209 43 8MB
German Pages 176 Year 1998
Deutsche Texte Herausgegeben von Gotthart Wunberg
KREUZZUGSDICHTUNG
HERAUSGEGEBEN VON ULRICH MÜLLER 4., unveränderte
Auflage
MAX N I E M E Y E R V E R L A G T Ü B I N G E N 1998
1. Auflage 1969 2., überarbeitete und ergänzte Auflage 1979 3., unveränderte Auflage 1985
MEINER F R A U
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme K r e u z z u g d i c h t u n g / hrsg. von Ulrich Müller. 4., unveränd. Aufl. - T ü b i n g e n : Niemeyer, 1998 (Deutsche Texte ; 9) ISSN 0418-9159
I S B N 3-484-19007-8
© M a x N i e m e y e r Verlag G m b H & C o . K G , T ü b i n g e n 1998 D a s W e r k einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. J e d e Verwertung außerhalb der engen G r e n z e n des U r h e b e r rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. D a s gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ü b e r s e t z u n gen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. G e d r u c k t auf alterungsbeständigem Papier.
VORWORT
1. Eine verbindliche Definition des Begriffs „Kreuzzug" gibt es nicht. Für diese Textauswahl gilt jedes bellum Deo auctore (vgl. Augustin, De civ. Dei I 21 = N r . 1) als Kreuzzug, also nicht nur die K ä m p f e ums Heilige Land, sondern auch die gegen die „heidnischen" Normannen, Mauren, Preußen und Türken sowie gegen die christlichen Ketzer. Diese Kreuzzüge richteten sich gegen Feinde des Glaubens, der Kirche und des Papstes. 2. Die Idee des Kreuzzugs ins Heilige Land entstand aus der Verbindung von Wallfahrt und bellum Deo auctore; so war dieser Kreuzzug eine „bewaffnete Wallfahrt" (H. E. Mayer). Entsprechend hieß der Zug ins Heilige Land im Mittelalter peregrinatio, expeditio, iter in terram sanctam, gotes vart, vart über mer u. ä. Das Wort „Kreuzzug" ist im Deutschen erst seit der Zeit Lessings bekannt. 3. Als „Kreuzzugsdichtung" gilt hier also jede Dichtung, die in irgendeiner Weise das bellum Deo auctore oder die Pilgerfahrt ins Heilige Land zum Thema hat. Dichtungen über den christlichen Glaubenskrieg und über diese Pilgerreise w.erden nicht getrennt. 4. Im Mittelpunkt dieser Auswahl stehen deutsche Kreuzzugsdichtungen des Mittelalters. Beispiele aus dem Mittellateinischen, Altprovenzalischen, Altfranzösischen und Italienischen sollen zeigen, daß es sich hier um keine nationalen, sondern um christlich-abendländische Dichtungsformen handelt; den romanischen Texten sind zur Erleichterung des Verständnisses Paraphrasen beigegeben. Einige historische Zeugnisse sollen den allgemeinen Hintergrund andeuten. j . Vieles Wichtige und Bedeutende, vor allem aus der Epik, mußte aus Raumgründen wegbleiben; aus dem gleichen Grund beginnen und enden einige epische Texte sogar innerhalb eines Reimpaares. Manches Entlegene oder schwer Zugängliche wurde dagegen aufgenommen. Daß die Auswahl mit einem Text Tassos endet, soll nicht heißen, daß man in späterer Zeit keine Kreuzzugsdichtung mehr finden würde: Aus der Reformationszeit, dem Dreißigjährigen Krieg oder anderen Kämpfen, die im Zei-
V
chen eines Glaubens oder einer Ideologie (nicht nur in Europa!) geführt wurden und werden, gibt es vieles, was man als Kreuzzugsdichtung bezeichnen könnte. Dichtungen und Berichte über Wallfahrten ins Heilige Land entstehen noch heute. 6. Ein besonderes Problem ist die Textfassung, in der mittelalterliche Dichtungen in einer solchen Auswahl abgedruckt werden sollen. N a c h dem Vorbild von H . de Boors zweibändiger Anthologie (München 1965) steht hier jeweils der Text derjenigen Ausgabe, nach der üblicherweise zitiert wird. Daß die einzelnen Texte in Orthographie und Interpunktion nicht einheitlich sind, ergibt sich aus der Verschiedenheit der zugrundeliegenden Ausgaben und ihrer Editionsprinzipien; nur in ganz wenigen Fällen wurde verändert oder vereinfacht, z . B . 3 > z, f > s. Für eine intensive Beschäftigung mit den einzelnen Texten ist es daher unumgänglich notwendig, die Überlieferung genau zu überprüfen; in besonderen Fällen steht in den Anmerkungen ein zusätzlicher Hinweis. Zwei Abweichungen von diesem Grundsatz der Textgestaltung finden sich bei den Dichtern aus „Minnesangs Frühling" und bei Walther von der Vogelweide: um einen möglichst den Handschriften nahen Text zu geben, sind deren Werke nach den alten Ausgaben von K . Lachmann/M. Haupt und H. Paul aufgenommen; da diese Texte heute nicht mehr greifbar sind, sollen sie zugleich ein Beitrag zur Geschichte der altgermanistischen Editionspraxis sein. Für den Vorgang selbst kann ich mich z. B. auf M.-L. Dittrich berufen, die in ihrem „Eneide"-Buch ( i . T e i l Wiesbaden, 1966) Veldekes Epos stets nach der alten Ausgabe von Ettmüller zitiert (vgl. Dittrich, S. J98ff.). 7. Die den abgedruckten Texten beigegebenen Datierungen sind im allgemeinen nur Näherungswerte, die nicht immer historische Exaktheit beanspruchen können. 8. Für Anregungen, Ratschläge und sonstige H i l f e während der Arbeit an dieser Auswahl bedanke ich mich bei Herrn Professor Dr. Günther Schweikle, Stuttgart; für die Durchsicht der Paraphrasen zu den romanischen Texten bei Herrn cand. phil. Peter Hölzle. Stuttgart, im Dezember 1968
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Ulrich Müller
INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 1 2 3 4 5 6
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Aurelius Augustinus. Aus ,De civitate D e i ' : Die Ausnahmen zum $. Gebot Aurelius Augustinus. Aus den ,Quaestiones in Heptateuchum': Der von Gott befohlene Krieg ist ein .bellum iustum' ,Ludwigslied' Aus der ,Vita Altmanni': Die Pilgerfahrt des Bischofs Gunther von Bamberg ins Heilige Land ( 1 0 6 4 - 1 0 6 5 ) ; Ezzos Lied Guillem, coms de Peiteus. «Pos de chantar m'es pres talentz...» Bernhard von Clairvaux. Aus einem Brief, in dem er den Bischof, die Geistlichen und das Volk von Speyer zum 2. Kreuzzug aufruft Gerhoh von Reichersberg. Aus dem ,Psalmenkommentar': Gesänge der Kreuzritter und der zurückgebliebenen Frauen Anonymes Kreuzlied: „In gotes namen fara w i r . . . " . . Aus den ,Carmina Burana': „Fides cum Ydolatria . . . " . Marcabru. «Pax in nomine Domini!» Marcabru. «A la fontana del v e r g i e r . . . » Aus der .Kaiserchronik': Gottfried von Bouillon erobert das Heilige Land Aus dem .Rolandslied' des P f a f f e n K o n r a d : Der Traum Kaiser Karls und seine Rede vor dem R a t der Zwölf . . Aus der altfranzösischen : Antwort Rolands an Oliver; Rede des Bischofs Turpin Aus dem .Rolandslied' des P f a f f e n K o n r a d : Olivir und Roland; Rede des Bischofs Turpin Aus dem .Rolandslied' des P f a f f e n K o n r a d : Während der Schlacht - Rede des Bischofs Turpin Aus dem .Herzog Ernst B ' : Rede des Herzogs an seine Freunde - die Gründe für die geplante Kreuzfahrt . . . Aus den .Carmina Burana': „Heu, voce flebili cogor enarrare..." ,Carmen Sangallense'': „Quid dormis? vigila!" Conon de Bithune. «Ahi, Amors, com dure d e p a r t i e . . .» . Huon I I I d'Oisi. «Maugri tous sainz et maugri Dieu ausi...» Guiot de Dijon. «Chanterai por mon corage . . . » . . . . Friedrich von Hausen. „Si darf mich des zihen n i e t . . . " . Friedrich von Hausen. „Min herze und min 15p diu wellent scheiden . . . "
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Friedrich von Hausen. „Min herze den gelouben h a t . . . " 41 Friedrich von Hausen. „Si waenent sich dem tode verzin . . . " 41 Albrecht von Johansdorf. „Die hinnen varn, die sagen durch g o t . . . " 42 Albrecht von Johansdorf. „Mich mac der tot von ir minnen wol s c h e i d e n . . . " 43 Albrecht von Johansdorf. „Guote liute, holt die gäbe . . ." 43 Albrecht von Johansdorf. „Ich unde ein wip, wir haben gestriten . . . " 4j Albrecht von Johansdorf. „Min erste liebe der ich ie began..." 46 Heinrich von Rugge. ,Kreuzleich' 47 Heinrich von Rugge. „Ich was vil ungewon . . ." . . . . 51 Aus dem ,Graf R u d o l f ' : Die Taktik der Christen - v e r brannte Erde' 52 Aus dem ,Graf R u d o l f ' : Ausfall der Heiden aus Askalon; Verhandlungen zwischen dem Grafen Rudolf und seinem Gegner Girabobe $2 H a r t m a n n von Aue. „Dem kriuze zimt wol reiner m u o t . . . " 55 H a r t m a n n von Aue. „Swelch vrowe sendet lieben man . . ." $7 H a r t m a n n von Aue. „Ich var mit iuwern hulden, herren unde m ä g e . . . " 58 Reinmar der Alte. „Des tages do ich daz kriuze nam . . ." 58 Reinmar der Alte. „Durch daz ich fröide hie bevor ie gerne pflac..." 59 Otto von Botenlauben. „Wasre Kristes Ion niht also süeze..." 60 Hiltbolt von Schwangau. „Ez ist ein reht daz ich läze den muot . . . " 61 Hugues de Berzi. «S'onques nus hom pour dure depart i e . . .» 62 Wolfram von Eschenbach. Aus dem ,Willehalm': Die .Toleranzrede' der Gyburc 64 Wolfram von Eschenbach. Aus dem .Willehalm': Gespräch des Heidenkönigs Terramer mit dem .schahteliur von Cler' 68 Wolfram von Eschenbach. Aus dem .Willehalm': Der Heidenkrieg und das 5. Gebot 71 Walther von der Vogelweide. Zwei Strophen im .OttenTon' 71 Walther von der Vogelweide. Zwei Strophen im ,Unmuts-Ton' 72 Thomasin von Zirklasre. Aus dem .Wälschen Gast': Papst
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I n n o z e n z I I I . u n d der ,guote kneht' ( W a l t h e r v o n der Vogelweide) Elias Cairel. «Qui saubes d a r t a n t b o n conseil d e n a n . . .» W a l t h e r v o n der Vogelweide. S t r o p h e im ,König-FriedrichsTon' W a l t h e r v o n der Vogelweide. Vier S t r o p h e n im ,BogenerTon' Peirol. «Pus f l u m J o r d a n ai vist e'l m o n i m e n . . . » . . . . Guillem Figueira. Vier Strophen aus dem ,Rom-Sirventes' W a l t h e r v o n der Vogelweide. Z w e i S t r o p h e n im ,KaiserFriedrichs-Ton' W a l t h e r v o n der Vogelweide. „ O u w e w a z Sren sich ellendet v o n tiuschen l a n d e n ! " W a l t h e r v o n der Vogelweide. „ O u w e w a r sint v e r s w u n d e n alliu mlniu jär?" W a l t h e r v o n der Vogelweide. .Kreuzlied' W a l t h e r v o n der Vogelweide. ,Palästina-Lied' Bruder W e r n e r . „Süsä, wie wa:tlich der üz ö s t e r r i c h e vert..." Bruder W e r n e r . „Gregorje, bäbest, geistlich v a t e r . . . " . . Bruder W e r n e r . „Ich wil d e m kriuze singen . . . " . . . . Bruder W e r n e r . „Swenne ich v o n Äkers k u m e g e w a n t . . . " Bruder W e r n e r . „Ez w o l t e ein ä f f e über einen se . . ." . . R e i m a r der Videler. „ G o t welle sone welle . . . " Burggraf v o n Lienz. „Ez gienc ein j u n c f r o u minneclich..." R u b i n . „ G o t t h a t uns aber sin g e m a n t . . . " R u b i n . „Ich wil u r l o u p v o n f r i u n d e n nemen . . . " . . . . N e i d h a r t . „Ez gruonet wol diu heide . . . " N e i d h a r t . „ K o m e n sint uns die liehten tage lange . . . " . . T a n n h ä u s e r . „Wol ime, der nu beizen sol . . ." Aus F r e i d a n k s Bescheidenheit': D i e , A k k o n - S p r ü c h e ' . . Ulrich v o n Lichtenstein. Aus dem , F r a u e n d i e n s t ' : Die K r e u z f a h r t als M i n n e - A u f g a b e H a w a r t . „Ich wil dir, herre J e s u s . . . " H a w a r t . „Christ enbiutet siniu m;ere siner lieben cristenheit..." Sigeher. „Got, din zorn der ist v e r s c h u l d e t . . . " R i c a u t Bonomel. «Ir' e dolors s'es e mon cor asseza . . . » . Der Wilde A l e x a n d e r . „Ein w i n t der w3 5
wie w i l du dich gebären, swenne er hinnen vert, dur den du w x r e ie hochgemuot? wie sol ich der w e r l d e und miner klage geleben? da b e d o r f t e ich rätes zuo gegeben. kund ich mich beidenthalben nu b e w a r n , des w a r t mir nie so not. ez nähet, er w i l hinnen v a r n . ' W o l si saelic w i p 95,6 diu mit ir wibes güete daz gemachen k a n d a z man si vüeret über se. ir v i l guoten lip den sol er loben, swer ie herzeliep g e w a n , w a n d ir hie heime tuot so w e , swenne si gedenket stille an sine not. ,lebt min herzeliep, od ist er tot' sprichet si, ,so müeze sin der p f l e g e n dur den er süezer lip sich dirre weite hat bewegen.'
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Albrecht von Johansdorf. gestriten . . ." I
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II
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III
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„Ich unde ein wip, wir haben 1188/1189
Ich unde ein w i p , w i r haben gestriten nu vil manege zit. ich hän v o n ir zorne v i l erliten. noch heldet si den strit, nu wasnet si dur daz ich v a r daz ich si läze f r i .
M F 87,29
got v o r der helle niemer mich b e w a r , ob d a z min wille si. swie v i l daz mer und ouch die starken ünde toben, ichn w i l sie niemer tac verloben, der donreslege möhte ab lihte sin da si mich dur lieze. nu sprechent wes si w i d e r mich genieze. si kumet mir niemer tac üz den gedanken min. O b ich si iemer mere gesehe,
88,5
desn w e i z ich niht f ü r w a r . da bi geloube mir, swes ich ir jehe, ez get von herzen gar. ich minne si v ü r alliu w i p und swer ir des bi gote. alle mine sinne und ouch der lip d a z stet in ir geböte. ine erwache nimer ezn si min erste segen d a z got ir eren müeze phlegen und läze ir lip mit lobe hie gesten. dar nach ewecliche gip ir, herre, v r ö u d e in dime riche. daz ir geschehe, also müeze ouch mir ergen. S w i e gerne ich v a r , so jämert mich w i e z noch hie geste. ich w e i z w o l , ez verkeret allez sich, diu sorge tuot mir w e . die ich hie läze w o l gesunt, dern v i n d e ich aller niht. der leben sol, dem w i r t manic w u n d e r kunt,
88,19
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10
IV
5
10
d a z alle tage geschiht. w i r haben in eime jâre der liute vil verlorn. dâ bî sô merkent gotes zorn. nu erkenne sich ein ieglich herze guot. diu w e r l t ist unstaste. ich meine die dâ minnent valsche raste: den w i r t ze jungest schîn wies an dem ende tuot. S w e r minne minnecliche treit gar âne valschen muot, des sünde w i r t v o r gote niht geseit. si tiuret unde ist guot. w a n sol mîden boesen kranc und minnen reiniu w î p . tuo erz mit t r i u w e n , sô hab iemer danc sîn tugentlîcher lîp. künden si ze rehte beidiu sich b e w a r n , f ü r die w i l ich ze helle v a r n . die aber mit listen wellent sîn, f ü r die w i l ich niht vallen. ich meine die dâ minnent âne gallen, als ich mit triuwen tuon die lieben v r o u w e n min.
Albrecht von Johansdorf. gan ..." I
5
II
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„Min erste liebe der ich ie be1188/1189
M i n erste liebe der ich ie began, diu selbe muoz an mir diu leste sin. an vröiden ich des dicke schaden hän. iedoch so ratet mir d a z herze min, solde ich minnen mer dan eine, d a z enwaere mir niht guot: sone minnet ich deheine. seht wie maneger ez doch tuot. Ich w i l ir raten bi der sele min, durch keine liebe, niht w a n durch d a z reht. w a z möhte ir an ir tugenden bezzer sin dan obes ir umberede lieze sieht,
M F 86,1
86,9
5
taete an mir einvaltecliche, als ich ir einvaltic bin. an vröuden wirde ich niemer riche, es enwer ir beste sin. Ich w i n d e daz min küme wxre erbiten: dar üf het ich gedingen manege zit. nu hat mich gar ir vriundes gruoz vermiten. min bester trost der wasn da nider gellt. ich muoz alse wilen vlehen, und noch harter, hülfe ez iht. herre, wan ist daz min lehen daz mir niemer leit geschiht?
III
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IV
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Ich hän dur got daz kriuze an mich genomen und var da hin durch mine missetät. nu helfe er mir, ob ich her wider kome, ein wip diu grozen kumber von mir hat, daz ich si vinde an ir eren: so wert er mich der bete gar. sül aber si ir leben verkeren, so gebe got, daz ich vervar.
86,17
86,25
Heinrich von Rugge. ,Kreuzleicti: „Ein tumber man iu hat gegeben disen wisen r a t . . N a c h dem 10. 6. 119o
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5
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Ein tumber man iu hat gegeben disen wisen rät, dur daz man in ze guote schol verstän. ir wisen merkent in: daz wirt iu ein vil groz gewin. swer in verstat, so ist min rät noch wiser denne ich selbe bin. Min tumbes mannes munt der tuot iu allen gerne kunt wiez umbe gotes wunder ist getän: derst mere danne vil: swer ime nieht gerne dienen wil,
M F 96,1
47
der ist verlorn: wan sîn zorn vil harte ergin muoz über in. N u hoerent wîses mannes wort von tumbes mannes munde: ez wurde ein langer wernder hört, swer gote nu dienen künde. D a z wîere guot und ouch min rät, daz wizzent algelîche. vil maneger drumbe enphangen hat daz fröne himelrîche. Als müezen wir. jâ teil ich mir die selben saclekeit: ob ich gedienen kan dar nach, diu gnâde ist mir gereit. Ob ich verbir die bloeden gir die noch mîn herze treit, sô wirt mir hin ze den fröweden gâch, dâ von man wunder seit. N u sint uns starkiu ma:re komen: diu habent ir alle wol vernomen. nu wünschent algelîche heiles umbe den riehen got: wand er revulte sîn gebot an keiser Friderîche: D a z wir geniezen müezen sîn, des er gedienet hat und ander manec bilgerin, der dinc vil schöne stât. der sêle diust vor gote schîn, der niemer si verlât: der selbe sedel ist uns allen veile. Swer in nu koufet an der zît, daz ist ein sadekeit, sît got sô süezen market gît. jâ vinden wir gereit lediclîchen âne strît 48
96,15
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60
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so
es
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grôz liep ân allez Ieit. nu w e r b e n t nach dem wûnneclîchem heile. N u hoeret man der liute vil ir f r i u n d e sêre klagen, z e w â r e ich iu d a r u m b e wil ein ander ma:re sagen. Minen rät ich nieman hil: jâ sun wir nieht verzagen, unser leit d a z ist ir spil: w i r mugen wol stille dagen. Swer si weinet, derst ein kint. d a z wir niet sîn dâ si dâ sint, d a z ist ein schade den wir michels gerner m ö h t e n weinen. D i z k u r z e leben daz ist ein w i n t : w i r sin mit sehenden ougen blint, d a z wir nu got von herzen niet mit rehten t r i w e n meinen. Ir dinc nach grôzen êren stât, ir sadec sêle enphangen h â t sunder strît u n d âne nît die liehten himelkrône. Wie sadeclîchenz deme ergât den er den stuol besitzen lât u n d ime dâ gît nu zaller zît nâch wûnneclîchem lône. D e r tiufel h u o b den selben s p o t : enslâfen was der rîche got, d u r daz w i r brächen sîn gebot: in h â t sîn gnâde erwecket, W i r w ä r e n lâzen u n d e r wegen: nu wil er unser selbe flegen. er h â t vil manegen stolzen degen: die bœsen sint erschrecket. Swer nu d a z k r i u z e nimet, wie wol d a z helden z i m e t ! d a z k u m t v o n mannes muote.
97,30
M F 98,1
98,15
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got der guote in siner huote si zallen ziten hat, der niemer si verlät. So sprichet lihte ein bceser man, der mannes herze nie gewan, ,wir sun hie heime vil sanfte beliben, die zit wol vertriben vil schone mit wiben.' So sprichet diu der er da gert ,gespile, er ist nieht bastes wert: waz schol er dan ze friunde mir? vil gerne ich in verbir,' ,trüt gespil, daz rät ich dir.' fiu daz er ie wart geborn! nu hat er beidinthalb ferlorn, wände er vorhte daz got im gebot, durch in ze liden die not und den tot. Gehabent iuch, stolze helde, wol. erst sxlec, der da sterben sol da got erstarp, do er w a r p daz heil der kristenheite. Diu helle diust ein bitter hol, daz himelrich genäden vol. nu volgent mir: so werbent ir daz man iuch dar verleite. Vil maneger nach der werke strebet, dem si mit bcesem ende gebet, und nieman weiz wie lange er lebet: daz ist ein michel not. Ich rate iu dar ich selbe bin. nu nement daz kriuze und varent da hin (daz wirt iu ein vil groz gewin) und fürhtent nieht den tot. Der tumbe man von Rugge hat gegeben disen wisen rat. ist ieman der in nu verstät
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ieht anders wan in guot, Den riwet, so der schade ergät, daz ime der grozen missetät nieman necheinen wandel hat: ze späte ist ers behuot.
Heinrich
I
5
von Rugge.
„Ich was vil ungewon
Ich was vil ungewon des ich nu wonen muoz, daz mich der minne bant von sorgen lieze iht fri. nu scheidet mich da von ein ungemacher gruoz. der was mir unbekant: nu ist er mir also bl, vil gerne wsere ichs fri.
..."
i190-1200 M F 102,1
10
mirn wart diu sele noch der lip deswar nie lieber danne mir ie was ein wlp; diu eteswenne sprach, daz selbe w x r e ich ir: nu hat siz gar verkeret her ze mir.
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Des libes habe ich mich dur got vil gar bewegen. ich w i r ein tumber man, düht ich mich des unfruot. ja liez er wunden sich, do er unser wolde pflegen: der im des Ionen kan, wie saeliclich er tuot! wir toben umbe guot. nu länt mich tüsent lande hän: e ich si danne wisse, so müest ich si län, und wirt mir dar nach niht wan siben füeze lanc. üf bezzer Ion stet aller min gedanc.
5
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102,14
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Aus dem ,Graf brannte Erde'.
8
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Die Taktik
der Christen
- per1170-1200
Der kunic reit in daz lant; er stifte roup unde brant vaste an die heidenschaft. er was des vil wol bedacht daz er ime schaden wolde aiser von rechte solde. er hete ime alsame getan, do muste al in ouwe gan: beide wip unde kinder die sluc man alse rinder. er herete in daz lant.
Aus dem ,Graf Rudolf: Ausfall der Heiden aus dem belagerten Askalon; Verhandlungen zwischen dem im Auftrage des christlichen Königs kämpfenden Grafen Rudolf und seinem Gegner Girabobe. 1170-1200
6b
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C
Rudolf:
1
5
die burchere von der veste die liefen an die geste eines nachtes under daz here e dan sie quemen zu were. do taten sie in michelen schaden, deme greven wart sin volc irslagen daz is luzel genas; alzu vurderst er was harte dicke ander not; doch sluch er Gai[ol] Gruwlnen dot. sine seilen wrden gevangen unde dar nach vil schire irhangen. daz hiez der greve tun vor die stat. harte dicke man in bat daz ers nicht tun newolde. mit silber unde mit golde wolde man ime die herren wegen durch daz er sie lieze leben.
,/Des] hetich immer schände. ich han von mime lande mit mir here bracht so vil daz ich des unberen wil. sie haben uns grozen schaden getan. wollet ir die lant lazen stan unde rumen die gote ze eren, so wil ich u die herren beide lebende wider geben.' do sprach Girabobe der degen ,daz newirdet nimmer getan! aldie wile daz ich daz leben han unde sichein svert mac geregen, so sul wir aber ein nuwiz eben. ab is got geruchet, so vindit ir daz ir suchit.' ,N« lat u nicht sin so gach. wir han u virgolden nach svaz so ir uns ze borge hat getan. daz wil ich an die herren lan die in den herbergen ligent irslagen. ich wene sie da heime nicht ensagen daz sie zu Scalun hant gesehen. daz mac ouch u vil wol gesehen. waz ob iz nicht entut? ich sal noch maniges heiden mut betrüben er ich werde irslagen. ich wil u werliche sagen er ich scheide hinnen.' doch hatten sie von den zinnen daz volc so garuwe verlorn daz sie die wip hatten geschorn unde hiezen die ane tu« mannes wat. dit was Girabobes rat. Uf der burch here ne was nicht manne mere danne wip al eine. die andern hetten gemeine den lip verlorn von der cristenen diet.
die ne liezen ir genesen niet / G / i r a b o b e der biderue sprach er nidere von der burch under daz here i ,her greve, nu sehet wie wir unse were von prise wol haben bewart, nune wirt hie niman me gespart, diese jungen recken 5 sie lant die scharfen ecken, wiert in die State getan, sie suln so vreisliche slan daz man mit eren mac schouwen. unde ouch reden vor den vrowen. 10 [ D ] o der kunic wart in innen daz sie an den zinnen des volkes hatten also vil, sinen mut ich u sagen wil: ein wort sprach er über al 15 ,ich höre michelen schal
50
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uffe der burch, ich ne weiz unde waz daz ist. ich wene nu ist Anticrist den heiden kumen zu helfe, sie varen so mit gelfe. 20 wider den sul wir vechten, ich gelobez unseme trechtin. unde wa mochten sie genumen han also manigen schonen jungen man? so laze mich got leben, 25 die des tores solden phlegen, die hant vil ubele gehut. mir ne senfte noch min mut, so wil ich sie laze virliesen. an deme galgen suln sie kiesen so den vil bitteren tot.'
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sime hergreven er do gebot daz er sie ime alle vinge unde vil redelichen hinge. Die greve wolde dannen gan, mit zuchtin bat in da bestan
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i
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Girabobe der gute, der stetich gemute, mit grozen listen er do sprach ,her greve, wie liden ungemach. ir hat uns grozen schaden getan, daz selbe ne hat uch nicht vor gan. nu neme wir des einen vride. w a z danne, al se ich geniden dar umme von der starken diet? dine wiezzen umme arbeite niet. iz ist ein volch also getan, sine achten nicht u f f e man unde ist ein rechte wilde diet unde ne ruchen ummez leben niet unde sizzen an des meres ende unde heizent volc svende.' Der greve antwerte ime do unde wart vii inneclichen vro. vii gezogentliche daz er sprach ,ich ne weiz ob ich ez geschaffen mach, dise rede sagich deme kunige. gevellet sie ime wol oder ubele, daz laze ich dir sch[iere] sagen er dan ez morne beginne tagen.'
Hartmann
I
5
von Aue. „Dem kriuze zimt wol reiner muot..." Ende des 12. Jhs.
Dem kriuze zimt wol reiner muot und kiusche site: so mac man sxlde und allez guot erwerben mite. ouch ist ez niht ein kleiner haft dem tumben man der sime libe meisterschaft niht halten kan. ez wil niht daz man si
MF 209,2 5
55
10
der werke drunder fri: waz touc ez üf der wät, ders an dem herzen niene hat? 11 N u zinsent, ritter, iuwer leben und ouch den muot durch in der iu da hat gegeben lip unde guot. 5 swes schilt ie was zer werke bereit üf hohen pris, ob er den gote nü verseit, der ist niht wis. wan swem daz ist beschert 10 daz er da wol gevert, daz giltet beidiu teil, der werke lop, der sele heil. III Diu werk mich lachet triegent an und winket mir. nü hän ich als ein tumber man gevolget ir. 5 der hacken han ich manegen tac geloufen nach: da niemen stiete vinden mac, dar was mir gäch. nü hilf mir, herre Krist, io der min da värend ist, daz ich mich dem entsage mit dinem zeichen deich hie trage. IV Sit mich der tot beraubet hat des herren min, swie nü diu werlt nach im gestät, daz läze ich sin. 5 der fröide min den besten teil hat er da hin, und schüefe ich nü der sele heil, daz wxre ein sin. mag ime ze helfe komen 10 min vart diech hän genomen, ich wil irm halber jehen: vor gote müeze ich in gesehen. 56
20
9>37
210,11
2.10,2}
V
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VI
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10
M i n f r ö i d e w a r t nie sorgelos u n z an die tage d a z ich mir K r i s t e s b l u o m e n kos die ich hie t r a g e . die k ü n d e n t eine s u m e r z i t diu also g a r
2I
°i35
in süezer o u g e n w e i d e lit. got h e l f e uns d a r , hin in den zehenden k o r , d a r üz en h e l l e m o r sin v a l s c h v e r s t o z e n h a t , u n d noch den guoten o f f e n stät. M i c h hat diu w e r l t also g e w e n t d a z m i r der m u o t sich zeiner m ä z e n a c h ir sent: dest m i r nü guot. got hat v i l w o l ze m i r g e t a n , als ez nü stät,
211,8
d a z ich der sorgen bin e r l ä n , diu m a n e g e n h a t g e b u n d e n a n den f u o z , d a z er beliben m u o z s w e n n ich in K r i s t e s schar mit fröiden wünneclichen var.
Hartmann von Aue. „Swelch vrowe sendet lieben man .. Ende des 12. Jhs.
37 I
5
S w e l c h v r o w e sendet lieben m a n m i t rehtem m u o t e üf dise v a r t , diu k o u f e t h a l b e n Ion d a r an, ob si sich heime also b e w a r t d a z si v e r d i e n e t kiuschiu w o r t , si bete f ü r si beidiu hie,
MF 211,20
so v e r t er f ü r si beidiu dort.
57
Hartmann von Aue. unde mdge .. ."
38
var mit iuwern
hulden, herren Ende des 12. Jhs.
I
Ich v a r mit iuwern hulden, herren unde mäge: liut unde lant diu müezen sadic sin. es ist unnot daz iemen miner verte vräge: ich sage wol f ü r w a r die reise min.
5
mich vienc diu Minne und lie mich varn üf mine Sicherheit, nü hat si mir enboten bi ir liebe daz ich var. ez ist unwendic: ich muoz endelichen dar: wie küme ich briche mine triuwe und minen eit! Sich rüemet maneger w a z er dur die Minne taste: 2 1 8 , 1 3 w ä sint diu werc? die rede hoere ich wol. doch s s h e ich gerne dazs ir eteslichen biete daz er ir diente als ich ir dienen sol. ez ist geminnet, der sich dur die Minne eilenden muoz. nü seht wies mich üz miner Zungen ziuhet über mer. und lebte min her Salatin und al sin her, dienbrashten mich von Vranken niemer einen fuoz. Ir minnesingasr, iu muoz ofte misselingen: 218,21 daz iu den schaden tuot daz ist der w ä n . ich w i l mich rüemen, ich mac w o l von minne singen, sit mich diu minne hat und ich si han. daz ich da wil, seht daz wil alse gerne haben mich: so müezt ab ir Verliesen under wilen wänes vil: ir ringent umbe liep daz iuwer niht enwil: w a n müget ir armen minnen solhe minne als ich?
II
5
III
5
Reinmar
39 I
5
58
„Ich
der Alte.
„Des
MF2i8,j
tages dö ich daz kriuze nam..." Ende des 12. Jhs.
Des tages dö ich daz kriuze nam, MF 181,13 do huote ich der gedanke min, als ez dem zeichen wol gezam und als ein rehter bilgerin; do wände ich si ze gote also best£eten dazs iemer f u o z üz sime dienste mer getraten: nu wellents aber ir willen hän und ledecliche varn als e.
II
5
III
5
IV
5
40
diu sorge diust min eines niet: si tuot ouch mere liuten we. N o c h füere ich aller dinge w o l , w a n daz gedanke wellent toben: dem gote dem ich da dienen sol, den helfent si mir niht so loben als ichs bedörfte und ez min sselde wasre: si wellent allez wider an diu alten m s r e , und wellent deich noch fröide pflege, als ich ir eteswenne pflac. daz wende, muoter unde maget, sit ichs in niht verbieten mac. Gedanken wil ich niemer gar verbieten (des ir eigen lant) in erloube in eteswenne dar und aber wider sä zehant. sos unser beider friunde dort gegrüezen, so keren dan und helfen mir die sünde büezen, und si in allez daz vergeben s w a z si mir haben her getan, doch fürhte ich ir betrogenheit, daz si mich dicke noch bestän. So wol dir, fröide, und w o l im si der din ein teil gewinnen mac. swie gar ich din si worden f r i , doch sach ich eteswenne den tac dazd über naht in miner pflege wasre. des han ich aber vergezzen nu mit maneger s w x r e . die stige sint mir abe getreten die mich da leiten hin an dich, mirn hülfe nieman wider ze wege, er hete min dienest unde ouch mich.
Reinmar der Alte. gerne pflac ..." I
„Durch
daz
181,23
181,33
182,4
ich fröide hie bevor ie Ende des 12. Jhs.
Durch daz ich fröide hie bevor ie gerne p f l a c M F 180,28 wundert die liute al mines trürens sere. dem is nu also daz ich baz niene mac. 59
kasm aber iemer mir ein lebender tac, ich k a n noch d a z ich ie kund oder mère, des geswîge ich durch die gotes ère, der mir saslden hat gegeben sô v i l ; ich gouch, als ich des niht erkennen w i l !
5
II
H i u r e ist f r ö i d e m a n e g e m manne harte u n w e r t : d a z ist iedoch entriuwen âne schulde, w i r solten hiure wesen f r ô e r danne vert, jô mac ein man erwerben des er gert, lop und ère und d a r zuo gotes hulde. got helf im, swer d a z mit sorgen dulde, jâ enwirt ein dienest niemer guot den man sô rehte trûreclîche tuot.
5
III
M a n e g e r swüere des w o l , der nu hie bestât, er hete al sînen willen mit den w î b e n . geloube er mir d a z ez sô lîhte niht ergât, w i l er die diu sinne und ère hât v o n den beiden also lîhte vertrîben. ir dekein darf ûf den trôst belîben. w e i z got, guotes wîbes vingerlîn daz sol niht sanfte nu zerwerben sin.
5
41
Otto von süeze ..." I
5
II
5
Botenlauben.
„Ware
Kristes
180,36
181,j
Ion niht also Um 1200
Wasre Kristes Ion niht also süeze, so enlieze ich niht der lieben f r o u w e n mîn, diech in mînem herzen dicke grüeze: sie mac vil w o l mîn himelrîche sîn, s w â diu guote w o n e al umbe den R î n . herre got, nu tuo mir helfe schîn, d a z ich mir und ir erwerbe noch die hulde dîn! ,Sît er giht ich sî sîn himelrîche, sô habe ich in zuo gote mir erkorn, daz er niemer f u o z von mir entwiche, herre got, la dirz niht wesen zorn. erst mir in den ougen niht ein dorn, der mir hie ze f r ö i d e n ist geborn. k u m t er mir niht w i d e r , mîn spilnde f r ö i d e ist gar verlorn.'
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Hiltbolt von Schwangau. „Ez ist ein reht daz ich laze den muot..." Zwischen 1189/1190 und 1228 I
Ez ist ein reht daz ich läze den muot der mir üf minne ie was riche unde guot: ich wil gebären als ez mir nu stät. owe daz minne ie daz boese ende hat! 5 swer sich mit staste an ir unstete lät, we wie unsanfte dem ein scheiden tuot! also hat mir da daz selbe getan, liebe muoz dicke mit leide zergän. wie sanft im ist der sich ir hat behuot! II Nu werdent ougen vil trüebe unde rot nach lieben friunden so lident si not, die ir da beitent vil lihte iemerme. daz leit getuot manger frouwen nu we, 5 die fröide pflägen mit liebe allez e; der wunne wendet nu mange der tot. minne unde friunde ich dur got läzen wil. des dunket mich dur in niemer ze vil, sit man uns von ime dienest gebot. III Min teil der minne daz sult ir iu hän, daz enwil ich anders niemanne län. da bi gedenken sult ir, herren, min: haste ich iht liebers, daz, solte iuwer sin: 5 fröide unde wunne werd iu von ir schin. si hat mir niht niuwan leit noch getän, sit ich mich kerte und ie sere ranc an eine stat da mir niene gelanc. baz danne mir müez ez iu mit ergän. IV Daz ir genäde mich so gar vergie, des bin ich fro unde klagtez doch ie. ir edler minne ich noch sanfter enbir danne ich si weste in den sorgen nach mir, 5 alse ich nu hän unde lide näch ir. got unser herre, dur den ich si lie, der günne mir des, werd iemer ein wip der üf genäde sül dienen min lip, daz ez diu si diu mich erste gevie. 61
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Hugues de Berzé. «S'onques nus hom pour dure départie...» Wohl 1201 /1202 I
5
II
5
III
S'onques nus hom pour dure departie Doit estre saus, jel serai par raison, C'onques torte ki pert son compaignon Ne fu un jor de moi plus esbahie. Chascuns pleure sa terre et son pai's, Quant il se part de ses coreus amis; Mais il n'est nus congies, quoi ke nus die, Si dolerex com d'ami et d'amie. Li reveoirs m'a mis en la folie Dont m'estoie gardes mainte saison. D'aler a Ii or ai quis l'ocoison Dont je morrai, et, se je vif, ma vie Vaura bien mort, car chil qui est apris D'estre envoisi^s et chantans et jolis A pis asses, quant sa joie est faillie, Que s'il morust tot a une foi'e. Mout a croisies amorous a contendre D'aler a Dieu ou de remanoir chi, Car nesuns hom, puis k'Amors l'a saisi,
I Falls jemals i r g e n d j e m a n d wegen einer schweren T r e n n u n g geheilt w e r d e n m u ß t e , so w e r d e ich es m i t g u t e m R e c h t sein: noch nie w a r eine T u r t e l t a u b e , die ihren G e f ä h r t e n v e r l o r , a u c h n u r f ü r einen T a g t r a u r i g e r als ich. J e d e r b e w e i n t sein L a n d u n d seine H e i m a t , w e n n er v o n seinen besten F r e u n d e n scheiden m u ß ; aber kein A b s c h i e d - w a s m a n sonst a u c h sagt - ist so schmerzlich wie der z w i s c h e n F r e u n d und Freundin. I I D a s W i e d e r s e h e n h a t m i c h in einen W a h n s i n n g e s t ü r z t , v o r d e m ich m i c h l a n g e b e w a h r t h a t t e ; ich suchte eine Gelegenheit, u m zu ihr zu k o m m e n , u n d jetzt sterbe ich fast d a r a n ; d o c h w e n n ich a m Leben bleibe, so w i r d es n i c h t besser sein als d e r T o d , d e n n d e m j e n i g e n , d e r gelernt h a t , in G e s e l l s c h a f t zu singen u n d f r ö h l i c h zu sein, ergeht es, w e n n seine F r e u d e z e r s t ö r t ist, schlimmer als d e m , der auf einen Streich stirbt. I I I M a n c h e r liebende K r e u z f a h r e r m u ß m i t sich ringen, ob er zu G o t t gehen o d e r hier bleiben w i l l : D e n n n i e m a n d , den die Liebe er-
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Ne devroit ja tel afaire entreprendre. On ne puet pas servir a tant signor. Pruec ke fins cuers ki bee a haute honor N e porroit pas remanoir sans mesprendre, Pour ce, dame, ne me devés reprendre.
IV
Se jou seiisse autretant a l'emprendre Ke li congiés me tormentast ensi, Je laissasse m'ame en vostre merchi, S'alasse a Dieu grasses et merchis rendre 5 De ce que aine soffristes a nul jor Ke je fuisse baans a vostre amor; Mais je me tieng a paiet de l'atendre, Puis que chascuns vos aime ensi sans prendre.
V
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Un confort voi en nostre dessevrance Que Dieus n'avra en moi que reprochier; Mais, quant pour lui me convient vos laissier, Je ne sai rien de greignor reprovance; Car cil que Dieus fait partir et sevrer De tel amor que n'en puet retorner, A assés plus et d'ire et de pesance Que n'avroit ja li rois, s'il perdoit France.
griffen hat, d ü r f t e je ein solches Unternehmen auf sich nehmen; so kann man keinem Herren dienen. D a aber ein edles H e r z , das nach hoher Ehre strebt, nicht hier bleiben könnte, ohne damit Schlechtes zu tun, d ü r f t Ihr, Madame, mich nicht tadeln. IV H ä t t e ich vorher gewußt, d a ß der Abschied mich so quält, hätte ich mich in Eure Gnade gegeben, und ich hätte Gott dann überschwenglich d a f ü r gedankt, d a ß Ihr mir einmal gestattet habt, Eure Liebe zu ersehnen. Doch mir genügt das Warten auf Eure Liebe, denn jeder muß Euch, so wie auch ich, ohne Belohnung lieben. V Einen Trost habe ich über unsere Trennung: d a ß mir Gott nichts vorwerfen kann! Doch da ich Euch seinetwegen verlassen muß, weiß ich niemand, der einen größeren Vorwurf verdient als E r : denn derjenige, den Gott zur Fahrt und zur Trennung von einer so großen Liebe veranlaßt, d a ß er nicht zurückkehren kann, hat mehr Zorn und Schmerz als sie der König je hätte, wenn er ganz Frankreich verlieren würde.
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VI
Ahi! dame, tot est fors de balance. Partir m'estuet de vos sans recovrier. Tant en ai fait que je nel puis laissier; Et s'il ne fust de remanoir viltance 5 Et reprochiers, j'alaisse demander A fine Amor congié de demorer; Mais vos estes de si très grant vaillance Que vostre amis ne doit faire faillance.
VII
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Mout par est fous ki s'en vait outre mer Et prent congié a sa dame a l'aler; Mais mandast li de Lombardie en France, Que li congiés doble la desirance.
Wolfram von Eschenbach. Aus dem ,Willehalm': Die ,Toleranzrede' der Gyburc, Tochter des Heidenkönigs Terramêr und Gattin Willehalms. Um 1215-1225 Durh Gyburge al diu nôt geschach. diu stuont ûf, mit zuht si sprach, ê daz sich schiet der fürsten rät. ,swer zuht mit triwen hinne hat, 5 der ruoche hœren mîniu wort, got weiz wol daz ich jâmers hört sô vil inz herze hân geleit, daz in der lîp unsamfte treit.' die gein ir ûf begunden stên, 10 die bat sie sitzen und ninder gên.
V I O Madame! Jetzt ist alles aus dem Gleichgewicht: Ich muß mich v o n Euch unwiederbringlich trennen; ich kann jetzt nicht mehr zurückbleiben! Wenn mir jedoch das Bleiben nicht Ehrlosigkeit und Vorwurf einbrächten, würde ich die Liebe noch um Erlaubnis bitten, hier zu bleiben. Aber Ihr habt so hohen Wert, daß Euer Freund das nicht unterlassen darf, was er tun muß. V I I Völlig wahnsinnig ist der, der über Meer fährt und vor der A b f a h r t v o n seiner D a m e Abschied nimmt. Er sollte ihr lieber seine Abreise erst aus der Lombardei nach Frankreich mitteilen lassen, denn der Abschied verdoppelt die Sehnsucht. 64
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d ô si gesâzen über al, si sprach ,der tôtlîche val der hiest geschehen ze bêder sît, d a r u m b e ich der getouften nît t r a g und ouch der heiden, d a z bezzer got in beiden an mir, und sî ich schuldic d r a n , die rcemschen f ü r s t e n ich hie m a n , d a z ir kristenlîch ère mêrt, ob iuch got sô verre gêrt, d a z ir mit strîte ûf Alischanz rechet den jungen V i v î a n z an mînen m â g n u n d an ir h e r : die v i n d e t ir mit grôzer wer. und ob der heiden s c h u m p f e n t i u r ergê, sô t u o t daz saelekeit w o l stê: hoert eins tumben wîbes rät, schönt der gotes h a n t g e t â t . ein heiden was der erste m a n den got machen began. N u geloubt d a z Eljas u n d E n o c h f ü r heiden sint behalten noch. N ô ê ouch ein heiden was, der in der a r k e n genas. I o p f ü r w a r ein heiden hiez, den got d a r umbe niht verstiez. nu n e m t ouch drîer künege w a r , der heizet einer K a s p a r , Melchior u n d Balhasân: die müeze w i r f ü r heiden h â n , diene sint zer flüste niht b e n a n t : got selb enpfienc mit sîner h a n t die ersten gäbe an m u o t e r brüst v o n in. die heiden hin zer flust sint alle niht benennet, w i r h â n f ü r w a r bekennet, swaz müeter her sît Even zît kint gebären, âne strît gar heidenschaft w a s ir g e b u r t :
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etslichz der touf het umbegurt. g e t o u f t w i p den heiden treit, swie dez kint der touf h a b umbeleit. der juden touf h a t sundersite: den begent si mit eime snite. w i r w a r n doch alle heidnisch e. dem sasldehaften tuot vil we, ob von dem v a t e r siniu kint hin zer flust benennet sint: er mac sih erbarmen über sie, der rehte erbarmekeit truoc ie. N u geloubt ouch d a z diu mennescheit den engelen ir stat ab erstreit, d a z si gesetzet w ä r e n , die unser k ü n n e vären, ze himele in den zehenden k o r . die erzeigeten got alsölhen bor, d a z sin w e r d i u k r a f t vil stastec v o n in w a r t anrastec. die selben notgestallen v o n g e d a n k e n muosen v a l l e n : got enlie si niht zen w e r k e n k o m n , der gedanc weiz wol u n v e r n o m n . d a r umbe des menschen w a r t e r d a h t . sich heten mensch u n d engel b r ä h t beidiu in den gotes h a z : wie k u m t d a z nu d a z mennisch baz dan der engl gedinget? m i n m u n t d a z m x r e bringet, d a z mennisch w a r t durch rat v e r l o r n : der engel h a t sich selb e r k o r n zer ewigen flüste mit siner aküste, u n d al die im gestuonden die selben riwe f u o n d e n . die v a r e n t noch hiute dem mensche bl, als op der k o r ir erbe si, der den ist ze erbe läzen die sich des kunnen m ä z e n
daz gotes zorn erwirbet, des sadde niht verdirbet. Swaz iu die heiden hant getan, ir sult si doch geniezen lan daz got selbe üf die verkös von den er den lip verlos, ob iu got sigenunft dort git, läts iu erbarmen ime strit. sin werdeclichez leben bot f ü r die schuldehaften an den tot unser vater Tetragramaton. sus gab er sinen kinden lön ir vergezzenlichen sinne, sin erbarmede richiu minne elliu wunder gar besliuzet, des triwe niht verdriuzet, sine trage die helfecliche hant diu bede wazzer unde lant vil künsteclich alrerst entwarf, und des al diu creatiure bedarf die der himel umbesweifet hat. diu selbe [hant] die pläneten lat ir poynder vollen gähen bediu verre und nahen, swie si nimmer üf gehaldent, si warment unde kaldent: etswenne'z is si schaffent: dar nach si boume saffent, so diu erde ir gevidere rert unde si der meie lert ir müze alsus volrecken, nach den rifen bluomen stecken. Ich diene der künsteclichen hant für der heiden got Tervigant: ir k r a f t hat mich von Mahumeten unders toufes zil gebeten, des trag ich miner mäge haz; und der getouften umbe daz: durh menneschlicher minne git
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si wa:nent daz ich fuogte disen strit. deswär ich liez ouch minne dort, und grozer richeit manegen hört, und schoeniu kint, bi einem man, an dem ich niht geprüeven kan daz er kein untat ie begienc, sid ich krön von im enpfienc. Tybalt von Aräbi ist vor aller unt Ö V) v s í g . g T3« . ë I 3e ¡4
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