„Klasse‟ und Klassifikation in der Sprachwissenschaft 9783111353593, 9783110998344


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German Pages 75 [76] Year 1968

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VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
BEGRIFFSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
1. TEIL: LOGISCHE GRUNDLAGEN
1. „Klasse" in der Logik
2. „Klassifikation"
3. „Klassifikation nach (Kriterien)"
4. Zusammenfassung und Einzelfragen
2. TEIL: „KLASSE", KLASSIFIKATION UND KRITERIUM IN DER SPRACHWISSENSCHAFT
5. Zur Klassifikation sprachlicher Einheiten
6. Zur Klassifikation von Einheitenvarianten
7. Endliche und unendliche Klassen
8. ,Extension' und ,Intension'. Rechtfertigung von Kriterien
9. Die Kriterienfrage in der transformationeilen Grammatik
10. Abweichende Verwendungen von „Klasse" (Hjelmslev, Sarensen, Halliday)
11. Folgerungen
LITERATURVERZEICHNIS
NAMENVERZEICHNIS
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„Klasse‟ und Klassifikation in der Sprachwissenschaft
 9783111353593, 9783110998344

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.KLASSE" UND KLASSIFIKATION IN DER SPRACHWISSENSCHAFT

JANUA LINGUARUM STUDIA M E M O R I A E N I C O L A I VAN W I J K D E D I C A T A

edenda curat

C. H. V A N

SCHOONEVELD

INDIANA

UNIVERSITY

SERIES MINOR N R . 74

1968

MOUTON THE HAGUE • PARIS

„KLASSE" UND KLASSIFIKATION IN DER SPRACHWISSENSCHAFT von

ALPHONSE JUILLAND STANFORD UNIVERSITY

und

HANS-HEINRICH LIEB KÖLN

1968

MOUTON THE H A G U E • PARIS

© Copyright 1968 in the Netherlands. Mouton & Co. N.V., Publishers, The Hague, No part of this book may be translated or reproduced in any form, by print, photoprint, microfilm, or any other means, without written permission from the publishers.

LIBRARY OF CONGRESS, CATALOG CARD NUMBER: 67-30541

Printed ia The Netherlands by Mouton & Co., Printers, The Hague

ROMAN

JAKOBSON

zu seinem siebzigsten Geburtstag gewidmet

VORWORT

Die vorliegende Abhandlung war ursprünglich als Aufsatz für die Festschrift geplant, die Roman Jakobson zu seinem siebzigsten Geburtstag gewidmet ist. Der Aufsatz nahm unterderhand einen unerwarteten Umfang an, so daß schließlich eine gesonderte Veröffentlichung wünschenswert schien. Wir möchten uns erlauben, auf diese Entstehungsgeschichte hinzuweisen: Unsere Abhandlung will das Thema durchaus nicht erschöpfen, und man mag ihr stellenweise eine Vorläufigkeit anmerken, die einem Aufsatz eher als einer Einzelveröffentlichung anstünde. Wie immer der Leser über die eingestandenen Grenzen unserer Arbeit urteilen mag, wir halten das Thema für bedeutsam genug, um es an wirkungsvollem Ort zur Diskussion zu stellen, und möchten Herrn Professor Dr. van Schooneveld und dem Verlag Mouton & Co unseren Dank aussprechen, daß sie einer Veröffentlichung in der Series minor der Janua Linguarum zugestimmt haben. Köln, im Juli 1966 A . JUILLAND H . LIEB

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

7

Begriffsverzeichnis

11

Einleitung

13 1. TEIL: LOGISCHE GRUNDLAGEN

1. 2. 3. 4.

„Klasse" in der Logik „Klassifikation" „Klassifikation nach (Kriterien)" Zusammenfassung und Einzelfragen

19 24 30 37

2. TEIL: „KLASSE", KLASSIFIKATION U N D KRITERIUM IN DER SPRACHWISSENSCHAFT

5. Zur Klassifikation sprachlicher Einheiten . . . 6. Zur Klassifikation von Einheitenvarianten . . . 7. Endliche und unendliche Klassen 8. ,Extension' und ,Intension'. Rechtfertigung von Kriterien 9. Die Kriterienfrage in der transformationeilen Grammatik

45 50 53 58 63

10. Abweichende Verwendungen von „Klasse" (Hjelmslev, Sarensen, Halliday)

66

11.

70

Folgerungen

Literaturverzeichnis

72

Namenverzeichnis

76

BEGRIFFSVERZEICHNIS

Es sind nur die nicht-sprachwissenschaftlichen Begriffe aufgeführt, die in Teil 1 erläutert oder definiert sind und in der Arbeit häufiger gebraucht werden. Im folgenden sind nur die Hauptstellen in Teil 1 angegeben. Abkürzungen: „D" = „Definition"; „E" = „Erläuterung"; „S" = „Satz"; „S." = „Seite". Äquivalenzklasse (zu einer Relation) §2, S3, E3 Äquivalenzrelation §2, S3, El Basis (einer Klassifikation) §2, D2 Bereich dasselbe wie „Basis" deskriptiv (Begriff) §1, S.19 disjunkt §2, D4, El Eigenschaft §1, S.19 Einteilungsgrundsatz (einer strengen Klassifikation von B nach R) §3, D9 Ergebnis (einer Klassifikation) §2, D3 Extension §1; §4 Feld (einer Relation) §2, S3, E2 Glied (einer Relation) §2, S3, El Intension §1; §4 Klasse §1, S.19f. Klasseneinteilung §2, D4, E2; S3, E3 Klassifikation (von B) §2, D l Klassifikation von B nach E §3, D5 (ein) Kriterium (einer Klassifikation von B nach E) §3, D6; §4 (das) Kriterium dasselbe wie „Einteilungsgrundsatz" logisch (Begriff) §1, S.19 Menge §1, S.21f. reflexiv §2, S3, El Relation §1, S.22 strenge Klassifikation von B §2, D4 strenge Klassifikation von B nach E §3, D7 strenge Klassifikation von B nach R §3, D8 symmetrisch §2, S3, El transitiv §2, S3, El Typ §2, S.24 Vereinigung §2, D l , E2 Zerlegung §2, D4, E2; S3, E3

EINLEITUNG

In der vorliegenden Arbeit tragen wir einmal Beobachtungen zur sprachwissenschaftlichen Verwendung von Ausdrücken zusammen, die in der Logik eine ähnliche Bedeutung wie „Klasse" besitzen, nämlich von „Klasse", „class" usf., sowie von „Menge", „set" usf. Dabei möge die Wendung der Begriff „Klasse" oder einfach „Klasse" je nach Zusammenhang die Gesamtheit dieser Ausdrücke bezeichnen oder aber einen einzelnen Ausdruck, der zu ihr gehört.1 Zum andern greifen wir einige Fragen auf, die bei sprachwissenschaftlichen Klassifikationen entstehen, und definieren dazu mehrere Begriffe der Klassifikation, die insgesamt der sprachwissenschaftlichen Verwendung von „Klassifikation" entsprechen dürften. Zwischen den beiden Teilen des Themas besteht ein Zusammenhang, da jede Klassifikation als ,Einteilung einer Klasse in Teilklassen' gelten kann.2 Es ist vielleicht nicht überflüssig, mit einigen Bemerkungen auf die Bedeutung und die Aktualität des Themas hinzuweisen. Klassifikationen haben in der Sprachwissenschaft stets eine hervorragende Rolle gespielt: Dies bestätigt ein Blick auf die Grammatik des Mittelalters und der Antike, ja selbst auf die altindische Sprachwissenschaft. Auch die zu Beginn des 19. Jahrhunderts 1

„Begriff" gebrauchen wir im allgemeinen für Ausdrücke, nicht für ihre ,Bedeutungen': und zwar für einen einzelnen Ausdruck oder für eine Klasse von Ausdrücken, wie eben angedeutet. Auch bei der Benennung anderer Begriffe verfahren wir ähnlich wie bei „Klasse". 2 Die Teilklassen können natürlich ihrerseits als ,Basis' einer Klassifikation dienen. Anscheinend nennt man in der Sprachwissenschaft und anderswo auch das System von Klassen, das bei mehrfacher Unterteilung entsteht, eine Klassifikation. Auf diese Verwendung gehen wir nicht weiter ein; solche Klassifikationen sind stets zusammengesetzt aus Klassifikationen in unserm Sinn.

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EINLEITUNG

einsetzende historisch-vergleichende Sprachwissenschaft beließ der Klassifikation ihre besondere Stellung, ja, sie dehnte ihren Anwendungsbereich weiter aus: Während man zuvor, etwa bei der Klassifizierung sprachlicher Einheiten, den Rahmen der einzelnen Sprache kaum überschritten hatte, wurden die Sprachen nunmehr als ganze klassifiziert, entweder historisch-genetisch nach ihren Verwandtschaftsverhältnissen' oder typologisch nach ihren strukturellen Eigenschaften. Die strukturelle Sprachwissenschaft unseres Jahrhunderts stützte sich weiterhin auf Klassifikationen, mochte sie nun ,Einheiten', ,Relationen', .Funktionen' oder .Distributionen' in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken. Die .Verfahren', die im Strukturalismus eine besondere Rolle spielen — die Segmentierung', die,Identifikation', die sog. .Klassifikation' und die Systematisierung' — können mit Ausnahme des ersten sämtlich als klassifikatorisch gelten. Vertreter der jüngsten Richtung in der Sprachwissenschaft, der .transformationellen Grammatik', haben den Strukturalismus oder doch gewisse seiner Richtungen einer Kritik unterzogen, nach der Klassifikationen im Strukturalismus eine ungebührlich große Bedeutung besessen hätten: In der transformationellen Grammatik bezeichnet man ältere Schulen, von denen man sich absetzen will, gern als ,taxonomisch' (taxonomic); danach besäße also die transformationelle Grammatik keinen .taxonomischen' Charakter. Man muß dem Selbstverständnis dieser Richtung Gewicht beimessen: Schließlich hat ein so hervorragender Vertreter des .Strukturalismus' wie Charles Hockett seine Rede als Präsident der Linguistic Society of America (Hockett 1965) weitgehend dazu verwendet, den transformationellen Ansatz als den letzten von vier großen Wendepunkten in der Entwicklung der modernen Sprachwissenschaft nachzuweisen, von gleicher Bedeutung wie die Neuansätze der ursprünglichen vergleichenden Sprachwissenschaft, der junggrammatischen Schule und des Strukturalismus selbst. Um eine These unserer Arbeit vorwegzunehmen (§ 5): Auch eine transformationelle Grammatik läßt sich weithin klassifikatorisch deuten; daher sind „taxonomisch" oder „taxonomic" — die als weitgehend synonym mit „klassifikatorisch" gelten dürfen —

EINLEITUNG

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zur Unterscheidung ungeeignet, selbst wenn Klassifikationen in der transformationeilen Grammatik eine geringere Rolle als in anderen Richtungen der Sprachwissenschaft spielen sollten. Im Zusammenhang mit Klassifikationen werden wir auf ein Problem eingehen, das uns aktuell erscheint: Wie weit sind Klassifikationen in der Sprachwissenschaft ,beliebig'? muß man nicht vielmehr die Klassifikationskriterien rechtfertigen'? Hierbei erörtern wir auch, wie weit man sich mit der Aufzählung der Elemente begnügen kann, um eine einzelne Klasse zu kennzeichnen. (§§ 8, 9) Es wird sich ferner zeigen, daß man Klassifikationen von sprachlichen Einheiten (Invarianten) und von Einheitenvarianten unterscheiden kann. In der Sprachwissenschaft ist es üblich, im ersten Fall von ,Klassifikation' zu reden, im zweiten von Identifikation'. Wie unterscheiden sich die beiden Fälle? (§§ 5, 6) Im morphologisch-syntaktischen Bereich treten neben endlichen auch unendliche Klassen auf. Kann man die einen der Morphologie, die andern der Syntax zuweisen? (§ 7) Von einigen Sprachwissenschaftlern ist „Klasse" in einer Bedeutung gebraucht worden, die von den logisch üblichen Bedeutungen mehr oder weniger abweicht (§ 10); dies führt zu einer Mehrdeutigkeit des Begriffs, die kaum wünschenswert ist. Was uns für den Gebrauch von „Klasse" in der Sprachwissenschaft wünschenswert und bei Klassifikationen in der Sprachwissenschaft beachtenswert erscheint, fassen wir in einem Schlußabschnitt zusammen (§11: „Folgerungen"). Bei unseren Untersuchungen gehen wir von dem Klassenbegriff der Logik aus (§ 1) und greifen auch sonst auf Ergebnisse der Logik zurück; es wird sich zeigen, daß gewisse Diskussionen in der Logik auch für unser Thema relevant sind, so die Erörterungen über die ,Extension' und ,Intension' von Zeichen (vgl. § 8). Wie bereits angedeutet, legen wir mehrere allgemeine Begriffe der Klassifikation zugrunde (§§ 2, 3). Es sei darauf hingewiesen, daß der zweite Teil der Abhandlung ohne den ersten („Logische Grundlagen") verständlich ist; allerdings werden wir uns nicht selten auf die Ergebnisse des ersten Teils beziehen.

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EINLEITUNG

Wo wir auf Ergebnisse und Diskussionen aus der Logik zurückgreifen, wird der Leser eine systematische Darstellung nicht immer erwarten dürfen. Wir wiederholen, daß eine erschöpfende Behandlung des Themas nicht beabsichtigt ist. Insbesondere wird nicht versucht, allen namhaften Richtungen der Sprachwissenschaft einzeln gerecht zu werden. Es hat sich zwar ergeben, daß wir Autoren nahezu aller Richtungen berücksichtigt haben; an eine repräsentative Auswahl von Autoren oder Werken war jedoch nicht gedacht. Im ganzen würde es uns schon zufriedenstellen, wenn wir gewisse Probleme wieder stärker ins Bewußtsein der Sprachwissenschaftler gehoben hätten.

1 LOGISCHE GRUNDLAGEN

1

.KLASSE" IN DER LOGIK

Wenn von der Terminologie einer Wissenschaft die Rede ist, wird man zunächst an Ausdrücke denken, die sich in irgendeiner Form auf den Gegenstandsbereich dieser Wissenschaft beziehen, im Falle der Sprachwissenschaft etwa an „Morphem" oder „Wort". Daneben werden jedoch immer Begriffe auftreten, die grundsätzlich an keinen bestimmten Gegenstandsbereich gebunden sind und deshalb oft in den verschiedensten Wissenschaften gleichermaßen verwendet werden; hierher gehören unter anderen „Eigenschaft" und „Klasse". Nach einer in der Logik entwickelten Unterscheidung kann man Begriffe der ersten Art deskriptiv nennen, falls es sich um eine empirische Wissenschaft handelt, und Begriffe der zweiten Art logisch} Man möge beachten, daß ein Ausdruck wie „Wortklasse" deskriptiv ist, obwohl dies für „Klasse" in seiner üblichen Verwendung nicht gilt. Ein deskriptiver Ausdruck dieser Art besitzt einen logischen Bestandteil, den man unter Umständen isoliert betrachten kann.2 1

Vgl. Carnap 1959 / I, §13. Wir gebrauchen die Unterscheidung formlos und gehen auf ihre Problematik nicht ein. Strenggenommen handelt es sich bereits um eine Übertragung, da Carnap die Unterscheidung für die ,reine Semantik' trifft und nicht für die ,deskriptive', welche die historisch gegebene Terminologie einer Wissenschaft untersuchen müßte. Da hier mehrdeutige Ausdrücke möglich sind, kann derselbe Ausdruck sowohl deskriptiv als auch logisch sein; dies dürfte z.B. für „Klasse" in Biologie und Soziologie zutreffen. Deskriptiver Gebrauch kommt auch in der Sprachwissenschaft mitunter vor (s. §10). Wir betrachten es jedoch als eine Fehlinterpretation, wenn in einem terminologischen Wörterbuch der Sprachwissenschaft (Pei und Gaynor, 1954 / 40) „class" überhaupt nur deskriptiv verstanden wird. 2 Die deskriptiven Begriffe lassen sich mehrfach unterteilen: etwa in Begriffe mit und Begriffe ohne logischen Bestandteil; oder in Ausdrücke, die spezifisch

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LOGISCHE GRUNDLAGEN

Meist werden die logischen Begriffe einer Wissenschaft in der Logik auch behandelt sein; dies ist jedoch nicht die Eigenschaft, die einen logischen Begriff auszeichnet. In der Logik einschließlich der mathematischen Grundlagenforschung — wir wollen hier beides zusammenfassen — spielen Ausdrücke wie „Klasse" allerdings eine erhebliche Rolle. M a n wird zunächst nach einer Definition von „Klasse" fragen. In der Tat lassen sich Definitionen anführen: *20.03. Cls = d {(3q>). a = 1 (cp!z)} D f 3 Hierzu bemerkt Bochenski ( 1 9 6 2 / 4 2 1 ) : Es handelt sich um die Definition der Klasse von Klassen, also (in intensionaler Umdeutung) des Begriffes der Klasse als solcher. Die Klasse der Klassen — durch „Cls" bezeichnet — ist mit jenen a (6t) identisch, für welche es wenigstens eine Eigenschaft