere ganze Lust und Freude an unsere Werke sezen, um desto mehr müssen wir auch von den Schiksalen, die sie leiden, ergriffen werden, und wie vieles giebt es da nicht was unsern Lohn untergraben und unsern innern Frieden erschüttern muß! Es ist nicht nur das, daß auch unsre Werke auch die wohlgerathensten und wichtigsten im Strom der Zeit verschwinden mit allem anderen, daß indem alles in der Welt wechselt, auch eine 3–4 das gar oft] B: zwar oft 5–6 sondern immer.] B: sondern auch hernach noch, daß wir ja wol dieses gewiß vermögen. 7–8 die demüthige Freude die den Beistand der göttlichen Gnade nicht vergißt an guten] B: wenn sie nur jene fromme und demüthige Freude ist die den Beistand nicht vergessen will, welchen die Gnade Gottes uns leistet bei allen guten 18–19 oft müssen] B: oft ähnliches müssen 21 uns was] B: uns, was 25 sehen daran,] B: sehn, die Freude daran, 28 werden,] B: werden; 30–31 nur das, daß auch unsre Werke auch die wohlgerathensten und wichtigtsen im] B: dieses, daß auch unsre Werke, die wohlgerathensten und wichtigsten nicht ausgenommen im 15–16 Spr 10,7
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Zeit kommt, in welcher die allgemeine Handlungsweise der Menschen, die Art mit den Gegenständen unsers Berufs umzugehen, sich so geändert haben, daß man auch an unsern Werken und Thaten, | wenn man sich ihrer erinnert, mehr das von dem gegenwärtigen Gebrauch abweichende und nach demselben verwerfliche sieht als das was ihm ehemals unsern und der Welt gerechten Beifall erwarb, ja daß vielleicht eine Zeit kommt, wo wir mit unserer Erinnerung an dieselben ganz allein stehn, indem die andern Zeugen verschwunden sind und die Welt sie vergessen hat, und wo dieses drükende und peinliche Gefühl der Vergessenheit die Freude so verbittert und schwächt, daß sie nicht mehr dieselbe sein kann: dies alles sage ich ist es nicht allein, denn dieses ist das ganz allgemeine Loos der menschlichen Dinge, und wie von unsern Kindern so auch von unsern Thaten und Werken, auch den liebsten und gelungensten, müssen wir ja wissen daß sie sterblich gezeugt und geboren sind. Aber m. Fr. wann wissen wir denn ob uns ein Werk gelungen ist? und | wie sehr straft sich nicht hernach die voreilige auf den Erfolg gerichtete Freude! Auch wenn die Geister uns unterthan gewesen sind, auch wenn der böse Geist durch unsre Kraft und Tugend aus einem Menschen oder einer Gesellschaft von Menschen oder einem Gebiet des menschlichen Lebens vertrieben ist, wenn wir gewiß glauben Heil und Rettung verbreitet zu haben: sind wir sicher ob nun die Geretteten auch wirklich dem nachfolgen, von dem alle Kraft gegen das Böse ausgeht, ob sie nicht vielmehr die öde gewordene und von keinem besseren Geist in Besiz genommene Wohnung umkehren und schmüken, damit der böse Geist mit sieben andern oder diese | an seiner Stelle einziehn und sich wol sein lassen? Ist es nicht so mit allen Wohlthaten die wir den Menschen erweisen, indem wir wohlthätig auf ihr Herz wirken, indem wir Licht in ihrem Verstand anzünden, indem wir sie von ihren Vorurtheilen zu befreien, indem wir den nachtheiligen Einfluß veralteter übler Gewohnheiten aufzuheben suchen? Wenn gleich das was der Einzelne am Einzelnen that als Vater Mutter Lehrer Freund oft sicherer ist, 2 umzugehen,] B: umzugehn, 5 sieht] B: sieht, 9 sind] B: sind, 9 drükende] B: drükkende 12 allein,] B: allein; 14–15 wissen daß] B: wissen, daß 18– 19 der böse Geist] B: ein böser Geist 21 wenn wir] B: so daß wir 22 sicher] B: sicher, 22–23 wirklich dem nachfolgen,] B: wirklich sich an den halten werden, 23 ausgeht, ob] B: ausgeht, oder ob 25 Wohnung umkehren und schmüken, damit der] B: Wohnung nur säubern und schmükken, damit derselbe 26 wol] B: wohl 28 wohlthätig] B: beruhigend 31–32 Wenn gleich das was der Einzelne am Einzelnen that als Vater Mutter Lehrer Freund oft sicherer ist,] B: Und wenn auch das was der Einzelne als Vater Mutter Lehrer Freund am Einzelnen thut oft sicherer ist: 23–27 Vgl. Mt 12,43–45
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wieviel traurige Beispiele auch dieser Art kommen uns nicht dennoch überall entgegen? und wenn wir ahnden könnten, wo jenem der jezt in den süßesten Hofnungen von der Zukunft, in der frischen Freude über sein gelungenes Bemühen schwelgt, dennoch das Loos beschieden ist ein unglüklicher Vater zu sein: wie wohlthätig würde es nicht sein, wenn wir ihm wirksam warnend zurufen könnten, | freue dich nicht daß dir die Geister unterthan sind, freue dich nur daß dein Name im Himmel angeschrieben ist! Und noch viel mehr ist es so bei allen Wirkungen, die schon ursprünglich mehr ins Große also ins Unbestimmte gehen! Wie oft wird nicht die den Menschen mit großer Anstrengung errungene Freiheit des Geistes ihrer vielen ein Fallstrik und ein Vorwand zur Sünde! wie oft ist die heldenmüthigste Befreiung von drükenden Banden verkehrt worden in die frevelhafteste Zügellosigkeit; und wie mancher hat schon bei solchen Schiksalen traurig und schier verzweifelnd vor dem Werk gestanden, dessen er sich mit dem meisten Stolz gefreut, und wenn sich das Beste in Böses | verkehrte, keinen andern Trost gewußt als für die Welt diesen, daß dagegen auch Gott vieles, was die Menschen böse gemeint, in gutes verkehrt, und für sich ist ihm keine Freude übrig geblieben, als daß er nichts anders gewollt als seines Herrn Dienst und Werk treulich fördern, das heißt daß sein Name im Himmel angeschrieben ist. Und wieviel anderes giebt es nicht was die Freude auch an den besten Werken, an den größten Beweisen der Kraft auf das bitterste stört, wenn wir sehen daß die Menschen ganz beim Aeußern stehen bleibend das Innere derselben nicht verstehen noch zu schäzen wissen, daß sie es in der Verkehrtheit ihres Sinnes dem schlechtesten gleich stellen, und daß wir dasjenige was wir am meisten wünschen, nemlich durch unsere Werke und Thaten | sie zur Anerkennung des göttlichen aufzuregen, doch nicht erreichen. Kam je der Erlöser selbst zur rechten bleibenden Freude über seine Werke? Mußte er nicht, als er einen geliebten Freund ins Leben zurükgerufen hatte, im Geist ergrimmen über die Ausdrüke der schnöden Neugierde, des erstaunten Unglaubens, über die Albernheit der Menge die sich als Tröster und Tröste2 und wenn wir ahnden könnten, wo jenem der] B: Ja wenn wir ahnen könnten, wo irgend einem der 5 Vater zu sein:] B: Vater oder Lehrer zu sein: 10 gehen!] B: gehn! 13 drükenden] B: drükkenden 17 gewußt] B: gewußt, 18–19 und für sich ist ihm keine Freude übrig geblieben, als daß] B: für sich aber ist ihm keine Freude übrig geblieben, als das Bewußtsein daß 24–25 sehen ... stehen bleibend das Innere ... verstehen] B: sehn ... stehn bleibend das innere ... verstehn 27 nemlich] B: nämlich 29 Kam je der Erlöser selbst zur] B: Kam der Erlöser selbst je zur 32 Ausdrüke] B: Ausdrükke 17–18 Vgl. Gen 50,20
30–2 Vgl. Joh 11,1–45, besonders 37–38
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rinnen versammelt hatte, und weder die göttliche Kraft seines Geistes noch das menschliche Gefühl seines Herzens zu fassen vermochte? mußte er nicht die Stadt, in welcher er erzogen war und zu der gewiß auch er jene besondre Zuneigung fühlte, mit der fast alle Menschen dem Schauplaz ihrer Kindheit zugethan sind, mußte er sie nicht verlassen, weil er um ihres Un|glaubens willen, da sie doch vor allen hätte glauben und sich zu ihm bekennen sollen, nichts bleibendes und festes zu wirken vermochte? Mußte er nicht, nachdem er Tausende gespeiset hatte, entfliehen, weil sie verstokten Sinnes anstatt in das Verhältniß geistiger Gastfreundschaft mit ihm zu treten, das er ihnen darbot, ihn zum irdischen Könige machen wollten? Mußte er nicht immer wieder schelten die verkehrte Art, die troz allem was er that und ausrichtete vor ihren Augen, noch immer ein Zeichen begehrte, wie es ihr nicht konnte gegeben werden? Und geschieht nicht alles dieses nemliche eben so immer noch? Muß nicht jeder edelste und beste von That im Geist ergrimmen über die flache Bewunderung der leeren müßigen Neugierde? Wissen sie nicht noch immer alles | was geistig gemeint ist, in das allergemeinste irdische herabzuziehen? Und sind sie nicht noch immer auf das allerunverantwortlichste blind gegen das, was sie allein retten und ihnen Heil bringen kann, und wollen, wie sehr es sich ihnen auch bewähre durch Wort und That, Gott versuchen, indem sie in einer so sehr gezeichneten Zeit noch Zeichen verlangen wie er sie selten thut! Wie muß das alles unsere Freude von dem äußeren auf das innere zurükbringen, auf das freudige Bewußtsein, welches auch im Erlöser die Quelle seines unerschütterlichen Seelenfriedens war, auf das Bewußtsein der Gemeinschaft mit Gott, und daß unsere Namen im Himmel angeschrieben sind! – Und wie erging es von jeher seinen Jüngern? Petrus mußte sich wol seines Werkes freuen, wenn nach seinem | Unterricht und seiner Ermahnung unter seinem Gebet der Geist Gottes sich in den Gemüthern regte und in begeisterter Rede offenbarte: aber wenn ein Simon der Zauberer begehrte für Geld diese hohe Kunst zu lernen, als wäre sie eine von seinen erlogenen Blendwerkskünsten, mußte da nicht Petrus eben so wie er ergrimmt war, auch 9 entfliehen,] B: entfliehn, 14 nemliche] B: nämliche 18 herabzuziehen?] B: hinabzuziehn? 22 verlangen] B: verlangen, 24 zurükbringen,] B: zurüklenken, 27–28 seinen Jüngern?] B: den Jüngern des Herrn? 30 regte] B: regte, 32– 33 Blendwerkskünsten,] B: Blendwerkskünsten; 2 vermochte] so B; A: vermochten 3–8 Vgl. Mk 6,1–6 33 Vgl. Apg 8,9–24
8–11 Vgl. Joh 6,1–15
11–14 Vgl. Mk 8,11–12
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traurig sein und sich gedämpft fühlen in seiner Freude, wenn es doch kein untrügliches Kennzeichen giebt, woran das Gute, auch wenn es aus der reinsten Quelle kommt, von dem schlechten und verwerflichen kann unterschieden werden? Wenn Paulus auf Cypern den falschen Profeten, der auch zauberte und dem Evangelio widerstand, freilich strafte daß auch seine äußere Blindheit der Blindheit seines | Geistes glich, mußte er nicht dennoch in der Freude an seinem ganzen Erfolg sehr gestört gewesen sein, wenn der falsche Profet, eben weil er sich in seiner eingebildeten Weisheit auch stark fühlte, weil er durch falsche Künste ähnliche Erscheinungen hervorbrachte, sich ihm als seines gleichen gegenüber gestellt hatte? wenn seine Gegner ohnerachtet seiner großen Thaten noch bezweifeln konnten, ob er auch ein Apostel sei, und er sich aus Liebe zu denen, welchen die Zuversicht zu ihm und die Anhänglichkeit an ihn so nöthig war, damit diese nicht irre geführt würden, genöthigt sah sich selbst zu rühmen? mußte es nicht die Freude an seinen Thaten dämpfen, daß auch das große und so ausdrüklich von Gott gesegnete nicht laut genug für sich sprach, um alle leeren Einwendungen vergeblich zu machen? Und erfahren wir nicht | alle auf mancherlei Weise dasselbe? Verwechseln nicht die Kinder der Welt noch immer das, was aus der reinsten Quelle des Lichts hervorgegangen ist, mit den Werken der Finsterniß? suchen und ersinnen zu den Gott wohlgefälligsten Handlungen verkehrte Bewegungsgründe und niedrige Absichten? Ist nicht das ganze Leben voll tausendfältiger Kränkungen dieser Art, die jedem ein Pfahl im Fleisch sind? Und vermögen wir also etwas besseres zu thun, als daß wir uns immer an das Eine halten, daß unsere Namen im Himmel geschrieben sind, daß wir uns, wie es denn hierin erlaubt ist auch das kleine mit dem großen zu vergleichen, dabei beruhigen, womit der Herr jenen gro|ßen Apostel beruhigte, laß dir an meiner Gnade genügen! So m. F. werden wir auf alle Weise mit unserer Werthschäzung und unserer Freude von dem Aeußern auf das Innere, als welches allein eigentlich das unsrige ist, zurükgeführt. Lassen wir uns das gesagt sein, so werden wir denn auch um so mehr alle unsere guten nach außen gerichteten Bestrebungen, wie sie aus dem Schaze unseres Herzens hervorgehn, Gott als ein reines Opfer darbringen, Ihm dem alleinweisen den Ausgang anheimstellend, ohne bei einem Mißlingen, 7 mußte er] B: muß er 8 wenn der falsche Profet,] B: wenn doch ein falscher Profet, 11 gestellt hatte?] B: stellen konnte? 12 bezweifeln] B: zweifeln 21–22 ersinnen zu] B: ersinnen sie nicht noch immer zu 30 m. F.] B: m. Fr. 4–7 Vgl. Apg 13,4–12 12,9
15 Vgl. 2Kor 11,16–12,12
24–25 Vgl. 2Kor 12,7
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das vielleicht in seinen verborgenen Wegen liegt, durch ein falsches Gefühl gestört zu werden, als ob dies ein Zeichen wäre, daß Er unsern Werth geringer anschlüge. So werden wir uns aber alles Guten was wirklich gelingt um so reiner freuen können, wenn wir mit keiner Art von persön|licher Theilnahme fragen von wem es ausgegangen ist, sondern jedes als das gemeinsame Werk so wie als das gemeinsame Gut sehr vieler ansehen. Dies ist die Zuversicht und die Ruhe, die zwar immer allen Menschen vornemlich aber denen Noth thut, die in der gegenwärtigen Zeit leben, und darin was sie für gut und recht halten, zu fördern suchen. Mögen sie es damit, freilich ohne Falschheit und Feigherzigkeit, aber auch ohne Ungeduld und Murren gehen lassen wie Gott will, und sich an dem Einen über alles erfreuen, daß ihre Namen in dem Himmel angeschrieben sind. Amen.
1 liegt,] B: beschlossen ist, 3–4 So werden wir uns aber alles Guten was wirklich gelingt um so] B: Aber alles Guten was wirklich gelingt werden wir uns um so 7 ansehen.] B: ansehn. 8 vornemlich] B: vornämlich 11 gehen] B: gehn
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XIII.
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Daß es nicht leicht sei ein Jünger Jesu zu sein, und daß Viele es zu sein wähnen die es nicht sind.
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Wenn so oft unter den Christen geklagt wird über die große Gewalt und weite Verbreitung des Unglaubens unter den mannigfaltigsten Gestalten, über die unglükliche Menge derer, die dem Lichte des Erlösers nicht folgen und auf dem Wege, auf dem er uns vorangegangen ist, nicht fortgehn: so ist bei weitem der wichtigste und gegründetste Theil dieser Klage nicht gegen die gerichtet, welche sich laut und ausdrüklich der Lehre und den Forderungen des Erlösers entgegenstellen, wie wir denn natürlich auch weniger Theil nehmen an denen, die sich offenbar als seine Gegner auszeichnen; sondern mehr schon gegen diejenigen ist die Klage gerichtet, welche obwohl sie bei sich selbst sehr gut wissen, daß das eigenthümliche und innerste des Christenthumes ihnen fremd | ist, doch den äußeren Schein desselben anzunehmen für rathsam oder nothwendig halten, am meisten aber gegen diejenigen, welche, eben so wenig als jene durchdrungen von dem was sie zu Jüngern Jesu machen würde, sich selbst täuschen als ob sie Jünger und Nachfolger Jesu wären so gut als andere. Wir werden alle wissen, wie oft wir solchen Scheinchristen und solchen vermeintlichen Christen begegnen auf der Bahn unseres Lebens. Daß es noch Ursachen giebt, weshalb sich mancher für einen Christen ausgiebt ohne einer zu sein, zumal nun die ehemalige Gleichgültigkeit oder Verachtung sich gelegt hat und man wieder etwas hält auf christliche Frömmigkeit und Lehre, das läßt sich denken. Aber woher der Wahn, daß viele sich selbst für Christen halten ohne es zu sein? Wohl daher m. Fr. daß wie im Christenthum Ein Geist ist aber viele Gaben, von diesen bald die eine bald die andere, je nachdem es die Lage der Welt und der menschlichen Dinge erfordert, mehr hervortritt, und die gemeinschaftliche Kraft des Geistes, um dasselbe Werk zu fördern, in dem einen diese, 7 folgen] B: folgen, B: hat,
16 halten,] B: halten;
18 täuschen] B: täuschen,
24 hat]
2 Predigt zum 24. Sonntag nach Trinitatis am 8. November 1812 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. Pischons Predigtnachschrift in KGA III/4, S. 536– 543 27 Vgl. 1Kor 12,4
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in dem andern jene Gestalt vornemlich annimmt, je nachdem es seine Natur mit sich bringt. Diese einzelnen Eigenschaften und Aeußerungen halten dann die Menschen für sich für das Wesen des Christenthums, und finden sie nun in ihrem Innern etwas ähnliches, wenn es auch in ihnen ganz anders entstanden und gar nicht so mit allem übrigen verbunden ist, so meinen sie dann, es sei das nemliche, halten dafür daß sie das Wesen des Christenthums | ergriffen hätten, wollen jeden nach ihrem Maaßstabe messen und wundern sich wenn Andere sie nicht anerkennen wollen. M. Fr. wenn der Mensch ohne Gefährten seiner Empfindungen und seiner Thaten in der Welt nichts ausrichten noch bestehen kann, auch nach dem Willen Gottes nicht soll, wie sehr muß uns daran gelegen sein diejenigen unterscheiden zu können, welche wahre Jünger des Erlösers sind oder es nur wähnen zu sein; und wenn es dem Menschen nicht leicht ist in sich selbst zu schauen, wie nöthig ist es daß wir uns selbst in Betrachtung ziehn, um sicher zu werden ob wir zu diesen gehören oder zu jenen. Laßt uns daher was der Erlöser selbst von seinen wahren und seinen Scheinjüngern gesagt hat, näher zu Herzen nehmen. Text. Lukas 14, 25–33. Es ging aber viel Volks mit ihm und er wandte sich und sprach zu ihnen, So jemand zu mir kommt und hasset nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, dazu auch sein eignes Leben, der kann nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Wer ist aber unter euch der einen Thurm bauen will, und sizt nicht zuvor und überschlägt die Kosten ob er es habe hin|aus zu führen. Auf daß nicht wo er den | Grund gelegt hat und kann es nicht hinaus führen, alle die es sehen anfangen seiner zu spotten und sagen, 1 vornemlich] B: vornämlich 2–4 Aeußerungen halten dann die Menschen für sich für das Wesen des Christenthums,] B: Aeußerungen für sich halten dann die Menschen für das Wesen des Christenthums; 6–7 übrigen verbunden ist, ... das nemliche, halten dafür] B: Uebrigen verbunden ist: ... das nämliche, halten dafür, 7 hätten,] B: haben, 11 bestehen] B: bestehn 13–14 diejenigen unterscheiden zu können, welche wahre Jünger des Erlösers sind oder es nur wähnen zu sein;] B: diejenigen welche wahre Jünger des Erlösers sind unterscheiden zu können von denen die es nur wähnen zu sein: 15–18 es daß ... seinen wahren] B: es, daß ... seinen wahren, 21 ihm] B: ihm, 27–29 Kosten ... nicht ... hinaus führen,] B: Kosten, ... nicht, ... hinausführen, 3 dann] so B; A: denn
29 sehen] so B; A: sahen
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Dritte Sammlung
Dieser Mensch hob an zu bauen und kann es nicht hinausführen. Oder welcher König will sich begeben in Streit wider einen andern König, und sizt nicht zuvor und rathschlagt ob er kann mit zehntausend Mann begegnen dem, der über ihn kommt mit zwanzigtausend. Wo nicht so schikt er Botschaft wenn jener noch fern ist, und bittet um Frieden. Also auch ein jeglicher unter euch der nicht absagt allem was er hat, der kann nicht mein Jünger sein.
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Und es ging viel Volks mit ihm, da wandte er sich und sprach diese Rede; viel Volks worunter nur wenige waren, die nach diesem Maaßstabe fähig gewesen wären seine Jünger zu sein, ohnerachtet die ganze Menge ihn bewunderte und ihm verehrend nachzog um seine göttlichen Reden zu hören oder seine wundervollen Thaten zu sehen. Er aber begehrte aus der Tiefe seines Herzens sich der eitlen Menge zu entschlagen, und eben darum hielt er ihr so streng vor die großen Schwierigkeiten die es habe sein Jünger zu sein. Freilich m. Fr. sind unsere Zeiten nicht mehr wie die damaligen. Das thut jezt weniger noth, daß der Mensch um als ein wahrer Jünger Jesu aufzutreten hassen müsse Vater und Mutter, Weib und Kind und was die Na|tur ihm sonst geeiniget hat, denn oft kümmern sich | die Menschen wenig darum, wie weit jedesmal die, welche ihnen angehören, der Lehre des Erlösers folgen, oder sie finden es auch ganz vortheilhaft und ehrenvoll solche darunter zu sehen, die es in der That und Wahrheit thun. Auch das thut nicht noth eben dieses, daß wir Jünger Jesu sind, als ein Kreuz auf uns zu nehmen und zu tragen, sondern das Kreuz kommt jedem sonst wohl anders woher in der Welt, und er muß es tragen sei er ein Jünger Jesu oder sei er es nicht. Aber es hat gewiß in jeder Zeit und so auch in dieser seine eignen Gefahren und Schwierigkeiten ein Jünger Jesu zu sein, und jede hat ihre eigene Weise, wie die Menschen sich zutrauen es sein zu können und es doch nicht sind. Laßt uns daher bei dem Allgemeinen in dieser Rede stehen bleiben, wie der Herr denen die um ihn sind zuruft, daß sie doch wohl überschlagen möchten, ehe sie diesen Bau anfangen, ob sie auch haben ihn hinauszuführen. Und in Beziehung hierauf laßt uns sehen Wie es nicht so leicht sei ein Jünger Jesu zu sein als die meisten glauben, und daher Viele wähnen es zu sein, die es doch nicht sind. 12 sehen.] B: sehn. 14–15 streng vor die großen Schwierigkeiten die] B: streng die großen Schwierigkeiten vor die 17 noth,] B: Noth, 18–21 Kind ... hat, denn ... folgen,] B: Kind, ... hat. Denn ... folgen; 23–25 noth ... wohl] B: Noth ... wol 26–29 tragen ... sein, ... können] B: tragen, ... sein; ... können, 33 sehen] B: sehn 34–36 Wie ... sind.] in B gesperrt 7 mein] so B; A: sein
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Ich denke hierüber so zu reden, daß ich Zuerst ein Wort der Warnung richte an die, welche solchem Wahn unterworfen sind; dann aber zwei| tens ein Wort der Beruhigung an solche, denen ihr Herz sagt daß sie Jünger Jesu sind, die aber doch von der harten Rede des Herrn schmerzlich getroffen werden. | I. Das Wort der Warnung das ich reden will zu denen, die sich darauf einlassen und dafür ausgeben Jünger Jesu zu sein ohne daß sie es sich recht überlegt haben, es bezieht sich auf das vorher schon gesagte, daß sie etwas von dem freilich an sich haben, worin auch die Nachfolge Jesu sich zeigt, daß sie aber, weil es ihnen an dem rechten Grunde fehlt, fälschlich glauben an diesem Einen alles zu haben, und daher in thörichtem Wahn und fruchtlosen Bestrebungen begriffen sind. Ich will nur einiges, wie es wol am häufigsten vorkommt unter den Menschen dieser Zeit, herausheben. Es giebt zuerst viele welche meinen, das wahre Wesen der Jüngerschaft Jesu sei ein weiches liebevolles Gemüth, das nicht für sich allein leben und wirken will, sondern gerührt und getroffen von dem Elend und der Bedürftigkeit der Menschen überall bereitwillig ist zu helfen, dienstfertig zu pflegen, hingebend um mit Aufopferung eignen Vortheils und eigner Freude die Leidenden zu erleichtern und die Schwachen zu unterstüzen. So mild und liebevoll, sagen sie, war ja eben der Erlöser. Der Jesus der umherzog zu heilen die Krankheiten und Gebrechen, zu lösen die Seelen in Israel die gebunden waren durch irdische Noth, das ist der Jesus dem sie an|hängen, darauf, daß sie ihm hierin ähnlich sind, gründen sie ihre Ansprüche auf das göttliche Wohlgefallen, und wenn sie jemand sehen, der auch den Namen und das Schild des Christenthums vor sich tragend, hierauf weniger Werth legt, sondern als ob zu die|ser Stufe der Vollkommenheit der Mensch auch wol ohne den Erlöser schon kommen könne, sich ein ganz anderes Ziel stekt: so bedauern sie ihn oder ereifern sich auch, daß er das wahrhaft göttliche in dem Leben und der Lehre des Erlösers verkenne und sich an etwas zufälliges hänge. – Und wer wollte wol auch sagen, daß man ein Jünger Jesu sein könne und leer von dieser schönen Empfänglichkeit des Gemüthes für menschliche Noth, und ohne solche Früchte der Güte und Barmherzigkeit zu tragen. Aber ihr weichge7 sein] B: sein, 9 sie etwas von dem freilich an sich] B: sie freilich etwas von dem an sich 15 viele] B: viele, 21 unterstüzen.] B: unterstützen. 26 Wohlgefallen,] B: Wohlgefallen; 26 sehen,] B: sehn, 30 stekt:] B: stekt; 33 könne und leer] B: könne, und dabei leer 34 ohne solche] B: ohne irgend solche 3 B 276] B: 376
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schaffenen Seelen, überlegt doch nur ob ihr an diesem Einen genug habt um den Bau des Herrn auszuführen; oder ob ihr nicht vielmehr, wenn ihr nur dieses habt, das rechte gar nicht besizet. Denn Christus hat doch nicht nur heilen gewollt, sondern noch weit mehr sich eine Heerde sammeln, die auf seine Stimme hörte, ein ihm eignes und seiner würdiges Volk. Wenn ihr nun nicht stark genug seid um aus diesem alles fremdartige und unwürdige zu verbannen, auch bisweilen, wie ihr wohlzuthun gewohnt seid, wiederum weh zu thun, wenn es darauf ankommt, nicht die Menschen vom Uebel zu befreien, sondern das Böse herauszureißen | aus ihrem Herzen; so könnet ihr seine Jünger nicht sein. Wenn es euch nicht so ernst ist euch selbst rein und heilig zu halten, daß ihr auch geliebten Menschen, wenn sie euch in unbewachter Stunde nahn und ihre Schwachheit auf euch überzutragen drohen, zurufen könnt, Hebe dich von mir; wenn ihr nicht fähig seid ernst und streng | alle die auch euch selbst nicht gefährlich sind, wol aber Andere verführen könnten und Schaden in der Gemeine anrichten, als solche zu bezeichnen und Gefahr zu rufen, wie der Erlöser ohne Menschenfurcht und ohne ängstliche Bedenklichkeit warnte vor dem Otterngezücht der Pharisäer: so könnt ihr seine Jünger nicht sein. Und ihr merkt doch wie der Erlöser noch immer hie und da von solchen, die seine Mildthätigkeit und Menschenliebe ganz in Ehren lassen, angefochten wird und gelästert, theils wegen seiner Forderungen an die Menschen, theils wegen seiner Ansprüche an die Sohnschaft Gottes. Wenn ihr nicht fühlt daß Euch das angeht, wenn ihr nicht Glauben habt ihn zu vertreten, wenn ihr euch nicht verpflichtet haltet ihn zu bekennen vor den Menschen, ohne das Kreuz zu achten, das euch die Welt deshalb auflegt, wie wolltet ihr denn seine Jünger sein. Ohne diese Kraft und diese Anhänglichkeit, die das weiche Herz allein nicht giebt sondern die nur aus dem wahren Glauben kommt, werdet ihr oft, da ihr doch nicht recht für ihn seid, in den Fall kommen gegen ihn zu sein. Daher meinen nun freilich andere, auch davon | ausgehend das Christenthum sei nur in der That des Menschen, es sei wol nicht in dem was aus gutmüthigen geselligen Regungen des Herzens hervor6–7 nicht stark genug seid um aus diesem alles fremdartige und unwürdige zu verbannen, auch] B: nicht Muth und Ausdauer genug habt um immer darauf zu arbeiten, daß aus diesem alles fremdartige und unwürdige verbannt werde; wenn ihr nicht stark genug seid, auch 14 drohen,] B: drohn, 15 alle die auch] B: alle, die vielleicht 27 denn seine Jünger sein.] B: dann seine Jünger sein! 29 giebt] B: giebt, 26 vor den] B: vor dem 14 Mt 4,10
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geht, sondern darin daß der Mensch sich an das strenge Gebot der Pflicht halte, dem um keinen Preis der Welt untreu werde, sondern ihm gern und willig alles aufopfere und alles leiste. Bei | jenen wohlwollenden Bewegungen wie ungleich könne der Mensch sich selbst sein, wie oberflächlich; aber auf den sei Verlaß dem die Pflicht alles sei, in dessen ganzem Leben sei eine sich immer gleiche Haltung, der habe gewiß den Bau hinauszuführen, den hindere nichts ein Jünger Christi zu sein, weil er allen Versuchungen und Verfolgungen gewachsen sei. Der Erlöser, welcher sagt er sei gekommen daß er den Willen seines Vaters vollbringe und er müsse ihn thun, möge er auch nicht nur sich selbst sondern auch seine liebsten Freunde in den Tod führen, der ist es den sie vor Augen haben. Allerdings ist auch dies eine unnachläßliche Bedingung; ohne diese Treue ist es nicht möglich ein Jünger Jesu zu sein, es giebt keine Gewährleistung für einen Menschen, der die Stimme der Pflicht leichtsinnig überhören kann, oder der fähig ist sie durch Klügeleien zu betäuben. Aber wie ist es doch? wollt Ihr eigentlich sagen, jeder der treu seine Pflicht zu erfüllen suche sei ein Christ, gleichviel ob Christi Lehre und Christi Sinn der Maaßstab sei, wonach er bestimmt daß etwas ihm Pflicht sei oder nicht? Das könnt ihr nicht meinen und doch behaupten wollen, | Pflichttreue sei das Wesentliche grade des Christenthums. Also meint ihr etwa, beides falle zusammen, nur der könne und werde seiner Pflicht recht treu sein der in der Nachfolge Jesu seine Pflicht finde, und die Pflichttreue sei eben deswegen das Wesen des Christenthums, weil außer der Gemeinschaft Christi alle Pflichttreue nur unvollkommen sei und unsicher? | Wenn ihr das meint so sagt mir doch, ist es auch die Pflicht die den Menschen zur Anerkennung Christi bringt? Wollt ihr es die Stimme der Pflicht nennen, die aus Petro antwortete, Wir glauben daß du seist der Sohn des lebendigen Gottes? und Herr wohin sollen wir gehn, Du allein hast Worte des Lebens? und aus jenem andern, Herr ich glaube, hilf meinem Unglauben? War es nicht Pflichttreue mit der Paulus die Gemeine der Heiligen verfolgte, und wurde durch dieselbige Pflichttreue aus dem Saulus der Paulus? Wenn ihr das nun nicht sagen könnt, wenn ihr vielmehr gestehen müßt, erst von dieser Anerkennung an werde es dann dem Menschen Pflicht, Christo überall zu 9 sagt] B: sagt, 12 den sie] B: welchen diese 13 Bedingung;] B: Bedingung: 19–23 bestimmt ... etwa, ... treu sein] B: bestimmt, ... etwa ... treu sein, 28–31 Wir ... Gottes? und Herr ... Lebens? ... Herr ich ... Unglauben?] B: „Wir ... Gottes“? und „Herr ... Lebens“? ... „Herr ich ... Unglauben“? 31 nicht Pflichttreue mit] B: nicht auch Pflichttreue, mit 34 gestehen] B: gestehn 28–29 Vgl. Mt 16,16
29–30 Vgl. Joh 6,68
30–31 Mk 9,24
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folgen: wie könnt ihr dann meinen an der Pflichttreue alles zu haben, um den Bau mit ihr allein hinauszuführen, da ihr doch mit ihr allein nicht einmal den Grund legen könnt? Ich will euch noch mehr fragen: Was ihr eurer Gattin, was ihr eurem Freunde, was ihr eurem Amte schuldig seid, das sagt euch freilich die Stimme der Pflicht; aber nennt ihr auch das die Stimme der Pflicht was euch zu eurer Gattin in Liebe, zu eurem Freunde in Freundschaft hinführt, | und alle diese Verhältnisse erst stiftete, in denen euch freilich hernach die Stimme der Pflicht sicher leitet? Nennt ihr das Pflicht was Christum bewegte wenn er einem zurief, Folge mir nach, und hundert andere rief er nicht, was Philippum bewegte daß er den Kämmerer fragte, Verstehst du auch was du liesest? Müßt ihr also nicht gestehen daß der Geist | Gottes in uns, durch den wir Jesu Jünger sind, noch etwas anderes ist als bloß das, was ihr die Stimme der Pflicht nennt? daß es ein stets reges Forschen und Suchen ist, wo man Gutes schaffen und stiften könne, was noch nicht in einem Kreise bestimmter Pflichten liegt? eine Sehnsucht immer mehr in diesen Kreis hineinzuziehen, und mit wahrhaft gottgefälliger Thätigkeit das Leben recht auszufüllen? eine himmlische Liebe, welche die ganze Menschenwelt als das theure Gut des Erlösers umfaßt? Ohne diese könnt ihr nicht Jünger Jesu sein, weil ein wenn auch noch so pflichtmäßiges Handeln sonst keine lebendige Beziehung auf Ihn hat. Darum meinen nun Andere, in dem was der Mensch thue sei überhaupt weder allein noch vorzüglich das Wesen des Christenthums, sondern darin daß wir Jesum anerkennen als den Erlöser, daß wir von unserm Verhältniß zu ihm ein festes sicheres Bewußtsein haben, kurz daß wir feststehn im Glauben und in der Lehre; das große Wort des Erlösers, Ja ich bins, auf die Frage Bist du der Sohn Gottes, das wollen sie nach|sprechen; die Forderung des Erlösers, daß wir ihn bekennen sollen vor der Welt, damit er sich zu uns bekenne vor seinem himmlischen Vater, die tönt ihnen in den Ohren, und die Verheißung, Es ist leichter daß Himmel und Erde vergehn als ein Titel 6 Pflicht was] B: Pflicht, was 7 und alle] B: und was alle 9–12 das Pflicht was Christum bewegte ... nicht, was Philippum bewegte ... Verstehst ... liesest?] B: das Pflicht, was Christum bewegte, ... nicht? was Philippum bewegte, ... „Verstehst ... liesest?“ 12 Müßt ihr also nicht gestehen daß] B: Wenn ihr nun doch dieses nicht Pflicht nennen könnt, müßt ihr dann nicht gestehn, daß 13 ist als] B: ist, als 14 es ein stets] B: er ein stets 17 hineinzuziehen,] B: hineinzuziehn, 25 darin] B: darin, 27 Lehre; das] B: Lehre. Das 29 sie nachsprechen;] B: diese vorzüglich gern nachsprechen; 32–1 Es ... Gesezes, mögen] B: „Es ... Gesezes,“ diese mögen 32 Verheißung,] so B; A: Verheißung 10 Beispielsweise Mk 2,14 11–12 Apg 8,30 31 Vgl. Mt 10,32 32–1 Vgl. Mt 5,18
28–29 Vgl. Lk 22,70
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des Gesezes, mögen sie auf alles anwenden was die Kirche über die Würde Christi, über sein Verdienst ausgesprochen hat. O freilich m. a. Fr. thut es Noth, | daß wir unser Bewußtsein von Christo, dieses Kleinod der Gnade, nicht in ein schwaches leicht zerstörbares Gefäß fassen; und was haben wir anders wodurch wir unsre Gedanken, Vorstellungen und Gefühle uns selbst sichern und zusammenhalten und sie andern mittheilen als das Wort? Darum ist es schön daß wir anfangen uns wieder über den frevelnden Leichtsinn einer vergangenen Zeit zu erheben; und wer auf die Reinheit und Festigkeit der Lehre dringt, der dringt auf etwas hohes und herrliches. Aber dennoch muß ich sagen, auch an der reinsten und tadellosesten Lehre habt ihr nicht alles. Ich will euch nicht nur das allgemeine zurufen, daß der Buchstabe tödtet und nur der Geist lebendig macht, daß der Buchstabe, weit entfernt einen Werth für sich zu haben, nur als ein unentbehrliches Hülfsmittel der menschlichen Schwachheit Verzeihung erhalten kann und geduldet werden, so lange nemlich als es ein lebendiger Geist ist der in demselben sich darstellt; daß daher leider mißverstandener Stolz auf den Buchstaben auch in der christlichen Kirche gar oft wieder erzeugt hat jenen heuchlerischen hochmüthigen pharisäi|schen Sinn, gegen den der Erlöser sein Lebenlang stritt, und daß es immer viele gegeben hat denen das Hangen und Brüten am Buchstaben zum Fallstrik geworden ist und zum Verderben, und daß also in dem für sich allein das Heil nicht sein kann, was aus sich allein einen solchen Mißbrauch erzeugt; sondern einiges einzelne will ich euch sagen. Zuerst die Schrift ist euch doch die | Quelle aller Lehre, sie ist euer Muster, aus ihr wollt ihr schöpfen und nach ihr urtheilen. Aber was meint ihr, mit eurem Sinn auf einen einzigen Buchstaben zu halten, an den sich alle anschließen und ihr Heil darin finden sollen, würdet ihr wol unser neues Testament so zusammengesezt haben wie es ist? Haben nicht Petrus und Paulus, Johannes und Jakobus jeder seinen eignen Buchstaben? und würdet ihr nicht ganz gewiß, wenn ihr euch einmal in den einen hineingelebt und gelesen hättet, die Bücher des andern nicht zugelassen haben mit demselben Rang und Ansehn? Glaubt ihr nun mit dem Sinn die Schrift recht gebrauchen zu können, 2 Christi, über] B: Christi und über 7–8 Darum ist es schön daß wir anfangen uns wieder] B: Es ist gewiß schön, daß wir anfangen uns in diesem Stük wieder 16– 17 nemlich ... ist] B: nämlich ... ist, 21 hat] B: hat, 22 und daß also in] B: woraus schon folgt, daß in 24 erzeugt; sondern] B: erzeugt. Hiebei will ich nicht stehn bleiben, sondern 27 einen einzigen Buchstaben] B: einen überall gleichen Buchstaben 34 nun mit dem Sinn die Schrift recht] B: nun die Schrift mit dem Sinn recht 12–13 Vgl. 2Kor 3,6
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durch den sie niemals entstanden wäre? Glaubt ihr mit dem Sinn euren ganzen Bau zu vollenden, mit dem ihr sogar den Grund desselben, die Apostel, zerrissen hättet? Und dann indem ihr alles Heil im Buchstaben der Lehre findet und es also mit diesem recht genau nehmt, so trennt ihr euch gern von denen, die irgend einen anderen Buchstaben bekennen. Ihr meint damit die Gemeine Christi zu reinigen; aber daß ihr sie nur nicht theilt und zertrennt! Denn wenn das recht wäre, | was wollte dann das Wort Christi sagen, Ich habe noch andere Schafe die sind nicht aus diesem Stall! Ist aber diese Rede Christi wahr, wie könnt ihr glauben alles an dem zu haben, was euch von so vielen andern Jüngern Christi trennt, durch die er vielleicht eben so sehr sein Werk fördert als durch euch? ihr könnt seine Jünger nicht sein, wenn nicht etwas höheres | in euch ist, das euch wieder mit ihnen vereinigt. Deshalb behaupten nun Andere, und ihre Anzahl, wie sie sonst schon groß gewesen, scheint in unseren Tagen besonders zuzunehmen, die auch davon ausgehen, das Wesen des Christenthums sei weniger im äußeren Thun als im innern des Gemüthes, der Buchstabe der Lehre mache es nicht aus, die troknen Untersuchungen, die – man stelle sich auch wie man wolle – doch immer wandelbaren Bestimmungen desselben seien nur etwas geringes. Das Wesen des Christenthums sei die wunderbare ewig geheimnißvolle Vereinigung des Menschen mit Gott; in dieses Geheimniß sich zu vertiefen, allem irdischen entgegen zu dieser ewigen Quelle des Lebens hinabzusteigen und sie zu pflegen, darauf komme es an, das mache den Christen. Den Erlöser, der von der Herrlichkeit redet, die er gehabt vom Vater ehe denn er zur Welt gekommen sei, und von seiner Einheit mit ihm, den möchten sie verstehn, den Erlöser dem sich in einsamem Gebet in nächtlicher Stille die Tiefen der Gottheit enthüllten, zu dem die Geister fremder Welten herabstiegen, dem die höheren Gestalten der Erde verklärt erschienen, dem möch|ten sie nacheifern. – Wer würde auch behaupten wollen, ein christlich frommes Leben könne bestehen ohne diese Augenblike zurükgezogner stiller Andacht, in denen wir alles andre vergessend uns Gottes allein bewußt sind, ihn in der Tiefe unserer Seele suchen und uns mit unserm ganzen Wesen in ihn versenken; sie sind | 3 Und dann] B: Und dann, 16 ausgehen,] B: ausgehn, 25 vom Vater] B: beim Vater, 26–27 möchten sie verstehn,] B: möchten diese am liebsten verstehn, 30 sie nacheifern.] B: sie am meisten nacheifern. 31–32 Augenblike zurükgezogner] B: Augenblikke zurükgezogener 9 nicht aus] so B; A: noch aus 8–9 Joh 10,16
25–26 Vgl. Joh 17,24
29–30 Vgl. Mt 17,2–5
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vielmehr die tiefen Wurzeln des geistigen Lebens. Allein meine Freunde wenn ein Gewächs, wie das Christenthum ein solches ist, in der Art hat tiefe Wurzeln zu treiben, dann erkennt man auch wie tief und gesund sie sind am besten daran, wie hoch frisch und fruchtbar die Krone sich ausbreitet. Wenn ich aber viele von diesen grübelnden in der Tiefe der Geheimnisse wühlenden Christen sehe entlaubt und kränkelnd an der Erde kriechen: ich meine wenn ich sie sehe der lebendigen Thätigkeit unter den Menschen abgestorben, unbewegt mit vermeintlicher Ergebung alles hinnehmen, was vielmehr zum heiligen Widerstande den Menschen auffordern soll, wenn ich sie sehe gleichgültig gegen alles große und herrliche was sich in den Menschen entwikelt, als wäre es nur irdischer Tand, mit engherziger kindlicher Liebe nur zu denen hingewandt, die eben so grübeln und wählen: was soll ich anders glauben als daß, wie sehr ihnen auch das gemeinsame Wort der Kirche gleichgültig sei, die Tiefe der Geheimnisse selbst ihnen wie zur Strafe zum Buchstaben geworden ist, der ihr inneres Leben mehr tödtet als erfrischt? als daß die Wurzel in der Tiefe nicht mehr | lebt und saugt, sondern abgestorben ist? Himmlisch ist das Christenthum und erhebt den Menschen über das irdische: aber daß ihr nur nicht, wenn ihr Himmel und Erde trennt, etwas ganz anderes betreibt als der welcher beide auf das innigste zu vereinigen bemüht war! daß ihr nur nicht, wenn ihr Christum in der Stille der Wüste sucht, ihn gar nicht findet, weil er verheißen | hat mitten unter den seinigen zu sein. Hier ist er der Bräutigam mit seiner Braut beim festlichen Mahle, und ihr die ihr immer nur hinausgeht ihm entgegen, es fehlt euch und hat euch immer gefehlt an dem heiligen Oel in euern Lampen. Warlich keiner hat den Bau hinauszuführen, der weil er, was nur einzelne befruchtende Augenblike ganz erfüllen kann, nicht in That und Leben hinüberführen will, sich in ein leeres gespenstiges Dasein verliert, in dem kein Gedanke und kein Gefühl jemals zur That wird und zur Frucht reift. Sehet da, meine Freunde, so mißlich stehet es mit allen denen, die nur etwas habend von dem, was das Wesen des Christenthums ausmacht, alles zu haben meinen, sich mit einer Seite begnügen, und natürlich in allem andern noch das eigne Leben haben, dem sie absa1 tiefen Wurzeln] B: tiefsten Wurzeln 3–4 treiben, ... auch ... sind] B: treiben: ... auch, ... sind, 7 kriechen: ich meine] B: kriechen, ich meine, 10 soll,] B: soll; 11–12 entwikelt,] B: entwikkelt, 16 zur Strafe zum] B: zur Strafe doch wieder zum 17 erfrischt? als] B: erfrischt? was soll ich glauben als 23–24 den seinigen] B: den Seinigen 28 Augenblike] B: Augenblikke 35 in allem andern noch das eigne Leben haben,] B: in allen anderen Beziehungen noch das eigne Leben festhalten, 23–24 Vgl. Mt 18,20
24–27 Vgl. Mt 25,1–12
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gen sollten. Es ist nicht Christus in dieser oder jener Gestalt, sondern der ganze ungetheilte Christus, den wir in uns aufnehmen müssen, wie der Rebe, wenn er sein Leben bewahren will, nicht dies und jenes sondern alle Säfte und die ganze Kraft des Weinstoks einsaugt. Und | das war mein Wort der Warnung; wer Ohren hat zu hören, der höre! II. Nun aber laßt mich noch ein kurzes Wort der Beruhigung reden zu denen, deren Geist wol der Geist Gottes Zeugniß giebt, daß sie Gottes Kinder sind, die sich aber doch durch die Rede Christi hart getroffen fühlen. Zweierlei Sorge kann bei dieser Betrachtung in ihnen aufgestiegen sein. | Zuerst wenn so wenige nur wahre Jünger des Erlösers sind, und wir doch überall nicht allein stehen können in der Welt, sondern Hülfe und Gemeinschaft brauchen: dürfen wir wol hoffen, daß es uns gelingen werde die rechten zu finden, und nicht vergeblich zu arbeiten? Wohl ist es schwer in das Innere der Menschen zu sehn, wenn wie wir gesehen haben, mancher manches christliche wirklich an sich haben und großen Werth darauf legen kann, und doch nicht Christo ganz und rein angehören. Aber zuerst meine Freunde, wenn wir auch solchen, indem wir sie für mehr halten als sie sind, uns hülfreich hingeben, ihnen beistehn in ihren Unternehmungen: wenn wir unsere Hülfe nur auf dasjenige beschränken, was aus dem christlichen in ihnen hervorgeht und damit unmittelbar zusammenhängt, so werden wir schon selten irren, und können uns in solchen Fällen getrost an das Wort halten, Wer nicht wider mich ist der ist für mich, wie es Christus seinen Jüngern sagte, als sie einem gewehrt hatten, der in seinem Namen Teufel austrieb und | ihm doch nicht nachfolgte. Steuert einer dem Bösen im Namen Christi, beginnet er etwas wobei dieser Name mit Recht darf gehört werden, wir wollen ihm auch nicht wehren, sondern ihm darin gern beistehen. Denn es ist nicht leicht möglich, daß einer jezt etwas kräftiges thue im Namen des Menschensohnes, und gehe den Augenblik darauf hin und lästere ihn. Aber freilich wo es darauf ankommt ein engeres Band des Vertrauens zu stiften, eine | größere Einwirkung auf unser Gemüth und unser Leben einem einzuräumen, uns ihm im allgemeinen hinzugeben und zu verbinden, daß wir in seine Handlungen verflochten sind auch wo wir ihn nicht mehr mit Auge und Ohr begleiten können und wissen, in wessen Namen er dies thut und jenes, da bedarf es großer Vorsicht. Da nun weiß ich keinen andern Rath als daß wir zunächst selbst recht wahr sind 35 Auge und Ohr begleiten können und wissen,] B: Aug und Ohr begleiten können, noch wissen, 37 Rath] B: Rath, 5 Mt 11,15; 13,9; Offb 2,7
7–8 Vgl. Röm 8,16
23–25 Vgl. Mk 9,38–40
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gegen uns, und in das Innere unserer Herzen schauen. Sind wir nur wahre Jünger Jesu im vollen Sinne des Wortes, hängen wir nicht einseitig an diesem und jenem und legen darauf einen ausschließenden Werth, so werden wir uns auch nicht parteiisch einnehmen lassen durch einseitige Vorzüge, wir werden eben so leicht sehen, was einem andern fehlt um ein wahrer Jünger Jesu zu sein, als was er hat, und werden uns nicht durch einen falschen Schein verführen lassen. Wer es so redlich meint und wohl fühlt, daß wir nicht allein stehen können in der Welt, dem wird es der Herr auch nicht fehlen lassen an Genossen zu jedem guten Werk, | das auf der natürlichen Bahn seines Berufes liegt. Hier gilt ganz buchstäblich das Wort des Herrn: Wer da sucht der wird finden. Oder dürfte einer aufstehen und sagen, er habe nur in dem leztabgelaufenen Lebensjahre gesucht und doch nicht gefunden? Würde ihm nicht sein eignes Gewissen zeugen, daß er sich nur täusche mit einer falschen Entschuldigung für seine Trägheit oder seinen Leichtsinn? Oder sollte jemand trübsinnig genug in das neue Jahr hinein|sehen, um zu besorgen daß es jezt wenigstens sein Fall sein werde? Denn die Kraft des Glaubens ist weder verschwunden noch verraucht, das Band der Liebe ist weder verbraucht noch zerrissen. Welche zerstörte Hofnungen ihn auch vielleicht so verstimmen, welche theure verlorene oder entfernte ihn schmerzen mögen, er richte sich auf und vertraue, oder wenn er es noch nicht kann, so bitte er den Herrn daß er ihm die Augen öfne, und gewiß es wird ihm gehen wie jenem Profeten, er wird noch viele tausende sehen, er wird der Zuversicht froh werden daß er überall finden müsse Brüder und Schwestern, die er aus Grunde seines Herzens lieben, mit denen er sich als Mitjüngern und Schülern eines Meisters, ja als ihm besonders verwandt und angehörig zu gleichem Zwek nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im Einzelnen auf Leben und Tod wird verbinden können. Die andere Besorgniß aber ist diese, wenn auch jeder einige findet für den täglichen Gebrauch des Lebens, für das nächste und unmittelbare, müssen wir nicht doch fürchten, wenn wir auf das große Werk des Herrn sehn, daß überall die Zahl seiner treuen Anhänger zu gering ist um es zu Ende zu fördern? Wenn wir unsere Augen und unsere Wünsche einmal über das nächste und unmittelbare hinaus weiter 1 unserer Herzen] B: unserer eigenen Herzen 4–5 Werth, ... Vorzüge,] B: Werth: ... Vorzüge; 5–6 eben so leicht sehen, was ... als was] B: eben so leicht das sehn, was ... als das was 8 wohl ... stehen] B: wol ... stehn 10 Werk,] B: Werk 12 aufstehen] B: aufstehn 16–17 hineinsehen,] B: hinein sehn, 22 vertraue,] B: vertraue; 23 gehen] B: gehn 24 sehen, er] B: sehn, die dem Herrn dienen, er 25 werden ... Schwestern,] B: werden, ... Schwestern 11–12 Mt 7,8
22–23 Vgl. Ps 119,18
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fliegen lassen auf die großen allgemeinen Angelegenheiten der Men|schen, wenn wir diese angreifen wollen, werden wir bestehen können den Kampf mit der Welt, werden wir nicht bald aus | Mangel an Unterstüzung wieder entgegensenden müssen und um Friede bitten? Ich will nicht sagen, daß das weit weniger unsere Sorge sei als Gottes, da alles was der einzelne Mensch, sei er auch der bedeutendste und größte, so daß dies sogar auf dasjenige geht was Christus menschlicher Weise gethan hat, da alles sage ich was der einzelne Mensch im großen und bedeutenden thun kann, doch wie das einzelne ist und das kleine, das Große aber durch Gottes Leitung daraus entsteht. Ich will auch nicht so menschlich davon reden daß ich sagte, wenn Christus, wie er in Gottes Namen zu uns redet, uns ermahnt wir sollten jeder überlegen, ob er auch habe den Bau hinauszuführen, sollte denn nicht Gott selbst dasselbe auch überlegt haben, daß und wie er das Ganze und so auch jeden einzelnen wesentlichen Theil durch Menschen – denn anders doch nicht – werde ausführen können? Aber gewiß können wir uns doch den Gang des großen Werkes Christi, an welchem eben diejenigen Theil nehmen wollten zu denen er in unserm Texte redet, zum Muster und Sinnbild alles desjenigen sezen, was in menschlichen Dingen groß und bedeutend ist. An dem Gelingen seines Werkes und daß Er den Bau hinausführen werde, zweifeln wir doch nicht. Darum ist Er uns ja der ewig hinreichende Erlöser, der über alles gebietende Herr der menschlichen Welt. Und so dürfen wir uns auch für alles, woran wir mit inniger Ueberzeugung glauben müssen, es schließe sich seinem Reiche | an und gehöre in den großen Plan Gottes, nicht von dem trübsinnigen Gedanken quälen lassen, der | Bau gehe nicht vorwärts, und wenn er still stehe, so werde auch was schon aufgeführt sei von den Wettern wieder zerstört werden, wenn es auch von unten nicht einstürzen könne, weil es einen guten Grund habe. Vielmehr dürfen wir auf alles Gute und Schöne, wozu wir uns berufen fühlen, das tröstliche Wort anwenden, Fürchte dich nicht du kleine Heerde, dir sind beschieden die ewigen Wohnungen. Wie klein war von Anbeginn die Heerde des Erlösers, und doch hat sie gefördert was uns selig macht, in manchem glüklichen Augenblik wurden ihr 2 wenn wir diese angreifen wollen, werden wir bestehen] B: und wir denken, daß wir einst auch diese angreifen sollen: werden wir dann bestehn 10–11 doch wie das einzelne ist und das kleine, das Große aber durch] B: doch nur wieder einzelnes ist und kleines, das Große aber erst durch 12–13 reden ... ermahnt] B: reden, ... ermahnt, 25 auch für alles, woran wir] B: auch in Beziehung auf alles, wovon wir 26 an und] B: an, und 28 vorwärts,] B: vorwärts; 32–33 Lk 12,32
33 Vgl. Joh 14,2
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zu Tausenden hinzugefügt, und emporragende widerwärtige Geister auf unerwartete Weise erleuchtet. So laßt uns auch für alles wichtige und große auf glükliche Ereignisse, auf oft schnelle aber im stillen vorbereitete Entwiklungen rechnen, deren Stunde niemand vorher zu wissen gebührt als dem der alles ordnete. Die Rechnung wird nicht trügen, wenn nur die ersten wenigen eben so wahr und treu sind wie jene dort, wenn nur eben die Kraft des Geistes in ihnen wohnt, eben die Uebereinstimmung der Gemüther sie verbindet, eben die herzliche Liebe sie zusammenhält. Und wenn unsere bangliche Besorgniß sich nicht sowol darauf gründet daß wir zu wenige, als darauf daß wir, wenn auch ganz wahre und reine Jünger des Herrn, doch noch gar unvollkommen sind und schwach: so laßt uns bedenken, daß jene | es auch waren. Laßt uns zu unserer Ermunterung anwenden das Wort, was wir uns gewiß oft zu unserer Demüthigung haben gesagt sein lassen: Ihr habt mich nicht erwählet, sondern ich habe euch erwählet. Er uns hat erwählet. Seiner Gnade, seiner Führung verdanken wir im allgemeinen daß wir seine Jünger sind, verdanken wir besonders jeden | Beruf, jede Aufforderung zu seinem Dienst, zum Dienst der Wahrheit und des Rechts, die sich an die Begebenheiten unseres Lebens knüpft. Hat Er uns erwählt, so hat er uns auch gesezt zu Arbeitern in seinem Weinberge, und wird wohl wissen wen er brauchen kann an der Stelle, die er jedem angewiesen hat. Ja m. Fr. wenn wir demüthig auf der einen Seite nichts halten von uns, denn daß wir schwach und zerbrechlich sind in uns selbst: wenn wir fühlen, wieviel uns noch fehlt, wie wir in dem einen zurükgeblieben sind, und das andere unvollendet gelassen haben: so laßt uns auf der andern Seite auch in Glauben und Vertrauen Ihn und sein Urtheil ehren, und laßt uns darauf merken wie das der Preis seiner Gnade ist, daß sie sich in den Schwachen mächtig erweiset, wie das seine Verherrlichung gewesen ist von Anbeginn, daß er mit geringen Werkzeugen das größte und erhabenste ausrichtet. Darum wenn auch die Rede des Erlösers hart klingt, laßt uns nicht unsere Herzen in Verzagtheit hingeben, nicht irre werden und hinter uns gehen. Und wenn er uns so fragte, laßt uns nie eine an|dere 12–13 unvollkommen sind und schwach:] B: unvollkommne sind und schwache: 16 Er uns hat erwählet.] B: Er hat uns erwählet. 17 allgemeinen] B: allgemeinen, 22 wohl wissen] B: wol wissen, 28 merken] B: merken, 34 gehen.] B: gehn. 34 fragte, laßt uns] B: fragte, wie damals seine ersten Jünger: so laßt auch uns 34 uns nie eine] B: uns eine 4–5 Vgl. Apg 1,7
15–16 Joh 15,16
21 Vgl. Mt 20,1
29 Vgl. 2Kor 12,9
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Antwort haben als: Herr wo sollten wir hingehen, Du allein hast Worte und Kraft des Lebens. Vielmehr immer neu belebt durch ihn, immer fester gegründet auf sein Wort und seine Kraft laßt uns auch immer bessere Werkzeuge werden in seiner Hand. Und so dürfen wir nicht bangen, sondern können getrost auch mit zehntausend entgegengehn den zwanzigtausenden die wider uns stehn, und werden es erfahren, daß wo auch nur zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, Er da unter uns ist mit seinem Geist und seiner Kraft. Amen.
3 Kraft] B: Kraft,
7 erfahren,] B: erfahren
1–2 Vgl. Joh 6,68
7–9 Vgl. Mt 18,20
5
Nachschrift.
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VI
Lassen Sie es sich nicht befremden, mein lieber Freund, daß Sie die alte Zuschrift fast unverändert hier wieder finden; und sogar die Erwähnung der Festpredigten, die nach Sieben Jahren immer noch nicht erschienen sind. Es war mir zu willkommen auch die jezigen Leser an den Umstand zu erinnern, daß alle Predigten dieser Sammlung im Jahr 1812 gehalten sind. Nämlich als ich sie durchlas, bedachte ich – denn wer kann sich des unglüklichen Gedankens an deutelnde Leser erwehren? ich wenigstens bin schon zufrieden damit, daß ich auf der Canzel nie an die lauschenden Zuhörer denke – daß manche denken könnten, manches sei heute und gestern gesprochen. Doch verfolgen wollen wir diesen Gedanken nicht weiter; sondern uns der Leser und Hörer freuen die nichts anders suchen als wahre Erbauung und von Herzen wünschen, daß diese durch Gottes Beistand immer bei uns finden mögen was sie suchen. Von Herzen der Ihrige. Berlin, den 18ten November 1821. Schleiermacher.
1–17 In B Nachschrift zur Zueignung
Predigten Vierte Sammlung 1820 Predigten über den christlichen Hausstand mit den Varianten der 2. Auflage 1826
IIa . B IIa
Predigten über
den christlichen Hausstand, von
F. Schleiermacher.
Berlin 1820. Ged ruckt und ve rlegt
bei G. Reimer. |
6–8 Berlin ... Reimer.] B: Zweite Ausgabe / Berlin 1826. / Bei Georg Reimer.
5
Predigten von
F. Schleiermacher.
Vierte Sammlung.
5
Berlin 1820. Ged ruckt und ve rlegt
bei G. Reimer. |
5–7 Berlin ... Reimer.] B: Zweite Ausgabe / Berlin 1826. / Bei Georg Reimer.
IIb . B IIb
Vorrede.
5
10
IV . B IV
Diese Predigten sind bereits im Jahre 1818 gehalten, und ich bin seitdem so oft über den Druck derselben angesprochen worden, daß sie schon eher würden erschienen sein, wenn meine Geschäfte mir eher gestattet hätten an die Nachschriften einiger jungen Freunde die lezte Hand zu legen. Sie mögen aber leicht, eben weil soviel Zeit dazwischen liegt, ihrer ursprünglichen Gestalt bei der lezten Bearbeitung minder ähnlich geblieben sein, als die meisten ihrer Vorgänger, zumal ich auch kein Bedenken getragen habe, kleine Zusäze und Erläuterungen | wissentlich einzuschalten. Mögen sie etwas beitragen christliche Gottseligkeit in der Stille des häuslichen Lebens zu erwecken und zu för|dern: so wird die Absicht derer erreicht sein, welche ihre Bekanntmachung gewünscht haben. Berlin den 13. April 1820. F. Schleiermacher.
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2 gehalten,] B: gehalten;
9 habe, kleine Zusäze] B: habe kleine Zusätze
V BV
Inhalt.
VI . B 207
I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX.
Ueber Ueber Ueber Ueber Ueber Ueber Ueber Ueber Ueber
die Ehe; erste Predigt. . . . . . . . . . . . . . . die Ehe; zweite Predigt. . . . . . . . . . . . . . die christliche Kinderzucht; erste Predigt. . . die christliche Kinderzucht; zweite Predigt. . die christliche Kinderzucht; dritte Predigt. . das christliche Hausgesinde; erste Predigt. . das christliche Hausgesinde; zweite Predigt. die christliche Gastfreundschaft. . . . . . . . die christliche Wohlthätigkeit. . . . . . . . . .
. . . . . . . . .
. . . . . . . . .
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1 Auf der dem Inhaltsverzeichnis folgenden Seite ist in A ein Verzeichnis „Verbesserungen“ mit sechs Korrekturen und dem Satz mitgeteilt: „Kleinere Irrungen, besonders auch in der Interpunktion, beliebe der Leser selbst zu bemerken.“ In B stehen die Verzeichnisse „Inhalt“ sowie „Druckfehler und Verbesserungen“ (14 Korrekturen) am Ende des Buches.
I.
1.B 1
Ueber die Ehe. Erste Predigt. Am zweiten Sonntag nach Trinitatis.
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Als wir vor kurzem, m. a. Fr., den jährlichen Kreis unserer christlichen Hochfeste beschlossen, sprach ich Euch den Wunsch aus, die heilige Bewegung, die unser Herz in diesen Zeiten erfahren, möge nicht mit ihnen zugleich verschwinden, sondern der Eindruck davon uns auch in der andern Hälfte des Jahres begleiten, damit ein lebendigeres Gefühl von der Gemeinschaft mit dem Erlöser und ein vollerer Genuß dessen, was durch ihn der ewige Vater gethan, auch ohne außerordentliche festliche Anregung sich in uns erhalte. Wenn wir fragen, warum das nicht geschieht: so hören wir gewöhnlich die Antwort, ja es sei das Leben, welches uns immer wieder von der Erhebung zu Gott zurück | und in das Getümmel der Welt hineinziehe. | Allein m. Gel. woraus besteht denn dieses Leben, dem wir so gern die Schuld beimessen möchten von unserm abnehmenden frommen Gefühl, von unserer Unstätigkeit und Flüchtigkeit? Es besteht ja aus nichts anderem als aus eben den natürlichen Verhältnissen, die Gott der Herr selbst gegründet hat, aus denen die christliche Gemeine sich erbauen muß, und in welchen alle Segnungen der wahren christlichen Frömmigkeit 6–9 aus, die ... begleiten,] B: aus, daß doch die heilige Bewegung, die unser Herz in diesen Zeiten erfahren nicht mit ihnen zugleich verschwinden, sondern der Eindruck davon auch während der andern Hälfte des Jahres begleiten möchte, 10 Erlöser] B: Erlöser, 11–12 gethan, auch ... erhalte.] B: gethan, nun auch ... forterhalte. 12– 13 fragen, warum das nicht geschieht:] B: nun finden daß dies nicht geschieht, und nach der Ursache fragen: 14 das Leben, welches] B: die Gewalt des Lebens, welche 21–1 in welchen alle ... verbreiten sollen.] B: in denen auch wiederum alle Segnungen der wahren christlichen Frömmigkeit Wurzel fassen sollen um sich überall hin zu verbreiten. 2–3 Ueber ... Predigt.] Die Überschrift ist in A und B einzeilig gesetzt. 2 Predigt zum 2. Sonntag nach Trinitatis am 31. Mai 1818 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. das Liederblatt und die von Ludwig Jonas stammende Predigtnachschrift in KGA III/5 5–6 Vgl. die Predigt zum Sonntag Trinitatis am 17. Mai 1818 vormittags über Joh 14,23–27 in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin (KGA III/5)
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Wurzel fassen und sich weiter verbreiten sollen. Wie kann also dieses Leben uns abziehen von der Gemeinschaft mit Gott und mit dem Erlöser, da es nur sein heiliger Leib selbst ist, der von seiner Lebenskraft durchdrungen sein soll? Muß nicht, wenn dies wirklich geschieht, der rechte Verstand von diesen Verhältnissen verloren gegangen sein, oder eitles und verkehrtes was sich daran gehängt uns das wahre Wesen derselben verdunkelt haben? Darum habe ich geglaubt, es möchte nicht überflüssig sein, wenn wir einmal die festlose Zeit des kirchlichen Jahres dazu anwendeten, das Hauptgewebe unserer Lebensverhältnisse zu überschauen, sie im Spiegel des göttlichen Wortes zu betrachten, um uns den christlichen Verstand derselben zu erneuern, und uns das Bewußtsein zu beleben, wie sie, weit entfernt uns von der Gemeinschaft mit Gott und von der frommen Liebe zum Erlöser zurückzuziehn, beide vielmehr in uns selbst befestigen, und durch uns in Andern erregen sollen. | Diese Reihe von Betrachtungen wollen wir heute beginnen mit demjenigen, was der Grund aller anderen einfacheren sowol als verwickelteren Lebensverhältnisse ist, nämlich mit dem heiligen Bunde der Geschlechter, den wir als die erste Stiftung Gottes, nachdem der Mensch durch das Wort seiner Allmacht hervorgegangen war, ansehen müssen. Aus diesem heiligen Bunde entwickeln sich alle andern menschlichen Verhältnisse: auf ihm ruht das christliche Hauswesen, und aus diesen bestehn die christlichen Gemeinen; auf ihm beruht die Fortpflanzung des menschlichen Geschlechtes, und also auch die Fortpflanzung der Kraft des göttlichen Wortes von einem Geschlecht auf das andere. So laßt uns denn diese Grundlage der ganzen christlichen Kirche heute in dem Licht des göttlichen Wortes betrachten. Text. Ephes. 5, 22–31. Die Weiber seien unterthan ihren Männern als dem Herrn, denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeine und Er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeine ist Christo unterthan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen. Ihr Männer liebet eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebet hat die Gemeine und hat sich selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiligte, und hat sie gereiniget durch das Wasserbad | im Wort, auf | daß er sie ihm selbst darstelle, eine Gemeine die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder 6 verkehrtes ... gehängt] B: verkehrtes, ... gehängt, 10 überschauen, sie] B: überschauen und sie 11–12 um uns den christlichen Verstand derselben zu erneuern, und uns] B: um uns theils den christlichen Verstand derselben zu erneuern, theils auch 17 sowol] B: sowohl 20 Allmacht hervorgegangen] B: Allmacht in das Dasein hervorgegangen 22 Verhältnisse:] B: Verhältnisse; 23 diesen] B: solchen 24 also] B: mithin
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Runzel oder deß etwas, sondern daß sie heilig sei und unsträflich. Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben als ihre eignen Leiber. Wer sein Weib liebet der liebet sich selbst; denn niemand hat jemals sein eignes Fleisch gehasset, sondern er nähret es und pfleget sein gleichwie auch der Herr die Gemeine. Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebeine. Um deswillen wird ein Mensch verlassen Vater und Mutter und wird seinem Weibe anhangen, und werden zwei Ein Fleisch sein. Die Hauptsache in diesen Worten ist für uns, m. a. Fr., dasjenige woran wir auch bei Einsegnung der Ehe die christlichen Brautpaare auf mannigfaltige Weise zu erinnern pflegen, daß nämlich indem uns hier der Apostel in der Darstellung der christlichen Ehe die innerste Tiefe der Liebe aufdeckt, auf welche der ganze Bau der Kirche gegründet ist, er uns zugleich auf das heilige Verhältniß zwischen Christo und seiner Gemeine zurückführt. Denn daraus sehen wir deutlich, daß in dieser ursprünglichen Wur|zel alles geselligen Lebens nichts sein soll was uns von Christo dem Herrn abziehn könnte; wir werden vielmehr angewiesen in der Ehe alles auf jenes große Verhält|niß unseres Herzens zum Erlöser zu beziehen. Wir werden aber des Apostels Gedanken von der christlichen Führung der Ehe am besten erreichen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf zwei Stücke seiner Beschreibung hinlenken: 1) wie er uns in der christlichen Ehe ein irdisches und ein himmlisches zeigt, welches Eins ist, und 2) wie er uns darin eine Ungleichheit zeigt, die sich wieder in die vollkommenste Gleichheit auflöset. I. Zuerst also, m. Fr., laßt uns darauf sehn, wie das irdische und das himmlische, welches uns der Apostel in seiner Beschreibung von
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10 dasjenige] B: dasjenige, 12 pflegen,] B: pflegen. [Fußnote:] Dies bezieht sich auf die Ehe-Einleitung in der unter König Friedrich Wilhelm I. eingeführten und seitdem in unsern reformirten Gemeinen üblich gewesenen Agende. Welches Formular auch zum großen Theil in die Liturgie unserer unirten Gemeine übernommen ist. 12–16 daß nämlich indem ... gegründet ist, er uns ... zurückführt.] B: Nämlich indem ... gegründet ist, führt er uns ... zurück. 16 Denn] B: Dies ist, sage ich, die Hauptsache; denn 17 in dieser ursprünglichen] B: in der Ehe als der ursprünglichen 19 in der Ehe alles] B: alles darin 23–26 hinlenken: 1) ... 2)] B: hinlenken; zuerst ... zweitens 28–29 wie das irdische und das himmlische] B: wie das irdische und das himmlische 30–32 Vgl. Kirchen-Agenda, Die Ehe-Einleitung (KGA III/3, Anhang) 32–33 Vgl. Unierte Agende der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin aus dem Jahr 1822, Form der ehelichen Vertrauung (KGA III/3, Anhang)
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dem Bunde der christlichen Ehe aufstellt, ganz und gar Eines ist, und nicht von einander getrennt werden kann. Das irdische zunächst hält er uns vor in den Worten: Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und werden die zweie ein Fleisch sein. Gewiß stärker und vollkommner kann auch schon dieses irdische nicht dargestellt werden, und ein reineres Maaß können wir nicht finden um die mannigfaltigen Abstufungen ehelicher Zustände darnach zu beurtheilen, welche wir in der uns umgebenden Welt, auch der gesittet seinwollenden, überall wahrnehmen. Denn leider wie oft sehen wir nicht unter Christen die | Ehe auch von dieser irdischen Seite betrachtet in | einer wahrhaft gräßlichen Gestalt! die Zweie, die Ein Fleisch sein sollen, in Zorn gegen einander ergrimmt, durch Zwiespalt und Streit getrennt, den sie nicht nur nicht vermeiden, sondern, sind sie erst bitter gegen einander geworden, geflissentlich aufsuchen; und daß da nicht zweie Ein Fleisch geworden sind, darf nicht erst gesagt werden! Wie oft sehen wir nicht die Ehe in einer ängstlichen Gestalt, wenn ohne alle freudige Ueberzeugung einer innern Zusammengehörigkeit jeder Theil sich behutsam in seinen Schranken hält, durch zuvorkommendes Wesen, durch Nachgiebigkeit, durch entsagende Aufopferung alle Gelegenheit zum Streit zu vermeiden sucht, und die zarteste Höflichkeit die Stelle der wahren Liebe wo möglich vertreten soll. Und daß auch hier nicht zweie Ein Fleisch geworden sind, wenn das eine sich nur wohlbefindet, wo das andere sich zwingt, daß hier kein wahres Anhangen ist, sondern nur ein sorgfältig gehaltener Vertrag, das sehen wir leicht. Wie oft sehen wir nicht die Ehe in einer widrigen Gestalt, wenn Eheleute zwar einträchtig leben und ruhig, aber nur durch die Länge der Zeit an einander gewöhnet, und weil jeder so wenig als möglich Ansprüche an den andern macht, und seine Befriedigung in andern Verhältnissen des Lebens und in anderm geselligen Zusammensein zu finden weiß. Daß auch in einer solchen gleichgültigen und todten Verbindung die Zweie nicht Ein Fleisch sind, denn das ist doch | Ein lebendiges, das ist gewiß, daß da kein solcher | innerer Drang gewal1 dem Bunde der christlichen Ehe ... ganz und gar Eines] B: dem Bunde der christlichen Ehe ... ganz und gar Eines 3 irdische] B: irdische 6 werden, und] B: werden; und 16 werden! Wie] B: werden! – Wie 18 einer innern] B: von innerer 21–22 Höflichkeit die Stelle der wahren Liebe wo möglich] B: Berücksichtigung wo möglich die Stelle der wahren Liebe 23 wenn das] B: wenn doch das 24 daß hier] B: daß auch hier 25–26 leicht. Wie] B: leicht. – Wie 28 gewöhnet] B: gewöhnt 29 seine Befriedigung in] B: seine eigentliche Befriedigung mehr in 33 gewiß, daß da] B: gewiß; daß auch da 32 sind] so B; A: sein
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tet haben kann, der Vater und Mutter verläßt, um grade dem Manne, dem Weibe anzuhangen, und auch das also nicht die irdische Seite einer christlichen Ehe ist, das ist wohl gewiß genug. Doch was soll ich euch noch mehr solche Bilder vorhalten, und nicht lieber kurz weg sagen, daß überall, sofern in dieser innigsten Gemeinschaft noch jeder seine eigne Lust hat und sein eignes Leid, mag er auch immerhin mehr auf das sehen was des andern ist, als auf sein eignes, überall sofern noch das Weib sich selbst ermahnen muß stille zu sein, und der Mann sich selbst ermahnen muß dem schwächeren Theil seine Ehre zu geben, und wenn auch diese Ermahnungen auf das sorgfältigste befolgt würden, überall sofern es noch entgegengesezte Wünsche und Bestrebungen auszugleichen giebt, und wenn diese Ausgleichungen auch nie fehlten, ja immer auf die feinste Weise geschähen, da überall sei das Wort des Apostels noch nicht erfüllt, da throne nicht und habe auch nie gethront die wahrhaft Eins machende Liebe. Aber, m. gel. Fr., wenn wir uns auch denken, ein Band der Ehe von seiner irdischen Seite angesehen entspreche ganz dem tiefen Sinn jener apostolischen Worte vom eins gewordenen Leben der Liebe, ja denkt euch es brauche ein Theil gar nicht sich selbst zu vergessen in der Liebe zum andern, es werde von jedem jede Bewegung des andern Herzens aufgenommen und getheilt, es richte schon eine unwillkührliche Ahn|dung von den Wünschen des Einen auch den Andern auf denselben Gegenstand, es werde keine Freude einseitig genossen und kein Schmerz einseitig gefühlt, gleiche Lust und gleiches Streben erfülle die Gemüther, es bestehe ein wahrhaft gemeinsames Leben, ja in dem Gefühl eines wahren Zusammengehörens werden auch die Tage der Widerwärtigkeit so würdig getragen, daß wenn sie einst vorüber sind, man sich freuen wird sie durchlebt zu haben: dies alles sei so, und eine Ehe von dieser Seite dem Worte des Apostels ganz entsprechend; aber, wenn sie nichts weiter sein soll als dies, so werden wir schwerlich hoffen dürfen, daß sie auch nur dieses bleibe, sondern immer zu glauben geneigt sein, wie es ja auch oft geschieht, dieser schöne Einklang sei nur der Glanz der ersten Neigung, der je länger je mehr verbleichen werde, wenn ein ruhiger und gewöhnlicher Zustand auf die gewaltigere Aufregung der Gemüther folgt. Ja ein so gestalteter Bund ist selten und schön, und viel Gutes von allerlei Art kann daraus 5 sagen, daß überall] B: sagen, überall 7 des andern] B: des Andern 16– 17 Band der Ehe von seiner irdischen Seite angesehen entspreche] B: eheliches Bündniß entspreche von seiner irdischen Seite angesehen 18 Liebe,] B: Liebe; 20–22 es werde ... getheilt, es richte schon eine ... auch den Andern] B: vielmehr werde ... getheilt, und | schon eine ... lenke auch den Andern 23 es werde keine Freude] B: keine Freude werde 28–30 haben: ... entsprechend;] B: haben; ... entsprechend: 30 sein soll] B: ist 35 gewaltigere] B: lebendigere
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hervorgehn: aber hat diese irdische Vollkommenheit nicht ihren Grund in einer höheren, so fehlt ihr die rechte Haltung, so entspricht auch die Ehe noch nicht ganz dem Bilde, welches uns der Apostel vorzeichnet, denn wir vermissen noch immer die Aehnlichkeit mit dem Verhältniß Christi zu der Gemeine. Denn das ist die andere Seite des apostolischen Bildes; an den erinnert er uns der die Ge|meine so geliebt | hat, daß er sich selbst für sie hingegeben, auf daß er sie heiligte. Seht da, m. Fr., das ist die himmlische Seite der christlichen Ehegemeinschaft, ihr höheres Ziel ist dieses, daß einer den andern heilige und sich von ihm heiligen lasse. Nehmet ihr dieses hinweg, so fehlt jener Uebereinstimmung so sehr ein würdiger Gegenstand, daß sie sich doch wieder in nichts auflösen muß. Oder was für ein bedeutender Gewinn käme denn aus einer so engen Gemeinsamkeit des Lebens, wenn sie sich immer nur aus dem äußern Leben zu nähren und auf dasselbe zu wirken suchte? Das zwiefache wäre denn doch nichts besseres als das einfache! Ob jeder für sich allein, oder zweie für einander und untereinander verbunden, ein solches gemäßigtes, heiteres, gebildetes, aber immer doch nach dem Maßstabe des Christen nur sinnliches und in diesem höheren Sinne geistloses Leben führten; den Unterschied könnten wir so hoch nicht anschlagen, und so wäre auch von der Ehe so großes nicht zu rühmen, wie der Apostel thut. Heiterkeit und Anmuth des Lebens auch mit wenigen äußeren Hülfsmitteln entwickeln, in jeder Art von Streit und Anfechtung Mäßigung bewahren, wie denn die eheliche Liebe eben dieses so vorzüglich bewirkt, dies ist wol etwas schönes und großes: aber für uns Christen doch nicht an sich, sondern nur in wiefern alle Vermögen und Thätigkeiten der menschlichen Seele Werkzeuge des göttlichen Geistes sind, und um es | zu bleiben | auch ihren rechten natürlichen Ton haben und in fester Stimmung behalten müssen. Und hätten wir an einer rechten christlichen Ehe keine andere Freude als die, daß sie uns ein wohlklingendes Spiel natürlicher Kräfte zeigte, und wäre die eheliche Liebe nur darauf gerichtet als auf ihr höchstes Ziel: so wüßte ich da keine Aehnlichkeit mit dem Verhältniß zwischen Christo und seiner Ge2–3 so fehlt ihr die rechte Haltung, so entspricht auch die Ehe noch] B: so fehlt ihr immer noch die rechte Haltung, so entspricht die Ehe immer noch 4–5 denn wir vermissen noch immer ... Gemeine.] B: weil wir noch immer ... Gemeine vermissen. 5 Denn] In B beginnt ein Absatz. 6 er uns] B: es uns, 8 heiligte.] In B folgt ein Absatz. 8 himmlische] B: himmlische 9 Ehegemeinschaft,] B: Ehegemeinschaft; 19 diesem] B: seinem 25 dies] B: das 26–27 alle Vermögen und Thätigkeiten der menschlichen Seele Werkzeuge] B: alle so entwickelte und gehaltene Vermögen und Thätigkeiten der menschlichen Seele zugleich Werkzeuge 27–29 und um es ... haben und in] B: und um dies ... haben und ihn in 31 zeigte] B: zeigt 32 darauf] B: hierauf
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meine zu finden. Das aber ist erst die christliche Liebe in der Ehe, daß beide durch einander immer mehr erregt werden im Geist, daß immer mehr in der Natur des einen durch den andern gebändiget werde und gemildert, was sich der Einwirkung des Geistes widersezt, daß jeder den andern durch seine Kraft hebe und trage, wenn er in dieser Hinsicht schwach werden will, jeder sich in dem Auge des anderen reiner spiegle, um zu sehen wie er gestaltet sei in Bezug auf die Gemeinschaft mit Gott, kurz, daß jeder in dieser Verbindung die Kraft des Geistes erhöht fühle und gesteigert, wie sie es sonst nicht sein könnte. Wenn so das gemeinsame Leben in der ganzen Wärme und Fülle der mannigfaltigen Segnungen die Gott diesem Stande zugeführt hat, nicht als das irdische gefühlt und genossen wird, sondern das Gefühl beide durchdringt: Unser Wandel ist im Himmel; wenn die gegenseitige Liebe durch die gemeinsame höhere Liebe zum Erlöser so geheiliget wird, daß das Weib zum Manne sagen mag: Du | bist mir wie Christus der Gemeine; und der Mann zum Weibe: Du | bist mir wie die Gemeine Christo; wenn sich diese Liebe immer mehr befestigt, je mehr sich durch die Erfahrung bewährt, daß in vereinter Kraft beide sich mit verdoppelten Schritten dem gemeinsamen Ziele der Heiligung nähern: das m. Fr. ist die himmlische Seite der christlichen Ehe. Und von solchen Ehen mögen wir mit Recht sagen, daß sie im Himmel geschlossen sind; denn es ist der geheimnißvolle Zug des Geistes selbst gewesen, der dem Manne sein Weib und dem Weibe ihren Mann zuführte, das unerklärliche aber wahre und täglich mehr sich bewährende Vorgefühl, daß jeder dem andern vorher bestimmt sei als ihm besonders angehörig als das eigenthümlichste Gut, als der kräftigste Genosse auf dem gemeinsamen Wege. Wo aber dieses fehlt, sei auch alles andere noch so schön und preiswürdig, da fehlt doch die rechte Treue und Zuverläßigkeit, und mit ihr der rechte christliche Gehalt des ehelichen Lebens. Aber eben wie jenes irdische, m. Fr., nichts ist ohne dieses himmlische, so kann auch dieses himmlische nicht sein ohne jenes irdische, nicht ohne die innigste Gemeinschaft der Freuden und Leiden, der Sorgen und Werke dieser Welt. Es ist ein alter Wahn, unter uns schon lange dafür erkannt, in früheren Zeiten aber weit in der christlichen Gemeine verbreitet, daß nämlich der Christ, um sich den Einwirkungen des Geistes hinzugeben, um seiner Seelen Seligkeit zu | schaffen und in diesem Leben 2 beide durch einander] B: beide Theile durch einander 7 sei] B: ist 12 das Gefühl beide] B: beide Theile das Gefühl 15–16 mag: ... Gemeine; ... Weibe:] B: mag, ... Gemeine, ... Weibe, 21 von solchen Ehen] B: von so geführten Ehen 26 angehörig] B: angehörig, 36–37 daß nämlich] B: als ob nämlich
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schon etwas höheres zu gewinnen als das vergängliche, am besten thue sich so weit als möglich von der Welt zurückzuziehen und mit ihren Freuden und Geschäften auch ihre Leiden und Sorgen zu fliehen. Aus diesem Wahn, als ob das himmlische in dieser Welt sein könnte und wohnen gesondert von dem irdischen, entstand jene lange und verkehrte Verachtung des heiligen Standes der Ehe selbst, aus der so viel Verwirrung und Untugend hervorgegangen ist: und nun nachdem wir lange eingesehen, Keiner sei zu gut um dieses von Gott verordneten Gnadenmittels zu bedürfen, wie sollten wir diesen Stand selbst aufs neue in jenen Wahn eintauchen? Denn das geschieht doch, wenn man behauptet, der einzelne Mensch zwar nicht, aber doch die zweie vereint hätten das vollkommenste Recht, eben weil sie einander genug zu sein verständen, sich auch so weit als irgend möglich von der Welt abzusondern und für sich abzuschließen; dieser Wahn wird doch erneuert, wenn man meint, der Bund der Liebe werde durch ein vielseitig wirksames Leben nicht geheiligt sondern entweiht, nicht bereichert sondern eines großen Theils der ihm zugedachten Freuden beraubt. Ein gefährlicher Irrthum! denn auch die innigste Liebe kann nur in dem Maaß den Menschen zurüsten und reinigen, als er seinen ganzen Beruf zu erfüllen trachtet, und sich keinem Theile seiner Bestimmung entzieht; und nur in sofern können zwei von Gott vereinte Menschen | einander genug sein, als ein thätiges Leben für jeden die Versuchungen und Prüfungen herbeiführt, gegen welche sie sich gegenseitig verwahren sollen, und beider Augen schärft um die Tiefen des Herzens zu erforschen und das Verborgene zu durchschauen. Eine bedenkliche Verblendung! denn auch an der geliebtesten Seele können wir Freude und Lust auf die Länge nur haben, wenn wir sie in ihrer natürlichen Thätigkeit erblicken, und, hat die Zeit die ersten Blüthen abgestreift, die Früchte des Lebens darunter reifen sehen! Wie weit ist aber auch dieser Wahn entfernt davon durch des Apostels Worte gerechtfertigt zu werden! Denn wenn dieser uns verweiset auf das Verhältniß Christi und der Gemeine, ist etwa deren Bund gegründet auf ein süßlich beschauliches Leben? mußte der Herr nicht Mühe haben um die Tausende zur Beute davon zu tragen? und besteht seine Gemeine nicht aus den Knechten, die nur selig sind, wenn der Herr sie zu jeder 6 Verachtung des heiligen Standes der Ehe selbst, aus der] B: Verachtung dieses heiligen Standes selbst, aus welcher 7 ist:] B: ist; 10 Denn das] B: Und das 14 dieser Wahn] B: jener Wahn 15 Bund der Liebe] B: Bund der ehelichen Liebe 19 Menschen zurüsten und reinigen,] B: Menschen zum guten tüchtig machen und vom bösen reinigen, 26 Verblendung!] B: Verblendung zugleich! 28–29 abgestreift, die] B: abgestreift, nun die 29 Wie weit ist aber auch] B: Wie weit aber ist auch 35–1 Vgl. Lk 12,37–38
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Stunde wachend findet? Und wenn der Apostel sagt, die Weiber sollen unterthan sein ihren Männern, hat ihm dabei jene zurückgezogene Stille vorgeschwebt, in welcher vielmehr am natürlichsten jeder Unterschied von Gebieten und Gehorchen sich aufhebt, indem jedes Herrschenwollen nur eine schlechtbegründete Laune sein könnte? Vielmehr hat er unläugbar an die nothwendigen Beziehungen gedacht, worin jeder christliche Heerd zu der größeren Haushaltung einer bürgerlichen Gesellschaft steht, | für welche der Mann allein das Hauswesen vertritt, und also auch in Bezug auf dieselbe walten und ordnen muß, und an welcher das Weib nicht unmittelbar sondern nur durch ihr Verhältniß zum Manne Theil nimmt. Indem nun der Apostel uns die Ordnung als Gebot aufstellt, welche sich hieraus von selbst entwickelt: so zeigt er uns dadurch es sei Gottes Wille, daß jedes christliche Hauswesen in jene größere Ordnung der menschlichen Dinge verflochten sein, und also auch durch würdige Thätigkeit seine Stelle darin ausfüllen solle. Darum auch wird ohne Rücksicht zu nehmen auf die Verschiedenheit des Standes und die größere oder geringe Leichtigkeit sich den anstrengenden Arbeiten in der Gesellschaft zu entziehen, jeder angehende christliche Ehemann wörtlich erinnert an die göttliche Ordnung, daß der Mann im Schweiß seines Angesichts soll sein Brod essen, und jede angehende Ehefrau, daß ihr nicht nur bestimmt ist mit Schmerzen Kinder zu gebähren, sondern auch mit angestrengter Sorge und Aufmerksamkeit ihrer und des ganzen Hauswesens zu warten und zu pflegen. Und dieses, m. gel. Fr., laßt uns daher nicht etwa nur ansehn als ein Werk der Noth, oder als eine Unterbrechung unserer geistigen Freuden und Genüsse, welche Gott unserer Schwachheit wegen geordnet hat, damit sie uns nicht zu alltäglich werden und ihren Werth verlieren; son|dern wie überall nur im gemeinsamen Leben dem Menschen Glück und Heil erblüht, und erst in einer zweckmäßigen Vertheilung der Geschäfte jeder sich seiner Kräfte am bestimmtesten bewußt wird: so gelangen auch wir erst durch diese göttliche Ordnung zum rechten Bewußtsein der Gaben welche der göttliche Geist in jedem Geschlecht besonders wirkt, und in ihrem Zusammenwirken für unsern irdischen Beruf finden wir zugleich unsere Arbeit und erfreuen uns unserer Arbeit in dem Weinberge des Herrn. 5 sein könnte?] B: sein könnte da wo es wenig oder nichts zu thun giebt? 12 die Ordnung] B: diejenige Ordnung 13 dadurch] B: dadurch, 16 wird] B: wird, 19 erinnert] B: erinnert [Fußnote:] S. die Anmerkung zu S. 4. 32 wird:] B: wird, 34 in ihrem Zusammenwirken] B: erst im kräftigen Zusammenwirken beider 20–21 Vgl. Gen 3,19
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II. Aber eben das, was ich jezt anführte um zu zeigen, daß, wenn wir die Kraft und den Segen christlicher ehelicher Liebe erfahren sollen, jenes himmlische nicht darf sein wollen ohne das irdische, führt mich auf unsere zweite Betrachtung, indem eben darin eine große Ungleichheit erscheint, und daher nöthig ist uns zu überzeugen, daß auch diese sich in die vollkommenste Gleichheit auflöset. Denn wenn der Apostel sagt, die Männer sollen ihre Weiber lieben, wie Christus die Gemeine geliebt hat, so wissen wir ja, daß das eine Liebe ist, welche Gegenliebe zwar zuläßt nicht nur sondern auch fordert, indem wir ja immer ermahnt werden den wieder zu lieben, der uns zuvor so hoch geliebt hat, daß es aber auch eine Liebe ist, die von einer andern Seite über alle Gegenliebe erhaben ist, indem die Gemeine Christo ihrem Er|löser nichts vergelten kann und nichts für ihn thun, sondern nur sich immer reiner und vollkommner von ihm erlösen lassen. Kann nun eben so das Weib nichts wieder thun für ihren Mann, sondern immer nur von ihm annehmen; so steht die Sache des Weibes zu ihrem Manne schlimm und die Frau bleibt immer im Nachtheil. Und wenn es heißt, die Weiber seien unterthan ihren Männern als dem Herrn, denn der Mann ist des Weibes Haupt gleichwie Christus der Gemeine, und das Weib also soll immer unterthan sein, der Mann aber darf allein gebieten, wie ja die Gemeine nie und nirgend über Christum gebieten kann, sondern er immer und in jeder Hinsicht der Herr bleibt: so steht es auch so schlimm um das Verhältniß des Weibes zu ihrem Manne. Und eben so wenig möchten auch wir Männer zufrieden sein mit der Stelle die uns hiedurch angewiesen wird, weil wir wol fühlen, daß wir sie so nicht ausfüllen können, und daß je mehr die Ehe ein Bund geistiger Liebe sein soll, um desto weniger wir uns rühmen können so weit hervorzuragen über unsere Weiber wie Christus über die Gemeine. Aber auch damit möchten wir uns wol nicht begnügen, wenn uns jemand sagte, das rede der Verfasser unseres Briefes aus jenen Zeiten heraus, wo theils der Bund der Ehe erst anfangen sollte ein Bund geistiger Liebe zu sein, theils das weibliche Geschlecht noch weiter zurückstand hinter dem männlichen, und es müsse daher die Rede etwas anders gewendet, nicht so | genau genommen werden, wenn sie der gegenwärtigen Zeit solle angemessen sein. Denn wir mögen nicht gern, daß uns etwas erst anders gewendet werde, was wir finden in Gottes Wort, noch mögen wir uns erlauben es nicht so genau damit zu nehmen, aus Furcht wir möchten im Klü8 hat,] B: hat: 9 welche Gegenliebe zwar zuläßt] B: welche zwar Gegenliebe zuläßt 17 schlimm] B: schlimm, 20 Gemeine,] B: Gemeine; 23 so schlimm] B: insofern schlimm 34–35 nicht so genau genommen] B: und minder genau genommen 37 Wort,] B: Wort: 38 nicht so genau damit] B: nicht genau damit
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geln und Deuteln des rechten Trostes aus dem göttlichen Worte verlustig gehn. Darum laßt uns nur um so tiefer in den Sinn dieser Worte des Apostels einzudringen suchen, und damit uns das gelinge, müssen wir sie recht in ihrem Zusammenhange betrachten. Um daher bei dem lezten anzufangen, m. a. Fr., so laßt uns zu den Worten, daß die Weiber unterthan sein sollen den Männern, und daß der Mann des Weibes Haupt ist, die hinzunehmen, welche uns an die erste Einführung dieses heiligen Bundes der Geschlechter in die Welt erinnern, daß nämlich der Mann Vater und Mutter verlassen wird, und wird seinem Weibe anhangen. Wie ist in diesen Worten, welche die allgemeine göttliche Ordnung beschreiben, doch so deutlich hingewiesen auf eine Kraft, welche von dem weiblichen Gemüth ausgeht und sich des männlichen bemächtiget. Der Mann sucht sich ein Weib, sobald er im Stande ist das väterliche Haus verlassend von Zucht und Lehre entbunden ein selbständiges Dasein zu beginnen; er sucht, aber wehe ihm wenn er willkührlich wählt, sei es, daß irgend eine verständige Berechnung ihn leite, oder | daß er sich mit der Ungeduld der Leidenschaft über seinen Gegenstand hinwerfe. Keine Sicherheit auf diesem Wege, daß er diejenige gefunden habe, mit der er sich zu dem rechten Leben der Liebe verbinden könne! nichts was ihm eine Anhänglichkeit verbürgt, die ihn für alles entschädige, was er verläßt und aufgiebt. Soll er seinem Weibe anhangen: so muß von ihr eine Kraft ausgehn die ihn so festhält, daß er sich alles Suchens erledigt fühle und alles Sehnen gestillt, und eben diese Kraft muß es gewesen sein, welche unwissend was sie that ihn zuerst anzog und fesselte. Aber wenn das Weib das Ja ausspricht, wodurch der Mann ihr Haupt wird, ein frei gesprochnes Ja, ohne welches kein Mann des Weibes Haupt werden soll in christlicher Gemeine: so fühle sie, daß er nach Gottes allgemeiner Ordnung und besonderem Rathe ihr Haupt geworden ist durch eine unbewußte und unwillkührliche Wirkung dieser in ihr ruhenden Kraft, und daß für ihr beiderseitiges ganzes Leben von der fortwährenden Wirkung dieser Kraft die rechte christliche Treue, die volle ungeschwächte Anhänglichkeit abhängt, welche einen christlichen Ehebund über alles Vergängliche und Zufällige erhebt, 3 suchen, und damit uns das gelinge,] B: suchen; damit uns aber dieses gelinge, 8 erste Einführung] B: biblische Erzählung von der ersten Einführung 17–18 sich mit der Ungeduld der Leidenschaft über seinen Gegenstand hinwerfe.] B: mit der bewußtlosen Willkühr ungeduldiger Leidenschaft seinen Gegenstand ergreife. 19 Wege, daß] B: Wege, ob 22 aufgiebt.] B: aufgiebt! 23–25 ausgehn ... gestillt, ...welche ... that] B: ausgehn, ... gestillt; ... welche, ... that, 31 Kraft,] B: Kraft; 9–10 Vgl. Gen 2,24
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und als ein selbst ewiges Werk der ewigen Liebe darstellt, würdig dem heiligsten und größten Werk derselben verglichen zu werden. Darum bestehe immerhin unverrückt, und gewiß ungestraft würden wir sie nicht verrücken, auch die göttliche Ordnung, daß das Weib dem Manne | unterthan ist, und der Mann des Weibes Haupt; sie bestehe, weil eine christliche Ehe nur sein kann in der christlichen Gemeine und in der bürgerlichen Gemeine, und in beiden allein der Mann, dem Gott das bindende Wort und die äußere That angewiesen, das Hauswesen vertreten kann, das Weib aber sich nie ungestraft unmittelbar in jene größeren Angelegenheiten mischt; sie bestehe, wir finden doch darin keine störende Ungleichheit, sondern diese löset sich auf in die herrlichste Gleichheit. Denn ordnet der Mann auch im Hause alles um so mehr, als es sich genauer auf jene größeren Verbindungen bezieht, waltet er auch draußen ganz allein, und schafft dadurch ohne des Weibes Ab- und Zuthun dem Hause mit Freude und Ehre auch wieder Leid und Sorge: dennoch, kehrt er nur, wie es durch jene erste göttliche Ordnung gesetzt ist, von draußen immer wieder zurück anhangend dem Weibe, das ihm Gott gegeben, erquickt er sich in dem Bunde treuer Liebe wo er ermüdet, stärkt er sich wo er gehemmt war; so fühlt auch das treue Weib in allem, was er thut, ordnet und schafft, ihre Kraft und ihren Segen, und immer stehn beide so gleich vor Gott und in ihrem eignen Bewußtsein da, wie in dem Augenblick, wo beide durch das gleich freie Ja der Mann des Weibes Haupt erst wurde, und sie ihm unterthan. Und nun m. gel. Fr. laßt uns auch noch einmal zurückgehn zu jenem Wort, daß die Männer ihre Weiber lieben sollen wie Christus die Gemeine, | und das andere dazu nehmen, daß Er ist seines Leibes Heiland, und daß er sich für die Gemeine hingegeben hat um sie zu heiligen. Denn wenn wir finden, daß so oft von den Anfängen der Erlösung in denselben Ausdrücken gesprochen wird, in denen wir uns die suchende Liebe des Mannes geschildert haben, wie auch Christus gekommen sei zu suchen, wie er die Herrlichkeit verlassen, die er beim Vater gehabt, um sich ein eignes Leben und Reich auf Erden zu gründen, und es ganz eigentlich die Kraft der Liebe sei, die ihn herabgezogen zu uns; wie die Seinigen nicht ursprünglich ihn erwählt haben, sondern er sie, nun aber freilich auf das innigste den wieder lieben, der sie zuvor so hoch geliebt hat; endlich wie nun Christus den Seinigen so fest anhange, daß, was sie in seinem Namen bitten würden, er ihnen 2 Werk derselben] B: Werke derselben 4 sie nicht verrücken, auch die] B: sie auch nicht verrücken, die 8 dem Gott] B: welchem Gott 9 vertreten kann,] B: zu vertreten geeignet ist, 10 mischt;] B: einmischt; 14 bezieht,] B: bezieht; 19 wo ... wo] B: wenn ... wenn 20–21 war; ... Segen,] B: war, ... Segen; 31–32 haben, ... suchen,] B: haben; ... suchen;
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vom Vater verschaffen wolle, und daß, wie sehr leiblich getrennt, er doch geistig mit ihnen sein wolle immerdar: so trifft uns die Aehnlichkeit gewaltig zwischen jenem tiefen heiligen Geheimniß der Liebe im einzelnen Leben und dem großen Geheimniß der Erlösung, und wir glauben die erhabene Anweisung des Apostels zu verstehen, daß die Männer ihre Weiber lieben sollen wie Christus die Gemeine. Damit aber nicht jene Ungleichheit uns wieder irre mache, als ob nun der Mann allein alles für das Weib thun könne; und das Weib eben so wenig dem Manne wie die Gemeine Christo etwas leisten und ihm wohlthun könne, und damit nicht zuerst die Weiber dann aber um | ihretwillen auch die Männer betrübt werden hierüber, als sei zufolge dieser geheimnißvollen Vergleichung auch das nichts, was wir uns eben ausgleichend ausgesprochen haben, daß wenn gleich der Mann ordne und herrsche, das Weib ihn eben dazu erquicke und stärke: so laßt uns nur bedenken, daß diese Vergleichung ja unmöglich auf alles gehen, und nicht in allen Stücken das Verhältniß des Weibes zum Manne dem Verhältnisse der Gemeine zu Christo gleichstellen kann. Und wenn wir nun fragen, in welchen denn vorzüglich und in welchen nicht: so antworten uns jene Worte: Nicht darin, daß Christus alles ist und wir nichts, und also auch das Weib in ihrer Verbindung mit dem Manne immer nur hinnehmen kann und alles nur durch ihn sein; sondern darin daß Christus sich hingegeben hat für die Gemeine, daß er sie heiligte. Diese hingebende Liebe soll der Mann sich zum Vorbild nehmen, gern aus seiner größeren Heimath, der geschäftigen Welt zur häuslichen Stille zurückkehren, um durch alles was ihm dort begegnet ist und was er geleistet hat, durch alles was aus seinem Innern hervorgegangen ist und was darin verschlossen blieb, mittheilend reinigend erhebend auf das Weib seines Herzens zu wirken. Nicht darin liegt die Aehnlichkeit, daß Christus unser König ist, als ob nun dem Manne eine ausschließende und unumschränkte Herrschaft gebühre; sondern darin, daß er ist der Gemeine als seines Leibes Heiland und Erretter. Wie er aber unser | Erretter gewesen, wissen wir, daß er uns nämlich von der Knechtschaft erlöset hat; denn die Freiheit der Kinder Gottes ist es, zu welcher wir erlöset sind. Diese befreiende Liebe nun soll der Mann sich zum Vorbilde nehmen, und so des Weibes Haupt sein, daß er sie immer mehr befreie innerlich und äußerlich von jeder Dienstbar4 dem großen] B: diesem großen 8–10 könne; und das Weib ... könne,] B: könne, das Weib aber ... könne; 15–17 daß diese Vergleichung ja unmöglich auf alles gehen, und nicht ... gleichstellen kann.] B: daß eine Vergleichung mit Christo ja unmöglich auf alles gehen, mithin auch nicht ... gleich gestellt sein kann. 19 Worte:] B: Worte, 24 Welt] B: Welt, 25 zurückkehren,] B: zurükkehren, 11 werden hierüber,] so B; A: werden, hierüber blieb,] so B; A: ist, ... blieb
26 seinem] seinen
27 ist ...
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keit, der sich dieses Geschlecht am leichtesten hingiebt, daß er alle Beschränkungen von ihr thue, damit die Kraft des gemeinsamen Lebens ungehindert in ihr walte. Dann wird auch auf dieser Seite die Ungleichheit in Gleichheit aufgelöst werden, auch indem der Mann als das beherrschende Haupt des Leibes sich überall sowohl mitleidend fühlt mit dem Leibe, als auch am schönsten erheitert, am kräftigsten begeistert zu allem Guten durch die geistige Frische und Gesundheit derjenigen, die mit ihm ein Leben lebt; so daß an beiden immer schneller in Erfüllung geht, was der Gemeine in ihrem Verhältnisse zu Christo nur in der weiten Ferne des ewigen Lebens, des wir harren, verheißen ist, daß wenn vollkommen erschienen ist was wir sind, wir ihm gleich sein werden, weil wir ihn sehen werden wie er ist; so nämlich, daß wiewol in ihrem stillen bescheidenen Kreise bleibend das Weib immer mehr dem Manne gleich wird, weil sie ihn in allem seinen Thun und Sein versteht und durchdringt. Wie ja dies in christlichen Ehen die tägliche Erfahrung auf das erfreulichste lehrt, und auf diese Weise unsere Frauen an allem, was ihre Männer in den verschiedenen Kreisen des öffentli|chen Lebens so wie der menschlichen Kunst und Wissenschaft verrichten oder bezwecken ihr billiges Theil auch wirklich genießen und sich dessen erfreuen. Wenn also auf der einen Seite das Weib zwar unterthan ist und sein muß, aber auf der andern immer mehr befreit wird durch den der sie liebt nach dem Bilde Christi; wenn der Mann zwar das Haupt ist, aber nur in sofern, als er dem Weibe anhängt in unverbrüchlicher Treue mit inniger Liebe: so verschwindet jeder Schein der Ungleichheit, als herrsche der eine und sei untergeordnet die andere in dem schöneren und höheren Gefühl einer vollkommenen Gemeinsamkeit des Lebens, wie auch dem Apostel die himmlischen und herrlichen Bilder verschwinden in dem Einen Gedanken, daß Zweie Eins sein werden. Wenn so jede Ungleichheit aufgelöst wird in die gleiche und von beiden gleich freudig gefühlte Zusammenstimmung der Herzen; wenn so das gemeinsame Leben zusammengefügt ist zu einer reinen geistigen Einheit, worin das herrliche Bild der alles beseligenden und zur Gemeinschaft mit Gott aufstrebenden Liebe angeschaut wird; wenn 4–6 auch indem der Mann als das beherrschende Haupt des Leibes sich überall sowohl mitleidend fühlt mit dem Leibe, als auch] B: indem der Mann wiewol das beherrschende Haupt sich doch überall nicht nur mitleidend fühlt mit dem Leibe, sondern auch 12– 13 so nämlich, daß wiewol in ihrem stillen bescheidenen Kreise bleibend] B: daß nämlich, wiewol in ihrem stillen bescheidenen Kreise bleibend, 14–15 allem seinen Thun] B: allem seinem Thun 19 bezwecken] B: bezwecken, 35 aufstrebenden Liebe] B: erhebenden Liebe des Erlösers 33 zusammengefügt] zusammengefugt
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so in erhöhter Kraft die gereinigten Herzen zu einem wirksamen Leben sich getrieben fühlen, um an sich und denen die Gott ihnen gegeben, und unter die Gott sie gesezt hat das Werk Gottes zu schaffen: so ist das nach dem Sinne des Apostels die Vollendung des heiligen Bundes der Ehe, welcher der Grundstein der Gemeine des Erlösers ist. | Aber alles dieses herrliche, und was noch weiter aus dem Gesagten zu entwickeln wäre, das wird an einer anderen Stelle der heiligen Schrift von einem gottbegabten Manne in den gar einfachen Worten zusammengefaßt „die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen.“ Ja, das laßt uns noch zu unserer Selbstprüfung und Demüthigung bedenken. Alles Vortreffliche, was uns der Apostel von der christlichen Ehe vorhält, ist doch wieder nichts anderes, als die schlichte Ehrlichkeit in derselben. Wo in der Ehe nicht Irdisches und Himmlisches auf das innigste verbunden ist; wo nicht beide Theile einander ihre Kräfte leihen, um treu und vollkommen zu sein jedes in seinem Beruf; wo nicht aller Unterschied sich immer mehr ausgleicht zur vollkommnen Einheit des Bewußtseins: da fehlt es auch an der rechten Ehrlichkeit in der Ehe. Sie ist entweder nicht ehrlich geschlossen worden, es ist kein wahrhaftes Ja vor Gott gewesen, womit sich beide einander gegeben haben, sondern es ist gefrevelt worden vor dem Angesichte Gottes selbst; oder sie ist nicht ehrlich gehalten worden, sondern, und zwar nicht unbewußt, hat einer oder der andere zurückgenommen von jenem Ja. Wiewol auch das auf das vorige hinauskommt; denn so wir etwas selbst kürzen von einem gegebenen Worte, war es doch kein wohlbedachter und fester Wille, als es gegeben ward. Das möge jeder erwägen, wieviel und großes dazu gehört, daß die Ehe nur ehrlich gehalten werde im christlichen Sinn. Warlich es kann nur geschehen, wenn beide Theile | unsern Herrn und Meister in ihr Herz aufgenommen haben, und er der dritte ist in dem durch die Liebe zu ihm geheiligten Bunde. Denn Er kürzt nie etwas von seinem Worte, sondern ist immer eingedenk des Versprechens, daß Er, in dem wir allein stark sein können und selig, da sein will, wo zwei in seinem Namen vereiniget sind. Amen.
2–3 gegeben, und unter die Gott sie] B: gegeben und unter die er sie 8 wäre, das wird] B: wäre, wird 23 zurückgenommen] B: mehr oder weniger zurückgenommen 24 auch das] B: auch dieses 24–25 wir etwas selbst kürzen] B: wir selbst etwas kürzen 32 dem wir] B: welchem wir 10 Hebr 13,4
32–34 Vgl. Mt 18,20
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II.
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Ueber die Ehe. Zweite Predigt. Was wir so eben gesungen haben, m. a. Fr., hat euch schon gezeigt, daß mir die Seele noch voll ist von dem wichtigen Gegenstande, der uns in der lezten Morgenandacht beschäftigte, und daß ich auch heute noch davon reden werde. Es geschieht aber mit einem wehmüthigen Gefühl, denn als ich mir überlegte, wie es denn wohl jezt unter uns steht mit der Ehe, schien mir als ob unsere christlichen Gemeinen sich diese Frage nicht ohne tiefe Beschämung beantworten könnten. Ich möchte nämlich gleich sagen, wenn dieser Quell wahrer Lebensfreuden unter uns ungetrübt flösse, so könnte es überall nicht so viel Miß8 Gefühl,] B: Gefühl; 2–3 Ueber ... Predigt.] Die Überschrift ist in A und B einzeilig gesetzt. wohl] so DV in A; OD: wohl denn
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2 Predigt zum 4. Sonntag nach Trinitatis am 14. Juni 1818 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. das Liederblatt und die von Ludwig Jonas stammende Predigtnachschrift in KGA III/5 4 Gemäß dem von Schleiermacher erstellten Liederblatt wurde folgendes Lied aus dem Bremer Gesangbuch nach der Melodie „Wie schön leucht’t“ gesungen: „[1.] Der Ehestand soll heilig sein, / Der Schöpfer sezte selbst ihn ein. / Der Welt zum Glück und Seegen. / Noch immer fleußt in diesem Stand, / Aus seiner milden Vaterhand, / Den Frommen Heil entgegen, / Weiser Vater, dich verkündet, / Wer verbündet, / So sich freuet, / Vor dir blühet und gedeihet. // [2.] Wie glücklich lebt ein frommer Mann, / Wenn die sein liebend Herz gewann, / Die Gott ihm ausersehen. / Wie glücklich lebt an seiner Hand / Die Fromme, die Gott ihm verband, / Ihm hülfreich beyzustehen. / Wohl dann freuen fromme Gatten / In dem Schatten / Seiner Güte / Sich mit dankbarem Gemüthe. // [3.] Ihr die Gesegneten des Herrn, / Von Argwohn bleibt, von Kälte fern, / Hegt feste Treu und Frieden! / Und drückt euch einst der Leiden Last; / Tragt nur in Liebe sie gefaßt, / Ihr werdet nicht ermüden. / Streitet, betet, Gott wird hören, / Plagen wehren, / Schmerzen lindern, / Und die Bürden euch vermindern. // [4.] Oft breitet sich wol um ein Haus / Ein rebenreicher Weinstock aus, / Ein Bild den Ehgenossen. / So sehn sie oft um ihren Tisch / Der Kinder viel gesund und frisch, / Wie junge Frühlingssprossen. / Sorgt nicht, sorgt nicht! Wie viel Beter / Zählt ihr Väter, / Die ihr weise / Sie erzieht zu Gottes Preise. // [5.] Gott, welche du verbunden hast, / Mach denen leicht des Lebens Last, / Gieb daß kein Seegen fehle! / Daß nie sie ihren Bund entweihn, / Daß ehrbar sie und friedsam sein, / Ein Herz und eine Seele! / Segne segne, Herr und Vater, / Und Berather / Frommer Ehen, / Alle die auf dich nur sehen.“ 6 Vgl. oben die vorangehende Predigt Nr. 1
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vergnügen, Verdruß und Kummer in der Christenheit geben. Denn eine christliche Ehe, wie wir sie uns neulich gezeichnet haben, muß ein so ruhiges Gleichgewicht, eine so unerschütterliche Sicherheit in der Seele hervorrufen, daß auch was etwa | andere Verhältnisse störendes und feindseliges her|beiführen, an einer so befestigten Seele gar bald seine Gewalt verlieren würde. Doch leider brauche ich mich nicht auf diese allgemeine Bemerkung allein zu beziehen. Denn wie oft ist es nicht deutlich zu sehen, wie oft wird es nicht geradehin eingestanden, daß das eheliche Leben selbst die unmittelbare Quelle der Unzufriedenheit ist. Und daß wir uns nur nicht mit falschen Trostgründen beschwichtigen, meinend etwa die Unzufriedenheit mache sich immer am meisten laut, das Glück hingegen ziehe sich am liebsten in die Stille zurück, und daher eben geschehe es, daß nicht leicht irgend ein Fall einer gestörten unglücklichen Ehe irgendwo innerhalb ihres geselligen Kreises verborgen bleibe, von den meisten glücklichen Ehen aber spräche niemand, und noch weniger wisse man in welchem Grade sie es seien. Kenneten wir aber alles eheliche Glück, so würden wir uns wundern, wie wenig Unzufriedene und Unglückliche es eigentlich verhältnißmäßig in diesem heiligen Stande gebe. Damit wie gesagt wollen wir uns nicht trösten. Denn wenn auch unser geistiges Wohlbefinden an und für sich als Genuß des Lebens betrachtet sich in die Stille zurückzieht, so kann und darf es sich doch in seiner Kraft nicht verbergen, und es giebt keinen sichreren Maaßstab für den Reichthum und die Fülle des Guten als den, wie wenig Böses daneben aufkommen kann. Auch das könnte ich nicht annehmen, wenn jemand sagte, wo viel Licht ist, da sei auch viel Schatten. | Das Christenthum habe uns so sehr erleuchtet über die höhere Bedeutung dieses heiligen | Bundes, und es errege dem gemäß so hohe Erwartungen, daß uns nun schon vieles als Unglück und Zerrüttung erscheine, wobei wir noch zufrieden seyn würden ja glücklich, wenn wir geringere Forderungen machten. Denn ich meine, wenn wir Recht hätten einen großen Theil des Mißvergnügens in diesem Stande auf Rechnung eines so geschärften Gefühls zu sezen: so müßte eben dieses geschärfte Ge6 würde.] B: müßte. 11 etwa] B: etwa, 19–20 Damit wie gesagt wollen wir uns] B: So könnte wol jemand sagen, aber wir wollen uns damit 20 auch unser geistiges] B: auch geistiges 22 zurückzieht,] B: zurückzieht: 24 Guten als den,] so B; A: Guten, als den 26 Vgl. Johann Wolfgang Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, Erster Akt, Werke, Bd. 1–13, Tübingen 1806–1810 (SB 2670: Bd. 1–12), hier Bd. 5, 1807, S. 28; Berliner Ausgabe, Poetische Werke, Bd. 1–16, 3. Aufl., Berlin 1976–1981, hier Bd. 7, 1977, S. 163: „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten“.
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fühl sich auch am meisten kund geben bei dem Anblick jenes Mißvergnügens. Nun fehlt es freilich nicht an herzlicher Theilnahme, wo wir eine unglückliche Ehe sehen; aber die Menge der minder glücklichen und geistig unfruchtbaren wird doch mit mehr Gleichgültigkeit angesehen als einem christlich gereinigten und geschärften Gefühl geziemt und auf die tiefer liegenden Ursachen dieser Mängel wird nicht mit dem Ernst und der Strenge zurükgegangen, wie es wol geschehen müßte, wenn wir von der Heiligkeit dieses Verhältnisses recht durchdrungen wären. Am deutlichsten giebt sich das zu erkennen, m. g. Fr., wenn das Band, welches im Namen der Kirche geschürzt und von ihr gesegnet worden, wieder gelöst werden muß. Wie häufig wiederholen sich nicht noch diese traurigen Fälle! und wie gleichgültig werden sie nicht noch von Vielen angesehen, wie leichtsinnig behandelt, statt daß sie als gemeinsame Schuld mit tiefer Beschämung sollten gefühlt, und das sünd|liche darin von allen wahren Christen auf das strengste sollte gerügt werden. Wie nun hieraus | am klarsten hervorgeht, daß wir über diesen heiligen Gegenstand noch nicht denken und fühlen wie wir sollten: so möge auch unsere heutige Betrachtung hiebei vorzüglich verweilen. Text. Matth. 19, 8. Er sprach zu ihnen, Moses hat euch erlaubt zu scheiden von euren Weibern von eures Herzens Härtigkeit wegen; von Anbeginn aber ist es nicht also gewesen. Dies sind Worte des Erlösers aus einem Gespräch durch die Frage der Pharisäer veranlaßt, ob es auch erlaubt sei, daß der Mann sich scheide von seinem Weibe aus irgend einer Ursache. Nachdem nun Christus sich unumwunden dagegen erklärt hatte, was Gott zusammengefügt, das solle der Mensch nicht scheiden, und nachdem ihm war eingewendet worden, Moses habe es doch erlaubt: so gab er die eben gelesene Antwort, begleitet von andern strengen Worten deren ihr euch wohl erinnern werdet. Wo wir nun die Rede des Herrn so deutlich vor uns haben, da können wir nicht mehr zweifeln oder streiten, sondern müssen nur suchen, sie vollkommen zu verstehen, und eben dadurch sie unsern Herzen recht tief einzugraben. So machen wir es denn heute zum Gegenstand unserer Betrachtung: | 5 geziemt] B: geziemt,
14 gefühlt,] B: wahrgenommen,
22 Weibern] so B; A: Weiber 24–28 Vgl. Mt 19,3–9
29 erlaubt:] so B; A: erlaubt;
27–27 Vgl. Mt 19,6
30 Worten] B: Worten,
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Was von der Auflösung der Ehe unter Christen zu halten sei. | Wir halten uns dabei an die Worte des Erlösers, und fragen Erstlich, welches sind denn die Ursachen, wodurch sie veranlaßt wird; und Zweitens, wie steht es um unsere Befugniß dazu. I. Wenn wir uns nun bei der ersten Frage, durch was für Ursachen die Auflösung der Ehe veranlaßt werde, an unsere Erfahrung halten wollen, und an die Art wie dergleichen Fälle gewöhnlich dargestellt werden, so könnten wir so mannigfaltige anführen, daß der Sache kein Ende zu finden wäre; halten wir uns aber an die Worte Christi: so giebt dieser nur eine an, nämlich die Härtigkeit des Herzens. Freilich thut er dieses nur, indem er in den Sinn Mosis des alten jüdischen Gesezgebers eingeht, und man könnte zweifeln ob nicht zu unserer Zeit und in unsern ganz abweichenden Verhältnissen mit Recht noch ganz andere und vielleicht eher zu entschuldigende oder gar zu rechtfertigende Gründe könnten angeführt werden. Allein es wird uns doch ziemen bei den Worten Christi stehen zu bleiben, und je mehr wir sie in Verbindung mit seinem Grundsaze betrachten, daß was Gott zusammengefügt hat, der Mensch nicht scheiden solle, um desto deutlicher werden wir sehen, daß in jedem Falle einer solchen Scheidung die Härtigkeit des Herzens vorausgesezt werden muß. Zweierlei nämlich hat Gott unmittelbar zusammen|gefügt, die Glieder eines Hauswesens und die verschiedenen Hauswesen eines Volkes. Denn jeder Mensch wie er sich seiner bewußt wird, findet er sich in einem Hauswesen unter Eltern und Geschwistern, und das ist nicht sein Werk, sondern es ist von Gott; und jedes Hauswesen, welches sich einen Raum suchen will, wo es sich baue, findet ihn in der Mitte seines Volkes und unter dessen Schuz, und das ist auch nicht jedesmal besonders gemachtes Menschenwerk, sondern Ordnung und Einrichtung 4–6 Erstlich ... Zweitens] in B jeweils fortlaufender Text ohne neuen Zeilenanfang und Einrückung 4 sind denn die Ursachen,] B: denn die Ursachen sind, 6 steht es um unsere Befugniß dazu.] B: es um unsere Befugniß dazu steht. 11–12 Christi:] B: Christi, 14 eingeht,] B: eingeht; 23–24 Hauswesens] B: Hauswesens, 8 werde,] so B; A: worden was] so B; A: das was 19–20 Vgl. Mt 19,6; Mk 10,9
15 Verhältnissen] so B; A: Verhältnissen,
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von Gott, wozu der Trieb in das menschliche Herz gepflanzt ist. Wenn also einer willkührlich sein ganzes Leben von dem seines Volkes trennt: muß nicht in seinem Herzen ein Mangel sein an Gefühl von dem Werthe dieses von Gott geordneten Zusammenhanges? und dieser Mangel ist eben eine Verhärtung des Herzens. Wenn Kinder sich freventlich von ihren Eltern trennen, wenn Geschwister gegen einander kalt werden und fremd, die Veranlassung sei welche sie wolle: werden wir nicht einstimmig sagen, Härtigkeit des Herzens müsse doch dabei zum Grunde liegen? Und wenn diejenigen sich von einander trennen, die Gott zusammengefügt hat, um in jenen beiden ewigen Ordnungen des Zusammenhanges das menschliche Geschlecht zu erhalten, die er zusammengefügt hat nach demselben Gesez wie die ersten Eltern aller: wenn diese sich trennen soll es anders sein? Das wird wol niemand behaupten wollen. Aber darin werden wir hoffent|lich einig sein, daß, da alles was Gott durch die Sendung seines Sohnes an uns gethan hat, dahin abzweckt jede Härtigkeit des menschlichen Herzens zu erweichen, alles kalte wieder zu erwärmen, alles abgestorbene zu beleben, uns Christen es weit weniger zukommen kann uns etwas zu gestatten um der Härtigkeit des Herzens willen, und daß wir uns eines solchen Bedürfnisses wegen gar hart anklagen müssen. Laßt uns daher nur diese Härtigkeit des Herzens uns näher vor Augen bringen, um zu sehen wie alles, was bei uns die Trennung der Ehe vorzubereiten und einzuleiten pflegt, darauf zurückkomme. Und hier muß ich zuerst eine in der Gesellschaft weit verbreitete und unter allen Ständen nicht seltene Härtigkeit des Herzens als den ersten Grund vieler Unzufriedenheit im ehelichen Leben anklagen. Jede Ehe unter uns, der Ausnahmen sind wohl zu wenige um ihrer besonders zu gedenken, ruht auf einem Beruf in der bürgerlichen Gesellschaft, der für das Bestehen des Hauswesens Gewähr leistet; aber in beiden zusammengenommen soll auch der Mensch seine volle Befriedigung finden. Das thut auch jeder, der beides gehörig zu würdigen weiß. Wenn der Mann in seinem Berufe arbeitet, damit er habe um die Seinigen zu ernähren und dem Dürftigen mitzutheilen; wenn er den Ansprüchen, die das Gemeinwesen, dem er angehört, an seine Thätigkeit macht, genügt, und an der Anordnung des häuslichen | Lebens den ihm gebührenden Theil nimmt: so wird er wol selten nöthig haben noch andere Geschäfte aufzusuchen. Dasselbe gilt von der 2 willkührlich sein ganzes Leben] B: sein ganzes Leben willkührlich 6 trennen,] B: trennen; 17 erwärmen, alles] B: erwärmen, und alles 18 uns Christen es weit weniger] B: am allerwenigsten ja uns Christen 23 zurückkomme.] B: zurükkomme. 37 Geschäfte] B: Beschäftigungen oder Erheiterungen
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Frau, wenn sie die Kinder erziehen, und das Hauswesen, mit den Erweiterungen desselben die aus den natürlichen Verhältnissen entstehen, in Ordnung halten will. Aber nicht nur von Seiten der Thätigkeit sondern auch von Seiten des Lebensgenusses sollen beide Theile sich hiedurch befriedigt fühlen. Welche reiche Quelle von Freuden in dem Anschaun ihrer gegenseitigen Arbeiten, in den Ergießungen ihres Herzens darüber, in der Kenntniß, die jeder Theil von dem besondern Gebiete des andern nimmt, in dem gedeihlichen Leben mit ihren Kindern, und in dem Antheil den sie Anderen vergönnen an diesem häuslichen Glück. Müssen es nun nicht verhärtete Herzen sein, unempfänglich für diesen durch die Natur und die Einrichtungen der Gesellschaft ihnen angewiesenen Kreis von Beschäftigungen und Freuden, denen ihr Beruf eine Last wird, welcher sie sich möglichst zu entziehen suchen, und das häusliche Leben ein zu enger Kreis, in dem man sich, auch wie er durch Freunde und Angehörige erweitert wird, doch nicht ohne Ermüdung herumdreht, so daß einer oder beide noch andere Freuden und Erholungen suchen, die außer dem gemeinschaftlichen Kreise liegen, und die nicht beide mit einander theilen? Und wie natürlich entsteht nicht hieraus Gleichgültigkeit und Entfremdung! und wenn entwöhnt von einander jeder durch den andern sich je länger je weniger befriedigt fühlt, wie geringer, an | sich unbedeutender, Veranlassung bedarf es dann oft nur, um die Auflösung der innerlich schon zerstörten Ehe herbeizuführen. Aber wenn es auch bis dahin nicht kommt: so werden es größtentheils wol solche entartete Ehen sein, in denen sich am meisten eine andere Härtigkeit des Herzens entwickelt, die wir nur zu oft an den Eltern wahrnehmen gegen ihre heranwachsenden Kinder. Wenn nämlich die Jugend aus christlichen Ehen unverdorben selbst diesem heiligen Bündniß allmählig entgegenreift; wenn sie nach dem Worte Gottes unterrichtet ist und auf das Bessere achten lernt, was rund umher in der christlichen Gesellschaft geschieht; muß sich nicht in ihr eine heilige Scheu entwickeln in Bezug auf diesen wichtigsten Schritt im Leben? wird sie nicht, je mehr sie sich ihrer selbst bewußt wird, um desto inbrünstiger Gott bitten, sie vorzüglich in dieser Hinsicht zu bewahren und zu leiten, daß sie nicht vom äußeren Schein geblendet 1–3 mit den Erweiterungen desselben die aus den natürlichen Verhältnissen entstehen,] B: wie es sich nach den geselligen Verhältnissen eines jeden gestaltet, 10 Glück.] B: Glück! 15 erweitert wird,] B: sich von selbst erweitert, 25 wol] B: wohl 26– 27 nur zu oft an den Eltern] B: an Eltern nicht selten 27 Kinder.] B: Kinder, und die eben so traurige Erscheinungen für das künftige Geschlecht vorbereitet. 17–18 gemeinschaftlichen] so B; A: gemein schaftlichen
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ihr besseres Lebensglück muthwillig verscherze? Ja gewiß ist das der natürliche Gang, auf dem auch Gottes Segen ruhen wird. Aber wie verhärtet müssen die Herzen solcher Eltern sein, welche den edelsten Keim aus den Seelen ihrer Kinder anstatt ihn zu pflegen und gegen Ausartung und Uebertreibung zu schüzen, vielmehr gewaltsam herausreißen oder frühzeitig darin ersticken und dafür ein giftiges Unkraut hineinpflanzen? Und geschieht das nicht, wenn Eltern spöttisch oder ernsthaft lehren, es sei eine leere Schwärmerei, daß eine im | geistigen Sinn glükliche Ehe das menschliche Herz zufriedenstellen könne? wenn sie lehren, es komme dabei weit weniger auf eine Zusammenstimmung der Gemüther an, um einen innern, als auf eine Zusammenstimmung der Umstände, um einen äußern Wohlstand zu begründen? O wieviel unglückliche und verderbliche Ehen, die theils selbst wieder ähnliche hervorbrachten, theils nach langen Leiden wieder aufgelöst wurden, sind nicht geschlossen worden durch solche Herzenshärtigkeit der Eltern, sei es nun daß diese es nur bei allgemeinen Anweisungen solcher Art bewenden ließen, oder daß sie durch bestimmte Ueberredungen mehr oder weniger gewaltsam eingewirkt haben. Doch freilich nicht selten ist es auch nicht die unmittelbare Schuld der Eltern, sondern freiwillig rennt die Jugend in das Verderben einer ungesegneten haltungslosen Ehe hinein; dann aber ist es ihres eigenen Herzens Härtigkeit. Ist sie empfänglicher für das Geräusch und den Schimmer eitler Freuden als für den reicheren und höheren geistigen Genuß, hat sie mit schon angefüllten Ohren und mit verstocktem Troz das Wort Gottes, dem sie in der christlichen Kirche nicht entgehen konnte, angehört, und fast mit schwurloser Seele und unkeuschem Vorbehalt ihr Wort gegeben beim vollen Eintritt in die christliche Kirche: o dann sind so verhärtete Herzen wol reif, eben so verstockt auch das Wort Gottes zu hören an dem Altare, wo sie den heiligen Bund der Ehe schließen, und eben so treu|los auch da zu schwö|ren, was sie weder verstehen noch zu halten gemeint sind. 2–3 Aber wie verhärtet] B: Und wie verhärtet also 16–19 nun daß ... eingewirkt haben.] B: nun, daß die Kinder durch allgemeine Anweisungen solcher Art verleitet wurden, oder daß die Eltern durch bestimmte Ueberredungen mehr oder weniger gewaltsam eingewirkt haben sie zu einem Bündniß in so verkehrtem Sinne zu bewegen. 25 schon angefüllten] B: schon anderwärts her angefüllten 31 da] B: das 32 weder verstehen noch zu halten] B: weder in seinem tieferen Sinne verstehen, noch auch nur so, wie sie es verstehen zu halten 10 könne? wenn sie lehren,] so B; A: könne, wenn sie lehren? 12–13 Umstände, ... begründen?] so B; A: Umstände ... begründen. 27 Seele] so DV in A; OD in A und B: Zunge
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Indeß wenn auch auf diese oder jene Weise eine Ehe ist geschlossen worden, die eigentlich nicht sollte geschlossen werden, oder wenn auch durch Verirrungen, welche immer in einem verhärteten Herzen gegründet sind, eine Ehe anfängt zu kränkeln und zu welken, welche vorher frisch zu grünen und zu blühen schien: so ist noch nicht alles verloren, wenn nicht eine neue Verhärtung des Herzens hinzukommt. Denn ehe, aus welchem Grunde es auch sei, der frevelhafte Wunsch sie aufzulösen entsteht und laut wird: wieviel Augenblicke müssen nicht kommen, wo die verirrten, aber noch nicht allen besseren Regungen abgestorbenen Herzen wehmüthig aufgeregt sind, und jeder Theil mehr geneigt seinen Antheil an dem sündlichen und verworrenen Zustande bußfertig zu bekennen als alle Schuld dem andern zuzuschieben. Wie oft führt nicht das kirchliche Leben solche Augenblicke herbei vornehmlich durch seine Sakramente und seine feierlichen Gedenktage! wie oft müssen sie sich entwickeln bei frohen häuslichen Festen! wie sehr wird die treue Liebe besorgter Freunde und Angehörigen darauf bedacht sein sie zu vervielfältigen! Wenn dann nur einmal in einem solchen Augenblicke einer seine Gleichgültigkeit und Bitterkeit überwindet, wie viel ist dann noch zu hoffen! wie bald wir durch Milde von der einen und Dankbarkeit von der andern Seite aufgeregt die | gesunkene gegenseitige Liebe sich wieder allmählig zu heben beginnen, und das aufgelockerte Band sich wieder fester schürzen. O wie manche Ehe mag nach so überstandenem Sturme glücklicher und segensreicher geworden sein, als sie vorher war! dagegen auf der andern Seite, wenn alle Mahnungen und Aufregungen, die Gott selbst in das Leben hineinlegt, vergeblich bleiben, wie sehr muß dann das Herz verhärtet sein, in selbstsüchtiger Ungeduld mit den Fehlern des andern, in selbstgefälliger Verblendung über die eigenen, in sträflicher Gleichgültigkeit gegen die übernommene Pflicht für die Seele des andern vor Gott zu stehen wie für die eigene, und in inneren so wenig als in äußeren Widerwärtigkeiten den Gatten zu verlassen! ja wie muß selbst die allgemeine Christenliebe, die uns gebietet jedem um so mehr mit geistiger Hülfe gewärtig zu sein je näher er uns gestellt ist, ja die allgemeine Menschenliebe, die uns Ruf und Ruhe unseres Nächsten zur Vorsorge empfiehlt, verschwinden und das Herz in gänzlicher Lieblosigkeit verhärtet sein! 12–13 zuzuschieben] B: zuzuschieben! 17–18 nur einmal in einem solchen Augenblicke einer seine] B: nur irgend einmal in einem solchen Augenblicke einer von beiden Theilen seine 22 schürzen.] B: schürzen! 24 dagegen] B: Dagegen 26– 27 bleiben, ... verhärtet sein,] B: bleiben: ... verhärtet sein 33 zu sein] B: zu sein, 35 verschwinden] B: wie muß dies alles verschwunden 23–24 Sturme ... sein,] A und B: Sturme, ... sein
35 empfiehlt,] so B; A: empfielt
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Und sage Niemand es gebe Fälle, wo es nicht die Lieblosigkeit sondern die Liebe sei, welche den Wunsch eine unheilbar gewordene Ehe aufzulösen herbeiführt; denn das sind unverzeihliche Täuschungen, oder heuchlerische Vorwände. Soll es die Liebe sein zu dem andern Theil, der etwa glücklicher werden könnte in einer andern Verbindung? Wenn jener der Kranke ist, wer könnte | ihn besser pflegen und heilen als | du, wenn nur statt dieser falschen auf seine Glückseligkeit gerichteten Liebe die höhere christliche auf seine Heiligung gerichtete in dir wäre; diese aber fehlt dir aus Herzenshärtigkeit. Oder bist du selbst ganz oder zum Theil der Kranke, wer giebt dir das Recht ihn seiner heiligen Pflicht, die du allein ihm nicht aufgelegt, sondern die er vor Gott übernommen hat, leichtsinnig zu entlassen? Ja nur mit verhärtetem Herzen kannst du glauben, dein Gatte könne glücklicher werden als eben durch dich geschehen würde, wofern du dich nur, wie euer Verhältniß es mit sich bringt, ihm wolltest hingeben um dich zu verbinden zu heilen und unter Gottes Beistand zu stärken. Anderes aber, wie man bisweilen hört ein Gemüth das die Zügel verloren hat und unwillig in einem älteren Bande seufzt, könne wieder glücklich werden, wenn man ihm gestatte eine frevelhafte Leidenschaft zu befriedigen, das übergehe ich hier, denn es ziemt uns nicht davon zu reden. – Dann aber soll es wieder die Liebe zu den Kindern sein, welche den Wunsch rechtfertiget eine Ehe aufzulösen, die ihnen nur Streit zeigt und üble Beispiele, wodurch sie immerfort verlezt würden, und nothwendig die Ehrfurcht verlieren müßten, die der erste Grundstein einer gedeihlichen Erziehung ist. Uebel genug freilich, aber woher kommt euch diese Liebe und Fürsorge so spät? Hättet ihr eher einander mit sorglicher Liebe auf die Pfänder eurer Liebe hingewiesen: o das am sichersten hätte | eure eigene | erstorbene Liebe wieder beleben müssen, und nur indem sich euer Herz auch gegen euere Kinder verhärtete, konntet ihr bis so weit kommen. Fängt es in Wahrheit an sich gegen sie zu erweichen, so wird euch auch gegen einander mild und weich werden, und ihr werdet lieber das verlassene Werk ihrer Bildung mit gemeinsamen Kräften aufs neue beginnen. Und daß sich das so verhält m. Gel. könnt ihr daran merken. Wenn nämlich 6 Wenn jener der Kranke ist,] B: Liegt in dem Andern der Grund des Uebels, würde ich fragen, 9 wäre; diese aber fehlt dir] B: wäre? und fehlt dir diese, so fehlt sie dir nur 10–11 Kranke, wer giebt dir das Recht ihn seiner heiligen Pflicht, die du allein ihm nicht aufgelegt,] B: Kranke, wenn ich nicht sagen soll der Schuldige, wer giebt dir das Recht deinen Ehegenossen seiner heiligen Pflicht, die nicht du allein ihm aufgelegt, 16–17 verbinden ... hört ein Gemüth] B: verbinden, ... hört, ein Gemüth, 19 wenn man ihm gestatte] B: gerade dadurch, daß man ihm gestattet 34 das so verhält m. Gel. könnt ihr daran merken.] B: das alles so verhält, m. Gel., und keine Art von wahrer Liebe jemals den Anstoß geben kann, das Band der Ehe zu lösen, könnt ihr hieran am sichersten merken.
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Jemand noch weiter gehn wollte und sagen, es sei vorzüglich die Liebe zu Christo welche dazu rathe jede unwürdige Ehe lieber aufzulösen; denn die Ehe solle ja das Bild sein von Christo und der Gemeine, und deren gegenseitiger Liebe, welche also das nicht mehr sein könne, die werde besser getrennt, als das sie unheilig mitten unter heiligem stehe: darüber doch würdet ihr euch alle ereifern, und solchen zurufen, wenn früher Liebe zu Christo in ihnen gewesen wäre, so würden nach einzelnen Fehltritten des einen gegen den andern ihnen Augenblicke frommer Zerknirschung gekommen sein, deren Seegen ihren Bund aufs neue geheiliget hätte; und wenn sie auch das Haupt der Gemeine erst jezt anfingen wahrhaft zu lieben, so würden sie nicht durch lieblose Trennung denjenigen ehren wollen, der auch das geknikte Rohr nicht zerbrechen und das glimmende Tocht nicht auslöschen will. So ist es demnach von allen Seiten Mangel an Liebe, es ist Härtigkeit | des Herzens irgend einer Art, was den heiligen Bund der Ehe der | Auflösung fähig macht und diese vorbereitet; aber frevelhafte Gleichgültigkeit muß das Herz zuvor erfüllt haben, ehe wirklich Hand angelegt wird um das heilige Band zu trennen, und beide Theile müssen, sei es auch oft in sehr ungleichem Maaße, die Schuld theilen. Verhält es sich nun so, und sollte uns daher unter Christen nichts tiefer erschüttern, als die Auflösung des Bundes, der uns das Verhältniß zwischen Christo und seiner Gemeine darstellen soll: so scheint II. unsere zweite Frage: Was wir von der Befugniß zur Ehescheidung zu halten haben? schon von selbst beantwortet. Denn Er hat uns diese Befugniß nicht gegeben; er sagt, wer sich von seinem Weibe scheidet, ist eben so anzusehn als bräche er die Ehe; denn was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Er entschuldigt nur den Moses, der die Auflösung der Ehe erlaubt, er habe es gethan wegen der Herzenshärtigkeit. Unter uns aber, die wir dem angehören, dem das Herz vor Liebe brach, soll es solche verhärtete Herzen nicht geben. Was folgt also, wenn es doch solche giebt? wenn doch bisweilen ein ängstliches Hülfsgeschrei ertönt, daß einer Qual, die nicht zu ertragen ist, ein Ende möge gemacht werden? Was 2 zu Christo welche] B: zu Christo, welche 14 Seiten Mangel] B: Seiten angesehen und immer nur Mangel 16 aber frevelhafte] B: aber freilich mehr noch als dies, eine frevelhafte 18–19 Theile müssen, sei es auch oft in sehr ungleichem Maaße, die Schuld theilen.] B: Theile, sei es auch oft in sehr ungleichem Maaße, tragen diese Schuld. 23 Frage:] B: Frage, 32 daß einer] B: daß durch Trennung der Ehe einer 33 ein Ende] B: eine Ende 12–13 Vgl. Jes 42,3
25–26 Vgl. Mt 19,9; 5,32
27 Vgl. Mt 19,6
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anders, als daß wir geschehen lassen müssen, was wider des Herrn Willen geschieht, daß | wir mit wenig Vertrauen auf einen glücklichen Erfolg abwarten und zusehen, ob wol der leidende Theil gesunden wird | und sich erholen, wenn er aus dem Zusammenhang mit dem andern befreit wird. Aber daß wir uns allemal von Herzen schämen, so oft ein solcher Fall sich ereignet, über den unvollkommnen Zustand unseres christlichen Gemeinwesens, daß wir uns auf das ernstlichste immer wieder verbinden, theils der Herzenshärtigkeit entgegen zu arbeiten und sie auszurotten, aus welcher entsteht, was so übel gethan ist vor dem Herrn, und vor allem bei der Jugend ihr vorzubauen durch Zucht und Vermahnung zum Herrn; theils aber aller derer die sich in ähnlicher Gefahr befinden uns treulich anzunehmen mit brüderlicher Warnung und Rath aus Gottes Wort, mit Besänftigung und schiedsrichterlichem Wohlmeinen, damit es nicht auch mit ihnen bis dahin komme. Das folgt natürlich, und thun wir das Alle nach bestem Vermögen, so dürfen wir hoffen, daß immer seltener die traurigen Fälle, die eine Zeitlang so ungebührlich überhand genommen hatten, sich ereignen werden, und daß endlich gar nicht mehr von einer Nothwendigkeit die Rede sein wird, das eheliche Band aufzulösen. Und so hätte ich nichts weiter zu sagen, wenn es nicht auf der einen Seite Viele gäbe, die dies grade schätzen als eine größere Freiheit, der sich die Glieder unserer evangelischen Kirche erfreuen, dass | diese nicht einzugreifen wagt in die Geheimnisse des häuslichen Lebens, daß sie diejenigen nicht gewaltsam hindert, welche das eheliche Band lösen und ein anderes knüpfen wollen; und wenn nicht auf der andern Seite von Andern eben dieses | unserer Kirche zum Vorwurf gemacht würde, daß sie die Ehe nicht so heilig und unverlezlich halte, wie der Herr es geboten. Hierüber nun muß ich meine Meinung noch sagen in wenigen Worten. Moses war für sein Volk nicht nur der Stifter des Gottesdienstes und der heiligen Gebräuche, sondern auch seiner bürgerlichen Verfassung; und es war nur in der lezten Eigenschaft, daß er die Ehescheidung erlaubte um der Herzenshärtig1 wir geschehen] B: wir freilich, weil die Obrigkeit die Klage hört und annimmt, geschehen 5 Aber daß] B: Aber eben so nothwendig folgt auch, weil wir wissen, daß dies immer gegen des Herrn Willen geschieht, daß 8–11 theils ... theils] B: eines theils ... andern theils 12 derer ... befinden] B: derer, ... befinden, 15–16 Das folgt natürlich, und thun wir das Alle nach bestem Vermögen,] B: Dieses folgt eben so natürlich, und thun wir diesAlle nach bestem Vermögen: 16–18 daß immer seltener ... sich ereignen] B: daß ... sich immer seltner ereignen 19–20 aufzulösen.] In B folgt ein Absatz. 29 Worten.] In B folgt ein Absatz. 31 seiner bürgerlichen Verfassung;] B: der bürgerlichen Verfassung desselben; 11 Zucht und] so B; A: Zuchtund
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keit willen, welche er in der ersten Eigenschaft zu bekämpfen suchte. So verhält es sich auch bei uns. Die evangelische Kirche zwar ist in anderen Zeiten und Gegenden anders gestellt gegen die bürgerliche Gesellschaft; aber nirgends ist sie es eigentlich, welche das traurige Geschäft verrichtet das Eheband zu lösen; sondern dies geschieht durch eine von der Obrigkeit eingesezte und mit richterlicher Vollmacht ausgerüstete Behörde. Zu Hülfe gerufen wird die Kirche, oder wo das nicht geschähe würde sie freiwillig hinzutreten, um zu versuchen ob das Mißverhältniß sich nicht heben lasse, ob die Uneinigen nicht könnten versöhnt werden. Ist ihr Bemühen vergeblich, so schweigt sie und trauert; aber nur die weltliche Gewalt ist es welche trennt. Daß aber die Ehe der That nach getrennt wird, die ganze Gemeinschaft des Lebens auf|gelöst, und jeder Theil bei dieser Trennung geschüzt gegen den andern, wenn er ihn in dem gewählten Zufluchtsort beunruhigen wollte, das geschieht in allen christlichen Kirchengemeinschaften nicht minder als in der unsrigen, und in der unseren nicht minder als in andern mit tiefem | Schmerz und mit dem innigen Wunsch, daß in der Trennung beide Theile gesunden, und wenn sie von ihrer geistigen Krankheit genesen sind, sich zu neuer Liebe vereinigen mögen. Allein freilich ist es ein anderes solche Trennung gestatten, und gestatten, daß die Getrennten mit Anderen einen neuen Bund der Ehe schließen können. Und hier können wir den Unterschied nicht läugnen; solche Verbindungen segnet die römisch-katholische Kirche nicht ein, die unsrige hingegen thut es. Aber indem sie es thut, gehorcht sie der Obrigkeit, und ein anderes ist gehorchen, ein anderes ist billigen. Sie gehorcht in dem Gefühl, es könne wol leicht ein Einzelner zu hart gestraft werden, dessen eheliches Leben mehr durch allgemeine oder fremde Schuld zerstört ward als durch eigene; sie gehorcht, damit nicht die selbstsüchtige Hartherzigkeit, die leidenschaftliche Wildheit verdorbene Menschen zu einer rohen Verbindung hintreibe, die aller göttlichen Ordnung und christlichen Sitte Hohn spricht. Und indem sie so nachgiebt um die rechten christlichen Ehen auch vor unwürdigen Umgebungen zu bewahren, ist sie sich innerlich bewußt, die Ehe nicht minder heilig zu halten als andere. Wenn aber jemand glauben wollte, diese Möglichkeit, daß einer der sich von seinem Weibe geschie|den anderweitig wieder freien und eine Abgeschiedene sich freien lassen könne, gehöre mit zu den edeln Freiheiten unserer evangelischen Kirche, den sollte man für einen aus2 So] B: Gerade so 5 verrichtet] B: verrichtet, 8 geschähe] B: geschähe, 10 könnten] B: können 11 es] B: es, 20–21 Trennung gestatten,] B: Trennung zu gestatten, 35 jemand] B: Jemand 38 Kirche, den sollte man] B: Kirche: so sollte man einen solchen eher
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wärtigen halten, denn er ist von dem Geiste dieser Kirche weiter entfernt als man es einem | Mitgliede derselben zutrauen darf. Er frage doch die Diener der Kirche, wenn sie im Falle sind eine solche Ehe einzusegnen, mit welcher Freudigkeit des Herzens sie denjenigen die Pflichten christlicher Eheleute vorhalten, die sich schon einmal von ihnen losgesagt haben? welchen Eindruck sie davon erwarten, wenn sie das Bild einer christlichen Ehe denen vorhalten, die es schon einmal durch Unbeständigkeit entweihet haben? mit welcher Zuversicht sie das Ja aus einem Munde hören, der es schon einmal in Nein verkehrt hat? mit welcher Hofnung sie den Wunsch, daß nichts sie scheiden möge als nach Gottes Willen der Tod, denjenigen aussprechen, die sich schon einmal mit frevelnder Willkühr selbst geschieden haben? Doch nicht sie allein, fraget alle die sich am meisten als theilnehmende Mitglieder der kirchlichen Gemeinschaft beweisen, wie wenig Glükweissagendes Mitgefühl sie solchen Bündnissen zuwenden können. Seht, wie schmerzlich das allgemeine Gefühl der Besseren über Leichtsinn klagt, wenn derjenige durch dessen eigene Verschuldung seine Ehe getrennt ist, sich der einsamen Buße entzieht um eine neue zu knüpfen, und wie sehr noch dieses Gefühl geschärft wird, wenn es noch in seiner Macht stände sich die verscherzte Liebe | reuig wieder zu erbitten. Ja hat es eine Zeit gegeben, wo die öffentliche Meinung sich lauer und gleichgültiger zu äußern schien über diesen Gegenstand, so war das dieselbe Zeit, wo auch die kirchliche Theilnahme vernachläßigt war, und die Gemeinschaft nur lose | zusammenhing; und wo ihr noch ähnliches hört, da werdet ihr es von denen hören, die auch jezt noch unserer Gemeinschaft weniger angehören, und aus Gründen, die unserem Glauben ganz fremd sind. Freisprechen dürfen wir also mit Recht unsere Kirche von dem Vorwurf, daß sie solche neue Bündnisse billige und beschüze, und dürfen hoffen, daß je mehr der Sinn unter uns herrschend wird, der eigentlich der evangelische ist, und je mehr er seinen Einfluß auch auf diejenigen äußert, welche nach ihrem Gewissen die Geseze sowol anzuwenden und zu erklären als auch zu verbessern haben, desto mehr Scheu und Vorsicht werde sich auch zeigen in der gesezlichen Vergünstigung solcher Bündnisse. Denn gewiß, nicht erwünscht sind sie der evangelischen Kirche, son1–2 entfernt] B: entfernt, 3 im Falle] B: in dem Falle 5 vorhalten,] B: einschärfen, 10 Hofnung] B: Hoffnung 13 sie allein, fraget alle] B: die Diener der Kirche allein, fraget Alle, 17–18 derjenige ... entzieht] B: derjenige, ... entzieht, 19 noch dieses Gefühl] B: dieses Gefühl allemal 22–23 Gegenstand,] B: Gegenstand: 24– 25 zusammenhing; und] B: zusammenhing. Und 26–27 und aus Gründen,] B: und sie werden Gründe anführen, 28 daß sie] B: als ob sie 29 daß je] B: daß, je 30 unter] so B; A: unter unter
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dern in den meisten Fällen schämt sich derselben unser frommer Sinn, und sie erscheinen uns auch nur als eine Sache der Noth um der Herzenshärtigkeit der Menschen willen, und wir wissen es sehr gut, daß der Kirche und der bürgerlichen Gesellschaft Wohl nur hervorgehen kann aus Ehen, welche in ihrem Anfang und Fortgang heilig gehalten sind und Gott wohlgefällig. Möchte nur die Stimme dieses ächt christlichen Gefühls niemals verstummen vor dem Leichtsinn, der | sich hie und da noch laut macht, und ernste Erwägung des heiligen Gegenstandes jeden, der es mit dem Wort und dem Werk Christi redlich meint, zurükbringen von aller Theilnahme an jener leichtsin|nigen Ansicht, die gern alles was die Ehe betrifft nur behandeln möchte als eine bürgerliche Angelegenheit! Möchten wir nur mit vereinten Kräften auf alle Weise aller Art von Herzenshärtigkeit entgegenarbeiten, welche die Gottgefälligkeit der Ehe in ihrem Ursprung und ihrem Fortgange gefährdet! Damit alle Ehen, welche die christliche Kirche segnet im Himmel geschlossen seien, und es unter uns keine Macht der Sünde mehr gebe, welche sie zu trennen vermöge. Amen.
5 Anfang und Fortgang] B: Anfang wie in ihrem Fortgang 9 macht, und ernste] B: macht, möchte ernste 10 zurükbringen] B: zurückbringen 16 segnet] B: segnet,
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III.
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Ueber die christliche Kinderzucht. Erste Predigt. Die Gnade unsers Herrn etc.
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M. a. Z. Die christlichen Häuser, gegründet durch den heiligen Bund, über den wir bisher geredet haben, sind nach der göttlichen Ordnung bestimmt die Pflanzstätten des künftigen Geschlechtes zu sein. Da sollen die Seelen der Jugend, welche nach uns den irdischen Weinberg Gottes bauen wird, gebildet und entwickelt, da soll in ihnen das Verderben, welches ihnen als Kindern sündiger Menschen einwohnt, gezügelt, und ihre Reinigung von demselben vorbereitet, da soll die Sehnsucht nach der Gemeinschaft mit Gott in ihnen geweckt, da sollen sie zur künftigen Tüchtigkeit in jedem guten Werke durch Zucht und Anstrengung eingeübt werden. Was könnte uns also näher liegen als jezt auch über dies wichtigste Geschäft christlicher Eltern mit einander zu reden. Doch es ist nicht | allein der Eltern Geschäft, sonst möchte auch dieser Gegenstand minder hieher gehören; denn wir sind ja nicht alle Eltern und von Gott gesegnete Eltern, die wir uns hier versammeln, auch nicht alle eigentliche Erzieher und Lehrer. Sondern m. gel. Fr. es gilt auch hier das große allgemeine Gesez des menschlichen Lebens, daß nicht zwei oder drei genügen ein Gott gefälliges Werk zu fördern. So erziehen auch nicht die Eltern allein, oder mit ihnen die welche sie sich ausdrücklich zu Hülfe nehmen zu Unterricht und Aufsicht. Vielmehr wie wir alle näher oder entfernter mit der Jugend leben und auf sie einwirken, wie es als Gliedern der christli4 Die Gnade unsers Herrn etc.] Der Segensgruß fehlt in B. 11 vorbereitet,] B: angelegt, 14 eingeübt] B: vorgeübt 21 ein Gott gefälliges] B: ein gottgefälliges 23–24 die welche sie sich ausdrücklich zu Hülfe nehmen zu Unterricht und Aufsicht.] B: nur die, von welchen sie sich ausdrücklich Hülfe leisten lassen beim Unterricht und der Aufsicht. 4 etc.]
15 wichtigste] B: wichtigsie
25 Gliedern] B: Glieder
2 Predigt zum 6. Sonntag nach Trinitatis am 28. Juni 1818 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. das Liederblatt und die von Ludwig Jonas stammende Predigtnachschrift in KGA III/5
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chen Kirche uns allen am Herzen liegt, daß christliche Gesinnung und Kraft in der Jugend erweckt werde: so können wir auch mit Recht sagen, das gesammte junge Geschlecht unter uns werde erzogen von dem gesammten älteren, und es liege uns allen ob auf die rechte gottgefällige Weise dazu das unsrige beizutragen. Aber wie schwierig erscheint es über diesen Gegenstand im allgemeinen zu reden, auf die Weise wie es sich in unseren Versammlungen geziemt. Denn wie kann über ein so weitläuftiges Gebiet menschlicher Weisheit und Kunst in wenigen einzelnen Vorträgen fruchtbar geredet werden! und wie unendlich verschieden sind die Ansichten davon, die man voraussezen muß und welche erst müssen geeiniget werden. Allein ein Gebäude menschlicher Weisheit und Kunst über die Erziehung unserer | Kinder aufzurichten, das | würde uns hier auch gar nicht ziemen, sondern nur solche Ueberzeugungen in uns zu erwecken und zu befestigen, die uns in jedem Augenblick richtig leiten können. Und wenn wir nur dies wollen, werden uns auch die entgegengeseztesten Meinungen weniger stören. Denn wenn freilich Einige glauben, der Mensch sei so ganz ein Werk der Erziehung, daß wenn man es nur recht darauf anlege, recht kunstreich alles berechne und in einander füge, man aus jedem Kinde alles machen könne was man wolle, jede Naturgabe aus demselben herauslocken durch Uebung und eben so jede Einsicht jede Fertigkeit in dasselbe hineinbilden; und wenn Andere, vielleicht eben so träge und nachlässig als jene hoffährtig und vielgeschäftig, die Meinung aufstellen, wir vermöchten mit aller unserer Mühe und Kunst am Ende doch nichts gegen die Gewalt der Natur, was wir mühsam gebaut in langer Zeit, das stürze oft der Zögling wenn er anfange mehr sich selbst überlassen zu sein und seine innere Natur sich frei entwickeln könne durch einen einzigen Entschluß nieder, und eigentlich müsse doch jeder das Werk seiner Heiligung und seiner Ausbildung soviel überhaupt davon dem Menschen zustehe selbst fördern: so scheint es freilich als ob man unmöglich zu diesen 4 ob] B: ob, 5 unsrige] B: Unsrige 6–7 über diesen Gegenstand im allgemeinen zu reden, auf die Weise] B: einen Gegenstand wie diesen im allgemeinen zu behandeln, auf die Art 8–11 wie kann über ... und welche erst] B: wie läßt sich über ein so weitläuftiges Gebiet menschlicher Weisheit und Kunst in wenigen einzelnen Vorträgen auf fruchtbare Weise reden! und wie unendlich verschiedene Ansichten davon muß man voraussezen, welche also erst 11–12 Allein] B: Indeß 14 nur solche] B: nur darauf kommt es an solche 15 leiten können.] B: zu leiten vermögen. 19 recht] B: gehörig 22–23 Andere,] B: Andere hingegen, 23 hoffährtig und] B: hoffährtig sind und 25–29 Natur, ... Zögling ... könne ... nieder,] B: Natur; ... Zögling, ... könne, ... nieder; 31 freilich] B: allerdings, 34 läßt sich] so DV in B; OD: läßt
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beiden zugleich reden könne. Allein wenn ich nun den lezten sage, So wenig ihr euch auch von der Erziehung versprechen mögt, wenn ihr doch darauf bedacht seid mit denen die schon erwachsen sind in je|dem Verhältniß | euch nach Gottes Willen zu betragen, so müßt ihr doch noch mehr darauf bedacht sein euch nach Gottes Willen zu betragen gegen eure Kinder, und davon allein wollen wir mit einander reden; und wenn ich zu den ersten sagte, So viel ihr auch meint ausrichten zu können, eben wenn ihr glaubt alles in eurer Hand zu haben, werdet ihr doch nicht meinen, es sei alles an sich gleichgültig und eurer Willkühr anheimgestellt, sondern es gebe einen Willen Gottes den ihr müßt zu treffen suchen: so werden das wol beide zugeben. Weiter können wir aber doch hier nichts wollen m. Gel., und aus einem andern Gesichtspunkt über keinen Gegenstand reden; wir können nur fragen, Was ist denn bei der Erziehung der Kinder in Gott gethan? wenn wir das nicht verfehlen wollen was ihretwegen der Wille Gottes an uns ist, was müssen wir am meisten vermeiden, worauf müssen wir am meisten sehen? Mit diesen Ueberlegungen wollen wir denn heute unter Gottes Beistand den Anfang machen. Text. Koloss. 3, 21. Ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht, daß sie nicht scheu werden.
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Es ist gewiß merkwürdig, m. a. Fr., daß der Apostel hier, wo er über alle Verhältnisse des häuslichen Lebens redet, von diesem großen Gegenstande, der Kinderzucht, da er manches andere ausführlicher abhandelt, gar nichts sagt als die | verlesenen Worte. Und auch in einem ähnlichen Zusammenhange im Briefe an die Epheser finden wir zwar noch eine Ermahnung hinzugefügt, die wir auch nächstens zum Gegenstand unserer Betrachtung machen wollen; aber auch dieser geht dort eben das voran, was wir hier gelesen haben „Ihr Väter reizet eure Kinder nicht zum Zorn“ denn erbittern und zum Zorne reizen ist doch gewiß dasselbe. So muß denn wol unter allem, was wir zu vermeiden haben bei der Führung unserer Kinder, dieses das wichtigste sein, weil ja die heilige Schrift des neuen Bundes dieses allein so bestimmt heraushebt, ja es scheint beinahe, als ob, wenn nur darüber 7 sagte,] B: spreche, 11–12 zugeben. Weiter können wir aber] B: zugeben, wenn sie anders als Christen reden wollen. Weiter aber können wir 12 wollen] B: wollen, 23 manches] B: doch manches 28–29 haben ... Zorn“] B: haben, ... Zorn,“ 33 heraushebt,] B: heraushebt; 28–29 Eph 6,4
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recht gewacht wird, alles übrige dann weniger könne zu bedeuten haben. In dieser Hofnung also, daß wir das wichtigste gewiß werden getroffen haben, laßt uns heute eben diese Warnung unsere Kinder nicht zu erbittern recht zu Herzen nehmen. Wie wir aber offenbar in dem Verhältniß zu der Jugend nicht bloß geben sondern auch empfangen, nicht nur wir sie bilden sollen und leiten, sondern sie auch uns von Gott gegeben ist zu unserer Stärkung und Freude: so glaube ich werden wir den Sinn des Apostels nur dann in seinem ganzen Umfange verstehen, wenn wir zuerst bedenken, was diese Warnung bedeutet in Bezug auf dasjenige, was wir den Kindern sein sollen, zweitens aber auch von welcher Wichtigkeit sie ist für das, was die Kinder den Eltern sein sollen. | I. Indem ich mir nun die Frage aufwarf bei Betrachtung unseres Textes, weshalb wol unter allem wovor zu warnen war dem Apostel grade dieses das wichtigste schien, daß die Jugend nicht erbittert werde: so schien mir er müsse sich dabei gedacht haben, eben dieses sei, wenn es geschehe, das unnatürlichste von allem und das verderblichste von allem. Und davon nun möchte ich euch, m. a. Fr. eben so überzeugen, wie der Apostel mich davon überzeugt hat. Der Mensch hat der Feinde in seinem Innern gar manche; das Verderben ist dem menschlichen Herzen unter vielerlei Gestalten eingepflanzt, und entwickelt sich früher oder später in jedem nach dem Maaß und in der Gestalt, wie es in seiner Gemüthsart angelegt ist. Und nur selten sind verhältnißmäßig die Beispiele einer späten Entwicklung sündlicher Neigungen; selten nur geschieht es, daß, während sich unter väterlicher und mütterlicher Zucht und Lehre viel gutes und schönes in den Kindern entfaltet, gar nichts geahnet werden kann von dem Verderben, welches in ihnen glimmt, und dann erst plötzlich und unaufhaltsam hervorbricht, wenn die Seele von den Reizen eines leidenschaftlich bewegten Lebens ergriffen wird. Gewöhnlich vielmehr hat sich schon alles, was gefährlich werden wird, deutlich genug in den jungen Gemüthern gezeigt, ehe sie das väterliche Haus mit dem größeren Schauplaz der Welt vertauschen. Wenn sie nun während dieser Zeit unter der ge|nauesten Sorge und Obhut derer bewahrt gewesen sind, denen von Gott und der Natur Gewalt über sie gegeben ist, wenn alle Einwirkungen auf ihre Seele mehr oder minder durch sie vermittelt waren: gewinnt es dann nicht sehr bestimmt das Ansehn, 3–4 laßt uns ... recht zu Herzen nehmen.] B: wollen wir ... uns recht ans Herz legen. 4 Wie] In B beginnt ein Absatz. 18 Fr.] B: Fr., 27 gar nichts geahnet] B: noch gar nichts geahndet 28 und dann] B: sondern dieses dann 36 ist,] B: ist; 36– 37 durch sie] B: durch diese
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als ob alle Untugenden und Fehler, welche sich eingeschlichen haben, wie während des Lebens der Kinder mit den Eltern, so auch durch dasselbe zum Vorschein gekommen wären? Ja ich glaube auch, daß christliche Eltern, die aufrichtig vor dem Herrn wandeln, sich von diesem Vorwurf nicht werden zu reinigen wagen. Schlummerten in den Kindern dieselben Anlagen wie in uns, nun so war es gradehin unser Beispiel was nachtheilig wirkte, die alte Sünde lockte die junge hervor; waren es eher entgegengesezte, so ist es gewöhnlich der Widerstand gegen die Verlezungen, welche unsere Fehler ihnen drohen, der die ihrigen in Thätigkeit sezt; ja wie oft sehen wir selbst die Zärtlichkeit der Eltern, wenn sie eine falsche Richtung nimmt, nur die Entwiklung verkehrter Neigungen und leidenschaftlichen Wesens in den Kindern begünstigen. Das alles ist leider beklagenswerth genug, es ist demüthigend, wir sollen es auch nicht rechtfertigen wollen, weil es unläugbar unsere Verschuldung ist und die Grenzen unserer Heiligung und Weisheit anzeigt; aber wie wir es täglich vor uns sehen, und nur den als den glüklichsten preisen dem es am wenigsten begegnet, so finden wir es doch menschlich und natürlich. Aber | wenn die Kinder im Le|ben mit uns erbittert werden, und aus der Erbitterung Scheu entsteht und verhaltener Widerwille und was sonst noch damit unvermeidlich zusammenhängt, und dem Apostel zu widrig war um es besonders anzuführen; das ist das unnatürlichste von allem. Denn die Erbitterung m. Gel. ist eine feindselige Bewegung, sie ist also nicht ohne eine Verminderung oder vielmehr um es grade heraus zu sagen, ohne ein wenn auch nur augenblickliches Ausgelöschtsein der Liebe in den Kindern möglich. Nun haben wir es neulich gefühlt, wie unselig und auch unnatürlich es ist, wenn in der Ehe statt der Liebe oder auch nur neben der Liebe Uneinigkeit und Unfrieden entsteht; aber doch müssen wir bedenken, wie Eheleute sich erst mit einander verbinden, wenn alle Anlagen und Fertigkeiten in ihnen schon ausgebildet sind, und wie manches davon erst später wahrgenommen wird, und dann den Frieden stört, wir müssen in Anschlag bringen, daß sie sich oft aus weit von einander entfernten Kreisen hervorsuchen, und gar leicht jeder für den andern etwas Fremdes mitbringen, woran sie sich nur allmählig gewöhnen. Wie ist nun das alles zwischen Eltern und Kindern noch ganz anders. Das ganze Wesen der Kinder ist den Eltern auf 29 wie Eheleute] B: daß Eheleute 31–32 wie manches davon erst später wahrgenommen wird, und dann den Frieden stört, wir] B: daß sie gar manches einer an dem andern erst später wahrnehmen können, was dann unerwartet hervorbrechend den Frieden stört. Wir 32 sie sich] B: Ehegatten sich 36 anders.] B: anders! 36 auf] so B; A: anf
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das Ursprünglichste verwandt und angehörig, tausend Aehnlichkeiten sprechen uns daraus an auf das auffallendste, und mit jeder solchen Entwiklung scheinen Einverständniß und Liebe sich mehren zu müssen. In der unmittelbarsten | Nähe | der Eltern wachsen die Kinder heran; der erste Blick des Kindes fällt auf das liebende Auge der Mutter, sie ist es von der das erste frohe Lächeln des Kindes bemerkt zu werden wünscht, und das erste was die Mutter es mittheilend lehrt ist den Vater kennen und lieben; und je mehr die Kinder sich entfalten, um desto mehr müssen sie fühlen, wie ihnen alles von den Eltern und durch sie kommt. Hier ist also das innigste ungestörteste Heiligthum der Liebe; und wenn hier dennoch in den Kindern, die ganz Liebe und Anhänglichkeit sein sollen, Entfernung Zorn Unwillen entsteht; wenn die Liebe die nie auszurotten ist in den Kindern, statt sich denen zuzuwenden die ihnen von Gottes und der Natur wegen die nächsten sind, eher auf fremdere Gegenstände ablenkt; wenn sie irgend von andern ertragen können, was von den Eltern sie erbittert: so ist das gewiß das unnatürlichste was geschehen kann. – Und eben so ist es auch verhältnißmäßig unnatürlich, wenn sich die Kinder gegen andere Erwachsene erbittern, welche auf ihr Leben einwirken und an ihrer Entwiklung mit arbeiten. Denn wenn auch nicht von Natur ihnen eben so verwandt, so sind sie ihnen doch von den Eltern gegeben; und wirken sie mit diesen zusammenstimmend, so sind sie mit in diesen heiligen Naturkreis hineingezogen, das Kind fühlt sich durch sie gefördert und unterstüzt, und daraus muß eine Anhänglichkeit entstehen, die auch manches Versagen und manche Zumuthung ertragen kann. So finden | wir es auch, wenn nur | alles den reinen menschlichen Gang geht; und das Gegentheil erregt uns immer die widrige Empfindung des unnatürlichen. So wie es nun aber das unnatürlichste ist, so ist es auch das verderblichste. Ist es einmal das Loos dem wir nicht entgehen können, und welches nur den frömmeren, erfahrneren und weiseren minder hart betrifft, daß wir durch unsere Schwachheiten und Fehler helfen müssen die fehlerhaften Anlagen unserer Kinder ans Licht bringen, ist auch das unvermeidlich, daß wir manches nicht sogleich wie es sich in ihnen gestaltet bemerken, und wenn auch bemerken doch nicht gleich zu behandeln vermögen, sondern erst warten müssen, bis es 6 Kindes bemerkt] B: Säuglings gleichsam bemerkt 8 die Kinder] B: die jungen Seelen 11–12 die ganz Liebe und Anhänglichkeit sein sollen, Entfernung Zorn Unwillen entsteht;] B: die ja ursprünglich ganz Liebe und Anhänglichkeit sind, Entfernung, Zorn, Unwillen entsteht; 13 in den Kindern, statt] B: in ihrem Gemüth, statt 15 wenn sie] B: so daß sie 17 geschehen] B: erfolgen 22–23 in diesen heiligen Naturkreis hineingezogen,] B: in den heiligen Naturkreis hineingezogen; 33 bringen,] B: bringen;
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auch äußerlich hervortritt und ihnen selbst gezeigt werden kann: so kommt dann, soll unser Werk gedeihen, alles darauf an, wie sie sich uns zur Heilung hingeben, wie sie uns vertrauen, daß wir es wohl meinen und machen, auch mit manchem was ihnen schwer eingeht. Ist auch manches verabsäumt worden in den ersten Anfängen; wohl, wenn wir nur, sobald uns die Augen aufgehen und wir sehen, welches Unkraut der Feind gesäet hat während wir schliefen, uns gleich muthig ans Werk geben, und sicher sind ein vertrauendes Herz zu finden, welches glaubt, wenn wir weinen, müsse es eine Ursache geben zu Thränen, wenn wir erschrecken, müsse Gefahr da sein, wenn wir harte Mittel wählen, könne es mit leichteren nicht gethan sein! Steht es so, so ist | noch nichts verloren; wir haben an dem ehrfurchtsvollen Vertrauen der Kinder einen Bundesgenossen in dem Plaze selbst den der Feind eingenommen, und den vereinten Kräften wird der Feind weichen müssen. Ja haben wir auch, wie uns das begegnen kann und oft begegnet, einen falschen Weg eingeschlagen: sobald wir merken, daß wir neues Unheil erzeugt haben, indem wir einem alten entgegen arbeiten wollten, können wir muthig umkehren und von vorne anfangen. Zeit kann verloren sein, manche Freude kann verloren sein oder weiter hinausgesezt; aber in der Sache ist nichts verloren, die Streitkräfte gegen das Böse sind nicht verloren, wenn nur die Liebe nicht erloschen ist, und das Vertrauen feststeht. – Aber wie ganz anders m. gel. Fr. ist es dann, wenn das, was sich, ohne unser Wissen vielleicht, aber gewiß nicht ohne unsere Schuld, in die Herzen der Kinder eingeschlichen hat, das bittere feindselige Wesen selbst ist: woher kommt uns dann noch der Muth? welche Zuversicht kann uns beseelen? Wo sollen wir anknüpfen? Wenn das Salz dumm geworden ist, womit soll man salzen? Wenn die Liebe erloschen ist und das Vertrauen erblichen, wo ist dann der Schlüssel mit dem wir uns die Herzen wieder öffnen können? Wo ist der Zügel, an dem wir die jungen Gemüther von dem Wege des Verderbens ablenken wollen? Die Antwort ist 6 aufgehen] B: aufgehen, 9 es eine Ursache] B: es auch eine Ursache 10 müsse Gefahr] B: müsse wirklich Gefahr 11 könne es mit leichteren nicht gethan sein!] B: könne mit leichteren nicht geholfen werden! 13 selbst] B: selbst, 14 den vereinten Kräften wird der Feind] B: den so vereinten Kräften wird auch der Feind 16– 18 eingeschlagen: sobald ... können wir muthig] B: eingeschlagen: so ist noch nichts verloren, wenn nur sobald ... wir muthig 20–21 die Streitkräfte gegen das Böse sind nicht verloren,] B: denn die Streitkräfte gegen das Böse sind nicht verringert, 23– 24 sich, ... vielleicht, ... Schuld,] B: sich ... vielleicht ... Schuld 26 welche] B: Welche 1 kann] so B; A: kan 6–7 Vgl. Mt 13,25
18 wollten,] so B; A: wollten; 27–28 Mt 5,13
23 gel.] so B; A: gl.
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leicht gegeben; leider dürfen wir nicht weit suchen, wir werden sie in vielen vernachlä|ßigten und verworrenen christlichen Häusern finden. Denn haben sich die Herzen der Kinder gegen uns erbittert, und sind sie dadurch scheu geworden; hat sich das natürliche Vertrauen in einen dumpfen Argwohn verkehrt, als ob wir überall das Unsrige suchten und nicht das ihrige: so kann dieser bösartige Feind selbst zwar auch noch, Gott sei Dank, aber nur auf Eine Weise überwunden, nur gleichsam ausgehungert werden, indem wir ihm alle Nahrung entziehen; nur eine lange Reihe von Erfahrungen des Gegentheils, von welchen selbst das kalt und argwöhnisch gewordene Herz nicht mehr die Vermuthung aufstellen kann, wir wollten sie nur wiedergewinnen und umlenken, kann den Argwohn allmählig austilgen, und der Liebe in ihnen wieder Raum verschaffend auch uns den Zugang zu den versperrt gewesenen Herzen wieder öfnen. Unerschöpfliche Geduld gehört dazu, die völligste Selbstbeherrschung, die reinste Selbstverleugnung, ein langsamer und mühevoller Weg, und dieser glaube ich nicht, daß er in allen christlichen Häusern eingeschlagen wird, wo die Kinder durch Erbitterung scheu geworden sind. Aber wenn wir nun auch auf diesem langsamen und mühevollen Wege allmählig einen Schritt nach dem andern gewinnen, unterdeß haben wir gegen andere Gestalten des Verderbens zu kämpfen, die deßhalb weil das natürliche Verhältniß der Liebe gestört ist nicht säumen werden, sondern nur desto mannigfaltiger sich erzeugen und | desto schneller überhand nehmen; und was bleibt nun gegen diese übrig, wenn die Ermahnung kein geneigtes Ohr findet, und die heilsamen Uebungen, die wir den Kindern auflegen möchten, keinen lenksamen Willen? Ja dann bleibt nichts anders übrig als der rauhe Weg der Gewalt; und das ist es eben, was wir leider häufig genug um uns her sehen. O ein gefährlicher Weg! wie wenig durch Gewalt auf Menschen gewirkt werden kann, das sehen wir genugsam in anderen menschlichen Verhältnissen, und finden uns wie durch einen geheimen Zauber immer im Bunde gegen die rohe Gewalt und ihr Werk. Und mit Recht. Denn je weniger ein Mensch der Gewalt weicht, um desto deutlicher zeigt er, daß kein knechtischer Sinn in ihm lebt, daß er sich des edeln über die Gewalt erhabenen in seiner Natur bewußt ist; und je mehr einer strebt, durch Gewalt auf andre zu wirken, um desto deutlicher zeigt er, daß er Vernunft und Liebe, wodurch allein der Mensch gelenkt werden soll, 7 überwunden, nur] B: überwunden, er kann nur 8–9 entziehen; nur] B: entziehen. Nur 20 gewinnen,] B: gewinnen; 25–26 Uebungen, ... möchten,] B: Uebungen ... möchten 25 Ohr findet,] so B; A: Ohr, findet
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nicht anzuwenden versteht. Und wir sollten die Gewalt einführen in das friedliche Heiligthum unserer Häuser, und sie anwenden bei unsern Kindern, in einem Alter wo sie der Einwirkungen der Vernunft und der Liebe schon fähig sind? In ihr Inneres, worauf wir doch eigentlich wirken wollen, kann die Gewalt nicht eindringen; sie kann nur die äußeren Ausbrüche ihrer Fehler zurückhalten, die uns beschwerlich sind und störend. So können wir durch Gewalt uns selbst | gegen sie schüzen, und thun das mit Recht, wenn wir leider in diese Nothwendigkeit versezt sind; aber erziehen können wir gar nicht durch Gewalt. Ihre Fehler werden nur desto tiefere und festere Wurzeln schlagen, wie eine Pflanze deren üppiger Wuchs nach oben beschnitten wird. Ja auch jemehr wir jenes Aeußerliche erreichen, desto mehr schon betrüben wir uns billig, weil uns dadurch die Knechtschaft kund wird, in die unsere Kinder versunken sind. Darum sind es auch gewöhnlich wir Eltern, die in diesem Kampf der Gewalt ermüden, früher oder später die Kinder ihrem eigenen Wege und der göttlichen Erziehung überlassen, und traurig ja gleichsam besiegt zurückbleibend nichts mehr haben, womit wir sie begleiten, als für sie fromme Wünsche, von denen wir nicht wissen ob sie nicht vergeblich sind, und für uns reuige Thränen, die höchstens nur uns und andern eine Warnung werden können für die Zukunft. So sehr m. gel. Fr. hat der Apostel Recht gehabt, in Bezug auf das was wir an unsern Kindern thun sollen, diese Warnung vor allen herauszuheben. Denn wird nur dieses verhütet daß die Kinder nicht scheu werden, so ist leicht auch alles andere wieder gut zu machen; ist aber dieses Unglück geschehen, so ist auch alles andere zugleich verdorben und verloren. II. Allein m. gel. Fr. nicht allein davon laßt die Rede sein, was wir als diejenigen de|nen Gott die Herzen der Jugend anvertraut hat, nach seinem Willen für sie zu thun haben, sondern eben so sehr auch davon, was nach seiner Anordnung die Jugend für uns sein soll. Denn daran hoffe ich niemanden unter uns etwas neues zu sagen, sondern vielmehr daß ich mich auf die erfreuliche Erfahrung eines jeden berufen kann, wie viel Seegen für uns Erwachsene ist in dem Zusammensein mit der Jugend, und wie dieses mehr als alles andere uns frisch 1 nicht anzuwenden] B: nicht in sich trägt oder nicht anzuwenden 20 und andern] B: und Andern 24 verhütet] B: verhütet, 30 für sie] B: für diese 35 Jugend, und wie] B: Jugend, wie 3 sie der] so B; A: sie den so B; A: dennen
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28 gel.] so B; A: gl.
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und fröhlich erhält, daß das mannigfaltig angefochtene Herz guter Dinge bleibt in seiner Arbeit, und wie es zugleich uns reiniget von verwirrenden Leidenschaften und uns weiter bringt auf dem Wege der Heiligung. Aber freilich nur ein liebevolles und gottgefälliges Zusammensein kann dieses bewirken; wie hingegen alle diese Segnungen verloren gehen, wenn wir die jungen Gemüther erbittern, davon werden wir uns gewiß alle überzeugen, wenn wir überlegen, wodurch eigentlich die unter uns aufwachsende Jugend uns solche Vortheile gewähren könne. Laßt uns zuerst daran denken, daß die gesellige Welt um uns her uns einen ewig bewegten Schauplaz, ein Gedränge von mannigfaltig verworrenen Verhältnissen darstellt, worin jeder sich bei jedem Schritte mehr gehemmt fühlt als gefördert, und nach allen Seiten umschauen muß, daß er nicht anstoße oder angestoßen werde. Davon wird jeder Zeugniß ablegen müssen, wandle | nun einer in den höheren oder in den niederen Kreisen; die Sache kann sich äußerlich hier so dort anders gestalten, im wesentlichen ist sie dieselbe. Wenn wir im Vergleich mit diesem Zustande vom Hörensagen her eine stille Einfalt früherer Zeiten klagend zurückwünschen, so laßt uns bedenken, daß das nicht in unserer Macht steht, und daß diese nicht beibehalten werden konnte, wenn die Gemeinschaft der Menschen sich nach allen Seiten hin erweitern sollte; denn sie beruhte nur auf einer größeren Abgeschlossenheit einzelner Kreise und Gegenden für sich. Die Gemeinschaft der Menschen aber sollte sich nach Gottes Absicht immer mehr erweitern schon deshalb, um von allen andern zu schweigen, damit das seligmachende Wort Gottes je länger je mehr überall hinreichen und alle Menschen von allerlei Volk so noch fremd waren ergreifen könne. Je mehr aber diese Gemeinschaft sich erweitert, um desto schwieriger wird der Lebensweg eines jeden, desto mehr muß jeder sich vorsehn, daß er sich nicht in seinen eigenen Bestrebungen verwickle, desto mehr wird jeder verflochten in die Sorgen und Fehltritte Anderer, desto mehr mit bewegt durch Anderer Wünsche und Leidenschaften. Aus diesen Irrsalen der Geschäftigkeit, aus dieser Mannigfaltigkeit von Vorbauungsmitteln und Entwürfen, aus diesem störenden Verkehr mit allen eitlen und selbstsüchtigen Gemüthsbewegungen der irdisch gesinnten Menge, wohin hat sich der Fromme, der sich die Stille und | Ruhe des Gemüths bewahren will, zurückzuzie2–3 Arbeit, und wie es zugleich uns reiniget von verwirrenden Leidenschaften und uns weiter bringt] B: Arbeit; und wie wir zugleich hiedurch vorzüglich gereiniget werden von verwirrenden Leidenschaften und weiter gebracht 22 denn sie beruhte] B: denn jene Einfalt beruhte 24 sollte sich] B: soll sich 28–32 könne. Je mehr aber ... desto ... desto ... jeder verflochten ... Anderer, desto mehr] B: könne; je mehr indeß ... um desto ... um desto ... jeder theils verflochten ... Anderer, theils
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hen, als zunächst jeder in den engen Kreis seines Hauses. Da soll uns die ursprüngliche ruhige Gestalt des Lebens wieder entgegen treten, da sollen wir das bunte Treiben der Welt so lange es geht vergessen, es soll uns wieder lebendig werden, daß Gott den Menschen einfältig geschaffen hat; an einem lieblichen Bilde einfacher ungefärbter Fröhlichkeit sollen wir uns wieder erquicken und stärken. Aber von wem vorzüglich können wir diese Hülfe erwarten? Nicht von den erwachsenen Hausgenossen, die entweder schon selbst untergetaucht sind in die Beschwerlichkeiten und Sorgen des Lebens, oder deren Theilnahme an uns so erfahrungsreich ist, daß ihrem geschärften Auge nicht leicht entgeht, wo uns etwas niederschlagendes oder begünstigendes begegnet ist. Diese führen uns natürlich nur zu oft wieder auf das zurück, wovon wir uns loszureißen wünschten. Sondern diese nothwendige Vergessenheit der Welt kann uns nur die noch sorgenlose heitere Jugend um uns her einflößen, die, wenn wir zurückkehren in den häuslichen Kreis, nichts an uns sieht als unsere Freude wieder da zu sein, und selbst nichts fühlt, als daß sie uns entbehrte und nun wieder hat. Welche stärkende Kraft in dieser heitern Einwirkung liegt, die uns auf einmal mitten in die ursprünglichsten Verhältnisse des Menschen hineinzieht, wie schnell dadurch alle Spuren auch des geschäftigsten und verwiklungsreichsten Lebens aus der Seele hinweggewischt werden; se|lig ist, wer dies täglich erfährt. Aber diese Seligkeit ist nothwendig für den verloren, in dessen Hause die jungen Gemüther erbittert sind, denn er findet daheim noch trübseligere Verwirrungen vor, als er draußen zurükgelassen hat. Denn wodurch auch die Erbitterung der Kinder gegen einen Erwachsenen möge entstanden sein, ehe sie hat entstehen können muß das vorangegangen sein, daß er sie mit ihren Angelegenheiten als geringfügig und unter seiner Beachtung von sich gewiesen hat, daß sie bei ihm keine Erwiederung gefunden haben, wenn sie ihm unbefangen ihre Empfindungen äußerten, daß er seine wechselnden Stimmungen statt sie draußen abzuschütteln mit in das Haus hineingebracht und sie auf eine launenhafte Weise geäußert hat, statt sich durch Hingebung ganz davon zu befreien. Ohne eine solche Kälte von unserer Seite, ohne eine solche Ungleichheit des Betragens und vor derselben entsteht keine Erbitterung. Ist sie aber entstanden und ist die Jugend scheu geworden, dann natürlich ist auch ihre Unbefangenheit verloren, und sie ist selbst schon Theilnehmerin geworden der Sorge und der Vorsicht. Die Fröhlichkeit, mit der sie uns entgegenkommen würde, ist gedämpft durch das Gefühl, daß wenn wir kommen nicht nur ein verehrter Gegen1 Hauses.] B: Hauses? 36 Ist sie ... geworden,] B: Ist diese ... geworden: uns entgegenkommen würde,] B: die Kinder uns entgegenkommen würden,
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stand wiederkehrt sondern auch ein gefürchteter, sie verschließen sich in ängstlicher Erwartung welche Stimmung sich offenbaren wird, und für jede haben sie irgend etwas sorgsam zu verheimlichen. Wie dadurch alles peinliche des Lebens draußen, ja bei|nahe alle Unwürdigkeiten die uns dort aufstoßen, sich bis in das Innerste des Hauses fortpflanzen und es entweihen; wie wir uns dadurch der erquikkendsten Stärkung verlustig machen, die wir im häuslichen Leben durch unsere Kinder haben; wehe dem, der das, wenn auch nur bisweilen erfährt und nur von einem oder dem anderen der Kleinen die Gott ihm gegeben es erlebt! Wie aber die größere Gesellschaft der wir angehören, und mit der wir leben ein gar verworrenes Ding ist, so ist sie auch, dadurch schon aber auch sonst, ein höchst unvollkommnes. Dieses bedarf gewiß keiner Nachweisung oder Erörterung; jeder fühlt es; aber hoffentlich auch je mehr es einer fühlt, desto tiefer wurzelt in ihm ein Verlangen, welches dem vollkommenen zugewendet bleibt. Wiewol wir nun hier im Glauben leben und nicht im Schauen: so können wir uns dennoch, wie kein Schauen, in welchem nicht immer noch Glauben zurükbleiben müßte, so auch keinen Glauben vorstellen, in welchem nicht schon irgend ein wenn gleich dunkles und schwankendes Schauen enthalten wäre. So mögen wir denn auch beseelt von dem Glauben, daß es besser werden wird auf Erden, in diese bessere Zukunft gern hineinschauen, und nichts stärkt uns so sehr zur Beharrlichkeit in jedem Kampf, zur Ausdauer bei jeder Anstrengung als ein solcher hofnungsvoller Blick. Aber wie können wir die Zukunft schauen als nur in unseren Kindern? sie sind uns die Nächsten, denen wir ein Erbe beilegen kön|nen in einer besseren Ordnung der Dinge. Und um so lieber verlieren wir uns in dieses Gefühl, als wir durch die Worte des Erlösers selbst auf solchen Trost gewiesen sind, indem er ja sagt daß den Kindern das Himmelreich gehören werde. Darum, ist es doch unvermeidlich unser Loos, daß wir unsere eigene und verwandte Schwächen in unsern Kindern sich entwickeln sehen: so möchten wir auch die Kräfte 1–2 gefürchteter, ... Erwartung ... wird,] B: gefürchteter; ... Erwartung, ... werde, 8 haben; ... bisweilen] B: haben: ... bisweilen, 11–13 Gesellschaft der wir angehören, und mit der wir leben ein gar verworrenes Ding ist, so ist sie auch, dadurch schon aber auch sonst,] B: Gesellschaft, der wir angehören, ein gar verworrenes Wesen ist, so ist sie eben dadurch schon aber auch sonst, noch überdies 22–23 hineinschauen,] B: hineinschauen; 29–30 er ja sagt daß den Kindern das Himmelreich gehören werde. Darum, ist es doch] B: er ja in ähnlichem Sinne sagt, daß den Kindern das Himmelreich gehören werde, in welches die Erwachsenen damals nicht eingehen wollten. Darum, ist doch dieses einmal 32 wir auch] B: wir dafür auch 16–17 Vgl. 2Kor 5,7
29–30 Vgl. Mt 18,3; 19,14
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sehen, die ihnen manchen Kampf erleichtern und manchen Sieg beschleunigen können; etwas möchten wir durch eignes Anschauen davon sehen können, was wir hoffen, daß die Söhne besser sein werden, und weil besser sein es auch besser haben, als ihre Väter. Und wie wir für die Zeit wo wir das Ende unseres eigenen Wirkens auf Erden näher fühlen, niemanden lieber gleichen möchten als jenem Erzvater Jakob, der, selbst in der Fremde aber im Vertrauen auf die göttliche Verheißung, das gelobte Land, welches seine Nachkommen besizen sollten, schauend und in seinen schon zum männlichen Alter herangereiften Söhnen die späteren Enkel erblickend, jeden auf eine besondere Weise segnete, indem er das eines jeden eigenthümlicher Natur vorzüglich angemessene Gute auf ihn weissagend herabflehte – mit einem reicheren und erquiklicheren Bewußtsein wenigstens kann der Mensch den Schauplaz der Erde nicht verlassen, als wenn einer jedem unter den Seinigen seine besondere Stelle anzuweisen vermag in den Geschäften des Reiches | Gottes und seinen eigenthümlichen Genuß | an den Gütern desselben – wie nun dies für die Zeit unsers Abscheidens tröstlich ist: so giebt es auch, wenn die Verhältnisse des Lebens uns ermüden und unsere Thätigkeit uns leid machen, kein erhebenderes Mittel als solche Aussicht auf das, was unsere Kinder werden leisten können und was ihnen zu Theil werden wird. Allein wie diese profetische Anschauung bei Jakob nicht allein die Frucht seines Glaubens an das feste göttliche Wort war, sondern dazu auch seine genaue Kenntniß von allen Eigenschaften der Seinigen gehörte: so können auch wir zu einer solchen trostvollen Ahndung nur gelangen, wenn uns das Innere unserer Kinder aufgeschlossen ist, wenn wir in die Tiefen ihres Gemüthes hineingedrungen sind, und auch alle Falten ihres Herzens durchschaut haben. Und wie sollte das möglich sein, wenn wir nicht in froher Eintracht mit ihnen gelebt haben, wenn sie nicht unbefangen und aufrichtig vor unseren Augen gewandelt sind? Hier also finden wir uns wieder bei der Warnung unseres Textes. Der Natur nach soll es kein zuverläßigeres Urtheil geben einer menschlichen Seele über die andre, als das der Eltern über ihre Kinder; aber das gilt nur wenn das Verhältniß natürlich bleibt und rein. Je mehr Spannung zwischen uns 5 Zeit] B: Zeit, 7–9 der, selbst in der Fremde ... Verheißung, ... schauend] B: der selbst in der Fremde, ... Verheißung ... schauend, 18 auch, wenn] B: auch jezt schon, so oft 24 gehörte:] so B; A: gehörte; sind 6–12 Vgl. Gen 49,1–28
27 hineingedrungen sind,] so B; A: hineingedrungen,
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und ihnen statt findet, um desto leichter werden wir uns über sie irren. Sind sie durch Erbitterung scheu geworden, so verschließen sie uns den Zugang zu ihrem Inneren, eine Rinde umzieht das junge Gemüth, durch | welche | oft auch das Auge der Weisheit und der Liebe nicht hindurchdringen kann. Dann schwankt unser Urtheil wie unser Gefühl, keine frohe Ahnung über ihre Zukunft kann uns gedeihen, und wir berauben uns selbst des kräftigsten Trostes, der uns so nöthig ist, wenn wir uns von den Unvollkommenheiten der Gegenwart gedrückt fühlen. So ist es daher m. a. Fr. auf beiden Seiten. Das Beste geht verloren für unsere Kinder und für uns selbst, wenn wir sie erbittern. So wie sie ihrerseits sich gegen das Bitterwerden nicht besser schüzen können, als durch den ehrfurchtsvollen Gehorsam, der das erste Gebot ist welches Verheißung hat: so laßt uns unsrerseits nie weichen von der hingebenden Liebe gegen die Jugend, welche nie das unsrige sucht, sondern nur das ihre, und welche in der Klarheit und Ruhe, die uns aus einem ungetrübten Leben mit dem jungen Geschlecht so natürlich entsteht, ihren unmittelbaren Lohn hat. Sollte ich aber noch weiter gehen und angeben, wodurch denn vorzüglich die Kinder pflegen erbittert zu werden, damit dieses desto sicherer verhütet werde; so würde uns das weit über die Grenzen und über die eigenthümliche Art unserer Betrachtung hinausführen. Daher kann ich nur das Allgemeine wiederholen: seid wachsam, merkt auf die ersten Anfänge und kehrt bei Zeiten um, wenn ihr im Begriff seid einen falschen Weg einzuschlagen. Denn wie vortrefflich es auch wäre, wenn wir recht genaue und sichere Regeln hierüber hätten; wer | möchte sich wol zutrauen sie alle beobachten zu können? wer könnte sich rühmen, so sehr Herr aller Bewegungen seines Gemüthes zu sein, daß er sicher wäre alles zu vermeiden, was den Vorschriften, die er sich selbst gegeben, zuwiderliefe? Nein, auch beim gründlichsten Wissen werden wir nicht vermeiden können, daß nicht einzelne Augenblicke vorkämen im Leben, wo wirklich irgend etwas in uns ist und heraustritt, was wir im allgemeinen als Ursache zur Erbitterung anerkennen müssen. Allein auch das sei nicht gesagt, um die Herzen der Gläubigen kleinmüthig zu machen. Wenden wir nur bei Zeiten um, und ist es uns Ernst uns selbst immer mehr zu zügeln: so wird auch das ohne Schaden sein; die Gewährleistung aber für diese göttliche Vergebung liegt in einer zwiefachen Gabe, womit Gott die menschliche Seele ausgerüstet hat, daß sie nämlich von Anfang an auf der einen Seite ein vergeßliches Wesen ist, 15 Jugend,] B: Kinder, 30–31 wir nicht vermeiden können, daß nicht einzelne Augenblicke vorkämen] B: wir dem nicht entgehen können, daß nicht einzelne Augenblicke vorkommen 32 heraustritt] B: hervortritt
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auf der andern Seite ein ahnendes. Ja vergeßlich ist das unverdorbene junge Gemüth vorzüglich für unangenehme Eindrücke, weil es nicht an die Furcht gewiesen ist zu seiner Erhaltung, sondern an die Liebe. Nur die herbe Wiederholung des widrigen vermag der Jugend allmählig das Gedächtniß dafür zu erhöhen. Daher können wir uns über das, was nur einzeln und zerstreut in dieser Hinsicht von uns gefehlt wird, leicht trösten mit dieser Gabe Gottes. Und eben so kommt uns das zu Statten, daß die menschliche Seele ein ahnungreiches Wesen ist von Jugend an. Bald lernen die Kinder unterscheiden, | was in uns nur vorübergehende Bewegung ist und was feststehende Richtung. So wenig einzelne Zärtlichkeit und Gefälligkeit sie besticht, wenn Vernachläßigung oder Härte vorherrschen im Leben; eben so richtig werden sie, sollte auch menschliche Schwäche manches einzelne dazwischen bringen, was sie stören könnte, den herrschenden Sinn unseres Lebens herausfühlen, und in kindlicher Anhänglichkeit uns zugethan bleiben, wenn wir ihnen wirklich ergeben sind in treuer Liebe, wenn wir ernstlich ihr wahres Heil suchen, wenn wir wirklich dem Leben mit ihnen den Werth und die Bedeutung beilegen die ihm gebührt. Daß also nur das Ganze unseres Lebens und das Innerste unseres Herzens rein sei vor Gott und ihnen, daß uns nur ernstlich anliege alles zu entfernen wodurch die Liebe getrübt und die ofne Einfalt verlezt werden kann: so wird es uns nicht begegnen, daß unsere Kinder erbittert und scheu werden; und dann kann Gottes Segen walten über dem ganzen heiligen Werk der Erziehung unter uns. Amen.
5 erhöhen.] B: schärfen. 16 wenn wir ihnen] B: wenn nur wir ihnen dem Leben] B: unserm Leben 18 beilegen] B: beilegen,
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Ueber die christliche Kinderzucht. Zweite Predigt.
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Wenn wir m. a. Fr. unsere Kinder, wie wir auch in unsern heutigen Gesängen gethan haben, mit in unser Gebet einschließen: so geschieht dies wol niemals lediglich in der Absicht um ihr Leben und ihr irdisches Wohlergehen mit allem, wovon es abhängt, der gnädigen Für4 Kinder, wie] B: Kinder ganz insbesondere, wie
6 ihr Leben] B: ihr zeitliches Leben
2 Predigt zum 8. Sonntag nach Trinitatis am 12. Juli 1818 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. das Liederblatt und die von Ludwig Jonas stammende Predigtnachschrift in KGA III/5 5 Gemäß dem von Schleiermacher erstellten Liederblatt wurde zunächst vor dem Gebet das von Schlegel stammende Lied nach der Melodie „Freu dich sehr“ gesungen: „[1.] Unser Schöpfer und Erhalter, / Du von Kind an unser Gott, / Unser Gott im späten Alter, / Sei auch unsrer Kinder Gott! / Segne und behüte sie, / Deine Huld verlaß sie nie, / Daß sie dir zum Wohlgefallen / Frühe deine Wege wallen. // [2.] Gieb daß sie mit Ernst dir dienen, / Und betrübet weiche nie / Herr dein guter Geist von ihnen! / Halt auf deinen Wegen sie, / Stärke sie zu jeder Pflicht! / Laß das Gift der Sünde nicht / Ihr noch weiches Herz beflecken, / Und mit Unheil sie bedecken. // [3.] Daß sie ganz auf dieser Erden / Deinem Weinberg Herr sich weihn, / Frömmer stets und heilger werden, / Und zu deinem Werk ge[deihn]! / Und vom Glücke dieser Welt, / Gieb o Herr was dir gefällt, / Nur daß weder Leib noch Freude / Sie von deiner Liebe scheide. // [4.] Der Triumpftag der Gerechten / Sei auch uns ein Freudentag! / Hilf daß zu des Richters Rechten, / Ihrer keines fehlen mag! / Dann spricht jeder, Richter sieh / Hier bin ich, hier sind auch die, / Die du Vater mir gegeben, / Laß im Sohn uns ewig leben!“ Vor der Predigt wurde nach der Melodie „Liebster Jesu, wir“ das aus dem Bremer Gesangbuch stammende Lied gesungen: „[1.] Eltern, Christen, säumet nicht, / Eure Kinder recht zu ziehen, / Heilig ist die theure Pflicht! / Lehrt sie zeitig alles fliehen, / Was nur Wahn und Sünde nähret, / Und der Seele Wohl zerstöret. // [2.] Stärket ihres Körpers Kraft / Daß sich ihre Seele stärke, / Und, was reine Freude schafft, / Gern mit offnem Sinn bemerke! / Lehrt sie Weichlichkeit verachten, / Und nach tüchtgen Werken trachten. // [3.] Bringt der Wahrheit helles Licht / In das Dunkel ihrer Seele / Daß ein frommer Unterricht / Ihnen Gottes Wort empfehle; / So wird nie die Welt den Glauben / Lieb und Wahrheit ihnen rauben. // [4.] Flößt in ihr noch junges Herz / Lust an Gott und guten Werken, / Gottesfurcht in Freud und Schmerz, / Sei an ihnen bald zu merken! / Und die wahre Bruderliebe / Heilge jeden ihrer Triebe. // [5.] Daß auch Christus jederzeit, / Unser Herr sich ihrer freue, / Und ihr Leben, ihm geweiht, / Reifer werd’ in stiller Treue! / Heil euch, wenn sie durch ihr Leben / Seinen Namen hier erheben. // [6.] Wandelt selbst auf ebner Bahn, / Daß sie euer Vorbild sehen! / Führt sie achtsam, lockt sie an / Gern mit euch zum Ziel zu gehen! / Lehrt sie kämpfen, lehrt sie büßen, / Zeigt was sie noch werden müssen.“
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sorge Gottes zu empfehlen; sondern weit mehr noch um Gedeihen von oben zu erflehen für die richtige und gottgefällige Entwicklung ihrer geistigen Kräfte. Dieses Gebet m. Gel. ruht dann auf der demüthigen Ueberzeugung, daß wenn unsere vielfältigen einen so großen Theil unseres Lebens ausfüllenden Bemühungen um unsere Jugend ihr wirklich so gedeihlich werden sollen, als unser Herz es wünscht, sie ein Gegenstand der Wirksamkeit des göttlichen Geistes sein muß; es ruht zugleich auf dem frohen Vertrauen, daß sie das auch wirklich ist. Eben dieses Vertrauen ist es | ja, | vermöge dessen wir schon unsere Kinder in den ersten zarten Lebenstagen dem himmlischen Vater zur Aufnahme in die christliche Kirche, das heißt in die Gemeinschaft des göttlichen Geistes, durch das Sakrament der Taufe darbringen; und so oft wir an einer solchen Handlung theilnehmen, bekennen wir uns aufs neue zu jener Ueberzeugung und diesem Vertrauen. So sollten wir denn billig auch recht einträchtig sein in unserm Wirken auf die Jugend, von welcher Art es immer sei, und dieses wichtige Geschäft bei allen Christen eine und dieselbe Richtung nehmen. Denn ist der Geist Gottes in den Herzen unsrer Kinder geschäftig: was können wir anderes sein wollen als seine Werkzeuge. Für ihn allein und in seinem Namen nicht für uns können wir an ihnen arbeiten. Aus dem heranwachsenden Geschlecht etwas bilden wollen zum Lohne oder zum Ebenbilde des veraltenden, das wollen wir denen überlassen, die sich selbst die nächsten sind und die höchsten, weil ihnen der herrliche Glaube an einen göttlichen Geist, der in den Menschen geschäftig ist, fehlt, und somit auch der Glaube an eine Fortschreitung in allem was die eigentliche Würde des Menschen ausmacht. Wir m. Gel. können nur etwas aus ihnen machen wollen zu Gottes Ehre; sie sind uns der herrlichste Theil des Weinberges an dem wir arbeiten sollen. Sie empfänglich zu machen für die göttlichen Einwirkungen des Geistes, der auch ihnen verheißen ist, indem wir auf der einen Seite zeitig alles | in ihnen zu dämpfen suchen, was dereinst ihm widerstehen und ihn betrüben könnte, auf der andern die Sehnsucht nach dem, was nur durch seinen Beistand gedeihen kann durch Wort und That in ihnen 3 dann auf] B: dann zuerst auf 8 ruht zugleich] B: ruht hernach aber auch zugleich 16–17 Geschäft bei] B: Geschäft sollte bei 19 Werkzeuge.] B: Werkzeuge? 20 Namen nicht für uns] B: Namen, nicht für uns, 25 fehlt,] B: abgeht, 25 allem] B: allem, 27 nur etwas aus ihnen] B: aus unsern Kindern nur etwas 33–2 kann ... menschliche Bild ... vorschwebt] B: kann, ... menschliche Bild, ... vorschwebt, 24 ist,] so B; A: ist 28 Vgl. Mt 20,1
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zu erregen bemüht sind; ihnen jedes menschliche Bild das ihnen nachahmungswürdig vorschwebt zu reinigen, und an jedem verwerflichen ihren Sinn zu schärfen, damit sie fähig werden das Bild des Erlösers aufzunehmen und festzuhalten: das ist das Wesen aller christlichen Kinderzucht, das muß das eigenthümliche sein in unserm Leben mit dem jungen Geschlecht, in aller Liebe und Sorgfalt die wir ihm widmen. Je weniger aber diese Liebe selbstisches an sich hat, je weniger dieses ganze Bestreben von dem Zuge der Natur allein ausgeht und abhängt, um desto mehr kann und soll beides uns allen gegen das ganze junge Geschlecht gemeinschaftlich sein. Alle ohne Unterschied können wir, wie der Herr sagt, die Kleinen aufnehmen in seinem Namen, denn sie sind uns Allen immer vor Augen gestellt, wie er einst seinen Jüngern jenes Kind vorstellte; und wie es der herrlichste Seegen Gottes ist unmittelbar von ihm bedacht zu sein mit einem Theile des jungen Geschlechtes, so kann es auch für diejenigen, die nicht so bedacht sind, kein würdigeres Ziel geben als dieses große Werk auf jede Weise zu fördern, und nichts zu verschmähen, was ihnen davon zu Theil werden kann. In solchem brüderlichen Sinne laßt uns heute weiter über | diesen Ge|genstand miteinander nachdenken. Wir bitten dazu Gott um seinen Segen. Text. Ephes. 6, 4. Ihr Väter reizet eure Kinder nicht zum Zorn, sondern ziehet sie auf in der Zucht und Vermahnung zum Herrn.
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Mit derselben Vorschrift, m. a. Fr., die ich neulich aus einem andern Briefe des Apostels zum Gegenstand meines Vortrages gemacht hatte, finden wir hier eine andere verbunden. So wie jene erste alles aussprechen sollte, was wir nach des Apostels Meinung am sorgfältigsten vermeiden müssen in der Erziehung der Kinder: so, möchte ich sagen, soll diese zweite, die Kinder aufzuziehen in der Zucht und Vermahnung zum Herrn, alles enthalten wovon der Apostel glaubt, daß es vorkommen müsse in unserm Leben mit der Jugend. Freilich wenn 5–6 sein in unserm Leben mit dem jungen Geschlecht, in] B: sein sowol überhaupt in unserm Leben mit dem jungen Geschlecht, als auch besonders in 9 soll beides] B: soll auch beides 25–26 hatte, finden] B: hatte, denn nicht erbittern und nicht zum Zorne reizen ist doch offenbar dasselbe, finden 30 enthalten] B: enthalten, 11 seinem] so DV in A; OD: seinen 21 Text. Ephes. 6,] so B; A: Text Ephes. 6. 30 Apostel glaubt,] so B; A: Apostel, glaubt 11–12 Vgl. Mt 18,5 12–13 Vgl. Mt 18,2 die Predigt Nr. 3 vom 28. Juni 1818
24–25 Vgl. Kol 3,21
25 Vgl. oben
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wir bedenken wie vielerlei es ist, worauf wir Fleiß und Mühe verwenden in der Bildung und Unterweisung der Jugend, und wie wir Alle ohne Ausnahme doch nicht darauf allein ausgehen, daß sie fromm und christlich gedeihe, sondern auch daß sie zu jedem weltlichen Geschäft, welches ihr vorhanden kommen kann, geschickt werde, und daß was irgend löblich ist und anmuthig von Gaben des menschlichen Geistes sich in ihr entwickle: so muß uns auch hier scheinen, was der Apostel sagt etwas einzelnes und unzurei|chendes | zu sein. Aber gewiß hat er geglaubt nicht etwas einzelnes und zufällig herausgerissenes gesagt, sondern das Ganze getroffen zu haben. Aus diesem Gesichtspunkte laßt uns die Worte des Apostels betrachten, ob nicht dennoch die ganze Grundlage jeder gottgefälligen Leitung der Jugend darin verzeichnet ist. Aber so müssen wir sie dann betrachten, daß wir fragen was dann dazu gehört, damit alles was wir an der Jugend thun ihr auf der einen Seite zur Zucht gereiche auf der andern zur Vermahnung zum Herrn? I. Was also gehört dazu und was ist damit gemeint, daß der unter uns aufwachsenden Jugend alles was wir an ihr thun was wir sie lehren, was wir ihr auflegen, was wir ihr geben und versagen, zur Zucht gedeihen soll? Vor allen Dingen nun müssen wir wohl erwägen, was doch der Sinn des Ausdruckes sei, auf den hier alles ankommt. Zucht, m. l. Fr., ist nicht etwa, obgleich wir im gemeinen Leben öfters so zu reden pflegen, dasselbe wie Strafe, sondern ganz etwas anderes. Denn die Strafe folgt auf den Ungehorsam, die Zucht aber sezt den Gehorsam voraus; die Strafe ist ein Leiden, die Zucht aber ein Thun; die Strafe verknüpft bald mehr bald minder willkührlich mit dem Unrechten und Tadelnswerthen etwas unangenehmes und bitteres; die Zucht aber legt auf eine löbliche Anstrengung der Kräfte zum Leisten oder zum Entbehren, aus wel|cher von selbst eine innere Freude hervorgeht. | Und wie aus dem Gesez nie etwas besseres hervorgehen kann als die Erkenntniß der Sünde, nicht aber die Kraft zum Guten; so kann auch aus der Strafe, deren Kraft auf der Furcht ruht oder auf der bittern Erfahrung, nie etwas anderes entstehn als ein äußeres Verhüten der Sünde, nicht aber eine Abwendung des Herzens vom 7 muß] B: kann 8 sagt] B: sagt, 14 was dann] B: was doch 14–15 alles ... thun ... gereiche] B: alles, ... thun, ... gereiche, 20 Zucht] B: Zucht 21 ankommt.] In B folgt ein Absatz. 22 Zucht,] B: Zucht, 25 Strafe ist ein Leiden, die Zucht aber ein Thun;] B: Strafe giebt den Kindern nur zu leiden, die Zucht aber zu thun; 33 bittern] B: bitteren 28 auf] so B; A: auf,
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Bösen. Denn dieses zum Guten hinzuneigen kann nur die Liebe bewirken, welche alle Furcht, und mit ihr alle Kraft der Strafe, austreiben soll. Die Zucht aber, indem sie darauf abzweckt alle Erregungen des Gemüthes in Maaß und Besonnenheit zu erhalten und die niederen Triebe der Natur unter die Herrschaft der höheren zu zwingen, bewirkt eine heilsame Erkenntniß von der Kraft des Willens und eine Ahnung von Freiheit und innerer Ordnung. Das ist die Zucht; und so sehr ist sie etwas ganz anderes als die Strafe, daß, wie jeder leicht zugeben wird, je mehr wir noch der Strafe Spielraum vergönnen müssen bei unsern Kindern, zu einer Zeit wo sie schon einer Aufregung des Willens und einer Erweckung der Schaam fähig sind, um desto unverwerflicheres Zeugniß wir ablegen gegen uns selbst, daß wir es versehen und zu wenig gethan haben in der Zucht. Denn fühlten wir, daß wir sie recht aufzögen in der Zucht, daß sie also nach allen Seiten begriffen wären in der Uebung der Selbstherrschaft, und lenksam durch das edlere Gefühl der Schaam: so würden wir nicht nöthig finden die | Furcht zu Hülfe zu rufen um durch Ein sinnliches das Andere zu dämpfen. Und eben so werden wir auch erfahren haben, daß je mehr die Zucht Raum gewonnen hat um desto mehr muß die Strafe an Wirksamkeit verlieren, weil das junge Gemüth schon geübt ist sich nicht bestimmen zu lassen durch den Reiz der Lust oder Unlust. – Wie nun aber die Zucht auf der einen Seite der Strafe entgegengesezt ist, so auf der andern auch ist sie entfernt von jener unthätigen Ruhe mit welcher leider so viele glauben der freien Entwicklung der Jugend zusehen zu müssen, ohne zu bedenken daß Gott der Herr den Himmel zwar uns vor Augen gestellt hat um ihn zu beschauen, und uns der Segnungen, die aus seinen Kräften und deren Bewegungen uns zufließen, zu erfreuen, in die menschliche Welt auf dieser Erde aber uns nicht gesezt hat als Zuschauer, sondern als Herrscher in seinem Na1 Denn dieses zum Guten hinzuneigen kann] B: Denn das Herz zum Guten hinzuneigen das kann 2 Furcht, ... Strafe,] B: Furcht ... Strafe 3 sie darauf] B: sie mit ihren Uebungen darauf 4 erhalten] B: erhalten, 17 rufen] B: rufen, 19–20 hat um desto mehr muß die Strafe an Wirksamkeit verlieren,] B: hat, um desto mehr die Strafe an Wirksamkeit verlieren muß, 21 Unlust. – ] B: Unlust. Es folgt ein Absatz. 22 ist,] B: ist: 23–24 Ruhe mit welcher] B: Ruhe in welcher 24–25 der Jugend zusehen zu müssen,] B: ihrer Kinder zusehen zu dürfen, 26–28 um ihn zu beschauen, und uns der Segnungen, die aus seinen Kräften und deren Bewegungen uns zufließen, zu erfreuen,] B: nur um ihn zu beschauen, und uns der Segnungen zu erfreuen, die aus seinen Kräften und deren Bewegungen uns zufließen, 29 als Zuschauer,] B: nur als Zuschauer, 29 Herrscher] so B; A: Herscher 1–3 Vgl. 1Joh 4,18
29–1 Vgl. Gen 1,26.28
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men, als seine Werkzeuge, durch welche er, indem jeder Stärkere den Schwächeren und am meisten das reife Alter die Jugend leitet und bearbeitet, dasjenige, was seine Gnade dem menschlichen Geschlecht zugedacht hat, an demselben erfüllen will. Diese Herrschaft und Bearbeitung wird ausgeübt durch die Zucht; sind wir aber unthätig, so hindern wir die göttlichen Verheißungen. Und wenn da, wo die Strafe vorherrscht, die Hoffnung gleichsam aufgegeben ist, als könne sich der Geist Gottes der jungen Gemüther bemächtigen, indem man ja, als gebe es nichts höheres, nur da|nach | trachtet, jede Seite der sinnlichen Natur durch eine andere im Zaum zu halten: so herrscht da, wo man sich begnügen will der Entwicklung der Jugend sorglos zuzusehn, eine falsche Hoffnung, welche nur gar zu leicht zu Schanden werden läßt. Denn entweder, wenn die Ermahnung die Stelle der Zucht vertreten soll, liegt dabei der leere Wahn zum Grunde, als könne das Wort alles thun, und es bedürfe nicht der That; oder, wenn die Sorglosigkeit nicht nur ohne That sein soll, sondern auch ohne Wort, liegt der verderbliche Wahn zum Grunde, als könne eine Wirksamkeit des göttlichen Geistes auf die Kinder beginnen, ohne daß er sich dazu der Eltern und Anderer als seiner Werkzeuge bediene, oder als könne das Gute geweckt werden und sich entwickeln von Natur ohne jenen Geist der in der Gemeine der Christen lebt und uns durch den Apostel zuruft unsere Kinder aufzuziehen in der Zucht. Je mehr wir also auf der einen Seite entfernt sind von jener eben so knechtischen als tirannischen Armseligkeit, welche sich mit dem begnügen will was durch die Strafe zu erreichen ist; je mehr wir auf der andern uns frei halten von diesem verderblichen Wahn, der sich überhebt, als ob unsere Kinder in dem, worauf es uns am meisten ankommt, etwas werden könnten durch sich selbst, um desto mehr müssen wir erkennen und fühlen was für ein Werth liegt in der Zucht. Aber wir werden sie nicht nur als etwas Besonderes für sich in einzelnen Fällen üben, so oft uns | an unsern Kindern ein Uebermaaß auffällt, welches gezügelt, oder eine Dürftigkeit, welcher aufgeholfen werden muß: sondern, wie der Apostel uns außer der Ermahnung nichts empfiehlt als in der Zucht unsere 4–5 Bearbeitung wird ausgeübt] B: Bearbeitung nun wird an der Jugend ausgeübt 6– 7 wenn da, wo die Strafe vorherrscht,] B: wenn, wo die Strafe vorherrscht, da auch schon 10 herrscht] B: herrschet 12 eine falsche Hoffnung,] B: wiederum eine falsche Hoffnung, 13 Ermahnung die Stelle] B: Ermahnung allein auch die Stelle 16–19 der verderbliche Wahn zum Grunde, als könne eine Wirksamkeit des göttlichen Geistes auf die Kinder beginnen, ohne daß er ... oder als könne das Gute] B: ein verderblicher Wahn zum Grunde, entweder der, als könne eine Wirksamkeit des göttlichen Geistes auf die Kinder beginnen, ohne daß Gott ... oder gar der, als könne das Gute 20 Geist] B: Geist, 23–24 tirannischen] B: tyrannischen 24 will] B: will, 28 selbst, ... fühlen] B: selbst: ... fühlen, 29 werden] B: müssen
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Kinder aufzuziehen; so wird unsere Erziehung erst dann die rechte sein, wenn alles was wir an unsern Kindern thun, und alle Thätigkeit die wir ihnen auflegen und gestatten, ihnen zur Zucht gereicht, und als Zucht und nichts anderes ihnen aufgelegt und gestattet wird. Das klingt vielleicht sonderbar und überstreng, aber es ist eben so wahr als es sich auch bei näherer Betrachtung milde zeigen wird und liebevoll. Denn wo gäbe es wol christliche Eltern, welche nicht trachteten, so weit es nur ihre Lage gestattet, ihre Kinder unterweisen zu lassen in allerlei nüzlichen Kenntnissen und sie üben zu lassen in allerlei löblichen Künsten und Fertigkeiten. Auch tadeln wir gewiß alle, die das vernachläßigen, als solche, die sich schwer versündigen an ihren Kindern, und an dem Herrn, der sie ihnen anvertraut. Aber rühmen wir unbedingt alle die es thun? Ich denke nicht; denn wenn wir sehen, daß Eltern, oder die an ihrer Statt sind, dieses thun auf eine gedankenlose Weise wie es sich eben trifft, so entziehen wir, selbst wenn sie es gut getroffen haben, doch ihnen selbst das Lob, und rühmen nur die allgemein geltende gute Sitte und Ordnung der sie gefolgt sind, ohne zu wissen warum. Und wenn wir sehen, daß sie überlegt und nach Gründen handeln, sind uns diese Gründe gleichgül|tig bei unserm Urtheil? Wenn Eltern ohne abzuwarten was für Neigungen und Fähigkeiten sich in ihren Kindern entwickeln werden, oder ohne diejenigen zu berücksichtigen, welche sich schon entwickelt haben, eigensinnig darauf beharren, sie auf dasjenige zu beschränken, was auf dem besonderen Lebenswege liegt den sie selbst eingeschlagen haben, und ihnen nur dieses einzuimpfen, damit sie ihnen selbst so ähnlich werden als möglich, klagen wir da nicht bitterlich über eine unchristliche Gewalt welche der Jugend geschieht? Und die Jugend selbst, wenn sie weit genug vorrükt, um die Handelsweise ihrer Erzieher zu verstehen, muß es ihr nicht zur Störung und zum Aergerniß gereichen, wenn sie fühlt wieviel Selbstsucht unter die Liebe ihrer Eltern und Versorger gemischt ist? – Oder wenn der Jugend schon durch die Art der Unterweisung und Uebung und durch die Gegenstände derselben ein bestimmter Lebensweg angewiesen wird, weil sich auf diesem lockende irdische Aussichten zeigen, weil mancherlei Gunst und Unterstützung diesen vor andern erleichtern und anmuthig machen kann, weil an seinem Ziele mehr als anderwärts Reichthum und Ehre winken; klagen wir nicht auch da über schwere Versündigungen einer ganz ver4 nichts anderes] B: nicht anders 5 wahr] B: wahr, 9 Kenntnissen] B: Kenntnissen, 17–19 ohne zu wissen warum. Und wenn wir sehen, daß sie überlegt und nach Gründen handeln, sind uns diese Gründe] B: wiewol sie nicht wußten warum. Oder wenn wir sehen, daß Eltern überlegt und nach Gründen handeln, rühmen wir sie dann gewiß immer, und sind uns ihre Gründe 25 einzuimpfen,] B: einimpfen wollen, 26–27 möglich, ... Gewalt] B: möglich: ... Gewalt, 36 winken;] B: winken:
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blendeten Eigenmächtigkeit, die es darauf wagt um eines ungewissen irdischen Nuzens willen die Natur von dem abzuwenden, wozu sie Gott geschaffen hat, und durch Zwang zu verkrüppeln? und die Jugend selbst, muß sie nicht auch entweder verführt werden, dasjenige | wozu sie angehalten wird, an und für sich gleichgültig zu behandeln und gering zu halten, und nur den zeitlichen Gewinn für das Höchste zu achten? oder sie muß zum nicht mindern Schaden ihrer Seele Schiffbruch leiden an ihrer Ehrfurcht gegen diejenigen, denen sie doch folgen soll. – Ja selbst wenn Eltern sorgfältig den Spuren der Naturgaben nachgehn, welche sich bei ihren Kindern entwickeln, aber dann alle Kräfte übermäßig anstrengen, um als gelte es nur im Wettlauf das Ziel so schnell als möglich zu erreichen, so die Freude zu haben, sei es auch auf Unkosten oft aller Lebensfreude ihrer Kinder und mit Dranwagung alles bleibenden Gedeihens, daß ihre Kinder der übrigen Jugend voranlaufen, damit ihre gute Erziehung glänze vor der Welt, man sehe nun auf die Strenge des Betragens ihrer Zöglinge oder auf die erworbenen Schäze der Kunst und Wissenschaft: wie thut uns das weh in der innersten Seele! wie jammert es uns, daß auch die edelsten Gaben so geleitet der Jugend nur gereichen können zum eiteln unlautern Wandel! Sehen wir nun auf alle diese Abwege, m. Gel., wie schwer müssen wir es nicht finden in dieser wichtigen Angelegenheit unser Gewissen rein zu erhalten! Und wie werden wir es allein unverlezt bewahren? Gewiß nur dann, wenn wir bei aller Unterweisung und Uebung der Jugend weder uns selbst ein irdisches Ziel stecken, noch auch ihre Aufmerksamkeit auf etwas Weltliches und Aeußeres hinlenken, welches dadurch erreicht werden soll; sondern abgesehen von allem an|dern Erfolge nur danach trachten, daß sie selbst sehe und erfahre, was für Hülfsmittel sie besizt, mit denen sie einst das Werk Gottes auf Erden wird treiben können, und daß diese Mittel in die Gewalt ihres Willens gebracht werden, indem sie sowol Trägheit und Zerstreuung überwinden, als leidenschaftliche Vertiefung in irgend etwas einzelnes beherrschen lernt. Was heißt aber das anders als das2 Nuzens] B: Nutzens 3 und durch] B: und sie durch 11 um als] B: um, als 12–14 so die Freude zu haben, sei es auch auf Unkosten ... bleibenden Gedeihens, daß ihre Kinder] B: sei es auch auf Unkosten ... bleibenden Gedeihens, doch die Freude zu haben daß ihre Kinder 19 Gaben so geleitet der Jugend] B: Gaben der so geleiteten Jugend 30–32 sie sowol Trägheit und Zerstreuung überwinden, als leidenschaftliche Vertiefung in irgend etwas einzelnes beherrschen lernt.] B: sie lernt sowol Trägheit und Zerstreuung überwinden, als vor leidenschaftlicher Vertiefung in irgend etwas einzelnes sich zu bewahren. 32 das anders] B: dies anders, 3 verkrüppeln] so B; A: verkürppeln
7 achten?] achten,
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selbe was auch der Apostel will? Denn so geleitet wird auch Unterweisung und Uebung aller Art der Jugend nur gereichen zur Zucht; und nur indem sie dadurch gezüchtiget wird, erwirbt sie ein wahres Gut, nämlich geschickt zu werden zu jedem Werke Gottes, das ihr auf ihrem Lebenswege vor Handen kommen kann zu thun. Aber höret noch weiter, wie weit das Gebiet der Zucht sich erstreckt! Auch bei dem Umgang, den wir unsern Kindern verstatten mit ihres Gleichen, auch bei den altersgemäßen Freuden, die wir ihnen gönnen, muß vornehmlich darauf gesehen werden, daß sie ihnen zur Zucht gereichen. Auch dieses scheint freilich vorzüglich hart, wenn sogar das Zucht werden soll, was zur Erholung und zum freien Spiele gemeint ist. Aber auferzogen werden sie doch auch durch den Umgang und durch das Spiel nicht minder als durch den Unterricht und die Uebung, und wenn also der Apostel darauf besteht, daß sie auferzogen werden sollen zur Zucht, so verwirft er auch für diesen Theil der Erziehung jeden andern Gesichtspunkt. Wollen wir nun nicht um uns sehen; und wenn wir | nicht läugnen können, daß gar oft auch bei dem besten Willen vieles versehen wird in dem Umgang und den Spielen der Kinder, so daß sie dadurch Schaden leiden an ihren Seelen, wollen wir nicht zusehn ob es nicht vielleicht eben daher kommt, weil man diesen Gesichtspunkt vernachläßigt, und aus einem anderen jenen wichtigen Gegenstand ordnet? Ich will von denen Eltern und Erziehern nicht reden, die den Umgang der Jugend lediglich nach äußeren und weltlichen Rücksichten bestimmen, wie schlecht das gewöhnlich geräth, wie sie dadurch bald steif und ungelenk werden, bald auf eine bedauernswerthe Art schmiegsam und biegsam, größtentheils aber die schöne Kindheit ihnen auf diese Weise freudenlos vergeht; vielmehr will ich nur an die erinnern, die recht sorgfältig und behutsam den Umgang der Kinder so wählen, daß sie lauter löbliche Beispiele vor sich sehen, aller Streit aber und leidenschaftliche Aufregung möglichst vermieden werde. Denn auch das gedeiht oft weit vom Ziele, indem die einen eitel werden und aufgebläht, die andern mißmuthig und verzagt, zur heilsamen Selbsterkenntniß aber keiner gelangt. Denken wir hingegen an nichts weiter als ganz einfach, daß ihr Umgang ihnen eben wie uns der unsrige zur Zucht gereichen soll, damit sie lernen Gemeinschaft halten auch mit Gemüthern, die von 4 nämlich geschickt zu werden zu] B: nämlich rechtschaffene Tüchtigkeit zu 11 das Zucht] B: dasjenige Zucht 14 Uebung,] B: Uebung; 20 zusehn ob es] B: zusehn, ob dies 21–22 aus einem anderen jenen wichtigen Gegenstand ordnet?] B: jenen wichtigen Gegenstand ordnet aus einem anderen? 36–1 mit Gemüthern, die von ihnen verschieden] B: mit solchen Gemüthern, die von ihnen sehr verschieden 4 Vgl. 2Tim 3,17
19 Vgl. Mt 16,26
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ihnen verschieden sind, und indem jeder hülfreich ist und nachgiebig, sich ein fröhliches Leben selbst hervorrufen, störende und feindselige Gemüthsbewegungen aber bändigen lernen: dann wird auch hier | am | besten für sie gesorgt sein, sofern wir nur zugleich auf Maaß und Ordnung halten, Verführung aber, die ihre Kräfte übersteigen möchte, von ihnen entfernen. So auch wenn wir ihre Spiele aus dem Gesichtspunkt der Zucht betrachten, daß sie in denselben lernen alle die Kräfte gebrauchen und beherrschen, die in ihren Arbeiten am wenigsten in Anspruch genommen werden, dann werden sie den größten Gewinn davon haben und die meiste Freude, und am wenigsten wird dann Gefahr sein, daß sie vergnügungssüchtig werden, und indem ihnen die bloße Lust als Gegentheil der Anstrengung wohlgefällt, arbeitsscheu und träge, oder gar, wenn ihre Erholung dem Müssiggang nahe kommt, gottvergessen und dem Bösen Raum gebend. So sehr m. Gel. scheint mir der Apostel recht zu haben darin, daß es für alle Thätigkeit der Jugend, die wir zu beaufsichten haben und zu ordnen, keiner andern Regel bedarf als der, daß ihnen alles zur Zucht gereiche. Je vollkommner unsere Erziehung sein soll, desto weniger muß vorkommen, was wir daher nicht zu leiten wüßten. Und je mehr das von selbst geschieht durch den ganzen Zusammenhang des gemeinsamen Lebens, ohne daß wir nöthig haben seinen natürlichen Gang zu ändern oder zu unterbrechen, um desto gottgefälliger ist gewiß das Werk unserer Liebe und Weisheit an der Jugend. II. Jedoch, m. a. Fr., wie eine herrliche Sache es auch sein mag unsere Kinder aufzuziehen | in der Zucht: was bleibt doch das Höchste so dadurch ausgerichtet werden kann? Daß dem Herrn der Weg bereitet wird, auf dem er einziehen, der Tempel geschmückt, in welchem er wohnen könne; daß aber der Herr einziehe um ihn zu bewohnen, dazu vermag die Zucht nichts beizutragen. Daß alle Kräfte des Menschen in dem Maaß, als sie dem Geiste Gottes im Menschen zu dienen vermögen, auch geübt und geschmeidig gemacht werden, daß 11–13 und indem ihnen ... oder gar, wenn] B: oder, indem ihnen ... ja vielleicht gar, wenn 13 Müssiggang] B: Müßiggang 15 So sehr m. Gel.] B: So sehr, m. Gel., 22 gottgefälliger ist] B: gottgefälliger und um desto mehr eines günstigen Ausganges sicher ist 28 daß aber der Herr einziehe] B: dazu aber daß der Herr wirklich einziehe 29–30 alle Kräfte des Menschen in dem Maaß,] B: alle menschlichen Kräfte in dem Maaße, 12 wohlgefällt,] so B; A: wohlgefällt 26–27 Vgl. Mt 3,3 mit Zitat von Jes 40,3
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sie gewöhnt werden nur auf den Ruf und die Freilassung einer höheren Kraft, die aus Eltern und Erziehern warnt und gebietet, sonst aber gar nicht sich zu regen, das ist das allerdings löbliche und trefliche Werk der Zucht. Allein wenn auch unsere Kinder noch so gut lernen in treuem Gehorsam die eigene Lust zähmen und dem elterlichen Willen sich fügen: was ist damit gewonnen, wenn nicht eine Zeit kommt, wo statt der gezähmten Lust des Fleisches die Freudigkeit des Geistes in ihnen erwacht; wo sie das Gute, wozu bisher unser Wille sie aufgerufen, aus eignem Willen thun und üben, das heißt wenn nicht der Geist Gottes wirklich kommt und Wohnung macht in ihrem Herzen. Denn dann erst hat die Sorge und Mühe der Erziehung ihren Zweck erreicht; dann erst sind die Kräfte, die wir aufgeregt und geübt haben, an ihren rechten Herrn gekommen; dann erst können wir uns daran freuen einst unsere Jugend als selbständige Glieder der christlichen Gesellschaft mit und neben uns wirken zu se|hen. Und daß keine Zucht | dieses zu bewirken vermag, wissen wir wol alle. Aber, möchte man fragen, geht das nicht wie über das Gebiet der Zucht, so auch überall über das Gebiet aller menschlichen Einwirkung hinaus? Können wir dazu überhaupt etwas beitragen? Sagt der Herr nicht selbst der Geist wehe wo er wolle, und wir könnten nicht einmal erkennen, geschweige denn gebieten wohin er gehen solle? Ja meine Geliebten, die Wahrheit jener Worte Christi wollen wir auch in dieser Beziehung anerkennen, und somit unser Unvermögen freudig eingestehen, sowol damit alle Ehre allein Gottes sei, als auch zum traurigen Trost aller christlichen Eltern, denen Gott den Schmerz zugedacht hat, daß sie ihre Kinder nicht aus ihren erziehenden Händen unmittelbar als Tempel des göttlichen Geistes hervorgehen sehn, und deren Schmerz wir nicht noch den richtenden Vorwurf hinzufügen dürfen, als sei es ihre Schuld, daß ihre Kinder den Geist Gottes noch nicht empfangen hätten. Allein bei diesem Eingeständniß unseres Unvermögens laßt uns nicht vergessen, daß derselbe Erlöser, welcher sagt, der Geist wehe wo er wolle, dennoch seinen Jüngern befohlen hat hinzugehen und zu lehren alle Völker; und daß es eben dieses freie Wehen des göttlichen Geistes war, welches den Mund derer, auf die er von oben kam, öfnete, daß sie die großen Thaten Gottes priesen. Nämlich vor allen die an der menschlichen Seele, denn größere giebt es nicht. Dies also ist 8 erwacht;] B: erwacht, 9 heißt wenn] B: heißt was ist gewonnen, wenn 10– 11 Herzen. Denn dann erst hat] B: Herzen? Denn eher nicht hat 19–21 selbst ... gebieten ... Ja] B: selbst, ... gebieten, ... Ja, 29–30 hätten.] B: haben. 20–21 Vgl. Joh 3,8 Apg 2,1–11
31–32 Vgl. Joh 3,8
32–33 Vgl. Mt 28,19–20
33–35 Vgl.
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es was | auch wir vermögen, und was auch uns geboten ist, | daß wir in dem täglichen Leben mit unserer Jugend die großen Thaten Gottes preisen, und somit jene Sehnsucht nach dem seligeren Zustande des Menschen, durch welche angelockt der göttliche Geist in das Herz der Menschen herabsteigt, in den jungen Gemüthern zu erregen suchen, und dies eben ist es, was der Apostel nennt sie aufziehen in der Vermahnung zum Herrn, welche Worte desselben wir jezt noch zu erwägen haben. Hier aber muß ich damit beginnen eine auch unter den wohlgesinnten weit verbreitete Meinung zu prüfen, welche leicht könnte in den Worten des Apostels eine Bestätigung finden wollen, wenn man nämlich sagte, Da er dieses, die Jugend aufziehn in der Vermahnung zum Herrn als das zweite nenne, nach jenem sie aufziehen in der Zucht: so sei er auch denen zugethan, welche meinen, man hüte sich billig der Jugend zu zeitig von göttlichen Dingen zu reden und sie dem Erlöser zuzuführen; sondern erst nach der Zucht, in jenen reiferen Jahren, wo diese schon solle ihr Werk vollendet haben, werde die Jugend empfänglich für die Vermahnung zum Herrn. Allein den Apostel müssen wir von dieser Meinung wol lossprechen. Denn in jenen ersten Anfängen der christlichen Welt, wo sie nicht nur überall ganz dicht vom heidnischen und jüdischen Wesen umgeben, sondern auch deren Widerspruch und Gegenwirken ausgesetzt war, hätte es | oft geschehen müssen, wenn man die Vermah|nung zum Herrn bis auf jene Zeit verschoben hätte, daß das junge Gemüth dann schon tief in das unchristliche Wesen wäre verflochten gewesen. Aber gilt nicht dasselbe nur unter einer andern Gestalt von jeder Zeit, so lange es überhaupt noch einen Kampf giebt zwischen Licht und Finsterniß? Umgiebt uns nicht ungöttliches Wesen aller Art dicht genug von allen Seiten und sucht Raum zu gewinnen und die heiligen Ordnungen der christlichen Gemeinschaft zu stören? Ist der Feind eingeschlafen, welcher wachsam genug ist um während wir schlafen Unkraut unter den Waizen zu säen? Und that er dies schon immer, was wird er nicht thun, wenn wir den Acker zwar bearbeiten, den Waizen zu säen aber 1 es was] B: es, was 6–7 in der Vermahnung zum Herrn,] B: in der Vermahnung zum Herrn, 9–10 wohlgesinnten] B: Wohlgesinnten 14 sei er auch denen] B: sei auch er denen 19 wol lossprechen.] B: wol um so mehr lossprechen, als damals wol Niemand dieser Ansicht würde gewesen sein, selbst diejenigen nicht, welche sie jezt verfechten. 24–25 Gemüth dann schon tief in das unchristliche Wesen wäre verflochten gewesen.] B: Gemüth schon vorher tief in das unchristliche Wesen wäre verflochten worden. 29 Seiten] B: Seiten, 31 um ... schlafen] B: um, ... schlafen, 32 that] B: thut 30–32 Vgl. Mt 13,25
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unterlassen? wird er ihn dann nicht ganz mit Unkraut anfüllen, daß der gute Same keine Stelle mehr findet? Darum findet die Lehre des Apostels die Kinder aufzuziehen in der Ermahnung zum Herren ihre Stelle auch neben der Zucht, sobald wir gewahren, daß das Ungöttliche sich den jungen Gemüthern einschmeichelnd naht. Und mit Recht; denn weder können wir es gewähren lassen, noch wissen wir demselben etwas anderes entgegenzustellen, weil wir ja nur Eines kennen, worin Heil zu finden ist, nämlich die Kraft der Erlösung. Darum sobald die Zeit der Unwissenheit vorüber ist, sobald die Sünde sich regt und das Gesez Erkenntniß der Sünde gebracht hat, ziemt es uns auch der verirrenden Seele das Bedürfniß eines höheren Beistan|des fühlbar zu machen, ihr Gott | nahe zu bringen, und die Liebe zu dem Erlöser, der die Quelle des Lebens und der Seligkeit ist, so wie die Liebe zu Gott, der uns den Sohn geschenkt hat, in ihr aufzuregen. Das aber ist die Vermahnung zum Herrn. – Aber weshalb wol mögen auch wohlgesinnte und fromme Christen jene Besorgniß hegen, die Jugend könne auch zu früh und zu ihrem Schaden ermahnt werden zum Herrn? Offenbar wol meinen sie, die Jugend könne noch nicht verstehen, was wir ihr sagen könnten von Gott und dem Erlöser, und daher werde sie sich entweder etwas verkehrtes und sinnliches daraus machen, wodurch denn theils das Heiligste herabgewürdigt werde und theils dem Unglauben Bahn gemacht, wenn sie späterhin die Nichtigkeit ihrer Vorstellungen einsehen, und doch meinen, dies sei dasselbe was sie gelehrt worden; oder es werde ihr unsere Lehre zum todten Buchstaben, den sie gedankenlos fest halte und nachspreche, und dadurch werde theils das Heilige entkräftet, theils das Verlangen darnach, welches sich späterhin entwickelt haben würde, im voraus abgestumpft. Allein laßt uns doch fragen, begreifen wir denn Gott? vermögen wir denn den Erlöser zu umspannen und zu messen? Vermögen wir seinen geheimnißvollen Einfluß auf uns in bestimmten allgemeingültigen und allgemeinverständlichen Ausdrücken zu fassen? Und versagen wir uns deshalb Beschäftigung mit Gott und dem Erlöser, oder Gespräch und Belehrung über beide? Und | noch | mehr, wie wollten wir denn überhaupt die Unterweisung unserer Kinder beginnen und fortleiten, und wie gewaltsam müßten wir uns nicht allen ihren Anforderungen entziehen, wenn wir alles vermeiden wollten in der Lehre und im Gespräch, was sie noch nicht verstehen? Ist irgend 10 Gesez Erkenntniß] B: Gesez auch schon Erkenntniß 12–14 und die Liebe zu dem Erlöser ... so wie die Liebe zu Gott, der uns den Sohn] B: und sowol die Liebe zu dem Erlöser ... als auch die Liebe zu Gott, der uns seinen Sohn 15 Herrn. – ] B: Herrn. Es folgt ein Absatz. 17 und zu ihrem] B: und dann zu ihrem 25 halte und nachspreche] DV in B: hält und nachspricht 32–33 Erlöser,] B: Erlöser 33 beide? Und] B: beide, weil wir dies nicht vermögen? Und
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etwas von dem, was sich ihnen zuerst darbietet und wovon wir ihre Aufmerksamkeit nicht abzulenken vermögen, ihnen begreiflicher als der Ewige? Können wol ihre ersten Vorstellungen auch von den Dingen dieser Welt genau und richtig sein, und gestalten sie sich nicht vielmehr alles nach ihrer eigenen kindlichen Weise? Aber dennoch zeigt der stetige Zusammenhang ihrer Entwickelung, daß auch in dieser kindischen Weise schon der Keim der Wahrheit mit ergriffen war, der sich hernach immer kräftiger entfaltet und die kindische Hülle, die ihn mehr schüzte als verunstaltete, zur rechten Zeit abwirft. So dürfen wir ja noch mehr hoffen, daß auch, wenn wir ihnen über den reden, der die Wahrheit selbst ist, ein lebendiger Keim der Wahrheit, wenn gleich unter dürftiger Hülle, in ihrer Seele haften werde; und wir haben demnach auch keine Ursache ihnen die Kunde von Gott und dem Erlöser zu entziehen. Aber gesezt auch wir wollten es, würden wir es denn können? Und müssen wir nicht sagen, Gott sei Dank daß wir es nicht können? denn es müßte ja dann, noch weit mehr als leider doch geschieht, aus unserm häuslichen und geselligen Leben davon, daß wir einem | Volk Gottes angehören und eine Gemeine der Gläubigen bilden, alle Spuren verschwunden sein. Nein, so kann dies auf keine Weise verborgen bleiben, daß nicht die Jugend zeitig genug hören sollte von Gott und dem Erlöser. Was aber die Besorgniß betrift daß zu frühe Lehre von Gott und göttlichen Dingen den Kindern nur zum todten Buchstaben werden möchte: so wäre sie freilich gegründet, wenn wir unsere Lehre nur darauf anlegen wollten eine Wißbegierde zu befriedigen die ihnen über diese wie über andere äußere Gegenstände entstanden wäre. Aber das wäre auch keine Vermahnung zum Herrn, denn Vermahnung hat immer einen Bezug auf das was der Mensch zu thun hat und abzuändern vorzüglich an sich selbst. Wenn wir also unsere Kinder bewegen wollen in ihrem Innern, dann vorzüglich will der Apostel, daß wir sie hinweisen sollen zum Herrn. Wenn wir sie ergreifen auf solchen Regungen von Freude oder Verdruß, welche an Sünde streifen, dann sollen wir sie aufmerksam machen auf den Unterschied des göttlichen und des ungöttlichen Wesens; und meint ihr nicht, daß ein Gemüth, in welchem auch das bessere sich schon geregt hat, ihn dann am besten verstehen wird? Wenn wir sie von, sei es auch noch halb kindischem, Uebermuth gehoben 8 entfaltet] B: entfaltet, 10 wir ihnen] B: wir mit ihnen 13 Ursache] B: Ursache, 18 Volk] B: Volke 21 betrift] B: betrift, 25 befriedigen] B: befriedigen, 26– 27 auch keine Vermahnung zum Herrn, ... auf das] B: wenigstens keine Vermahnung zum Herrn; ... auf das, 33–34 Wesens; und] B: Wesens. Und 9 verunstaltete,] so B; A: verunstaltete
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und von Mißmuth gedrückt fühlen, dann schon, wie viel mehr also wenn schon größere und ernstere Fügungen auch in ihr Leben eingreifen, können wir sie hinführen | auf die Abhängigkeit des Menschen von Gott, und auf die Seligkeit dessen, der, indem er nur den Willen Gottes zu erfüllen trachtet, auf der einen Seite bei allen menschlichen Widerwärtigkeiten den Trost festhält, daß ohne den Willen des Vaters, von dem nur gute Gaben kommen, auch nicht ein Haar von seinem Haupte fallen kann; auf der andern Seite aber alle irdischen Güter nur gebraucht als anvertraute Gabe Gottes um sein Werk zu fördern; und meint ihr nicht daß sie das verstehen können, sobald sie nur etwas von Pflicht gefühlt und etwas von den Verwicklungen des Lebens gemerkt haben? Und wenn wir merken, daß sich in ihrem aufgeregten Herzen die streitenden Gedanken verklagen und entschuldigen, dann sollen wir sie aufmerksam machen auf das Gesez, welches Gott den Menschen in das Herz geschrieben und durch seinen Sohn offenbart hat, und sie lehren die Stimme desselben zu unterscheiden; und meint ihr nicht, daß sie fähig sind diesen Leitstern ins Auge zu fassen, sobald die Ungewißheit und der Zwiespalt in ihnen selbst begonnen hat? – Aber nicht nur zu Gott sollen wir sie führen auf diese Weise, sondern eben so sehr auch zu dem Erlöser, aus dessen Fülle sie, wie wir, vom ersten Anfang an, alle Erkenntniß Gottes und alle Gemeinschaft mit Gott nehmen sollen. Das ist auch der unmittelbare Sinn der apostolischen Worte: denn der Herr ist Christus, und in der Vermahnung zu diesem ist die Vermahnung zu Gott nur | mit eingeschlossen, wie überall der Sohn den Vater voraussezt. Und wie der Erlöser selbst seinen Jüngern gebot, daß sie den Kleinen nicht wehren sollten, und dabei zu erkennen gab, daß auch ihnen ein Segen zurückbleiben solle von seiner Gegenwart; so dürfen wir weder an unserm Recht noch an unserer Pflicht zweifeln auch unsere Jugend zeitig zu dem, der auch zu ihrem Heil gekommen ist, hinzuführen damit er sie segne. Hat er doch selbst seinem Vater gedankt daß er das Geheimniß welches die Weisen und die Volljährigen seiner Zeit nicht annehmen wollten, den 1 und von] B: oder von 1 fühlen] DV in B: sehen 1 schon,] B: sogleich, 8 kann;] B: kann, 9 fördern; und] B: fördern. Und 11 Pflicht gefühlt] B: Verpflichtungen inne geworden sind, 12 Und wenn wir merken, daß sich in ihrem aufgeregten Herzen] B: Wenn wir wahrnehmen, daß sich in ihrem aufgeregten Gemüth 13 entschuldigen,] B: entschuldigen: 16 und sie lehren] B: und sollen sie lehren 16 unterscheiden; und] B: unterscheiden. Und 18 hat? – ] B: hat? Es folgt ein Absatz. 20–21 sie, wie wir, vom ersten Anfang an,] B: sie wie wir vom ersten Anfang an 28 Gegenwart;] B: Gegenwart: 31 gedankt daß er das Geheimniß] B: gedankt, daß er das Geheimniß, 7–8 Vgl. Apg 27,34 12–15 Vgl. Röm 2,15 23 Vgl. 2Kor 4,5; Phil 2,11 30 Vgl. Mt 19,13–15; Mk 10,13–16; Lk 18,15–17 30–1 Vgl. Mt 11,25
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Unmündigen offenbart habe, die ihn lobsingend, als den der da kommen sollte, begrüßten. Wie sollte es auch nicht jenem zarten Alter, dessen Seele sich überall mit Bildern zu nähren sucht, auch vorzüglich geziemen Gott im Bilde zu suchen, den, von dem wir uns kein Bildniß selbst machen dürfen, in dem Bilde an welches er selbst uns gewiesen, den Vater in dem Sohne zu sehn und zu ehren, und ihr frommes Verlangen unmittelbar und zunächst auf das menschliche Ebenbild des göttlichen Wesens auf den irdischen Abglanz der himmlischen Herrlichkeit hinzulenken! Wie sollte die Jugend nicht sobald sie anfängt Gutes und Böses in sich zu unterscheiden, das vollkommene sich abzufordern und die Unerreichbarkeit desselben zu ahnden, auch im Stande sein den in sich aufzunehmen, der von keiner Sünde wußte! Wie sollte sie nicht von menschlicher Liebe getragen und durch sie lebend auch ge|neigt und fähig sein die Stimme der göttlichen Liebe in Christo zu vernehmen und ihr zu folgen! Wie sollte ihr nicht sobald sie anfängt die Last des Gesezes zu fühlen und die Knechtschaft der Sünde zu ahnden, zum Trost und zur Ermunterung derjenige gezeigt werden können, der allein vermag sie von beiden frei zu machen. Und wie, können wir anders als sie zu ihm führen sobald nur ihre Aufmerksamkeit rege wird, auf das was sie von ihm hören, so daß sie fragen, Wer ist der? Ja schon sobald sie aufmerksam werden auf uns und unser ganzes Leben, und anfangen das Innere und Geistige desselben zu bemerken und zu fragen, Woher ist das? Könnten wir da unsern Kindern den verläugnen, dessen Leben in uns alles das ist, was sie an uns ehren und lieben? Wollten wir irgend die Ehre an uns reißen, die ihm gebührt, wenn wir sie nicht um dasselbige zu werden zu dem hinweisen, der sich selbst gegeben hat, auf daß er ihm heiligte ein Volk das tüchtig wäre zu guten Werken. Ja laßt uns auch in dieser Hinsicht jene ängstliche Besorgniß beseitigen, und nicht nur die heranwachsende Jugend, sondern, wie der Apostel sagt, auch die Kinder aufziehn in der Vermahnung zum Herrn, fest vertrauend daß sobald die Sünde erkannt werden kann und gefühlt, und die Frucht des Geistes begehrt, es auch nicht mehr zu früh sein könne die Gnade zu zeigen und die Erlösung zu verkündigen. Aber so wie wir sahen, daß 5 Bilde an] B: Bilde, an 9–12 anfängt ... sein den] B: anfängt, ... sein, den 15 nicht] B: nicht, 18–19 machen. Und wie, ... führen] B: machen! Und wie ... führen, 23 Könnten] B: könnten 25–26 Wollten wir irgend die Ehre an uns reißen,] B: Hieße es nicht die Ehre an uns reißen wollen, 27–28 heiligte ein Volk] B: heilige ein Volk, 28 Werken.] B: Werken? 29 jene] B: jede 31 vertrauend] B: vertrauend, 34 verkündigen.] In B folgt ein Absatz. 1–2 Vgl. Mt 21,15–16 Tit 2,14
4–5 Vgl. Ex 20,4
6 Vgl. Joh 14,9
27–28 Vgl.
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alles was wir unsern Kindern lehren und zu thun auflegen, ihnen | zur Zucht gereichen müßte, wenn dem ersten Wort des Apostels volle Genüge geschehen solle: so würden wir auch dem zweiten nur sehr unvollkommen nachleben, wenn wir es nur auf die Worte der Lehre, und nur auf diejenigen beschränkten, welche unmittelbar das göttliche zum Gegenstand haben; sondern alle Vermahnung soll eine Vermahnung zum Herrn sein, sonst würde gar bald die eine der andern widersprechen, und jede Art, wie wir auf ihr Inneres zu wirken und es zu bewegen suchen, ist eine Vermahnung. Darum, wollen wir in ihrem Herzen entzünden die Liebe zum Guten und Rechten, so laßt uns sie ja nicht auf die irdischen Segnungen desselben hinweisen; wollen wir sie warnen vor dem Bösen, das in ihrem Herzen zu keimen beginnt, laßt uns nicht reden von den übeln Folgen, die es nach sich zieht: denn das wäre eine Vermahnung zu den Dingen dieser Welt, nicht eine Vermahnung zum Herrn, sondern was Gott ähnlich sei und wohlgefällig oder nicht, was dem Bunde und dem Gebot des Erlösers gemäß oder zuwider, das laßt uns sie lehren unterscheiden, so wird auch das eine Vermahnung zum Herrn. Und wenn wir nicht hindern können, daß sich je länger je mehr das ganze bunte Schauspiel des Lebens vor ihnen entfaltet mit allen Thorheiten und Schwächen der Menschen, so wie mit allem Guten und Edeln: so laßt uns dabei ihre Gedanken eher ablenken von dem Urtheil der Menschen, von dem Tadel oder der Bewunderung der Welt, damit wir sie nicht ermahnen zur Eitelkeit und | zum Augendienste vor Menschen. Sondern indem wir ihnen auf der einen Seite zeigen, wie schwer es ist zu beurtheilen, was in dem Menschen ist, laßt uns sie vermahnen zur alleinigen Furcht vor dem der allein zu richten versteht. Und indem wir sie auf der andern lehren von allem Bösen und Verkehrten, was ihnen nicht entgehen kann, die ersten Keime in ihrem eignen Herzen wieder erkennen, und oft fern von dem was am meisten glänzt in den Augen der Welt die verborgenen Tugenden der Jünger Christi aufsuchen: so laßt sie uns dadurch vermahnen zu dem Herrn, der ins Verborgene schauet, und Herzen und Nieren prüfet. – Mehr aber als alle Worte muß unser ganzes Leben, mit ihnen in wahrer und treuer Liebe geführt, die kräftigste Ermahnung zum Herren sein, so gewiß als Gott die Liebe, und eben deshalb auch Liebe die allgemeinste und vernehmlichste Offenbarung des ewigen Wesens ist. Wenn sie unsre Liebe 2 müßte,] B: müsse, 5 göttliche] B: Göttliche 8 und jede Art,] B: jede Art aber, 13–15 zieht: ... Herrn, sondern] B: zieht, ... Herrn; sondern 21 Guten und Edeln:] B: guten und edeln: 27 dem der] B: dem, der 28 andern lehren von allem Bösen und Verkehrten,] B: andern Seite lehren von allem bösen und verkehrten, 32–33 Vgl. Mt 6,4
33 Vgl. Ps 7,10; Jer 11,20
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überall fühlen nicht als einen Wiederschein der Selbstsucht, die Ergözung und Schmeichelei sucht, nicht als ein Spiel der Willkühr, die launisch vorzieht und hintanstellt, auch nicht als einen veränderlichen Trieb der sinnlichen Natur, der eben so leicht erkalten kann als in schwache Weichlichkeit ausarten, sondern als einen, sei es auch schwachen doch nicht allzutrüben und nie ganz unkenntlichen Abglanz der ewigen Liebe, und als im engsten Zusammenhang mit dem Dienste, den wir dem Erlöser als unserm Haupte geweiht haben: so wird das die kräftigste Ermahnung zum | Herrn werden, durch welche sie erst alle übrigen verstehen und lebendig in sich aufnehmen lernen. Auf diese Weise m. Gel. wird der Apostel Recht behalten, daß alles was wir an unsern Kindern thun können darauf zurükkommt sie aufzuziehen in der Zucht und in der Vermahnung zum Herrn. Wir aber werden auch hier sagen müssen, Selig sind die reines Herzens sind denn sie werden Gott schauen! Denn nur dann wird unsern Kindern alles zur Zucht gereichen können und zur Vermahnung zum Herrn, wenn wir mit Beiseitsezung alles eiteln und ungöttlichen, das nur aus dem vergänglichen Wesen dieser Welt herrührt, nichts anderes suchen, als daß unsere Häuser Tempel des göttlichen Geistes werden, und der Segen Gottes reichlich unter uns wohne; wenn wir nicht aufhören jegliche Vermahnung zum Herrn, deren wir selbst noch bedürfen, in gläubige und gehorsame Herzen willig und mit Freuden aufzunehmen, damit wir uns immer noch stärken zu reiner Liebe und kräftiger Selbstbeherrschung, um uns das hohe Ziel daß unsere Jugend dem Herrn zugeführt werde, durch nichts verrücken zu lassen. So wir denn dieses fest ins Auge fassen und reines Herzens verfolgen, so werden wir auch in diesem Geschäfte Gottes und seiner Hülfe inne werden; und weit entfernt, daß auch die zärtlichste Sorge für unsere Kinder uns von dem Leben in Gott entferne, wird es sich uns hierin | am herrlichsten offenbaren. Denn wie wir selbst bilden und heiligen, werden auch wir geheiliget und gebildet werden, und so wird ein gottgefälliger Bau emporsteigen auf dem Grunde, den der Herr selbst gelegt hat und den keiner ungestraft verrücken darf. Amen.
1 fühlen] B: fühlen, 1–3 Selbstsucht, die Ergözung ... Willkühr, die launisch] B: Selbstsucht, welche Ergözung ... Willkür, welche launisch 13 alles ... können] B: alles, ... können, 16 sind] B: sind, 18 wir ... ungöttlichen,] B: wir, ... ungöttlichen 24– 25 zu reiner Liebe und kräftiger Selbstbeherrschung,] B: zu reinerer Liebe und kräftigerer Selbstbeherrschung, 25 Ziel] B: Ziel, 28 Geschäfte Gottes] B: Geschäfte gewiß Gottes 30 uns hierin] B: uns gerade hierin 32 werden,] B: werden; 15–16 Mt 5,8
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Ueber die christliche Kinderzucht. Dritte Predigt.
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Nachdem wir m. Gel. erwogen haben, was der Apostel allen denen, welche in der christlichen Gemeine entweder unmittelbar an der Erziehung der Jugend Theil nehmen, oder doch mittelbar und vorübergehend auf sie einwirken, als das eigentliche Ziel ihrer Bestrebungen vorhält: so ist wol ganz natürlich, daß wir auch fragen, Aber was hält er denn vorzüglich den Kindern vor und was fordert er von ihnen am meisten? Freilich können wir diese Frage hier nicht deshalb aufwerfen und beantworten, um den Kindern das an sie gerichtete Wort Gottes beizubringen und klar zu machen. Denn sie sind nicht hier, wie sie denn auch in diese Versammlungen noch nicht gehören, weil es ihren Kräften noch nicht angemessen ist in die Art und Weise solcher Vorträge einzugehen, welche nur für die reiferen Seelen sind, da der Kin|der Uebung auch in der Frömmigkeit noch dem väterlichen Hause anheimfällt. Aber jene Frage, was die Schrift vorzüglich von den Kindern fordert in ihrem Verhältniß zu den Aelteren, hat für uns eine andere wichtige Bedeutung. Nämlich weil unsere Auferziehung der Kinder von der Voraussezung ausgeht, daß auch in ihnen schon nach dem Maaß der Entwicklung ihrer geistigen Kräfte der Geist der Gemeine sich verherrlichen kann: so fragen wir billig, wie zeigt sich die Einwirkung desselben zuerst? was ist zunächst in den jungen Gemüthern der wohlgefällige Wille Gottes? Denn natürlich eben dieses muß ja zuerst in ihnen sichtbar werden, wenn wir es an der rechten Vermahnung zum Herrn nicht fehlen lassen; und eben dieses wird ja verhindert werden müssen und zurükgedrängt, wenn wir nicht sorgfältig genug die Vorschrift beobachten, daß wir sie auf keine Weise 11 den Kindern das] B: unsern Kindern dieses 13 Versammlungen noch nicht] B: Versammlungen nicht 15 da der] B: und der 24–25 eben dieses muß ja] B: muß ja eben dieses 26 und eben] B: und auch eben
2 Predigt zum 10. Sonntag nach Trinitatis am 26. Juli 1818 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. das Liederblatt und die von Ludwig Jonas stammende Predigtnachschrift in KGA III/5
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erbittern sollen. Finden wir daher die rechte Antwort auf jene Frage: so haben wir daran auch den rechten Maaßstab, an dem wir erkennen mögen, ob noch alles gut stehe auf unserer Seite oder nicht, und wie weit wir zurükgehen müssen auf dem bisherigen Wege, um den rechten wieder einzuschlagen. Zum Glück nun fehlt es uns hierüber nicht an Anweisungen der Schrift; ja was das beste und sicherste für uns ist, wir finden sie in denselben apostolischen Briefen, aus denen wir das Wort der Ermahnung für die Eltern hergenommen haben. Denn wenn gleich in denen Ver|sammlungen, in welchen die Briefe der Apostel ursprünglich vorgelesen wurden, noch weniger die Kinder Zutritt hatten als in den unsrigen: so konnte doch der Apostel das seinen Ermahnungen an die Eltern entsprechende Wort der Ermahnung an die Kinder mit rechter Sicherheit hinzufügen, wohl wissend die Eltern würden nicht unterlassen es den Kindern mitzutheilen, um ihnen einen Segen daraus zu bereiten. So wollen wir denn dieses Wort des Apostels hören, und es treulich zu Herzen nehmen, um es zu unserer eigenen Belehrung und Warnung anzuwenden. Text. Ephes. 6, 1–3. Ihr Kinder, seyd gehorsam euern Eltern in dem Herrn; denn das ist billig. Ehre Vater und Mutter, das ist das erste Gebot, das Verheißung hat, „Auf daß dirs wohl gehe und du lange lebest auf Erden.“
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Auch hier also, m. Fr., faßt der Apostel alles in einem, und dieses in wenige Worte zusammen. Denn wenn es auch im ersten Augenblick jemanden wollte zweierlei erscheinen, was er zuerst sagt „Seid gehorsam“, und was hernach „Ehret Vater und Mutter“: so ist doch gewiß beides nur Eines und dasselbe, denn die lezten Worte führt der Apostel nur an, um das vorher gesagte zu bestätigen und als ein altes wohlbekanntes göttliches Recht zu erweisen. Seiner Meinung nach also | kommt bei den Kindern alles darauf hinaus, daß sie sollen gehorsam sein; und der Gehorsam ist es demnach, der zuerst in den Kindern erweckt werden muß durch unser richtiges Verhalten in Zucht und Ermahnung. Daher finden wir denn auch jenen Maaßstab, den wir suchen, an dem Gehorsam, so daß wir schließen können aus den Worten des Apostels, ist der Gehorsam in den Kindern willig und lebendig, so ist auch unsere Erziehung rechter Art; schleicht sich aber der Unge34 finden wir denn auch] B: finden denn auch wir 35–36 so daß wir schließen können aus den Worten des Apostels,] B: indem wir aus den Worten des Apostels schließen können,
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horsam ein, so muß entweder Erbitterung in ihnen entstanden sein, oder wir haben es fehlen lassen an Zucht und Ermahnung zum Herrn. Dies ist auch an und für sich so einleuchtend, daß nicht nöthig ist viel darüber zu sagen. Was mir aber vorzüglich vorschwebt als Gegenstand meiner Rede, das ist die Betrachtung, daß wenn wir uns diesen Maaßstab rein und zuverläßig erhalten wollen, wir uns also vorzüglich hüten müssen durch eine falsche Ansicht vom Gehorsam überhaupt denselben in unsern Kindern zu stören oder unkenntlich zu machen. Und das scheint leider fast überall oft genug zu geschehen. Denn freilich wird wol in jedem Hause Gehorsam gefordert von den Kindern; aber wenn wir doch in manchen eine solche Strenge finden, daß man nicht unterscheiden kann, ob es Gehorsam ist oder knechtische Furcht was die Kinder bewegt, und in den andern eine solche Gelindigkeit, daß es scheint als sei der Gehorsam den Eltern gleichgültig, ja als wollten sie bis|wei|len zum Ungehorsam reizen: wie will man da am Stande des Gehorsams die Güte der Erziehung erkennen? Und laßt uns nicht etwa glauben, auf diese Verschiedenheiten komme dabei wenig an, weil sie sehr natürlich daher entständen, daß sich doch hier kein festes Maaß bestimmen lasse, und deshalb, was Einige fordern den Andern zu wenig scheine, und was diese verlangen, jenen zu viel dünke. Denn alles Gute hat immer sein natürliches Maaß in sich selbst, und ein solches Schwanken, wenn der eine für zu viel hält was dem andern zu wenig scheint, wenn es in der Befolgung göttlicher Ordnungen und Geseze vorkommt, deutet immer darauf, daß sie überall nicht recht sind verstanden worden. Laßt uns also die Worte des Apostels in nähere Erwägung ziehen, ob wir etwa darin die für unsern Zweck nöthige Belehrung über das wahre Wesen des kindlichen Gehorsams finden können. Dies würde aber vorzüglich geschehen, wenn die Worte eine Andeutung zuerst darüber enthielten, aus welcher Quelle nach des Apostels Meinung der Gehorsam entstehen soll, und dann auch darüber aus welchen Gründen er ihn empfiehlt. I. Ueber das erste nun, aus welcher Quelle der Gehorsam entstehen soll, und welches also die rechte Art desselben sei, finde ich in 1 entweder Erbitterung] B: entweder, und das kann nicht ohne unsere Schuld geschehen, Erbitterung 7–9 hüten müssen durch eine ... zu stören oder unkenntlich zu machen.] B: hüten müssen, daß wir nicht durch eine ... stören oder unkenntlich machen. 13 Furcht] B: Furcht, 19–20 was Einige fordern den Andern zu wenig scheine, und was diese verlangen,] B: was einige Eltern von ihren Kindern fordern, Andern zu wenig scheine, und was diese von den ihrigen verlangen, 22 selbst,] B: selbst; 23 wenn] B: daß 33–34 aus welcher Quelle der Gehorsam entstehen soll,] B: aus welcher Quelle der Gehorsam entstehen soll,
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unserm Text eine hinreichende Unterweisung. Sie liegt darin, daß sich der Apostel indem er den Gehorsam gebie|tet auf jenes alte göttliche Gebot beruft. Er will demnach keinen andern Gehorsam, als der aus jenem natürlichen Verhältniß der Kinder gegen die Eltern hervorgeht, welches zugleich das allgemeine Verhältniß der Jugend gegen das reifere Alter ist, daß nämlich Kinder die Eltern ehren. Und darin liegt schon die Warnung vor denjenigen Abweichungen des Verfahrens, welche am meisten den Gehorsam verunreinigen und stören. Wie oft zum Beispiel geschieht es nicht, daß wir unsern Kindern den Gehorsam erleichtern wollen, indem wir ihnen Belohnungen vorhalten oder Strafen androhen. So gewöhnlich das aber ist: so ist es doch nur heilsam in den ersten Anfängen des Lebens, wo der Kinder geistiges Wesen noch so wenig erwacht ist, daß sie auch der Ehrerbietung nicht einmal fähig sind; und wenn wir dem Apostel folgen wollen, darf der Gehorsam nicht mehr durch diese fremden Mittel bewirkt oder vielmehr ersezt werden, sobald die Ehrfurcht gegen die höhere Geisteskraft der Eltern in den Seelen der Kinder Wurzel gefaßt hat. Wenn ihr die junge Seele, um sie zu diesem oder jenem zu bewegen, mit der Vorstellung einer sinnlichen Lust erfüllt, die ihr werden soll: so erstickt ihr für den Augenblick wenigstens das noch zarte und schwache höhere Gefühl, das jenem heftigeren weichen muß; und was sie thun, das thun sie nicht etwa erfüllt von dem Gefühl eueres | Ansehns und eurer bewegenden Kraft, sondern vielmehr indem sie ganz auf jene Lust gerichtet ihres eigentlichen Verhält|nisses zu euch vergessen. Eben so, wenn ihr ihnen Strafe androht im voraus für die Uebertretung eures Gebotes, so erfüllt ihr sie freilich mit einem Gefühl der Macht, die ihr über sie habt; aber das Bild, wie ihr eure Drohung erfüllt, und ihnen Schmerz oder Pein verursacht, läßt das einer andern Bewegung Raum als der Furcht? und die Furcht, wie sie mit der Liebe nicht besteht, so drängt sie auch die wahre Ehrerbietung zurück, welche eine so sinnliche Beimischung nicht verträgt. Denn wie die knech7 des Verfahrens,] B: des väterlichen und mütterlichen Verfahrens, 8 stören.] In B folgt ein Absatz. 9–10 Gehorsam erleichtern wollen, indem] B: Gehorsam dadurch erleichtern wollen, daß 10–11 Belohnungen vorhalten oder Strafen androhen.] B: Belohnungen vorhalten oder Strafen androhen. 19 ihr werden] B: ihr zu Theil werden 21 muß; und was sie] B: muß. Ihr selbst beweiset dadurch ein vielleicht voreiliges Mißtrauen gegen die Kraft der Ehrfurcht; und was sie nun 23 Kraft,] B: geistigen Macht; 26–27 einem Gefühl der Macht, die ihr über sie habt; aber das Bild,] B: dem Gefühl einer Macht, die ihr über sie habt; aber es ist nur das Gefühl einer leiblichen Gewalt, und das Bild, 31–1 die knechtische Furcht vor der göttlichen Allmacht,] B: jene knechtische Furcht vor dem allmächtigen Wesen, 2–3 Vgl. Ex 20,12; Dtn 5,16
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tische Furcht vor der göttlichen Allmacht, der überall vor Strafen und Demüthigungen bange ist, nicht mit der anbetenden Verehrung der göttlichen Heiligkeit zusammen bestehen kann in demselben Herzen, sondern jene muß erst verschwinden, damit diese Raum gewinne; und wie man im allgemeinen sagen kann, daß wenn wir jemand fürchten, wir nicht mehr wissen, wie sehr wir ihn noch verehren: so muß gewiß auch in unsern Kindern, wenn sie uns fürchten, das reine Gefühl der kindlichen Ehrerbietung sich trüben. Thun sie nun, was ihnen geboten ist mit einem solchen Gehorsam, der eigentlich nichts ist, als daß sie einer aufgeregten Lust nachgehn oder von der Furcht gejagt werden: so ist das gewiß nicht der Gehorsam, der ein Maaßstab sein kann für | die Reinheit unseres Verhältnisses zu ihnen. Denn ihren eigenen Vortheil werden sie auch mitten in der Erbitterung nicht versäumen; und auch wo es an Zucht und Vermahnung zum Herrn ganz fehlt, können Lust und Furcht doch ihre Wirkungen äu|ßern. – Wenn ihr aber sagt, es gebe doch der Beispiele, daß Eltern und Erzieher der Strafen und Belohnungen entbehren, und dabei des Gehorsams sicher sein könnten, so wenige, daß dies als ein besonderes Glück oder eine vorzügliche Kunst überall ausgezeichnet werde: so weiß ich nichts zu antworten, als daß dieses doch immer ein Beweis sei, daß die natürliche Anlage zur rechten reinen Ehrerbietung nicht Nahrung genug gefunden hat, und so müssen wir es immer dem menschlichen Verderben zuschreiben. Ist es nun mehr die aufkeimende Sündhaftigkeit der Jugend, welche die natürlichen Bande sprengt, oder sind wir nicht fleißig genug gewesen die höheren Regungen in ihnen zu unterhalten, oder haben sie uns zu oft so gesehen, wie unser Anblick die Ehrfurcht in ihrem Herzen nicht fördern konnte: das sei der Gegenstand einer demüthigen und ernsten Prüfung. So viel ist gewiß, je weniger wir unsrerseits in dieser Hinsicht fehlen, um desto weniger wird jenes Verderben in ihnen aufkommen; und nur wenn ihr Gehorsam rein ist, können wir die Zuversicht haben, daß wir auf dem rechten Wege sind in der Erziehung. Aber eben so ist es eine Abweichung von der Regel des Apostels, wenn, indem wir Gehorsam von | den Kindern fodern, wir ihr voreiliges Verlangen nach Gründen befriedigen. Denn wo Gründe mitge10 aufgeregten Lust nachgehn oder von der Furcht] B: aufgeregten aber sich doch bald abstumpfenden Lust nachgehn, oder von einer noch nicht besiegten, aber doch bald unwirksamen Furcht 20–22 ein Beweis sei, daß die natürliche Anlage zur rechten reinen Ehrerbietung nicht Nahrung genug gefunden hat, und so müssen wir es] B: beweise die natürliche Anlage zur rechten reinen Ehrerbietung, die den Kindern niemals fehlt, müsse nicht Nahrung genug gefunden haben; und dies müssen wir doch 34– 35 voreiliges Verlangen nach Gründen befriedigen.] B: voreiliges Verlangen nach Gründen befriedigen.
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theilt werden, da ist eigentlich kein Gehorsam mehr. Geben wir Gründe, so sezen wir auch voraus, daß sie können eingesehen wer|den, und stellen unser Recht auf die Ueberzeugung, die wir bewirken. Folgen nun die Kinder ihrer Ueberzeugung, so ist das kein Gehorsam mehr: nicht ihre Ehrerbietung gegen uns ist die Quelle ihres Thuns, sondern ihre Achtung für ihren eigenen Verstand. Was sie aber in diesem Sinne unserm Willen gemäß thun, das leistet uns nicht die Gewähr, die wir suchen. Denn dem eignen Verstande werden sie folgen, auch wenn sie erbittert wären gegen uns, und manches heilsame kann ihnen so abgewonnen werden, wenn auch Zucht und Vermahnung zum Herrn nicht zu ihrem Heil sind angewendet worden. Aber noch mehr, wer Gründe mittheilt, der gestattet, daß auch Gegengründe entweder laut entgegengestellt werden oder wenigstens still und innerlich aufgeboten: und mit wem wir so in Gründen und Gegengründen verhandeln, den sezen wir uns gleich, und auch er muß sich uns gleich sezen. Unter Gleichen aber als solchen ist die Ehrfurcht nicht, auf die der Apostel sich beruft; sondern man verehrt nur wen man höher hält; und wir stiften ein ganz anderes Verhältniß mit unsern Kindern durch ein solches Verfahren. Daß wir nun suchen allmählig unsere Kinder uns gleich zu machen, daß wir daran arbeiten ihren Verstand zu erleuchten und | feste Ueberzeugungen in ihnen zu begründen, das ist unerläßlich; denn wie könnten sie sonst je dahin kommen, was doch der Gerechte soll, ihres Glaubens zu leben? Aber wo sie schon Ueberzeu|gung gewonnen haben, da hört der Gehorsam auf, und wo wir noch Gehorsam fordern, da müssen sie eben deshalb auch fühlen, daß sie noch nicht reif sind zur eignen Einsicht. Nur der Gehorsam also ist der rechte, der, ohne daß weder Furcht und Hoffnung noch auch vernünftige Gründe zu Hülfe genommen werden, rein aus der kindlichen Ehrerbietung hervorgeht, und nach diesem allein können wir abmessen, ob wir in dem rechten Verhältnisse zu unsern Kindern stehen. So will es der Apostel, und auch unser himmlischer Vater hat durch die Einrichtung der menschlichen Natur hinreichend dafür gesorgt, daß, wenn wir nur nichts verderben, dieses edle Gefühl, welches in der Seele der erste Keim alles Guten werden soll, in jedem neuen Geschlecht aufs neue entstehe, und in jedem jungen Gemüthe bis zur Zeit der Selbständigkeit und eigenen Verantwortlichkeit die Oberhand behalte. Denn die erste Grundlage dazu ist ja in allen Kindern das Gefühl von der Abhängigkeit ihres Daseins, 5 mehr:] B: mehr; 9 wären gegen uns,] B: sind gegen uns; 13–14 still und innerlich aufgeboten:] B: innerlich in der Stille aufgesucht und angehört; 17 beruft;] B: beruft, 25 auf,] B: auf; 36 Selbständigkeit] B: Selbstständigkeit 38– 1 Kindern das Gefühl von der Abhängigkeit ihres Daseins, wie sie] B: Kindern, nämlich das Gefühl von der Abhängigkeit ihres Daseins, und wie sie,
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wie sie außer Stande sich selbst zu erhalten und zu bewahren, immer empfangen müssen was sie bedürfen, wie immer eine schützende Hand über ihnen waltet, und nur unter der Leitung und Bearbeitung der Aelteren ihre Kräfte sich allmählig entwickeln. Aber dann erst vollendet | sich dieses Gefühl, wenn die Zucht den Kindern eine Ahnung giebt von allem höheren menschlichen, wovon das niedere soll beherrscht werden, und wenn durch die | Vermahnung zum Herrn das höchste und heiligste, was der Mensch hat, auch in ihnen aufgeregt wird. Indem sie alsdann fühlen, daß auch das geistige Leben ihnen von den Eltern mitgetheilt wird, erfüllt sich ihr Herz mit jener reinen Ehrfurcht, die jedes Gebot nur aus jener schüzenden und erregenden Liebe herleitet, und sich in einfältigen kindlichen Gehorsam ergießt, der, durch keinen argwöhnischen Zweifel zurükgehalten, auch keines fremden Antriebes bedarf. Mag also gleich ein vorübergehender Ungehorsam gewöhnlich nur in dem in den jungen Gemüthern sich entwickelnden Verderben gegründet sein, dem wir mit Wachsamkeit und Gebet entgegentreten müssen: so wird doch ein beharrlicher Mangel an jenem reinen, die kindliche Ehrfurcht beweisenden, Gehorsam fast immer ein sicheres Zeichen sein, daß wir unsrerseits den Vorschriften nicht nachgekommen sind, die uns der Apostel über die Erziehung der Kinder gegeben hat. II. Wie aber der wahre Gehorsam ein solcher Maaßstab sei, nach dem wir schäzen können, wie es steht um die Erziehung unserer Kinder, das werden wir noch auf eine andere Weise erkennen, wenn wir auf die Gründe sehen, aus denen der Apostel den Gehorsam empfiehlt. | Diese Gründe klingen freilich zuerst angehört wunderlich genug. Wenn der Apostel sagt, Ihr Kinder gehorchet euern Eltern, denn das ist billig, so scheint uns dieser Ausdruck viel zu dürf|tig und geringfügig für dies heiligste Verhältniß, für dies ursprünglichste Recht der Natur. Und wenn er sich hernach darauf beruft, dies sei schon von Alters her das erste Gebot, welches Verheißung habe, nämlich daß du lange lebest auf Erden, und es dir wohlgehe in deinem Vaterlande: so scheint uns wol diese Berufung eines christlichen Apostels nicht 9–10 daß auch das geistige Leben ihnen von den Eltern mitgetheilt wird,] B: daß sie auch das geistige Leben von den Eltern mitgetheilt erhalten, 11 Ehrfurcht, die jedes Gebot nur aus jener] B: Ehrfurcht vor diesen, die jedes Gebot derselben nur aus ihrer 13 der,] B: welcher, 34–1 uns wol diese Berufung eines christlichen Apostels nicht recht würdig.] B: uns diese Berufung vielleicht gar eines christlichen Apostels nicht recht würdig zu sein. 32–33 Vgl. Dtn 5,16
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recht würdig. Denn wie wäre die Aufforderung des Erlösers, daß wir jeden Augenblick bereit sein sollen, wie er alle irdischen Güter auch den guten Ruf im Volk und im Vaterlande ja das Leben selbst aufzuopfern, wie wäre diese damit vereinbar, daß von Kindheit an schon das Gute gethan und das Böse gemieden werden solle um eines solchen irdischen Lohnes willen, den wir ja um so weniger könnten dran geben wollen, wenn wir seit unsern ersten kindlichen Bestrebungen an ihn vorzüglich gewiesen wären. Sondern nur jenen frühen Zeiten, wo die höheren Güter dem Menschen noch mehr verhüllt waren, scheint eine solche Verheißung zu geziemen, nicht aber in die Zeiten des neuen Bundes hinüber genommen werden zu müssen. Allein je mehr uns beides auffallen muß, um desto mehr liegt uns ob den Sinn unserer apostolischen Worte recht genau zu ergründen. Laßt uns daher bei dem lezten anfangend fragen, warum wohl der Apostel, indem er den Kindern | den Gehorsam empfiehlt, sich auf diese alte Verheißung des mosaischen Gesezes berufen hat. | Kann es wol seine Absicht gewesen sein sie so zu erneuern, daß man sich nun in der Christenheit allgemein auf sein Wort, der ja ein Mann Gottes war, berufen, und jeder für seinen kindlichen Gehorsam das lange Leben und das Wohlergehen wie einen bedungenen Lohn fordern könnte? Unmöglich wol, und so hat es wol auch der alte Gesezgeber nicht gemeint, ja vielmehr erwartet, wie es denn gewiß nicht ausgeblieben ist, daß auch in seinem Volk mancher Ungehorsame lange leben, und dagegen manches gehorsame Kind nicht zum wohlbehaltenen Manne gedeihen werde. Sondern schon der alte Gesezgeber wollte wol in diesem Zusaz nur auf die allgemeine Ordnung hinweisen, wie sich in einem Volke nur nach Maaßgabe des häuslichen Lebens auch die andern geselligen Verhältnisse entwickeln. In eben diesem Sinne hat sie auch der Apostel wiederholt, und diesen Zusammenhang, und den Segen für das ganze übrige Leben, der auf dem kindlichen Gehorsam ruht, wird wol niemand abläugnen oder verkennen. Denn wie können wir anders unserm großen Beruf, die Erde unsern Gemeinbesiz, wie es sich für Hausgenossen Gottes geziemt, für das Reich Gottes zu bauen und zu beherrschen, wie können wir dem anders genügen als in einem mannigfaltig gestalteten Wechsel von befehlen und gehorchen? und wie allgemein anerkannt ist nicht, daß auch das Befehlen nur recht verstehe, wer | auch zuvor den Gehorsam recht geübt habe. Wer | also in einem solchen großen Gemeinwesen 7 wir seit] B: wir schon seit 12 ob] B: ob, 16 alte Verheißung des mosaischen Gesezes berufen] B: alte Verheißung des mosaischen Gesezes berufen 21 könnte? Unmöglich wol, und so hat es wol auch der] B: könne? Unmöglich gewiß, und so hat es wol auch schon der 38 habe.] B: hat.
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dem zusammenhaltenden und belebenden Geist des Ganzen und den daraus hervorgegangenen Gesezen und Ordnungen durch Ungehorsam Hohn spricht, wer überall seinen Vorwiz und Eigendünkel walten läßt, oder immer erst äußerer Lockungen bedarf um das zu thun, was ihm obliegt, der wird auf keinem Plaz im Stande sein das Gute zu wirken, aber eben deshalb wird er sich auch überall beobachtet fühlen und gehemmt durch diejenigen die auf das Gute zusammenhalten; sie werden ihn als ihren gemeinsamen Feind ansehen, und das rechte Wohlergehen im Lande wird ihm immer fehlen. Und jemehr es solcher giebt, die fern von wahrer Ehrerbietung für die höhere geistige Lebenskraft, die sich in der Vereinigung der Menschen offenbart, ihre eigene Willkühr oben an stellen wollen, um desto mehr muß auch die Verwirrung überhand nehmen, und das gemeine Wohl und mit demselben auch das Leben und Wohlergehen des Einzelnen, gefährdet werden. Glaubt ihr aber nicht, daß derjenige am meisten jene Ehrerbietung fühlen wird, in dessen Seele sie schon durch das häusliche Leben befestiget ist, und daß wenig Hoffnung sei im großen bürgerlichen Leben den in den Zügeln des Gehorsams zu halten, der sie schon im väterlichen Hause abgeworfen hat? Denn wie heilig auch menschliche Ordnungen sein mögen, wie sehr von dem Ansehn vieler Jahrhunderte beschüzt: so drängt sich doch ihre Heiligkeit | dem Menschen nicht auf, wie die der natürlichen Gewalt der Eltern über die Kinder. Wen diese nicht ergriffen hat, was wird dem wohl heilig sein, und unter welche Macht wird er sich stellen und fügen? Wenn der Gehorsam zu der Zeit nicht Wurzel gefaßt hat, wo alles am meisten dazu auffodert: wie dürfen wir hoffen, daß später ein anderer als nur der unreinste und eben deshalb auch unsicherste aus Noth werde ausgeübt werden? Gewiß aber m. Gel. haben wir alle ohne Ausnahme das vorzüglich im Auge beim Leben mit unsern Kindern, daß sie dereinst in der menschlichen Gesellschaft mit den Kräften, die ihnen Gott gegeben hat, das gemeine Wohl befördern, und, sei es nun mehr befehlend oder mehr gehorchend, der Befestigung und Verbreitung des Guten dienen sollen. Ob nun unsere Zucht und Vermahnung zum Herrn sie dazu wirklich führt, das werden wir am besten an ihrem Gehorsam erkennen. Denn gehorchen sie uns auf die rechte Art: so wird auch dereinst die Ehrerbietung gegen das Gemeinwesen sie leiten; und befehlend oder gehorchend werden sie überall die Sicherheit und das Wohlergehen des menschlichen Lebens fördern helfen. 5 obliegt,] B: obliegt: 7 diejenigen] B: diejenigen, 11 die sich] B: welche sich 13 und das gemeine Wohl und] B: das gemeine Wohl aber und 22 nicht auf, wie die der natürlichen Gewalt der Eltern über die Kinder.] B: nicht so auf, wie die der natürlichen Gewalt welche die Eltern über die Kinder üben. 24 er sich] B: dieser sich
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Aber wenn nun der Apostel zweitens sagt, Ihr Kinder seid gehorsam euern Eltern, denn das ist billig: was sollen wir uns aus diesem scheinbar so wenigen großes nehmen? Freilich scheint auf der einen Seite die Billigkeit am meisten nur die Kleinigkeiten des Lebens zu ordnen, im | Großen | aber die Gerechtigkeit zu regieren. Aber auf der andern Seite ist doch auch wahr, daß wir uns gewöhnlich denken, was durch die Gerechtigkeit entschieden werden solle, das müsse in bestimmte Grenzen eingeschlossen sein, und in diesem Sinne läßt sich wol die Gerechtigkeit auf das Wenigste anwenden in dem Verhältniß zwischen Eltern und Kindern, sondern das Meiste fällt vielmehr der Billigkeit anheim, die ohne Buchstaben aus dem innern Gefühl und der richtigen Schäzung der Verhältnisse entscheidet; und darum ist sie auch etwas größeres als das Gerechte, weil nur aus eben diesem Gefühl und dieser richtigen Schäzung auch der ordnende Buchstabe des Gesezes entstehen kann. Daß aber der Apostel nicht sowol die Eltern ermahnt, sie sollten befehlen wie es billig sei, sondern die Kinder ermahnt, zu gehorchen, weil das billig sei, dabei scheint er mir vorzüglich Folgendes im Auge gehabt zu haben. Die Kinder sollen gehorchen; aber es kommt eine Zeit, und wohl den Eltern, welche sie noch recht lange mit genießen, da die Kinder ihre eigene Stelle einnehmend in der bürgerlichen Gesellschaft, selbst verantwortlich sind für ihr Thun, welches vielleicht in vieler Hinsicht dem der Eltern fremd und also auch ihrem Urtheil weniger unterworfen ist; ja zulezt indem sie selbst Eltern werden, werden sie auch ihren Eltern gleich, und dies ist also eine Zeit, wo aller Befehl sich in wohlgemeinten Rath, alles elterliche Ansehn sich in väter|liche und mütterliche Freund|schaft verwandelt. Die Veränderung aber erfolgt allmählig; die Seele reift nach und nach zur Selbständigkeit; allmählig verlangt das eigne Urtheil einen größeren Spielraum und eine bestimmtere Anerkennung, und in demselben Maaß muß also auch weniger Gehorsam gefordert werden. Wie aber alle menschlichen Dinge unvollkommen sind: so kann auch 2 das ist billig:] B: das ist billig: 3 wenigen großes] B: wenigen doch großes 5 aber die Gerechtigkeit zu regieren.] B: aber soll die Gerechtigkeit regieren. 8 sein,] B: sein; 10 Kindern, sondern das Meiste fällt vielmehr] B: Kindern. Fällt aber bei weitem das Meiste vielmehr 12–14 entscheidet; und darum ist sie auch etwas größeres als das Gerechte, weil nur aus eben diesem Gefühl und dieser] B: entscheidet: so ist sie schon deshalb etwas größeres als die Gerechtigkeit, weil nur aus eben jenem Gefühl und jener 15 kann.] B: kann, welcher erst bestimmen muß, was gerecht sein soll und was nicht. – Es folgt ein Absatz. 17 das billig] B: dies billig 21 Gesellschaft,] B: Gesellschaft 27 allmählig;] B: nicht plözlich; 24 sie auch] so B; A: sie auch,
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hier gar leicht der gesteigerte Anspruch der Kinder auf eigne Entscheidung mit dem fortgesezten Anspruch der Eltern auf unverkümmerten Gehorsam in Streit gerathen. Und dieses ist von Anfang an das Schwierige in der Forderung des Gehorsams, so wie er anfängt sich zu vermindern, das Maaß, worin wir ihn zu jeder Zeit einschränken, so zu finden, daß auch das Gefühl der Kinder damit übereinstimme. Von unserer Seite muß es die Liebe finden, die, wie sie nicht das ihre sucht sondern das Wohl der Kinder, sich auch freut, wenn diesen die Kräfte wachsen, und immer die schöne Zeit im Auge hat, wo ihr ganz gereiftes Leben uns berechtigen wird unser Werk als vollendet anzusehn, und dem gemeinsamen Herrn unsere Rechenschaft abzulegen über das, was er uns anvertraute. Die Kinder aber können dieses Maaß nur finden, wenn die Ehrerbietung sie beherrscht, welche auf die vergangene Zeit zurücksehend und eingedenk, daß wir nicht nur das menschliche Leben eher erkannt und behandelt, sondern auch ihr eignes Wesen in seinen Tiefen eher ergründet haben, als sie es selbst vermochten, gern vertraut, daß alles, was wir | von ihnen verlangen, in dem|selben Sinn und Geist verlangt werde, dessen wohlthätigem Einfluß sie jedes frohe Kraft- und Lebensgefühl verdanken. Daß nun, wo beides nicht gleich und unmittelbar zusammentrifft, den Kindern geziemt die Entscheidung der Eltern über das Maaß des Gehorsams zu ehren, um nicht den Uebergang in den vollen Gebrauch des eigenen Urtheils durch Entzweiung zu beflecken, das ist die Billigkeit, die der Apostel von ihnen fordert; und damit hat er zugleich das schönste für das kindliche Verhältniß selbst, und das segensreichste aus demselben für das ganze übrige Leben ausgesprochen. Denn sehen wir nicht im spätern Leben in den großen geselligen Verhältnissen den Keim zu demselben Zwiespalt unter mannigfaltigen Gestalten bald mehr bald minder drohend, immer aber seiner Natur nach unheilbringend, sich entfalten? Muß nicht auch da überall nach derselben Billigkeit geschlichtet werden? Und was könnte wol unser Gewissen mehr beruhigen über alles was sich ereignen mag in den Tagen, wo unsere Kinder in das thätige Leben werden eingetreten sein, als wenn wir wissen, es habe in ihnen diese Billigkeit des Gehorsams Wurzel gefaßt, so daß sie, wenn sie befehlend dem Ganzen dienen sollen, in uneigennüziger 1–3 Entscheidung mit dem ... Gehorsam in Streit gerathen.] B: Entscheidung in Streit gerathen mit dem ... Gehorsam. 4–6 Gehorsams, so wie er anfängt sich zu vermindern, das Maaß, worin wir ihn zu jeder Zeit einschränken, so zu finden,] B: Gehorsams, daß Eltern, so wie er anfängt sich zu vermindern, das Maaß, in welchem er sich zu jeder Zeit halten muß, so genau finden, 4 Schwierige] so B; A: Schwierige,
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Liebe zur Gesammtheit der Einzelnen, wenn gehorchend, in treuer Ehrerbietung gegen die große Einheit des Ganzen das Rechte suchen werden. Und ob dahin unsere Zucht und Vermahnung zum Herrn sie richtig führe, das | können wir am sichersten daraus erkennen, wenn auch bei zunehmender Selbstentwickelung und Freiheit sie in der Billigkeit des Gehorsams beharren. Dann können wir mit Ruhe erwarten, daß dieses Band des Gehorsams sich allmählig selbst löse, und dürfen des Vertrauens leben, daß unsere Kinder, auch wenn sie auf sich selbst beruhen, und in andern Zeiten vielleicht andere Wege gehen, dennoch unter allen Verwicklungen der Welt, wie sie treulich zum Herren sind vermahnt worden, sich auch von seinem Geiste so werden leiten lassen, daß in der christlichen Gemeine ein gottgefälliges Geschlecht in die Fußtapfen des anderen trete, indem in jedem auf dieselbe Weise durch die Ehrfurcht der Kinder gegen die Eltern auch der Keim zur Ehrerbietung gegen jeden höheren gemeinsamen Willen entwickelt, und beides eins wird in der anbetenden Liebe zu dem, auf den jedes in unsere Herzen geschriebene Gesez hinweiset. Und ist unser Blick einmal in diese Zukunft gerichtet, so laßt uns auch das nicht übersehen, daß freilich, jemehr wir unsere Kinder lieben in dem Herrn, um desto weniger uns das genügen kann, daß sie nur in unsere Fußstapfen treten, sondern die Kinder sollen besser werden als die Eltern waren, und so ein jedes heranwachsende Geschlecht sein erziehendes überragen zu seiner Zeit; denn nur so kann das Reich Gottes gebaut werden, und aus keiner Ursache und zu keiner Zeit sollen wir uns scheuen das zu gestehen. Ungleich sind freilich auch | hierin die Zeiten nach Gottes Willen und Ordnung; aber wenn nicht immer Großes entwickelt werden kann von einem Geschlecht zum andern, so soll doch irgend etwas Menschliches besser werden in jedem Menschenalter. Und auch dieses Besserwerden, und wenn es auch die größten Entwicklungen und Reinigungen in sich schlösse, hängt von denselben Bedingungen ab. Denn unter keiner Gestalt kann das Bessere irgend einer Art gefördert werden durch Ungehorsam gegen den gemeinsamen Geist; und vorwizige Willkühr oder gewaltthätiger Eigensinn, wo sie auch zum Vorschein kommen, können immer nur zerstören und niemals aufbauen: sondern das Gute kann nur gefördert werden, wo treue und aufmerkende Herzen dem göttlichen Willen entgegenkommen. Wie wir also auch unsere Zeit ansehen mögen, und mag der Jugend, die unter uns aufwächst, eine glänzendere und bewegtere Wirksamkeit beschieden sein oder eine stille und unschein11 Herren] B: Herrn 15–16 Willen entwickelt] B: Willen sich entwickelt 18 Und ist unser Blick einmal in diese Zukunft gerichtet,] B: Und da unser Blick einmal in diese Zukunft gerichtet ist: 21 treten,] B: treten; 23 Zeit; denn] B: Zeit. Denn
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bare: wie wir bildend und erziehend dazu mitwirken, ob sie einst ihre Bestimmung erfülle, das wird immer davon abhängen, daß wir durch Zucht und Vermahnung zum Herrn den billigen Gehorsam in ihnen erwecken und erhalten, der den Grund legen muß zu allem Guten und Großen, was ihnen obliegen kann. So laßt uns denn reine Herzen diesem großen Geschäfte der Jugendbildung weihen! laßt uns nüchtern sein und wachen, daß keine Erbitterung die natürliche Liebe störe, und daß weise Zucht und fromme Ermahnung zum Herrn, beides durch Wort | und That geübt, die heilsame Ehrerbietung in den Seelen der Jugend befestige: so wird auch immer ein williger Gehorsam beweisen, daß ihre Herzen uns in Vertrauen zugewendet sind, und Gewähr leisten, daß Gott unser Werk segnen will bis in die späte Zukunft hinein. Und wie eine reiche Quelle theils unaufhaltsam fortströmt und theils aufsprudelnd in sich selbst zurückkehrt und ihre nächsten Umgebungen nährt und erfrischt: so werden auch wir, indem wir uns bemühen unsere Kinder gottgefällig zu erziehen, zugleich uns selbst auf eine wohlthätige Weise erquickt und im göttlichen Wohlgefallen gefördert fühlen. Amen.
15 zurückkehrt] B: zurückkehrt,
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VI. Ueber das christliche Hausgesinde. Erste Predigt.
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Wenn wir, m. a. Fr., das christliche Hauswesen betrachten, wie es unter uns gestaltet ist: so finden wir außer den Eltern und Kindern, über deren Verhältniß gegen einander wir uns unterredet haben aus dem Worte Gottes, und außer den zufälligen Mitgliedern, die sich so manches christliche Hauswesen zugesellt, theils aus der unmittelbaren Befreundung theils fremdere, um in Gleichheit und Liebe den Eltern zugesellt ihnen zu helfen in ihrem Beruf, und über diese würde es überflüßig sein etwas besonderes zu sagen, aber außer diesen finden wir fast überall noch andere Mitglieder des Hauswesens, auch helfend und dienend, aber in einem abhängigeren und unterwürfigeren Verhältniß. Und hier kommt uns gleich bei dem ersten Gedanken an die Sache eine ich möchte sagen allgemeine Klage entgegen, daß nämlich dieses Ver|hältniß in der gegenwärtigen Zeit vorzüglich scheine von einem eigenthümlichen Verderben ergriffen zu sein, indem es fast nur noch in jenen einfacheren Kreisen der Gesellschaft gedeihe, wo die Ungleichheit zwischen beiden Theilen die geringste ist, und wo der häuslich Gehorchende hoffen darf auch bald in einen Zustand häuslicher Selbständigkeit zu kommen; überall aber, wo Herr und Diener weiter aus einander gehn, und wo die Wahrscheinlichkeit sei, daß ein großer Theil des Lebens in diesem unterwürfigen Verhältniß hingehen 9–10 den Eltern zugesellt] B: mit den Eltern verbunden 10–11 Beruf, und ... sagen, aber] B: Beruf – und .... sagen – aber 17–19 indem es fast nur noch in jenen einfacheren Kreisen der Gesellschaft gedeihe, wo die Ungleichheit zwischen beiden Theilen] B: indem fast nur noch in jenen einfacheren Kreisen der Gesellschaft das Hausgesinde gedeiht, wo die Ungleichheit zwischen ihm und der Herrschaft 21 Selbständigkeit] B: Selbstständigkeit
2 das christliche Hausgesinde] so B; A: das Hausgesinde
2 Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis am 9. August 1818 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. das Liederblatt und die von Ludwig Jonas stammende Predigtnachschrift in KGA III/5
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werde, da scheine es an einem unheilbaren Schaden zu leiden. Diese Klage bewährt sich unter uns besonders durch den wenigen Bestand den diese Verhältnisse haben, indem immer wieder die Herrschaften neues Gesinde und das Gesinde neue Herrschaften sucht, sie bewährt sich durch die lebhafte Unzufriedenheit mit der das Verhältniß so oft endet, durch das häufige Dazwischentreten der Obrigkeit in einzelnen Fällen, und durch die fruchtlos wiederholte Verbesserung der Geseze über diesen Gegenstand im Allgemeinen. Zwar ist auch hier die mildernde Kraft des Christenthums nicht zu verkennen, wenn wir den gegenwärtigen Zustand der dienenden Klasse mit jenem bei den alten Völkern vergleichen, wo sie Leibeigene waren und Sklaven, fast ohne Schuz der Geseze, der Willkühr ihrer Herren Preis gegeben; aber rechte Freudigkeit von beiden Seiten müssen wir doch im Ganzen noch vermissen in diesem Verhältniß. Es fehlt Anhäng|lichkeit von beiden Seiten, daher was mit Gleichgültigkeit geknüpft wird, sich in Widerwillen löset; und eben so stark und allgemein als die Dienenden über Härte klagen und Mangel an billiger Fürsorge, so klagen die Gebietenden über Mangel an theilnehmender Aufmerksamkeit und über Untreue. Nicht daß es keine Ausnahmen gäbe, aber indem diese zeigen, daß es auch unter uns besser sein könnte, so schärfen sie nur jene Klagen, die für das christliche Hauswesen ein harter Vorwurf sind. Ja wer dies recht fühlt, muß, denke ich, eines solchen Zustandes so müde sein, daß ihn bedünke, es sei, wie beide Theile sich nun schon seit geraumer Zeit gegen einander gestellt haben, die höchste Zeit, daß sie sich ganz aufs neue vertragen, und ein neues Leben mit einander beginnen müßten. Aber ein solcher neuer und vollkommener Vertrag kann nur sein aus dem Worte Gottes. So laßt uns denn hören, was dieses darüber sagt. Text. 1 Kor. 7, 20–23. Ein jeglicher bleibe in dem Beruf, darin er berufen ist. Bist du ein Knecht berufen, sorge dir nicht; doch kannst du frei werden, so brauche deß viel lieber. Denn wer ein Knecht berufen ist in dem Herrn, der ist ein Gefreiter des Herrn; desselbigen gleichen wer ein Freier berufen ist, der ist ein Knecht Christi. Ihr seid theuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte. | 4 sucht,] B: sucht; 7 die fruchtlos wiederholte Verbesserung der Geseze] B: die wiederholt aber immer fruchtlos versuchte Verbesserung der Gesetze 11 Sklaven,] B: Sklaven 17–18 und Mangel an billiger Fürsorge, so klagen die Gebietenden] B: und über Mangel an billiger Fürsorge, klagen auch ihrerseits die Gebietenden 19 gäbe,] B: gäbe; 21–22 ein harter Vorwurf sind.] B: einen harten Vorwurf enthalten.
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Der Apostel führt dies alles hier nur beispielsweise an, um nämlich zu zeigen, daß wie groß auch die innere Veränderung eines Menschen sei, der sich von der Finsterniß zu dem Lichte des Evangeliums wende, doch gar nicht so viel äußere Veränderungen daraus hervorgehen müßten, als viele wol glauben mochten. Indeß wiewol er nur beiläufig von unserm Gegenstande redet, so verbreitet er sich doch genugsam darüber, wie derselbe überhaupt aus dem Standpunkt eines Christen und in Beziehung auf unser gemeinsames Verhältniß zu Christo zu beurtheilen sei. Dies aber ist ja das erste, dessen wir suchen müssen völlig gewiß zu werden. Laßt uns also näher erwägen, wie der Apostel in den verlesenen Worten das Verhältniß der Herrschenden zu den Dienenden im Hause ansieht. I. Das erste also ist offenbar, daß der Apostel es auch angesehen hat als ein nothwendiges Uebel. Daß er es so betrachtet, indem er sich in die Stelle der Dienenden sezt, das leuchtet schon unmittelbar aus seinen Worten gar sehr ein, weil er sie über das ganze Verhältniß tröstet, Bist du ein Knecht berufen, sorge dir nicht, mache dir keinen Kummer darüber, zugleich aber auch ermunternd und aufregend hinzufügt, Kannst du es aber dahin bringen frei zu werden, so brauche deß viel lieber, laß die günstige Gelegenheit ja nicht vorbeigehen. Auch mußte wol, zumal bei dem da|maligen Zustand der Dienenden, jeder so urtheilen, der irgend fähig war sich in den Zustand eines andern hinein zu versezen. Nicht wenige von dieser Klasse waren durch die bloße Gewalt, durch kriegerische oder gar durch räuberische, in die Knechtschaft gekommen, andere befanden sich darin durch ihre Geburt, indem dieser traurige Zustand sich von den Müttern auf die Kinder fortpflanzte; und diese Knechtschaft machte sie so abhängig von den Launen und der Willkühr ihrer Herren, daß sie auch gegen die härtesten und unverschuldetsten Mißhandlungen derselben so gut als gar keinen Schuz bei den Gesezen fanden, daß sie über ihre Kräfte und ihre Zeit gar nicht zu schalten hatten, daß der Herr sie bestimmen konnte zu jeder Art von Dienst, und besonders also den in seinem Hause Geborenen von Kindheit an die Bahn ihres Lebens auf das genaueste vorzeichnen und die Ausbildung ihrer Kräfte nach Gutdünken beschränken konnte. – So ist es freilich jezt keinesweges mehr unter uns. Niemand ist überhaupt in einem solchen Grade und besonders nicht durch ungesezliche Gewalt oder durch eine rechtlose Ge2 daß wie] B: daß, wie 3 wende,] B: wendet, 5 müßten] DV in B: müssen 11 Herrschenden] B: Gebietenden 15 schon unmittelbar] B: schon deshalb unmittelbar 16 sie über] B: sie zunächst über 34 vorzeichnen] DV in B: vorzuzeichnen 35 beschränken konnte.] B: zu beschränken befugt war.
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burt der gebietenden Willkühr eines andern Einzelnen unterworfen; allein die Ansicht des Apostels ist dennoch auch auf die Dienenden unserer Tage nur zu sehr anwendbar. Denn freilich genießen unsere Dienstleute den sehr wirksamen Schuz der Geseze; freilich steht es größtentheils in ihrem Belieben ihre Herrschaft zu wechseln so oft sie wollen; freilich haben sie darin, daß das | väterliche Haus ihnen nicht so lange Thätigkeit und Unterhalt gewähren kann, bis sie im Stande sind ein eignes Hauswesen einzurichten, eine dringende Aufforderung und einen Trostgrund bei allem was ihnen begegnen mag: aber wie weit stehen sie dennoch zurück hinter denen, die um ein bestimmtes Geschäft vollkommen zu erlernen und vorläufig für andere auszuüben das väterliche Haus, das sie nicht mehr bergen kann, verlassen ohne eine so genaue häusliche Verbindung anderwärts einzugehen. Denn diese sind doch nie auf eine so persönliche Weise gebunden und unterworfen, und dabei tragen sie das Bewußtsein mit sich, daß sie sich auf dem geraden Wege finden, wenn auch nicht in der ersten Jugendblüte doch noch in den kräftigsten Lebensjahren, dem Ruf der Natur folgen und einen eigenen Hausstand bilden zu können, wogegen eben dieses für die Dienenden nur ein fernes Ziel ist, und sehr ungewiß ob sie es erreichen werden. Ein solcher Zustand nun, so sehr daß ich menschlicher Weise rede, dem Zufall hingegeben, so ohne sichere Haltung, so fern von den Ansprüchen, die zumal in der christlichen Welt jeder Mensch scheint machen zu dürfen, mit so wenigen Aussichten für die spätern Jahre des Lebens, ein solcher kann nur als ein nothwendiges Uebel angesehen werden, und wir müssen wünschen, daß es für jeden Mitchristen nur ein vorübergehendes sei. Aber was vielleicht nicht so gleich einleuchtet ist, daß auch für die Hausherren und Frauen der | Umstand, daß sie der Dienenden bedürfen, nur ein nothwendiges Uebel ist. Denn ein unverkennbarer Vorzug ist es wol für die Wohlhabenderen eine Menge von kleinen äußerlichen Geschäften von sich abzuwälzen und Anderen zu übertragen; aber deshalb mehrere dem Hause ursprünglich fremde Menschen in dasselbe als Hausgenossen aufnehmen zu müssen, das ist eine drükkende Last. Schon die Stille, die jedes christliche Hauswesen nach Anweisung der Schrift suchen soll, wie muß sie nicht leiden durch den öfteren Hinzutritt neuer Mitglieder des Hauses, deren abweichende 2 allein die Ansicht des Apostels ist dennoch auch] B: allein demohnerachtet ist die Ansicht des Apostels auch 11 für andere] B: für Andere 16–17 nicht in der ersten Jugendblüte doch noch in den kräftigsten] B: nicht schon in der ersten Jugendblüte doch noch in den kräftigeren 18 können,] B: können; 20 so sehr] B: so sehr, 24 spätern] B: späteren 25–26 müssen wünschen, daß es für jeden Mitchristen] B: müssen jedem Mitchristen wünschen, daß es für ihn 27 ist, daß] B: ist dieses, daß
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Sitten die einträchtige Ruhe stören, und die nur sehr allmählig mitgebrachte Gewohnheiten ablegen um sich in die Sitten des Hauses zu fügen! Und die christliche Erziehung der Kinder, bei der so viel darauf ankommt, daß alles in einem gleichförmigen und festen Gange fortgehe, wie muß sie nicht gestört werden durch fremde Einwirkung von solchen, die eines andern gewohnt nur sehr allmählig sich gewöhnen können, was irgend im häuslichen Leben vorkommt auf dieselbe Weise wie wir anzusehen und zu behandeln. Und das Bewußtsein, welches uns ja niemals verlassen darf, daß jeder im Hause seine Schwachheiten hat, welche, wie sie mit Liebe getragen werden müssen, so auch nur durch Liebe geheilt werden können, wieviel gerechte Besorgniß muß es uns nicht erregen, wenn von Zeit zu Zeit neue Glieder dem Hause zuwachsen, die ihm nicht ursprünglich durch Liebe verbunden sind, sondern von denen wir, je weniger ihre Lage | ihnen selbst erwünscht ist, um desto mehr vermuthen dürfen, daß zunächst ihr Bestreben nur darauf gerichtet sein könne, die Schwachheiten der Andern zwar so viel als möglich zu ihrem eignen Vortheil zu benuzen, selbst aber so wenig als möglich darunter zu leiden. Ja selbst wenn wir auf den unmittelbaren Beruf dieser hinzugenommenen Glieder des Hauses sehen, auf die äußeren Dienste, welche sie zu leisten haben: wie fühlen wir uns auf mannigfaltige Weise verlegen sie uns leisten zu lassen, so lange wir kein anderes Gefühl haben, als daß sie um des Lohnes willen geleistet werden; und wie befinden wir uns erst wohl, wenn ein gemüthliches Verhältniß sich bildet, und die Art wie jene Dienste verrichtet werden uns Gewähr leistet, daß auch die Liebe und der Antheil an dem gemeinen Wohl des Hauses dabei im Spiel ist, und sich will zu erkennen geben. Aber wie spät kann sich ein solches Verhältniß nur bilden, da sie und wir ohne allen früheren Zusammenhang durch den Zufall zusammengeweht werden, ja und wie oft kommt es gar nicht zu Stande! Aus allen diesen Gründen, und wieviele ließen sich wohl noch hinzufügen, ist es gar natürlich, daß auch die Gebietenden im Hause es nur als ein nothwendiges Uebel ansehen und beseufzen, von Dienenden in einem solchen Verhältniß umgeben zu sein, welches, je größer die Zahl derselben ist, je häufiger der Wechsel eintritt, um desto schwerer eine des christlichen Lebens würdige Gestalt annehmen kann. | Darum, wenn es doch in der christlichen Welt nicht füglich bestehen kann, daß die Dienenden auf solche Weise zum Theil schon von ihrer Geburt an, dem Hauswesen angehören, wie es zu des Apostels 1–2 mitgebrachte] B: die mitgebrachten 6–7 sehr allmählig sich gewöhnen können,] B: sehr schwer dahin gebracht werden können, 23 und wie befinden wir uns erst wohl,] B: so daß wir uns erst wohl befinden, 28 nur bilden,] B: erst befestigen, 31 wohl] B: wol
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Zeit bei den Völkern, die er im Auge hatte, der Fall war: so müssen wir uns desto mehr freuen, daß die Zahl unserer dienenden Hausgenossen so gering ist im Vergleich mit der damaligen Zeit, und daß eine große Menge von Diensten, die damals von solchen Angehörigen verrichtet wurden, uns jezt von selbständigen Menschen geleistet werden, die dem Hauswesen fern bleiben. Und so ist in diesem weiteren Sinne schon im Ganzen das ermahnende Wort des Apostels wahr geworden, weniger durch das einzelne Bestreben Einzelner als durch den allgemeinen Gang der Weltbegebenheiten, daß gar viele von denen frei geworden sind, die ehedem Knechte sein mußten. Indeß, wenn gleich sehr vermindert, nothwendig bleibt das Uebel noch immer, unentbehrlich für diejenigen, welche sich müssen dienen lassen, weil sie sich viele Hülfsleistungen auf keine andere Weise verschaffen könnten, unvermeidlich für diejenigen, welche dienen, weil sie auf keine andere Weise insgesammt ihren Unterhalt finden könnten. Aber kann man es ihnen verargen, wenn sie sich die Worte immer wiederholen, Kannst du frei werden so gebrauche dich deß viel lieber? und wenn sie sich aus einem Stande, der so wenig Befriedigung gewähren kann, heraussehnen? Kann man es | den Hausherrn verdenken, wenn sich der vergebliche Wunsch keiner Fremden im Innern des Hauses zu bedürfen immer in ihnen erneuert? Kann man es beiden verdenken, wenn oft das leiseste Mißvergnügen hinreicht ein so unfestes Band zu lösen, und wenn sie im Wechsel gleichsam einen Ersaz suchen für das unerfreuliche des Verhältnisses überhaupt? Daß aber eben hiedurch, was daran übel ist, noch übler wird, und daß demnach auf diesem Wege, und wenn wir nicht ein ganz neues Lebenselement hineinbringen, es mit diesem Theile des Hausstandes nicht wesentlich besser werden kann, sondern bis dahin jedes Verhältniß zwischen Herrschaft und Dienstleuten was sich vortheilhaft auszeichnet, nur als ein glücklicher Zufall angesehen werden muß, das ist wol jedem einleuchtend genug. 6–10 Und so ist in diesem ... frei geworden sind,] B: Und so ist schon im Ganzen, weniger durch die zerstreuten Bestrebungen Einzelner als durch den allgemeinen Gang der Weltbegebenheiten, das ermahnende Wort des Apostels in dem weiteren Sinne wahr geworden, daß schon gar viele von denen im Allgemeinen frei geworden sind, 13– 14 Hülfsleistungen auf keine andere Weise verschaffen könnten,] B: Hülfeleistungen bis jezt noch auf keine andere Weise verschaffen können, 16 es ihnen] B: es den Dienenden 17 werden] B: werden, 28–29 bis dahin jedes Verhältniß zwischen Herrschaft und Dienstleuten was sich vortheilhaft auszeichnet, nur] B: bis dahin wenn irgend ein Verhältniß zwischen Herrschaft und Dienstleuten sich vortheilhaft auszeichnet, dieses nur 1 Auge] so B; A: Ange
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Vierte Sammlung
II. Diese neue Triebfeder nun, um das ganze Verhältniß auf eine gottgefällige Art zu ordnen, finden wir in dem, was uns die folgenden Worte des Apostels darbieten, daß er nämlich dies Verhältniß als eine Ungleichheit ansieht, welche ausgeglichen werden soll. Denn wie es eine Ungleichheit war, daß der eine der Herr war und der andere der Knecht: so ist das offenbar eine Ausgleichung, wenn der Apostel zu den Einen sagt „Wer ein Knecht berufen ist in dem Herrn, der ist ein Gefreiter des Herrn,“ und zu den Andern „Wer ein Freier berufen ist, der ist ein | Knecht Christi.“ Aber es ist eine Ausgleichung, | die nur durch die Beziehung beider auf Christum hervorgebracht wird; und eben diese Beziehung nun, soll dem ganzen Verhältniß ein neues und anderes Leben mittheilen. Und dies laßt uns nun noch als den zweiten Theil unserer Betrachtung näher erwägen. Zuerst also, wer ein Freier berufen ist, sagt der Apostel, und das ist einer der sich kann dienen lassen, der ist ein Knecht Christi. Das meint er nicht nur so im Allgemeinen, wie man wol zuerst geneigt sein mag es aufzufassen. Daß wir alle ohne Unterschied, auch die bürgerlich frei sind, ja selbst die gebieten und herrschen in welchem Sinne es sei, in das Haus Gottes aufgenommen sind ohne eine persönliche Selbständigkeit ohne ein natürliches Anrecht, das heißt als Knechte, ja daß wir uns in diesem Verhältniß desto besser befinden je mehr wir abhängig sind und bleiben von unserm Herrn und Meister, das ist wahr; es ist auch schon dieses eine Ausgleichung, weil nämlich hierin wir ganz gleich sind denen, die uns dienen und untergeben sind, so fern wir nämlich beiderseits berufen worden sind in dem Herrn: aber es ist nur das Allgemeine, wobei wir nicht stehen bleiben müssen, wenn wir den Apostel ganz fassen wollen; sondern seine Meinung ist, wir sollen es auch anwenden auf dies Verhältniß ganz besonders, daß nämlich ein Hausherr auch in Bezug auf die ihm zugewiesenen dienenden Hausgenossen, ein Knecht Christi | sein, das heißt wissen solle, er habe auch an ihnen einen Willen seines Herrn zu erfüllen, und daß er | auch hier, was er thut, nicht ihm selbst thun solle, sondern seinem Herrn. Muß nun nicht m. Gel. sogleich wie wir dieses bedenken, uns ein ganz neuer Sinn für dieses Verhältniß aufgehen? muß nicht das Gefühl, daß es ein nothwendiges Uebel sei, welches Gefühl uns doch 2 finden wir in] B: finden wir angedeutet in 11–12 nun, soll dem ganzen Verhältniß ein neues und anderes Leben mittheilen.] B: nun ist es, welche dem ganzen Verhältniß ein neues und anderes Leben mittheilen soll. 12 uns nun] B: uns jezt 15–16 einer der sich kann dienen lassen, der ist ein Knecht Christi. Das meint] B: der welcher sich kann dienen lassen, der ist ein Knecht Christi. Dies aber meint 33 Herrn.] In B folgt ein Absatz.
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am meisten aus tausend sich oft wiederholenden äußeren Kleinigkeiten entsteht, ganz zurücktreten, wenn wir es als einen Theil unseres christlichen Berufs ansehen? und müssen wir nicht die Zuversicht fassen, daß alles wichtigere, was uns darin oft störend ist am sichersten verschwinden werde, wenn wir am ersten nur darnach trachten den Willen unseres Herrn zu erfüllen? – Und diesen zu erkennen kann ja nicht schwer sein, wenn wir nur das bedenken, daß es ihm überall nur auf das Heil der Seelen ankommt und auf das Suchen des Verlornen und Zurückbringen des Verirrten, und daß er uns also auch hiezu vorzüglich diejenigen anvertraut haben will, welche mit uns in diese häusliche Verbindung treten. Denn wo findet alles bessere im Menschen mehr Haltung und Ruhe als im häuslichen Leben, wenn es nur irgend christlich oder natürlich geordnet ist? wo wird die Gewalt der Liebe stärker und segensreicher gefühlt als da? wo wird durch das Zusammensein aller menschlichen Verschiedenheiten an Geschlecht und Alter und durch die Vollständigkeit eines abgeschlossenen Daseins das Gleich|gewicht der Seele mehr | befördert als da? Diejenigen nun, welche sich als dienende Glieder unserm Hauswesen anschließen wollen, sind doch immer solche, die aus diesem wohlthätigen Zusammenhang herausgerissen sind, und der Herr weiset sie uns zu, damit wir ihnen einen Ersaz verschaffen dafür, daß sie abgetrennt sind von den Ihrigen. In diesen Zusammenhang sollen sie, wenn gleich auf eine andere Weise, wieder aufgenommen, und eben durch das Wohlthätige desselben vor jener Zerstreuung und Verwilderung bewahrt werden, der sich der vereinzelte Mensch so leicht überläßt; sie sollen mit berührt werden von dem milderen Geist eines gesitteten und gebildeten Lebens; sie sollen Vorbilder sehen christlicher Lebensweise und christlicher Tugenden; sie sollen unterscheiden lernen von dem verworrenen Treiben der Welt, wie es zugeht in einem Hause, wo der Hausvater keinen andern Wahlspruch kennt, als den, Ich und mein Haus wir 1–2 am meisten aus tausend sich oft wiederholenden äußeren Kleinigkeiten entsteht, ganz zurücktreten, wenn wir es] B: vorzüglich nur aus den tausend sich tausendmal wiederholenden äußeren Kleinigkeiten des täglichen Lebens entstseht, ganz zurücktreten, sobald wir dies Verhältniß im Ganzen 4–5 daß alles wichtigere, was uns darin oft störend ist am sichersten verschwinden werde, wenn wir am ersten nur darnach trachten] B: daß gewiß das wichtigere, was uns darin oft störend ist um desto sicherer verschwinden werde, je mehr wir immer zuerst darnach trachten, 6–7 Und diesen zu erkennen kann ja nicht schwer sein, wenn wir nur das bedenken,] B: Diesen aber zu erkennen kann ja nicht schwer sein, wenn wir dessen eingedenk bleiben, 9 Verirrten, und daß er uns also auch] B: Verirrten; denn daraus folgt, daß er uns auch 11 Denn wo] B: Oder wo 13 oder natürlich] B: und natürlich 22 diesen Zusammenhang] B: diesen heilbringenden Zusammenhang 8–9 Vgl. Mt 18,11–12
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Vierte Sammlung
wollen dem Herrn unserem Gott dienen; und wie der Apostel selbst ihnen den Rath giebt, wenn sie frei werden könnten, deß viel lieber zu brauchen, und auch wir jedem einzelnen von ihnen von Herzen wünschen müssen nach diesem Prüfungsstande in das selbständige Dasein im eigenen Hauswesen einzugehen, so sollen sie hiezu durch dieses Verhältniß vorbereitet, und in demselben zu allem gottgefälligen und löblichen angeleitet werden, was ihnen Ruhe und Zufriedenheit im eigenen häuslichen Leben wird gewähren können. Wenn | wir, die wir uns dienen lassen | dürfen und müssen, es auf diesen christlichen Zweck anlegen mit unsern Dienstleuten, wenn wir nur diejenigen leicht und ohne großes Leidwesen aus solchem Verhältnisse entlassen, denen es leider an dem Sinn für eine christliche und mehr auf das Innere gerichtete Behandlung desselben fehlt, sonst aber auch mit Schwachheiten und Unvollkommenheiten Geduld tragen und nicht aufhören auf ihre Besserung zu wirken, weil dazu uns der Herr berufen hat: so muß sich unfehlbar auch mehr Anhänglichkeit und Liebe in diesem Verhältniß entwickeln, als leider bis jezt größtentheils geschieht; diese aber ist es allein wodurch alles Ungleiche sich zur beiderseitigen Zufriedenheit ausgleicht. Denn wenn so die Herren den Anfang machen sich als Knechte Christi zu zeigen, so wird dann auch desto leichter das andere Wort des Apostels in Erfüllung gehen, daß der Dienende sich fühlt als ein Freigelassener des Herrn. Dieser Ausdruck ist hergenommen aus den Einrichtungen der damaligen Zeit, wo es oft zu geschehen pflegte, daß nach einer Reihe von Jahren treuen Dienern die Freiheit geschenkt ward; und dann entwickelte sich erst ein neues schöneres Verhältniß zwischen dem Freigelassenen und seinem Herrn, worin freie Liebe anerkannt werden konnte und dankbar empfunden. So hielt der Freigelassene fortwährend an dem Hause seines Herrn, und suchte und fand dort immer noch Rath und Unterstüzung, und nun erst, nachdem er durch keine Gewalt mehr gebunden war, ward er | recht von Herzen als ein | dem Hause Angehöriger angesehn, und nahm an allem was sich dort ereignete herzlichen Antheil. Wenn nun der Apostel dem gemäß hier sagt, Wer ein Knecht berufen ist in dem Herrn, der ist ein Gefreiter des Herrn; so hat er auch dabei nicht etwa nur ganz allgemein daran gedacht, daß wer die Seele frei fühlt von der Herrschaft der Sünde, auf die äußere Dienstbarkeit keinen großen Werth mehr legen kann; und daß ohne 1 dienen; und] B: dienen. Und 5 einzugehen,] B: einzugehen: 6 in demselben zu] B: in dem Hause einer christlichen Herrschaft zu 19 ausgleicht.] In B folgt ein Absatz. 21–22 das andere Wort ... daß der Dienende sich fühlt als ein Freigelassener des Herrn.] B: das andere Wort ... daß der Dienende sich fühlt als ein Freigelassener des Herrn. 27 seinem Herrn,] B: seinem ehemaligen Herrn, 30 Unterstüzung,] B: Unterstüzung 34 des Herrn;] B: des Herrn:
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allen Unterschied der bürgerlichen Verhältnisse nur nach dem Maaß als wir dem Herrn, der alle frei machen will, anhängen und folgen, wir auch so von ihm frei gemacht werden, daß er zu uns sagt, Ich sage nicht daß ihr meine Diener seid, sondern ihr seid meine Freunde; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr thut, ihr aber wißt es. Wer wollte nicht die Wahrheit des Wortes auch in diesem allgemeinen Sinne fühlen, und daß darin der stärkendste Trost liegt für diejenigen, die in den äußeren Ungleichheiten des Lebens benachtheiligt sind. Aber begnügen wollen wir uns nicht mit diesem allgemeinen Sinne; denn der Apostel hat auch hier insbesondere das gemeint, daß wer in einem christlichen Hauswesen dient, eben in dieser Beziehung sich ansehen soll als ein Freigelassener des Herrn. Wenn ein Dienender deß gedenkt, daß jedes Hauswesen eine Pflanzstätte ist für die christliche Kirche, und eine feste Burg gegen alle Verwirrungen des äußeren Lebens: so muß er sich geehrt fühlen | und erhoben wie aus der Knechtschaft ein Freigelassener durch den Beruf | einem solchen zu dienen. Auch in den Dienenden muß durch diese Betrachtung das Gefühl, daß ihr Verhältniß für sie nur ein nothwendiges Uebel sei, verschwinden, und sie müssen es als eine Gabe Gottes ansehn, daß ihnen gegeben ist nicht nur aus Noth unterthan zu sein ihrer Brodtherrschaft, sondern um des Gewissens willen, und daß sie ihren Beruf lieben können als ihre freie Wahl. Und je mehr sie es bei ihrem Dienst auf diesen christlichen Zweck anlegen; je mehr sie inne werden, wieviel auch sie durch ihre wenn gleich größtentheils unscheinbaren Leistungen beitragen können den Geist der Ruhe und Stille zu erhalten, durch den am meisten ein Hauswesen in einem gottgefälligen Gange bleibt: desto mehr wird die Liebe, mit der wir alle geneigt sind diejenigen zu umfassen, denen wir wohlthun, auch in ihnen Raum gewinnen gegen die Glieder des Hauswesens, dem sie dienen. Je mehr dann die Herrschaften ihrerseits sich als Knechte Christi beweisen, um desto mehr werden auch die Dienenden sich willig fügen in manches unvermeidliche, ihre Ansprüche mäßigen und Nachsicht üben; und es wird sich zwischen beiden Theilen ein frommes Band der Treue und Liebe knüpfen, das nicht 10–12 daß wer in einem christlichen Hauswesen dient, eben in dieser Beziehung sich ansehen soll als ein Freigelassener] B: daß die in einem christlichen Hauswesen dienen, eben in dieser Beziehung sich ansehen sollen als Freigelassene 12 Wenn ein Dienender] B: In einer solchen Gemeinschaft sollen sie das Gefühl des Zwanges und der Dienstbarkeit verlieren, und sich unbeschadet der Treue und dem Gehorsam eines freieren Verhältnisses bewußt sein, denn wenn ein Dienender 16 zu dienen] B: hülfreich zu sein 22 Und je] B: Ja je 31–32 ihre Ansprüche mäßigen und Nachsicht] B: sie werden ihre Ansprüche mäßigen und auch ihrerseits Nachsicht 3–5 Vgl. Joh 15,15
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ohne Schmerzen kann gelöst werden, und der häusliche Zustand wird auch in dieser Beziehung erfreulich werden für alle. Dies m. gel. Freunde ist das neue Leben, welches in diesem Verhältniß entstehen würde, wenn wir die Worte des Apostels recht beherzigten. Dies | ist | die Art wie es sich nach seiner Ansicht unter uns gestalten soll, und wir müssen wol gestehen, daß sie mit allen Forderungen des Christenthums auf das genauste zusammenstimmt. Denn überall, wo Christen zu einer gemeinsamen Wirksamkeit zusammentreten, soll das Bewußtsein, daß sie alle auch darin dem gemeinsamen Herrn dienen, sie unter einander befreunden, und die allgemeine christliche Bruderliebe soll sich zu einer dem jedesmaligen Verhältniß angemessenen eigenthümlichen Liebe gestalten. Und dadurch allein kann auch dieses sonst größtentheils übel erscheinende Verhältniß zwischen den Herrschaften und Dienstleuten sich in ein gesegnetes verwandeln. – Niemand wende dagegen ein, daß das gesagte immer eine gewisse Gleichheit vorausseze, daß aber in diesem Verhältniß großentheils beide Theile bürgerlich so weit auseinander ständen, daß jenes nicht anwendbar sei. Denn m. Gel. im häuslichen Leben soll man die bürgerlichen Verhältnisse vergessen. Wie uns jedes Hauswesen drückt und beengt, wo wir auch im Verhältniß der Eltern und Kinder den Rang, den jene in der Gesellschaft einnehmen, zu stark durchschimmern sehen; sondern wir verlangen, daß das Göttliche und Natürliche in diesem Verhältniß alles andere verdunkeln soll: so muß sich auch dies auf alles andere innerhalb des Hauses erstrekken. Und wie es häufig genug eine tadelnswerthe und das richtige Verhältniß störende Vertraulichkeit giebt der Herrschaft mit ihren un|tergeordneten Hausgenossen, bei der ja auch die bür|gerliche Ungleichheit bei Seite gestellt wird: eben so gut sollte nicht auch von rechter Gesinnung aus ein liebevolles Verhältniß entstehn können, wobei der wahren Achtung nichts darf vergeben werden, und das beide Theile im wahren Guten fördert? Nicht einmal die äußeren Zeichen der Ehrerbietung werden gefährdet dadurch, daß achtungsvolle Liebe und Anhänglichkeit zwischen beiden besteht: aber möchten wir 5–6 nach seiner Ansicht unter uns gestalten soll,] B: nach der Ansicht dieses großen Lehrers und Begründers christlicher Gemeinden und Hausgemeinden auch unter uns gestalten soll; 7 genauste] B: genaueste 10 befreunden,] B: befreunden; 12– 13 dadurch] B: hiedurch 19 man die bürgerlichen Verhältnisse vergessen.] B: man ja auch sonst die bürgerlichen Verhältnisse zum großen Theile vergessen. 24 sich auch dies auf] B: sich eben dies auch auf 25 Und wie es häufig genug eine] B: Und wenn es doch häufig genug selbst in den Höheren eine 26 giebt der Herrschaft mit ihren] B: giebt zwischen der Herrschaft und ihren 28–29 eben so gut sollte nicht auch von rechter Gesinnung] B: sollte nicht eben so gut auch von richtiger und edler Gesinnung 31 im wahren Guten] B: im christlich Guten 33 zwischen beiden] B: zwischen beiden Theilen
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doch lernen, wie wenig jene äußeren Zeichen der Ehrerbietung und der Dienstbarkeit im Stande sind das Gefühl der Ehrfurcht zu erhalten, wo dieses nicht tiefer begründet ist. Jene Ungleichheit also schadet dem besseren Zustande nicht, den wir wünschen; aber kommen kann er nur für diejenigen, für die das Wort des Apostels einen Sinn hat, daß wir, wozu wir auch berufen sein mögen, immer berufen sind in dem Herrn, das heißt für die, welche geneigt sind auch das Hauswesen in allen seinen Gestaltungen vornämlich als einen Theil der Gemeine Christi, und ihren Ort darin als einen von ihm an sie ergangenen Beruf zu betrachten. Wäre das nur allen christlichen Häusern recht deutlich aufgeprägt! Könnten wir die Zeiten zurückrufen, wo in dem Gefühl sich zum gemeinsamen Leben auch gemeinsam an dem Worte Gottes stärken zu müssen alle Glieder des Hauses ohne Ausnahme sich fleißig zum häuslichen Gottesdienst versammelten! Ueberall ist diese schöne christliche Ordnung gewiß noch nicht verschwunden; wo wir sie aber nicht herstellen können, möchten da alle verschiedenen Familienglieder in unserm gemeinsamen öffentlichen Gottesdienste | den Ersaz finden. | Wohlan! so laßt uns hier im Hause Gottes und an dem Tische des Herrn nie zusammen kommen, ohne daß uns dies Gefühl recht durchdringe, damit es uns dann auch im Leben immer mehr beherrsche: daß wir nämlich Eine Gemeine des Herrn sind, Brüder in dem, der unser Aller Herr sich nicht schämt uns Alle Brüder und Freunde zu nennen! Möchten alle heiligen Augenblicke, in denen wir uns inniger mit Ihm vereinigen, uns auch nach des Herrn eigenem Gebot zur herzlichen Annäherung unter einander gereichen, und in unserer Seele nachhallend und nachschwingend alles zuvorkommend verhüten, was im häuslichen Leben den reinen Einklang der christlichen Liebe stören wollte. Dann werden Herrschsucht und Eitelkeit, kalte Selbstsucht und knechtischer Augendienst immer mehr verschwinden, und zwischen Gebietenden und Gehorchenden ein reines Verhältniß sich bilden, daß jeder an seinem Ort als Knecht des Herrn und als Freigelassener des Herrn das gemeinsame Werk des Herrn treibe, und jeder in seinem Beruf immer mehr geheiliget werde durch den, der allein alles heiligen kann. Amen.
3 ist.] B: ist! 7 heißt für] B: heißt nur für 31–32 bilden, daß jeder an seinem Ort als Knecht des Herrn und als Freigelassener des Herrn] B: gestalten, so, daß jeder von beiden an seinem Ort als Knecht des Herrn der Eine und als Freigelassener des Herrn der Andere
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VII. Ueber das christliche Hausgesinde. Zweite Predigt.
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M. a. Z. Das gilt gewiß von allen Verhältnissen des menschlichen Lebens, daß jede Lust und Liebe dazu, welche nicht mit der Einsicht, was darin der Wille Gottes sei, zusammenhängt, nur aus veränderlichen Neigungen oder sinnlichen Antrieben entspringt, und mit persönlichen Beziehungen in Verbindung steht, daß aber die rechte Freude des inwendigen Menschen daran sich erst entwickeln kann, wenn wir uns vergegenwärtigt haben, welches der Werth und das Wesen eines Lebensverhältnisses sei, wenn es aus dem Gesichtspunkt des Christen betrachtet wird. Dann erst, wenn der Unterschied zwischen flüchtigeren und tiefer gewurzelten Neigungen in einem gleichmäßigen herzlichen Pflichtgefühl, und der Unterschied zwischen dem scheinbar unbedeutenden, worüber wir so leicht hinweggleiten, und dem großen und wichtigen das | uns drückt, in einem andächtigen Gefühl von der Heiligkeit des ganzen Lebens verschwindet: dann erst können wir von jedem einzelnen Verhältniß, wie unentbehrlich es im Ganzen ist, fühlen, und welche Fülle des Guten daraus hervorgehen kann und soll, sobald nur der Wille Gottes darin erfüllt wird. So hoffe ich soll es uns auch ergangen sein mit dem Verhältniß zwischen den Dienenden und Gebietenden im christlichen Hausstande, wovon wir neulich anfingen zu reden. Wenn wir eingesehen haben, wie auf der 5–6 daß jede Lust und Liebe dazu, welche nicht mit der Einsicht, was darin der Wille Gottes sei, zusammenhängt, nur aus] B: daß wenn die Lust und Liebe dazu nicht mit der Einsicht, was darin Gottes Wille sei, zusammenhängt, sie nur aus 10–11 welches der Werth und das Wesen eines Lebensverhältnisses sei,] B: wie sich der Werth und das Wesen eines Lebensverhältnisses zeige, 16 wichtigen das] B: wichtigen, welches 18–19 Verhältniß, wie unentbehrlich es im Ganzen ist, fühlen, und] B: Verhältniß fühlen, wie unentbehrlich es im Ganzen ist, und 13 in einem] so DV in B; OD: und einem 2 Predigt zum 14. Sonntag nach Trinitatis am 23. August 1818 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. das Liederblatt und die von Ludwig Jonas stammende Predigtnachschrift in KGA III/5 23 Vgl. oben die vorangehende Predigt Nr. 6
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einen Seite zwar mancherlei aber nothwendige und unvermeidliche Uebel mit diesem Verhältniß verbunden sind, wie aber auf der andern Seite der große göttliche Hausstand auf Erden, dessen Glieder wir alle sind, auch dadurch gefördert werden kann: so muß ja wol das Unbedeutende uns wichtig geworden sein, das Ungleiche sich geebnet haben, und die Lust an dem Willen Gottes in diesem Verhältniß alles andere überwiegen. Nur, m. Gel., daß mit dieser Lust des inwendigen Menschen an der Ordnung Gottes noch nicht alles gethan ist; sondern ist diese erregt, und wollen wir zum Werk schreiten, dann beginnt erst der Streit zwischen dem Geist und dem Fleisch. Dann regt sich mancherlei mit dem göttlichen Willen streitendes in der Seele und hemmt unser Werk; dann fühlen wir das Gesez in unsern Gliedern, wie der Apostel es nennt, welches darin auch wider unsern Willen seine alte Gewalt noch ausüben will, dann tritt uns bei jedem Schritt auf allen Seiten | ein innerer Widerstand entgegen; und indem aus den widerstrebenden Bewegungen des Herzens auch arge verwirrende Gedanken hervorgehen, welche uns das allgemeine Bild des Guten und Rechten im einzelnen wieder verdunkeln: so muß ein Verlangen in uns entstehen, daß sich aus der Lust des inwendigen Menschen an dem im allgemeinen erkannten Willen Gottes auch eine geordnete Einsicht in den ganzen Zusammenhang der Sache entwickeln möge, damit wir ohne durch unsere eignen verklagenden und entschuldigenden Gedanken bethört zu werden, auch im einzelnen, was das Beste sei, richtig beurtheilen, und wissen können, in welcher Hinsicht vorzüglich wir unsere eigene Seele bezähmen müssen, wenn der Wille Gottes auch durch uns wirklich so vollzogen werden soll, daß sich der gegenwärtige ungenügende Zustand in einen besseren der christlichen Kirche würdigeren verwandle. Diesem Verlangen nun wollen wir in Bezug auf das Verhältniß, wovon schon neulich unter uns die Rede gewesen ist, durch unsere heutige Betrachtung zu genügen suchen.
1–2 mancherlei aber nothwendige und unvermeidliche Uebel] B: mancherlei jedoch unvermeidliche und nothwendige Uebel 7 andere überwiegen.] B: andere daran überwiegen. 11 Seele] B: Seele, 13–14 welches darin auch wider unsern Willen seine alte Gewalt noch] B: welches wider unsern Willen seine alte Gewalt auch auf diesem Gebiet noch 18 verdunkeln:] B: verdunkeln; 27 besseren der] B: besseren und der
12 Vgl. Röm 7,23
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Text. Koloss. 3, 22. 23 u. 4, 1. Ihr Knechte seid gehorsam in allen Dingen euren leiblichen Herren, nicht mit Dienst vor Augen als den Menschen zu gefallen, sondern mit Einfältigkeit des Herzens und mit Gottesfurcht. Alles was ihr thut, das thut von Her|zen als dem Herrn und nicht den Menschen. – | Ihr Herren! was recht und gleich ist, das beweiset den Knechten, und wisset, daß ihr auch einen Herrn im Himmel habt. Auch hier m. A. faßt der Apostel alles, was er von den Christen in diesem Verhältniß wünscht, in die wenigen einfachen Vorschriften zusammen, die ich mit Auslassung dessen, was so genau nicht dazu gehört, jezt vorgelesen habe. Auf den ersten Blick zwar kann es wol scheinen, als werde dadurch noch nicht allem geholfen, was wir an eben diesem Verhältniß vermissen. Indessen hoffe ich wird sich bei näherer Betrachtung zeigen, wie erschöpfend auch diese Vorschriften sind, wenn wir sie nur in nähere Beziehung bringen mit dem, was wir neulich schon erwogen haben, und dem gemäß auch alle ihre Folgen uns vor Augen stellen. Laßt uns daher zuerst sehen, wie die Vorschriften, die der Apostel hier giebt, mit der allgemeinen Ansicht von der Sache zusammenstimmen, die er in seinen neulich betrachteten Worten aufgestellt hat, und dann zweitens sehen, was die natürliche Folge davon sein muß, wenn die Vorschriften, die er hier giebt, aus reinem Herzen befolgt werden.
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I. Was der Apostel von den Dienenden fordert, ist vornämlich zweierlei; sie sollen auf der einen Seite aller Augendienerei sich enthalten, auf der andern aber auch sich vor allem Mißmuth hüten, vielmehr was sie zu thun haben von Herzen thun | und aus reinem guten Willen, wie ja vor Gott nichts anderes gilt als dieser. Von den Gebietenden fordert er ebenfalls zweierlei, sie sollen den Dienenden geben was 10–11 in die wenigen einfachen Vorschriften zusammen, die ich mit Auslassung dessen,] B: in wenige einfache Vorschriften zusammen, wie ich sie, nur mit Auslassung dessen 17–18 und dem gemäß auch alle ihre Folgen uns] B: und wenn wir uns nur dem gemäß auch alle ihre Folgen 24 von den Dienenden] B: von den Dienenden 25–26 aller Augendienerei sich enthalten] B: aller Augendienerei sich enthalten 26 sich vor allem Mißmuth hüten] B: sich vor allem Mißmuth hüten 26– 27 vielmehr ... haben] B: vielmehr, ... haben, 28 Gebietenden] B: Gebietenden 29–1 was gleich und recht ist] B: was gleich und recht ist 1 3, 22. 23] 3, 22 11 Ausgelassen ist Kol 3,24–25.
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gleich und recht ist, und sie sollen dabei vermeiden die Gewalt die ihnen verliehen ist, überall zur Schau zu tragen; denn das liegt in dem Gedanken an den Herrn im Himmel der allein der wahre Herr ist, vor dem doch alle menschliche Herrschaft verschwindet. Beides nun hängt genau zusammen mit der Ansicht, die in den neulich erwogenen Worten enthalten war, obgleich dort der Apostel dies Verhältniß nur vorübergehend berührte. Denn der Hauptinhalt dessen, was er dort von den Dienenden sagt, war folgender. Wenn jemand in die christliche Gemeinschaft aufgenommen worden, so habe dieses ohnerachtet aller brüderlichen Gleichheit gar keinen Einfluß auf seinen äußerlichen Stand, es hindere gar nicht, daß jeder in demselben bleibe, den er erwählt, oder wozu ihn Gott berufen: aber eben so wenig auch hindere es, daß, wer in persönlicher Abhängigkeit von Andern leben müsse, nicht eben so wohl thue, wenn er frei werden könne, sich der Gelegenheit zu bedienen. Darin liegt nun, daß der Apostel diesen Zustand der Dienstbarkeit, gleichviel ob er etwas loser oder fester sei, immer nur für einen vorübergehenden ansieht, aus dem ein jeder in den Zustand eines freien Lebens im eigenen Hausstande solle übergehen können; und gewiß, je mehr uns das Christenthum in brüderlicher Liebe verbindet, desto | weniger können wir irgend ein Verhältniß einer wirk|lichen persönlichen Abhängigkeit, in der ein Einzelner einem andern dient, anders als eben so ansehn: aber daraus folgt auch, daß jeder sich in diesem Zustande schon darauf vorbereiten solle, daß er seine Freiheit recht gebrauchen könne, wenn es ihm gelingt sie sich zu verschaffen. Offenbar nun sind wol die beiden Fehler, vor welchen der Apostel die Dienenden warnt, solche durch welche hernach am meisten der richtige Gebrauch der Freiheit verhindert wird, und eben daran mögen wir diese zunächst erinnern. Was für Gewinn könntet ihr haben, so möchte ich sie anreden, von irgend einer Verbesserung eures äußeren 1–2 vermeiden die Gewalt die ihnen verliehen ist, überall zur Schau zu tragen;] B: vermeiden die Gewalt die ihnen verliehen ist, überall zur Schau zu tragen; 15 der Gelegenheit] B: der günstigen Gelegenheit 17 ob er etwas loser oder fester sei,] B: sei er nun etwas loser oder fester, 19 können; und] B: können. Und 23 eben so] B: auf diese Weise 23–24 sich in diesem Zustande schon] B: schon in diesem Zustande sich 29 erinnern.] In B folgt ein Absatz. 29–30 Was für Gewinn könntet ihr haben, so möchte ich sie anreden, von] B: Denn was zuerst den Mißmuth betrifft, so möchte ich sie fragen, was für Gewinn könntet ihr wol haben, von 27 warnt,] so B; A: warnt; 5–6 Vgl. 1Kor 7,20–23
B 144 : 144
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Vierte Sammlung
Zustandes, wodurch ihr euch freier fühltet und unabhängiger, wenn ihr nicht ein frohes Herz mit hineinbringt? Der Mißmüthige findet überall Grund zur Unzufriedenheit, und ist in dem neuen Zustande gar bald eben so voll derselben Klagen und vergeblichen Wünsche als in dem vorigen. Seine größere Selbständigkeit, sein ausgebreiteter Wirkungskreis gereicht weder ihm selbst zur Befriedigung, noch hat die menschliche Gesellschaft Ursache sich darüber zu freuen. Vergeblich aber hofft ihr in einen künftigen Zustand ein fröhliches Herz hinein zu bringen, wenn ihr nicht den gegenwärtigen mit fröhlichem Herzen ausfüllt. Wäre nur von dem Vortheil derer die Rede, denen ihr dient: so könntet ihr freilich eure verschlossene Bitterkeit und euren verdrossenen Mißmuth noch in Schuz nehmen wollen und sagen, „von einem Haushalter wird nicht mehr gefordert | denn daß er treu erfunden werde;“ und das wollen wir nicht leugnen, daß, wenn man nur den äußeren Maaßstab des Gesezes anlegt, es eine Treue giebt die anerkannt werden muß, auch in einem unwilligen und unfröhlichen Gemüth, das eigentlich nichts von Herzen thut. Aber wenn ihr nun dieser Treue wegen über viel gesezt würdet: so würde es euch nicht helfen. Ein fröhliches Herz aber hat keinen sichreren Grund, als wenn ihr eurem Beruf die edle und erfreuliche Seite abgewinnt, und was ihr zu thun habt von Herzen thut. Wo dieser Kern aller Ruhe und Zufriedenheit fehlt, da muß bald auch die natürliche Anlage zu einem heitern Leben untergehn. Euer jetziger Beruf aber hat seine edle und erfreuliche Seite; erfüllt ihr ihn von Herzen, so werdet ihr den guten Einfluß davon auf das ganze Hauswesen, dem ihr angehört, bald inne werden, und dieses Gefühl ist die beste Ausrüstung für einen andern Stand, den euch Gott noch kann beschieden haben. – Eben so gewiß aber ist, daß nichts den Menschen eines freieren Daseins unwürdiger macht, als der andere Fehler vor dem der Apostel die Dienenden warnt, nämlich der Dienst vor Augen. Was unter diesem Ausdruck zu verstehen ist, wissen wir wohl alle. Es ist die heuchlerische Schmeichelei, die, wo sie bemerkt wird, alles in Wort und That nur so einrichtet, wie es den Gebietenden gefällt, und zu allem auch gegen die eigne Ueberzeugung bereit ist, die, auch in dem Gebiet wofür sie verantwortlich ist, nicht einmal | den Versuch | wagt einer besseren Meinung Gehör zu verschaffen, wenn einmal der Wille des Gebieters ausgesprochen ist; wo sie aber unbemerkt ist, desto mehr auf den eignen 1 fühltet] B: fühlt 19–21 wenn ihr eurem Beruf die edle und erfreuliche Seite abgewinnt, und was ihr zu thun habt] B: wenn jeder seinem Beruf die edle und erfreuliche Seite abgewinnt, und was er zu thun hat 22 die natürliche] B: die beste natürliche 23 hat seine] B: hat ebenfalls seine 27 haben. – ] B: haben. Es folgt ein Absatz.
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Vortheil und die eigene Bequemlichkeit sieht, und hinterm Rücken tadelt und bespöttelt, was sie ins Angesicht billigt und mit scheinbarem Eifer ausübt. Durch ein solches Betragen bekundet sich ein gänzlicher Mangel an Freiheit. Stellt einen solchen Menschen auf einen noch so hohen Punkt in der Gesellschaft: so lange er auch nur noch Einen über sich stehen hat, kann er nichts sein als dessen Knecht. Wer sich so aller Wahrheit entsagt hat, wem es so gar nichts kostet, sein innres Gefühl ganz zu verläugnen und seine Ueberzeugung unter die Füße zu treten, der nimmt die Knechtschaft überall mit hin, und ist unfähig auch von der vollkommensten Freiheit irgend einen würdigen Gebrauch zu machen, und jede Veränderung seiner Lage kann immer nur den Gehalt haben, daß er als Knecht aus einer Hand in die andere geht. Wollt ihr also eines selbständigeren Daseins fähig werden, ihr die ihr jetzt abhängig, bald an dieses bald an jenes Hauswesen euch anschließet: so lernet auch in diesem geringeren Zustande euch selbst ehren, lernet Treue und Gehorsam mit der bescheidenen Mittheilung eurer Einsichten und Erfahrungen in eurem Geschäft verbinden, lernet nicht von dem Anblick eurer leiblichen Herren abhängig sein, sondern dem Gewissen folgend, durch welches euer ewiger Herr zu euch | redet, immer dieselbigen sein, es sei vor Augen oder nicht vor Augen. Eben die Fehler aber, wodurch am meisten die Dienenden unfähig werden, die Vorzüge eines freieren Daseins würdig zu benuzen, eben diese müssen auch am meisten hindern, daß sie nicht in ihrem gegenwärtigen Zustande den Willen Gottes recht erfüllen können. Davon, m. Gel. sind wir gewiß alle überzeugt. Es kann manche Fehler der Dienenden geben, die im einzelnen nachtheiliger zu wirken scheinen, aber keine, die so sehr das Zusammenleben im häuslichen erschweren, und eben deshalb auch der Verbesserung alles andern mangelhaften so sehr im Wege stehn, als eben diese. Denn je tiefer jemand im Aeußeren unter uns steht, um desto weniger können wir uns in einem näheren Verhältniß wohl mit ihm fühlen, wenn er uns nicht eine gewisse Achtung abzudringen weiß. Das ist aber dem Augendiener, wenn wir ihn dafür erkannt haben, völlig unmöglich; aber auch ehe wir ihn erkennen, läßt die zudringliche Schmiegsamkeit nichts aufkommen, was wahrer Achtung ähnlich wäre. Wen wir aber deshalb geringschäzen müssen, weil wir sehen, daß es ihm mit nichts Ernst ist, daß sich 3 ausübt.] B: in Ausführung bringt. 11 machen, und jede] B: machen; ja eine jede 12 den Gehalt] B: die Bedeutung 25 Gel.] B: Gel., 30–31 in einem näheren Verhältniß] B: in einem näheren Verhältnisse 32 abzudringen] B: abzugewinnen 36 mit nichts] B: mit keiner Sache 9 Knechtschaft] so B; A: Kneschtschaft
29 tiefer] so DV in A; OD: mehr
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Vierte Sammlung
keine Ueberzeugung und kein Entschluß in ihm gründen läßt, wie können wir den näher an uns ziehen, und ein Band der Liebe um ihn schlingen wollen? wie können wir irgend Vertrauen auf ihn sezen und für eine zweckmäßige Führung des Hauswesens auf ihn rechnen? – Und | eben so ist es mit dem andern Fehler. Je liebreicher wir gegen die Dienenden gesinnt und darauf gerichtet sind unser Verhältniß mit ihnen so zu gestalten, daß es auch ihnen selbst zum Segen gereiche, desto tiefer müssen wir ihren Mißmuth fühlen, desto mehr muß ihre Verdrossenheit uns niederdrücken; an dem vergeblichen Bestreben sie im entgegengesezten Sinne aufzuregen, stumpft sich unsere eigene Lust und Liebe ab. Es giebt nichts Beklemmenderes, als den beständigen Anblick eines verdrossenen Menschen, dem nichts von Herzen geht und also auch nichts zu Herzen; und indem unvermeidlich die Heiterkeit im Ganzen dadurch getrübt wird, entsteht gleichsam eine Verringerung des Lebens, die durch alle guten Eigenschaften, mit denen ein solcher übrigens in die Führung des Hauses eingreifen kann, nicht aufgewogen wird. So müssen wir denn wol dem Apostel Recht geben, daß dieses die Fehler der Dienenden sind, welche am meisten dieses ganze Verhältniß verderben, und zugleich ihnen selbst den Uebergang in einen besseren Zustand erschweren und vereiteln. Was aber zweitens die Gebietenden im häuslichen Leben betrifft, so hatte der Apostel sie in den neulich betrachteten Worten erinnert, daß sie selbst mit der ihnen verliehenen Gewalt nichts seien als Diener Christi, Knechte in dem geistigen Hausstande, den der Sohn im Namen des Vaters zu regieren hat; die Fehler aber, vor denen er sie in den heute verlesenen Worten warnt, sind einmal | Partheilichkeit und Willkühr in der Behandlung der Dienenden, indem er sagt, „Gebet den Knechten was gleich und recht ist,“ und dann das Prunken und Großthun mit der ihnen verliehenen Gewalt, welches sich ja am wenigsten verträgt mit dem Bewußtsein „daß auch ihr einen Herrn im Himmel habt,“ und wovor der Apostel noch ausdrücklicher in einer ähnlichen Stelle1 warnt mit den Worten „Laßt ab von dem Drohen.“ Auch dieses beides nun verträgt sich am allerwenigsten unter allem, was wir uns gegen die Dienenden können zu Schulden kommen lassen, mit jenem leitenden Gedanken, daß uns das Ansehn, welches wir 1
Ephes. 6, 9
3 sezen] B: sezen, 6 gerichtet] B: bedacht 21 die Gebietenden] B: die Gebietenden 26–27 Partheilichkeit und Willkühr] B: Partheilichkeit und Willkühr 28–29 Prunken und Großthun] B: Prunken und Großthun 22 Vgl. 1Kor 7,20–23
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im häuslichen Leben genießen, nur als Dienern Christi geworden sei. Denn was zunächst die Partheilichkeit betrifft, so ist ja das ein Hauptpunkt, überall wo der Herr von seinem geistigen Haushalt auf Erden redet, daß nachdem der Herr Rechenschaft gefordert hat von seinen Knechten, er ihnen recht und gleich giebt. Hat er seine Geschäfte vertheilt nach Maaß der Anlagen und Kräfte, hat er es an Gaben nicht fehlen lassen: so lohnt er auch, je nachdem er ausgetheilt hat, und die Knechte damit gewuchert haben. So stellt er sich selbst dar in seinen Gleichnißreden, und wer sich in den häuslichen Verhältnissen als sein Diener erweisen will, muß also nach demselben Grundsaz handeln. Wer die Person ansieht und sich durch äußerliches min|der zur Sache gehöriges bestimmen läßt in seinem Bezeigen; wer sich seinen Launen hingiebt und Willkühr walten läßt, anstatt nur darauf zu sehen, wie jeder mit allen seinen Kräften in den ihm anvertrauten Beruf hineingeht, daran sich zu freuen und danach zu loben und zu lohnen: der kann unmöglich in seinem häuslichen Leben an jenen gerechten und unpartheiischen Herrn gedenken und sich als den Diener desselben ansehn. Wer aber diesen Gedanken meiden muß, dem fehlt dann auch das, was ihn am meisten unter allen andern Schwierigkeiten stärken kann, den Willen seines Herrn zu vollziehen. – Was aber das Prunken und Großthun betrifft, mit der häuslichen Gewalt und Herrschaft, wie soll sich wol dieses vertragen mit dem Bewußtsein, das uns immer und überall begleiten sollte, daß wir mit allem was wir haben Diener Christi sind, Diener desselben Herrn, dessen Diener und Freigelassene auch die sind, die uns dienen. Wir können gar wol m. Gel. hierauf anwenden, was der Erlöser selbst dem sagte, der zwar nicht im häuslichen Leben, sondern als höchste bürgerliche Obrigkeit mit drohenden Reden gegen ihn herausging, „weißt du nicht daß ich Macht habe dich zu kreuzigen und Macht habe dich loszulassen.“ Er entgegnete ihm nämlich, „du hättest keine Macht über mich, wäre sie dir nicht von oben herab gegeben.“ Denn diese Worte können uns immer daran mahnen, auch im häuslichen Leben, daß indem wir unsere Macht in | 1 sei.] B: ist. 2 Partheilichkeit] B: Partheilichkeit 2–3 so ist ja das ein Hauptpunkt, überall wo der Herr von seinem geistigen Haushalt] B: so tritt ja dies vorzüglich hervor überall wo der Erlöser von dem Haushalte Gottes 8 damit gewuchert] B: mit dem Anvertrauten gewuchert 9 Gleichnißreden,] B: Gleichnißreden: 14–15 hineingeht, daran] B: hineingeht, um daran 20–21 Prunken und Großthun] B: Prunken und Großthun 21 betrifft,] B: anlangt 32 mahnen,] B: mahnen 4 seinen] so B; A: seinem 28–29 Vgl. Joh 19,10
30–31 Joh 19,11
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Vierte Sammlung
drohenden Reden darstellen und damit | gleichsam prahlen, wir nicht das Gefühl haben können, daß sie uns von oben herab anvertraut ist, und mit zu dem Pfunde gehört, womit wir zur Ehre des Herrn und zum Nuzen seines Reiches wuchern sollen. Denn wer sich dieser Abstammung aller Macht von oben bewußt ist, der weiß also, daß sie von dem Gott der Liebe kommt, und also auch nur um der Liebe willen verliehen ist, damit in Liebe erbaut und gebessert werde; wie sollte er also durch Drohungen die knechtische Furcht erregen wollen, welche die Liebe nothwendig austreibt, wie sollte er gegen diejenigen großthun und übermüthig, die seine Mitknechte sind und Glieder des Ganzen, um dessentwillen auch ihm sein Pfund gegeben ist? Wer aber im häuslichen Leben nicht alles darauf zurückführt, daß er ein Diener Christi ist, wie kann der wol den Willen Gottes und seines Herrn treu erfüllen? Offenbar ist also, diese beiden Fehler der Gebietenden sind die größten; und wie sie am deutlichsten den Mangel des rechten Grundes der Gesinnung verrathen, so greifen sie auch am störendsten in das ganze Verhältniß ein. Wir dürfen uns nur in die Seele der Dienenden hineindenken, wir dürfen uns nur vorstellen, sie sollten redlich und nach reiflicher Ueberlegung auf die Frage antworten, wenn auch manches in der Art und Weise ihrer Herren ihnen im einzelnen weit beschwerlicher sei, ob nicht dennoch dies die größten Fehler sind, wenn die Herren sich partheiisch zeigen und willkührlich, | und wenn sie gebieterischen Furcht erregenden Lau|nen Raum geben: gewiß werden sie gestehen müssen, daß diese am meisten die Eintracht und die Ruhe stören, daß diese die reichlichste Quelle dauernder Unzufriedenheit sind und am meisten Ungemessenheit und Verwirrung hervorbringen. So sehen wir aus der Vergleichung des Einzelnen mit dem, worauf im allgemeinen alles ankommt, wenn auch dieses Verhältniß soll nach Gottes Willen geordnet sein, wie auch hier der Apostel sehr weise das wichtigste und umfassendste ausgewählt hat, und wir dürfen hoffen, daß wenn wir uns beiderseits vor den Fehlern hüten, die er uns vorhält, alles andere sich dann leichter ausgleichen werde. Und diese Hoffnung, denke ich, wird noch in uns befestiget werden, wenn wir 7 damit in Liebe] B: damit wo es Noth thut in Liebe 8 die knechtische] B: eine knechtische 9 austreibt,] B: austreibt; 10 und übermüthig,] B: und sich übermüthig bezeigen, 10–11 des Ganzen,] B: desselben Ganzen, 26 sind] B: sind, 29– 31 wenn auch dieses Verhältniß soll nach Gottes Willen geordnet sein, wie auch hier der Apostel sehr weise das wichtigste und umfassendste ausgewählt hat,] B: wie auch hier der Apostel sehr weise das wichtigste und umfassendste ausgewählt hat, worauf das meiste ankommt, wenn auch dieses Verhältniß soll nach Gottes Willen geordnet sein; 33 werde.] B: werde. –
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II. auch darauf sehen, welches der natürliche Erfolg sein muß, wenn in den christlichen Haushaltungen diese Vorschriften des Apostels in ihrem ganzen Umfange befolgt werden. Hier scheint mir nun das erste und nothwendigste, daß ich euch darauf aufmerksam mache, wie genau das was der Apostel den Dienenden und das was er den Gebietenden sagt, sich eins auf das andere bezieht, und wie demnach seine Vorschriften ineinander greifen. Es scheint mir nämlich als ob grade diese Hauptfehler sich gegenseitig immer aufregten. Denn wenn wir Gebietenden uns selbst fragen, was reizt uns denn am meisten zu jenem lästigen zur Schau tragen der Gewalt, | zu jenem Furcht | erregenden Drohen? so werden wir wol einstimmig sein in der Antwort, es ist der Mißmuth und der verdrossene Sinn der Dienenden. Wenn diese Lust und Liebe zum Werk bringen, wenn ihr Bestreben unverkennbar ist, das Wohl des Ganzen in ihrem Kreise zu fördern und in Einem Sinne mit denen zu wirken, die es leiten, wem könnte dann wol einfallen das Gefühl der Gewalt mit zu Hülfe zu nehmen? Denn wo Lust und Liebe ist, da ist die Furcht überflüßig, und wie die Furcht von der Liebe ausgetrieben wird, so auch, wenn die Liebe schon da ist, findet die Furcht keinen Plaz. Aber wenn doch etwas geschehen muß, und Lust und Liebe sich gar nicht finden wollen, in denen die es zu verrichten haben: was bleibt dann übrig, wenn das Ganze nicht leiden soll, als immer die zwingenden Bewegungsgründe zu Hülfe zu nehmen, das Bild der Gewalt einzuprägen und Furcht zu erregen? und wie es dann ergeht, was anfangs ungern geschieht und mit Widerwillen, das macht die Wiederholung erträglich und am Ende befriedigend. Eben so wenn wir fragen, was reizt uns am meisten zur partheiischen Vorliebe? so werden wir wol bekennen müssen zu unserer eigenen Beschämung, es ist die Augendienerei und was dahin gehört bei den Untergebenen. Das ergreift uns leider bei der schwachen Seite, der Schein der Ergebenheit und Ehrerbietung regt die Eigenliebe auf, und verleitet zum partheiischen Urtheil; denn wir denken nicht genug daran, wie auch das müsse in Anschlag gebracht | werden, was wir nicht sehen und hören; ja es gehört eine mehr als gewöhnliche Festigkeit und Reinheit dazu, wenn die Gebietenden nicht sollen verdorben werden durch den schmeichle16 leiten,] B: leiten: 18 überflüßig, und] B: überflüßig; und, 25–26 das macht die Wiederholung erträglich und am Ende befriedigend.] B: das wird durch abgedrungene Wiederholung erträglich, ja am Ende gewährt dann dieses zur Schau tragen der Gewalt eine Art von Befriedigung. – 31 regt die Eigenliebe auf,] B: nährt nicht unwillkommen unsere Eigenliebe, 18 Vgl. 1Joh 4,18
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rischen Augendienst der Untergebenen. Darum ist uns im bürgerlichen Leben nichts so widrig und verhaßt, als eben ein solches Betragen gegen die Höheren, weil dessen unglückliche Folgen uns überall so deutlich entgegentreten. Und eben so ergeht es auch leider im häuslichen Leben. Wenn unsere Dienenden gleichmäßig wären, unbemerkt eben so wie vor unsern Augen; wenn sie uns durch nichts anders zu gewinnen suchten, als durch redliches Halten am Hause: dann würde auch bei den Schwächeren unter uns das partheiische Wesen nicht so aufgeregt werden, und Allen würde es leichter sein das rechte und gleiche zu ertheilen. – Aber eben so, m. Th., ist es nun auch auf der andern Seite, wo einmal in den Gebietenden die Neigung zur Partheilichkeit sichtbar wird, da wird natürlich auch in den Dienenden das schmeichlerische Wesen aufgeregt; sie wollen sich der Vortheile, die daraus Einigen vor Anderen erwachsen auch bemächtigen, und denken, wenn ihr Herr es nicht besser haben wolle, den Dienst vor Augen könnten sie ihm auch wol leisten, um desselben theilhaft zu werden wie Andere, und so kann allmählig die unschuldige Redlichkeit in diese heuchlerische Selbstsucht umgewandelt werden. Und wenn die Gebietenden sich einmal gewöhnt haben, weniger auf das innere Ge|sez und die Lust des inwendigen Menschen daran zu rechnen, wenn sie glauben nur durch die Furcht vor ihrem persönlichen Ansehn und ihrer hausherrlichen Gewalt die feste Ordnung aufrecht halten zu können, welche in einem christlichen Hauswesen herrschen soll, dann ist es natürlich, daß Lust und Liebe, weil sie doch gar nichts scheinen gelten zu können, sich in den Dienenden allmählig verlieren, und dagegen Mißmuth und verdrossner Sinn immer mehr überhand nehmen. – So steht es m. Gel., und wir sehen, wie leicht es ist, daß jeder Theil sich für seine Fehler entschuldigt mit den Fehlern des andern. Die Dienenden können sagen, wenn unsere Herrschaften nicht partheiisch wären und nicht die Gewalt geltend machten, so würden wir weder augendienerisch sein noch mißmüthig; und eben so umgekehrt die Gebietenden. Aber wir sehen auch wie unmöglich es besser werden kann, so lange dies geschieht, und jeder Theil mit Bekämpfung seiner Fehler warten will, bis der Andere die seinigen abgelegt hat. Sondern statt von beiden Seiten zu warten, muß von beiden Seiten angefangen werden, und jeder Theil sich vorsezen, das Böse des an10 ertheilen. – ] B: ertheilen. Es folgt ein Absatz. 17 Andere,] B: Andere; 17 unschuldige Redlichkeit] B: unschuldigste Redlichkeit 23 soll,] B: soll: 26–27 nehmen. – ] B: nehmen. Es folgt ein Absatz. 27 steht es] B: steht es, 23 dann] so DV in A; OD: da
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dern durch das Gute zu überwinden. Dann wird auch jeder inne werden, daß, sucht er nur selbst das Gute und läßt sich darin nicht irre machen, dadurch auch die andern auf das wirksamste angetrieben werden, auch auf ihrer Seite alles störende zu entfernen, und sich an das zu halten, was der Wille Gottes ist. | Der zweite wichtige Erfolg scheint mir der zu sein, daß wenn wir die Vorschriften des Apostels befolgen, sich für dieses Verhältniß des häuslichen Lebens wieder eine allgemeine Sitte bilden wird, durch welche dann um so leichter jeder Einzelne zum Rechten kann geleitet werden. Denn das Gefühl haben wir doch wol über alle unsere Verhältnisse, daß auch das musterhafteste und vortreflichste, wenn nur Einzelne zerstreut es ausüben, doch den Strom des Verderbens gar wenig aufhält und nur sehr flüchtige Wirkungen hervorbringt; hat sich aber eine löbliche Sitte gebildet, dann werden theils die Fehler des Einzelnen weniger das Ganze stören, theils auch findet der Einzelne leichter das rechte Maaß und wird durch die besseren Beispiele festgehalten. Darum fühlen auch besonders in Hinsicht dieses Verhältnisses alle, denen das Rechte lieb ist, es so schmerzhaft, daß alle gemeinsame Ordnung und Sitte auf diesem Gebiet so gut als verschwunden ist, und daß nur auf der einen Seite der todte Buchstabe eines unzureichenden Gesezes waltet, auf der andern die außerdem ganz ungebundene Willkühr, die sich in jedem Hauswesen anders gestaltet. Wenn wir nun fragen, woher dieser Mangel an gleichförmiger Zucht und Ordnung? so dürfen wir wol sagen, eben weil jene Fehler, die so häufig sind, sich so mannigfaltig gestalten. Denn das Fehlerhafte ist immer bunter und vielfältiger als das Gute. Wenn wir alles ins Auge fassen, worauf unsere Lebensein|richtungen beruhn: so könnte | weit mehr Uebereinstimmung herrschen in unsern Hausordnungen, in unserm Gefühl darüber, was recht und schicklich ist zwischen den Hausherren und den Dienenden. Aber eben jene Fehler sind insgesammt von der Art, daß das besondere Wesen des Einzelnen zu sehr hervortritt und zuviel Rücksichten fordert, die Vorschriften des Apostels aber zwecken dahin ab, dieses in seine Schranken zurückzuführen, damit jeder nur das Ganze des gemeinsamen Lebens, und weder sich selbst noch einen andern Einzelnen im Auge habe. Darum haben jene Fehler die gemeinsame Zucht und Sitte aufgelöst, diese Vorschriften aber müssen sie wieder herbei führen. Denken wir uns, alle Dienende hätten einen Bund gemacht, als Freigelassene des Herrn allen Augendienst zu meiden und mit fröhlichem Herzen in alles hineinzugehen, 1 Gute zu] B: Gute an seinem Theil zu 17–18 dieses Verhältnisses] B: des hier besprochenen Verhältnisses 18 es so] B: eben dieses so 30 jene Fehler sind] B: die Fehler welche wir zu Folge der Worte des Apostels gerügt haben, sind
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was dem Ganzen Noth und wohl thut, alle Gebietende einen Bund das rechte und gleiche zu ertheilen und mit sanftmüthiger Liebe zu gebieten: so würde bald soviel übereinstimmendes Gesez und fromme gleichmäßige Ordnung in unserm Hauswesen sein, wie es sich für Bestandtheile des großen göttlichen Hausstandes geziemt; und ohne den unentbehrlichen bürgerlichen Unterschieden irgend zu nahe zu treten, würde doch durch den gleichen christlichen Sinn die Ungleichheit, die das Verhältniß so häufig verdirbt, sehr in Schranken gehalten werden. Das dritte endlich ist, daß so wie alle Feh|ler, welche der Apostel rügt, theils mit Unwahrheit theils mit Unstätigkeit zusammenhängen, so durch Befolgung der apostolischen Vorschriften die Wahrheit und Offenheit befördert wird, sowol beider Theile gegen einander, als auch jedes gegen sich selbst, und dadurch kann dann die Sicherheit und Zuverläßigkeit in dieses Verhältniß zurückkehren, deren Abwesenheit wir so oft schmerzlich fühlen. Denn so lange in einem so nahen Verhältniß noch einer sich vor dem andern zu verbergen oder ihn zu täuschen sucht, kann es nicht gesund sein und dauerhaft. Es werden Erwartungen erregt oder Hoffnungen geschmeichelt, die hernach nicht in Erfüllung gehen, und das erzeugt Ueberdruß und die Lust anderwärts zu versuchen ob es besser gehe. Kehrt aber erst die Wahrheit zurück, hat jeder einen festen Boden, und wird nach jenen einfachen Vorschriften des Apostels immer auf dasselbige zurückgeführt, dann endlich kann sich Zuversicht erzeugen und die Neigung sich entwickeln, lieber festzuhalten was man kennt, als auf das ungewisse hin neue Verhältnisse anzuknüpfen. Und ist erst jeder, der es redlich meint, einer längeren Wirksamkeit in einem solchen Verhältniß sicher, dann erst bekommt er Lust nach seinen Kräften alles immer besser und schöner zu gestalten, und alles Einzelne was stören könnte möglichst auszugleichen und zu beseitigen. Und so laßt uns am Ende dieser Betrachtung darauf zurückkommen, wovon die lezte ausging, | daß wir uns nämlich auch in diesem Verhältniß vorzüglich als Freigelassene Christi und als Knechte unseres Herrn im Himmel anzusehen haben. Das klingt freilich nicht so 2–3 zu gebieten:] B: sich ihres Ansehns zu gebrauchen: 8 das Verhältniß] B: dies Verhältniß 11 so durch] B: so hingegen durch 13 und dadurch kann dann] B: und nur dadurch kann allmählig 19–20 das erzeugt Ueberdrußund die Lust anderwärts zu versuchen ob es besser] B: dies am meisten erzeugt Ueberdruß und treibt an zu versuchen ob es anderwärts besser 22 zurückgeführt,] B: zurückgeführt: 26 sicher,] B: sicher: 30 dieser Betrachtung] B: der heutigen Betrachtung 31 wovon die lezte] B: wovon schon die vo|rige 19 die Lust] so DV in A; OD: Lust
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groß und erhebend, als wenn die Schrift zu uns von der Herrlichkeit und Freiheit der Kinder Gottes redet: aber jenes ist ein eben so großes und bedeutendes Wort, und beide gehören nothwendig zusammen. Wo die Rede davon ist, unser durch Christum wiederhergestelltes Verhältniß zu Gott recht zu genießen, da sollen wir auf alle Herrlichkeit und Freiheit der Kinder Anspruch machen. Wo es sich aber handelt von unserm Geschäft in der Welt, von dem Weinberge Gottes, den wir bearbeiten sollen, da tritt hervor, daß Er der Herr ist und wir seine Diener. Ohne diese gottgefällige Thätigkeit aber, die wir als Diener und Knechte üben, ist auch jene Seeligkeit nicht, deren wir uns als Kinder erfreuen. Daher ist es nun auch eine weise Anordnung Gottes, daß keine menschliche Gesellschaft bestehen kann, ohne daß uns daraus das Bild von dem ganzen Verhältniß der Menschen zu Gott entgegentrete, und so mögen wir mit Recht auch den Zustand der Dienenden im häuslichen Leben als ein Sinnbild jenes allgemeinen Verhältnisses betrachten und behandeln. Sind wir dabei immer erfüllt von unserm Verhältniß zu Gott und dem Erlöser; freuen wir uns dabei durch Christum von der einzig drückenden Knechtschaft, welche das nach oben strebende Gemüth empfinden kann, befreit zu sein, und fühlen daß wir eben | des|halb, sei uns nun hier großes oder geringes anvertraut, nichts anders sein können als Knechte des Herrn, der seine Diener alle braucht um das Reich der freien Kinder Gottes auf Erden zu bauen: dann werden wir uns auch freuen daß wir alle Spender seiner Gnade sein und das Gefühl eines durch ihn freigemachten Lebens offenbaren und mittheilen können. Wer aber das will, der wird auch im Einzelnen des irdischen Lebens den höheren Standpunkt festhalten, den der Christ nie aus den Augen verlieren soll; und dann wird sich mit allem andern auch dieses Verhältniß Gott wohlgefälliger so gestalten, wie es denen geziemt, die zu Einer Gemeine Christi gehören. Amen.
1–2 zu uns von der Herrlichkeit und Freiheit der Kinder Gottes redet:] B: von der Herrlichkeit und Freiheit der Kinder Gottes zu uns redet: 14 entgegentrete,] B: entgegentrete; 23–24 freuen daß wir alle Spender seiner Gnade] B: freuen, daß wir alle, ohne daß äußerliche und bürgerliche Verhältnisse einen Unterschied begründeten, Spender der göttlichen Gnade 24 durch ihn] B: durch Christum 26 im Einzelnen] B: in allen Beziehungen
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VIII. Ueber die christliche Gastfreundschaft.
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M. a. Fr. Wir haben uns in einer Reihe von Betrachtungen nach Anleitung der heiligen Schrift das Wesentliche des christlichen Hausstandes vorgehalten; und wie wir darin wol Alle, der Eine hier der Andere dort, werden zu ernstem Nachdenken aufgefordert worden sein, so hoffe ich, werden auch diese Betrachtungen uns Allen Gelegenheit gegeben haben, Gott für die Gnade zu preisen, die er uns in allen Verhältnissen unseres christlichen Hausstandes erwiesen hat. Denn wahrlich, wenn unser Hauswesen so eingerichtet ist, wie das Wort Gottes verlangt; wenn jedes Verhältniß als göttliche Ordnung und zur Erziehung für das Reich Gottes nothwendig im Glauben ergriffen wird; wenn eben deshalb der Geist der Liebe überall darin herrsche, und jeder seine Stelle im Hause ausfüllt, | damit er seine Stelle im Reiche Gottes verdiene: dann ist ein solcher Verein, mehr als der einzelne auch der vollendetste Mensch es sein kann, ein Tempel Gottes, in welchem der Geist Gottes wohnt; und von denen, die einem Hauswesen angehören, welches diesem Bilde entspricht, kann man mit Recht voraussezen, daß sie einander genug sind, und daß sie in dem Gefühl, wie der Herr sich gnädig an ihnen erweiset und sie immer weiter und herrlicher erbaut, auch kein Bedürfniß haben können, aus ihrem schönen Kreise heraus zu gehen. Allein der Mensch soll nicht seinem Bedürfniß allein leben; und besonders sind wir Christen auch eben dazu in einem eigenen Sinne ein Volk von Brüdern, daß wir auch in unserm häuslichen Leben auf mannigfaltige Weise enger untereinander vereint, Gott preisen sollen, jeder auch für das was er an dem andern gethan hat. So wenig also der Einzelne, der auch aus diesem Grunde ein Tempel Gottes heißt, sich verschließen soll und sein Licht verbergen, sondern es leuchten lassen, damit der in ihm wohnende 11–12 und zur Erziehung für das Reich Gottes nothwendig] B: und als wesentlich beitragend zur Erziehung für das Reich Gottes
2 Predigt zum 24. Sonntag nach Trinitatis am 1. November 1818 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. die von Ludwig Jonas stammende Predigtnachschrift in KGA III/5
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Geist Gottes geschaut werden könne und gepriesen, noch weniger soll ein begnadigter Theil der Stadt Gottes, die um weit zu scheinen auf dem heiligen Berge gebaut ist, ein christliches Hauswesen sich verbergen, sondern im Gefühl des Reichthums der göttlichen Gnade bereit sein diese Gnade auch andern darzureichen, damit Gott verherrlichet werde. Daß nun ein Hauswesen sich nicht verschließt vor der übrigen | Welt, daß es vorübergehend Andere in sich aufnimmt und Verbindungen außerhalb unterhält, das finden wir überall, wo nur das menschliche Geschlecht sich über die erste Rohheit erhoben hat, es ist die Gastfreiheit, welche in engeren und weiteren Kreisen die Menschen gegen einander üben. Aber wie dies ein allgemeiner Zug ist, wodurch sich die brüderliche Liebe der Menschen in ihrem ganzen Umfange zu erkennen giebt, und wie durch die göttliche Gnade nichts natürliches unterdrückt, alles aber veredelt und vergeistiget wird: so muß auch die Gastfreiheit der Christen, auf dieses Bewußtsein gegründet, daß jedes christliche Haus ein Tempel Gottes ist, ein anderes Gepräge tragen und den höheren Geist des christlichen Lebens offenbaren. So laßt uns denn auch darüber noch die Schrift hören, und zu Herzen nehmen was sie uns sagt.
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Text. Hebr. 13, 2. Gastfrei zu sein vergesset nicht, denn durch dasselbe haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt. Daß der heilige Schriftsteller, dem diese Worte angehören, die Gastfreiheit, die schon in der jüdischen und heidnischen Welt für eine Tugend galt, auch in das christliche Leben mit hinübergenommen wissen will, das nimmt sich wol jeder aus diesen Worten heraus; aber theils scheint etwas eigenthüm|liches der christlichen Gastfreiheit nicht darin ausgesprochen zu sein, theils wird wol der Bewegungsgrund, den der Schriftsteller hinzufügt, Allen fremd erscheinen und für uns unanwendbar, da keiner unter uns sich Hoffnung machen kann, es werde ihm in der Ausübung der Gastfreiheit etwas übermenschliches begegnen. Allein mit diesem lezteren verhielt es sich schon damals, als dieser Brief geschrieben wurde, eben so wie jezt. Die Engel erschienen auch nicht mehr, sondern die Erzählungen von ihrer Erscheinung ge2 begnadigter] B: größerer 3 ist, ein] B: ist, und am wenigsten ein so begnadigter wie ein 11 Aber wie dies] B: Wenn nun dieses 12–13 Liebe der Menschen in ihrem ganzen Umfange zu erkennen giebt, und wie durch] B: Liebe unter allen Völkern und Geschlechtern der Menschen in ihrem ganzen Umfange zu erkennen giebt, und wir doch wissen, daß durch 14–17 so muß auch die Gastfreiheit der Christen, auf ... offenbaren.] B: so muß es auch eine Gastfreiheit der Christen geben, die aber auf ... offenbaren wird.
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hörten auch nur zur Kunde einer längst verflossenen Zeit, deren Erinnerung zwar bei besonderen Veranlassungen in den ersten Anfängen des Christenthums auf eigene Art aufgefrischt wurde, sobald aber die christliche Kirche nur gegründet war, trat auch der natürliche Lauf der Dinge überall wieder ein. Auch damals schon konnte also niemand mehr buchstäblich hoffen Engel zu beherbergen, wenn er gastfrei war, wie denn überhaupt, da so selten Beispiele dieser Art auch in den heiligen Büchern vorkommen, dies niemals ein allgemeiner Bewegungsgrund sein konnte. Daher dürfen wir wol offenbar hier nicht bei dem Buchstaben stehen bleiben. Und wenn wir nun fragen, was wol der Verfasser unter diesem Bilde darstellen gewollt, und dabei bedenken, wie das Geschäft der Engel theils darin bestand, göttliche Wohlthaten und Bewahrungen auszurichten, theils aber auch den künftigen Erlöser der Welt zu verheißen und vorzubilden: so werden wir dann gewiß in diesen Worten | das | eigenthümliche Wesen der christlichen Gastfreiheit deutlich genug bezeichnet finden. I. Das erste nämlich worin sich dieses kund giebt, ist dieses, daß der heilige Schriftsteller durch diese Worte einer menschlichen Gewohnheit und Uebung, die überall einen leiblichen Anfang hat, ein geistiges Ziel vorhält; und das ist ja das Wesen des Christenthums, alles leibliche zu vergeistigen. Denn ein geistiges Ziel ist gewiß angedeutet unter dieser Bewirthung der Engel, weil selbst, wenn sie auch nur vorgestellt werden, zeitliches Gut verheißend oder vor zeitlichem Uebel warnend, dennoch der Umgang mit göttlichen Boten ein geistiges Verhältniß war, eine göttliche Gnade höher als das zeitliche Gut um des willen sie kamen. Die Gastfreundschaft aber hat überall in der menschlichen Gesellschaft einen leiblichen Anfang. Sobald nämlich jener rohe Zustand verschwunden ist, in welchem jeder jeden, der ihm nicht unmittelbar angehört, feindselig behandelt, so beginnt auch die natürliche Milde sich zu entwickeln gegen die, welche durch Unglücksfälle von der Heimath verschlagen, oder durch besonderen Beruf oder inneren Trieb gedrungen sind die Ferne zu suchen; diese sowol als jene erscheinen hülfsbedürftig und verlassen, und dieses 9 sein konnte.] B: werden konnte. 17 erste] B: erste 17–18 dieses kund giebt, ist dieses, daß der heilige Schriftsteller durch diese Worte] DV in B: dasselbe kund giebt, ist dieses, daß der heilige Schriftsteller durch seine Worte 18–19 einer menschlichen Gewohnheit] B: einer menschlichen Gewohnheit 19–20 ein geistiges Ziel] B: ein geistiges Ziel 21 vergeistigen.] In B folgt ein Absatz. 22–24 wenn sie auch nur vorgestellt werden, zeitliches Gut verheißend oder vor zeitlichem Uebel warnend,] B: wenn sie nach den Erzählungen der heiligen Schrift auch nur erscheinen um zeitliches Gut zu verheißen oder vor zeitlichem Uebel zu warnen, 29 behandelt,] B: behandelt: 33–1 dieses Mitgefühl] B: solches Mitgefühl
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Mitgefühl treibt gutartige Menschen zu freundlicher und hülfreicher Aufnahme. Je mehr nun die geselligen Verhältnisse der Menschen sich erweitern, desto mehr verschwindet freilich jenes Bedürfniß; denn | je mehr die Veranlassungen sich häufen, die den Menschen, | und zwar großentheils seines Vortheils und Gewinns wegen, aus der Heimath treiben, desto dringender wird es Veranstaltungen zu treffen, wie der nicht gerade dürftige Pilger, auch in der weitesten Ferne von seiner Heimath nicht nur seine Bedürfnisse befriedigen, sondern sich auch die Annehmlichkeiten des Lebens verschaffen kann, ohne zu fremder Milde seine Zuflucht zu nehmen. Dann theilt sich also, was früherhin eines und dasselbe war, die Wohlthätigkeit gegen die Dürftigen und die Gastfreiheit gegen die Fremden. Aber auch in allen späteren Gestaltungen der lezteren sehen wir die Beziehung auf jenen ursprünglichen leiblichen Anfang beibehalten. Denn weniger kann wol nicht von einem äußeren Bedürfniß die Rede sein, als wenn christliche Hausväter, die auf irgend eine Weise in näherer Verbindung stehen, gegenseitig auch sich und die ihrigen in ihr Haus aufnehmen; und doch wird auch da nicht leicht die leibliche Erquickung fehlen, wäre es auch nur gleichsam zur Erinnerung an jenen ersten Ursprung der Gastfreundschaft. Und so ist es im Wesentlichen immer geblieben, wenn gleich zu verschiedenen Zeiten in verschiedenem Maaß; und wenn der Verfasser unseres Textes uns für die christliche Gastfreiheit, unter dem Bilde der Bewirthung der Engel, ein geistiges Ziel vorhält, so ist doch gewiß seine Absicht nicht gewesen, ihr jenen leiblichen Anfang und Anknüpfungspunkt zu nehmen. Denn auch die Engel wurden in jenen alten Erzählungen bewirthet bei Loth und Abraham, | und in ihre Tischreden mischten sich die hülfreichen Warnungen und die tröstlichen Verheißungen. Ja auch den Erlöser sehen wir nicht nur auf jenem hochzeitlichen Gastmahl, wo der Wein ausging, das Wasser in Wein verwandeln, sondern auch an andern festlichen Tagen sehen wir ihn bald von den Obersten des Volkes gastlich eingeladen, bald auch zu Freunden, wo er denn der eigentliche Mittelpunkt des Festes war, und immer entspann sich eine Fülle der Lehre und des geistigen Genusses aus der leiblichen Bewirthung. Auch fühlen wir wol Alle, wenn jemand verlangte, die christliche Gastfreundschaft solle sich von allem leiblichen losmachen, der würde das geistige mit untergraben. Denn die Gemüthsstimmung würde unterdrückt oder gedämpft, aus der allein sich der freieste und heiterste geistige Genuß im geselligen Zusam21 Zeiten in] B: Zeiten und unter verschiedenen Völkern auch in B: und eben in ihre 32 er denn] B: er dann 25–26 Vgl. Gen 19,1–3; 18,2–8
28–30 Vgl. Joh 2,1–11
26 und in ihre]
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mensein zu entwickeln pflegt. Nur das Verhältniß des leiblichen zum geistigen, wie es schon von selbst nach Zeit und Ort gar sehr verschieden sein muß, ist nicht überall gleich löblich; und wir wollen nicht läugnen, es wird zu unserer Zeit auch besonders unserem Volke nachgesagt, daß in allen Erweisungen der Gastfreundschaft das leibliche mehr als nöthig sei, hervorstehe, und man klagt oft, daß dadurch das gesellige Leben bei uns, mehr als dies anderwärts der Fall ist, erschwert werde. Aber es ist gar schwer in diesen Sachen zu richten. Daß das leibliche in der Geselligkeit sich in einem gewissen Maaß ausbreite, kann unrecht sein, wenn es die Verhältnisse des | Hausstandes überschreitet, wenn die große Regel des christlichen Lebens zugleich verlezt wird, daß jeder etwas haben soll um dem Dürftigen mitzutheilen; allein es ist unmöglich etwas allgemeines zu sagen um das Maaß zu bestimmen. Denn an und für sich scheint das Reichlichere in der äußeren Seite der Gastfreiheit nicht zu hindern, daß nicht das geistige Ziel erreicht werden könne, indem ja der Erlöser selbst behülflich war, daß es reichlicher zugehen konnte da, wo man auch ihn bewirthete, ohne zu wissen wer er war; auch berichten uns die Evangelisten, wie da wo es reichlich zuging, er nicht verhindert ward belehrend zu reden und auf die Gemüther zu wirken, an denen mitten unter den festlichen Anstalten der Sinn seiner Rede doch nicht vorüber ging. Und wenn der Erlöser bei solchen Gelegenheiten auch mancherlei Tadel aussprach gegen die Gastfreiheit der Reichen seiner Zeit, so ist es doch nicht eigentlich der Ueberfluß den er tadelt, und sein Stillschweigen spricht auch dafür, daß sich hierüber nichts allgemeines bestimmen lasse. Sondern das bleibt die einzige Regel hierüber, was in den Worten unseres Textes so deutlich liegt; wir sollen gastfrei sein, damit wir auch Engel beherbergen können. Der Zweck aller Gastfreiheit soll auf geistigen Verkehr und geistigen Genuß gerichtet sein, und alles äußere und leibliche soll dem nur dienen. Ueberall wo wir sehen, daß gar nicht Bedacht darauf genommen wird, ob und wie ein geistiger Genuß könne hervorgerufen werden, da ist | von vorne herein der einzig des Christen würdige Zweck aller Geselligkeit verfehlt, und auch die einfachsten äußeren Anstalten wären schon verschwendete Kraft und Zeit. Ueberall wo die Aufmerksamkeit ausschließend oder 8 gar schwer] B: wol nicht leicht 18–19 war; auch ... zuging, er nicht] B: war. Auch ... zuging, der Herr nicht 25 spricht auch] B: spricht ebenfalls 28 können.] In B folgt ein Absatz. 28–29 Gastfreiheit soll] B: Gastfreiheit nämlich soll 34– 35 Anstalten wären schon verschwendete Kraft] B: Anstalten erscheinen uns schon als verschwendete Kraft 5 leibliche] Kj leibliche,
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ängstlich auf das Aeußere gerichtet ist, wo die Eitelkeit es darauf anlegt, sich zu brüsten mit gesuchter Zierlichkeit oder schwerfälliger Pracht, oder wo unter irgend einer andern Gestalt eine Denkart sich offenbart, die sich an das leibliche vornämlich hält, und es nicht nur als Mittel zu einem höheren Zweck, nicht nur als Grundlage zu einer geistigen Mittheilung betrachtet, da fühlt sich jeder beengt der das geistige sucht, die ferneren Bewegungen des Geistes werden gehemmt, und der höhere Zweck aller verständigen Geselligkeit muß nothwendig verfehlt werden. Wer könnte auch hierbei an die Worte unseres Textes denken, ohne sich zu sagen, wenn die frommen Erzväter, welche Engel bewirtheten, auch hätten nur die Sinne kizeln wollen oder mit ihrem Reichthum prangen, die Engel des Herrn würden entweder gar nicht eingekehrt sein bei ihnen, oder es würde ihnen auch das Wort der Verheißung im Munde erstorben sein. Eben so nun suchen schon alle Besseren unter den gesitteten Menschen, noch mehr aber alle Christen, die nur da gern sein mögen, wo das geistige Wohlbefinden gläubiger Menschen kund wird und gefördert werden kann, alle diese suchen, soweit es nur irgend ihre äußeren Verhältnisse gestatten wollen, sich von allen solchen geselligen Kreisen loszureißen, in de|nen das geistige von dem leiblichen erdrückt wird. Denn wenn es schon ein allgemeines Gefühl ist, daß die sinnliche Genußsüchtigkeit den Geist tödte, und daß die Ueberschäzung dessen sowol, was ursprünglich nur leibliche Bedürfnisse befriedigen soll, als auch dessen, was nur als Bürgschaft eines sicheren Wohlstandes einen Werth hat, die geistige Mittheilung stört und zurückhält; wenn schon überall über das unerfreuliche in vielen, ja in den meisten größeren geselligen Zusammenkünften geklagt wird, aus dem Grunde vorzüglich, weil sie zusammengebracht werden mehr aus äußeren Rücksichten, als daß irgend in Ueberlegung gezogen würde, ob wohl und wie irgend etwas geistiges sich werde durchdrängen können durch das glänzende Gewühl: wieviel mehr muß nicht dem wahren Christen eine solche Art der Geselligkeit nur als eine verzerrte Nachbildung der wahren Gastfreiheit erscheinen, an der er nicht ohne Vorwurf theilnehmen kann. Denn wenn gleich sein geistiges Leben bei jeder unschuldigen Fröh4 die sich] B: welche sich 4–5 nicht nur als Mittel zu einem höheren Zweck, nicht nur als] B: nicht lediglich als Mittel zu einem höheren Zweck, und als 6–7 betrachtet, ... sucht,] B: betrachtet: ... sucht; 10–11 wenn die frommen Erzväter, welche Engel bewirtheten, auch hätten nur die Sinne kizeln] B: wenn auch die frommen Erzväter, welche Engel bewirtheten, nur hätten die Sinne kitzeln 12 die Engel des Herrn würden entweder] B: so würden die Engel des Herrn gewiß entweder 22 tödte,] B: tödtet, 25 überall] B: allerwärts 33 an der] B: an welcher 15 gesitteten] so B; A: gesitten
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lichkeit gedeiht: so beruht doch diese immer nur auf dem reinen Gewissen, eine geistlose Zeittödtung aber befleckt nothwendig das Gewissen des wahren Christen. Und wenn er sich gleich gern der herrschenden Sitte fügt, um seinen Standpunkt im gemeinsamen Leben und mit demselben seinen Einfluß auf andere nicht zu verlieren: so ist es doch immer theure Pflicht, alle Sitte allmählig dahin zu beugen, daß sie mit unserm geistigen Leben zusammenstimme, und demselben zur Beförderung gereiche. Dahin laßt | uns jeder in seinem Kreise unsern ganzen Einfluß verwenden – Allgemein spreche ich die Aufforderung aus, denn es fehlt nirgends an Mißbräuchen und Ausartungen der Geselligkeit, nur daß sie in den verschiedenen Kreisen der Gesellschaft eine andere Gestalt tragen – dahin, daß nirgends das leibliche vorherrsche, oder als das Maaß erscheine, wonach der Werth des Lebens und die Fähigkeit zum Wohlbefinden anderer beizutragen gemessen wird. Gastfrei zu sein vergesset nicht, aber so daß ihr auch Engel beherbergen könntet, daß alles Geistige gern unter eurem Dach aufblühe; und wenn auch die Einfalt jener Zeiten nicht zurückgeführt werden kann, an welche unser Text uns erinnert, doch überall die leibliche Seite der Gastfreiheit zu jener Mäßigung zurückgeführt, oder bei ihr erhalten werde, an welcher sich ein auf das Geistige gerichteter Sinn zu erkennen giebt. II. Die zweite Regel, die nicht minder klar in den Worten unseres Textes ausgesprochen wird, ist die, daß sich in der Gastfreiheit eine Gegenseitigkeit des geistigen Gebens und Empfangens erzeuge; denn diejenigen, denen es so gut ward Engel zu beherbergen, empfingen doch, indem sie gaben, sie empfingen mehr als sie je zu geben vermochten, und es blieb ihnen etwas großes und unvergeßliches für ihr ganzes Leben. Anfangen aber soll in einem christlichen Hauswesen die Gastfreiheit mit dem Geben und Darreichen auch im | geistigen Sinne; sie geht hervor aus dem Bewußtsein der Genüge und Vollständigkeit eines solchen in sich selbst, sie ist das Bestreben sich aufzuschließen und mitzutheilen, damit aus der Fülle geistiger Gesundheit, Kraft und Anmuth, welche darin durch Gottes Gnade gebildet ist, auch andere schöpfen und sich daran erquicken mögen. So war es 1–2 so beruht doch diese immer nur auf dem reinen Gewissen, eine geistlose Zeittödtung] B: so sezt dieses doch immer ein reines Gewissen voraus; jede geistlose Zeittödtung 5 auf andere] B: auf Andere 14 des Lebens und die Fähigkeit zum Wohlbefinden anderer] B: des eigenen Lebens sowol als die Fähigkeit zum Wohlbefinden Anderer 17 zurückgeführt] B: wiederhergestellt 22 zweite] B: zweite 23–24 daß ... erzeuge;] B: daß sich in der Gastfreiheit eine Gegenseitigkeit des geistigen Gebens und Empfangens erzeuge; 28 Leben.] B: Leben zurück. 34 andere] B: Andere
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auch mit jenen von Gott gesegneten Männern des alten Bundes. Sie öffneten ihr Haus den Fremdlingen und wetteiferten sie zu beherbergen, weil sie wohl fühlten, wie ihr frommes Hauswesen sich unterschied von den größtentheils rohen, abgöttischen und verderbten Menschen unter denen sie lebten: darum drängten sie sich die Fremden bei sich aufzunehmen, damit diese außer der leiblichen Wohlthat, die ihnen auch anderwärts bei gleich Wohlhabenden hätte werden können, auch ein geistiges Labsal empfingen, indem sie vertraulich zugelassen wurden in einem Hause, welches in einem so ausgezeichneten Sinne ein Tempel des Herrn war. Und von eben diesem Bestreben beginnt auch die christliche Gastfreiheit. Freilich leben wir nicht unter Abgöttischen und Ruchlosen, und wie sehr wir auch oft über das Verderben der Welt klagen, kein christliches Hauswesen steht doch da wie Loth in Sodom; vielmehr sollen wir alles, was jene Klagen rechtfertigen kann, in der christlichen Welt nur als Ausnahmen oder als vorübergehende Flecken ansehen. Aber wir bedürfen auch für unsere Gastfreiheit keiner solchen Vergleichung, sondern jeder übe sie aus diesem geistigen Gesichts|punkt in seinem Kreise und nach Maaßgabe seiner Verhältnisse, zunächst gegen solche, die auf eine andere Weise gar nicht die Vollständigkeit der göttlichen Gnade schauen könnten, die sich in einem christlichen Hauswesen offenbart, demnächst aber auch übe sie eben so eine Familie gegen andere, in dem Gefühl daß jede aus dem Schaz ihrer Liebe und Freundlichkeit etwas darzureichen hat, was keine andere eben so bei sich findet. Denn das ist das billige Vertrauen, was jedes christliche Hauswesen haben muß, daß sich die Gnade Gottes in jedem auf eine eigenthümliche Weise verherrlichet; und wäre dies nicht, so wäre auch die ganze christliche Kirche nur ein gar dürftiges Wesen. Dies also ist es, womit überall unter uns die christliche Gastfreiheit anfangen soll. Fängt sie anders an, sind Heiterkeit und Freudigkeit nicht heimisch im Hause und sollen erst geweckt und aufgeregt werden durch andere; ist es ein Bedürfniß einen größeren Kreis künstlich zu schaffen, weil der natürliche kleinere keine Befriedigung gewährt; will man in dem größeren die Unzufriedenheit und die Sorge vergessen, die in dem häuslichen sich immer wieder erneuert: daraus kann keine von Gott gesegnete Gastfreiheit entstehen, sondern nur ein leerer Schein der in sinnliche Ueberladung ausartet, und es wäre besser sich erst still zu halten und von innen heraus durch Buße sich zu heilen. Denn Segen stiften durch seine 13–14 da wie] B: da, wie 21 die sich] B: wie sie sich 22 eine Familie] B: jede Familie 25 was jedes christliche Hauswesen haben muß,] B: wovon jedes christliche Hauswesen durchdrungen sein muß, 28 Wesen.] In B folgt ein Absatz. 31 durch andere;] B: durch freundliche Gäste; 37 ausartet, ... halten] B: ausartet; ... halten,
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Gastfreiheit kann nur ein Haus, welches, indem es sich öffnet, den göttlichen Frieden und die Glückseelig|keit der Kinder Gottes zeigen kann, damit auch aus andern Herzen freudiger Dank zu Gott aufsteige für das Gute was darin wohnt, und damit sich zeige, wie eben dadurch, daß jeder durch seine gesegnete Stelle im Hauswesen beglückt und eifrig ist in der nie erschöpften Thätigkeit, die sie ihm anweiset, die Kraft sich entwickele und auch der Trieb entstehe noch andern den Becher der gottgefälligen Freude zu reichen. Diese geistige Mittheilung also ist und muß der Zweck sein bei aller christlichen Gastfreiheit, wenn wir nicht in die Gefahr jener verderblichen sinnlichen Genußsüchtigkeit kommen wollen. Aber indem der heilige Schriftsteller sagt, „Seid gastfrei, denn durch dasselbe haben etliche Engel beherbergt:“ so erinnert er daran, wie durch die Erweisungen der Gastfreiheit diejenigen, von denen sie ausgehen, wenn sie gleich uneigennüzig nur geistig mittheilen wollen, doch zugleich auch empfangen. Wie jenes der Trieb ist, von dem sie beseelt werden im geselligen Leben, so ist dieses der Segen, der davon auf sie selbst zurückfällt. Wir wären ja auch kein Volk von Brüdern, wenn dies nicht, auch ohne solche besondere göttliche Fügungen, wie dort die Erscheinungen der Engel waren, von selbst erfolgte. Denn indem wir uns Brüder nennen, so sprechen wir dadurch eine natürliche Gleichheit aus, troz aller persönlichen Verschiedenheiten, nicht nur derer, die aus den menschlichen Einrichtungen entstehn, sondern auch derer, die unmittelbar von Gott kommen, der jeden anders | erschaffen und begabt hat. Und nicht nur die Gleichheit sprechen wir aus, sondern auch die Liebe für die Geben zwar immer seliger bleibt als Nehmen, nehmen aber auch selig ist, zumal das geistige, und für die beides sich immer mehr ausgleicht, je inniger und vollkommner die zusammenschmelzende Liebe selbst ist. Wenn daher unser Text nur sagen konnte, „Manche haben Engel beherbergt:“ so kommt das da2 Glückseeligkeit] B: Glückseligkeit 7–8 die Kraft sich entwickele und auch der Trieb entstehe noch andern] B: auch noch die Kraft sich entwickelt und der Trieb entsteht auch Andern 10–11 jener verderblichen] B: irgend einer verderblichen 15–16 geistig mittheilen wollen, doch zugleich auch empfangen.] B: geistiges mittheilen wollen, doch zugleich auch geistiges empfangen. 17 Leben,] B: Leben: 19 Fügungen,] B: Fügungen 24 der jeden] B: als welcher ursprünglich jeden 25–26 aus, sondern auch die Liebe für die] B: aus sondern auch die Liebe, für welche 27–28 und für die beides] B: und zwar so daß beides 28 vollkommner] B: vollkommener 30– 1 das daher,] B: dies daher, 14 Gastfreiheit diejenigen,] Gastfreiheit, diejenigen 26–27 Vgl. Apg 20,35
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her, weil jenen alten Vätern nicht beschieden war unter einem solchen Volke von Brüdern im Geist zu leben. Unter uns kann und soll dieses allgemein sein. Denn wie es ein übles Zeichen wäre, wenn ein christliches Hauswesen, indem es sich geistig aufschließt, nicht mehr und schöneres geben könnte, als es von irgend einem einzelnen empfangen kann: so wäre es ein gefährlicher, und mit jener brüderlichen Gleichheit nicht verträglicher Hochmuth, wenn wir nicht sowol den Wunsch hätten, indem wir geben auch etwas zu empfangen, als auch den Glauben, daß jeder Bruder in dem Herrn auch eine geistige Gabe hat uns anzubieten. – Und wollen wir wissen, was das Beste ist, was wir empfangen können: so dürfen wir nur fragen, was jenen Erzvätern wiederfuhr, welche die Engel beherbergten. Dem Einen erweckte der Engel eine fröhliche Hoffnung, daß ihm ein Gut noch zu Theil werden sollte, welches er, wiewol es ihm von Gott verheißen war, doch fast schon aufgegeben hatte. Dem Andern, der unter einem ganz ruchlosen und entarteten Geschlecht als Fremdling lebte, kam durch die | Engel, die er beherbergte, zur rechten Zeit ein Wort der Warnung, daß er sich dem Zusammensein mit den Bösen entziehen solle, über die Gottes Zorn bald hereinbrechen werde. Das waren freilich einzelne und ganz besondere Fälle, dennoch aber finden wir in beiden das Allgemeine wieder, was uns Allen von Zeit zu Zeit Noth thut, und was uns bei den Erweisungen der Gastfreiheit am leichtesten gewährt wird. Wie rein und treu sich auch ein christliches Hauswesen halten möge, die Sorgen finden doch auch hier ihren Eingang, die überall verbreiteten schlüpfen irgendwie auch in dieses Heiligthum. Wenn es nicht grade die leiblichen und irdischen sind, so geht es so zu, daß je mehr sich unser geistiges Auge schärft und unser Blick erweitert, desto mehr Gutes gewahren wir, wovon wir uns noch fern finden, und was wir nicht glauben erreichen zu können, sondern versammelt zu werden zu unsern Vätern, ehe wir auch nur den Anfang davon gesehen haben; und je mehr uns mit zunehmender Erfahrung alles kleinliche und verwirrende in der Welt entgegentritt, um desto mehr schon gefaßte und in früheren Zeiten freudig genährte Hoffnungen glauben wir aufgeben zu müssen. Mancher Sohn der Verheißung will nicht erscheinen, und 5 einzelnen] B: Einzelnen 10 anzubieten. – ] B: anzubieten. Es folgt ein Absatz. 27 Blick erweitert,] B: Gesichtskreis sich erweitert, 28–29 und was wir nicht glauben erreichen zu können,] B: so daß wir glauben es nicht erreichen zu können, 28 gewahren wir,] B: wir gewahren, 12–15 Vgl. die an Abraham ergehende Ankündigung eines Sohns in Gen 18,10 15– 19 Vgl. die an Lot ergehnde Warnung vor der baldigen Vernichtung Sodoms in Gen 19,12–16 29–30 Vgl. Gen 35,29; 49,33
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das betrübt uns. Denn was auch aus aufgegebenen Hoffnungen entstehe, ein gleichgültiges Gehenlassen oder eine kränkelnde Sehnsucht, oder eine ungeduldige Bitterkeit die sich schmerzlich vergegenwärtigt, was nicht mehr zu erwarten ist, immer wird die Freu|digkeit des Lebens gestört. Da muß denn von Zeit zu Zeit ein tröstliches Wort göttlicher Verheißung recht mitten in das Leben hineintreten; ein freudig gestimmtes oder ruhiger beschauendes Gemüth muß uns erheben, und durch eine fröhlichere Aussicht in die Zukunft, als wir selbst auffinden können, die Sorge erleichtern oder gar hinwegnehmen. Das ist es was die geistige Seite der Geselligkeit gewähren soll; so soll sich das Gleichgewicht wieder herstellen in der Seele in der es gestört ist, und das ermattende Leben durch wieder erwachte Hoffnung einen neuen Schwung erhalten, daß auch das freudige Vertrauen wiederkehrt, und wir wie Abraham zu Gott bitten können, daß er auch der Gottlosen verschone um der Gerechten willen. Wer sollte es nicht oft erfahren haben, daß das heitere gesellige Gespräch, der leichte Wechsel verschieden aufgeregter Gemüther dies glücklicher bewirkt, und den beruhigenden Ton sicherer getroffen hat, als das ernste Nachdenken und die tiefsinnigste einsame Betrachtung; und wem das wiederfahren, der hat einen Engel Gottes beherbergt. – Aber thut uns nicht eben so Noth das Wort der Warnung, wie es der Engel dem Lot brachte? Es wäre eine ungerechte Klage, wenn auch wir sagen wollten, daß wir unter einem verkehrten Geschlecht lebten, wie jener. Es hieße das Reich Gottes verkennen, das sich unter uns erbauet hat, wenn wir immer seufzen wollten, die Erde wäre noch immer nichts als ein Jammerthal. | Solche Klagen sollen nicht aufkommen, solche Empfindungsart soll das Leben eines Christen nicht verbittern. Aber dennoch fühlen wir es wol, daß die Genossen des Reiches Gottes und die Kinder dieser Welt noch immer untereinander gemischt sind, und daß nicht alle, welche Namen und Zeichen mit uns theilen, auch von Herzen der Gemeinschaft der Christen angehören, zu der sie sich bekennen. Daher, wenn wir uns ohne Bedacht allerlei Menschen hingeben, drohen uns mancherlei Gefahren und können uns unversehens umstricken. Sind wir selbst der Sorge zugänglich, wie leicht können herrschsüch6–7 freudig gestimmtes] B: freudiger gestimmtes 9 oder gar] B: wo nicht gar 14– 15 daß er auch der Gottlosen verschone] B: er möge auch der Gottlosen verschonen 17–18 bewirkt, und den beruhigenden Ton sicherer getroffen hat, als] B: bewirkt hat, und den beruhigenden Ton sicherer getroffen als 19 wiederfahren,] B: wiederfahren ist, 25 wäre noch immer] B: sei auch jezt noch 32–33 drohen uns mancherlei Gefahren] B: ziehen sich mancherlei Gefahren um uns zusammen, 34 zugänglich,] B: zugänglich: 14–15 Vgl. Gen 18,22–32
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tige und hinterlistige Menschen uns anstecken mit ihrer argwöhnischen Klugheit. Giebt es Stimmungen, in denen auch wir dem ausgesezt sind, daß die leibliche Seite des Lebens das Geistige übertäubet, wie leicht können dann Menschen, die nur das irdische suchen, sich unserer bemächtigen, sich immer enger in unsern Kreis einsiedeln, diejenigen, die uns durch Gleichheit der Gesinnung eigentlich angehören, allmählig aus demselben verdrängen, und indem sie die Gewalt eines verderblichen Beispiels über uns ausüben, uns immer weiter von der unschuldigen gottgefälligen Fröhlichkeit verlocken. Diese Gefahr scheint am meisten aus der gastfreien Zugänglichkeit des Gemüthes zu entstehen; aber haben wir nur das Wort immer im Sinne, daß der rechten Gastfreiheit nicht fehlen kann auch bisweilen Engel zu beherbergen, so finden wir eben in ihr auch die be|reiteste Hülfe. Denn alsdann wird es unser fester Wille sein, unsern geselligen Kreis rein zu halten, weil die Engel Gottes gewiß nicht eingehen wo die Sünde gehegt wird, sondern nur zu den reinen Lieblingen Gottes; das Gefühl wird uns nie verlassen, daß wir mit den Bösen nichts weiter theilen müssen, als was unvermeidlich aus bestimmten Verhältnissen, die wir nicht beherrschen oder umgestalten können, hervorgeht, und daß ihnen der Zugang nicht gebührt in den Kreis unserer vertraulichen Freude. Ist das aber unser fester Wille, uns vor jeder allzunahen Verbindung mit verführerischen Menschen zu hüten, und dasjenige was sie vorzüglich anlockt aus unserer Geselligkeit zu entfernen: dann wird uns auch Gott vor gefährlichen Irrthümern bewahren, daß nicht etwa ein schon ausgetriebener böser Geist unter uns einkehre und sich wohl sein lasse in der festlich zur Freude geschmückten Seele; sondern wenn wir immer suchen am meisten die Gleichgesinnten, die sich an demselben Guten und Schönen, wie wir, belehren und erquicken wollen, in unseren Kreis hineinzuziehen, so wird er uns aus diesen erwekken, die uns vor drohenden Gefahren warnen, und dann haben wir zu unserm Heil und unserer Rettung Engel Gottes beherbergt. In demselben Maaße nun, m. Gel., als jene Sagen verklungen sind, daß einst nicht selten Engel zu den Menschen herabkamen und sich gastlich von ihnen aufnehmen ließen, um sie für den Himmel zu erhalten und zu stärken, in dem Maaße fühlen wir, | daß in dieser natürlichen Ordnung der Dinge wir einer dem andern sollen Engel Gottes sein, und daß deshalb die Kraft seines Geistes unter uns wohnt, damit 3–4 übertäubet, wie leicht können dann Menschen,] B: übertäubet: wie leicht kann es dann geschehen, daß Menschen, 5 enger] B: fester 21 Ist das aber] B: Ist aber das 22–23 was sie] B: was solche 25 einkehre] B: einkehre, 35 fühlen wir,] B: fühlen wir 37 daß deshalb die Kraft seines Geistes] B: daß die Kraft seines Geistes deshalb
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wir das einander werden können. Und wie damals der Engel des Herrn den Lieblingen Gottes nicht nur beim einsamen Gebet erschien und beim schmerzlichen Opfer, sondern auch indem sie in behaglicher Ruhe unter ihrem Feigenbaum saßen, freundlicher Gäste erwartend: so sollen auch wir einander trösten, belehren, erheben, nicht nur in den feierlichen Stunden der Andacht oder der Trauer, sondern auch in den leichteren Augenblicken geselliger Ruhe und Freude. Und wie vielfältig können wir das, ohne etwa den eigenthümlichen Ton dieses Lebensgebietes auf eine ängstliche Weise umzustimmen. Wo ihr durch die gründliche Freudigkeit und Zuversicht eures Herzens eine drükkende Stimmung eines andern besiegt; wo ihr durch ein treffendes Wort eine Verwirrung des Gefühls oder des Urtheils auflöset; wo ihr durch eine leichte aber sichere Wendung den Scherz von der Grenze des sträflichen zurückzieht, der Fröhlichkeit die Gemeinschaft mit dem höheren Gehalt des Lebens bewahrt, und die geistige Sehnsucht rege erhaltet: da überall seid ihr als Engel Gottes erschienen. Und dies alles soll und kann ja in dem geselligen Leben der Christen nichts seltenes sein. Laßt uns nur immer mehr von den drückenden und großentheils ganz unnüzen Fesseln uns befreien, die wir uns im geselligen Leben auferlegt haben, damit nach Ent|fernung alles fremden und störenden diejenigen desto fröhlicher mit einander leben können, die einander zugehören durch die Gleichheit des Geistes, der sie erfüllt, und der Liebe, die sie beseelt, dann werden wir auch in unserm geselligen Leben eben so gesegnet sein wie jene Erzväter es waren. Jedem erscheint dann ein tröstender oder warnender Bote Gottes, wo er dessen bedarf; und im Gegensaz gegen jene alte Geschichte, wo die größten Bestrebungen der Menschen dadurch zerstört wurden, daß der Herr ihre Sprache verwirrte und sie von einander sonderte, wird auf diesem Wege von dem kleinen aus, von den häuslichen Kreisen der Einzelnen und dem, was sich unmittelbar damit verbindet, ein schönes Verständniß der Geister, ein freies hülfreiches Verkehr sich immer weiter verbreiten. Alle werden dieselben Zeichen verstehend, dieselbe Sprache redend, mit vereinten Kräften an dem gemeinsamen Werk 1 Und wie] B: Ja wie 11 andern] B: Andern 15 und die geistige Sehnsucht] B: und im schuldlosen irdischen Genuß die geistige Sehnsucht 19–20 im geselligen Leben] B: in dieser Betrachtung 23 beseelt,] B: beseelt: 24 gesegnet] B: geseegnet 29–30 dem kleinen aus, von den häuslichen Kreisen der Einzelnen und dem, was sich unmittelbar damit verbindet,] B: den kleineren Verbindungen der Menschen aus, den einzelnen häuslichen Kreisen und was sich unmittelbar daran zu knüpfen pflegt, 1–2 Vgl. vermutlich Gen 32,25 26–28 Vgl. Gen 11,7
3 Vgl. Gen 22,11
4 Vgl. vermutlich Gen 18,4
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arbeiten, und jeder dem andern kommend und gehend freundlich gebend und empfangend in den heitern und doch bedeutenden Augenblicken des Lebens als Engel des Herrn begegnen. Amen.
2 heitern] B: heiteren
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IX. Ueber die christliche Wohlthätigkeit.
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M. a. Z. Als ich neulich über die christliche Gastfreiheit zu euch redete, brachte ich in Erinnerung, wie ursprünglich die Gastfreiheit fast überall darauf beruht habe, daß diejenigen sich auf alle Weise in einem hülflosen Zustande befanden, welche von ihrer Heimath entfernt in die Fremde verschlagen waren. In jenen früheren Zeiten also war die Gastfreiheit, welche sich des heimathlosen, und die Wohlthätigkeit, welche sich des hülflosen annimmt, größtentheils dasselbe. Jezt sind beide sehr von einander getrennt; die gesellige Gastfreiheit kann von ihrem leiblichen Anfang grade auf ihr geistiges Ziel hineilen, die Wohlthätigkeit bleibt unmittelbar beim leiblichen stehen, und macht ganz andere Menschen zu ihrem Gegenstande. Allein verwandt sind doch beide auch jetzt noch. Denn jeder fühlt wohl, daß sofern der Gastfreiheit doch auch das leibliche unentbehrlich ist, jeder nur ein Recht hat gastfrei zu sein, | sofern er es zugleich an der Wohlthätigkeit nicht fehlen läßt; und wer wohlthätig | wäre, aber gar nicht gastfrei, von dem würden wir doch zweifeln, ob seine Wohlthätigkeit die rechte sei. Und gleich natürlich geht auch die eine wie die andere aus dem christlichen Sinne eines wohlgeordneten Hauswesens hervor. Denn keins besteht dermalen für sich und durch sich allein: die Hülfsmittel des Lebens werden nur in dem allgemeinen Verkehr gefunden, und je vielseitiger sich dieses verbreitet, je größere Fülle von Hab und Gut die Herrschaft des Menschen über die Erde erzeugt, um desto 9 annimmt,] B: annahm, 9 Jezt] B: Jetzt 12 bleibt unmittelbar] B: bleibt größtentheils unmittelbar 12–13 und macht ganz andere Menschen zu ihrem Gegenstande.] B: und wenn wir es in der Gastfreiheit am meisten mit unseres gleichen zu thun haben, so macht die Wohlthätigkeit größtentheils solche Brüder zu ihrem Gegenstande, welche in vielen Beziehungen in einer größeren Entfernung hinter uns zurückstehen. 14–15 beide auch jetzt noch. Denn jeder fühlt wohl, daß sofern der Gastfreiheit doch auch] B: auch jetzt noch diese beiden Tugenden. Denn wir fühlen gar wohl, daß sofern doch auch der Gastfreiheit 17 läßt;] B: läßt: 21 Denn keins] B: Denn kein solches 22 gefunden,] B: gefunden;
2 Predigt zum 26. Sonntag nach Trinitatis am 15. November 1818 vormittags in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin; vgl. die von Ludwig Jonas stammende Predigtnachschrift in KGA III/5 3 Vgl. oben die vorangehende Predigt Nr. 8
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größere Ungleichheit in dem äußeren Zustande der Menschen entsteht und erneuert sich überall, und in dieser Ungleichheit erzeugt sich ganz natürlich bei Allen, die noch irgend gerecht sein wollen, die Wohlthätigkeit. Gering ist verhältnißmäßig immer nur die Zahl derer, welche in Beziehung auf das äußere Leben vor andern so beglückt sind, daß ihr Wohlstand gegen alle Wechsel menschlicher Dinge gesichert erscheint; bei weitem die Meisten sind solche, die sich bald mehr zu haben dünken als andere, bald auch wiederum weniger als ihnen gebührt, die aber eben aus diesem schwankenden Bewußtsein am sichersten abnehmen können, daß sie haben was ihnen zusteht und in glücklicher Mitte leben. Denn gar viele giebt es hinter ihnen, von denen das Gefühl, daß sie in Absicht auf alle äußeren Güter des Lebens zu kurz gekommen sind, gar nicht weichen will. Und müssen wir nicht gestehen, daß ohne jenen zusammengesetzten und verwickelten Zustand der menschlichen Dinge, | aus dem uns der größte Theil der Annehmlichkeiten des Lebens entsteht, ein so großer Unterschied gar nicht statt finden könne? daß wenn wir nicht auf eine so erfreuliche Weise genug und übrig hätten, nicht so viele unserer Brüder zu wenig haben könnten? Da wurzelt also in der bloßen Gerechtigkeit das Bestreben zu helfen und auszugleichen; wir machen den göttlichen Segen im Aeußeren uns selbst dadurch genießbarer, daß wir das peinliche Gefühl derer lindern, welche durch dieselbe Verbindung der Menschen, durch die wir gesegnet worden sind, an ihrem Theile scheinen verkürzt worden zu sein. Daher ist nun diese Wohlthätigkeit nicht etwas zufälliges, sondern weil sie auf den unvermeidlichen Wirkungen des gemeinsamen Zustandes der Menschen beruht, ist sie etwas wesentliches. Darum finden sich auch mehrere Anweisungen darüber in der Schrift, und in der christlichen Kirche haben, seit dem ersten Anfange derselben, heilsame und nothwendige Ordnungen bestanden, nach denen sie ist ausgeübt worden. Aber sie kann nur geübt werden und ihren Zweck erreichen, wenn in jedem christlichen Hausstande 5 vor andern] B: vor Andern 7–10 die sich bald mehr zu haben dünken als andere, bald auch wiederum weniger als ihnen gebührt, die aber eben aus diesem schwankenden Bewußtsein am sichersten] B: die zwar leicht glauben, daß sie weniger haben als ihnen gebührt, dann aber auch wieder gestehen müssen, daß ihnen mehr geworden ist als Anderen, aus welchem schwankenden Bewußtsein sie eben am sichersten 17– 19 könne? ... könnten?] B: könnte? ... würden? 23 wir gesegnet worden sind,] B: wir uns gesegnet finden, 24 sein.] In B folgt ein Absatz. 24–25 Daher ist nun diese Wohlthätigkeit nicht etwas zufälliges,] B: Eine so begründete Wohlthätigkeit nun ist gewiß nicht etwas zufälliges; 28–29 Schrift, ... haben, ... derselben,] B: Schrift; ... haben ... derselben 3 natürlich] so B; A: natürtürlich
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ein richtiger Sinn dafür sich bildet, und bei aller Vertheilung des Erworbenen auf die Werke der Wohlthätigkeit Bedacht genommen wird. Darum hat es mir nothwendig geschienen, zu unsern bisherigen Betrachtungen über das christliche Hauswesen auch noch eine über die christliche Wohlthätigkeit hinzuzufügen. | 185 . B 185
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Text. Ephes. 4, 28. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, auf daß er habe zu geben dem Dürftigen. Die Worte klingen theils sehr schlicht, theils sogar rauh, sie scheinen auf einen sehr unvollkommnen Zustand der christlichen Gemeinschaft hinzuweisen, welcher noch Warnungen nöthig macht, die uns jetzt völlig überflüßig erscheinen. Sie machen auch gar wenig Aufhebens von der Sache, worauf es ankommt, und heben keine Bewegungsgründe dazu hervor; und so scheinen sie vielleicht auf keine Weise geeignet unsere Betrachtung über die christliche Wohlthätigkeit zu leiten. Allein m. Gel., gar wohlbedächtig und absichtlich habe ich, da es ja an andern in unsern heiligen Schriften nicht fehlte, gerade diese schlichten Worte gewählt, weil es mir weniger nöthig scheint, euch mit dringenden und beweglichen Aufforderungen zur Wohlthätigkeit zuzureden. Denn deren bedarf es in der That nicht, denn ihr seid beweglich genug in dieser Hinsicht, und sprecht leicht an, wenn euch jemand auffordert, so daß auch der Ruf eurer Wohlthätigkeit weit verbreitet ist. Allein demohngeachtet will es mich bedünken, als ob noch mancherlei unrichtiges sei in der unter uns gewöhnlichen und herrschenden Art der Wohlthätigkeit, wovon wir | uns noch losmachen müssen, und als ob es heilsam sein möchte, solche Ueberlegungen zu veranlassen, durch welche der Boden gereinigt werde, auf welchem dann eine Gott wohlgefällige und wahrhaft christliche Wohl1 Vertheilung] DV in B: Eintheilung 1–2 Erworbenen auf die Werke] B: Erworbenen gleich auf die Werke 4 noch eine] B: noch diese 10 Die Worte klingen] B: Die Worte, m. Gel. die wir eben vernommen, klingen 10 sie scheinen] B: und scheinen 12–13 die uns jetzt völlig überflüßig erscheinen. Sie machen] B: die wir jetzt in einer wohlgeordneten christlichen Gemeine für völlig überflüßig erklären können. Diese Worte machen 17 gar wohlbedächtig] B: gar wohl bedächtig 18 ja an andern] B: ja am andern 21–23 denn ihr seid beweglich genug in dieser Hinsicht, und sprecht leicht an, wenn euch jemand auffordert,] B: weil ihr beweglich genug seid in dieser Hinsicht, und leicht ansprecht, wenn euch jemand zu milden Gaben auffordert, 26–27 losmachen] B: los machen 24 mich] so B; A: mir
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thätigkeit gedeihen kann, und dazu scheinen mir die verlesenen Worte sich ganz vorzüglich zu eignen.
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I. Ich fange damit an, nach Anleitung unseres Textes die falsche Unterlage, auf welcher gar manche gepriesene Wohlthätigkeit ruht, hinwegzuräumen. Denn das haben jene rauh klingende Worte im Sinn, die manchen zarten Ohren mögen anstößig gewesen sein, Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr. Denn bleiben wir bei dem Buchstaben stehen, so sollte davon unter Christen gar nicht mehr die Rede sein; ja auch abgesehen von allem was die Frömmigkeit wirkt, theilen wir gewiß alle das Gefühl, daß schon bei einer gewissen Ausbildung des äußeren Lebens in der Gesellschaft solche Beeinträchtigungen der Gerechtigkeit nur begangen werden können von den rohesten, verworfensten Menschen, die wir gar nicht Ursach haben in unseren Versammlungen zu suchen. Aber m. Gel., laßt uns nicht bei dem troknen Buchstaben stehen bleiben, sondern dessen eingedenk sein, was wir schon in unserer Kindheit gehört haben als die richtige Auslegung des alten Gebotes, worin derselbe Ausdruck vorkommt, wie damit nicht nur jene ausdrückliche Verlezungen des Eigenthums gemeint | sind, welche sobald sie nachgewiesen sind, die Ahndung der bürgerlichen Gesellschaft nach sich ziehen, sondern alles was sich nur durch eine ausweichende zweideutige Auslegung jener allgemeinen Regeln rechtfertigen läßt, welche die Grundpfeiler der Treue und Gerechtigkeit sind. Jedes irgend bewußte Uebervortheilen, jede Handlungsweise, die, weil sie vortheilhaft ist, man sich scheut der strengsten eignen und öffentlichen Prüfung zu unterwerfen, jede Erwerbungsart, die nicht in jener wahren und höheren Gesezmäßigkeit begründet ist, welche fordert daß alles, was jeder für seinen eignen Vortheil thut, mit dem gemeinen Wohl und mit dem Wohl aller Einzelnen, die dabei betroffen sind, zusammenstimme, alles dieses ist schon Abweichung von der strengen Rechtschaffenheit in Verkehr und Geschäften und fällt unter die Warnung des Apostels. Es scheint freilich unfruchtbar m. Gel., nur solche allgemeine Ausdrücke aneinander zu reihen; aber es ist auch schwer und fast unendlich, ins Einzelne zu gehen. Indeß will ich eines und das andere wenigstens berüh1 dazu scheinen] B: dazu grade scheinen 5 klingende] B: klingenden 13 Ursach] B: Ursache 19 nachgewiesen sind,] B: nachgewiesen werden, 20–21 alles was sich nur durch eine ausweichende zweideutige] B: alles ist darunter begriffen, was sich nur durch eine ausweichende oder zweideutige 28 und mit dem Wohl] B: und dem Wohl 31 Apostels.] In B folgt ein Absatz. 32–33 aneinander] B: an einander 2 vorzüglich] B: vorzüglichen
26 Erwerbungsart,] B: Erwerbungsart;
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ren, was einem solchen Mittelpunkt des geschäftigen Lebens wie unsere Stadt vorzüglich eignet. – Die Schrift selbst sagt, „Gott der Herr hat den Armen neben dem Reichen gemacht;“ und was auch wohlmeinende Menschen von Zeit zu Zeit geträumt und sich in mancherlei Gestalten ausgebildet haben von einer äußeren Gleichheit der Menschen, wir wissen es ist ein Traum den der Höchste nicht billigt, weil sich kein irgend entwickelter Zustand der mensch|lichen Gesellschaft damit verträgt. Denn könnte auch heute durch ein Wunder Gottes oder ein freiwilliges Zusammentreten der Menschen eine solche Gleichheit entstehn: so würde morgen schon die Ungleichheit wieder da sein, und zwar so, daß wir offenbar sähen, der Herr habe sie gemacht, nicht nur indem er den Einen vor dem Andern mit Verstand und Geschick in seinem Geschäft begabt hat, sondern auch durch jenen wechselreichen Einfluß der äußeren Natur auf die menschlichen Bestrebungen, den wir zwar immer mehr, aber nie ganz in unsere Gewalt bekommen, und durch jene allgemeine Verkettung der menschlichen Angelegenheiten, in der immer das kleine durch das große und das große durch das kleine auf eine nicht zu berechnende Weise bestimmt wird. Aber wenn wir nicht läugnen können, daß auf diese Weise immer aufs neue Gott der Herr selbst den Armen neben dem Reichen hinstellt: so müssen wir doch einsehen, es ist sein Wille, daß die Liebe diesen Gegensaz mäßigen soll; wir müssen einsehen, die belebendste Vertheilung menschlicher Kräfte sei nur da, wo dieser Gegensaz in gewissen Schranken gehalten wird, weil nur unter dieser Bedingung jeder alle menschlichen Pflichten erfüllen kann. Wenn aber der Reiche die Abhängigkeit von ihm, in welche die Unbemittelten früher oder später gerathen, nicht so gebraucht, daß ihnen selbst dadurch aufgeholfen wird, sondern so eigennüzig, daß er immer reicher wird, jene aber immer tiefer in die Dürftigkeit | versinken; wenn der Reiche denkt, damit ich nur immer reicher werde, mögen jene immer mehr und mehr arbeiten müssen mit ihren Händen und Gutes schaffen für mich; wenn sie auch bei aller Arbeit nicht gewinnen, um den Dürftigen selbst etwas mitzutheilen, ich will es schon gut machen und den Dürftigen desto mehr geben; wenn ich nur reich werde, mögen sie auch so arm werden, daß sie wenig oder nichts mehr beitragen können zu den allgemeinen Bedürfnissen der Gesellschaft, ich will 6 wissen] B: wissen, 13 in seinem Geschäft] B: zu seinem Geschäft 28 er immer] B: er zwar immer 30 denkt, damit] B: denkt, Damit 34–35 mehr geben; wenn ich nur reich werde, mögen sie auch so arm] B: mehr von dem meinigen geben; wenn sie auch zulezt bei aller Arbeitsamkeit so arm 2–3 Vgl. 1Sam 2,7
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schon desto mehr auf mein Theil nehmen; mögen sie auch so arm werden, daß sie selbst die Pflicht nicht mehr erfüllen können, für die Erziehung ihrer Kinder zu sorgen, ich will sie schon erziehen lassen, ich kann das sogar wohlfeiler bestellen und besser: dann wird der Gegensaz zwischen den Reichen und Armen auf eine unnatürliche Weise überspannt, und der Reiche bestiehlt den Armen um den edelsten Theil seines Daseins. Ferner wieviele giebt es nicht, zumal an einem Ort wie der unsrige, die nicht nur mit Einzelnen in Verbindung stehn, sondern vielmehr ihr Geschäft auf mancherlei Weise treiben mit der Verwaltung des Ganzen und deren einzelnen Zweigen. Ich glaube dieser Gegenstand darf nur genannt werden, um zugleich die lockern Grundsäze in Erinnerung zu bringen, die in dieser Hinsicht gar manche sonst nicht verwerfliche Menschen befolgen. Aber wenn einer den übermäßigen Gewinn, den er am Ganzen macht, welches doch von allen Einzelnen muß gehalten werden, dadurch beschönigen | will, daß von keinem Einzelnen auch nur im mindesten gemerkt wird, was er deshalb dem Ganzen mehr thun und leisten muß, heißt das etwas anderes, als den Betrug durch die Heimlichkeit rechtfertigen wollen? und sollen wir die Unzufriedenheit und die Unordnung, die dadurch auf alle Weise hervorgebracht und unterhalten wird, auch nur in ihren äußeren Folgen angesehen, für nichts rechnen? Sehet da, m. Gel., dieses und alles ähnliche gehört mit unter das Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr! und nun laßt mich nicht mehr fragen, ob wir so weit hinaus sind über diese Ermahnung, als es auf den ersten Anblick schien. Aber das laßt uns zu Herzen nehmen, daß der Apostel diese Ermahnung vor die Aufforderung zur Wohlthätigkeit stellt, als ob er uns sagen wollte, Ehe ihr daran denkt wohlthätig zu sein, die Dürftigen zu unterstüzen, seid zuvor gerecht, leget alle auch die geheimste Ungerechtigkeit ab, welche eben am meisten Dürftige macht. Ja ich möchte noch mehr sagen, er wählt die gradesten, trokensten Worte, die ohne verlegene Beschämung gar nicht angehört werden könnten, als ob er sagen wollte, einer Gesellschaft aus welcher noch nicht alles Unrecht dieser Art verbannt ist, gereicht auch die freigebig1 nehmen; mögen] B: nehmen; ja mögen 4 dann wird] B: dann, wenn der Reiche so denkt, wird 7 Daseins.] B: Daseins. – 10 des Ganzen] B: des Staates 11 um zugleich] B: um sogleich 14–15 am Ganzen macht, welches doch von allen Einzelnen muß gehalten werden,] B: am gemeinen Wesen macht, welches doch von allen Einzelnen muß aufrecht gehalten werden, 17 muß,] B: muß: 20 auf alle Weise] B: auf allerlei Weise 21 rechnen?] In B folgt ein Absatz. 27 daran denkt wohlthätig zu sein, die] B: dran denkt wohlthätig zu sein und die 30 trokensten] B: trockensten 32 einer Gesellschaft] B: Einer Gesellschaft 27 ob] so DV in B; OD: ab
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ste Wohlthätigkeit nicht zur Ehre sondern zur Schmach. Denn was sind solche Wohlthätige anders als, wie der Erlöser sagt, übertünchte Gräber; die Höhle des Raubes soll mit einem glänzenden Schimmer geschmückt werden und mit heiligen Zeichen verziert, und nach jeder solchen heuchlerischen That kehrt der böse Geist mit erneuter | Kraft zurück und freut sich seine Wohnung so betrügerisch geschmückt zu finden; das Gewissen das eigne sowol als das gemeinsame, was wir die öffentliche Meinung nennen, soll beschwichtigt werden und irre geleitet, als ob das Böse ausgeglichen werden könne durch das gute Werk! Und was sind doch gewöhnlich die glänzendsten milden Gaben, im Vergleich mit dem Reichthum der auf ungerechtem Wege erworben ist? ein kaum zu nennender Theil desselben! Und der da viele in Armuth gebracht hat, um selbst desto reicher zu werden, wieviel weniger giebt er immer nicht nur dem innern Gehalt nach, sofern das Scherflein des Dürftigen mehr werth ist als das Pfund des Reichen, sondern wirklich auch dem äußeren Werth nach wieviel weniger, als die Vielen zusammen genommen würden gegeben haben, hätte jener ihnen nur etwas mehr Raum gelassen um sich frei zu bewegen! – Und daß nicht etwa jemand sage, gesezt auch es gebe Einzelne unter uns, mit deren Wohlthätigkeit es nicht viel besser stehe: so können wir übrigen uns das doch nicht zurechnen, und unsere Wohlthätigkeit bleibt in Ehren! Denn so ist es nicht; vielmehr ist das das Wesen des christlichen Lebens, daß, wie alles Verdienst gemeinschaftlich ist, so auch alle Schuld. Sollte nicht jeder, der gern wohlthätige Unternehmungen befördert, sich scheuen die Opfer derer anzunehmen, deren Reichthum auf irgend eine Weise befleckt ist? sollten sie sich nicht scheuen, demüthige und fröliche Geber in Gemeinschaft zu bringen mit verdächtigen Namen? Sollten wir uns nicht | scheuen, den Dürftigen zu allem, was sie drückt, auch noch den Unsegen des ungerechten Gutes zuzuführen, das auch mitgetheilt nicht gedeihen kann? Ja laßt uns auf alle Weise streng sein gegen jede Wohlthätigkeit, die nicht die reinste und vorwurfsfreiste Gewissenhaftigkeit zur Grundlage hat. 3 Gräber; die] B: Gräber? Die 4 verziert,] B: verziert; 9 könne] B: könnte 12– 13 Und der da viele in Armuth gebracht hat,] B: Und ein solcher, der Viele in Armuth gebracht oder wenigstens darin gelassen hat, 14 Gehalt] B: Gehalte 18 bewegen! – ] B: bewegen! Es folgt ein Absatz. 19–20 sage, gesezt auch ... stehe:] B: sage, Gesezt auch ... steht: 22–23 nicht; vielmehr ... daß, wie] B: nicht: vielmehr ... daß wie 26–27 sollten sie sich nicht scheuen, demüthige und fröliche Geber] B: sollten wir uns nicht in jedem solchen Falle billig scheuen, demüthige und fröhliche Geber 12 viele] so DV in B; OD: vielen 2–3 Vgl. Mt 23,27
14–15 Vgl. Mk 12,41–44; Lk 21,1–4
27 Vgl. 2Kor 9,7
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Wer da unrecht gethan hat, der lege es zuvor ab, damit nicht seine Wohlthätigkeit befleckt sei von seinem Unrecht. Hat er es aber abgelegt, dann möge er sagen, Und was ich unrecht erworben, das gebe ich zwiefältig den Armen. 5
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II. Nachdem wir uns also verständiget haben über den einzigen Grund auf dem eine gottgefällige Wohlthätigkeit erbaut werden kann: so laßt uns nun in dem Licht unseres Textes auch den falschen Schimmer betrachten, mit dem nur gar zu oft die christliche Wohlthätigkeit umgeben wird, damit wir uns deshalb schämen. Was sagt der Apostel in unserm Text weiter? Jeder arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, damit er habe zu geben dem Dürftigen. Das klingt wahrlich gar nicht groß und prächtig, gar nicht als eine ganz besondere Tugend oder Seligkeit, wie doch gar oft die Wohlthätigkeit gewiß mehr zum Schaden als zum Nuzen vorgestellt wird. Denn diese Worte sagen doch von ihr nichts mehr und nichts weniger, als daß sie das richtige Maaß unserer Arbeit sei. So wenig wir uns nun der Arbeit, die wir mit unsern Händen schaffen, als sei sie etwas großes und herrliches besonders zu rüh|men pflegen: eben so wenig ist auch das etwas großes, wenn wir das richtige Maaß dieser Arbeit erfüllen; und weiter soll nach unserm Text die Wohlthätigkeit nichts bedeuten. Die Meinung nämlich ist die. Eben weil der widrigen Umstände wegen, oder wenn besondere Unglücksfälle eintreten, gar mancher auch beim besten Willen nicht so viel mit seiner Arbeit schaffen kann, als er mit den Seinigen braucht: so thut jeder zu wenig der nicht mehr erarbeiten will, als er selbst bedarf; sondern jeder soll bemüht sein mehr zu schaffen als er braucht, damit er etwas habe jenen Unvermögenden mitzutheilen. Und daß nur dies das richtige Maaß unserer Arbeit ist, wenigstens in dem Zustande des menschlichen Lebens der damals schon bestand und jetzt auch noch, das kann wol niemand läugnen. Denn wenn es uns gelingt, durch die Arbeit unserer Hände uns zu verschaffen, was zu unserm und der Unsrigen eigenem Leben gehört: so ist das freilich zunächst die Frucht unseres Fleißes; aber unser Fleiß vermag doch nur uns dieses zu verschaffen unter Voraussezung jener Leichtigkeit und Zuverläßigkeit des Verkehrs und der Mittheilung, 3 dann möge er sagen,] B: dann wissen wir ihm nichts besseres zu wünschen, als daß er möge sagen können, 6 Grund] B: Grund, 14 zum Nuzen vorgestellt] B: zum Nuzen des gesammten christlichen Lebens vorgestellt 20–21 Die Meinung nämlich ist die.] B: Der Zusammenhang nämlich ist dieser. 29 bestand] B: bestand, 31 gehört:] B: gehört; 31 eigenem] so B; A: eigenen
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die nur durch unsere bürgerliche Ordnung und die mannigfaltigsten öffentlichsten Sicherheitsanstalten möglich wird. Diese Anstalten also müssen erhalten werden, und schon dazu muß unser Fleiß, soll er nicht ganz vergeblich sein, mehr herbeischaffen als wir selbst unmittelbar für uns selbst brauchen. Aber wenn der Armuth nicht abgeholfen wird, wenn die Zahl der Dürftigen überhand nimmt: so wird gar | bald die Sicherheit aller jener Verhältnisse, auf denen der Erfolg unseres Fleißes beruht, mehr oder weniger unmittelbar gefährdet werden. Indem wir also unserer Arbeit die Ausdehnung geben, daß wir auch etwas haben für die Dürftigen: so erfüllen wir nur das rechte Maaß derselben in den von Gott angeordneten Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft, wir thun nichts, als was bei richtiger Berechnung dieser schon die Rücksicht auf unsern eigenen dauernden Vortheil uns auflegt. Da ist also nichts weiter besonders zu rühmen, sondern wenn wir unterlassen haben, was uns hierin obliegt, so sind wir faule Knechte und haben uns vor der natürlichen Strafe zu fürchten, haben wir gethan was uns obliegt, haben wir uns bei steigender Noth angestrengt um immer mehr zu thun, so mögen wir uns hinstellen, und wenn wir mit weichlichen Lobeserhebungen überhäuft werden, mögen wir in Wahrheit sagen, wir sind unnüze Knechte, denn wir haben nur das uns zugewiesene Maaß menschlicher Arbeit erfüllt. Indem nun der Apostel uns die Wohlthätigkeit aus diesem einfachen und schlichten Gesichtspunkt darstellt, zeichnet er uns auch den Umfang derselben so bestimmt, daß wir gestehen müssen, eben so wenig als sie ein besonderer Ruhm ist, eben so wenig schließt sie auch eine vorzügliche Seligkeit und Zufriedenheit in sich, die sich nur ausgezeichnet Beglückte verschaffen können. Denn der Apostel führt die Wohlthätigkeit bis dicht an die Grenzen der Dürftigkeit selbst hinab. Auch diejenigen, welche mit ihren Händen arbeiten | müssen, sollen schaffen soviel sie können, nicht nur um nicht selbst in die immer drückende Lage zu kommen, daß sie nur durch die Hülfe Anderer bestehen können, sondern auch um selbst noch etwas denen zu geben, 2 öffentlichsten] B: öffentlichen 2 möglich wird.] B: möglich wird, und zwar gilt dies von allen Ständen ohne Unterschied. 5 für uns selbst brauchen.] B: für uns und die Unsrigen gebrauchen. 10–11 Maaß derselben] B: Maaß der Anstrengung 14 rühmen,] B: rühmen; 16–17 fürchten, haben wir] B: fürchten. Haben wir 18 um immer mehr zu thun, so mögen wir uns hinstellen,] B: um dann auch mehr zu thun als im gewöhnlichen Lauf der Dinge: so mögen wir uns demüthig hinstellen, 26–27 die sich nur ausgezeichnet Beglückte verschaffen können.] B: wie etwa nur ausgezeichnet Beglückte sie sich verschaffen können. 30 sie können,] B: sie vermögen, 15–16 Vgl. Mt 25,26
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die schon in dieser Lage sind. Denn beides liegt nahe genug aneinander; wer gar nicht mehr mittheilen kann, der wird gar bald selbst der Mittheilung bedürfen. So ist denn die Wohlthätigkeit, von dieser Seite angesehen, wiederum nichts anders als das Maaß unserer Entfernung von der Dürftigkeit, weil die rechten Gegenstände der Wohlthätigkeit diejenigen sind, die selbst nicht mehr wohlthätig sein können; und also ist keine besondere Seligkeit darin zu sezen, daß, indem wir die Dürftigen erleichtern, wir fühlen, daß wir selbst nicht dürftig sind. Und bei allem Scheine von Ungleichheit, als ob diejenigen wenigstens, deren Wohlthätigkeit ins Große gehen kann, eine große Glückseligkeit voraus hätten, zeigt die genauere Betrachtung auch hier eine völlige Gleichheit. Derjenige, welcher unter ungünstigen Verhältnissen in das Leben eingetreten, und auf eine niedrige Stufe in der Gesellschaft gestellt ist, sich aber treu an das Wort des Apostels hält, und im Schweiß seines Angesichts so viel schafft, daß er nicht nur sich und die Seinigen ernährt, sondern, wie wir es auch allen angehenden Eheleuten, die ihren christlichen Hausstand miteinander beginnen, bei ihrer Einsegnung vorhalten, auch noch etwas, wie wenig es immer sei, erübriget, um es denen darzureichen, die ihr Leben unter noch drückenderen Verhältnissen führen | müssen, der kann sich doch gewiß eines großen Erfolges seiner Gaben nicht rühmen, sie sind nichts, womit er vor der Welt glänzen kann, sie sind nur eine dankbare Bescheinigung darüber, daß ihn Gott wenigstens auf dieser Stufe erhalten hat, und ein frohes Zeichen, wobei er sich seiner treuen pflichtmäßigen Anstrengung erinnert. Derjenige hingegen, welchen Gott so reichlich gesegnet hat, daß er scheint so gut als gar nicht arbeiten zu dürfen, und sich also ganz dem höheren geistigen Leben hingeben kann, der mag zwar sonst viel edle und reine Freuden voraus haben, und auch was die Wohlthätigkeit betrifft, hat er zwar gar viel zu vertheilen: aber es ist doch immer für den größeren Kreis, in den er gestellt ist, nicht mehr, als was jener in seinem kleineren bewirkt, nur daß, was er vertheilt, für ihn nicht ein frohes Zeichen seiner Anstrengung ist, denn er vertheilt nicht was seine eigenen Hände geschafft haben, sondern was andere; er ist nur die Vorrathskammer in der sich aus einem größeren Bezirke sammelt, was unter die Dürftigen soll vertheilt werden; und wenn er, ich will 1 die schon in dieser Lage sind.] B: die sich schon in dieser Lage befinden. 9 Und bei] B: Ja bei 21 rühmen,] B: rühmen; 27 der mag] B: dieser mag 29 zwar gar viel zu vertheilen:] B: zwar das voraus, daß er gar viel zu vertheilen vermag: 32 denn er vertheilt nicht was] B: weil er nicht vertheilt was 35 vertheilt werden; und wenn er,] B: vereinzelt werden. Wenn daher ein so begünstigter, 18 vorhalten] so DV in B; OD: vorbehalten
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nicht sagen die Glückseligkeit, aber das zufriedene Gefühl von jenem theilen will, so muß er mehr thun als geben, er muß sich der Ausführung wohlthätiger Unternehmungen, der beurtheilenden Aufsicht über die zweckmäßige Verwaltung und Vertheilung der Beisteuern Anderer unterziehen, dann erst kann er sich denen gleich stellen, welche gearbeitet haben, damit sie vermöchten etwas mitzutheilen, und dann kann auch er Zufriedenheit empfinden für seine | Mühe. Aber eine besondere Glückseligkeit ist eben so wenig dabei als ein besonderer Ruhm, sondern nur das wehmüthige Gefühl, daß die vorzüglich Begünstigten in der Gesellschaft es nur sein können auf Kosten Anderer, und der Trost darüber, der darin liegt, daß sie, wie sie viel empfangen, auch den Lauf des Gebens reichlich und thätig befördern. So laßt uns denn unsere christliche Wohlthätigkeit von allem eiteln Gepränge frei halten; denn von dem falschen Schimmer von Ruhm und Glückseligkeit, womit sie oft wohlmeinend umgeben wird, bleibt bei näherer Betrachtung nichts übrig. Sie bleibt ein Werk der Noth und gewißermaßen der Schaam, wovon so wenig Aufhebens gemacht werden soll, als irgend die Sache gestattet. Zu schwelgen aber in süßlichen Empfindungen der Freude und Selbstbefriedigung, wenn sie im Stande waren durch milde Gaben die Noth der Brüder zu lindern, das wollen wir denen überlassen, welchen es noch an der rechten Erkenntniß davon fehlt, daß der Mensch eben so wenig durch Werke der Noth vor Gott gerecht werden kann als durch Werke des Gesezes, sondern nur durch den Glauben, aus dem alle guten Werke hervorgehen müssen. Laßt uns nicht vergessen, daß unter die Hauptpunkte, gegen welche die Verbesserer der Kirche ihren heiligen Eifer richteten, vorzüglich auch gehörte jener eitle Ruhm guter Werke, aus welchem eine Menge von ihrem Umfange nach bewundernswürdigen Stiftungen der Wohlthätigkeit hervorgegangen waren, die aber, wie ihnen nur ein | verkehrter Sinn zum Grunde lag, auch nur verderbliche Wirkungen hervorbrachten. Denn die Menschen scheuten sich nicht mehr auf die Stufe der Dürftigkeit hinabzusinken, weil sich ih1–2 von jenem theilen will, so muß er mehr thun als geben,] B: von jenem emsigen und arbeitsamen Wohlthätigen theilen will: so muß er nicht nur mehr geben, sondern noch mehr thun als geben; 8–9 ist eben so wenig dabei als ein besonderer Ruhm, sondern nur das] B: ist auch hiebei eben so wenig als ein besonderer Ruhm, sondern nur auf der einen Seite das 10 es nur] B: dies nur 11 und der Trost darüber, der darin liegt, daß sie, wie sie viel empfangen,] B: und auf der andern Seite der Trost hierüber, der darin liegt, wenn diejenigen, welche viel empfangen, 32 auf die Stufe der Dürftigkeit hinabzusinken,] B: auf die niedrigste Stufe der Dürftigkeit aus eigner Schuld hinabzusinken, 10 können] können,
13 Wohlthätigkeit] so B; A: Wohlthäthätigkeit
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nen dann ein Schaz öffnete, aus dem sie auf die bequemste Weise alle ihre Bedürfnisse befriedigen konnten. So entstand denn der Arme neben dem Reichen nicht nach dem Gesez der göttlichen Ordnung, sondern nach dem der menschlichen Thorheit; und etwas ähnliches muß immer die Folge sein, wenn mit der Wohlthätigkeit Gepränge getrieben wird, und der Dürftige merkt, daß durch das Wohlthun die Eitelkeit der Geber befriediget wird. Darum, wenn wir wohlthun, sollen wir es nicht ausrufen auf den Gassen, sondern unser Scherflein geben in demüthiger Stille. III. Und nachdem wir unsere Wohlthätigkeit auch auf diese rechte Gemüthsstimmung zurückgeführt haben, ist uns nur noch übrig, daß wir nach Anleitung unseres Textes auch vor der falschen Ausübung der christlichen Wohlthätigkeit warnen. Der Apostel nämlich sagt: Jeder arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, damit er habe zu geben dem Dürftigen. Merket wol, er sagt nicht, damit er gebe dem Dürftigen, sondern damit er habe zu geben. Geben dem Dürftigen soll der Einzelne nicht, sondern das soll die Gemeine. Wer mehr erwirbt in seinem Gewerbe als er bedarf in seinem Hausstande, der gebe es der Gemeine, und die Gemeine vertheile. Glaubt nicht daß ich das auf eine willkührliche Weise hinein|künstle in unsern Text. Nein, sondern es war dies die ursprüngliche Ordnung in der christlichen Kirche, die also auch der Apostel, als er schrieb, gewiß im Sinne hatte. Alle der Wohlthätigkeit bestimmten Ersparnisse wurden der Gemeine dargebracht, und die Gemeine wählte unter den zuverläßigen kundigen Männern und Frauen, die auch über ihre Zeit genugsam schalten konnten, die Vertheiler der gemeinsamen Gaben. Das war eine gute und schöne Ordnung, die man nicht hätte verlassen sollen. Denn der Geber konnte bei weitem nicht so leicht verführt werden zu einer verderblichen Eitelkeit. Wie nämlich der Mensch nicht leicht selbstgefällig wird, wenn er sich mit dem Gesez vergleicht, weil sich dem jeder zu tief untergeordnet fühlt, sondern wenn er sich mit dem und jenem Einzelnen vergleicht und sagen kann, ich danke Gott, daß ich nicht bin wie dieser, dann gefällt er sich selbst: eben so erhebt sich nicht leicht einer wegen dessen was er dem Ganzen, was er der Gemeine darbringt, weil doch jeder fühlt, daß er sich dieser ganz und gar schuldig ist; sondern wenn er die einzelnen Menschen vor sich wandeln sieht, von denen er sagen kann, dem habe ich so 13 warnen.] In B folgt ein Absatz. 31 fühlt,] B: fühlt; 7–9 Vgl. Mt 6,1–4
32–33 Vgl. Lk 18,11
19–20 Glaubt nicht] B: Glaubt nicht,
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und dem so geholfen, dann erhebt er sich. Dies kann aber nie geschehen, wenn alle Gaben der Gemeine dargebracht und von dieser vertheilt werden; sondern da geht es in der That wie der Erlöser will, daß die Rechte nicht wissen soll was die Linke gethan. Denn das Vergessen dessen was wir selbst gethan haben kann ja niemand gebieten, wie denn was einer vergessen wollte, er am wenigsten | vergessen würde; wenn aber alle Gaben der Gemeine dargebracht werden und diese vertheilt, so weiß keiner was aus seiner Gabe geworden ist, keiner hat einen bestimmten Erfolg hervorgebracht dessen er sich rühmen könnte, sondern alle können sich nur gemeinschaftlich des gemeinsamen Werkes freuen. Aber auch für die Empfangenden war besser gesorgt auf jene Weise. Denn es ist ja ein viel peinlicheres Gefühl, Rettung und Hülfe einem Einzelnen zu verdanken, und sich sonach abhängig fühlen von einem glücklichen Zusammentreffen, einem hülfreichen Zufall, einer günstigen Gemüthsstimmung. Der Gemeine ist sich doch jeder ganz schuldig, und es kann keinem drückend sein, von denselben vereinten Kräften auch das leibliche zu empfangen, denen er ohnedies alles geistige verdankt. – Wie es nun zugegangen ist, daß diese Ordnung aufgehört hat, so daß die Wohlthätigkeit der christlichen Gemeine nur noch ein dürftiges Schattenbild geblieben ist, das an den meisten Orten mehr zum Schein besteht, als daß es in irgend einem Verhältniß stände mit den Bedürfnissen der leidenden Gemeingenossen, die wesentliche Unterstüzung der Dürftigen aber ganz von den unzusammenhängenden Erweisungen Einzelner abhängig wurde, das können wir hier wol nicht auseinandersezen, desto leichter aber uns überzeugen, daß es so nicht gut ist, sondern daß dieses eben so gewiß eine falsche Ausübung der Wohlthätigkeit ist, als es der Anweisung des Apostels in unserm Text zuwiderläuft. Denn wie kann der Einzelne, wenn er genöthigt ist seine milden Gaben selbst | an Mann zu bringen, das gute Gewissen einer richtigen Anwendung bewahren, da er nie im Stande ist die einzelnen Ansprüche, die zufällig an ihn gemacht werden, mit der Summe des Uebels zu vergleichen, dem überhaupt abgeholfen werden soll? Weil nun keiner ein richtiges Maaß hat, so schwanken alle, mehr oder weniger, zwischen zwei entgegenge5 dessen ... haben] B: dessen, ... haben, 6–7 würde; wenn] B: würde. Wenn 7– 8 und diese vertheilt,] B: und diese dann sie vertheilt: 9 hervorgebracht] B: hervorgebracht, 15–16 Der Gemeine ist sich doch jeder ganz schuldig,] B: Der Gemeine hingegen ist sich schon ohnedies jeder ganz schuldig; 17–18 denen er ohnedies alles geistige verdankt. – ] B: denen er ja doch schon alles geistige verdankt. 25 hier wol] B: hier wohl 34–1 alle, ... weniger, ... eine ... gedrängt, vom] B: alle ... weniger ... eine, ... gedrängt und vom 3–4 Vgl. Mt 6,3
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sezten Fehlern. Der eine von seinen Geschäften gedrängt, vom weichherzigen Gefühl überwältigt, weiß keine bessere Regel als den zu befriedigen, der ihm jedesmal in den Weg kommt, und so wird er leicht hintergangen. Der andere gewohnt überall strenge Rechenschaft zu geben und zu fordern, mißtrauisch gemacht durch kränkende Erfahrungen, bekannt mit der Unwahrhaftigkeit derer die Hülfe bedürfen, weiset manchen, der nur mit gerechten Seufzern zurückgeht, von sich, weil er sich fürchtet von unwürdigen gemißbraucht zu werden und gern überall bei dem würdigsten anfangen möchte. Ist nicht jenes unverständig und schwach, und dieses hart und gefühllos? Neigt sich nicht jeder in den Erweisungen seiner Wohlthätigkeit bald auf die eine bald auf die andere Seite? Und können wir das für die richtige Ausübung einer christlichen Pflicht halten, was genau betrachtet immer nur als ein gemäßigter Fehler erscheint? Daher sind dann auch die Fehler leicht zu begreifen, die sich bei den Hülfsbedürftigen so häufig finden, und über die wir so viele Klagen hören. Sie entstehen aus den Fehlern der Helfenden oder werden wenigstens durch sie genährt. Denn unsere Wohlthätigkeit, wenn | sich jene Schwächen darin offenbaren, kann nicht den reinen Eindruck einer reinen christlichen Tugend machen; es fehlt also die Ehrfurcht, welche am sichersten alle Mißbräuche zurückhält, und so halten jene sich denn berechtigt die Schwächen, die wir ihnen zeigen, so gut es geht zu ihrem Vortheil zu benuzen. Ist aber die Seele nicht mehr als der Leib? wenn durch das Wohlthun sittliche Schwachheiten, ja gröbere Sünden unterhalten und fortgepflanzt werden, wird dann nicht mehr geschadet als geholfen wird? Nun aber sind diese nachtheiligen Folgen unvermeidlich, wo das meiste in dieser Sache auf der unzusammenhängenden und ungeordneten Wohlthätigkeit der Einzelnen beruht, und deshalb ist diese immer verwerflich, und jeder unter uns sollte gern der eiteln Freude seine Gaben selbst zu vertheilen und sich an den Früchten derselben zu freuen entsagen, damit die Wohlthätigkeit wieder ein gemeinsames Werk werde. Dieses ist sie nun freilich größtentheils, sowol bei uns als in andern christlichen Ländern und Orten, schon wieder geworden; aber ich darf mich nicht scheuen hier meine Meinung darüber auszuspre8–9 unwürdigen ... werden ... würdigsten] B: Unwürdigen ... werden, ... Würdigsten 10–11 Neigt sich nicht jeder] B: Aber neigt sich nicht dennoch jeder 14 erscheint?] In B folgt ein Absatz. 17 Helfenden ... durch sie] B: Helfenden, ... durch diese 19– 20 reinen christlichen Tugend] B: ächten christlichen Tugend 24 Schwachheiten,] B: Schwachheiten 28 beruht,] B: beruht; 26 nachtheiligen] so B; A: nachtheilige
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chen, auch dieses nicht auf die rechte Art. Wie man nämlich bemerken mußte, daß bei jener falschen Ausübung der Wohlthätigkeit mehr Mißbräuche genährt wurden, als daß der Dürftigkeit wirklich wäre gesteuert worden, und man es nicht gleichgültig ansehen konnte, daß treue und wohlmeinende Glieder des Ganzen ihre Hülfsmittel vergeblich verschwendeten, unnüze und faule aber im Vertrauen darauf ein unwürdiges Leben | hinschleppten: so nahm sich endlich die Obrigkeit der Sache an, und die Vertheilung der Wohlthätigkeit ward eine Angelegenheit des weltlichen Regiments in seinen verschiedenen Verzweigungen, wie sie früher eine Sache der kirchlichen Gemeine war. Diese Veränderung nun ist meines Erachtens nicht der Punkt auf dem wir stehen bleiben sollen, sie ist nicht etwas dessen wir uns rühmen könnten, sondern auch ihrer müssen wir uns noch in mancher Hinsicht schämen. Denn es ist schon schlimm genug, daß der gute Wille der Einzelnen in seinen Aufregungen durch ein äußeres Gesez gebunden wird, da sich diese Aufregungen denen, welche das Amt der Vertheilung haben, wenn sie dies kraft eines bürgerlichen Ansehens und obrigkeitlichen Auftrages verwalten, nicht so leicht ungezwungen mittheilen lassen, als wenn es Beauftragte der kirchlichen Gemeine sind, denen sich weit leichter und herzlicher jeder mittheilen wird, der gern einem Hülfsbedürftigen will geholfen wissen. Noch übler aber ist es, daß wie die Sachen einmal stehen, alles was im Namen der Obrigkeit in dieser Art geschieht, ein weitläuftiges Geschäft wird, wo dem Vertrauen wenig oder nichts kann eingeräumt werden, sondern den strengsten Formen muß man genügen, die genaueste Nachweisung muß überall möglich sein, zur pünktlichsten Rechenschaft alles im voraus angelegt und bereitet werden. Denn daß auf diesem Wege manches wohlthätige und heilsame gar sehr erschwert, ja oft | lieber unterlassen wird, und daß das gemüthliche Vertrauen, welches wir als | christliche Gemeinglieder jeder den Bevollmächtigten seiner Gemeine so gern schenkten, und welches mit Gottes Hülfe die Erfahrung immer rechtfertigen würde, in diesen Angelegenheiten der christlichen Wohl5 ihre Hülfsmittel] B: ihr Hülfsmittel 11 Diese Veränderung nun ist meines Erachtens nicht der Punkt auf dem] B: Wenn nun dieses freilich besser ist als jenes: so höret doch, weshalb auch diese Veränderung meines Erachtens noch nicht der Punkt ist, auf dem 12 sollen,] B: sollen; 13 sondern auch ihrer müssen wir uns noch] B: sondern wir müssen uns vielmehr auch ihrer noch 14–15 Wille der Einzelnen in seinen Aufregungen] B: Wille derjenigen Einzelnen, welche Gelegenheit haben verborgenes Elend wahrzunehmen, in seinen Mittheilungen 16–19 sich diese Aufregungen denen, ... mittheilen lassen,] B: sich gute Wünsche und Vorschläge gegen die, ... äußern lassen, 23 geschieht, ein] B: geschieht, wie alles was sonst zum öffentlichen Dienst gehört, ein 24 werden,] B: werden; 31–32 die Erfahrung immer rechtfertigen würde,] B: durch die Erfahrung immer würde gerechtfertigt werden,
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thätigkeit schneller und vollständiger zum Ziel führte, das möchte wol niemand läugnen wollen. Darum ist auch diese Veränderung noch nicht das rechte, dessen wir uns rühmen können. Weswegen ich aber meine, daß wir uns ihrer sogar zu schämen haben, das ist dieses. Ich denke nämlich, das allgemeine Gefühl, daß die Wohlthätigkeit wieder müsse ein gemeinsames Werk werden, würde gleich die rechte Wendung genommen haben diese Sache auf ihre ursprüngliche Gestalt in der christlichen Kirche zurückzuführen, und die Obrigkeit würde gar nicht geeilt haben sie zu der ihrigen zu machen, wenn nur die christlichen Gemeinen da und sichtbar gewesen wären, wenn sie nur hätten hervortreten können als frische und lebendige Wesen, bekannt und bewährt dafür, daß sie wol fähig wären etwas bedeutendes tüchtig auszuführen. Daß nun die christlichen Gemeinen als Vereinigung der Christen selbst untereinander zu allem, was sich auf die Angelegenheiten unseres Glaubens und des christlichen Lebens bezieht, großentheils, denn die rühmlichen Ausnahmen sind uns wohl Allen bekannt, so gut als verschwunden gewesen sind seit langer Zeit hier und an vielen andern Orten; daß das kirchliche Leben so fast gänzlich von dem bürgerlichen hat können | verschlungen werden bei uns, da es doch anderer Orten noch blüht, das meine ich muß ein Gegenstand der Schaam für uns sein. | Wenn nun dieses zum Theil wenigstens die Schuld eines früheren Geschlechtes ist, so mögen wir uns desto mehr freuen, daß wir mit Gottes Hülfe berufen sind sie abzulösen. Denn es steht uns ja bevor, der Versuch wenigstens, unsere kirchliche Verbindung wieder enger zusammenzuziehen. Nicht lange hoffentlich, so werden die Hausväter unserer Kirchgemeinden aufgefordert werden sich zu versammeln, um diejenigen aus ihrer Mitte zu bestimmen, denen sie am liebsten mit uns Lehrern ihr Vertrauen schenken wollen in allen kirchlichen Angelegenheiten. Möge dann auch bald des Armenwesens in christlicher 1 führte,] B: führen würde, 4 ist dieses.] In B folgt ein Absatz. 9–10 die christlichen Gemeinen] B: christliche Gemeinen 10 wenn sie nur hätten] B: wenn nur solche hätten 12 wol fähig wären] B: wohl fähig sind 13–16 Daß nun die christlichen Gemeinen als Vereinigung der Christen selbst untereinander zu allem, ... großentheils,] B: Daß nun eigentliche kirchliche Gemeinen als Vereinigung der evangelischen Christen, wie sie der Ordnung gemäß mit einander verbunden sein sollen zu allem, ... das solche großentheils, 18 daß das kirchliche Leben so fast gänzlich] B: daß auf diese Art das kirchliche Leben fast gänzlich 20 muß] B: soll billig 23 ist,] B: ist: 24–25 bevor, der Versuch wenigstens,] B: bevor der Versuch wenigstens 26–30 Anspielung auf die politischen Reformbemühungen zur Kirchenverfassung, die ab 1819 stockten.
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Liebe gedacht werden! mögen diese kirchlichen Vereine, wenn sie erst bestehen, sich immer mehr so gestalten, daß auch die Obrigkeit es bald am zweckmäßigsten finde die Sorge für die Dürftigen in die Hände zurückzugeben, in denen sie sich in der Christenheit ursprünglich befand. Dann würde am sichersten unsere Wohlthätigkeit nicht nur von aller Untugend und Eitelkeit, die sich so leicht beimischt, frei bleiben, sondern auch ihre Ausübung auf mancherlei Weise mehr gesichert und erleichtert werden. Und jedem christlichen Hauswesen wird dann auch die Sorge geheiliget werden vom Ueberflüßigen abzuthun, damit wir desto mehr haben, was wir der Gemeine darbringen können als ein Opfer der Liebe und Dankbarkeit, damit sie, von der am liebsten auch jeder das leibliche empfängt, es darreiche den Dürftigen. | So führt uns denn auf allen Seiten die Betrachtung alles dessen, was zur christlichen Gottseligkeit | im Hausstande gehört, auf den Zusammenhang jedes Hauswesens mit der Gemeine zurück. Wie wir sahen daß glücklicher Anfang und gottgefälliger Fortgang des Ehestandes darauf vorzüglich beruhe, daß der Segen der christlichen Gemeine in rechtem vollen Maaß darin walte, und die Erziehung der Kinder darauf, daß sie zu Gliedern der Gemeine des Herrn gebildet werden; wie wir sahen daß die Verhältnisse aller Glieder des christlichen Hauswesens nur bestehen können, wenn alle sich ansehn als Knechte und Freigelassene unseres Herrn: eben so führt uns auch dies lezte und gleichsam äußerlichste im christlichen Hausstande zu derselben Betrachtung zurück, daß auch in der Ausübung der christlichen Wohlthätigkeit keine Reinheit und Vollkommenheit zu finden ist, als nur in der lebendigen Verbindung jedes Einzelnen mit dem Ganzen. Laßt uns also hier, wo wir als Brüder und Schwestern in dem Einen Herrn und Meister erscheinen, hier wo der Tisch seines Mahles mit den heiligen Zeichen seiner Gemeinschaft unter uns aufgerichtet ist, immer aufs neue uns dazu vereinigen, daß jeder an seinem Ort im Hauswesen nicht sich allein, sondern der Gemeine des Herrn lebe,
3 die Sorge für die Dürftigen] B: die Berathung der Dürftigen 8–10 Und jedem christlichen Hauswesen wird dann auch die Sorge geheiliget werden vom Ueberflüßigen abzuthun, damit wir desto] B: Und dann würde auch in jedem christlichen Hauswesen die Sorge vom Ueberflüssigen abzuthun eine desto heiligere Angelegenheit sein, weil wir dann desto 19–20 und die Erziehung der Kinder darauf,] B: und eben so bei der Erziehung der Kinder alles darauf ankomme, 21 sahen] B: sahen, 22– 23 nur bestehen können, wenn alle sich ansehn als Knechte und Freigelassene] B: nur ungetrübt bestehen können, wenn alle sich ansehn als Knechte und als Freigelassene 27 mit dem Ganzen.] B: mit eben diesem Ganzen. 32 allein,] B: allein
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dem wir alle zur Ehre leben sollen und zur Freude, und welchem sammt seinem und unserm himmlischen Vater sei Ehre und Preis durch seinen heiligen Geist. Amen.
1 dem wir] B: welchem wir
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Indem ich diese Predigten aufs neue durchgesehen und in Kleinigkeiten verbessert zum zweitenmale dem Druck übergebe kann ich ein paar Erläuterungen in Betreff der lezten unter denselben nicht zurückhalten. Erstlich trägt diese Predigt sehr deutliche Spuren davon daß wir damals eine neue Organisation der Kirchgemeinen als nahe bevorstehend erwarteten. Wiewol nun diese Angelegenheit, ich weiß nicht ob nur sich in die Länge gezogen, oder ob überhaupt eine andere Wendung genommen hat: so sind doch jene Andeutungen stehen geblieben, weil ich um sie hinwegzunehmen mehr hätte ändern müssen als meiner sonstigen Weise angemessen ist. Zweitens wurde gleich nachdem dieser Vortrag gehalten worden von einigen unter jenen achtungswerthen Männern, welche sich am | meisten unter uns um die öffentlichen Wohlthätigkeiten verdient machen, auf eine sehr freundliche Weise die Bekanntmachung dieses Vortrages gewünscht und zwar mit dem Beifügen, ich möchte doch bei dieser Gelegenheit meine Meinung von der Uebertragung der öffentlichen Wohlthätigkeit an die Kirche etwas näher auseinandersezen. Die einzelne Bekanntmachung der Predigt glaubte ich ablehnen zu müssen, weil sie in zu genauer Verbindung mit den vorhergegangenen stand. Zu der gewünschten Erörterung aber fehlte es mir als die Sammlung erschien an Muße, und auch jezt will ich nur kürzlich eine sich sehr leicht darbietende Einwendung gegen diese Gestaltung der Sache beseitigen. Man sagt nämlich, daß an solchen Ortschaften, die nur Eine Kirchgemeine bilden, es ja ganz gleichgültig sei ob die Armenpflege von der bürgerlichen Gemeine besorgt werde oder von der kirchlichen; an einem Orte hingegen wie Berlin sei wegen der großen Verschiedenheit des Verhältnisses zwischen Armen und Reichen in den verschiedenen Kirchspielen die Uebertragung unthunlich. Allein was das erste anlangt, so ist außer dem, was in dem Vortrage schon | über die Verschiedenheit der Formen gesagt ist, noch zu bemerken, daß dieselben Hausväter wol in den wenigsten Fällen dieselben Bevollmächtigten wählen werden für die kirchlichen und die bürgerlichen Angelegenheiten. Und den zweiten Punkt betreffend, so müßte freilich ein Zusammentreten der Vorstände sämmtlicher Kirchspiele stattfinden, um gemeinschaftlich festzusezen wie nach jedesmaliger Lage der Sachen die ärmeren Kirchspiele sollen von den wohlhabenderen unterstüzt werden. Unter dieser Voraussezung aber erscheint die Sache wohl ausführbar, und ich 23 Gestaltung] Gestaltuug
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glaube auch jezt noch, daß sie sich bald als das beste bewähren würde. Schließlich fühle ich mich verpflichtet bei dieser Veranlassung ein älteres Versprechen zu erneuern, und die baldige Erscheinung von Festpredigten den christlichen Freunden meiner Vorträge zu verheißen. Berlin im September 1825.
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Günter Meckenstock Kalendarium der überlieferten Predigttermine Schleiermachers
Einleitung Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (1768–1834) hat seit seinem Ersten theologischen Examen, durch dessen Bestehen vor dem Reformierten Kirchendirektorium im Juli 1790 er die amtliche Erlaubnis zum Predigen erhielt, bis zu seinem Tod im Februar 1834 öffentliche Predigten gehalten. Ob Schleiermacher schon vor seinem Examen gepredigt hat bzw. probeweise Predigten anfertigte, die nicht zur gottesdienstlichen Mitteilung kamen, ist unklar. Eindeutige Zeugnisse fehlen, ob die für das Examen angefertigte und gehaltene Probepredigt die erste Predigt Schleiermachers ist. Im Kalendarium wird darauf verzichtet, vor dem Examen pro licentia concionandi eine Predigt auszuweisen. Das Kalendarium erfasst die Termine der überlieferten Predigten (Handschriften und Druckschriften) sowie die Predigttermine, die durch Schleiermachers Tageskalender und Briefe, durch Erinnerungen und Zeugnisse anderer Personen sowie durch öffentliche Mitteilungen und amtliche Verzeichnisse dokumentiert sind. Zahlreiche Textzeugen von Schleiermachers Predigten sind nicht datiert, doch lässt sich durch den Überlieferungskontext oder durch externe Terminzeugen eine Datierung oder eine wahrscheinliche Zuordnung zu einem bestimmten Termin vornehmen. Insgesamt sind 3556 Termine erfasst. Dabei liegen Texte für 1341 Termine vor; hierzu zählen auch die undatierten Predigten, die sich einem sicheren terminus ante quem oder post quem zuordnen lassen, und die undatierten Predigten, die Schleiermacher in den Druck gegeben hat und die an das Ende des Publikationsjahres gestellt werden. Durch andere Zeugnisse sind 2215 Predigttermine belegt. Zusätzlich
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listet das Kalendarium anhangsweise 11 undatierbare Predigtentwürfe Schleiermachers ohne Terminzuordnung auf. Aufgeführt sind ferner die Termine, an denen Schleiermacher amtlich zum Predigen hätte verpflichtet sein können, aber nachweislich nicht gepredigt hat. Hierzu sind insgesamt 211 Termine angegeben. Das Kalendarium verzeichnet Schleiermachers Predigten nach Kalendertermin, Tag im Kirchenjahr / Wochentag, Predigtanlass, Ort, Bibelabschnitt, Predigtzeugen, Terminzeugen. Die verwendeten Abkürzungen werden am Ende jeder Rubrikencharakterisierung in alphabetischer Ordnung aufgeführt. Das Fehlen jeglicher Information zu einem Sachverhalt wird durch die Abkürzung k.A. (keine Angabe) angezeigt. Diejenigen Termine, an denen Schleiermacher planmäßig hätte predigen müssen, an denen er aber nachweislich nicht gepredigt hat, werden eingerückt in geschweiften Klammer knapp durch Kalendertermin, Tag im Kirchenjahr / Wochentag und Terminzeugen mitgeteilt. Diejenigen Termine, an denen Schleiermacher planmäßig hätte predigen müssen und vermutungsweise auch gepredigt hat, zu denen aber die einschlägigen Terminzeugen konkret nicht zur Verfügung stehen, werden in eckigen Klammern ohne Einrückung aufgeführt. Biographische und statistische Informationen, die für die Predigttätigkeit wichtig sind, werden eingerückt in eckigen Klammern mitgeteilt.
1. Kalendertermin Der Termin wird zu jeder Predigt, auch wenn mehrere Predigten am selben Tag gehalten wurden, ausdrücklich aufgeführt. Lässt sich der Tag des Predigtvortrags nicht ermitteln, so wird der Monat oder der Zeitraum angegeben. Hat Schleiermacher in bestimmten Phasen seine amtliche Predigttätigkeit unterbrochen, so wird nach Möglichkeit der Grund für diese Unterbrechung mitgeteilt; dies gilt insbesondere für Reisen und Krankheit. # Unsichere Terminzuweisung für eine überlieferte undatierte Predigt
2. Tag im Kirchenjahr / Wochentag Schleiermacher hat die Sammlung und Zählung seiner Predigten am Kalenderjahr (Neujahr bis letzter Sonntag im Jahr) orientiert, die einzelne Predigt aber nach den Terminen des Kirchenjahrs (erster Sonntag im Advent bis letzter Sonntag der Trinitatiszeit) identifiziert und benannt. Der auch amtlich unterschiedlich bezeichnete Bettag oder Bußtag, der hier einheitlich Bußtag genannt wird, fand jeweils im
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Frühling am Mittwoch zwischen Jubilate und Cantate statt. Der Gedenktag (die Gedächtnisfeier) für die Verstorbenen (Totensonntag oder Totenfest) wurde in Preußen nach dem Ende der Freiheitskriege 1816 eingeführt und ab 1817 am letzten Sonntag des Kirchenjahrs gefeiert. Bußtag Cant. Do EF Estom. Gründo. GV Himm. Invoc. Jubil. Karfr. Laet. Mis.D. Palm. Pfing. Quasim. Ref.Jub. Remin. Sa Septuag. Sexag. SiA SnE SnN SnT SnW Trin. Undat. Weihn.
Bußtag / Bettag Cantate / Kantate Donnerstag Erntefest Estomihi / Qinquagesimae Gründonnerstag Gedenktag für die Verstorbenen / Totensonntag / Totenfest Himmelfahrtstag Invocavit Jubilate Karfreitag Laetare Misericordias Domini Palmarum / Palmsonntag Pfingsten Quasimodogeniti Reformationsjubiläum Reminiscere Samstag / Sonnabend Septuagesimae Sexagesimae Sonntag im Advent Sonntag nach Epiphanias Sonntag nach Neujahr Sonntag nach Trinitatis Sonntag nach Weihnachten Trinitatis Undatiert (mit Terminzuordnung) / Undatierbar (Sonderliste am Schluss) Weihnachten
3. Predigtanlass Schleiermacher hat zu sehr verschiedenen Anlässen gepredigt. In Landsberg an der Warthe und Berlin erfüllte er die Amtspflichten eines Gemeindepredigers, in Halle an der Saale die eines Universitäts-
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predigers. Außerdem war er Gastprediger oder Vertretungsprediger in Kirchen, denen er nicht amtlich verbunden war. Während für Schleiermachers Gemeindepredigten häufig Textzeugen vorhanden sind, lassen sich die Kasualpredigten ganz überwiegend nur durch Terminzeugen (beispielsweise Kirchenbücher) nachweisen. Liegen zum selben Tag eine oder mehrere Gemeindepredigten und Kasualpredigten vor, so werden ohne Beachtung der Zeitfolge immer zunächst die Gemeindepredigten und dahinter die Kasualpredigten notiert. In den Jahre 1794–1804 werden zu den am Samstag gehaltenen Vorbereitungspredigten nur diejenigen Abendmahlstermine ausgewiesen, bei denen die Sonntagspredigt in derselben Kirche stattfand. Ab 1808 sind die Abendmahlstermine deutlicher belegt. Taufen und Trauungen werden in der Regel unspezifisch ohne Namensnennung mitgeteilt. Nur wenn eine solche Kasualhandlung durch andere Quellen als die Kirchenbücher individualisiert ist oder wenn sie im Hause stattgefunden hat, werden Familienname ohne Vornamen (bei Trauungen wie in den Kirchenbüchern zunächst der des Bräutigams, dann der der Braut) und Wohnanschrift mitgeteilt, nicht dagegen Eltern, Geburtstag oder Alter, auch nicht die Taufzeugen (Paten). Wird in der Spalte ‚Terminzeugen‘ keine Zahl angegeben, so liegt genau eine Kasualhandlung vor. Erfolgten mehr als eine Taufe oder mehr als eine Trauung am selben Tag, bleibt zumeist unklar, wie viele Kasualgottesdienste stattfanden; die Kasualhandlungen können gemeinsam oder separat stattgefunden haben. Genauere Angaben liegen beispielsweise zum 12. Oktober 1823 vor: Im Traubuch sind fünf Trauungen und im Tageskalender drei Traugottesdienste eingetragen. +A Begräbnis FrGd Gd Konfirm. KrankenA NmGd PrivatA SonderGd Trauung VmGd VorbA WoPr
Abendmahl / Communion (mit Gottesdienstbezug) Begräbnis / Trauerfeier / Trauergottesdienst Frühgottesdienst / Frühpredigt, zumeist um 7 Uhr Gemeindegottesdienst Konfirmation / Confirmation / Einsegnung Krankenabendmahl / Krankencommunion Nachmittagsgottesdienst / Nachmittagspredigt Privatabendmahl / Privatcommunion Gottesdienst aus besonderem Anlass Trauung / Copulation Vormittagsgottesdienst / Hauptpredigt, zumeist um 9 Uhr Vorbereitung mit Beichtrede für Abendmahl / Communion, zumeist um 13h WochenPredigt
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4. Ort Schleiermacher hat ganz überwiegend in Kirchengebäuden, zu Kasualgottesdiensten aber auch in Privathäusern gepredigt. Über den Ort der Kasualgottesdienste geben Schleiermachers Tageskalender und die Kirchenbücher nur teilweise eindeutige Auskunft. Vieles muss erschlossen werden; Differenzen zwischen den beiden Quellen lassen sich nicht immer zweifelsfrei entscheiden. Das Kalendarium orientiert die Ortsangabe vornehmlich am Tageskalender. Die Kirchenbuchangabe „im Hause“ ist nicht eindeutig. Die häuslichen Kasualgottesdienste fanden in der Regel wohl im Hause der Familie statt, bei Taufen zumeist im Hause der Eltern der Täuflinge, bei Trauungen in der Mehrzahl der Fälle wohl im Hause der Brauteltern. Fehlende Angaben der Kirchenbücher zur Anschrift werden aus dem Verzeichnis ‚Berliner Adressbuch‘ ergänzt und in geschweiften Klammern mitgeteilt. Um die zahlreichen Ortsangaben für die häuslichen Kasualgottesdienste leichter nachvollziehen zu können, ist dem Kalendarium auf S. 1034 ausschnittsweise der Berlin-Plan beigegeben, den Natorff 1831 publizierte; vgl. auch den Berlin-Plan von 1812 in KGA V/3, S. 496–497. Die Kirchenbücher der Dreifaltigkeitsgemeinde machen Ortsangaben zu Nottaufen, zu Haustaufen sowie bis 1821 zu Haustrauungen. Ab 1822 bietet das Taufbuch weiterhin den Vermerk „im Hause“, das Traubuch gibt diesen Vermerk generell nicht mehr. Im Tageskalender ist die Ortsangabe „Kirche“ selten. Taufen und Trauungen an einem Sonntag, die im Tageskalender ohne Namensnennung und Ortsangabe notiert sind, haben wohl in der Dreifaltigkeitskirche stattgefunden und werden im Kalendarium so notiert. Bei Taufen gibt das Kalendarium als Ort „Haus“ an, wenn beide Quellen übereinstimmen, d.h. wenn im Tageskalender namentlich „Taufe bei XY“ und im kirchenamtliche Taufbuch „im Hause getauft“ bzw. „im Hause“ vermerkt ist. Steht im Tageskalender die Formel „Taufe bei XY“ und fehlt der entsprechende Vermerk im Taufbuch, so wird als Ort „Haus“ eingetragen und das Schweigen des Taufbuchs vermerkt. Bei ausgewiesenen Nottaufen, die wohl überwiegend im Hause stattgefunden haben, macht das Kalendarium keine Ortsangabe (k.A.), wenn das Taufbuch nicht zusätzlich den Vermerk „im Hause“ bietet und der Tageskalender weder Ort noch Name nennt. Bei Nottaufen ist nicht ausschließen, dass Schleiermacher die Taufe manchmal nicht selbst vorgenommen hat, sondern nur als Amtsperson den Vollzug des Taufakts bestätigt. Bei Trauungen gibt das Kalendarium als Ort „Haus“ an, wenn im Tageskalender namentlich „Trauung bei XY“ und im kirchenamtliche
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Traubuch (bis Ende 1821) „im Hause getraut“ bzw. „im Hause“ vermerkt ist. Da das Traubuch zur Formel „im Hause“ keine Ortsangabe macht, ob die Haustrauung bei Bräutigam, Braut, Brauteltern, Bräutigamseltern oder bei verwandten, befreundeten oder fürsorgenden anderen Personen stattgefunden hat, wird der vermutete Ort den im Traubuch notierten Anschriften entnommen. Das Kalendarium notiert in allen Fällen bis 1821, in denen das Traubuch den Vermerk „im Hause getraut“ oder „im Hause“ nicht hat und in denen keine sonstigen Quellen vorliegen, als Ort die Dreifaltigkeitskirche. Ab 1822 gibt es im Traubuch keinen Hinweis mehr auf Haustrauungen. Das Kalendarium stützt ab 1822 die Ortsangabe „Haus“ allein auf die Mitteilung im Tageskalender und vermerkt jeweils nicht das generelle Schweigen des Traubuchs. Das Kalendarium macht keine Ortsangabe (k.A.), wenn ab 1822 der Tageskalender zur Trauung nur Namen ohne die Ortsangabe „bei“ notiert. Bei Begräbnissen wird, falls nicht abweichende Informationen vorliegen, der Friedhof angegeben. Bethleh. Charité Dom Doroth. Dor.HT Dor.OT Dreifalt. Dreif.FF Dreif.HTa Dreif.HTn Dreif.PT Dreif.Sak. FF.OT FrWerd. FrW.OT
Bethlehemskirche / Böhmische Kirche zu Berlin Charité zu Berlin (Kirche oder Stationsräume) Domkirche / Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin Dorotheenstadtkirche / Dorotheenstädtische Kirche zu Berlin Friedhof der Dorotheenstadtgemeinde (gemeinsam mit der Friedrichswerdergemeinde) vor dem Halleschen Tor Friedhof der Dorotheenstadtgemeinde vor dem Oranienburger Tor (Chausseestraße) Dreifaltigkeitskirche zu Berlin Dreifaltigkeitsgemeinde in der Französischen Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt alter Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde vor dem Halleschen Tor neuer Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde vor dem Halleschen Tor (ab 1824) Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde vor dem Potsdamer Tor Sakristei der Dreifaltigkeitskirche Friedhof der Französisch-reformierten Friedrichstadtgemeinde vor dem Oranienburger Tor (Chausseestraße) Friedrichswerderkirche / Friedrichswerdersche Kirche zu Berlin Friedhof der Friedrichswerdergemeinde vor dem Oranienburger Tor (Chausseestraße)
Günter Meckenstock: Kalendarium
Garnis. Garnis.LS Gertr. Halle-D Halle-Sch Halle-U Haus Invalid. JakobsF Jerusal. Jerus.HTn LaW.G. LaW.K. Luis. Mar.PT Neue Ki. Nikol. Paroch. Sophienk. Waisenh.
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Garnisonkirche zu Berlin Friedhof der Garnisongemeinde an der Linienstraße nahe Rosenthaler Platz St. Gertraudt-Kirche / Gertraudenkirche / Spittelkirche / Spitalkirche zu Berlin Halle an der Saale, Domkirche Halle an der Saale, Schulkirche Halle an der Saale, Ulrichskirche Hinweis auf eine Eintragung in den Kirchenbüchern zu Taufe oder Trauung mit dem Vermerk „im Hause (getauft)“ bzw. „im Hause (getraut)“ Invalidenhauskirche zu Berlin Jakobsfriedhof in Kreuzberg Jerusalemskirche / Jerusalemer Kirche zu Berlin Friedhof der Jerusalemsgemeinde (Jerusalemer Gemeinde) vor dem Halleschen Tor Neuer Kirchhof Landsberg an der Warthe, Garnisonkirche Landsberg an der Warthe, Konkordienkirche Luisenstadtkirche / Luisenstädtische Kirche zu Berlin Friedhof der St. Marien-Gemeinde vor dem Prenzlauer Tor Neue Kirche / Deutsche Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt zu Berlin St. Nikolai-Kirche / St. Nicolai-Kirche zu Berlin Parochialkirche zu Berlin Sophienkirche zu Berlin Gr. Friedrichs-Waisenhaus-Kirche / Waisenhauskirche Berlin
5. Bibelabschnitt Schleiermacher hat in seinen Predigten ganz überwiegend die Behandlung eines bestimmten Themas mit der Auslegung eines Bibelabschnitts kombiniert. k.A. k.St. k.V. ohne
keine Angabe zum Bibeltext keine Stellenangabe (Kapitel / Vers) nach der Angabe des biblischen Buchs keine Versangabe nach der Kapitelangabe eines biblischen Buchs Predigt ohne Auslegung eines bestimmten Bibelabschnitts
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Apg 1Chr 2Chr Dan Dtn Eph Ex Ez Gal Gen Hebr Jak Jer Jes Joh 1Joh 2Joh 3Joh Jud 1Kön Kol 1Kor 2Kor Lev Lk 1Makk Mk Mt Neh Num Offb 1Petr 2Petr Phil Phlm PredSal Ps Ri Röm Spr 1Thess 2Thess 1Tim
Anhang
Apostelgeschichte des Lukas 1. Buch Chronik 2. Buch Chronik Daniel Deuteronomium (5. Buch Mose) Brief an die Epheser Exodus (2. Buch Mose) Ezechiel (Hesekiel) Brief an die Galater Genesis (1. Buch Mose) Brief an die Hebräer Brief des Jakobus Jeremia Jesaja Evangelium nach Johannes 1. Brief des Johannes 2. Brief des Johannes 3. Brief des Johannes Brief des Judas 1. Buch der Könige Brief an die Kolosser 1. Brief an die Korinther 2. Brief an die Korinther Leviticus (3. Buch Mose) Evangelium nach Lukas 1. Buch der Makkabäer Evangelium nach Markus Evangelium nach Matthäus Nehemia Numeri (4. Buch Mose) Offenbarung (Apokalypse) des Johannes 1. Brief des Petrus 2. Brief des Petrus Brief an die Philipper Brief an Philemon Prediger Salomo (Kohelet / Ecclesiastes) Psalm / Psalter Buch der Richter Brief an die Römer Sprüche / Sprichwörter Salomos (Proverbia) 1. Brief an die Thessalonicher 2. Brief an die Thessalonicher 1. Brief an Timotheus
Günter Meckenstock: Kalendarium
2Tim Tit Weish
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2. Brief an Timotheus Brief an Titus Weisheit Salomos
6. Predigtzeugen Schleiermacher hat zu seinen Lebzeiten 241 seiner Predigten publiziert. Im Nachlass sind eigenhändige Manuskripte Schleiermachers mit Predigtverschriftungen und Predigtentwürfen erhalten, überwiegend aus den Jahren 1790–1808. Außerdem sind zahlreiche Predigtnachschriften erhalten, die überwiegend im Schleiermacher-Archiv (SAr), das in der Staatsbibliothek zu Berlin niedergelegt ist, und im Schleiermacher-Nachlass (SN), der in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften archiviert ist, aufbewahrt werden. Sind zu einem Predigttermin mehrere Predigtzeugen notiert, so werden, falls vorhanden, zunächst der von Schleiermacher autorisierte Drucktext, dann Schleiermachers Manuskript und schließlich in alphabetischer Reihung die Nachschriften mitgeteilt. Sind in einem Manuskript oder einer Druckschrift die Predigten nummeriert, so wird die Zählung immer durch arabische Ziffern wiedergegeben, auch wenn das Original römische Ziffern hat. Dies gilt nicht, wenn die Quelle eine doppelte Zählung in römischen und arabischen Ziffern hat; dann wird diese doppelte Zählung beibehalten. Die in der Schleiermacher-Ausgabe „Sämmtliche Werke“ und in anderen Editionen aus dem Nachlass herausgegebenen im Druck vorliegenden Predigten werden im Kalendarium nur notiert, wenn sie den Status einer sekundären Quelle für die nicht mehr vorliegenden Manuskripte haben. Die frühen Predigtverschriftungen Schleiermachers („Concepte“) sind ganz überwiegend weder mit Terminangabe noch mit Ortsangabe versehen. Diese Sachlage des Manuskripts wird nur notiert, wenn eine Terminzuordnung vermutet wird; die Sachlage wird nicht notiert, wenn durch andere Zeugnisse (Entwürfe, Briefe) eine Termin- und Ortszuweisung eindeutig vorgenommen bzw. eindeutig nicht vorgenommen („Undat.“) werden kann. Die handschriftlichen Predigtzeugen sind durch Personennamen und Aufbewahrungsort angegeben. Bezeichnet der Personenname nur den Tradenten und lässt sich der Nachschreibername ermitteln, so wird dieser in runden Klammern zugefügt. Die männlichen Personen, die für die überlieferten Predigtnachschriften verfassend und/oder sammelnd verantwortlich sind, lassen sich überwiegend genauer identifizieren, die weiblichen Personen dagegen zumeist nicht.
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Andrae Balan Buttmann Crayen DLA Dunckel FHDS
FP Fragm. Gemberg GPgPJ Gruner Jacobi Jonas König Mag.Cas. Mag.Fest. Mag.Pred. Maquet Matthisson Ms. NiN Nl. n.v. Oberheim o.J.O. Oppen o.T.O. Pischon
Anhang
Johann Gottfried Andrae (geb. 15.02.1799) Jenny Balan (Lebensdaten nicht ermittelt); Tradentin Philipp Buttmann (23.01.1809 – 29.01.1901); Tradent Caroline Crayen (Lebensdaten nicht ermittelt) Deutsches Literaturarchiv Marbach (mit Signatur) Friedrich Wilhelm Dunckel (Lebensdaten nicht ermittelt) Fürstliches Hausarchiv Dohna-Schlobitten, Karton 34 (mit Angabe der Nummer), Depositum im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, VI. Hauptabteilung Schleiermacher, Frühe Predigten (mit Angabe der Nummer) Fragment durch Textverlust August Friedrich Leopold Gemberg (17.03.1797 – 31.12.1850) Schleiermacher, Gedruckte Predigten gemäß Publikationsjahr (mit Angabe der Jahreszahl und der Nummer) Charlotte Gruner (Lebensdaten nicht ermittelt); Tradentin Bernhard August Jacobi (1801–1842) Ludwig Jonas (11.02.1797 – 19.09.1859) August Friedrich Wilhelm König (07.09.1796 – 12.09.1855) Magazin von Casual-, besonders kleineren geistlichen Amtsreden, Bd. 4, Magdeburg 1834 Magazin von Fest-, Gelegenheits-, und anderen Predigten und kleineren Amtsreden, Bd. 1–6, Magdeburg 1823–1829 Magazin für Prediger, Bd. 6,1, Jena 1811 Betty Maquet (vermutet Marie Elisabeth Maquet, geb. 23.07.1797); zumeist wohl Tradentin Karl Ernst Georg Matthisson (Lebensdaten nicht ermittelt), Mappen 25–30 Nachschriften, Mappen 31–34 Abschriften von Nachschriften Manuskript Nicht identifizierter Nachschreiber Nachlass Quellentext nicht vorhanden Ludwig Otto Heinrich Oberheim (geb. 26.12.1808) ohne Angabe von Jahr und Ort Elisabeth von Oppen (05.05.1799 – 09.06.1883) (vermutet) ohne Angabe von Termin und Ort Friedrich August Pischon (06.07.1785 – 31.12.1857)
Günter Meckenstock: Kalendarium
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Pommer SAr
von Pommer (Lebensdaten nicht ermittelt) Schleiermacher-Archiv, Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Depositum 42a (mit MappenNummer) Saunier Johann Carl Heinrich Saunier (18.08.1801 – 27.12. 1825) SBB Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz (mit Signatur) Schirmer Karl Friedrich August Schirmer (18.09.1799 – 17.10. 1858), auch Nachschrift Saunier in Sammlung Schirmer Sethe Sethe (Lebensdaten nicht ermittelt) SFK Schleiermacher-Forschungsstelle der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (mit Archivalien-Nummer) Simon Simon (Lebensdaten nicht ermittelt) SM Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (21.11.1768 – 12.02.1834) SM-Reihe Schleiermacher, Predigten, Reihe 1–7 (1831–1834) SM-Slg. Schleiermacher, Predigten, Sammlung 1–7 (1801–1833) SN Schleiermacher-Nachlass im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (mit Archivalien-Nummer) Sobbe Sobbe (Lebensdaten nicht ermittelt) SW Friedrich Schleiermacher, Sämmtliche Werke, II. Abteilung (mit Band-Nummer) TiBl Titelblatt [nur Titelblatt; die ehemals folgenden Manuskriptblätter sind nicht erhalten] UB Universitätsbibliothek Woltersdorff Woltersdorff (Lebensdaten nicht ermittelt) Zabel Friedrich Wilhelm Zabel (Lebensdaten nicht ermittelt) ° Karl Leopold Adolf Sydow (23.11.1800 – 23.10.1882), Schleiermacher-Archiv, Mappe 121, Nr. C, Verzeichnis der von Schleiermachers Witwe über Ludwig Jonas erhaltenen Predigtnachschriften
7. Terminzeugen Die Terminzeugen belegen die reiche Predigttätigkeit Schleiermachers. Denn bei weitem nicht für alle Predigten Schleiermachers liegen Entwürfe, Verschriftungen oder Nachschriften vor. Überschießend finden sich in Briefen, Berichten, Ankündigungsorganen und amtlichen Verzeichnissen zahlreiche Hinweise auf Schleiermachers Predigttätigkeit.
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Anhang
Diese Quellen erlauben in vielen Fällen auch die Terminzuordnung undatierter Predigtüberlieferungen. Die wichtigsten Terminzeugen, deren Belege in Kurzform gegeben werden, sind Schleiermachers Tageskalender, die Kirchenbücher der Berliner Kirchengemeinden, das Berliner Intelligenz-Blatt sowie der Predigtjahresplan der Dreifaltigkeitsgemeinde. Mitteilungen aus den Terminzeugen werden als standardisierter Lesetext geboten, Personennamen in der Regel in der heute üblichen Schreibweise wiedergegeben (beispielsweise Marheineke statt Marheinecke). a) Schleiermachers Tageskalender für die Jahre 1808–1811 und 1820–1834 werden im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verwahrt. Die Tageskalender für 1811 und für 1828 sind jeweils nur Kassenbuch ohne Ereigniseinträge und Erinnerungsnotizen. Die nicht vorhandenen Jahrgänge 1812–1819 sind wohl nicht verloren gegangen, sondern haben nie existiert. Den Tageskalender für das Jahr 1822 hat Schleiermacher zusätzlich für das Jahr 1824 und den Tageskalender für das Jahr 1827 auch für das Jahr 1828 genutzt; die Einträge in diesen Tageskalendern lassen sich nicht immer den Jahren zweifelsfrei zuordnen. Die Tageskalender dienten Schleiermacher neben weiteren Aufgaben (Kassenbuch, Briefebuch, Adressenbuch) vornehmlich prospektiv der Planung und retrospektiv der Erinnerung. Die Bedeutungsart der Einträge lässt sich nicht immer eindeutig erkennen. Prospektiv sind unregelmäßig Haustaufen, Haustrauungen, Gastpredigten oder Seelsorgetermine vorgemerkt. Solche Planungsstichworte, die teilweise graphisch (Abschnitt) oder lokal (Kopfzeile, Nebenseite) von den Erinnerungsnotizen abgesetzt sind, hat Schleiermacher teilweise mit dem Vermerk „factum“ versehen, teilweise auch mit einem anderen Stift geschrieben und dann in Tinte überschrieben. Derselbe Sachverhalt kann für die Planung und für die Erinnerung doppelt notiert sein. Retrospektiv hat Schleiermacher seine Erinnerungseinträge teilweise wohl in größerem zeitlichem Abstand vorgenommen (beispielsweise die Angaben zum 16. und 23. Oktober 1831). Dadurch wurden manche Amtshandlungen vergessen oder falsch erinnert (für den 23. Juni 1832 wusste Schleiermacher den Namen der Täuflingsfamilie nicht mehr, notierte seine Vermutung mit Fragezeichen, vermutete aber falsch). Zudem dürfte Schleiermacher manche Amtshandlungen als nicht eigens notierenswert eingeschätzt haben. Zahlreiche Taufen und Trauungen, die durch die Kirchenbücher belegt sind, finden in den Tageskalendern keine Erwähnung. Bei den Nottaufen lässt sich auch nicht ausschließen, dass Schleiermacher die Taufe manchmal
Günter Meckenstock: Kalendarium
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nicht selbst vorgenommen hat, sondern nur als Amtsperson den Vollzug des Taufakts bestätigte. Die vorliegenden Einträge der Tageskalender sind nicht fehlerfrei und nicht vollständig. In den Tageskalendern sind die Terminangaben „VM“ und „NM“ nicht immer zweifelsfrei lesbar. Die eine Kasualhandlung mit einem Personennamen verbindende Präposition „bei“ ist zweideutig, weil Schleiermacher dadurch auch Fälle notierte, in denen er gastweise ohne amtliche Aktivität an einer Amtshandlung1 teilnahm. Die Notiz „Predigt“ bezeichnet fast ausnahmslos die eigene Predigt (oder Predigtverpflichtung), die Notiz „Kirche“ die gastweise Teilnahme an einem von einer anderen Person gehaltenen Gottesdienst. b) Die Kirchenbücher (Personenstandsregister) der Alt-Berliner Kirchengemeinden2 werden seit 2000 im Kirchlichen Archivzentrum Berlin durch das Evangelische Landeskirchliche Archiv verwahrt. Für Schleiermachers Kasualpredigten besonders wichtig sind die Kirchenbücher der Dreifaltigkeitsgemeinde, zunächst bis 1821 die zahlreiche Jahre umfassenden Kirchenbücher der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde, dann seit 1822 die der unierten Dreifaltigkeitsgemeinde, die jahrweise gemeinsam für beide ehemals selbständigen Gemeinden geführt wurden. Die Kasualangaben, die seit 1804 auf spaltengegliederten Formulardoppelseiten vorgenommen wurden, sind seit 1821 nicht mehr von den Predigern unterschrieben. Zu einen Termin sind die Angaben zu den Kasualhandlungen vorrangig nach den Predigern, aber wohl auch nach den Anmeldungen geordnet. Aus den Kirchenbüchern lässt sich nicht ermitteln, ob und wieviele Taufen bzw. Trauungen Schleiermacher jeweils zu einem Kasualgottesdienst zusammengefasst hat. Die Kirchenbücher der brandenburgisch-preußischen Militärgemeinden befinden sich im Geheimen Preußischen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem und sind an den Militäreinheiten und Garnisonen orientiert. Aus Landsberg an der Warthe und Stolp sind für Schleiermachers Amtszeiten keine Kirchenbücher überliefert.
1 So notierte Schleiermacher für Sonntag den 19.11.1826 (26.SnT) im Tageskalender „Taufe bei Bayer“; das Taufbuch 1822–1829 der Garnisonkirche Berlin (vgl. GStAPK, VIII. HA, MKB, Nr. 551, Doppelseite 232 auf Fiche 1135) verzeichnet die Taufe von Clara Eugenie Hitzig durch Garnisonprediger Ziehe; die Taufeltern waren Johann Paul Jakob Bayer und Eugenie Adolphine Henriette geb. Hitzig, Friedrichstr. 242; Schleiermacher war Taufzeuge (Pate). 2 Vgl. Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 2. Alt-Berlin, bearb. v. Christa Stache, Veröffentlichungen des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin, hg. v. Hartmut Sander, Bd. 4, Berlin 1987.
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Anhang
c) Das ‚Berliner Intelligenz-Blatt‘ ist seit 1727 unter wechselnden Titeln bis 1922 erschienen: Wöchentliche Berlinische Frag- und Anzeigungs-Nachrichten, 1727–1767; Berlinische Intelligentz-Zettel, 1768–1775; Berliner Intelligentz-Zettel, 1776–1782; Neues Berliner Intelligenz-Blatt, 1783–1799; Berliner Intelligenz-Blatt zum Nutzen und Besten des Publici, 1800–1922. Am Tag vor jedem Sonntag und Feiertag sind in einer Beilage die anzukündigenden Gottesdienste aufgelistet. Diese Mitteilungen sind ganz überwiegend zuverlässig, auch bei kurzfristigen Predigtplanänderungen. Für die Jahre 1793–1834 ist der überlieferte Bestand lückenhaft. Die sechsmal je Woche täglich von Montag bis Samstag erscheinende Zeitung samt ihren Beilagen ist teilweise nur als Unikat in verschiedenen Institutionen erhalten. Im Blick auf Schleiermacher liegt das ‚Berliner Intelligenz-Blatt‘ für folgende Zeiten nicht (!) vor: 07.1793–06.1794; 1795; 07.1799–12.1800; 07–12.1801; 07– 12.1802; 01–12.1804; 07–09.1805; 01.1806–03.1807; 07–09.1808; 04–06.1809; 01–03.1810; 01.1814–03.1815; 07–12.1815; 07– 10.1816; 03–04.1818; 11.1820–02.1821; 05–06.1824; 10.1824; 01– 04.1825; 07–10.1825; 05–06.1826; 10.1826; 05–06.1827; 09– 10.1828; 03.1829; 07–08.1830; 05–06.1831; 11–12.1831; 07– 08.1832; 05–06.1833; 01–02.1834. Die erhaltenen Exemplare sind teilweise beschädigt oder unvollständig; dieser punktuelle Ausfall von Nummern oder Beilagen wird im Kalendarium durch „n.v.“ notiert. d) Die Sammelbezeichnung ‚Berliner Adressbuch‘ steht für bibliographisch eigenständige Verzeichnisse, die einen Überblick über Institutionen und Personen in Berlin geben wollen. Die Angaben des Kalendariums basieren auf dem Verzeichnis „Allgemeiner Straßenund Wohnungs-Anzeiger für die Residenzstadt Berlin“ (1812) von Salomo Sachs (Nachdruck 1990), den beiden von C. F. W. Wegener herausgegebenen Verzeichnissen „Allgemeiner Namen- und WohnungsAnzeiger von den Staatsbeamten, Gelehrten, Künstlern, Kaufleuten, Fabrikanten, Handel- und Gewerbetreibenden, Partikuliers, Rentiers etc. etc. in der Königl. Preuß. Haupt- und Residenz-Stadt Berlin. Für das Jahr 1818 und 1819“ (1818) und „Haus- und General-Addreßbuch der Königl. Haupt- und Residenzstadt Berlin auf das Jahr 1822“ sowie den von J. W. Boicke herausgegebenen Verzeichnissen „Allgemeines Adreßbuch für Berlin“ (1820 und neu 1823) und „Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin auf das Jahr 1824“ (danach jährlich fortgeschrieben). Der Jahrgang des Adressbuchs wird nur notiert, wenn er vom Jahr, zu dem der Nachweis erfolgt, abweicht.
Günter Meckenstock: Kalendarium
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e) Gottesdienstjahrespläne für die Dreifaltigkeitskirche liegen gedruckt für die Jahre 1818, 1819, 1820, 1822, 1823, 1825, 1827, 1830, 1832 und 1834 vor, außerdem für das Jahr 1821 handschriftlich in einem amtlichen Dokument. Die jährliche Übersicht „Ordnung, nach welcher der Gottesdienst von beiden evangelischen Gemeinen [ab 1822: von der evangelischen Gemeine] in unsrer Dreifaltigkeitskirche in dem 1818. Jahre [jeweils aktuelle Jahresangabe], geliebt es Gott, gehalten wird.“ weist die Zuständigkeit bestimmter Prediger für die einzelnen Gottesdiensttermine aus. Der zuständige Prediger hat sich fallweise (beispielsweise bei Krankheit, Urlaub) durch eine andere Person vertreten lassen. Der Gottesdienstjahresplan weist die Abendmahlsvorbereitung (Beichtvorbereitung) nur in den Jahres 1818, 1819, 1820 und 1822 explizit aus. Ansonsten ist der Vorbereitungstermin implizit angegeben. Dafür gilt die im Gottedienstjahresplan 1823 formulierte Regel, die dem Unionsstatut von 1822 entspricht: „Die Beichtvorbereitungen werden allemal am Tage vor der Communion um 1 Uhr von demjenigen Hrn. Prediger gehalten, welcher am folgenden Tage die Predigt hält, auf welche die Communion folgt. Nur an denjenigen Festtagen, wo zweimal Communion gehalten wird, wird die Beichtvorbereitung zur Früh-Communion mit der Frühpredigt verbunden.“ Im Kalendarium werden zu ausgewiesenen Abendmahlsterminen auch die zugehörigen Vorbereitungstermine als durch den Gottedienstjahresplan belegt notiert; an den Tagen mit zweimaliger Abendmahlsfeier wird die mit der Frühpredigt verbundene Vorbereitung nicht eigens erwähnt. Verfahrensregeln. Weichen zu einem Predigttermin die Angaben der Terminzeugen voneinander ab oder gibt es Undeutlichkeiten, so verfährt das Kalendarium nach folgenden Regeln: Das Kalendarium nimmt in den Jahren 1818 und 1819, für die kein Tageskalender existiert, alle Angaben des Gottesdienstjahresplans auf. In den Jahren ab 1820 werden die Mitteilungen von Tageskalender und Gottesdienstjahresplan in der Regel parallel aufgenommen. Wenn der Tageskalender für den Tag, an dem der Gottesdienstjahresplan einen Amtstermin ankündigt, überhaupt keinen Eintrag hat, wird er als nicht vorhanden behandelt (angezeigt durch „vacat“). Werden Abendmahl oder dessen Vorbereitung nur im Tageskalender aufgeführt, so wird dieser Termin mitgeteilt und die abweichende Angabe des Gottesdienstjahresplans notiert. Gibt der Gottesdienstjahresplan explizit oder implizit eine Kommunionsvorbereitung an, so bleibt dies im Kalendarium unerwähnt,
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Anhang
wenn der Tageskalender eine andere Terminbelegung aufweist. Die planmäßig auf den Kommunionsvortag angesetzte Vorbereitungspredigt kann ausgefallen sein oder durch einen anderen Prediger gehalten worden sein oder entgegen dem Vereinigungsstatut bei den frühmorgendlichen Abendmahlsfeiern wie an den Tagen mit zweimaliger Abendmahlsfeier verbunden worden sein mit dem Frühgottesdienst. Ein im Gottesdienstjahresplan notierter Abendmahlstermin, den der Tageskalender nicht bestätigt, wird nur aufgeführt, wenn sowohl der Gottesdienstjahresplan als auch der Tageskalender die zugehörige Vorbereitung belegen. Bei Taufen ist das Kalendarium am Tageskalender orientiert, falls dort eindeutige Angaben zur zeitlichen Abfolge der Taufhandlungen am selben Tag und zur Anzahl der Taufgottesdienste vorhanden sind. Lassen sich dem Tageskalender keine Hinweise entnehmen, so gilt bei namentlichen Einzelnachweisen die Reihung des Taufbuchs. Aus dem Taufbuch lässt sich nicht ermitteln, wie viele Taufhandlungen Schleiermacher jeweils zu einem Taufgottesdienst zusammengefasst hat. Bietet der Tageskalender nur das Stichwort „Taufe“ ohne Namensnennung des Taufkindes, so bestätigt das Kalendarium die Taufhandlung aus dem Taufbuch ohne Namensnennung. Bei mehr als einer Taufe wird die Zahl der Getauften angegeben. Die summarische Angabe der Zahl der Täuflinge im Kalendarium läßt offen, wie viele Taufgottesdienste es waren. Da die Totenbücher den Namen der das Begräbnis vollziehenden Person nicht mitteilen und die Predigerunterschrift unter den Kasualangaben kein Beleg für eine Kasualpredigt sind (7 Begräbnisse, die während seiner Abwesenheit im September / Oktober 1809 vorgenommen wurden, hat Schleiermacher quittiert), werden im Kalendarium nur die Begräbnistermine der Totenbücher aufgeführt, für die eine weitere Quelle (Tageskalender oder anderes Zeugnis) vorliegt. Andrae-Verz. A BAB Bauer-1908 Bauer-1909 BIB
Johann Gottfried Andrae, Schleiermacher-Archiv, Mappe 120, Verzeichnis A Berliner Adressbuch (jahrgangsweise, unter wechselnden Titeln) Johannes Bauer, Schleiermacher als patriotischer Prediger, Gießen 1908 Johannes Bauer, Ungedruckte Predigten Schleiermachers aus den Jahren 1820–1828, Leipzig 1909 Berliner Intelligenz-Blatt, 1800–1922 / Neues Berliner Intelligenz-Blatt, 1783–1799
Günter Meckenstock: Kalendarium
Briefe Dohna ELAB EphArFW EPMB GStAPK Hering-Dok
k.B. KGA k.St. k.V. Matrikel Müller-Briefe NM OGD SM-Briefe
Sydow-Verz. C Sydow-Verz. F TK VCD VCrD
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Schleiermachers Briefe an die Grafen zu Dohna, ed. J. L. Jacobi, Halle 1887 Evangelisches Landeskirchliches Archiv in Berlin (mit Signaturen der Alt-Berliner Kirchenbücher) Ephoralarchiv Friedrichswerder I (mit Aktensignatur) Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg seit der Reformation, ed. Otto Fischer, Berlin 1941 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Hering, Hermann: Der akademische Gottesdienst und der Kampf um die Schulkirche in Halle a. S., Halle a. S. 1909, Urkundenanhang mit eigener Paginierung keine Angabe des biblischen Buchs Schleiermacher, Kritische Gesamtausgabe keine Stellenangabe (Kapitel / Vers) zu einem biblischen Buch keine Versangabe zur Kapitelangabe eines biblischen Buchs Die Matrikel der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 1810–1850, edd. Peter Bahl / Wolfgang Ribbe, Berlin 2010 Müller, Adolph: Briefe von der Universität in die Heimath, ed. Ludmilla Assing, Leipzig 1874 Nachmittags Ordnung der Gottesdiensttermine an der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin Aus Schleiermacher’s Leben. In Briefen, Bd. 1–2, 2. Aufl., Berlin 1860; Bd. 3–4, edd. Ludwig Jonas / Wilhelm Dilthey, Berlin 1861–1863 (Nachdruck Berlin/New York 1974) Sydow, Schleiermacher-Archiv, Mappe 121, Verzeichnis C Sydow, Schleiermacher-Archiv, Mappe 121, Verzeichnis F Schleiermachers Tageskalender Verzeichniß der Copulirten und Aufgebotenen bei der Dreifaltigkeits-Kirche, Traubuch Jahrgänge 1822–1834, ELAB 11/65–89 (ungerade Zahlen) Verzeichniß der Copulirten und Aufgebotenen bei der Evangelisch-reformirten Gemeine der Dreifaltigkeits-Kirche, Traubuch 1804–1821, ELAB 11/179
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VGD VGrD VM VVD VVrD
Anhang
Verzeichniß der Gebohrenen und Getauften bei der Dreifaltigkeits-Kirche, Taufbuch, Jahrgänge 1822–1834, ELAB 11/64–88 (gerade Zahlen) Verzeichniß der Gebohrnen und Getauften bei der Evangelisch-reformirten Gemeine der Dreifaltigkeits-Kirche, Taufbuch 1804–1821, ELAB 11/178 Vormittags Verzeichniß der Verstorbenen bei der Dreifaltigkeits-Kirche, Totenbuch, Jahrgänge 1822–1834, ELAB 11/65–89 (ungerade Zahlen) Verzeichniß der Verstorbenen bei der Evangelischreformirten Gemeine der Dreifaltigkeits-Kirche 1804–1821, in: Totenbuch 1781–1821, ELAB 11/ 181
Überlieferte Predigttermine Schleiermachers Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1790 15.07.
Do
wohl Oktober
k.A.
Berlin
Lk 5,29–32
Gd
Drossen
k.A.
A. SM-SAr 9: FP 1 [o.T.O.] B. Vgl. KGA V/1, Nr. 144–147: Probepredigt zum 1. Examen A. — B. KGA V/1, Nr. 149; 154. Vermutung: Predigt, vielleicht Wiederholung der Probepredigt
[22.10.1790 – ca. 20.05.1793 war Schleiermacher in Schlobitten (Ostpreußen) Hofmeister (Hauslehrer) bei der gräflichen Familie Dohna; vgl. KGA V/1, Nr. 149; 216; 223.] 12.12.
3.SiA
Gd
Schlobitten
Mt 11,3
#25.12. Weihn.I Gd
Schlobitten
Gal 4,4
A. SM-SAr 9: FP 2 B. KGA V/1, Nr. 154,19–21; 161,4–6 A. SM-SAr 9: FP 3 [unvollendet] [o.T.O.] B. Vgl. KGA V/1, Nr. 149,202; 154,3
1791 #01.01. Neuj.
25.12.
Gd
Schlobitten
Mt 7,11
Weihn.I Gd
Schlobitten Schlobitten
Lk 2,25–32
vor dem 30.12.
Gd
k.A.
A. SM-SAr 9: FP 4 [unvollendet] [o.T.O.] B. Vgl. KGA V/1, Nr. 154,17–19; 161,2–4 A. SM-SAr 9: FP 5 B. KGA V/1, Nr. 172,4; 206,1–29 A. — B. KGA V/1, Nr. 172,3: Abendmahlspredigt
1792 01.01.
Neuj.
Gd
Schlobitten
Ps 90,10
A. SM-SAr 9: FP 6 B. KGA V/1, Nr. 179,20; 183,23
788
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1792 12.02.
Sexag.
10.04.
OsternII Gd
April
Gd
Schlobitten Schlobitten
Lk 8,4–15 k.A.
A. B. A. B.
Gd
Schlobitten
Joh 20,19–31
A. B.
Mai – November Gd
Schlobitten
k.A.
A. B.
Mai – November Gd
Schlobitten
Joh 17,20–22
A. B.
Mai – November Gd
Schlobitten
k.A.
A. B.
09.12.
2.SiA
Gd
Schlobitten
Lk 21,25–36
A. B.
30.12.
SnW
Gd
Schlobitten
Gal 4,1–7
A. B.
SM-SAr 9: FP 7 [unvollendet] KGA V/1, Nr. 183,20–31 — KGA V/1, Nr. 209,67–68: „am 2ten Ostertag: über die Pflichten, welche die Gewißheit der Auferstehung uns auflegt“; 215,57–58; 216,23–25 — KGA V/1, Nr. 209,68–69: „nach Ostern: über die Geschichte vom Thomas, vom vernünftigen Glauben“; 215,58–59 — KGA V/1, Nr. 209,70: „die wahre Furcht Gottes“. — KGA V/1, Nr. 209,70–71: „eine Communions-Predigt über die wahre Einigkeit der Christen“. — KGA V/1, Nr. 209,71.85–87; 215,7–55; 216,8–18; Thema der Predigt: Sorge. — KGA V/1, Nr. 209,72–73: „von der nothwendigen Einschränkung der Anhänglichkeit ans irdische Glück, über das Evangelium am 2ten Advent“. — KGA V/1, Nr. 209,73–75: „die durch Christum aufgehobene Unmündigkeit des menschlichen Geschlechts, über die Epistel am Sonntag nach Weihnacht“; 215,59–60; 216,21–23: Text dem Vater in Aussicht gestellt.
1793 29.03.
Karfr.
Gd
Schlodien
2Kor 5,12
Juni
k.A.
Gd
LaW.K.
k.A.
A. B. A. B.
SM-SAr 9: FP 8 [Fragm.] — — KGA V/1, Nr. 223,51–52
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
789
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1793 [Im August sowie ca. 26.09.1793 – ca. 12.04.1794 bereitete sich Schleiermacher in Berlin auf Schulamt und Pfarramt vor; er wollte „in Berlin öfter predigen“ (KGA V/1, Nr. 231,94).] August k.A.
WoPr
Berlin
k.A.
22.09.
Gd
Drossen
k.A.
vor dem 11.12.
Gd
Berlin
k.A.
29.12.
Gd
Dom
Mt 12,19–20
17.SnT
SnW
A. B. A. B. A. B. A. B.
— KGA V/1, Nr. 231,34–38 — KGA V/1, Nr. 231,71–72 — KGA V/1, Nr. 244,11 SM-SAr 9: FP 9 [unvollendet] —
1794 06.04.
Judica
Gd
Berlin
Tit 2,11–15
A. SM-SAr 9: FP 10 OrdinationsPredigt B. vgl. KGA V/1, Nr. 258,16–21
[ca. 15.04.1794 – 30.08.1796 war Schleiermacher in Landsberg an der Warthe Adjunkt für die reformierte Predigerstelle der Konkordienkirche; vgl. KGA V/1, Nr. 255,12; V/2, Nr. 327,4–5.] 18.04.
Karfr.
Gd
LaW.K.
1Kor 11,26
A. SM-SAr 10: FP 11 [zweimal] B. Antrittspredigt; KGA V/1, Nr. 231,60–67; 265,69; KGA V/3, Nr. 657,29
***** Frühe undatierbare Predigten vor dem 26. Juli 1794 Undat.
Ostern
Gd
k.A.
1Kor 15,26
Undat.
Ostern
Gd
k.A.
Mk 16,10–14
Undat.
Gd
k.A.
Joh 16,23
Undat.
Gd
k.A.
1Kor 8,9–12
Undat.
Gd
k.A.
Phil 2,12
Undat.
Gd
k.A.
1Thess 5,21
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SAr 9: FP 12 [unvollendet] — SM-SAr 10: FP 13 [unvollendet] — SM-SAr 9: FP 14 — SM-SAr 9: FP 15 — SM-SAr 9: FP 16 [unvollendet] — SM-SAr 9: FP 17 [unvollendet] —
790
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1794 Undat.
Gd
k.A.
Lk 11,28
Undat.
Gd
k.A.
1Joh 5,4
Undat.
Gd
k.A.
Lk 12,15
Undat.
Gd
k.A.
Mk 1,40–45
Undat.
Gd
k.A.
Phil 4,4
Undat.
Gd
k.A.
Mt 10,22
Undat.
Gd
k.A.
1Petr 2,12
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SAr 9: FP 18 — SM-SAr 10: FP 19 vgl. SM-SN 51, 1795, Nr. 46: „eine alte concipirte Predigt“ SM-SAr 10: FP 20 [unvollendet] — SM-SAr 10: FP 21 [unvollendet] — SM-SAr 10: FP 22 [unvollendet] Abendmahlspredigt SM-SAr 10: FP 23 — SM-SAr 10: FP 24 Vgl. SN 54, Nr. 11: 1794
***** [Mai–Juli Erkrankung Schleiermachers, vgl. KGA V/1, Nr. 271,6–11] vor dem 26.07.
Gd
LaW.K.
Lk 16,19–31
26.07.
Sa
VorbA
LaW.K.
2Tim 2,8
27.07.
6.SnT
Gd+A
LaW.K.
Mt 5,20
03.08.
7.SnT
Gd
LaW.K.
Röm 6,19–22
10.08.
8.SnT
Gd
LaW.K.
Mt 7,15–18
17.08.
9.SnT
Gd
LaW.K.
1Kor 10,13
24.08.
10.SnT
Gd
LaW.K.
Röm 12,18
31.08.
11.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 12,15
07.09.
12.SnT
Gd
LaW.K.
Mt 9,27–31
14.09.
13.SnT
Gd
LaW.K.
Mk 12,31
21.09.
14.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 17,11–19
A. — B. SM-SN 51, Bl. 36v A. SM-SN 51 „Predigt-Entwürfe in Landsberg“ B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 * SM-SAr 10: FP 25 B. — A. SM-SN 51 * SM-SAr 10: FP 26 B. — A. SM-SN 51 * SM-SAr 10: FP 27 B. — A. SM-SN 51 * SM-SAr 10: FP 28 B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 * SM-SAr 11: FP 29 [Eingang] B. — A. SM-SN 51 B. —
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
791
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1794 28.09.
15.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 17,20–21
04.10.
Sa
VorbA
LaW.K.
1Kor 11,27
05.10.
16.SnT
Gd+A
LaW.K.
Ps 104,28
12.10.
17.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 18,9–14
19.10.
18.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 14,16–24
26.10.
19.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 21,19
02.11.
20.SnT
Gd
LaW.K.
Joh 8,37
09.11.
21.SnT
Gd
LaW.K.
Eph 6,7
16.11.
22.SnT
Gd
LaW.K.
Spr 21,25
23.11.
23.SnT
Gd
LaW.K.
Jer 17,10
30.11.
1.SiA
Gd
LaW.K.
Lk 11,28
07.12.
2.SiA
Gd
LaW.K.
Mt 11,2–6
14.12.
3.SiA
Gd
LaW.K.
Mt 12,19–20
21.12.
4.SiA
Gd
LaW.K.
Gal 4,1–7
25.12.
Weihn.I
Gd
LaW.K.
Lk 2,14
26.12.
Weihn.II Gd
LaW.K.
Lk 2,15–20
28.12.
SnW
LaW.K.
Ps 26,8
Gd
A. SM-SN 51 * SM-SAr 10: FP 30 B. — A. SM-SN 51 * SM-SAr 11: FP 31 [Eingang] B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 * SM-SAr 11: FP 32 [Eingang] B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 * SM-SAr 10: FP 33 B. — A. SM-SN 51 * SM-SAr 11: FP 34 [Eingang] B. — A. SM-Slg. 1, Nr. 8 * SM-SN 51 B. KGA V/1, Nr. 286,3–17 A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-SN 51 B. — A. SM-Slg. 1, Nr. 12 * SM-SN 51 * SM-SAr 10: FP 35 B. KGA V/2, Nr. 473,421–425
1795 01.01.
Neuj.
Gd
LaW.K.
PredSal 1,8–9
04.01.
SnN
Gd
LaW.K.
Mt 5,48
A. SM-Slg. 1, Nr. 1 * SM-SN 51, 1795, Nr. 1 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 2 B. —
792
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1795 11.01.
1.SnE
Gd
LaW.K.
Dtn 30,11–14
17.01.
Sa
VorbA
LaW.K.
Mk 7,18–23
18.01.
2.SnE
Gd+A
LaW.K.
Röm 12,4–5
25.01.
3.SnE
Gd
LaW.K.
Röm 11,22
01.02.
Septuag. Gd
LaW.K.
Mt 8,19–20
08.02.
Sexag.
Gd
LaW.K.
Lk 8,4–5.11–12
15.02.
Estom.
Gd
LaW.K.
Lk 18,31–34
22.02.
Invoc.
Gd
LaW.K.
Mt 4,1–11
01.03.
Remin.
Gd
LaW.K.
Mt 16,21–23
08.03.
Oculi
Gd
LaW.K.
Mt 28,36–46
15.03.
Laet.
Gd
LaW.K.
Mt 26,47–51
22.03.
Judica
Gd
LaW.K.
Mt 26,69–75
29.03.
Palm.
Gd
LaW.K.
Mt 27,15–25
03.04.
Karfr.
Gd
LaW.K.
k.A.
05.04.
OsternI
Gd
LaW.K.
k.A.
06.04.
OsternII Gd
LaW.K.
Lk 24,13–27
12.04.
Quasim. Gd
LaW.K.
Joh 20,19–23
18.04.
Sa
VorbA
LaW.K.
1Kor 10,15–17
19.04.
Mis.D.
Gd+A
LaW.K.
Joh 20,24–29
26.04.
Jubil.
Gd
LaW.K.
Joh 21,18–19
29.04.
Bußtag
Gd
LaW.K.
Ps 7,12–14
03.05.
Cant.
Gd
LaW.K.
Joh 21,21–23
A. SM-SN 51, 1795, Nr. 3 * SM-SAr 11 [unvollendet]: FP 36 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 4 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 5 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 6 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 7 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 8 * SM-SAr 11: FP 37 [Eingang] B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 9 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 10 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 11 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 12 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 13 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 14 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 15 B. — A. — B. SM-SN 51, Bl. 28r A. — B. SM-SN 51, Bl. 28r A. SM-SN 51, 1795, Nr. 16 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 17 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 18 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 19 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 20 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 21 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 22 B. —
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
793
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1795 10.05.
Rogate
Gd
LaW.K.
Lk 24,46–49
14.05.
Himm.
Gd
LaW.K.
Joh 16,5–7
17.05.
Exaudi
Gd
LaW.K.
Ps 100,4–5
24.05.
Pfing.I
Gd
LaW.K.
Joh 17,20–21
25.05.
Pfing.II
Gd
LaW.K.
Joh 16,14
31.05.
Trin.
Gd
LaW.K.
Joh 3,12
07.06.
1.SnT
Gd
LaW.K.
1Joh 4,16
14.06.
2.SnT
Gd
LaW.K.
1Joh 3,15
21.06.
3.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 16,19–31
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
28.06.
4.SnT
Gd
LaW.K.
Mt 26,42
05.07.
5.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 5,30–32
11.07.
Sa
VorbA
LaW.K.
1Kor 10,17
12.07.
6.SnT
Gd+A
LaW.K.
Mt 13,33
19.07.
7.SnT
Gd
LaW.K.
Röm 6,19–22
26.07.
8.SnT
Gd
LaW.K.
Hebr 13,9
02.08.
9.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 16,10
09.08.
10.SnT
Gd
LaW.K.
Mt 12,41–42
16.08.
11.SnT
Gd
LaW.K.
k.A.
23.08.
12.SnT
Gd
LaW.K.
Mt 7,6
30.08.
13.SnT
Gd
LaW.K.
Mt 22,36–40
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SN 51, 1795, Nr. 23 — SM-SN 51, 1795, Nr. 24 — SM-SN 51, 1795, Nr. 25 * SM-SAr 12: FP 38 Friedenspredigt SM-SN 51, 1795, Nr. 26 — SM-SN 51, 1795, Nr. 27 — SM-SN 51, 1795, Nr. 28 — SM-SN 51, 1795, Nr. 29 — SM-SN 51, 1795, Nr. 30 — SM-Slg. 1, Nr. 7 * SM-SN 51, 1795, Nr. 31 SM-SN 51, Bl. 36v: Wiederholung von 1794 SM-SN 51, 1795, Nr. 32 — SM-SN 51, 1795, Nr. 33 — SM-SN 51, 1795, Nr. 34 — SM-SN 51, 1795, Nr. 35 — — SM-SN 51, 1795, Nr. 36: Wiederholung vom 03.08.1794 SM-SN 51, 1795, Nr. 37 — SM-SN 51, 1795, Nr. 38 — SM-SN 51, 1795, Nr. 39 — SM-SN 51, 1795, Nr. 40 — SM-SN 51, 1795, Nr. 41 — SM-SAr 12: FP 39 SM-SN 51, 1795, Nr. 42: Wiederholung vom 14.09.1794 (über Mk 12,31)
794
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1795 06.09.
14.SnT
Gd
LaW.K.
Mt 7,1
A. SM-SN 51, 1795, Nr. 43 B. — A. SM-Slg. 1, Nr. 9 * SM-SN 51, 1795, Nr. 44 B. — A. — B. SM-SN 51, 1795, Nr. 45: Wiederholung vom 21.09.1794 A. — B. SM-SN 51, 1795, Nr. 46: „eine alte concipirte Predigt mit geringen Veränderungen“ wiederholt; siehe oben FP 19 A. SM-SN 51, 1795, Nr. 47 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 48 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 49 B. — A. SM-SN 51, 1795, Nr. 50 B. —
13.09.
15.SnT
VmGd
LaW.G.
Mt 6,34
13.09.
15.SnT
NmGd
LaW.K.
Lk 17,11–19
20.09.
16.SnT
Gd
LaW.K.
1Joh 5,4
27.09.
17.SnT
Gd
LaW.K.
Spr 15,2
03.10.
Sa
VorbA
LaW.K.
Mt 26,26–28
04.10.
18.SnT
Gd+A
LaW.K.
Ps 104,14
11.10.
19.SnT
Gd
LaW.K.
Spr 15,1
{18.10.
20.SnT
SM-SN 51: „Am 20. war ich verreist und predigte Herr Rothenburg für mich“ (Bl. 43v).}
25.10.
21.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 10,25–37
01.11.
22.SnT
Gd
LaW.K.
Spr 13,7
08.11.
23.SnT
Gd
LaW.K.
Phil 3,17–18
15.11.
24.SnT
VmGd
LaW.K.
Spr 18,14
22.11.
25.SnT
Gd
LaW.K.
1Tim 5,8
29.11.
1.SiA
Gd
LaW.K.
Röm 14,13
06.12.
2.SiA
Gd
LaW.K.
Lk 11,28
13.12.
3.SiA
Gd
LaW.K.
Lk 21,34
20.12.
4.SiA
NmGd
LaW.K.
Joh 1,45–51
25.12.
Weihn.I Gd
LaW.K.
Lk 2,6–7
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SN 51, 1795, Nr. 51 — SM-SN 51, 1795, Nr. 52 — SM-SN 51, 1795, Nr. 53 — SM-SN 51, 1795, Nr. 54 — SM-SN 51, 1795, Nr. 55 — SM-SN 51, 1795, Nr. 56 — — SM-SN 51, 1795, Nr. 57: Wiederholung vom 30.11.1794 Teil I SM-SN 51, 1795, Nr. 58 — SM-SN 51, 1795, Nr. 59 — SM-SN 51, 1795, Nr. 60 —
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
795
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1795 26.12.
Weihn.II Gd
LaW.K.
Gal 4,4
27.12.
SnW
LaW.K.
PredSal 2,11
Gd
A. B. A. B.
SM-SN 51, 1795, Nr. 61 — SM-SN 51, 1795, Nr. 62 —
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
SM-SN 51, 1796, Nr. 1 — SM-SN 51, 1796, Nr. 2 — SM-SN 51, 1796, Nr. 3 — SM-SN 51, 1796, Nr. 4 — SM-SN 51, 1796, Nr. 5 — SM-SN 51, 1796, Nr. 6 — SM-SN 51, 1796, Nr. 7 — SM-SN 51, 1796, Nr. 8 — SM-SN 51, 1796, Nr. 9 — SM-Slg. 1, Nr. 2 * SM-SN 51, 1796, Nr. 10 — SM-SN 51, 1796, Nr. 11 — SM-SN 51, 1796, Nr. 12 — SM-SN 51, 1796, Nr. 13 — SM-SN 51, 1796, Nr. 14 — SM-SN 51, 1796, Nr. 15 — SM-SN 51, 1796, Nr. 16 — SM-SN 51, 1796, Nr. 17 — SM-SN 51, 1796, Nr. 18 — SM-SN 51, 1796, Nr. 19 —
1796 01.01.
Neuj.
Gd
LaW.K.
Ps 90
03.01.
SnN
Gd
LaW.K.
2Tim 3,17
10.01.
1.SnE
Gd
LaW.K.
Röm 12,12
16.01.
Sa
VorbA
LaW.K.
1Kor 12, [k.V.]
17.01.
2.SnE
Gd+A
LaW.K.
Röm 12,7
24.01.
Septuag. Gd
LaW.K.
Röm 12,16
31.01.
Sexag.
Gd
LaW.K.
Lk 8,7.14
07.02.
Estom.
Gd
LaW.K.
Röm 12,11
14.02.
Invoc.
Gd
LaW.K.
Lk 18,31–34
21.02.
Remin.
Gd
LaW.K.
Mt 26,39–46
28.02.
Oculi
Gd
LaW.K.
Mt 26,50–52
06.03.
Laet.
Gd
LaW.K.
Mt 26,69–73
13.03.
Judica
Gd
LaW.K.
Mt 27,3–5
20.03.
Palm.
Gd
LaW.K.
Mt 26,75
25.03.
Karfr.
Gd
LaW.K.
Joh 19,30
27.03.
OsternI
Gd
LaW.K.
Mk 16
28.03.
OsternII Gd
LaW.K.
Joh 20,1–10
03.04.
Quasim. Gd
LaW.K.
Joh 20,19
09.04.
Sa
LaW.K.
Lk 22,15–16
VorbA
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
796
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1796 10.04.
Mis.D.
Gd+A
LaW.K.
Joh 21,15
A. B. A. B. A.
17.04.
Jubil.
Gd
LaW.K.
Spr 16,24
20.04.
Bußtag
Gd
LaW.K.
Spr 14,34
24.04.
Cant.
Gd
LaW.K.
Röm 12,21
01.05.
Rogate
Gd
LaW.K.
Jak 1,22
05.05.
Himm.
Gd
LaW.K.
Mt 28,18–20
08.05.
Exaudi
Gd
LaW.K.
1Petr 3,17
15.05.
Pfing.I
VmGd
LaW.K.
Apg 2,1–13
15.05.
Pfing.I
NmGd
LaW.K.
Joh 14,23–26
16.05.
Pfing.II
Gd
LaW.K.
1Petr 3,15–16
22.05.
Trin.
Gd
LaW.K.
2Petr 1,3–4
29.05.
1.SnT
Gd
LaW.K.
1Joh 4,18
{05.06.
2.SnT
{12.06.
3.SnT
SM-SN 51: „Am 2. und 3. Sonntag nach Trinitatis war ich verreist und haben unterdeßen die Herren Gerlach und Kieter gepredigt.“ (Bl. 68v).}
19.06.
4.SnT
Gd
LaW.K.
Lk 6,41–42
26.06.
5.SnT
Gd
LaW.K.
Mk 12,28–35
02.07.
Sa
VorbA
LaW.K.
ohne
03.07.
6.SnT
Gd+A
LaW.K.
Apg 5,34–39
10.07.
7.SnT
Gd
LaW.K.
1Joh 4,16
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SN 51, 1796, Nr. 20 — SM-SN 51, 1796, Nr. 21 — Auswahl noch ungedruckter Predigten von Ammon u.a., [Zweittitel:] Predigten von protestantischen Gottesgelehrten, Bd. 7, Berlin 1799, S. 231– 256 * SM–SN 51, 1796, Nr. 22 KGA V/3, Nr. 622,59; 633,36 SM-SN 51, 1796, Nr. 23 — SM-SN 51, 1796, Nr. 24 — SM-SN 51, 1796, Nr. 25 — SM-SN 51, 1796, Nr. 26 — SM-SN 51, 1796, Nr. 27 — SM-SN 51, 1796, Nr. 28 — SM-SN 51, 1796, Nr. 29 — SM-SN 51, 1796, Nr. 30 — SM-SN 51, 1796, Nr. 31 —
SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN —
51, 1796, Nr. 32 51, 1796, Nr. 33 51, 1796, Nr. 34 51, 1796, Nr. 35 51, 1796, Nr. 36
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
797
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1796 17.07.
8.SnT
Gd
LaW.K.
Ps 139,14
17.07.
8.SnT
Gd
LaW.G.
Mt 7,15
24.07.
9.SnT
Gd
LaW.G.
Lk 16,8
24.07.
9.SnT
Gd
LaW.K.
Ps 23,1–4
31.07.
10.SnT
Gd
LaW.K.
Mt 19,16–22
07.08.
11.SnT
Gd
LaW.K.
Mt 5,33–37
14.08.
12.SnT
Gd
LaW.K.
Mt 5,43–44
21.08.
13.SnT
Gd
LaW.K.
Hebr 13,9
28.08.
14.SnT
Gd
LaW.K.
Röm 12,12
A. — B. SM-SN 51, 1796, Nr. 37: Wiederholung vom 07.06.1795 Teil I A. SM-SN 51, 1796, Nr. 38 B. — A. SM-SN 51, 1796, Nr. 39 B. — A. SM-SN 51, 1796, Nr. 40 [nur Eingang und Schluß] B. Wiederholung vom 07.06.1795 Teil II A. SM-SN 51, 1796, Nr. 41 B. — A. SM-SN 51, 1796, Nr. 42 B. — A. SM-SN 51, 1796, Nr. 43 B. — A. SM-SN 51, 1796, Nr. 44 B. — A. SM-SN 51, 1796, Nr. 45 B. —
[01.09.1796 – 30.05.1802 war Schleiermacher in Berlin reformierter Prediger an der Charité mit Predigtpflicht auch im Invalidenhaus; vgl. KGA V/1, Nr. 325; V/5, Nr. 1245.] 04.09.
15.SnT
VmGd
Dreifalt.
Hebr 13,9
18.09.
17.SnT
VmGd
Charité
2Kor 1,3–4
A. — B. KGA V/1, Nr. 309,6; 310,10– 11; 317,46–47; 318,8–9; 323 * BIB * SM-SN 51, Bl. 76r: Wiederholung vom 21.08.1796 A. SM-SW7: FP 40 B. BIB zur Charité-Kirche: „Hr. Pr. Schleiermacher, wird inroducirt und hält seine Antrittspredigt.›› (S. 2184) * Antrittspredigt in der Charitékirche
[Die Predigtentwürfe bis Dezember (vgl. SM-SN 52, S. 26) sind nicht erhalten.] 25.09.
18.SnT
NmGd
Charité
k.A.
02.10.
19.SnT EF 20.SnT
VmGd
Charité
k.A.
VmGd
Invalid.
k.A.
09.10.
A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB: Antrittspredigt
798
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1796 09.10.
20.SnT
NmGd
Charité
k.A.
A. — B. BIB
{16.10.
21.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Pauli}
23.10.
22.SnT
NmGd
Charité
k.A.
30.10.
23.SnT
VmGd
Charité
k.A.
30.10.
23.SnT
NmGd
Invalid.
k.A.
06.11.
24.SnT
NmGd
Charité
k.A.
13.11.
25.SnT
VmGd
Charité
k.A.
{20.11.
26.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: NmGd Cand. Marot}
27.11.
1.SiA
NmGd
Charité
k.A.
04.12.
2.SiA
NmGd
Charité
k.A.
11.12.
3.SiA
VmGd
Charité
k.A.
11.12.
3.SiA
NmGd
Invalid.
k.A.
18.12.
4.SiA
NmGd
Charité
k.A.
25.12.
Weihn.I NmGd
Charité
k.A.
26.12.
Weihn.II VmGd
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
1797 01.01.
Neuj.
VmGd
Charité
PredSal 1,8–9
01.01.
Neuj.
NmGd
Invalid.
PredSal 1,8–9
A. SM-Slg. 1, Nr. 1 * SM-SN 52 „Predigt-Entwürfe 1797“, I, No. 1 B. BIB A. — B. SM-SN 52, II: Dieselbe Predigt, No. 1 * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
799
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1797 03.01.
Di
WoPr
Charité
Ps 23,4
A. SM-SN 52, III, No. 2 B. — A. SM-SN 58, Bl. 17r [o.T.O.] * SM-SN 58, Bl. 19 [o.T.O.]: FP 41 B. BIB A. SM-SN 52, IV, No. 3: „bei innern Männern“ B. — A. SM-SN 52, V, No. 4 B. BIB A. SM-SN 52, VI, No. 5 B. — A. SM-SN 52, VII, No. 6 B. BIB A. SM-SN 52, VIII, No. 7 B. BIB A. SM-SN 52, IX, No. 8: „bei innern Weibern“ B. — A. SM-SN 52, X, No. 9 B. BIB A. SM-SN 52, XI, No. 10 B. BIB A. SM-SN 52, XII, No. 11 B. — A. SM-SN 52, XIII, No. 12 B. — A. SM-SN 52, XIV, No. 13 B. BIB A. — B. SM-SN 52, XV: Dieselbe Predigt, No. 13 * BIB
#08.01. 1.SnE
NmGd
Charité
Lk 8,12
10.01.
Di
WoPr
Charité
Ps 104,14–15
15.01.
2.SnE
NmGd
Charité
Hiob 14,1–3
21.01.
Sa
VorbA
Charité
2Tim 2,8
22.01.
3.SnE
VmGd+A Charité
Jes 3,10
22.01.
3.SnE
NmGd
Invalid.
Hiob 14,5
24.01.
Di
WoPr
Charité
Spr 14,32
29.01.
4.SnE
NmGd
Charité
Röm 13,12
05.02.
5.SnE
VmGd
Charité
Mt 13,12
07.02.
Di
WoPr
Charité
Gen 42,36–38
11.02.
Sa
VorbA
Invalid.
Mk 14,25
12.02.
Septuag. VmGd
Invalid.
Mt 20,1–16
12.02.
Septuag. NmGd
Charité
Mt 20,1–16
{19.02.
Sexag.
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Herzog}
21.02.
Di
WoPr
Charité
Lk 8,13
26.02.
Estom.
NmGd
Charité
Lk 18,35–43
05.03.
Invoc.
VmGd
Charité
Mt 26,24
05.03.
Invoc.
NmGd
Invalid.
Mt 26,24
A. SM-SN 52, XVI, No. 14: „äußere Weiber“ B. — A. SM-SN 52, XVII, No. 15 B. BIB A. SM-SN 52, XVIII, No. 16 B. BIB A. — B. SM-SN 52, XIX: Dieselbe Predigt, No. 16 * BIB
800
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1797 12.03.
Remin.
NmGd
Charité
Mt 26,36–46
A. B. A. B. A. B.
SM-SN 52, XX, No. 17 BIB SM-SN 52, XXI, No. 18 BIB — SM-SN 52, XXII: „Männer“; Wiederholung vom 21.02.1797, No. 14 — SM-SN 52, XXIII: Wiederholung vom 19.03.1797, No. 18 * BIB: n.v. SM-SN 52, XXIV, No. 19 BIB: n.v. SM-SN 52, XXV, No. 20 —
19.03.
Oculi
VmGd
Charité
Lk 22,47–48
21.03.
Di
WoPr
Charité
Lk 8,13
26.03.
Laet.
VmGd
Invalid.
Lk 22,47–48
A. B.
26.03.
Laet.
NmGd
Charité
Mt 26,67–68
01.04.
Sa
VorbA
Dom
Mk 14,25
A. B. A. B.
{02.04.
Judica
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Marot}
04.04.
Di
WoPr
Charité
Joh 19,25–27
09.04.
Palm.
NmGd
Charité
Mt 27,3–5
14.04.
Karfr.
NmGd
Charité
Mt 27,38–44
16.04.
OsternI
VmGd
Charité
1Kor 15,12–15
16.04.
OsternI
NmGd
Invalid.
1Kor 15,12–15
17.04.
OsternII VmGd
Charité
Mk 16,1–8
23.04.
Quasim. NmGd
Charité
Joh 20,19–23
30.04.
Mis.D.
VmGd
Charité
1Petr 2,19–23
07.05.
Jubil.
VmGd
Invalid.
Röm 12,21
07.05.
Jubil.
NmGd
Charité
1Petr 2,11
10.05.
Bußtag
NmGd
Charité
2Kor 7,8–10
A. SM-SN 52, XXVI, No. 21: „bei innern Weibern“ B. — A. SM-SN 52, XXVII, No. 22 B. BIB A. SM-SN 52, XXVIII, No. 23 B. BIB A. SM-SN 52, XXIX, No. 24 B. BIB A. — B. SM-SN 52, XXX: Dieselbe Predigt, No. 24 * {BIB: Grunow} A. SM-SN 52, XXXI, No. 25 B. BIB A. — B. SM-SN 52, XXXII: Wiederholung vom 12.04.1795 * BIB A. SM-SN 52, XXXIII, No. 26 B. BIB A. — B. SM-SN 52, XXXIV: Wiederholung vom 24.04.1796 * BIB A. SM-SN 52, XXXV, No. 27 B. BIB A. — B. SM-SN 52, XXXVI: „s. Charité
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
801
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1797
14.05.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
Röm 12,21
A.
16.05.
Di
WoPr
Charité
1Kön 3,5–12
B. A.
21.05.
Rogate
NmGd
Charité
Jak 1,22
25.05.
Himm.
NmGd
Charité
Joh 20,17
27.05.
Sa
VorbA
Charité
Mt 26,27–28
28.05.
Exaudi
VmGd+A Charité
Joh 15,15
28.05.
Exaudi
NmGd
Invalid.
Jak 1,22
30.05.
Di
WoPr
Charité
Lk 19,41–42
04.06.
Pfing.I
NmGd
Charité
Joh 3,8
05.06.
Pfing.II
NmGd
Charité
Apg 2,12–16
11.06.
Trin.
VmGd
Charité
Joh 3,10
13.06.
Di
WoPr
Charité
ohne
17.06.
Sa
VorbA
Invalid.
Mk 7,18–23
18.06.
1.SnT
VmGd+A Invalid.
1Joh 4,20
18.06.
1.SnT
NmGd
k.A.
Charité
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
1796. VIII.“ [nicht erhalten] * BIB SM-SN 52, XXXVII, No. 28: vgl. 24.04.1796 BIB SM-SN 52, XXXVIII, No. 29: „innere Weiber“ — — SM-SN 52, XXXIX: Wiederholung vom 01.05.1796 * BIB SM-SN 52, XL, No. 30 BIB SM-SN 52, XLI, No. 31 — SM-SN 52, XLII, No. 32 BIB — SM-SN 52, XLIII: Wiederholung vom 01.05.1796 und 21.05.1797 * BIB SM-SN 52, XLIV, No. 33: „Männerstation“ — SM-SN 52, XLV, No. 34 BIB SM-SN 52, XLVI, No. 35 BIB SM-SN 52, XLVII, No. 36 BIB SM-SN 52, XLVIII, No. 37: „Weiber“ — — SM-SN 52, XLIX: Wiederholung vom 17.01.1795 SM-SN 52, L, No. 38 BIB — BIB
[19.06. – ca. 02.07. Reise nach Landsberg an der Warthe, vgl. KGA V/2, Nr. 395,4–5] 25.06.
2.SnT
Gd
LaW.G.
Röm 12,21
A. SM-SN 52, LI: Siehe 14.05.1797 No. 28 „mit folgenden Veränderungen“
802
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1797 B. BIB zu Charité: VmGd Cand. Pauli {02.07.
3.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB: n.v.}
09.07.
4.SnT
VmGd
Charité
Spr 16,31
09.07.
4.SnT
NmGd
Invalid.
Spr 16,31
11.07.
Di
WoPr
Charité
Ps 66,10
16.07.
5.SnT
NmGd
Charité
Spr 12,14
23.07.
6.SnT
VmGd
Charité
Spr 3,30
25.07.
Di
WoPr
Charité
Jak 1,13–14
30.07.
7.SnT
VmGd
Invalid.
Spr 13,7
30.07.
7.SnT
NmGd
Charité
Spr 13,7
05.08.
Sa
VorbA
Paroch.
Eph 2,19–21
{06.08.
8.SnT
SM-SN52: „Am 8. p. Trin. predigt H. Cand. Herzog für mich.“ [wohl Verwechslung mit 19.02.1797 oder 10.12.1797] * BIB zu Charité: VmGd Cand. Pauli}
08.08.
Di
WoPr
Charité
1Thess 5,12–13
13.08.
9.SnT
NmGd
Charité
Lk 16,3
17.08.
Do
WoPr
Charité
Mt 8,19–20
19.08.
Sa
VorbA
Dom
2Tim 2,8
20.08.
10.SnT
VmGd
Charité
Spr 3,28
20.08.
10.SnT
NmGd
Invalid.
Spr 3,28
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SN 52, LII, No. 39 BIB — SM-SN 52, LIII: Dieselbe Predigt, No. 39 * BIB SM-SN 52, LIV, No. 40 — SM-SN 52, LV, No. 41 BIB: Beilage n.v. SM-SN 52, LVI, No. 42 BIB SM-SN 52, LVII, No. 43 — SM-SN 52, LVIII, No. 44 {BIB: Grunow} — SM-SN 52, LIX: Dieselbe Predigt, No. 44 * BIB SM-SN 52, LX, No. 45 —
SM-SN 52, LXI, No. 46 — SM-SN 52, LXII, No. 47 BIB SM-SN 52, LXIII, No. 48 — — SM-SN 52, LXIV, No. 5: Wiederholung vom 21.01.1797 SM-SN 52, LXV, No. 49 BIB — SM-SN 52, LXVI: Dieselbe Predigt, No. 49 * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
803
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1797 22.08.
Di
WoPr
Charité
1Thess 5,12–13
27.08.
11.SnT
NmGd
Charité
1Kor 14,33
03.09.
12.SnT
VmGd
Charité
k.A.
05.09.
Di
WoPr
Charité
1Kön 21
10.09.
13.SnT
VmGd
Invalid.
Spr 24,29
10.09.
13.SnT
NmGd
Charité
Spr 24,29
{17.09.
14.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Herwig}
22.09.
Fr
WoPr
Charité
Lk 7,50
24.09.
15.SnT
NmGd
Charité
Röm 12,15
30.09.
Sa
VorbA
Paroch.
1Petr 1,18–19
01.10.
VmGd
Charité
Ps 104,27–28
NmGd
Invalid.
Phil 2,12
03.10.
16.SnT EF 16.SnT EF Di
WoPr
Charité
Lk 7,50
08.10.
17.SnT
NmGd
Charité
Jer 17,10
14.10.
Sa
VorbA
Charité
Joh 13,35
15.10.
18.SnT
VmGd+A Charité
Mt 22,35–40
#17.10. Di
WoPr
Charité
Ps 56,12
21.10.
VorbA
Invalid.
Joh 13,35
01.10.
Sa
A. — B. SM-SN 52, LXVII: „Weiber“; Wiederholung vom 08.08. 1797, No. 46 A. SM-SN 52, LXVIII, No. 50 B. BIB A. — B. BIB A. SM-SN 52, LXIX, No. 51: „Männer“ B. — A. SM-SN 52, LXX, No. 52 B. BIB A. — B. SM-SN 52, LXXI: Dieselbe Predigt, No. 52 * BIB
A. SM-SN 52, LXXII, No. 53: „Weiber“ B. — A. SM-SN 52, LXXIII, No. 54 B. BIB A. SM-SN 52, LXXIV, No. 55 B. — A. SM-SN 52, LXXV, No. 56 B. BIB A. SM-SN 52, LXXVI, No. 57 B. BIB A. — B. SM-SN 52, LXXVII: „Männer“; Wiederholung vom 22.09.1797, No. 53 A. — B. SM-SN 52, LXXVIII: Wiederholung vom 23.11.1794 * BIB A. SM-SN 52, LXXIX, No. 58 B. — A. SM-SN 52, LXXX, No. 59 B. BIB A. SM-SN 52, LXXXI, No. 60 B. — A. — B. SM-SN 52, LXXXII: Wiederholung vom 14.10.1797, No. 58
804
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1797 22.10.
19.SnT
VmGd+A Invalid.
Mt 22,35–40
A. — B. SM-SN 52, LXXXIII: Wiederholung vom 15.10.1797, No. 59 * BIB A. SM-SN 52, LXXXIV, No. 61 B. BIB A. SM-SN 52, LXXXV: Siehe 23.07.1797 No. 42 „mit folgenden Veränderungen“ B. BIB A. SM-SN 52, LXXXVI, No. 62 B. BIB A. SM-SN 52, LXXXVII: Siehe 17.10.1797 No. 60 „Erweiterung“ B. BIB A. — B. SM-SN 52, LXXXVIII: Dieselbe Predigt, No. 60 „Erweiterung“ * BIB A. SM-SN 52, LXXXIX, No. 63: „Männer“ B. — A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. BIB
22.10.
19.SnT
NmGd
Charité
Spr 15,1
29.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
Spr 3,30
05.11.
21.SnT
NmGd
Charité
Lk 14,27
12.11.
22.SnT
VmGd
Charité
Ps 56,12
12.11.
22.SnT
NmGd
Invalid.
Ps 56,12
14.11.
Di
WoPr
Charité
Ps [k.St.]
19.11.
23.SnT
NmGd
Charité
k.A.
26.11.
24.SnT
VmGd
Charité
k.A.
03.12.
1.SiA
VmGd
Invalid.
k.A.
03.12.
1.SiA
NmGd
Charité
k.A.
{10.12.
2.SiA
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Herzog}
[17.12. 3.SiA
NmGd
Charité
k.A.
24.12.
4.SiA
VmGd
Charité
k.A.
25.12.
Weihn.I VmGd
Charité
k.A.
25.12.
Weihn.I NmGd
Invalid.
k.A.
26.12.
Weihn.II NmGd
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB: n.v.] — BIB — BIB — BIB — BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1797 [31.12. SnW
Gd
Charité
k.A.
A. — B. BIB: n.v.]
1798 [01.01. Neuj.
Gd
Charité
k.A.
07.01.
1.SnE
NmGd
Charité
k.A.
14.01.
2.SnE
NmGd
Charité
k.A.
{21.01.
3.SnE
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Schregel}
28.01.
4.SnE
NmGd
Charité
k.A.
04.02.
Septuag. VmGd
Charité
k.A.
04.02.
Septuag. NmGd
Invalid.
k.A.
11.02.
Sexag.
NmGd
Charité
k.A.
[18.02. Estom.
Gd
Charité
k.A.
25.02.
Invoc.
VmGd
Invalid.
k.A.
25.02.
Invoc.
NmGd
Charité
k.A.
04.03.
Remin.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
11.03.
Oculi
NmGd
Charité
k.A.
18.03.
Laet.
VmGd
Charité
k.A.
18.03.
Laet.
NmGd
Invalid.
k.A.
A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB: n.v.] — BIB — BIB
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB: n.v.] — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
[19.03.–28.03. Reise nach Madlitz; vgl. KGA V/2, Nr. 473,13–15] {25.03.
Judica
805
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: NmGd Schleiermacher}
806
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1798 01.04.
Palm.
VmGd
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
06.04.
Karfr.
NmGd
Charité
k.A.
08.04.
OsternI
VmGd
FrWerd.
k.A.
08.04.
OsternI
NmGd
Charité
k.A.
09.04.
OsternII VmGd
Invalid.
k.A.
09.04.
OsternII NmGd
Charité
k.A.
22.04.
Mis.D.
NmGd
Charité
k.A.
[29.04. Jubil.
Gd
Charité
k.A.
02.05.
Bußtag
VmGd
Charité
k.A.
02.05.
Bußtag
NmGd
Invalid.
k.A.
06.05.
Cant.
NmGd
Charité
k.A.
13.05.
Rogate
VmGd
Dreifalt.
k.A.
13.05.
Rogate
NmGd
Charité
k.A.
17.05.
Himm.
VmGd
Charité
k.A.
[20.05. Exaudi
Gd
Charité
k.A.
27.05.
Pfing.I
VmGd
Charité
k.A.
27.05.
Pfing.I
NmGd
Invalid.
k.A.
{28.05.
Pfing.II
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Pauli}
03.06.
Trin.
NmGd
Charité
k.A.
10.06.
1.SnT
VmGd
Charité
k.A.
10.06.
1.SnT
NmGd
Invalid.
k.A.
17.06.
2.SnT
NmGd
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB: n.v.] — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB: n.v.] — BIB — BIB
— BIB — BIB — BIB — BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
807
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1798 24.06.
3.SnT
VmGd
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B.
01.07.
4.SnT
VmGd
Invalid.
k.A.
01.07.
4.SnT
NmGd
Charité
k.A.
{08.07.
5.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Jablonsky}
[15.07. 6.SnT
NmGd
Charité
k.A.
22.07.
7.SnT
VmGd
Charité
k.A.
22.07.
7.SnT
NmGd
Invalid.
k.A.
29.07.
8.SnT
NmGd
Charité
k.A.
05.08.
9.SnT
VmGd
Charité
k.A.
05.08.
9.SnT
NmGd
Invalid.
k.A.
12.08.
10.SnT
VmGd
Invalid.
k.A.
12.08.
10.SnT
NmGd
Charité
k.A.
19.08.
11.SnT
VmGd
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB
— BIB: n.v.] — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
[August – September dreiwöchige Reise nach Landsberg an der Warthe, vgl. KGA V/2, Nr. 496,304–306; 506; 516–524] {26.08.
12.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: NmGd Cand. Herwig}
13.SnT
Gd
LaW.K.
{09.09.
14.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: NmGdCand. Wiedekind}
[16.09. 15.SnT
VmGd
Charité
02.09.
k.A.
k.A.
A. — B. KGA V/2, Nr. 516,7–16 * BIB zu Charité: VmGd Cand. Wirth
A. — B. BIB: n.v.]
808
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1798 23.09.
16.SnT
VmGd
Invalid.
k.A.
23.09.
16.SnT
NmGd
Charité
k.A.
{30.09.
17.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Pauli}
07.10.
18.SnT
NmGd
Charité
k.A.
14.10.
19.SnT
VmGd
Charité
k.A.
14.10.
19.SnT
NmGd
Invalid.
k.A.
21.10.
20.SnT
NmGd
Charité
k.A.
28.10.
21.SnT
VmGd
Charité
k.A.
04.11.
22.SnT
VmGd
Invalid.
k.A.
04.11.
22.SnT
NmGd
Charité
k.A.
[11.11. 23.SnT
VmGd
Charité
k.A.
18.11.
24.SnT
NmGd
Charité
k.A.
25.11.
25.SnT
VmGd
Charité
k.A.
25.11.
25.SnT
NmGd
Invalid.
k.A.
02.12.
1.SiA
NmGd
Charité
k.A.
09.12.
2.SiA
VmGd
Charité
k.A.
16.12.
3.SiA
VmGd
Invalid.
k.A.
16.12.
3.SiA
NmGd
Charité
k.A.
23.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I VmGd
Charité
k.A.
26.12.
Weihn.II NmGd
Charité
k.A.
30.12.
SnW
Charité
k.A.
NmGd
A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB: n.v.] — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
809
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1799 01.01.
Neuj.
VmGd
Charité
k.A.
01.01.
Neuj.
NmGd
Invalid.
k.A.
[06.01. Epiph.
VmGd
Charité
k.A.
13.01.
1.SnE
NmGd
Charité
k.A.
20.01.
Septuag. VmGd
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB: n.v.] — BIB — BIB — BIB: n.v.] — BIB
[27.01. Sexag.
NmGd
Charité
k.A.
10.02.
Invoc.
NmGd
Charité
k.A.
{03.02.
Estom.
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Soyeaux}
[14.02.–14.05. interimistische Vertretung an der Hof- und Garnisonkirche in Potsdam für den emeritierten Prediger Johann Peter Bamberger(1722–1804) und dessen Nachfolger Johann Pischon (1764–1805); vgl. KGA V/3, S. XLII– LXV sowie Nr. 558; 656] 22.03.
Karfr.
VmGd
Potsdam
Mk 15,34–41
17.04.
Bußtag
VmGd
Potsdam
Hiob 42,1–3
19.05.
Trin.
NmGd
Charité
k.A.
26.05.
1.SnT
VmGd
Charité
k.A.
02.06.
2.SnT
VmGd
Invalid.
k.A.
02.06.
2.SnT
NmGd
Charité
k.A.
16.06.
4.SnT
NmGd
Charité
k.A.
23.06.
5.SnT
VmGd
Charité
k.A.
23.06.
5.SnT
NmGd
Invalid.
k.A.
30.06.
6.SnT
NmGd
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-Slg. 1, Nr. 3 vgl. KGA V/3, Nr. 587,242–243 SM-Slg. 1, Nr. 5 — — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
[Für Juli – Dezember können keine kontinuierlichen Angaben gemacht werden.]
810
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1799 24.11.
27.SnT
Gd
Dreifalt.
k.A.
A. — B. KGA V/3, Nr. 732,12–13
1800 01.01.
Neuj.
Betstunde Charité
1Petr 5,7
01.01.
Neuj.
NmGd
Invalid.
1Petr 5,7
05.01.
SnN
VmGd
Dreifalt.
2Chr 1,10
12.01.
1.SnE
Betstunde Charité
Ps 6,7
12.01.
1.SnE
NmGd
2Petr 1,5
14.01.
Di
Betstunde Charité
{19.01.
2.SnE
26.01.
3.SnE
Betstunde Charité
Ps 8,5–7
26.01.
3.SnE
NmGd
2Tim 2,16
28.01.
Di
Betstunde Charité
Ps 10,17
02.02.
4.SnE
VmGd
1Petr 3,15
02.02.
4.SnE
Betstunde Charité
Ps 12,4
02.02.
4.SnE
NmGd
Charité
2Tim 3,5
04.02.
Di
Betstunde Charité
Ps 1,2–3
09.02.
Septuag. VmGd
Dreifalt.
{16.02.
Sexag.
Vermutung: keine Predigt}
Estom.
Betstunde Charité
23.02.
Invalid.
Ps 7,18
A. SM-SN 53 „PredigtEntwürfe 1800“, Nr. 1: „Krankenstube“ B. — A. SM-SN 53, Nr. 2 B. — A. SM-SN 53, Nr. 3 B. — A. SM-SN 53, Nr. 4: „Lazareth“ B. — A. SM-SN 53, Nr. 5 B. — A. SM-SN 53, Nr. 6 B. —
Vermutung: keine Predigt}
Charité
Invalid.
1Kor 6,12
Ps 12,2
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SN 53, Nr. 7 — SM-SN 53, Nr. 8 — SM-SN 53, Nr. 9 — SM-Slg. 1, Nr. 6 * SM-SN 53, Nr. 10 — SM-SN 53, Nr. 11 — SM-SN 53, Nr. 12 — SM-SN 53, Nr. 13 — SM-SN 53, Nr. 14 —
A. SM-SN 53, Nr. 15 B. —
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
811
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1800 23.02.
Estom.
NmGd
Invalid.
25.02.
Di
Betstunde Charité
Ps 19,13
09.03.
Remin.
Betstunde Charité
Ps 14,1
09.03.
Remin.
NmGd
Charité
Mt 26,31
11.03.
Di
Betstunde Charité
Mt 26,29
15.03.
Sa
VorbA
Invalid.
Mk 13,33–37
16.03.
Oculi
VmGd+A Invalid.
Mt 26,47–50
23.03.
Laet.
Betstunde Charité
Mt 26,36–46
23.03.
Laet.
NmGd
Mt 26,36–44
25.03.
Di
Betstunde Charité
{30.03.
Judica
06.04.
Palm.
Betstunde Charité
Mt 27,39–44
06.04.
Palm.
NmGd
Mt 27,45–54
11.04.
Karfr.
Betstunde Charité
Hebr 5,8–9
11.04.
Karfr.
NmGd
Charité
Hebr 12,1–2
13.04.
OsternI
NmGd
Invalid.
Röm 8,34
20.04.
Quasim. VmGd
FrWerd.
Joh 21,15
20.04.
Quasim. NmGd
Charité
Joh 21,15
23.04.
Mi
Betstunde Charité
Ps 15,4
27.04.
Mis.D.
VmGd
Röm 8,15
27.04.
Mis.D.
Betstunde Charité
Ps 10,10–12
27.04.
Mis.D.
NmGd
Joh 21,21–23
Charité
1Kor 12,4–5
Ps 15,1–2
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
SM-SN 53, Nr. 16 — SM-SN 53, Nr. 17 — SM-SN 53, Nr. 18 — SM-SN 53, Nr. 19 — SM-SN 53, Nr. 20 — SM-SN 53, Nr. 21 — SM-SN 53, Nr. 22 — SM-Slg. 1, Nr. 2 * SM-SN 53, Nr. 23 B. — A. SM-SN 53, Nr. 24 B. A. SM-SN 53, Nr. 25 B. —
Vermutung: keine Predigt}
Invalid.
Invalid.
Charité
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN —
53, Nr. 26 53, Nr. 27 53, Nr. 28 53, Nr. 29 53, Nr. 30 53, Nr. 31 53, Nr. 32 53, Nr. 33 53, Nr. 34 53, Nr. 35 53, Nr. 36
812
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1800 04.05.
Jubil.
Betstunde Charité
Ps 13,6
04.05.
Jubil.
NmGd
Röm 8,7
07.05.
Bußtag
Betstunde Charité
Ps 32,5
07.05.
Bußtag
NmGd
Invalid.
Hebr 12,5–6
11.05.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
1Kor 10,13
18.05.
Rogate
VmGd
Invalid.
Jak 1,22–27
18.05.
Rogate
Betstunde Charité
Ps 24,1
18.05.
Rogate
NmGd
Invalid.
Röm 13,5
22.05.
Himm.
VmGd
Invalid.
Mk 16,14–20
22.05.
Himm.
Betstunde Charité
Joh 17,24
22.05.
Himm.
NmGd
Charité
Mt 28,20
{25.05.
Exaudi
Vermutung: keine Predigt}
01.06.
Pfing.I
Betstunde Charité
Ps 143,10
01.06.
Pfing.I
NmGd
Apg 2,16–21
02.06.
Pfing.II
Betstunde Charité
Apg 2,37
02.06.
Pfing.II
NmGd
Charité
Apg 2,39
08.06
Trin.
VmGd
Invalid.
1Kor 4,15
15.06.
1.SnT
Betstunde Charité
Ps 23,4
15.06.
1.SnT
NmGd
1Kor 13,8
17.06.
Di
Betstunde Charité
Ps 25,10
22.06.
2.SnT
NmGd
1Kor 12, 31–13,1
29.06.
3.SnT
Betstunde Charité
Ps 26,8
29.06.
3.SnT
NmGd
1Kor 7,28–31
Charité
Charité
Charité
FrWerd.
Invalid.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN — SM-SN —
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
SM-SN 53, Nr. 48 — SM-SN 53, Nr. 49 — SM-SN 53, Nr. 50 — SM-SN 53, Nr. 51 — SM-SN 53, Nr. 52 — SM-SN 53, Nr. 53 — SM-SN 53, Nr. 54 — SM-SN 53, Nr. 55 — SM-Slg. 1, Nr. 4 * SM-SN 53, Nr. 56 — SM-SN 53, Nr. 57 — SM-SN 53, Nr. 58 —
B. A. B. A. B.
53, Nr. 37 53, Nr. 38 53, Nr. 39 53, Nr. 40 53, Nr. 41 53, Nr. 42 53, Nr. 43 53, Nr. 44 53, Nr. 45 53, Nr. 46 53, Nr. 47
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
813
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1800 02.07.
Mi
Betstunde Charité
{06.07.
4.SnT
13.07.
5.SnT
Betstunde Charité
Ps 27,10
13.07.
5.SnT
NmGd
2Kor 8,11–12
17.07.
Do
Betstunde Charité
Ps 30,6
19.07.
Sa
VorbA
1Kor 11,29
20.07.
6.SnT
VmGd+A Invalid.
1Kor 3,16
27.07.
7.SnT
Betstunde Charité
Ps 28,1
27.07.
7.SnT
NmGd
1Kor 12,6–7
01.08.
Fr
Betstunde Charité
Ps 32,10
03.08.
8.SnT
NmGd
1Kor 1,13–17
10.08.
9.SnT
Betstunde Charité
Ps 33,4–5
10.08.
9.SnT
NmGd
1Kor 6,7
14.08.
Do
Betstunde Charité
Ps 33,9
17.08.
10.SnT
Betstunde Charité
Ps 34,2–3
17.08.
10.SnT
NmGd
Charité
1Kor 5,6–7
{24.08.
11.SnT
Vermutung: keine Predigt}
26.08.
Di
Betstunde Charité
Ps 34,20
31.08.
12.SnT
VmGd
1Kor 13,7
07.09.
13.SnT
Betstunde Charité
Ps 37,1
NmGd
1Kor 13,11
#07.09. 13.SnT
Ps 26,9
A. SM-SN 53, Nr. 59 B. —
Vermutung: keine Predigt}
Charité
Invalid.
Charité
Charité
Invalid.
Invalid.
Charité
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SN 53, Nr. 60 — SM-SN 53, Nr. 61 — SM-SN 53, Nr. 62: „bei Männern“ — SM-SN 53, Nr. 63 — SM-SN 53, Nr. 64 — SM-SN 53, Nr. 65 — SM-SN 53, Nr. 66 — SM-SN 53, Nr. 67 — SM-SN 53, Nr. 68 — SM-SN 53, Nr. 69 — SM-SN 53, Nr. 70 — SM-SN 53, Nr. 71 — SM-SN 53, Nr. 72 — SM-SN 53, Nr. 73 —
A. SM-SN 53, Nr. 74 B. — A. SM-Slg. 1, Nr. 10 * SM-SN 53, Nr. 75 B. — A. SM-SN 53, Nr. 76: „Männer“ B. — A. SM-SN 53, Nr. 77 [o.T.] B. —
814
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1800 #14.09. 14.SnT
Betstunde Charité
Ps 37,3
21.09.
15.SnT
Betstunde Charité
Ps 37,8
21.09.
15.SnT
NmGd
1Kor 15,56
22.09.
Mo
Betstunde Charité
{28.09.
16.SnT
Vermutung: keine Predigt}
VmGd
FrWerd.
Ps 104,14
NmGd
Charité
Röm 12,11
07.10.
17.SnT EF 17.SnT EF Di
Betstunde Charité
Ps 37,5–6
12.10.
18.SnT
VmGd
Invalid.
Spr 21,25
12.10.
18.SnT
NmGd
Charité
Röm 12,8
19.10.
19.SnT
Betstunde Charité
Ps 37,16
19.10.
19.SnT
NmGd
Röm 12,10
21.10.
Di
Betstunde Charité
Ps 37,30
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
26.10.
20.SnT
VmGd
Mt 6,34
B. A.
02.11.
21.SnT
Betstunde Charité
Ps 37,25
02.11.
21.SnT
NmGd
Apg 17,24–27
B. A. B. A.
04.11.
Di
Betstunde Charité
Ps 39,14
B. A.
05.10. 05.10.
Invalid.
Charité
Dreifalt.
Invalid.
Ps 37,3
A. SM-SN 53, Nr. 78: „bei Weibern“ [o.T.] B. 2. Vershälfte A. SM-SN 53, Nr. 79: „bei Weibern“ B. — A. SM-SN 53, Nr. 80 B. — A. SM-SN 53, Nr. 81 B. 1. Vershälfte
A. B. A. B. A.
B. {09.11.
22.SnT
Vermutung: keine Predigt}
SM-SN 53, Nr. 82 — SM-SN 53, Nr. 83 — SM-SN 53, Nr. 84: „bei Männern“ — SM-SN 53, Nr. 85 — SM-SN 53, Nr. 86 — SM-SN 53, Nr. 87 — SM-SN 53, Nr. 88 — SM-SN 53, Nr. 89: „bei Weibern“ — SM-Slg. 1, Nr. 9 * SM-SN 53, Nr. 90 — SM-SN 53, Nr. 91 — SM-Slg. 1, Nr. 11 * SMSN 53, Nr. 92 — SM-SN 53, Nr. 93: „bei Weibern“ —
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
815
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1800 16.11.
23.SnT
Betstunde Charité
Ps 50,16–17
16.11.
23.SnT
NmGd
Charité
1Kor 13,7
18.11.
Di
Betstunde Charité
Ps 51,3–5
22.11.
Sa
VorbA
Kol 3,2
23.11.
24.SnT
VmGd+A Invalid.
Eph 2,19
30.11.
1.SiA
NmGd
Ps 26,8
02.12.
Di
Betstunde Charité
Invalid.
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— SM-SN 53, Nr. 94 — SM-SN 53, Nr. 95: Wiederholung vom 31.08.1800 „mit einigen Abänderungen“ — SM-SN 53, Nr. 96 — SM-SN 53, Nr. 97 — SM-SN 53, Nr. 98 — SM-SN 53, Nr. 99 — SM-SN 53, Nr. 100
[Für die Adventswochen im Dezember können keine Angaben gemacht werden.] 25.12.
Weihn.I Gd
k.A.
k.A.
26.12.
Weihn.II Gd
k.A.
k.A.
28.12.
SnW
Gd
k.A.
k.A.
28.12.
SnW
Gd
k.A.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
— KGA — KGA — KGA — KGA
V/4, Nr. 997,246–248 V/4, Nr. 997,246–248 V/4, Nr. 997,444 V/4, Nr. 997,444
1801 01.01.
Neuj.
NmGd
Invalid.
k.A.
04.01.
SnN
VmGd
Invalid.
2Chr 1,10
04.01.
SnN
NmGd
Invalid.
Tit 3,4–7
11.01.
1.SnE
Betstunde Charité
Ps 55,7–8
11.01.
1.SnE
NmGd
1Petr 5,7
Charité
A. — B. SM-SN 53, 1801, Nr. 1 * KGA V/5, Nr. 1021,193 A. — B. SM-SN 53, 1801, Nr. 2: Wiederholung vom 05.01.1800 * BIB A. SM-SN 53, 1801, Nr. 3 B. {BIB: Grunow} A. SM-SN 53, 1801, Nr. 4 B. BIB A. — B. SM-SN 53, 1801, Nr. 5: Wiederholung vom 01.01.1800 * BIB
816
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1801 13.01.
Di
Betstunde Charité
ohne
17.01.
Sa
Betstunde Charité
Ps 55,7–8
{18.01.
2.SnE
25.01.
3.SnE
Betstunde Charité
Ps 56,5
25.01.
3.SnE
NmGd
Ps 1,1–3
27.01.
Di
Betstunde Charité
{01.02.
Septuag.
08.02.
Sexag.
Betstunde Charité
Ps 62,2
08.02.
Sexag.
NmGd
1Kor 7,28–31
10.02.
Di
Betstunde Charité
Ps 8,5–7
15.02.
Estom.
VmGd
Invalid.
k.A.
22.02.
Invoc.
VmGd
Charité
k.A.
22.02.
Invoc.
NmGd
Charité
k.A.
01.03.
Remin.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
01.03.
Remin.
NmGd
Invalid.
k.A.
08.03.
Oculi
VmGd
Charité
k.A.
A. SM-SN 53, 1801, Nr. 6: „bei äußern Männern“ B. — A. SM-SN 53, 1801, Nr. 7: „bei Männern“ B. —
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd und NmGd Klaproth}
Invalid.
Ps 57,8
A. — B. SM-SN 53, 1801, Nr. 8: „bei Weibern“ * BIB A. — B. SM-SN 53, 1801, Nr. 9: Wiederholung vom 04.02.1800 * BIB A. — B. SM-SN 53, 1801, Nr. 10: „bei Männern“
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd und NmGd Klaproth}
Charité
A. — B. SM-SN 53, 1801, Nr. 11: „bei Weibern“ * BIB: VmGd Klaproth A. — B. SM-SN 53, 1801, Nr. 12: Wiederholung vom 29.06.1800 * BIB: NmGd Klaproth A. — B. SM-SN 53, 1801, Nr. 13: Wiederholung vom 26.01.1800 A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
817
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1801 08.03.
Oculi
NmGd
Invalid.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
15.03.
Laet.
VmGd
Jerusal.
k.A.
22.03.
Judica
VmGd
Charité
k.A.
22.03.
Judica
NmGd
Charité
k.A.
29.03.
Palm.
VmGd
Invalid.
k.A.
03.04.
Karfr.
NmGd
Invalid.
k.A.
05.04.
OsternI
VmGd
Neue Ki.
k.A.
06.04.
OsternII VmGd
Charité
k.A.
06.04.
OsternII NmGd
Charité
k.A.
12.04.
Quasim. VmGd
Jerusal.
k.A.
19.04.
Mis.D.
VmGd
Charité
k.A.
19.04.
Mis.D.
NmGd
Invalid.
k.A.
26.04.
Jubil.
NmGd
Invalid.
k.A.
{29.04.
Bußtag
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd und NmGd Klaproth}
03.05.
Cant.
VmGd
Charité
k.A.
03.05.
Cant.
NmGd
Charité
k.A.
10.05.
Rogate
VmGd
Invalid.
k.A.
14.05.
Himm.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
14.05.
Himm.
NmGd
Invalid.
k.A.
17.05.
Exaudi
VmGd
Charité
k.A.
17.05.
Exaudi
NmGd
Charité
k.A.
24.05.
Pfing.I
NmGd
Invalid.
k.A.
25.05.
Pfing.II
VmGd
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
818
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1801 25.05.
Pfing.II
NmGd
Charité
k.A.
31.05.
Trin.
VmGd
Charité
k.A.
31.05.
Trin.
NmGd
Invalid.
k.A.
07.06.
1.SnT
VmGd
Charité
k.A.
14.06.
2.SnT
NmGd
Charité
k.A.
21.06.
3.SnT
VmGd
Invalid.
k.A.
28.06.
4.SnT
VmGd
Charité
k.A.
28.06.
4.SnT
NmGd
Charité
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
[Für Juli – Dezember können keine kontinuierlichen Angaben gemacht werden.] [20.07. – ca. 02.08. Reise nach Landsberg an der Warthe, vgl. KGA V/5, Nr. 1077; 1082,7–8] 26.07.
8.SnT
Gd
LaW.K.
k.A.
A. — B. KGA V/5, Nr. 1120,246–247
1802 10.01.
1.SnE
VmGd
Charité
k.A.
10.01.
1.SnE
NmGd
Charité
k.A.
17.01.
2.SnE
VmGd
Invalid.
k.A.
24.01.
3.SnE
VmGd
Charité
k.A.
24.01.
3.SnE
NmGd
Charité
k.A.
{31.01.
4.SnE
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd und NmGd Klaproth}
5.SnE
VmGd
Charité
07.02.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
A. — B. BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1802 07.02.
k.A.
5.SnE
NmGd
Invalid.
{14.02.
Septuag.
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd und NmGd Klaproth}
21.02.
Sexag.
VmGd
Charité
k.A.
21.02.
Sexag.
NmGd
Charité
k.A.
28.02.
Estom.
VmGd
Invalid.
k.A.
07.03.
Invoc.
VmGd
Charité
k.A.
07.03.
Invoc.
NmGd
Charité
k.A.
{14.03.
Remin.
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd und NmGd Klaproth}
21.03.
Oculi
VmGd
Charité
k.A.
21.03.
Oculi
NmGd
Invalid.
k.A.
28.03.
Laet.
NmGd
Dom
k.A.
04.04.
Judica
VmGd
Charité
k.A.
04.04.
Judica
NmGd
Charité
k.A.
11.04.
Palm.
VmGd
Invalid.
k.A.
16.04.
Karfr.
VmGd
Charité
k.A.
18.04.
OsternI
VmGd
Charité
k.A.
18.04.
OsternI
NmGd
Charité
k.A.
{19.04.
OsternII
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Hintze, Probepredigt}
A. — B. BIB
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
— BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB — BIB
[ca. 20.04. – 09.05. Reise nach Gnadenfrei, vgl. KGA V/5, Nr. 1208; 1220,36– 37; 1233,8] {25.04.
Quasim.
819
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd und NmGd Klaproth}
820
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1802 {02.05.
Mis.D.
{09.05.
Jubil.
{12.05.
Bußtag
16.05.
Cant.
VmGd
Charité
k.A.
16.05.
Cant.
VmGd
Dom
k.A.
16.05.
Cant.
NmGd
Charité
k.A.
23.05.
Rogate
VmGd
Invalid.
k.A.
27.05.
Himm.
VmGd
Charité
k.A.
Gd
k.A.
Lk 19,41–42
Januar – Mai
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd Cand. Metger, Probepredigt; NmGd Cand. Rinecker} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd und NmGd Klaproth} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Charité: VmGd und NmGd Klaproth} A. — B. BIB * Vgl. KGA V/5, Nr. 1228,4–5 A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. BIB: Abschiedspredigt A. — B. KGA V/5, Nr. 1235: Einladung an das Armendirektorium zur Abschiedspredigt um 10 Uhr; Nr. 1244,20–22: Bericht über die Abschiedspredigt und das Auditorium * BIB: n.v. A. SN 144, S. 18 B. —
[Anfang Juni 1802 – Ende August 1804 war Schleiermacher in Stolp (Pommern) reformierter Hofprediger an der Schloßkirche (Johanneskirche).] 06.06.
Pfing.I
VmGd
Stolp
Röm 1,16
07.06.
Pfing.II
NmGd
Stolp
Joh 17,20–21
12.06.
Sa
VorbA
Stolp
1Joh 3,21
13.06.
Trin.
VmGd+A Stolp
Hebr 13,9
20.06.
1.SnT
NmGd
Spr 17,22
Stolp
A. SM-SN 54 „PredigtEntwürfe. Stolpe 1802“, Nr. 1 B. KGA V/5, Nr. 1226,182–183 A. SM-SN 54, Nr. 2 (vgl. 24.05.1795, Nr. 26) B. — A. SM-SN 54, Nr. 3 (vgl. 04.10.1794) B. — A. SM-SN 54, Nr. 4 (vgl. 26.07.1795, Nr. 37 und 14.08.1796, Nr. 43) B. — A. SM-SN 54, Nr. 5 (vgl. 15.11.1795, Nr. 54) B. —
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
821
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1802 21.06.
Mo
Gd
Stemnitz
1Joh 4,20
27.06.
2.SnT
VmGd
Stolp
Lk 16,10[b]
03.07.
Sa
VorbA
Marienfelde
Lk 22,19
04.07.
3.SnT
Gd+A
Marienfelde
Röm 6,20–22
11.07.
4.SnT
VmGd
Stolp
Mt 10,14
18.07.
5.SnT
NmGd
Stolp
1Petr 2,12
24.07.
Sa
VorbA
Stolp
Mt 5,8
25.07.
6.SnT
VmGd+A Stolp
Mt 13,33
01.08.
7.SnT
NmGd
Stolp
Lk 11,31–32
08.08.
8.SnT
VmGd
Stolp
Kol 3,18–22
14.08.
Sa
VorbA
Rügenwalde
Eph 2,19
15.08.
9.SnT
VmGd+A Rügenwalde
1Kor 14,33
16.08.
Mo
Gd+A
Stemnitz
Joh 15,15
22.08.
10.SnT
VmGd
Stolp
Röm 12,18
29.08.
11.SnT
NmGd
Stolp
Mt 9,30–31
04.09.
Sa
VorbA
Stolp
Mt 26,27–28
A. SM-SN 54, Nr. 6 B. — A. SM-SN 54, Nr. 7 (vgl. 02.08.1795, Nr. 38) B. — A. SM-SN 54, Nr. 8 (vgl. 26.07.1794) B. — A. SM-SN 54, Nr. 9 (vgl. 03.08.1794) B. — A. SM-SN 54, Nr. 10 (vgl. 23.08.1795, Nr. 41) * SM-SN 58, Bl. 9r [o.T.O.] B. — A. SM-SN 54, Nr. 11 (vgl. 1794) B. — A. SM-SN 54, Nr. 12 (vgl. 17.01.1795, Nr. 4) B. — A. SM-SN 54, Nr. 13 (vgl. 12.07.1795, Nr. 35) B. — A. SM-SN 54, Nr. 14 (vgl. 09.08.1795, Nr. 39) * SM-SN 58, Bl. 13r [o.T.O.] B. — A. SM-SN 54, Nr. 15 (vgl. 22.11.1795, Nr. 55) B. — A. SM-SN 54, Nr. 16 (vgl. 05.08.1797, Nr. 45) B. KGA V/6, Nr. 1297,2 A. SM-SN 54, Nr. 17 (vgl. 27.08.1797, Nr. 50) B. KGA V/6, Nr. 1297,2 A. SM-SN 54, Nr. 18 (vgl. 28.05.1797, Nr. 32) B. KGA V/6, Nr. 1297,3 A. SM-SN 54, Nr. 19 (vgl. 24.08.1794) B. — A. SM-SN 54, Nr. 20 (vgl. 07.09.1794) B. — A. SM-SN 54, Nr. 21 (vgl. 03.10.1795, Nr. 48) B. —
822
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1802 05.09.
12.SnT
VmGd+A Stolp
Eph 6,7
12.09.
13.SnT
NmGd
Stolp
Lk 10,25–37
19.09.
14.SnT
VmGd
Stolp
Lk 12,13–20
25.09.
Sa
VorbA
Marienfelde
Mt 26,29
26.09.
15.SnT
Gd+A
Marienfelde
Jer 17,10
03.10.
VmGd
Stolp
Ps 104,13–15
10.10.
16.SnT EF 17.SnT
NmGd
Stolp
Mt 7,15–18
11.10.
Mo
Gd+A
Stemnitz
Ps 19,13
16.10.
Sa
VorbA
Stolp
Mk 13,33–37
17.10.
18.SnT
VmGd+A Stolp
Mt 5,20
A. SM-SN 54, Nr. 22 (vgl. 09.11.1794) B. — A. SM-SN 54, Nr. 23 (vgl. 25.10.1795, Nr. 51) B. — A. SM-SN 54, Nr. 24 (vgl. 31.08.1794) B. — A. SM-SN 54, Nr. 25 (vgl. 09.04.1796, Nr. 19) B. KGA V/6, Nr. 1311,59 A. SM-SN 54, Nr. 26 (vgl. 23.11.1794) B. KGA V/6, Nr. 1311,59 A. SM-SN 54, Nr. 27 B. — A. SM-SN 54, Nr. 28 (vgl. 10.08.1794) B. — A. SM-SN 54, Nr. 29 (vgl. 25.02.1800, Nr. 17) B. — A. SM-SN 54, Nr. 30 (vgl. 15.03.1800, Nr. 21) B. — A. SM-SN 54, Nr. 31 (vgl. 27.07.1794) B. —
[18.10.–13.11. Reise nach Königsberg in Ostpreußen, vgl. KGA V/6, Nr. 1358,80–81; 1382,1] 24.10.
19.SnT
Gd
Königsberg Königsberg
Ps 1,2–3
31.10.
20.SnT
Gd
{07.11.
21.SnT
SM-SN 54, S. 56: „in Schlobitten ohne Predigt.“}
14.11.
22.SnT
VmGd
Stolp
Röm 12,21
21.11.
23.SnT
NmGd
Stolp
Mt 22,16–21
Röm 12,21
A. SM-SN 54, Nr. 32 B. — A. SM-SN 54, Nr. 33 B. —
A. — B. SM-SN 54: Auszugsweise Wiederholung vom 31.10. 1802 A. SM-SN 54, Nr. 35 B. —
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
823
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1802 28.11.
1.SiA
VmGd
Stolp
Lk 17,20–21
05.12.
2.SiA
NmGd
Stolp
Mt 11,16–19
12.12.
3.SiA
VmGd
Stolp
Mt 11,2–6
19.12.
4.SiA
NmGd
Stolp
Lk 2,25.27–32
25.12.
Weihn.I VmGd
Stolp
Lk 2,15–19
26.12.
Weihn.II NmGd
Stolp
Gal 4,4
A. SM-SN 54, Nr. 36 (vgl. 28.09.1794) B. — A. SM-SN 54, Nr. 37 B. — A. SM-SN 54, Nr. 38 B. — A. SM-SN 54, Nr. 39 B. — A. SM-SN 54, Nr. 40 B. — A. SM-SN 54, Nr. 41 B. —
1803 01.01.
Neuj.
VmGd
Stolp
PredSal 1,4
02.01.
SnN
NmGd
Stolp
2Chr 1,10
09.01.
1.SnE
Gd
Stolp
Röm 12,2
A. SM-SN 55 „PredigtEntwürfe Stolpe 1803“, Nr. 1 B. — A. SM-SN 55, Nr. 2 B. — A. SM-SN 55, Nr. 3 B. —
[Für 1803 können keine kontinuierlichen Angaben gemacht werden.] 23.01.
3.SnE
Gd
Stolp
2Tim 2,16
Febr.
k.A.
Gd
Stemnitz
Ps 19,13
14.05.
Sa
VorbA
Marienfelde
k.A.
15.05.
Rogate
Gd+A
Marienfelde
k.A.
16.05.
Mo
Gd
Tuchel
k.A.
22.05.
Exaudi
Gd
Stolp
k.A.
02.07.
Sa
VorbA
Marienfelde
k.A.
A. — B. SM-SN 53, Nr. 8: Wiederholung vom 26.01.1800 NmGd A. — B. SM-SN 53, Nr. 17: Wiederholung vom 25.02.1800 A. — B. KGA V/6, Nr. 1473,76–77: Amtsreise nach Tuchel A. — B. KGA V/6, Nr. 1473,76–77: Amtsreise nach Tuchel A. — B. KGA V/6, Nr. 1473,76–77 A. — B. KGA V/6, Nr. 1473,79 A. — B. KGA V/6, Nr. 1496,19–20: Amtsreise nach Westpreußen
824
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1803 03.07.
4.SnT
Gd+A
Marienfelde
k.A.
04.07.
Mo
Gd
Tuchel
k.A.
Juli
k.A.
Gd
Stolp
Ps 37,8
16.07.
Sa
VorbA
Stolp
Ps 32,5
17.07.
6.SnT
Gd+A
Stolp
Ps 12,2
31.07.
8.SnT
Gd
Stolp
Ps 14,1
07.08.
9.SnT
Gd
Rügenwalde
Röm 8,7
21.08.
11.SnT
Gd
Stolp
Ps 34,2–3
04.09.
13.SnT
Gd
Stolp
Röm 8,7
nach dem 04.09. Gd
wohl Stolp 2Petr 1,5
11.09.
14.SnT
Gd
Stolp
Ps 33,9
18.09.
15.SnT
Gd
Stolp
Ps 12,4
24.09.
Sa
VorbA
Marienfelde
k.A.
A. — B. KGA V/6, Nr. 1496,19–20: Amtsreise nach Westpreußen A. — B. KGA V/6, Nr. 1496,19–20: Amtsreise nach Westpreußen A. — B. SM-SN 53, Nr. 79: Wiederholung vom 21.09.1800 Betstunde A. — B. SM-SN 53, Nr. 39: Wiederholung vom 07.05.1800 A. — B. SM-SN 53, Nr. 15: Wiederholung vom 23.02.1800 Betstunde A. — B. SM-SN 53, Nr. 18: Wiederholung vom 09.03.1800 Betstunde A. SM-SN 53, Nr. 38 Rand B. SM-SN 53, Nr. 38: Wiederholung vom 04.05.1800 NmGd A. — B. SM-SN 53, Nr. 72: Veränderte Wiederholung vom 17.08.1800 Betstunde A. — B. SM-SN 53, Nr. 38: Wiederholung vom 04.05.1800 NmGd und vom 07.08.1803 A. SM-SN 58, Bl. 12r [o.T.O.] * SM-SN 53, Nr. 5 Rand [o.T.O.] B. Wiederholung vom 12.01. 1800 NmGd A. — B. SM-SN 53, Nr. 71: Wiederholung vom 14.08.1800 A. — B. SM-SN 53, Nr. 11: Wiederholung vom 02.02.1800 Betstunde A. — B. KGA V/6, Nr. 1531,41–43: Amtsreise nach Westpreußen
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
825
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1803 25.09.
16.SnT
Gd+A
Marienfelde
k.A.
26.09.
Mo
Gd
Tuchel
k.A.
#02.10. 17.SnT EF
Gd
Stolp
Röm 12,11
08.10.
VorbA
Stolp
Ps 19,13
Oktober k.A.
Gd
Stemnitz
Ps 33,4–5
06.11.
Gd
Stolp
Ps 30,6
#04.12. 2.SiA
Gd
Stolp
Ps 15,4
Advent wohl 1803
Gd
wohl Stolp Hebr 2,14–15
k.A.
k.A.
Gd
Stolp
Ps 15,1–2
k.A.
k.A.
Gd
Stolp
Röm 8,15
k.A.
k.A.
Gd
Stolp
Ps 13,6
k.A.
k.A.
Gd
Stemnitz
Jak 1,22–27
k.A.
k.A.
Gd
Rügenwalde
Jak 1,22–27
k.A.
k.A.
Gd
Stolp
1Kor 7,28–31
k.A.
k.A.
Gd
Stolp
1Kor 15,56
Sa
22.SnT
A. — B. KGA V/6, Nr. 1531,41–43: Amtsreise nach Westpreußen A. — B. KGA V/6, Nr. 1531,41–43: Amtsreise nach Westpreußen A. — B. SM-SN 53, Nr. 83: Wiederholung vom 05.10.1800 NmGd A. — B. SM-SN 53, Nr. 17: Wiederholung vom 25.02.1800 A. — B. SM-SN 53, Nr. 69: Wiederholung vom 10.08.1800 Betstunde A. SM-SN 53, Nr. 62 Rand B. SM-SN 53, Nr. 62: Wiederholung vom 17.07.1800 A. SM-SN 58, Bl. 6r [o.T.O.] B. SM-SN 53, Nr. 33: Wiederholung vom 23.04.1800 A. — B. SN 56, S. 2: Adventspredigt (die Erlösung von der Furcht des Todes) [o.T.O.] A. — B. SM-SN 53, Nr. 25: Wiederholung vom 25.03.1800 A. — B. SM-SN 53, Nr. 34: Wiederholung vom 27.04.1800 VmGd A. — B. SM-SN 53, Nr. 37: Wiederholung vom 04.05.1800 Betstunde A. — B. SM-SN 53, Nr. 42: Wiederholung vom 18.05.1800 VmGd A. — B. SM-SN 53, Nr. 42: Wiederholung vom 18.05.1800 VmGd A. — B. SM-SN 53, Nr. 58: Wiederholung vom 29.06.1800 NmGd A. — B. SM-SN 53, Nr. 80: Wiederholung vom 21.09.1800 NmGd
826
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1803 vermutlich 1803
VorbA
wohl Stolp k.A.
A. — B. SM-SN 56, S. 2: Vorbereitungspredigt nach der Confirmation [o.T.O.]
1804 [Für Januar – August können keine kontinuierlichen Angaben gemacht werden.] nach dem 21.01.
Gd
k.A.
Joh 1,43–51
A. SM-SN 58, Bl. 1r [o.T.O.] B. — A. SM-SN 58, Bl. 5r [o.J.O.] B. — A. SM-SN 58, Bl. 8r [o.T.O.] B. — A. — B. SM-SN 53, Nr. 53: Wiederholung vom 15.06.1800 Betstunde A. — B. KGA V/7, Nr. 1725,2–4: Amtsreise nach Westpreußen A. — B. KGA V/7, Nr. 1725,2–4: Amtsreise nach Westpreußen A. — B. KGA V/7, Nr. 1725,2–4: Amtsreise nach Westpreußen
#29.01. Septuag. Gd
k.A.
k.A.
nach dem 11.02. Gd
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
Gd
Stolp
Ps 23,4
28.04.
Sa
VorbA
Marienfelde
k.A.
29.04.
Cant.
Gd+A
Marienfelde
k.A.
30.04.
Mo
Gd
Tuchel
k.A.
{06.05.
Rogate
Vermutung: keine Predigt * KGA V/7, Nr. 1738,23–24}
[06.06.–12.07. Reise nach Rügen; vgl. KGA V/7, Nr. 1766,8; 1781,1] {10.06. {17.06. {24.06.
2.SnT 3.SnT 4.SnT
Vermutung: keine Predigt * KGA V/7, Nr. 1766} Vermutung: keine Predigt * KGA V/7, Nr. 1768} Vermutung: keine Predigt * KGA V/7, Nr. 1772,84–86}
01.07.
5.SnT
Gd
Sagard
k.A.
08.07.
6.SnT
Gd
Stettin
k.A.
A. — B. KGA V/7, Nr. 1772,84–86; 1773,46–48; KGA V/8, Nr. 1834,65–70 A. — B. KGA V/7, Nr. 1782,35
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
827
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1804 [15.07. 7.SnT
Gd
Stolp
k.A.
26.08.
13.SnT
Gd
Stolp
k.A.
23.09.
17.SnT
Gd
Berlin
k.A.
A. B. A. B.
— KGA V/7, Nr. 1782,1–3] — KGA V/7, Nr. 1814: Abschiedspredigt A. — B. KGA V/8, Nr. 1834, 62–63
[Oktober 1804 – Dezember 1807 war Schleiermacher in Halle an der Saale Professor der Theologie und Philosophie sowie Universitätsprediger.] vor dem 06.12.
Gd
Halle
k.A.
A. — B. KGA V/8, Nr. 1863, 82–87: Hausgottesdienst im Pädagogio
[18.12.1804 — 06.01.1805 Aufenthalt in Berlin]
1805 03.03.
Invoc.
Gd
Halle-D
Joh 18,12–18
17.03.
Oculi
Gd
Halle-D
Offb 14,13
24.03.
Laet.
Gd
Halle-D
k.A.
A. B. A. B.
— KGA I/8, Nr. 1931,159–171 — KGA I/8, Nr. 1941,5–9: Gedächtnispredigt auf Friederike Luise, Witwe des Königs Friedrich Wilhelm II. von Preußen A. — B. Müller-Briefe 182 [irrtümlich 14.03.]
[22.06. – ca. 20.07. Reise nach Schlesien; vgl. KGA V/8, Nr. 1982,10; 2007,7] 11.08.
9.SnT
Gd
Halle-D
1 Kor 12,4–6
24.11.
24.SnT
Gd
Halle-D
k.A.
A. — B. KGA V/8, Nr. 2007,121–123; Nr. 2026,45–53 A. — B. KGA V/8, Nr. 2081,19–25 [„gestern“ für „vorgestern“!]
1806 [ca. 31.03.–19.04. Reise nach Berlin; vgl. KGA V/8, Nr. 2168,63; 2170, 28– 31; KGA V/9, Nr. 2180,2]
828
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1806 April
k.A.
Taufe
Berlin
k.A.
A. B. A. B.
03.08.
9.SnT
VmGd 11h
Halle-Sch
Röm 1,16
10.08.
10.SnT
VmGd 11h
Halle-Sch
1Kor 12,4–6
A.
17.08.
11.SnT
VmGd 11h
Halle-Sch
Joh 15,9.14–15
B. A.
24.08.
12.SnT
VmGd 11h
Halle-Sch
Eph 2,19
B. A.
14.09.
15.SnT
VmGd 11h
Halle-U
Eph 6, wohl 12–17
B. A. B.
— KGA V/9, Nr. 2196,42–44 SM-Einzeldruck SM-SN 56 „PredigtEntwürfe beim Akademischen Gottesdienst“, Nr. 1, Notiz SM-Slg. 2, Nr. 1 * SM-SN 56, Nr. 2 — SM-Slg. 2, Nr. 2 * SM-SN 56, Nr. 3 — SM-Slg. 2, Nr. 3 * SM-SN 56, Nr. 4 — — KGA V/9, Nr. 2260,35–37; Nr. 2268,20–36 * HeringDok 108 * Müller-Briefe 333
[15.09. – ca. 22.09. Reise nach Potsdam; vgl. KGA V/9, Nr. 2267,17–19] 23.11.
25.SnT
Gd
Halle-D
Röm 8,28
#07.12. 2.SiA
Gd
Halle-D
1Kor 14,33
28.12.
Gd
Halle-D
PredSal 7,11
SnW
A. SM-Slg. 2, Nr. 5 * SM-SBBAutogr. I/4573 B. KGA V/9, Nr. 2331,16–18; Nr. 2344,73–76 * SM-SN 56, S. 2, Nr. 4: Erste nach der Occupation * KGA V/9, Nr. 2318,26– 28 kündigt die Predigt für den 16.11. an A. SM-Slg. 2, Nr. 4 [o.T.] * SMSN 56, S. 9 [o.T.O.] B. KGA V/9, Nr. 2331,18–20; 2344,73–76; 2357, 64–66 * SM-SN 56, S. 2, Nr. 7: Gott ist in der Ordnung [o.T.O.] A. SM-Slg. 2, Nr. 6 * SM-SBBAutogr. I/4573 B. SM-SN 56, S. 2, Nr. 5 [k.B.] * KGA V/9, Nr. 2384,67–68
1807 01.01.
Neuj.
Gd
Halle-D
Mt 10,28
A. SM-Slg. 2, Nr. 7 * SM-SBBAutogr. I/4573 B. SM-SN 56, S. 2, Nr. 6 [k.B.] * KGA V/9, Nr. 2389,20–22
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
829
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1807 #08.02. Estom.
Gd
Halle-D
Joh 2,1–11
27.03.
Karfr.
Gd
Halle-D
Joh 12,24
29.03.
OsternI
Gd
Halle-D
Lk 24,5
wohl vor dem 11.05.
Gd
k.A.
Joh 20,22–23
wohl vor dem 11.05.
Gd
k.A.
Joh 21,18–19
A. SM-Slg. 2, Nr. 8 [o.T.] B. KGA V/9, Nr. 2414,20–22 [k.B.] * SM-SN 56, S. 2, Nr. 8: Hochzeit zu Cana [o.T.O.] A. — B. KGA V/9, Nr. 2435,57–62; Nr. 2458,34–44 * MüllerBriefe 363–364 A. SM-SBB-Autogr. I/4573 B. — A. — B. SM-SN 56, S. 2, Nr. 9: Uebereinstimmung mit dem Urtheil Gottes [o.T.O.] A. — B. SM-SN 56, S. 2, Nr. 10: Ueber die Fortschritte des Wortes Gottes [o.T.O.]
[ca. 14.05.–09.10. in Berlin; vgl. KGA V/9, Nr. 2479,49–62; 2551,5–10] 14.06.
3.SnT
VmGd
Dom
Röm 14,23
#05.07. 6.SnT
VmGd
Paroch.
Röm 12,21
#26.07. 9.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Kor 7,29–30
20.09.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
17.SnT
A. SM-Slg. 2, Nr. 9 * SM-SN 56, S. 8 B. SM-SN 56, S. 2, Nr. 11: Ohne den Glauben alles Sünde [o.T.O.] * BIB: Professor Schleiermacher A. SM-Slg. 2, Nr. 11 [o.T.] B. BIB A. SM-Slg. 2, Nr. 10 [o.T.] B. BIB A. — B. BIB
[12.10.–07.12. in Halle; vgl. KGA V/9, Nr. 2555; 2582,36–37] [ab ca. 10.12. in Berlin; vgl. KGA V/9, Nr. 2597,29–32] 26.12.
Weihn.II VmGd
Neue Ki.
Gal 4,4–5
A. SM-SBB-Autogr. I/4573 B. SM-SN 53, S. 96 * BIB
1808 01.01.
Neuj.
VmGd
FrWerd.
Mt 6,33
A. — B. SM-SN 53, 1808, Nr. 1 [k.B.] * TK: für Superintendent Küster * BIB
830
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1808 03.01.
SnN
VmGd
Neue Ki.
1Petr 4,17–19
A. — B. SM-SN 53, 1808, Nr. 2 [k.B.] * TK: „in der Gebhardschen Vacanz“ * BIB
[ab 18.01.1808 Wohnung Schützenstr. 74; vgl. TK und Briefe 4,142–143] 24.01.
3.SnE
VmGd
Dreifalt.
Mt 24,1–2
07.02.
5.SnE
VmGd+A Dreifalt.
14.02.
Septuag. VmGd
Neue Ki.
Ps 15,1–4
21.02.
Sexag.
VmGd
Jerusal.
Lk 8,4–5.11–12
21.02.
Sexag.
Taufe
Jerusal.
k.A.
06.03.
Invoc.
VmGd
Dreifalt.
Lk 22,47–54
13.03.
Remin.
Taufe
Haus
k.A.
19.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
Lk 22,15
20.03.
Oculi
VmGd
Jerusal.
Joh 19,1–5
03.04.
Judica
VmGd
Dreifalt.
k.A.
10.04.
Palm.
VmGd
Neue Ki.
k.A.
15.04.
Karfr.
VmGd
Neue Ki.
k.A.
15.04.
Karfr.
Taufe
Neue Ki.
k.A.
Mt 13,24–30
A. SM-Slg. 2, Nr. 12 B. SM-SN 53, 1808, Nr. 3 [k.B.] * TK * BIB A. SM-SN 53, 1808, Nr. 4 B. TK * BIB A. SM-SN 58, Bl. 11r [o.T.O.] B. SM-SN 53, 1808, Nr. 5 [k.B.] * TK * BIB A. SM-SN 53, 1808, Nr. 6 B. TK * BIB A. — B. Neue Kirche, Taufbuch 1806– 1814, ELAB 32/30: 2 Taufen in Jerusal. A. SM-SN 53, 1808, Nr. 7 B. TK * BIB A. — B. Ernst Rudorff: Aus den Tagen der Romantik, 1938, S. 103: bei Pistor die Tochter Elisabeth getauft * VGrD: Diese Taufe bei Pistor (Mauerstr. 34) ist unter Schloßprediger Thiele verzeichnet, außerdem nicht als Haustaufe. A. SM-SN 53, 1808, Nr. 8 B. TK A. SM-SN 53, 1808, Nr. 9 B. TK * BIB A. — B. BIB A. — B. TK * BIB A. — B. TK * BIB A. — B. Neue Kirche, Taufbuch 1806– 1814, ELAB 32/30: 2 Taufen
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
831
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1808 17.04.
OsternI
18.04.
VmGd
Dreifalt.
Röm 6,3–5
OsternII VmGd
Jerusal.
k.A.
18.04.
OsternII Taufe
Jerusal.
k.A.
30.04.
Sa
VorbA
Jerusal.
k.A.
01.05.
Mis.D.
VmGd
FrWerd.
k.A.
08.05.
Jubil.
VmGd
Dom
k.A.
11.05.
Bußtag
VmGd
Neue Ki.
k.A.
15.05.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
29.05.
Exaudi
VmGd
Dreifalt.
k.A.
12.06.
Trin.
VmGd
Paroch.
Apg 3,1–6
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SBB-Autogr. I/4573 TK * BIB — TK * BIB — Neue Kirche, Taufbuch 1806– 1814, ELAB 32/30: 2 Taufen — TK — TK * BIB — TK * BIB: Hr. D. und Prof. Schleiermacher — TK * BIB — TK * BIB — TK * BIB — TK * BIB
[18.06.–05.08. Reise nach Rügen; 18.07. Verlobung in Sagard] 26.06.
2.SnT
Gd
Poseritz
k.A.
03.07.
3.SnT
Gd
Rambin
k.A.
10.07.
4.SnT
Gd
Sagard
k.A.
17.07.
5.SnT
Gd
Sagard
k.A.
24.07.
6.SnT
Gd
Poseritz
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— TK — TK — TK — TK — TK
[20.08.–30.09. Reise nach Königsberg in Ostpreußen] 04.09.
12.SnT
VmGd
Königsberg
16.10.
18.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mk 7,31–37 k.A.
A. — B. TK: VM Predigt in Schloßkirche über Evangelium A. — B. TK * BIB: Doktor Schleiermacher
832
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1808 #13.11. 22.SnT
VmGd
Dom
Mt 18,23–35
26.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
27.11.
1.SiA
VmGd+A Dreifalt.
Lk 1,46–47f
04.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.12.
3.SiA
VmGd
Dom
k.A.
25.12.
Weihn.I VmGd
Dreifalt.
k.A.
29.12.
Do
Dreifalt.
k.A.
Taufe
A. SM-SAr 14, Nr. 2 [o.J.O.] B. TK [k.B.] * BIB: Professor Schleiermacher A. — B. TK A. — B. SM-Briefe 2,178 * TK * BIB A. — B. VGrD * TK A. — B. TK * BIB: Dokt. u. Prof. Schleiermacher A. — B. TK * BIB A. — B. VGrD * TK
1809 08.01.
1.SnE
VmGd
FrWerd.
Lk 2,41–52
15.01.
2.SnE
VmGd
Dom
Röm 13,1–5
21.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
22.01.
3.SnE
VmGd+A Dreifalt.
k.A.
19.02.
Invoc.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
04.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
05.03.
Oculi
VmGd+A Dreifalt.
k.A.
05.03.
Oculi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.03.
Judica
Taufe
Haus
k.A.
31.03.
Karfr.
NmGd
Dreifalt.
Joh 10,17–18
A. — B. SM-Briefe 2,201 * TK: VM Predigt im Werder * BIB A. SM-Einzeldruck [Zur Einführung der Städteordnung] B. TK: Predigt im Dom [17.01.: Predigt angefangen aufzuschreiben ... 22.01.: Predigt fertiggeschrieben] * BIB A. — B. TK A. — B. TK * BIB A. — B. TK * BIB A. — B. TK A. — B. TK * BIB A. — B. VGrD * TK: in der Kirche A. — B. VGrD: Reimer, Kochstr. 16 [k.A. „im Hause“] * TK: Taufe bei Reimer A. SM-Mag.Pred. 1811, 204–208 B. TK * BIB: n.v.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
833
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1809 02.04.
OsternI
03.04.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
OsternII Taufe
Haus
k.A.
07.04.
Fr
Haus
k.A.
A. B.
09.04.
Quasim. VmGd
Gertr.
k.A.
15.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
16.04.
Mis.D.
VmGd+A Dreifalt.
k.A.
18.04.
Di
SonderGd Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
18.04.
Di
Taufe
k.A.
Taufe
Haus
A. B. A. B.
A. B.
— TK — VGrD: Laey, Krausenstr. 32, im Hause * TK: Taufe im Hause — VGrD: Hitzig, Schützenstr. 10, im Hause * TK: Taufe bei Hitzig — TK: Spitalkirche für Hermes — TK — TK — TK: Wahlrede in Dreifaltigkeitskirche * ELAB, EphArFW 182, Bl. 3r–4r: Gottesdienst um 9 Uhr zur ersten Stadtverordnetenwahl, die in bestimmten Kirchen für jeweils einen Wahlbezirk vom 18. bis 22. Juni stattfand und bei der Schleiermachers Predigt am 2. Tag (19.04.) geplant war. — VGrD: v. Redtel, vor dem Schlesischen Thor auf der Meyerei, im Hause * TK: Taufe bei Redtel
[26.04.–04.06. Reise nach Rügen; 18.05. Schleiermachers Trauung mit Witwe Henriette Charlotte Sophie von Willich, geb. von Mühlenfels, in Sagard] 07.05.
Rogate
Gd
Poseritz
k.A.
11.05.
Himm.
VmGd+A Sagard
k.A.
21.05.
Pfing.I
VmGd+A Sagard
k.A.
22.05.
Pfing.II
Gd
Wiek
k.A.
28.05.
Trin.
Gd
Poseritz
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
— TK — TK — TK — TK: Theodors Predigt [Vermutung: Predigtvertretung] A. — B. TK
834
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1809 [Schleiermacher wurde am 11. Juni 1809 in das Predigeramt der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde zu Berlin eingeführt. Er wohnte mit seiner Familie bis 1816 im Pfarrhaus Kanonierstr. 4, danach im ursprünglich Schwerinschen Palais Wilhelmstr. 73, das 1816 von Georg Andreas Reimer erworben worden war und dann von mehreren Familien bewohnt wurde. Bereits ab 8. Juni 1809 sind im Totenbuch insgesamt 21 Begräbnisse verzeichnet, bei denen Schleiermacher die Kasualangaben, die den Namen der das Begräbnis vollziehenden Person nicht mitteilen, unterschrieben hat. Im September / Oktober 1809 findet sich Schleiermachers Unterschrift bei 7 Begräbnissen während seiner Abwesenheit. Im Kalendarium werden nur die Termine des Totenbuchs aufgeführt, die durch eine weitere Quelle (Tageskalender oder anderes Zeugnis) bestätigt werden. Im Traubuch sind ab 11. Juni insgesamt 3 Aufgebote / Trauungen (Copulationen), im Taufbuch ab 18. Juni insgesamt 22 Taufen verzeichnet. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 11.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
11.06.
2.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
18.06.
3.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
18.06.
3.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.06.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.06.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.07.
5.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
02.07.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
05.07.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.07.
6.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
16.07.
7.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
22.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
23.07.
8.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Ps 12,2
30.07.
9.SnT
NmGd
k.A.
Dreifalt.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— TK: Antrittspredigt — VCrD * TK: k.A. — TK — VGrD * TK [NM] — TK — VGrD * TK — TK * BIB: Dokt. u. Prof. Schleiermacher — VGrD * TK: VM — VGrD * TK — TK * BIB — TK * BIB — TK SM-SN 58, Bl. 14r [29.07.] TK * BIB — BIB * TK: An der Predigt Kleinigkeiten
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
835
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1809 06.08.
10.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
12.08.
Sa
Taufe
k.A.
k.A.
13.08.
11.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
20.08.
12.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
20.08.
12.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.08.
13.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
28.08.
Mo
KrankenA Haus
k.A.
28.08.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.09.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
03.09.
14.SnT
VmGd+A Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— TK * BIB — VGrD: Decker, Schützenstr. 10 [k.A. „Nothtaufe“, k.A. „im Hause“, Geburt 08.08.] * TK: Nothtaufe — TK * BIB — TK * BIB — VGrD * TK: NM in der Kirche — TK * BIB — TK: KrankenCommunion — VGrD * TK: NM — TK — TK * BIB
[03.09.–12.10. Reise nach Schlesien] {10.09.
15.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu NmGd Cand. Gönner} TK: [keine Predigt] * BIB zu VmGd Schlemüller} TK: [keine Predigt] * BIB zu NmGd Cand. Böszörmeny} TK: [keine Predigt] * BIB zu VmGd Petiscus}
{17.09.
16.SnT
{24.09.
17.SnT
{01.10.
18.SnT
08.10.
19.SnT
Gd
14.10.
Sa
VorbA
15.10.
20.SnT
VmGd+A Dreifalt.
k.A.
16.10.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.10.
21.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
Schmiede- k.A. berg Dreifalt. k.A.
Dreifalt.: Dreifalt.: Dreifalt.: Dreifalt.:
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— TK: Predigt — TK — TK — VGrD * TK: NM — TK * BIB
836
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1809 22.10.
21.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.10.
Di
Taufe
Haus
k.A.
27.10.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.10.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
29.10.
22.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
05.11.
23.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
05.11.
23.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.11.
24.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
19.11.
25.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
19.11.
25.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
26.11.
26.SnT
VmGd+A Dreifalt.
k.A.
26.11.
26.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.12.
1.SiA
NmGd
Dreifalt.
k.A.
03.12.
1.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.12.
2.SiA
VmGd
Dreifalt.
k.A.
17.12.
3.SiA
NmGd
Dreifalt.
k.A.
24.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II NmGd
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGrD: 2 Taufen * TK: VM in der Kirche A. — B. VGrD: Pistor, Mauerstr. 34 [k.A. „im Hause“] * TK: NM Taufe bei Pistor * Ernst Rudorff: Aus den Tagen der Romantik, 1938, S. 103: bei Pistor den Sohn Wilhelm getauft A. — B. VGrD * TK: k.A. A. — B. TK * BIB A. — B. VGrD * TK: k.A. A. — B. TK * BIB A. — B. VGrD * TK: k.A. A. — B. TK * BIB: n.v. A. — B. TK * BIB A. — B. VGrD * TK A. — B. TK A. — B. TK * BIB: n.v. A. — B. VGrD: 2 Taufen * TK: Taufe A. — B. BIB * TK: vacat A. — B. VGrD * TK: vacat A. — B. TK * BIB A. — B. TK * BIB A. — B. TK * BIB A. — B. TK * BIB A. — B. VGrD * TK: k.A. A. — B. TK * BIB: n.v.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
837
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1809 26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
31.12.
SnW
Dreifalt.
ohne
NmGd
A. B. A. B.
— VGrD * TK: [VM] Matthisson-SAr 25 TK * BIB
1810 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 54 Taufen (dazu zwei Totgeburten), 4 Trauungen und 46 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 01.01.
Neuj.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
07.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
k.A.
07.01.
1.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.01.
1.SnE
Trauung
Dreifalt.
k.A.
12.01.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
14.01.
2.SnE
NmGd
Dreifalt.
k.A.
20.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
21.01.
3.SnE
VmGd+A Dreifalt.
k.A.
27.01.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
28.01.
4.SnE
NmGd
Dreifalt.
Mt 8,23–27
28.01.
4.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.02.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
04.02.
5.SnE
VmGd
Dreifalt.
Mt 4,1–11
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
— TK — TK — VGrD * TK: [VM] — VCrD * TK: NM — VGrD: Goeschen, Köpenicker Str. 110 [k.A. „im Hause“] * TK: Taufe bei Goeschen — TK — TK — TK — VGrD: Westphal, Inselbrücke 26 [k.A. „im Hause“] * TK: Taufe bei Westphal SM-Mag.Fest. 1823, 213–230 TK — VGrD * TK: VM — VGrD: Moers, Rechteck 11 [k.A. „im Hause“] * TK: Taufe bei Mörsch Matthisson-SAr 25 [Der Anfang steht auf demselben Dop-
838
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1810
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
11.02.
6.SnE
NmGd
Dreifalt.
Joh 1,35–44
18.02.
Septuag. VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.02.
Sexag.
NmGd
Dreifalt.
Joh 2,13–17
25.02.
Sexag.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.03.
Estom.
VmGd
Dreifalt.
Mk 2,1–12
[11.03. Invoc.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
12.03.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
18.03.
Remin.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
A. B.
25.03.
Oculi
NmGd
Dreifalt.
k.A.
01.04.
Laet.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
01.04.
Laet.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
[08.04. Judica
NmGd
Dreifalt.
k.A.
09.04.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.04.
Palm.
VmGd+A Dreifalt.
k.A.
20.04.
Karfr.
VmGd
Dreifalt.
Joh 19,25–30
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
20.04.
Karfr.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.04.
OsternI
NmGd
Dreifalt.
k.A.
23.04.
OsternII VmGd
Dreifalt.
k.A.
B. A. B. A. B. A. B.
pelblatt wie die Nachschrift vom 31.12.1809 und ist datiert (gegen SW II/7, S. XIX und Bauer-1909, S. 62)] * Matthisson-SAr 31 [o.T.O.] TK: [k.B.] Matthisson-SAr 25 TK: [k.B.] — TK Matthisson-SAr 25 TK — VGrD: 2 Taufen * TK: k.A. Matthisson-SAr 25 — — BIB: n.v. * TK: vacat] — VGrD: von der Marwitz, Jägerstr. 14 [k.A. „im Hause“] * TK: NM Taufe bei Marwiz. Königin [als Taufzeugin anwesend] — TK: Predigt schneller wegen der Jäger — TK — TK — VGrD: 2 Taufen * TK: k.A. — BIB: n.v. * TK: vacat] — VGrD * TK: vacat — TK * BIB Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 TK * BIB — VGrD * TK: k.A. — BIB — BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
839
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1810 [29.04. Quasim. NmGd
Dreifalt.
k.A.
06.05.
Mis.D.
NmGd
Dreifalt.
06.05.
Mis.D.
Taufe
Dreifalt.
13.05.
Jubil.
VmGd
Dreifalt.
13.05.
Jubil.
Taufe
Dreifalt.
16.05.
Bußtag
VmGd
Dreifalt.
A. B. k.A. A. B. k.A. A. B. k.A. A. B. k.A. A. B. PredSal 3,11–13 A.
20.05.
Cant.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
20.05.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
27.05.
Rogate
VmGd+A Dreifalt.
k.A.
27.05.
Rogate
Taufe
Haus
k.A.
31.05.
Himm.
NmGd
Dreifalt.
31.05.
Himm.
Taufe
Dreifalt.
Mk 16,19; Apg 1,11 k.A.
02.06.
Sa
Taufe
k.A.
k.A.
#03.06. Exaudi
NmGd
Dreifalt.
Mt 28,16–20
03.06.
Exaudi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.06.
Pfing.I
VmGd
Dreifalt.
Apg 2,1–39
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B.
11.06.
Pfing.II
NmGd
Dreifalt.
1Thess 5,19–21
A.
17.06.
Trin.
NmGd
Dreifalt.
Apg 2,43
B. A.
— BIB: n.v. * TK: vacat] — BIB * TK: vacat — VGrD: 2 Taufen * TK: vacat — TK * BIB — VGrD * TK: k.A. SM-SAr 13 * MatthissonSAr 25 [zweimal] TK * BIB — TK * BIB: n.v. — VGrD * TK: k.A. — TK — TK * BIB: n.v. — VGrD: Roloff, Klosterstr. 63 [k.A. „im Hause“] * TK: Taufe Klosterstraße Matthisson-SAr 25 TK * BIB: n.v. — VGrD * TK: k.A. — VGrD: Severin, Kronenstr. 14 [k.A. „Nothtaufe“, k.A. „im Hause“, Geburt 02.06.] * TK: Nothtaufe Matthisson-SAr 25 [o.T.O.] * Matthisson-SAr 31 [o.J.O.] TK * BIB — VGrD * TK: k.A. SM-SAr 13 [unvollendet] * Matthisson-SAr 25 TK: Predigt mit Kirchenmusik * BIB SM-SAr 13 * MatthissonSAr 25 TK * BIB Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31
840
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1810
18.06.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
24.06.
1.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 2,44–45
24.06.
1.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
B. TK * SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB A. — B. VCrD * TK: k.A. A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. TK * SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB A. — B. VGrD * TK: k.A.
[30.06.–01.07. Reise nach Potsdam] {01.07.
2.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Pischon}
[02.07.–02.09. TK vacat] 08.07.
3.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
08.07.
3.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.07.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.07.
4.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
15.07.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.07.
5.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 6,15
[29.07. 6.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
05.08.
7.SnT
VmGd
Dreifalt.
Jes 55,8–9
05.08.
7.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.08.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
[12.08. 8.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
19.08.
9.SnT
NmGd
Dreifalt.
Apg 9,3–22
23.08.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — VGrD — VCrD — BIB — VGrD SM-Einzeldruck (Zwei Predigten 2–24) * MatthissonSAr 25 * Matthisson-SAr 31 BIB — BIB: n.v.] SM-Einzeldruck (Zwei Predigten 25–52) BIB: n.v. — VGrD: 2 Taufen — VGrD — BIB: n.v.] Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB: n.v. — VGrD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
841
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1810 26.08.
10.SnT
NmGd
Dreifalt.
Apg 10,4–6
26.08.
10.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.08.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.09.
11.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 11,15–17
A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB A. — B. VGrD A. — B. VGrD: 2 Taufen A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB: n.v.
[03.–25.09. Reise nach Dresden]
16.09.
{09.09.
12.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB: n.v.}
13.SnT
Gd
Dresden
k.A.
A. — B. TK: Predigt * Im TK wird häufig Franz August Riquet genannt, der 1805–1811 in Dresden Prediger der reformierten Gemeinde war (vgl. Rosenhagen, Gustav: Geschichte der evangelischreformierten Gemeinde in Dresden, Bd. 1–2, Dresden 1934–1939, hier 1,124–126).
[Schleiermachers Tageskalender ist immer vacat nach dem 21.09.1810 bis zum 31.12.1811, nicht vorhanden ab 01.01.1812 bis zum 31.12.1819.] {23.09.
14.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Pischon}
30.09.
15.SnT EF
VmGd
Dreifalt.
Gal 6,7–8
07.10.
16.SnT
NmGd
Dreifalt.
Apg 13,6–11
07.10.
16.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.10.
17.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 14,21–22
14.10.
17.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. SM-DLA 58.368 * MatthissonSAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB A. — B. VGrD A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB: n.v. A. — B. VGrD
842
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1810 [21.10. 18.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
28.10.
19.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 15,1–12
02.11.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.11.
20.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
08.11.
Do
Taufe
Haus
k.A.
11.11.
21.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 16,35–37
18.11.
22.SnT
NmGd
Dreifalt.
Apg 17,22–31
18.11.
22.SnT
Taufe
Haus
k.A.
25.11.
23.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 19,13–17
25.11.
23.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.11.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.12.
1.SiA
NmGd
Dreifalt.
Offb 22,10–13
09.12.
2.SiA
VmGd
Dreifalt.
Lk 1,41– 55.67–79
A. — B. BIB: n.v.] A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB A. — B. VGrD A. — B. BIB A. — B. VGrD: Reimer, Kochstr. 16, im Hause A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB: n.v. A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB: n.v. A. — B. VGrD: Schulz, Charlottenstr. 36, im Hause A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 [zweimal] B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB A. — B. VGrD: 2 Taufen A. — B. VGrD A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. BIB A. Matthisson-SAr 25 * Matthisson-SAr 31 B. SM-SAr 13, Bl. 19v [18.12.!] * BIB: „Nach der Predigt wird der Hr. Prediger Pischon durch den Hrn. Hofprediger und Superintendenten Stosch als Hülfsprediger eingeführt.“ (S. 4800)
[Vom 16.12.1810 – 28.05.1815 wurden Schleiermachers Nachmittagsgottesdienste in der Regel vom Hilfsprediger Friedrich August Pischon (1785–1857) gehalten. Ab 9. Dezember 1810 übernahm Pischon zahlreiche Taufen, die Schleiermacher im Taufbuch quittierte.]
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
843
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1810 23.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I VmGd
Dreifalt.
Phil 2,6–7
25.12.
Weihn.I Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. BIB A. SM-SAr 13 * MatthissonSAr 25 * Matthisson-SAr 31 [zweimal] B. BIB A. — B. VGrD
1811 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 40 Taufen (dazu fünf Totgeburten und ein Todesfall vor der Taufe), 9 Trauungen (dazu nachrichtlich eine andernorts erfolgte Trauung) und 20 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 01.01.
Neuj.
NmGd
Dreifalt.
Mt 24,6–13
06.01.
Epiph.
VmGd
Dreifalt.
Mt 2,2–11
07.01.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
13.01.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
18.01.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
20.01.
2.SnE
VmGd
Dreifalt.
Joh 1,29
27.01.
3.SnE
Taufe
Haus
k.A.
03.02.
4.SnE
VmGd
Dreifalt.
Mt 12,30–32
03.02.
4.SnE
Taufe
Haus
k.A.
A. Matthisson-SAr 26° * Matthisson-SAr 32 B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. — B. VGrD: v. Tiedemann, Jägerstr. 25, im Hause A. — B. VGrD: Buttmann, Scharrnstr. 11, im Hause A. — B. VCrD A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. — B. VGrD: Rudolphi, Jägerstr. 15, im Hause A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. — B. VGrD: Braun, Mohrenstr. 35, im Hause
844
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1811 17.02.
Sexag.
VmGd
Dreifalt.
Lk 13,31–34
18.02.
Mo
Taufe
Haus
ohne
03.03.
Invoc.
VmGd
Dreifalt.
1Petr 2,19–24
17.03.
Oculi
VmGd
Dreifalt.
1Petr 2,20–23
23.03.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
31.03.
Judica
VmGd
Dreifalt.
Hebr 5,8–9
14.04.
OsternI
VmGd
Dreifalt.
k.A.
28.04.
Mis.D.
VmGd
Dreifalt.
Joh 20,19–20
08.05.
Bußtag
NmGd
Dreifalt.
Röm 3,23
12.05.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,16
26.05.
Exaudi
VmGd
Dreifalt.
Lk 24,49
26.05.
Exaudi
Taufe
Haus
k.A.
02.06.
Pfing.I
NmGd
Dreifalt.
Gal 6,8
03.06.
Pfing.II
VmGd
Dreifalt.
k.A.
09.06.
Trin.
VmGd
Dreifalt.
1Joh 3,23–24
09.06
Trin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. SM-Mag.Pred. 1811, 208–211 B. VGrD: Schleiermacher, Kanonierstr. 4, Clara Elisabeth (geb. 24.12.), im Hause A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. — B. VGrD: v. Quast, Wilhelmstr. 59, im Hause A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. — B. BIB A. Matthisson-SAr 26° * Matthisson-SAr 32 B. SM-SAr 13, Bl. 19v * BIB A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. — B. VGrD: Hitzig, Markgrafenstr. 60, im Hause A. — B. BIB A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. Matthisson-SAr 26 B. BIB A. — B. VGrD: 2 Taufen
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
845
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1811 23.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
Röm 1,16
07.07.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Joh 5,4
07.07.
4.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
21.07.
6.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
21.07.
6.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
25.07.
Do
Taufe
Haus
k.A.
04.08.
8.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
18.08.
10.SnT
VmGd
Dreifalt.
Röm 14,1
01.09.
12.SnT
VmGd
Dreifalt.
Röm 12,11
A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. — B. VCrD A. — B. BIB A. — B. VCrD A. — B. VGrD: Graf zu Dohna, Letzte Str. 4, im Hause A. — B. BIB A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB
[ca. 14.09. – ca. 10.10. Reise nach Schlesien] {15.09.
14.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pischon}
29.09.
16.SnT
Gd
Breslau
k.A.
13.10.
18.SnT
VmGd
Dreifalt.
Eph 4,25
27.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 14,16–24
10.11.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
Joh 20,23
{24.11.
24.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Prof. u. Dokt. Marheineke}
1.SiA
Taufe
Dreifalt.
01.12.
k.A.
A. — B. SM-Briefe 2,264 * BIB: n.v. A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB: n.v. A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB A. Matthisson-SAr 26 * Matthisson-SAr 32 B. BIB: n.v.
A. — B. VGrD
846
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1811 #08.12. 2.SiA
VmGd
Dreifalt.
Lk 21,25–36
08.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
Joh 1,19–27
25.12.
Weihn.I VmGd
Dreifalt.
Phil 4,4
A. Matthisson-SAr Matthisson-SAr B. BIB A. — B. VGrD A. Matthisson-SAr son-SAr 32 B. BIB A. Matthisson-SAr son-SAr 32 B. BIB
26 [o.T.O.] * 32 [o.T.O.]
26 * Matthis26 * Matthis-
1812 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 42 Taufen, 12 Trauungen und 18 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 05.01.
SnN
VmGd
Dreifalt.
Joh 1,35–51
19.01.
2.SnE
VmGd
Dreifalt.
Joh 4,4–26
25.01.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
02.02.
Sexag.
VmGd
Dreifalt.
Mt 8,28–34
16.02.
Invoc.
VmGd
Dreifalt.
Joh 7,40–53
01.03.
Oculi
VmGd
Dreifalt.
Mt 20,20–28
15.03.
Judica
VmGd
Dreifalt.
Mt 21,10–16
A. SM-Slg. 3, Nr. 1 * MatthissonSAr 27 * Matthisson-SAr 33 B. BIB A. SM-Slg. 3, Nr. 2 * MatthissonSAr 27 * Matthisson-SAr 33 * Pischon-SN 592 B. BIB A. — B. VGrD: v. Tiedemann, Behrenstr. 53, im Hause A. SM-Slg. 3, Nr. 3 * MatthissonSAr 27 [unvollendet] * Pischon-SN 592 B. BIB A. SM-Slg. 3, Nr. 4 * MatthissonSAr 27 * Matthisson-SAr 33 * Pischon-SN 592 B. BIB A. SM-Slg. 3, Nr. 5 * MatthissonSAr 27 * Matthisson-SAr 33 * Pischon-SN 592 B. BIB A. SM-Slg. 3, Nr. 6 * MatthissonSAr 27 * Matthisson-SAr 33 * Pischon-SN 592 B. BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
847
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1812 27.03.
Karfr.
NmGd
Dreifalt.
Lk 23,33–34
A. SM-Slg. 7, Nr. 12 * Matthisson-SAr 27 * Pischon-SN 592 B. BIB A. Matthisson-SAr 27 * Matthisson-SAr 33 B. — A. Matthisson-SAr 27 * Matthisson-SAr 33 * Pischon-SN 592 B. BIB A. — B. VGrD: Schleiermacher, Kanonierstr. 4, Hanna Gertrud (geb. 12.02.), im Hause A. SM-Slg. 3, Nr. 7 * MatthissonSAr 27 * Matthisson-SAr 33 * Pischon-SN 592 B. BIB A. — B. VCrD
28.03.
Sa
Konfirm.
Dreifalt.
Lk 24,30–31
29.03.
OsternI
VmGd
Dreifalt.
Röm 6,3–5
30.03.
OsternII Taufe
Haus
k.A.
12.04.
Mis.D.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,2–23
20.04.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{26.04.
Cant.
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Prof. u. Dokt. Marheineke}
07.05.
Himm.
NmGd
Dreifalt.
Apg 1,6–11
10.05.
Exaudi
VmGd
Dreifalt.
1Petr 4,8–10
17.05.
Pfing.I
Taufe
Haus
k.A.
18.05.
Pfing.II
VmGd
Dreifalt.
k.A.
24.05.
Trin.
VmGd
Dreifalt.
Joh 3,1–8
07.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
10.06.
Mi
SonderGd Dreifalt.
k.A.
14.06.
3.SnT
Taufe
Haus
k.A.
15.06.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
A. SM-Slg. 7, Nr. 19 * PischonSN 592 B. BIB A. SM-Slg. 3, Nr. 8 * PischonSN 592 B. BIB A. — B. VGrD: Reimer, Kochstr. 16, im Hause A. — B. BIB A. SM-Slg. 3, Nr. 9 B. BIB A. — B. BIB A. — B. ELAB, EphArFW 182, Bl. 8r: Gottesdienst um 9 Uhr zur Stadtverordnetenwahl A. — B. VGrD: Marheineke, Charlottenstr. 36, im Hause A. — B. VGrD: von der Marwitz, Unter den Linden 4a, im Hause
848
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1812 21.06.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 7,24–34
21.06.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.06.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
04.07.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
05.07.
6.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 7,36–50
19.07.
8.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
02.08.
10.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 8,19–21
12.08.
Mi
Trauung
k.A.
k.A.
16.08.
12.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 10,17–20
29.08.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. SM-Slg. 3, Nr. 10 * Matthisson-SAr 27 * Pischon-SN 592 B. BIB A. — B. VGrD: 2 Taufen A. — B. VCrD A. — B. VCrD A. SM-Slg. 3, Nr. 11 B. BIB A. — B. BIB A. Matthisson-SAr 27 * Matthisson-SAr 33 B. BIB A. — B. VCrD: Hilfsprediger Pischon, Schützenstr. 74 / Deibel {BAB: Kurstr. 42} [k.A. „im Hause“] A. SM-Slg. 3, Nr. 12 * Matthisson-SAr 27 [unvollendet] B. BIB A. — B. VCrD
[wohl Ende August – Anfang Oktober Reise nach Rügen] {30.08.
14.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pischon} Vermutung: keine Predigt * BIB: n.v.} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pischon}
{13.09. {27.09.
16.SnT 18.SnT
11.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.10.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
01.11.
23.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.11.
24.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 14,25–33
#22.11. 26.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 25,1–13
A. B. A. B. A. B. A.
— BIB — BIB — VGrD SM-Slg. 3, Nr. 13 * PischonSN 592 B. BIB A. Matthisson-SAr 27 [o.T.O.] * Matthisson-SAr 33 [o.T.O.] B. BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
849
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1812 06.12.
2.SiA
VmGd
Dreifalt.
1Joh 4,19
20.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I VmGd
Dreifalt.
Lk 2,8–11
27.12.
SnW
Dreifalt.
k.A.
NmGd
A. B. A. B. A. B. A. B.
Pischon-SAr 35° BIB — BIB Pischon-SAr 35° [unvollendet] BIB: Vocalmusik — BIB
1813 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 56 Taufen (dazu 6 Totgeburten), 4 Trauungen und 44 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 03.01.
SnN
VmGd
Dreifalt.
k.A.
17.01.
2.SnE
VmGd
Dreifalt.
k.A.
31.01.
4.SnE
VmGd
Dreifalt.
k.A.
31.01.
4.SnE
Trauung
k.A.
k.A.
13.02.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.02.
Septuag. VmGd
Dreifalt.
k.A.
28.02.
Estom.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
14.03.
Remin.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB — VCrD: Carl Ernst Georg Matthisson, Doktor der Philosophie und Lehrer am Berlinischen Gymnasium, 28 Jahre, Markgrafenstr. 46 / Wilhelmine Caroline v. Alvensleben [gebürtig aus dem Zweig Eichenbarleben], Witwe von Ludwig v. Alvensleben [aus dem Zweig Neugattersleben], 34 Jahre {BAB 1812: Behrenstr. 71} [k.A. „im Hause“] — VGrD — BIB — BIB — BIB
850
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1813 28.03.
Laet.
VmGd
Dreifalt.
Jer 17,5–8; 18,7–10 k.A.
A. B. A. B. A. B. A.
16.04.
Karfr.
VmGd
Dreifalt.
1Joh 1,7
19.04.
OsternII VmGd
Dreifalt.
Röm 6,5–12
25.04.
Quasim. VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.04.
Quasim. Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.05.
Jubil.
VmGd
Dreifalt.
ohne
12.05.
Bußtag
VmGd
Dreifalt.
Lk 22,31–32
13.05.
Do
Taufe
Haus
k.A.
14.05.
Fr
SonderGd Universität k.A.
23.05.
Rogate
VmGd
Dreifalt.
k.A.
27.05.
Himm.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
A. SM-SAr 13 [unvollendet] * Matthisson-SAr 28 B. BIB A. Matthisson-SAr 28 [unvollendet] B. BIB: Vor der Predigt Vocalmusik A. — B. BIB A. — B. VGrD A. Matthisson-SAr 28 B. BIB: Tedeum wegen Sieg bei Groß-Görschen A. Matthisson-SAr 28 [unvollendet] B. BIB A. — B. VGrD: Goeschen, Wilhelmstr. 62, im Hause A. — B. SM-Briefe 2,269: Einsegnung eines Bataillon Landwehr im Hof der Universität A. — B. BIB A. — B. BIB
07.04. 09.04. 11.04.
SM-Einzeldruck BIB Mi Taufe Dreifalt. — VGrD Fr Taufe Dreifalt. k.A. — VGrD Palm. VmGd Dreifalt. Joh 10,12–16 SM-Einzeldruck [verloren; nur im SBB-Katalog nachweisbar] B. BIB Die Terminangabe im Titel des Einzeldrucks „Das dankbare Gemüth erkennet das Seine. Predigt am Sonntage Misericordias Domini, zum Dank für die, bei Möckern und Gommern erfochtenen Siege unserer Krieger, gehalten am 2ten May 1813“ ist vermutlich falsch. Laut BIB (vgl. 1813, S. 1620) war am 2. Mai ein Dankfest wegen der Übergabe der Festungen Thorn und Spandau angesetzt und hat Schleiermacher an diesem Tag nicht gepredigt. Die Schlacht bei Möckern fand am 5. April 1813 statt. Gemäß der Bekanntmachung durch die St. Petri-Gemeinde wurde dort am Palmsonntag (11.04.) ein Tedeum nach der Predigt angestimmt (vgl. BIB 1813, S. 1325).
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
851
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1813 30.05.
Exaudi
NmGd
Dreifalt.
k.A.
06.06.
Pfing.I
VmGd
Dreifalt.
k.A.
20.06.
1.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
04.07.
3.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
18.07.
5.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
29.07.
Do
SonderGd Dreifalt.
k.A.
{01.08.
7.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pischon}
Fr
Taufe
Haus
k.A.
[15.08. 9.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
29.08.
11.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
12.09.
13.SnT
VmGd
Dreifalt.
Ps 94,12–15
[26.09. 15.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
10.10.
17.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 13,24–25
10.10.
17.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.10.
19.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
07.11.
21.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 25,14–29
21.11.
23.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
06.08.
A. — B. SM-Briefe 2,286 * BIB: 7h Herzberg, 9h Hecker, 14h Pischon * Predigt wohl für Pischon A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. ELAB, EphArFW 182, Bl. 14r: Gottesdienst zur Stadtverordnetenwahl für den Bezirk 25
A. — B. VGrD: Reimer, Kochstr. 16, im Hause A. — B. BIB: n.v.] A. — B. BIB A. Matthisson-SAr 28 [unvollendet] B. BIB A. — B. BIB: n.v.] A. Matthisson-SAr 28 B. BIB: n.v. A. — B. VGrD: 2 Taufen, darunter Matthisson (vgl. 31.01.1813) A. — B. BIB A. Matthisson-SAr 28 [unvollendet] B. BIB A. — B. BIB
852
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1813 05.12.
2.SiA
VmGd
Dreifalt.
k.A.
07.12.
2.SiA
Taufe
Haus
k.A.
12.12.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
19.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I VmGd
Dreifalt.
k.A.
31.12.
Fr
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B.
Taufe
A. B. A. B.
— BIB — VGrD: Friedrich Wilhelm v. Bülow / Pauline Juliane geb. v. Auer, Wilhelmstr. 73, im Hause — VGrD: Kraatz, Leipziger Str. 116, im Hause — BIB — BIB: Vor der Predigt Vocalmusik — VGrD: v. Grolmann, Leipziger Str. 15, im Hause
1814 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 34 Taufen (dazu 1 Totgeburt), 14 Trauungen (dazu eine Eheschließung, Aufgebot am 14., 15. und 16.SnT, ohne Trauung) und 29 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] [Für Januar 1814 bis Ende März 1815 können wegen der Quellenlage keine kontinuierlichen Angaben zur Predigttätigkeit gemacht werden.] 02.01.
SnN
VmGd
Dreifalt.
Joh 1,14.16
20.02.
Estom.
Taufe
Haus
k.A.
02.06.
Do
Taufe
Haus
k.A.
19.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 16,29.31
19.06.
2.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. Matthisson-SAr 29 * Matthisson-SAr 34 B. — A. — B. VGrD: Rudolphi, Jägerstr. 15, im Hause A. — B. VGrD: Schede, Hinter der Katholischen Kirche 2, im Hause A. Matthisson-SAr 29 B. — A. — B. VGrD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
853
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1814 29.06.
Mi
SonderGd Dreifalt.
k.A.
03.07.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 18,10–14
19.09.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. — B. ELAB, EphArFW 182, Bl. 15r: Gottesdienst zur Stadtverordnetenwahl A. Matthisson-SAr 29 [unvollendet] B. — A. — B. VCrD
[September – Oktober Reise nach Schwalbach und Heidelberg] 29.10.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.11.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
18.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
Mt 12,15–21
26.12.
Weihn.II VmGd
Dreifalt.
Joh 1,14
A. B. A. B. A.
— VCrD — VCrD Matthisson-SAr 29 * PischonSAr 36° B. — A. Crayen-SN 623 [Nr. 3] [o.T.O.] * Pischon-SAr 36° (mit SM-Ms) B. —
1815 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 58 Taufen (dazu 3 Totgeburten und einen Todesfall vor der Taufe), 17 Trauungen (dazu nachrichtlich 3 andernorts erfolgte Trauungen) und 24 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
08.01.
1.SnE
Begräbnis Garnis.
1Joh 5,4 k.A.
A. B. A. B.
Pischon-SAr 36 [unvollendet] — — Sydow-Verz. C, Bl. 4v: Grabrede für General Anton Wilhelm von L’Estocq * VVrD: kein Eintrag * Garnisonkirche Berlin Totenbuch 1814–1819, GStAPK, VIII. Hauptabteilung, Militärkirchenbücher, Berlin (fot.), Nr. 75, S. 601, Nr. 5: Anton Wilhelm von L’Estocq, Königlich Preußischer General der Kavallerie,
854
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1815
15.01.
2.SnE
VmGd
Dreifalt.
Joh 2,13–17
29.01.
Sexag.
VmGd
Dreifalt.
Joh 9,1–5
29.01.
Sexag.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.02.
Invoc.
VmGd
Dreifalt.
Joh 18,1–8. 11–12
05.03.
Remin.
Trauung
Haus
k.A.
12.03.
Judica
VmGd
Dreifalt.
Joh 19,11
24.03.
Karfr.
VmGd
Dreifalt.
Gal 6,14
26.03.
OsternI
VmGd
Dreifalt.
Röm 6,3–5
#9.04.
Mis.D.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,7–8
09.04.
Mis.D.
Trauung
Haus
k.A.
19.04.
Bußtag
NmGd
Dreifalt.
k.A.
23.04.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
24.04.
Mo
Trauung
k.A.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B.
aus Celle im Hannoverschen, reformirten Glaubens; 76 Jahre; hinterläßt Gemahlin und vier Kinder; war wohnhaft in der Großen Friedrichs Straße Nr. 103; starb am 5. Jan. an Lungensucht, wurde am 8. Jan. im Gewölbe unter der Garnisonkirche begraben [k.A. zum Prediger]. Pischon-SAr 36 — Pischon-SAr 36 — — VGrD Matthisson-SAr 30 * PischonSAr 36 — — VCrD: v. Horn / Graun verw. v. Korff, im Hause {Brautvater Ferdinand Graun, BAB 1818: Zimmerstr. 66} Matthisson-SAr 30 — Pischon-SAr 36° — Pischon-SAr 36° — Pischon-SAr 36 [o.J.O.] BIB — VCrD: Leopold R. H. Freiherr v. Lützow / v. Frank genannt La Roche, im Hause {Brautvater Georg Carl v. Franck, BAB 1812: Georgenstr. 19} — BIB — BIB — VCrD: August Georg Friedrich Magnus v. Hedemann / Adelheid Aurora Raphaela v. Humboldt [k.A. „im Hause“]
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
855
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1815 04.05.
Do
Trauung
Haus
k.A.
07.05.
Exaudi
VmGd
Dreifalt.
k.A.
13.05.
Sa
Trauung
Haus
k.A.
15.05.
Pfing.II
VmGd
Dreifalt.
Apg 2,37–38
17.05.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
19.05.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
21.05.
Trin.
VmGd
Dreifalt.
2Kor 1,20–22
A. — B. VCrD: Junge, Stralauer Str. 56 / Wagener, im Hause {Brautvater Johann Andreas Wagener, BAB 1818: Kronenstr. 21} A. — B. BIB A. — B. VCrD: Dümmler, Unter den Linden 47 / Reinhardt, im Hause A. Pischon-SAr 36° B. BIB: Vor der Predigt VokalMusik A. — B. VGrD: Reimer, Kochstr. 16, im Hause A. — B. VGrD: Schultz, Friedrichstr. 165, im Hause A. Pischon-SAr 36° B. BIB
[Bis zu seiner Abschiedspredigt am 28.05. hat Pischon die meisten Nachmittagsgottesdienste und die sonntäglichen Kasualien gehalten; danach übernahm Schleiermacher wieder diesen Predigtdienst, ebenso die Kasualien.] 04.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
11.06.
3.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
18.06.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.06.
5.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
25.06.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.06.
Mi
SonderGd Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB — BIB — VGrD — ELAB, EphArFW 182, Bl. 17r: Gottesdienst zur Stadtverordnetenwahl
[Für Juli bis Dezember 1815 können keine kontinuierlichen Angaben gemacht werden.] 07.07.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGrD
856
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1815 09.07.
7.SnT
Taufe
Haus
k.A.
16.07.
8.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.07.
8.SnT
Taufe
Haus
k.A.
23.07.
9.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.07.
10.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.07.
10.SnT
Trauung
Haus
k.A.
06.08.
11.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.08.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
A. — B. VGrD: Herrmann, Jägerstr. 59, im Hause A. — B. VGrD A. — B. VGrD: v. Hansen, Behrenstr. 69, im Hause A. — B. VGrD: 2 Taufen A. — B. VGrD A. — B. VCrD: Thürnagel, Französische Str. 13 / Keil, im Hause A. — B. VGrD: 2 Taufen A. — B. VGrD: Gräfin v. Waldenburg, Unter den Linden 5, im Hause
[ca. 10.08. – ca. 07.09. Reise in den Harz; vgl. Brief an Bekker vom 17.09.1815] 15.10.
21.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.10.
21.SnT
Taufe
Haus
k.A.
15.10.
21.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
22.10.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Kön 8,56–58
19.11.
26.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
19.11.
26.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.12.
1.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.12.
4.SiA
Trauung
Haus
k.A.
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B.
— VGrD — VGrD: Thormann, Thiergarten 28, im Hause — VCrD SM-Einzeldruck — — Liederblatt [Jahr vermutet] — VGrD — VGrD — VGrD: 2 Taufen — VCrD: v. Waltersdorff, Zimmerstr. 16 / Berdiseng, im Hause {Brautvater, BAB 1818: Kochstr. 8} — VGrD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
857
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1815 31.12.
SnW
Taufe
Haus
k.A.
A. — B. VGrD: Baumgarten, Zimmerstr. 16, im Hause
1816 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 42 Taufen (dazu eine Totgeburt und 2 Todesfälle vor der Taufe), 8 Trauungen (dazu nachrichtlich 3 andernorts erfolgte Trauungen) und 38 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
07.01.
1.SnE
NmGd
Dreifalt.
k.A.
14.01.
2.SnE
VmGd
Dreifalt.
k.A.
14.01.
2.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.01.
Mo
Taufe
k.A.
k.A.
21.01.
3.SnE
NmGd
Dreifalt.
k.A.
28.01.
4.SnE
VmGd
Dreifalt.
k.A.
04.02.
5.SnE
NmGd
Dreifalt.
k.A.
11.02.
Septuag. VmGd
Dreifalt.
k.A.
16.02.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
18.02.
Sexag.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
19.02.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
25.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — BIB — BIB — VGrD: 2 Taufen — Briefe an Friedrich Baron de la Motte Fouqué, Berlin 1848, S. 257 * VGrD : kein Eintrag; auch nicht in andern Berliner Taufbüchern — BIB — BIB — BIB — BIB — VGrD: v. Horn, Leipziger Str. 67, im Hause — BIB — VGrD: Freiherr v. Lützow, Leipziger Str. 91, im Hause — VGrD
858
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1816 03.03.
Invoc.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
03.03.
Invoc.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.03.
Remin.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
13.03.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.03.
Oculi
NmGd
Dreifalt.
k.A.
17.03.
Oculi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.03.
Laet.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
31.03.
Judica
NmGd
Dreifalt.
k.A.
31.03.
Judica
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.04.
Palm.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
12.04.
Karfr.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
14.04.
OsternI
NmGd
Dreifalt.
k.A.
15.04.
OsternII VmGd
Dreifalt.
k.A.
15.04.
OsternII Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.04.
OsternII Taufe
Haus
k.A.
17.04.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
18.04.
Do
Trauung
Haus
k.A.
A. B.
21.04.
Quasim. VmGd
Dreifalt.
k.A.
28.04.
Mis.D.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
02.05.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
05.05.
Jubil.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
05.05.
Jubil.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — VGrD — BIB — VGrD — BIB — VGrD: 2 Taufen — BIB — BIB — VGrD: 2 Taufen — BIB — BIB — BIB — BIB — VGrD — VGrD: Schede, Hinter der Katholischen Kirche 2, im Hause — VGrD: Dümmler, Unter den Linden 47, im Hause — VCrD: v. Winterfeld, Krausenstr. 37 / v. Thümen {BAB 1812: k.A.}, im Hause — BIB — BIB — VGrD — BIB — VGrD: 2 Taufen
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
859
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1816 08.05.
Bußtag
VmGd
Dreifalt.
k.A.
12.05.
Cant.
NmGd
Dreifalt.
Joh 20,24-29
12.05.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.05.
Rogate
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,17
A. B. A. B. A. B. A.
23.05.
Himm.
VmGd
Dreifalt.
Mt 28,16–20
B. A.
23.05.
Himm.
Taufe
Haus
k.A.
26.05.
Exaudi
NmGd
Dreifalt.
Joh 16,1–4
02.06.
Pfing.I
VmGd
Dreifalt.
1Kor 12,4
A. B. A.
03.06.
Pfing.II
NmGd
Dreifalt.
1Kor 12,12–13
B. A.
03.06.
Pfing.II
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.06.
Trin.
NmGd
Dreifalt.
Gal 1,1–5
B. A. B. A.
16.06.
1.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 5,18–26
B. A.
16.06.
1.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.06.
2.SnT
NmGd
Dreifalt.
Eph 6,10–13
24.06.
Mo
Trauung
Haus
k.A.
27.06.
Do
SonderGd Dreifalt.
k.A.
A. B.
30.06.
3.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 5,27–32
A.
30.06.
3.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
B. A. B.
B. A. B. A. B. A. B.
— BIB Jonas-SAr 37 BIB — VGrD Balan-SAr 42 (Jonas) * JonasSAr 37 BIB Balan-SAr 42 (Jonas) * JonasSAr 37 BIB — VGrD: Stier, Markgrafenstr. 9, im Hause Jonas-SAr 37 BIB Balan-SAr 42 (Jonas) * JonasSAr 37 BIB Balan-SAr 43 (Jonas) * JonasSAr 37 BIB — VGrD Balan-SAr 43 (Jonas) * JonasSAr 37 BIB Balan-SAr 42 (Jonas) * JonasSAr 37 BIB — VGrD: 2 Taufen Balan-SAr 43 (Jonas) * JonasSAr 37 BIB — VCrD: Bertold Niebuhr, Behrenstr. 69 / Hensler, im Hause — ELAB, EphArFW 182, Bl. 19r: Gottesdienst zur Stadtverordnetenwahl für den Bezirk 8 Balan-SAr 44 (Jonas) * JonasSAr 37 BIB — VGrD
860
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1816 [Für Juli bis Oktober 1816 können wegen der Quellenlage keine kontinuierlichen Angaben gemacht werden.] 03.07.
Mi
Trauung
Haus
k.A.
04.07.
Do
SonderGd Dreifalt.
1Makk 9,10; Jak 5,11
07.07.
4.SnT
NmGd
Dreifalt.
Gal 1,6–10
07.07.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.07.
5.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mk 2,18–22
21.07.
6.SnT
NmGd
Dreifalt.
Gal 1,11–24
28.07.
7.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mk 3,1–7
04.08.
8.SnT
NmGd
Dreifalt.
Gal 2,1–10
04.08.
8.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.08.
9.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Kor 6,19–20
23.08.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VCrD: Feß aus Glogau / Schweitzer, im Hause {BAB 1812: k.A.} A. Balan-SAr 42 (Jonas) * JonasSAr 37 B. Trauertag A. Balan-SAr 43 (Jonas) * JonasSAr 37 B. — A. — B. VGrD A. Balan-SAr 45 (Jonas) * JonasSAr 37 B. — A. Balan-SAr 46 (Jonas) * JonasSAr 37 B. — A. Balan-SAr 42 (Jonas) * JonasSAr 37 B. — A. Balan-SAr 45 (Jonas) * JonasSAr 37 B. — A. — B. VGrD A. Balan-SAr 45 (wohl Jonas) B. — A. — B. VGrD
[28.08.–ca.10.10. Reise durch Norddeutschland]
13.10.
{01.09. {08.09. {15.09. {22.09. {29.09. {06.10.
12.SnT 13.SnT 14.SnT 15.SnT 16.SnT 17.SnT
Vermutung: Vermutung: Vermutung: Vermutung: Vermutung: Vermutung:
keine keine keine keine keine keine
18.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
Predigt} Predigt} Predigt} Predigt} Predigt} Predigt} A. — B. VGrD: 2 Taufen
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1816 20.10.
19.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
27.10.
20.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.11.
21.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
10.11.
22.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
10.11.
22.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
13.11.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.11.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.11.
23.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
24.11.
24.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
24.11.
24.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.12.
1.SiA
VmGd
Dreifalt.
k.A.
01.12.
1.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.12.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
08.12.
2.SiA
NmGd
Dreifalt.
k.A.
15.12.
3.SiA
VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I NmGd
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II VmGd
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.12.
SnW
VmGd
Dreifalt.
2Petr 3,3–9
29.12.
SnW
Trauung
Dreifalt.
k.A.
861
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
— Liederblatt — VGrD — BIB — BIB — VGrD: 2 Taufen — VGrD — VGrD — BIB — BIB — VGrD: 2 Taufen — BIB — VGrD — VCrD — BIB — BIB — BIB — BIB — VGrD Jonas-SAr 38 * Jonas-SAr 39° B. BIB A. — B. VCrD
1817 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 45 Taufen (dazu eine Totgeburt), 11 Trauungen (dazu nachrichtlich 2 andernorts erfolgte Trauungen) und 23 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die
862
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1817 bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
2Petr 3,13–14
05.01.
SnN
NmGd
Dreifalt.
k.A.
12.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
Joh 1,35–40
12.01.
1.SnE
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.01.
2.SnE
NmGd
Dreifalt.
k.A.
19.01.
2.SnE
Trauung
Dreifalt.
k.A.
23.01.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.01.
3.SnE
VmGd
Dreifalt.
26.01.
3.SnE
Taufe
Dreifalt.
Lk 5,1–11; Apg 22,1–16 k.A.
02.02.
Septuag. NmGd
Dreifalt.
k.A.
02.02.
Septuag. Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.02.
Septuag. Trauung
Dreifalt.
k.A.
09.02.
Sexag.
VmGd
Dreifalt.
16.02.
Estom.
NmGd
Dreifalt.
Lk 5,27–29; Joh 1,45–51 k.A.
16.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.02.
Invoc.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
23.02.
Invoc.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.02.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
02.03.
Remin.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
09.03.
Oculi
VmGd
Dreifalt.
k.A.
09.03.
Oculi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. Balan-SAr 47 (Jonas) * JonasSAr 38 * Jonas-SAr 39° B. BIB: Vor der Predigt VocalMusik A. — B. BIB A. Jonas-SAr 38 B. BIB A. — B. VCrD A. — B. BIB A. — B. VCrD A. — B. VGrD A. Jonas-SAr 38 * Jonas-SAr 40 B. BIB A. — B. VGrD A. — B. BIB A. — B. VGrD A. — B. VCrD A. Jonas-SAr 38 * Jonas-SAr 40 B. BIB A. — B. BIB A. — B. VGrD A. — B. BIB A. — B. VGrD A. — B. VCrD A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. VGrD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
863
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1817 14.03.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
16.03.
Laet.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
16.03.
Laet.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.03.
Judica
VmGd
Dreifalt.
k.A.
23.03.
Judica
Trauung
Dreifalt.
k.A.
30.03.
Palm.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
04.04.
Karfr.
NmGd
Dreifalt.
Lk 23,44.46
04.04.
Karfr.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.04.
OsternI
VmGd
Dreifalt.
Lk 24,1–6
06.04.
OsternI
Trauung
Haus
k.A.
07.04.
OsternII NmGd
Dreifalt.
Lk 24,22–26
07.04.
OsternII Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.04.
OsternII Trauung
Dreifalt.
k.A.
07.04.
OsternII Trauung
Dreifalt.
k.A.
11.04.
Fr
Dreifalt.
k.A.
13.04.
Quasim. NmGd
Dreifalt.
k.A.
14.04.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
20.04.
Mis.D.
VmGd
Dreifalt.
Lk 24,44–48
20.04.
Mis.D.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.04.
Bußtag
NmGd
Dreifalt.
k.A.
04.05.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
04.05.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
Taufe
A. — B. VGrD: Schulze, Kronenstr. 10, im Hause A. — B. BIB A. — B. VGrD: 2 Taufen A. — B. BIB A. — B. VCrD A. — B. BIB A. Jonas-SAr 38 * Jonas-SAr 40 B. BIB A. — B. VGrD A. Jonas-SAr 38 B. BIB A. — B. VCrD: Heese, Mauerstr. 76 / Umlang, im Hause {zum Brautvater BAB 1812: k.A.} A. Jonas-SAr 38 B. BIB A. — B. VGrD A. — B. VCrD A. — B. VCrD A. — B. VGrD A. — B. BIB A. — B. VGrD: Meyer, Friedrichstr. 97, im Hause A. Jonas-SAr 38 B. BIB A. — B. VGrD A. — B. BIB A. — B. BIB A. — B. VGrD: 3 Taufen
864
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1817 11.05.
Rogate
NmGd
Dreifalt.
k.A.
13.05.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.05.
Himm.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
15.05.
Himm.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
18.05.
Exaudi
VmGd
Dreifalt.
k.A.
18.05.
Exaudi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.05.
Pfing.I
NmGd
Dreifalt.
k.A.
26.05.
Pfing.II
VmGd
Dreifalt.
k.A.
#01.06. Trin.
VmGd
Dreifalt.
Joh 14,6.23
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
08.06.
NmGd
Dreifalt.
Phil 1,1–11
B. A.
1.SnT
B. 08.06.
1.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
Joh 2,16
15.06.
2.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.06.
2.SnT
Taufe
Haus
k.A.
18.06.
Mi
SonderGd Dreifalt.
Spr 16,13–14
22.06.
3.SnT
NmGd
Dreifalt.
Phil 1,12–20
22.06.
3.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A.
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB — VGrD — BIB — VGrD — BIB — VGrD: 2 Taufen — BIB — BIB Crayen-SN 623 [Nr. 10] [o.T.O.] BIB Jonas-SAr 38: „Homilien über den Brief Pauli an die Philipper“ (S. 421) * König-SW10 (Textkompilation) BIB * Zur zweiten Homilienreihe vgl. 13.01.1822 — VGrD: 2 Taufen Jonas-SAr 38: „Predigten über eigene Worte des Erlösers, die in den gewöhnlichen Abschnitten nicht enthalten sind und besonders auf die Zeit, in der wir leben, bezogen werden können.“ (S. 89) [bis 10.SnT] BIB — VGrD — VGrD: Dümmler, Unter den Linden 19, im Hause Jonas-SAr 37 — Jonas-SAr 38 * König-SW10 (Textkompilation) BIB — VGrD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
865
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1817 29.06.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 7,28
29.06.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.07.
5.SnT
NmGd
Dreifalt.
Phil 1,21–27
06.07.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
13.07.
6.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 5,17.19
20.07.
7.SnT
NmGd
Dreifalt.
Phil 1,27–30
27.07.
8.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 9,50; 11,23
27.07.
8.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
[03.08. 9.SnT
NmGd
Dreifalt.
wohl Phil 2,1–4
10.08.
VmGd
Dreifalt.
Lk 9,57–62
10.SnT
A. Jonas-SAr 38 * Jonas-SBBNl. 481 * Maquet-SAr 51 (Jonas) B. BIB A. — B. VGrD A. Jonas-SAr 38 * König-SW10 (Textkompilation) B. BIB * vgl. 10.02.1822 A. — B. VGrD: 2 Taufen A. Jonas-SAr 38 B. BIB A. Jonas-SAr 38 * König-SW10 (Textkompilation) B. BIB: n.v. A. Jonas-SAr 38 * Jonas-SBBNl. 481 * Maquet-SAr 51 (Jonas) B. BIB: n.v. A. — B. VGrD A. — B. BIB: n.v.] A. Jonas-SAr 38 * MaquetSAr 51 (Jonas) B. BIB
[16.08.–08.09. Reise nach Thüringen] {17.08.
11.SnT
Vermutung: keine Predigt NmGd Cand. Groß} Vermutung: keine Predigt VmGd Pischon} Vermutung: keine Predigt NmGd Cand. Deibel} Vermutung: keine Predigt VmGd Sack jun.}
{24.08.
12.SnT
{31.08.
13.SnT
{07.09.
14.SnT
14.09.
15.SnT
NmGd
Dreifalt.
[Phil 2,5–11]
14.09.
15.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.09.
Mo
Taufe
k.A.
k.A.
* BIB zu Dreifalt.: * BIB zu Dreifalt.: * BIB zu Dreifalt.: * BIB zu Dreifalt.: A. König-SW10 (Textkompilation) B. BIB A. — B. VGrD A. — B. VGrD: Schleiermacher, Wilhelmstr. 73 [k.A. „im Hause“], Hildegard Maria (geb. 12.07.)
866
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1817 18.09.
Do
Trauung
Haus
k.A.
21.09.
16.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
25.09.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
28.09.
17.SnT
NmGd
Dreifalt.
[Phil 2,12–18]
05.10.
18.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
12.10.
19.SnT
NmGd
Dreifalt.
[Phil 2,19–30]
12.10.
19.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.10.
19.SnT
Taufe
Haus
k.A.
19.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 10,13–14
19.10.
20.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.10.
21.SnT
NmGd
Dreifalt.
Phil 3,1–11
01.11.
Sa VmGd Ref.Jub.
Dreifalt.
Mt 18,5–6
02.11.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 10,21–24
09.11.
23.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{09.11.
23.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Prediger Sack jun.}
Di
SonderGd Dreifalt.
11.11.
Phil 3,12
A. — B. VCrD: Ernst Moritz Arndt, Professor zu Köln am Rhein / Anna Maria Luise Schleiermacher, {Wilhelmstr. 73}, im Hause A. — B. BIB A. — B. VCrD A. König-SW10 (Textkompilation) B. BIB A. — B. BIB A. König-SW10 (Textkompilation) B. BIB A. — B. VGrD A. — B. VGrD: Freiherr v. Lützow, Leipziger Str. 109, im Hause A. Jonas-SAr 38 B. BIB A. — B. VGrD A. Balan-SAr 48 (Jonas) * JonasSAr 38 * König-SW10 (Textkompilation) B. BIB A. SM-Einzeldruck * Balan-SAr 47 (Jonas) * Jonas-SAr 38 B. BIB: Vor der Predigt VokalMusik A. Balan-SAr 47 (Jonas) * JonasSAr 38 B. BIB A. — B. VGrD
A. Jonas-SAr 38 * MaquetSAr 51 (Jonas): Predigt bei der Eröffnung der Synode B. ELAB, EphArFW 163, Bl. 5r: 9 Uhr Synodalpredigt in der
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
867
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1817 Dreifaltigkeitskirche, 10 Uhr Synodalversammlung im Saal des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums Balan-SAr 49 (Jonas) * JonasSAr 38 * Maquet-SAr 51 (Jonas) BIB Jonas-SAr 38 * Jonas-SAr 40 * König-SW10 * Maquet-SAr 51 (Jonas) BIB — VGrD Balan-SAr 47 (Jonas) * JonasSAr 38 BIB — VGrD
16.11.
24.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 17,3–4
A.
23.11.
25.SnT GV
NmGd
Dreifalt.
Phil 3,12–14
B. A.
26.11.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.11.
1.SiA
VmGd
Dreifalt.
Lk 2,30–32
30.11.
1.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{07.12.
2.SiA
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Schultze}
11.12.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.12.
3.SiA
VmGd
Dreifalt.
Lk 2,34
21.12.
4.SiA
NmGd
Dreifalt.
Phil 3,15–21
25.12.
Weihn.I NmGd
Dreifalt.
Phil 4,4
A. B. A. B. A. B. A.
26.12.
Weihn.II VmGd
Dreifalt.
Kol 1,16–17
B. A.
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.12.
SnW
Dreifalt.
Hebr 3,8–11
VmGd
B. A. B. A. B. A. B.
B. A. B. A. B.
— VGrD Jonas-SAr 38 BIB Jonas-SAr 38 * Jonas-SAr 40 BIB Crayen-SN 623 [Nr. 2] [o.T.O.] * Jonas-SAr 38 * König-SW10 * Maquet-SAr 51 (Jonas) BIB Balan-SAr 46 (Jonas) * JonasSAr 38 * Maquet-SAr 51 (Jonas) BIB — VGrD Balan-SAr 44 (Jonas) * JonasSAr 38 * Jonas-SAr 40 BIB
1818 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 37 Taufen (dazu 2 Todesfälle vor der Taufe), 9 Trauungen (dazu nachrichtlich eine andernorts erfolgte Trauung) und 24 Begräbnisse. Die Kasualan-
868
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1818 gaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
Hebr 3,12–14
A. Balan-SAr 50 (Jonas) * JonasSAr 38 * Jonas-SAr 40 B. BIB * OGD A. König-SW10 (Textkompilation) B. BIB * OGD A. Jonas-SAr 38 B. BIB * OGD * Epiph.-Predigt A. — B. VGrD: Gräfin v. Waldenburg, Pariser Platz 4, im Hause A. — B. VGrD: 2 Taufen
04.01.
SnN
NmGd
Dreifalt.
[Phil 4,6–7]
11.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
Gal 3,13–14
14.01.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
18.01.
2.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{18.01.
2.SnE
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Münnich * OGD: NmGd Schleiermacher}
24.01.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
25.01.
Sexag.
VmGd
Dreifalt.
1Kor 15,8–10
26.01.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
28.01.
Mi
Begräbnis JakobsF
ohne
01.02.
Estom.
NmGd
Dreifalt.
Phil 4,8–23
01.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGrD: v. Hansen, Zimmerstr. 91, im Hause A. Gemberg-SAr 52 * JonasSAr 38 * Jonas-SAr 40 B. BIB * OGD A. — B. VGrD: Goeschen, Niederlagestr. 4, im Hause A. Schirmer-SAr 54 [zweimal] B. St. Petri-Gemeinde, Totenbuch 1815–1818, ELAB 36/74: Johann Gottlieb Wilhelm Weber, Studiosus Theologiae, 22 Jahre, Eltern in Suckow in Hinterpommern, gestorben am 25. Jan. an der Schwindsucht * Matrikel 4/45: immatrikuliert am 12. April 1814 * VVrD: kein Eintrag A. Jonas-SAr 38 B. BIB * OGD A. — B. VGrD A. — B. OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
869
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1818 08.02.
Invoc.
VmGd+A Dreifalt.
08.02.
Invoc.
Taufe
Dreifalt.
15.02.
Remin.
NmGd
Dreifalt.
22.02.
Oculi
VmGd
Dreifalt.
01.03.
Laet.
NmGd
Dreifalt.
08.03.
Judica
VmGd
Dreifalt.
08.03.
Judica
Taufe
Dreifalt.
15.03.
Palm.
NmGd
Dreifalt.
20.03.
Karfr.
NmGd
Dreifalt.
21.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
#22.03. OsternI
VmGd+A Dreifalt.
#23.03. OsternII NmGd
Dreifalt.
29.03.
Quasim. NmGd
Dreifalt.
05.04.
Mis.D.
VmGd
Dreifalt.
12.04.
Jubil.
NmGd
Dreifalt.
15.04.
Bußtag
NmGd
Dreifalt.
17.04.
Fr
Trauung
Haus
19.04.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
26.04.
Rogate
NmGd
Dreifalt.
26.04.
Rogate
Trauung
Dreifalt.
30.04.
Himm.
NmGd
Dreifalt.
Hebr 12,1–3
A. Crayen-SN 623 [Nr. 5] [o.T.O.] * Jonas-SAr 38 B. BIB * OGD k.A. A. — B. VGrD: 2 Taufen Lk 22,51 A. Jonas-SAr 38 B. BIB * OGD Joh 12,24 A. Jonas-SAr 38 * MaquetSAr 51 (Jonas) B. BIB * OGD Mt 26,63–66 A. Crayen-SN 623 [Nr. 4] [o.T.O.] * Jonas-SAr 38 B. BIB * OGD Röm 8,31–34 A. Jonas-SAr 38 B. OGD k.A. A. — B. VGrD k.A. A. — B. OGD Lk 23,35.46–48 A. Jonas-SAr 38 B. OGD k.A. A. — B. OGD Röm 8,33–34 A. Crayen-SN 623 [Nr. 6] [o.T.O.] B. OGD Joh 20,17 A. Crayen-SN 623 [Nr. 8] [o.T.O.] B. OGD k.A. A. — B. OGD Joh 10,14–16 A. Maquet-SAr 51 (wohl Jonas) B. OGD k.A. A. — B. OGD k.A. A. — B. OGD k.A. A. — B. VCrD: v. Winterfeld aus Stettin / v. Le Coq {BAB: Markgrafenstr. 53}, im Hause k.A. A. — B. OGD k.A. A. — B. OGD k.A. A. — B. VCrD Apg 1,6–8 A. Crayen-SN 623 [Nr. 7] [o.T.O.] * Gemberg-SAr 52 B. OGD
870
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1818 02.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
03.05.
Exaudi
VmGd+A Dreifalt.
k.A.
10.05.
Pfing.I
NmGd
Dreifalt.
1Kor 12,4
10.05.
Pfing.I
Taufe
Dreifalt.
k.A.
VmGd
Dreifalt.
Joh 16,7
#11.05. Pfing.II
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
17.05.
Trin.
VmGd
Dreifalt.
Joh 14,23–27
23.05.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.05.
1.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
31.05.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
Eph 5,22–31
31.05.
2.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
31.05.
2.SnT
Taufe
Haus
k.A.
07.06.
3.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
08.06.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
13.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
14.06.
4.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 19,8
21.06.
5.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
28.06.
6.SnT
VmGd
Dreifalt.
Kol 3,21
30.06.
Di
Taufe
Haus
k.A.
NmGd
Dreifalt.
Mt 19,14
#05.07. 7.SnT
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— OGD: Vorbereitung — BIB * OGD Gemberg-SAr 53 BIB * OGD — VGrD Crayen-SN 623 [Nr. 9] [o.T.O.] BIB: Vor der Predigt VokalMusik * OGD Gemberg-SAr 52 BIB * OGD — VGrD — BIB * OGD SM-Slg. 4, Nr. 1 * JonasSAr 41° BIB * OGD — VCrD — VGrD: v. Gerlach, im Hause {BAB: Hinter der katholischen Kirche 1} — BIB * OGD — VGrD: Reimer, Wilhelmstr. 73, im Hause — OGD SM-Slg. 4, Nr. 2 * GembergSAr 52 * Jonas-SAr 41° BIB * OGD — BIB * OGD SM-Slg. 4, Nr. 3 * GembergSAr 52 * Jonas-SAr 41° BIB * OGD — VGrD: Wilken, Behrenstr. 40, im Hause Crayen-SN 605/4 [o.T.O.] BIB * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
871
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1818 11.07.
Sa
Trauung
Haus
k.A.
12.07.
8.SnT
VmGd
Dreifalt.
Eph 6,4
13.07.
Mo
Trauung
Haus
k.A.
19.07.
9.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
19.07.
9.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.07.
10.SnT
VmGd
Dreifalt.
Eph 6,1–3
26.07.
10.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.08.
11.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
08.08.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
09.08.
12.SnT
VmGd+A Dreifalt.
1Kor 7,20–23
16.08.
13.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
16.08.
13.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.08.
13.SnT
Trauung
Haus
k.A.
21.08.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
22.08.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
23.08.
14.SnT
VmGd
Dreifalt.
Kol 3,22–23; 4,1
30.08.
15.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
30.08.
15.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VCrD: Tegeder, Mohrenstr. 57 / Thiede {BAB: Wilhelmstr. 138}, im Hause A. SM-Slg. 4, Nr. 4 * GembergSAr 52 * Jonas-SAr 41° B. BIB * OGD A. — B. VCrD: Zöllner aus Zichow / Thym, im Hause {Brautvater Professor am Joachimsthalschen Gymnasium, BAB: k.A.} A. — B. BIB * OGD A. — B. VGrD: 2 Taufen A. SM-Slg. 4, Nr. 5 * GembergSAr 52 * Jonas-SAr 41° B. BIB * OGD A. — B. VGrD A. — B. BIB * OGD A. — B. OGD A. SM-Slg. 4, Nr. 6 * GembergSAr 52 * Jonas-SAr 41° B. BIB * OGD A. — B. BIB * OGD A. — B. VGrD A. — B. VCrD: Gühne, Taubenstr. 9 / Maschner, im Hause A. — B. VCrD A. — B. VCrD A. SM-Slg. 4, Nr. 7 * JonasSAr 41° B. BIB * OGD A. — B. BIB * OGD A. — B. VGrD: 3 Taufen
872
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1818 [02.09.–10.10. Reise nach Salzburg und in die Alpen] {06.09. {13.09. {20.09. {27.09. {04.10. {11.10.
16.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Hof-Prediger Sack * OGD: VmGd Schleiermacher} 17.SnT Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Pauli * OGD: NmGd Schleiermacher} 18.SnT Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pischon * OGD: VmGd Schleiermacher} 19.SnT Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Groß * OGD: NmGd Schleiermacher} 20.SnT EF Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd D. u. Prof. Marheineke * OGD: VmGd+A Schleiermacher} 21.SnT Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Dom–Candidat Deibel * OGD: NmGd Schleiermacher}
18.10.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
Ps 68,3–4
25.10.
23.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
25.10.
23.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.11.
24.SnT
VmGd
Dreifalt.
Hebr 13,2
01.11.
24.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.11.
24.SnT
Taufe
Haus
k.A.
04.11.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.11.
25.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
08.11.
25.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
15.11.
26.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Eph 4,28
15.11.
26.SnT
Taufe
Haus
k.A.
Gd
Dreifalt.
Joh 21,24
Wohl vor dem 21.11.
A. SM-Einzeldruck * BalanSAr 50 (wohl Jonas) B. KGA I/15,625 * BIB * OGD A. — B. BIB * OGD A. — B. VGrD A. SM-Slg. 4, Nr. 8 * GembergSAr 52 * Jonas-SAr 41° B. BIB * OGD A. — B. VGrD A. — B. VGrD: Marheineke, Taubenstr. 3, im Hause A. — B. VGrD A. — B. BIB * OGD A. — B. VGrD A. — B. OGD A. SM-Slg. 4, Nr. 9 * GembergSAr 52 * Jonas-SAr 41° B. BIB * OGD A. — B. VGrD: Freiherr v. Lützow, Leipziger Str. 102, im Hause A. Crayen-SN 623 [Nr. 1] [o.T.O.] B. —
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
873
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1818 Wohl vor dem 21.11.
Gd
Dreifalt.
1Joh 4,19
22.11.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.11.
27.SnT GV 27.SnT GV 1.SiA
VmGd
Dreifalt.
Lk 2,34–35
29.11.
1.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.12.
2.SiA
NmGd
Dreifalt.
k.A.
13.12.
3.SiA
VmGd
Dreifalt.
Joh 15,15–16
13.12.
3.SiA
Taufe
Haus
k.A.
20.12.
4.SiA
NmGd
Dreifalt.
k.A.
21.12.
Mo
Trauung
Haus
k.A.
25.12.
Weihn.I NmGd
Dreifalt.
Gal 4,4
26.12.
Weihn.II VmGd+A Dreifalt.
k.A.
27.12.
SnW
VmGd
Dreifalt.
k.A.
31.12.
Do
Taufe
Haus
k.A.
22.11.
A. Crayen-SN 623 [Nr. 11] [o.T.O.] B. — A. — B. BIB * OGD A. — B. VGrD: 2 Taufen A. Gemberg-SAr 52 B. BIB: Vor der Predigt VokalMusik * OGD A. — B. VGrD A. — B. BIB * OGD A. Gemberg-SAr 52 B. BIB * OGD A. — B. VGrD: Dümmler, Unter den Linden 19, im Hause A. — B. BIB * OGD A. — B. VCrD: v. Rappold aus Potsdam / v. Rotenhan aus Franken, im Hause {BAB: k.A.} A. Gemberg-SAr 52 B. BIB * OGD A. — B. BIB * OGD A. — B. BIB * OGD A. — B. VGrD: Kraatz, Kronenstr. 58, im Hause
1819 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 37 Taufen (dazu 3 Totgeburten und 3 Todesfälle vor der Taufe), 14 Trauungen (dazu nachrichtlich 3 andernorts erfolgte Trauungen) und 27 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
k.A.
A. — B. BIB * OGD
874
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1819 03.01.
SnN
NmGd
Dreifalt.
k.A.
04.01.
Mo
Begräbnis JakobsF
ohne
10.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
Lk 2,46–47
17.01.
2.SnE
NmGd
Dreifalt.
k.A.
17.01.
2.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.01.
2.SnE
Trauung
Dreifalt.
k.A.
24.01.
3.SnE
VmGd
Dreifalt.
Joh 1,32–34
31.01.
4.SnE
NmGd
Dreifalt.
k.A.
06.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
07.02.
Septuag. VmGd+A Dreifalt.
Mt 4,1–11
14.02.
Sexag.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
21.02.
Estom.
VmGd
Dreifalt.
Mt 4,18–22
21.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
21.02.
Estom.
Taufe
Haus
k.A.
{28.02.
Invoc.
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Balhorn hält eine Prüfungs–Predigt * OGD: NmGd Schleiermacher}
Remin.
VmGd
Dreifalt.
07.03.
1Petr 2,19–23
A. — B. BIB * OGD A. SM-Einzeldruck (Trauergottesdienst in der St. GertraudtKirche, Begräbnis auf dem St. Jakobs-Kirchhof) B. St. Petri-Gemeinde, Totenbuch 1815–1818, ELAB 36/74: Justus Gottfried Hermes, Prediger zum H.Geist-Hospital, 78 Jahre, gestorben am 30. Dez. 1818 an Leberentzündung A. Gemberg-SAr 52 B. BIB * OGD A. — B. BIB * OGD A. — B. VGrD: 2 Taufen A. — B. VCrD A. Gemberg-SAr 52 * JonasSAr 38 B. BIB * OGD A. — B. BIB * OGD A. — B. OGD A. Gemberg-SAr 52 * JonasSAr 38 * Jonas-SBB-Nl. 481 B. BIB * OGD A. — B. BIB * OGD A. Gemberg-SAr 52 B. BIB * OGD A. — B. VGrD: 2 Taufen A. — B. VGrD: Hasse, Wallstr. 11, im Hause
A. Gemberg-SAr 53 B. BIB * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
875
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1819 07.03.
Remin.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VCrD
{14.03.
Oculi
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Pauli [Emil August Pauli (1794–1863); vgl. EPMB 2,624] * OGD: NmGd Schleiermacher}
16.03.
Di
Trauung
Haus
k.A.
21.03.
Laet.
VmGd
Dreifalt.
1Petr 2,24
26.03.
Fr
Trauung
Haus
k.A.
28.03.
Judica
NmGd
Dreifalt.
k.A.
30.03.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
04.04.
Palm.
VmGd
Dreifalt.
1Petr 2,24–25
04.04.
Palm.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.04.
Gründo. VorbA
Dreifalt.
k.A.
09.04.
Karfr.
VmGd+A Dreifalt.
Lk 24,25–26
11.04.
OsternI
NmGd
Dreifalt.
1Kor 5,6–8
12.04.
OsternII VmGd
Dreifalt.
Lk 24,44–48
18.04.
Quasim. VmGd
Dreifalt.
Mt 28,12–15
A. — B. VCrD: v. Wussow / Düring, im Hause {zum Brautvater BAB 1812: Neue Kommandantenstr. 33; BAB 1818: Anschrift für Witwe bestätigt} A. Gemberg-SFK 9 B. BIB * OGD A. — B. VCrD: Freiherr v. Malzahn, Charlottenstr. 1 / v. Bilfinger, im Hause {zum Brautvater BAB 1818: k.A.} A. — B. BIB * OGD A. — B. VCrD: Grahl, ref. Kantor und Küster der Dreifaltigkeitskirche, Kanonierstr. 5 / Rittinger, gesch. Grahl A. Gemberg-SAr 52 B. BIB * OGD A. — B. VGrD: 2 Taufen A. — B. OGD A. Gemberg-SAr 52 B. BIB * OGD A. Gemberg-SAr 52 B. BIB * OGD A. Crayen-SN 622 [Nr. 4] [o.T.O.] * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 58 B. BIB: Vor der Predigt VokalMusik * OGD A. Gemberg-SAr 52 * MaquetSAr 51 (NiN) * NiN-SBBNl. 481 B. BIB * OGD
876
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1819 18.04.
Quasim. Taufe
Haus
k.A.
25.04.
Mis.D.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
02.05.
Jubil.
VmGd
Dreifalt.
Joh 20,24–29
05.05.
Bußtag
VmGd
Dreifalt.
Joh 13,35
09.05.
Cant.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
09.05.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.05.
Cant.
Trauung
Haus
k.A.
16.05.
Rogate
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,4–19
16.05.
Rogate
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.05.
Rogate
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.05.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
20.05.
Himm.
VmGd
Dreifalt.
Mk 16,15–19
20.05.
Himm.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.05.
Exaudi
NmGd
Dreifalt.
k.A.
29.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
30.05.
Pfing.I
VmGd
Dreifalt.
k.A.
NmGd
Dreifalt.
Joh 17,18
#31.05. Pfing.II
A. — B. VGrD: Schede, Hinter der Katholischen Kirche 2, im Hause A. — B. BIB * OGD A. Gemberg-SAr 52 B. BIB * OGD A. Gemberg-SAr 52 * SchirmerSAr 54 B. BIB * OGD A. — B. BIB * OGD A. — B. VGrD A. — B. VCrD: Sisum, Jägerstr. 4 / Kruschky {BAB 1818: Kronenstr. 21}, im Hause A. Crayen-SN 622 [Nr. 3] [o.T.O.] * Gemberg-SAr 52 B. BIB * OGD A. — B. VGrD A. — B. VCrD A. — B. VGrD: Schultz, Wilhelmstr. 70a, im Hause A. Crayen-SN 622 [Nr. 5] [o.T.O.] * Gemberg-SAr 52 B. BIB: Vor der Predigt VokalMusik * OGD A. — B. VGrD A. — B. BIB: Dreifalt. * OGD: Dreifalt. * ELAB, EphArFW 11, Bl. 3: Vakanzpredigt in Gertr. am Sonntagabend (!) im Gnadenjahr Hermes * BIB zu Gertr.: NmGd Probst Hanstein um 4 Uhr A. — B. OGD A. — B. BIB * OGD A. Crayen-SN 622 [Nr. 6] [o.T.O.] B. BIB * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
877
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1819 31.05.
Pfing.II
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.06.
Trin.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
06.06.
Trin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.06.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
09.06.
Mi
Betstunde Gertr.
Hebr 4,12
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
13.06.
1.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 4,16–30
20.06.
2.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
27.06.
3.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 4,31–35
{04.07.
4.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Karsten * OGD: NmGd Schleiermacher}
10.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
11.07.
5.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 5,16–25
11.07.
5.SnT
NmGd
Gertr.
k.A.
11.07.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
18.07.
6.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
25.07.
7.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 5,27–35
25.07.
7.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
31.07.
Sa
Trauung
Haus
k.A.
01.08.
8.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
k.A.
A.
— VGrD — BIB * OGD — VGrD — VCrD Gemberg-SAr 52: Nachmittags 4 Uhr ELAB, EphArFW 11, Bl. 3: Vakanzpredigt im Gnadenjahr Hermes Gemberg-SAr 52 * SchirmerSAr 54 BIB * OGD — BIB * OGD Gemberg-SAr 52 BIB * OGD
B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— OGD Gemberg-SAr 52 BIB * OGD — BIB * ELAB, EphArFW 11, Bl. 3: Vakanzpredigt im Gnadenjahr Hermes — VGrD — BIB * OGD Gemberg-SAr 52 * JonasSAr 38 BIB * OGD — VCrD — VCrD: Riemer, Linienstr. 142 / Schäfer, im Hause — BIB * OGD
878
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1819 06.08.
08.08.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{08.08.
9.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Superintendent Küster „hält die Predigt zum Gedächtnis des wohlseeligen Herrn Ober–Consistorial–Raths Hecker. Vorher Vokalmusik.“ * OGD: VmGd Schleiermacher * Lutherische Dreifaltigkeitsgemeinde, Totenbuch 1819, ELAB 11/59: Hecker, gestorben am 25. Juli, wurde am 28. Juli auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof Hallesches Thor im Gewölbe bestattet.}
9.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGrD
A. — B. VGrD
[10.08. – ca. 05.10. Reise ins Rheinland] {15.08.
10.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Dom-Candidat Deibel * OGD: NmGd Schleiermacher} Vermutung: keine VorbA * OGD: Vorbereitung Schleiermacher} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pred. u. Prof. Spilleke * OGD: VmGd Schleiermacher} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Dom-Candidat Pauli * OGD: NmGd Schleiermacher} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Superintendent Küster * OGD: VmGd Schleiermacher} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Jäckel * OGD: NmGd Schleiermacher} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pischon * OGD: VmGd Schleiermacher} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Ein Candidat * OGD: NmGd Schleiermacher} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Hofprediger Sack * OGD: VmGd Schleiermacher} Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Hoßbach * OGD: NmGd Schleiermacher}
{21.08.
Sa
{22.08.
11.SnT
{29.08.
12.SnT
{05.09.
13.SnT
{12.09.
14.SnT
{19.09.
15.SnT
{26.09.
16.SnT
{03.10. {10.10.
17.SnT EF 18.SnT
16.10.
Sa
VorbA
17.10.
19.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 7,18–23
20.10.
Mi
Trauung
k.A.
Dreifalt.
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
— OGD — Andrae-Verz. A, Nr. 42 * BIB * OGD A. — B. VCrD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
879
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1819 24.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
k.A.
27.10.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
31.10.
21.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 9,57–62
07.11.
22.SnT
NmGd
Dreifalt.
1Petr 4,1–4
07.11.
22.SnT
Taufe
Haus
k.A.
07.11.
22.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.11.
22.SnT
Taufe
Haus
k.A.
13.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
14.11.
23.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 16,21–23
14.11.
23.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
21.11.
NmGd
Dreifalt.
1Petr 4,5–8
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.11.
24.SnT GV 24.SnT GV Mo
Taufe
Haus
k.A.
22.11.
Mo
Trauung
Haus
k.A.
A. B.
28.11.
1.SiA
VmGd
Dreifalt.
Mt 16,13–19
A.
21.11.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
B. 05.12.
2.SiA
NmGd
Dreifalt.
1Petr 4,8–11
05.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.12.
3.SiA
VmGd
Dreifalt.
Mt 17,20
19.12.
4.SiA
VmGd
Gertr.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
— BIB * OGD — VGrD: Reimer, Wilhelmstr. 73, im Hause Woltersdorff-SAr 58 BIB * OGD Woltersdorff-SAr 58 BIB * OGD — VGrD: Koefer, Jerusalemer Str. 28, im Hause — VGrD — VGrD: Flaminius, Friedrichstr. 28, im Hause — OGD Schirmer-SAr 54 * Woltersdorff-SAr 58 BIB * OGD — VGrD Woltersdorff-SAr 58 BIB * OGD — VGrD — VGrD: Roedenbeck, Neue Friedrichstr. 39, im Hause — VCrD: Blecken von Schmeling / v. Collin {BAB: Leipziger Str. 92}, im Hause SM-Einzeldruck * GembergSAr 52 BIB: Vor der Predigt VokalMusik * OGD Woltersdorff-SAr 58 BIB * OGD — VGrD Gemberg-SAr 52 BIB * OGD — BIB
880
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1819 {19.12.
4.SiA
Vermutung zum NmGd: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Dom-Candidat Pauli * OGD: NmGd Schleiermacher}
25.12.
Weihn.I VorbA
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I NmGd
Dreifalt.
Gal 4,4–5
25.12.
Weihn.I Taufe
Haus
k.A.
25.12.
Weihn.I Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II VmGd+A Dreifalt.
Lk 2,13–14
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— OGD Woltersdorff-SAr 58 BIB * OGD — VGrD: Bichler, Leipziger Str. 30, im Hause — VGrD Andrae-SN 596/1 * GembergSAr 53 BIB * OGD
1820 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 46 Taufen (dazu eine Totgeburt), 7 Trauungen und 17 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind bis einschließlich 1. Oktober 1820 alle von Schleiermacher unterschrieben, auch wenn die Kasualhandlung durch einen anderen Prediger vorgenommen wurde.] 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
1Petr 1,24–25
02.01.
SnN
NmGd
Dreifalt.
1Petr 4,12–16
09.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
Mt 5,4
09.01.
1.SnE
Taufe
Haus
k.A.
16.01.
2.SnE
NmGd
Dreifalt.
1Petr 4,16–19
23.01.
3.SnE
VmGd
Dreifalt.
Mt 5,5
A. Andrae-SN 603/1 * Woltersdorff-SAr 59 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 73 * AndraeSN 603/1 * WoltersdorffSAr 59 [zweimal] B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: Taufe in der Gold und Silber Manufactur * VGrD: Ebers, Wilhelmstr. 79, im Hause A. Woltersdorff-SAr 59 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SN 603/1 [Fragm.] * Gemberg-SAr 52 * SchirmerSAr 54 * Woltersdorff-SAr 59 B. TK * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
881
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1820 23.01.
3.SnE
30.01.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
Septuag. NmGd
Dreifalt.
1Petr 5,1–4
30.01.
Septuag. Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.02.
Sexag.
VmGd+A Dreifalt.
Mt 5,6
13.02.
Estom.
NmGd
Dreifalt.
1Petr 5,5–6
13.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.02.
Invoc.
VmGd
Dreifalt.
Joh 12,24
20.02.
Invoc.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.02.
Remin.
NmGd
Dreifalt.
1Petr 5,7–9
04.03.
Sa
Trauung
k.A.
k.A.
05.03.
Oculi
VmGd
Dreifalt.
Joh 16,7
12.03.
Laet.
NmGd
Dreifalt.
1Petr 5,8–9
12.03.
Laet.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.03.
Judica
VmGd
Dreifalt.
Joh 12,32
19.03.
Judica
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.03.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
26.03.
Palm.
NmGd
Dreifalt.
k.A.
30.03.
Do
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— VGrD: 2 Taufen * TK: k.A. Woltersdorff-SAr 59 TK * OGD — TK: VM getauft * VGrD Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 59 TK * OGD — TK * OGD — VGrD * TK: k.A. Andrae-SAr 74° * Woltersdorff-SAr 59 TK * OGD — VGrD: 2 Taufen * TK: k.A. Woltersdorff-SAr 59 TK * OGD — TK: Abends die Braunesche Hochzeit * VCrD: Dinglinger, Mühlendamm 15 / Braune {BAB: Rechnungs-Rath Braun, Neue Grünstr. 15a} Gemberg, SBB, Ms. germ. oct. 1395 * Woltersdorff-SAr 59 TK * OGD Woltersdorff-SAr 59 TK * OGD — TK: Vormittags eine Taufe in der Kirche * VGrD Andrae-SN 597/2 * GembergSFK 10 TK * OGD — VGrD * TK — TK: Taufe bei Grolmann und Mittag * VGrD: v. Grolmann, Kochstr. 60, im Hause — BIB * OGD — TK: Taufe bei Stich * VGrD: Stich, Mohrenstr. 7, im Hause
882
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1820 31.03.
Karfr.
NmGd
Dreifalt.
1Joh 3,5–6
31.03.
Karfr.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
02.04.
OsternI
VmGd+A Dreifalt.
Lk 24,5–6
02.04.
OsternI
Taufe
Haus
k.A.
03.04.
OsternII NmGd
Dreifalt.
Apg 10,40–41
09.04.
Quasim. VmGd
Dreifalt.
Joh 20,19–23
12.04.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.04.
Mis.D.
VmGd
Dreifalt.
Joh 20,24–29
16.04.
Mis.D.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.04.
Jubil.
NmGd
Dreifalt.
Jak 1,1–4
26.04.
Bußtag
VmGd
Dreifalt.
Lk 2,29–32
28.04.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.04.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
1Kor 15,3–8
30.04.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.05.
Rogate
VmGd
Nikol.
Joh 16,23–30
A. Gemberg-SFK 11 * Woltersdorff-SAr 59 B. TK * OGD A. — B. VGrD * TK: k.A. A. — B. OGD: Vorbereitung * TK: vacat A. SM-Slg. 7, Nr. 14 * AndraeSAr 74° * Woltersdorff-SAr 59 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: Abends Taufe * VGrD: Schleiermacher, Wilhelmstr. 73, im Hause, Hermann Nathanael (geb. 12.02.) A. Woltersdorff-SAr 59 B. TK: über die Epistel * BIB * OGD A. Andrae-SAr 74° B. TK: VM in der luth. Reihe * BIB A. — B. TK: Die Oppenheimschen Kinder getauft in der Kirche [vgl. 01.03.1821] * VGrD: 2 Söhne Oppenheim (geb. 19.10.1818 und 23.12.1819) A. Andrae-SAr 74° B. TK * BIB * OGD A. — B. VGrD * TK: [VM] A. — B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 74° B. BIB * TK: VM für Grunow * OGD: VmGd Grunow, NmGd Schleiermacher A. — B. VGrD * TK: k.A. A. Andrae-SAr 74° B. TK * BIB * OGD A. — B. VGrD * TK: k.A. A. SM-Mag.Fest. 1823, 304–320 B. BIB * TK: Predigt für Ribbeck. VM Predigt in Nikolai
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
883
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1820 07.05.
Rogate
NmGd
Dreifalt.
[Jak 1,5–8]
A. — B. TK: [k.B.] * BIB * OGD A. SM-Slg. 5, Nr. 14 * Woltersdorff-SAr 59 B. TK: VM Predigt für Löffler [Konrad Adam Valentin Löffler, Prediger an St. Gertraudt 1820–1824] * OGD: VmGd Prediger an St. Gertraudt * BIB zu Dreifalt.: VmGd Schleiermacher; BIB zu St. Gertraudt: VmGd Löffler
11.05.
Himm.
VmGd
Dreifalt.
Mk 16,14–20
{11.05.
Himm.
TK: NM predigt Deibel für mich * BIB zu Dreifalt.: Dom-Candidat Deibel * OGD: NmGd Schleiermacher}
14.05.
Exaudi
VmGd
Dreifalt.
Apg 1,14–22
21.05.
Pfing.I
NmGd+ Konfirm.
Dreifalt.
Apg 10,44–48
21.05.
Pfing.I
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.05.
Pfing.II
VmGd+A Dreifalt.
Apg 11,1–4. 15–18
28.05.
Trin.
VmGd
Dreifalt.
Gal 1,8
28.05.
Trin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.06.
1.SnT
VmGd
FrWerd.
Lk 16,19–31
{04.06.
1.SnT
TK: NM predigte für mich Jäckel. * BIB zu Dreifalt, NmGd: Cand. Jäckel * OGD: NmGd Schleiermacher}
A. Andrae-SAr 74° * Woltersdorff-SAr 59 [unvollendet] B. TK * BIB * OGD A. Gemberg-SFK 12 * Woltersdorff-SAr 59 B. TK: NM Predigt und Einsegnung * BIB * OGD A. — B. VGrD * TK: k.A. A. Andrae-SAr 74° * Woltersdorff-SAr 59 B. TK * BIB: Vor der Predigt Vocal-Musik * OGD A. Andrae-SAr 74° (mit SM-Ms)* Andrae-SAr 100 * GembergSAr 52 * Maquet-SAr 51 * Woltersdorff-SAr 59 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: hernach Taufe * VGrD A. SM-Mag.Fest. 1824, 213–233 * Andrae-SAr 100 * GembergSAr 52 * Gemberg-SAr 53 (Andrae) [Fragm.] B. TK: In der Werderschen Kirche über Evangelium * BIB
884
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1820 11.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
16.06.
Fr
Begräbnis Jerus.HTn k.A.
18.06.
3.SnT
NmGd
Dreifalt.
Jak 1,9–12
18.06.
3.SnT
Trauung
Haus
k.A.
21.06.
Mi
SonderGd Dreifalt.
1Kor 13,5–6
25.06.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 4,13–21
25.06.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.07.
5.SnT
VmGd
Dom
Lk 5,1–11
{02.07.
5.SnT
TK: NM predigte für mich Jäckel. * BIB zu Dreifalt.: NmGd Pischon * OGD: NmGd Schleiermacher}
08.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
09.07.
6.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Apg 6,1–6
16.07.
7.SnT
VmGd
Mk 8,1–9
Dreifalt.
Apg 4,5–14
Joh 6
A. Andrae-SAr 74° * AndraeSAr 100 [TiBl] B. BIB * TK: k.A. * OGD A. — B. TK: Begräbniß des GOBaur. Funk * Jerusalemsgemeinde, Totenbuch 1820–1821, ELAB 22/175: Funck, Ernst Franz Theodor, in der Charlottenstr. 21 am 13. Juni gestorben, den 16. Juni als erste Leiche auf dem 3ten Kirchhof Vor dem hallischen Thore in einer GitterStelle beerdigt [k.A. zum Prediger] * VVrD: kein Eintrag A. Woltersdorff-SAr 59 [unvollendet] B. TK * BIB * OGD A. — B. VCrD: Müller, Mohrenstr. 10 / Gubatsch verw. Helms, im Hause {BAB: Mohrenstr. 10} * TK: k.A. A. — B. TK: Stadtverordnetenwahl Predigt A. SM-Einzeldruck * AndraeSAr 74° * Gemberg-SN 598 * Woltersdorff-SAr 59 B. BIB * OGD A. — B. VGrD * TK: k.A. A. Gemberg-SAr 52 B. TK: VM für Hanstein über das Evangelium. * BIB: Domkirche um 11 Uhr
A. B. A. B. A.
— TK * OGD Andrae-SAr 75° TK * OGD * BIB Andrae-SAr 75° * AndraeSAr 100
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
885
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1820
16.07.
7.SnT
NmGd
Dreifalt.
Jak 1,[13–18]
23.07.
8.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 7,51–59
30.07.
9.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 8,18–22
30.07.
9.SnT
NmGd
Dreifalt.
Jak 1,19–21
31.07.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
05.08.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
06.08.
10.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 9,3–6
06.08.
10.SnT
Taufe
Haus
k.A.
12.08.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
13.08.
11.SnT
NmGd
Dreifalt.
Jak 1,22–27
15.08.
Di
PrivatA
Haus
k.A.
B. TK * BIB * OGD: Stahn [Johann Gottfried Stahn, Prediger an St. Marien, Vertretung für den 1819 verstorbenen Hecker] A. — B. TK: [k.V.] * BIB * OGD A. Andrae-SAr 75° * GembergSAr 53 * Woltersdorff-SAr 59 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 75° * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD: Brunnemann A. — B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: Abends die Arendsche Taufe * VGrD: Arend, Unter den Linden 71, im Hause, Luise Auguste Malvina (angegebene uneheliche Tochter des Prinzen August von Preußen) A. — B. TK: Mittag in der Kirche die Groddeksche Trauung. Mittagessen. * VCrD: v. Groddeck aus Breslau / Martins {BAB: Schützenstr. 26} A. Andrae-SAr 75° * GembergSAr 52 * Gemberg-SAr 53 * Woltersdorff-SAr 59 B. TK: über Pauli Bekehrung * OGD A. — B. TK: [VM] die Bismarksche Taufe * VGrD: v. Bismark [Bismarck], gastweise Unter den Linden 23, im Hause A. — B. TK: Mittags die Taufe bei Mühlers. Spät zurück. * VGrD: Mühler, Leipziger Str. 82, im Hause A. — B. TK * OGD A. — B. TK: Nach der Katechisation Communion bei Collin.
886
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1820
19.08.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
19.08.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.08.
12.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Apg 11,19–21
20.08.
12.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.08.
13.SnT
NmGd
Dreifalt.
Jak 2,1–9
27.08.
13.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.09.
14.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 11,22–26
04.09.
Mo
Trauung
Haus
k.A.
B. A. B.
10.09.
15.SnT
VmGd
Jerusal.
Mt 6,24–34
A.
10.09.
15.SnT
NmGd
Dreifalt.
[Jak 2,10–13]
17.09.
16.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 11,27–30
23.09.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
B. A. B. A. B. A. B.
[vermutlich F. v. Collin] {BAB: Leipziger Str. 40} — TK * OGD — VGrD * TK: k.A. Andrae-SAr 75° TK * OGD — VGrD * TK — TK * OGD — VGrD * TK: k.A. Andrae-SAr 75° * SchirmerSAr 54 TK * OGD — TK: VM Trauung von Julia Heindorf bei Hermbstädt {BAB: Georgenstr. 43} * Dorotheenstadt-Gemeinde, Traubuch 1816–1825, ELAB 10/58: Mühlmann, Apotheker in Züllichau / Julie Heindorf, bei Hermbstaedt * VCrD: kein Eintrag Andrae-SAr 75° * AndraeSAr 100 * Gemberg-SAr 52 TK — TK: [k.B.] * OGD Andrae-SAr 76° * GembergSAr 52 TK * OGD — VCrD * TK: k.A.
[24.09–27.09. Reise nahe Berlin]
30.09.
{24.09.
17.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: NmGd Pred. Dr. Ninnich * OGD: NmGd Schleiermacher}
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
A. — B. OGD: Vorbereitung * TK: vacat
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
887
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1820 01.10.
18.SnT EF
VmGd+A Dreifalt.
2Kor 8,14–15
01.10.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.10.
18.SnT EF 19.SnT
NmGd
Dreifalt.
Jak 2,14–26
15.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 13,1–3
18.10.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
22.10.
21.SnT
NmGd
Dreifalt.
Jak 3,1–5
29.10.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 15,22–31
02.11.
Do
Begräbnis Dom
k.A.
05.11.
23.SnT
NmGd
Jak 3,5–12
05.11.
23.SnT
Begräbnis Dreif.HTa k.A.
Dreifalt.
A. Andrae-SAr 76° * AndraeSAr 100 * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 59 B. TK * OGD A. — B. VGrD * TK A. — B. TK: NM Predigt über Jac. 2 lezte Hälfte * OGD A. Andrae-SAr 76° * AndraeSAr 100 [TiBl] * GembergSAr 52 B. TK * OGD A. — B. TK: [NM] Taufe bei Horkel * VGrD: Horkel, Charlottenstr. 22, im Hause getauft A. Gemberg-SAr 52 B. TK: Jac. 3,1–3 * OGD A. Andrae-SAr 76° * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 59 B. TK * OGD A. — B. TK: Simonsches Begräbniß * Dom, Totenbuch 1808–1832, ELAB 9/60: Maria Isabelle Charlotte Wilhelmine Simon, geb. Rhode, Ehefrau des Geh. OberJustizrath Simon, hinterläßt Witwer und 6 minorenne Kinder, 35 Jahre, gestorben am 29. Okt. an Lungensucht, Begräbnis am 2. Nov. Dom Todten-Allee [k.A. zum Prediger] * VVrD: kein Eintrag A. — B. TK: Jac. 3,5 sqs * OGD A. — B. TK: Wernersches Begräbniß [11.11.: VM Die Wernersche Grabrede fertig geschrieben.] * Jerusalemsgemeinde, Totenbuch 1820–1821, ELAB 22/175: Jennette Friederike Werner, geb. Friesner, des Verstorbenen Geheimen Rath Carl Friedrich Werner nachgelaßene
888
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1820 Wittwe in der Mohrenstr. 7, begraben am 05.11. auf dem DreifaltigkeitsKirchhof [k.A. zum Prediger] * VVrD: kein Eintrag — VGrD: Simon, Krausenstr. 48 [Taufeltern August Heinrich Simon und Mariane Isabelle Charlotte Wilhelmine Simon geb. Rohde] sowie Riegel, Mauerstr. 22 * TK: Simonsche Taufe [vgl. Begräbnis am 02.11.1820] — VGrD * TK — TK * OGD Andrae-SAr 76° * GembergSAr 52 * NiN-SBB-Nl. 481 TK: 20,21 * OGD — TK: [k.B.] * OGD — VGrD: 3 Taufen (darunter Zwillinge) * TK: VM Taufe Andrae-FHDS 105 * AndraeSAr 76° * Andrae-SAr 100 * Gemberg-SAr 52 * MaquetSAr 51 (Andrae) * SchirmerSAr 54 (Andrae) TK: 4,13.18 * OGD — TK * OGD * Andrae-Verz. A, Nr. 81: Jak 4,1–6 SM-Slg. 5, Nr. 2 * AndraeSAr 76° [TiBl] * GembergSAr 52 [zweimal] * Woltersdorff-SAr 59 TK * OGD — VGrD: 2 Taufen * TK: Taufen
05.11.
23.SnT
Taufe
k.A.
k.A.
A. B.
07.11.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
12.11.
24.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Apg 20,22–25
A. B. A. B. A.
19.11.
25.SnT
NmGd
Dreifalt.
[Jak 3,13–18]
19.11.
25.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.11.
26.SnT GV
VmGd
Dreifalt.
1Thess 4,13– 14.18
03.12.
1.SiA
NmGd
Dreifalt.
Jak 4,1–10
B. A. B.
10.12.
2.SiA
VmGd
Dreifalt.
Gal 3,21–23
A.
10.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
{17.12.
3.SiA
TK: Nicht gepredigt * OGD: NmGd Schleiermacher}
Sa
VorbA+ Konfirm.
Dreifalt.
23.12.
Mt 5,13–16
B. A. B. A. B. A.
A. Gemberg-SAr 52 B. TK: Vorbereitung und Einsegnung von 8 Kindern * OGD: Vorbereitung
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
889
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1820 24.12.
4.SiA
VmGd+A Dreifalt.
25.12.
Weihn.I VmGd
Dreifalt.
Apg 17,30–31
25.12.
Weihn.I Taufe
Haus
k.A.
26.12.
Weihn.II NmGd
Dreifalt.
Phil 2,5–7
31.12.
SnW
Dreifalt.
1Thess 5,18
NmGd
1Joh 3,2
A. Andrae-SAr 76° * CrayenSN 622 [Nr. 1] [o.T.O.] B. TK * OGD A. SM-Slg. 7, Nr. 4 * AndraeSAr 76° [TiBl] * WoltersdorffSAr 59 B. TK * OGD A. — B. VGrD: Dümmler, Unter den Linden 19, im Hause * TK: Taufe bei Dümmler A. Andrae-SAr 76° * GembergSAr 52 B. TK: [k.St.] * OGD A. Andrae-SAr 76° * GembergSAr 52 * AndraeSN 602/2/1 * WoltersdorffSAr 59 B. TK * OGD
1821 [In den Kirchenbüchern der reformierten Dreifaltigkeitsgemeinde sind verzeichnet 53 Taufen (dazu eine Totgeburt), 8 Trauungen (dazu nachrichtlich zwei andernorts erfolgte Trauungen) und 18 Begräbnisse. Die Kasualangaben, die bei Taufen und Trauungen, nicht aber bei Begräbnissen, den Namen des Predigers mitteilen, sind alle nicht von Schleiermacher unterschrieben.] 01.01.
Neuj.
FrGd
Dreifalt.
Kol 4,2–6
07.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
Mt 2,1–10
08.01.
Mo
Taufe
Dreifalt. Sakristei
k.A.
10.01.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
A. Andrae-SAr 77° * GembergSAr 52 B. TK: Erste Frühpredigt * OGD * TK: Die 5 Hauptpredigten vor der Passionszeit sollen Fortsezungen von Weihnachten sein und die Frühpredigten von Neujahr nach dem Beispiel Christi. A. SM-Mag.Fest. 1824, 314– 327 * Andrae-SAr 77° [TiBl] * Gemberg-SAr 53 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * OGD A. — B. TK: [VM] Grollmannsche Taufe in der Sakristei * VGrD: v. Grolmann A. — B. TK: Mittagstaufe bei Fricks * VGrD: Frick, Zimmerstr. 91, im Hause
890
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1821 10.01.
Mi
Trauung
Haus
k.A.
12.01.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
14.01.
2.SnE
FrGd
Dreifalt.
Lk 5,33ff
18.01.
Do
Taufe
Haus
k.A.
21.01.
3.SnE
VmGd
Dreifalt.
Lk 2,28–35
21.01.
3.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.01.
4.SnE
FrGd
Dreifalt.
Lk 6,6–11
28.01.
4.SnE
VmGd
FrWerd.
Mt 8,23–27
31.01.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
03.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
04.02.
5.SnE
VmGd+A Dreifalt.
Mt 2,16–18
07.02.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.02.
Do
Taufe
Haus
k.A.
11.02.
6.SnE
FrGd
Dreifalt.
Lk 17,20–21
11.02.
6.SnE
VmGd
Dom
Mt 17,1–9
A. — B. TK: Trauung und Abend bei Humboldt * VCrD: Wilhelm Ulrich Heinrich v. Bülow / Eleonore Constanze Mathilde Gabriele Freiin v. Humboldt {BAB: Behrenstr. 45}, im Hause A. — B. TK: Taufe bei Roedenbecks * VGrD: Roedenbeck, Große Hamburger Str. 7, im Hause A. — B. TK * OGD A. — B. TK: Taufe bei Werners * VGrD: Werner, Jägerstr. 64, im Hause A. SM-Mag.Fest. 1825, 229– 240 * Gemberg-SAr 53 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * OGD A. — B. VGrD: 4 Taufen * TK: k.A. A. Woltersdorff-SAr 60 B. TK * OGD A. Gemberg-SAr 52 B. TK: Predigt im Werder über das Evangelium A. — B. VGrD: Normann, Breite Str. 4, im Hause * TK: [NM] Taufe bei Normann. A. — B. TK * OGD A. SM-Mag.Fest. 1825, 241– 256 * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * OGD * TK: k.A. zu Abendmahl A. — B. VGrD: Minuth * TK: [VM] die Minuthsche Taufe in der Kirche A. — B. VGrD: v. Oesfeld, Zimmerstr. 87, im Hause * TK: [VM] die Oesfelder Taufe A. Crayen-SAr 106 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * OGD A. SM-Mag.Fest. 1824, 234– 252 * Gemberg-SAr 52 B. TK
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
891
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1821 18.02.
Septuag. VmGd
Dreifalt.
Mt 2,13–15
A. SM-Mag.Fest. 1829, 301– 320 * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * OGD A. — B. TK * OGD A. — B. TK: [VM] die Braunertsche Trauung {Brautvater Georg Gottlieb Braunert, Schuhmachermeister, verstorben; BAB 1820: k.A.} * VCrD: Wadzeck, Privat-Lehrer, Alexanderstr. 29 / Braunert [k.A. „im Hause“] A. — B. TK: Nach der Katechisation die Parissche Taufe * VGrD: Paris, Kochstr. 58, im Hause
25.02.
Sexag.
NmGd
Dreifalt.
2Kor 10,1–2f
27.02.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
27.02.
Di
Taufe
Haus
k.A.
{28.02.
Mi
Vermutung: keine Begräbnispredigt * TK: NM das Hansteinsche Begräbniß [Gottfried August Ludwig Hanstein (07.09.1761–25.02.1821), Propst an der St. Petri-Kirche 1805–1821] * St. Petri-Gemeinde, Totenbuch 1819–1821, ELAB 36/75: Jakobs-Kirchhof im neuen Kirchengitter [k.A. zum Prediger]}
01.03.
Do
Taufe
Haus
k.A.
04.03.
Estom.
VmGd
Dreifalt.
Lk 2,41–49
04.03.
Estom.
Taufe
Haus
k.A.
10.03.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
11.03.
Invoc.
FrGd
Dreifalt.
Lk 23,34
11.03.
Invoc.
VmGd
Luis.
Mt 4,1–11
A. — B. TK: Um 11 Uhr die Oppenheimsche Taufe * VGrD: Oppenheim, Unter den Linden 15, im Hause A. SM-Mag.Fest. 1823, 231– 251 * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: Hernach Dinglingersche Taufe * VGrD: Dinglinger, Mühlendamm 15, im Hause A. — B. VGrD: v. Gossler, Friedrichstr. 221, im Hause * TK: Goßlersche Taufe A. Woltersdorff-SAr 60 B. BIB: um 7 Uhr * OGD A. SM-Mag.Fest. 1824, 282– 296 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB
892
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1821 11.03.
Invoc.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
18.03.
Remin.
VmGd+A Dreifalt.
{21.03.
Mi
Vermutung: keine Begräbnispredigt * TK: [VM] bei Grells Begräbnis [Karl Friedrich Wilhelm Christoph Grell (10.04.1784–17.03.1821), vierter Prediger an der St. Nikolai-Kirche 1818–1821] * St. Nikolai-Gemeinde, Totenbuch 1819–1821, ELAB 33/110: Neuer NikolaiKirchhof vor dem Prenzlauer Tor [k.A. zum Prediger]}
25.03.
Oculi
FrGd
Dreifalt.
Joh 19,26–27
01.04.
Laet.
VmGd
Dreifalt.
Mt 27,46
06.04.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
08.04.
Judica
FrGd
Dreifalt.
Joh 19,28–29
15.04.
Palm.
VmGd
Dreifalt.
Joh 19,30
15.04.
Palm.
Taufe
Haus
k.A.
20.04.
Karfr.
VmGd
Dom
Lk 23,44–49
20.04.
Karfr.
NmGd
Dreifalt.
Lk 23,46
Lk 23,43
A. — B. VGrD: 2 Taufen * TK: Taufe in Dreifaltigkeitskirche A. SM-Slg. 5, Nr. 8 * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 [unvollendet] B. TK: Predigt vom Schächer. Communion * OGD: Communion Herzberg nach FrGd
A. Andrae-SAr 77° * CrayenSAr 106 B. TK A. SM-Mag.Fest. 1823, 283– 303 * SM-Slg. 7, Nr. 10 * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * OGD A. — B. VGrD: Biehler, Leipziger Str. 30, im Hause * TK: Abends die Taufe bei Biehler A. SM-Mag.Fest. 1823, 266– 282 * Woltersdorff-SAr 60 [zweimal] B. TK: 19,28 * BIB: um 7 Uhr * OGD A. SM-Slg. 5, Nr. 9 * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * OGD A. — B. VGrD: Vogel, Wilhelmstr. 73, im Hause * TK: k.A. A. SM-Slg. 7, Nr. 13 * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. Andrae-Verz. A, Nr. 100 * TK: [k.B.] * BIB: um 9 Uhr A. SM-Slg. 5, Nr. 10 B. TK: [k.St.] * BIB * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
893
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1821 21.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
22.04.
OsternI
VmGd+A Dreifalt.
23.04.
OsternII FrGd
Dreifalt.
Lk 24,1–12
29.04.
Quasim. VmGd
Dreifalt.
Joh 20,22–23
02.05.
Mi
Begräbnis Dor.OT
k.A.
03.05.
Do
Taufe
k.A.
Haus
k.A. Röm 6,4–8
A. — B. TK * OGD A. SM-Slg. 5, Nr. 12 * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 77° * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 77° (mit SM-Ms) * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: Begräbniß von Grunelius * Dorotheenstadt-Gemeinde, Totenbuch 1821–1825, ELAB 10/86: Adolph Grunelius, Studiosus Theologiae aus Frankfurth am Main, 19 Jahre, gestorben am 29. April, Kirchhof Oranienburger Thor im Gitter [k.A. zum Prediger] * VVrD: kein Eintrag * Matrikel 11/86: immatrikuliert am 28.10.1820 für Jura A. — B. VGrD: Hasse, Wallstr. 11, im Hause * TK: Taufe bei Hasse
[05.05.–07.05. Reise nach Potsdam und Caput] {06.05.
Mis.D.
TK: Predigt für mich übernimmt Paulus. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Schleiermacher * OGD: FrGd+A Schleiermacher}
13.05.
Jubil.
VmGd
Dreifalt.
Lk 24,44–47
16.05.
Bußtag
FrGd
Dreifalt.
Mt 24,37–42
20.05.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,15
20.05.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. Andrae-SAr 77° * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK: V.43–47 * BIB * OGD A. SM-Slg. 7, Nr. 16 * GembergSAr 52 * Maquet-SAr 51 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * OGD * BIB: n.v. A. Andrae-SAr 77° * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGrD * TK: k.A.
894
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1821 25.05.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.05.
Rogate
NmGd
Dreifalt.
Joh 21,18
31.05.
Himm.
VmGd
Dreifalt.
Mt 28,18–20
03.06.
Exaudi
FrGd
Dreifalt.
Apg 1,14
04.06.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
09.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
Joh 17,20–23
09.06.
Sa
Konfirm.
Dreifalt.
ohne
10.06.
Pfing.I
VmGd+A Dreifalt.
Apg 2,41–42
11.06.
Pfing.II
FrGd
Dreifalt.
Gal 3,2–3
11.06.
Pfing.II
NmGd
Gertr.
Apg 10,42–48
17.06.
Trin.
VmGd
Dreifalt.
1Kor 12,3–6
20.06.
Mi
SonderGd Dreifalt.
k.A.
24.06.
1.SnT
FrGd
Dreifalt.
1Petr 4,17–19
01.07.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 4,17
01.07.
2.SnT
Taufe
Haus
k.A.
A. — B. VGrD: Maria Wilhelmine Veronica Otto (geb. 25. Febr.) * TK: Ottosche Taufe in der Kirche A. Andrae-SAr 78° * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 78° * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 78° * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. — B. VCrD: Bilfinger / Ende * TK: NM die Bilfingersche Trauung A. Andrae-SAr 78° B. TK: Vorbereitung u. Einsegnung * OGD A. Andrae-SAr 78° B. TK: Vorbereitung u. Einsegnung A. SM-Slg. 5, Nr. 15 * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK: 1,41-42 * BIB * OGD A. Andrae-SAr 78° * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. Gemberg-SAr 52 B. TK: [k.B.] * BIB: um 4 Uhr A. SM-Slg. 5, Nr. 17 * AndraeSAr 101 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: Wahlpredigt A. Andrae-SAr 79° (mit SM-Ms) * Andrae-SAr 101 * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 79° * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 [unvollendet] B. TK * BIB * OGD A. — B. VGrD: Reimer, Wilhelmstr. 73 [k.A. „im Hause“] *
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
895
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1821
08.07.
3.SnT
NmGd
Dreifalt.
2Petr 1,3–4
A.
08.07.
3.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.07.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 5,19
B. A. B. A.
22.07.
5.SnT
FrGd
Dreifalt.
2Petr 1,5–7
B. A.
22.07.
5.SnT
VmGd
Dom
Lk 5,1–11
B. A.
B. 22.07.
5.SnT
Trauung
Haus
k.A.
A. B.
29.07.
6.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 5,33–35
A.
05.08.
7.SnT
FrGd
Dreifalt.
2Petr 1,8–9
05.08.
7.SnT
NmGd
Dreifalt.
Röm 6,19–23
B. A. B. A. B.
12.08.
8.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 10,11–13
A.
19.08.
9.SnT
FrGd
Dreifalt.
2Petr 1,10–11
B. A.
19.08.
9.SnT
VmGd
Luis.
Lk 16,1–9
B. A.
25.08.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
TK: Taufe bei Reimers, womit der Tag hinging SM-Mag.Fest. 1825, 277–288 * Andrae-SAr 101 * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 TK * BIB * OGD — VGrD * TK: k.A. SM-Mag.Fest. 1825, 257–276 * Andrae-SAr 101 * GembergSAr 52 TK * BIB * OGD Andrae-SAr 79° * AndraeSAr 101 * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 TK * BIB * OGD Andrae-SAr 79° * AndraeSAr 101 * Crayen-SN 622 [Nr. 2] [o.T.O.] * GembergSAr 52 BIB: um 9 Uhr * TK: Petripredigt über Luc 5,1–11 — VCrD: Beckmann, herrschaftl. Kutscher, Kanonierstr. 12 / Becker, im Hause * TK: k.A. Andrae-SAr 79° * GembergSAr 52 TK * BIB * OGD Woltersdorff-SAr 60 TK * BIB * OGD Andrae-SAr 79° * AndraeSAr 101 * Woltersdorff-SAr 60 TK: über Epistel * BIB * OGD: Herzberg Andrae-SAr 79° * AndraeSAr 101 [TiBl] * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 TK * BIB * OGD Andrae-SAr 79° * AndraeSAr 101 * Woltersdorff-SAr 60 TK * BIB * OGD Andrae-SAr 79° * AndraeSAr 101 * Gemberg-SAr 52 TK * BIB — VGrD * TK: k.A.
896
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1821 26.08.
10.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 10,17–20
02.09.
11.SnT
VmGd
Neue Ki.
Lk 18,9–14
02.09.
11.SnT
NmGd
Dreifalt.
1Kor 15,9–10
03.09.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.09.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
09.09.
12.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 10,24–26a
16.09.
13.SnT
FrGd
Dreifalt.
2Petr 1,12–15
16.09.
13.SnT
VmGd
Nikol.
Lk 10,23–37
23.09.
14.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 10,26b–27
A. Andrae-SAr 80° * AndraeSAr 101 [TiBl] * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * OGD A. — B. TK: VM Predigt in Neue Kirche * BIB: Hoßbach um 7 Uhr, Grunow um 9 Uhr A. Andrae-SAr 80° * AndraeSAr 101 * Woltersdorff-SAr 60 B. BIB * OGD A. — B. VGrD * TK: k.A. A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 80° * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 80° * AndraeSAr 101 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 102 * GembergSAr 52 B. TK: über Evangelium * BIB A. Andrae-SAr 80° * AndraeSAr 101 [TiBl] * GembergSAr 52 B. TK * OGD
[23.09.–05.10. Reise ins Harzvorland, nach Thüringen und Sachsen] {30.09. {07.10.
15.SnT 16.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Herzberg} TK: Bei Deibel in der Kirche. * BIB zu Dreifalt.: VmGd Deibel * OGD: VmGd+A Schleiermacher}
14.10.
17.SnT
FrGd
Dreifalt.
2Petr 1,16–18
14.10.
17.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{20.10.
Sa
TK: Die Vorbereitung hielt Marot für mich.}
18.SnT
VmGd+A Dreifalt.
21.10.
Mt 10,32–33
A. Andrae-SAr 80° * AndraeSAr 101 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGrD * TK: k.A.
A. Andrae-SAr 80° * AndraeSAr 101 [TiBl] * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD: Communion Herzberg nach FrGd
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
897
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1821 21.10.
18.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.10.
19.SnT
VmGd
Dom
Mt 9,1–8
28.10.
19.SnT
NmGd
Dreifalt.
Eph 4,22–28
31.10.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
04.11.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 10,38
04.11.
20.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
04.11.
20.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.11.
21.SnT
FrGd
Dreifalt.
2Petr 1,19–21
18.11.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 15,13–14
25.11.
23.SnT GV
FrGd
Dreifalt.
1Kor 15,55–58
25.11.
23.SnT GV
VmGd
FrWerd.
1Joh 3,14
02.12.
1.SiA
VmGd
Dreifalt.
Lk 1,76–79
02.12.
1.SiA
NmGd
Dom
Röm 8,31–32
09.12.
2.SiA
FrGd
Dreifalt.
Lk 21,5–15
15.12.
Sa
VorbA
Dreifalt.
Eph. 2,19
16.12.
3.SiA
VmGd+A Dreifalt.
Lk 3,3–6
A. — B. VGrD * TK: k.A. A. Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. BIB: um 9 Uhr * TK A. Andrae-SAr 80° * AndraeSAr 101 * WoltersdorffSAr 60 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGrD: Pieper, Mohrenstr. 47, im Hause * TK: Abends Taufe bei Pieper A. Andrae-SAr 81° * WoltersdorffSAr 60 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VCrD * TK: k.A. A. — B. VGrD * TK: k.A. A. Andrae-SAr 81° * AndraeSAr 101 * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 81° * AndraeSAr 101 [TiBl] * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 81° [Fragm.] * Andrae-SAr 101 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB * OGD A. SM-Mag.Fest. 1823, 252–265 * Andrae-SAr 101 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB: um 11 Uhr A. Andrae-SAr 81° * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK: 1,75–79 * BIB * OGD A. Andrae-SAr 81° * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB: um 2 Uhr A. Andrae-SAr 81° B. BIB * OGD * TK A. — B. TK * OGD: k.A. A. SM-Einzeldruck * GembergSAr 52
898
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1821 B. TK * BIB * OGD: k.A. zu Abendmahl {23.12.
4.SiA
TK: Meine Nachmittagspredigt hatte Gemberg übernommen. * BIB zu Dreifalt.: NmGd Cand. Gemberg * OGD: NmGd Schleiermacher}
25.12.
Weihn.I VmGd
Dreifalt.
Lk 1,31–32
26.12.
Weihn.II FrGd
Dreifalt.
29.12.
Sa
Taufe
Haus
Lk 2,15–20; Apg 6,8–15; 7,55–59 k.A.
30.12.
SnW
VmGd
Dreifalt.
Joh 3,20–21
A. SM-Slg. 5, Nr. 4 * AndraeSAr 73 * Andrae-SBBNl. 481 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. Dunckel-SAr 82° B. TK: über Evangelium und Stephanus * BIB * OGD A. — B. VGrD: v. Grolmann, Kochstr. 60 [k.A. „im Hause“] * TK: Mittag Taufe bei Grollmann A. Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 60 B. TK * BIB: um 9 Uhr * OGD
1822 [Ab 1822 sind die lutherische und die reformierte Dreifaltigkeitskirchengemeinde vereinigt. Die Kirchenbücher (Taufbuch, Traubuch, Totenbuch) werden für die vereinigte Gemeinde geführt ohne Unterschriften der Prediger.] 01.01.
Neuj.
FrGd
Dreifalt.
Röm 8,35–39
03.01.
Do
Taufe
Haus
k.A.
04.01.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
06.01.
Epiph.
VmGd
Dreifalt.
Mt 2,1–12
A. — B. TK * BIB * OGD * SydowVerz. F, Nr. 35 A. — B. VGD: Reckert, Potsdamer Chaussee 50, im Hause * TK: Nothtaufe bei Geh. Secr. Reckert A. — B. VGD: Kraatz, Jerusalemer Str. 11, im Hause * TK:[NM] Haustaufe bei Kraaz. abgehalten A. Andrae-SBB-Nl. 481 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
899
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1822 13.01.
1.SnE
FrGd
Dreifalt.
Phil 1,1–11
13.01.
1.SnE
VmGd
Dom
Lk 2,41–52
20.01.
2.SnE
VmGd
Dreifalt.
Joh 1,29–34
27.01.
3.SnE
FrGd
Dreifalt.
Phil 1,12–18
27.01.
3.SnE
Taufe
Haus
k.A.
02.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
03.02.
Septuag. VmGd+A Dreifalt.
Joh 1,37–51
04.02.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
06.02.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
10.02.
Sexag.
FrGd
Dreifalt.
Phil 1,19–24
16.02.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
17.02.
Estom.
VmGd
Dreifalt.
Joh 2,13–17
17.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.02.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
21.02.
Do
Taufe
Haus
k.A.
A. Gemberg-SAr 52 [Notiz] * König-SW10 (Textkompilation) * Woltersdorff-SAr 61 B. TK: 1,1–9 * BIB * OGD A. Gemberg-SAr 52 B. TK: um 11 Uhr über das Evangelium * BIB: 11 Uhr A. Gemberg-SAr 52 B. TK: über Taufe Christi * BIB * OGD A. König-SW10 (Textkompilation) * Woltersdorff-SAr 61 B. TK: 1,12–18 * BIB * OGD A. — B. VGD: Dürre, Mauerstr. 35, im Hause * TK: Haustaufe bei Dürre A. — B. TK * OGD A. Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 61 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Stick, Mohrenstr. 55, im Hause * TK: 12 Uhr Taufe bei Stick. factum A. — B. VGD: v. Bülow, Behrenstr. 46, im Hause * TK: 12 Uhr Taufe bei Bülow. factum. [vgl. 10.01.1821] A. König-SW10 (Textkompilation) * Woltersdorff-SAr 61 B. TK: [k.B.] * BIB * OGD A. — B. VGD: Höchst, Kanonierstr. 42, im Hause * TK: vacat A. Gemberg-SAr 52 B. TK: [k.V.] * BIB * OGD A. — B. VGD * TK A. — B. VGD: Drillinge Hempel (geb. 17.02.) * TK: vacat A. — B. VGD: v. Winterfeld, Molkenmarkt 3, im Hause *
900
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1822
24.02.
Invoc.
NmGd
Dreifalt.
2Kor 6,1–10
A.
25.02.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B.
03.03.
Remin.
VmGd
Dreifalt.
Mt 12,20
A.
10.03.
Oculi
FrGd
Dreifalt.
Phil 1,25–27
B. A.
16.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
17.03.
Laet.
VmGd
Dreifalt.
Jak 3,5
A.
17.03.
Laet.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.03.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
24.03.
Judica
FrGd
Dreifalt.
Lk 23,6–12
A. B.
24.03.
Judica
VmGd
Luis.
Joh 8,46–59
26.03.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
31.03.
Palm.
VmGd
Dreifalt.
Phil 2,1–4
A. B. A. B. A.
B. A. B. A. B.
B.
05.04.
Karfr.
FrGd+A
Dreifalt.
Gal 2,20–21
A. B.
06.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
A. B.
TK: Taufe bei Winterfeld. factum. Die Akademie wegen der Taufe versäumt. Crayen-SN 621 [Nr. 7] * Woltersdorff-SAr 61 BIB * OGD * TK: k.A. — VGD: Ebers, Wilhelmstr. 79, im Hause * TK: Taufe bei Ebers. factum Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 61 TK * BIB * OGD König-SW10 (Textkompilation) BIB * OGD * TK: k.A. — TK: Vorbereitung factum * OGD: Herzberg Vorb. Woltersdorff-SAr 61 [zweimal] * Gemberg-SAr 52 BIB * OGD * TK: vacat — VGD: 2 Taufen * TK: vacat — VGD: Kühlenthal, Mohrenstr. 33, im Hause * TK: k.A. — Sydow-Verz. F, Nr. 45 * TK: [k.B.] * BIB * OGD Woltersdorff-SAr 61 TK: [k.B.] * BIB — VGD * TK: vacat SM-Einzeldruck * GembergSAr 52 TK: Unionsfest * OGD * BIB: „Auch wird an diesem Tage das Fest der Vereinigung beyder Gemeinden an dieser Kirche feyerlich begangen werden.“ Woltersdorff-SAr 61 TK: [k.B.] * BIB: um 7 Uhr * OGD — TK * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
901
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1822 07.04.
OsternI
VmGd+A Dreifalt.
08.04.
OsternII NmGd
Dreifalt.
Apg 10,34–41
13.04.
Sa
Dreifalt.
k.A.
14.04.
Quasim. VmGd+A Dreifalt.
Joh 20,21–23
21.04.
Mis.D.
FrGd
Dreifalt.
Phil 1,28–30
21.04.
Mis.D.
Taufe
Haus
k.A.
25.04.
Do
Taufe
Haus
k.A.
28.04.
Jubil.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,17–18
01.05.
Bußtag
FrGd+A
Dreifalt.
1Joh 1,8–9
04.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
05.05.
Cant.
VmGd+A Dreifalt.
Mt 28,18–20
12.05.
Rogate
FrGd
Dreifalt.
Phil 2,1–4
12.05.
Rogate
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.05.
Mi
VorbA
Dreifalt.
k.A.
16.05.
Himm.
VmGd+A Dreifalt.
{19.05.
Exaudi
VorbA
Joh 20,19–20
Joh 14,28
A. Gemberg-SAr 52 [Notiz] * Woltersdorff-SAr 61 B. TK * BIB * OGD A. Woltersdorff-SAr 61 B. TK: über Epistel * BIB * OGD A. — B. OGD: Vorbereitung * TK: k.A. zu Vorbereitung A. Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. König-SW10 (Textkompilation) B. TK: Ende des 1. Kap. * BIB * OGD A. — B. VGD: Gerike, Jägerstr. 42, im Hause * TK: Taufe bei Gerike. factum A. — B. VGD: Biehler, Leipziger Str. 30, im Hause * TK: Taufe bei Biehler. factum. A. Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB: um 9 Uhr * OGD A. Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 61 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: Beichte * OGD: Vorbereitung A. Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 61 B. TK * BIB * OGD A. König-SW10 B. TK * BIB * OGD A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. OGD: Vorbereitung * TK: vacat A. Crayen-SN 619 [Nr. 5] * Gemberg-SAr 52 B. BIB * TK: vacat * OGD
TK: NMPredigt hält Pfund für mich. * BIB zu Dreifalt.: NmGd Professor Pfundt. * OGD: NmGd Schleiermacher}
902
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1822 25.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
26.05.
Pfing.I
VmGd+A Dreifalt.
Gal 4,4–6
27.05.
Pfing.II
FrGd
Dreifalt.
Lk 19,26
27.05.
Pfing.II
Taufe
Haus
k.A.
02.06.
Trin.
VmGd
Dreifalt.
1Joh 4,13–15
08.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
09.06.
1.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Phil 2,5–11
15.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
16.06.
2.SnT
VmGd+A Dreifalt.
1Joh 4,16
16.06.
2.SnT
Taufe
Haus
k.A.
23.06.
3.SnT
FrGd
Dreifalt.
Phil 2,12–16
26.06.
Mi
SonderGd Dreifalt.
k.A.
A. — B. TK * OGD A. Crayen-SAr 106 * CrayenSN 621 [Nr. 1] * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. Woltersdorff-SAr 61 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Dümmler, Unter den Linden 19, im Hause * TK: k.A. A. Andrae-SAr 102 * AndraeSBB-Nl. 481 * AndraeSN 604/2 * Gemberg-SAr 52 * Maquet-SAr 51 (Andrae) * Woltersdorff-SAr 61 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 102 * AndraeSAr 83° [Fragm.] * König-SW10 (Textkompilation) * NiNSN 612/1 * Oppen-SAr 108 * Woltersdorff-SAr 61 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: Beichte * OGD: Vorbereitung A. Andrae-SAr 83° * AndraeSAr 102 * Andrae-SBBNl. 481 * Andrae-SN 604/1 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Dinglinger, Mühlendamm 15, im Hause * TK: 13 [Uhr] Taufe bei Dinglinger. factum A. Andrae-SAr 83° * AndraeSAr 102 * Crayen-SAr 106 * König-SW10 (Textkompilation) * Woltersdorff-SAr 61 B. TK: [k.St.] * BIB * OGD A. — B. TK: 9 Uhr Stadtverordnetenwahl Predigt factum
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
903
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1822 27.06.
Do
SonderGd Bethleh.
k.A.
A. — B. TK: 9 Uhr Stadtverordnetenwahl für Ordenspalaisbezirk in der böhmischen Kirche factum
{30.06.
4.SnT
TK: Predigte Metger für mich. * BIB zu Dreifalt.: VmGd Schleiermacher * OGD: VmGd Schleiermacher}
07.07.
5.SnT
NmGd
Dreifalt.
1Petr 3,8–15
07.07.
5.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
13.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
14.07.
6.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 5,20–26
14.07.
6.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.07.
6.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
20.07.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
20.07.
Sa
Trauung
k.A.
k.A.
21.07.
7.SnT
VmGd
Waisenh.
Joh 8,31–32
21.07.
7.SnT
NmGd
Dreifalt.
k.A.
A. Andrae-SAr 83° * AndraeSAr 102 * NiN-SN 614/2 B. TK: Predigt über Epistel * BIB * OGD A. — B. VCD * TK A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 83° * AndraeSAr 102 B. TK: Predigt über Evangelium * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VCD: Listemann / Schönermark * TK A. — B. TK: v. Bredowsche Trauung um 5 Uhr. factum.. {BAB 1820: G. Graf von Bredow, Mauerstr. 72} * VCD: kein Eintrag * Jerusalemsgemeinde, Traubuch 1821–1822, ELAB 22/119: von Bredow, Gutsbesitzer zu Zastro (Pommern), angenommen von Pred. Hoßbach / von der Hagen, Friedrichstr. 236; keine Angabe zu Haus oder Kirche A. Andrae-SAr 83° [Fragm.] * Andrae-SAr 102 * Gemberg-SAr 52 B. TK: VM Predigt für Pischon. factum * BIB A. — B. TK: NM Predigt (durch Tausch mit Herzberg) * BIB * OGD: FrGd Schleiermacher, NmGd Herzberg
904
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1822 21.07.
7.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
21.07.
7.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
28.07.
8.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 7,15–20
28.07.
8.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.08.
9.SnT
FrGd
Dreifalt.
Phil 2,16–18
04.08.
9.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.08.
9.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
04.08.
9.SnT
NmGd
Dreifalt.
1Kor 10,11–13
10.08.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
11.08.
10.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 19,41–48
11.08.
10.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.08.
10.SnT
Taufe
Haus
k.A.
11.08.
10.SnT
Trauung
Haus
k.A.
A. — B. VGD: 7 Taufen * TK: Dreimal getauft A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: zweimal getraut A. Andrae-SAr 83° * AndraeSAr 102 * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 61 B. TK: k.A. * BIB * OGD A. — B. VGD: 9 Taufen * TK: k.A. A. Andrae-SAr 84° * AndraeSAr 102 * König-SW10 (Textkompilation) B. BIB * OGD * TK: vacat A. — B. VGD: 9 Taufen * TK: vacat A. — B. VCD * TK: vacat A. Andrae-SAr 84° * AndraeSAr 102 * Woltersdorff-SAr 61 B. BIB * TK: vacat * OGD: Herzberg A. — B. TK * OGD A. SM-Mag.Fest. 1824, 328–347 * Andrae-SAr 102 B. TK: üb. Perikope * BIB * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen in der Kirche A. — B. TK: Taufe bei Lützow * GStAPK, VIII. Hauptabteilung, Militärkirchenbücher, Nr. 551 (Fiche 1132): Antonie Mathilde Bertha, geb. 21. Juli, eheliche Tochter von Leopold Freiherr von Lützow / Bertha von La Roche, Wilhelmstr. 78 * VGD: kein Eintrag A. — B. VCD: Klenze, Französische Str. 28 / Bremer * TK: Trauung von Clenze um 4 Uhr und dann dort Mittag
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
905
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1822 18.08.
11.SnT
FrGd
Dreifalt.
Phil 2,19–30
19.08.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.08.
12.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mk 7,31–37
29.08.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{01.09.
13.SnT
Vermutung: keine Predigt * BIB zu Dreifalt.: NmGd Dom-Candidat Gemberg * OGD: NmGd Schleiermacher * TK: vacat}
07.09.
Sa
VorbA
Dreifalt.
08.09.
14.SnT
VmGd+A Dreifalt.
k.A. Lk 17,12–19
A. Andrae-SAr 84° * AndraeSAr 102 * König-SW10 (Textkompilation) B. TK: [k.B.] * BIB * OGD A. — B. VGD * TK: k.A. A. Andrae-SAr 102 * AndraeSAr 84° [Fragm.] * GembergSAr 52 B. BIB * TK: k.A. * OGD A. — B. VCD * TK: vacat
A. — B. TK * OGD A. SM-Mag.Fest. 1824, 297–313 * Andrae-SAr 102 * WoltersdorffSAr 61 B. TK: über Perikope * BIB * OGD
[08.09.–09.10. Reise nach Schlesien, Herrnhut und Niesky] {15.09.
15.SnT
Dreifalt
TK: [keine Predigt] Cand. Theremin} TK: [keine Predigt] Pischon} TK: [keine Predigt] int. Marot} TK: [keine Predigt] d.J.}
{22.09.
16.SnT
Dreifalt
{29.09.
17.SnT
Dreifalt
{06.10.
18.SnT
Dreifalt
13.10.
19.SnT
FrGd
Dreifalt.
Phil 3,1–3
15.10.
Di
Trauung
k.A.
k.A.
20.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 22,1–14
* BIB zu Dreifalt.: FrGd Dom* BIB zu Dreifalt.: VmGd * BIB zu Dreifalt.: FrGd Super* BIB zu Dreifalt.: VmGd Pauli
A. Andrae-SAr 102 * Woltersdorff-SAr 61 B. TK * BIB * OGD A. — B. VCD: Witwer Gottlieb v. Beyer, Markgrafenstr. 30 / Sophie v. Hüher * TK: [NM] Beyer und Hühersche Trauung A. Andrae-SAr 84° [Fragm.] * Andrae-SAr 102 * Gemberg-
906
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1822
22.10.
k.A.
SAr 52 [Fragm.] * Woltersdorff-SAr 61 B. TK: Predigt über Evangelium * BIB * OGD A. — B. VCD * TK
Di
Trauung
Dreifalt.
{27.10.
21.SnT
TK: [keine Predigt] * OGD: NmGd Schleiermacher * BIB zu Dreifalt.: FrGd und NmGd Herzberg}
02.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
03.11.
22.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 18,23–35
07.11.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.11.
23.SnT
FrGd
Dreifalt.
Phil 3,4–9
17.11.
24.SnT
VmGd
Dreifalt.
Spr 22,11
17.11.
24.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.11.
24.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
23.11.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
24.11.
25.SnT GV
FrGd
Dreifalt.
Phil 3,9–11
30.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
k.A.
A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 84° * AndraeSAr 102 * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 61 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD * TK: k.A. A. Andrae-SAr 84° [Fragm.] * Andrae-SAr 102 B. TK: [k.St.] * BIB * OGD A. SM-Einzeldruck * AndraeSAr 102 * Gemberg-SAr 52 B. TK: Jubelpredigt * BIB * OGD A. — B. VGD: 6 Taufen Schleiermacher sowie 7 Taufen Herzberg * TK: Taufen und Trauungen für Herzberg A. — B. VCD: eine Trauung Schleiermacher sowie eine Trauung Herzberg * TK: Taufen und Trauungen für Herzberg A. — B. VCD * TK: k.A. A. Gemberg-SAr 52 * KönigSW10 (Textkompilation) * Woltersdorff-SAr 61 [unvollendet] B. TK: [k.B.] * BIB * OGD * Andrae-SAr 102 [TiBl, dann vacat-Blätter] A. — B. TK * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
907
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1822 01.12.
1.SiA
VmGd+A Dreifalt.
Mt 21,9
01.12.
1.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.12.
2.SiA
FrGd
Dreifalt.
Phil 3,12–14
15.12.
3.SiA
VmGd
Dreifalt.
Mt 11,7–8
15.12.
3.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.12.
3.SiA
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{21.12.
Sa
TK: Zur Vorbereitung niemand erschienen. * OGD: Vorbereitung Herzberg}
22.12.
4.SiA
FrGd
Dreifalt.
Phil 3,13–16
22.12.
4.SiA
VmGd
Luis.
Joh 1,19–28
24.12.
Di
VorbA
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I VmGd+A Dreifalt.
Lk 2,13–14
25.12.
Weihn.I Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II FrGd
Dreifalt.
Lk 2,8–9
29.12.
SnW
Dreifalt.
1Thess 1,2–3
VmGd
A. SM-Slg. 5, Nr. 1 * AndraeSAr 84° [Fragm.] * AndraeSAr 103 * Andrae-SBBNl. 481 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. Andrae-SAr 84° * AndraeSAr 103 B. TK: [k.B.] * BIB * OGD A. SM-Slg. 5, Nr. 3 * AndraeSAr 103 * Gemberg-SAr 52 B. TK: [k.B.] * BIB * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: [VM] Taufen. NM Taufe A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: [NM] Trauung
A. Andrae-SAr 84° * AndraeSAr 103 B. TK: [k.B.]. Communion fiel aus. * BIB * OGD: FrGd Herzberg, NmGd Schleiermacher. Communion Herzberg A. SM-Slg. 7, Nr. 2 * AndraeSAr 103 * Gemberg-SAr 52 B. TK: Vacanzpredigt in Luisenkirche * BIB A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 84° [TiBl] * Andrae-SAr 103 (Gemberg) * Gemberg, SBB, Nl. 481 * NiN-SN 607/2 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD * TK: k.A. A. Andrae-SAr 103 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 103 * AndraeSN 602/1 [unvollendet] B. TK: 1Thess 1,3 * BIB * OGD
908
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1822 29.12.
SnW
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A.
1823 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
Gal 3,26–28
01.01.
Neuj.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.01.
Neuj.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
05.01.
SnN
FrGd
Dreifalt.
Phil 3,17–21
12.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
Lk 2,40
12.01.
1.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.01.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.01.
2.SnE
FrGd
Dreifalt.
Phil 4,1–4
22.01.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
23.01.
Do
Trauung
k.A.
k.A.
A. B.
23.01.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
26.01.
Septuag. VmGd
Dreifalt.
Joh 1,26
A. B. A.
26.01.
Septuag. Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.01.
Septuag. Trauung
Dreifalt.
k.A.
30.01.
Do
Dreifalt.
k.A.
Taufe
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
B. A. B. A. B. A. B.
Andrae-SAr 103 TK * BIB * OGD — VGD * TK: k.A. — VCD: 3 Trauungen * TK: k.A. Andrae-SAr 103 TK: [k.B.] * BIB * OGD Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 TK * BIB * OGD — VGD * TK: k.A. — VGD * TK: k.A. Andrae-SAr 103 * KönigSW10 (Textkompilation) TK: [k.B.] * BIB * OGD — VGD: Normann, Spittelbrücke 2, im Hause * TK: Taufe bei Normann — VCD: Ambrosius aus Grünberg in Schlesien / Stachow [Brautvater Christian Friedrich Stachow, Branntweinbrenner] {BAB 1823: Mauerstr. 69} * TK: Stachowsche Trauung — VCD * TK Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 TK * BIB * OGD — VGD: 10 Taufen * TK: k.A. — VCD * TK: k.A. — VGD * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
909
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 31.01.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
{01.02.
Sa
TK: Vorbereitung ausgefallen * OGD: Vorbereitung}
02.02.
Sexag.
FrGd
Dreifalt.
Phil 4,5–7
08.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
09.02.
Estom.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 7,12–14
09.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.02.
Estom.
NmGd
Sophienk.
1Kor 13
16.02.
Invoc.
FrGd
Dreifalt.
Phil 4,8–9
21.02.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
23.02.
Remin.
VmGd
Dreifalt.
Joh 18,19–24
23.02.
Remin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.02.
Remin.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{01.03.
Sa
TK: Vorbereitung ausgefallen * OGD: Vorbereitung}
02.03.
Oculi
FrGd
Dreifalt.
Phil 4,10–13
08.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
09.03.
Laet.
VmGd+A Dreifalt.
Mt 26,63–66
A. — B. VGD: Schiller, Wilhelmstr. 102, im Hause * TK: Taufe bei Schiller
A. Andrae-SAr 103 * KönigSW10 (Textkompilation) B. TK: [k.B.] * BIB * OGD A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 9 Taufen * TK: k.A. A. Andrae-SAr 103 B. TK * BIB A. Andrae-SAr 103 [Fragm.] * Andrae-SW10 * GembergSAr 52 B. TK: [k.B.] * BIB * OGD A. — B. VCD * TK: k.A. A. Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 62 [unvollendet] B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 9 Taufen * TK: [VM] Taufen. NM Taufen A. — B. VCD * TK: [NM]
A. Andrae-SAr 103 B. TK: [k.B.] * BIB * OGD * TK: k.A. zu Communion * OGD: Communion A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 62 B. TK * BIB * OGD
910
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 09.03.
Laet.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.03.
Judica
FrGd
Dreifalt.
Phil 4,14–23
21.03.
Fr
Begräbnis Dreif.PT
k.A.
22.03.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
23.03.
Palm.
VmGd
Dreifalt.
Joh 18,33–37
23.03.
Palm.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.03.
Palm.
Taufe
Haus
k.A.
26.03.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
28.03.
Karfr.
FrGd+A
Dreifalt.
Hebr 7,26–27
29.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
30.03.
OsternI
VmGd+A Dreifalt.
31.03.
OsternII FrGd
Dreifalt.
1Kor 15,3–8
31.03.
OsternII Taufe
Dreifalt.
k.A.
31.03.
OsternII Trauung
Dreifalt.
k.A.
03.04.
Do
Dreifalt.
k.A.
Trauung
Mk 16,1–14
A. — B. VGD: 17 Taufen * TK: [VM] Taufen. NM Taufen A. Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 B. TK: [k.B.] * BIB * OGD A. — B. VVD: Anna v. Rathenow, geb. Saltzmann, Witwe des Majors Ernst Ehrenreich v. Rathenow, 59 Jahre, gestorben am 18. März, Leipziger Str. 17 * TK: Begräbnis von Frau v. Rathenow * Bauer-1909, S. 100: 9 Uhr A. — B. VGD: v. Goßler, Friedestr. 221, im Hause * TK: 13 [Uhr] Taufe bei Goßler. factum * Bauer1909, S. 100: 11 Uhr A. Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A. A. — B. VGD: Reimer, Wilhelmstr. 73, im Hause * TK: Taufe bei Reimers A. — B. VCD * TK: Nachmittags eine Trauung in der Kirche A. Gemberg-SAr 52 [7 Uhr] * Woltersdorff-SAr 62 B. BIB: 6 Uhr * TK * OGD A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 103 [TiBl] * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. Andrae-SAr 103 B. TK: [k.B.] * BIB: 7 Uhr * OGD A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: NM Trauung in der Kirche
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
911
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 06.04.
Quasim. VmGd
Dreifalt.
Lk 24,25–27
06.04.
Quasim. Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.04.
Quasim. Trauung
Dreifalt.
k.A.
08.04.
Di
Taufe
Haus
k.A.
08.04.
Di
Taufe
Haus
k.A.
12.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
13.04.
Mis.D.
FrGd
Dreifalt.
Joh 1,1–5
13.04.
Mis.D.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.04.
Sa
Konfirm.+ Dreifalt. VorbA
1Kor 12,3
20.04.
Jubil.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 20,21
20.04.
Jubil.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.04.
Jubil.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
23.04.
Bußtag
FrGd+A
Dreifalt.
Lk 17,10
27.04.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,16
27.04.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.04.
Cant.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: 4 Trauungen * TK: Trauungen A. — B. VGD: Scheffler, Jägerstr. 3, im Hause * TK: [NM] Nothtaufe A. — B. VGD: v. Winterfeld, Molkenmarkt 3, im Hause * TK: Taufe bei Winterfeld A. — B. TK * OGD A. Andrae-SW8 * Crayen-SN 618 [Nr. 1] * Gemberg-SAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK: Ev. Joh. angefangen * BIB * OGD A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: NM Trauungen A. Andrae-SAr 104 [zweimal] B. TK: Einsegnung und Vorbereitung * OGD: Vorbereitung A. Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD: 6 Trauungen * TK: NM Trauungen A. Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 B. BIB: 7 Uhr * TK * OGD A. SM-Einzeldruck * AndraeSAr 103 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A.
912
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 29.04.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{03.05.
Sa
TK: Vorbereitung ausgefallen * OGD: Vorbereitung}
04.05.
Rogate
FrGd
Dreifalt.
Joh 1,6–13
07.05.
Mi
VorbA
Dreifalt.
k.A.
08.05.
Himm.
VmGd+A Dreifalt.
Mt 28,20
08.05.
Himm.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
11.05.
Exaudi
FrGd
Dreifalt.
Joh 1,14–18
11.05.
Exaudi
Trauung
k.A.
k.A.
17.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
18.05.
Pfing.I
VmGd+A Dreifalt.
Joh 16,12–14
18.05.
Pfing.I
Taufe
Dreifalt.
k.A.
18.05.
Pfing.I
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.05.
Pfing.II
FrGd+A
Dreifalt.
Eph 4,30
19.05.
Pfing.II
Trauung
Dreifalt.
k.A.
20.05.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
[20.05.–23.05. Reise nach Potsdam]
A. — B. VCD * TK: k.A.
A. Andrae-SW8 * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK * BIB * OGD * TK: k.A. zu Communion * OGD: Communion A. — B. TK * OGD A. Andrae-FHDS 103 [zweimal] * Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VCD * TK: NM Trauung A. Andrae-SW8 * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. BIB * OGD A. — B. VCD: Bidtel, Leipziger Str. 16 / Wanschaff, Wilhelmstr. 47 [k.A. „im Hause“] * TK: NM Wanschaffsche Trauung A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 103 * GembergSAr 52 * NiN-SN 608/3 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: 19.05. A. Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 62 B. TK * BIB * OGD A. — B. VCD * TK A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
913
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 24.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
25.05.
Trin.
VmGd+A Dreifalt.
Gal 3,13–14
25.05.
Trin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.05.
Trin.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
25.05.
Trin.
Trauung
Haus
ohne
29.05.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
01.06.
1.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 1,19–24
01.06.
1.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.06.
1.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
08.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 6,33
08.06.
2.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.06.
2.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
14.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
15.06.
3.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 1,24–28
15.06.
3.SnT
NmGd
Luis.
1Petr 5,6–11
21.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
22.06.
4.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 6,37–38
A. — B. TK: Beichte * OGD: Vorbereitung A. Andrae-FHDS 103 [zweimal] * Andrae-SAr 104 * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 54 (Andrae) * Woltersdorff-SAr 62 B. TK * BIB * OGD * TK: k.A. zu Abendmahl A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. SM-Mag.Fest. 1824, 376–380 B. VCD: v. Beyme / v. Schulze * TK: Trauung u. Mittagmahl bei Beyme A. — B. VCD * TK: k.A. A. Andrae-SW8 * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: k.A. A. Andrae-SAr 104 * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 8 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. TK * OGD A. Andrae-SW8 * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK * BIB * OGD * TK: k.A. zu Abendmahl A. Andrae-SAr 104 B. TK: [k.B.] * BIB A. — B. OGD: Vorbereitung * TK: k.A. A. Andrae-SAr 104 * GembergSAr 52 * Woltersdorff-SAr 62 B. TK * BIB * OGD
914
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 22.06.
4.SnT
KrankenA Haus
k.A.
A. B. A. B.
22.06.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.06.
4.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
25.06.
Mi
SonderGd Dreifalt.
k.A.
27.06.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.06.
5.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 1,29–34
29.06.
5.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
06.07.
6.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 4,18–20
06.07.
6.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.07.
6.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
09.07.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.07.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.07.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
12.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
A. B.
13.07.
7.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 1,35–42
A.
13.07.
7.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— TK: Krankencommunion — VGD: 6 Taufen * TK: NM Taufen — VCD: 3 Trauungen * TK: k.A. — TK: Stadtverordnetenwahl Predigt — VGD Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) * Woltersdorff-SAr 62 TK * BIB * OGD — VCD * TK: NM Andrae-FHDS 103 * AndraeSAr 104 TK * BIB * OGD — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen — VCD: 2 Trauungen * TK: Trauungen — VGD * TK: k.A. — VGD * TK: Taufe vor der Katechisation — VGD: Stobwasser, Wilhelmstr. 98, im Hause * TK: Mittag Taufe — OGD: Vorbereitung * TK: vacat Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) * SaunierSN 608/1 TK * BIB * OGD — VCD: Kessler aus Frankfurt an der Oder / Heim * TK: [VM] Keßlersche Trauung
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
915
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 14.07.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGD * TK: Taufe nach der Katechisation A. — B. VGD * TK: [VM] Taufe nach der Katechisation A. — B. VGD: Streckfuß, Charlottenstr. 21, im Hause * TK: Abends Taufe bei Streckfuß A. — B. VGD: Anderssen, Taubenstr. 12 [k.A. „im Hause“] * TK: Taufe bei Andersen
15.07.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.07.
Di
Taufe
Haus
k.A.
17.07.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{19.07.
Sa
TK: Vorbereitung ausgefallen * OGD: Vorbereitung}
20.07.
8.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 16,16
20.07.
8.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.07.
8.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
23.07.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
24.07.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.07.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
25.07.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.07.
9.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 1,43–51
27.07.
9.SnT
VmGd
Nikol.
Lk 16,1–9
02.08.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. Andrae-SAr 104 * CrayenSN 621 [Nr. 3] B. TK * BIB * OGD * TK: k.A. zu Communion * OGD: Communion A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufe A. — B. VCD: 5 Trauungen * TK A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VGD: Ebers, Wilhelmstr. 79 [k.A. „im Hause“] * TK: Taufe bei Ebers A. — B. VCD * TK: Nach Tisch Trauung A. — B. VGD * TK: k.A. A. Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) * SaunierSN 608/2 B. TK * BIB: 7 Uhr * OGD A. Andrae-SAr 104 B. TK: Predigt für Ribbeck * BIB A. — B. VCD * TK: k.A.
916
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 03.08.
10.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 10,19–20
03.08.
10.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.08.
10.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. Andrae-SAr 104 * NiNSN 607/3 * WoltersdorffSAr 62 B. TK * BIB: 9 Uhr * OGD A. — B. VGD * TK A. — B. VCD * TK
[04.08.–08.10. Reise nach Salzburg, Tirol und Süddeutschland] {10.08. {17.08. {24.08. {31.08. {07.09. {14.09. {21.09. {28.09. {05.10.
11.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Dr. Kling * OGD: FrGd Schleiermacher. Communion} 12.SnT TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Hofpred. Dr. Strauß * OGD: VmGd Schleiermacher. Communion} 13.SnT TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Dom-Candidat Gemberg * OGD: FrGd Schleiermacher} 14.SnT TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Hoßbach * OGD: VmGd Schleiermacher} 15.SnT TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Ein Candidat * OGD: FrGd Schleiermacher. Communion} 16.SnT TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pauli d.J. * OGD: VmGd Schleiermacher. Communion} 17.SnT TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Saunier * OGD: FrGd Schleiermacher} 18.SnT TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Cadettenpred. Deibel * OGD: VmGd Schleiermacher} 19.SnT/EF TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Ein Candidat * OGD: FrGd Schleiermacher. Communion}
11.10.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
12.10.
20.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 18,1–4
12.10.
20.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.10.
20.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
14.10.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.10.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 104 * CrayenSN 621 [Nr. 2] B. TK * OGD * BIB: Marheineke A. — B. VGD: 7 Taufen * TK: [VM] Taufe. NM Taufen A. — B. VCD: 5 Trauungen * TK: [NM] 3 Trauungen A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: [NM] Trauung A. — B. VCD * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
917
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 19.10.
21.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 2,1–11
19.10.
21.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.10.
21.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
26.10.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 18,7
26.10.
22.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.10.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
02.11.
23.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 2,12–17
02.11.
23.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.11.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
03.11.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
05.11.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
08.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
09.11.
24.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 9,35–38
09.11.
24.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.11.
24.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. Andrae-SAr 104 [TiBl] * Andrae-SW8 * Gemberg-SAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD: 5 Trauungen * TK: k.A. A. SM-Einzeldruck (Zwey Predigten 3–16) * SM-Mag. Fest. 1824, 268–281 * Andrae-SAr 104 * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK: NM A. Andrae-SW8 * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 7 Taufen * TK: NM Taufen für Marheineke A. — B. VCD * TK: NM Trauung A. — B. VGD: Werner, Jägerstr. 64, im Hause * TK: Abends bei Werner Taufe A. — B. VGD: v. Bülow, Letzte Str. 10, im Hause * TK: Taufe bei v. Bülow mit Jette [vgl. 10.01.1821] A. — B. TK * OGD A. Andrae-SAr 104 * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: 5 Taufen A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: 2 Trauungen
918
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 15.11.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.11.
25.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 2,18–25
23.11.
26.SnT GV
VmGd
Dreifalt.
Joh 6,39–40
23.11.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
24.11.
26.SnT GV 26.SnT GV Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.11.
1.SiA
FrGd
Dreifalt.
Joh 3,1–6
01.12.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
05.12.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
06.12.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
07.12.
2.SiA
VmGd+A Dreifalt.
1Joh 4,19
07.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.12.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.12.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.11.
A. — B. VCD: Neßler / Nicolai * TK: Abends Neßlersche Trauung in der Kirche und Hochzeitmahl bei Jagor {BAB: Hof-Traiteur, Unter den Linden 23} A. Andrae-SW8 * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK * BIB * OGD A. SM-Einzeldruck(Zwey Predigten 17–31) * SM-Mag. Fest. 1824, 253–267 * AndraeSAr 104 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VGD * TK: NM A. Andrae-SAr 85° * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Kraatz, Jerusalemer Str. 11, im Hause * TK: Taufe bei Kraaz A. — B. VGD: Gerike, Jägerstr. 42, im Hause * TK: Taufe bei Gericke A. — B. OGD: Vorbereitung * TK: k.A. A. Andrae-SAr 85° * AndraeSAr 105 * Gemberg-SAr 52 * Crayen-SN 621 [Nr. 6] B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufe A. — B. VGD * TK: Nach Tisch Taufe in der Kirche A. — B. VGD * TK: [VM]
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
919
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1823 13.12.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
14.12.
3.SiA
FrGd
Dreifalt.
Joh 3,7–15
21.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
Mt 12,17–20
21.12.
4.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I FrGd+A
Dreifalt.
Joh 3,16–18
25.12.
Weihn.I VorbA
Dreifalt.
Lk 2,13–14
26.12.
Weihn.II VmGd+A Dreifalt.
Lk 19,9–10
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II Trauung
k.A.
k.A.
26.12.
Weihn.II Taufe
Haus
k.A.
28.12.
SnW
Dreifalt.
Joh 3,19–21
FrGd
A. — B. VCD: v. Seydlitz / Bindelaub * TK: [NM] Trauung von Seydlitz A. Andrae-SAr 85° * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK * BIB * OGD A. SM-SAr 13 * Andrae-SAr 85° * Andrae-SAr 105 * GembergSAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: k.A. A. Andrae-SAr 85° * CrayenSN 621 [Nr. 5] * SchirmerSAr 55 (Saunier) B. TK * BIB * OGD * GembergSAr 52 [Titel, sonst vacat] A. SM-Mag.Fest. 1824, 372–375 B. TK: Beichte A. Andrae-SAr 85° (mit SMMs) * Andrae-SAr 105 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 7 Taufen * TK: [VM] Taufen A. — B. TK: [VM] Trauung * VCD: kein Eintrag A. — B. VGD: Voelcker, Leipziger Platz 5, im Hause * TK: NM Taufe bei Völker A. Andrae-SAr 85° * AndraeSAr 105 [TiBl] * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. BIB * OGD
1824 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
Hiob 38,11
A. SM-Slg. 5, Nr. 6 * AndraeFHDS 101 * Andrae-SAr 105 * Gemberg-SAr 52 * SobbeSAr 109 (Andrae) B. TK * BIB
920
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824 01.01.
Neuj.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
03.01.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
04.01.
SnN
FrGd
Dreifalt.
Joh 3,22–30
A.
11.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
Lk 2,51
B. A.
11.01.
1.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
18.01.
2.SnE
FrGd
Dreifalt.
Joh 3,31–36
18.01.
2.SnE
Taufe
Haus
k.A.
24.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
24.01.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.01.
3.SnE
VmGd+A Dreifalt.
Mt 3,13–15
25.01.
3.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
31.01.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
01.02.
4.SnE
FrGd
Dreifalt.
Joh 4,1–10
A.
08.02.
5.SnE
VmGd
Dreifalt.
Joh 15,16
B. A.
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
B.
— VGD: 4 Taufen * TK: k.A. — VCD: 2 Trauungen * TK: Zwei Trauungen NM um 5 u. 7 Uhr Andrae-SAr 105 [TiBl] * Andrae-SW8 * Gemberg-SAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) TK * BIB Predigten über sämmtliche Sonn- und Festtags-Evangelien des Jahres, ed. E. Zimmermann, Bd. 1, Darmstadt 1825 * Andrae-SAr 105 * GembergSAr 52 TK * BIB — VGD: 5 Taufen * TK: k.A. Andrae-SW8 * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) TK * BIB — VGD: Dümmler, Unter den Linden 19 [k.A. „im Hause“] * TK: VM Taufe bei Dümmler — TK — VGD * TK: k.A. Andrae-SAr 86° [Fragm.] * Andrae-SAr 105 * GembergSAr 52 TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: Abends bei Reimer Calderon gelesen. Vorher eine Trauung. Andrae-SAr 105 [TiBl] * Andrae-SW8 * Gemberg-SAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) TK * BIB Andrae-SAr 86° * AndraeSAr 105 * Gemberg-SAr 52 * Woltersdorff-SAr 63 TK * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
921
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824 08.02.
5.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.02.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.02.
Septuag. FrGd+A
Dreifalt.
Joh 4,11–19
A. B. A. B. A.
22.02.
Sexag.
VmGd
Dreifalt.
Apg 10,36–38
B. A.
22.02.
Sexag.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
29.02.
Estom.
VmGd+A Dreifalt.
Lk 18,31–43
A.
29.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
{07.03.
Invoc.
TK: Predigt Ritschl für mich * BIB zu Dreifalt.: VmGd Cons.Rath Dr. Ritschl}
10.03.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
10.03.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
11.03.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
14.03.
Remin.
FrGd
Dreifalt.
Joh 4,20–24
19.03.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
21.03.
Oculi
VmGd+A Dreifalt.
Mt 26,55–56
B. A. B. A. B.
— VGD: 3 Taufen * TK: k.A. — VGD * TK: k.A. Andrae-SAr 86° [TiBl] * Andrae-SW8 * Gemberg-SAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) TK * BIB Andrae-SAr 86° * AndraeSAr 105 * Gemberg-SAr 52 TK * BIB — VGD: 8 Taufen * TK: k.A. — TK: Vorbereitung für Marheineke Andrae-SAr 86° * AndraeSAr 105 * Gemberg-SAr 52 TK: für Marheineke * BIB — VGD: 8 Taufen * TK: k.A.
A. — B. VGD: Rodatz, Thiergarten 6, im Hause * TK: Taufe im Hause A. — B. VGD: Biehler, Leipziger Str. 30, im Hause * TK: Abends Taufe bei Biehler A. — B. VCD * TK: VM Trauung in der Kirche A. Andrae-SAr 86° [TiBl] * Andrae-SW8 * Gemberg-SAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK * BIB A. — B. VGD * TK: k.A. {wohl irrtümlich notiert am 09.03.1824: Taufe in der Kirche} A. SM-Slg. 5, Nr. 7 * AndraeSAr 105 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB
922
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824 21.03.
Oculi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
21.03.
Oculi
NmGd
Sophienk.
Eph 5,1–9
22.03.
Mo
KrankenA Haus
k.A.
23.03.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
24.03.
Mi
Trauung
Haus
k.A.
25.03.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.03.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.03.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
28.03.
Laet.
FrGd
Dreifalt.
Joh 4,25–34
28.03.
Laet.
Trauung
k.A.
k.A.
03.04.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
04.04.
Judica
VmGd
Dreifalt.
Mt 26,63–66
04.04.
Judica
Taufe
Dreifalt.
k.A.
05.04.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGD: 9 Taufen * TK: Taufen A. Andrae-SAr 86° * AndraeSAr 105 B. TK * BIB A. — B. TK: KrankenCommunion A. — B. VCD * TK: NM Trauung in Kirche A. — B. VCD: Heinrich Georg Bürde, Jägerstr. 10 / Henriette Luise Despang * TK: Abends Bürde – D’Espangsche Trauung A. — B. VGD * TK: NM Taufe in der Kirche. Akademie versäumt. A. — B. VGD * TK: [VM] A. — B. VCD: Heynick / Lipke * TK: 3 Uhr Heinicksche Trauung A. Andrae-SAr 86° [TiBl] * Andrae-SAr 105 [TiBl] * Andrae-SW8 * GembergSAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK *BIB A. — B. VCD: Friedrich Leopold Bürde, Jägerstr. 10 / Jeanette Thecla Milder * TK: Maler Bürde getraut. Frühstück bei der Milder {BAB: A. Milder, Kammersängerin, Charlottenstr. 38} A. — B. VGD: Kemp, Friedrichstr. 216, im Hause * TK: k.A. A. Andrae-SAr 86° * AndraeSAr 105 * Gemberg-SAr 52 B. TK * BIB A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A. A. — B. VGD * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
923
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824 05.04.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
06.04.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.04.
Palm.
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 4,35–42
A. B. A. B. A.
15.04.
Gründo. Konfirm.
Dreifalt.
1Kor 12,13–14
B. A.
B. 16.04.
Karfr.
VmGd+A Dreifalt.
Hebr 10,8–12
17.04.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
18.04.
OsternI
FrGd+A
Dreifalt.
Lk 24,1–3
18.04.
OsternI
VorbA
Dreifalt.
k.A.
18.04.
OsternI
Trauung
Haus
k.A.
19.04.
OsternII VmGd+A Dreifalt.
Lk 24,30–32
19.04.
OsternII Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.04.
OsternII Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.04.
OsternII Taufe
Haus
k.A.
A.
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— VCD: 2 Trauungen * TK: k.A. — VGD * TK: k.A. Andrae-SAr 105 [TiBl] * Andrae-SW8 * Gemberg-SAr 52 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) TK * BIB Andrae-FHDS 102 * AndraeSAr 86° * Andrae-SAr 86Anhang * Andrae-SAr 105 * Gemberg-SAr 52 TK: Um 1 Uhr Konfirmation von 68 Kindern SM-Slg. 5, Nr. 11 * AndraeFHDS 101 * Andrae-SAr 86° [TiBl] * Andrae-SAr 105 * Sobbe-SAr 109 (Andrae) TK * BIB — VCD * TK: vacat Andrae-SAr 86° * AndraeSAr 105 * Gemberg-SAr 52 TK * BIB — TK: Vorbereitung um 1 Uhr — VCD: Borchard / Dietz* TK: Mittag Bochardsche Trauung SM-Slg. 5, Nr. 13 * AndraeSAr 105 * Gemberg-SAr 52 * Sobbe-SAr 109 (Andrae) TK * BIB — VGD: 6 Taufen * TK: k.A. — VCD: 3 Trauungen * TK: k.A. — VGD: Reimer, Wilhelmstr. 73, im Hause * TK: Taufe bei Reimers und Mittag dort.
[20.04.–26.04. Reise nach Halle] {25.04.
Quasim.
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Anclam, Prüfungspredigt}
924
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824 29.04.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.04.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
02.05.
Mis.D.
VmGd
Dreifalt.
Lk 24,33–43
02.05.
Mis.D.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.05.
Mis.D.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B.
06.05.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B.
09.05.
Jubil.
FrGd
Dreifalt.
Joh 4,43–54
A.
11.05.
Di
VorbA
Dreifalt.
k.A.
11.05.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
12.05.
Bußtag
VmGd+A Dreifalt.
12.05.
Bußtag
Begräbnis Dreif.HTn ohne Widmung
B. A. B.
16.05.
Cant.
FrGd
Dreifalt.
Joh 5,1–15
A.
20.05.
Do
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B.
22.05.
Sa
Begräbnis Dreif.HTa k.A. Im Gewölbe
Röm 6,12–18
A. B. A. B. A. B. A. B.
B. A. B. A. B. A.
A. B.
— VGD * TK: k.A. — VCD * TK: k.A. Andrae-SAr 87° * AndraeSAr 105 * Woltersdorff-SAr 63 TK: 34–44 — VGD: 3 Taufen * TK: [VM] Taufen — VCD: 3 Trauungen * TK: [VM] Trauung — VCD: 2 Trauungen * TK: NM Zwei Trauungen Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) TK — TK — VCD: Kirchhoff / Reuter * TK: [NM] Kirchhof – Reutersche Trauung Andrae-SAr 87° * AndraeSAr 105 TK SM-Mag.Fest. 1825, 375–380 VVD: Carl Christian Lipcke, Bürger und Posamentiermeister, 75 Jahre, gestorben am 10. Mai * TK: NM Kirchhofsweihe Andrae-SAr 87° [TiBl] * Andrae-SW8 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) TK — VGD: Boeckh, Mohrenstr. 26 [k.A. „im Hause“] * TK: Mittag Taufe bei Boeckh — VVD: Johann Gottlob Schlaetzer, Professor und Mitglied der Akademie der Künste, Baurath, 53 Jahre, Wilhelmstr. 100,
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
925
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824
23.05.
Rogate
VmGd
Dreifalt.
Lk 24,44–48
23.05.
Rogate
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.05.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.05.
Himm.
FrGd+A
Dreifalt.
Lk 24,51–53
28.05.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.05.
Fr
Trauung
k.A.
k.A.
30.05.
Exaudi
VmGd
Dreifalt.
Apg 1,4
30.05.
Exaudi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.06.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
06.06.
Pfing.I
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 16,12–15
06.06.
Pfing.I
VorbA
Dreifalt.
k.A.
07.06.
Pfing.II
VmGd+A Dreifalt.
Apg 2,14–21
07.06.
Pfing.II
Trauung
Dreifalt.
k.A.
13.06.
Trin.
FrGd
Dreifalt.
Joh 5,16–23
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A.
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
gestorben am 18. Mai an Wassersucht * TK: Begräbniß von Schlaezer [21.05.: Besuch bei Frau Schlaezer deren Mann am Dienstag gestorben war] Andrae-SAr 87° * AndraeSAr 105 * Woltersdorff-SAr 63 TK — VGD: 2 Taufen * TK: k.A. — VGD * TK: vacat Andrae-SAr 87° * AndraeSAr 105 TK — VGD * TK: [VM] — VCD: Röllig, Friedrichstr. {BAB: 84} / Ringsleben, Leipziger Str. {BAB: 13} * TK: NM Trauung von Röllig SM-Mag.Fest. 1826, 311–332 * Andrae-SAr 87° [TiBl] * Andrae-SAr 105 * Sobbe-SAr 109 (Andrae) * Woltersdorff-SAr 63 TK — VGD: 3 Taufen * TK: k.A. — VGD: v. Platen, Wilhelmstr. 21, im Hause * TK: vacat Andrae-SAr 87° * AndraeSAr 105 * Woltersdorff-SAr 63 TK — TK Andrae-SAr 87° * AndraeSAr 105 * Crayen-SN 621 [Nr. 4] * Woltersdorff-SAr 63 TK — VCD * TK: k.A. Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) * Woltersdorff-SAr 63 TK
926
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824 15.06.
Di
Taufe
Haus
k.A.
20.06.
1.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Joh 4,16–18
20.06.
1.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.06.
1.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
20.06.
1.SnT
Taufe
Haus
k.A.
27.06.
2.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 5,24–30
29.06.
Di
Trauung
k.A.
k.A.
29.06.
Di
Trauung
k.A.
k.A.
02.07.
Fr
Trauung
k.A.
k.A.
04.07.
3.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 17,3
04.07.
3.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.07.
3.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
07.07.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGD: Bethe, Friedrichstr. 206 [k.A. „im Hause“] * TK: Mittags Taufe bei Bethe A. SM-Mag.Fest. 1825, 289–302 * Andrae-SAr 88° * Woltersdorff-SAr 63 B. TK: 1Joh 4,19f A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VGD: Anderssen, Taubenstr. 12, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Anderssen A. Andrae-SW8 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) * Woltersdorff-SAr 63 B. TK A. — B. VCD: Marheineke [Philipp Marheineke, Professor an der Universität und Prediger an der Dreifaltigkeitskirche] / Meves * TK: Mittag Marheinekes Hochzeit A. — B. VCD: Feige / Teichert, beide Taubenstr. 5 * TK: NM Teichertsche Trauung A. — B. VCD: Franke, Wilhelmstr. 8 / Abbe, Wilhelmstr. 45 * TK: Abends Frankesche Trauung [Carl Friedr. Leberecht Franke, Sekretär von Prinz August] A. SM-Mag.Fest. 1825, 303–317 * Andrae-SAr 88° * Woltersdorff-SAr 63 B. TK * BIB A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: k.A. A. — B. VGD * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
927
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824 10.07.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
11.07.
4.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 5,31–40
17.07.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
17.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
18.07.
5.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 16,24–25
18.07.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.07.
Di
Begräbnis FrW.OT
k.A.
25.07.
6.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 5,41–47
25.07.
6.SnT
VmGd
FrWerd.
Mt 5,23–24
01.08.
7.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 14,28–31
01.08.
7.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VCD * TK: k.A. A. Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) * Woltersdorff-SAr 63 [unvollendet] B. TK * BIB A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. TK A. SM-Mag.Fest. 1825, 318–333 * Andrae-SAr 88° B. TK * BIB A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: k.A. A. — B. TK: Katechisation ausgefallen wegen Begräbniß der Bremer * Friedrichswerdergemeinde, Totenbuch 1818–1824, ELAB 15/51: Sophie Christiane Friedrike Bremer, geb. Bredenberg, Wittwe des verstorbenen Hofraths Dr. Johann Emanuel Bremer, 57 Jahre, gestorben am 16. Juli, Französische Str. 44, begraben am 19. Juli (!), Kirchhof Oranienburger Thor im Gitter eingekauft. A. Andrae-SAr 88° [TiBl] * Andrae-SW8 * Schirmer-SAr 55 (Saunier) B. TK * BIB A. SM-Mag.Fest. 1829, 263–276 * SM-DLA 58.367 [Überarbeitung einer Andrae-Nachschrift] * SMSN 57 [1. Hälfte der Predigt; Überarbeitung einer AndraeNachschrift] * Andrae-SAr 88° [zweimal: vollständig und 2. Hälfte] B. TK * BIB: 11 Uhr A. SM-Mag.Fest. 1825, 334–348 * Sobbe-SAr 109 B. TK * BIB A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: k.A.
928
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824 02.08.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.08.
8.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 6,1–15
11.08.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.08.
9.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 14,26
15.08.
9.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.08.
9.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.08.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGD * TK: k.A. A. Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) B. TK * BIB A. — B. VGD: Klenze, Französische Str. 44, im Hause * TK: Taufe bei Klenze A. SM-Mag.Fest. 1826, 231–243 * Sobbe-SAr 109 B. TK * BIB A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A.
[20.08.–06.10. Reise nach Rügen] {22.08.
10.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Gutbier}
11.SnT
Gd
Sagard
{05.09.
12.SnT
{12.09.
13.SnT
{19.09.
14.SnT
{26.09.
15.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Mölhausen} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Cadettenpred. Deibel} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Sydow} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pischon}
03.10.
16.SnT
Gd
Wusseken
k.A.
10.10.
17.SnT
VmGd
Dreifalt.
Eph 4,1–3
10.10.
17.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.08.
Lk 18,9–14
A. — B. TK: Predigt über Evangelium * BIB zu Dreifalt.: VmGd Garnisonpred. Ziehe
A. — B. TK: meine Frühpredigt [gemeint: an Dreifalt.] in Wusseken [k.B.] A. SM-Mag.Fest. 1827, 234–256 * Andrae-SAr 88° B. TK A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
929
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824 10.10.
17.SnT
Taufe
Haus
k.A.
14.10.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.10.
18.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 6,16–26
24.10.
19.SnT
VmGd
Dreifalt.
Eph 5,10–11
24.10.
19.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.10.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
31.10.
20.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 6,27–35
31.10.
20.SnT
Taufe
Haus
k.A.
07.11.
21.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 21,15
07.11.
21.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.11.
21.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
14.11.
22.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 6,36–44
21.11.
23.SnT GV
VmGd+A Dreifalt.
Phil 3,20–21
21.11.
23.SnT GV 1.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
FrGd
Dreifalt.
Joh 6,45–51
28.11.
A. — B. VGD: Bando, Krausenstr. 36, im Hause * TK: Haustaufe A. — B. VGD * TK: NM A. Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) * Woltersdorff-SAr 63 B. TK A. SM-Mag.Fest. 1826, 333–352 * Andrae-FHDS 101 * AndraeSAr 89° B. TK A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) * Woltersdorff-SAr 63 B. TK A. — B. VGD: Schmidt, Kanonierstr. 29, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Kupferstecher Schmidt A. SM-Mag.Fest. 1829, 277–300 * Andrae-SAr 89° B. TK * BIB A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) * Woltersdorff-SAr 63 B. TK * BIB A. SM-Einzeldruck * SM-Slg. 7, Nr. 24 * Andrae-SAr 89° * Woltersdorff-SAr 63 B. TK * BIB A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) * Woltersdorff-SAr 63 B. TK * BIB
930
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1824 02.12.
Do
Taufe
Haus
k.A.
05.12.
2.SiA
VmGd
Dreifalt.
Röm 15,8–9
05.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
05.12.
2.SiA
Trauung
Haus
ohne
09.12.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.12.
3.SiA
FrGd
Dreifalt.
Joh 6,52–60
19.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
Mt 11,4–6
19.12.
4.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.12.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I FrGd
Dreifalt.
Lk 1,78–79
26.12.
Weihn.II VmGd
Dreifalt.
Mt 10,34
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.12.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
Taufe
k.A.
ohne
Undat.
A. — B. VGD: Uhlmann, Zimmerstr. 33, im Hause * TK: k.A. A. Andrae-SAr 89° B. TK * BIB A. — B. VGD: 7 Taufen * TK: k.A. A. SM-Mag.Fest. 1825, 370–374 B. VCD: Sommerfeld / Hecker * TK: [VM] Heckersche Trauung bei Mauderode A. — B. VGD * TK: k.A. A. Andrae-SW8 * SchirmerSAr 55 (Saunier) * Woltersdorff-SAr 63 B. TK * BIB A. Andrae-SAr 89° B. TK * BIB A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. Andrae-FHDS 101 * AndraeSAr 89° * Crayen-SN 620 [Nr. 2] * Schirmer-SAr 54 (Andrae) B. TK * BIB A. SM-Slg. 5, Nr. 5 * AndraeSAr 89° [TiBl] * Sobbe-SAr 109 B. TK * BIB A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: k.A. A. — B. VGD: v. Grolmann, Kochstr. 60, im Hause * TK: Grolmannsche Taufe A. SM-Mag.Fest. 1824, 369–371: GPgPJ 1824 B. —
1825 01.01.
Neuj.
FrGd
Dreifalt.
Hebr 10,24
A. SM-Einzeldruck * SM-Slg. 7, Nr. 7 * Gruner-SAr 112 (Andrae) B. TK * BIB * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
931
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 01.01.
Neuj.
VorbA
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
01.01.
Neuj.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
02.01.
SnN
VmGd+A Dreifalt.
Joh 7,18
02.01.
SnN
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.01.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
04.01.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
09.01.
1.SnE
FrGd
Dreifalt.
Joh 6,61–71
13.01.
Do
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B.
16.01.
2.SnE
VmGd
Dreifalt.
Apg 10,36–38
A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A.
B. 16.01.
2.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.01.
Do
Taufe
Haus
k.A.
20.01.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{23.01.
3.SnE
TK: Frühpredigt hielt Saunier für mich * OGD: FrGd Schleiermacher}
30.01.
Septuag. VmGd
Dreifalt.
Mt 12,20
A. B. A. B.
— TK — VCD * TK: [NM] Trauung in der Kirche SM-Mag.Fest. 1826, 244–256 * Gruner-SAr 112 (Andrae) TK * OGD — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: [VM] — VCD * TK: NM Saunier, SW II, Bd. 8, Nr. 35 * Woltersdorff-SAr 64 TK: 60–71 * OGD — VGD: Bürde [vgl. 24.03.1824], Hinter dem Neuen Packhofe 5, im Hause * TK: k.A. SM-Mag.Fest. 1826, 257–275 * Gruner-SAr 112 (Andrae) * Sobbe-SAr 110 (Andrae) * Woltersdorff-SAr 64 TK: Christus als Wunderthäter * OGD — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VGD: Hampel, Leipziger Str. 14, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Hampel — VGD * TK: NM Taufe in der Kirche
A. B.
A. SM-Mag.Fest. 1826, 276–291 * Andrae-SN 594/1 * GrunerSAr 112 (Andrae) * SobbeSAr 110 (Andrae) * Woltersdorff-SAr 64 B. TK: Christus im geselligen Leben * OGD
932
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 30.01.
Septuag. Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B.
30.01.
Septuag. Trauung
Dreifalt.
k.A.
31.01.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
03.02.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B.
04.02.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
06.02.
Sexag.
FrGd
Dreifalt.
Joh 7,1–13
A. B. A.
13.02.
Estom.
VmGd
Dreifalt.
Joh 15,16
B. A.
B. 13.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B.
15.02.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.02.
Invoc.
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 7,14–24
A. B. A.
24.02.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
26.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
Hebr 12,22–24
A. B.
27.02.
Remin.
VmGd+A Dreifalt.
Lk 23,28
A.
27.02.
Remin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.02.
Remin.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
B. A. B. A. B.
— VGD: 4 Taufen * TK: k.A. — VCD * TK: NM eine Trauung — VGD: v. Winterfeld, Molkenmarkt 3, im Hause * TK: Abends Taufe bei Winterfeld. Jette unwohl kam nicht mit. — VGD: 2 Taufen * TK: [VM] Taufe. NM Taufe — VCD * TK: NM Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) TK * OGD SM-Mag.Fest. 1826, 292–310 * Andrae-SN 597/3 * CrayenSAr 106 * Sobbe-SAr 110 (Andrae) * Woltersdorff-SAr 64 TK: Christus unter seinen Jüngern * OGD — VGD: 5 Taufen * TK: 5 Taufen — VGD * TK Crayen-SAr 107 * KönigSW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) TK * OGD — VCD: Reinherz / Meurer * TK: NM Trauung des Reinherz — TK: Vorbereitung über den Lehrtext Andrae-SN 596/4 * GrunerSAr 112 (Andrae) * SobbeSAr 110 (Andrae) TK * OGD — VGD: 5 Taufen * TK: 5 Taufen — VCD * TK: Trauung in der Kirche
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
933
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 27.02.
Remin.
Taufe
Haus
k.A.
01.03.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
06.03.
Oculi
FrGd
Dreifalt.
Joh 7,25–36
11.03.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
12.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
13.03.
Laet.
VmGd+A Dreifalt.
Hebr 2,10
13.03.
Laet.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.03.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.03.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
20.03.
Judica
FrGd
Dreifalt.
Joh 7,37–53
24.03.
Do
Trauung
k.A.
k.A.
26.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
27.03.
Palm.
VmGd+A Dreifalt.
Röm 6,10–11
27.03.
Palm.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.04.
Karfr.
FrGd+A
Dreifalt.
1Joh 1,7– 2,2
A. — B. VGD: Elsholz, Leipziger Str. 4, im Hause * TK: Haustaufe und Frühstück bei Elsholz A. — B. VCD * TK: Nach Tisch Trauung A. Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 * WoltersdorffSAr 64 B. TK * OGD A. — B. VCD * TK: NM A. — B. TK * OGD A. Sethe-SAr 113 * SobbeSAr 110 * WoltersdorffSAr 64 B. TK: Hebr. 4,10 * OGD A. — B. VGD: 7 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK A. — B. VCD * TK: k.A. A. Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 B. TK * OGD A. — B. VCD: Stimmel, Fischerstr. 37 / Rescke, Mauerstr. 53 * TK: [NM] Reskesche Trauung A. — B. TK A. Andrae-SN 599/2 * GrunerSAr 112 (Andrae) * SetheSAr 113 * Sobbe-SAr 110 Andrae) * Woltersdorff-SAr 64 B. TK * OGD: Communion Marheineke nach FrGd A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. Sethe-SAr 113 B. TK * OGD
934
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 02.04.
Sa
VorbA+ Konfirm.
Dreifalt.
Lk 12,32
03.04.
OsternI
VmGd+A Dreifalt.
Röm 6,4
03.04.
OsternI
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.04.
OsternII FrGd
Dreifalt.
Apg 1,3
10.04.
Quasim. VmGd
Dreifalt.
Röm 8,15
10.04.
Quasim. Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.04.
Mis.D.
FrGd
Dreifalt.
Joh 8,12–20
23.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
24.04.
Jubil.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 16,33
24.04.
Jubil.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.04.
Bußtag
FrGd+A
Dreifalt.
Hebr 10,35–36
29.04.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
30.04.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
01.05.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
Hebr 12,6.7.11
01.05.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. Sethe-SAr 113 B. TK: Vorbereitung und Einsegnung. 54 Kinder unter denen Ehrenfried * OGD: Vorbereitung A. Andrae-SAr 90° * AndraeSN 599/1 * Sethe-SAr 113 * Woltersdorff-SAr 64 B. TK: Communion worunter wir alle * OGD A. — B. VGD * TK: k.A. A. Andrae-SAr 90° * SetheSAr 113 B. TK * OGD A. Sethe-SAr 113 * SobbeSAr 110 B. TK * OGD A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: k.A. A. Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 B. TK: V. 12–19 * OGD A. — B. TK * OGD A. Sethe-SAr 113 * SobbeSAr 110 B. TK * OGD A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. Sethe-SAr 113 B. TK: Frühpredigt ... Communion und hernach Marheineke geholfen * OGD A. — B. VCD: Bandelow / Nicola * TK: NM Trauung in der Kirche Bandelow – Nicola A. — B. VCD: Mudra / Magdeburg* TK: [NM] Trauung Mudra – Magdeburg A. Sethe-SAr 113 * SobbeSAr 110 B. TK: 12,6.7.11 * OGD A. — B. VGD: 8 Taufen * TK: Taufen
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
935
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 05.05.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A.
06.05.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
07.05.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
08.05.
Rogate
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 8,20–29
11.05.
Mi
VorbA
Dreifalt.
k.A.
11.05.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
12.05.
Himm.
VmGd+A Dreifalt.
Hebr 5,9–10
13.05.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B.
15.05.
Exaudi
FrGd
Dreifalt.
Joh 8,30–38
A.
20.05.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B.
21.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
22.05.
Pfing.I
VmGd+A Dreifalt.
Röm 8,14–16
22.05.
Pfing.I
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.05.
Pfing.I
Taufe
Haus
k.A.
23.05.
Pfing.II
FrGd
Dreifalt.
1Kor 2,10–12
A.
29.05.
Trin.
VmGd
Dreifalt.
1Petr 2,2–5
B. A.
B. A. B. A. B. A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
— VCD * TK: [NM] — VCD * TK: NM — VCD * TK: NM Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 TK: V. 20–30 * BIB * OGD — TK * OGD — VCD * TK: NM Andrae-SAr 90° [zweimal] * Sethe-SAr 113 TK * BIB * OGD — VGD: Rabe, Unter den Linden 66, im Hause * TK: Rabesche Taufe [Taufeltern: Carl Eduard Rabe u. Juliane geb. Moritz] König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Crayen-SAr 107 * Sethe-SAr 113 TK * BIB * OGD — VGD: Graf zu Lynar {BAB 1824: Unter den Linden 73} * TK: Taufe bei Lynar — TK * OGD Andrae-SAr 90° * CrayenSAr 106 [zweimal] * SetheSAr 113 TK * BIB * OGD — VGD: 2 Taufen * TK: Taufen — VGD: Feit, Französische Str. 66, im Hause * TK: k.A. SM-Slg. 5, Nr. 16 * CrayenSAr 106 * Sethe-SAr 113 TK * BIB * OGD Andrae-SAr 90° * AndraeSN 603/2 * Sethe-SAr 113 * Sobbe-SAr 110 (Andrae)
936
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 B. A. B. A. B. A. B.
29.05.
Trin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.05.
Trin.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
29.05.
Trin.
Taufe
k.A.
k.A.
05.06.
1.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 8,39–45
A.
06.06.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B.
12.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
Kol 1,9–10
A. B.
12.06.
2.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.06.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
TK * BIB * OGD — VGD: 2 Taufen * TK — VCD * TK — VGD: Scheffler, Jägerstr. 3 [k.A. „Nothtaufe“] * TK: Nothtaufe Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 TK * BIB * OGD — VGD: Gräfe, Behrenstr. 56, im Hause * TK: NM Taufe bei Dr. Graefe [Eduard Adolph] Sethe-SAr 113 * Sobbe-SAr 110 * Woltersdorff-SAr 64 TK: Abkündigung d. Kirchenräumung * BIB * OGD — VGD: 6 Taufen * TK: k.A. — VGD * TK: k.A.
[19.06.–09.10. Gottesdienste der Dreifaltigkeitsgemeinde um 7h, 11h, 16h in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt] 19.06.
3.SnT
FrGd
Dreif.FF
Joh 8,46–59
19.06.
3.SnT
Taufe
Haus
k.A.
21.06.
Di
Trauung
Dreif.FF
k.A.
25.06.
Sa
VorbA
Dreif.FF
k.A.
26.06.
4.SnT
VmGd+A Dreif.FF
2Tim 2,3
A. Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 B. TK: Erste Frühpredigt in der franz. Kirche * BIB: 7 Uhr * OGD A. — B. VGD: Reimer, Wilhelmstr. 73, im Hause * TK: Taufe und Mittag bei Reimer A. — B. VCD * TK: NM A. — B. TK * OGD A. Sethe-SAr 113 * SobbeSAr 110 B. TK: Hauptpredigt um 11 Uhr * BIB: 11 Uhr * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
937
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 26.06.
4.SnT
Taufe
Dreif.FF
k.A.
A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A.
[26.06.–12.07.
Reise nach Rügen]
01.07.
Fr
Trauung
k.A.
03.07.
5.SnT
VmGd+A Rambin
{10.07.
6.SnT
TK: [keine Predigt] * OGD: VmGd Schleiermacher}
17.07.
7.SnT
FrGd
Dreif.FF
24.07.
8.SnT
VmGd+A Dreif.FF
1Joh 2,15–17
24.07.
8.SnT
Taufe
Dreif.FF
k.A.
24.07.
8.SnT
Trauung
Dreif.FF
k.A.
31.07.
9.SnT
FrGd
Dreif.FF
Joh 9,8–23
02.08.
Di
Trauung
Haus
k.A.
02.08.
Di
Taufe
Haus
k.A.
07.08.
10.SnT
VmGd
Dreif.FF
2Tim 2,25
k.A.
Lk 5,1–11
Joh 9,1–7
A. — B. TK * Briefe Dohna: „Nichte meiner Frau zu copuliren“ (S. 82) A. — B. TK
A. Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 B. TK * BIB: 7 Uhr * OGD A. Sethe-SAr 113 * SobbeSAr 110 B. TK * BIB: 11 Uhr * OGD A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufe in der Kirche [vermutlich vor dem 11h-Gottesdienst] A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: Trauung [vermutlich nach dem 11h-Gottesdienst] A. Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 B. TK: 8–24 * BIB * OGD A. — B. VCD: Hagemann / Elze [wohl verbunden mit der Taufe bei Elze] * TK: Um 4 Uhr Elzesche Trauung A. — B. VGD: Elze, Niederlagestr. 2, im Hause [Eltern Friedr. Wilh. Elze u. Caroline geb. Geiß; erster Taufzeuge Major Hagemann] * TK: dann Taufe A. Sethe-SAr 113 * Sobbe-SAr 110 B. TK * BIB: 11 Uhr * OGD
938
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 07.08.
10.SnT
Taufe
Dreif.FF
k.A.
A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Vorher und nachher Taufe [vor und nach dem 11h-Gottesdienst] A. Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Sethe-SAr 113 B. TK: Frühpredigt Joh 9 zu freier Communnion * BIB: 6 ½ Uhr. Beicht-Vorbereitung und Communion * OGD: Communion A. — B. VCD * TK: NM Trauung in der fr[anzösischen] Kirche
14.08.
11.SnT
FrGd+A
Dreif.FF
Joh 9,24–41
18.08.
Do
Trauung
Dreif.FF
k.A.
{20.08.
Sa
TK: Vorbereitung fiel aus. * OGD: Vorbereitung}
21.08.
12.SnT
VmGd
Dreif.FF
Röm 14, 10.12–13
21.08.
12.SnT
Taufe
Dreif.FF
k.A.
21.08.
12.SnT
Trauung
Dreif.FF
k.A.
28.08.
13.SnT
FrGd
Dreif.FF
Joh 10,1–11
04.09.
14.SnT
VmGd
Dreif.FF
Röm 15,1–2
04.09.
14.SnT
Taufe
Dreif.FF
k.A.
04.09.
14.SnT
Trauung
Dreif.FF
k.A.
11.09.
15.SnT
FrGd
Dreif.FF
Joh 10,12–21
A. Sethe-SAr 113 * SobbeSAr 110 * Woltersdorff-SAr 64 B. TK * BIB: 11 Uhr * OGD: Gd+A A. — B. VGD * TK: Taufe [vermutlich vor dem 11h-Gottesdienst] A. — B. VCD * TK: Trauung [vermutlich nach dem 11h-Gottesdienst] A. Crayen-SAr 107 * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 B. TK * BIB: 7 Uhr * OGD A. Sethe-SAr 113 * SobbeSAr 110 * WoltersdorffSAr 64 B. TK * BIB: 11 ½ Uhr * OGD A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen [vermutlich vor dem 11.30h– Gottesdienst] A. — B. VCD * TK: Trauung [vermutlich vor dem 11.30h–Gottesdienst] A. Crayen-SN 618 [Nr. 2] * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 *
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
939
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 Woltersdorff-SAr 64 B. TK * BIB: 7 Uhr * OGD [14.09.–07.10. Reise nach Schlesien] {18.09. {25.09. {02.10.
16.SnT TK: [keine Predigt] * OGD: VmGd+A: Schleiermacher} 17.SnT TK: [keine Predigt] * OGD: FrGd Schleiermacher} 18.SnT/EF TK: [keine Predigt] * OGD: VmGd Schleiermacher}
09.10.
19.SnT
FrGd+A
Dreif.FF
Joh 10,22–33
16.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
Eph 5,15–16
16.10.
20.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.10.
20.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
23.10.
21.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 10,34–42
23.10.
21.SnT
Taufe
Haus
k.A.
29.10.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
30.10.
22.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Röm 12,21
30.10.
22.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.11.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
06.11.
23.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 11,1–14
13.11.
24.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Kor 4,2
A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 * Woltersdorff-SAr 64 B. TK * OGD A. Sethe-SAr 113 * WoltersdorffSAr 64 B. TK * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK: k.A. A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 113 B. TK * OGD A. — B. VGD: Parthey, Brüderstr. 13, im Hause * TK: Taufe und Mittag bei Partei A. — B. TK * OGD A. Sobbe-SAr 110 * WoltersdorffSAr 64 B. TK * OGD A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: Issermann / Brandenburg * TK: Trauung im engl. Hause {BAB: Gaststätte, Mohrenstr. 49} A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * WoltersdorffSAr 64 B. TK * BIB * OGD A. Sobbe-SAr 110 * WoltersdorffSAr 64 B. TK * BIB * OGD
940
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 16.11.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
18.11.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.11.
25.SnT GV
FrGd
Dreifalt.
Joh 11,15–27
25.11.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
25.11.
Fr
Trauung
Haus
k.A.
25.11.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
26.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
27.11.
1.SiA
VmGd+A Dreifalt.
Hebr 2,11
27.11.
1.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.11.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
A. — B. VGD: unehelicher Sohn von Fräul. v. Leithold, Oranienburger Chaussee {BAB: kein Eintrag}, im Hause [k.A. zum Vater des Täuflings und k.A. zu den Großeltern] * TK: NM Taufe bei Fr. v. Leithold [vermutlich die Großmutter des Täuflings] {BAB: Witwe J. v. Leithold geb. v. Schipp, Hospitalstr. 91} A. — B. VGD * TK: [VM] Taufe A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Woltersdorff-SAr 64 B. TK: 14–27 * BIB * OGD A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VCD: Ambrosius aus Glozewo / Stachow, Mauerstr. 69 * TK: Trauung bei Stachow [vgl. 23.01.1823] A. — B. TK: Taufe bei Lützow. Prinz Wilhelm hielt das Kind * GStAPK, VIII. Hauptabteilung, Militärkirchenbücher, Nr. 551 (Fiche 1134): Wilhelmine Hippolyta Agnes, geb. 26. Okt., eheliche Tochter von Leopold Freiherr von Lützow / Bertha von La Roche, Leipziger Str. 102; erster Taufzeuge: Prinz Wilhelm von Preußen * VGD: kein Eintrag A. — B. TK * OGD A. Sethe-SAr 114 * SobbeSAr 110 * Woltersdorff-SAr 64 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: 3 Taufen A. — B. VGD: Frick, Leipziger Str. 15, im Hause * TK: Taufe und Mittagessen bei Frick
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
941
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 04.12.
2.SiA
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 11,28–40
05.12.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
11.12.
3.SiA
VmGd
Dreifalt.
2Kor 5,19
11.12.
3.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.12.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
18.12.
4.SiA
FrGd
Dreifalt.
Joh 11,41–54
18.12.
4.SiA
Taufe
Haus
k.A.
18.12.
4.SiA
Taufe
Haus
k.A.
24.12.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I VmGd+A Dreifalt.
Lk 2,10–11
25.12.
Weihn.I Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II FrGd
Dreifalt.
Gal 4,4
31.12.
Sa
Begräbnis FF.OT
ohne
A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 114 * Woltersdorff-SAr 64 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Steltzer, Behrenstr. 67, im Hause * TK: NM Taufe bei Reg. Rath Stelzer wo ich Abends blieb A. Sethe-SAr 114 * SobbeSAr 110 * Woltersdorff-SAr 64 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD * TK A. — B. VGD: v. Scheel, Mohrenstr. 50, im Hause [ohne Angabe des Täufers] * TK: Mittag Taufe bei v. Scheel A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 (Saunier) * Sethe-SAr 114 * Woltersdorff-SAr 64 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Gerike, Jägerstr. 42, im Hause * TK: Taufe und Mittag bei Gerike A. — B. VGD: Dinglinger, Mühlendamm 15, im Hause * TK: NM Taufe bei Dinglinger A. — B. TK * OGD A. Sethe-SAr 114 * SobbeSAr 110 * Woltersdorff-SAr 64 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD * TK: Taufe A. Crayen-SAr 106 * Sethe-SAr 114 B. TK * BIB * OGD A. SM-Einzeldruck * SMMag.Fest. 1826, 373–380 B. TK: Sauniers Begräbniß [cand. min. Heinrich Saunier] * Franz.ref. Friedrichstadtgemeinde,
942
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1825 Totenbuch 1823–1832, ELAB 14/54, Jahr 1825, Nr. 152: Jean Charles Henry Saunier, gestorben am 27. Dez. im Alter von 24 Jahren
1826 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
Offb 21,1–5
01.01.
Neuj.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.01.
Neuj.
Taufe
Haus
k.A.
07.01.
Sa
Trauung
Haus
k.A.
07.01.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.01.
1.SnE
FrGd
Dreifalt.
Joh 11,53–12,8
09.01.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
A. Andrae-SAr 73 * AndraeSAr 91° * Sethe-SAr 114 B. TK * BIB A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: [VM] Taufen A. — B. VGD: Cursch, Hausvoigteiplatz 11, im Hause * TK: NM Taufe bei der geb. Bello A. — B. Garnisonkirche Berlin, Traubuch 1823–1843, GStAPK, VIII. Hauptabteilung, Militärkirchenbücher, Nr. 450, Doppelseite 60 (Fiche 808): Johann Paul Jakob Bayer (lutherisch), im Generalstab / Eugenie Adolphine Henriette Hitzig, Friedrichstr. 242 [Dimissoriale des Garnison-Predigers Ziehe; k.A. „im Hause“] * TK: Bayers u. Eugeniens Trauung {BAB zum Brautvater E. J. Hitzig, Kriminal- und Pupillenrath beim Kammergericht, Friedrichstr. 242} A. — B. VGD * TK A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 * Sethe-SAr 114 * WoltersdorffSAr 65 B. TK: 11,53–12,7 * BIB A. — B. VGD: Gese [verw. Henning aus Harzgerode], Kronenstr. 8 * TK: [NM] Taufe einer Fremden bei Mad. Jung {BAB 1825: Jung, geb. H. Zuchhold, Ww. u. Stadthebamme, Kronenstr. 8}
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
943
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 15.01.
2.SnE
VmGd
Dreifalt.
Joh 2,13–16
A. B. A. B. A. B. A.
15.01.
2.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.01.
2.SnE
Trauung
Dreifalt.
k.A.
22.01.
Septuag. FrGd+A
Dreifalt.
Joh 12,9–19
28.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
29.01.
Sexag.
VmGd+A Dreifalt.
Mt 24,1–2
29.01.
Sexag.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.01.
Sexag.
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
05.02.
Estom.
FrGd
Dreifalt.
Joh 12,20–26
A.
12.02.
Invoc.
VmGd
Dreifalt.
Joh 18,8–9
B. A.
12.02.
Invoc.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
19.02.
Remin.
FrGd
Dreifalt.
Joh 12,27–36
A.
26.02.
Oculi
VmGd
Dreifalt.
Lk 23,7–11
B. A.
26.02.
Oculi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.02.
Oculi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
01.03.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B. A. B. A. B.
B. A. B. A. B. A. B.
Sethe-SAr 114 * Sobbe-SAr 111 TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: Trauung König-SW9 * Schirmer-SAr 56 * Sethe-SAr 114 * WoltersdorffSAr 65 TK * BIB — TK Sethe-SAr 114 * SobbeSAr 111 * Woltersdorff-SAr 65 TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: [VM] Taufen — VGD: Schmidt, Kronenstr. 44, im Hause * TK: [VM] Haustaufe König-SW9 * Schirmer-SAr 56 * Sethe-SAr 114 * WoltersdorffSAr 65 TK * BIB Sethe-SAr 114 * SobbeSAr 111 * Woltersdorff-SAr 65 TK: mit Kirchenmusik * BIB — VGD: 2 Taufen * TK: Auch Taufen König-SW9 * Schirmer-SAr 56 * Sethe-SAr 114 * WoltersdorffSAr 65 TK * BIB Sethe-SAr 114 * SobbeSAr 111 * Woltersdorff-SAr 65 TK * BIB — VGD: 2 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: Trauung — VGD: Normann, Jerusalemer Str. 11, im Hause * TK: [NM] Taufe bei Normann
944
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 02.03.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
05.03.
Laet.
FrGd
Dreifalt.
Joh 12,36b–43
11.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
12.03.
Judica
VmGd+A Dreifalt.
Joh 18,37–38
12.03.
Judica
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.03.
Palm.
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 12,44–50
19.03.
Palm.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
23.03.
Gründo. VorbA
Dreifalt.
k.A.
24.03.
Karfr.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 3,14–15
26.03.
OsternI
FrGd+A
Dreifalt.
1Kor 5,7–8
26.03.
OsternI
VorbA
Dreifalt.
k.A.
27.03.
OsternII VmGd+A Dreifalt.
Röm 6,3–5
27.03.
OsternII Trauung
Haus
k.A.
28.03.
Di
Trauung
k.A.
k.A.
28.03.
Di
Taufe
Haus
k.A.
A. — B. VGD * TK: k.A. A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 * Sethe-SAr 114 * WoltersdorffSAr 65 B. TK * BIB A. — B. TK A. Sethe-SAr 114 * SobbeSAr 111 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. — B. VGD * TK: Taufe A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 * Sethe-SAr 114 * WoltersdorffSAr 65 B. TK * BIB A. — B. VCD * TK: NM A. — B. TK A. Sethe-SAr 114 * SobbeSAr 111 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. Andrae-SAr 91° * CrayenSAr 106 * Sethe-SAr 114 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. — B. TK A. Andrae-SAr 91° * CrayenSAr 106 * Sethe-SAr 114 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. — B. VCD: Lange / Rummel verw. Dietrich, Wilhelmstr. 94 * TK: NM eine Haustrauung A. — B. VCD: Bleek, Theologieprofessor, Friedrichstr. 225 / Sethe, Kochstr. 65 * TK: Mittag Bleeks Trauung A. — B. VGD: v. Bülow, Dorotheenstr. {BAB: 10}, im Hause * TK: Abends Taufe bei Bülows [vgl. 10.01.1821]
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
945
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 02.04.
Quasim. FrGd
Dreifalt.
Joh 13,1–11
02.04.
Quasim. Taufe
Haus
k.A.
06.04.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
08.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
09.04.
Mis.D.
VmGd+A Dreifalt.
Kol 3,1–5
09.04.
Mis.D.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.04.
Mis.D.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
12.04.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.04.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.04.
Jubil.
FrGd
Dreifalt.
Joh 13,12–20
16.04.
Jubil.
Taufe
Haus
k.A.
18.04.
Di
VorbA
Dreifalt.
k.A.
19.04.
Bußtag
VmGd+A Dreifalt.
Hebr 10,35–36
23.04.
Cant.
FrGd
Dreifalt.
Joh 13,21–38
25.04.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
26.04.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
A. Crayen-SN 618 [Nr. 3] * König-SW9 * SchirmerSAr 56 * Sethe-SAr 114 B. TK * BIB A. — B. VGD: Ludewig, Spreegasse 7, im Hause * TK: NM Taufe beim Kaufmann Ludewig A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. TK A. Andrae-SN 617 [Fragm.] * Crayen-SAr 106 * SchirmerSAr 54 (Andrae) * SetheSAr 114 [Fragm.] * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufe A. — B. VCD * TK: Trauung A. — B. VGD * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: [NM] Trauung A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 B. TK: 11–20 * BIB A. — B. VGD: Hartmann, Französische Str. 59, Nothtaufe im Hause * TK: k.A. A. — B. TK A. Sobbe-SAr 111 * WoltersdorffSAr 65 B. TK * BIB A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VGD: v. Goßler, Leipziger Platz 11, im Hause * TK: Nach der Katechisation Taufe bei Goßler
946
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 29.04.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
30.04.
Rogate
VmGd
Dreifalt.
Joh 20,30–31
30.04.
Rogate
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.04.
Rogate
Trauung
Dreifalt.
k.A.
02.05.
Di
Taufe
Haus
k.A.
04.05.
Himm.
FrGd
Dreifalt.
Joh 14,1–6
04.05.
Himm.
Trauung
Haus
k.A.
05.05.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
06.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
1Kor 11,28
06.05.
Sa
Konfirm.
Dreifalt.
Phil 2,12
07.05.
Exaudi
VmGd+A Dreifalt.
1Petr 2,9
07.05.
Exaudi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.05.
Exaudi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
14.05.
Pfing.I
FrGd+A
Dreifalt.
Eph 5,9
14.05.
Pfing.I
Taufe
Haus
k.A.
A. — B. VGD: Derling, Köpniker Wassergasse 16, im Hause * TK: Gegen Abend Taufe bei Derling A. Sobbe-SAr 111 * WoltersdorffSAr 65 B. TK * BIB A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK: Trauung A. — B. VGD: Wolfart, Taubenstr. 7, im Hause * TK: Mittags Taufe bei Wolfart A. Andrae-SAr 91° * König-SW9 * Schirmer-SAr 56 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK A. — B. VCD: Liese / Warnecke * TK: NM Trauung bei Uhrmacher Hoffmann {BAB: F. W. Hoffmann, Jägerstr. 74} A. — B. VCD * TK: k.A. A. Andrae-SAr 91° [zweimal] B. — A. Andrae-SAr 91° [zweimal] * Crayen-SAr 106 * KönigSW10 (Textkompilation) B. TK: Einsegnung von 24 Söhnen und 36 Töchtern A. Andrae-SAr 92° [zweimal] * NiN-SN 614/1 B. TK: Communion 266 mit Marheinekes Hülfe A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. Andrae-SAr 92° B. TK A. — B. VGD: Klein, Behrenstr. 50, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Kleins
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
947
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 14.05.
Pfing.I
VorbA
Dreifalt.
15.05.
Pfing.II
VmGd+A Dreifalt.
1Kor 12,31
15.05.
Pfing.II
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.05.
Pfing.II
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.05.
Pfing.II
Trauung
k.A.
k.A.
21.05.
Trin.
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 14,7–17
27.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
28.05.
1.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 8,12
28.05.
1.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.06.
2.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 14,18–24
04.06.
2.SnT
Taufe
Haus
k.A.
10.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
11.06.
3.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 8,13
11.06.
3.SnT
Taufe
k.A.
Dreifalt.
k.A.
A. — B. TK A. SM-Slg. 7, Nr. 20 * SobbeSAr 111 B. TK A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK: [VM] A. — B. VCD: Marquard aus Frankfurt an der Oder / Wohlbrück [Brautvater Siegmund Wilhelm Wohlbrück, Kriegsrat] {BAB: Mohrenstr. 50} * TK: [VM] Wohlbrücksche Trauung A. König-SW9 * Schirmer-SAr 56 * Sethe-SAr 115 * WoltersdorffSAr 65 B. TK A. — B. TK A. SM-Mag.Fest. 1827, 257–273 * Andrae-SAr 92° * NiNSFK 1 * Sethe-SAr 115 B. TK A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. Crayen-SN 618 [Nr. 4] * König-SW9 * SchirmerSAr 57 * Sethe-SAr 115 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK A. — B. VGD: Schulz, Kochstr. 75, im Hause * TK: k.A. A. — B. TK A. SM-Mag.Fest. 1827, 274–294 * Andrae-SAr 92° * AndraeSN 596/2 * NiN-SFK 1 * Sethe-SAr 115 B. TK A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: 6 Taufen
948
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 11.06.
3.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.06.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
18.06.
4.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 14,25–31
18.06.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.06.
5.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 13,22
25.06.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.06.
Mo
SonderGd Dreifalt.
Dtn 1,16–17
27.06.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.07.
6.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 15,1–7
09.07.
7.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 13,23
09.07.
7.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.07.
7.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
10.07.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.07.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.07.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.07.
8.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 15,8–17
A. — B. VCD * TK: [NM] Trauung in der Kirche A. — B. VCD * TK: [NM] Trauung in der Kirche A. König-SW9 * Schirmer-SAr 57 * Sethe-SAr 115 * WoltersdorffSAr 65 B. TK A. — B. VGD * TK A. SM-Mag.Fest. 1827, 295–313 * Andrae-SAr 93° * AndraeSN 594/2 * NiN-SFK 1 * Sethe-SAr 115 B. TK A. — B. VGD: 7 Taufen * TK: Taufen A. — B. TK: Wahlpredigt A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: NM Philolog. Klassensizung, vorher Taufen A. König-SW9 * SchirmerSAr 57 * Sethe-SAr 115 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. SM-Mag.Fest. 1827, 314–329 * Andrae-SAr 93° * AndraeSN 594/3 * NiN-SFK 1 * NiNSN 605/3 * Sethe-SAr 115 B. TK * BIB A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. — B. VGD * TK A. — B. VGD * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: [VM] A. König-SW9 * Sethe-SAr 115 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
949
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 22.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
23.07.
9.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 19,12–13
23.07.
9.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.07.
9.SnT
Taufe
Haus
k.A.
26.07.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.07.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.07.
10.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 15,18–16,4
05.08.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
06.08.
11.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 19,15–19
06.08.
11.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.08.
11.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
13.08.
12.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 16,4–15
13.08.
12.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
17.08.
Do
Taufe
Haus
k.A.
20.08.
13.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Kor 7,20
20.08.
13.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.08.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. TK A. Oppen-SAr 108 * OppenSN 607/5 * Sethe-SAr 115 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. — B. VGD: 8 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD: Lüdemann, Friedestr. 47, im Hause * TK: Taufen A. — B. VGD: Reimann, Kanonierstr. 20, Nothtaufe in der Kirche * TK: NM Taufe A. — B. VGD * TK: k.A. A. König-SW9 * Sethe-SAr 115 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. — B. TK A. Oppen-SAr 108 * OppenSN 607/6 * Sethe-SAr 115 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. König-SW9 * Sethe-SAr 115 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. — B. VCD * TK: Trauung Kloepper mit Gülle in der Kirche A. — B. VGD: Klenze, Luisenstr. 25, im Hause * TK: VM Taufe bei Klenze A. NiN-SN 600/1 * SetheSAr 115 B. TK * BIB A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: k.A. A. — B. VGD * TK: NM Taufe in der Kirche
950
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 27.08.
14.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 16,16–23
31.08.
Do
Trauung
Haus
Kol 3,15-16
03.09.
15.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Kor 7,21–23
03.09.
15.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.09.
15.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. Crayen-SN 618 [Nr. 5] * König-SW9 * SchirmerSAr 57 * Sethe-SAr 115 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK * BIB A. Jacobi-SAr 117 B. VCD: Jacobi / Nicolovius, Leipziger Str. 67 * TK: Abends bei Nicolovius Trauung und Abendessen A. Sethe-SAr 115 * WoltersdorffSAr 65 B. TK * BIB A. — B. VGD * TK A. — B. VCD * TK: k.A.
[07.09.–21.09. Reise nach Göttingen und in den Harz] {10.09. {17.09.
16.SnT 17.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Schallehn} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pischon}
24.09.
18.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
01.10.
VmGd+A Dreifalt.
Eph 4,28
Taufe
Dreifalt.
k.A.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
02.10.
19.SnT EF 19.SnT EF 19.SnT EF Mo
Taufe
Haus
k.A.
02.10.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.10.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
01.10. 01.10.
Joh 16,24–33
A. Crayen-SN 618 [Nr. 6] * König-SW9 * Sethe-SAr 115 * Woltersdorff-SAr 65 B. TK: 24–Ende. * BIB A. Sethe-SAr 115 B. TK * BIB A. — B. VGD: 10 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. — B. VGD: Homeyer, Jägerstr. 24, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Homeier A. — B. VGD: Zwillinge Zinnow, Leipziger Platz 19 * TK: NM Zwillingstaufe in der Kirche A. — B. VGD: Günther, Werderscher Markt 6, Nothtaufe im Hause * TK: [NM] noch eine Taufe auf dem Werder
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
951
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 06.10.
Fr
KrankenA Haus
k.A.
A. B. A. B.
06.10.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
06.10.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B.
08.10.
20.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 17,1–8
A.
08.10.
20.SnT
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B.
15.10.
21.SnT
VmGd
Dreifalt.
Röm 15,1
15.10.
21.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.10.
21.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.10.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B.
22.10.
22.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 17,9–13
#24.10. Di
Trauung
k.A.
ohne
A. B. A. B.
29.10.
23.SnT
VmGd
Dreifalt.
Röm 15,2
29.10.
23.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.10.
23.SnT
Taufe
Haus
k.A.
30.10.
Mo
Trauung
Steglitz
k.A.
A. B.
30.10.
Mo
Trauung
Steglitz
k.A.
A. B.
A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B.
— TK: KrankenCommunion — VCD: Gerwig / Wulkow * TK: NM Trauung und Taufe in der Kirche — VGD: Graumann * TK: NM Trauung und Taufe in der Kirche Crayen-SAr 107 * SchirmerSAr 57 * Sethe-SAr 115 * Woltersdorff-SAr 65 TK — VGD: Baron v. Forstner, Alte Leipziger Str. 12, im Hause * TK: k.A. Sethe-SAr 115 TK — VGD: 7 Taufen * TK: 7 Taufen — VCD: 2 Trauungen * TK: 2 Trauungen — VCD: 2 Trauungen * TK: NM Zwei Trauungen Sethe-SAr 115 TK NiN-SN 616 [o.T.O.] VCD: Kober / Claude * TK: Kobers Trauung und Mahl — TK — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VGD: Wigang aus Weimar, Mauerstr. 90, im Hause * TK: Haustaufe — VCD: Freiherr v. Vincke / v. Schulz * TK: Mittag Trauung und Diner in Stegeliz — VCD: v. Podewils / v. Schulz * TK: Mittag Trauung und Diner in Stegeliz
952
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 05.11.
24.SnT
FrGd
Dreifalt.
Joh 17,14–19
12.11.
25.SnT
VmGd
Dreifalt.
Röm 15,1.3
12.11.
25.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.11.
25.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.11.
26.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 17,20–23
20.11.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.11.
Do
Taufe
Haus
k.A.
25.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
26.11.
27.SnT GV 27.SnT GV 27.SnT GV
VmGd+A Dreifalt.
1Thess 5,1–11
Taufe
Dreifalt.
k.A.
Taufe
Haus
k.A.
26.11. 26.11.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
Schirmer-SAr 57 TK * BIB — TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — Schirmer-SAr 57: „Kapitel 17,20–23 fehlt.“ (Bl. 55r) * TK * BIB * TK: Communion. Unwohlsein. — VGD * TK: [VM] — VGD: Parthey, Brüderstr. 13, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Parthei — TK SM-Einzeldruck TK * BIB — VGD: 7 Taufen * TK: Taufen — VGD: Lowien, Kronenstr. 6, im Hause * TK: [VM] Haustaufe
[01.–06.12. Reise nach Putzar] {03.12.
1.SiA
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Singer}
09.12.
Sa
Begräbnis k.A.
k.A.
09.12.
Sa
VorbA
k.A.
10.12.
2.SiA
VmGd+A Dreifalt.
Lk 1,68–69
17.12.
3.SiA
FrGd
Joh 17,24–26
Dreifalt.
Dreifalt.
A. — B. SM-Briefe 4,364 * TK: Begräbniß des kleinen Alexander [von Forstner] * VVD: kein Eintrag A. — B. TK A. Sethe-SAr 116 B. TK: 1,67–68 * BIB A. Schirmer-SAr 57 * SetheSAr 116 * WoltersdorffSAr 65 B. TK * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
953
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1826 17.12.
3.SiA
Taufe
Haus
k.A.
24.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
Lk 1,51–53
24.12.
4.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I FrGd+A
Dreifalt.
Tit 2,11–13
25.12.
Weihn.I VorbA
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II VmGd+A Dreifalt.
Hebr 10,8–9
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.12.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
31.12.
SnW
FrGd
Dreifalt.
Amos 3,6
A. — B. VGD: Dr. phil. Lange, Thiergarten 49, im Hause * TK: Haustaufe bei D. Lange A. Sethe-SAr 116 B. TK * BIB A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. Crayen-SN 620 [Nr. 3] * Sethe-SAr 116 * WoltersdorffSAr 65 B. TK * BIB A. — B. TK A. Andrae-SAr 93° [zweimal] * Sethe-SAr 116 * WoltersdorffSAr 65 B. TK * BIB A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK: vacat A. Sethe-SAr 116 * WoltersdorffSAr 65 B. BIB * TK: vacat
1827 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
Offb 22,12
07.01.
1.SnE
FrGd
Dreifalt.
Joh 18,1–9
14.01.
2.SnE
VmGd
Dreifalt.
Lk 4,16–19
14.01.
2.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.01.
2.SnE
Taufe
Haus
k.A.
A. SM-Slg. 7, Nr. 8 * CrayenSN 620 [Nr. 5] * Sethe-SAr 116 B. TK: Off. 21,12 * BIB * OGD A. Schirmer-SAr 57 * SetheSAr 116 * WoltersdorffSAr 66 B. TK * BIB * OGD A. Sethe-SAr 116 * WoltersdorffSAr 66 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD: Bürde [vgl. 28.03.1824], Jägerstr. 10, im Hause * TK: Mittags Taufe des Bürdeschen Kindes bei der Milder {BAB: A. P. Milder, Kammersängerin,
954
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1827 Unter den Linden 56} und Mittagsessen — VGD: Reimer, Wilhelmstr. 73, im Hause * TK: Abends Taufe bei Reimer Schirmer-SAr 57 * SetheSAr 116 * Woltersdorff-SAr 66 TK * BIB * OGD — VGD: Biehler, Neu Köln Am Wasser 11 * TK: Biehlersche Taufe in der Kirche
19.01.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
21.01.
3.SnE
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 18,10–14
A.
24.01.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
{27.01.
Sa
TK: Vorbereitung fiel aus.}
28.01.
4.SnE
VmGd
Dreifalt.
Lk 4,20–21
28.01.
4.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
31.01.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.02.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{04.02.
5.SnE
TK: Singer hielt die Frühpredigt für mich. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Singer * OGD: FrGd Schleiermacher}
10.02.
Sa
Trauung
Haus
k.A.
11.02.
Septuag. VmGd
Dreifalt.
Mk 9,38–40
11.02.
Septuag. Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.02.
Mi
Trauung
Haus
k.A.
14.02.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. Sethe-SAr 116 B. TK: 4,12–13 * BIB * OGD: Gd+A A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD * TK A. — B. VCD * TK
A. — B. VCD: Fleischinger, Leipziger Str. 15 / Franck * TK: Trauung Fleischinger A. Sethe-SAr 116 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD: Deve aus Zielenzig / Siltner * TK: Trauung in der Myliusschen Buchhandlung {BAB: Brüderstr.4} A. — B. VGD * TK: NM Taufe in der Kirche
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
955
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1827 18.02.
Sexag.
FrGd
Dreifalt.
Joh 18,15–27
25.02.
Estom.
VmGd
Dreifalt.
Lk 9,62
28.02.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.03.
Invoc.
FrGd
Dreifalt.
Joh 18,28–32
11.03.
Remin.
VmGd
Dreifalt.
Joh 18,33–38
11.03.
Remin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
18.03.
Oculi
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 18,38–19,7
21.03.
Mi
Trauung
Haus
k.A.
#24.03. Sa
Konfirm.
Dreifalt.
Apg 2,36–38
25.03.
Laet.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 19,8–16
25.03.
Laet.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.03.
Laet.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
01.04.
Judica
FrGd
Dreifalt.
Joh 19,16–24
07.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
08.04.
Palm.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 19,25–29
08.04.
Palm.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.04.
Palm.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. Schirmer-SAr 57 * SetheSAr 116 B. TK * BIB * OGD A. Sethe-SAr 116 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen nach der Katechisation A. Schirmer-SAr 57 * SetheSAr 116 B. TK * BIB * OGD A. Sethe-SAr 116 [Fragm.] B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 8 Taufen * TK: Taufen A. — B. OGD: Vorbereitung * TK: Predigt A. Schirmer-SAr 57 B. TK * BIB * OGD A. — B. VCD: Freiherr v. Weiher / Fränkel, Behrenstr. 42 {BAB: Fränckel, Bankier, Behrenstr. 43} * TK: Trauung und Diner bei Fränkel A. Woltersdorff-SN 609 [Fragm.] [o.T.O.] B. TK: Einsegnung 17 Söhne u. 31 Töchter * OGD: Vorbereitung A. Crayen-SAr 107 [zweimal] B. TK * BIB * OGD * TK: Communion wobei Gaß mir half A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. Schirmer-SAr 57 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK * OGD A. Schirmer-SAr 54 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK
956
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1827 09.04.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
13.04.
Karfr.
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 19,30–42
14.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
15.04.
OsternI
VmGd+A Dreifalt.
Joh 20,1–18
15.04.
OsternI
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.04.
OsternII FrGd
Dreifalt.
Joh 20,19–23
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
— VCD * TK: NM Trauung Schirmer-SAr 57 BIB: 6 Uhr * TK * OGD — TK * OGD Crayen-SAr 107 [zweimal] TK * BIB * OGD — VGD: 2 Taufen * TK: Taufen Crayen-SAr 107 * SchirmerSAr 57 B. TK * BIB * OGD
[16.04.–27.04. Reise in den Harz] {22.04.
Quasim.
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pischon * OGD: VmGd Schleiermacher}
28.04.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
29.04.
Mis.D.
FrGd
Dreifalt.
Joh 20,24–31
29.04.
Mis.D.
Taufe
Haus
k.A.
05.05.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
06.05.
Jubil.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,1–14
06.05.
Jubil.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.05.
Jubil.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
09.05.
Bußtag
FrGd+A
Dreifalt.
1Petr 2,15–16
10.05.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. — B. Jerusalemsgemeinde, Traubuch 1825–1827, ELAB 22/122: Leonhardt / Fleischinger, Zimmerstr. 87, getraut durch Schleiermacher in der Dreifaltigkeitskirche * TK: k.A. A. Crayen-SAr 107 [zweimal] * Schirmer-SAr 57 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Bleek, Friedrichstr. 225, im Hause * TK: Bleekische Taufe A. — B. VCD * TK: NM Trauung A. Crayen-SAr 107 B. TK * OGD A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: 3 Trauungen * TK: Trauungen A. — B. TK * OGD A. — B. VCD * TK: Trauung in der Kirche
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
957
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1827 13.05.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,15–19
13.05.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.05.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.05.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
20.05.
Rogate
FrGd
Dreifalt.
Joh 21,20–25
23.05.
Mi
VorbA
Dreifalt.
k.A.
24.05.
Himm.
VmGd+A Dreifalt.
Mt 28,18–20
25.05.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.05.
Exaudi
FrGd
Dreifalt.
Apg 1,12–14
02.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
03.06.
Pfing.I
VmGd+A Dreifalt.
Joh [k.St.]
03.06.
Pfing.I
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.06.
Pfing.II
FrGd
Dreifalt.
Apg 10,[k.V.]
05.06.
Di
Trauung
k.A.
k.A.
A. Crayen-SAr 107 * SchirmerSAr 54 B. TK * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. — B. TK: Um 4 Uhr Ackermannsche Trauung * Dorotheenstadtgemeinde, Traubuch 1826–1831, ELAB 10/59: August Wilhelm Stoedtner, Linienstr. 146 / Auguste Wilhelmine Ackermann, Lindenstr. 20, nachmittags in Dreifalt. * VCD: kein Eintrag A. — B. VGD: Sievers, Französische Str. 68, Nothtaufe im Hause * TK: Nothtaufe A. Crayen-SAr 107 * CrayenSN 618 [Nr. 7] (Abschrift) * Schirmer-SAr 54 * SchirmerSAr 57 B. TK * OGD A. — B. TK A. — B. TK * OGD A. — B. VGD * TK: Nach der Katechisation Taufe A. — B. TK * OGD A. — B. TK A. — B. TK * OGD A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. — B. TK * OGD A. — B. VCD: Schrötter aus Prenzlau / Hundt, Lindenstr. 28 * TK: Die Schrötter–Hundtsche Trauung. Hochzeitsmahl bei Günther [vermutlich: Gaststätte, Leipziger Str. 1]
958
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1827 07.06.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
09.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
10.06.
Trin.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 3,8
10.06.
Trin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.06.
Trin.
Taufe
Haus
k.A.
14.06.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.06.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
17.06.
1.SnT
FrGd
Dreifalt.
1Thess 1,1–5
24.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 10,17–20
24.06.
2.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.06.
2.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
25.06.
Mo
SonderGd Dreifalt.
1Kor 4,2
28.06.
Do
Trauung
k.A.
k.A.
01.07.
3.SnT
FrGd
Dreifalt.
1Thess 1,6–10
01.07.
3.SnT
Trauung
k.A.
k.A.
08.07.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
2Kor 3,17
08.07.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.07.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VCD * TK: [VM] Trauung in der Kirche A. — B. TK A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD: Dinglinger, Mühlendamm 15, im Hause * TK: Haustaufe bei Dinglinger A. — B. VCD * TK: NM Trauung A. — B. VGD: Schlesinger, Leipziger Platz 11, im Hause * TK: Abends Taufe bei Schlesinger um 6 Uhr A. Crayen-SAr 106 B. TK * OGD A. — B. TK * OGD A. — B. VGD: 8 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. — B. TK: Wahlpredigt A. — B. VCD: v. Stein-Kochberg / Freiin v. Stein zum Altenstein, Markgrafenstr. 49 * TK: Mittag bei Reimer mit Schlegel p. Dazwischen die Altensteinsche Trauung A. Crayen-SAr 106 B. TK * OGD A. — B. VCD: Mock / Marie Caroline Klemke, Wilhelmstr. 73 * TK: NM Mariens Trauung A. — B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. —
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
959
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1827
11.07.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
12.07.
Do
Taufe
Haus
k.A.
12.07.
Do
Taufe
Haus
k.A.
15.07.
5.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
1Thess 2,1–6
21.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
22.07.
6.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Apg 4,19–20
22.07.
6.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.07.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.07.
7.SnT
FrGd
Dreifalt.
1Thess 2,7–12
04.08.
Sa
VorbA
Dreifalt.
Joh [k.St.]
05.08.
8.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 7,21
05.08.
8.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.08.
9.SnT
FrGd
Dreifalt.
1Thess 2,13–20
19.08.
10.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 19,41–42
19.08.
10.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.08.
10.SnT
Taufe
Kreuzberg k.A.
B. VGD: Güttler, Kanonierstr. 23, Nothtaufe in der Kirche * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: NM Trauung A. — B. VGD: Bürde, Charlottenstr. 19, im Hause * TK: Taufe und Frühstück bei Bürde dem BauInspektor [vgl. 24.03.1824] A. — B. VGD: Wagner, Breite Str. 8, im Hause [Taufvater Carl Wilhelm Ulrich Wagner, Doktor und praktischer Arzt und Professor an der hiesigen Königl. Universität] * TK: Taufe und Mittag bei Wagner A. — B. TK * BIB * OGD A. — B. TK A. — B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD * TK A. Pommer-SAr 94° * Woltersdorff-SAr 66 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK * OGD A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK: 7,20 * BIB * OGD A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK * BIB * OGD A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 9 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD: Gerike, Kreuzberg bei Berlin, im Hause * TK: NM Taufe bei Gerike auf seinem Landhause
960
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1827 22.08.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGD * TK
[24.08.–27.08. Reise nach Ragow] {26.08.
11.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Dom-Candidat Singer * OGD: FrGd Schleiermacher}
02.09.
12.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mk 7,35–36
02.09.
12.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.09.
12.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B.
— TK * BIB * OGD — VGD * TK — VCD * TK
[03.09.–07.10. Reise nach Schlesien] {09.09.
13.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Licentiat Pelt * OGD: FrGd Schleiermacher} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Pischon * OGD: VmGd Schleiermacher} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Div. Pred. Bollert * OGD: FrGd Schleiermacher. Communion} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Cadettenpred. Deibel * OGD: VmGd Schleiermacher. Communion} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Sydow * OGD: FrGd Schleiermacher}
{16.09.
14.SnT
{23.09.
15.SnT
{30.09.
16.SnT
{07.10.
17.SnT
10.10.
Mi
Trauung
Haus
k.A.
13.10.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
14.10.
18.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 22,35–38
14.10.
18.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.10.
18.SnT
Trauung
Haus
k.A.
16.10.
Di
Taufe
Haus
k.A.
A. — B. VCD: v. Rumohr / v. Goßler, Leipziger Platz 11 * TK: Mittag die Goßlersche Trauung A. — B. TK * OGD A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: Ludwig Theodor v. Bernuth (28 J.), Thiergarten 40 / Mayer verw. v. Ernsthausen * TK: Bernuthsche Trauung mit spätem Mittag A. — B. VGD: Seligo, Leipziger Str. 93, im Hause * TK: Nach der Katechisation Taufe
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
961
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1827 20.10.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
21.10.
19.SnT
FrGd
Dreifalt.
1Thess 3,1–7
21.10.
19.SnT
Taufe
Haus
k.A.
22.10.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
28.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 22,9–13
28.10.
20.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.10.
20.SnT
Trauung
Haus
k.A.
28.10.
20.SnT
Taufe
Haus
k.A.
01.11.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.11.
21.SnT
FrGd
Dreifalt.
1Thess 3,8–13
05.11.
Mo
Trauung
Haus
k.A.
11.11.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 11,29
11.11.
22.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGD: Naumann, Leipziger Str. 29, im Hause * TK: Taufe bei Prof. Naumann 1 Uhr Leipz. Str. 29 A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Becker, Kronenstr. 31, im Hause * TK: Abends Taufe bei Bekker A. — B. VGD: Tamnau, Friedrichstr. 225, im Hause * TK: Abends Taufe bei Tamnau A. SM-Ms Kirchengemeinde Heilig Kreuz – Passion BerlinKreuzberg * SM-TK [Disposition] * Andrae-SAr 95° (mit SM-Ms) B. BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: Handlow / Simon, Thiergarten 54 * TK: [NM] Trauung und Taufe bei Simon A. — B. VGD: Taufe des am 11. Sept. geborenen Sohns des Brautpaars, Thiergarten 54, im Hause * TK: [NM] Trauung und Taufe bei Simon A. — B. VGD * TK: Taufe um 10 Uhr in der Kirche A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK * BIB * OGD A. — B. VCD: v. Warburg aus Potsdam / v. Rabe {BAB: Wilhelmstr. 65} * TK: Trauung und Mittag bei Rabe A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen
962
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1827 15.11.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
18.11.
23.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
1Thess 4,1–12
24.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
Joh 8,51
25.11.
24.SnT GV
VmGd+A Dreifalt.
1Thess 4,13–16
25.11.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.11.
24.SnT GV Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.11.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
26.11.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
29.11.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
02.12.
1.SiA
FrGd
Dreifalt.
1Thess 4,16–18
08.12.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
09.12.
2.SiA
VmGd+A Dreifalt.
Joh 1,46
09.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.12.
2.SiA
Trauung
Dreifalt.
k.A.
10.12.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
11.12.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.12.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
16.12.
3.SiA
FrGd
Dreifalt.
1Thess 5,1–6
23.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
Mt 11,6
A. — B. VGD * TK: NM Taufe A. Crayen-SAr 106 * Woltersdorff-SAr 66 [unvollendet] B. TK * BIB * OGD A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK * OGD A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK * BIB * OGD * TK: Communion, wobei mir Jonas half A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD * TK: [VM] A. — B. VCD * TK: [VM] A. — B. VGD: Poser, Mauerstr. 33, Nothtaufe im Hause * TK: [NM] Nothtaufe A. — B. VCD * TK: [VM] A. Crayen-SN 620 [Nr. 4] * Woltersdorff-SAr 66 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK * OGD A. Woltersdorff-SAr 66 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. — B. VGD: Hesse, Wilhelmstr. 100, im Hause * TK: Taufe und Frühstück bei Hesse A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VGD: Henne, Jägerstr. 16, Nothtaufe im Hause * TK: k.A. A. — B. TK * BIB * OGD A. SM-TK [Disposition] * Woltersdorff-SAr 66 B. BIB * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
963
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1827 23.12.
4.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.12.
Mo
Begräbnis DreifPT
k.A.
25.12.
Weihn.I FrGd
Dreifalt.
Lk 2,10–11
25.12.
Weihn.I VorbA
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II VmGd+A Dreifalt.
2Kor 5,17
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.12.
Do
Taufe
Haus
k.A.
30.12.
SnW
FrGd
Dreifalt.
1Thess 5,6–11
Undat.
Taufe
k.A.
Mt 22,11–13
A. B. A.
Undat.
Trauung
k.A.
Phil 4,6
B. A.
Undat.
Taufe
k.A.
Undat.
VorbA
k.A.
Mt 9,18– 19.23–25; Mk 5,21– 24.35–42; Lk 8,41–42. 52–55 Joh 13,8
Undat.
Trauung
k.A.
Eph 2,19
A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
B. A. B.
— VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VVD: Des Königl. Preuß. Geheimen Legationsraths Hr. Friedrich Albert Johann Eichhorn Dmlle Tochter Clara Amalia Wilhelmine im Alter von 11 Jahren 10 Monaten am 22. Dez. Morgens um 9 Uhr gestorben, Unterleibsentzündung, Wilhelmstr. 73 * TK: Klärchens Begräbniß Crayen-SN 620 [Nr. 1] * Woltersdorff-SAr 66 TK [Thema] * BIB * OGD — TK: Vorbereitung um 1 Uhr SM-TK [Disposition] * Dunckel-SAr 82° * WoltersdorffSAr 66 BIB * OGD — VGD: 3 Taufen * TK: k.A. — VGD: v. Raumer, Charlottenstr. 68, im Hause * TK: Mittags Taufe bei Raumer Woltersdorff-SAr 66 TK * BIB * OGD SM-Mag.Fest. 1827, 330–332: GPgPJ 1827, Nr. 1 — SM-Mag.Fest. 1827, 333–336: GPgPJ 1827, Nr. 2 — SM-Mag.Fest. 1827, 337–340: GPgPJ 1827, Nr. 3 * Woltersdorff-SAr 66 [zweimal] Vielleicht Taufe Wagner am 12.07.1827
A. SM-Mag.Fest. 1827, 341–344: GPgPJ 1827, Nr. 4 B. — A. SM-Mag.Fest. 1827, 345–348: GPgPJ 1827, Nr. 5 B. —
964
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1828 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
Joh 12,26
01.01.
Neuj.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.01.
Epiph.
FrGd
Dreifalt.
1Thess 5,12–15
13.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
Mk 1,15
13.01.
1.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
13.01.
1.SnE
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.01.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
20.01.
2.SnE
FrGd
Dreifalt.
1Thess 5,16–18
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — VGD: 2 Taufen * TK: k.A. — TK * BIB Woltersdorff-SAr 67 TK: 1,14–15 * BIB — VGD: 2 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — VGD: Schultze, Wilhelmstr. 42, Nothtaufe im Hause * TK: NM eine Nothtaufe im Hause Woltersdorff-SAr 67 [mit Brief zum Entstehen der Reinschrift] TK * BIB: 7 Uhr * TK: Die Communion fiel aus. — TK — TK * BIB * TK: Wir communicirten, nur Ehrenfried nicht mit. — VGD * TK Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — TK
26.01.
Sa
VorbA
27.01.
3.SnE
VmGd+A Dreifalt.
Mk 1,17
27.01.
3.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.02.
Septuag. FrGd
Dreifalt.
1Thess 5,19–22
09.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
{10.02.
Sexag.
TK: Gossner predigte über Offb. 3,20. * BIB zu Dreifalt.: VmGd Goßner * TK: Communion}
10.02.
Sexag.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.02.
Sexag.
Taufe
Haus
k.A.
16.02.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B.
— VGD: 5 Taufen * TK: Taufe — VGD: Fleischinger, Leipziger Str. 15, im Hause * TK: Mittags Taufe bei Fleischinger bis spät A. — B. VGD: Derling, Breite Str. 32, im Hause * TK: Abends Symes Reise nach Harnisch angefangen. Vorher Taufe bei Derling.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
965
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1828 17.02.
Estom.
FrGd
Dreifalt.
1Thess 5,23–28
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
24.02.
Invoc.
VmGd
Dreifalt.
Mk 14,37–38
24.02.
Invoc.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.02.
Invoc.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
25.02.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
26.02.
Di
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
02.03.
Remin.
FrGd
Dreifalt.
Lk 22,52
02.03.
Remin.
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B.
09.03.
Oculi
VmGd
Dreifalt.
Joh 18,[k.V.]
09.03.
Oculi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.03.
Oculi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
09.03.
Oculi
Taufe
Haus
k.A.
11.03.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.03.
Laet.
FrGd+A
Dreifalt.
Lk 22,61–62
18.03.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
21.03.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B.
Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — VGD: 2 Taufen * TK: k.A. — VCD * TK: k.A. — VGD: Kraatz, Kochstr. 61, Nothtaufe im Hause * TK: k.A. — VGD: v. Scheel, Schützenstr. 7, im Hause [Vater: Emil Alexander v. Scheel, Partikulier] * TK: Abends zur Taufe bei v. Scheel Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — VGD: Parthey, Brüderstr. 13, im Hause [Taufvater: Gustav Friedrich Constantin Parthey, Doktor der Philosophie] * TK: Mittags Taufe bei Partei — TK * BIB — VGD: 6 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — VGD: Klein, Dorotheenstr. 5, im Hause * TK: NM Taufe bei Klein, aber doch wieder dinirt. Musik. — VCD * TK: NM Trauung Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — VCD * TK: k.A. — VGD: Homeyer, Jägerstr. 24, im Hause * TK: NM Taufe bei Homeier
966
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1828 23.03.
Judica
VmGd+A Dreifalt.
Mt 26,63–64
23.03.
Judica
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.03.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
30.03.
Palm.
FrGd
Dreifalt.
k.A.
03.04.
Gründo. VorbA
Dreifalt.
Lk 22,15
03.04.
Gründo. Konfirm.
Dreifalt.
Hebr 6,11–12
04.04.
Karfr.
VmGd+A Dreifalt.
Hebr 10,19.22
04.04.
Karfr.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.04.
OsternI
FrGd+A
Dreifalt.
Apg 10,40–41
06.04.
OsternI
VorbA
Dreifalt.
k.A.
07.04.
OsternII VmGd+A Dreifalt.
Apg 1,3
07.04.
OsternII Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.04.
OsternII Trauung
Dreifalt.
k.A.
07.04.
Dreifalt.
k.A.
12.04.
OsternII Einsegnung Sa Trauung
Haus
k.A.
13.04.
Quasim. FrGd
Dreifalt.
Mk 16,6–14
13.04.
Quasim. VmGd
Neue Ki.
Joh 20,21
15.04.
Di
Taufe
Haus
k.A.
19.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
20.04.
Mis.D.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 10,14
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — VGD: 6 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: vacat — TK: [k.B.] * BIB: 6 ½ Uhr Schirmer-SAr 54 TK: Vorbereitungsrede Woltersdorff-SAr 67 TK: Einsegnungsrede. 37 Knaben und 34 Töchter Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — VGD * TK — TK * BIB — TK — TK * BIB — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen — VCD: Pabst / Gerecke, beide Jägerstr. 3 * TK: Trauung — TK: Einsegnung des Jubelpaares — VCD: Gustav Rose, Markgrafenstr. 49 / Friederike Frick [Brautvater Georg Frick, Bergrat] {BAB: Zimmerstr. 91} * TK: Abends Trauung bei Frick — TK * BIB Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — VGD: Freiherr v. Forstner, Taubenstr. 40, im Hause * TK: Taufe bei Forstner — TK Woltersdorff-SAr 67 TK: V.16. * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
967
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1828 20.04.
Mis.D.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.04.
Mis.D.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
21.04.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
27.04.
Jubil.
FrGd
Dreifalt.
Joh 19,3 flgd.
29.04.
Di
VorbA
Dreifalt.
k.A.
30.04.
Bußtag
VmGd+A Dreifalt.
Jak 1,22
04.05.
Cant.
FrGd
Dreifalt.
1Kor 15,5–8
08.05.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
11.05.
Rogate
VmGd
Dreifalt.
Joh [k.St.]
11.05.
Rogate
PrivatA
Haus
k.A.
11.05.
Rogate
Taufe
Dreifalt.
k.A.
13.05.
Di
Trauung
Haus
k.A.
15.05.
Himm.
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 16,28
16.05.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
18.05.
Exaudi
VmGd+A Dreifalt.
Joh 15,26–27
18.05.
Exaudi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.05.
Pfing.I
FrGd+A
Dreifalt.
Jak 3,6
25.05.
Pfing.I
Taufe
Haus
k.A.
26.05.
Pfing.II
VmGd+A Dreifalt.
1Kor 2,12–13
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VCD: 2 Trauungen * TK: Trauungen — VCD * TK: k.A. — TK * BIB — TK NiN-FHDS 104 * SchirmerSAr 54 (NiN) * WoltersdorffSAr 67 TK * BIB — TK * BIB — VCD * TK: NM Trauung — TK * BIB — TK: PrivatCommunion — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD: Reissiger / Stobwasser, Wilhelmstr. 98 * TK: Abends die Stobwassersche Trauung — TK * BIB — VGD * TK: k.A. — TK — TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — TK * BIB — VGD: Bleek, Luisenstr. {BAB: 22}, im Hause * TK: Abends Taufe bei Bleek Dunckel-SAr 82° [Fragm.] * Woltersdorff-SAr 67 [Fragm.] TK * BIB
968
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1828 26.05.
Pfing.II
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.06.
Trin.
FrGd
Dreifalt.
Röm 11,32–36
07.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
08.06.
1.SnT
VmGd+A Dreifalt.
1Joh 4,17
08.06.
1.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.06.
Di
Trauung
Haus
k.A.
12.06.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.06.
2.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mt 5,2–10
22.06.
3.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Petr 5,6–7
22.06.
3.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.06.
Mi
SonderGd Dreifalt.
2Chr 31,21
29.06.
4.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 2,5–12
01.07.
Di
Taufe
Haus
k.A.
06.07.
5.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Petr 3,10–14
06.07.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.07.
5.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
08.07.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
13.07.
6.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mt 5,37
20.07.
7.SnT
VmGd
Dreifalt.
Röm 6,16–22
20.07.
7.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— VGD * TK Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — TK Woltersdorff-SAr 67 BIB * TK — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen — VCD: v. Hülsen / v. Britzke, Leipziger Platz 3 * TK: Gegen Abend die Hülsen – Britzkesche Trauung und dort geblieben — VCD * TK: NM Trauung Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — TK: [VM] Predigt [zur Stadtverordnetenwahl] Woltersdorff-SAr 67 TK: 5–11 * BIB — VGD: Crelinger, Jägerstr. 11, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Crelingers Woltersdorff-SAr 67 TK * BIB — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — VGD * TK: [NM] Taufe in der Kirche — TK * BIB Woltersdorff-SAr 67 TK: über die Epistel. * BIB — VGD: 7 Taufen * TK: Taufen
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
969
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1828 21.07.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
24.07.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.07.
8.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Mk 2,17
29.07.
Di
Taufe
Haus
k.A.
30.07.
Mi
Trauung
Haus
k.A.
02.08.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
03.08.
9.SnT
VmGd+A Dreifalt.
1Kor 10,12–13
03.08.
9.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.08.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.08.
Do
Begräbnis k.A.
k.A.
10.08.
10.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mt [k.St.]
17.08.
11.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Kor 15,9–10
17.08.
11.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
17.08.
11.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGD: Freiherr v. Lützow, Leipziger Str. 102, im Hause * TK: NM Taufe bei Lützow A. — B. VGD * TK: [VM] Taufe A. Woltersdorff-SAr 67 B. TK * BIB A. — B. VGD: Reckert, Leipziger Str. 104, im Hause * TK: Vormittag Taufe und Frühstück bei Kanzlei Inspektor Reckert A. — B. VCD: Niedlich, Potsdamer Chaussee 3 / Püschel * TK: Mittags die Niedlichsche Trauung und Diner A. — B. TK A. Woltersdorff-SAr 67 B. TK * BIB A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A. A. — B. TK: um 6 Uhr Meyers Begräbniß * Jerusalemsgemeinde, Totenbuch 1826–1828, ELAB 22/180: Johann Carl Heinrich Meyer, Kochstr. 21, Doctor medicinae, 61 Jahre, hinterläßt die Witwe und 2 minorenne Kinder, gestorben am 5. Aug. an Abzehrung, begraben am 7. Aug. auf dem Zweiten Kirchhof [k.A. zum Prediger] * VVD: kein Eintrag A. — B. TK * BIB A. Woltersdorff-SAr 67 B. TK * BIB A. — B. VGD: 10 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK
970
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1828 18.08.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
22.08.
Fr
Taufe
k.A.
k.A.
24.08.
12.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mt 11,28
A. — B. VGD: Blankenburg, Leipziger Platz 4, Nothtaufe im Hause * TK: k.A. A. — B. VGD: Behrend, Leipziger Str. 79, Nothtaufe [Geburt 22.08.] [k.A. „im Hause“] * TK: k.A. A. Woltersdorff-SAr 67 B. TK * BIB
[24.08.–09.10. Reise nach England] {31.08.
13.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Goßner}
14.SnT
Gd
London
{14.09.
15.SnT
TK: [keine Predigt]; vacat 16.09.–08.10.}
16.SnT
Gd
London Savoy
{28.09. {05.10.
17.SnT 18.SnT
Vermutung: keine Predigt * TK: vacat} Vermutung: keine Predigt * TK: vacat}
11.10.
Sa
VorbA
Dreifalt.
12.10.
19.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Eph 4,22–25
12.10.
19.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.10.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.10.
20.SnT
FrGd
Dreifalt.
k.A.
19.10.
20.SnT
Taufe
Haus
k.A.
26.10.
21.SnT
VmGd
Dreifalt.
Eph 6,13–17
26.10.
21.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.11.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
02.11.
22.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 7,14–15
07.09.
21.09.
k.A.
Eph 4,23
Mt 28,20
A. — B. TK: Predigt in St. John’s Chapel Bedford Row
A. SM-Einzeldruck B. TK: vacat
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
Woltersdorff-SAr 67 TK Woltersdorff-SAr 67 TK: [k.St.] — VGD: 4 Taufen * TK: k.A. — VCD * TK: vacat — TK: [k.B.] — VGD: Oswald, Leipziger Str. 15, im Hause * TK: k.A. Woltersdorff-SAr 67 TK: vacat — VGD: 4 Taufen * TK: vacat — VCD: 2 Trauungen * TK: vacat NiN-SN 595 * WoltersdorffSAr 67 TK * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
971
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1828 02.11.
22.SnT
Taufe
Haus
k.A.
03.11.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
#09.11. 23.SnT
VmGd
Dreifalt.
Phil 3,15–21
09.11.
23.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.11.
23.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
13.11.
Do
Taufe
Haus
k.A.
16.11.
24.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Mt 9,15
23.11.
25.SnT GV
VmGd+A Dreifalt.
Offb 3,11
23.11.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.11.
25.SnT GV Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.11.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
27.11.
Do
Taufe
Haus
k.A.
29.11.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
A. — B. VGD: Dinglinger, Mühlendamm 15, im Hause * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. NiN-SN 612/2 [o.T.O.] B. TK * BIB A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: Illaire, Leipziger Str. 88 / Martins, Wilhelmstr. 86 [Brautvater Ferdinand Ludw. Friedr. Phil. Martins, HauptBanko-Assessor] * TK: NM Illaire – Martinssche Trauung. Kopfweh weshalb ich nicht zum Hochzeitsessen ging. A. — B. VGD: Wagner, Mohrenstr. 48, im Hause * TK: Mittags Taufe bei Wagner A. NiN-SN 605/1 * WoltersdorffSAr 67 B. TK: Mt 9,14–15 * BIB A. SM-Einzeldruck * NiNSN 615 * Woltersdorff-SAr 67 [unvollendet] B. TK: 3,9 * BIB A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VGD: Bürde, Jägerstr. 10, im Hause * TK: Mittag Bürdesche Taufe [vgl. 28.03.1824] bei der Milder {BAB: A. P. Milder, Königl. Kammersängerin, Unter den Linden 56} A. — B. VGD: Frick, Leipziger Str. 15, im Hause * TK: Taufe und Mittag bei Frick
972
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1828 30.11.
1.SiA
FrGd
Dreifalt.
Lk 1,78–79
30.11.
1.SiA
Taufe
Haus
k.A.
02.12.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.12.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
07.12.
2.SiA
VmGd+A Dreifalt.
Röm 15,5–7
07.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.12.
2.SiA
Trauung
Dreifalt.
k.A.
08.12.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
11.12.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.12.
3.SiA
FrGd
Dreifalt.
Mk 1,15
16.12.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
#21.12. 4.SiA
VmGd
Dreifalt.
Mt 11,3
21.12.
4.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I FrGd
Dreifalt.
Lk 2,10–15
26.12.
Weihn.II VmGd
Dreifalt.
1Joh 1,2
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.12.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.12.
SnW
FrGd
Dreifalt.
k.A.
30.12.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. NiN-SN 607/1 * WoltersdorffSAr 67 B. TK * BIB A. — B. VGD: Lüdemann, Jägerstr. 26, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Lüdemann A. — B. VGD * TK: k.A. A. — B. TK A. — B. TK * BIB A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VGD A. Woltersdorff-SAr 67 B. TK * BIB A. — B. VCD: v. Katzeler aus Danzig / Meyer aus Memel * TK: Mittag die Meyer Kazlersche Trauung A. NiN-SN 605/2 [o.T.O.] B. TK: [k.B.] * BIB A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: k.A. A. Crayen-SAr 106 B. BIB * TK: vacat A. Crayen-SN 619 [Nr. 2] * Woltersdorff-SAr 67 B. BIB * TK: vacat A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: vacat A. — B. VGD * TK: vacat A. — B. BIB * TK: vacat A. — B. VGD * TK: vacat
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
973
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
Gal 3,25–26
A. B. A. B. A. B.
01.01.
Neuj.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.01.
SnN
FrGd
Dreifalt.
Tit 3,1–2
09.01.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
11.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
Röm 12,1
A. B.
11.01.
1.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.01.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
18.01.
2.SnE
FrGd+A
Dreifalt.
1Thess 4,[k.V.]
22.01.
Do
Taufe
Haus
k.A.
24.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
25.01.
3.SnE
VmGd+A Dreifalt.
Röm 12,17–21
25.01.
3.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.01.
3.SnE
Taufe
Haus
k.A.
01.02.
4.SnE
FrGd
Dreifalt.
Röm 13,10
A. B.
01.02.
4.SnE
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
07.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
08.02.
5.SnE
VmGd+A Dreifalt.
A. B. A.
Kol 3,17
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
B.
Woltersdorff-SAr 68 BIB * TK: vacat — VGD * TK: vacat — TK: cf. 8–14 über die guten Werke * BIB — VGD: Ike, Leipziger Str. 8, im Hause * TK: NM Taufe bei Ike NiN-SN 610 * WoltersdorffSAr 68 TK: Vom Opfer des Leibes als einzigem vernünftigem Gottesdienst * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: NM Trauung — TK * BIB — VGD: Tamnau, Friedrichstr. 225, im Hause * TK: Mittags Taufe bei Tamnau — TK — TK: über die Epistel * BIB — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VGD: Krüger, Alte Leipziger Str. 15, im Hause * TK: [VM] Haustaufe — TK: Vom Verhältniß der Liebe zum Gesez * BIB — VGD: Ebers, Wilhelmstr. 79, Nothtaufe im Hause * TK: [VM] Taufe bei Ebers — TK Crayen-SN 619 [Nr. 4] * Woltersdorff-SAr 68 TK * BIB
974
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 08.02.
5.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
08.02.
5.SnE
Taufe
Haus
k.A.
09.02.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.02.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.02.
Septuag. FrGd
Dreifalt.
2Tim 1,7
18.02.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
{22.02.
Sexag.
TK: predigt Goßner für mich * BIB zu Dreifalt.: VmGd Goßner}
22.02.
Sexag.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.02.
Sexag.
Taufe
Haus
k.A.
25.02.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.02.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.03.
Estom.
FrGd
Dreifalt.
Eph 2,20–22
08.03.
Invoc.
VmGd
Dreifalt.
Joh 1,14
08.03.
Invoc.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.03.
Invoc.
Trauung
Haus
k.A.
09.03.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
13.03.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
— VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VGD: Gerike, Kreuzberg bei Berlin, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Gerike — VGD * TK: k.A. — VCD * TK: Trauung in der Kirche Crayen-SAr 106 TK * BIB — VGD: Rose, Charlottenstr. 38, im Hause * TK: Taufe bei Rose [vgl. 12.04.1828]
A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen in der Kirche A. — B. VGD: Seligo, Schützenstr. 8, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Seligo A. — B. VGD * TK: k.A. A. — B. VGD * TK: k.A. A. Woltersdorff-SAr 68 B. TK * BIB A. NiN-SN 597/1 * WoltersdorffSAr 68 B. TK A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: Suzé / Bauch, Jägerstr. 66 * TK: [VM] Trauung bei Bauch A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VGD * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
975
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 15.03.
Remin.
FrGd+A
Dreifalt.
2Tim 2,12
A. B. A. B. A. B. A.
19.03.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
21.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
22.03.
Oculi
VmGd+A Dreifalt.
Eph 5,2
22.03.
Oculi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.03.
Oculi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
22.03.
Oculi
Taufe
Haus
k.A.
24.03.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.03.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.03.
Fr
Trauung
Haus
k.A.
29.03.
Laet.
FrGd
Dreifalt.
Kol 1,24
30.03.
Mo
Begräbnis Tegel Schlosspark
k.A.
05.04.
Judica
VmGd
Dreifalt.
Hebr 9,13–14
05.04.
Judica
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.04.
Di
Taufe
k.A.
k.A.
08.04.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
09.04.
Do
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B.
Crayen-SAr 106 TK — VCD * TK: NM — TK NiN-SN 601 * WoltersdorffSAr 68 TK — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — VGD: Collani, Wallstr. 15, im Hause * TK: Haustaufe bei Collani — VGD * TK: [VM] Taufe — VGD * TK: [VM] Taufe — VCD: Zeller / Reimer, Wilhelmstr. 73 [k.A. „im Hause“] * TK: [NM] Trauung bei Reimer Woltersdorff-SAr 68 TK — TK: Begräbnis in Tegel [Caroline von Humboldt geborene von Dacheröden, 63 Jahre, gestorben am 26. März in Berlin] [29.03.: Besuch bei Humboldts] Woltersdorff-SAr 68 TK * BIB — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen — TK: Taufe und Mittag in Teltow * VGD: kein Eintrag — VGD: Münx, Zimmerstr. 89, Nothtaufe im Hause * TK: k.A. — VGD: Winguth [Vaterschaftserklärung] / Stoppel, Thiergarten 11, im Hause * TK: k.A.
976
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 12.04.
Palm.
FrGd+A
Dreifalt.
Phil 2,8
15.04.
Mi
Konfirm.
Dreifalt.
Kol 1,10
16.04.
Gründo. VorbA
Dreifalt.
Hebr 5,9
17.04.
Karfr.
VmGd+A Dreifalt.
{19.04.
OsternI
1Joh 3,16
A. B. A. B. A. B. A. B.
Crayen-SAr 106 TK * BIB Woltersdorff-SAr 68 TK: Einsegnung 58 Kinder Woltersdorff-SAr 68 TK — TK * BIB
TK: Frühpredigt hielt Schirmer. * BIB zu Dreifalt.: Der designirte Prediger Hr. Schirmer früh 6 ½ Uhr * TK: Communion}
20.04.
OsternII VmGd+A Dreifalt.
k.A.
20.04.
OsternII Taufe
k.A.
Dreifalt.
A. B. A. B.
— TK: [k.B.] * BIB — VGD: 5 Taufen * TK: k.A.
[20.04.–28.04. Reise nach Pommern] 24.04.
Fr
Trauung
Schwerins- k.A. burg
26.04.
Quasim. Gd
Putzar
Joh 20,19–31
29.04.
Mi
Trauung
Haus
k.A.
30.04.
Do
Trauung
Haus
Phil 1,9–11
03.05.
Mis.D.
VmGd
Dreifalt.
1Petr 2,20–22
A. — B. TK: NM die Trauung [Ludwig Jonas / Elisabeth Luise Ulrike Charlotte Gräfin von Schwerin]. Hochzeitmahl. A. — B. TK: über das Evangelium A. — B. VCD: Ratzeburg / Eytelwein, Leipziger Str. 47 [k.A. zum Prediger und k.A. „im Hause“] * TK: Abends die Eytelweinsche Trauung A. — B. Dorotheenstadtgemeinde, Traubuch 1826–1831, ELAB 10/59: Freiherr v. Lauer / Fraenkel [Brautvater J. Fränckel, Bankier] {BAB: Unter den Linden 6} * TK: Mittags Trauung bei Fränkel * VCD: kein Eintrag A. Predigten zum Besten der durch Ueberschwemmung verunglückten Schlesier, ed. A. Sydow, Berlin 1829 * Woltersdorff-SAr 68 B. TK * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
977
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 03.05.
Mis.D.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.05.
Mis.D.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
10.05.
Jubil.
FrGd
Dreifalt.
1Petr 2,10–11
10.05.
Jubil.
Trauung
Haus
k.A.
12.05.
Di
VorbA
Dreifalt.
Eph 2,4–6
A. B.
13.05.
Bußtag
VmGd+A Dreifalt.
Hebr 10,35–39
A. B.
16.05.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
#17.05. Cant.
FrGd
Dreifalt.
1Joh 4,7–8
A.
19.05.
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B.
Di
A. B. A. B. A. B. A. B.
— VGD: 6 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — TK * BIB — Parochialgemeinde, Traubuch 1824–1841, ELAB 34/31: Johann Samuel Eduard d’Alton, Doctor Medicinae und Königl. Lehrer bei der Akademie der Künste, alt 30 Jahre / Agnes Charlotte Amalie Rauch, alt 25 Jahre, Trauung durch Schleiermacher [k.A. im Hause] * TK: [VM] Trauung bei Rauch [Brautvater Christian Daniel Rauch, Bildhauer] {BAB: Klosterstr. 76} * VCD: kein Eintrag Woltersdorff-SAr 68 TK: Vorbereitung nach Katechisation — TK * BIB * TK: k.A. zu Abendmahl — Kadettenhaus Berlin, Taufbuch 1782–1844, GStAPK, VIII. Hauptabteilung, Militärkirchenbücher, Nr. 537, S. 124 (Fiche 1096): Sydow, im Hause [k.A. zum Prediger und zur Anschrift] {BAB: Neue Friedrichstr. 12}; vgl. auch Marie Sydow, Dr. Adolf Sydow. Ein Lebensbild, Berlin 1885, S. 47, wo die Taufe irrtümlich auf den 23.05.1829 datiert ist. * TK: Taufe bei Sydow * VGD: kein Eintrag Crayen-SN 619 [Nr. 3] [o.T.O.] TK * BIB — VGD: Hesse, Wilhelmstr. 100, im Hause * TK: k.A.
978
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 23.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
24.05.
Rogate
VmGd+A Dreifalt.
Hebr 13,9
24.05.
Rogate
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.05.
Rogate
Trauung
Dreifalt.
k.A.
28.05.
Himm.
FrGd+A
Dreifalt.
Hebr 8,1–2
31.05.
Exaudi
VmGd
Dreifalt.
1Petr 4,10–11
31.05.
Exaudi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.06.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
07.06.
Pfing.I
FrGd+A
Dreifalt.
Apg 2,38–39
07.06.
Pfing.I
VorbA
Dreifalt.
k.A.
08.06.
Pfing.II
VmGd+A Dreifalt.
Röm 8,13–16
08.06.
Pfing.II
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{08.06.
Pfing.II
Vermutung zu NmGd: keine Predigt * TK: [Plan] NM Predigt in Dorotheenstadtkirche * BIB zu Doroth.: NmGd Schirmer}
09.06.
Di
Taufe
Haus
k.A.
10.06.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
10.06.
Mi
Trauung
Haus
k.A.
14.06.
Trin.
FrGd
Dreifalt.
2Kor 13,13
16.06.
Di
SonderGd Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— TK Woltersdorff-SAr 68 TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK Woltersdorff-SAr 68 TK * BIB: 6 ½ Uhr — TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: k.A. — TK * BIB: 6 ½ Uhr — TK: 1 Uhr Vorbereitung Woltersdorff-SAr 68 [zweimal] TK * BIB — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen
A. — B. VGD: Uhlemann, Kochstr. 16, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Uhlemann A. — B. VGD: Wendt, Friedrichstr. 209, im Hause * TK: [NM] Taufe bei Wendt A. — B. VCD: v. Brauchitsch / v. Braunschweig, Leipziger Platz 14 [k.A. „im Hause“] * TK: Trauung und Mahl bei Braunschweig A. Woltersdorff-SAr 68 B. TK * BIB: 7 Uhr A. — B. ELAB, EphArFW 182, Bl. 36v. 41r: Gottesdienst zur Stadtverordnetenwahl * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
979
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 19.06.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
19.06.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
20.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
21.06.
1.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 13,12
21.06.
1.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.06.
Di
Begräbnis Dor.OT
k.A.
24.06.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
24.06.
Mi
Trauung
Nikol.
k.A.
A. B.
28.06.
2.SnT
FrGd
Dreifalt.
1Joh 3,[k.V.]
05.07.
3.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 15,1–7
05.07.
3.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
05.07.
3.SnT
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
06.07.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
— VGD * TK: k.A. — VCD * TK: k.A. — TK Woltersdorff-SAr 68 TK: Lk [k.St.] * BIB — VGD: 7 Taufen * TK: Taufen Woltersdorff-SAr 68 Dorotheenstadtgemeinde, Totenbuch 1826–1830, ELAB 10/87: Philipp Carl Buttmann, Profeßor und Bibliothekar, 64 Jahre, Behrenstr. 71, gestorben am 21. Juni an Abzehrung und Lähmung, begraben am 23. Juni Nachmittags 6 Uhr, Kirchhof Oranienburger Thor im Gitter * TK: Buttmanns Begräbniß — VGD: Fleischinger, Leipziger Str. 15, im Hause * TK: Taufe bei Fleischinger — VCD: Schirmer, designirter Prediger zu Prenzlau / Blanc, Burgstr. 7 * St. NikolaiGemeinde, Traubuch 1825– 1830, ELAB 33/77, S. 222 * TK: Schirmers Trauung und Hochzeitmahl — TK * BIB: 7 Uhr Woltersdorff-SAr 68 TK * BIB — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VGD: Bayer (Baeyer) [vgl. 07.01.1826], Friedrichstr. 242, im Hause * TK: Abends Taufe bei Bayers (Baeyers) — VGD: Marquardt, Kochstr. 5, Nothtaufe im Hause * TK: k.A.
980
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 10.07.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
12.07.
4.SnT
FrGd
Dreifalt.
Lk 6,41–42
12.07.
4.SnT
Trauung
k.A.
k.A.
12.07.
4.SnT
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
15.07.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
18.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
19.07.
5.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 5,4–6
19.07.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
21.07.
Di
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
23.07.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B.
26.07.
6.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
1Petr 1,22
A.
26.07.
6.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
28.07.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
01.08.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
02.08.
7.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Röm 6,19
A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B.
— VCD * TK: NM Trauung Woltersdorff-SAr 68 TK: [k.V.] * BIB — VCD: (Johann) Ludwig v. Bernuth (59 J.) {BAB: Thiergarten 32} / Mursinna, Kronenstr. 38 * TK: [VM] Trauung und Mittag — VGD: Rabe, Luisenstr. 21, im Hause [k.A. zum Prediger] * TK: Taufe bei Bankobuchhalter Rabe [vgl. 13.05.1825] — VCD * TK: k.A. — TK Pommer-SAr 94: 10.07. TK * BIB — VGD: 2 Taufen * TK: Taufen — VGD: Bauer, Vor dem Potsdamer Thor an der Mauer 11, sonst zu Stettin, im Hause * TK: k.A. — VGD: Gottfried Moritz Meyer [geb. 05.01.1813, Vater Moses Meyer, Mosaischen Glaubens; Eltern verstorben], Neue Promenade 8 [k.A. „im Hause“] * TK: Meyers Taufe Pommer-SAr 94 * Woltersdorff-SAr 68 TK * BIB — TK: Taufen * VGD: kein Eintrag — VCD * TK: k.A. — TK Woltersdorff-SAr 68 TK * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
981
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 02.08.
7.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
02.08.
7.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
07.08.
Fr
Taufe
k.A.
k.A.
A. B.
09.08.
8.SnT
FrGd
Dreifalt.
Röm 8,12–13
16.08.
9.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 16,10–11
16.08.
9.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.08.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
20.08.
Do
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
23.08.
10.SnT
FrGd
Dreifalt.
1Kor 12,3
30.08.
11.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Kor 15,9–10
A. B. A.
30.08.
11.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.08.
11.SnT
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B. A. B.
— VGD: 2 Taufen * TK: Taufen — VCD: 3 Trauungen * TK: Trauung — VGD: Christiani, Wilhelmstr. 19, Nothtaufe [k.A. „im Hause“] * TK: k.A. — TK * BIB Pommer-SAr 94 TK: [k.V.] * BIB — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen — VGD: Blechstein, Feldstr. 5, Nothtaufe [k.A. „im Hause“] * TK: NM eine Nothtaufe — VGD: Hirsch, Mauerstr. 37, Nothtaufe [k.A. „im Hause“] * TK: NM Nothtaufe Mauerstr. 37 Pommer-SAr 94 TK: [k.V.] * BIB Pommer-SAr 94 * Woltersdorff-SAr 68 TK * BIB — VGD: Taufe * TK: Taufen — VGD: Knoll, Mauerstr. 90, Nothtaufe [k.A. „im Hause“] * TK: Taufen
[05.09.–16.09. Reise in den Harz] {06.09.
12.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Schubring} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Kober}
{13.09.
13.SnT
20.09.
14.SnT
FrGd+A
27.09.
15.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Dreifalt.
k.A. Gal 6,1–2
A. — B. TK: [k.B.] * BIB A. Pommer-SAr 94 * Woltersdorff-SAr 68 B. TK * BIB
982
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 27.09.
15.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.09.
15.SnT
Taufe
Haus
k.A.
01.10.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.10.
FrGd
Dreifalt.
Ps 4,8
10.10.
16.SnT EF Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
10.10.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
11.10.
17.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Eph 4,7
11.10.
17.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.10.
17.SnT
Taufe
Haus
k.A.
18.10.
18.SnT
FrGd
Dreifalt.
Hebr [k.St.]
25.10.
19.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 9,1–8
25.10.
19.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.10.
19.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
25.10.
19.SnT
Taufe
Haus
k.A.
26.10.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
28.10.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.11.
20.SnT
FrGd
Dreifalt.
Gal 4,9
01.11.
20.SnT
Begräbnis Dreif.HTn ohne
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VGD: Bonnel, Kochstr. 15, im Hause * TK: Taufe und Frühstück bei Bonnel — VGD * TK Pommer-SAr 94 TK: [k.V.] * BIB — TK — VCD * TK: NM Pommer-SAr 94 * Woltersdorff-SAr 68 TK * BIB — VGD: 7 Taufen * TK: Taufen — VGD: Parthey, Brüderstr. 13, im Hause * TK: Taufe und Mittag bei Parthei — TK * BIB Pommer-SAr 94 * Woltersdorff-SAr 68 TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — VGD: Wigand, Friedrichstr. 41, im Hause * TK: Mittag Taufe bei Wigand — VCD * TK: NM — VGD * TK Woltersdorff-SAr 68 TK: [k.V.] * BIB SM-Mag.Cas. 1834, 280–285 * NiN-FHDS 104 * NiN-SFK 2 * NiN-SN 593 VVD: Hermann Nathanael Schleiermacher, gestorben am
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
983
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829
08.11.
21.SnT
VmGd
Dreifalt.
Eph 6,17
08.11.
21.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.11.
21.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
13.11.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.11.
22.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
1Petr 1,22
15.11.
22.SnT
Taufe
Haus
k.A.
21.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
22.11.
23.SnT GV
VmGd+A Dreifalt.
1Petr 1,24–25
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A.
B. 22.11.
k.A.
A. B.
29. Okt. an Scharlachfieber, Arzt gehabt. Der Küster Grahl hat sich davon überzeugt. * TK: Das Begräbnis [Nathanaels] Pommer-SAr 94 [Fragm.] TK * BIB — VGD: 2 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — VGD * TK: k.A. — TK * BIB — VGD: Klenze, Luisenstr. 25, im Hause * TK: Taufe bei Klenze — TK NiN-FHDS 104 * ButtmannSAr 96° (NiN) [zweimal] * NiNSAr 97° * Crayen-SAr 106 * Schirmer-SAr 54 (NiN) BIB * TK: Wir Alle communiciren. — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen
23.SnT GV
Taufe
Dreifalt.
{25.11.
Mi
Vermutung: keine Begräbnispredigt * TK: [VM] Kunths Begräbniß * Jerusalemsgemeinde, Totenbuch 1828– 1831, ELAB 22/181: Gottlob Johann Christian Kunth, 72 Jahre, Kronenstr. 58, gestorben am 22. Nov. an Eingeweide Fehler und Abzehrung, begraben am 25. Nov. unter dem Gewölbe, am 21. Nov. 1830 von hier nach Tegel gebracht [k.A. zum Prediger]}
25.11.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
27.11.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.11.
1.SiA
FrGd
Dreifalt.
1Joh 2,8
29.11.
1.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A.
— VCD * TK — VGD * TK: k.A. Pommer-SAr 94° [Fragm.] [o.T.O.] B. TK * BIB A. — B. VGD * TK: k.A.
984
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1829 05.12.
Sa
VorbA
06.12.
2.SiA
VmGd+A Dreifalt.
Röm 15,7
06.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{13.12.
3.SiA
TK: Die Frühpredigt hielt Schubring. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Schubring}
15.12.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
20.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
Phil 4,3–4
20.12.
4.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.12.
Di
Taufe
Haus
k.A.
23.12.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I FrGd+A
Dreifalt.
k.A.
{25.12.
TK: Keine Vorbereitung}
Weihn.I
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II VmGd
Dreifalt.
Tit 3,4–6
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.12.
SnW
Dreifalt.
k.A.
FrGd
A. B. A. B.
— TK Woltersdorff-SAr 68 TK: [k.V.]; mit üblem Husten * BIB A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufe
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— VCD * TK: [VM] — TK * BIB — VGD * TK: k.A. — VGD: v. Raumer, Kochstr. 73, im Hause * TK: Taufe bei Raumer — VCD * TK — TK: [k.B.] * BIB
A. B. A. B. A. B.
Woltersdorff-SAr 68 TK: [k.B.] * BIB — VGD: 2 Taufen * TK: k.A. — TK: [k.B.] * BIB
1830 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
2Petr 1,2
A. Crayen-SN 619 [Nr. 1] * Woltersdorff-SAr 69 B. TK * BIB * OGD
{03.01.
SnN
TK: Frühpredigt hielt Ohl für mich. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Ohl * OGD: FrGd Schleiermacher}
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
985
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830 06.01.
Mi
Taufe
Haus
06.01.
Mi
Begräbnis Dreif.PT
k.A.
10.01.
1.SnE
VmGd
Dreifalt.
Röm 12,3
10.01.
1.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.01.
1.SnE
Trauung
Dreifalt.
k.A.
14.01.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
17.01.
2.SnE
FrGd+A
Dreifalt.
Röm 12,11
23.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
24.01.
3.SnE
VmGd+A Dreifalt.
Röm 12,20
24.01.
3.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
31.01.
4.SnE
FrGd
Dreifalt.
Röm 13,10
31.01.
4.SnE
Taufe
k.A.
k.A.
06.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
07.02.
Septuag. VmGd+A Dreifalt.
1Kor 10,[k.V.]
07.02.
Septuag. Taufe
k.A.
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGD: Tochter von Georg Philipp u. Bertha Philipp geb. Kunth * TK: Taufe bei Kunth {BAB: Witwe Kunth und Witwe Philipp geb. Kunth, Kronenstr. 58} A. — B. VVD: Wilhelmine Caroline Emma v. Müffling, geb. v. Müffling, gestorben am 4. Jan. im Alter von 22 Jahren * TK: NM Emma Begräbniß [04.01.: Nachricht von Emma Müfflings Tod.] A. — B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 7 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: Trauung A. — B. OGD: Vorbereitung * TK: k.A. zu Vorbereitung A. Woltersdorff-SAr 69 B. TK: [k.St.] * BIB * OGD A. — B. TK * OGD A. — B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. Woltersdorff-SAr 69 B. TK: [k.St.] * BIB * OGD A. — B. VGD: Dümmler, Unter den Linden 19, im Hause [k.A. zum Prediger] * TK: k.A. A. — B. TK * OGD A. — B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen
986
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830 07.02.
Septuag. Taufe
Haus
k.A.
A. — B. VGD: Dinglinger, Mühlendamm 15, im Hause * TK: Haustaufe und Frühstück bei Dinglinger A. — B. VGD: Freiherr v. Lützow, Leipziger Str. 102, im Hause * TK: Abends Taufe bei Lützow A. — B. VCD * TK: NM Trauung
08.02.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
09.02.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{14.02.
Sexag.
{14.02.
Sexag.
FrGd: keine Predigt * TK: Predigt Schubring für mich. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Schubring * OGD: FrGd Schleiermacher} Vermutung zum NmGd: keine Predigt * ELAB, EphArFW 11, Bl.10av: Vakanzpredigt NmGd FrWerd. im Gnadenjahr Gillet * TK: k.A. * BIB zu FrWerd. (in der Neuen Kirche): NmGd nicht angekündigt}
21.02.
Estom.
VmGd
Dreifalt.
1Kor 13,4–5
21.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
21.02.
Estom.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
22.02.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.02.
Invoc.
FrGd
Dreifalt.
Mt 26,45
03.03.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
07.03.
Remin.
VmGd
Dreifalt.
Lk 22,52–54
07.03.
Remin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.03.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
14.03.
Oculi
FrGd
Dreifalt.
Lk 22,67–70
A. Oberheim-SAr 98° * PommerSAr 94° * Woltersdorff-SAr 69 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. — B. VGD * TK: k.A. A. Pommer-SAr 94° * Woltersdorff-SAr 69 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Ike [k.A. zum Wohnort], im Hause {BAB: Icke, Unter den Linden 72} * TK: Mittag Taufe bei Ike A. Oberheim-SAr 98° * PommerSAr 94° B. TK: 52–53 * BIB * OGD A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: NM A. Pommer-SAr 94° B. TK * BIB * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
987
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830 20.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
21.03.
Laet.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 18,33–37
21.03.
Laet.
Taufe
k.A.
23.03.
Di
Begräbnis Dreif.HTn k.A.
23.03.
Di
Trauung
k.A.
k.A.
A. B.
28.03.
Judica
FrGd
Dreifalt.
Joh 19,10–12
28.03.
Judica
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B.
02.04.
Fr
Konfirm.
Dreifalt.
1Kor 4,1–2
A. B.
03.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
Lk 12,48
03.04.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.04.
Palm.
VmGd+A Dreifalt.
Lk 23,34
A. B. A. B. A.
04.04.
Palm.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
06.04.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
08.04.
Gründo. Trauung
Dreifalt.
k.A.
09.04.
Karfr.
FrGd+A
Dreifalt.
Lk 23,39–42
10.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
1Petr 3,[k.V.]
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— TK * OGD Pommer-SAr 94° TK: [k.St.] * BIB * OGD — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen — TK: NM Bauchsches Begräbniß * VVD: Ida Cornelia Caroline Suzé geb. Bauch, Jägerstr. 66, gestorben 20. März — TK: [NM] Holteische Trauung * VCD: Carl Eduard v. Holtei, 31 Jahre, Witwer [keine Anschrift] {BAB: Behrensstr. 29, ab Febr. Alexanderstr. 37a} / Holtzbecher {BAB: Leipziger Str. 91, ab Ostern Alexanderstr. 37a} Pommer-SAr 94° TK: [k.B.] * BIB * OGD — VGD: D’Alton, Klosterstr. 76, im Hause [vgl. Trauung 10.05.1829] * TK: k.A. Pommer-SAr 94° TK: Einsegnung von 88 Kindern — TK — VGD * TK: k.A. Pommer-SAr 94° * Woltersdorff-SAr 69 TK: [k.V.] * BIB * OGD — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: [NM] Trauung — VCD * TK: k.A. Pommer-SAr 94° TK: [k.V.] * BIB: 6 Uhr * OGD * TK: Communion. Dann Marheineken assistirt. — TK * OGD: Vorbereitung
988
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830 11.04.
OsternI
VmGd+A Dreifalt.
Joh 20,17
11.04.
OsternI
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.04.
OsternI
Trauung
Dreifalt.
k.A.
12.04.
OsternII FrGd
Dreifalt.
Lk 24,36–43
13.04.
Di
Dreifalt.
k.A.
18.04.
Quasim. VmGd
Dreifalt.
Joh 20,23
18.04.
Quasim. Taufe
Dreifalt.
k.A.
18.04.
Quasim. Taufe
Haus
k.A.
25.04.
Mis.D.
FrGd
Dreifalt.
Joh 20,24–29
01.05.
Sa
Trauung
k.A.
k.A.
02.05.
Jubil.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,1–4
Trauung
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B.
02.05.
Jubil.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
03.05.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
05.05.
Bußtag
FrGd+A
Dreifalt.
1Kor 3,16–17
A. B.
09.05.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,16
09.05.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.05.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.05.
Rogate
FrGd
Dreifalt.
1Kor 15,6
A. B. A. B. A. B. A. B.
Pommer-SAr 94° TK * BIB * OGD — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK Pommer-SAr 94° TK: [k.B.] * BIB * OGD — VCD * TK: NM Trauung Pommer-SAr 94° TK: [k.V.] * BIB * OGD — VGD: 5 Taufen * TK: k.A. — VGD: Bötticher, Luisenstr. 31, im Hause * TK: Haustaufe bei Bötticher Pommer-SAr 94° TK: [k.V.] * BIB * OGD — VCD: Dr. med. Zimmermann, Jerusalemer Str. 20 / Palis, Mohrenstr. 53 * TK: Mittag Trauung des D. Zimmermann Pommer-SAr 94° * Woltersdorff-SAr 69 TK [mit Themenangabe] * OGD * BIB: n.v. — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen — VCD: Windler / Schultz, Taubenstr. 43 * TK: NM 4 Uhr Trauung factum Pommer-SAr 94° TK: [k.V.] * BIB: 6 ½ Uhr * OGD Pommer-SAr 94° TK * BIB * OGD — VGD: 7 Taufen * TK: Taufe — VGD * TK Pommer-SAr 94° TK: [k.V.] * BIB * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
989
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830 17.05.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
19.05.
Mi
VorbA
Dreifalt.
k.A.
20.05.
Himm.
VmGd+A Dreifalt.
Hebr 8,1–2
20.05.
Himm.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.05.
Exaudi
FrGd
Dreifalt.
Apg 1,12–14
23.05.
Exaudi
Taufe
Haus
k.A.
26.05.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
26.05
Mi
Taufe
Haus
k.A.
29.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
30.05.
Pfing.I
VmGd+A Dreifalt.
Apg 2,11–13
30.05.
Pfing.I
Taufe
k.A.
Dreifalt.
A. — B. VGD: v. Grolmann, Behrenstr. 47, im Hause * TK: Abends Taufe bei Grolmann A. — B. TK * OGD A. SM-Slg. 7, Nr. 18 * PommerSAr 94° * Woltersdorff-SAr 69 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD * TK A. Pommer-SAr 94° B. TK: [k.V.] * BIB * OGD A. — B. VGD: Seligo, Schützenstr. 8, im Hause * TK: VM Taufe bei Seligo A. — B. VCD: Schneider aus Sommerschenburg / Fischer, Leipziger Str. 98 * TK: NM Trauung A. — B. VGD: Wagner, Mohrenstr. 48, im Hause * TK: [NM] hernach Taufe bei Wagner A. — B. TK * OGD A. Pommer-SAr 94° * SimonSAr 118 * Woltersdorff-SAr 69 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A.
[30.05.–08.06. Reise nach Halle an der Saale] {31.05.
Pfing.II
TK: predigt Eyssenhardt für mich * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Eisenhardt * OGD: FrGd Schleiermacher} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Kober * OGD: VmGd Schleiermacher}
{06.06.
Trin.
10.06.
Do
Trauung
11.06.
Fr
SonderGd Dreifalt.
k.A.
k.A.
Jer 3,25
A. — B. VCD: Müller, Landsberger Str. 38 / Salzwedel, Marienstr. 10 * TK: [NM] Müllersche Trauung A. — B. TK: Wahlpredigt * ELAB, EphArFW 182, Bl. 56r. 58r:
990
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830
13.06.
1.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 1,1–5
A.
15.06.
Di
Trauung
Haus
k.A.
B. A. B.
20.06.
2.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Kor 7,23
A.
20.06.
2.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.06.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
24.06.
Do
VorbA
Dreifalt.
k.A.
25.06.
Fr VmGd+A Dreifalt. Säkularfest
1Petr 3,15
25.06.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.06.
3.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 1,3–8
A. B. A.
04.07.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
Gal 2,16–18
B. A.
04.07.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.07
4.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
04.07.
4.SnT
Taufe
Haus
k.A.
B. A. B. A. B.
A. B. A. B.
B. A. B. A. B. A. B.
Gottesdienst zur Stadtverordnetenwahl Pommer-SAr 99° (Zabel) * Simon-SAr 118 * WoltersdorffSAr 69 * Zabel-SW6 TK: 1–4 * BIB * OGD — VCD: Lommatzsch / Schleiermacher, Wilhelmstr. 73 * TK: Gegen 7 Uhr Gertruds Trauung. Hochzeitmahl gegen Ein Uhr geendigt. SM-Slg. 6, Nr. 1 * PommerSAr 94° * Simon-SAr 118 TK: 7,22–23 * BIB * OGD — VGD: 8 Taufen * TK: Taufen — VCD: v. Hertzberg aus Posen / Müller aus Clebow in Pommern * TK: NM die Müller Herzbergsche Trauung — TK SM-Slg. 6, Nr. 2 * PommerSAr 94° * Simon-SAr 118 TK * BIB: Zur dritten SäcularJubelfeyer der Uebergabe der Augsburgischen Confession — VGD * TK Pommer-SAr 99° (Zabel)* Woltersdorff-SAr 69 * ZabelSW6 TK: 4–8 * BIB * OGD SM-Slg. 6, Nr. 3 * PommerSAr 94° * Simon-SAr 118 TK: 16–18 * BIB * OGD — VGD: 5 Taufen * TK: Taufe — VCD * TK — VGD: Lincke, Taubenstr. 45, Nothtaufe im Hause * TK: [VM] Haustaufe
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
991
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830 07.07.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
10.07.
Sa
Trauung
k.A.
k.A.
11.07.
5.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 1,9–12
12.07.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.07.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
17.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
18.07.
6.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Gal 2,19–21
A.
18.07.
6.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
18.07.
6.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B.
25.07.
7.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 1,13–18
A.
28.07.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.08.
8.SnT
VmGd
Dreifalt.
Hebr 10,12–14
A. B. A. B. A. B. A. B.
B. A. B. A. B.
01.08.
8.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.08.
8.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
05.08.
Do
Taufe
Haus
k.A.
08.08.
9.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 1,18–23
A. B. A. B. A. B. A. B.
— VGD * TK: k.A. — VCD: Bormann aus Köln / v. Diederichs {BAB: Französische Str. 35} * TK: Bormannsche Trauung Pommer-SAr 99° (Zabel) * Woltersdorff-SAr 69 * ZabelSW6 TK * BIB * OGD — VCD * TK: k.A. — VCD * TK: k.A. — OGD * TK: k.A. zu Vorbereitung SM-Slg. 6, Nr. 4 * SimonSAr 118 TK: 20fgd * BIB * OGD — VGD: 5 Taufen [dabei Zwillinge] * TK: Taufen — VCD: 2 Trauungen * TK: Trauung Pommer-SAr 99° (Zabel) * Woltersdorff-SAr 69 * ZabelSW6 TK * BIB: n.v. * OGD — VGD * TK SM-Slg. 6, Nr. 5 * PommerSAr 94° * Simon-SAr 118 TK: Das einmalige vollendete Opfer Christi * OGD — VGD: 14 Taufen * TK: k.A. — VCD: 4 Trauungen * TK: k.A. — VGD: Oswald, Leipziger Str. 15, im Hause * TK: VM Taufe und Frühstück bei Oswald Pommer-SAr 99° (Zabel) * Zabel-SW6 TK: k.A.
992
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830 08.08.
9.SnT
NmGd
Doroth.
k.A.
10.08.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.08.
10.SnT
VmGd
Dreifalt.
Jak 5,16
15.08.
10.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.08.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
22.08.
11.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 1,23–29
26.08.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
26.08.
Do
Taufe
Haus
k.A.
28.08.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
29.08.
12.SnT
VmGd
Dreifalt.
Eph 4,11–12
29.08.
12.SnT
KrankenA Haus
k.A.
29.08.
12.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.08.
12.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
29.08.
12.SnT
Trauung
k.A.
k.A.
[29.08.–07.10. Reise in die Schweiz]
A. — B. ELAB, EphArFW 11, Bl. 10br: Vakanzpredigt NmGd Doroth. im Gnadenjahr Gillet * TK: k.A. * BIB: n.v. A. — B. VCD * TK: k.A. A. SM-Slg. 6, Nr. 6 * PommerSAr 94° B. TK: Vom Sündenbekenntniß * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: k.A. A. — B. VGD: Schröder, Kanonierstr. 43, Nothtaufe im Hause [k.A. zum Prediger] * TK: Taufe A. Pommer-SAr 99° (Zabel) * Zabel-SW6 B. TK: 1 zu Ende * OGD A. — B. VCD: Wurtzel / Werner * TK: Trauung A. — B. VGD: Encke, Dorotheenstr. 7, im Hause * TK: Taufe bei Encke A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: NM zwei Trauungen A. SM-Slg. 6, Nr. 7 * PommerSAr 94° B. TK * OGD A. — B. TK: KrankenCommunion A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD: Welz / Rosenowsky * TK: k.A. A. — B. VCD: Baum / Günther [Brautvater Oberbaurat] {BAB: Kupfergraben 7} * TK: NM die Günthersche Trauung
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
993
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830 {05.09.
13.SnT
{12.09.
14.SnT
{19.09.
15.SnT
{26.09.
16.SnT
{03.10.
17.SnT EF
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Licentiat Vatke * OGD: FrGd Schleiermacher} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Cons. Rath Brescius * OGD: VmGd Schleiermacher} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Eisenhardt * OGD: FrGd Schleiermacher. Communion} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Cadettenpred. Sydow * OGD: VmGd Schleiermacher. Communion} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Licentiat Vatke * OGD: FrGd Schleiermacher}
09.10.
Sa
VorbA
Dreifalt.
10.10.
18.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 6,37
10.10.
18.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.10.
18.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
10.10.
18.SnT
Taufe
Haus
k.A.
11.10.
Mo
Trauung
Haus
k.A.
13.10.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
14.10.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.10.
Fr
Trauung
Luis.
k.A.
15.10.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
k.A.
A. — B. TK * OGD A. SM-Slg. 6, Nr. 8 * PommerSAr 94° B. TK: [k.St.] * BIB * OGD A. — B. VGD: 8 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: Trauungen. Hosbach in der Sakristei A. — B. VGD: Collani, Neue Kommandantenstr. 37, im Hause * TK: Haustaufe bei Collani A. — B. VCD: Renschuch / Heydenreich, beide Wilhelmstr. 34 * TK: NM Haustrauung A. — B. VGD: Wigand, Friedrichstr. 41, im Hause * TK: Mittag Taufe bei Wigand A. — B. VGD * TK: VM Taufe. Akademie fiel noch aus. A. — B. Luisenstadtgemeinde, Traubuch 1827–1830, ELAB 26/100: Vetter, Prediger zu Jenkau bei Liegnitz / Jäger * TK: NM Vettersche Trauung * VCD: kein Eintrag A. — B. VCD: Flickel, / Hagendorff, gesch. Jahp, beide Potsdamer Chaussee 33 * TK
994
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830 17.10.
19.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 2,1–7
17.10.
19.SnT
Taufe
Haus
k.A.
18.10.
Mo
Trauung
Haus
k.A.
22.10.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
24.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
2Kor 5,17–18
24.10.
20.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.10.
20.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
25.10.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
26.10.
Di
Trauung
k.A.
k.A.
27.10.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
28.10.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
30.10.
Sa
Trauung
k.A.
k.A.
A. Pommer-SAr 99° (Zabel) * Zabel-SW6 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Freiherr v. Forstner, Heiliggeiststr. {BAB: 10}, im Hause * TK: Taufe bei Forstners. Später Mittag zu Hause. A. — B. VCD: Graf von Blumenthal / Wolfart, Taubenstr. 7 * TK: Abends Wolfartsche Trauung A. — B. VGD: v. Warburg, Garde du Corps zu Potsdam, Behrenstr. 8, im Hause * TK: Mittag Taufe bei Rabe [v. Rabe, Eltern der Taufmutter, Behrenstr. 8, vgl. 05.11.1827] A. SM-Slg. 6, Nr. 9 B. TK: [k.V.] * BIB * OGD A. — B. VGD: 11 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: Trauungen A. — B. VGD: Scherzberg, Potsdamer Chaussee 4, Nothtaufe im Hause * TK: vacat A. — B. VCD: v. Haeseler aus Charlottenburg / v. Sydow [Brautvater Otto Heinrich v. Sydow, Rittmeister] {BAB: Behrenstr. 70} * TK: Mittags v. Sydow – Haeselersche Trauung A. — B. VGD: Kaspar, Mauerstr. 53, Nothtaufe im Hause * TK: Nothtaufe A. — B. VGD * TK: Taufe in der Kirche A. — B. VCD: Büsching, Thiergarten 17 / Illaire, Wilhelmstr. 46 * TK: VM Büschingsche Trauung
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
995
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830 31.10.
21.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 2,8–17
01.11.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
03.11.
Mi
Trauung
Osdorf
k.A.
07.11.
22.SnT
VmGd
Dreifalt.
Phil 1,6–11
07.11.
22.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.11.
22.SnT
Taufe
Haus
k.A.
08.11.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{14.11.
23.SnT
TK: Die Frühpredigt war abgegeben. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Kober * OGD: FrGd Schleiermacher}
14.11.
23.SnT
Begräbnis k.A.
k.A.
14.11.
23.SnT
Taufe
Haus
k.A.
20.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
21.11.
24.SnT GV
VmGd+A Dreifalt.
Lk 2,29
A. Pommer-SAr 99° (Zabel) * Zabel-SW6 B. TK * BIB * OGD A. — B. VCD * TK: NM Trauung A. — B. VCD: v. Buddenbrock aus Königsberg in Preußen / v. Witten, Osdorf * TK: Mittags nach Osdorf zur Witten – Buddenbrockschen Trauung A. SM-Slg. 6, Nr. 10 B. TK: 1,6.9–11 * BIB * OGD A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD: Reimer, Wilhelmstr. 73, im Hause * TK: [VM] Taufe bei George Reimer A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A.
A. — B. VVD: Henriette Philippine Helene Sethe geb. Sack, 58 Jahre, Luisenstr. 25, Ehefrau von Christoph Wilhelm Heinrich Sethe, Präsident des Revisionsund Cassationshofes, 9 Kinder, gestorben am 11. Nov. an Schlagfluß, Erbbegräbniß * TK: Das Sethesche Begräbniß ohne Kirchhof A. — B. VGD: Fleischinger, Leipziger Str. 15, im Hause * TK: Taufe bei Fleischinger ohne Mittags da zu bleiben A. — B. TK * OGD A. NiN-SAr 97° * SchirmerSAr 54
996
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1830
21.11.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.11.
24.SnT GV 1.SiA
FrGd+A
Dreifalt.
Kol 2,18–23
05.12.
2.SiA
VmGd
Dreifalt.
Joh 1,12–17
05.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
05.12.
2.SiA
Trauung
Dreifalt.
k.A.
B. TK: [k.St.] * BIB * OGD * TK: Wir communicirten alle bis auf Ehrenfried. A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. Zabel-SW6 B. TK * BIB * OGD A. SM-Einzeldruck B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK
[07.12.–09.01. TK: Hausarrest erhalten wegen verschlimmerter Diarrhöe.]
31.12.
{12.12.
3.SiA
{19.12.
4.SiA
{25.12.
Weihn.I
{26.12.
Weihn.II
Fr
Taufe
TK: Eyssenhard hält die Frühpredigt für mich. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Eisenhardt * OGD: FrGd Schleiermacher} TK: predigt Kober für mich. * BIB zu Dreifalt.: VmGd Kober * OGD: VmGd Schleiermacher} TK: Frühpredigt und Communion hält Sydow. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cadettenpred. Sydow * OGD: FrGd Schleiermacher. Communion} TK: predigt Hosbach für mich. * BIB zu Dreifalt.: VmGd Super. Dr. Hosbach * OGD: VmGd Schleiermacher. Communion} Haus
k.A.
A. — B. VGD: Rose, Charlottenstr. 38, im Hause * TK: Taufe bei Rose [vgl. 12.04.1828]
1831
16.01.
{01.01.
Neujahr
{02.01.
SnN
{09.01.
1.SnE
2.SnE
VmGd
TK: Hosbach predigt für mich um 7. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Super. Dr. Hosbach} TK: Kober predigt für mich. * BIB zu Dreifalt.: VmGd Kober} TK: Eyssenhardt hält für mich die Frühpredigt. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Eisenhardt} Dreifalt.
Apg 10,36
A. Schirmer-SAr 54 B. TK * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
997
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831 16.01.
2.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{23.01.
3.SnE
TK: Sydow predigt für mich. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cadettenpred. Sydow}
29.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
30.01.
Septuag. VmGd+A Dreifalt.
Mt 20,28
30.01.
Septuag. Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.02.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{06.02.
Sexag.
TK: Die Frühpredigt hält Cand. Merkel * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Merkel}
12.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
13.02.
Estom.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 14,9
13.02.
Estom.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.02.
Di
Taufe
Haus
k.A.
19.02.
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{20.02.
Invoc.
TK: Frühpredigt Hegewaldt für mich. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Hegewaldt}
27.02.
Remin.
VmGd
Dreifalt.
Mk 9,12
27.02.
Remin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.03.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{06.03.
Oculi
TK: Frühpredigt Pischon * BIB zu Dreifalt.: FrGd Pischon}
k.A.
k.A.
A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
— TK Oppen-SAr 108 TK * BIB — VGD: 3 Taufen * TK: k.A. — VCD: Röhnisch, Jägerstr. 49 / Benicke, Jägerstr. 12 * TK: k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
— TK Oppen-SAr 108 TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VGD: Krüger, Jägerstr. 23, im Hause * TK: Taufe bei Krüger A. — B. VCD: Bötticher / Seegert * TK: Böttichersche Trauung in der Kirche
A. SM-Slg. 7, Nr. 9 B. TK: über das vorhergesagte Leiden * BIB A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD * TK: k.A.
998
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831 12.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
12.03.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
13.03.
Laet.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 12,23
13.03.
Laet.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.03.
Judica
FrGd+A
Dreifalt.
Kol 3,1–4
20.03.
Judica
Trauung
Dreifalt.
k.A.
24.03.
Do
Trauung
k.A.
k.A.
A. B.
26.03.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
26.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
27.03.
Palm.
VmGd+A Dreifalt.
Hebr 12,3
27.03.
Palm.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.03.
Palm.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
27.03.
Palm.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B.
31.03.
Gründo. Konfirm.
Dreifalt.
31.03.
Gründo. Trauung
Dreifalt.
Apg 2,41; 1Petr 3,21 k.A.
A. B. A. B.
— TK — VGD * TK: k.A. — SM-SAr 15 * TK: [k.St.] * BIB — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen Zabel-SW6 TK * BIB — VCD: Lengnich / Marquardt, beide aus Danzig * TK: Lengnichsche Trauung und später Mittag — VCD: Ferdinand Ludwig Magnus [Bräutigamsvater Johann Matthias Magnus verstorben]{BAB: Behrenstr. 46} / Rosa Louise Paetow {Brautvater David Gottlieb Paetow, BAB: Leipziger Str. 16} * TK: VM Magnussche Trauung — VGD: Bayer (Baeyer), Friedrichstr. 242, im Hause * TK: Taufe bei Bayer (Baeyer) [vgl. 07.01.1826]. Vorbereitung. Mittag bei Bayer (Baeyer) — TK Woltersdorff-SAr 70 TK * BIB — VGD: 6 Taufen * TK: Taufen — VCD: Saenger / Henze * TK: Zwei besondere Trauungen — VCD: Hirschmann / Langhoff * TK: Zwei besondere Trauungen Posthumer Einzeldruck 1895 TK: Einsegnung — VCD * TK: k. A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
999
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831 01.04.
Karfr.
FrGd+A
Dreifalt.
Mt 27,40
02.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
03.04.
OsternI
VmGd+A Dreifalt.
Joh 11,25
03.04.
OsternI
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.04.
OsternII FrGd
Dreifalt.
Apg 1,2
10.04.
Quasim. VmGd
Dreifalt.
Joh 20,[k.V.]
10.04.
Quasim. Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. Woltersdorff-SAr 70 B. BIB: um 6 Uhr * TK: Frühpredigt um 6 Uhr A. — B. TK A. Crayen-SAr 106 B. TK: [k.V.] * BIB: n.v. A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen A. — B. TK * BIB: n.v. A. — B. TK * BIB A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: Taufen
[11.04.–19.04. Reise nach Pommern zu Jonas] 17.04.
Mis.D.
VmGd Taufe
Schwerins- Joh 10,[k.V.] burg k.A. k.A.
A. B. A. B.
20.04.
Mi
22.04.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
24.04.
Jubil.
VmGd
Dreifalt.
Joh 20,27
24.04.
Jubil.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.04.
Jubil.
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B.
27.04.
Bußtag
FrGd+A
Dreifalt.
Phil 2,4
A. B.
01.05.
Cant.
VmGd
Dreifalt.
Joh 21,19p
01.05.
Cant.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
01.05.
Cant.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B.
— TK — VGD: Bürde [vgl. 24.03.1824], Charlottenstr. 19 [k.A. „im Hause“] * TK: NM Taufe — VGD: v. Ike, Unter den Linden 72, im Hause * TK: NM Ikensche Taufe — TK * BIB — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VGD: Klenze, Luisenstr. 25, im Hause * TK: [VM] Klenzische Taufe NiN-SAr 97° * WoltersdorffSAr 70 TK: um ½ 7 U. BIB: n.v. * * BIB: n.v. — TK * BIB — VGD: 7 Taufen * TK: Taufen — VCD: 4 Trauungen * TK: Trauungen
1000
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831 01.05.
Cant.
Taufe
Haus
k.A.
04.05.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.05.
Rogate
FrGd
Dreifalt.
Kol 3,5–11
12.05.
Himm.
VmGd
Dreifalt.
Mt 28,20
12.05.
Himm.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.05.
Exaudi
FrGd
Dreifalt.
Kol 3,12–17
15.05.
Exaudi
Taufe
Haus
k.A.
15.05.
Exaudi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.05.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
21.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
22.05.
Pfing.I
VmGd+A Dreifalt.
Joh 16,13–14
22.05.
Pfing.I
Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.05.
Pfing.II
FrGd
Dreifalt.
Gal 4,6
23.05.
Pfing.II
VmGd
Jerusal.
Apg 10,42–48
A. — B. VGD: Zimmermann, Jerusalemer Str. 20, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Zimmermann A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A. A. Zabel-SW6 B. TK A. — B. TK A. — B. VGD * TK: k.A. A. Zabel-SW6 B. TK A. — B. VGD: D’Alton, Klosterstr. 76, im Hause * TK: Taufe bei d’Alton [vgl. Trauung 10.05.1829] A. — B. VCD * TK A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. TK A. — B. TK A. — B. VGD: 9 Taufen * TK: Taufen A. — B. TK A. — B. TK: über die Epistel
[23.05.–27.05. Reise in den Spreewald] 29.05.
Trin.
VmGd
Dreifalt.
Röm 11,32–33
29.05.
Trin.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.05.
Trin.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
05.06.
1.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 3,18–4,1
06.06.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. SM-Reihe 1, Nr. 1 * SM-Slg. 7, Nr. 22 B. TK A. — B. VGD: 8 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. Zabel-SW6 B. TK A. — B. VGD * TK: VM Taufe
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1001
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831 08.06.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. VGD * TK: [VM] Armen Direction versäumt wegen Taufe A. — B. TK A. SM-Reihe 1, Nr. 2 B. TK A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK
11.06.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
12.06.
2.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Joh 14,27
12.06.
2.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.06.
2.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{14.06.
Di
Vermutung: keine Begräbnispredigt * TK: [VM] Begräbniß von Lettow * St. Nikolai-Gemeinde, Totenbuch 1829– 1831, ELAB 33/114: Ernst Friedrich Gottlob Lettow, Superintendent und Archidiaconus an der Nikolai Kirche, 70 Jahre, Friedrichs-Gracht 57, gestorben am 10. Juni an Altersschwäche, begraben am 14. Juni im alten Kirchengitter vor dem Prenzlauer Tor [k.A. zum Prediger]}
14.06.
Di
SonderGd Dreifalt.
k.A.
16.06.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.06.
3.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 4,2–4
21.06.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
26.06.
4.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 6,34
26.06.
4.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.07.
5.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 4,5–6
03.07.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. — B. TK: Stadtverordnetenpredigt und Wahl. [dazu Planungsnotiz für 13.06.: Um 9 Uhr Stadtverordnetenwahl Predigt] * ELAB, EphArFW 182, Bl. 80r. 82r: Gottesdienst zur Stadtverordnetenwahl, Predigtplan: Schleiermacher am 13.06., Marheineke am 14.06.; vermutlich wurden die Termine getauscht (!) A. — B. VGD * TK: k.A. A. Zabel-SW6 B. TK A. — B. VCD: Oesterreich, Stettin / Friehe, Jägerstr. 34 * TK: Die Friehesche Trauung A. SM-Reihe 1, Nr. 3 B. TK A. — B. VGD: 8 Taufen * TK: Taufen A. Zabel-SW6 B. TK * BIB A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: k A.
1002
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831 03.07.
5.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
10.07.
6.SnT
VmGd
Dreifalt.
Röm 12,15
10.07.
6.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.07.
6.SnT
Taufe
Haus
k.A.
12.07.
Di
Taufe
Haus
k.A.
14.07.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
17.07.
7.SnT
FrGd
Dreifalt.
Kol 4,7–18
17.07.
7.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.07.
8.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 7,1
24.07.
8.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.07.
8.SnT
Trauung
k.A.
k.A.
26.07.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
28.07.
Do
Taufe
k.A.
k.A.
29.07.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{31.07.
9.SnT
TK: Hält Heegewaldt für mich die Frühpredigt. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Hegewaldt}
Do
Trauung
Dreifalt.
04.08
k.A.
A. — B. VCD * TK: k.A. A. SM-Reihe 1, Nr. 4 * Woltersdorff-SAr 70 B. TK * BIB A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: k.A. A. — B. VGD: Buricke, Leipziger Str. 20, Nothtaufe im Hause * TK: k.A. A. — B. VGD: Freiherr v. Raschikauw, Leipziger Str. 14, im Hause * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: vacat A. Zabel-SW6 B. BIB: n.v. * TK: Den Kolosserbrief beendigt. A. — B. VGD * TK: k.A. A. SM-Reihe 1, Nr. 5 B. TK * BIB A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: Hirzel, Leipzig / Reimer, Wilhelmstr. 73 * TK: Hirzel und Anna Reimer werden getraut. Hochzeitmahl A. — B. VCD * TK: NM Trauung A. — B. VGD: Rothe aus Zülchau, Leipziger Str. 93, Nothtaufe [k.A. „im Hause“] * TK: VM Nothtaufe A. — B. VCD * TK: NM Trauung
A. — B. VCD * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1003
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831 07.08.
10.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 7,6
A. B. A. B. A. B.
07.08.
10.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.08.
Mi
Begräbnis Mar.PT
k.A.
10.08.
Mi
Trauung
Haus
k.A.
A. B.
11.08.
Do
Taufe
k.A.
k.A.
A. B.
12.08.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
14.08.
11.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 1,1–8
A. B.
14.08.
11.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.08.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
15.08.
Mo
Trauung
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B.
21.08.
12.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 7,9–11
A.
21.08.
12.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
B. A. B.
SM-Reihe 1, Nr. 6 TK * BIB — VGD: 9 Taufen * TK: k.A. — VVD: Des Professors extra ordinarius bei der philosophischen Fakultät hiesiger Königl. Universität Herrn Heinrich Rose Ehegattin Johanne Rose geb. Rose, gestorben am 7. Aug. im Alter von 28 Jahren, Französische Str. 51 * TK: Früh Morgens Begräbniß bei Rose — VCD: v. Gansauge {BAB: Neue Friedrichstr. 13} / Fränkel [Brautvater Maximilian Joseph Fränkel, Partikulier] {BAB: Fränckel, Unter den Linden 6} * TK: Gansauge – Fränkelsche Trauung — VGD: Heinicke aus Dresden, Mauerstr. 61, Nothtaufe [k.A. „im Hause“] * TK: k.A. — VGD: Hagen, Luisenstr. 24, im Hause * TK: k.A. Zabel-SW5 TK * BIB * Beginn einer Homilienreihe — VGD: 5 Taufen * TK: k.A. — VGD * TK: k.A. — VCD: Goldschmidt, Poststr. 27 / Kunth [Brautvater G. J. C. Kunth, gest. 1829] {BAB: Wilhelmstr. 57} * TK: Abends Goldschmidt – Kunthsche Trauung SM-Reihe 1, Nr. 7 * NiNSAr 119 TK * BIB — VGD: 2 Taufen * TK: k.A.
1004
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831 23.08.
Di
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B.
28.08.
13.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 1,7–14
29.08.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
02.09.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.09.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.09.
14.SnT
VmGd
Dreifalt.
1Tim 4,8
04.09.
14.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.09.
14.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{04.09.
14.SnT
Vermutung zum NmGd: keine Predigt * ELAB, EphArFW 11, Bl.15r: Vakanzpredigt NmGd Paroch. im Gnadenjahr Wilmsen * TK: k.A. * BIB zu Paroch.: NmGd Hilfspred. Benecke}
05.09.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
11.09.
15.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 1,15–22
17.09.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
18.09.
16.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 7,12
18.09.
16.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.09.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
25.09.
17.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 1,23–28
25.09.
17.SnT
Trauung
k.A.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— VGD * TK: k.A. Zabel-SW5 TK: 6–14 * BIB — VGD: v. Brauchitsch, Leipziger Str. 109, im Hause * TK: [NM] Taufe bei Brauchitsch — VGD * TK: VM Taufe — VGD * TK: k.A. SM-Reihe 1, Nr. 8 TK * BIB — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK
A. — B. VGD: Buchwald, Behrenstr. 2, Nothtaufe im Hause * TK: k.A. A. Zabel-SW5 B. TK * BIB A. — B. TK A. SM-Reihe 1, Nr. 9 B. TK: [k.V.] * BIB A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD: Maywald, Potsdamer Str. 11, im Hause * TK: k.A. A. Zabel-SW5 B. TK * BIB A. — B. TK: Wilkensche Trauung * VCD: Pinder / Wilken * Dorotheenstadtgemeinde, Traubuch 1826–1831, ELAB 10/59:
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1005
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831
26.09.
Mo
Trauung
k.A.
k.A.
A. B.
01.10.
Sa
VorbA
Dreifalt.
Lk 15,7
02.10.
18.SnT EF
VmGd+A Dreifalt.
Lk 12,16–21
A. B. A.
02.10.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.10.
18.SnT EF Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
09.10.
19.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 1,29–38
09.10.
19.SnT
Taufe
Haus
k.A.
16.10.
20.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 14,18–19
16.10.
20.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.10.
20.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
18.10.
Di
Trauung
Dreifalt.
k.A.
20.10.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
21.10.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
21.10.
Fr
Taufe
k.A.
k.A.
A. B.
23.10.
21.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Mk 1,39–45
A. B.
27.10.
Do
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
Moritz Eduard Pinder, Doktor der Philosohie, Custos der Königl. Bibliothek, Jäger Str. 54 / Wilken, Behrenstr. 40 — VCD: v. Willich, Pastor in Zudar / v. Cronhelm * TK: Theod. Willichs Trauung Woltersdorff-SAr 70 TK: [k.B.] SM-Reihe 1, Nr. 10 * SMSlg. 7, Nr. 23 TK: [k.St.] * BIB — VGD: 6 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: k.A. Zabel-SW5 TK: [k.St.] * BIB — VGD: Krüger, Wilhelmstr. 102, im Hause * TK: k.A. SM-Reihe 1, Nr. 11 TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: k.A. — VCD * TK: k.A. — VCD * TK: k.A. — VGD * TK: k.A. — VGD: Rose, Französische Str. 51, im Hause [vgl. 10.08.1831] * TK: k.A. — VGD: Knoll, Wilhelmstr. 134, Nothtaufe [k.A. „im Hause“] * TK: k.A. Zabel-SW5 TK: Marc 1, 39 bis Ende. Communion — VGD: v. Stein-Kochberg, Friedrichstr. 47, im Hause * TK: Taufe bei v. Stein
1006
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831 28.10.
Fr
Goldene Hochzeit
Haus
ohne
29.10.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
{30.10.
22.SnT
TK: Brescius predigt für mich, ich die übrigen Amtsgeschäfte. * BIB zu Dreifalt.: VmGd General-Super. u. Consist. Rath Dr. Brescius}
22.SnT
Taufe
Dreifalt.
{03.11.
Do
Vermutung: keine Traupredigt * TK: [Plan] Um 5 Uhr Suchlandsche Trauung * Diese Trauung konnte in den Berliner Kirchenbüchern nicht nachgewiesen werden.}
06.11.
23.SnT
FrGd
Dreifalt.
07.11.
Mo
Begräbnis Dor.OT
k.A.
13.11.
24.SnT
VmGd
Dreifalt.
Joh 15,14
13.11.
24.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
13.11.
24.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
13.11.
24.SnT
Trauung
Haus
k.A.
30.10.
k.A.
Mk 2,1–12
A. SM-Einzeldruck (Feier der goldenen Hochzeit Rosenstiel 61–64) B. TK: Goldene Hochzeit bei Rosenstiel A. — B. VGD: Graf v. Blumenthal, Taubenstr. 7, im Hause * TK: NM Taufe bei Blumenthal
A. — B. VGD: 3 Taufen * TK
A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B.
Zabel-SW5 TK — TK: Dewitzsches Begräbniß [06.11.: Verhandlungen über das Dewizsche Begräbniß] * Dorotheenstadtgemeinde, Totenbuch 1830–1834, ELAB 10/88: Witwe Henriette Louise v. Dewitz, 63 Jahre, gestorben am 4. Nov. an Lungenlähmung, begraben am 7. Nov. um 10 Uhr, Kirchhof Oranienburger Thor im Erbbegräbnis [k.A. zum Prediger] * VVD: kein Eintrag SM-Reihe 1, Nr. 12 TK — VGD: 2 Taufen * TK: Taufen — VCD: Veit / Kuhnert * TK — VCD: Tamnau, Königsberg / Tamnau, Wilhelmstr.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1007
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831
14.11.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
17.11.
Do
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
20.11.
FrGd+A
Dreifalt.
Lk 12,[k.V.]
26.11.
25.SnT GV Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
27.11.
1.SiA
VmGd+A Dreifalt.
Joh 8,56
A. B. A. B. A.
27.11.
1.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.12.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
04.12.
2.SiA
FrGd
Dreifalt.
Mk 2,13–17
04.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.12.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
11.12.
3.SiA
VmGd+A Dreifalt.
Joh 16,27
11.12.
3.SiA
NmGd
Jerusal.
k.A.
A. B.
11.12.
3.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.12.
3.SiA
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B.
11.12.
3.SiA
Trauung
Fr.Werd.
k.A.
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B.
{BAB: 125} * TK: Abends Tamnausche Trauung; [Plan:] Tamnausche Trauung 6 Uhr. — VGD: Hübner, Kleine Wallstr. 2, im Hause * TK: Hübnersche Taufe — VGD: Freiherr v. Forstner, Heiliggeiststr. {BAB: 10}, im Hause * TK: NM Taufe bei Forstner — TK: Communion — TK SM-Reihe 2, Nr. 1 * SM-Slg. 7, Nr. 1 TK — VGD * TK — VGD: Lindner, Mohrenstr. 6, Nothtaufe im Hause * TK: NM Nothtaufe Zabel-SW5 TK: [k.St.] — VGD * TK: k.A. — TK SM-Reihe 2, Nr. 2 TK: [k.B.] * TK: k.A. zu Communion — ELAB, EphArFW 11, Bl. 14r. 16r: Vakanzpredigt NmGd Jerusal. im Gnadenjahr Grunow * TK: k.A. * BIB: n.v. — VGD: 2 Taufen * TK: k.A. — VGD: Mewis, Wilhelmstr. 83, Nothtaufe im Hause * TK: k.A. — Friedrichswerdergemeinde, Traubuch 1830–1836,
1008
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1831
13.12.
Di
Begräbnis Dor.OT
k.A.
A. B.
18.12.
4.SiA
FrGd
Dreifalt.
Mk 2,18–22
24.12.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I VmGd+A Dreifalt.
Lk 2,10–11
25.12.
Weihn.I Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.12.
Weihn.I Trauung
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II FrGd+A
Dreifalt.
Lk 2,15–20
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
ELAB 15/37: Friedheim, prakt. Arzt in Charlottenburg / Liebert [Brautvater Bankier Sigismund Anton Liebert] {BAB: Unterwasserstr. 7}, Prediger Schleiermacher als Gast * TK: Mittag Liebertsche Trauung * VCD: kein Eintrag * Die von Schinkel entworfene neue Friedrichswerderkirche wurde am 10. Juli 1831 eingeweiht. — TK: Ausgesezt wegen Seebecks Begräbniß * Dorotheenstadtgemeinde, Totenbuch 1830–1834, ELAB 10/88: Thomas Johann Seebeck, Dr. medic., Mitglied der Königl. Akademie der Wissenschaften, 61 Jahre, gestorben am 10. Dez., begraben am 13. Dez. Morgens 8 Uhr in der Alleé [k.A. zum Prediger] * VVD: kein Eintrag Zabel-SW5 TK: [k.St.] — TK SM-Reihe 2, Nr. 3 TK — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK SM-Reihe 2, Nr. 4 * SM-Slg. 7, Nr. 5 TK
1832 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
Röm 14,7–8
01.01.
Neuj.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.01.
1.SnE
FrGd
Dreifalt.
Mk 2,23–3,5
08.01.
1.SnE
Trauung
k.A.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-Reihe 2, Nr. 5 TK: 14,7 * OGD — VGD: 3 Taufen * TK: k.A. Zabel-SW5 TK * BIB * OGD — VCD: Hugo Buttmann / Verhuven, beide aus Frankfurt am
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1009
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832
14.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
15.01.
2.SnE
VmGd+A Dreifalt.
Joh 1,47–51
15.01.
2.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
18.01.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.01.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.01.
Do
KrankenA Haus
k.A.
21.01.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.01.
3.SnE
FrGd
Dreifalt.
Mk 3,6–12
29.01.
4.SnE
VmGd
Dreifalt.
Joh 4,25–26
29.01.
4.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.02.
Do
Taufe
Haus
k.A.
05.02.
5.SnE
FrGd
Dreifalt.
Mk 3,13–21
12.02.
6.SnE
VmGd
Dreifalt.
Joh 9,35–38
12.02.
6.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.02.
6.SnE
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.02.
Septuag. FrGd+A
Dreifalt.
Hebr 12,11–12
25.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
26.02.
Sexag.
VmGd+A Dreifalt.
Lk 19,5–10
26.02.
Sexag.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.02.
Sexag.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
Main * TK: Buttmannsche Trauung [vermutl. Behrenstr. 71, vgl. 23.06.1829] — TK * OGD SM-Reihe 2, Nr. 6 TK * BIB * OGD — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: NM Trauung — VGD * TK: VM Taufe — TK: KrankenCommunion — VGD * TK: k.A. Zabel-SW5 TK * BIB * OGD SM-Reihe 2, Nr. 7 TK * BIB * OGD — VGD: 5 Taufen * TK: k.A. — VGD: Wentzel, Grenadierstr. 31, Nothtaufe [k.A. „im Hause“] * TK: NM Akademie. Vorher Taufe Zabel-SW5 TK * BIB * OGD SM-Reihe 2, Nr. 8 TK * BIB * OGD — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK: Trauung SM-Einzeldruck TK: Cholerafest * OGD * BIB: Dankfest der Befreyung dieser Stadt von der Cholera — TK * OGD SM-Reihe 2, Nr. 9 TK * BIB * OGD — VGD: 5 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK
1010
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832 04.03.
Estom.
FrGd
Dreifalt.
Mk 3,22–30
A. B. A. B. A.
10.03.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
11.03.
Invoc.
VmGd+A Dreifalt.
Lk 24,25–27
11.03.
Invoc.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.03.
Invoc.
Taufe
Bethleh.
k.A.
18.03.
Remin.
FrGd
Dreifalt.
Mk 3,31–35
25.03.
Oculi
VmGd
Dreifalt.
Joh 14,30–31
25.03.
Oculi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.03.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
29.03.
Do
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.03.
Do
Taufe
Haus
k.A.
{01.04.
Laet.
TK: Frühpredigt für mich hält Cand. Geißler * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand Geißler * OGD: FrGd Schleiermacher}
01.04.
Laet.
VmGd+A Paroch.
Joh 16,32
01.04.
Laet.
Begräbnis Dreif.PT
k.A.
B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
Zabel-SW5 TK * BIB * OGD — TK * OGD SM-Reihe 2, Nr. 10 * OppenSN 596/5 [Fragm.] TK * BIB * OGD — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VGD * TK: k.A. Zabel-SW5 TK * BIB * OGD SM-Reihe 2, Nr. 11 * SMSlg. 7, Nr. 11 TK * BIB * OGD — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VCD: 2 Trauungen * TK: NM Zwei Trauungen, eine Taufe — VGD * TK — VGD: Collani, Neue Kommandantenstr. 37, im Hause * TK: Abends Taufe bei Collani
A. SM-Reihe 2, Nr. 12 B. TK * BIB * ELAB, EphArFW 11, Bl. 15r: Vakanzpredigt 25.03. VmGd Paroch. im Gnadenjahr Wilmsen; Termintausch mit Marheineke Vakanzpredigt 01.04. NmGd A. — B. VVD: Louise Elisabeth Rosenstiel, geb. Decker, 68 Jahre, gestorben am 28. März, Ehefrau von Friedrich Philipp Rosenstiel, Ober-Finanzrath und Direktor, Leipziger Str. 4,
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1011
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832
05.04.
Do
Trauung
Haus
k.A.
A. B.
08.04.
Judica
VmGd
Dreifalt.
Joh 16,33
08.04.
Judica
Trauung
Dreifalt.
k.A.
08.04.
Judica
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B.
11.04.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.04.
Palm.
FrGd+A
Dreifalt.
Mk 4,1–9
18.04.
Mi
Taufe
k.A.
k.A.
#19.04. Gründo. Konfirm.+ Dreifalt. VorbA
Phil 4,4
A. B. A. B. A. B.
A. B.
20.04.
Karfr.
VmGd+A Dreifalt.
Röm 5,7–8
22.04.
OsternI
FrGd+A
Dreifalt.
k.A.
22.04.
OsternI
Trauung
Dreifalt.
k.A.
22.04.
OsternI
VorbA
Dreifalt.
k.A.
23.04.
OsternII VmGd+A Dreifalt.
Lk 24,1–3
23.04.
OsternII Taufe
Dreifalt.
k.A.
23.04.
OsternII Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
[23.04.–10.05. Reise nach Dresden und in die Lausitz]
Erbbegräbnis Friedhof Potsdamer Tor * TK — VCD: Wilke, Friedrichstr. 162 / Pappritz, Bellevue Str. 8 * TK: Mittag Trauung bei Pappritz SM-Reihe 3, Nr. 1 TK * BIB * OGD — VCD * TK — VGD: Funck, Mauerstr. 62, im Hause * TK: Taufe bei Funk — VCD * TK: k.A. Zabel-SW5 TK * BIB * OGD — VGD: Eda Anna Benda [geb. 16.10.1813, Vater Daniel Alexander Benda, Mosaischen Glaubens], Neue Friedrichstr. 49 [k.A. „im Hause“] * TK: Taufe von Anna Benda SM-Mag.Cas. 1834, 268–272 [o.T.] TK: Einsegnung. Vorbereitung * OGD SM-Reihe 3, Nr. 2 TK * BIB * OGD — TK * OGD * BIB: 6 ½ Uhr — VCD * TK: k.A. — TK * OGD SM-Reihe 3, Nr. 3 TK * BIB * OGD — VGD: 4 Taufen * TK: k.A. — VCD * TK: k.A.
1012
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832 {29.04.
Quasim.
{06.05.
Mis.D.
TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Oberheim * OGD: FrGd Schleiermacher} TK: [keine Predigt] * BIB zu Dreifalt.: VmGd Cadettenpred. Sydow * OGD: VmGd Schleiermacher. Communion}
13.05.
Jubil.
FrGd
Dreifalt.
Mk 4,10–25
13.05.
Jubil.
Taufe
Haus
k.A.
15.05.
Di
VorbA
Dreifalt.
k.A.
16.05.
Bußtag
VmGd+A Dreifalt.
Spr 14,34
17.05.
Do
Taufe
k.A.
B. A. B.
18.05.
Fr
Begräbnis Singakademie
ohne
A.
Haus
A. B. A. B. A. B. A.
B. 19.05.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
20.05.
Cant.
FrGd
Dreifalt.
Mk 4,26–34
20.05.
Cant.
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B.
21.05.
Mo
Begräbnis Dreif.PT
ohne
A. B.
22.05.
Di
Begräbnis Dreif.PT
k.A.
A. B.
Zabel-SW5 TK * BIB * OGD — VGD: Fleischinger, Leipziger Str. 15, im Hause * TK: Mittag Taufe bei Fleischinger — TK * OGD SM-Reihe 3, Nr. 4 * SMSlg. 7, Nr. 17 TK * BIB * OGD — VGD: Froriep, Behrenstr. 65, im Hause * TK: k.A. NiN, Freies Deutsches Hochstift, Frankfurter GoetheHaus, Hs-1101 TK: Zeltersches Begräbniß [Karl Friedrich Zelter] — VGD: Bötticher, Kochstr. 13, im Hause * TK: Mittags Taufe bei Bötticher Zabel-SW5 TK * BIB * OGD — VGD: Ehrenberg, Friedrichstr. 94, im Hause * TK: Taufe bei Ehrenberg SM-Mag.Cas. 1834, 276–279 VVD: Christian Carl Wolfart, Doktor der Medicin, practischer Arzt und Professor an der hiesigen Königl. Universität, 54 Jahre, Taubenstr. 7, gestorben am 17. Mai, Nervenschlag, Potsdamer Thor, Familien Begräbniß * TK: NM Wolfarts Begräbniß — VVD: Friedrich Philipp Rosenstiel, Geheimer Ober-Finanz-
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1013
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832 rath, Director der Porzellan Manufactur, 78 Jahre, gestorben am 18. Mai, begraben Potsdamer Thor Erbbegräbniß * TK: Wegen Rosenstiels Begräbniß die erste Stunde ausgesezt — VCD: le Jeune-Dirichlet, Taubenstr. 18 / MendelssohnBartholdy, Leipziger Str. 4 * TK: [NM] Trauung Dirichlet — VCD: Blass, ref. Pastor in Leipzig / Bergemann, Leipziger Str. 15 * TK: Akademie versäumt wegen der Blassischen Trauung SM-Reihe 3, Nr. 5 TK * BIB * OGD — VGD: 6 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK SM-Mag.Cas. 1834, 273–275 VVD: Ludwig August Heegewaldt, designirter Prediger an der hiesigen Jerusalems und Neuen Kirche, 35 Jahre, Taubenstr. 45, gestorben am 25. Mai an Lungenschwindsucht, Hallesches Thor alter Kirchhof, Wahlstelle, frei * TK: NM Heegewaldts Begräbniß — TK * OGD * BIB SM-Reihe 3, Nr. 6 TK * BIB * OGD — VGD: 8 Taufen * TK: Taufen
22.05.
Di
Trauung
Haus
k.A.
A. B.
24.05.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B.
27.05.
Rogate
VmGd
Dreifalt.
Joh 14,9
27.05.
Rogate
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.05.
Rogate
Trauung
Dreifalt.
k.A.
28.05.
Mo
Begräbnis Dreif.HTa ohne
A. B. A. B. A. B. A. B.
31.05.
Himm.
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 12,32
03.06.
Exaudi
VmGd
Dreifalt.
Apg 1,21–22
03.06.
Exaudi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{03.06.
Exaudi
Vermutung zum NmGd: keine Predigt * ELAB, EphArFW 11, Bl. 14r: Vakanzpredigt NmGd Jerusal. im Gnadenjahr Grunow; Bl. 16v; dazu Schleiermachers Randnotiz: „Ich Nachmittag in Nicolai für Lettow›› * TK: k.A. * BIB zu Jerusal.: NmGd Cand. Oberheim * BIB zu Nicolai: NmGd Cand. Messow * Vgl. Nachweis zum 24.06.}
A. B. A. B. A. B.
1014
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832 09.06.
Sa
Trauung
k.A.
k.A.
A. — B. VCD: Eduard Wolff, Professor, Doktor und Regimentsarzt am hiesigen Königl. Kadetteninstitut, 38 Jahre {BAB: Neue Friedrichstr. 12} / Pauline v. Splittgerber, 29 Jahre, Brautvater Particulier Christian David Friedrich v. Splittgerber verstorben {BAB: kein Eintrag}, Trauung durch Schleiermacher auf Dimissoriale von Sydow * TK: Mittag Splittgerber – Wolffsche Trauung A. Woltersdorff-SAr 71 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: NM Vorbereitung * OGD A. SM-Reihe 3, Nr. 7 * SM-Slg. 7, Nr. 21 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 7 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD * TK: k.A. A. Zabel-SW5 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: Bayer (Baeyer) [vgl. 07.01.1826], Friedrichstr. 242, im Hause * TK: Taufe bei Eugenie Baeier A. SM-Reihe 3, Nr. 8 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK: NM Trauung
10.06.
Pfing.I
FrGd+A
Dreifalt.
Joh 16,7
10.06.
Pfing.I
VorbA
Dreifalt.
k.A.
11.06.
Pfing.II
VmGd+A Dreifalt.
Joh 16,13–14
11.06.
Pfing.II
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.06.
Pfing.II
Trauung
Dreifalt.
k.A.
17.06.
Trin.
FrGd
Dreifalt.
Mk 4,35–41
23.06.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
24.06.
1.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 5,38–39
24.06.
1.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.06.
1.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
{24.06.
1.SnT
Vermutung zum VmGd 11h: keine Predigt * ELAB, EphArFW 11, Bl. 19r: Vakanzpredigt 11h Klosterkirche im Gnadenjahr Lettow; der am 31.07.1831 von Schleiermacher erbetene erneute Umlauf der Terminliste zum Jahresanfang 1832 erfolgte im Dezember 1831 zusammen mit der neuen Vakanzliste für Nicolai (vgl. Bl. 20r) und erbrachte keine Korrekturen. Vermutlich tauschte Schleiermacher seinen Termin mit Hoßbach,
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1015
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832 der im Gnadenjahr Lettow für den NmGd am 03.06.1832 in der Nicolaikirche vorgesehen war, ließ sich zu diesem neuen Termin dann aber vertreten (vgl. Nachweis zum 03.06.). * TK: k.A. * BIB zum 24.06.: Graues Kloster VmGd 11h Schweder} 26.06.
Di
SonderGd Dreifalt.
28.06.
Do
Trauung
Dreifalt.
01.07.
2.SnT
FrGd
Dreifalt.
01.07.
2.SnT
Taufe
Haus
07.07.
Sa
VorbA
Dreifalt.
08.07.
3.SnT
VmGd+A Dreifalt.
08.07.
3.SnT
Taufe
Dreifalt.
12.07.
Mi
Taufe
Dreifalt.
14.07.
Sa
Begräbnis Dor.HT
Sirach 10,31–32 A. — B. TK: Stadtverordnetenwahl Predigt * ELAB, EphArFW 182, Bl. 95v. 98v. 102v: Gottesdienst zur Stadtverordnetenwahl k.A. A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: k.A. Mk 5,1–20 A. Zabel-SW5 B. TK * BIB * OGD k.A. A. — B. VGD: Tochter von Ehepaar Zeller bei Reimer, Wilhelmstr. 73 * TK: Mittags Taufe des Zellerschen Kindes k.A. A. — B. TK * OGD Apg 6,1–5 A. SM-Reihe 3, Nr. 9 B. TK * OGD k.A. A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen k.A. A. — B. TK * VGD: Taufe am 11.07. k.A. A. — B. TK: Burghaltisches Begräbnis * Dorotheenstadtgemeinde, Totenbuch 1830–1834, ELAB 10/88: August Ferdinand Burghalter, 56 Jahre, Dorotheenstr. 25, gestorben am 10. Juli, begraben am 14. Juli früh um 5Uhr auf dem Halleschen 3. Kirchhof [k.A. zum Prediger] * VVD: kein Eintrag
[14.–15.07. Reise nahe Berlin] {15.07.
4.SnT
TK: Sydow predigt für mich. * OGD: FrGd Schleiermacher. Communion}
1016
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832 22.07.
5.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 7,59
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
22.07.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.07.
5.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
23.07.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
27.07.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.07.
Fr
Trauung
Dreifalt.
k.A.
29.07.
6.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 5,21–34
02.08.
Do
Taufe
Haus
k.A.
05.08.
7.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Apg 8,36.38
05.08.
7.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.08.
8.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 5,35–43
15.08.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
16.08.
Do
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
18.08.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
18.08.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.08.
9.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Apg 9,5
19.08.
9.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.08.
9.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
26.08.
10.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 6,1–6
26.08.
10.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-Reihe 3, Nr. 10 TK * OGD — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — VCD * TK: k.A. — VGD * TK — VCD * TK Zabel-SW5 TK * OGD — VGD: Rose, Charlottenstr. 38, im Hause * TK: Taufe bei Rose [vgl. 12.04.1828] SM-Reihe 3, Nr. 11 TK * OGD — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen Zabel-SW5 TK * OGD — VGD: Goldschmidt, Poststr. 27, im Hause * TK: Abends Taufe bei Goldschmidts — VGD: Oswald, Lindenstr. 33, im Hause * TK: Abends Taufe bei Oswald — TK * OGD — VGD * TK: k.A. SM-Reihe 3, Nr. 12 TK * OGD — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK Zabel-SW5 TK * OGD — VGD * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1017
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832 29.08.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
01.09.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
02.09.
11.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Apg 10,31
02.09.
11.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.09.
11.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
04.09.
Di
Taufe
Haus
k.A.
09.09.
12.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 6,7–11
16.09.
13.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 11,17
16.09.
13.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
20.09.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
23.09.
14.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 6,12–29
30.09.
VmGd
Dreifalt.
Mt 6,31
Taufe
Dreifalt.
k.A.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
06.10.
15.SnT EF 15.SnT EF 15.SnT EF Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
07.10.
16.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 6,30–34
14.10.
17.SnT
VmGd
Dreifalt.
Apg 11,27–30
30.09. 30.09.
A. — B. VGD: v. Dziembowsky, Behrenstr. 39, im Hause * TK: Mittag Taufe bei Dziembowsky A. — B. TK * OGD A. SM-Reihe 4, Nr. 1 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: Rudorff / Pistor, Mauerstr. 44 * TK: Trauung in der Kirche und später Mittag bei Pistors * Ernst Rudorff: Aus den Tagen der Romantik, 1938, S. 139: Trauung von Elisabeth Pistor durch Schleiermacher A. — B. VGD: Scheffler, Kronenstr. 9, im Hause * TK: k.A. A. Zabel-SW5 B. TK * BIB * OGD A. SM-Reihe 4, Nr. 2 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 7 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: NM Trauungen A. Zabel-SW5 B. TK * BIB * OGD A. SM-Reihe 4, Nr. 3 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. — B. VCD * TK: k.A. A. Oppen-SN 606 * Woltersdorff-SAr 71 * Zabel-SW5 B. TK * BIB * OGD A. SM-Reihe 4, Nr. 4 B. TK * BIB * OGD
1018
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832 14.10.
17.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.10.
17.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.10.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
19.10.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.10.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B.
20.10.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
21.10.
18.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 6,35–44
24.10.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B.
24.10.
Mi
Begräbnis Dreif.PT
k.A.
A. B.
27.10.
Sa
VorbA
k.A.
28.10.
19.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Apg 12,19–23
28.10.
19.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.10.
19.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
28.10.
19.SnT
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
01.11.
Do
Trauung
k.A.
k.A.
A. B.
04.11.
20.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Mk 6,45–56
A. B.
Dreifalt.
A. B. A. B.
— VGD * TK: k.A. — VCD: 2 Trauungen * TK: k.A. — VGD: Wagner, Mohrenstr. 48, im Hause * TK: k.A. — VGD * TK: k.A. — VGD: v. Grolmann, Behrenstr. 47, im Hause * TK: Taufe bei Grolmann — VGD: Scheller, Behrenstr. 67, im Hause * TK: Taufe bei Scheller Zabel-SW5 TK * BIB * OGD — VGD: v. Kaphengst, Schützenstr. 3, im Hause * TK: Kaphengst Taufe und Begräbnis — VVD: Friederike Adele v. Kaphengst geb. v. Zeglin, Schützenstr. 3, Wochenbett * TK: Kaphengst Taufe und Begräbniß — TK * OGD SM-Reihe 4, Nr. 5 TK * BIB * OGD — VGD: 8 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — VGD: Dinglinger, Spittelbrücke 18, im Hause * TK: Abends Taufe bei Dinglinger — VCD: Bötticher / Stier, beide Kochstr. 3 * TK: Mittag Stiersche Trauung Zabel-SW5 TK * BIB * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1019
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832 04.11.
20.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
10.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
Joh 15,6
11.11.
21.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Apg 16,16–18
11.11.
21.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.11.
21.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
12.11.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
18.11.
22.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 7,1–5
24.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
25.11.
23.SnT GV
VmGd+A Dreifalt.
Joh 11,16
25.11.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.11.
23.SnT GV Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
01.12.
Sa
Trauung
k.A.
k.A.
02.12.
1.SiA
FrGd
Dreifalt.
Mk 7,6–13
{02.12.
1.SiA
Vermutung zum NmGd: keine Predigt * ELAB, EphArFW 11, Bl. 22r: Vakanzpredigt NmGd Nikol. im Gnadenjahr Nicolai * TK: k.A. * BIB zu Nikol.: NmGd Pischon}
Sa
Taufe
Haus
08.12.
k.A.
A. — B. TK: NM Trauung * VCD: Trauung war erst im Oktober für St. Hedwig vorgesehen (ELAB 11/85, S. 122) A. — B. TK * OGD A. SM-Reihe 4, Nr. 6 B. TK * BIB * OGD A. — B. VGD: 4 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. — B. VGD: Schade, Mauerstr. 41, im Hause * TK: k.A. A. Zabel-SW5 B. TK * BIB * OGD A. — B. TK: Vorbereitung * OGD: k.A. zu Vorbereitung A. SM-Reihe 4, Nr. 7 * SM-Slg. 7, Nr. 25 B. TK * BIB * OGD: k.A. zu Abendmahl A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK: k.A. A. — B. VCD: v. Hanneken {BAB: Friedrichstr. 237} / Richter * TK: Mittag die Richter Hannekensche Trauung A. Zabel-SW5 B. TK * BIB * OGD
A. — B. VGD: D’Alton, Klosterstr. 76, im Hause * TK: Abends Taufe
1020
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832
09.12.
2.SiA
VmGd
Dreifalt.
Hebr 4,15
A. B. A. B. A. B.
09.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.12.
2.SiA
Trauung
Dreifalt.
k.A.
10.12.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
12.12.
Mi
KrankenA Haus
k.A.
12.12.
Mi
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B.
16.12.
3.SiA
FrGd
Dreifalt.
Mk 7,14–23
23.12.
4.SiA
VmGd
Dreifalt.
Hebr 3,5–6
A. B. A. B.
23.12.
4.SiA
25.12.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
Weihn.I FrGd+A
Dreifalt.
Gal 4,4
{25.12.
TK: Vorbereitung fiel aus. * OGD: Vorbereitung Schleiermacher}
Weihn.I
26.12.
Weihn.II VmGd
Dreifalt.
Gal 3,27–28
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II Trauung
Haus
k.A.
29.12.
Sa
Haus
k.A.
Taufe
A. B. A. B.
bei d’Alton [vgl. Trauung 10.05.1829] SM-Reihe 4, Nr. 8 TK * BIB * OGD — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD [k.A. zum Prediger] * TK: Trauung — VGD: Dr. med. Zimmermann, Leipziger Str. 62, im Hause * TK: Taufe bei Dr. Zimmermann — TK: NM KrankenCommunion — VGD: Hafenrichter, Nothtaufe im Hause {BAB: Krausenstr. 2} * TK: [NM] Taufe Zabel-SW5 TK * BIB * OGD SM-Reihe 4, Nr. 9 * SM-Slg. 7, Nr. 3 TK [gestrichen Mk 7,17–23!] * BIB * OGD — VGD: 2 Taufen * TK: k.A. Woltersdorff-SAr 71 TK * BIB * OGD
A. SM-Reihe 4, Nr. 10 * SMSlg. 7, Nr. 6 B. TK * BIB * OGD * TK: Communion fiel aus. * OGD: Communion Schleiermacher A. — B. VGD: 2 Taufen * TK: k.A. A. — B. VCD: Ahlborn / Martins {BAB: Lindenstr. 46} * TK: Mittags Trauung bei Martins A. — B. VGD: Poggendorff, Dorotheenstr. 64, im Hause * TK: k.A.
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1021
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1832 30.12.
SnW
FrGd
Dreifalt.
Mk 7,24–30
A. Zabel-SW5 B. TK * BIB * OGD
1833 01.01.
Neuj.
VmGd
05.01.
Sa
Begräbnis Dreif.HTa k.A.
06.01.
Epiph.
FrGd
Dreifalt.
Mk 7,31–37
12.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
13.01.
1.SnE
VmGd+A Dreifalt.
Apg 2,22
13.01.
1.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
{19.01.
Sa
VCD: Wiesner / Kemp, getraut durch Spilleke für Schleiermacher * TK zur Trauung: k.A.}
20.01.
2.SnE
FrGd
Dreifalt.
Mk 8,1–9
27.01.
3.SnE
VmGd
Dreifalt.
Apg 10,36
27.01.
3.SnE
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.01.
Mo
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.01.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
28.01.
Mo
Trauung
Dreifalt.
k.A.
31.01.
Do
Taufe
Haus
k.A.
03.02.
Septuag. FrGd
Dreifalt.
Mk 8,10–21
05.02.
Di
Haus
k.A.
Taufe
Dreifalt.
Röm 15,1–3
A. SM-Reihe 4, Nr. 11 B. TK: Predigt ohne Amtsgeschäfte * BIB A. — B. VVD: Carl Wilhelm Ludwig Schede, 58 Jahre, gestorben am 1. Jan. * TK: Schedes Begräbniß A. Zabel-SW5 B. BIB * TK A. — B. TK A. SM-Reihe 4, Nr. 12 B. TK * BIB A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
Zabel-SW5 TK * BIB SM-Reihe 5, Nr. 1 TK * BIB — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VGD * TK: k.A. — VGD: Just, Wilhelmstr. 114, im Hause * TK: k.A. — VCD * TK: k.A. — VGD: v. Ike, Unter den Linden 5, im Hause * TK: [NM] Taufe bei Ike Zabel-SW5 TK * BIB — VGD: Steinbrück, Zimmerstr. 42, im Hause * TK: [VM] Taufe bei Steinbrück
1022
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1833 10.02.
Sexag.
VmGd
Dreifalt.
Joh 13,34
A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-Reihe 5, Nr. 2 TK * BIB — VGD: 3 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — TK: Kollegia ausgesezt wegen des Begräbnisses der Generalin Braun * Garnisonkirche Berlin, Totenbuch 1827–1833, GStAPK, VIII. Hauptabteilung, Militärkirchenbücher, Nr. 494, 2, S. 662 (Fiche 954): Johanna Maria Amalie Margarethe Braun geb. Michelsen, 48 Jahre, Ehegattin des Königl. General-Lieutenants und General-Inspecteurs der Geschützund Waffen-Fabrikation Herrn Johann Carl Ludwig Braun, aus Berlin gebürtig, hinterläßt Ehegatten und 9 Kinder, Dorotheenstr. 25, gestorben am 7. Febr. an Lungensucht, begraben auf dem 1. Garnisonkirchhof. [k.A. zum Prediger] * VVD: kein Eintrag — VGD: Gerike, Kreuzberg bei Berlin * TK: k.A. Zabel-SW5 TK * BIB — TK SM-Reihe 5, Nr. 3 TK * BIB — VGD * TK — VCD * TK — VCD * TK: NM Trauung
10.02.
Sexag.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
10.02.
Sexag.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
11.02.
Mo
Begräbnis Garnis.LS
k.A.
15.02.
Fr
Taufe
k.A.
k.A.
A. B.
17.02.
Estom.
FrGd+A
Dreifalt.
Mk 8,22–31
23.02.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
24.02.
Invoc.
VmGd+A Dreifalt.
Lk 22,49–53
24.02.
Invoc.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
24.02.
Invoc.
Trauung
Dreifalt.
k.A.
27.02.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
{03.03.
Remin.
TK: Frühpredigt abgegeben. Jonas Antrittspredigt gehört. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Geißler}
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1023
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1833 09.03.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
10.03.
Oculi
VmGd
Dreifalt.
1Tim 6,13
10.03.
Oculi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
14.03.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
16.03.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
16.03
Sa
Trauung
Dreifalt.
k.A.
17.03.
Laet.
FrGd
Dreifalt.
Mk 8,31–9,1
24.03.
Judica
VmGd
Dreifalt.
Apg 2,23
24.03.
Judica
Taufe
Dreifalt.
k.A.
25.03.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
#30.03. Sa
Konfirm.
Dreifalt.
Eph 4,15
31.03.
Palm.
FrGd
Dreifalt.
Joh 19,26–27
04.04.
Gründo. VorbA
Dreifalt.
k.A.
05.04.
Karfr.
VmGd+A Dreifalt.
Röm 5,19
06.04.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
06.04.
Sa
Konfirm. PrivatA
k.A.
k.A.
A. — B. VGD: Pinder, Neue Friedrichstr. 50, im Hause * TK: NM Taufe bei Pinder A. SM-Reihe 5, Nr. 4 * ZabelSFK 3 B. TK * BIB * LA A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK: [NM] Trauung A. — B. VGD: Encke, Dorotheenstr. 7, im Hause * TK: Taufe bei Encke A. — B. VCD: Heyder, An der Schleuse 1 / Spieß, Wilhelmsplatz 4 * TK: NM Trauung A. Zabel-SW5 B. TK * BIB A. SM-Reihe 5, Nr. 5 * Oberheim-SFK 4 B. TK * BIB A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. — B. VGD: Lommatzsch, Unter den Linden {BAB: 46}, im Hause * TK: Abends Taufe bei Lommatzsch A. SM-Mag.Cas. 1834, 263–267 [o.T.] B. TK: Einsegnung von 88 Kindern A. — B. TK * BIB A. — B. TK A. SM-Reihe 5, Nr. 6 * ZabelSFK 5 B. TK * BIB A. — B. VGD: Hesse, Wilhelmstr. {BAB:100}, im Hause * TK: Taufe bei Hesse A. — B. TK: Confirmation und Communion der Luise Schmidt
1024
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1833 07.04.
OsternI
FrGd+A
Dreifalt.
1Kor 5,6–8
07.04.
OsternI
VorbA
Dreifalt.
k.A.
07.04.
OsternI
Trauung
Dreifalt.
k.A.
08.04.
OsternII VmGd+A Dreifalt.
Apg 3,13–15
08.04.
OsternII Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.04.
OsternII Taufe
Haus
k.A.
08.04.
OsternII Trauung
Haus
k.A.
12.04.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
{14.04.
Quasim.
TK: Die Frühpredigt hält Gemberg. * BIB zu Dreifalt.: FrGd Cand. Gemberg}
20.04.
Sa
VorbA
Dreifalt.
21.04.
Mis.D.
VmGd+A Dreifalt.
Joh 21,1–8
21.04.
Mis.D.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
28.04.
Jubil.
FrGd
Dreifalt.
Mk 9,2–13
01.05.
Bußtag
VmGd+A Dreifalt.
2Tim 1,7
02.05.
Do
Trauung
k.A.
k.A.
k.A.
A. — B. TK: über die Epistel * BIB: 6 ½ Uhr A. — B. TK A. — B. VCD * TK: k.A. A. SM-Reihe 5, Nr. 7 * SM-Slg. 7, Nr. 15 * Zabel-SFK 6 B. TK * BIB A. — B. VGD * TK A. — B. VGD: Schulz, Kochstr. 66, im Hause [k.A. zum Prediger] * TK: Taufe bei dem Lehrer Schulz A. — B. VCD: Sethe, Magdeburg / Reimer, Wilhelmstr. 73 * TK: Trauung von Adelheid Reimer. Gastmahl. A. — B. VGD: Crelinger, Leipziger Str. 46, im Hause * TK: Taufe bei Crelinger
A. — B. TK A. SM-Reihe 5, Nr. 8 * Oberheim-SFK 7 B. TK * BIB A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. Zabel-SW6 B. TK * BIB A. SM-Reihe 5, Nr. 9 B. TK * BIB * TK: Communion mit Pischons Hilfe A. — B. VCD: Emmert / Kemner, beide Wilhelmstr. 79 * TK: Abends Trauung, dann bei Steffens
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1025
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1833 05.05.
Cant.
FrGd
Dreifalt.
Mk 9,14–29
A. B. A. B.
05.05.
Cant.
Trauung
k.A.
k.A.
08.05.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
11.05.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
12.05.
Rogate
VmGd+A Dreifalt.
Joh 20,21
12.05.
Rogate
Taufe
Dreifalt.
k.A.
12.05.
Rogate
Taufe
Haus
k.A.
16.05.
Himm.
FrGd+A
Dreifalt.
Apg 1,12–14
19.05.
Exaudi
VmGd
Dreifalt.
Apg 1,21–22
19.05.
Exaudi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
19.05.
Exaudi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
19.05.
Exaudi
Taufe
Haus
k.A.
26.05.
Pfing.I
FrGd+A
Dreifalt.
1Kor 12,3
A. B.
27.05.
Pfing.II
VmGd+A Dreifalt.
1Kor 3,16
27.05.
Pfing.II
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.05.
Pfing.II
Trauung
Dreifalt.
k.A.
02.06.
Trin.
FrGd
Dreifalt.
Mk 9,30–40
A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
Zabel-SW6 TK — VCD: Hedemann aus Demmin / Jordan [verstorbener Brautvater Henry Jordan, Kaufmann] {BAB: Französische Str. 40} * TK: Hedemann – Jordansche Trauung und Hochzeitmahl — VGD * TK: k.A. — TK SM-Reihe 5, Nr. 10 TK — VGD: 2 Taufen * TK: Taufen — VGD: Blume, Unter den Linden 54, im Hause * TK: Taufe bei Dr. Blume — TK SM-Reihe 5, Nr. 11 * ZabelSFK 8 TK * LA — VGD: 6 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — VGD: Freiherr v. Forstner, Heiliggeiststr {BAB: 10}, im Hause * TK: Abends Taufe bei Forstners — TK: Communion, wir auch sämmtlich. SM-Reihe 5, Nr. 12 TK — VGD: 2 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK Zabel-SW6 TK
1026
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1833 {02.06.
Trin.
VGD: Wigand, Friedrichstr. 41, im Hause getauft von Schleiermacher * TK: sehr unwohl so dass ich Jonas bat die Taufe bei Wigand für mich zu übernehmen.}
09.06.
1.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 16,24
09.06.
1.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
09.06.
1.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.06.
Sa
Taufe
Dreifalt.
k.A.
16.06.
2.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Mk 9,41–50
21.06.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
22.06.
Sa
Begräbnis Dreif.HTa k.A.
22.06.
Sa
VorbA
23.06.
3.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 6,32–35
23.06.
3.SnT
Taufe
k.A.
25.06.
Di
SonderGd Dreifalt.
Spr 16,1–2
26.06.
Mi
KrankenA Haus
k.A.
26.06.
Mi
Trauung
Dreifalt.
k.A.
30.06.
4.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 10,1–12
06.07
Sa
VorbA
Dreifalt.
Röm 5,11
Dreifalt.
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B.
A. B. A. B.
SM-Reihe 6, Nr. 1 TK — VGD: 7 Taufen * TK: Taufen — VCD: 2 Trauungen * TK: zwei Trauungen — VGD * TK Zabel-SW6 TK — VGD * TK: k.A. — VVD: Witwe Johanne Friederike Mieth geb. Martins, 82 Jahre, Leipziger Str. 112 * TK: Miethsches Begräbniß — TK: Vorbereitung SM-Reihe 6, Nr. 2 TK — VGD: 7 Taufen * TK: Taufen — TK: Stadtverordnetenwahl Predigt * ELAB, EphArFW 182, Bl. 111r. 115r: Gottesdienst zur Stadtverordnetenwahl für den Wahlbezirk Pariser Platz — TK: KrankenCommunion — VCD: Zimmermann aus Liepe bei Rathenow / Humbert, beide Brüderstr. 29 * TK: ArmenDirection versäumt wegen der Zimmermannschen Trauung. Zabel-SW6 TK — TK
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1027
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1833 07.07.
5.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 18,24–27
A. B. A. B. A. B.
07.07.
5.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
07.07.
5.SnT
Trauung
Haus
k.A.
07.07.
5.SnT
Trauung
k.A.
k.A.
A. B.
14.07.
6.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 10,13–16
21.07.
7.SnT
VmGd
Dreifalt.
Lk 11,23
21.07.
7.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
21.07.
7.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
21.07.
7.SnT
Taufe
Haus
k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
22.07.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
A. B.
24.07.
Mi
KrankenA Haus
k.A.
24.07.
Mi
Trauung
k.A.
k.A.
A. B. A. B.
27.07.
Sa
Trauung
k.A.
k.A.
A. B.
28.07.
8.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 10,17–22
28.07.
8.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
04.08.
9.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 17,20
A. B.
SM-Reihe 6, Nr. 3 TK * BIB — VGD: 6 Taufen * TK: Taufen — VCD: Eichler, Wilhelmstr. 110 / Hohenstein, Leipziger Str. 107 * TK: Taufen und dann noch Trauung im Hause — VCD: Suter, Mauerstr. 58 / Günther, Mauerstr. 44 * TK: NM Trauung von Suter Zabel-SW6 TK * BIB SM-Reihe 6, Nr. 4 TK * BIB — VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK — VGD: Froriep, Behrenstr. 65, im Hause * TK: Taufe bei Froriep — VGD: Schwäpenheuer, Mauerstr. 50, Nothtaufe im Hause * TK: Nothtaufe — TK: KrankenCommunion — VCD: Rauscher, Mauerstr. 79 / Schultze, Taubenstr. 52 * TK: Gegen Abend Trauung — VCD: Löscher / Herrlich {BAB: Jägerstr. 54} * TK: Mittag Trauung von Anni Herrlich und Hochzeitmahl Zabel-SW6 TK * BIB — VGD * TK: AmtsSachen besorgt SM-Reihe 6, Nr. 5 TK * BIB
1028
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1833 04.08.
9.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
04.08.
9.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
A. B. A. B.
— VGD: 4 Taufen * TK: Taufen — VCD * TK
[06.08.–11.10. Reise nach Skandinavien] {11.08.
10.SnT
TK: [keine Predigt] * BIB FrGd Cand. Gemberg} TK: [keine Predigt] * BIB VmGd Jonas} TK: [keine Predigt] * BIB FrGd Cand. Geißler} TK: [keine Predigt] * BIB VmGd Kober} TK: [keine Predigt] * BIB FrGd Cand. Geyer} TK: [keine Predigt] * BIB VmGd Eyssenhardt} TK: [keine Predigt] * BIB FrGd Cand. Kerkow} TK: [keine Predigt] * BIB VmGd Pischon} TK: [keine Predigt] * BIB FrGd Schweder}
{18.08.
11.SnT
{25.08.
12.SnT
{01.09.
13.SnT
{08.09.
14.SnT
{15.09.
15.SnT
{22.09.
16.SnT
{29.09.
17.SnT
{06.10.
18.SnT
13.10.
19.SnT
VmGd
Dreifalt.
Mt 23,12
13.10.
19.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
18.10.
Fr
Taufe
Steglitz
k.A.
20.10.
20.SnT
FrGd+A
Dreifalt.
Mk 10,23–31
26.10.
Sa
Begräbnis Dor.OT
k.A.
zu Dreifalt.: zu Dreifalt.: zu Dreifalt.: zu Dreifalt.: zu Dreifalt.: zu Dreifalt.: zu Dreifalt.: zu Dreifalt.: zu Dreifalt.:
A. B. A. B. A. B.
A. B. A. B.
SM-Reihe 6, Nr. 6 TK * BIB — VGD: 7 Taufen * TK: Taufen — VGD: v. Podewils, Oranienburger Str. 38, im Hause [38 Taufzeugen] * TK: Fahrt nach Stegliz mit Fräul. Stagow [VGD: Taufpatin Glagow], Taufe, Mahl, Rückfahrt im Regen, weshalb ich die Griechheit versäume. Zabel-SW6 TK * BIB — Dorotheenstadtgemeinde, Totenbuch 1830–1834, ELAB 10/88: Sigismund Friedrich Hermbstädt, Geh. Ober-
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1029
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1833 MedicinalRath, Dr. und Professor an der hiesigen Universität, 73 Jahre, Georgenstr. 43, gestorben am 22. Okt. an Nervenschlag, begraben Kirchhof Oranienburger Thor Kirchengitter * TK: Hermbstädtsches Begräbnis 26.10.
Sa
VorbA
Dreifalt.
27.10.
21.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Lk 11,8–9
27.10.
21.SnT
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.10.
21.SnT
Trauung
Dreifalt.
k.A.
30.10.
Mi
Taufe
Dreifalt.
k.A.
03.11.
22.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 10,32–40
03.11.
22.SnT
Taufe
Haus
k.A.
04.11.
Mo
Trauung
k.A.
k.A.
05.11.
Di
Trauung
k.A.
k.A.
09.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
10.11.
23.SnT
VmGd+A Dreifalt.
Mt 12,36
10.11.
23.SnT
Taufe
k.A.
Dreifalt.
k.A.
A. — B. TK: Vorbereitung, Mittag in Charlottenburg A. SM-Reihe 6, Nr. 7 B. TK * BIB A. — B. VGD: 5 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: 2 Trauungen * TK: Trauung A. — B. VGD * TK: NM Taufe A. Zabel-SW6 B. TK: [k.St.] * BIB A. — B. VGD: Funk, Mauerstr. 62, im Hause * TK: k.A. A. — B. VCD: Friedrich Theodor v. Merckel aus Frankfurt an der Oder / Johanne Marie Louise Mühler {BAB: Behrenstr. 47} * TK: Mittags Trauung von Luise Mühler mit Albert v. Merkel A. — B. VCD: Geppert, Spittelbrücke / Bethe, Friedrichstr.206 * TK: Mittag Trauung von Fräul. Bethe mit Gebhard A. — B. TK A. SM-Reihe 6, Nr. 8 B. TK: mit bedeutenden Schmerzen. * BIB A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen
1030
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1833 11.11.
Mo
Taufe
Haus
k.A.
17.11.
24.SnT
FrGd
Dreifalt.
Mk 10,41–52
23.11.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
24.11.
VmGd+A Dreifalt.
Jak 5,11
Taufe
Dreifalt.
k.A.
27.11.
25.SnT GV 25.SnT GV Mi
Trauung
k.A.
k.A.
27.11.
Mi
Trauung
k.A.
k.A.
29.11.
Fr
Taufe
Haus
k.A.
30.11.
Sa
Taufe
Haus
k.A.
01.12.
1.SiA
FrGd
Dreifalt.
Mk 11,1–11
08.12.
2.SiA
VmGd
Dreifalt.
Röm 15,8–9
08.12.
2.SiA
Taufe
Dreifalt.
k.A.
08.12.
2.SiA
Trauung
Dreifalt.
k.A.
15.12.
3.SiA
FrGd
Dreifalt.
Mk 11,12–26
19.12.
Do
Trauung
Dreifalt.
k.A.
21.12.
Sa
VorbA
Dreifalt.
k.A.
22.12.
4.SiA
VmGd+A Dreifalt.
24.11.
Joh 1,23–27
A. — B. VGD: v. Brauchitsch, Bellevuestr. 2, im Hause * TK: Taufe bei Brauchitsch A. Zabel-SW6 B. TK * BIB A. — B. TK A. SM-Reihe 6, Nr. 9 B. TK * BIB A. — B. VGD: 6 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD: Krug, Wilhelmstr. 67 / Berends * TK: NM Trauung in der Kirche und im Hause A. — B. VCD: Huth / Mahlow, beide Mauerstr. 1 [k.A. zum Prediger] * TK: NM Trauung in der Kirche und im Hause A. — B. VGD: Hagen, Luisenstr. 24, im Hause * TK: [12 Uhr] Taufe bei Hagen [am 27.11. bestellt] A. — B. VGD: Walter, Kochstr. 15, im Hause * TK: k.A. A. Zabel-SW6 B. TK * BIB A. SM-Reihe 6, Nr. 10 B. TK * BIB A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen A. — B. VCD * TK A. Zabel-SW6 B. TK * BIB A. — B. VCD: Rahn, Behrenstr. 38 / Wegener, Mauerstr. 47 * TK: Abends Trauung in der Kirche A. — B. TK A. SM-Reihe 6, Nr. 11 B. TK * BIB
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
1031
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1833 22.12.
4.SiA
25.12.
Taufe
Dreifalt.
k.A.
Weihn.I FrGd+A
Dreifalt.
Hebr 2,14–18
25.12.
Weihn.I VorbA
Dreifalt.
k.A.
26.12.
Weihn.II VmGd+A Dreifalt.
1Joh 5,5
26.12.
Weihn.II Taufe
Dreifalt.
k.A.
29.12.
SnW
FrGd
Dreifalt.
31.12.
Di
Trauung
Dreifalt.
Mk 11,27– 12,12 k.A.
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
— VGD: 3 Taufen * TK: Taufe Woltersdorff-SAr 72 TK * BIB — TK SM-Reihe 6, Nr. 12 TK * BIB — VGD: 3 Taufen * TK: k.A. Zabel-SW6 TK * BIB — VCD * TK: vacat
1834 01.01.
Neuj.
VmGd
Dreifalt.
01.01.
Neuj.
Taufe
Dreifalt.
05.01.
SnN
FrGd
Dreifalt.
11.01.
Sa
VorbA
Dreifalt.
12.01.
1.SnE
VmGd+A Dreifalt.
12.01.
1.SnE
Taufe
Dreifalt.
12.01.
1.SnE
Trauung
Dreifalt.
12.01.
1.SnE
Taufe
Haus
19.01.
2.SnE
FrGd
Dreifalt.
26.01.
Septuag. VmGd
Dreifalt.
Joh 20,19
A. SM-Reihe 7, Nr. 1 * NiN, Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 25 Noviss. 2° (mit SM-Ms) B. TK * OGD k.A. A. — B. VGD: 3 Taufen * TK: Taufen Mk 12,13–27 A. Zabel-SW6 B. TK * OGD Lk 1,53 A. — B. TK * OGD Mk 12,28–34 A. SM-Reihe 7, Nr. 2 B. TK * OGD k.A. A. — B. TK: Taufen * VGD [unleserlich wegen Wasserschaden] k.A. A. — B. VCD: Buchwitz aus Lebus / Hirschmann, Zimmerstr. 5 * TK: Trauung k.A. A. — B. VGD [unleserlich wegen Wasserschaden] * TK: Haustaufe Mk 12,35–13,13 A. Zabel-SW6 B. TK * OGD Mk 13,14–37 A. SM-Reihe 7, Nr. 3 B. TK: [k.V.]. Keine kirchlichen Geschäfte nach der Predigt. Husten. * OGD
1032
Anhang
Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
1834 30.01.
Do
Taufe
Haus
k.A.
31.01.
Fr
Taufe
Dreifalt.
k.A.
02.02.
Sexag.
FrGd
Dreifalt.
Mk 14,1–26
A. — B. VGD: Rose, Charlottenstr. 38, im Hause * TK: Taufe bei Rose [vgl. 12.04.1828] A. — B. TK: Taufe in der Kirche * VGD: Eintrag unleserlich A. SM-Einzeldruck B. TK: ohne Stimme * OGD
Günter Meckenstock: Kalendarium Datum Tag
Anlass
Ort
Bibelabschnitt
A. Textzeugen B. Terminzeugen/Bemerkungen
Predigtzeugen ohne Terminzuordnung Undat.
Gd
k.A.
k.A.
Undat.
Gd
k.A.
k.A.
Undat.
Gd
k.A.
k.A.
Undat.
Gd
k.A.
k.A.
Undat.
Gd
k.A.
k.A.
Undat.
Gd
k.A.
k.A.
Undat.
Gd
k.A.
k.A.
Undat.
Gd
k.A.
Eph 4,26
Undat.
Gd
k.A.
Joh 2,23–25
Undat.
Gd
k.A.
k.A.
Undat.
Gd
k.A.
Mt 21,33–41
1033
A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B. A. B.
SM-SN 58, Bl. 2r — SM-SN 58, Bl. 3r — SM-SN 58, Bl. 4r — SM-SN 58, Bl. 4r — SM-SN 58, Bl. 7r — SM-SN 58, Bl. 7v — SM-SN 58, Bl. 15r — SM-SN 58, Bl. 16r — SM-SAr 14, Nr. 1 — SM-SAr 14, Nr. 3 — SM-SAr 14, Nr. 4 —
Grundriss von Berlin (Ausschnitt) 1831 im Verlag der Buchhandlung W. Natorff
Verzeichnisse
Zeichen und Abkürzungen Das Abkürzungsverzeichnis bietet die Auflösung der Zeichen und Abkürzungen, die von Schleiermacher und dem Bandherausgeber sowie in der zitierten Literatur benutzt worden sind, soweit die Auflösung nicht in den Apparaten oder im Literaturverzeichnis erfolgt. Nicht verzeichnet werden die Abkürzungen, die für Vornamen stehen. Ferner sind nicht berücksichtigt Abkürzungen, die sich von den aufgeführten nur durch das Fehlen oder Vorhandensein eines Abkürzungspunktes, durch Klein- bzw. Großschreibung oder die Flexionsform unterscheiden. Der Bandanhang wird nicht berücksichtigt. | / // [] ] )* ))** QR
Seitenwechsel Zeilenwechsel, Markierung zwischen Band und Teilband, zwischen mehreren Editoren, zwischen Erscheinungsorten, zwischen Reihengliedern Absatzwechsel, Strophenwechsel Ergänzung des Bandherausgebers Lemmazeichen Streichung versehentlich nicht durchgeführte Streichung unsichere Lesart
A Abt. Anm. Apg / Ap. Gesch. a. S. Aufl. Autogr.
1. Auflage eines Drucktextes Abteilung Anmerkung Die Apostelgeschichte des Lukas an der Saale Auflage Autograph
B Bd. Bdchn. betr. Bl. Buchhandl. bzw.
2. Auflage eines Drucktextes Band Bändchen betreffend Blatt Buchhandlung beziehungsweise
C c. a. ca. Cand.
3. Auflage eines Drucktextes currente anno circa Candidat
1038
Verzeichnisse
d. h. D. G. G. D. Dr. Dtn DV
das heißt Der Gottesgelehrtheit Doktor Doktor Deuteronomium (Das fünfte Buch Mose) Druckfehlerverzeichnis
ebd. ed. / edd. ELAB Engl. Eph / Ephes. etc. evang. Evang. Joh. / Johan. evtl. Ex extraord. Ez
ebenda edidit / ediderunt Evangelisches Landeskirchliches Archiv in Berlin Englisch Der Brief des Paulus an die Epheser et cetera evangelisch Das Evangelium nach Johannes
Gal geb. Gen Gr. GStA
Der Brief des Paulus an die Galater geboren Das erste Buch Mose (Genesis) Groschen Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin
h HA Hebr heil. Hiob Hochlöbl. Hr.
Uhr (hora) Hauptabteilung Der Brief an die Hebräer heilig Das Buch Hiob (Ijob) Hochlöblich Herr
Jak Jer / Jerem. Jes Jg. Joh 1Joh Jos Jul.
Der Brief des Jakobus Der Prophet Jeremia Der Prophet Jesaja Jahrgang Das Evangelium nach Johannes Der erste Brief des Johannes Das Buch Josua Juli / Julius
KGA Kj Kol / Koloss. Königl. 1Kor 2Kor korr.
Schleiermacher, Kritische Gesamtausgabe Konjektur Der Brief des Paulus an die Kolosser Königlich Der erste Brief des Paulus an die Korinther Der zweite Brief des Paulus an die Korinther korrigiert
eventuell Das zweite Buch Mose (Exodus) extraordinarius Der Prophet Hesekiel (Ezechiel)
Zeichen und Abkürzungen Lev Lk / Luk. luther.
Das dritte Buch Mose (Leviticus) Das Evangelium nach Lukas lutherisch
m. A. m. a. Fr. m. a. Z. Marc. Matth. m. Br. m. F. / m. Fr. m. g. / m. Gel. m. gel. Fr. m. gel. Z. m. l. Fr. Miser. Dom. Maj. Mk 5 Mos. Mt m. Th. m. th. Fr.
meine Andächtigen meine andächtigen Freunde meine andächtigen Zuhörer Das Evangelium nach Markus Das Evangelium nach Matthäus meine Brüder meine Freunde meine geliebten / meine Geliebten meine geliebten Freunde meine geliebten Zuhörer meine lieben Freunde Misericordias Domini Majestät Das Evangelium nach Markus Das fünfte Buch Mose (Deuteronomium) Das Evangelium nach Matthäus meine Theuren meine theuren Freunde
NB. No. Nr.
Notabene Numero Nummer
OD Offb o. J. O. O.
Originaldruck Die Offenbarung (Apokalypse) des Johannes ohne Jahr Ordentlicher Oeffentlicher
p. 1Petr Pf. Phil Philos. pp. P / Pr. Pred. Sal. / Pred. Salom. / PredSal Prof. Ps
pagina Der erste Brief des Petrus Pfennig Der Brief des Paulus an die Philipper Philosophiae perge perge Predigt
r Rec. ref. Ref. Rep.
recto (Blattvorderseite) Recensent reformirt / reformiert Referent Repositorium
Der Prediger Salomo (Kohelet / Ecclesiastes) Professor Der Psalter (Psalmen)
1039
1040
Verzeichnisse
Ri Röm Rth.
Das Buch der Richter Der Brief des Paulus an die Römer Reichsthaler
S. 1Sam SB SBB Schl. Sept. / Septemb. SN
Schleiermacher / Seite / Siehe Das erste Buch Samuel Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz Schleiermacher September Schleiermacher-Nachlass im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin / Nachlass F. D. E. Schleiermacher Spalte
Sp. Sp. Sal. / Spr. Sal. / Sprüchw. Sal. / Spr Sr. Str. SW
Sprüche / Sprichwörter Salomos (Proverbia) Seiner Straße Schleiermacher, Sämmtliche Werke
T. Th. theol. Theol. 1Thess 2Thess 1Tim 2Tim Tit
Tomus (Band) Theil theologisch Theologiae Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher Der zweite Brief des Paulus an die Thessalonicher Der erste Brief des Paulus an Timotheus Der zweite Brief des Paulus an Timotheus Der Brief des Paulus an Titus
u. usw.
und und so weiter
v v. M. Verf. / Vf. vgl.
verso (Blattrückseite) vorigen Monats Verfasser vergleiche
Ww.
Witwe
Z. z. B.
Zeile zum Beispiel
Literatur Das Literaturverzeichnis führt die Schriften auf, die in Schleiermachers Texten sowie in den Apparaten und in den beiden Einleitungen des Bandherausgebers genannt sind, am Schluss die für die Edition herangezogenen Archivalien. Die jeweiligen Titelblätter werden nicht diplomatisch getreu reproduziert. Die im Bandanhang vorkommenden Literaturangaben werden nicht berücksichtigt. Folgende Grundsätze sind besonders zu beachten: 1. Die Verfassernamen werden in der heute gebräuchlichen Schreibweise angegeben. In gleicher Weise wird bei den Ortsnamen verfahren. 2. Ausführliche Titel werden in einer sinnvollen Kurzfassung wiedergegeben, die nicht als solche gekennzeichnet wird. 3. Werden zu einem Verfasser mehrere Titel genannt, so werden die Gesamtausgaben vorangestellt. Alle anderen Titel (Werkausgaben in Auswahl, Einzelausgaben, Beiträgen in Sammelwerken und Zeitschriften) werden chronologisch angeordnet. 4. Bei anonym erschienenen Werken wird der Verfasser in eckige Klammern gesetzt. Lässt sich kein Verfasser nachweisen, so erfolgt die Einordnung nach dem ersten Titelwort unter Übergehung des Artikels. 5. Bei denjenigen Werken, die für Schleiermachers Bibliothek nachgewiesen sind, wird nach den bibliographischen Angaben in eckigen Klammern die Angabe „SB“ (vgl. unten Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek) mit der Listennummer hinzugefügt.
* * * Adelung, Johann Christoph: Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen, Bd. 1–5,1, Leipzig 1774–1786 [SB 8: Bd. 1 4 (A–V), 1774–1780] Agende für die evangelische Kirche in den Königlich Preußischen Landen. Mit besonderen Bestimmungen und Zusätzen für die Provinz Brandenburg, Berlin 1829 Allgemeine Literatur-Zeitung, Halle / Leipzig 1785–1849 [vgl. SB 2234] Allgemeine Zeitung, München 1798–1803 und 1807–1908
1042
Verzeichnisse
Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin [Berliner Adressbuch] auf das Jahr 1835 Allgemeines Verzeichnis der Bücher, welche von Ostern bis Michaelis von Michaelis bis Ostern neu gedruckt oder aufgelegt worden sind, Leipzig 1760–1850 (Digitalisat Hildesheim 2007) Amtsblatt der Regierung in Potsdam, 1816–1945 Bahl, Peter: s. Matrikel Bauer, Johannes: Schleiermacher als patriotischer Prediger. Mit einem Anhang von bisher ungedruckten Predigtentwürfen Schleiermachers, Studien zur Geschichte des neueren Protestantismus, Bd. 4, Gießen 1908 Bibliothek deutscher Canzelberedsamkeit, Bd. 1–20, Gotha [u.a.] / New York 1827–1835 Birkner, Hans-Joachim: Die Kritische Schleiermacher-Ausgabe zusammen mit ihren Vorläufern vorgestellt (1989), Schleiermacher-Studien, ed. Hermann Fischer, Schleiermacher-Archiv, Bd. 16, Berlin / New York 1996, S. 309–335 Blair, Hugh (Hugo): Predigten, aus dem Englischen übersetzt, Bd. 4, [übersetzt von Friedrich Samuel Gottfried Sack / Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher], Leipzig 1795; Bd. 5, [übersetzt von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher], Leipzig 1802 [SB 292] Bulling, Karl: Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens 1804–1813, Claves Jenenses 11, Weimar 1962 : Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung im zweiten Jahrzehnt ihres Bestehens 1814–1823, Claves Jenenses 12, Weimar 1963 Corpus constitutionum Marchicarum: [Fortsetzung:] Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium praecipue Marchicarum Oder Neue Sammlung Königl. Preußl. und Churfürstl. Brandenburgischer, sonderlich in der Chur- und Marck Brandenburg, Wie auch andern Provintzien, publicirten und ergangenen Ordnungen, Edicten, Mandaten, Rescripten etc. Vom Anfang des Jahrs 1751 und folgenden Zeiten, Bd. 1–12, Berlin [1756]–1822 Deegen, Johann Mathias Daniel Ludwig: s. Jahrbüchlein Dilthey, Wilhelm: Leben Schleiermachers, Bd. 1 [einziger], Berlin 1870; 3. Aufl., ed. Martin Redeker, Bd. 1–2 in 4, Berlin 1966–1970 Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg seit der Reformation, bearbeitet von Otto Fischer, Bd. 1–2 in 3, Berlin 1941 Fawcett, Joseph: Predigten, aus dem Englischen übersetzt von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, mit einer Vorrede von Friedrich Samuel Gottfried Sack, Bd. 1–2, Berlin 1798 [SB 652] Fischer, Otto: s. Evangelisches Pfarrerbuch Fouquet-Plümacher, Doris: Aus dem Archiv des Verlages Walter de Gruyter, Berlin 1980
Literatur
1043
Frommann, Friedrich Johannes: Das Frommannsche Haus und seine Freunde, 3. Aufl., Stuttgart 1889 Geistliche und Liebliche Lieder, Welche der Geist des Glaubens durch Doct. Martin Luthern, Johann Hermann, Paul Gerhard, und andere seine Werkzeuge, in den vorigen und jetzigen Zeiten gedichtet, und die bisher in Kirchen und Schulen Der Königl. Preuß. und Churfl. Brandenburg. Lande bekannt, und mit Königl. Allergnädigster Approbation und Privilegio gedrucket und eingeführet worden; Nebst Einigen Gebeten und einer Vorrede von Johann Porst, Berlin 1798 Gemberg, August Friedrich Leopold: Die schottische Nationalkirche nach ihrer gegenwärtigen innern und äußern Verfassung. Ein Beitrag zur Charakteristik der evangelischen Kirchen, Hamburg 1828; [übersetzt ins Englische: A traveller’s sketch of Scottish Presbyterianism: being an account of a visit to Scotland in 1824, Edinburgh 1875] : Die Kirche der Zukunft. Ein Beitrag zur Verständigung über die Glaubenswirren der Gegenwart, Berlin 1846 Gerber, Simon: Seelsorge ganz unten – Schleiermacher, der Charité-Prediger, in: Wissenschaft und Geselligkeit. Friedrich Schleiermacher in Berlin 1796–1802, ed. Andreas Arndt, Berlin / New York 2009, S. 15–41 Goethe, Johann Wolfgang: Werke, Bd. 1–13, Tübingen 1806–1810 (Mikrofiche-Ausgabe: Bibliothek der deutschen Literatur, München 1990– 1994) [SB 2670: Bd. 1–12] : Berliner Ausgabe, Poetische Werke, Bd. 1–16, 3. Aufl., Berlin 1976– 1981, Kunsttheoretische Schriften und Übersetzungen, Bd. 17–22, Berlin 1970–1978 Hallisches patriotisches Wochenblatt, Halle an der Saale 1799–1855 Hering, Hermann: Der akademische Gottesdienst und der Kampf um die Schulkirche in Halle a.S. Ein Beitrag zur Geschichte der Friedrichs-Universität daselbst von ihrer Gründung bis zu ihrer Erneuerung durch Friedrich Wilhelm III., Halle 1909 (im Anhang mit eigener Paginierung: Dokumente) : Samuel Ernst Timotheus Stubenrauch und sein Neffe Friedrich Schleiermacher. Eine Geburtstagsgabe, Gütersloh 1919 (Sonderdruck aus: Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Bd. 23, H. 3–4, S. 379– 495, mit neuer Paginierung) Herz, Geist und Leben des Menschen, oder Worte der Liebe und Wahrheit über die wichtigsten Vorfälle und Beziehungen des Erdenbürgers. Aus den Werken der vorzüglichsten deutschen Kanzelredner, ed. Johannes T. Unger, Zur Begründung einer neuen, evangelischen Gemeinde zu Fleissen bei Eger in Böhmen, Prag 1834 Jahrbüchlein der deutschen theologischen Literatur, verfaßt und herausgegeben von J. M. D. L. Deegen, Bd. 1–7, Essen 1819–1830 Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung nebst Intelligenzblatt, Jena / Leipzig 1804–1841 [vgl. SB 986] Jonas, Fritz: Zur Erinnerung an unsern Vater Ludwig Jonas. Für die Familie gedruckt, Berlin Weihnachten 1880
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: Ludwig Jonas. Geboren den 11. Februar 1797, gestorben den 19. September 1850. Festgabe für die Familie zu seinem hundertjährigen Geburtstage, Berlin [1897] Kirchen-Agenda, Das ist: Gebeth, und andere Formulen, Welche bey denen Evangelisch-Reformirten Gemeinden, in Sr. Königl. Majestät in Preussen Königreich, und andern Landen gebrauchet werden, Samt beygefügten Symbolis, oder Glaubens-Bekänntnissen der alten Christlichen Kirchen, Berlin o. J. [von Schleiermacher auf 1713 angesetzt; in der Staatsbibliothek Berlin mit Kirchen-Gebethe 1741 zusammengebunden und im Katalog auf 1720–1722 vermutet] Kirchen-Gebethe, Welche Von Seiner Königlichen Majestät in Preussen, in allen Evangelisch-Reformirten und Evangelisch-Lutherischen Gemeinen Dero Königreichs und anderen Landen; Und zwar An denen Sonn- und hohen Fest-Tagen vor und nach der Predigt, So dann Bey denen WochenPredigten, und In denen Bethstunden und Bußtagen, vorzubethen verordnet seynd, Neuauflage [= 3. Aufl.], Berlin 1741 Kurzgefaßte Geschichte der Dreifaltigkeits-Kirche zu Berlin im achtzehnten Jahrhundert. Den Gliedern dieser Kirch-Gemeine gewidmet von den Predigern derselben, Berlin 1801 Lenz, Max: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, Bd. 1–3 in 4, Halle an der Saale 1910 Lommatzsch, Siegfried Otto Nathanael: Geschichte der Dreifaltigkeits-Kirche zu Berlin. Festschrift zum Hundertfünfzigjährigen Jubiläum der Kirche, Berlin 1889 Magazin für Prediger, ed. Josias Friedrich Christian Löffler, Bd. 1–8, Jena 1803–1816 Magazin von Casual-, besonders kleineren geistlichen Amtsreden, Bd. 1–8, Magdeburg 1829–1842 [Schleiermacher ist genannt als Mitherausgeber von Bd. 4, Magdeburg 1834] Magazin von Fest-, Gelegenheits-, und anderen Predigten und kleineren Amtsreden. Neue Folge, edd. Johann Friedrich Röhr / Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher / Georg Jonathan Schuderoff, Bd. 1–6, Magdeburg 1823–1829 Die Matrikel der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 1810–1850, bearbeitet von Peter Bahl, Berlin / New York 2010 Matthisson, Karl Ernst Georg: Zur öffentlichen Prüfung der Zöglinge des Königlichen Gymnasiums am 7ten und 8ten October 1839, Brieg 1839 Meckenstock, Günter: Schleiermachers Bibliothek nach den Angaben des Rauchschen Auktionskatalogs und der Hauptbücher des Verlages G. Reimer, Zweite Auflage, in: Schleiermacher, Kritische Gesamtausgabe, I. Abt., Bd. 15, S. 637–912 : s. Schleiermacher-Archiv (Depositum 42a) Meding, Wichmann von: Bibliographie der Schriften Schleiermachers nebst einer Zusammenstellung und Datierung seiner gedruckten Predigten, Schleiermacher-Archiv, Bd. 9, Berlin / New York 1992.
Literatur
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: Schleiermachers theologische Promotion, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche, Bd. 87, Tübingen 1990, S. 299–322 Meisner, Heinrich: Schleiermachers Lehrjahre, ed. Hermann Mulert, Berlin / Leipzig 1934 Neue homiletisch-kritische Blätter, Bd. 1–25, Stendal 1799–1811 Neue theologische Annalen und theologische Nachrichten, Frankfurt am Main 1798–1823 [SB 1359: Jg. 1803–1823] Nicolai, Friedrich: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, 3. Aufl., Berlin 1786 Novum corpus constitutionum: s. Corpus constitutionum Oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung, München 1788–1808; Neue oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung, München 1809–1811 Platon: Werke, übersetzt von Friedrich Schleiermacher, Bd. 1–3 in 6, Berlin 1804–1828 [SB 2484] : Werke, übersetzt von Friedrich Schleiermacher, Bd. 1–2 in 5, 2. Aufl., Berlin 1817–1826 [SB 2485] Porst, Johann: s. Geistliche und Liebliche Lieder Predigten und Amtsreden namhafter Kanzelredner der Gegenwart, edd. Billig / G. Steinacker / Wendel, Bd. 1–4, Leipzig 1865–1868. Preul, Reiner: Schleiermacher als Prediger, in: Schleiermacher-Tag 2005. Eine Vortragsreihe, ed. Günter Meckenstock, Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, I. Philologisch-historische Klasse, Jg. 2006, Nr. 4, Göttingen 2006, S. 253–260 Reetz, Dankfried: Schleiermacher im Horizont preussischer Politik, Waltrop 2002 Reich, Andreas: Friedrich Schleiermacher als Pfarrer an der Berliner Dreifaltigkeitskirche 1809–1834, Schleiermacher-Archiv, Bd. 12, Berlin / New York 1992 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Berlin 1801“, in: Neue Theologische Annalen, Rinteln 1801, Bd. 1, Stück 44, S. 817–821 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Berlin 1801“, in: Neue homiletisch-kritische Blätter, Stendal 1801, Quartalheft 3, Bd. 6, S. 10–15 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Berlin 1801“, in: LitteraturZeitung, edd. Gottlieb Ernst August Mehmel / Karl Christian Langsdorf, Erlangen 1802, Bd. 7, Nr. 52–53, Sp. 415–419 [Der Autor der Rezension ist Mehmel.] Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Berlin 1801“, in: Erfurtische Nachrichten von gelehrten Sachen, herausgegeben unter der Aufsicht der Akademie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt, Jg. 6, Erfurt 1802, Stück 35 vom 20. August 1802, Sp. 545–547. Der Autor der Rezension ist Scherer. Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Berlin 1801“, in: Oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung, Jg. 16, München 1803, Nr. 29 vom 8. März, Erste Jahreshälfte, Sp. 454–455
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Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Berlin 1801“, in: Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek, ed. Friedrich Nicolai, Bd. 76, Stück 1, Berlin / Stettin 1803, Heft 1, S. 3–7 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Erste Sammlung, 2. Aufl., Berlin 1806“, in: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 1808, Nr. 28, Sp. 217–220 [Der Autor der Rezension ist Johann Friedrich Haberfeldt.] Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Erste Sammlung, 2. Aufl., Berlin 1806 und Zweite Sammlung, Berlin 1808“, in: Heidelbergische Jahrbücher der Literatur, Jg. 2, Heidelberg 1809, Erste Abteilung. Theologie, Philosophie und Pädagogik, Bd. 2, Heft 7, S. 28–34 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Erste Sammlung, 2. Aufl., Berlin 1806 und Zweite Sammlung, Berlin 1808“, in: Allgemeine LiteraturZeitung 1812, Nr. 26, Ergänzungsblätter, März, Sp. 204–207 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Zweite Sammlung, Berlin 1808“, in: Neue Oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung, Jg. 1, München 1809, Nr. 9 vom 21. Januar, Erste Jahreshälfte, Sp. 129–136 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Zweite Sammlung, Berlin 1808“, in: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 1809, Nr. 40 vom 17. Februar, Bd. 1, Sp. 313–316 [Der Autor der Rezension ist Schulze aus Weimar.] Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Zweite Sammlung, Berlin 1808“, in: Neue Theologische Annalen 1809, ed. Ludwig Wachler, Bd. 1, S. 97–100 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Dritte Sammlung, Berlin 1814“, in: Allgemeine Literatur-Zeitung vom Jahre 1815, Bd. 4. Die Ergänzungsblätter dieses Jahrgangs enthaltend, Halle / Leipzig 1815, Nr. 1, Januar 1815, Sp. 1–8 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Dritte Sammlung, Berlin 1814“, in: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 1815, Nr. 115, Juni, Bd. 2, Sp. 433–439 [Der Autor der Rezension ist Muzel aus Frankfurt an der Oder.] Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Dritte Sammlung, 2. Aufl., Berlin 1821“, in: Archiv für die Theologie und ihre neuste Literatur, Bd. 7 [Nebentitel: Neues Archiv für die Theologie, Bd. 3], Tübingen 1824, Stück 1, S. 202–227 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Vierte Sammlung, Berlin 1820“, in: Magazin für christliche Prediger, ed. Christoph Friedrich Ammon, Bd. 5, Hannover / Leipzig 1820, Stück 1, S. 213–216 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Vierte Sammlung, Berlin 1820“, in: Allgemeine Literatur-Zeitung 1821, Bd. 4. Die Ergänzungsblätter enthaltend, Nr. 1, Januar, Sp. 1–8 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Vierte Sammlung, Berlin 1820“, in: Neue Theologische Annalen 1821, ed. Ludwig Wachler, Bd. 1, Februar und März, S. 79–88 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Vierte Sammlung, Berlin 1820“, in: Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur für 1821. Herausgegeben von einer Gesellschaft Gelehrter und be-
Literatur
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sorgt von Christian Daniel Beck, Bd. 1, Stück 2, Leipzig / Wien 1821, S. 168 Rezension von „F. Schleiermacher, Predigten, Vierte Sammlung, Berlin 1820“, in: Neues Archiv für die Theologie, ed. Ernst Gottlieb Bengel, Bd. 2 [= Archiv für die Theologie, Bd. 6], Stück 2, Tübingen 1823, S. 451–468 Scheibe, Oskar: Zweihundert Jahre des Charité-Krankenhauses zu Berlin, in: Charité-Annalen, Bd. 34, Berlin 1910, Teil II, S. 1–178 Schellhorn, Hildebert: Bücher-Verzeichnis der Majorats-Bibliothek von Schlobitten, Berlin 1858 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Sämmtliche Werke, 3 Abteilungen, 30 Bände in 31, Berlin 1834–1864; Abt. 2. Predigten, Bd. 1–4, 2. Aufl., Berlin 1843–1844 : Kritische Gesamtausgabe, edd. Hans-Joachim Birkner / Hermann Fischer / Günter Meckenstock u.a., bisher 4 Abteilungen, 30 Bände in 34, Berlin / New York 1980ff : [Predigt] Die Gerechtigkeit ist die unentbehrliche Grundlage des allgemeinen Wohlergehens, in: Auswahl noch ungedruckter Predigten von Ammon, Bartels, Diterich, Löffler, Marezoll, Sack, Schleiermacher, Spalding, Teller, Zöllner, Zollikofer, [ed. Philipp Karl Buttmann], Predigten von protestantischen Gottesgelehrten, 7. Sammlung, Berlin 1799 (Nachdruck unter dem Titel: Predigten von protestantischen Gottesgelehrten der Aufklärungszeit, ed. Wichmann von Meding, Darmstadt 1989), S. 231–256 : Predigten. [Erste Sammlung], Berlin 1801; 2. Aufl., Berlin 1806; 3. Aufl., Berlin 1816 : Predigt bei Eröffnung des akademischen Gottesdienstes der FriedrichsUniversität. Am Geburtstage des Königes den 3ten August 1806 gesprochen, Berlin 1806 : Predigten. Zweite Sammlung, Berlin 1808; 2. Auflage, Berlin 1820 : Ueber das rechte Verhältnis des Christen zu seiner Obrigkeit, Berlin 1809 : Zwei Predigten am 22sten Julius und am 5ten August in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin gesprochen, Berlin 1810 : Predigt am 28. März 1813. Zum Besten der Auszurüstenden, Berlin 1813 : Das dankbare Gemüth erkennet das Seine. Predigt am Sonntage Misericordias Domini, zum Dank für die bei Möckern und Gommern erfochtenen Siege unserer Krieger, gehalten am 2ten May 1813, Berlin 1813 [Angabe gemäß Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin; wegen Kriegsverlust konnte kein Exemplar ermittelt werden]. : Predigten. Dritte Sammlung, Berlin 1814; 2. Aufl., Berlin 1821 : Predigt am Zwei und Zwanzigsten Oktober in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin gesprochen, Berlin 1815Predigt am zweiten Tage des Reformations-Jubelfestes in der Dreifaltigkeits-Kirche gesprochen, Berlin 1818 : Nachricht von der Leichenbestattung des wohlseligen Predigers an der
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St. Gertraudts-Kirche zu Berlin Dr. Hermes nebst der an seinem Sarge von dem Professor Dr. Schleiermacher gehaltenen Rede, Berlin 1819 : Predigt am 18ten Weinmond 1818 in der Dreifaltigkeits-Kirche gesprochen, Berlin 1819 : Predigt am ersten Adventsonntag 1819, Berlin 1820 : Predigten. Vierte Sammlung, [Zweittitel:] Predigten über den christlichen Hausstand, Berlin 1820; 2. Aufl., Berlin 1826; 3. Auflage 1842; 4. Aufl. 1860 : Predigt am vierten Sonntage nach Trinitatis 1820 in der Dreifaltigkeitskirche gesprochen, Berlin 1821 : Predigt am dritten Advent-Sonntage 1821 in der Dreifaltigkeitskirche gesprochen, Berlin 1822 : [Predigt] Gottesdienstliche Feier bei der am Palmsonntage, den 31. März, vollzogenen Vereinigung der beiden zur Dreifaltigkeitskirche gehörenden Gemeinden, Berlin 1822, S. 13–35 : Predigt am 17ten November 1822 in der Dreifaltigkeitskirche gesprochen, Berlin 1823 : Ueber die Worte des Erlösers: Hast Du mich lieb? Joh. 21,16. Predigt am Sonntage Cantate 1823 in der Dreifaltigkeitskirche gehalten, Berlin 1824 : Zwey Predigten, gehalten in der Dreyfaltigkeits-Kirche zu Berlin. Aus dem Magazin von Festpredigten etc. Neue Folge zweyter Band besonders abgedruckt, Magdeburg 1824 : Predigt am 23sten Sonntage nach Trinitatis 1824 (am Todtenfeste) in der Dreifaltigkeitskirche gesprochen, Berlin 1825 : Predigt am Neujahrstage 1825 in der Dreifaltigkeitskirche gesprochen von Dr. Fr. Schleiermacher. Zum Besten der durch die Ueberschwemmung des Rheins Verunglückten, Berlin 1825 : [Predigt] Am ersten Sonntag nach der Erscheinung. Ueber den Werth des Gehorsams, in: Predigten über sämmtliche Sonn- und Festtags-Evangelien des Jahres. Eine Gabe christlicher Liebe der neuen evangelischen Gemeinde in Mühlhausen dargebracht von jetzt lebenden deutschen Predigern, ed. Ernst Zimmermann, Bd. 1, Darmstadt 1825, 2. unveränderte Aufl., 1826, S. 154–170 : Rede an dem Grabe des Königlichen Candidatus alumnus Herrn Heinrich Saunier, Magdeburg 1826 : Predigten. Fünfte Sammlung, [Zweittitel:] Christliche Festpredigten, Bd. 1, Berlin 1826 : Predigt am 27sten Sonntage nach Trinitatis 1826, als am Todtenfeste in der Dreifaltigkeitskirche gesprochen; Berlin 1827 : Predigt, gehalten bey der Wieder-Eröffnung der Deutsch-EvangelischLutherischen Kirche, in der SAVOY, zu London, am 16ten Sonntage nach Trinitatis, dem 21sten Sept. 1828, [nicht autorisierter Einzeldruck bei J. B. G. Vogel, London-Camberwell 1828], [autorisierter korrigierter Einzeldruck bei G. Reimer] Berlin 1829 : Predigt am 25sten Sonntage nach Trinitatis 1828, als am Todtenfeste in der Dreifaltigkeitskirche gesprochen, Berlin 1829.
Literatur
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: [Predigt] Die an uns alle gerichtete Aufforderung, dem Leiden Christi ähnlich zu sein, in: Predigten zum Besten der durch Ueberschwemmung verunglückten Schlesier, dargeboten von Bollert, Brescius, Couard, Deibel, Goßner, Hoßbach, Lisco, Marheineke, Marot, Pischon, Roß, Sack, Schleiermacher, Schulz, Schweder, Strauß, Stüler, Sydow, Theremin, Wilmsen, Ziehe, ed. Adolf Sydow, Berlin 1829, S. 136–153 : Predigten. Sechste Sammlung, [Zweittitel:] Predigten in Bezug auf die Feier der Uebergabe der Augsburgischen Confession, Berlin 1831 : Predigt am zweiten Sonntage des Advents 1830 in der Dreifaltigkeitskirche gesprochen, Berlin 1831 : Predigt, Feier der goldenen Hochzeit des Königlichen Geheimen OberFinanzrath, Direktor der Königlichen Porzelan-Manufaktur, Ritter des rothen Adler-Ordens 2ter Klasse mit Eichenlaub etc. Herrn Friedrich Philipp Rosenstiel und dessen Frau Louise Elisabeth geb. Decker am 27sten und 28sten Oktober 1831, Berlin [1831], S. 61–64 : Predigten, [Reihe 1], Berlin [1831] : Predigten, [Reihe 2], Berlin [1832] : Predigten, [Reihe 3], Berlin [1832] : Predigt am Sonntage Septuagesiä 1832 als am Dankfest nach der Befreiung von der Cholera in der Dreifaltigkeitskirche gesprochen, Berlin 1833 : Predigten. Siebente Sammlung, [Zweittitel:] Christliche Festpredigten, Bd. 2, Berlin 1833 : Predigten, [Reihe 4], Berlin [1833] : [Gedächtnisrede], in: Feier zum Gedächtniß Sr. Durchlaucht, des Herrn Fürsten Anton Radziwill in der Sing-Akademie am 29. April 1833, Berlin 1833, S. 3–7 [Autorschaft ermittelt von Wolfgang Virmond durch Vergleich mit dem Manuskript SN 112/1] : Predigten, [Reihe 5], Berlin [1833] : Predigten, [Reihe 6], Berlin [1834] : Predigten, [Reihe 7], Berlin [1834] : Letzte Predigt gehalten in der Dreifaltigkeits-Kirche in der Frühstunde am Sonntag Sexagesimä den 2ten Februar 1834, Berlin 1834 : Ehe [Ueber die Ehe. Erste Predigt], in: Herz, Geist und Leben des Menschen, oder Worte der Liebe und Wahrheit über die wichtigsten Vorfälle und Beziehungen des Erdenbürgers. Aus den Werken der vorzüglichsten deutschen Kanzelredner, ed. Johannes T. Unger, Prag 1834, S. 103–119 : [Predigt], in: Christenthum und Vernunft für die Abschaffung der Todesstrafe. Sammlung landständischer Verhandlungen des Königreichs Sachsen, nebst anderen wissenschaftlichen Mittheilungen von Großmann, Eisenstuck, Ammon, Paulus, Abegg, Mehring, Schläger u.a., und einer Predigt von Schleiermacher über die Sünde der Todesstrafe. Mit Bemerkungen von Professor Grohmann, Berlin 1835, S. 64–75 : Predigten. Sammlung 1–7, Reutlingen 1835 [nach der Ausgabe „Sämmtliche Werke“] : [Predigtdispositionen 1847] s. Schuur
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: Anthologie aus den Werken von Friedrich Schleiermacher, Nationalbibliothek der Deutschen Classiker. Eine Anthologie in 100 Bänden, Bd. 75. Friedrich Schleiermacher [Monologen, Predigt, Weihnachtsfeier, Charaden, S. 11–171], Anhang: Wolfgang Menzel, Hildburghausen / New York o.J. [ca. 1850] : Briefwechsel mit Joachim Christian Gaß, ed. Wilhelm Gaß, Berlin 1852 : Worte gesprochen in der Sing-Akademie an dem Sarge des Herrn Direktors Carl Friedrich Rungenhagen am 24. December 1851 morgens von dem Prediger Dr. Henry. Mit einigen Beilagen und der von Schleiermacher am 18. Mai 1832 zum Gedächtniss Zelter’s in der Sing-Akademie gehaltenen Rede, Berlin 1852 : [Briefe] Aus Schleiermacher’s Leben. In Briefen, Bd. 1–2, 2. Aufl., Berlin 1860; Bd. 3–4, edd. Ludwig Jonas / Wilhelm Dilthey, Berlin 1861– 1863 (Nachdruck Berlin / New York 1974) : [Gedächtnisrede auf Zelter], in: Zelter, Carl Friedrich: Eine Lebensbeschreibung. Nach autobiographischen Manuscripten bearbeitet von Wilhelm Rintel, Berlin 1861, S. 300–304 : Zwei Predigten am achtundzwanzigsten März 1813 und am zweiundzwanzigsten Oktober 1815 in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin gesprochen, Berlin 1863 : Friedrich Schleiermacher, als Bekenner des Wunderglaubens und Zeuge der Auferstehung. Zwei Predigten von Friedrich Schleiermacher, ed. L. Schultze, Posen 1868 : Ueber die Unsterblichkeit der Seele. Bisher noch ungedruckte Predigt, gehalten am Gedächtnißtage der Verstorbenen im Jahre 1829, ed. Eugen Grosser, Berlin 1873 : [Predigten ed. Grosser] Sämmtliche Werke, Reihe I. Predigten, Bd. 1– 5, ed. Eugen Grosser, Berlin 1873–1877 [mehr nicht erschienen]; 2. Aufl., Bd. 1, 1876. : Pädagogische Schriften, ed. C. Platz, 2. Aufl. von SW III/9 [ergänzt um die drei Predigten zur Kinderzucht], Langensalza 1876; 3. Aufl. 1902 (Nachdruck Osnabrück 1968). : Predigtentwürfe aus Friedrich Schleiermacher’s erster Amtsthätigkeit, ed. Friedrich Zimmer, in: Zeitschrift für Praktische Theologie, Bd. 4, Frankfurt am Main 1882, S. 281–290 und 369–378 : Predigtentwürfe aus dem Jahre 1800, ed. Friedrich Zimmer, Gotha 1887 : Auswahl seiner Predigten, Homilien und Reden, ed. Wilhelm von Langsdorff, Die Predigt der Kirche. Klassikerbibliothek der christlichen Predigtliteratur, Bd. 7, Leipzig 1889 : Eine Auswahl aus seinen Predigten, Reden und Briefen, ed. Curt Stage, Religiöse Volksbibliothek I,5, Berlin 1893 : Konfirmationsrede am 31. März 1831 in der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin bei der Einsegnung des Fürsten Bismarck gehalten, ed. Siegfried Lommatzsch, Berlin 1895 : Schleiermachers letzte Predigt, ed. Johannes Bauer, Marburg 1905
Literatur
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: Ungedruckte Predigten Schleiermachers aus den Jahren 1820–1828, ed. Johannes Bauer, Leipzig 1909 : Über Freundschaft, Liebe und Ehe. Eine Auswahl aus Schleiermachers Briefen, Schriften und Reden, Vorwort von A. Saathoff, Bibliothek der Gesamtliteratur des In- und Auslandes Nr. 2187–2190. Halle an der Saale [1910] : Werke. Auswahl in vier Bänden, edd. Otto Braun / Johannes Bauer, Leipzig 1910–1913, 2. Aufl., 1927–1928 (Nachdruck Aalen 1967. 1981) : Predigten über den christlichen Hausstand, ed. Johannes Bauer, Leipzig (Fritz Eckardt Verlag / Felix Meiner Verlag) 1911 : Friedrich Schleiermacher, ed. Richard Wickert, Greßlers Klassiker der Pädagogik, Bd. 28, Langensalza 1912 : [Predigt] Der heilsame Rath zu haben als hätten wir nicht [Predigten. Zweite Sammlung, Nr. 10]; Predigt am 28. März 1813, in: Geistliche Weckstimmen aus der Zeit der Erniedrigung und Erhebung unseres Volkes. Zeitpredigten, ed. F. J. Winter, Leipzig 1913, S. 35–69 : [Nathanael-Begräbnisrede], in: Kant und Schleiermacher als Pädagogen. Eine Auswahl aus ihren Schriften, ed. H. Barckhausen, in: Pädagogische Schriftsteller, Bd. 17, Bielefeld und Leipzig 1914, S. 50–56 : Leichenrede, gehalten am Grabe seines Sohnes Nathanael den 21. November 1829 in Berlin, Darmstadt 1916 : Vaterländische Predigten. Eine Auswahl, Bd. 1–2, Berlin 1919–1920 : [Briefe ed. Meisner] Schleiermacher als Mensch. Sein Werden und Wirken. Familien- und Freundesbriefe, ed. Heinrich Meisner, Bd. 1–2, Gotha 1922–1923 : Werke, ed. Hermann Mulert, Berlin 1924 : Vergessene Dokumente aus dem musikalischen Leben Schleiermachers, ed. Walther Sattler, in: Zeitschrift für Musikwissenschaft, Jg. 7, Leipzig 1925, S. 535–544 : Aus der Predigt über Eph. 2,19, in: Schleiermacher, ed. Johannes Höhne, Kirchengeschichtliche Quellenhefte 20, Frankfurt am Main 1928, S. 43–46 : [Predigt] Wie sehr es die Würde des Menschen erhöht, wenn er mit ganzer Seele an der bürgerlichen Vereinigung hängt, der er angehört [Predigten. Zweite Sammlung, Nr. 3], in: Deutsche Vergangenheit und deutscher Staat. ed. Paul Kluckhohn, in: Deutsche Literatur. Sammlung literarischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Entwicklungsreihen. Reihe Romantik Bd. 10, Leipzig 1935 (Nachdruck Darmstadt 1964), S. 254– 269 : Patriotische Predigten, ed. Walther Schotte, in: Die kleine Geschichtsbücherei, Bd. 8, Berlin [1935] : [Nathanael-Begräbnisrede], in: Unsterblichkeit. Deutsche Denkreden aus zwei Jahrhunderten, ed. Gerhart Pohl, Berlin 1942, S. 75–82 : Am Grabe des geliebten Kindes. Friedrich Schleiermacher auf seinen Sohn Nathanael, Mainz 1947
1052
Verzeichnisse
: Friedrich Schleiermacher, I. Die Anfänge 1768–1808, II. Der Erneuerer von Theologie und Kirche 1809–1834, III. Lehrer und Prediger der Ethik, ed. Horst Beintker, in: Quellen. Ausgewählte Texte aus der Geschichte der christlichen Kirche, Heft 36, Teil 1–3, Berlin 1962–1963 : Totengedenken. Grabrede auf seinen Sohn Nathanael, [ed. Wilfried Brandt], Neuffen in Württemberg 1965 : Schleiermacher-Auswahl, ed. Heinz Bolli. Mit einem Nachwort von Karl Barth, München und Hamburg 1968. 1980. 1983 : Predigten, ed. Hans Urner, Berlin / Göttingen 1969 : Kleine Schriften und Predigten, edd. H. Gerdes / E. Hirsch, Bd. 1–3, Berlin 1969–1970 : Theologische Enzyklopädie (1831/32). Nachschrift David Friedrich Strauß, ed. Walter Sachs, Berlin / New York 1987 : s. Bibliothek deutscher Canzelberedsamkeit : s. Magazin für Prediger : s. Magazin von Casualreden : s. Magazin von Festpredigten Schleiermacher-Archiv (Depositum 42a). Verzeichnis, entstanden in Zusammenarbeit der Schleiermacher-Forschungsstelle der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, bearbeitet von Lothar Busch in Berlin und Elisabeth Blumrich, Katja Kretschmar, Kirsten Kunz, Günter Meckenstock, Simon Paschen, Wilko Teifke in Kiel, Redaktion: Günter Meckenstock, Berlin 2009 Schmidt, Bernhard: Lied – Kirchenmusik – Predigt im Festgottesdienst Friedrich Schleiermachers. Zur Rekonstruktion seiner liturgischen Praxis, Schleiermacher-Archiv, Bd. 20, Berlin / New York 2002 Schuur, Heinrich Wilhelm Albert: Muster-Sammlung von Predigt-Dispositionen für die sämmtlichen Festtage des Kirchenjahres über die evangelischen, epistolischen Pericopen und freie Texte, Königsberg 1847, S. 47 (Nr. 46), S. 61–62 (Nr. 124), S. 156 (Nr. 70), S. 250 (Nr. 54) Schwarz, Friedrich Heinrich Christian: Ueber Religion und Mysticismus, in: Allgemeine Bibliothek der neuesten theologischen und pädagogischen Literatur, Bd. 5, Gießen 1801, Stück 2, S. 165–195 und Stück 3, S. 317–366 Seibt, Ilsabe: Friedrich Schleiermacher und das Berliner Gesangbuch von 1829, Göttingen 1998 Stache, Christa: Das Evangelische Zentralarchiv in Berlin und seine Bestände, Berlin 1992 Tiebel, Karl Friedrich Ferdinand: s. Küster, Samuel Christian Gottfried Wolfes, Matthias: Friedrich Schleiermachers Werk im Spiegel Berliner Verlagsarchivalien. Eine materialgeschichtliche Übersicht über die Schleiermacher-Bestände im Archiv des Verlages Walter de Gruyter aus Anlaß
Literatur
1053
der Übergabe an die Staatsbibliothek zu Berlin, New Athenaeum / Neues Athenaeum, Bd. 6, 2001, S. 77–116
* * * Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften zu Berlin Zentrales Archiv Nachlass Friedrich Schleiermacher Nr. 51–58 Predigtentwürfe und Predigten (1794–1824) Nr. 437–454 Tageskalender (1808–1811 und 1820–1834) Nr. 592–623 Nachschriften von Predigten Schleiermachers Nr. 637 Zur Edition von Schleiermachers Werken Nr. 641 Briefe an Jonas von verschiedenen Personen Deutsches Literaturarchiv Marbach (Schiller-Nationalmuseum) Nr. 58.367 Nr. 58.368
Schleiermacher: Predigt vom 25. Juli 1824 (Überarbeitung einer Andrae-Nachschrift) Schleiermacher: Predigt vom 30. September 1810
Evangelisches Landeskirchliches Archiv in Berlin Bestand 14 (Konsistorium der Provinz Brandenburg): Nr. 20 Französisch-reformierte Gemeinde Berlin, Taufbuch 1787–1798 Nr. 4011 Acta der kurmärkischen Regierung betreffend die Besetzung der reformirten Predigerstelle bei der Dreifaltigkeitskirche. Band I. 1737–1848. Ephoralarchiv Friedrichswerder I: Nr. 163 Acta betreffend die Synoden des Kirchenvereins beider Confessionen, 1817–1850 Nr. 182 Acta betreffend die Wahl der Stadtverordneten, 1809– 1904 Dreifaltigkeits-Kirchengemeinde zu Berlin: Nr. 855 Protokollbuch 1811–1823 Kirchenbücher der Kirchenbuchstelle Alt-Berlin: 9/60 Dom: Bestattungen 1808–1832 10/58 Dorotheenstadt: Trauungen 1816–1825 10/59 Dorotheenstadt: Trauungen 1826–1831 10/86 Dorotheenstadt: Bestattungen 1821–1825
1054 10/87 10/88 11/59 11/64 11/66 11/68 11/70 11/72 11/74 11/76 11/78 11/80 11/82 11/84 11/86 11/88 11/65 11/67 11/69 11/71 11/73 11/75 11/77 11/79 11/81 11/83 11/85 11/87 11/89 11/178 11/179 11/181 14/54 15/37 15/51 22/119 22/122 22/175 22/180 22/181
Verzeichnisse Dorotheenstadt: Bestattungen 1826–1830 Dorotheenstadt: Bestattungen 1830–1834 Dreifaltigkeit: Bestattungen (lutherische Gemeinde) 1819 Dreifaltigkeit: Taufen 1822 Dreifaltigkeit: Taufen 1823 Dreifaltigkeit: Taufen 1824 Dreifaltigkeit: Taufen 1825 Dreifaltigkeit: Taufen 1826 Dreifaltigkeit: Taufen 1827 Dreifaltigkeit: Taufen 1828 Dreifaltigkeit: Taufen 1829 Dreifaltigkeit: Taufen 1830 Dreifaltigkeit: Taufen 1831 Dreifaltigkeit: Taufen 1832 Dreifaltigkeit: Taufen 1833 Dreifaltigkeit: Taufen 1834 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1822 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1823 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1824 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1825 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1826 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1827 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1828 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1829 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1830 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1831 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1832 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1833 Dreifaltigkeit: Trauungen und Bestattungen 1834 Dreifaltigkeit: Taufen (reformierte Gemeinde) 1804– 1821 Dreifaltigkeit: Trauungen (reformierte Gemeinde) 1804–1821 Dreifaltigkeit: Bestattungen (reformierte Gemeinde) 1781–1821 Französisch-reformierte Gemeinde zu Berlin: Bestattungen 1823–1832 Friedrichswerder: Trauungen 1830–1836 Friedrichswerder: Bestattungen 1818–1824 Jerusalem: Trauungen 1821–1822 Jerusalem: Trauungen 1825–1827 Jerusalem: Bestattungen 1820–1821 Jerusalem: Bestattungen 1826–1828 Jerusalem: Bestattungen 1828–1831
Literatur 26/100 32/30 33/77 33/110 33/114 34/31 36/74 36/75
1055
Luisenstadt: Trauungen 1827–1830 Neue Kirche: Taufbuch 1806–1814 St. Nikolai: Trauungen 1825–1830 St. Nikolai: Bestattungen 1819–1821 St. Nikolai: Bestattungen 1829–1831 Parochial: Trauungen 1824–1841 St. Petri: Bestattungen 1815–1818 St. Petri: Bestattungen 1819–1821
Freies Deutsches Hochstift, Frankfurter Goethe-Haus Hs-1101
Nachschrift der Begräbnisrede Schleiermachers auf Karl Friedrich Zelter am 18. Mai 1832 in der Singakademie Berlin
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin HA X, Rep. 40, Nr. 876
Acta betreffend die Vereinigung der lutherischen und reformirten Gemeinde der Dreifaltigkeitskirche, 1820
Fürstliches Hausarchiv Dohna-Schlobitten (Depositum): HA VI, K. 34, Nr. 101–105
Predigten Schleiermachers (14 Nachschriften zu 12 Terminen 1820–1829)
Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel Cod. Guelf. 25 Noviss. 2°
Nachschrift der Predigt Schleiermachers vom 1. Januar 1834
Kirchengemeinde Heilig Kreuz – Passion Berlin-Kreuzberg Schleiermacher: Ueber das hochzeitliche Gewand (Predigt vom 28. Oktober 1827) Schleiermacher-Forschungsstelle der Theologischen Fakultät der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel Nr. 1–12
Nachschriften von Predigten Schleiermachers
Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz Autogr. I/4573
Schleiermacher: (1806–1808)
Predigten
und
Predigtentwürfe
1056 Ms. germ. oct. 1395 Nachlass 481
Verzeichnisse Nachschrift Gemberg der Predigt Schleiermachers vom 5. März 1820 Schleiermacher-Sammlung
Archiv de Gruyter (Depositum 42): Nr. 319 Nr. 324
Hauptbuch IV Verlags-Inventarium
Schleiermacher-Archiv (Depositum 42a): Mp. 1 Mp. 9–14 Mp. 15 Mp. 25–119
Predigten — Liederblätter — Einsegnung zur Goldenen Hochzeit Predigten und Predigtdispositionen (1790– 1823) Liste für Festtagspredigten sowie Deckblätter mit Editionsnotizen Nachschriften von Schleiermachers Predigten
Universitätsarchiv Halle an der Saale Rep. 4, Nr. 691 Rep. 27, Nr. 1004 Rep. 27, Nr. 1068 Rep. 27, Nr. 1123 Rep. 27, Nr. 1235 Rep. 40, I, S 51
Conclusiones concilii generalis 1806–1820 Acta den Universitäts-Gottesdienst betr.; Ergänzung anno 1804 sequens Acten betr. Schleiermachers Berufung zum akademischen Prediger und Extraordinarius und seine Ernennung zum Ordinarius Zur theol. Facultät gehörig, betr. Akademischen Gottesdienst (1800–1802) Akademischer Gottesdienst (1804–1805) Bilder von Schleiermacher
Namen Das Namensregister verzeichnet die in diesem Band genannten historischen Personen in der heute gebräuchlichen Schreibweise. Der Bandanhang ist nicht berücksichtigt. Nicht aufgeführt werden die Namen biblischer, literarischer und mythischer Personen, die Namen von Herausgebern, Übersetzern und Predigttradenten, soweit sie nur in bibliographischen oder archivalischen Angaben vorkommen, die Namen, die nur in Quellenangaben von Liedertexten genannt sind, sowie die Namen der an der vorliegenden Ausgabe beteiligten Personen und der Name Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers. Bei Namen, die in Schleiermachers Text oder die sowohl im Text als auch im zugehörigen Apparat vorkommen, sind die Seitenzahlen recte gesetzt. Bei Namen, die in den Einleitungen oder den Apparatmitteilungen des Bandherausgebers genannt werden, sind die Seitenzahlen kursiv gesetzt. Ahrendts (Ahrends) XXX Alvensleben s. Matthisson, Wilhelmine Ammon XXXIII.CVII Andrae LVI.LXIII.LXX–LXXV Arndt, Andreas LX–LXI Arndt, Anne Maria Louise s. Schleiermacher, Anne (Nanny) Maria Louise Balan LXX Bartels XXXIII Bauer LXXI.XCIV.C.CXII Bengel CV Berent s. Stubenrauch, Charlotte Luise Blair XXVIII Blanc, Ludwig Gottfried XL Blanc, Pauline s. Schirmer, Pauline Bornemann XXVI Braun CXII Buttmann, Philipp LXIII Buttmann, Philipp Karl LXIII Buttmann, Karoline, geb. Selle LXIII
Chabanon s. Stubenrauch, Susanna Judith Claudius XC Conrad XXIX Crayen LVII.LXIII–LXV.LXX de Gruyter LX Deegen CIV.CX Deibel s. Pischon, Karoline Derège XLI Dilthey LXII Diterich XXXIII.XLIX Dohna LXXI Dunckel LVI.LXV Eichhorn LX Eichstädt XXIII Falk XXX Fawcett XXVIII Friedrich II. von Preußen 396 Friedrich Wilhelm I. in Preußen 633.XLI Friedrich Wilhelm III. von Preußen XXXI.XXXVI–XXXVII.303
1058
Namen
Fritsche LXXXVIII Frommann XLIV Gedike XXVII Gemberg, Alexandrine Auguste Pauline, geb. von Rohr LXV Gemberg, August Friedrich Leopold LXV Gemberg, Heinrich LXV Gemberg, Luise Charlotte Hermine, geb. Kretzschmer LXV Goethe 647 Grosser XCII.XCIX.CVI.CXII Gruner LXX Grunow, August Christian Wilhelm XXX Grunow, Eleonore Christiane, geb. Krüger XXX.XXXIII.XXXV. LXXXIV Haberfeldt LXXXIX Harsleben s. Wilmsen, Henriette Hecker XLII.XLV Herbig LXX Hering XXXVI–XXXVII.XCIV– XCV.5 Herz LXXX Herzberg XLII.XLVI–XLVII Heß LXXXII Hintze XXVII Höhne XCIX Hunger XXX Hutter s. König, Delphine Jacobi, Bernhard August LXV Jacobi, Cornelia, geb. Nicolovius LXV Jonas, Fritz LIX.LXV.LXVII Jonas, Ludwig LVIII– LX.LXIII.LXV–LXVII.LXXI– LXXII.631.646.660.675.693. 706.718.732.746 Jonas, Ludwig Jakob LXV Jonas, Sophie, geb. Stelten LXV Klaproth XXX.XXXIII Knapp XL Kober XLVII
König, August Friedrich Wilhelm LXVI König, Delphine, geb. Hutter LXVI König, Henrietta Charlotta, geb. Modes LXVI König, Johann Gottfried Wilhelm LXVI Krech XXXIV Kretzschmer s. Gemberg, Luise Charlotte Hermine Kriege XXIX Krüger, Eleonore Christiane s. Grunow, Eleonore Christiane Krüger, Gotthilf Peter XXXIV Lachmann LX Laubisch LXII Lessing XC Lichtenberg 7 Löffler XXXIII Lommatzsch LX Lüdeken s. Oberheim, Maria Louise Luther 355 Maquet, Henri Louis LXVI Maquet, Marie Albertine, geb. Friedel LXVI Maquet, Marie Elisabeth (Betty) LXVI Marezoll XXXIII Marheineke (Marheinecke) XXXIX.XLV Marot XLVII Matthisson, Caroline Johanne Wilhelmine Auguste Luise LXVII Matthisson, Karl Ernst Georg XLIX.LXVI– LXVII.C.427.586 Matthisson, Wilhelmine, geb. von Alvensleben LXVI Mehmel LXXXIV–LXXXV Meier XXXIX Meierotto, Charlotte Luise s. Stubenrauch, Charlotte Luise Meierotto, Ludolf XXXIV Modes s. König, Henrietta Charlotta
Verzeichnisse Mühlenfels s. Schleiermacher, Henriette Münchenberg s. Sydow, Caroline Sophie Henriette Muzel CII Mylius XLIX Napoleon I. XL Napoléon, Jérôme XL Nicolai XXXI.LXXXVI Nicolovius, Cornelia s. Jacobi, Cornelia Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig LX Niemeyer XXXVI–XXXVII
1059
Reusing s. Wilmsen, Friederike Ribbeck LXXXII Röhr LXXI Rohr s. Gemberg, Alexandrine Auguste Pauline Rosenmüller LXXXII Rousseau 7
Sack, Emilie, geb. von Oppen LXVIII Sack, Friedrich Ferdinand Adolf LXVIII Sack, Friedrich Samuel Gottfried XXVII–XXVIII.XXXIII. LXXX Saunier, Jean Louis LXVIII Oberheim, Albert Otto LXVII Saunier, Johann Carl Heinrich Oberheim, Ludwig Otto Hein(Jean Charles Henry) LXVIII rich LXVII Saunier, Marie Natalie, geb. ReOberheim, Maria Louise, geb. Lüclam LXVIII deken LXVII Savigny LX Oppen, Elisabeth von LXVII– Schellhorn LXXI LXVIII Scherer LXXXV Schirmer, Charlotte Wilhelmine Oppen, Emilie von s. Sack, Emilie Susanne, geb. Putsch LXVIII Schirmer, Johann Christian LXVIII Pauli XXX Pischon, Friedrich August 423–424. Schirmer, Karl Friedrich August LXVIII XLIV.XLIX.LXVIII.XCIX–C.CV. Schirmer, Pauline, geb. 441.456.468.481.494.508. Blanc LXVIII 525.561.606 Schlegel, August Wilhelm XXXIII. Pischon, Karoline, geb. LXXX Deibel LXVIII Schlegel, Friedrich XXIX.XXXIII. Platon XXXV XXXV.LXXX Pommer LXX Schleiermacher, Anne (Nanny) Maria Porst XLVIII Louise XL.XCIV Prahmer XXIX–XXXII Putsch s. Schirmer, Charlotte Wilhel- Schleiermacher, Charlotte XXXIV.LXXX mine Susanne Schleiermacher, Elisabeth XLII Reclam s. Saunier, Marie Natalie Schleiermacher, Gertrud XLII Reimer 205.421.626–627.IX. Schleiermacher, Henriette, geb. von XXXIII.XLII.LVII.LIX– Mühlenfels, verw. von Willich LX.LXXIX.LXXXVIII.XCII– XLII.LX XCIV.XCIX–C.CV–CVII.CXI– Schleiermacher, Hildegard XLII CXIII.417 Schleiermacher, Nathanael XLII. Reinhard, Franz LXIX Volkmar LXXXII.XCVI Schleyermacher, Johann Gottlieb Reinhardt, Karl August XXVII Adolph XXV–XXVI
1060
Namen
Schuderoff LXXI Schulze XCVI Schumann, Johann Lorenz XXIV. XXVII–XXVIII.7 Schumann, Sophie Luise, geb. Stubenrauch XXVII Schuur XCII Schwarz LXXX–LXXXI Selle s. Buttmann, Karoline Sethe LXX Simon LXX Sobbe LXX Spalding, Georg Ludwig LXXX Spalding, Johann Joachim XXXIII. XLIX Spinoza XCVII Stelten s. Jonas, Sophie Stosch XLIII Stubenrauch, Charlotte Luise, geb. Berent, verw. Meierotto XXXIV Stubenrauch, Johann Rudolf Friedrich 5 Stubenrauch, Samuel Ernst Timotheus 5. XXIV–XXIX.LXXIX. LXXXIII.LXXXVII.7 Stubenrauch, Sophie Luise s. Schumann, Sophie Luise Stubenrauch, Susanna Judith, geb. Chabanon 5 Stubenrauch, Timotheus Christian XXXIV.5 Sydow, Carl Leopold Adolph LX.LXIV.LXVII.LXIX. LXXI.LXXIII Sydow, Caroline Sophie Henriette, geb. Münchenberg LXIX
Sydow, Otto Ferdinand LXIX Teller XXXIII.XLIX Thiele XLI–XLII Thulemeier XXXVI Tobler LXXXII Vater XL Violet LXIX Virmond LX–LXI Wagnitz XXXVI Wedeke XXVI Willich, Ehrenfried von (geb. 1773) XLII.LXXX.LXXXVIII Willich, Ehrenfried von (geb. 1807) XLII Willich, Henriette von s. Schleiermacher, Henriette Willich, Henriette Pauline Marianne von XLII Wilmsen, Friederike, geb. Reusing LXV Wilmsen, Friedrich Ernst Wilhelm LXV Wilmsen, Friedrich Philipp LXIV– LXV Wilmsen, Henriette, geb. Harsleben LXV Wilmsen, Philipp Ernst Deodatus LXV Wolfes LXI Woltersdorff LVI–LVII.LXIV. LXIX–LXX Woltersdorff, Ernst Gabriel LXIX Zabel LIII.LVII–VVIII.LXX Zöllner XXXIII Zollikofer XXXIII.XCVI
Bibelstellen Halbfett gesetzte arabische Seitenzahlen weisen Bibelstellen nach, über die Schleiermacher gepredigt hat. Die in Schleiermachers Texten vorkommenden Bibelstellenangaben werden durch recte gesetzte arabische Seitenzahlen verzeichnet. Kursiv gesetzte arabische und römische Seitenzahlen geben solche Bibelstellen an, die im Sachapparat und in den beiden Einleitungen des Bandherausgebers genannt sind. Die Abfolge der biblischen Bücher ist an der Lutherbibel orientiert. Die im Bandanhang vorkommenden Bibelstellenangaben sind nicht berücksichtigt. Das 1. Buch Mose (Genesis)
Das 3. Buch Mose (Leviticus)
Gen 1,26 1,26–27 1,26–28 1,28 1,31 2,24 3,5 3,15 3,16 3,19 3,22 11,7 18,2–8 18,4 18,10 18,22–32 19,1–3 19,12–16 22,11 32,25 35,29 44,17 49,1–28 49,33 50,20
Lev 19,18
270.277.679–680 196.558 362 270.679–680 32.227 641 595 521 639 639 595 744 735 744 741 742 735 741.742 744 744 741 74.95 672 741 602
Das 2. Buch Mose (Exodus) Ex 20,4 20,12
690 696
276.356
Das 5. Buch Mose (Deuteronomium) Dtn 5,16 8,3 30,11–14 34,1–5
696.699 239 169 567
Das Buch Josua Jos 22,29 24,15
292 713–714
Das Buch der Richter Ri 13–16
386
Das erste Buch Samuel 1Sam 2,7
750
Das Buch Hiob (Ijob) Hiob 1,21 27,5 42,1–3
301 74.95 68–82
1062
Verzeichnisse
Der Psalter (Psalmen)
Der Prophet Jeremia
Ps 7,10 8,3 8,7 9,8 22 26,8 32,3 37,5 37,6 37,35–36 62,13 73,25 90,10 103,14 103,16 119,18 130,3 139,1
Jer 11,20 17,9 22,5
691 500 74 240.350.454 XC 181–197 389 393 80 80 79 326 XXVI 192 71 617 350 350
Die Sprüche Salomos (Sprichwörter) Spr 3,12 9,10 10,7 15,2 16,18 16,31 17,15 21,25 24,30–34
289 320 600 62 17.81.325 161 162 118–133 125
Der Prediger Salomo (Kohelet) PredSal 1,8 1,8–9 7,11 7,30
20 11–24 295–310 99
Der Prophet Jesaja Jes 34,4 40,3 42,3 55,8
71 684 584.655 77.178
691 188 407
Der Prophet Hesekiel (Ezechiel) Ez 37,1–14
534
Der Prophet Joel Joel 3,1
230
Das Evangelium nach Matthäus Mt 3,2 3,3 3,4 3,7 3,17 4,4 4,10 4,19 5,8 5,13 5,16 5,17 5,18 5,23–24 5,32 5,45 5,48 6,1–4 6,3 6,4 6,10 6,12 6,16–18 6,18 6,24 6,33 6,34 7,7 7,8 7,16 7,22 7,23 7,26–27 8,20
565 684 564 571 35.80 239 610 518 480.492.692 666 92 409 612–613 192 655 162.214 82 757 758 348.691 33.157 585 95 348 85 LXIX 134–148 30.175 617 80.136 592 592 321 366
Bibelstellen 8,28–34 9,1 9,2 9,11 9,34 9,37 10,14 10,24 10,28 10,32 10,34 11,3 11,15 11,20–24 11,25 11,28 11,30 12,8 12,9–13 12,20 12,30 12,35 12,43–45 12,49 13,9 13,12 13,25 13,43 13,58 14,23 15,14 16,13–20 16,16 16,18 16,26 17,2–5 18,2 18,3 18,5 18,11–12 18,20 18,21–22 19,3–9 19,6 19,8 19,9 19,13–15 19,14
456–467 465 574 95 46 133 593 26 311–328 612 240.271 XXV 480.571.616 465.593 689–690 564 147 564 95 584 130.383 356 601 48 616 163 666.686 454 593 36 413 452 611 162.358.457 374.382.683 614 677 671 677 713 197.245.615.620. 645 158 648 402.648.649.655 646–659 655 689 671
19,19 20,1 20,20–28 21,9 21,10–16 21,15–16 21,18–19 22,35–40 22,39 23,12 23,27 23,33 23,37 23,38 24,1–2 24,36 25,1–12 25,14–30 25,21 25,26 25,29 26,31 26,36–46 26,41 26,53–54 28,18 28,19–20 28,20
1063 276.356 619.676 481–493 496 494–507 690 506–507 376 276.356 255 752 610 593 407 396–415 171 540.615 536–537 540 754 131.163 497–498 25–38 358.371 394–395 233.594 685 245.526
Das Evangelium nach Markus Mk 1,14–15 2,14 5,1–20 5,9 5,15 5,19 6,1–6 8,11–12 9,24 9,38 9,38–40 10,9 10,13–16 11,25 12,41–44 15,34 15,34–41
542 612 458 460 461 467 603 603 611 591 616 649 689 192 752 LXXXV.LXXXIX 39–52
1064
Verzeichnisse
Das Evangelium nach Lukas Lk 1,31–32 2,15–20 5,1–11 5,8 5,16 5,21 5,29–32 6,12 7,24–34 7,36–50 8,26–39 8,27 8,35 8,39 9,48 9,49 9,54 9,59–62 10,13–15 10,17–20 10,19–20 10,27 10,42 11,28 12,20 12,32 12,37–38 12,42 13,4–5 14,16–20 14,25–33 15,7 16,8 16,19–30 16,19–31 16,21 16,27–29 17,10 17,20 17,21 18,11 18,14 18,15–17 19,10 19,11–27 19,12–19 19,12–26
LXXIV LVI 515–516 515–516 36 574 XXIII 36 561–573 574–585 458 459 461 467 246 591 465 434 465 586–605 LVI 276 354 XXVI 538 618 224.638–639 59 321 364 606–620 597 173.277 555 100–117 260 401 754 174.571.588 174 757 255 689 552 536–537 224 133
19,13 19,16–19 19,20–21 19,26 19,39 19,40 19,41 19,41–42 21,1–4 22,70 23,34 23,43
59.163.491.500.573 163 316–317.355 163 500 498.500 264 407 752 612 47 LVII
Das Evangelium nach Johannes Joh 1,1–2,11 1,12 1,14 1,26 1,27 1,29 1,35–51 1,46 2,1–11 3,1–8 3,1–21 3,8 3,30 4,4–26 4,23 4,35–38 4,40–42 4,42 6,1–15 6,68 7,17 7,27 7,37–38 7,40–53 10,14–15 10,16 10,24–25 11,1–45 12,42 14,2 14,6 14,8 14,9 14,23–27
LXIX 349 468 LXIX 564 349 427–440 476 329–343.735 541–560 477 685 564 441–455 553 454 454 435 603 244.489.611.620 472 471 470 468–480 350 614 452 602–603 477 251.618 244.349 574 690 631
Bibelstellen 15,4 15,5 15,9.14–15 15,15 15,16 16,13 16,14 17,12 17,22 17,24 18,9 19,10 19,11 19,26–27 19,30 20,22 20,31 21,2–23
507 350 231–247 715 238.619 503 541 49 180 614 49 725 725 47–48 44 526 456 508–524
5,5 6,1 6,3–5 6,4 7,7 7,23 7,24 8,7 8,16 8,27 8,28 8,35–39 9,1–3 10,17 12,6–8 12,15 12,21 14,17 14,23
1065 126.310 580 508 349 564 719 349 232 560.573.616 192 32.278–294.520 323 264 555 217 366 378–395 545 344–358
Die Apostelgeschichte Apg 1,6–11 1,7 1,15 2,1–11 2,17 2,46 5,29 5,38–39 7,48 8,9–24 8,30 13,4–12 16,30 17,23 17,24 17,24–27 17,28 17,29 17,30 20,35 27,34
525 619 514 685 230 532 492.573 173 195 603 612 604 501 166 195 164–180 168.545 168 167 740 689
Der erste Brief des Paulus an die Korinther 1Kor 1,23 1,27 7,20–23 7,29–30 10,31 12,3 12,4 12,4–5 12,4–6 12,31–13,1 13,1–2 13,1–3 13,4 13,4–5 13,7 13,9 14,33 16,13
134 292 706–717.721.724 359–377 371 500 606 491 211–230 53–67 507 219 62 220 149–163 254.265 265–277 358
Der Brief des Paulus an die Römer
Der zweite Brief des Paulus an die Korinther
Röm 1,16 2,15 3,20 3,23
2Kor 3,6 4,5 5,5–10 5,7
207 155.689 564 557.580
472.613 689 261 671
1066 5,17 7,10 9,7 11,16–12,12 12,7 12,9
Verzeichnisse 547 367 752 604 604 289.291.495.604. 619
Der zweite Brief des Paulus an die Thessalonicher 2Thess 3,2
350
Der erste Brief des Paulus an Timotheus
Der Brief des Paulus an die Galater
1Tim 6,9 6,16
Gal 1,16 5,13 5,22–23
Der zweite Brief des Paulus an Timotheus
353 569 545
122 167
Der Brief des Paulus an die Epheser
2Tim 1,7 3,17
Eph 2,19
Der Brief des Paulus an Titus
4,15–16 4,28 5,22–31 6,1–3 6,4 6,9
190.248–264. XCIX 350 746–763.CVIII 631–645 693–705 675–692.662 724
Der Brief des Paulus an die Philipper Phil 2,7 2,7–8 2,8 2,11 3,20 4,4
468.505 542 349 689 518 147.367.368.569
Tit 1,15 2,14
153.305 308.554.683
518 690
Der erste Brief des Petrus 1Petr 2,9 3,15 4,8–10 5,5 5,6
415 83–99 525–540 69.228 68
Der erste Brief des Johannes 1Joh 3,21 4,16 4,18 5,4
29 244 265.320.679.696. 727 394
Der Brief des Paulus an die Kolosser Kol 2,9 3,9 3,21 3,22–23; 4,1 3,24–25
349 136 660–674.677 718–731 720
Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher 1Thess 5,16–18
LVII
Der Brief an die Hebräer Hebr 6,6 11,1 11,3 11,13 12,2 12,6 13,2 13,4 13,9
480 348 348 383 30.377 289 732–745 645 344
Bibelstellen
1067
Der Brief des Jakobus
Die Offenbarung des Johannes
Jak 1,20 3,17
Offb 2,7 6,14 21,4
386 327
616 71 524
Predigten (in zeitlicher Anordnung) Die 46 Predigten der Ersten bis Vierten Sammlung sind zeitlich nach dem Vortragstermin angeordnet. Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am
16.11.1794 28.12.1794 01.01.1795 21.06.1795 13.09.1795 21.02.1796 01.01.1797 22.03.1799 17.04.1799 02.02.1800 23.03.1800 22.06.1800 31.08.1800 26.10.1800 02.11.1800 10.08.1806 17.08.1806 24.08.1806 23.11.1806 07.12.1806 28.12.1806 01.01.1807 08.02.1807 14.06.1807 05.07.1807 26.07.1807 24.01.1808 05.01.1812 19.01.1812 02.02.1812 16.02.1812 01.03.1812 15.03.1812 12.04.1812 10.05.1812 24.05.1812 21.06.1812
(22.SnT) Spr 21,25 . . . . . . . . . . . . . . . (SnW) Ps 26,8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Neujahrstag) PredSal 1,8–9 . . . . . . . . . (3.SnT) Lk 16,19–31 . . . . . . . . . . . . . . vorm. (15.SnT) Mt 6,34 . . . . . . . . . . . . (Reminiscere) Mt 26,36–46 . . . . . . . . . . (Neujahrstag) siehe 01.01.1795 (Karfreitag) Mk 15,34–41 . . . . . . . . . . . vorm. (Bußtag) Hiob 42,1–3 . . . . . . . . . vorm. (4.SnE) 1Petr 3,15 . . . . . . . . . . . vorm. Betstunde (Laetare) siehe 21.02.1796 nachm. (2.SnT) 1Kor 12,31–13,1 . . . . . . vorm. (12.SnT) 1Kor 13,7 . . . . . . . . . . . vorm. (20.SnT) siehe 13.09.1795 vorm. nachm. (21.SnT) Apg 17,24–27 . . . . . . . vorm. (10.SnT) 1Kor 12,4–6 . . . . . . . . . vorm. (11.SnT) Joh 15,9.14–15 . . . . . . . vorm. (12.SnT) Eph 2,19 . . . . . . . . . . . (25.SnT) Röm 8,28 . . . . . . . . . . . . . . . (2.SiA) 1Kor 14,33 . . . . . . . . . . . . . . . (SnW) PredSal 7,11 . . . . . . . . . . . . . . . (Neujahrstag) Mt 10,28 . . . . . . . . . . . . (Estomihi) Joh 2,1–11 . . . . . . . . . . . . . vorm. (3.SnT) Röm 14,23 . . . . . . . . . . . vorm. (6.SnT) Röm 12,21 . . . . . . . . . . . vorm. (9.SnT) 1Kor 7,29–30 . . . . . . . . . vorm. (3.SnE) Mt 24,1–2 . . . . . . . . . . . vorm. (SnN) Joh 1,35–51 . . . . . . . . . . . vorm. (2.SnE) Joh 4,4–26 . . . . . . . . . . . vorm. (Sexagesimae) Mt 8,28–34 . . . . . . . vorm. (Invocavit) Joh 7,40–53 . . . . . . . . vorm. (Oculi) Mt 20,20–28 . . . . . . . . . . vorm. (Judica) Mt 21,10–16 . . . . . . . . . vorm. (Mis. Domini) Joh 21,2–23 . . . . . vorm. (Exaudi) 1Petr 4,8–10 . . . . . . . . . vorm. (Trinitatis) Joh 3,1–8 . . . . . . . . . . vorm. (4.SnT) Lk 7,24–34 . . . . . . . . . . .
. . . . . .
. . . . . .
. . . . . .
118 181 11 100 134 25
. . . . . . . . .
39 68 83
. . . . . .
53 149
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
164 211 231 248 278 265 295 311 329 344 378 359 396 427 441 456 468 481 494 508 525 541 561
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bibelstellen Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am Am
05.07.1812 16.08.1812 08.11.1812 31.05.1818 14.06.1818 28.06.1818 12.07.1818 26.07.1818 09.08.1818 23.08.1818 01.11.1818 15.11.1818
vorm. vorm. vorm. vorm. vorm. vorm. vorm. vorm. vorm. vorm. vorm. vorm.
(6.SnT) Lk 7,36–50 . . . . . (12.SnT) Lk 10,17–20 . . . (24.SnT) Lk 14,25–33 . . . (2.SnT) Eph 5,22–31 . . . . (4.SnT) Mt 19,8 . . . . . . . (6.SnT) Kol 3,21 . . . . . . (8.SnT) Eph 6,4 . . . . . . . (10.SnT) Eph 6,1–3 . . . . . (12.SnT) 1Kor 7,20–23 . . (14.SnT) Kol 3,22–23; 4,1 . (24.SnT) Hebr 13,2 . . . . . (26.SnT) Eph 4,28 . . . . .
1069 . . . . . . . . . . . .
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574 586 606 631 646 660 675 693 706 718 732 746