Konstituentenbewegung in der DP-Struktur: Zur funktionalen Analyse der Nominalphrase im Deutschen [Reprint 2010 ed.] 9783110955323, 9783484303478

The analysis of the noun phrase as a determiner phrase, a functional projection of the determiner, permits a more accura

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German Pages 179 [180] Year 1996

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Table of contents :
1 Einleitung
2 Theoretische Voraussetzungen
3 Die Struktur der Nominalphrase
3.1 NP-interne Konstituentenbewegung
3.2 Verschiebung aus der NP
3.3 Die DP-Analyse
4 Thetarollenzuweisung in der DP
4.1 Die POSS-Relation
4.2 POSS-Relation und externe Thetamarkierung durch N
5 Kasusmarkierung in der DP
5.1 Pränominaler Genitiv
5.2 Postnominaler Genitiv
5.3 Burzios Generalisierung
6 Alternativen
7 A-Bewegung
7.1 DP-interne A-Bewegung
7.2 Raising in der DP
7.3 A-Bewegung in DP-externe Position
7.4 Modifikationen der Bindungsdomäne
8 A’-Bewegung
8.1 DP-interne A’-Bewegung
8.2 A’-Bewegung in DP-externe Position
8.2.1 Argumentbewegung
8.2.2 Adjunktbewegung
8.2.2.1 Ebenensplitting des ECP
8.2.2.2 Das wh-Kriterium
8.2.3 A’-Bewegung aus Subjekt-DP
8.3 SpecD als A-/A’-Position
9 Subjektinversion und leere Subjekte
9.1 Leere Subjekte in der DP
9.1.1 Leeres "NP"-Subjekt im Englischen
9.1.2 Leere DP-Subjekte im Deutschen
9.1.3 Lizenzierung von pro
9.2 Subjektinversion
10 Zusammenfassung
Literatur
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Konstituentenbewegung in der DP-Struktur: Zur funktionalen Analyse der Nominalphrase im Deutschen [Reprint 2010 ed.]
 9783110955323, 9783484303478

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Linguistische Arbeiten

347

Herausgegeben von Hans Altmann, Peter Blumenthal, Herbert E. Brekle, Gerhard Heibig, Hans Jürgen Heringer, Heinz Vater und Richard Wiese

Christian Fortmann

Konstituentenbewegung in der DP-Struktur Zur funktionalen Analyse der Nominalphrase im Deutschen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1996

Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufhahme Fortmann, Christian: Konstituentenbewegung in der DP-Struktur : zur funktionalen Analyse der Nominalphrase im Deutschen / Christian Fortmann.- Tübingen : Niemeyer, 1996 (Linguistische Arbeiten; 347) NE:GT ISBN 3-484-30347-6

ISSN 0344-6727

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co.KG, Tübingen 1996 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Hugo Nadele, Nehren

Inhalt 1

Einleitung

l

2

Theoretische Voraussetzungen

6

3

Die Struktur der Nominalphrase

18

3.1 NP-interne Konstituentenbewegung 3.2 Verschiebung aus der NP 3.3 Die DP-Analyse

20 23 29

ThetaroUenzuweisung in der DP

35

4.1 Die POSS-Relation 4.2 POSS-Relation und externe Thetamarkierung durch N

39 43

Kasusmarkierung in der DP

50

5.1 Pr nominaler Genitiv 5.2 Postnominaler Genitiv 5.3 Burzios Generalisierung

52 58 59

6

Alternativen

62

7

Α-Bewegung

71

7.1 7.2 7.3 7.4

71 80 83 91

4

5

8

DP-interne Α-Bewegung Raising in der DP Α-Bewegung in DP-externe Position Modifikationen der Bindungsdom ne

A'-Bewegung 8.1 DP-interne A'-Bewegung 8.2 A'-Bewegung in DP-externe Position 8.2.1 Argumentbewegung 8.2.2 Adjunktbewegung 8.2.2.1 Ebenensplitting des ECP 8.2.2.2 Das wh-Kriterium 8.2.3 A'-Bewegung aus Subjekt-DP 8.3 SpecD als A-/A'-Position

97 98 100 100 107 111 113 125 130

VI

9

Subjektinversion und leere Subjekte 9.1 Leere Subjekte in der DP 9.1.1 Leeres "NP"-Subjekt im Englischen 9.1.2 Leere DP-Subjekte im Deutschen 9.1.3 Lizenzierung von pro 9.2 Subjektinversion

137 138 141 146 156 167

10 Zusammenfassung

169

Literatur

171

l Einleitung Die anschließenden Untersuchungen haben Strukturen zum Gegenstand, die traditionell als Nominalphrasen bezeichnet werden. Ihr Ziel ist es, die alternative Analyse dieser Phrasen als Determinansphrasen zu motivieren. Die Rechtfertigung für dieses Unternehmen liefern Fakten, die bei der Verschiebung von Konstituenten von Nominalphrasen zu beobachten sind. Das gilt sowohl für die Bewegung innerhalb der NP als auch für die Verschiebung von Konstituenten in NP-externe Positionen, (1) gibt einen groben Überblick. (1)

a. [wessen Beschreibung] steht in der Zeitung b. [von wem eine Beschreibung] steht in der Zeitung c. *[wessen Verhör des Richters] hat vier Stunden gedauert d. *[von wem eine Beschreibung des Zeugen] war falsch e. *wessen hast du [eine Beschreibung] in der Zeitung gelesen f. von wem hast du [eine Beschreibung] in der Zeitung gelesen g. *wessen hat [der Bruder] angerufen h. von wem hat [der Bruder] angerufen i. wen hegt er [die Absicht zu berauben] j. *wen hat [die Absicht zu berauben] keinen Widerspruch gefunden

Innerhalb einer NP kann eine eingebettete NP oder eine PP aus postnominaler in die pränominale Position bewegt werden (la/b). Diese Bewegung ist dagegen nicht möglich, wenn eine weitere NP in postnominaler Position steht (Ic/d). Die Konstituentenbewegung aus einer NP heraus unterliegt einer Reihe bekannter Beschränkungen. So ist die Verschiebung einer Genitiv-NP aus einer NP generell unmöglich, unabhängig davon, ob die Matrix-NP das Subjekt des Satzes oder das Objekt des Verbs bildet (le/g). Allerdings ist nicht generell unmöglich, eine NP aus einer NP herauszubewegen (li), sie ist zulässig, wenn die NP aus einem vom Matrix-Nomen abhängigen Komplementsatz extrahiert wird. Diese Option besteht wiederum nur dann, wenn die Matrix-NP ein Objekt bildet, aus Subjekten heraus ist auch diese Bewegung nicht möglich (Ij). Präpositionalphrasen wiederum können sowohl aus Objekten wie aus Subjekten extrahiert werden (If/h). Bei der angestrebten modifizierten Analyse der NP geht es um eine adäquatere Erklärung dieser Fakten, als sie unter Voraussetzung der herkömmlichen Annahmen über die Struktur der NP möglich ist. Die hergebrachte Analyse der Nominalphrase zieht ihre Berechtigung aus einer Reihe einschlägiger empirischer Fakten. Nominalphrasen sind mehr oder weniger komplexe Konstituenten von Phrasen oder Sätzen mit gleichen Distributionseigenschaften, sie sind insofern "nominal" qualifiziert. (2)

a. [eine Konstituente wie das Subjekt dieses Satzes] wird als Nominalphrase bezeichnet b. [Nominalphrasen] können das Subjekt eines Satzes bilden

Der Zusammenhang zwischen Nomen und NP zeigt sich auch mit Blick auf die innere Struktur der NP. Komplexe Nominalphrasen sind in der Regel endozentrische Konstruktionen, die ein Nomen enthalten, von dem die übrigen Konstituenten abhängig sind. Fehlt dieses Nomen, wird die Struktur ungrammatisch. (3)

a. [Phrasen wie diese] sind Nominalphrasen b. *[wie diese] sind keine Nominalphrase

Weiterhin sind die neben dem Nomen in einer NP möglichen Konstituenten - zu einem Teil wenigstens - von Subkategorisierungseigenschaften des Nomens abhängig. (4)

a. die Behebung des Schadens durch den Klempner b. *die Behebung durch den Klempner

Die Abweichung von (4b) resultiert daraus, daß ein subkategorisiertes Element, i.e. eine thematische Rolle, die das Nomen vergibt, in der Struktur der NP nicht realisiert wird. Die eben angedeuteten Zusammenhänge werden in der X-bar-Theorie auf allgemeine Eigenschaften von Phrasenstrukturen zurückgeführt. Die Generierung von Phrasenstrukturen unterliegt unter anderem folgenden generellen Restriktionen. Jede Phrase XP ist die Projektion einer lexikalischen Kategorie. Letztere bildet den Kopf der Phrase X°. Neben dem Kopf enthält eine maximale Projektion eine Komplement- und eine Spezifiziererposition. Maximale Projektionen "" entsprechen den geläufigen Phrasenkategorien VP, NP usw. Thematische Rollen, welche das lexikalische Element im Kopf der Phrase vergibt, werden durch Argumente übernommen, die ihrerseits im Spezifizierer oder im Komplement der vom Kopf projizierten Phrasen Struktur generiert werden. Die subkategorisierten Konstituenten werden dabei als Komplemente generiert. Die Struktur der Nominalphrase (6) läßt sich so aus der allgemeinen Form (5) ableiten, wenn X durch ein Nomen repräsentiert wird.

X1»"

(5)

l

SpecX

X' X°

6)

ComplX

N-

SpecN

N' l



l

l

ComplN

Das allgemeine X-bar-Schema der Phrasenstruktur (5) erlaubt es auch, evidente Parallelen in der Struktur von Nominalphrasen und Sätzen systematisch darzustellen. Subkategorisierte Konstituenten werden als Komplement von N resp. von V generiert. Grammatische Relationen können ebenfalls allgemein definiert werden. So wird das Subjekt, bei dessen allgemei-

ner relationaler Bestimmung als "NP, die unmittelbar von einer maximalen Projektion dominiert wird", immer durch den Spezifizierer einer maximalen Projektion gebildet, hier also von NP oder von S. Es hat allerdings lange Zeit einige Schwierigkeiten bereitet, Nominalphrasen und Sätze ausgehend von weitergehenden allgemeinen Prinzipien parallel zu strukturieren. Die vielfach vertretene Annahme, daß Sätze Projektionen des Verbs sind, machte beispielsweise eine unterschiedliche Anzahl von Projektionsebenen für Verben und Nomen erforderlich, denn neben der Kategorie S mußte auch die Kategorie S', der Komplementsatz, als eine Projektion von V definiert werden. Mit der Analyse von S und S' als Projektionen "funktionaler" Kategorien ist ein wesentlicher Schritt zur Vereinheitlichung des X-bar-Schemas möglich geworden. Sätze werden demnach nicht mehr als Projektionen des Verbs analysiert, sondern als IP resp. CP. IP ist eine Projektion von I (=INFLection, i.e. das Tempus und Kongruenz markierende Flexionsmorphem) und CP eine Projektion von C (=Komplementierer). Beide Projektionen erfüllen das allgemeine Schema (5), sie haben jeweils einen Spezifizierer, der in IP das Subjekt aufnimmt (cf. Chomsky (1986a)). Das Komplement von I wird durch eine Verbalphrase gebildet, während das Komplement von C eine IP ist. Allerdings tritt mit dieser Analyse wieder eine Inkongruenz zwischen NP und IP ein. Das Subjekt von IP wird durch das externe Argument des Verbs gebildet. Es wird daher nicht von einer V-Projektion dominiert. Das externe Argument des Nomens, also das Subjekt der NP, wird dagegen von einer Projektion des Nomens, der NP nämlich, dominiert. Abney (1987) und Fukui (1986) haben anknüpfend an ähnliche frühere Überlegungen vorgeschlagen, die NP ebenfalls als funktionale Kategorie zu analysieren. Sie gehen davon aus, daß die NP nicht eine Projektion des Nomens ist, sondern vom Determinans projiziert wird und entsprechend als "Determinansphrase" DP zu analysieren ist. Die NP hat danach in Übereinstimmung mit der allgemeinen Form (5) die Struktur (7). (7)

D™" 1

1

SpecD

1

D' 1



1

1

ComplD

Das Komplement von D° wird durch eine Projektion des Nomens gebildet. Diese NP umfaßt die in (6) mit N' bezeichneten Bestandteile der "NP" im herkömmlichen Sinne. In der Position D°, dem Kopf der DP, wird in Sprachen wie dem Deutschen das Determinans generiert. Das bedeutet allerdings nicht, daß in jedem Fall in D° ein lexikalisches Determinans generiert werden muß - etwa bei indefiniten Pluralen. Unabhängig von der Generierung eines Determinans steht in D° generell ein AGR-Element, das die grammatischen Merkmale Person, Genus, Numerus und Kasus spezifiziert. Zur Begründung für die Annahme eines AGR-Elements im Kopf der DP führt Abney eine ganze Reihe von Sprachen an, in denen das Subjekt einer "NP" mit dem Nomen kongruiert, beispielsweise im Ungarischen und Türkischen. Daraus ergibt sich eine unmittelbare Parallele zwischen IP und DP. Das AGR-Element kongruiert mit der Konstituente im Spezifizierer

sowohl von IP wie von DP. Bei Ableitung der S-Struktur wird das AGR-Element dem Verb resp. dem Nomen affigiert. In Sprachen wie dem Deutschen wird das AGR-Morphem als Affix des gegebenenfalls präsenten Determinans realisiert. Ein Unterschied zu den von Abney untersuchten Sprachen besteht auch bezüglich der Konstituenten, die in der "NP" im Deutschen kongruieren. Zwischen dem Subjekt der "NP" und dem Nomen besteht keine Kongruenz, wohl aber zwischen Determinans und Nomen. Die Analysen von Abney und Fukui differieren in den Annahmen über die Struktur der NP im Komplement von D°. Fukui nimmt an, daß alle Argumente von N, also auch das externe, in der D-Struktur Konstituenten der NP bilden. Das gleiche gilt für V resp. VP. Abney dagegen nimmt an, daß das externe Argument von N NP-extern, i.e. im Spezifizierer der DP, generiert wird, entsprechend der VP-externen Generierung des externen Arguments des Verbs.1 Die DP-Analyse ist inzwischen auf eine ganze Reihe von Sprachen angewendet worden.2 Für das Deutsche haben Bhatt (1989a), (1989b), (1990a), (1990b); Freytag (1991); Haider (1988); Löbel (1989), (1990); Olsen (1989a), (1989b), (1991); Vater (1991) und Zimmermann (1991) die DP-Analyse von "Nominalphrasen" entwickelt. Das primäre Interesse dieser Arbeiten liegt naturgemäß zunächst bei der Darstellung der Phrasenstruktur der "NP" in einer DP-Analyse. Sie behandeln die Basis-Generierung der Konstituenten, die Etablierung thematischer Relationen zwischen dem Nomen und anderen Konstituenten der DP. Weiterhin werden die Struktur quantifizierter DPen, die Kongruenz innerhalb der DP und die Kasuszuweisung an DP-interne DPen untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, daß die DP-Analyse den einschlägigen empirischen Fakten in vielen Fällen besser gerecht wird als die herkömmliche. Die Konstituentenbewegung ist indessen mit Ausnahme von Bhatt (1989a), und dort auch eher in einer generalisierenden Darstellung, noch nicht untersucht worden. Gerade die Konstituentenbewegung innerhalb der "NP" wie auch die Extraktion aus der "NP" lassen sich ebenfalls erheblich stringenter aus dem Wirken allgemeiner Prinzipien, wie sie in der Rektions- und Bindungstheorie entwickelt worden sind, ableiten, wenn man anstatt der traditionellen "NP"-Struktur eine DP-Struktur zugrundelegt. Hierfür einige Nachweise zu liefern, ist das Ziel dieser Arbeit. Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß bei Konsens im Grundsatz hinsichtlich der weiteren Ausarbeitung der DP-Analyse einige Unterschiede in den Vorschlägen von Abney und Fukui bestehen. Dementsprechend unterschiedlich orientiert sind die genannten weiterführenden einzelsprachlichen Untersuchungen. Im großen und ganzen wird im folgenden eine an Abney orientierte Sichtweise favorisiert. Abweichungen von anderen Vorschlägen werden, wo erforderlich, später im einzelnen begründet.

Auf einige empirische Konsequenzen aus diesen differierenden Vorschlägen, soweit sie die Konstituentenbewegung betreffen, wird in Kapitel 6 eingegangen. Neben den von Abney und Fukui untersuchten Sprachen Englisch (Abney, Fukui), Türkisch, Yup'ik, Maya, Ungarisch (Abney) und Japanisch (Fukui) sind hier unter anderem zu nennen: Grosu (1988) - zur DP im Rumänischen, Ritter (1988) - zum Neu-Hebräischen, Tang (1990) mit einer Untersuchung zum Chinesischen.

In früheren Entwicklungsstadien der Generativen Theorie sind einige spezifische Beschränkungen für Transformationen, die "NP" betreffend, formuliert worden, darunter der "Complex -Noun-Phrase-Constraint" (CNPC), wonach Konstituenten komplexer "NPen" aus diesen nicht herausbewegt werden können, oder der "Nominative-Island-Constraint", welcher die Verschiebung aus Nominativ-markierten "NPen", also aus dem Subjekt finiter Sätze, verbietet. Mit der Entwicklung der Rektions- und Bindungstheorie ist man von der Annahme solcher konstruktionsspezifischer Beschränkungen ebenso spezifischer Transformationen abgekommen. Stattdessen wird eine ganz allgemeine Regel "Bewege- " - bewege irgendetwas irgendwohin - angenommen und eine Reihe von Prinzipien unabhängiger Subsysteme der Grammatik, aus deren Zusammenwirken sich die Beschränkungen zulässiger Konstituentenbewegung ergeben. Mit der Theorie der Barrieren ist ein weiterer Schritt in die Richtung unternommen, einheitliche Bereiche, auf die die allgemeinen Prinzipien bezogen sind, zu formulieren. Die Barrierentheorie ist inzwischen in verschiedenen Versionen entwickelt worden (cf. Chomsky (1986a), Baker (1988), Rizzi (1989)). In dieser Arbeit wird von der in Chomsky (1986a) formulierten Version ausgegangen, aus eher pragmatischen Gründen, denn es ist nicht das Ziel dieser Arbeit, die Vorzüge der einen oder anderen Barrierentheorie auszuloten. Im einzelnen findet der Leser im anschließenden Kapitel einen Abriß der für das Nachfolgende bedeutsamen Aussagen der Rektions- und Bindungstheorie. Insbesondere werden hier die allgemeinen Prinzipien, auf die später zurückgegriffen wird, eingeführt. Das dritte Kapitel enthält eine Darstellung der Schwierigkeiten bei der Beschreibung der Konstituentenbewegung, wenn man von der herkömmlichen "NP"-Struktur ausgeht, also der Annahme, daß es sich bei dieser Phrase um eine Projektion des Nomens handelt. Im vierten und fünften Kapitel geht es um die spezifische Form der hier zugrundegelegten DP-Struktur, wobei das vierte von der Thetarollenzuweisung und das fünfte von der Kaususzuweisung in der DP handelt. Im sechsten Kapitel werden einige alternative Vorschläge für die Struktur der DP diskutiert und motiviert, warum ihnen nicht gefolgt werden soll. Die Kapitel sieben und acht haben dann die Konstituentenbewegung zum Gegenstand. Im siebten Kapitel geht es um die -Bewegung, im achten um die A'-Bewegung. Kapitel neun enthält eine Begründung der Annahme, daß DPen im Deutschen ein leeres Subjekt haben können, was mit der ebenfalls zulässigen Inversion von Subjekten einer DP aus der pränominalen in eine postnominale Position einhergeht. Um der drohenden terminologischen Konfusion vorzubeugen, werden im folgenden die Bezeichnungen NP resp. Nominalphrase solange in ihrer vertrauten Bedeutung verwendet, bis die DP-Analyse eingeführt ist.

2 Theoretische Voraussetzungen In diesem Kapitel wird zunächst die Organisation der Grammatik in der Rektions- und Bindungstheorie in groben Zügen vorgestellt. Die Motivierung wird nicht im einzelnen ausgeführt1. In der Rektions- und Bindungstheorie wird angenommen, daß die Grammatik verschiedene Repräsentationsebenen umfaßt, die im Diagramm (8) dargestellt sind. (8)

Lexikon D-Struktur S-Struktur l

4

Phonetische Form (PF)

4

Logische Form (LF)

Diese Repräsentationsebenen stehen in dem durch die Pfeile gekennzeichneten Ableitungsverhältnis zueinander. Die D-Struktur hat eine Phrasenstruktur, die unter Berücksichtigung der im Lexikon festgelegten syntaktischen Eigenschaften der Lexeme generiert wird. Hieraus wird durch Transformation die S-Struktur abgeleitet. Die wesentliche Transformationsregel ist die Regel "Bewege- ", welche eine Verschiebung von Konstituenten in andere Positionen der Phrasenstruktur bewirkt. Aus der S-Struktur wird durch "phonologische Regeln" die Phonetische Form, auf die die phonetische Realisierung gründet, abgeleitet und zum ändern durch "logische Konstruktionsregeln" die Logische Form, auf der die semantische Interpretation beruht. Weiterhin wird von einer Reihe von Subsystemen oder Teiltheorien der Grammatik ausgegangen, welche Prinzipien für die Wohlgeformtheit von Ableitungen und Repräsentationen festlegen. Die Prinzipien, auf die später zurückgegriffen wird, werden nachfolgend eingeführt. In der Literatur begegnen teilweise divergierende Formulierungen einzelner Prinzipien. Die anschließende Darstellung ist an dem in Chomsky (1981), (1986a) formulierten Stand orientiert. Wo erforderlich, werden weitere Entwicklungen in den folgenden Kapiteln diskutiert. Die X-bar-Theorie legt, wie in der Einleitung schon angesprochen, allgemeine Bedingungen für die Generierung von Phrasenstrukturen in der Basis fest. Diese allgemeine Form hat folgende Implikationen. Jede Phrase hat einen Kopf X°, wobei X durch eine lexikalische Kategorie V, N, P, A oder eine funktionale Kategorie I oder C gebildet wird. Es sind zwei Typen von Projektionen möglich: X', eine Projektion, welche den Kopf und ein Komplement dominiert, und X01", welche ein X' und einen Spezifizierer dominiert. Spezifizierer und Komplement bezeichnen hier lediglich Positionen in der Phrasenstruktur, stellen jedoch keine Kategorien dar. Als weitere Bedingung ist festgelegt, daß SpecX und ComplX jeweils durch maximale Projektionen belegt werden. Es können also nicht lediglich X° oder X' dort stehen. Zur Darstellung cf. Chomsky (1981), (1986), v. Stechow/Sternefeld (1988), Fanselow/Felix (1987).

Aufgrund des X-bar-Schemas ergeben sich unter Berücksichtigung der Konstituentenfolge im Deutschen folgende Phrasenstrukturen, die Auslassungspunkte bezeichnen den Platz für Spezifizierer und Komplemente:2 (9)

a. [„p... t r N . . . ] ] b. [ V P ...[ V . ... V ] ] c.Qp...[,....!]] d. [o,... [ C .C...]]

Das Komplement von IP wird durch eine VP gebildet. Im Kopf einer fmiten IP wird das INFL-Element generiert, welches Tempus- und Kongruenzmerkmale spezifiziert. Im Deutschen treten Tempus und Kongruenzmerkmale unter "AGR" stets zusammen auf. Die Kongruenz zwischen Finitum und Subjekt-NP wird durch Hyperkoindizierung ausgedrückt. (10)

[y NF» VP INFU ]

Eine CP hat ein IP-Komplement, ihr Kopf enthält entweder einen lexikalischen Komplementierer oder ist in der D-Struktur leer und steht dann als Position für Verbbewegung in der S-Struktur zur Verfügung. Auf diese Weise werden Verb-zweit-Sätze wie der Hauptsatz im Deutschen abgeleitet, wobei der SpecC durch Bewegung einer beliebigen Konstituente gefüllt wird. (11) zeigt die D-Strukturen der beiden Alternativen.

(11)

a. [cp [c. daß IP ]] b.[ CT ...[ to fix t; tj]]

Da das Objekt bewegt werden kann, liegt eine Subjazenzverletzung nicht vor. Ein Unterschied liegt jedoch in den Bedingungen, unter denen das ECP erfüllt werden muß. Die Objektspur ist lexikalisch regiert. Die Adjunktspur kann nur antezedensregiert werden. Die Spur tj wird von IP dominiert. Diese IP ist eine BC, welche bei der dominierenden CP Barriereneigenschaft induziert. Damit interveniert zwischen der Spur tj und ihrem Antezedens in (47a) ein Barriere, welche die strikte Rektion der Spur unterbindet. Aus den bisherigen Bestimmungen ergibt sich jedoch noch ein Problem hinsichtlich der VP. Die VP ist ein Komplement von 1°. Sie wird nicht thetamarkiert. Aus (44) folgt, daß VP eine BC ist und wegen (45b) eine Barriere. Das führt zu der inkorrekten Prognose, daß bei der Bewegung aus der VP in (48) eine Subjazenzverletzung eintritt. (48)

wen hat [IP er [VP t gesehen]]

16

Unter der Voraussetzung, daß VP eine Barriere ist, wird auch IP als nächste maximale Projektion, die diese Barriere dominiert, infolge von (45a) zu einer Barriere. Bei der Bewegung über VP und IP wären mithin zwei Barrieren überquert, was eine Subjazenzverletzung darstellt. In Chomsky (1986a) wird nun angenommen, daß die VP-Barriere "umgangen" werden kann, indem bei der Bewegung an VP adjungiert wird. (49)

wen hat [ er [VP. t' [VP t gesehen]]]

Einem Vorschlag von May (1985) folgend, kann man VP' und VP als "Segmente" der maximalen V-Projektion auffassen. Die Spur t' wird dann nur von einem Segment dominiert. Unter Rückgriff hierauf lassen sich Bedingungen für den Einschluß resp. Ausschluß eines Elements formulieren. (50)

Für eine Konfiguration ... [y... [r.. gilt: a. Eine Kategorie schließt eine Kategorie dominiert wird. b. Eine Kategorie schließt eine Kategorie dominiert wird.

ein, wenn

von allen Segmenten von

aus, wenn

von keinem Segment von

Aus (50a) folgt, daß die Spur t' in (49) nicht von der VP eingeschlossen ist. Unter der weiteren Präzisierung, daß eine Kategorie 7 für eine Kategorie nur dann eine Barriere ist, wenn •y einschließt, folgt, daß VP' für die Spur t' keine Barriere ist. Durch Adjunktion wird die VP auch als Rektionsbarriere außer Kraft gesetzt. (51)

wann sagt er [VP. t" [Vp[cp t' will er [VP t kommen]]]]

wann wird als Adjunkt der eingebetteten VP generiert. Die Bewegung geht über den SpecC des Komplementsatzes von sagt und von dort in die VP-adjungierte Position VP'. Aus VP' wird dann an den Satzanfang bewegt. Die Spuren dieser Bewegung können das ECP nur durch Antezedensrektion erfüllen. Das impliziert, daß die Spur t' in SpecC der eingebetteten CP von der Spur t" in VP' antezedensregiert wird. Diese Rektion ist möglich, wenn man die Bedingung (50b) berücksichtigt. Die Spur t" wird von VP nicht ausgeschlossen, denn es gibt ein Segment VP', das diese Spur dominiert. Wir können auch hier die Bestimmung der Barriere dahingehend präzisieren, daß eine Kategorie eine Barriere für die Rektion einer Kategorie durch eine Kategorie a ist, wenn ausschließt und einschließt. Aus den zuvor ausgeführten Gründen ist andererseits VP keine Barriere für die Rektion von t" durch das Antezedens wann, denn VP schließt t" nicht ein. Für die Konstituierung von Rektionsbarrieren wird in Chomsky (1986a) noch eine weitere Bedingung aufgeführt, die "enger" als die der LM-Barriere ist. Diese Bestimmung beruht darauf, daß eine Projektion auch dann zu einer Rektionsbarriere wird, wenn sie ein "näheres" Regens dominiert. In dem oben angeführten Beispiel (41) liegt eine entsprechende Konstellation vor (dort ist allerdings die Zwischenspur in SpecC vernachlässigt worden).

17 (41)

b. *who do you believe [CP t' that [IP t met Bill]] c. who do you believe [CT t' [„, t won the race]]

Die Spur t bildet das Subjekt des Komplementsatzes und verlangt Antezedensrektion. Die wiederum setzt voraus, daß kein näheres Regens vorhanden ist, das der Antezedensrektion im Wege steht. Nun regiert aber der Komplementierer als Kopf der funktionalen Kategorie CP die IP, deren Konstituente die Spur t ist. Die Präsenz eines Komplementierers blockiert offenbar die Rektion dieser Spur durch ihr Antezedens. Dies ergibt sich aus der Barrierenbildung aufgrund der Minimalitiy-Condition (52). (52)

MC-Barriere In einer Konfiguration ... a ... [y ... ... ... ] gilt: y ist eine Barriere für die Rektion von ß, wenn eine Projektion/die nächste Projektion von einer X°-Kategorie, verschieden von ß, ist.

Aufgrund des sogenannten "/fatf-trace-Effekts" in Fällen wie (40b) nimmt Chomsky an, daß die "enge Version" der Minimality-Condition angemessen ist, wonach die nächste Projektion über dem Regens als Rektionsbarriere wirkt. In (40b) kann unter diesen Umständen die Spur t nicht durch die Spur t' im SpecC regiert werden, so daß diese Spur der ECP-Verletzung verfällt. Wir werden in späteren Kapiteln sehen, daß für eine Reihe von Erscheinungen im Zusammenhang mit der Konstituentenbewegung aus NPen die weite Version zugrundegelegt werden muß, um ECP-Effekte erklären zu können.

3 Die Struktur der Nominalphrase In diesem Kapitel sollen die Möglichkeiten und Schranken für die Erklärung der Konstituentenbewegung in der NP auf Basis der hergebrachten Analyse aufgezeigt werden. Ausgehend von den oben formulierten Restriktionen für die X-bar-Theorie haben Nominalphrasen in der dieser Analyse die Struktur (53). Das Nomen bildet den Kopf der Projektion, Spezifizierer und Komplement nehmen jeweils maximale Projektionen auf.

(53)

NSpecN

N'

l

L__

|



l XP

N

ComplN

l

l YP

Für die weitere Untersuchung ist nun insbesondere die pränominale Struktur, also der SpecN, interessant. Aufgrund der eben genannten Beschränkung für die Belegung von Spezifizierern und Komplementen auf maximale Projektionen sollten alle pränominal auftretenden Konstituenten als maximale Projektionen analysierbar sein. Genau dies bereitet jedoch Schwierigkeiten. Für die Belegung des SpecN gibt es im Deutschen drei verschiedene Varianten. Entweder ist er leer oder enthält wahlweise ein Determinans oder eine Genitiv-NP. (54)

a. des Kanzlers Weisheiten b. die Weisheiten c. Weisheiten

In (54a) ist der SpecN mit einer NP, also einer maximalen Projektion, belegt. In (54c) ist der SpecN leer, was der Beschränkung für die Spezifiziererbelegung auf maximale Projektionen jedoch nicht zuwiderläuft. Problematisch ist dagegen (54b). Dort steht ein Determinans in SpecD. Das Determinans genügt der Beschränkung für die Belegung von Spezifizierern auf maximale Projektionen nur dann, wenn er eine maximale Projektion darstellt. Das ist aus verschiedentlich erörterten Gründen zweifelhaft (cf. Haider (1988)). Das Determinans kommt beispielsweise nicht als Kopf einer Det-Phrase vor, die dem allgemeinen X-bar-Schema entsprechend einen Spezifizierer und ein Komplement hat. Andererseits trägt die Annahme, daß SpecN als einzige pränominale Position zur Verfügung steht, dem Umstand Rechnung, daß Genitiv-NPen und Determinans sich gegenseitig in dieser Position ausschließen. (55)

a. *des Kanzlers die Weisheiten b. *die des Kanzlers Weisheiten

Die Restriktion, daß in der NP nur eine pränominale Position zur Verfügung steht, die ihrerseits wiederum nur mit einer maximalen Projektion belegt sein kann, führt nun al-

19

lerdings zu einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten bei der Erklärung der Bewegung von Konstituenten aus dem Komplement von N in eine pränominale Position. Das betrifft einmal die Bewegung innerhalb der NP und zum ändern die Bewegung in eine NP-externe Position. (56) zeigt solch einen prekären Fall. (56)

a. [eine Vase aus Porzellan] hat er zerdeppert b. [aus Porzellan eine Vase t] hat er zerdeppert

Das Objekt von zerdeppert steht hier im SpecC des Matrixsatzes. Das Objekt wiederum wird von einer NP gebildet. Kopf dieser NP ist das Nomen Vase. In pränominaler Position treffen wir zunächst das Determinans eine und daneben eine Präpositionalphrase aus Porzellan an. Entgegen der in (55) gegebenen komplementären Verteilung von Determinans und einer weiteren maximalen Projektion teilen sich die PP und das Determinans in (56) den Spezifizierer der NP. Ohne an dieser Stelle weiter ins Detail zu gehen, läßt sich aus (56) ersehen, welcherart die Probleme sind, die sich einer Analyse der Konstituentenbewegung innerhalb der NP und der Verschiebung aus einer NP heraus stellen. Will man an der Analyse der NP als NP, i.e. als Projektion des Nomens, festhalten, dann lassen sich die Schwierigkeiten nur ausräumen, indem man die Restriktionen modifiziert und das heißt hier abschwächt. So spricht (56) stark für die Annahme, daß zwei pränominale Positionen vorhanden sind, wovon nur die eine mit einer maximalen Projektion, die andere mit einem lexikalischen Element belegt werden kann. Man könnte also stipulieren, daß SpecN statt einer maximalen Projektion mehrere aufnehmen kann. Dieses Verfahren führt jedoch in eine Richtung, die dem Bestreben, möglichst allgemeine Restriktionen für die Phrasenstruktur aufzufinden, zuwiderläuft. Der andere Weg geht dahin, das, was bislang als Projektion des Nomens aufgefaßt wurde, anders zu strukturieren und die gefundene Struktur in Einklang mit den allgemeinen Restriktionen zu entwickeln. In diese Richtung zielen die eingangs angeführten Arbeiten von Abney und Fukui und deren Anwendung unter anderem auf das Deutsche. Die Bewegungsmöglichkeiten von Konstituenten der NP lassen sich unter Voraussetzung der Analyse der Nominalphrase als einer funktionalen Kategorie "Determinansphrase" - DP - adäquater beschreiben. In den anschließenden Kapiteln wird dies motiviert. Die DP-Analyse bietet dabei verschiedene Vorteile. Sie kann mit den allgemeinen Restriktionen der X-barTheorie für mögliche Phrasenstrukturen in Einklang gebracht werden. Außerdem lassen sich die Beschränkungen für die Konstituentenbewegung auf Grundlage der DP-Struktur einfacher aus allgemeinen Prinzipien ableiten, als das ausgehend von der herkömmlichen NP-Analyse möglich ist. Das betrifft insbesondere klassische Beschränkungen wie den "NominativeIsland-Constraint", der die Verschiebung aus einer Nominativ-NP verbietet, und den "Complex-Nounphrase-Constraint", wonach aus komplexen Nominalphrasen nicht extrahiert werden kann. Empirisch vorfindbare Verstöße gegen diese Beschränkungen widersprechen bei dieser Analyse wiederum nicht den allgemeinen Prinzipien. Da aber Theorien, die einen praktischen Nutzen einmal bewiesen haben, nicht einfach über Bord geworfen werden sollen, beginnen wir mit der Darstellung einiger Unzulänglichkeiten, die sich bei der Erklärung dieser Konstituentenbewegungen ergeben, wenn man von der bisherigen Sichtweise ausgeht.

20

3.1 NP-interne Konstituentenbewegung Auf Ebene der D-Struktur werden Nominalphrasen in verschiedenen Positionen generiert. Sie können das Subjekt einer IP oder NP bilden und stehen in diesem Fall in deren Spezifizierer. Andererseits können sie das Komplement einer lexikalischen Kategorie bilden, also eines Verbs, eines Nomens, eines Adjektivs oder einer Präposition. Bei Nominalphrasen, die in der S-Struktur in ihrer D-Strukturposition stehen bleiben, läßt sich nicht immer zweifelsfrei entscheiden, ob die Bewegung einer Konstituente aus ihrem Komplement ihr Ziel noch in einer NP-internen Position hat - also im SpecN - oder ob die Position schon außerhalb der NP liegt und die bewegte Konstituente beispielsweise an VP oder IP adjungiert ist. Nominalphrasen können aber selbst bewegt werden. Wird eine NP aus dem Subjekt von IP oder dem Objekt der VP an den Anfang des Satzes bewegt, dann ist ihr Ziel der Spezifizierer von CP. Für eine NP in SpecC ist eine weitere NP-externe pränominale Position nicht mehr vorhanden, das gilt zumindest für die Bewegung in der S-Struktur im Deutschen. Diese Beschränkung folgt daraus, daß der SpecC aufgrund X-bar-theoretischer Restriktion nur maximal eine maximale Projektion aufnehmen kann. Wird nun in einer NP, die nach SpecC bewegt worden ist, eine Konstituente in eine pränominale Position bewegt, dann liegt das Ziel dieser Bewegung auch innerhalb der NP. Umstellungen von Konstituenten in einer NP vor dem finiten Verb sind demzufolge Resultat einer NP-internen Bewegung. In (57) ist das Subjekt der IP nach SpecC bewegt. (57)

[der Herr dort] hat t die Gnade der späten Geburt

Innerhalb der topikalisierten NP der Herr dort kann das Adverb dort in pränominale Position bewegt werden. (58)

[dortj der Herr tj]; hat t; die Gnade der späten Geburt

Vorausgesetzt, daß SpecN nur eine maximale Projektion beherbergen kann, muß die Kette dort der von einer maximalen Projektion dominiert sein. Die NP hat dann die Struktur (59). (59)

[L dort der] Herr t]

Die maximale Projektion kann nur entweder eine Projektion des Adverbs oder des Determinans sein, wobei im einen Fall das Determinans, im ändern das Adverb an diese maximale Projektion adjungiert ist. Beide Annahmen sind problematisch. Die Annahme, daß eine Adverbphrase ist, verbietet sich deswegen, weil das Determinans bereits auf Ebene der D-Struktur in SpecN generiert wird und das Adverb bewegt wird. Die Bewegung des Adverbs nach SpecN kann nicht die Adjunktion des in SpecC D-Strukturgenerierten Determinans nach sich ziehen. So bleibt nur die zweite Alternative, daß a eine Projektion des Determinans ist und das Adverb adjungiert wird. Bei Annahme der Adjunktion an das Determinans oder an dessen maximale Projektion sind auch Präpositionalphrasen, die aus dem Komplement von N in pränominale Position bewegt werden, als solche Adjunkte zu analysieren.

21

(60)

a. [[von Fritz] der] Bruder t b. [[aus Köln] der] Brief t

In (60) ist angenommen, daß die PP auf Ebene der D-Struktur in postnominaler Position generiert wird. Das könnte bei (60a) problematisch sein, wenn man annehmen möchte, daß auch das Argument relationaler Nomen pränominal generiert wird, in der gleichen Weise wie eine entsprechende Genitiv-NP. Diese Annahme schafft jedoch das hier interessante generelle Problem nicht aus der Welt, sondern stellt es nur auf andere Weise. Aus (58)-(60) folgt für die Bewegung aus postnominaler in pränominale Position die S-Struktur (61).

(61)

NP 1

1

DetP' 1

l

Adv PP

N' 1

1

DetP

N

1 t

J

Die Struktur (61) wirft verschiedene Probleme auf, zum einen empirischer Art. Wenn maximale Projektionen wie die PP dem Determinans adjungiert werden können, bleibt unklar, warum Genitiv-NPen von dieser Möglichkeit ausgeschlossen sind (cf. (55a)). Genitiv-NPen, die als Komplement von N generiert werden, können frei nach SpecN der Matrix-NP bewegt werden, wenn dort weder ein Determinans noch eine andere Genitiv-NP steht. (62)

a. die Anhörung [des Ministers] durch den Ausschuß b. [des Ministers] Anhörung durch den Ausschuß c. *[des Ministers die] Anhörung durch den Ausschuß

Die Bewegung einer NP aus postnominaler Position nach SpecN ist also grundsätzlich möglich. Wenn die Bewegung in (62a) zulässig ist, dann gibt es keinen einleuchtenden Grund dafür, daß sie nicht unter den gleichen Bedingungen wie bei Adv und PP in (58) und (60), also unter Adjunktion an die Determinansphrase, möglich ist. Hier könnte eventuell mangelnde Kasuszuweisung eine Rolle spielen, obwohl nicht besonders einsichtig ist, warum eine im Komplement von N Genitiv-markierte NP sich nicht der Determinansphrase adjungieren lassen sollte. Ein weiteres Manko stellt die Struktur (61) in Hinsicht auf die Bindungstheorie dar. Die Spur t in (61) muß gebunden sein. Zulässige Bindung setzt voraus, daß das Antezedens die Spur c-kommandiert. Unabhängig von den in Diskussion befindlichen Definitionsvarianten ist c-Kommando eines Antezedens über die Spur in jedem Fall dann ausgeschlossen, wenn das Antezedens von einer maximalen Projektion dominiert wird, welche die Spur nicht dominiert. In (61) liegt jedoch ein solcher Fall vor. Die NP als die höchste maximale Projektion über der Spur dominiert deren Antezedens, das Adverb bzw. die PP, nicht unmittelbar, denn zwischen dieser NP und dem Antezedens interveniert die DetP, an die es adjungiert ist. Die DetP wiederum dominiert die Spur nicht. Das Antezedens c-kommandiert die Spur daher nicht und kann sie nicht binden. Die S-Struktur (61) ist deswegen mit den allgemeinen

22

Bedingungen für die Bindung von Spuren nicht vereinbar. Nun stellen jedoch Bewegungen aus einer postnominalen in eine pränominale Position gerade keine Verletzung der Bindungsprinzipien dar. Tatsächlich wird die Spur also gebunden ergo auch c-kommandiert. Daraus ist wiederum zu folgern, daß das Antezedens der Spur und das Determinans in zwei verschiedenen pränominalen Positionen stehen. Dies angenommen, ergeben sich Konsequenzen für die Annahmen über die Struktur der Nominalphrase überhaupt. Um Fälle wie (58) und (60) adäquat erklären zu können, müßte die NP von der oben dargestellten Restriktion des X-bar-Schemas ausgenommen werden. Die NP müßte eine weitere Projektionsebene erhalten. Weiter zu formulierende Bedingungen hätten zu garantieren, daß das Determinans immer in der dem Nomen nächsten Position generiert wird und die entferntere Position für die Bewegung einer Konstituente aus postnominaler Position zur Verfügung steht. Unter diesen Annahmen hat die NP die Struktur (63). (63)

NP 1

1 N" 1

1 N' 1

1

?P

Dl2T

N

t

Will man die NP nicht von der allgemeinen Form (1) ausnehmen, bleibt als Ausweg nur die Möglichkeit der Adjunktion an die NP. Wenn wir einmal von der Forderung absehen, daß bei Bewegung nicht an Argumente adjungiert werden darf (cf. Chomsky (1986a)), ergibt sich bei Adjunktion die S-Struktur (64).

(64)

NP' 1 1

NP 1

1

?P

Dl3T

N

"1 N' 1

1

t

Sowohl (63) als auch (64) führen jedoch zu den gleichen Schwierigkeiten wie die zuvor erwogenen Strukturen. Das ungrammatische Beispiel (65) läßt sich nicht ausschließen, wenn man daran festhält, daß das komplementäre Vorkommen von Determinans und pränominalem Genitiv daraus resultiert, daß beide die gleiche D-Strukturposition haben. Auch wenn statt des Determinans eine Genitiv-NP generiert wird, sollte, (63) oder (64) vorausgesetzt, die Bewegung einer PP in pränominale Position zulässig sein, was nicht der Fall ist. (65)

*[aus Köln Pauls Brief] ist noch nicht angekommen

23 Ausgehend von (63) oder (64) müßten spezifische Restriktionen formuliert werden, die die Bewegung bei Belegung von SpecN mit einer NP verhindern. Außerdem ist es auch ohne weitere Einschränkung nicht möglich, die ungrammatische Voranstellung von postnominal generierten Genitiven auszuschließen, wenn der Spezifizierer der Matrix-NP durch einen Artikel oder eine NP belegt ist. (66)

a. b. c. d.

Seumes Beschreibung Italiens *Italiens Seumes Beschreibung die Beschreibung Italiens "Italiens die Beschreibung

Dieser kursorische Überblick deutet an, welche Schwierigkeiten sich einstellen, wenn versucht wird, die dargestellten Konstituentenbewegungen ausgehend von der NP-Struktur zu erklären. Hält man daran fest, daß die NP der allgemeinen Restriktion (5) für die Phrasenstruktur unterliegt, dann lassen sich die unzulässigen Fälle nur durch adhoc Beschränkungen ausschließen. Nimmt man die NP von (5) aus, lassen sich solche Beschränkungen dennoch nicht umgehen.

3.2 Verschiebung aus der NP Betrachten wir jetzt die Bewegung von Konstituenten aus einer NP-internen in eine NPexterne Position. Ganz generell können im Deutschen Genitiv-Nominalphrasen aus einer NP nicht herausbewegt werden. Dabei spielt es keine Rolle, welche Position die Matrix-NP einnimmt. (67)

a. b. c. d.

"wessen hat [^ der Bruder t] angerufen *wessen leitet der Richter [^ das Verhör t] *wessen hat man [^ dem Freund t] nicht geholfen *des Kanzlers hat [NP die Rede t] Befremden ausgelöst

Die Abweichungen in (67) wird oft als Subjazenzverletzung charakterisiert, weil die NP resp. das wh-Element unzulässig über zwei Grenzknoten, nämlich NP und IP, hinweg bewegt worden ist. Strukturen wie (68), bei denen eine grammatische Beziehung zwischen X und ot oder besteht, sind aber nicht zulässig. (68)

*X... L P . . . U . . . a... N . . . / ? . . . ] ]

Diese Erklärung ist indessen unbefriedigend, da damit auch die zulässigen Verschiebungen, zum Beispiel von Präpositionalphrasen aus dem Komplement von N, blockiert werden. In (69) liegen zwischen der wh-Phrase und der Spur die beiden Grenzknoten IP und NP. (68) prognostiziert, daß die Struktur (69) ungrammatisch ist. (69)

von wem hat [n, Studer [^ die Verfolgung t] aufgenommen]

24

Eine andere Erklärungsmöglichkeit für (67) liegt darin, daß in diesen Fällen das ECP, wonach Spuren strikt regiert sein müssen, verletzt ist. Da ECP-Verletzungen stärker als Subjazenzverletzungen sind, wird diese Erklärung auch dem Grad der Abweichung der Sätze in (67) eher gerecht. Strikte Rektion wird entweder durch lexikalische Rektion oder durch Antezedensrektion erfüllt. Die lexikalischen Regenten sind durch Parameter festgelegt. Während V regelmäßig als striktes Regens fungiert, gibt es eine Reihe von Anhaltspunkten dafür, daß Nomen im Deutschen keine strikten Regenten sind (cf. Fanselow (1987)). In diesem Fall kann eine Spur im Komplement von N das ECP nur durch Antezedensrektion erfüllen. Da die Spur t in (67) offenbar das ECP verletzt, kann sie weder lexikalisch noch antezedensregiert sein. Die Unterbindung der Antezedensrektion der Spur folgt unter der Voraussetzung, daß die NP eine Barriere für Rektion ist. In diesem Fall müßte eine ECP-Verletzung ebenso eintreten, wenn statt der NP eine PP verschoben wird. Ergo sollte auch die Bewegung einer PP unzulässig sein, was jedoch nicht zutrifft. Um dieses Manko zu beheben, hat Fanselow vorgeschlagen, die zulässige Bewegung von PPen durch Reanalyse der Matrix-NP zu erklären (Fanselow (1987)). Die postnominale Konstituente wird dadurch aus der NP "herausgebrochen", sie ist im Effekt in der S-Struktur nicht mehr von NP dominiert. Die allgemeinen Bedingungen, denen die Reanalyse unterliegt, haben weiter dafür zu sorgen, daß GenitivNPen in einer reanalysierten Struktur nicht zugelassen sind. Die Beschränkung der Reanalyse auf Objekt-NPen ergibt sich dann unter anderem daraus, daß das Reanalyseresultat den Prinzipien der X-bar-Theorie entsprechen muß (cf. v.Stechow/Sternefeld (1988)) Die Wirkung der Reanalyse einer NP zeigt (70). (70)

a. [NP N PP] -» \^ ] PP b. [NP N NP] -> [NP N] NP

(70) zeigt lediglich das negative Resultat, daß die PP resp. die NP keine Konstituente der Matrix-NP mehr ist. Durch die Reanalyse wird nun aber nicht nur eine Konstituente aus der NP herausgelöst, sondern zudem eine Projektion erzeugt, welche diese Konstituente dominiert. Nach den in Haegeman/van Riemsdijk (1986) formulierten Bedingungen resultiert bei Reanalyse einer Objekt-NP die Struktur (71), wobei die VP mit der oben stehenden Wurzel die D-Struktur, die mit der unten stehenden Wurzel die reanalysierte Struktur darstellt.

(71)

VP

D-Struktur

NP 1

1

«

NP l

1

PP

.

l

VP

\

Vx i

Reanalysestruktur

25

In der D-Struktur wird die VP aus deren Kopf und der Komplement-NP gebildet. Diese NP enthält wiederum eine PP. Durch die Reanalyse wird einerseits die PP aus der NP herausgebrochen und zum ändern eine neue Projektion, die als Vx bezeichnet ist, gebildet. Dieses Vx ist eine Projektion des Verbs, das es neben der PP dominiert. Das Reanalyseresultat, also Vx, muß, um lizensiert zu sein, auch unabhängig von der Reanalyse generierbar sein. Das ist hier der Fall, denn Verben können grundsätzlich PP-Komplemente haben. Das Reanalyseresultat (71) ist daher mit den Restriktionen der X-bar-Theorie konform. Ein weiterer Effekt der Reanalyse, der für die Bewegung der PP von Bedeutung wird, besteht darin, daß die PP nunmehr vom Verb regiert wird. Zwischen dem Verb und der PP interveniert keine maximale Projektion mehr. Die Verschiebung der PP aus der reanalysierten Struktur ist nun möglich, ohne daß die Spur der PP das ECP verletzt, denn nunmehr wird die Spur vom Verb strikt regiert. (72) zeigt resultierende S-Struktur. (72)

[von wem] hat er [ ^ den Bruder] [Vx t angerufen]]

Während PPen auf diese Weise die NP verlassen können, muß umgekehrt gewährleistet sein, daß die Bewegung von Genitiv-NPen ausgeschlossen wird. Ein Argument für die Unzulässigkeit der Reanalyse bei einem NP-Komplement des Nomens folgt aus der Kasustheorie. Die NP muß aufgrund des Kasusfilters Kasus erhalten. Kasus wird auf Ebene der S-Struktur zugewiesen und setzt Rektion des Kasuszuweisers über das markierte Element voraus. Wenn man davon ausgeht, daß postnominale NPen Kasus vom Nomen erhalten, dann ist die Unzulässigkeit der Reanalyse plausibel. Im Reanalyseresultat wird die NP nicht mehr von NP dominiert und infolgedessen von N nicht regiert. Die Kasuszuweisung an die NP ist in der reanalysierten Struktur nicht möglich, das Resultat ergo ungrammatisch. (73)

...M™ N NP2 ] V] -> ...M™ N] [Vx NP2 V]]...

Die Zuweisung von strukturellem Kasus durch das Verb an NP2 ist nicht möglich, da die Matrix-NP vom Verb Kasus erhält, oder umgekehrt die Zuweisung von strukturellem Kasus an NP2 führt zum Entzug der Kasuszuweisung an NP, . In beiden Fällen wird der Kasusfilter verletzt. Eine Lücke könnte sich allerdings bei Verben ergeben, die ein indirektes Objekt und ein nicht obligatorisches direktes Objekt haben können. (74)

a. er hat [dem Vorsitzenden des Vereins] [die Beleidigung] verziehen b. er hat [dem Vorsitzenden des Vereins] verziehen

Reanalyse von (74b) und darauf basierende Verschiebung der NP ist jedoch schlechthin unmöglich. (75)

a. *er hat [dem Vorsitzenden] [Vx [den Verein] verziehen] b. *wen hat er [dem Vorsitzenden] [t verziehen]

26

(75) ist dann ausgeschlossen, wenn der postnominale Genitiv ein lexikalischer Kasus ist. In diesem Fall wäre die Kasuszuweisung an die Thetamarkierung geknüpft. Die lexikalische Kasuszuweisung ist dann wieder mangels Rektion durch N blockiert. Wie später begründet wird, ist aber auch der postnominale Genitiv ein struktureller Kasus (cf. Kapitel 5). Neben diesen fragwürdigen Implikationen einer Analyse der Konstituentenbewegung aus Objekt-NPen mittels Reanalyse läßt diese Erklärung ein wichtiges Phänomen ungeklärt. Aus einer NP, die ein Subjekt hat kann nämlich in keinem Fall eine Konstituente herausbewegt werden. Die Reanalyse ist insofern zu permissiv, als sie diesen unzulässigen Fall nicht unterbinden kann. (76)

a. welche Startbahn hat der Oberhirte ein Verlangen zu küssen verspürt b. *welche Startbahn hat der Oberhirte ein Verlangen seiner Schafe zu küssen verspürt

Sowohl in (76a) als auch in (76b) ist die wh-Phrase aus einer Objekt-NP extrahiert. Die Reanalyse von (76b) führt zur S-Struktur (77). (77)

[welche Startbahn]; hat der Oberhirte [VP[NP ein Verlangen seiner Schafe] [v-x tcpt'i Mi zu küssen]] verspürt]]

Der einzige Unterschied zwischen (76a) und (76b) besteht darin, daß die Nominalphrase in (76b) neben dem CP-Komplement eine Genitiv-NP enthält, die die Subjektsthetarolle der Nominalisierung übernimmt. Diese Genitiv-NP wird aber von der Reanalyse nicht betroffen, sie bleibt Konstituente der NP. Es spielt übrigens keine Rolle, daß diese Genitiv-NP zwischen dem Kopf-Nomen der Matrix-NP und dem CP-Komplement steht. Bei pränominalem Genitiv ist das Ergebnis gleichermaßen schlecht. (78)

a. er verspürt Fritzens Abneigung, dem Chef zu begegnen b. *wem verspürt er Fritzens Abneigung zu begegnen c. wem verspürt er eine Abneigung zu begegnen

Ein weiterer Mangel der Erklärung für die Konstituentenbewegung aus Nominalphrasen durch Reanalyse liegt darin, daß sie zu restriktiv ist. Die intuitiv zulässigen Fälle von Bewegung aus einer Subjekt-NP werden nicht alle erfaßt. Zwar hält Fanselow (1987) für den Fall von Subjekten ergativer und passivierter Verben, wie in den Beispielen (79) bereit. Die Verschiebung aus Subjekt-NPen, welche in der D-Struktur in Specl generiert werden, bleibt dabei jedoch blockiert, was im übrigen der dort geäußerten Intention entspricht. (79)

a. von Fritz wurde [der Bruder t] angerufen b. von Fritz ist [ein Brief t] angekommen

In (79a) handelt es sich um einen Passivsatz, in (79b) ist das Verb ein Ergatiwerb, was daran zu erkennen ist, daß das Auxiliar durch sein und nicht durch haben gebildet wird. Sowohl beim Passiv als auch bei Ergatiwerben wird das Subjekt jedoch auf Ebene der

27

D-Struktur als Konstituente der VP generiert.1 Da die Reanalyse auf die D-Struktur bezogen ist, sind damit in (79) deren Voraussetzungen erfüllt (cf. Fanselow (1987)). Für die Bewegung aus D-Struktur-Subjekten folgt aus dem Erfordernis der Reanalyse jedoch eine ganz rigide Einschränkung. Subjekt-NPen können nicht reanalysiert werden. Die reanalysierte Struktur kann nicht unabhängig generiert werden, sie ist nicht den Prinzipien der X-bar-Theorie konform. Unter der zusätzlichen Voraussetzung, daß Reanalyse nur im Rektionsbereich eines strikten Regens zulässig ist, ergibt sich noch ein weiteres Hemmnis. INFL ist im Deutschen kein striktes Regens. Die Struktur (80) ist demzufolge schlecht. (80)

kU N t. PP [,. VP INFL]]]

Da (80) nicht lizensiert ist, kann auch die PP nicht verschoben werden. Diese Prognose widerspricht aber offensichtlich zulässigen Bewegungen aus Subjekt-NPen, die in der D-Struktur in Specl generiert werden. (81)

[von welcher Partei] hat der Vorsitzende t noch nie eine Rede selber geschrieben

Es bleibt daher zu konstatieren, daß Reanalyse keine allgemeine Voraussetzung für die Konstituentenbewegung aus der NP heraus sein kann. Sie liefert einerseits nicht die erforderlichen Beschränkungen, um die unzulässigen Fälle zu blockieren, wie sie andererseits empirisch vorfindbare Fälle als ungrammatisch klassifiziert. Rekapitulieren wir noch einmal die einschlägigen Fälle. Genitiv-NPen können generell aus einer NP nicht herausbewegt werden (Beispiele (67)). (82)

»wessen ... U, DET N t] ...

Wegen dem Grad der Abweichung dieser Fälle ist eine ECP- Verletzung anzunehmen. Das bedeutet, daß N kein striktes Regens ist (cf. Fanselow (1987)). Andererseits ist die NP in (82) offensichtlich eine Rektionsbarriere, welche die Antezedensrektion der Spur durch das wh-Element blockiert. Bewegung aus Objekt-NPen ist abgesehen von Genitiv-NPen möglich (Beispiele (69),(76a), (78b)).

Beim Passiv im Deutschen wird allgemein davon ausgegangen, daß keine Bewegung der Objekt-DP nach Specl stattfindet. Grund dafür ist der Umstand, daß die Folge von indirektem und direktem Objekt nicht verändert wird. i)

a. ...daß er dem Mann Zigaretten verkauft hat b. ...daß dem Mann Zigaretten verkauft worden sind

Da bei Passivierung des Verbs das Objekt keinen Kasus von V erhält, kann es nur durch Koindizierung mit einer leeren Kategorie in Kasusposition dem Kasusfilter entgehen. Diese Koindizierung geschieht mit einem nonargument-pro in Specl.

28

(83)

a. ... [„, ... [VP. [VpU, DET N t]]]] b. a ... [„, ... [VP. [ypU DET N [CT t' [ ... t ... ]]]]]]

Das Subjazenzprinzip wird bei dieser Bewegung nicht verletzt, wenn man die in Chomsky (1986a) angenommene Möglichkeit der Adjunktion an VP zugrunde legt. Strukturen wie (83) erfüllen auch das ECP. Da N kein striktes Regens ist, muß in (83a) Antezedensrektion von t im Komplement von N gegeben sein. Das gleiche gilt für t in (83b) bei Extraktion von Adjunkten aus der CP. Wie gesehen ist die Extraktion aus Objekten dann unzulässig, wenn sie selbst ein Subjekt haben (Beispiele (76b),(78a)). (84)

«...[„,... UUNP N t]]]

Subjazenzverletzung kann nicht der Grund für die Abweichung sein, denn die NP in SpecN errichtet keine Barriere für die Bewegung aus dem Komplement des Nomens und wird bei dieser Bewegung auch überhaupt nicht überquert. Wodurch diese NP eine ECP- Verletzung seitens der Spur bewirkt, ist ebenfalls dunkel. Die NP ist kein näheres Regens und kann daher keinen Minimality-Condi tion-Effekt hervorrufen. Bei zulässiger Bewegung aus D-Struktur-Subjekten haben wir es mit der Struktur (85) zu tun (cf. Beispiel (81)). (85)

o... W H p D E T N t ] . . . ]

Diese Bewegung erfüllt das Subjazenzprinzip nicht, denn mit NP und IP werden zwei Grenzknoten zugleich überquert. Adjunktion an IP ist bei der Bewegung nach SpecC nicht möglich (cf. Chomsky (1986a); Stemefeld (1991)). Ein weiteres Dilemma besteht bezüglich der strikten Rektion der Spur. Da N kein striktes Regens ist, muß sie antezedensregiert sein. Nun ergibt sich aber aus den oben aufgeführten Bedingungen (cf. (42) - (45)), daß die Subjekt-NP eine LM-Barriere ist. Das Subjekt ist nicht direkt thetamarkiert und daher auch nicht L-markieit. Aus dieser fehlenden L-Markierung resultiert wiederum die Barriereneigenschaft der NP. LM-Barrieren blockieren aber die Rektion von eingeschlossenen Spuren. Es muß daher eine Möglichkeit geben, in diesen Fällen die NP-Barriere zu umgehen und dadurch sowohl die Subjazenz- als auch die ECP- Verletzung zu vermeiden. Diese Umgehungsmöglichkeit ist jedoch eingeschränkt, sie besteht nicht für Konstituenten einer CP im Komplement eines Subjektnomens. (86)

*[welche Startbahn] hat ein Verlangen [PRO t zu küssen] Verwunderung ausgelöst

In der gleichen Weise wie bei Objekten ist auch die Bewegung aus Subjekt-NPen blockiert, wenn diese selbst ein Subjekt haben. (87)

a. [von welchem Motor] hat [die Reparatur t] viel Zeit gekostet b. [Müllers Reparatur von diesem Motor] hat viel Zeit gekostet c. *[von welchem Motor] hat [Müllers Reparatur t] viel Zeit gekostet

29

Die Gründe für Kontrast zwischen (87a) und (87b) sind wiederum dunkel. Die Präsenz eines Determinans in SpecN läßt die Extraktion der PP aus dem Komplement von N zu, während eine NP die Extraktion blockiert.

3.3 Die DP-Analyse Um die dargestellten Fälle von Konstituentenbewegung adäquat erklären zu können, erscheint eine Modifikation der NP-Struktur erforderlich. Die NP-interne Bewegung aus dem Komplement von N in eine pränominale Position zwingt zur Annahme, daß zwei pränominale Positionen in der NP zur Verfügung stehen, wovon die erste den Landeplatz für die Bewegung aus dem Komplement darstellt. Sie kann mithin eine maximale Projektion aufnehmen. Insofern hat diese Position die Eigenschaften eines Spezifizierers, der nach den ausgeführten Restriktionen der X-bar-Theorie nur maximale Projektionen enthalten kann. Die zweite pränominale Projektion ist durch das Determinans belegt. Für die NP-Struktur folgt daraus in erster Annäherung die Form (88). (88)

[„p

"" DET N t]

(88) vorausgesetzt, ergeben sich geänderte Bedingungen für die Erklärung der komplementären Verteilung von pränominalem Genitiv und Determinans. (89)

a. von diesem Motor die Reparatur b. *von diesem Motor Müllers Reparatur

In der herkömmlichen Manier wird die komplementäre Verteilung von Determinans und Genitiv-NP damit erklärt, daß beide nicht zugleich den SpecN belegen können. Diese Erklärung ist bei Voraussetzung der Struktur (88) nicht zwingend. Genitiv-NPen sind maximale Projektionen, und es liegt daher nahe anzunehmen, daß sie in der ersten pränominalen Position generiert werden.2 Für diese Annahme spricht auch der Umstand, daß die Bewegung in pränominale Position blockiert ist, wenn ein pränominaler Genitiv vorhanden ist. (90)

a. b. c. d.

ein Brief Müllers aus Köln ist nicht angekommen Müllers Brief aus Köln ist nicht angekommen *aus Köln Müllers Brief ist nicht angekommen aus Köln der Brief ist nicht angekommen

Sie sind maximal im Sinne der hier angenommenen Version der X-bar-Theorie, was unter anderem daraus erhellt, daß sie einen Spezifizierer haben. Der Umstand, daß pränominale Genitive kein Komplement haben können: *des Kaisers von China neue Kleider (cf. Vater (1986b)) ist insofern noch kein Einwand gegen die Annahme, daß pränominale Genitive maximal sind, sondern nur dann, wenn man von anderen X-bartheoretischen Prämissen ausgeht (cf. Haider (1988)).

30

Da ein Determinans die Bewegung aus dem Komplement - mit Ausnahme von Genitiv-NPen, die in der D-Struktur als Objekt des Nomens generiert werden - nicht beeinträchtigt, kann man davon ausgehen, daß das Determinans stets die zweite pränominale Position einnimmt. In diesem Fall kann aber der wechselseitige Ausschluß von Genitiv-NP und Determinans vor dem Nomen nicht mehr daraus resultieren, daß sie die gleiche Position belegen. Hierfür müssen demnach andere Gründe aufgefunden werden. Eine Erklärungsmöglichkeit, die im übernächsten Kapitel weiter ausgeführt wird, ergibt sich aus der Kasustheorie. PPen erfordern im Unterschied zu NPen keine Kasuszuweisung. Wenn nun ein Determinans auf irgendeine Weise die Kasuszuweisung an eine pränominale NP unmöglich macht, folgt der Ausschluß solcher NPen bei Präsenz eines Determinans, und zwar unabhängig davon, ob die NP bereits in der D-Struktur in pränominaler Position generiert wird oder erst durch Bewegung dorthin gelangt. Eine andere maximale Projektion kann dagegen zusammen mit einem Determinans vorkommen. Unter Voraussetzung einer NP-Struktur mit zwei pränominalen Positionen deutet sich auch eine Erklärung für das Extraktionsverbot aus der NP bei pränominaler Genitiv-NP an. Hierbei ist allerdings eine weitere Annahme nötig. Es muß verlangt werden, daß die Extraktion aus einer NP nicht unmittelbar aus dem Komplement von N in eine NP-exteme Position, sondern zyklisch erfolgt, wobei eine Zwischenlandung in der ersten pränominalen Position erforderlich ist. Die zweite Position ist wiederum durch das Determinans belegt. (91)

a... U t ' D E T N t ]

Wir sind davon ausgegangen, daß die Spur t mangels strikter Rektion durch N antezedensregiert werden muß, um das ECP erfüllen zu können. Ein Antezedens kann nur in einer Position stehen, welche maximale Projektionen aufnehmen kann, in der NP also nur in der in (91) bezeichneten Position. Wenn das regierende Antezedens, aus welchen Gründen auch immer, innerhalb der NP stehen muß, dann folgt die ECP-Verletzung unmittelbar, wenn in der ersten pränominalen Position der NP eine Genitiv-NP bereits steht. Bei Annahme zweier pronominaler Positionen stellt sich natürlich die Frage, wie die NP intern strukturiert ist und wie diese Struktur in Einklang mit den eingangs ausgeführten Restriktionen der X-bar-Theorie gebracht werden kann. Die erste Position hat aus den genannten Gründen die Eigenschaft eines Spezifizierers. Die zweite kann offenbar nur ein Determinans aufnehmen. Zwei pränominale maximale Projektionen sind unzulässig. Der Ausschluß einer maximalen Projektion in der zweiten pränominalen Position ergibt sich unmittelbar dann, wenn diese eine X°-Position ist, in die keine maximale Projektion bewegt werden kann. Wenn man die ohnehin problematische Annahme, daß Determinantien eine maximale Projektion bilden, nicht macht und sie stattdessen als eine X°-Kategorie betrachtet, erhält man (92) als allgemeine Form der NP-Struktur. (92)

U X-" DET° N° »"]

Wir sind nun an dem Punkt, an dem sich die NP-Struktur in die DP-Analyse überführen läßt. (92) entspricht der in (53) dargestellten Beschränkung des X-bar-Schemas offensichtlich nicht. Die NP in (92) enthält zwei X°-Kategorien, die nicht beide den Kopf der gesamten

31 maximalen Projektion darstellen können. Wenn wir dagegen annehmen, daß diese beiden X° zwei verschiedene Phrasen projizieren, ergibt sich eine Struktur, die die X-bar-theoretischen Restriktionen erfüllt. (93)

[DP "1" [D. DET U, N

]]

Das pränominale Determinans bildet den Kopf der gesamten Projektion. Es hat ein Komplement, das durch eine maximale Projektion des Nomens gebildet wird. Die Struktur (93) entspricht der von Abney (1987) entwickelten Analyse der herkömmlichen "NP" als funktionaler Kategorie. Fukui/Speas (1986) und Fukui (1986) gehen ebenfalls im Grundsatz von der gleichen Struktur aus, wobei allerdings einige Differenzen zu Abneys Vorschlag vor allem hinsichtlich der Struktur der NP bestehen, auf die wir noch zurückkommen. Unter "funktionalen Kategorien" werden Determinans, INFLection und die Komplementierer (z.B. daß) sowie deren jeweilige Projektionen DP, IP, CP verstanden. Sie werden von den "lexikalischen Kategorien" Nomen, Verb, Präposition und Adjektiv und deren Projektionen unterschieden. Grundsätzlich gilt sowohl für die Projektion der funktionalen als auch der lexikalischen Kategorien, daß sie dem verallgemeinerten X-bar-Schema (5) genügen. Abney charakterisiert die Eigenschaften der funktionalen Kategorien folgendermaßen. Sie bilden eine geschlossene lexikalische Klasse. Funktionale Elemente sind - zumindest zu einem Teil - phonologisch und morphologisch abhängig (Klitika oder Affixe), unter Umständen sind sie phonologisch leer. Sie haben maximal ein Komplement und können von diesem Komplement in der Regel nicht getrennt werden. Sie spezifizieren grammatische Merkmale (unter anderem die ^-Merkmale Person, Genus, Numerus, Kasus, weiterhin Tempus). Schließlich bilden sie selbst keine Argumente, sondern regulieren den deskriptiven Gehalt ihres Komplements und tragen damit zur semantischen Interpretation bei. Eine Differenz zwischen funktionalen und lexikalischen Kategorien, die für die Barrierentheorie von Bedeutung ist, betrifft die Relation zwischen Kopf und Komplement dieser Kategorien. Eine funktionale Kategorie selegiert ihr Komplement funktional. Inhalt dieser funktionalen Selegierung ist die eben genannte Festlegung des deskriptiven Gehalts des Komplements. Funktionale Kategorien weisen keine thematischen Rollen zu. Thetamarkierung geschieht nur durch die lexikalischen Kategorien aufgrund deren Thetarasters. Das Thetaraster ist zudem nicht notwendig auf ein (internes) Argument beschränkt. Eine lexikalische Kategorie kann daher auch mehrere Komplemente haben. Auf der Basis dieser Analyse lassen sich eine Reihe wohlbekannter Parallelen zwischen Sätzen und HNominalphrasen" unkomplizierter erfassen, als das unter Voraussetzung der gewohnten Annahme der Fall ist.3 Verben und Nomen realisieren die Thetarollen ihres Thetarasters unter entsprechenden

3

Man denke etwa an Jackendoffs "Uniform three Level-Hypothesis" (Jackendoff (1977)). Es hat immer erhebliche Schwierigkeiten bereitet, Sätze als V-Projektionen parallel zu "Nominalphrasen" als N-Projektionen zu konstruieren, das betrifft vor allem die Kongruenz der Projektionsebenen und die Zuordnung von externen Argumenten von N und V sowie der weiteren präverbalen Konstituenten zu den jeweiligen Projektionen. Entsprechend uneinheitlich waren die Vorstellungen über die Zahl der Projektionsebenen über N resp. V.

32

strukturellen Bedingungen. Die externe Thetarolle wird in den Spezifizierer der funktionalen Kategorie zugewiesen und die interne an das Komplement der lexikalischen Kategorie. (94)

a. ... daß [n> Fischer [,. [VP den Präsidenten beleidigt] hat]] b. [DP Fischers [D. [NP Beleidigung des Präsidenten]]]

Auf eine Differenz zwischen der Analyse von Abney und der von Fukui/Speas und von Fukui ist hier hinzuweisen. Fukui/Speas (1986) und Fukui (1986) nehmen an, daß alle Argumente einer lexikalischen Kategorie in der D-Struktur innerhalb deren maximaler Projektion generiert werden. Sie schließen damit externe Argumente im Sinne von Argumenten, die nicht von der maximalen Projektion des thetamarkierenden Elements dominiert sind, aus. Das Subjekt von IP oder DP gelangt erst durch Bewegung in die jeweilige Spezifiziererposition. Ferner wird angenommen, daß nur funktionale Kategorien "maximale", das heißt abgeschlossene, nicht rekursive Projektionen, bilden. Sie haben zwei Projektionsebenen. Lexikalische Kategorien erlauben dagegen nur eine Projektion, die jedoch rekursiv ist. (95) zeigt diesen Unterschied.

(95)

a. [D. XP [D DET N']] b. [„. XP ... [„. N YP]]

Insofern diese Annahmen für sämtliche lexikalischen Kategorien gemacht werden, bleiben die Parallelen zwischen den funktionalen Kategorien bestehen. Die verschiedenen Anwendungen der DP-Analyse orientieren sich an jeweils einer der beiden Varianten.4 Aus Gründen, die im einzelnen jeweils ausgeführt werden, wird im folgenden an die Analyse von Abney (1987) angeknüpft.5 Eine weitere strukturelle Parallele zwischen IP und DP besteht Abney zufolge darin, daß in beiden Fällen im Kopf der jeweiligen Projektionen ein AGR-Element generiert wird, welches die -Merkmale Person, Genus, Numerus und Kasus repräsentiert. Entsprechend der Kopf-Spezifizierer-Kongruenz in der IP nimmt Abney außerdem an, daß auch in der DP Kongruenz zwischen dem Kopf und einer DP in SpecD besteht. Diese Annahme wird mit der Struktur der DP in Sprachen wie dem Türkischen und Ungarischen begründet. In den folgenden Beispielen aus dem Ungarischen wird die Kongruenz deutlich (cf. Abney (1987: 44)).

4

Der Analyse von Abney folgen unter anderen Haider (1988); Olsen (1989a), (1989b). An der Version von Fukui/Speas orientieren sich Bhatt (1989a), (1990b); Ritter (1988); Grosu (1988); Tang (1990).

5

In Kapitel 6 werden einige Vorbehalte bezüglich der NP-internen Generierung von Argumenten von N ausgeführt.

33

(96)

a.

az en der ich-Nom mein Gast

vendeg-e-m Gast-POSS-ls

b.

a der

te du-Nom

vendeg-e-d Gast-POSS-2s

c.

(a) (der)

Mari Maria-Norn

vendeg-e- (421b') und (421c') haben ein leeres, arbiträr interpretiertes Subjekt wie die Sätze in (421a), (421b) und (421c) auch. Es muß daher angenommen werden, daß auch bei Passivierung des Matrixverbs, ein arbiträres SC-Subjekt, i.e. pro, generiert wird. Die formale Lizenzierung dieses pro kann nun aber nicht aufgrund von Kasuszuweisung durch das Matrixverb geschehen. Das Matrixverb regiert zwar das SC-Subjekt, es weist wegen der Passivierung jedoch keinen Kasus zu. Daraus ist zu schließen, daß Rektion für die formale Lizenzierung hinreichend ist und von der Bedingung (412) ausgegangen werden kann. Das andernfalls eintretende Problem bei der formalen Lizenzierung eines pro-Subjekts in SpecD, das von AGR in D° nicht kasusmarkiert wird, entsteht nicht. Die Bedingung (416) ermöglicht Interpretation und formale Lizenzierung von pro durch zwei verschiedene Elemente - hier N und DET - unter der Voraussetzung, daß letztere koindiziert sind. Nun könnte sich aus (416) eventuell die unzulässige Lizenzierung eines Argument-pro in Specl im Deutschen ergeben, nämlich durch Ersetzung der Interpretation der -Merkmale von pro durch AGR durch die Interpretation via Zuweisung der externen Thetarolle von V. INFL ist ebenfalls ein formaler Lizenzierer im Kopf von IP, und zwar auch dann, wenn es nicht in der Lage ist, den -Merkmalgehalt von pro festzulegen. Formale Lizenzierung von pro durch INFL geschieht im Deutschen beim unpersönlichen Passiv, in diesem Fall handelt es sich um ein expletives pro. (422) ... daß proexpl getanzt wird Das expletive pro muß selbstredend formal lizenziert werden, was durch INFL geschieht. Da pro hier jedoch kein Argument ist, braucht es die -Merkmale nicht vollständig zu spezifizieren. In diesem Sinne hat Rizzi (1986) eine Hierarchie der pro-Elemente vorgeschlagen: expletives pro, Quasiargument-pro, Argument-pro. Diese Hierarchie ergibt sich daraus, daß AGR in unterschiedlichem Grad die Fähigkeit zur Spezifizierung von ^-Merkmalen hat. Sie fehlt im Englischen ganz und ist im Italienischen voll entwickelt (cf. Rizzi (1986: 540ff.)).

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Aus (416) könnte man eventuell die empirisch inadäquate Folgerung ziehen, daß im Deutschen die externe Thetarolle des Verbs die Interpretation eines Argument-pro-Subjekts in Specl ermöglicht und damit die fehlende Interpretation durch das nicht genügend starke AGR im Kopf der IP substituiert. 1° fungiert in jedem Fall als formaler Lizenzierer, unabhängig davon, ob das Verb eine externe Thetarolle vergibt oder nicht. Bei aktivischem Verb erhält der Specl resp. ein dort stehendes Element auch eine Thetarolle. V und I sind in der S-Struktur miteinander verschmolzen und haben dadurch einen identischen Hyperindex, so daß V mit dem formalen Lizenzierer (416) entsprechend hyperkoindiziert ist. Daraus ergibt sich dann die unzulässige Struktur (423). (423) [„, pro* [„,... [V-INFL]']] pro' müßte nun gemäß (413) arbiträr interpretiert werden. Selbstverständlich sind Sätze wie (424a) mit der analogen Interpretation wie (424b) vollkommen unmöglich. (424) a. *sieht Bäume im Wald b. man sieht Bäume im Wald Rizzi geht davon aus, daß die Lizenzierung von pro auf Ebene der S-Struktur geschieht. Diese Annahme hat aber eine unangenehme Implikation. Das Thetakriterium verlangt, daß auf allen Repräsentationsebenen, D-Struktur, S-Struktur und LF, alle Thetarollen durch ein Argument realisiert werden. Oder umgekehrt, es ist unzulässig, daß auf irgendeiner Repräsentation sebene eine Thetarolle nicht durch ein Argument abgesättigt wird. pro kann als Argument oder als Nonargument generiert werden. Nach Rizzi hängt die Qualifizierung von pro als Argument oder Nonargument von den Bedingungen seiner Lizenzierung ab, insbesondere davon, ob es -Merkmale zugewiesen erhält - entweder durch AGR oder nach (414). Wird pro in einer Argumentposition generiert und erhält es eine Thetarolle, dann muß es auch als ein Argument-pro lizenziert werden. Ein expletives pro ist in einer Thetaposition nur bei Inversion des in dieser Position generierten Arguments möglich. Wenn nun, wie Rizzi annimmt, die Lizenzierung erst auf Ebene der S-Struktur erfolgt, dann wird auf dieser Ebene auch erst entschieden, ob pro ein Argument oder ein Nonargument ist. Das wiederum bedeutet, daß auf der Ebene der D-Struktur die Qualifizierung noch nicht feststeht. Nun verlangt aber gerade das Thetakriterium, daß ein pro in Argumentposition auf Ebene der D-Struktur als Argument lizenziert ist. Damit das Thetakriterium erfüllt wird, muß also angenommen werden, daß in der D-Struktur pro zumindest hinsichtlich des Status als Argument/Nonargument lizenziert ist. Dies vorausgesetzt, löst sich auch das mit (423) verknüpfte Problem. Bei (423) handelt es sich wohlbemerkt um eine S-Struktur. V ist nach 1° bewegt worden und dort an INFL adjungiert. Die ensprechende D-Struktur ist von (423) verschieden, nämlich (425). (425) [ff pro1 [IP[VP[XP] V] INFL·]]

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Zwischen (425) und (423) besteht eine nicht unwesentliche Differenz. Da V in der D-Struktur noch nicht in 1° steht, ist es auch noch nicht mit INFL in dieser Position hyperkoindiziert. Die Kongruenz zwischen INFL und der Subjekt-DP besteht hingegen schon auf Ebene der D-Struktur und wird im Verlaufe der Derivation nicht weiter modifiziert. Mangels Hyperkoindizierung von V und INFL in der D-Struktur erfüllt V die Bedingung (416) auf dieser Repräsentationsebene nicht. Da mithin formaler Lizenzierer und potentieller Interpretierer nicht hyperkoindiziert sind, kann in der D-Struktur eine Lizenzierung von Argument-pro nicht erfolgen. Wenn nun aber ein Argument-pro in (425) noch nicht lizenziert ist, dann ergibt sich für diese Struktur eine Verletzung des Thetakriteriums. Denn obgleich die externe Thetarolle von V den -Merkmalgehalt von pro nicht identifizieren kann, wird sie dennoch in der D-Struktur zugewiesen. Das Thetakriterium verlangt aber, daß eine zugewiesene Thetarolle auf sämtlichen Ebenen, D-Struktur, S-Struktur und LF, von einem Argument übernommen wird. In der D-Struktur (425) ist pro' jedoch gerade nicht als Argument lizenziert, sondern bloß als Nonargument. Die externe Thetarolle des Verbs ist in (425) demzufolge nicht abgesättigt, diese D-Struktur verletzt das Thetakriterium. In der DP ist die Lage anders. Hyperkoindizierung des formalen Lizenzierer DET und des interpretierenden Nomens ist bereits auf Ebene der D-Struktur gegeben und das arbiträre Argument-pro daher hinreichend lizenziert. Die Bedingung (416) eröffnet demnach nicht die Möglichkeit der Generierung eines Argument-pro in Specl, sondern beschränkt sie im Zusammenwirken mit dem Thetakriterium auf den SpecD. Die Lizenzierungsbedingung (416) wirft noch ein bislang nicht behandeltes Problem auf. (416) besagt, daß die Zuweisung einer Thetarolle die Interpretation von proarb ermöglicht, sobald pro formal lizenziert und Thetarollenzuweiser und formaler Lizenzierer hyperkoindiziert sind. Dieser Effekt zeigt sich jedenfalls, wenn die Leerkategorie in SpecD eine Thetarolle von N erhält, also dessen externes Argument bildet. Eine DP in SpecD muß aber nicht in jedem Fall durch N thetamarkiert werden. Sie kann eine Thetarolle auch durch ein POSSElement in D° erhalten. Bei DPen mit leerem Spezifizierer begegnet nun eine auffallende Diskrepanz zwischen den Fällen, in denen das Nomen eine externe Thetarolle zuweisen kann und solchen, in denen das nicht der Fall ist. Während in (426a) ein arbiträres Agens interpretiert werden kann, ist es unmöglich, in (426b) einen arbiträren Possessor zu interpretieren. (426) a. die Fahrt nach Köln b. die Fahrkarte nach Köln b'. *pro [die-POSS] Fahrkarte nach Köln Da (426b) nicht in dem Sinne interpretierbar ist, daß die Fahrkarte irgendjemandem gehört, ist (426b') keine zulässige Struktur. Dies kann nicht daran liegen, daß der Kopf von DP keinen formalen Lizenzierer enthält, denn dort steht ein Determinans. Ebensowenig gibt es generelle Gründe, die die gleichzeitige Präsenz von Determinans und POSS-Element im Kopf der DP unterbinden. Die Generierung beider Elemente in D° ist möglich, wie die POSSInterpretation postnominaler DPen wie die Zigarren meines Großvaters zeigt. Der Status von (426b') läßt sich dann nur damit erklären, daß die Zuweisung einer Thetarolle durch POSS

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nicht hinreicht, um die Interpretation von pro in SpecD zu gewährleisten. Es muß also ein Unterschied in der Thetarollenzuweisung durch N und POSS liegen, der nur im erstem Fall die Zuweisung von -Merkmalen an ein pro erlaubt. In Kapitel 4 ist auf einige Unterschiede bei der Thetamarkierung durch POSS resp. N hingewiesen worden. Die Zuweisung einer Thetarolle durch N ist eindeutig und durch dessen Thetaraster beschränkt. Bei aktivischer Nominalisierung erhält das Subjekt der DP immer die externe Thetarolle des Nomens und keine andere. Die Zuweisung durch POSS ist dagegen nicht eindeutig fixiert, die DP in SpecD kann verschiedene thematische Interpretationen erhalten. Andererseits kann POSS nicht beliebige Thetarollen zuweisen. Die Substituierung einer unterdrückten externen Thetarolle von N ist genausowenig möglich wie die Verdoppelung der externen Thetarolle. POSS weist nur die Thetarollen zu, die N gerade nicht zuweist. Für die Interpretation von pro in SpecD läßt sich die Annahme treffen, daß die zugewiesene Thetarolle auf hinreichende Weise spezifiziert sein muß, um die Zuweisung von -Merkmalen zu ermöglichen. Die erforderliche Spezifizierung könnte darin begründet sein, daß die Thetarollenzuweisung eindeutig sein muß. Da das bei POSS nicht der Fall ist, wäre damit die Interpretation von pro blockiert trotz formaler Lizenzierung durch DET. Eine Alternative besteht darin anzunehmen, daß nur bestimmte Thetarollen zur Zuweisung von ^-Merkmalen in der Lage sind. Diese zweite Variante trifft die Fälle, bei denen die NP eine Nominalisierung enthält.4 Unabhängig hiervon besteht der Unterschied zwischen der Eindeutigkeit der Thetamarkierung durch N und der Mehrdeutigkeit bei Markierung durch POSS. Es soll daher angenommen werden, daß (413) die eindeutige Zuweisung einer Thetarolle voraussetzt. Neben der arbiträren Interpretation des leeren Subjekts einer DP kann dieses Subjekt auch koreferent mit einer DP im Matrixsatz interpretiert werden, (427) gibt das das oben bereits dargestellte Beispiel nochmals wieder. (427) der Sachbearbeiter bestätigt dem Abteilungsleiter [pro^ die Bezahlung der Rechnung] Da Thetamarkierung lediglich arbiträre Interpretation von pro ermöglicht, muß die Zuweisung von ^-Merkmalen an pro in (427) auf eine andere Weise erfolgen. Zuweisung von -Merkmalen geschieht unter Koindizierung. Nun ist pro in diesem Fall mit einer Konstituente des Matrixsatzes koindiziert, entweder mit dessen Subjekt oder mit dem indirekten Objekt. Die Lizenzierung dieses gebundenen pro ergibt sich dann auf folgende Weise. Formal wird pro in (427) genauso wie ein arbiträres pro durch den Kopf der DP lizenziert. Weiterhin erlaubt die Koindizierung von pro mit einer DP im Matrixsatz auf der Ebene der D-Struktur die Zuweisung der -Merkmale des Antezedens an die leere Kategorie. Die

POSS-markierte pro-Subjekte sind nicht überhaupt unmöglich. Bok-Bennema (1984) beschreibt solche Fälle im Eskimo: (i) pro igluminut pro POSS-Haus-3sg Im Eskimo kongruiert das Nomen mit einer DP in SpecD der Matrix-DP. Eine pro in SpecD kann durch das Flexionsmorphem "minut" interpretiert werden. In diesem Fall interpretiert also nicht das POSS-Element, sondern das mit der Spezifiziererkonstituente kongruierende AGR das pro-Subjekt.

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Koindizierung, unter der die Zuweisung der ^-Merkmale erfolgt, ist auf jeden Fall dem Prinzip B konform, denn pro ist innerhalb der dominierenden DP, seiner regierenden Kategorie, frei. Durch die Zuweisung von -Merkmalen ist pro in der D-Struktur ein Argument und damit auch das Thetakriterium erfüllt. Die Interpretation von pro in SpecD via Koindizierung mit einer Antezedens-DP unterliegt indessen einer lokalen Restriktion. In (428) ist eine Interpretation, bei der Fritz als Agens von Bezahlung verstanden wird, zumindest nicht syntaktisch begründet. (428) Fritz sagt, der Sachbearbeiter habe dem Abteilungsleiter die Bezahlung der Rechnung bestätigt Das leere DP-Subjekt hat hier die gleichen Interpretationsvarianten wie in (427). Fritz kann unter die möglichen Agenten der Bezahlung nur in der Weise subsumiert werden, wie etwas in (429). (429) Fritz sagt, es sei schön im Wald spazieren zu gehen Das Agens von spazieren zu gehen wird hier arbiträr interpretiert. Nur unter bestimmten Kontextbedingungen kann eine solcher Satz so interpretiert werden, daß Fritz damit eine Äußerung über ein eigenes Tun macht, eben wenn er sich selbst z.B. gerade auf einem solchen Spaziergang befindet, ihn sich gerade vorgenommen oder beendet hat. Aus (429) folgt, daß ein pro-Subjekt in SpecD nur innerhalb der nächsten dominierenden IP durch Koindizierung mit einer anderen DP interpretiert werden kann. Ein IP-externes Antezedens kann die -Merkmale nicht determinieren, obgleich das Bindungsprinzip B einer Koindizierung nicht im Wege steht. Das gleiche Faktum begegnet wieder in der IP. Formale Lizenzierung von pro in Specl ist auch im Deutschen möglich. Dennoch kann pro in dieser Position nicht durch Koindizierung mit einem IP-externen Antezedens interpretiert werden. (430) er( sagt [daß [*

/

kommt]]

Der Bereich, innerhalb dessen die Determinierung der -Merkmale von pro durch Koindizierung mit einem Antezedens nur geschehen kann, geht offenbar über die dominierende IP nicht hinaus. Die in (430) und (428) erkennbaren Interpretationsrestriktionen geben der leeren Kategorie einen anaphorischen Charakter. Dennoch sie auch in diesen Fällen nicht im eigentlichen Sinn eine pronominale Anapher, i.e. PRO. Die Zuweisung der -Merkmale durch Koindizierung mit einem Antezedens in einer -Position ist sowohl PRO als auch pro eigen. Beide ec unterscheiden sich jedoch wesentlich in den Bedingungen, die diese Koindizierung erforderlich machen. Bei pro ist die Indizierung frei, es kann ebensogut arbiträr interpretiert werden. Bei PRO wird dagegen die Koindizierung durch das Matrixverb aufgrund dessen inhärenter Kontrolleigenschaften erzwungen. Legt das Matrixverb eine bestimmte Koindizierung des leeren IP-Subjekts fest und damit die Determinierung dessen -Merkmale, so ist eine davon abweichende Interpretation ausgeschlossen. Der anaphorische Zug, der dem pro hier eigen ist, ist eine Folge der Bedingungen, unter denen seine -Merkmale festgelegt werden. Diese

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Bedingungen implizieren eine lokale Restriktion. Ist pro erst einmal unter diesen Umständen durch Koindizierung interpretiert, ist eine Bindung durch ein ferneres Antezedens, die gleichwohl durch das Prinzip B zugelassen wäre, blockiert. Koindizierung mit einem ferneren Antezedens ist nur dann nicht ausgeschlossen, wenn das interpretierende Antezedens selbst ein Pronomen ist. (431) Fritz; sagt daß erf [pro; [die Bezahlung der Rechnung]] bestätigt hat pro erscheint bei Interpretation durch Koindizierung mit einem Antezedens als anaphorisch, weil das Antezedens selbst innerhalb der nächsten pro dominierenden IP stehen muß, um dessen «^-Merkmale bestimmen zu können. Im übrigen unterliegt auch die in pro-dropSprachen mögliche Interpretation durch AGR einer solchen lokalen Beschränkung, nur ist in diesem Fall das interpretierende AGR selbst kein Argument, welches das pro-Subjekt bindet, so daß dieses Subjekt entsprechend Prinzip B von einem beliebigen IP-externen Antezedens gebunden werden kann.

9.2 Subjektinversion Ein leeres Subjekt in DP kann neben dem eben behandelten Fall von Generierung auf Ebene der D-Struktur auch als Resultat der Bewegung einer overten DP in postnominale Position generiert werden. Wie in den Kapiteln 3 und 4 begründet, geht die Bewegung bei der Subjektinversion ins Komplement von N. Die bei dieser Bewegung erzeugte S-Struktur ist (432).

(432)

DP 1

1

D' 1

1 1

NP

e'

DET

N

DP1

Am Anfang dieses Kapitels ist bereits ausgeführt worden, daß keine Spur sein kann, denn die leere Kategorie wird nicht vom Antezedens c-kommandiert, sondern umgekehrt sie c-kommandiert die koindizierte DP. (432) zeigt die für "expletive-argument-chains" typische Konstellation (cf. Chomsky (1986b)). Da in SpecD die Voraussetzungen für die Lizenzierung von pro gegeben sind, kann in SpecD auch ein expletives pro durch Bewegung der DP generiert werden. Die S-Struktur dieser Bewegung ist demnach (433). (433) [pro* [DET [N DP']]]

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Es spielt hier keine Rolle, daß DET pro erst in der S-Struktur regiert. In der D-Struktur ist pro ja noch nicht repräsentiert. Die Lizenzierung einer leeren Kategorie verlangt nur, daß sie dort, wo sie erscheint, lizenziert ist, das heißt auf der Ebene, auf der sie generiert wird. Die Interpretation dieses pro geschieht nun auf andere Weise als beim arbiträren pro. Das durch Bewegung erzeugte pro ist mit der invertierten DP koindiziert. Diese Koindizierung bewirkt, daß pro die ^-Merkmale der DP erhält und beide eine Kette bilden. Für die Interpretation von pro ist Koindizierung hinreichend, Bindung, also Koindizierung unter c-Kommando, ist nicht erforderlich (Chomsky (1982), Bouchard (1983)). Diese Kette erfüllt das Thetakriterium indem das erste Glied, i.e. pro, in einer -Position thetamarkiert wird. Die invertierte DP steht in Kasusposition, so daß auch dem Kasusfilter Genüge getan ist. Abgesehen von der kategorialen Qualifizierung der Matrix und der Landeposition zeigen die S-Strukturen bei Subjektinversion in DP und in IP weitgehende Entsprechungen.

(434) a. [pro1 [DET [N DP]]] b. [pro1 [INFL [VP. [VPV ... ] DP] Die Adjunktion an VP bei der Subjektinversion in IP folgt daraus, daß transitive Verben ihre Objekte thetamarkieren und nicht unterdrücken können, andererseits transitive Verben keinen strukturellen Kasus zuweisen. Hier wird der durch INFL-AGR an pro zugewiesene Kasus an die DP transferiert. Nomen dagegen können einerseits die Objektsthetarolle tilgen, sofern sie eine vergeben und fungieren andererseits immer als Kasuszuweiser. Die Bewegung in die kasusmarkierte Komplementposition von N ist daher möglich, ohne daß eine DP den Kasusfilter verletzt.

10

Zusammenfassung

Die "Nominalphrase" im Deutschen wird im Sinne von Abney (1987) als Projektion der funktionalen Kategorie DET generiert. Der Kopf der DP selegiert eine NP funktional. Die Köpfe von DP und NP enthalten identische AGR-Elemente, so daß DP und NP hinsichtlich der grammatischen Merkmale Person, Numerus, Genus und Kasus kongruieren (Olsen (19895)). Sofern das Nomen eine externe Thetarolle vergibt, wird das Argument, das diese Thetarolle übernimmt, im SpecD generiert. Diese von Bhatt (1990b) abweichende Sicht ist durch verschiedene Fälle der Blockierung von Bewegung aus postnominaler in pränominale Position begründet. Ebenfalls im SpecD werden DPen generiert, die in POSS-Relation zum Nomen stehen. Die POSS-Relation wird durch ein in D° generiertes abstraktes POSS-Morphem hergestellt. Wenn keine Thetarolle in den SpecD zugewiesen wird, steht diese Position für die Bewegung von Konstituenten der NP zur Verfügung. Die Zuweisung von pränominalem Genitiv nach SpecD erfolgt durch einen in D° optional generierten Kasuszuweiser GEN. Dieser Kasuszuweiser und das POSS-Morphem sind nicht identisch. Postnominaler Genitiv wird durch das Nomen zugewiesen. Die Generalisierung von Burzio gilt für Nomen in der von Anderson (1984) modifizierten Fassung, wonach ein Nomen keine externe Thetarolle vergibt, wenn es einer DP, die es regiert, keinen Kasus zuweist. Die NP stellt eine LM-Barriere im Sinne von Chomsky (1986a) dar. Diese Barriere kann bei Bewegung aus dem Komplement von N nach SpecD aufgrund der Koindizierung von NP und DP umgangen werden. Die Koindizierung von DP und NP verschafft der DP den Status eines Segments von NP, so daß die Bewegung in keine von der Barriere ausgeschlossene Position geht. Innerhalb der DP ist -Bewegung einer DP aus dem Komplement von N nach SpecD möglich. Die -Bewegung aus der DP in eine externe Position führt dagegen zu einer Prinzip A-Verletzung und ist deswegen unzulässig. Eine anaphorische Spur kann in SpecD nicht innerhalb ihrer Bindungsdomäne gebunden werden. Das resultiert daraus, daß das AGR-Element in D° ein zugängliches SUBJEKT für eine Anapher in SpecD bildet. Die DP ist demzufolge regierende Kategorie und damit Bindungsdomäne für diese Anapher. Eine anaphorische Spur in SpecD kann jedoch nicht innerhalb der DP gebunden werden. Die Bewegung einer DP aus dem Komplement von N nach SpecD ist nur als A-Bewegung zulässig. A'-Bewegung ist sowohl innerhalb der DP wie in DP-externe A'-Positionen möglich. Allerdings bestehen hier Beschränkungen sowohl bezüglich der Kategorie der Konstituente, die bewegt wird, als auch der grammatischen Funktion der DP, aus der herausbewegt wird. Genitiv-DPen, die als Komplement von N oder die in SpecD D-Struktur-generiert werden, können die DP auch durch A'-Bewegung nicht verlassen. Das ergibt sich daraus, daß die Spur dieser DP von einem GEN-Ele-ment in D° kasusmarkiert werden muß. Wegen der Rektion der DP durch GEN wird die Matrix-DP aufgrund der Minimality-Condition zu einer Rektionsbarriere für die Antezedensrektion. Die Spur in SpecD verletzt daher das ECP. Die

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A'-Bewegung einer DP unmittelbar aus dem Komplement von N ist auch nicht möglich, da die Bewegung über NP und DP, also über zwei Barrieren, hinweggeht und damit eine Subjazenzverletzung darstellt. Das ECP ist ebenfalls verletzt, da Nomen im Deutschen nicht zu den strikten Regenten gehören und die Spur im Komplement von N von einer LM— Barriere, der NP, dominiert wird. Die A'-Bewegung von anderen Konstituenten, das heißt von PP, CP und Konstituenten von CP ist möglich. PPen, die als Argument von N oder POSS generiert werden, können eine DP verlassen, adjungierte PPen jedoch nicht. Die Spuren von adjungierten PPen können in LF das ECP nicht erfüllen. Der SpecD ist eine [-wh]-Position. Ausgehend davon, daß Spuren von A'-Bewegung, die in [-wh]-Positionen stehen, beim Übergang von der S-Struktur nach LF gelöscht werden, sind Adjunktspuren in der DP in LF nicht antezedenzregiert. Da nach Lasnik/Saito (1984) Spuren von Adjunktbewegung erst in LF auf ECP-Konformität hin überprüft werden, verletzen DP-inteme Adjunktspuren das ECP. Argumentspuren können dagegen schon in der S-Struktur auf ECP-Konformität hin überprüft werden, so daß die Tilgung von Zwischenspuren für sie ohne Wirkung bleibt. Konstituenten von CPen, die ein Argument von N bilden, können die DP verlassen, wenn die Matrix-DP als Objekt von V generiert wird. Bei der A'-Bewegung aus der DP besteht eine Subjekt/Objekt-Asymmetrie. Aus Subjekten können nur PPen herausgewegt werden, deren D-Strukturposition unmittelbar von einer Noder D-Projektion dominiert wird. A'-Bewegung aus einer Subjekt-DP ist nur möglich, wenn die sukzessiven Positionen der Bewegung, i.e. die Glieder der Kette, von einer Projektion der AGR-Kette des Kopfes der DP dominiert werden. Diese Bedingung schließt die A'-Bewegung von Konstituenten aus einer CP im Komplement von N aus. DPen können ein leeres Subjekt enthalten. Dieses leere Subjekt wird durch die pronominale Leerkategorie pro gebildet. Die Lizenzierung von pro in SpecD ergibt sich aus einer Modifikation der von Rizzi (1986) formulierten Lizenzierungsbedingungen für pro. Die formale Lizenzierung erfolgt durch die Rektion von SpecD durch das AGR-Element in D°. Die Interpretation von pro, i.e. die Bestimmung seiner grammatischen Merkmale (Person, Genus, Numerus), geschieht durch die Thetarollenzuweisung durch das Nomen im Kopf der NP. Voraussetzung für diese Interpretation ist die Hyperkoindizierung von formal lizenzierendem AGR in D° und interpretierendem Nomen. Interpretation eines pro in SpecD ist durch POSS-Markierung nicht möglich, da POSS keine hinreichend spezifizierte Thetarolle eindeutig zuweisen kann. Das leere Subjekt von DP wird durch ein pro^ gebildet. Die Möglichkeit der Generierung von pro in SpecD ist auch die Basis für die Inversion einer DP aus dem SpecD in postnominale Position. In diesem Fall wird in der S-Struktur ein mit der invertierten DP koindiziertes expletives pro generiert.

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