Kirche in Aktion: Das Evangelische Hilfswerk 1945-1957 und sein Verhältnis zu Kirche und Innerer Mission 9783666557149, 3525557140, 9783525557143


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German Pages [508] Year 1986

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Kirche in Aktion: Das Evangelische Hilfswerk 1945-1957 und sein Verhältnis zu Kirche und Innerer Mission
 9783666557149, 3525557140, 9783525557143

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ARBEITEN ZUR KIRCHLICHEN ZEITGESCHICHTE REIHE B: DARSTELLUNGEN · BAND 14

V&R

ARBEITEN ZUR KIRCHLICHEN ZEITGESCHICHTE Herausgegeben im Auftrag der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für kirchliche Zeitgeschichte von Georg Kretschmar und Klaus Scholder t

REIHE B: DARSTELLUNGEN Band 14 Johannes Michael Wischnath Kirche in Aktion

GÖTTINGEN · VANDENHOECK & RUPRECHT · 1986

Kirche in Aktion Das Evangelische Hilfswerk 1945-1957 und sein Verhältnis zu Kirche und Innerer Mission

von Johannes Michael Wischnath

GÜTTINGEN • VANDENHOECK & RUPRECHT · 1986

Redaktionelle Betreuung dieses Bandes: Hannelore Braun

CIP-Kuntitelatfiahme

der Deutschen Bibliothek

Wischnath, Johannes Michael: Kirche in Aktion: d. Evang. Hilfswerk 1945-1957 u. sein Verhältnis zu Kirche u. Innerer Mission / von Johannes Michael Wischnath. - Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1986. (Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte: Reihe B, Darstellungen; Bd. 14) ISBN 3-525-55714-0 NE: Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte / Β

© Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1986. - Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen. - Satz: Dörlemann-Satz, Lemförde. Druck und Bindearbeit: Hubert & Co., Göttingen.

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort

IX

Einleitung

XI

Kapitel 1 Vorgeschichte und Gründung des Hilfswerks 1. Die Kriegsjahre 1941-1945 a) Die Vorgeschichte der ökumenischen Nachkriegshilfe b) Ökumene, Kirchliches Einigungswerk und Selbsthilfewerk c) Das Selbsthilfewerk der Deutschen Evangelischen Kirche 2. Sommer 1945 - Vom Kriegsende bis zur Konferenz von Treysa a) Gerstenmaiers Besuch in der Schweiz im Juni 1945 b) Die Fortsetzung der Hilfsvorbereitungen des Ökumenischen Rates der Kirchen c) Kreuz und quer durch Deutschland - Gerstenmaiers Vorarbeiten für das Hilfswerk im Juni und Juli 1945 d) Der Hilfswerkplan vor der Konferenz von Treysa e) Der Central-Ausschuß vor der Konferenz von Treysa 3. Die Konferenz von Treysa und die Gründung des Hilfswerks Kapitel 2 Das Hilfswerk in der Gründungsphase 1945/46 1. Der Aufbau des Zentralapparats 2. Zentralismus gegen Zoneninteressen - Die Entstehung des Exekutivkomitees des Hilfswerks 3. Das Hilfswerk und die EKD 4. Das Hilfswerk und die Freikirchen 5. Hilfswerk und Innere Mission Kapitel 3 Der Ausbau des Hilfswerks 1946-1948 1. Die Entfaltung des Selbstverständnisses 2. Verfaßte Kirche und Innere Mission - Die Diskussion zwischen EKDKirchenkanzlei und Central-Ausschuß 1946/47 3. Zum Ausbau des Zentralapparats und der Tätigkeit des Hilfswerks . . . a) Hilfswerk und Politik - Die Gründung der Außenstelle Assenheim . b) Kirche und Öffentlichkeit - Zur Gründung des Evangelischen Verlagswerks und zur Entstehung von „Christ und Welt"

1 1 1 14 21 40 40 43 53 65 71 75

84 84 92 98 104 107

120 120 137 144 149 154

VI

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 4 Zwischen verfaßter Kirche und Innerer Mission - Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949 1. Das Hilfswerk als Problem für Kirche und Innere Mission a) Das Hilfswerk in der Kritik b) Das Hilfswerk und die Evangelische Kirche in Deutschland c) Das Hilfswerk als Herausforderung für die Innere Mission 2. Die Entstehung des Artikels 15 der Grundordnung der EKD1947/48 . . 3. Die Ordnung des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland vom 15./16. Juni 1948 („Speyrer Ordnung") 4. Die Entstehung des Kirchengesetzes zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks der EKD vom 13. Januar 1949 Kapitel 5 Vom Hilfswerk zum Diakonat der Kirche? - Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951 1. Das Hilfswerk nach der Währungsreform 2. Um die Zukunft der Diakonie - Hilfswerk und Innere Mission 1949 . . a) Die Diskussion im Hilfswerk b) Bestandsaufnahme nach der Hundertjahrfeier des CentraiAusschusses c) Die Beziehungen zwischen Central-Ausschuß und Zentralbüro 1949 3. Vom Zentralbüro zum „Diakonischen Amt der EKD"? a) Die Diskussion um das Hilfswerk vor der Synode 1950 b) Das Hilfswerk auf der Synode - Berlin-Weißensee 1950 c) Das Scheitern der Pläne für ein „Diakonisches Amt der EKD" . . . . 4. Die Neuordnung des Hilfswerks 1951 a) Das Kirchengesetz zur Ordnung des Hilfswerks der EKD vom 5. April 1951 b) Das Kirchengesetz über den Diakonischen Beirat der EKD vom 5. April 1951 c) Das Hilfswerk auf der „diakonischen Synode" - Hamburg 1951 . . . 5. Gerstenmaiers Ausscheiden aus dem Hilfswerk Kapitel 6 Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957 1. Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates 1951-1956 a) Von der Passivität zur Aktivität - Der Diakonische Beirat 1951-1954 b) Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates 1955 2. Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat 1956/57 3. Die „diakonische Synode" - Berlin-Spandau 1957 Schluß

169 169 169 175 184 194 208 217

228 228 237 237 246 253 260 260 268 273 286 286 300 302 312

320 320 320 330 340 360 370

Inhaltsverzeichnis

ν π

Anhang Hilfswerk und Innere Mission im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland seit 1945

379

I. Evangelische Kirche in Deutschland Α Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (1945-1957) . . . . 1. Zusammensetzung der Organe 2. Zentralapparat Β Central-Ausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche C Diakonischer Beirat der EKD D Innere Mission und Hilfswerk seit 1957 Ε Landeskirchen

380 380 380 382

II. Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR 1. Zentrale Stellen 2. Landeskirchen

393 393 393

ΙΠ. Freikirchliche Mitglieder des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland

397

Quellen- und Literaturverzeichnis

399

Abkürzungen

427

Personenregister/Biographische Angaben

431

Ortsregister

480

Institutionen- und Sachregister

482

383 383 384 384

VORWORT

Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 1982/83 von der Kirchlichen Hochschule Berlin unter dem Titel „,Kirche in Aktion' - Das Hilfswerk der EKD 1945-1957 und sein Verhältnis zu Kirche und Innerer Mission" als Dissertation angenommen. Für den Druck wurde sie überarbeitet, den für die „Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte" geltenden Richtlinien angeglichen sowie um biographische Angaben, Register und einen Uberblick zur organisatorischen Entwicklung der Diakonie seit 1945 erweitert. Die Arbeit entstand in den Jahren 1978 bis 1981 neben meiner beruflichen Tätigkeit am Archiv des Diakonischen Werkes der EKD in Berlin und beruht überwiegend auf dem dort verwahrten Aktenmaterial. Den Mitarbeitern von Archiv und Bibliothek des Diakonischen Werkes bin ich für jahrelange gute Zusammenarbeit und vielfältige Unterstützung dankbar, darunter besonders Frau Annerose Schwittlinsky für die Anfertigung der Reinschrift und Herrn Leonhard Deppe, dem Leiter der Bibliothek, für vielfältige Hilfe bei der Literaturbeschaffung. Darüber hinaus danke ich den Mitarbeitern all der zumeist kirchlichen Archive und Dienststellen sowie den ehemaligen und derzeitigen Mitarbeitern von Hilfswerk und Innerer Mission, die mir den Zugang zu ihren Unterlagen ermöglichten, Gespräche mit mir führten oder mich mit mündlichen und schriftlichen Auskünften unterstützten. Ohne ihre oft mühevollen Recherchen wäre die Zusammenstellung der biographischen Daten und des Anhanges nicht möglich gewesen. Zu danken habe ich ferner der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für kirchliche Zeitgeschichte für die Aufnahme des Buches in ihre Schriftenreihe, Frau Hannelore Braun Μ. A. für die redaktionelle Betreuung, Mitarbeit bei der Erstellung der Register und Anhänge und nicht zuletzt für zahlreiche Vorschläge, die der Lesbarkeit des Buches zugute gekommen sind, schließlich der Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes der EKD für einen Druckkostenzuschuß. Ganz besonders danke ich dem Leiter des Archivs des Diakonischen Werkes, Herrn Dr. Helmut Talazko, der mich zur Beschäftigung mit der Geschichte der Diakonie angeregt und die Durchführung des Vorhabens von Beginn an als sachkundiger Gesprächspartner begleitet hat, sowie Herrn Prof. Dr. Peter C. Bloth für die Betreuung der Arbeit während ihres langwierigen Entstehungsganges. Berlin, im Dezember 1985

Johannes Michael Wischnath

EINLEITUNG Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland besteht erst seit neunundzwanzig Jahren. Am 1. April 1957 nahm das neue Werk „Innere Mission und Hilfswerk der EKD", das 1965 den Namen „Diakonisches Werk der EKD" erhielt, seine Arbeit auf. Damit endete auf der Ebene der EKD ein zwölfjähriges Mit-, Neben- und zuweilen auch Gegeneinander zweier großer diakonischer Werke, deren eines, die Innere Mission, bereits auf eine reiche Geschichte von über hundert Jahren zurückblicken konnte, während das andere, das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland, erst im Jahre 1945 ins Leben gerufen worden war. Die Aufgaben des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche und diejenigen des bisherigen Zentralbüros des Hilfswerks wurden jetzt durch die Hauptgeschäftsstelle des gemeinsamen Werkes wahrgenommen. Dieser Zusammenschluß entsprach zwar nur einer von vielen Seiten erhobenen Forderung, aber es hatte schwieriger und langwieriger Verhandlungen bedurft, um ihn zu realisieren. Denn das Hilfswerk unterschied sich nicht nur nach Alter, Aufgaben, Mitarbeiterschaft und Arbeitsstil erheblich von den traditionellen Formen evangelischer „Liebestätigkeit", wie sie die Innere Mission verkörperte. Von Anfang an hatte es mehr sein wollen als nur die effiziente Organisation zur Verteilung ökumenischer Liebesgaben, für die es weithin galt. Schon bald nach seiner Gründung verstand es sich als epochalen Neuansatz kirchlich-diakonischen Handelns, als ersten Schritt auf dem Weg von einer Kirche des Wortes und der Worte allein zu einer „Kirche in Aktion", die ihre diakonische Aufgabe nicht mehr an privatrechtlich organisierte Vereine wie die Innere Mission delegieren, sondern als Hilfswerk, als „Kirche im Akt des Helfens", selbst wahrnehmen würde. „Kirche in Aktion" - so überschrieb im Frühjahr 1947 Eugen Gerstenmaier einen programmatischen Vortrag, und so hat das Hilfswerk in jener Auf- und Ausbauphase mehrfach für sein Anliegen geworben.1 „Kirche in Aktion" lautet auch der Titel dieser Untersuchung, weil in diesen Worten das Anliegen des Hilfswerks in der für seinen Gründer und Organisator charakteristischen prägnanten Diktion kurz und treffend zum Ausdruck gebracht wird. 1

Manuskript des Vortrages (ADW, ZB 10). Vgl. dazu unten S. 129-132 - CHURCH IN

ACTION OR THE BATTLE OF LOVE. PROTESTANT RELIEF W O R K IN GERMANY l a u t e t e d e r T i t e l

einer im August 1947 herausgegebenen Broschüre des Zentralbüros. - Auch die Einleitung zum JAHRESBERICHT des Hilfswerks 1946/47, der in erster Auflage am 13. 6.1947 erschien, trägt die Überschrift:,,Kirche in Aktion." Vgl. auch unten S. 268

χπ

Einleitung

Für die Innere Mission mußte das Selbstverständnis des Hilfswerks zu einer Herausforderung werden, denn sie sah sich zunehmend in Frage gestellt und war gezwungen, ihr Verhältnis zur verfaßten Kirche neu zu überdenken. Aber auch die Kirche selbst war herausgefordert, stand sie doch vor der Frage, ob sie das Hilfswerk als zeitbedingte Zweckorganisation betrachten oder sich dieses Selbstverständnis zu eigen machen sollte. Hinzu kam, daß das Hilfswerk bei seiner Gründung keine eindeutig fixierte Ordnung erhalten hatte und daß sein Verhältnis zu den Organen der EKD nicht klar bestimmt werden konnte, solange diese selbst noch um ihre künftige Gestalt rang. So stellte die faktische Unabhängigkeit des sich rasch entwikkelnden Werkes bald auch ein kirchliches Ordnungsproblem dar. Das Mühen um die Klärung dieser Fragen begleitete das Hilfswerk durch seine ganze Geschichte. Es fand 1948 seinen Niederschlag in der Grundordnung der EKD sowie in zwei Kirchengesetzen zur Ordnung des Hilfswerks aus den Jahren 1949 und 1951 und führte über diese Zwischenlösungen schließlich zur Vereinigung mit dem Central-Ausschuß. Nicht eine „Kirche in Aktion", lediglich ein neues kirchliches Werk stand somit am Ende der kurzen Geschichte des Hilfswerks. Mit der vorliegenden Arbeit soll nun nicht versucht werden, eine Gesamtdarstellung der Geschichte des Hilfswerks zu bieten. Sie beschränkt sich vielmehr auf den angedeuteten Rahmen und versucht, den Weg des Hilfswerks im Spannungsfeld zwischen den Institutionen der verfaßten Kirche und der Inneren Mission unter Einbeziehung seiner Vorgeschichte von der Gründung im Jahre 1945 bis zur Fusion 1957 nachzuzeichnen. Vieles mußte dabei weitgehend ausgeklammert bleiben. Weder ging es um eine atmosphärisch dichte Darstellung der Arbeit des Hilfswerks in den ersten Notjahren nach Kriegsende, noch konnte die vielfältige Entwicklung auf der Ebene der Landeskirchen geschildert werden, und auch eine erschöpfende Darstellung der Arbeitsfelder in den beiden Bereichen „Allgemeine Nothilfe" und „Kirchlicher Wiederaufbau" ist nicht beabsichtigt. Nicht nur ist darüber bereits mehrfach zusammenfassend berichtet worden2, sondern eine zureichende Würdigung der Aktionen und Initiativen auf diesen Gebieten wäre vielfach nur in größerem, den Rahmen des Hilfswerks weit überschreitenden Zusammenhang möglich.3 Deshalb konnten hier nur Aus-

2

AM

werk;

besten unterrichten die JAHRESBERICHTE; ferner die MITTEILUNGEN; K . SILEX, HilfsDas Hilfswerk 1 9 4 9 - 1 9 5 7 ; QUELLEN I I I ; H. K R I M M , Beistand; J A H R B U C H .

C H . BERG,

D A S HILFSWERK 1 9 4 5 - 1 9 5 0 ; D A N K UND VERPFLICHTUNG. 3 Ein gutes Beispiel dafür bietet neuerdings Η . R U D O L P H mit der Würdigung der Flüchtlingshilfe des Hilfswerks im Rahmen seiner umfassend angelegten Arbeit „Evangelische Kirche und Vertriebene 1 9 4 5 - 1 9 7 2 " . Rudolphs Untersuchung hat mit der hier vorgelegten zahlreiche inhaltliche Berührungspunkte, auf die mit Zustimmung oder Kritik hinzuweisen leider nicht mehr möglich war. Ein anderes Beispiel ist die Behandlung der Notkirchenbauten des Hilfswerk

Einleitung

xm

schnitte aus der Hilfswerk-Arbeit etwas ausführlicher dargestellt werden, um an diesen Beispielen deutlich werden zu lassen, warum das Hilfswerk in der Kirche nicht nur auf Zustimmung, sondern auch auf Kritik und sogar Ablehnung stieß. Zugrundegelegt wurde in erster Linie ungedrucktes Material aus verschiedenen kirchlichen Archiven. Die Akten des Zentralbüros Stuttgart und der Berliner Stelle des Zentralbüros des Hilfswerks sowie diejenigen der Geschäftsstelle Bethel des Central-Ausschusses, die heute im Archiv des Diakonischen Werkes der EKD in Berlin verwahrt werden, konnten für den gesamten Untersuchungszeitraum vollständig herangezogen werden, während Unterlagen der Kirchenkanzlei der EKD aus dem Evangelischen Zentralarchiv in Berlin für die Jahre 1945-1949 zur Verfügung standen. Ergänzend wurde Material aus landeskirchlichen Archiven und Archiven gliedkirchlicher diakonischer Werke benutzt, darunter die Nachlässe Otto Ohls, Heinrich Heids, Volkmar Herntrichs sowie Teile des Nachlasses von Theophil Wurm. Sie alle haben an maßgeblicher Stelle im Hilfswerk und in der Inneren Mission mitgearbeitet. Die Darstellung der Vorgeschichte des Hilfswerks basiert vor allem auf den Quellen des Archivs des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf. Das zeitgenössische Kleinschrifttum, die Periodika und die Veröffentlichungen aus dem Bereich von Hilfswerk und Innerer Mission wurden zwar berücksichtigt und auch so reichhaltig als möglich in das Literatur- und Quellenverzeichnis aufgenommen, kamen aber doch nur als ergänzendes Material in Betracht. Dafür war folgende Beobachtung ausschlaggebend. Zunächst fällt auf, daß Fragen der Diakonie in den kirchlichen Zeitschriften und in der theologischen Literatur jener Jahre kaum berücksichtigt wurden. Wo dies dennoch geschah, kamen zumeist leitende Mitarbeiter aus dem diakonischen Bereich zu Wort. Es ist daher unzutreffend, von einer Ausstrahlung der vom Hilfswerk angestrengten Diskussion um die Diakonie „in den gesamten Bereich kirchlicher Praxis und theologischer Reflexion" zu sprechen.4 Betrachtet man die publizistische Tätigkeit der beiden diakonischen Werke selbst, so zeigen sich erhebliche Unterschiede. Vielfältigen Aktivitäten des Hilfswerks korrespondierte äußerste Zurückhaltung des

in der Dissertation von I. KÜSTER, Otto Bartning als Kirchbaumeister, Bonn 1982. Wie man es nicht machen sollte, zeigt J. DEGEN, der die Fülle des Stoffes durch Einordnung in ein vorgefaßtes Interpretationsschema zu bewältigen sucht. So mißt er, um ein Beispiel zu nennen, der Siedlungsarbeit des Hilfswerks wegen ihres „strukturpolitischen Konzeptes" und ihrer „ideologischen Implikationen" „eine nicht unerhebliche Bedeutung" bei (Diakonie, S. 60), offenbar ohne zu wissen, daß das Konzept der „Kleinsiedlung", der ländlichen Nebenerwerbssiedlung und der „inneren Kolonisation" samt seinen ideologischen Implikationen vom Hilfswerk weder entwickelt noch allein von ihm vertreten wurde (Vgl. z.B. R. BAIER, Osten). 4 So O . MEYER, „Politische" und „Gesellschaftliche Diakonie", S 32.

XIV

Einleitung

Centrai-Ausschusses.5 Strittige Fragen wurden dabei von beiden Seiten stets nur vorsichtig und mit harmoniserender Tendenz behandelt. Während das Zentralbüro sich nicht scheute, seine Veröffentlichungen in einer von der anderen Seite gelegentlich als einseitig und aggressiv empfundenen Weise zur Darstellung des eigenen Ansatzes zu nutzen, reagierte der Central-Ausschuß oft nur indirekt, indem er solche Beiträge vollständig ignorierte. Soweit eine Diskussion zwischen den beiden Werken überhaupt stattfand, blieb sie somit weitgehend intern. Auffällig ist schließlich auch, daß manche „grundlegenden" Äußerungen erst veröffentlicht worden sind, als die Entscheidungen, die sie beeinflussen sollten, längst gefallen waren.6 Seit der Fusion hat das Hilfswerk, abgesehen von mehreren Aufsätzen früherer Mitarbeiter, unter denen die Arbeiten Herbert Krimms hervorzuheben sind7, nur noch wenig Aufmerksamkeit gefunden. So ist Armin Boy ens in einigen seiner Arbeiten auch auf die Vor- und Gründungsgeschichte des Hilfswerks eingegangen. Demgegenüber vermögen die Veröffentlichungen Johannes Degens8 und Reinhard K. W. Schmidts9 zu einer quellenorientierten Behandlung der Geschichte des Hilfswerks schon deshalb wenig beizutragen, weil sie auf die Berücksichtigung ungedruckten Materials ganz verzichten. Schmidt will mit seiner stark von Luhmann beeinflußten und vor allem von systematischem Interesse bewegten Untersuchung ohnehin keinen Beitrag zur Kirchengeschichte der Nachkriegszeit leisten.10 Degen, der seine Arbeit als „zeitgeschichtlich-systematische Untersuchung"11 versteht, und der die Tätigkeit des Hilfswerks kritisch „im Kontext des westdeutschen Rekonstruktionsprozesses"12 darstellen will, hat die Frage seiner Ordnung und seines Verhältnisses zur Inneren Mission nur am Rande berührt.13 5

Als das Zentralbüro dem Central-Ausschuß 1951 anbot, eine Seite seiner MITTEILUNGEN für Nachrichten aus dem Bereich der Inneren Mission zur Verfügung zu stellen, konnte dieses Angebot zunächst nicht wahrgenommen werden, weil der Central-Ausschuß noch nicht wieder über einen Pressereferenten verfügte. 6 So erschien der Aufsatz von E. GERSTENMAIER, „Wichern zwei," erst 1953, lange nach dem Scheitern des darin umrissenen Programms. Vgl. dazu unten S. 240-245. 7 Beistand; DERS., „Fusion"; QUELLEN III. 8

9

Diakonie.

Konstruktion. EBD., S. 10. 11 Diakonie, S. 13 und 193. 12 EBD., S. 1. 13 EBD., S. 76-79 und 114-117. Aus den genannten Gründen kann eine ausfuhrliche Auseinandersetzung mit Degens Arbeit hier unterbleiben (Vgl. die Besprechungen von H . TALAZKO, D. v. OPPEN und H.-G. PUST, Marxismus). Aber da sie als bislang einzige Gesamtdarstellung der Diakoniegeschichte seit 1945 gelten kann, seien einige Bedenken angedeutet, die gegen dieses Buch geltend gemacht werden können. Degen hat feste Vorstellungen davon, wie die gesellschaftliche Entwicklung seit 1945 abgelaufen ist, und vor dem Hintergrund dieser kritisch beurteilten Entwicklung stellt er die Arbeit des Hilfswerks dar. Die Wertungen, zu denen er dabei kommt, sind aber teilweise durch mangelnde Sachkenntnis bedingt (Vgl. z.B. 10

Einleitung

XV

In der zeitgeschichtlichen Literatur, in der die Kirchen ohnehin meist kaum berücksichtigt werden14, bleibt auch das Hilfswerk in der Regel unbeachtet. Selbst in Frederic Spotts Studie über die politische Rolle der Kirchen in Deutschland seit 1945 wird es nur im Hinblick auf das parteipolitische Engagement einiger seiner Mitarbeiter erwähnt.15 Wenn schließlich Annemarie Smith-von Osten in ihrer Arbeit über die Entstehung der Grundordnung der EKD16 Hilfswerk und Innere Mission ohne Schaden ausklammern konnte, so ist das nur ein weiterer Hinweis auf die allen Bemühungen gerade auch des Hilfswerks zum Trotz nur marginale Bedeutung diakonischer Probleme in den innerkirchlichen Diskussionen jener Jahre.

oben Anm. 3). Es fällt auf, daß Degen streckenweise nur rudimentäre Kenntnis der einschlägigen Literatur besitzt (Vgl. z.B. unten S. 1, Anm. 1). Bei der Auswertung der Quellen und der Literatur verfährt er mitunter einseitig-tendenziös (Vgl. unten S. 41f., Anm. 197), teilweise aber auch völlig unkritisch (Vgl. aber J. DEGEN, Diakonie, S. 2, Z. 6-10), was zu grotesken Fehleinschätzungen der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung des Hilfswerks fuhren kann (Vgl. z.B. EBD., S. 34, Z. 20f. und S. 36), wenn der Unterschied zwischen programmatischen Äußerungen und deren Umsetzung in die Realität nicht beachtet wird (Vgl. z.B. EBD., S. 36). Weitreichende Behauptungen werden teilweise gar nicht (vgl. unten S. 149, Anm. 118 und S. 150, Anm. 119) und oft nur mangelhaft belegt (Vgl. unten S. 51, Anm. 235). Da Degen sich bei der Auswahl der mitgeteilten Tatbestände zuweilen zweifelhafter Kunstgriffe bedient (Vgl. unten S. 9, Anm. 38), und seine Wertungen teilweise als diffamierend empfunden werden können (Vgl. unten S. 154, Anm. 138), fällt es schwer, die Umkehrung einer Quellenaussage in ihr Gegenteil (Vgl.J. DEGEN, Diakonie, S. 47f. mitE. GERSTENMAIER, Hilfe für Deutschland!) als interpretatorische Fehlleistung des Autors zu entschuldigen. Im übrigen enthält die Arbeit eine Reihe sachlicher Irrtümer, Ungenauigkeiten und nicht nachprüfbarer Angaben; als ein diskutabler Beitrag zur Geschichte des Hilfswerks kann diese „systematisch-zeitgeschichtliche" Studie nicht gelten. 14 15 16

Vgl. dazu A. BOYENS, Kirchenpolitik, S. 7. Churches, S. 20 und 131. Treysa.

KAPITEL 1

VORGESCHICHTE UND GRÜNDUNG DES HILFSWERKS 1. Die Kriegsjabre 1941-1945 a) Die Vorgeschichte der ökumenischen Nachkriegshilfe Humanitäre Hilfe im Kriege? - Die Kirchen und der Hoover-Plan Die Vorgeschichte der ökumenischen Nachkriegshilfe und damit auch die Vorgeschichte des Hilfswerks der EKD 1 reicht bis in das erste Kriegsjahr zurück. Damals bereits wurde in kirchlichen Kreisen Großbritanniens und der Vereinigten Staaten die Frage humanitärer Hilfsaktionen für die von Deutschland besetzten westeuropäischen Länder diskutiert. Herbert Hoover, der frühere Präsident, der schon im und nach dem Ersten Weltkrieg die amerikanische Nahrungsmittelhilfe für Europa geleitet hatte, schlug im Sommer 1940 vor, eine ähnliche Aktion in die Wege zu leiten.2 In den amerikanischen Kirchen löste Hoovers Vorschlag eine lebhafte Diskussion aus. Als er am 22. November 1940 im Exekutivkomitee des „Federal Council of the Churches of Christ in America" zur Debatte stand, konnte sich dieses nur auf eine allgemein gehaltene Resolution einigen: Man hoffe, daß angesichts drohender Hungersnöte und Seuchen ein Weg gefunden werden könne, den Betroffenen zu helfen, ohne daß damit dem Aggressor Vorschub geleistet werde. Das Federal Council of the Churches sehe sich aber nicht imstande, die mit Hoovers Plan zusammenhängenden „technical problems of procedures and guarantees" zu beurteilen.3 Die Diskussion in den amerikanischen Kirchen ging jedoch weiter. In einem Brief Samuel McCrea Caverts, des Generalsekretärs des Federal Council, an Willem A. Visser't Hooft, den Generalsekretär des „im Aufbau ' Die Darstellung der Vorgeschichte des Hilfswerks von J. DEGEN (Diakonie, S. 1 6 - 2 2 ) krankt an fast vollständiger Unkenntnis der Literatur, der Angaben hierzu entnommen werden können, z . B . A . BOYENS, Kirchenkampf 1 9 3 9 - 1 9 4 5 ; DERS., Treysa 1945; A . KELLER, Christentum; W . A . VISSER'T HOOFT, Welt; EUGEN GERSTENMAIER IM DRITTEN REICH; G . MURRAY, Erneuerung; DIE ZEHN AUFBAUJAHRE. 2 Vgl. „Starvation in the occupied democracies". Presseerklärung v o m 1 1 . 8 . 1940. In: H . HOOVER, Addresses Band ΠΙ, S. 117f. - Z u m „Hoover-Plan" insgesamt vgl. EBD., S. 1 1 7 - 1 9 8 und Band IV, S. 1 9 8 - 2 1 8 . Vgl. auch Ε. LYONS, Herbert Hoover, S. 3 5 9 - 3 6 2 . 3 Vgl. die Resolution des Federal Council of the Churches, 13. 6 . 1 9 4 1 , worin die Resolution v o m 2 2 . 1 1 . 1940 wiederholt wird ( A Ö R K , G S C Cavert).

2

Vorgeschichte und Gründung des Hilfswerks

begriffenen" Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf vom 2. April 1941 hieß es: " . . . nothing is dividing Christian thought more at this moment, than the so called Hoover proposal for feeding people in the occupied countries... there are those to whom Mr. Hoover's proposal seems like elemental Christianity and who are naive about the danger that this proposal would help bolster up the Nazi economy in Europe. On the other side, there are those who must certainly be regarded as equally eager to do the Christian thing but who are convinced that any attempt to feed the people in the occupied countries would indirecdy help make the 'new order in Europe' more successful."4 Als im Juni 1941 im Federal Council of the Churches erneut über die Unterstützung des Hoover-Planes beraten wurde, blieb es bei einer Wiederholung der Resolution vom Vorjahr, weil die Befürworter zwar knapp in der Mehrheit waren, aber eine belastende Kampfabstimmung vermeiden wollten.5 Ganz unterschiedlich urteilten auch Visser't Hooft und Keller. Adolf Keller, Generalsekretär und Initiator der 1922 gegründeten „Europäischen Zentralstelle für Kirchliche Hilfsaktionen (Office Central d'Entr'Aide des Eglises; European Central Office for Inter-Church Aid) in Genf hielt sich seit Oktober 1940 in den Vereinigten Staaten auf, von wo er erst im Oktober 1942 in die Schweiz zurückkehrte. Keller befürchtete, die von Großbritannien gegen Deutschland und die von Deutschland besetzten Länder verhängte Blockade könne in den von Versorgungsproblemen besonders betroffenen Ländern wie Belgien und den Niederlanden ähnliche Ressentiments auslösen, wie sie die Aufrechterhaltung der alliierten Blockade auch nach Abschluß des Waffenstillstands 1918/19 in Deutschland hervorgerufen habe. Eine solche Entwicklung könne zu einer geistlichen Entfremdung zwischen den Kirchen dieser Länder und den Kirchen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten führen, „which may be detrimental to Christian fellowship and even imperil the future of the ecumenical movement and cooperation in reconstruction activities" 6 , und deshalb unterstützte er den Hoover-Plan. 4 (: „nichts spaltet die Ansichten der Christen gegenwärtig so sehr, wie der sogenannte Hoover-Plan für die Speisung der Menschen in den besetzten Ländern Da sind diejenigen, denen Mr. Hoovers Vorschlag elementar christlich scheint, und die naiv verkennen, daß dieser Vorschlag die Nazi-Wirtschaft in Europa stärken könnte. Auf der anderen Seite sind diejenigen, von denen sicherlich anzunehmen ist, daß sie ebenso viel Wert darauf legen, sich christlich zu verhalten, die aber überzeugt sind, daß jeder Versuch, die Völker der besetzten Länder zu speisen, indirekt dazu beitrüge, der ,neuen Ordnung Europas' erst recht zum Erfolg zu verhelfen".) - EBD. 5 Vgl. Resolution des Federal Council of the Churches, 13. 6. 1941 (EBD.). - Vgl. auch Cavert an Visser't Hooft, 16.6. 1941 (EBD.). 6 (: „welche christlicher Gemeinschaft abträglich sein und sogar die Zukunft der ökumenischen Bewegung und die Zusammenarbeit beim Wiederaufbau gefährden könnte"). - Keller an Visser't Hooft, 17. 4. 1941 (EBD. GSC Keller).

Die Kriegsjahre 1941-1945

3

Visser't Hooft hingegen teilte diese Befürchtung nicht und wußte sich darin mit den früheren Vertretern der Kirchen in den besetzten Ländern einig.7 Er kam aber zu ähnlichen praktischen Vorschlägen wie Adolf Keller. Beiden schienen begrenzte Hilfen für das unbesetzte Frankreich möglich, und beide betonten die Notwendigkeit, streng zwischen humanitärer und zwischenkirchlicher Hilfe zu unterscheiden. In diesem Zusammenhang erinnerte Adolf Keller immer wieder an den Satz: „Laßt die Kirche Kirche sein!", der 1937 ein Leitwort der Konferenz der „Bewegung für Praktisches Christentum" in Oxford gewesen war, und der helfe, „to avoid identification with secular aims without falling into Utopian and unrealistic pacifism".8 Der Hoover-Plan wurde jedoch im Sommer 1941 auch von der amerikanischen Regierung endgültig abgelehnt, nachdem die britische Regierung ihre Zustimmung bereits von Anfang an verweigert hatte. Obwohl Hoovers Initiative insgesamt auf Ablehnung gestoßen war, kam im Jahre 1942 dennoch ein seinen Vorschlägen vergleichbares Hilfsprogramm für Griechenland zustande, dem auch die Regierungen Großbritanniens und der Vereinigten Staaten zustimmten, weil sie seine Durchführung ohnehin nicht verhindern konnten.9 Auf dieses Beispiel berief sich das „Famine Relief Committee" (Komitee für Hunger-Hilfe) der britischen Kirchen, das unter dem Vorsitz des Bischofs von Chichester, George Bell, Vertreter der Kirche von England, der Freikirchen und der katholischen Kirche vereinigte, als es die Forderung nach einer Hilfsaktion, besonders für Belgien, erneut aufgriff. In einer Erklärung Beils vom 3. Juli 1942 hieß es: "We dare not to be deaf to the call of the sufferers in other countries, especially Belgium, where the need is most urgent. It is the hope of the Committee... that similar schemes of controlled food relief may be sanctioned for their help before it is to late."10 Das Echo auf diesen Vorschlag war aber nur schwach. John Foster Dulles, der sich als Vorsitzender der „Commission to Study the Bases of a Just and Durable Peace" (Kommission zur Untersuchung der Voraussetzungen eines gerechten und dauerhaften Frie7 Vgl. Visser't Hooft an Cavert, 17. 4. 1941 (EBD., GSC Cavert) und Visser't Hooft an Keller, 7. 5. 1941 (EBD., GSC Keller). 8 (: „die Verwechslung mit säkularen Zielen zu vermeiden, ohne in utopischen und unrealistischen Pazifismus zu verfallen"). - Keller an Visser't Hooft, 17.4.1941 (EBD.). Zur Oxforder Konferenz vgl. N. EHRENSTRÖM, Bewegung, S. 181-256. 9

10

E . LYONS, H e r b e r t H o o v e r , S. 361.

(: „Wir dürfen angesichts des Rufes, der von den Leidenden in anderen Ländern, besonders in Belgien, wo die Not am größten ist, ausgeht, nicht taub bleiben. Das Komitee h o f f t , . . . daß ähnliche Vorhaben für kontrollierte Nahrungsmittelhilfe genehmigt werden, bevor es zu spät ist.") - J. F. Dulles und W. W. van Kirk, „Confidential memorandum... on their recent visit to England", o.D. (August/September 1942): AÖRK, 2. - Die Akten des Archivs des Ökumenischen Rats der Kirchen in Genf sind nicht signiert und nicht foliiert. Die benutzten Akteneinheiten werden deshalb zur Entlastung der Anmerkungen mit den Nummern zitiert, unter denen sie im Quellenverzeichnis aufgelistet sind.

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Vorgeschichte und Gründung des Hilfswerks

dens) des Federal Council of the Churches auf Einladung des Erzbischofs von Canterbury, William Temple, im Juli 1942 zur Besprechung der für die Zeit nach Ende des Krieges zu erwartenden Probleme in England aufhielt, stellte in seinem Reisebericht fest, daß das öffentliche Interesse an Hilfsmaßnahmen für Kontinentaleuropa in Großbritannien nur gering sei und die Vorschläge des Famine Relief Committee auch von der Regierung abgelehnt würden. Ein erneuter Vorstoß im Frühjahr 1943, diesmal von Erzbischof Temple, blieb ebenfalls erfolglos.11 Kirchliche Beteiligung an staatlichen Hilfsplänen für die Nachkriegszeit Auch die Beteiligung der amerikanischen und englischen Kirchen an den Vorbereitungen für eine staatliche Nachkriegs-Wiederaufbauhilfe gehört in den Kontext, in den die Entstehung der „Wiederaufbau-Abteilung" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf eingebettet ist. Die britische Regierung hatte ihre von Beginn an kompromißlose Ablehnung des Hoover-Planes mit dem Versprechen verbunden, sofort nach der Befreiung der von Deutschland besetzten Länder für die notwendigen Hilfsmaßnahmen zu sorgen. Auf ihre Anregung wurde im Herbst 1941 das „Allied Post-War Requirements Bureau" (Alliiertes Büro für NachkriegsErfordernisse) in London errichtet, das die Bedürfnisse der betroffenen Länder erheben und einem „Inter-Allied Committee on Post-War Requirements" (Interaliiertes Komitee für Nachkriegs-Erfordernisse) entsprechende Vorschläge unterbreiten sollte.12 Dieses Büro befaßte sich mit Fragen der Landwirtschaft, der medizinischen Betreuung, der Ernährung und des Transportwesens und bezog auch die Mitwirkung privater Organisationen bei den kommenden Aufgaben in seine Planung ein. Auf seine Anregung bildeten diese den Koordinationsausschuß „Council of British Societies for Relief Abroad" (Rat der britischen Auslandshilfe-Organisationen - CBSRA), dem auch der britische Kirchenbund („British Council of Churches") beitrat. CBSRA sah seine Aufgabe vor allem in der Bereitstellung und Ausbildung von Hilfspersonal aus dem Bereich der Mitgliedsverbände, während die Bereitstellung von Hilfsgütern als Regierungsaufgabe betrachtet wurde. Die britischen Kirchen verzichteten jedoch auf eine eigene kirchliche Hilfsorganisation und verwiesen ihre Mitglieder auf die Mitarbeit in anderen der im CBRSA vereinigten Organisationen. Sie hielten den Beitrag, den sie hier leisten würden, nur für ergänzend und von vergleichsweise geringem Umfang und unterschieden ihn deutlich von ihrem Engagement für den 11 Vgl. Visser't Hooft an Temple, 6.4.1943: Visser't Hooft sichert dort seine Unterstützung zu und schlägt vor, die Lebensmittel durch das Rote Kreuz zu verteilen und in der Schweiz beschaffen zu lassen, um Schwierigkeiten zu vermeiden (EBD., GSC Temple). 12

Vgl. G . WOODBRIDGE, U N R R A , B a n d 1, S. 7 - 2 1 .

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„kirchlichen Wiederaufbau": „Relief and reconstruction" falle in erster Linie in die Verantwortung des Staates. „Reconstruction of Christian institutions" sei dagegen „the peculiar concern of the churches to shape as they will, which has indeed a first claim upon their energies and resources".13 Ahnlich wie in Großbritannien beschäftigte sich auch in den Vereinigten Staaten ein kirchliches Komitee damit, den Behörden bei der Gewinnung von Mitarbeitern aus dem Bereich der Kirchen behilflich zu sein, „die im Rahmen einer staatlichen Wiederaufbauhilfe arbeiten könnten". Diesem Ausschuß, der auf Anregung des führenden Methodisten Ralph E. Diffendorfer gebildet worden war, gehörten Vertreter der lutherischen Kirchen, der Waldenser, der „Young Men's Christian Association (Christlicher Verein Junger Männer)" und des ÖRK an.14 Je mehr sich die staatlichen Überlegungen für eine Nachkriegs-Wiederaufbauhilfe konkretisierten, desto mehr mußte dies die auf spezifisch kirchliche Anliegen ausgerichteten Wiederaufbaupläne der Kirchen tangieren. Nach langwierigen Verhandlungen insbesondere zwischen Großbritannien, den Vereinigten Staaten, China und der Sowjetunion15 veröffentlichte das amerikanische Außenministerium am 10. Juni 1943 den Entwurf einer Vereinbarung über die Errichtung einer „United Nations Relief and Rehabilitation Administration" (Verwaltung für Nothilfe und Wiederaufbau der Vereinten Nationen - UNRRA). Darin hieß es über die Beteiligung nichtstaatlicher Hilfsorganisationen: "Foreign voluntary relief agencies may not engage in any area receiving relief from the Administration without the consent and unless subject to the regulations of the Director General."16 Das bedeutete, daß für eine eigenständige kirchliche Hilfe kein Raum bleiben würde und den Kirchen die Gefahr drohte, sich dem Grundsatz unterwerfen zu müssen, wonach für Sieger und Besiegte unterschiedliche Hilfsmaßnahmen vorgesehen waren. Es war daher konsequent, wenn Visser't Hooft auch gegenüber der UNRRA an dem Grundsatz festhielt, die ökumenische Wiederaufbauhilfe, deren Vorbereitung der Ökumenische Rat der Kirchen inzwischen begonnen hatte, von jeder staatlichen streng zu unterscheiden. Besonders die

" (: „Nothilfe und Wiederaufbau" . . . „Wiederaufbau christlicher Einrichtungen" . . . „das spezifische Anliegen der Kirchen, das sie nach Belieben gestalten sollten und das in der Tat auf ihre Kräfte und Fähigkeiten den ersten Anspruch habe"). - Burlingham, Memorandum „Post War Relief and Rehabilitation", o.D. fluni 1943): AÖRK, 2. - Vgl. auch: RELIEF AND RECONSTRUCTION. 14

Α. BOYENS, Kirchenkampf, 1939-1945, S. 232.

15

Vgl. G . WOODBRIDGE, U N R R A , B a n d 1, bes. S. 7 - 1 4 .

16

(: „Ausländische Hilfsorganisationen dürfen sich in keinem Gebiet, das von der Verwaltung' Hilfe empfängt, ohne die Zustimmung des Generaldirektors und ohne dessen Anordnungen unterworfen zu sein, betätigen"). - Presseerklärung Nr. 244 des US-Außenministeriums vom 10. 6.1943 (AÖRK, 2). - Nach weiteren Verhandlungen wurde die UNRRA-Vereinbarung endgültig am 9.11. 1943 abgeschlossen (vgl. G. WOODBRIDGE, UNRRA, Band 1, S. 13f.).

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„Unterscheidung zwischen Ländern, die den ,United Nations' angehörten, und,enemy or ex-enemy nations'" war für ihn nicht akzeptabel.17 Es stellte sich dann später heraus, daß es der UNRRA nicht gelang, die Aktivitäten nichtstaatlicher Organisationen unter ihrer Kontrolle zu halten. Selbst die offiziöse Darstellung der Geschichte der UNRRA räumt ein: "The assumption that an untried and temporary international organization could at once assume control of long-established and powerful groups with diverse backgrounds and purposes was patently unrealistic."18 Die Entstehung der Wiederaufbauabteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen Während über die Möglichkeit humanitärer Hilfsmaßnahmen in kirchlichen Kreisen Englands und der USA bereits seit dem Sommer 1940 diskutiert wurde, begann man im Genfer Büro des Ökumenischen Rates der Kirchen seit dem Frühsommer 1942 auch die Frage intensiver zu bedenken, wie den Kirchen der vom Krieg betroffenen Länder nach Kriegsende Wiederaufbauhilfe geleistet werden könne.19 Da sich schon eine Fülle von Organisationen mit der Unterstützung notleidender Kirchen oder kirchlicher Organisationen beschäftigte, drängte sich der Wunsch nach Vereinheitlichung immer mehr auf. Aus einem Situationsbericht Adolf Kellers, der im Juli 1943 entstand, geht das deutlich hervor. Dort hieß es: „Es bestehen heute zu viele Hilfsorganisationen und neue tauchen stets noch auf, . . . die sich gegenseitig konkurrenzieren. In Europa wimmelt es von parallelen Komitees, die vielfach unnütze Verdoppelungen darstellen. In Amerika besteht eine solche Vielfältigkeit... daß die Entwicklung auch dort einer Vereinheitlichung zudrängt. Zum Beispiel bestanden während der letzten zwei Jahre folgende Koordinations-Komitees nebeneinander, oder neue wurden laufend aufgebaut: die Europäische Zentralstelle, die von dem Committee for Joint Appeals als Zentral-Agentur für die notleidenden europäischen Kirchen bezeichnet wurde, sodann denominationeile Koordinations-Komitees der konfessionellen Weltbünde; das ECCO-Komitee; das

17 (: „Feindnationen oder früheren Feindnationen"). - Zitiert nach A . BOYENS, Kirchenkampf 1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 236. 18 (: „Die Annahme, eine unerprobte und nur vorübergehend bestehende internationale Organisation könne ohne weiteres seit langem bestehende und machtvolle Gruppen mit unterschiedlicher Herkunft und Zielen unter Kontrolle bringen, war ganz und gar unrealistisch"). - G. WOODBRIDGE, U N R R A , Band 2, S. 67f.

" Die Vermutung, bereits im April 1940 sei auf einer Tagung der Studienabteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen und des Kirchlichen Außenamtes der Deutschen Evangelischen Kirche die Bildung eines ökumenischen Hilfswerks erörtert worden, ist nicht genügend belegt (J. DEGEN, Diakonie, S. 16 und H . RUDOLPH, Kirche I, S. 2 7 ) ; im Archiv des O R K ließen sich entsprechende Hinweise nicht ermitteln.

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Omnibus-Komitee; das Dieffendorffer-Komitee; das Oekumenische Komitee. Eine Koordination der Koordinationskomitees ist dringend nötig."20 Aber für den „vorläufigen Ausschuß des im Aufbau begriffenen Ökumenischen Rates der Kirche" ging es nicht in erster Linie um Organisations- und Kompetenzfragen, wenn er sich hier einschaltete. Die für 1941 vorgesehene Vollversammlung, auf der der vorläufige Aufbau des Rates von den Kirchen autorisiert werden sollte, hatte nicht stattfinden können 21 , und es schien möglich, daß der Krieg die Konstituierung des Rates nicht nur aufschieben, sondern ganz vereiteln würde.22 In sein Gesamtprogramm war schon auf der Konferenz der „Bewegung für Glaube und Kirchenverfassung" in Edinburgh 1937 - auf Vorschlag Adolf Kellers - „die Aufgabe ökumenischer solidarischer Hilfe" aufgenommen worden. 23 Diese würde nach Kriegsende nur dringlicher sein, und daran, ob sie möglich war, mußte sich auch die Tragfähigkeit des ökumenischen Gedankens erweisen. Im Juni 1942 konnte Visser't Hooft England besuchen; auch hier vertrat er wie in der Diskussion um den Hoover-Plan die Auffassung, daß staatliche und kirchliche Hilfe streng zu unterscheiden sei. Die kirchliche Wiederaufbauhilfe müsse völlig unabhängig sein.24 Auch die amerikanischen Mitglieder des Vorläufigen Ausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen beschäftigten sich im Sommer 1942 mit dessen künftigem Beitrag zur zwischenkirchlichen Hilfe. Am 12. August wurde beschlossen, in brieflicher Abstimmung über die Bildung eines „Central Coordinating Committee on Church Relief under the auspices of the Provisional Committee" (Zentraler Koordinationsausschuß für Kirchliche Hilfe beim Vorläufigen Ausschuß des Ökumenischen Rates) zu entscheiden. Dieses solle einen Rahmenplan ausarbeiten, in den sich die Beiträge der einzelnen Kirchen einfügen könnten. Der Genfer Stab solle gegebenenfalls die Aufgabe übernehmen, sie aufeinander abzustimmen, und auch eine Ubereinkunft mit der Europäischen Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen treffen.25 Eine Weiterführung der Diskussion wurde von einem Besuch Caverts in Genf erwartet, bei dem auch die Organisation des Büros des Ökumenischen Rates der Kirchen in der Zeit nach dem Kriege und die Haltung des Rates „to present plans concerning the post-war political and social order and our responsibility in the formulation 20

Keller, „Denkschrift über Wiederaufbau und zwischenkirchliche Hilfe", Juli 1943 (LKA STUTTGART, D 1, 192,1); vgl. auch A. KELLER, Christentum, S. 375-390. 21

R . ROUSE, S. NEILL, G e s c h i c h t e , Teil 1, 2, S. 4 0 2 .

22

W . A. VISSER'T HOOFT, Welt, S. 156. - Die Konstituierung des Ö R K erfolgte endgültig erst auf seiner ersten Vollversammlung 1948 in Amsterdam. 23 Keller, „Denkschrift über Wiederaufbau und zwischenkirchliche Hilfe", Juli 1943 (LKA STUTTGART, D 1 , 1 9 2 , 1 ) . A u s d e m K o n f e r e n z b e r i c h t (DAS GLAUBENSGESPRÄCH, S. 1 8 8 , 2 4 5 f .

und 332) geht das allerdings nicht hervor. 24 Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 232f. 25 Mott an Temple, 17. 8. 1942 (AÖRK, GSC Temple).

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of such plans"26 besprochen werden sollte. Dieser Besuch war bereits seit dem Frühjahr 1941 geplant und hatte immer wieder verschoben werden müssen. Zur Vorbereitung von Caverts Besuch verfaßte Visser't Hooft eine Denkschrift über „Reconstruction of Christian Institutions in Europe". Darin schlug er vor, im Ökumenischen Rat der Kirchen eine „WiederaufbauAbteilung" einzurichten, die auch die Tätigkeit der Europäischen Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen übernehmen könne. Ihre Hauptaufgabe „sollte die Koordinierung aller kirchlichen Wiederaufbauprojekte sein, um Überschneidungen, unnötigen Wettbewerb, Vergeudung von Hilfsgütern, Geld und Kräften" möglichst zu vermeiden.27 Visser't Hooft zog damit das Fazit aus der bisherigen Diskussion und versuchte, zu einer konsensusfähigen Formulierung zu kommen. Strittige Einzelfragen blieben daher ausgeklammert.28 Die Denkschrift wurde in den Besprechungen mit Cavert bei dessen Besuch im September 194229 gebilligt und auch in den Vereinigten Staaten und Großbritannien mit Beifall aufgenommen. Noch im November beschlossen die englischen Mitglieder des Vorläufigen Ausschusses des ÖRK, die englische Beteiligung am „Wiederaufbau christlicher Institutionen" auf einer Expertentagung zu beraten.30 Im folgenden Monat wurde die Errichtung der Wiederaufbau-Abteilung auch auf einer Tagung des amerikanischen Federal Council of the Churches gebilligt.31 Aber bereits zu diesem Zeitpunkt war die Aussicht auf schnelle Verwirklichung des Vorschlages nur noch gering. Nach der angloamerikanischen Landung in Nordafrika am 7./8. November und dem deutschen Einmarsch in den unbesetzten Teil Frankreichs am 9. November 1942 war die Verbindung zwischen Genf und dem westlichen Ausland stark erschwert und die geplante Entsendung eines Vertreters der amerikanischen Kirchen - gedacht war an Abbe Livingston Warnshuis, einen der Sekretäre des Internationalen Missionsrates, - in weite Ferne gerückt.32 Hinzu kamen ernste finanzielle Probleme. Während des Jahres 1943 gingen die Vorbereitungen nur langsam vorwärts. Im Juli aktualisierte Visser't Hooft seine Denkschrift und erwähnte darin „agencies, which are being set up in the United States and Britain, and 26

(: „zu gegenwärtigen Plänen bezüglich der politischen und sozialen Nachkriegsordnung sowie unsere Verantwortung bei der Erarbeitung dieser Pläne"). - Visser't Hooft an Cavert, 22. 6. 1942 (AÖRK, GSC Cavert). 27 A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 234f. 28 Das zeigt noch ein Vergleich mit Kellers „Denkschrift über Wiederaufbau und zwischenkirchliche Hilfe" vom Juli 1943 (LKA STUTTGART, D 1, 192,1). 2 ' Cavert traf am 22. 9.1942 in Genfein; am 25. 9.1942 tagte der Vorläufige Ausschuß. Vgl. dazu A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 233f. J0 EBD., S. 235. 31 Telegramm Caverts an ÖRK, 24.12. 1942 (AÖRK, GSC Cavert). 32 Vgl. Visser't Hooft an Cavert, 29.9. und 27.11. 1942 (EBD.).

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which may be set up elsewhere in order to coordinate the reconstruction work on a national level".33 Uber Einzelheiten war er jedoch noch im Oktober 1943 nicht unterrichtet und schrieb deshalb in einem Memorandum an Cavert: "We need to know more about composition, functions, present activities, plans Church Committee Relief and Rehabilitation. Documents would be appreciated."34 Es handelte sich um das „American Churches Committee for Overseas Reconstruction and Relief" (Komitee der amerikanischen Kirchen für Wiederaufbau und Nothilfe in Übersee) 35 , aus dem später „Church World Service" (Kirchlicher Weltdienst), die Hilfsorganisation der amerikanischen Kirchen, hervorgegangen ist36, und das „British Committee for Reconstruction of Christian Institutions" (Britisches Komitee für den Wiederaufbau christlicher Institutionen). Letzteres hatte sich am 2. Juli 1943 unter dem Vorsitz Bischof Beils konstituiert und sollte sowohl dem Ökumenischen Rat der Kirchen als auch dem British Council of Churches verantwortlich sein.31 Bis zum Jahresanfang 1944 wurden vergleichbare „Wiederaufbau-Ausschüsse" auch in der Schweiz und in Schweden gebildet.38 Im Februar 1944 überarbeitete Visser't Hooft sein Memorandum erneut, wobei er sich auf ausführliche Berichte über die Nöte der französischen und deutschen Kirchen stützen konnte.39 Zu diesem Zeitpunkt war jedoch die Aufgabenteilung zwischen den nationalen Komitees und den Mitgliedskirchen des O R K auf der einen und dessen künftiger Wiederaufbau-Abteilung 33 (: Organisationen, die zur Zeit in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien aufgebaut werden, auch anderswo errichtet werden können und der Koordinierung der Wiederaufbauarbeit auf nationaler Ebene dienen). - „Second Memorandum on the Reconstruction of Christian Institutions in Europe" (EBD., 15). 34 (: Wir müssen mehr über Zusammensetzung, Funktion, gegenwärtige Aktivitäten und Pläne des kirchlichen Hilfs- und Wiederaufbaukomitees wissen. Unterlagen wären willkommen.) - (EBD., G S C Cavert). 35 Vgl. „Agreement" vom 19. 4 . 1 9 4 4 (EBD., G S C Keller). Später wird es als „Commission for World Council Services" des „American Committee for the W C C " bezeichnet. (Vgl. EBD., 27). 36 Ms Bourquin, (EBD.). 37 Memorandum Burlinghams, Juli 1943 (EBD., 2 und 8); spätere Bezeichnung: „Committee for Christian Reconstruction in Europe" (CRE). - Vgl.: Relief and Reconstruction. 38 Vgl. Visser't Hooft: „Third Memorandum . . . ", Februar 1944 (EBD., 15). J . DEGEN, der die Hilfe der amerikanischen Kirchen nicht mit der des O R K , sondern mit Investitionsinteressen des amerikanischen Kapitals in Verbindung bringt (vgl. Diakonie, S. 19), übergeht die Tatsache, daß zuerst in den Vereinigten Staaten und Großbritannien Wiederaufbau-Ausschüsse gebildet wurden. Bei ihm ist nur von „in einzelnen, vorwiegend europäischen Ländern" gebildeten Ausschüssen die Rede (EBD., S. 17). Wenn Degen den „Hilfeträgern" in den neutralen Ländern „im Unterschied zu den privaten amerikanischen Spendern ihr eindeutig karitatives Engagement" deshalb bescheinigt, weil sie sich intensiv auf die Nachkriegsphase vorbereitet hätten (EBD., S. 28f.), so ist demgegenüber darauf hinzuweisen, daß an diesem Punkt zwischen amerikanischen und neutralen „Hilfeträgern" kein Unterschied bestand. 39

EBD.

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auf der anderen Seite noch nicht restlos geklärt, und Visser't Hooft behandelte diese Frage deshalb nur vorsichtig. Die amerikanischen Kirchen wünschten, daß die Abteilung als Clearingstelle fungieren solle, während die britischen wie Visser't Hooft selbst meinten, sie solle als „both a centre for the clearance of earmarked funds and a distribution agency of non-earmarked funds" dienen.40 Dem O R K lag nicht nur deshalb an einer starken Wiederaufbau-Abteilung, damit man gegenüber den Regierungen und der United Nations Relief and Rehabilitation Administration mit einer Stimme sprechen könne; wichtiger war noch eine grundsätzliche Erwägung:"... the spiritual prestige of our ecumenical movement and the possibility to make use of the great post-war opportunities will depend on our ability to act as one fellowship." Dies sei gemeinsame Auffassung aller größeren Kirchen Kontinentaleuropas.41 Im April 1944 konnte nach längeren Vorverhandlungen mit Adolf Keller eine Vereinbarung über die schrittweise Uberleitung der Aufgaben der Europäischen Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen auf die künftige Wiederaufbau-Abteilung des ÖRK getroffen werden.42 Unter dem Vorsitz Alphons Koechlins, des Präsidenten des Schweizer Evangelischen Kirchenbundes und Mitgliedes des Vorläufigen Ausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen wurde ein Koordinationskomitee gebildet, das gegenüber dem Vorläufigen Ausschuß des ÖRK eine gewisse Autonomie genießen und über ein eigenes Budget verfügen sollte. Es nahm seine Tätigkeit Ende April/Anfang Mai 1944 auf und mußte auch als vorläufiger „WiederaufbauAusschuß" fungieren, weil schon zahlreiche dringliche Hilfeersuchen, auch aus Deutschland, eingegangen waren.43 Die letzte Entscheidung über die Auflösung der Europäischen Zentralstelle blieb jedoch deren Exekutivkomitee vorbehalten, das voraussichtlich erst nach Ende des Krieges würde zusammentreten können.44 Nach Abschluß dieser Vereinbarung lief die Arbeit der Wiederaufbau-Abteilung des Ö R K seit Mai 1944 allmählich an. Ihre genaue Bezeichnung lautete: „Abteilung für Wiederaufbau und Kirchliche Hilfsaktionen" („Department of Reconstruction and Interchurch Aid"), so daß schon im Namen die Anknüpfung an die Tradition der Europäischen Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen (European Central Bureau for 40 (: „sowohl als Zentralstelle für die Freigabe zweckgebundener, wie auch als Verteilungsstelle für nicht zweckgebundene Mittel"). - Visser't Hooft: „Memorandum for the Committee on Reconstruction of Christian Institutions in Europe", Februar 1944 (AORK, GSC Elmslie). 41 ( : „ . . . die geistliche Geltung unserer ökumenischen Bewegung und die Möglichkeit, die großen Chancen nach dem Kriege zu nutzen, werden von unserer Fähigkeit abhängen, als eine Gemeinschaft zu handeln"). - EBD. 42 Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 236. 43 Vgl. Visser't Hooft an Elmslie, 2 0 . 4 . 1 9 4 4 (AÖRK, GSC Elmslie). 44 Vgl. Visser't Hooft an Keller, 30. 4. 1944, Vereinbarungsentwurf Kellers, o.D., und Agreement, 19. 4. 1944 (EBD., GSC Keller) sowie die Belege bei A. BOYENS, Kirchenkampf

1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 2 3 6 , A n m . 13.

Die Kriegsjahre 1 9 4 1 - 1 9 4 5

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Interchurch Aid) zum Ausdruck kam. Alle neuen Aufgaben sollten von ihr übernommen werden und letztere nur noch die laufenden Projekte abwickeln.45 Vorerst bestand diese Wiederaufbau-Abteilung jedoch nur aus Visser't Hooft selbst und dem Vorsitzenden des Koordinationskomitees46, also Koechlin. Da vorläufig keine Kräfte aus den angelsächsischen Kirchen gewonnen werden konnten, wurden die Mitarbeiter des Gefangenen- und des Flüchtlingsdienstes des ÖRK, Olivier Beguin und der emigrierte deutsche Pfarrer und ehemalige Diplomat Adolf Freudenberg auch für Aufgaben der neuen Abteilung eingesetzt.47 Wie im Vorjahr standen auch 1945 zunächst die Sammlung von Informationen über die Situation der vom Kriege betroffenen europäischen Kirchen und die Ausarbeitung von Grundsätzen für die Wiederaufbauarbeit im Vordergrund. Zu diesem Zweck wurde ein Fragebogen für eine „Umfrage über die Bedürfnisse der nodeidenden Kirchen" erarbeitet.48 Außerdem legte Visser't Hooft ein „suggested Statement on Policy"49 vor. Dazu erklärte er erläuternd, daß eine grundsätzliche Einigung über Aufgaben und Kompetenzen der Wiederaufbau-Abteilung so schnell wie möglich erzielt werden müsse. Das Problem liege darin, bei den Spenderkirchen nicht den Eindruck entstehen zu lassen, sie würden in ihrer Handlungsfreiheit beschnitten, sie gleichwohl aber dazu zu veranlassen, eine „really united front" zu bilden, was im Hinblick auf die Empfängerkirchen unerläßlich sei.50 Der Entwurf selbst bezeichnete die Wiederaufbauarbeit als gemeinsame Aufgabe der ökumenischen Gemeinschaft und Ausdruck für deren fundamentale Solidarität:

4 5 Visser't Hooft, Memorandum für Leiper und Elmslie, 31. 5 . 1 9 4 4 ( A Ö R K , G S C E l m s l i e ) . Die Verschmelzung kam dann schneller als geplant z u m Abschluß: Im Frühjahr 1945 wurde das N e w Yorker Büro der Europäischen Zentralstelle aufgelöst ( W C C , Committee of the Department, N s der Sitzung am 15. 5. 1945: EBD., 13), am 1 2 . 1 0 . 1945 fand die „definitive" und „offizielle" Ubergabe der Geschäfte der Europäischen Zentralstelle an die WiederaufbauAbteilung durch Keller statt (Visser't Hooft an Cockburn, 1 5 . 1 0 . 1 9 4 5 : EBD., G S C Cockburn). 46

Visser't Hooft, Memorandum für Elmslie und Leiper, 31. 5. 1944 (EBD., G S C Elmslie).

„Ökumenische Kommission für die Pastoration der Kriegsgefangenen". Vgl. dazu Ms Bourquin (EBD., 27) und A . BOYENS, Kirchenkampf 1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 2 7 - 3 1 . - Z u m „Sekretariat für Nichtarische Flüchtlinge" und zu Freudenberg vgl. EBD., S. 4 0 - 4 9 . 4 8 Fragebogen, Juni 1944 ( A D W , Ζ Β 331). Diese Erhebungen konnten bis zum Jahresende 1944 in Frankreich, Belgien und den Niederlanden vorgenommen werden (Vgl. den Jahresbericht 1 9 4 4 / 4 5 des Ö R K : A D W , Z B 331). In Deutschland wurde dieser Fragebogen vermutlich erst im Juni und Juli 1945 während einer Erkundungsfahrt von Vertretern des Ö R K verteilt (Vgl. unten S. 4 3 - 4 6 ) . Eine revidierte Fassung vom Juni 1945 findet sich ebenso wie Antworten aus mehreren Landeskirchen in den Akten des Z B (EBD.). 47

(: „Entwurf eines Memorandums zu den Arbeitsgrundsätzen").-Juni 1944 ( A Ö R K , 15). (: „wirklich geschlossene Front"). - Vermerk für Elmslie und Leiper, 26. 6. 1944 (EBD., G S C Elmslie). 49

50

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"The main purpose of reconstruction-work is to enable each church to fulfil it's specific God given function. It is, therefore, the policy of the department to give priority to those forms of interchurch aid which strengthen the spiritual life of the churches and which help them to render their evangelistic witness to the nations in which they are planted."51

Voraussetzung aller solchen Hilfe sei gegenseitige Anerkennung, und die Wiederaufbau-Abteilung müsse deshalb jedem Versuch widerstehen, „to impose extraneous conceptions of thought or of organization upon the needy churches, or with the attempt to use interchurch aid as a means of confessional or denominational proselytism".52 Uber die konkreten Aufgaben der Abteilung heißt es, die Mitgliedskirchen des ORK und die nationalen Wiederaufbau-Ausschüsse sollten ihr alle direkt gegebenen Hilfen melden. Durch gegebenenfalls notwendige Empfehlungen sollten Überschneidungen vermieden werden, und es ließe sich sicherstellen, daß jede Kirche die benötigte Hilfe auch wirklich erhalte. Außerdem könne die Wiederaufbau-Abteilung für bestimmte Länder, Denominationen, Kirchen oder Projekte designierte Mittel weiterleiten und endlich auch selbst einige ökumenische Programme durchführen. Schließlich - und hieraufkam es Visser't Hooft entscheidend an - solle die Abteilung auch einen Allgemeinen Ökumenischen Wiederaufbaufonds verwalten, um in bestimmten Fällen selbst helfen zu können. Er empfahl, daß die beteiligten Kirchen dafür einen bestimmten Prozentsatz ihrer gesamten für Wiederaufbauzwecke vorgesehenen Mittel bereitstellten. Im Juli 1944 trafen sich in Presinge bei Genf rund 40 Mitarbeiter der ökumenischen Bewegung aus neun europäischen und drei überseeischen Ländern. Diese Begegnung gab Gelegenheit zu einer ersten informellen Diskussion auch der von Visser't Hooft vorgeschlagenen Arbeitsgrundsätze, die durchweg gebilligt wurden. Das Dokument, in dem die Ergebnisse der Tagung niedergelegt wurden, betont darüber hinaus die ökumenische Dimension aller zwischenkirchlichen Hilfe: "As the Church is God's building, rebuilding the Church means taking part in the work by which God renews the life of His Church. The work of reconstruction and of mutual aid is none other than an instrument destined to help in the rebuilding of the Church... The final aim of the work of reconstruction is not only to rebuild the Churches, but to set up the Una Sancta." 51 (: „Hauptaufgabe der Wiederaufbauarbeit ist es, jeder Kirche die Erfüllung ihrer besonderen, von Gott gegebenen Aufgabe zu ermöglichen. Deshalb gibt die Abteilung grundsätzlich solchen Formen zwischenkirchlicher Hilfe den Vorrang, die das geistliche Leben der Kirchen fördern und ihnen helfen, den Nationen, in welche sie eingepflanzt sind, ihr evangelistisches Zeugnis zu bringen"). Visser't Hooft, „Suggested statement on Policy", Juni 1944 (EBD., 15). 53 (: „den bedürftigen Kirchen fremde Vorstellungen geistiger oder organisatorischer A r t aufzuzwingen, oder zu versuchen, zwischenkirchliche Hilfe als Mittel konfessioneller oder denominationeller Proselytenmacherei zu mißbrauchen"). - EBD.

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In einem Punkt gehen die Ergebnisse der Presinge-Konferenz jedoch über die bisherigen Entwürfe hinaus: "The Churches will also assume their share of responsibility in the tasks of material and social aid toward all those who share in the tremendous suffering of our continent. Their responsibility will be especially great in countries which social organization has collapsed, and in which they alone will maintain cohesion... They will therefore make no discrimination between the people to be helped, but will at the same time render their Christian witness."53 Möglicherweise bezieht sich diese Passage auf die Pläne für das weiter unten zu besprechende deutsche „Selbsthilfewerk", die die „Allgemeine Nothilfe" einschlossen. Sie bezieht sich aber genauso auf die Absicht der United Nations Relief and Rehabilitation Administration, der Arbeit privater Organisationen und damit auch der ökumenischen Hilfe enge Grenzen zu ziehen und den Kriegsgegner von der Hilfe auszuschließen. Für die Ökumene war das nicht annehmbar, und so wird auch hier betont: "InterChurch aid will be placed above international conflicts, and will avoid their psychological repercussions." 54 Im Sommer und Herbst des Jahres 1944 ging mit dem Vorrücken der alliierten Invasionsarmeen in Europa die Isolierung des Genfer Stabes des Ö R K zu Ende. „Als Frankreich, Belgien und Teile Hollands befreit wurden, waren Vertreter des Ökumenischen Rates sofort zur Stelle". 55 Im Dezember 1944 konnte Warnshuis, Vorsitzender des „American Committee for the World Council of Churches", Genf besuchen, als erster amerikanischer Zivilist seit Caverts Besuch zwei Jahre zuvor. 56 I n j . Hutchinson Cockburn, Moderator der Kirche von Schottland, wurde jetzt auch ein Leiter für die Wiederaufbau-Abteilung des Ö R K gefunden57, doch konnte er erst im März des folgenden Jahres nach Genf gelangen, um seine Arbeit aufzunehmen.5 8 " (: „Da die Kirche von Gott erbaut ist, bedeutet Wiederaufbau der Kirche Teilnahme an Gottes Werk der Erneuerung des Lebens Seiner Kirche. Wiederaufbauarbeit und gegenseitige Hilfe ist nichts als ein Mittel zur Förderung des Wiederaufbaus der Kirche. [ . . . ] Das letzte Ziel der Wiederaufbauarbeit ist nicht allein Wiederaufbau der Kirchen, sondern die Errichtung der Una Sancta... Die Kirchen werden also ihren Teil der Verantwortung für die Aufgabe materieller und sozialer Hilfe für alle die übernehmen, die von dem gewaltigen Leiden in unserem Erdteil betroffen sind. Die Verantwortung der Kirchen wird besonders groß sein in Ländern, deren gesellschaftliche Struktur zusammengebrochen ist und in denen sie allein noch Zusammenhalt gewährleisten. [ . . . ] Sie werden deshalb keine Unterschiede zwischen den Völkern, denen geholfen werden muß, machen, zugleich aber ihr christliches Zeugnis ablegen"). - „Conference of Collaborators, Presinge, July 7.-9., 1944, Message and Findings" (EBD., 2). 54 (: „Zwischenkirchliche Hilfe wird über internationalen Konflikten stehen und wird deren psychologische Rückwirkungen vermeiden"). - EBD. 55 Jahresbericht 1944-1945, Juli 1945 (ADW, ZB 331). " Ms Bourquin (AÖRK, 27). 57 Visser't Hooft an Cockburn, 4 . 1 2 . 1944 (EBD., GSC Cockburn). 58 G. MURRAY, Erneuerung, S. 270f.

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Noch bis in den Sommer 1945 hinein lag der Arbeitsschwerpunkt bei der Sammlung von Informationen. Neben den oben erwähnten Ländern konnten ORK-Vertreter auch Italien und die Tschechoslowakei besuchen, während mit Polen, Finnland, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Griechenland auf anderem Wege Fühlung gehalten oder neu aufgenommen wurde.59 Im März wurde eine erste Projektliste erstellt und in den folgenden Monaten noch mehrfach revidiert.60

b) Ökumene, Kirchliches Einigungswerk und Selbsthilfewerk Die Vorgeschichte des Hilfswerks der EKD reicht zwar fast ebensoweit zurück wie die der Wiederaufbau-Abteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Es ist aber kaum noch möglich, sie zuverlässig zu rekonstruieren, weil die späteren Berichte Beteiligter den erklärlichen Mangel an zeitgenössischen deutschen Quellen kaum ausgleichen können. Auch die Akten des Ökumenischen Rates der Kirchen sind kein vollwertiger Ersatz. Hans Schönfeld, der Leiter der Studienabteilung des „Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum", der während des Krieges das wichtigste Bindeglied zwischen dem in Entstehung begriffenen Ökumenischen Rat und Deutschland war61, hat zwar oft und ausführlich über die Pläne für ein deutsches „ Selbsthilfewerk" berichtet, aber was Visser't Hooft von Schönfelds Nachrichten über die deutsche Widerstandsbewegung sagte, gilt auch hier: „Er hatte den leidenschaftlichen W u n s c h , seine Mitchristen in anderen L ä n d e r n zu überzeugen, d a ß auch Deutschlands Christen d e m Nationalsozialismus widerständen, u n d dieser W u n s c h verführte ihn oft dazu, U m f a n g u n d Wirksamkeit des deutschen Widerstands übertrieben darzustellen. Es war nicht leicht, in seinen Berichten zwischen W u n s c h u n d Wirklichkeit zu unterscheiden." 6 2

Aus den von Schönfeld in Genf zu verschiedenen Anlässen zusammengestellten Unterlagen63 geht hervor, daß er ein solches Selbsthilfewerk nur als 59

Jahresbericht 1945 (ADW, ZB 331). AÖRK, 13. 61 Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 19-21 und passim; W. A. VISSER'T HOOFT, Welt, S. 157f. " EBD., ähnlich urteilt auch Eugen Gerstenmaier (mündliche Auskunft vom 17. 11. 1980). 63 Seit dem Spätsommer 1944 hat Schönfeld mindestens dreimal Unterlagen über die Lage der deutschen lürche zusammengestellt. Zum ersten Mal geschah dies wohl anläßlich Visser't Hoofts Reise über die Niederlande nach London im Oktober 1944. Visser't Hooft verließ Genf am 4.10.1944 (vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 330). Am 12.10.1944 leitete das Londoner ÖRK-Büro folgende Dokumente zur Übersetzung weiter: „Leben und Kampf der deutschen evangelischen Kirche in den Jahren 1943/44 (A)"; „Leben und Kampf in der Deutschen Evangelischen Kirche in den Jahren 1943/44 (Β)" - eine ausführlichere Fassung eines Teiles von „A"; als Anlage zu „A" „Vorschläge für das Selbsthilfewerk der Deutschen Evangeli60

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eine der umfassenden Aktivitäten des „Kirchlichen Einigungswerkes" des württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm betrachtete. Dem Einigungswerk wiederum maß er eine wichtige Rolle im Rahmen der Widerstandsbewegung und bei der künftigen Neuordnung Deutschlands bei.64 sehen Kirche nach Kriegsende, Entwurf" - eine frühere Fassung des bei A. BOYENS (Kirchenkampf 1939-1945, S. 358-361) abgedruckten Memorandums; „Die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche, ihr Aufbau und ihre Funktionen" - mit dem handschriftlichen Zusatz Visser't Hoofts: „ . . . in der Zukunft". Das erste und das letzte dieser Memoranden enthalten handschrifdiche Zusätze Schönfelds. Nach einer Notiz vom Dezember 1944 wurden diese Unterlagen an die Britischen Mitglieder des Vorläufigen Ausschusses des O R K und einige andere Personen weitergeleitet. (Alles: A O R K , 30). - Eine zweite Materialzusammenstellung nahm Schönfeld anläßlich des Besuches von Warnshuis in Genf im Dezember 1944 vor. Ein Vermerk Schönfelds „Bemerkungen zu den beiliegenden Unterlagen: Das Einigungswerk der Deutschen Evangelischen Kirche und dessen Bedeutung für die zukünftige Entwicklung" (Handschriftlicher Zusatz: D. Warnshuis 4 . 1 1 . 1 9 4 4 ) führt insgesamt 14 Anlagen auf, wovon eine auch das „Selbsthilfewerk" betrifft (EBD., 7). - Eine dritte Materialzusammenstellung geschah anläßlich der Ankunft Stewart Hermans in Genf im Februar 1945. Ein Vermerk Schönfelds „Das Einigungswerk der Deutschen Evangelischen Kirche und dessen Bedeutung für die zukünftige Entwicklung. Bemerkungen zu den beiliegenden Unterlagen" (Handschriftlicher Zusatz: „am 19.2. an Herman") zählt ebenfalls 14 Anlagen auf (EBD. 7). - Vgl. A. BOYENS (Kirchenkampf 1939-1945, S. 239). Boyens hat nur einen Teil dieser Unterlagen ausgewertet, so daß sie auch J . THIERFELDER, der nur deutsche Quellen benutzt hat, für seine Monographie über das Kirchliche Einigungswerk Wurms entgangen sind. 64 Zur Geschichte des Kirchlichen Einigungswerks insgesamt vgl. J . THIERFELDER, Einigungswerk. In welchem Ausmaß Schönfeld das „Selbsthilfewerk" in den Rahmen des Kirchlichen Einigungswerkes einordnet, zeigt am besten sein stichwortartiger Bericht „Leben und Kampf der deutschen evangelischen Kirche 1943/44 (A)", der vermutlich den Informationsstand wiedergibt, den er bei seiner letzten Reise nach Deutschland im Juni 1944 (zu den Daten vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 328) erlangt hatte: „I. Die Einigungsbewegung der deutschen evangelischen Kirche und die Zusammenfassung aller aktiven christlichen Kräfte: 1. Ständig wachsender Anschluß der Gemeinden an die 12 Grundsätze der Bewegung. 2. Reichsbeirat der deutschen evangelischen Kirche als feste Form der Zusammenfassung aller aktiven christlichen Kräfte. 3. Zentrale Führungsgruppen in allen Landschaften. 4. Vorarbeiten für die Neugestaltung von Gesamtstruktur und Gesamtleitung der deutschen evangelischen Kirche. Π. Die geistliche Durchdringung der Einigungsbewegung...: [um der Gefahr zu begegnen,] daß die weitere Arbeit sich lediglich in kleinen verantwortlichen Gremien vollzog, und womöglich mehr und mehr durch organisatorische und verwaltungsmäßig bestimmte Maßnahmen festgelegt w u r d e , . . . wurden von Bischof Wurm und dem Reichsbeirat der deutschen evangelischen Kirche bewußt folgende Entwicklungen der geistlichen Durchdringung der Einigungsbewegung und damit zugleich der Intensivierung des Gemeindeaufbaus verfolgt und unterstützt. 1. Die rechte geistliche Orientierung in Predigt und Bibelarbeit.... 2. Die Verbreitung von ausgearbeiteten Predigten von Bischof Wurm und anderen Kirchenführern oder Evangelisten . . . 3. Heranziehung der Bibelkreise zur Auseinandersetzung mit den brennenden Fragen der gegenwärtigen Situation: a ) . . . b) Beteiligung an der Auseinandersetzung mit der Euthanas i e . . . c) Die konkrete Anwendung der 10 Gebote in der heutigen Situation, besonders des fünften Gebotes . . . d) Die christliche Haltung gegenüber der Behandlung der nichtarischen Christen, sowie im Zusammenhang damit die Mobilisierung aktiver Hilfe für sie. 4. Wachsende Ausdehnung der seelsorgerlichen Arbeiten in den G e m e i n d e n . . . 5. Ausbau der evangelisato

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Vorgeschichte und Gründung des Hilfswerks S c h ö n f e l d s S c h i l d e r u n g e n e r w e c k e n d e n E i n d r u c k , als h ä t t e n s i c h m i t

A u s n a h m e der „ D e u t s c h e n C h r i s t e n " i m Kirchlichen E i n i g u n g s w e r k sämtlic h e k i r c h l i c h e n G r u p p i e r u n g e n z u s a m m e n g e f u n d e n . S o k a n n er i m W i n t e r 1 9 4 4 g e r a d e z u v o n d e r „ f r ü h e r e n B e k e n n e n d e n K i r c h e " s p r e c h e n , die n u n d u r c h Pfarrer Heinrich H e l d u n d d e n amtsenthobenen Generalsuperintendenten O t t o Dibelius i m E i n i g u n g s w e r k vertreten werde.65 D e s s e n Reichw e i t e b e s c h r e i b t S c h ö n f e l d in e i n e m B e r i c h t v o m J a h r e s e n d e s o : „Alle Gemeinden ( 1 5 - 1 6 0 0 0 ) u n d alle Pfarrer, die auf d e m B o d e n d e r . . . Botschaft von Jesus Christus stehen, wurden aufgerufen, sich zu einem gemeinsamen Handeln in d e m „Einigungswerk der Deutschen Evangelischen Kirche" zusammenzuschließen. Unter der Führung des lutherischen Landesbischofs D r . W u r m haben sich nach einem Jahre hingebender Arbeit an diesem Ziel die protestantischen Landeskirchen und Gemeinden mit ihren verantwortlichen Kirchenleitungen einschließlich der Pfarrbruderschaften der Bekenntniskirche (Dahlem) in ihrer ganz überwiegenden Mehrheit zu einer fest geschlossenen K a m p f - und Arbeitsgemeinschaft zusammengefunden. A u f s G a n z e gesehen handelt es sich u m 8 5 - 9 0 % aller Gemeinden der Deutschen Evangelischen Kirche, während in einzelnen Gebieten wie Bayern, Württemberg und Westfalen 9 5 % der Gemeinden und Pfarrer sich zu d e m Zusammenschluß bereiterklärt haben. D i e sogenannten „Deutschen Christen" mit ihren Gemeinden, besonders in Thüringen und Mecklenburg, die jedoch nur einen sehr geringen Bruchteil der gesamten Deutschen Evangelischen Kirche umfassen, gehören nicht dazu." 6 6

risch-missionarischen Arbeit a) Abhaltung von Evangelisations-Wochen oder WochenendTagungen in den verschiedenen Landschaften... b) besondere Abende für „Laien-Dogmatik" . . . c) Weitgehende Verbreitung der Vorträge . . . 6. Befragung aller Pfarrer und Gemeinden der Einigungsbewegung über ihre Haltung zu wichtigen Gesamtaufgaben der Kirche . . . ΠΙ. Die Gesamtbetreuung der evakuierten Gemeinden: 1. Geordnete Verteilung der Gesamtbetreuung der Evakuierten unter der Leitung von Bischof Wurm und des Reichsbeirates der deuschen evangelischen Kirche; zugleich Probe für den künftigen Einsatz der Kirche bei Abschluß des Krieges . . . IV. Vorbereitung des Selbsthilfewerkes der Deutschen Evangelischen Kirche. V. Einsatz der Deutschen Evangelischen Kirche in der gesamt-ökumenischen Arbeit: . . . 4. Umfassende Unterstützung der christlichen und besonders der geistlichen Betreuung der Kriegsgefangenen und Internierten . . . 5. Unterstützung der geisdichen Versorgung der ausländischen Arbeiter... 6. Einsatz... für die nicht-arische Bevölkerung, besonders für die nichtarischen Christen... VI. Stetiger Ausbau der Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche:... 2. In der Vorbereitung des Selbsthilfewerkes der Nachkriegszeit... VH. Bedeutung des gesamt-kirchlichen Handelns im Rahmen der Oppositions-Bewegung: 1. Sammlung der chrisd. Kräfte in der Bewegung, sowie christlich orientierte Beeinflussung des Arbeitsprogrammes der Bewegung. 2. Stärkung der kirchlichen Widerstands-Kräfte in den besetzten Gebieten (Befreiung von Geiseln). 3. Vorbereitung der Nachkriegsgestaltung im christlichen Sinne auf dem Gebiet der Selbsthilfe, im Erziehungswesen und in der öffentlichen Meinungs-Bildung." (AÖRK, 20). " „Bemerkungen zu den beiliegenden Unterlagen . . . " , November 1944 (EBD., 7). 66 „Der gemeinsame Dienst der Deutschen Evangelischen Kirche. Das Einigungswerk der Deutschen Evangelischen Kirche", Nov. 1944 (EBD.). Es handelt sich um einen Kommentar

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Wie Jörg Thierfelder in seiner Arbeit über das Kirchliche Einigungswerk gezeigt hat, entsprach dieses optimistische Bild jedoch kaum der Wirklichkeit. Das gilt auch für andere Punkte. So kam Thierfelder zu dem Ergebnis, daß der „Beirat" des Einigungswerkes, den Schönfeld bezeichnenderweise auch „Reichsbeirat der Deutschen Evangelischen Kirche" nennt, sich vermutlich nur als Beratungsgremium Wurms verstanden habe und nichts auf die Übernahme kirchenleitender Funktionen dieses Rates hindeute.67 Gerade das legen aber Schönfelds Memoranden zumindest nahe. So heißt es in einem im Herbst 1944 nach London gelangten Bericht: „ . . . ein Reichsbeirat der deutschen evangelischen Kirche ist Bischof W u r m für die verantwortliche Leitung der Einigungsbewegung - und d.h. heute der überwiegenden Mehrheit der evangelischen Gemeinden Deutschlands an die Seite g e t r e t e n . . . Dieser Reichsbeirat hat in einer Auseinandersetzung mit Staatsstellen die Funktion der geistlichen Leitung der deutschen evangelischen Kirche übernommen anstelle jenes Geistlichen Vertrauensrates, der vor einigen Jahren von Staatsstellen eingesetzt und vielfach zu unwürdigen Erklärungen mißbraucht wurde." 6 8

Ebenso optimistisch werden im selben Bericht auch die „zentralen führenden Gruppen" beurteilt, die das Einigungswerk in den „zentralen Landschaften" aufgebaut habe. Diese hätten in den letzten Jahren „die geistige Leitung bereits Schritt für Schritt übernommen" und könnten auch unter schwierigsten Umständen, „ . . . etwa bei Abschluß des Krieges, die Führung der Gemeinden und Kirchen in die H a n d . . . nehmen". Demgegenüber resümiert Thierfelder: „Nur in wenigen Kirchengebieten kam es tatsächlich zu einer praktischen Zusammenarbeit... Wo es aber zu einer Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gruppen kam, war das erzielte Ergebnis im allgemeinen sehr bescheiden."69 Trotz allem Bemühen Wurms sei das Kirchliche Einigungswerk Fragment geblieben.70 Eine bedeutende Rolle spielt bei Schönfeld auch die Frage einer organisatorischen Neuordnung der deutschen evangelischen Kirche. Dazu heißt es: „Bischof W u r m und der Reichsbeirat [gingen] davon aus, daß die kommende deutsche evangelische Kirche bis zu den finanziellen Verpflichtungen frei vom Staat sein soll, doch soll die gesamte Organisation und die Leitung so gestaltet werden, daß die deutsche evangelische Kirche umso stärker und wirksamer ihren mehr denn je nötigen Dienst an dem gesamten Volk erfüllen... k a n n . . . Eine wesentliche Charakteristik dieses Neuaufbaues der Kirche besteht darin, daß die Neugliederung der deutschen evangelischen Kirchen nach Landschaften die ersten Schritte für eine Schönfelds zu den 13 Sätzen über „Auftrag und Dienst der Kirche" des Kirchlichen Einigungswerkes, abgedruckt bei J. THIERFELDER, Einigungswerk, S. 265-269. 67 EBD., S. 127. 68 „Leben und Kampf der Deutschen Evangelischen Kirche in den Jahren 1943/44 (B)" (AÖRK, 30). " J. THIERFELDER, Einigungswerk, S. 199f. 70 EBD., S. 238.

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soziale und politische Neugliederung des Volkes vorsieht, die den Grundsatz echter Selbstvertretung zu verwirklichen sucht und der Bewältigung der Massensituation dienen soll."71 Wie Schönfeld sich diesen Neuaufbau vorstellte, wird nur an einer Stelle deutlicher. Eines der im Herbst 1944 nach London gelangten Memoranden behandelt den künftigen organisatorischen Aufbau der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche, die sich unter einem Reichs- oder Erzbischof in sechs Kirchenämter gliedern sollte. Auch ist zu erkennen, daß der Kirche offenbar eine wichtige Rolle im Rahmen der Pläne der Widerstandsbewegung beigemessen wurde. So sollte eines der Kirchenämter für die „Mitwirkung der Kirche und der Gemeinden bei der Neuregelung des gesamten Erziehungswesens"72 verantwortlich sein. Einem „Kirchenamt für Kirchenzucht" sollte die Uberprüfung aller kirchlichen Amtsträger vom Bischof bis zum Pfarrer „unter genuin kirchlichen Gesichtspunkten" und die „Entfernung aller kirchenfremden (u.a. deutsch-christlichen) Elemente"73 obliegen. Die Kirche würde sich also von der Neuordnung des öffentlichen Lebens nicht ausnehmen. Das „Kirchliche Außenamt" dessen Bedeutung für die zukünftige Zusammenarbeit mit der Ökumene besonders herausgestellt wird, soll auch für „die Vermittlung zwischen dem Selbsthilfe-Werk der Deutschen Evangelischen Kirche und dem Ökumenischen Hilfswerk zur Verfügung stehen."74 Dieser Punkt wurde später anders geregelt, und man kann fragen, ob das nicht auch eine Folge der Personalentscheidungen gewesen ist, die im August 1945 auf der Konferenz in Treysa getroffen wurden. Es ist möglich, daß diese Neuordnungspläne aus der Situation vor dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 zu verstehen sind.75 Schönfeld ist aber auch später immer wieder darauf zurückgekommen. Bei der Kommentierung einer Materialzusammenstellung für Warnshuis weist er im November 1944 erneut auf diesen Plan hin. Aufbau und Funktionen der sechs Kirchenämter und ihre leitenden Mitarbeiter lägen bereits fest. „Die oberste Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche soll nach einmütiger Meinung der entscheidenden Kirchenführer der lutherische Landesbischof Dr. Wurm

71 „Leben und Kampf der Deutschen Evangelischen Kirche in den Jahren 1943/44 (B)" (AÖRK, 30). 72 „Die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche . . . " , (EBD., 17). 73 74

EBD. EBD.

75 So ist in dem ebenfalls im Herbst 1944 nach London gelangten Bericht betr. „Vorschläge für das Selbsthilfewerk . . . " (EBD., 30) von der „Möglichkeit einer plötzlichen Lahmlegung der bisherigen Staatsbehörden und Körperschaften" die Rede. Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf

1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 2 3 9 .

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übernehmen".76 In einem Vermerk vom Februar 1945 für Stewart Herman, der bis 1941 amerikanischer Gesandtschaftspfarrer in Berlin gewesen war und nun in der ökumenischen Wiederaufbau-Abteilung mitarbeiten sollte, übernimmt er diese Passage unverändert, fügt jedoch einschränkend hinzu, „ . . . daß diese gesamte Regelung provisorischen Charakter tragen würde, bis sich diese Maßnahmen als geeignet für eine wirksame Erfüllung des Dienstes der Kirche erwiesen und die Zustimmung der Vertreter der Kirchen und Gemeinden gefunden haben."77 Immer wieder betont Schönfeld, wie wichtig es sei, daß „zu gegebener Zeit eine möglichst rasche und wirksame kirchliche Anerkennung der dann hervortretenden obersten Leitung der Evangelischen Kirche erfolgen" könne78 und daß „führende Kirchenmänner aus anderen Kirchen bei den verantwortlichen Regierungsstellen vorstellig" werden sollten, um ihre Arbeit zu erleichtern.79 Es soll hier nicht untersucht werden, wie weit Schönfeld in diesen Berichten Wunsch und Wirklichkeit vermengt und unzusammenhängende Informationssplitter zu einem seinen Hoffnungen entsprechenden Mosaik zusammengefügt hat.80 Hervorzuheben ist aber, daß sich der Genfer Stab trotz aller Skepsis dieses Bild weitgehend zu eigen gemacht hat. So beschreibt Visser't Hooft im Juli 1944 in einem Memorandum für Erzbischof Temple die kirchenpolitische Lage in Deutschland folgendermaßen: " N e w s from the church to which we sent a special message from Oxford continues to be contradictory. O n the one hand there ist evidence that a certain section is so unconscious of what their people have really become responsible for, and so deeply indignant about the destruction of their cities, that they turn the tables saying that it will be impossible to meet Christians from your countries unless they repent. O n the other hand there is now a very influential group, which is showing remarkable steadiness in their Christian attitude. I think especially of Bishop W[urm] (in the South) who is undoubtedly the key-man of the situation and who continues to speak out with remarkable clarity.. . 81 There are men in that country with whom ecumeni76 „Bemerkungen zu den beiliegenden Unterlagen. Das Einigungswerk der Deutschen Evangelischen Kirche..." (AÖRK, 7). Vgl. Albertz an Barth, 11.8. 1945: Er, Albertz, habe Schönfeld auf die im Auftrag der reformierten Kirchen der Schweiz an ihn gerichtete Fragen, „wer denn nach der großen Wende die Kirche Gottes in Deutschland zu vertreten hätte", geantwortet: „Bischof Wurm und die Vorläufige] Kfirchen] Lfeitung]". (EZA BERLIN, KKA557). 77 „Das Einigungswerk... Bemerkungen zu den beiliegenden Unterlagen" (AÖRK, 7). 78 Aufzeichnungen betr. Kriegsgefangenenarbeit und ökumenisches Hilfswerk, Schönfeld,

18.12. 1944, zitiert nach A . BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 239.

„Vorschläge für das Selbsthilfewerk . . . " (AÖRK, 17). J. THIERFELDER (Einigungswerk) erwähnt keinerlei Reorganisationspläne. Gerstenmaier bestreitet mit Bestimmtheit, daß darüber im Beirat des Kirchlichen Einigungswerkes je gesprochen worden sei (Mündliche Auskunft, 17.11. 1981). 81 (: „Die Nachrichten aus der Kirche, der wir von Oxford [in Oxford fand 1937 die 2. Weltkonferenz des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum statt] eine besondere 79

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cal collaboration will be impossible. Unfortunately the Bishop whose name appears in the list of members of our Provisional Committee is one of those who have taken the wrong attitude, and we must not count on him and not invite him if we want to tuck up the truly constructive elements. 82 But there are others and very particularly the group from all parts of the country headed up by the Bishop whose sermon I have just quoted, with w h o m we can and must work. This group is making very remarkable plans for the future. It wants to reorganize the whole church and to put young vigorous men in the key positions. It has also very far-reaching plans in the realm of reconstruction of church life, but also concerning social reconstruction and relief. For it believes that the moment will come when the church will be practically the only coherent body which remains, and that it will then have to accept responsibility for social work on a very considerable scale." 83

An dieser Einschätzung des Kirchlichen Einigungswerkes hat Visser't Hooft bis zum Kriegsende festgehalten.84 Er revidierte sie erst nach Kriegsende, als Vertreter der Ökumene Deutschland bereisen konnten und feststellten, daß die Gleichsetzung von Einigungswerk und Bekennender Kirche weitgehend durch die Optik der Schönfeldschen Berichte bedingt gewesen war. 85 Botschaft sandten, sind weiterhin widersprüchlich. Einerseits gibt es Anzeichen dafür, daß eine bestimmte Gruppe sich so wenig dessen bewußt ist, wofür ihr Volk eigentlich verantwortlich ist, und so empört über die Zerstörung seiner Städte, daß sie den Spieß herumdrehen und erklären, man werde unmöglich mit Christen Ihrer Länder zusammentreffen können, sofern sie nicht Buße täten. Andererseits gibt es jetzt eine sehr einflußreiche Gruppe, die sich in ihrer christlichen Haltung als bemerkenswert erweist. Ich denke besonders an Bischof W. (im Süden), der in dieser Situation zweifellos die Schlüsselperson ist und sich weiterhin mit bemerkenswerter Klarheit äußert [...].). - An dieser Stelle folgt ein Auszug aus einer Predigt Wurms. 82 (: Es gibt Männer in jenem Land, mit denen keine ökumenische Zusammenarbeit möglich sein wird. Unglücklicherweise gehört der Bischof, dessen Name auf der Mitgliederliste unseres Vorläufigen Ausschusses erscheint, zu denen, die die falsche Haltung eingenommen haben. Auf ihn dürfen wir nicht zählen und ihn nicht einladen, wenn wir die wirklich konstruktiven Elemente einbeziehen wollen...).- Gemeint ist der Landesbischof von Hannover, August Marahrens. - Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 249 und K. SCHMIDT-CLAUSEN, Vom Lutherischen Weltkonvent, S. 236-241. !3 (: Aber es gibt andere, und ganz besonders die Gruppe aus allen Landesteilen unter der Leitung des Bischofs, aus dessen Predigt ich gerade zitiert habe, mit denen wir zusammenarbeiten können und müssen. Die Gruppe hat für die Zukunft sehr bemerkenswerte Pläne. Sie will die gesamte Kirche reorganisieren und junge, energische Leute in die Schlüsselpositionen bringen. Sie hat auch sehr weitreichende Pläne für den Wiederaufbau des kirchlichen Lebens, den gesellschaftlichen Wiederaufbau und die Nothilfe. Denn sie glaubt, der Zeitpunkt werde kommen, an welchem allein die Kirche noch den Zusammenhalt ihrer organisatorischen Struktur wahren könne, und daß sie dann die Verantwortung für die Sozialarbeit übernehmen müsse.) - (AÖRK, GSC Temple). 84 Vgl. sein Memorandum „The place of the German Church in post-war reconstruction" (EBD., 23) mit Begleitschreiben vom 14. 9.1944 an Temple (EBD., GSC Temple) und die zweite Fassung des Memorandums vom März 1945 (EBD., 15). 85 Die Arbeit von A. BOYENS (Kirchenkampf 1939-1945), die auf die Bedeutung des Kirchlichen Einigungswerkes nicht eingeht, bedarf insofern einer Korrektur.

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c) Das Selbsthilfewerk der Deutschen Evangelischen Kirche Erste Pläne für eine Hilfsorganisation der deutschen Kirchen 1942/43 Bald nach Caverts Besuch im September 1942 gelangte die Nachricht von den Absichten der Ökumene nach Deutschland. Im November und im Dezember des selben Jahres hat Schönfeld zweimal Berlin besucht und wahrscheinlich bei dieser Gelegenheit seinen Freund Eugen Gerstenmaier, der damals als Konsistorialrat unter Bischof Theodor Heckel im Kirchlichen Außenamt der DEK tätig war, gedrängt, „jene Vorbereitungen in Deutschland zu treffen, die unerläßlich seien, wenn wir rechtzeitig... kooperieren wollten".86 Gerstenmaier war zunächst der selbstverständlichen Meinung, daß es sich um eine Aufgabe handle, die von der Inneren Mission übernommen werden müsse 87 , und suchte noch vor Ende des Jahres 1942 den Präsidenten des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche, Pastor Constantin Frick, in Bremen auf, um die Angelegenheit mit ihm zu besprechen. Aber Frick verweigerte jede Mitarbeit. In seinen Erinnerungen berichtet Gerstenmaier: „Ich kannte ihn seit Jahren, aber nicht gut genug, wie sich bald herausstellte. Er empfing mich freundlich. Als ich jedoch zum Thema kam, unterbrach er mich ernst. E r könne und wolle nichts mit einer Sache zu tun haben, die von der Voraussetzung ausgehe, daß Deutschland den Krieg verlieren könne. Das sei Defaitismus und noch strafbar." 88

Ob Gerstenmaier seinen Versuch bei anderen führenden Mitarbeitern der Inneren Mission wiederholt hat, muß offen bleiben89, aber Fricks Weigerung

86 E. GERSTENMAIER, Paul Collmer, S. 14. - Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 237f. und S. 328ff. für die Daten der Reisen Schönfelds. - Für die Richtigkeit der Angabe von C. BERG, er habe schon „ab 1940 Grundgedanken für den Aufbau des Hilfswerks nach der als unvermeidlich angesehenen Niederlage" mit Gerstenmaier erörtert, ließen sich keine Belege ermitteln (Eugen Gerstenmaier - der Gründer, S. 59). 87 Mündliche Auskunft, 17.11. 1980. 88

E . GERSTENMAIER, Streit, S. 2 .

" Gerstenmaiers Aussagen hierzu sind widersprüchlich. Am 12. 3.1946 erklärte er auf einer Konferenz der Geschäftsführer der Landesverbände der Inneren Mission in der Sowjetischen Besatzungszone: „Es war keine Verständigung zu erzielen, auch nicht mit Herrn D. von Bodelschwingh und Herrn D. Ohl. Daß es zu keiner Verständigung kam, bedingten sachliche Gründe, die ich stellen mußte und gestellt habe; ich mußte auf einer Basis sprechen, die illegal war. D. von Bodelschwingh wie D. Ohl konnten sich auf meine Arbeitshypothese nicht einlassen. Sie konnten in keine Sache gehen, die unter dem Aspekt stand, daß sie aufflog. Mit dem CA wären Verhandlungen ebenso sinnlos gewesen wie mit einer Kirchenleitung". Ns, Entwurf (ADW, CA 2243/2). An anderer Stelle berichtet er hingegen, es sei ein Fehler gewesen, nicht mit Ohl gesprochen zu haben. Dieser habe sich . . . als „besonders hilfreich" erwiesen, als

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Vorgeschichte und Gründung des Hilfswerks

führte dazu, daß der Central-Ausschuß bei der Planung und später bei der Gründung des Hilfswerks nicht beteiligt wurde,90 und war auch vielleicht der Grund dafür, daß Gerstenmaier sich in den folgenden Monaten zunächst weniger mit dem Gedanken an ein rein protestantisches Hilfswerk als mit dem Plan einer überkonfessionellen Organisation beschäftigte.91 Im Frühjahr 1943 unterbreitete er dem Beirat des Kirchlichen Einigungswerkes den Vorschlag, nach Kriegsende gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche „ein Hilfswerk zu organisieren, das auf dem Gedanken der Selbsthilfe steht und versuchen soll, mit allen Mitteln dem Chaos zu begegnen".92 Der Beirat stimmte grundsätzlich zu, doch scheint es bei dieser Sitzung, deren genauer Zeitpunkt wohl nicht mehr festzustellen ist93, noch nicht zur Besprechung von Einzelfragen gekommen zu sein. Im Zusammenhang mit dem Plan eines überkonfessionellen Hilfswerkes erwog Gerstenmaier auch, dessen Leitung Bischof Konrad Graf Preysing und Pfarrer Martin Niemöller zu übertragen.94 Aber es blieb bei Erwägungen und Vorüberlegungen, und in den zahlreichen Gesprächen, die Gerstenmaier im Laufe des Krieges mit Preysing führte, ist die Frage nie berührt worden.95 Andererseits wurde das Projekt einer „überkonfessionellen nationalen Hilfsorganisation" bis zu Gerstenmaiers Verhaftung am 20. Juli 1944 immer wieder durchdacht96 und erst im Sommer 1945 aufgegeben, als auf der Konferenz von Treysa eine bindende Entscheidung gefällt werden mußte. Wenn es auch nicht zu der von Gerstenmaier erwogenen engen Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche gekommen ist, so wird doch gerade an diesen Überlegungen deutlich, daß sich seine Konzeption von derjenigen des Ökumenischen Rates schon im frühesten Planungsstadium an entscheidenden Punkten unterschied. Am l.Juni 1943 kamen die Pläne der Ökumene für den kirchlichen Wiederaufbau auf einer Sitzung des Rats der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands in Berlin zur Sprache. In dem von Oberkirchenrat Wil-

er . . . „im Westen Deutschlands einmal sondierte, auf welche kirchlichen Kräfte sich unsere Kreisauer Neuordnung im Ernstfall stützen könne" (E. GERSTENMAIER, Streit, S. 242). 90 Mündliche Auskunft Gerstenmaiers vom 17. 11. 1980. " E. GERSTENMAIER, Streit, S. 242f. Dort bezeichnet er Peter Graf Yorck von Wartenburg als seinen wichtigsten Gesprächspartner. 92 Gerstenmaier, Memorandum betr. „Selbsthilfewerk der Deutschen Kirchen" für den Präsidenten des IKRK, 16. 6. 1945 (ADW, ZB 710). - Auszug in: QUELLEN, S. 187. Zum Gedanken der Selbsthilfe vgl. auch H. RUDOLPH, Kirche I, S. 32-37. 93 Schriftliche Auskunft Gerstenmaiers vom November 1980. In Betracht kommen die Sitzungen am 3.2., 25. 3. u. 6. 5. 1943. - Vgl. J. THIERFELDER, Einigungswerk, S. 222, Anm. 203. 94

EUGEN GERSTENMAIER IM DRITTEN REICH, S. 41.

95

Mündliche Auskunft Gerstenmaiers vom 17.11. 1980.

96

E. GERSTENMAIER, Streit, S. 243.

23

Die Kriegsjahre 1941-1945

h e l m Pressel, d e m s p ä t e r e n Leiter d e s H i l f s w e r k s in der w ü r t t e m b e r g i s c h e n L a n d e s k i r c h e verfaßten Bericht ü b e r die S i t z u n g heißt es: „Angelsächsische L ä n d e r . D o r t liegt ein fertiger Plan f ü r d e n kirchlichen Wiederaufbau nach d e m K r i e g vor. D a s offizielle D o k u m e n t darüber k a m per P o s t aus L o n d o n via L i s s a b o n an kirchliche Stellen in D e u t s c h l a n d . Interessant dabei ein M i s s i o n s f e l d z u g v o n Karl Barth, der quasi ein kirchliches E x p e d i t i o n s k o r p s nach Kriegsschluß nach D e u t s c h l a n d schicken will mit detaillierten Vorschlägen u n d teilweise phantastischen Plänen." 9 7 O b bei dieser Gelegenheit auch über k o r r e s p o n d i e r e n d e deutsche Pläne g e s p r o c h e n w u r d e , m u ß o f f e n bleiben. Z u m i n d e s t Pressel selbst hat d a v o n erst einige W o c h e n später erfahren, als ihn S c h ö n f e l d u n d

Gerstenmaier

aufsuchten u n d mit i h m den Plan für das künftige H i l f s w e r k durchsprachen, d e r z u d i e s e m Z e i t p u n k t j e d o c h w o h l erst in g r o b e n U m r i s s e n festlag.98 U m die gleiche Z e i t " b e s u c h t e n die b e i d e n a u c h Pfarrer H e i n r i c h G r ü b e r , der erst a m 23. J u n i 1943 aus d e m Konzentrationslager entlassen w o r d e n war, u n d suchten ihn für eine spätere Mitarbeit z u gewinnen.100

K o n t a k t e mit A d o l f Keller u n d erste ö k u m e n i s c h e Hilfen 1943/44 I m Juli 1943 verfaßte Visser't H o o f t die zweite F a s s u n g seines M e m o r a n d u m s ü b e r d e n „ W i e d e r a u f b a u christlicher Institutionen in E u r o p a " 1 0 1 , die in d e r Folgezeit a u c h n a c h D e u t s c h l a n d gelangte. B e v o r es j e d o c h z u einer R e a k t i o n hierauf k a m , n a h m i m A u g u s t a u c h A d o l f Keller brieflichen K o n -

97 Bericht ( L K A STUTTGART D L , 147) - Worum es sich bei dem erwähnten Dokument handelt, ist nicht deutlich. Möglicherweise ist Visser't Hoofts „Memorandum on the Reconstruction of Christian Institutions in Europe" vom Herbst 1942 gemeint. 98 Ein Bericht Presseis aus dem Jahre 1978 über diese Besprechung datiert spätere Entwicklungen in die Planungsphase zurück: „Eugen Gerstenmaier legte uns einen weitschauenden Entwurf eines ,Kirchlichen Hilfswerks' vor, als einer biblisch begründeten großen, über das ganze noch verbleibende Gebiet des Deutschen Reiches hinweg sich erstreckenden besonderen kirchlichen Organisation mit einem unter seiner verantwortlichen Leitung stehenden .Zentralbüro' mit dem Sitz in Stuttgart und mit mehreren, diesem jeweils unterstehenden Hauptbüros in jeder einzelnen Landeskirche... Was uns dabei im Innersten bewegte, war die Überzeugung, daß die Liebe C h r i s t i . . . uns dabei erfüllen und leiten müsse und dies im Geist und Sinn von Joh. H . Wichern 1848:,Nicht bloß Wunden verbinden, sondern Wunden verhindern.' Wir wurden uns schon damals darüber klar, daß es aber - aufs Ganze gesehen - noch um mehr gehen müsse als nur um die zunächst vordergründige Notsorge in Form der materiellen und sozialen Hilfe und um den kirchlichen Wiederaufbau: nämlich um die Wiederentdeckung und Wiedererwekkung des Diakonats der Gemeinde." (W. PRESSEL, Hilfswerk, S. 1). 99 Schönfeld hielt sich vom 25. 6.1943 bis in den Juli in Deutschland auf (Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 328f.). 100 Grüber, Ansprache am 5.1. 1956, Ms (ADW, ZBB563). Vgl. auch H . GRÜBER, Erinnerungen, S. 198. ,0

' A Ö R K , 15.

24

Vorgeschichte und Gründung des Hilfswerks

takt mit Wurm auf. Keller war im Oktober 1942 aus den Vereinigten Staaten in die Schweiz zurückgekehrt. Die von ihm geleitete Europäische Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen hatte ihre Tätigkeit während des Krieges trotz zunehmender Einschränkungen weiterführen können 102 , und wann die Fusion mit der geplanten „Wiederaufbau-Abteilung" des Ökumenischen Rates der Kirchen stattfinden würde, war zu diesem Zeitpunkt noch ungewiß. Eine ausführliche „Denkschrift über Wiederaufbau und zwischenkirchliche Hilfe", die Adolf Keller im Juli 1943 verfaßt hatte, war ebenfalls an Wurm gelangt.103 In seinem Schreiben vom 23. August 1943 berichtete er dem württembergischen Landesbischof von einem „Wink", den er aus den Vereinigten Staaten erhalten habe, „wonach eine völlige kirchliche Zersplitterung den Eindruck nur verstärken würde, daß Europa eigentlich geistig abzuschreiben sei. Andererseits [bedeutet] dieser Wink auch, daß eine klare und gemeinsame Erkenntnis dessen, was [nottue], eine wertvolle Kraft sein könnte für den notwendigen Wiederaufbau, der sich ja über ganz Europa hin dem Hunger, der Zerstörung, der Verzweiflung, dem Haß gegenübergestellt sehe".104 In einem zweiten Brief vom 26. August ging Keller noch ausführlicher auf die Wiederaufbau-Problematik ein. Die Opferfreudigkeit kirchlicher Kreise in den Vereinigten Staaten sei außerordentlich groß. So sei das Spendenaufkommen der Zentralstelle um das Vierfache gestiegen, und es beteiligten sich jetzt mehrere Kirchen, die früher abseits gestanden hätten. Aber er kenne auch „die Gefahren dieser Programmatik, den Pragmatismus, den ungeduldigen und utopischen konstruktiven Idealismus und den uneschatologischen Optimismus dieser Mentalität".105 Es gelte, den Hilfswillen und die ökumenische Gesinnung der amerikanischen Kirchen, der die Bereitschaft zu einem „positiven Verhältnis zum deutschen Volk" einschließe, in die rechten Bahnen zu lenken, damit „unsere tiefe Erfahrung, unsere geistige Not, unsere Theologie, unsere Kultur nicht einfach ausgeschaltet werden, sondern daß wir - wie auch der Krieg ausgehen mag - eine zukünftige Zusammenarbeit vorbereiten, die fruchtbar werden kann". 106 Wurm konnte sich durch Adolf Kellers Briefe in seinen Bemühungen um das Kirchliche Einigungswerk bestärkt fühlen. Den Unterzeichnern der „13

102

Unterstützt wurden „vor allem der Protestantismus in Spanien; die französischen Kirchen, Kinderwerke und Anstalten, vor allem des unbesetzten Gebietes; die Protestanten Italiens, Belgiens und Lebensmittelhilfe für polnische kirchliche Gruppen, sowie für die griechischen Kirchen. Außerdem das Stipendienhilfswerk und Bibelhilfswerk mit hebräischen und griechischen Testamenten." „Bericht über die Tätigkeit der Europäischen Zentralstelle... von Ende 1940-Juli 1943", Keller, Ende Juli 1943 (LKA STUTTGART, D 1, 192,1). I0I

L K A STUTTGART, D 1 , 1 9 2 , 1 .

104

23. 8. 1943, zit. nach J. THIERFELDER, Einigungswerk, S. 221f. 26. 8. 1943 (LKA STUTTGART, D 1,192,1).

105 106

EBD.

Die Kriegsjahre 1 9 4 1 - 1 9 4 5

25

Sätze" des Einigungswerkes teilte er am 1. Oktober 1943 in einem Rundschreiben mit, daß „auch jenseits der Grenzen die Verpflichtung zum Zusammenstehen und zur Zusammenarbeit lebendiger Christen in der heutigen Stunde kräftig empfunden" werde. Keller habe in Amerika „viel Verständnis für die Notwendigkeit eines Wiederaufbaus von Europa gefunden" und halte die „ökumenische Gesinnung der Christenheit in allen Ländern für die wertvollste Hilfe hierzu".107 Es hat den Anschein, als seien es diese Anstöße aus der Ökumene und weniger Gerstenmaiers ein halbes Jahr zurückliegende Vorschläge für ein evangelisch-katholisches Hilfswerk gewesen, die auf deutscher Seite erste konkrete Maßnahmen veranlaßten. Wurm hat Kellers Schreiben vom Sommer 1943 zwar erst im Februar 1944 beantwortet, aber aus einem Brief an Koechlin vom 6. August 1945 läßt sich entnehmen, daß Gerstenmaier „bereits seit Herbst 1943 mit der Vorbereitung des Hilfswerks der DEK befaßt"108 war. Im Januar 1944 verfaßte dann Schönfeld, der zuletzt im Oktober 1943 in Deutschland gewesen war 109 , eine Denkschrift über die Gesichtspunkte, die sich „nach den ersten Verhandlungen über den Wiederaufbau der evangelischen Kirchen und christlichen Organisationen in Deutschland... im Anschluß" an Visser't Hoofts Memorandum über den „Wiederaufbau christlicher Institutionen in Europa" ergeben hätten.110 In enger Anlehnung an den Aufbau dieses Textes behandelte Schönfeld in seiner eigenen Denkschrift den „Wiederaufbau von Kirchen, Gemeindehäusern und Schulen", die „Frage der Neubildung der zentralen Fonds der Kirchen", den „Ausbau der Arbeit der Inneren Mission und ähnlicher Hilfswerke", die Bereitstellung und Ausbildung von Pfarrern und christlichen Laienkräften für die Gemeinden und die christlichen Organisationen", den „Wiederaufbau christlicher Organisationen", vor allem der Jugend- und Studentenverbände, und die „Schaffung christlicher Literatur". Dabei nennt er bereits bekannte sowie zu erwartende Wünsche und fragt, was aus eigener Kraft geschehen könne und wofür die Unterstützung der Ökumene erbeten werde. Dementsprechend läßt Schönfelds Denkschrift von den weiter reichenden Aufgaben des „Selbsthilfewerkes der DEK", dessen Gründung wenige Wochen später, im Februar oder April 1944 im Beirat des Kirchlichen Einigungswerkes beschlossen wurde, nichts ahnen. Dagegen weist die Bemerkung, die Organisationen der Frauen- und Männerarbeit würden voraussichtlich „im Rahmen der landschaftlichen Gliederung der Kirchen

107 108 109

J. THIERFELDER, Einigungswerk, S. 284. Wurm an Koechlin, 6. 8. 1945 (ADW, ZB 331). V g l . J . BOYENS K i r c h e n k a m p f 1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 3 2 8 .

„Vorläufige Gesichtspunkte für die Wiederaufbauarbeit in der Deutschen Evangelischen Kirche" (AÖRK, 7). 110

26

Vorgeschichte und Gründung des Hilfswerks

ebenfalls neu gegliedert", auf jene geplanten Änderungen der kirchlichen Organisation hin, von denen Schönfe d an anderer Stelle berichtet hat. 1 " Wenige Wochen nach Entstehung dieses Memorandums, am 10. Februar 1944, antwortete Wurm Keller auf seinen Brief vom August 1943. Er würdigte dessen Arbeit und erklärte, sich selbst nach Kräften für diese Aufgabe einsetzen zu wollen: „ . . . In der gegenwärtigen Lage und aller Wahrscheinlichkeit nach noch mehr in der nahen Zukunft ergeben sich für diese Ihre Arbeit so große und weittragende Aufgaben, daß alle Kirchen sich nicht ernst und gut genug darauf vorbereiten können. Mir ist es jedenfalls ein großes Anliegen, alles zu tun, was von mir aus dafür geschehen kann."

Schönfeld und Gerstenmaier bezeichnete er als seine Vertrauensleute und bevollmächtigte letzteren zur Besprechung praktischer Fragen. Als solche führte er auf: „ 1. Unterstützung von Pfarrern und Theologiestudenten, insbesondere mit theologischer Literatur. 2. Bereitstellung von Hilfsmitteln zum kirchlichen Wiederaufbau. 3. Schaffung eines (in der Schweiz verbleibenden) Fonds zur Erfüllung dringender gesamtkirchlicher Aufgaben der Deutschen Evangelischen Kirche. 4. Gewährung eines Sofort-Darlehens zur Erfüllung zwischenkirchlicher Verpflichtungen (Bürgschaft sowie Rückzahlung durch das Kirchliche Außenamt). 5. Beschaffung von Hilfsmitteln zur Linderung akuter Notstände (evakuierte Gemeinden u.ä.)."112

Armin Boyens hat vermutet, daß Wurm mit diesem Schreiben Adolf Keller über den Beschluß des Kirchlichen Einigungswerkes zur Errichtung eines „Selbsthilfewerkes der DEK" unterrichten wollte113, aber ein derartiger Beschluß wurde möglicherweise nicht im Februar, sondern erst im April 1944 getroffen, und es fällt auch auf, daß diese Bitten wohl nicht erst im Hinblick auf die Situation nach Kriegsende ausgesprochen wurden. Tatsächlich konnte Schönfeld noch im Frühjahr 1944 eine Spende der Europäischen Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen vermitteln, die über Wurm verteilt wurde. 114 Daß dies noch während des Krieges geschah, hat Boy ens besonders hervorgehoben, doch muß demgegenüber festgestellt werden, daß Keller weitaus deutschfreundlicher eingestellt war als andere Repräsentanten der ökumenischen Bewegung. So stieß er auch auf wenig Gegenliebe, als er sich im Sommer 1944 um einen „Sonderauftrag für die Deutsche Evangelische Kirche" und ihre Verbindung mit der Wiederaufbau-Abteilung des Okume-

" ' Vgl. oben S. 17ff.. - In der Vorlage steht „landwirtschaftliche" Gliederung. 112 W u r m a n Keller, 1 0 . 2 . 1944 ( L K A STUTTGART, D 1, 192,1), zitiert bei: A . BOYENS, K i r c h e n k a m p f 1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 2 3 8 u n d J . THIERFELDER, E i n i g u n g s w e r k , S. 2 2 2 . 113

EBD.

114

EBD., S. 222f.

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nischen Rates bemühte115; auch als er im Herbst 1945 die Genehmigung eines privaten Besuchs in Deutschland zu erhalten suchte, blieb ihm die Unterstützung der ökumenischen Stellen versagt. Beratungen über das Selbsthilfewerk der Deutschen Evangelischen Kirche im Beirat des Kirchlichen Einigungswerkes 1944 Im ersten Drittel des Jahres 1944 hat sich der Beirat des Einigungswerkes erneut mit der Beteiligung an den Wiederaufbauplänen der Ökumene sowie der Vorbereitung kirchlicher Hilfsmaßnahmen angesichts des für die Zeit nach Kriegsende erwarteten allgemeinen Notstandes beschäftigt. Es ist aber nicht deutlich, welchen Grad der Konkretion die Beratungen diesmal erreichten und ob von einem förmlichen Beschluß des Beirates auszugehen ist. Hinzu kommt, daß die Beschlüsse dieses Gremiums niemand binden konnten. Damit verliert allerdings die Frage an Gewicht, ob der schon erwähnte Beschluß zur Errichtung eines „Selbsthilfewerks der Deutschen Evangelischen Kirche" wirklich in der Sitzung am 10. Februar 1944 gefallen ist116, oder, was ebensogut möglich wäre, erst am 20. April. In einer Denkschrift vom Februar 1945 hat Schönfeld zwar berichtet, „bereits im Februar 1944" sei beschlossen worden, „daß die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche... die Verantwortung für die Gesamtversorgung sowie für die geistige Betreuung der Bevölkerung übernimmt".117 Das muß aber nicht heißen, daß die in diesem Zusammenhang von Schönfeld referierten Einzelheiten ebenfalls schon im Februar 1944 festgelegt wurden. Außerdem spricht er wenige Absätze später von einer „ebenfalls im Frühjahr 1944" getroffenen Maßnahme118, während diese beiden Zeitangaben in einer früheren, im Sommer oder Herbst 1944 entstandenen Fassung der Denkschrift noch fehlen.119 Aus den verfügbaren Unterlagen ergibt sich das folgende Bild: Nach der Rückkehr von einem Besuch in Stuttgart und Berlin notierte Schönfeld am 16. Februar 1944: „Unter dem Vorsitz von Bischof D. Wurm wurden in einem engeren Kreis führender kirchlicher Persönlichkeiten, die für das Einigungswerk der Deutschen Evangelischen Kirche verantwortlich sind, sowohl die Frage des gegenwärtig unmittelbar benötigten Hilfswerkes, besonders für die Bombengeschädigten und evakuier" ! Ehrenström, „Notizen über die Verhandlungen zum ökumenischen Nachkriegshilfswerk", o.D., Ende Oktober/Anfang November 1944 (AÖRK, 11). 116

A . BOYENS, K i r c h e n k a m p f 1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 328.

„Das Selbsthilfewerk der DEK", abgedruckt bei: A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 3 5 8 . 11 " Ahnlich „Möglichkeiten einer Zusammenarbeit für das geplante Kinderhilfswerk", o.D., ca. Dezember 1944 (AÖRK, 9). " ' „Vorschläge für das Selbsthilfewerk . . . " (EBD., 30).

28

Vorgeschichte und Gründung des Hilfswerks

ten Gemeinden, sowie auch die Hauptaufgaben besprochen, die sich auf längere Sicht für das Zusammenstehen der Kirchen bei der Wiederaufbauarbeit ergeben. Besonders geeignete Mitarbeiter wurden damit betraut, Unterlagen über die wesentlichen Nöte und Aufgaben auf den verschiedenen Arbeitsgebieten der Kirche vorzubereiten."120 Wahrscheinlich bezieht sich dieser Vermerk auf die Beiratssitzung vom 10. Februar 1944, doch läßt er, wie Wurms Brief an Adolf Keller vom gleichen Tage121, nur erkennen, daß über Fragen des „Kirchlichen Wiederaufbaus" gesprochen wurde.122 Da Schönfeld lediglich sagt, die Vorbereitung von Unterlagen sei in Aussicht genommen, muß angenommen werden, daß noch kein fest fixierbares Ergebnis erzielt worden war. Weitere Beratungen fanden vermutlich im April 1944 statt. Auf einer ganztätigen Besprechung am 18. April, die vor allem der besonders von Vertretern der westfälischen und rheinischen Kirchenprovinzen angestrebten Neuordnung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union galt, sprachen Wurm, der westfälische Präses Karl Koch, Gerstenmaier und Pressel auch von „gewissen später notwendig werdenden Sofortmaßnahmen in der DEK und in allen kirchlichen Notstandsgebieten".123 Ahnlich heißt es im Protokoll der zwei Tage später stattfindenden Sitzung des Beirates: „Am Schluß wurden noch wichtige personelle und organisatorische Fragen besprochen. Auch in der Beurteilung dieser weitreichenden Fragen zeigte sich eine große Gemeinsamkeit der Beurteilung und der Bereitschaft."124 Sofern es zutrifft, daß kirchliche Reorganisationspläne der von Schönfeld berichteten Art125 im Beirat nie besprochen wurden 126 , könnten sich diese Sätze auf Pläne für ein „Selbsthilfewerk" der Deutschen Evangelischen Kirche beziehen. Die Konzeption des Selbsthilfewerks Wie die Pläne für das „Selbsthilfewerk" im einzelnen aussahen, darüber geben vor allem Schönfelds Genfer Berichte und Memoranden Auskunft, wobei freilich deren überoptimistische Tendenz stets berücksichtigt werden muß. Der früheste erhaltene Bericht entstand im Sommer oder Herbst 1944. Dieses Memorandum, das im Oktober 1944 nach London gelangte, läßt

120 Vermerk Schönfelds, 16.2. 1944, zitiert nach: A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 2 3 8 . 121 Vgl. oben S. 25. 123 Auch das „Hilfswerk" für Evakuierte zielte auf eine geistliche Betreuung. Vgl. „Church work for German evacuees", Januar 1945 (AORK, 7). m Ns Presseis (LKA STUTTGART, D 1, 181,1). 124 Ns über die Sitzung am 20. 4. 1944 (EBD.). 125 Vgl. oben S. 17ff. 126 Mündliche Auskunft Gerstenmaiers, 17. 11. 1980.

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selbst in späteren Fassungen 127 noch erkennen, wie eng der Plan, jedenfalls für Schönfeld, mit dem seit langem vorbereiteten Staatsstreich verknüpft war. 1 2 8 Der Bericht beginnt: „Angesichts des besonderen Ernstes der Lage und angesichts der Möglichkeit einer plötzlichen Lahmlegung der bisherigen Staatsbehörden und Körperschaften wird beschlossen129, daß die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche jeweils mit Unterstützung der zentralen verantwortlichen Gruppen in den verschiedenen Landschaften die Verantwortung für die Gesamtversorgung sowie für die geistige Betreuung der Bevölkerung übernimmt, soweit keine anderen Instanzen dafür vorhanden sind. Nur auf diese Weise könnte in einer Reihe von Gebieten das schlimmste Chaos und die schlimmsten Erscheinungen einer Hungersnot abgewehrt werden."130 Zur Durchführung dieser Aufgaben seien zwei „zentrale Arbeitsausschüsse" gebildet worden. Einer „für die Übernahme bzw. die Dirigierung der wesentlichen zentralen Zweige des Ernährungs- und Versorgungsapparats", der andere „für die besondere geistige Betreuung und den evangelisatorischen Einsatz in den Gemeinden und in den breiten Bevölkerungsschichten". 131 Damit umschließt der Aufgabenkreis des geplanten Selbsthilfewerkes weit mehr als den „kirchlichen Wiederaufbau", der auch unter den Aufgaben des zweiten Arbeitsausschusses nur eine untergeordnete Rolle spielt: „Dabei geht es einmal darum, weitesten Bevölkerungskreisen in den tiefen seelischen Erschütterungen zur Seite zu stehen, um mit dem Einsatz aller verfügbaren Kräfte den gefahrdrohenden Entwicklungen und Folgen eines ungeheuren religiösen und geistigen Vakuums begegnen zu können, die nach Abschluß der Kriegshandlungen in ihrer ganzen Schärfe offenbar werden dürften. Zugleich sind dabei die großen Möglichkeiten ins Auge zu fassen, die sich durch das Wirken Gottes für einen weitgespannten, tiefgreifenden evangelisatorischmissionarischen Einsatz eröffnen können."132 Darin, daß es vorrangig um eine Aktivierung der „Selbsthilfe" gehen soll und daß auf die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche so großer Wert gelegt wird 13 3 , zeigt sich, daß das Selbsthilfewerk nicht als deutsches Pendant zu den „Wiederaufbau-Ausschüssen" der Ökumene konzipiert ist. Insoweit 127 Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, Dokument 32, S. 358-361; die Änderungen sind nur geringfügig. 1 2 ! So EBD. S. 239. Schönfeld war im Juni 1944 zuletzt in Deutschland gewesen, und seine Darstellung dürfte die damalige Situation im Auge haben. 129 In der bei A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 358-361 abgedruckten Fassung vom Januar 1945 steht hier: „wurde bereits im Februar 1944". - Vgl. oben S. 27 130 „Vorschläge für das Selbsthilfewerk der Deutschen Evangelischen Kirche nach Kriegsende, Entwurf" (AÖRK, 30). 131

EBD.

132

EBD.

133

EBD.

30

Vorgeschichte und Gründung des Hilfswerks

besteht auch kein Widerspruch zwischen Schönfelds Darstellung und Gerstenmaiers kurz nach Kriegsende verfaßten Denkschriften.134 Dagegen werden die Möglichkeiten für eine Übernahme staatlicher Funktionen durch das Selbsthilfewerk und die Kirchen in Schönfelds Denkschrift offenbar überschätzt. Statt von einer Übernahme des Versorgungsapparates wurde später, in der Gründungsphase des Evangelischen Hilfswerks, nur noch von „zusätzlicher" und erster Hilfe gesprochen. Lediglich die wiederholte Feststellung, allein die Kirche übergreife alle Besatzungszonen und könne auf einen überzonalen Ausgleich hinwirken, stellte noch einen Rest dieses Anspruchs dar.135 Ahnlich übertrieben waren Schönfelds Erwartungen hinsichtlich der „geistigen" Betreuung der Bevölkerung. Er erwartete nämlich nichts weniger als die Säuberung und den Neuaufbau des gesamten Schulwesens und bezeichnete dementsprechend in einer späteren, englischen Fassung seines Berichtes den zweiten der beiden zentralen Arbeitsausschüsse als „Central Committee für Provision of Spiritual Service and Education" (Zentraler Arbeitsausschuß für seelsorgerlichen Dienst und die Neuordnung des Erziehungswesens)136, der mit der katholischen Kirche Hand in Hand arbeiten solle.137 Was Schönfeld über die Bildung und Zusammensetzung jener „zentralen Arbeitsausschüsse" mitteilte138, wird durch andere Berichte nur teilweise bestätigt. Schönfeld zufolge waren als Vorsitzender des „Zentralen Arbeitsausschusses für Ernährungs- und Versorgungsfragen" der Leiter der von Bodelschwinghschen Anstalten, Pastor Friedrich von Bodelschwingh, und als „Sekretär" Grüber vorgesehen. Ferner sollten ihm der Andernacher Superintendent Wilhelm Menn, Gerstenmaiers Freund, der Fürsorgewissenschaftler Paul Collmer und Bischof Meiser angehören. Der „Zentrale Arbeits-

134

Vgl. unten S. 42f. und 65-71. Vgl. unten S. 43,123. 136 „Relief Work of the German Evangelical Church", Memorandum Schönfelds, Februar 1945 (AÖRK, 7). 137 Zur Neuordnung des Erziehungswesens unter maßgeblicher Mitwirkung der Kirchen vgl. Schönfelds Memorandum „The reconstruction of the German educational system" (Der Wiederaufbau des deutschen Erziehungswesens), März 1945 (AORK 7). Darin wird der Zentrale Arbeitsausschuß als „Central Committee for spiritual Work and Reconstruction of the Educational System" bezeichnet. Dem entspricht die oben gebotene deutsche Bezeichnung, die Schönfelds Memorandum „Das Selbsthilfewerk der Deutschen Evangelischen Kirche" vom Februar 1945 folgt (Abdruck bei A. BOYENS, Kirchenpolitik, S. 69-84). Nach Auskunft E. Gerstenmaiers hat Schönfeld für seine Ausführungen über die Neuordnung des Erziehungswesens jedoch Informationen aus dem Umfeld des Kreisauer Kreises verwertet, die nichts mit dem Selbsthilfewerk oder dem Kirchlichen Einigungswerk zu tun hatten (Schriftliche Auskunft, November 1980). 135

138

„Vorschläge für das Selbsthilfewerk..." (EBD., 7); A . BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945,

D o k . 32, S. 3 5 8 - 3 6 1 u n d DERS., K i r c h e n p o l i t i k , D o k u m e n t 6, S. 6 9 - 8 4 .

Die Kriegsjahre 1941-1945

31

ausschuß für seelsorgerlichen Dienst und die Neuordnung des Erziehungswesens" sollte sich aus Dibelius als Vorsitzendem sowie Helmut Thielicke, dem damaligen Mitarbeiter des Kirchlichen Außenamtes und Geschäftsführer des Evangelischen Hilfswerks für Internierte und Kriegsgefangene, Wilhelm Bachmann, Kurt Hutten, Hanns Lilje und Oskar Hammelsbeck zusammensetzen.13 9 Gerstenmaier, dessen Name in den Aufzeichnungen vielleicht deshalb nicht erscheint, weil er zum Zeitpunkt ihrer Entstehung bereits in Haft war, konnte keine dieser Angaben bestätigen.140 Dennoch können sie nicht ganz aus der Luft gegriffen sein. Am 6. August 1945 erwähnte Wurm in einem Brief an Koechlin, daß Grüber und Dibelius gebeten worden seien, „auch weiterhin die ursprünglich vorgesehene Position im Rahmen des Hilfswerks der DEK einzunehmen".141 Auch ein Bericht Grübers aus dem Jahre 1956 deckt sich teilweise mit den Angaben Schönfelds über die „zentralen Arbeitsausschüsse". Zur Vorgeschichte des Hilfswerks heißt es dort: „Die wesentliche Arbeit lag in den Händen von Gerstenmaier. Es war geplant, daß ich für die materiellen Hilfeleistungen vorgesehen war und Bruder Bachmann für den kirchlichen Wiederaufbau im engeren Sinne.142 Kurz vor dem 20. Juli [1944] glaubte Gerstenmaier, daß ihm nach einem gelungenen Attentat größere Chancen gegeben würden. Es war vereinbart, daß ich die Gesamtleitung in die Hand bekommen sollte."143

Da auch Gerstenmaiers Vorlage für die Treysaer Konferenz vom August 1945 die Bildung zweier Ausschüsse mit je einem Vorsitzenden und einem geschäftsführenden „Sekretär" vorsah144, kann Schönfelds Bericht insoweit als bestätigt gelten. Es wird auch zutreffen, daß von Bodelschwingh und Grüber den einen, Dibelius und Bachmann den anderen Ausschuß leiten sollten. Da aber, abgesehen von Wurms beiläufiger Bemerkung, nach der Gründung des Evangelischen Hilfswerks davon nicht mehr die Rede gewesen ist, wird es sich eher um unverbindliche Vorüberlegungen als um feste Absprachen gehandelt haben. Schönfeld geht aber weiter und spricht auch von „besondere(n) zentrale^) Arbeitsgruppen in den Landschaften", auf die sich die „zentralen Arbeitsausschüsse" stützen könnten. Er nennt über fünfzig „Verbindungs-

135

EBD., Zum Evangelischen Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene vgl. unten S. 98f. Mündliche Auskunft vom 17.11. 1980 141 ADW, ZB331. 142 Vielleicht ist das so zu verstehen, daß Bachmann als Sekretär des von Dibelius zu leitenden Arbeitsausschusses vorgesehen war. 143 Grüber, Ansprache am 5.1.1956 anläßlich des Ausscheidens als Hilfswerk-Bevollmächtigter für Berlin, Ms (ADW, ZBB 563). 144 Vgl. unten S. 69. 140

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leute" in Württemberg, Baden, Bayern, im Rheinland145, in Westfalen146 und Kurhessen147 und erweckt so den Eindruck, als sei das ganze Land mit einem „vast network of active cells"148 überzogen. Aber das war eine Wunschvorstellung: Soweit eine Überprüfung möglich war, konnte sich keiner der Genannten daran erinnern, am Kirchlichen Einigungswerk oder gar an regionalen Arbeitsgruppen eines „Selbsthilfewerkes" beteiligt gewesen zu sein.149 Lediglich Pressel, Collmer und Ohl haben später tatsächlich im Evangelischen Hilfswerk mitgearbeitet. Gerade an Ohls Beispiel läßt sich aber zeigen, daß die Informationen, die er vor Kriegsende über Hilfspläne der Ökumene besaß, nur allgemeinen Charakters gewesen sind.150 Im übrigen wäre auch eine Organisation in dem von Schönfeld beschriebenen Umfang kaum in der Lage gewesen, alle Landesteile und alle Bevölkerungsschichten in die Lebensmittelversorgung einzubeziehen.151 Nicht nur Schönfeld hat immer wieder betont, das „Selbsthilfewerk" müsse in engster Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche durchbeführt werden, sondern auch Gerstenmaier hat bis kurz vor der Konferenz von Treysa daran festgehalten. Schönfeld schreibt in seinem frühesten Bericht über das „Selbsthilfewerk": „Zur Durchführung der Gesamtaufgaben wird die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche mit den führenden Männern und Kreisen der katholischen Kirche in Deutschland Hand in Hand gehen, da nur bei einer entsprechenden Arbeitsteilung die größten Nöte und Schwierigkeiten bewältigt werden können."152

145 A. BOYENS, KIRCHENPOLITIK, Dokument 6 (dort auch biographische Daten). Württemberg: Wurm, Pressel, Collmer, Hutten, Sautter, Thielicke, Köberle, Plappert, Hoffmann, Dehn, Delekat. Rheinland: Menn, Ohl, Held, Mensing, Beckmann, Geibel, Seiler, Fritze (gest. 1939!), Sachsse, Stauffer, Bleek, Lutze, Trommershausen, Paschmann, Rehmann, Meli, Nasse, Winterberg, Müller/Wesel, Graeber. Bayern: Meiser, Fror, Höchstädter, Hengstenberg, Münch, Mehl, Künneth, Lempp, Langenfaß. Baden: Wolf, Huber, von Dietze, Ritter, Windelband, Reinhold Schneider, Maas, M. Dibelius, Campenhausen, Happich. 146 Schreiner. Vgl. „Hinweise betr Kinderhilfswerk" (AÖRK, 9). 147 Walsdorff, ebd. - Lt. F. WALSDORFF, Zur Erinnerung, S. 1941 war dieser bereits am 23.3. 1941 zuletzt mit Schönfeld zusammengetroffen! 14! So in „The reconstruction of the German educational system", März 1945 (AÖRK, 7). 149 Schriftliche Auskünfte Thielickes, Köberles, Beckmanns, Stauffers, Lutzes, Winterbergs, Künneths, von Campenhausens und Walsdorffs. Schönfeld hat offensichtlich kühn kombiniert: Aus Namen, die er von Menn erfuhr - vgl. die stereotype Bemerkung „In Zusammenarbeit mit Lie. W. Menn in Fühlung mit der ökumenischen Arbeit" (A. BOYENS, Kirchenpolitik, Dokument 6, S. 69-84) - , machte er „Verbindungsleute der zentralen Arbeitsgruppen" im Rheinland, aus dem „Freiburger Bonhoefferkreis" die entsprechende badische Gruppe. Zum Bonhoeffer-

k r e i s vgl.: IN DER STUNDE N U L L . 150 151 152

Vgl. unten S. 58ff. Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, Dokument 32. „Vorschläge für das Selbsthilfewerk..." (AÖRK, 30).

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Diese Aussage wird in späteren Berichten stets wiederholt. So heißt es einmal, die vom „Reichsbeirat" des Kirchlichen Einigungswerkes bestellten „Führungskreise" hätten sich seit dem Frühjahr 1944 auf ein „ Selbsthilfewerk der Kirche" vorzubereiten, und im Zusammenhang damit seien auf katholischer Seite „ähnliche Vorkehrungen getroffen worden". Bei der Auswahl von Laien für die Mitarbeit in diesen Führungskreisen sei es vielfach „zu einem engen Zusammengehen zwischen Vertretern der Deutschen Evangelischen Kirche und der Katholischen Kirche" gekommen.153 Aber diese Angaben bleiben doch recht allgemein, so daß es nicht überrascht, wenn Gerstenmaier sich an Kontakte mit katholischen Stellen nicht erinnern kann154 und auch Schönfeld selbst in den Briefen, die er während seiner Erkundungsfahrt durch Deutschland im Juni 1945 schrieb, die Wiederaufnahme solcher Verbindungen an keiner Stelle erwähnt. Wenn das „Selbsthilfewerk" nicht vorrangig für die Kooperation mit dem von der Ökumene geplanten „kirchlichen Wiederaufbau" gedacht war, so wollte, Schönfelds Bericht zufolge, die Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche doch die „brüderliche Hilfe anderer Kirchen" dankbar annehmen. Von den ausländischen Kirchen wurde aber insbesondere auch die Vermittlung zwischen dem Selbsthilfewerk und den „verantwortlichen Regierungsstellen" der alliierten Seite erhofft, wobei Schönfeld besonders an die Kirchen Schwedens und der Schweiz dachte.155 Nicht ohne Grund richtete er seine Hoffnungen auf die Kirchen gerade dieser beiden Länder. So heißt es in einem vermutlich von Schönfeld stammenden Vermerk, der im Dezember 1944 nach der Rückkehr Nils Ehrenströms, des damaligen Co-Direktors der Forschungsabteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen, von einem Besuch in Schweden verfaßt wurde, die „vorgeschlagene Vermittlung zwischen dem ,Selbsthilfewerk'" . . . und den in Frage kommenden höchsten Stellen der zu erwartenden Besatzung" habe „die volle Billigung" der Vertreter der schwedischen Kirchen gefunden.156 Auch hinsichtlich des Darlehens, um das Wurm erstmals am 10. Februar 1944 in seinem Schreiben an Adolf Keller gebeten hatte157, waren schwedische kirchliche Kreise zur Vermitdung bereit. In der Folge bat Wurm dann namens des Kirchlichen Einigungswerkes um ein Darlehen der Internationalen Protestantischen Darlehensgenossenschaft (APIDEP) bis zur Höhe von

153 „Möglichkeiten einer Zusammenarbeit für das geplante Kinderhilfswerk." O.D., ca. Dezember 1944 (EBD., 9). " 4 Mündliche Auskunft, 17.11. 1980. 155 A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 352-361. Vgl. oben S. 26. 157 Vgl. A. KELLER, Christentum, S. 372ff.

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25000 Franken „zur Erfüllung ökumenischer Verpflichtungen sowie auch zur Durchführung bestimmter kirchlicher Aufgaben gegenüber internierten und kriegsgefangenen Theologen sowie gegenüber Auslandsgeistlichen"158. Das APIDEP-Verwaltungskomitee stimmte zu, doch wurde vereinbart, daß nicht nur Wurm für die Rückzahlung binnen zwei Jahren nach Kriegsende garantieren, sondern auch eine „Mitgarantie der kirchlichen Organisationen der schwedischen Kirchen" geleistet werden solle. Hier gab es freilich auch Schwierigkeiten, die zeigten, mit welchen Widerständen jeder zu rechnen hatte, der sich im Ausland für eine Hilfeleistung an Deutschland oder auch nur die deutsche Kirche einsetzte. In Schweden sah sich nämlich ausgerechnet das kirchliche Komitee, das für den größeren Teil der Darlehenssumme garantieren sollte, Presseangriffen ausgesetzt, „es hätte ,nazistische kirchliche Unternehmungen', so wie [sie!] den Gustav-Adolf-Verein in Osteuropa usw., unterstützt". Um sich von diesem Verdacht zu reinigen, wollte das Komitee seine Bücher offenlegen und wagte deshalb nicht, „die erbetene Garantie zu übernehmen, da dies neuen Stoff für Anklagen liefern könnte".159 So wurde der Ausweg gewählt, den Ökumenischen Rat der Kirchen der Form halber als „Zwischengaranten" fungieren zu lassen. Dabei ist bemerkenswert, daß sich diese Garantie nur auf einen Betrag von 12 000 Franken zu erstrecken brauchte, weil die Wiederaufbau-Abteilung und die Ökumenische Kommission für die Pastoration der Kriegsgefangenen einen Teil der vorgesehenen Verpflichtungen übernehmen konnten und sich bereiterklärten, „weitere Mittel für die vorgesehene Unterstützung von kriegsgefangenen und internierten Theologen" zur Verfügung zu stellen.160 Insgesamt zeigte sich bei Ehrenströms Verhandlungen in Schweden, wie groß - abgesehen vom Engagement für die baltischen und die übrigen skandinavischen Kirchen - dort das Interesse am Selbsthilfewerk und an der Hilfe für die deutsche Kirche war. Zusammen mit Ehrenström wurde im Herbst 1944 eine Liste schwedischer und englischer theologischer Bücher für die Übersetzung in „kontinentale" Sprachen erstellt, ferner eine Liste von Dozenten, die für eine „theologische Mitarbeit" in Deutschland in Frage kämen; und es wurde in Aussicht genommen, die Namen von Diakonen zusammenzustellen, die bereit sein würden, sich an der Nachkriegsarbeit in Deutschland zu beteiligen. Bereits Ende August/Anfang September 1944 hatte im „Nordischen Ökumenischen Institut" in Sigtuna ein zweiwöchiger Kurs „zur Einführung in die christliche Nachkriegsarbeit im Auslande" stattgefunden, bei dem Ehrenström über die ökumenische Nachkriegshilfe

158

„Aufzeichnung" o.V. (Schönfeld), 11.12. 1944 (AÖRK, 9). Ehrenström, „Notizen über die Verhandlungen zum ökumenischen Nachkriegshilfswerk", o.D., Oktober/November 1944 (EBD., 11). 159

160

„Aufzeichnung", o.V. (Schönfeld), 1 1 . 1 2 . 1 9 4 4 (EBD., 9).

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gesprochen hatte.161 Für das Frühjahr 1945 wurde als Ergänzung zu den Vorbereitungslehrgängen einiger säkularer Hilfsorganisationen ein Zusatzkurs zur Einführung „in die religiöse und kirchliche Eigenart der betr. Länder" geplant.162 Schönfeld hat immer wieder darauf hingewiesen, wie sehr es auf die Vermittlung zwischen Selbsthilfewerk und Alliierten ankomme. Bereits in seinem ersten Bericht über das Selbsthilfewerk betonte er, es sei entscheidend, „daß führende Kirchenmänner aus anderen Kirchen bei den verantwortlichen Regierungsstellen vorstellig werden, um die Arbeit der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche wie auch ihrer zentralen Arbeitsausschüsse und der zentralen A r beitsgruppen in den einzelnen Landschaften zu erleichtern." 163

Als er im November 1944 für Warnhuis und wieder im Februar 1945 für Herman Material über das „Selbsthilfewerk" und das Kirchliche Einigungswerk zusammenstellte, wiederholte er jedesmal, wie wichtig es sei, daß Vertreter der amerikanischen und britischen Kirchen bei ihren Regierungen und beim Alliierten Oberkommando „jene Vermittlung durchsetzen, die eine Fühlungnahme der führenden Vertreter der Deutschen Evangelischen Kirche und der Organe des Selbsthilfewerkes der Deutschen Evangelischen Kirche mit den Vertretern des Oberkommandos der alliierten Streitkräfte möglich macht."164 Es wurde auch vorgeschlagen, die Verbindung zur Führung der alliierten Truppen bzw. zu den Besatzungsbehörden durch Einrichtung eines „Beratenden Organs" zu institutionalisieren, dem auch Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen und der römisch-katholischen Kirche angehören sollten. Aufgabe des „Beratenden Organs" solle auch die Vermittlung zwischen amerikanischen und britischen Hilfsorganisationen einerseits und dem „Selbsthilfewerk" andererseits sein, das so nicht in die Gefahr gerate, wegen zu enger „Fühlungnahme zu den Siegermächten von der deutschen Bevölkerung als ,Quislinge' angesehen zu werden". Der Vorschlag diene aber auch dem alliierten Interesse „an einer reibungslosen Ingangsetzung der Arbeit in der deutschen Landwirtschaft und Industrie".165 Wenn auch ein derartiges „Beratendes Organ" kaum ernsthaft erwogen worden sein dürfte, so stieß Schönfeld mit diesem Anliegen beim Ökumenischen Rat der Kirchen doch auf offene Ohren. Visser't Hooft, der im Februar 1944 das alliierte Haupt]61

Vermerk „Überblick über die Verhandlungen von Direktor N. Ehrenström . . o . V .

(Schönfeld), D e z e m b e r 1 9 4 4 (EBD.).

Ehrenström, „Notizen... Nachkriegshilfswerk", Oktober/November 1944 (EBD., 11). „Vorschläge für das Selbsthilfewerk ...", Sommer/Frühherbst 1944 (EBD., 30). 164 „Bemerkungen... Das Einigungswerk...", November 1944 (EBD., 7). 165 Memorandum Schönfeld, ohne Überschrift u.o.D., wahrscheinlich März 1945 (ADW, ZB 710). 16!

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quartier in Versailles aufsuchte und gegenüber dem für diese Fragen zuständigen Offizier, Oberstleutnant R. T. Percival, auch auf das Selbsthilfewerk zu sprechen kam, konnte hier zunächst nichts erreichen. Nach Kriegsende sollte dafür die Unterstützung durch die Ökumene für den Aufbau des Evangelischen Hilfswerks von nicht zu überschätzender Bedeutung sein.166 Angesichts der Bedeutung, die in späteren Jahren dem latenten Gegensatz zwischen Hilfswerk und Innerer Mission zukam, legt sich schließlich die Frage nahe, welche Rolle die Innere Mission in den Plänen für das Selbsthilfewerk spielte. In der großen Zahl Schönfeldscher Berichte und Memoranden findet sich kein Hinweis darauf, daß das Selbsthilfewerk auf die Mitarbeit der Inneren Mission verzichten werde. Ebensowenig lassen sie ahnen, daß dem Hilfswerk als Werk der verfaßten Kirche später einmal höherer ekklesiologischer Rang als der vereinsrechtlich organisierten Inneren Mission beigemessen werden sollte. Vielmehr wird es stets als eine der Leistungen des Kirchlichen Einigungswerkes angeführt, die Innere Mission durch „Eingliederung" in die Deutsche Evangelische Kirche vor der Übernahme durch die N a t i o nal] S[oziaKstische]V[olkswohlfahrt] bewahrt zu haben.167 Die Verbände der Inneren Mission seien „in die betr. Kirchen oder kirchlichen Gesamtgremien" eingegliedert worden, und man habe durchsetzen können, daß ihren Leitungsgremien nur Kirchenmitglieder angehören dürften. Die „zentralen Führungskreise" des Selbsthilfewerkes hätten sich schließlich bemüht, „zuverlässige Verbindungsleute" in Schlüsselpositionen der Inneren Mission zu gewinnen und so „die geistige Führung in diesen Schlüsselpositionen zu übernehmen". 168 So kann Schönfeld sagen: „Dank dieser Entwicklung steht noch der größte Teil der 70000 hauptamtlichen Mitarbeiter der Inneren Mission zur Verfügung, und wo diese... ausfallen, wurden nebenamtliche Kräfte herangezogen, die in einer lebendigen christlichen Laienbewegung zur Verfügung stehen."169 Am Anfang des Jahres 1944, als die Pläne für das „Selbsthilfewerk" intensiviert wurden, sprach Schönfeld in seinem die deutsche Reaktion auf Visser't Hoofts Denkschrift zusammenfassenden Memorandum sogar von einem Ausbau der Inneren Mission. Diese müsse nicht allein die während des Krieges enteigneten und beschlagnahmten Einrichtungen wieder übernehmen, sondern auch „viele der bisher von den staatlichen Institutionen übernommenen Aufgaben" wahrnehmen. Neben ihren bisherigen Aufgaben 166 Vgl. A. BOYENS, Kirchenpolitik, S. 23f. Stewart Herman hat im Oktober 1945 sogar die Schaffung eines Verbindungsbüros zwischen ORK, EKD und OMGUS vorgeschlagen (EBD., S. 44ff.). 167 So in „Bemerkungen . . . Das Einigungswerk . . . " , November 1944 (AORK, 7). Zum Erlaß der DEK-Kirchenkanzlei vom 1. 6.1940 vgl. G. KRÜGER-WITTMACK, Verhältnis, S. 18f. 168 „Möglichkeiten einer Zusammenarbeit für das geplante Kinderhilfswerk" (AORK, 9).

EBD.

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habe sie vor allem „für die vielen Waisen, Evakuierten und vielfach völlig Verarmten zu sorgen, die beim Wiederaufbau der einzelnen Gemeinden" zu betreuen seien.170 Bei anderer Gelegenheit wird Schönfeld daraufhinweisen, daß das „Selbsthilfewerk" die „Arbeitszentralen der Inneren und Äußeren Mission, die Diakonissenhäuser und die Diakonenanstalten, die kirchlichen Arbeits- und Jugendheime" als „Zentren der praktischen Wirksamkeit" nutzen werde.171 Von dem später vielgebrauchten Argument, die Innere Mission treibe nur Anstaltsarbeit, wohingegen das Hilfswerk die Gemeinden und damit die ganze Kirche aktiviere, ist hier ebenfalls noch nichts zu spüren. Kontakte zwischen Deutschland und Genf in den letzten Kriegsmonaten Auch als Schönfeld nach dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 nicht mehr nach Deutschland reisen konnte, brach die Verbindung nicht ab.172 Folgt man seinen Aufzeichnungen, so sind in dieser Zeit auch die Vorbereitungen für das Selbsthilfewerk weitergegangen. Im August 1944 fuhr Ehrenström über Deutschland nach Schweden und suchte bei dieser Gelegenheit auch Wurm in Stuttgart auf.173 Nach seiner Rückkehr notierte Schönfeld: „Durch Verbindungsleute von Bischof Wurm wurde uns die Frage und Bitte weiter vermittelt, ob im Anschluß an die Berichte von Nils Ehrenström die nötigen Maßnahmen getroffen worden sind, damit zu gegebener Zeit eine möglichst rasche und wirksame Anerkennung der dann hervortretenden obersten Leitung der Evangelischen Kirche erfolgen könnte. Ferner sollte... ausdrücklich festgestellt werden, daß Bischof Dr. W u r m . . . im Rahmen der Vorarbeiten für das ,Selbsthilfewerk' auch bereits die maßgebenden Weisungen erteilen kann, soweit eine brüderliche Hilfe von anderen Kirchen angeboten wird."174

Nach einer vermutlich ebenfalls von Schönfeld stammenden Aufzeichnung wurde dem ÖRK Anfang 1945 mitgeteilt, „im Anschluß an die Verhandlungen und Beschlüsse d e s . . . Reichsbeirats" sowie „im Anschluß an die im November 1944 festgelegten Beschlüsse und Anregungen des „Reconstruction Committee des Oekumenischen Rates" werde der „Gesamtausschuß des Selbsthilfewerks der Deutschen Evangelischen Kirche als Reconstruction Committee der Deutschen Evangelischen Kirche fungieren" und die für die Zusammenarbeit notwendigen Unterlagen beschaffen.175 Da

Vorläufige Gesichtspunkte..., Jan. 1944 (EBD., 7). „Vorschläge für das Selbsthilfewerk der Deutschen Evangelischen Kirche nach Kriegsende, Entwurf" (AÖRK, 30). ' 72 Die Mehrzahl seiner Berichte über Kirchliches Einigungswerk und „Selbsthilfewerk" sind erst seit dem Sommer 1944 entstanden. 1.3 Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 239 und 328. 1.4 Aufzeichnung vom 18.12.1944, zitiert nach: EBD., S. 239, Anm. 24. 175 „Mitteilungen des Selbsthilfewerks der DEK", Februar 1945 (AÖRK, 7). 171

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von einem „Gesamtausschuß" des „Selbsthilfewerkes" bisher nie die Rede war, ist nicht ganz deutlich, ob hier der Beirat des Kirchlichen Einigungswerkes oder ein anderes Gremium gemeint ist, und daß erst jetzt von einem als Wiederaufbau-Ausschuß fungierenden Gremium gesprochen wird, zeigt erneut, daß das „Selbsthilfewerk" nicht in erster Linie als Partnerorganisation für den ökumenischen „kirchlichen Wiederaufbau" konzipiert worden ist. Derselben Aufzeichnung zufolge wird Schönfeld als Vertreter des „Reconstruction Committee der Deutschen Evangelischen Kirche" bis zur „Wiederherstellung der unmittelbaren Beziehungen nach Kriegsende" mit der Aufrechterhaltung der Verbindung sowie der Vermittlung der notwendigen Unterlagen beauftragt. Weiter geht daraus hervor, daß man deutscherseits mit dem Genfer Beschluß einverstanden sei, angesichts der ungeheuren materiellen Nöte vor allem „Aufgaben des Gemeindeaufbaus und geistlichen Dienstes in den Gemeinden zu unterstützen", und die Vorbereitungen für die Beschaffung von Bibeln und Gesangbüchern sowie theologischer und erbaulicher Literatur begrüße. Darüber hinaus wird gebeten, die Kriegsgefangenenarbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen wesentlich auszubauen, weil die „innere Haltung" der zurückkehrenden Kriegsgefangenen für die „Erneuerung der christlichen Gemeinden" in Deutschland entscheidend sei. Schließlich werden die Bemühungen um die gefangenen Theologiestudenten und die Unterstützung der Auslandsgemeinden begrüßt.176 Nachrichten aus Deutschland erreichten Schönfeld zwar bis in die letzten Kriegswochen177, doch darunter scheinen keine gewesen zu sein, die das Selbsthilfewerk betrafen. Er blieb unablässig bemüht, für dieses zu werben, tat aber ein übriges und gründete mit dem „Bureau intermediaire special pour le secours aux Allemands victimes de la guerre" (Büro für Hilfswerke an deutschen Kriegsopfern. Später: Bureau Intermediaire pours secours d'apresguerre ä l'Allemagne - Büro für deutsche Nachkriegshilfe), für das er am 25. Mai 1945 die Genehmigung der Genfer Kantonsregierung erhielt178, eine eigene Hilfsorganisation. Der dabei zugrundeliegende Gedanke stand allerdings in einem gewissen Gegensatz zu den hochfliegenden Erwartungen, die er mit dem „Selbsthilfewerk" verband: Die Träger der „Selbsthilfe" in Deutschland - kirchliche Organisationen, Ärzteschaft, Behörden, Gewerkschaften und Industrie, die lokalen Rotkreuzorganisationen - sollten „Selbsthilfeausschüsse" zur Koordinierung ihrer Tätigkeit bilden. Deutschland sei seit seiner Kapitulation am 9. Mai 1945 beim Roten Kreuz nicht mehr vertreten und eine Verbindung nur durch Einschaltung der internationalen kirchlichen Organisationen möglich. Hier sollte nun das politisch und kon-

176

177 1711

EBD.

Vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 241, Anm. 27. A. BOYENS, Treysa 1945, S. 42, Anm. 62.

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fessionell neutrale „Bureau Intermediaire" die Vermittlung übernehmen, um „jede unsachliche Verquickung der im engeren Sinne kirchlichen Aufgaben mit der Hilfeleistung für die deutsche Zivilbevölkerung"179 zu vermeiden. Schönfeld vertrat hier eine säuberliche Trennung von „allgemeiner Nothilfe" und „kirchlichem Wiederaufbau", wie sie zwar den Plänen der Ökumene noch - , nicht aber denen für das „Selbsthilfewerk" entsprach. Und er zweifelte wohl doch, ob die Kirche die „Dirigierung des Ernährungs- und Versorgungsapparates" wirklich in die Hand nehmen würde. 180 Am 15. Mai 1945 trat in Genf zum ersten Mal nach Kriegsende der Wiederaufbau-Ausschuß des Ökumenischen Rates der Kirchen zusammen. Schönfeld konnte vor diesem Gremium nur allgemein von den Vorbereitungen berichten, die Bischof Wurm und der „Reichsbeirat der DEK" für ein „Selbsthilfewerk" getroffen hätten. Dabei wiederholte er - offenbar teilweise wörtlich - die am Jahresbeginn übermittelten deutschen Wünsche. Was die Literaturhilfe betraf, so hatte er während der Ostertage bereits mit Vertretern der amerikanischen Lutheraner über die Gewährung von Mitteln zur Errichtung eines christlichen Verlages verhandelt.181 Angesichts der herrschenden Ungewißheit auch über die geplanten administrativen Maßnahmen der Siegermächte, beschloß der WiederaufbauAusschuß, zunächst eine Delegation der Wiederaufbau-Abteilung nach Deutschland reisen zu lassen:"... It should be composed of men of note, but not of men of such high standing that they would be taken as representing and speaking for their Churches."182 Später könne dann das Vorläufige Komitee des Ökumenischen Rates der Kirchen eine zweite, „gewichtige" Kommission nach Deutschland schicken. Aber bereits ehe es soweit war, bevor Schönfeld und Freudenberg im Juni für den Wiederaufbau-Ausschuß und jene „gewichtige" ökumenische Delegation im Oktober nach Deutschland kamen, konnte der unmittelbare Kontakt durch einen überraschenden Besuch Gerstenmaiers in der Schweiz schon Anfang Juni 1945 wiederhergestellt werden.

179 Vermerk Weber/Brunotte/Smend, 28. 6. 1945 (EZA BERLIN, EKD 202/1) über eine Besprechung, in der Waetjen und Schönfeld die Konzeption des Bureau Intermediaire erläuterten. Anlage 1: Merkblatt: „Büro für Hilfswerke an deutschen Kriegsopfern". 180 Vgl. oben S. 29. 181 Vgl. unten S. 155. 182 (: Es solle aus angesehenen Männern bestehen, die aber nicht derart hochrangig seien, daß sie als Repräsentanten und Sprecher ihrer Kirchen angesehen würden.) - Ns (AORK 13).

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2. Sommer 1945 - vom Kriegsende bis zur Konferenz von Treysa a) Gerstenmaiers Besuch in der Schweiz im Juni 1945 Auch nach seiner Verhaftung hatte Gerstenmaier an seinem HilfswerkPlan festgehalten, so daß Harald Poelchau später erklären konnte, eigentlich sei das Hilfswerk „im Gefängnis in der Zelle in Berlin-Tegel"183 entstanden. Näheres hierzu ließ sich nicht mehr ermitteln, doch hat Gerstenmaier, der am 14. April 1945 in Bayreuth von amerikanischen Truppen befreit wurde, seinen Plan bei der ersten sich bietenden Gelegenheit sofort energisch aufgegriffen. Am 26. Mai stieß er auf dem Hof des dortigen Zuchthauses auf Jean Pfeiffer, einen Delegierten des Internationalen Roten Kreuzes, der ihn von früher kannte und dem er seine Vorstellungen vortrug. Dieser erbot sich, ihn in seinem Wagen nach Zürich mitzunehmen 184 , und noch am gleichen Tag schrieb Gerstenmaier an Schönfeld und bat darum, eine Einreiseerlaubnis für ihn als „befreiten politischen Gefangenen... für einen 8-14tägigen Aufenthalt zur Besprechung dringender kirchlicher und Liebesmaßnahmen mit dem Ökumenischen Rat" zu erwirken.185 Pfeiffer bewog den Bayreuther Stadtkommandanten zur Ausstellung eines Passierscheines und einer Ausreisegenehmigung, während Schönfeld, Gerstenmaiers früherer theologischer Lehrer Emil Brunner und Adolf Keller die Genehmigung zur Einreise in die Schweiz beschafften.186 Ausgestattet mit einem Startkapital von 2450 Reichsmark, das eine Kirchengemeinde in der Nähe Bayreuths vorgeschossen hatte187, und ohne daß er Gelegenheit gehabt hätte, mit Wurm oder anderen an der Vorbereitung des Selbsthilfewerkes Beteiligten Verbindung aufzunehmen 188 , machte sich Gerstenmaier auf den Weg, „geradenwegs nach Zürich".189 Am 2. Juni 1945190 traf er über Bregenz191 in der Schweiz ein, wo ihn Schönfeld in Zürich in Empfang nahm.192

183

H . POELCHAU, Entstehung, S. 17.

184

A . BOYENS, K i r c h e n k a m p f 1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 2 6 6 , A n m . 1 2 4 . L t . E . GERSTENMAIER, Streit,

S. 232, handelte es sich um Jean Koester. Zur Befreiung Gerstenmaiers und den unmittelbar folgenden Wochen vgl. ebd., S. 2 2 8 - 2 3 3 . 185 Zitiert nach A. BOYENS, Treysa 1945, S. 42. 186

E . GERSTENMAIER, S t r e i t , S. 2 3 2 b z w . A . BOYENS, K i r c h e n k a m p f 1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 2 6 6 .

187

Es handelt sich um Bindlach, Kreis Bayreuth (ADW, ΖΒ 29). Gerstenmaier, schriftliche Auskunft, November 1980. Die anderslautende Bemerkung Heckeis, Gerstenmaier habe ihn auf seinem „Entlassungswege" in Erlangen aufgesucht (DANK UND VERPFLICHTUNG, S. 116), beruht auf einem Irrtum (mündliche Auskunft Gerstenmaiers vom 17.11. 1980). 188

189

E. GERSTENMAIER, Hilfe, S. 21.

190

A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 266, Anm. 124.

191

E. GERSTENMAIER, Hilfe, S. 68.

192

E. GERSTENMAIER, Streit, S. 232. In Zürich traf Gerstenmaier auch mit Brunner zusam-

m e n (EBD., S. 233).

Sommer 1945

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Bei den Besprechungen, die Gerstenmaier dann im Lauf der folgenden Wochen in Genf mit den Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen und besonders der Wiederaufbau-Abteilung führte, standen technische Fragen und die Zusammenarbeit zwischen der Wiederaufbau-Abteilung und dem geplanten Hilfswerk im Vordergrund.193 Bindende Absprachen sind aber bei diesem Besuch Gerstenmaiers nicht getroffen worden, zumal Visser't Hooft sich während dieser Wochen in den Vereinigten Staaten aufhielt.194 Dem entspricht auch der Verlauf der Sitzung des WiederaufbauAusschusses am 17. Juli 1945, der ersten nach Gerstenmaiers Besuch, bei der weder dieser noch das geplante deutsche Selbsthilfewerk erwähnt wurden. Der Beschluß, insgesamt 675000 Schweizer Franken für Barackenkirchen, Transportmittel und Literaturhilfen für Deutschland bereitzustellen, kam offenbar vor allem aufgrund des Berichtes Freudenbergs zustande, der noch während Gerstenmaiers Aufenthalt in Genf mit Schönfeld zu einer Erkundungsfahrt nach Deutschland aufgebrochen und eigens zu dieser Sitzung zurückgekehrt war.195 Noch nach der Proklamation des Hilfswerks auf der Konferenz von Treysa im August zögerte der Ökumenische Rat, mit Gerstenmaier zusammenzuarbeiten, bevor das Verhältnis von Hilfswerk und Kirchlichem Außenamt, dessen neuer Leiter Martin Niemöller in Genf die größeren Sympathien genoß, definitiv geklärt sei.196 Ein anderes Ergebnis seines Genf-Aufenthaltes war aber, daß Gerstenmaier erstmals einer größeren internationalen Öffentlichkeit bekannt wurde. Am 18. Juni 1945 berichtete er auf einer vom Ökumenischen Pressedienst veranstalteten Pressekonferenz über den deutschen Widerstand und seine Beteiligung daran, und am 23. und 24. Juni veröffentlichte die Neue Zürcher Zeitung einen von ihm verfaßten umfangreichen Bericht zum gleichen Thema. Diese Pressekonferenz, der vielspaltige Artikel und besonders Gerstenmaiers Erklärung, er habe 1933 in enger Verbindung mit Niemöller am Kampf der Bekennenden Kirche teilgenommen, lösten wütende Polemiken Karl Barths und Arthur Freys, des Herausgebers des Schweizerischen Evangelischen Pressedienstes, aus, für die er sich als Mitarbeiter Heckeis im Kirchlichen Außenamt rettungslos kompromittiert hatte. Es entspann sich eine Pressefehde, in der Brunner für Gerstenmaier eintrat, und die sich bis in den September hinzog.197 193

Gerstenmaier, mündliche Auskunft, 17.11. 1980. Im Archiv des Ö R K ließen sich Unterlagen über den Besuch Gerstenmaiers nicht ermitteln. Die Akte AÖRK, 5, bezieht sich lediglich auf die anschließende Auseinandersetzung in der Presse. 194 Er kehrte am 2.7. 1945 nach Genf zurück (A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 330) und kann darum das Gespräch mit Gerstenmaier, von dem dieser ausführlich berichtet (E. GERSTENMAIER, Streit, S. 237), erst später geführt haben. 195 Wiederaufbau-Ausschuß, 16717. 7. 1945, Beschlußprotokoll (AÖRK, 13). 196 Vgl. S. 98-104 und A. BOYENS, Treysa 1945, S. 5Iff. 197 V g l . A Ö R K , 5, A . BOYENS, K i r c h e n k a m p f 1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 2 6 6 , EUGEN GERSTENMAIER IM DRITTEN REICH, S. 4 3 - 4 8 u n d K . BARTH, O f f e n e Briefe, S. 3 5 4 f ü r w e i t e r e E i n z e l h e i t e n .

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Gerstenmaier verhandelte in der Schweiz nicht nur mit Vertretern der Ökumene, sondern auch mit Vertretern nichtkirchlicher Hilfsorganisationen, jedoch zunächst ohne konkrete Ergebnisse. So vermittelte Schönfeld eine Begegnung mit dem Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Professor Max Huber. Dieser war bereit, beim Alliierten Oberkommando in Paris zu sondieren, ob für das Rote Kreuz die Möglichkeit bestehe, in Deutschland „nicht nur für displaced persons, sondern auch für die deutsche Zivilbevölkerung wirken zu dürfen". Aber Hubers Vorstoß blieb erfolglos.198 Ein ähnlich negatives Ergebnis hatten die Besprechungen mit dem Leiter der „Schweizer Spende an die Kriegsgeschädigten", Rudolfo Olgiati. Olgiati sah bei allem persönlichen Wohlwollen die Voraussetzungen für eine Berücksichtigung Deutschlands noch nicht als gegeben an und meinte, bis auf weiteres könne allenfalls unter dem Motto „Nachbarschaftshilfe" etwas getan werden.199 Offenbar war die Unterstützung Allan Dulles', damals Leiter des amerikanischen Nachrichtendienstes „Office of Strategie Services" in Bern, für die Organisationsarbeit, die Gerstenmaier in den folgenden Monaten leisten würde, am wertvollsten. Dulles stellte ihm nämlich einen Begleitoffizier mit „einem großen Jeep, mit Fahrer, Treibstoff, Marschverpflegung und Passagierschein wochenlang zur Verfügung", so daß Gerstenmaier in seinen Lebenserinnerungen feststellen konnte: „Daß das Hilfswerk... viel früher und schneller organisiert und zum Funktionieren gebracht werden konnte, haben wir der Hilfe des amtlichen Amerika zu verdanken."200 Unmittelbar nach der Begegnung mit Huber am 16. Juni 1945 hat Gerstenmaier ein kurzes Memorandum über das „Selbsthilfewerk der Deutschen Kirchen" verfaßt. Es ist seine früheste erhaltene Äußerung über das Hilfswerk. Er weist darin kurz auf seinen Plan vom Frühjahr 1943 hin, „unmittelbar nach dem Zusammenbruch in Verbindung mit dem römischkatholischen Episkopat Deutschlands ein Hilfswerk zu organisieren, das auf dem Gedanken der Selbsthilfe steht und versuchen soll, mit allen erreichbaren Mitteln dem Chaos charitativ zu begegnen". Weiter heißt es darin: „Ohne der katholischen Planung damit vorgreifen zu wollen, wurde mit Landesbischof Dr. Wurm beschlossen, ein Hilfswerk der Deutschen Evangelischen Kirche zu schaffen, das, in zwei Abteilungen aufgebaut, sowohl den dringendsten Bedürfnissen physischer Art und den unerläßlichen Aufgaben geistig-seelischer Art dienen soll." Vgl. auch E. GERSTENMAIER, Streit, S. 236 und J. DEGEN, Diakonie, S. 20, wo dieser erklärt, Gerstenmaiers Rolle im Widerstand nicht erörtern zu wollen, dementsprechend die einschlägige Literatur beiseite läßt, gleichwohl aber Barths mit Verbalinjurien gespickte Polemik ausführlich und mit Zustimmung zitiert. E. GERSTENMAIER, Hilfe, S. 21 f. und DERS., Streit, S. 236.

E. GERSTENMAIER, Hilfe, S. 21. Zur „Schweizer Spende" vgl. H.-J. WOLLASCH, Auslandshilfe, S. 45f. 200

E . GERSTENMAIER, Streit, S. 240.

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Vom Internationalen Roten Kreuz erbat er nun Hilfe für das Aufgabengebiet der ersten Abteilung, die „den dringendsten Bedürfnissen physischer Art" dienen sollte. Dabei war zweifellos an eine gemeinsame evangelischkatholische Hilfsorganisation gedacht, von der es heißt, daß sie „an den bestehenden Apparat der großen kirchlichen Institutionen angeschlossen werden" solle. Die Kirchen müßten das „Selbsthilfewerk zunächst auch allein" tragen und verantworten, da sie als einzige Institution noch die Zonengrenzen übergriffen und ihr moralisches Gewicht dafür einsetzen könnten, einen Lebensmittel-, Finanz- und Personalausgleich zwischen unterschiedlich betroffenen Gebieten zu ermöglichen.201 b) Die Fortsetzung der Hilfsvorbereitungen des Ökumenischen Rates der Kirchen Erste Erkundungsfahrten im Auftrag der Ökumene Noch bevor Gerstenmaier seinen Aufenthalt in Genf beendet hatte, reisten Schönfeld, Freudenberg und Rechtsanwalt Eduard Waetjen, ein früherer Vizekonsul beim deutschen Konsulat in Zürich, nach Deutschland, um Kontakte zu knüpfen und Informationen über die allgemeine und kirchliche Lage zu sammeln. Freudenberg vertrat dabei die Wiederaufbau-Abteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen, Waetjen202 das wenige Wochen zuvor ins Leben gerufene Bureau Intermediate, Schönfeld beide Organisationen. Außerdem waren sie im Besitz einer Verhandlungsvollmacht des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz.203 Uber Freiburg im Breisgau, wo es zu einer Begegnung mit Prälat Benedikt Kreutz, dem Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, kam 204 , Heidelberg, Mannheim und Weinheim reiste die Gruppe nach Wiesbaden, wo sie am 14. oder 15. Juni eintraf. Über die Kontakte während der ersten Tage sind Einzelheiten nicht bekannt. In Verhandlungen mit den Besatzungsbehörden in Frankfurt und Wiesbaden205 gelang es den Vertretern der Ökumene, Unterstützung für die Weiterfahrt zu erlangen. 201 Vgl. unten S. 88ff. und Memorandum „Selbsthilfewerk der Deutschen Kirchen", 16. 6. 1945 ( A D W , ZB 7), Auszüge in: Quellen HI, S. 187. Vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz erbat Gerstenmaier „Vermittlung bei den nicht-russischen Besatzungsbehörden" und „technische Ermöglichung der notwendigen Organisationsmaßnahmen unter dem Schutz des IRK in Deutschland durch Abstellung eines Delegierten des IRK und die Bereitstellung der notwendigen Wagen und Ausweise". Letzteres stellte ihm dann Dulles zur Verfügung. 202

Z u W a e t j e n v g l . A . BOYENS, K i r c h e n k a m p f 1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 2 5 6 , A n m . 1 3 2 .

Vermerk Weber/Smend/Brunotte, 28. 6. 1945 (EZA BERLIN, EKD 202/1). 204 EBD. - Im Archiv des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg im Breisgau ließen sich dazu jedoch keine Unterlagen ermitteln. 205 Vgl. EBD. 203

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In Begleitung zweier amerikanischer Offiziere konnten sie eine Fahrt in die von amerikanischen Truppen besetzten Teile Thüringens und Sachsens durchführen. Freudenberg erwähnt in seinem Reisebericht kurze Besuche in Eisenach, Weimar, Naumburg, Leipzig und Halle. In Leipzig gelang es, erste Nachrichten über die Lage in Berlin zu erhalten.206 Am 20. Juni 1945 traf die Gruppe in Göttingen ein, wo sie mit Vertretern der medizinischen Fakultät der Universität Verbindung aufnahm, um sich über die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungs- und Arzneimitteln unterrichten zu lassen. Da am Tage zuvor die Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche mit amerikanischer Hilfe ihren Sitz von ihrem Ausweichort Stolberg am Harz nach Göttingen verlegt hatte, konnte auch deren derzeitigen Leiter, Oberkonsistorialrat Heinz Brunotte, an den Gesprächen teilnehmen. Eine erste Besprechung am 20. Juni 207 , in der die Anliegen des Bureau Intermediaire dargelegt wurden, führte möglicherweise zur Gründung eines „Selbsthilfeausschusses" im Sinne der vom Bureau Intermediaire vertretenen Konzeption 208 , doch sind darüber Einzelheiten nicht bekannt. Bei einer zweiten Zusammenkunft am 21. Juni209 wurde der Fragebogen durchgesprochen, den die Wiederaufbau-Abteilung des ORK seit dem Sommer 1944 ihren Erhebungen zugrunde legte, und der auf allen Stationen dieser und der folgenden Rundfahrt verteilt worden ist.210 Über Kassel, Marburg und Nauheim ging die Fahrt dann zurück nach Wiesbaden.211 In Kassel müssen Besprechungen mit der Leitung der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck stattgefunden haben, denn entsprechend den Vorschlägen des Bureau Intermediaire bildete sich unter Vorsitz des späteren landeskirchlichen Hilfswerk-Bevollmächtigten, Oberlandeskirchenrat Ernst Neubauer, ein „Caritativer Hilfsausschuß KurhessenWaldeck", dem Vertreter der Inneren Mission212, der Caritas, der Ärzteschaft und des Einzelhandels angehörten.213 Dieser Caritative Hilfsausschuß

206

„Impressions gained during a visit to Germany from June 15th to July 12th", 6. 8. 1945 (AÖRK, GSC Freudenberg). Am 19.6. 1945 schrieb Schönfeld von Leipzig aus an die „Freunde" in Berlin, unterrichtete sie über seine Mission sowie über die Pläne der Ökumene und Gerstenmaiers und schickte Informationsmaterial und Fragebögen mit. Der Brief gelangte am 28. 6. 1945 an Böhm, der in seiner Antwort auf Schönfelds Äußerung zum „Selbsthilfewerk" und zur Selbsthilfe nicht einging. Vgl. Böhm an Schönfeld, 29. 6.1945 (EZA BERLIN, KKA 557). 207 Teilnehmer: Brunotte, die Mediziner Schoen, Martius und Kleinfeld, der Theologe Otto Weber und der Jurist Rudolf Smend. 208 Vgl. unten S. 46. 209 Teilnehmer: Brunotte, Smend, Jeremias, Weber. 210

211

V e r m e r k W e b e r s o . D . (Juni 1 9 4 6 ) : E Z A BERLIN, E K D 2 0 2 / 1 .

Reisebericht Freudenbergs, 6. 8. 1945 (AÖRK, GSC Freudenberg). 212 Der frühere CA-Direktor und damalige Kasseler Superintendent Johannes Steinweg. 213 Neubauer an ORK, 23.6. 1945, so auch noch das Rundschreiben C 2271/45 des Landeskirchenamts Kassel vom 8.10. 1945! (ADW, ZB 100).

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fühlte sich aber auch für die Beantwortung des Fragebogens zum „Kirchlichen Wiederaufbau" verantwortlich;214 einige Monate später trat das Hauptbüro Kurhessen-Waldeck des Evangelischen Hilfswerks an seine Stelle. So zeigt dieses Beispiel, wie wenig sich in der Praxis die unterschiedlichen Anliegen des Bureau Intermediate und der Wiederaufbau-Abteilung des ÖRK auseinanderhalten ließen. Diesem ging es um Lebensmittelversorgung und medizinische Betreuung, jener zu diesem Zeitpunkt noch ausschließlich um „Kirchlichen Wiederaufbau" im engeren Sinne. Konnten die Kundschafter aus Genf feststellen, daß in Deutschland die Vorbereitungen für ein „Selbsthilfewerk", von denen Schönfeld in seinen Memoranden wieder und wieder berichtet hatte, wirksam geworden waren? Man muß diese Frage verneinen, denn obwohl Schönfeld und Freudenberg sich in ihren Berichten nicht direkt hierzu äußern, lassen sich ihre Bemerkungen schwerlich so interpretieren, als hätten sie auf derartige Planungen zurückgehende Aktivitäten vorgefunden. Er und seine Begleiter hätten mit Dankbarkeit festgestellt, schreibt etwa Schönfeld am 26. Juni 1945 an den ÖRK-Mitarbeiter Pfarrer Oliver Tomkins, „that liaison men of the anti-Nazi opposition groups... were partly already active and that we could help them to coordinate their efforts in self-helf committees"215. In Freudenbergs Reisebericht vom 6. August 1945 heißt er nur, die kirchlichen Organisationen hätten in großem Ausmaß die Verantwortung für Nothilfemaßnahmen übernommen216, aber an ein „Selbsthilfewerk" im Sinne der früheren Berichte Schönfeld denkt der Verfasser dabei nicht. Außerdem bedurfte es offenbar teilweise der Ermutigung durch die Delegierten des ORK, um kirchliche Kreise zu Aktivität zu bewegen: " W e - particularly m y collegues - d o whatever they can to awaken church people to take lead of social + medical selfhelp groups. In s o m e cases w e f o u n d the C h u r c h and the Inner Mission officially cooperating in the realm of practical relief. In other cases o u r suggestions m e t with strong echo." 2 1 7

Wenn Freudenberg in seiner Aufzeichnung erklärte, man habe Selbsthilfekomitees unter Führung der Kirche in „various towns" angetroffen, so kann man das als eine freundliche Umschreibung für deren nicht sehr imponie-

214

Neubauer an Freudenberg, 20. 7. 1945 (AÖRK, 4). (: „Verbindungsleute der Anti-Nazi Oppositionsgruppen... waren zum Teil schon aktiv, und wir konnten ihnen helfen, ihre Anstrengungen in Selbsthilfe-Ausschüssen zu koordinieren"). - AÖRK, 30. 216 AÖRK, GSC Freudenberg. 2,7 (: „Wir - besonders meine Kollegen - tun alles, was sie vermögen, um die Kirchenleute zur Übernahme der Führung von sozialen und medizinischen Selbsthilfe-Gruppen zu ermuntern. In einigen Fällen fanden wir eine offizielle Zusammenarbeit von Kirche und Innerer Mission im Bereich der praktischen Nothilfe vor. In anderen Fällen hatten unsere Anregungen eine starke Resonanz") - An Cockburn, 27. 6. 1945 (EBD.). 315

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rende Anzahl betrachten. Als Schönfeld im August 1945 mit dem Roten Kreuz über den Transport von Medikamenten und Verbandsmaterial verhandelte, nannte er als Empfänger nur die „Hilfsausschüsse" in Kassel, Frankfurt und Göttingen 218 , deren Bildung er und Waetjen als Vertreter des Bureau Intermediäre erst angeregt hatten. Die Informationen, die auf dieser Erkundungsfahrt gesammelt werden konnten, bildeten die Grundlage für erste konkrete Beschlüsse des Genfer Wiederaufbau-Ausschusses im Hinblick auf Deutschland. Freudenberg wartete nicht ab, bis die britischen Besatzungsbehörden ihre Genehmigung zu einer weiteren Fahrt durch die britisch besetzten Gebiete Nordwestdeutschlands erteilten, sondern kehrte schon am 12. Juli 1945 in die Schweiz zurück, um am 17. Juli an der Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses teilzunehmen. Aufgrund seines mündlichen Berichtes beschloß der Ausschuß, keine weiteren Nachrichten abzuwarten und sofort Mittel in erheblichem Umfang zu bewilligen: 350000 Franken für die Beschaffung von Barackenkirchen, 125000 für Transporthilfen für Pfarrer, 250000 für Literaturhilfe. Mit der Bewilligung dieser verhältnismäßig hohen Summe folgte der Ausschuß wohl den Vorschlägen Freudenbergs, der bereits in seinem ersten Brief aus Wiesbaden festgestellt hatte: "The paramount need is the Bible and hymn books."219 Die Revision der kirchenpolitischen Lagebeurteilung Das Bild, das man sich während der letzten Kriegsjahre in Genf von der kirchlichen Lage in Deutschland hatte machen können, war weitgehend wie oben bereits angeführt - von Schönfelds Vermittlung bestimmt worden. Seit es aber nach Kriegsende wieder möglich geworden war, auch unabhängig von Schönfeld eigene Eindrücke zu sammeln, wandelte es sich - in „Konsequenz bereits gefällter Entscheidungen des ökumenischen Rats für die Bfekennende] K[irche]"220, die jetzt wieder zum Tragen kamen. Freudenberg verschloß seine Augen vor den materiellen Nöten zwar keineswegs, doch galten sein Interesse und seine ganze Liebe der Bekennenden Kirche und der Frage, welche Rolle sie künftig spielen werde. Seine Begegnungen mit Niemöller, Otto Fricke und anderen zeigten ihm nun zu seiner freudigen Überraschung, „how much life there still is in the old

2,8 18

Vermerk über Besprechung zwischen Böniger (IKRK) und Schönfeld, 21. 8. 1945(EBD.,



219 An Cockburn, 27. 6. 1945 (EBD., GSC Freudenberg); auch Dibelius resümiert seinen ersten Bericht über die Lage in Berlin: „Man gebe uns wieder Neue Testamente und vielleicht ein paar Ballen schwarzes Tuch, damit wir die mindestens 1000 geraubten Talare ersetzen können, dann wollen wir dankbar und zufrieden sein." An Koechlin, 19. 7. 1945 (EBD., 29). 220

S o A . BOYENS, K i r c h e n k a m p f 1 9 3 9 - 1 9 4 5 , S. 251.

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Confessional Church" 2 2 1 , und er gewann den Eindruck, die Vorstellungen, welche man sich die letzten Jahre gemacht habe, seien wohl doch nicht ganz zutreffend gewesen. Als Mitte Juli 1945 Hans-Bernd Gisevius den ersten unmittelbaren Kontakt des ökumenischen Rates der Kirchen mit Berlin vermitteln konnte, wurde deutlich 222 , daß auch dort die Bekennende Kirche die Führung übernommen hatte. 223 Die Bedeutung des von Wurm vorangetriebenen Kirchlichen Einigungswerkes mußte demgegenüber geringer erscheinen. In einem Brief vom 25. Juli 1945 an einen seiner Freunde aus der Bekennenden Kirche, den Berliner Pfarrer Wilhelm Jannasch, hat Freudenberg seine Sicht der Dinge ausführlich dargelegt: „Wir waren die letzten Jahre sehr dankbar für die Kontakte durch Schönfeld und für seinen gefahrvollen Dienst. Aber es liegt auf der Hand, daß wir doch zu wenig wußten und - ich spreche ganz offen - das Einigungswerk von Bischof Wurm in seiner konstitutiven Bedeutung überschätzt haben. Es ist ganz gut, daß von Stuttgart aus an der Wirklichkeit der DEK festgehalten und gebaut wurde, und ich meine, daß die BK Wurm nachdrücklich darin stärken muß, gegen bayrische Tendenzen, in den alten Kirchenbund zurückzufallen oder gar die altpreußische Union aufzulösen, energisch Front zu machen. Hier ist Gefahr im Verzuge, denn Ende August soll in Bad Treysa, Kurhessen, eine Kirchenführerkonferenz stattfinden. Sie wird versuchen, Bischof Wurms Stellung als eine Art „primus inter pares" zu klären und das Selbsthilfewerk der DEK zu proklamieren, auch die Personalfragen vorwärts zu treiben. Es wäre sehr wichtig, wenn die Berliner dabei vertreten wären... Mein persönlicher Eindruck ist der, daß für den Aufbau unserer Kirche Erfahrung und Dynamik der erneuerten, auch von Barmen her erneuerten - und für neue Aufgaben offenen BK entscheidend in die Verantwortung gehen und den Institutionen ihr Gesicht geben sollten. Wenn es der vorherrschende Wille in Deutschland ist, Herrn Landesbischof D. Wurm zum primus inter pares der DEK zu machen, so sollte dafür gesorgt werden, daß er von bewährten, gradlinigen und schaffungskräftigen Männern der BK und nicht, wie jetzt, nur von Württembergern... umgeben ist." In diesem Zusammenhang äußert Freudenberg auch Bedenken gegen Gerstenmaier und seine kirchenpolitische Position. 224 Dies war, wenn auch ausdrücklich als solche gekennzeichnet, nicht nur die private Meinung Freudenbergs. Visser't Hofft teilte diese Beurteilung in vollem Umfang, und seine Reserve gegenüber Gerstenmaier war eher noch ausgeprägter. Auch was Schönfeld betraf, erklärte Vissert't Hooft deutlich, 221 (: „Wie lebendig die alte Bekennende Kirche immer noch ist"). - Reisebericht vom 6. 8. 1945 (AÖRK, G S C Freudenberg). 222 Briefe von Dibeüus, Grüber, Böhm, Albertz, Jannasch und Harder vom 19. 7. 1945 (EBD., 29). 223 „The situation there is now that the old Dahlem crowd has the all situation in hand" (Dort steht es jetzt so, daß die alten Dahlemer die Sache fest im Griff haben), Visser't Hooft an Bell, 24. 7. 1945 (EBD., G S C Bell). 224 EBD., G S C Freudenberg. - Vgl. zum gleichen Fragenkomplex Barth an Albertz, 28. 7. 1945 und Albertz an Barth, 11.8. 1945 (EZA BERLIN, KKA 557).

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die Verantwortlichen müßten mit allem Nachdruck darauf achten, daß er nicht in Deutschland seine eigene Kirchenpolitik betreibe, der man dann volle Unterstützung versagen müsse.225 Wenn der O R K sich von der Schönfeldschen Politik einer unbedingten Unterstützung des Kirchlichen Einigungswerkes absetzte, dann hieß das aber nicht, daß er die Vorbereitungen für das „Selbsthilfewerk" nicht weiter gefördert hätte. Die Berichte, die aus Deutschland in Genf einliefen, besonders die Nachrichten aus Berlin, führten im Gegenteil dazu, daß neben den Aufgaben des „Kirchlichen Wiederaufbaus" nun auch die „Allgemeine Nothilfe" in die Arbeit der Genfer Wiederaufbau-Abteilung einbezogen wurde. Auch Freudenberg sah gerade hier - neben dem „Aufräumen" in der Kirche und dem Kampf gegen „kirchliche Reaktion" - eine besondere Aufgabe der Bekennenden Kirche. Sie habe „ . . . g a n z frei u n d g r o ß z ü g i g sich in allen i h r e n G l i e d e r n für die L i n d e r u n g d e r allgemeinen N ö t e einzusetzen. U n s e r e t r e u e n G e m e i n d e n m ü s s e n jetzt d e n Ausfall aus d e r F e s t u n g in dieses M e e r d e r N o t w a g e n , u m i m m e r w i e d e r z u r S a m m l u n g u n t e r G o t t e s W o r t z u r ü c k z u k e h r e n u n d die Kraftbatterien n e u z u l a d e n . " 2 2 6

Auch von Niemöller wußte Freudenberg, daß ihn „die Verantwortung der Kirche und speziell der Bekennenden Kirche für Diakonie im weitesten Sinn"227 stark beschäftige. Die Einbeziehung der „Allgemeinen Nothilfe" in das Hilfskonzept der Wiederaufbau-Abteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen Die neue Beurteilung der kirchlichen Lage änderte nichts an der Bereitschaft der Ökumene, Deutschland und der Kirche in Deutschland zu Hilfe zu kommen. In der Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses vom 16./17. Juli 1945 war nicht nur ein Gesamtbetrag von 725000 Franken für Zwecke des kirchlichen Wiederaufbaus bereitgestellt worden. Die Teilnehmer stellten fest, daß aus Deutschland und mehreren anderen europäischen Ländern zahlreiche Bitten um Kleidung, Lebensmittel und Medikamente vorlägen, und beschloßen daher, "to regularize this work of mercy and to coordinate it with reconstruction work proper".228 Damit war der Weg frei, die „Allge-

2 2 5 A n Bell, 24. 7. 1945 (EBD., G S C Bell). Vgl. die Ausführungen von Gerstenmaier in: Streit, S. 237, deren bitterer Unterton nicht zu überhören ist; ferner die zurückhaltende Antwort Böhms vom 29. 6 . 1 9 4 5 auf Schönfelds Schreiben aus Leipzig nach Berlin v o m 19. 6 . 1 9 4 5 ( E Z A

BERLIN, K K A 5 5 7 ) . 226

A n Jannasch, 2 5 . 7. 1945 ( A Ö R K , G S C Freudenberg).

227

EBD.

(: „dieses Werk der Barmherzigkeit zu institutionalisieren und mit der Wiederaufbauarbeit im eigentlichen Sinn zu koordinieren") - Beschlußprotokoll der Sitzung a m l 6 . / 1 7 . 7 . 1 9 4 5 (EBD., 13). 228

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meine Nothilfe" in die Arbeit der Wiederaufbau-Abteilung einzubeziehen. Schon der Wortlaut des Beschlusses zeigt aber, daß „Kirchlicher Wiederaufbau" den Vorrang behalten sollte.229 Eine entsprechende Resolution des Wiederaufbau-Ausschusses war deswegen auch nur sehr abgewogen formuliert. " . . . material help should not in any way obstruct the reconstruction programme" kommentierte Cockburn den Beschluß, das heiße aber nicht, fuhr er fort, "that we are not enthusiastic on this side of our activities."230 Von Anfang an sahen die Verantwortlichen in Genf jedoch, daß die verfügbaren Mittel dem ungeheuren Bedarf nicht entsprachen und daß die Ökumene angesichts der sich abzeichnenden Versorgungskrise ihre Aufgabe auch darin sehen müsse, an der Beseitigung der Hindernisse für eine umfassende Auslandshilfe für Deutschland zu arbeiten. Man stehe vor einer dreifachen Aufgabe, heißt es schon am 1. August 1945 in einem Brief Visser't Hoofts an Cavert: Erstens müsse dafür gesorgt werden, „that our fellow members of the Church get help", indem man sie mit Paketen versorge, zweitens komme es darauf an, Menschen aus den schlimmsten Notgebieten in die weniger betroffenen Gegenden zu bringen. "The third is to begin that difficult campaign which ought to result in changing attitude of the Western governments and peoples toward relief in Germany. It is already quite clear that the situation will get worse and worse and that a large disaster will come sometime in the winter if things are allowed to drift. So it would seem that the time has come for the Christian bodies in the West to begin to demand that the conquered nation shall not be treated in the same way in which it has treated several of the formerly occupied areas. Precisely because it will be so difficult to convince our peoples on this point we will have to start soon."231

Je mehr alarmierende Notberichte in Genf einliefen, desto mehr insistierte Visser't Hooft auf diesem Punkt. Am 30. August 1945 telegraphierte er sogar namens der Wiederaufbau-Abteilung an Cavert: "Constandy receiving reliable sources most alarming reports concerning situation eastern Germany Hungary Austria critical food situation diseases spreading many suicides hundreds thousands refugees left starving churches trying help but com-

229

Vgl. auch den „Jahresbericht (Juli 1944-Juli 1945)" (ungedruckt): EBD.. (: „ . . . allgemeine Nothilfe solle in keiner Weise das Wiederaufbauprogramm behindern . . . daß wir nicht voller Enthusiasmus an diesen Teil unserer Aufgabe herangingen"). - An Barstow, 23. 7. 1945 (AÖR, 18). 231 (: „daß unsere Brüder in der Kirche Hilfe erhalten... Das Dritte ist der Beginn jener schwierigen Kampagne, die in einer Änderung in der Einstellung der westlichen Regierungen und Völker zur Nothilfe für Deutschland resultieren sollte. Es ist schon recht deutlich, daß sich die Lage mehr und mehr verschlechtern und daß es irgendwann im Winter zur Katastrophe kommen wird, wenn man die Dinge treiben läßt. Daher scheint die Zeit gekommen, daß die Vertreter der Christenheit im Westen die Forderung erheben, die besiegte Nation nicht so zu behandeln, wie diese einige der früher okkupierten Gebiete behandelte"). - EBD., GSC Cavert. 230

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pletely overwhelmed urge your Council express grave concern publicly and demand governments to intervene Koechlin Thooft Cockburn."232

Es gelang rasch, die amerikanischen Kirchen dafür zu gewinnen, der „Allgemeinen Nothilfe" in der Wiederaufbau-Abteilung noch stärkeres Gewicht zu geben. In seiner Sitzung am 19. und 20. September 1945 beschloß der Wiederaufbau-Ausschuß eine besondere Sektion für „Allgemeiner Nothilfe" (Division of Material Aid) innerhalb der Wiederaufbau-Abteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen zu bilden. Im Sitzungsbericht heißt es: "The Committee, being persuaded that the Good Samaritan was a necessary forerunner to the evangelist, undertook to further this work with every means at it's disposal, by setting up a branch to deal with i t . . . " Man war sich voll bewußt, daß mit dieser Entscheidung die bisherige Konzeption der ökumenischen Wiederaufbauhilfe eine entscheidende Veränderung erfuhr: "This is not only a vast endeavour; it marks a distinct stage in the work of the ecumenical Church, which will for the first time engage in humanitarian relief as an ecumenical duty. Previously it was hoped that UNRRA and the International Red Cross would be able to meet the demands; but the problem has outstripped the best endeavour of these bodies and even the Allied Military Governments are submerged by the tidal wave of misery which is sweeping over the eastern part of Germany, authorities putting the number of wandering, homeless, diseased and dying people as high as 12 millions. The most that the Churches can do will be but a small contribution to the needs; but it will be an indispensable contribution and one that will have the greatest consequences in many directions."233 232 (: „Erhalten ständig aus verläßlicher Quelle alarmierendste Berichte zur Lage in Ostdeutschland, Ungarn, Osterreich - Ernährungslage kritisch - Krankheiten zunehmend - viele Selbstmorde - Kirchen wollen helfen, aber vollständig überfordert - drängen Sie Ihr Council zum öffentlichen Ausdruck tiefer Sorge - fordern Sie Einschreiten der Regierungen. Koechlin, Thooft, Cockburn"). - EBD. Das gleiche Telegramm ging an den British Council of Churches. 233 (: „In der Uberzeugung, daß der Barmherzige Samariter notwendigerweise vor dem Evangelisten kommt, beschloß das Komitee, diese Arbeit mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen, indem es eine dafür zuständige Unterabteilung einrichtete... Dies ist nicht nur ein gewaltiges Unterfangen; es bedeutet auch einen deutlichen Einschnitt in der Arbeit der ökumenischen Kirche, die sich jetzt erstmals an humanitärer Nothilfe als einer ökumenischen Pflicht beteiligt. Man hatte gehofft, UNRRA und Internationales Rotes Kreuz würden den Anforderungen entsprechen können. Aber das Problem übersteigt alle Bemühungen dieser Organisationen. Sogar die alliierten Militärregierungen werden von der Flutwelle der Not überrollt, die über den östlichen Teil Deutschlands fegt, wobei die zuständigen Stellen die Zahl der umherirrenden, heimatlosen, kranken und sterbenden Menschen mit zwölf Millionen annehmen. Das Äußerste, was die Kirchen vermögen, wird nur ein kleiner Beitrag in diesen Nöten sein. Aber es wird ein unverzichtbarer Beitrag sein mit den größten Auswirkungen in vielerlei Hinsicht"). - Descriptive Account of the Meeting of the Committee of the Department, 19. and 20. September, 1945 (AÖRK, 13). Die Berichte Stewart Hermans über seine Deutschlandreisen im Juli und August lagen im September 1945 in Genf zum Teil schon vor.

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Es blieb jedoch nach wie vor unumstritten, daß auch die "Material Aid" des Ökumenischen Rates der Kirchen eindeutig religiösen Charakter tragen müsse und "in some manner be given as a testimony of the Christian Church.234 Sylvester C. Michelfelder, der als Sonderbeauftragter der amerikanischen Sektion des Lutherischen Weltkonvents nach Genf entsandt worden war und die Leitung der „Division of Material Aid" übernommen hatte, formulierte das so: "The new division of Material Aid of the World Counc i l . . . accepts it's responsibility only as means to an end, as Christ fed the multitude in the wilderness; not merely to satisfy their physical hunger..." Die hier zitierten Ausführungen finden sich in Michelfelders Reisebericht über seinen Besuch in Deutschland im Oktober 1945 und zwar in einem Abschnitt, der die Uberschrift „Material aid in the rechristianization of Germany" (Allgemeine Nothilfe und die Rechristianisierung Deutschlands) trägt.235 Mit der Einbeziehung der „Allgemeinen Nothilfe" hatte sich die Wiederaufbau-Abteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen äußerlich gesehen der Konzeption Gerstenmaiers, wie er sie im Juni auch bei seinem Besuch in Genf vertreten hatte, angenähert. Dennoch bestanden auch weiterhin beträchtliche Unterschiede in der Akzentsetzung, was besonders deutlich bei dem Besuch der ökumenischen Delegation im Oktober 1945 zutage trat. Die weitere Entwicklung der Beziehungen zwischen Ökumene und Hilfswerk kann im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter verfolgt werden, und deshalb soll auf diesen Besuch bereits an dieser Stelle kurz eingegangen werden. Die Begegnung, zu der es am 18. und 19. Oktober 1945 in Stuttgart zwischen Vertretern der Ökumene und dem auf der Konferenz von Treysa im August neu gebildeten Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kam, ist besonders durch die gegenüber den Besuchern vom Rat der EKD am 19. Oktober ausgesprochene sogenannte „Stuttgarter Schulderklä(: „in irgendeiner Weise als Zeugnis für die christliche Kirche gegeben werde"). - EBD. (: „Die neue Abteilung f ü r Allgemeine Nothilfe des Ökumenischen R a t e s . . . versteht ihre Aufgabe nur als ein Mittel zum Zweck, so wie Christus die Menge in der Einöde nicht nur speiste, um ihren leiblichen Hunger zu stillen..."). - Report of Dr. S. C. Michelfelder on his visit to Germany and Alsace. Okt. 15th-25th, 1945 ( A D W , ZB 331). Zu Michelfelders Europa-Mission vgl. G . MURRAY, Erneuerung, S. 2 7 1 f . ; W . A . VISSER'T HOOFT, Die Entstehung des Ökumenischen Rates, S. 410. - J. DEGEN, der die Rede von einer „Rechristianisierung" Deutschlands (vgl. auch unten S. 55.) vor allem als vorgezogene Eröffnung des ideologischen kalten Krieges wertet (Diakonie, S. 25), obwohl sie auch eine Reaktion auf die v o m Nationalsozialismus betriebene „Entkonfessionalisierung" war (vgl. EBD., S. 26), hält sie offenbar für ein Spezifikum des Hilfswerks (EBD., S. 25). Belege für ihre Verbindung mit „Kreuzzugs-Ideen aus d e r . . . konservativ-revolutionären Tradition" (EBD., S. 26) bietet er nicht. Michelfelder befindet sich hier jedoch ganz in Übereinstimmung mit der Hilfe-Politik des Ö R K , deren Schwerpunkt eindeutig auf evangelisatorischem Gebiet lag. Gerade darin unterschied sie sich aber v o n Gerstenmaiers Linie, wie noch zu zeigen ist. 234 235

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rung" bedeutsam geworden. Doch fanden bei dieser Gelegenheit auch mehrere Besprechungen mit Gerstenmaier statt, der damit erstmals seit der Gründung des Hilfswerks auf der Konferenz von Treysa dessen Arbeitsgrundsätze prominenten Vertretern ausländischer Kirchen erläutern konnte.236 Gerstenmaier konnte die Besucher leicht davon überzeugen, daß der Schwerpunkt der Arbeit bei der „Allgemeinen Nothilfe" für die sowjetische Zone liegen müsse. Koechlin, der im übrigen von den bisherigen Leistungen des Hilfswerks nicht sehr beeindruckt war 237 , resümiert in seinem Reisebericht: „Jedenfalls steht fest, daß für diesen Winter die materielle Hilfe für den Norden das unbedingte Primat besitzen muß, während alle übrige auch kirchliche Hilfe bis zum nächsten Frühjahr warten kann und warten sollte."238 Bei der Besprechung von Einzelpunkten zeigten sich dann aber erhebliche Unterschiede. Das war etwa bei der Literaturhilfe der Fall, wo bisher der Schwerpunkt der Genfer Arbeit gelegen hatte.239 Visser't Hooft gab zwar zu, daß die materielle Nothilfe im Vordergrund stehen müsse, betonte aber, daß die Literaturhilfe „der Ökumene als besonders dringlich sehr am Herzen liege"240. Dagegen wies Gerstenmaier „in längeren Ausführungen" darauf hin, daß weniger religiöse als vielmehr „richtungweisende Literatur in geistiger Beziehung überhaupt" benötigt werde: „Hier zeig[t]en sich v o r allem die furchtbaren Folgen der nazistischen Geistesverwirrung. I m geistigen L e b e n Deutschlands seien überhaupt ganze Partien ausgefallen, s o d a ß weite Kreise der Öffentlichkeit nach Vorfeldliteratur, also überhaupt n a c h geistig führender,

richtungweisender

Literatur v e r l a n g t e n . " 2 4 1

Ahnliche Meinungsunterschiede traten hinsichtlich der Gefangenen- und Kriegsgefangenenseelsorge auf. Während Gerstenmaier und Eberhard Müller, der die württembergische Landeskirche vertrat, „den Heimatdienst und die Verbundenheit der Heimat" betonen wollten, um nicht durch zu starke Hervorhebung christlichen Gedankengutes „eine böswillige Gegenpropa2 3 6 Soweit den Unterlagen des Zentralbüros zu entnehmen ist, nahmen an den Beratungen folgende Personen teil: 1. Besprechung am 1 8 . 1 0 . 1 9 4 5 : Gerstenmaier, Visser't Hooft, Herman, Koechlin, Manfred Müller (?). - 2. Besprechung am 1 9 . 1 0 . 1 9 4 5 : Wurm als Vorsitzender, Bell, Michelfelder, Koechlin, Visser't Hooft, Cotter und andere, nicht namentlich genannte Vertreter der Ökumene, Meiser, Held, Pressel, Lilje, Gerstenmaier. Vermerke vom 18.10. und 2 3 . 1 0 . 1945 (ADW, Z B 331). 2 3 7 „Ökumenische M i s s i o n . . . " , in: G. BELL / A. KOECHLIN, Briefwechsel 1933-1954, S. 436. 238

EBD.

Vgl. die Beschlüsse des W A A , 17. 7 . 1 9 4 5 , oben S. 46. 2 4 0 Vermerk, 18.10. 1945 (ADW, Z B 331). 2 4 1 Ebd. Vgl. auch unten S. 156 Collmers Äußerung. J. DEGEN hingegen behauptet, das Hilfswerk habe nur eine Reparatur des Systems der Daseinsvorsorge angestrebt und eine politische Neuorientierung für überflüssig gehalten (Diakonie, S. 37, vgl. auch ebd. S. 26). 239

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ganda" der unbelehrbaren Nationalsozialisten unter den Gefangenen zu provozieren, erklärten Koechlin und Visser't Hooft, diese Vorschläge enthielten ihnen „in der Substanz zu wenig Evangelium und zu viel allgemeines Gedankengut."242 An den Prioritäten änderte sich auch nichts, als Michelfelder im Frühjahr 1946 die Leitung der „Division of Material Aid" innerhalb der WiederaufbauAbteilung des ORK abgab.243 Wenigstens in den ersten Nachkriegsjahren spielte die „Allgemeine Nothilfe" nicht nur der Konzeption, sondern auch dem Umfang nach in der Arbeit der Wiederaufbau-Abteilung nur eine untergeordnete Rolle. Für 1945 gilt, daß die für „Kirchlichen Wiederaufbau" aufgewandten Mittel die für „Allgemeine Nothilfe" eingesetzten noch um das Zehnfache überstiegen.244 Für die Jahre 1945-1947 nennt der Arbeitsbericht der ORK für die erste Vollversammlung 1948 in Amsterdam die Summe von 1,6 Millionen Dollar für Aufgaben der „Allgemeinen Nothilfe", die vor allem für Kinderspeisungen in Deutschland verwendet worden war, und von 3,9 Millionen Dollar für Zwecke des „Kirchlichen Wiederaufbaus."245 c) Kreuz und quer durch Deutschland - Gerstenmaiers Vorarbeiten für das Hilfswerk im Juni und Juli 1945 Wiederbegegnung mit Wurm und erste Verhandlungen mit den Besatzungsbehörden Als Gerstenmaier Ende Juni 1945 von seinem Besuch in der Schweiz zurückkehrte, begab er sich zunächst nach Wiesbaden, wo er mit Robert H. Jackson, dem amerikanischen Hauptankläger bei den Nürnberger Prozessen, zusammentreffen sollte.246 Etwa zur gleichen Zeit kehrten auch Freudenberg, Schönfeld und Waetjen von ihrer ersten Erkundungsfahrt durch Mitteldeutschland nach Wiesbaden zurück, während Wurm in Begleitung Presseis aus Stuttgart eintraf, um im Rahmen einer längeren Informationsreise Verhandlungen mit den Dienststellen der amerikanischen Militärregierung zu führen.247 Vermerk, 18.10. 1945 (ADW, ZB 331). Michelfelder blieb Vorsitzender des für die Arbeit der Sektion zuständigen „Material Aid Committee", vgl. Ns, 25. 4. 1946, (AÖRK, 17). 244 „Statement of accounts" für Januar-Dezember 1945, 5.12. 1945 (ADW, ZB 332). 242

243

245

DIE ZEHN AUFBAUJAHRE, S. 4 1 u n d 4 6 f .

E. GERSTENMAIER, Streit, S. 241. 247 Gerstenmaiers Ankunft läßt sich nicht datieren. Am 26. 6. erwähnt Schönfeld in einem Brief an Tomkins (AÖRK, 30), daß Gerstenmaier sich in Wiesbaden befinde. Wurm kam am 22. 6. in Frankfurt an (vgl. A. BOYENS, Kirchenpolitik, S. 90 und Treysa 1945, S. 33 sowie A. 246

SMITH-VON OSTEN, T r e y s a , S. 3 1 , A n m . 1 8 ) .

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Bei dem Wiedersehen248 mit Wurm und Pressel muß auch sogleich über den Plan des Selbsthilfewerkes gesprochen worden sein. Wurm, der Gerstenmaier und Schönfeld bereits in seinem Schreiben vom 10. Februar 1944 gegenüber Adolf Keller als Vertrauensleute bezeichnet hatte, beauftragte diese jetzt mit der Vorbereitung des Selbsthilfewerkes und mit der Wahrnehmung der Verbindung zur Genfer Wiederaufbau-Abteilung. In einem Brief an deren Leiter Cockburn schreibt Schönfeld am 27. Juni 1945: " . . . on the request of the outstanding Church leaders now Bishop Wurm is declaring and bringing the Self Help Work of the German Evangelical Church into existence. Dr. Gerstenmaier und myself are entrusted to help for the realisation of this Self Help Work in the different Provincial Churches and in the „Landeskirchen" and to bring it in cooperation with Dr. Freudenberg in contact with the Reconstruction and Relief Work of the World Council of Churches." 249

Da Gerstenmaier immer noch eine gemeinsame evangelisch-katholische Hilfsorganisation anstrebte, wurde vereinbart, daß er ErzbischofJosef Frings, den Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz, aufsuchen solle, „um noch vor der Treysaer Zusammenkunft eine Klärung herbeizuführen." 250 Wurm führte während seines Aufenthaltes in Frankfurt und Wiesbaden Gespräche mit verschiedenen Vertretern der amerikanischen und britischen Besatzungsmacht und ging dabei stets auch auf die Fragen ein, die mit der Arbeit eines künftigen „Selbsthilfewerkes" zusammenhingen. Bereits am 22. Juni 1945, wenige Stunden nach seinem Wiedersehen mit Niemöller, traf Wurm zu einer Besprechung mit Major Marhall M. Knappen, dem Leiter des Referats für religiöse Angelegenheiten der amerikanischen Militärregierung, zusammen. Wurm verlas bei dieser Gelegenheit eine vorbereitete Erklärung, die eine Liste der kirchlichen Wünsche umfaßte, zu denen die „permission to carry on charitable work" und die Kontaktaufnahme mit den Kirchen der Schweiz, Schwedens, der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Norwegens, Dänemarks und der Niederlande zählten.251 Einen Tag später wurde der württembergische Landesbischof dann von Botschafter Robert D. Mur-

241

2

Vgl. E . GERSTENMAIER, Streit, S. 243.

·" (: „Auf Verlangen der herausragenden Kirchenführer proklamiert Bischof Wurm nunmehr das Selbsthilfewerk der Deutschen Evangelischen Kirche und bringt es damit zustande. Dr. Gerstenmaier und ich selbst sind beauftragt, bei der Verwirklichung dieses Selbsthilfewerkes in den verschiedenen Provinzial- und Landeskirchen mitzuwirken und es gemeinsam mit Dr. Freudenberg mit der Wiederaufbau- und Nothilfearbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen in Verbindung zu bringen"). - A Ö R K , GSC Schönfeld. 250 E. GERSTENMAIER, Streit, S. 243. Treysa stand zu diesem Zeitpunkt als Tagungsort allerdings noch nicht fest. Auch den erst im Juli 1945 von Helmuth Schreiner verfaßten Aufruf zur Selbsthilfe können Wurm und Gerstenmaier von Wiesbaden aus (EBD., S. 243) noch nicht erlassen haben. Vgl. unten S. 60f. 251 (: „Erlaubnis zur Durchführung caritativer Maßnahmen"). - Vermerk Knappens, 23. 6. 1945, abgedruckt in: A. BOYENS, Kirchenpolitik, S. 89-91.

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phy, dem außenpolitischen Berater General Dwight D. Eisenhowers, empfangen. Murphys Bericht läßt zwar nicht erkennen, ob über Fragen der Nothilfe und des Kirchlichen Wiederaufbaus gesprochen wurde 252 , aber in einem kurz darauf verfaßten Brief erwähnt Schönfeld, daß der Diplomat die Unterstützung dieser Aufgaben zugesichert habe.253 Am 26. Juni fand eine Unterredung zwischen Wurm und Ivone A. Kirckpatrick, dem späteren britischen Hochkommissar und damaligen Unterstaatssekretär, statt. Schönfeld, der dabei als Dolmetscher fungierte, hat berichtet, Wurm habe die Zusammenarbeit der Kirchen auf dem Gebiet des Kirchlichen Wiederaufbaus und der Nothilfe als "one of the most important presuppositions of the re-christianization of Europe and especially, also of the German people" bezeichnet und darum gebeten, "to facilitate the present action for the reconstruction and the self help work of the German Evangelical Church." Kirckpatrick habe sorgfältige Prüfung dieses Anliegens zugesagt.254 Noch am gleichen Tag erhielt Wurm auch die Genehmigung zur Weiterfahrt in die britische Zone und machte sich unverzüglich auf den Weg nach Bielefeld. Von Bethel aus richtete Wurm am 28. Juni 1945 ein Rundschreiben an die Leitungen der Landeskirchen, worin er vorschlug, möglichst bald eine „Zusammenkunft der Kirchenführer und der wichtigsten Sachbearbeiter der Landeskirchenämter"255 einzuberufen. Er erwähnte darin die Wiederbegegnung mit Gerstenmaier als einen der Höhepunkte seiner Reise und kam auch auf die Begegnung mit der Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen zu sprechen: „Mit der Christenheit im Ausland ist die Fühlung dadurch hergestellt, daß eine Abordnung des ökumenischen Rates bestehend aus Dr. Schönfeld, Dr. Freudenberg und Dr. Waetjen gegenwärtig Deutschland bereist. Sie regt die Bildung von Selbsthilfeausschüssen in allen Landeskirchen an. Die Unterstützung dieses Hilfswerkes durch die Kirchen im Ausland ist vorbereitet."256

Seinen Auftrag an Schönfeld und Gerstenmaier, den Aufbau eines Selbsthilfewerks der Deutschen Evangelischen Kirche voranzutreiben, erwähnte Wurm dagegen nicht, und es hat auch den Anschein, als sei ihm der Unterschied zwischen den Plänen des Ökumenischen Rates, der die „Allge-

252

25. 6. 1945, abgedruckt EBD., S. 88f. An Cavert, 27. 6. 1945 (AÖRK, GSC Schönfeld). 254 (: „eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Re-Christianisierung Europas und besonders des deutschen Volkes... die gegenwärtige Wiederaufbau-Aktion und das Selbsthilfewerk der Deutschen Evangelischen Kirche zu erleichtern"). - An Cockburn, 27. 6. 1945 (AÖRK, GSC Schönfeld). 253

255 256

E Z A BERLIN, E K D 0 4 7 . EBD.

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meine Nothilfe" zu diesem Zeitpunkt noch nicht in sein Programm aufgenommen hatte, den Plänen des Bureau Intermediate, das die Träger der „Selbsthilfe" in „Selbsthilfeausschüssen" koordinieren und die „Selbsthilfe" vom „Kirchlichen Wiederaufbau im engeren Sinn" unterscheiden wollte, und Gerstenmaiers Plan eines evangelisch-katholischen, „Nothilfe" und „Kirchlichen Wiederaufbau" umfassenden Hilfswerks nicht deutlich gewesen. Das aber heißt: Wie das „Hilfswerk" einmal aussehen würde, stand Ende Juni 1945 erst in Umrissen fest. Vorbereitungen für das Hilfswerk in Süddeutschland Gerstenmaiers Aufenthalt in Wiesbaden zog sich in die Länge.257 Zwischen der Rückkehr von der ersten und dem Aufbruch zur zweiten Rundfahrt durch die britische Zone verging beinahe ein Monat.258 Vermutlich war es mit Schwierigkeiten verbunden, für die Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen, der Gerstenmaier sich anschließen wollte259, die Genehmigung zur Weiterfahrt zu erlangen; Briefe, worin Schönfeld seine Londoner Freunde um Intervention bei Regierungsstellen bittet, deuten daraufhin. Wie die Wartezeit überbrückt wurde, ist nicht mehr genau festzustellen. Während Freudenberg nach Genf zurückkehrte, fuhr Gerstenmaier endlich nach Kirchheim-Teck, wo in der folgenden Zeit - vermutlich also in der ersten Julihälfte - die Pläne für das Hilfswerk260 und „die Ermöglichung des praktischen Starts"261 entstanden. Während dieser Wochen wurde auch eine Fahrt durch „das nordbayrische Gebiet Bayreuth - Erlangen - Würzburg"262 unternommen. In Begleitung Schönfelds und Waetjens besuchte Gerstenmaier Harald Poelchau, mit dem er bereits während der Haft in Tegel seine Pläne erörtert hatte, an dessen fränkischem Zufluchtsort263 und gewann ihn für die Mitarbeit.264 Auf dieser Reise wurde vermutlich auch in Erlangen mit 2

" E. GERSTENMAIER, Streit, S. 241. - Gerstenmaiers Aufenthalt in Wiesbaden, der mindestens bis zum 27.6. 1945 dauerte, läßt sich nicht mehr genau datieren. 258 Die Delegation des ÖRK traf frühestens am 21. 6., spätestens am 26. 6. von ihrer ersten Rundfahrt wieder in Wiesbaden ein. Der Aufbruch zur zweiten Rundreise muß vor dem 24. 7. erfolgt sein. 259 Laut Schönfeld an Tomkins, 26. 6. 1945 (AÖRK, 29). 260

261

S o : D A N K UND VERPFLICHTUNG, S. 4 8 .

So Gerstenmaier (schriftliche Auskunft, November 1980). So eine vermutlich von Schönfeld verfaßte Aufstellung „Berichte über die Nodage im Bereich der EKD sowie über deren Hilfswerk", o.D. (September 1945) (AÖRK, 7). 263 E. GERSTENMAIER, Streit, S. 246f. und H. POELCHAU, Die Entstehung des Hilfswerks, S. 17. Poelchau datiert den Besuch auf den Juni, doch hat sich Gerstenmaier mindestens bis zum 27.6.1945 in Wiesbaden aufgehalten, vgl. Schönfeld an Cockburn, 27. 6.1945 (AÖRK, GSC Schönfeld). 264 Vgl. Vermerk Webers vom 1. 8. 1945 (EZA BERLIN, EKD 202/1). Danach bezeichnete Schönfeld am 31. 7. 1945 neben Ohl und Bachmann Poelchau als „leitende Persönlichkeit" des „Kirchlichen Hilfswerks". 262

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Heckel die künftige Zusammenarbeit mit dessen „Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene" erörtert. Heckel berichtete später: „Bei dieser Gelegenheit u n d später besprachen wir, wie mit seinem [ G e r s t e n maiers] Plan, ein großes Hilfswerk für die Flüchtlingsnot z u gründen, auch die großen Aufgaben des Suchdienstes, des Rechtsschutzes u n d der Gefangenenhilfe unter voller W a h r u n g unserer A u t o n o m i e zu v e r b i n d e n . . . w ä r e n . " 2 6 5

In diesen Wochen müssen auch erste Vorbereitungen für ein „Selbsthilfewerk der württembergischen Evangelischen Landeskirche" getroffen worden sein, in dessen Namen Pressel am 2. August 1945 einen „Fragebogen für Personen, die in den vom Kriege heimgesuchten Gegenden Erkundigungen einziehen" an die Pfarrämter verschickte. In seinem Begleitschreiben sprach er auch von „dem inzwischen geschaffenen Kirchlichen Selbsthilfewerk der Evangelischen Kirche in Deutschland."266 Ein zweites Rundschreiben Presseis vom 23. August267 erwähnt ein „Hilfswerk der Deutschen Evangelischen Kirche", mit dem ein „kirchliches Hilfswerk der württembergischen Landeskirche" zusammenarbeiten sollte. Für letzteres sei bereits ein Ausschuß berufen worden, dem Vertreter der Evangelischen Gesellschaft, des Landesverbandes der Inneren Mission, der Ärzteschaft, der Industrie und anderer Organisationen angehörten. Auch hier wurden also die Vorschläge des «Bureau Intermediaire» und die davon zu unterscheidende ökumenische Planung aufgenommen, ohne deren unterschiedliche Zielsetzung zu berücksichtigen. Da lange nicht sicher war, ob die von Wurm geplante Konferenz kirchlicher Vertreter stattfinden würde oder nicht, die Zeit aber drängte268, vereinbarten Wurm und Gerstenmaier, daß das „Kirchliche Selbsthilfewerk" auf jeden Fall Mitte August 1945 proklamiert werden solle.269 Wenige Tage nachdem Gerstenmaier mit Schönfeld und Waetjen die seit Juni geplante Fahrt durch West- und Norddeutschland angetreten hatte, verschickte Wurm am 25. Juli die Einladungsschreiben für eine „Konferenz der evangelischen Kirchenführer in Treysa bei Kassel" vom 27. bis 31. August 1945. Die beigefügte Liste der Beratungsgegenstände nannte an sechster Stelle „Das Ökumenische Hilfswerk und das Kirchliche Selbsthilfewerk (Dr. Schönfeld bzw. Dr. Gerstenmaier in Genf und Oberkirchenrat Pressel-Stuttgart)".270 2 6 5 TH. HECKEL, Das Hilfswerk für die Internierten, S. 116. Zur Datierung des Besuchs bei Heckel vgl. oben S. 40, Anm. 188, zur Zusammenarbeit zwischen Hilfswerk und EHIK vgl. S. 98, Anm. 57, zum EHIK allgemein vgl. O . WAGNER, Theodor Heckel. 2 6 6 L K A STUTTGART, Altregistratur E O K , Bund 532. 2 6 1 Es setzt die Kenntnis der inzwischen verfaßten „Beschlußvorläge" Gerstenmaiers für Treysa (vgl. unten, S. 67) voraus, ist aber erst im September verschickt worden (EBD.). 2 6 ! Schriftliche Auskunft Gerstenmaiers, November 1980. 2 6 9 So lt. Vermerk Webers über die Besprechung am 31. 7. 1 9 4 5 , 1 . 8. 1945 ( Ε Ζ Α BERLIN, E K D 202/1). 2 7 0 Ebd., E K D 047.

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Erkundungsfahrt durch die britische Zone Der Verlauf der zweiten Erkundungsfahrt, die Schönfeld, Waetjen und Gerstenmaier während der letzten Juliwoche durchführten, läßt sich nur ungefähr rekonstruieren.271 Die Reise ging zunächst durch das „linksrheinische Gebiet von Mainz bis Köln".272 In Köln wurde Gerstenmaier zusammen mit Schönfeld von Erzbischof Frings empfangen, dem er seine Pläne vortrug; dabei erklärte er, daß er einer überkonfessionellen Hilfsorganisation den Vorzug gebe. Frings sah sich nicht in der Lage, darauf eine verbindliche Antwort zu geben, ehe die Fuldaer Bischofskonferenz nicht Gelegenheit zur Stellungnahme gehabt habe. So lange konnte Gerstenmaier nicht warten. In seinen Lebenserinnerungen schließt er den Bericht über diesen Besuch mit dem lakonischen Satz ab: „Ich fuhr nach Stuttgart und entwarf die Beschlußvorlage für die Gründung des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland."273 Der Weg von Köln nach Stuttgart hatte jedoch mehr Stationen, als es nach dieser Äußerung scheinen könnte. Er führte zunächst über Düsseldorf274 nach Langenberg, den Sitz des Rheinischen Provinzial-Ausschusses für Innere Mission, wo die Gruppe mit Pastor Otto Ohl zusammentraf, der seit 1911 die Geschäftsführung des Provinzial-Ausschusses innehatte und als langjähriges Vorstandsmitglied des Central-Ausschusses für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche und einer seiner Vizepräsidenten schon lange eine der einflußreichsten Persönlichkeiten im Gesamtbereich der Inneren Mission war. Er hatte bereits von 1944 an über Menn und Schönfeld von Hilfsplänen der Ökumene erfahren275. Ohl beteiligte sich aber unabhängig davon seit mehreren Wochen an Vorbereitungen für eine „Evangelische Gemeindehilfe", zu der der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk 276 die Anregung gegeben hatte. Dieser beschäftigte sich mit Plänen für die Wiederherstellung von Wohnraum und war an Caritas und Innere Mission mit der Bitte um Hilfe bei der Ausstattung 271 Vgl. besonders Schönfeld (?), „Bericht über die Nodage im Bereich der EKD sowie über deren Hilfswerk", o.D. (September 1945): AORK, 7. - Die aus diesem Bericht zu erschließende Route deckt sich mit Schönfelds Schreiben vom 26. 6. 1945 an Tomkins, wonach folgende Fahrtstrecke vorgesehen war: Rheinland-Ruhrgebiet-Bremen-Hamburg-Lübeck-Hannover-Frankfurt (Ebd., 29). 272 EBD. - Vgl. auch E. GERSTENMAIER, Streit, S. 243f. 273 EBD., S. 244. - Im Archiv des Ordinariats des Erzbistums Köln konnten keine Unterlagen über diese Besprechung ermittelt werden. 274 Schönfeld (?), „Bericht über die Nodage im Bereich der E K D . . . ", (AÖRK, 7). 275 Vgl. Ausschuß I M / H W des CA, 16. 7. 1947, Ns (ADW, CAW 1007); A. BOYENS, Kirchenpolitik, Dokument 6, S. 77 und oben S. 32. 276 1 920 mit Sitz in Essen errichteter Zweckverband der Stadt- und Landkreise des Ruhrgebiets mit Aufgaben vor allem in den Bereichen Siedlungswesen, Raumordnung, Verkehrsplanung und Nahverkehr.

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wiederhergestellter Wohnungen herangetreten. In einem Vermerk vom 29. Mai 1945 über erste Besprechungen mit dem Essener Superintendenten Heinrich Held heißt es dazu: „Nach dem Bericht von Superintendent Held wäre wohl daran gedacht, daß zunächst innerhalb der einzelnen Stadtbezirke die meist verschonteren Randgebiete aufgerufen würden für die Hilfe gegenüber der Stadtmitte; dann aber auch die ländlichere Umgebung der Großstädte für die städtischeren Gebiete; schließlich aber auch weiter enfernt liegende verschontere Gebiete für die besonders notleidenden B e z i r k e . . . die Aktion solle im Herbst etwa anlaufen und sei nach Art der früheren Deutschen Nothilfe in erster Linie als Winterhilfe gedacht." 277

Die weitere Planung der Aktion ging im Laufe des Juni dann mehr und mehr in die Hände von Innerer Mission und Caritas über, wobei auf evangelischer Seite die Initiative besonders bei Held lag. War zunächst nur an eine zeitliche begrenzte Aktion gedacht, so erwog Ohl schon bald, daraus eine „Daueraktion" zu machen, „die sich über Monate und Jahre hinziehen könnte als Ausdruck einer neuen inneren Verbundenheit derer, die noch helfen können, mit denen, die Hilfe brauchen."278 Ohl berichtete dann am 6. Juli 1945 auf Veranlassung Heids in einer Sitzung der Kirchenleitung in Düsseldorf über das Vorhaben und erhielt den Auftrag, „die Angelegenheit für das Rheinland in Angriff zu nehmen." 279 Einen Zusammenhang mit den Plänen für das Selbsthilfewerk hat Ohl aber erst hergestellt, als die Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen in Langenberg eintraf. Als es später wegen seiner Mitarbeit im Hilfswerk zu starken Spannungen zwischen ihm und Held kam, erinnerte er sich: „ A l s . . . im Juni 1945 . . . die ersten Besprechungen über die Evangelische Gemeindehilfe waren, war klar, daß diese Gemeindehilfe sich mit den Aufgaben zu befassen haben würde, die auch auf dem Programm des Hilfswerks standen. 280 Am 24. Juli erschienen dann Schönfeld, Gerstenmaier und Waetjen bei mir in Langenberg. Ich konnte ihnen berichten über das bisher von uns Veranlaßte und unsere Pläne. . . . dabei war absolutes Einverständnis darüber, daß die von uns aufgezogene Evangelische Gemeindehilfe ein Teil des geplanten Hilfswerkes sein sollte."281

277

Vermerk Ohls vom 29. 5. 1945 (ADW DÜSSELDORF, Bestand Ohl, Ortsakten Essen). Vermerk Ohl vom 28.6.1945; vgl. Gesprächsunterlage für den 25. 7. 1945; Rundschreiben des Evangelischen Gemeindedienstes für Innere Mission des Kirchenkreises Essen vom 3.8. 1945 (Aufruf zur Gemeindehilfe); Entwurf von Richtlinien für die Gemeindehilfe. (EBD., Bestand Ohl, Ortsakten Essen). 279 Ohl an Held, 26.1. 1946 (Ebd., Bestand Ohl, 47/3-1,2). 280 Aus Ohls nach der Besprechung mit der ökumenischen Delegation verfaßter Gesprächsunterlage für den 25. 7. 1945 geht das jedoch nicht hervor (EBD., Bestand Ohl, Ortsakten Essen). 281 Ohl an Held, 26.1. 1946 (EBD., 47/3-1,2). 278

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Beide Seiten schieden in der Überzeugung, daß Ohl im künftigen Hilfswerk einen führenden Platz einehmen werde.282 Dennoch hat sich später die Zusammenarbeit äußert unbefriedigend entwickelt, was Ohl darauf zurückgeführt hat, daß Gerstenmaier sich eines Schwächeanfalls wegen an den Langenberger Besprechungen kaum beteiligt hatte.283 Ohl organisierte die „Evangelische Gemeindehilfe", zu der der Provinzial-Ausschuß nach Vorliegen erster Erfahrungen Mitte August 1945 mit Billigung der Kirchenleitung sämtliche Gemeinden der Kirchenprovinz Rheinland aufrief, als Teil der Inneren Mission.284 Als in den Herbstmonaten 1945 das Zentralbüro des Evangelischen Hilfswerks in Stuttgart seine Arbeit aufnahm, wartete man dort vergebens auf Nachrichten über den Aufbau einer Hilfswerk-Organisation im Rheinland und warf Ohl Passivität und Versagen vor. Erst im Frühsommer 1946 baute dann Held unter massivem Druck des Zentralbüros, das drohte, das Rheinland an den jetzt in größerem Umfang eingehenden Auslandsspenden nicht zu beteiligen285, neben der Langenberger Geschäftsstelle des Provinzial-Ausschusses, die zunächst auch als Hilfswerk-Hauptbüro fungiert hatte, ein besonderes Hauptbüro in Essen auf. Von Langenberg führte der Weg der ökumenischen Delegation über Dortmund und Bochum nach Westfalen, wo Münster, Bielefeld, Herford und Minden berührt wurden.286 Vermutlich bei diesem Besuch in Münster wurde Gerstenmaiers früherer Rostocker Lehrer Helmuth Schreiner dazu veranlaßt, einen Entwurf für die mit Wurm verabredete Proklamation des Hilfswerks zu verfassen, die Mitte August erfolgen sollte. Später hat sich Schreiner deswegen scherzhaft als „Hebamme" des Hilfswerks bezeichnet, die „wesentlich dazu beigetragen hat, daß das Kind zu Welt kam" 287 . Der

282 So Schönfeld am 31. 7.1945 lt. Vermerk Webers, 1. 8.1945 (EZA BERLIN, EKD 202/1). Ohl hat noch am 24. 7. 1945 den Fragebogen des ORK beantwortet und der Delegation nachgeschickt (AÖRK, GSC Ohl und A D W DÜSSELDORF, Bestand Ohl, 47/3-1,2). 283 Vgl. Ohl an Held, 26.1. 1946 (EBD.). 2 8 4 Vgl. Ohl an Deuchert, 2 8 . 2 . 1946, und an Kunze, 11.3. 1946 (EBD.). 285 Vgl. Berg an Held, 27. 3. 1946 (EBD.). 286 Schönfeld (?), „Bericht über die Nodage im Bereich der E K D . . . " (AÖRK, 7). Über die Besprechungen an diesen Orten ist nichts bekannt. Schönfeld erwähnt nur „ausfuhrliche Verhandlungen mit dem chaplain general Rev. Tindal in Herford" (EBD.). Tindal hatte mit Unterstützung des Londoner ÖRK-Büros bei der Beschaffung der Einreiseerlaubnis in die britische Zone mitgewirkt, vgl. Tomkins an Visser't Hooft, 24. 7.1945 (EBD., 6). Brandt sprach später von Kontakten Gerstenmaiers mit Koch und von Bodelschwingh vor der Treysaer Konferenz vom August 1945 (Ausschuß IM/HW des CA, 16. 7.1947, Ns: ADW, C A W 1005). Ahnlich äußerte sich Ohl (EBD.). Wenzel hat dagegen erklärt, es sei weder vor noch nach Treysa zwischen von Bodelschwingh und Gerstenmaier zu einer Aussprache gekommen (GFK, 24. 7. 1947, Ns [Entwurf]: ADW, CA 2243/2). 287 Schreiner an Krimm, 1 6 . 1 0 . 1 9 5 0 (ADW, ZB 1354). - Zur Abfassung des Aufrufs durch Schreiner vgl. oben S. 54 Anm. 250.

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wortgewaltige Appell, der mit seinen Eingangssätzen: „ D e r H u n g e r klopft an unsere Türen. D u r c h die H ä u s e r , durch die Städte, v o m J a m m e r verfolgt, schreitet das U n g l ü c k " , an den Beginn des kommunistischen Manifests erinnert 2 8 8 , ist n o c h v o r der K o n f e r e n z v o n Treysa E n d e A u g u s t 1945 gedruckt u n d v o n W u r m „ i m N a m e n des Kirchlichen Einigungswerkes" unterzeichnet, wahrscheinlich aber erst in Treysa verteilt worden. 2 8 9 D i e Fahrt ging weiter über O l d e n b u r g u n d möglicherweise auch Brem e n 2 ' 0 nach H a m b u r g . D o r t besuchte m a n Volkmar Herntrich, H a u p t p a stor an St. Katharinen u n d zugleich bis Kriegsende Leiter des Burckardthauses in Berlin, u n d verschaffte sich einen „Uberblick über die L a g e in Schleswig-Holstein u n d L ü b e c k . " 2 9 1 Auf der Rückfahrt w u r d e H a n n o v e r 2,8 Hier wird bereits ein Element des späteren Selbstverständnisses des Hilfswerks sichtbar: 1848 nimmt Wiehern den Kampf gegen die Proletisierung eines Standes auf - 1945 das Hilfswerk den gegen die Proletisierung der ganzen Nation. 2 ! ' Die erste von zwei Druckfassungen trägt das Datum: 1. August 1945 (ADW, ZBB 70; Abdruck bei: M. HAUG, Theophil Wurm, S. 24-25). Das hat Haug (EBD.) und, wohl im Anschluß an ihn, H. D. PILGRAM (20 Jahre, S. 125) veranlaßt, von einem „Stuttgarter Manifest der christlichen Liebe" zu sprechen. Die Datumsangabe ist aber wohl falsch, weil Gerstenmaier am 1. August noch unterwegs war. Wurm schreibt noch am 6. 8. an Koechlin (ADW, ZB 331), der Aufruf solle „in der nächsten Zeit" veröffentlicht werden, und Presseis erst nach der Konferenz von Treysa verbreitetes Rundschreiben vom 23. 8.1945 (LKA STUTTGART, Altregistratur EOK, Bund 532) spricht von einem Aufruf des Landesbischofs, der in den Gottesdiensten verlesen werden solle. Nach der Treysaer Konferenz ist der Aufruf erneut gedruckt worden. Das Datum lautete jetzt: 31. August 1945, während eine Korrektur der Ortsangabe „Stuttgart" unterblieb. Diesmal zeichnete Wurm als Vorsitzender des Rates der EKD (In dieser Fassung abgedruckt in: Quellen ΙΠ, S. 192). H. KRIMM hat die Entstehung des Aufrufs irrtümlich nach Treysa verlegt und die Szene sogar beschrieben: „Dem Münsteraner Praktischen Theologen, Professor Helmuth Schreiner, wurde Papier in die Hand gedrückt, und er verfaßte in der Nacht den Aufruf, der dann mit der Unterschrift des ersten Ratsvorsitzenden [Wurm] in die Welt hinausging" (Beistand, S. 22ff.). Gegen eine Entstehung des Aufrufs erst in Treysa sprechen aber Wurms Schreiben vom 6. 8. 1945 und Presseis Rundschreiben vom 23. 8. 1945, ferner das Vorhandensein der mit „1. August 1945" datierten Druckfassung sowie die Tatsache, daß Gerstenmaier seine „Vorlagen" für die Konferenz bereits gedruckt nach Treysa mitbrachte (Vgl. E. GERSTENMAIER, Streit, S. 243 und unten, S. 67). Auch J. STEINWEG, der in Treysa mit Schreiner das Quartier teilte, läßt die Entstehung des Aufrufs unerwähnt (Innere Mission, S. 191 f.). 2,0 Gerstenmaier kann sich an einen Besuch in Bremen nicht erinnern (schriftliche Auskunft, November 1980), doch hat Heyne am 23. 8.1945 in der ersten Vorstandssitzung des CentraiAusschusses über „den Besuch der Herren des Genfer Hilfsausschusses" (in Bremen?) berichtet, Ns (ADW, CAW 29). 291 Schönfeld (?), „Bericht über die Notlage im Bereich der E K D . . . " (AÖRK, 7); Herntrich („Betrachtungen zum 10jährigen Bestehen des Hilfswerks": ADW, CAW 1013) spricht von einem Besuch im Juni 1945, was schlecht zutreffen kann. Gerstenmaier kann sich an den Besuch nicht erinnern (schriftliche Auskunft, November 1980). - In Hamburg bildete sich im Sommer 1945 ein „Evangelisches Hilfswerk Hamburg e.V.", das der IM angeschlossen war und zu dessen Vorstandsmitgliedern auch der Leiter des Rauhen Hauses, Pastor Gotthold Donndorf, gehörte. „Seit das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Hamburg im Dezember [1945] gegründet und ein Arbeitsausschuß berufen wurde, ist das Evangelische Hilfswerk e.V. mit dem Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Hamburg durch Personalunion verbunden". Im Früh-

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besucht292, danach kam es zu „nochmaligen Verhandlungen in den Gebieten von Südhannover, besonders in Göttingen" 293 , wo am 31. Juli 1945 erneut Besprechungen mit Vertretern der Kirchenkanzlei, der Universität und der Ärzteschaft stattfanden.294 Von Göttingen aus kehrte die Gruppe noch am gleichen Tag nach Wiesbaden295 zurück. Inzwischen hielt sich bereits seit einigen Tagen ein weiterer Kundschafter des Ö R K in Deutschland auf, Stewart W . Herman. 296 Gemeinsam mit ihm suchten Schönfeld, Waetjen und Gerstenmaier am 3. August Major Knappen auf, mit dem Herman schon während des Jahres 1944 zusammengearbeitet hatte.297 Bei dieser Besprechung informierte Schönfeld Knappen über die Pläne des ÖRK, Waetjen berichtete über die Arbeit des Bureau Intermediaire298, während Knappen die kirchenpolitischen Grundsätze der Militärregierung erläuterte. Herman versuchte, ihn über Zusammensetzung und Arbeitsweise des Ökumenischen Rates der Kirchen zu unterrichten, und auch die Frage künftiger kirchlicher Besucher aus der Ökumene nahm breiten Raum ein.299 Zu den Anfängen des Hilfswerks in Berlin und Bayern Schönfeld hatte am 19. Juni 1945 von Leipzig aus an „die Freunde" in Berlin geschrieben und über die Pläne der Ökumene und Gerstenmaiers berichtet300, doch ob und welche organisatorischen Aktivitäten diese Mittei-

jahr 1946 beschloß es seine Auflösung. (Von Hennings an Gerstenmaier, 1.3. 1946: A D W , ZB 96.) Welcher Zusammenhang zwischen dieser Gründung und Gerstenmaiers Besuch im Juli oder der Treysaer Konferenz im August 1945 besteht, ließ sich nicht ermitteln. 2 , 2 Schriftliche Auskunft Gerstenmaiers vom November 1980. Einzelheiten konnten nicht ermittelt werden. Die hannoversche Landeskirche entschloß sich erst 1946 und auch dann nur zögernd zur Mitarbeit im Hilfswerk. Noch in seinem Wochenbrief vom 1. September 1945 ging Landesbischof August Mahrarens ausführlich auf den bevorstehenden „Tag der Inneren Mission" ein, ohne die Beschlüsse von Treysa zu erwähnen. Es ist dann zwar von einem „Hilfswerk für die wirtschaftlichen Nöte des kommenden Winters" die Rede (EBD., H A Kunze 63), doch ist damit das von IM, Caritas, Arbeiterwohlfahrt und Rotem Kreuz getragene „Hilfswerk Niedersachsens" gemeint (Vgl. Wochenbrief vom 26. Okt. 1945: EBD.). 2 , 5 Schönfeld (?), „Bericht über die Nodage im Bereich der E K D . . . " ( A Ö R K , 7). 2 , 4 Vermerk Webers betr. Besprechung am 31. 7. 1945, 1. 8. 1945 (EZA BERLIN, 202/1). 2 , S EBD. - Gerstenmaier kann sich daran nicht erinnern (schriftliche Auskunft November 1980). 2 5 6 Herman war am 1 8 . 7 . 1 9 4 5 in Genf eingetroffen und zehn Tage später nach Deutschland eingereist („Report of Activity, July 1945-July 1st 1946", Juli 1946: A Ö R K , 14). 2 , 7 Vgl. Vermerk mit der Überschrift „Personae", 3. 8.1945, nur Blatt 1, o.U., von Herman verfaßt (EBD., 21) und A. BOYENS, Kirchenpolitik, S. 10-13. 2 9 1 Vermerk Herman betr. "Conversation with Major Knappen at U S G C C Headquarters in H o e c h s t o n Aug. 3 " (EBD.). 2,9

J0

EBD.

° Vgl. oben S. 44, Anm. 206.

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lung dort auslöste, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Am 6. Juli luden Grüber und Pfarrer Peter Buchholz, die die evangelische und die katholische Kirche im Beirat für kirchliche Angelegenheiten beim Berliner Magistrat vertraten301, zu einer Sitzung ein, bei der über „die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen zur Erledigung der Fragen, die früher das Aufgabengebiet des Roten Kreuzes waren", beraten werden sollte.302 Aus einem der Einladung beigefügten Memorandum ging hervor, daß auch ehemalige Rot-Kreuz-Mitarbeiter und Vertreter der jüdischen Gemeinde der zu bildenden Geschäftsstelle angehören sollten303, und unter den vordringlichen Aufgaben wurde auch die „Beschaffung und Verteilung von Hilfs- und Heilmitteln aus dem Ausland für notleidende deutsche Menschen"304 genannt. In der Sitzung selbst, die am 11. Juli 1945 im Stadthaus in der Parochialstraße stattfand, und an der Vertreter der beiden Kirchen teilnahmen305, führte Grüber aus, „daß im Blick auf das Hilfswerk für das deutsche Volk von Konsistorialrat Dr. theol. habil. Gerstenmaier weitgehend vorgearbeitet worden" sei. Leider läßt sich aus der Sitzungsniederschrift nicht erschließen, ob diese Äußerungen auch ein Reflex des Schönfeldschen Schreibens vom Juni, oder allein der Kontakte Grübers mit Gerstenmaier in den Jahren 1943/44 waren.306 Da volle Ubereinstimmung hinsichtlich der künftigen Rolle des Roten Kreuzes nicht erzielt werden konnte und auch „Bedenken gegen eine Verbindung der Gefangenenfürsorge mit der Hilfsaktion für das deutsche Volk" angemeldet wurden307, kam es nur zur Bildung eines Ausschusses, bestehend aus Grüber, dem Vertreter des Centrai-Ausschusses, Pastor Willi Ernst Hagen, sowie einem Vertreter des Caritas-Verbandes, die „die Dinge weiter beobachten" und auch die Flüchtlingsfrage im Auge behalten sollte.308 Sofern diese Initiative überhaupt konkrete Maßnahmen zur Folge hatte, mündete sie in die Arbeit des Hilfswerks ein.309 Am 7. August 1945 traf dann Stewart Herman in Berlin ein. Er brachte Briefe Karl Barths und eine Botschaft des Ökumenischen Rates der Kirchen mit310 und sah seine Hauptaufgabe darin, die Wiederaufnahme der Verbin)01

V g l . H . GRÜBER, E r i n n e r u n g e n , 2 3 5 - 2 4 4 .

302

Grüber und Buchholz an EOK Berlin (EZA BERLIN, EOK Gen. ΧΙΠ,Ι, Bd. 3). Ohne Überschrift u.o.V., 6. 7. 1945 (EBD.).

303 304

EBD.

305

„Sitzung betreffend Gründung eines Hilfsausschusses für die Kriegsgefangenen in Rußland und eine allgemeine Hilfsaktion für das deutsche Volk". Teilnehmer waren u.a. von evangelischer Seite Tröger, Gisevius, Hagen, Pompe u. Söhngen, von katholischer Seite Weihbischof Wienken, Buchholz führte den Vorsitz (EBD.). 306 Vgl. oben S. 23. 307 308

N s (EBD.). EBD.

309 Vgl. EOK an Trendelenburg, 25.9. 1945 (EBD.). ES scheint, als habe eine Eingabe Trendelenburgs an den EOK vom 14. Juni die Veranlassung zu der Initiative Grübers und Buchholz' gegeben (EBD.). 310 Vermerk betr. „Contacts in Berlin, August 7-15, 1945" (AÖRK, 4).

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dung der führenden Kirchenleute untereinander zu erleichtern. So sorgte er dafür, daß eine Delegation aus Berlin drei Wochen später an der Konferenz in Treysa teilnehmen konnte.311 In den zahlreichen Gesprächen, die Herman wärend seines einwöchigen Aufenthaltes führte, stand meist die Frage der kirchlichen Neuordnung im Vordergrund, aber auch die großen materiellen Nöte wurden ausführlich erörtert. Herman schlug in diesem Zusammenhang offenbar vor, in Berlin einen Wiederaufbau-Ausschuß nach Genfer Vorbild einzurichten und berichtet über die Reaktion Dibelius': " . . . the Bishop, in response to a World Council proposal conveyed by me, stated that it had been decided to set up a General Committee for Reconstruction for Berlin with himself as Chairman and his Adjutant, Bethge, as Secretary. The committee would be composed of three Lutheran members, two Reformed, one Old Lutheran, one Lutheran of the Free Church, one Methodist, one Baptist, and one Council of Brethren [sic!]. Thus all Evangelical Communions, if they accept, would be represented."312

Der „Berliner Ausschuß für Wiederaufbau und kirchliche Hilfsaktionen" ist am 22. August 1945 zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengetreten, wobei von den Freikirchen jedoch lediglich die Aklutheraner teilnahmen. Die Anwesenden besprachen die Lage in Deutschland und beschlossen, dem O R K eine Denkschrift darüber vorzulegen. Sobald die Verkehrsverhältnisse es gestatteten, sollten alle Kirchen in der sowjetischen Besatzungszone in dem Berliner Ausschuß zusammengefaßt werden.313 Von einer weiteren Tätigkeit dieses Ausschusses ist jedoch nichts bekannt. Er wird nach Gründung des Hilfswerks in Treysa überflüssig geworden sein. Bemerkenswert ist aber, daß Herman seine Gründung offenbar ohne Berücksichtigung der Pläne Gerstenmaiers angeregt hat, mit dem er doch erst wenige Tage zuvor zusammengetroffen war. Wie im Rheinland, in Württemberg und Berlin begannen auch in Bayern die Vorbereitungen für die Flilfswerkarbeit bereits mehrere Wochen vor der Treysaer Konferenz und zwar ebenfalls unabhängig von Gerstenmaiers 3 1 1 Herman, „Report of A c t i v i t y . . . " (EBD. 14). - Herman vermittelte auch die ersten Briefe zwischen der Geschäftsstelle des Central-Ausschusses und den Vorstandsmitgliedern im Westen. Vgl. unten S. 7 1 - 7 5 . 3 1 2 (: „In Beantwortung eines von mir übermittelten Vorschlages des Ökumenischen Rates erklärte der Bischof, man habe die Errichtung eines Allgemeinen Wiederaufbau-Komitees für Berlin unter seinem Vorsitz und mit seinem persönlichen Referenten, Bethge, als Schriftführer beschlossen. Das Komitee werde sich aus drei Lutheranern, zwei Reformierten, einem Aklutheraner, einem Vertreter der lutherischen Freikirche, einem Methodisten, einem Baptisten und einem Vertreter der Brüdergemeine zusammensetzen. So wären alle evangelischen Gemeinschaften vertreten, sofern sie zustimmen"). Vermerk Hermans betr. Gespräche mit Dibelius, o.D., August 1945 ( A Ö R K , 4). 3 , 3 Vermerk „Berliner A u s s c h u ß . . . " , o . D . u.o.Vf. (EBD., 7). Vgl. auch Dibelius' Einladungsschreiben v o m 15. 8. 1945 ( E Z A BERLIN, K K A 557).

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Planung. Nachdem am 27. Juni 1945 eine erste Vorbesprechung über die Schaffung eines „Evangelischen Hilfswerks der Inneren Mission stattgefunden hatte314, wurde bereits am 17. Juli in der Geschäftsstelle des Landesvereins für Innere Mission in Nürnberg die Arbeit aufgenommen.315 Am 20. August übersandte Meiser den übrigen Landeskirchen den Entwurf „Ev. Hilfswerk der Inneren Mission", der die Grundlage für eine Entschließung des bayrischen Landeskirchenrats, einen Aufruf an die Gemeinden und ein Rundschreiben des Landesvereins darstelle. Dieser Text enthält keinerlei Hinweise auf die Pläne der Ökumene, die Anregungen des Bureau Intermediaire und ein „Selbsthilfewerk" oder „Hilfswerk" der Gesamtkirche. Zwar wird auch hier ähnlich wie bei den Plänen für eine „Gemeindehilfe" im Rheinland ein Ausgleich zwischen schwerer und weniger schwer betroffenen Gebieten angestrebt, doch richtet sich der Blick dabei nicht über die Grenzen der eigenen Landeskirche.316

d) Der Hilfswerkplan vor der Konferenz von Treysa Nach dem Zusammentreffen mit Herman am 3. August 1945 kehrte Gerstenmaier nach Stuttgart zurück, während Waetjen und Schönfeld nach Genf fuhren 317 und möglicherweise auch ein Schreiben Wurms vom 6. August an Koechlin überbrachten, in dem sich Wurm für die „auf Bitten des Nationalen Wiederaufbaukomitees der DEK" vom Genfer WiederaufbauAusschuß bewilligten Hilfen318 bedankte. 3 " Dieser Brief beleuchtet den Stand der Vorbereitungen für das spätere Hilfswerk, wirft aber auch Fragen auf. Ein „Nationales Wiederaufbaukomitee der DEK" hatte die Wünsche, die Freudenberg dem Genfer Wiederaufbau-Ausschuß in dessen Sitzung am 314 Gerstenmaiers Besuch in Franken fand sehr wahrscheinlich erst später statt (vgl. oben S. 56, Anm. 263). 315 ZEHN JAHRE, S. 9-12. Gerstenmaier und das Gesamtwerk werden dort nicht genannt. 316 ADW, ZB 710. - Vgl. die ausführlichere Würdigung dieses Aufrufs bei H . RUDOLPH, Kirche I, S. 54-58. Dort werden auch Beispiele für weitere Initiativen vor und außerhalb des Hilfswerks erwähnt (EBD., S. 53f.). 311 Aus einem Vermerk über eine Besprechung zwischen einem Vertreter des Roten Kreuzes und Schönfeld vom 21. 8. 1945 ist zu erschließen, daß die beiden sich zu diesem Zeitpunkt wieder in Genf befanden (AORK, 18). Ein wohl von Schönfeld stammender Bericht („Bericht über die Nodage im Bereich der EKD . . . ": AÖRK, 7) nennt am Schluß „erneute Besprechungen mit Vertretern der kurhessischen Gebiete von Kassel und Umgebung sowie mit kirchlichen Mitarbeitern, Vertretern von Kommunalverwaltungen, Gesundheitsämtern, Ärzteschaft in Hessen-Nassau und Frankfurt am Main". Diese Verhandlungen, die Schönfeld offenbar überwiegend in seiner Eigenschaft als Vertreter des Bureau Intermediate führte, könnten vor seiner Rückkehr in die Schweiz oder im Zusammenhang mit seinem zweiten Besuch in Deutschland anläßlich der Treysaer Konferenz erfolgt sein. 518 Vgl. oben S. 46. 3 " Wurm an Koechlin, 6. 8.1945 (ADW, ZB 331).

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16. und 17. Juli 1945 vorgetragen hatte, nicht beschließen können, weil es ein solches Komitee noch gar nicht gab. Warum spricht Wurm dann hier im Namen eines solchen Komitees? Vielleicht fühlte er sich als Initiator des Kirchlichen Einigungswerkes zur Vorbereitung eines Kirchlichen Hilfswerks ebenso ermächtigt wie zur Einberufung der Konferenz nach Treysa im August 1945. 320 Der Beirat des Kirchlichen Einigungswerkes hatte sich seit dem Frühjahr 1943 wiederholt mit der Frage eines „Selbsthilfewerkes" beschäftigt.321 Im Februar 1945 hatte Schönfeld über eine Mitteilung des Selbsthilfewerkes berichtet, wonach dessen „Gesamtarbeitsausschuß" als „Reconstruction Committee der DEK" 3 2 2 fungieren werde, und es könnte sein, daß er damit ebenfalls den Beirat des Einigungswerkes meinte. Nachdem Wurm bis zu Freudenbergs Rückkehr in die Schweiz bereits mit mehreren Beiratsmitgliedern wieder in Verbindung getreten war, mochte er sich ermächtig fühlen, für ein „Nationales Wiederaufbaukomitee" zu sprechen.323 In seinem Schreiben erklärt Wurm dann weiter, die Berichte Schönfelds und Gerstenmaiers über ihre Rundfahrt durch Nordwestdeutschland hätten die Richtigkeit der durch Freudenberg übermittelten Berichte bestätigt. Der Einsatz der bewilligten Mittel324 solle in Zusammenarbeit mit dem „Ökumenischen Sachbearbeiter der D E K " , Gerstenmaier, durchgeführt werden. Wurm weist weiter darauf hin, daß Waetjen „Mitglied des Commitees für allgemeine Nothilfe in dem Hilfswerk der deutschen evangelischen Kirche" sei und daß Grüber und Dibelius gebeten worden seien, „auch weiterhin die ursprünglich vorgesehene Position im Rahmen des Hilfswerks der D E K einzunehmen." 325 Diese Feststellung bestätigt einerseits frühere Berichte326 , andererseits wird erneut deutlich, daß in den Wochen vor der Konferenz von Treysa die Vorbereitungen für das Hilfswerk keineswegs ausschließlich bei Gerstenmaier lagen. Die Mitteilung Wurms über die Bitte an Dibelius und Grüber war Gerstenmaier auf nachträgliches Befragen nämlich unerklärlich.327 Schließlich spricht Wurm auch noch von der für die nächste Zeit vorgesehenen Proklamation des Hilfswerks: „Wir hoffen, daß der Aufruf zur Selbsthilfe, der in nächster Zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wer-

520

Vgl. A . BOYENS, Treysa 1945, S. 3 1 - 3 3 ; A . SMITH-VON OSTEN, Treysa, S. 31 £. und 37;

Schönfeld an die „Freunde" in Berlin, 19. 6. 1945 (EZA BERLIN, KKA 557). 521 Vgl. oben, S. 22, 27f. 322

AÖRK7.

Dagegen dachte Gerstenmaier zu diesem Zeitpunkt noch nicht an die Bildung eines solchen Komitees. Vgl. S. 69, 78ff. 324 Vgl. oben, S. 46. 325 Wurm an Koechlin, 6. 8. 1945 (ADN, ZB 331). 326 Vgl. oben, S. 30f. 327 „Das ist mir neu. Bezieht sich nicht auf HW" (schriftliche Auskunft, November 1980). 323

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den soll, der Intensivierung der vorbereitenden und bereits durchgeführten Schritte z u m A u s b a u des Hilfswerks der D E K dienen wird." 3 2 8 Im Hinblick auf diese für Mitte A u g u s t 1 9 4 5 vorgesehene Proklamation des Hilfswerks, f ü r die bereits Schreiners Text vorlag 3 2 9 , verfaßte Gerstenmaier nach seiner R ü c k k e h r nach Stuttgart ein Rundschreiben an die „obersten kirchlichen Behörden im Bereich der Deutschen Evangelischen Kirche", die „Zentral- und Provinzialausschüsse der Inneren Mission" und die „Leitung der missionarisch-diakonischen Verbände." Es trägt die Überschrift: „ A u f b a u des Hilfswerks der Evangelischen Kirche" und spricht v o m Hilfsw e r k w i e v o n einer bereits bestehenden Organisation. Insofern ist es nicht ganz zutreffend, w e n n Gerstenmaier dieses Rundschreiben rückblickend als„Beschlußvorlage[n] f ü r die G r ü n d u n g des Hilfswerks" bezeichnet. 3 3 0 Z u s a m m e n mit d e m v o n W u r m unterzeichneten A u f r u f aus Schreiners Feder w u r d e das Rundschreiben noch im A u g u s t gedruckt und v o n Pressel Wurm an Koechlin, 6. 8. 1945 (ADW, ZB 331). Vgl. oben, S. 60f. und unten S. 78. 3 3 0 E. GERSTENMAIER, Streit, S. 244. Vgl. oben S. 58. - Das Rundschreiben liegt in zwei Fassungen (A und B) vor, die sich inhaltlich vor allem darin unterscheiden, daß nur in der einen (B) ein Wiederaufbau-Ausschuß nach Genfer Muster vorgesehen war. Gerstenmaier, der sich schon im Juni 1945 während seines Besuches in Genf zur Übernahme der Genfer Organisationsvorstellungen entschlossen haben will, hat erklärt, es handle sich um alternative Entwürfe, deren einer (B) am letzten Tag in Treysa verteilt worden sei (mündliche Auskunft vom 17.11.1980; schriftliche Auskunft, November 1980). Das ist indessen schon deshalb unwahrscheinlich, weil für das Zentralbüro in den beiden Fassungen unterschiedliche Adressen angegeben werden. So heißt es in Fassung Α noch, das Zentralbüro befinde sich „bei dem Leiter des Kirchlichen Einigungswerkes, Herrn Landesbischof D. Wurm in Stuttgart, Gerokstraße 25", während in der Druckfassung Β bereits die endgültige Adresse „Stafflenbergstraße 20" angegeben wird. Fassung Β kann auch darum nicht in Treysa verteilt worden sein, weil darin bereits auf die Zentralbüros Ost und West verwiesen wird, zu deren Einrichtung sich Gerstenmaier jedoch erst während seines Berlin-Besuchs im Anschluß an die Treysaer Konferenz im August 1945 entschloß (Vgl. Gerstenmaier an Pawlowski, 1.10.1945: ADW, ZB 111). Hier wird, wofür sich noch weitere Gründe anführen ließen, davon ausgegangen, daß in Treysa das Rundschreiben in der Fassung Α verteilt wurde, in der ein Wiederaufbau-Ausschuß noch nicht vorgesehen war (gedruckt: EZA BERLIN, EKD 202/1 und EO, Gen. XII 206; Abschriften: ADW DÜSSELDORF, Bestand Ohl, 47/3-1,1 und ADW, CAW 1005) und die mit der Ortsangabe „Stuttgart" auf den 1. 8. 1945 datiert ist. Diese Fassung Α liegt mit nur geringfügigen Korrekturen auch dem Bericht von F. SÖHLMANN (Treysa 1945, S. 83-86) zugrunde, was sich ebenso wie ihre weite Verbreitung nur schwer erklären ließe, wenn in Treysa bereits Fassung Β verteilt worden wäre. In oder kurz nach Treysa entstand eine maschinenschriftliche Fassung Β (ADW, ZB 710 und ZBB 70), die den Wiederaufbau-Ausschuß berücksichtigte, die Bezeichnung DEK durch die neue Bezeichung EKD - nicht ganz konsequent - ersetzte, jedoch die Angabe von Ort und Datum beibehielt. Erst in der Druckfassung Β wurde ein Hinweis auf das Zentralbüro West und das Zentralbüro Ost aufgenommen und die Datumsangabe korrigiert. Sie lautete jetzt „31-8.1945", doch blieb die Ortsangabe „Stuttgart" stehen. Gleiches geschah mit dem von Schreiner verfaßten Aufruf, der ebenfalls unter Berücksichtigung der Konferenzergebnisse und mit neuer Datumsbei unveränderter Ortsangabe neu gedruckt wurde (Vgl. Exemplar mit handschriftlichen Korrekturen Gerstenmaiers: ADW, ZBB 70). Es ist deshalb wahrscheinlich, daß Gerstenmaier die Korrekturen während der Berlinreise Anfang September vornahm. 328

329

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mit nach Treysa gebracht331, wo es am letzten Tag an die Konferenzteilnehmer verteilt wurde.332 Abgesehen von seinem oben erwähnten Memorandum vom 16. Juni 1945, das sich zudem auf einen Ausschnitt der Planung beschränkte, ist es die früheste erhaltene Darlegung der Konzeption des Hilfswerks aus Gerstenmaiers Feder. Einleitend werden zunächst allgemein Aufgaben und Arbeitsgrundsätze des Hilfswerks dargelegt, wobei der Zusammenhang mit Schönfelds Denkschrift vom Herbst 194 4333 deutlich wird: Keiner soll von der Hilfe ausgeschlossen werden; die Mobilisierung der Selbsthilfe steht im Vordergrund. Beinahe wörtlich knüpft Gerstenmaier an Aussagen seiner Habilitationsschrift von 1938 an, wenn er sagt, die Kirche sei mit „allem, was sie ist und was sie vermag", zur Hilfe aufgerufen.334 Die Implikationen dieser Aussage werden jedoch im Kontext des Rundschreibens nicht deutlich: „Das Hilfswerk dient den Hilfsaktionen der deutschen evangelischen Gemeinden, Kirchenkreise, Synoden, Provinz- und Landeskirchen, sowie ihrer kirchlichen Verbände, Anstalten und Einrichtungen aller Art. Die Kirche ist aufgerufen, der Not zu begegnen mit allem was sie ist und was sie vermag. Ihr Dienst und ihre Hilfe gilt allen wirklichen Notleidenden ohne Ansehen der Person, des Standes, der Konfession, Nation und politischen Anschauung." Das deutsche Volk ist auf Selbsthilfe angewiesen. Das Hilfswerk ist ein Versuch, diese Selbsthilfe über den ganzen Volksboden hin in Gang zu bringen."

Gerstenmaier geht dann auf die organisatorischen Fragen ein. Die Leitung des Hilfswerks solle „bei dem obersten Repräsentanten der Deutschen] E[vangelischen] K[irche]" - zu dieser Umschreibung zwang Gerstenmaier die ungeklärte Situation - liegen, der das Hilfswerk „nach innen und außen" vertrete und „über alle Fragen in letzter Instanz" entscheide. Er werde mit der Wahrnehmung der Geschäfte „je einen Mitarbeiter nach innen und nach außen" beauftragen, und zwar mit letzterem den „ökumenischen Sachbearbeiter", also Gerstenmaier selbst.335 Die Position eines „Leiters des Hilfswerks", die Gerstenmaier später eingenommen hat, ist noch nicht vorgesehen.336 Wie von Anfang an geplant, sollte die Arbeit des Hilfswerks zwei Bereiche umfassen, die hier erstmals als „Allgemeine Nothilfe" und „Kirchlicher E. GERSTENMAIER, Streit, S. 244; DERS., Zehn Jahre Hilfswerk, S. 117.q Gerstenmaier, mündliche Auskunft 17. November 1980; schriftliche Auskunft, November 1980. 333 Vgl. oben, S. 28-32. 334 Vgl. unten, S. 120-125. 335 Vgl. Wurm an Koechlin, 6. 8. 1945 (ADW, ZB 331). - Eine Formulierung wie diese könnte Niemöllers Befürchtungen verständlich machen, Gerstenmaier strebe, was dieser selbst jedoch stets bestritten hat, nach der Leitung des Kirchlichen Außenamts (vgl. E. G E R S T E N 332

MAIER, Streit, S. 245). 336

„Leiter" ist hier der „oberste Repräsentant der DEK".

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Wiederaufbau" bezeichnet werden. Die Arbeit dieser beiden „Abteilungen" würden zwei Komitees tragen, die, abgesehen von der geänderten Bezeichnung, den beiden „Zentralen Arbeitsausschüssen" in der ursprünglichen Konzeption Selbsthilfewerkes von 1944 entsprechen. Diese Komitees sollten sich aus jeweils „sechs von der künftigen Leitung der Evangelischen Kirche berufenen Mitgliedern, die dem Kirchenregiment angehören oder im geistlichen Amt stehen, und drei Laien, die für die besonderen Arbeitsgebiete sachverständig sind", zusammensetzen. Beide hätten unter einem eigenen Vorsitzenden zu arbeiten und aus ihrer Mitte je einen Sekretär zur Führung der Geschäfte zu bestellen. Wie die Zusammenarbeit dieser „Komitees" bzw. der „Abteilungen" mit dem „Leiter" und den „Mitarbeitern nach innen und außen" geregelt sein sollte, geht aus dem Rundschreiben nicht hervor. Den Wiederaufbau-Ausschuß, das spätere oberste Leitungsorgan des Hilfswerks, das sich aus „Bevollmächtigten" aller Landeskirchen zusammensetzte, hatte Gerstenmaier noch nicht vorgesehen.337 Das war konsequent. Gerstenmaier hat auch später nie ein Hehl daraus gemacht, daß ihm die Beschlüsse, die in Treysa gefaßt werden würden, wenig behagten338, denn er ging offenbar vom Fortbestand der Deutschen Evangelischen Kirche und der weiteren Geltung ihrer Verfassung aus dem Jahre 1933 aus. Sofern nur bei deren Leitung ausreichende Vollmachten lagen - dem Rundschreiben zufolge beruft sie die Komitee-Mitglieder, ihr „oberster Repräsentant" leitet das Hilfswerk, ist dessen „oberste Instanz" und beruft die „Mitarbeiter nach innen und außen" - mußte ihm die Bildung eines Ausschusses landeskirchlicher „Bevollmächtigter" entbehrlich sein, zumal von einer institutionalisierten Mitarbeit der nicht der Deutschen Evangelischen Kirche angehörenden deutschen Freikirchen im Hilfswerk nichts gesagt wird. Anschließend werden die Aufgaben der beiden Abteilungen beschrieben. Eine „Abteilung I Allgemeine Nothilfe" nimmt die Stelle des früher geplanten „Zentralen Arbeitsausschusses für Ernährungs- und Versorgungsfragen" ein. Dabei ist nicht mehr von einer „Dirigierung des Ernährungs- und Versorgungsapparates"339, sondern nur noch von der „Ermöglichung bzw. Organisation eines zusätzlichen freiwilligen Ausgleichs zu den behördlich angeordneten Ausgleichsmaßnahmen der im Aufbau begriffenen neuen deutschen Zivilverwaltung" die Rede. Es geht jedoch nicht nur um die Aufbringung von zusätzlichen Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten und zusätzlichen Wohnraum, sondern auch um die „Beschaffung von Geldmitteln und Verwirklichung eines Finanzausgleichs" sowie um „Mithilfe bei der Beschaf337

Gerstenmaier, schriftliche Auskunft November 1980; mündliche Auskunft 17. November 1980. 331 Vgl. E. GERSTENMAIER, Streit, S. 245 und Gerstenmaier an Keller, 2. 7. 1946 (ADW, ZB 331). 339 Vgl. oben, S. 29.

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fung von Arbeits- und Versorgungsmöglichkeiten für Flüchtlinge, Heimatlose und Demobilisierte." Dies Konzept entspricht den Vorstellungen, die Gerstenmaier am 16. Juni 1945 dem Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz entwickelt hatte340, und ist wohl umfassender, aber weniger ambitioniert als Schönfelds Denkschrift vom Herbst 1944. Von einer Übernahme staatlicher Funktionen wird nicht mehr gesprochen. An die Stelle des ursprünglich vorgesehenen „Zentralen Arbeitsausschusses für seelsorgerlichen Dienst und die Neuordnung des Erziehungswesens" ist die „Abteilung Π Kirchlicher Wiederaufbau" getreten. Auch hier ist von hochfliegenden Plänen wie einem Neuaufbau des gesamten Erziehungswesen, wie sie sich in Schönfelds Memoranden finden, nicht mehr die Rede. Es geht ausschließlich um Dinge, auf deren Förderung auch die Genfer Arbeit seit langem ausgerichtet war: „Wiederingangbringung einer geregelten kirchlichen V e r s o r g u n g . . A u f b r i n gung und Verteilung von technischen, literarischen, finanziellen und personellen Mitteln aller Art. . . . Ermöglichung der Volksmission, der christlichen Erziehung und der kirchlichen Kulturarbeit durch die Beschaffung von Literatur... und den Wiederaufbau einer kirchlichen Presse..."

Die Aussagen über die Zusammenarbeit mit der Inneren Mission und die Organisation des Hilfswerks im Bereich der verschiedenen Landeskirchen sind noch recht allgemein gehalten. Beim Aufbau des Hilfswerks werde die Kirche sich „natürlich in erster Linie ihrer dafür seit langem geschaffenen Organisation und Einrichtungen, vor allem der Kräfte und Werke der Inneren Mission" bedienen, doch könne sie „in Anbetracht des gewaltigen Umfanges der Not" die ihr zugefallenen Hilfsaufgaben nicht einfach an diese delegieren. Auf allen Ebenen der kirchlichen Organisation müsse deshalb „ein besonderer Sachbearbeiter für Hilfswerkfragen" bestellt werden, der „in Verbindung mit der Bezirks- oder Landesorganisation des Hilfswerks" die jeweils erforderlichen Maßnahmen treffen solle. Es wird nicht ganz deutlich, ob hier an den Aufbau einer jeweils eigenständigen Hilfswerk-Organisation gedacht ist, oder ob die „Sachbearbeiter" lediglich die Mitwirkung aller kirchlichen Dienststellen, der Kirchengemeinden und Einrichtungen der Inneren Mission bei der Hilfswerk-Arbeit sicherstellen und koordinieren sollen.341 Großen Wert legt Gerstenmaier in dem Rundschreiben auf die Kooperation mit anderen Hilfsorganisationen, weil „nur durch Zusammenfassung aller Kräfte innerhalb und außerhalb der Kirchen" ein „Höchstmaß von

340

Vgl. oben, S. 42f. Die später im Hilfswerk verwendeten Bezeichnungen „Bevollmächtigter", „Hauptbüro", „Hauptgeschäftsführer" werden hier nicht gebraucht. Das spricht dagegen, daß sie, wie Pressel sich erinnert, bereits 1943 vorgesehen waren (vgl. unten S. 79f., 82f. und 87.). 3,11

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Hilfswirkung zu erzielen" sei. Er weist dann darauf hin, daß sich in einigen Großstädten bereits „Selbsthilfeausschüsse" gebildet hätten, die „zum großen Teil auf kirchliche Initiative" zurückgingen und Vertreter der Kirchen, der Behörden, der Ärzteschaft und der Krankenhäuser, der Universitäten, der Gewerkschaften, der Arbeiterwohlfahrt und des Roten Kreuzes umfaßten.342 In diesem Zusammenhang teilt er auch mit, daß die katholische Kirche ihre Hilfsorganisation wahrscheinlich „in paralleler Weise aufbauen" werde und daß die Leitung der Fuldaer Bischofskonferenz von den Plänen für das Hilfswerk unterrichtet worden sei: Die Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen der beiden Kirchen muß überall, wo es geboten ist, angestrebt werden, ebenso muß die Mitarbeit der Freikirchen gesucht werden." Gerstenmaier hatte also auch nach der Begegnung mit Frings den Gedanken an ein „einheitliches nationales Hilfswerk" der beiden großen Kirchen noch nicht aufgegeben.343 Daß das Hilfswerk der evangelischen Kirche der deutsche Zweig eines Hilfswerks der Ökumene sein sollte, wird darum auch nirgendwo gesagt. Der Ökumenische Rat erscheint in dem Rundschreiben nur als eine unter mehreren ausländischen Organisationen mit denen das Hilfswerk zusammenarbeiten werde. Auch die Freikirchen werden hier nur in einem Nebensatz erwähnt, also nicht etwa deshalb, weil das Konzept der Ökumene ihre Berücksichtigung erforderte. In Gerstenmaiers Planung, die auf eine Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche ausgerichtet war, konnten die deutschen Freikirchen mit ihrer geringen Mitgliederzahl nur von untergeordneter Bedeutung sein, wohingegen bei den großen und finanzstarken amerikanischen Schwesterkirchen dieser Freikirchen der Schlüssel zum Erfolg der Genfer Wiederaufbau-Abteilung lag. Erst nach der Anpassung der Pläne Gerstenmaiers an die organisatorischen Vorstellungen der Ökumene, die auf der Konferenz von Treysa Ende August 1945 erfolgte, konnte der Mitarbeit der deutschen Freikirchen im Hilfswerk darum größere Bedeutung zukommen.

e) Der Central-Ausschuß vor der Konferenz von Treysa Die Geschäftsstelle des Central-Ausschusses für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche, des Zusammenschlusses aller Landes- und Fachverbände der Inneren Mission mit Sitz in Berlin-Dahlem, hatte den Krieg zwar ohne größere Schäden überstanden, aber die Verbindung mit den Landesverbänden war unterbrochen. Am 5. Juli 1945 fanden sich die Vorstandsmitglieder aus Berlin und Umgebung unter dem Vorsitz von Paul 342

Damit sind die vom Bureau Intermediate angeregten Ausschüsse gemeint. Vgl. oben S. 38f., 44ff. und 57. 343

Vgl. E. GERSTENMAIER, Streit, S. 247.

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Braune, dem Leiter der Hoffnungsthaler Anstalten in Lobetal bei Berlin und einem der Vizepräsidenten des Centrai-Ausschusses, zu einer ersten Sitzung nach Kriegsende zusammen und beschlossen, sich durch einen Beirat aus Vertretern in Berlin ansässiger Fachverbände der Inneren Mission zu ergänzen, damit der Rumpfvorstand die anstehenden Entscheidungen nicht allein verantworten müsse. In diesen Beirat wurde auch Grüber als Vertreter der neugebildeten Kirchenleitung von Berlin-Brandenburg und stellvertretender Vorsitzender des Beirates für kirchliche Angelegenheiten beim Magistrat von Berlin berufen.344 Unabhängig hiervon hatte der Präsident des Central-Ausschusses, Pastor Constantin Frick, bereits im Mai von seinem Wohnort Bremen aus begonnen, die Zukunft der Inneren Mission und des Centrai-Ausschusses mit Vorstandsmitgliedern in den Westzonen wie Ohl, von Lüttichau und von Bodelschwingh brieflich zu erörtern.345 Unter den führenden Vertretern der Inneren Mission herrschte dabei Übereinstimmung, daß es zwar schon schwer genug fallen würde, die Arbeit in gewohnter Weise fortzuführen, daß darüber hinaus aber auch Aufgaben neuer Art und Notstände bisher ungekannten Ausmaßes die Inneren Mission vor eine Bewährungsprobe stellen würden. Ein Memorandum „Zur Lage August 1945", von einem unbekannten, aber mit der Arbeit des Centrai-Ausschusses bestens vertrauten Verfasser stammend und für die erste Zusammenkunft von Vorstandsmitgliedern des Central-Ausschusses aus den westlichen Zonen am 23. August 1943 bestimmt, läßt dies deutlich erkennen. In diesem Memorandum wird unter anderem ausgeführt, daß die traditionelle Vereinsform der Inneren Mission vor den neuen Anforderungen versagen müsse und daß die Gemeinden selbst unmittelbare Träger der Arbeit sein müßten: „Ich glaube und halte das sogar, wenn es gelingt, für einen großen Fortschritt, daß die Gemeinden mit Hilfe der IM so aktiviert werden müssen, daß für die nächsten Jahre und vielleicht auch Jahrzehnte die Gemeinden als solche Träger des evangelischen Hilfswillens sein müssen. Ich halte es für dringend erforderlich, daß jede Gemeinde sich zu einer „Evangelischen Nothilfe" zusammenschließt. All Gemeindeglieder müssen Hand anlegen;... Da die Pastoren durch vermehrte Wortverkündigung und die dringend notwendige Steigerung der Seelsorge mit dem „Dienst zu Tisch" in dieser maßlosen Notzeit nicht auch noch belastet werden dürfen, muß in jeder Gemeinde und jedem Gemeindebezirk ein Mann aus dem Volk zum Führer der „evangelischen Nothilfe" bestellt werden, der ein warmes Herz für die Nodeidenden, einen klaren Blick für die Nöte und für die Mittel, sie zu bekämpfen, hat, der selber anzufassen und andere zu hilfreicher Tat zu bewegen versteht... Da die Nöte an jedem einzelnen O r t . . . verschieden sind, muß sich auch die Hilfe an jedem Ort verschieden gestalten. Minder betroffene Gemeinden werden gern der 344

H . TALAZKO, Neubeginn, S. 114.

545

EBD.,

S. 112f.

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„evangelischen Nothilfe" schwerer betroffener Orte mit Rat und Tat zur Seite stehen. So ergibt sich von selbst die Notwendigkeit, die „evangelischen Nothilfen" in den einzelnen Synoden in lebendige Fühlung miteinander zu bringen und auch dadurch den Wetteifer zu steigern. Wäre es nicht eine schöne Aufgabe der IM, nicht nur lebendige Persönlichkeiten für Gründung und Aufbau der „evangelischen Nothilfen zur Verfügung zu stellen, sondern auch einfache Geschäftsstellen zu organisieren! Ich halte den Aufbau der „evangelischen Nothilfe" für den Weg, den der Herr der Kirche nicht nur den Gemeinden, sondern auch der IM als den zunächst notwendigsten und dringlichsten Auftrag gegeben hat."346

Während die Aktivierung der Einzelgemeinden auch beim Hilfswerk eine große Rolle spielen sollte, unterscheidet sich das Memorandum mit seiner Vorstellung eines organischen Wachstums der Organisationen von unten nach oben und der Betonung des volksmissionarischen Auftrages der Inneren Mission doch erheblich von Gerstenmaiers Hilfswerkplänen. Eine evangelistische Aufgabe ist für das Hilfswerk nicht vorgesehen; hier hingegen heißt es: „Daß es selbstverständlich ist, daß mit dieser Nothilfe Seelsorge von Laien an Laien verbunden sein m u ß . . . liegt auf der Hand. Sollte Gott nicht uns diese ungeheure Notzeit geschickt haben, um uns aus allen gewohnten Geleisen herauszuwerfen und uns völlig neue Mittel und Wege auch zum volksmissionarischen Dienst zu geben!"

Der Verfasser sieht in der volksmissionarischen Arbeit auch eine Aufgabe für die vielen stellenlos gewordenen Pfarrer und fragt: „Müßte nicht das alte Wichernsche Amt der Reiseprediger und Agenten so schnell wie möglich wieder belebt werden? Wie schön wäre es, wenn die mit dem Aufbau der „Evangelischen Nothilfe" betrauten Amtsbrüder und Diakonen, wenn sie von Ort zu Ort ziehen, auch in Gottesdiensten und Versammlungen das Wort verkündigten und mit den Schulungskursen für die Nothilfsarbeit auch Vertiefungskurse und Freizeiten verknüpfen könnten?" 347

Auch Frick selbst verfaßte für die Vorstandssitzung am 23. August 1945 mehrere Vorlagen.348 Darin behandelte er die künftige Organisation des Centrai-Ausschusses sowie die von den Leitungen der Anstalten und Einrichtungen und den Landes- und Provinzialvereinen der Inneren Mission zu treffenden Maßnahmen. Über die bevorstehende Kirchenkonferenz in Treysa und die Hilfswerkpläne war er offentsichtlich nicht ausreichend unterrichtet.349 Frick erwähnt nämlich nur die „Uberprüfung der Notwendigkeit und 346

1. 8. 1945 (ADW, CAW29).

347

EBD.

!48

Zur Vorgeschichte der Sitzung insgesamt vgl. H . TALAZKO, Neubeginn. So heißt es über neu aufzugreifende Arbeiten nur, die Anstaltsvorstände hätten zu prüfen, „ob ihre Arbeit nach den bisherigen Richtlinien weitergeführt werden kann und darf oder ob neue Wege und welche eingeschlagen werden müssen. Ebenso haben sie festzustellen, ob die veränderte Sachlage in Kirche und Volk und auch besondere Notstände nicht die Aufnahme 349

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Möglichkeit einer ,Evangelischen Nothilfe'" und eine „Reorganisation des Sammlungswesens"350 und betont wie das zitierte Memorandum vom 10. August, daß „erhöhtes Augenmerk auf die volksmissionarische Arbeit" zu richten sei. Auch bei der Besprechung des Verhältnisses zur verfaßten Kirche, das von der Gründung des Hilfswerks tangiert werden mußte, läßt sich nicht erkennen, daß Frick darüber informiert gewesen wäre: „Die rechtlichen Beziehungen des CA zu der verfaßten deutsch-evangelischen Kirche sind durch den Rücktritt des Vertrauensrates hinfällig geworden. Sowie der Zusammenschluß der deutschen Kirchen wieder erfolgt ist, wird alsbald eine Neuregelung vorzunehmen sein. Der CA im Osten wie im Westen ist aber auch in der Übergangszeit unlösbar mit den deutschen evangelischen Kirchen verbunden und wird alles tun, was den Wiederaufbau der deutschen Kirchen und ihrer Gemeinden fördern kann. Der CA spricht die Erwartung aus, daß er bei den entscheidenden Verhandlungen über den Neubau der Kirchen beteiligt wird, wie das auch bei den Verfassungsänderungen seit seiner Gründung geschehen ist."351

Frick scheint lediglich von Vorbereitungen der Ökumene erfahren zu haben und setzte auf die Tagesordnung auch den Punkt „Genfer Hilfsausschuß."352 Das Protokoll der Sitzung vom 23. August 1945 vermittelt den Eindruck, daß auch andere Vorstandsmitglieder über den Stand der Vorbereitungen für das Hilfswerk nur unzureichend unterrichtet waren: Zunächst gaben Ohl und die Leiterin der Diakoniegemeinschaft, Oberin Auguste Mohrmann, einen Bericht zur Lage der „Diakonie und der Rheinischen Inneren Mission". Ohl berichtete über die „Evangelische Gemeindehüfe" und die „Volkshilfe"353 im Rheinland, erwähnte, daß in Württemberg ein von Eberhard Müller geleiteter kirchlicher Hilfsdienst für Kriegsgefangene und Vermißte bestehe, und sprach von der Existenz eines Hilfswerkes für die lutherischen Kirchen unter dem Vorsitz des schwedischen Erzbischofs Erling Eidem.354 Im weiteren Verlauf der Sitzung berichteten Ohl und Pastor Bodo Heyne, der Leiter der Inneren Mission in Bremen, auch über den „Besuch der Herren des neugegründeten Genfer Hilfsausschusses", ohne dabei von der beabsichtigten Gründung des Hilfswerks zu sprechen und ohne zwischen diesem Tagesordnungspunkt und den weiteren Besprechungspunkten neuer Arbeiten erfordert" (CA-Vorstand, 23.8. 1945, Anlage zu Ziffer 4 der Ns: A D W , C A W 29). Ähnlich heißt es von den Landes vereinen nur, daß sie eine „Planung für die verschiedenen Arbeitszweige unter besonderer Berücksichtigung wieder aufzunehmender oder neu anzugreifender Aufgaben und Arbeiten" (EBD., Anlage zu Ziffer 5) aufzustellen hätten. 350

351

EBD.

EBD., Anlage zu Ziffer 6. 352 Zwischen „Flüchtlingsfürsorge" und „Seelsorge in Lazaretten und Gefangenenlagern" (ADW, C A W 26). 353 Vgl. oben S.58ff.. 351 „Notizen aus der Vorstandssitzung am 23. 8. 1945", o.V. (ADW, C A W 32).

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„Volkshilfe" und „Kirchenführerkonferenz in Treysa" einen Zusammenhang herzustellen.355 So konnte die Frage, wie das Verhältnis der Inneren Mission zu dem geplanten Hilfswerk zu regeln sei, in dieser Sitzung nicht sachgerecht erörtert werden, weil den Teilnehmern die notwendigen Informationen fehlten. Für die Zukunft des Centrai-Ausschusses von weitreichender Bedeutung war hingegen die Entscheidung, angesichts der unmöglich gewordenen Zusammenarbeit mit der Inneren Mission im Bereich der sowjetisch besetzten Zone in Bremen eine Geschäftsstelle des Central-Ausschusses zu errichten und die Mitglieder des Vorstandes aus den Westzonen für berechtigt anzusehen, bis auf weiteres über die Angelegenheiten der Inneren Mission in ihrem Bereich selbständige Beschlüsse zu fassen. Damit war die Aufgliederung des CentraiAusschusses in einen Central-Ausschuß West und einen Central-Ausschuß Ost eingeleitet.356

3. Die Konferenz von Treysa und die Gründung des Hilfswerks Am Abend des 27. August 1945 begann mit einem Gottesdienst in der Anstaltskirche von Hephata bei Treysa die langgeplante Konferenz der „Kirchenführer", zu der Landesbischof Wurm als Leiter des Kirchlichen Einigungswerkes eingeladen hatte. Auf der vorläufigen Tagesordnung, die er am 25. Juli zusammen mit der Einladung verschickt hatte, standen auch „Das

355 „8. Volkshilfe: Aus den Berichten aus verschiedenen Gebieten geht hervor, daß überall unter verschiedenen Formen unter dem Namen „Volkshilfe" mit Beteiligung der IM Hilfsorganisationen der Reichsspitzenverbände entstanden sind. Der Vorstand billigt die Mitarbeit in diesen Hilfsorganisationen. Außerdem haben sich in verschiedenen Bezirken, besonders im Rheinland, evangelische Hilfsorganisationen gebildet, die für bestimmte Zwecke ergänzend dazu treten und sich im Rheinland von der Nachbarschafts- bis zur Patenhilfe bewährt haben.

13. Genfer Hilfsausschuß: Aufgrund von Berichten der Herren Ohl und Heyne über den Besuch der Herren des neugegründeten Genfer Hilfsausschusses, K[onsistorial]rat Gerstenmaier [sie!], Dr. Schönfeld und Vicekonsul Dr. Waetgen [sie!], werden die Herren des Vorstandes gebeten, über die Tätigkeit des Hilfsausschusses dem Präsidenten in Bremen zu berichten, der dann seinerseits die nötigen Verhandlungen führt. In diesem Zusammenhang ergeht die Anregung von Dr. Depuhl, alte Wfinter] H[ilfs] W[erk]-Mittel zur Unterstützung der Arbeit der karitativen Verbände anzufordern. 18. Kirchenführerkonferenz in Treysa: Die Aufgaben und Aussichten der in der kommenden Woche in Treysa stattfindenden Kirchenführerkonferenz werden besprochen. Der Vorstand verzichtet darauf, seine Wünsche, besonders betreffend das Verhältnis von IM zur Kirche, schriftlich vorzulegen. Pastor von Bodelschwingh wird aber gebeten, das, was die Kirche von der IM erwartet, mündlich vorzutragen." CA-Vorstand, 23. 8.1945, Ns. (ADW, CAW29). 354 Vgl. hierzu die ausfuhrliche Darstellung bei H. TALAZKO, Neubeginn.

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Ökumenische Hilfswerk und das Kirchliche Selbsthilfewerk".357 Pressel hatte aus Stuttgart die bisher noch nicht verbreiteten gedruckten Aufrufe und Rundschreiben zur Gründung des Hilfswerks mitgebracht. Sie sollten nun der Versammlung zur Billigung vorgelegt werden.358 Mit dem Hilfswerk zusammenhängende Fragen kamen bereits in der ersten Plenumssitzung zur Sprache, mit der am Vormittag des 28. August die Verhandlungen eröffnet wurden. Wurm verlas innerhalb seiner Begrüßungsansprache die Grußbotschaft Michelfelders, die dieser einen Monat zuvor als Vertreter der lutherischen Kirchen der Vereinigten Staaten von Genf aus an „die Kirche in Deutschland" gerichtet hatte und die bereits die Zusage materieller Hilfen des amerikanischen Luthertums enthielt.359 In derselben Sitzung sprach Schönfeld wie vorgesehen360 „über die ökumenische Lage in den ausländischen Kirchen" 361 , wobei er die Arbeit der Wiederaufbau-Abteilung des Ökumenischen Rates offenbar besonders hervorgehoben hat.362 Anschließend gab Dibelius einen ursprünglich nicht vorgesehenen Bericht über die Lage in Berlin und in der sowjetisch besetzten Zone, worin er an erster Stelle auf die „große äußere Not" 363 zu sprechen kam.364 Die Nachmittagssitzung am 28. August 1945 wurde mit einem zweiten Bericht zur Lage im „Osten" eingeleitet. Der Breslauer Stadtdekan Joachim Konrad sprach „über die verzweifelte Lage im polnisch besetzen Schlesien" und Schloß mit „einem Hilferuf an die Ökumene, möglichst noch vor dem Winter praktische Hilfe" zu bringen.365 Gerstenmaier hatte mit dem westfälischen Präses Karl Koch verabredet, daß dieser zu einem ihm günstig erscheinenden Zeitpunkt zur Tagesordnung sprechen und die Behandlung von Hilfswerk-Fragen beantragen solle. Dieser Augenblick war mit Konrads Bericht gekommen.366 Koch erhob sich, „um die Versammlung zu dem 3

"

E Z A BERLIN, E K D 0 4 7 .

» Vgl. oben S. 67-71.

35

359

F . SÖHLMANN, T r e y s a 1 9 4 5 , S. 1 0 f . ; A b d r u c k ebd., S. 43FF. u n d QUELLEN III, S. 1 f.

„Die Ökumene", Tagesordnung (EZA BERLIN, EKD 047). Brunotte, „Bericht über die Kirchenkonferenz in Treysa", 6. 9. 1945 (EBD.). 362 EBD. „Dr. Schönfeld sprach über die Arbeit der Ökumene. Er verlas ein Wort der Kirchen kurz vor Beginn des Krieges Juli 1939 und berichtete über die ökumenische Lage in den ausländischen Kirchen. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit auch mit der deutschen Kirche ist vorhanden. Auch die ausländischen Kirchen stehen vor der Frage, die Verkündigung vom Nationalismus rein zu halten. Auch sie sind zur Buße bereit. Im nächsten Jahr ist eine ökumenische Tagung der Kirchenführer geplant. Praktisch am bedeutsamsten werden die großen Aufgaben des Hilfswerkes." 363 Brunotte (EBD.) 364 Vgl. Herman, General German Church Situation, Reconstruction 45, Sept. 1945 (AÖRK, 360 361

15). 365 Brunotte, „Bericht über die Kirchenkonferenz in Treysa", 6.9. 1945 (EZA BERLIN, EKD 047). 366 Mündliche Auskunft Gerstenmaiers, 17.11. 1980.

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Beschluß zu veranlassen, ein kirchliches Hilfswerk zu gründen", und fand damit breite Zustimmung.367 Allerdings wird dieser „Gründungsbeschluß" außer von Gerstenmaier selbst von keinem der übrigen Konferenzteilnehmer368 erwähnt. Es ist möglich, daß Koch einen eher allgemein gehaltenen Appell an Konrads Notbericht angeschlossen hat. Mit Sicherheit hat Gerstenmaier seine Konzeption des Hilfswerks zu diesem Zeitpunkt der Versammlung noch nicht vorgetragen. Gerstenmaier kam dann am Morgen des zweiten Verhandlungstages, am 29. August 1945, zu Wort und eröffnete die Sitzung mit einem Referat369, dessen Inhalt wohl weitgehend dem des später verteilten gedruckten Rundschreibens entsprach.370 Schönfeld ergänzte diese Ausführungen, indem er „die Organisation des Hilfswerks in Genf" schilderte371 und bekanntgab, welche Mittel der dortige Wiederaufbau-Ausschuß bereits für die deutschen Kirchen bereitgestellt habe.372 Dann sprach Herman als Vertreter der ausländischen Kirchen, „betonte den Willen zur Zusammenarbeit und bat vor allen Dingen um Nachrichten und genaue Angaben über die vorhandene Not". Im Konferenzbericht Brunottes heißt es dann: „In der weiteren Aussprache wurde mehrfach gewünscht, daß die allernotwendigste Hilfe möglichst schnell einsetzen möge."373 Die Aussprache war nur kurz. Johannes Steinweg, damals Superintendent in Kassel, berichtet in seinen Lebenserinnerungen, der Hilfswerkplan sei von Gerstenmaier vorgetragen und „en bloc" angenommen worden, „ohne 367

E. GERSTENMAIER, Zehn Jahre Hilfswerk, S. 110. Brunotte, „Bericht über die Kirchenkonferenz in Treysa", 6. 9. 1945 (EZA BERLIN, EKD 047); F. SÖHLMANN, Treysa 1945; Kalendernotizen Niemöllers (laut mündlicher Mitteilung Niemöllers vom 8. 4. 1980) und Nieseis (laut schriftlicher Mitteilung Nieseis vom 20.10. 1980) Kalendernotizen Nieseis; Brunotte, „Bericht...", 6. 9. 1945 (EZA BERLIN, EKD 046). die Tagesordnung hatte dafür den Nachmittag vorgesehen und als Referenten für das Thema „Hilfswerk der DEK" Gerstenmaier und Schönfeld genannt. In der vorläufigen Tagesordnung hieß es noch: „Das Ökumenische Hilfswerk und das Kirchliche Selbsthilfewerk" (EBD.) 370 So Gerstenmaier, Entwurf eines Schreibens an die Bevollmächtigten 25. 9. 1945 (ADW, ZB 7). Vgl. auch Brunotte, „Bericht...", 6. 9. 1945 (EZA BERLIN, EKD 047): „Am 29. 8. [1945] vormittags berichtete Konsistorialrat Dr. Gerstenmaier über das Hilfswerk der evang. Kirche. Grundgedanke sei, die Selbsthilfe des deutschen Volkes zu organisieren, wobei die Kirche führend tätig werden müßte. Das Hilfswerk umfasse 2 Abteilungen: 1. Die allgemeine Nothilfe (zusätzliche Aufbringung von Nahrungsmitteln, Kleidung, Medikamenten usw.), 2. den kirchlichen Wiederaufbau. Mit dem Roten Kreuz, der kath. Caritas, der ArbeiterWohlfahrt und den Freikirchen ist Fühlung aufgenommen. Dr. Gerstenmaier machte einzelne Angaben über die bevorstehende Hilfe der ausländischen Kirchen. Er betonte, daß die Arbeit des Hilfswerks eine möglichst geschlossene Form der DEK und ihrer Leitung notwendig mache." 368

371

372

EBD.

Vgl. EBD.; Meiser hält in seinen Notizen die von Schönfeld genannten Summen fest. Sie entsprechen genau den am 17.7. 1945 (vgl. oben S. 46) bewilligten Beträgen (A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 272, Anm. 158). 373 Brunotte, „Bericht...", 6. 9. 1945 (EZA BERLIN, EKD 046).

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d a ß . . . festgestellt wurde, wer in dieser großen Versammlung eigentlich abstimmungsberechtigt war".374 Friedrich Happich, Leiter der Anstalten Hephata und Gastgeber der Kirchenversammlung, konnte sich schon zwei Jahre später auf Befragen nur noch erinnern, daß sich an Gerstenmaiers Ausführungen „keine lange Aussprache" angeschlossen habe.375 Es steht immerhin fest, daß Wurm innerhalb derselben Sitzung am 29. August 1945 den von Schreiner verfaßten Aufruf verlesen hat376, woraufhin dann die Versammlung ihre einmütige Zustimmung zur Errichtung des Hilfswerks bekundet haben könnte. Das ging aber so schnell vor sich, daß es in den meisten Berichten über die Konferenz gar nicht erwähnt worden ist. Gerstenmaier selbst erinnerte sich ein Jahr später: „Ehe der Rat der [Evangelischen Kirche in Deutschland] auf dem Kirchentag in Treysa gegründet war, habe ich trotz aller Wirren einen einmütigen Beschluß zur Gründung des Hilfswerks als der Zusammenfassung der gesamten charitativen und sozialpolitischen Aktivität des deutschen Protestantismus herbeiführen können. In dem Trubel der kirchenpolitischen Auseinandersetzung wurde darauf zunächst wohl nicht besonders geachtet."377

Als einen Tag später, am 30. August 1945, die vorläufige Ordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angenommen wurde, enthielt die Aufzählung der wenigen Zuständigkeiten des Rates, des künftigen Leitungsgremiums der EKD, auch den Punkt „Durchführung kirchlicher Hilfswerke."378 Damit entsprach die vorläufige Ordnung dem Beschluß vom Vortage. Wenn Gerstenmaier später die Meinung vertrat, der Rat habe, da einen Tag nach dem Hilfswerk gegründet, keine Zuständigkeit für dieses, so ist die Reihenfolge der Beschlüsse in Treysa selbst offenbar nicht als bedeutsam empfunden worden. An einem wichtigen Punkt wichen die Ereignisse der Konferenz bezüglich des Hilfswerks jedoch von der Konzeption ab, mit der Gerstenmaier nach Treysa gekommen war. Als oberstes Leitungsorgan des Hilfswerks wurde der „Nationale Wiederaufbau-Ausschuß" ins Leben gerufen, der bereits am 31. August 1945, noch am Tagungsort, zu seiner ersten Sitzung zusammentrat. Trotz der Bedeutung dieser Entscheidung sind Einzelheiten über ihr Zustandekommen nicht bekannt, und es läßt sich lediglich vermuten, welche

374

J . STEINWEG, I n n e r e M i s s i o n , S. 192

3,5

An Münchmeyer, 22. 7. 1947 (ADW, CAW 1005). - Vgl. auch unten S. 110. Meiser: „Wurm verliest einen Aufruf in Sachen des Hilfswerkes", stenographische Notizen, zitiert nach A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 272, Anm. 158; Happich an Münchmeyer, 22. 7. 1947 (ADW, CAW 1005); Rundschreiben Gerstenmaiers an die Bevollmächtigten, Entwurf, 25.9. 1945 (EBD., ZB 7). 377 An Keller, 2. 7. 1946 (EBD., ZB 331). Vgl. auch unten S. 177-180. 376

378

F . SÖHLMANN, T r e y s a 1 9 4 5 , S. 9 5 .

Treysa 1945

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Erwägungen dabei den Ausschlag gaben. In den Unterlagen, die das inzwischen eingerichtete Zentralbüro des Hilfswerks Ende September den Landeskirchen zuleitete, wird über den Wiederaufbau-Ausschuß mitgeteilt: Die Gesamtvertretung des Hilfswerks besteht aus den dafür besonders bevollmächtigten Vertretern der Landeskirchenleitungen und den von der Leitung des Hilfswerks berufenen Vertretern der Inneren Mission. Sie bilden den nationalen Wiederaufbauausschuß der Evangelischen Kirche in Deutschland. Zusammen mit den bevollmächtigten Vertretern der dem Ökumenischen Rat angeschlossenen Deutschen Freikirchen stellt er den Deutschen Zweig des Wiederaufbauwerkes des Ökumenischen Rates dar.379

Es ist nicht mehr feststellbar, ob die strukturelle Anpassung an das ökumenische Vorbild, die die Bildung des Wiederaufbau-Ausschusses darstellt, auf Gerstenmaier zurückgeht, der in diesem Fall in seinem Referat von dem mitgebrachten gedruckten Rundschreiben abgewichen wäre. Denkbar ist auch, daß von Seiten der übrigen Konferenzteilnehmer ein entsprechender Wunsch als Reaktion auf die Ausführungen Schönfelds oder Hermans geäußert wurde.380 Eine zweite offene Frage ist, warum sich der Wiederaufbau-Ausschuß aus Vertretern der Landeskirchen zusammensetzen sollte, obwohl es zur Anpassung an das Genfer Modell genügt hätte, seine Mitglieder von der neuzubildenden Kirchenleitung berufen zu lassen, wie es für die Mitglieder der beiden im ursprünglichen Konzept vorgesehenen Komitees für „Allgemeine Nothilfe" und „Kirchlichen Wiederaufbau" 381 geplant war. Dies hätte auch Gerstenmaiers Vorstellungen entsprochen, der in seinem Referat betont hatte, die Arbeit des Hilfswerks mache eine „möglichst geschlossene Form der Deutschen] E[vangelischen] K[irche] und ihrer Leitung notwendig". Als zwei Jahre später in diesem Wiederaufbau-Ausschuß das Verhältnis des Hilfswerks zur EKD debattiert wurde, wies Gerstenmaier darauf hin, er habe 1945 in Treysa vorgeschlagen, daß das „Hilfswerk von einer unmittelbaren Beteiligung der Landeskirchen getragen werden müsse". Er knüpfte daran die auf die aktuelle Situation bezogene Bemerkung, „wie sich dann das Verhältnis des Hilfswerks zur EKD stellen soll(e), könne so lange nicht beantwortet werden, als nicht bekannt sei, was die Evangelische Kirche und ihre Spitzenverfassung sein soll".382 Es ist denkbar, daß Gerstenmaier ange-

379

Fassung Β des Rundschreibens betr. Aufbau des Hilfswerks. Vgl. oben S. 67, Anm. 330 und unten S. 107ff. 380 Vgl. oben S. 77. 381 Die auch noch in Fassung Β des Rundschreibens betr. „Aufbau des Hilfswerks der Evangelischen Kirche" vorgesehen waren - freilich nie gebildet wurden - , nur daß sie jetzt aus Mitgliedern des Wiederaufbau-Ausschusses und von der Leitung des Hilfswerks zu berufenden Vertretern der Inneren Mission bestehen sollten. 382 21.10. 1947, Ns (Entwurf): ADW, ZB 57.

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sichts der offenen kirchenpolitischen Fragen diesen Vorschlag schon in der Plenumssitzung am 29. August 1945 in Treysa machte. Es ist aber genausogut möglich, daß der Vorschlag, das Hilfswerk unmittelbar auf den Landeskirchen aufzubauen, seine Reaktion auf die Entscheidung war, die von ihm gewünschte „möglichst geschlossenen Form der Deutschen] Evangelischen] K[irche]" aufzugeben, so daß nun zu seinem Bedauern „an der Spitze des neuen Kirchenbundes ein Gremium von Männern, der Rat, stand, dessen exekutive Bedeutung... höchst fragwürdig war". 383 Durch die Zusammensetzung des Wiederaufbau-Ausschusses aus „Bevollmächtigten" der Landeskirchen - diese Bezeichnung ist allerdings erst nach der Konferenz von Treysa eingeführt worden - sollte wohl erreicht werden, daß seine Beschlüsse trotz der Aufhebung der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 14. Juli 1933 für die Landeskirchen bindende Gültigkeit hätten.384 Wie auch immer die Entscheidung über die Bildung des WiederaufbauAusschusses zustandegekommen ist, fest steht, daß das Plenum der Konferenz von Treysa sich über derlei Fragen nicht den Kopf zerbrochen hat.385 Dem widersprechende Äußerungen wie die Wilhelm Stählins, der in seinen Memoiren erwähnt, die „Begründung des Evangelischen Hilfswerks... und die Beratung über dessen nicht unbestittene Rechtsform" hätten in den Verhandlungen breiten Raum eingenommen 386 , beziehen sich vielleicht auf die erste Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses. Gerstenmaier hat nie auch nur angedeutet, daß bei den Beratungen über das Hilfswerk konfessionelle Sonderbestrebungen eine Rolle gespielt hätten, und so ist es weniger wahrscheinlich, daß Stählin hier an Besprechungen im Kreise der lutherischen Delegierten denkt. Die erste Sitzung des Nationalen Wiederaufbau-Ausschusses fand am 31. August 1945 in Treysa statt. Eine Tagesordnung, eine Teilnehmerliste oder ein Protokoll liegen nicht vor, und nur aus einem undatierten, vermut3 8 J Später hat Gerstenmaier die Treysaer Beschlüsse milder beurteilt (E. GERSTENMAIER, Streit, S. 245). Vgl. auch Koechlins Urteil vom Oktober 1945 (vgl. unten S. lOOf.). 3 , 4 Wenn die landeskirchlichen Vertreter im Wiederaufbau-Ausschuß als „Bevollmächtigte" bezeichnet werden, so ist das wohl Ausdruck des Wunsches Gerstenmaiers nach einer straffen, zentralen Leitung des Hilfswerkes, die seiner Auffassung nach ein mit umfassenden Kompetenzen ausgestattetes Beschlußgremium für das Hilfswerk erforderlich machte. Die Annahme jedoch, die „Bevollmächtigten" seien tatsächlich Inhaber besonderer Vollmachten gewesen, wäre irrig, und die Landeskirchen fühlten sich später auch keineswegs automatisch an die Beschlüsse des Wiederaufbau-Ausschusses gebunden. Welche Befugnisse dem „Bevollmächtigten" im Bereich seiner Landeskirche zustanden, war nicht einheitlich geregelt. Inhaber des Amtes waren zumeist Mitglieder der Kirchenleitung, teilweise aber auch in Personalunion die „Hauptgeschäftsführer" der landeskirchlichen Hilfswerk-Hauptbüros (Sammlung der landes-

k i r c h l i c h e n R e g e l u n g e n : D I E O R D N U N G VON H I L F S W E R K UND INNERER M I S S I O N ) . 385 So auch Gerstenmaier (Mündliche Auskunft vom 17.11. 1980; schriftliche Auskunft vom November 1980). 386 W. STÄHLIN, Via Vitae, S. 503.

Treysa 1945

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lieh von Schönfeld verfaßten Bericht ist zu entnehmen, daß wohl in erster Linie über die Verwendung der von der Ökumene in Aussicht gestellten Spenden und damit zusammenhängende „Bitten und Vorschläge... an das Reconstruction Committee des Oekumenischen Rates der Kirchen"387 beraten wurde. Noch von Treysa aus unterrichtete Wurm am 1. September 1945 die Leitung der Wiederaufbau-Abteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen über den Beschluß zur Gründung des Hilfswerks: „Ich beehre mich, Kenntnis zu geben von dem einstimmigen Beschluß der in Treysa versammelten Bischöfe und Leiter der seither in der Deutschen Evangelischen Kirche vereinigten Landeskirchen, der Mitglieder des Beirats des Kirchlichen Einigungswerkes und des Reichsbruderrats, mir als Vorsitzendem des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland das Präsidium des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland zu übertragen. Ferner haben sämtliche in Treysa versammelten bevollmächtigten Vertreter der Landeskirchen das Nationale Wiederaufbaukomitee der Evangelischen Kirche in Deutschland konstituiert und Herrn Konsistorialrat Dr. theol. Eugen Gerstenmaier mit der Leitung des Hilfswerks beauftragt. Als Präsident des Nationalen Wiederaufbau-Ausschusses der Evangelischen Kirche in Deutschland bevollmächtige ich demgemäß Herrn Konsistorialrat Dr. Gerstenmaier mit der Leitung des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland im In- und Ausland. Indem ich davon Kenntnis gebe, bitte ich das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland so weit als möglich zu unterstützen."388

Trotz des Wortlauts kann aus dem Schreiben nicht sicher geschlossen werden, ob die Beauftragung Wurms und Gerstenmaiers am 29. August im Plenum - immerhin lag es nahe, ohne große Debatte die Durchführung des Planes auch denen zu überlassen, die ihn vorgebracht hatten -, am 31. August in der Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses oder gar in verschiedenen Sitzungen erfolgte. Fritz Söhlmann erwähnt in seinem Konferenzbericht In einem Bericht Ian Wilsons heißt es: "Much time was devoted to the Hilfswerk. It is being re-organised to accord with the plans outlined by Dr. Schonfeld of Geneva" („Viel Zeit wurde dem Hilfswerk gewidmet. Er wird in Ubereinstimmung mit den von Dr. Schönfeld aus Genf umrissenen Plänen reorganisiert"). „The conference of German Protestant leaders...", 19.9. 1945 (AÖRK, 28). Wilson bezieht sich hier auf Herntrich. Er war aber am 30. 8. 1945 auch selbst auf der Konferenz in Treysa, wo er ein kurzes Grußwort im Namen der englischen Kirchen sprach. - Vgl. Wilson an Tomkins, 31. 8.1945 (EBD.). Das Hilfswerk wird in diesem Schreiben nicht erwähnt. 387 So die Überschrift eines undatierten Berichtes, o. Vf. (Schönfeld?), der sich auf die Sitzung des „Nationalen Wiederaufbaukomitees der EKD" am 31.8. 1945 bezieht (ADW, ZB7). Cockburn hat diese „Bitten und Vorschläge" mit Begleitschreiben vom 26.9. 1945 an die zuständigen Offiziere der vier Besatzungsmächte weitergeleitet (A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 43). 188 ADW, ZB 332. - Vgl. auch die Würdigung dieses Schreibens bei A. BOYENS, Treysa 1945, S. 51.

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Vorgeschichte und Gründung des Hilfswerks

sogar, Gerstenmaier sei „die Geschäftsstelle des Evangelischen Hilfswerks" bei der Ämterverteilung in der ersten Sitzung des Rates der EKD übertragen worden 389 , aber das kann mit Gewißheit ausgeschlossen werden.390 Welche Kompetenzen mit den Gerstenmaier und Wurm übertragenen Amtern verbunden sein sollten, ist in Treysa wahrscheinlich nicht verbindlich festgelegt worden. Das hat sich erst in der tatsächlichen Entwicklung der folgenden Monate herausgestellt. Der Wortlaut der in jenen Wochen des Herbstes 1945 zur Orientierung über die Treysaer Beschlüsse verfaßten Schreiben ist schwankend. Ob Gerstenmaier ein nach engen Richtlinien arbeitender Geschäftsführer oder der frei schaltende „Leiter" des Werkes, ob Wurm Inhaber einer einflußreichen oder nur repräsentativen Stellung, ob der Wiederaufbau-Ausschuß wirklich Leitungs- oder nur Akklamationsorgan sein würde, all dies war noch offen. Denn eine Satzung oder Geschäftsordnung hat das Hilfswerk in Treysa nicht erhalten. So wird Wurm einmal als von Bischöfen, Reichsbruderrat und Beirat des Kirchlichen Einigungswerkes bestellter „Präsident des Hilfswerk", dann, im gleichen Schreiben, als „Vorsitzender des Hilfswerks und des Nationalen Wiederaufbaukomitees der Evangelischen Kirche in Deutschland", so, als seien dies unterschiedliche Amter391, als „Leiter"392 oder als „Vorsitzender"393 des Hilfswerks überhaupt, oder als „Präsident" nur des Wiederaufbau-Ausschusses394 bezeichnet. Von Gerstenmaier kann es heißen, er sei „mit der Leitung des Hilfswerks beauftragt", während er als „Leiter des Hilfswerks" zunächst nicht bezeichnet wird.395 Ebensowenig haben die einzelnen Landeskirchen „bevollmächtigte Vertreter" zur Bildung eines Wiederaufbau-Ausschusses nach Treysa entsenden können, denn dazu waren sie weder in Wurms EinladungsschreiF. SÖHLMANN, Treysa 1945, S. 105. So übereinstimmend Niemöller (Mündliche Auskunft vom 8. 4. 1980), Niesei (Schriftliche Auskunft vom 2 0 . 1 0 . 1980) und Gerstenmaier (Schriftliche Auskunft November 1980; mündliche Auskunft vom 1 7 . 1 1 . 1 9 8 0 ) . - Doch wurde in der ersten Sitzung des Rates auch über das Hilfswerk gesprochen, wie aus einem Schreiben Niemöllers an Heinemann vom 6 . 1 2 . 1 9 4 9 hervorgeht: „Das nächste Mal, daß ich von ihm [gemeint ist Gerstenmaier] hörte, war im August 1945, in Treysa, w o er bereits Chef des Hilfswerks war. Damals habe ich mich in dem neugebildeten Rat der E K D geweigert - aufgrund meines persönlichen ersten Eindrucks - , das Hilfswerk in das Außenamt der E K D unter meiner Leitung hineinzunehmen, weil ich instinktiv den Wunsch hatte, mit Gerstenmaier in keine näheren Beziehungen gebracht zu werden." ( L K A DARMSTADT, 62/2018/588). 391 W u r m an Wiederaufbauabteilung, 1 . 9 . 1945 ( A D W , ZB 332). 3 , 2 Maschinenfassung Β des Rundschreibens betr. Aufbau des Hilfswerks der E K D (EBD., ZBB 1675). 393 Druckfassung Β (EBD.) 3 , 4 Kopf der Druckfassung Β (EBD.). 395 W u r m an die Wiederaufbauabteilung in Genf, 1. 9. 1945 (EBD.. ZB 332): Gerstenmaier sei vom W A A „mit der Leitung des Hilfswerks beauftragt" und von ihm „zur Leitung des H i l f s w e r k s . . . im In- und Ausland" bevollmächtigt worden. - Wurm, Rundschreiben datiert 31. 8. 1945, Entwurf (EBD., ZBB 70): Gerstenmaier sei vom W A A „mit der Leitung und Wahrnehmung der Geschäfte des Hilfswerks beauftragt. Ich bevollmächtige demgemäß Herrn 389

390

Treysa 1945

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ben vom 25. Juli 1945 noch von Gerstenmaier während dessen Rundfahrt im Juli aufgefordert worden. Vielmehr sind es von Gerstenmaier erst im September 1945 eingeführte Sprachregelungen gewesen, wonach er selbst als „Leiter des Hilfswerks" 396 , Wurm als „Präsident des Nationalen Wiederaufbauausschusses" 397 und die landeskirchlichen Vertreter im WiederaufbauAusschuß als „Bevollmächtigte" 398 bezeichnet wurden. Trotz Gerstenmaiers „Vorlagen" lag der künftige Aufbau des Hilfswerks weder 1945 in Treysa noch gar schon zwei Jahre früher in allen Einzelheiten fest. Wenn das Hilfswerk später behauptet hat, mit seiner Gründung sei eine epochale diakonische Neuorientierung erfolgt, habe die Kirche endlich die Liebestätigkeit als ureigene Aufgabe erkannt und sich dem unerledigten Erbe Wicherns zugewandt, so war von diesem Anspruch, zahlreichen gegenteiligen Äußerungen aus späteren Jahren zum Trotz 399 , in Treysa noch nichts zu verspüren. Und wenn auch der Leser von Gerstenmaiers Lebenserinnerungen ebenfalls diesen Eindruck gewinnen muß 400 , so ging noch aus seinem Festvortrag zum zehnjährigen Bestehen des Hilfswerks unzweideutig hervor, daß von alledem in Treysa keine Rede war. „Es ist wahr: Als wir nach Treysa kamen, da brachten wir als vorsichtige Leute gleich gedruckt mit, was dort beschlossen werden sollte. Aber das war weit mehr der unerläßliche organisatorische Rahmenplan als ein ausgedrucktes Programm für eine neue diakonische Epoche unsere Gesamtkirche. Ich lasse dahingestellt, ob wir so etwas damals überhaupt klar im Kopf hatten." 401

Konsistorialrat Dr. Gerstenmaier mit der Vertretung und Sachbearbeitung [in der dann verbreiteten Fassung (EBD., Z B 2 6 8 ; QUELLEN ΠΙ, S. 191; M H W 1 (April 1947) S p . 4 ) steht hier jedoch: Leitung und Vertretung...] des Hilfswerks . . . im In- und Ausland." - Fassung Β des Rundschreibens betr. „Aufbau des Hilfswerks der E K D " (ADW, Z B B 70 und Z B 268): „Der Leiter des Hilfswerks beauftragt mit der Wahrnehmung der ihm damit zufallenden Geschäfte einen Sachbearbeiter als seinen ständigen Vertreter in Hilfswerkssachen." - Druckfassung Β (EBD., Z B B 1675), entsprechende Korrekturen von Gerstenmaiers Hand bereits in der maschinenschriftlichen Fassung (EBD., Z B B 70): „Der Vorsitzende des Hilfswerks beauftragt mit der Leitung und Wahrnehmung der ihm damit zufallenden Geschäfte . . . " . 3 , 6 Vgl. Vermerk Tillmanns, 10. 9 . 1 9 4 5 (EBD.), WO Gerstenmaier noch als „Bevollmächtigter Vertreter für das In- und Ausland" und nicht als Leiter des Hilfswerks bezeichnet wird, und Rundschreiben Gerstenmaiers an die erstmals so bezeichneten „Bevollmächtigten des Hilfswerks in den Leitungen der Landeskirchen" (Entwurf, 25. 9. 1945, EBD., Z B 7), wo der Briefkopf „Das Hilfswerk der E K D . Der Leiter" ebenfalls erstmals auftaucht. 3 " Kopf der Druckfassung Β des Rundschreibens betr. Aufbau des Hilfswerks der E K D (EBD., Z B B 1675). 3,8

EBD.

" Vgl. als ein Beispiel für viele das Vorwort zu: DANK UND VERPFLICHTUNG von Dibelius. 400 Vgl. E. GERSTENMAIER, Streit, S. 246-248. 401 E. GERSTENMAIER, Zehn Jahre Hilfswerk, S. 117. Er fährt dann allerdings fort: „Im Herzen müssen wir es wohl geglaubt haben. Denn sonst hätten wir uns bis auf den heutigen Tag nicht so viel Mühe damit gegeben." (EBD., S. 117f.). 3

KAPITEL

2

DAS HILFSWERK IN DER GRÜNDUNGSPHASE

1. Der Aufbau des Zentralapparats Ob aus dem Unternehmen etwas werde, sei nicht sicher, hatte Dibelius noch in Treysa zu Gerstenmaier gesagt1, und diese Skepsis war durchaus berechtigt. Als die Konferenz am 31. August 1945 zu Ende ging, hatte Gerstenmaier zwar einen Grundsatzbeschluß über die Gründung des Hilfswerks in der Tasche, aber der war eher beiläufig und am Rande gefaßt worden, ohne daß die, die zugestimmt hatten, seine Konsequenzen durchdacht hätten. Nicht einmal Gerstenmaier, der diesen Beschluß mit herbeigeführt hatte, war sich sicher, ob er den in Treysa mit der Anpassung an organisatiorische Strukturen der ökumenischen Hilfsarbeit eingeschlagenen Weg fortsetzen wolle, wenn sich doch noch „ein einheitliches nationales Hilfswerk" gemeinsam mit der katholischen Kirche verwirklichen lasse. Daß dies nicht möglich sein werde, darüber habe ihm, so schreibt er in seinen Lebenserinnerungen, erst eine Begegnung mit Erzbischof Konrad Gröber in Freiburg im Spätherbst des Jahres 1945, also Wochen nach der Konferenz von Treysa, letzte Gewißheit gegeben.2 Aber auch von Seiten des Ökumenischen Rates der Kirchen war das Verhältnis zum Hilfswerk noch nicht endgültig geklärt. Zwar war die grundsätzliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit gegeben, auch erste Hilfszusagen lagen schon vor, aber nicht wenige der in der ökumenischen Bewegung führenden Persönlichkeiten würden die Zusammenarbeit mit dem unter Niemöllers Leitung stehenden Kirchlichen Außenamt der EKD der mit Gerstenmaier vorziehen. Wohl war dieser „bevollmächtigt für das In- und Ausland", aber war damit ein Kompetenzstreit mit dem Außenamt nicht bereits vorprogrammiert? Die deutschen Freikirchen sollten zwar im Leitungsorgan des Hilfswerks, dem Nationalen Wiederaufbau-Ausschuß vertreten sein, aber davon wußten sie noch nichts, denn die Bildung dieses Gremiums war erst in Treysa beschlossen worden. Die Innere Mission sollte zwar stärkste Säule des Hilfswerks werden, aber ihre Vertreter waren weder vor noch in Treysa ausreichend gehört worden. Wenn alle diese Schwierigkeiten überwunden werden konnten, dann wohl deshalb, weil Gerstenmaier auch eine letzte erfolgreich meistern konnte: 1

E . GERSTENMAIER, S t r e i t , S . 2 5 5 .

2

EBD. S . 2 4 7 .

Der Aufbau des Zentralapparats

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Trotz Organisations-, Kommunikations- und Transportproblemen, die durch die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen noch verschärft wurden, gelang es ihm, das Hilfswerk zu einer technisch arbeitsfähigen Organisation zu machen, der die einen zutrauten, daß ihre Spenden mit dem größtmöglichen Effekt verwendet werden würden, und von der die andern sich die Teilhabe an eben diesen Gaben erhoffen konnten. Die Einrichtung des Zentralbüros und der Arbeitsgrundriß des Hilfswerks Die energische Weiterführung der organisatorischen Vorbereitungen war die Aufgabe, der sich Gerstenmaier mit dem Votum von Treysa im Rücken zuerst zuwandte. Zwar gab es vermutlich schon vor der Konferenz von Treysa Ansätze zu einem Zentralbüro, für dessen Leitung er Poelchau gewonnen hatte, aber es teilte vorerst noch mit dem Hilfswerk der württembergischen Landeskirche, das seine Tätigkeit bereits im August aufgenommen hatte, das Lokal und bestand außer Gerstenmaier und Poelchau nur aus „ein bis zwei Schreibfräulein".3 Und auch in den anderen Landeskirchen gab es in diesen Herbstwochen des Jahres 1945 allenfalls bescheidene Ansätze einer Hilfswerkarbeit. Anfang September, unmittelbar nach der Kirchenversammlung, flog Gerstenmaier nach Berlin4, um in Verhandlungen mit den alliierten Stellen die notwendigen Genehmigungen und besonders Transporthilfe zu erlangen. Erst während dieses vierzehntägigen Aufenthaltes in Berlin reiften seine Pläne zu endgültiger Gestalt. Daß das „Zentralbüro" des gesamten Hilfswerks seinen Sitz in Stuttgart haben würde, stand bereits fest. Stuttgart lag in einer der westlichen Besatzungszonen, und die amerikanischen Militärbehörden hatten auch bisher schon großzügige Hilfestellung bei den organisatorischen Vorbereitungen gewährt; es war der Amtssitz Wurms, des Ratsvorsitzenden der EKD und Präsidenten des Hilfswerks, und es lag nahe 3 Pressel an EOK Stuttgart, 10. 9.1945 (LKA STUTTGART, Altregistratur, Bund 532). - Vgl. oben S. 57 zur Arbeitsaufnahme des Hilfswerks in Württemberg. 4 Wiederum mit amerikanischer Hilfe. Vgl. Knappens Empfehlungsschreiben: "The bearers Dr. Gerstenmaier and Dr. Waetjen are official representatives of the Evangelical Church Aid Association, which is responsible for Protestant Church reconstruction and special Protestant Church Welfare work in Germany. They desire to make the necessary minimum of organizing trips in the U. S. Zone. It is requested that within the limits of a fair and efficient distribution of available resources they be assisted in carrying out their mission." (: „Die Inhaber, Dr. Gerstenmaier und Dr. Waetjen, sind offizielle Vertreter des Evangelischen Kirchlichen Hilfswerks, welches für protestantischen kirchlichen Wiederaufbau und besondere protestantische kirchliche Wohlfahrtsarbeit in Deutschland zuständig ist. Sie wünschen das notwendige Mindestmaß an Organisationsreisen in der US-Zone durchzuführen. Im Rahmen einer gerechten und effizienten Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel sind sie bei der Durchführung ihrer Mission zu unterstützen.") - 5. 9. 1945, Abschrift (ADW, ZB 7).

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Das Hilfswerk in der Gründungsphase

genug an der schweizerischen Grenze, um die Verbindung mit den ökumenischen Stellen in Genf wenigstens einigermaßen aufrechtzuerhalten. Ohne deren Unterstützung schien die Durchführung des Hilfswerks, wenn es auch in erster Linie auf die Mobilisierung der Selbsthilfe zielen sollte, nicht möglich.5 Jetzt, in Berlin, entschied sich Gerstenmaier dafür, dem Stuttgarter Zentralbüro jeweils eine Zweigstelle in der sowjetischen und in der britischen Besatzungszone zu geben und so der Realität der Zonengrenzen Rechnung zu tragen. Für die Leitung des „Zentralbüros-Ost" in Berlin gewann er Robert Tillmanns, den Mitbegründer des Deutschen Studentenwerkes und späteren Bundesminister, mit dem er schon seit langem befreundet war. Die Leitung des „Zentralbüros-West" in Bielefeld übertrug er dem Bielefelder Pfarrer Karl Pawlowski, mit dem bereits in Treysa vereinbart worden war, daß er den Aufbau des Hilfswerks in Westfalen übernehmen werde.6 Das Zentralbüro und seine beiden Zweigstellen nahmen am 1. Oktober 1945 ihre Arbeit definitiv auf.7 Eine „kirchenamtliche Publikation"8 der Gründungsbeschlüsse ist unmittelbar im Anschluß an die Treysaer Konferenz noch nicht erfolgt.9 Erst Ende September erhielten die Landeskirchen erste ausführliche Informationen. Das Zentralbüro verschickte10 ein Schreiben Wurms an die Kirchenleitungen, die Landesverbände der Inneren Mission, den Central-Ausschuß und die Leitungen der missionarisch-diakonischen Verbände. Wurm informierte darin über die Gründung des Hilfswerks und bat, den von ihm auf der Konferenz in Treysa verlesenen Aufruf, der in einer überarbeiteten Fassung

s

Vgl. W A A , 1 2 . 1 2 . 1945, Ns (EBD., ZB 710).

6

Vgl. Gerstenmaier an P a w l o w s k i , 1 . 1 0 . 1 9 4 5 ( A D W MÜNSTER, 0 0 . 9 5 . 5 5 ) .

7 Vgl. DREI JAHRE HILFSWERK, S. 5. Das ZB-West, das in Personalunion mit dem Hauptbüro Bielefeld arbeitete und nicht über ein eigenes Büro verfügte, wurde schon nach wenigen Monaten wieder aufgelöst (vgl. S. 9 2 f f ) . Das ZB-Ost wurde 1953 in „Zentralbüro - Berliner Stelle" umbenannt (vgl. A D W , Z B B 4 0 8 ) und 1957 mit der Dahlemer Geschäftsstelle des Centrai-Ausschusses zur Berliner Stelle der Hauptgeschäftsstelle des gemeinsamen Werkes „Innere Mission und Hilfswerk" zusammengelegt (vgl. unten S. 355f.). ' So E. GERSTENMAIER, Streit, S. 246. ' Noch am 24. 9 . 1 9 4 5 fragte der Evangelisch-reformierte Landeskirchenrat in Aurich bei der Kirchenkanzlei der EKD an, was nun aus dem „Nationalen Wiederaufbauausschuß in Deutschland" werde, dessen Errichtung in Treysa beschlossen worden sei: „Wir haben seit Treysa nichts mehr von der Sache g e h ö r t . . . W i r haben keine Anregung bekommen über die A r t der Ausgestaltung der Arbeit und die nächsten Ziele, die nun zu verfolgen sind, abgesehen von den in den Treysaer Referaten selbst gegebenen Richtlinien. Wird erwartet, daß jede Landeskirche sie nach eigenem Gutdünken durchführt? - Wir haben überhaupt seit Treysa kein Wort von der neu gegründeten E.K.i.D. vernommen." Aus der Antwort der Kirchenkanzlei v o m 1 . 1 0 . 1 9 4 5 ging hervor, daß auch ihr noch keine Organisationsrichtlinien zugegangen waren (EZA BERLIN, EKD 047). 10 Entwurf eines Begleitschreibens an die „Bevollmächtigten des Hilfswerks in den Leitungen der Landeskirchen", 25. 9. 1945 ( A D W , ZB 7). - Zum Begriff „Bevollmächtigter" vgl. oben, S. 78ff.

Der Aufbau des Zentralapparats

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beilag11, „auf allen Wegen, vor allem von den Kanzeln, im Rundfunk und in der kirchlichen und anderen Tagespresse" zu verbreiten. Beigefügt war ferner der „wesentliche Inhalt" des Referats, das Gerstenmaier dort am 29. August vor dem Plenum gehalten hatte, und der Arbeitsgrundriß, über den Gerstenmaier sich auf der Berlinreise endgültig klar geworden war.12 Bei dem Arbeitsgrundriß handelt es sich um ein gedrucktes Merkblatt, worin die Ausführungen, die Gerstenmaier in Treysa gemacht hatte, präzisiert und Vorschläge für einen einheitlichen Aufbau des Hilfswerks in allen Landeskirchen unterbreitet wurden. Die Hilfswerk-Büros in den Landeskirchen sollten einheitlich als „Hauptbüro", ihre Leiter als „Hauptgeschäftsführer" bezeichnet werden und sich „im Stadium des Vollausbaus" in die folgenden Arbeitsbereiche gliedern, die dann im einzelnen erläutert wurden: „I.

Allgemeine Nothilfe 1/1 Notsorge a Nahrung b Kleidung c Wohnung d Medikamente 1/2 Geldgaben 1/3 Flüchtlingshilfe a Flüchtlingsausgleich (Transporthilfe) b Flüchtlingsheimat c Suchdienst 1/4 Gefangenendienst a Kriegsgefangenen- und Internierten-Betreuung b Gefangenenseelsorge

Π.

Kirchlicher Wiederaufbau Π/1 Literatur- und Kultgegenstände Π/2 Finanzhilfe a für Gemeinden, Kirchenschule etc. b Stipendien Π/3 Gemeindedienst (Verkehrs- und Arbeitshilfen) Π/4 Heimstätten der Kirche a Kirchen und Gemeinderäume b Kirchliche Anstalten." 11

Vgl. oben, S. 61, Anm. 289 und S. 76ff. Das Schreiben trägt zwar das Datum 31. 8.1945, ist aber wohl erst später verfaßt worden, weil Gerstenmaier den darin erwähnten „Arbeitsgrundriß" des Hilfswerks vor seiner Berlinreise noch nicht ausgearbeitet hatte. Es übernimmt fast wörtlich den Text des Schreibens an die Genfer Wiederaufbau-Abteilung vom 1.9. 1945. Bei dem beigefügten Text des Treysaer Referats handelt es sich um Fassung Β des Rundschreibens betr. „Aufbau des Hilfswerks der EKD" (Vgl. oben S. 67, Anm. 330). 12

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Das Hilfswerk in der Gründungsphase

Vorrang der Osthilfe und Probleme der Selbsthilfe In Berlin hatte Gerstenmaier die Überzeugung gewonnen, daß die Allgemeine Nothilfe für den östlichen Teil Deutschlands unbedingte Priorität haben müsse. Als im Oktober 1945 die Delegation der Ökumene nach Stuttgart kam, gelang es ihm leicht, die Besucher ebenfalls von dieser Notwendigkeit zu überzeugen, obwohl deren eigentliches Interesse auch weiterhin dem „Kirchlichen Wiederaufbau" galt.13 Poelchau ist sogar so weit gegangen, zu erklären, das Hilfswerk sei gerade im Blick auf diese „Osthilfe" gegründet worden: „Die ganze westliche Zone schaut nach dem Osten. Keine Sammlung wird durchgeführt, in der nicht die Osthilfe entscheidend im Vordergrund s t e h t . . . Die Gründung des Hilfswerks ist erfolgt speziell für die Flüchtlingshilfe im Osten. Mindestens die Hälfte aller Dinge, die im Westen gesammelt werden, sollen dem Osten zugute kommen." 14

Auch wenn der Ökumenische Rat der Kirchen das Hilfsprogramm seiner Wiederaufbau-Abteilung über den Kirchlichen Wiederaufbau im engeren Sinne hinaus um rein humanitäre Maßnahmen der Allgemeinen Nothilfe erweitert hatte, so war im Herbst 1945 an ausländische Hilfe in einem Maßstab, der der sich abzeichnenden Nodage entsprochen hätte, nicht zu denken. Dazu fehlten sowohl auf Seiten der Regierungen der Siegermächte, die den Kriegsgegner ja ausdrücklich von der Hilfe der von ihnen geschaffenen United Nations Relief and Rehabilitation Adminstration ausgeschlossen hatten, wie auch in der öffentlichen Meinung des westlichen Auslandes, die in diesen Monaten mit immer neuen Nachrichten über von Deutschen während des Krieges begangene Verbrechen konfrontiert wurde, alle Voraussetzungen. Deshalb mußte die „Selbsthilfe" im Vordergrund stehen, und das entsprach völlig Gerstenmaiers Konzeption, wie er sie schon in den Kriegsjahren entwickelt hatte. Seine Bereitschaft, hierbei auch ungewöhnliche Wege einzuschlagen, erklärt den späteren Erfolg des Hilfswerks zu einem guten Teil. So kaufte er für einen Betrag von 100000 Reichsmark Medikamente ein, als sich die Gelegenheit dazu bot. „ . . . das Geld dafür habe ich aber noch nicht", schrieb er am 1. Oktober 1945 an Pawlowski und bat, dem Zentralbüro möglichst große Geldmittel zur Verfügung zu stellen: „Grenzen nach oben gibt es gar nicht".15 In gleicher Weise drängte er Pawlowski am 15. Oktober, mit der Osthilfe nicht zu warten, bis alle Fragen des Transportes und der Genehmigungen endgültig entschieden seien: 13

Vgl. oben S. 5Iff. und Vermerke vom 18.10. und 23. 10. 1945 (ADW, ZB 331); ferner Koechlins Reisebericht in G. BELL/A. KOECHLIN, Briefwechsel, S. 436. 14 Bevollmächtigten-Besprechung ZB-Ost, 16.1. 1946, Ns (EBD., ZBB la). 15 A D W MÜNSTER, 00.95.22.

Der Aufbau des Zentralapparats

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„Das hat gar keinen Wert. Das einzige, was hier hilft, die erheblichen Schwierigkeiten durchzustehen und zu überwinden, ist die Möglichkeit, darauf hinzuweisen, daß wir bereits über soundsoviele Mittel, über soundsogroße Lager freiwillig aufgebrachter Spenden verfügen."16 In demselben Brief fährt er fort: „Ich hoffe sehr, daß sich niemand in den bäuerlichen Gebieten der britischen Zone auf das Faulbett gelegt hat, weil sich einige ganz Kluge immer wieder sagen konnten: Es hat ja doch keinen Wert, man bringt es doch nicht hin!"17 Dieses Rezept hat er selbst in seinen Verhandlungen mit den Besatzungsbehörden konsequent angewendet. In einem zu diesem Zweck verfaßten Memorandum heißt es zum Beispiel, das Hilfswerk habe Sammlungen „zu Gunsten der Flüchtlinge und der Hauptnotstandsgebiete in der russischen Zone durchgeführt", wobei „fast alle Spender sich ihre Spenden... vom Munde abgespart" hätten und „nur den Bittrufen und Appellen an ihre christliche Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe Folge leisteten". Diese Sammlungen hätten 20000 to Lebensmittel erbracht, von denen jedoch beispielsweise in Württemberg erst 40 Zentner - etwa 1,7% - in ein Zentrallager hätten geschafft werden können: „Es bedarf keines Kommentars, daß eine erfolgreiche Fortsetzung des Hilfswerkes absolut unmöglich ist, wenn es nicht gelingt, den notwendigen Transportraum zu beschaffen."18 Der Erfolg blieb nicht aus. Bei einer Tagung von Bevollmächtigten und Hauptgeschäftsführern am 12. Dezember 1945 konnte Gerstenmaier es als großes Verdienst der Zentralbüro-Mitarbeiter bezeichnen, wenigstens ein Minimum an Transportmitteln bereitgestellt zu haben: „Nur dadurch waren Abmachungen im Ausland mit ausländischen Hilfsorganisationen möglich. Heute können wir von Genf bis Berlin Güterwagen rollen lassen, von Bielefeld bis Berlin Lastwagentransporte gesichert durchführen." Dennoch bleibe die Lösung des Transportproblems weiterhin die wichtigste Aufgabe: „Selbsthilfe im Ausgleich ist identisch mit Lösung des Transport- und Vertei-

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EDB.

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EBD.

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Zweite Fassung, 20.10.1945 (ADW,ZB 710). Das Memorandum wurde lt. Niederschrift der Besprechung am 18. 10. 1945 (EBD., ZB 331) auf Wunsch der Mitglieder der Ökumenischen Delegation (vgl. dazu oben S. 51 ff.) verfaßt und diesen sowie den Dienststellen der Militärregierung zugeleitet. Der Genfer WAA verabschiedete daraufhin am 6.12. 1945 eine Resolution, worin er erklärte, der Erfolg des Hilfswerks hänge von der Bereitschaft der Militärregierung ab, Transportmittel zur Verfügung zu stellen: "We, therefore, appeal to the military governments to facilitate the praiseworthy relief-work of the German Church by providing the necessary transportation." („Deshalb bitten wir die Militärregierungen dringend, durch Bereitstellung des erforderlichen Transportraums das vorbildliche Hilfswerk der deutschen Kirche zu unterstützen."), Ns (AÖRK, 13).

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Das Hilfswerk in der Gründungsphase

lerproblems."19 Es gelang zwar, noch vor Weihnachten 1945 einige Kartoffeltransporte nach Berlin gelangen zu lassen, aber der Großteil der gesammelten Lebensmittel blieb mangels Transportmöglichkeiten und wegen der Kälte liegen.20 Wie sehr in den ersten Monaten die „Osthilfe" im Vordergrund der Hilfswerkarbeit stand, zeigt die Verteilung der von den süddeutschen Hauptbüros an das Zentralbüro abgeführten Geldmittel. Von 2,7 Millionen RM, die bis zum 15. Januar 1946 eingegangen waren, wurden 2,13 Millionen „an den Osten" überwiesen21; und bis Mai 1946 waren es rund 10 Millionen RM. Dieser Schwerpunkt verlagerte sich jedoch im Laufe des Jahres 1946, weil „die Verbringung selbstgesammelter Lebensmittel in größerem Umfang in andere Zonen und Länder" nach dem Einströmen der Flüchtlinge und Vertriebenen in die westlichen Zonen und auch dort zunehmenden Ernährungsschwierigkeiten bald nicht mehr möglich war.22 Im Februar 1947 hieß es dazu rückblickend, die Situation habe sich zum Teil so verschärft, „daß es oft notwendiger erscheint, Liebesgaben dorthin zu leiten, als in die russische Besatzungszone, wo eine gewisse Stabilisierung, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau, erreicht zu sein scheint".23 Selbsthilfe und Auslandshilfe Zur Selbsthilfe trat aber trotz der erwähnten Hindernisse schon bald die Hilfe des Auslandes, zunächst vor allem Schwedens und der Schweiz.24 Trotz ihres zunächst nur verhältnismäßig geringen Umfanges wurde es doch bald notwendig, den Zentralapparat des Hilfswerks auszubauen und neue Zweigstellen des Zentralbüros zu schaffen. Zunächst verfuhr die britische Militärregierung bei der Erteilung der Einfuhrlizenzen großzügiger als die anderen Besatzungsmächte25, so daß die ersten größeren Liebesgabensendungen über die norddeutschen Häfen nach Deutschland kamen. Deshalb schickte das Zentralbüro schon im Dezember 1945 einen besonderen Beauftragten nach Hamburg. Es handelte sich um den früheren Legationsrat an der " Ns (ADW, ZB 7). - A m 1 2 . 1 2 . 1945 sollte eine Sitzung des W A A stattfinden. Da Vertreter der Kirchen in der britischen und sowjetischen Besatzungszone nicht erschienen waren, kam es lediglich zu einer Besprechung der anwesenden badischen, württembergischen und bayerischen Vertreter mit der Leitung des Zentralbüros. 20 Vgl. „Leistungsübersicht per 1 5 . 1 . 1946", 4 . 2 . 1946 (EBD., ZB 331): Von 18667 t Lebensmittel konnten 10000 noch nicht befördert werden, 1 0 6 7 1 waren „in die Notstandsgebiete des Ostens und der Tschechoslowakei sowie nach dem Saargebiet" befördert worden, der Rest vor allem in Flüchtlingslagern in den Westzonen verteilt worden. 21

EBD.

22

Vgl.: E. GERSTENMAIER, Hilfswerk der Evangelischen Kirche, S. 9f. Entwurf für den Jahresbericht, Februar 1947 ( A D W , ZB 333). Zur Entwicklung der Auslandshilfe vgl. unten S. 144-149, Anm. 98. Vgl. E. GERSTENMAIER, Streit, S. 250.

23 24 25

Der Aufbau des Zentralapparats

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deutschen Botschaft in Bern, Wolfgang von Welck, der von Hamburg aus die Einfuhr einer größeren Sendung von Spendenpaketen aus der Schweiz überwachen sollte.26 Zum 1. April 1946 wurde er mit der Leitung einer „Außenstelle" des Zentralbüros in Hamburg beauftragt, die das inzwischen bereits wieder aufgehobene Zentralbüro-West ersetzen und das Gesamtwerk bei den britischen Besatzungsbehörden vertreten sollte." Welche Priorität Gerstenmaier jedoch der Selbsthilfe einräumte, zeigt gerade auch sein Prinzip, Auslandshilfe und Selbsthilfe nach Möglichkeit zu combinieren, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen. Diesen Gedanken lat das Zentralbüro seit dem Beginn seiner Tätigkeit gegenüber den ausländischen Spendern vertreten. Zwei markante Beispiele konnte Gerstenmaier bereits im Mai 1946 präsentieren: Das von dem Architekten Otto Bartning entwickelte Notkirchenprojekt 28 und den Plan, statt - in Amerika zu drukkenden - fertigen Gesangbüchern für die gleiche Geldsumme Zellulose und andere Rohprodukte nach Deutschland einzuführen, um auf diese Weise eine vielfach höhere Auflage erzielen zu können. Er begründete diese Vorhaben nicht allein damit, daß so der Wert der ausländischen Spenden erhöht werde, sondern erklärte auch: „Uberhaupt muß es uns ein dringendes Anliegen bleiben, alle Hilfe so einzusetzen, daß sie so schnell als möglich sich selber überflüssig macht. Alle Hilfe sollte Hilfe zur Selbsthilfe sein oder werden, denn sie soll aus Objekten fremder Fürsorge so schnell als möglich Subjekte eigenen Handelns, eigener Verantwortung machen. Deshalb wissen wir uns mit unserem Planen und Tun den großen Notständen des öffentlichen Lebens unmittelbar verpflichtet, deshalb werden wir alles, was wirvermögen, tun, um an unserem Teil an der Wiederingangbringung der deutschen Wirtschaft mitzuarbeiten. Sie allein kann eine trosdose Arbeitslosigkeit mit allen ihren Folgen inmitten unserer Trümmer verhindern." 2 '

Dieses Bemühen, Selbst- und Auslandshilfe miteinander zu verbinden hat die Arbeit des Zentralbüros in den folgenden Jahren stark bestimmt.30 Es

26

Federer an Polizeipräsidium Hamburg und an Herntrich, 13.12. 1945 (ADW, ZB 197). Vollmacht Bergs für von Welck vom 1.4. 1946 (EBD.). Von Welck hatte erhebliche Schwierigkeiten, in der britischen Zone anerkannt zu werden, da die Aufhebung des ZB-West nicht nur von Pawlowski, sondern auch von anderen Hilfswerk-Bevollmächtigten als diktatorischer Akt angesehen wurde, vgl. Vermerk Engelmanns betr. Hilfswerk-Tagung der britischen Zone in Bielefeld am 16.4.1946,18. 4.1946 (EBD., C A W 1005). Außerdem wurde - Standardelement jeglicher Kritik am Hilfswerk - der fehlende kirchliche Hintergrund bemängelt: „ . . . ob es wirklich wohlgetan ist, einen Mann, der bestenfalls vom Rande her auf die Kirche zu unterwegs ist, an eine solche Stelle zu berufen?" fragte Herntrich z.B. Gerstenmaier am 15. 3. 1946 (EBD., ZB 96). - Zur Aufhebung des ZB-West vgl. unten S. 92f. 2 « Dazu: N.N., Die Notkirche, in: M H W 9 (November 1947) Sp.l 13-115; DIE 48 NOTKIR27

CHEN; O . BARTNING, D a s Z e l t in d e r W ü s t e ; H . KRIMM, D i e N o t k i r c h e n ; A D W , Z B 1383.

" Ε. GERSTENMAIER, Hilfswerk der Evangelischen Kirche, S. 12. 30

Vgl. D R E I JAHRE HILFSWERK, S. 1 5 - 1 9 .

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Das Hilfswerk in der Gründungsphase

sollte aber auch Probleme bringen, denn der Mittlerstellung des Zentralbüros kam damit eine erhöhte Bedeutung zu. 2. Zentralismus gegen Zoneninteressen. Die Entstehung des Exekutivkomitees des Hilfswerks Ausgleich nach festem Plan über die Länder-, Provinz- und Zonengrenzen hinweg hatte notwendigerweise auch Unterordnung der landeskirchlichen Hilfswerkarbeit unter eine zentrale Leitung zur Voraussetzung. Die Bereitschaft dazu war aber keineswegs überall vorhanden. Der Wille zur Selbständigkeit, gepaart mit einem schnell erwachenden Zonenegoismus, war zu stark, und die Beschlüsse der Konferenz von Treysa waren zu unpräzise, als daß es hier nicht zu Reibungen kommen mußte. Nicht von ungefähr schärfte Gerstenmaier in einer am 1. Mai 1946 vor Mitgliedern des Rates der EKD und Vertretern der Landeskirchen in Treysa gehaltenen Rede ein, daß die Hilfswerkarbeit in den Landeskirchen an die „Grundsätze, Richtlinien und Beschlüsse" des Wiederaufbau-Ausschusses gebunden bleiben müsse: „Es geht nicht an, daß einzelne landeskirchliche Hilfswerke von der Durchführung festgelegter Hilfsmaßnahmen... absehen oder andere Verteilungsgrundsätze aufstellen als die des Gesamtwerkes. Solidarität des Elends heißt heute brüderliche Gemeinschaft der Arbeit, Mühe, Opfer und Hingabe an den Kampf mit der Not und dem Chaos in strenger Ordnung nach einheitlichem Plan."31

Diese Sätze zielen auf die Mißhelligkeiten, die sich sehr schnell im Verhältnis des Zentralbüros zu den Hauptbüros in den britischen Zonen und besonders zum Zentralbüro-West und seinem Leiter Pawlowski ergeben hatten. Der Wiederaufbau-Ausschuß war ein großes Gremium, das nur selten zusammentreten konnte, so daß in den langen Intervallen alle Entscheidungsbefugnisse bei seinem Präsidenten, tatsächlich aber beim Zentralbüro und damit bei Gerstenmaier lagen. Um dessen Machtposition zu schwächen, hatten jene Hauptbüros gerade den Antrag gestellt, ein Exekutivkomitee des Wiederaufbau-Ausschusses zu bilden, das öfter tagen und damit eine wirksamere Kontrolle ausüben könne, und besondere Zonen-Arbeitsgemeinschaften des Hilfswerks mit erheblichen Kompetenzen einzurichten. Schon sehr bald nach der Einrichtung des Zentralbüros-West in Bielefeld hatte sich gezeigt, daß Pawlowski nicht gesonnen war, nach Weisungen aus Stuttgart zu arbeiten, und daß er darin auch von der westfälischen Kirchenleitung unterstützt wurde. Schon am 2. November 1945 hatten ihn die Kirchenleitungen der Landeskirchen in der britischen Besatzungszone auf einer 31

E. GERSTENMAIER, Hilfswerk der Evangelischen Kirche, S. 7.

Entstehung des Exekutivkomitees

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von Präses Koch einberufenen Sitzung in Bethel „in Übereinstimmung mit der ihm durch Landesbischof D. Wurm erteilten Vollmacht als Bevollmächtigten des Evangelischen Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland für das britisch besetzte Gebiet" anerkannt, zu Verhandlungen mit staatlichen Stellen und den Besatzungsbehörden und vor allem zum Erlaß verbindlicher Richtlinien zur einheitlichen Durchführung des Hilfswerks im britisch besetzten Gebiet ermächtigt.32 Er leitete seine Legitimation nun aus diesem Beschluß statt von der Leitung des Hilfswerks in Stuttgart her und ging mit einer Tatkraft, die der Gerstenmaiers nicht nachstand, an den Aufbau des Hilfswerks in der britischen Zone nach westfälischen statt nach Stuttgarter Richtlinien.33 Wenn er sich bereitfand, das Zentralbüro über seine Geldüberweisungen in die sowjetische Zone zu informieren34, so war das bereits ein Entgegenkommen. Daraufhin entschloß sich Gerstenmaier zum Verzicht auf ein Zentralbüro-West und gab diese Entscheidung auf der zweiten Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses bekannt, die am 29. und 30. Januar 1946 in Wiesbaden stattfand. Dem abwesenden Pawlowski begründete er seinen überraschenden Beschluß nachträglich zwar am 11. Februar mit den inzwischen eingetretenen Verbesserungen im Post- und Telephonverkehr 35 , aber in einem Schreiben an Herntrich, inzwischen Bevollmächtigter der hamburgischen Landeskirche für das Hilfswerk, erklärte er dazu am 23. März 1946, er müsse „die Gewähr haben, daß die Erfordernisse des Gesamtwerks... ohne lange Diskussionen weisungsgemäß durchgeführt werden". 36 An die Stelle des Zentralbüro-West trat die Außenstelle Hamburg.37 Die Aufhebung des Zentralbüros-West wurde Gerstenmaier auch dadurch erleichtert, daß Pawlowski sich von Beginn an in Auseinandersetzungen mit der Inneren Mission und dem Central-Ausschuß verstrickt hatte38 und in seiner Zone keineswegs einhellig anerkannt wurde. Nun zeigte sich 32 Dieser Beschluß mußte, da eine Abgrenzung der Angaben von Hilfswerk und Innerer Mission nicht vorgenommen wurde, zwangsläufig zum Konflikt mit dem Central-Ausschuß führen (vgl. unten S. 107-119), zu dessen Aufgaben als Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege gerade die Vertretung der evangelischen Seite gegenüber den Behörden zählte. - Ns (EZA BERLIN, ApU-West A 2). - Vgl. auch Pawlowski an Gerstenmaier, 7.11.1945 (ADW, ZB 111) und das Rundschreiben Pawlowskis an die Kirchenleitungen des englisch besetzten Gebietes vom 8.11. 1945 (EBD.). - Vertreter der Landeskirchen von Hannover, Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck hatten an der Sitzung nicht teilgenommen. 33 Pawlowski an Gerstenmaier, 7.11. 1945 (EBD.). 34 Vgl. Lohrmann, „Bericht über die Fahrt nach Bielefeld... 17. l l . - l . 12. 1945" (EBD.). 35 36

EBD. EBD.

37 Bei Mitarbeitern, die wie von Welck aus dem Auswärtigen Dienst oder aus der Industrie kamen, waren landeskirchliche oder kirchenpolitische Sonderinteressen nicht zu befürchten. Vgl. unten S. 110, Anm. 113. 38 Vgl. Frick an Wurm, 1. Entwurf, 19.1. 1946 (ADW, CAW 1005).

94

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

jedoch, daß eine Zurückdrängung des Führungsanspruchs Pawlowskis zwar hingenommen wurde, daß aber jeder darüber hinausgehende Versuch, die Stellung des Zentralbüros gegenüber den Landeskirchen zu stärken, in der britischen Zone auf heftigen Widerstand stieß. Dieser Widerstand hatte wiederum in Pawlowski die stärkste Stütze. Nicht lange nach der Bekanntgabe des Aufhebungsbeschlusses schlug er Dibelius vor, in Berlin einen Verteilungsausschuß zur Vergabe der westfälischen Spenden zu bilden, wovon das Zentralbüro nur auf Umwegen erfuhr. Gerstenmaier verlangte sofort die Rücknahme des Vorschlages: Man sei doch in Bielefeld nicht etwa der Meinung, daß „die von der Leitung des Hilfswerks eingesetzten Organe des Zentralbüros keine Gewähr für eine weisungsgemäße Verteilung der Mittel" böten." Das Zentralbüro lasse die Verteilung der von ihm den Hauptbüros zugewiesenen Mittel ja auch nicht durch eigene Verteilerausschüsse seines Vertrauens überwachen.40 Die Reaktion auf diesen Brief war heftig. Ohne Angabe einer Tagesordnung berief Präses Koch sofort eine Eilsitzung der Bevollmächtigten aus der britischen Zone ein: „Entscheidende Fragen des Hilfswerks . . . müssen so schnell wie möglich geklärt werden." 41 Der Leiter der gerade errichteten Hamburger Außenstelle telegraphierte nach Stuttgart, es bestehe die Absicht, ein neues Zentralbüro-West zu errichten. Wenn Gerstenmaier an der Sitzung nicht teilnehme, könnten Beschlüsse gefaßt werden, die auf eine Verselbständigung des Hilfswerks in der britischen Zone hinausliefen.42 Inzwischen hatte auch das westfälische Hilfswerkkomitee Gerstenmaiers Bitte als unzulässige Einmischung in westfälische Angelegenheiten zurückgewiesen: „Wir sind nicht in der Lage, Ihnen persönlich die Vollmacht zu erteilen, Beschlüsse, die das Westfälische Hilfskomitee gefaßt hat, anzuerkennen oder nicht anzuerkennen. Das Westfälische Hilfskomitee wird diese Angelegenheit zum Anlaß nehmen, um festzustellen, welche Befugnisse dem Leiter des Hilfswerks in Deutschland, seinem Präsidenten und den Bevollmächtigten der Landeskirchen zustehen."43

Diese brüske Zurückweisung zeigt bereits, welchen Verlauf die für den 16. April 1946 einberufene Bevollmächtigtensitzung nehmen sollte. Der vergebliche Versuch des Zentralbüros, diese wegen Verhinderung Gersten39

Gerstenmaier an Pawlowski, 23.3. 1946 (EBD. ZB 81).

40

EBD.

41

Telegramm, 31. 3. 1946 und RS Kochs 30. 3. 1946 (EBD.).

42

V o n W e l c k , 5. 4. 1946 (EBD.).

43

Pawlowski an Gerstenmaier, 15. 4. 1946 (EBD.). Die Sitzung des „Hilfskomitees" hatte bereits am 4. 4. 1946 stattgefunden. - Zur Leitung des Hilfswerks im Bereich der westfälischen Landeskirche gebildet, gehörten diesem Komitee Präses Koch als Vorsitzender, von Bodelschwingh, P. Hardt als Vorsitzender und P. Möller als Geschäftsführer des Provinzialverbandes für Innere Mission, P. Kalle als Leiter des Männerdienstes und P. Bastert als Leiter des Frauenwerkes der Provinz Westfalen sowie P. Busch als Provinzialjugendpfarrer an. „Bericht über die Fahrt nach Bielefeld . . . vom 27. LL.-L. 12. 1945" (EBD., ZB 11).

Entstehung des Exekutivkomitees

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maiers durch ein Telegramm Wurms am 12. April noch kurzfristig absagen zu lassen44, besserte die Stimmung gegenüber Stuttgart ebenfalls nicht. In einer im westfälischen Hauptbüro in Bielefeld für die Sitzung erarbeiteten Vorlage wurde eine völlige organisatorische Neuordnung des Hilfswerks verlangt. Zur Begründung heißt es darin etwa, „die zentralistische und diktatorische Führung des Hilfswerks von Stuttgart aus" erinnere an „die Führungsmethoden der DC-Kirche und des NS-Staates". Demgegenüber sei eine stärkere Berücksichtigung des „synodalen Prinzips" notwendig. Der „Sonderstellung des britischen Gebietes" müsse stärker Rechnung getragen werden durch eine verstärkte Zusammenarbeit der landeskirchlichen Hilfswerke. Es sei ein Unding, „wenn der Leiter des Hilfswerks... aus seiner amerikanischen Zone heraus Weisungen an die landeskirchlichen Hilfswerke der anderen Zonen gibt". Das habe zu erheblichen Schwierigkeiten geführt. Auch der zuständige Offizier der Militärregierung lehne eine Verteilung der Auslandsspenden durch Stellen außerhalb der britischen Zone ab und wünsche, daß sie von einem Gremium vorgenommen werde, das in dieser Zone seinen Sitz habe. „Er verlangt," heißt es dann, „daß m a n . . . nicht für die britische Zone solche Maßstäbe zu Grunde legt, die die Anerkennung der Militärbehörden in anderen Besatzungszonen gefunden haben. Im übrigen lehnt er eine direkte Verhandlung mit Stuttgart ab, da Stuttgart der amerikanischen Militärregierung untersteht". Es folgten Beispiele mangelhafter Kooperation zwischen Zentralbüro und Hauptbüros, wogegen als einschneidenste Maßnahme die Einrichtung besonderer „Zonenausschüsse" vorgeschlagen wurde. Diese sollten für die „gemeinsame Ausrichtung der gesamten Hilfswerkarbeit für die Zone" sorgen - beispielsweise im Sammlungswesen, bei der Aufteilung der der Zone zugewiesenen Auslandsspenden, in der Flüchtlingsarbeit und beim Suchdienst - und „die Arbeit des Hilfswerks innerhalb der Zone gegenüber der obersten Besatzungsbehörde" verantworten. Ein „Zonen-Bevollmächtigter" sollte schließlich das Hilfswerk rechtskräftig vertreten und die Geschäfte des „Zonenausschusses" führen.45 Diese Vorschläge, die eine Einflußnahme des Zentralbüros Stuttgart auf die Angelegenheiten des Hilfswerks in der britischen Zone weitgehend ausgeschaltet hätten, wurden am 16. April 1945 von den Bevollmächtigten einmütig gebilligt. Pawlowski wurde zum „Zonen-Bevollmächtigten" gewählt und konnte sich in der Stellung bestätigt fühlen, die ihm die Zentrale durch die Aufhebung des Zentralbüros-West Anfang des Jahres hatte nehmen wollen.

Pawlowski an Gerstenmaier, 15. 4. 1946 (EBD., Z B 81). Vorlage für die Besprechung der Bevollmächtigten des Hilfswerks in der britischen Zone am 16. 4. 1946 in Bielefeld, Pfr. H . Schmidt, 15. 4. 1946 (EBD., C A W 1005). 44 45

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Das Hilfswerk in der Gründungsphase

Für den EKD-Bereich sah der Reorganisationsvorschlag des Hauptbüros Bielefeld in Anlehnung an das westfälische Modell einen „großen" und einen „engeren" Arbeitsausschuß vor. Ersterer sollte zwei- bis dreimonatlich tagen und über Grundsatzfragen beschließen, sowie Richtlinien für die Verteilung ausländischer Liebesgaben auf die Zonen erlassen. Ihm sollten der Präsident des Wiederaufbau-Ausschusses, der Leiter des Hilfswerks, Vertreter des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche und einige sachverständige Laien angehören, „deren Name und Stellung... für einen in jeder Hinsicht ordnungsgemäßen Ablauf der Arbeit des Hilfswerks der EKD bürgt".46 Der „engere Arbeitsausschuß" sollte häufiger zusammentreten und nach den Weisungen des „großen" über laufende Angelegenheiten beschließen, so über die Verteilung von Geldmitteln und Auslandsspenden und über die Durchführung von Sammlungen.47 Auch dieser Vorschlag wurde gebilligt und hätte bei konsequenter Durchführung eine wirksame Kontrolle des Zentralbüros und des Leiters zur Folge haben müssen.48 Wie noch öfter, ließen es die Vertreter der britischen Zone in der nächsten Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses, die vom 3. bis 4. Mai 1946 in Treysa stattfand, an dem Nachdruck fehlen, der nötig gewesen wäre, um die doch einstimmig gewünschte völlige Umbildung der Hilfswerkorgane zu erreichen.49 Gerstenmaier konterte den Vorwurf, das „synodale Element" komme im Hilfswerk nicht genügend zur Geltung, mit der Erklärung, daß die Bevollmächtigten aus der britischen Zone so doch nur reden könnten, „wenn sie sich selbst als Luft betrachten". Ihre Vorschläge seien „nach dem Vorbild der Inneren Mission gebildet und verkennen die Struktur des Wiederaufbau-Ausschusses als Sache des Kirchenregiments".50 Um diesen kirchenregimentlichen Charakter zu betonen, schlug er vor, die Leiter des Kirchlichen Außenamtes und der Kirchenkanzlei der EKD zu ständigen Mitgliedern zu wählen. Das fand zwar einmütige Zustimmung, aber dieser Beschluß blieb unausgeführt. Da sich die anwesenden Bevollmächtigten aus der französischen und der amerikanischen Zone - Bevollmächtigte aus der sowjetischen Zone nahmen an der Sitzung nicht teil - für eine starke Hilfswerk-Zentrale und gegen separatistische Sonderbestrebungen ausspra46 Diese Bestimmung wurde im Hinblick „auf die aggressive Tätigkeit der politischen Parteien" aufgenommen. 47 Vorlage für die Besprechung der Bevollmächtigten des Hilfswerks in der britischen Zone am 16. 4. 1946 in Bielefeld, Pfr. W. Schmidt, 15. 4. 1946 (ADW, C A W 1005). 41 Zur Bevollmächtigtensitzung am 16.4. 1946: Koch an Wurm, 2. 5. 1946; von Welck an Gerstenmaier, 19. 4.1946; Herntrich an Gerstenmaier, 30.4.1946; N s Pawlowskis, 2. 5.1946 (EBD., ZB 81); Vermerk Engelmanns, 18. 4. 1946 (EBD., C A W 1005). 49 Die Vorlage wurde von Ohl eingebracht. Lt. Vermerk Tillmanns betr. WAA-Sitzung am

3./4. 5. 1946, 11. 5. 1946 (EBD., Z B B 1). i0 W A A , 3./4. 5. 1946, N s (EBD., Z B 7).

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chen, und da sie erklärten, die Wünsche der Besatzungsmächte dürften die Einheit der Kirche nicht tangieren, konnten die Vertreter der Hauptbüros der britischen Zone ihre weitgehenden Forderungen nicht durchsetzen. So kam ein Kompromiß zustande, der der Form nach diesen Wünschen allerdings weit entgegenkam. Von der Einrichtung eines „großen Arbeitsausschusses" neben oder an Stelle des Wiederaufbau-Ausschusses wurde abgesehen. Zur Führung der laufenden Geschäfte wurde aber ein „Exekutivkomitee" gebildet, mit dem Präsidenten des Wiederaufbau-Ausschusses, vier Zonenvertretern und dem Leiter des Hilfswerks als Mitgliedern. Der Aufgabenkatalog dieses Exekutivkomitees wurde zwar vollständig aus der Vorlage des Hauptbüros Bielefeld für den engeren Arbeitsausschuß übernommen 51 , aber zwei kleine Modifikationen trugen mit dazu bei, daß es dem Exekutivkomitee dennoch nie gelungen ist, auf die laufenden Geschäfte des Zentralbüros maßgeblichen Einfluß auszuüben: Die vorgesehene Bestimmung, der Ausschuß müsse monatlich tagen, fehlt. Dafür wird aber der Leiter des Hilfswerks ermächtigt, „in Einzelfällen von besonderer Dringlichkeit... dem Exekutivausschuß zustehende Entscheidungen zu treffen" und diesem auf der nächsten Sitzung zur Bestätigung vorzulegen.52 Was die Bildung von „Zonenausschüssen" betraf, so nahm der Wiederaufbau-Ausschuß zur Kenntnis, daß die Bevollmächtigten zonale „Arbeitsgemeinschaften" bilden sollten, deren Aufgabenkatalog weitgehend dem der Bielefelder Vorlage entsprach. Jedoch wurde die Bestimmung eingefügt, daß die Arbeit solcher zonaler Gremien „im Benehmen mit der Leitung des Gesamtwerks" zu geschehen habe. Auch die Bezeichnung „Arbeitsgemeinschaft" statt „Zonenausschuß" weist wie das Fehlen der Institution eines „Zonen-Bevollmächtigten" darauf hin, daß den Bielefelder Vorschlägen nur in stark abgemilderter Form entsprochen wurde.53 Abgesehen von der bereits bestehenden Arbeitsgemeinschaft in der britischen Zone kamen weitere Arbeitsgemeinschaften nicht zustande. Im Bereich der französischen Besatzungszone hatten nur das Hauptbüro der pfälzischen Landeskirche in Speyer und das Hauptbüro Saarbrücken für das Saarland ihren Sitz. Die fünf 51 1. Beschlußfassung über Sammlungen im Gesamtbereich der EKD. 2. Aufstellung von Richtlinien für die Verteilung von Geldmitteln und Auslandsspenden auf die einzelnen Besatzungszonen. 3. Überprüfung und Begutachtung der Finanzwirtschaft des Gesamtwerks. 4. Berufung von Beauftragten für Sonderaufgaben. 5. Beschlußfassung über Aufbringung von Unkosten. 6. Festsetzung des Etats des Zentralbüros (EBD.). 52

EBD.

Vgl. „Entschließung des Nationalen Wiederaufbauausschusses der EKD in Treysa vom 4. Mai 1946" (ADW, ΖΒ 57); „Vorschlag des britischen Zonenausschusses des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland für eine Neuorganisation des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland", Anlage zum Schreiben Kochs an Wurm, 2.5. 1946 (EBD.,ZB 53

81).

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Das Hilfswerk in der Gründungsphase

Hauptbüros im Bereich der amerikanischen Besatzungszone, nämlich Karlsruhe für die badische, Stuttgart für die württembergische, Nürnberg für die bayrische, Frankfurt für die nassau-hessische und Kassel für die kurhessischwaldecksche Landeskirche54, empfanden offenbar kein Bedürfnis für einen zonalen Zusammenschluß. In der sowjetischen Zone gab es das ZentralbüroOst in Berlin, das die Bevollmächtigten aus seinem Arbeitsbereich zu regelmäßigen Arbeitsbesprechungen versammelte und von diesen durchaus als ihre Interessenvertretung anerkannt wurde.

3. Das Hilfswerk und die Evangelische Kirche in Deutschland Das Verhältnis des Hilfswerks zur EKD und ihren Organen und Amtsstellen, dem neugebildeten Rat, der Kirchenkanzlei und dem Kirchlichen Außenamt war nach der Konferenz von Treysa vom August 1945 keineswegs geklärt. Während Gerstenmaier in den folgenden Jahren stets betont hat, das Hilfswerk sei in Treysa ausdrücklich aus der Zuständigkeit des Rates herausgenommen worden 5 5, läßt sich aus der vorläufigen Ordnung der EKD vom 31. August 1945 das Gegenteil entnehmen. 56 So waren in ersten Monaten Reibungen unvermeidlich. Beispielsweise trat binnen kurzem die Situation ein, daß sich für die Betreuung der deutschen Kriegsgefangenen gleich mehrere kirchliche Ämter und Organisationen zuständig fühlten: Hilfswerk, Kirchenkanzlei, Kirchliches Außenamt und schließlich dessen früherer Leiter, Bischof Heckel, mit seinem Evangelischen Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene.57 Als schwierig erwies sich auch die Antwort auf die Frage, ob das Hilfswerk seine ökumenischen Beziehungen in eigener Verantwortung wahrnehmen 54

In der französischen Besatzungszone bestanden ferner Außenstellen der Hauptbüros Essen (Außenstelle Simmern), Frankfurt (Vertrauensstelle Worms), Karlsruhe (Geschäftsstelle Südbaden, Freiburg) und Stuttgart (Zweigstelle Südwürttemberg, Tübingen). 55 Vgl. WAA-Sitzung, 12. 6. 1947, Ns (Entwurf Friedrichs): EBD., ZB 57. 56 Vgl. Treysa 1945, S. 96-98. 51 Bischof Heckel, von 1934 bis 1945 Leiter des Kirchlichen Außenamtes der DEK, hatte seit dem Frühjahr 1945 die Tätigkeit des Evangelischen Hilfswerks für Internierte und Kriegsgefangene (EHIK) von Erlangen aus weitergeführt. Im September 1945 vereinbarte Gerstenmaier mit Heckel, das EHIK als Abteilung 1/4 in die Arbeit des Hilfswerks einzubeziehen [vgl. TH. HECKEL, Hilfswerk, S. 116 und Merkblatt Nr. 1 Ζ des ZB; Pompe teilt am 8.11. 1945 der Kirchenkanzlei der EKD mit, Gerstenmaier habe ihm unter dem 29.9. 1945 geschrieben, mit Heckel sei die Einbeziehung des EHIK vereinbart worden (EZA BERLIN, EKD 202/1); vgl. auch Bescheinigung Gerstenmaiers vom 30. 10. 1945, wonach Heckel „Sonderbeauftragter" und damit „leitender Mitarbeiter" des Hilfswerks sei (ADW, ZB 190)]. Gerstenmaier griff damit einer anderslautenden Entscheidung des Rates der EKD vor, der den im Ausland völlig diskreditierten Heckel noch auf der Konferenz von Treysa im August 1945 seiner Stellung als Leiter des Kirchlichen Außenamtes enthoben hatte. Als sich der Rat in seiner zweiten Sitzung am 19. 10. 1945 in Stuttgart auch mit Fragen der Gefangenenbetreuung beschäftigte, wies er

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dürfe oder sich dabei der Vermittlung des Kirchlichen Außenamtes zu bedienen habe. Niemöller war nicht zuletzt wegen des Ansehens, das er in der Ökumene genoß, zu dessen Leiter bestimmt worden. Zahlreiche Äußerungen besonders Visser't Hoofts lassen keinen Zweifel daran, wie sehr diese Tatsache gerade beim Ökumenischen Rat der Kirchen begrüßt wurde. Zudem hatte die Auseinandersetzung im Anschluß an Gerstenmaiers Auftreten in der Schweiz deutlich gemacht, welche Vorbehalte dem Leiter des Hilfswerks gegenüber bestanden.58 Schönfeld hatte Gerstenmaier zwar schon am 3. September 1945 aus Genf berichtet, er habe dort Wurms Schreiben vom 1. September, das auch die Berufung Gerstenmaiers zur Vertretung des Hilfswerks im In- und Ausland aussprach59, wörtlich mitgeteilt, und diese Berufung sei „widerspruchslos und von manchen unserer Freunde mit besonderer Befriedigung zur Kenntnis genommen"60 worden. Aber das war wohl zu optimistisch geurteilt. Am 19. September ließ Visser't Hooft Schönfeld wissen: „So lange nicht geklärt ist, ob Niemöller oder Gerstenmaier oder die zwei zusammen für die auswärtige(n) Beziehungen des Wiederaufbauwerkes verantwortlich sind, werden wir hier Gerstenmaier nicht empfangen können."6' Im Hinblick auf die bevorstehende Sitzung des Rates der EKD am 18. Oktober, der ersten nach Treysa, bot er wenige Tage später, am 27. September, Niemöller in

diese Aufgaben der Kirchenkanzlei zu, aber eine Entscheidung über die Zukunft des EHIK, das dem Kirchlichen Außenamt und damit Niemöller unterstehe, schob er auf (Kirchenkanzlei an Pompe, 21.10.1945: E 2 A BERLIN, EKD 202/1). Damit waren für dieses Arbeitsgebiet mehrere Stellen zuständig: Das Hilfswerk, das diese Aufgabe für sich reklamiert und eine Einigung mit Heckel herbeigeführt hatte, die Kirchenkanzlei und das Kirchliche Außenamt, das freilich seine Tätigkeit noch gar nicht aufgenommen hatte. Schließlich führte der ehemalige Mitarbeiter des EHIK, Pompe, von Lübeck aus seine Betreuungsarbeit weiter, wobei sein Status zunächst völlig ungeklärt blieb (Lt. Pompe an Vf. vom 29. 9. 1981). Bald darauf wurde zwischen Wurm, Gerstenmaier und Asmussen vereinbart, daß das Hilfswerk die caritative Seite der Betreuung übernehmen solle, und zwar im Einvernehmen mit Niemöller, soweit sich die Tätigkeit über die deutschen Grenzen hinaus erstreckte. Dagegen solle die seelsorgerische und kirchenregimentliche Seite der Arbeit der Kirchenkanzlei mit Eberhard Müller als dem zuständigen Dezernenten vorbehalten bleiben. Schließlich solle die Heckeische Arbeit sinngemäß im Hilfswerk oder in der Arbeit Müllers aufgehen, was nie geschah, da Heckel das EHIK als seine Privatangelegenheit betrachtete, vgl. Asmussen an Gerstenmaier, 4.11. 1945 und Wurm an ZB, 10.11. 1945 (ADW, ZB 249 bzw. ZB 57). Diese Regelung scheint sich jedoch in keiner Weise bewährt zu haben. Bereits einen Monat später beriet der Rat der EKD, ob nicht der ehemalige Generalfeldvikar Münchmeyer die Kriegsgefangenenarbeit von Müller übernehmen könne, da dieser, „völlig ohne Akkord mit Gerstenmaier", die Lust daran verloren hatte und davon entbunden zu werden wünschte, Protokoll der Sitzung des Rates am 13.12.1945, S. 8und39f. (EZA BERLIN, EKD 046/1). 58 59 60 61

Vgl. oben S. 41 und A. BOYENS, Kirchenkampf 1939-1945, S. 266f. Vgl. oben S. 81. ADW, ZB 331. A Ö R K GSC Schönfeld, zitiert nach A . BOYENS, Treysa 1 9 4 5 , S. 5 2 .

100

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

einem Brief seine Unterstützung für die bei dieser Sitzung herbeizuführende Klärung seiner Kompetenzen als Leiter des Kirchlichen Außenamtes an und erklärte, daß er sich erst nach ausführlichen Besprechungen mit ihm „hinsichtlich der Arbeitsbeziehungen im Einzelnen" fesdegen wolle.62 Die Unsicherheit bei der Ökumene mag auch dadurch hervorgerufen worden sein, daß Niemöller unmittelbar nach der Konferenz von Treysa Gisevius, der wie Waetjen Vizekonsul in Zürich gewesen war, eine persönliche Vollmacht erteilt und mit seiner ständigen Vertretung bei den ökumenischen Stellen beauftragt hatte, bis er selbst in die Schweiz kommen könne.63 Da Wurm, wohl ohne Absprache mit Niemöller, neben Gerstenmaier selbst auch Schönfeld und Waetjen auf das Hilfswerk bezügliche Vollmachten erteilt hatte64, kursierten nun mehrere solcher Schreiben. Daß es hier zu Überschneidungen kommen könne, liege nahe, meinte Gisevius - „schließlich kann man unter der Sammelbezeichnung Hilfswerk ein ganzes separates Außenamt aufziehen!" 65 - und verzichtete darauf, von Niemöllers Ermächtigung Gebrauch zu machen. In der zweiten Sitzung des Rates der EKD am 18./19. Oktober 1945 ist dann auch über das Hilfswerk und seine Beziehungen zur EKD beraten worden. Eine deutliche Äußerung dazu findet sich in Koechlins Bericht über die „Ökumenische Mission nach Deutschland vom 15.-21. Oktober 1945", wo es über das Hilfswerk heißt: „Die Organisation der H i l f e . . . stützt sich rechtlich direkt auf die Landeskirchen und untersteht deshalb formal nicht dem Rat der ev. Gesamtkirche, vielmehr einer Kommission, in die jede Landeskirche ein Mitglied abordnet. Dadurch ist praktisch ermöglicht, daß auch bei ungünstiger Entwicklung der Gesamdeitung der Deutschen Evangelischen Kirche das Hilfswerk seine Funktion ausüben kann." 6 6

Es ist vorstellbar, daß Koechlin diese Information nicht aus den Hilfswerksbesprechungen67 mit Gerstenmaier, dem er mit deutlicher Reserve gegenüberstand68, sondern aus der Sitzung des Rates erhalten hat. Dessen Beschluß, Gerstenmaier solle „seine Auslandsbeziehungen in engster Fühlungnahme zu Pfarrer Niemöller" tätigen69, notiert Koechlin nämlich ebenso 62

AÖRK 19.

63

Gisevius a n A s m u s s e n , 1 1 . 1 0 . 1 9 4 5 ( E Z A BERLIN, E K D 2 0 0 / 1 ) .

64

EBD.

65

EBD. - Vgl. auch A. BOYENS, Treysa 1945, S. 51.

"

G . B E L L / A . KOECHLIN, Briefwechsel, S. 4 3 7 .

Vgl. oben S. 51 ff. 48 „Zur Persönlichkeit Dr. Gerstenmaiers möchte ich mich nur insofern äußern, als er in seiner Bedeutung für die evangelische Kirche strikte auf die Hilfsarbeit verwiesen ist und einen darüber hinausgehenden Einfluß entgegen seiner wohl ursprünglichen Absicht nicht ausübt." 67

( G . B E L L / A . KOECHLIN, Briefwechsel, S. 4 3 7 ) . 69

Ns in der aufgrund der Sitzung vom 13./14.12.1945 korrigierten Fassung (EZA BERLIN,

E K D 046).

Das Hilfswerk und die Evangelische Kirche in Deutschland

101

erleichtert wie die freilich unzutreffende Feststellung, der WiederaufbauAusschuß habe weithin die gleiche Zusammensetzung wie der Rat, womit „eine praktische Abhängigkeit auch von der Gesamtleitung der deutschen Kirche" gegeben sei.70 Dennoch hat auch die zweite Sitzung des Rates nicht die notwendige Klärung bringen können. Die Schwierigkeiten im Verhältnis zum Kirchlichen Außenamt gewannen in den folgenden Wochen noch dadurch an Schärfe, daß Niemöller sich dessen Leitung nur sehr zögernd zuwandte, teils durch technische Schwierigkeiten gehindert, teils, weil ihm wenig an einer verwaltenden und organisierenden Tätigkeit lag.71 Gerstenmaier dagegen trieb den Ausbau des Hilfswerks energisch voran, so daß das Außenamt ihm gegenüber immer mehr ins Hintertreffen geriet. Als die Klärung der Zuständigkeit für die ökumenischen Beziehungen sich immer weiter verzögerte, wurde auch Hans Asmussen, der neue Leiter der Kirchenkanzlei, ungeduldig: Die Stellung der EKD gegenüber der Ökumene sei „vorläufig noch ziemlich schwierig, weil sie ziemlich ziellos ist", heißt es in seinem Brief an Gisevius vom 5. November 1945. Das Problem sei, daß Niemöller offenbar immer noch nicht wisse, was er wolle. Uber das Hilfswerk schreibt Asmussen weiter: „Mit Gerstenmaier verfolge ich eine Politik des Friedens und stecke manche Demütigung ein. Er ist tüchtig und schafft etwas. Wir können ihn nicht durch Beschlüsse und Verordnungen, sondern nur durch sachliche Arbeit bändigen. Zu der muß ich Martin Niemöller nun zu kriegen versuchen - oder ich muß sie selbst leisten."72

Drei Tage später, am 8. November, wandte sich Asmussen an Visser't Hooft und bat dringend, möglichst engen Kontakt mit ihm zu halten. Unter den Problemen, die dies notwendig machten, nannte er „die Existenzweise von Bruder Niemöller" und - hier genügte offenbar die bloße Nennung des Namens - „Gerstenmaier".73 Auch in Genf hielt man es für dringend erforderlich, daß noch vor der Dezember-Tagung des Genfer WiederaufbauAusschusses die Kompetenzfragen geklärt würden, damit endlich feststehe, „wie weit die Ökumene direkt mit dem Hilfswerk verhandeln soll und wie weit das Außenamt zwischenzuschalten ist".74

70

G . BELL/A. KOECHLIN, B r i e f w e c h s e l , S. 437.

71

Vgl. M. NIEMÖLLER, Neuanfang 1945; Wurm an Niemöller, 1.7. 1946, zitiert bei A.

SMITH-VON OSTEN, T r e y s a , S. 133, A n m . 51. 72 E Z A BERLIN, E K D 2 0 2 / 1 . 73 EBD. 74

Jensen an Niemöller betr. Gespräch mit Freudenberg am 26.11.1945,28.11.1945 (EZA BERLIN, EKD 200). An der Sitzung des Genfer WAA am 6.12.1945 nahm Gerstenmaier als Gast teil und vertrat die EKD, vgl. Ns (AÖRK, 13).

102

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

So wurde das Hilfswerk auch in der dritten Sitzung des Rates der EKD am 13. Dezember 1945 mehrfach erörtert. Zunächst beanstandete Wilhelm Niesei, daß das Protokoll der letzten Sitzung den Satz enthalte: „Gerstenmaier handelt im Auftrag des Rates." Er unterstehe Wurm, nicht dem Rat. Nach einigem Hin und Her einigte man sich auf folgende Formulierung: „Konsistorialrat Gerstenmaier... wird an das Hilfswerk delegiert, von diesem besoldet und untersteht dem Vorsitzenden des Hilfswerks, Landesbischof Wurm". 75 O b diese Korrektur ein Reflex der Treysaer Beschlüsse war, oder ob sie Anzeichen für das Bemühen einiger Ratsmitglieder ist, Distanz zwischen den Rat und Gerstenmaier zu legen, muß offen bleiben. Denn obwohl nach den Äußerungen in dieser Sitzung davon ausgegangen werden kann, daß ein Teil der Ratsmitglieder eine unmittelbare Zuständigkeit des Rates für das Hilfswerk nicht als gegeben sah, wird Gerstenmaiers Interpretation der Beschlüsse von Treysa nur teilweise bestätigt: Das Hilfswerk erscheint zumindest dem Ratsmitglied Landesbischof Meiser als eine von der EKD an die württembergische Landeskirche delegierte Auftragsangelegenheit.76 Wie auch immer der Rat über die rechtliche Konstruktion des Hilfswerks gedacht haben mag, Asmussen sah jedenfalls kein Hindernis, noch in der gleichen Sitzung zu beantragen, Niemöller in seiner Eigenschaft als stellvertretender Ratsvorsitzender „zum ständigen zweiten Leiter des Hilfswerks" zu berufen, weil „eine enge Klammer zwischen der Arbeit der Ökumene und dem Hilfswerk nötig sei". Es gehe nicht an, daß ihn Ausländer fragten, wer die EKD im Ausland vertrete „und welche Rolle Herr Gerstenmaier dabei spiele", wobei dessen mehr „politische als kirchliche Orientierung" beanstandet worden sei. Dem pflichtete Niemöller selbst mit der Erklärung bei, er sei bei der Übernahme des Kirchlichen Außenamtes davon ausgegangen, daß Gerstenmaier „auf die innerdeutsche Arbeit des Hilfswerks beschränkt" bleibe: „Aber Gerstenmaier hat auch alle ökumenische Arbeit des Hilfswerks an sich gezogen.... Gerstenmaier war in der Schweiz, ohne sich mit mir vorher oder nachher in Verbindung zu setzen. Der Arbeit des Außenamtes wird damit ein wesentliches Gebiet entzogen".77

Dagegen wandte Dibelius ein, daß die Beauftragung Niemöllers mit der ökumenischen Arbeit kein Monopol begründe. Vielmehr sei es erforderlich, 75 Beschlußprotokoll der Sitzung am 18./19.10. 1945, „korrigiert aufgrund der Sitzung am 13./12.12. 1945" (EBD., EKD 046). 76 Meiser: „Gerstenmaier ist dem Hilfswerk delegiert, damit in die württembergische Landeskirche. Wurm: „Aber für das ganze Reich." Meiser: „Württemberg gibt den Rahmen dafür. Nieseis Korrektur ist richtig, aber ich kann nur mit Vorbehalt zustimmen." Welchen Vorbehalt Meiser hier machen will, geht aus dem Protokoll nicht hervor. An anderer Stelle erklärte er noch: „Die Leitung des Hilfswerks wurde an die württembergische Landeskirche delegiert." N s (EZA BERLIN, EKD 046/1). 77

EBD.

Das Hilfswerk und die Evangelische Kirche in Deutschland

103

„daß auch viele andere Beziehungen von im deutschen kirchlichen Bereich stehenden Persönlichkeiten auf dem ökumenischen Gebiet fortgesetzt werden", so daß auf diesem Gebiet eine flexible Zuständigkeitsregelung angebracht sei: „Man kann auch Gerstenmaier nicht verbieten, seine ausländischen Beziehungen aus der Arbeit des Hilfswerks selbständig zu unterhalten. Er müßte allerdings an Niemöller berichten. Der Beauftragte des Rates für ökumenische Tagungen wird erst mit der Zeit auf Grund der Teilnahme an diesen Tagungen zum Mittelpunkt ökumenischer Beziehungen werden". 78

Dibelius schlug dann vor, der Rat solle dem Hilfswerk ein Kuratorium beiordnen, dem auch Niemöller angehören könne. Endlich einigte man sich darauf, daß die Differenzen in persönlichen Gesprächen bereinigt werden sollten.79 Indessen blieben die Beziehungen zwischen Niemöller und Gerstenmaier stets gespannt. Festzuhalten bleibt, daß die Haltung des Rates gegenüber dem Hilfswerk nicht einheitlich war. Legte ein Teil seiner Mitglieder Wert darauf, daß er für das Hilfswerk keine unmittelbare Verantwortung habe, so hielten sich andere wiederum zu Vorschlägen berechtigt, die eine Zuständigkeit voraussetzten. So kam schon im Januar 1946 - von Dibelius - erneut der Vorschlag, daß ein Mitglied des Rates, nämlich Wurm, mit allen Fragen des Hilfswerks beauftragt werden solle.80 Die bald nach Gründung des Hilfswerks sichtbar gewordene Spannung zwischen diesem und dem Rat und der Kirchenkanzlei löste sich während des folgenden Jahres zu einem guten Teil auf. Schon in der Ratssitzung am 13. Dezember 1945 hatte Asmussen einräumen müssen, daß Gerstenmaier bei dem monierten Besuch in Genf im November 1945 einen Hunderttausend-Dollar-Scheck der Amerikaner habe in Empfang nehmen können. 81 Das war ein starkes Argument gegen jede Kritik. Als Asmussen ein halbes Jahr später auf der Ratstagung in Treysa am 1. Mai 1946 seinen Arbeitsbericht erstattete, erklärte er, auf das Hilfswerk eingehend: „Ich habe mich selbst in Genf davon überzeugt, daß die Vertretung der evangelischen Christenheit Deutschlands in der Ökumene durch das Hilfswerk ein äußerst wichtiger Arbeitszweig ist. Nach meinen Beobachtungen wird diese Vertretung mit Festigkeit und Geschick ausgeübt. Anfängliche Schwierigkeiten, die durch Uneinigkeit innerhalb der eigenen Reihen entstanden waren, sind offenbar überwunden. Wir 78

EBD.

79

EBD.

80

Dieser Vorschlag wurde bei der Besprechung von Fragen der Gefangenenbetreuung gemacht und bezog sich möglicherweise nur auf dieses Gebiet, auf dem es schon seit dem Herbst Reibungen mit dem Zentralbüro gab (vgl. oben S. 98). Zusammenstellung der Entschließungen des Rates in seiner Sitzung vom 30./31.1. 1946, Entwurf, Februar 1946 (EBD. 046/1). 81

N s (EBD.).

104

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

werden unsere Position in der Ökumene weiter verbessern, wenn die sich so gut anbahnende Einmütigkeit zwischen dem Hilfswerk und der EKD von allen in Frage Kommenden noch mehr verstärkt wird."82 „Gut angebahnt" hatte sich inzwischen die „Einmütigkeit" zwischen Asmussen und Gerstenmaier. Zu denjenigen, die für ihre weitere Verstärkung „in Frage" kamen, zählte in erster Linie der Leiter des Kirchlichen Außenamtes, Niemöller.

4. Das Hilfswerk und die Freikirchen Ein wichtiges Element bei den Vorbereitungen für eine ökumenische Nachkriegshilfe war, daß in allen Ländern, deren Kirchen als Gebende oder Empfangende für eine Beteiligung am „Kirchlichen Wiederaufbau" in Betracht kamen, Vertreter der Kirchen und Denominationen nationale Wiederaufbau-Ausschüsse bildeten. Gerstenmaiers Pläne schlossen die Bildung eines solchen Ausschusses zunächst jedoch nicht ein. Das „Selbsthilfewerk" war in erster Linie als innerdeutsche Angelegenheit gedacht, und für sein Gelingen konnte von den deutschen Freikirchen kein entscheidender Beitrag erwartet werden; es schien viel mehr auf die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche anzukommen. N u n trat zwar die Beteiligung am Kirchlichen Wiederbau als zweite Aufgabe des Selbsthilfewerkes hinzu, aber auch jetzt kamen die deutschen Freikirchen noch nicht in den Blick. „Ökumene" bedeutete in erster Linie Zusammenarbeit mit den Kirchen des Auslandes und nicht Gemeinschaft mit den kleinen Freikirchen innerhalb der deutschen Grenzen, denn in der Vergangenheit waren die Beziehungen nie sehr eng und auf beiden Seiten nicht frei von Vorbehalten gewesen.83 Immerhin nennt Gerstenmaier in seinem vor der Treysaer Konferenz abgefaßten Rundschreiben auch die Freikirchen unter den Organisationen, mit denen das Hilfswerk zusammenarbeiten müsse. Welche Bedeutung ihre Beteiligung im Konzept des Ökumenischen Rates der Kirchen zukam, wird dabei jedoch nicht erkennbar. 84 An der Konferenz von Treysa selbst waren freikirchliche Vertreter nicht beteiligt, und erst in dem Ende September 1945 verbreiteten Schreiben, mit dem Wurm den Landeskirchen und kirchlichen Verbänden die Gründung des Hilfswerks anzeigte, hieß es dann, die dem 82

EBD. EKD 046. Aus landeskirchlicher Sicht hing an den Freikirchen der Ruch des Sektierertums. So unterschied z.B. das 1931 erschienene HANDBUCH DER KIRCHENGESCHICHTE Altlutheraner, Brüdergemeine und „angelsächsische Sekten" und faßte unter diesem Rubrum Methodisten, Evangelische Gemeinschaft, Heilsarmee, Baptisten und Adventisten mit Neuapostolischer Gemeinde, Christlicher Wissenschaft und Mormonen zusammen (Band 4, S. 374f.). 84 Vgl. oben S. 71. 81

Das Hilfswerk und die Freikirchen

105

Ökumenischen Rat der Kirchen angehörenden Freikirchen seien eingeladen, ihre Vertreter in den Nationalen Wiederaufbau-Ausschuß zu entsenden.85 In den Wochen nach der Konferenz von Treysa konnte das Zentralbüro aber nicht einmal ermitteln, welche Freikirchen für eine solche Einladung in Frage kämen, so daß Gerstenmaier den Ökumenischen Rat der Kirchen um Aufklärung bitten mußte.86 Dessen Antwort machte deutlich, daß es auf eine formelle Zugehörigkeit der deutschen Freikirchen zum Ökumenischen Rat, die bislang noch keine dieser Kirchen erworben hatte, gar nicht ankam: „In unserem Fall ist das Entscheidende, daß die amerikanischen Methodisten, Baptisten, Brüdergemeinden usw. d e m ökumenischen Rat angeschlossen sind, und daß diese Kirchen großen Wert auf ihre Beziehungen zu den entsprechenden deutschen Freikirchen legen. . . . W e n n da z.B. die deutschen Alt-Lutheraner nicht irgendwie in ihrem Wiederaufbau-Ausschuß mitmachen, so haben wir noch weniger Einfluß als schon jetzt auf die Sonderaktionen der Missouri-Synode zugunsten eben dieser kleinen Freikirche." 8 7

Hier war ein Problem angesprochen, daß in den folgenden Jahren dem Hilfswerk, aber mehr noch der Genfer Wiederaufbau-Abteilung, sehr zu schaffen machte.88 Nunmehr lud das Zentralbüro sogleich eine Anzahl deutscher Freikirchen und freier Gemeinden zum Beitritt in das Hilfswerk und zur Entsendung eines Vertreters in den Nationalen Wiederaufbau-Ausschuß ein.89 Wenn nicht alle antworteten, so mag das an den Mängeln im Postverkehr gelegen haben. Die eingehenden Antworten waren ausnahmslos positiv, und eine Liste der Mitglieder des Wiederaufbau-Ausschusses vom Dezember 1945 führte bereits Vertreter der Brüdergemeine, der Methodistenkirche und der Altkatholiken auf90, so daß eine verstärkte Mitarbeit der Freikirchen nur eine Frage verbesserter Verkehrs- und Postverbindungen schien. Die weitere Entwicklung zeigte aber, daß die Mitgliedschaft der Freikirchen im Hilfswerk der EKD keine Selbstverständlichkeit war. Am 29./30. Ja" 5 QUELLEN III, S. 191f. 86 Gerstenmaier an Freudenberg, 10.10. 1945 (ADW, ZB 331). Vermutlich entsprach bereits die Berücksichtigung der Freikirchen in jenem Schreiben einem Wunsch der ORK. Freudenberg hatte sich schon am 14.9. 1945 wegen ihrer Einbeziehung in den WAA an Gerstenmaier gewandt (EBD.). " Freudenberg an Gerstenmaier, 21. 10. 1945 (EBD.). " Bei Gebern wie Empfängern bestand stets der Drang, sich dem reglementierenden Einfluß einer zentralen Koordinierungsstelle zu entziehen und in unmittelbare Beziehungen zu treten. Das gilt für deutsche Personen, Anstalten und Einrichtungen, aber auch Hauptbüros und Kirchenleitungen im Verhältnis zum Zentralbüro des Hilfswerks, wie für das Zentralbüro im Verhältnis zur Wiederaufbau-Abteilung des ORK (Vgl. unten S. 173f.). " Darunter: Brüder-Unität, Evangelische Gemeinschaft in Deutschland, Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden, Altkatholische Kirche, Bischöfliche Methodistenkirche, Bund evangelisch-reforxnierter Kirchen Deutschlands. 90 Vgl. EBD., ZB 57.

106

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

nuar, auf der zweiten Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses in Wiesbaden - die erste Sitzung hatte im August 1945 in Treysa stattgefunden - äußerte nämlich Gerstenmaier gegenüber dem Vertreter der Methodistenkirche, dem damaligen Leiter des Frankfurter Predigerseminars, Ernst Sommer, „die Methodistenkirche könne unmittelbar mit dem ökumenischen Rat in Genf in Verbindung treten". 9 ' Man muß daraus schließen, daß Gerstenmaier die Methodistenkirche - und doch wohl die übrigen Freikirchen auch - nicht als Mitglieder des Hilfswerks ansah. Sommer jedenfalls richtete daraufhin seine Hilfsersuchen zunächst unmittelbar an die Genfer Wiederaufbau-Abteilung.92 Es scheint, als sei es dann kurz vor der nächsten Sitzung des WiederaufbauAusschusses am 3./4. Mai 1946 zu einer Zusammenkunft freikirchlicher Vertreter mit Landesbischof Wurm gekommen, bei der „die Form der Zusammenarbeit mit der EKD" erörtert wurde. 93 Diese stand dann auch in der Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses selbst zur Beratung. Sie müsse, erklärte Gerstenmaier, vor allem im Hinblick auf die Mennoniten, Baptisten und Methodisten noch einmal geprüft werden. Entweder bildeten diese Kirchen, die außerhalb Deutschlands große Denominationen darstellten, ihr eigenes Hilfswerk, und es werde eine Dachorganisation geschaffen, die diese Hilfswerke und das Hilfswerk der EKD zusammenschließe. Oder sie träten mit allen Rechten und Pflichten dem Hilfswerk der EKD bei und würden wie jede andere Landeskirche behandelt. Gerstenmaier befürwortete die zweite dieser Möglichkeiten, und der Wiederaufbau-Ausschuß stimmte einmütig zu, die Freikirchen zur Entsendung von Bevollmächtigten einzuladen.94 In den folgenden Monaten erklärte dann eine Reihe von Freikirchen ihren Beitritt zum Hilfswerk. 95 In seiner Rede auf der gemeinsamen Tagung des Rates und der Leitungen der Landeskirchen am 1. Mai 1946 in Treysa, zwei Tage vor der Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses, hatte Gerstenmaier die bevorstehende Entwicklung bereits angekündigt: „Dem Aufbau des ökumenischen Werkes entsprechend und den Arbeitsgrundsätzen des Reconstruction Committees des Ökumenischen Rates folgend wird sich der Wiederaufbau-Ausschuß der Evangelischen Kirche in Deutschland in wenigen Wochen zu einem Wiederaufbau-Ausschuß der Evangelischen Kirchen Deutschlands erweitert haben. Damit wird das Hilfswerk unbeschadet dessen, daß es aus formal91

Sommer an Berg, 21. 3. 1946 (EBD., ZB 113).

92

EBD.

93

Laut Berg an Sommer, 24. 4. 1946 (EBD.). Einzelheiten konnten nicht ermittelt werden. 94 N s (Collmer), 15. 5. 1946 (EBD., ZB 12). 95 Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (6.5. 1946), Evangelisch-Lutherische Freikirche (15. 6. 1946), Bischöfliche Methodistengemeinde (20. 6. 1946), Bund Freier Evangelischer Gemeinden Deutschlands (5. 9. 1946), altkatholisches Hilfswerk (24. 9. 1946), Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden, Evangelische Brüderunität, Evangelische Gemeinschaft in Deutschland, Heilsarmee (Vgl. EBD., ZB 113).

Hilfswerk und Innere Mission

107

rechtlichen Gründen „Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland" bleibt, den gesamten deutschen Protestantismus einmütig und geschlossen im Werk der Hilfe und des Wiederaufbaus vereinigen. Die Freikirchen nehmen, ohne daß ihre kirchliche Selbständigkeit davon berührt wird, in gleicher Weise, mit den selben Rechten und Pflichten wie jede Landeskirche, an dem Hilfswerk teil."96 Mitglieder „wie jede Landeskirche" sind die Freikirchen indessen nie geworden 97 , worauf schon die kurios anmutende Tatsache ihres zweimaligen Beitritts zum Hilfswerk hinweist. Gerstenmaier wies bei späterer Gelegenheit darauf hin, daß ihre Aufnahme „unter größter Zurückhaltung der Leitung des Hilfswerkes und auf unablässiges Drängen der Freikirchen" selbst erfolgt sei, dem nur unter dem Eindruck des freikirchlichen Spendenaufkommens in den Vereinigten Staaten nachgegeben worden sei.98 Es sollte sich auch herausstellen, daß die Mitgliedschaft der Freikirchen das Verhältnis des Hilfswerks zur EKD verunklärte. Insofern war diese Zurückhaltung berechtigt gewesen.

5. Hilfswerk und Innere Mission Gerstenmaier hatte in seinem Referat auf der Konferenz in Treysa im August 1945 gesagt, die Kirche werde sich beim Aufbau des Hilfswerks in erster Linie der Inneren Mission bedienen. Aber was das konkret hieß, ob an eine Einschaltung des Centrai-Ausschusses und der Landesverbände in die Leitung des Hilfswerks, an eine teilweise oder völlige Übernahme ihrer Funktionen oder eine irgendwie geartete Arbeitsteilung gedacht war, ging daraus nicht hervor. Hier sollten sich Probleme ergeben, die in Treysa offenbar nicht bedacht worden sind. Der Central-Ausschuß hatte für die Konferenz zwar keine Einladung erhalten, betrachtete jedoch von Bodelschwingh als seinen Vertreter, der der Versammlung die Erwartungen der Inneren Mission an die Kirche vortragen

96

E. GERSTENMAIER, Hilfswerk der Evangelischen Kirche, S. 8. " Die weitere Entwicklung der Zusammenarbeit mit den Freikirchen kann im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht werden. Am intensivsten war offenbar die Kooperation mit den Mitgliedskirchen der Vereinigung evangelischer Freikirchen in Deutschland (Bund evangelischfreikirchlicher Gemeinden, Bischöfliche Methodistenkirche, Evangelische Gemeinschaft, Bund freier Evangelischer Gemeinden). Das Kirchengesetz zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks der EKD vom 13.1.1949 sah eine unmittelbare Mitgliedschaft der Freikirchen nicht mehr vor, eröffnete aber in § 13 die Möglichkeit, mit diesen in eine „diakonische Gemeinschaft" unter der Bezeichnung „Das Hilfswerk der Evangelischen Kirche« in Deutschland" einzutreten (ABLEKD 1949, S. 40). 98 Gerstenmaier auf der Sitzung des Rates am 25.1.1947, Vermerk Bergs, 28.1.1947 (EBD., Z B 10).

108

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

sollte." Aber es ist bekannt, welche Rolle von Bodelschwingh als Vermittler zwischen den auseinanderstrebenden kirchlichen Gruppen in Treysa gespielt hat100, und schon von daher zweifelhaft, ob es zu einer Darstellung des Standpunktes der Inneren Mission oder zu einer Aussprache mit Gerstenmaier kam.101 Nur der frühere Direktor im Central-Ausschuß, Johannes Steinweg, erinnert sich, er und Friedrich von Bogelschwingh hätten in Treysa im August 1945 „im persönlichen Gespräch des öfteren die Frage aufgeworfen, ob es nicht zu starken Arbeitsüberschneidungen zwischen Hilfswerk und Innerer Mission kommen werde". Er fährt dann fort: „Zuweilen hatte ich auch den Eindruck, daß gewisse persönliche Momente, die aus dem Kirchenkampf herrührten, bei diesem Gründungsbeschluß eine Rolle spielten."102 Während Gerstenmaiers „Vorlage" für Treysa über eine Vertretung der Inneren Mission in den beiden für die Leitung des Hilfswerks vorgeschlagenen Komitees für „Allgemeine Nothilfe" und „Kirchlichen Wiederaufbau" nichts sagt, werden in der nach der Konferenz verbreiteten überarbeiteten Fassung103 Vertreter der Inneren Mission im Nationalen WiederaufbauAusschuß erwähnt, die von der Leitung des Hilfswerks zu berufen seien. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, daß diese Bestimmung ein Resultat der Treysaer Beratungen war, doch läßt sich den vorliege.den Berichten Näheres darüber nicht entnehmen. Am 2. Oktober 1945 erging an von Bodelschwingh „als führendem Träger der inneren Mission der Evangelischen Kirche in Deutschland und als Leiter von Bethel" die Bitte, Mitglied im Wiederaufbau-Ausschuß zu werden.104 Gerstenmaier hat zur Begründung dafür, daß nicht eine Mehrzahl " CA-Vorstand, 23. 8. 1945, Ns. ( A D W , C A W 2 9 ) . Vgl. W . BRANDT, Bodelschwingh, S. 2 4 7 - 2 4 9 . 101 Wenzel berichtete darüber auf der Ost-Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission am 27. 7 . 1 9 4 7 : „Es wird gesagt, daß Gerstenmaier habe Bodelschwingh sprechen wollen. Noch aus Bodelschwinghs Munde habe ich gehört, daß ein Besuch bei ihm mit dem Ziel dieser Aufgabe nicht beansprucht sei. In Treysa hätte dies auch zur Sprache kommen können. Wer sich aber den Trubel des kirchenpolitischen Lebens aus jenen Tagen hat schildern lassen, weiß, wie Bodelschwingh seine letzten Kräfte verzehrt hat, um die auseinanderstrebenden Gestalten zu binden." Ns ( A D W , C A 2243/2). 102 Den im zweiten Satz wiedergegebenen Eindruck, den auch Frick und Braune geäußert haben, kann er auch später gewonnen haben, während er nach Treysa wohl kaum noch mit von Bodelschwingh zusammengetroffen sein dürfte. J. STEINWEG, Innere Mission, S. 192. - Zum Verhältnis von Hilfswerk und Bekennender Kirche vgl. unten S. llOf. und 115. 103 Vgl. oben S. 67, A n m . 330 u. S. 85ff. 104 W u r m an von Bodelschwingh ( A D W , ZB 7) - In den Quellen ist auch davon die Rede, von Bodelschwingh sei als „Einzelperson" neben den Bevollmächtigten Mitglied des W A A geworden (So Poelchau, Besprechung der Bevollmächtigten der östlichen Landeskirchen, 1 6 . 1 . 1946, Ns, EBD., ZBB l ) ; a m 2 3 . 1 0 . 1 9 4 5 teilt Bodelschwingh seine Bereitschaft mit, als Mitglied des W A A geführt zu werden. Mitarbeiten können werde er jedoch kaum (EBD., ZB 57). ,0 °

Hilfswerk und Innere Mission

109

von Vertretern berufen wurde, erklärt, schon in Treysa sei deutlich geworden, daß die Innere Mission nicht bereit gewesen sei, von ihrer herkömmlichen Struktur abzugehen.105 Erst nach von Bodelschwinghs Tod am 4. Januar 1946 vereinbarte er dann mit Ohl, daß der Central-Ausschuß einen Vertreter in den Wiederaufbau-Ausschuß entsenden solle.106 Dabei scheint es nicht nur um die Nachfolge von Bodelschwinghs, sondern mehr noch um ein Entgegenkommen an den Central-Ausschuß gegangen zu sein, das die seit Wochen schwelenden Auseinandersetzungen zwischen diesem und dem Zentralbüro-West nahelegen mochten.107 Die Innere Mission empfand das Hilfswerk schon sehr bald als Konkurrenz. So hielten es ihre führenden Mitarbeiter in Berlin von Beginn an für fragwürdig, eine neue Organisation zu schaffen, während die Kapazitäten der Dahlemer Geschäftsstelle des Centrai-Ausschusses, abgeschnitten von den Landes- und Fachverbänden, weitgehend brach lagen.108 Umgekehrt meinten die Vertreter des Hilfswerks, die Innere Mission lasse beim Aufbau des Hilfswerks den notwendigen Schwung vermissen.109 Am 5. November 1945 bemerkte Braune, neben dem Geschäftsführer des brandenburgischen Provinzial-Ausschusses für Innere Mission, Theodor Wenzel, die herausragende Persönlichkeit unter den Berliner Vorstandsmitgliedern des CentraiAusschusses, in einem Brief an Frick, das Hilfswerk kollidiere „noch" mit den Aufgaben der Inneren Mission. Daran knüpfte er die Betrachtung: „Es ist nicht gerade glücklich, daß Gerstenmaier mit so volltönenden Formulierungen den Totalitätsanspruch für die gesamte kirchliche Liebesarbeit aus-

,0!

Schriftliche Auskunft Gerstenmaiers vom November 1980. Dies wurde offenbar am Rande der WAA-Sitzung am 29./30.1. 1946 in Wiesbaden besprochen. Die Niederschrift sagt nichts darüber (ADW, ZB 57). Gerstenmaier spricht dagegen in einem Schreiben an den C A vom 19. 9.1946 (Ebd.) von „Besprechungen in der Sitzung des WAA". Vgl. auch CA-Vorstand, 8.2. 1946, N s (EBD., CAW29). 107 Tillmanns in einer Bevollmächtigtenbesprechung beim ZB-Ost über die WAA-Sitzung am29./30.1.1946: „Die enge Zusammenarbeit mit der Inneren Mission wird überall angestrebt und ist z.T. durch Personalunion verwirklicht. Es wurde beschlossen, anstelle des verstorbenen Pastor v. Bodelschwingh einen ständigen Vertreter des Centrai-Ausschusses... aufzunehmen." 16. 4. 1946, N s (EBD., ZBB 1) - Zu den Auseinandersetzungen zwischen CA-West und ZBWestvgl. unten S. 112f. 108 Vgl. Fritz an Poelchau, 13.10. 1945 (EBD., ZB 192). 109 „Bei dem Einfluß von Wenzel und seiner übergroßen formalen, bürokratischen Art versucht er immer, hemmend zu wirken. Und ein groß angelegter Start kommt leider nicht so zustande, wie wir es wünschten, weil auch von der Kirchenleitung im letzten Augenblick gebremst w u r d e . . . Ich schrieb Dibelius, daß ich nicht gewillt wäre, diese Arbeit auf der Schmalspur der Inneren Mission zu treiben." Grüber an Gerstenmaier, 1.10. 1945 (EBD., ZB 710). Dibelius und Wenzel hatten im Sommer 1945 auch Vorsitz bzw. Geschäftsführung des Gesamtverbandes der Berliner IM übernommen (EBD., BP H A W/S 18). Die anhaltenden Reibungen zwischen Grüber und Wenzel führten schließlich zu einer Teilung des landeskirchlichen Hilfswerks in ein Hauptbüro Berlin, dessen Bevollmächtigter Grüber, und in ein Hauptbüro Brandenburg, dessen Bevollmächtigter Wenzel war. 106

110

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

spricht. W i r haben leider noch Komplikationen zu überstehen." 1 1 0 N a c h d e m ihm Frick a m 22. N o v e m b e r ähnliche Erfahrungen berichtet hatte 1 1 1 , w u r d e er in einem seiner nächsten Briefe ausführlicher. D a s Hilfswerk, schrieb er am 10. Dezember, sei eine unüberlegte, übereilt ins Leben gerufene Angelegenheit v o n zweifelhaftem N u t z e n und w e r d e zweckmäßigerweise der Inneren Mission eingegliedert, v o n der er allerdings der Uberzeugung sei, daß sie den längeren A t e m haben werde. 1 1 2 W a s Braune a m Jahresende 1 9 4 5 über das Hilfswerk sagte, w a r die Meinung vieler leitender Mitarbeiter der Inneren Mission, die sich in den folgenden Jahren im G r u n d e nie geändert hat. Bei aller A n e r k e n n u n g einer zeitbedingten Notwendigkeit des Hilfswerks w i r d doch dessen Einordnung in die Innere Mission gewünscht, während vermeintliche Totalitätsansprüche zurückgewiesen w e r d e n und keine Neigung z u einer engeren Bindung der eigenen vereinsrechtlich strukturierten Organisation an die Landeskirchen oder die E K D besteht. 1 1 3 Es gab allerdings auch in der Inneren Mission Kreise, die eine selbstkritische Betrachtung der Rolle des Centrai-Ausschusses in den vergangenen Jahren f ü r erforderlich hielten. Z u ihnen zählt der Verfasser eines bald nach

1,0

EBD., CAW17.

111

EBD.

'12 „Die IM macht die Sachen. Plötzlich behauptet die andere Seite, daß es ihr Werk sei. Nun ist ja Wenzel ein tatkräftiger Gegenspieler. Aber er hat auch immer wiederkehrende Verärgerungen und Konflikte. Die eigentlichen Leistungen des Hilfswerkes sind bescheiden. Es wäre aber wirklich nötig, daß an verantwortlicher Stelle ehrlich und offen darüber verhandelt würde. Ich habe fast den Eindruck, als ob man von da aus gern die IM torpedieren möchte. Teilnehmer von Treysa, und zwar recht verantwortliche Teilnehmer, konnten überhaupt nicht sagen, daß dort irgendein Beschluß darüber gefaßt sei. Jedenfalls durchdacht und besprochen ist die Angelegenheit nicht. Das Ganze ist also eine Ausarbeitung, die Gerstenmaier auf den Tisch gelegt hat, ohne mit den Vertretern der IM die Angelegenheit zu durchdenken. Auch Wurm scheint hier nur unterschrieben, ohne nachgedacht zu haben . . . Man setzt z.B. in Berlin Männer, die an sich nett sind, aber die aus dem Kohlenhandel [gemeint ist Lukowicz] und aus den Stahlwerken [gemeint ist Tillmanns] kommen, als Chefs des Hilfswerks hin. Sie wundern sich immer von neuem, daß die IM schon da ist und all die Sachen eigentlich schon macht. Nun ist aber die Parole vom Hilfswerk ausgegeben, und niemand möchte sie zurücknehmen. Ich hielte es noch immer für das Zweckmäßigste, wenn, ohne Aufhebens zu machen, das Hilfswerk sich unter die Fittiche des CA begibt, und zwar mit dem bestimmten Sonderauftrag, bei der Flüchtlingsnot tatkräftige Hilfe zu leisten. Ich bin freilich der festen Überzeugung, daß die IM den längeren Atem hat, aber es besteht die Gefahr, daß man nun juristische Formen, Vereine und Stiftungen als unwichtig erklärt und dann alles als Hilfswerk der Kirche übergibt. Die Unruhestifter sind dann diese Leute, denen die IM vom Standpunkt der BK aus nicht gefällt. Ich glaube, daß von daher die größten Schwierigkeiten entstehen." (EBD., CAW 17). 113 Die Beschäftigung von Mitarbeitern ohne kirchliche Vergangenheit hat nicht nur IMVertreter gestört: Vgl. oben S. 91 Anm. 27 (Herntrich) und unten S. 175 (Asmussen). Der Verdacht, das Hilfswerk sei kirchenpolitisches Instrument der Bekennenden Kirche, wurde zwar auch von Frick geteilt (vgl. unten S. 115), war jedoch unzutreffend, vgl. C. BERG, Bekennende Kirche, S. 137-140).

Hilfswerk und Innere Mission

111

der Treysaer Konferenz entstandenen Memorandums, der das Hilfswerk zwar kaum anders beurteilt als Braune oder Frick, dann aber meint: „Wenn in Treysa die Durchführung des Kirchlichen Hilfswerks nicht dem C[entral]-A[usschuß], sondern einer neugeschaffenen Stelle übertragen wurde, so hängt dies offenbar mit einem gewissen Mißtrauen zusammen, das gerade in den Kreisen der Bekennenden] K[irche] dem bisherigen CA gegenüber besteht. Ziel einer Neuordnung des CA müßte wohl auch sein: Übertragung des Kirchlichen Hilfswerkes auf einen vertrauenswürdigen CA - Dies wäre m.E. nötig, nicht aus machtpolitischen Gründen, sondern um des Gelingens des Hilfswerks willen. Das Hilfswerk ist praktisch nur durchzuführen durch die Organe der IM. Die Landes- und Provinzialverbände und die örtlichen Stellen der IM müssen letztlich doch die Arbeit leisten.... Man müßte also wohl um des Hilfswerkes willen... den Rat der EKD bitten, seinen Auftrag für das kirchliche Hilfswerk einem erneuerten, vertrauenswürdigen CA zu übertragen, für dessen personelle Zusammensetzung dann der Rat um seine Zustimmung gebeten werden könnte."114 Für eine „gründliche Neuordnung" sei dreierlei erforderlich: Verlegung des Centrai-Ausschusses nach Bethel - das hatte Frick schon im Sommer 1945 vorgeschlagen - , Berufung eines neuen Geschäftsführers und Wahl eines neuen Präsidenten." 5 Alle diese Voraussetzungen wurden im Laufe des nächsten halben Jahres geschaffen. Zunächst kam damit die Diskussion über die Aufgliederung des

114 Memorandum „Betr. Verhältnis von Kirchlichem Hilfswerk und IM und Neuordnung des CA-West", darauf handschriftlich aufgesetzt: „Oktober 1945" (ADW, H A Kunze 59 fol. 26). Der Verfasser war bisher nicht zu ermitteln. ' 15 Als Kandidaten für das Präsidentenamt nennt das Memorandum Lilje, Brandt, Schreiner und Rendtorff, die alle die erforderlichen geistigen und geistlichen Qualitäten besäßen, um - so heißt es über Lilje - „eine gute Gesamtausrichtung der Arbeit" zu garantieren. Ohne es ausdrücklich auszusprechen, scheint der Verfasser doch Lilje zu favorisieren, der damals Oberlandeskirchenrat in Hannover und Mitglied des Rates der EKD war. Beziehungen zur Inneren Mission habe dieser zwar bisher wenig und überlastet sei er auch, aber „die Nähe von Hannover und Bethel wäre günstig. Vor allem wäre" - dies wohl das entscheidende Argument „durch seine Person der Zusammenhang mit dem Rat der EKD gewährleistet." Von Schreiner und Rendtorff heißt es hingegen, sie gälten als „schwierige Charaktere". Am Schluß wird erklärt, als erster Schritt zu einer Neuordnung solle man mit dem Rat, vor allem Lilje, in Verbindung treten und dabei auch dessen Geneigtheit zur Übernahme des Präsidentenamtes sondieren (EBD.) - Warum ein Rücktritt Fricks notwendig sei, wird weder hier noch sonst ausgesprochen. Eine Ausnahme bildet ein Schreiben Asmussens an von Bodelschwingh vom 9.1. 1946: „Ich werde immer wieder darauf angesprochen, daß der Vorsitz im CA noch immer in Händen von Frick ist; sehr viele Menschen, denen an der Kirche dringend gelegen ist, halten das für einen schwer tragbaren Zustand. Sie meinen, Frick sei mit der hinter uns liegenden Zeit enger verflochten, als dies für ein führendes kirchliches Amt erträglich sei. Diese Meinung wird nicht nur vertreten in der sogenannten radikalen BK. Auch Gerstenmaier wird nicht müde, mich daraufhin anzusprechen. Da Sie nun einmal das Praecipuum Membrum [die herausragende Persönlichkeit] der Inneren Mission sind, erlaube ich mir, mich in dieser Sache an Sie zu

w e n d e n . " ( E Z A BERLIN, E K D 410).

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

112

Centrai-Ausschusses in einen Central-Ausschuß West und einen CentraiAusschuß Ost sowie deren Zuordnung, die ihren Ausgang von entsprechenden Beschlüssen der westlichen Vorstandsmitglieder in ihrer Sitzung am 23. August 1945 in Bethel genommen hatte,116 zu einem vorläufigen Abschluß. Die beiden Teilvorstände einigten sich darauf, auch weiterhin grundsätzlich von der Einheit des Central-Ausschusses auszugehen und diese bei jeder möglichen Gelegenheit zum Ausdruck zu bringen. Unbeschadet der Tatsache, daß es seit dem Herbst 1945 eine Geschäftsstelle des CentraiAusschusses für den Westbereich gab, sollte Berlin auch weiterhin Sitz des Centrai-Ausschusses bleiben. Die westliche Geschäftsstelle, die sich teils in Bethel am Wohnort des Schatzmeisters, des Verwaltungsleiters des Diakonissenhauses Sarepta, Johannes Kunze, teils in Bremen am Wohnsitz Fricks befunden hatte, wurde im Frühjahr 1946 in Bethel zusammengelegt. Friedrich Münchmeyer, früherer Militärpfarrer und zuletzt Generalfeldvikar, wurde zum Geschäftsführenden Direktor dieser bestellt, Theodor Wenzel als Geschäftsführender Direktor der Geschäftsstelle in Berlin-Dahlem bestätigt, ein Amt, das er neben seinen zahlreichen weiteren Aufgaben jedoch nicht hauptamtlich ausübte. Nachdem Frick seinen Rücktritt angeboten hatte, wählte der West-Vorstand, einem Vorschlag des östlichen Teilvorstandes folgend, am 18. März 1946 Hanns Lilje zum neuen Präsidenten des Central-Ausschusses. Er trat sein Amt aber erst im September 1946 an, nachdem die Vorstände der Landes- und Fachverbände schriftlich ihre Zustimmung erteilt hatten. Außerdem wurden Ohl und Braune zu Stellvertretern des Präsidenten für den West- und Ost-Bereich ernannt, worin die gleichberechtigte Stellung beider Arbeitsbereiche zum Ausdruck kam.117 Die Gesamtheit dieser Maßnahmen kann nun zwar tatsächlich als eine „gründliche Neuordnung" bezeichnet werden. Soweit damit aber Erwartungen verknüpft waren, wie sie das oben zitierte Memorandum zum Ausdruck bringt, wurden sie nicht erfüllt. Das Verhältnis zum Hilfswerk blieb von der Neuordnung des Central-Ausschusses völlig unberührt. Der latente Gegensatz zwischen Innerer Mission und Hilfswerk war zwar bald sichtbar geworden, aber zu unmittelbaren Auseinandersetzungen zwischen Central-Ausschuß und Zentralbüro kam es in den ersten Monaten nach der Gründung des Hilfswerks noch nicht. Ein Streit innerhalb der britischen Zone - es ging um die von beiden Werken beanspruchte Vertretung der evangelischen Seite in einem von der Wohlfahrtsabteilung der Militärregierung ins Leben gerufenen beratenden Ausschuß von Vertretern der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege118 - der Frick veranlaßte, Wurm 114

Vgl. oben S. 75. H.TALAZKO, Neubeginn, S. 1 1 7 f .

118 Zonal Welfare Advisory Committee. Zu Entstehung und Aufgaben vgl. von Welck an ZB, 11.10. 1947 und Bericht Diehls, 18.10.1946 (ADW, ZB 81).

Hilfswerk und Innere Mission

113

als Präsidenten des Wiederaufbau-Ausschusses um sein Eingreifen zu bitten, führte zum ersten Mal zu einer gründlichen Aussprache. In seinem sorgfältig formulierten Beschwerdebrief vom 19. Januar 1946, für den nicht weniger als drei Entwürfe angefertigt worden waren, klagte Frick auch über die bisher in jeder Beziehung mangelhafte Zusammenarbeit des Hilfswerks mit dem Central-Ausschuß: „D. von Bodelschwingh wie mich hat e s . . . befremdet, daß der Centraiausschuß als solcher von der Leitung des Hilfswerkes in Stuttgart bisher völlig ignoriert ist. Ich bitte dringend und herzlich darum, daß dem Centraiausschuß... alle wichtigen Zuschriften und Veröffentlichungen zugesandt werden möchten."" 9

Dieser Brief kreuzte sich mit einem von Gerstenmaier konzipierten Schreiben Wurms 120 , das ebenfalls auf die Schwierigkeiten in der britischen Zone einging und in kühlem Ton den Vorrang des Hilfswerks deutlich herausstellte. Frick werde ersucht, so hieß es, mit seiner „Autorität bei den Mitarbeitern der Inneren Mission, denen das Verhältnis nicht klar oder ein Stein des Anstoßes geworden ist, dafür ein[zu]treten, daß alle früher vielleicht einmal diskutablen Gesichtspunkte zurückgestellt werden hinter die Aufgaben, vor die uns die unerhörte Not unseres Volkes gestellt hat". 121 Abschließend und offenbar als entscheidender Gesichtspunkt wird dann die Bedeutung des Verhältnisses zur Ökumene für das Hilfswerk angeführt: „Der Weltrat der Kirchen hat seit einigen Jahren ein Ökumenisches Hilfswerk aufgebaut, dessen Kontrahenten die einzelnen Mitgliedskirchen des Weltrats der Kirchen selber sind. Die Evangelische Kirche in Deutschland ist deshalb im Rahmen ihrer Verpflichtungen als Mitgliedskirche im Weltrat der Kirchen gehalten, ihr Hilfswerk parallel dem Ökumenischen Hilfswerk aufzubauen und seinen wesentlichen Gesichtspunkt zu übernehmen. D a wir bei der bestehenden Situation auf lange Zeit hinaus auf die Hilfe der ausländischen Kirchen angewiesen sein werden, halte ich die Eröffnung einer Diskussion an diesem Punkt für untragbar. Die Konstruktion und Durchführung des Hilfswerks und das darin beschlossene Verhältnis zur Inneren Mission ergibt sich im Grundsatz bereits aus diesem Tatbestand." 122

Mochte hier der Vorrang vor der Inneren Mission nur implizit beansprucht werden, so läßt die Antwort an Rudolf Hardt, den Leiter der von Bodelschwinghschen Anstalten, der sich in jener Streitfrage ebenfalls an Wurm gewandt hatte, keinen Zweifel darüber mehr zu: „Ich m u ß . . . darauf bestehen, daß auf evangelischer Seite kein Dualismus in Erscheinung tritt, sondern das Hilfswerk der E K D als die unter der unmittelbaren Verantwortung der Kirchenleitung arbeitende Zusammenfassung der gesamten cha-

119

EBD. C A W 1005.

120

Wurm an Frick, 23.1.1946 (EBD.). Das Schreiben trägt das Diktatzeichen Gerstenmaiers.

121

EBD. EBD.

122

114

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

ritativen Aktivität unserer Kirche auch von dem Centraiausschuß West respektiert wird. Die Innere Mission ist zweifellos ihr vornehmster und wichtigster, aber eben doch nur ein Teil der Funktionen unserer Kirche, die im Hilfswerk für die kommenden Notjahre zusammengefaßt werden müssen."123

Dieser Standpunkt wurde nochmals bekräftigt, als Wurm - das Schreiben trägt wie die vorigen Gerstenmaiers Diktatzeichen - auf Fricks ersten Brief antwortete. Gleichzeitig wurde aber auch mitgeteilt, daß der WiederaufbauAusschuß vor wenigen Tagen beschlossen habe, den Central-Ausschuß um Abordnung eines Vertreters zu ersuchen.124 Praktische Bedeutung hatte dieses Entgegenkommen kaum, weil der Wiederaufbau-Ausschuß Entwicklungen meist nicht einzuleiten, sondern nur nachträglich zu sanktionieren vermocht hat. Andererseits zeigt sich hieran, wie locker die organisatorischrechtlichen Grundlagen gefügt waren. Konnte ein Entgegenkommen sein, was das Zentralbüro kaum fünf Monate früher als Beschluß der Konferenz von Treysa verkündet hatte?125 Und hätte der Wiederaufbau-Ausschuß nach den Grundsätzen der Ökumene, auf die der Brief sich doch auch berief, andere als Kirchenvertreter umfassen dürfen? Frick konnte sich mit dieser Antwort trotz des Angebots einer Vertretung des Central-Ausschusses im Wiederaufbau-Ausschuß nicht zufrieden geben, denn zugleich war darin die Ablehnung des Vorschlags Inbegriffen, durch Personalunion der Geschäftsführer der Landesverbände der Inneren Mission und der Hilfswerks-Bevollmächtigten die Möglichkeit von Konflikten zu verringern.126 So wies Frick Wurm am 26. Februar 1946 ein weiteres Mal darauf hin, wo seiner Meinung nach die Ursache der Meinungsunterschiede lag. Das Problem sei, daß „ . . . das Kirchliche Hilfswerk, über dessen Notwendigkeit und dessen straffe Organisation... durchaus Einmütigkeit besteht, ohne Rücksicht auf den temporären Charakter und die sachliche Begrenzung seiner Arbeitsgebiete ohne weiteres als das allen Organisationen, Anstalten und Einrichtungen der Inneren Mission übergeordnete [Werk auftritt] und nicht nur für die Verhandlungen mit den außerdeutschen Landeskirchen, sondern auch für die Beziehungen der kirchlichen Liebeswerke zu den Militärregierungen als allgemein verhandlungsberechtigt angesehen wird. Die Militärregierungen stehen auf dem Standpunkt, daß die bisherigen Spitzenverbände, Innere Mission, Caritas etc. hinsichtlich aller von ihnen mit ihrer Zustimmung betriebenen Werke verantwortliche Verhandlungsfaktoren sind."

Wurm an Hardt, 9.2. 1946 (EBD., CAW 997). Das Schreiben trägt das Diktatzeichen Gerstenmaiers. 124 Wurm an Frick, 12.2. 1946 (EBD., CAW 1005). Vgl. auch oben S. 108f. 125 Vgl. oben S. 79. 124 Beschluß des CA-Vorstandes vom 8.2. 1946 (ADW, ZB 57).

Hilfswerk und Innere Mission

115

Frick bat dann darum, die unterschiedlichen Auffassungen in einer mündlichen Aussprache zu klären127, die am 15. März 1946 im Gästehaus des Bremer Senats auch wirklich zustandekam.128 Aus Anlaß dieses Gesprächs verfaßte Frick ein internes Memorandum über das „Verhältnis von Hilfswerk und Innerer Mission", aus dem hervorgeht, unter welchen Voraussetzungen er eine Zusammenarbeit der beiden Werke für möglich hielt und welche Befürchtungen er mit dem Hilfswerk verband, das er als Parteisache der Bekennenden Kirche betrachtete. Er stellte zunächst fest, daß das Hilfswerk im allgemeinen ohne Fühlung mit dem Central-Ausschuß und seinen Landes- und Provinzialverbänden vor allem von Mitgliedern der Bekennenden Kirche aufgebaut worden sei, die „ . . . nur sehr geringe Fühlung mit den Kreisen der IM hatten und bei der zurückhaltenden Stellung der IM zu kirchenpolitischen Gruppen in den Kampfeszeiten wenig Neigung zu engerer Verbindung hatten". Diesen „Bekenntnisfreunden", wie Frick sie nennt, komme es vor allem auf die Sicherung ihres Einflusses auf allen Gebieten kirchlichen Lebens an, und es sei damit zu rechnen, daß sie im Laufe der Zeit auch in die Schlüsselstellungen der Inneren Mission drängten. Andererseits hätten zur Zeit allein sie aussichtsreiche Beziehungen zu den ausländischen Kirchen, welche nicht gefährdet werden dürften, sollten deren Hilfsmaßnahmen nicht beeinträchtigt werden. Da zudem nicht in Frage stehe, daß die „Berufsarbeiter der Inneren Mission und die Träger der diakonischen und missionarischen Werke auf dem Boden des biblischen Bekenntnisses" stünden, sei eine Basis für die Zusammenarbeit nicht nur im Hilfswerk, sondern in der gesamten kirchlichen Liebestätigkeit vorhanden. Die Innere Mission müsse aber Verständnis dafür erwarten, „daß sie sich von der Kirchenpolitik der Bekenntnisfreunde, die eine weltliche und menschliche Sache ist, um der Sache des Reiches Gottes und der Kirche willen fernhält". Ferner müssen erwartet werden, „daß auf Gebieten, wo sachlich gearbeitet werden muß . . . , die Besetzung aller Posten nur nach rein sachlichen, aber nicht nach kirchenpolitischen Gesichtspunkten erfolgt". Darum lehne es die IM auch ab, eine Versorgungsanstalt für „alte Kämpfer" zu sein.129 Der Unterredung mit Wurm wurde dann ein zweites Memorandum zugrundegelegt, das wesentlich zurückhaltender formuliert war, obwohl auch darin die Wünsche der Inneren Mission deutlich genug zum Ausdruck

127

,2!

EBD.

Außer Frick und Wurm nahmen der langjährige Mitarbeiter des CA, Pastor Wilhelm Engelmann, und Donndorf an der Besprechung teil. 129 Mit Datum: 25.2. 1946 und handschriftlichem Vermerk: „P. Frick". Und: „nur für die Akten" (ADW, CAW 1005) - Zur Beurteilung des Hilfswerks als kirchenpolitisches Instrument der Bekennenden Kirche vgl. oben S. 108 und 11 Of.

116

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

kamen 130 : Die Bedeutung des Hilfswerks wurde noch einmal anerkannt, die Notwendigkeit enger Kooperation erneut betont und die Bereitschaft hierzu ein weiteres Mal ausgesprochen, aber wieder gefordert, die Aufgaben des Hilfswerks an die Innere Mission zu delegieren: „Da die Innere Mission nicht überall und ohne weiteres in der Lage i s t , . . . das Hilfswerk mit der vorhandenen Organisation mit eigenen Kräften allein durchzuführen, ist es sachlich geboten, die Innere Mission... für die Durchführung des Hilfswerks entweder auszubauen oder das Hilfswerk im engsten Anschluß an die Innere Mission als selbständige Organisation aufzuziehen . . . , " m

je nach den örtlichen Gegebenheiten. Im Hinblick auf eine Arbeitsteilung zwischen den beiden Organisationen wird dann verlangt, daß das Hilfswerk von der Gründung von Anstalten und Einrichtungen absehen solle, soweit sie nicht zeitbedingten Zwecken wie der Unterbringung von Flüchtlingen dienten, weil es nur temporären Charakter und ein engumgrenztes Aufgabengebiet habe und eine organisatorische Verewigung unzweckmäßig sei. Es ist dann nur folgerichtig, wenn die Innere Mission es ablehnen muß, sich einer Organisation unter- oder einzuordnen, deren hervorragende Eigenschaften gerade Zeitbedingtheit und enge Begrenzung der Aufgaben sind. Begründet wird dies aber so: „Eine Unterordnung der Inneren Mission unter die Aufsicht des Hilfswerks und seiner Organe würde eine empfindliche Störung der in der Zusammenarbeit mit außenstehenden Stellen fein eingespielten und im Innern durchkonstruierten Organisation der Inneren Mission bedeuten."132

Diese umfasse zudem Verbände und Einrichtungen der Freikirchen und greife damit weiter als die EKD. Da im Frühjahr 1946 das Verhältnis der Freikirchen zum Hilfswerk der EKD noch nicht abschließend geklärt war, traf auch dieser Flinweis zu.133 Angesichts der zwar von Gerstenmaier konzipierten, aber von Wurm doch mit seiner Unterschrift gutgeheißenen brieflichen Stellungnahmen des Hilfswerks in den vorangegangenen Wochen muß es allerdings verwundern, daß letzterer die Vorschläge Fricks grundsätzlich billigte, da sie elastisch genug seien, „um allen Gegebenheiten und den Verschiedenheiten der einzelnen Landesteile bzw. Kirchengebiete gerecht zu werden". 134 Nachdem auch noch der Vorstand des Centrai-Ausschusses und die Nordwestdeutsche 130

„Gedanken über das Evangelische Hilfswerk und die Innere Mission", in der Fassung vom 14. 3. 1946, am selben Tage Wurm überreicht und am 15. 3. 1946 besprochen (ADW, CAW 1005). 131

EBD.

132

EBD.

133

Vgl. oben S. 104-107. 134 Vermerk betr. Besprechung mit Wurm am 15.3. 1946 in Bremen, Engelmann, o.D. (EBD.). In diesem Gespräch kamen ferner der Streit um die Beschickung des Wohlfahrtsaus-

Hilfswerk und Innere Mission

117

Konferenz für Innere Mission135 Stellung genommen hatten, schickte Frick wenig später eine leicht redigierte Fassung seines Memorandums an Wurm 136 und bat, die erzielte Einigung brieflich zu bestätigen. Sollte er geglaubt haben, die Aussprache mit Wurm habe alle Gegensätze aufgehoben, so sah Frick sich bald getäuscht. Schon vier Wochen später mußte er sich über die mangelhafte Abgrenzung der Arbeitsgebiete, unzureichende Zusammenarbeit mit dem Central-Ausschuß und Äußerungen des Zentralbüros beklagen, in denen das Hilfswerk als „Zusammenfassung der gesamten caritativen Arbeit der evangelischen Kirche" bezeichnet wurde.137 Er wies erneut auf die am 15. März gemeinsam gebilligte Vorlage hin und bat nochmals, diese Übereinkunft zu bestätigen. Eine Abschrift des Briefes wurde sicherheitshalber auch Heyne und Ohl mitgegeben, die zur bevorstehenden Tagung des Wiederaufbau-Ausschusses am 3./4. Mai nach Treysa fuhren. 138 Dort wurde die Angelegenheit zwar wieder nicht geklärt, aber noch im Mai trafen Mitglieder des CA-Vorstandes auf einer Reise nach Süddeutschland auch mit Gerstenmaier zusammen, von dem sie beruhigende Zusicherungen erhielten: Das Hilfswerk wolle keine Aufgaben der IM übernehmen und sei „nur eine vorübergehende umfassende Einrichtung der Kirche . . . um besonderen Gegenwartsnöten tatkräftig entgegenzutreten". Etwaige Anstalten, die das Hilfswerk zu gründen sich genötigt sehen könne, sollten später der Inneren Mission überlassen werden.139 Als völlig befriedigend wurde die Arbeitsteilung vom Central-Ausschuß aber immer noch nicht angesehen, auch wenn erklärt werden konnte, daß das Hilfswerk „infolge weitgehender Personalunion praktisch für gewöhnlich keine Schwierigkeiten bereite".140 Ebensowenig war das Verhältnis der beiden Werke für Gerstenmaier abschließend geklärt, denn kurz vor oder nach jenem Treffen mit den Vorstandsmitgliedern des Centrai-Ausschusses, einen Tag bevor Fricks Denkschrift vom März 1946 ohne jede schriftliche Stellungnahme zu den Akten gegeben wurde 141 , bat er am 14. Mai 1946 den Frankfurter Fürsorgeschusses der britischen Militärregierung (vgl. oben S. 112) und das Verhältnis der IM zur EKD zur Sprache (vgl. unten S. 137-144). 135 Mit Begleitschreiben vom 26. 3. 1946 (ADW, CAW 1005). 136 Ebd. 137 Frick an Wurm, 27. 4. 1946 (EBD., CAW 997). 138 Ohl wurde erst im weiteren Verlauf des Jahres 1946 als Hilfswerk-Hauptgeschäftsführer abgelöst und nahm in dieser Eigenschaft wie zahlreiche andere Hauptgeschäftsführer auch an der Sitzung des WAA teil. Erst seit Ende 1946 vertrat er den CA im WAA. Heyne war gleichzeitig Leiter der Inneren Mission und Bevollmächtigter der bremischen Kirche. 139 So Gerstenmaier laut Vermerk Münchmeyers betr. Besprechung zwischen Engelmann, Münchmeyer, Merzyn und Jensen am 13. 6. 1946 in Bethel (ADW, CAW 957). 140

EBD.

141

Wurm hatte Fricks Memorandum dem Zentralbüro am 22.3. 1946 übergeben (EBD.,

Z B 710).

118

Das Hilfswerk in der Gründungsphase

Wissenschaftler Hans Scherpner um zwei Gutachten: Eine Darstellung des Verhältnisses von öffentlicher und privater Wohlfahrtspflege und eine „Schilderung der Beziehungen der Inneren Mission zur evangelischen Kirche". Dabei interessierten ihn der Aufbau der Landesvereine und deren Verhältnis zu den einzelnen Einrichtungen, zu Kirchengemeinden und -leitungen in besonderem Maße. Weiter heißt es in seinem Schreiben: „Wie denken Sie, daß künftig das Verhältnis von der Inneren Mission zur Kirche geordnet werden könnte, wobei mir die Beibehaltung der freien Arbeitsform von Wichtigkeit scheint, ebenso aber auch die eindeutige Verbindung aller Liebestätigkeit im Bereiche der evangelischen Kirche mit der kirchlichen Leitung selbst."142

Scherpner lieferte erst ein Jahr später eine Denkschrift zum Verhältnis von Hilfswerk und Innerer Mission.143 Der Brief, den ihm Gerstenmaier daraufhin schrieb, zeigt deutlich, daß ihn von der Inneren Mission jetzt mehr trennte als nur ein auf organisatorischen Zweckmäßigkeitserwägungen gründender Prioritätsanspruch. Die dazu von Beginn an vorhandenen, im Frühjahr 1946 gleichwohl noch unentwickelten Ansätze waren im Verlauf dieses Jahres zu voller Entfaltung gelangt.144 Am 1.12. Mai 1946 fand in Treysa eine Tagung des Rates der EKD und der Kirchenleitungen statt, auf der Gerstenmaier einen ausführlichen Bericht über die bisherige Arbeit des Hilfswerks erstattete; einen Tag später tagte der Wiederaufbau-Ausschuß zum dritten Mal145 und nahm einen Rechenschaftsbericht des stellvertretenden Generalsekretärs, Christian Berg, entgegen. Dieser „zweite Kirchentag" in Treysa zeigt das Hilfswerk in verschiedener Hinsicht im Übergang in einen zweiten Entwicklungsabschnitt: Der organisatorische Ausbau war in seinen Grundzügen abgeschlossen. „Von der kleinsten Landgemeinde über die Bezirksvertretungen bis zum Hauptbüro einer jeden Landeskirche", berichtete Berg befriedigt, sei das „Organisationsnetz" des Hilfswerks gezogen.146 Gleichwohl stand das Hilfswerk vor einer Expansion seines organisatorischen Apparates, die durch den verstärkt einsetzenden Strom ausländischer Spenden notwendig werden sollte. Das Zentralbüro strebte nach straffer Lenkung, die Hauptbüros der Landeskirchen dagegen beugten sich diesem Anspruch zum Teil nur unwillig oder gar nicht. Dieses Strukturproblem begleitete das Hilfswerk der EKD durch seine ganze Geschichte. Jetzt, im Frühjahr 1946, gab es den Anlaß zur Schaffung des Exekutivkomitees des Wiederaufbau-Ausschusses. Damit war

142 143

EBD., Z B 2 6 8 . „Evangelische Kirche, Innere Mission und Hilfswerk", o . D . , Frühjahr 1947 (EBD.,

ZB3). 144 145 146

Vgl. unten S. 1 2 1 - 1 3 7 . Eine weitere Sitzung am 1 2 . 1 2 . 1 9 4 5 war nicht beschlußfähig gewesen (vgl. oben S. 89). C . BERG, Arbeitsbericht, S. 16.

Hilfswerk und Innere Mission

119

die Leitungsstruktur des Hilfswerks, die in den folgenden Jahren in ihren Grundzügen unverändert geblieben ist, erst ganz ausgebildet. Die Beziehungen des Hilfswerks zur Kirchenkanzlei der EKD, die sich in den ersten Monaten nicht völlig reibungslos entwickelt hatten, hatten sich entspannt, und die Vertretung des Hilfswerks gegenüber der Ökumene stellte kein Problem mehr dar. Durch den Beitritt der Freikirchen, der nunmehr in Aussicht genommen wurde, kam eine Angleichung des Hilfswerks an ökumenische Strukturen zustande, zugleich war dies aber einer der Ansatzpunkte für eine Entwicklung, in der das Verhältnis des Hilfswerks zur EKD zum Streitpunkt wurde. Das Verhältnis des Hilfswerks zur Inneren Mission war ein offenes Problem; die Ansprüche des Hilfswerks wurden aber wohl nicht zuletzt dank seiner nun einsetzenden expansiven äußeren Entwicklung erst in den kommenden Monaten zunehmend grundsätzlicher und umfassender. Insgesamt konnte sich das Hilfswerk nach der Treysaer Konferenz vom Mai 1946 auf seinem bisherigen Weg ermutigt fühlen. Zu seiner eigenen Überraschung147 reagierte die Versammlung auf Gerstenmaiers Bericht mit einer Dankresolution an die Ökumene und die Hilfsorganisationen des Auslands und bekräftigte ausdrücklich den Gründungsbeschluß vom Sommer des Vorjahres: „Gleichzeitig erneuert die Versammlung mit dem Dank an den Leiter und an alle Mitarbeiter des Hilfswerkes den auf der ersten Kirchenkonferenz in Treysa gefaßten Entschluß, mit allen Kräften, Amtern und Werken unermüdlich die Arbeit der Liebe an allen Nodeidenden unseres Volkes zu tun und das Hilfswerk zu tragen mit der Autorität der ganzen Kirche. Sie ist gewiß, daß dabei nicht nur für ungezählte Angefochtene Quellen der Tröstung und Hilfe erschlossen werden, sondern auch die Kirchen und Gemeinden reichen geistlichen Segen empfangen." 148

147 148

Gerstenmaier an Keller, 2.7. 1946, (ADW, ZB 331). Abdruck in: DAS HILFSWERK DER EVANGELISCHEN KIRCHE, S. 24; Auszug auch in:

Q U E L L E N III, S. 1 9 7 .

KAPITEL 3

DER AUSBAU DES HILFSWERKS 1946-1948

1. Die Entfaltung des Selbstverständnisses Gerstenmaier hat einmal gesagt, es sei im August 1945 auf der Konferenz von Treysa nicht notwendig gewesen, „darüber zu sprechen, daß etwas getan werden müsse. Von Bedeutung war in dieser Stunde nur: ist es überhaupt möglich, etwas Hinreichendes zu tun, und wie soll es gemacht werden?" 1 Natürlich konnte diese Frage in Treysa nicht abschließend beantwortet werden. Uber das „daß" war man schnell einig, aber das „wie" blieb doch zum größten Teil ihm selbst überlassen. Dennoch hätte es auch um das „wie" wohl nur dann keine Auseinandersetzungen gegeben, wenn Gerstenmaier sich mit der Rolle eines Zustellers milder Gaben der Ökumene begnügt hätte. Aber das Hilfswerk stellte zuerst Forderungen an die Landeskirchen, es verlangte Unterordnung unter die zentrale Planung des Zentralbüros in Stuttgart, und statt mit der Verheißung ausländischer Spenden zu werben, verhieß es „Arbeit und nichts als Arbeit". 2 Außerdem sah manch etablierte Kirchenbehörde schon bald ihre Kompetenzen nicht hinreichend respektiert, Kreise der Bekennenden Kirche betrachteten Gerstenmaier mit grundsätzlichem Mißtrauen, und aus der Inneren Mission kam gar die Frage, ob es denn eines besonderen Hilfswerks bedürfe und warum die neue Aufgabe nicht ihr übertragen worden sei. So sah sich das Hilfswerk schon bald genötigt, seine Existenz als neues Werk der Kirche zu rechtfertigen. Dabei entwickelte es ein Selbstverständnis, das in der Verantwortung der verfaßten Kirche, ihrer Behörden und Gemeinden für die Arbeit des Hilfswerks ein unverzichtbares Element kirchlichen Lebens, mehr noch, ein dem Predigtamt gleichrangiges „diakonisches Amt" sah; ja, seine Vertreter glaubten, erst im Hilfswerk komme das Anliegen Wicherns, des „Vaters" der Inneren Mission, endlich zur Vollendung. Der Ansatzpunkt dieses Selbstverständnisses war in Gerstenmaiers theologischem Denken längst gegeben. In seiner 1938 veröffentlichten Untersuchung „Die Kirche und die Schöpfung" 3 finden sich Passagen, die geradezu

' Zehn Jahre Hilfswerk, S. 110. So Gerstenmaier, WAA, 12.12. 1945, Ns (ADW, ZB 57). 3 Eine umgearbeitete Fassung seiner Lizentiatenarbeit. 2

Die Entfaltung des Selbstverständnisses

121

als programmatisch für sein Verständnis der Arbeit des Hilfswerks bezeichnet werden können. Im letzten Kapitel dieses Buches, das die Überschrift trägt: „Das Werk der Kirche in der Schöpfung", heißt es über den zuvor als Angebot seelsorgerlichen Dienstes an „das ganze staatliche Gemeinschaftsgefüge" umschriebenen Öffendichkeitsanspruch der Kirche, er sei Seelsorge nicht in dem Sinne, daß es ihm „nur" um die Seele zu tun sei: „Seelsorge, die den „Leib" verkommen läßt, ist auch keine Seelsorge. Eine Kirche, die dem - leiblichen - politischen, wirtschaftlichen, staatlichen Verderben des Volkes, an das sie gewiesen ist, teilnahmslos gegenüberstünde, würde ihren Dienst verraten, wäre nicht mehr Kirche Jesu Christi. Wo immer um die Schöpfung Gottes, um ihren Bestand gekämpft wird, dort hat die Kirche die Waffen zu segnen und mitzukämpfen." 4

Gerstenmaier betont, daß die Kirche, wo sie solchen Dienst übe, dies „nicht nur mit der oder jener ihrer Funktionen", sondern „als solche mit ihrer ganzen Existenz" 5 tun müsse und dann „auch organisatorisch allenthalben als solche dazu gefordert" 6 sei. Worte allein genügten dabei nicht: „Die Kirche kann nicht gegen eine verfehlte Erziehungsrichtung, gegen das soziale Elend, gegen die kapitalistische Wirtschaftsordnung, gegen Bedrückung und Ungerechtigkeit angehen, es sei denn so, daß sie sich in die Not ihres Volkes hineinbegibt, indem sie ihr Wort zu einem positiven Tatwort werden läßt: also . . . in helfendem Dienst dem sozialen Elend und der wirtschaftlichen Ungerechtigkeit zu steuern sucht." 7

An anderer Stelle heißt es, daß sie nicht nur „mit dem gesprochenen Wort, sondern auch mit dem schweigenden Tatwort der Liebe" verkündige. Gerstenmaier folgert daraus: „Ihre Funktionen sind mit dem VII. Artikel der Confessio Augustana darum wohl in dem bezeichnet, worauf es auch in all ihrem anderen Tun ankommt, aber dieses Tun ist darin noch nicht erschöpft." 8 Was das im einzelnen bedeute, welcher Mittel und Wege sich die Kirche zu bedienen habe, sei nur aus der „konkreten Situation heraus" zu entscheiden. Doch sei ihr Handeln kirchlich stets nur dann, wenn es ihr dabei um ihre „eigentliche Aufgabe der Verkündigung des Reiches Gottes und der Seelsorge an dem ihr gewiesenen Gemeinschaftsgefüge zu tun" sei.9 Gerstenmaier schließt diesen Abschnitt:

4 5

6 7

8 9

E. GERSTENMAIER, Kirche und Schöpfung, S. 269f. S. 271. EBD., S. 273. EBD., EBD.

EBD., S. 271. - Vgl. auch Ε. GERSTENMAIER, Kirche und Kirchen, S. 105f. E. GERSTENMAIER, Kirche und Schöpfung, S. 276.

122

Der Ausbau des Hilfswerks 1946-1948

„Indem sie auf vielen Wegen die Botschaft von Jesus Christus ihrem Volk nahebringt, übt sie jene „Seelsorge im großen Stil", in deren Dienst Männer wie Adolf Stoecker, "Wiehern, und Bodelschwingh sich im Dienst an ihrem Vol verzehrt haben. Die Bewegung führt dabei vielleicht oft an die Peripherie des Lebenskreises der Kirche, aber auch der Dienst an der Peripherie der Kirche darf nicht gering geschätzt werden." 10

Pragmatik und Programmatik in den Anfängen des Hilfswerks Es hätte nicht ferngelegen, wenn bei den Vorbereitungen für das Selbsthilfewerk auf Äußerungen wie diese zurückgegriffen worden wäre, doch davon findet sich keine Spur. Das mag auch damit zusammenhängen, daß aus jener Zeit keine schriftlichen Aussagen Gerstenmaiers vorliegen. Auch seine Äußerungen in den Wochen vor und nach der Gründung des Hilfswerks enthalten diese Begründung nicht; sie können aber als deren Anwendung interpretiert werden. Dem entspricht seine eigene Aussage, er habe 1945 in Treysa ein theologisches Programm allenfalls im Herzen, aber noch nicht im Kopf gehabt." Wenn ein Totaleinsatz der Kirche „mit allem, was sie ist und was sie vermag" 12 , gefordert wird, so erinnert das zwar deutlich an die frühere Aussage, sie müsse „als solche mit ihrer ganzen Existenz" dienen und sei „auch organisatorisch allenthalten als solche dazu gefordert" 13 , aber in seinem Kontext ist der Satz auch als bloßer Hinweis auf das Ausmaß der Not und daraus erwachsende organisatorische Notwendigkeiten zu verstehen. So charakterisiert Gerstenmaier im Sommer 1945 das Hilfswerk auch als „Ausgleichs- und Vermittlungsorganisation, die an den bestehenden Apparat der großen kirchlichen Institutionen angeschlossen" werden müsse 14 , er bezeichnet „Selbsthilfe des gesamten evangelischen Apparates" als seinen „primären Gedanken" 15 , oder er nennt es immer wieder eine „organisatorische Zusammenfassung der gesamten caritativen Aktivitäten der Evangelischen Kirche". 16 Wohl wird schon früh Wert darauf gelegt, daß das Hilfswerk „keine besondere Körperschaft, sondern ein Arbeitszweig der Kirche selbst" sei 17 , aber diese implizite Ablehnung der Vereinsform, in der die Innere Mission organisiert ist, soll zunächst nur begründen, warum es keiner besonderen 10

"

EBD.

Zehn Jahre Hilfswerk, S. 117. - Vgl. oben S. 83. 12 Z u m Rundschreiben betr. Aufbau des Hilfswerks der E K D , vgl. oben S. 67-71. 13 E. GERSTENMAIER, Kirche und Schöpfung, S. 271 und 273. 14 Memorandum v o m 16. 6. 1945 (ADW, Z B 710). 15 W A A , 12.12. 1945, N s (EBD., Z B 57). 16 So: Mitteilung an die Besatzungsmacht, 27. 9. 1945, Abdruck in: QUELLEN III, S. 195f. 17 Poelchau in der Bevollmächtigtenbesprechung des ZB-Ost, 16.1. 1946, N s (ADW, Z B B la).

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Zulassung durch die Besatzungsbehörden bedürfe. Daß die Kirche sich im Hilfswerk engagiert, wird nicht mit einem Verweis auf ihre seelsorgerliche Aufgabe im weitesten Sinne begründet, sondern wie bei der Vorbereitung des „Selbsthilfewerkes" mit organisatorischen Erwägungen: „Infolge des Ausfalls aller deutschen Zentralinstanzen" kämen dafür zunächst nur die Kirchen in Frage. „Bis heute", erklärt Gerstenmaier an seinem am Neujahrstag 1946 in Kirchheim/Teck und dann noch öfter gehaltenen Vortrag „Hilfe für Deutschland", „sind sie die einzigen Institutionen, die über den ganzen deutschen Volksboden gespannt, einigermaßen zentral funktionieren".18 Er deutet aber gelegentlich an, daß die Kirche diese Arbeit auch um der Glaubwürdigkeit ihrer Verkündigung willen übernehmen müsse; so erklärt er etwa in einer Sitzung von Bevollmächtigten und Hauptgeschäftsführern des Hilfswerks im Dezember 1945, die Zukunft werde „von den privilegierten Kreisen - und das sind die Kirchen - einen Rechenschaftsbericht verlangen"19, und in einem Bericht für eine Arbeitstagung der Ökumene heißt es, die Kirche habe sich an der Behebung der materiellen Not zu beteiligen: „ . . . nicht nur, weil die Caritas ein Bestandteil der kirchlichen Lehre ist, sondern weil die der Kirche entfremdeten Volksteile ihren Ruf zum inneren Wiederaufbau Deutschlands nur dann hören werden, wenn sie auf dem Gebiet der praktischen Fürsorge ihren Anteil geleistet hat."20 Aber die Absage an einen bloßen kirchlichen Verbalismus unter Rückgriff auf die früheren Äußerungen und ein erhebliches antibürgerliches Pathos gewinnen erst später an Gewicht. Hingegen hat Christian Berg - damals noch Gemeindepfarrer in Kirchheim/Teck, bald darauf als Nachfolger Poeichaus stellvertretender Generalsekretär und seit 1949 an Tillmanns Stelle Leiter des Zentralbüro-Ost in Berlin - von Beginn an den Charakter der Hilfswerkarbeit als stumme Predigt und Glaubenshilfe stark hervorgehoben: „ . . . Sie werden an Gott irre, wenn keine helfende Hand sich auftut. Die schauerlichen Nöte des Leibes werden zu unerträglichen Anfechtungen der Seele, in denen der Glaube zu ersterben, ihre Hoffnung zuschanden zu werden d r o h t . . . . Das darf nicht sein! Sie müssen die Bruderhand spüren, die, von Christus gedrängt und getrieben, sich ihnen entgegenstreckt. Müssen sie schon an Leib und Leben furchtbar darben und leiden, so darf doch ihre Seele nicht ersticken in Unglauben und Verzweiflung über der Menschen und Gottes Schweigen.... Dies, diese Not unserer christlichen Brüder, in der unser Glaubensgehorsam auf seine Echtheit geprüft wird, dies ist's, was uns zum evangelischen Hilfswerk rufen läßt, so laut wir nur können." 21 S. 16. 19

Nichtbeschlußfähige Sitzung des WAA am 12.12. 1945, Ns (ADW, ZB 57). 20 Gerstenmaier. „Statement für Tagung am 28. 4. 1946 (Presinge)" - (EBD., ZB 8). 21 „Was will das H i l f s w e r k . . R e d e in Kirchheim/Teck am 13.10. 1945, zitiert nach: C. BERG, Vom Hilfswerk, S. 64f. Berg führt noch einen Grund für den Aufruf der Kirche zum

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Daß der Arbeit des Hilfswerks auch eine politische Dimension zukomme, war Gerstenmaier von Anfang an bewußt; die Berichte Schönfelds aus den Jahren 1944 und 1945 lassen sogar erkennen, daß an eine Übernahme politischer Aufgaben durch die Kirche gedacht war. 22 Freilich war davon nach Kriegsende nicht mehr die Rede, aber nicht zufällig wird wiederholt darauf hingewiesen, daß die Kirchen die einzigen im gesamtdeutschen Bereich handlungsfähigen Institutionen seien und daß das Hilfswerk in Gestalt seines Stockholmer Büros als erste deutsche Stelle über eine Auslandsvertretung verfüge.23 Schon in jener oben erwähnten Rede in Kirchheim/Teck erklärte Gerstenmaier, die Kirche müsse die Lösung der politischen und sozialen Probleme dem Staat überlassen. Sie könne nur zusätzliche oder allenfalls - wo die Behörden noch nicht funktionierten - erste Hilfe bieten, die mithin „caritativer und nicht politischer Art" sei. Aber er fährt dann fort, daß sie es bei der karitativen Hilfe nicht bewenden lassen könne und für die Heimat- und Besitzlosen nicht nur Barmherzigkeit, sondern auch „eine neue Rechtsgrundlage als Basis einer neuen Existenz" fordern müsse. 24 Als er diese Ausführungen am 1. Mai 1946 auf der Konferenz des Rates der E K D und der Kirchenleitungen sinngemäß wiederholte, knüpfte er die Frage an: „Sollten w i r . . . uns nicht wieder mit allem Ernst dessen bewußt werden, daß die Kirche ein politisches Gewissen hat? Und sollten w i r . . . nicht wachsamer geworden sein gegen die Verwechslung dieses politischen Gewissens der Kirche mit den Konventionen der bürgerlichen Moral?" 25 Aber als „politisch" im eigentlichen Sinne will er diesen Einsatz der Kirche nicht verstanden wissen. In einer Rundfunkrede vom Frühjahr 1947, deren hier interessierende Passagen jedoch schon im Oktober 1946 im Rahmen eines weit ausholenden Grundsatzreferates auf einer Mitarbeitertagung des Hilfswerks vorgetragen wurden, erklärte er, „daß Hilfswerke kein Ersatz für fehlgeschlagene politische oder staatliche Ordnungsversuche sein können. Unsere Aufgabe liegt im Vorpolitischen, im Kampf um den Menschen schlechthin." 26

Hilfswerk an: „Wir möchten als evangelische Christenheit einfach mit an D e c k sein, weil wir den Schrei nach Hilfe aus dem Meer der N o t gehört haben." D e r entscheidende Grund aber sei: „Uns selber wird nur geholfen werden von unserem Herrn in zeitlicher und letzter ewiger N o t vor seinem Richterstuhl, wenn wir jetzt ihm in unseren Lazarus-Brüdern helfen. D i e Sünde, uns jetzt zu v e r s c h l i e ß e n . . . , diese Sünde wird uns behalten werden. Das erkläre ich hiermit, so wahr mir als Diener Christi die Vollmacht seines Amtes übertragen ist." (EBD.). Vgl. auch: C . BERG, „Ein Jahr Hilfswerk", in: Auftrag und Gestalt, S. 42f.; N s der Bevollmächtigtenbesprechung beim Z B - O s t , 1 2 . 1 1 . 1 9 4 6 ( A D W , Z B B 1 a); C . BERG, „Bericht über das Hilfswerk" ( A B L E K D 1, 1947, Sp. 62). Vgl. oben S . 2 8 f . . Vgl. unten S. 145. 24 Ε . GERSTENMAIER, Hilfe, S. 14f. 25 Ε . GERSTENMAIER, Hilfswerk der Evangelischen Kirche, S. 13. 26 E . GERSTENMAIER, Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen, in: DERS.,Weltprotestantismus, S. 7. 22

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Die Beziehung staatlichen und kirchlichen Handelns wird dabei in gleicher Weise gesehen wie in seiner Arbeit „Die Kirche und die Schöpfung" aus dem Jahre 1938. Werden Kirche und Staat dort als eigenständige „Integrationszentren" verstanden, deren gemeinsame Bezugsgröße das Volk und für deren Beziehung die Frage „nach den ideellen Staatsinhalten und dem grundsätzlichen Charakter der von ihm versuchten Reintegration" sei", so wird jetzt das Hilfswerk als „ein Integrationszentrum neben anderen, ein Mittelpunkt der Gemeinschaftsbildung unter mehreren, eine Potenz im Kampf mit dem Chaos neben vielen,... eine Bastion gegen den Nihilismus"28 bezeichnet. Aber: „Unser Thema ist das gleiche, wie es das der neuen Staatsgestaltung sein muß. Wir meinen den Menschen in der Welt, den Menschen in Not, aber wir meinen ihn in seiner ewigen Berufung zum Reiche Gottes, und wir wollen, daß unser Staat, daß jeder Staat den Menschen in dieser seiner ewigen Bestimmung werte und verstehe."29

Ansätze zu einer grundsätzlichen Standortbestimmung des Hilfswerks Auch in den Anfängen der Auseinandersetzung mit der Inneren Mission, in dem Briefwechsel mit Frick am Jahresbeginn 1946, entwickelt Gerstenmaier die vorhandenen Argumentationsansätze weder weiter, noch greift er sie überhaupt auf; er verweist vielmehr in erster Linie auf die Notwendigkeit einer Anpassung an die organisatorische Struktur der Wiederaufbauarbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen, die jede weitere Diskussion verbiete.30 Im Frühjahr des gleichen Jahres kündigt sich aber allmählich eine grundsätzliche Wertung des Hilfswerks und die Inanspruchnahme des Wichernschen Erbes an. In Gerstenmaiers Rede in der gemeinsamen Sitzung des Rates und der Kirchenleitungen am l.Mai 1946 in Treysa heißt es nämlich am Schluß: „In seiner berühmten ,Denkschrift an die deutsche Nation' hat Johann Hinrich Wichern vor bald 100 Jahren das politische Gewissen der Deutschen Evangelischen Kirche wachgerufen mit der Darstellung und Begründung der Inneren Mission. Aus dem Mittelpunkt der Kirche bahnte er die Wege in die Welt hinein. ,Der Ausgangspunkt allen Lebens und aller Gestaltung ist für uns die Kirche. Was nicht aus ihr hervorgeht, führt auch nicht in sie zurück', sagt Wichern vor einem Jahrhundert am Anfang einer Epoche des äußeren Aufstiegs. Und so möchten wir sagen nach dem Zusammenbruch dieser Epoche zwischen ihren Trümmern. Das Werk, für das

27 Die „Desintegration" ist der „Zerfall der naturhaft-geschichtlichen Gemeinschaftsgebilde" als Folge der Säkularisation (GERSTENMAIER, Kirche und Schöpfung, S. 264-267). 28 E. GERSTENMAIER, Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen, in: DERS., Weltprotestantismus, S. 8. 29 EBD. - Vgl. auch HGFK, 22m. 10. 1946, Ns (ADW, ZB 9). 30 Vgl. oben S. 113f. Ähnlich GFK-Ost, 12. 3. 1946, Ns (Entwurf): EBD., CA 2243/2.

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Wichern sprach, hat den Zusammenbruch überdauert. Hervorgegangen aus der Kirche hat es in sie zurückgeführt, um die Kirche selbst mit allen ihren Ämtern und Werken von neuem aufzurufen und in einmütiger Geschlossenheit auf die Wege der Hilfe zu rufen, die Wichern wies und auf denen wir uns als Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland mit allen Amtern, Werken und Helfern unserer Kirche solange befinden werden, bis Gott uns erlaubt, diesen grimmigen Krieg mit der Not der Leiber und der Seelen zu beenden, Wir werden weit hinauswandern müssen auf die Straßen der Welt, weil dort die Not ihre Opfer würgt. Aber wo wir auch sein werden, es wird bei Wicherns Wort bleiben: „Der Ausgangspunkt allen Lebens und aller Gestaltung... ist für uns die Kirche."31 Als in der anschließenden kurzen Diskussion gefragt wurde, „warum die Innere Mission nicht beteiligt worden ist", erklärte Gerstenmaier: „Die Arbeit des Hilfswerkes kann jetzt nicht mehr auf [sie] freie kirchliche Werke delegiert werden", gab aber zur Begründung nur an, das Hilfswerk sei keine neue Organisation, sondern solle unter landeskirchlicher Verantwortung die kirchlichen Werke koordinieren. Er überließ es dem nassau-hessischen Bevollmächtigten Otto Fricke, „auf die Bedeutung des Hilfswerks als einer Tatäußerung der evangelischen Kirche" hinzuweisen. 32 Zwei Tage später, vor dem Wiederaufbau-Ausschuß, äußerte sich Gerstenmaier erneut zu der Frage einer Delegierung des Hilfswerks an die freien kirchlichen Verbände, und wieder verknüpfte er die alte Begründung, es diene dem Einsatz aller Kräfte der Kirche nach einheitlichem Plan, und die Kirche sei „die einzige Institution, die über den deutschen Volksboden" reiche, mit jener neuen: „Die Verhältnisse gegenüber der Gründungszeit der Inneren Mission vor 100 Jahren haben sich grundlegend gewandelt. Das heute bestehende kirchliche Selbstverständnis und die Betonung der Eigenständigkeit der Kirche lassen keinen Vergleich mit der Staatskirche des vergangenen Jahrhunderts zu." 33 In dieser Sitzung, in der auch der Reorganisationsvorschlag der Vertreter der britischen Zone für das Hilfswerk zur Verhandlung stand 34 , wurde auch die Schaffung von Trägervereinen für neu geschaffene Einrichtungen des Hilfswerks konsequent abgelehnt. Westfalen wurde auf Gerstenmaiers Antrag hin aufgefordert, einen bereits gegründeten Trägerverein „Hilfswerk e.V." umzubenennen, weil sich der kirchliche Charakter des Hilfswerks nicht mit der Rechtsform des eingetragenen Vereins vereinbaren lasse.35 Obwohl sich hier die Tendenz, das Hilfswerk und die Art seiner Durchfüh-

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E. GERSTENMAIER, Hilfswerk der Evangelischen Kirche, S. 13f. Ns (Entwurf): EZA BERLIN, EKD 0 4 6 0 . WAA, 3./4. 5. 1946, Ns (ADW, ZB 8). Vgl. oben S. 95ff. WAA, 3./4. 5. 1946, Ns (ADW, ZB 8).

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rung nicht allein praktisch, sondern auch grundsätzlich zu begründen, bereits ankündigt, nimmt Gerstenmaier am Ende der ersten Aufbauphase des Hilfswerks gegenüber der Inneren Mission noch keine völlig eindeutige Haltung ein. Darauf deutet auch die Tatsache hin, daß er eine schriftliche Entgegnung auf das von Frick verfaßte Memorandum des Central-Ausschusses, die an sich nahegelegen hätte, unterließ, und statt dessen von anderer Seite ein Gutachten anforderte.36 Aber am Jahresende 1946 war diese zögernde Haltung bei Gerstenmaier und den leitenden Mitarbeitern des Zentralbüros gewichen. Es sei dahingestellt, ob ein Zusammenhang mit dem raschen Ausbau der HilfswerkOrganisation bestand, der während des vorangegangenen Halbjahres beschleunigt weitergegangen war, oder ob das nicht der Fall war. Jedenfalls war auch das Bewußtsein von der theologischen und kirchengeschichtlichen Notwendigkeit des Hilfswerks bei Gerstenmaier so sehr gewachsen, daß er es als wenig sinnvoll betrachtete, Grundsatzgespräche mit der Inneren Mission zu führen: „Wir können uns mit d e r . . . theologisch und kirchengeschichtlich gut zu vertretenden Anlage, um nicht zu sagen Rechtsstruktur, des Hilfswerks leicht der Diskussion entziehen und auf dem Weg über das Kirchenregiment die Innere Mission dort, wo sie renitent ist, überfahren. Das aber möchte ich gerade vermeiden. Ich bin ganz davon durchdrungen, daß wir in der stärkeren Position uns befinden..

Im Zentralbüro wurde die Eingliederung der Inneren Mission jetzt als logische Konsequenz der Gründung des Hilfswerks betrachtet. Wenige Tage, nachdem Gerstenmaier zu erkennen gegeben hatte, daß er in einem schonenden Verhalten gegenüber der Inneren Mission weniger eine Zweckmäßigkeits- als eine Stilfrage sehe, entwarf Berg eine Stellungnahme zum künftigen Verhältnis von Innerer Mission und Kirche, die die Kirchenkanzlei der EKD von Gerstenmaier erbeten hatte:38 „Es g e h t . . . darum, daß aus einer Obhut durch die Kirche eine organische Eingliederung der Werke der Inneren Mission in die Kirche wird. Das wird nicht von heute auf morgen geschehen, aber in dieser Richtung ist die Entwicklung zu sehen und zu steuern."

Der Inneren Mission müsse zum Bewußtsein gebracht werden, daß sie ausschließlich „Lebensäußerung der einzelnen Gemeinde und zugleich auch der ganzen Kirche" sei: „Die Sorge um ihre Selbständigkeit entspringt d e r . . . Illusion, als wäre sie dem Auf und Ab des Weges der Kirche in Erkrankung und Gesundung nicht unlöslich mitverhaftet."

36 37 38

Vgl. oben S. 117f. An Hemtrich, 11.12. 1946 (ADW, ZB 96). Zur Umfrage Asmussens vgl. unten S. 142ff.

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Berg hielt auch eine rechtliche Eingliederung und eine Übertragung der Vermögen auf die landeskirchlichen Hilfswerk-Hauptbüros für angezeigt. Diese seien das Organ, „das die caritative Funktion der Kirche wahrnimmt". Im Rahmen des Hilfswerks dürfe die Innere Mission jedoch die Anstalts- und Ausbildungsarbeit weiterführen. "Dann", so schließt das Schreiben, „ i s t . . . das erreicht, was dem Vater der Inneren Mission vorschwebte, daß die Arbeit der Inneren Mission und somit sie selbst Organ der Kirche sei, die durch ihre Verkündigung und ihr Tatwort, das Werk ihrer Liebe, den einen Herrn bezeugt, nach dem sie sich christliche Kirche nennt." 39 Es mögen taktische Gründe gewesen sein, aus denen dies Schreiben nicht abgesandt wurde. Gegenüber Herntrich hatte Gerstenmaier erklärt, er sei der Ansicht, das Hilfswerk solle noch eine Weile stillschweigend „vorleisten". 40 Offenbar glaubten er und seine Mitarbeiter, die Zeit arbeite für das Hilfswerk und wollten den als unausweichlich angesehenen Prozeß nicht durch vorschnelle Erklärungen stören. Trotzdem fand dieser Standpunkt des Hilfswerks weitere Verbreitung, als die Kirchenkanzlei bald darauf, im Februar 1947, eine Stellungnahme mit der Uberschrift „Grundsätzliches zur Zielsetzung des Hilfswerkes der Evangelischen Kirche in Deutschland" an die Kirchenleitungen verschickte.41 Bei diesem Text handelte es sich um die Zusammenfassung eines Referates, das Held einige Wochen früher in der Arbeitsgemeinschaft der HilfswerkBevollmächtigten der Landeskirchen in der britischen Zone gehalten hatte und das dort kontrovers diskutiert worden war. 42 Held betonte darin, am Hilfswerk sei nicht die Auslandshilfe, „sondern die Verwirklichung der Dienstpflicht des Christen in jeder Gemeinde" das Entscheidende.43 Hinsichtlich der Inneren Mission sei die „organisierte Innere Mission" von Innerer Mission als ständiger Aufgabe der Kirche zu unterscheiden, „die darauf zielt, daß alle ihre Glieder in der Liebe tätig werden, die aus dem Glauben kommt". 4 4 Was er hierzu sagte, legte die Interpretation nahe, er halte die Zeit der „organisierten Inneren Mission" für abgelaufen und sehe im Hilfswerk die Verkörperung von Innerer Mission als ständiger Aufgabe der Kirche. Wicherns Appell habe die Anstalten der Inneren Mission hervorgebracht. Aber: 39 Von Berg gefertigtes Konzept für ein Schreiben Gerstenmaiers an Asmussen vom 21.12. 1946 mit aufgesetztem Vermerk „zu den Akten" vom 7. 5. [1947] und „nicht abgesandt!" (ADW, Z B 268). 40 Schreiben vom 11.12. 1946 (EBD., ZB 96). 41 Mit Rundschreiben der Kirchenkanzlei vom 28. 2. 1947 (EBD., Z B 252). Anlaß war die kontroverse Diskussion in der Ratssitzung v o m 2 5 . 1 . 1947 (Vgl. unten S. 178f.). 42 Vgl. unten S. 187f. 43 „Gut" lautet Bergs Randbemerkung hierzu (ADW, Z B 252). 44 Ebd. - Mit dieser Differenzierung nimmt Held bereits die Kritik der IM-Vertreter an seinem Referat in der Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten auf (Vgl. unten S. 188).

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„Je mehr die Kirche in den vergangenen Jahrzehnten und erst recht heute diesen Ruf Wicherns zu ihrer eigenen Sache aufnimmt, desto mehr hat die organisierte Innere Mission die von ihr übernommenen Aufgaben an die Kirche bzw. die Gemeinden abgegeben... Das Hilfswerk der Evangelischen Kirche hat zum Ziel, den Ruf Wicherns zur Sache der Kirche in den heutigen Verhältnissen zu erfüllen."45 Das Zentralbüro war mit diesen Darlegungen sehr zufrieden - „ich werde Held danken", notierte Berg am Rand obwohl die starke Betonung der Rolle der Gemeinden und des Aufbaus von unten nach oben mit den Gesichtspunkten, die Gerstenmaier bei der Gründung des Hilfswerks geleitet hatten, durchaus nicht übereinstimmte.46 Das Hilfswerk als „Kirche in Aktion" - Gerstenmaiers grundsätzliche Position im Mai 1947 Ein Vortrag, den Gerstenmaier im Mai 1947 in Hermannsburg gehalten hat, läßt noch deutlicher erkennen, wie stark die Arbeit des Hilfswerks jetzt im politischen Bezugsrahmen gesehen wird und wie - verglichen mit Gerstenmaiers Äußerungen vom Mai 194647 - der kirchliche Ort des Hilfswerks jetzt genauer bestimmt und sein Anspruch gegenüber der Inneren Mission klarer formuliert wird. Schon die Überschrift „Kirche in Aktion" bringt das Selbstverständnis des Hilfswerks auf eine Kurzformel: So verstand Gerstenmaier das Hilfswerk, und so stellten er und seine Mitarbeiter es gegenüber der Öffentlichkeit dar.48 Gerstenmaier behandelte in dieser Rede zunächst Aufbau und Organisation des Hilfswerks (S. 1-6), das Prinzip der Selbsthilfe (S. 6-8) und deren Kombination mit der Auslandshilfe (S. 12-18) sowie andere Fragen, die hier unberührt bleiben können. In einem weiteren Abschnitt (S. 18-20) geißelte er dann die Unfähigkeit der deutschen protestantischen Theologie, die „Binsenwahrheit von der Bedeutung des Materiellen als Bedingung der Kultur" überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. 49 Wer von ihr für seine Arbeit im öffentlichen Raum „eine

45

ADW, ZB 252. Es heißt bei Held, das Hilfswerk müsse sich ganz auf die Gemeinden stützen, bis „die Anregung, Führung und Hilfe der zentralen Stellen des Hilfswerks sich mehr und mehr erübrigt". (EBD.). - Vgl. Held an Fricke, 20.3. 1948, wo Held Gerstenmaiers Befähigung, den „diakonischen Willen der Gemeinden" zu wecken, bezweifelt und befürchtet, das Zentralbüro werde zu „einem organisierten Zentrum" (LKA DARMSTADT, 62/3391/63). 47 Vgl. oben S. 117f. 48 'Ms (ADW, ZB 10). Im folgenden Abschnitt wird von zwei Fassungen des ungedruckten Vortrages die vermutlich frühere zitiert, die auf den 7. 5. 1947 datiert ist. Die Seitenangaben folgen dem Manuskript. - Das Schlagwort „Kirche in Aktion" wird in Hilfswerkpublikationen dieser Monate öfter verwendet, vgl. oben S. XI Anm. 1. 49 Diese Kritik ergibt sich folgerichtig aus Gerstenmaiers theologischem Denken, wie er es schon vor dem Krieg vertreten hatte. J. DEGEN freilich, der damit nur aus zweiter Hand vertraut ist (vgl. Diakonie, S. 27, Anm. 17) stellt die Behauptung auf, hier werde der „bürgerliche 46

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solide christliche Grundlage" erwarte, der werde enttäuscht, und das werde sich nicht ändern, „solange sie in der babylonischen Gefangenschaft bibelferner Abstraktion, einer angeblich christozentrischen Theologie und in weiter Entfernung von den Grundbekenntnissen der ökumenischen Christenheit auf schwankem Seil" herumturne. Diese Theologie sei für die Praxis untauglich, und fast will Gerstenmaier selbst Marx noch den Vorzug vor ihr geben. „Da ist keine Grundlage für die Verwirklichung christlicher Erkenntnis, keine Möglichkeit christlichen Seins in dieser Welt. Gewöhnlich kapituliert diese Theologie denn auch schon im ersten Vorfeld der Bewältigung konkreter materieller Probleme . . . O b Sozialist oder nicht, wir werden uns sagen lassen müssen, daß Karl Marx an diesem Punkt gegen die protestantische Ethik des letzten Jahrhunderts weithin rechtbehalten hat, denn selbst in Entwurf seines nicht zu tolerierenden historischen Materialismus ist er hier wirklichkeitsnäher - und daß ich es scharf sage gehorsamer gewesen, als die in nominalistischer und spiritualistischer Erhabenheit dahertrabende protestantische theologische und philosophische Ethik." (S. 19)

In der gegenwärtigen Situation sozialen und wirtschaftlichen Umbruchs, in der unzählige Menschen gezwungen seien, „entweder andere, einfachere oder schwerere Arbeit ohne lange Wahl aufzunehmen oder unterzugehen", müsse die Kirche aber zur Arbeit ein neues Verhältnis gewinnen. Sie müsse sie „als solche als sittlich-existentielle Notwendigkeit proklamieren" und sich „von der herkömmlichen bürgerlichen Rang- und Wertordnung der Arbeit absetzen". (S. 20) Für die Standortbestimmung des Hilfswerks bedeutsam sind der Abschnitt über „Das Caritative und das Politische" (S. 21-23) und die abschließende „Besinnung" auf den künftigen Weg des Hilfswerks in der Kirche (S. 23-26): Erstmals spricht hier Gerstenmaier von einem „diakonischen Amt der Kirche"; dieses sei weit weniger zur Entfaltung gekommen als das „Lehramt", weil die sich christlich verstehenden Staaten „weitgehend die Aufgaben des diakonischen Amtes der Kirche übernommen" hätten. Es sei Wicherns bleibendes Verdienst, „mit der Begründung der Inneren Mission der Kirche insbesondere ihr diakonisches Amt wieder in seiner Fülle zum Bewußtsein gebracht" zu haben. „Aber nachdem Stöcker und Naumann von gleichen Erkenntnissen wie Wichern ausgehend gescheitert waren, erfuhr das Werk Wicherns eine Modifikation, die nicht in ihm angelegt war: Politische Entwicklungen, insbesondere das alles heischende Staatsmonopol des totalen Staates haben die Erkenntnis Wicherns und den Willen Stöckers vollends so darniedergedrückt, daß die Kirchen zwangsläufig zu einer gewaltigen Reduktion ihres diakonischen Amtes kommen mußten." (S. 21)

Materialismus", der die Religiosität der amerikanischen Spenderkirchen präge, „ungebrochen in den Legitimationsansatz des Hilfswerks übernommen" (EBD., S. 39f.).

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S o habe die Innere Mission ihren Schwerpunkt in der geschlossenen und halboffenen Fürsorge gewonnen. U n d während die v o n Stöcker geforderte Sozialpolitik der Proletarisierung der Arbeiterschaft habe wehren sollen, drohe jetzt die Proletarisierung, ja „nackte Existenzgefährdung unserer ganzen N a t i o n " : „In ganz anderer Weise als das im letzten Jahrhundert für die Wächter über dem sozialen Gewissen der Kirche der Fall war, müssen wir heute Auge in Auge mit den politischen Mächten um die Rettung und Erhaltung menschlichen Daseins im Namen Gottes kämpfen. Wir meinen zwar nicht, daß die Kirchen den Schritt in die Politik... tun dürften, aber wir sind der Meinung, daß sich die Kirchen auch auf keinen Fall mehr darauf beschränken dürfen, allgemeine Verlautbarungen zu treffen, sittliche Forderungen aufzustellen und eventuell auch mehr oder weniger vage soziale Programme zu verkündigen. Wir sind vielmehr der Meinung, daß die Kirchen mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln vorangehen und helfen müssen bei der Verwirklichung brauchbarer, wenn auch nicht idealer, aber dafür konkreter Hilfsaktionen. (S. 22) . . . Es bedeutet uns wenig, wenn deutsche Kirchenleitungen... erklären, daß es heute darauf ankomme, ,daß die Arbeitermassen in Deutschland nicht proletarisiert würden und der gottvertrauende Mensch wieder in den Mittelpunkt einer neuen Gesellschaftsordnung gerückt werden müsse'. Die Kirche wird mit derartigen Imperativen nur insoweit glaubwürdig, mindestens aber wirksam werden, als sie konkrete Wege dafür nicht nur weist, sondern durch die Wirrnis der Gegenwart wie Saumpfade im Urwald selber zu schlagen sich bemüht und diese Wege auch wirklich mit den ihr Zugetanen geht. Insofern ist das Caritative, das Eigentliche des diakonischen Amtes der Kirche, heute eine reale politische Aufgabe der Kirche." (S. 23) D a s Hilfswerk stehe erst a m A n f a n g , und seine weitere Entwicklung sei noch nicht übersehbar. A b e r mit Dankbarkeit sehe er die übereinstimmende Erkenntnis aller i m Hilfswerk vereinigten Kirchen, „daß heute den Kirchen weder erlaubt noch möglich ist, die Aufgaben ihres diakonischen Amtes an mehr oder weniger außerhalb der Kirche oder in loser Verbindung mit ihr stehende Organisationen zu delegieren. Nicht die eine oder andere kirchliche Zweckorganisation, sondern die Kirche selbst ist heute von der Not gefordert, und es wird nicht nur ihr Wort, sondern ihr Tat-Wort begehrt." (S. 24) D i e Rechtsfragen des Hilfswerks seien n o c h offen, es habe noch nicht einmal ein „einheitliches Statut", aber: „Eines ist klar, . . . daß, indem sich die Kirchen diesem Werk als ihrer ureigenen Aufgabe als ganze und solche verschrieben haben, sie sich einer neuen Gestalt und einer neuen Verlebendigung des diakonischen Amtes der Kirche zugewandt haben. Der Durchbruch der Diakonie in die Gemeinde, die Hilfsaktion der Kirche als Bewährung christlichen Seins nicht nur in einzelnen Brennpunkten christlicher Liebestätigkeit, das ist ein Ziel, das uns am Herzen l i e g t . . . " (S. 25)

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Von der Mitarbeit zahlreicher, bisher der Kirche oft fernstehender Laien sei eine Überwindung des unfruchtbaren Verbalismus der Kirche zu erhoffen. Sie, die Laien, seien auch die Träger des „diakonischen Amtes": „Das diakonische Amt der Kirche wird in Zukunft noch mehr als bis jetzt von Laien getragen werden. Es wird den gleichen Rang und Wert beanspruchen dürfen kraft seiner göttlichen Stiftung wie das Amt der Lehre und Verkündigung, und es wird in der Kirche des allgemeinen Priestertums im Ernst und in Wirklichkeit kein Wertunterschied und kein faktischer Unterschied gesetzt werden dürfen in diesem Dienst zwischen Theologen und Nicht-Theologen, Pfarrern und anderen Trägern dieses Werkes." (S. 26)

Die Position des Hilfswerks gegenüber der Inneren Mission ist damit klar umrissen: Hatte Gerstenmaier den Anspruch des Hilfswerks auf Vorrang vor der Inneren Mission nur pragmatisch mit dem Zwang zur Anpassung an die Ökumene oder mit der Notwendigkeit zur Koordination begründet, so stellt er nun ihre Existenzberechtigung in ihrer gegenwärtigen Form mindestens in Frage. Auf der einen Seite steht jetzt das im Hilfswerk verkörperte „diakonische Amt der Kirche", auf der anderen Seite „mehr oder weniger außerhalb der Kirche" oder ihr lose verbundene Organisationen, auch „die eine oder andere kirchliche Zweckorganisation". Kann die Kirchlichkeit dieser Organisationen mehr sein als eine solche zweiter Klasse? Nicht zufällig wohl werden an dieser Stelle keine Namen genannt. Wenn die Innere Mission ihre jetzige Gestalt nur den historischen Umständen des Zeitalters der Staatskirche verdankt, dann muß ihre Zeit zugleich mit diesem abgelaufen sein, jetzt, da sich die Kirche selbst, frei von den Fesseln des Staatskirchentums, dem Anliegen Wicherns öffnet und es zu verwirklichen beginnt. War ihre Gestalt bis dahin legitim, so kann diese Legitimität jetzt bestritten werden. Da das Hilfswerk noch kein Statut und die EKD noch keine Verfassung hat, steht die Auseinandersetzung um die Anerkennung des „diakonischen Amtes" jedoch noch aus. Das Hilfswerk wird danach streben, als „die Verkörperung" des diakonischen Amtes festgeschrieben zu werden, dem die Innere Mission in irgendeiner Form eingeordnet werden müßte. Denn jetzt sieht Gerstenmaier Hilfswerk und Innere Mission keineswegs mehr als zwei in ihrer Arbeit sich ergänzende Organisationen, sondern betrachtet „das Hilfswerk als eine Fortsetzung des Anliegens der Inneren Mission in der Breite des gesamten kirchlichen Raumes". Eine Aufgabenteilung sei nicht möglich, sofern man nicht die Anstaltsfürsorge als besonderes Spezialgebiet der Inneren Mission ansehen wolle, erklärt er in diesen Wochen.50 Er macht aber bereits zu diesem Zeitpunkt einen wichtigen Unterschied zwischen den beiden Werken, den er späterhin noch genauer begründen wird: Das Hilfswerk verstehe sich als „diakonische Lebensäußerung",

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An Scherpner, 21. 5. 1947 (ADW, ZB 16).

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die Innere Mission aber sei immer in Gefahr, „sich in allen Lebensäußerungen der Kirche zu betätigen" und auch Evangelisation zu ihren Aufgaben zu zählen. Das Hilfswerk greife nur notgedrungen auf dieses Gebiet über und zwar im Bereich „Kirchlicher Wiederaufbau", bei dem es sich um stellvertretende Übernahme eigentlich der Kirchenverwaltung zufallender Aufgaben handle.51 Präzisierungen der Position des Hilfswerks Ein Krankenhausaufenthalt im Herbst 1947 gab Gerstenmaier Muße, seine Position in manchen Punkten weiter zu präzisieren. In einem Brief vom 21. November an Hans-Christoph von Hase, einen seiner theologischen Mitarbeiter, verdeutlichte er nochmals, daß gegenüber einer christologisch ausgerichteten Theologie die Bezugspunkte seines eigenen theologischen Denkens nach wie vor „Schöpfung" und „Vollendung" seien: „Sie reden und denken von einer starken christologischen Basis aus. Ich von einer theologischen. Ihr (rhetorischer) Vorzug: Sie konzentrieren mit großer Energie. Ihr Nachteil, ja Verhängnis: Sie geraten in eine Reduktion, die sich vor dem Ganzen der biblischen Wahrheit m.E. nicht halten läßt. Beispiel: ,Das Christentum ist zu nichts anderem gut, als uns auf die Zukunft Christi zu rüsten.' Woher wissen Sie das eigentlich in dieser Ausschließlichkeit? Ich denke, daß ich mit dem vielfältigen Chor der biblischen Zeugen in Ubereinstimmung bin, wenn ich dazu, dagegen und darüber hinaus sage, daß das Christentum dazu gut ist, um uns den dreieinigen Gott zu erkennen, lieben und loben zu lehren, hinter der vergehenden Welt' Gottes gute Schöpfung zu sehen und mit ihr der Vollendung entgegenleben zu dürfen. Vergessen Sie nicht: Die Gemeinde Jesu ist zwar aus der ,Welt', der Gewalt des ,Sarkischen' herausgerufen, aber nicht aus der Schöpfung Gottes. Sie sehen und setzen beides in eins. Nicht Sünde und Gnade, sondern Gottes Weltschöpfung und Gottes Weltvollendung in seinem kommenden Reich sind die Marksteine der christlichen Theologie, und demgemäß ist die Spannung der christlichen Ethik eine wesentlich breitere und tiefere als sie in Ihrer Darlegung in Erscheinung tritt. Sie ist wahrhaft universal, auf den Anfang - die Schöpfung - wie auf die Vollendung - das Reich - bezogen, und sie hat deshalb mit ganz anderer Unmittelbarkeit, als Sie es zubilligen, eine konkrete Beziehung auf das Feld der Geschichte. Es gibt manche Leute, die halten das für katholisch. Thomas! Ich sage, es ist biblisch. Und gemeinchristlich."52 Die Forderung, die diakonische Arbeit als ein Amt der Laien dem Predigtamt gleichzuordnen, wird wiederholt. Gerstenmaier macht in diesem Zusammenhang deutlich, daß dabei zwischen dem missionarischen und dem diakonischen Amt klar unterschieden werden müsse: „Denn wenn jeder 51

EBD.

BIBLIOTHEK DES DIAKONISCHEN WERKES DER E K D , Bestand Stuttgart, Materialsammlung Β 1 - 1 6 ; Auszüge auch in: Z W 22 (1950/51), S. 463f. unter dem Titel: „Um die Mitarbeit der Laien in der Kirche" und in: QUELLEN III S. 241 f. 52

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diakonische Dienst in unmittelbarem Sinn Volksmission sein soll, wenn sich mit jedem Akt des Liebeswerkes das Wort der Verkündigung verbinden muß, dann freilich hat der Pfarrer... das schlechthinnige Monopol für alles Tun und Lassen der Gemeinde und der Kirche." 53 Während Gerstenmaier früher trotz seines Hinweises auf das Ungenügen der Bestimmungen von Artikel VII des Augsburgischen Bekenntnisses alles Handeln der Kirche auf ihre „eigentliche Aufgabe der Verkündigung des Reiches Gottes und der Seelsorge" zurückgeführt hatte54, modifizierte er diese Position in seinem Brief an von Hase, und zwar auch im Interesse einer Abgrenzung gegenüber der Inneren Mission: „Die Rechtfertigung des Caritativen, ja sogar des politischen Handelns der Kirche bedarf keiner ,missionarischen' Zwecksetzung, denn das caritative steht auf dem Liebesgebot, das Politische auf dem Gesetz Gottes. Der Begriff der,Inneren Mission' als Sammelbegriff auch der diakonischen Werke bedarf einer Revision. Denn das Diakonat der Kirche geschieht nicht um der Mission, sondern um seiner selbst willen. Das Hilfswerk ist kein neues ,volksmissionarisches' Unternehmen, ist keine Predigt- oder Ersatzpredigtfunktion der Kirche, sondern vorbehaltlos dienende Hingabe an die N o t der Vielen. Sie geschieht nicht, um dem Kommen des Reiches Gottes entgegenzuarbeiten, nicht, um Menschen in die Nachfolge Jesu oder in die Gliedschaft der Kirche zu ziehen, sondern sie geschieht, um Menschen in irdischer Not einen irdischen Dienst zu tun. Kurzum: Unser Dienst geschieht nicht als stumme oder diskrete oder besonders einleuchtende Predigt, sondern als spontanes und gehorsames Tun. Nicht als Verkündigung, sondern eben als Diakonie. . . . Auf das Apriori der absichtslosen Liebe kommt es an, die den Menschen meint und Gott damit preist. Noch einmal: U m des Menschen und seiner Not willen, nicht um des kommenden Reiches, ja nicht einmal um unserer Gerechtigkeit willen - was soll ich sagen, müssen, nein, dürfen wir dienen.""

Zwar hielt Gerstenmaier daran fest: „Auch das Hilfswerk ist Diakonie der predigenden Kirche, auch in jedem Fall ist es das, gerade das. Aber es ist ihre Diakonie, und nicht ihre Mission." Im Interesse der polemisch zugespitzten56 Begriffserklärung rückt er jedoch in gewisser Weise von früheren und auch späteren Äußerungen ab: Er dürfte dann nicht mehr vom Hilfswerk als dem „Tatwort" der Kirche sprechen,57 auch nicht davon, daß dessen Arbeit geboten sei, um die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Verkündigung zu

EBD. Dieses Zitat auch in: ZW 22 (1950/51), S. 463. Kirche und Schöpfung, S. 276. 55 BIBLIOTHEK DES DIAKONISCHEN WERKES DER E K D , Bestand Stuttgart, Materialsammlung Β 1-16. Dieses Zitat auch in: QUELLEN III, S. 241. 56 Gerstenmaier selbst bezeichnet seine Formulierung als polemisch (EBD.). 57 So in „Kirchein Aktion", Vortrag, 7.5.1947: Die Innere Mission müsse Organ der Kirche sein, „die durch ihre Verkündigung und ihr Tatwort, das Werk ihrer Liebe, den einen Herrn bezeugt" (ADW, ZB 10). 53 54

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erhalten58, oder davon, daß sich im Hilfswerk die für die Zukunft der Kirche entscheidende Umwandlung zur Bruderschaft und Lebensgemeinschaft59 anbahnen solle. Im Interesse der Unterscheidung von Diakonie und Mission führt Gerstenmaier nun noch einen neuen Begriff ein und spricht vom „Sachwort der dienenden Kirche", wozu er alle „auf die Sache, auf das Sachliche . . . , auf Menschenhilfe und Menschenführung, auf Weisung, Rat und Gebot - alle auf Gottes Herrschaft in der Welt sich beziehenden Verlautbarungen" rechnet.60 Hierzu zählt er auch die „Programmreden" und politischen Stellungnahmen des Hilfswerks, die nicht .„irgendwie' Volksmission, ,Verkündigung' im geläufigen Sinn" seien: „Nein, auch sie sollten und wollten sein, ja, sie mußten sein Teil der diakonischen, nicht der missionarischen Funktion der Kirche... Sie sind und sollen keine Predigt ihrem Wesen nach und nicht etwa aus volksmissionarischer Taktik nur ihrer Form nicht. Sie sollten vielmehr schlicht und recht den Versuch machen, einen diakonischen Dienst an den unserem Werk anbefohlenen Nodeidenden zu tun. Dieser Dienst bezog sich auf die Aufrichtung einiger Richtpunkte im politischen und wirtschaftlichen Daseinskampf Deutschlands, in der Absteckung keines idealen, aber eines gangbaren Weges im Heimadosen- und Flüchtlingsproblem und schließlich auf die Aufzeigung realisierbarer Wege christlichen Handelns in der Massennot der Zeit."61

Schon 1937 hatte Gerstenmaier bemerkt, die beiden notae ecclesiae (Kennzeichen der Kirche) des VII. Artikels des Augsburgischen Bekenntnisses von 1530 beschrieben die Funktionen der Kirche nicht vollständig,62 und sich dabei auch auf Brunners Kritik an „einer derartigen Reduktion der Kennzeichen des Volkes Christi" berufen.63 Wesentlich sei es, die Bezeichnung der Kirche als Gemeinschaft der Heiligen als beide „notae" umgreifende Bestimmung zu verstehen.64 In seinem Vortrag „Kirche in Aktion" vom Mai 1947 sprach er dann vom „diakonischen Amt" der Kirche, das dem „Amt der Lehre und Verkündigung" gleichgeordnet sei und worin sie, indem sie es ergreift, sich als Gemeinschaft der Heiligen bewährt. Ein Jahr später, in der Rede auf der Hundertjahrfeier der Inneren Mission am 29. September 1948 in Bethel, spricht Gerstenmaier dann schließlich von drei „Akten", „Funktionen" oder „Lebensäußerungen" der Kirche: Anbetung, Verkündigung, Dia58

Vgl. Gerstenmaier „Statement für Tagung am 28. 4. 1946 (Preysinge)" - (EBD., ZB 8). Vgl. E. GERSTENMAIER, Kirche und Öffentlichkeit, S. 12. 60 Gerstenmaier an von Hase, 21.11.1947 (BIBLIOTHEK DES DIAKONISCHEN WERKES DER EKD, Bestand Stuttgart, Materialsammlung Β 1-16). 59

61

EBD.

62

E. GERSTENMAIER, Kirche und Schöpfung, S. 271 f. und DERS., Kirche und Kirchen, S. 105 f. 63 E B D . , S. 105, Anm. 1. 64

EBD.

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konat. Die Aufnahme dieses weithin gebräuchlichen Schemas ist für das Hilfswerk selbst und für seine Auseinandersetzung mit der Inneren Mission jedoch ohne Bedeutung geblieben65, weil es von beiden Seiten benutzt wurde, um den kirchlichen Rang der Diakonie herauszustellen, und im Hinblick auf die Differenzpunkte unterschiedlich ausgelegt werden konnte. In seinem Aufsatz: „Die Amter und Dienste der Kirche", der zusammen mit der Betheler Rede Gerstenmaiers und einem Beitrag Bergs im Dezember 1948 veröffentlicht wurde 66 , geht Herbert Krimm, Leiter der Abteilung Kirchlicher Wiederaufbau im Zentralbüro, auch der Frage nach, wie kirchli-

65 E. GERSTENMAIER, Kirche und Öffentlichkeit, S. 7. - Das hier von Gerstenmaier nur beiläufig eingeführte Schema ist besonders im Bereich der Evangelischen Michaelsbruderschaft, von deren Begründer Oskar Planck es 1935 erstmals verwendet wurde (H.-C. SCHMIDTLAUBER, Martyria, S. 161), gebräuchlich (Vgl. W . STÄHLIN, Bruderschaft, S. 91 als frühes Beispiel). Auch in der Diskussion um das Hilfswerk begegnet es in den Jahren nach 1945 häufiger. So sprach W. BRANDT 1949 von der dreifachen Tendenz des apostolischen Auftrages „zum Gebet, zur Wortverkündigung und zur Diakonie" (Dienst, S. 2) und H . Riedel 1951 von einem dreifachen Amt der Gemeinde in Gottesdienst, Liebesdienst und Zeugendienst, das dem dreifachen Amt Christi entspreche (vgl. „Vorarbeit für Sektion ΠΙ, Gruppe I des Lutherischen Weltbundes", 9 . 1 . 1951: A D W , Ζ Β 914). Wenig später nannte H . LILJE die „Barmherzigkeit" eine der Lebensformen der Kirche: „Denn die Kirche hat verschiedene Lebensformen. Ihr Gottesdienst, ihre Liturgie, ihre Anbetung, aber auch ihre Verkündigung, ihr Zeugnis, ihr missionarischer Wille können ihre Lebensform sein" (Hamburg 1951, S. 71). R. ECKSTEIN hat im selben Jahr, auch gegen eine von Vertretern des Hilfswerks erhobene Forderung gewandt, erklärt: „Der Diakonat ist nicht ein Amt neben dem Predigtamt, genau so wenig, wie die Liturgie, sondern eine Teilfunktion des einen Amtes, des ,min[inisterium] verbi divini' der Diakonie des Christus" (Diakonie als Funktion, S. 3), während H . KRIMM gegen das Insistieren der Inneren Mission auf die Verbindung von diakonischer und missionarischer Arbeit von dem „neutestamentlichen Dreiklang von Diakonie, Litourgia und Martyria" sprach, auf den sich „die Männer des Hilfswerks" beriefen, wenn sie anders als „die Männer der Inneren Mission" sich auf „Diakonie im strengen Sinn" beschränkten (Diakonat S. 638). - Erst in einem 1953 erstmals veröffentlichten Aufsatz spricht auch H . - D . WENDLAND von Martyrie, Liturgie und Diakonie als Funktionen der Kirche, in denen sich ihr Christusdienst realisiere (Kirche, S. 444). O . MEYER hat in Unkenntnis der Verbreitung des Schemas gemeint, es handle sich hierbei um die modifizierte Übernahme der von Johannes Christian Hoekendijk in die ökumenische Diskussion über die missionarische Verkündigung eingeführten Trias „Kerygma, Koinonia, Diakonia" („Politische" und „Gesellschaftliche Diakonie" S. 145 und 294. Vgl. dazu J. MARGULL, Theologie, S. 190ff.). Meyer hat darin einen Beleg für die ökumenische Orientierung Wendlands sehen wollen („Politische und gesellschafdiche Diakonie", S. 145). Das ist schon deshalb abwegig, weil sich Wendland in jenem Aufsatz nicht auf Hoekendijk, sondern nur auf K.-B. Ritter, H. Schreiner und die oben genannten Veröffentlichungen Ecksteins und Krimms bezogen hat (Kirche, S. 472, Anm. 1). Als 1955 ein Beitrag von W . GRUNDMANN, zum Thema: „Diakonia als nota ecclesiae" eine Diskussion in der Zeitschrift Die Innere Mission auslöst, wendet sich K. JANSSEN gegen „die heute so seltsam oft auftauchende Parallelisierung von Martyria, Leiturgia und Diakonia" und bezeichnet sie als „große Versuchung der Kirche", an deren entschlossener Abwehr nicht weniger als alles gelegen ist" (Diakonie, S. 202). Wenig später wird das Schema auch auf der Synode der E K D von Herntrich (BERLIN-SPANDAU 1957, S. 103) und G. Brennecke benutzt (EBD., S. 137).

"

Die Kirche in der Öffentlichkeit. S. 23-59.

Verfaßte Kirche und Innere Mission

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che Legitimität und Dignität des Amtes der Diakonie, um das es im Hilfswerk gehe, besser zum Ausdruck gebracht werden könnten, und stellt zunächst fest, daß es unzweifelhaft „einer feierlichen und liturgischen Einsetzung"67 bedürfe. Ergeht aber weiter und schlägt vor, den Inhabern der vielen neu entstandenen Ämter auch „im Zusammenhang des gottesdienstlichen Lebens bleibende Funktionen zuzuteilen, die den inneren Zusammenhang ihres täglichen Tuns mit dem Leben und Glauben der Kirche erkennen lassen"68, wobei er an die katholischen Weihegrade anknüpft.69 Krimm hat diese Vorschläge später gelegentlich wiederholt70, doch scheinen sie im evangelischen Bereich kaum aufgegriffen worden zu sein.71

2. Verfaßte Kirche und Innere Mission - Die Diskussion zwischen EKD-Kirchenkanzlei und Central-Ausschuß 1946/47 Fast parallel zum Anwachsen des kirchlich-theologischen Selbstbewußtseins des Hilfswerks, dem wiederum dessen äußere Expansion korrespondierte, entspann sich zwischen Kirchenkanzlei der EKD und CentralAusschuß eine längere Diskussion über das Verhältnis von verfaßter Kirche und Innerer Mission. Aus der Sicht des Hilfswerks mußte schon seine bloße Existenz den Anspruch der Inneren Mission in Frage stellen, „Lebens- und Wesensäußerung" der Kirche zu sein. Um so bemerkenswerter ist, daß Central-Ausschuß und Kirchenkanzlei die Diskussion fast ohne Bezug auf das neue Werk zu führen vermochten. Schon in seiner Sitzung am 12. Dezember 1945 hatte der Rat der EKD eine von Dibeüus vorgelegte Erklärung verabschiedet, wonach „nicht nur die Kirchengemeinden und kirchlichen Gemeinde- und Synodalverbände, sondern auch die kirchlichen Arbeitsverbände und Werke, welche sich ihre Leitung im Benehmen mit den Kirchenbehörden setzen", deren fördernder Obhut unterstünden. In diesem Zusammenhang auch das Hilfswerk zu nennen, das doch erklärtermaßen eine Zusammenfassung aller caritativen Aktivitäten der Kirche sein sollte, hatte Dibelius unterlassen, und dieser Mangel fiel keinem der übrigen Ratsmitglieder auf.72 Die Innere Mission 67

EBD., S. 42.

"

EBD., S. 46. Ostiarius - Kirchendiener; Lektor - Katecheten, Gemeindehelfer; Exorzist - Kirchenmusiker; Akoluth - Rechner, Verwalter und Buchführer; Subdiakon - Mitarbeiter im fürsorgerischen Bereich, Diakonissen; Diakon - Kirchenälteste, Mutterhausoberinnen (EBD., S. 5 2 - 5 7 ) . 7 0 Das Diakonische Amt, S. 522f., und 552f.; Das Diakonat im inneren Aufbau der Gemeinde; vgl. auch: Der Diakonat in der frühkatholischen Kirche, S. 123f. 69

Vgl. aber: F . MILLER, Sieben Thesen. Ns ( E Z A BERLIN, E K D 046/1). - Grund für den Antrag war die Feststellung, daß die sowjetischen Besatzungsbehörden zwar bereit waren, kirchliche Einrichtungen unangetastet zu lassen, darunter jedoch nur die eigentlichen Kirchengebäude verstanden. „Dabei wird alle 71

72

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hatte eine solche Erklärung zwar nicht erbeten, sie dann aber begrüßt und zum Teil sogar den Wunsch nach noch stärkeren Sicherungen geäußert.73 Aber soviel der Inneren Mission daran lag, bei den Behörden oder in der Frage der Entnazifizierung als Teil der Kirche angesehen zu werden, soviel lag ihr auch an ihrer Unabhängigkeit von den Kirchenbehörden. So hat das Verhältnis zur verfaßten Kirche Vorstand und Geschäftsführerkonferenzen74 des Central-Ausschusses im Jahre 1946 immer wieder beschäftigt. Nachdem die Frage bereits mehrfach vom Vorstand besprochen worden war 75 , kam sie auch am 15. März 1946 bei der Begegnung Fricks mit Wurm zu Sprache, deren Zustandekommen besonders durch die Schwierigkeiten zwischen Innerer Mission und Hilfswerk veranlaßt war. 76 Frick hatte für diesen Besprechungspunkt ein kurzes Memorandum verfaßt77 und darin einleitend die These aufgestellt, die Innere Mission sei „eine Funktion der Kirche" und könne diese ebensowenig entbehren wie eine Kirche ohne Innere Mission denkbar sei. Damit sei aber noch nicht gesagt, karitative Arbeit der Kirche zur Auflösung gebracht. Deshalb müssen wir eine bündige Erklärung der Gesamtkirche vorlegen können: „Auch alle diese Dinge sind Dinge der Kirche", erklärte Dibelius und wies darauf hin, daß bezüglich der Inneren Mission nur der Erlaß des Leiters der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei vom 12. 6. 1940 (GESETZBLATT DER DEUTSCHEN EVANGELISCHEN KIRCHE 1 9 4 0 , S. 3 9 f . V g l . dazu G . KRÜGER-WITTMACK, V e r -

hältnis, S. 18f.) wiederholt zu werden brauche (Ns, E Z A BERLIN, E K D 046/1). Die Entschließung hatte folgenden Wortlaut: „Einrichtungen der Evangelischen Kirche sind nicht nur die Kirchengemeinden und kirchlichen Gemeinde- und Synodalverbände, sondern auch die kirchlichen Arbeitsverbände und Werke, welche sich ihre Leitung im Benehmen mit den Kirchenbehörden setzen und deren Arbeit wegen ihrer gesamtkirchlichen Bedeutung der fördernden Obhut der Kirche untersteht. Hierzu gehören vor allem die dem Zentralausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche angeschlossenen Verbände und Werke der Inneren Mission, die Verbände und Werke der Äußeren Mission, der Kirchlichen Männer-, Frauenund Jugendarbeit, sowie die Verbände zur Pflege der Diaspora, der Kirchenmusik und des gottesdienstlichen Lebens, der religiösen Kunst, der theologischen Wissenschaft, sowie der Evangelische Bund zur Wahrung der protestantischen Interessen." Rundschreiben Wurms an die Landeskirchenregierungen, 1 5 . 1 2 . 1945 ( A D W , C A W 957). " A m 20. 3. 1946 bat Brandt, Wurm möge die ausdrückliche Zustimmung des Alliierten Kontrollrates zu dieser Erklärung erwirken. Die Kirchenkanzlei der E K D hielt aber einen solchen Schritt wegen der Folgen, die ein ablehnender Bescheid haben könne, für zu riskant (Schwarzhaupt an Brandt, o.D., abgesandt 23. 5. 1946, E Z A BERLIN, E K D 40). 74 Die Konferenzen der Geschäftsführer der Landes- und der großen Fachverbände, in den zwanziger Jahren von Steinweg ins Leben gerufen (Vgl. M . GERHARDT, Ein Jahrhundert, Bd. 2, S. 257; J . STEINWEG, Innere Mission, S. 84), waren die wichtigste meinungsbildende Einrichtung des Central-Ausschusses und weit bedeutender als die satzungsmäßigen Organe, der Hauptausschuß und die Mitgliederversammlung (Abdruck der Satzung in: DIE ORDNUNG VON HILFSWERK UND INNERER MISSION, S. 8-15). 7 . 1 2 . 1945 und 8 . 2 . 1946, Auszüge aus der N s ( A D W , C A W 957). Vgl. oben S. 115ff. 77 „Die Beziehungen zwischen Innerer Mission und Kirche", 2 5 . 2 . 1946, o.Vf. ( A D W , C A W 957). Datum und äußere Merkmale (Papier, Schriftbild, Type) stimmen mit Fricks Ausarbeitung „Verhältnis von Hilfswerk und Innerer Mission" (vgl. oben S. 115 ) überein. 75

76

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daß es zwischen beiden rechtliche oder organisatorische Bindungen geben müsse. Grundsätzlich erforderlich seien diese nicht, ja, zu enge Bindungen könnten die Innere Mission sogar gefährden. Wo die Kirche „lebendig" sei, seien enge personelle Verbindungen zu empfehlen. Eine vertragliche Regelung hält Frick indessen bereits für untunlich, die Besoldung von Anstaltsund Vereinsgeistlichen aus kirchlichen Mitteln und auch die Berufung maßgeblicher Vertreter der Inneren Mission in die Kirchenleitungen für unzweckmäßig. Allenfalls zur Startfinanzierung neuer Arbeiten seien Zuschüsse der verfaßten Kirche wünschenswert. Gelten läßt er nur „Absprachen mit mehr oder weniger rechtlichem Charakter über die Vertretung der Kirche in den Vorständen", über das Verfahren bei der Besetzung leitender Stellen oder über die rechtliche und finanzielle Sicherung ihrer Inhaber. Es sei auch selbstverständlich, daß man „vor grundsätzlichen Änderungen oder bedeutungsvollen organisatorischen Maßnahmen mit den Kirchenleitungen sich ins Benehmen" setze. Es ist nicht erkennbar, daß in der Besprechung zwischen Frick und Wurm hinsichtlich des Verhältnisses von Innerer Mission und verfaßter Kirche Meinungsunterschiede aufgetaucht wären.78 Allerdings dürften Fricks Anschauungen eher für die ältere Generation der Vertreter der Inneren Mission repräsentativ gewesen sein.79 Im Gespräch wurde festgestellt, daß die Verlautbarung der EKD vom 12. Dezember 1945 „die enge Verbundenheit der Kirche mit der Inneren Mission klar und deutlich zum Ausdruck gebracht habe". Ihre rechtlichen Beziehungen könnten aber erst dann abschließend geklärt werden, wenn sich die EKD, die bei ihrer Gründung auf der Konferenz von Treysa im August 1945 nur eine vorläufige Ordnung erhalten hatte, eine Verfassung gegeben haben werde. Für Vorarbeiten stünden der juristische Referent der Kirchenkanzlei, Friedrich Merzyn, und auf Seiten der Inneren Mission der frühere Vertreter des Evangelischen Oberkirchenrates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union im Vorstand des CentraiAusschusses, Georg Krüger-Wittmack, zur Verfügung.80 Die Frage war damit aber noch nicht erledigt. Die Landes- und Provinzialvereine der Inneren Mission wurden um Einsendung einschlägigen Materials ersucht81, und am 9. Juli 1946 stand das Verhältnis zur verfaßten Kirche auf der Tagesordnung der Geschäftsführerkonferenz. In einem Diskussionsbei78

Vgl. Vermerk Engelmann betr. Besprechung am 15. 3. 1946 (ADW, C A W 1005). Vgl. Freudenstein an Merzyn, 11. 2. 1946 (EZA BERLIN, 411). Freudenstein als neuer kurhessischer Landespfarrer der Inneren Mission hatte gerade die Umbenennung des Landesvereins in „Amt für Innere Mission" vorgeschlagen. Auch „Landespfarrer" war eine neue Bezeichnung und ersetzte den bisherigen „Vereinsgeistlichen". 80 Vermerk Engelmann betr. Besprechung am 15. 3. 1946 (ADW, C A W 1005) - Vgl. auch CA-Vorstand 18. 3. 1946, N s (EBD., C A W 29). " Rundschreiben Engelmann, 25. 3. 1946 (EBD., C A W 957). Schon vom 4. 3. 1945 datiert ein umfangreiches Gutachten Krüger-Wittmacks betr. „Kirche und Innere Mission" (EBD.). 79

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trag zur Frage „Kirche und Verein" fährte Wilhelm Brandt, damals Leiter der Theologischen Schule Bethel, aus, die kirchlichen Vereine seien „Zusammenschluß der aktiven Gemeinde" und jede Verkirchlichung müsse den Grundsatz berücksichtigen, „daß die Initiative vom Laien ausgeht". Ohl forderte die Überwindung der von äußerlichen Gesichtspunkten ausgehenden Unterscheidung zwischen Einrichtungen der Kirche und Einrichtungen der Inneren Mission: „Kirche ist dort, wo das Evangelium verkündet und die Tat christlicher Liebe geübt wird."82 Das Verhältnis von Kirche und Innerer Mission wurde bereits auf der folgenden Geschäftsführerkonferenz am 25./26. September 1946 erneut behandelt. Im Rahmen eines längeren Referates stellte Krüger-Wittmack „Grundregeln für das Verhältnis der Inneren Mission zur Kirche" auf, „in denen bei einer stärkeren personellen und sachlichen Bindung an die Kirche die Notwendigkeit einer freien Entfaltung der Arbeit der Inneren Mission betont" wurde.83 Seine Grundsätze unterschieden sich kaum von Fricks Überlegungen vom Februar. Neu war lediglich, daß er die Erfahrungen des Kirchenkampfes ausdrücklich als Bestätigung dafür bezeichnete, daß „es dem Wesen der Inneren Mission als freier Arbeit der verfaßten Kirche" entspreche, „die Verbindung von Kirche und Innerer Mission locker und elastisch zu gestalten".84 In der Aussprache bezeichnete es Ohl dann als das Kernproblem, den Kirchenbehörden klarzumachen, daß es kirchliches Leben gebe, das ihnen nicht unterstehe.85 Kurz nach dieser Tagung beschloß der Vorstand des Central-Ausschusses, die Leitsätze Krüger-Wittmacks einer Besprechung zugrundezulegen, um die Merzyn im Namen der Kirchenkanzlei der EKD schon vor einiger Zeit gebeten hatte. Die Kirchenkanzlei hielt es nämlich für dringend notwendig, die Werke der Inneren Mission möglichst bald „unter die fördernde Obhut der Kirche"86 zu nehmen und „vor jeglicher Einmischung Außenstehender" zu sichern. In Merzyns Schreiben hieß es: „Je länger, desto mehr drängt sich mir die Uberzeugung auf, daß die Innere Mission völlig aus jeglicher privat-kapitalistischer Sphäre heraus muß . . . Gewiß wird man im CA diese Frage schon oft durchdacht haben und auch schon zu konkreten Planungen gekommen sein. Ich fürchte, die Frage wird in Kürze so dringend und brennend werden, daß wir unverzüglich daran gehen müssen, diesen Plan des CA zu verwirklichen."87 12

Ns (Auszug): EBD. Ns (Auszug): EBD. 84 Text des Referates „Innere Mission und Kirche" (EBD.). 85 GFK 25./26.9. 1946, Ns (Entwurf): EBD. 86 Vgl. Artikel 4, Absatz 3 der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11.7. 1933: „Die freie kirchliche Arbeit von gesamtkirchlicher Bedeutung, insbesondere auf dem Gebiet der inneren und äußeren Mission nimmt sie [die Deutsche Evangelische Kirche] unter ihre fördernde Obhut" (GESETZBLATT DER D E U T S C H E N EVANGELISCHEN K I R C H E 1933, S. 2-6). 87 Merzyn an Münchmeyer, 26. 6. 1946 (ADW, CAW 957). 83

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Soweit es die Innere Mission betraf, konnte Merzyn die Situation kaum vollständiger verkennen. Es gab weder einen „Plan des CA" - sofern man nicht seine Auffassung, daß es eines Planes nicht bedürfe, so bezeichnen will -, noch war ihm die Angelegenheit dringlich. Die Furcht der Inneren Mission vor Eingriffen der Kirchenbehörden dürfte nämlich die vor Eingriffen „Außenstehender" inzwischen überstiegen haben. Die erbetene Besprechung fand am 1. Oktober 1946 statt. Merzyn führte dabei aus, der Rat der EKD sei an engeren Beziehungen zur Inneren Mission deshalb interessiert, weil sich in der sowjetischen Zone Bestrebungen zeigten, Anstalten und Einrichtungen der Inneren Mission und der Caritas in die öffentliche Wohlfahrtspflege zu überführen. Münchmeyers Gesprächsvermerk zufolge erklärte er dann: „In den westlichen Zonen müßte mit solchen Tendenzen ebenfalls ernsthaft gerechnet werden. Sie würden zutage treten, je mehr die Besatzungsmacht deutschen staatlichen Stellen Gelegenheit zur Selbstverwaltung gebe. Darum sei es erforderlich, nicht nur für den Ernstfall ein Programm auszuarbeiten, sondern schon jetzt eine engere Verbindung herzustellen."88

Die personelle Verzahnung durch Lilje, den neuen Präsidenten des CentraiAusschusses, reiche nicht aus, und die „fördernde Obhut" müsse ausgebaut werden. Die Kirchenkanzlei dachte daran, alle Einrichtungen der Inneren Mission, die sich verpflichteten, „als kirchliche Einrichtungen im Sinne und im Interesse der Kirche zu arbeiten", durch Erteilung einer Urkunde und Eintrag „in eine Art Stammrolle" unter kirchlichen Schutz zu stellen. Außerdem sollten die Vermögen „zwecks größerer Sicherheit" der Kirche zu treuhänderischer Verwaltung übergeben werden. Merzyn bat darum, daß der Central-Ausschuß möglichst bald einen Plan unterbreite, damit nicht der Rat die Initiative ergreifen müsse. Ein Ratsmitglied habe das bereits angedeutet, und es könnten der Inneren Mission wenig genehme Vorschläge gemacht werden.89 Nun wurde auch dem Central-Ausschuß die Angelegenheit plötzlich „eilig und wichtig", und er berief eine Kommission ein, deren Bildung die Geschäftsführerkonferenz zwar schon am 9. Juli 1946 beschlossen hatte, die aber noch nicht aktiv geworden war.90 Zu dieser Sitzung legte KrügerWittmack eine Abmachung zwischen Kirche und Innerer Mission vor91, Münchmeyer eine vom Central-Ausschuß herauszugebende Anordnung.92 Die Diskussion über diese Entwürfe führte zu dem Ergebnis, daß eine »8 V o m 5 . 1 0 . 1946 (EBD.). 89 EBD. 90

Auszug aus der Ns, (ADW, CAW957). Mitglieder waren: Ohl, Krüger-Wittmack, Steckelmann, Münchmeyer, Engelmann. Vgl. Rundschreiben Münchmeyers an die Kommissionsmitglieder, 7.10. 1946 (EBD.). " „Entwurf" zur Besprechung am 15.10. 1946...", 8.10. 1946 (EBD.). " „Entwurf", 14.10. 1946 (EBD.).

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„Stammrolle" nicht erforderlich sei, weil es schon längst ein „Kataster" der Inneren Mission gebe und der Erfolg des Vorschlages der Kirchenkanzlei ungewiß bleibe. Zu erwägen sei, ob der Central-Ausschuß oder die Landesverbände selbst Zugehörigkeitsbescheinigungen ausstellen sollten. Eine Übertragung der Vermögen schien hingegen kaum praktikabel, und gegen ein Abkommen mit der E K D wurde deren ungeklärter Status angeführt. Die Kommission war vielmehr der Auffassung, daß die Erklärung des Reichskirchenausschusses vom 18. April 1936, der Erlaß des Leiters der Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche vom 12. Juni 1940 und die Verfügung des Rates der E K D vom 15. Dezember 1945 durchaus genügten, um das Verhältnis von Innerer Mission und verfaßter Kirche zu regeln.93 Im übrigen habe eine Unterredung mit Lilje ergeben, daß die Angelegenheit doch weniger eilbedürftig sei, als Merzyn gemeint hatte.94 Ende Oktober 1946 wurde zwischen der Kirchenkanzlei und dem CentralAusschuß verabredet, die Frage einer „Stammrolle" und einer Vermögensübertragung sowie der künftigen Stellung der Vereinsgeistlichen der Inneren Mission, des kirchlichen Charakters der „diakonischen Kräfte" und des „neuen Diakonats" der Lektoren und Unterrichtskräfte einer Reihe von Vertretern der Kirchenleitungen und führenden Mitarbeitern der Inneren Mission vorzulegen. Den Wortlaut eines entsprechenden Schreibens sowie den Kreis der Empfänger stimmten die Kirchenkanzlei der E K D und der Central-Ausschuß gegenseitig ab, doch wurde es den Adressaten gegenüber ausdrücklich als Privatbrief Asmussens bezeichnet.95 Die meisten der Befragten betonten die Zusammengehörigkeit von Kirche und Innerer Mission und wünschten, daß diese immer stärker zum Ausdruck komme. Aber die Anlage einer besonderen Liste unter kirchlichem Schutz stehender Einrichtungen und Anstalten oder gar eine Vermögensübertragung wurde nur von wenigen als notwendig und zweckmäßig angesehen. So hielt etwa Meiser den Gedanken für abwegig und meinte, der Vorschlag erscheine ihm „als ein analoger Vorgang zu der Forderung . . . daß der Staat im Wege der Sozialisierung Träger aller großen, lebenswichtigen 93 GESETZBLATT DER D E K 1936, S. 53 und 1940, S. 39f. Rundschreiben Wurms an die Landeskirchenregierungen, 15.12. 1945 ( A D W , C A W 9 5 7 ) . - Vgl. G. Krüger-Wittmack, Verhältnis, S. 18-23 und oben S. 137. 94 Krüger-Wittmack, N s über die Besprechung am 15. 10. 1946, 16. 10. 1946 ( A D W , CAW957). 95 Vermerk Münchmeyers betr. Besprechung mit Asmussen und Merzyn am 29. 10. 1946, 8.11.1946, Anlage zum Schreiben Merzyns an Münchmeyer, 2 . 1 2 . 1 9 4 6 ; R S Asmussen 21. 11. 1946 (EBD.). Antworten liegen vor von Meiser, Bender, Müller-Darmstadt, Wüstemann, Stählin, von Scheven, Ludolf Müller-Magdeburg, Mitzenheim, Hartenstein, Happich, Thümmel, Brunotte, Nicol, Ziegler, Brandt, Schlink, Vöhringer, Eyl und Steltzer, Briefentwürfe von Münchmeyer, Frick und Gerstenmaier. Keine Antwort liegt vor von Dibelius, Schöffel, Beste, Held, Beckmann, Lau, Halfmann, Lilje7 Böhm, Schadeberg, Heyer, Schreiner, Herntrich, Pawlowski, Iwand, Freudenstein und von Tiling.

Verfaßte Kirche und Innere Mission

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Unternehmungen" werden solle. „Die freie Triebkraft des Glaubens, der Unternehmungsgeist und das Charisma berufener Persönlichkeiten würde dadurch ausgeschaltet."96 In anderen Stellungnahmen wurde darauf hingewiesen, daß viele Werke der Inneren Mission sich in ihrem geistlichen Charakter stark von den Landeskirchen unterschieden und mit diesen schlecht „auf einen Nenner" 97 zu bringen seien. Nur in wenigen Briefen wurde grundsätzliche Kritik an der Inneren Mission geübt, und zu den Ausnahmen zählten auch Schreiben, in denen das Hilfswerk in die Überlegungen einbezogen wurde. Abgesehen von Berg und dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Theodor Steltzer, der freilich bekannte, er wisse mit Asmussens Frage „nicht so recht etwas anzufangen", äußerte sich hierzu nur Prälat Karl Hartenstein. Sein Brief war kennzeichnend für die zunehmend kritische Einstellung der württembergischen Kirchenleitung gegenüber dem neuen Werk.98 Von den Mitgliedern des Central-Ausschuß-Vorstandes liegen keine schriftlichen Antworten vor; das mag damit zusammenhängen, daß sie es gern vermieden, ihre Bedenken gegenüber der Kirchenkanzlei schriftlich auszusprechen. Lediglich Münchmeyer konzipierte ein Antwortschreiben und äußerte sich darin ausführlich zu der Möglichkeit, die der Inneren Mission von der verfaßten Kirche bisher nur allgemein zugesprochene „fördernde Obhut" nun auch den einzelnen Anstalten und Einrichtungen gegen Abgabe einer Verpflichtungserklärung, den kirchlichen Charakter unter allen Umständen wahren zu wollen, zuzusichern. Natürlich begrüßte er den Gedanken, fuhr dann aber fort: „Nur muß dabei die Möglichkeit ins Auge gefaßt werden, daß nicht alle zur IM gehörenden, dem CA als Spitzenverband angeschlossenen Einrichtungen der IM eine solche ausdrückliche Verpflichtung werden geben wollen oder können. In manchen

96

Meiser an Asmussen, 3. 2. 1947 (ADW, CAW 957). So Hartenstein an Asmussen, 1 6 . 1 2 . 1 9 4 6 (EBD.). 98 Scharfe Kritik an der Inneren Mission übte Schlink in einem Brief vom 13. 12. 1946. Er sprach von „bedenklicher Werkerei", „selbstverständlichem Selbstruhm", „Routiniertheit des Geschäftemachens und der Verwaltung", hielt aber eine Verkirchlichung nur unter der Voraussetzung für sinnvoll, daß „in der Kirche das Evangelium kräftiger wirksam ist, als in der IM" (EBD.). Stählin begann seine Kritik vom 16.12. 1946 mit dem Satz: „Der ganze Ausdruck .Innere Mission' ist mir verdächtig." (EBD.). - Zu Bergs Entwurf für ein Antwortschreiben Gerstenmaiers an Asmussen vgl. oben S. 127f.. - Steltzer an Asmussen, 28.1. 1947 (EZA BERLIN, EKD 40). - In Hartensteins Schreiben vom 16.12.1946 heißt es zum Hilfswerk: „Ich warne vor der sich bereits abzeichnenden, mich ängstigenden Linie des Hilfswerk-Reich [sie!], das ganze Werk der Inneren Mission in sich aufzusaugen und die ganze Aktivität der Inneren Mission in das Hilfswerk einzubauen. Dieser Weg führt in die Zentralisationstendenz des 3. Reiches und vergißt nicht nur das historische Erstgeburtsrecht der Inneren Mission, sondern auch das kirchliche Grundgesetz, das darin besteht, im Raum der Kirche den freien Werken eine bestimmte geistliche Selbständigkeit zu belassen, ja, sie zu bestärken, so wie es die katholische Kirche mit ihren Orden beispielhaft und wirksam tut." (ADW, CAW 957). 97

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Fällen dürfte ihr der Tenor der Stiftungsurkunde, die ebenso christliche wie humanitäre Einflüsse zeigt, oder die Zusammensetzung des Vorstandes trotz bisher immer gewahrter christlicher Haltung im Wege stehen. Andere könnten es für unberechtigt oder für unnötig halten, sie nochmals zu fordern und zum Ausdruck zu bringen. Jedenfalls ist nicht damit zu rechnen, daß alle dem C A angeschlossenen Anstalten und Einrichtungen der IM trotz seiner Empfehlung einheitlich handeln und die verlangte Erklärung abgeben. Dadurch würde ein Unterschied entstehen zwischen Anstalten und Einrichtungen der IM, die unter dem besonderen Schutz der Kirche stehen, und anderen sozusagen minderen Rechts. Dieser Unterschied könnte zum Zwiespalt oder zur Spaltung führen. Es ist zu erwägen, ob diese Gefahr in Kauf genommen werden soll, um endlich eine in unserer Zeit unentbehrliche und fällige eindeutige Entscheidung zu fordern und klare Scheidung der Geister zu erreichen.""

Münchmeyers Erwägungen, die der Kirchenkanzlei dann nicht mitgeteilt wurden, dürften auch der Meinung des Vorstandes nahegekommen sein. Dieser beriet die Angelegenheit am 9. Januar 1947 und befand, daß „besondere Maßnahmen" zur Zeit nicht erforderlich seien, daß man aber „im weiteren Austausch mit der Kirchenkanzlei" bleiben solle.100 Damit war die Angelegenheit vorläufig abgeschlossen. Das Verhältnis zur verfaßten Kirche wurde erst am Jahresende 1947 wieder stärker diskutiert, nachdem der erste Entwurf für eine Kirchenverfassung, die „Grundordnung" der EKD, bekanntgeworden war.

3. Zum Ausbau des Zentralapparats und der Tätigkeit des Hilfswerks Als seit dem Frühjahr 1946 zuerst die Sendungen des Council of Relief Agencies Licensed for Operation in Germany (Rat der für die Tätigkeit in Deutschland zugelassenen Hilfsorganisationen - CRALOG) und wenig später auch die der Cooperative for American Remittances to Europe (Genossenschaft für amerikanische Sendungen nach Europa - CARE) einzutreffen begannen, wurde ein weiterer Ausbau des Zentralapparats notwendig.101 "

Münchmeyer an Asmussen (Entwurf), 2 1 . 1 2 . 1946 (EBD.). Auszug aus der N s (EBD.). Vgl. auch CA-Vorstand, 4 . 1 2 . 1946, Ns, Auszug (EBD.); Engelmann an Freudenstein betr. den Entwurf zu einem „Gesetz betr. die Zuordnung von Kirche und Innerer Mission innerhalb der Ev. Landeskirche von Kurhessen und Waldeck", 100

1 0 . 3 . 1946 (EBD.). 101 C R A L O G verschickte Massensendungen, die in Deutschland nach einem bestimmten Schlüssel über die Wohlfahrtsverbände (Hilfswerk und Caritas, später auch Deutsches Rotes Kreuz und Arbeiterwohlfahrt) verteilt wurden, die für diesen Zweck in den Westzonen und in den Westsektoren von Berlin verschieden benannte Zentralausschüsse „zur Verteilung ausländischer Liebesgaben" bildeten. C A R E versandte Individualpakete, die zum Teil ebenfalls über die Wohlfahrtsverbände weitergeleitet wurden, welche dafür eine bestimmte Quote an „Freipaketen" erhielten. Für Einzelheiten vgl. H . - J . WOLLASCH, Auslandshilfe; E. MCSWEENEY, Wohlfahrtshilfe und die JAHRESBERICHTE des Hilfswerks.

Tätigkeit des Hilfswerks

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Zuerst kam eine Transportleitstelle in Bremen hinzu, da über diesen Hafen die CRALOG-Sendungen aus den Vereinigten Staaten eingingen. Das Büro nahm Ende August oder Anfang September 1946 seine Tätigkeit auf102 und unterstand ebenso wie eine weitere Transportleitstelle, die im Frühjar 1947 in Lübeck eingerichtet wurde, der Hamburger Außenstelle des Zentralbüros. 103 Als die Einfuhr amerikanischer Liebesgaben auch von den französischen Besatzungsbehörden gestattet wurde, errichtete das Zentralbüro im Oktober 1946 eine Geschäftsstelle in Baden-Baden, der außer der Überwachung der Liebesgabenverteilung auch die Vertretung des Hilfswerks bei den französischen Behörden oblag.104 Schließlich verfügte das Hilfswerk mit dem „Tyska Kyrkokontoret" bald auch über eine kleine Außenstelle in Stockholm, deren Tätigkeit seit Mitte 1946 größeren Umfang annahm. Sie diente als Vermittler zu den schwedischen Hilfsorganisationen und denjenigen überseeischen Verbänden, die ihre Sendungen über Schweden gehen ließen, sowie dem Wareneinkauf im Rahmen des „Veredelungsgeschäfts".10 5 Ferner unterhielten die Zentralbüros in Stuttgart und Berlin sowie die Außenstelle Hamburg jeweils umfangreiche Lager-, Dispositions-, Transport- und Paketabteilungen. Schließlich mußte während der Blockade der Stadt Berlin von 102 Lt. Schreiben Gerstenmaiers an Volkmann, 21. 8. 1946 (ADW, ZB 201) wurde sie am 17. 8. 1946 errichtet. 103 Seit 1.10.1946 war ein Beauftragter der Außenstelle in Lübeck mit der Überwachung der für das Hilfswerk tätigen Spediteure beschäftigt (vgl. EBD., ZB 198). Am 2. 5. 1947 (EBD.) meldete die Außenstelle dem ZB die Arbeitsaufnahme der Transportleitstelle Lübeck. Davor hatte schon vom 1.1. 1946-31.12.1946 eine „Außenstelle Lübeck" des ZB bestanden, deren eigentlicher Zweck aber war, dem früheren EHK-Mitarbeiter P. Hans-Dietrich Pompe die Weiterarbeit im Rahmen des Hilfswerks zu ermöglichen (vgl. oben S. 98). - Der Zeitpunkt der Auflösung der „Transportleitstelle Lübeck" ließ sich nicht ermitteln. Die Außenstelle Hamburg bestand bis zum 31. 3. 1960. Die Transportleitstelle Bremen besteht noch. 104 Die Geschäftsstelle wurde zum 1.10.1950 aufgelöst. Leiter: Gerhard Wolf (bis Frühjahr 1947) und Paul Graf Yorck von Wartenburg (vgl. ADW, ZB 194). 10 5 Tyska Kyrkokontoret (TKK) wurde kurz vor oder nach Kriegsende auf Veranlassung der deutschen St. Gertrudsgemeinde in Stockholm und des emigrierten deutschen Pfarrers Kurt Meschke (lt. Meschke an Ehrenström, 6. 9.1945: AÖRK, GSC Meschke) gegründet und zwar mit Hilfe der schwedischen kirchlichen Hilfsorganisation „Till Bröders Hjälp" (Bruderhilfe) (lt. Meschke an Vf., 24. 8.1984), unter deren Dach verschiedene Hilfsorganisationen zusammengefaßt werden sollten, wobei auch an ein tschechisches, finnisches, ungarisches und niederländisches Büro gedacht war (lt. Gerstenmaier an Northam, 9.12. 1946: ADW, ZB 332). T K K sollte „die kirchliche Arbeit an deutschen Internierten und Hüchtlingen" leiten und für Aufgaben des kirchlichen Wiederaufbaus bereitstehen (Meschke an Ehrenström, 6. 9.1945: AÖRK, GSC Meschke). Ohne Rücksprache mit Meschke (lt. Meschke an Vf., 24. 8.1984) übertrug Gerstenmaier, vermutlich im Einvernehmen mit „Till Bröders Hjälp", bei seinem ersten Besuch in Schweden im Herbst 1945 die Leitung an Dr.-Ing. Heinz von Bodelschwingh. Die von Meschke begonnene Arbeit wurde 1946 von der St. Gertrudsgemeinde übernommen (Meschke an Vf., 24. 8.1984), doch gab diese im Jahre 1948 das Gabenpaketgeschäft, das sich daraus entwickelt hatte, an T K K ab („Niederschrift über Besprechungen in Stockholm.. . v o m l 4 . 1 . - 8 . 2 . 1 9 4 8 " : ADW, ZB 205). Trotz der Verbindung zu „Till Bröders Hjälp" war TKK faktisch eine „Art Außenstelle des Hilfswerks" (so Meschke an ZB-Ost, 16.3.1946: EBD., ZBB 545) und firmierte

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Juni 1948 bis Mai 1949 noch ein „Hauptlager" in Magdeburg eingerichtet werden, „um die von Stuttgart, Bremen und Hamburg für das ZentralbüroOst bestimmten Liebesgabentransporte entgegenzunehmen und an die Hauptbüros in der sowjetischen Zone weiterzuleiten".106 Schon sehr früh hatte das Hilfswerk neben der „Osthilfe" in der Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen das soziale Problem erkannt, das es vordringlich zu lösen gelte, und hier einen Schwerpunkt seiner Arbeit gesetzt. Es beteiligte sich daher maßgeblich an der Bildung von „Hilfskomitees" der evangelischen Deutschen aus den östlichen Provinzen Preußens und aus Ost- und Südosteuropa. Zu einer Ausweitung des Zentralapparats führte die hierbei gewährte finanzielle und organisatorische Unterstützung nicht, denn die Geschäftsführung der Hilfskomitees wurde, wie es ihrem Charakter als Selbsthilfeorganisationen entsprach, nicht vom Zentralbüro besorgt, sondern von diesen jeweils selbst wahrgenommen. Allerdings machte die Aufnahme der Vorsitzenden der Hilfskomitees in den WiederaufbauAusschuß dieses ohnehin umfangreiche Gremium noch schwerfälliger und noch weniger geeignet, die Leitung des Hilfswerks zu kontrollieren oder gar eigene Impulse für die Arbeit zu geben.107 Die Bemühungen um „Siedlung" und Wohnungsbau als einer Teilaufgabe der Flüchtlingshilfe führten dagegen zu einer weiteren organisatorischen Ausdehnung. Das Hilfswerk wollte sich ja nicht mit Ratschlägen, mit dem mit dem Zusatz „Sverige Delegationen av ,Das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland' ", so daß es von der Auflösung der Trägerorganisation - daß „Till Bröders Hjälp" als solche fungierte, war von Bodelschwingh lt. Schreiben an den Vf. vom 2. 10. 1980 nicht bekannt gegen Ende des Jahres 1946 (vgl. Gerstenmaier an Northam, 6.9. 1946: ADW, ZB 332 und Northam an Gerstenmaier, 10.1.1947: Ebd., ZB 333) unberührt blieb. Nach der Rückkehr von Bodelschwinghs nach Deutschland Ende 1950 wickelte TKK seine laufenden Geschäfte ab und wurde im Sommer 1952 geschlossen (von Zitzewitz an ZB-Ost,9. 7. 1952, EBD., ZBB 545). Zum TKK insgesamt vgl. E. Gerstenmaier, Streit, S. 254f. Zum Veredelungsgeschäft vgl. oben S. 91 f. und unten S. 230ff.. 106

JAHRESBERICHT DES HILFSWERKS 1949, S. 5. Das Lager w u r d e z u m 1. 8 . 1 9 4 8 eingerich-

tet, (Konsistorium Magdeburg an ZBB, 8. 8.1949: ADW, ZBB 1664) und ging seiner hauptsächlichen Funktionen verlustig, als ein Erlaß des Innenministeriums der DDR vom 12.12.1950 die Einfuhr von Liebesgaben nahezu vollständig unterband. Nach dieser gemeinhin als „SteinhoffErlaß" bezeichneten Verordnung war „die direkte Einfuhr von Waren und Gegenständen aller Art als Liebesgaben" durch kirchliche Organisationen künftig nicht mehr zulässig (EBD., ZBB 1669). Das Magdeburger Lager wurde zum 1. 4. 1952 aufgelöst. Direkteinfuhren über Saßnitz wurden in Zusammenarbeit mit einem Speditionsunternehmen abgewickelt. Eine Außenstelle, die das ZB-Ost etwa von 1947 bis 1950 in Frankfurt/Oder unterhielt, diente der Betreuung von endassenen Kriegsgefangenen und Umsiedlern. ,07 Im Frühjahr 1947 umfaßte der W A A 28 landeskirchliche, sieben (1948: neun) freikirchliche und einen altkatholischen Vertreter, 13 Hilfskomitee-Vorsitzende (1948: 19) und einen Vertreter des Centrai-Ausschusses (Vgl. M H W , Nr. 1 (April 1947), Sp. 5-10 und Jahresbericht 1947 vom Juni 1948, S. 19f.). - Die Vertreter der Hilfskomitees hatten jedoch nur Stimmrecht in den sie betreffenden Fragen. Vgl. W A A , 11. 6.1947, Ns (Entwurf): A D W , ZB 57; Ordnung des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland vom 15./16. 6. 1948, § 7 ( M H W

Tätigkeit des Hilfswerks

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Abhalten von Tagungen und dem Aufstellen von Programmen begnügen, sondern praktikable Lösungen erproben, um es nicht bei Worten allein bleiben zu lassen. So entstand schon im Mai 1946 eine „Abteilung Siedlungsdienst" in Heidelberg - vielleicht in organisatorischer Verbindung mit der Bauabteilung im nahen Neckarsteinach - , deren Aufgabe der Bau kleiner Mustersiedlungen in der Umgebung Heidelbergs und daran anknüpfende Beratungstätigkeit war. Die Durchführung der von ihr initiierten Projekte gab die Abteilung später an die 1948 gegründete „Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland" ab, deren Kapital zum größeren Teil vom Zentralbüro in Stuttgart gehalten wurde und die zahlreiche Zweigstellen im gesamten Bereich der Bundesrepublik errichtete.108 Zeitweilig bestand innerhalb der „Abteilung Siedlungsdienst" oder dieser koordiniert in Heidelberg auch eine „Abteilung Wohnbedarf"; sie sollte nach eigenen Entwürfen im Lohnauftrag funktionelle und zeitgemäße Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände herstellen und vertreiben, wie sie in den vielen neu auszustattenden Haushalten und in den Siedlungen, die dem Zentralbüro vorschwebten, benötigt wurden. Dieser Aufgabe wandte sich auch das „Sozialwerk für Wohnung und Hausrat" in Baden-Baden zu, das im Frühjahr 1949 entstand und nominell eine gemeinsame Gründung der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft des Hilfswerks, einer katholischen Siedlungsgesellschaft und der Arbeiterwohlfahrt, faktisch aber ein Unternehmen der Baden-Badener Außenstelle des Hilfswerks war und mit einem Betriebsmittelkredit des Zentralbüros arbeitete. Das Sozialwerk unternahm es besonders, den Wiederaufbau vollständiger Straßenzüge zu koordinieren und mit städtebaulichen Neuordnungsmaßnahmen zu verbinden. 109 Nr. 16/17 (Juli/August 1948), Sp. 2 9 3 - 2 9 6 ) ; Kirchengesetz zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 13. 1. 1949, § 6 Absatz 3 (ABLEKD 1950, S. 27-29). Nach dem Kirchengesetz zur Ordnung des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 5. 4 . 1 9 5 1 gehörten dem Hilfswerkausschuß nur zwei Vertreter der Hilfskomitees an, jedoch ohne Einschränkung des Stimmrechts (ABLEKD 1951 Nr. 41), ebenso der Diakonischen Konferenz nach § 7 der Ordnung des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland" vom 8. 3 . 1 9 5 7 (Anlage 1 zum Kirchengesetz über den Zusammenschluß von Innerer Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 8. 3. 1957: ABLEKD 1957 Nr. 70, S. 73-79). - Zur Hilfskomiteearbeit insgesamt vgl. H . RUDOLPH, Kirche I. 108 Die bayrische und die hessen-nassauische Landeskirche gründeten eigene kirchliche Siedlungsgesellschaften; in Berlin wurde 1952 auf Initiative des ZB-Ost die „Hilfswerk-Siedlung GmbH" gegründet, deren Kapital vom Hauptbüro Berlin gehalten wurde (Vgl. A D W , H B B 123). - Zur Siedlungsarbeit des Hilfswerks vgl. dessen Jahresberichte sowie die Geschäftsberichte der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft sowie neuerdings auch H . RUDOLPH, Kirchen I, S. 99-136. 109 Vgl. A D W , Z B 230 und 231. Der JAHRESBERICHT DES HILFSWERKS 1951 nenntProjekte in Freudenstadt, Darmstadt, Augsburg, Mainz, Kaiserslautern, Freiburg, Breisach, Heilbronn und Ludwigshafen (S. 26). Gemeinsam mit dem WK-Verband propagierte das Sozialwerk auch

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Auch das Prinzip, die Selbsthilfe mit der Auslandshilfe zu kombinieren, führte zu einer Ausweitung des Zentralapparats. Für die Abwicklung des Notkirchenprogrammes wurde am Wohnort des Kirchenarchitekten Otto Banning die „Bauabteilung Neckarsteinach" eingerichtet.110 Wirtschaftsabteilungen im Zentralbüro und in der Außenstelle Hamburg waren für die Durchführung des „Veredelungsprogramms" zuständig, in dessen Rahmen das Hilfswerk Rohstoffe, vor allem Baumwolle, Zellulose und Fisch, die es von ausländischen Spendern erhielt, im Lohnauftrag weiterverarbeiten „veredeln" - ließ. Die Endprodukte wurden teils unentgeltlich verteilt, teils weiterveräußert. Der Erlös ermöglichte dem Hilfswerk die Durchführung seiner Programme auf anderen Gebieten. Während die Notkirchenbauten allein aus den hierfür zur Verfügung gestellten Auslandsspenden finanziert werden konnten, band die Weiterverarbeitung von Rohstoffspenden, die aus dem inländischen Spendenaufkommen des Hilfswerks vorfinanziert werden mußte, beträchtliche Geldmittel. Im ersten Jahresbericht des Hilfswerks, der im Juni 1947 erschien, hieß es, sein Vorschlag, nicht fertige Bibeln, sondern Bibeldruckpapier oder Zellstoff zu spenden, sei von den ausländischen Gebern akzeptiert worden. Er werde analog auch auf anderen Gebieten befolgt, und es seien dem Hilfswerk „verschiedene Posten von Rohmaterialien" zur Verfügung gestellt worden: „Hieraus entwickelte sich automatisch eine gewisse wirtschaftliche Betätigung des Zentralbüros. Es ist erst ein bescheidener Anfang gemacht, aber das Hilfswerk setzt sich hier mit ganzer Kraft ein".111 Ein Jahr später konnte bereits von einer erheblichen Ausweitung dieser Aktivitäten berichtet werden: „In steigendem Umfang erfordert die Veredelung von Rohstoffen die Bereitstellung von Zahlungsmitteln, da das Zentralbüro genötigt ist, diese Produktion vorzufinanzieren. Erst nach geraumer Zeit fließen die Mittel wieder an das Zentralbüro zurück. Wie erfolgreich unsere Bemühungen waren, die ausländische Liebestätigkeit von der Stiftung von Fertigfabrikaten auf die Lieferung von Rohstoffen umzustellen, zeigt das enorme Anwachsen dieser Aufgaben auf Grund der bei Ende des Berichtsjahres vorliegenden Planungen. Während die Kreditbeanspruchung für Rohstoffveredelung im Berichtsjahr sich auf etwa 2 Millionen Mark belief, wird sich diese Summe im Jahr 1948 auf etwa 16 Millionen Reichsmark erhöhen. Diese Zahlen sind ein Spiegelbild dafür, wie erfreulich sich die Kombination von Auslands- und Selbsthilfe weiterentwickelt."112

„zweckschöne Wohngegenstände als erstrebenswerte Einrichtung", die sogenannten W K S Möbel (EBD.), die v o n den damaligen Partnern des Sozialwerks heute noch produziert werden. Seit Mitte der fünfziger Jahre übte das Sozialwerk, das seinerseits mehrere Beteiligungen und Tochterfirmen erwarb, keine nennenswerte Geschäftstätigkeit mehr aus. 1 1 0 Seit April 1946 (vgl. EBD., Z B 2 1 0 ) ; sie bestand bis zur Abwicklung des Diasporagemeindezentren- und Kapellenprogramms 1952. 111 JAHRESBERICHT DES HILFSWERKS 1946/47, S. 6. 1 1 ! JAHRESBERICHT DES HILFSWERKS 1947, S. 5.

Tätigkeit des Hilfswerks

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Neben Rohstoffspenden des Ökumenischen Rates der Kirchen und des „Hilfswerks der Evangelischen Kirchen der Schweiz" wird die Unterstützung der „Rohstoffbestrebungen" des Hilfswerks durch die amerikanische Missouri-Synode (Lutheran Church - Missouri Synod), den Lutherischen Weltbund und den „Deutsch-Afrikanischen Hülfsausschuß" (Pretoria) besonders hervorgehoben. Auch bei Lebensmittelspenden bemühte sich das Hilfswerk um unverarbeitete Produkte.113

a) Hilfswerk und Politik - Die Gründung der Außenstelle Assenheim Das Hilfswerk war sich der politischen Dimension seiner Arbeit durchaus bewußt114, und Gerstenmaier selbst hat im „ Sachwort der dienenden Kirche" zu politischen und wirtschaftlichen Lebensfragen des deutschen Volkes einen Teilbereich ihres diakonischen Auftrages gesehen.115 So kam es nicht von ungefähr, daß Berg auf der Kirchenversammlung in Treysa am 5./6. Juni 1947 in Vertretung Gerstenmaiers über „Die politische Bedeutung des Hilfswerks heute" sprach. Er erklärte, die Hilfswerkarbeit sei ein „positiver Beitrag zur politischen Einheit unseres preisgegebenen Vaterlandes: als Bekundung des Willens dazu".116 Zahlreiche internationale Verbindungen würden durch sie geknüpft und so das Verständnis des Auslands für die Lage Deutschlands gefördert: „ N e b e n d e m K i r c h l i c h e n A u ß e n a m t [ d e r E K D ] h a t d a s H i l f s w e r k , o b es i h m u n d a n d e r e n lieb o d e r leid ist, ein S t ü c k außenpolitischer V e r a n t w o r t u n g stellvertretender A r t für g a n z D e u t s c h l a n d , d e r e n G e w i c h t u n d L a s t w i r w a h r h a f t i g e m p f i n d e n , die w i r aber z u t r a g e n als u n g e s u c h t u n s zugefallen willens s i n d . " 1 1 7

Zur Wahrnehmung solcher Aufgaben bot schon die Zusammensetzung der Mitarbeiterschaft des Zentralbüros, unter der sich nicht wenige ehemalige Diplomaten befanden, günstige Voraussetzungen.118 So war die Übernahme politischer Verantwortung - auch die Mitwirkung bei der Bildung der Hilfskomitees der Flüchtlingskirchen lange vor der Zulassung von Vertriebe-

115 EBD., S . 5 . " 4 Vgl. oben S . 1 2 4 f . . ,,s Vgl. oben S. 135. 1 1 6 Ms ( A D W , Z B 10). 117 EBD. Berg geht des weiteren auf die Notwendigkeit der Arbeitsbeschaffung, der Flüchtlingshilfe und der Bedeutung der v o m Hilfswerk praktizierten Kombination von Auslandshilfe und Selbsthilfe in diesem Zusammenhang ausführlich ein.

118 Darunter G. Federer, G. v. Nostitz, W . v. Schmieden, F. v. Twardowski, W . v. Welck, G. Wolf. Vgl. auch J. DEGEN, Diakonie, S. 50, w o eine besondere Affinität dieser Mitarbeiter zum Nationalsozialismus suggeriert wird, ohne daß dies belegt würde.

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nenverbänden zählte hierzu119 - dem Zentralbüro wohl eher „lieb" als „leid". Wenige Tage nach Bergs Rede vor der Kirchenversammlung, am 11. Juni, unterrichtete Gerstenmaier den Wiederaufbau-Ausschuß von der Existenz der seit etwa einem Jahr bestehenden Außenstelle in Stockholm und erklärte: „Es ist das erste Mal, daß eine Außenstelle einer deutschen Stelle außerhalb der deutschen Grenzen geschaffen ist."120 Zu diesem Zeitpunkt arbeitete bereits seit sechs Monaten eine weitere kleine Außenstelle des Zentralbüros an der publizistischen Auswertung der beim Hilfswerk zusammenfließenden Informationen sowie an der Erstellung von Rechtsgutachten und Denkschriften. Sie verdankte ihre Entstehung nicht zuletzt der Erwägung, daß es in Deutschland eine Stelle geben müsse, die Vorarbeiten für künftige Friedensverhandlungen leisten könne. Im Herbst 1946 hatten zwischen der Leitung des Deutschen Caritasverbandes und dem Zentralbüro Gespräche über die Bildung gemeinsamer „Arbeitsausschüsse" stattgefunden. Als bald darauf die Nachricht verbreitet wurde, daß „am 10. März 1947 die Verhandlungen zwischen den Alliierten über die Festlegung der deutschen Friedensbedingungen in Moskau beginnen" würden, dachte man im Zentralbüro daran, in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband diejenigen „Probleme zu behandeln, welche die Kirchen, ihre Glieder, die konfessionellen Wohlfahrtsverbände und die Flüchtlinge betreffen und voraussichtlich zum Gegenstand des Friedensvertrages gemacht werden". Dabei war von Beginn an klar, daß politische Probleme nicht ausgeklammert bleiben könnten. In einem Vermerk Wolf von Gersdorffs, des Justitiars des Zentralbüros, vom 7. Januar 1947 heißt es dazu: „Wenngleich die Erörterung politischer Fragen nicht in Betracht kommt, so wird doch der Umstand, daß keine andere innerdeutsche Stelle zu einer umfassenden Behandlung der fraglichen Themen imstande ist, Veranlassung geben, die von dem Ausschuß zu leistenden Arbeiten auf alle Gebiete zu erstrecken, für welche eine Zuständigkeit des Hilfswerks und der Caritas insbesondere unter Berücksichtigung der beiderseitigen Flüchtlingsbetreuung bejaht werden kann." 121

Bereits vor Weihnachten 1946 trat das Zentralbüro in diesem Sinne an den Caritasverband heran und bat den früheren Leipziger Staatsrechtler und Präsidenten des Gustav-Adolf-Vereins, Hans Gerber, der gerade seine Lehrtätigkeit in Freiburg wieder aufgenommen und davor in der Geschäftsführung Süd des Hauptbüros Baden mitgearbeitet hatte, für das Hilfswerk bei der Behandlung dieser Fragen führend mitzuarbeiten und es in dem geplan1

" Zu den Hilfskomitees vgl. oben S. 146. Maßlos überschätzt wird ihre Wirksamkeit von J. DEGEN, der sie irrtümlich allein als Instrumente des Hilfswerks ansieht und seine Behauptung, sie hätten als „kirchlicher Ableger landsmannschafdicher CDU-Kreise" fungiert, nicht belegt (Diakonie, S. 59). 120 WAA, 11.6. 1947, Ns (Entwurf): ADW, ZB 57. 121 EBD., ZB 207.

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ten Ausschuß zu vertreten.122 Nachdem der Präsident des Caritasverbandes, Prälat Benedict Kreutz, den von Gersdorff am Jahresanfang 1947 in Freiburg aufsuchte, grundsätzlich zugestimmt hatte, einigte sich letzterer mit Gerber auf folgende Grundlinien für die beabsichtigte Arbeit der Ausschüsse: Beide Seiten sollten je drei Vertreter in einen „Hauptausschuß" entsenden, wobei neben Gerber an den früheren preußischen Kultusminister Otto Boelitz und den Göttinger Staatsrechtler Rudolf Smend, der auch dem Rat der E K D angehörte, als Vertreter von evangelischer Seite gedacht war. Dieser Ausschuß sollte dann darüber beschließen, welche Gebiete in besonderen Unterausschüssen unter Hinzuziehung von Sachverständigen zu behandeln seien; Caritasverband und Hilfswerk sollten für die materiellen Voraussetzungen sorgen. „Unterausschüsse" wurden unverbindlich für folgende Fragenkreise in Aussicht genommen: „Kultus, Soziale Fragen, Staatsrechtliche Fragen, Flüchtlingswesen (Rückwanderung, Auswanderung, Entschädigungsansprüche), Wirtschaft, Finanzen, Land- und Forstwirtschaft". 123 Es erwies sich rasch, daß der Caritasverband weniger Wert darauf legte, einen festen Arbeitskreis für kontinuierliche Arbeit zu bilden, sondern nur einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch anstrebte.124 A m 14. Januar 1947 nahm Kreutz abschließend zu den Vorschlägen des Hilfswerks Stellung und bemerkte, daß man sich für dessen Programm „nicht hinreichend legitimiert" fühle: „Unsere Schwierigkeit... besteht nun darin, daß der Deutsche Caritasverband... ein freier Verein ist, der allerdings vom deutschen Episkopat mit der Leitung und Durchführung der kirchlichen Liebestätigkeit beauftragt ist. Wir sind aber keine kirchliche Dienststelle... Kirchenpolitische Verhandlungen liegen nicht im Rahmen unseres Auftrages."

Er schlug vor, eine „Arbeitsgemeinschaft,Selbsthilfe zum Wiederaufbau"' zu bilden; in deren Rahmen könne man „zu allen Fragen des deutschen Wiederaufbaus Stellung nehmen", denn zur Förderung der „Selbsthilfe" seien die Wohlfahrtsverbände legitimiert. Eine eigene Institution brauche man dann nicht einzurichten.125 Der Caritasverband hatte damit eine Zusammenarbeit in der vom Hilfswerk gewünschten Form abgelehnt. Allerdings kam bereits am 6. Februar 1947 eine „Arbeitsgemeinschaft für Auswanderungsfragen des Deutschen Caritasverbandes und des Hilfswerks der

Vgl. K l i m m an Gerber, 27.12. 1946 (EBD., Z B 331). Niederschrift von Gersdorffs, 7 . 1 . 1947 (EBD.). 124 Gerber an von Gersdorff betr. Besprechung mit Caritasdirektor Wopperer am 7 . 1 . 1 9 4 7 , 7 . 1 . 1 9 4 7 (EBD., Z B 208). 125 Kreutz an Gerstenmaier, 14.1. 1947 (EBD., Z B 2 0 7 ) . Vgl. auch das dem Schreiben beigefugte Memorandum Wopperers „Arbeitsgemeinschaft ,Selbsthilfe zum Wiederaufbau'", 14.1. 1947 und Gerstenmaier an Kreutz, 7 . 1 . 1947 (EBD.). 122 123

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EKD" zustande, der am 27. April auch ein gemeinsamer „Arbeitsausschuß für Selbsthilfe und Selbstverwaltung" folgte.126 Im Gegensatz zum Caritasverband scheute sich das Hilfswerk jedoch nicht vor der Behandlung politischer Probleme, denn es meinte, „dort einspringen zu müssen, wo ein Notstand deswegen eintritt, weil die staatlichen Organe nicht funktionsfähig sind", wie von Gersdorff am 20. Januar 1947 in einem Schreiben an Kreutz formulierte.127 Gegenüber dieser Aussage wirkt seine Feststellung, die Erörterung politischer Fragen komme in der gemeinsamen Ausschußarbeit mit dem Caritasverband nicht in Betracht, kaum überzeugend.128 Angesichts des Zögerns auf katholischer Seite trieb das Zentralbüro in Zusammenarbeit mit Gerber seine Planungen allein voran, und zwar, wie schon aus einem Schreiben Gerbers vom 7. Januar hervorgeht, in erster Linie mit Blick auf den Termin der geplanten Außenministerkonferenz in Moskau: „Wir müssen vor allem den März [1947] im Auge behalten und die Arbeit darauf zuschneiden. Für uns kann es nicht nur um ideelle Planung gehen, sondern muß das konkret Praktische herausgearbeitet werden. Es muß griffbereit für die kommenden Zeiten vorliegen. Deswegen brauchen wir zunächst einmal einen Dauerarbeitsstab." 129

In einer ersten Besprechung mit Smend und Boelitz am 14. Januar 1947 erklärte Gerber zu den Absichten des Hilfswerkes, diesem komme es „ . . . entscheidend darauf an, daß die dem Arbeitsausschuß zugedachten Aufgaben überhaupt aufgegriffen werden, daß durch sie der Kirchenleitung, den Landeskirchen, dem Hilfswerk und sonstigen kirchlichen Stellen vom kirchlichen Standpunkt aus vorgearbeitetes Material für die Friedensvorbereitung zur Verfügung gestellt wird und daß schließlich eine Stelle da ist, von der aus eine [ . . . ] Einschaltung der Kirche in Vorbereitungsarbeiten für die Friedensgestaltung erfolgen kann, wie sie von vorhandenen oder neu zu schaffenden Stellen unternommen werden." 1 3 0

Während Gerber die Uneigennützigkeit des Hilfswerks betonte, vertrat Smend die Interessen des Kirchlichen Außenamtes der EKD und erreichte, daß Niemöller das Recht zugestanden wurde, die künftige „Evangelische Arbeitsstelle für Friedensfragen" mit bestimmten Weisungen zu versehen und Arbeitsergebnisse... anzunehmen oder zu verwerfen". Mit der Einrichtung der Arbeitsstelle in Schloß Assenheim bei Friedberg, einem Kursushaus der Michaelsbruderschaft, sollte Gerber unverzüglich beginnen.131

126 MHW 2 (Mai 1947), Sp. 29f. und 3 Juni 1947), Sp. 40. - Größere Bedeutung haben diese Ausschüsse in der Folgezeit jedoch nicht erlangt. 127 So von Gersdorff an Kreutz, 20.1. 1947 (ADW, ZB 208). 1 2 ! Vgl. oben S. 150. 129 130 151

Gerber an von Gersdorff, 7 . 1 . 1947 (EBD.). Ns Gerbers (EBD.). EBD.

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Wahrscheinlich hatte Gerber in den Verhandlungen mit Smend und Boelitz jedoch seine Kompetenzen überschritten, denn sein Bericht veranlaßte Gerstenmaier am 4. Februar zu einer ausführlichen Stellungnahme: Die Arbeit in Assenheim müsse ausschließlich wissenschaftlichen Charakter tragen und sich ganz in der Stille abspielen, ihre Ergebnisse sollten womöglich anonym bleiben. Mit der Bezeichnung „Evangelische Arbeitsstelle für Friedensfragen" habe er deshalb nicht einverstanden sein können. Das Verhältnis der „Außenstelle Assenheim" - unter dieser Bezeichnung hatte die Stelle am 27. Januar inzwischen ihre Arbeit aufgenommen - zum Zentralbüro ergebe sich bereits aus dem Namen. Das Hilfswerk könne sich nicht mit der materiellen Sicherstellung der Arbeit begnügen, sondern müsse sich einen „angemessenen Einfluß" vorbehalten. „Insbesondere muß die Verwertung des in Assenheim Erarbeiteten einzig Angelegenheit des Zentralbüros und der entsprechenden Stelle der Caritas sein."132 Gerstenmaier war demnach keineswegs gesonnen, Niemöller einen Einfluß auf die Arbeitsstelle zuzugestehen, und hatte auch die Hoffnung auf eine Zusammenarbeit mit der Caritas auf diesem Gebiet noch nicht aufgegeben, was einer der Gründe dafür gewesen sein könnte, bei der Namensgebung Zurückhaltung zu üben.13 3 An eine Ausklammerung der „Friedensfragen" dachte Gerstenmaier hingegen nicht. Ein „Verbindungsmann" sollte nämlich nicht nur die Anbindung der Außenstelle an das Zentralbüro gewährleisten, sondern auch die Verbindung zu „denjenigen Stellen in Deutschland, die sich mit ähnlichen Arbeiten befassen oder befassen werden" 134 , herstellen. Zu letzteren gehörte das „Deutsche Büro für Friedensfragen" in Stuttgart, das bald nach der Gründung der Außenstelle Assenheim von den Ländern der amerikanischen Besatzungszone errichtet worden war. Zum Verbindungsmann wurde Klaus Mehnert bestellt, der Gerstenmaier schon Ende 1946 seine Bereitschaft erklärt hatte, in einer deutschen Stelle mitzuarbeiten, die bei Friedensverhandlungen „als eine Art von Partner fungieren" könne 135 , und später auch im Deutschen Büro für Friedensfragen tätig wurde.136 Mehnert schlug nach einem ersten Besuch in Assenheim vor, die Dienststelle mit der Ausarbeitung eines Memorandums zum Friedensvertrag zu beauftragen, und entwarf selbst die Disposition zu einer solchen Denkschrift.137 Nach dem Scheitern der Außenministerkonferenz, die vom 10. März bis zum 24. April 1947 in Moskau getagt hatte, trat die Beschäftigung mit 13! 133

Gerstenmaier an Gerber, 4.2. 1947 (EBD.). Vgl. Vermerk von Nostitz', 17.2. 1947 (EBD.).

134

EBD.

135

Mehnert an Gerstenmaier, 2 8 . 1 2 . 1 9 4 6 (EBD.).

Vgl. K. MEHNERT, Ein Deutscher, S. 314f. ' 3 7 Mehnert, Vermerk betr. „Assenheim und Zusammenarbeit mit der Caritas in Fragen des Friedensvertrages" mit „Disposition einer Denkschrift... über den Friedensvertrag (Entwurf)", 12.2. 1947 (ADW, ZB 208). 136

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„Friedensfragen" jedoch in ihrer Bedeutung zurück. Als erste größere Arbeit legte die Außenstelle eine Untersuchung über „Die Lebensverhältnisse in Deutschland 1947" vor, deren englische Fassung in großer Zahl in den Vereinigten Staaten verbreitet wurde.138 Im ersten Jahresbericht des Hilfswerks, der im Sommer 1947 vorgelegt wurde, hieß es im Hinblick auf diese Studie und über die Arbeit der Außenstelle insgesamt: „Auch diese Untersuchungen erfolgen mit dem Blick über die Grenzen hinaus und gehören in diesem Sinn zu unserer Auslandsarbeit, zumal wir wissen, daß caritative Hilfe allein keines unserer großen Probleme zu lösen imstande ist, daß es dazu der politischen Zusammenarbeit der Welt bedarf."139 b) Kirche und Öffentlichkeit - Zur Gründung des Evangelischen Verlagswerks und zur Entstehung von „Christ und Welt" Das Zentralbüro hat sich schließlich noch auf einem anderen Gebiet betätigt, dem politische Relevanz beigemessen werden kann. Schon sehr früh wurde die Schaffung eines Verlages und die Herausgabe von Zeitungen erwogen, bis es schließlich im Sommer 1947 zur Gründung des Evangelischen Verlagswerks in Stuttgart kam. Die Verlags- und Zeitungsgründungen - im Evangelischen Verlagswerk erschienen seit 1948 die beiden Wochenzeitungen „Sonntagsblatt" und „Christ und Welt" - können als ein Versuch betrachtet werden, nach der Lahmlegung der kirchlichen Presse durch das nationalsozialistische Regime und nach den Zerstörungen während des Krieges dem evangelischen Verlags- und Pressewesen eine sichere materielle Grundlage zu schaffen, um so der Kirche die Wahrnehmung ihres Offent-

138 Weil in dieser Studie die Erleichterung von Rohstoffeinfuhren, die Aufhebung von Produktionsbeschränkungen und als Voraussetzung erhöhter Produktivität eine Verbesserung der Ernährungslage als erforderlich bezeichnet wurden, könne man sie, meint J . DEGEN, „nur als Manifest großindustrieller Interessen Deutschlands" verstehen (Diakonie, S. 48). Abschließend urteilt er: „Die Bemühung des christlichen Glaubens in diesem Zusammenhang konnte nicht weniger fragwürdig sein als dessen Vereinnahmung durch die .Deutschen Christen' unter dem Nationalsozialismus (EBD.)." Tatsächlich wird der christliche Glaube in dieser Studie aber gar nicht bemüht. Lediglich im Vorwort findet sich der Satz, vor der Not in Deutschland müsse „sich die helfende und gestaltende Kraft christlichen Glaubens, christlichen Seins bewähren"

( D I E LEBENSVERHÄLTNISSE, S. 7). 139 J B H W 1946/47, S. 4 - Mitarbeiter der Außenstelle: G. Rinck, U. Scheuner, Ε. Simon, M. Fauser, W . von Schmieden; die Leitung nahm Gerber nebenamtlich von Freiburg aus wahr. Die Außenstelle wurde kurz nach der Währungsreform aufgelöst, ein Teil der Mitarbeiter blieb noch einige Zeit im Zentralbüro tätig. Zur Arbeit der Außenstelle vgl. K . MEHNERT, A m Rande und DERS.; Ein Deutscher, S. 316ff.; J. DEGEN, Diakonie, S. 46ff.; H. PIONTKOWITZ, Anfänge, S. 10f„ S. 20i, S. 206f.

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lichkeitsauftrages zu ermöglichen. Doch blieb «die Betätigung des Hilfswerks auf diesem Gebiet nicht unumstritten. 140 Der Ansatzpunkt für die spätere Verlagsgründung durch das Zentralbüro war die Überlegung, daß auch ökumenische Hilfe in beträchtlichem Umfang keinesfalls hinreichen werde, der großen Zahl evangelischer Verlage die Wiederaufnahme der Produktion zu ermöglichen, und daß diese Hilfe, wenn sie nicht wirkungslos versickern solle, konzentriert eingesetzt werden müsse. Solche Überlegungen reichten möglicherweise bis in die letzten Kriegsmonate zurück. 141 Bereits im Herbst 1945 schlugen Vertreter der Missouri-Synode 142 Gerstenmaier vor, einen Verlag zu errichten, den sie subventionieren wollten. 143 Im Mai des folgenden Jahres kam dieser „in Anbetracht dessen, daß bis jetzt weder eine Verlagsgemeinschaft noch eine Zusammenfassung der Bibelgesellschaften" zustandegekommen sei, auf den Vorschlag zurück. Daraufhin erklärte sich der Repräsentant der Missouri-Synode, Lawrence Meyer, ohne Einschränkung bereit, für ein solches Projekt 100000 Dollar zur Verfügung zu stellen. Gedacht war an einen lutherisch orientierten Verlag unter einem Namen wie „Luther-Verlag des Hilfswerks der EKD". 144 Dieser Plan wurde auch mit Michelfelder, dem Vertreter der amerikanischen Sektion des Lutherischen Weltkonvents, erörtert. 145 Bald nach diesen ersten Kontakten verfaßte Collmer, der wenige Wochen zuvor ins Zentralbüro eingetreten war, ein Memorandum über die Ziele, die 140

V g l . h i e r z u : K . MEHNERT, E i n D e u t s c h e r ; U . FRANK-PLANITZ, D i e Z e i t ; H . LILJE,

Memorabilia S. 95-112; E. GERSTENMAIER, Streit, S. 280-283. - Gerade das publizistische Engagement des Zentralbüros hätte J . D E G E N von seinen Prämissen her einer scharfen Kritik unterziehen müssen, und es ist unverständlich, daß er diese Seite seiner Tätigkeit ignoriert, obwohl er aus K. M E H N E R T S Aufsatz (Am Rande) davon Kenntnis hätte haben müssen (Vgl. Diakonie, S. 47ff.). "" Am 15. 5.1945 berichtete Schönfeld dem Genfer Wiederaufbau-Ausschuß u.a.: "Funds for the creation of a Christian Publishing House had been asked already and the matter was discussed with the three American Lutheran Church delegates in Geneva at Easter." Ns (AÖRK, 13). - (:„Mittel für die Errichtung eines Christlichen Verlages sind bereits erbeten worden. Die Angelegenheit wurde Ostern mit den drei Vertretern der amerikanischen Lutherischen Kirchen in Genf beraten."). 142 Evangelical-Lutheran Synod of Missouri, Ohio and other States (Evangelisch-Lutherische Synode von Missouri, Ohio und anderen Staaten), seit 1947: The Lutheran Church - Missouri Synod (Lutherische Kirche - Missouri-Synode). Eine aus der deutschen Einwanderung hervorgegangene lutherische Kirche streng fundamentalistischer Ausrichtung. 143 Lt. Vermerk Gestenmaiers betr. Besprechung mit Lawrence Meyer am 25. 5.1946,19. 5. 1946 (ADW, ZB 374). 144

EBD.

Dieser warnte jedoch im Hinblick auf die Missouri-Synode: „Beware of entangling alliances" (:„Hüten Sie sich vor allzu verpflichtenden Bündnissen."). Michelfelder an Gerstenmaier, 20. 6.1946 (EBD.). - Die Missouri-Synode, die dem Ökumenischen Rat der Kirchen bis heute nicht angehört, wurde in den folgenden Jahren zu einem der bedeutendsten ausländischen Partner des Hilfswerks (Vgl. Ε. GERSTENMAIER, Streit, S. 262-265). 145

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sich die Publikationen eines solchen Verlags setzen müßten. Er dachte an ein Halbmonatsblatt „Kirche und Welt" und an ein „Sonntagsblatt", das in der Art des „Wochenblattes für die reformierte Schweiz" „auf gediegenem Niveau der Erbauung und Besinnung" diene. „Kirche und Welt" hingegen müsse sich „an die breiteste evangelische Öffentlichkeit" wenden und angesichts des in der gesamten Öffentlichkeit sich formierenden Katholizismus „den Protestantismus in der ganzen Weite der kulturellen, wissenschaftlichen und politischen Fragestellung zur Geltung bringen". In der geistigen Situation der Gegenwart müsse dieses Blatt aus protestantischer Sicht Stellung beziehen, um „in aller Nüchternheit, ohne Illusionen und Fanatismus zu ernster politischer Verantwortung zu erziehen": „Der Mangel an christlicher Urteilskraft gegenüber dem Nationalsozialismus und die Gewissenlosigkeit, die auch kirchliche Kreise gegenüber dem Dritten Reiche hatten, zeigt die Wichtigkeit der Aufgabe eines solchen Blattes. Dieses Ansprechen der eigenen Glieder geschieht im Gespräch mit der Welt und ihren Aufgaben und zeigt damit zugleich für den Außenstehenden die Haltung des evangelischen Kirchentums." 6

Kurz darauf bat Gerstenmaier die zuständige Abteilung der amerikanischen Militärregierung in Stuttgart um Unterstützung bei der Errichtung eines „Zentralverlages" des Hilfswerks; dafür hätten einige amerikanische lutherische Kirchen ihre Hilfe angeboten, da es ihnen ebensowenig wie ihm zweckmäßig scheine, „in allen Zonen wieder eine Reihe größerer und kleinerer Verlage zu eröffnen, denen durch den Zusammenbruch die Existenzgrundlage entzogen wurde und die einzeln . . . auf die Dauer nicht würden leben können".147 Ein solcher Verlag müsse jedermann erschwingliche Publikationen herausbringen, wobei es sich um das „Grundmaterial" für die „christliche und religiöse Wiedererziehung", also „Religionsbücher, Bibeln, Gesangbücher und andere christliche Massenpublikationen" handeln solle.148 Ob diese Pläne in der zweiten Hälfte des Jahres 1946 wesentlich gefördert werden konnten, ließ sich nicht ermitteln. Aber nicht nur das Zentralbüro, auch die Kirchenkanzlei der EKD bemühte sich unter Asmussens Leitung um eine Neuordnung des evangelischen Presse- und Verlagswesens mit dem Ziel, es der Leitung und Beaufsichtigung durch den Rat der EKD zu unterstellen und den Einfluß der vereinsrechtlich organisierten evangelischen Presseverbände auszuschalten.149 146 147 1411

149

24.6. 1946 (EBD., ZB 232). Gerstenmaier an McCharty, 27. 6. 1946 (EBD.). EBD.

Vgl. „Referat Dr. Siegel für die Ratssitzung am 26./27.11.1946 in Frankfurt/Main" (EZA BERLIN, EKD 670). - Diese Bestrebungen auf dem Gebiet der Pressearbeit entsprechen den gleichzeitigen Bemühungen der Kirchenkanzlei, eine engere Bindung der Inneren Mission an die verfaßte Kirche herbeizuführen. Dazu vgl. oben S. 137-144.

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Im Januar 1947 kamen Gerstenmaier und Asmussen überein, mit dem „Evangelischen Preßverband für Deutschland", der Dachorganisation der in den Landes- und Provinzialkirchen bestehenden Presseverbände, über die Bildung eines Unternehmens zu verhandeln, „das die Arbeit des Preßverbandes150 wie auch die Herausgabe von Zeitschriften bzw. eines Wochenblattes und die Publikation von Büchern" umfassen solle.151 Gleich in der ersten Besprechung, die am 14. Februar 1947 zwischen Vertretern des Hilfswerks, der Kirchenkanzlei und des Preßverbandes stattfand, wurde dessen Vertretern unmißverständlich erklärt, daß diese Verlagsanstalt unter allen Umständen entstehen würde, unabhängig davon, ob der Evangelische Preßverband bereit ist, sich an dieser Gründung zu beteiligen bzw. in ihr aufzugehen oder nicht".152 Die Verhandlungen kamen im Verlauf der folgenden Monate jedoch zu keinem Ergebnis. Während die Kirchenkanzlei eine Pressestelle zu schaffen wünschte, „die in engster Fühlungnahme mit der kirchlichen Leitung und unter Entgegennahme ihrer Weisungen arbeitet"153, erklärte das Zentralbüro, daß der „geschäftlichen Situation..., wie sie durch die praktische Mitwirkung des Hilfswerks in materieller Hinsicht entsteht", Rechnung getragen werden müsse.154 Es hielt die Beteiligung des Preßverbandes nur aus optischen Gründen für erstrebenswert, um „die Schwierigkeiten und die Kritik, die mit einer Neugründung gegeben sind, zu vermeiden.155 Der Preßverband seinerseits, der in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg unter der Leitung August Hinderers stark ausgebaut worden war und zu dessen weitgefächerten Aktivitäten auf den Gebieten der Presse-, Schul- und Volksbildungsarbeit156 auch die Herausgabe des Evangelischen Pressedienstes zählte, war nicht geneigt, die ihm angesonnene Satzungsänderung157 In der Vorlage die nicht korrekte Schreibweise „Presseverband". Collmer an Vorwerk, 7 . 2 . 1946 ( A D W , Z B 232). 153 An der Besprechung nahmen Krimm und von Gersdorff für das Zentralbüro, Siegel und Merzyn als Vertreter der Kirchenkanzlei und Schwarz, Lüpsen und Hutten seitens des Evangelischen Preßverbandes teil. Vermerk Siegels vom 18. 2. 1947 ( E Z A BERLIN, E K D 671). 150 151

153

EBD.

Vermerk Vorwerks, 5. 3 . 1 9 4 7 ( A D W , ZB 232). 155 Vermerk Vorwerks, 6. 3 . 1 9 4 7 (EBD.). 156 Vgl.: HANDBUCH DER INNEREN MISSION, Bd. I S . 2 9 3 - 3 0 8 . - Heute werden die Aufgaben des Evangelischen Preßverbandes für Deutschland durch das am 5. 7. 1973 gegründete Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik in Frankfurt wahrgenommen, in dem neben anderen Organisationen auch das am 6. 2. 1951 gegründete Gemeinschaftswerk der Evangelischen Presse, ein Zusammenschluß der evangelischen Presseorgane, aufgegangen ist. Von Gersdorff hatte in einem Schreiben vom 1 1 . 3 . 1 9 4 7 an Schwarz den Entwurf eines vom Evangelischen Preßverband vorgelegten „Arbeitsgemeinschaftsvertrages" (ADW, Z B 232) abgelehnt und verlangt, der Preßverband müsse seinen Sitz nach Stuttgart oder Umgebung verlegen. Für den Vorstand forderte er folgende Zusammensetzung: Ein Mitglied des Rates der E K D als Erster Vorsitzender (Heinemann), der Leiter der Kirchenkanzlei der E K D als Zweiter Vorsitzender (Asmussen), der Leiter des Hilfswerks (Gerstenmaier), ein drittes Ratsmitglied 154

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vorzunehmen. Gegenüber einem Mitarbeiter des Zentralbüros erklärte sein Geschäftsführer, der frühere Breslauer Oberkonsistorialrat Walter Schwarz, diese Forderungen seien inakzeptabel, denn sie liefen auf eine Vergewaltigung des Verbandes hinaus. Pressearbeit könne aber nur „in voller Freiheit und Unabhängigkeit gedeihen, ihre Beziehungen zu amtlichen Stellen nur auf der Grundlage des Vertrauens, nicht durch institutionelle Zuordnung" geregelt werden.158 So wurde schließlich doch eine Lösung in Betracht gezogen, bei der der Evangelische Preßverband als dritter Partner an dem geplanten Verlag beteiligt werden sollte159, wozu es später jedoch ebenfalls nicht kam. Die Vorstellungen, die über die Arbeit eines künftigen Verlages entwickelt wurden, ließen noch deutlich den Zusammenhang mit den Überlegungen des Vorjahres erkennen. In einem Vermerk des vom Zentralbüro mit Planungsarbeiten beauftragten Verlegers Friedrich Vorwerk ist von drei Abteilungen die Rede: Die erste sollte den „Evangelischen Pressedienst" in mehreren Ausgaben herausbringen, die alle „zentral von der Kirchenkanzlei gesteuert werden" könnten. Die Publikation von Zeitungen und Zeitschriften sollte Aufgabe einer zweiten Abteilung sein; dabei war an eine „kirchliche Wochenschrift" mit dem Titel „Der Sonntag - Zeitung für das evangelische Deutschland", eine „weltliche Wochenschrift" mit dem Titel „Die Stimme", eine Monatsschrift „Kirche und Welt" und eine literarische Vierteljahresschrift „Der Eckhardt" gedacht, wobei hier offen bleiben muß, welcher Zusammenhang zu diesem Zeitpunkt mit ähnlichen Projekten Liljes und Eberhard Müllers bestand. Als dritte Abteilung war ein Buchverlag vorgesehen.160 Obwohl Kirchenkanzlei und Zentralbüro durch die Gründung ihres zentralen Verlages „die unzeitgemäße" Zersplitterung im evangelischen Presseund Verlagswesen überwinden wollten, wurde dieser Plan entweder ohne oder nur in loser Verbindung zu parallelen Vorhaben und ohne Abstimmung mit den bestehenden Verlagen betrieben, die verständlicherweise große Be-

(Lilje) und der Pressebeauftragte des Rates (Ehlers) sowie der zuständige Referent der Kirchenkanzlei (Siegel) als weitere Mitglieder. Unter insgesamt zwölf vorgeschlagenen Vorstandsmitgliedern befanden sich nur vier Vertreter des „alten" Preßverbandes. Immerhin konzedierte von Gersdorff, „daß wir in Ihrer Person und in der Ihrer bisherigen Mitarbeiter die Tradition des EPD gewahrt wissen wollen". (EBD.) - In seiner Sitzung vom 27./28. 3 . 1 9 4 7 beschloß der Rat überdies, dem Preßverband mitzuteilen, Schwarz sei „auf Grund seiner früheren kirchenpolitischen Gesamthaltung" nicht tragbar. Ob zwischen diesem Beschluß und den schwebenden Verhandlungen zwischen Preßverband, Kirchenkanzlei und Zentralbüro ein Zusammenhang herzustellen ist, konnte nicht untersucht werden. 158 Vermerk von Heintzes betr. Besprechung am 25. 3 . 1 9 4 7 , 27. 3. 1947 (EBD.). 159 Vermerk Collmers, 22. 5. 1947 (EZA BERLIN, E K D 676). 160 Vermerk Vorwerks betr. Gestaltung der Zusammenarbeit in Presse- und Verlagssachen . . . " , 5. 3. 1947 (ADW, Ζ Β 2 3 2 ) . Vgl. auch Vermerk Collmers betr. Besprechung am 1 5 . 2 . 1947, 2 5 . 2 . 1947 ( E Z A BERLIN, E K D 673).

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denken gegen den „monopolistischen Verlagsplan" hegten.161 Im Mai 1947 befürchtete Collmer, Liljes „Sonntag" sei bereits lizenziert und Müllers „Stimme" rechne nach wie vor mit ihrer Zulassung. Das Hilfswerk werde nicht umhinkommen, den beiden Zeitungen Papierzuteilungen aus Spenden der Ökumene zu gewähren, und müsse anstreben, daß sie im geplanten Zentralverlag erschienen und ihr Programm mit dessen Zeitungsprojekten abstimmten. Allerdings waren die programmatischen und organisatorischen Vorbereitungen der Kirchenkanzlei und des Hilfswerks zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs abgeschlossen. Eine weitere Schwäche des Verlagsprojektes war, daß Asmussen es auf eigene Faust betrieben und sich nicht der Zustimmung des Rates der EKD versichert hatte; so war es gegen die unvermeidlichen Angriffe nicht nur aus den Reihen der alteingeführten evangelischen Verlage, sondern auch von Seiten einzelner Kirchenleitungen nicht gesichert. Der württembergische Oberkirchenrat, der einen weiteren Machtzuwachs für das Zentralbüro befürchtete, schlug bei Landesbischof Wurm Alarm: „Es könnte hier etwas im Entstehen begriffen sein, das dann vermöge einer eigenen Dynamik sich so weit verselbständigen würde, daß die EKiD, die ihren Kredit herzugeben hätte, aufs schwerste dadurch belastet wäre. Nach den Erfahrungen, die man in dieser Hinsicht mit der Entwicklung des Hilfswerks selbst gemacht hat, müßte dafür gesorgt werden, daß hier von Anfang an einer ähnlichen Entwicklung vorgebeugt wird Entweder muß eine so starke kirchliche Kontrolle eingebaut werden, daß alle Glieder der E K i D . . . sich durch das Unternehmen nicht belastet fühlen können, oder muß das Unternehmen des Hilfswerks vollständig von der Verkoppelung mit der EKiD und ihrer Kanzlei gelöst werden und als selbständige, von der Kirche nicht mehr getragene Verlagsanstalt firmieren."162

Wurms Reaktion zeigt, daß er offenbar weder in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Rates der EKD noch als Präsident des WiederaufbauAusschusses und Vorsitzender des Exekutivkomitees des Hilfswerks vom gemeinsamen Vorhaben der Kirchenkanzlei und des Zentralbüros Kenntnis erhalten hatte. In einem Schreiben vom 16. Juni 1947 an den zuständigen Referenten der Kirchenkanzlei, Günther Siegel, auf dessen Namen diese kurz zuvor einen Lizenzantrag gestellt hatte, desavouierte er die beiden Dienststellen. Wie er höre, schrieb Wurm, sei die „Errichtung eines evangelischen Großverlages" geplant, und da dies nicht allein „die gesamten alt bewährten christlichen und kirchlichen Verlage", sondern auch die Zeitungspläne Liljes und Müllers tangiere, müsse er bitten, „bei den Verhandlungen . . . keinerlei Bezug darauf zu nehmen, daß d a s . . . Unternehmen mit Unterstützung der Evangelischen Kirche in Deutschland oder des Hilfs161

Vgl. Vermerk von Heintzes betr. Pressetagung in Hermannsburg am 11./12. 5. 1947, 13.5.1947 (ADW, ZB 232). 162 Metzger an Wurm, 23. 5. 1947 (EZA BERLIN, EKD 673).

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werks geschieht". Er lege Wert darauf, daß sich Kirchenkanzlei und Zentralbüro mit Lilje und den evangelischen Verlegern verständigten.163 Ahnlich dachten auch die zuständigen Beamten bei der amerikanischen Militärregierung in Stuttgart. Sie fanden zwar höfliche Worte - "The programme sketched appears to us to have real possibilities" - , empfahlen aber, sich mit Eberhard Müller zusammenzutun, da das Papier für beide Zeitungen anscheinend aus der gleichen Quelle kommen solle.164 "A single excellent periodical would seem far more suitable to your purposes than two which cannot reach the same excellence through division of forces".165 Zwar antwortete die Kirchenkanzlei Wurm, daß mit Lilje und Müller bereits Fühlung genommen sei166, und der Militärregierung wurde mitgeteilt, daß mit Müller „bereits seit einigen Wochen" verhandelt werde167, aber es scheint sich dabei nur um erste Kontakte gehandelt zu haben. Asmussen mußte Weisung geben, bis zu seiner Rückkehr aus Lund, wo er an der Gründungsversammlung des Lutherischen Weltbundes vom 30. Juni bis 7. Juli 1947 teilnahm, alle Aktivitäten in Sachen des geplanten Verlages zu stoppen.168 Erst am Rande der Tagung von Lund verabredeten dann Lilje und Gerstenmaier eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit" auf dem Gebiet des evangelischen Verlagswesens.169 Wenige Wochen nach dieser grundsätzlichen Einigung handelten die Vertreter der verschiedenen Verlags- und Zeitungsprojekte die Einzelheiten ihrer künftigen Zusammenarbeit aus. Die Übereinkunft wurde in einem umfangreichen Ergebnisprotokoll festgehalten.170 Darin heißt es, Hilfswerk und Kirchenkanzlei hätten im Interesse der Entfaltung der evangelischen Publizistik und der Förderung des evangelischen Verlagswesens die Lizenzierung von Druckwerken aller Art beantragt, verzichteten jetzt aber auf eine Durchführung in eigener Regie, „um zentralistische Tendenzen auszuschalten und bürokratische Hemmungen zu vermeiden". Ihre Pläne und die des Wurm an Siegel und Vorwerk, 16. 6. 1947 (EBD.). (: Das skizzierte Programm scheint uns reale Chancen zu haben) - Der Lutherische Weltbund hatte bereits vor Monaten Papier für die „Stimme" und den „Sonntag" bewilligt. Vgl. Lutherischer Weltbund an Gerstenmaier, 28. 3. 1947 (ADW, ZB 347). 165 (: Ein einziges hervorragendes Organ scheint Ihren Absichten weitaus dienlicher als zwei, die wegen der Zersplitterung der Kräfte nicht das gleiche hohe Niveau erreichen können). Publications Control, Stuttgart Outpost an Kirchenkanzlei, 23. 6. 1947 (EBD., ZB 232). Siegel an Wurm, 17. 6 . 1 9 4 7 (EZA BERLIN, EKD 676). Siegel an Publications Control, 26. 6. 1947 (ADW, ZB 232). Lt. Siegel an Gerstenmaier, 25. 6. 1947 (EBD.). Lt. Ns der Besprechung am 31. 7./1. 8 . 1 9 4 7 (EBD.). 1 , 0 „Ergebnis der Besprechungen zwischen den Vertretern des Hilfswerks... und den Vertretern der Verlage ,Der Sonntag' und ,Die Stimme' und dem Leiter der Pressestelle der Kirchenkanzlei in Bad Boll bzw. in Stuttgart am 31. Juli bzw. 1. August 1947", o.V., 2. 8.1947 (EBD. und E Z A Berlin, EKD 676) Teilnehmer: Gerstenmaier, Siegel, Müller, Riedel, Ritter, Wenzke, Walz, Essen, Renner, Collmer, Vorwerk, Beer, Döring, Hepp. 165

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„Sonntag"- und des „Stimme"-Verlages sollten in eine „gemeinsame Dachgesellschaft" eingebracht werden. Diese solle der „Förderung christlichen Schrifttums jeder Art und evangelischer Verleger" dienen, ohne deren geistiges und wirtschaftliches Eigenleben anzutasten. Es solle jedem Verleger freigestellt bleiben, die Förderung durch die Dachgesellschaft in Anspruch zu nehmen. U m nicht Kritik auf sich zu ziehen, solle diese selbst nur solche Aufgaben aufgreifen, „die sonst in keiner Weise wahrgenommen werden und für die ein dringendes Bedürfnis besteht". Außerdem müsse vor der Aufnahme eines neuen Arbeitsgebietes immer erst versucht werden, „entsprechende private Verlagsobjekte miteinander abzustimmen und dann diese vereinheitlichten privaten Planungen zu unterstützen". Hilfswerk und Kirchenkanzlei verpflichteten sich, die neue Gesellschaft in jeder Beziehung so zu fördern, als wäre sie eine ihrer eigenen Abteilungen. Ausführlich geht das Protokoll auf die Frage einer einheitlichen Zeitung der Dachgesellschaft ein: „Die Papiersituation, Lizenzschwierigkeiten, auch das Bedürfnis nach einem Organ, das nicht offiziell ist, aber in offiziöser Weise den Institutionen der Kirche nahe steht und nach Notwendigkeit offizielle Äußerungen der Kirche und deren Institutionen veröffentlicht, sowie die Notwendigkeit, der Dachgesellschaft eine tragende wirtschaftliche Basis zu geben, machen es erforderlich, daß die bisher verschiedenen Zeitungsplanungen von „Sonntag", „Stimme", Kirchenkanzlei und Hilfswerk zusammengelegt werden zu einem Organ der Dachgesellschaft."

In dieses Projekt sollten alle Beteiligten ihre Vorarbeiten und Mitarbeiterstäbe einbringen; die Abstimmung der „geistigen und geistlichen Linie" und über die Ernennung des Hauptschriftleiters solle zwischen allen Gruppen erfolgen. Die Lizenzanträge - Liljes Antrag für den „Sonntag" in der britischen Zone und ein nunmehr gemeinsamer Antrag Müllers und Siegels für die amerikanische Zone - sollten „in verstärkter Weise gefördert und durchgesetzt werden".171 Da es wohl mehr äußerer Zwang als gegenseitige Zuneigung war, die die verschiedenen Gruppen zusammengeführt hatte, wurden gleichzeitig Abreden getroffen, wodurch sich jede einzelne vor der Majorisierung durch die anderen schützen konnte. „Geistiges und wirtschaftliches Eigenleben und eigene Entwicklungsmöglichkeiten mit dem Ziel einer späteren Selbständigkeit" wurde sowohl der „Stimme"- als auch der „Sonntags"Gruppe garantiert. Jede sollte das Recht haben, „jeweils nach zwei Jahren von der Mitarbeit an dem gemeinsamen Zeitungsorgan zurückzutreten und nach eigenen Gesichtspunkten eine eigene Zeitung mit eigenen Mitteln

m In seinen Erinnerungen schreibt H . LILJE, er habe sich mit Gerstenmaier „geeinigt - es glücklicherweise auch schriftlich festgelegt - daß derjenige, der zuerst die Lizenz bekäme, anfangen sollte und daß der andere dann einschwenken sollte" (Memorabilia, S. 99). Die zitierte Ns vom 31. 7./1. 8.1947 sagt über eine solche Abrede jedoch nichts.

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Der Ausbau des Hilfswerks 1946-1948

aufzubauen". Die gemeinsam zu gründende Zeitung würde in diesem Fall Organ der Dachgesellschaft bleiben. Am 23. August 1947 wurde der Gesellschaftsvertrag des „Evangelischen Verlagswerks", dessen Bestimmungen den oben wiedergegebenen Vereinbarungen entsprachen, beraten und geschlossen. Gesellschafter waren Gerstenmaier als Treuhänder für das Hilfswerk, Asmussen als Treuhänder des Rates der EKD, Lilje als Treuhänder des „Sonntag"- und Müller als Treuhänder des „Stimme"-Verlages. Ein weiterer, von Gerstenmaier einstweilen treuhänderisch gehaltener Geschäftsanteil war für einen Gesellschafter aus der sowjetischen Zone, etwa die Evangelische Verlags-Anstalt in Berlin, gedacht. Die Geschäftsführung übernahm Paul Collmer. Wenn Gerstenmaier später das Evangelische Verlagswerk als „hilfswerkeigenen" Verlag bezeichnete, so trifft das nur insofern zu, als das Zentralbüro den Gesellschaftern und ihren Treuhändern zur Einzahlung des Gesellschaftskapitals Darlehen gewährt hat.172 Bereits vor Abschluß des Gesellschaftsvertrages hatte Lilje die Lizenz für den „Sonntag" erhalten, jedoch erklärt, er sei weiterhin bereit, eine gemeinsame Zeitung herauszubringen173. Daher stellt sich die Frage, warum es schließlich doch nicht dazu gekommen ist. Es scheint, als habe der „Sonntag" das Organ der Dachgesellschaft werden sollen. Das Projekt eines „Nachrichtendienstes" oder eines „Informationsdienstes", das im Zentralbüro betrieben wurde, wuchs sich dann aber offenbar zu dem Konkurrenzunternehmen „Christ und Welt" aus. Im Mai 1947, vor der Übereinkunft mit Lilje und Müller, hieß es in einem Vermerk Collmers, daß beim Aufbau des geplanten Verlages die Informationsabteilung zunächst Vorrang haben und ihre Tätigkeit früher aufnehmen solle als die Wochenzeitungen.174 Dabei war an einen „Nachrichtendienst" . . . für die allgemeine Öffentlichkeit und für die Amtsträger der Kirche im besonderen" gedacht.175 In den Gründungsverhandlungen des Verlagswerkes spielte dieser Plan zwar keine Rolle, doch wurde er bereits in den ersten Sitzungen des Verwaltungsrates des Evangelischen Verlagswerkes diskutiert, und am 14. November teilte Gerstenmaier Lilje mit, daß die Angelegenheit entscheidungsreif sei: „Wie Sie wissen, haben wir aus zwingenden Notwendigkeiten des Hilfswerks heraus schon geraume Zeit vor der Gründung des Verlagswerks diesen Informations1,2 E. GERSTENMAIER, Streit, S. 218. - Ns über die Gründungsversammlung des Evangelischen Verlagswerks GmbH, 23. 8. 1947 (ADW, ZB232); vgl. auch Vermerk von Harlings, 26. 8. 1947 (EZA BERLIN, EKD 676) und Gesellschaftsvertrag vom 23. 8./16. 9. 1947 (ADW, ZB 232). 173 Vermerk Collmers betr. „Besprechung mit dem Rat der EKiD über den Verlag und die Wochenzeitung am 5. 8. 1947", 7. 8. 1947 (EBD.). 1,4

175

Vermerk Collmers, 22. 5 . 1 9 4 7 ( E Z A BERLIN, E K D 676).

Lt. Vermerk Siegels betr. Besprechung mit Lüpsen am 6./7. 6. 1947 (ADW, ΖΒ232) hatte der EPD hiergegen zunächst keine Einwände.

Tätigkeit des Hilfswerks

163

dienst geplant und vorbereitet. In den letzten Wochen ist er auch so weit gefördert worden, daß wir mit dem nötigen technischen und redaktionellen Apparat in wenigen Wochen beginnen können, ein Original-Informations-Organ erscheinen zu lassen."

Er werde in der nächsten Sitzung des Verwaltungsrates des Verlagswerkes den Antrag stellen, daß so, wie das Schwergewicht des „Sonntag" in Hannover liege, der Informationsdienst seinen Schwerpunkt in Stuttgart haben solle.176 Einzelheiten des Projekts können einem Expose entnommen werden, das offenbar dem Zweck diente, amerikanische Spenderkirchen zu interessieren. Es nennt unter den Projekten, die das Verlagswerk mit der notwendigen Unterstützung „in sein Programm der demokratischen Erziehung des Deutschen Volkes auf der Basis christlicher Reaktivierung" aufnehmen könne, auch einen „christlichen überkonfessionellen Nachrichtendienst", dessen Hauptaufgabe die Versorgung der deutschen Presse mit Nachrichten aus der Ökumene sein solle. Geplant seien „ein mehrfach wöchentlich erscheinender Informationsdienst mit Sitz in Stuttgart und Regionalkorrespondenzen an allen wichtigen Zentren der Westzonen" sowie „ein wöchentlich erscheinendes Informationsblatt von der Art des Christian Century', wofür der Titel,Christ und Welt' vorgesehen ist". Mit dem Erscheinen der Dienste könne in Kürze begonnen werden.177 Der Nachrichtendienst, über dessen Herausgabe auch mit dem katholischen „Christlichen Nachrichtendienst (CND) verhandelt wurde, mußte von den Trägern der evangelischen Pressearbeit dann doch als Konkurrenz empfunden werden. In einem dringlich warnenden Schreiben vom 18. November 1947 an Asmussen erklärte Kurt Hutten, Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbandes für Württemberg und Schriftleiter des Evangelischen Gemeindeblattes für Württemberg, die Bedenken gegen die „von manchen Seiten" gewünschte Fusion des geplanten Informationsdienstes „Christ und Welt" mit dem CND-Organ „Der Überblick" überwögen die positiven Aspekte bei weitem: „Was aber das Schlimmste ist: Wenn man seitens des Evangelischen Verlagswerks, also eines von der obersten Stelle der E K D mitgetragenen Unternehmens, um eines zweifelhaften Erfolges willen mit der CND-Korrespondenz zusammenginge, würde man den seit Jahrzehnten bestehenden Apparat der evangelischen Presseverbände lahm legen." 178

176

EBD.

Expose ohne Überschrift, o.D., o. Vf. (Ende 1947/Anfang 1948): A D W , Z B 233. Genannt werden als weitere Projekte ein Rundfunksender, der „die in zunehmendem Maße von der christlichen Publizistik ausgeschlossene Ostzone mit demokratischem Ideengut" versorgen solle (vgl. S. 167), ein populäres kirchliches Handbuch, eine acht- bis zwölfbändige kirchliche Enzyklopädie und eine Zeitung „Der Neubürger". 177

m

E Z A BERLIN, E K D 676.

164

Der Ausbau des Hilfswerks 1946-1948

Koch, Vorsitzender des Evangelischen Preßverbandes für Westfalen, richtete seinen Warnbrief vom 3. Januar 1948 gleich an alle Mitglieder des Rates derEKD. 179 Auf der anderen Seite entpuppte sich der „Christ und Welt"-Plan auch als Konkurrenz für den „Sonntag", der am 1. Februar 1948 als „Sonntagsblatt" erstmals erschienen war. Als Collmer Ende Februar 1948 in der Gesellschafterversammlung des Evangelischen Verlagswerkes über die Pläne der Stuttgarter Niederlassung berichtete, mußte er sich vorhalten lassen, daß „Christ und Welt", bisher nur als „Informationsdienst" geplant, ausweislich des kürzlich vorgelegten Satzspiegels nun „im Prinzip dasselbe wie das Sonntagsblatt" sei. Collmer machte Focko Lüpsen, den Chefredakteur des Evangelischen Pressedienstes, verantwortlich, der ohne Vorankündigung ein Nachrichtenblatt „Evangelische Welt" herausgebracht habe, und wies darauf hin, daß es „schon genug Informationsdienste" gebe und man sich außerdem gegenüber dem Evangelischen Preßverband für Deutschland verpflichtet habe, keine reine Korrespondenz herauszugeben. „Die Zeitung werde sich vom ,Sonntagsblatt' dadurch unterscheiden, daß der Inhalt zu 80% aus Nachrichten und Glossen bestehe. Wenn das Format ähnlich groß sei, wie das des,Sonntagsblatts', so sei das nur Zufall." Collmer konnte die Anwesenden, zumal Lilje, freilich nicht davon überzeugen, „daß es auf die Dauer möglich sei, „Christ und Welt" vom „Sonntagsblatt" klar abzusetzen. Demgegenüber konnte er nur auf ausdrückliche Erklärungen Gerstenmaiers verweisen; eine Verschiebung des Erscheinungstermins, wie ihn Müller vorschlug, sei hingegen nicht möglich, „weil der Apparat monatlich 10000 RM koste, schon längere Zeit laufe und Dr. Gerstenmaier auf die Sache festgelegt sei".180 Dies war indessen nicht der erste Hinweis darauf, daß sich die Zusammenarbeit im Verlagswerk wenig harmonisch entwickelte. U m das Darlehen zu sichern, welches das Zentralbüro Asmussen zur Einzahlung des Gesellschaftsanteils181 gewährt hatte, legte dessen Justitiar diesem einen Darlehensvertrag vor, der überflüssigerweise die Verpflichtung enthielt, „in allen grundsätzlichen Fragen", vor Personalentscheidungen und wichtigen Beschlüssen der Organe des Verlagswerks mit dem Vertreter des Zentralbüros „in einen Gedankenaustausch" einzutreten, „um ein einheitliches Vorgehen zu sichern" und „eine enge Zusammenarbeit und den entscheidenden Einfluß der beiden Ämter der EKD sicherzustellen".182 Der Brief samt Vertragsentwurf kam in Asmussens Abwesenheit in einer Sitzung des Rates im Januar 1948 179 180

ADW, ZB233. „Verhandlungsniederschrift über die Gesellschafterversammlung und Sitzung des Ver-

waltungsrats . . . a m 2 7 . 2 . 1 9 4 8 . . . " , Ruppel ( E Z A BERLIN, E K D 676). 181 182

Vgl. oben S. 162. von Gersdorff an Asmussen, 22.12. 1947 (ADW, ZB 232).

Tätigkeit des Hilfswerks

165

mit nicht geringem Effekt zur Verlesung183, und besonders Lilje zeigte sich empört. Collmer gegenüber äußerte er später, er sei „in einer sehr tiefen Schicht davon getroffen..., bei diesem mangelnden Vertrauen sei eine Zusammenarbeit grundsätzlich gefährdet, und er habe große Neigung... auszusteigen, sehe aber davon ab, solange die Sonntagsschulden nicht beglichen seien".184 Auch Collmer selbst war über die weitere Entwicklung besorgt: „Auf die Dauer ist es undenkbar, daß eine Firma mit derartigen Aufgaben bei diesen Gegensätzen gedeihlich arbeiten kann. Seit der Gründung der Firma bis zum heutigen Tage haben diese Interessengegensätze jedes vernünftige Miteinander- und Zusammenarbeiten in Frage gestellt." Die Arbeit werde dadurch so belastet, daß er auf die Dauer seine Verantwortung als Geschäftsführer des Verlagswerkes nicht weiter tragen könne. 185 „Christ und Welt" kam erst kurz vor der Währungsreform auf den Markt. O b daran wirklich das lange „Hin und Her m i t . . . den unentschlossenen Hannoveranern" 186 in erster Linie schuld war, muß offen bleiben. Auch die Lizenzerteilung zog sich über Monate hin.187 Während Liljes „Sonntag" längst die Genehmigung der Besatzungsbehörden erhalten hatte, verzögerte sie sich für das Evangelische Verlagswerk, weil dieses nach amerikanischer Auffassung zu viele ehemalige Nationalsozialisten beschäftigte.188 Es wurde deshalb zeitweilig erwogen, den Hauptsitz von Stuttgart in die britische Zone zu verlegen.189 Erst am 28. April 1948 teilte die Militärregierung dem Zentralbüro mit, daß die Lizenz erteilt worden sei.190 Währenddessen betrachteten die Partner in Hannover das Projekt mit Mißtrauen, wobei die Befürchtung geäußert wurde, „daß ,Christ und Welt' dazu dienen solle, die Machtposition des Hilfswerks zu verstärken. Deshalb meinten sie, daß man „an alle Aufgaben des Verlagswerks solidarisch herangehen müsse und eine Aufteilung zwischen den einzelnen Unternehmen nur nach dem Maße der Notwendigkeit erfolgen solle". In Stuttgart hielt man hingegen „eine strenge organisatorische Trennung der verschiedenen Aufgabenbereiche" für unbedingt erforderlich.191 Am 6. Juni 1948 erschien die erste Ausgabe von „Christ und Welt" mit dem Untertitel: „Ein Informationsorgan". Die weitere Entwicklung dieser m 1,4 185 186

m

Vgl. Vermerk Collmers betr. Gespräch mit Merzyn, 21.1. 1948 (EBD., ZB 233). Vermerk Collmers, 23.1. 1948 (EBD.). C o l l m e r a n A s m u s s e n , 1 9 . 2 . 1 9 4 8 ( E Z A BERLIN, E K D 676). S o E . GERSTENMAIER, Streit, S. 2 8 1 f . Vgl. EBD.

"« Vgl. Hepp, „Bericht über die Verhandlungen mit O M G U S vom 19.-26.1. 1948", 2. 2. 1948 (ADW, ZB 325). Vermerk Collmers, 11.12. 1947 (EBD., ZB 232). 1,0 EBD., ZB 233. 191 Vermerk Schomerus' betr. Besprechung mit Plog und Stammler am 5. 5. 1948, 18. 5. 1948 (EBD.).

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Der Ausbau des Hilfswerks 1946-1948

Zeitung und des „Sonntagsblattes" kann hier nicht verfolgt werden. Die Erinnerungsbücher Liljes und Gerstenmaiers zeigen jeweils deutlich, wie der eine das „Sonntagsblatt", der andere „Christ und Welt" ganz als seine Schöpfung betrachtete. Den Kooperationsversuch im Evangelischen Verlagswerk erwähnen beide nicht. Ebensowenig, wie die Verstimmung der amerikanischen Militärregierung über die politische Linie von „Christ und Welt" Rückwirkungen auf das Hilfswerk selbst hatte 192 , kann man trotz vieler Beziehungen die Zeitung als Sprachrohr des Hilfswerks betrachten. Der Versuch, eine „enge Verbindung der einzelnen Redaktionssachgebiete zu den entsprechenden Abteilungen des Hilfswerks" herzustellen und in regelmäßigen Besprechungen mit der Leitung des Zentralbüros „die grundsätzlichen Fragen des Blattes und seiner Haltung" zu erörtern 193 , kam über Ansätze nicht hinaus.194 Das „Sonntagsblatt" schied bereits nach kaum zwei Jahren aus dem Verlagswerk aus und ging zum 1. Oktober 1949 auf eine neugegründete Gesellschaft über. Die Auseinandersetzung um die finanziellen Modalitäten dieser Trennung zog sich aber noch über Jahre hin 195 , wobei auch immer wieder zum Ausdruck gebracht wurde, daß „Christ und Welt" nach den Abmachungen vom Sommer 1947 gar nicht hätte entstehen dürfen: „Christ und Welt" sei „ . . . ein dem Sinn des Gesellschaftervertrages widersprechendes, von den Organen des Verlagswerkes nicht ordnungsgemäß beschlossenes Konkurrenzunternehmen, das dem „Sonntagsblatt" erhebliche Gewinnmöglichkeiten genommen hat, vor allem aber verhindert hat, daß ein wirklich führendes Blatt der deutschen evangelischen Christenheit [daraus] geworden wäre." 1 9 6

Zwei Jahre später, zum 1. Oktober 1951, verließ auch „Christ und Welt" das Verlagswerk, weil es einer Zeitung dieser Größe nicht mehr den notwendigen finanziellen Rückhalt bieten konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Verlagswerk bereits die Geschäftsanteile Liljes und Müllers selbst übernommen, während alle anderen Anteile inzwischen von Gerstenmaier treuhänderisch für das Hilfswerk gehalten wurden, so daß es sich jetzt tatsächlich um einen hilfswerkeigenen Verlag handelte. Ein großer „Zentralverlag" war jedoch nicht daraus geworden. Nach dem Ausscheiden der beiden Wochen-

152 193 194 195 196

Vgl. E. GERSTENMAIER, Streit, S. 282f. Vermerk Collmers, 26.1. 1949 (ADW, ZB 233). Mündliche Auskunft Federers, 29. 7. 1980. Vgl. vor allem ADW, ZB 234. Vermerk (Plogs oder Ruppels) betr. Gesellschafterversammlung des Verlagswerks am

1 1 . 1 2 . 1950 (EBD.). 197

Thümmel, „Feststellung des Hilfswerk-Vermögens . . . " , 20.12. 1951 (EBD., ZB 217).

Tätigkeit des Hilfswerks

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Zeitungen erschienen dort nur noch die „Mitteilungen" des Zentralbüros, die „Zeitwende", das „Deutsche Pfarrerblatt" „und eine Anzahl kleinerer, meist theologischer Werke".197 Das Engagement des Hilfswerks auf publizistischem Gebiet - hierzu zählte auch die Beteiligung an den Planungsarbeiten und vorbereitenden Verhandlungen für einen gemeinsam mit der katholischen Kirche zu betreibenden Rundfunksender, ein Projekt, das an der ablehnenden Haltung der Militärregierung scheiterte198 - wurde zuweilen als ein Versuch betrachtet, dem Hilfswerk eine kirchliche und politische Machtposition zu verschaffen. So richteten Vertreter der amerikanischen Militärregierung wiederholt gesprächsweise die Frage an Gerstenmaier, wann er in die Politik einzugreifen gedenke199, oder ob er bereit sei, ein Ministerium zu übernehmen.200 Das Zentralbüro hat während des Jahres 1948 auch mehrere Tagungen abgehalten, in denen in wechselnder Besetzung die leitenden Mitarbeiter mit führenden Vertretern aus Wirtschaft und Verwaltung Fragen der Währungsreform und der politischen Zukunft Deutschlands besprachen.201 Gerstenmaier selbst hat zwar immer wieder zu nationalen und internationalen, wirtschaftlichen und politischen Fragen in der Öffentlichkeit präzise Stellungnahmen abgegeben, verstand sich jedoch lange als zumeist mißvergnügter Beobachter am Rande des neu erwachenden politischen Lebens. Daß sein Engagement für die Lösung der Flüchtlingsfrage folgerichtig auf eine Beteiligung an und Mitarbeit in den politischen Institutionen hinauslaufen müsse, trat deutlicher erst hervor, als nach der Währungsreform im Juni 1948 den Arbeitsmöglichkeiten des Hilfswerks engere Grenzen gezogen wurden und seine Mitarbeiter aus Wirtschaft und Diplomatie ihn drängten, diesen Weg zu beschreiten.202 Von seiner Gründung an und verstärkt seit der Jahresmitte 1946 haben sich die Tätigkeit des Hilfswerks und der Umfang seiner Organisation stetig ausgeweitet. Das gilt nicht nur für den „Zentralapparat", wie das Zentralbüro mit seinen Außenstellen und angeschlossenen Unternehmungen bezeichnet

1 , 8 Vgl. H. GLÄSSGEN, Die katholische Kirche und der Rundfunk, S. 51-70 und ADW, ZB 458. Vermerk Hepps vom 11.3. 1948 betr. Gespräch Gerstenmaiers mit Generalkonsul Hodgson am 10.3. 1948 (EBD. , ZB 325). 200 Hepp, Bericht über die Verhandlungen mit OMGUS vom 19.-26.1. 1948, 2 . 2 . 1948

(EBD.). 201 Vgl. K. MEHNERT, Am Rande, S. 139-146; DERS., Ein Deutscher, S. 313f.; E. GERSTENMAIER, Streit, S. 289; J. DEGEN, Diakonie, S. 48f. Degen entgeht, daß es sich bei den von ihm namentlich aufgeführten Teilnehmern an diesen Tagungen vor allem um damalige Mitarbeiter des Hilfswerks handelt. 202 Vgl. E. GERSTENMAIER, Streit, S. 288f., S. 293f.; vgl. auch unten S. 228-234 und 312ff..

168

Der Ausbau des Hilfswerks 1946-1948

wurde 2 03 , sondern auch für die landeskirchlichen Hauptbüros, deren mannigfach verschieden sich entwickelnde Arbeit hier indessen ausgeklammert bleiben muß. Die äußerliche Expansion des Hilfswerks, die erst mit der Währungsreform endete, bot einen der Ansatzpunkte für mancherlei Kritik und Befürchtungen.

Anzahl der Mitarbeiter des Hilfswerk-Zentralapparats: Oktober April 1949 April 1948 1947 1946 1946 88 24 61 103 147 Zentralbüro (Stuttgart) 37 (+21) 62 (+31) 72 (+35) 106 60 Zentralbüro-Ost (Berlin) 23 3 16 28 38 Außenstelle Hamburg 12 7 15 21 Transportleitstelle Bremen 10 Geschäftsstelle Baden-Baden 2 Außenstelle Assenheim 5 Beim ZB-Ost ist die Anzahl der mit Karteiarbeiten für den Suchdienst beschäftigten Heimarbeiter in Klammern gesondert ausgewiesen (Nach Angaben im JAHRESBERICHT 1946/47, S. 5 und i m JAHRESBERICHT 1 9 4 9 , S. 4f.).

KAPITEL 4

ZWISCHEN VERFASSTER KIRCHE U N D INNERER MISSION DIE BEMÜHUNGEN UM DIE O R D N U N G DES HILFSWERKS 1946-1949

1. Das Hilfswerk als Problem für Kirche und Innere Mission a) Das Hilfswerk in der Kritik Der Ausbau des Hilfswerks wurde von Anfang an nicht nur mit Zustimmung bedacht, wobei vor allem das rasche Wachstum des Zentralapparats und im Bereich der Landeskirchen auch der Hauptbüros zur Kritik herausforderte. Ihr wirtschaftliches Engagement weckte in der kirchlichen Bürokratie das Bedürfnis, die Tätigkeit der Hauptbüros und des Zentralapparats zu überwachen, um gegenfinanzielleRisiken gesichert zu sein. Soweit es den Zentralapparat betraf, bereitete dies aber Schwierigkeiten, weil das Verhältnis des Hilfswerks zur EKD besonders seit der Einbeziehung der Freikirchen nicht völlig geklärt schien. So wurde die Notwendigkeit, eine „Ordnung" oder „Verfassung" für das Gesamtwerk zu schaffen, immer deutlicher. Dieses Interesse teilten mit den kirchlichen Verwaltungen aber auch einige Hauptbüros, denen das Zentralbüro zu selbständig handelte. Das Selbstverständnis des Hilfswerks wurde hingegen weniger oft kritisiert. Hier vertrat vorwiegend die Innere Mission abweichende Positionen, aber auch sie fühlte sich in erster Linie durch die äußere Expansion des Hilfswerks bedroht, die seinem sich entwickelnden Selbstverständnis erst Gewicht gab. Es zeugt für eine weitverbreitete Kritik, daß das Zentralbüro im Frühjahr 1948 einen Aufsatz Frickes über „Die theologischen Grundlagen des Hilfswerks" in seinen „Mitteilungen" nachdruckte, der bereits im Jahre 1947 entstanden war und ausführlich auch mit dem Unbehagen kirchlicher Kreise am Hilfswerk auseinandersetzte.1 Fricke stellte darin die Frage, warum es ausgerechnet „unter Pfarrern und Gemeinden ein offenbares Mißvergnügen gerade am Hilfswerk der Kirche"2 gebe, obwohl dieses doch, wie er zuvor dargelegt hatte, nichts anderes „als Kirche im Akt des Helfens"3 sei. Neben einem tieferen Grund, dem verbreiteten Mißverständnis des reformatori1 2 5

O. FRICKE, Grundlagen, zitiert nach: MHW 12 (März 1948), Sp. 185-190. EBD., Sp. 186. EBD., Sp. 185.

170

Die Bemühungen u m die Ordnung des Hilfswerks 1 9 4 6 - 1 9 4 9

sehen ,sola fide' (allein aus Glauben)4, nannte er auch „Gründe, die mehr an der Oberfläche liegen".5 Dazu zählte er den wachsenden Verwaltungsapparat: „ D e r E t a t jedes landeskirchlichen H i l f s w e r k s g e h t in die Millionen. D i e materiellen W e r t e , die v o m A u s l a n d g e s p e n d e t w e r d e n , belaufen sich ebenfalls a u f Millionen. Allein z u r B e w ä l t i g u n g d e r T r a n s p o r t a u f g a b e n ist d a r u m ein A r b e i t s s t a b nötig, d e r d e n Mitarbeiterstab bei d e n K i r c h e n l e i t u n g e n bei w e i t e m ü b e r s t e i g t . . . E s ist v o n d e r K i r c h e h e r gesehen w i e ein g r o ß e r S c h w a m m in d e r K i r c h e , d e r i m m e r m e h r K r ä f t e in sich hineinzieht. E n t s p r e c h e n d d e m , w i e sich die A u f g a b e n d e s H i l f s w e r k s v e r m e h r e n , w ä c h s t d e r Kreis seiner b e a m t e t e n u n d freiwilligen M i t a r b e i t e r . "

Diese Ausdehnungzwinge es dann,in gewisser Weise „Kircheinder Kirche" wie alle „sogenannten Werke der Kirche" zu sein, ein weiterer Grund, „der zu jener Fremdheit zwischen Kirche und Hilfswerk führen mußte."6 Ein „Mißvergnügen" am Hilfswerk, wozu auch eine verbreitete Kritik am Veredelungsprogramm des Zentralbüros zählte, wovon Fricke hier nicht sprach, wurde zum ersten Mal am Jahresende 1946 erkennbar. Hatte schon das Notkirchenprojekt nicht überall Anklang gefunden, weil es die Einordnung in eine zentrale Planung voraussetzte7, so stieß das Zentralbüro mit dem Prinzip der oben behandelten „Rohstoffveredelung" weithin auf völliges Unverständnis. Bereits im Frühjahr 1947 sah es sich gezwungen, dem Gerücht entgegenzutreten, es sei in spekulative Geschäfte verstrickt, verfolge „monopolistische" Ziele und drohe eine Belastung für die Kirche zu werden.8 Es erklärte, mißverstandene Detailinformationen seien „mit Übertreibungen und Ergänzungen versehen kolportiert worden..., so daß schließlich verbreitet werden konnte, das Hilfswerk stehe vor einem neuen DEVAHEIM-Skandal".9 Tatsächlich lasse es sich aber auf keinerlei Risiken ein, so daß „naturgemäß keine das Hilfswerk gefährdenden Verpflichtungen" entstünden.10 In der ersten Reihe der Kritiker stand der württembergische

4

E B D . , Sp. 188.

5

E B D . , Sp. 186.

EBD., Sp. 187. ' Vgl. E O K Stuttgart an ZB, 30. 9. 1946 ( A D W , Z B 1383): „Das Hilfswerk könnte sich große Verdienste erwerben, wenn es Baustoffe, vor allem Holz, zur Wiederherstellung der ausgebrannten Kirchen und zum Bau geplanter Ersatz- und Notkirchen aus dem Ausland durch Stiftung oder zu erträglichen Preisen hereinbrächte. Dies wäre der Sache förderlicher als die Seriennotkirchen." - Vgl. auch oben S. 91. 6

» Rundschreiben 8 . 4 . 1947 (EBD., Z B 10). 5 Der Zusammenbruch der v o m Central-Ausschuß gegründeten Deutschen Evangelischen Heimstättengesellschaft (DEVAHEIM) und ihrer Tochtergesellschaften im Jahre 1930 und 1931 hatte die Existenz des Centrai-Ausschusses ernstlich in Frage gestellt. Vgl. M. GERHARDT, Ein Jahrhundert, Bd. 2, S. 3 3 0 - 3 4 8 . 10 Rundschreiben 8. 4 . 1 9 4 7 ( A D W , Z B 10). Vgl. auch Bergs Rede in Treysa am 6. 6 . 1 9 4 7 , w o er zur „Veredelung" erklärt: „Und das Risiko? Gleich n u l l . . . Die Furcht vor einem unmittelbar bevorstehenden ,DEVAHEIM-Skandal' darf also wirklich schwinden." „Die politische Bedeutung der Arbeit des Hilfswerks heute", MS(EBD.).

Das Hilfswerk als Problem

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Oberkirchenrat, von dem die Gerüchte, gegen die sich das Zentralbüro verwahren mußte, ihren Ausgang genommen hatten." Die Tatsache, daß Bischof Wurm an der Spitze des Hilfswerks stand, beeinflußte die Einstellung der Behörde dabei in keiner Weise positiv, sondern veranlaßte sie eher zu gesteigerter Vorsicht. Am 21. Januar 1947 schlug sie vor, dem „Zentralbüro des Hilfswerks Reich [sie!] zur Beratung nach der geschäftlichen Seite einen Wirtschaftsbeirat beizuordnen".12 Als Gerstenmaier antwortete, das Exekutivkomitee des Wiederaufbau-Ausschusses habe soeben „Kontrollund Organisationsmaßnahmen für das Gesamtwerk" eingeleitet, so daß ein solcher Beirat entbehrlich sei, wandte sich der Oberkirchenrat, keineswegs zufriedengestellt, an die Kirchenkanzlei der EKD: Es sei falsch, „wenn eine Organisation, die sich ,das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland' nennt und die die Einrichtungen und den moralischen Kredit der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Landeskirchen in weitestgehendem Maß in Anspruch nimmt, sich dem unmittelbaren Einfluß der geordneten Instanzen der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Landeskirchen bisher entzogen hat und anscheinend gewillt ist, dies auch weiterhin zu tun". Die Kirchenkanzlei habe Anlaß, sich dieser Sache anzunehmen.13 Bei den Maßnahmen, mit denen Gerstenmaier den Oberkirchenrat beschwichtigen wollte, handelte es sich um den Auftrag an eine Wirtschaftsberatungsfirma, den das Exekutivkomitee bereits vor längerer Zeit erteilt hatte. Aus dem Gutachten, das die Firma im Frühsommer 1947 vorlegte, läßt sich entnehmen, daß zumindest die verbreiteten Vorbehalte gegen den zentralistischen Aufbau und angeblich diktatorischen Arbeitsstil des Hilfswerks zu einem guten Teil unberechtigt waren. So hatte jedes der im Rahmen der Überprüfung untersuchten landeskirchlichen Hauptbüros seine besonderen Arbeitsschwerpunkte herausgebildet.14 Außerdem stellte der Bericht fest, Vgl. unten S. 177f. Lempp an Gerstenmaier, 21.1.1947 (EBD.). Vorgeschlagen für dieses Gremium wurden R. Rogowsky, Ministerpräsident Steltzer, Oberbürgermeister Metzger (Darmstadt) und die Unternehmer W. Bauer (Fulda) und P. Lechler (Stuttgart). 11

12

13

Schauffler an Kirchenkanzlei, 1 4 . 2 . 1947 ( E Z A BERLIN, E K D 2 0 2 / 2 ) .

Geprüft wurden das Zentralbüro und seine Lager, das Zentralbüro-Ost, Berlin, die Außenstelle Hamburg, das Siedlungs- und Baubüro Heidelberg, das Hauptbüro des Hilfswerks der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Stuttgart, das Hauptbüro des Hilfswerks der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel, die Hauptbüros Berlin und Brandenburg der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Berlin, die Geschäftsstelle des Hilfskomitees der Evangelischen Landeskirche aus Jugoslawien und die Bezirksstelle Waiblingen des Hilfswerks der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Nassau und Hessen hatte die Versehrtenfürsorge, das Hilfswerk der Evangelischen Landeskirche in Württemberg die Hüchtlingsfiirsorge und das Hilfswerk der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck den Suchdienst sowie die Berufshilfe besonders stark ausgebaut. Rapp, Gutachtenentwurf, Mai 1947 (ADW, ZB 158). 14

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daß es „eine Zuständigkeitsabgrenzung zwischen Zentralbüro und den Hauptbüros und eine Regelung über die Anweisungsbefugnisse des Zentralbüros" nicht gebe. Die Hauptbüros wählten ihre Aufgaben nach Gutdünken und führten sie auch nach Gutdünken durch. Eine Übersicht über die Gesamtarbeit sei kaum zu gewinnen, auch nicht über die Finanzwirtschaft. „Eine Statistik, deren Ergebnisse für das Hilfswerk von besonderer Wichtigkeit wäre, wurde lediglich in Ansätzen festgestellt." Der Gutachter hielt es daher für erforderlich, für eine straffe zentrale Lenkung und Kontrolle besonders des Finanzwesens und der Spendenüberwachung zu sorgen, und sprach von der Notwendigkeit „teilweiser Neuplanung" und „Neuorganisation".15 Aus dem Gutachten läßt sich aber auch herauslesen, daß der Anspruch des Hilfswerks, nun endlich die Gemeinden diakonisch zu mobilisieren, während die Innere Mission sich bisher auf die institutionelle Arbeit beschränkt habe, im Bereich der untersuchten Hauptbüros noch keineswegs in dem Ausmaß in die Tat umgesetzt war, daß es einem Betriebsberater aufgefallen wäre. Hierzu heißt es nämlich: „Die Verteilung von Waren und Geldmitteln als einziges Arbeitsgebiet findet sich bei wenigen Hauptbüros, während die Bezirksstellen und Pfarrstellen sich fast ausschließlich hiermit befassen." Übrigens zählte der Bericht auch „die Landesstellen der Inneren Mission" zu den „eigentlichen Trägern der praktischen Arbeiten", ein Hinweis, der in der Endfassung auf Anregung des Zentralbüros entfiel.16 Die Reaktionen auf dieses Gutachten ließen erkennen, welche Vorbehalte hier und da gegen das Hilfswerk bestanden. Dazu zählte nicht nur die Furcht vor einer Zusammenballung wirtschaftlicher Macht und den damit einhergehenden Risiken, sondern ebenso die Auffassung, Pfarrer und Gemeinden würden mit nicht zu ihrem eigentlichen Auftrag gehörenden Arbeiten überbürdet. Die alten Bedenken gegenüber dem allzu geschäftsmäßig-weltlichen Hair des Hilfswerks und seiner Mitarbeiter bestanden unvermindert weiter. Auch fällt auf, daß die Gegner mit Befriedigung die Mängelrügen des Gutachtens registrierten, die die eigene Kritik bestätigten, daß aber die zur Beseitigung dieser Mängel vorgeschlagenen Maßnahmen abgelehnt wurden, weil sie die Position des Zentralbüros in unerwünschter Weise gestärkt hätten.17 Im Entwurf für eine Stellungnahme der Kirchenkanzlei hieß es, mit diesen betriebsorganisatorischen Vorschlägen werde das Pferd vom Schwanz her aufgezäumt; erst müßten die grundsätzlichen Fragen geklärt werden: „1. Das Verhältnis des Hilfswerks zur EKD und zu den Freikirchen. 2. Die Gefahr einer allzu starken Zusammenballung wirtschaftlicher Macht, von der unter den heutigen Verhältnissen praktisch fast jede Regung kirchlichen Lebens 15

EBD.

14

EBD.

" Vgl. EOK Stuttgart an Kirchenkanzlei, 10.12. 1947 (EBD., ZB 11).

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mittelbar oder unmittelbar irgendwie abhängig ist, und die Notwendigkeit einer Kontrolle der Ausübung dieser Macht. 3. Die Belastung der Pfarrerschaft nicht nur mit zusätzlicher Arbeit, die eigentlich nicht unmittelbar zum geisdichen Amt gehört, sondern vor allem auch mit dem gewissen Odium, das infolge der unvermeidlichen... Kritik an der Verteilung von Spenden, sowie durch ständige Verdächtigungen und Verleumdungen in der öffentlichen Meinung entsteht."18

Asmussen formulierte in der Endfassung milder und nicht ohne Sympathie, sparte aber gleichfalls nicht mit Bedenken. Sein wichtigster Klagepunkt war, das Hilfswerk habe die „grundsätzlichen Erkenntnisse..., welche der Kirche im letzten Vierteljahrhundert geschenkt worden sind", noch nicht verwirklichen können: „Packt man diese Aufgabe an, dann entsteht zuallererst das Problem, daß es sehr schwer ist, das Zentralbüro des Hilfswerks und die Hauptbüros wirklich als eine Gemeinde Jesu Christi zusammenzufassen und in ihrer Arbeit darzustellen. Denn es dürfte ein unkirchlicher Gesichtspunkt sein, die Arbeit der großen Büros des Hilfswerks wesentlich danach auszurichten, ob eine vorliegende sachliche Aufgabe gelöst wird. Viel wichtiger als dieses ist, daß alle im Hilfswerk beschäftigten Personen an ihrer Arbeit zum Reiche Gottes berufen werden und ihre Arbeit als Gottesdienst ausrichten... Wohin ich auch in Deutschland komme, ich höre überall die Klagen, daß die Büros des Hilfswerks im Drang der Geschäfte mehr den Eindruck eines Geschäftsunternehmens als einer kirchlichen Dienststelle machen."

Keinen Monat dürfe man verstreichen lassen, „ohne Schritt für Schritt zu bessern und die kirchliche Ausrichtung des Hilfswerks zu fördern". Asmussen schlug dann vor, in den Gemeinden Komitees zur Verteilung der Spenden zu bilden.19 In dem langen Schreiben wird an keiner Stelle erkennbar, daß Asmussen der Anspruch des Hilfswerks bewußt gewesen wäre, mehr zu sein als eine Organisation zur Verteilung von Auslandsspenden. Das, was er am Hilfswerk vermißte, sahen manche Hilfswerk-Vertreter außerdem gerade als dessen Proprium an: Umsetzung der der Kirche in den letzten Jahren geschenkten „grundsätzlichen Erkenntnisse". 20 Auch in der Wiederaufbau-Abteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen machte man sich die Kritik an der expansiven Entwicklung des Hilfs18 von Harling, „Stellungnahme zum Gutachten des Wirtschaftsberaters Rapp . . . " , 18. 8. 1947 (EZA BERLIN, 202/3). 19 Asmussen an ZB, 19. 8.1947 (ADW, Z B 152). - Asmussen nahm aber auch detailliert zur Überwachung des Warenverkehrs, zum Kartei- und Lagerwesen Stellung und gab, darin dem Entwurf von Harlings folgend („Stellungnahme zum Gutachten des Wirtschaftsberaters Rapp . . . , 18.2.1947: EZA BERLIN, E K D 202/3), zu bedenken, ob das Hilfswerk sich nicht statt der Methoden der gewerblichen Wirtschaft besser der vom Wehrmachts-Nachschubwesen entwickelten Verfahren bediene, da es sich hier wie dort um Warenbewegungen ohne Geldumsatz handle. 20 Vgl. unten S. 186ff.

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werks zu eigen, vor allem wohl deshalb, weil angesichts immer engerer direkter Verbindungen zwischen Zentralbüro und ausländischen Spenderkirchen die eigenen Bemühungen um eine Koordinierung der gesamten ökumenischen Hilfe zunehmend schwieriger wurden. Ian Wilson, Deutschland-Referent der Abteilung, mußte im Frühjahr 1948 unumwunden feststellen: " . . . we are forced to the conclusion that ecumenical reconstruction work in that c o u n t r y . . . is probably coming to an end. By this I mean that a well-devised and well-coordinated ecumenical programme, based upon a clear policy, no longer exists so far as the Reconstruction Department is concerned.. . there will be only one effective directing and coordinating a g e n c y . . . which links the donor with the receiver. That agency, consisting of highly skilled technicians, who work with admirable efficiency and discipline, is neither the Reconstruction D e p a r t m e n t . . . nor Church World Service. It is the Stuttgart headquarters of Evangelisches Hilfswerk."

Es sei aber allein Sache der EKD, das mächtige Zentralbüro zu zähmen und unter Kontrolle zu halten.21 Soweit nichtkirchliche Stellen Kritik am Hilfswerk übten, spielte oft der Verdacht eine Rolle, Gerstenmaier wolle mit Hilfe des Zentralapparats politische Ambitionen verwirklichen. So sahen sich Vertreter des Zentralbüros, die Anfang 1948 in Berlin mit den amerikanischen Militärbehörden wegen der Zulassung von „Christ und Welt" verhandelten, zahlreichen Vorwürfen konfrontiert, die von in- und ausländischer Seite gegen das Hilfswerk erhoben wurden: Gerstenmaier habe den riesigen Apparat des Hilfswerks einzig mit dem Ziel aufgebaut, aktiv in die deutsche Politik einzugreifen, er beschäftige Reaktionäre und ehemalige Nationalsozialisten, seine geschäftlichen Praktiken seien undurchsichtig und er nutze seine hervorragenden in- und ausländischen Beziehungen - bei seinem Besuch in den Vereinigten Staaten wenige Wochen später wurde Gerstenmaier auch von Präsident Harry S. Truman empfangen22 - für politische Propaganda im

21 (: „Wir müssen folgern, daß in jenem Land die ökumenische Wiederaufbauarbeit an ihr Ende kommt. Ich meine damit, daß es, soweit es die Wiederaufbau-Abteilung betrifft, kein gut geplantes und wohlkoordiniertes ökumenisches Programm auf der Grundlage klarer Arbeitsgrundsätze mehr gibt... Es wird dort nur noch eine wirksame Leitungs- und Koordinationsstelle geben, . . . die zwischen Spender und Empfänger vermittelt. Bei dieser Stelle, die aus bestens ausgebildeten und mit bewundernswürdiger Effizienz und Disziplin arbeitenden Technokraten besteht, handelt es sich weder um die Wiederaufbau-Abteilung... noch um Church World Service: Es ist das Stuttgarter Zentralbüro des Evangelischen Hilfswerks"). ORK, Wiederaufbau-Abteilung, Minutes of Business Committee, 11.5. 1948 (ADW, ZB 336). Wilsons Ausführungen wurden nach Einspruch des Zentralbüros aus dem Protokoll zurückgezogen (lt. handschriftlichem Vermerk Urbigs, EBD). Vgl. auch Vermerk Wilsons, 24. 5. 1948 (AÖRK, 26). 22 Vgl. „Aus Amerika zurück." - In: MHW 15 (Juni 1948), Sp. 257-262; E. GERSTEN-

MAIER, Streit, S. 2 6 7 - 2 7 1 .

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Ausland.23 Ahnliche Vorwürfe tauchten Anfang des Jahres 1949 auch in der Presse auf, so, wenn von einer angeblichen „politischen Abteilung" des Hilfswerks geschrieben wurde24 oder wenn behauptet wurde, General Lucius D. Clay, der amerikanische Militärgouverneur, habe die Redaktion von „Christ und Welt" als „Kreis mit gefährlichen nationalistischen Tendenzen" bezeichnet.25 Möglicherweise rührten diese Gerüchte von der hartnäckig und mit Schärfe geübten Kritik einer einzelnen Abteilung der amerikanischen Militärregierung in Stuttgart her, die sich besonders gegen „Christ und Welt" sowie einzelne Mitarbeiter dieser Zeitung richtete.26 Repräsentativ für die Haltung der amerikanischen Militärbehörden gegenüber dem Hilfswerk war diese Einstellung jedoch nicht.27

b) Das Hilfswerk und die Evangelische Kirche in Deutschland Bereits im Mai 1946 hat Gerstenmaier daraufhingewiesen, daß die Aufhebung der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 11. Juli 1933 „für die Durchführung eines so gespannten Gesamtwerks wie des Hilfswerks der EKD keine Hilfe, sondern eine Erschwerung" sei, und gefordert, daß die Beschlüsse des Wiederaufbau-Ausschusses uneingeschränkte Verbindlichkeit haben müßten.28 Dahinter stand die Erfahrung, daß nicht alle Kirchenleitungen bereit waren, die Arbeit des Hilfswerks in ihrem Kirchengebiet ausschließlich nach den Weisungen des Zentralbüros aufzubauen, was bereits in der Frage des Zentralbüro-West zu Auseinandersetzungen geführt hatte.29 Dieses Problem stellte sich auch weiterhin. Einige Landeskirchen vertraten gegenüber dem Zentralbüro die Ansicht, die EKD sei nicht Körperschaft des öffentlichen Rechts, sondern eine „unselbständige Zusammenfassung der verschiedenen Landeskirchen". Folglich sei auch das Hilfswerk, „trotzdem es eine über das ganze Reich verzweigte Organisation darstelle, 23 Hepp, „Bericht über die Verhandlungen mit OMGUS vom 19.-26.1. 1948", 2.2. 1948 (ADW, ZB 325). 24

N E U E RUHRZEITUNG, v o m 5 . 2 . 1 9 4 9 ; TELEGRAF N r . 3 2 B v o m 8 . 2 . 1 9 4 9 ; HESSISCHE

NACHRICHTEN Nr. 33 vom 9.2.1949; Rundschreiben Gerstenmaiers an Bevollmächtigte und Hauptgeschäftsführer 21.2.1949 (ADW, ZB 442) und Gerstenmaier an Held, 4. 3.1949 (LKA DÜSSELDORF, 9/57). In diesen Berichten war z.T. selbst Gerstenmaiers Vorname mit „Karl" falsch wiedergegeben. 25

S o e i n e v o m SCHWEIZERISCHEN EVANGELISCHEN PRESSEDIENST N r . 2 5 v o m 2 2 . 6 . 1 9 4 9

wiedergegebene Meldung. - Vgl. dazu Gerstenmaier an Koechün, 30.6. 1949 (ADW, ZB 31) und E. GERSTENMAIER, Streit, S. 283. 26 Vgl. Gerstenmaier an Murphy, Entwurf o.D. (Januar 1949); Vermerk Gerstenmaiers vom 28. 3. 1949; Gerstenmaier an Boerner, 14. 5. 1949; Boerner an Gerstenmaier, 24. 6. 1949 (ADW, ZB 233). " Vgl. Arndt an Gerstenmaier, 1. 9. 1949 (Ebd., ZB 325). 2! E. GERSTENMAIER, Hilfswerk der Evangelischen Kirche, S. 6f. 29 Vgl. oben S. 92-95.

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ein Ableger der Landeskirchen und stehe mit seinen regionalen Hauptbür o s . . . in unmittelbarer Abhängigkeit" von diesen. Deshalb komme den Landeskirchen ein Aufsichts- und Verfügungsrecht über die Mittel ihrer Hauptbüros zu. Das Zentralbüro stellte sich dagegen auf den Standpunkt, das Hilfswerk sei ein Organ der EKD, woraus sich auch ergebe, daß die von ihm verwalteten Gelder der EKD gehörten und diese für die Verpflichtungen des Hilfswerks hafte.30 Die Kirchenkanzlei bestätigte diese Auffassung, wobei sie darauf hinwies, daß der Rat der EKD gegenüber dem Alliierten Kontrollrat die Rechtsidentität von Evangelischer Kirche in Deutschland und Deutscher Evangelischer Kirche festgestellt habe: Das Hilfswerk sei eine „Organisation" der EKD. 3 ' Daraufhin ersuchte das Zentralbüro alle Landeskirchen und diejenigen Freikirchen, die inzwischen ihren Beitritt erklärt hatten, bis zu einer Beratung im Wiederaufbau-Ausschuß in ihrem Bereich keine Satzungen oder Ordnungen für das Hilfswerk zu beschließen, weil die Funktionsfähigkeit des Gesamtwerkes dadurch gefährdet werden könne.32 Alle Regelungen, die etwa doch erlassen würden, sollten die Klausel enthalten, daß Bestimmungen, die „mit den Vorschriften einer künftigen Verfassung des Gesamthilfswerks nicht im Einklang stehen", bei deren Einführung automatisch außer Kraft träten.33 „Hilfswerk der EKD" oder „Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland"? Die Position, die das Zentralbüro einnahm, um gegenüber den Landeskirchen die einheitliche Leitung des Werkes zu verteidigen, war aber bereits durch den Beitritt der Freikirchen geschwächt worden. Kaum war dies nämlich geschehen, gaben sie zu erwägen, „ob nicht der Titel,Hilfswerk der Evangelischen Kirche' durch Anhängung des Buchstabens ,n' so geändert werden könne, daß die Freikirchen das feste Bewußtsein haben könnten, mit umfaßt zu sein".34 Das stieß auf erhebliche Bedenken beim Zentralbüro, weil eine Organisation mit Namen „Evangelische Kirchen in Deutschland" als „Rechtsperson" nicht existiere35, während die schon im Mai 1946 angekündigte Änderung der Bezeichnung des Wiederaufbau-Ausschusses nur der Zustimmung der einzelnen Kirchenleitungen bedurft habe.36 Als Sommer, den das Exekutivkomitee des Wiederaufbau-Ausschusses bereits in seiner konstituierenden Sitzung am 19. Juni 1946 als freikirchlichen Vertreter koop30 31

V o n G e r s d o r f f an K i r c h e n k a n z l e i , 2. 7. 1946 ( E Z A BERLIN, E K D 2 0 2 / 2 ) . A s m u s s e n a n Z B , 31. 7. 1946 (EBD., 2 0 2 / 1 ) .

32

Rundschreiben, 26. 8. 1946 (ADW, ZB 9).

33

v o n G e r s d o r f f , H G F K a m 2 2 . / 2 3 . 1 0 . 1946, N s (EBD.).

34

Besprechung und Vereinigung Evangelische Freikirchen, 5.9.1946, Ns (EBD., ZB 113).

35

v o n G e r s d o r f f , H G F K a m 2 2 . / 2 3 . 1 0 . 1946, N s (EBD., Z B 9). S o G e r s t e n m a i e r (EBD.).

36

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177

tiert hatte3 7 , in dessen nächster Sitzung am 24. Oktober 1946 den Antrag auf Namensänderung stellte, wurde dem jedoch vorbehaltlich der Zustimmung des Wiederaufbau-Ausschusses und des Ratsvorsitzenden entsprochen.38 Der Justitiar des Zentralbüros, Wolf von Gersdorff, hielt es nämlich inzwischen für möglich, „daß sich eine solche Namensgebung mit der Aufrechterhaltung der Organnatur des Hilfswerks innerhalb der »Evangelischen Kirche in Deutschland' vereinbaren lasse".39 Das Zentralbüro begann alsbald, sich des neuen Namens zu bedienen, und wies die Hauptbüros an, ebenso zu verfahren. Auf Rückfragen erklärte es, das Exekutivkomitee habe es den Organen des Hilfswerks überlassen, „entsprechend dem tatsächlich eingetretenen Zustand" die Bezeichnung zu ändern, und fügte einschränkend hinzu: „In Fällen jedoch, in denen es auf rechtliche Präzision ankommt, wird der Name der Evangelischen Kirche in Deutschland als Körperschaft des öffentlichen Rechts, deren Organ das Hilfswerk ist, unverändert beizubehalten sein."40 Trotz dieses Rechtsvorbehaltes erweckten die Aufnahme der Freikirchen und die Namensänderung nun allenthalben den Eindruck, Gerstenmaier wolle das Hilfswerk dem Einfluß der EKD entziehen. Das Unbehagen darüber wurde dadurch verstärkt, daß Gerstenmaier der EKD und den Landeskirchen die Einflußnahme auf das Hilfswerk, an dessen Arbeitsweise erstmals massive Kritik aufkam, mit dem Hinweis auf die alleinige Zuständigkeit des Wiederaufbau-Ausschusses verwehrte. Als Gerstenmaier am 28. Dezember 1946 aus ganz anderem Anlaß zu einer Besprechung mit Vertretern des württembergischen Oberkirchenrates zusammentraf, sah er sich unversehens einem Verhör „mit schriftlich formulierten Fragen nach der Struktur, Grundcharakter, Leitung und Geschäftsführung" des Hilfswerks ausgesetzt, in das auch seine kirchenpolitischen Ansichten einbezogen wurden. Er verschwieg dabei nicht, mit welcher Reserve er die Beschlüsse der Konferenz von Treysa vom August 1945 betrachte und daß er „die Aufgabe der Verfassung der Deutschen] Evangelischen] K[irche] [von 1 9 3 3 ] . . . für ein Verhängnis, jedenfalls aber fiir eine schwere Schädigung der Einheit der Gesamtkirche hielte."41 Außerdem wies er darauf hin, daß das Hilfswerk der EKD seine Legitimation aus einem Auftrag der Landeskirchen herleite. Dieser sei in Treysa erteilt worden, bevor die EKD gegründet war, zu deren Rat nur insofern eine Verbindung bestehe, als dessen Vorsitzender zugleich Präsident des WiederaufbauNs (EBD., ZB 57). Zweifellos eine Kompetenzüberschreitung! Ns (EBD., ZB 58). 39 EBD. 40 ZB an Hauptbüro Saar, 23.12. 1946 (EBD., ZB 9). 41 Entwurf für eine Stellungnahme zum „Aufschrieb" des EOK Stuttgart über die Besprechung am 12. und 28.12. 1946, Gerstenmaier, 6.3. 1947 (EBD., ZB 10). 37

38

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Ausschusses sei.42 Die Äußerungen Gerstenmaiers fanden umgehend Verbreitung und veranlaßten Asmussen, ihn aufzufordern, in der Ratssitzung am 25./26. Januar 1947, auf deren Tagesordnung seit längerem ein Bericht über die Arbeit des Hilfswerks vorgesehen war 43 , zur rechtlichen Beziehung zwischen Hauptbüros und Landeskirchen einerseits und Hilfswerk der EKD und Rat der EKD andererseits Stellung zu nehmen. Darüber seien „Unklarheiten" aufgetreten.44 Mit den Bedenken des württembergischen Oberkirchenrates45 hing es möglicherweise auch zusammen, daß Wurm am 2. Januar 1947 Asmussen antrug, an seiner Stelle den Vorsitz im Exekutivkomitee des Wiederaufbau-Ausschusses zu übernehmen. 46 Zu einer Einigung kam es in der Ratssitzung nicht. Gerstenmaier trug seine Auffassung vor und betonte, daß gerade nach der Aufnahme der Freikirchen als gleichberechtigte Mitglieder der Rat nicht die alleinige Zuständigkeit für das Hilfswerk haben könne und daß es von der endgültigen Verfassung der EKD abhängen werde, „in welcher Weise das Hilfswerk als Organ der Kirche darin seine Stellung finden würde". 47 Diese Auffassung präzisierte er am 10. Februar in einem Schreiben an die Kirchenkanzlei: „Das Hilfswerk... wurde im August 1945 ins Leben gerufen, bevor die „Evangelische Kirche in Deutschland" gegründet wurde. Durch einen einmütigen Beschluß sämtlicher Landeskirchenleitungen wurde zunächst der Wiederaufbau-Ausschuß der Evangelischen Kirche in Deutschland... ins Leben gerufen in der Weise, daß jede Landeskirche einen Bevollmächtigten in den Wiederaufbau-Ausschuß delegiert. Er ist das Legislativorgan des Hilfswerks. Der Wiederaufbau-Ausschuß hat hierauf dem Hilfswerk seine Organisationsform verliehen, indem er zu seinem Präsidenten den Landesbischof D. Wurm und zu seinem Leiter den Unterzeichneten berufen... h a t . . . Infolge der Aufnahme der Freikirchen... ist das Hilfswerk praktisch zu einem solchen der Evangelischen Kirche« in Deutschland geworden, ohne daß jedoch hinsichtlich seiner Rechtsnatur bisher eine Änderung eingetreten wäre. Aus den Gründungsvorgängen ergibt sich die Folgerung, daß die Landeskirchen bzw. der Wiederaufbau-Ausschuß als die von ihnen eingesetzte Legislative das Hilfswerk in seiner Gesamtheit als ein Organ der Evangelischen Kirche in Deutschland und in seinen Hauptbüros als ein solches der einzelnen Landeskirchen geschaffen haben, jedoch mit der Maßgabe, daß hierfür selbständige Legislativ-, Exekutiv- und Kontroll-Instanzen begründet sind, durch welche allein die Arbeit des Hilfswerks gelenkt und beaufsichtigt w i r d . . .

42

EBD.

43

Rundschreiben der Kirchenkanzlei, 9.12. 1946 (Entwurf): EZA BERLIN, EKD 0460. Asmussen an Gerstenmaier, 8.1. 1947 (EBD., EKD 202/2). Vgl. auch oben S. 170f.

44 45 46

4

E Z A BERLIN, E K D 202/2.

' Vermerk Bergs betr. Sitzung des Rates am 25.1. 1947, 28.1. 1947 (ADW, ΖΒ 10).

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Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland besitzt keine Zuständigkeit für das Hilfswerk, da - wie oben ausgeführt - für dieses durch die Einsetzung des Wiederaufbau-Ausschusses und des Exekutivkomitees Sonderinstanzen vorgesehen sind."48 Der Rat wies diese Erklärung umgehend zurück: Das Hilfswerk unterstehe ihm, und er müsse „das Recht haben, sich jederzeit in die Geschäftsführung und Planung des Hilfswerkes einen Einblick zu verschaffen".49 Es hätte nahe gelegen, sich hierbei auf die Vorläufige Ordnung der EKD vom 30. August 1945 zu berufen, aber das unterblieb. In den folgenden Monaten gelang es dem Rat nicht, das beanspruchte Aufsichtsrecht durchzusetzen, während das Zentralbüro seine abweichende Auffassung weiterhin auch öffentlich vertrat.50 Zwar war bei aller Kritik am Hilfswerk nur wenigen Landeskirchen das Problem so dringlich, daß sie die von der Kirchenkanzlei erbetene Stellungnahme abgaben.51 Aber es wurde weiterhin sowohl in der Kirchenkanzlei als auch in der kirchlichen Öffentlichkeit als Problem empfunden, daß das Verhältnis des Hilfswerks zur EKD - nicht zuletzt durch die Einbeziehung der Freikirchen - nicht völlig geklärt sei.52 Wenige Tage nach der zweiten Treysaer Kirchenversammlung fand am 11. und 12. Juni 1947 in Bethel eine Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses statt, in der es zu einer erregten Kontroverse kam, als der Beschluß des Exekutivkomitees vom 24. Oktober 1946, das Hilfswerk künftig als „Hilfswerk der Evangelischen Kirche« in Deutschland" zu bezeichnen, gebilligt werden sollte, und dabei auch die Kompetenzen des Rates der EKD zur Sprache kamen. Held meinte, der Beschluß sei dem Rat zur Prüfung vorzulegen, während Gerstenmaier insistierte, das Hilfswerk sei in Treysa ausdrücklich aus dessen Zuständigkeit ausgeklammert worden. Außerdem überschreite der Wiederaufbau-Ausschuß seine Kompetenzen; es stehe ihm nicht zu, die Frage, ob der Rat zu beteiligen sei, auch nur zu prüfen. Trotz lebhaften 48

(EBD.).

49

Sitzung am 27./28. 3. 1947, Beschlußprotokoll (Entwurf): EZA BERLIN, EKD 046. 50 So wird in J B H W 1946/47, S. 5f. Gerstenmaiers Schreiben vom 10. 2. 1947 nahezu wörtlich wiedergegeben. N u r der Absatz, worin die Zuständigkeit des Rates auch ausdrücklich bestritten wird, ist fortgelassen. Der Leser kann nicht erkennen, daß die vorgetragene Darstellung keineswegs unumstritten war. s1 Rundschreiben der Kirchenkanzlei der EKD vom 28. 2.1947 (EZA BERLIN, EKD 202/2). Es antworteten die Evangelische Kirchenleitung der Kirchenprovinz Sachsen, 21. 2. 1947, das Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins, 24.4.1947, das Landeskirchenamt der Lippischen Landeskirche, 21. 5. 1947, der Landeskirchenrat der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland, 19. 7. 1947 und der Kirchenausschuß der Bremischen Evangelischen Kirche, 5.9. 1947 (EBD., EKD 202/2). N u r Bremen stimmte der Auffassung des Zentralbüros zu. Vgl. auch die Diskussion im Anschluß an Bergs Vortrag in Treysa am 6. 6. 1947, Ns (Entwurf): EBD., EKD 042, Beiheft 2. " Vgl. von Harling, „Stellungnahme zum Gutachten des Wirtschaftsberaters R a p p . . . " , 18. 8. 1 9 4 7 (EBD., E K D 2 0 2 / 3 ) ; O . FRICKE, G r u n d l a g e n .

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Widerspruchs53 wurde die Namensänderung dann doch gebilligt.54 Ausschlaggebend für diese Entscheidung war aber, daß der WiederaufbauAusschuß gerade einen Verfassungsausschuß für das Hilfswerk eingesetzt hatte, dem er die Klärung der rechtlichen Beziehungen zwischen dem Rat der EKD und dem Hilfswerk glaubte überlassen zu können.55 Erste Arbeiten an einer Satzung für das Hilfswerk Mit der Einsetzung eines solchen Verfassungsausschusses reagierte der Wiederaufbau-Ausschuß auf die zweite Kirchenversammlung, die am 5./6. Juni 1947 in Treysa stattgefunden und die EKD dem Ziel einer verfassungsmäßigen Neuordnung ein gutes Stück näher gebracht hatte.56 Schon als das Exekutivkomitee des Hilfswerks am 10. Juni 1947 die bevorstehende Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses vorbereitete, wurde auch die rechtliche Stellung des Hilfswerks, deren endgültige Klärung in der Vergangenheit immer wieder mit der Verfassungsfrage der EKD verknüpft worden war, ausführlich beraten. Dabei wurde erklärt, „daß die Schaffung einer Satzung für das Hilfswerk dringlich sei" und „für d e n . . . Zusammentritt einer verfassunggebenden Kirchenversammlung ein Vorschlag für die Ordnung des diakonischen Amtes der Kirche vorgelegt werden müsse". Das Exekutivkomitee schlug dem Wiederaufbau-Ausschuß deshalb vor, aus je zwei Vertretern der Kirchenleitungen, der Inneren Mission und des Hilfswerks einen Ausschuß zu bilden „und von diesem einen Entwurf fertigen zu lassen".57 Der Wiederaufbau-Ausschuß stimmte zu; zugleich sah er sich der Notwendigkeit enthoben, die aufgebrochenen Meinungsunterschiede hinsichtlich der Rechte des Rates der EKD zu überbrücken. Gerstenmaier erklärte - und nach der erwähnten heftigen Debatte über die Rechte des Rates war es verständlich, wenn ihm mehrere Diskussionsredner beipflichteten - , das eigentliche Problem liege nicht im Verhältnis zur Inneren Mission, sondern im Verhältnis zur Kirche.58 Dabei kam es ihm jedoch darauf an, das im letzten Jahr gewachsene Selbstverständnis des Hilfswerks, wie er es im Monat zuvor in seinem Vortrag „Kirche in Aktion" umfassend vorgetragen hatte, in die Verfassung der EKD eingehen zu lassen: Das Hilfswerk habe sich von Anbeginn an als zusammenfassende Gestalt des diakonischen Am-

5 ! Ehlers: „Der R a t . . . kann nicht eine Art Bierbank sein, auf der man sich was erzählt." WAA, 12. 6. 1947, stenographische Aufzeichnung Friedrichs (ADW, ZB 58). 54

N s (EBD.).

55

Ns (Entwurf): EBD.

56

Vgl. A . SMITH-VON OSTEN, T r e y s a , S. 2 9 1 ff.

57 51

10. 6. 1947, Ns (ADW, ZB 70). WAA, 11./12. 6. 1947, Ns (Entwurf Kü): EBD., ZB 58.

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tes der Kirche verstanden; nun gehe es um die „Einordnung des diakonischen Amtes und Dienstes in die Gesamtkirche". 59 In den Monaten, die auf die Einsetzung des Verfassungsausschusses durch den Wiederaufbau-Ausschuß am 12. Juni 1947 folgten, bemühte sich das Zentralbüro dann mit Erfolg darum, die Einordnung des Hilfswerks in eine Verfassung der E K D und die Erarbeitung einer Satzung für das Hilfswerk getrennt zu behandeln. Denn obwohl die Gestaltung einer Satzung die Klärung des Verhältnisses zur E K D zur Voraussetzung haben mußte, die der Verfassungsausschuß leisten sollte, wurde dessen Einberufung verzögert, die Vorbereitung einer Satzung aber mit Nachdruck betrieben. Bereits am 10. Juni 1947 beauftragte das Zentralbüro die Assenheimer Außenstelle mit einem Entwurf: „Wir müssen", hieß es in dem Schreiben, „den eigenen Standpunkt formulieren und einen Entwurf für die nächste Sitzung des Verfassungsausschusses zur Verfügung haben." 60 Hier ging das Zentralbüro noch davon aus, daß die Innere Mission, da am Verfassungsausschuß beteiligt, auch bei der Erarbeitung einer Hilfswerk-Satzung mitreden würde. Schon wenige Monate später rechnete es die Satzung jedoch nicht mehr zu den Fragen, mit denen sich der Ausschuß zu befassen haben werde.61 Die Assenheimer Juristen hatten bereits Mitte Juni, kurz bevor sie ihren Auftrag erhielten, dem Zentralbüro eine „Untersuchung über die rechtliche Konstruktion des Hilfswerks" vorgelegt62 und dieses, offenbar gestützt auf Äußerungen von Gersdorffs, als Zweckvermögen der E K D bezeichnet. Dem Zentralbüro schien das aber nicht akzeptabel, weil es aufgrund seiner Interpretation der Treysaer Gründungsvorgänge dem Rat der E K D jede Einflußnahme auf das Hilfswerk glaubte absprechen zu können. 63 Es erbat sich nun von der Außenstelle zwei Satzungs-Entwürfe und gab dafür folgende Richtlinien: „ . . . In dem einen sollte das Hilfswerk als ein Organ sämtlicher evangelischer Landeskirchen, Freikirchen und Hilfskomitees betrachtet werden; im andern Entwurf wäre es als Organ der E K i D herauszustellen. Beide Entwürfe s o l l t e n . . . auch das Verhältnis Hilfswerk zur Inneren Mission 64 behandeln. D e m Bedürfnisse des Hilfswerks entspräche es, sich möglichst weitgehend zur Erfüllung seiner Aufgaben der Einrichtungen der Inneren Mission bedienen und sie dementsprechend in seinen Rahmen einordnen zu können; im Hinblick auf historische Gegebenheiten scheint es aber erforderlich, die Bedeutung der Inneren Mission als selbständige Einrichtung genügend stark zu berücksichtigen." 65 " Ns (Entwurf), von Krimm korrigierte Fassung (EBD.). - Zu Gerstenmaiers Vortrag „Kirche in Aktion" vgl. oben S. 129-133. 80 Weiß an Gerber, 17. 6.1947 (ADW, ZB 52). 61 Vgl. unten S. 197. 62 Mit Schreiben vom 15.6. 1947 (EBD.). 63 Vgl. Weiß an Rinck, 21. 6. 1947 (EBD.), und oben S. 177ff. 64 Sic! 65 Weiß an Gerber, 24.6. 1947 (EBD.).

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Die gewünschten Entwürfe lagen bereits nach wenigen Wochen vor.66 Beide sahen einen Hilfswerk-„Zentralverband" und „Hauptverbände" als „organisatorisch gesonderte Teile der Landes- und Freikirchen" vor. Jedoch sollte der „Zentralverband" nach dem ersten Entwurf ein rechtlich unselbständiges Sondervermögen der EKD, nach dem anderen eine von der EKD, den Landeskirchen und den mit Körperschaftsrechten ausgestatteten Freikirchen gebildete Körperschaft öffentlichen Rechts mit Sitz in Stuttgart darstellen. Die Außenstelle blieb auch bei der Erarbeitung dieses zweiten Entwurfs bei ihrer früheren Auffassung, das Hilfswerk sei Sondervermögen der EKD, und sah dementsprechend eine Vermögensübertragung und Bestätigung der Satzung durch den Rat der EKD vor. Beide Entwürfe räumten dem „Zentralverband" maßgeblichen Einfluß auf die Arbeit der „Hauptverbände" der Landes- und Freikirchen ein. Die Eingliederung der Inneren Mission sollte durch Beteiligung eines Vertreters derselben an der Leitung der „Hauptverbände" bewerkstelligt werden. Diesem sollte es obliegen, „die Einrichtungen der Inneren Mission in die Arbeit des Hilfswerks einzuordnen".67 Das Zentralbüro entschied sich dafür, „dem Gedanken einer öffentlichrechtlichen Körperschaft nachzugehen", und fertigte einen eigenen Entwurf an, bei dem auf die Unterscheidung von „Zentral-" und „Hauptverbänden" verzichtet wurde, um die „Gefahr der Uneinheitlichkeit des Gesamtwerks" zu vermeiden.68 Auch nach diesem - dritten - Entwurf trugen die landeskirchlichen Hilfswerke Doppelcharakter; als Teil des Gesamtwerks sollten sie nach den Weisungen des Zentralbüros arbeiten, hingegen sollten sie selbständig und nur an ihre eigenen Satzungen gebunden sein, „soweit sie Obliegenheiten erfüllen, die ihnen im Landesrahmen erwachsen".69 Der Entwurf des Zentralbüros wurde zwar noch am 20. August 1947 im Exekutivkomitee besprochen, doch von Gersdorff erklärte bereits in dieser Sitzung, „die Verfassungsfrage müsse zurückgestellt werden, bis der Entwurf des Verfassungsausschusses der EKD vorliege, in den das diakonische Amt aufgenommen werden müsse". Das Exekutivkomitee wollte jedoch die Arbeit an der Satzung fortführen und beschloß, seinen Entwurf von den vier Mitgliedern des Hilfswerk-Verfassungsausschusses, die der WiederaufbauAusschuß am 12. Juni 1947 bereits nominiert hatte, beraten zu lassen.70 Von einer Beteiligung der beiden anderen, vom Central-Ausschuß für die Innere Mission zu benennenden Mitglieder war in diesem Beschluß keine Rede. Obwohl das Zentralbüro mit der Satzung eine Einordnung der Inneren Mission in den Rahmen des Hilfswerks hatte verbinden wollen71, und 66

67 68 69 70 71

Mit Schreiben v o m 2 8 . 7. 1 9 4 7 (EBD.).

Beide Entwürfe und zahlreiche Vorentwürfe EBD. Weiß an Gerber, 13. 8. 1947 (EBD.). Entwurf Weiß, 19. 8. 1947 (EBD.). Ns (Entwurf): EBD., ZB 70. Vgl. oben S. 127f. und S. 181.

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obwohl diese zur Mitarbeit in dem Ausschuß eingeladen worden war und sich, worauf noch einzugehen sein wird, dafür bereits ihrerseits durch die Arbeit an Leitsätzen zum Verhältnis der beiden Werke vorbereitete72, bestand offenbar bei der Leitung des Hilfswerks keine Neigung, sie an den Vorarbeiten für eine Satzung zu beteiligen. Auf seiner Tagung am 21. Oktober beschäftigte sich der WiederaufbauAusschuß mit einem Entwurf für eine Hilfswerk-Satzung, wobei es sich vermutlich um die Fassung handelte, die das Exekutivkomitee am 20. August beraten hatte. Darin waren lediglich Verbesserungsvorschläge der Außenstelle Assenheim eingearbeitet worden 73 , während nichts daraufhindeutet, daß ihn zuvor auch die vier oben erwähnten Mitglieder des HilfswerkVerfassungsausschusses geprüft hätten. Inzwischen hatte sich die Situation insofern geändert, als der Verfassungsausschuß der EKD den Mitgliedern des Rates den Entwurf einer Grundordnung für die EKD vorgelegt hatte.74 Gerstenmaier erklärte nun, eine eingehende Beratung des dem WiederaufbauAusschuß präsentierten Satzungsentwurfes sei unzweckmäßig, weil „die Rahmenordnung des Hilfswerks an die Verfassung der EKiD eng angelehnt sein müsse". Deren Entwurf kenne das Hilfswerk aber noch nicht. Auf die Frage, „wo in dem Satzungsentwurf die Nahtstelle zwischen EKiD und Hilfswerk zu erkennen sei", erwiderte er, „daß diese Frage nicht beantwortet werden könne, solange die EKiD sich nicht dazu geäußert habe. Es komme dem Hilfswerk nicht zu, das Ganze zu bestimmen, da es nur eine Teilfunktion der Kirche sei". Er schlug dann aber vor, vom Rat bis zum Jahresbeginn eine verbindliche Erklärung darüber zu verlangen, wann mit einer EKDVerfassung zu rechnen sei. Könne eine solche Erklärung nicht gegeben werden, „solle sich der Wiederaufbau-Ausschuß im ersten Viertel des nächsten Jahres eine vorläufige Ordnung geben", weil der Schwebezustand auf die Dauer nicht tragbar sei.75

" Vgl. unten S. 190-193. 73 Satzung für das Hilfswerk der Ev. Kirchen in Deutschland, Fassung vom 7.10.1947 (EZA BERLIN, Handakten Benn, Paket 133). Es handelt sich um eine Überarbeitung des ZB-Entwurfs vom August 1947, bei dem Verbesserungsvorschläge der Außenstelle Assenheim berücksichtigt worden waren; vgl. Vermerk betr. „Entwurf einer Satzung...", 4.9. 1947 (ADW, ZB 52). Vgl. A. Smith-von Osten, Treysa, S. 320. 75

W A A , 2 1 . 1 0 . 1 9 4 7 , N s ( E n t w u r f ) : EBD., Z B 58. Z u r W A A - S i t z u n g a m 2 1 . 1 0 . 1 9 4 7 vgl.

auch: Schmidt „Bericht über meine Dienstreise vom 20.10.-31.10. [ 1 9 4 7 ] . . ( A D W MÜNSTER, 00.95.17) und die handschrifdichen Notizen Wenzels (ADW, HB Brandenburg 38). Bei der Vorlage seines Satzungsentwurfes im Frühjahr 1948 (vgl. unten S. 21 Iff.) berief sich das Zentralbüro auf einen entsprechenden WAA-Beschluß. Dagegen wird ein ausdrücklicher Beschluß im oben genannten Protokoll nicht wiedergegeben; die Diskussion Schloß danach mit einem Votum für Vertagung der Angelegenheit.

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Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

c) Das Hilfswerk als Herausforderung für die Innere Mission Die Diskussion innerhalb der Inneren Mission 1946 Das Hilfswerk hatte für den Central-Ausschuß von Beginn an eine Herausforderung bedeutet. Auch nachdem Wurm und Frick in einem ersten Spitzengespräch im März 1946 eine Klärung der Differenzpunkte unternommen und dabei weitgehende Ubereinstimmung erzielt hatten, änderte sich daran nichts; die Innere Mission begann zu fürchten, gegenüber dem zunehmend selbstbewußten, rasch expandierenden Hilfswerk ins Hintertreffen zu geraten. Aus diesem Grunde beschäftigten sich ihre Verantwortlichen in der zweiten Hälfte des Jahres 1946 nicht nur mit dem Verhältnis zur verfaßten Kirche76, sondern unabhängig davon auch mit dem Verhältnis zum Hilfswerk. Als ein Grundsatzreferat hierzu als erster Punkt auf der Tagesordnung der Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission77 vom 25./26. September 1946 stand, ging Hermine Bäcker, Referentin für Gefährdetenfürsorge im Central-Ausschuß, in gründlichem Aktenstudium der Entwicklung seit Herbst 1945 nach. Sie kam zu dem Resultat, daß das Hilfswerk in seinen ersten Äußerungen noch als eine die Innere Mission ergänzende oder ihr doch koordinierte Organisation erscheine, aber bereits am Jahresende 1945 als eindeutig übergeordnet auftrete. Sie fragte dann weiter, wie es sich seit der Aussprache der beiden Präsidenten entwickelt habe und konstatierte: „Das Hilfswerk hat eine ungeheure Ausdehnung erfahren." Seine Mitarbeiter seien „zum großen Teil aber weder kirchlich ausgerichtet..., noch für ihre speziellen Aufgaben ausreichend vorgebildet". Im Vordergrund stehe dabei die Arbeit der Abteilung „Allgemeine Nothilfe", die „eine Fülle fürsorgerischer Aufgaben übernommen hat, die dem Charakter des Hilfswerks im Grunde nicht entsprechen" und die zu den klassischen Arbeitsbereichen der Inneren Mission gehörten. Organisatorisch seien die beiden Werke unlöslich miteinander verquickt, wobei je nach den örtlichen Gegebenheiten ein In-78, Mit-79 oder Gegeneinanderarbeiten80 zu beobachten sei. Es bestehe die Gefahr, „daß das Hilfswerk die Innere Mission aus dem Bewußtsein der Gemeinde verdrängt". Sie fragt dann, wie es weitergehen könne. Für einen „Schiedsspruch durch einen überlegenen Unparteiischen", wie manche wünschten, sei die Lage bereits zu verfahren, so daß nur der Verhandlungsweg bleibe. Da eine völlige Eingliederung des Hilfswerks in die Innere Mission schon aus 76 77 78 79 80

Vgl. oben S. 137-144. Vgl. oben S. 138, Anmerkung 74. So in Bayern. So in Bremen oder Braunschweig. So im Rheinland und in Westfalen.

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personellen Gründen und seiner ökumenischen Beziehungen wegen nicht in Frage komme, müsse man zu einer Abgrenzung der beiderseitigen Aufgabengebiete kommen, wobei folgende Gesichtspunkte zu gelten hätten: „Die Innere Mission ist das Bleibende, in der Substanz nicht zu berührende, in dem die Wurzeln des Hilfswerks liegen und in das das Hilfswerk auch wieder zurückflutet. Sie übernimmt also alle Einrichtungen, die ihrer Natur nach auf eine längere Dauer berechnet sind, wie Anstalten und Heime."

Der „Kirchliche Wiederaufbau" und die Verteilung der Auslandsspenden seien hingegen alleinige Aufgabe des Hilfswerks.81 Das Referat auf der Geschäftsführerkonferenz hielt der Direktor des „Evangelischen Vereins (Landesverband) für Innere Mission im Lande Braunschweig", Pastor Reinhard Herdieckerhoff.82 Er hob zunächst die charakteristischen Unterschiede der beiden Werke hervor83 und warnte vor der drohenden Entwicklung des Hilfswerks zum „mehr oder weniger säkularen Wohlfahrtsverband, zu einer Art ,N[ational]S[ozialistischer]V[olkswohlfahrt] der Kirche'". Bei einer solchen Entwicklung drohe ein Verkümmern der Inneren Mission und eine Uberbewertung der Wohlfahrtsarbeit gegenüber der missionarischen Aufgabe.84 „Alles ist in die Volkskatastrophe hineingezogen." So komme das Hilfswerk zwangsläufig von der Flüchtlingsfürsorge zur Kinder- und Schwerbeschädigtenfürsorge, zur Altenhilfe und schließlich auch noch zur Volksmission, so daß der Inneren Mission am Ende nur die Gefährdetenfürsorge bleibe. Konsequenz einer solchen Entwicklung wäre die Übernahme der Rechtsträgerschaften durch die verfaßte Kirche. Dem müsse durch „organisatorische Verklammerung" und Personalunion vorgebeugt werden. Die Trägerschaft von Einrichtungen solle ausschließlich von der Inneren Mission übernommen und die Entwicklung des Hilfswerks zu einer eigenen Rechtspersönlichkeit vermieden werden. Die 81

Vermerk Bäckers betr. Innere Mission und Hilfswerk, 19. 9. 1946 (ADW, CAW 1005). " Ob Herdieckerhoff bereits zu diesem Zeitpunkt auch das Amt des Hilfswerk-Bevollmächtigten der Braunschweigischen Evangelisch-Lutherischen Landeskirche bekleidete, konnte nicht ermittelt werden. 83 1. Entstehung: „Die Innere Mission entstand durch charismatische Persönlichkeiten innerhalb der Erweckungsbewegung", das Hilfswerk sei das Ergebnis einer kirchlichen Erneuerung. 2. Ziel: „Die Innere Mission brachte die Heilsbotschaft dem heillosen V o l k . . . Hilfswerk ist Katastrophenhülfe...". 3. Form: „Innere Mission ist,Verein' von charismatischen, gläubigen Menschen..., Hilfswerk ist ,aktive Kirche'". 4. Organisation. 5. Mitarbeiter: Da die Innere Mission unter Nachwuchsmangel leide, sei dies auch ein Generationenunterschied. Im Hilfswerk arbeiteten vorwiegend Vertreter der jüngeren Generation mit, organisatorisch geschulte ehemalige Soldaten, „denen kirchlicher Auftrag und Volksnot unkompliziert zusammengehören" („Innere Mission und Hilfswerk. P. Herdieckerhoff", vermutlich von einem Mitarbeiter des Central-Ausschusses stammende stichwortartige Wiedergabe des Referates mit handschriftlicher Datumsangabe 25./26. 9. 1946: EBD.). 84 Herdieckerhoff, „Hilfswerk und Innere Mission"; vermutlich Leitsätze zum Referat in der Geschäftsfiihrerkonferenz der Inneren Mission, o.D. (1946): EBD.

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Innere Mission brauche andererseits aber eine größere Nähe zur verfaßten Kirche; dafür biete sich ihr das Hilfswerk als „Brücke" an, das sie ihrerseits davor bewahren könne, „durch die massive Einfachheit seines Auftrags" einen „Verlust an Tiefe" zu erleiden.8S Obwohl darüber dem Protokoll der Geschäftsführerkonferenz nichts zu entnehmen ist, können diese beiden Stimmen wohl als charakteristisch für die Einschätzung des Hilfswerks in der Inneren Mission gelten: Sie sieht sich durch ein aggressiv expandierendes Hilfswerk in ihrem Bestand bedroht. Andererseits wird die Notwendigkeit seiner Arbeit nicht bestritten und auch zugegeben, daß sie mit den eigenen Kräften nicht geleistet werden könnte. Die Tätigkeit des Hilfswerks wird jedoch nur als vorübergehende Notmaßnahme bis zur Wiederkehr „normaler" Verhältnisse betrachtet. Schließlich sieht man im Hilfswerk einen Anstoß, sich um größere Nähe zur verfaßten Kirche zu bemühen. Gegenüber der eigenen Arbeit wurde besonders das „weltliche" Erscheinungsbild des Hilfswerks hervorgehoben, was in Wendungen wie „NSV der Kirche" und der Betonung des eigenen missionarischen Anliegens zum Ausdruck kommt. So stellte auch Lilje auf jener Tagung als für die Innere Mission „unabdingbare" Grundsätze fest: „Arbeiter in der IM kann nur sein, wer Gottes Ruf zu dieser Arbeit hat." und: „Alle Arbeit in der IM muß auf die ,Wort'-Verkündigung ausgerichtet sein."86 Ansätze zu einer Diskussion zwischen Innerer Mission und Hilfswerk 1946/47 In den Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerkbevollmächtigten der Landeskirchen in der britischen Zone, der auch so profilierte Vertreter der Inneren Mission wie Ohl und der Leiter des Stephansstiftes in Hannover, Pastor Johannes Wolff, angehörten87, wurde das Verhältnis der beiden Werke ebenfalls öfter erörtert, wozu Äußerungen von Hilfswerkseite wie die, das Hilfswerk sei „die Mutter aller kirchlichen Liebesarbeit" und alle kirchlichen 85 „Innere Mission und Hilfswerk. P. Herdieckerhoff, 25./26. 9. 1946" (EBD.) - Z u m Verhältnis Kirche/IM vgl. o. S. 137-144. 86 G F K , 25./26. 9. 1946, N s (EBD., C A W 318). " Ohl nahm an den Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft nicht als Bevollmächtigter, sondern als Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks der Evangelischen Kirche im Rheinland teil, und zwar auch noch einige Zeit lang nach seinem Ausscheiden aus diesem Amt (vgl. oben S. 60), Wolff als Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers. Weitere Vertreter der Inneren Mission waren Herdieckerhoff in seiner Eigenschaft als Hauptgeschäftsführer und Hilfswerk-Bevollmächtigter der Braunschweigischen evangelisch-lutherischen Landeskirche und Heyne in seiner Eigenschaft als Hauptgeschäftsführer und HilfswerkBevollmächtigter der Bremischen Evangelischen Kirche. - Die Arbeitsgemeinschaft, für die sich eine einheitliche Bezeichnung nicht durchgesetzt hat, trat etwa vierteljährlich zusammen und war ein wichtiges Forum der Meinungsbildung innerhalb des Hilfswerks, in dem sich die Kritik an dessen Leitung in Stuttgart häufig deutlich artikulierte (vgl. oben S. 94-97).

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Verbände und Vereine gewissermaßen „Kinder" dieser Mutter 88 , den Anlaß boten. So hielt der rheinische Bevollmächtigte, Heinrich Held, am 8. Oktober 1946 in der Arbeitsgemeinschaft ein Referat über das Thema „Grundsätzliches zur theologischen Begründung des Hilfswerks". Held gehörte zu den Vertretern des Hilfswerks, die dieses in erster Linie als Zeichen sichtbarer Erneuerung der Kirche und der neuen Bedeutung der Gemeinde sahen, die Bedeutung des von ihm erschlossenen „sozialpolitischen" Arbeitsgebietes hingegen weniger stark betonten als Gerstenmaier. Er erklärte, die Kirche sei in den vergangenen Jahren durch eine große Prüfung gegangen, die eine „Bußbewegung" hervorgerufen habe, „die jetzt sichtbar wird in all dem neuen Gestalten und Arbeiten in den einzelnen Kirchen". Das Hilfswerk sei „nichts anderes als die Frucht, die aus der Verkündigung wächst, die im Glauben angenommen ist": „Dieses Hilfswerk hat keine vorläufigen Ziele, etwa die Wiederherstellung eines geistlichen Volkslebens, etwa die Erweckung schlafender, abgeirrter Seelen, sondern das eigentliche Ziel des Hilfswerks muß sein, was auch die Kirche sucht, ,daß sie den Vater preisen im Himmel."' 89

Die Kirche müsse jeden einzelnen Christen aufrufen, „zu diesem guten Werk zu helfen". Ebenso wichtig ist Held aber auch der Gedanke, daß die Kirche in ihrer Gesamtheit Träger des Hilfswerks sein müsse: „ . . . damit erst tritt die christliche Gemeinschaft in unserem Volk in ihrer vollen Kraft hervor. Indem die Kirche als Ganze dieses Werk treibt, hat sie das Ganze der Not vor Augen. Die Not ist so groß, daß die Steuerung einem einzelnen Verein, einem einzelnen Werk gar nicht gelingen kann."

Aus drei Gründen lehnt er den Verein als Organisationsform für das Hilfswerk ab: Die Not ist zu groß. Jeder einzelne Christ ist aufgerufen. Und: Er wird mit allem, was er hat, gefordert und kann nicht irgendwie seine Schuldigkeit abgelten. „Es ist deutlich, daß das einen Dienst der Verkündigung voraussetzt, der ganz gewaltige Vollmacht f o r d e r t . . . Das ist wiederum ein Grund dafür, daß dieses Hilfswerk nur von der Kirche aus zu Stand und Wesen kommen kann." Damit steht Heids Urteil über die Innere Mission schon weithin fest. Zweifellos hätten beide Werke die gleichen Grundlagen, aber das Ziel, welches die Innere Mission von Anfang an gehabt habe, habe „nun im Hilfswerk eine gewisse Erfüllung gefunden". Sie müsse anerkennen, daß „die lebendige und treibende Kraft, die im Hilfswerk gesammelt ist und immer mehr sich sammelt, ihr von Gott gegebenes Recht hat, denn sie ist die Frucht aus dem Gericht, das über uns als Kirche gegangen ist". Aus diesem Grund ' 8 So der Hilfswerk-Bevollmächtigte der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche SchleswigHolsteins, Pastor Mohr. 31. 7. 1946, Ns (EBD., CAW 1002). " Mt 5,16.

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sei letztlich auch eine klare Trennung der Zuständigkeiten zwischen beiden Werken noch nicht möglich: „Die Innere Mission ist ein festgefügtes Ganzes, vielleicht zu fest gefügt in vielen Stücken, . . . während das Hilfswerk ein Werk ist, dessen Grenzen und Möglichkeiten noch nicht abgeschritten sind."90 Da alles, was hier positiv über das Hilfswerk gesagt wurde, umgekehrt als Kritik an der Inneren Mission verstanden werden konnte - in der Aussprache stellte ein Diskussionsteilnehmer auch ausdrücklich fest: „Alles, was unter den Erschütterungen der letzten Jahre nach der Tiefe hin der Theologie so große Bereicherung gebracht und entscheidende Erkenntnisse hervorgebracht hat, ist in der IM nie verwirklicht worden." - , blieb Widerspruch nicht aus. Ohl bestritt, daß es für das Wesen der Inneren Mission von Belang sei, ob sie sich in ihrer Organisation der Formen des Vereinsrechts bediene oder auch rechtlich und organisatorisch Bestandteil der verfaßten Kirche sei. Ihr Ziel sei stets „das Hin zur Kirche" gewesen, ja, sie sei selbst Kirche. Außerdem dürfe man „Innere Mission" als „Prinzip der Kirche" und als Organisationsform nicht verwechseln. Aus der Sicht der Inneren Mission falle die Hilfswerkarbeit in ihren Bereich, aus der Sicht des Hilfswerks sei es umgekehrt: „Was uns trennt, sind keine Wesensverschiedenheiten, sondern es liegt nur in einer unglücklichen Verkettung von Umständen beim Start des Hilfswerks."91 Da sich bei so unterschiedlichen Ansichten keine Annäherung der Standpunkte erreichen ließ, bildete die Arbeitsgemeinschaft zur weiteren Erörterung des Problems einen besonderen Gesprächskreis. Ohl, der sich wie immer gründlich vorbereitete, wollte in diesem Gremium die Linie vertreten, daß Innere Mission und Hilfswerk als gleichberechtigte Lebensäußerungen der Kirche überall zu einer „Arbeitsgemeinschaft" finden müßten. Was er allerdings in organisatorischer Hinsicht vorzuschlagen gedachte, kann nur als Minimalprogramm bezeichnet werden: Auf Reichsebene ständige gegenseitige Fühlungnahme vor wichtigen Beschlüssen, auf landeskirchlicher Ebene die keineswegs selbstverständliche Beibehaltung bereits bestehender gemeinsamer Geschäftsstellen92, Sicherstellung ständiger Arbeitsverbindungen und „Austausch von Möglichkeiten gegenseitiger Hilfe auf einzelnen Arbeitsgebieten". Auf lokaler Ebene sollten die Einrichtungen der Inneren Mission „in die Durchführung des Hilfswerks weitgehendst eingeschaltet werden".93 Das beste Argument der Inneren Mission sah Ohl allerdings in der Teil90 Referat Heids „Grundsätzliches zur theologischen Begründung und sachlichen Notwendigkeit des Hilfswerks" (wörtlich aufgenommenes Stenogramm) und Ns der Aussprache, 8.10. 1046, ADW, ZB 10. " EBD. 92 Vgl. oben S. 186, Anm. 87. " Ohl, „Zur Frage der Arbeitsgemeinschaft zwischen Hilfswerk der Ev. Kirche und der Inneren Mission. (Für die Besprechung... am 13.11. 1946)": ADW, CAW 1005.

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nähme Liljes an dem geplanten Gespräch. In einem Schreiben an Münchmeyer erklärte er am 4. November 1946 dazu: „ M ü ß t e er fehlen, s o w ä r e n wir nicht n u r zahlenmäßig in der Minderheit, sondern es fehlte uns v o r allem auch das G e w i c h t , das seinem W o r t u n d seiner Stellungnahme z u k o m m t als einem Vertreter nicht n u r der „Inneren Mission", s o n d e r n zugleich der „ K i r c h e " . D i e Beweisführung v o n H e l d ging ja darauf, daß hier nicht eine vereinsmäßige Organisation, s o n d e r n die Kirche selbst tätig w e r d e n müßte. D a ß auch die Innere Mission in vollem Sinn Kirche ist, will er n u n einmal nicht sehen. Seine ganze Beweisführung w ü r d e i h m wesentlich schwieriger w e r d e n , w e n n er sie gegen Lilje führen w o l l t e . " 9 4

. Aber auch in der Sitzung des Gesprächskreises, der nur ein einziges Mal, am 13. November 1946 zusammentrat, kam es nicht zu einer entscheidenden Annäherung der Standpunkte.95 Einem Brief Herntrichs an Gerstenmaier vom 23. November 1946 läßt sich entnehmen, daß Pawlowski auf eine schnelle Zusammenlegung der beiden Werke drängte, wobei er von den besonderen westfälischen Verhältnissen ausging. Herntrich hielt diesen Vorschlag zwar für nicht praktikabel, meinte aber, in der Besprechung sei immerhin deutlich geworden, daß man das Verhältnis von Hilfswerk und Innerer Mission im August 1945 in Treysa noch nicht recht überblickt habe. Er bat deshalb Gerstenmaier, daß um der praktischen Arbeit willen, die unter der ungeklärten Situation leide, „in einem nicht zu großen Kreis diese Frage noch einmal durchgesprochen werde".96 Aber Gerstenmaier war von der in jeder Beziehung der Inneren Mission überlegenen Position des Hilfswerks zu diesem Zeitpunkt bereits so durchdrungen, daß Gespräche mit ihren Vertretern ihm als überflüssig erschienen.97 Nach dem Gespräch zwischen Frick und Wurm vom Frühjahr 1946 war damit auch der zweite Versuch, eine Klärung herbeizuführen, ohne Ergebnis geblieben. Die „Leitsätze" des Centrai-Ausschusses zum Verhältnis von Innerer Mission und Hilfswerk Heids Vortrag vom Oktober 1946, der die Diskussion in der Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerk-Bevollmächtigten der Landeskirchen in der britiA D W , C A W 1005. Ein Protokoll lag nicht vor. Eingeladen waren der Präsident des Central-Ausschusses, Lilje, in seiner Eigenschaft als Hilfswerk-Bevollmächtigter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, Heyne (Vgl. oben S. 186, Anmerkung 87), Ohl (Vgl. ebd.), der Geschäftsführende Direktor des Central-Ausschusses, Münchmeyer, der Hilfswerk-Bevollmächtigte der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate, Herntrich, der Hilfswerk-Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche im Rheinland, Held, der Hilfswerk-Bevollmächtigte der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins, Mohr, und der Bevollmächtigte des Evangelischen Hilfswerks Westfalen der Evangelischen Kirche von Westfalen, Pawlowski. Laut Rundschreiben Pawlowskis, 1 . 1 1 . 1946 (EBD.). 94

95

96

EBD., Z B 96.

"

Vgl. oben S. 127.

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sehen Zone ausgelöst hatte, wurde im Februar 1947 in einer inhaltlich kaum veränderten Kurzfassung als „Beitrag eines Kirchenführers zur Diskussion um das Hilfswerk" von der Kirchenkanzlei der EKD verbreitet.98 Geschäftsführung und Präsident des Central-Ausschusses empfanden die Äußerungen Heids, dessen Autorschaft man sogleich sicher war, zwar als skandalös, glaubten aber, daß ihnen nur unerwünschte Publizität verschafft werde, wenn darüber eine öffentliche Auseinandersetzung geführt werde. Nur im persönlichen Gespräch wurde Held daraufhingewiesen, daß seine Ansichten unhaltbar seien." Lilje hielt es aber doch für notwendig, die Diskussion „mit aller Vorsicht" weiterzuführen.100 Als die Thesen Heids dann am 29. Mai 1947 am Rande einer Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission im kleinen Kreise erörtert wurden, waren die Anwesenden auch da einig, daß reagiert werden müsse. Nur über die Art des Vorgehens gingen die Ansichten auseinander. Einige meinten, man solle eine Entscheidung in dieser der Inneren Mission aufgedrungenen Auseinandersetzung herbeizuführen suchen. Andere hielten Gespräche auf landeskirchlicher Ebene für klüger, weil das Hilfswerk keine einheitliche Größe sei. Taktische Gründe für eine abwartende Haltung wurden ebenfalls angeführt: Der Strom ausländischer Liebesgaben werde irgendwann nachlassen. „Wenn die Währungsreform kommt, sind die aufgespeicherten Mittel auf ein Minimum herabgesunken. Es entsteht dann die Frage, was aus dem Hilfswerk werden soll. In diesem Augenblick wird sich die enge Verbindung zwischen Hilfswerk und IM ergeben."101 Es wurde dann beschlossen, einen kleinen Ausschuß zu bilden und dort ausführlich zu besprechen, „was theologisch zu der ganzen Sache zu sagen ist".102 Wenig später stellte sich heraus, daß der Arbeit dieses Ausschusses zusätzliches Gewicht zukommen würde. Am 12. Juni 1947 beschloß nämlich der Wiederaufbau-Ausschuß auf Vorschlag des Exekutiv-Komitees, für das Hilfswerk einen Verfassungsausschuß zu bilden, in den auch der Central-Ausschuß zwei Vertreter entsenden und der besonders im Hinblick auf eine künftige Verfassung der EKD einen „Vorschlag für die Ordnung des diakonischen Amtes der Kirche"103 erarbeiten sollte.104 Auf der Grundlage eines Entwurfes von Carl Gunther Schweitzer, dem früheren Leiter der Apologetischen Centrale in Berlin-Spandau105, erarbeitete der Ausschuß106 in mehreVgl. oben S.187f. " Vgl. Münchmeyer an Schadeberg, 2.2. 1948 (ADW, C A W 1005). 100 Vermerk betr. „Kleine Konferenz am Abend des 29. 5. 1947", Münchmeyer (?): EBD. 101 EBD., Votum Heyne. 98

102

EBD.

So Exekutivkomitee, 10. 6. 1947, Ns (Entwurf): EBD., ZB 70. 104 Ebd. und W A A , 11./12. 6. 1947, Ns (Entwurf): EBD., ZB 58. - Vgl. oben S. 180f. 105 ADW, C A W 1005. 106 Brandt, Freudenstein, Frick, Heyne, Jürges, Ohl, Pawlowski, Schweitzer, Ziegler, Münchmeyer. 103

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ren Sitzungen im Sommer 1947107 einen Entwurf für Leitsätze zum Thema „Innere Mission und Hilfswerk", der am 24. und 25. September 1945 auch der Geschäftsführerkonferenz vorlag und in seinen Grundzügen gebilligt wurde.108 Verhältnismäßig schnell gelang dem Ausschuß die Formulierung der ersten beiden Abschnitte dieser Leitsätze über „Wesen und Ziel" der Inneren Mission und ihr Verhältnis zur verfaßten Kirche; sie können als eine verbindliche Aussage über das Selbstverständnis der Inneren Mission betrachtet werden, wobei den Ausschußmitgliedern in ihren Beratungen offenbar nicht bewußt gewesen ist, daß das Hilfswerk die in diesen Sätzen postulierte Einheit von diakonischer und missionarischer Aufgabe nicht würde akzeptieren können. Nur so war es möglich, daß sie im dritten Abschnitt bei der Frage, wie es zum Nebeneinander von Innerer Mission und Hilfswerk gekommen und was künftig angestrebt werden solle, erklären konnten, letzteres sei „in seiner theologischen Begründung und in seiner Zielsetzung von der Inneren Mission grundsätzlich nicht verschieden."109 Die Formulierung dieses Abschnittes bereitete die größte Mühe. Durchaus selbstkritisch fragte der Ausschuß, wie es zur Vorbereitung und Gründung des Flilfswerks ganz ohne Beteiligung der Inneren Mission kommen konnte, und antwortete mit einem zurückhaltenden Hinweis auf die „damalige uneinheitliche Zusammensetzung" des Centrai-Ausschusses. Wichtiger als dieser prüfende Rückblick war aber die Frage nach dem künftigen Verhältnis der beiden Werke. Die entsprechenden Passagen, in denen auch die anstößigen Thesen Heids implizit zurückgewiesen werden, können deshalb als der Kern des Papiers bezeichnet werden. Es heißt dort in der endgültigen

107

Am 27. 6., 16. 7. und 5. 8. 1947, Ns (ADW, CAW 1005). GFK 24./25. 9.1947, Ns (EBD., CAW 318); Text der Vorlage „Entwurf! Innere Mission und Hilfswerk" (EBD., CAW 1005); zu den Änderungswünschen der Geschäftsführerkonferenz vgl. den undatierten Vermerk „Für die Arbeit des Ausschusses IM und H W " (ohne 108

Verfasserangabe) (EBD.). 109 EBD. Der erste Abschnitt der Leitsätze lautet: „ 1. Ihrem Wesen und ihrer Geschichte nach ist die IM dasjenige Werk der Evangelischen Kirche, das, aus der lebendigen Kirche des Glaubens herauswachsend, diakonischen und missionarischen Dienst der Liebe an ihren in innerer und äußerer Not befindlichen Gliedern tut. 2. Leibliche und seelische Not liegt nach dem Zeugnis der Schrift ineinander; auch der Dienst der IM soll grundsätzlich beides umfassen: Leib und Seele, Tat und Wort - beides einander durchdringend. Die Tat gründet sich auf das Wort Jesu: ,Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.' (Matthäus 25.40) Das Wort predigt den gekreuzigten und auferstandenen Herrn. 3. Art, Mittel und Rechtsformen der IM sind so mannigfaltig und wechselnd, wie die jeweiligen Nöte. Grundsätzlich gibt es keine Not, der nicht die IM zu steuern versuchen sollte, denn sie dient einem Herrn, der auch heute noch alle, die mühselig und beladen sind, ruft."

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Fassung der Leitsätze, die nach einer weiteren Sitzung des Ausschusses am 27. Oktober vorlag: „Das Evangelische Hilfswerk ist nicht, wie der Anspruch erhoben worden ist, eine kirchlichere Organisation der evangelischen Liebestätigkeit als die Innere Mission. Es ist vielmehr ein Zweig der Inneren Mission, der entsprechend seiner Sonderaufgabe eine eigene Arbeitsweise gefunden hat. Die Evangelische Kirche kann auf die Dauer nicht, ohne selber Schaden zu leiden, zwei organisierte Liebestätigkeiten nebeneinander in ihrer Mitte haben. Das Ziel der weiteren Entwicklung kann nur sein, daß Innere Mission und Hilfswerk sich angleichen und organisch verbinden, nicht nur im Bereich der Landeskirchen, sondern auch bei den zentralen Stellen."110

Mit dem letzten Satz war zwar das Ziel angegeben, aber noch kein konkreter Vorschlag gemacht. Das war nicht taktische Zurückhaltung, sondern entsprach dem Verlauf der Beratungen, die hierzu nichts Neues erbracht hatten: Pawlowski, der im Frühjahr 1947 auch die Geschäftsführung des westfälischen Provinzialverbandes der Inneren Mission übernommen hatte, hielt wie immer dafür, daß die Geschäftsstellen der beiden Werke auch in den übrigen Landeskirchen zusammengelegt werden müßten. Ohl war dagegen unverändert der Ansicht, das Hilfswerk stelle einen Teil der Inneren Mission dar. Auch die Leitsätze brachten das zum Ausdruck, ohne jedoch die Forderung damit zu verbinden, dieses solle sich jener organisatorisch einoder unterordnen. Auch Ohl glaubte nicht an die Möglichkeit, die beiden Werke zu verschmelzen. Die Frage sei vielmehr: „Wie weit können wir innerhalb der IM Werke haben, die zu ihr gehören, ohne daß sie von den Zentralen beherrscht, bevormundet werden,... Es muß dahin kommen, daß das HW innerhalb eines Landesvereins oder des CA von uns als ein wichtiges Glied der IM angesehen wird, das so starke Bedeutung hat, daß wir vom Landesverein nicht in das HW hineinfunken, sondern nur die Verbindung halten."111

Dafür gab es zwar in der Geschichte der Inneren Mission genügend Beispiele1 n , übersehen wurde dabei aber, daß das Hilfswerk sich anschickte, ein Selbstverständnis zu entwickeln, das es ihm verbieten würde, sich als Teil der Inneren Mission zu fühlen, wenn auch autonom und dieser nur locker verbunden. Spätestens in Heids Thesen, die ja die Formulierung der „Leitsätze" provoziert hatten, war auch gegenüber der Inneren Mission unüberhörbar ausgesprochen worden, daß das Hilfswerk beanspruchte, ein epochaler Neuansatz kirchlicher Liebestätigkeit über seine Entstehungssituation hinaus zu sein.

110 1,1 112

„Innere Mission und Evangelisches Hilfswerk" (EBD.). Ausschußsitzung am 5. 8. 1947, Ns (Entwurf): EBD. Zu nennen ist hier etwa die Mutterhaus-Diakonie.

Das Hilfswerk als Problem

193

Am 25. September 1947 konnte Schweitzer, auf den die Leitsätze wesentlich zurückgingen, den Entwurf mit Mitarbeitern des Zentralbüros diskutieren. Er berichtet, er sei in einem ersten Gespräch unter vier Augen mit Gerstenmaier hart aneinandergeraten, als er ihm erklärt habe, daß er das „Hilfswerk, wie es sich neben der Inneren Mission entwickelt hätte, für eine Fehlentwicklung hielte, daß es im H W krisele und daß die IM ganz gewiß das H W überleben werde".113 Bei einem weiteren Gespräch zwei Tage danach, an dem auch Berg und von Gersdorff teilnahmen, verlas Schweitzer dann den Text der Leitsätze, woraufhin jedoch nur die Frage, was unter „Unabhängigkeit von den kirchlichen Behörden" zu verstehen sei, ausführlich besprochen wurde: „Über diesen Punkt waren G[erstenmaier] und ich schon unter vier Augen nicht einig geworden. Die HW-Leute, auch P. Berg, machen der IM den Vorwurf, daß sie sich nicht verantwortlich für [sie!] die Kirchenbehörden fühle, sondern ihre Arbeit neben den Kirchenbehörden treibe, soweit sie für ihr Anliegen kein Verständnis zeigten. Das H W sehe es für eine seiner Aufgaben an, solche Kirchenbehörden zu entfernen. In diesem Zusammenhang fielen Ausdrücke, die mich fragen ließen, ob sie sie etwa töten wollten. Das H W fühlt sich hier als Fortsetzerin der BK, die uns die innere unlösliche Zusammenordnung von Bekennender Gemeinde und Kirchenregierung geschenkt habe. Im Laufe des langen Gesprächs stellte sich immer klarer heraus, daß hier die eigentlichen Differenzen in der Grundhaltung liegen: Das Hilfswerk ist, wenn man so will, kirchenpolitisch, ja darüber hinaus politisch eingestellt. Es grenzte zuweilen bis an den Satz: Die Kirche sind wir, aber auch an'den anderen: Der Staat sind wir!"114

Im einzelnen seien auch Ohl und der verstorbene von Bodelschwingh wieder angegriffen worden. Dann muß das Gespräch aber einen durchaus erfreulichen Verlauf genommen haben, denn überraschenderweise bemerkt Schweitzer abschließend: „Der Abend, der im wesentlichen als ein Zwiegespräch zwischen G[erstenmaier] und mir verlief, darf im ganzen als ein erfreulicher Schritt zur Verständigung gebucht werden!"115 In den Verhandlungen der folgenden Monate war das jedoch nicht immer zu spüren. Die Leitsätze des Central-Ausschusses lagen in ihrer endgültigen Fassung im November 1947 vor, nachdem ihnen Lilje noch im Oktober 1947 zugestimmt hatte.115* Sie können damit als eine Positionsbeschreibung der Inneren Mission am Beginn der Verhandlungen um den „Einbau" von Hilfswerk und Innerer Mission in die künftige Verfassung der EKD angesehen werden.

113

Vermerk Schweitzers betr. Besprechungen am 25. u. 27. 9. 1947 (EBD., C A W 21).

114

EBD. EBD.

,,S

115a

Lt. Ruppel an Münchmeyer, 30.10.1947 (EBD, C A W 21)

194

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

2. Die Entstehung des Artikels 15 der Grundordnung der EKD 1947/48 Die Reaktionen auf die Berücksichtigung von Hilfswerk und Innerer Mission im ersten Entwurf für eine Grundordnung der EKD Am 15. November 1947 wurde der in seinen Grundzügen bereits im August fertiggestellte Entwurf für eine „Grundordnung" der EKD veröffentlicht. Er behandelte die Beziehungen zur Inneren Mission und das Verhältnis zum Hilfswerk in zwei getrennten Artikeln. Dabei war nicht zu übersehen, daß der Entwurf danach strebte, den Organen der EKD den Einfluß auf das Hilfswerk zu sichern, den dieses ihnen in den Diskussionen seit Jahresbeginn stets bestritten hatte. Artikel 15 lautete: „Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Gliedkirchen sind Träger der im Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland zusammengefaßten christlichen Liebestätigkeit zur Linderung der besonderen Notstände der Zeit und zum kirchlichen Wiederaufbau. Die Ordnung des Hilfswerkes bedarf eines Gesetzes der Evangelischen Kirche in Deutschland. Diese Ordnung hat zu gewährleisten, daß die Arbeit unter Sicherung der sachlich notwendigen Freiheit von den Gemeinden und Kirchen verantwortlich getragen wird, daß das Vermögen des Hilfswerks als kirchliches Sondervermögen verwaltet wird und daß die Organe des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland und in den Gliedkirchen in klarer Zuordnung zu den Organen der Kirche stehen." 116

Das Selbstverständnis, das das Hilfswerk seit seiner Gründung herausgebildet hatte, war in diesen Entwurf ebenfalls nicht eingegangen; es wurde auf die Aufgaben beschränkt, die ihm bei seiner Gründung zugewiesen worden waren. Aber ebensowenig wie das Zentralbüro117 ging auch dieser Entwurf davon aus, daß eine Regelung der Beziehungen zwischen Hilfswerk und Kirche zugleich auch eine Klärung des Verhältnisses von Innerer Mission und Hilfswerk erfordere. In einem eigenen Artikel der Grundordnung war eine Erklärung vorgesehen, wonach die EKD „die in besonderen Rechtsformen arbeitenden kirchlichen Werke, insonderheit die Innere und die Außere Mission" fördern werde. Die „freie Gestaltung der Arbeit und die innere Verbindung mit den zuständigen Organen der Kirche" solle, so heißt es in Artikel 16, „in Vereinbarungen mit diesen Werken und in entsprechenden Richtlinien" gewährleistet werden." 8 An eine rasche Neugestaltung der rechtlichen Beziehungen zwischen Innerer Mission und verfaßter Kirche, wie sie die Kirchenkanzlei der EKD noch ein Jahr früher hatte in Angriff nehmen wollen, war offenbar nicht mehr gedacht.119

" 6 H . BRUNOTTE, Grundordnung, S. 330. 117

Vgl. unten S. 197.

118

H . BRUNOTTE, Grundordnung, S. 332.

Vgl. oben S. 137-144.

Artikel 15 der Grundordnung der EKD

195

Der Entwurf des Zentralbüros für eine Satzung des Hilfswerks, den es am 21. Oktober 1947 dem Wiederaufbau-Ausschuß vorgelegt hatte120, ging davon aus, daß das Hilfswerk Körperschaft öffentlichen Rechts sei, und enthielt insofern doch eine Aussage über das Verhältnis zur EKD. Er sah dementsprechend auch nicht vor, daß sein Inkrafttreten einer Bestätigung durch den Rat oder gar eines Kirchengesetzes bedürfe und ließ sich deshalb mit dem Entwurf für die Grundordnung nicht vereinbaren. Es kann daher vermutet werden, daß das Zentralbüro vom Entwurf der Grundordnung wenig befriedigt war. Es entschloß sich aber dennoch, den Gedanken an eine Körperschaft öffentlichen Rechts, der vor allem durch die Einbeziehung der Freikirchen veranlaßt war, aufzugeben und wieder davon auszugehen, daß das Hilfswerk eine Einrichtung der EKD sei, der die Freikirchen als Gäste angehörten.121 Die Kirchenleitungen der Landeskirchen, soweit sie in ihren Stellungnahmen zum Grundordnungsentwurf überhaupt darauf eingingen, wünschten zumeist, Innere Mission und Hilfswerk sollten nicht getrennt, sondern zusammen in einem Paragraphen behandelt werden.122 Die lutherischen Kirchen schlugen in ihrer gemeinsamen Stellungnahme außerdem vor, Hilfswerk und Innere Mission unter dem Oberbegriff „diakonische Werke" zusammenzufassen.123 Kritik kam nur von der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, weil der Entwurf an diesem Punkt nicht den Verhältnissen in der sowjetischen Zone gerecht werde.124 Von den kirchlichen Werken meldete sich der Gustav-Adolf-Verein mit dem Wunsch, in der Grundordnung ebenfalls namentlich aufgeführt zu werden.125 Der Central-Ausschuß ging bei der Beurteilung des Entwurfes der Grundordnung von der zuletzt in seinen „Leitsätzen" betonten gemeinsamen theologischen Grundlage von Hilfswerk und Innerer Mission aus und wandte sich schon vor der offiziellen Bekanntgabe gegen die darin vorgesehene Aufteilung der Aussagen über Hilfswerk und Innere Mission auf getrennte 120

Vgl. oben S. 181ff. Vgl. von Gersdorff am 10. 1. 1948 im HW-Verfassungsausschuß, Vermerk Münchmeyers (ADW, CAW 1005). Es gab jedoch auch Kritiker des Satzungsentwurfs, die bezweifelten, daß EDK und Gliedkirchen alleinige Träger des Hilfswerks seien, und fragten, „ob eine Bestimmung über das Verhältnis zum Hilfswerk überhaupt in die Grundordnung der EKD hineingehört" (von Harling, Stellungnahme zum Entwurf des Verfassungsausschusses . . . vom 121

2 9 . 8 . 1 9 4 7 , 2 0 . 1 0 . 1947: E Z A BERLIN, E K D 0 0 / 2 ) . V o n H a r l i n g hielt es a u c h f ü r z w e i f e l h a f t ,

ob die Grundordnung inhaltliche Aussagen über die Gestaltung einer künftigen HilfswerkVerfassung enthalten müsse (EBD.). 122 So die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen, die Evangelische Kirchenleitung der Kirchenprovinz Sachsen und das Moderamen des Reformierten Bundes lt Rundschreiben der Kanzlei der EKD vom 1. 4. 1948 (EBD., EKD 00/3). 12) H . BRUNOTTE, Grundordnung, S. 63. 124 Lt. Rundschreiben der Kirchenkanzlei vom 4. 3. 1948 (EZA BERLIN, EKD 00/3). 125

EBD.

196

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

Artikel. In einer Sitzung des Ost-Vorstandes hieß es bereits am 6. November 1947: „Der Vorstand könnte seine Zustimmung nicht einem Verfassungsentwurf geben, in dem die Evangelische Kirche in Deutschland mit ihren Gliedkirchen Träger des Hilfswerkes als einer Zusammenfassung der christlichen Liebestätigkeit sein soll, während die Innere Mission nur als in besonderen Rechtsformen erscheinende Zusammenfassung ihrer Werke anzusehen und wie ein der Kirche fernerstehendes Gebilde von der EKiD nur zu fördern sei. Eine Rechtsform kann nicht für das Wesen einer Arbeit letztlich entscheidend sein. Gegen diese zur Zeit zur Erörterung stehende Form der Lösung bestehen daher beim CA-Ost schwerwiegende Bedenken." 126

Die Innere Mission, für die mit der Diskussion über den Grundordnungsentwurf das seit etwa einem Jahr eingeschlafene Gespräch über ihr Verhältnis zur verfaßten Kirche127 wieder aufgenommen wurde, beanspruchte für sich nicht weniger Nähe zu dieser als das Hilfswerk. Das bedeutete aber nicht, daß sie zu einer Preisgabe ihrer Unabhängigkeit bereit gewesen wäre. Bei der nächsten Sitzung des West-Vorstandes am 2. Dezember 1947 lag der Entwurf dann vor, und es scheint, als sei er dort ebenfalls als ungenügend empfunden worden. Ohl erhielt den Auftrag, für die nunmehr endlich bevorstehende Konstituierung des schon am 12. Juni 1947 vom Wiederaufbau-Ausschuß eingesetzten Hilfswerk-Verfassungsausschusses eine „geeignete Formulierung auszuarbeiten". Die „Leitsätze" zum Verhältnis von Innerer Mission und Hilfswerk, die während des vergangenen halben Jahres schon im Hinblick auf die Arbeit des Hilfswerk-Verfassungsausschusses entstanden waren, sollten Ohl dabei als Besprechungsgrundlage dienen.128 In Ubereinstimmung mit ihnen ging er bei seiner Vorbereitung auf die Sitzung davon aus, daß „bei aller Wahrung der Klarheit über die verschiedenen Formen der Rechtsgrundlage" eine Formulierung zu finden sei, „die das, was im Leben der Kirche aufs engste miteinander verbunden ist, auch dem Wesen nach sehr eng zusammengehört, nicht in zwei Artikeln ohne Verbindung miteinander und ohne Hinweis aufeinander behandelt". Wolle man aber trennen, dann könne der Begriff „christliche Liebestätigkeit" unmöglich allein mit Bezug auf das Hilfswerk gebraucht werden; trotz der Einschränkung bei der Beschreibung seiner Aufgaben könne das so verstanden werden, als repräsentiere allein das Hilfswerk die christliche Liebestätigkeit.12 9 Ohl schlug für die Artikel 15 und 16 des Grundordnungsentwurfes folgende Neufassung vor:

126

CA-Vorstand (Ost), 6.11. 1947, N s (ADW, C A W 30). Vgl. oben S. 137-144. ,2 » Ns (ADW, C A W 30). 129 Ohl, „Zu den Verhandlungen des Verfassungsausschusses am 10.1. 1948 . . . " , o.D. (EBD., C A W 959). 127

Artikel 15 der Grundordnung der EKD

197

„Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Gliedkirchen wissen um ihren Auftrag, daß Christi Liebe in Wort und Werk verkündigt werde und Gestalt gewinne in den kirchlichen Liebeswerken, insonderheit der Inneren Mission und des Hilfswerkes, der Äußeren Mission und der Diasporaarbeit, damit alles bedacht werde, was in Jesu Sinn und Geist zur Linderung der leiblichen und sozialen, seelischen und geistlichen Nöte geschehen kann. - Sie wird diese Werke pflegen und ihren Ausbau fördern, unbeschadet der Verschiedenheit ihrer Rechtsform, ob sie nun selbständige Rechtsträger, Stiftungen, Kuratorien, Vereine sind, oder in der Trägerschaft von Kirchengemeinden und kirchlichen Verbänden stehen.. .'"30 Mit diesem Vorschlag gingen die beiden Vertreter des Centrai-Ausschusses in die Sitzung des Hilfswerk-Verfassungsausschusses. Die Sitzung des Hilfswerk-Verfassungsausschusses und die Vorschläge der beiden Werke zu Artikel 15 des Grundordnungsentwurfes Daß der Verfassungsausschuß des Hilfswerkes erst am 10. Januar 1948, ein halbes Jahr nach seiner Einsetzung durch den Wiederaufbau-Ausschuß, zu seiner ersten und zugleich auch letzten Sitzung zusammentrat, lag nicht nur daran, daß man den Grundordnungsentwurf der EKD hatte abwarten wollen. Die Absicht des Zentralbüros, bei der Gestaltung der künftigen Hilfswerk-Ordnung möglichst wenig Einflüsse von außen zuzulassen, war dafür ebenfalls verantwortlich. In der Sitzung des Ausschusses, an der der oldenburgische Bevollmächtigte Hermann Ehlers und Held als Inhaber kirchenleitender Ämter, von Gersdorff und Rektor Karl Nicol als Vertreter des Hilfswerks und neben Ohl Münchmeyer als Vertreter des CentraiAusschusses teilnahmen131 war von dessen ursprünglicher Aufgabe nicht mehr die Rede. Von Gersdorff, der den Vorsitz hatte, erklärte einleitend, daß die Beziehung zwischen Innerer Mission und Hilfswerk unabhängig von der „mehr internen Frage" der Beziehungen von Hilfswerk und Kirche behandelt werden sollte. „Das gegenwärtige Ziel sei lediglich die gemeinsame Verankerung in der Verfassung der Evangelischen Kirche. An eine praktische Fusion oder Koordinierung sei im Augenblick nicht zu denken."132 Zunächst kam es zu einer Aussprache über die wesentlichen Unterschiede der beiden Werke. Außer der Tatsache, daß altbekannte Argumente erneut vorgetragen wurden - Ohl wollte die entscheidende Differenz in der stärker zentralisierten Organisation des Hilfswerks sehen; Held erklärte, das Hilfs130

131

EBD.

Held und Ehlers waren jeweils auch Bevollmächtigte des Hilfswerks ihrer Landeskirche; Nicol war zwar Bevollmächtigter und Vertreter der amerikanischen Zone im Exekutivkomitee, als Vorsteher der Rummelsberger Diakonenanstalt und Präsident der IM in Bayern jedoch kein prononcierter Vertreter des Hilfswerks. 132 Vermerk Münchmeyers (ADW, CAW 1005). Von Seiten des Hilfswerks liegt kein Bericht vor.

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Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

werk sei die kirchliche Form der Diakonie, in ihm erscheine die Kirche als „unmittelbar handelnde Potenz", während die Innere Mission „nicht wesentlich kirchlich ausgerichtet" sei133 -, fällt auf, daß die Vertreter des Hilfswerks nicht einheitlich den Standpunkt des Zentralbüros vertraten. So erklärte Nicol, er habe in drei Jahren Nachdenkens keinen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Werken entdecken können. Er widersprach auch dem von von Gersdorff vorgetragenen Hilfswerk-Axiom, wonach dieses „ohne evangelisatorische Gedanken auskommen könne", räumte allerdings ein, daß es nicht unbedingt evangelistische Veranstaltungen durchführen müsse. Auch Ehlers meinte, „daß das Hilfswerk als Lebensäußerung der Kirche selbstverständlich für die evangelistische Verkündigung mit Verantwortung trage."134 Den weiteren Beratungen legte der Ausschuß zunächst den Formulierungsvorschlag Ohls für die Grundordnung der EKD zugrunde und gab ihm eine redaktionell leicht geänderte Fassung, ohne daß sich ihn alle Ausschußmitglieder zu eigen gemacht hätten. Dann legte auch von Gersdorff einen Entwurf zu Artikel 15,1 vor, der den Begriff „diakonisches Amt" einführte und ihn, wie Münchmeyer sofort kritisierte, ausschließlich auf das Hilfswerk bezog.135 Als man sich nach sechs Stunden noch nicht auf einen gemeinsamen Vorschlag hatte einigen können, wurde vereinbart, jede Seite solle ihren Entwurf Ehlers zur Verfügung stellen, der als Mitglied der Verfassungskommission der EKD beide Vorschläge in deren Beratungen zur Grundordnung einbringen werde.136 Münchmeyer hob in seinem Sitzungsbericht eigens die gute Atmosphäre hervor, in der das Gespräch stattgefunden habe. Alle Teilnehmer hätten das Gefühl gehabt, „daß man mit dem Start der engeren Fühlungnahme zwischen Innerer Mission und Hilfswerk... durchaus zufrieden sein darf."137 Es blieb aber für längere Zeit bei diesem Start, denn der Hilfswerk-Verfassungsausschuß trat ein zweites Mal nicht zusammen, und aus der Diskussion um die Ordnung des Hilfswerks, die wenige Wochen später wieder aufgenommen wurde, blieb die Innere Mission ausgeschaltet. Nach der Zusammenkunft des Hilfswerk-Verfassungsausschusses erarbeiteten dann beide Werke eigene Alternativentwürfe für die sie betreffenden Artikel der Grundordnung. Bei der Inneren Mission geschah dies schon auf der Geschäftsführerkonferenz am 21. Januar 1948, wobei der umständliche Entwurf Ohls stark gestrafft wurde. Die Geschäftsführer der Landesverbände legten besonderen Wert darauf, daß die Innere Mission wie schon in 135

EBD.

1,4

EBD.

135

„Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Gliedkirchen verrichten ihr diakonisches Amt unter dem gemeinsamen Namen ,Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in D e u t s c h l a n d ' . . . " (EBD.). 136

EBD.

137

EBD.

Artikel 15 der Grundordnung der EKD

199

dem Erlaß des Leiters der Kanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche vom 12. Juni 1940138 ausdrücklich als „Wesens-und Lebensäußerung der Kirche" anerkannt werde, und schlugen daher folgende Formulierung vor: „Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Gliedkirchen wissen um ihren Auftrag, daß Christi Liebe in Wort und Tat verkündigt werde und so Gestalt gewinne in den kirchlichen Werken. Sie sind Wesens- und Lebensäußerung der Kirche."13'

In einem zweiten Absatz sollte diese grundsätzliche Erklärung dann für Innere und Äußere Mission und Diasporafürsorge, in einem dritten für „das zur Linderung der besonderen Notstände der Zeit und zum kirchlichen Wiederaufbau ins Leben gerufene Hilfswerk der EKD" konkretisiert werden. Man gab aber gleich zu bedenken, ob die Aussagen über das Hilfswerk nicht besser „in eine außerhalb der Grundordnung zu fassende Entschließung" verwiesen würden140, was aus der Sicht der Inneren Mission gewiß die beste Lösung gewesen wäre. Das Zentralbüro hatte mit der Ausarbeitung eines Gegenvorschlages ErnstVictor Benn, Oberkonsistorialrat im Berliner Evangelischen Oberkirchenrat und einer der Autoren des Grundordnungsentwurfes, beauftragt. Auch er faßte die Aussagen über Innere Mission und Hilfswerk in einem Artikel zusammen und leitete ihn mit diesem Absatz ein: „Die EKD und die Gliedkirchen wissen sich verantwortlich für den diakonischen Dienst, den die Organe und Einrichtungen der Inneren Mission sowie das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Hilfswerke der Gliedkirchen verrichten."

Benn folgte dann der Auffassung des Zentralbüros, indem er zwischen der diakonischen und der missionarischen Arbeit der Inneren Mission unterschied und als zweiten Absatz vorschlug: „Die EKD fördert die in besonderen Rechtsformen im gesamten Bereich der EKD arbeitenden Liebeswerke der Inneren Mission... Das gleiche gilt für andere kirchliche Werke, insbesondere für die missionarischen Werke der Inneren Mission."141

Von Gersdorff stellte Benns Entwurf zusätzlich einen eigenen entgegen, worin er noch schärfer zwischen missionarischer und diakonischer Arbeit unterschied und die beiden Bereiche in verschiedene Artikel der EKDGrundordnung verwies.142 In beiden Entwürfen fehlte zudem die Eingren13!

GESETZBLATT DER DEUTSCHEN EVANGELISCHEN KIRCHE 1 9 4 0 , S. 3 9 f . V g l . G . KRÜGER-

WITTMACK, Verhältnis, S. 18 f. 139 Entschließung der GFK vom 21.1.1948 (ADW,CAW 959), gebilligt vom CA-Vorstand am 22.1. 1948, Ns (EBD., CAW30). 140 Entschließung der GFK vom 21.1. 1948 (EBD., CAW 959). 141 Entwurf Benns vom 15.1. 1948. Anlage 1 zum Schreiben von Gersdorffs an Münch-

m e y e r , 1 3 . 2 . 1948 (EBD.). 142

Anlage 2 zum Schreiben von Gersdorffs an Münchmeyer, 13.2. 1948 (EBD.).

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zung des Tätigkeitsbereichs des Hilfswerks, welche die Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission aus dem Entwurf der Grundordnung verständlicherweise in ihren eigenen Vorschlag übernommen hatte. Das gehöre nicht in die Kirchenverfassung, meinte von Gersdorff am 13. Februar 1948 in einem Schreiben an Münchmeyer, denn was das Hilfswerk sei, sei inzwischen hinreichend bekannt: „Seine Existenz braucht daher nicht durch eine Erläuterung der Entstehungsursache innerhalb der Verfassung verdeutlicht zu werden. Auch der Hinweis auf den kirchlichen Wiederaufbau gehört nicht hierher, weil es sich nicht um eine eigentlich diakonische Aufgabe handelt."

Nur von diakonischen Aufgaben aber solle im Artikel 15 der Grundordnung die Rede sein.143 Beide Entwürfe sahen darüber hinaus vor, daß der Central-Ausschuß - so Benn - oder „Rechtsträger der Inneren Mission" - so von Gersdorff - mit dem Hilfswerk der EKD vereinigt werden könnten. 144 Der zweite Entwurf für die Grundordnung und die Alternativentwürfe des Hilfswerks und der Inneren Mission Als der Verfassungsausschuß der EKD am 9. März 1948 seinen Entwurf für eine Grundordnung aufgrund der inzwischen eingegangenen Stellungnahmen überarbeitete, berücksichtigte er den von vielen Seiten einhellig geäußerten Wunsch, Innere Mission und Hilfswerk nicht in getrennten Artikeln zu behandeln. Dem Wunsch der lutherischen Kirchen folgend wurde jetzt von „diakonischen Werken" gesprochen. Aus dem Entwurf der Geschäfsführerkonferenz der Inneren Mission wurde die Formulierung..." sind Wesens- und Lebensäußerung der Kirche" und der gesamte Absatz über das Hilfswerk übernommen, womit zwei wesentliche Forderungen der Inneren Mission erfüllt waren: Ihr wurde „Kirchlichkeit" in gleichem Ausmaß bescheinigt wie dem Hilfswerk, während dieses zugleich bei seinem ursprünglichen Gründungszweck behaftet wurde: Artikel 14 (15) lautete nun: „Die EKD und die Gliedkirchen wissen um die Verpflichtung der Christenheit, daß der Glaube in der Liebe tätig werde. Demgemäß pflegen und fördern sie alle kirchlichen Werke, in denen die Liebe Christi Gestalt gewinnt. Die diakonischen Werke sind Wesens- und Lebensäußerung der Kirche. Die EKD fördert die in besonderen Rechtsformen im Gesamtbereich der EKD arbeitenden Liebeswerke der Inneren Mission. Sie kann Ihnen für ihre Arbeit und ihre Ordnung Richtlinien geben, die die freie Gestaltung der Arbeit und die Verbindung mit der Kirche und der Gemeinden sichern.

143

EBD.

144

Anlagen 1 u n d 2 (EBD.).

Artikel 15 der Grundordnung der EKD

201

Das zur Linderung der besonderen Notstände der Zeit und zum kirchlichen Wiederaufbau ins Leben gerufene Hilfswerk der EKD wird von der EKD und den Gliedkirchen getragen. Die Ordnung des Hilfswerks bedarf eines Gesetzes der EKD."145 Dagegen wurde mit geringen Änderungen von Gersdorffs Entwurf für einen Artikel 16 über die missionarischen Werke und damit die Trennung zwischen „diakonischen" und „missionarischen" Aufgaben der Inneren Mission übernommen. Eine Ermächtigung, die rechtlichen Verhältnisse der Inneren Mission durch Kirchengesetz zu ändern, wurde zwar nicht vorgesehen, aber die Formulierung des neuen Grundordnungsentwurfes stellte deren Selbständigkeit auch nicht mehr mit der gleichen Deutlichkeit heraus.146 Die zweite vorläufige Fassung des Entwurfs für die Grundordnung konnte weder Central-Ausschuß noch Zentralbüro in allen Punkten befriedigen, so daß beide mit ihren Änderungswünschen an den EKD-Verfassungsausschuß herantraten. Von Gersdorff verfaßte für das Hilfswerk einen neuen Entwurf, der zwar weithin die Formulierungen der Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission übernahm, an entscheidenden Punkten aber so gravierende Änderungen aufwies, daß ihn der Central-Auschuß als unannehmbar verwarf.147 Der einleitende Absatz war nämlich so formuliert, daß zweifelhaft sein konnte, ob damit wirklich auch die Innere Mission, oder nicht doch nur das Hilfswerk gemeint war, dessen Aufgaben zudem weit weniger restriktiv formuliert wurden. 148 Die Innere Mission hätte demgegenüber gern die getrennte Behandlung ihrer diakonischen und missionarischen Arbeit vermieden gesehen, und der Central-Ausschuß äußerte gegenüber den Mitgliedern des EKD-Verfassungsausschusses auch entsprechende Wünsche.149 Man verzichtete dann aber auf Anraten Liljes auf diesen Änderungswunsch, was Münchmeyer in einem Schreiben an von Gersdorff so begründete: „ . . . diese Zweiteilung wird unter Umständen in Kauf genommen werden müssen, um der uns so wichtig erscheinenden Verbindung mit dem Hilfswerk willen, die es uns doch 145

2. Grundordnungs-Entwurf, Artikel 14,1 (H. BRUNOTTE, Grundordnung, S. 331). Vgl. EBD., S. 330-333. Der entsprechende Satz in Artikel 16 lautete jetzt: „Die EKD kann ihnen [den kirchlichen Werken] für ihre Arbeit und ihre Ordnung unbeschadet der sachlich erforderlichen Selbständigkeit Richtlinien geben." Vgl. Vermerk Münchmeyers betr. Besuch beim Zentralbüro, 22.4. 1948 (ADW, CAW997). 148 Entwurf zu Artikel 14,1: „Die EKD und die Gliedkirchen wissen sich gerufen, Christi Liebe in Wort und Tat zu verkünden. Ihre diakonischen Werke sind Wesens- und Lebensäußerung der Kirche." Von den Aufgaben des Hilfswerks hieß es in Artikel 14,2, das Hilfswerk diene „im besonderen der Linderung und Behebung der Notstände unserer Zeit und dem Kirchlichen Wiederaufbau" statt „der Linderung der besonderen Notstände der Z e i t . . . " . Von Gersdorff, mit Schreiben vom 30. 3. 1948 an Münchmeyer (EBD., C A W 959). '*' Vermerk Engelmanns betr. Besprechung mit Ehlers am 3.4. 1948, 6.4. 1948 und Vermerk Engelmanns betr. Telephonat mit Brunotte am 6. 4. 1948, 7.4. 1948 (EBD.). 146

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Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

wünschenswert macht, beide Werke in einem Artikel zusammenzufassen."150 Auch dagegen, daß die rechtliche Selbständigkeit der Inneren Mission weniger deutlich zum Ausdruck kam, als im ersten Grundordnungsentwurf, erhob der Central-Ausschuß keine Einwände. Als der Verfassungsausschuß der EKD am 10. und 11. April 1948 letztmalig zusammentrat, ließ er seinen Entwurf vom März in den Artikeln, die Innere Mission und Hilfswerk betrafen, unverändert. In Erläuterungen zum Entwurf, die allerdings nur eine private Meinungsäußerung darstellten, betonte Brunotte jedoch die Zusammengehörigkeit der diakonischen und missionarischen Arbeit und erklärte, die kirchliche Liebestätigkeit diene „niemals nur karitativen, mildtätigen und gemeinnützigen Zwecken, sondern immer zugleich der missionarischen Verkündigung."151 Anders als der Central-Ausschuß zog das Zentralbüro seine Änderungswünsche zum zweiten Grundordnungsentwurf nicht zurück, sondern leitete von Gersdorffs letzten Vorschlag zusammen mit dem Entwurf einer „Ordnung" für das Hilfswerk152 den Mitgliedern des Wiederaufbau-Ausschusses als Beschlußvorlage für die Sitzung am 15. Juni 1948 zu. In der beigefügten Begründung hieß es - nur teilweise zutreffend - , dieser Entwurf trage den Wünschen der Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission Rechnung.15 3 Beide Werke seien Träger des diakonischen Amtes, und die Zusammenfassung in einem Grundordnungsartikel solle helfen, „einen schädlichen Dualismus zu beseitigen und eine organische Verbindung der beiden Träger kirchlicher Liebestätigkeit herbeizuführen." Die Begründung brachte auch unmißverständlich zum Ausdruck, wie sehr das Zentralbüro die vorgeschlagene Formulierung „Ihre diakonischen Werke sind Wesens- und Lebensäußerung der Kirche" als Bestätigung seines eigenen Selbstverständnisses verstanden wissen wollte: „Die Kürze der vorgeschlagenen Fassung findet ihr Gegengewicht in der Schärfe der Formulierung, nach welcher hinfort in der Kirche das Amt der Diakonie gleichberechtigt neben das Predigtamt tritt."154 Hier setzte dann auch die Kritik - nicht nur von der Seite der Inneren Mission mit dem Verdikt an, eine solche Auffassung stehe im Widerspruch zum reformatorischen Denken.155

150 Münchmeyer an von Gersdorff, 10. 4. 1948 (EBD.). Vgl. auch Vermerk Münchmeyers vom 12.4. 1948 (EBD., CAW 997). 151 Juni 1948 (EBD., ZB249). Vgl. unten S.211ff. 153 Vgl. oben S. 198f. 154 ADW, CAW 959. 155 Lt. Vermerk R[eden]Ζ betr. Besprechung mit Pressel am 11.5.1948,12.5.1948 (EBD., ZB 52). Vgl. auch die Stellungnahme des EOK Stuttgart: „Die Diakonie ist eine Frucht der Wortverkündigung. Predigtamt und Amt der Diakonie können deshalb nicht als .gleichberechtigte' Ämter in Erscheinung treten." An ZB, 8. 6. 1948 (EBD., CAW 959). Vgl. auch H.-D. WENDLAND, Gutachten.

Artikel 15 der Grundordnung der EKD

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Nachdem das Zentralbüro an seinen Änderungswünschen festgehalten hatte, entschloß sich die Innere Mission doch noch zu einem Gegenvorschlag, wobei eine Rolle spielen mochte, daß sie auch von der Vorlage für die Hilfswerk-Ordnung nicht befriedigt sein konnte.156 Am 26./27. Mai 1948 wurde von der Geschäftsführerkonferenz ein Entwurf beschlossen und einen Tag später auch vom Vorstand gebilligt, der den Versuch unternahm, den offiziellen EKD-Grundordnungsentwurf und die Vorlage des Zentralbüros aufeinander abzustimmen.157 Dabei wurde der Wortlaut der letzteren zwar weitgehend übernommen, jedoch so verändert, daß er Anliegen der Inneren Mission verstärkt entsprach. Die Unterscheidung zwischen missionarischen und diakonischen Aufgaben, die Lilje und die Geschäftsführung hinnehmen zu müssen glaubten, wurde wieder rückgängig gemacht, so daß der einleitende Absatz des Artikels nur lautete: „Die E K D und die Gliedkirchen wissen sich gerufen, Christi Liebe in Wort und Tat zu verkünden. Demgemäß pflegen und fördern sie alle kirchlichen Werke, in denen die Liebe Christi Gestalt gewinnt. Ihre diakonischen und missionarischen Werke sind Wesens- und Lebensäußerung der Kirche." 1 5 8

Dem Absatz über das Hilfswerk wurde eine Fassung gegeben, die „Unklarheiten gegenüber den Aufgaben der Inneren Mission vermied und eine Anpassung an die ursprünglichen Aufgabensatzung" bewirken sollte, „zumal das Hilfswerk ,zur Behebung der besonderen Notstände' begründet worden war": „Das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland wird von der E K D und den Gliedkirchen getragen. Es dient der Linderung und Behebung der besonderen Notstände der Zeit und dem kirchlichen Wiederaufbau. Die Ordnung des Hilfswerks bedarf eines Gesetzes der E K D . " 1 5 '

Für den Absatz über die Innere Mission schlug man vor, sich stärker an die Formulierung von Artikel 16 des ersten Grundordnungsentwurfes anzulehnen, um den Eindruck zu vermeiden, als ob „die EKD die Befugnis zur Herausgabe bestimmter Richtlinien haben könnte", andererseits aber zum Ausdruck zu bringen, „daß die Zuordnung dieser Werke [der Inneren Mission] zu der Kirche als Gesamtorganisation und zu den Gemeinden

Vgl. unten S. 213f. Ns (ADW, CAW 318); CA-Vorstand, 28. 5.1948, Ns (EBD., CAW 30). 158 Vermerk o.V. und o.D. (EBD., CAW 959). In Artikel 16 über „die anderen kirchlichen Werke" sollte der verdeutlichende Zusatz: „insbesondere auch die missionarischen Werke der Inneren Mission" gestrichen werden, weil „das Verhältnis zur Inneren Mission im Art. 15 hinreichend dargestellt worden sei". ,S6

157

,5

'

EBD.

204

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

ebenso wie die freie Gestaltung ihrer Arbeit gewährleistet werden sollte auf Grund gegenseitiger Vereinbarungen."160 Das Zentralbüro hat auf diesen Vorschlag der Inneren Mission nicht reagiert. Das wäre in der kurzen noch verbleibenden Zeit bis zur Tagung des Wiederaufbau-Ausschusses am 15./16. Juni 1948 auch kaum möglich gewesen. Auf dieser Sitzung betonte Gerstenmaier, wie wichtig es sei, daß sich die beiden Werke auf einen gemeinsamen Vorschlag für die Grundordnung der EKD einigten. Auf seine Anregung bildeten Held, von Gersdorff und Ohl einen ad-hoc-Ausschuß, an dessen Arbeit er selbst sich ebenfalls beteiligte. Dabei gelang es ihm, die Aufnahme des Begriffes „Diakonat der Kirche" durchzusetzen, so daß der erste Absatz des gemeinsamen Vorschlages die Fassung erhielt: „Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Gliedkirchen sind gerufen, Christi Liebe in Wort und Tat zu verkünden. Sie gewinnt Gestalt im Diakonat der Kirche." Hier war sogar der Satz „Ihre diakonischen und missionarischen Werke sind Wesens- und Lebensäußerung der Kirche", auf den die Innere Mission so großen Wert legte, entfallen. Ohl glaubte, diese Konzession machen zu können, weil durch die Formulierung „Wort und Tat" die Einheit des missionarischen und diakonischen Auftrages bereits hinreichend zum Ausdruck komme. 161 Beim zweiten Absatz über die Innere Mission wurde fast wörtlich der letzte Vorschlag der Geschäftsführerkonferenz, beim dritten Absatz über das Hilfswerk die Vorlage des Zentralbüros übernommen. Daß Ohl hier, bei der Aufgabenbeschreibung des Hilfswerks, zu Zugeständnissen bereit war, kam nicht überraschend, denn er hatte schon länger die Auffassung vertreten, „daß man das Hilfswerk nicht gut angesichts seiner Dynamik auf die Anfangssituation von 1945 festlegen könne."162 Der Wiederaufbau-Ausschuß reagierte auf die Mitteilung, daß eine Einigung erreicht worden sei, mit starkem Beifall und nahm den Vorschlag einstimmig an. Dabei Schloß sich auch keiner derjenigen Delegierten aus, die zugleich Geschäftsführer eines Landesverbandes der Inneren Mission waren 163 , obwohl doch Ohl wichtige Positionen preisgegeben hatte. Das Zentralbüro, das in einer weniger günstigen Verhandlungssituation einen solchen Erfolg wohl nicht erzielt hätte, leitete den Vorschlag umgehend an den Rat der EKD

160 EBD. „Die EKD fördert die im Gesamtbereich der EKD arbeitenden Werke der Inneren Mission, ungeachtet deren Rechtsform. Ihre Verbindung mit der Kirche und den Gemeinden und die freie Gestaltung ihrer Arbeit wird in Vereinbarungen und entsprechenden Richtlinien gewährleistet." (Artikel 15,2). Ns (ADW, ZBB 58); Vermerk Münchmeyers betr. Telephonat mit Ohl am 19. 6.1948, 21.6. 1948 (EBD., C A W 959). 162 Vermerk Münchmeyers betr. Sitzung des Verfassungsausschusses des Hilfswerks am 10.1. 1948 (EBD., C A W 1005). - Vgl. WAA, 15./16. 6. 1948, Ns (EBD., ZBB 58); Vermerk Münchmeyers betr. Telephonat mit Ohl am 19. 6. 1948, 21. 6. 1948 (EBD., C A W 959). Z.B. Pawlowski, Westfalen; Herdieckerhoff, Braunschweig; Heyne, Bremen; Schumacher, Hessen-Nassau. Vgl. auch die in Anm. 161 genannten Quellen.

Artikel 15 der Grundordnung der EKD

205

weiter und hob dabei hervor, „daß es sich hierbei um eine von berufenen Vertretern des Central-Ausschusses... und des Hilfswerks... gemeinsam gebilligte Fassung" handele.164 Der Central-Ausschuß war jedoch mit dem Kompromiß, auf den Ohl sich eingelassen hatte, so wenig einverstanden, daß er sich entschloß, dem Rat der EKD mitzuteilen, die vom Wiederaufbau-Ausschuß vorgeschlagene Fassung habe keineswegs, wie das Hilfswerk irrtümlich meine, die Billigung der Inneren Mission, die sich mit dem Vorschlag noch gar nicht beschäftigt habe. Seit der einmaligen Sitzung des Hilfswerk-Verfassungsausschusses im Januar 1948 hätten die beiden Werke getrennt beraten und seien zu unterschiedlichen Vorschlägen gekommen. Der Central-Ausschuß sei im WiederaufbauAusschuß nur mit einem einzigen, nicht stimmberechtigten Delegierten gemeint war Ohl - vertreten, der seine Zustimmung in dem Bestreben gegeben habe, „unter allen Umständen noch zu einer mit dem Hilfswerk gemeinsamen Fassung" zu kommen. Gegen diese bestünden aber schwerwiegende Bedenken: Der neue Begriff „Diakonat der Kirche" sei mißverständlich, wenn nicht zweifelsfrei geklärt werde, daß damit die gesamte evangelische Liebestätigkeit und die Gesamtheit ihrer diakonischen und missionarischen Aufgaben gemeint sei. Auf die Feststellung des amtlichen Entwurfes, die evangelische Liebestätigkeit sei „Wesens- und Lebensäußerung der Kirche", könne nach den Erfahrungen, die man in Verhandlungen mit staatlichen Stellen gemacht habe, nicht verzichtet werden. Bedenklich sei auch die „Änderung und Erweiterung der Zweckbestimmung des Hilfswerks" durch die Umstellung des Wörtchens „besonders"165: Damit würde in Zukunft ständig die Gefahr für die Arbeit bestehen, daß es auf den verschiedensten Gebieten zu Überschneidungen kommt, deren Reichweite sich gar nicht übersehen läßt. Soll die umfassendere Zweckbestimmung, die dem gegenwärtigen Selbstverständnis des Hilfswerks entspricht, in die Grundordnung eingeführt werden, so bedarf es unseres Erachtens eines Beschlusses der Kirchenversammlung, daß unter Evangelischem Hilfswerk künftig noch etwas anderes verstanden werden soll, als die Konstituierungsurkunde von 1945 zum Ausdruck gebracht hat."

Der Central-Ausschuß und die meisten Landesverbände sähen sich nicht in der Lage, „trotz des ehrlichen Willens und trotz aller immer wieder gemachten Versuche", zu einem gemeinsamen Entwurf mit dem Hilfswerk zu kommen, dem Vorschlag des Wiederaufbau-Ausschusses zuzustimmen. Sie bäten, beim amtlichen Entwurf bleiben zu wollen.166 164

Gerstenmaier an Rat der EKD, 18. 6. 1948 (ADW, CAW 998). Vgl. oben S. 201, Anm. 148. CA an Rat der EKD, 2. 7. 1948 (ADW, CAW 959). - Welches Gewicht Lilje der Angelegenheit beimaß, geht daraus hervor, daß er einen ersten, wesentlich vorsichtiger formulierten Entwurf für dieses Schreiben, den ihm die Betheler Geschäftsführung vorgelegt hatte, als zu zaghaft ablehnte; vgl. Münchmeyer an Ohl, 3. 7. 1949 (EBD.). 165

206

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

Die Kirchenversammlung in Eisenach Auf der verfassunggebenden Kirchenversammlung, die zwischen dem 11. und 13. Juli 1948 in Eisenach stattfand, beanspruchten andere Fragen mehr Aufmerksamkeit als die nach der Behandlung von Innerer Mission und Hilfswerk in der Grundordnung. Zwar hat Herntrich später berichtet, in Eisenach habe ein „brennendes Interesse" am Hilfswerk bestanden167, aber der offizielle Konferenzbericht läßt davon nur wenig erkennen. Die Artikel 15 und 16 des Grundordnungsentwurfs wurden von der Kirchenversammlung nämlich erst beraten, nachdem Vertreter beider Werke zu einem Ausschuß zusammengetreten waren und sich bemüht hatten, doch noch zu einem gemeinsamen Vorschlag zu kommen.168 Vermutlich bezieht sich Herntrichs Bemerkung auf diese Verhandlungen. Sie dauerten über fünf Stunden und wurden offenbar mit großer Härte geführt. Dabei war der erste Absatz des Artikels 15 besonders umstritten, „wo wir", wie Berg Jahre später bemerkte, „gegen den erbitterten Widerstand Dr. Wenzels und seiner Freunde die Formulierung vom ,Diakonat der Kirche' durchgesetzt haben."16' Man einigte sich dann auf folgende Formulierung: „Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Gliedkirchen sind berufen, Christi Liebe in Wort und Tat zu verkünden. Sie gewinnt Gestalt im Diakonat der Kirche; demgemäß sind die diakonisch-missionarischen Werke Wesens- und Lebensäußerung der Kirche."170

Kaum umstritten dürfte der erste Satz gewesen sein, der mit geringen Abweichungen seit dem Januar Bestandteil der meisten Entwürfe gewesen war. Die erste Hälfte des zweiten Satzes konnten die Vertreter des Hilfswerks durchsetzen; es handelte sich um die Formulierung, die, auf Gerstenmaier zurückgehend, erstmals im Vorschlag des Wiederaufbau-Ausschusses vom Juni Verwendung gefunden hatte. Der letzte Halbsatz, der in leicht veränderter Fassung ebenfalls in den meisten früheren Vorschlägen - auch in der Vorlage an die Kirchenversammlung - enthalten war, entsprach dem Interesse der Inneren Mission. Die Änderungen trugen ihrem Wunsch Rechnung, den Begriff „Diakonat der Kirche" zu klären. Durch das in der Diskussion zwischen Hilfswerk und Innerer Mission hier erstmals verwendete Doppelwort „diakonisch-missionarisch"171 sollte die Einheit der diakonischen und missionarischen Aufgaben vermutlich noch stärker hervorgeho-

" 7 Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten in der britischen Zone, 1.2. 1949, Ns (EBD., CAW 1002). 168

EISENACH 1 9 4 8 , S. 9 8 u n d 1 1 7 f .

169

Berg an Herntrich, 11.1. 1957 (ADW, ZBB 409).

170

EISENACH 1 9 4 8 , S. 1 1 7 f .

1,1

Für die von Martin Fischer vermutete Herkunft des Begriffs von der „Arbeitsgemeinschaft der missionarischen und diakonischen Werke" aus der Zeit des Kirchenkampfes

Artikel 15 der Grundordnung der E K D

207

ben werden, als durch eine Verbindung mit „und". 172 Das „demgemäß" sollte jeden Zweifel darüber, ob die Innere Mission und die „Gesamtheit ihrer diakonisch-missionarischen Aufgaben" mit dem Begriff „Diakonat der Kirche" gemeint sei 173 , beseitigen. Der Absatz über die Innere Mission war nicht strittig und erhielt die Fassung, die der Wiederaufbau-Ausschuß in Anlehnung an den Entwurf der Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission vorgeschlagen hatte und die deren Wunsch nach Freiheit von kirchenregimentlichen Eingriffen stärker akzentuierte als die amtliche Vorlage an die Kirchenversammlung: „Die Evangelische Kirche in Deutschland fördert die in ihrem Gesamtbereich arbeitenden Werke der Inneren Mission, ungeachtet deren Rechtsform. Ihre Verbindung mit der Kirche und den Gemeinden sowie die freie Gestaltung ihrer Arbeit werden in Vereinbarungen und entsprechenden Richtlinien gesichert." 174

Für den dritten Absatz von Artikel 15 schlug der Ausschuß eine Formulierung vor, die dem Interesse der Inneren Mission an einer Beschränkung des Hilfswerks auf seine usprünglichen Aufgaben sogar noch stärker entsprach als der offizielle Grundordnungsentwurf, der seinerseits schon einen Formulierungsvorschlag der Inneren Mission aufgegriffen hatte: 175 Der „Kirchliche Wiederaufbau" wurde an die erste Stelle gerückt, so daß es nun hieß: „Das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland, den Gliedkirchen und ihren Gemeinden getragen. Es dient dem kirchlichen Wiederaufbau sowie der Linderung und Behebung der Notstände der Zeit. Die Ordnung des Hilfswerks bedarf eines Gesetzes der Evangelischen Kirche in Deutschland." 176

Held, der den Ausschuß Vorschlag vor dem Plenum der verfassunggebenden Kirchenversammlung begründete, führte zur Begründung der Umstellung aus: „Als Aufgabe des Hilfswerks ist zum Ausdruck gebracht, was in der Gründungsurkunde in Treysa 1945 als seine Aufgabe bestimmt worden ist. Es ist nur eine Umstellung der dort genannten Aufgaben hier vorgenommen. Diese Umstellung hat sich darum als notwendig erwiesen, weil in der Tat heute der kirchliche Wiederaufbau

(E. FUCHS/M. FISCHER, Gutachten, S. 49) ließen sich keine Anhaltspunkte ermitteln. Vgl. auch oben S. 67: Dieses Schreiben ist das einzige Beispiel für die Verwendung der älteren Verbindung „missionarisch-diakonisch" im Umkreis des Hilfswerks. 172 Nur so wurde auch die Interpretation von H. BRUNOTTE ZU Artikel 15, beide Werke seien „gleichermaßen ,diakonisch-missionarischer'" Art, erst möglich (Grundordnung, S. 181). 173 Vgl. C A an Rat der E K D , 18.6. 1948 (ADW, C A W 998). 174

EISENACH 1 9 4 8 , S. 2 2 5 .

175

Vgl. oben S. 198-201. Eisenach 1948, S. 225.

1,6

208

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1 9 4 6 - 1 9 4 9

vor der Behebung der Notstände der Zeit im Hilfswerk bereits den Vorrang gewonnen hat." 177

Dem Selbstverständnis des Hilfswerks entsprach dies jedoch in keiner Weise; nicht ohne Grund hatte es ja darauf verzichten wollen, den „Kirchlichen Wiederaufbau" in der Grundordnung zu erwähnen, und sich soeben eine eigene Ordnung gegeben, in der diese Erwähnung ebenfalls unterblieben war.178 Im Plenum wurde der Vorschlag des Ausschusses nach kurzer Diskussion angenommen. Auf Antrag von Heinrich Rendtorff wurde in den ersten Absatz von Artikel 15 der Grundordnung jedoch noch eine Erläuterung eingefügt, durch die die besondere Verpflichtung jedes einzelnen Christen hervorgehoben werden sollte, so daß er in seiner endgültigen Fassung lautete: „Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Gliedkirchen sind gerufen, Christi Liebe in Wort und Tat zu verkündigen. Diese Liebe verpflichtet alle Glieder der Kirche zum Dienst und gewinnt in besonderer Weise Gestalt im Diakonat der Kirche; demgemäß sind die diakonisch-missionarischen Werke Wesens- und Lebensäußerung der Kirche." 179

3. Die Ordnung des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland vom 15./16. Juni 1948 („Speyrer Ordnung") Die Vorarbeiten Benns für ein Hilfswerk-Gesetz Nachdem der erste Entwurf für eine Grundordnung der EKD im November 1947 veröffentlicht worden war, entschloß sich das Zentralbüro in der Frage seiner eigenen Satzung zu einer Kurskorrektur. Das bedeutete zwar keinen Verzicht auf Weiterarbeit an der Satzung, aber man wollte sich doch bemühen, deren Vereinbarkeit mit der künftigen Grundordnung sicherzustellen. Zu diesem Zweck versicherte sich Gerstenmaier der Hilfe Benns, der bereit war, das Hilfswerk zu beraten, allerdings betonte, daß er dem Rat und der Kirchenkanzlei verantwortlich sei und nicht „einseitig als Anwalt des Hilfswerks" auftreten könne.180 Am 20. Januar 1948 legte er ein Gutachten über die rechtliche Stellung des Hilfswerks, einen Entwurf für ein Ausfüh17 7 Eisenach 1948, S. 119. H . BRUNOTTE, der sich 1954 der Interessenlage der Kirchenkanzlei der E K D entsprechend in seinem Grundordnungs-Kommentar um eine restriktive Auslegung des Begriffs „Notstände der Zeit" bemüht, nimmt jedoch dieses Argument dort nicht auf (Grundordnung, S. 185). 171 Vgl. § 1 der Ordnung des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland vom 16. 6 . 1 9 4 7 : „Das Hilfswerk . . .ist eine Einrichtung der Kirche zur Erfüllung ihres diakonischen Auftrages" ( M H W Nr. 16/17 QuH/August 1948), Sp. 293). 179 H. BRUNOTTE, Grundordnung, S. 331. 1 , 0 Benn an Gerstenmaier, 2 0 . 1 2 . 1947 ( E Z A BERLIN, Handakten Benn, Paket 133).

Die „Speyrer Ordnung"

209

rungsgesetz zu Artikel 15 des Grundordnungsentwurfes sowie einen Entwurf zu diesem Artikel selbst vor, der bereits die Beratungen im HilfswerkVerfassungsausschuß am 10. Januar berücksichtigte. Das Gutachten kam zu dem Ergebnis, das Hilfswerk sei „ohne Frage als Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland ins Leben gerufen"181 und sei nicht etwa eine „neben der EKD stehende Einrichtung der Gemeinschaft der deutschen Landeskirchen." In Treysa habe die handlungsunfähige Deutsche Evangelische Kirche im Sommer 1945 nur einen neuen Namen und eine Übergangsordnung erhalten, und das gleiche Gremium, das hier für die Gesamtkirche gehandelt habe - Bruderrat, Einigungswerk, Landeskirchenführer - , habe auch die Errichtung des Hilfswerks beschlossen. Die Reihenfolge der damals gefaßten Beschlüsse sei demgegenüber ohne Belang. Aus der Tatsache, daß das Hilfswerk als Einrichtung der EKD geschaffen worden sei, erkläre sich auch sein Name und die Bestellung des Ratsvorsitzenden zum Vorsitzenden auch des Hilfswerks. Die Zusammensetzung des Wiederaufbau-Ausschusses widerspreche dem nicht, weil es sich bei diesem nur um eine „hinzutretendes" Element handle, das den Charakter des Hilfswerks nicht bestimme. Auch der Beitritt der Freikirchen habe dessen rechtlichen Status nicht berührt.182 Benn hebt hervor, daß die diakonische Arbeit durch das Hilfswerk erstmals der Gesamtkirche „unmittelbar zugänglich" geworden sei, und erklärt ganz im Sinne des Zentralbüros, daß sich seine Aufgaben nicht auf neue Arbeitsfelder beschränkten. Sie bezögen sich auch „auf längst erkannte und in Angriff genommene Arbeiten, die durch die Zeitlage eine besondere oder neuartige Bedeutung" erhalten hätten.183 Wenn auch dem Hilfswerk eine zeitliche Grenze gesetzt sei, so könne ihm nicht verwehrt werden, „Einrichtungen von Dauer zu schaffen und damit seinem eigenen Dasein ein Element der Dauer einzufügen."184 Für das Verhältnis zur Inneren Mission bedeute das: „Unstatthaft wäre der Rechtsgrundsatz, daß sich die Innere Mission auf die Pflege ihrer überkommenen Werke und das Hilfswerk auf die Erschließung neuer Arbeitsgebiete zu beschränken hätten. Damit wäre die Innere Mission zur Stagnation, das

„Die Rechtsstellung des Hilfswerks - Lage und Entwicklungsmöglichkeiten" (ADW, ZB 52). 1.2 EBD. Die Arbeitsgemeinschaft zwischen Freikirchen und EKD im Rahmen des Hilfswerks erfülle nicht die Bedingungen von Artikel 137, Absatz 5 der Weimarer Reichsverfassung, habe also keine Rechtspersönlichkeit und könne folglich nicht Träger des Hilfswerks sein. Bei der Aufnahme der Freikirchen handle es sich um einen Vorgang analog der Aufnahme bekenntnisverwandter Kirchen in den Deutschen Evangelischen Kirchenbund, wodurch ebenfalls nicht „eine über oder neben ihm stehende neue Gemeinschaft" konstituiert worden sei (EBD.). 1.3

EBD.

184

EBD.

210

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

Hilfswerk aber zu einer unorganischen und ungesunden Einengung seines Tätigkeitsbereiches verurteilt. Die Zuständigkeitsfrage ist zur Zeit einfach offen."185

Ausgerechnet das Arbeitsgebiet, auf dem die beiden Werke nicht miteinander konkurrierten, den „Kirchlichen Wiederaufbau", rechnete Benn nicht zum Kernbestand der Hilfswerkarbeit und sprach von „zusätzlichen" Aufgaben, die dem Hilfswerk durch seine Verbindung mit dem WiederaufbauAusschuß übertragen worden seien. Bei der Frage, wie das Hilfswerk rechtlich zu gestalten sei, geht Benn davon aus, daß die „Einheit von Kirche und Diakonie als rechtsgestaltendes Element"186 gefordert werden müsse, daß aber andererseits die Eigenart diakonischen Dienstes dessen Sonderstellung „im Gesamtrahmen der kirchlichen Arbeit" verlange. Aus der „Rechtsgeschichte des diakonischen Dienstes" sei nun zu lernen, daß man sich dafür nicht nach dem Vorbild der Inneren Mission der Formen des bürgerlichen Rechts bedienen dürfe, das zudem „der Kirche nicht unmittelbar zugänglich und dessen Entwicklung in der Zukunft, besonders in bestimmten Gebieten Deutschlands, nicht vorauszusehen" sei:187 „Es würde dem Wesen der Sache widersprechen, wenn man den Weg der Inneren Mission noch einmal und das Hilfswerk im ganzen oder auch nur in wesentlichen Teilen darauf verweisen wollte, sich für seine Arbeit privatrechlicher Formen zu bedienen."188 Die notwendige Selbständigkeit müsse dadurch gesichert werden, daß das Hilfswerk innerhalb der Kirche „eine besondere Körperschaft" bilde. Vorbilder dafür gebe es jedoch noch nicht: „Das kirchliche Recht wird für das Hilfswerk Formen entwickeln müssen, die es zu einem autonomen Verwaltungszweig der Kirche machen und es im Ergebnis so stellen, wie wenn es eine von der Kirche beaufsichtigte selbständige kirchliche Körperschaft wäre."189 Wie Benn sich eine solche Lösung vorstellte, zeigte der seinem Gutachten beigefügte Entwurf zu einem Kirchengesetz über das Hilfswerk. Darin schlug er kaum Änderungen der bisher geübten Praxis vor, sondern begnügte sich damit, diese in Gesetzesform zu bringen. Allerdings unterschied er zwischen dem von der EKD getragenen „Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland" und den Hilfswerken der Gliedkirchen und widersprach damit der Auffassung, die das Zentralbüro ursprünglich vertreten hatte. Da dieses sich dann seiner Meinung anschloß, war die Diskussion über das Verhältnis von Gesamtwerk und gliedkichlichen Hilfswerken ihrem Abschluß ein Stück näher gekommen. Benn räumte dem „Hilfswerk der ,!S

EBD.

186

EBD. EBD. EBD. EBD.

Die „Speyrer Ordnung"

211

EKD" letzteren gegenüber jedoch sehr weit reichende Befugnisse ein, so daß von einer Aufgabe des Anspruches auf einheitliche Leitung des Werkes noch nicht gesprochen werden konnte. Aus der Feststellung, der WiederaufbauAusschuß sei nur „hinzutretendes", nicht aber konstitutives Element des Hilfswerks, zog Benn die Konsequenz, daß nicht er, sondern die Synode der EKD diesem eine Verfassung geben müsse. Er beließ ihm aber seine Stellung als leitendes Organ und schränkte den Einfluß der EKD auf die Vorschrift ein, daß deren Ratsvorsitzender zugleich auch Vorsitzender des Wiederaufbau-Ausschusses und dessen „Geschäftsführenden Ausschusses" sein müsse. Ferner sollte der Anschluß der freikirchlicher Hilfswerke von der Genehmigung des Rates abhängig gemacht werden und dieser einen Bevollmächtigten bestellen, der den Vorsitzenden bei der Aufsicht über das Hilfswerk besonders in wirtschaftlichen Dingen unterstützen könne.190 Diese Bestimmung sollte offenbar die Kritiker dieses Sektors der Hilfswerkarbeit zufriedenstellen. Dem Leiter des „Zentralamtes" blieben weitreichende Vollmachten: Ihm sollte in der Regel die Berufung der Mitarbeiter des Zentralbüros obliegen. „In Fällen von besonderer Dringlichkeit, insbesondere zur Abwendung von Gefahren", sollte er „einstweilige Maßnahmen" ergreifen dürfen, auch wenn diese in die Kompetenz des Wiederaufbau-Ausschusses oder des „Geschäftsführenden Ausschusses" fielen, wobei er sich lediglich mit dem Vorsitzenden verständigen sollte, und auch dieses nur „nach Möglichkeit." Eine nachträgliche Beschlußfassung war dann nicht mehr erforderlich: „Das zuständige Organ ist bei seinem nächsten Zusammentritt zu unterrichten." Die Innere Mission wurde in dem Entwurf zur Unterstützung des Hilfswerks und zu gegenseitiger Abgrenzung der Aufgaben verpflichtet und sollte sich im Streitfalle dem Spruch des Ratsvorsitzenden und Vorsitzenden des WiederaufbauAusschusses und „Geschäftsführenden Ausschusses" unterwerfen, wobei je zwei Vertreter des Hilfswerks und des Centrai-Ausschusses hinzugezogen werden sollten.191 Der Entwurf des Zentralbüros und seine Aufnahme Das Zentralbüro machte sich den Gesetzentwurf Benns fast ohne Änderungen zu eigen und übersandte ihn zusammen mit von Gersdorffs Entwurf für die einschlägigen Artikel der Grundordnung und mit einer Begründung versehen am 14. April 1948 den Bevollmächtigen des Hilfswerks als Vorlage für die für Juni in Speyer vorgesehene Tagung des Wiederaufbau-Ausschusses.192

190 191 192

Zum „Frankfurter Entwurf" vgl. unten S. 218f. EZA BERLIN, Handakten Benn, Paket 133. ADW, CAW 179.

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Einige der wenigen Änderungen scheinen dabei für die Intentionen des Zentralbüros charakteristisch. So hieß es bei Benn noch: „Das Hilfswerk ist eine Einrichtung der Kirche zur Erfüllung ihres diakonischen Auftrages. Es dient im besonderen der Linderting und Behebung der Notstände der Zeit und dem kirchlichen Wiederaufbau."193 Es entsprach dem Wunsch des Zentralbüros, das Hilfswerk nicht auf seine Ursprungssituation festzulegen, wenn es in seiner Fassung den zweiten der beiden Sätze fortließ. Die Stellung des Leiters wurde noch verstärkt. So war vorgesehen, daß er zur Vertretung der EKD „in Angelegenheiten des Vermögens des Hilfswerks" ermächtigt sein sollte, was Benn in erster Linie dem Vorsitzenden des WiederaufbauAusschusses vorbehalten hatte. Auch ein besonderer „Bevollmächtigter" zur Unterstützung des Vorsitzenden des Rates der EKD bei der Aufsicht über das Hilfswerk war nicht mehr genannt. Die Aufsicht sollte vom Vorsitzenden des Wiederaufbau-Ausschusses selbst wahrgenommen werden, mit der Möglichkeit, sie an den vom Wiederaufbau-Ausschuß zu wählenden Stellvertreter zu delegieren. Der Feststellung, daß mit der Annahme der Grundordnung des EKD „hinfort in der Kirche das Amt der Diakonie gleichberechtigt neben das Predigtamt" trete194, wobei man sich selber in erster Linie als Träger dieses Amtes betrachtete, entsprach die Forderung, dem Leiter des Hilfswerks als dem Repräsentanten des „Amtes der Diakonie" Sitz und Stimme im Rat der EKD zu geben.195 Dennoch sah das Zentralbüro seine Ziele in dem von ihm vorgelegten Entwurf noch keineswegs vollständig verwirklicht und brachte das in seiner Begründung auch deutlich zum Ausdruck: „Allen Notleidenden zu helfen, ist kirchlicher Dienst und ein gleichwertiges Amt aller kirchlichen Amtsträger geworden. Die Verbreiterung des Fundaments unserer Kirche ist nur von denen noch nicht als reiches Gnadengeschenk verstanden worden, die in der Beschränkung auf die ehrwürdigen, aber überlebten Formen kirchlicher Lebensäußerungen des 19. Jahrhunderts haften blieben. Denen, die auf diesem Weg voranschreiten, soll die Verfassung Ziel und Ordnung geben, denen, die zurückblieben, den Anschluß ermöglichen."196

Gerstenmaier selbst war sogar der Auffassung, man sei in der Rücksichtnahme auf die Innere Mission zu weit gegangen und stellte fest: ,Je länger ich mir die Dinge überlege und aus dem Abstand ansehe, desto mehr muß ich sagen, daß wir in der Verfassung einen Schritt über den Entwurf hinauskom-

1,3

EZA BERLIN, Handakten Benn, Paket 133. " 4 Rundschreiben vom 14. 4. 1948 (ADW, CAW 959). 1,5 EBD., Anlage 4. - Benn hatte nur Teilnahme mit beratender Stimme vorgeschlagen. 196

EBD.

Die „Speyrer Ordnung"

213

men müssen. Die I M muß von ihrer flachen, überholten Vereinsposition herunter, und das Ganze muß zum durchgebauten Diakonat der Kirche w e r d e n . " 1 "

Trotzdem lag dem Zentralbüro viel daran, daß sein Entwurf in der vorgelegten Fassung verabschiedet werde. Es betonte, daß Hilfswerk könne einer Verfassung nicht länger entbehren, und da die Organe der E K D bis zur Annahme einer Grundordnung nicht funktionsfähig seien, „bleibt nur der Weg, durch den Nationalen Wiederaufbau-Ausschuß eine einstweilige Ordnung in Kraft zu setzen."" 8 Änderungswünsche wurden ausdrücklich als unerwünscht bezeichnet: „Für viele Verfassungsprobleme des Hilfswerks ergeben sich theoretisch verschiedenartige Lösungsmöglichkeiten. Es ist daher zu erwarten, daß von den Herren Bevollmächtigten Vorschläge gemacht werden, in manchen Punkten eine andere Lösung zu wählen, als in den Entwürfen niedergelegt ist. U m das Einigungswerk nicht zu gefährden, appelliere ich an die Herren Bevollmächtigten, sich in dieser Hinsicht größte Zurückhaltung aufzuerlegen und nur ganz unerläßüche Änderungen zu fordern. Die Vorschriften der Entwürfe sind derart ineinander verzahnt, daß die Herauslösung eines Zahnes das Räderwerk funktionsunfähig machen könnte." 1 "

Man kann fragen - und so wurde auch gefragt - , ob das Zentralbüro hier nicht den Versuch unternahm, noch vor Zustandekommen der Grundordnung und Zusammentritt einer Synode der E K D Tatsachen zu schaffen, indem es seinen Entwurf einer Hilfswerk-Ordnung dem WiederaufbauAusschuß zur Akklamation, nicht zur Diskussion vorlegte. Da dessen Sitzung aber erst zwei Monate später stattfinden würde, war es unvermeidlich, daß sich Widerstand zu regen begann. In der Inneren Mission beschäftigte man sich kaum mit dem Entwurf, und wo das geschah, fiel das Urteil vernichtend aus. Ohl stellte fest, es seien die Kritiker des Hilfswerks gewesen, die „die Leitung des Hilfswerk aus ihrer großen, allzugroßen Selbständigkeit und Unabhängigkeit" lösen und stärker der kirchlichen Kontrolle unterstellen wollten, von denen der Wunsch nach einer Hilfswerk-Verfassung ausgegangen sei. Jetzt unterlaufe Gerstenmaier ihre Absichten: „Der hier vom Zentralbüro vorgelegte Entwurf erstrebt ja genau das Gegenteil dessen, was die Kritiker wollten. Es ist ja in einer fast unüberbietbaren Einseitigkeit aufgebaut auf dem, was man während der nationalsozialistischen Zeit als Führerprinzip bezeichnete."200 Außerdem bemängelte Ohl, daß die Formulierungen des Entwurfs die Interpretation

Gerstenmaier an ZB, 25.4. 1948 (EBD., ZB 12) - Gerstenmaier schrieb diesen Brief während seiner Amerikareise von St. Louis aus. Rundschreiben vom 14. 4. 1948 (EBD., CAW 959).

EBD. 200

Ohl an Münchmeyer, 12. 5 . 1 9 4 8 (EBD.).

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Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

nicht ausschlössen, das Hilfswerk allein sei die Einrichtung der Kirche zur Erfüllung ihres diakonischen Auftrages. Die Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten in der britischen Zone nahm ebenfalls sehr kritisch Stellung. Sie hatte sich erst Anfang März 1948 selbst eine „Vorläufige Ordnung" gegeben, obwohl Gerstenmaier unter Hinweis auf den zu erwartenden Entwurf des Zentralbüros protestiert hatte, hier werde einem „unsinnigen Zonenpartikularismus" Vorschub geleistet201; jetzt wurde eine Sondersitzung für die Beratung der Vorlage des Zentralbüros anberaumt. 202 Herntrich ließ bereits vorher kritische Töne vernehmen. Am 18. Mai 1948 schrieb er Wurm, er zweifle, ob der ohne Beteiligung der Vertreter der britischen Zone entstandene Entwurf dem Wiederaufbau-Ausschuß vorgelegt werden könne. Die „Opposition gegen die Art, wie das Hilfswerk vom Zentralbüro und Bruder Gerstenmaier" geführt werde, sei gerade in der britischen Zone „erheblich." 203 Am gleichen Tage ersuchte er Berg, die Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses auf die Zeit nach der verfassunggebenden Kirchenversammlung in Eisenach zu verschieben, was doch wohl „die normale Zeitfolge" sei. Die Kritiker, Ehlers an erster Stelle, würden dadurch, daß die Ordnung „sozusagen als fast fertig vorgelegt . . . und dann in einer der üblich gewordenen Massensitzungen des Wiederaufbau-Ausschusses beschlossen wird", kaum versöhnlicher gestimmt. 204 Die Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft fiel dann auch negativ aus: Der Entwurf sei ungeeignet. Das Hilfswerk verpflichte die E K D moralisch und finanziell derart, daß ihre Organe auch starken Einfluß haben müßten. Die Befugnisse des Leiters gingen weiter als die des zu seiner Überwachung vorgesehenen „Geschäftsführenden Ausschusses", und die volle Verantwortung, die der Wiederaufbau-Ausschuß tragen solle, könne sich nicht „in der jährlichen Entgegennahme des Tätigkeitsberichts des Leiters des Hilfswerks . . . erschöpfen." Selbst von einer nur vorläufigen Inkraftsetzung des Entwurfes solle man absehen und allenfalls die Befugnisse der bereits bestehenden Organe in einer Ordnung fixieren.205 Auch in der Kirchenkanzlei der E K D stieß der Entwurf nicht auf Gegenliebe, und sie fragte bei Ehlers an, ob er nicht einen Gegenentwurf fertigen wolle. Zwar rechne man nicht mit der Zustimmung des WiederaufbauAusschusses, doch sei zu befürchten, daß nur die Kritik der Landeskirchen

201 Gerstenmaier an Pawlowski, 2 8 . 2 . 1 9 4 8 (EBD., ZB 81). Vgl. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft, 2. 3. 1948, Ns (EBD., C A W 1002). 202 Vgl. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft, 4. 5. 1948, Ns (EBD.). 203 LKA HAMBURG, N H 22. 204 (EBD.). 205 Vermerk betr. telephonische Durchsage eines Beschlusses der Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten der britischen Zone vom 1. 6. 1948, o.D. (ADW, ZB 58).

Die „Speyrer Ordnung"

215

an zentralistischen Bestimmungen zu Worte kommen, „aber nicht hinreichend für den erforderlichen Einfluß der EKD eingetreten wird." 206 Wie schon öfter war es auch jetzt der württembergische Oberkirchenrat, der diese landeskirchliche Kritik am lautesten artikulierte. Pressel, der als HilfswerkBevollmächtigter der Evangelischen Landeskirche in Württemberg darüber recht unglücklich war, lokalisierte die Gegner in den Reihen der „BarthSchüler", „der Bürokratie, die sich vor allem gegen das kaufmännische Wirtschaftsdenken wende", und in der Inneren Mission. „Kurz zusammengefaßt", so mußte er dem Zentralbüro mitteilen, beanstandeten die Kritiker: „1. Ein mangelhaftes Grundverständnis der letzten zwölf Jahre. 2. Es käme das synodale Element nicht zu Wort 3. Die Kirche solle zwar die Lasten tragen, die Gemeinden und damit die Synode hätten aber nicht mitzusprechen. 4. Der autoritäre Aufbau des Hilfswerks gebe zu schwersten Bedenken Anlaß. Glaube, Liebe, Opfer würden nicht in Anspruch genommen. 5. Das gesamte Hilfswerk sei ein instrument des Leiters', der sich seine Organe auswählte . . . . 6. Die Gerüchte um das Hilfswerk, daß niemand Einblick in die Geschäftsführung und in das Wirtschaftsgebaren nehmen könne, seien durch die Formulierung des Gesetzes und der übrigen Anlagen noch verdichtet worden." 207

Als das Exekutivkomitee des Wiederaufbau-Ausschusses sich am 25. Mai 1948 erstmals mit der Vorlage des Zentralbüros beschäftigte, sah es sich bereits einem Teil dieser schwerwiegenden Einwände gegenüber. Der Vertreter der sowjetischen Zone, der thüringische Bevollmächtigte Oberkirchenrat Gerhard Phieler, fragte, ob man nicht besser auf den Erlaß einer eigenen Ordnung verzichte und sich mit dem Central-Ausschuß um eine gemeinsame Lösung bemühe. Sogar Gerstenmaier muß an ein Nachgeben gedacht haben, denn er erklärte, „es sei zweckmäßig, darauf hinzuwirken, daß als Abteilung einer General-Synode ein Hilfswerk-Ausschuß eingesetzt werde, der dem Wiederaufbau-Ausschuß mit beratenden Aufgaben zur Seite stehen solle." Die Debatte im Wiederaufbau-Ausschuß müsse ihn in die Lage versetzen, auf der Kirchenversammlung im Juli „in Eisenach eindeutige Antworten zu erteilen", und es sei am besten, wenn ihm schriftlich formulierte Grundsätze dorthin mitgegeben werden könnten.208 Nach der Sitzung muß sich Gerstenmaier aber dazu entschlossen haben, ungeachtet der Widerstände die geplante Ordnung doch noch verabschieden zu lassen. So Schwarzhaupt an Ehlers, 21. 5. 1948 (EZA BERLIN, E K D 00/5). Vermerk betr. Besprechung mit Pressel am 1 1 . 5. 1948 (Redenz?), 12. 5. 1948 ( A D W , ZB 52). Vgl. auch E O K Stuttgart an ZB, 8 . 6 . 1948 (EBD., C A W 9 5 9 ) ; darin werden die Bedenken dem Hilfswerk offiziell übermittelt. Der Ständige Ausschuß der Landessynode hatte die Stellungnahme gebilligt. Vgl. ferner die Stellungnahme der berün-brandenburgischen Kirchenleitung, an deren Zustandekommen Wenzel und Braune mitgewirkt hatten („Stellungnahme der Kirchenleitung...", o.D.), und Vermerk Tillmanns betr. Gesetz über das Hilfswerk, 20. 5. 1948 (EBD., ZBB 1675). 206

207

208

Ns (Entwurf): EBD., ZB 70.

216

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

wurde in das offizielle Protokoll nur der Satz aufgenommen: „Verfassungsprobleme werden eingehend diskutiert." Ferner hieß es dort, daß die Mitglieder des Exekutivkomitees am Vorabend der Tagung des Wiederaufbau-Ausschusses zusammenkommen sollten, „um Vorschläge zum Satzungsentwurf des Hilfswerks nochmals zu beraten." Dazu sollten auch weitere Mitglieder des Wiederaufbau-Ausschusses eingeladen werden, „die grundlegende Abänderungsvorschläge eingebracht" hätten.209 Die Verabschiedung der „Speyrer Ordnung" Das erweiterte Exekutivkomitee nahm in seiner Sitzung am 14. Juni 1948 zahlreiche Änderungen an der Vorlage des Zentralbüros vor, die den Einwänden der Kritiker entgegenkommen sollten. Es tilgte die Bestimmung, wonach die Beziehungen zur Inneren Mission durch Kirchengesetz geregelt werden, diese die Arbeit des Hilfswerks unterstützen und sich in Streitfällen dem Spruch einer Schiedskommission unterwerfen sollte. Hingegen erweiterte es die Kompetenzen des Wiederaufbau-Ausschusses um die Zuständigkeit für die Festsetzung des Haushaltsplanes, die Bewilligung außeretatmäßiger Mittel, für Grundstücksangelegenheiten und Unternehmensgründungen. Da aber gleichzeitig die Möglichkeit eröffnet wurde, diese Aufgaben wieder an den „Geschäftsführenden Ausschuß" zu delegieren, mußte sich diese Änderung nicht mit Notwendigkeit auswirken. Einer stärkeren Betonung des „synodalen Elementes" diente die Erweiterung des WiederaufbauAusschusses um vier und des „Geschäftsführenden Ausschusses um zwei synodale Laienvertreter. Schließlich wurde die umfassende Handlungsvollmacht des Leiters durch die Vorschrift leicht beschnitten, nach in Eilfällen getroffenen „einstweiligen Maßnahmen" den „Geschäftsführenden Ausschuß" nicht nur zu unterrichten, sondern auch seine nachträgliche Genehmigung einzuholen.210 Die Aufsicht über die Geschäftsführung sollte nicht der Präsident des Wiederaufbau-Ausschusses allein, sondern der „Geschäftsführende Ausschuß" führen. Auch das kritisierte Eingriffsrecht des Wiederaufbau-Ausschusses gegenüber landeskirchlichen Hilfswerken ließ das Exekutivkomitee fallen.211 Der Wiederaufbau-Ausschuß hat einen Tag später die so veränderte Vorlage - nur mit geringfügigen Korrekturen versehen212 ohne Gegenstimme angenommen und den Leiter beauftragt, sie dem Rat 209

210

N s (EBD.).

§ 9,2. Das setzt bereits voraus, daß dem Geschäftsführenden Ausschuß die Befugnisse des WAA nach § 6,2 übertragen worden sind (nach § 8,3). 211 Text der vom Exekutivkomitee am 14. 6. 1948 beschlossenen Fassung der Ordnung (ADW, ZBB 1675). 212 Vgl. die Korrekturen auf der Fassung vom 14.6. 1948 (EBD.). Die endgültige Fassung („Ordnung des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland", MHW Nr. 16/17, Juli/August 1948, Sp. 293-296) ist vom Exekutivkomitee redaktionell überarbeitet worden.

Das Hilfswerkgesetz 1949

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der EKD mit der Bitte um Prüfung und Anerkennung als geltende Ordnung des Hilfswerk zuzuleiten.213 Auch ohne eine solche Genehmigung hat sich das Hilfswerk in der Folgezeit der in Speyer verabschiedeten Ordnung bedient.

4. Die Entstehung des Kirchengesetzes zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks der EKD vom 13. Januar 1949 Die Ablehnung der „Speyrer Ordnung" und der „Frankfurter Entwurf" für ein Hilfswerk-Gesetz Noch bevor sich der Rat mit der „Ordnung" beschäftigen konnte, erhielt er ablehnende Stellungnahme einiger Landeskirchen, denen die Änderungen, die der ursprüngliche Entwurf des Zentralbüros erfahren hatte, nicht weit genug gingen und die auf Ablehnung drängten. Der württembergische Oberkirchenrat erklärte am 6. Juli 1948, die Bedenken gegen den Zentralbüro-Entwurf bestünden fort, weil auch die in Speyer angenommene „Ordnung" „an dem gegenwärtig bestehenden autokratischen Organisationsprinzip des Hilfswerks nichts wesentliches" ändere. Die Beteiligung der Gemeinden und der Synoden sei ungenügend, während die Vollmachten des Zentralbüros und des Leiters sowie die Befugnisse gegenüber den gliedkirchlichen Hilfswerken zu weit reichten.214 Es waren tatsächlich dieselben Bedenken wie zuvor. Dem Stuttgarter Beispiel folgend zog auch der badische Oberkirchenrat seine bereits erteilte Zustimmung wieder zurück und hob in seinem Schreiben an den Rat vom 7. Juli besonders hervor, daß das Hilfswerk, obwohl Einrichtung der EKD, „auffallende Zeichen unitarischer Gestalt" trage, die sich mit dem Charakter der EKD als einem „Bund von Landeskirchen" nicht vereinbaren ließen. Es wurde sogar bezweifelt, ob die Ordnung der Diakonie überhaupt Angelegenheit der EKD sein könne: „Weil Diakonie nur aus dem Glauben kommen kann, steht sie in unlöslichem Zusammenhang mit der Verkündigung von Gottes Wort. Das Predigtamt, dem diese Aufgabe zufällt, gehört aber allein den Landeskirchen und nicht der EKD." Da also nur die Landeskirchen die Diakonie geistlich und organisatorisch leiten könnten, sei es nicht möglich, „den Auftrag der Diakonie" dem Hilfswerk der EKD zuzuweisen.215 Als der Rat unmittelbar im Anschluß an die Kirchenversammlung am 14. Juli 1948 in Eisenach zusammentrat, wurde über den Antrag des Hilfs2,3 W A A , 1 5 . / 1 6 . 6 . 1948, N s (EBD., Z B B 5 8 ) . G e r s t e n m a i e r leitete die O r d n u n g m i t Schreiben v o m 18. 6 . 1 9 4 8 d e m R a t z u (EBD., C A W 998, Abschrift). 214 EBD., Z B 53. 215 EBD.

218

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

werks nicht beraten.216 Statt dessen bat die Kirchenkanzlei am 26. Juli die Landeskirchen um ihre Stellungnahme.217 Während sich einige überhaupt nicht zur „Ordnung" äußerten und nur die Brüderunität sowie die thüringische und die lübeckische Landeskirche vorbehaltlos zustimmten, hatten alle übrigen Kirchen einschneidende Anderungswünsche. Dabei erklärten die Landeskirchen von Pfalz, Lippe, Schleswig-Holstein, Bayern, Baden und Bremen ausdrücklich, daß sie mit der Stellungnahme des württembergischen Oberkirchenrates übereinstimmten.218 Erst am 30. September beschäftigte der Rat sich mit der Ordnung und dem ebenfalls in Speyer beschlossenen „Diakoniegroschen".219 Um das einleitende Referat und einen Vorschlag für das Votum des Rates war Held gebeten worden 220 , dessen positive Einstellung gegenüber dem Hilfswerk kritische Töne nicht ausschloß. Erst wenige Monate zuvor, am 20. März, hatte er in einem Brief an Fricke die Besorgnis geäußert, daß „das Hilfswerk in der Zentrale zu einem organisierten Zentrum wird, dem die missionarische Aufgabe der Erweckung der Diakonie entgleitet". Es müsse gerade im Blick auf die Innere Mission die Gemeinden aktivieren, und die hierzu erforderliche Gabe „der Verkündigung und Erweckung" sei Gerstenmaier bisher nicht gegeben.221 Mit seiner Entscheidung folgte der Rat dem Tenor der eingegangenen Stellungnahmen und beschloß, die Entscheidung über die Ordnung des Hilfswerks der Synode der EKD zu überlassen. Da dies nicht allein mit Rücksicht auf das Gesetzgebungsrecht der Synode geschah, sondern auch, weil die Speyrer „Ordnung" inhaltlich abgelehnt wurde, berief er zugleich einen Ausschuß zur Erarbeitung einer Gesetzesvorlage.222 In der Ratssitzung wurde auch mitgeteilt, daß Wurm sich entschlossen habe, „zu seiner Unterstützung sachkundige und unabhängige Persönlichkeiten zu bestellen", die ihn bei der Kontrolle des Hilfswerks unterstützen sollten.223 Dies war vermutlich eine Reaktion auf die scharfe Kritik insbesondere des württembergischen Oberkirchenrates. Der Ausschuß, den der Rat berufen hatte, tagte am 2. November 1948 in Frankfurt. Gerstenmaier blieb der Sitzung - vielleicht aus Verärgerung - fern und ließ sich durch Berg vertreten.224 Ergebnis der Besprechung war der „Frankfurter Entwurf", eine Überarbeitung der vom Wiederaufbau-Aus216

Beschlußprotokoll (Entwurf): EZA BERLIN, EKD 046.

217

Rundschreiben (EBD.).

2.8

Sammlung der Stellungnahmen (ADW, CAW 998 und ZB 53). Vgl. unten S. 229. Lt. Rundschreiben der Kirchenkanzlei, 22.9. 1948 (EZA Berlin, EKD 046).

2.9 220 221

222

L K A DARMSTADT, 6 2 / 3 3 0 2 / 6 3 .

Held (Vorsitzender), Gerstenmaier, von Gersdorff, Tillmanns, Benn, Merzyn, Münchmeyer, Brunotte, Hartenstein, Riedel, Wagner-Leipzig. 223 Sitzung des Rates am 30. 9. 1948, Ns (EZA BERLIN, EKD 046). 224 Vgl. Berg an Held, 9.11. 1948 (ADW, ZB 53).

Das Hilfswerkgesetz 1949

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schuß im Juni gebilligten „Speyrer Ordnung", wobei die Änderungen zumeist darauf hinausliefen, die Einflußmöglichkeiten der Organe der EKD zu stärken und das Zentralbüro und den Leiter des Hilfswerks stärkerer Kontrolle zu unterwerfen. So sollte nicht nur der Vorsitzende des Rates als Präsident, sondern eine weitere vom Rat der EKD berufene Persönlichkeit dem Wiederaufbau-Ausschuß und auch dem Geschäftsführenden Ausschuß angehören und der Leiter des Hilfswerks nicht vom Wiederaufbau-Ausschuß, sondern vom Rat der EKD berufen werden. Der Leiter wurde wesentlich enger an den „Geschäftsführenden Ausschuß" gebunden, bei dem die „allgemeine Leitung" des Hilfswerks liegen sollte.225 Grundlegend neu war, daß zur „ständigen Beratung und Förderung des Hilfswerks und zur Ausübung der Aufsichtspflicht der EKD" ein „Kuratorium des Hilfswerks der EKD" vorgesehen war, dem drei von der Synode und zwei vom Wiederaufbau-Ausschuß zu berufende Mitglieder angehören sollten und dessen Zustimmung insbesondere vor Entscheidungen von wirtschaftlicher Tragweite einzuholen war.226 Als Gerstenmaier den „Frankfurter Entwurf" zu Gesicht bekam, erklärte er unverzüglich, daß er zurücktrete, sollte der Entwurf zum Gesetz erhoben werden. Er bezeichnete es als „Musterstück von Angst und bürokratischer Prätention", was hier als „Quittung für eine Sache, an die so viel Mühe, Arbeit, guter Ruf und Hals [sie]" gesetzt worden seien, erteilt werde, und ließ in seiner Globalkritik erkennen, daß er bereits die „Speyrer Ordnung" des Wiederaufbau-Ausschusses nur widerwillig akzeptiert hatte: „Ich halte den Entwurf für geradezu unsittlich; den § 12,1 für beleidigend, den § 13 für kirchlich ganz unvertretbar und die §§ 4, 5, 8 und 9 sind für die notwendigsten Aufgaben der Arbeit nicht nur nicht ausreichend, sondern in hohem Maße hinderlich. Alles in allem ein Entwurf von Leuten, die . . . zumindest teilweise keine Ahnung von der Härte der Aufgaben haben, vor die wir hier gestellt sind, und die sich sicher nicht im mindesten die Frage vorgelegt haben, wie diese Aufgaben besser als seither bewältigt werden können. Die in Speyer beschlossene Ordnung des Hilfswerks wäre ich bereit gewesen, allenfalls noch weiterhin zu vertreten. Seit dem 20.6. 1948 mußten wir aber in oft verletzender Weise die Erfahrung machen, daß dem Hilfswerk auch die notwendigsten Maßnahmen verweigert werden, während jeder Verein und jedes Werk mit freier Rechtsform ungestört und ungehindert tun und lassen kann, was es will." 227 225 Ferner: Führung der Geschäfte im Rahmen der Entschließungen des „Geschäftsführenden Ausschusses" und nicht nur des selten tagenden W A A ; Verpflichtung zu „unverzüglicher" Unterrichtung des „Geschäftsfuhrenden Ausschusses" bei „einstweiligen Maßnahmen" des Leiters; Verpflichtung, bestimmte Urkunden v o m Präsidenten des W A A mitzeichnen zu lassen. (Text des Entwurfs v o m 2 . 1 1 . 1 9 4 8 mit zahlreichen weiteren, oft nur redaktionellen Änderun-

gen (EBD.). 226 EBD. Ns liegt nicht vor. Handschriftliche Notizen Bergs (EBD.); und Münchmeyers (EBD., C A W 998). Außer Gerstenmaier fehlten von Gersdorff, Tillmanns und Wagner. 227 Gerstenmaier an Held in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Rats-Ausschusses (vgl. A n m . 222), 8. 1 1 . 1 9 4 8 (EBD., ZB 53). § 12,1 betraf die Gegenzeichnung bestimmter Urkunden

220

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

Obwohl Gerstenmaier erklärte, weder er noch seine Justitiar hätten Zeit, sich mit Einzelheiten des „Frankfurter Entwurfes" auseinanderzusetzen228, entstand in den folgenden Wochen im Zentralbüro dennoch eine Reihe von Vermerken, Stellungnahmen und Gegenentwürfen. So wurde erwogen, ob das „kirchlich ganz unvertretbare" Kontrollkuratorium entbehrt werden könne, wenn der Geschäftsführende Ausschuß nicht vom WiederaufbauAusschuß allein, sondern unter Beteiligung der Synode bestellt229 oder wenn die Aufsichtspflicht der E K D durch einen Synodalausschuß wahrgenommen werde. 230 Die Annäherung von Hilfswerk und Innerer Mission und der Verzicht auf ein Hilfswerk-Gesetz Bald nach Vorlage des „Frankfurter Entwurfes" nahmen die Verhandlungen über die Ordnung des Hilfswerks eine neue Wendung. Es tauchte nämlich der Vorschlag auf, zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt auf eine kirchengesetzliche Regelung zu verzichten und lieber die weitere Entwicklung der Beziehungen zur Inneren Mission abzuwarten. Dies war eine Folge der atmosphärischen Verbesserung, die die Hundertjahrfeiern des CentraiAusschusses Ende September 1948 bewirkt hatten.231 Die Veranstaltungen hätten Gelegenheit zu „persönlicher Aussprache und zum Ausräumen mancher Vorurteile" geboten und seien „durch eine Atmosphäre gegenseitiger Achtung" gekennzeichnet gewesen, wurde an hervorgehobener Stelle in

durch den WAA-Präsidenten; § 13 die Schaffung eines zusätzlichen Kontrollorgans (Kuratorium). §§ 4 und 5 umschrieben Aufgaben und Kompetenzen des Gesamtwerkes und waren fast unverändert aus der „Speyrer Ordnung" übernommen. - Zu den §§ 8 und 9 (Aufgaben des Geschäftsführenden Ausschusses und des Leiters) vgl. oben S. 219, zu den „verletzenden" Erfahrungen seit der Währungsreform vom 20. 6. 1948 vgl. unten S. 229-232. 2 2 8 Gerstenmaier an Held, 8 . 1 1 . 1948 ( A D W , Z B 53). 2 2 5 „Bemerkungen zu dem Frankfurter E n t w u r f . . . " , Anlage zum Entwurf vom 2 4 . 1 1 . 1948 für ein Schreiben Bergs an Held, Merzyn und Bauer (EBD.). 2 3 0 „Kirchengesetz über das Hilfswerk vom 2 6 . 1 1 . 1948, Entwurf Z B " (EBD.). 231 Noch im Frühjahr 1948 wäre es beinahe zu einer unerquicklichen Auseinandersetzung über die Frage gekommen, welchem der beiden Werke die Ausrichtung der Feiern zukomme. Das Zentralbüro trug dem Rat der E K D vor, dies könne nicht allein der Inneren Mission überlassen werden. Vielmehr solle „die ganze Kirche im Rahmen einer Kirchenversammlung in Wittenberg sich zum Diakonat der Kirche erneut bekennen"; das Hilfswerk werde „es sich angelegen sein lassen, für die Durchführung... eines entsprechenden Beschlusses alles zu tun, was in seiner Macht steht", Gerstenmaier an Wurm, 2 9 . 1 . 1 9 4 8 (EBD., Z B 269). Vgl. dazu auch Braune an Münchmeyer, 1. 3. 1948 (EBD., C A W 4) und Berg an Miinchmeyer, 10.4. 1948 (EBD.). Der Rat ging auf den Vorschlag jedoch nicht ein und beschloß ganz im Sinne des Central-Ausschusses: „Träger der Hundertjahrfeiern kann nur die Innere Mission sein. Der Rat würde es begrüßen, wenn die Innere Mission das Hilfswerk dabei beteiligen würde. Für eine gesonderte Feier des Hilfswerks liegt keine Veranlassung vor." Asmussen an C A und ZB, 7. 5. 1948 (EBD.).

Das Hilfswerkgesetz 1949

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den „Mitteilungen" des Hilfswerks berichtet.232 Gerstenmaiers Festvortrag über „Kirche und Öffentlichkeit", obschon für Vertreter der Inneren Mission mancherlei Anstößiges enthaltend233, wurde freundlich aufgenommen, und auf Anregung des hessen-nassauischen Hilfswerk-Hauptgeschäftsführers Arnold Schumacher war in der Geschäftsführerkonferenz, die in Verbindung mit den Festveranstaltungen am 30. September 1948 stattfand, auch das gegenseitige Verhältnis zur Sprache gekommen.234 Als Constantin Frick dabei anregte, einen Ausschuß zur Besprechung dieser Fragen und zur Ausarbeitung von „Richtlinien für die praktische Durchführung der gemeinsamen Arbeit" zu bilden235, wurde das allgemein begrüßt. Man beließ es aber nicht bei einem einzelnen Ausschuß, sondern beschloß die Schaffung dreier zonaler Koordinierungsausschüsse, über die es in dem Bericht der „Mitteilungen" hieß: „Diese Koordinierungs-Ausschüsse werden alle gemeinsamen Fragen besprechen und praktische Vorschläge für eine n o c h engere Zusammenarbeit als bisher an einen gemeinsamen Ausschuß für alle vier Z o n e n weiterleiten, d e r . . . Richtlinien für die gemeinsame diakonische Arbeit in der Evangelischen Kirche Deutschlands erarbeiten wird." 236

Die Tätigkeit der Koordinierungsausschüsse begann verheißungsvoll. Bereits am 11. November 1948 kamen in Heidelberg Vertreter der süddeutschen Landesverbände der Inneren Mission und der Hauptbüros des Hilfswerks zusammen. Bei diesem Treffen wurde deutlich, wie wenig man auf landeskirchlicher Ebene mit dem Nebeneinander der beiden Werke zufrieden und wie verbreitet der Wunsch nach einer „Fusion" war. Das hing damit zusammen, daß die Sitzung in einem „Augenblick ernstesten Notstandes" stattfand237, in dem als Folge der Währungsreform überall schmerzhafte Einsparungen und Personalreduzierungen vorgenommen werden mußten. Außerdem war die Zusammenarbeit auf lokaler Ebene ohnehin enger; so

" 2 MHW Nr. 20 (November 1948), Sp. 363f. Vgl. unten S. 237f. 234 Welche Verkrampfungen das Verhältnis zwischen Hilfswerk und Innerer Mission weithin beherrscht haben müssen und mit welcher Erleichterung diese Aussprache aufgenommen wurde, zeigt deutlich ein Schreiben, das Schumacher, der zugleich Geschäftsführer des Evangelischen Vereins für Innere Mission in Frankfurt am Main war, unmittelbar nach seiner Rückkehr von Bethel an Gerstenmaier richtete: „Ich bin so sehr erfreut, daß es meiner Initiative gelungen ist, die Besprechung... vorgestern nachmittag herbeizuführen. Weiter bin ich darüber so erfreut, daß es Ihnen mit den wenigen Worten gelungen ist, in der Versammlung der Inneren Mission nicht nur das Eis zu brechen, sondern sich auch die Herzen sehr vieler zu gewinnen . . . Allgemein wurde diese erste Begegnung als ein wirkliches Geschenk empfunden und als ein hoffnungsvoller erster Anfang aufgenommen." 2.10. 1948 (EBD., ZB 269). 235 Vermerk Lukowicz', 4.10. 1948 (ADW, ZB 269). 236 M H W Nr. 20 (November 1948), Sp. 363f. 2 " N s über die gemeinschaftliche Aussprache... (ADW, CAW 1006). 233

222

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

hatte in Bayern die Kirchenleitung die Innere Mission mit der Durchführung des Hilfswerks23 8 beauftragt, und in Kurhessen stand der Abschluß einer Vereinbarung zwischen dem Landesverein für Innere Mission und dem landeskirchlichen Hilfswerk über eine „Dienstgemeinschaft der Inneren Mission und des Hilfswerks" kurz bevor.239 Die Frage, ob eine Fusion der beiden Werke anzustreben sei, wurde unter diesen Umständen gar nicht erst diskutiert; man beschäftigte sich sogleich mit dem „wie". Ein Zusammenschluß entspreche dem kategorischen Wunsch der Gemeinden, so hieß es. In einer Resolution wurde erklärt, „daß das Nebeneinander zweier kirchlicher Liebeswerke die evangelische Sache nach außen" schädige und in den Gemeinden als untragbar empfunden werde. Central-Ausschuß und Zentralbüro müßten darum „die Zusammenführung der beiden Wege einleiten. Dem sollte eine Konferenz aller Geschäfts- und Hauptgeschäftsführer der beiden Werke dienen, auf der Organisationsform, Name, Aufgaben und Finanzierung des gemeinsamen Werkes geklärt werden könnten. 240 Unüberwindliche Schwierigkeiten sah man hier nirgends. Es würde sich aber erweisen, daß weder der Central-Ausschuß noch das Zentralbüro bereit waren, mit gleichem Enthusiasmus auf eine „Fusion" zuzusteuern. Als sich der Geschäftsführende Ausschuß, der nach der Verabschiedung der „Speyrer Ordnung" durch den Wiederaufbau-Ausschuß an die Stelle des bisherigen Exekutivkomitees getreten war, am 19. November 1948 mit dem „Frankfurter Entwurf" beschäftigte, lag das Ergebnis der Sitzung des süddeutschen Koordinierungsausschusses bereits vor. Es war Herntrich, der sich nun dafür einsetzte, jetzt, da Bewegung in das Verhältnis zur Inneren Mission zu kommen scheine, keine kirchengesetzliche Fixierung vorzunehmen. Ihm wurde aber entgegengehalten, daß auf jeden Fall eine Regelung getroffen werden müsse, um Unklarheiten zu beseitigen und dem Hilfswerk mit voller Autorität ausgestattete Organe zu geben.241 Berg wies darauf hin, daß man bei den Frankfurter Beratungen das Verhältnis der beiden Werke bewußt ausgeklammert habe, „weil dieses Problem so weitgehend und so schwierig sei", und man beschloß, den Fuldaer Textilfabrikanten Walter Bauer als Sachverständigen damit zu beauftragen, „die in der Sitzung besprochenen Stellungnahmen . . . mündlich dem R a t . . . anläßlich der Beratung über die Gesetzesvorlage für die Synode darzulegen".242 Herntrich blieb aber bei seinen Bedenken. Wenige Tage später, am 26. November, wurde auf der Bevollmächtigtentagung der britischen Zone herbe Kritik laut und insbeson238 Vgl. Runderlaß des Landeskirchenrates vom 31. 7.1947, AB1EKD 1950 S. 45f. und oben S. 64f. 239 Vgl. AB EKD 1950, S. 57f. 240 Ns über die gemeinschaftliche Aussprache . . . (ADW, CAW 1006); vgl. auch Vermerk Engelmanns, 13.11. 1948 (EBD.). 241 So Merzyn, Bauer, Wehr. 242 Geschäftsführender Ausschuß, Ns (2. Entwurf): ADW, ZB 70.

Das Hilfswerkgesetz 1949

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dere auch gefordert, das Hilfswerk müsse sich „der Wandlung anpassen, die die EKD seit 1945 von einer einheitlichen starken Gesamtkirche zu einem Bund der Landeskirchen durchgemacht habe. Entscheidend sei dann die Verbindung mit den Landeskirchen".243 Am 4. Dezember 1948 schrieb Herntrich an Präses Julius Jensen, den Lübecker Bevollmächtigten, um ihn auf die bevorstehende Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses einzustimmen: „Wahrscheinlich ist das Entscheidende überhaupt die Verhinderung eines Hilfswerk-Gesetzes in diesem Augenblick. Wir müssen vor allen Dingen jetzt eine gemeinsame Ordnung von Hilfswerk und Innerer Mission bekommen, und wir dürfen nicht die jetzige Situation ausgerechnet in dem Augenblick verfestigen durch ein Gesetz, in dem deutlich wird, daß eine neue Entwicklung einsetzt."244

In der Sitzung des Rates am 2. Dezember 1948 hatte sich Herntrich mit dieser Auffassung bereits durchgesetzt. Dort war beschlossen worden, vorläufig kein Gesetz einzubringen, sondern zu versuchen, „den Erlaß von Richtlinien und möglichst auch einer Geschäftsordnung für das Evangelische Hilfswerk durch die Synode herbeizuführen im Sinne der Vorschläge von Dr. Walter Bauer."245 Die Erarbeitung von „Richtlinien" für die Ordnung des Hilfswerks Entsprechend dem Auftrag des Geschäftsführenden Ausschusses vom 19. November hatte Bauer in der Ratssitzung am 2. Dezember über die bisherige Entwicklung referiert und vorgeschlagen, „die Konzeption des Aktienrechtes auf die Gesamtorganisation des Hilfswerks anzuwenden". 246 In den bisherigen Entwürfen werde nicht deutlich, ob der WiederaufbauAusschuß „oberstes leitendes Organ oder Legislativorgan" des Hilfswerks sei. Bauer empfahl, er solle der Generalversammlung, der Geschäftsführende Ausschuß dem Aufsichtsrat und der Leiter des Hilfswerks dem Vorstand einer Aktiengesellschaft analoge Kompetenzen erhalten.247 In fast vierstündiger Aussprache konnte der Rat für dieses Konzept gewonnen werden, und Bauer selbst, Held und Gerstenmaier wurden beauftragt, für die Synode eine entsprechende Vorlage zu erarbeiten.248

243

Lt. Herntrich an von Welck, 4.12. 1948 (LKA Hamburg, N H 3 4 ) ; vgl. Herntrich an Gerstenmaier, 4.12.1948 und Herntrich, Bericht über die 20. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft ( A D W , Z B 59 u n d L K A HAMBURG, N H 22). 244

L K A HAMBURG, N H 33.

245

N s ( E Z A BERLIN, E K D 0 4 6 ) .

246 WAA, 9./10.12. 1948, „Etwaiger Wortlaut des Berichts des Leiters des Hilfswerks" (ADW, ZB 59). 247

248

EBD.

Sitzung des Rates am 2-/3.12. 1948, Ns (EZA BERLIN, EKD 046). Vgl. Entwurf zu §§4-10 auf der Basis des „Frankfurter Entwurfs", mit handschriftlichem Vermerk: „Walter

224

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

Da der Wiederaufbau-Ausschuß bereits eine Woche nach der Sitzung des Rates tagte und Bauer, Held und Gerstenmaier in so kurzer Frist ihrem Auftrag nicht nachkommen konnten, war in der Sitzung vom 9./10. Dezember 1948 nur eine allgemeine Orientierung der Bevollmächtigten möglich. Auch die Aussprache ergab keine neuen Gesichtspunkte.249 Es kam dann zunächst gar nicht mehr zu der vorgesehenen Beratung des Dreiergremiums. Vielmehr wurden im Zentralbüro auf der Grundlage des Frankfurter und des Bauerschen Entwurfes sowie unter Berücksichtigung eines Gegenentwurfs vom 26. November250 aus dem eigenen Hause „Richtlinien über das Hilfswerk der EKD" ausgearbeitet, deren letzte, am 28. Dezember 1948 von Bauer und Gerstenmaier durchberatene Fassung der Kirchenkanzlei und von dieser noch am 31. Dezember 1948 den Mitgliedern des Rates251 zugeleitet wurde.252 Nach dieser Textfassung waren nun die Befugnisse zwischen den Organen des Hilfswerks so verteilt: Der Wiederaufbau-Ausschuß erläßt für die Durchführung der Aufgaben des Hilfswerks die Richtlinien, er beschließt über die Verteilung ausländischer Spenden, über Sammlungen sowie über die Entlastung von Leiter und Verwaltungsrat (§ 8). Dieser übt die Kontrolle über die Geschäftsführung aus. Wichtige Geschäfte vermögensrechtlicher Art wie die Gründung von Unternehmen bedürfen seiner Zustimmung. Er beschließt über die Bewilligung außeretatmäßiger Mittel, die Einstellung leitender Mitarbeiter und anders als in Bauers ursprünglichem Vorschlag, wo diese Befugnisse dem Wiederaufbau-Ausschuß zugedacht waren, auch über die Festsetzung des Haushaltsplanes und die Bestellung der Prüfer (§ 7). Der vom Rat der EKD auf Vorschlag des Wiederaufbau-Ausschusses berufene Leiter schließlich führt „die Geschäfte nach Maßgabe dieser Richtlinien sowie der Beschlüsse des Wiederaufbauausschusses und des Verwaltungsrates". Die auch noch im „Frankfurter Entwurf" (§9,3) vorgesehenen, wenn auch gegenüber der „Speyrer Ordnung" stark beschnittenen Ausnahmebefugnisse des Leiters fehlen wie schon in Bauers Entwurf (§ 6) völlig (§ 6). Ein besonderes Kontrollorgan, wie das im Frankfurter Entwurf vorgesehene „Kuratorium des Hilfswerks" (§ 13), soll aber auch durch die Ausstattung des Verwaltungsrates mit starken Befugnissen sowie durch seine Zusammensetzung überflüssig werden. Ihm sollen der Vorsitzende des Rates der EKD als Vorsitzender und der stellvertretende Vorsitzende des WiederaufbauAusschusses, dessen Wahl vom Rat der EKD zu bestätigen ist, drei Bevoll-

Bauer, 2.12.1948, Rat der EKD" (LKA DARMSTADT 62/3405a/1050). Dgl. mit handschriftlichem Vermerk: „Vorschlag Dr. Bauer" (ADW, ZB 53). J " Ns und „Etwaiger Wortlaut des Berichts des Leiters des HW" (EBD., ZB 59). 250 Alle Entwürfe EBD., ZB 53. 251 Rundschreiben der Kirchenkanzlei (LKA DARMSTADT 62/3405/1050). 252 Alle Fassungen der „Richtlinien" ADW, ZB 53.

Das Hilfswerkgesetz 1949

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mächtigte der landeskirchlichen Hilfswerke und drei von der Synode in den Wiederaufbau-Ausschuß berufene Laien angehören (§7,1). Es seien noch einige Punkte erwähnt, an denen sich der Entwurf von seinen Vorgängern unterscheidet. Die im Frankfurter Entwurf (§ 12,2) vorgesehene, von Gerstenmaier als Ausdruck des Mißtrauens empfundene Regelung, wonach Urkunden vom Leiter und vom Präsidenten des Wiederaufbau·Ausschusses zu zeichnen seien, war rückgängig gemacht und durch die in der „Speyrer Ordnung" (§ 12,2) vorgesehene Regelung ersetzt worden (§ 6,3). In allen noch folgenden Beratungen wurde hier nichts mehr verändert. Auf Vorschlag Collmers253 wurde die ausdrückliche Verpflichtung der gliedkirchlichen Hilfswerke und der Gliedkirchen zur Finanzierung des Gesamtwerkes in die Richtlinien aufgenommen (§ 2,2), und aus dem Gesetzentwurf des Zentralbüros vom 26. November 194 8254 die Bestimmung übernommen, daß die Abgrenzung der Aufgaben gegenüber anderen kirchlichen Organen und Werken durch den Rat der EKD erfolgen solle (§ 3,2). Nachdem im „Frankfurter Entwurf" das in der „Speyrer Ordnung" (§ 17) vorgesehene Schiedsgericht gestrichen worden war, enthielt der Entwurf nun die Bestimmung, daß im Bedarfsfalle das Schiedsgericht der EKD (Art. 32 GO) angerufen werden solle (§13). Dem lag ebenfalls eine Anregung Collmers zugrunde.255 Das Hilfswerk auf der Synode - Bethel 1949 Auf der Ersten Tagung der Synode der EKD vom 9. bis 13. Januar 1949 in Bethel standen die Beratungen über das Hilfswerk unter starkem Zeitdruck. Wegen einer Erkrankung Heids konnte der vom Rat mit der Erarbeitung einer Vorlage beauftragte Dreierausschuß den im Zentralbüro erarbeiteten Richtlinienentwurf erst während der Synode verabschieden. Diesen Entwurf berieten, ebenfalls während der Synode, der Rat und die Kirchenkonferenz und billigten ihn mit geringfügigen Änderungen.256 Die Änderungen lassen die Tendenz erkennen, die Autonomie der gliedkirchlichen Hilfswerke zu sichern und die Landeskirchen möglichst wenig zu binden. So ist jetzt nur noch von einer Verpflichtung der gliedkirchlichen Hilfswerke, nicht aber der Gliedkirchen selbst die Rede, zur Finanzierung des Gesamtwerkes durch Umlagen beizutragen.257 Im Zuständigkeitskatalog des Gesamtwerks wird nicht mehr von der Durchführung zentraler Vgl. Vermerk Collmers, 13.12. 1948 (EBD.). 2 54

255

EBD.

Vermerk Collmers betr. „Frankfurter Entwurf", 15.11. 1948 (EBD.). 256 Vgl. B E T H E L 1 9 4 9 , S. 226 und 288 und Geschäftsführender Ausschuß, 10.1. 1949, Ns (Entwurf): ADW, ZB 70. 257 „Anlagen zum Protokoll der Kirchenkonferenz, Richtlinien über das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland" Ebd., §§ 2,2 (EBD., ZB 53).

226

Die Bemühungen um die Ordnung des Hilfswerks 1946-1949

Sammlungen und Koordinierung der Arbeit der gliedkirchlichen Hilfswerke gesprochen.258 Diesen kann das Gesamtwerk zwar Richtlinien259 geben, nicht aber „verbindliche Richtlinien", wie sie die „Speyrer Ordnung" 260 vorsah.261 Am Ende ihres zweiten Verhandlungstages, am 11. Januar 1949, bildete die Synode einen „Ausschuß zur Vorbereitung einer Ordnung des Hilfswerks und damit zusammenhängender Fragen".262 Dieses Gremium hatte bis zum Vormittag des letzten Verhandlungstages seine Beratungen nicht abschließen können, so daß Gerstenmaier gebeten werden mußte, zunächst seinen Arbeitsbericht zu erstatten. Übermäßiges Interesse dafür war allerdings nicht vorhanden, nachdem die Synode tags zuvor bis 1.30 Uhr getagt haue. Gerstenmaier stellte fest, „daß jedenfalls der größere Teil der Kirchenführer Deutschlands in diesem Augenblick nicht hier sein kann" und auch sonst mancher abwesend sei.263 Das lag am Verhandlungsgegenstand des Vortages, der die Gemüter stärker beschäftigte als das Hilfswerk: Die Wahl des stellvertretenden Ratsvorsitzenden war ergebnislos geblieben, und die Beratungen darüber wurden unmittelbar im Anschluß an Gerstenmaiers Bericht wieder aufgenommen, ohne daß es zuvor zu einer Aussprache gekommen wäre. So wurde das Hilfswerk-Gesetz schließlich von der Synode „in großem Tempo . . . in den letzten Stunden durchgesprochen und beraten"264, wobei Bauer als Berichterstatter des Synodalausschusses, über dessen Beratungen kein Bericht vorliegt, fungierte. Wichtigstes Ergebnis dieser Ausschußberatungen war der Vorschlag, nun doch nicht nur Richtlinien, sondern ein Kirchengesetz mit befristeter Geltung vorzulegen, weil die EKD-Grundordnung in Artikel 15,3 ein Kirchengesetz vorschreibe.265 Darüber hinaus hatte der Ausschuß nur wenige Änderungen an dem Richtlinienentwurf vorgenommen.266 Die Aussprache im 258 259

EBD., §4. EBD., § 5.

§ 5; so auch der Entwurf aus dem Zentralbüro vom 28.12. 1948 (EBD.). Andere Änderungen und Umstellungen können hier übergangen werden. So fehlt auch die Möglichkeit, das Schiedsgericht der EKD bei Streitfällen anzurufen. 262 B E T H E L 1 9 4 9 , S. 107. Mitglieder: Gerstenmaier, Bauer, Brunotte, Hagemann, Lücking, Tillmanns, Lilje, Mager, Wenzel, Hildebrandt, Wellhausen, Karnatz, Rautenberg, Wester und Lechler. 263 EBD., S. 225. 264 So Herntrich, Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten in der britischen Zone, 1.2. 1949, Ns (ADW, C A W 1002). 265 Vgl. auch H. BRUNOTTE (Grundordnung, S. 185), der ebenfalls von der Verpflichtung zu einer gesetzlichen Regelung ausging. 266 Es wurde bestimmt, daß der stellvertretende Vorsitzende des W A A ebenfalls dem Rat der EKD angehören müsse - so schon der „Frankfurter Entwurf" (ADW, ZB 53, § 7,1) und Bauers Entwurf vom 2 . 1 2 . 1 9 4 8 (EBD., § 8,1). - „3. Entwurf. Kirchengesetz zur vorläufigen Ordnung des H i l f s w e r k s . . ( E B D . und C A W 998). Diese Fassung ist identisch mit der im offiziellen Bericht (BETHEL 1949, Anlage VI, S. 328ff.) abgedruckten. 260 261

Das Hilfswerkgesetz 1949

227

Plenum war kurz und erbrachte keine wesentlichen Gesichtspunkte. Im offiziellen Bericht über die Synode ist sie nicht wiedergegeben worden.267 Es wurden jedoch auch dort nochmals einige Änderungen vorgenommen. So lautet nun § 1 des Gesetzes nicht mehr, „das Hilfswerk... ist eine Einrichtung der Kirche zur", sondern „in Erfüllung ihres diakonischen Dienstes", was geeignet war, Befürchtungen der Inneren Mission268 zu zerstreuen. Das gilt auch von der Ergänzung des § 3, wo es nun ausdrücklich heißt, daß der Rat die Aufgabenabgrenzung zu anderen kirchlichen Organen und Werken „in Vereinbarungen und Richtlinien" vornehmen solle. Während der Synode war beschlossen worden, einen Ausschuß zu bilden, der sich mit der „Arbeit der Frau in der Kirche" beschäftigen sollte.269 In der Begründung ihres Antrages hatte Antonie Nopitsch, die Leiterin des Bayerischen Mütterdienstes, auch erklärt, es sei ihr unverständlich und werde sich eines Tages noch bitter rächen, „daß keine einzige Frau verantwortlich im Hilfswerk mitgearbeitet hat". 270 Daraufhin wurden nun der WiederaufbauAusschuß um zwei und der Verwaltungsrat um eine Vertreterin der evangelischen Frauenarbeit erweitert. Auch hieran zeigt sich, unter welchem Zeitdruck die Verhandlungen standen, denn mit ähnlicher Begründung hätten noch mehrere andere Gruppen ihren Vertreter fordern können. Unfertig war der Entwurf des Synodalausschusses insofern, als erst während der Aussprache im Plenum der die Geltungsdauer des Gesetzes befristende letzte Paragraph (§ 15) angefügt wurde. Für die Innere Mission war es die große Überraschung dieser Synode, daß überhaupt ein Gesetz erlassen und auf diese Weise die weitere Existenz des Hilfswerks wenigstens für zwei Jahre gesichert wurde.271 So ist es nicht verwunderlich, daß man sich in ihren Kreisen Gedanken darüber machte, ob das Gesetz überhaupt entsprechend den Bestimmungen der EKD-Grundordnung, die eine zweimalige Beratung und Beschlußfassung vorschreibt (Artikel 26,3), zustande gekommen sei272, ohne daraus allerdings Konsequenzen zu ziehen.

267 268 269

270 2,1 272

EBD., S. 295f. werden nur die behandelten Anträge aufgeführt. Vgl. Ohl an Münchmeyer, 12. 5.1948 (ADW, CAW 959). BETHEL 1949, S. 1 1 1 .

EBD., S. 113. Vgl. unten S. 250f. Jacobi an Münchmeyer, 10. 5.1949 (ADW, CAW 1006).

KAPITEL 5 V O M HILFSWERK Z U M D I A K O N A T D E R KIRCHE? - DIE AUSEINANDERSETZUNG U M DIE ZUKUNFT DES HILFSWERKS

1949-1951

1. Das Hilfswerk nach der Währungsreform Wenn die erste EKD-Synode in Bethel am 13. Januar 1949 mit dem „Kirchengesetz zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland" nur ein befristet gültiges Gesetz verabschiedete und sogar zeitweilig erwogen wurde, statt eines Kirchengesetzes nur Richtlinien zu beschließen, so war das nicht allein eine Folge der Entkrampfung im Verhältnis von Hilfswerk und Innerer Mission, sondern ebenso auch Resultat eines Ereignisses, das bereits sechs Monate zurücklag, der Währungsreform vom 21. Juni 1948. Diese hatte so tiefgreifende Auswirkungen auf die Arbeit des Hilfswerks, daß schon jetzt abzusehen war, daß jede Regelung, die man treffen würde, binnen kurzem überholt sein könnte. So stand die Verabschiedung des Kirchengesetzes nicht nur am Ende einer langen Debatte, sondern leitete zugleich eine zweite Phase der Auseinandersetzungen um das Hilfswerk ein. Dabei spielten die Auswirkungen der Währungsreform eine bedeutsame, vielleicht sogar die entscheidende Rolle, denn sie machten die Bemühungen des Zentralbüros, die Entscheidung über die Zukunft des Hilfswerks auf die prinzipielle Ebene zu heben, angesichts ständiger Finanzierungsprobleme zu einem guten Teil zunichte. Die Probleme, mit denen das Hilfswerk nach der Währungsreform zu kämpfen hatte, sollen daher im folgenden Abschnitt dargestellt werden. Bis zur Währungsreform wurde der Finanzbedarf des Zentralbüros dadurch gedeckt, daß die Hauptbüros ein Viertel ihrer Sammlungserträge abführten. Aus diesen Mitteln wurde nicht allein der Zentralapparat finanziert, sondern auch mehrere Finanzpläne für die Landeskirchen in der sowjetisch besetzten Zone gespeist.1 „Vom Tag der Währungsreform an hat sich das Bild grundlegend verwandelt."2 Unmittelbar nach der Geldumstellung leitete das Zentralbüro drastische Sparmaßnahmen ein. Es gab Gehaltskürzungen um 25%, und ein Drittel der Angestellten mußte entlassen wer-

1

Vgl. Berg an die Bevollmächtigten, 7. 3. 1949 ( A D W , ZBB 1579).

2

EBD.

Das Hilfswerk nach der Währungsreform

229

den.3 Dennoch war die Lage angesichts ausbleibender Zahlungen der Hauptbüros, die die Einstellung ihrer Uberweisungen oft nicht einmal ankündigten 4 , bald so kritisch, daß Krimm es für notwendig hielt, den Wiederaufbau·Ausschuß vor die Frage zu stellen, ob er die Verantwortung für das Gesamtwerk einschließlich der sich daraus für die Landeskirchen ergebenden Konsequenzen weiterhin übernehmen wolle.5 Immerhin gewann er der Situation auch positive Seiten ab: „Deutlicher kann den angeschlossenen Kirchen die Notwendigkeit, einen zentralen Apparat zu tragen, nicht vor Augen geführt werden. Auch den törichten Reden, daß der Zentralapparat sich über Gebühr ausgeweitet habe, wird bei dieser Gelegenheit durch die Benennung der von ihm und von keiner anderen Stelle zu leistenden Aufgaben deutlich entgegengetreten werden können." 6

Als am Jahresende 1948 die Situation deutlicher zu übersehen war, hatte das Zentralbüro durch Personaleinsparungen zwar seine Kosten um 20% gesenkt, aber nur noch bei 1,01 °/o der Geldeingänge seit der Währungsreform handelte es sich um die Abführung von Sammlungserträgen der Hauptbüros.7 Auch der Versuch, die Finanzprobleme des Hilfswerks durch einen monatlich von allen Gemeindegliedern einzusammelnden „Diakoniegroschen" abzufangen, dessen Einführung noch kurz vor der Währungsreform auf Antrag Heids vom Wiederaufbau-Ausschuß beschlossen worden war, konnte zu diesem Zeitpunkt als gescheitert gelten.8 Nüchtern stellte von Gersdorff am 19. November 1948 in einer Sitzung des Geschäftsführenden Ausschusses fest: „Das Zentralbüro i s t . . . seit der Währungsreform anstelle einer von den Gliedkirchen getragenen Gesamtvertretung des Hilfswerks zu einem Organ der Spender geworden, mit dessen Hilfe sie die von ihnen beschlossenen Programme durchführen." 9

3 Vgl. M H W Nr. 18 (September 1948), Sp. 333: Danach waren seit der Währungsreform 35 Mitarbeiter entlassen worden. 4

EBD.

5

Vermerk Krimms, 7. 9. 1948 (EBD., ZB 58).

6

EBD.

7

Geschäftsführender Ausschuß, 19.11. 1948, N s (Entwurf): EBD., ZB 70. 8 So Gerstenmaier, W A A 9./10.12.1949, „Etwaiger Wortlaut des Berichtes des Leiters des Hilfswerks" (EBD., ZB 59). Zum „Diakoniegroschen" insgesamt vgl. EBD., ZB 523 und C A W 1003, H . KRIMM, Selbstbesteuerung sowie das Rundschreiben Gerstenmaiers an die Landeskirchenleitungen, 6. 7.1948 (Abdruck in: QUELLEN III; S. 243f.); M H W 20 (November 1948), Sp 389ff. Der „Diakoniegroschen" wurde zwar, auch unter abweichender Bezeichnung, in einigen Landeskirchen eingeführt, aber der Zentralapparat des Hilfswerks profitierte davon nicht. ' N s (Entwurf): A D W ZB 70.

230

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

Die Konsequenzen der Kritik am Veredelungsprogramm Diese Entwicklung hatte aber nicht zur Folge, daß die Kritik am Zentralapparat, wie Krimm gehofft hatte, verstummte. Statt dessen geriet besonders das Veredelungsprogramm10 unter Beschüß. Kurz nach der Währungsreform war die Finanzlage des Zentralbüros nämlich auch deshalb angespannt, weil es 14 Millionen DM für die Veredelung von Rohstoffen aufzubringen hatte11 und von den Hauptbüros eine Erstattung dieser Kosten verlangen oder versuchen mußte, sie durch eigene Geschäfte zu decken. Bereits am 26. November 1948 erhob die Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten in der britischen Zone die Forderung, das Zentralbüro künftig durch Umlagen der Landeskirchen zu erhalten, so daß es „von der Notwendigkeit endastet würde, sich durch eigene Geschäfte zu finanzieren".12 In einem Bericht über diese Sitzung hieß es dann: „Hinsichtlich des Veredelungsprogrammes neigten die meisten Bevollmächtigten dazu, auf ein baldiges Auslaufen dieses Programmes zu drängen, da der ganze Vorgang des ,Verkaufs von Waren' innerhalb der Gemeinden als Gefährdung des caritativen Handelns des Hilfswerks beurteilt wurde. Das Veredelungsprogramm war ursprünglich ohne Zweifel eine hervorragende Konzeption, aber durch die Währungsreform ist das gesamte Ergebnis in seinem caritativen Wert dadurch entscheidend gemindert, daß die Erzeugnisse der Veredlung nicht mehr durch das Geld der Sammlungen und Gaben finanziert werden können. Es wurde die Frage gestellt, [ob], falls das Veredlungsprogramm nicht alsbald auslaufen sollte, es nicht anzuraten sei, den gesamten Veredlungsprozeß auf eine von der Kirche getrennte Handelsgesellschaft zu übertragen."13

Treibende Kraft bei diesen Beschlüssen war Herntrich, der diese Bedenken am 19. November 1948 bereits im Geschäftsführenden Ausschuß vorgebracht hatte14 und es als Konsequenz der im Hilfswerk sichtbar gewordenen Öffnung der verfaßten Kirche für die Diakonie bezeichnete, wenn sie jetzt auch die finanzielle Verantwortung dafür übernehme. An Gerstenmaier schrieb er am 4. Dezember: „Ich würde es für einen wirklich entscheidenden Schritt der organischen Verbindung zwischen Hilfswerk und EKD halten, wenn jede Landeskirche als solche Last, Aufgabe und Verantwortung des Gesamtwerks mitträgt."15 Angesichts der Bedenken, die hier laut geworden waren, muß es überraschen, daß kurz darauf der Wiederaufbau-Ausschuß die Weiterführung des Veredelungsprogramms „allgemein" bejahte, allerdings anerkannte, daß die 10 11 13

Zum Veredelungsprogramm vergl. oben S. 91 f. und S. 148f. Geschäftsführender Ausschuß, 14.7. 1948, N s (Entwurf): EBD. Bericht über die Sitzung o.V.u.o.D. (EBD., ZB 59).

13

EBD.

14

N s (Entwurf): EBD., ZB 70. EBD., ZB 59. Dort auch Bedenken gegen das „Veredelungsprogramm".

15

Das Hilfswerk nach der Währungsreform

231

Abgabe von Waren gegen Entgelt für das Hilfswerk ein „psychologisches Problem" schaffe und daher die Rückkehr zur kostenlosen Verteilung mit allen Kräften angestrebt werden müsse.16 Entsprechend dem Wunsch der norddeutschen Bevollmächtigten wurde das Zentralbüro beauftragt, einen Teil der Kosten durch Erhebung einer Umlage aufzubringen und „für die Durchführung wirtschaftlicher Unternehmungen eigene Rechtsträger zu schaffen, die unter der Aufsicht des Hilfswerks arbeiten".17 Mit diesen Beschlüssen waren zwei wesentliche Grundsätze des Hilfswerks preisgegeben. Da die Umlage nur die Verwaltungskosten decken sollte, konnte das Hilfswerk „überregionalen Ausgleich" nur noch bei der Verteilung der Auslandsspenden und auch da nur in beschränktem Umfange anstreben. Die Schaffung eigener Rechtsträger hingegen bedeutete eine Distanzierung von dem von Anfang an vertretenen Grundsatz der Kombination von Selbstund Auslandshilfe oder doch zumindest von den Konsequenzen der Anwendung dieses Grundsatzes in der Arbeit des Hilfswerks. Eine unmittelbare Folge dieser Beschlüsse war die Umwandlung der Wirtschaftsabteilungen des Zentralbüros und der Außenstelle Hamburg in die Veredelungswirtschaft GmbH (VERWI), die am 8. April 1949 vom Verwaltungsrat genehmigt wurde.18 Die Hauptniederlassung in Stuttgart nahm am 1. Juni 1949 ihre Arbeit auf, einen Monat später folgte die Zweigniederlassung Hamburg.19 Die Gesellschaft führte zunächst unverändert die bisherigen Aufgaben der Wirtschaftsabteilungen weiter und war fast ausschließlich im Namen und für Rechnung des Zentralbüros tätig.20 In den folgenden Jahren erwies sich allerdings, daß die Kritik am Veredelungsprogramm und an der wirtschaftlichen Betätigung des Hilfswerks durch die Gründung der VERWI nicht zum Verstummen gebracht wurde. Was die Umlage betraf, so wurde eine Bestimmung, die allerdings nicht die Landeskirchen selbst, sondern nur deren Hilfswerke verpflichtete21, in das Kirchengesetz zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks vom 13. Januar 1949 aufgenommen. Auf dieser Grundlage erarbeitete das Zentralbüro eine Vorlage, in der es von einer Monatssumme von DM 100000 ausging, wie sie die norddeutschen Bevollmächtigten auf ihrer Sitzung am 26. November 1948 als finanzierbar bezeichnet hatten.22 Dieser Betrag sollte nicht nach der Seelenzahl, sondern entsprechend der „diakonischen Kapazität" und der 16 17 18

W A A , 9 . / 1 0 . 1 2 . 1948, N s (EBD., Z B 59). EBD. N s (EBD., Z B B 58).

" Im Sommer 1950 wurde noch eine Zweigstelle in Karlsruhe (MHW Nr. 28 [Juli 1949], S. 11), 1953 eine selbständige „Veredelungswirtschaft GmbH Berlin" (VERWI Berlin an ZBB, 22. 4.1953 [ADW, ZBB 1693]) gegründet. 1951 übernahm die VERWI von den Sozialwerken Baden-Baden deren Textilabteilung (VERWI an ZBB, 9.1.1952: ADW, ZBB 1693). 20 Vgl. EBD., Z B 2 1 7 . 21 Vgl. oben S. 148. 22 Bericht über die Sitzung o.V.u.o.D. (ADW, ZB 70).

232

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

unterschiedlichen Flüchtlingsbelegung der jeweiligen Kirchengebiete aufgeschlüsselt werden. Gleichzeitig wurde angeregt, in den Landeskirchen auf eine Etatisierung der Hilfswerk-Mitarbeiter zu dringen.23 Der Verwaltungsrat billigte diesen Vorschlag am 8. April 1949 zwar, doch äußerte Gerstenmaier bereits in derselben Sitzung Zweifel, ob das Geld wirklich aufzubringen sei, und kündigte an, für die zweite Jahreshälfte einen reduzierten Voranschlag vorzulegen.24 Die wirtschaftliche Lage des Zentralapparats im Jahr nach der Währungsreform Das skeptische Urteil über die Finanzierungsmöglichkeiten des Hilfswerks, das Gerstenmaiers Eintritt in die Politik ein halbes Jahr später mit veranlaßt hat25, wurde auch außerhalb des Hilfswerks geteilt. Am 20. April 1949 berichtete Hartenstein dem Rat der EKD über die letzte Sitzung des Verwaltungsrates. Der Rat glaubte, daraus „entnehmen zu müssen, daß die Landeskirchen sich auf gewisse finanzielle Anforderungen gefaßt machen müssen", und forderte Gerstenmaier auf, am 3. Mai der Kirchenkonferenz „einen Uberblick über die finanzielle Lage des Hilfswerks zu geben".26 Gerstenmaier sprach vor der Kirchenkonferenz jedoch vor allem über die organisatorische Entwicklung des Hilfswerks.27 Kritische Fragen stellte allein der bayrische Landesbischof Hans Meiser, während Held und einige Bischöfe aus der sowjetisch besetzten Zone für die Aufrechterhaltung des Zentralapparats eintraten.28 In einem Bericht Gerstenmaiers über die Sitzung heißt es: „Auf meine energischen Vorstellungen, daß das Sammlungswesen und das Umlageverfahren endgültig geordnet werden müsse und die Bevollmächtigten in der nächsten Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses darüber bindend beschließen müßten, zeigte sich eine etwas zurückhaltende, aber doch allgemeine Bereitschaft, trotz der angespannten finanziellen Situation zu tun, was möglich sei."29

Aber selbstverständlich war das wohl nicht, denn die Diskussion dauerte den ganzen Vormittag. In der Aussprache wies Gerstenmaier erneut darauf hin, daß „die Kirche nicht wieder in die rein akademische oder deklaratorische Behandlung sozialer Fragen zurückfallen dürfe", und stieß damit, so 23

R u n d s c h r e i b e n Bergs an die B e v o l l m ä c h t i g t e n , 7. 3. 1949 (EBD., Z B B 1579).

24

Ns (EBD., ZBB 58) und Rundschreiben Gerstenmaiers an die Bevollmächtigten, 19.4.1949 (EBD., ZBB 1679). 25 Vgl. unten S. 312ff. 26 Dibelius an Gerstenmaier, 20.4. 1949 (ADW, ZB 13). 27 L t . A u f z e i c h n u n g G e r s t e n m a i e r s b e t r . K i r c h e n k o n f e r e n z a m 3. 5 . 1 9 4 9 , 9 . 5 . 1 9 4 9 (EBD., Z B 13). 28 EBD. 29 EBD.

Das Hilfswerk nach der Währungsreform

233

glaubte er, auf allgemeine Zustimmung. 30 Aber entweder erlag er hier einem Fehlurteil, oder diese Zustimmung hatte wiederum nur akademisch-deklaratorischen Charakter und schloß das Hilfswerk und seinen Finanzbedarf nicht ein. Gerstenmaier erreichte mit seiner Rede jedenfalls ganz unabsichtlich, daß in vielen landeskirchlichen Behörden die Besorgnisse wegen einer wirtschaftlichen Gefährdung des Hilfswerks und damit verbundenen finanziellen Belastungen wuchsen.31 Um die Jahresmitte 1949 wurde immer deutlicher, daß tatsächlich eingetre-ten war, was Gerstenmaier schon im Frühjahr befürchtet hatte: Nur eine Minderheit der Hauptbüros war ihren Umlageverpflichtungen nachgekommen, und nicht wenige hatten gar nichts gezahlt32, so daß ein veränderter Monatsetat vorgelegt werden mußte. Der Verwaltungsrat beschloß am 30. Mai, noch von 95000 DM monatlich auszugehen, wovon die Hälfte von den Hauptbüros, der Rest durch das Veredelungsprogramm und Spenden gedeckt werden sollte. Außerdem war beabsichtigt, den Mitarbeiterstab des Zentralbüros weiter zu reduzieren.33 Einen Tag später ging Gerstenmaier in seinem Rechenschaftsbericht vor dem Wiederaufbau-Ausschuß auch ausführlich auf die Finanzprobleme des Hilfswerks ein, die weniger durch den Rückgang der Auslandshilfe als durch den Rückgang der Gebefreudigkeit im Inland verursacht seien. Aber vielleicht sei die Kirche besser als ihr Ruf, und dieser Eindruck entstehe nur, weil die Hauptbüros ihrer Berichtspflicht nur ungenügend nachkämen.34 Die Annahme des reduzierten Haushaltsplanes erfolgte im übrigen ohne Gegenstimme. In der Aussprache „wurde die Umlage und die Tätigkeit des Zentralbüros grundsätzlich bejaht und allgemein darauf hingewiesen, daß der Rat und die Kirchenleitungen sich an der Finanzierung der Hilfswerkarbeit beteiligen sollen, obwohl diese vorwiegend durch Spenden und Sammlungen finanziert werden soll".35 Während das Zentralbüro sich um den „Einstieg" in den „zweiten Teil der Wichernschen Denkschrift" bemühte und einen geordneten „Diakonat der Kirche" propagierte36, blieben seine Finanzprobleme auf der Tagesordnung. Im Oktober 1949 hatte Krimm auf der Konferenz der landeskirchlichen Finanzreferenten über die Wirtschaftslage des Hilfswerks zu berichten3 7, und auch er bemühte sich darum, die Frage von ihrer prinzipiellen Seite her zu 30

EBD.

" Vgl. Bevollmächtigtenbesprechung im ZB-Ost, Ns, 16. 6. 1949 (EBD., ZBB 1). 32

EBD.

33

Ns (Entwurf): EBD., ZB71. Ursprünglich sollten die Hauptbüros D M 76000 von DM 100000 aufbringen, jetzt wurde beschlossen, die Summe durch einen Anteil der Hauptbüros von DM 48000, aus VERWI-Erträgen in Höhe von DM 32000 und mit D M 15000 aus Spenden zu decken (EBD.). 34 WAA 1./2. 6. 1949, Nachschrift (?) der Rede Gerstenmaiers (EBD., ZB 59). 35 Ns (EBD.) - Vgl. auch: Ε . GERSTENMAIER, W O liegen. 36 Vgl. unten S. 240-246. 37

H . KRIMM, Wirtschaftslage.

234

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

behandeln. Er erklärte, Einrichtung und Erhaltung des diakonischen Amtes seien ebenso verpflichtend wie die des Predigtamtes38, und scheute sich nicht - was ihm alsbald bitterböse Zuschriften eintrug39 - auch nach der „Rentabilität" der Pfarrer zu fragen. Die Hauptbüros kämpften allenthalben mit der Notwendigkeit weiteren Personalabbaus. Dieser Prozeß werde über kurz oder lang auch die Pfarrämter ergreifen: „Denn der gleichen Frage der Rentabilität, die den Stellen des Hilfswerks gegenüber erhoben wird, müßte auch in anderen Bereichen standgehalten werden. Wenn der Gottesdienstbesuch die Zahl von zehn alten Frauen nicht überschreitet, dann wird sie auch hier keine allzu positive Antwort finden."40

Aber Krimm sprach auch einige konkrete Probleme des Hilfswerks direkt und indirekt an. So wandte er sich gegen planloses Durcheinanderkollektieren41 oder fragte, ob gewerblicher und kaufmännischer Verdienst nicht legitime Mittel zur Erhaltung des Zentralapparats seien. Dessen Finanzierung aus Kirchensteuermitteln oder Sammlungserträgen werde immer problematisch bleiben, und das Hilfswerk sehe auch keine Möglichkeit, unausweichlich entstehende Unkosten, etwa für die in ihrer Notwendigkeit unbestrittenen Transporte in die sowjetische Zone, durch zusätzliche Umlagen zu decken. Gerade diese Kosten hätten allein durch den „Ertrag mühevoller und sorgsamer kaufmännischer Arbeit abgedeckt" werden können, erklärte Krimm und wies die Angriffe, die deswegen gegen das Zentralbüro gerichtet worden waren, zurück: „ . . . es liegt im Vergleich mit der Privatwirtschaft gewiß mehr Dignität in einer solchen Zweckbestimmung, als wenn der Uberschuß als Dividende ausgezahlt oder für Werbungsinvestitionen benutzt worden wäre."42 Die Entscheidung für die Ausgliederung der Wirtschaftsbetriebe und die Finanzierungsprobleme des Zentralbüros 1950/51 Obwohl das Zentralbüro also erklärtermaßen auf den Ertrag kaufmännischer Arbeit angewiesen war, setzte sich im Laufe des Jahres 1950 immer mehr die Überzeugung durch, daß die wirtschaftliche Betätigung eine Belastung für das Hilfswerk darstelle. In der Inneren Mission wurde zuweilen EBD., S. 2. " Vgl. „Um die .Rentabilität' des Pfarrers. Eine Zuschrift und die Antwort", MHW Nr. 35 (Februar 1950), S. 11. 40 H. KRIMM, Wirtschaftslage, S. 2. - Das Zentralbüro war wegen einer Kooperationsvereinbarung mit den „Vereinigten Begräbniskassen für die Evangelischen Kirchengemeinden e.V." (heute: Evangelische Familienfürsorge, Detmold) angegriffen worden. Vgl.: „Materielle Not angesichts des Todes?", MHW Nr. 32 (November 1949), S. 15 und MHW Nr. 27 (Juni 1949), S. 8. 41 Damit zielte Krimm auf die vom Flilfs werk kritisierte Osthilfeaktion der Inneren Mission. Zu dieser vergl. unten S. 256f. 42 H. KRIMM, Wirtschaftslage, S. 2. 38

Das Hilfswerk nach der Währungsreform

235

ganz offen das Zentralbüro als aufgeblähter Apparat bezeichnet, der krampfhaft nach weiterer Beschäftigung für sein Personal suche, und es gelang ihr, die Forderung nach weiterer Verkleinerung und endgültiger Trennung von den Wirtschaftsbetrieben als Voraussetzung jeder Annäherung der beiden Werke in den Verhandlungen dieses Jahres durchzusetzen.43 Am 30./31. Oktober 1950 beschloß der Verwaltungsrat, einen Wirtschaftsprüfer damit zu beauftragen, die „wirtschaftlichen Beziehungen des Hilfswerks zu untersuchen" und zu prüfen, inwieweit sie mit der Zielsetzung des Hilfswerks vereinbar seien und ob bestimmte Tätigkeiten beendet oder ausgegliedert werden sollten.44 Das geschah nicht nur im Hinblick auf die Beschlüsse des Synodalausschusses vom Monatsanfang45, sondern auch, weil ein Teil des Verwaltungsrates den Eindruck hatte, zu wenig Einblick in die Arbeit des Zentralbüros zu haben, „um die Verantwortung für das Ganze mittragen zu können".46 Aus dem gleichen Grund unterblieb auch noch die Genehmigung des Jahresabschlusses für 1949. In der auf die Sitzung des Verwaltungsrates folgenden Tagung des Wiederaufbau-Ausschusses am 1.12. November 1950 wurde schließlich der Auftrag an den Wirtschaftsprüfer durch den „einmütigen" Beschluß präzisiert, der Leiter solle „eine Nebengliederung der bisherigen wirtschaftlichen Betätigungen des Hilfswerks in der Weise vor[...] bereiten, daß die Zweckbestimmung dieser Betätigungen für das Hilfswerk erhalten bleibt und daß die geschäftliche Sicherheit dieser Betätigungen nicht gefährdet wird, so daß die EKD von den geschäftlichen Risiken irgendwelcher Art endastet wird".47 Selbst Dibelius bekannte, daß er sich für „das Abhauen des wirtschaftlichen Schwanzes" erwärme, wenn er auch nicht beurteilen könne, ob dieser eine Amputation überleben werde.48 Das Zentralbüro steckte in einer Zwickmühle. Seine Anstrengungen, durch „den Ertrag mühevoller und sorgsamer kaufmännischer Arbeit" zu seiner eigenen Finanzierung beizutragen, wurden nicht nur zusehends schwieriger, weil mit zunehmender Liberalisierung des Außenhandels und der sich abzeichnenden Angleichung des Binnen- und des Außenwertes der Mark die Verdienstchancen der Veredelungswirtschaft GmbH stetig abnahmen49, sondern sie wurden ihm schließlich ganz verwehrt. Um so mehr war man auf die Umlage angewiesen, die aber weiterhin nur schleppend einging.50 Harten43 44 45 46

Vgl. unten S. 273-319 passim. ADW, ZB215. Vgl. unten S. 284f. WAA, 1./2.11. 1950, Ns (ADW, ZB 60).

47

EBD.

48

EBD.

So Bauer, VR 3 1 . 1 . 1950, Ns (Entwurf): A D W , ZB 71. 50 Vgl. den am 3 1 . 1 . 1950 gegen Herntrichs Stimme gebilligten Etatentwurf: Umlage DM 43000, VERWI-Erträge DM 43000, Spenden D M 10000 monatlich. Ns (Entwurf): EBD. und Rundschreiben an die Bevollmächtigten im Bundesgebiet, 13.2. 1950 (EBD., ZB 525). 49

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Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

stein als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates appellierte im Februar 1950 dringend an die Kirchenleitungen, die Rückstände abzugleichen. Weitere Etatkürzungen zwängen zur Aufgabe von Arbeitsgebieten, was bei dem immer noch großen Umfang der Auslandsspenden nicht zu verantworten sei: „Es darf vor allem im Blick auf die ausländischen Spenderkirchen erwartet werden, daß die für eine geordnete Verteilung der Spenden in Deutschland nötigen Mittel von den Landeskirchen bzw. deren Hilfswerken aufgebracht werden." 51 Aber alle Appelle dieser Art fruchteten nicht. Vielmehr deckten die Hauptbüros, die ihrerseits ebenfalls mit nicht geringen Finanzierungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten, das Zentralbüro mit Anträgen auf Erlaß der Rückstände und Herabsetzung ihrer Verpflichtungen ein.52 Im Herbst 1950 hatten abgesehen von den regelmäßigen Zahlern Württemberg und HessenNassau die übrigen Hauptbüros die Umlage nur zu 10% entrichtet53, und im Januar 1951, in der Endphase der Verhandlungen um die Neuordnung des Hilfswerks, zog das Zentralbüro eine bittere Bilanz: Von der Umlage für 1950 waren inzwischen nur weitere 30% eingegangen. Ausführlich wurde dargelegt, diese Gelder dienten, so wünschenswert das eigentlich sei, keineswegs der „Durchführung allgemeiner Aufgaben, die jede Zentralstelle eines Werkes durchzuführen" habe, sondern seien lediglich „eine Vergütung der vom Zentralbüro für die Spendenvermittlung vorgenommenen Leistungen im Interesse der Hauptbüros bzw. ihrer Landeskirchen und der in diesen vorhandenen kirchlichen Werke und Einrichtungen".54 Resigniert heißt es in dem von Collmer verfaßten Schreiben: „Aufs Ganze gesehen sind die Landeskirchen nicht bereit, die Kosten, die durch die Vermittlung, Verwaltung und Verteilung der Liebesgaben der ausländischen Christenheit in Deutschland selbst entstehen, aufzubringen."55 Bisher habe das Zentralbüro die Umlagerückstände „durch eigene Arbeit" aufbringen können, doch werde diese Möglichkeit in Zukunft durch „die ihm auferlegte Verkleinerung seines aufgeblähten Apparates'" weitgehend entfallen, und man müsse ernsthaft fragen, ob unter diesen Umständen eine Auflösung des Zentralbüros nicht einer „Verkümmerung" vorzuziehen sei.56

51 Hartenstein an die Kirchenleitungen von Hannover, Oldenburg, Westfalen, KurhessenWaldeck, Rheinland, Braunschweig, Pfalz, Lübeck, Bremen, 6.2. 1950 (EBD.). Vgl. auch Rundschreiben-Entwurf Collmers mit Korrekturen Hartensteins, an alle Kirchenleitungen im

Bundesgebiet, 14. 2. 1950 (EBD.). 52 Für die im März 1950 geplante WAA-Sitzung lagen entsprechende Anträge aus SchleswigHolstein, Eutin, Lübeck, Schaumburg-Lippe, Lippe, Emden, Kurhessen-Waldeck, Hannover, Westfalen, Württemberg vor. Vgl. Rundschreiben des ZB, 6.2. 1950 (EBD.). 53 Rundschreiben an die WAA-Mitglieder, 4 . 1 0 . 1 9 5 0 ( E B D . ) . 54 Rundschreiben des Z B , 2 5 . 1 . 1 9 5 1 ( E B D . ) . 55

EBD.

56

EBD.

Hilfswerk und Innere Mission

23 7

2. Um die Zukunft der Diakonie - Hilfswerk und Innere Mission 1949 a) Die Diskussion im Hilfswerk Die Aufnahme der Grundordnung der EKD und die Interpretation des Hilfswerk-Gesetzes durch das Zentralbüro Obwohl das Hilfswerk seine Wünsche bei der Formulierung der EKDGrundordnung keineswegs vollständig hatte durchsetzen können, hat es diese doch sofort in seinem Sinne interpretiert. In der ersten Nummer der „Mitteilungen", die nach der Kirchenversammlung von Eisenach vom Juli 1948 erschien, prangte gleich auf der Titelseite ein ausführliches Zitat aus Wicherns „Denkschrift", das mit den Worten kommentiert wurde: „Jetzt haben - geboren aus der Not der Zeit im und nach dem Zweiten Weltkrieg Wicherns Gedanken im Hilfswerk... eine Wiederbelebung und weitgreifende Ausgestaltung erfahren, wobei seine Idee, die kirchliche Liebestätigkeit nicht als eine besondere Organisation neben, sondern sie in der Kirche verankert zu sehen, verwirklicht werden konnte."57 Einem in derselben Nummer erschienenen Bericht über eine Tagung zur Flüchtlingsfrage, wo Gerstenmaier Mitte August eine nahezu dreistündige grundsätzliche Rede gehalten hatte, war zu entnehmen, welche Rolle der Inneren Mission an der Seite des Hilfswerks noch zugedacht war: „In diesem Zusammenhang fand Dr. Gerstenmaier Worte des Dankes für die Innere Mission, die mit ihrer Arbeit der geschlossenen Fürsorge das Hilfswerk entlaste und freimache für sein Tätigkeitsfeld der freien und halboffenen Fürsorge und der Linderung der sozialen Nöte der Z e i t . . . Nach außen sei das Hilfswerk der soziale Arm des deutschen Protestantismus, hier stehe es allein in Arbeit und Verantwortung. Als soziales Gewissen der Kirche führe e s . . . seinen Kampf für die Durchsetzung des Rechtes und der Ordnung als Basis menschlichen Zusammenlebens."58

Deutlicher noch interpretierte Gerstenmaier die Grundordnung im Sinne des Hilfswerks in der Rede, die er auf der Jubiläumsveranstaltung der Inneren Mission im September 1948 in Bethel hielt: „Der Kirchentag zu Eisenach hat sich mit der Annahme der Grundordnung... feierlich und rechtsverbindlich zum Diakonat der Kirche bekannt. Die Kirche... kann ohne das Diakonat nicht sein. Mit dem Predigtamt unaufhebbar verbunden ist es eine Urfunktion der Gemeinde selbst. Es ist nicht delegierbar an Gruppen und Vereine. Sie können gewissermaßen als Spezialstäbe mit besonderen Aufgaben betraut werden. Aber seit den Tagen der Urgemeinde bis in unsere Zeit hat es gegolten und wird auch weiter gelten, daß das Diakonat nicht lösbar ist von der Gemeinde."59 " MHW Nr. 18 (Sept. 1948), Sp. 313f. 58 EBD., Sp. 321. 55 E. GERSTENMAIER, Kirche und Öffentlichkeit, S. 12.

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Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

Der Satz, daß das Diakonat keinesfalls an Gruppen oder Vereine delegiert werden könne, war jedoch in so viele Aussagen eingebettet, denen Gerstenmaiers Zuhörer ohne weiteres zustimmen konnten, daß sein Auftreten dennoch eine erhebliche atmosphärische Verbesserung bewirken konnte.60 Aber seine Rede veröffentlichte Gerstenmaier nicht zusammen mit den anderen Festvorträgen, die nebst einem Bericht über die Jubiläumsfeiern in einer Sondernummer der „Inneren Mission", dem Organ des CentraiAusschusses, erschienen, sondern mit Beiträgen Bergs und Krimms in einer Broschüre des Evangelischen Verlagswerks, in deren Vorwort jene Behauptung fast unverändert wiederholt wurde.61 Sollte es je zur Vereinigung von Innerer Mission und Hilfswerk kommen, erklärte Gerstenmaier in diesen Wochen auf einer Tagung des Hilfswerks, dann nur durch „ Verkirchlichung" der Inneren Mission; jede andere Lösung sei als „Ei des Columbus" zu bezeichnen. Trotz aller Schwierigkeiten, die Kirchenleitungen und Innere Mission machten, sei er „wild entschlossen", die Vereinigung von Hilfswerk und Innerer Mission auf dem Wege einer Verkirchlichung letzterer durchzusetzen, oder, falls das nicht gelinge, das Hilfswerk „wie eine Seifenblase zerplatzen zu lassen. Es wird fallen oder siegen".62 Nach der Verabschiedung der EKD-Grundordnung war der Erlaß des Kirchengesetzes zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks vom 13. Januar 1949 der nächste Schritt auf dem Wege zur „Gestaltwerdung und Wiederherstellung" des „Diakonats der Kirche".63 Zwar war der Sieg sichtbar noch nicht errungen, da das Jürchengesetz noch weniger als die „Speyrer Ordnung" vom 16. Juni 1948 den Wünschen Gerstenmaiers entsprach, dennoch hat das Hilfswerk die vorläufige „Ordnung" als Meilenstein gefeiert. Im Juni 1949 schrieb Krimm im Deutschen Pfarrerblatt, nun sei „als legitime Funktion der Kirche geklärt und endgültig verankert", was mancher bisher als zeitbedingte provisorische Einrichtung oder „persönliche Liebhaberei" betrachtet habe: „Es steht von nun an nicht mehr im Belieben des Einzelnen, sich der Arbeit des Hilfswerks anzunehmen oder nicht. Wer sich ihr verschließt, verschließt sich einer Funktion der Kirche."64 Indem er nur von „kirchlichen Hilfsvereinen und Gesellschaften, die sich der einen oder anderen Aufgabe zugewendet wußten", vom „freien Verein" oder von „großen kirchlichen Werken"65 spricht, gelingt es Krimm, den Namen „Innere Mission" nicht ein einziges Mal zu verwenden, und ein Leser, der

60

Vgl. oben S. 220f.

61

D I E KIRCHE IN DER ÖFFENTLICHKEIT, S. 5 .

62

Bevollmächtigtenbesprechung beim ZB-Ost, 26.11. 1948, Ns (ADW, ZBB 1).

63

D I E KIRCHE IN DER ÖFFENTLICHKEIT, S. 5 .

64

Ein Kirchengesetz, S. 249.

65

EBD.

Hilfswerk und Innere Mission

239

von ihrer Existenz nichts wüßte, müßte unweigerlich meinen, daß die Kirche ihren diakonischen Auftrag allein durch das Hilfswerk erfülle. Die Arbeit des Hilfswerks wird als „Anschauungsmaterial" für den Umfang dieses Auftrages bezeichnet. Er umfasse mehr als nur „karitative Fürsorge", denn die Kirche könne sich sozialem und sozialpolitischem Handeln nicht entziehen, wenn sie nicht nur nachträglich Not lindern, sondern auch deren Ursachen bekämpfen wolle." Der Beschluß der EKD-Synode zeige deren Entschlossenheit, es nicht noch einmal zu einem Versagen der Kirche kommen zu lassen wie damals, als sie sich Wicherns Anliegen verschlossen habe und er an den „starren Formen der Staatskirche" „verblutet" sei. Denn die Aufgabe sei heute nicht kleiner als damals: Es drohe „der Abfall und die Abstumpfung der Flüchtlinge", die die geschichtliche Rolle übernommen hätten, die im 19. Jahrhundert das Proletariat gespielt habe.67 Krimm wendet sich dann gegen die Meinung, das Hilfswerk werde mit dem Abklingen der zeitbedingten Notstände wieder an Bedeutung verlieren, und bezeichnet diese Zeitumstände als „zufällige Geschichtstatsache", die der bleibenden Notwendigkeit des Hilfswerks nichts anhaben könne. Wenn die Ökumene ihre Hilfe beendet habe, müsse sich die deutsche Kirche ihrerseits an der ökumenischen Hilfe beteiligen: „Und es müßte dabei bleiben, daß das Hilfswerk die diakonische Funktion seiner Kirche ist, dessen Tätigkeit erst erlöschen darf, wenn auf dem ganzen Erdkreis das Stöhnen der Verzweifelten, das Seufzen der Hungrigen und der Schrei nach der Gerechtigkeit verstummt sind. Wann aber wäre dies der Fall vor dem Tag, da Er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten?" 68

Bei dieser Betrachtung in eschatologischer Perspektive hat der Gedanke keinen Platz, daß das Kirchengesetz, um dessen Folgen es hier geht, nur für zwei kurze Jahre gelten soll. So bleibt die Frage unerörtert, was dann geschehen und wie das Verhältnis zu der unerwähnt gebliebenen Inneren Mission geregelt werden könne. Weniger volltönend war Gerstenmaiers Würdigung des Gesetzes auf der ersten Tagung des Wiederaufbau-Ausschusses nach dessen Inkrafttreten am l./2.Juni 1949. Das Gesetz habe „weniger ein neues Recht geschaffen, als eine bestehende Gewohnheit und die Grundsätze, auf denen die Arbeit des Hilfswerks von Anfang an entwickelt war, zum Gesetz erhoben" und sei trotz mancher unerfüllten Wünsche eine brauchbare Arbeitsgrundlage. Aber er war realistisch genug, darin nicht eine Selbstverpflichtung der Kirche auf die Konzeption des Flilfswerks zu sehen. Dessen Zukunft sei noch nicht zu übersehen:

66

EBD.

67

EBD.

"

EBD., S. 250f.

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Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

„Das Gesetz ist zweifellos ein Provisorium. Ich glaube nicht, daß mit dem Erlaß dieses Gesetzes entschieden ist, daß aus diesem Provisorium [des Hilfswerks?] ein Definitivum geworden ist. Es mag sein, daß dieses Gesetz ein Provisorium bis zum Ende und bis zum Abbau des Hilfswerks ist. Es mag sein, daß es ein Versuch eines Definitivums ist." Noch im Laufe des Jahres werde sich das zu entscheiden haben.69 Daß diese Frage aber nach der angeblichen Grundsatzentscheidung von Eisenach noch offen sein konnte, lag an den Schwierigkeiten, die dem Hilfswerk gerade seit der Währungsreform erwachsen waren. Für entscheidender hielt Gerstenmaier aber die innerkirchlichen Widerstände, denen die verbreitete Meinung zugrundeliege, „daß das Hilfswerk lediglich eine Einrichtung zur Verteilung ausländischer Liebesgaben sei". Er erklärte: „Der Kern der in der Tat großen kirchlichen Schwierigkeiten des Hilfswerks ist nicht erst seit heute die Tatsache, daß der Gedanke der gemeindlichen Diakonie und des geordneten Diakonats der Kirche nur langsam und sichtlich mühsam in unseren Kirchen wieder Wurzeln zu schlagen beginnt."70 „Wicherndenkschrift - zweiter Teil" und „Gemeindediakonie" als Zukunftsaufgaben des Hilfswerks Die allgemeine Besserung der wirtschaftlichen Lage in Westdeutschland, die Finanzierungsprobleme des Hilfswerks und die Tatsache, daß nach der „vorläufigen" seine endgültige Ordnung noch ausstand, führten dazu, daß im Laufe des Jahres 1949 die Zukunft des Hilfswerks immer wieder zur Sprache kam. Dabei wurden wiederholt zwei große Zukunftsaufgaben genannt: Die Belebung der Gemeindediakonie und die sozialpolitische Arbeit. Schon sehr früh kam in den Äußerungen des Hilfswerks die Überzeugung zum Ausdruck, daß es durch seine Arbeit die Kirche notwendig in die Bereiche der Sozialpolitik, ja der Politik überhaupt hineinziehen werde. Dabei hatte Gerstenmaier aber zunächst gerade den Unterschied gegenüber der Gründungszeit der Inneren Mission hervorgehoben, als es um die drohende Proletarisierung eines Standes und nicht wie jetzt eines ganzen Volkes gegangen sei.71 Im September 1948, in seinem Festvortrag auf der Betheler Jubiläumsfeier der Inneren Mission, berief er sich deutlicher als früher auch für das gesellschaftspolitische Engagement des Hilfswerks auf Wichern, und zwar auf den „zweiten Teil" seiner Denkschrift aus dem Jahr 1849, der freilich „zum großen Teil ungehört und zum größten Teil unverwirklicht verhallt" sei.72 In den letzten Jahren - und damit kann nur das Hilfswerk 69 70 71 72

Ns (?) ( A D W , ZB 59). E. GERSTENMAIER, WO liegen. S. 2. Vgl. oben S. 130f. E. GERSTENMAIER, Kirche und Öffentlichkeit (zitiert nach: Reden 1, S. 91).

Hilfswerk und Innere Mission

241

gemeint sein - habe sich aber der Begriff des Diakonats wieder „in der Richtung auf das Politische und Soziale" erweitert, wie Wichern es gewollt, aber nicht erreicht habe.73 Christen müßten Wunden nicht nur verbinden, sondern auch zu verhindern suchen74, und deshalb sei die Kirche mit ihrem Diakonat heute auf sozialem und politischem Gebiet gefordert: „Wir wären einen guten Schritt weiter, wenn wir auch dabei endlich der Linie Wicherns folgten und uns bemühten, unser charitatives Handeln dort, wo es notwendig ist, zu einem sozialen, politisch verantworteten Handeln zu machen."75 Wenn Wichern Assoziationen der Hilfsbedürftigen selbst gefordert habe, so sei die Kirche „in der Gestaltung der Selbsthilfe und der gegenseitigen Hilfe über Gemeinde-, Länder-, ja Reichsgrenzen hinweg" an die Verwirklichung dieser Aufgabe herangegangen76; er meint das Hilfswerk, wenn er dann erklärt: „Wir sind mit Wichern der Uberzeugung und nehmen sein prophetisches Wort in vollem Umfang dafür in Anspruch..., daß damit nunmehr ,der Grenzstein aufgerichtet ist, zwischen der bisherigen und einer künftigen Epoche der christlich rettenden Liebesarbeit.. ."' 77 Nachdem Gerstenmaier noch ein Jahr zuvor die Zukunftsaufgaben des Zentralbüros so formuliert hatte, daß „die Abteilung,Allgemeine Nothilfe' allmählich nach dem Gesichtspunkt umzubauen sei, Arbeitsmöglichkeiten zu beschaffen", und gefordert hatte, das „charitative Moment" . . . in wirtschaftliche und soziale Wirklichkeiten zu übersetzen", würde nun immer öfter die Berufung auf den „zweiten Teil" der Wichernschen Denkschrift in den Äußerungen des Hilfswerks auftauchen.78 Die Realisierung dieses „zweiten Teils" der Denkschrift wurde dabei als besondere Aufgabe des Zentralbüros betrachtet. So bezeichnete Gerstenmaier am 8. April 1949 vor dem Verwaltungsrat „Weckung und Gestaltung der gemeindlichen Diakonie" auf der einen und „Beschaffung der materiellen Mittel insbesondere für die Weiterführung der allgemeinen Nothilfe" auf der anderen Seite als für die Zukunft des Hilfswerks entscheidende Aufgaben. Die eine müßten die Landeskirchen und die Hauptbüros lösen, mit der anderen sei das Zentralbüro zunehmend beschäftigt.79 Am 2. August erklärte er vor demselben Gremium, es sei an der Zeit, mit der Hilfswerkarbeit in den zweiten Teil der 73

EBD., S. 98.

74

EBD.

EBD., S. 101. 16 EBD., S. 102. 77 EBD., S. 103. - Vgl. J . H . WICHERN, Die Innere Mission, S. 274. " H G F K , 2 2 . 1 0 . 1 9 4 7 , N s (Entwurf): A D W , Z B 152. Die Formel „Wichern zwei" verwendet Gerstenmaier hier jedoch nicht. Sie taucht erstmals in seinem Brief v o m 2. Dezember 1951 an Meiser auf, zu einem Zeitpunkt, als er die Leitung des Hilfswerks - nicht zuletzt deshalb, weil seine Forderung nach einem sozialpolitischen Engagement der Kirche keinen Anklang gefunden hatte - bereits niedergelegt hatte. (EBD., Z B 62, Auszug in: Quellen ΙΠ, S. 2 4 9 - 2 5 2 ) . Sein programmatischer Aufsatz „Wichern zwei" wurde erst 1953 veröffentlicht. 75

79

N s ( A D W , Z B B 58).

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Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

Wichernschen Denkschrift überzugehen und die diakonische Arbeit durch Aktivierung der Gemeinden durchzuführen, wobei am Ende der Sitzung Dibelius resümierte, man wolle sich bemühen, „die diakonische Arbeit in den Gemeinden in neuer Form und mit neuem Ernst zu organisieren,... während die sozialpolitische Arbeit weiterhin von dem Gesamtwerk getragen werden solle".80 Die Behandlung dieser beiden Zukunftsaufgaben des Hilfswerks stand auch im Mittelpunkt der Tagung der Hauptgeschäftsführer vom 29. bis 31. August 1949 in Schloß Wolfsbrunnen bei Eschwege, auf der Gerstenmaier in einer langen Grundsatzrede erklärte, das Hilfswerk stehe vor einem Ubergang und „die Gestaltung des Diakonats der Kirche insbesondere im Bereich der gemeindlichen Diakonie" erweise sich immer deutlicher als seine bleibende Aufgabe. „Gemeindliche Diakonie" sei „Fürsorge" oder „Wohlfahrtspflege" nicht gleichzusetzen: „In der Wohlfahrt gibt es einen, der Gutes tut, und einen, der nimmt. Wir aber sind eine Bruder- und Schwesternschaft, die füreinander da ist. Wir sind Gebende und Nehmende zugleich." Die gemeindliche Diakonie müsse „von dem Subjekt-Objekt-Verhältnis der herkömmlichen Wohlfahrtspflege herunterkommen". Die Zukunft des Hilfswerks werde sich daran entscheiden, ob es gelinge, „die Gemeinde von einem Nebeneinander,predigthörender' Einzelner zu einer praktisch miteinander lebenden Gemeinde zu machen". 1945 habe das Hilfswerk von oben nach unten organisiert werden müssen, jetzt aber gelte es, der Spontaneität der Gemeinden, auf die man damals gehofft habe, „Gestalt und Dauer zu geben". Man benötige überschaubare Ordnungen im Rahmen der Kirchenkreise und Landeskirchen, und „die Ausgestaltung des gemeindlichen Diakonats" werde die zentrale Aufgabe der Hauptbüros in den nächsten Jahren sein.81 Entsprechend dieser Aufgabenstellung beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe auf der Tagung mit dem Entwurf einer „Vorläufigen Ordnung der Diakonie", den der württembergische Bevollmächtigte Wilhelm Pressel vorgelegt hatte.82 Auch zur zweiten Hauptaufgabe äußerte sich Gerstenmaier und erklärte: „Wir haben von Anfang an den zweiten Teil der Wichernschen Denkschrift als besonders verpflichtend betrachtet." In organisatorischer Hinsicht müsse man aber andere Wege gehen als Wichern. Drängende Aufgaben seien „das Problem der alleinstehenden, unversorgten Frauen", die Integration der Hüchtlinge sowie der Wohnungsbau. Hier liege der Schwerpunkt der Aufgaben des Zentralbüros.83 Eine zweite Arbeitsgruppe beriet dementsprechend, „ausgehend vom 2. Teil der Wichern-Denkschrift, die Aufgaben und Mög80

Ns (Entwurf): EBD., ZB 51.

"

EBD., Z B B 5 6 . V g l . a u c h HILFSWERK ZWISCHEN O S T UND W E S T .

82

Vgl. unten S. 244ff.

85

EBD.

Hilfswerk und Innere Mission

243

lichkeiten der Kirche in der politischen Öffentlichkeit" und legte Thesen vor, in denen es hieß, bei dem politischen Auftrag der Kirche handle es sich „nicht um ein opus alienum der Kirche, sondern um die Vertretung ihrer stiftungsgemäßen Aufgaben auf der Ebene, auf der sich das Leben des Menschen heute abspielt". Es wurde daher gefordert, die Aktivitäten der evangelischen Kirche auf sozialem und sozialpolitischem Gebiet - die Thesen nennen Sozialpfarrämter, die Sozialkammer der EKD und die Evangelische Sozialschule - zu koordinieren. Das Hilfswerk stelle sich „mit allen seinen Einrichtungen für diese Koordination zur Verfügung".84 Gerstenmaier, dessen Wahl in den Deutschen Bundestag als Abgeordneter der C D U erst wenige Tage zurücklag und der im geselligen Teil der Tagung über seine ersten Erfahrungen auf Bonner Parkett berichtete85, konkretisierte diese Thesen dann „in einer zweiten großen Ansprache"86: Das Hilfswerk habe Aufgaben aufgegriffen, die es entweder fallen lassen oder auf politischer Ebene weiter betreiben müsse. Dazu zählten die Flüchtlingsarbeit, die zu „internationalisieren" sei, wobei „ein internationaler Wiederansiedlungskredit und die Diskreditierung des Potsdamer Abkommens" angestrebt werden müßten, der soziale Wohnungsbau, das Problem der arbeits- und heimatlosen Frauen, für das das Hilfswerk bisher noch kein Lösungsmodell entwikkelt habe, und die Frage der Arbeitsverfassung und der christlichen Gewerkschaften. Letztere lehne er vorläufig ab, doch müsse zuerst eine Entscheidung innerhalb der Kirche getroffen werden.87 Insofern die Beschäftigung mit sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen als eigentliche Zukunftsaufgabe des Hilfswerks auf gesamtkirchlicher Ebene angesehen wurde, war die Entwicklung dieser Arbeit jedoch von der Entscheidung über die Zukunft des nur vorläufig „geordneten" Werkes abhängig. Wenn in den kommenden Monaten über dessen Neuordnung diskutiert wurde, stand darum immer auch seine sozialpolitische Aktivität und das damit verbundene wirtschaftliche Engagement zur Debatte. Dabei würden sich die Entscheidungsträger aber weniger von den vom Hilfswerk umrissenen Arbeitsaufgaben, als von den Finanzierungsproblemen des Zentralapparats und ihrer ablehnenden Einstellung gegenüber dessen wirtschaftlicher Betätigung leiten lassen. Gerstenmaiers Ubertritt in die Politik muß bereits als eine Konsequenz aus seiner Einsicht in diese Tatsache bezeichnet werden.88 Zwar war die „Diakonie der Gemeinde" von Gerstenmaier als Lebensfrage für die Kirche und zweite große Zukunftsaufgabe des Hilfswerks bezeichnet worden, zwar widmete das Zentralbüro der Behandlung dieser Frage in 84 85 16

HGFK, 29./31. 8. 1949, Ns (Anlage): A D W , ZBB 56. Vgl. Vermerk Engelmann, 1.9. 1949 (ADW, C A W 997). EBD.

HGFK, 29./31. 8.1949, Ns (EBD., ZBB 56). - Vgl. auch Vermerk Engelmann, 1. 9 . 1 9 4 9 (EBD., C A W 997). 88 Vgl. unten S. 312ff. 87

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Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

seinem monatlichen Mitteilungsblatt breiten Raum, und abgesehen von skeptischen Stimmen aus der Inneren Mission gab es auch niemand, der hier widersprochen hätte, aber die Zukunft des Zentralbüros und seiner Arbeit wurde nicht auf diesem Feld entschieden. Daß das Zentralbüro letztlich nicht einmal vermochte, eine einheitliche organisatorische Regelung der „Diakonie der Gemeinde" in den Landeskirchen voranzubringen, zeigte die Behandlung des Entwurfes für eine „Vorläufige Ordnung der Diakonie - in der Einzelgemeinde, im Bezirk, in der Landeskirche"89, die Pressel in Wolfsbrunnen zur Diskussion gestellt hatte. Dieser Entwurf entsprach nicht in allen Punkten der Linie des Zentralbüros. Nach einem „Vorspruch", in dem die Verpflichtung des einzelnen und der Gemeinde zu Wortverkündigung und Diakonie, Seel- und Leibsorge biblisch begründet wurde, folgten Vorschläge für die Bildung von „Arbeitskreisen der Gemeindediakonie" und „Ausschüssen für die Diakonie im Kirchenbezirk". Dabei fällt auf, daß auch die „evangelistisch-missionarische" Arbeit ausdrücklich zu den Aufgaben der Gemeindediakonie gerechnet wurde.90 Auf der Hauptgeschäftsführertagung nahm eine Arbeitsgruppe unter tätiger Mitwirkung von Vertretern der Inneren Mission91 einige Korrekturen vor. Erst nach weiterer Überarbeitung und Beratung des Textes durch Zentralbüro, Hauptgeschäftsführer und Wiederaufbau-Ausschuß sei, so hieß es danach, „eine amtliche Übermittlung an den Central-Ausschuß" und eine Beratung über eine gemeinsame Empfehlung zur Ordnung der Gemeindediakonie möglich.92 Diese langwierige Prozedur hätte sich aber über viele Monate hingezogen, während Pressel daran lag, möglichst schnell eine Stellungnahme der Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission herbeizuführen.93 Das Zentralbüro war jedoch gegen solche Eile. Zum einen mißfiel dort die Betonung des „missionarischen Elementes"94, zum anderen waren genau entgegengesetzte Bedenken der Inneren Mission zu erwarten. Wenig befriedigt von der Entwicklung der Zusammenarbeit mit dem Central-Ausschuß sah man in einer Verzögerung seiner Stellungnahme entweder keinen Verlust95 oder zog sie gar nicht erst in Betracht.96 " Zweite Fassung (ADW, ZBB 208). „Die Diakonie in der Gemeinde umfaßt die karitative, die soziale, die evangelistischmissionarische Aufgabe der Kirche. Im einzelnen: Weckung und Pflege des diakonischen und sozialen Willens und des ökumenischen Bewußtseins in der Gemeinde . . . Durchführung der Diakonie als Leib- und S e e l s o r g e . . ( E B D . ) . " Vgl. Vermerk Engelmann, 1.9. 1949, (EBD., CAW997). 90

"

H G F K , 2 9 . / 3 1 . 8. 1949, N s (EBD., Z B 7 5 ) .

" Pressel an ZB, 26.9.1950 und Pressel an Engelmann, 26. 9.1950 (EBD., ZB 15). Vgl. auch Pressel an Münchmeyer, 13.10.1949 (EBD., C A W 959) und Pressel an ZB, 27.10.1949 (EBD., ZB 15). 94 So Collmer lt. Vermerk Engelmann, 27.9. 1949 (EBD., C A W 997). " Vermerk Collmers für Gerstenmaier, 7.10. 1949 (EBD., ZB 15).

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245

Der überarbeiteten Fassung seines Entwurfes, den Pressel Ende September 1949 dem Zentralbüro und dem Central-Ausschuß zuleitete, war deutlich anzumerken, daß im August in Wolfsbrunnen die Besinnung auf den „zweiten Teil der Wichernschen Denkschrift" im Mittelpunkt gestanden hatte. Der „Vorspruch" war dementsprechend kräftig erweitert und um die Berufung auf Wichern ergänzt worden: J o h a n n Hinrich Wichern forderte mit heiligem Ernst neu die Wiederherstellung und Wiedereinführung des urchristlichen Amts der Diakonie. Er rief erneut die Kirche auf zu den,rettenden Werken der gläubigen Liebe' und erinnerte sie an ihre soziale Verantwortung. Doch wollte er nicht, daß dieses Liebeswerk der Kirche zum Verein in oder neben der Kirche werde oder sich im wesentlichen beschränke auf den Dienst der pflegenden Liebe. Im zweiten Teil seiner Denkschrift von 1848 [sie] stellte er klare soziale Forderungen auf. Er wollte nicht bloß Wunden verbinden, sondern auch Wunden verhindern. So vertritt er einen christlichen Sozialismus und fordert die soziale und politische Betätigung und Verwirklichung der christlichen Liebe. Alle Diakonie aber fordert und erstrebt in der Entfaltung ihrer diakonischen, sozialen und missionarischen Aufgabe die Verlebendigung der Gemeinde, die Wandlung der Kirche zu lebendiger Bruderschaft und Schwesternschaft."97

Das Zentralbüro war mit der Neubearbeitung durchaus zufrieden, da in der Aufgabenbestimmung „die württembergische Plerophorie zum Glück geschwunden sei". 98 Es hieß nämlich nur noch, die Gemeindediakonie habe „zugleich teil am evangelistischen und missionarischen Auftrag der Kirche", und der Satz, Diakonie sei als „Leib- und Seelsorge" durchzuführen, war gestrichen." Aber gerade hier hielt Berg weitere Korrekturen für notwendig: „Man könnte fragen, ob das ,sie hat zugleich teil' noch etwas dahingehend abgeschwächt werden könnte, daß die diakonische Tätigkeit praktisch und faktisch in das Missionarische hinüberwirkt, aber hier keinen direkten Arbeitsauftrag hat." 100 So geschah es auch.101 Das Zentralbüro ließ sich mit der Weiterleitung des revidierten Entwurfs an die Hauptbüros sechs Wochen Zeit. Entweder war jetzt, als die Frage immer brennender wurde, welche Vorschläge für die Zukunft des Hilfswerks der im Frühjahr 1950 tagenden Synode der E K D unterbreitet werden sollten, die Ordnung der Gemeindediakonie nicht mehr so dringlich, oder " Vgl. Bergs Vermerk vom 8 . 1 0 . 1 9 4 9 (EBD.): Der Entwurf könne in einigen Monaten vom W A A angenommen und dann mit der Bitte u m Inkraftsetzung den Kirchenleitungen zugeleitet werden. 97 „Vorläufige O r d n u n g . . . " (EBD.), Abdruck des Vorspruchs in: M H W Nr. 33 (Dez. 1949), S. 3. 9 8 So Vermerk Bergs für Gerstenmaier, 8 . 1 0 . 1949 ( A D W , Z B 15). 9 9 „Vorläufige O r d n u n g . . . " (EBD.). 100 Vermerk Bergs, 8 . 1 0 . 1949 (EBD.). 101 In der mit Schreiben des Zentralbüros vom 8 . 1 1 . 1 9 4 9 weitergeleiteten Fassung lautet die Stelle: „ . . . sie hat dadurch zugleich Teil an der Verkündigung der Kirche." (Auszug in: QUELLEN III, EBD., S. 2 1 6 - 2 1 8 ) - Vgl. auch Collmer an Pressel, 8 . 1 1 . 1949 ( A D W , Z B 15).

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Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

man war an einer intensiven Diskussion nicht wirklich interessiert. Offenbar war auch in den Landeskirchen diese Frage nicht vordringlich, denn kaum eines der Hauptbüros gab die erbetene Stellungnahme ab. Dagegen wurden die gleichzeitig erbetenen landeskirchlichen Ordnungen und Gesetze betreffend Innere Mission und Hilfswerk in großer Zahl eingesandt.102 Daß eine solche Umfrage aber notwendig war, ist ebenfalls ein Anzeichen dafür, wie wenig das Zentralbüro bisher im Stande gewesen war, die Entwicklung in den Landeskirchen zu beeinflussen. Die Diskussion über Presseis Entwurf und über die einheitliche Gestaltung der Diakonie in den Landeskirchen entfiel schließlich ganz, nachdem die Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses, die dafür vorgesehen war, erst von Februar auf März und schließlich auf Oktober 1950 verschoben wurde und die Debatte um ein neues Hilfswerkgesetz und die Zukunft des Zentralapparats beherrschend in den Vordergrund trat.

b) Bestandsaufnahme nach der Hundertjahrfeier des Central-Ausschusses Lilje zum „künftigen Kurs" der Inneren Mission Am 10. Dezember 1948 beschäftigte sich der Vorstand des Centrai-Ausschusses mit dem Ergebnis der Betheler Feiern zum hundertjährigen Bestehen des Central-Ausschusses und würdigte sie als einen „neuen Appell, daß die Innere Mission sich ihrer Aufgaben in der Gemeinde und ihres Dienstes für die Öffentlichkeit im Sinne der sozialen Arbeit bewußt bleibe"; man sei dankbar, daß eine „neue Freudigkeit, und das Bewußtsein, in einer großen tragenden Gemeinschaft zu stehen, geschenkt worden" sei. Die Einheit der Kirche sei in der Inneren Mission besonders deudich zum Ausdruck gekommen.103 Auch über das Verhältnis zum Hilfswerk wurde gesprochen. Eine Aufgabenteilung wie sie das Zentralbüro wünschte, bei der der Inneren Mission die Anstaltsfürsorge geblieben wäre, stand gar nicht erst zur Debatte. Vielmehr wurde erörtert, wie der Central-Ausschuß auch die ihm entglittene Führung auf dem Gebiet der volksmissionarischen Arbeit wieder übernehmen könne, und die Notwendigkeit einer „evangelisch-sozialen Arbeit" des Central-Ausschusses betont.104 Es wurde beschlossen, die Beschäftigung mit Grundsatzfragen intensiv weiterzuführen105 und Lilje zu bitten, auf der nächsten Geschäftsführerkonferenz einen „großen grundsätzlichen Vortrag über den künftigen Kurs der Inneren Mission"106 zu halten. Darin, so 102 103 10,1

Vgl. A B L E K D , 1 9 5 0 Nr. 2/3 vom 1 5 . 2 . 1 9 5 0 . Ns (ADW, C A W 2 9 ) . Arbeitsbericht Schweitzers (EBD.).

105

EBD.

106

M ü n c h m e y e r an Lilje, 2 3 . 1 2 . 1 9 4 8 (EBD., C A W 2 4 ) .

Hilfswerk und Innere Mission

247

erläuterte Münchmeyer diesen Wunsch, sollten „die künftigen Beziehungen der Inneren Mission zu Staat, Kirche, Hilfswerk, anderen Wohlfahrtsverbänden, Ökumene" erörtert und auf „die entscheidenden, gerade auch die bisher vielleicht noch stiefmütterlich behandelten Aufgaben in ihrer Bedeutung und Wichtigkeit" hingewiesen werden. Auch abgesehen von dieser Grundsatzrede werde man die Zeit auf dieser Konferenz gewiß nicht mit Kleinigkeiten vertun: „Uns geht es diesmal gerade nach der Hundertjahrfeier um grundsätzliche Dinge. Im Blick auf die bisherigen und vielleicht noch kommenden Auseinandersetzungen mit dem Evangelischen Hilfswerk über die Rechtsform der evangelischen Liebestätigkeit wird Bruder Heyne ein Referat halten über das Thema „Der Verein als Organisationsform der kirchlichen Arbeit insbesondere der Inneren Mission" . . . Ich glaube, daß wir eine grundsätzliche Besinnung um so mehr benötigen, als die Vereinsform in der letzten Zeit als eine für die kirchliche Arbeit unangemessene Organisationsform betrachtet worden ist, die im zweiten Jahrhundert der Inneren Mission durch eine bessere Form abzulösen sei." 107

So intensiv sich der Vorstand des Centrai-Ausschusses auch mit dem künftigen Kurs der Inneren Mission beschäftigte, so wenig gedachte er, mit vollen Segeln auf eine „Fusion" mit dem Hilfswerk zuzusteuern. Anders als es in der Sitzung des süddeutschen Koordinationsausschusses am 11. N o vember 1948 zum Ausdruck gekommen war 108 , sah er darin nur ein Fernziel. Kurz vor der EKD-Synode in Bethel hieß es in einer Besprechung unter Mitgliedern des Vorstandes, daß man „auf freundliche Verständigung - ohne Abgrenzung der Wirksamkeit der IM von der des HWs für bestimmte Arbeitsgebiete" - hinwirken solle.109 Das klingt recht selbstbewußt: Man ist nicht bereit, sich auf ein bestimmtes Arbeitsgebiet wie die Anstaltsfürsorge beschränken zu lassen, und möchte sich für die Zukunft, von der man eine Entwicklung zugunsten der Inneren Mission erwartet, alle Möglichkeiten offen halten. Als um so unerfreulicher wurde es dann empfunden, daß die Synode dem Hilfswerk durch den Erlaß des Kirchengesetzes vom Januar 1949 anstelle bloßer Richtlinien wenigstens für zwei Jahre eine stabile Rechtsgrundlage verschaffte. Lilje hatte Münchmeyer für die gewünschte Grundsatzrede um eine Skizze dessen gebeten, was die Geschäftsführung des Centrai-Ausschusses darin behandelt wissen wünsche. 110 Dieser Entwurf läßt deutlich das Bemühen erkennen, zwar die vom Hilfswerk gestellten Themen aufzunehmen, seine Ansprüche jedoch zu neutralisieren oder zurückzuweisen. Münchmeyer legt besonderen Wert darauf, daß die caritative und soziale Tätigkeit 107

EBD.

» Vgl. oben S. 221 f. 109 N s (Entwurf), 8 . 1 . 1949 ( A D W , C A W 3 2 ) . 1 , 0 Münchmeyer an Lilje, 24.1. 1949 (EBD., C A W 24). 10

248

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

der Inneren Mission von ihrem „missionarischen Anliegen" „umfaßt" werden müsse. Wo die Arbeit „auf die rein caritative Linie womöglich ohne missionarischen Impuls" abgebogen sei, drohten „Säkularisierung", „Institutionalismus" und „bloße Wohlfahrtspflege".111 Damit will Münchmeyer das Proprium der eigenen Arbeit hervorheben, während er mit der Forderung nach ,,theoretische[r] Durchdenkungundpraktische[r] Inangriffnahme" der Laienaktivierung, nach Fundierung der Arbeit der Inneren Mission in den Gemeinden und Verstärkung der sozial-politischen Arbeit die vom Hilfswerk gegebenen Stichworte „Diakonie der Gemeinde", „Kirche und Öffentlichkeit" aufzunehmen sucht.112 Im Verhältnis zur Kirche werden „ Veramtlichung" und „Bürokratisierung" abgelehnt und die Bedeutung der Vereinsform betont, denn es dürfe keine „konfessionalistische Aufspaltung der Inneren Mission" geben. Im Verhältnis zum Hilfswerk gibt Münchmeyer als anzustrebendes Ziel auf EKD-Ebene „regelmäßige Besprechungen zwischen Zentralbüro und Central-Ausschuß" an und zieht die Folgerungen aus dem zuvor aufgestellten Programm: Auf eine Arbeitsteilung, bei der der Inneren Mission nur die Fürsorge verbleibe, dürfe diese sich nicht einlassen, denn sie könne sich „von der sozialpolitischen Aufgabe heute weniger denn je dispensieren". Auch die ausschließliche Zuständigkeit des Zentralbüros für die Auslandsbeziehungen hält Münchmeyer offenbar für überholt und weist auf die Notwendigkeit einer Wiederbelebung des Internationalen Verbandes für Innere Mission und Diakonie, der „Bestellung von Verbindungsmännern... im Auslande" und der „Aufnahme unmittelbarer Verbindung mit den maßgebenden ökumenischen Stellen" hin.113 Lilje kam offenbar ohne diese Stichpunkte aus. Sein vor der Geschäftsführerkonferenz am 3. Februar 1949 frei gehaltener Vortrag zeichnete sich weder durch Präzision noch durch klaren Aufbau aus, und eine Aussprache kam nicht zustande. Dennoch war die Versammlung tief beeindruckt und beschloß, die Rede drucken und im ganzen Raum der Inneren Mission diskutieren zu lassen.114 Lilje selbst bezeichnete seine Ausführungen zum Verhältnis von Kirche und Innerer Mission als einen der wichtigsten Punkte Münchmeyer, „Künftiger Kurs der Inneren Mission", o.D. (Januar 1949): EBD. M 113

EBD. EBD.

114 Vgl. GFK 3./4.2.1949, Ns (EBD. CAW 29); Rundschreiben an die Landes-, Provinzialund Fachverbände, die Mutterhäuser, Ausbildungsstätten, Theologischen Hochschulen, Εν. Akademien, die Männer- und Frauenarbeit, 15. 3. 1949 (EBD., CAW 24). - Lilje war von der Qualität seiner Ausführungen möglicherweise nicht in gleichem Maße überzeugt wie die GFK, denn er ließ dringend bitten, die Broschüre nur im Raum der Inneren Mission, „nicht aber an die Theologischen Fakultäten, die Kirchenleitungen und die Landesregierungen" zu verteilen, Ruppel an Engelmann, 24.3. 1949 (EBD.). Die erhoffte breite Diskussion unterblieb völlig. In den Akten des Central-Ausschusses findet sich als einzige Stellungnahme die des Evangelischen Kindergämerinnenseminars Herbrechtingen vom 15. 5.1949 (EBD.), ferner ein Vortragsmanuskript des bayerischen Hauptgeschäftsführers Diez vom 30. 3. 1949, worin dieser auf Liljes Rede zurückgreift (EBD.).

Hilfswerk und Innere Mission

249

seines Referates115, und was er hierzu auch im Blick auf das Hilfswerk sagte, konnte auf breite Zustimmung rechnen: Zwischen Kirche und Innerer Mission sei kein Unterschied. Innere Mission sei Kirche, und zwar „Kirche in Bewegung". Wo dennoch unterschieden werde, sei das theologisch „verdächtig": „Daher ist auch die Gegenüberstellung von Innerer Mission und Evangelischem Hilfswerk in dem Sinne, daß das eine die freie, das andere die kirchlich legitime Liebestätigkeit darstelle, verkehrt und unzulässig. Entweder das ist alles haargenau Kirche oder es ist uninteressant. Was nicht daran Kirche ist, ist verwerflich."116

Die Innere Mission habe die Aufgabe, das zu tun, „was die behördlich verfaßte Kirche nicht so gut tun kann, den Aufgaben nach und den Methoden nach nicht".117 Lilje geht aber weiter, indem er die These aufstellt: „Die ganze Kirche muß Innere Mission sein." Die Innere Mission müsse die Kirche „missionarisch ausrichten", das „missionarische Element" sei ihre „Lebensluft".118 Er faßt seine Meinung über das Zusammenwirken von verfaßter Kirche und Innerer Mission dann in zwei Punkten zusammen: „ 1. Jedes Stück falscher Bürokratisierung bringt die Innere Mission um ihr Wesen und um ihre Stoßkraft... 2. Die Innere Mission ist diejenige Provinz der Kirche, die ständig ihre Grenzen in neue Gebiete hinein verschieben muß, die eines Tages selbstverständliches Arbeitsgebiet der Kirche werden, und auf neue Wege, die eines Tages gute und begangene Wege aller kirchlichen Arbeit sein werden." 1 1 '

Uber den künftigen Kurs der Inneren Mission war damit freilich wenig gesagt. Die Diskussion von Grundsatzfragen in der Inneren Mission im Frühjahr 1949 Das Bemühen des Centrai-Ausschusses, bisher vernachlässigte Fragen stärker zu berücksichtigen und so nach Erlaß des Kirchengesetzes zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks die Position der Inneren Mission zu festigen, läßt sich auch in den folgenden Monaten immer wieder beobachten. So hielt Lilje in der Vorstandssitzung am 28. März 1949 einen längeren Vortrag über „Die Verantwortung der Kirche im politischen Raum" und Kunze ein Referat über „Kirche, Innere Mission und Sozialpolitik". Kunzes Forderungen waren denen Gerstenmaiers sehr ähnlich, wenn er erklärte, Kirche und Innere Mission dürften ihren sozialpolitischen Einfluß nicht auf 115 1,6

1,8

Vgl. H . LILJE, Kurs, S. 18f. EBD. S . 7 . EBD., S . 8 . EBD., S . 9 . EBD.

250

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

„Denkschriften und Kundgebungen" einschränken.120 Im Frühjahr 1949 kam auch die seit längerem vorbereitete Gründung eines Volksmissionarischen Institutes und einer Evangelischen Sozialschule in Schloß Friedewald bei Siegen zustande, die gemeinsam vom Hilfswerk der EKD, dem CentraiAusschuß und der Männerarbeit der EKD getragen und von Schweitzer geleitet wurden. 121 Es war charakteristisch, daß ein Vorschlag des Zentralbüros, das Volksmissionarische Institut in die alleinige Trägerschaft des CentraiAusschusses zu geben und für die Sozialschule einen eigenen Rechtsträger zu schaffen, vom Central-Ausschuß ausdrücklich abgelehnt wurde.122 Nach der Geschäftsführerkonferenz vom 3./4. Februar 1949 sollte auch die folgende Tagung am 17./18. Mai im Zeichen der Grundsatzdiskussion stehen. Offenbar deshalb, weil der Vortrag Liljes vom Februar nicht die erwünschte Debatte ausgelöst hatte, schlug Münchmeyer nun vor, mehrere Kommissionen zu bilden, um „die durch den Vortrag von Präsident Lilje aufgeworfenen Fragen [zu] vertiefen und das Ergebnis ihrer Arbeit je in einer Denkschrift nieder[zu]legen".123 Vier Ausschüsse wurden berufen, die sich mit „Form und Inhalt der Inneren Mission", „Ausbildungs- und Nachwuchsfragen", „Innerer Mission und Gemeinde" sowie dem Verhältnis von „Christlicher Liebestätigkeit und weltlicher Wohlfahrtspflege" befassen sollten.124 Aber auch dieser Versuch, die Diskussion über die Zukunftsaufgaben der Inneren Mission auf breiterer Ebene zu führen, blieb ohne Erfolg, denn die Arbeit der Kommissionen kam nie recht in Gang.125 Als zweiter Punkt stand ein Referat über „Das Kirchengesetz zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks . . . in seiner Auswirkung auf die Innere Mission und ihre Koordinierung mit dem Hilfswerk"126 auf der Tagesordnung. Der Erlaß eines Gesetzes anstelle von Richtlinien auf der EKD-Synode im Januar war in der Inneren Mission zum Teil als gelungenes Überrumpelungsmanöver des Zentralbüros empfunden worden. Dementsprechend sparte der Referent, der frühere Direktor des schleswig-holsteinischen Landesverbandes für Innere Mission, Oberkonkonsistorialrat Oscar Epha, nicht mit Kritik. Die Innere Mission werde in dem Gesetz allein deshalb ein einziges 120

Ns (Entwurf): A D W , C A W 32.

121

EBD. C A - V o r s t a n d , 16. 5. 1949, N s (EBD., C A W 2 9 ) .

122

123

Ns (Entwurf): EBD., C A W 318. EBD. Vorsitzende: Ohl, Engelmann, Schweitzer, Münchmeyer. 12! Nur die vierte Kommission legte schließlich ein Memorandum über „Kirche und Staat auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege" vor, das im wesentlichen auf Stratenwerth zurückging. In der Diskussion zwischen Hilfswerk und Innerer Mission hat auch diese Denkschrift nicht gewirkt, weil die Vertreter des Zentralbüros sich abgesehen von einer schriftlichen Stellungnahme Collmers (2.12. 1949: EBD., C A W 322) an den Ausschußsitzungen nicht beteiligt hatten und sie der GFK erst im Mai 1950 vorgelegt wurde (GFK 5./6. 6.1950, Ns: EBD., C A W 318). Text und Entwürfe der Denkschrift mit Stellungnahmen Collmers, Merzyns, Vöhringers, Martin Gerhardts: EBD., C A W 322. 124

126

EBD.

Hilfswerk und Innere Mission

251

Mal erwähnt, weil ihr Präsident dem Wiederaufbau-Ausschuß angehöre, und das sei doch nur eine bedeutungslose „formelle" Konzession. Epha resümierte: „Insgesamt kann festgestellt werden, daß das Gesetz der in den Landeskirchen begonnenen Entwicklung, eine lebendige Arbeitsgemeinschaft zwischen Innerer Mission und Hilfswerk, zum Teil sogar eine Verschmelzung der beiden Werke herbeizuführen, nicht Rechnung getragen hat. Es muß sogar befürchtet werden, daß es einer weiteren Entwicklung in dieser Richtung, vor allem hinsichtlich einer engeren Verbindung beider Werke in den Zentralstellen, hinderlich sein wird." 1 2 7

Die Innere Mission müsse bemüht sein, die Entwicklung in den Landeskirchen zu fördern, zumal jetzt, wo sich beim Hilfswerk ein „gewisser Umstellungsprozeß" zeige und sogar das Problem seiner Weiterführung schon erörtert werde.128 Im übrigen hatte das Gesetz auch andere Bedenken nicht beseitigen können. Die Kontrolle der Geschäftsführung sei nicht hinreichend gewährleistet, während die EKD als Rechtsträger in unbegrenzter Höhe hafte.129 Diese Verpflichtung werde in Verbindung mit den Umlagen die Finanzkraft der Landeskirchen so strapazieren, „daß schlechterdings für die Innere Mission nichts mehr dableibt", erklärte Epha.130 Diese Befürchtung kam auch in der anschließenden Aussprache immer wieder zum Ausdruck. Es half nichts, daß Gerstenmaier, der an der Konferenz teilnahm, „darauf hinwies, daß der zweite Teil der Wichernschen Denkschrift bis heute unerfüllt sei und als gemeinsame Aufgabe vor dem HW und der IM stehe".131 Enttäuscht heißt es in dem Bericht Collmers, der ebenfalls als Delegierter des Hilfswerks anwesend war: „Auch auf diesen Hinweis zum Ausgangspunkt der IM und ihre Verpflichtung zur Erfüllung des umfassenden Erbes von Wichern erfolgte keine entsprechende Zustimmung aus der Versammlung."132 Schließlich hielt Heyne einen Vortrag über den „Verein als Organisationsform der kirchlichen Werke, insbesondere der Inneren Mission", worin er deren bekannten Standpunkt erneut bekräftigte: Es gelte nicht, die Zahl der freien Organisationen zu beschränken, sie müßten vielmehr gefördert werden, weil sie eher als die verfaßte Kirche weite Kreise für die „christliche Liebestätigkeit zu erwecken" in der Lage seien und Mittel dafür beschaffen könnten. Bei voller Eigenverantwortlichkeit sei allerdings eine „personelle Verbindung" zur verfaßten Kirche denkbar. Das war der traditionelle Standpunkt, wie ihn die Innere Mission von Beginn an gegenüber dem Hilfswerk vertreten hatte und der auch jetzt nicht auf Widerspruch stieß. Aus der 127 ,2E

EBD. EBD.

So schon Jacobi an Münchmeyer, 10. 5. 1949 (EBD.). 130

Ms (EBD.).

131

Vermerk Collmers betr. GFK am 17./18. 5. 1949 (EBD., ZB 269).

132

EBD.

252

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

Versammlung kam vielmehr der Vorschlag, den Vortrag „allen verantwortlichen Stellen der Inneren Mission im Wortlaut zugänglich zu machen, damit er besonders auch den zahlreichen kirchlichen Stellen gegenüber verwendet werden kann, die gegen die Vereinsform Stellung nahmen."133 Seit der Hundertjahrfeier der Inneren Mission im September 1948 war der Central-Ausschuß dem Hilfswerk mit zunehmendem Selbstbewußtsein gegenübergetreten, während für dieses besonders die wirtschaftlichen Probleme zugenommen hatten. Allerdings hatte der Central-Ausschuß über die Entwicklung in den Landesverbänden ebensowenig Kontrolle, wie auf der anderen Seite das Zentralbüro. Er sah sich daher veranlaßt, vor vorschnellen Änderungen im Verhältnis zur verfaßten Kirche zu warnen. Dies geschah durch ein eigenhändig von Lilje unterzeichnetes Rundschreiben an alle Landes- und Provinzialverbände vom 14. Juli 1949, worin er seine Überzeugung nochmals bekräftigte, daß die Innere Mission, um wirkliche Pionierarbeit leisten zu können, einer gewissen Freiheit von der verfaßten Kirche bedürfe. Dieser Gesichtspunkt sei jedoch in den Kirchengesetzen und Ordnungen, die mehrere Landeskirchen seit Verabschiedung der Grundordnung der EKD vom Juli 1948 erlassen hätten, nicht mit der gleichen Deutlichkeit zum Ausdruck gekommen wie der andere, ebenso wichtige, daß die Innere Mission Wesens- und Lebensäußerung der Kirche sei. Lilje ging es aber auch darum, die ausstehende Lösung auf gesamtkirchlicher Ebene nicht durch Regelungen in den Landeskirchen zu präjudizieren, und er bat, bei künftigen Regelungen vorher den Central-Ausschuß einzuschalten. So ist dieses Schreiben ebenso ein Beleg für das bei Central-Ausschuß und Landesverbänden unterschiedlich starke Interesse an der Regelung des Verhältnisses zum Hilfswerk, wie auch für sein gewachsenes Selbstbewußtsein, aus dem heraus man eine zunehmende Verbesserung der eigenen Verhandlungsposition erwarten mochte.134

m GFK, 17./18. 5.1949, Ns (Entwurf): EBD., CAW 318; dort auch „Leitsätze" zu diesem Vortrag. Vgl. auch B. HEYNE, Kirche und Verein. 134 ADW, CAW 957. Anlaß für das Rundschreiben war vermutlich das „Vorläufige Kirchengesetz über die Zuordnung der Inneren Mission zur Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck" vom 23.6. 1949, wodurch die Satzung des Landesvereins von der Genehmigung durch die Landeskirche abhängig gemacht und die hauptamtlichen Pfarrer der Inneren Mission der Dienstaufsicht des Bischofs unterstellt wurden. Seit Verabschiedung der Grundordnung der EKD hatten sonst nur Landeskirchen im Bereich der sowjetisch besetzten Zone Gesetze und Verordnungen über die Innere Mission erlassen (Kirchenprovinz Sachsen, Thüringen, Mecklenburg, Pommern, Anhalt).

Hilfswerk und Innere Mission

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c) Die Beziehungen zwischen Central-Ausschuß und Zentralbüro 1949 Hindernisse auf dem Weg zur Kooperation Die Annäherung der beiden Werke, die im Herbst 1948 mit dem Beschluß zur Bildung von „Koordinationsausschüssen" so verheißungsvoll begonnen hatte135, kam schon bald wieder ins Stocken, weil Zentralbüro und CentralAusschuß aus unterschiedlichen Gründen an einem schnellen Voranschreiten von Koordinationsverhandlungen kein sehr großes Interesse hatten. Dieses fürchtete, daß dabei grundsätzliche Positionen des Hilfswerks unberücksichtigt bleiben könnten, zu deren Annahme nach Lage der Dinge die Innere Mission nicht zu zwingen war, jener erwartete von der Zukunft eine zunehmende Schwächung der Position des Hilfswerks. Es zeigte sich dann, daß mit der Verabschiedung des Kirchengesetzes zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks auf der Synode im Januar 1949 den Befürwortern einer raschen Fusion der Schwung genommen war. Am 2. Februar 1949 tagte mit dem nordwestdeutschen der zweite der Koordinierungsausschüsse und stellte fest, daß es gegenwärtig „nicht ratsam" sei, „das endgültige Verhältnis von HW und IM rein konstruktiv durch eine rechtliche Formulierung festlegen zu wollen". Dafür seien die Verhältnisse viel zu unterschiedlich. Man müsse aber „auf dem Gebiet der praktischen Arbeit eine immer weiter greifende Verständigung und Annäherung, Zusammenarbeit und, soweit möglich, Verschmelzung" anstreben. Gemeint war damit aber nur, daß sich CentralAusschuß und Zentralbüro regelmäßig über den Stand ihrer Arbeit unterrichten, „vor Inangriffnahme neuer Arbeiten sich gegenseitig verständigen und für eine einheitliche Vertretung nach außen Sorge tragen"136 sollten. An eine Fusion in naher Zukunft war nicht mehr gedacht, nicht nur der praktischen Schwierigkeiten, sondern auch der „durch das Gesetz für die nächsten zwei Jahre geschaffenen Rechtslage"137 wegen. Mit dem Erlaß des Kirchengesetzes entfiel die Nötigung zur Verständigung, und so ist es nicht verwunderlich, daß es 1949 nicht mehr zu den ausstehenden Sitzungen des östlichen und des „zentralen" Koordinierungsausschusses gekommen ist. Während beide Seiten die eigene Stellung zu festigen suchten, kühlten die Beziehungen, durch verschiedene Konflikte zusätzlich auf die Probe gestellt, so stark ab, daß Zentralbüro und CentralAusschuß am Jahresende noch nicht einmal so weit waren, daß sie alle wichtigen Rundschreiben ausgetauscht hätten.138 Schon in Münchmeyers Skizze zu Liljes Grundsatzrede über den künftigen Kurs der Inneren Mission war angeklungen, daß das Monopol des m 136 137

Vgl. oben S. 222f. Ns (ADW, CAW 1006). EBD.

Vgl. Collmer an Münchmeyer, 2.12. 1949 (EBD., CAW 322).

254

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

Hilfswerks für die Auslandsbeziehungen nicht länger als selbstverständlich hingenommen werden solle.139 Als bald darauf das Zentralbüro eine Konferenz von Vertretern kirchlicher Werke und der Inneren Mission nach Stuttgart einberief, um einen „Austausch über die gegenwärtigen Nöte und Schwierigkeiten und besonderen Wünsche der Werke im Blick auf Auslandsspenden und Sammlungserträgnisse"140 zu führen, und dazu nicht nur den Central-Ausschuß, sondern auch diesem angeschlossene Verbände einlud, wurde das in der Inneren Mission mit Argwohn aufgenommen. Rechtzeitig vor der Zusammenkunft erklärte der Central-Ausschuß vorsorglich, daß es sich gewiß nur um eine „zwanglose Fühlungnahme" handeln werde. Nebenbei machte er einen Vorschlag, der an die Grundlagen des Hilfswerks rührte: Auch von ökumenischer Seite werde die Frage erörtert, „ob man nicht überhaupt in Zukunft wegen der Erbittung und Verteilung ausländischer Spenden ein Gremium einschalten sollte, in dem die Werke und Verbände der Kirche vertreten sind und das etwa vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland einzusetzen wäre". Bei diesem Gremium liege dann die „moralische Verantwortung", und das sei dem Hilfswerk sicher eine willkommene Entlastung.141 Selbstverständlich wies das Zentralbüro dieses Ansinnen unter Verweis auf den erklärten Willen der ausländischen Spender zurück.142 Dem Central-Ausschuß war damit aber durchaus ernst, und die Forderung wurde noch im Mai 1949 auf einer Geschäftsführerkonferenz wiederholt. Dort hieß es, die Monopolstellung des Hilfswerks sei für die Innere Mission „schwer tragbar", und die Verteilung der Auslandsspenden müsse einem „objektiven", vom Rat der EKD bestellten Gremium übertragen werden".143 Als der 1933 emigrierte frühere schlesische Pfarrer Frederick J. Forell, ein erklärter Gegner des Zentralbüros144, bald darauf anbot, als „Auslandsagent" in den Vereinigten Staaten für den Central-Ausschuß tätig zu werden, ging dieser sofort darauf ein.145 Allerdings blieb die Beauftragung Forells ohne größere praktische Konsequenz, und zur erhofften Wiederbelebung der Tradition der „Auslands-Agenten" des Central-Ausschusses146 hat sie nicht geführt. Mit dem Rückgang der Bedeutung der Auslandsspenden wurde dem Central-Ausschuß die Monopolstellung des Hilfswerks bei deren Verteilung in den folgenden Jahren aber immer leichter erträglich.

Vgl. oben S. 247f. So CA-Vorsund, 28. 3. 1949, Ns (ADW, CAW29). - Vgl. auch die Einladung des Zentralbüros vom 15. 2. 1949 (EBD., CAW 997). 141 Engelmann an ZB, 10. 3. 1949 (EBD.). 14! Vgl. CA-Vorstand, 28. 3. 1949 Ns (EBD., CAW 29). 143 GFK, 17./18. 5. 1949. Referat Ephas über das Hilfswerk-Gesetz, Ms (EBD., ZB 268). 144 Vgl. Forells Schriftwechsel mit Niemöller (LKA DARMSTADT, 62/3218a/10). 145 CA-Vorstand, 16.5. 1949, Ns (ADW, CAW 29). Vgl. auch CA-Vorstand, 27. und 29.9. 1949, Ns (EBD.). 146 Vgl. M. GERHARDT, Ein Jahrhundert, Bd. 1, S. 187 und 258f. 140

Hilfswerk und Innere Mission

255

Ein „Symptom für die nicht funktionierende Arbeitsgemeinschaft zwischen Innerer Mission und Hilfswerk" 147 , zugleich aber auch für die geschwächte Stellung des Hilfswerks, war auch der Streit über die Frage, ob das Hilfswerk ein Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege sei. Der CentraiAusschuß wünschte - es ging um eine Liste der Spitzenverbände, die das Bundesfinanzministerium herausgeben wollte - die Formulierung „der Central-Ausschuß . . . einschließlich des Hilfswerks.. ."148 und hielt dem Zentralbüro dessen eigenen Grundsatz vor: Das Hilfswerk besitze keine eigene Rechtspersönlichkeit, sondern sei Sondervermögen der evangelischen Kirche und könne mithin nicht Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege sein. Der kirchliche Wiederaufbau gehöre überhaupt nicht in den Bereich der Wohlfahrtspflege.149 Krimm war für diese Argumente durchaus aufgeschlossen und stimmte sogar dem Formulierungsvorschlag des CentraiAusschusses zu. Aber damit hatte er bei Gerstenmaier „gar kein Glück". Dieser glaubte nämlich, das geplante Verzeichnis werde „Anhaltspunkt und Regulator" für künftige staatliche Mittelzuweisungen, und es bestehe die Gefahr, daß „jede staatliche Subvention für kirchliche Wohlfahrtseinrichtungen und diakonische Anstalten der Kirche rundweg dem CA ausgehändigt würde". 150 Entsprechend energisch schrieb er am 31. Oktober 1949 Münchmeyer: „Ich bin natürlich nicht in der Lage, Ihrer Forderung zuzustimmen. Das Hilfswerk . . . hat zwar keinen Wert darauf gelegt, de jure als Verband der freien Wohlfahrt angesehen zu werden. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß das Hilfswerk seiner Natur, seiner Größe und seiner Arbeit n a c h . . . selbstverständlich zu den Spitzenverbänden gezählt werden m u ß . . . Ich werde bei dem Herrn Bundesfinanzminister die Forderung erheben, ganz unabhängig von dem Votum des CentraiAusschusses den bestehenden Tatsachen Rechnung zu tragen... Über den Zwirnsfaden der eigenen Rechtspersönlichkeit werden wir dabei gewiß nicht stolpern." 15 '

Der Central-Ausschuß blieb unverändert entschlossen, in der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege wie bisher die Vertretung der evangelischen Seite wahrzunehmen 152 , während das Zentralbüro weiterhin am Anspruch auf Spitzenverbandsqualität festhielt, doch konnte schließlich ein Kompromiß gefunden werden.153 "" So Vermerk Münchmeyers betr. Telephonat mit Gerstenmaier, 7.11. 1949 (ADW, CAW 1009). 148 Münchmeyer an die Kirchenkanzlei, 19.10.1949 und an die Verwaltung für Finanzen des Vereinigten W i r t s c h a f t s g e b i e t s , 1 9 . 1 0 . 1 9 4 9 (EBD.). 149 M ü n c h m e y e r a n G e r s t e n m a i e r , 2 2 . 1 0 . 1 9 4 9 (EBD.). 150

Krimm an Herntrich, 15.11. 1949 (EBD.).

M

EBD.

152

Vgl. Vermerk Münchmeyers betr. Besprechung mit Brunotte am 5.12.1949,9.12.1949

(EBD.). 155

Vgl. Vermerk Güldenpfennigs, 21.11. 1950 (EBD.). Weiterer Streit wurde dadurch

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Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

Zu einer weiteren Auseinandersetzung zwischen den beiden Werken kam es, als der Rat der EKD am 6. September 1949 einen Bericht Münchmeyers und Wenzels über die ernste Finanzlage der Anstalten und Einrichtungen der Inneren Mission in der sowjetischen Zone entgegennahm und ein von Wenzel verfaßtes Memorandum, worin die Summe von 0,6 Millionen DM erbeten wurde, mit einem empfehlenden Begleitschreiben an die Landeskirchen verschickte.154 Dieser Kollekten-Aufruf wurde im Zentralbüro mit Ingrimm aufgenommen. „Wozu haben wir eigentlich in der EKD ein Hilfswerk?" kommentierte Berg und versah Wenzels Aufruf, der in seiner emotionalen Färbung zur Kritik allerdings herausforderte, mit sarkastischen Randbemerkungen.155 Gerstenmaier protestierte telegraphisch bei Dibelius und bat dringend, die Aktion in den seit Wochen vorbereiteten „Osthilfeplan" des Zentralbüros einzuordnen.156 Von der Kirchenkanzlei erhielt er jedoch am 17. Oktober die Auskunft, daß erstens die Innere Mission nicht warten könne, zweitens die Pläne des Hilfswerks von der Aktion nicht berührt würden und drittens weder Rat noch Kanzlei von einem Osthilfeplan des Hilfswerks wüßten.157 Tatsächlich mußte das Zentralbüro einen Monat später intern zugeben, daß es in Wirklichkeit noch gar keinen „Osthilfeplan" gab.158 Obwohl die Proteste des Hilfswerks gegen die Bevorzugung der Inneren Mission, die in der Empfehlung ihres Kollektenaufrufes durch den Rat der EKD zum Ausdruck kam, keinen Erfolg hatten159, erhielt das Hilfswerk in dieser Angelegenheit in gewisser Weise aber doch Recht. Nicht nur die Innere Mission, sondern die gesamte Kirche stand in der D D R vor Finanzproblemen. Die Konferenz der Finanzreferenten der Gliedkirchen der EKD forderte deshalb schon im Oktober einen einheitlichen Plan, „der die Zweige der kirchlichen Verwaltung, des Unterrichts und der Liebestätigkeit" umfasse.160 Daraufhin wurde beschlossen, unter Einschluß von Vertretern des Hilfswerks und der Inneren Mission einen Ausschuß zu bilden, der die Hilfsmaßnahmen koordinieren und die Verteilung der von den westlichen

vermieden, daß das fragliche Verzeichnis die Spitzenverbände nicht eigens hervorhob. Vermerk Münchmeyers, 7.11. 1949 und Rundschreiben an den CA-Vorstand, 14.11. 1949 (EBD.). 154 Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Kirchenleitungen in den Westzonen, 3.10. 1949 (EBD., ZB 268). Zur Vorgeschichte vgl. EBD., C A W 61. , i s EBD., ZBB 1507. 156 Gerstenmaier an Dibelius, 10.10. 1949 (EBD., ZB 268). 1 5 ' Brunotte an Gerstenmaier, 17.10. 1949 (EBD.). 1 5 ! Berg wies in einem Schreiben an das Zentralbüro am 29.11. 1949 darauf hin, daß es allenfalls um eine Intensivierung der Arbeit gehen könne, und warnte davor, daß der „volltönende Name" unerfüllbare Erwartungen und politische Mißverständnisse provozieren könne und besser aus dem Vokabular des Hilfswerks getilgt werde (EBD., ZBB 1507). 159 Vgl. Schriftwechsel zwischen Grüber und Dibelius, Okt./Nov. 1949 (EBD., ZB 268). 160 Beschlüsse der Finanzreferentenbesprechung am 13./14.10. 1949 (EBD., ZBB 1507).

Hilfswerk und Innere Mission

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Gliedkirchen einkommenden Mittel vornehmen sollte.161 Der Streit zwischen Hilfswerk und Innerer Mission war damit beigelegt. Es wurde aber auch deutlich, daß die Koordinierung der innerdeutschen zwischenkirchlichen Hilfe nicht mehr allein Aufgabe des Hilfswerks war, das von Anfang an die „Osthilfe" stark betont hatte.162 Innere Mission und Diakonie der Gemeinde So sehr der Central-Ausschuß dem Hilfswerk mit gestärktem Selbstbewußtsein entgegenzutreten begann und so wenig er auch Auseinandersetzungen scheute, so viel mußte ihm daran liegen, auf die Entscheidungen über die Zukunft des Hilfswerks Einfluß zu nehmen. Das war aber zumal nach dem Einschlafen der Koordinationsausschüsse nicht möglich, solange das Zentralbüro dazu keine konkreten Vorschläge machte. Die Innere Mission ergriff daher die Gelegenheit, durch eine Diskussion des Presseischen Entwurfes zur Ordnung der Diakonie auf der Ebene der Gemeinden und Bezirke Stellung zu nehmen. Im November 1949 trug Pressel die Grundgedanken seines Entwurfs der Südwestdeutschen Konferenz für Innere Mission163 vor. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der es hieß, der Entwurf sei „eine brauchbare Grundlage für die Neuordnung des Diakonats in unserer Kirche" und sein Anliegen und seine Grundgedanken würden gebilligt. Man sehe darin „einen guten Weg zu dem dringend notwendigen engeren Zusammengehen von Hilfswerk und Innerer Mission" und empfehle, „sich um solche Neuordnung in allen Landeskirchen ernstlich zu bemühen".164 Nun war aber der Central-Ausschuß, der in Presseis Entwurf nicht etwa die Grundlage für eine Neuordnung der Gemeindediakonie, sondern nur 161

Krimm an Berg betr. Sitzung des EKD-Finanzbeirats am 12.1.1950,14.1.1950 (EBD.,

ZB 268). 162 Vgl. oben S. 88ff. ' " Der Südwestdeutschen Konferenz für Innere Mission, gegründet 1864, aus deren Landesausschüssen in Baden, Hessen und der Pfalz die Landesvereine für Innere Mission hervorgegangen sind, gehörten ferner die Evangelischen Vereine für Innere Mission in Nassau und in Frankfurt, der Landesverband der Inneren Mission in Württemberg und seit den zwanziger Jahren auch der Landesverein für Innere Mission in Hessen-Kassel bzw. Kurhessen-Waldeck an. Nach dem Vorbild der Südwestdeutschen Konferenz bildete sich 1941 auch eine Nordwestdeutsche Konferenz für Innere Mission, an deren Tagungen die Geschäftsführer der Landesverbände in der britischen Zone teilnahmen. (Vgl. HANDBUCH S. 75) Beide Konferenzen waren in den ersten Nachkriegsjahren wichtige regionale Gesprächsforen der Inneren Mission. Im Bereich des Hilfswerks hatten die Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerk-Bevollmächtigten der Landeskirchen in der britischen Zone und die Besprechungen, zu denen das Zentralbüro-Ost in Berlin die Hilfswerk-Bevollmächtigten seines Bereichs versammelte, eine ähnliche Funktion (vgl. oben S. 97f. und 186, Anm. 87). Resolution der Südwestdeutschen Konferenz, 1.11. 1949, (ADW, C A W 1006). - Vgl. auch oben S. 221 f.

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eine Grundlage für eine Diskussion darüber sah, ebensowenig wie das Zentralbüro an einer schnellen Annahme des Entwurfes interessiert.165 Er ließ daher die Absicht fallen, die nächste Geschäftsführerkonferenz, bei der das Thema „Diakonat der Gemeinde" im Mittelpunkt stehen sollte, mit einer Tagung der Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks oder des WiederaufbauAusschusses zusammenzulegen: Man wolle das Thema, nachdem auch das Hilfswerk so verfahren sei, zunächst lieber intern beraten, „bevor es in einer noch zahlreicheren Konferenz der Inneren Mission und des Hilfswerks behandelt wird".166 Die Geschäftsführerkonferenz, es war die erste gesamtdeutsche Tagung dieser Art seit Kriegsende, fand am 24./25. Januar 1950 in Berlin statt. Wenige Tage zuvor hatte auch die Nordwestdeutsche Konferenz für Innere Mission nach mehrmaliger Beratung einen Entwurf für „Richtlinien für den Diakonat der Kirche" verabschiedet, und diese Richtlinien wurden nun zusammen mit Presseis Entwurf von Münchmeyer in einem längeren Referat vorgestellt. Münchmeyer distanzierte sich darin von der positiven Resolution der Südwestdeutschen Konferenz, zumal diese nur die Präambel, nicht aber den ganzen Text Presseis diskutiert habe. Aus den Richtlinien der Nordwestdeutschen Konferenz, mit denen er ebenfalls nicht völlig einverstanden war, hob er zwei Punkte hervor: Erstens werde zu Recht die persönliche Hilfe gegenüber den weiter gespannten Aufgaben sozialpolitischer Natur betont: „Neutestamentlich gesehen hat der Diakonat der Gemeinde tatsächlich mit solcher ,täglichen Handreichung' zu tun, nicht dagegen, oder doch nicht eigentlich,... mit dem, was wir den Öffentlichkeitswillen der Kirche, ihre politische Verantwortung, ihr sozialpolitisches Wollen und Handeln nennen .. .".Nicht jede Kirchengemeinde könne ihre „Stammtisch-Sozialpolitik" treiben. Zweitens betonte er, daß der nordwestdeutsche Richtlinienentwurf nicht nach einem neuen Amt rufe, sondern daß „vielmehr ein Kreis von freiwilligen H e l f e r n . . . gesammelt werden" solle. Man dürfe nämlich nicht das Pfarramt und das diakonische Amt „parallel schalten" wollen. Auch biblisch sei diese Forderung nicht begründet:167 „Wenn heutzutage immer wieder behauptet w i r d . . . , das Amt des diakonischen Dienstes stehe gleichberechtigt neben dem Amt der Verkündigung, so ist das einfach schriftwidrig." Es gehe vielmehr darum, „den Helferwillen der Gemeinde selber zu wecken und dem geistlichen Amtsträger einen Helferkreis zu gewinnen", wobei in großstädtischen Gemeinden auch an hauptamtliche Kräfte mit einer 165

Vgl. Schriftwechsel Münchmeyer/Ziegler betr. Resolution der Südwestdeutschen Konfe-

r e n z (EBD.). M ü n c h m e y e r a n Z B , 1 5 . 1 2 . 1949 (EBD.). 167

Der Diakonat werde 1. Korinther 12 nicht erwähnt, und in Apostelgeschichte 6 gehe es um einen Helferkreis zur Entlastung der Apostel in bezeichnenderweise großstädtischen Verhältnissen. M s (EBD., C A W 1007).

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Geschäftsstelle gedacht werden könne. Münchmeyer wandte sich dagegen, daß zum „Pastorat" nun auch noch das „Diakonat" kommen müsse. Ob man nicht gut deutsch von der „Liebesarbeit der Gemeinde" sprechen könne?168 Vor allen Dingen aber, unterstrich Münchmeyer am Schluß kritisch, könne man den Diakonat der Gemeinde „nicht projektieren, mobilisieren, fabrizieren, überhaupt nichts ins Leben rufen... Zur Verwirklichung der Liebesarbeit in der Gemeinde tut nicht Organisation in erster Linie not, sondern das inständige Gebet."169 In der regen Aussprache zeigte sich, daß keineswegs alle Geschäftsführer Münchmeyers Reserve teilten.170 Ohne auf die vorliegenden Entwürfe im einzelnen einzugehen, wurde dann aber sein Vorschlag akzeptiert, die Frage dem zentralen Koordinierungsausschuß, dessen Zusammentritt seit fast einem Jahr fällig war171, zu überweisen. Münchmeyer teilte dem Zentralbüro am 4. Februar 1950 mit, die Beratungen hätten gezeigt, „daß sich die Innere Mission mit dem paragraphierten Presseischen Entwurf, der eine feste Organisierung des ,Diakonats der Gemeinde' vorsieht, nicht befreunden" könne: „ D i e I n n e r e Mission gibt d a r u m d e r Bitte u n d E r w a r t u n g A u s d r u c k , d a ß d e r W i e d e r a u f b a u a u s s c h u ß . . . einen solchen E n t w u r f . . . nicht a u f g r u n d eines Beschlusses d e n L a n d e s k i r c h e n offiziell z u r E i n f ü h r u n g empfiehlt. D i e I n n e r e Mission w ü r d e es b e d a u e r n , w e n n sie sich sonst g e z w u n g e n sähe, d e n L a n d e s k i r c h e n v o n ihrer a b w e i c h e n d e n M e i n u n g K e n n t n i s z u geben." 1 7 3

Es ist möglich, daß er sich zu dieser unüblichen Deutlichkeit genötigt sah, weil bei Abfassung des Schreibens bereits bekannt war, daß Gerstenmaier dem Verwaltungsrat des Hilfswerks erklärt hatte, er wolle die Umwandlung des Hilfswerks in das „Diakonische Amt der Kirche" betreiben und der bevorstehenden Synode der EKD entsprechende Vorschläge machen.173 Das mußte den Central-Ausschuß alarmieren und die Gespräche, mit denen es ihm bisher nicht eilig gewesen war, dringlich erscheinen lassen. Umgekehrt konnte sich das Zentralbüro von Gesprächen mit der Inneren Mission bei deren bekannten Standpunkt wenig versprechen. Es antwortete daher auf den Vorschlag, den zentralen Koordinierungsausschuß mit dem „Diakonat 168 „In Eisenach Kirchenversammlung 1948 hat man, als das Wort .Diakonat' in die Grundordnung aufgenommen wurde, durchaus nicht mit Sicherheit gewußt, ob es der Diakonat oder das Diakonat heißen müsse. Man hat sich dann auf den Diakonat geeinigt. Wahrscheinlich stillschweigend, damit nicht auch in diesem Punkte noch eine Uneinigkeit zu verzeichnen ist."

(EBD.). 169

170

EBD.

N s (EBD., C A W 318). Vgl. auch „Die erste gemeinsame Geschäftsführerkonferenz", in: IMis40, 1950, H . 2, S. 17f., wo anders als in der N s die skeptischen Äußerungen stärker hervorgehoben werden. 1.1 Vgl. oben S. 221. 1.2 EBD., C A W 1006. 173 Vgl. unten S. 261.

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der Gemeinde" zu befassen, nur zurückhaltend, und auf die Frage, wie der „Diakonat" auf gesamtkirchlicher Ebene geordnet werden solle - auf die Zukunft des Zentralbüros und seines Verhältnisses zum Central-Ausschuß also - , ging es überhaupt nicht ein.174

3. Vom Zentralbüro zum „Diakonischen Amt der EKD'? a) Die Diskussion um das Hilfswerk vor der Synode 1950 Erste Äußerungen des Zentralbüros zur Zukunft des Hilfswerks und ihre Aufnahme Während des Jahres 1949 hatte das Zentralbüro in mancherlei Weise die Diskussion über Fragen der Diakonie forciert, ohne sich zu der Frage zu äußern, was nach Ablauf des Kirchengesetzes zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks vom 13. Januar 1949 geschehen solle. Es war aber nur konsequent, wenn - zunächst intern - der Gedanke aufgeworfen wurde, das Zentralbüro in ein „Diakonisches Amt der EKD" als institutionelle Ausformung des immer wieder geforderten „Diakonats der Kirche" umzuwandeln. In einem Vermerk Krimms vom 17. November 1949 findet sich die Bemerkung: „Nehmen wir an, daß aus dem ZB des Hilfswerks allmählich ein diakonisches Amt der EKD erwachsen wird, müßten wir schon jetzt darauf Bedacht nehmen, in unserem Personaletat alle jene Referentenstellen aufzuführen, die auch in Zukunft für ein nach allen Richtungen ausgewogenes diakonisches Amt unerläßlich sein werden."175

Diese Überlegungen entsprangen allerdings einer pessimistischen Lagebeurteilung, denn er fuhr fort: „Alles, was wir jetzt preisgeben, werden wir niemals wieder erhalten."176 Wenn sich Gerstenmaier lange mit Äußerungen zurückhielt, so lag das nicht nur an seiner Doppelbelastung seit der Wahl in den Deutschen Bundestag, sondern auch daran, daß er ebenfalls unschlüssig war. Vor allem zweifelte er an der Bereitschaft der EKD, „dauerhaft und zuverlässig an der praktischen Verwirklichung großer sozialpolitischer Aktionen mitzuwirken", die allemal mehr erforderten, „als die zahlreichen und immer billiger zu habenden Wörter zur Lage".177 Er hatte sich gerade erst sehr skeptisch über die

174 175

Collmer an Münchmeyer, 14.2.1950 (ADW, CAW 1006). Vgl. unten S. 261. ADW, ZB 51.

176

EBD.

177

Gerstenmaier an Grüber, 3 0 . 1 1 . 1950 (EBD., Z B 13).

Vom Zentralbüro zum „Diakonischen Amt der EKD"?

261

Zukunftsaussichten des Hilfswerks geäußert17 8 , als er am 31. Januar 1950 vor dem Verwaltungsrat erklärte, von den drei Möglichkeiten für die Zukunft des Hilfswerks - Verlängerung des Kirchengesetzes, Liquidation und Weiterführung einzelner Aufgaben in freieren rechtlichen Formen oder Umwandlung in das „Diakonische Amt der Kirche" - bevorzuge er die dritte und werde im April der EKD-Synode entsprechende Vorschläge unterbreiten.179 Ob er über Nacht zu einer positiven Lagebeurteilung gekommen war oder sich zu einer Politik des „Alles oder nichts!" entschlossen hatte, muß offen bleiben.180 Der Central-Ausschuß war durch diese Ankündigung um so mehr beunruhigt, als das Zentralbüro gleichzeitig auf den Vorschlag, die Fragen des Diakonats der Gemeinde im nun endlich einzuberufenden zentralen Koordinationsausschuß vorklären zu lassen, nur zurückhaltend reagierte.181 Münchmeyer richtete daraufhin am 22. Februar 1950 einen weiteren, drängenden Brief an das Zentralbüro und warnte davor, das Thema „Diakonat der Kirche" vor die Synode zu bringen: „Wir halten dieses Thema zur Behandlung vor diesem Gremium nicht für spruchreif, solange es nicht zu einem mündlichen Austausch zwecks eines Ubereinkommens zwischen dem Zentralbüro und dem Central-Ausschuß... gekommen ist. Im Hinblick auf die Grundordnung, Artikel 15 . . . scheint uns das unerläßlich zu sein. Eine Behandlung dieses Themas bei der Synode der EKD . . . ohne sehr gründliche Vorbereitung durch gemeinsame Besprechungen zwischen Innerer Mission und Evangelischem Hilfswerk müßten wir ablehnen." 182

Collmer antwortete am 3. März recht kühl, ein Besprechungstermin könne in der vom Central-Ausschuß gewünschten Eile nicht festgelegt werden, zumal noch gar nicht entschieden sei, ob man den Entwurf Presseis für eine geeignete Gesprächsgrundlage halte und welche Richtlinien den Hilfswerkvertretern in einem zentralen Koordinierungsausschuß mitzugeben seien. Aber auf der EKD-Synode würden über den „Diakonat der Gemeinde" wohl kaum Beschlüsse gefaßt werden, und was dort über den „Diakonat der verfaßten Kirche" verhandelt werde, gehe die Innere Mission nichts an. Gewiß werde Gerstenmaier in seinem Bericht auch auf die Zukunft des Hilfswerks eingehen, heißt es in dem Brief weiter, und dabei werde dessen „Weiterführung zu einem diakonischen Amt naturgemäß den Mittelpunkt der Erörterung" bilden: „Wie Sie wissen, hat das H W von Anfang an vertreten, daß das Diakonat in unserer Zeit eine unabweisbare Aufgabe auch der verfaßten Kirche ist, die nicht mehr an "» 180 181 1,2

EBD.

Ns (Entwurf): EBD., 2B 71. Das zweite scheint wahrscheinlicher. - Vgl. oben S. 238. Vgl. oben S. 259. ADW, CAW1006.

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Sonderorganisationen delegierbar sein k a n n . . . Mit der Fragestellung nach dem Diakonat der verfaßten Kirche sind ja nicht die wesentlichen Bereiche der IM angeschnitten, da ja der Zentralausschuß die Zusammenfassung der freien und vereinsmäßigen F o r m der diakonischen A r b e i t . . . darstellt. Aber auch diese Frage der Beziehungen der IM zu der diakonischen Arbeit der verfaßten Kirche soll ja in den Koordinationsbesprechungen einer Klärung zugeführt werden. Aber daraus kann wohl nicht folgen, daß jede Phase des Gesprächs gegenseitig abgestimmt wird. Auch die Innere Mission hat bisher ihre Ansicht über diese Probleme ohne Fühlungnahme mit dem H W ausgesprochen. Diese gegenseitige Freiheit in der Darstellung der erkannten Verantwortung wird wohl auch weiterhin beiderseitig in Anspruch genommen werden." 1 8 3

Nach diesem Brief konnte der Central-Ausschuß der Synode nur mit äußerster Besorgnis entgegensehen. Das mag auch Liljes entschiedene Stellungnahme am 7. März 1950 im Rat der EKD mit veranlaßt haben.184 Nicht nur der Central-Ausschuß reagierte auf Gerstenmaiers Ankündigung mit Skepsis, auch Herntrich, der auf die Haltung der norddeutschen Hauptbüros beträchtlichen Einfluß hatte, richtete sich auf überraschende Vorschläge aus Stuttgart ein. Im Hinblick auf die bevorstehende Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses, die noch vor der Tagung der EKD-Synode stattfinden sollte, fragte er besorgt, ob ein konstruktiver Koordinierungsplan für Innere Mission und Hilfswerk vorhanden sei, den man nötigenfalls solchen Überraschungsvorschlägen entgegensetzen könne. „Gehen wir unvorbereitet nach Frankfurt, so wird es dort gehen, wie es bisher auf den Tagungen des Wiederaufbauausschusses immer gegangen ist."185 Er irrte freilich insofern, als Gerstenmaier, dessen Pläne noch nicht spruchreif waren, den Wiederaufbau-Ausschuß mit diesen Fragen gar nicht zu befassen gedachte.186 Auf Herntrichs Veranlassung beschäftigten sich die HilfswerkBevollmächtigten aus der britischen Zone am 28. Februar 1950 ausführlich mit dem Problem. Dabei wurde konstatiert, es sei dem Zentralbüro nicht gelungen, der Entwicklung in den Landeskirchen eine gewisse Einheitlichkeit zu geben. Das vorläufige Hilfswerk-Gesetz vom 13. Januar 1949 sei von der Entwicklung überholt. Einig war man sich aber auch, daß unverzüglich alles zur „Aufrichtung des Diakonats" in die Wege geleitet werden müsse. In dem Bericht, den Herntrich am 2. März 1950 über diese Sitzung an Gerstenmaier gab, heißt es dazu, es sei deutlich geworden, daß dies nicht nur eine „Umwandlung des Hilfswerks" bedeute, sondern auch „die Einordnung der Inneren Mission", die „weithin von einer Fiktion lebe, wenn sie sich so gebärde, als könne sie eigenständig aufgrund eigener Opferkraft organisatorisch in Freiheit neben der Kirche stehen".187 Das war nun keineswegs im 185 18S 1,6 1!,

184 Vgl. unten S. 263. EBD. Herntrich an Pawlowski, 23.2. 1950 (LKA HAMBURG, N H 34). Vgl. Gerstenmaier an Grüber, 30.1.1950 (ADW, ZB 13).

EBD.

Vom Zentralbüro zum „Diakonischen Amt der EKD"?

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Sinne Münchmeyers, der an der Sitzung der Bevollmächtigten teilgenommen hatte und in einem Schreiben an Lilje besorgt kommentierte: „Die Innere Mission würde damit aufhören, freies kirchliches Werk zu sein."188 Herntrichs Stellungnahme implizierte jedoch keineswegs die Übernahme des Hilfswerk-Theologumenons vom minderen ekklesiologischen Rang des „Vereins". Er meinte in diesem Zusammenhang nämlich, daß nur eine „Handstand-Theologie" die Körperschaft öffentlichen Rechts als die „kirchlichere Form" deklarieren könne.189 Die Tagung des Wiederaufbau-Ausschusses war für Mitte März 1950 vorgesehen. Aber im Rat der EKD fürchtete eine Mehrheit offenbar, Gerstenmaier, der sich bisher zu seinen Plänen für die Zukunft des Hilfswerks noch nicht geäußert hatte, könne dort Beschlüsse herbeiführen, die man nicht zu billigen vermöge. Obwohl sich Dibelius dagegen sträubte, beschloß der Rat daher noch am 7. März, daß die Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses abgesagt werden solle.190 Gerstenmaier wurde mitgeteilt, man halte es für „unzweckmäßig", daß sich der Wiederaufbau-Ausschuß mit Plänen zur Neuordnung des Hilfswerks befassen solle, die der Rat selbst noch gar nicht kenne. „Es bestand der lebhafte Wunsch, zunächst einmal Ihr Memorandum über die zukünftige Entwicklung des Hilfswerks kennenzulernen und Ihren Vortrag darüber zu hören."191 Gerstenmaier solle auf der nächsten Ratstagung persönlich referieren und dann unter Berücksichtigung der Aussprache im April der EKD-Synode berichten. Zugleich aber nahm der Rat dem Hilfswerk die Initiative in der Diskussion um dessen Zukunft aus der Hand und beschloß, die Synode um die Bildung eines Ausschusses zu bitten, der dem Rat „eine Vorlage für die künftige Ordnung der mit dem Hilfswerk zusammenhängenden Fragen" erarbeiten solle. Erst dann solle der Wiederaufbau-Ausschuß tagen.192 Eine extreme Position hatte Lilje in der Ratssitzung vertreten, indem er kurzerhand vorschlug, das Hilfswerk aufzulösen. Auf den Einwand, bestimmte Aufgaben könnten nur vom Zentralbüro wahrgenommen werden, hatte er erwidert, dazu sei der Central-Ausschuß durchaus in der Lage, wenn man ihn nur mit einem vergleichbaren Etat ausstatte.193 Da Lilje sich nicht durchsetzen konnte und da Gerstenmaier ohnehin nicht vorgehabt hatte, den Wiederaufbau-Ausschuß über die Zukunft des Hilfswerks beraten zu lassen19\ war die Entscheidung des Rates für das Zentralbüro sogar noch erträglich. 1.3.1950 (EBD., CAW1006). Herntrich, 2. 3.1950 (EBD., ZB 13). 190 Vgl. Dibelius an Gerstenmaier, 17. 3. 1950 (EBD., ZB 60). 191 Brunotte an Gerstenmaier, 8. 3. 1950 (EBD.,). 1,2 Rundschreiben des Rates an Landeskirchen und Zentralbüro, 8. 3. 1950 (EBD.). 193 So Münchmeyer, „Einleitung der Besprechung... am 4. und 5. April 1950 . . ( E B D . , CAW 1007). 194 Vgl. Gerstenmaier an Grüber, 30.1. 1950 (EBD., ZB 13) und Vermerk Collmers, 10.3. 1950 (EBD., ZB 60). 189

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Veranlaßt durch den Wunsch des Rates, schon vor der Tagung der EKD-Synode über Gerstenmaiers Pläne unterrichtet zu werden, entstand im März 1950 im Zentralbüro ein „Memorandum über die zukünftige Entwicklung des Hilfswerks"195, in dem Krimm vier mögliche Varianten erörterte. Als erste Möglichkeit wird die Verlängerung des Hilfswerk-Gesetzes vom 13. Januar 1949 und die Weiterarbeit des Zentralbüros in kleinerem Rahmen genannt. Bei einer Liquidierung, dies die zweite Möglichkeit, müßten die Tochtergründungen auf eigene Füße gestellt werden; es sei auch zu erwarten, daß einige Landeskirchen ihr Hilfswerk beibehielten, so daß, da ein Zusammenschluß dieser landeskirchlichen Hilfswerke wahrscheinlich sei, „eine Ersatzgründung für das ZB zu erwarten wäre". Als dritte Möglichkeit nennt er die Übertragung alles dessen, „was nicht rein kirchlichen Charakter trägt", also der Wirtschaftsbetriebe, auf einen Verein, der als „Sozialpolitische Gesellschaft" firmieren könne.196 Als vierte Möglichkeit nennt Krimm schließlich die „Umwandlung des Hilfswerks in das Diakonat der Kirche" durch Beschluß der Synode. Geschehe das, dann werde deutlich, daß die Synode die bisherige Arbeit des Hilfswerks „als eine ureigene und unverlierbare Verpflichtung der Kirche anzuerkennen und zu tragen" bereit sei. Bei dieser Lösung könnten die bisherigen Organe des Hilfswerks in veränderter Form weiter bestehen und die „Archidiakone" der Landeskirchen einen „diakonischen Ausschuß der EKD" bilden, dessen Vorsitzender als „Archidiakon der EKD" dem Rat angehören müsse. Zwischen dem Central-Ausschuß und dem zum „Diakonischen Amt umgewandelten bisherigen Zentralbüro" müsse eine Flurbereinigung stattfinden, nach der alle in den Bereich der Gemeindediakonie fallenden Aufgaben bei diesem197, alle in den Bereich der Anstaltsdiakonie fallenden hingegen bei jenem lägen. Im Sinne des Hilfswerks war dies aber nur die Minimallösung: „Als Maximallösung sollte erreicht werden, daß der Archidiakon der EKD zugleich den Vorsitz im CA zu übernehmen hat. Für beide Zwecke des Diakonats, dem der Anstalt und dem der Gemeindemäßigkeit, stünde ihm je ein Generalsekretär mit entsprechendem Arbeitsstab zur Verfügung." Vermutlich werde man sich aber mit der „Minimallösung" einer „reinlichen Trennung" der Aufgabengebiete und Beschränkung des Central-Ausschusses auf die Anstaltsdiakonie begnügen müssen.198 Krimm, 17. 3. 1950 (EBD., ZBB 414 und ZB 51). " 6 Zur „Sozialpolitischen Gesellschaft" vgl. unten S. 288ff. u. 318f. ''7 Daß die Förderung der Gemeindediakonie keineswegs im Mittelpunkt der Aufgaben des „diakonischen Amtes" stehen sollte, geht aus der Aufzählung der Referate hervor, die Krimm für ein solches Amt für erforderlich hält: Auslandsreferat, Diakonie der Gemeinde, Werbung, Innere Verwaltung, Kirchlicher Wiederaufbau, Sozialpolitik und Fürsorge, Siedlung, Vertriebene und Flüchtlinge. Krimm, „Memorandum über die zukünftige Entwicklung des Hilfswerks", 17. 3. 1950 ( A D W , ZB 51). 195

"'

EBD.

Vom Zentralbüro zum „Diakonischen Amt der EKD"?

265

Gerstenmaier machte allerdings kurz darauf vor dem Verwaltungsrat des Hilfswerks deutlich, daß er diese Minimallösung nur unter bestimmten Bedingungen für sinnvoll halte, nur dann nämlich, wenn die Kirche zu Opfern bereit sei, die anstehenden gesellschaftspolitischen Probleme nicht nur verbal angehe, sondern sich „mit ihrer Seinshaftigkeit" hinter ihre Verlautbarungen stelle. Mit der Schaffung einer „auf Administration gestellten zentralkirchlichen Instanz" allein sei es dagegen nicht getan. Wie nicht anders zu erwarten, fand sich im Verwaltungsrat niemand, der Bedenken gegen den Plan eines „Diakonischen Amtes der EKD" geäußert hätte. Aber dessen Chancen waren von vornherein nur gering. Gerstenmaier selbst glaubte ja nicht daran, daß die Kirche bereit sei, die Voraussetzungen zu schaffen, unter denen allein er ein solches Amt für sinnvoll hielt. Am 12. April fand die nächste Sitzung des Rates der EKD statt, in der Gerstenmaier seine Pläne vortragen sollte. Aber er begnügte sich mit der Aufzählung der möglichen Alternativen, „ohne indessen seine eigene Meinung irgendwie erkennbar zu machen".199 Natürlich wurde sofort gefragt, wie er sich die weitere Entwicklung denke, worauf er seine Zurückhaltung damit begründete, daß er die Entscheidung des Rates in keiner Weise beeinflussen wolle. Er habe schon einmal, 1945 in Treysa, eine Entscheidung herbeigeführt und erfahren müssen, „daß ihm diese Aktivität als Eigenmächtigkeit und persönliches Draufgängertum ausgelegt worden sei". Noch einmal wolle er nicht „allein ,aus dem Graben treten'", während andere in Deckung blieben.200 Erstaunlicherweise gab sich der Rat mit dieser Auskunft zufrieden und beauftragte ihn, seine Pläne der Synode vorzutragen. Nur Lilje protestierte und wies „auf die erheblichen Schwierigkeiten hin, auf die die Gründung eines Diakonischen Amtes stoßen müsse. Er wünsche nicht, daß der Leiter des Hilfswerks mit allzu freundlichen Eindrücken aus dieser Sitzung fortgehe".201 Das Memorandum des Centrai-Ausschusses202, dessen Entstehung er selbst veranlaßt hatte, scheint Lilje nicht erwähnt zu haben. Der Rat beschloß in der gleichen Sitzung auch bereits Vorschläge für die Besetzung eines Ausschusses „zur Beratung der Möglichkeiten einer künftigen Ordnung des Hilfswerkes".203 Vermerk Krimms betr. Bericht Gerstenmaiers über die Sitzung des Rates am 12.4.1950, 15.4. 1950 (EBD., ZB 16). 200

EBD.

201

EBD.

202

Vgl. unten S. 266ff. 203 Merzyn an ZB, 2. 5. 1950, mit Auszug aus der Ns (ADW, ZB 16). Als Vertreter des Hilfswerks Mager, Bauer, Herntrich, für die Innere Mission Ohl, Wenzel, Happich, für die Kirchenleitungen Lilje, Meiser, Hartenstein, Held, Jürges, ferner Brunotte, Münchmeyer und Gerstenmaier „ex officio". - Am Rande der Ratssitzung deutete Meiser gegenüber Gerstenmaier an, er habe Bedenken dagegen, „daß eine so wichtige Arbeit wie die des Diakonats an eine solch schwache Organisation wie die EKD angeschlossen würde". Die VELKD biete da „stärkeren und besseren Rückhalt" (Vermerk Krimms, 15.4. 1950: EBD.). ZU den Tendenzen einer

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Die Vorbereitungen des Centrai-Ausschusses für die Synode Die Weigerung des Zentralbüros, vor Zusammentritt der Synode seine Pläne mit dem Central-Ausschuß abzustimmen, löste dort die Befürchtung aus, es plane, diese durch überraschende Vorschläge zu Beschlüssen über den „Diakonat" zu veranlassen. Man müsse befürchten, wie 1945 auf der Konferenz von Treysa und 1949 auf der Synode der EKD in Bethel im Handstreich überrumpelt zu werden.204 Lilje schlug daher unmittelbar nach der Ratssitzung am 7. März, in der er sich mit dem Vorschlag, das Hilfswerk aufzulösen, nicht durchgesetzt hatte, dem Central-Ausschuß vor, ein Memorandum für die Synodalen zu verfassen und darin zur Zukunft des Hilfswerks Stellung zu nehmen. Am 4. und 5. April 1950 kam der Kreis derjenigen zusammen, die seitens der Inneren Mission für die Teilnahme an zentralen Koordinierungsverhandlungen vorgesehen waren205, um diese Denkschrift auszuarbeiten. Ohl und Münchmeyer bereiteten sich mit umfangreichen Ausarbeitungen auf diese Sitzung vor. Ohl beschränkte sich dabei allerdings auf die Auseinandersetzung mit einem Vortrag Heids über „Bleibende Aufgaben und neue Wege des Hilfswerks", der gerade in den „Mitteilungen" des Zentralbüros erschienen war und ihn mit Spitzensätzen wie „Der Anfang des Hilfswerks ist der Anfang der gemeindlichen Diakonie" in Harnisch gebracht hatte.206 Aufschlußreicher für die Befürchtungen und Wünsche der Inneren Mission ist Münchmeyers Gesprächsunterlage.207 Zu den „mutmaßlichen Absichten des Hilfswerks" hieß es darin: Das Hilfswerk verstehe das „Diakonat der Kirche als kircheneigene Aufgabe" und wolle, möglicherweise „aufgrund der Rede des Leiters vor [der] Synode", das „caritative Handeln in die unmittelbare kirchliche Verantwortung" nehmen. Nach den bisherigen Erfahrungen seien die Aussichten „nicht schlecht", die Innere Mission ein drittes Mal zu überraschen. Sei dies nicht möglich, werde das Hilfswerk Konfessionalisierung der diakonischen Arbeit, die mit der Gründung des Lutherischen Weltdienstes Auftrieb erhielten und von denen sich auch der Central-Ausschuß bedroht fühlen mußte, vgl. unten S. 324ff. und 353. 2 0 4 Vgl. Münchmeyer, „Einleitung zur B e s p r e c h u n g . . . am 4. und 5 . 4 . 1950" (ADW, C A W 1007). 2 0 5 Braune, Wenzel, Ohl, Münchmeyer, A . Kraut, Epha, Mielke. Ferner Heyne und Ziegler als Vorsitzende der Nordwestdeutschen und der Südwestdeutschen Konferenz für Innere Mission, Wolff als Gastgeber und Engelmann. Lt. Münchmeyer an Lilje, 24. 3. 1950 (EBD., C A W 1006). 2 0 6 H . Held, Bleibende Aufgaben. E s handelte sich u m die Nachschrift eines (wahrscheinlich improvisierten) Vortrages auf der Grundlage eines Vermerks des rheinischen HilfswerkHauptgeschäftsführers Rößler ( L K A DÜSSELDORF, 1/57). - Ohl, „Zur Besprechung über ein Memorandum für die Synode in Berlin April 1950 in Hannover am 4. und 5. April 1 9 5 0 " , o . D . (EBD., C A W 1007). Vgl. auch das negative E c h o der Südwestdeutschen Konferenz auf Heids Aufsatz, 14. 3. 1950 (EBD., C A W 324). 207

Text (EBD., C A W 1007).

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„wenigstens [einen] Ausschuß zur Vorbereitung speziell eines,diakonischen Amtes'" fordern. Die „einfachsten Fragen" habe es dagegen bisher umgangen: Auflösung oder drastische Umlagekürzung. Münchmeyer wies dann daraufhin, daß das „diakonische Amt" von der bayrischen und der hamburgischen Landeskirche und wohl auch von der Vereinigten EvangelischLutherischen Kirche Deutschlands als unbiblisch abgelehnt werde208, und erinnerte an seine eigene Stellungnahme vom Januar auf der Geschäftsführerkonferenz in Berlin.209 Es folgt ein Abschnitt mit der Überschrift „Unser Plan": „Das Hilfswerk soll allmählich auslaufen", und zwar, weil die Landeskirchen in der D D R es gerade in seiner gegenwärtigen Form in erhöhtem Maße brauchten, „am besten mit völliger Verlagerung seiner eigentlichen Hilfstätigkeit nach dem Osten". Alle anderen Aufgaben seien „an die eigentlich zuständigen Stellen" abzugeben: Der „Kirchliche Wiederaufbau" an die Kanzlei der EKD, die Flüchtlingsarbeit an die EKD-Sozialkammer einer-, den Central-Ausschuß andererseits, die ökumenischen Beziehungen an das Kirchliche Außenamt oder, soweit das caritative Gebiet betreffend, ebenfalls an den CentralAusschuß. Die Übernahme von Mitarbeitern des jetzigen Zentralbüros sei dafür nicht erforderlich und „höchstens in einzelnen Fällen zu erwägen". Das „Diakonat der Gemeinde" sei zu fördern. Es habe ja schon vor dreißig Jahren durch die Gründung der Gemeindedienste der Inneren Mission oder auch im „spontanen Aufbrechen diakonischen Handelns in den Katastrophenmonaten 1945" „verheißungsvoll" begonnen. Aber ein „diakonisches Amt der Gemeinde" sei abzulehnen: „Aus Gründen der Schrift, wegen [der] Gefahr der Zweigleisigkeit, wegen Verbeamtung der Liebestätigkeit, wegen [der] Ausscheidung der evangelischen Liebestätigkeit aus der Verbandsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege, wegen des Eingriffes in vorhandene Aufgaben und Arbeiten der Inneren Mission..." Der Entwurf für ein Memorandum, den die Kommission am 4. und 5. April 1950 erarbeitete210, nahm Münchmeyers Argumente auf und verwies auf den Richtlinien-Entwurf, der von der Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission bereits gebilligt sei und jederzeit vorgelegt werden könne.211 Diese Richtlinien zögen die Grenze „zwischen der diakonischen Aufgabe, wie s i e . . . vor allem in der persönlichen Hilfe des Christen für seinen 208 Münchmeyer denkt vermutlich an die Ablehnung der „Sieben Thesen für die Wiedereinsetzung des diakonischen Gemeindeamtes" der Laienkonferenz der Ev. Akademie SchleswigHolstein vom 31.10.1949 durch die Lutherische Arbeitsgemeinschaft der Hamburger Landessynode (Ev. PRESSEDIENST, Landesdienst Nord, Nr. 26/50,31.3.1950, S. 5). Vgl. auch H.-D. WENDLAND, Gutachten. 209 Vgl. oben S. 258f. 210 Entwurf: ADW, CAW 1007. Vorentwurf: EBD., CAW 1006. 211 Gemeint war der Entwurf der Nordwestdeutschen Konferenz, den die GFK am 24./25.1.1950 nur pauschal behandelt hatte. Vgl. oben S. 258.

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notleidenden Bruder ihren Ausdruck findet, und andererseits der Mitarbeit der Kirche an den sozialpolitischen und sozialethischen Gesamtaufgaben unserer Zeit". Diese Aufgaben seien im Rahmen von Kirchengemeinde und -kreis nicht zu lösen - was das Zentralbüro auch nie behauptet hatte was nicht heiße, daß die Innere Mission sie „übersähe oder jemals vernachlässigt hätte". Zum Schluß wurde die Vorstellung zurückgewiesen, die Innere Mission habe nur institutionellen Charakter. Sie verstehe sich vielmehr „als Funktion der Kirche, deren lebendige Glieder sich zum missionarischdiakonischen Dienst in Kirche und Volk zusammenfinden". Natürlich verzichtete die Kommission darauf, die Befürchtungen und den „Plan" der Inneren Mission auszusprechen und begnügte sich damit, in der Eingangsund Schlußpassage unmißverständlich zu fordern, die Innere Mission bei der Diskussion um die Ordnung der evangelischen Liebestätigkeit zu hören und bei der Bildung des vom Rat der EKD vorgeschlagenen Ausschusses angemessen zu berücksichtigen. Auch diese Forderung sollte dann auf Liljes Wunsch in der Druckfassung des Memorandums entfallen.212 b) Das Hilfswerk auf der Synode - Berlin-Weißensee 1950 Am 23. April 1950 begann in Berlin-Weißensee die Tagung der EKDSynode, an deren drittem Verhandlungstag Gerstenmaier seinen Arbeitsbericht erstattete.213 Er sprach zunächst über die Arbeit des zurückliegenden Jahres und hob dann drei Probleme hervor, zu denen er ein Votum der Synode erbat: Die Beteiligung der Kirche bzw. ihres Hilfswerks am sozialen Wohnungsbau, die Gleichbehandlung der Vertriebenen durch die internationalen Organisationen und eine planmäßige Neuordnung des Sammlungswesens im kirchlichen Bereich.214 Erst zum Schluß „entledigte" er sich des Auftrages, über die Weiterführung des Hilfswerks zu sprechen und erklärte: „In der Kirche geboren, in der Kirche geblieben, nicht neben oder außerhalb der Kirche, ist das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland lediglich ein Atemzug der betenden und dienenden Gemeinde. Es ist eine Funktion der Kirche selbst, es ist Kirche in einem Teil ihrer Aktion." 215

Es sei daher konsequenter, das Hilfswerk aufzulösen, als seine Umwandlung in einen Verein, der dann dem Central-Ausschuß angeschlossen werden könne, ins Auge zu fassen. Ob man das Hilfswerk liquidiere oder nicht, hänge aber davon ab, ob man darin mehr als eine „Zweckorganisation für die 212 Lt. Münchmeyer an Wenzel, 19. 4. 1950 (ADW, CAW 1006). Offenbar unterblieb die Drucklegung des Memorandums dann ganz. 213 214 215

BERLIN-WEISSENSEE 1 9 5 0 , S. 1 5 9 - 1 8 6 . E B D . , S. 1 6 8 - 1 7 9 . E B D . , S. 180.

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Behebung der Notstände der Zeit" sehe. „Eigentlich nicht gewollt, eigentlich nicht proklamiert" habe es sich „als ein spontaner Ausdruck des Seinsverständnisses unserer Kirche überhaupt" erwiesen: „Und das haben wir mit einiger Vorsicht und nach einigem Studium immer wieder das Diakonat und die gemeindliche Diakonie genannt." 216 Von daher sei zu fragen, ob man im Hilfswerk nicht „den Anstoß zur Schaffung eines Diakonat der Evangelischen Kirche in Deutschland" sehen solle. Von den Aufgaben, die sich hier stellten, wolle er nur drei nennen und die Synode fragen, ob sie der Meinung sei, daß sie aufgegeben werden dürften: „Seßhaftmachung der Heimados e n . . . , Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten..., Kampf um eine soziale Gestaltung, deren wesentliches Z i e l . . . die Erhaltung der Arbeitskraft sein müßte." 217 In die Bereiche der Anstaltsdiakonie und vielleicht auch der halboffenen Fürsorge wolle man dabei nicht übergreifen: „Das ist die große Linie der Inneren Mission." 218 Da er immer wieder darum gebeten werde, wolle er sich, erklärte Gerstenmaier dann, auch kurz zu den organisatorischen Fragen äußern. Einmal solle man ein „diakonisches Amt" schaffen, „ein Gremium, dessen Schwergewicht ebenso sehr in der Gemeindediakonie von der unteren bis zur obersten Stufe liegt, wie bis heute die Innere Mission ihr Schwergewicht in der Anstaltsdiakonie gehabt hat." 2 ' 9 Zweitens könne man „freie Werke", Landeskirchen und EKD in einem „Diakonischen Rat" zusammenfassen, der für sachgerechte Arbeitsteilung und Vermeidung von Doppelarbeit sorge. Eine völlige Fusion sei nicht unmöglich, aber zur Zeit wenig wahrscheinlich. Gerstenmaier endete seine Rede mit dem Appell: „Möge die Anstaltsdiakonie in ihrer angemessenen Freiheit beharren, aber möge die gemeindliche Diakonie und damit das, was dem Hilfswerk der Evangelischen Kirche fur Herz und Hand gewährt worden ist, in Gestalt der Gemeindediakonie von der Kirche selber an ihr Herz genommen und als ihre ureigene, nicht mehr delegierbare Aufgabe weiterhin zum Segen unseres Volkes, zum Segen der Völker, zum Lobpreis Gottes und zum Dienst an den Brüdern getrieben werden."220 Der Central-Ausschuß fühlte sich mit nur einem offiziellen Vertreter, nämlich Theodor Wenzel, auf der Synode nur unzureichend vertreten und betrachtete das - zumal angesichts der Parole vom „Diakonat der Kirche" als Rückfall hinter schon in den zwanziger Jahren erreichte Positionen.221 Es 2.6

Ebd., S. 182. Ebd. 2 " EBD., S. 183. 219 Ebd., S. 185. 220 Ebd., S. 186. 221 Vgl. Gesprächsunterlage Münchmeyers für Besprechung mit den Landespfarrern der Inneren Mission am 5./6.6. 1950 (ADW, CAW1007). Die Central-AusschußVorstandsmitglieder Lilje, Wellhausen und Braune gehörten der Synode in anderer Eigenschaft an. 2.7

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war aber doch dafür gesorgt, daß Gerstenmaier widersprochen wurde, und zwar, wie es später in einer Sitzung des Vorstandes des Central-Ausschusses hieß: „vom rechten Verständnis des dritten Teiles der Wichernschen Denkschrift aus".222 Als erster Diskussionsredner sprach Wenzel. Er betonte einleitend, daß Wichern zwar die Gemeinden zum „Dienst der Diakonie" habe aufrufen wollen, dabei aber nie daran gedacht habe, „daß dieser Dienst Organisation werden sollte".223 Er fragte dann, ob die Innere Mission mit dem Stichwort „ Anstaltsdiakonie" zutreffend gekennzeichnet sei, und wandte sich gegen eine schematische Unterscheidung von Anstaltsdiakonie und Gemeindediakonie.224 Auch die Innere Mission wolle eine Aktivierung der Gemeinden, wie sie Wichern gefordert habe: „Aber nun erheben wir freilich unsere Hände. Wir sind der Überzeugung, daß es nicht auf dem Wege der Bildung eines Amtes oder einer Dienststelle geschehen kann." 225 Wenzel trug dann die Argumente vor, die in dem für die Synode erarbeiteten Memorandum des Centrai-Ausschusses226 niedergelegt waren und kam abschließend auf die darin nicht berücksichtigte Frage der Volksmission zu sprechen, die gerade ihm besonders am Herzen lag: „Ich habe immer eine Sorge, daß bei e i n e r . . . nüchternen Propagierung eines Diakonats ohne volksmissionarischen Hintergrund eine Entwicklung genommen wird, die einfach der diakonischen Gedankenrichtung eines Wichern nicht gerecht wird. Ich habe Angst vor jeder sozialen Betätigung in der Kirche, die nicht auf volksmissionarischer Werbung, auf Verkündigung des Herrn Christus abgestimmt ist." 227

Zu den organisatorischen Fragen mochte er sich nicht äußern und erklärte nur: „Unsere Meinung ist, daß alles tunlichst dezentralisiert werden müßte" 228 , wie die Innere Mission das mit bestem Erfolg praktiziere - und was auf die Auflösung des Zentralbüros hinausgelaufen wäre.229 Der Standpunkt der Inneren Mission wurde im weiteren Verlauf der Debatte zwar auch noch von Braune vertreten230, aber die pointierteste Stellungnahme gab der badische Landesbischof Julius Bender ab, der das sozialpolitische Programm des Hilfswerks rundweg ablehnte. Was Gerstenmaier gefordert habe - Seßhaftmachung der Heimadosen, Arbeitsbeschaffung, Erhaltung der Arbeitskraft - , sei nicht Aufgabe der Kirche und brauche 222 3.10. 1950, Ns (EBD., CAW30). Im dritten Abschnitt seiner Denkschrift behandelt Wichern das Verhältnis der Inneren Mission zur verfaßten Kirche, (vgl. DERS., Die Innere Mission, S. 311-361. 22!

224 225 226 227

228 229 210

BERLIN-WEISSENSEE 1 9 5 0 , S. 1 8 7 .

EBD., S. 188. EBD., S. 190. Vgl. oben S. 266ff.

BERLIN-WEISSENSEE 1 9 5 0 , S. 1 9 3 .

EBD., S. 193. Vgl. oben S. 263 und 267.

BERLIN-WEISSENSEE 1 9 5 0 , S. 1 9 3 - 1 9 8 .

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es auch nicht zu sein. Ihr einziges Amt sei die Verkündigung des Evangeliums. Und es dürfe auch nicht so sein, „daß alle durch das Evangelium entbundene Kraft des Glaubens und der Liebe sich nun nur innerhalb der kirchlichen Grenzen auswirkt".231 Gerade im „zweiten Teil" der Denkschrift, auf den Gerstenmaier sich berufe, zeigten sich deren Schwächen. Wichern ziehe nämlich den Kreis der kirchlichen Aufgaben viel zu weit, und so wie dort die Grenzen der Inneren Mission nicht gesehen würden, so bestehe heute die Gefahr, die Grenze zwischen der Aufgabe des Staates und der Aufgabe der Kirche zu verwischen: „Das hat aber sehr weitreichende Folgen. Das führt zu einer Vorstellung der Kirche als eines Kirchenstaates. Das bedeutet, daß die Kirche sich alles in ihren Raum hinein- und damit in Wirklichkeit aus dem staatsrechtlichen Raum herauszieht. Dieser Tendenz wollen und müssen wir, solange die Kirche nicht gezwungen ist, ins Ghetto zu gehen, aus innersten Gründen widerstehen." 232

Auch Bender warnte vor der Annahme, man könne Diakonie „organisieren" oder gewinne etwas durch eine organisatorische Verbindung von „freier Liebestätigkeit" und verfaßter Kirche. Als früherer Vorsteher eines Diakonissenmutterhauses sah er in seiner eigenen Person den lebenden Gegenbeweis. „In einer solchen Tatsache", daß nämlich eine Landeskirche den Vorsteher eines Diakonissenhauses zu ihrem Bischof mache, „kommt die innere wesensmäßige, lebensmäßige Verbundenheit von Kirche und Innerer Mission... zum Ausdruck."233 Gerstenmaier fand aber auch Fürsprecher. Dibelius bezeichnete ihn als ein Beispiel dafür, daß sich auch in einer Einrichtung der verfaßten Kirche die „Initiative" entfalten könne. Er habe „jedenfalls den Eindruck, daß unser Freund Dr. Gerstenmaier sich bisher durch einen amtlichen Auftrag der Kirche noch nie hätte hindern lassen, das zu tun, was ihm vorschwebt".234 Auch der lübeckische Hilfswerk-Bevollmächtigte Julius Jensen und der kurhessische Synodale Siegfried Preuß - ebenfalls Bevollmächtigter seiner Landeskirche - unterstützten ihn. Aber die Reden Wenzels, Braunes und Benders scheinen stärkeren Eindruck hinterlassen zu haben. Held, der die Diskussion abschloß, meinte nämlich, er habe den Eindruck, „als sollte man eine Trostrede halten, an der Bruder Gerstenmaier sich wieder aufrichten könnte."235 Er sprach sich dafür aus, dessen Anträge zur Siedlungs-, Sammlungs- und Flüchtlingsfrage dem zuständigen Ausschuß zu überweisen236, der auch personelle Vorschläge für die Bildung eines ständigen 231 232 233 234 235

236

EBD., EBD., EBD., EBD., EBD.,

S. S. S. S. S.

203. 204. 205. 202. 211.

Zu dessen Zusammensetzung vgl. EBD. S. 158.

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Synodal-Ausschusses zur Behandlung der „Frage Zukunft der dienenden Gemeinde" - also zur Zukunft des Hilfswerks - machen könne. 237 Der Ausschuß legte seine Entwürfe zu Gerstenmaiers Anträgen am vierten Verhandlungstag vor. Am wichtigsten und folgenreichsten war die Resolution zum sozialen Wohnungs- und Siedlungsbau, mit der die Synode den Rat der EKD beauftragte, das Hilfswerk „mit der Durchführung der erforderlichen Maßnahmen für eine wirksame Beteiligung von Gliedkirchen und Gemeinden beim sozialen Wohnungsbau" zu betrauen. Die Synode sprach darin besonders die Erwartung aus, daß „der soziale Wohnungsbau in der Nähe der Arbeitsstätten bevorzugt und beschleunigt wird, damit räumlich getrennte Familien wieder zusammengeführt werden", und daß „Heimatlosgewordenen und anderen schwer Getroffenen im Rahmen des Lastenausgleichs geholfen wird, das vom Gesetzgeber verlangte Eigenkapital aufzubringen". Die Arbeit, die das Hilfswerk in Espelkamp beim Ausbau einer ehemaligen Munitionsanstalt zu einer gewerblichen Flüchtlingssiedlung leistete, wurde ausdrücklich befürwortet. 238 Dieser Synodalbeschluß leitete die Bildung landeskirchlicher „Siedlungsdienste", die meist in Verbindung mit dem zuständigen Hauptbüro arbeiteten, und auch die Zusammenfassung der kirchlichen Siedlungsgesellschaften im „Evangelischen Siedlungswerk in Deutschland" ging auf diesen Beschluß zurück. Allerdings gab die Synode mit ihrer Entschließung dem Hilfswerk keine Blankovollmacht für dieses Arbeitsgebiet. Um den Wortlaut der Entschließung wurde im Plenum eine lange Debatte geführt, in der immer wieder die Befürchtung erkennbar wurde, die Kirche begebe sich hier auf ein jenseits ihres eigentlichen Auftrages liegendes Gebiet, ohne doch andererseits über die erforderlichen Mittel zu verfügen.239 Die Anträge, die zur Ordnung des kirchlichen Sammlungswesens und zur Hüchtlingsfrage formuliert wurden, ließen solche Weiterungen dagegen nicht befürchten. Sie wurden deshalb ohne lange Aussprache gebilligt.240 Für die Besetzung des Ausschusses zur Erarbeitung einer Vorlage zur Ordnung des Hilfswerks wurde ein Vorschlag gemacht, der demjenigen des Rates in etwa entsprach.241

EBD., S. 213. " 8 Vgl. ZB-Rundschreiben an die Bevollmächtigten und Hauptgeschäftsfiihrer, 8. 5. 1950, Anlage 2 (ADW, ZB 55) - Zum Aufbau der Flüchtlingsstadt Espelkamp vgl. RUDOLPH, Kirchen I, S. 113-118. 239 So Bender und Stempel (BERLIN-WEISSENSEE 1950, S. 276-278; vgl. auch EBD. S. 260-288.). - Zur Diskussion der Wohnungsbau- und Siedlungsfrage in Berlin-Weissensee vgl. RUDOLPH, Kirchen I, S. 120-128. 240 EBD., S. 189-194. 241 Vgl. oben S. 265, Anm. 203. Für Happich wurde Braune und statt Mager Berg vorgeschlagen (BERLIN-WEISSENSEE 1950, S. 295f.).

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c) Das Scheitern der Pläne für ein „Diakonisches Amt der EKD" Obwohl spätestens auf der Synode erkennbar geworden war, daß die Innere Mission den sich abzeichnenden Plänen des Zentralbüros für ein „Diakonisches Amt" Widerstand entgegensetzen würde, hielt das Hilfswerk an diesem Konzept fest. Die unterschiedliche Interessenlage kam schon in der Benennung des von der Synode eingesetzten Ausschusses zum Ausdruck. Während im Rat der EKD und auf der Synode von einem Ausschuß „zur Beratung der Möglichkeiten einer künftigen Ordnung des Hilfswerks"242 die Rede gewesen war, sprach man im Zentralbüro von einem „Ausschuß zur Vorbereitung des Kirchengesetzes über das Diakonat der Kirche" 243 oder von einem „ständigen Ausschuß für diakonische Fragen".244 Einige Wochen vor der ersten Sitzung dieses Synodalausschusses, die am 23. Juni 1950 in Ansbach stattfinden sollte, fragte die Kirchenkanzlei der EKD in Stuttgart und Bethel an, ob dafür Referenten bestimmt werden sollten.245 Münchmeyer antwortete am 16. Mai, die Kirchenkanzlei als federführende Stelle möge ein Diskussionspapier ausarbeiten246, und vermied eine vorzeitige Fesdegung. Dagegen legte das Zentralbüro eine umfangreiche Denkschrift Collmers über „Probleme des Diakonats der Kirche" vor und machte organisatorische Vorschläge für ein „Diakonat der Evangelischen Kirchen in Deutschland" mit einem „Diakonischen Amt der EKD" unter einem „Archidiakon" an der Spitze.247 Collmers Memorandum beginnt mit einem Abriß der Entwicklung der Armenpflege seit dem ausgehenden Mittelalter. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts sei „Unmittelbarkeit... der Hilfeleistung"248 kennzeichnend gewesen, doch mit dem notwendigen Übergang zur „obligatorischen" Armenpflege sei sie der Bürokratisierung und Anonymisierung verfallen. Die öffentliche Fürsorge sehe den Menschen nur noch „außerhalb seiner Lebensund Wirklichkeitsbeziehung" und stehe mit ihren Methoden „in einem prinzipiellen Mißverhältnis zu ihren Aufgaben".249 Die Kirche habe in der Gegenwart auf dem Gebiet der Fürsorge dem Staat das Feld völlig überlassen, 242

So Merzyn an ZB mit Auszug aus der Ns über die Ratssitzung vom 1 2 . 4 . 1 9 5 0 , 2 . 5.1950

( A D W , Z B 1 6 ) - Vgl. BERLIN-WEISSENSEE 1 9 5 0 , S. 2 9 5 .

So Krimm an Held und Herntrich, 3. 5: 1950 (LKA DÜSSELDORF, 9/57). Rundschreiben an die Bevollmächtigten und Hauptgeschäftsführer, 8. 5. 1950 (ADW, ZB 55) - Vgl. unten S. 279, Anm. 277 für die von Herntrich gewählte Bezeichnung. - In dieser Arbeit wird der Ausschuß als „Synodal-Ausschuß" bezeichnet. 245 1 5. 5 . 1 9 5 0 (EBD., C A W 1006). 243

244

246

EBD.

247

M i t Rundschreiben v o m 7. 6. 1 9 5 0 (EBD., Z B 5 1 ) . T e x t EBD., Z B B 2 0 8 u n d P . C O L L -

MER, Sozialhilfe, S. 1 4 5 - 1 6 6 . 241 249

Erstfassung, S. 2 (ADW, ZBB 208).

EBD., S. 2f.

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und es gebe hier „so gut wie keine Diskussion zwischen Staat und Kirche". In einem zweiten Abschnitt geht Collmer auf die Geschichte der Inneren Mission ein. Wichern habe die doppelte Forderung nach der freien Diakonie der Laien und nach dem geordneten „Amt für Diakonie" der verfaßten Kirche erhoben. Aber die Kirche habe sich diesem Ruf verschlossen, und die Innere Mission, zufrieden mit ihrem „Teilauftrag der Wahrnehmung diakonischer Funktionen vornehmlich im Bereich der Anstaltsfürsorge", sei in Gefahr, diesen zur Norm zu erheben.250 Doch auch sie sei nicht mehr „frei", sondern weithin nur noch „Vollzugsorgan" der staatlichen Fürsorge. Das „gegenseitige Anerkennen und Fördern" von Kirche und Innerer Mission entspreche noch keineswegs dem von Wichern geforderten „kirchlichen Diakonat", zumal es sich bei der Inneren Mission nur teilweise um eine „,kircheneigene' Leistung" handele.251 Erst im Hilfswerk, so der dritte Abschnitt, sei die „amtliche Diakonie" im Ansatz verwirklicht. Collmer verschweigt dabei nicht, daß auch das Hilfswerk „institutionellen Charakter" trage, „da in unserer Zeit ohne Apparat und Organisation und ohne Fachleute sachgerechte Hilfe nicht zu leisten" sei. In den Gemeinden fänden sich zwar „noch Elemente unmittelbaren diakonischen Wirkens", doch bestehe auch dort, mit allen dadurch gegebenen Gefahren, die „Notwendigkeit der Organisation". Wenn das Hilfswerk auch weniger von staatlichen Maßnahmen abhängig sei als die Innere Mission, so müsse es doch stets darauf hinarbeiten, die „merkantilistischen Einflüsse", die der Zwang zur Selbstfinanzierung mit sich bringe, „dem Bereich der eigentlichen diakonischen Arbeit fernzuhalten."252 Collmer bringt die vom Hilfswerk schon länger getroffene Unterscheidung zwischen „Diakonie" bzw. „Diakonat der Gemeinde" und dem im „zweiten Teil" der Wichernschen Denkschrift begründeten Auftrag deutlicher auf den Begriff, als dies bisher der Fall war, ohne allerdings völlige terminologische Klarheit zu erreichen. Er führt aus: „Wichern unterscheidet das diakonische Wirken in seinem Doppelcharakter: in der Gemeinde und für das ganze Volk. In dieser zweifachen Sicht des Diakonischen wird deutlich, daß das Evangelium den ganzen Menschen und die ganze Welt meint. Die Fragen der Weitergestaltung und Entwicklung des Hilfswerks konzentrieren sich deshalb auf die Entfaltung der Diakonie in der Gemeinde und die Errichtung eines Diakonischen Amtes, das durch sein Vorhandensein und seine Arbeitsweise die Bereitschaft der Kirche zum diakonischen Dienst sichtbar macht."253 250 251

351

EBD., S. 6. EBD., S.7f.

EBD., S. 9. EBD., S. 11. Hier folgt ein Abschnitt über „Diakonie in der Gemeinde", in dem auch auf die vielfältigen Hilfswerk-Ordnungen in den einzelnen Landeskirchen und Presseis Entwurf (vgl. oben S. 244ff.) eingegangen und eine behutsame Vereinheitlichung befürwortet wird (EBD., S. 11-16). 253

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„Diakonat der Kirche" und „Diakonat der Gemeinde" unterschieden sich darin, daß dieses den Dienst am einzelnen zum Inhalt habe und caritativ und fürsorgerisch arbeite, jenes hingegen auf „die Existenzfragen des ganzen Volkes" ziele und insofern mit dem Öffentlichkeitsauftrag der Kirche zusammenhänge. Diesem Auftrag sei mit Deklarationen nicht Genüge getan und deshalb müsse die „Gesamtkirche" durch ein „Diakonisches Amt" ihren sozialpolitischen Auftrag erfüllen.254 Die organisatorischen Vorschläge, mit denen die Denkschrift abschließt, entsprachen denen, die Krimm bereits im März 1950 intern gemacht hatte, wobei allerdings auf dessen Maximallösung - Übernahme der Leitung des Centrai-Ausschusses durch einen „Archidiakon der EKD" - verzichtet wurde. 255 Eine unmittelbare Verbindung zwischen Central-Ausschuß und „Diakonischem Amt der EKD" war nicht vorgesehen. Der Central-Ausschuß zeigte sich von der Denkschrift des Zentralbüros unangenehm berührt. Ohl warnte sofort: „Jetzt ist die Situation da, daß das Hilfswerk die Ansbacher Verhandlungen256 dadurch praejudiziert, daß sie sich zunächst einmal mit der Frage Diakonat der Kirche zu befassen haben, während nach den Beschlüssen der S y n o d e . . . dies gar nicht in erster L i n i e . . . zur Beratung stand."257 Umgehend schrieb er am 15. Juni 1950 den Mitgliedern des Synodal-Ausschusses und erklärte, das Memorandum aus dem Zentralbüro werde die Verständigung nicht erleichtern, sondern erschweren. Er könne zwar den Gang der Darstellung übernehmen, „würde aber zu völlig anderen, oft diametral entgegengesetzten Schlußfolgerungen kommen müssen". Schon die Behauptung, daß die moderne Fürsorge den Menschen nur jenseits seiner Lebenszusammenhänge sehe, sei völlig abwegig. Collmer zeichne hier „das Bild der Sozialpolitik, von der sich aber aufs schärfste das Bild und die Tendenz der Sozialfürsorge in der Wohlfahrtspflege abhebt". Am meisten überrascht ihn die Feststellung, auf dem Gebiet des Fürsorgewesens finde keine Diskussion zwischen Staat und Kirche statt: „Der Tatbestand zeigt genau das Gegenteil... und zwar gilt das für das Stadium der Legislative wie für das Stadium der Exekutive... Ist das aber der Fall - und an der Feststellung dieses Tatbestandes führt kein Weg vorbei - dann wird schon daran klar, daß die ganze Darstellung der Inneren M i s s i o n . . . völlig einseitig verzeichnet sein muß."

Es ist dann nur konsequent, wenn die organisatorischen Vorschläge des Hilfswerks ohne Umschweife zurückgewiesen werden: „ . . . wir halten den Organisationsplan, der dem Gutachten des Herrn Dr. Collmer beigefügt ist, für unmöglich und undiskutierbar. Er bedeutet doch, auf eine einfache 254

EBD., S. 17.

2si

Vgl. oben S. 264. In Ansbach tagte am 23. 6. 1950 erstmals der Synodal-Ausschuß. An Münchmeyer, 12. 6. 1950 (ADW, CAW 1006).

!s6 2 57

276

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Formel gebracht: Die Hilfswerkstellen werden umgewandelt in diakonische Ämter der Kirche. Die Innere Mission rückt ganz... aus diesem Plan heraus, weil sie ja eigentlich nur noch, in der Vorstellung von Herrn Dr. Collmer, anstaltsmäßig institutionell zu lösende Aufgaben hat."258 Intern wurde Ohl noch wesentlich deutlicher und erklärte, Collmer zeige „eine so einseitige Interessenwahrnehmung des Hilfswerks und eine so einseitige Beiseiteschiebung der Inneren Mission", daß es ihm schwerfalle, an die Gesprächsbereitschaft des Zentralbüros zu glauben.259 Ob Collmer oder ob sein Kritiker Recht hatte, war angesichts der Tatsache, daß der Hilfswerk-Vorschlag mit Ohls Brief vom Tisch war, von nicht sehr großer Bedeutung. Als die Denkschrift im November 1950 zur Verärgerung des Central-Ausschusses dennoch in einer Sondernummer der „Mitteilungen" veröffentlicht wurde, hatte der Synodal-Ausschuß den Gedanken an ein „Diakonisches Amt der EKD" schon längst endgültig verworfen.260 Die Verhandlungen über die Zukunft des Hilfswerks im Sommer 1950 Als am 9. Juni 1950 Hartenstein in Neuendettelsau mit Herntrich und Lilje eine Vorbesprechung für die Sitzung des Synodal-Ausschusses am 23. Juni abhielt, lag Ohls Protest bereits vor.261 Hartenstein eröffnete das Gespräch mit dem Vorschlag, im Sinne des Zentralbüros ein „Diakonisches Amt der EKD" zu schaffen, „um den Impuls des Hilfswerks in das Ganze der EKD hineinzubauen". Dieses „Diakonische Amt" dachte er sich als „verkleinertes Zentralbüro" unter Leitung Krimms, der damit an die Stelle Gerstenmaiers, der „in der Politik wohl größere Wirkungsmöglichkeiten" habe, treten sollte.262 Herntrich und Lilje waren von diesem Vorschlag nicht begeistert, hatten aber keine grundsätzlichen Einwände. Allerdings meinten sie, der diakonische Auftrag sei zu umfassend, als daß ihm durch ein verkleinertes, in „Diakonisches Amt" umbenanntes Zentralbüro adäquat entsprochen werden könne.263 Das war aber kein Votum für eine Weiterführung des Zentralbüros im bisherigen Umfang, sondern gegen ein „Diakonisches Amt der EKD" ohne Einschluß der Inneren Mission, wobei Herntrich und Lilje deren 258 Ohl an die Mitglieder des „Ständigen Ausschusses für die Fragen des HW", 15. 6. 1950 (EBD., CAW 1007). 259 Memorandum betr. „Ständiger Ausschuß . . o . D . (vor dem 23.6. 1950): EBD. 260 P. COLLMER, Probleme - Das von Ohl so heftig kritisierte Organisationsschema wurde nicht abgedruckt. 261 Lt. Krimm, Vermerk betr. Besprechung mit Hartenstein am 21.6. 1950, 22.6. 1950 (ADW, ZB 123). Bei der oben (Anm. 258) zitierten Fassung vom 15. 6. 1950 handelt es sich lt. Ohl an Münchmeyer, Lilje und Wenzel, 19. 6. 1950 (EBD., CAW 1007) - um eine im Ton bereits gemilderte zweite Fassung. 262 Hartenstein, „Zusammenfassung der Aussprache... am 9. 6. 1950 in Neuendettelsau", 10. 6.1950 (LKA HANNOVER, 4). 2 " Ebd. und Vermerk Krimms Vermerk vom 22. 6. 1950 (ADW, ZB 123).

Vom Zentralbüro zum „Diakonischen Amt der EKD"?

277

„Verkirchlichung" unterschiedlich beurteilten. Aufgrund eines Vorschlages Liljes264 kam man schließlich überein, die vorhandenen Strukturen zu berücksichtigen und folgendermaßen vorzugehen: Die noch verbleibenden Aufgaben des Zentralbüros sind zu bedeutsam, als daß eine Liquidation ernstlich in Betracht gezogen werden könnte.265 Das rechtlich-organisatorische Verhältnis von Zentralbüro und Central-Ausschuß bleibt vorläufig unverändert, aber um die Voraussetzungen für eine spätere Neuregelung zu schaffen, werden die beiden Dienststellen kurzerhand an einem Ort zusammengelegt.266 Eine „Diakonische Kammer" unter Vorsitz eines Ratsmitgliedes koordiniert die Arbeit der beiden Werke267 und sorgt für ihre missionarische Ausrichtung. Lilje scheint diesen Punkt besonders betont zu haben.268 Sein Votum Schloß im übrigen offenbar auch eine Trennung des Zentralbüros von seinen Wirtschaftsbetrieben und die Herauslösung der Aufgaben des „Kirchlichen Wiederaufbaus" ein,269 und er erklärte kategorisch, eine Zusammenlegung der beiden Dienststellen an einem anderen Ort als Bethel sei ausgeschlossen270, so daß sein Plan darauf hinauslief, einer späteren Einverleibung des Zentralbüros in den Central-Ausschuß den Weg zu ebnen. Obwohl Lilje eine wichtige Vorentscheidung zugunsten der Inneren Mission erreicht hatte, waren seine Vorschläge Wenzel, Ohl und Münchmeyer noch zu konziliant, wohl weil sie fürchteten, bei einer Zusammenlegung werde nicht die Innere Mission, sondern die dynamische Persönlichkeit Gerstenmaiers den Gang der Entwicklung entscheidend beeinflussen. So wurde eingewandt, Zentralbüro und Central-Ausschuß seien nach „Umfang, Lebensstil, Praktiken und den in ihnen wirkenden Persönlichkeiten" zu unterschiedlich, um ersprießlich unter einem Dach zusammenarbeiten zu können, und wenn man eine Arbeitsverbindung durch eine „Diakonische Kammer" herstellen wolle, müsse unbedingt für „eine genaue Abgrenzung der Arbeitsgebiete" gesorgt sein.271 Diese Vorsicht kennzeichnete auch die Stellungnahme, die Münchmeyer auf Aufforderung des Rates der EKD 2 7 2 Ebd. und Münchmeyer, Ns über Besprechung am 16.6. 1950 (EBD., C A W 1007). Lilje: „Wir sollten es nicht wie eine alte Maschine verschrotten." Lt. Hartenstein, „Zusammenfassung der Aussprache . . . am 9. 6 . 1 9 5 0 in Neuendettelsau", 10. 6 . 1 9 5 0 (LKA HANNOVER, 4). - Noch wenige Monate zuvor hatte Lilje genau das vorgeschlagen (vgl. oben S. 263). 266 Vgl. Krimms Vermerk vom 22. 6. 1950 (ADW, ZB 123) und Münchmeyer, Ns über Besprechung am 16. 6. 1950 (EBD., C A W 1007). 267 Münchmeyer: „Kammer der EKD für diakonisch-missionarische Arbeit" (EBD.). 268 Vgl. Hartenstein, „Zusammenfassung der Aussprache... am 9. 6 . 1 9 5 0 in Neuendettel264 265

sau", 10. 6. 1 9 5 0 ( L K A HANNOVER, 4).

Vgl. Münchmeyer, Ns über Besprechung am 16. 6. 1950 (ADW, C A W 1007). Ebd.; Hartenstein „Zusammenfassung der Aussprache... am 9. 6 . 1 9 5 0 in Neuendettelsau", 10. 6. 1950 (LKA HANNOVER, 4); Krimms Vermerk vom 22. 6. 1950 (ADW, ZB 123). 2 , 1 Münchmeyer, Ns über Besprechung mit Wenzel, Ohl und Lilje am 16. 6. 1950 (EBD., C A W 1007). 272 Hartenstein an die Ausschußmitglieder, 10. 6 . 1 9 5 0 (LKA HANNOVER, 4). 269 270

278

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

für die Sitzung des Synodalausschusses vorbereitete. Beide, Hilfswerk und Innere Mission, wollten eine „Belebung der Liebestätigkeit in der Gemeinde". Aber bei der „Diakonie der Gemeinde" gehe es „im wesentlichen um die persönliche Hilfe von Mensch zu Mensch", die nicht durch Schaffung neuer Amter und Ordnungen zu erreichen sei. Das sei eine volksmissionarische Aufgabe und könne „im tiefsten Grunde nur die Frucht einer Erweckung sein". Ähnlich wandte Münchmeyer auch gegen ein „Diakonisches Amt der EKD" im Sinne des Hilfswerks ein: „Ein diakonisches Amt, das Diakonat von Mission trennt, würde erfahrungsgemäß dazu führen, daß eine sogenannte Diakonie in sozialpolitischen Absichten und Maßnahmen stecken bleibt und ihren kirchlichen Charakter rettender Barmherzigkeit verliert. Wir möchten warnen vor jedem Versuch, die diakonischen Aufgaben der Kirche losgelöst von der missionarischen Gesamtverantwortung der Kirche an [sie] die Welt von heute in Angriff zu nehmen. Es kann keine Diakonie geben, die die Volksmission nicht mitträgt und nicht von der Würde ihres Dienstes weiß." 273

Konkret schlug auch er eine Verlängerung des Hilfswerkgesetzes vom 13. Januar 1949 vor, das hie und da modifiziert werden könne, ferner eine Abgrenzung der Arbeitsgebiete sowie eine „sehr enge Arbeits Verbindung", wofür sich eine „Kammer für diakonisch-missionarische Aufgaben" am besten eigne. Für eine Bürogemeinschaft sei es zwar noch zu früh, doch werde eine Verlegung des Zentralbüros nach Westfalen oder gar Bielefeld sehr begrüßt werden. Wenn Münchmeyer wie hier davon sprach, daß das Zentralbüro seinen „gesamtkirchlichen Auftrag noch nicht erfüllt" habe, so schloß das wohl die Hoffnung ein, daß ein Rückgang „der besonderen Notstände der Zeit"274 es eines näheren oder ferneren Tages doch noch überflüssig machen werde. Eine radikale Verkleinerung hielt er schon jetzt für erforderlich: „Das Zentralbüro . . . sollte auf eine kleinstmögliche Personenzahl beschränkt werden. Es ist unmöglich und unnötig, daß die Kirche für den Apparat monatlich D M 86000 ausgibt. Auch die Pressearbeit des Hilfswerks kann wesentlich verringert werden. Überhaupt sollte oberster Grundsatz sein: Nicht: Was kann das Hilfswerk an Aufgabengebieten an sich ziehen, um sein Personal weiter zu beschäftigen? sondern: Wie sehr kann sich das Zentralbüro beschränken auf unbedingt erforderliche Arbeit, die nur es selber machen kann, um soviel Arbeitskräfte einzusparen, wie nur irgend möglich?" 275

273

„Gedanken zur Besprechung... am 23. Juni 1950 in Ansbach", 21. 6. 1950 (ADW, CAW 1007). Die letzten beiden Sätze sind einem Memorandum Spiegel-Schmidts „Vorschläge zur Neugestaltung der diakonischen Arbeit der Kirche" entnommen (EBD.). 274 „Gedanken zur Besprechung... am 23. Juni 1950 in Ansbach", 21. 6. 1950 (EBD.). 275 Münchmeyer, Vortragsunterlage für eine Besprechung mit den Vertretern der Landesv e r b ä n d e bei der G F K a m 5./6. 6. 1950 (EBD.).

Vom Zentralbüro zum „Diakonischen Amt der EKD"?

279

Das wurde in dieser Deutlichkeit nur intern ausgesprochen. Je geringer der Umfang des Zentralbüros war, desto unproblematischer mußte dem CentraiAusschuß eine Bürogemeinschaft oder ein noch engerer Zusammenschluß erscheinen.276 Am 23. Juni 1950 trat dann in Ansbach im Anschluß an die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands der Ausschuß zusammen, dessen Bildung im vorangegangenen Frühjahr die Synode der EKD in Berlin-Weißensee beschlossen hatte.277 Der Sitzung ging eine mehrstündige Besprechung im kleinen Kreis voraus, in der anhand der Denkschrift Collmers und der Stellungnahme Ohls „Begriffe geklärt" und „MißVerständnisse ausgeräumt" wurden. 278 Die eigentliche Sitzung dauerte dann zwar nochmals fünf Stunden2 7 9, ergab aber in der Sache kaum mehr als eine Wiederholung der längst bekannten Standpunkte. Hartenstein berichtete unterstützt von Herntrich ausführlich über die Vorbesprechung in Neuendettelsau.280 Die Einrichtung einer „diakonischen Kammer" fand allgemein Zustimmung, aber eine Ubersiedlung des Zentralbüros nach Bielefeld wurde von Gerstenmaier abgelehnt. „Damit war", kommentierte Münchmeyer, „der vielleicht praktischste Vorschlag, der zur Zeit überhaupt gemacht werden konnte, von der anderen Seite fallengelassen worden". 281 Mehreren Teilnehmern war aber die Einigung auf eine „diakonische Kammer" ein zu bescheidenes Ergebnis. Besonders Held, Hartenstein und Herntrich282 warfen die Frage auf, ob nicht eine engere Verbindung der beiden Werke anzustreben sei, „etwa in der Weise eines diakonischen Beirates, der in enger Verbindung mit dem Rat der Kirche und womöglich im Anschluß 276 Zur Vorbereitung der Sitzung des Synodalausschusses vgl. auch Ohls Ausarbeitung „Betr. Ständiger Ausschuß der Synode . . . " , o.D. (Mitte Juni 1950): A D W , C A W 1007. Ohl erörtert darin vor allem, wie es zu dem Nebeneinander der beiden Werke kommen konnte und ob die Innere Mission ein Verschulden daran treffe. Eine Zusammenlegung der Dienststellen lehnt auch er ab. 277 Teilnehmer: Vgl. oben S. 265, Anm. 203 u. S. 272, Anm. 241. Lilje, Bauer und Jürges fehlten, statt Braune war Ziegler als Vertreter der süddeutschen Inneren Mission erschienen. Das Hilfswerk, dem das Resultat der Neuendettelsauer Vorbesprechung erst zwei Tage zuvor eröffnet worden war (Lt. Krimm, Vermerk vom 22. 6.1950: A D W , ZB 123), hatte sich durch Krimm und Collmer verstärkt. Berichte: Münchmeyer, „Bericht über die Sitzung des Ständigen Ausschusses für Hilfswerkfragen . . . " , o.D. (am 28. 6.1950 Lilje übersandt): EBD., C A W 1006 und 1007; Herntrich, „Protokoll über die Sitzung des für die Koordinierung von Hilfswerk und Innerer Mission von der Synode der EKD eingesetzten Ausschusses", 23. 6. 1950 (EBD., C A W 1006 und 1007); Collmer, „Zusammengefaßter Bericht über den Verlauf der Sitzung des Hilfswerk-Ausschusses der Synode . . . " , o.D. (EBD., ZB 54). 278 Münchmeyer, „Bericht über die Sitzung des Ständigen Ausschusses für Hilfswerkfragen . . . " (EBD., C A W 1006). 279

EBD.

280

EBD.; Herntrich, „Protokoll...", 23. 6. 1950 (EBD.). Vgl. oben S. 276f. Münchmeyer, „Bericht über die Sitzung des Ständigen Ausschusses für Hilfswerkfra-

281

gen . . . " (EBD.). 282

EBD.; Herntrich, „ P r o t o k o l l . . 2 3 . 6. 1950 (EBD.).

280

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

an dessen regelmäßige Tagungen seine Koordinierungsarbeit leisten und Weisungen erteilen könne".283 Damit nahm das Gespräch für die Vertreter des Central-Ausschusses eine ungemütliche Wendung, denn sofort kam das Verhältnis von Innerer Mission und verfaßter Kirche zur Sprache. Während sie erklärten, daß sie wohl die „geistliche Verantwortung" der Kirche anerkennten und sogar wünschten, dabei aber auf ihrer „recht verstandenen Freiheit" bestehen müßten, meinte Gerstenmaier, daß sich dann „zwei inkommensurable Größen gegenüberständen". „Zum Schluß", berichtet Münchmeyer, „konnte der Eindruck entstehen, als ob es sich um einen Ständigen Ausschuß für Fragen der Inneren Mission handele".284 Die Sitzung endete ergebnislos, darin stimmten alle Teilnehmer überein. In Collmers Bericht heißt es: „Zum Schluß stellte Dr. Gerstenmaier fest, daß alle Fragen offen geblieben sind".285 Herntrich bemerkte: „Von einem Ergebnis der Aussprache kann schwerlich gesprochen werden"286 und bezeichnete die Sitzung als „Fiasko".287 Münchmeyer schließlich meinte: „Das Ergebnis ist leider... sehr dürftig". Sein Resümee lautete: „Wir von der Inneren Mission sind zu einer Verlobung gekommen, nicht zu einer Verheiratung, da wir meinen, daß man nicht den zweiten Schritt oder gar den dritten vor dem ersten tun solle. Die Verlobung ist aber aufgeschoben worden... Auf die Frage: Lieben sich die Liebeswerke? (wobei übrigens die Voraussetzung gemacht wird, daß es sich in beiden Fällen um Liebes werke handelt) muß zunächst leider noch festgestellt werden: par distance."

Um der Kirche willen sei das schmerzlich, doch könnten Central-Ausschuß und Innere Mission „im Blick auf ihre eigene Arbeit und ihr Schwergewicht durchaus abwarten".288 Im übrigen war nicht einmal das weitere Vorgehen eindeutig festgelegt worden, und in den folgenden Monaten wartete jede Seite darauf, daß die andere schriftlich Stellung nehme. Als die Kanzlei der EKD Anfang September 1950 zur zweiten Sitzung des Synodalausschusses einlud, mahnte sie in Bethel und Stuttgart die immer noch ausstehenden Stellungnahmen zu dem „Vorschlag von Neuendettelsau" an.289 Daraufhin wiederholte Münchmeyer die Stellungnahme, die er bereits im Juni in Ansbach abgegeben hatte, und erklärte das Einverständnis des Central-Ausschusses zur Bildung einer paritätisch besetzten „diakonisch283

Münchmeyer, „Bericht über die Sitzung des Ständigen Ausschusses für Hilfswerkfra-

g e n . . . " (EBD.). 184 EBD. 2,5

Collmer, „Zusammengefaßter Bericht..." (EBD., ZB 54).

286

EBD.

287

Herntrich an Gerstenmaier, 25.9. 1950 (EBD., ZB 55). Münchmeyer, „Bericht über die Sitzung des Ständigen Ausschusses für Hilfswerkfra-

288

g e n . . . " (EBD., C A W 1006). 289 Rundschreiben an die Mitglieder des Synodalausschusses, 7. 9.1950 (EBD., ZB 55). Vgl. auch oben S. 276f.

Vom Zentralbüro zum „Diakonischen Amt der EKD"?

281

missionarischen Kammer" zur Beratung und Förderung aller „diakonischmissionarischen Fragen und Aufgaben", soweit das innerhalb der Zuständigkeit der EKD möglich sei. Wiederholt wurde auch die Einladung an das Zentralbüro, nach Bielefeld oder wenigstens nach Nordrhein-Westfalen umzuziehen, und dargelegt, warum der Central-Ausschuß unmöglich Bethel verlassen könne: „Die Einbettung des Centrai-Ausschusses in den lebendigen Organismus eines großen Werkes der Inneren Mission geht auf Gedanken zurück, die vor allem Pastor Fritz von Bodelschwingh als Vorstandsmitglied des Centrai-Ausschusses längst vor 1945 immer wieder geäußert hat. Die Zentrale der Inneren Mission braucht notwendig die unmittelbare Anschauung und die tägliche Verbindung mit den verschiedensten Zweigen der geschlossenen, halboffenen und offenen Fürsorge sowie mit der missionarischen Arbeit der Inneren Mission."

Sei aber keine Verbindung herzustellen, sollten sich die beiden Werke wenigstens zu regelmäßigen gegenseitigen Konsultationen verpflichten.290 Das Zentralbüro war überrascht.2'1 Dort wartete man auf eine vermeintlich in der Sitzung des Synodal-Ausschusses verabredete Vorlage Herntrichs. In einem Vermerk Collmers für Krimm vom 20. September heißt es: „Es ist mir unklar, was unter dem Vorschlag von Neuendettelsau zu verstehen ist. . . . Erst müssen uns die Vorschläge von Neuendettelsau präzise genannt werden, und erst dann sind wir in der Lage, Stellung zu nehmen."292 Nachdem die Kirchenkanzlei die nötigen Aufklärungen gegeben hatte293, antwortete Gerstenmaier postwendend. Sein Schreiben vom 2. Oktober 1950 zeigt, daß man in der Zwischenzeit im Zentralbüro weder müßig geblieben war noch die Hoffnung auf ein „Diakonisches Amt" aufgegeben hatte: Eine Verlängerung des Hilfswerksgesetzes sei überflüssig; die „Umwandlung" des Hilfswerks könne der Rat durch eine Notverordnung vornehmen. Eine Bürogemeinschaft mit dem Central-Ausschuß sei der Kostenund Personalprobleme wegen nicht anzuraten und eine „diakonische Kammer" nur dann sinnvoll, wenn sie die Funktionen des Hilfswerks-Verwaltungsrates übernehme, weshalb ein vom Vorsitzenden des Rates der EKD geleiteter „diakonischer Rat der EKD" vorzuziehen sei. Gerstenmaier erklärte weiter: „Von einer diakonischen Kammer, deren Kompetenzen nicht weiter reichen als die der anderen seither gebildeten Kammern, verspreche ich mir nichts. Wenn neue Organe geschaffen werden, müssen sie so geschaffen werden, daß sie mit bindenden 290

"2 2,3

Münchmeyer an die Mitglieder des Synodalausschusses, 28. 9.1950 (ADW, C A W 1007). Vgl. Herntrich an Gerstenmaier, 25. 9. 1950 (EBD., ZB 55). (EBD.)

Vgl. Brunotte an ZB, 29. 9.1950 (EBD.). D o n heißt es u.a., man sei davon ausgegangen, daß auch die Vertreter des Hilfswerks „sich in Ansbach Notizen gemacht hätten, so daß eine Stellungnahme... nunmehr nach drei Monaten möglich sein würde".

282

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

Weisungsbefugnissen [und] möglichst großen Entscheidungsvollmachten ausgestattet sind."294 Damit waren die drei Punkte des „Neuendettelsauer Vorschlages" sämtlich abgelehnt, denn daß der Central-Ausschuß sich einem diakonischen Rat mit derartigen Kompetenzen unterstellen würde, konnte Gerstenmaier kaum erwarten. Eine Verlängerung des Hilfswerkgesetzes von 1949 war für ihn deshalb überflüssig, weil er für die nächste Sitzung des Synodalausschusses den erneuten Antrag des Zentralbüros auf „Umwandlung des Hilfswerks in ein Diakonat der EKD" ankündigte. Die jüngste Entwicklung in der DDR werfe im Hinblick auf das Hilfswerk so grundsätzliche Fragen auf, daß ihm die „Problemstellung von Neuendettelsau" ohnehin überholt scheine.295 Das Festhalten des Zentralbüros am Plan eines „Diakonischen Amtes" Schon am 11. September 1950, drei Wochen vor seiner Stellungnahme zum Ergebnis der Ansbacher Verhandlungen, hatte Gerstenmaier seine Mitarbeiter beauftragt, eine Notverordnung zur Errichtung eines „Diakonischen Amtes" zu entwerfen: „Zur Begründung ist auf die Gefahr einer organisatorischen Trennung des Hilfswerks Ost vom Hilfswerk West hinzuweisen."296 Gerstenmaier hatte sich in der seit August 1950 aufflammenden Debatte über einen möglichen deutschen Wehrbeitrag297 kräftig engagiert. Als die sowjetische Militärregierung bald darauf Dibeüus wissen ließ, sie fordere Gerstenmaiers Rücktritt, und mit einem Verbot des Hilfswerks in der DDR drohte 298 , schlug Dibelius vor, „in der Ostzone die landeskirchlichen Werke in Form einer Arbeitsgemeinschaft zu verselbständigen".299 Hiervon ausgehend war in den folgenden Wochen der Plan entwickelt worden, das Hilfswerk in ein Hilfswerk in der Bundesrepublik und ein Hilfswerk in der DDR aufzugliedern und auf der Ebene der EKD durch ein „Diakonisches Amt" zusammenzufassen.300 Ein Entwurf für eine Notverordnung des Rates der EKD auf der Grundlage des geltenden Hilfswerkgesetzes brachte diesen Vorschlag in Gesetzesform.301 Das Hilfswerk in der Bundesrepublik und wohl auch das Hilfswerk in der DDR sollten danach „in etwas loserer Form als bisher und mit stark einge-

294

EBD., ZB 54.

2.5

EBD.

2.6

Röntsch an Collmer, 11. 9. 1950 (EBD., A D W , ZB 233). 2.7 Dazu vgl. J. VOGEL, Kirche und Wiederbewaffnung. 29! Vgl. unten S. 315. 2 " Vgl. WAA, 1./2.11. 1950, Ns (ADW, ZB60). 300 Vgl. Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Kriftim und Gerstenmaier am 25. 9.1950, (EBD., ZB 56). 301

o . D . ( S e p t . / O k t . 1950): EBD.

Vom Zentralbüro zum „Diakonischen Amt der EKD"?

283

schränktem Aufgabenkreis weiter fortbestehen".302 Die beiden Zentralbüros des Hilfswerks-Ost und des Hilfswerks-West vertreten ihre Hilfswerke gegenüber den jeweiligen Regierungen und staatlichen Stellen und bearbeiten die Aufgaben, die den Bereich eines einzelnen gliedkirchlichen Hilfswerkes überschreiten. Die übrigen Aufgaben des bisherigen Zentralbüros - Verteilung der Auslandsspenden, Wahrnehmung der ökumenischen Beziehungen, Richtlinienkompetenz - fallen dem neu zu errichtenden „Diakonischen Amt der EKD" zu. Dessen Leitung soll mit der Leitung des Zentralbüros des Hilfswerks-West in Personalunion verbunden werden.303 Das heißt aber nicht, daß hierbei, wie es den Anschein haben könnte, nur an eine äußerliche Neugestaltung ohne praktische Konsequenzen gedacht war, denn der Vorschlag Schloß eine weitgehende Verselbständigung der Hauptbüros und der beiden Teilhilfswerke ein. Richtlinien sollte das „Diakonische Amt" nur erlassen können, „soweit sich solche als sachlich geboten und praktisch durchführbar erweisen, insbesondere für die Gemeindediakonie und die Mitarbeit der Laien".304 Statt des bisherigen Verwaltungsrates des Hilfswerks sah der Vorschlag einen „Diakonischen Rat" vor, zwar mit unveränderten Kompetenzen, aber je zur Hälfte mit Mitgliedern aus der DDR und aus der Bundesrepublik besetzt. Beschlüsse über nur eines der beiden Teilhilfswerke betreifende Fragen blieben jeweils dessen Vertretern vorbehalten.305 Zur Übernahme der wirtschaftlichen Funktionen des Zentralbüros wurde die Gründung einer „Sozialpolitischen Gesellschaft" vorgeschlagen, deren Vorsitz Gerstenmaier zu übernehmen gedachte und für die er „den erforderlichen Einfluß" im „Diakonischen Rat" beanspruchte.306 Der Notverordnungsentwurf sah allerdings nur vor, daß Leiter und stellvertretender Leiter der „Sozialpolitischen Gesellschaft" im Wiederaufbau-Ausschuß vertreten sein sollten.307 Dieser weitere Schritt zur „Ausgliederung" entsprach zwar einem immer wieder auch von der Inneren Mission geäußerten Verlangen. Aber das Zugeständnis verlor dadurch an Wert, daß der Entwurf nichts darüber aussagte, wie die Zusammenarbeit mit der Inneren Mission durch den „Diakonischen Rat" geregelt werden könne. Da „Diakonisches Amt" und „Zentralbüro-West" eng verbunden sein sollten, war der Einwand zu erwarten, das Hilfswerk versuche sein Konzept eines „Diakonischen Amtes der EKD" jetzt auf Umwegen zu verwirklichen. Möglicherweise zielte die Formulierung des § 1 des Entwurfes auf solche Befürchtungen. Er schließt mit 302

Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Krimm und Gerstenmaier am 25.9. 1950, 25. 9. 1950 (EBD.) 303 EBD. 304 Entwurf, o.D. (Sept./Okt. 1950): EBD. 305 § 6 (EBD.). 306 Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Krimm u. Gerstenmaier am 25. 9. 1950, 25. 9. 1950 (EBD.). 30 ' § 5 des Entwurfs, o.D. (Sept./Okt. 1950): EBD.

284

Die Auseinandersetzung u m die Zukunft des Hilfswerks 1 9 4 9 - 1 9 5 1

wünschenswerter Deutlichkeit jeden Alleinvertretungsanspruch aus und bezeichnet das Hilfswerk als „die Einrichtung der Kirche, die in Teilerfüllung des Diakonischen Auftrages... die Leibesnöte zu lindern sucht, die dem deutschen Volke mit den unter ihm Wohnenden aus seiner äußeren und inneren Entwicklung in diesem Jahrhundert erwachsen sind".308 Die Entscheidung gegen ein „Diakonisches Amt der EKD" Am 7. Oktober 1950 fand die zweite Zusammenkunft des SynodalAusschusses statt. Die weitere Entwicklung hat gezeigt, daß in dieser Sitzung die Weichen für die Neuordnung des Hilfswerks gestellt wurden. Ihr Verlauf läßt sich jedoch nicht genau rekonstruieren, weil nur widersprüchliche Berichte von Sitzungsteilnehmern vorliegen, hingegen kein verläßliches Protokoll. So war auch nicht mit Sicherheit festzustellen, ob das Zentralbüro seinen im September ausgearbeiteten Entwurf für eine Notverordnung des Rates der EKD vorlegte. Prälat Hartenstein schlug in der Sitzung vor, angesichts der Lage in der DDR, wo die Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche im Zusammenhang mit den Volkskammerwahlen vom 15. Oktober 1950 einen Höhepunkt erreichten309, statt des bestehenden Hilfswerks der EKD Arbeitsgemeinschaften der landeskirchlichen Hilfswerke zu bilden.310 Das griff der Präsident der Kirchenkanzlei, Brunotte, auf, und der Synodal-Ausschuß beschloß, ihn mit dem Entwurf eines Kirchengesetzes zur Neuordnung des Hilfswerks zu beauftragen, für das ihm folgende Richtlinien gegeben wurden: „1· Das vorläufige Hilfswerkgesetz wird aufgehoben. Das Hilfswerk als zentralistische Organisation wird durch die Synode aufgelöst. 2. Das Hilfswerk wird in eine Arbeitsgemeinschaft der landeskirchlichen Hilfswerke umgewandelt. Diese werden im Osten und im Westen in die Organisation der Landeskirchen eingegliedert. 3. Die Arbeitsgemeinschaft der landeskirchlichen Hilfswerke erhält eine Zentralstelle, die in verkleinertem Umfang die unaufgebbaren Arbeiten fortführt. Die Beziehungen zu den Wirtschaftsunternehmungen werden gelöst. 4. Die Synode beruft einen Diakonischen Rat der EKD, der aus je 6 Mitgliedern des Hilfswerks und der Inneren Mission und aus drei Ratsmitgliedern besteht. Der Diakonische Rat wird Aufsichtsorgan über das Zentralbüro des Hilfswerks, jedoch ohne die Mitglieder aus der Inneren Mission." 311

301

EBD.

Vgl. KJ 7 7 , 1 9 5 0 S. 1 1 0 - 1 5 9 . 3 1 0 Lt. Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Hartenstein am 19. 10. 1950, 1 9 . 1 0 . 1950 (ADW.ZB55). 3 1 ' Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Ausschußmitglieder betr. Entwurf eines neuen HW-Gesetzes, 2 8 . 1 1 . 1950 (EBD.). 309

Vom Zentralbüro zum „Diakonischen Amt der EKD"?

285

Schon kurz nach der Ausschußsitzung hat Hartenstein angedeutet, Brunotte habe sich wohl aus anderen Motiven als er für seinen Vorschlag erwärmt.312 Es ist auch nur schwer vorstellbar, daß sich der Ausschuß wirklich auf „Richtlinien" dieser Art geeinigt hat, und daher wohl richtiger, die hier zitierte Fassung nicht als Wiedergabe der Ausschußbeschlüsse, sondern als deren Interpretation im Sinne der Kirchenkanzlei zu bezeichnen. So hat Gerstenmaier in einem Brief an Dibelius vom 4. Dezember 1950 bestritten, daß sich der Ausschuß für eine „Auflösung" des Hilfswerks „als zentralistische Organisation" ausgesprochen habe313, und als Hartenstein das Zentralbüro über die Sitzung informierte, war nicht von einer Lösung der Beziehungen zu den Wirtschaftsbetrieben, sondern nur von der Bildung einer „Treuhandgesellschaft" die Rede.314 Dessen ungeachtet bildeten die „Richtlinien" in der von der Kirchenkanzlei vorgelegten Form die Grundlage für die weiteren Verhandlungen. Für das Hilfswerk bestand damit die Gefahr, einen weit höheren als den angebotenen Preis zahlen zu müssen, ohne dafür etwas zu erhalten: Stau von „Umwandlung" war von „Auflösung" die Rede, aber ein „Diakonisches Amt" sollte es nicht geben. Die Innere Mission erklärte sich zur Mitarbeit im „Diakonischen Rat" bereit, ohne sich jedoch seinen Entscheidungen unterwerfen zu wollen. Das hatte das Zentralbüro zwar nicht erwartet, aber die Vertreter der Inneren Mission lehnten es auch ausdrücklich ab, daß „das Zentralbüro gleichzeitig das Exekutivorgan des Diakonischen Rates werde"315, worauf dessen Plan für eine Notverordnung de facto hätte hinauslaufen können. Stillschweigend schienen zwar alle Beteiligten davon auszugehen, daß Gerstenmaier die Leitung des neugeordneten Zentralbüros niederlegen werden, aber selbst ein indirekter Einfluß über eine „Sozialpolitische Gesellschaft" sollte ihm durch eine radikale Durchtrennung aller Verbindungen mit den Wirtschaftsbetrieben genommen werden. Dabei entsprach dieser Beschluß in seiner Undifferenziertheit nicht einmal der Entschließung der EKD-Synode, die doch kaum ein halbes Jahr alt war. Das Zentralbüro mußte sich in den folgenden Monaten darum bemühen, diese aus seiner Sicht außerordentlich ungünstige Entwicklung, so gut es konnte, zu korrigieren. Schon in der großen Zahl der Entwürfe, Gegenentwürfe und Stellungnahmen, die der Verabschiedung eines neuen Hilfswerkgesetzes vorausgingen, kommt dies zum Ausdruck. Der Central-Ausschuß hingegen verhielt sich abwartend und konnte das tun, weil er seine Interessen von der federführenden Kirchenkanzlei bestens vertreten wissen durfte. !IJ

Vermerk Röntsch betr. Besprechung mit Hartenstein am 19.10. 1950, 19.10. 1950

(EBD.). 5,3 QUELLEN III, S. 245. 314

Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Hartenstein am 19.10. 1950, 19.10. 1950 (ADW, Z B 55). 315

Vgl. W A A , 1 . / 2 . 1 1 . 1 9 5 0 , N s (EBD., Z B 60).

286

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

4. Die Neuordnung des Hilfswerks 1951 a) Das Kirchengesetz zur Ordnung des Hilfswerks vom 5. April 1951 Die ersten Gesetzentwürfe Nur eine Woche, nachdem der Synodalausschuß auf seiner zweiten Zusammenkunft am 7. Oktober 1950 Richtlinien für die Neuordnung des Hilfswerks beschlossen hatte, legte Brunotte bereits einen Rohentwurf für ein „Kirchengesetz zur Ordnung des Evangelischen Hilfswerks innerhalb der Evangelischen Kirchen in Deutschland"316 und für eine Verordnung des Rates über die Bildung eines „Diakonischen Rates" vor.317 Er übernahm aus dem vorläufigen Hilfswerkgesetz vom 13. Januar 1949 zwar die Präambel, in der es hieß, das Hilfswerk werde von der EKD, den Gliedkirchen und den Gemeinden getragen, hob aber in erster Linie auf die Zuständigkeit der Gliedkirchen ab. Deshalb sollte an die Stelle des Hilfswerks eine „»Arbeitsgemeinschaft Evangelisches Hilfswerk' innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland" treten, zu der sich die gliedkirchlichen Hilfswerke zusammenschließen sollten und die vor allem koordinierende Aufgaben zu übernehmen hätte. „Wenn die Verhältnisse es erfordern", könnten sich darüber hinaus besondere „Arbeitsgemeinschaften der gliedkirchlichen Hilfswerke" in der Bundesrepublik und in der DDR bilden.318 An die Stelle des Wiederaufbau-Ausschusses tritt eine „Mitgliederversammlung", ähnlich zusammengesetzt wie jener, aber ohne genau umschriebene Zuständigkeit 3 während die Aufgaben des Verwaltungsrates dem „Diakonischen Rat" zufallen, über dessen Zusammensetzung und Kompetenzen der Entwurf keine Angaben macht.320 Ganz deutlich wurde, daß die radikale Trennung des Zentralbüros von jeglicher wirtschaftlicher Betätigung ein besonders Anliegen Brunottes war 321 , wobei seine Formulierungen sogar den Eindruck hervorrufen konnten, hier solle eine Fehlleitung von Spendengeldern korrigiert werden:

316 3" 318 3,9 320

EBD., ZB 54 (mit Randbemerkungen Krimms und Gerstenmaiers). Hier wird zunächst nur die an den Gesetzentwurf anknüpfende Diskussion behandelt. Vgl. § 3 des Entwurfs (ADW, ZB 54). Vgl. § 5 (EBD.). § 8 (EBD.).

321 Vgl. H. BRUNOTTE, Grundordnung, S. 184-187. Dieses Interesse führt Brunotte in seinem Kommentar gelegentlich sogar zu falschen Feststellungen, so, wenn er von einer „nach der Währungsreform sich als Fehlentwicklung herausstellende(n) Ausweitung der an das Hilfswerk angelehnten Wirtschaftsunternehmungen verschiedenster Art" (EBD., S. 186) spricht. Die VERWI, die in erster Linie die Kritik auf sich zog, ist überhaupt erst nach der Währungsreform gegründet worden! Vgl. oben S. 231.

Die Neuordnung des Hilfswerks

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„Die Arbeitsgemeinschaft unterhält keinerlei eigene Anstalten, Werke und Einrichtungen und beteiligt sich nicht an wirtschaftlichen Unternehmungen irgendwelcher Art. Die Wirtschaftsunternehmen des bisherigen Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland sind aufzulösen oder in eine vom Hilfswerk völlig gelöste Form privatwirtschaftlicher Form" 2 überzuleiten, die in ihrer Firma die Bezeichnung ,evangelisch' oder ,kirchlich' nicht führen dürfen.323 Bei der Abwicklung dieser Unternehmungen sind die aus kirchlichen Spenden stammenden Beträge sicherzustellen und der .Arbeitsgemeinschaft Evangelisches Hilfswerk' zur Verwendung in den Gliedkirchen zu übergeben."324 Nachdem die Entwürfe Brunottes dem Zentralbüro zur Kenntnis gebracht worden waren, erarbeitete dessen Justitiar, Bernhard Röntsch, sogleich einen die Interessen des Hilfswerks stärker berücksichtigenden Alternativentwurf. 325 Im Gegensatz zu Brunotte betonte er stärker den Aufbau des Hilfswerks von den Gemeinden her, was freilich in einer Ordnung für das Hilfswerk auf gesamtkirchlicher Ebene kaum mehr als deklaratorische Bedeutung haben konnte 326 , und schlug vor, anstelle der Bezeichnung „Arbeitsgemeinschaft" den bisherigen Namen mit dem Zusatz „Gesamtwerk" beizubehalten. 327 Der Wiederaufbau-Ausschuß sollte bei kaum veränderten Befugnissen durch einen „Diakonischen Ausschuß" und der Verwaltungsrat durch einen „Diakonischen Rat" im Sinne der Richtlinien des Synodalausschusses vom 7. Oktober 1950 ersetzt werden. Wesentlich milder faßte Röntsch die Bestimmung über die Ausgliederung der Wirtschaftsbetriebe, denn eine „Sicherstellung" des in diesen gebundenen Kapitals wurde darin nicht zwingend vorgeschrieben. Vielmehr sollte der bisherige Leiter, also Gerstenmaier, im Einvernehmen mit dem Rat der E K D dafür sorgen, daß diese Gelder „ihrer kirchlichen Zweckbestimmung erhalten u n d . . . unter Aufsicht von Männern des Vertrauens des Rates der E K D unmittelbar oder mittelbar für die Erfüllung der Aufgaben des Gesamtwerks nutzbar bleiben". Dabei solle die Eigenart der Betriebe berücksichtigt werden. 328 Schon hier zeichnet sich ab, daß die künftige Behandlung der Wirtschaftsbetriebe die

Sic! Das beabsichtigte Gerstenmaier auch nicht, weil „bei der Zuwendung von Bundesmitteln an konfessionell eingestellte Verbände jederzeit die Grundsätze der Parität" gewahrt werden müßten, (Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Krimm und Gerstenmaier am 25.9. 1950, 25.9. 1950: ADW, ZB 56). Vgl. aber oben S. 283 zur Absicht, der „Sozialpolitischen Gesellschaft" Einfluß auf das Hilfswerk einzuräumen. 324 § 4 des Entwurfs Brunottes (ADW, ZB 54). 3 2 5 „Entwurf: Notverordnung zur Ordnung des Hilfswerks der Ev. Kirche in Deutschland", o.D. (vor dem 31.10. 1950): Ebd. 326 §1,1: „Die Arbeit des· Hilfswerks baut sich von der Gemeinde aus auf. Dieser liegt insbesondere die Einzelfürsorge für ihre eigenen Glieder ob." (Ebd.). 327 § 2 (EBD.). 321 § 4 (Ebd.). 322 323

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Kernfrage aller künftigen Verhandlungen bilden würde, denn für das Zentralbüro ging es an diesem Punkt um sein wirtschaftliches Überleben.329 Am 31. Oktober 1950 lagen die Entwürfe Brunottes und Röntschs dem Verwaltungsrat des Hilfswerks vor. Brunotte, der an der Sitzung teilnahm, berichtete später, daß seine Konzeption als zu „föderalistisch" und insofern der Grundordnung der EKD widersprechend kritisiert worden sei. Der Verwaltungsrat habe auch bezweifelt, ob eine völlige Trennung von den Wirtschaftsunternehmen möglich sei, es aber für erforderlich gehalten, eine Überprüfung der Beteiligungen vorzunehmen und sie von seiner Genehmigung abhängig zu machen. Schließlich sei die Beibehaltung eines eigenen Aufsichtsorgans für das Hilfswerk neben einem künftigen „Diakonischen Rat" vorgeschlagen und die Forderung wiederholt worden, das Zentralbüro in eine dritte Amtsstelle der EKD neben Kirchenkanzlei und Kirchlichem Außenamt umzuwandeln.330 Als einen Tag später, am 1. November, der Wiederaufbau-Ausschuß zusammentrat, berichtete Krimm über die Beratungen im Verwaltungsrat. Die beiden Entwürfe seien miteinander „verglichen und ineinandergearbeitet" worden, wobei man sich folgendermaßen geeinigt habe: „Als Grundlinie sollte bleiben, daß nicht hinter das Grundgesetz der E K D zurückgegangen werden darf. Das Hilfswerk wird getragen von der Evangelischen Kirche in Deutschland und von den Gliedkirchen ihrer Gemeinde. 331 Es verfügt über drei Funktionsorgane. Ihr oberstes Organ ist der Wiederaufbau-Ausschuß, für den der Name „Hilfswerkausschuß" vorgeschlagen worden ist. Das Aufsichtsorgan bleibt der Verwaltungsrat, das Exekutiv-Organ das Zentralbüro. Das bisherige Überschreiten der Grundordnung wurde zurückgedrosselt. Diese drei Funktionsorgane sollen neu gebildet werden mit der Regelung, daß der Verwaltungsrat etwa die Hälfte des Diakonischen Rates darstellen würde (6 Mitglieder), die andere Hälfte mit ebenfalls sechs Mitglieder würde besetzt werden von der Inneren Mission... Ein weiterer Schritt nach vorwärts könnte liegen in dem Gedanken, daß die wirtschaftlichen Unternehmungen verselbständigt werden. Nimmt m a n . . . [sie] heraus, dann bleibt etwas übrig, was für Kirchenmänner nicht mehr etwas so abrupt anderes darstellt, als etwa eine kirchliche Zentralstelle."333

In den Verhandlungen des Wiederaufbau-Ausschusses, der seit eineinhalb Jahren nicht zusammengekommen war, nahm die Zukunft des Hilfswerks Vgl. oben S. 234ff. - Röntschs Entwurf ist nochmals leicht überarbeitet worden, wobei kleinere Korrekturen den Handlungsspielraum des Zentralbüros verbessern sollten. Die Beteiligung an Wirtschaftsunternehmungen sollte von der Zustimmung des Rates der E K D abhängig gemacht werden, also weiterhin möglich bleiben, das Zentralbüro nicht nach „Weisungen", sondern nur nach Richtlinien des „Diakonischen Rates" arbeiten („Entwurf: Hilfswerk: Notverordnung zur Ordnung des Hilfswerks der Ev. Kirche in Deutschland", o.D.: A D W , Z B 55). 330

Lt. Brunotte, Rundschreiben an die Mitglieder des Synodalausschusses, 2 8 . 1 1 . 1950

(EBD.). 531 332

Sic! Soll wohl heißen: „ . . . von den Gliedkirchen und ihren Gemeinden". W A A , 1 . / 2 . 1 1 . 1950, Ns ( A D W , ZB 60).

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im Anschluß an Krimms Bericht zwar breiten Raum ein, doch konnte man im Grunde wenig mehr tun, als dessen Informationen über den Verhandlungsverlauf entgegenzunehmen. Immerhin wurde eine Resolution verabschiedet, wonach „die Weiterführung der Arbeit des Hilfswerks angesichts der ungeheuren diakonischen Aufgaben" unerläßlich sei und verstärkt werden müsse.333 Außerdem wurde ein vierköpfiger „Ordnungsausschuß" gebildet, der zu den Vorschlägen, die vom Synodalausschuß oder von anderer Seite gemacht werden würden, Stellung nehmen sollte.334 Das Zentralbüro hoffte, daß dieser Ausschuß notfalls ein Gegengewicht gegen den Synodalausschuß bilden und so die Verhandlungsposition des Hilfswerks verbessert werden könne.335 Auch hinsichtlich der Wirtschaftsbetriebe kam ein Votum zustande, das den Wünschen des Verwaltungsrates entsprach. Auf Antrag von Dibelius wurde einstimmig beschlossen, daß der Verwaltungsrat eine Ausgliederung in die Wege leiten solle, bei der „die geschäftliche Sicherheit dieser Betätigungen nicht gefährdet" werde.336 Das hätte eine Radikallösung im Sinne Brunottes ausgeschlossen. In der Woche nach den Sitzungen von Verwaltungsrat und WiederaufbauAusschuß arbeiteten Brunotte und Röntsch einen gemeinsamen Entwurf aus, der die Gesichtspunkte berücksichtigte, auf die man sich geeinigt hatte. Dem Entwurf Brunottes entsprechend wurde auch jetzt die Zuständigkeit der Landeskirchen als primären Trägern des Hilfswerks betont. Statt es ihnen jedoch gänzlich freizustellen, welche Rechtsform sie ihrem jeweiligen landeskirchlichen Hilfswerk geben wollten, einigten sich die beiden auf eine Formulierung, nach der wenigstens im Regelfall die Landeskirche auch Träger ihres Hilfswerks sein sollte. Insofern es aber möglich blieb, abweichend von der Regel die Hilfswerk-Arbeit einer Landeskirche an einen Rechtsträger außerhalb der verfaßten Kirche zu „delegieren", ließ sich Röntsch doch auf die Durchbrechung eines wichtigen Prinzips des Hilfswerks ein. Ein Vetorecht des „Diakonischen Beirates" - dieser Name wurde gewählt, um Verwechslungen mit dem Rat der EKD auszuschließen337 - bei kirchengesetzlichen Regelungen in den Gliedkirchen, das Röntsch vorgeschlagen hatte, war nicht vorgesehen.338 Ein Verwaltungsrat sollte, wie vom Hilfswerk gewünscht, beibehalten werden, doch sagte der Entwurf nichts darüber, ob er die Hälfte der Mitglieder des neuen „Diakonischen Beirates" stellen würde. Beim Verwaltungsrat sollte auch die Entscheidung über die Beteiligung des

333

EBD.

334

EBD.

335

So Collmer an Bauer, 14.11. 1950 (EBD., ZB 55). WAA, 1./2.11. 1950, N s (EBD., ZB 60). 337 Rundschreiben Brunottes, 28.11. 1950 (EBD., ZB 55). 338 Schon § 11 des geltenden Hilfswerk-Gesetzes, das die Landeskirchen zur Konsultation des Leiters verpflichtete, hatte sich als wenig wirkungsvoll erwiesen. 536

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Hilfswerk an wirtschaftlichen Unternehmungen liegen, die demnach prinzipiell möglich blieb. Die Gesetzesvorlagen der Kirchenkanzlei der EKD Am 11. November 1950 schickte Brunotte eine Reinschrift des gemeinsamen Entwurfs von Kirchenkanzlei und Zentralbüro nach Stuttgart und bat Röntsch um Mitteilung, „ob dieser Entwurf Ihre Billigung findet, da wir ihn nach Verabredung unseren Ausschüssen zuleiten wollen".339 Das Zentralbüro bat daraufhin Hartenstein, in der bevorstehenden Sitzung des Rates der EKD „die grundsätzliche Zustimmung zu dem neuen Gesetzentwurf vorbehaltlich der Anderungswünsche des Synodalausschusses und des vom Wiederaufbau-Ausschusses eingesetzten Ordnungsausschusses zu erwirken".340 Aber nur wenige Tage später sah es sich einer völlig veränderten Lage gegenüber. Rechtzeitig zur Tagung des Rates am 6. Dezember verschickte Brunotte den gemeinsamen Entwurf, fügte aber gleich eine zweite Fassung hinzu, die sich davon an entscheidenden Punkten unterschied. Im Begleitschreiben hieß es, „Entwurf A" sei in Ausführung des Beschlusses des Synodalausschusses entstanden, während „Entwurf B" die vom Verwaltungsrat am 31. Oktober geäußerten Wünsche berücksichtige und in dessen Auftrag gemeinsam mit Röntsch verfaßt worden sei.341 Tatsächlich war aber „Entwurf B" zuerst entstanden, und das Zentralbüro hatte geglaubt, man habe sich mit Brunotte auf diesen Kompromiß geeinigt.342 Entwurf Α stimmte mit dem älteren Entwurf Β wörtlich überein, doch an wesentlichen Stellen waren die erzielten Kompromisse rückgängig gemacht. Brunotte bezeichnete das Gesetz wie in seinem eigenen ersten Entwurf als „Kirchengesetz zur Ordnung des Evangelischen Hilfswerks innerhalb der Evangelischen Kirchen in Deutschland" und machte deutlich, daß es sich nicht um eine Einrichtung der EKD selbst, sondern um eine solche der landeskirchlichen Hilfswerke handeln solle. Nur leicht gemildert lautete die entsprechende Bestimmung jetzt: „Im Gesamtbereich der Ev. Kirche in Deutschland sind die Hilfswerke der Gliedkirchen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengefaßt. Diese führt die Bezeichnung „Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland". 343 Sie ist der Ev. Kirche in 339

ADW.ZB55. Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Hartenstein am 25.11. 1950, 27.11. 1950 (EBD.); vgl. auch Vermerk Collmers, 1.12. 1950 (EBD., ZB 51). 340

3,1

342

Rundschreiben Brunottes, 28.11. 1950 (EBD., ZB 55).

Diese Annahme war berechtigt. So hatte Brunotte sich bei Röntsch nach Abschluß der gemeinsamen Arbeit am 11.11. 1950 herzlich für dessen „freundliche Mitwirkung" bedankt (EBD.), WOZU kein Anlaß gewesen wäre, wenn es sich nur um einen Auftrag des Verwaltungsrates gehandelt hätte. 343 Im ersten Entwurf Brunottes: „Arbeitsgemeinschaft Ev. Hilfswerk". Vgl. oben S. 286f.

Die Neuordnung des Hilfswerks

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Deutschland zugeordnet und tritt an die Stelle des bisherigen Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland." 344

Auch die Bestimmung über die Sicherstellung der in den Wirtschaftsbetrieben investierten Kapitalien hatte Brunotte aus seinem ursprünglichen Entwurf nahezu unverändert übernommen. Auffällig ist, wie sich die Fronten in der Diskussion zwischen Hilfswerk und Kirchenkanzlei innerhalb weniger Jahre verkehrt hatten. Gerade die Kirchenkanzlei hatte stets gegen den Widerspruch des Zentralbüros Aufsichtsrechte für die Organe der EKD gefordert. Daß die Existenz eines „Diakonischen Amtes" oder eines „Hilfswerks der EKD" den Bestimmungen der EKD-Grundordnung zuwiderlaufe, war in den Beratungen, die dem Erlaß des ersten Hilfswerkgesetzes von 1949 vorausgingen, nie behauptet worden. Jetzt war es die Kirchenkanzlei, die den Standpunkt vertrat, das Hilfswerk müsse in Anpassung an die Grundordnung föderalisiert werden.3 45 Noch vor der Sitzung des Rates hat Gerstenmaier am 4. Dezember 1950 einen vehementen Protestbrief an Dibelius geschrieben und an ihn appelliert, sich doch noch für die Schaffung eines Diakonischen Amtes einzusetzen. Jeder der beiden vorliegenden Entwürfe Α und Β bedeute nichts anderes als einen Rückschritt. Das Hilfswerk könne „gar nicht anders existieren und auch nicht anders geführt werden..., als es in dem seither gültigen Hilfswerkgesetz niedergelegt ist".346 Die Zusammenfassung aller Kräfte, zentrale Planung und Ermöglichung rascher Initiative seien seine Wesenselemente. Die Grundordnung und die Bekenntnisse der Gliedkirchen stünden einem Hilfswerk in der bisherigen Form nicht entgegen, sondern wiesen allesamt in ihrem Bekenntnis zum „christlichen Diakonat" über die eigenen Kirchengrenzen hinaus. Er fährt fort: „In dem Entwurf B, den die Kirchenkanzlei jetzt vorlegt und der ein im wesentlichen trauriges Ergebnis von Kompromissen mit den Vorschlägen meiner eigenen juristischen Mitarbeiter darstellt - von dem Entwurf Α von Brunotte rede ich gar nicht mehr - , kommt diese Grundnotwendigkeit, diese Leitidee des Hilfswerks fast völlig zum Verschwinden. Außerdem enthält er eine Reihe von Punkten, die zu gar nichts f ü h r e n . . . Was soll die Schaffung eines diakonischen Rates mit seiner alsbald schon in der Bezeichnung „Beirat" sichtbar gemachten Bedeutungslosigkeit? Was soll der überflüssige und über das seitherige Hilfswerkgesetz übrigens hinausgehende § 1, Ziffer 2? 3 4 7 Ich könnte noch eine Reihe von Punkten aufführen, so z.B. die Degradierung des Hilfswerks der E K D zu einem wahrscheinlich initiativlosen Häufchen von Verwaltungsangestellten, indem man einen Leiter des Hilfswerks nicht mehr konze-

344

Entwurf „A", §2,1 (ADW, ZB55).

345

Vgl. Rundschreiben Brunottes, 2 8 . 1 1 . 1950 (EBD.). (EBD.). Auszug in: QUELLEN III, S. 245.

346

3,7

Zur Rechtsträgerschaft vgl. oben S. 289.

292

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diert.348 Was soll man davon halten, daß dieses Werk, das von wenigen Augen durch Verfolgung und Zuchthäuser hindurch vorbereitet und festgehalten wurde und das allerdings grundanders als die Verwaltungsorgane unserer Kirche auf der initiativen Kraft seiner leitenden Leute s t e h t . . . nun im Namen einer Verwaltungsmaxime, die sich auch noch föderalistisch nennt, geköpft werden soll?"349

Aber auch Dibelius gelang es nicht, die Stimmung im Rat der EKD zugunsten des Hilfswerks zu verändern. Die Beratungen über dessen Zukunft am 6. Dezember nahmen über fünf Stunden in Anspruch, und dabei kam nochmals deutlich zum Ausdruck, „daß die Errichtung eines Diakonischen Amtes als einer kirchlichen Behörde neben Kanzlei... und KirchlichemAußenamt.. .nicht in Betrachtkomme". 350 Gegen Dibelius stellte sich die Mehrheit der Ratsmitglieder auf den Standpunkt, man könne „das Diakonat der Kirche" nicht „von oben her" machen. Die vorhandenen Ansätze seien noch zu spärlich. Deutlich wurde auch, daß keine Neigung vorhanden war, irgendwelche Verpflichtungen zur finanziellen Sicherstellung der Arbeit des Hilfswerks einzugehen, bei gleich großer „Abneigung gegen Geschäftsunternehmungen irgendwelcher Art". 351 Der Rat beschloß, für seine nächste Sitzung vom Vermögensverwalter des Zentralbüros einen Vorschlag für die Neuordnung der Wirtschaftsbetriebe zu erbitten, deren „Geschäftsführung dem Leiter des Zentralbüros obliegen müsse".352 Trotz der Länge der Aussprache fiel die Stellungnahme des Rates äußerst unpräzise aus, vermutlich deshalb, weil die Frage einer weiteren Mitarbeit Gerstenmaiers im Hilfswerk viel Zeit in Anspruch genommen haben dürfte.353 Natürlich war man dafür, die Arbeit des Hilfswerks fortzusetzen. Aber das Zentralbüro müsse so weit verkleinert werden, wie die Durchführung seiner Aufgaben nur irgend zulasse, so daß es in seiner Größenordnung mit anderen kirchlichen Amtern vergleichbar werde354 - ein merkwürdig doppelter Maßstab, wie man im Zentralbüro mit Verbitterung feststellte.355 Für welchen der beiden Gesetzentwürfe der Rat sich nun aussprach, blieb vollends 3 48 Daß über diesen Punkt in den bisherigen Verhandlungen Streit gewesen wäre, ist nirgends erkennbar. 349 Gerstenmaier an Dibelius, 4.12.1950 (ADW, ZB 55). Auszug in: Q U E L L E N III, S. 245. 350 Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Hartenstein am 8.12. 1950, 8.12. 1950 (ADW, ZB 51). 351 Vgl. Dibelius an Gerstenmaier, 8 . 1 2 . 1 9 5 0 ( E B D . ) . 352 Hartenstein lt. Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Hartenstein am 8.12. 1950, 8.12. 1950 (EBD.). - Dieser Beschluß ist schwer verständlich. Entweder dachte man an den künftigen Leiter des Zentralbüros, der - davon ging man aus - nicht Gerstenmaier heißen würde. Das wäre zumindest mit Entwurf Α und der Ausgliederungsforderung unvereinbar gewesen. Oder man dachte daran, daß der jetzige Leiter nach seinem Ausscheiden die Leitung der Wirtschafebetriebe behalten solle. Vgl. Vermerk Collmers, 19. 12. 1950 (EBD.). 353 Vgl. unten S. 316. 354 Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Hartenstein am 8.12. 1950, 8.12. 1950 (ADW, ZB 51). 355

Vgl. Vermerk C o l l m e r v o m 1 9 . 1 2 . 1950 (EBD.).

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unklar. Nach Auffassung der Kirchenkanzlei entschied er sich für Entwurf A 356 , dagegen deutete Hartenstein bald nach der Sitzung in einer Besprechung mit Mitarbeitern des Zentralbüros an, „daß der Rat sich stärker der Fassung des Vorschlages Β zugeneigt habe", der ihm jedoch in der Frage der Beteiligung an Wirtschaftsunternehmen noch nicht hinreichend deutlich erschienen sei.357 Auch das Votum des „Ordnungsausschusses", den der WiederaufbauAusschuß eingesetzt hatte und dem Gerstenmaiers Protestschreiben an Dibelius vom 4. Dezember zur Verfügung gestellt wurde, brachte für das Zentralbüro keine Entlastung. Der Ausschuß stellte sich nämlich auf den Standpunkt, daß eine Fusion der beiden Werke oberstes Gebot sein müsse, dem alles zu dienen habe. Deshalb müßten die Geschäftsstellen zusammengelegt werden, um Voraussetzungen für eine Belebung des gegenseitigen Gesprächs zu schaffen. Das erfordere „eine stark föderalistische Konstruktion des Hilfswerks". Die Stellungnahme orientierte sich dementsprechend an dem von Gerstenmaier als völlig undiskutabel bezeichneten Entwurf A Brunottes und schlug für diesen eine Präambel vor, in der die Fusion als eigentliches Ziel der Neuordnung erscheint: „Die diakonisch-missionarischen Werke der EKiD, zusammengefaßt in den Werken Innere Mission und Hilfswerk, sind Wesens- und Lebensäußerung der Kirche. In der Absicht, einer engeren Vereinigung der beiden Werke den Weg zu bahnen, hat die Synode der EKiD zur Ordnung des Hilfswerks das folgende Gesetz erlassen."

Die Kritik Gerstenmaiers, das Hilfswerk solle zu einem „initiativlosen Häufchen von Verwaltungsangestellten" degradiert werden, wurde zurückgewiesen. Auch aus dem Diakonischen Rat und Beirat könne sich „eine initiativreiche Persönlichkeit erheben". Wenn diese dann noch „die nötige Uberzeugungskraft" zu entfalten vermöge - eine sanfte Kritik an Gerstenmaier - , könne die vorgeschlagene Neuregelung nicht als Hemmschuh für die Entfaltung der Arbeit bezeichnet werden.358 Die Annahme der Entwürfe der Kanzlei der EKD Unter Hinweis darauf, daß die meisten seiner Vertreter an der Teilnahme verhindert seien, hatte das Zentralbüro versucht, eine Verschiebung der dritten Sitzung des Synodalausschusses, die am 9. Januar 1951 stattfinden 356 So die N s lt. Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Mitglieder des Synodal-Ausschusses, 3.1.1951 (EBD., C A W 1006) und lt. Merzyn an Münchmeyer, 15.12.1950: „ . . . was Ihnen - ebenso wie uns - sehr recht sein wird" (EBD.). 357 Vermerk Röntsch betr. Besprechung mit Hartenstein am 8. 12. 1950, 8.12. 1950 (EBD.,

Z B 51). 358 Rundschreiben H. Schmidts betr. Sitzung des Hilfswerk-Ordnungsausschusses am 6.12. 1950 (EBD., C A W 1006).

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sollte, zu erwirken. Als die Kirchenkanzlei an dem Termin festhielt, weil sonst dem Rat bei dessen nächster Sitzung nicht der gewünschte endgültige Entwurf vorgelegt werden könne359, wies das Zentralbüro vorsorglich nochmals darauf hin, daß „das Hilfswerk, über dessen Zukunft beraten werden soll", wahrscheinlich nur durch Herntrich als Mitglied des Verwaltungsrates vertreten sein werde: „Bei dieser Zusammensetzung dürfte sich... der Synodalausschuß keinesfalls zu einer endgültigen Abstimmung entschließen können", zumal im Kreise der Ratsmitglieder die Ansichten darüber geteilt seien, ob seine Stellungnahme vom 6. Dezember „eindeutig als ausdrückliche Empfehlung des Entwurfs Α zu werten ist".360 Dennoch tagte der Ausschuß wie geplant, und da die fünf Vertreter der Inneren Mission erstmals vollzählig erschienen waren361, während sich das Zentralbüro nur durch Held und allenfalls Herntrich vertreten fühlen durfte362, konnte das Ergebnis nicht zweifelhaft sein. „Einmütig" wurde „Entwurf A" der Diskussion zugrundegelegt. Besonders die Vorschriften über die Beteiligung an wirtschaftlichen Unternehmungen, die von der Zustimmung des Rates der EKD abhängig gemacht werden sollte363, erhielten eine neue Fassung. Die Bestimmungen über die Ausgliederung und die „Sicherstellung" der investierten Gelder wurden aus dem Gesetz herausgenommen und als besonderer Synodalbeschluß formuliert, was offenbar dem Zentralbüro entgegenkommen sollte. Abschließend betonten die Anwesenden, daß „eine sachliche Lösung der Hilfswerkfragen" notwendig sei, daß der Rat der EKD aber auch gebeten werden solle, „einen Weg zu suchen, um die zukünftige Arbeit des um das Hilfswerk hochverdienten bisherigen Leiters in persönlichen Verhandlungen mit diesem sicherzustellen".364 Zwei Tage später billigte der Rat die Vorlage des Synodalausschusses, nahm aber sachlich geringfügige Änderungen vor, die aus der Sicht des Zentralbüros kleine Nachbesserungen darstellen mochten. So sollten die Organe des Hilfswerks die Bezeichnungen „Hilfswerkausschuß", „Verwaltungsrat" und „Zentralbüro" behalten, wodurch die Kontinuität stärker zum Ausdruck gebracht wurde.365 Besondere Synodalbeschlüsse zur Ausgliederung sollten überhaupt nicht gefaßt, vielmehr der Rat ermächtigt werden, 359 360

Kirchenkanzlei an Mitglieder des Synodalausschusses, 3.1. 1951 (EBD.). Rundschreiben des Zentralbüros an die Mitglieder des Synodalausschusses, 5.1. 1950

(EBD.). 361

Lilje, Wenzel, Ohl, Ziegler, Münchmeyer. Ferner nahmen teil: Meiser, Jürges, Merzyn, Brunotte. 363 Entwurf Α Schloß sie völlig aus, Β machte sie von der Zustimmung des Verwaltungsrates abhängig. Es wurde jetzt auch stärker zwischen Anstalten, Heimen oder Ausbildungsstätten und anderen Unternehmungen unterschieden. 364 Sitzung des Synodalausschusses am 9.1.1951, Ns (ADW, CAW 998). Entwürfe Α und C in der vom Ausschuß verabschiedeten Fassung: EBD. Zum Gesetzentwurf C vgl. unten S. 300-302. 365 So auch Entwurf Β und HW-Ordnungsausschuß. Vgl. oben S. 289 und 293. 362

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„die Verhältnisse der bestehenden Wirtschaftsunternehmungen des Hilfswerks . . . nach Klärung ihrer rechtlichen und wirtschaftlichen Lage im Benehmen mit dem Verwaltungsrat und mit dem Diakonischen Beirat durch Verordnung" zu regeln.366 Vor der Sitzung hatte Hartenstein als Berichterstatter vorgeschlagen, „daß der Rat eine Ausfallgarantie für das Zentralbüro" in halber Höhe der 1949 und 1950 von den Hauptbüros aufgebrachten Umlage übernehme, und es auch für erforderlich gehalten, das Zentralbüro, das sein Personal seit der Währungsreform um 80% vermindert habe, in den EKD-Etat einzustellen.367 Von diesen Vorschlägen, die den Wünschen des Zentralbüros entsprachen, scheint in der Sitzung nicht die Rede gewesen zu sein.368 Trotz eines weiteren, ausführlichen Protestschreibens, das Gerstenmaier am 29. Januar 1951 an die Mitglieder des Rates der EKD, an die Mitglieder des Synodal-Ausschusses und an sämtliche Kirchenleitungen richtete und dem ein neuer Alternatiworschlag des Zentralbüros beigefügt war369, wurde der Gesetzentwurf in der vom Rat beschlossenen Fassung der Synode zugeleitet.370 Die Begründung stammte aus der Kirchenkanzlei und brachte deren Standpunkt zum Ausdruck; auch der Central-Ausschuß konnte damit zufrieden sein. Es hieß darin, wenn jetzt der Schwerpunkt des Hilfswerks auf die Landeskirchen verlagert und der bisherige „Zentralismus" abgebaut werde, was auch darin zum Ausdruck komme, daß es künftig nur noch einen „Leiter des Zentralbüros" geben werde, so entspreche das nicht nur der Grundordnung der EKD, sondern auch der tatsächlichen Entwicklung: „Seit längerer Zeit besteht die Hilfswerkarbeit nicht nur in der Vermittlung und Verteilung von Auslandsspenden, sondern in der Verlebendigung der gemeindlichen Liebestätigkeit und der zunehmenden Weckung des Opferwillens der Kirchengemeinden". Deshalb sei die Stellung des Zentralbüros „etwas begrenzt" worden, „ohne daß" - wie es beschwichtigend heißt „dadurch der Initiative des Zentralbüros irgend etwas abgebrochen werden soll".371 So wurde die vom Zentralbüro immer wieder geforderte Veranke366 Rundschreiben Brunottes an die Mitglieder des Synodalausschusses, 1 8 . 1 . 1 9 5 1 (ADW, C A W 998). 367 „Votum betr. Ev. Hilfswerks" für die Sitzung des Rates am 11./12.1. 1951, 3 . 1 . 1951

( L K A HANNOVER, 4 ) . ! 6 ! Vgl. Rundschreiben Brunottes vom 1 8 . 1 . 1 9 5 1 (ADW, C A W 998) und Auszug aus der Ns über die Ratssitzung (EBD., ZB 55). 369 EBD., C A W 998. 370 Vgl. Vorlage 3 zur 3. Tagung der 1. Synode der E K D (EBD., ZB 56). 371 Begründung zum Entwurf des Hilfswerk-Gesetzes, mit Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Mitglieder des Rates und der Kirchenkonferenz, 2. 3.1951 (EBD., ZB 55). Vgl. auch die Begründung zur Vorlage 3 an die Synode (EBD., C A W 998). In seinem Kommentar hebt H. BRUNOTTE hingegen vor allem die stärkere Einschaltung der Organe der E K D und das Verbot fur das Hilfswerk hervor, eigene Wirtschaftsunternehmungen zu unterhalten (Grundordnung, S. 188f.).

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rung des Hilfswerks in den Gemeinden zuletzt noch gegen es selbst gekehrt, während seine Forderung nach Intensivierung der sozialpolitischen Arbeit unerwähnt blieb. Die Gegenvorschläge des Zentralbüros und die Diskussion bis zur Synode Nachdem Synodalausschuß und Rat ausgerechnet den Entwurf, den er nicht einmal einer Kritik hatte würdigen wollen, angenommen hatten, meldete Gerstenmaier erneut Protest an. In seinem bereits erwähnten Rundschreiben vom 29. Januar erklärte er, diese Beschlüsse seien keineswegs, wie Brunotte behauptet hatte372, „mit der weitgehenden Ubereinstimmung aller an der Vorarbeit beteiligten Stellen gefaßt, sondern in Abwesenheit und ohne die Möglichkeit der Beteiligung des Leiters des Hilfswerks und der im besonderen auch seitens des Rates mit den Fragen des Hilfswerks (Gesamtwerk) befaßten Persönlichkeiten373 entschieden worden".374 Außerdem sei zweifelhaft, ob der Synodal-Ausschuß überhaupt die Befugnis habe, einen Gesetzentwurf vorzulegen, da er für die Fragen der Koordination von Hilfswerk und Innerer Mission berufen worden sei. Im einzelnen kritisierte Gerstenmaier, daß nur „Scheinlösungen" möglich seien, solange die Organe der EKD zwar das Recht auf Kontrolle des Hilfswerks für sich in Anspruch nähmen, aber die damit gegebene Pflicht ignorierten, „den Zentralorganen des Hilfswerks die erforderlichen Mittel zu gewähren b z w . . . . die kontinuierliche Durchführung der den Hilfswerkorganen übertragenen Aufgaben sicherzustellen".375 Zweitens bleibe der Entwurf, wenn er das Hilfswerk der EKD nur als „Arbeitsgemeinschaft" bezeichne, hinter der Grundordnung zurück, nach der die EKD immerhin ein „Bund" bekenntnisverschiedener Kirchen sei. Überhaupt werde, drittens, keinerlei Einsicht in die tatsächlichen Erfordernisse diakonischer Arbeit erkennbar. Diese geböten einen Ausbau, während man hier offenbar darauf aus sei, „gerade das Organ, das seinen Aufgaben nach auf Einheit und wirkungsvolle Zusammenarbeit angewiesen ist, weiter zu parzellieren und inaktiv zu machen".376 So sei es letztendlich „besser und gerechter", wenn die Synode das Hilfswerk gleich ganz auflöse und in einen eingetragenen Verein umwandle: „Damit wäre dann allerdings der in einer ernsten Stunde der deutschen Geschichte und Kirchengeschichte unternommene Versuch,

Vgl. Brunottes Rundschreiben vom 1 8 . 1 . 1951 ( A D W , C A W 998). Gemeint war Hartenstein, der an der Sitzung des Synodalausschusses am 9 . 1 . und der Sitzung des Rates am 1 1 . 1 . 1951 nicht teilgenommen hatte. 374 A D W , C A W 998. 3.2

5.3

575

EBD.

376

EBD.

Die Neuordnung des Hilfswerks

297

den diakonischen Dienst in einer notvollen Welt auf der Linie Wicherns und Löhes zu gestalten, wiederum gescheitert."377 Gerstenmaier ging dann auf die Ausgliederung der Wirtschaftsbetriebe ein und erklärte, daß der Vorschlag des Rates dafür „diskutable Voraussetzungen" schaffe, ein besonderer Synodalbeschluß, wie ihn der Synodalausschuß vorgeschlagen hatte, hingegen „sachlich unvertretbar" sei. Auch den Entwurf für ein Kirchengesetz über die Bildung eines Diakonischen Beirates bezeichnete er als völlig unbefriedigend, weil die Innere Mission zu nichts verpflichtend, und stellte abschließend fest: „Ich b e d a u r e , d a ß d e r m i t ü b e r w i e g e n d e r M e h r h e i t v o n Seiten d e r I n n e r e n Mission besetzte S y n o d a l a u s s c h u ß in seiner letzten Sitzung sich nicht m i t dieser K e r n f r a g e d e r N e u g e s t a l t u n g d e r diakonischen A r b e i t i m G e s a m t b e r e i c h u n s e r e r Kirche weiter befaßt hat, s o n d e r n sich statt dessen f ü r k o m p e t e n t gehalten hat, seinen E n t w u r f eines Hilfswerkgesetzes v o r z u l e g e n , o h n e a u c h n u r die A n h ö r u n g d e r L e i t u n g des Hilfsw e r k s z u ermöglichen." 3 7 8

Der beigefügte Gegenvorschlag379 wies Verbesserungen an den Punkten auf, die Gerstenmaier besonders kritisiert hatte. Er sah eine Verpflichtung der Gliedkirchen vor, Umlagefehlbeträge ihrer Hauptbüros zu decken, enthielt den Satz, daß das Hilfswerk der EKD durch Förderung des Erfahrungsaustausches „zugleich der Festigung und Vertiefung der Gemeinschaft unter den Gliedkirchen" diene und rückte an die erste Stelle des Aufgabenkataloges die Verpflichtung, „bei allen Notständen in und außerhalb Deutschlands, soweit eine Hilfsleistung der Kirche in Betracht kommt, Hilfsaktionen zu planen und nach den Beschlüssen der zuständigen Organe ins Werk zu setzen". Mit diesem letzten Punkt wurde eine alte Forderung besonders Krimms380 aufgenommen.381 Beim Central-Ausschuß war die Empörung über Gerstenmaiers Stellungnahme nicht gering. Selbstverständlich hatte man dort das Fernbleiben sämt3 77 378

EBD. EBD.

379 „Vorschlag fur Entwurf D " für ein „Kirchengesetz zur Ordnung des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland", Anlage 2 zum Rundschreiben des Zentralbüros vom 29.1. 1951 (EBD., ZB 55). Dieser Entwurf ging auf eine vielleicht bereits im Dezember 1950 vorgenommene Bearbeitung des Entwurfs Β zurück, die Gerstenmaiers Bedenken gegen diesen Entwurf Rechnung trug und von ihm nochmals eigenhändig überarbeitet worden ist („Vorschlag für Entwurf D", o.D.: EBD., ZB 54). 380 Vgl. oben S. 239. 3 81 Neben weiteren kleineren Änderungen enthielt der Entwurf auch solche, die die Position des Leiters des Zentralbüros und seine „Initiative" stärkten und seine Kontrolle durch die Hilfswerk-Organe leicht abschwächten. Ein „Entwurf E", den bald darauf der „Ordnungsausschuß" des Hilfswerks vorlegte, hat den Verhandlungsverlauf nicht mehr beeinflußt. Er beinhaltete Änderungswünsche zur Vorlage des Rates und folgte „in den beiden wesentlichen Punkten, der Frage der Arbeitsgemeinschaft und der finanziellen Sicherung" dem Zentralbüro (Vermerk Röntschs betr. Sitzung des Ordnungsausschusses am 8.2.1951: EBD., ZB 56. Vgl. Rundschreiben H. Schmidts an die Mitglieder des Ordnungsausschusses, 8.2. 1951: EBD., ZB 55).

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licher Vertreter des Zentralbüros von der letzten Sitzung des Synodalausschusses am 9. Januar 1951 als mißglückten Sabotageversuch gewertet und empfand den anschließenden Protest als Unverfrorenheit. Ohl fühlte sich so verletzt, daß er erklärte, er habe „keinerlei Freudigkeit" sich „noch einmal mit Gerstenmaier an einen Tisch zu setzen".382 Münchmeyer dachte ebenso und stimmte auch darin mit Ohl überein, daß man die Angelegenheit aus taktischen Gründen am besten völlig ignoriere. Am 6. Februar schrieb er ihm: „Wir wollen unser Pulver trocken halten. Auf der nächsten Generalsynode [gemeint ist die Synode der E K D ] werden wir noch einiges erleben. Ich nehme jedenfalls an, daß dort, ungeachtet aller Verhandlungen, an denen Gerstenmaier und seine Leute teilgenommen haben, eine fulminante Rede mit dem Programm des Diakonischen Amtes der Evangelischen Kirche in Deutschland gestartet wird, wobei "Wiehern und die Väter der Inneren Mission in grandioser Perspektive beschworen werden und die Erfüllung ihres Programms, wie es das Hilfswerk sieht, als das unerläßliche Gebot der Stunde mit dem gehörigen Pathos deklariert wird, wenn man nicht zum soundsovielten Mal eine Kirche der versäumten Gelegenheit werden will. Das wird die Herren S y n o d a l e n . . . tief beeindrucken. Auch eine Synode steht für gewöhnlich leider unter dem psychologischen Gesetz der Masse mit der Verringerung der Einzelverantwortung. Außerdem ist die Kenntnis in diakonischen Dingen notorisch gering. Es ist nicht immer der Heilige Geist, der in Synoden weht." 3 8 3

Da es schien, als würden Fragen der Diakonie ein Hauptverhandlungspunkt der EKD-Synode werden, war diese Befürchtung Münchmeyers verständlich. Der Argwohn des Central-Ausschusses war auch deshalb berechtigt, weil Gerstenmaier tatsächlich erwog, seinen Gegenentwurf vor der Kirchenkonferenz und vor der Synode zu vertreten, und dabei „auch noch einmal wieder das Diakonat der Kirche proklamieren" wollte.384 Dibelius hielt es allerdings für ausgeschlossen, daß Gerstenmaier mit seinem Anliegen durchdringen werde385, und es ist zweifelhaft, ob dieser selbst und seine Mitarbeiter die Lage wirklich anders beurteilten. So hätte es nahe gelegen, sich durch ein positives Votum des Wiederaufbau-Ausschusses den Rücken stärken zu lassen. Aber in der Erwägung, daß viele seiner Mitglieder eng mit der Inneren Mission verbunden waren „und möglicherweise ein recht unsicheres Element bilden könnten" 386 , wurde der Gedanke sogleich wieder verworfen.387 382

Ohl an Münchmeyer, 1.2. 1951 (EBD., CAW 1006).

383

EBD.

Lt. Vermerk Krimms betr. Besprechung mit Gerstenmaier, Dibelius u.a. am 13.2.1951, 14.2. 1951 (EBD., ZB 55). 384

38I

EBD.

So Krimm an Berg, 22.1. 1951 (EBD., ZB 60). 387 Vgl. Vermerk Maurers betr. GFK am 23./24.1.1951,29.1.1951 (EBD., ZB 51). Bei der Behandlung des Themas „IM und HW" habe sich von den Teilnehmern, die zugleich HilfswerkBevollmächtigte oder Hauptgeschäftsführer seien, nur ein einziger zu Wort gemeldet: „Ich hatte 386

Die Neuordnung des Hilfswerks

299

Wenn ein „diakonisches Amt" augenblicklich auch nicht zu verwirklichen war, so hat Gerstenmaier von den Vertretern der Landeskirchenleitungen in der Kirchenkonferenz, die am 7. März 1951 tagte, doch noch wichtige Korrekturen in seinem Sinne erreichen können.3 8 8 So wünschte die Kirchenkonferenz, der Anschein solle vermieden werden, „als werde das bisherige Hilfswerk aufgelöst und durch ein neues Hilfswerk ersetzt".389 Zu einer Umlagegarantie mochte man sich erwartungsgemäß zwar nicht verstehen, doch sollten Umlagebeschlüsse dadurch größere Verbindlichkeit erhalten, daß die Synode oder die Kirchenkonferenz an der Verabschiedung des Haushaltsplanes des Hilfswerks beteiligt werde. Gerstenmaier hat bald nach diesen Sitzungen seine Änderungsvorschläge am 22. März in einem Rundschreiben an die Synodalen, den Rat, die Kirchenleitungen und Bevollmächtigten zusammengefaßt. Es enthielt noch weitere Vorschläge, die das Bestreben erkennen ließen, die Stellung des Zentralbüros und seines Leiters zu stärken, und zum Teil auch der Synode stärkeren Einfluß einräumten.390 Offenbar in der Erkenntnis, daß mehr nicht zu erreichen sei, hat Gerstenmaier darauf verzichtet, mit der vom Central-Ausschuß befürchteten „fulminanten" Rede vor der EKD-Synode den Versuch zu machen, doch noch zu einem „Diakonischen Amt der EKD" zu kommen. Vielmehr hat er bereits vor der Tagung in den „Mitteilungen" ausführlich zu dem erwarteten Gesetz Stellung genommen und schon vorweg die Entscheidung begrüßt, „daß das Hilfswerk auch in Zukunft als ein unmittelbares diakonisches Organ der verfaßten Kirche weitergeführt wird", und zwar als eine „Daueraufgabe", die „die Kirche als in ihrer eigenen unmittelbaren Zuständigkeit liegend auch in Zukunft anzuerkennen bereit ist".391 Andererseits betonte er, daß das Gesetz wiederum nur eine Übergangslösung darstelle. Die „Grundidee" des Hilfswerks habe ihren „prägnantesten Ausdruck in dem Ruf nach dem Diakonischen Amt der Evangelischen Kirche in Deutschland" gefunden, der durch die Erkenntnis motiviert sei, daß sich die Kirche endgültig auf dem Weg zur Freiwilligkeitskirche befinde, die nicht Teil, sondern Gegenüber der öffentliden Eindruck, daß die Koffer gepackt sind, die Fahnen eingezogen und bald neue gehißt werden." 388 Lt. Rundschreiben Gerstenmaiers, 22.3. 1951 (EBD., CAW998) ist der HilfswerkGesetzentwurf auch in der Ratssitzung am 6. 3. 1951 besprochen worden, doch dürfte dabei eher die Kontroverse Maier/Gerstenmaier im Mittelpunkt gestanden haben. 389 Zu § 2,1. Vorlage 7 zur 3. Tagung der 1. Synode der EKD, (EBD., ZB 56). 390 EBD., CAW 998. Gegenüber der Vorlage des Rates, die Brunottes Formulierung unverändert übernommen hatte, schlug Gerstenmaier für § 2,1 folgende Fassung vor: „Im Gesamtbereich der Evangelischen Kirche in Deutschland sind die Hilfswerke der Gliedkirchen in dem Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland zusammengefaßt." Der Haushaltsplan, die Höhe und der Verteilungsmaßstab der Umlage sollten durch Kirchengesetz festgelegt werden; das Zentralbüro sollte nach „den Beschlüssen der Synode sowie den Richtlinien des Hilfswerk-Ausschusses und des Diakonischen Rates" arbeiten. 391 E. GERSTENMAIER, Der Auftrag, S. 1.

300

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chen Ordnung und eine „Lebens- und Seinsgemeinschaft" sei, „die in dieser Welt nur sich selber besitzt und nur auf das gestellt ist und materiell auch nur über das verfügt, was ihre freien, eigenständigen Gemeinden und Kirchen aus der Energie ihrer Liebe zu leisten, ja zu opfern vermögen"392 : „Wir meinen, daß die Kirche gut daran täte, sich heute schon mit Bewußtsein auf diese Entwicklung einzustellen. Das würde heißen, daß die Kirche über die Vorläufigkeit ihrer Unterscheidung zwischen „kirchenamtlicher" Diakonie und freiem Liebeswerk schleunigst ins Klare kommen sollte. Es würde und müßte eine große Konzentrationsbewegung aller kirchlichen und diakonischen Kräfte einsetzen, bei der keine noch so ehrwürdigen Organisationsformen oder Traditionen einen Anspruch auf unbedingte Geltung erheben dürften." 393

So weit sei die EKD zwar noch nicht, doch werde auch sie noch vorwärts geführt werden, und deshalb brauche das Hilfswerk nicht mit der Forderung „Alles oder nichts" vor die Synode zu treten: „Wir können vielmehr geduldig und beharrlich zugleich dazu beitragen, daß für diese Zeit der geschichtlichen und kirchengeschichtlichen Entwicklung eine brauchbare Ubergangslösung gefunden wird. Ihre Hauptaufgabe ist, das Gewonnene nicht preiszugeben und dem Werdenden keine Gewalt anzutun." 394

b) Das Kirchengesetz über den Diakonischen Beirat vom 5. April 1951 Seit dem Frühjahr 1950 war die Bildung eines „Diakonischen Rates", „Beirates" oder „Ausschusses" oder einer „Diakonischen Kammer" Bestandteil aller Vorschläge, die zur Neuordnung des Hilfswerks und im Hinblick auf seine engere Verbindung mit der Inneren Mission gemacht worden sind. Gleichzeitig mit den beiden Alternativentwürfen für ein Hilfswerkgesetz legte Brunotte Ende November 1950 auch einen Entwurf für ein „Kirchengesetz über den Diakonischen Beirat der Evangelischen Kirche in Deutschland" vor.395 Dieser Beirat sollte die allgemeine Aufgabe haben, die „in Artikel 15 der Grundordnung umschriebenen diakonischen Aufgaben" zu fördern und eine „Zusammenfassung des mannigfach gegliederten Diakonates der Kirche" darzustellen.396 Im Blick auf eine Koordinierung oder gar 3.2

EBD.

3.3

EBD., S.2.

394

EBD.

3,5

Er hatte zunächst nur eine Verordnung des Rates vorgesehen, ging dann aber auf Benns Einwand ein, die wichtigen Befugnisse des Beirats gegenüber dem Hilfswerk verlangten eine gesetzliche Regelung, und es sei schlecht möglich, „im Hilfswerkgesetz auf eine Einrichtung zu verweisen, die ihrerseits keine feste gesetzliche Grundlage hat" (Benn an Brunotte, 23. 10.1950: EZA BERLIN, Handakten Benn, Paket 133). 396 § 1. „Entwurf C", Anlage zum Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Mitglieder des Synodal-Ausschusses, 28.11. 1950 (ADW, CAW 1007).

Die Neuordnung des Hilfswerks

301

Zusammenführung von Innerer Mission und Hilfswerk war die folgende Bestimmung vorgesehen: „Der Diakonische Beirat hat die Aufgabe, die in der christlichen Liebestätigkeit arbeitenden Werke der Kirche untereinander und mit den Organen der Kirchenleitung in einer freien Arbeitsgemeinschaft zusammenzuführen, gemeinsame Planungen aufzustellen, Arbeitsgebiete abzugrenzen, Anregungen an die diakonischen Werke und an die Gliedkirchen zu geben, Erfahrungen auszutauschen und auf jede Weise mitzuhelfen, daß in allen Gemeinden Christi Liebe in Wort und Tat verkündigt und geübt wird."397

Dem Beirat sollten je sechs Vertreter der Inneren Mission und des Hilfswerks und drei Vertreter des Rates einschließlich dessen Vorsitzenden angehören. Die Absicht, den Beirat unter Ausschluß der von der Inneren Mission gestellten Mitglieder zugleich als Aufsichtsorgan des Hilfswerks fungieren zu lassen, ließ Brunotte auf Wunsch des Verwaltungsrates des Hilfswerks fallen.398 Dieser Entwurf wurde im Zentralbüro sehr unterschiedlich beurteilt. Collmer meinte, es sei der „einzige neue und gute Ansatz nach den einjährigen Verhandlungen"399, während Gerstenmaier am 4. Dezember 1950 in einem Schreiben an Dibelius fragte, welchen Sinn „die Schaffung eines diakonischen Rates mit seiner alsbald schon in der Bezeichnung Beirat sichtbar gemachten Bedeutungslosigkeit" habe.400 Nachdem der Synodalausschuß und der Rat der EKD den Entwurf mit nur geringfügigen Änderungen angenommen hatten401, nahm Gerstenmaier nochmals Stellung und erklärte, daß es sich solange nur um eine „Scheinlösung" handle, als Beschlüsse des Beirates allenfalls das Hilfswerk, nicht aber die Innere Mission bänden.402 Offenbar hielt er den Diakonischen Beirat für derart bedeutungslos, daß er auf einen Gegenentwurf, wie er ihn für das Hilfswerkgesetz vorlegte, verzichtet hat. Auch aus dem Central-Ausschuß kamen keine Änderungswünsche. Man legte Wert darauf, daß der Beirat keinerlei Weisungsbefugnisse habe und allein „durch das geistliche Gewicht seiner Beratungen und Äußerungen und 3,7

§ 2 , (EBD.).

"« Vgl. oben S. 288. 3 " Vermerk für Röntsch, 1.12. 1950 (ADW, ZB 55). 400

EBD.

401

Der Synodal-Ausschuß schlug vor, daß der Beirat sich seinen Vorsitzenden selbst wählen solle (nach Brunottes Entwurf wäre der Ratsvorsitzende auch automatisch Vorsitzender des Beirats gewesen) und daß auch Vertreter anderer kirchlicher Werke die Möglichkeit erhalten sollten, an den Sitzungen teilzunehmen. Die Vertreter der Inneren Mission scheinen versucht zu haben, die Streichung des Begriffs „Diakonat der Kirche" durchzusetzen, denn die Ns vermerkt ausdrücklich, daß er mit Rücksicht auf Artikel 15 der EKD-Grundordnung beibehalten werden solle (Sitzung des Synodal-Ausschusses am 9.1. 1951, Ns: EBD., CAW 998). 402 Rundschreiben an die Mitglieder des Rates, des Synodal-Ausschusses und die Kirchenleitungen, 2 9 . 1 . 1951 (EBD.).

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den Wert der von ihm ausgehenden sachkundigen Anregungen" wirke.403 Er könne jedoch einmal Ansatzpunkt „für ein gemeinsames leitendes Organ" der beiden Werke werden, und deshalb sei man zur Mitarbeit „freudig bereit".404 Dabei müsse aber auch bedacht werden, „daß dem CA eine so enge Verbindung nur dann zugemutet werden könne, wenn der andere Partner auch in seiner Organisation und vor allem in seiner Geschäftsführung völlig korrekt und sauber dastehe. Es könne gar nicht bestritten werden, daß die neueren Meldungen über das Ev. Hilfswerk das Ansehen der evangelischen karitativen Arbeit überhaupt und damit auch das Ansehen der Inneren Mission beeinträchtigt hätten".405 Diese Bemerkung zielte auf die im Februar 1951 zwischen dem württemberg-badischen Ministerpräsidenten Reinhold Maier und Gerstenmaier ausgebrochene Auseinandersetzung406, angesichts derer es dem Central-Ausschuß möglich war, den weiteren Gang der Ereignisse in Ruhe abzuwarten.

c) Das Hilfswerk auf der „diakonischen Synode" - Hamburg 1951 Als am 1. April 1951 in Hamburg die Synode der EKD zusammentrat, waren die öffentliche Kontroverse zwischen Ministerpräsident Meier und Gerstenmaier und der Streit um angebliche Zoll- und Devisenschiebungen des Hilfswerks bereits abgeebbt407, aber ihre Nachwirkungen bestimmten die allgemeine Einstellung gegenüber dem Hilfswerk stärker, als der Verhandlungsbericht erkennen läßt. Selbst Vertreter der Inneren Mission bekannten später, daß die Art, wie in Hamburg über das Hilfswerk gesprochen worden sei, auch sie deprimiert habe.408 Gerstenmaier hat sich auf der Synode zu Hilfswerkfragen nicht mehr geäußert und lediglich in der Diskussion über den Bericht des Ratsvorsitzenden zur Frage der Wiederbewaffnung gesprochen.409 In seinen Erinnerungen begründet er dies damit, daß er wegen seines politischen Engagements auf die Gestaltung des Hilfswerkgesetzes keinen Einfluß mehr habe nehmen können.410 Aber sein Desinteressement rührte wohl eher daher, daß er nicht hoffen konnte, noch wesentliche Verbesserungen zu erzielen, und die allgemeine Stimmung einem erneuten 403 Vermerk „Material für die Verhandlungen der Synode über die diakonische Arbeit der Kirche", Ruppel, 30. 3. 1951 (LKA HANNOVER, 4); Lilje hat von dieser Zuarbeit offenbar keinen Gebrauch gemacht. 404

EBD.

40i

Hier gibt Ruppel Äußerungen Münchmeyers wieder (EBD.).

406

V g l . D I E ANGRIFFE u n d D I E ERLEDIGUNG.

407

Z u m g a n z e n v g l . D I E ANGRIFFE, S. 4 - 7 .

Mündliche Auskunft Güldenpfennigs, 28. 7. 1980. 4 0 ' HAMBURG 1951, S. 9 8 - 1 0 1 . 4011

4,0

Ε . GERSTENMAIER, Streit, S. 2 8 9 .

Die Neuordnung des Hilfswerks

303

Appell, das Zentralbüro in ein Diakonisches Amt der EKD umzuwandeln, wenig günstig war. So wurden die Referate zur diakonischen Frage von anderen gehalten. Herntrich begann im Auftrag des Rates mit einem Grundsatzvortrag, Hartenstein begründete den Entwurf für das Hilfswerkgesetz und Lilje sollte den Entwurf für das Kirchengesetz über den Diakonischen Beirat vorstellen.411 Herntrich ging in seiner Rede auch auf die unterschiedlichen Grundsatzpositionen der beiden Werke ein, ohne dabei von früheren Äußerungen wesentlich abzuweichen. Nach einem pauschalen Rückbezug auf das Neue Testament kam er zu dem Ergebnis: „Die Worte missionarisch und diakonisch gehören zusammen. Und man muß das Werk von vornherein auf eine doppelte Weise bestimmen: Es ist ein Dienst ohne jede Grenze - und es geht darum, daß jeweils dem Einzelnen geholfen wird."412 Er führte dann Beispiele für den drohenden Rückzug der Kirche aus der Gesellschaft an. Positiv gewendet seien dies aber Symptome für die nahende Ablösung der Volks- durch die Freiwilligkeitskirche, an deren Rande die Diakonie dafür sorgen müsse, daß die Grenzen zur Gesellschaft offen blieben. Innere Mission bzw. diakonisches Werk müßten darauf hinwirken, „daß die Kirche nicht die Folgerung des Rückzuges in die Burg zieht. Freiwilligkeitskirche darf nicht Schwächung, sondern muß Erweckung des missionarischen Willens sein."413 Der theologisch nicht zu begründende Unterschied zwischen Verein und öffentlich-rechtlicher Körperschaft werde demgegenüber unerheblich, zumal die Innere Mission eine immer engere Beziehung zur Gemeinde gewinne: „Man kann nicht nur, sondern man muß von der Eingemeindung der Inneren Mission sprechen. Die Kirche aber befindet sich auf dem Wege der Inneren Mission entgegen, nämlich auf dem Wege der Freiwilligkeitskirche."414 Auch die Vereine seien „unter dem Gesichtspunkt der Entstaatlichung der Kirche" zu beurteilen; sie lägen durchaus „im Zuge der Freiwilligkeitskirche", und das Urteil, sie seien eine Angelegenheit des 19. Jahrhunderts müsse gründlich revidiert werden: „In seiner landläufigen Form könnte es nämlich bedeuten, daß der missionarische Auftrag der Kirche zugleich mit den Vereinen in das 19. Jahrhundert gehört."415

411 Im folgenden Abschnitt soll nicht versucht werden, diese Reden zu referieren; es werden nur einige Gesichtspunkte hervorgehoben. 412 Zit. nach: H.-V. HERNTRICH, Herntrich, S. 63. 415 EBD., S. 67. 4,4 EBD., S. 68. 415 EBD. Wie Wichern sieht Herntrich die Aufgabe der Kirche im Kampf gegen den Zeitgeist: „In dem diakonischen, missionarischen Auftrag kämpft die Kirche den Kampf gegen die Versteppung unseres Volkes, die in unseren Tagen durch die Vermassung geschieht (EBD., S. 72)."

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Wenn Herntrich das missionarische Moment als konstitutiv für die Innere Mission ansieht, und wenn er erklärt, man könne nicht „von der ,Kirche selbst'" sprechen, wenn damit nur die „,verfaßte Kirche'" gemeint sei, stimmt er durchaus mit den von der Inneren Mission vertretenen Ansichten überein.416 Aber diese Übereinstimmung wird sogleich wieder in Frage gestellt. Nur wenige Sätze später erklärt er, „das Werk der Liebe" habe nur dann „neutestamentliches Maß", „wenn es ein Helfen ohne persönliche Beziehung..., ohne Propaganda... und ohne jede Abzweckung" sei, und fährt dann fort: „Die Hilfe der Kirche hat auch nicht den Auftrag, zum Glauben zu führen. Sie muß absichtslose Hilfe sein, die geübt wird, einfach weil Jesus Christus in der Tiefe der Not geglaubt wird (,Weil Jesus Christus der Mensch in der Baracke ist')."417 Mit dem Wort von der „absichtslosen Hilfe" befindet er sich ganz auf dem Boden der Theologie des Hilfswerks. Die Rede Hartensteins war am besten vorbereitet. Mit einigem Pathos beschwor er noch einmal die Gründungsstunde, die theologischen Prinzipien und die Arbeitsgrundsätze des Hilfswerks418 und kam dann auf die Punkte zu sprechen, die jetzt Anlaß zu einer Neuordnung gaben. Es lag nahe, daß er mit den Problemen der wirtschaftlichen Betätigung des Hilfswerks begann, die in den letzten Wochen die Presse beschäftigt hatten.419 Hartenstein erklärte, hier seien „neue Wege der Verwirklichung des Liebesgebotes" begangen worden, „planvoll und stürmisch in Zustimmung und unter Kritik". 420 Die Gefahren dieser Entwicklung hätten nicht in der stürmischen Expansion des Werkes gelegen, „das gelegentlich ins Uferlose und Unübersichtliche zu gleiten drohte" 421 , denn hier habe der Verwaltungsrat durch strenge Überwachung das Seine getan. Es habe aber die „akute Gefahr" bestanden, daß „die Kirche in ihrem Hilfswerk sich wirtschaftlich in eigenen Unternehmungen festlegte, die zur Konkurrenz bestehender weltlicher und christlicher Werke wurden".422 Beispiele ließ Hartenstein nicht folgen. Eine zweite Gefahr habe darin bestanden, daß die Kirche als solche in das „Wirtschaftsleben" einbezogen worden sei: „ . . . damit entstand die ganze Problematik nicht nur der rissigen und verschafften, sondern auch der allzuleicht beschmutzten Hände, wie das in dieser Welt unausbleiblich ist. Hier erreichte das Wagnis des Hilfswerks offensichtlich die Grenze dessen, was in der Kirche Christi erlaubt ist." 423

416

E B D . , S. 6 8 .

417

E B D . , S. 6 9 .

418

HAMBURG 1 9 5 1 , S. 5 9 - 6 2 .

419

Vgl. D I E ANGRIFFE u n d D I E ERLEDIGUNG.

420

EBD.

421

EBD.

422

EBD.

423

EBD.

Die Neuordnung des Hilfswerks

305

Hartenstein präzisierte wieder nicht; aber ohne Zweifel waren diese Sätze auf die schwebende Untersuchung wegen angeblicher Zoll- und Devisenvergehen des Hilfswerks gemünzt. Da Hartenstein die Forderung des zu beratenden Gesetzentwurfes nach grundsätzlicher Nichtbeteiligung des Hilfswerks an wirtschaftlichen Unternehmungen mit dem Hinweis auf die „verschafften" Hände begründete, entstand der falsche Eindruck, als sei die Ausgliederung eine Konsequenz jener Affaire.424 Drittens wies er auf „die Gefahr der Uberbetonung des ekklesiologischen Charakters des Hilfswerks gegenüber dem freien Werk" hin. Die Spannungen zwischen Hilfswerk und Innerer Mission seien auf gesamtkirchlicher Ebene noch ungelöst. Es gebe „in der Frage des Verhältnisses von kirchlichem und freiem Werk praktisch und theoretisch keine Klarheit", und man müsse „sehr ernsthaft weiterdenken".425 Was Hartenstein eingangs über die Grundsätze der Hilfswerkarbeit gesagt hatte426, verlor durch diese Sätze erheblich an Gewicht. Das galt auch für seine Feststellung, hinsichtlich des „sogenannten diakonischen Amtes" habe sich eine drohende „Polarität des Amtes des Wortes und des Amtes des Dienstes auf allen Ebenen der Kirche" gezeigt. Auch an diesem Punkt müsse weitergedacht werden.427 Zuletzt erwähnte Hartenstein, „daß erst in diesen Wochen die Verquikkung von kirchlichem Amt und politischem Amt im Hilfswerk uns nicht geringe Not bereitet hat. Der R a t . . . bekennt sich nicht zu einer Trennung der beiden Reiche . . . Aber die Unterscheidung der beiden Reiche muß gerade auf dem Gebiete der dienenden Kirche festgehalten werden".428 Daß die Mehrheit des Rates Gerstenmaiers Ausscheiden schon seit längerem wünschte, sagte er nicht. Hartenstein hatte gleich am Anfang seines Referates deutlich gemacht, daß man wieder keine endgültige Lösung gefunden habe, „um dem diakonischen Amt auf der Ebene der EKD Gestalt zu geben", und mit dem CentraiAusschuß „noch keine wirkliche Gemeinschaft" gefunden worden sei.429 Gottes Führung müsse es überlassen bleiben, heißt es dazu an anderer Stelle, wie „der oder das Diakonat" einmal gestaltet werde. Entscheidend sei nur, die Aussagen der EKD-Grundordnung als verpflichtenden Auftrag anzuerkennen: „Mich dünkt, daß wir den Artikel 15 noch nicht in seiner Weite und So bei J. DEGEN, Diakonie, S. 66f. HAMBURG 1951, S. 62. 4 2 6 Z . B . : Der Auftrag des Hilfswerks sei bestimmt durch die Erkenntnis, daß u.a. die Liebe nicht delegierbar sei, „auch nicht auf die Männer und Frauen, die für uns den Dienst der Liebe tun, so nötig zur Pflege und Dauerhilfe jeder solche stellvertretende Dienst ist" (EBD., S. 56). 4 2 7 EBD., S. 64. - Vgl. dagegen E . GERSTENMAIER: Die „Grundidee" des Hilfswerks habe ihren „prägnantesten Ausdruck in dem Ruf nach dem Diakonischen A m t der E K D gefunden" (Auftrag, S. 1). 424 425

428 429

HAMBURG 1951, S. 62. EBD., S. 54f.

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Tiefe ausgeschöpft haben. Wir erachten das Gesetz, das wir eben vorlegen, als einen neuen Schritt auf dem Wege der Erfüllung."430 Nach Hartenstein sprach Lilje. Sein Referat war das längste, doch wirkt es trotz gelungener Formulierungen zusammenhanglos und streckenweise improvisiert. Zum eigentlichen Thema, nämlich zum Diakonischen Beirat, sagte Lilje entgegen der Ankündigung fast nichts. Er knüpfte vielmehr unter Verweis auf den gedruckten Rechenschaftsbericht der Inneren Mission431, mit leichter Hand eine Bemerkung an die andere, ohne Wiederholungen und Widersprüche zu scheuen. Zum Verhältnis von Innerer Mission und Hilfswerk erklärte er gleich eingangs, daß nur „eine schlechte Theologie" grundsätzliche Unterschiede ausmachen könne 432 , und am Schluß hielt er als entscheidenden Punkt fest, daß darum „die größtmögliche Angleichung und Zusammenführung der beiden vorhandenen großen Liebesarbeiten der Kirche", auch „an der Spitze" unerläßlich sei.433 Daher werde die Synode, „mit großem Ernst der grundsätzlichen Frage standhalten müssen, ob sie weise daran tut, weiter vorläufige Schritte zu beschließen, statt einer wirklichen gründlichen Zusammenfassung dieser Arbeiten mutig ins Auge zu sehen".434 Aber da auch Lilje keine Antwort auf diese Frage versuchte, sondern sich der nächsten grundsätzlichen Frage zuwandte, wurde nicht deutlich, ob er damit ein Votum gegen den vorliegenden Gesetzentwurf abgeben wollte. Ein solches Votum wäre aus seinem Munde jedoch wenig überzeugend gewesen, denn Münchmeyer und Mitglieder des Vorstandes des Central-Ausschusses wie Ohl hatten an diesem Punkt zwar stärker gezögert als Lilje, aber es gibt keinen Hinweis darauf, daß er sie je gedrängt hätte, den Mut zu „einer wirklichen Zusammenfassung" aufzubringen. An anderer Stelle kam Lilje auch auf die strittige Frage der Rechtsform zu sprechen. Selbstverständlich wolle er nicht das „Vorhandensein von Vereinen" empfehlen, schon sein Vorgänger als Abt von Loccum, Gerhard Uhlhorn, habe gesagt, die Innere Mission habe die Aufgabe, sich selbst überflüssig zu machen. Aber es sei doch „eine unwahrscheinlich naive Theologie, zu meinen, daß Kirche nur da sei, wo im Gesamtzusammenhange der amtlich geordneten Kirche Liebestätigkeit sich rege". Kirche und „amtlicher kirchlicher Apparat" seien nicht identisch: „Es würde deswegen eine wesentliche Erleichterung . . . sein, wenn wir den völlig irregeleiteten Versuch aufgeben würden, eine theologische Qualifizierung zwischen den beiden Formen caritativer Arbeit vornehmen zu wollen."43S

430

EBD., S. 60.

431

D I E INNERE MISSION OSTDEUTSCHLANDS.

432

H A M B U R G 1 9 5 1 , S. 7 0 .

433

EBD., S. 83.

434

EBD.

435

EBD., S.81f.

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307

Zu der strittigen Frage des Verhältnisses von missionarischem und diakonischem Auftrag machte Lilje keine klare Aussage. Denn einmal erklärte er, Wesen und Auftrag der Inneren Mission ließen sich mit dem einen Worte „Barmherzigkeit!" beschreiben, und Barmherzigkeit sei wie Gottesdienst, Liturgie, Anbetung, Verkündigung, Zeugnis und missionarischer Wille eine „Lebensform" der Kirche.436 Er unterließ es andererseits aber nicht, nach einer ausführlichen Würdigung des Wirkens charismatischer Persönlichkeiten in der Geschichte der Inneren Mission in allerdings nur zwei knappen Sätzen anzumerken, daß „die seelsorgerische Richtung der Arbeit und die missionarische Ausrichtung der Arbeit" unerläßlich zum Wesen der Inneren Mission gehörten.437 War dieses dann aber mit dem einen Wort „Barmherzigkeit" noch ausreichend beschrieben? Obwohl die drei Referenten manche Fragen offen gelassen hatten, unternahm die Synode ihrerseits nicht den Versuch, die Dimensionen des Artikels 15 der Grundordnung auszumessen. Beides, die Aussprache über die drei Hauptreferate und die Wahl der Synodalausschüsse zur Behandlung der Gesetzesvorlagen, war binnen dreißig Minuten erledigt.438 Die Behandlung der Kirchengesetze und das „Wort" der Synode In der sechsten Plenumssitzung, am 4. April 1951, trug Held das Ergebnis der Beratungen des Ausschusses vor, der sich mit dem Entwurf eines Kirchengesetzes zur Ordnung des Hilfswerks beschäftigt hatte. Held berichtete, angesichts der „spannungsreichen Sachfrage" habe es im Ausschuß Debatten gegeben, „die die Teilnehmer so schnell nicht vergessen werden". Man sei aber bemüht gewesen, „von persönlichen Sentiments und Ressentiments abzusehen", und habe schließlich „in großer Einmütigkeit, ja Einstimmigkeit" eine Vorlage für das Plenum erarbeitet.439 Da ein Bericht über diese Ausschußberatungen nicht vorliegt, fällt es schwer, festzustellen, an welchen Fragen sich die Diskussion entzündete. Eine Prüfung der Ausschußvorlage440 zeigt abgesehen von zahlreichen Neuformulierungen und Umstellungen keine grundsätzlichen Änderungen. An einigen Punkten wurden das Votum der Kirchenkonferenz, das der Rat sich zu eigen gemacht hatte441, und der letzte Vorschlag Gerstenmaiers und des Zentralbüros442 berücksichtigt.

436

EBD., S. 71. - Vgl. auch S. 136, Anm. 65. EBD., S. 75. 43 » Vgl. E B D . , S. 86f. 439 EBD., S. 142. 440 Vorlage 9 (EBD., S. 335-339). 441 Vgl. Hartenstein (EBD., S. 67f.). 442 Vgl. oben S. 295 und 299. 437

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Wie Gerstenmaier gefordert hatte, wurde der Name „Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland" beibehalten, weil eine Bezeichnung, wie sie der Rat vorgesehen hatte - Evangelisches Hilfswerk innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland - , nur nach Änderung des Artikels 15 der Grundordnung zulässig sei. Die beiden einleitenden Paragraphen wurden unter Berücksichtigung der Wünsche der Kirchenkonferenz umgestaltet.443 So wird die Möglichkeit nicht mehr erwähnt, landeskirchliche Hilfswerke auch anderen Rechtsträgern zu überweisen, und das Hilfswerk der EKD ist jetzt ausdrücklich als „Einrichtung der EKD" bezeichnet. Gestrichen wurde auch der Passus, worin dem Rat im Hinblick auf die Entwicklung in der D D R die Vollmacht erteilt wurde, besondere Arbeitsgemeinschaften des Hilfswerks „für einzelne Teile der EKD" einzurichten. Zur Festsetzung der Umlage und des Haushaltsplanes legte der Ausschuß einen neuen Plan vor. Der Etat sollte vom Hilfswerks-Ausschuß, Höhe und Verteilungsmaßstab der Umlage von der Synode aufgrund eines im Benehmen mit dem Finanzausschuß der Synode zustandegekommenen Vorschlages des Hilfswerksausschusses beschlossen werden. Auf diese Weise sollte der Arbeit des Hilfswerks „ein sicheres Fundament"444 gegeben werden. Was die Beteiligung an wirtschaftlichen Unternehmungen betraf, so hatte Gerstenmaier nach den Verhandlungen im Rat und in der Kirchenkonferenz Anfang März auf weitere Gegenvorschläge verzichtet und nur angeregt, die Geltungsdauer des vorläufigen Hilfswerkgesetzes vom 13. Januar 1949 bis zum 30. September 1951 zu verlängern und die Ermächtigung des Rates, die Ausgliederung der Wirtschaftsunternehmungen durch Verordnung zu regeln, aus dem Kirchengesetz herauszunehmen. Der Ausschuß folgte ihm hierin, wünschte aber darüber hinaus, daß etwaige Beteiligungen nicht nur vom Rat, sondern auch vom Verwaltungsrat genehmigt werden müßten. Dies ist der einzige Punkt, an dem der Ausschuß die Vorlage verschärfte, denn durch diese Maßnahme sollte eine „sachgemäße Information" des Rates gewährleistet werden. Sicherheitshalber verlangten die Vertreter einiger gliedkirchlicher Hilfswerke dann noch den Zusatz, daß die Hilfswerke die Gliedkirchen von dieser Bestimmung unberührt blieben. Sie fürchteten, „es könnten sonst von politischen und anderen Instanzen Folgerungen gezogen werden, die die Arbeit der gliedkirchlichen Hilfswerke hemmen oder aufheben könnten". 445 Ob diese Formulierung als Distanzierung von der wirtschaftlichen Tätigkeit des Zentralbüros gemeint war oder ob die Freiheit der Hauptbüros zu wirtschaftlichem Engagement betont werden sollte, läßt Heids Bericht nicht erkennen.

44ä 444 445

Vgl. oben S. 299. HAMBURG 1951, S. 152. EBD., S. 147.

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Die zahlreichen weiteren Änderungen, darunter auch solche, die den Spielraum des Zentralbüros und des Leiters wunschgemäß etwas erweiterten, können hier nicht aufgeführt werden.446 An den Bericht Heids schloß sich eine offenbar nur kurze Aussprache an, die im gedruckten Bericht nicht wiedergegeben ist. Das Plenum beschloß einige kleinere Korrekturen und äußerte umfangreiche redaktionelle Änderungswünsche, nahm aber den Entwurf im übrigen bei einer Enthaltung ohne Gegenstimme an.447 Zur zweiten Lesung präsentierte Held in der abschließenden Plenumssitzung am 5. April einen vom Ausschuß gründlich umgestalteten, in seinem Gehalt aber kaum veränderten Entwurf. Am auffälligsten ist daran, daß entgegen allen bisherigen Entwürfen vorgeschlagen wurde, den ersten Paragraphen des Kirchengesetzes zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks unverändert zu übernehmen448, was als ein Eingehen auf die Kritik Gerstenmaiers anzusehen ist, die Vorlage des Rates lasse nicht erkennen, daß sich das Hilfswerk als „organische Einheit" verstehen müsse.449 Auch in der abschließenden zweiten Lesung blieb das Gesetz im wesentlichen unverändert. Doch wurde dem Finanzausschuß der Synode nun ein Mitwirkungsrecht nicht nur bei der Festsetzung der Umlage, sondern auch bei der Prüfung der Jahresrechnung eingeräumt und damit ein weiteres Element synodaler Kontrolle eingeführt.450 Auch für das Kirchengesetz über den Diakonischen Beirat legte der Ausschuß zur ersten Lesung einen durchgreifend überarbeiteten, in der Substanz jedoch unveränderten Entwurf vor. Propst Hans Böhm wies als 446 Auffällig ist besonders ein Änderungsvorschlag zur Zusammensetzung des HilfswerkAusschusses. Nachdem sich 1949 in Bethel die Frauenarbeit eine Vertretung in den Organen des Hilfswerks hatte sichern können (vgl. oben S. 227), meldete jetzt auch die evangelische Jugend ihre Ansprüche an (HAMBURG 1951, S. 86). „Naturgemäß wurde dann auch vom Männerwerk, von den sonstigen sozialen Arbeitskammern, Vereinen und Verbänden gesprochen" und nach einer „weitgreifenden Debatte" im Ausschuß die Einigung erzielt, daß neben zwei Frauen und zwei Wirtschafts- und Finanzsachverständigen auch „je eine in der sozialen und in der Jugendarbeit erfahrene Persönlichkeit" von der Synode in den Hilfswerk-Ausschuß entsandt werden solle (EBD., S. 148f.). 447 EBD., S. 151. 448 „Der Dienst des Hilfswerks vollzieht sich für den Gesamtbereich der EKD im Hilfswerk der EKD und für den Bereich der Gliedkirchen in den Hilfswerken der Gliedkirchen." 449 Vgl. E. GERSTENMAIER, Auftrag, S. 2. - Held erwähnte ferner, daß der Ausschuß lange darüber debattiert habe, ob das Gesetz die Möglichkeit vorsehen solle, im Zentralbüro Beamtenstellen zu schaffen (HAMBURG 1951, S. 151 und 203f.), was dem Wunsch des Zentralbüros nach „Veramtlichung" der Diakonie entsprochen hätte. Die Frage wurde positiv entschieden, aber der Rat lehnte es ab, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen, um keine neuen Hindernisse für eine Annäherung von Hilfswerk und Innerer Mission zu schaffen (Lt. Verwaltungsrat, 23. 7. 1951, Ns: ADW, ZBB 58). 450 Die Begründung lautet: Dem Steuerbewilligungsrecht der Synode müsse ein Kontrollrecht notwendig entsprechen (HAMBURG 1951, S. 206f.). An diesem Punkt kam es in den folgenden Jahren noch zu erheblichen Auseinandersetzungen.

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Berichterstatter darauf hin, daß in letzter Zeit immer wieder der Wunsch geäußert worden sei, die EKD möge zu einem „diakonischen Amt der Kirche" kommen. Es habe sich nun herausgestellt, daß die Kirche dafür „noch nicht reif" sei und daß man sich „mit einer sehr viel bescheideneren Lösung begnügen" müsse.451 Im Ausschuß sei ausführlich diskutiert worden, ob die Bezeichnung „Beirat" glücklich gewählt und ein Kirchengesetz überhaupt nötig sei, beides war aber bejaht worden. 452 Abgesehen von einer Neuformulierung der Ziele und Aufgaben wurde ein neuer Vorschlag zur Zusammensetzung des Beirates gemacht. Es sollten ihm nämlich außer den Vertretern des Hilfswerks, der Inneren Mission und der Kirchenleitungen noch „drei weitere in diakonischer Arbeit bewährte Mitglieder" angehören, um die Mitarbeit anderer auf diakonischem Gebiet tätiger Verbände zu sichern; schließlich sollten ihm wenigstens zwei Frauen angehören. Einige Vorschläge zielten darauf, die Tätigkeit des Beirates noch freier - und wohl auch unverbindlicher für die Innere Mission - zu gestalten. So war nicht mehr vorgeschrieben, daß ihm der Vorsitzende des Rates der EKD angehören müsse. Sei er Mitglied, komme man nicht umhin, ihm auch hier den Vorsitz zu übertragen. Der Beirat solle in der Wahl seines Vorsitzenden jedoch völlig unbeeinflußt sein.453 Aus der Vorlage des Rates wurde ferner der Satz gestrichen, wonach der Beirat der Synode für seine Tätigkeit verantwortlich sei. Dem Rat wurde lediglich das Recht eingeräumt, sich jederzeit über die Arbeit des Beirats zu unterrichten. Man wolle vermeiden, „daß durch das Wort verantwortlich' irgend eine Befehlsstelle für den Beirat geschaffen würde, auch keine in Gestalt der Synode". 454 Die Synode hat den Versuch nicht gemacht, die Fragen zu diskutieren, die in den einleitenden Hauptreferaten als ungeklärt bezeichnet worden waren und die erklärtermaßen auch durch die beiden Kirchengesetze allenfalls vorläufig geregelt wurden. Aber ihre Hauptaufgabe sah sie ohnehin nicht auf Gebieten, die der Regelung durch Kirchengesetze zugänglich waren. Schon Herntrich hatte seine Eröffnungsrede mit der Feststellung begonnen, daß die Bedeutung solcher Fragen nicht überschätzt werden dürfe: „Unsere Synode wird einmal daran gemessen werden, ob durch ihr Werk in den Gemeinden Menschen zum diakonischen Dienst berufen werden. Wenn durch diese Synode nur ein einziger Gemeindekreis in seiner Arbeit freudig gemacht wird, die Not des Bruders zu suchen und zu sehen, dann ist diese Synode nicht vergeblich 451

Ebd., S. 156. Ebd., S. 157. 453 EBD., S. 160. 454 Ebd., S. 159. - Wortmeldungen gab es nach dem Bericht Böhms nur zum zweiten Paragraphen, in dem die Aufgaben des Beirates umschrieben werden, doch sind sie im Synodalbericht nicht wiedergegeben (Ebd., S. 158). Eine zweite Ausschußsitzung fand nicht statt, und in der zweiten Lesung wurden nur noch kleine Korrekturen am Gesetzestext vorgenommen. 455 Ebd., S. 43. 452

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311

gewesen. Die Erweckung eines solchen Kreises ist freilich schwerer als die Formulierung eines Hilfswerkgesetzes."455 In diesem Sinne forderten vierzig Synodale in einem Initiativantrag, dessen Urheber im Verhandlungsbericht nicht genannt ist, die Synode auf, „ein Wort zu erarbeiten..., das vom Dienst des Menschen am Menschen heute handelt".456 Der hierfür eingesetzte Ausschuß457 legte einen von dem Berliner Theologen Heinrich Vogel verfaßten Entwurf vor, der mit dem Motto „Dienet dem Menschen" ausdrücklich an frühere Worte der Eisenacher Kirchenversammlung von 194 8458 und des Essener Kirchentages von 1950459 anknüpfte 460 und Anlaß zu einer langen Aussprache im Plenum gab.461 Nicht erst in dieser Debatte, sondern schon in den Beratungen des Ausschusses wurden allerdings kräftige Zweifel an der Wirksamkeit einer solchen Erklärung laut.462 Der Ausschuß überzeugte sich dann aber doch von der „Notwendigkeit und Wohltat eines Wortes an die Gemeinde" 463 , das indessen so lang und allgemein ausfiel, daß Vertreter der Inneren Mission den Wunsch äußerten, es möge zusätzlich ein Wort über den „Dienst in den Diakonischen Werken" erlassen werden. Ein Unterausschuß unter Leitung Wenzels legte dafür einen Textentwurf vor, der jedoch angesichts der Zeitnot, unter dem die letzte Plenumssitzung stand, zur endgültigen Formulierung an den Diakonischen Beirat überwiesen wurde.464 Noch Jahre später konnte Ohl es als „Katastrophe" und „klägliches Ergebnis" bezeichnen, daß das von Vogel verfaßte „berühmte ,Wort der Synode' sich ängstlich hütete, irgend etwas zu sagen von dem, was gemeinhin als Diakonie der Kirche angesehen wird, und sich beschränkte auf den Appell an die Gemeinde, daß sie nicht vergessen sollte, daß sie selbst eine diakonische Aufgabe habe", ohne die Innere Mission und ihre Nachwuchssorgen überhaupt zu erwähnen.465

4i6

EBD., S. 164f. EBD., S. 86, dort die Namen der Mitglieder. 458 „Seht den Menschen!" Vgl. EISENACH 1948, S. 182-191. Verfasser war ebenfalls Vogel. 45 ' Rettet den Menschen! 457

460 461

462

T e x t : HAMBURG 1951, S. 1 6 9 - 1 7 1 . EBD., S. 1 7 1 - 1 9 3 u n d S. 2 2 0 - 2 2 8 .

„Wird nicht durch die Inflation der W o r t e . . . das Wort leicht abgenutzt, wirkungslos, müde?" (EBD., S. 166). 463 EBD., S. 166. 464 EBD., S. 212-216. 465 Ohl an Münchmeyer, 7.2. 1956 (ADW, C A W 965). Als sich der Diakonische Beirat 1953 konstituierte, war der Auftrag der Synode längst vergessen, und das Wort über den „Dienst in den Diakonischen Werken" unterblieb ganz.

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5. Gerstenmaiers Ausscheiden aus dem Hilfswerk

Am 1. Oktober 1951, mit Inkrafttreten des neuen Hilfswerksgesetzes, das das Amt eines Leiters des Hilfswerks bezeichnenderweise nicht mehr vorsah, schied Gerstenmaier aus dem Hilfswerk aus. Neuer Leiter des Zentralbüros wurde sein bisheriger Stellvertreter Herbert Krimm. Mit seinem Ausscheiden zog Gerstenmaier nicht allein die Konsequenz aus der für ihn unbefriedigenden Neuordnung, sondern auch aus der Tatsache, daß er als Abgeordneter des Deutschen Bundestages der Leitung des Hilfswerks schon lange nur noch einen Teil seiner Kraft hatte widmen können. Gerstenmaiers Eintritt in die Politik466 Gerstenmaiers Eintritt in die Politik war bereits eine Folge seiner Einsicht, daß die Kirche sich zu einer sozialpolitischen Arbeit, wie er sie für notwendig hielt, kaum verstehen und die Kraft des Hilfswerks nicht genügen werde, die angestrebten Ziele besonders auf dem Gebiet der Eingliederung der Flüchtlinge zu erreichen. Als bald nach der Währungsreform vom Juni 1948 die Grenzen des Hilfswerks immer deutlicher sichtbar wurden, kam er allmählich zu der Einsicht, daß „ein der Not der Gegenwart halbwegs gerecht werdendes soziales und caritatives Handeln" der Kirche, wie er es im Projekt Espelkamp beispielhaft verwirklicht sah, wohl nur „auf die Kreditwege" und „unter Inanspruchnahme größerer öffentlicher Mittel" ermöglicht werden könne. Dies gelte, erklärte er am 25. März 1949 in einem Gespräch mit Dibelius, für die gewerblichen Flüchtlingssiedlungen, die gesamtdeutschen Aufgaben des Hilfswerks und auch für „größere, über die Improvisation hinausgehende Aufgaben des kirchlichen Wiederaufbaus".467 Mit dem Anspruch, der „Not der Gegenwart" gerecht zu werden, war freilich ein Ansatzpunkt des Hilfswerks, nur erste und zusätzliche Hilfe geben zu wollen, verlassen. Dennoch kam Gerstenmaiers Bewerbung um ein Mandat im Ersten Deutschen Bundestag überraschend. Zwar waren ihm schon seit langem politische Ambitionen nachgesagt worden468, aber er hatte kein Hehl daraus gemacht, daß er das sich neu entfaltende politische Leben in den westlichen Besatzungszonen nur mit beträchtlicher Reserve und aus der Distanz betrachtete. Mit Rücksicht auf sein kirchliches Amt hatte er bisher jedes Engagement in Parteien und politischen Gruppierungen vermieden469, und noch im Mai 1949 war er sogar so weit gegangen, vor der Kirchenkonferenz 466 467

Zum folgenden Abschnitt vgl. RUDOLPH, Kirchen I, S. 166-175. Vermerk Gerstenmaiers betr. Besprechung mit Dibelius am 25.3., 28. 3. 1949 (EBD.,

Z B 13). 4

" Vgl. oben S. 102 u. 174f.. Vgl. Gerstenmaier an Held, 4. 3.1949 (LKA DÜSSELDORF, 9/57).

469

Gerstenmaiers Ausscheiden aus dem Hilfswerk

313

der EKD für einen „Verzicht auf das Wahlrecht der Geistlichen" zu plädieren.470 Dennoch stand seine positive Reaktion bereits so gut wie fest, als er nur wenige Wochen später während einer Auslandsreise davon unterrichtet wurde, daß die württembergische C D U ihm fünf Wahlkreise zur Auswahl angeboten und Ministerpräsident Karl Arnold ihn zu einer Kandidatur in Nordrhein-Westfalen aufgefordert habe. Seine Überlegungen faßte er am 16. Juli 1949 in einem ausführlichen Brief an Dibelius zusammen, von dessen Stellungnahme er seine endgültige Entscheidung abhängig machen wollte.471 Er halte den Versuch, „den deutschen Staat mit einer modifizierten Weimarer Konstruktion auf lange hinaus zu ordnen, für verfehlt", und „das Neuerstehen der alten Parteien und Partei-Gruppierungen" sei ihm „in hohem Grade zuwider". Aber der Bundestag werde in den kommenden vier Jahren Entscheidungen von größter Tragweite zu treffen haben, und er sehe „keine andere konkrete Möglichkeit, auf die Gestaltung der Dinge einzuwirken, als durch die unmittelbare Beteiligung an der westdeutschen Politik und an der Einflußnahme auf die bestehenden Parteien".472 Die Entwicklungen in CDU und SPD zwängen ihn, sich schweren Herzens zu einer Parteimitgliedschaft zu entschließen: Was soziale Verantwortung angehe, wolle er sich zwar von der SPD nicht übertreffen lassen, und eine „Reihe ihrer politischen Maßnahmen" halte er für richtig, aber ihr Rückfall unter Kurt Schumacher „auf eine vollständig säkulare, um nicht zu sagen kirchenfeindliche Linie" schließe jedes Zusammengehen für ihn aus. Auf der anderen Seite habe er zur C D U bisher keine innere Beziehung gehabt, aber jetzt, da der evangelische Einfluß in dieser Partei durch „katholische Einflüsse verdrängt oder überfremdet zu werden" drohe, bleibe angesichts der Haltung der SPD keine andere Wahl, als „innerhalb der C D U für einen klaren evangelischen Einfluß besorgt zu sein und zusammen mit den Katholiken eine gemeinsam getragene christliche Verantwortung gegenüber der Gestaltung der öffentlichen Dinge bewußt zu übernehmen". Aber nicht allein diese Überlegungen hätten ihn veranlaßt, ein politisches Engagement zu erwägen: „Der unmittelbare Grund dafür ist vielmehr eine Überlegung hinsichtliche der Weiterführung unserer seitherigen Arbeit. Auf s Ganze gesehen stehen wir wieder einmal vor der Frage, ob und mit welchen Mitteln der Überstieg in den zweiten Teil der Wichernschen Denkschrift möglich ist." Die vom Hilfswerk entwickelten Konzepte seien „auf dem Boden der Kirche allein und mit den finanziellen Mitteln der Kirche" nicht durchführbar. Ohne zusätzliche öffentliche Gelder komme bei der kirchlichen Flüchtlingsarbeit nichts heraus, und die „Leistungsfähigkeit" der GeGerstenmaier an Dibelius, 16. 7. 1949 ( A D W , ZB 13). Vgl. E. GERSTENMAIER, Streit, S. 293f. 472 Gerstenmaier an Dibelius, 16. 7. 1949 ( A D W , ZB 13). Vgl. auch E. GERSTENMAIER, Streit, S. 295. 4,0

471

314

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meinden könne auch bei stärkerer Anspannung die Durchführung der sachlich gebotenen Arbeit nicht gewährleisten. Außerdem sei es schwierig, „ausländische Hilfe zu gewinnen an der offiziellen politischen Vertretung vorbei, die von den Besatzungsmächten akzeptiert ist". „Das Problem heißt also: Wie führen wir diese A u f g a b e . . . so weiter, daß wir nicht nur Ratschläge, sondern effektive Hilfe zu geben vermögen. Die Hauptgeschäftsführer im Zentralbüro sagen einmütig: Durch Einflußnahme auf die gesetzgebenden Organe und die Verwaltung der öffentlichen Mittel. Deshalb muß Gerstenmaier in den Bundestag."

Er fühle sich „völlig frei von allem Ehrgeiz, diesem problematischen Parlament anzugehören", und betrachte seine Kandidatur als ein Opfer, das er nicht nur der Arbeit des Hilfswerks schulde, sondern auch seinen toten Freunden: „Ich muß ja leben, wofür sie starben." 473 Gerstenmaier bat Dibelius um eine Entscheidung binnen zehn Tagen 474 , doch wurde schon am 16. Juli, also am selben Tag, an dem er diesen Brief an Dibelius schrieb, auf Veranlassung Hartensteins in Stuttgart ein Communique ausgegeben, aus dem hervorging, daß der Landesvorstand der württembergischen C D U Gerstenmaiers Kandidatur für den Bundestag bekanntgegeben habe. 475 In Vertretung des ebenfalls im Ausland befindlichen Dibelius berief Hartenstein unverzüglich den Verwaltungsrat des Hilfswerks ein, „damit er sich mit den Fragen befasse, die sich aus dem Entschluß Dr. Gerstenmaiers ergeben, in die politische Arbeit überzugehen". 476 Im Verwaltungsrat löste dieser Beschluß freilich nicht Begeisterung aus, sondern sorgte für eine „etwas säuerliche Stimmung". 477 Dem Einfluß von Dibelius war es aber zu verdanken 478 , daß sich das Gremium zu der Erklärung durchrang, es begrüße die Kandidatur und sehe „keinerlei Veranlassung, in der Leitung des Hilfswerks zur Zeit eine Änderung eintreten zu lassen". 479

473

Gerstenmaier an Dibelius, 16. 7. 1949 ( A D W , Z B 13).

474

EBD.

Vgl. Rundschreiben Federers an die Bevollmächtigten, 16. 7. 1948 (EBD.). Gerstenmaier bezeichnete Hartensteins Vorgehen am 9 . 1 . 1 9 5 0 in einem Schreiben an Dibelius als „unautorisiert" (Ebd., Z B 14). Auch in seinen Lebenserinnerungen, in denen das Schreiben v o m 16.7.1949 an Dibelius nicht erwähnt wird, spricht E. GERSTENMAIER von einem selbständigen Vorgehen seiner Mitarbeiter (Streit, S. 293). 4,5

476

Rundschreiben Federers, 16. 7 . 1 9 4 8 , (EBD., Z B 13).

477

So Federer an Dibelius, 16. 8. 1949 (EBD., ZB 445).

478

EBD.

Communique ausgegeben im Anschluß an die Verwaltungsrat-Sitzung am 2. 8. 1949, wiedergegeben im Rundschreiben Federers an die Bevollmächtigten, 8. 8. 1949 (EBD., Z B 13) Vgl. VR, 2. 8. 1949, N s (Entwurf): EBD., Z B 71). 479

Gerstenmaiers Ausscheiden aus dem Hilfswerk

315

Gerstenmaiers Rücktrittsangebot und sein Ausscheiden aus der Leitung des Hilfswerks Schon bald nach der Übernahme des Bundestagsmandats mußte Gerstenmaier feststellen, daß die beiden Ämter sich schwerer vereinen ließen, als er ursprünglich gedacht hatte. Außerdem blieb ein Mißbehagen kirchlicher Kreise an seinem politischen Engagement bestehen, und man scheint schon recht bald erwartet zu haben, er werde über kurz oder lang aus dem Hilfswerk ausscheiden. Als Hartenstein, Lilje und Herntrich im Juni 1950 einen gemeinsamen Vorschlag für die Zukunft des Hilfswerks berieten, gingen sie bereits davon aus.480 Hinzu kam, daß Gerstenmaier in Bonn keineswegs zu den Hinterbänklern zählte. Als er sich nun am 9. August 1950 in Straßburg vor dem Europaparlament positiv zu einem westdeutschen Verteidigungsbeitrag äußerte481, ließ die sowjetische Militärregierung Dibelius wissen, sie halte Gerstenmaier angesichts seiner politischen Aktivitäten als Leiter des Hilfswerks nicht für tragbar. Dibelius ignorierte das zunächst, doch folgte bald darauf, nachdem Gerstenmaier in der plötzlich aufflammenden Wiederbewaffnungsdebatte auch scharf gegen den damaligen Präses der EKD-Synode, Gustav Heinemann, Stellung genommen hatte, die Drohung, das Hilfswerk in der DDR zu verbieten. Jetzt erst informierte Dibelius Gerstenmaier, der daraufhin sofort seinen Rücktritt anbot.482 Gerstenmaier nahm die sowjetische Drohung zunächst zum Anlaß, sich unter den veränderten Umständen nun doch weiter um die Einrichtung eines „Diakonischen Amtes" der EKD zu bemühen. 483 Erst auf der Tagung des Wiederaufbau-Ausschusses am 1. und 2. November 1950 gab er sein Rücktrittsangebot bekannt. Inzwischen waren die innerkirchlichen Auseinandersetzungen um die Wiederbewaffnung und besonders auch um Niemöllers Rolle in dieser Debatte auf dem Höhepunkt angelangt.484 Mit der ausdrücklichen Erklärung, daß sein Ausscheiden aus dem Hilfswerk nicht aus politischen Gründen erfolge, verband Gerstenmaier den Hinweis, es seien „Entscheidungen der obersten Instanzen notwendig, denen seine Person nicht im Wege stehen" solle.485 Auch Dibelius, der ihm daraufhin den Dank der Versammlung für die bisher geleistete Arbeit aussprach, meinte, es liege „im Zuge dieser großangelegten Konzeption", wenn Gerstenmaier jetzt nicht wünsche, „ein Hindernis abzugeben für Auseinandersetzungen, die unter den allerneuesten Ereignissen im Räume der Evangelischen Kirche zur Notwendigkeit geworden sind und die zweifellos eine überaus ernste Ange4,0

Vgl. oben S. 276f.

4!1

Vgl. E. GERSTENMAIER, Streit, S. 322.

4.2

Lt. EBD., S. 290 und WAA, 1./2.11. 1950, Ns S. 8 (ADW, ZB 60). Vgl. oben S. 282ff. Vgl. J. VOGEL, Kirche, S. 130-148. WAA, 1./2.11. 1950, Ns (ADW, ZB 60).

4.3 484 4!S

316

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legenheit sein werden, eine Angelegenheit, von der die Existenz einer einheitlichen Evangelischen Kirche in Deutschland überhaupt abhängt".486 Im weiteren Verlauf der Aussprache machte Gerstenmaier dann noch einmal deutlich, daß er mit dem Verzicht auf sein Amt dem Rat der EKD „seine demnächst zu fällenden Entscheidungen" erleichtern wolle.487 Ohne daß Gerstenmaier oder Dibelius den Namen Niemöller genannt hätten, wurde dies doch von den Anwesenden so verstanden, als solle Gerstenmaiers Rücktritt dem Rat den Weg für die Trennung von Niemöller ebnen.488 Die Öffentlichkeit sollte bis auf weiteres nicht unterrichtet werden, doch wurde bald darauf auch in der Presse über Gerstenmaiers Schritt berichtet. Niemöllers Gegner konnten sich mit ihrer Forderung, er solle seine gesamtkirchlichen Ämter wenigstens vorläufig ruhen lassen, jedoch nicht durchsetzen489, und Gerstenmaier begann, sein Rücktrittsangebot vorsichtig wieder zurückzuziehen. Als Ende November 1950 Vertreter des Zentralbüros mit Hartenstein die Behandlung von Hilfswerkfragen auf der bevorstehenden Sitzung des Rates der EKD erörterten, wiesen sie darauf hin, „daß eine etwaige Annahme des Rücktrittsgesuches... in diesem Augenblick besonders ungünstige Auswirkungen vor allem in der Kirchenfreudigkeit weiter evangelischer Kreise haben könnte".490 Wenig später, am 4. Dezember, als die für ihn indiskutablen Gesetzentwürfe Brunottes vorlagen491, schrieb Gerstenmaier an Dibelius, er fühle sich „nicht frei, in einem solchen Augenblick, in dem solche Gefahren der von uns mit diesem Werk gemeinten Sache drohen, auf die Seite zu treten" und seine Mitarbeiter im Stich zu lassen.492 Im Zentralbüro wurde bereits eine Presseerklärung vorbereitet, Gerstenmaier ziehe sein Anerbieten zurück.493 Es zeigte sich aber, daß der Rat der EKD offenbar mehrheitlich das Ausscheiden Gerstenmaiers aus dem Hilfswerk wünschte und von einer Verknüpfung mit Bedingungen für die Behandlung des Falles Niemöller nichts wissen wollte.494 Dibelius unterrich-

486

EBD.

487

EBD.

488

Vgl. EBD.; vgl. auch

489

Vgl. J. VOGEL, Kirche, S. 132, 164 u n d D o k . 4.

FREIE PRESSE

vom

2 0 . 1 1 . 1950.

4.0 Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Hartenstein und Krimm am 25.11. 1950, 27.11. 1950 (ADW, ZB 55). 4.1 Vgl. oben S. 290f. 4.2

4.3

Q U E L L E N I I I , S. 2 4 8 .

„In Stuttgart wurde mir eine von Ihnen entworfene Pressenotiz präsentiert, deren Inhalt kurz gesagt darauf hinausläuft, daß Sie Ihr Rücktrittsangebot wegen der Niemöller-Sache nunmehr offiziell zurücknehmen. Ich habe gesagt, daß eine solche Notiz im Augenblick völlig unmöglich sei." Dibelius an Gerstenmaier, 8.12. 1951 (ADW, ZB 51). 494 „Es wurde beschlossen, daß der Herr Vorsitzende des Rates Herrn Dr. Gerstenmaier in mündlicher Aussprache nahe legt, die Verbindung seiner Person mit derjenigen von Herrn Kirchenpräsident D. Niemöller zu lösen und die Lage wiederherzustellen, wie sie vor Aschaffenburg gewesen ist." (Hartenstein, Korrektur zur Ns der Ratssitzung am 5./6.12. 1950, in:

Gerstenmaiers Ausscheiden aus dem Hilfswerk

317

tete Gerstenmaier kurz nach der Ratssitzung am 5. und 6. Dezember von dieser Entwicklung: „Was nun Sie selbst und das Hilfswerk angeht, so ist es mir nicht gelungen, irgend etwas zu erreichen, was von der Linie der bisherigen Besprechungen hinwegführt." Es gebe eine dreifache „Mauer von Widerständen": Die Ablehnung eines „Diakonischen Amtes", die Weigerung, sich finanziell und wirtschaftlich zu engagieren „und endlich die Abneigung dagegen, den Abgeordneten einer politischen Partei an der leitenden Stelle zu sehen". Dibelius fuhr fort: „Parallelen läßt man nicht gelten: Heinemann habe niemals politisch kandidiert, und Niemöller sei nur in einer Einzelfrage politisch geworden.'"195 In allen weiteren Verhandlungen, die bis zum Erlaß des neuen Hilfswerkgesetzes im April 1951 noch folgten, gingen die Beteiligten vom Ausscheiden Gerstenmaiers aus496; sein Verbleiben in der Leitung des Hilfswerks nach dessen Neuordnung wurde nicht einmal als Möglichkeit in Betracht gezogen. Gerstenmaier hat mit einiger Bitterkeit festgestellt, daß es im wesentlichen darum gegangen sei, sich seiner als einer politischen Belastung für die Kirche zu entledigen. Bald nach seinem Ausscheiden führte er am 2. Dezember 1951 in einem Schreiben an Meiser dazu aus, es sei ihm auch in seinem politischen Engagement im Grunde immer nur um die Diakonie zu tun gewesen: „Und was tut die Kirche dabei? Sie distanziert sich. Sie benützt zwar uns, ihre Glieder, ganz nach Bedarf für die Erlangung von diesem oder jenem, was nützlich erscheint, aber bei Tag und im Kampf wird großer Wert auf Distanz gelegt... Der Präses der Synode497, einige Kirchenpräsidenten498 und Studentenpfarrer dürfen auch öffentlich politisch tun, was sie nur wollen - denn sie sind ja der präzisen Verantwortung eines politischen Mandats entnommen... Wer keine Kirchenpartei oder landeskirchliche Hausmacht hinter sich hat, ist verloren. Er wird entweder subalterner Funktionär oder - er muß gehen."499

Die Ausgliederung der Wirtschaftsbetriebe Es war besonders die weitere Entwicklung der Ausgliederung der Wirtschaftsbetriebe aus dem Hilfwerk, die Gerstenmaier und seine Mitarbeiter in dem Gefühl bestärkte, es gehe weniger um eine sachgerechte Lösung als um

„Votum betr. Evang. Hilfswerk", 3.1.1951, LKΑ HANNOVER, 4) - In Aschaffenburg hatte am I./2.11. 1959 der WAA getagt. 4,5 8.12. 1951 (ADW, ZB 51). 496 Vgl. Hartenstein, „Votum betr. Evang. Hilfswerk", 3.1. 1951 (LKA Hannover 4); Sitzung des Synodalausschusses am 9.1. 1951, Ns (EBD., CAW998); Sitzung des Rates am II./12.1.1951, Auszug aus der Ns (EBD., ZB 55);RSBrunottes, 18.1.1951 (EBD.,CAW998). 4.7 Heinemann. 4.8 Niemöller. 4 " 2.12.1951 (ADW, ZB 62); gekürzt in: Quellen ΙΠ, S. 251. Vgl. auch Meisers Antwort vom 12. 9. 1952 (!): ADW, ZB 259.

318

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Hilfswerks 1949-1951

die Ausschaltung seiner Person. Von diesem Gefühl war auch der zitierte Brief an Meiser getragen. In seinem Bericht vor der EKD-Synode im April 1951 hatte Hartenstein erklärt, daß für die auszugliedernden Betriebe eine Verwaltungsgesellschaft gegründet werden solle, „der die Anteile und Kapitalien des Hilfswerks" zu übertragen seien und „in deren Aufsichtsrat unabhängige christliche Männer der Wirtschaft, die das Vertrauen der EKD haben, sitzen werden, um eine dem Grundanliegen des kirchlichen Hilfswerks entsprechende Führung der Geschäfte in den einzelnen Werken zu gewährleisten".500 Diese Konzeption blieb, soweit der Synodalbericht das erkennen läßt, unwidersprochen. Ja, die Geltungsdauer des vorläufigen Hilfswerkgesetzes von 1949 war damals ausdrücklich deshalb bis zum 30. September 1951 verlängert worden, damit die Ausgliederung noch während seiner Geltung in dieser Form durchgeführt werden könne. In den auf die Synode folgenden Monaten ließ der Verwaltungsrat ein Konzept erarbeiten, das in seinen Grundlinien bereits seit längerer Zeit im Zentralbüro erörtert worden war: Als Verwaltungsgesellschaft sollte die „Deutsche Sozialpolitische Gesellschaft" die Geschäftsanteile des Hilfswerks erwerben. Die besonders der Veredelungswirtschaft GmbH (VERWI) zur Verfügung gestellten, das Gesellschaftskapital um ein Vielfaches übersteigenden Betriebsmittel und Warenvorräte sollten in Darlehen umgewandelt werden und die Sozialpolitische Gesellschaft die Rechte des Hilfswerks aus diesen übernehmen.501 Diese Lösung billigte der Verwaltungsrat grundsätzlich in seiner Sitzung am 23. Juli 1951.502 Am 14. September 1951 stimmte auch der Wiederaufbau-Ausschuß in seiner letzten Sitzung dem Vorschlag zu503 ; doch zu diesem Zeitpunkt waren die Vorschläge des Hilfswerks bereits der Ablehnung durch den Rat der EKD verfallen. Dessen Bedenken richteten sich zunächst gegen die Ausgliederung der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft, die kein Wirtschaftsunternehmen im Sinne des neuen Hilfswerkgesetzes sei. Außerdem habe die EKD-Synode in Berlin-Weißensee 1950 das Hilfswerk ausdrücklich mit der Siedlungsarbeit beauftragt. Zum anderen galten die Bedenken der Sozialpolitischen Gesellschaft überhaupt. Sie erschwere die angestrebte Vereinigung von Hilfswerk und Innerer Mission, da statt aus zwei Werken eines nun aus

SO

° HAMBURG 1951, S. 67.

501

Rapp, „Bericht über die durchzuführende Ausgliederung der wirtschaftlichen Betätigungen des Hilfswerks der EKD", 9.9. 1951 (ADW, ZB215); Thümmel, „Feststellung des Hilfswerk-Vermögens . . 2 0 . 1 2 . 1951 (EBD., ZB216). 502 Ns (EBD., ZB 73) und Rapp, S. 4 (EBD.). Unmittelbar im Anschluß an die Sitzung des Verwaltungsrats fand die Gründungsversammlung der SOPO statt. Aus Rapps Bericht (S. 5) geht jedoch hervor, daß die SOPO sich in ihrer Mitgliederversammlung lediglich eine neue Satzung gab. s03

N s (EBD., Z B 6 1 ) .

Gerstenmaiers Ausscheiden aus dem Hilfswerk

319

zweien drei würden.504 Pointiert meinte Herntreich, die Vorschläge des Hilfswerks, die in Wahrheit die Gerstenmaiers seien, bezweckten „anstelle der Ausgliederung der Wirtschaftsbetriebe aus dem Hilfswerk die Ausgliederung des Zentralbüros aus den Wirtschaftsbetrieben" und nähmen ihm jedes Gewicht.505 Eine Stellungnahme des Finanzbeirats der EKD fiel ähnlich aus: Die zwingend vorgeschriebene Ausgliederung der VERWI werde umgangen, da das verfügbare Vermögen des Hilfswerks nahezu in vollem Umfange bei ihr verbleibe, was eine verkappte Beteiligung darstelle. Es sei besser, „das in der VERWI investierte Vermögen der EKD sobald wie möglich der E K D . . . wieder zur Verfügung zu stellen und . . . die Gewähr zu haben, daß . . . Hilfswerk und Kirche für die Zukunft wirklich von jeder Beteiligung, Verflechtung und Mitverantwortung an den reinen Handelsgeschäften der VERWI befreit werden".506 Damit war der Plan einer Sozialpolitischen Gesellschaft unter Gerstenmaiers Leitung, die doch in gewisser Weise der Preis für den Verzicht auf ein „Diakonisches Amt der EKD" sein und die Weiterführung der von ihm intendierten sozialpolitischen Arbeit sichern sollte, endgültig gescheitert. Gerstenmaier wurmte dabei besonders die Tatsache, daß die gleichen Argumente, die das Zentralbüro einst für die Beibehaltung der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft vorgebracht habe, nun von denselben Kritikern benutzt würden, die diese Argumente damals unter anderem mit dem Hinweis auf den Devaheimskandal vehement abgelehnt hätten. Was die VERWI betreffe, werde ein nur unter Verlusten durchzuführender Verkauf von Leuten erzwungen, die einerseits aus wirtschaftlichem Sicherheitsdenken heraus die Ausgliederung gefordert hätten und andererseits nie bereit gewesen seien, die materiellen Voraussetzungen für die Arbeit des Hilfswerks auf andere Weise zu sichern.507 Gerstenmaier zog daraus den Schluß, daß es vor allem darum gegangen sei, ihn persönlich auszuschalten.

Vgl. Herntrich an Krimm, 19.11. 1951 (EBD., ZB 96). Ebd. Vgl. auch Vermerk Liljes über die Sitzung des Rates am 6. 9. 1951, o.D. (LKA HANNOVER, 2); danach wurden die stärksten Bedenken von Lilje, Herntrich, Heinemann und Meiser vorgebracht. 506 Votum des Finanzbeirats der EKD „Zur Ausgliederung...", 21. 9.1951 (LKA DÜSSEL504

505

DORF, 9 / 5 5 ) . 507 Vgl. Rundschreiben des Zentralbüros, 7.12. 1951 (EBD.). Gerstenmaier an Meiser, 2 . 1 2 . 1 9 5 1 (ADW, ZB 62) - Die Durchführung der Ausgliederung, die sich über mehrere Jahre hinzog, soll im Rahmen dieser Arbeit nicht mehr behandelt werden. Vgl. Röntsch, „Übersicht über die Ausgliederungen von Beteiligungen des Hilfswerks der EKD", 2. 8. 1954 (EBD., ZB 73): Danach wurden die Geschäftsanteile der VERWI zu v* an W. Gerstenmaier, zu % an W. Bauer und die Forderung des Hilfswerks an die VERWI an die Firma Valentin Mehler, Fulda, verkauft.

KAPITEL 6

DAS HILFSWERK AUF DEM WEG ZUR FUSION 1951-1957

1. Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates 1951-1956 a) Von der Passivität zur Aktivität - Der Diakonische Beirat 1951-1954 Die Aufnahme der Kirchengesetze bei Zentralbüro und Central-Ausschuß Trotz der schmerzhaften Bestimmungen über die Ausgliederung der Wirtschaftsbetriebe wurde das neue Hilfswerkgesetz vom 5. April 1951 im Zentralbüro auch als Erleichterung empfunden, weil es damit für sein weiteres Bestehen nun eine sichere rechtliche Grundlage besaß. Sofern das Gesetz so zu verstehen sei, daß es die Existenz des Hilfswerks auf alle Zeiten festschreibe, könne man es positiv bewerten, schrieb Krimm in einem Kommentar im Deutschen Pfarrerblatt, aber man müsse doch fragen, ob es ausreiche, um „eine kircheneigene Diakonie in lebensvoller Stärke aufzubauen und zu erhalten".1 Auch die Ausgliederung sei zu begrüßen, sofern sie den Unternehmen sachgerechte Arbeit ermöglichen solle. Soweit sie sich von der Furcht vor den „,schmutzigen' Arbeitsmethoden" der Wirtschaft habe leiten lassen, habe sich die EKD-Synode jedoch „praktisch jene Argumentation zu eigen gemacht..., die bisher immer zur Begründung einer kirchenfreien Diakonie angewendet worden ist".2 So sei letztlich die Frage immer noch nicht endgültig beantwortet: „Will die Evangelische Kirche in Deutschland überhaupt eine handlungsfähige, den Forderungen der Zeit angemessene und wirkungskräftige Diakonie, die in ihrem eigenen Namen tätig ist?"3 Das Kirchengesetz über den Diakonischen Beirat vom 5. April 1951 legte man im Zentralbüro verständlicherweise nicht so aus, wie es gemeint war, daß nämlich der Beirat eine Fusion der Geschäftsstellen des Hilfswerks und der Inneren Mission einleiten solle. Man betonte dort vorzugsweise die Bestimmungen, die von „Erfahrungsaustausch" und „Koordinierung" spra-

1

Sic et non, S. 354.

!

EBD., S. 355.

3 EBD. Vgl. auch H . KRIMM, Nachwort zu „Sic et non" (EBD., S. 361 f.) u n d j . STEINWEG, Zweites Nachwort zu „Sic et non" (EBD., S. 424f.). Steinweg protestiert gegen die Ausdrücke „kirchenfreie" und „kircheneigene" Diakonie, die geeignet seien, „Verwirrung in die richtige Betrachtung der Dinge zu bringen".

Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates

321

chen. In einer Erörterung der neuen Kirchengesetze schrieb Collmer im Mai 1951 in den „Mitteilungen": „Es geht um eine mögliche Koordination und Kooperation, aber nicht um eine Vereinigung. Man wird von vornherein den Versuch aufgeben müssen, die rechtlichen und historischen Verschiedenheiten in eine organisatorische Einheit auflösen zu wollen."4 Auch der Central-Ausschuß war mit den Ergebnissen der Synode zufrieden. Lilje erklärte in der Sitzung des Vorstandes am 28. Mai 1951, für die Innere Mission sei „das Erreichbare erreicht" worden, und empfahl, das Kirchengesetz über den Diakonischen Beirat anzunehmen: „Die Hamburger Synode s e i . . . ein Markstein gewesen. Der Inneren Mission sei ihr freier Status belassen worden, und die Versuche in der Richtung einer Verbehördlichung könnten als erledigt angesehen werden. Die Innere Mission müsse aber ihre Bereitschaft zur Kooperation bekunden, insbesondere durch eine positive Mitarbeit im Rahmen des Diakonischen Beirates."5 Nachdem der Central-Ausschuß dem Gesetz zugestimmt hatte, setzte es der Rat der EKD mit Wirkung vom 16. Juli 1951 in Kraft.6 So waren beide Seiten mit dem erreichten Stand nicht unzufrieden, ergriffen aber keinerlei Initiative, den neugeschaffenen Diakonischen Beirat auch in Tätigkeit treten zu lassen. Der Inneren Mission hätte zwar insofern daran gelegen sein müssen, als ihm doch das von Wenzel erarbeitete Wort der Synode über den „Dienst in den Diakonischen Werken" vorgelegt werden sollte7, aber dem stand das Mißbehagen darüber entgegen, daß das Hilfswerk für den Beirat Persönlichkeiten vorgeschlagen habe, „die in ihrer Einstellung gegenüber der Inneren Mission festgelegt seien".8 Nachdem es während des Sommers noch zu einer tiefgreifenden Verstimmung wegen der Aufteilung öffentlicher Mittel auf die beiden Werke gekommen war 9 , fand am 18. und 19. Dezember 1951 wenigstens eine erste Arbeitsbesprechung der leitenden Mitarbeiter statt. Dabei konnte in allen Fragen, die die Abgrenzung der Arbeitsgebiete und die Kooperation in Einzelfällen betrafen, weitgehende Einigkeit erzielt werden 10 , so daß diese Besprechungen während der folgenden Jahre in vierteljährlichem Abstand regelmäßig wiederholt wurden. 11 Gleich beim ersten Teffen waren die Vertreter beider Werke auch darin einig, daß der Diakonische Beirat vorläufig nicht einberufen werden solle.12 Entsprechend dilatorisch wurden die Aufforderungen der mit der Geschäftsfüh4 5 6

P. COLLMER, Das neue Hilfswerk-Gesetz, S. 11. Ns (ADW, CAW 31). Kirchenkanzlei an C A , 31. 7. 1951 (EBD., C A W 1013).

' Vgl. oben S. 311 und CA-Vorstand, 28. 5. 1951, Ns (EBD., CAW 31). 8 CA-Vorstand, 1.10.1951, Ns (EBD.). ' Vgl. EBD. 10 Ns (EBD., CAW 1008). 11 Seit Mitte 1955 scheinen keine „Quartalsbesprechungen" mehr stattgefunden zu haben. 12 Vermerk Königs, 28.1.1952 (ADW,CAW 1010).

322

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

rung beauftragen Kirchenkanzlei behandelt, Wünsche für die Tagesordnung anzumelden.13 Die Konstituierung des Diakonischen Beirats Im Sommer 1952 glaubten die maßgeblichen Mitarbeiter der Kanzlei der EKD, daß die Konstituierung des Beirats nicht länger aufgeschoben werden könne, und gingen an die Vorbereitung einer Sitzung. Damit sollte jedoch lediglich dem einmal beschlossenen Gesetz formal Genüge getan werden.14 Zentralbüro und Central-Ausschuß waren aber unverändert darüber einig, daß der Beirat „nicht mit schwierigen Problemen befaßt werden sollte, um nicht manche Dinge noch schwieriger zu machen, als sie ohnehin sind", und nahmen lediglich in Aussicht, ihn über die so erfreulich verlaufenden Arbeitsbesprechungen zu unterrichten.15 Die erste Sitzung sollte im Oktober 1952 in Elbingerode am Rande der EKD-Synode stattfinden, der ein großer Teil der Beiratsmitglieder ebenfalls angehörte.16 Als sich herausstellte, daß die Hälfte der Mitglieder dennoch fehlte, kam es dort jedoch nur zu einem informellen Meinungsaustausch. Die Anwesenden verständigten sich darauf, Herntrich mit der Vorbereitung einer ersten regulären Sitzung zu beauftragen17, womit sich bereits dessen führende Rolle in der Arbeit des Beirats abzuzeichnen begann.18 Herntrich betonte schon in Elbingerode, daß die Aufgabe des Beirats durch das erfreuliche Miteinander von Zentralbüro und Central-Ausschuß keineswegs erledigt sei: „Die Herausbildung des Verhältnisses zwischen IM und Hilfswerk innerhalb der Landeskirchen stelle die Vorwegnahme einer Entwicklung dar, die auf der Ebene der EKiD noch ausstehe. Daraus folge die Notwendigkeit des Diakonischen Beirats."19 Die allseits unerwünschte, aber nunmehr unvermeidliche Beiratssitzung wurde am 20. Januar 1953 in Spandau abgehalten, wo zur gleichen Zeit erstmals eine gemeinsame Arbeitstagung der leitenden Mitarbeiter beider Werke sowie Sondertagungen der Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission, des Central-Ausschuß-Vorstandes, der Hauptgeschäftsführer und des Verwaltungsrates des Hilfswerks stattfanden. Die „Mitteilungen" begrüßten dieses Ereignis als „Meilenstein" und wiesen vorsorglich darauf hin, daß „Zusammenarbeit, nicht Zusammenlegung" das Gebot der Stunde sei, 13 14

Vgl. Vermerke Münchmeyers, 19. 11. 1951 und 9.1. 1952 (EBD.). Vgl. Röntsch an Münchmeyer, 21. 7. 1952 (EBD.).

15

B e s p r e c h u n g C A / Z B 11./12. 7. 1952, N s (EBD., C A W 1008).

16

Rundschreiben der Kirchenkanzlei, 22. 8. 1952 (EBD., C A W 1010).

17

Lt. Merzyn an Röntsch, 27.11. 1952 (EBD., ZB 127). " Vgl. Krimm an Held, 27.1. 1953 (EBD., ZB 66). " Vermerk Scheffers betr. Sitzung in Elbingerode am 8.10. 1952, 27.10. 1952 (EBD., CA 2227). Vgl. Herntrich an ZB, 8.12. 1952 (EBD., CAW 1010) und für die Gegenposition Münchmeyer an Preuss, 16.12. 1952 (EBD.).

Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates

323

„weil beide Werke im Grunde nichts anderes sind als die beiden zu besonderen Zwecken tauglichen Arme der einen Kirche".20 Beide Geschäftsstellen hätten es nun gern gesehen, wenn der Beirat erst nach Abschluß aller dieser Sitzungen zusammengetreten wäre, ihre Ergebnisse beraten und in einer allgemeinen Resolution die erneut sichtbar gewordene schöne Einmütigkeit mit freudiger Dankbarkeit zur Kenntnis genommen hätte. Auch die sicher wichtige Frage, wie die diakonische Verantwortung der Jugend geweckt werden könne, der die gemeinsame Arbeitstagung gewidmet war 21 , wollte man ihn gern bewegen und einen entsprechenden Aufruf an die Gemeinden verabschieden lassen.22 Das hätte sogar den Beschlüssen der Synode vom April 1951 entsprochen 23 ; aber daran dachte bereits niemand mehr. Nun hatte die Auffassung, der Diakonische Beirat habe unverzüglich die Vereinigung des Zentralbüros und des Central-Ausschusses vorzubereiten, ausgerechnet in Herntrich ihren profiliertesten Vertreter, und dieser war nicht gesonnen, sich mit nichtkontroversen Themen - wer bestritt schon, daß der diakonische Wille der Jugend aktiviert werden müsse? - und dem Ausarbeiten von Deklarationen beschäftigen zu lassen. Es sei ihm fraglich, schrieb er dem Zentralbüro, ob der Beirat sich gleich zu Beginn „mit einer so umfassenden und wichtigen Einzelfrage" wie dem Jugenddiakonat beschäftigen dürfe, zumal auf der Synode in Elbingerode ein festes Programm beschlossen worden sei, „das auf die ganz spezielle Frage der Koordinierung von Hilfswerk und Innerer Mission hinausläuft". Außerdem habe der Rat der EKD erst in seiner letzten Sitzung beschlossen, den Beirat um Bemühungen in dieser Richtung zu bitten.24 So wurde die Konferenzserie mit der Sitzung des Beirats am 20. Januar nicht beschlossen, sondern eröffnet. Herntrich wurde an Stelle des abwesenden Held, den das Hilfswerk weitaus lieber in dieser Position gesehen hätte, zum Vorsitzenden gewählt. Er steuerte, nachdem Münchmeyer, Wenzel und Krimm von „klarer Abgrenzung", „guter Arbeitsteilung" und „einmütiger Zusammenarbeit" berichtet hatten, wobei sie auf die 1952 geschaffene gemeinsame Verbindungsstelle in Bonn, die Quartalsbesprechungen oder die beabsichtigte Beteiligung des Central-Ausschusses am geplanten „Diakonischen Institut" in Heidelberg verweisen konnten, unverzüglich die Frage an, was als erster Schritt zur Vorbereitung der Fusion zu tun sei. Niemand außer Krimm wagte zu protestieren, als Herntrich erklärte, der gegenwärtige Zustand sei sachlich nicht zu vertreten und werde von den Landeskirchen,

20 21

22 2) 24

S. PREUSS, Meilenstein, S. 3. Vgl. M . MÜLLER, Wege.

Vgl. Münchmeyer an Merzyn, 1.12. 1952 (ADW, CAW 1010). Vgl. oben S. 311. 8.12. 1952 (ADW, CAW 1010).

324

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

auf «die eine dritte Umlage für den Lutherischen Weltdienst25 zukomme, auf Dauer auch nicht geduldet werden. Er stelle sich ein einheitliches Diakonisches Werk mit Sitz in Bethel vor, geleitet von einem paritätisch aus Vertre25 Der Lutherische Weltdienst war am 31. Juli 1952 auf der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Hannover mit dem Ziel gegründet worden, „die gesamte bisher nicht durchaus einheitlich organisierte, in der Hauptsache von der Amerikanischen Sektion des Weltbundes getragene praktische Hilfsarbeit der lutherischen Kirchen" zusammenzufassen und die außeramerikanischen lutherischen Kirchen in diese Arbeit mit einzubeziehen (Memorandum Krimms, „Der Lutherische Weltdienst und seine Auswirkungen auf Deutschland", 11.8. 1952: A D W , 2 B B 414).

Schon seit 1948 war bei der Vergabe von Spendenmitteln, die die Amerikanische Sektion zugunsten deutscher lutherischer Kirchen ausgeworfen hatte, außer den Organen des Hilfswerks auch das deutsche Nationalkomitee des Weltbundes herangezogen worden, das dafür einen besonderen Spendenausschuß bildete, dem die Hilfswerk-Bevollmächtigten der hannoverschen (Schulze), pommerschen (Rautenberg) und bayerischen (Riedel) Landeskirche, der Leiter der Berliner Stelle des Kirchenamtes der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschland (VELKD), Zimmermann, und Krimm angehörten. Die Abwicklung der Spenden erfolgte zwar durch das Zentralbüro, doch wurden für den Schriftwechsel besondere Briefbögen mit dem Aufdruck „Abteilung Lutherische Hilfe" benutzt. (Vgl. EBD., ZBB 1567, besonders Krimm an Radtke, 1.11. 1948 und Vermerk Krimms vom 2 5 . 1 1 . 1949). Bevor man sich in den Kreisen der V E L K D darüber im klaren war, welche organisatorischen Konsequenzen aus der Gründung des Lutherischen Weltdienstes zu ziehen seien, legte Krimm am 11. 8.1952 ein Memorandum über den „Lutherischen Weltdienst und seine Auswirkungen auf Deutschland" vor, mit dem er darauf zielte, daß die künftigen Regelungen an das bisher geübte Verfahren anschlössen: Die Hilfswerk-Bevollmächtigten der lutherischen Landeskirchen sollten als Legislativorgan, die vergrößerte und weiter verselbständigte Abteilung „Lutherische Hilfe" im Zentralbüro als Exekutivorgan fungieren (EBD., Z B B 414). Mit diesen Vorschlägen glaubte Krimm an die Grenze dessen gegangen zu sein, was ohne Zerreißung der Einheit der E K D möglich sei. Er werde, so schrieb er Held, als er ihm am 12. 8. 1952 sein Memorandum übersandte, im Falle einer Zurückweisung seitens der V E L K D als Leiter des Zentralbüros zurücktreten: „Ich bin nicht gewillt, meinen Namen verbinden zu lassen mit einer Zerreißung der Einheit unserer Kirche auf einem Gebiet wie dem diakonischen, auf dem es nicht den geringsten Lehrunterschied gibt" (EBD., ZB 259). Krimms Befürchtungen waren berechtigt. Schon ein Jahr früher, als es um die Ausgliederung der Wirtschaftsunternehmen aus dem Hilfswerk ging (Vgl. oben S. 317ff.) hatte beispielsweise Herntrich gefordert, zu prüfen, welche Aufgaben des Zentralbüros die lutherischen Kirchen in eigener Verantwortung durchführen könnten (An Riedel, 1 . 1 1 . 1 9 5 1 : L K A HAMBURG, B K H 8). Krimms Befürchtungen waren insbesondere auch deshalb berechtigt, weil seine Auffassung, auf diakonischem Gebiet gebe es keine Lehrunterschiede, bei manchen Vertretern der V E L K D auf energischen Widerspruch stieß. In einem langen Schreiben an Hagen Katterfeld, den Leiter des Sekretariats Meisers in seiner Eigenschaft als Leitender Bischof der V E L K D , setzte sich Zimmermann am 5. 9. 1952 mit Krimms Denkschrift auseinander, die zwar lutherischen Anstrich trage, aber in Wahrheit unionistischen Tendenzen folge: Krimm behandle die lutherischen Landeskirchen als Gliedkirchen der E K D , eliminiere also die V E L K D . „Kirchlicher Wiederaufbau" - und um diesen gehe es hier in erster Linie - verlange „sehr oft präzise bekenntnismäßige Erwägungen". Im deutschen Protestantismus sei eine theologische und kirchenpolitische Auseinandersetzung im Gange wie kaum je seit den Tagen der Reformation, aus der den Lutherischen Weltdienst heraushalten zu wollen naiv sei, denn es gebe in der E K D Leute, „deren einziges Arbeitsziel die Vernichtung des bekenntnisgebundenen Luthertums ist".

Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates

325

tern der Inneren Mission und des Hilfswerks besetzten Diakonischen Rat mit einem Diakonus der EKD an der Spitze.26 Am Ende der mehrstündigen, lebhaften Sitzung27 wurden Münchmeyer, Wenzel und Krimm mit einer Denkschrift über die grundsätzlichen und praktischen Fragen der Zusammenlegung beauftragt. Auf dieser Grundlage sollte eine zweite kleine Kommission28 zur nächsten Sitzung einen Entwurf „für eine möglichst weitgehende Zusammenlegung" der Geschäftsstellen und „für die Schaffung eines gemeinsamen diakonischen Werkes der EKD" anfertigen.29 Herntrich war von diesem für alle Teilnehmer überraschenden Ergebnis sehr befriedigt.30 Die Beschlüsse hätten vielleicht eine schnelle Erreichung des Fusionszieles bewirken können, wären sie nur ausgeführt worden; aber dazu kam es nicht. Die Verschleppung der Arbeit des Beirats durch Zentralbüro und Central-Ausschuß In Stuttgart und Bethel fühlte man sich von Herntrich überrumpelt und dachte nicht daran, sich dieser forschen Gangart anzupassen. Dabei waren die Ängste des Zentralbüros, das um den Bestand seiner Arbeit bangte und in seinem Rückblick auf den „Meilenstein" die Tagung des Diakonischen Beirats unerwähnt ließ31, vermutlich größer. Krimm argwöhnte nicht ganz unberechtigt, Herntrich wolle die konfessionell nicht neutralen Aufgaben des „Kirchlichen Wiederaufbaus" zugunsten des neugegründeten Lutherischen Positiv schlug Zimmermann vor, die Kirchen außerhalb der VELKD zwar weiterhin zu unterstützen, aber nicht mit summarischen, sondern ausschließlich mit projektgebundenen Zuweisungen. Das Zentralbüro und das Zentralbüro-Ost sollten streng auf die banktechnische Abwicklung beschränkt werden und nur noch auf „Einzelanweisungen" des Verteilerausschusses handeln, der für die Durchführung seiner Beschlüsse einen besonderen Beauftragten bestellen müsse, der dem Zentralbüro nicht unterstellt sei und nicht im Gebäude des Zentralbüros untergebracht werden dürfe, „weil ich", so Zimmermann, „aus eigener Erfahrung die immer stärker werdende Macht einer ständigen Arbeitsverbindung im gleichen Gebäude zu kennen glaube." (AVELKD, A 8 ΠΙ 10) Die Lösung der organisatorischen Fragen erfolgte dann auf einer mitderen Linie. Am 12.12. 1952 beschloß das Deutsche Nationalkomitee die Bildung eines Deutschen Hauptausschusses des Lutherischen Weltdienstes, der zur Vermeidung von Uberorganisation mit dem Zentralbüro eng zusammenarbeiten sollte. Die laufenden Geschäfte führt diesem Beschluß zufolge ein Beauftragter nach den Beschlüssen des Hauptausschusses (ADW, ZB 259). Uber die Zusammenarbeit mit dem Zentralbüro wurde am 1. 5. 1953 mit diesem eine Vereinbarung abgeschlossen, wonach der Beauftragte des Deutschen Hauptausschusses entgegen den Befürchtungen Zimmermanns seine Büroräume im Dienstgebäude des Zentralbüros erhielt (EBD.). 26 Lt. Krimm an Held, 27.1.1953 (EBD., ZB 66) und N s (EBD., C A W 1010). - Vgl. S. 264. 21 So Herntrich an Schulze, 26.1. 1953 ( L K A HAMBURG, B K H 8). 28 Herntrich, Riedel, Held und von Brück. 29 N s (ADW, C A W 1010). - Die nächste Sitzung des Beirates wurde für Juni 1953 vorgesehen. 50 Vgl. Herntrich an Schulze, 26.1. 1953 ( L K A HAMBURG, B K H 8). 31

S. PREUSS, R ü c k b l i c k .

326

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

Weltdienstes aus dem Zentralbüro herausbrechen und nur dessen Reste dem gemeinsamen Werk überlassen.32 Den übrigen Ausschußmitgliedern, so vermutete er, sei es nur um eine vermeintliche Ersparnis zu tun.33 Auch der Central-Ausschuß benutzte die vermeintlich sich anbahnende Konfessionalisierung der diakonischen Arbeit als Vorwand und warnte vor einer zu engen Bindung an die zugunsten von Konfessionskirchen möglicherweise bald verschwindenden Landeskirchen und die instabile EKD. 34 Kurz nach der Sitzung des Beirats schlug Münchmeyer in einer der Quartalsbesprechungen dem Zentralbüro vor, man solle eine Bürogemeinschaft anstreben, und ging damit einen Schritt weiter, als er in den Verhandlungen des Jahres 1950 gewagt hatte.3 5 Dem setzte das Zentralbüro aber die Kosten einer Verlegung nach Bethel entgegen, die zudem nicht einmal alle angeschlossenen Abteilungen mitmachen könnten. Die Vertreter der beiden Dienststellen einigten sich darauf, nichts zu überstürzen und die weitere Entwicklung des Lutherischen Weltdienstes abzuwarten, dessen Einbeziehung in den „diakonischen Neubau" unerläßüch sei.36 In den folgenden Monaten geschah nichts, um das erbetene Memorandum auszuarbeiten. Statt dessen begnügte man sich mit einer Stellungnahme zu den Kosten einer Fusion, weil die „maßgebenden Herren" im Beirat „keineswegs ausreichende Kenntnisse über die wirklichen Finanzverhältnisse der evangelischen Wohlfahrtspflege hätten" und irrigerweise auf Einsparungen hofften.37 Im Sommer 1953 mußte Herntrich erkennen, daß sein Zeitplan, der eine Sitzung des Diakonischen Beirats im Juni 1953 vorgesehen hatte, nicht einzuhalten war, und kündigte eine Verschiebung auf den Herbst an.38 Aber auch dieser Termin verstrich, ohne daß eines der übrigen Beiratsmitglieder ungeduldig geworden wäre.39 Erst am 1. Februar 1954, über ein Jahr nach der ersten Sitzung des Beirates, verschickte Herntrich das Protokoll und begründete in einem Begleitschreiben sein Abwarten: Die Widerstände hätten sich " Vgl. Herntrich an Riedel, 1.11. 1951 und an Schulze, 26.1. 1953 (LKA HAMBURG,

BKH8). " An Held, 27.1. 1953 und 9. 7. 1953 (ADW, ZB 66). 34 Lt. Vermerk Preuß', 19.3. 1953 (EBD., ZB 127). 55 Ebd. Vgl. auch oben S. 278. 36 Vermerk Preuß', 19. 3. 1953 (ADW, ZB 127). 37 Besprechung CA/ZB, 20. 5. 1953, Ns (EBD., ZB271). Vgl. Vermerk Röntsch/Güldenpfennig, 3.10. 1953 und Vorlage für den Hilfswerk-Ausschuß, 20. 3. 1956 (EBD., ZBB28): Personal könne nicht eingespart werden. Am billigsten komme eine Übersiedlung des CentraiAusschusses nach Stuttgart, doch stünden dem „ernsteste sachliche Bedenken" entgegen. 38

39

Kirchenkanzlei, R u n d s c h r e i b e n v o m 2. 6 . 1 9 5 3 (EBD., C A W 1010).

Allein Riedel, der die größten Widerstände im Zentralbüro vermutete, drängte Herntrich und die Kirchenkanzlei, die ihrerseits die Schuld auf Herntrichs Passivität schob (Riedel an Herntrich, 11. 8.1953 und 7.1.1954; Riedel an Kirchenkanzlei, 11.8.1953 und 21.10.1953; Kirchenkanzlei an Riedel, 30.10. 1953: LKA HAMBURG, BKH 8).

Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates

327

als so groß erwiesen, daß Übereilung eher geschadet haben würde. Zwar könne man es „den Brüdern . . . in Stuttgart, Bethel und Berlin . . . nicht vorwerfen, wenn sie zu einem Voranschreiten auf dem vom Diakonischen Beirat vorgezeichneten Weg einfach noch nicht frei sind", doch sei „auch dem Warten eine Grenze gesetzt". Zudem erwarte die Synode ein Wort darüber, wie der Beirat sich die weitere Entwicklung vorstelle.40 Herntrich sah den Diakonischen Beirat „von zwei Seiten her lahmgelegt", von der Inneren Mission unter Wenzels Einfluß auf der einen und vom Zentralbüro, „das zwar nicht seine organisatorische Selbständigkeit, aber seine Existenz" verteidige und wo Krimm und Dibelius jeden positiven Ansatz verhinderten, auf der anderen Seite.41 Dem Zentralbüro galt sein Unmut in besonderem Maße* Das Nebeneinander der beiden Werke habe in den letzten Jahren „nur ein weitergehendes Desinteressement der Landeskirchen am Zentralbüro" zur Folge gehabt, von dem man nichts mehr erwarte.42 In dieser Situation erwog er auch, ob der Beirat nicht kurzerhand die Verlegung des Zentralbüros nach Berlin beschließen und dem Central-Ausschuß Gleiches vorschlagen könne, zumal viele deutsche Stellen die Rückkehr dorthin erwögen.43 Dieser Vorschlag wurde einer Anzahl norddeutscher Hauptgeschäftsführer und Bevollmächtigter mit der Begründung unterbreitet, das Zentralbüro habe trotz wiederholter Vorstellungen keinen engeren Kontakt mit den Hauptbüros gewonnen. Es sei „ein riesengroßer Apparat..., der ziemlich isoliert sein Eigenleben führt und außerdem an einem nicht mehr sehr aktuellen Ort seinen Sitz hat". Nach einer Verlegung könne dann geprüft werden, ob in Stuttgart noch ein „Restkommando" benötigt werde.44 Herntrich hat diesen Plan jedoch ebensowenig weiter verfolgt wie den Gedanken, durch die Synode eine Befristung des Hilfswerkgesetzes von 1951 beschließen oder einen Termin für die Koordinierung der Dienststellen setzen zu lassen.45 Tatsächlich waren Zentralbüro und Central-Ausschuß auch am Beginn des Jahres 1954 noch keineswegs „frei", ihre Vereinigung voranzutreiben. Sie einigten sich in einer weiteren Vorbesprechung auf eine „Zusammenarbeit 40

A D W , CAW1010. Herntrich an Riedel, 15.1.1954 und 3. 3.1954 (LKA HAMBURG, BKH 8). Verwaltungsrat, 16.2. 1954, Ns (ADW, ZBB 60). 42 Herntrich an Riedel, 15.1.1954 (LKA HAMBURG, BKH 8). - Diese Äußerung Herntrichs bezog sich auf die norddeutschen Landeskirchen, doch Riedels Urteil lautete ähnlich: „So wie es jetzt in Stuttgart im Zentralbüro ist, kann es ja auch auf die Dauer nicht weitergehen." An Herntrich, 7.1. 1954 (EBD., BKH 8). 41

43

44

H e r n t r i c h a n Riedel, 1 5 . 1 . 1 9 5 4 (EBD.).

Schmidt, Entwurf fur Rundschreiben an Wester, Petersen, Schulze, Puffert, Jensen, Rößler, Riedel, Freudenstein und Keller, 6.1.1954 (LKA HAMBURG, BKH 8). Nach der Verlegung des Zentralbüros sollte Berg dessen Leitung übernehmen. 45 Herntrich an Brunotte, 10.2.1954 (EBD.). Beides wäre gegen den Widerstand der Inneren Mission zwecklos gewesen.

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

ohne engere Bindungen", möglicherweise unter einem gemeinsamen Leitungsgremium ohne Weisungsbefugnisse. Eine Zusammenlegung hingegen sei nicht dringlich und bedürfe zudem gründlicher Überlegungen, „zu denen der Beirat die Zentralen bisher nicht in substantiierter Weise aufgefordert" habe.46 Intern bereitete sich das Zentralbüro darauf vor, notfalls Collmers Memorandum vom Sommer 1950 wieder vorzulegen, um so den CentraiAusschuß, der auf die darin enthaltenen organisatorischen Vorschläge nie offiziell reagiert hatte, zu einem Alternatiworschlag zu zwingen.47 Collmer schlug vor: „Gemäß unserer Generallinie, in dieser Sache nicht aktiv zu werden, sollten diese schriftlichen Unterlagen immer nur dann verwendet werden, wenn gar keine andere Möglichkeit bleibt... Unsere ganze Strategie müßte dahin kommen, daß bei Ablehnung unserer Vorschläge die andere Seite dann genötigt wird, ihr Programm zu präzisieren. Jedenfalls sollten wir vermeiden, daß wir selbst zum Abbau dessen beitragen, was unserer Meinung nach nicht aufgegeben werden kann."48

Zur „anderen Seite" rechnete man allerdings nicht nur die Innere Mission, sondern auch Herntrich, dem man vorwarf, unbekümmert um das gerade drei Jahre alte Hilfswerkgesetz, mit dem doch die Diskussion um das Hilfswerk habe beendet werden sollen, schon wieder eine Neuordnung zu betreiben: „Ich kann nur darüber staunen", schrieb Krimm am 12. April an den württembergischen Landesbischof Martin Haug, der sowohl dem Verwaltungsrat wie auch dem Diakonischen Beirat angehörte, „in welchem Maße der Vorsitzende des Diakonischen Beirats die Synode von Hamburg ignoriert und schon dadurch vermuten läßt, daß er ihre Beschlüsse für nicht verbindlich ansieht."49 So war es durchaus im Sinne des Zentralbüros, wenn Dibelius noch kurz vor der zweiten Sitzung des Beirates warnte, vor der Wiedervereinigung überstürzte Maßnahmen im gesamtdiakonischen Bereich zu treffen.so Ansätze zur Aktivierung des Diakonischen Beirats Als der Diakonische Beirat am 13. März 1954 endlich zur zweiten Sitzung zusammenkam, mußte man feststellen, daß in den drei Jahren seit der Synode von Hamburg im April 1951 noch nicht einmal seine Existenz den Gliedkirchen der EKD recht zu Bewußtsein gekommen und er bisher keiner seiner Aufgaben gerecht geworden sei. Niemand verteidigte die „Zweigleisig46

Besprechung CA/ZB, 11.3.1954, Ns (ADW, CAW 1008). Vgl. Krimm an Haugund an Riedel, 12. 4.1954 (EBD., ZB 128). - Vgl. auch oben S. 273ff. 41 Vermerk Collmers, 26.2. 1954 (EBD., ZB 51). 49 EBD., ZB 128. 1951 war Krimm sich einer ewigen Gültigkeitsdauer des Kirchengesetzes noch nicht so sicher gewesen. Vgl. oben S. 320. 50 Verwaltungsrat, 16.2. 1954, Ns (ADW, ZBB 60). 47

Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates

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keit", aber auf einen konkreten Vorschlag konnte man sich ebensowenig einigen, bis Gerstenmaier erklärte, „wenn schon eine Vereinigung beider Werke nicht möglich sei, so müsse doch mindestens über das Erbe Wicherns eine Rahmenvereinbarung geschlossen werden", die alle Arbeits- und Rechtsformen diakonischer Arbeit umfasse und unbeschadet der Selbständigkeit einzelner Werke eine Absprache der wichtigsten Arbeitsgebiete beinhalten könne. Dem schloß sich - offenbar mit Erleichterung - zwar die große Mehrheit des Beirates an, doch gegen den Widerspruch der Vertreter der Inneren Mission, die meinten, eine Rahmenvereinbarung könne der Mannigfaltigkeit ihrer Arbeit nicht gerecht werden.51 Trotzdem wurde beschlossen, daß ein kleiner Vorbereitungsausschuß binnen drei Monaten den Entwurf einer solchen Vereinbarung vorlegen solle.52 Für diesen Vorbereitungsausschuß legten Röntsch und Münchmeyer in kurzen Vermerken nieder, welche Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit sie sähen. Münchmeyer erklärte in seiner vorsichtshalber als privat bezeichneten Stellungnahme, es gebe schon eine funktionierende Zusammenarbeit, die sich mit der Zeit auf immer mehr Arbeitsgebiete erstrecken werde. Aber für eine Fusion sei die Zeit noch nicht reif: Erstens wegen der Strukturunterschiede zwischen amtlichem und freiem kirchlichem Werk, zweitens wegen der konfessionellen Lage der EKD, in der die Gründung eines kirchenamtlichen diakonischen Werkes der EKD die lutherischen Kirchen zur Gründung eines lutherischen diakonischen Werkes und die Freikirchen zum Anschluß ihrer Einrichtungen an den Paritätischen Wohlfahrtsverband veranlassen könne, drittens schließlich wegen des Umfangs des Zentralbüros, der eine Verlegung nach Bethel, das für die Innere Mission als künftiger Sitz allein in Betracht komme, verbiete.53 Röntsch schlug, weniger zurückhaltend, in Anlehnung an Gerstenmaiers Votum eine „zentrale diakonische Arbeitsgemeinschaft" vor, in der die bisherige Zusammenarbeit der beiden Geschäftsstellen institutionalisiert worden wäre.54 Der Vorbereitungsausschuß55 knüpfte an den Vorschlag des Zentralbüros an, hielt aber, sicher unter dem Einfluß des bayrischen Vertreters, Oberlandeskirchenrat Heinrich Riedel, am Fernziel der Fusion fest: Ein „Arbeitsausschuß", bestehend aus den beiden Dienststellenleitern und weiteren Beiratsmitgliedern, sollte nicht nur „die Verbindung und Abgrenzung der 51

Vgl. Herntrichs Stellungnahme hierzu an Riedel, 31.3. 1954 und 31.3. 1954 (LKA

HAMBURG, B K H 8). 52 Vermerk Krimms, o.D. (ADW, ZB 51 und 139). Nach der offiziellen Ns (EBD., CAW1011) sollte der Vorbereitungsausschuß dagegen die Ausführung der Beschlüsse der ersten Sitzung in Angriff nehmen. 53 Vermerk Münchmeyers, o.D., April 1954 (EBD., C A W 1010). 54 Röntsch an Merzyn, 22. 4.1954 (EBD.). Vgl. Besprechung CA/ZB, 11.3.1954, Ns (EBD., C A W 1008). ss Mitglieder: Münchmeyer, Röntsch, Krimm und Riedel.

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

Arbeitsgebiete" ordnen und den Diakonischen Beirat in der Wahrnehmung seiner Aufgaben unterstützen, sondern als erstes an die Ausarbeitung eines Kirchengesetzes als Grundlage für eine Fusion gehen.56 Diese Linie billigte am 2. Juni 1954 nicht nur der Vorstand des Central-Ausschusses, sondern auch die Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission, und beide Gremien gaben einem Bericht Münchmeyers zu dessen Überraschung ohne Aussprache einstimmig ihre Zustimmung.57 Als nun aber die Kirchenkanzlei schon vor der nächsten Sitzung des Beirates mit der Arbeit an dem Entwurf für ein Kirchengesetz beginnen wollte, erhob die Geschäftsführung des CentraiAusschusses den formellen Einwand, daß dies erst nach einer Stellungnahme des Beirates zu den Vorschlägen seines Vorbereitungsausschusses geschehen könne.58 Tatsächlich jedoch mißtraute man auch in Bethel den Absichten Herntrichs59, der sich ja gegen den Verdacht, die Eingliederung des Hilfswerks in die Innere Mission zu betreiben, mit dem Hinweis verteidigt hatte, bei der unter seiner Mitwirkung für Hamburg getroffenen Lösung könne eher vom Gegenteil gesprochen werden.60 Im Oktober 1954 stimmte endlich auch der Diakonische Beirat den Vorschlägen des Vorbereitungsausschusses zu. Er setzte zwei Unterausschüsse ein, von denen einer einen Gesetzentwurf für eine künftige Fusion, der andere Richtlinien für Stellungnahmen des Beirates zu landeskirchlichen Ordnungen von Hilfswerk und Innerer Mission erarbeiten sollte.61 Damit traten die Verhandlungen des Diakonischen Beirats dreieinhalb Jahre nach seiner Einsetzung in ein konkretes Stadium ein. Der Unterausschuß I kam in der Zeit von November 1954 bis Januar 1956 sechsmal zusammen und trug in dieser Verhandlungsphase die Hauptlast der Arbeit. Der Unterausschuß Π hat hingegen keine nennenswerte Tätigkeit entfaltet. b) Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates 1955 Erste Lösungsvorschläge und ihre Aufnahme bei Hilfswerk und Innerer Mission Am Jahresende 1954 schien es, als kämen die Verhandlungen nun zügiger voran. Im Mittelpunkt stand dabei zunächst das Problem, wie ein gemeinsaVermerk Merzyns betr. Sitzung am 7.5.1954, zweite Fassung, o.D. (ADW, C A W 1010). " GFK, 2. 6.1954, Ns (ADW, C A W 318); CA-Vorstand, 2. 6.1954, Ns (EBD., C A W 31); Referat Münchmeyers, Ms und Münchmeyer an Krimm, 4.6. 1954 (EBD., C A W 1010). 58 Güldenpfennig an Merzyn, 2 9 . 5 . 1 9 5 4 (EBD.). 59 Vgl. Vermerk Röntschs betr. GFK, 2. 6. 1954 (EBD., ZB 128). 56

60

So Herntrich an Krimm, 5. 3. 1 9 5 4 (EBD.). Vgl. DIE ORDNUNG VON HILFSWERK UND

INNERER MISSION, S . 7 2 f . 61 Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Diakonischen Beirats am 15.10. 1954, 1 . 1 1 . 1954 (Entwurf): A D W , C A W 1010.

Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates

331

mes Werk rechtlich gestaltet werden könne. Nachdem Herntrich Grundlinien für einen ersten Entwurf zu einer kirchengesetzlichen Regelung vorgelegt hatte, entschied sich der Unterausschuß I dafür, die Bildung einer kirchlichen Stiftung vorzuschlagen. So könne am besten zum Ausdruck gebracht werden, daß aus zwei nebeneinander bestehenden ein neues „diakonisch-missionarisches" Werk der Kirche werde", für das die Bezeichnung „Die Diakonie (Innere Mission) der EKD" oder „Die Innere Mission der EKD" vorgeschlagen wurde. Als Organe der Stiftung war an eine „Diakonische Konferenz" und einen „Diakonischen Rat" gedacht, wobei diese die Aufgaben des Central-Ausschuß-Hauptausschusses und des Hilfswerk-Ausschusses, jener die des Central-Ausschuß-Vorstandes und des Hilfswerk-Verwaltungsrates übernehmen würde. Man diskutierte dabei eine Zusammensetzung der Diakonischen Konferenz, bei der die Vertreter der Fachverbände und Anstalten ein leichtes Übergewicht über die landeskirchlichen Bevollmächtigten und die Vertreter der EKD-Synode gehabt hätten. Doch sollte ein Mitglied des Rates der EKD als Vorsitzender des Diakonischen Rates mit einem Vetorecht gegenüber den Entscheidungen der beiden Organe ausgestattet werden und bei dessen Anwendung die letzte Entscheidung dem Rat zufallen. Verglichen mit dem derzeitigen Zustand, in dem die verfaßte Kirche über nahezu keinen satzungsmäßig festgelegten Einfluß in den Organen des Central-Ausschusses verfügte, hätte eine solche Regelung einen tiefen Eingriff bedeutet. Dementsprechend sollte aber die Verantwortung der Kirche gegenüber dem neuen Werk auch durch die Übernahme finanzieller Lasten erkennbar zum Ausdruck kommen, denn während das Hilfswerk der EKD zu einem wesentlichen Teil durch Umlagen finanziert wurde, erhielt der Central-Ausschuß nur eine geringe Beihilfe und finanzierte sich überwiegend aus öffentlichen Mitteln.63 Als schwierig erwies sich bereits zu diesem Zeitpunkt eine gemeinsame Aufgabenbestimmung für das künftige einheitliche Werk. Schon bei der Diskussion des Beirats über die Präambel des Entwurfs erklärte Krimm im Oktober 1954, die missionarische Arbeit sei Aufgabe der Landeskirchen und solle daher „nicht in die Funktion der Diakonie gerechnet werden".64 Dagegen formulierte Herntrich in seiner Skizze: „Die Innere Mission der Evangelischen Kirche in Deutschland ist ein Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Erfüllung ihres diakonisch-missionarischen Auftrages."65

62 Zu den Auseinandersetzungen um den Ausdruck „diakonisch-missionarisch" vgl. unten S. 338f. u. S. 362ff. 63 Vermerke Merzyns betr. Sitzungen des Unterausschusses I, 4./5.11. und 17.12. 1954, sowie Herntrich, „Entwurf zu Fragen des vorzubereitenden Kirchengesetzes...", o.D. (am 17.12. vorgelegt): ADW, CAW 1010. 64 Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Diakonischen Beirats am 15.10.1954 (EBD.). 65 „Entwurf zu Fragen des vorzubereitenden Kirchengesetzes...", (EBD.).

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

Daraufhin wurden Krimm und Münchmeyer Ende des Jahres 1954 beauftragt, den Paragraphen über die Aufgaben einer gemeinsamen Stiftung zu formulieren. Als Richtlinie wurde ihnen mitgegeben, daß unter Verzicht auf alle - vermutlich nach wie vor strittigen - Einzelheiten darin zum Ausdruck kommen solle, „daß die Diakonie der EKD die vom Neuen Testament her bestimmte Aufgabe hat, die Erfüllung des diakonisch-missionarischen Auftrages in den Gemeinden und in allen ihren Gliederungen . . . zu fördern". 66 Sofern hier von einem diakonisch-missionarischen Auftrag der Kirche die Rede war, mochte das für das Zentralbüro akzeptabel sein, aber galt das auch für einen diakonisch-missionarischen Auftrag des künftigen gemeinsamen Werkes? Darüber war keine Einigkeit herzustellen, und so erhielten Münchmeyer und Wilhelm Ziegler, der badische Landespfarrer für Innere Mission, im Februar 1955 den Auftrag, ein Referat über „den Begriff des Missionarischen in der Diakonie" vorzubereiten.67 Inzwischen hatte sich bereits herausgestellt, daß sich in der Inneren Mission starker Widerstand gegen eine so weitgehende Preisgabe der bisherigen Unabhängigkeit regte, wie sie der angestrebte Entwurf implizierte. Als am 19. Januar 1955 Riedel auf der Sitzung des Central-Ausschuß-Hauptausschusses für die Konzeption des Unterausschusses I warb, zeigten besonders die Vertreter der älteren Generation erhebliche Reserve, und es wurde die ganze „Klaviatur der Vorbehalte"68 gespielt: Keine Regelung durch Kirchengesetz! Keine Bindung an die Kirchenbehörden! Lösung des Hilfswerks aus dieser Bindung! Keine Preisgabe des Namens „Innere Mission"! Am stärksten vertrat Ohl diese Auffassung, „und seine Stimme" - so der Kommentar Krimms - „klang doppelt stark, als ihm in der Zwischenzeit die beiden Gesinnungsgefährten Wenzel und Braune von der Seite gerissen worden waren".69 Es wurde dann aber eine Resolution angenommen, die die Intensität der Bedenken verwischte: Die Innere Mission wünsche eine rechtlich „freie" Form für die „diakonisch-missionarische" Arbeit, Sicherung der engen Zusammenarbeit mit den Fachverbänden und Freikirchen und eine Regelung in Form einer Vereinbarung zwischen Kirche und Innerer Mission, wie sie Artikel 15 der EKD-Grundordnung vorsehe.70 Weit positiver äußerte sich bald darauf der Hilfswerk-Ausschuß, der die vorliegenden Pläne begrüßte und den Verwaltungsrat mit unverzüglicher

66

Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Unterausschusses I am 17. 12. 1954, (EBD.). Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Diakonischen Beirats am 22. 2. 1955, (EBD., CAW 1011). - Dazu unten S. 338f. " So Herntrich an Keller, 31.1. 1955 (LKA HAMBURG, BKH 9). 69 Krimm an Herntrich, 28.1.1955 (EBD., BKH 36). ,0 Hauptausschuß und Mitgliederversammlung des CA, 19. 1. 1955, Ns (ADW, 67

C A W 1026).

Die Tätigkeit des Drakonischen Beirates

333

Bearbeitung der - noch ausstehenden - Beschlüsse des Diakonischen Beirats beauftragte. Auch er forderte für das neue Werk „völlige Freiheit von kirchengesetzlichen Instanzen", was mit dem Selbstverständnis des Hilfswerks zwar schwer zu vereinbaren, doch angesichts einer schwelenden Auseinandersetzung mit dem Finanzausschuß der Synode über dessen Kontrollrechte nur zu verständlich war.71 Herntrich stellte sich jetzt darauf ein, daß die Verhandlungen doch längere Zeit beanspruchen würden: Im Laufe des letzten Jahres, so schrieb er am 1. Februar 1955 an Riedel, habe sich in der Inneren Mission der Eindruck verstärkt, „daß die Arbeit des Hilfswerks sich dem Ende zuneigt, und daß man ruhig abwarten könne, was dabei herauskommt". 72 Demgegenüber müsse der eingeschlagene Weg unbeirrt weiter beschritten werden. Es gehe nicht um eine Fusion, sondern um einen Neubeginn, bei dem auch das Erbe des Hilfswerks eingebracht werden müsse. Die Innere Mission habe zu lernen, „daß wir nicht mehr in der Situation des 19. Jahrhunderts sind".73 Unter Herntrichs Leitung nahm der Diakonische Beirat in seiner vierten Sitzung am 22. Februar 1955 die Vorschläge des Unterausschusses I an und beschloß, zunächst eine ,,gutachtliche(.) Äußerung über die rechtlichen Möglichkeiten zur Schaffung eines neuen diakonischen Werkes der EKD" einzuholen und eine Organisationsprüfung der beiden Geschäftsstellen als Grundlage für die Aufstellung eines Organisations- und Kostenplanes durchführen zu lassen.74 Zur Sorge des Zentralbüros um die Wahrung der Hilfswerk-Tradition Sofern die Fusionsfreudigkeit des Zentralbüros in den ersten Monaten des Jahres 1955 der des Hilfswerk-Ausschusses entsprochen haben sollte, wich sie schon bald wieder größerer Zurückhaltung. Möglicherweise hing dies mit der unterschiedlichen Beurteilung der Zukunftaussichten des Hilfswerks innerhalb des Zentralbüros selbst zusammen. Collmer äußerte sich am 12. März in einem langen Brief an Herntrich zur Fusion und räumte ein, daß die Arbeit des Zentralbüros in den Landeskirchen nur mangelhaft verwurzelt sei. Diese Isolierung rühre auch daher, daß die kirchliche Diakonie immer noch nicht ihren Stil gefunden habe und sich auf die Arbeitsfelder der Inneren Mission beschränke. Notwendig sei aber - dies war das alte Anliegen des Hilfswerks - die Teilnahme an der „Diskussion über soziale Probleme im säkularen Raum". Welche Defizite hier bestünden, illustriere die Tatsache,

71 72 73

74

H i l f s w e r k - A u s s c h u ß , 1 5 . / 1 6 . 2 . 1955, N s (EBD., C A W 996). L K A HAMBURG, B K H 9. EBD. - Vgl. H e r n t r i c h an Keller, 3 1 . 1 . 1 9 5 5 (EBD.) u n d H . D . PILGRAM, R ü c k s c h a u , S. 5.

Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Diakonischen Beirats, 22.2. 1955 (ADW,

C A W 1011).

334

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

daß unter den vielen Zuschriften, die er auf seinen Aufsatz über die Probleme eines „Sozialplans" hin erhalten habe, keine einzige aus dem kirchlichen Raum gewesen sei.75 Für die „Neuordnung der Diakonie" sei es aber wichtig, daß die Kirche „Zugang zu der ganzen Breite der Sozialprobleme" gewinne, denn wenn sie sich auch nicht auf allen Gebieten parallel zum Staat betätigen könne, müsse doch ein Gespräch darüber stattfinden, wo ihre besonderen Aufgaben lägen und wie ihre Tätigkeit sich zur staatlichen Arbeit verhalten solle.76 Krimm hatte zu Collmers Brief Stellung genommen, woraufhin dieser in einem Vermerk noch einige interne Bemerkungen hinzufügte. Im Lande herrsche die Meinung: „Der CA ist finanziell, das ZB geistig am Ende." Dabei müsse man zugeben, daß „vom ZB kaum mehr Initiative für die Entfaltung diakonischer Bemühungen" ausgehe und daß es selbst schon „bei dem Stil der IM angekommen" sei. „Deshalb vollzieht sich die Fusion mit der IM ohne Schwierigkeiten, weil wesensgemäße Unterschiede zwischen HW und IM kaum mehr bestehen." Der „Rest ursprünglicher Hilfswerk-Mentalität, der jetzt gerade noch im ZB tätig" sei, sei ständig in Gefahr, von der Bürokratie inner- und außerhalb des Zentralbüros erdrückt zu werden, und komme nicht zur Geltung.77 Krimm urteilte optimistischer: Es komme nur darauf an, die richtigen Mitarbeiter zu gewinnen. Aber auch er nahm eine Selbstkritik vor, wie sie von den Vertretern des Zentralbüros öffentlich nie ausgesprochen worden ist: „Schon bei der Gründung des H W muß man Spreu und Weizen unterscheiden. Spreu waren die manchmal geradezu unfaßlichen Leichtsinnigkeiten, Grobheiten, Außerachtlassungen, Ubertreibungen, Fehleinschätzungen, Organisationsmängel, Vernachlässigung der kirchlichen Organe, Fahrenlassen wichtiger Positionen, an die ich mich von Anfang an erinnere und die sich zunehmend ereignet haben. Gerade wir, die wir nie eine öffentliche Kritik hingenommen haben, greifen uns in der Stille an den Kopf. Mein Gedächtnis hält Dutzende von Ereignissen fest, an die man nur mit Scham und Kopfschütteln denken kann. Die Kräfte, die bei der Gründung des Hilfswerks tätig waren, konnten nur auf Augenblickserfolge, nicht aber auf Dauer wirksam sein."78

An einem Punkt war Collmer allerdings zuversichtlicher als Krimm. Er meinte nämlich, die Synode der EKD werde keinen Druck ausüben, die 75

Vgl. P. COLLMER, N e u o r d n u n g .

76

LKA HAMBURG, BKH 36. - Wie wenig der Ansatz des Hilfswerks in der Kirche nach zehn Jahren verankert war, zeigte sich bei kirchlichen Versuchen, das von Collmer beklagte Defizit wenigstens teilweise abzugleichen: Die gerade beendete Tagung der EKD-Synode hatte unter'dem Hauptthema „Die Kirche und die Welt der industriellen Arbeit" gestanden. Weder in den Hauptreferaten noch in der Aussprache wurden das Hilfswerk und seine Arbeit erwähnt. V g l . ESPELKAMP 1 9 5 5 . 77 71

Vermerk Collmers für Krimm, 15. 3. 1955 (ADW, ZB 444). Handschriftlicher Zusatz Krimms zu Collmers Vermerk vom

15. 3. 1 9 5 5 (EBD.).

Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates

335

Fusion zu beschleunigen. Sie diskutiere zwar gern über Fragen wie die Wiederaufrüstung, lasse aber bezüglich der Diakonie keinen eigenen Willen erkennen und werde wohl ohne viel zu fragen auch weiterhin eine Umlage in bisheriger Höhe bewilligen.79 Vielleicht spielte diese Überlegung mit, als wenige Tage später vom Zentralbüro zur Überraschung des Central-Ausschusses erneut der Gedanke einer „Arbeitsgemeinschaft" aufgeworfen wurde. Begründet wurde dies mit der Erwägung, daß eine losere Form der Verbindung im Hinblick auf die Verhältnisse in der D D R möglicherweise die beste im Augenblick erreichbare Lösung sei. Münchmeyer mochte darauf jedoch nicht eingehen. Eine „Arbeitsgemeinschaft" sei keine Lösung, sondern der Verzicht darauf.80 Die Zurückhaltung im Zentralbüro verstärkte sich noch, als sich im April 1955 abzuzeichnen begann, daß der mit der Erstellung des Rechtsgutachtens beauftragte Jurist sich für einen Vorschlag entscheiden würde, der zwar dem Central-Ausschuß angesichts des Widerstandes in den Reihen der Inneren Mission bestechend erscheinen mochte, dafür aber dem Zentralbüro schwer erträglich scheinen mußte: Der Central-Ausschuß verlegt seinen Sitz von Berlin in die Bundesrepublik und nimmt dort unbehelligt von möglichen Einsprüchen der Ost-Berliner Genehmigungsbehörde eine durchgreifende Satzungsänderung vor. Diesem neu geordneten, enger an die EKD gebundenen Central-Ausschuß tritt alsdann das Hilfswerk als Mitglied bei.81 In der endgültigen Fassung des Rechtsgutachtens wurde dann alternativ die Verwendung der Rechtsform des Centrai-Ausschusses unter Änderung von Satzung und Namen bei enger Bindung an die EKD und die Errichtung einer zivilrechtlichen Stiftung durch die EKD vorgeschlagen.82 Doch schon bevor im September diese Fassung vorlag, hatte das Zentralbüro am 27. Juni 1955 einen Beschluß des Verwaltungsrates herbeigeführt, daß bei einem Zusammenschluß keines der Werke dem anderen eingegliedert werden dürfe.83 Seine grundsätzlichen Bedenken legte es im Oktober 1955 in einer umfangreichen Stellungnahme nieder: Eine Übernahme der Rechtsform des CentraiAusschusses, wie sie der Gutachter befürwortet hatte, sei, nachdem die verfaßte Kirche im Hilfswerk erstmals unmittelbar diakonisch tätig geworden sei, ein Rückschritt, der es rechtfertige, von Restauration zu sprechen. "

EBD.

Lt. Bericht Münchmeyers vor dem CA-Vorstand am 12. 7.1955, Ms (EBD., C A W 1010). 81 Wasse an Münchmeyer, 2 9 . 4 . 1955 und Vermerk Krimms betr. Besprechung am 17. 5. 1955, 23. 5 . 1 9 5 5 (EBD., C A W 1013). 8 2 Wasse, „Denkschrift über die rechtlichen Möglichkeiten einer F u s i o n . . . Angefertigt unter Berücksichtigung der derzeitigen psychologischen Gegebenheiten und im Hinblick auf die zur Zeit in der sowjetischen Besatzungszone herrschenden Verhältnisse". Entwurf (versandt am 3.6. 1955) und Endfassung (versandt am 22. 9. 1955): EBD., C A W 1011. 83 Ns, ADW, ZBB 61; zur Minderung der Fusionsbereitschaft im Zentralbüro allgemein vgl. Vermerk Engelmanns, 20. 7. 1955 (EBD., C A W 1023). 80

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

Eine Preisgabe des vom Hilfswerk verkörperten kirchengeschichtlichen Fortschritts sei „von der Entwicklung der Gesamtdiakonie aus betrachtet und gesamtkirchlich gesehen unannehmbar".84 Der Plan zur Errichtung einer Stiftung „Innere Mission und Hilfswerk der EKD" In Anbetracht der Haltung des Hilfswerks entschied sich der Diakonische Beirat am 25. Oktober 1955 für die bereits früher erwogene Stiftungslösung. Abweichend vom Alternatiworschlag des Rechtsgutachtens sollte die Stiftung aber nicht allein von der EKD, sondern auch von ihren Gliedkirchen und dem Central-Ausschuß errichtet werden.85 So konnte die Vereinsform vermieden werden, und da die Organe beider Werke weiterbestehen sollten, war auch der Sorge der Inneren Mission um ihre Rechtskontinuität und der Furcht des Hilfswerks, geschluckt zu werden, Rechnung getragen. Aber wichtigte Probleme waren noch zu lösen, darunter auch die Frage, ob die staatliche Stiftungsaufsicht an die Kirche delegiert oder doch in einer Form ausgeübt werden könne, die der bisherigen Freiheit beider Werke von behördlichen Eingriffen entsprach.86 Den Entwurf für eine Stiftungsverfassung sollten die Justitiare der beiden Geschäftsstellen gemeinsam ausarbeiten; wegen einer Erkrankung des Vertreters des Central-Ausschusses konnte jedoch zunächst nur ein Entwurf des Zentralbüros vorgelegt werden, der dem Central-Ausschuß am 2. Dezember 1955 zugeleitet wurde. Er lehnte sich eng an die Bestimmungen des geltenden Hilfswerksgesetzes an: In der „Diakonischen Konferenz" überwog die Zahl der Vertreter der Landeskirchen und der EKD-Synode die von den Fachverbänden der Inneren Mission zu entsendenden Mitglieder. Von einem Vetorecht des Vorsitzenden und letzter Entscheidungsbefugnis des Rates der EKD war zwar nicht mehr die Rede, doch sollten die Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden des „Diakonischen Rates" und der „Diakonischen Konferenz" dem Rat der EKD angehören und von diesem gewählt werden. Der verfaßten Kirche sollte also ein weitreichendes Mitspracherecht eingeräumt werden. Der Entwurf enthielt auch einen umfangreichen Aufgabenkatalog, der besonders die Weiterführung der sozialpolitischen Arbeit des Zentralbüros garantieren sollte.87 84

R ö n t s c h , 2 1 . 1 0 . 1 9 5 5 (EBD., C A W 1 0 1 1 ) .

8!

Vermerke Merzyns betr. Sitzungen des Unterausschusses 1 , 2 4 . 1 0 . 1 9 5 5 und des Diakoni-

schen Beirats, 2 5 . 1 0 . 1 9 5 5 (EBD., C A W 1 0 1 0 ) . 86 Vgl. Vermerk Röntschs betr. Sitzung des Diakonischen Beirats am 1 3 . 1 . 1 9 5 6 , 1 9 . 1 . 1 9 5 6 (EBD., ZB 130) und Vermerk Münchmeyers betr. Bespr. mit Innenminister Meyers am 7 . 1 . 1 9 5 6 , 1 0 . 1 . 1956 (EBD., C A W 1010). 87 Röntsch, „Satzung der Stiftung ,Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland" (EBD., ZBB 847). Vgl. die Stellungnahme Güldenpfennigs vom 1 4 . 1 2 . 1955

Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates

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Bereits im Unterausschuß I des Diakonischen Beirats, der am 19. Dezember 1955 tagte, wurde diese Ausarbeitung sehr stark den Interessen der Inneren Mission angeglichen: So wurde vorgeschlagen, daß Bethel Sitz der Stiftung sein solle uhd daß nicht die Landeskirchen, sondern die gliedkirchlichen diakonischen Werke die „Diakonische Konferenz" - wenn auch „im Zusammenwirken mit der Kirchenleitung" - beschicken sollten; allein der Vorsitzende des „Diakonischen Rates" sollte noch vom Rat der EKD bestimmt werden. Doch war auch der „Diakonische Rat" jetzt insgesamt so zusammengesetzt, daß eine Majorisierung der Vertreter der Inneren Mission ausgeschlossen war.88 Röntsch und Krimm hatten das Hilfswerk im Unterausschuß I vertreten. Sie waren kaum nach Stuttgart zurückgekehrt, als ihnen stärkste Bedenken kamen. Sie fürchteten, angesichts der Forderungen der anderen Seite zu weit zurückgewichen zu sein, und schrieben ihren Verhandlungspartnern entsprechende Briefe: Die Beschlüsse leiteten die Liquidierung der Hilfswerkarbeit ein.89 Wenn die Gliedkirchen nicht wie bisher im Hilfswerk-Ausschuß auch in einer künftigen „Diakonischen Konferenz" vertreten seien, bestehe die Gefahr, daß sie sich aus ihrer diakonischen Verantwortung lösten. Dem geänderten Aufgabenkatalog zufolge werde das künftige Werk „wie bisher der Central-Ausschuß-Hauptausschuß eine Dachorganisation ohne maßgebliche zentrale Leitungsbefugnisse und ohne entscheidende unmittelbare Initiative".90 Zumindest Herntrich nahm die aufgetauchten Bedenken nicht ernst und schrieb sie dem Unvermögen der Leitung des Zentralbüros zu, "eine Linie fest zu verfolgen".91 Der Diakonische Beirat veränderte in seiner Sitzung am 13. Januar 1956 den Entwurf dann sogar nochmals im Sinne der Inneren Mission. Ohl hatte mit Nachdruck erklärt, die notwendige Zustimmung des CA-Hauptausschusses könne an der Bestimmung scheitern, wonach der Rat der EKD den Vorsitzenden des „Diakonischen Rates" wähle, und man gab diesem Einspruch nach. Auch die Bestimmung, daß die Benennung der Vertreter der gliedkirchlichen Werke im Zusammenwirken mit der Kirchenleitung erfolgen solle, wurde gestrichen, dafür aber festgelegt, daß sie zugleich

(Ebd., C A W 1018). Ein gemeinsamer Entwurf war wegen einer Erkrankung Güldenpfennigs nicht zustandegekommen. 88 Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Unterausschusses I am 19.12. 1955 und Text des verabschiedeten Entwurfs, mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 28.12.1955 versandt (EBD., C A W 1011). 19 So Krimm an Herntrich, 27.12. 1955 (EBD., C A W 1010). 90 Röntsch an Merzyn, 23.12. 1955 (EBD., ZB 136). Vgl. auch Vermerk Collmers, 22.12. 1955 (EBD.); Krimm an Münchmeyer, 28.12. 1955 (EBD., C A W 1012); Vermerk Foersters 3.1. 1956 (EBD., ZB 140). 91

A n M ü n c h m e y e r , 2 0 . 1 . 1 9 5 6 ( L K A HAMBURG, B K H 10).

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

Vertreter ihrer Landeskirchen sein sollten, und das wurde vom Zentralbüro als Entgegenkommen gewertet.'2 Die Behandlung von Grundsatzfragen im Diakonischen Beirat Vermutlich war man im Zentralbüro auch deshalb so ängstlich auf Sicherungen für die eigene Arbeit bedacht, weil die unterschiedlichen Auffassungen in Grundsatzfragen unverändert geblieben waren. Münchmeyer und Ziegler waren dem Auftrag, über das Verhältnis von Mission und Diakonie zu referieren, den sie im Februar erhalten hatten93, nicht nachgekommen, und daraufhin hatte Krimm am 25. Oktober 1955 im Diakonischen Beirat ein Referat „Zum Verhältnis von Diakonie und Mission" gehalten. Darin unterschied er nach dem gebräuchlichen Schema „Dienst, Zeugnis und Anbetung" 94 als unverwechselbare und zugleich untrennbare Funktion der Kirche. Für die Praxis forderte er jedoch eine deutliche Trennung der Aufgaben, und zwar nicht nur wegen des Gewichts der Sachfragen, und weil Diakonie nicht in gleichem Maße bekenntnisgebunden sei wie Mission: „Vor allem . . . i s t . . . jener üble Beigeschmack zu vermeiden, der entstehen muß, wenn ein Mensch sich als Objekt charitativer Bemühungen zugleich als Ziel anderer, aber unausgesprochener Tendenzen fühlen zu müssen glaubt... Dieser Beigeschmack ist schlechthin nicht zu vermeiden, wenn beteuert wird, daß alle diakonischen Bemühungen am Ende nur unter missionarischen Gesichtspunkten positiv zu werten sind. Hier wird die Urfunktion der Diakonie, das Urmotiv des barmherzigen Samariters verkannt."95

Mit diesen Thesen stieß Krimm auf lebhaften Widerspruch. Es wurde betont, daß die Kirche nur den einen Verkündigungsauftrag habe und Diakonie „nur ein Stück dieser Verkündigung" sein könne: „Diakonische und missionarische Anliegen sind also nicht zu t r e n n e n . . . Die Einheit des Ganzen und das Primat des Wortes muß immer deutlich bleiben. Der missionarische Gedanke, das Zeugnis für Christus, muß immer im Vordergrund stehen."96 Obwohl die Frage weiter diskutiert werden sollte und Ohl für die kommende Sitzung um ein Korreferat gebeten wurde, unterließ die Innere Mission jede Stellungnahme. Nur eines der von der EKD-Synode in den " Vermerke Röntsch betr. Sitzung des Unterausschusses I und des Diakonischen Beirats am 13.1. 1956 (EBD., ZB130); ZB-Entwurf für neuen Aufgabenkatalog (EBD., C A W 1010); Ms Ohls (EBD., C A W 1010); „Erster Entwurf einer Verfassung der Stiftung .Innere Mission und Hilfswerk der EKD'", 13.1. 1956 (EBD., ZBB 848). " Vgl. oben S. 332. 94 Vgl. oben S. 136, Anm. 65. ' 5 Überarbeitete Fassung (ADW, ZB 136). 96 Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Diakonischen Beirats, 25. 10. 1955 (EBD., C A W 1010).

Die Tätigkeit des Diakonischen Beirates

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Beirat entsandten Mitglieder äußerte in einer kurzen schriftlichen Reaktion völliges Unverständnis für Krimms Ausführungen.97 Statt eines Korreferates gab Ohl auf der nächsten Sitzung des Beirats am 13. Januar 1956 nur seinen Kommentar zum Entwurf der Stiftungssatzung ab und äußerte sich vor allem zu dem Vorschlag, den Namen „Das Diakonische Werk der EKD" zu wählen. Wenn man das Anliegen der Inneren Mission unter diesen Namen subsumiere, dann entferne man sich weit von Wicherns Anliegen. Gewiß sei die Innere Mission immer wieder in der Gefahr gewesen, zur Institution zu erstarren, aber auch dem Hilfswerk sei es in seiner kurzen Geschichte nicht anders ergangen: „Und nun wollen wir uns damit abfinden, daß wir in den neuen Namen ,Das Diakonische Werk' das werksmäßige, das institutionelle festlegen?" In dem Wort „Innere Mission" liege ein „Impuls", „eine vorwärtsdrängende und nie-zur-Ruhe-kommenlassende Parole", auf die nicht verzichtet werden könne.98 Ohl erreichte, daß „Das Diakonische Werk" in Klammern hinter die Bezeichnung „Innere Mission und Hilfswerk" verbannt wurde.99 Am 31. Januar 1956 lag der Entwurf der Stiftungsverfassung dem CentraiAusschuß zur Prüfung vor. Im Hauptreferat der Tagung gab Ohl eine ausführliche Einführung und hob hervor, man habe mit diesem Entwurf prüfen wollen, wie die Zusammenfassung der beiden Werke organisatorisch und institutionell gestaltet werden könne. Die Rechtsform sei zwar noch nicht endgültig geklärt, doch die Bedenken gegen eine Stiftung und die damit verbundene Staatsaufsicht seien überwindbar. Die Einmischungsgelüste einer staatlichen Aufsichtsbehörde seien wahrscheinlich nicht so groß wie die einer Synode, die naturgemäß geneigt sei, „auf eine kirchliche Arbeit Einfluß zu nehmen und der Meinung zu sein, daß man von dieser Arbeit ebensoviel verstehe, wie die Träger der Arbeit selbst".100 Entscheide man sich nicht für eine Stiftung, so stehe man wieder am Beginn der Diskussion. Aber in der mehrstündigen Aussprache siegten die Bedenken gegen jede Form der Staatsaufsicht und die Furcht vor Schwierigkeiten, die sich aus einer Änderung der Rechtsform für die Arbeit in der DDR ergeben könnten. Bei der Besprechung möglicher Alternativen schälte sich dann die Bildung einer Gesell" Hennes, 3 . 1 . 1956 (EBD., ZB 130). 98 Ohl, Referat im Diakonischen Beirat, 1 3 . 1 . 1 9 5 6 , Ms (EBD., C A W 1010). 99 Vgl. „Erster Entwurf einer Stiftung .Innere Mission...'", 1 3 . 1 . 1956 (EBD., ZBB 848). Mit seiner Forderung nach den Bezeichnungen „Diakonisch-missionarische Konferenz" und „Diakonisch-missionarischer Rat" (vgl. EBD.) drang Ohl hingegen nicht durch. 100 Ohl, Ms des Referats v o m 3 1 . 1 . 1956 (EBD., C A W 1025). m CA-Hauptausschuß und -Mitgliederversammlung, 3 1 . 1 . 1956, Ns (Entwurf): EBD., C A W 1027; vgl. auch Vermerk Krimms, 3 . 2 . 1 9 5 6 (EBD., ZB 130). Schon in der Vorstandssitzung am 1 8 . 1 . 1 9 5 6 hatten die Vorstandsmitglieder aus der D D R „erhebliche Bedenken gegen die Rechtsform einer Stiftung mit einer wenn auch eingeschränkten staatlichen Aufsicht" geäußert, Ns (EBD., C A W 1013).

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1 9 5 1 - 1 9 5 7

schafc bürgerlichen Rechts als geeignete Lösung heraus. Es wurde eine Resolution angenommen, in der der Entwurf des Diakonischen Beirates im übrigen begrüßt und als geeignete Verhandlungsgrundlage bezeichnet wurde. Die Rechtsfragen sollten einem besonderen Juristenausschuß übergeben werden.101 .Der Stiftungsplan war damit endgültig gescheitert, was aber in der Inneren Mission angesichts der sonst uneingeschränkten Zustimmung niemand für tragisch hielt. Es zeigte sich jedoch bald, daß die Fusionsverhandlungen damit einen schweren Rückschlag erlitten hatten.

2. Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat 1956/57 Die Krise der Verhandlungen nach dem Scheitern des Stiftungsplanes Die leitenden Mitarbeiter des Zentralbüros verfolgten die Verhandlungen im Diakonischen Beirat und dem Unterausschuß I schon seit einiger Zeit mit wachsendem Unbehagen. Jetzt eröffnete die Ablehnung des Stiftungsentwurfs durch die Innere Mission die Möglichkeit, sich von den vorliegenden Ergebnissen zu distanzieren, ohne die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen. Insbesondere war nach Auffassung des Zentralbüros die Geschäftsgrundlage für eine Zusammenlegung der Dienststellen in Bethel entfallen, gegen die ohnehin starke Ressentiments bestanden. Man wisse wohl, meinte etwa Krimm, daß dieser Ort eine reiche Tradition habe, doch verbinde sich mit ihm unabänderlich „die Vorstellung reiner Anstaltsdiakonie". „Der Wahrung dieser Tradition dürfte damit doch voll Genüge getan sein, daß die Betheler Anstalten dort ja auch in Zukunft verbleiben."102 Die Entscheidung für Bethel hatte aber dem CA-Hauptausschuß die grundsätzliche Zustimmung zur Fusion sehr erleichtert, denn man sah darin keineswegs nur eine Notlösung für die Zeit bis zur Wiedervereinigung Deutschlands. Ohl wies immer wieder darauf hin, daß der Central-Ausschuß schon vor dem Ende des Krieges eine Verlegung nach Bethel ins Auge gefaßt habe, um sich „in eine lebendige Gemeinschaft der Arbeit der Inneren Mission" einzufügen und aus der Büro- und Großstadtatmosphäre Berlins zu lösen.103 Nach der Zurückweisung der Stiftungslösung vertrat man nun im Zentralbüro in den ersten Monaten des Jahres 1956 die Ansicht, daß bei Bildung einer loseren Arbeitsgemeinschaft oder einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts der Zentralapparat unbedingt arbeitsfähig erhalten werden müsse, damit nicht im Falle eines Scheiters der Fusion neben einem intakten CentralAusschuß vom Hilfswerk nur ein Torso bleibe. Intern legte man sich darauf Krimm an Herntrich, 29. 2. 1956 (EBD., ZBB 848). Referat vor dem CA-Hauptausschuß, 3 1 . 1 . 1956, Ms (EBD., C A W 1025); ähnliche Äußerungen in zahlreichen Briefen Ohls. 102 ,0!

Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat

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fest, daß ein Umzug größerer Teile jetzt nicht mehr in Frage komme.104 Als nun das Zentralbüro gerade noch eine Teilverlagerung seiner Buchhaltung nach Bethel zugestehen wollte, lehnten die Vertreter des Centrai-Ausschusses diesen Vorschlag, der auf einen nahezu vollständigen Verbleib des Zentralbüros in Stuttgart hinauslief, ab. Sie forderten im Gegenteil, daß vor der Fusion das Zentralbüro seinen Umfang auf den der Geschäftsstelle des CentraiAusschusses reduzieren müsse, und wollten den Fortbestand einer Zweigstelle in Stuttgart nur für eine Übergangszeit zugestehen.105 So beschwerte sich nun das Hilfswerk darüber, daß die Innere Mission keine Außenstelle in Stuttgart wolle, obwohl man nur unter dieser Voraussetzung der Wahl Bethels zugestimmt habe106, während sich deren Vertreter wiederum durch die faktische Weigerung, Bethel als gemeinsamen Sitz zu akzeptieren, düpiert fühlten.107 Der Verbleib in Stuttgart erschien dem Zentralbüro im Interesse seiner Bestandsicherung besonders deshalb unerläßüch, weil Collmer, neben Krimm einziger leitender Mitarbeiter aus der Gründungszeit, als Schwabe für sich persönlich ein Uberschreiten der Mainlinie kategorisch ausgeschlossen hatte.108 Wenn Collmers Ausscheiden mit der Preisgabe der sozialpolitischen Arbeit und diese mit dem Bankrott der Hilfswerkarbeit überhaupt gleichgesetzt werden konnte 109 , dann sprach das nicht für die Stärke der Verhandlungsposition des Zentralbüros. Gerade Collmer beurteilte sie nur mit großer Skepsis: Die Innere Mission habe bereits ein „beachtliches Ubergewicht" gewonnen, es werde zwangsläufig alles zu ihren Gunsten entschieden werden. Alles laufe auf einen „Ausverkauf", eine „Liquidation" des Zentralbüros hinaus, was von den beteiligten Gremien zwar nicht beabsichtigt sei, aber doch in Kauf genommen werde:110 „Es ging seit der Hamburger Kirchentagung' 11 doch nur immer darum, wie lange es uns noch gelingen würde, die Arbeit des Hilfswerks in der angefangenen Form weiterzuführen. In dieser angefangenen F o r m ist die Zeit des Hilfswerks abge-

, 0 4 Vermerk Röntschs betr. Hauptgeschäftsführer-Besprechung am 10.2. 1956 (EBD., ZBB 848). 105 Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Münchmeyer, Güldenpfennig, Rapp, Zieger am 16.2. 1956 (EBD., ZBB 848). 106 Krimm an Herntrich, 29.2. 1956 (EBD.). 107 Vgl. Referat Ohls, o.D. (vermutlich für die Sitzung des Diakonischen Beirats am 2.10. 1956): EBD., CAW 1027. 10» Vgl. Vermerk Collmers, 17.2.1956 (EBD., ZB 123). 109 Vgl. Vermerk Röntschs betr. Stand der Fusionsfrage, 22. 2. 1956 (EBD., ZBB 848); Memorandum Röntschs „Die unaufgebbaren Aufgaben einer Hilfswerkzentrale", 2. 3. 1956 (EBD., ZB 123). Vermerk Collmers, 17. 2. 1956 (EBD.). '' 1 Gemeint ist die EKD-Synode von 1951. 112 Vermerk Collmers, 8. 3. 1956 (EBD., ZB 125).

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

„Wir haben den Bestand gewahrt und mit einiger Mühe gegenüber vielen Schwierigkeiten von außen und innerhalb unseres Hauses die Front gehalten. Aber in der konkreten Durchformung unserer Arbeitsgebiete und in der theologisch-diakonischen Fragestellung sind wir... in den letzten fünf Jahren nicht wesentlich vorangekommen."113 Die Nothilfe und die von der Berliner Stelle des Zentralbüros im Interesse der Kirchen im Bereich der DDR geleistete Arbeit werde man erhalten und in das neue Werk eingliedern wollen. „Bei den sonstigen Aufgabengebieten des ZB ist nur die Frage, ob wir sie zu dem Termin 31. März [1956] liquidieren sollen oder ob wir diese Liquidation um einige Jahre hinausschieben und dabei sehen, ob es nicht doch gelingt, einiges davon in das neue Zentralbüro Bielefeld sachlich und persönlich zu verlagern." So kommt Collmer schließlich zu der Erwägung, ob man nicht von einer Fusion absehen solle. Ein auf fünfzehn Mitarbeiter reduziertes Zentralbüro mit einer Sozialpolitischen und einer Ökumenischen und Nothilfe-Abteilung sowie eine „etwas schnittiger" gemachte Berliner Stelle sei auch ohne Umlage aus dem Hilfswerk-Vermögen zu finanzieren. So könnten die Ansätze des Hilfswerks besser erhalten werden; bei der vorgesehenen Fusion dagegen gebe man dieses Vermögen preis und habe „doch nichts von den genuinen theologisch-diakonischen und sozialpolitischen Ansätzen des Hilfswerks in das neue Werk eingebracht".114 Krimm war möglicherweise von Collmers Gedanken inspiriert, als er am 29. Februar 1956 in einem langen Brief Herntrich die über die Ortsfrage aufgebrochenen grundsätzlichen Differenzen darlegte und am Schluß vorschlug, ein kleines Rest-Zentralbüro zu schaffen und dieses dann „in einer verfestigten Arbeitsgemeinschaft und unter gemeinsamer überparteilicher' Spitze mit dem Central-Ausschuß" zu koordinieren.115 Aber auf solch kleinmütigen Vorschlag mochte Herntrich nicht eingehen. Für ein anderes Ziel als ein gemeinsames Werk könne er „keine weitere Stunde an Arbeit" opfern, antwortete er Krimm am 8. März. Es sei ihm auch nie darum gegangen, die Arbeit des Hilfswerks „zu eliminieren oder im Sinn der Inneren Mission zu interpretieren", sondern sie in das neue Werk einzubringen. „Wir wollen freilich auch keine Konservierung von Resten einer einmal großartigen Konzeption." Krimms Vorschlag bedeute das sichere Ende des Hilfswerks; dann sei „in der Tat nach drei, vier Jahren die Frage der Koordinierung illusorisch" und eine „kirchengeschichtliche Stunde verpaßt".116 Auch Riedel, der inzwischen wie Herntrich auch dem Rat der EIGD angehörte, glaubte, daß bei weiterem Aufschub die „allmähliche Auflösung" des 1,3

Vermerk Collmers, 17. 2. 1956 (EBD., ZB 123).

114

EBD. EBD., Z B B 8 4 8 . EBD., Z B 131.

115

Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat

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Hilfswerks nicht mehr zu bremsen sei." 7 Beiden darf man glauben, daß es ihnen nicht um eine Liquidierung des Hilfswerks zu tun war - sie hätten dann sein Ende nur abzuwarten brauchen. Wenn sie aber die Innere Mission enger mit der verfaßten Kirche verbinden wollten, was gerade Herntrich zu versichern nicht müde wurde, mußte diese eine Einschränkung ihrer hergebrachten „Freiheit" hinnehmen, wozu für sie ohne „Fusion" kein Anlaß mehr gewesen wäre.118 Es bedeutete keine Erleichterung der Gesprächssituation, daß Krimm am 31. März 1956 die Leitung des Zentralbüros niederlegte, denn gegen seinen Wunsch, das Amt bis zur Fusion nebenamtlich weiterzuführen, sperrten sich seine Mitarbeiter. Ihnen erschien seine Verhandlungsführung als zu nachgiebig.119 In seiner Sitzung am 20. März 1956 schlug daher der HilfswerkAusschuß Christian Berg zum Nachfolger vor.120 Die Fusionsverhandlungen wurden durch diesen Wechsel in der Leitung des Zentralbüros stark belastet, weil die Innere Mission argwöhnte, Berg strebe die Präsidentschaft im neuen Werk an und wolle dafür vollendete Tatsachen schaffen. Nachdem zwischen den beiden Werken schon seit längerer Zeit stillschweigende Einigkeit darüber zu bestehen schien, daß die Leitung des gemeinsamen Werkes Münchmeyer zufallen werde, stand diese von der Inneren Mission schon zu ihren Gunsten entschieden geglaubte Frage wieder zur Disposition. Denn tatsächlich wollte Berg versuchen, wenigstens einen „Neutralen" an die Spitze zu bringen.121 Zudem erwies er sich als unkonzilianter Gesprächspartner, und sein Eintreten für Berlin als Sitz des Werkes erregte zusätzlichen Argwohn. In dieser gespannten Atmosphäre riß der direkte Kontakt zwischen Stuttgart und Bethel zunächst völlig ab.122 117

A n Herntrich, 26. 3. 1956 (LKA HAMBURG, B K H 10).

Bei Herntrich und Riedel taucht auch immer wieder der Gedanke auf, daß neben dem Lutherischen Weltdienst für zwei weitere Werke kein Raum sei. Vgl. oben S. 324. Vgl. Berg an N N , 24. 8. 1956 (ADW, ZB 162). 120 N s (EBD., ZBB 28). Berg wurde vom Rat der EKD aber zunächst nur mit der einstweiligen Führung der Geschäfte des Leiters des Zentralbüros beauftragt (Kirchenkanzlei an ZB, 18. 5. 1956: EBD., ZB 162), was Anlaß zu monatelangem Notenwechsel zwischen Kirchenkanzlei und Zentralbüro über die Auslegung des Hilfswerk-Gesetzes von 1951 gab (Vgl. EBD.). Auch der Verwaltungsrat hatte zunächst nur an eine kommissarische Beauftragung gedacht (19. 3. 1956, Ns: EBD., ZBB 62), während der Hilfswerk-Ausschuß aufgrund der Voten von Dibelius und Berg eine solche Einschränkung nicht machte (EBD.). Die Entscheidung des Rates ging nicht auf ein Komplott der Inneren Mission zurück, wie im Zentralbüro vermutet wurde (Vgl. Röntsch an Held, 13. 6.1956: EBD., ZB 162), sondern auf Riedels, Haugs und Herntrichs Empfehlung (Vermerk Bergs betr. Besprechung mit Riedel am 26. 6. 1956: EBD.). 121 Vgl. Vermerk Bergs betr. Besprechung mit Dibelius am 29. 8.1956 (EBD.) und Vermerk Collmers, 17.2.1956 (EBD., ZB 123). Berg dachte an den Cottbuser Generalsuperintendenten Jacob, der jedoch die Bedingung stellte, die neue Geschäftsstelle in Ost-Berlin anzusiedeln (Auskunft Bergs vom 5.12. 1979). 122 So Collmer an Krimm, zitiert in Krimm an Herntrich, 4. 8. 1956 (LKA HAMBURG, BKH 10).

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

Nach dem endgültigen Scheitern des Stiftungsplanes wurde die Behandlung der rechtlichen Probleme entsprechend dem Vorschlag des CentraiAusschuß-Hauptausschusses an einen kleinen Juristenausschuß verwiesen, der bis zum Herbst 1956 neue Entwürfe für eine zwischen der EKD und dem Central-Ausschuß zu vereinbarende „Ordnung" für ein gemeinsames Werk sowie für ein Kirchengesetz erarbeitete, mit dem die Aufgaben des Hilfswerks und seiner Organe auf das neue Werk und seine Organe übertragen werden sollten. An eine völlige Verschmelzung zum gegenwärtigen Zeitpunkt war dabei nicht gedacht. Es wurde aber in der Präambel des Entwurfes zum Ausdruck gebracht, daß diese Ordnung im „Streben nach einer baldigen endgültigen Verschmelzung" von Central-Ausschuß und Hilfswerk vereinbart werde. Der Vertrag sollte „bis zu dem Zeitpunkt, in dem die angestrebte rechtliche Verschmelzung... vollzogen ist, längstens für die Dauer von 20 Jahren" gelten. Diese Entwürfe wurden am 2. Oktober 1956 vom Diakonischen Beirat und bald darauf auch vom Rat der EKD gebilligt.123 Es waren aber noch wichtige Fragen offen geblieben: Für die Zusammenlegung der Berliner Geschäftsstellen von Hilfswerk und Innerer Mission waren keinerlei Vorarbeiten geleistet; auch der Aufbau und die Besetzung der künftigen Hauptgeschäftsstelle war an wichtigen Punkten noch nicht geklärt. Da außerdem beide Seiten mit der vorgeschlagenen „Ordnung" und dem Kirchengesetz-Entwurf keineswegs völlig zufrieden waren, so daß der Wunsch nach einem Aufschub der Fusion offen ausgesprochen werden konnte, kam man überein, die strittigen Punkte einem paritätisch beschickten „Sechserausschuß" zu überweisen. In diesem Ausschuß wurde dann bis zum Beginn des Jahres 1957 in den meisten Fragen ein Kompromiß erzielt, woraufhin alle beteiligten Entscheidungsgremien ihre Zustimmung zum Zusammenschluß der beiden Werke gaben. Die „Ordnung" des gemeinsamen Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD" Über die Rechtsform des neuen Werkes wurde nach dem Scheitern des Stiftungsplanes zunächst in einem kleinen Juristenausschuß weiterverhandelt. Auf dessen erster Sitzung am 23. März 1956 wiederholte zwar der Vertreter des Zentralbüros seinen alten Vorschlag, einen „diakonischen Zweckverband" zu bilden, während der Justitiar des Central-Ausschusses

123 Vermerk Röntschs betr. Sitzung des Juristenausschusses des Diakonischen Beirats am 20.9. 1956 (ADW, ZB 138); Anlagen 1 und 2 zum Sehr. Merzyns an die Mitglieder des Juristenausschusses des Diakonischen Beirats vom 21.9. 1956 (EBD., C A W 1025); Merzyn, Vermerke über die Sitzungen des Diakonischen Beirats am 2.10.1956 und 30.11.1956 (EBD., C A W 1010); „Vorlagen des Diakonischen Beirats der EKD", 2.10. 1956 (EBD., ZB 141).

Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat

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erneut die Vereinsform als Ideallösung bezeichnete, doch einigte man sich dann schnell auf die Bildung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts.124 Hierbei stellte sich das Problem, ob das Hilfswerk der EKD oder die EKD selbst Vertragspartner des Centrai-Ausschusses sein würde. Es war im Interesse des Zentralbüros, die Frage im ersten Sinne zu entscheiden, denn dies hätte das Weiterbestehen und -funktionieren der Organe des Hilfswerks neben denen des Centrai-Ausschusses erfordert. Nach diesen Gesichtspunkten gestaltete der Justitiar des Zentralbüros daher seinen Entwurf eines „Kirchengesetzes über die Ordnung der gesamtkirchlichen Diakonie", mit dem der zu schließende Gesellschaftsvertrag zu kirchengesetzlicher Geltung erhoben und am geltenden Hilfswerkgesetz die notwendigen Änderungen vorgenommen werden sollten.125 Danach waren Central-Ausschuß und Hilfswerk als vertragschließende Partner vorgesehen; Hilfswerk-Ausschuß und Verwaltungsrat sollten ihre Aufgaben weiterhin wahrnehmen, den Haushaltsplan des Hilfswerks beschließen, sein Vermögen und künftige Spenden verwalten und Berichte der Leiter derjenigen Abteilungen entgegennehmen, die im neuen Werk die Hilfswerksaufgaben weiterführten.126 Für die Innere Mission waren diese Vorschläge, die der Installierung einer Nebenregierung im neuen Werk gleichgekommen wären, jedoch „völlig indiskutabel".127 Sie wurden im Juristenausschuß daraufhin nicht einmal diskutiert.128 Dieser verabschiedete vielmehr am 20. September 1956 einen Entwurf für ein „Kirchengesetz über den Zusammenschluß von Innerer Mission und Hilfswerk der EKD", der sich nur unwesentlich von dem späteren Kirchengesetz unterschied und einen Vertrag zwischen EKD und Central-Ausschuß sowie den Übergang der Rechte und Pflichten der Organe des Hilfswerks auf die des neuen Werkes vorsah.129 Es gelang dem Zentralbüro nicht, diese Regelungen, die dem Interesse der Inneren Mission entsprachen, noch in seinem Sinn zu ändern.130 Es konnte nur erreichen, daß in der 124

Vermerk Röntschs betr. Sitzung des Juristenausschusses am 23. 3.1956 (EBD., ZBB 847). Vgl. Vermerk Röntschs betr. Sitzung des Juristenausschusses am 3. 5. 1956 (EBD., ZBB 848); Text des Entwurfs (versandt am 14. 6. 1956): EBD., C A W 1018. 124 Röntsch ließ in der Begründung seines Entwurfes durchblicken, eine getrennte Vermögensverwaltung unter Aufsicht der Hilfswerk-Organe schließe aus, daß das Vermögen des Hilfswerks zur Tilgung der Auslandsschuld des Central-Ausschusses verwendet werde (Erläuterungen zum Entwurf für ein „Kirchengesetz über die Ordnung der gesamtkirchlichen Diakonie", 14. 6. 1956: EBD., ZB 138). 1!s

S o G ü l d e n p f e n n i g a n E i c h h o l z , 20. 6. 1 9 5 6 (EBD., C A W 1018). Vgl. G ü l d e n p f e n n i g s

Stellungnahme für den Rechtsausschuß, 10. 8.1956 (EBD., C A W 1025) und Röntschs Erwider u n g d a r a u f , 10. 9 . 1 9 5 6 (EBD., Z B 138).

Vermerk Röntschs betr. Sitzung am 20. 9. 1956 (EBD., ZB 128). 139

130

T e x t (EBD., C A W 1025).

Vgl. Röntsch an Bauer, 26.9.1956 (EBD., ZB 138): Der Diakonische Beirat müsse diesen Entwurf unbedingt ablehnen; Vermerke Merzyns betr. Sitzungen des Beirats am 2.10.1956 und 14./15.1. 1957 (EBD., C A W 1011); Vermerk des Zentralbüros betr. Sitzung des Beirats am 2.10.1956 (EBD., ZB 138): Der Rat könne „die vorgesehene Vereinbarung nur aufgrund einer

346

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

endgültigen Fassung der Präambel der Ordnung des neuen Werkes bei der Nennung der Vertragspartner das Hilfswerk wenigstens in einem Zusatz genannt wurde.131 Mehr zu fordern, hätte sich mit der eigenen, immer wieder betonten Kirchlichkeit schwer vereinbaren lassen, und so mußte sich das Zentralbüro darauf beschränken, wieder einmal vor einem kirchengeschichtlichen Rückschlag zu warnen.132 Es war an diesem Punkt so hartnäkkig133, weil es die Möglichkeit ausschließen wollte, daß nach einer eventuellen Auflösung des Gesellschaftsvertrages nur noch der Central-Ausschuß funktionsfähig sei.13 4 Diesem Anliegen wurde schließlich doch noch teilweise entsprochen. In einer Zusatzerklärung zur Ordnung des neuen Werkes verpflichtete sich der Central-Ausschuß, die Besetzung seiner Organe „soweit wie möglich personell in Übereinstimmung mit der Besetzung der entsprechenden Organe des neuen Werkes zu bringen" und Beschlüsse nur in Ubereinstimmung mit diesen zu fassen.135 Die Diskussion von Grundsatzfragen beschränkte sich in dieser letzten Verhandlungsphase auf Auseinandersetzungen über die Formulierung einzelner Bestimmungen der „Ordnung". So enthielt der am 2. Oktober 1956 vom Diakonischen Beirat gebilligte Entwurf die aus einer Vorlage Merzyns136 übernommene Bestimmung, das Werk werde „als das diakonischmissionarische Werk der Kirche" gemäß der Grundordnung der EKD anerkannt. Für die Innere Mission zahlte sich nun ihre Zähigkeit in den Verhandlungen um die EKD-Grundordnung aus, an deren Formulierung die Juristen jetzt meinten anknüpfen zu müssen. In der Frage nach der Benennung des Zusammenschlusses erreichte sie die Streichung des Zusatzes Zustimmung der gesetzlichen Hilfswerkvertretung" abschließen. Ein Votum des HilfswerkAusschusses genüge nicht; Vermerk Bauers betr. Sitzung des „Sechserausschusses" am 29.11.1956 (EBD.) : Eine „völlig gleichmäßige Regelung auch in Aufrechterhaltung der formalen Mäntel" sei aus „psychologischen und faktischen Gründen" unerläßlich. - Auch mit dem Wunsch nach getrennter Verwaltung der Vermögen konnte sich das Zentralbüro nicht durchsetzen. Im Rechtsausschuß gab dabei gerade die Überlegung, daß angesichts des Umfanges der ausländischen Nachkriegshilfe die EKD ohnehin moralisch verpflichtet sei, für die Auslandsschuld des Centrai-Ausschusses einzutreten, den Ausschlag (Vermerk Röntschs betr. Sitzung am 20. 9. 1956: EBD., ZB 128). Der endgültige, erst am 6. 2. 1957 im „Sechserausschuß" ausgehandelte Kompromiß sah zwar nur eine Übertragung der Verwaltungsbefugnisse, nicht der Vermögen selbst, auf das neue Werk vor, räumte jedoch dem neuen Diakonischen Rat das Recht ein, „Vermögenswerte und bestehende Verbindlichkeiten... auf das neue Werk zu übertragen" (Ordnung, § 2). 131 Danach wird die Ordnung zwischen der EKD, „vertreten durch den Rat, der zugleich handelt für das Hilfswerk der EKD", und dem Central-Ausschuß vereinbart. 132 Vgl. Röntschs Vermerk betr. Sitzung am 20.9. 1956 (ADW, ZB 128). Auch Gerstenmaier hielt die Rechtsauffassung der Kirchenkanzlei und des Centrai-Ausschusses in dieser Frage für nicht angreifbar (Lt. Wagner an Röntsch, 1.10. 1956: EBD., ZB 138). 133

Vgl. R ö n t s c h an die Mitglieder des Verwaltungsrates, 1 1 . 1 . 1957 (EBD., C A W 1016).

134

Vgl. oben S. 345.

135

Anlage 4 z u m Kirchengesetz v o m 8. 4. 1957, A B L E K D 1957, S. 79.

136

ADW, CAW 1027.

Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat

347

„Das Diakonische Werk", „um nicht angesichts der Sorge, daß sonst das missionarische Anliegen zu kurz komme, von vornherein an dieser Namensfrage Grundsatzfragen aufbrechen zu lassen".137 Gegen lebhaften Protest Bergs erhielt der Paragraph, der die Aufgaben des Werkes umschrieb, die Uberschrift „Erfüllung der diakonisch-missionarischen Aufgaben". Da die Aufgaben des Hilfswerks überwiegend nicht diakonisch-missionarischen Charakter trügen, wünschte Berg ein „und" statt des Bindestrichs, aber auch damit konnte er sich nicht durchsetzen.138 Dies war nicht der letzte Erfolg der Inneren Mission in ihrem Bemühen, durch kleine redaktionelle Änderungen ihr Anliegen stärker zur Geltung zu bringen. So hieß es in der im Herbst verabschiedeten Fassung noch: „Das W e r k . . . hat die Aufgabe, die diakonische Arbeit zu planen, zu fördern und auszuführen und dadurch zu helfen, daß die evangelische Christenheit in Deutschland ihren diakonischen Auftrag erfüllt, wie er in Artikel 15 Absatz 1 der Grundordnung... umschrieben ist."139 Bei der Beratung strittiger vermögensrechtlicher und finanzieller Fragen nahm der Rechtsausschuß eine weitere Angleichung an die Grundordnung vor, indem diese wörtlich zitiert und von „diakonisch-missionarischen" Aufgaben gesprochen wurde. Ferner war im Sinne des vom Zentralbüro stets abgelehnten „Delegationsprinzips" der Inneren Mission jetzt nur noch von „Planen und Fördern" und nicht mehr von „Ausführen" die Rede.140 Der verständliche Protest des Zentralbüros blieb ohne Erfolg.141 Während sich der Entwurf, den der Diakonische Beirat im Herbst 1956 grundsätzlich annahm, hinsichtlich der Gestaltung der Organe und ihrer Befugnisse nicht wesentlich von dem für eine Stiftungsverfassung unterschied, erwies es sich als weitaus schwieriger, Regelungen für die finanzielle Beteiligung der EKD und der Gliedkirchen zu finden. Obwohl Vertreter der Inneren Mission wie Ohl die finanzielle Abhängigkeit von der verfaßten Kirche mehr fürchteten als die von Staat und Kommunen 142 , stand schon 137

Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Diakonischen Beirats am 2. 10. 1956 (EBD.,

CAW1011). 131

Zusatzvermerk des Zentralbüros zum Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Beirats am

2 . 1 0 . 1956 (EBD.), 2 0 . 1 1 . 1956 (EBD., Z B 138). 139

Vorlage 2 des Juristenausschusses des Diakonischen Beirats, 20.9. 1956 (EBD.,

C A W 1025). 140 141

Ordnung in der Fassung des Rechtsausschusses vom 3.1. 1957 (EBD., ZB 138). Rundschreiben an die Mitglieder des Verwaltungsrats betr. Vorlagen des Diakonischen

Beirats, 1 1 . 1 . 1 9 5 7 (EBD., C A W 1016). - Z u m D e l e g a t i o n s p r i n z i p vgl. K r i m m s Ä u ß e r u n g i m

Entwurf zu einem Schreiben an Münchmeyer: Anders als in der Inneren Mission habe es dem im Zentralbüro gepflogenen Arbeitsstil nicht entsprochen, sich auf unverbindliche Anregungen zu beschränken „und im übrigen alles dem natürlichen Fortgang" zu überlassen. „Hier ist nicht nur koordiniert oder mitgehört, sondern hier ist auch kräftig geleitet und gestaltet worden." 18.1. 1956 (EBD., ZB 123). 142 Vgl. Ohls Referate vor dem Diakonischen Beirat, 13.1.1956 (EBD., C A W 1010) und vor d e m C A - H a u p t a u s s c h u ß , 3 1 . 1 . 1956 (EBD., C A W 1024).

348

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1 9 5 1 - 1 9 5 7

sehr früh fest, daß die EKD und die Gliedkirchen sich in mehrfacher Weise an der Finanzierung des neuen Werkes beteiligen würden. Ohls Gedanke, ob nicht völlige finanzielle Unabhängigkeit von deren Zuschüssen zu erstreben sei143, war zu unrealistisch, um ernsthaft erwogen zu werden. Im Gegenteil, andere Vertreter der Inneren Mission wünschten schon lange, an den kirchlichen Mitteln zu partizipieren, die dem Hilfswerk über die Umlage zuflössen. Während die künftige „Ordnung" die Verpflichtungen der EKD nur allgemein umschrieb - Ausschreibung einer jährlichen Kollekte, Erstattung der Bezüge der leitenden Mitarbeiter und „sonstige Zuschüsse" (§ 15) - , wurden sie in einer Zusatzvereinbarung detailliert festgelegt.144 Diese Zusagen waren - anders als im geltenden Hilfswerkgesetz - nicht mit Kontrollrechten von EKD-Organen verbunden. Anderungswünsche, die der Rat der EKD noch in letzter Minute anmeldete, zeigen, daß man an diesem Punkt von einem Verhandlungserfolg der Inneren Mission sprechen kann. Der Rat wünschte nämlich, in der Zusatzvereinbarung über die Verpflichtung der EKD, das Werk finanziell mitzutragen, die Worte „in ausreichendem Umfange" zu streichen, so daß nur die unverbindlichere Verpflichtung, „das gemeinsame W e r k . . . auch finanziell mitzutragen", geblieben wäre.145 Außerdem sollte die Diakonische Konferenz, wäre es nach dem Rat gegangen, die Haushaltsrechnung des Werkes erst nach Prüfung durch das EKDOberrechnungsamt genehmigen und die Entlastung nur erteilen dürfen, nachdem die Synode Gelegenheit zur Stellungnahme gehabt hatte.146 Der Entwurf der „Ordnung" sah hingegen lediglich vor, daß der Diakonische Rat der Synode der EKD Haushaltsplan und Rechnungsabschluß des Werkes „mitzuteilen" habe. Münchmeyer reagierte auf die Forderung mit der Erklärung, der Rat habe damit bei aller scheinbaren Zustimmung den Vertrag zu Fall gebracht. Man müsse aus langen Verhandlungen genau wissen, daß die IM dieser zusätzlichen Bestimmung nicht zugestimmt habe und nie zustimmen werde". Darauf zog der Rat seine Wünsche schleunigst wieder zurück.147

143

EBD.

Die E K D verpflichtete sich im einzelnen, Mittel zur Finanzierung einer bestimmten Anzahl von Personalstellen bereitzustellen und die Höhe dieser Zuwendung nach fünf Jahren oder bei einer „wesentlichen Änderung der Umstände" neu zu vereinbaren, die Kosten der Fusion bis zu einer Obergrenze zu übernehmen und die Erträgnisse der jährlichen Kollekte auf diese Leistungen nicht anzurechnen, Anlage 2 zum Kirchengesetz über den Zusammenschluß von Innerer Mission und Hilfswerk der E K D (AB1EKD 1957, S. 78). 145 Der Antrag wurde auch auf der Synode gestellt und abgelehnt, jedoch unter Hinweis darauf, daß diese Formulierung keine Verpflichtung begründe (EBD., S. 402). 146 Text der Beschlüsse des Rates der E K D v o m 7 . 2 . 1 9 5 7 ( A D W , C A W 1019). 14 ' Münchmeyer an Ohl, 8 . 2 . 1957 (EBD., C A W 1016); vgl. Vermerk v o n Staas betr. Anmerkungen zur Vorlage 1 der Synode . . . , 1. 3 . 1 9 5 7 ( L K A DÜSSELDORF, 9/149). Vgl. auch BERLIN-SPANDAU 1957, S. 3 8 8 - 3 9 5 , w o diese Wünsche von Epha erneut vorgebracht wurden. 144

Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat

349

In einer weiteren Zusatzvereinbarung zur „Ordnung" wurde auch die erstmalige Besetzung des künftigen Diakonischen Rates und der leitenden Positionen in der neuen Hauptgeschäftsstelle vorab geregelt.148 Dafür waren weniger praktische Gründe ausschlaggebend, als das Zögern beider Seiten, sich in eine Situation zu begeben, in der nicht jede Überraschung vollständig ausgeschlossen war. In der Fassung der Ordnung, die der Diakonische Beirat am 2. Oktober 1956 annahm, waren solche Regelungen noch nicht vorgesehen. Ohl schnitt aber in dieser Sitzung die bis dahin offiziell noch nicht berührte Präsidentenfrage in ganz massiver Form an und erklärte klipp und klar, daß sich daran das Schicksal der Fusion entscheiden werde. Die Wahl könne auch nicht den neu zu wählenden Organen überlassen bleiben, sondern man müsse sich schon jetzt auf Münchmeyer einigen.149 Zwar beugte sich der Beirat schließlich dieser „ultimativen Forderung", und das Hilfswerk mußte die Hoffnung auf einen „neutralen" Präsidenten aufgeben150, aber seine Vertreter konnten doch erreichen, daß man eine „Gesamtregelung" aller Personalfragen in Aussicht nahm, in die auch der Vorsitz im Diakonischen Rat einbezogen werden sollte.151 Das Hilfswerk hoffte, diese wichtige Position mit einem Mann seines Vertrauens besetzen zu können, wobei man eine Persönlichkeit wünschte, „die einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit und Kraft auch zur Verfügung stellen kann".152 Dibelius sah sich dazu außerstande und meinte: „Wenn Lilje die Sache [d.h.: Die Wahrnehmung seines Amtes als Präsident des CentraiAusschusses] schon nur mit dem kleinen Finger der linken Hand hat machen können, dann würde ich es nur noch mit dem Fingernagel eines kleinen Fingers machen können."153 Es wurden zwar mehrere unverbindliche Vorschläge gemacht15 4, doch konnte sich der Sechserausschuß, an den auch diese Frage delegiert worden war, weder auf Vorschläge für den Vorsitzenden noch für das vom Rat zu entsendende Mitglied einigen.155 So kam ihm der 141 Zusatzvereinbarung zu § 20 der Ordnung. Anlage 3 zum Kirchengesetz vom 8.3. 1957 (ABlEKD 1957, S. 78f.). , 4 ' Referat Ohls, Ms o.D. (gehalten in der Sitzung des Diakonischen Beirats am 2 . 1 0 . 1 9 5 6 ) : A D W , C A W 1027. 150 Vgl. Berg an Herntrich, 1 1 . 1 . 1957 (EBD., ZBB 409). 151 Vermerk Bauers betr. Sitzung des „Sechserausschusses" am 2 9 . 1 1 . 1 9 5 6 (EBD., ZB 131). Vgl. auch Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Diakonischen Beirats am 3 0 . 1 1 . 1956 (EBD., C A W 1011). 152 Vermerk Bauers betr. Sitzung des „Sechserausschusses" am 2 9 . 1 1 . 1 9 5 6 (EBD., ZB 131). 153 Dibelius an Held, 2 7 . 1 1 . 1956 (LKA DÜSSELDORF, 9/152). 154 Keller schlug Riedel vor, den Dibelius wegen des konfessionellen Proporzes ablehnte (EBD.), im Zentralbüro dachte man an Held oder Jacob (Randbemerkung Collmers auf Vermerk Bauers, betr. Sitzung des „Sechserausschusses" am 2 9 . 1 1 . 1956: (ADW, ZB 131), Held brachte sich selbst für den Vorsitz im Diakonischen Rat und Herntrich für den Vorsitz in der Diakonischen Konferenz in Vorschlag (an Pack, 1 9 . 1 2 . 1 9 5 6 : L K A DÜSSELDORF, 9/152). 155 Vgl. Vermerk Riedels betr. Sitzung des Sechserausschusses am 4 . 1 . 1957, 6 . 1 . 1957 (ADW, C A W 1024).

350

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

CA-Hauptausschuß zuvor, der mit der Billigung des Vertragswerkes ein Petitum an den Rat verband, Herntrich in den Diakonischen Rat zu entsenden.156 Das Zentralbüro sah darin eine weitere bedenkliche Entwicklung. Wenn, was wahrscheinlich sei, die Diakonische Konferenz Ohl zum Vorsitzenden wähle und er als solcher stellvertretender Vorsitzender auch des Diakonischen Rates werde, dann stünden in diesem Gremium „nur ganz vereinzelt ausgesprochene Männer des Hilfswerks" acht bis zehn Anhängern der Inneren Mission gegenüber. Werde dann Herntrich in den Diakonischen Rat delegiert, werde er dort wohl auch zum Vorsitzenden gewählt: „Bei einer solchen Besetzung ist nicht zu erwarten, daß die Hilfswerkbestrebungen genügend Entfaltungsmöglichkeit im neuen Werk erhalten."157 Die „Besetzung des Vorsitzes im Diakonischen Rat durch eine besonders der Hilfswerkarbeit verbundene Persönlichkeit" wurde darum zur Kernforderung des Zentralbüros für die restlichen Verhandlungen erhoben.158 Es wollte Held auf diese Position bringen, konnte sich damit aber weder im Sechserausschuß159 noch selbst in den letzten Sitzungen des Verwaltungsrates durchsetzen. Held wurde schließlich nicht einmal für die einfache Mitgliedschaft vorgesehen160, und erst auf der Tagung der Synode konnten Gerstenmaier und seine Freunde durch ihren leidenschaftlichen Einsatz seine Nominierung noch durchsetzen161. Herntrich wurde Vorsitzender des Diakonischen Rates, wie das Zentralbüro es vorausgesehen und befürchtet hatte. Die „Hauptgeschäftsstelle" des neuen Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD" Nicht zufällig gerieten die Fusionsverhandlungen bei der Auseinandersetzung über organisatorische Fragen in ihre Krise. Daran, wo das gemeinsame Werk seinen Sitz haben würde, am Aufbau der Geschäftsstelle und an der Besetzung der leitenden Positionen war ja abzulesen, was jede Seite einzubringen vermochte und welche Entwicklungsmöglichkeiten die jeweilige Tradition haben würde. Bereits im Herbst 1954 war vorgeschlagen worden, es solle „ein bis in alle Einzelheiten durchberatener Organisations- und Kostenplan ausgearbeitet werden". Diese Vorarbeit sollten die Wirtschafts156

158

22./23.1. 1957. Vgl. C A an Kirchenkanzlei, 24.1. 1957 (EBD., C A W 1016). Röntsch an Bauer, 29.1. 1957 (EBD., ZB 132). Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Pfleiderer, Bauer, Collmer am 28.1. 1957,

1 8 . 1 . 1 9 5 8 (EBD.). 159

Vgl. Vermerk Bauers betr. Sitzung des „Sechserausschusses" am 6.2. 1957, 8. 2. 1957 (EBD., ZB 133), vgl. auch Collmer an Held, 11.2. 1957 (EBD., ZB 125). 160 Vgl. Riedel an Herntrich betr. Verwaltungsrat-Sitzung am 11.2.1957,25.2.1957 (LKA HAMBURG, BKH 11), H W A , 12. 2.1957, N s (ADW, C A W 996); Held an Heinemann, 28.2. 1 9 5 7 ( L K A DÜSSELDORF, 9 / 1 5 2 ) . 161 Lt. H e r n t r i c h a n O h l , 2 9 . 3. 1 9 5 7 ( L K A HAMBURG, B K H 12).

Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat

351

prüfer der beiden Geschäftsstellen und der Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Diakonischen Werke in Württemberg, Oberkirchenrat Herbert Keller, gemeinsam übernehmen 162 , doch es dauerte über ein Jahr, bis die Arbeit in Gang kam. Nachdem im Herbst 1955 erste Entwürfe diskutiert worden waren163 und im folgenden Frühjahr unter Kellers Leitung in zahlreichen Besprechungen über Aufgaben, Gliederung, Geschäftsverteilung und Sitz der Geschäftsstelle verhandelt wurde, legten die beiden Wirtschaftsprüfer im Juli 1956 endlich ihren Bericht vor.164 Auf dieser Grundlage erstellten Keller und der Leiter des EKD-Oberrechnungsamtes, Paul Zieger, in den folgenden Wochen einen Organisationsplan, der im Oktober vom Diakonischen Beirat grundsätzlich gebilligt165 und, nochmals überarbeitet, am 13. November den Landeskirchen zur Stellungnahme zugesandt wurde.166 Leichter als es zunächst schien, konnte man sich auf den Sitz der gemeinsamen Dienststelle einigen. Hier zeigte sich nämlich die Betheler Geschäftsführung konzessionswillig und erklärte sich zur Übersiedlung nach Stuttgart bereit. Die Widerstände im Vorstand des Centrai-Ausschusses waren zwar erheblich, doch ließ man sich schließlich von der Notwendigkeit überzeugen, „im Rahmen einer Gesamtkonzeption, die nach außen hin erhebliches Ubergewicht der Inneren Mission im neuen Werk hätte sichtbar werden lassen, ein Äquivalent... anzubieten in dem Bestreben, daß bei der Fusion nicht der Eindruck entstehe, als ob der eine den anderen geschluckt habe".167 Zwar war zu diesem Zeitpunkt bereits erneut der Vorschlag gemacht worden, nach Berlin überzusiedeln, doch ist das auch jetzt nicht ernsthaft in Betracht gezogen worden. 168 Bei allen Überlegungen, die den Aufbau der künftigen Geschäftsstelle betrafen, gingen beide Seiten davon aus, daß die eigenen Arbeitsgebiete 162 Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Unterausschusses I, 4./5.11. 1954 ( A D W , C A W 1010). 16 5 Entwurf mit handschriftlichem Vermerk „Ergebnis der Besprechung mit O K R Herntrich 19. 9." [1955], (Geißel): A D W , ZB 139;Bespr.CA/ZBam9.11.1955,Ns (EBD., C A W 1010), dabei besprochener Entwurf (EBD., C A W 1019 und EBD., ZB 136). 164 Rapp/Wagner, „Bericht über die Untersuchung organisatorischer und wirtschaftlicher Fragen bei der geplanten Zusammenführung der Zentralen der Inneren Mission und des Evangelischen Hilfswerks", 15. 6. 1956 (EBD., C A W 1028). Rapp erstellte außerdem den „Versuch einer systematischen Ubersicht über die Aufgaben des ,Das Diakonische Werk'",

E n t w u r f 26. 5. 1956 (EBD., C A W 1020), E n d f a s s u n g 20. 7. 1956 (EBD., Z B 146), d e r v o m

Central-Ausschuß als ungeeignete Verhandlungsgrundlage abgelehnt wurde. 165 Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Diakonischen Beirats am 2.10. 1956 (EBD., C A W 1011). Fertigstellung des Entwurfs: 10. 8. 1956 (Vermerk Geißels, 10. 8. 1956: EBD., ZB 147). 166

167

EBD., C A W 1018. Teilabdruck in: H . KELLER, Weg.

Vermerk Güldenpfennigs betr. Besprechung mit Keller und Zieger, 1. 8. 1956,2. 8. 1956 (ADW, C A W 1014). Vgl. Rundschreiben Keller an CA-Vorstand (mit Münchmeyer abgestimmt): EBD.; CA-Vorstand, 29.5. 1956, N s (EBD., C A W 30). 168 Der Vorschlag kam von Held, Dibelius und Berg. Vgl. Hilfswerk-Ausschuß, 20. 3.1956, Ns (EBD., ZBB 28) und oben S. 327.

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

ungeschmälert erhalten werden müßten. Die „Möglichkeit administrativer Zusammenlegungen", so jedenfalls Krimm in einem Schreiben vom 6. Mai 1955 an Keller, sah das Zentralbüro nur in Bereichen wie Buchhaltung, Registratur und Bibliothek.169 Allerdings glaubte die Geschäftsführung des Central-Ausschusses in Bethel, daß das Zentralbüro, um „bündnisfähig zu werden, erst einmal eine bescheidenere Position und einen erheblich reduzierten Umfang annehmen" müsse.170 Trotz dessen Forderung nach peinlich genauem Proporz wurde im Gegenteil sogar eine einseitige Ausweitung des eigenen Stellenbestandes für notwendig gehalten, weil die Geschäftsstelle des Central-Ausschusses seit der Devaheim-Krise in den dreißiger Jahren nie mehr den alten Stand erreicht hatte.171 Aber selbst in einer internen Bestandsaufnahme des Zentralbüros hieß es, man müsse den Stab verkleinern und sich um organisatorische Straffung und Intensivierung der Arbeit bemühen. Ein Teil der Mitarbeiter habe „sich in bedenklichem Maße Nebenarbeiten zugewandt..., die in keinem inneren oder nur äußeren Zusammenhang mit den Hilfswerksaufgaben" stünden.17 2 Es war daher nicht verwunderlich, daß die Gutachten der Prüfer, ohne dies offen auszusprechen, der Sache nach die Haltung des Central-Ausschusses bestätigten.173 Das Zentralbüro beschäftigte 1956 noch 55, der Central-Ausschuß dagegen nur 22 Mitarbeiter; jetzt sah man für die künftige gemeinsame Dienststelle rund 80 Mitarbeiter vor, wobei die Abteilungen, die Aufgaben des Central-Ausschusses weiterführten, und die „Hilfswerkabteilungen" etwa gleich stark besetzt sein sollten.174 Die Gutachter schlugen vor, die künftige Hauptgeschäftsstelle in sieben Abteilungen zu gliedern, die zumeist unvermischt Aufgaben eines der beiden Werke weiterführen sollten175, wobei sich lediglich die Frage als strittig erwies, ob eine Ökumenische Abteilung noch erforderlich sei. Der Central-Ausschuß zog die Notwendigkeit einer besonderen Ökumenischen Abteilung ihres geringen Umfanges wegen in Zweifel. Außerdem, so 169 170

EBD., C A W 1013. Münchmeyer, Referat vor dem CA-Vorstand, 12. 7. 1955, Ms (EBD., C A W 1010). Vermerk Güldenpfennigs betr. Besprechung mit Keller u. Zieger, 1. 8. 1956, 2. 8. 1956

(EBD., C A W 1014). Vgl. M . GERHARDT, E i n J a h r h u n d e r t , B d . 2 , S. 343. 171 173

Röntsch, Memorandum „Der Stand der Fusionsfrage...", 22.2.1956 (ADW, ZBB 848). Vgl. aber Vermerk Güldenpfennigs betr. Besprechung mit Keller und Zieger, 1. 8. 1956

(EBD.). 174

Rapp/Wagner, „Bericht über die Untersuchung organisatorischer und wirtschaftlicher

F r a g e n . . . " , 15. 6. 1956 (EBD., C A W 1028). D i e A u s w a n d e r u n g s a b t e i l u n g u n d die R e c h t s -

schutzabteilung besaßen einen Sonderstatus und blieben hierbei unberücksichtigt. 175 I Theologische und Missionarische Arbeit, Π Ökumene, ΠΙ Sozialpolitik (Collmer), IV Allgemeine Fürsorge (Engelmann), V Gesundheitsfürsorge (Kayser), VI Nothilfeabteilung (Geißel), V n Rechts- und Wirtschaftsabteilung (Güldenpfennig). „Hilfswerkabteilungen": Π, ΠΙ, VI; „IM-Abteilungen": IV, V. Neben dem Präsidenten stellte die Innere Mission den Leiter der Abteilung VH, das Hilfswerk stellte den Vizepräsidenten (Collmer) und beanspruchte die Leitung der Abteilung I.

Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat

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hieß es, entspreche eine Verteilung der Aufgaben auf mehrere andere Ressorts eher dem Ziel einer völligen Verschmelzung176; auch die Abneigung, die Leitung dieser Abteilung auch nur kommissarisch Berg zu überlassen, der sich seiner guten ökumenischen Verbindungen wegen dafür geradezu anbot, spielte bei dieser Argumentation eine Rolle.177 Dagegen mußte dem Zentralbüro schon deshalb an einer solchen Abteilung liegen, weil es ja immer als eine besondere Leistung herausgestellt hatte, daß das Hilfswerk dem deutschen Protestantismus oder doch wenigstens seiner Diakonie die ökumenische Dimension erst erschlossen habe. Keller ließ sich von diesen Argumenten überzeugen, und zwar besonders deshalb, weil er die Einbeziehung des Beauftragten des Deutschen Hauptausschusses des Lutherischen Weltdienstes in das neue Werk für notwendig hielt, um konfessionallen Sonderbestrebungen möglichst wenig Raum zu geben. Schon bei der Gründung des Lutherischen Weltdienstes im Jahre 1952 hatte Krirnrn das Entstehen einer unliebsamen Konkurrenz befürchtet und sich konsequenterweise darum bemüht, daß dem Zentralbüro die Geschäftsführung des Deutschen Hauptausschusses übertragen und er selbst zu dessen Beauftragten bestimmt würde.178 Damit hatte er zwar keinen Erfolg gehabt, weil Herntrich in der Phase der beginnenden Fusionsverhandlungen das Zentralbüro nicht durch Übertragung neuer Aufgaben kräftigen wollte179, immerhin war aber die Dienststelle des Deutschen Hauptausschusses im Dienstgebäude des Zentralbüros, das auch die technische Abwicklung der Hilfsprogramme übernahm, in Stuttgart etabliert worden. Keller strebte nun eine Personalunion zwischen dem Leiter einer Ökumenischen Abteilung und dem Beauftragten des Deutschen Hauptausschusses an, um jedes Gegen- und Nebeneinander in der ökumenischen Arbeit auszuschließen. Der Central-Ausschuß wandte zunächst unter Berufung auf Lilje dagegen180 ein, man könne dies den lutherischen Kirchen nicht zumuten. Lilje Heß sich aber überzeugen, daß eine ökumenische Abteilung, in deren Arbeit es künftig immer weniger um die Verteilung ausländischer Spenden gehen werde, unabdingbar sei: „Nach der großen Hilfe, die unsere deutschen Kirchen nach dem Kriege von Seiten der Weltchristenheit erfahren haben, wird es jetzt höchste Zeit, daß wir uns möglichst aktiv und intensiv in die Welthilfeorganisation mit einschalten. Es gilt dabei sowohl, 176

So Münchmeyer an Keller, 9. 6. 1956, zitiert bei: Güldenpfennig an Ziegler, 6. 7. 1956

( A D W , C A W 1014); vgl. a u c h B e s p r e c h u n g C A / Z B , 9 . 1 1 . 1956, N s (EBD., C A W 1010). 1.7

Vgl. Vermerk Röntschs betr. Besprechung mit Keller, 19.6. 1956, Berg an NN, 24.8. 1956 (EBD., ZB 162); Vermerk Laudiens betr. Besprechung am 6.9. 1956 (EBD., CAW 1014). 1.8 Krimm, Memorandum „Der Lutherische Weltdienst und seine Auswirkungen auf D e u t s c h l a n d " , 11. 8. 1952 (EBD., Z B B 414). 179

So Herntrich an Schulze, 26.1. 1953 (LKA HAMBURG, BKH 8). CA-Vorstand, 29.5. 1956, zitiert in: Rapp/Wagner, „Bericht über die Untersuchung organisatorischer und wirtschaftlicher Fragen...", 15. 6. 1956 (ADW, CAW 1028). ,!0

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unsere Gemeinde dafür wach zu machen, als sich bereit zu halten, Menschen und Geld für die Hilfe jenseits unserer eigenen Grenzen zur Verfügung zu stellen. Die Ökumene selbst wird sehr darauf sehen, ob wir ihren Dienst der letzten Jahre recht verstanden haben und unsererseits zur Mithilfe bereit geworden sind."181 Lilje zog auch seine Bedenken dagegen zurück, den Leiter der künftigen Ökumenischen Abteilung auch zum Beauftragten des Deutschen Hauptausschusses des Lutherischen Weltdienstes zu machen, so daß die Frage der Ökumenischen Abteilung im Diakonischen Beirat nicht mehr diskutiert werden mußte.182 Um die Frage, ob Berg bis zu einer Ubereinkunft mit dem Lutherischen Weltdienst die kommissarische Leitung der Abteilung übernehmen solle, wurde jedoch bis in den Januar hinein gerungen, bevor die Vertreter der Inneren Mission nachgaben. Schwierig erwies sich auch die Einigung auf einen Leiter für die Theologische Abteilung, weil sich an diesem Punkt der auch in den Fusionsverhandlungen nicht geklärte Dissens über das Verhältnis des Diakonischen und des Missionarischen auswirken mußte. Hier schuf der Central-Ausschuß noch kurz vor der Zusammenlegung Fakten, die die Berücksichtigung seines besonderen missionarischen Anliegens sicherstellten. Mitte 1956 erhielt er mit Heinrich-Hermann Ulrich, dem bisherigen Leiter der volksmissionarischen Abteilung des braunschweigischen Landesvereins und Generalsekretärs der Arbeitsgemeinschaft für Volksmission, erstmals seit Kriegsende einen hauptamtlichen Referenten für Volksmission und nahm sogleich in Aussicht, Ulrich für die Leitung der Theologischen Abteilung vorzuschlagen.183 Die Forderung der Inneren Mission, die missionarischen Aufgaben einer besonderen Abteilung zuzuordnen, wurde dadurch erst glaubwürdig.184 Da jedoch mit Münchmeyer, Ulrich und Wilhelm Engelmann, dem bisherigen Referenten für Jugend- und Fürsorgefragen im Central-Ausschuß, drei Theologen aus der Inneren Mission in der neuen Hauptgeschäftsstelle vertreten sein würden, bestand die andere Seite darauf, „daß unter allen Umständen ein Theologe in verantwortlicher Stellung in der Hauptgem

Keller an Lilje, Gedächtnis-Ns der Besprechung Kellers mit Lilje am 11.8. 1956,

17. 8. 1956 ( L K A HANNOVER, 5). 1,2 Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Diakonischen Beirats, 2. 10. 1956 (ADW, CAW 1014). M

184

CA-Vorstand, 29. 5. 1956, N s (EBD., C A W 30).

Gegenüber dem Vorschlag, diese Aufgaben dem Präsidenten des Werkes zuzuordnen, wurden im Central-Ausschuß folgende Gründe angeführt: „Eine besondere Abteilung für missionarische Aufgaben ist notwendig: 1. um den missionarisch-diakonischen Charakter des Werkes zu wahren; 2. um der Konzeption Wicherns gerecht zu werden; 3. um den Begriff des Diakonischen nicht zu entleeren; 4. um die Tradition der Inneren Mission fortzuführen; 5. um die speziellen missionarischen Aufgaben nicht mit den Führungsaufgaben für das Gesamtwerk zu vermischen; 6. um der missionarischen Arbeit der Kirche einen dringend notwendigen Kristallisationspunkt zu geben; 7. um die Sonderprobleme des missionarischen Dienstes ausreichend würdigen zu können." (Vermerk, o.V., o.D. (Ende 1955): EBD., CAW 1019).

Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat

355

schäftsstelle wirken sollte, der unsere Gesichtspunkte im Blick auf die diakonische Arbeit der Kirche vertritt"185, und daß ihm die Leitung der Theologischen Abteilung zufallen müsse. Beides wurde schließlich zugestanden. Als Direktor der Abteilung wurde in dem Herforder Gemeindepfarrer HansChristoph von Hase ein Mann gewonnen, der bereits in den Änfangsjahren des Hilfswerks kurzzeitig im Zentralbüro tätig gewesen war und das Vertrauen des Hilfswerks genoß. Aber der Kandidat des Centrai-Ausschusses erhielt als „beigeordneter Direktor" eine unabhängige Stellung, und im Nebeneinander der Abteilungen Ia (Theologische Abteilung) und Ib (Volksmission) fand die ungelöste Grundsatzfrage des neuen Werkes in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten sinnfälligen Ausdruck. 186 Ein schwieriges Sonderproblem stellte die Koordinierung der jeweils zwei Dienststellen des Zentralbüros und des Centrai-Ausschusses in West- und Ost-Berlin dar. Obwohl diese Büros dem Umfang nach hinter den Geschäftsstellen in Bethel und Stuttgart nicht zurückstanden, wurde ihre Zukunft in den Beratungen des Diakonischen Beirats und seiner Unterausschüsse bis zum Sommer 1956 vollständig ausgeklammert; auch die Gutachten der Wirtschaftsprüfer und Kellers gingen nicht darauf ein. Uber die Gründe für diese Zurückhaltung lassen sich nur Vermutungen anstellen. Bei allen rechtlichen und organisatorischen Änderungen befürchteten die Vertreter der Inneren Mission aus der DDR, das Mißtrauen der Behörden zu wecken. An diesen Bedenken war die Errichtung einer Stiftung gescheitert. Zudem arbeitete die Innere Mission in der DDR - abgesehen von gelegentlichen gemeinsamen Geschäftsführerkonferenzen und Vorstandssitzungen unabhängig und wollte um jeden Preis auch den Anschein einer Abhängigkeit von westlichen Stellen vermeiden.187 Darüber hinaus hatten sich gerade in Berlin die Beziehungen zwischen Innerer Mission und Hilfswerk und nicht zuletzt zwischen den beteiligten Persönlichkeiten von Beginn an außerordentlich schwierig gestaltet.188 Im Frühsommer 1956 gab Herntrich end185

Berg an Riedel, 15. 2. 1957 (EBD., ZB 133).

186

Vgl. TASCHENBUCH DER EVANGELISCHEN KIRCHEN, A u s g a b e 1959, B d . 1, S. 2 3 0 f . ;

Ausgabe 1962, S. 414; Ausgabe 1966, S. 406; Ausgabe 1970, S. 332. 187 So heißt es in einem Memorandum „Grundsätzliches zur Zusammenführung von Innerer Mission und dem Hilfswerk der EKiD mit besonderer Berücksichtigung der Lage Berlins bzw. der ,DDR'": „Was die sogenannte ,DDR' angeht, so ist die Zusammenführung von H W und IM für die IM lebensgefährlich. Es ist in der DDR nicht verborgen, daß das H W seine Mittel aus dem Ausland bekommt. Es ist jederzeit dem Zugriff des Oststaates ausgesetzt. Bei noch zunehmender Spannung zwischen Kirche und Staat kann leicht der Augenblick kommen, daß der Oststaat das H W wegen dieser Auslandsverbindung angreift und es kassiert. Die Einrichtungen der IM würden dann alle mitbetroffen, wenn eine Zusammenführung noch dazu unter der Bezeichnung IM + H W eingeführt würde. Die Tatsache, daß in manchen Ländern diese Bezeichnung eingeführt ist, und daß es dort bisher gut ging, ist kein Gegenbeweis. Das kann sich umgehend ändern, wenn der Kurs schärfer wird." O.D., ο. V. (vermutlich P. Senf, Okt. 1955): ADW, BP 28. 188 Vgl. oben S. 109f.

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

lieh den Anstoß zu ersten Sondierungen, und nach vielfältigen Schwierigkeiten fand Ende November eine erste Vorbesprechung statt. Die Innere Mission wünschte zwei voneinander unabhängige, der Hauptgeschäftsstelle in Bethel untergeordnete Stellen, von denen die eine in Ost-Berlin wie bisher die Angelegenheiten der Inneren Mission in der DDR bearbeiten, die andere in West-Berlin die Hilfswerk-Aufgaben wahrnehmen sollte. Demgegenüber forderte Berg eine einheitliche Geschäftsstelle mit zwei Büros in beiden Teilen der Stadt unter seiner Leitung.189 Nach außerordentlich zähflüssigen Verhandlungen einigte man sich auf einen Kompromiß, der allerdings die Innere Mission begünstigte: Die Berliner Stelle nimmt ihre Aufgaben in zwei Arbeitsstellen wahr, die von gleichberechtigten, zu enger Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterrichtung angehaltenen Direktoren geleitet werden. Diese arbeiten jedoch selbständig und in unmittelbarer Verantwortung gegenüber der Hauptgeschäftsstelle, wobei bei gemeinsamen Aufgaben der für das jeweilige Fachgebiet zuständige Direktor die Federführung hat.190 Der Abschluß der Fusionsverhandlungen Schon bevor der Diakonische Beirat am 2. Oktober 1956 über die Vorlagen des Rechtsausschusses beriet, waren im Zentralbüro die Bedenken, die Verhandlungen verliefen mit immer stärkerem Gefalle zugunsten der Inneren Mission, stark angewachsen. Auch im gemeinschaftlichen Gutachten der Wirtschaftsprüfer, das die Basis für den Organisationsvorschlag Kellers abgeben sollte, sah man die „IM-Linie" obwalten, und dies nicht nur, weil dort die organisatorische Notwendigkeit einer Ökumenischen Abteilung verneint wurde.191 Die Entwürfe des Juristenausschusses wurden so negativ beurteilt, daß ihre Ablehnung für notwendig gehalten wurde192 und man sogar bei Gerstenmaier vorfühlte, ob die Fusion nicht besser „auf Eis" gelegt werden solle.193 Der Diakonische Beirat nahm die Entwürfe aber nicht nur an, sondern verbesserte sie sogar noch im Sinne der Inneren Mission, die zugleich forderte, daß ihr die Präsidentschaft zufallen müsse.194 Das Hilfs-

Berg an Riedel, 11.1. 1957 (ADW, ZBB 409). Geschäftsordnung und Grundsätze für die Berliner Stelle vom 18.1. 1957, lt. Vermerk Laudiens betr. Besprechung am 18.1. 1957 (EBD., CA 2552), Text in CA an Kirchenkanzlei, 190

2 4 . 1 . 1957 (EBD., C A W 1016). Z u m G a n z e n vgl. EBD., C A 2 5 5 2 u n d EBD., Z B B 4 0 9 . 1,1

Rapp/Wagner, „Bericht über die Untersuchung organisatorischer und wirtschaftlicher Fragen . . A D W , CAW 1028; Vermerk Collmers betr. Bericht der Wirtschaftsprüfer, 30.6. (EBD., ZB 148); Röntsch an Keller, 19. 6. 1956 (EBD., ZB 131). " J Röntsch an Bauer, 26. 9. 1956 (EBD., ZB 138). Gerstenmaier hielt das „für abwegig, da der Wille zur Fusion sich in den Köpfen der maßgebenden Kirchenmänner... bereits zu sehr festgesetzt habe", lt. Wagner an Röntsch, 1 . 1 0 . 1956 (EBD.).

" 4 Vgl. oben S. 343 u. S. 349f.

Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat

357

werk mußte daher fürchten, daß auch die übrigen offenen Fragen zu seinen Ungunsten entschieden würden. In dieser Situation machte sich Dibelius zum Sprachrohr aller Unzufriedenen und unterzog in einer auch von den Generalsuperintendenten der berlin-brandenburgischen Kirche unterzeichneten Denkschrift vom 15. November 1956195 die Verhandlungsergebnisse einer vernichtenden Kritik: Der Ordnungsentwurf, so hieß es darin, bedeute eine „Vereinnahmung des Hilfswerks in die Innere Mission" und „die Einebnung eines neuen, zwar bescheidenen, aber immerhin spürbaren diakonischen Willens der Gemeinden in den ruhigen Geschäftsgang einer zentralen Verwaltung". Die Synode der EKD müsse aber „einen wirklichen Appell zu einem neuen Anfang diakonischer Tat laut werden lassen". Demgegenüber sei die Fusion sekundär und könne zurückgestellt werden. Sitz des neuen Werkes, so hieß es auch, könne nur Berlin sein.196 Die Verärgerung über dieses Memorandum, als dessen Verfasser allgemein Dibelius selbst galt197, von dem aber auch das Gerücht ging, es sei von Berg inspiriert198, war in der Inneren Mission erheblich. „Nichts hat mich in letzter Zeit so erschüttert, wie das heimtückische Geschoß in Gestalt des Memorandums der Berliner Kreise", hieß es in einem Brief an Münchmeyer.199 Es gab all denen Auftrieb, die ohnehin nur mit äußerstem Widerwillen an die Fusion dachten und zu denen auch Ohl zählte, der als einflußreichste Persönlichkeit im Central-Ausschuß galt.200 Außerdem wurde jetzt gefragt, ob nicht wenigstens die nächste Tagung der EKD-Synode um einige Monate verschoben werden könne. 201 Aber Herntrich und Riedel, die sich gegen alle Verzögerungsversuche beider Seiten immer bemüht hatten, die Verhandlungen voranzuzwingen, wollten keine weitere Verschleppung in Kauf nehmen, weil sie bezweifelten, ob bei einem Aufschub etwa um ein Jahr „die Reste des Hilfswerks so lange noch in der Landschaft bestehen"202 würden. Außerdem war Riedel der Auffassung, daß die EKD angesichts der sie ständig belastenden politischen und konfessionellen Spannungen ein diakonisches Erfolgserlebnis gut ge" 5 A D W , CAW1027. Diese Forderung sollte wohl auch die noch keineswegs überwundenen Bedenken innerhalb der Inneren Mission gegen Stuttgart neutralisieren. Eine Verlegung nach Berlin, obwohl diese Forderung etliche Befürworter fand, war hingegen illusorisch, denn sie hätte alle bis dahin erzielten Kompromisse auf organisatorischem Gebiet hinfällig werden lassen. Vgl. O h l , S t e l l u n g n a h m e i m D i a k o n i s c h e n Beirat, 3 0 . 1 1 . 1 9 5 6 , M s ( A D W , C A W 1012); S c h m i d t a n B e r g , 2 9 . 1 1 . 1956 (EBD., Z B B 409).

200

Vgl. Berg an Schmidt, 1.12. 1956 (EBD.). A. Ehlers an Münchmeyer, 18.12. 1956 (EBD., C A W 1015). Vgl. Herntrich an Münchmeyer, 23.10.1956 und Herntrich an von Dietze, 26.10.1956

( L K A HAMBURG, B K H 10). 201 M e r z y n a n R i e d e l , 2 6 . 1 1 . 1956 (EBD., B K H 11). 202

So Herntrich an Brunotte, 5.11. 1956 (EBD., B K H 10).

358

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

brauchen könne 203 , und Herntrich meinte, bei der Behandlung des Militärseelsorgevertrages werde es auf der Synode zu offenen Meinungsverschiedenheiten kommen, „deren Eindruck dann durch eine möglichst einmütige Beschlußfassung in der diakonischen Frage ausgeglichen werden müsse".204 Herntrich trat daher am 20. November 1956 der Dibelius-Denkschrift unverzüglich mit einer ausführlichen Stellungnahme entgegen, was ihm um so leichter fiel, als diese tatsächlich „insgesamt mit schneller Hand entworfen" war, und sich Irrtümer und innere Widersprüche unschwer aufzeigen ließen. Wenn es heiße, Wicherns 1848 proklamierte Ziele seien nicht erreicht worden, dann bedürfe es auch der neuen Zielsetzung nicht, die das Memorandum an der „Ordnung" vermisse, ohne selbst dieser Forderung zu genügen. Vor allem betonte Herntrich, daß es keineswegs um eine „Vereinnahmung" des Hilfswerks gegangen sei und die Schwierigkeiten der Neuordnung vor allem durch die zunehmend gefährdete Arbeitsfähigkeit des Zentralbüros bedingt seien: „Wer die Entwicklung in den westdeutschen Landeskirchen kennt, vor allem aber, wer die innere Situation des Zentralbüros in Stuttgart sieht, weiß, daß es nicht wohlgetan wäre, die Neuordnung hinauszuzögern."205 Der Diakonische Beirat machte sich mit Ausnahme Bergs und Grübers206 diese Stellungnahme am 30. November 1956 zu eigen, wobei die Vertreter der Inneren Mission erklärten, daß man „aufs tiefste gekränkt und verbittert sei über das Maß von Unkenntnis und Verständnislosigkeit, das aus diesem Memorandum spräche". Man war auch allgemein verwundert, daß Dibelius, nachdem er erst vier Wochen zuvor als Ratsvorsitzender die Vorlagen des Diakonischen Beirates gebilligt hatte, sie jetzt in dieser Weise kritisierte, ohne mit den vier im Beirat vertretenen Ratsmitgliedern vorher Fühlung zu nehmen.207 Angeführt von Herntrich verhandelte eine Delegation des Beirats am 16. Januar 1957 mit Dibelius und veranlaßte ihn zu der schriftlichen Erklärung, er habe selbstverständlich schon immer der Inneren Mission die gebührende Wertschätzung entgegengebracht, und nur dadurch, „daß das Memorandum in pointierter Ausdrucksweise lediglich ein bestimmtes Berliner Anliegen zum Ausdruck bringen wollte", sei bedauerlicherweise ein falscher Eindruck entstanden.208 Münchmeyer übersah zwar nicht, daß Vgl. Riedel an Berg, 19.12. 1956 (ADW, ZBB 409). Vermerk Röntschs, 6 . 1 2 . 1956 (EBD., ZB 131). 205 EBD., C A W 1027. 206 Vermerk Röntschs betr. Sitzung des Diakonischen Beirats am 3 0 . 1 1 . 1956, 6 . 1 2 . 1956 (EBD., ZB 131). 201 Vermerk Merzyns betr. Sitzung des Diakonischen Beirats am 3 0 . 1 1 . 1956 (EBD., C A W 1011). Vgl. auch Haugan Herntrich, 2 3 . 1 1 . 1 9 5 6 und Riedel an Herntrich, 2 4 . 1 1 . 1 9 5 6 (LKA HAMBURG, BKH11); Zustimmung erhielt Dibelius von Held lt. Dibelius an Held, 2 7 . 1 1 . 1956 (LKA DÜSSELDORF, 9/192). 208 Dibelius an Münchmeyer, 1 7 . 1 . 1957 (ADW, C A W 1016). 205

204

Die Fusionsverhandlungen im Diakonischen Beirat

359

Dibelius damit keine seiner B e h a u p t u n g e n z u r ü c k n a h m , indessen genügte es,

d e n Brief in d e r

entscheidenden

Sitzung des

Centrai-Ausschuß-

Hauptausschusses z u verlesen, u m dessen Mitglieder milde zu s t i m m e n 2 0 9 u n d z u r Billigung der E n t w ü r f e z u veranlassen. W e d e r das Berliner M e m o r a n d u m , n o c h eine Serie v o n Stellungnahmen, in denen die leitenden Mitarbeiter des Zentralbüros v o r allem unter H i n w e i s auf die verschiedenartigen theologischen G r u n d h a l t u n g e n ihre A b l e h n u n g des F u s i o n s u n t e r n e h m e n s m e h r o d e r weniger u n v e r b l ü m t z u m A u s d r u c k b r a c h t e n 2 1 0 , k o n n t e n den L a u f der D i n g e jetzt n o c h aufhalten. A m 15. J a n u a r 1 9 5 7 tagte der Diakonische Beirat z u m letzten Mal. 2 1 1 E i n e W o c h e später w u r d e die „ O r d n u n g " des neuen W e r k e s v o m C A - H a u p t a u s s c h u ß angen o m m e n . Lilje hielt auf dieser T a g u n g einen p r o g r a m m a t i s c h e n V o r t r a g über „Diakonie als Lebenselement einer missionierenden K i r c h e " , v o n d e m O h l meinte, er habe nicht wenig dazu beigetragen, die i m m e r n o c h bestehenden B e d e n k e n z u ü b e r w i n d e n . 2 1 2 D a der H a u p t a u s s c h u ß gleichwohl n o c h A n -

Vgl. Münchmeyer an Dibelius, 24.1. 1957 (EBD.). Collmer/Berg, Memorandum für die Mitglieder des Verwaltungsrats, 2.1. 1957 (EBD.). Seit langem vorbereitet (vgl. Collmer an Berg, 8.11.1956: EBD., ZBB 409), war dieses gegenüber Kritikern (vgl. Herntrich an Berg, 11.1.1957: EBD., ZB 132) und Freudenstein an Berg, 18.1. 1957 (EBD., CAW 1025) als „Familiengespräch" innerhalb des Hilfswerks (so Berg lt. Freudenstein an Münchmeyer, 18.1.1957: EBD.) bezeichnete Memorandum Anlaß genug, die Forderung nach Rücktritt Bergs und Collmers in einen im Central-Ausschuß erstellten Katalog der vor Vertragsabschluß noch zu erfüllenden Bedingungen aufzunehmen, o.D. (EBD., CAW 1019). Vgl. auch Berg an Herntrich, 11.1.1957 (EBD., ZBB 409); Berg an Freudenstein, 29.1. 1957 (EBD., ZB 125); Collmer an Berg, 24.1.1957 (EBD.). Die Äußerungen Röntschs und Foersters, deren Ausscheiden schon seit längerem feststand, waren wenig „zurückhaltend", doch ebenso wirkungslos: Röntsch, „Restauration in der evangelischen Liebesarbeit", Ende Januar 1957 (EBD., ZBB 848); Foerster, Memorandum „Verschiedene Erscheinungsformen der Diakonie der Kirche", 3.12.1956 (EBD., CAW 965); Foerster, Memorandum „Ist der Zusammenschluß von Central-Ausschuß... und Zentralbüro in der Form einer Fusion sachgemäß?", 14.1.1957 (EBD., CAW 1013): Mit der Fusion sei es wie mit des Kaisers neuen Kleidern. Mit einem bloßen „Quantitätsbegriff" werde man den qualitativen Unterschieden nicht gerecht. Man solle nichts überstürzen, „nur der Teufel hat keine Zeit". Dazu Dibelius: „Was sie schreiben, begegnet weithin meinen eigenen Gedanken, nur ist es jetzt zu spät, das Rad rückwärts drehen zu wollen.", Dibelius an Foerster, 23.1. 1957 (EBD., ZB 124); Foerster, „Trauung ohne Traugespräch? - ein Wort zu der Frage der Fusion von Innerer Mission und Hilfswerk", mit einer Pressemitteilung vom 31.1.1957 (LKA HAMBURG, BKH 11) und dem Memorandum vom 14.1. verbreitet (vgl. Protesttelegramm W. Schmidts an 105 210

Berg, 9 . 2 . 1 9 5 7 : EBD.). 211

Vgl. Vermerk Merzyns (ADW, CAW 1016); Verwaltungsrat, 16.1. 1957, Beschlüsse

(EBD., C A W 1021); Sitzung des Rates am 1 7 . / 1 8 . 1 . 1957, N s ( L K A DÜSSELDORF, 9 / 1 5 0 ) .

212 Vgl. O. OHL, Innere Mission, S. 39; dort ausführliche Zitate. Lilje hob wie schon öfter hervor, daß es grundsätzliche theologische Unterschiede zwischen beiden Werken nicht geben und daher das Proprium der Inneren Mission durch die Fusion nicht gefährdet sein könne. Diakonie und Mission könnten nicht voneinander abgegrenzt werden. „Die Charismata sind Gnadengabe des einen H e r r n . . . Hier ist jeder Gedanke an eine Aufgliederung vollkommen unvollziehbar." Vgl. auch Collmers ausführliche Stellungnahme „Bericht über die Hauptaus-

360

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

derungswünsche angemeldet hatte213, wurde eine letzte Sitzung des „Sechserausschusses" notwendig, in der das Hilfswerk den Vertretern der Inneren Mission noch einige letzte Zugeständnisse, unter anderem in personellen Fragen, abringen konnten.214 Nur einen Tag später, am 7. Februar 1957, wurde die Ordnung vom Rat der EKD gebilligt und von Dibelius und Lilje unterschrieben, wobei letzte Anderungswünsche des Rats, die das Werk stärkerer Kontrolle unterworfen hätten, zurückgestellt werden mußten.215 Wiederum eine Woche später, am 11. und 12. Februar 1957 gaben auch Verwaltungsrat und Hilfswerkausschuß ihre Zustimmung.216 Damit waren die Verhandlungen allen Befürchtungen zum Trotz noch rechtzeitig vor der Synodaltagung zum Ziel gekommen.

3. Die „diakoniscbe Synode" - Berlin-Spandau 1957

Die Vorbereitung auf die „diakonische Synode" Schon im Sommer 1955 unterrichtete das Präsidium der EKD-Synode deren Mitglieder davon, daß auf der nächsten Tagung Fragen der Diakonie im Mittelpunkt der Beratungen stehen sollten.217 Das löste sogleich die Frage aus, warum die Kirche „nur noch" Themen auf ihrer Synode verhandele, „die für den Christen in seinem alltäglichen Leben so am Rande liegen, wie das vorgeschlagene".218 Das Präsidium beschloß daraufhin, nicht „Kirche und Diakonie", sondern „Kirche und Diakonie in der veränderten Welt" zum Hauptthema zu machen. Die „Fachfragen der ,Diakonie'" sollten „nicht übermäßig in den Vordergrund treten", vielmehr sollte „die Grenzenlosigkeit des diakonischen Handelns'", von der Herntrich 1951 auf der schuß-Sitzung..." (ADW, ZB 126). - Mit dem gleichen Argument, dessen Lilje sich hier bediente, bewies Fuchs jedoch das Gegenteil, nämlich die theologische Illegitimität des Begriffs „diakonisch-missionarisch" (vgl. unten S. 362ff.). 2,3 Ns (Entwurf): ADW, CAW1019; CA an Kirchenkanzlei, 24.1. 1957 (EBD., CAW 1016). 214 Vgl. Vermerk von Staas, „Anmerkungen zur Vorlage 1...", 1. 3. 1957 (LKA DÜSSELDORF, 9/149); Vermerk Bauers über die Sitzung des Sechserausschusses am 6.2.1957 (ADW, ZB 133). 215 Vgl. von Staa,,,Anmerkungen zur Vorlage 1...", 1. 3.1957 (LKA DÜSSELDORF, 9/149), sowie oben S. 348. 216 Hilfswerk-Ausschuß, 12. 2.1957, Ns (ADW, CAW 996). Noch in letzter Minute hoffte man offenbar auf ein Dibelius-Veto im Rat und in den Hilfswerk-Gremien, doch sah sich Dibelius außerstande, seine Unterschrift zu verweigern, wenn die Vorlagen dort Zustimmung fänden, (Vermerk Bergs betr. Besprechung mit Dibelius und Pack am 28.1. 1957: EBD., Z B B 409). 217

Von Dietze, Rundschreiben an die Synodalen, 2. 6. 1955 (EBD., ZB 244). Iwand an von Dietze, zitiert in: Von Dietze, Rundschreiben an die Mitglieder des Präsidiums der Synode, 11. 7. 1955 (EBD.). 211

Die „diakonische Synode" - Berlin-Spandau

361

Synode in Hamburg gesprochen habe, zur Geltung kommen und an das Thema der Synode von 1955 „Die Kirche und die Welt der Arbeit" angeknüpft werden. 2 " Um die Entscheidung der Synode „in ein gutes theologisches Fundament" einzubetten, wurde ein besonderer Vorbereitungsausschuß berufen, um dessen Leitung der damalige Direktor der Berliner Missionsgesellschaft, Gerhard Brennecke, gebeten wurde.220 Im Central-Ausschuß fürchtete man offenbar spontan, daß dieses Gremium unerwünschten Einfluß auf die Verhandlungen des Diakonischen Beirats nehmen könne. 221 Münchmeyer vermutete, wie sich herausstellen sollte, zu Recht, das eigentliche Thema der Synode könne wieder einmal „durch ein erst auf der Synode selber oder kurz vorher aufgeworfenes politisches oder kirchenpolitisches Thema überschattet" werden. Außerdem werde die Synode Schwierigkeiten haben, das komplexe Thema sachgerecht zu durchdringen. Unverbindliche programmatische Referate und „Worte", zu denen sie sich möglicherweise gedrängt fühle, seien wenig hilfreich. Die Synode solle lieber die anstehenden Kirchengesetze gründlich beraten: „Wir möchten gern, daß das neue Kirchengesetz, das einen Schlußstein setzen sollte, in aller Offenheit und Gründlichkeit durchdiskutiert und beschlossen werden kann."222 Brennecke konnte diese Bedenken aber zerstreuen223, zumal bei der Zusammensetzung des Ausschusses die Innere Mission angemessen berücksichtigt wurde. Nach einer ersten Sitzung des Vorbereitungsausschusses im Januar 1956224 fand vom 23. bis 26. Juni 1956 in Spandau eine Arbeitstagung statt, die die Bedenken des Centrai-Ausschusses wohl endgültig beseitigt haben dürfte. Als am Schluß dieser Tagung gefragt wurde: „Was nun weiter?", zeigte sich nämlich, daß Brennecke die Arbeit des Ausschusses so grundsätzlich verstand, daß Rückwirkungen auf die anstehenden Sachentscheidungen nicht zu befürchten waren: Die Kirchengesetze gingen den Vorbereitungsausschuß nur indirekt an; seine Aufgabe sei es, das, „was gewissermaßen auf der obersten Ebene sich gesetzlich vollziehen wird", für die Gemeinden fruchtbar zu machen. Die Synode werde ein Wort an die Gemeinden zu richten haben, und „das Referat über alles, was uns in dieser Konferenz beschäftigt hat, wird also irgendwie auf solch ein Wort zusteuern müssen". Bei der bekannten Problematik dieser Worte werde dieses auch entfaltet werden müssen, „d.h. also, daß ihm ein zweites zur Seite gegeben werden muß". 225

219

Präsidium der EKD-Synode, 3. 8. 1955, Ns (EBD.).

220

Vgl. v o n D i e t z e a n L e i t z , 2 2 . 1 2 . 1 9 5 5 (EBD., C A W 9 6 5 ) . M ü n c h m e y e r a n v o n D i e t z e , 2 8 . 1 2 . 1 9 5 5 (EBD.).

221 222

EBD.

223

Vgl. Brennecke an Münchmeyer, 26.1. 1956 (EBD.).

224

2 1 . 2 . 1956, N s (EBD.).

225

G. BRENNECKE, Aufgabe, S. 141f.

362

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

Auch Hilfswerk und Innere Mission bereiteten sich intern auf die Tagung der Synode vor. Der Central-Ausschuß beschloß, „für die Einflußnahme auf die Bestellung der Referenten für die Synode, für die Vorbereitung der Vorlagen und für Vorbereitung etwaiger Diskussionsbeiträge" auch seinerseits einen Ausschuß zu bilden.226 Diese Kommission kam jedoch nur einmal zusammen. Dabei wurde beschlossen, der Inneren Mission nahestehende Synodale vor der Synode umfassend zu instruieren und für eine möglichst breite Behandlung des Themas in der Kirchenpresse zu sorgen, wobei „vor allen Dingen auch die missionarische Seite der Inneren Mission stark hervortreten" müsse.227 Zu dieser literarischen Vorbereitung ist vermutlich auch ein Aufsatz zu rechnen, den Ulrich unter dem programmatischen Titel „Missionarische Diakonie und diakonische Mission" im Februar 1957 in der Zeitschrift „Die Innere Mission" veröffentlichte.228 Ulrich hatte sich kurz zuvor in einem Vermerk mit der Infragestellung des „diakonischmissionarischen Charakter des zukünftigen Gesamtwerks" und der „missionarische [n] Ausrichtung der diakonischen Arbeit" durch das Hilfswerk auseinandergesetzt. Diese Ausführungen wiederholte er in erweiterter Form, aber unter sorgfältiger Meidung jeden aktuellen Bezuges. In dem Vermerk hatte er erklärt, die Verklammerung von Diakonie und Mission sei eine der großen Leistungen Wicherns. Durch ihre gegenseitige Durchdringung machten die Diakonie den entscheidenden Schritt über die reine Armenpflege und die Evangelisation über die reine Homiletik hinaus, was auch biblisch begründet sei und im Handeln Jesu seine Entsprechung finde. Gegenwärtig sei die Gefahr der Auseinanderentwicklung akut; die missionarische Arbeit dürfe aber im neuen Werk kein „Randsiedlerdasein" führen", und die Diakonie brauche die Verbindung zur missionarischen Verkündigung. Die Bedeutung der Gemeindediakonie die ein besonderes Hilfswerksanliegen darstellte, erkannte Ulrich zwar an, doch sei dies nicht, wie es zuweilen scheinen wolle, „eine Frage der Ordnung oder der Organisation". Ohne Verbindung mit Volksmission könne keine Gemeindediakonie aufgebaut werden.229 Noch kurz vor dem Zusammentritt der Synode, am 28. Januar 1957, bat das Hilfswerk die Kirchliche Hochschule Berlin um ein Gutachten zur Klärung des Begriffs „diakonisch-missionarisch", der in den Fusionsverhandlungen zunehmend bedeutsam geworden, doch immer noch ungeklärt geblieben sei. Besonders wünschte man Antwort auf die Frage, „ob es schriftgemäß ist, diesen... Begriff zur Beschreibung des Dienstes christlicher 226

CA-Vorstand, 29. 5. 1956, Ns (ADW, CAW 965). Vermerk Engelmanns betr. Besprechung am 12.10. 1956 (EBD., CAW 766); vgl. auch „Vorbereitungsausschuß", 12.10. 1956, Ns (EBD., CAW 966); Griinbaum, Vermerk betr. Besprechung am 12.10. 1956,16.10. 1956 (EBD., CA 2552). 228 47 (1957), S. 41-44. 229 Vermerk Ulrichs, „Zur Frage der Abteilung I", o.D. (ca. Nov. 1956): ADW, CAW 1019. 227

Die „diakonische Synode" - Berlin-Spandau

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Liebe in den Mittelpunkt zu stellen", und ob „die praktisch-theologische Legitimität des Gebrauchs von Diakonisch-Missionarisch als den Dienst der Kirche umfassend beschreibend bejaht werden kann".230 Selbstverständlich hieß das nicht, daß die Klärung der umstrittenen Frage nun der theologischen Wissenschaft überlassen werden sollte. Vielmehr erwartete man eine Bestätigung der eigenen Auffassung und schloß nicht aus, daß der Central-Ausschuß mit dem Gegengutachten einer anderen Fakultät aufwarten werde.231 Die Kirchliche Hochschule zog den theologischen Referenten der Berliner Stelle des Zentralbüros, Pastor Gerhard Noske, als „sachkundigen Berater" hinzu232, und das mag mit dazu beigetragen haben, daß der Neutestamentier Ernst Fuchs und der praktische Theologe Martin Fischer in ihrem Doppelgutachten233 auch zum gewünschten Ergebnis kamen. Fuchs befand, das „synthetische Modewort,Diakonisch-missionarisch'" widerspreche „dem einfachen neutestamentlichen Grundsatz der Klarheit des Dienstes, die durch persönliche Unteilbarkeit" und „mannigfaltigen Reichtum des Dienstes" gekennzeichnet sei: „Wir dienen dem Herrn, wenn wir ihn in allen Stücken den Herrn sein lassen wollen. Also sollen wir nicht trennen, was E r selber mit seiner Kraft einigt und nicht organisieren, was nur er allein organisieren k a n n . . . er verschmäht keinen Dienst. Für ihn gibt es kein Doppelwort. E r selber ist und bleibt das Eine Wort, durch das uns allen immer schon geholfen ist, so daß wir gerade nicht einteilen und einstufen s o l l e n . . . Das Doppelwort „Diakonisch-missionarisch" überfremdet die Beziehung, die unteilbare Beziehung des Einen Herrn zur Einen Gemeinde und trennt deshalb mehr, als es einigt." 234

Fischer stellte fest, der Ordnungsentwurf für das Gesamtwerk erhebe den Sprachgebrauch der EKD-Grundordnung „zu einer theologischen Grundsatzerklärung . . . , die der zureichenden theologischen Begründung noch entbehrt und wahrscheinlich auch entbehren muß". 235 Die lÜrche verleugne ihren Auftrag, „wenn sie irgendeinem ,Werk' die diakonische oder die missionarische Funktion abträte oder auch nur delegierte".236 Gegen die EBD., ZB 125. Vgl. Berg an Collmer, 28.1. 1957 (EBD., ZBB 409). 232 Lt. Smend an Pack, 29.1. 1957 (EBD.). 2 3 3 „Exegetisches und praktisch-theologisches Gutachten der Kirchlichen Hochschule Berlin über Diakonie und Innere Mission als Dienste der Kirche". Dieses Gutachten existiert in zwei Fassungen: Eine „Vorläufige, fur den dringenden Bedarf der Synode hergestellte Fassung", deren Text dem Vf. freundlicherweise von Prof. M. Fischer zur Verfügung gestellt wurde, lag der Synode vor. Bei der zweiten Fassung, nach der hier zitiert wird (Abdruck in: Th Viat VI, S. 42-53), fehlt die Einleitung dieser vorläufigen Fassung, während der von E. Fuchs verfaßte Teil I Β (S. 46-49) hinzugekommen ist. 234 EBD., S. 45f. - Vgl. oben S. 359, Anm. 212 zu Liljes Ausführungen vor dem Hauptausschuß des Centrai-Ausschusses. 235 EBD., S. 49. 236 EBD., S. 51. 230

231

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

Behauptung der Inneren Mission, „daß die diakonische Funktion ihrem Wesen nach gleichzeitig missionarisch sei"237, fragte er, „ob nicht die Reinheit der diakonischen Funktion gefährdet wird, wenn man außerdem missionarische Ziele betont", räumt allerdings ein, daß da, wo innerhalb des diakonischen Arbeitsbereiches „das missionarische Charisma Aufgaben entdeckt und angepackt hat", nicht reglementierend eingegriffen werden dürfe.238 Er forderte schließlich, daß der Fusion ein „theologisch geklärtes Verständnis von Kirche, Wort und Dienst vorausgehen" müsse, weil ein bloß „additives Zueinanderfügen der Werke" MißVerständnisse und „praktische Versündigung am Auftrag der Kirche" zur Folge haben müsse.239 Statt nun aber konsequenterweise zu verlangen, die Zusammenführung der Werke bis zu dieser Klärung aufzuschieben, schlug er lediglich vor, auf die Bezeichnung „Das Diakonische Werk der EKD" oder „Das Diakonat der EKD" zurückzugreifen, weil der im additiven Doppelnamen zum Ausdruck kommenden Resignation widerstanden werden müsse.240 Die Verhandlungen der Synode Auf der eigentlich als „diakonische Synode" geplanten Tagung der EKDSynode, die vom 3. bis 8. März 1957 in Berlin-Spandau stattfand, stand die Neuregelung des Verhältnisses von Central-Ausschuß und Hilfswerk der EKD nicht ganz unerwartet in zweifacher Weise am Rande. Nachdem Herntrich am Vormittag des 4. März die Vorlage für das Kirchengesetz und den Entwurf der Ordnung des neuen Werkes eingebracht - seine Rede stand unter dem Leitsatz: „Wir haben eine Kirche, die Wichern nicht hatte."241 und Brennecke am Nachmittag sein Hauptreferat über „Kirche und Diakonie in der veränderten Welt" gehalten hatte242, trat das wirkliche Thema der Synode beherrschend in den Vordergrund: Die Diskussion über den Militärseelsorgevertrag. Als vier Tage später, am letzten Verhandlungstag, die Beratungen über die Diakonie wieder aufgenommen wurden, stellten mehrere Redner fest, aus dem ursprünglichen Hauptthema, dem man sich jetzt in den letzten Stunden der Tagung wieder zuwende 243 , sei nun doch ein Randthema geworden. Innerhalb der Beratungen über die Diakonie stand nun wieder die Verabschiedung des Kirchengesetzes am Rande, dessen Vorbereitung so viele Jahre gedauert hatte. Mehrfach wurde betont, daß die Synode sich durch die Beschäftigung mit diesem Gesetz nicht von ihrer 237

EBD. EBD.

239 240 241 242

243

EBD., S. 53. EBD. BERLIN-SPANDAU 1 9 5 7 , S. 1 0 3 - 1 1 4 . EBD., S. 1 1 7 - 1 3 9 ; A u s s p r a c h e e b d . , S. 1 3 9 - 1 6 0 .

EBD., S. 395 (Böhm), S. 417 (Verwiebe).

Die „diakonische Synode" - Berlin-Spandau

365

Hauptaufgabe abhalten lassen dürfe, der gemeindlichen Diakonie durch die Formulierung eines „Wortes" einen kräftigen Impuls zu geben.244 Dies war freilich auch das Gebiet, auf dem die Synode in ihrer Entscheidung souverän war; die Vornahme größerer Änderungen an der „Ordnung" hätte hingegen eine erneute Einschaltung der Organe des Central-Ausschusses erforderlich gemacht. Brennecke bezog in seinem Vortrag weithin Positionen des Hilfswerks. Er bezeichnete die geplante Neuordnung als „Ansatzpunkt für eine Reformation im ursprünglichen Sinn des Wortes, eine Zurückführung auf den ureigensten Sinn und Auftrag aller Diakonie".245 In einem Zeitalter globaler Veränderungen246 gelte es, die Konsequenzen aus dem gewandelten kirchlichen Selbstverständnis, das Gemeinde nicht mehr als „Verein" frommer Individuen, sondern als Leib Christi verstehe, zu ziehen247 : Diakonie und Mission seien dann nicht mehr delegierbar. Organisatorische Fragen seien dabei sekundär: „Entscheidend ist, daß ein volles schrankenloses Ja der Kirche zu ihrem ureigensten Auftrag in Diakonie und Mission gesprochen wird."248 Vom neuen Verständnis der Gemeinde her müsse folgerichtig auch die Diakonie der Gemeinde im Zentrum aller Überlegungen stehen.249 Diese „Diakonie des Alltags" und des täglichen Zusammenlebens in Familie, Haus und Nachbarschaft müsse in den Gemeinden auch zu einer organisatorischen Form finden.250 Ohne dabei auf Einzelheiten einzugehen, stellte Brennecke fest, es zeichne sich in der Diskussion der letzten Jahre immer deutlicher ab, „daß neben das Amt der Wortverkündigung das Amt, das den Diakonat der Gemeinde in einer gewissen Weise zusammenfassen müßte, zu stellen ist", wobei es sich um ein geistliches Amt handle. Auch gelte es, Schlüsse aus der Diskussion um die Ämter in der Kirche zu ziehen.251 Brennecke befaßte sich dann kurz mit dem Thema Anstaltsdiakonie, die, so sehr auch die Gemeinde Zentrum aller Diakonie sei und werden müsse, doch nicht allein von der Ortsgemeinde getragen werden könne. Jetzt gehe es darum, sie „in einer sichtbaren Weise, in einer ganz gewiß losen organisatorischen Form" der Kirche zu verbinden. Nachdem er auf die Frage der „sozialen Diakonie"2 52 und die ökumenische Dimension2 53 eingegangen war, äußerte er sich abschließend zum „Platz der Diakonie im großen 244 245 246

247 241 249 250 251 2 52 253

Vgl. Ebd., S. 377 (Rautenberg), S. 404 (Held). Ebd., S. 118. Ebd., S. 119f. EBD., S. 121-123. Ebd., S. 123. EBD., S. 126. EBD., S. 128. EBD., S. 128. Ebd., S. 131-133. Ebd., S. 133f.

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Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1951-1957

Zusammenhang kirchlichen Lebens und Handelns überhaupt" und zum Verhältnis von missionarischen und diakonischen Aufgaben. Dabei sprach er sich dafür aus, bei aller gegenseitigen Durchdringung und Zusammengehörigkeit um der „rechten Arbeitsteilung" willen in den Gemeinden wie „im Gesamten der Kirche" zwischen „Verkündiger des Wortes" und „Diakon" zu unterscheiden.254 An Brenneckes Referat schloß sich eine längere Aussprache an, in der mehrere Synodale unterstrichen, daß die Diakonie der Gemeinde das sei, worauf es gegenwärtig entscheidend ankomme.2 55 Es wurde aber auch gefragt, ob nicht die Ortsgemeinde in der „veränderten Welt" ihre Glieder nur noch sehr partiell erreiche und ob die kirchlichen Arbeitsformen sich diesen Gegebenheiten nicht anzupassen hätten.256 Aus der Sicht der Inneren Mission meldeten besonders Bender und Haug Bedenken an. Bender protestierte gegen die Geringschätzung der christlichen Vereine des 19. Jahrhunderts und glaubte in Brenneckes Worten eine „Hochgemutheit" erkennen zu müssen, „als ob wir uns in einem neuen Aufbruch diakonischen Willens befänden"257, wovon aber keine Rede sein könne: „Nein, wir stehen nicht im Aufbruch, sondern wir stehen im Abbau."258 Auch Lilje trug einen „Frontalangriff"259 gegen Brennecke vor und bezeichnete die Gegenüberstellung von „Verein" und „Kirche" als „eine der unglücklichsten Antithesen"2 60 : „Wer will denn eine so abenteuerliche Theologie haben, dann, wenn sich da ein paar Leute im Namen Christi unter Gebet und Schrifdesung und allen christlichen Motiven, die es gibt, zusammentun, um irgendeine Sache der christlichen Liebe zu betreiben, zu sagen, das wäre nicht Kirche!"261

Das Kirchenverständnis des 19. und des 20. Jahrhunderts dürfe man nicht in dieser Weise kontrastieren. Vielmehr müsse man sich der Tatsache stellen, daß die aus der Erweckungsbewegung kommenden Impulse zu kirchlicher Liebestätigkeit und Mission heute fehlten, statt „im Tone des Siegers" zu fordern, „wir müßten die Folgerungen aus unseren theologischen Erkenntnissen der letzten Jahre ziehen": Haben wir wirklich der Gemeinde das vermittelt, was ihr im 19. Jahrhundert die heute von uns nicht nachzuvollziehende Theologie der Erweckung geliefert hat?262 Auf Brenneckes Forderung nach einer „Arbeitsteilung" im Hinblick auf diakonische und missionarische 254

Ebd., S. 135-137. Vgl. Ebd., S. 151 f. (Haug, Ihmels). 256 Ebd., S. 154 (E. Müller). 257 EBD., S. 140. 2S ' Ebd., S. 141. Bender hatte dabei die Mutterhausdiakonie im Blick. 259 Ebd., S. 142. 260 Ebd., S. 143. 261 Ebd., S. 144. 262 Ebd., S. 145. 255

Die „diakonische Synode" - Berlin-Spandau

367

Aufgaben ging Lilje nicht ein.263 Münchmeyer stellte in seinem kurzen Diskussionsbeitrag lediglich fest, er könne nicht in allen Punkten einverstanden sein, und wies dann darauf hin, die neuen, von Brennecke genannten Formen - Gemeindediakonat, sozialpolitische Diakonie, ökumenische Diakonie - seien schon immer Bestandteil der Inneren Mission gewesen und hätten sich allenfalls bisher nicht recht entfaltet.264 Bei der Beratung des Kirchengesetzes im Plenum betonte der pommersche Präses und Hilfswerk-Bevollmächtigte Rautenberg als Vorsitzender des von der Synode am zweiten Sitzungstag gewählten Ausschusses in seinem Bericht gleich einleitend, die Mitglieder seien sich in den Beratungen darin einig gewesen, „daß das Entscheidende unserer Bemühungen die Weckung des diakonischen Willens bis in die letzte Gemeinde sei", und hätten deshalb „als das Wichtigere" die Vorlage Brenneckes für ein Faltblatt zur Verteilung in den Gemeinden angesehen.265 Da wesentliche Änderungen die neuerliche Zustimmung des Central-Ausschuß-Hauptausschusses erforderlich gemacht hätten, habe man nur geringfügige Änderungen an der Gesetzesvorlage vorgenommen. Hierzu gehörten kleinere Änderungen in dem Paragraphen über die Aufgaben des neuen Werkes, wo der Ausschuß durch einen weniger exzessiven Gebrauch des umstrittenen Adjektives „diakonisch-missionarisch" den Wünschen des Hilfswerks leicht entgegenkam266, sich zu einer völligen Streichung aber selbst unter dem Eindruck des lebhaft erörterten Gutachtens der Kirchlichen Hochschule Berlin267 nicht entschließen konnte. Man schlug aber dafür vor, das Doppelwort aus dem Text des Rahmengesetzes zu streichen, wo ohnehin auf die Grundordnung der EKD verwiesen werde 268 , was von Vertretern der Inneren Mission mit einer „gewissen Bitternis" quittiert wurde.269 263

Vgl. aber EBD., S. 161f. EBD., S. 162f. 265 EBD., S. 377. 266 § 1: Statt „Erfüllung der diakonisch-missionarischen Aufgaben" lautet die Überschrift nur noch „Aufgaben"; statt „Das Werk trägt die Verantwortung für die Entfaltung aller diakonischmissionarischen Kräfte im Bereich der EKD. Es fördert diese Arbeit der Kirchengemeinden, es dient den Landes- und Fachverbänden der Inneren Mission und den gliedkirchlichen Hilfswerken . . . " heißt es nun „Das Werk sorgt für die Entfaltung aller diakonisch-missionarischen Kräfte im Bereich der EKD. Es fördert die diakonische Arbeit der Kirchengemeinden; es dient den gliedkirchlichen diakonischen Werken . . . " . 267 Mündliche Auskunft Fischers. 261 Statt „Das Werk . . . wird als diakonisch-missionarisches Werk der Kirche gemäß An. 15 der Grundordnung anerkannt", heißt es im endgültigen Gesetzestext „Das W e r k . . . wird als Werk der Kirche gemäß Art. 15 der Grundordnung anerkannt". 249 Berichte über die Ausschuß Verhandlungen liegen nicht vor. Im Vermerk eines Zentralbüro-Mitarbeiters über die Tagung der Südwestdeutschen Konferenz für Innere Mission am 20. 3. 1957 werden Äußerungen eines der Inneren Mission nahestehenden Synodalen über den Verlauf der Ausschußsitzung wiedergegeben. U.a. heißt es: „ . . . Mit gewisser Bitternis stellte er dabei fest, daß der eine Partner vollständig auf der Synode vertreten war, während der 264

368

Das Hilfswerk auf dem Weg zur Fusion 1 9 5 1 - 1 9 5 7

Der Ausschuß legte auch den Entwurf zu einer Entschließung vor, worin der Wunsch ausgesprochen wurde, „Das neue gemeinsame W e r k . . . möge sich möglichst bald einen sachentsprechenden einprägsamen Namen geben wie ,Diakonisches Werk der EKD'". 2 7 0 Auch dies hatten die Anhänger des Hilfswerks zum Arger der Inneren Mission durchsetzen können, wobei mehr als diese Entschließung nicht vorgeschlagen werden konnte, ohne das ganze Vertragswerk zu gefährden.271 In der Aussprache im Plenum wurden diese Streitfragen nicht mehr erörtert. Es ging vor allem um die Bedenken einiger Kirchenleitungen, daß sie zu große und zu einseitige finanzielle Verpflichtungen zugunsten des neuen Werkes eingingen, denen die Einflußmöglichkeiten nicht entsprächen.272 Herntrich berichtete später, daß an diesem Punkt der Konsens am schwierigsten gewesen sei und bis zuletzt die Gefahr bestanden habe, daß das neue Werk von den Kirchenbehörden unerträglich „unter Kuratel" gestellt würde.273 Man kam diesen Bedenken schließlich insoweit entgegen, als die „Ordnung" dahin geändert wurde, daß die Vertreter der Landesverbände der Inneren Mission in der Diakonischen Konferenz durch die Gliedkirchen bestätigt werden sollten. Böhm trug die besonderen Berliner Anliegen vor und begründete die Furcht des Hilfswerks vor dem Ausdruck „diakonisch-missionarisch". Bei dem Berliner Memorandum - darauf spielte er allerdings nur an - sei es letztlich darum gegangen, die Bedeutung der von Berlin aus für die D D R geleisteten Hilfswerkarbeit zu unterstreichen; diese müsse auch dann gewährleistet bleiben, wenn man sich nun entschließe, die Hauptgeschäftsstelle des neuen Werks „weit vom Schuß" in Stuttgart anzusiedeln.274 Zu den Bedenken gegen dessen diakonisch-missionarische Aufgabenstellung erklärte er dann: „ . . . die Gefahr schien uns zu sein, daß nun mit dem Ausdruck diakonischmissionarisch sich die Kirche nicht nur von der Diakonie despensiert und sie auf Central-Ausschuß . . . nur zum Teil anwesend gewesen ist. Dadurch wäre es möglich gewesen, daß ein theologisches Gutachten allein von Herrn Prof. Fischer (ohne die Mitwirkung seiner Kollegen an der Kirchlichen Hochschule) erstellt wurde, das die Synode dahingehend beeinflußt hat, das missionarische Adjektiv aus der Formulierung des Kirchengesetzes zu streichen. Er bedaure das, denn er hielte das für ein ,Überfahren' der Inneren Mission . . R e i t z e n s t e i n , 2 1 . 3 . 1957 ( A D W , ZB 270). 270

BERLIN-SPANDAU 1 9 5 7 , S . 3 6 0 .

Vgl. Ohl an Herntrich, 5 . 4 . 1 9 5 7 ( L K A HAMBURG, B K H 12): In der Namensfrage habe wohl der „Kreis um Pack" noch einen Vorstoß gemacht, nachdem er mit seinem theologischen Gutachten, „das diakonisch-missionarisch nicht zu ertragen sei, nicht gelandet war". 2 7 2 Vgl. BERLIN-SPANDAU 1957, S. 3 8 8 - 3 9 5 (Epha), S. 399 (Jacobi). Vgl. auch S. 404f. (Held). 2 7 3 Herntrich an Ohl, 29. 3. 1957 ( L K A HAMBURG, B K H 12). Für den Entwurf traten besonders Pfleiderer, Bauer, Grünbaum und Herntrich ein (BERLIN-SPANDAU 1957, S. 406-412). 2 , 4 EBD., S. 396. Vgl. oben S. 357ff. 271

Die „diakonische Synode" - Berlin-Spandau

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bestimmte Menschengruppen abgeschoben hat, sondern auch noch die missionarische Aufgabe... nunmehr im Begriff ist, eventuell abgeschoben zu werden auf bestimmte Werke, die nun nicht äußere Mission sind, sondern Innere Mission."275 Die Änderungsvorschläge des Ausschusses hätten diese Befürchtungen gemildert. Er unterstütze den Antrag, einen neuen Namen für das Gesamtwerk zu suchen. Wenn das Wort „Diakonie" darin erscheine, könnten auch seine Bedenken gegen den Doppelbegriff zurücktreten.276 Am Nachmittag des letzten Verhandlungstages befaßte sich dann die Synode mit dem Wort an die Gemeinden. Brennecke hatte bereits am zweiten Tag den Entwurf eines Faltblattes mit einem solchen Wort vorgelegt277, das dann noch um einen Entwurf für einen „Aufruf zum Dienen" ergänzt wurde, der wie frühere „Worte" der Synode wieder von Heinrich Vogel verfaßt war.278 Der Ausschuß, den die Synode zur Beratung dieses Entwurfes bestellte, übernahm jedoch nicht den vorgeschlagenen FaltblattText, sondern verarbeitete seine Grundgedanken zu einer Erklärung „Diakonie in der veränderten Welt" sowie zu einem „Wort" an die Mitarbeiter in der Diakonie. Während die „Erklärung" mit ihren fünf Abschnitten - 1 .Jesus Christus ist Herr und Meister aller Diakonie, 2. Die Kirche Christi trägt das Gewand der Diakonie, 3. Christen bleiben der Not auf der Spur, 4. Diakonie umspannt die Welt, 5. Hoffnung läßt dienen - als eine Besinnung gedacht war, „die bis in die letzten Wurzeln und Tiefen diakonischer Arbeit vorzudringen versucht279, wurde schließlich als drittes Wort der Entwurf Vogels vorgelegt, der zur Verlesung im Gottesdienst und bei anderen Gelegenheiten gedacht war.280 Es entwickelte sich über diese Vorlage eine lebhafte Diskussion; dabei ging es fast ausschließlich um die Frage, ob die Sprache des Wortes geeignet sei, auch außerhalb der Kerngemeinde und von Nichttheologen verstanden zu werden, oder ob es nicht um 80% gekürzt und „ins Deutsche" - so Dibelius - übersetzt werden müsse.281 Schließlich entschied sich das Plenum aber doch zur Übernahme des unveränderten Entwurfs.282 Damit hatte die Synode das geleistet, was immer wieder als ihre eigentliche und Hauptaufgabe bezeichnet worden war. Bei dieser Gewichtung mußte es unerheblich scheinen, daß die Neuordnung des diakonischen Dienstes im Bereich der EKD fast ohne ihre Mitwirkung vorbereitet worden war und sie an dem fertigen Vertragswerk nur noch kosmetische Korrekturen vorgenommen hatte. 275 2,6 277 278

279 2,0 2!1 283

EBD., Ebd., Ebd., Ebd., EBD., Ebd., Ebd., Ebd.,

S. 397. S. 398. S. 135. S. 166f. S. 419. S. 428. S. 436-448. S.448f.

SCHLUSS

Die Anfänge des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland, das die diakonische Arbeit im ersten Jahrzehnt nach dem zweiten Weltkrieg nachhaltig geprägt hat, reichen bis in die Kriegsjahre zurück, als der Ökumenische Rat der Kirchen in Genf mit der Planung einer Wiederaufbauhilfe für die betroffenen Kirchen begann. Nur wenig später setzten die Vorbereitungen Eugen Gerstenmaiers für ein kirchliches „Selbsthilfewerk" ein, doch ist es über Vorüberlegungen und Vorbesprechungen vor allem innerhalb des Kirchlichen Einigungswerkes hinaus nicht zu konkreten Vorbereitungen gekommen, die bei Kriegsende alsbald hätten wirksam werden können. So sind Gründung und Aufbau des Hilfswerks in erster Linie als eine organisatorische Leistung Gerstenmaiers in den ersten Monaten nach Kriegsende zu bezeichnen, die zwar nur durch die frühzeitige und vorbehaltlose Unterstützung der Ökumene möglich war, sich von deren Hilfskonzept jedoch grundlegend unterschied. Der Ökumenische Rat der Kirchen sah in einer großangelegten ökumenischen Wiederaufbauhilfe eine Probe auf die Tragfähigkeit des ökumenischen Gedankens und dachte dabei nahezu ausschließlich an materielle Hilfen für die Wahrnehmung des kirchlichen Verkündigungsauftrages. Die Notwendigkeit, gegenüber politischen Zielen untergeordneten staatlichen Plänen die Autonomie kirchlichen Handelns zu wahren und staatliche und kirchliche Hilfe streng zu scheiden, war hierfür noch ein zusätzlicher Grund. Die Überlegungen Gerstenmaiers zielten hingegen auf eine Mobilisierung der „Selbsthilfe" in den erwarteten Massennöten der sich abzeichnenden nationalen Katastrophe. Sie sollte sich organisatorisch auf den „Apparat" der beiden großen Kirchen stützen, die, etwa im Fall des Ausfalls der staatlichen Verwaltung nach einem gelungenen Staatsstreich, auch deren Aufgaben zum Teil übernommen hätte. „Kirchlicher Wiederaufbau" im engeren Sinne konnte in diesem Konzept einer überkonfessionellen Hilfsorganisation nur von untergeordneter Bedeutung sein. Erst in den Monaten nach Kriegsende glichen sich die beiden Hilfskonzepte an, doch waren die Unterschiede damit nicht aufgehoben. Die Ökumene bezog jetzt auch die „Allgemeine Nothilfe" in ihr Programm ein, hielt aber am Vorrang des „Kirchlichen Wiederaufbaus" unverändert fest. Dieser gewann dafür im Programm des Hilfswerks an Bedeutung, weil die weit ausgreifenden Pläne für das Selbsthilfewerk reduziert werden mußten und die Übereinstimmung mit den Plänen der Ökumene in der Gründungsphase

Schluß

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des Hilfswerks ein Argument von großem Gewicht war. Aber der Schwerpunkt lag unverändert auf der „Allgemeinen Nothilfe"; später hat das Hilfswerk sogar bestritten, daß „Kirchlicher Wiederaufbau" eine genuin diakonische Aufgabe sei. Sowenig wie das Hilfswerk in erster Linie als deutscher Zweig eines ökumenischen Hilfswerks zu charakterisieren ist, kann auch der Beschluß zur Gründung des Hilfswerks, den die Konferenz von Treysa im August 1945 faßte, als ein Ereignis von absoluter Bedeutung für dessen Geschichte bezeichnet werden. Die Anwesenden reagierten auf das Hilfsangebot der Ökumene und stimmten den Vorschlägen Gerstenmaiers zu, ohne sich mit diesen näher zu beschäftigen. So bildete der Beschluß für das Hilfswerk zwar die unerläßliche Legitimationsbasis, doch blieb es Gerstenmaier fast ausschließlich selbst überlassen, was er daraus machen würde. Da das Hilfswerk sich nicht damit begnügte, die ökumenische Hilfe zu vermitteln, sondern auf die Hilfsprogramme und die Art ihrer Durchführung von Anfang an Einfluß nahm, wurde es bald zu einer Einrichtung von spürbarem, auch kirchenpolitischem Gewicht. Es hatte sich gerade deshalb von Beginn an auch mit Bedenken und Einwänden der Inneren Mission, der auf ihre Unabhängigkeit bedachten Landeskirchen und auch mit dem Mißtrauen gegen die kirchenpolitische Haltung Gerstenmaiers auseinanderzusetzen. Gerstenmaier hat die Notwendigkeit der Arbeit des Hilfswerks gegenüber solchen Widerständen zunächst stets pragmatisch begründet. Erst seit der zweiten Hälfte des Jahres 1946 wird zunehmend ein theologisch begründetes Selbstbewußtsein sichtbar. Das Hilfswerk wird nicht mehr nur als Beitrag der Kirche zur Bewältigung der Nachkriegsnot gewertet, sondern über diesen Anlaß hinaus als Beginn einer Erneuerung der Diakonie, wenn nicht einer Erneuerung der Kirche von der Diakonie her verstanden. Die Ausbildung dieses Selbstverständnisses fiel zwar in eine Periode rascher Expansion des neuen Werkes, doch handelte es sich nicht um eine nachträgliche theologische Legitimierung der Praxis des Hilfswerks. Gerstenmaier nahm lediglich Ansätze auf, die in seinen Arbeiten aus der Vorkriegszeit bereits deutlich formuliert waren, wo er den Kampf der Kirche gegen wirtschaftliche, soziale und politische Not als unverzichtbares Element ihres Offentlichkeitsauftrages bezeichnet hatte, dem sie sich „als Ganze" und ohne jeden Vorbehalt zuwenden müsse. Hier war bereits angelegt, was Herbert Krimm einmal als Material- und Formalprinzip des Hilfswerks bezeichnet hat: Einerseits die Forderung nach einer Ausweitung diakonischer Arbeit auf die Bereiche der Sozial- und Gesellschaftspolitik, die als Umsetzung des in der bisherigen Geschichte der Inneren Mission unerledigten Programms Wicherns verstanden wurde und für die Gerstenmaier in seinem gleichnamigen programmatischen Aufsatz später die Formel „Wichern zwei" geprägt hat. Andererseits die als theologi-

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scher Fortschritt gewertete Wendung von der „ Vereinsdiakonie" der Inneren Mission zu einer „kirchlichen" Diakonie, deren Zeitalter Gerstenmaier und seine Mitstreiter mit der Gründung des Hilfswerks anbrechen sahen. Diese Grundsätze waren für Praxis und Programmatik des Hilfswerks von entscheidender Bedeutung. Die Grenzen traditioneller kirchlicher „Liebestätigkeit" wurden überschritten, wenn es sich nicht auf die Weiterleitung inund ausländischer Liebesgaben beschränkte, sondern mit seiner Arbeit zur Überwindung der Arbeitslosigkeit oder zur Seßhaftmachung der Flüchtlinge beitragen wollte, wenn es sich auf publizistischem Gebiet engagierte oder sich zur stellvertretenden Übernahme auch politischer Verantwortung bekannte. Jener zweite, von Krimm als „Formalprinzip" bezeichnete Grundsatz führte zu der Forderung nach einem Diakonischen Amt, das als Amt der Laien gleichberechtigt neben das Predigtamt treten und in dem die Wandlung einer den tatsächlichen Lebensvollzügen ihrer Glieder entfremdeten, in ihren Funktionen auf das Predigtamt reduzierten Pastorenkirche zur „brüderlichen Lebens- und Seinsgemeinschaft" ihren Ausdruck finden sollte. Das „Diakonische Amt der Kirche" sollte in zweifacher Weise ausgebildet sein: In den Gemeinden als „Gemeindediakonie" oder „Diakonat der Gemeinde" für den caritativen und fürsorgerischen Dienst am einzelnen und im Gesamtbereich der EKD als „Diakonisches Amt der EKD". Die Ablehnung der von der Inneren Mission vertretenen unlöslichen Verbindung von diakonischer und missionarischer Arbeit war eine weitere Konsequenz jenes „Formalprinzips". Das Hilfswerk verstand sich als „Funktion der Kirche selbst", wobei „Kirche selbst" und „verfaßte Kirche" identifiziert wurden. Daher mußte es ihm nicht nur überflüssig, sondern mit seinem Verständnis der Diakonie als gleichberechtigter „Funktion" der Kirche unvereinbar erscheinen, die kirchliche Legitimität diakonischer Arbeit durch deren Unterordnung unter missionarische Zielsetzungen zu erweisen. Die Notwendigkeit, die diakonische Arbeit besonders in den Gemeinden zu intensivieren, ist von allen Seiten immer aufs neue anerkannt und bekräftigt worden. Aber mit seiner Forderung nach einem „Diakonischen Amt" und mit seinem sozialpolitischen Programm konnte sich das Hilfswerk nicht durchsetzen. Ausschlaggebend dafür war, daß Kirchenleitungen und Innere Mission daran festhielten, daß das diakonische Handeln der Kirche ihrer Verkündigung untergeordnet bleiben müsse. Eine sozialpolitische Arbeit mit Blick auf „die Existenzfragen des ganzen Volkes" und eine extensive Auslegung des kirchlichen Öffentlichkeitsauftrages im Sinne Gerstenmaiers mußte daher als Gefährdung des Vorrangs der Wortverkündigung erscheinen. Wo bestritten wurde, daß die Diakonie eine dem Predigtamt grundsätzlich gleichrangige kirchliche Aufgabe sei, konnte man auch den Verzicht des Hilfswerks auf eine eigene Rechtspersönlichkeit nicht als theologisch relevanten Fortschritt werten. Die Innere Mission, die für sich in Anspruch nahm, „Wesens- und Lebensäußerung" der Kirche zu sein, konnte diese mit

Schluß

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ihrem Selbstverständnis wie mit ihrer traditionellen Unabhängigkeit von der verfaßten Kirche unvereinbare These nur mit Entschiedenheit ablehnen. Außerdem ließ sich der Grundsatz, das Hilfswerk sei nichts als „eine Funktion der Kirche selbst... in einem Teil ihrer Aktion" gerade auf das Hilfswerk der EKD nur unter Einschränkungen anwenden, zumal an eine Anerkennung der gelegentlich andeutungsweise vorgetragenen These, Kircheneinheit sei auf diakonischem Gebiet leichter herzustellen als in der Lehre, nicht zu denken war. Selbst die Kirchenkanzlei bestritt schließlich, daß die EKD eine unmittelbare Befugnis für die diakonische Arbeit habe, und der Feststellung, Diakonie sei Sache des Bekenntnisses, entsprachen vereinzelte Überlegungen, die diakonische Arbeit zu konfessionalisieren. Einwände richteten sich nicht nur gegen die vom Hilfswerk vertretenen Grundsätze, sondern auch gegen seine Praxis, die überdies mit diesen Grundsätzen nicht immer übereinstimmte. Im Bewußtsein der kirchlichen Öffentlichkeit blieb das Hilfswerk eine Verteilungsorganisation für Auslandsspenden, und tatsächlich stand in der Tätigkeit des „Zentralapparats" die organisatorische und kaufmännische Abwicklung der Auslandshilfe im Vordergrund. Da seine Aufgabe, die Entwicklung einer sozialpolitischen Arbeit als eines diakonischen Dienstes an der ganzen Gesellschaft zu betreiben und gleichzeitig die materiellen Mittel dafür zu erarbeiten, ebensowenig allgemein akzeptiert war wie die damit zusammenhängende wirtschaftliche Betätigung, wurde die Daseinsberechtigung des Zentralapparats desto mehr in Frage gestellt, je weniger man sich nach der Wiederkehr „normaler" Verhältnisse auf die Hilfe der Auslandskirchen angewiesen fühlte. Zudem geriet das Hilfswerk in Gegensatz zu dem Grundsatz der „Kirchlichkeit", aus dem es doch sein ekklesiologisches Überlegenheitsgefühl bezog. Gerstenmaier hat dieses „Formalprinzip" des Hilfswerks zwar mit Verve vertreten, doch lagen ihm und seinen Mitarbeitern die neuen Arbeitsgebiete und -methoden, das „Materialprinzip" also, zu sehr am Herzen, als daß sie es nicht immer wieder verletzt hätten. Das Streben nach Konzentration von Entscheidungsbefugnissen und straffer zentraler Lenkung mußte die Befürchtung aufkommen lassen, Gerstenmaier, der sich zu kirchlichen und politischen Fragen stets mit großer Freimütigkeit äußerte, strebe nach dem Ausbau einer persönlichen Machtposition. Am kurzen Zügel der kirchlichen Bürokratie hätte das Hilfswerk viele seiner Leistungen nicht zuwege gebracht, aber es mußte die Glaubwürdigkeit der von ihm so betonten „Kirchlichkeit" mindern, daß es den auf Autonomie bedachten Landeskirchen und den Dienststellen und Organen der EKD unter Verweis auf die Zuständigkeit der faktisch wenig einflußreichen Hilfswerkorgane Mitwirkung und Kontrollrechte bestritt. So wuchs im Gegenteil die Furcht, für Risiken eines Unternehmens einstehen zu sollen, das man weder zu übersehen noch zu beeinflussen vermöge und das den Namen der Kirche zwar in

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Anspruch nehme, sich dem Einfluß der Kirchenleitungen jedoch beharrlich entziehe. Es war nicht möglich, ein noch nicht Gemeingut gewordenes sozialpolitisches Programm mit in der Kirche ungewohnten wirtschaftlichen Methoden zu verfolgen und die verfaßte Kirche in vollem Umfang darauf zu verpflichten, gleichzeitig aber eine Freiheit von kirchenbehördlicher Kontrolle zu beanspruchen, die der nicht nachstand, die die Innere Mission genoß. So galt der „Zentralapparat" zwar weithin als Organisation von kaufmännischer und technischer Leistungsfähigkeit, wurde seines Arbeitsstils und seiner Mitarbeiterschaft wegen aber als Fremdkörper empfunden und weckte weniger den Wunsch, ihn zu einem „Diakonischen Amt der EKD" auszubauen, als das Bedürfnis, wirtschaftliche Risiken auszuschalten und vermeintliche oder tatsächliche Machtansprüche zu beschneiden. Als es darum ging, dem Hilfswerk, das 1945 in Treysa keine Satzung oder Geschäftsordnung erhalten hatte, eine „Ordnung" zu geben, stand somit dem Interesse, eine rasch expandierende Organisation unter Kontrolle zu bringen, der Wunsch des Zentralbüros gegenüber, die Handlungsfreiheit seiner Leitung zu sichern und gleichzeitig seinen Anspruch zu verankern, die kirchliche Diakonie in einer dem Anliegen Wicherns entsprechenden zeitgemäßen Form zu verkörpern. Der Artikel 15 der Grundordnung der EKD, der unter maßgeblicher Beteiligung des Hilfswerks und der Inneren Mission zustande kam, trägt dementsprechend deutlich Kompromißcharakter und ist keineswegs als Bekenntnis zum Diakonieverständnis des Hilfswerks zu verstehen. Nach der Währungsreform, nachdem der Rat der EKD es abgelehnt hatte, eine „Vorläufige Ordnung" für das Hilfswerk in Kraft zu setzen, deren Annahme das Zentralbüro noch kurz vor der Eisenacher Kirchenversammlung durchgesetzt hatte und die seinen Wünschen weitgehend entsprach, verschlechterten sich die Aussichten für eine den Vorstellungen Gerstenmaiers gemäße Lösung. Da die weitere Entwicklung unübersichtlich schien und der Wunsch nach engerer Zusammenarbeit von Hilfswerk und Innerer Mission immer mehr Anhänger fand, wurde Anfang 1949 nur ein auf zwei Jahre befristetes Kirchengesetz zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks beschlossen. In der Folgezeit bemühte sich das Hilfswerk zwar, die von ihm vertretenen Prinzipien doch noch zu allgemeiner Anerkennung zu führen, sah sich aber ständigen Finanzierungsproblemen gegenüber, während der CentraiAusschuß ihm mit wachsendem Selbstbewußtsein gegenübertrat. Sein Vorschlag, das Zentralbüro in ein „Diakonisches Amt der EKD" als dritter Amtsstelle neben Kirchenkanzlei und Außenamt umzuwandeln, schloß bereits ein Eingehen auf die Forderung nach einer „Ausgliederung" der Wirtschaftsbetriebe des Zentralbüros ein, wurde aber dennoch abgelehnt. Die Annahme des Kirchengesetzes zur Ordnung des Hilfswerks im Jahre 1951 bedeutete, daß das Hilfswerk mit den beiden Hauptpunkten seines Pro-

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gramms im Grunde gescheitert war. Die Einsicht, daß die Kirche weder die Bereitschaft noch die materiellen Möglichkeiten zu einer Arbeit mit spürbaren gesellschaftspolitischen Auswirkungen habe, hatte Gerstenmaier bereits 1949 in die Politik geführt. Jetzt schied er ganz aus dem Hilfswerk aus. Auch das Hilfswerkgesetz des Jahres 1951 stellte nur eine vorläufige Regelung dar, während die Aufgabe, einen Modus für die engere Zusammenarbeit von Hilfswerk und Innerer Mission zu finden, einem gleichzeitig geschaffenen Diakonischen Beirat der EKD überlassen wurde. Bis es zur Vereinigung der beiden Werke kam, vergingen jedoch noch mehrere Jahre, weil in einer Situation, in der sich die Gewichte immer mehr zugunsten der Inneren Mission verschoben, der Gedanke naheliegen mußte, das Ende des Hilfswerks abzuwarten. Demgegenüber fürchtete man im Zentralbüro, die Zusammenführung werde auf eine kaschierte Liquidierung des Hilfswerks hinauslaufen. So kam der Anstoß zur Fusion von außen. Da das Zentralbüro trotz vielfältiger Bemühungen die diakonische Arbeit in den Landeskirchen nur noch in geringem Ausmaß zu beeinflussen vermochte, wurde die Fusion dort immer mehr als überfällige Verwaltungsvereinfachung angesehen. In den Fusionsverhandlungen wurde das unterschiedliche Profil der beiden Werke nochmals deutlich. Der Inneren Mission ging es um die Wahrung ihrer Tradition, die sie zwar in größerer Nähe zur verfaßten Kirche, aber unbeeinträchtigt von Eingriffen der kirchlichen Bürokratie fortzuführen wünschte. Das Zentralbüro suchte die verbliebenen Ansätze kirchenamtlicher Diakonie und sozialpolitischer Arbeit zu wahren und die ökumenische Diakonie als künftigen neuen Arbeitszweig in das neue Werk einzubringen. Die Vertreter der Gliedkirchen hingegen betrachteten die Fusion als eine pragmatisch zu lösende Aufgabe, bei der es um eine engere Verbindung von Innerer Mission und verfaßter Kirche und die Beseitigung der „Zweigleisigkeit" ging. So haben diese mit quälender Langsamkeit geführten Verhandlungen kaum neue Aspekte erbracht und wurden hier demgemäß weit weniger ausführlich dargestellt, als die Fülle des Materials zugelassen hätte. Als der Central-Ausschuß und das Zentralbüro im Jahre 1957 endlich zusammengeschlossen werden konnten, war aus der Inneren Mission die stärkere Kraft geworden. Das Hilfswerk war demgegenüber als kirchliche Hilfsorganisation erfolgreich gewesen, mit seinem weitergehenden Programm einer Erneuerung der Diakonie und einer diakonischen Erneuerung der Kirche jedoch nicht durchgedrungen. Es hatte sich gezeigt, daß auch in der diakonischen Arbeit die Möglichkeiten für einen vollständigen Neubeginn geringer gewesen waren, als dies 1945 unter dem unmittelbaren Eindruck des Zusammenbruchs zunächst scheinen mochte. Nicht die Vision von einer „Kirche in Aktion", die sich den gesellschaftlichen Problemen in ihrem ganzen Umfang zuwendet, sondern eher die Furcht vor finanziellen Belastungen, die Abneigung gegen einen als unkirchlich empfundenen Arbeitsstil, auch persönliches und theologisches wie politisches Ressentiment gegen

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den Leiter des Hilfswerks gab in den Diskussionen um dessen Zukunft den Ausschlag, während es zu einem wirklich fruchtbaren Austausch über die von ihm vertretenen Positionen kaum gekommen war. Die Diakonie war allen Anstrengungen des Hilfwerks zum Trotz ein Randthema für Spezialisten geblieben, und dem entsprach, daß gerade eine so grundsätzliche Frage wie die nach dem Verhältnis von diakonischer und missionarischer Arbeit der Kirche, in der Hilfswerk und Innere Mission einander ausschließende Positionen vertraten, ungelöst geblieben war. Wie die Impulse des Hilfswerks weiterwirken und ob und wie die nur durch Kompromisse überdeckten Differenzen in der gemeinsamen Arbeit in dem neuen Werk gelöst würden, mußte dessen weitere Entwicklung zeigen.

ANHANG

HILFSWERK UND INNERE MISSION IM BEREICH DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN DEUTSCHLAND SEIT 1945 Für die folgende Zusammenstellung wurden ungedruckte Quellen aus dem Archiv des Diakonischen Werkes der EKD sowie die Angaben im Handbuch der Inneren Mission, Band 1, kirchliche Adreßverzeichnisse und die im Amtsblatt der EKD veröffentlichten Satzungen, Kirchengesetze und sonstigen kirchenamtlichen Regelungen ausgewertet. Teilweise umfangreiche Ergänzungen und Berichtigungen ergab eine Umfrage bei Kirchenarchiven, den Geschäftsstellen der Diakonischen Werke und früheren leitenden Mitarbeitern. Da der Zusammenschluß von Innerer Mission und Hilfswerk in einzelnen Fällen erst in den achtziger Jahren zu Ende geführt wurde, enthält die Übersicht auch die Angaben für die Zeit nach der Fusion auf EKD-Ebene. Vollständigkeit wurde dabei jedoch nicht erreicht, und es war auch nicht immer möglich, die Angaben zu überprüfen und Unstimmigkeiten aufzuklären. Es sei auch darauf hingewiesen, daß die ausgewerteten Quellen die rechtliche Bedeutung bestimmter organisatorischer Entwicklungen oft ebenso schwer erkennen lassen, wie umgekehrt die praktische Relevanz rechtlicher Verhältnisse, und daß die rechtlich, die kirchenrechtlich und die für die Praxis bedeutsamen Daten mitunter stark differieren. Die in solchen Fällen wünschenswerte Kommentierung der gebotenen Angaben war im Rahmen dieses Anhanges jedoch nicht möglich. Die Bezeichnungen „Geschäftsführer" und „Vorsitzender" entsprechen in zahlreichen Fällen nicht den tatsächlich geführten Amtsbezeichnungen und sollen lediglich die ausgeübte Funktion kennzeichnen. In Einzelfällen gilt das auch für die Bezeichnung „Hauptgeschäftsführer". Landeskirchliche diakonische Werke, die durch Satzungsund Namensänderungen aus Landesverbänden der Inneren Mission hervorgegangen sind, erscheinen aus Raumgründen nur einmal in der Rubrik „Innere Mission". Jahreszahlen in eckigen Klammern verweisen auf die Tätigkeit in einer Vorgänger-oder Nachfolgeorganisation.

I. EVANGELISCHE KIRCHE IN DEUTSCHLAND

Α Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland. (1945-1957) Der Leiter des Hilfswerks: Eugen Gerstenmaier (1945-1951).

1. Zusammensetzung der Organe Wiederaufbau-Ausschuß (1945-1948): Präsident (der Vorsitzende des Rates der EKD): Theophil Wurm. Der Leiter des Hilfswerks: Eugen Gerstenmaier. Die Bevollmächtigten für die Hilfswerke der Mitgliedskirchen. Ein Vertreter des Central-Ausschusses für die Innere Mission: Otto Ohl (seit Ende 1946). Außerdem: Friedrich von Bodelschwingh (bis 1946). Die Vorsitzenden der Hilfskomitees der zerstreuten evangelischen Ostkirchen mit beschließender Stimme in den sie betreffenden Angelegenheiten (seit 1947). Exekutivkomitee des Wiederaufbau-Ausschusses (1946-1948): Vorsitzender (der Präsident des Wiederaufbau-Ausschusses): Theophil Wurm. Der Leiter des Hilfswerks: Eugen Gerstenmaier. Zonenvertreter: Heinrich Grüber, Karl Nicol (bis 1948), Wilhelm Pressel (1948), Karl Pawlowski, Otto Wehr. Vertreter der Freikirchen: Ernst Sommer (Stellvertreter: Heinrich Petersen, Paul Schmidt, Carl Koch). Wiederaufbau-Ausschuß (1948), gemäß Ordnung vom 16.6. 1948: Präsident (der Vorsitzende des Rates der EKD): Theophil Wurm. Der Leiter des Hilfswerks: Eugen Gerstenmaier. Die Bevollmächtigten für die Hilfswerke der Mitgliedskirchen. Vier Laienvertreter von Synoden (nicht benannt). Zu den Sitzungen einzuladen: Die Leiter der Kirchenkanzlei und des Kirchlichen Außenamtes, der Präsident des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission. Auf Beschluß können mit beschließender Stimme in den sie betreffenden Angelegenheiten die Vorsitzenden der Hilfskomitees teilnehmen. Geschäftsführender Ausschuß des Wiederaufbau-Ausschusses (1948-1949), gewählt gemäß Ordnung des Hilfswerks vom 15./16.6. 1948: Der Präsident des Wiederaufbau-Ausschusses: Theophil Wurm (Vorsitzender). Der Leiter des Hilfswerks: Eugen Gerstenmaier. Vier Bevollmächtigte der landeskirchlichen Hilfswerke: Gerhard Phieler (Stellvertreter: Heinrich Grüber, später: Walther Schadeberg), Wilhelm Pressel (Stellvertreter: Heinrich Riedel), Volkmar Herntrich (Stellvertreter: Bodo Heyne), Otto Wehr (Stellvertreter: Richard Bergmann). Ein freikirchliches Mitglied des Wiederaufbau-Ausschusses: Ernst Sommer (Stellvertreter: Paul Schmidt). Zwei synodale Laienmitglieder des Wiederaufbau-Ausschusses: Nicht benannt. Wiederaufbau-Ausschuß (1949-1951), gemäß Kirchengesetz zur vorläufigen Ordnung des Hilfswerks der EKD vom 13.1. 1949: Präsident (der Vorsitzende des Rates der EKD): Otto Dibelius. Stellvertreter des Präsidenten (ein weiteres Mitglied des Rates der EKD): Karl Hartenstein. Der Leiter des Hilfswerks: Eugen Gerstenmaier. Die Bevollmächtigten der Gliedkirchen der EKD für die gliedkirchlichen Hilfswerke und die Bevollmächtigten der Freikirchen, deren Hilfswerke in drakonischer Gemeinschaft mit dem Hilfswerk der EKD standen. Vier wirtschafts- und finanzsachverständige Laien (berufen von der EKD-Synode): Walter Bauer, Bankdirektor Zachau, Reimer Mager, Hugo Krüger (Stellvertreter: Paul Lechler, Otto Wellhausen, Willi Hattenbach, Heinrich-Otto von der Gablentz). Zwei Vertreterinnen der

Evangelische Kirche in Deutschland Evangelischen

Frauenarbeit

381

(berufen vom Rat der EKD): Antonie Nopitsch, Hildegard

Ellenbeck. Der Präsident des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission oder ein Vertreter. Zu den Sitzungen einzuladen: Die Leiter der Kirchenkanzlei und des Kirchlichen Außenamtes. Auf Beschluß können mit beschließender Stimme in den sie betreffenden Angelegenheiten die

Vorsitzenden der Hilfskomitees teilnehmen.

Verwaltungsrat des Hilfswerks der EKD (1949-1951): Vorsitzender (der Vorsitzende des Rates der EKD): Otto Dibelius. Stellvertretender

Vorsitzender (der Stellvertreter des Präsidenten im

Wiederaufbau-Ausschuß): Karl Hartenstein. Vier Bevollmächtigte

der gliedkirchlichen

Hilfs-

werke: Gerhard Phieler, Wilhelm Pressel, Volkmar Herntrich, Otto Wehr (Das Kirchengesetz vom 13.1. 194? sah nur drei Bevollmächtigte als Mitglieder des Verwaltungsrates vor. Auch die 1948 gewählten stellvertretenden Mitglieder des Geschäftsfuhrenden Ausschusses nahmen diese Funktion weiterhin wahr, obwohl eine entsprechende Bestimmung im Kirchengesetz fehlte). Drei der von der EKD Synode in den Wiederaufbau-Ausschuß berufenen Laien: Walter Bauer (Stellvertreter: Paul Lechler), Bankdirektor Zachau (Stellvertreter: Hugo Krueger), Reimer Mager (Stellvertreter: Otto Wellhausen). Eine der Vertreterinnen derFrauenarbeit im Wiederaufbau-Ausschuß: Antonie Nopitsch. Ein Vertreter der Freikirchen: Ernst

Sommer. Der Leiter des Hilfswerks und der Leiter der Kirchenkanzlei mit beratender Stimme.

Hilfswerk-Ausschuß (1951-1957), gemäß Kirchengesetz zur Ordnung des Hilfswerks der EKD vom 5.4.1951: Präsident (der Vorsitzende des Rates der EKD): Otto Dibelius. Stellvertreter des Präsidenten (ein weiteres Mitglied des Rates der EKD): Karl Hartenstein (gest. 1.10.

1952), Martin Haug (1952-1955), Heinrich Riedel (1955-1957). Die bevollmächtigten Vertreter der gliedkirchlichen Hilfswerke. Der Leiter des Zentralbüros: Herbert Krimm (1951-1956), Christian Berg (1956-1957). Der Präsident des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission oder

ein Vertreter. Zwei Vertreter der Hilfskomitees für die zerstreuten evangelischen Kirchen (bestimmt vom Konvent der Hilfskomitees): Franz Hamm (1951-1957, Stellvertreter: Gerhard Rauhut), Gerhard Gehlhoff (1951-1954, Stellvertreter: Karl Brummack), Karl Brummack

(1954-1957). Zwei Wirtschafts- und Finanzsachverständige

(von der EKD-Synode gewählt):

Franz Leitz (1951-1955), Walter Bauer (1956-1957), Paul Lechler (1954-1955), Otto Pfleiderer (1955-1957). Deren Stellvertreter: Freiherr von Falkenhausen (1951-1957), Walter Bauer

(bis 1956), Gerhard Thümmel (1956-1957). Zwei Vertreterinnen der evangelischen

Frauenar-

beit (von der EKD-Synode gewählt): Lotte Marschner (1951-1957), Elisabeth Baden (1951-1957). Deren Stellvertreterinnen: Liselotte Nold (1951-1957), Elisabeth Meyer

(1951-1957). Je ein Vertreter der Sozial- und der Jugendarbeit (von der EKD-Synode gewählt):

Manfred Müller (1951-1957), Klaus von Bismarck (1951-1953), Hans Mestern (1954-1957). Deren Stellvertreter: Johannes Jänicke (1951-1957), Karl Strache (1951-1957). Außerdem:

Der Leiter der Kirchenkanzlei und der Leiter des Kirchlichen Außenamtes mit beratender

Stimme. Einzuladen: Zwei Vertreter des Hilfswerks-Zentralausschusses der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, sofern gemeinsam berührende Gegenstände zur Verhandlung stehen (Vereinbarung vom 18. 2. 1952 mit dem Hilfswerk).

Verwaltungsrat des Hilfswerks der EKD (1951-1957): Vorsitzender (der Vorsitzende des Rates der EKD): Otto Dibelius. Stellvertretender Vorsitzender (der Stellvertreter des Präsidenten im Hilfswerk-Ausschuß): Karl Hartenstein (gest. 1.10.1952), Martin Haug (1952-1955), Hein-

rich Riedel (1955-1957). Drei Vertreter der gliedkirchlichen Hilfswerke (vom Hilfswerk-Aus-

schuß auf zwei Jahre gewählt): Heinrich Held (1951-1956), Friedrich Wilhelm von Staa (1956-1957). Deren Stellvertreter: Julius Jensen (1951-1955), Walter Lewerenz (1955-1957). Heinrich Riedel (1951-1955), Erich Freudenstein (1955-1957). Deren Stellvertreter: Otto Fricke (1951-1954), Herbert Keller (bis 1957). - Werner Rautenberg (1951-1957). Dessen Stellvertreter: Wolfgang Sprengel (1951-1952), Ulrich von Brück (1952-1957). Zwei Wirtschafts- und Finanzsachverständige (von der EKD-Synode gewählte Mitglieder des HilfswerkAusschusses): Franz Leitz (1951-1955), Otto Pfleiderer (1955-1957), Paul Lechler

(1951 -1955), Walter Bauer (1956-1957). Eine in der evangelischen Frauenarbeit tätige Vertrete-

382

Anhang

rin: Elisabeth Baden (1951-1957). Stellvertreterin: Lotte Marschner (1951-1957). Außerdem: Der Leiter des Zentralbüros und der Leiter der Kirchenkanzlei mit beratender Stimme.

2. Zentralapparat Zentralbüro, Stuttgart (errichtet 1945): Generalsekretär: Harald Poelchau (1945/46), Christian Berg (1947-1950). Leiter/Herbert Krimm (1951-1956), Christian Berg (kommisarisch 19561957). Hauptgeschäftsführer (= Abteilungsleiter): Paul Collmer, Georg Federer, Heinrich Foerster, Wolf von Gersdorff, Joachim von Lukowicz, Siegfried Pceuß, Herbert Krimm, Bernhard Röntsch. Referenten (soweit in der vorliegenden Arbeit erwähnt): Franz Döring, Walter Gerstenmaier, Hans-Christoph von Hase, Heinz-Adolf von Heintze, Eberhard Lohrmann, Hermann Maurer, Klaus Mehnert, Gottfried von Nostitz, Heinz-Dieter Pilgram, Theodor Redenz, Hellmut Reitzenstein, Elisabeth Urbig, Hans Wagner, Martin Weiß. Zentralbüro West, Bielefeld (errichtet 1945, aufgehoben Januar 1946): Leiter: Karl Pawlowski. Zentralbüro Ost, Berlin(West), seit 1953 Zentralbüro Berliner Stelle; 1945-1957 in Bürogemeinschaft mit dem Hauptbüro Berlin: Leiter und Generalsekretär des Hilfswerks: Robert Tillmanns (1945-1949). Leiter: Christian Berg (1949-1957 [1961]). Hauptgeschäftsführer: Joachim von Lukowicz, Hermann Brügelmann, Gerhard Gent, Gerhard Noske. Leitung der Geschäftsstelle in Berlin (Ost), seit 1949 in Bürogemeinschaft mit dem Hauptbüro Berlin: Konrad Ehrlich (um 1952-1957). Außenstelle Frankfurt an der Oder des Zentralbüros Ost (1947-1950). Hauptlager Magdeburg des Zentralbüros Ost (1948-1952). Geschäftsstelle Baden-Baden (1946-1950): Leiter: Gerhard Wolf (1946-1947), Paul Graf Yorck von Wartenburg (1947-1950). Außenstelle Hamburg (1946-1960): Leiter: Wolfgang von Welck (1946-1950), Fritz von Twardowski (1950), Ludwig Geißel (1950-1957). Transportleitstelle Bremen (seit 1946, heute: Geschäftsstelle Bremen der Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes der EKD): Leiter: Wilhelm Volkmann (1946- 1948), Kurt Grote (seit 1948). Außenstelle Lübeck bzw. Delegiertenbüro Lübeck (1. 1.-31. 12. 1946): Leiter: Hans-Dietrich Pompe. Transportleitstelle Lübeck (seit 1947, aufgelöst um 1951): Vertreter der Außenstelle Hamburg in Lübeck: R. Lesser (1946-1947). Leiter der Transportkitstelle: Armin von Hoerschelmann. Außenstelle Assenheim (1947-1948): Leiter: Hans Gerber. Mitarbeiter: Gerd Rinck, Ulrich Scheuner, Erika Simon, Manfred Fauser, Werner von Schmieden (nach Auflösung der Außenstelle waren die Mitarbeiter im Zentralbüro Stuttgart tätig). Tyska Kirkokontoret, Stockholm (1946-1952): Leiter: Heinz von Bodelschwingh (bis 1950). Zentralbüro-Bauabteilung, Neckarsteinach (1946-1952/53): Leiter: Otto Banning. Abteilung Siedlungsdienst des Zentralbüros, Heidelberg (seit 1946, seit 1948 wurden die Aufgaben von der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft übernommen): Leiter: Emil Weerts. Abteilung Wohnbedarf, Heidelberg (in Verbindung mit der Abteilung Siedlungsdienst): Leiter: Dr. König. Verbindungsstelle Bonn (gemeinsam mit dem Central-Ausschuß für die Innere Mission, 1952-1973): Leiter: Friedrich-Wilhelm Brügemann (1952-1958).

Evangelische Kirche in Deutschland

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Vom Zentralbüro oder mit maßgeblicher Beteiligung des Zentralbüros gegründete Firmen: Evangelisches Verlagswerk GmbH, Stuttgart. Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland mbH, Stuttgart. Sozialwerke GmbH, Berlin. Veredelungswirtschaft GmbH, Stuttgart. Sozialwerk für Wohnung und Hausrat GmbH, Baden-Baden.

Β Central-Ausschußfür die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche (gebildet 1849) Vorstand (seit 1945): Paul Braune (1931-1954, seit 1946 Stellvertreter des Präsidenten [Ost]), Friedrich von Bodelschwingh (1934-1946), Christine Bourbeck (seit 1949), Ulrich von Brück (seit 1950), Johannes Duntze (seit 1951), Wilhelm Engelmann (1925-1957,2. Direktor [West]), Constantin Frick (1934-1949, bis 1946 Präsident), Alfred Fritz (seit [1945] 1948), Eduard Grimmell (seit 1949), Heinrich Grüber [1945-1946], Kurt Grünbaum (seit 1955, Stellvertreter des Präsidenten [Ost]), Willy Ernst Hagen (1948-1952,2. Direktor [Ost]), Rudolf Hardt (seit 1946), Walter Heyer (seit 1947), Kurt Jacobi (seit 1952), Bernhard Karnatz (1946-1952, stellvertretender Schatzmeister), Emil Karow (1932-1954), Antonie Kraut (seit 1949), Arnold Krüger (1953-1957, stellvertretender Schatzmeister), Georg Krüger-Wittmack (bis 1945) J o hannes Kunze (seit 1945, Schatzmeister), Wilhelm Langer (seit 1945), Gerhard Laudien (19521957,2. Direktor [Ost]), Hanns Lilje (1946-1957, Präsident), Siegfried von Lüttichau (19341949), Hans Luther (seit 1955), Helmut Materne (1946-um 1949), Fritz Mieth (seit [1945] 1948), Friedrich Münchmeyer (1946-1957, Geschäftsführender Direktor [West]), Karl Nicol (1946-1954), Otto Ohl (seit 1934, seit 1946 Stellvertreter des Präsidenten [West]), Gerhard Phieler (seit [1947] 1949), Walter Schadeberg [1947-1949], Otto Wellhausen (1948-1952), Theodor Wenzel (1934-1954, seit 1946 Geschäftsführender Direktor [Ost]), Wilhelm Ziegler (seit 1934). (Eckige Klammern: Mitgliedschaft im Beirat des Vorstandes.) Geschäftsstelle in Bremen (1945-1946). Treuhandstelle (1945), später Geschäftsstelle in Bethel (1946-1957, für das Arbeitsgebiet West): Geschäftsführender Direktor (seit 1954 Geschäftsführung des Central-Ausschusses für West und Ost): Friedrich Münchmeyer (1946-1957 [1961]). Direktoren: Wilhelm Engelmann, Wolfgang Güldenpfennig, Renatus Kayser, Carl-Gunther Schweitzer. Geschäftsstelle in Berlin (West): Geschäftsführender Direktor fü r das Arbeitsgebiet Ost: Theodor Wenzel (1945-1954). Direktor: Willy Ernst Hagen (1945-1952). Geschäftsstelle in Berlin (Ost) (seit 1949): Direktor: Gerhard Laudien (1952-1957 [1968]), nimmt seit 1954 die Geschäfte des Central-Ausschusses in der DDR wahr und führt die Dienstaufsicht über die Geschäftsstelle in Berlin (West).

C Diakonischer Beirat der EKD (1952-1957) Diakonischer Beirat: Drei Mitglieder des Rates der EKD: Volkmar Herntrich (Vorsitzender), Reimer Mager, Karl Hartenstein (gest. 1. 10. 1952), Martin Haug (seit 1952). Sechs Vertreter des Hilfswerks (= die drei Vertreter der gliedkirchlichen Hilfswerke im Verwaltungsrat und der Leiter des Zentralbüros sowie zwei weitere Persönlichkeiten): Heinrich Grüber, Eugen Gerstenmaier, Werner Rautenberg (2. Vertreter des Vorsitzenden), Heinrich Held (1. Vertreter des Vorsitzenden, 1952-1956), Friedrich Wilhelm von Staa (1956-1957), Heinrich Riedel

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Anhang

(1952-1956), Erich Freudenstein (1956-1957), Herben Krimm (1952-1956), Christian Berg (1956- 1957). Sechs Vertreter der Inneren Mission: Ulrich von Brück, Martha Coerper, Rudolf Hardt, Wilhelm Ziegler, Friedrich Münchmeyer, Theodor Wenzel (gest. 6.10.1954), Otto Ohl (1955-1957). Drei in diakonischer Arbeit bewährte Gemeindeglieder: Willi Hennes, Paul Schäfer, Frau Krüger (Dortmund). Geschäftsführung: Friedrich Merzyn. Vom Diakonischen Beirat bestellte Ausschüsse: Unterausschuß I: Volkmar Herntrich, Heinrich Riedel, Friedrich Münchmeyer, Herbert Krimm, Wolfgang Güldenpfennig, Bernhard Röntsch, Friedrich Merzyn. Unterausschuß Π: Ulrich von Brück, Herbert Keller, Wilhelm Schmidt, Wolfgang Güldenpfennig, Bernhard Röntsch, Friedrich Merzyn. Juristenkommission: Wolfgang Güldenpfennig, Wolf Eichholz, Kurt Grünbaum, Gerhard Thümmel, Rudolf Weeber, Friedrich Merzyn. „Sechserausschuß" zur abschließenden Beratung der Vorschläge zur Zusammenführung von Central-Ausschuß und Fiilfswerk der EKD: Otto Ohl, Wolf Eichholz, Kurt Grünbaum, Heinrich Riedel, Friedrich Wilhelm von Staa, Walter Bauer.

D Innere Mission und Hilfswerk seit 1957 Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland {gebildet 1957), seit 1965: Das Diakonische Werk - Innere Mission und Hilfswerk - der Evangelischen Kirche in Deutschland, seit 1975: Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland e. V. (das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland wurde gleichzeitig aufgelöst). Diakonische Konferenz (Vorsitzende): Otto Ohl (1957-1966), Johannes Schröder (1966-1976), Alex Funke (1976-1981), Annemarie Klütz (seit 1981). Diakonischer Rat (Vorsitzende): Volkmar Herntrich (1957-1958), Heinrich Riedel (1958-1971), Helmut Claß (seit 1971). Hauptgeschäftsstelle, Stuttgart: Präsident (seit 1975 Präsident des Werkes): Friedrich Münchmeyer ([1946] 1957-1961), Theodor Schober (1961-1984), Karl-Heinz Neukamm (seit 1984). Berliner Stelle der Hauptgeschäftsstelle: Direktor (West): Christian Berg ([1949] 1957-1961), Hans Wallmann (1961-1976), Hans-Dieter Bluhm (seit 1976). Direktor (Ost), leitet verantwortlich die Arbeit des Werkes in der DDR: Gerhard Laudien ([1952] 1957-1968), Gerhard Bosinksi (1968 [1969-1976]).

Ε

Landeskirchen

Evangelische Landeskirche in Baden (bis 1953: Vereinigte Evangelisch-protestantische Landeskirche Badens) Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelischen Landeskirche Badens (1945-1961). Hauptbüro: Karlsruhe mit Zweigstellen in Freiburg (bis 1949) und Heidelberg. Bevollmächtigter: Karl Dürr (1946-1949), Heinrich Schmidt (1949-1954), Fritz Bürgy (1955-1961). Hauptgeschäftführer: Landeswohlfahrtspfarrer Wilhelm Ziegler (1945/46), Heinrich Schmidt (1946-1954, seit 1951 nebenamtlich), Landeswohlfahrtspfarrer Wilhelm Ziegler (1954-1961). Innere Mission: Badischer Landesverein für Innere Mission (gegründet 1849), seit 1931: Gesamtverband der Inneren Mission in Baden, seit 1961: Gesamtverband der Inneren Mission und des Hilfswerk der Evangelischen Landeskirche in Baden e. V., seit 1965: Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Landeskirche in Baden e.V., seit 1970: Diakonisches Werk Innere Mission und Hilfswerk - der Evangelischen Landeskirche in Baden e.V. Vorsitzende:

Evangelische Kirche in Deutschland

385

Theodor Steinmann (1929-1951), Adolf Meerwein (1952-1975), Traugott Bender (19751979), Hans-Joachim Stein (seit 1979). Geschäftsführer: Landeswohlfahrtspfarrer Wilhelm Ziegler (1930-1968), Hans Hermann (1968-1975), Hans-Günther Michel (seit 1976). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Gemeinsamer Geschäftsführer seit 1954, Bürogemeinschaft seit 1958, Übertragung der Aufgaben des Hilfswerks auf den Gesamtverband der Inneren Mission 1961.

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (bis 1947: Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern rechts des Rheins) Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Hauptbüro: Nürnberg (Abteilung der Geschäftsstelle des Landesvereins bzw. Landesverbandes der Inneren Mission). Bevollmächtigte: Gerhard Schmidt (1945), Karl Nicol (1946-1948), Heinrich Riedel (1948-1957). Hauptgeschäftsführer: Der Geschäftsführer des Landesvereins für Innere Mission. Innere Mission: Landesverein für Innere Mission in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern rechts des Rheins (gegründet 1886). - Landesverband der Inneren Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern e.V. (gegründet 1948, der Landesverein blieb als Trägerverein bestehen), seit 1967: Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern - Landesverband der Inneren Mission e. V. Vorsitzende: Der Präsident der Inneren Mission (Archidiakonus): Karl Nicol (1948-1953), Hans Luther (1954-1957), Hermann Bürckstürmer (1957-1967), Johannes Meister (1967-1975), Karl-Heinz Neukamm (19751984), Heinz Miederer (seit 1984). Geschäftsführer: Heinnch Diez (1945-1952), Hans Luther (1952-1954), Balter Dyroff (1954-1971), Karl Leipziger (seit 1971). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Durchführung des Hilfswerks bzw. des Diakonischen Werks seit 1945 bzw. 1958 durch den Landesverein bzw. Landesverband der Inneren Mission.

Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg (Berlin-West) Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (1945-1963 [1980]). Hauptbüro Berlin: Berlin-West (1945-1956, Bürogemeinschaft mit Zentralbüro-Ost). Bevollmächtigter: Heinrich Grüber (1945-1956). Hauptgeschäftsführer: Joachim von Lukowicz (1945/46), Hermann Brügelmann (1946-1947), Konrad Wahnschaffe (1947-1950), Ernst Berger (1950), Gerhard Gent (1951-1956 [1963]). Hauptbüro Brandenburg:Berlin-West (1946-1956). Bevollmächtigte: Theodor Wenzel (19461954), Günter Jacob (1954-1956 [1963]). Hauptgeschäftsführer: Dr. Rohde (1946-1948), Arnold Krüger (1948-1956). Hauptbüro Berlin-Brandenburg: Berlin-West (1956-1963). Bevollmächtigte: Immanuel Pack (1956-1961), Wilhelm Philips, Hans-Martin Heibig. Hauptgeschäftsführer: Gerhard Gent ([1951] 1956-1963). Innere Mission: Provinzialausschuß für die Innere Mission in der Provinz Brandenburg (gegründet 1882, in der D D R und Berlin-Ost seit 1952: Landesausschuß für Innere Mission im Lande Brandenburg, Beschränkung der Tätigkeit in Berlin-West auf Schriftenmission seit 1954). Vorsitzender: Paul Braune (1933-1954). Geschäftsführer: Theodor Wenzel (1927-1954).

386

Anhang

Berliner Hauptverein für Innere Mission (gegründet 1899), seit 1935: Gesamtverband der Berliner Inneren Mission e.V., seit 1980: Diakonisches Werk Berlin e.V. Vorsitzende: Otto Dibelius (1945-1966), Kurt Scharf (1966-1976), Martin Kruse (seit 1977). Geschäftsführer: Theodor Wenzel (1945-1954), Ernst Senf (1954-1955), Wilhelm Philipps (1956-1962), Hans-Georg Jaekel (1963 [1964-1980]), Martin Backhaus (seit 1980). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Diakonisches Werk - Innere Mission und Hilfswerk - der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (Arbeitsbereich Berlin West) (1964-1980, gebildet von Gesamtverband und Hilfswerk). Geschäftsführer: Hans-Georg Jaekel ([1963] 1964-1980).

Braunschweigische evangelisch-lutherische Landeskirche Hilfswerk: Evangelisches Hilfswerk der Braunschweigischen evangelisch-lutherischen Landeskirche (1945-1970). Hauptbüro: Braunschweig. Bevollmächtigte: Hans Eduard Seebaß (seit 1945), Reinhard Herdieckerhoff (1946-1963), Kurt Schmidt (1963-1970). Hauptgeschäftsfiihrer: Heinrich Lohoff (1946-1950), Fritz Müller (1950-1963), Rudolf Grimpe (1963-1970). Innere Mission: Evangelischer Verein für Innere Mission im Lande Braunschweig (gegründet 1881), seit 1938: Evangelischer Verein (Landesverband für Innere Mission) e.V., seit 1970: Das Diakonische Werk - Innere Mission und Hilfswerk - der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig e.V.Vorsitzende: Helmut Hartmann (1940-1953), Bruno Heusinger (1953-1955), Friedrich Linke (seit 1955). Geschäftsführer: Reinhard Herdieckerhoff (1936-1963), Kurt Schmidt (1963-1979), Eberhard von Bülow (seit 1979). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Gemeinsame Leitung seit 1947 (kirchengesetzliche Regelung 1951), Zusammenschluß und Übertragung der Aufgaben des Hilfswerks auf das Diakonische Werk 1970.

Bremische Evangelische Kirche Hilfswerk: Hilfswerk der Bremischen Evangelischen Kirche (1945-1963). Hauptbüro: Bremen. Bevollmächtigter und Hauptgeschäftsführer: Bodo Heyne (1945-1963). Innere Mission: Verein für Innere Mission, Bremen (gegründet 1849). - Evangelischer Wohlfahrtsbund, Bremen (gegründet 1923). - Landesverband für Innere Mission in Bremen (um 1922-1963, Vorsitz und Geschäftsführung: Verein für Innere Mission). Vorsitzende des Vereins für Innere Mission: Wilhelm Carstens (1920-1945), Constantin Frick, Hans Hohlmann, Armin Schmidt, Carl Freiherr von Schröder. Geschäftsführer: Bodo Heyne (19221963), Claus von Aderkas (1963-1984), Manfred Schulke (seit 1984). Innere Mission und Hilfiwerk/Diakonisches Werk: Gemeinsame Geschäftsführung seit 1945; Diakonisches Werk e.V. (gegründet 1963, Geschäftsführung: Verein für Innere Mission). Vorsitzende: Constantin Frick, Reinhard Endholt.

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Eutin

(1977 in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche aufgegangen)

Hilfswerk: Hilfswerk in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Eutin (1977 Mitglied des Nordelbischen Diakonischen Werkes e.V.). Hauptbüro: Eutin. Bevollmächtigte: Wilhelm Kieckbusch (1945-1978). (Haupt-)Geschäftsführer: Otto Römpag (1945-1948), Hans Gode

Evangelische Kirche in Deutschland

387

(1948-1951), Paul Stroloke (1952-1954), Scholmann (1954-1971), Ludwig Weihe (19721980), Dieter Stein (seit 1981). Innere Mission: Landesverein für Innere Mission der evangelisch-lutherischen Kirche des Landesteils Lübeck im Freistaat Oldenburg (gegründet 1923), später: Landesverein für Innere Mission Eutin. Vorsitzender und Geschäftsführer: Wilhelm Kieckbusch (1930-1976). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Geschäftsführung weitgehend in Personalunion. Evangelisch-Lutherische Kirche im Hamburgischen Staate (1977 in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche aufgegangen) Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Hamburg. Hauptbüro: Hamburg (1945-1950). Bevollmächtigter: Volkmar Herntrich (1945-1950 [1958]). Hauptgeschäftsführer: Albrecht von Hennings (1945-1948), Wilhelm Schmidt (1948-1950 [1973]). Innere Mission: Verein für Innere Mission (Hamburger Stadtmission) (gegründet 1848, heute Mitglied des Landesverbandes). - Landesverband für die Innere Mission der evangelischen Kirche Hamburgs (1921 -um 1934). - Landeskirchliches Amt für Innere Mission (1934-1950). - Landesverband der Inneren Mission in Hamburg e. V. (gegründet 1948,1977 Mitglied des Nordelbischen Diakonischen Werkes e.V.). Vorsitzende: Volkmar Herntrich (1948-1958), Wolfgang Prehn (1958-1974), Ulrich Heidenreich. Geschäftsführer: Gotthold Donndorf (1948-1957), Wilhelm Schmidt (1958-1973), Gert Müssig (seit 1973). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Bürogemeinschaft von Landesverband und Landeskirchlichem Amt für Innere Mission 1948; Vereinigung von Landeskirchlichem Amt für Innere Mission und Hauptbüro zum Landeskirchlichen Amt für Gemeindedienst 1950, seit 1977: Evangelisches Hilfswerk Hamburg (Hilfswerk der Kirchenkreise im Sprengel Hamburg der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche); gemeinsamer Geschäftsführer seit 1958, gemeinsame Bezeichnung nach außen („Diakonisches Werk in Hamburg") seit 1972, Führung der Geschäfte durch die Geschäftsstelle Hamburg des Nordelbischen Diakonischen Werkes e. V. seit 1977. Bevollmächtigter des Landeskirchenrates: Volkmar Herntrich: ([1945] 1950-1958). Geschäfiführer/Leker: Wilhelm Schmidt (1950-1973), Reinhard Pioch (seit 1973). Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannavers Hilfswerk: Evangelisches Hilfswerk Hannover (vom Landesverein für Innere Mission organisatorisch getrennt 1946). Hauptbüro: Hannover (Bezeichnungen seit 1951: Innere Mission der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers/Evangelische Gemeindehilfe/Landesgeschäftsstelle; Innere Mission der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers/Evangelisches Hilfswerk, Hauptbüro). Bevollmächtigte: Hanns Lilje (1945-1947), Heinz Brunotte (1947-1948), seit 1948: Der Landesbevollmächtigte der Inneren Mission. Hauptgeschäftsführer:Johannes Wolff (1946), Curt Puvogel (1946-1947), Wilhelm Thomas (1948-1954), Ernst Hoch (1955-1960). Innere Mission: Evangelischer Verein, Hannover (gegründet 1865) und Hauptverein für Innere Mission (gegründet 1867) 1877 verschmolzen zum Evangelischen Verein für Innere Mission, seit 1924: Landesverein für Innere Mission (Evangelischer Verein), Fachverband des Landesverbandes der Inneren Mission. Vorsitzender: Hanns Lilje. Geschäftsführer: Alfred Depuhl (19271957).

388

Anhang

Landesverband für Innere Mission (1922-1959), seit 1948: Landesverband der Inneren Mission der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Führung der Geschäftsstelle durch den Landesverein für Innere Mission bis 1959. Vorsitzender: Der Landesbevollmächtigte der Inneren Mission: Johannes Schulze (1948-1957), Karl Friedrich Weber (1957-1959). Geschäftsführer: Alfred Depuhl (1927-1957), Götz Maltusch (1957-1966), Heinz Dreher (1967-1978 [1979]). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Landesverband „Innere Mission und Hilfswerk der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers" (1959-1978), seit 1968: Das Diakonische Werk - Innere Mission und Hilfswerk - der Evangelischen-lutherischen Landeskirche Hannovers (Rechtsträger seit 1959: Geschäftsführender Verein des Diakonischen Werkes - Innere Mission und Hilfswerk - der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers e. V. [gegründet 1958] und Hilfswerk im Diakonischen Werk der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers e. V. [gegründet 1948 als Verein der Einrichtungen des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland, Hauptbüro Hannover e.V.]). Vorsitzende: Der Präsident des Gesamtausschusses für die Innere Mission: Karl Friedrich Weber (1959-1974), Hermann-Eberhard Goebel (1975-1978). Geschäftführer.· Götz Maltusch (1957-1966), Heinz Dreher (1967-1978). Diakonisches Werk der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers e.V. (gegründet 1978). Präsident: Hermann-Eberhard Goebel (seit [1975] 1978). Hauptgeschäftsführer: Heinz Dreher ([1967] 1978-1979), Eckhard Pfannkurche (seit 1979).

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (Seit 1947. Bis 1945: Evangelische Landeskirche Nassau-Hessen) Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (1945-1977); (1960 Mitglied des Diakonischen Werkes „Innere Mission und Hilfswerk in Hessen und Nassau", 1977 von der Landeskirche in die Gesellschaft für diakonische Einrichtungen in Hessen und Nassau GmbH, Darmstadt, eingebracht). Hauptbüro: Frankfurt mit den Vertrauensstellen Starkenburg (Niederramstadt), Rheinhessen (Worms) und Nassau (Wiesbaden). Bevollmächtigte: Otto Fricke (1945-1954), Walther Rathgeber (1954-1972), Heinz-Günther Gasche (1972-1977). Hauptgeschäftsführer: Arnold Schumacher (1947-1951), Otto Bussmann (1951-1954), Johannes Kalitzsch (1954-1973), Heinrich Schreibweiss (1974-1976), Günther Storm (seit 1977). Innere Mission: Evangelischer Verein für Innere Mission in Frankfurt (gegründet 1850). Vorsitzende: Georg Probst (1928-1949), Wilhelm Breidenstein (1949-1951), Karl-Friedrich Baltholomäi (19511956), Wilhelm Breidenstein (1956-1977). Geschäftsführer: Arnold Schumacher (1927-1951), Rudolf Oskar Erhardt (1951-1977). Evangelischer Verein für Innere Mission in Nassau (gegründet 1850); Landesverband für Innere Mission in Nassau (gegründet 1923). Vorsitzende: August Kortheuer (1922-1959), Herbert Becker (1959-1967). Geschäftführer: Rudolf Schmidt (1947-1958), Helmut Risch (1959-1983). Hessischer Landesverein für Innere Mission (gegründet 1849); Landesverband der Inneren Mission in Hessen (gegründet 1922, Geschäftsführung durch den Landesverein). Vorsitzende: Wilhelm Röhricht (1937-1959), Otto Hahn (1959-1973), Karl Görich (1973-1982), Rolf Strauss (seit 1982). Geschäftführer: Wilhelm Röhricht (1927-1959), Heinz Klett (1959-1974), Gottfried Goldberg (seit 1974). Landesverband der Inneren Mission der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau (gebildet 1948 von den Vereinen für Innere Mission und Anstalten und Einrichtungen).

Evangelische Kirche in Deutschland

389

Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Arbeitsgemeinschaft für die Diakonie der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (gebildet 1951 von Landesverband und Hilfswerkausschuß, 1951 zum Gesamtkirchlichen Ausschuß für die Diakonie in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau bestellt). Drakonisches Werk „Innere Mission und Hilfswerk in Hessen und Nassau e.V." (gegründet 1960; Mitglieder: Die Vereine für Innere Mission, Fachverbände und Anstalten, Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau). Vorsitzende: Otto Hahn (1960-1973), Jan Niemöller. Geschäftführer: Walther Rathgeber ([1954] 1960-1972), Heinz-Günther Gasche (seit 1972).

Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck Hilfswerk: Landesverein für Innere Mission - Kirchliches Hilfswerk (1945/46); Hilfswerk der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck (1946-1950). Hauptbüro: Kassel. Bevollmächtigte: Ernst Neubauer (1945-1949), Siegfried Preuß (1949-1951), Erich Freudenstein (1951-1957). Hauptgeschäftsführer: Siegfried Preuß (1946-1949), Erich Freudenstein (1949-1950 [1968]). Innere Mission: Landesverein für Innere Mission von Kurhessen-Waldeck e.V. (gegründet 1889 als Landesverein für Innere Mission im Konsistorialbezirk Cassel), seit 1950: Landesverband der Inneren Mission und des Hilfswerks in Kurhessen-Waldeck e. V., seit 1966: Diakonisches Werk - Innere Mission und Hilfswerk - in Kurhessen-Waldeck e.V., seit 1978: Diakonisches Werk in Kurhessen-Waldeck e.V. Vorsitzende: Eduard Grimmeil (1936-1962), Hans Schimmelpfeng, Walter Nagel. Geschäftsführer: Erich Freudenstein (1945-1968), Friedrich Thiele (seit 1969). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Organisatorische Trennung von Landesverein und Hilfswerk 1946, Bürogemeinschaft seit 1946, Bildung einer Dienstgemeinschaft und personelle Verflechtung 1949, Übertragung der Aufgaben des Hilfswerks auf den Landesverband der Inneren Mission und des Hilfswerks 1950.

Lippische Landeskirche Hilfswerk: Hilfswerk der Lippischen Landeskirche. Hauptbüro: Detmold (vereinigt mit der Geschäftsstelle des Landesvereins für Innere Mission in Bürogemeinschaft 1951). Bevollmächtigte .-Wilhelm Neuser (1945-1958), Wilhelm Jürges (1945-1966). Hauptgeschäftsführer: Kurt Lüdicke (1946-1947), Gustaf Lahmeyer (1947-1948), Erich Stuckel (1946-1962), Wilhelm Jürges (1962-1966). Innere Mission: Landesverein für Innere Mission in Lippe e.V. (gegründet 1908). Vorsitzende: Kasimir Ewerbeck (1942-1961), August Wehmeier. Geschäftsführer: Wilhelm Jürges (im Nebenamt 1945-1948), Erich Stuckel (1948-1962), Wilhelm Jürges (1962-1966). Diakonisches Werk: Arbeitsgemeinschaft der diakonischen Werke in der Lippischen Landeskirche (vereinbart zwischen Landeskirche und Landes verein für Innere Mission 1951); Diakonisches Werk - Innere Mission und Hilfswerk - der Lippischen Landeskirche e. V. (gegründet 1966). Vorsitzender: Friedrich Wiehmann. Geschäftführer: Helmut Esser.

Evangelisch-lutherische Kirche in Lübeck (1977 in der Nordelbischen Evangelisch-lutherischen Kirche aufgegangen) Hilfswerk: Evangelisches Hilfswerk Lübeck (1945-1965). Hauptbüro: Lübeck. Bevollmächtigte: Julius Jensen (1945-1955), Walter Lewerenz (1955-1960). Hauptgeschäftsführer: Walter Lewerenz (1946-1960, nebenamtlich).

390

Anhang

Innere Mission: Lübecker Landesverband für evangelische Wohlfahrtspflege e.V. (gegründet 1921), seit 1938: Lübecker Verband für Innere Mission e.V., seit 1965: Diakonisches Werk Innere Mission und Hilfswerk - in Lübeck e.V., seit 1973: Diakonisches Werk Lübeck e.V. Vorsitzende: Julius Jensen (1942-1955), Willy Friedrich (1955-1962), Werner Göbel (19641968), Karl Wagner (1969-1982), Dräger (seit 1982). Geschäftsführer:]aXms]cnstn (1942-1955, nebenamtlich), Willy Friedrich (1955-1962), Hans-Herbert Schröder (1962-1970), Ulrich Heidenreich (1970-1972), Karl Otto Paulsen (seit 1972). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Personelle Verflechtung seit 1945. Wahrnehmung der Aufgaben des Hauptbüros und Geschäftsführung des Landesverbandes für Innere Mission durch das Landeskirchliche Amt für diakonische Arbeit seit 1950. Übernahme der Aufgaben des Hilfswerks durch das Diakonische Werk 1965. Leiter des Landeskirchlkhen Amtes für diakonische Arbeit: Julius Jensen (1950-1955 nebenamtlich), Walter Lewerenz (1950-1960, für das Hilfswerk, nebenamtlich), Willy Friedrich (1955-1962), Hans-Herbert Schröder (1962-1965).

Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland

(bis 1947: Evangelisch-reformierte Landeskirche der Provinz Hannover) Hilfswerk: Hauptbüro: Emden (1946-1951), Aurich (seit 1951). Innere Mission: Verein für Innere Mission in der reformierten Kirche Ostfrieslands (gegründet 1927); Landesverband der Inneren Mission der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland (gegründet 1952, nicht rechtsfähiges kirchliches Werk). Innere Mission und Hilfswerk: Gemeinsame Leitung und Geschäftsführung. Bevollmächtigter/ Vorsitzender: Hermann Immer (1946/1952-1961). Hauptgeschäftsführer/Geschäftsführer: Minolts (1946), Adalbert von Hanstein (1947-1951), Erich Ernst (1951/1952-1963). Diakonisches Werk: Diakonisches Werk der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland (1975, nicht rechtsfähiges kirchliches Werk).

Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland, Hauptbüro Oldenburg (19451974). Bevollmächtigte: Heinz Kloppenburg (1945-1947), Hermann Ehlers (1947-1950), Heinz Kloppenburg (1950-1953), Hans Rühe (1953-1954), Heinrich Höpken (1954-1974). Hauptgeschäftsführer: Günter Reinsch (bis 1949), Alfred Heins. Innere Mission: Landesverein für Innere Mission (gegründet 1903). Vorsitzende und Geschäftsführer: Arend Ehlers (1927-1961), Karl Ketelhut (1962-1973). Diakonisches Werk: Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg e.V. (gegründet 1974, Zusammenschluß von Hilfswerk und Innerer Mission). Geschäftsführer: Peter Heibich (seit 1974), Hans-Ulrich Minke.

Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirchej

(bis 1978: Vereinigte Protestantisch-Evangelisch-christliche Kirche der Pfalz) Hilfswerk: Hilfswerk der Pfälzischen Landeskirche (1945-1968). Hauptbüro: Speyer. Bevollmächtigte: Eugen Roland (1945-1946), Richard Bergmann (1946-1962), Fritz Roos (1962-

Evangelische Kirche in Deutschland

391

1968). Haxptgeschäfisführer: Karl Büchner (1945-1946), Eugen Herrmann (1946-1949), Johannes Leininger (1949-1954), Johannes Oßwald (1954-1967), Fritz Roos (kommissarisch 1967-1968). Innere Mission: Landesverein für Innere Mission in der Pfalz (gegründet 1864); Landesverband für Innere Mission der Pfalz (gegründet 1928), Landesverband Pfalz der Inneren Mission, 1952-1968. Vorsitzende:Hzns Otto Stichter (1930-1945), Karl Wien (1945-1955), Friedrich Holzäpfel (1955-1959), Ernst Kohlmann (1959-1968). Geschäftsführer: Ono August Schwander (1928-1945), Eugen Hermann (1946-1949), Ernst Heinrich Roos (1950-1952), Johannes Oßwald (1953-1967), Fritz Roos (kommissarisch 1967-1968). Diakonisches Werk: Diakonisches Werk der Pfälzischen Landeskirche (1968). Beauftragter der Landeskirche: Fritz Roos (1968-1969), Horst Hahn (seit 1976). Geschäftsführer: Fritz Roos (kommissarisch 1968-1969), Walter Ohler (1969-1984), Eberhard Cherdron (seit 1984).

Evangelische Kirche im Rheinland (bis 1948: Evangelische Kirche der Rheinprovinz) Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelischen Kirche im Rheinland (1945-1963). Hauptbüro Rheinland: Langenberg (1945-1946), Essen (1946-1953), Düsseldorf (seit 1953). Bevollmächtigte: Heinrich Held (1945-1956), Friedrich Wilhelm von Staa (1956-1963). Hauptgeschäftsführer: Otto Ohl (1945-1946), Constantin Rößler (1946-1956), unbesetzt (1956-1958), Albrecht Eggert (1958-1963). Außenstelle Simmern des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland für die nordfranzösische Zone (1945-1960). Leiter: Ernst Gillmann. Hauptbüro Saar des Evangelischen Hilfswerks und Evangelischer Gemeindedienst für Innere Mission: Saarbrücken. Bevollmächtigter: Otto Wehr (1946-1956). Hauptgeschäftsführer: Walther Wolff ([1925] 1945-1953), Werner Schommer (1953-1967). Innere Mission: Rheinischer Provinzial-Ausschuß fur Innere Mission (gegründet 1849), seit 1954 Landesverband Innere Mission Rheinland. Vorsitzender: Eduard Kaphahn (1932-1963). Geschäftsführer: Otto Ohl (1912-1963). Hauptbüro Saar des Evangelischen Hilfswerks und Evangelischer Gemeindedienst für Innere Mission (1925-1945: Evangelisches Jugend- und Wohlfahrtsamt): Saarbrücken. Leiter: Walther Wolff (1925-1953). Diakonisches Werk: Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirche im Rheinland e. V. (gegründet 1963), seit 1965: Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland Innere Mission und Hilfswerk, seit 1969: Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland. Vorsitzende: Otto Flehinghaus (1963-1975), Arnd Denkhaus (seit 1975). Geschäftsführer: Friedrich-Wilhelm von Staa (1963-1978), Karl-Wilhelm Gattwinkel (seit 1979).

Evangelisch-lutherische Landeskirche in Schaumburg-Lippe Hilfswerk:Hauptbüro (zugleich Sprengelgeschäftsstelle des Hauptbüros Hannover): Seggebruch (1945-1952), Lauenhagen/Bad Eilsen (1952-1967). Innere Mission: Landesverein für Innere Mission in Schaumburg-Lippe (gegründet 1911), seit 1977: Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe. Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Die Leitung des Hilfswerks, der Vorsitz des Landesvereins und die Geschäftsführung beider Werke werden in Personalunion wahrgenommen. Geschäftsführer: Paul Brunstermann (1939/45-1952), Erich Hinz (1952-1967), Karl Wilkening (1967-1982), Heinrich Grundmeier.

392

Anhang

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holsteins

(1977 in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche aufgegangen). Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins, seit 1977; Hilfswerk der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Hauptbüro: Preetz (1945/46), Rendsburg (seit 1946). Bevollmächtigte: Ernst Mohr (1945-1948), Reinhard Wester (1948-1964), Friedrich Hübner, Alfred Petersen. Hauptgeschäftsführer (seit 1948 „Der Beauftragte des Hilfswerks"): Ernst Mohr (1945-1949), Ernst Gramlow (1949-1951), Alfred Petersen (1951-1957), Johannes Schröder (bis 1975), Alexander Kirschstein (seit 1975). Innere Mission: Landesverein für Innere Mission in Schleswig-Holstein (gegründet 1875, Neumünster). - Landesverband der Inneren Mission in Schleswig-Holstein (gegründet 1934, Kiel; Sitz der Geschäftsstelle seit 1952 Rendsburg). Vorsitzender: Reinhard Wester (1948-1964), Friedrich Hübner, Alfred Petersen. Geschäftsführer (seit 1951 „Der Landespastor der Inneren Mission"): Oscar Epha (1936-1947), Ernst Mordhorst (1947-1951 [1958]), Alfred Petersen (1951-1957), Johannes Schröder (bis 1975), Alexander Kirschstein (seit 1975). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Bürogemeinschaft von Landesverband und Hauptbüro seit 1952, Personalunion von Beauftragtem des Hilfswerks und Landespastor der Inneren Mission seit 1951.- Leitung des Landesverbandes und Befugnisse des Bevollmächtigten seit 1948 beim Landesbevollmächtigten des diakonischen Dienstes. 1961 Errichtung eines Missionarisch-Diakonischen Amtes und einer Diakonisch-missionarischen Kammer mit koordinierender Funktion. - Hilfswerk und Landesverband seit 1977 Mitglied des Nordelbischen Diakonischen Werkes e.V., dessen Geschäftsstelle Rendsburg die Geschäfte führt; Übertragung der Aufgaben des Hilfswerks auf den Landesverband für Innere Mission 1977.

Evangelische Kirche von Westfalen Hilfswerk: Evangelisches Hilfswerk Westfalen (1945-1960). Hauptbüro: Bielefeld-Schildesche (1945-1950,1945/46 zugleich Zentralbüro-West des Hilfswerks der EKD), Münster (19501960). Bevollmächtigte: Karl Pawlowski (1945-1950), Karl Lücking (1950-1960). Hauptgeschäftsführer: Karl Pawlowski (1945-1950), Wahrnehmung der Aufgaben durch den Landespfarrer für Innere Mission seit 1950. Innere Mission: Rheinisch-Westfälischer Provinzial-Ausschuß (1862-1888); Westfälischer Provinzial-Ausschuß für Innere Mission (gegründet 1911 als Zusammenschluß der älteren regionalen Vereine für Innere Mission); Westfälischer Provinzialverband für Innere Mission (1921-1942, enge Verflechtung mit dem Provinzial-Ausschuß als Rechtsträger); Landesverband der Inneren Mission in Westfalen (1949 aus dem Provinzial-Ausschuß hervorgegangen), seit 1960: Landesverband der Inneren Mission der Evangelischen Kirche von Westfalen e. V., seit 1970: Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche von Westfalen - Landesverband der Inneren Mission e.V. Vorsitzende: Rudolf Hardt (1945-1960), Johannes Klevinghaus (19601970), Albert Ickler (1970-1977), Hartmut Dietrich (seit 1977). Geschäftsführer: Hermann Möller (1937-1946), Karl Pawlowski (1946-1950), Landespfarrer Heinrich Puffert (19501960), Landespfarrer Heinz Schmidt (1960-1978), Hans-Georg Schütz (seit 1978). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Bürogemeinschaft und gemeinsame Leitung seit 1946, Übergang der Hilfswerkaufgaben auf den Landesverband der Inneren Mission mit dessen Anerkennung als Organ der Landeskirche 1960.

Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR

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Evangelische Landeskirche in Württemberg Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelischen Landeskirche in Württemberg (1945-1970). Hauptbüro: Stuttgart. Zweigstelle für Südwürttemberg: Tübingen (1945-1954). Bevollmächtigte: Wilhelm Pressel (1945-1950), Herbert Keller (1950-1970). Hauptgesckäftsfükrer: Wilhelm Pressel (1945-1950) mit Arnold Schmidt-Brücken (bis 1952), Herbert Keller (1950-1970) mit Albrecht Hirth (seit 1952). Innere Mission: Landesverband der Inneren Mission in Württemberg e.V. (gegründet 1914), seit 1970: Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg e.V. Vorsitzende: Otto Seiz (1936-1955), Fritz Geißler (1955-1965), Rudolf Weeber (1965-1970), Paul Collmer (1970-1975), Hans von Keler (1976-1980), Otto Kehr (seit 1980). Geschäftsführer: Gotthilf Vöhringer (1945-1950), Herbert Keller (1950-1970) mit Antonie Kraut (1945-1971), Albrecht Roos (seit 1971). Innere Mission und Hüfswerk/Diakonisches Werk: Arbeitsgemeinschaft der diakonischen Werke in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg - Landesverband der Inneren Mission und Hilfswerk der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Leiter: Herbert Keller (1950-1970).

II. BUND DER EVANGELISCHEN KIRCHEN IN DER DDR 1. Zentrale Stellen Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in der DDR (1969), seit 1979: Diakonisches Werk - Innere Mission und Hilfswerk - der Evangelischen Kirchen in der DDR. Hauptversammlung (Vorsitzende): Ernst Petzold (1969-1975), Wolfgang Höser (1975-1980), Martin Ziegler (1980-1983), Friedhelm Merchel (1983-1985), Reinhard Turre (seit 1985). Hauptausschuß (Vorsitzende): Kurt Böhm (1969-1973), Willi Kupas (1974-1980), Werner Braune (seit 1980). Leiter der Geschäftsstelle (bis 1969 Berliner Stelle (Ost) der Hauptgeschäftsstelle des Werkes Innere Mission und Hilfswerk der EKD): Gerhard Bosinski ([1968] 1969-1976), Ernst Petzoldt (seit 1976).

2. Landeskirchen Evangelische Landeskirche Anhalts Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelischen Kirche Anhalts bzw. Evangelisches Hilfswerk in Anhalt (1945-1972). Hauptbüro: Dessau. Bevollmächtigte: Werner Lange (1945-1950), Waldemar Schröter (1950-1960), Walter Henneberg (1960-1962), Martin Müller (kommissarisch 1963), Werner Gerhard (seit 1963). (Haupt-)Geschäftsführer: Siegmund Merkel (1946-1950), Rudolf Heine (1950-1951), Richard Papendieck (1951-1971). Innere Mission: Landesverein für Innere Mission in Anhalt (1888-1921). - Anhaltischer Landesausschuß für Innere Mission (gegründet um 1921). - Anhaltischer Landesverband der Inneren Mission e.V. (gegründet um 1921). Vorsitzende: Hermann Fischer (1949-1961),

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Anhang

Werner Gerhard (seit 1963). Geschäftsführer: Gerhard Laudien (1947-1952 im Nebenamt), Emmi Osterland (1952-1964 kommissarisch), Wilhelm Brink (1957-1963). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Gemeinsame Leitung und Geschäftsführung seit 1963.1973 Übertragung der Aufgaben des Landesverbandes und des Hilfswerks auf das Diakonische Werk - Innere Mission und Hilfswerk - der Evangelischen Landeskirche Anhalts (gebildet 1972/73). Landespfarrer: Wolfgang Althausen.

Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (1945-1968). Hauptbüro Berlin: Berlin-West (1945-1956, Bürogemeinschaft mit Zentralbüro-Ost). Bevollmächtigter: Heinrich Grüber (1945-1956). Leitung der Geschäftsstelle in Berlin-Ost (seit 1949): Konrad Ehrlich (um 1952-1956 [I960]). Hauptbüro Brandenburg: Berlin-West (1946-1956, enge Verflechtung mit Provinzialausschuß bzw. Landesausschuß für Innere Mission, seit 1950 Teilverlagerung nach Potsdam und Berlin-Ost). Bevollmächtigte: Theodor Wenzel (1946-1954), Günter Jacob (1954-1956 [1963]). Hauptgeschäftsführer: Rohde (1946-1948), Arnold Krüger (1948-1956). Hauptbüro Berlin-Brandenburg: Berlin-Ost (1956-1968). Bevollmächtigte: Günter Jacob ([1954] 1956-1963), Ernst Gürtler (1963-1968). Hauptgeschäftsführer:Konrad Ehrlich ([um 1952] 1956-1960), Gerhard Burkhardt (1961-1968 [1975]). Innere Mission: Provinzialausschuß für die Innere Mission in der Provinz Brandenburg (gegründet 1882), seit 1952 im Bereich von Brandenburg und Berlin-Ost: Landesausschuß für Innere Mission im Lande Brandenburg (seit 1968/1979 Beschränkung der Tätigkeit auf die Trägerschaft von Anstalten und Einrichtungen). Vorsitzende des Provinzialausschusses: Paul Braune (1945-1954), des Landesausschusses: Paul Braune (bis 1954), Otto Dibelius (1954-1961), Willy Federlein (1961-1968). Geschäftsführer: Theodor Wenzel (1927-1954). Leiter der Geschäftsstelle in Potsdam (seit 1950) und der Zweigstelle Berlin-Weißensee (1952-1956): Kurt Böhm (19511969), Werner Michalsky (1970-1979), Arnold Esselbach (seit 1980). Berliner Hauptverein für Innere Mission (gegründet 1899), seit 1935 Gesamtverband der Berliner Inneren Mission e.V. Vorsitzende: Otto Dibelius (1945-1966), 2. Stellvertreter mit Vertretungsbefugnis in Berlin-Ost: Willy Federlein (1964-1979). Leitung der Geschäftsstelle in Berlin-Ost (seit um 1950): Koch (um 1950-um 1953), Betty Brandos (um 1953-1962), Gerhardt Burkhardt (1962-1968, seit 1964 Geschäftsführer des Gesamtverbandes für BerlinOst). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Arbeitsgemeinschaft des Hilfswerks, des Gesamtverbandes und des Landesausschusses (1962, Bürogemeinschaft und gemeinsamer Geschäftsführer von Hilfswerk und Gesamtverband); diakonisches Werk „Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg" (gebildet von Hilfswerk, Gesamtverband und Landesausschuß 1968, neugeordnet als kirchliche Einrichtung 1979). Geschäftsführer: Gerhardt Burkhardt ([I960] 1962-1975) und Kurt Böhm ([1951] 19691973), Martin Ziegler (1975-1983), Hans-Dietrich Schneider (seit 1983).

Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebietes (bis 1968: Evangelische Kirche von Schlesien) Hilfswerk: Hauptbüro Görlitz des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland (1947), Diakonat der Evangelischen Kirche von Schlesien, Hauptbüro des Hilfswerks (1952-1967).

Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR

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Hauptbüro: Görlitz. Bevollmächtigte: Ernst Hornig (1947-1963), Johannes Böer (1964-1967). Hauptgeschäftsführer: Gottfried Grundmann (1947-1949), Konrad Ehrlich (1949-1951), Paul Hoffmann (1951-1953, kommissarisch im Nebenamt), Heinrich Adler (1953-1954), Gerhard Symanowski (1955-1959), Charlotte Grahner (1961-1977), Helmut Linke (seit 1977). Innere Mission: Bezirksstelle der Inneren Mission (eingerichtet 1945), Diakonat der Evangelischen Kirche von Schlesien, Provinzialstelle für Innere Mission (1952-1967). Provinzialpfarrer: Kurt Schulz (1945-1953 kommissarisch), Heinrich Adler (1953-1954), Gerhard Symanowski (1955-1959), Hanns-Joachim Wollstadt (1960-1965), Lothar Tepper (1965-1967, kommissarisch). Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches 'Werk: Gemeinsame Bezeichnung: Diakonat der Evangelischen Kirche von Schlesien (1952-1967), Diakonisches Werk - Innere Mission und Hilfswerk - in der Evangelischen Kirche von Schlesien bzw. des Görlitzer Kirchengebietes (seit 1967, gemeinsame Aufgabenwahrnehmung der Abteilungen „Innere Mission" und „Hilfswerk" seit 1978). Leiter: Lothar Tepper (1967-1969), Eberhard Völz (1969-1972 kommissarisch), Gerhard Juergensohn (1972-1977 kommissarisch), Hanns-Joachim Wollstadt (1977-1979), seit 1979 vakant.

Evangelische Landeskirche Greifswald (bis 1968: Pommersche Evangelische Kirche) Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Pommern (1949-1969). Hauptbüro Greifswald. Bevollmächtigte: Werner Rautenberg (1945-1969). Hauptgeschäftsfübrer: Werner Rautenberg (1945-1948), Erich Wegner (1948-1957), Elisabeth Seeliger (1957-1963), Georg Uteß (1963-1969 [1979]). Innere Mission: Provinzialverein für Innere Mission in Pommern (gegründet 1849/1878); Pommerscher Provinzialverband der Inneren Mission (gegründet 1923); Die Innere Mission der Evangelischen Kirche in Pommern, Provinzialkirchenamt für Innere Mission (1948), später: Die Innere Mission der Evangelischen Kirche in Pommern bzw. der Evangelischen Landeskirche Greifswald, Amt für Innere Mission. Vorsitzender: Ernst Poetter (1935-1948). Landespfarrer für Innere Mission und Vorsitzender des Amtes für Innere Mission: Heinz Klett (1947-1951), Walter Kusch (1952-1963), Erich Werner (1965-1970). Diakonisches Werk: Diakonisches Werk - Innere Mission und Hilfswerk - der Evangelischen Landeskirche Greifswald (1969). Landespfarrerfür Diakonie: Siegfried Hildebrand (seit 1969). Geschäftsführer: Georg Uteß ([1963] 1969-1979), Hinrich Kuessner (seit 1979).

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs (1945-1958). Hauptbüro: Schwerin. Bevollmächtigte: Theodor Werner (1945- 1946), Arnold Maercker (1946-1957) Niklot Beste (1957). Hauptgeschäftsfübrer: Carl an Haak (1945-1947), Kurt Neumann, (1947-1950), Erich Schmidt 1950-1958). Innere Mission: Mecklenburgischer Landesverein für Innere Mission e. V. (gegründet 1843/1899), seit 1946: Innere Mission der Mecklenburgischen Landeskirche, seit 1948: Innere Mission der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs (die Tätigkeit der Organe ruht seit 1958). Vorsitzender: Gerhard Schliemann (bis 1946), Friedrich Stratmann (1946-1947), Gustav Spangenberg (1947-1972). Geschäftsführer: Theodor Rohrdantz (1944-1958). Diakonisches Werk: Diakonisches Werk „Innere Mission und Hilfswerk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs" (1958), seit 1967: Diakonisches Werk der Evangelisch-

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Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs - Innere Mission und Hilfswerk, seit 1977: Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. Geschäftführer: Helmut Kuessner (seit 1958), Gerhard Kayatz.

Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen Hilfswerk: Provinzialamt des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland (1946), Diakonisches Amt der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen - Amt des Evangelischen Hilfswerks (1953-1958). Hauptbüro: Magdeburg. Bevollmächtigte: Wolfgang Sprengel (1945-1952), Walter Harder (1952-1958). Hauptgeschäftsführer: Johannes Schulz (19461955), Walter Rohkohl. Innere Mission: Sächsischer Provinzialverband der Inneren Mission (gegründet 1869). - Provinzialkirchliches Amt für Innere Mission der Kirchenprovinz Sachsen (1949), seit 1953: Diakonisches Amt der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen - Amt für Innere Mission. Vorsitzender: Walter Harder. Provinzialpfarrer/Leiter des Amtes für Innere Mission: Helmut Materne, Heinz Klett (seit 1951). Diakonisches Werk: Diakonisches Amt der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (Innere Mission und Hilfswerk) (1958). Leiter: Walter Rohkohl (1958-1965), Max Reinecke (seit 1966), Gerhard Kühn.

Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens Hilfswerk: Hilfswerk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Hauptbüro: Radebeul. Bevollmächtigte: Walter Schadeberg (1945-1949), Ulrich von Brück (1950-1964), Ernst Petzoldt (1965-1976), Friedhelm Merchel. Hauptgeschäftführer: Gottfried Kretschmar (1946-1968). Innere Mission: Landesverein für Innere Mission der evangelisch-lutherischen Kirche in Sachsen (gegründet 1867), heute: Innere Mission der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. - Gesamtverband der Inneren Mission in Sachsen (gegründet 1922, Vorsitz und Geschäftsführung durch den Landesverein). - Landeskirchliches Amt für Innere Mission der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (1948), selbständige Abteilung des Landeskirchenamtes). Landesleiter/Leiter: Walter Schadeberg (1945-1949), Ulrich von Brück (19501964), Ernst Petzoldt (1965-1976), Friedhelm Merchel. Innere Mission und Hilfswerk/Diakonisches Werk: Personalunion von Leiter des Landeskirchlichen Amtes für Innere Mission und Bevollmächtigtem für das Hilfswerk. Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen (bis 1948: Thüringer Evangelische Kirche) Hilfswerk: Hilfswerk der Thüringer evangelischen Kirche, seit 1948: Hilfswerk der EvangelischLutherischen Kirche in Thüringen (1946-1976/77). Hauptbüro: Eisenach. Bevollmächtigte: Gerhard Phieler (1945-1963), Heinz Krannich (1964). Hauptgeschäftsführer: Wilhelm Prenzler (1945-1960), Rudi Köhler (1961). Innere Mission: Thüringer Verband für Innere Mission (1924), seit 1948: Innere Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Geschäftsführung: Landeskirchliches Amt für Innere Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen (selbständige Abteilung beim Landeskirchenamt). Landesleiter: Gerhard Phieler (1931-1963), Heinz Krannich (1964).

Freikirchliche Mitglieder des Hilfswerks der EKD

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Diakonisches Werfe: Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen Innere Mission und Hilfswerk (Zusammenschluß 1976/77, Geschäftsstelle: Das Diakonische Amt). Leiter: Heinz Krannich, Wolfgang Höser.

ΠΙ. FREIKIRCHLICHE MITGLIEDER DES HILFSWERKS DER EVANGELISCHEN KIRCHEN IN DEUTSCHLAND (Die Zeitangaben beziehen sich teilweise auf die Tätigkeit für die betreffende Kirche.) Evangelische Brüderunität in Deutschland Bevollmächtigte: Heinz Renkewitz (1937-1954) und Johannes Vogt (1928-1966). Methodistenkirche in Deutschland (Bischöfliche Methodistenkirche) Bevollmächtigte: Ernst Sommer (1946-1952), Friedrich Wunderlich (1952-1957). Vertreter im Osten: Ernst Scholz (1946-1957). Hauptgeschäftführer: Rudolf Schiele (1946-1951), Hartwig Lederer (1951-1963). Hilfswerk der Evangelisch-Lutherischen Freikirchen in Deutschland Bevollmächtigter: Heinrich Petersen. Hauptgeschäftsführer: ]obxnn Christian Schneider, Martin Willkomm. Vereinigung der Deutschen

Mennonitengemeinden

Bevollmächtigter: Benjamin Heinrich Unruh. Hauptgeschäftsführer: A. Braun, Richard Hertzler. Bruderhilfe des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher

Gemeinden

Bevollmächtigter: Paul Schmidt und I. Hanke. Hauptgeschäftsführer: Carl Koch und W. Hanke. Evangelische Gemeinschaft in Deutschland Bevollmächtigte: Ernst Pieper (1946-1954), Karl Friedrich (1954-1957). Hauptgeschäftsführer: Richard Leger (1946-1954). Bund Freier Evangelischer Gemeinden in Deutschland Bevollmächtigte: Willy Dietzel (1945-1951), Gustav Klaes (1946-1958), Ernst Bolten (1945-1974).

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Anhang

Altkatholische Kirche, Bistum Bonn Bevollmächtigte: Johannes Zeimet (1945-1953), Otto Steinwachs (1911-1964), Josef Demmel (1951-1966). Hauptgeschäftsführer: Werner Scharte (bis 1948), W. Nagel (seit 1948). Die Heilsarmee - Nationales Hauptquartier Bevollmächtigter: Max Gruner (1947-1948). Hauptgeschäftsführer: Paul Hühner (1947-1953).

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS UNVERÖFFENTLICHTE Q U E L L E N a. Archivalische Quellen

Archiv des Diakonischen Werkes der EKD, Berlin (ADW) Zentralbüro des Hilfswerks der EKD, Stuttgart (ZB) 3 7-18 21, 22 29-31 51 52 53 54, 55 56 57-69 70-73 74, 75 78 81 86 96 100 103 107 109, 110 111 113 123-126 127-133 135-136 138 139 140 141 146 147 148 152

Aufsätze, Stellungnahmen und Vermerke zu Grundsatzfragen Bd. 3.1949-1951. Materialsammlung zur Geschichte des Hilfswerks Bd. 1-12. 1945-1952. Vertraulicher Schriftwechsel Bd. 2, 3. 1950-1953. Allgemeiner Schriftwechsel Bd. 1-3. 1945-1953. Ordnung des Hilfswerks und Verhältnis zur Inneren Mission Bd. 1.1948-1954. Hilfswerk-Satzung. 1947-1948. Ordnung des Hilfswerks. 1948-1949. Diakonat der Kirche Bd. 1, 2. 1950-1951. Kirchengesetz zur Ordnung des Hilfswerks. 1950-1953. Wiederaufbau-Ausschuß/Hilfswerkausschuß Bd. 1-13. 1945-1955. Exekutivkomitee/Verwaltungsrat Bd. 1-4. 1946-1955. Tagungen und Sitzungen des Hilfswerks Bd. 1, 2. 1945-1957. Ordnung des Hilfswerks in den Landeskirchen Bd. 1. 1945-1951. Das Hilfswerk in der britischen Zone Bd. 1.1945-1948. Östliche Hauptbüros Bd. 1: Anhalt, Berlin, Brandenburg. 1945-1957. Hauptbüro Hamburg. 1945-1954. Hauptbüro Kurhessen-Waldeck Bd. 1. 1945-1946. Hauptbüro Lübeck. 1945-1955. Hauptbüro Rheinland. 1946-1956. Hauptbüro Schleswig-Holstein Bd. 1, 2. 1945-1956. Hauptbüro Westfalen. 1945-1956. Freikirchen. 1946-1951. Stellungnahmen und Vermerke zur Fusion Bd. 1-4. 1950-1957. Diakonischer Beirat Bd. 1-7. 1951-1957. Diakonischer Beirat. Unterausschuß I Bd. 1, 2. 1954-1955. Diakonischer Beirat. Juristenausschuß. 1956-1957. Diakonischer Beirat. Juristenausschuß und Organisationsausschuß. 1953-1955. Entwürfe und Stellungnahmen zur Verfassung einer Stiftung „Das Diakonische Werk der EKD". 1955-1956. Entwürfe für die Ordnung des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD". 1956-1957. „Versuch einer systematischen Übersicht über die Aufgaben des ,Das Diakonische Werk"' (Rapp). 1956. Entwürfe und Stellungnahmen zur Organisation der Hauptgeschäftsstelle. 1955-1956. Organisations-, Haushalts- und Stellenplan der Hauptgeschäftsstelle. 1956. Organisation des Gesamtwerks und des Zentralapparats Bd. 1. 1947.

400 158 159,160 162 190 192A-193 194,195 197A-198 201 205, 206 207-209 210 215 216 217 218 230 232-234 244 249 259 268-270 271 325 331 332-336 347-349 374 391 435 442A-443 444A 444B 445 458A, Β 523 524, 525 800 802 804 844 846

Quellen- und Literaturverzeichnis Erarbeitung eines Organisationsplanes für das Hilfswerk. 1946-1948. „Vorschläge für die Organisation des Hilfswerkes der evangelischen Kirchen in Deutschland" (Rapp). 1947. Leitung des Zentralbüros. 1956. Bescheinigungen für Mitarbeiter. 1945-1952. Zentralbüro-Ost/Berliner Stelle Bd. 1-3.1945-1957. Geschäftsstelle Baden-Baden Bd. 1, 2.1946-1952. Außenstelle Hamburg. Tätigkeit Bd. 1-3. 1945-1959. Transportleitstelle Bremen. Tätigkeit Bd. 1. 1946-1947. Tyska Kyrkokontoret Stockholm Bd. 1, 2. 1948-1950. Außenstelle Assenheim Bd. 1-4. 1946-1948. Bauabteilung Neckarsteinach und Abteilung Wohnbedarf, Heidelberg. 19461951. „Gutachten über die zukünftige Behandlung der wirtschaftlichen Betätigungen des Hilfswerks der E K D " (Rapp). 1951. „Bericht über die durchzuführende Ausgliederung der wirtschaftlichen Betätigungen des Hilfswerks der E K D " (Rapp). 1951. „Feststellung des Hilfswerk-Vermögens und Gutachten über die Ausgliederung der sogenannten Wirtschaftsbetriebe" (Thümmel). 1951. Sozialpolitische Gesellschaft. 1951-1952. Sozialwerk für Wohnung und Hausrat. 1948-1959. Evangelisches Verlagswerk Bd. 1-3. 1946-1957. Vorbereitender Ausschuß für die Synode. 1955-1956. Rat der EKD. 1946-1948. Lutherischer Weltdienst - Deutscher Hauptausschuß. 1952-1956. Innere Mission und Central-Ausschuß Bd. 1-3. 1945-1957. Koordinationsbesprechungen mit dem Central-Ausschuß für die Innere Mission. 1951-1954. Militärregierungen. 1945-1953. Ökumenischer Rat der Kirchen. 1944-1948. Ökumenischer Rat der Kirchen. Abteilung für Wiederaufbau und zwischenkirchliche Hilfe Bd. 1-5. 1945-1948. Lutherischer Weltbund Bd. 1-3. 1945-1955. The Lutheran Church - Missouri-Synod Bd. 1. 1945-1954. Schwedische Hilfsorganisationen. 1945-1950. Büro für deutsche Nachkriegshilfe/Bureau Intermediate. 1946-1947. Inländische Presse Bd. 1-3. 1946-1958. Strafanzeige gegen den Herausgeber des „Sonntagsboten" Meisenheim am Glan. 1949-1951. Veröffentlichungen über das Hilfswerk im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel". 1951-1954. Auslandspresse. 1946-1955. Errichtung eines christlichen Rundfunksenders in Bamberg, zwei Bände. 1946-1949. Diakoniegroschen. 1948-1950. Umlage Bd. 1, 2. 1949-1952. Siedlung. Denkschriften und Gesetzentwürfe. 1946-1949. Evangelisches Siedlungswerk in Deutschland. 1950-1955. Arbeitsgemeinschaft der Landesbaugemeinden. 1951-1956. Soziale Hilfe und Sozialpolitik. Allgemein. 1948-1952. „Darstellung der Aufgaben der Abteilung ,Soziale Hilfe im Zentralbüro des Hilfswerks'". 1955.

Quellen- und Literaturverzeichnis 1354 1383A, Β

401

Wiederaufbaufonds für Kirchen, Karr-und Gemeindehäuser Bd. 11.1947-1963. Notkirche. Allgemein Bd. 1, 2. 1946-1949.

Zentralbüro des Hilfswerks der EKD, Berliner Stelle (ZBB) 1 28 56 58 60-62 70 208 409 414 545 563 847 1507 1567 1579 1664 1669 1675 1693

Arbeitsbesprechungen der Bevollmächtigten (Ost). 1946-1956. Hilfswerkausschuß, Verwaltungsrat, Hauptgeschäftsführerkonferenz. Allgemein Bd. 3. 1954-1957. Hauptgeschäftsführerkonferenzen. Allgemein Bd. 3. 1946-1952. Wiederaufbau-Ausschuß, Exekutivkomitee, Geschäftsführender Ausschuß, Verwaltungsrat. Protokolle Bd. 1.1946-1951. Handakten Dibelius: Kirchliches Hilfswerk Bd. 1-3. 1954-1957. Schriftwechsel mit dem Zentralbüro Bd. 1. 1945-1946. Diakonat. 1948-1958. Handakte Berg: Fusion der Berliner Dienststellen von Innerer Mission und Hilfswerk. 1956-1960. Handakte Berg: Ordnung des Hilfswerks. 1949-1957. Tyska Kyrkokontoret, Stockholm. 1946-1952. Berichtsabteilung. Allgemeiner Schriftwechsel Bd. 10. 1956. Brot für die Welt. 1959-1965. Sonderausschuß der EKD Bd. 1. 1949-1952. Lutheranerprogramm. 1948-1949. Umlage. 1949-1956. Außenstelle Magdeburg. Organisation. 1948-1953. Einfuhr von Liebesgaben, allgemeiner Schriftwechsel mit östlichen Dienststellen Bd. 1. 1947-1950. Ordnung des Hilfswerks. 1945-1957. Veredelungswirtschaft GmbH. 1951-1953.

Hauptbüro Berlin des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Berlin (HB Berlin) 123

Hilfswerk-Siedlung GmbH, Berlin. 1952-1954.

Hauptbüro Brandenburg des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Berlin (HB Brandenburg) 1 38

Tagungen und Sitzungen. 1948-1956. Hilfswerk: Allgemein. 1947-1950.

Central-Ausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche, Berlin (CA) 2227 2242/2 2243/2 2552

Hilfswerk der EKD. 1945. Vorstandssitzungen neun Bände. 1945-1957. Geschäftsführerkonferenzen fünf Bände. 1946-1951. Zusammenschluß von Innerer Mission und Hilfswerk. 1955-1958.

Central-Ausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche, Geschäftsstelle Bethel (CAW) 4 5

Hundertjahrfeier. Planung. 1948-1949. Hundertjahrfeier. Veröffentlichungen. 1946-1949.

402 17-21 22 23 24 25, 26 29-32 33 54, 55 61 318 319 320 322 323 324 957 959 965 966 967 994-996 997-1000 1002 1003 1005-1008 1009 1010-1016 1018-1020 1021 1023 1024-1027 1028 1029

Quellen- und Literaturverzeichnis Handakten Frick Bd. 1-5. 1945-1947. Kondolenzschreiben zum Tode Constantin Fricks. 1949. Wahl des Präsidenten. 1945-1946. Allgemeiner Schriftwechsel mit Präsident und Vizepräsident. 1945-1956. Vorstand. Allgemein Bd. 1, 2. 1945-1957. Vorstand. Protokolle Bd. 1-4. 1945-1958. Vorstand des Central-Ausschuß-Ost. Protokolle. 1945-1949. Auslandsanleihe Bd. 2, 3. 1950-1957. Nothilfe für den Osten. 1948-1951. Geschäftsführerkonferenzen des Central-Ausschuß-West. Protokolle. 19461956. Geschäftsfuhrerkonferenzen des Central-Ausschuß-Ost. Protokolle. 1946-1956. Fachkommissionen der Geschäftsführerkonferenz. „Form und Inhalt der Inneren Mission". 1949-1950. Fachkommissionen der Geschäftsführerkonferenz. „Christliche Liebestätigkeit und weltliche Wohlfahrtspflege". 1949-1950. Nordwestdeutsche Konferenz für Innere Mission. 1945-1956. Südwestdeutsche Konferenz für Innere Mission. 1947-1956. Kirche und Innere Mission. Allgemein. 1945-1951. Grundordnung der EKD. 1947-1948. Vorbereitender Ausschuß für die ordentliche Synode der EKD 1957.1955-1956. Vorbereitungsausschuß der Inneren Mission zur Vorbereitung der sogenannten „Diakonischen Synode". 1956. Kanzlei der EKD Bd. 1. 1945-1949. Wiederaufbau-Ausschuß, Hilfswerkausschuß, Verwaltungsrat Bd. 1-3. 19461957. Zentralbüro Bd. 1-4. 1945-1957. Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten in der britischen Zone. 1946-1953. Diakoniegroschen. 1948-1949. Koordinierung von Innerer Mission und Hilfswerk Bd. 1-4. 1946-1956. Anspruch des Hilfswerks auf Spitzenverbandsqualität. 1949-1950. Diakonischer Beirat Bd. 1-7. 1951-1957. Diakonischer Beirat. Satzungs- und Organisationsplanentwürfe Bd. 1-3. 1955-1959. Stellungnahmen der Landeskirchen zu den Vorlagen des Diakonischen Beirates Bd. 1. 1956. Vertrauliche Vermerke zur Fusion. 1955-1956. Handakten Güldenpfennig: Fusion Bd. 1-4. 1954-1957. Handakte Engelmann: Fusion. 1956-1957. Militärregierung. 1945-1951.

Provinzialausschuß für die Innere Mission in der Provinz Brandenburg. Handakten des Vereinsgeistlichen (BP) 18 28, 29 38

Gesamtverband der Berliner Inneren Mission. 1945-1951. Zuordnung von Kirche und Innerer Mission und Hilfswerk in Berlin und in der EKD Bd. 1,2.1948-1960. Hilfswerk. Allgemein. 1947-1950.

Handakten Johannes Kunze 48, 49

Auslandsanleihe der Inneren Mission, zwei Bände. 1953-1958.

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63

Evangelisches Zentralarchiv in Berlin (EZA Berlin) Kirchenkanzlei der EKD 00 035 042 046 047 40 41 670 673 676 202

Verfassungsfragen Bd. 1-4. 1945-1948. Öffentliche Kundgebungen Beihefte 1-3 (Schuldfrage). 1945-1948. Kirchenversammlungen Bd. 1-4, Beihefte 1, 2. 1945-1949. Rat der EKD Bd. 1-4. 1945-1949. Neubildung der Kirchenleitung. 1945-1946. Kirchliche Verbände. 1945-1948. Innere Mission. 1934-1948. Kirchliche Presse Bd. 2. 1945-1947. Evangelischer Preßverband. 1946-1948. Evangelisches Verlagswerk Hannover. 1947-1948. Hilfswerk der EKD Bd. 1-5. 1945-1949.

Handakten Dr. Benn Paket 133

Kirchliche Werke und Hilfswerk der EKD.

Archiv für die Geschichte des Kirchenkampfes (KKA). 557

V[orläufige] K[irchen] LJeitung] Böhm: Ökumene. 1942-1945.

Evangelischer Oberkirchenrat, Berlin (EOK) Gen. ΧΠ, 206 Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland Bd. 1. 1945-1950. Gen. ΧΙΠ, 1 Militärkirchenangelegenheiten Bd. 3. 1943-1945.

Zentralarchiv der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Darmstadt (LKA Darmstadt) Bestand 62: Privatdienstliches Schriftgut Martin Niemöller 62/321a/10 62/3372/94

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Archiv des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche im Rheinland, Düsseldorf (ADW Düsseldorf) Bestand Otto Ohl 47/3, 1 Hilfswerk Bd. 1-14. 1945-1959 Ortsakten Essen

Archiv des Ökumenischen Rates der Kirchen, Genf (AÖRK) Die Akten des Archivs des Ökumenischen Rates der Kirchen sind nur teilweise mit Archivsignaturen versehen. Deshalb werden die benützten Archivalieneinheiten mit Ausnahme der Korrespondenzakten des Generalsekretariats mit vom Verfasser vergebenen Nummern aufgeführt, nach denen in dieser Arbeit zitiert wurde. Korrespondenzakten des Generalsekretariats (GSC) Hans Asmussen. Martin Albertz. Karl Barth. George Bell. Samuel McCrea Cavert. J. Hutchinson Cockburn. Otto Dibeüus. Nils Ehrenström. W. Elmslie. Adolf Freudenberg. Stewart Herman. Adolf Keller. Alphons Koechlin. Kurt Meschke. Martin Niemöller. Otto Ohl. Hans Schönfeld.

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Archiv der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Hannaver (VELKD) Sekretariat Hannover des Rates der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (D. Heisch) 8 Α ΠΙ 10

Deutsches Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes. Deutscher Hauptausschuß des Lutherischen Weltdienstes. Verhältnis zum Evangelischen Hilfswerk. 1952-1954.

Archiv des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche von Westfalen, Münster (ADW Munster) 00.92.22

Evangelisches Hilfswerk Westfalen, Bielefeld und Hilfswerk der EKD, Zentralbüro-West. 1945-1956.

Quellen- und Literaturverzeichnis 00.95.17

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Deutsche Evangelische Kirche. 1943-1945. Kirchliches Einigungswerk. 1944-1945. Ökumene. 1934-1945. Kirchliche Werke und Vereine: Württembergische Bibelanstalt, Verband der deutschen Bibelgesellschaften, Innere Mission, Evangelisches Hilfswerk. 1945.

Registratur des Evangelischen Oberkirchenrats 532 I

Ökumenisches Hilfswerk. 1945.

b. Auskünfte und Informationen Christian Berg, Berlin: Karl Biskamp, Schwalmstadt-Treysa: Heinz von Bodelschwingh, London/München: Georg Federer t , Stuttgart: Martin Fischer f , Berlin: Erich Freudenstein f , Kassel: Ludwig Geissei, Stuttgart: Eugen Gerstenmaier f , Oberwinter: Wolfgang Güldenpfennig, Stuttgart: Hans-Christoph von Hase, Stuttgart: Herbert Krimm, Heidelberg: Gerhard Laudien, Berlin: Klaus Mehnert f , Schömberg: Eva-Juliane Meschke, Täby/Schweden: Friedrich Münchmeyer, Kassel: Martin Niemöller f , Wiesbaden: Wilhelm Niesei, Königstein: Gerhard Noske f , Berlin: Hans Dietrich Pompe, Bonn: Heinrich Riedel, München: Gerhard Rinck, Göttingen: Ulrich Scheuner f , Bonn: Wilhelm Schmidt t , Hamburg: Margarete Trost geb. Happich, Jugenheim: Elisabeth Urbig, Stuttgart: Willem A. Visser't Hooft f , Genf: Wilhelm Winterberg, Bonn: Hans-Josef Wollasch, Freiburg:

Gespräch, 17.1. 1980 Schreiben, 24.9. 1980 Schreiben, 2.10. 1980 Gespräch, 29. 7. 1980 Gespräch, 1. 7. 1980 Gespräch, 26. 7. 1978 Gespräch, 3.10. 1980 Gespräch, 17.11.1980 Schreiben, 7.11. 1980 Gespräch, 28. 7. 1980 Gespräch, 29. 7. 1980 Gespräch, 5. 5. 1980 Gespräch, Dezember 1980 Schreiben, 18. 6. 1980 Schreiben, 24. 8. 1984 Gespräch, 10. 7. 1978 Gespräch, 8.4. 1980 Schreiben, 20.10. 1980 mehrere Gespräche, 1977-1980 Schreiben, 29. 9.1980 Gespräch, 9.10. 1980 Schreiben, 17. 6. 1980 Schreiben, 4. 7. 1980 Schreiben, 10.11. 1980 Schreiben, 22.10. 1980 Gespräch, 28. 7.1980 Gespräch, 28. 4.1980 Schreiben, 25.10. 1980 Schreiben, 30. 9. 1980

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ABKÜRZUNGEN

ABl Abschr. ADW AKiZ. Α und Β AÖRK apl. Prof. Apg ApU APTh AVELKD Bespr. betr. BK Bev. BKH BP brit. BSHST CA CA CARE CAW CBSRA CDU CRALOG CRE D. DB DDR DDW DEK DEKT Ders. Devaheim DtPfrBl DVP

Amtsblatt Abschrift(en) Archiv des Diakonischen Werkes (der EKD, Berlin) Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Reihe B: Darstellungen Archiv des Ökumenischen Rates der Kirchen (Genf) außerplanmäßiger Professor Apostelgeschichte Evangelische Kirche der altpreußischen Union Arbeiten zur Pastoraltheologie Archiv der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands Besprechung betreffend Bekennende Kirche Bevollmächtigte(r) Bischofskanzlei Hamburg Provinzialausschuß für die Innere Mission in der Provinz Brandenburg britisch Basler Studien zur historischen und systematischen Theologie Central-Ausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche Confessio Augustana Cooperative of American Remittances to Europe Central-Ausschuß, Geschäftsstelle West (Bethel) Council of British Societis for Relief Abroad Christlich Demokratische Union Council of Relief-Agencies Licensed for Operation in Germany Committee for Christian Reconstruction in Europe Doktor der Theologie ehrenhalber Diakonischer Beirat der EKD Deutsche Demokratische Republik Das Diakonische Werk Deutsche Evangelische Kirche Deutscher Evangelischer Kirchentag Derselbe Deutsche Evangelische Heimstättengesellschaft Deutsches Pfarrerblatt Deutsche Volkspartei

428 Ebd. EHIK EHs.T EKD, EKiD EKU ELK2 EOK EPD, epd ER Ev., ev. EvEnz EvErz EvW E 2 A Berlin FAB FKRG Gf GFK GSC GSt HB Hg-, hg. HGF HGFK HS HW HWA IM IMis IKRK IRM JBHW JCW JGNKG KKA KfW KJ KR KuD KZ Lie., Lie. theol. LKA LKR

Abkürzungen

Ebenda Evangelisches Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene Europäische Hochschulschriften (Theologie) Evangelische Kirche in Deutschland Evangelische Kirche der Union Evangelisch-lutherische Kirchenzeitung Evangelischer Oberkirchenrat Evangelischer Preßverband für Deutschland, Evangelischer Pressedienst Ecumenical review Evangelisch Evangelische Enzyklopädie Evangelische Erziehung Evangelische Welt Evangelisches Zentralarchiv in Berlin Für Arbeit und Besinnung Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht Geschäftsführer Geschäftsführerkonferenz der Inneren Mission Korrespondenzakten des ORK-Generalsekretariats Geschäftsstelle Hauptbüro(s) des Hilfswerks Herausgeber, herausgegeben Hauptgeschäftsführer (Leiter eines Hauptbüros oder einer Abteilung des Zentralbüros des Hilfswerks) Hauptgeschäftsführerkonferenz(en) des Hilfswerks Historische Studien Hilfswerk, Zeitschrift „Das Hilfswerk" Hilfswerkausschuß des Hilfswerks der EKD Innere Mission Innere Mission (Zeitschrift) Internationales Komitee vom Roten Kreuz International review of missions Jahresbericht(e) des Hilfswerks der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland Jahrbuch für Caritaswissenschaft Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte Kirchenkampfarchiv Kirche für die Welt Kirchliches Jahrbuch Kirchenrat Kerygma und Dogma Konzentrationslager Lizentiat der Theologie Landeskirchliches Archiv Landeskirchenrat

Abkürzungen

lt. Ltr. LWB LWD MdB MdR MHW MonHas MPTh Ms mündl. MV NH Ns NSV NT o.D. o.J. o.O. o. Prof. OKR ORK OMGUS ORR P. Pf., Pfr. ref. Ref RGG RM RS SBZ SOPO Sehr. schriftl. TEH ThViat TRE UA UNRRA USGCC VELKD VERWI Vors. VR

vs

laut Leiter Lutherischer Weltbund Lutherischer Weltdienst Mitglied des Bundestags Mitglied des Reichstags Mitteilungen aus dem Hilfswerk (Zeitschrift) Monographiae Hassiae Monatsschrift für Pastoraltheologie Manuskript mündlich Mitgliederversammlung Nachlaß Herntrich Niederschrift Nationalsozialistische Volkswohlfahrt Neues Testament ohne Datum ohne Jahr ohne Ort ordentlicher Professor Oberkirchenrat Ökumenischer Rat der Kirchen Office of military Government Oberregieningsrat Pastor Pfarrer reformiert Reformatio (Zürich) Religion in Geschichte und Gegenwart Reichsmark Rundschreiben Sowjetisch besetzte Zone Sozialpolitische Gesellschaft Schreiben schriftlich Theologische Existenz heute Theologia viatorum Theologische Realenzyklopädie Unterausschuß United Nations Relief and Rehabilitation Administration United States Group Control Council Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands Veredelungswirtschaft GmbH Vorsitz(ender) Verwaltungsrat des Hilfswerks Vorstand des Centrai-Ausschusses

429

430

WKGB VZG WAA WCC WPKG WuD YMCA ZB ZBB ZdZ ZevKR ZKG ZSTh ZW

Abkürzungen

Veröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in der evangelischen Landeskirche Badens Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Wiederaufbau-Ausschuß World Council of Churches Wissenschaft und Praxis in Kirche und Gesellschaft Wort und Dienst Young Men's Christian Association Zentralbüro des Hilfswerks der EKD (Stuttgart) Zentralbüro-Ost bzw. Berliner Stelle des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, Stuttgart Zeichen der Zeit Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht Zeitschrift für Kirchengeschichte Zeitschrift für systematische Theologie Zeitwende

PERSONENREGISTER/BIOGRAPHISCHE ANGABEN Die biographischen Daten sollen möglichst umfassend über alle im Text oder in den Fußnoten genannten Mitarbeiter des Hilfswerks und der inneren Mission und die Mitglieder der Organe beider Werke informieren. In den meisten anderen Fällen sind die Angaben knapper gehalten. Für Mitglieder von Kirchenleitungen und Mitarbeiter kirchlicher Behörden, deren Biographien entweder bereits bekannt sind oder leicht ermittelt werden können, gilt dies in der Regel auch dann, wenn sie Amter im Hilfswerk oder in der Inneren Mission bekleideten. Bei Personen, die nur im Anhang erscheinen, wird nur Beruf und dienstliche Stellung angegeben. ADERCAS, C l a u s v o n 3 8 6

Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Bremen) ADLER, Heinrich 395 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks, Provinzialpfarrer der Inneren Mission (Schlesien). ALBERTZ, Martin, Lie. theol. 19, 47 geb. 7.5.1883 Halle/Saale, gest. 29.12.1956 Berlin, 1931-1953 Pfarrerund Superintendent in Berlin-Spandau, 1936-1945 Vorsitzender der zweiten Vorläufigen Kirchenleitung der DEK. ALTHAUSEN, W o l f g a n g 3 9 4

Landespfarrer, Leiter des Diakonischen Werkes (Anhalt). ARNDT, Karl 175 geb. 17.9.1903 St. Paul/Minnesota, Germanist, 1945-1950 Leiter des Office of Church-State Relations der amerikanischen Militärregierung in Stuttgart, Lutheraner (Missouri-Synode). ARNOLD, Karl 313 geb. 21. 3. 1901 Herlishofen/Württemberg, gest. 29. 6. 1958, 1947-1956 Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. ASMUSSEN, Hans D. DD. 99ff„ 110f., 142ff., 156f., 159f„ 163ff., 173, 176,178, 220 geb. 21. 8.1898 Flensburg, gest. 30.12.1968 Speyer, Pfarrer, 1934 zwangspensioniert, 1934 Mitglied des Reichsbruderrates, 1945-1948 Leiter bzw. Präsident der Kirchenkanzlei der EKD. BACHMANN, Wilhelm, Dr. theol. 31, 56 geb. 6.5.1912 Züllichau, Pfarrer, 1940 Mitarbeiter im Kirchlichen Außenamt und Geschäftsführer des Evangelischen Hilfswerks für Internierte und Kriegsgefangene, 1944-1945 GestapoHaft. BACKHAUS, M a r t i n 3 8 6

Pfarrer, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes (West-Berlin). BADEN, Elisabeth, geb. Seebaß 381 f. geb. 7. 4. 1908 Wenden/Braunschweig, Pfarrfrau, 1951-1957 Mitglied des HilfswerkAusschusses und des Verwaltungsrates des Hilfswerks, 1949-1955 Mitglied der EKDSynode, 1949-1974 Mitglied der VELKD-Synode, 1966-1976 Beauftragte für Frauenfragen in der VELKD, 1968-1974 Vorsitzende des VELKD-Seelsorgeausschusses, zahlreiche weitere Ämter im Bereich der hannoverschen Landeskirche und der VELKD. BÄCKER, Hermine 184 f. geb. 25.11.1895 Altenkirchen, Ausbildung als Kindergärtnerin, Studium an der Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung, Köln, 1919 Examen als Diplom-Sozialbeamtin, 1920-1925 Aufenthalt in Argentinien, 1925 Mitarbeiterin des Evangelischen Zentral-Jugendwohlfahrtsamtes Köln, 1927 des Rheinischen Provinzial-Ausschusses für Innere Mission,

432

Personenregister/Biographische Angaben

Langenberg, 1930-1957 Referentin für Gefährdetenfürsorge im Central-Ausschuß für Innere Mission, Berlin bzw. Bethel. BARTH, Karl, D. 19, 41 f., 47, 63 geb. 1886, gest. 1968,1935-1962 Prof. für Systematische Theologie in Basel. BARTHOLOMÄI, K a r l - F r i e d r i c h 3 8 8

Direktor, Vorsitzender der Inneren Mission (Frankfurt/Main).

BARTNING, O t t o 9 1 , 1 4 8 , 3 8 2

geb. 12. 4.1883 Karlsruhe, gest. 20. 2.1959 Darmstadt, Architekt, 1946-1952/53 Leiter der Bauabteilung des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, Neckarsteinach. BARSTOW, Robbins, Wolcott 49 geb. 18.2.1890 Glastonbury/Connecticut, gest. 17.9.1962, Pfarrer (Congregational Church), 1945-1946 Leiter der Commission for World Council Services der American Commission for the World Council of Churches. BASTERT, H e r m a n n 9 4

geb. 22. 11. 1893 Bad Oeynhausen, gest. 7. 5. 1878 Bad Oeynhausen-Rehme, 1935-1962 Pfarrer der westfälischen Frauenhilfe in Soest. BAUER, Walter, Dr.rer.pol. 171,220,223f., 226,265,279,289,319,345f., 349f., 356,360,368, 380f., 384 geb. 6. 11. 1901 Heilbronn, gest. 1. 11. 1968 Fulda, nach Banklehre und Externenabitur Studium der Volkswirtschaft, 1924 Mitarbeiter der Deutschen Hauptverwaltung, seit 1928 im Vorstand der Julius-Petschek-Gruppe, Prag. 1938-1968 selbständiger Unternehmer, Hauptanteilseigner der Hutstoffwerke Fulda Muth & Co. und weiterer kleinerer Firmen. 15. 10. 1944-21.4.1945 Haft, Prozeß vor dem Volksgerichtshof. 1952-1968 Vorstandsvorsitzender der Valentin Mehler AG, Fulda, 1946-1948 Mitglied des Wirtschaftsrates des Länderrates, Mitglied des Präsidiums der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, 1963-1968 Mitglied des Vorstandes des Deutschen Industrie- und Handelstages, 1960-1964 Vizepräsident des Gesamtverbandes der Textilindustrie. 1949-1968 Mitglied der EKDSynode, Mitglied der Kammer für öffentliche Verantwortung und der Kammer für soziale Ordnung der EKD, 1967 Mitglied des Rates der EKD. 1949-1951 Mitglied des WiederaufbauAusschusses und 1956-1957 des Hilfswerk-Ausschusses sowie des Verwaltungsrates des Hilfswerks der EKD, 1957-1968 Mitglied der Diakonischen Konferenz und des Diakonischen Rates. Zahlreiche weitere Ehrenämter in Kirche und Industrie. BECKER, Herbert 388 Polizeipräsident, Vorsitzender der Inneren Mission (Nassau). BECKMANN, Joachim, Lic.theol., Dr.phil., D. 32, 142 geb. 18.7.1901 Wanne-Eickel, 1926 Landespfarrer für Innere Mission und Wohlfahrtspflege in Wiesbaden, 1928 Pfarrer der Westfälischen Frauenhilfe, Soest, seit 1932 auch Geschäftsführer des Evangelischen Männerdienstes in Westfalen, 1933-1948 Pfarrer in Düsseldorf, 1945 Mitglied der rheinischen Kirchenleitung, 1958-1971 Präses. BEER, Rüdiger Robert 160 geb. 15.8.1903, seit 1926Journalist, zuletzt Redakteur bei der Frankfurter Zeitung, 1948-1966 Beigeordneter des Deutschen Städtetages und Dezernent für Schule, Kultur, Presse und Auslandsbeziehungen. BEGUIN, Olivier 11 geb. 2.1.1914 Le Locle/Kanton Neuenburg, gest. 1.4.1972 London, 1940-1947 Sekretär der Ökumenischen Kommission für die Pastoration der Kriegsgefangenen, Genf, 1947-1972 Sekretär, seit 1949 Generalsekretär des Weltbundes der Bibelgesellschaften, London. BELL, George 3, 9, 47, 52 geb. 4. 2. 1883 Insel Hayling vor Portsmouth, gest. 3. 10. 1958 Canterbury, 1929-1958 Bischof von Chichester. BENDER, Julius 142, 270 ff., 366 geb. 30. 8. 1893 Michelfeld/Baden, gest. 19. 2. 1966 Karlsruhe, 1928-1940 Vorsteher des Diakonissenhauses Nonnenweier/Baden, 1946-1964 badischer Landesbischof.

Personenregister/Biographische Angaben

433

BENDER, Traugott, Dr.jur. 385 Rechtsanwalt, Vorsitzender der Inneren Mission (Baden). BENN, Ernst-Viktor, Dr.jur. 199f., 208 ff., 218, 300 geb. 18. 6. 1898 Sellin, Kreis Königsberg/Neumark, 1925-1951 im Verwaltungsdienst der Evangelischen Kirche der (altpreußischen) Union, seit 1930 im Evangelischen Oberkirchenrat, Berlin, 1951 der Kanzlei der EKD in Berlin und Vizepräsident der Kirchenkanzlei, 1952 Präsident des Landeskirchenamts Hannover. BERG, Christian, Kirchenrat, Dr.theol.h.c. 60, 91,106f., 118,123,127ff„ 136,143,149f., 170, 178 f., 193,206,214,218 ff., 232,238,245,256,272,298,327,343,349,351,354 ff., 363,382 geb. 30. 3. 1908 Wesenberg/Mecklenburg, 1933 Pfarrer in Boizenburg/Elbe, 1934 Basse/ Mecklenburg, 1937 Haifa, 1939-1945 Kirchheim/Teck. 1945 stellvertretender, 1947 Generalsekretär des Hilfswerks der EKD, 1949-1961 Leiter des Zentralbüros-Ost bzw. des Zentralbüros - Berliner Stelle des Hilfswerks, zugleich seit 1.4.1956 kommissarischer Leiter des Zentralbüros und 1957-1961 Leiter der Ökumenischen Abteilung der Hauptgeschäftsstelle des Werkes Innere Mission und Hilfswerk der EKD. 1956-1957 Mitglied des HilfswerkAusschusses des Hilfswerks und des Diakonischen Beirats der EKD, 1959 Mitinitiator der Aktion „Brot für die Welt", 1962-1971 Direktor der Goßnermission, Berlin. BERGER, Ernst, Dr. 385 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Berlin-Brandenburg, Hauptbüro Berlin). BERGMANN, R i c h a r d 3 9 0

Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Pfalz), stellvertretendes Mitglied des Geschäftsfuhrenden Ausschusses des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks der EKD. BESCH, Günter, D. 395 geb. 17. 8.1904 Altdöbern/Mark, 1937-1945 Provinzialpfarrer für Innere Mission, seit 1939 zugleich stellvertretender Wehrkreispfarrer in Stettin, 1946-1974 Pfarrer in Bremen, 1953-1971 Mitglied, seit 1959 Schriftführer des bremischen Kirchenausschusses, 1967-1978 Beauftragter des Rates der EKD für Vertriebenen- und Umsiedlerfragen, 1974-1978 Präsident des Gustav-Adolf-Werkes. BESTE, Niklot, D. 142, 395 geb. 30. 6. 1901 flow, 1946-1971 mecklenburgischer Landesbischof, 1957 Bevollmächtigter für das Hilfswerk. BETHGE, Eberhard, D. 64 geb. 28. 8. 1908 Warchu/Provinz Sachsen, Pfarrer, 1945 persönlicher Referent von Bischof Dibelius, 1961-1976 Leiter des Pastoralkollegs Rengsdorf/Rheinland. BISMARCK, K l a u s v o n 3 8 1

Leiter des Sozialamtes der Evangelischen Kirche von Westfalen, Mitglied der EKD-Synode und des Hilfswerk-Ausschusses. BLEEK, Philipp 32 Pfarrer. BLUHM, Hans-Dieter 384 Pfarrer, Leiter der Berliner Stelle der Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes der EKD. BODELSCHWINGH, F r i e d r i c h v o n , D . 1 2 2

geb. 1831, gest. 1910, Leiter der 1921 nach ihm benannten Anstalten in Bethel bei Bielefeld. BODELSCHWINGH, Friedrich von, D. 21, 30f., 60, 72, 94, 107ff., 111, 113,193, 380 geb. 14. 8.1877 Bethel, gest. 4 . 1 . 1 9 4 6 ebd., 1901 Mitarbeiter seines Vaters in den Anstalten Bethel, Sarepta und Nazareth, 1910 dessen Nachfolger, 1933 Reichsbischof, 1934-1946 Mitglied des Vorstandes des Central-Ausschusses und 1945/46 des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks. BODELSCHWINGH, Heinz von, Dr. Ing. 145f., 382 geb. 3. 8. 1907 Herrenalb, Maschinenbaustudium, 1933 Mitarbeiter der IG-Farbenindustrie AG, Frankfurt, 1934-1947 der Duisburger Kupferhütte. 1945-1950 Leiter von Tyska Kyr-

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Personenregister/Biographische Angaben

kokontoret, Stockholm, 1951 Mitarbeiter der Siemens AG, München, 1965-1973 der Siemens Ltd, London, zuletzt als Mitglied des Vorstandes und Aufsichtsratsvorsitzender. BÖER, Johannes 395 Superintendent, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Schlesien). BÖHM, Hans, D. Dr.phil. 44, 47,142, 309, 364, 368 geb. 5. 5. 1899 Hamm, gest. 3. 4. 1962 Berlin, 1945 Propst von St. Petri zu Berlin und nebenamtlicher Referent im Konsistorium, 1949-1959 Geistlicher Leiter der Abteilung Berlin des Konsistoriums mit der Amtsbezeichnung Propst. Mitglied der EKD-Synode. BOELITZ, Otto, Dr.phil. 151 ff. geb. 18. 4. 1876 Wesel, gest. 19. 12. 1951 Düsseldorf, 1915 Gymnasialdirektor in Soest, 1919-1932 Mitglied des preußischen Landtages (DVP), 1921-1925 preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, 1945 Mitbegründer der westfälischen CDU, Geschäftsführer der Westfalenpost GmbH, Soest. BOENIGER 4 6

vermutlich Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz um 1945. BOERNER, Α . V . 175

Deputy for policy and multipartite affairs (OMGUS Information Services Division, Berlin). BÖHM, Kurt 393 f. Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Brandenburg). BOLTEN, Ernst 397 Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Bund Freier Evangelischer Gemeinden). BOSINSKI, Gerhard 384, 393 Leiter der Geschäftsstelle Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in der DDR. BOURBECK, Christine 383 Theologin, seit 1949 im Vorstand des Central-Ausschusses für die Innere Mission. BOURQUIN, D . 9 , 1 1 , 13

um 1949/50 Mitarbeiterin des Ökumenischen Rates der Kirchen, Genf. BOYENS, Armin 26 Militärdekan, Kirchenhistoriker. BRANDT, Wilhelm, Dr. theol. 60,111, 138,140,142, 191 geb. 27. 8. 1894 Iserlohn, gest. 18. 10. 1973 Bethel, 1921 ordiniert, 1922 Vorsteher des Diakonissenhauses Münster, zugleich 1923-1933 Privatdozent für Innere Mission, Diakonie und Neues Testament in Münster, 1927-1936 Dozent für Neues Testament und Innere Mission, seit 1933 Leiter der Theologischen Schule Bethel, 1936 Pfarrer und Konvikdeiter in Bethel, 1942 Geschäftsführer der Evangelischen Reichsfrauenhilfe, Berlin, 1945 Dozent für Neues Testament und Leiter der Theologischen Schule Bethel, 1950-1963 Pfarrer und Leiter der Diakonissenanstalt Bethel. BRAUN, A . 3 9 7

Pfarrer, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Mennoniten). BRAUNE, Paul, D. 72, 108ff., 215, 220, 266, 269ff., 279, 332 geb. 16.12.1887 Tornow, Kreis Landsberg/Warthe, gest. 19.9.1954 Bethel, 1913 Pfarrer in Hohenkränig bei Schwedt, 1922-1954 Leiter der Hoffnungsthaler Anstalten, Lobetal, und Bürgermeister von Lobetal, 1931-1954 Mitglied des Vorstandes, seit 1946 Stellvertreter des Präsidenten des Central-Ausschusses für die Innere Mission, 1933-1954 Vorsitzender des Provinzialausschusses für die Innere Mission in der Provinz Brandenburg, 1950-1954 Vorsitzender des Landesausschusses für Innere Mission im Lande Brandenburg. BRAUNE, Werner 393 Pfarrer, Direktor der Stephanus-Stiftung, Berlin, Vorsitzender des Hauptausschusses des Diakonischen Werkes (DDR). BREIDENSTEIN, Wilhelm 388 Kaufmann, Vorsitzender der Inneren Mission (Frankfurt am Main).

Personenregister/Biographische Angaben

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BRENNECKE, G e r h a r d 1 3 6 , 3 6 1 , 3 6 4 ff., 3 6 9

geb. 5. 1. 1916 Halle/Saale, gest. 14. 5. 1973 Berlin, 1949-1968 Direktor der Berliner Missionsgesellschaft, Mitglied der EKD-Synode. BRINK, Wilhelm 394 Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Anhalt). BRÜCK, Ulrich von, 325, 381, 383 f., 396 geb. 10.3.1914 Dresden, 1939-1950 Pfarrer in verschiedenen Gemeinden, vor allem in Dresden, 1950-1964 1. Vereinsgeistlicher der Inneren Mission und Leiter des Landeskirchlichen Amtes für Innere Mission, zugleich Bevollmächtigter für das Hilfswerk, Oberkirchenrat und außerordentliches Mitglied des Landeskirchenamtes Dresden, 1965-1980 Oberkirchenrat, seit 1968 Oberlandeskirchenrat im Landeskirchenamt, 1959 Bevollmächtigter der Evangelischen Landes- und Freikirchen in der D D R für „Brot für die Welt", 1950 Mitglied des Vorstandes des Central-Ausschusses für die Innere Mission, 1952-1957 Mitglied des Diakonischen Beirates der EKD, Mitglied des Diakonischen Rates und der Diakonischen Konferenz. BRÜGEMANN, F r i e d r i c h - W i l h e l m 3 8 2

Oberregierungsrat a. D., Leiter der Verbindungsstelle Bonn des Hilfswerks der EKD und des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission.

BRÜGELMANN, H e r m a n n D r . 3 8 2 , 3 8 5

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks im Zentralbüro-Ost (Berlin).

BRUMMACK, K a r l 3 8 1

Oberkonsistorialrat, Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses.

BRUNNER, E m i l 4 0 f . , 1 3 5

geb. 1889, gest. 1966, seit 1924 Professor für Systematische Theologie in Zürich. BRUNOTTE, Heinz, D. 39, 43f., 76f„ 142, 201 f., 218,226,255f., 263,265,281, 284ff., 294ff., 299ff., 316f., 327, 357 geb. 11.6.1896 Hannover, gest. 2 . 2 . 1 9 8 4 Hannover, 1936-1946 Oberkonsistorialrat in der Kirchenkanzlei der DEK bzw. der EKD, 1946 Oberlandeskirchenrat im Landeskirchenamt Hannover und 1947-1948 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1949-1965 Präsident der Kirchenkanzlei der EKD. BRUNSTERMANN, Paul, Kirchenrat 391 Pfarrer, Leiter des Hilfswerks, Vorsitzender und Geschäftsführer der Inneren Mission (Schaumburg-Lippe). BUCHHOLZ, P e t e r 6 3

geb. 31. 1. 1888 Ober-Pleis, Bezirk Köln, gest. 4. 5. 1963, Gefängnispfarrer in Tegel, 1945 katholischer Vertreter im Beirat für kirchliche Angelegenheiten beim Magistrat von Berlin.

BÜCHNER, K a r l 3 9 1

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Pfalz). BÜLOW, Eberhard von 386 Landespfarrer und Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Braunschweig). BÜRCKSTÜRMER, H e r m a n n 3 8 5

Rektor, Vorsitzender der Inneren Mission (Bayern). BÜRGY, Fritz, Dr. 384 Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Baden). BURKHARDT, G e r h a r d 3 9 4

Geschäftsführer des Hilfswerks und des diakonischen Werkes (Berlin-Brandenburg). BURLINGHAM, Ralph Ellis 5 1938 Generalsekretär des British Christian Council for International Friendship through the Churches, 1942-1948 Sekretär der Abteilung International Friendship des British Council of the Churches. BUSCH, Johannes 94 geb. 11. 3. 1905 Elberfeld, gest. 14. 4. 1956 Bochum, 1930 Pfarrer in Witten, 1945-1956 westfälischer Landesjugendpfarrer.

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Personenregister/Biographische Angaben

BUSSMANN, O t t o 3 8 8

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Hessen-Nassau).

CAMPENHAUSEN, H a n s F r h . v o n , D . 3 2

Professor für Kirchengeschichte.

CARSTENS, W i l h e l m 3 8 6

Richter, Vorsitzender der Inneren Mission (Bremen). CAVERT, Samuel McCrea Iff., 7ff., 13, 21, 49, 55 geb. 9.9.1888 Charlton/New York, gest. 21.12.1976 Bronxville, presbyterianischer Pfarrer, 1920-1954 Sekretär, seit 1921 Generalsekretär des Federal Council of the Churches of Christ in the USA, 1946 Verbindungsmann zwischen den deutschen Kirchen und der US-Militärregierung. CHERDRON, E b e r h a r d 3 9 1

Pfarrer, Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Pfalz). CLASS, Helmut 384 Württembergischer Landesbischof, Vorsitzender des Diakonischen Rates. CLAY, Lucius Dubignon 175 geb. 23.4.1897 Marietta/Georgia, gest. 16.4.1978 Cape Cod/Massachusetts, amerikanischer Offizier, 1947-1949 Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone. COCKBURN, James Hutchinson 11, 13, 46, 49f., 54f., 81 geb. 29. 10. 1882 Paisley, gest. 20. 6. 1973, presbyterianischer Pfarrer, 1920-1954 Sekretär, seit 1921 Generalsekretär des Federal Council bzw. National Council of the Churches of Christ in the US A, 1946 protestantischer Verbindungsmann zwischen den deutschen Kirchen und der US-Militärregierung. COERPER, M a r t h a 3 8 4

Oberin, Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD. COLLMER, Paul, Dr. rer. pol., D. 30,32,52,106,155,157ff., 164ff., 225,236,244f., 250f., 253, 260f„ 263, 273ff., 279ff., 289f., 292, 301, 321, 328, 333f., 337, 341 ff., 349f„ 352, 356, 359, 363, 382, 393 geb. 2. 7.1907 Cannstadt, gest. 18. 4. 1979 Stuttgart, nach Gärtnerlehre 1927-1929 Ausbildung an der Evangelischen Wohlfahrtsschule Rostock-Gehlsdorf, 1929 Mitarbeiter beim Fürsorgeamt Stuttgart, 1931-1933 Leiter des Studentenwerks in Tübingen und in Frankfun. Studium der Nationalökonomie und des Fürsorgewesens in Tübingen und Frankfurt, Assistent am Forschungsinstitut für Fürsorgewesen und Sozialpädagogik, Frankfurt, 1936 Promotion. Tätigkeit beim Treuhänder der Arbeit, 1942 Gestapo-Haft, Januar 1943 Konzentrationslager Dachau wegen Hilfsleistung für Verfolgte und Juden. Kriegsdienst und bis Ende 1945 Gefangenschaft. 1946 Hauptgeschäftsführer im Zentralbüro des Hilfswerks der EKD, 1957-1972 Vizepräsident und Direktor der Sozialpolitischen Abteilung der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD", Stuttgart. Mitglied des Diakonischen Rates. 1970-1975 Vorsitzender des Diakonischen Werkes in Württemberg. Mitglied der Kammer für soziale Ordnung und des Flüchtlingsbeirats der EKD, Vizepräsident der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen, 2. Vorsitzender der Evangelischen Konferenz für Straffälligenpflege, Mitglied des Aufsichtsrats der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland, Mitglied des Aufsichtsrats der Hilfswerk-Siedlungsgesellschaft GmbH, Berlin, Mitglied des Vorstands des „Hilfswerks 20. Juli 1944", Mitglied des Beirats zur Neuordnung der sozialen Leistungen beim Bundesminister für Arbeit. COTTER, Arthur 52 1940-1944 Kaplan an der britischen Botschaft in Paris, 1945-1947 Mitglied der Control Commission for Germany, Mitarbeiter der Religious Affairs Branch der britischen Militärregierung. DEGEN, Johannes, Dr. theol. ΧΠΙ ff., 1, 9, 42, 51 f., 129f., 154f„ 167 Pfarrer im Diakoniewerk Kaiserswerth.

Personenregister/Biographische Angaben

437

Günther, D . 32 Professor für Praktische Theologie. DELEKAT, Friedrich Dr. phil. D. 32 Professor für Religionswissenschaft. DEMMEL, Johannes Josef 398 Bischof-Coadjutor, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Altkatholische Kirche). DEHN

DENKHAUS, A m d 3 9 1

Fabrikant, Vorsitzender des Diakonischen Werks (Rheinland). DEPUHL, Alfred Friedrich, Dr. rer. pol 75, 387 geb. 4.3.1892 Mannheim, gest. 13.4.1957 Hannover, 1915 ordiniert, nach dem Kriegsdienst 1919-1920 Studium der Staatswissenschaften 1920-1927 Syndikus des Verbandes der hannoverschen Metallindustrie, 1927-1957 Landeswohlfahrtspfarrer und Geschäftsführer des Landesvereins für Innere Mission (Hannover), Vorsitzender des Evangelischen Reichsverbandes für Alters- und Siechenfursorge, Vorsitzender des Gesamtverbandes der Heim- und Bewahrungsfürsorge, Vorsitz in den Vorständen zahlreicher Anstalten und Einrichtungen der Inneren Mission und leitende Mitarbeit in zahlreichen regionalen und überregionalen konfessionellen und überkonfessionellen Fachverbänden, Mitbegründer des Christlich-Sozialen Volksdienstes der Provinz Hannover, Mitglied des Provinziallandtages. DEUCHERT, Paula, Dr. rer. pol. 60

geb. 25. 8. 1897 Köln, gest. 10. 12. 1974 Simmern/Hunsrück, 1924-1963 Fürsorgerin und Leiterin des Evangelischen Jugend- und Wohlfahrtsamtes des Kirchenkreises Moers (seit 1940: Evangelischer Gemeindedienst für Innere Mission). DIBELIUS, Martin 32

Professor für Neues Testament. DIBELIUS, Otto, Dr. phil. Lie. theol. 16,31,46 f., 64,66,76,83 f., 94,102f., 109,137f., 142,232, 235,256, 263, 271, 282,285, 289, 291 ff., 298, 301, 312ff., 327f., 343, 349, 351, 357ff., 369, 380f., 385, 394 geb. 15. 5. 1880 Berlin, gest. 31. 1. 1967 Berlin, 1925 Generalsuperintendent der Kurmark, 1933 amtsenthoben, 1945-1966 Bischof von Berlin. 1945 Mitglied, 1949-1961 Vorsitzender des Rates der EKD, 1949-1957 Präsident des Wiederaufbau-Ausschusses bzw. des Hilfswerkausschusses und Vorsitzender des Verwaltungsrates des Hilfswerk der EKD. 1926-1933 Vorsitzender des Provinzial-Ausschusses für die Innere Mission in der Provinz Brandenburg, 1945-1966 Vorsitzender des Gesamtverbandes der Berliner Inneren Mission, 1954-1961 Vorsitzender des Landesausschusses für Innere Mission im Lande Brandenburg. DIEHL, Heinrich Johannes 112 geb. 16. 6. 1908 Sterkrade/Rheinland, 1933-1935 Hilfsprediger in Düsseldorf und Essen, 1935-1944 Seemannspastor im Tyne District und Gemeindepfarrer in verschiedenen Gemeinden in England, Internierung. 1945 Vertretung des Vorstehers von Stift Bethlehem, Ludwigslust, 1945-1948 Mitarbeiter beim Evangelischen Hilfswerk Westfalen und Pfarrer an der Reformierten Gemeinde Bielefeld, 1945-1980 Vorsteher von Friedehorst, Vereinigte Anstalten der Inneren Mission in Bremen-Lesum, 1964-1969 zugleich Direktor der Abteilung für Ökumenische Diakonie der Hauptgeschäftsstelle des Drakonischen Werkes der EKD, 1946 Vertreter des Hilfswerks im Zonal Welfare Advisory Committee, seit 1946 Mitbegründer und geschäftsführender Vorsitzender des „Zentralausschusses zur Verteilung ausländischer Liebesgaben" (später: Zentralausschuß der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege für die Verteilung ausländischer Liebesgaben) in der britischen Zone, Mitbegründer und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Familienzusammenführung und Kinderdienst" und Verbindungsmann zu CARE und CRALOG. DIETRICH, Hartmut 392

Vorsitzender der Inneren Mission (Westfalen). DIETZE, Constantin von, Prof. Dr. rer. pol. D. 32, 357, 360f. geb. 9. 8. 1891 Gottesgnaden, Kreis Calbe, gest. 18. 3. 1973 Freiburg/Breisgau, Volkswirtschaftler, 1955-1961 Präses der EKD-Synode.

438

Personenregister/Biographische Angaben

DIETZEL, Willy 397 Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Bund Freier Evangelischer Gemeinden in Deutschland). DIEZ, Heinrich 248, 385 geb. 24. 7. 1899 Reutti, gest. 1. 7. 1952 Nürnberg, 1925 Hilfsgeistlicher in Nürnberg, 1929 Pfarrer in Burggrub, 1935-1952 Vereinsgeistlicher und seit 1945 Geschäftsführer des Landesvereins für Innere Mission, zugleich Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks. DIFFENDORFER, Ralph Eugene 5 geb. 15. 8.1879Hayesville, Ohio, gest. 31.1.1951,1920 Corresponding Secretary des Board of Foreign Missions der Methodist Episcopal Church. Mitglied der Commission on International Justice and Goodwill des Federal Council of the Churches of Christ in the USA. DÖRING, Franz 160, 382 geb. 8. 3.1906 Chemnitz, 1946-1949 Leiter der Registratur, dann des Archivs der Presseabteilung des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, Stuttgart. DONNDORF, G o t t h o l d 6 1 , 1 1 5 , 3 8 7

geb. 29. 4. 1887 Alach bei Erfurt, gest. 25. 2. 1968 Hamburg, 1914 Pfarrer in Sollstedt bei Nordhausen, 1921 Jugendpfarrer in Hamburg, 1934 Leiter des Landeskirchlichen Amtes für Innere Mission Hamburg, 1939-1957 Leiter des Rauhen Hauses Hamburg, im Nebenamt 1948-1957 Geschäftsführer des Landesverbandes der Inneren Mission

DRÄGER, D r . 3 9 0

Vorsitzender der Inneren Mission (Lübeck). DREHER, Heinz 387 Superintendent, Geschäftsführer der Inneren Mission, Hauptgeschäftsfuhrer des Diakonischen Werks (Hamburg). DÜRR, Heinrich 384 Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Baden). DULLES, Allen Welsh, 42 f. geb. 7.4.1893 Watertown/New York, gest. 29.1.1969 Washington/D.C., 1942-1945 Leiter des Office of Strategie Services, Bern, 1953-1961 Leiter der Central Intelligence Agency. DULLES, John Foster, 3 geb. 25.2.1888 Washington/D.C., gest. 24.5.1959 Washington/D.C., 1953-1959 Außenminister der Vereinigten Staaten, Vorsitzender der Kommission zur Beratung der Grundlagen eines gerechten und dauerhaften Friedens des Federal Council of the Churches of Christ in America. DUNTZE, Johannes 383 Ministerialdirektor, im Vorstand des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission. DYROFF, Balther 385 Landespfarrer und Geschäftsführer der Inneren Mission (Bayern). ECKSTEIN, Richard 136 geb. 7.12.1899 Nürnberg, gest. 19. 5.1982 Seeheim/Starnberger See, 1922 Hilfsgeistlicher in München, 1927 Pfarrer in Hohenaltheim/Schwaben, 1930 Berufsarbeiter der Inneren Mission in München, 1934 Studienrat, 1936 Dozent für Evangelische Religionslehre und Pädagogik an der Lehrerhochschule in München-Pasing, 1941-1953 Stiftsvorsteher des Evangelischen Johannesstifts in Berlin-Spandau, 1953-1968 Leiter des Katechetischen Amtes der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern in Heilsbronn/Mittelfranken. EGGERT, Albrecht 391 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Rheinland). EHLERS, Arend, Dr. phil., Kirchenrat, 357, 390 geb. 9. 3. 1894 Vechta, gest. 21. 12. 1970 Oldenburg, 1925 Pfarrer in Blexen, 1927-1961 Landesgeistlicher für Innere Mission, Oldenburg, 1940-1945 Mitglied des Landeskirchenausschusses. EHLERS, Hermann, Dr.jur.D. 158,180,197f., 201, 214f„ 390 geb. 1. 10. 1904 Schöneberg, gest. 29. 10. 1954 Oldenburg, 1931 Justitiar der Notgemein-

Personenregister/Biographische Angaben

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schaft der Inneren Mission, Berlin. Mitarbeiter des Bezirksamts Steglitz, Berlin, 1934 entlassen, nach 1936 irnjustizdienst und 1939 endassen, 1930-1933 Mitglied der Reichsleitung des Bundes deutscher Bibelkreise, 1935 Mitglied des Bruderrates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. September 1945 Oberkirchenrat in Oldenburg, 1946-1950 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, Mitglied der EKD-Synode. 1949 Mitglied, 1950 Präsident des Deutschen Bundestages, 1952 Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Oldenburg und 2. Vorsitzender der CDU. EHRENSTRÖM, Nils, Prof. Dr. theol., 27, 33ff., 145 geb. 18.10.1903 Rone/Schweden, gest. 14.1.1984Malmö, 1930 Mitarbeiter der Forschungsabteilung des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum, 1946-1954 Direktor der Studienabteilung des Ö R K , 1940-1942 Direktor des Nordischen Ökumenischen Instituts in Sigtuna/Schweden, 1955-1969 Prof. für Ökumenik in Boston. EHRLICH, Konrad, Kirchenrat 382, 394 f. Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Schlesien und Berlin), Referent im Zentralbüro-Ost (Berlin). EICHHOLZ, W o l f 3 4 5 , 3 8 4

geb. 14. 4.1910 Bochu, gest. 14. 7. 1976 Freudenstadt, 1935-1945 Richter in Sachsen, 1945 Justitiar, 1954 Mitglied des Vorstandes und stellvertretender Direktor des Landesverbandes Innere Mission Rheinland, Langenberg, 1963 Justitiar und stellvertretender Direktor des Diakonischen Werkes der Ev. Kirche im Rheinland, Düsseldorf, 1957-1976 Mitglied des Diakonischen Rates und der Diakonischen Konferenz, 1949-1976 Mitglied des Vorstands der Deutschen Krankenhausgesellschaft, stellvertretender Vorsitzender der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, Mitglied des Vorstandes des Deutschen Ev. Krankenhausverbandes, stellvertr. Vorsitzender des Verbandes Ev. Krankenanstalten im Rheinland; 1961-1967 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Spitzen verbände der freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen, 1957 Mitglied des Aufsichtsrates der Darlehnsgenossenschaft Ev. Kirchengemeinden im Rheinland.

EIDEM, Erling 74 geb. 23.4.1880 Göteborg, gest. 14.4.1972 Vänersborg, 1931-1950 Erzbischof von Uppsala. EISENHOWER, Dwight David 55 geb. 14. 10. 1890 Denison/Texas, gest. 28. 3. 1969 Washington/D.C., 1942-1945 Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen in Europa, 1953-1961 Präsident der Vereinigten Staaten. ELLENBECK, H i l d e g a r d 3 8 1

Mitglied des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks.

ELMSLIE, W . T . l O f .

Britischer Theologe.

ENDHOLT, R e i n h a r d 3 8 6

Vorsitzender des Diakonischen Werks (Bremen). ENGELMANN, Wilhelm 91,96,115f., 139,141,144,201,243 f., 248,250,254,266,335,352,354, 362, 383, 386 geb. 4 . 6 . 1894 Achim bei Bremen, gest. 17.1. 1973 Bremen, Pfarrer, 1924 Leiter der Propagandaabteilung des Central-Ausschusses für die Innere Mission, 1925-1957 2. Direktor und Mitglied des Vorstandes des Central-Ausschusses und seit 1945 Referent für Jugendpflege und -fürsorge, Ausbildungswesen und Nachwuchsförderung, 1957-1959 Direktorder Abteilung Allgemeine Fürsorge und Jugendfürsorge der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD", Stuttgart. Leitende Mitarbeit in zahlreichen konfessionellen und überkonfessionellen Fachorganisationen der Wohlfahrtspflege, u.a. Mitglied der Vorstände des Allgemeinen Fürsorgeerziehungstages (AFET), des Evangelischen Reichserziehungsverbandes (EREV), der Arbeitsgemeinschaft Ev. Kinderpflege, der Bundesarbeitsgemeinschaft evangelischer Jugendaufbaudienst, des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, der Arbeitsgemeinschaft für Jugendpflege und Jugendfürsorge (AGJJ).

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Personenregister/Biographische Angaben

EPHA, Oscar, Dr. jur., D. 250f., 254, 266, 348, 368, 392 geb. 2.11.1901 Kiel, gest. 11.9.1982 ebd., 1927-1933 und 1947-1964 im kirchlichen Verwaltungsdienst beim Landeskirchenamt Kiel, seit 1954 Präsident. 1933 kommissarischer Direktor, 1936-1947 Direktor des Landesverbandes der Inneren Mission in Schleswig-Holstein. ERHARDT, Rudolf Oskar 388 Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Frankfurt am Main). ERNST, Erich 390 Geschäftsführer der Inneren Mission des Hilfswerks und des Diakonischen Werks (Nordwestdeutschland). ESSELBACH 394

Geschäftsführer der Inneren Mission (Brandenburg). ESSEN, Wolfgang 160 geb. 27. 5. 1903 Deutsch Wartenberg, gest. 12. 5. 1965 Rheinhausen, 1928-1934 Geschäftsführer der Deutscher Weizenverband GmbH, Berlin und publizistische Tätigkeit, 1934-1941 Sonderbeauftragter für Wirtschaftsförderung in Hamburg, 1941-1942 Vorstandsvorsitzender der Großeinkaufsgenossenschaft Deutscher Konsumvereine, 1947-1949 Mitbegründung des „Sonntagsblattes", 1951 Inhaber der Firma Essen-Finanz, Hamburg. 1956-1964 Kommanditist der Firma Bölkow-Entwicklungen KG, München, 1962 Kommanditist der AGROS-Essen KG, Cash und Carry Großhandel, Rheinhausen. ESSER, Helmut 389 Landespfarrer, Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Lippe). EWERBECK, Kasimir 389 Superintendent, Vorsitzender der Inneren Mission (Lippe). EYL, Meta, Dr. theol. 142 geb. 21. 2.1893 Hannover, gest. 28. 7.1952 Sundern im Sauerland, 1926-1928 Gemeindehelferin in Hannover. Vikarin in Hannover, 1932 Studentenseelsorgerin in Göttingen, 1934-1947 Vorsitzende des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes, Hannover, 1945-1952 Krankenseelsorgerin in Hannover, daneben 1927-1947 Lehrtätigkeit am Christlich-sozialen Frauenseminar des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes, Hannover, Vorsitzende des Verbandes der Evangelischen Theologinnen in Deutschland. FALKENHAUSEN, Gotthard Frh. von, Dr. jur. 381

Bankdirektor, stellvertretendes Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses. FAUSER, Manfred, Dr. jur., 154, 382 geb. 1. 7.1906 in Schöckingen/Württemberg, gest. 5. 2.1981 in Bonn, Jurist, 1947 Mitarbeiter der Außenstelle Assenheim des Zentralbüros des Hilfswerks, 1948 der Verwaltung für Finanzendes Vereinigten Wirtschaftsgebietes, 1950-1971 im Bundesfinanzministerium, 1960 Unterabteilungsleiter, 1961 Ministerialdirigent. FEDERER, Georg, Dr. jur. 91, 149, 166, 314, 382 geb. 8 . 9 . 1 9 0 5 Stuttgart, gest. 24. 6 . 1 9 8 4 Stuttgart, 1937-1945 und 1952-1970 im Auswärti-

gen Dienst, u.a. Botschafter in Kairo und Brüssel, zuletzt Leiter der Abteilung Ζ (Personal und Verwaltung) des Auswärtigen Amtes. 1945-1952 Mitarbeiter des Zentralbüros des Hilfswerks, 1949 Leiter des Auslandsreferates. Geschäftsführer der Sozialpolitischen Gesellschaft, 1951/1952 Mitherausgeber der Zeitung „Christ und Welt". FEDERLEIN, Willy 394 Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Ost-Berlin), Vorsitzender der Inneren Mission (Brandenburg). FISCHER, Hermann, Kirchenrat 393 Vorsitzender der Inneren Mission (Anhalt). FISCHER, Martin, D . 206, 363, 367f.

geb. 9. 8.1911 Magdeburg, gest. 3. 3.1982 Berlin, 1937-1945 Leiter der Studentenarbeit der Bekennenden Kirche, Mitglied der Zweiten Vorläufigen Kirchenleitung, 1945-1969 Dozent, seit 1949 Professor für Praktische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Berlin.

Personenregister/Biographische Angaben

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FLEHINGHAUS, O t t o , D r . 3 9 1

Staatsminister a.D., Vorsitzender des Diakonischen Werks (Rheinland).

FOERSTER, H e i n r i c h 3 5 9 , 3 8 2

geb. 13. 5.1912Güstrow, 1936 Vikar bzw. Pfarrer der Bekennenden Kirche in Mecklenburg, 1939 Präfekt des Pfarrwaisenhauses Windsbach, 1943-1955 Pfarrer in Windsbach, 1955-1957 Hauptgeschäftsführer und Leiter der Theologischen Abteilung im Zentralbüro des Hilfswerks Stuttgart, 1958 Pfarrer in Berlin-Charlottenburg, 1965 Oberkirchenrat in der Berliner Stelle des Lutherischen Kirchenamtes, seit 1970 deren Leiter.

FORELL, Friedrich (Frederick) Kirchenrat D. 254 geb. 25. 9. 1888 Glatz, gest. Iowa City 2 . 4 . 1968, kaufmännische Lehre und Tätigkeit als Kaufmann, 1910 Reifeprüfung, 1915-1917 Militärhilfsprediger in Königsberg und in Pillau, 1917 Pfarrer in Michersdorf/Schlesien, 1926 Vereinsgeistlicher der Evangelischen Frauenhilfe, zugleich Pfarrer des sozialen Ausschusses der Kirchenprovinz Schlesien. Wegen jüdischer Abstammung im Juli 1933 beurlaubt, dann endassen, Emigration nach Wien, dort und seit 1938 in Paris Judenmissionar und Leiter der Evangelischen Hüchtlingshilfe. 1940-1964 presbyterianischer Pfarrer und Geschäftsführer von Newcomers Christian Fellowship in New York. 1947 Gründer und Geschäftsführer des Emergency Committee for German Protestantism, New York, 1949 Vertreter des Kirchlichen Außenamtes und Agent des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission in den Vereinigten Staaten. FREUDENBERG, Adolf, Dr. jur. 11, 39, 41, 43ff., 53ff., 6 6 , 1 0 1 , 1 0 5 geb. 1894, Weinheim/Bergstraße, gest. 7.1. 1977 Bad Vilbel, 1924-1935 im Auswärtigen Dienst, ausgeschieden wegen der jüdischen Herkunft seiner Ehefrau, Theologiestudium, 1939 ordiniert, 1939-1947 Sekretär des ökumenischen Komitees für Flüchtlingsdienst beim O R K in London und Genf, 1948-1960 Pfarrer in Bad Vilbel. FREUDENSTEIN, Erich, Kirchenrat 139, 142,144,191, 327, 359, 381, 384, 389 geb. 23.11. 1902 Böddiger, Kreis Melsungen, gest. 26. 5. 1980 Kassel, 1926 Jugendsekretär der Arbeitsgemeinschaft christlicher Jungmänner in den Kreisen Marburg, Kirchhain und Frankenberg, 1928 Hilfspfarrer, 1930 Pfarrer in Hersfeld, im Nebenamt Kreisjugendpfarrer, seit 1936 Standortpfarrer und 1937 Vertrauensmann für Volksmission. 1937-1967 Leiter des Volksmissionarischen Amtes, zugleich bis 1944 Pfarrer in Kassel-Kirchditmold. 1944-1945 Pfarrer in Eichenberg. 1945-1968 Landespfarrer für Innere Mission unter Beibehaltung der Leitung des volksmissionarischen Amtes, zugleich 1949-1950 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks, 1951-1957 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1955-1957 Mitglied des Verwaltungsrats des Hilfswerks der EKD, 1956-1957 Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD. Mitglied der Diakonischen Konferenz, Vorsitzender der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft zur Abwehr der Suchtgefahren. FREY, Arthur, Dr. rer. pol. 41 geb. 19. 8. 1897 Winterberg, Kanton Zürich, gest. 7.11. 1955 Zürich, 1933-1955 Hauptredakteur und Herausgeber des Schweizerischen evangelischen Pressedienstes. FRICK, Constantin 21, 72ff., 93,108ff., 125, 127,138ff., 142, 184, 191, 221, 383, 386 geb. 5. 3. 1877 Magdeburg, gest. 19.2. 1949 Bremen, 1902-1903 Vikar bei „Kellnerpastor" Schmidt in Cannes und in Elberfeld, 1903 Vereinsgeistlicher der Inneren Mission und Geschäftsführer des Vereins Philadelphia in Bad Godesberg, 1905 Inspektor der Inneren Mission in Bremen, 1916-1947 Vorsteher der Bremer Diakonissenanstalt, zugleich bis 1946 Pfarrer in Bremen. 1914-1919 leitende Mitarbeit im Zentralhilfsausschuß der bremischen Wohlfahrtsorganisation und der Freien Vereinigung für Kriegswohlfahrt, 1919 Mitglied des Hauptausschusses des Deutschen Vereins für öffentliche und private Wohlfahrtspflege, 1933 Vorsitzender des Reichsverbandes der privaten gemeinnützigen Kranken- und Pflegeanstalten Deutschlands, 1924 Vorsitzender der Theologischen Berufsarbeiterkonferenz der Inneren Mission. Mitglied des Vorstandes des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission, 1934-1946 dessen Präsident. Leitende Mitarbeit in der Deutschen Krankenhausgesellschaft, im Deutschen Evangelischen Krankenhausverband, im Gesamtverband der deutschen evan-

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Personenregister/Biographische Angaben

gelischen Pflegeanstalten. 1945 Vorsitz im Verfassungsausschuß der Bremischen Evangelischen Kirche. FRICK, Constantin 386 Vorsitzender des Diakonischen Werkes Bremen. FRICKE, Otto Lie. Dr. theol. DD. 46,126,129, 169f., 218, 381, 388 geb. 28.2.1902 Heinebach, Kreis Melsungen, gest. 8. 3.1954 Frankfurt, 1925 Studieninspektor in Göttingen, 1926 Hilfspfarrer in Kassel, 1927 Pfarrer in Frankfurt-Bockenheim, 1934 beurlaubt, in den Folgejahren mehrere Dienststrafverfahren, 1936-1938 Mitglied der Zweiten Vorläufigen Kirchenleitung, 1945-1947 Mitglied der Vorläufigen Kirchenleitung Frankfurt am Main und des Verbindungsausschusses der nassau-hessischen Kirchen, 1947-1950 Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Oberkirchenrat, 19451954 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1951 stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrates des Hilfswerks der EKD. FRIEDRICH, Karl 397 Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Evangelische Gemeinschaft in Deutschland). FRIEDRICH, Willy 390 Pfarrer, Vorsitzender und Geschäftsführer der Inneren Mission (Lübeck). FRINGS, Joseph 54, 71 geb. 1887, gest. 1978,1942-1969 Erzbischof von Köln, 1946 Kardinal, 1945-1965 Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz. FRITZ, Alfred Johannes 109, 383 geb. 26. 9. 1886 Stuttgart, gest. 26.1. 1963 Berlin, 1908 Vikar, 1912 Pfarrer in Butterfelde, Kreis Königsberg/Neumark, 1916 Missionsinspektor in Bremen, 1922 Pfarrer in Frankfurt am Main, 1927 2. Pfarrer und Leiter der Mädchenheime der Diakonissenanstalt Teltow, seit 1939 zugleich Leiter der Gesamtanstalt und seit 1932 Geschäftsführender Direktor des Evangelischen Reichs-Erziehungsverbandes (EREV), 1945 Mitglied des Beirates, seit 1948 des Vorstandes des Central-Ausschusses für die Innere Mission. FRITZE, Georg, 32 Pfarrer. FROR, Kurt 32 Pfarrer. FUCHS, Ernst, Lie. theol. D. 360, 363 geb. 11.6. 1903 Heilbronn, gest. 15.1. 1983 Langenau bei Ulm, 1955 Prof. für Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule Berlin, 1961-1970 o. Prof. für Neues Testament in Marburg/Lahn. FUNKE, Alex 384 Pfarrer, Leiter der von Bodelschwinghschen Anstalten, Bethel, Vorsitzender der Diakonischen Konferenz. GABLENTZ, Heinrich-Otto von der, Dr. rer. pol. 380 Volkswirt in Berlin, stellvertretendes Mitglied des Wiederaufbau-Ausschusses. GASCHE, Heinz-Günther 389 Pfarrer, Bevollmächtigter für das Hilfswerk, Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Hessen-Nassau). GATTWINKEL, Karl-Wilhelm 391 Kirchenrat, Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Rheinland). GEHLHOFF, Gerhard, Dr. 381 Pfarrer, Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses. GEIBEL, Wilhelm 32 Pfarrer. GEISSEL, Ludwig 351 f., 382 geb. 25. 8. 1916 Alzey, 1935-1945 aktiver Offizier, 1945 Mitarbeiter bei der Sozialbehörde Hamburg, seit 1947 in der Außenstelle Hamburg des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD,

Personenregister/Biographische Angaben

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1950 deren Leiter. 1957-1981 Direktor der Hauptabteilung Finanzen und Notstandshilfe und zugleich 1975-1981 Vizepräsident der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der E K D " bzw. seit 1976 des Diakonischen Werkes der EKD. GEISSLER, F r i t z 3 9 3

Landrat, Vorsitzender der Inneren Mission (Württemberg). GENT, Gerhard 382, 385 Diplomvolkswirt, Hauptgeschäftsführer im Zentralbüro-Ost des Hilfswerks der EKD, Berlin. GERBER, Hans, Dr. jur. D. 150ff., 181 f., 382 geb. 29.9. 1889 Altenburg/Thüringen, gest. 16.10. 1981 Bad Krozingen, 1919 Mitarbeiter der Hauptverwaltung des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes, Berlin, 1923 Privatdozent, seit 1927 Prof. in Marburg und Tübingen, 1934 in Leipzig, 1941-1957 in Freiburg, 1934-1941 Vorsitzender des Gustav-Adolf-Vereins, 1946 Mitarbeiter der Geschäftsführung Süd des Hauptbüros Karlsruhe des Hilfswerks, Freiburg. 1947-1948 Leitung der Außenstelle Assenheim des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD. GERHARD, W e r n e r 3 9 4

Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk, Vorsitzender der Inneren Mission (Anhalt).

GERHARDT, Martin 2 5 0

Kirchenhistoriker. GERSDORFF, Wolf von, Dr. jur. 150ff., 157f., 164,176f., 182,193,195,197ff., 204,211,218f., 382 geb. 19. 4. 1903 Bauchwitz, Kreis Meseritz, 1932-1945 Rechtsanwalt und Notar in Berlin, 1946-1950 Hauptgeschäftsführer und Vermögensverwalter im Zentralbüro des Hilfswerks der EKD, 1950 Auswanderung nach Chile, lebt in Spanien. GERSTENMAIER, Eugen, Prof. Dr. theol. 14,19,21 ff., 28,30ff., 39ff., 44,47,51 ff., 75ff., 120ff., 143ff., 149f., 153,155ff., 164,166f., 171,174ff., 193,204ff.,217ff.,223ff.,232f.,237ff.,249, 251, 255f., 259ff„ 268ff., 276, 279ff, 285ff„ 291 ff., 295ff., 301 f., 305, 307ff, 312ff., 329, 346, 350, 356, 370ff„ 375, 380-383 geb. 25. 8. 1906 Kirchheim/Teck, gest. 13. 3. 1986 Oberwinter bei Bonn, 1921-1929 kaufmännischer Angestellter, 1936 theologischer Hilfsarbeiter im Kirchlichen Außenamt, 1937 Privatdozent, Entzug der Lehrerlaubnis, 1942 Konsistorialrat im Kirchlichen Außenamt, 20. 7. 1944-14.4. 1945 in Haft, 30. 8. 1945-30.9. 1951 Leiter des Hilfswerks der EKD, 1945-1951 Mitglied des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks, Vorsitzender des Evangelischen Siedlungswerks e. V , 1952-1957 Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD, 1946 Vorsitzender des Zentralausschusses der Freien Wohlfahrtsverbände beim Länderrat, 19491%9 Mitglied (CDU) und seit 1954 Präsident des Deutschen Bundestages, 1950 Sonderbeauftragter der Bundesregierung „für die Internationalisierung des Hüchtlingsproblems". GERSTENMAIER, W a l t e r 3 1 9 , 3 8 2

geb. 17.1.1914 Kirchheim/Teck, 1932-1936 kaufmännische Ausbildung, 1936-1945 Wehrdienst und Kriegsteilnahme, 1945-1953 Mitarbeiter der Wirtschaftsabteilung des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, 1954-1972 Inhaber einer Papierfabrik in Rhumspringe, 1949-1972 geschäftsführender Gesellschafter der VERWI GmbH, Stuttgart.

GILLMANN, E r n s t 3 9 1

Superintendent, Leiter der Außenstelle Simmern des Hilfswerks (Rheinland).

GISEVIUS, H a n s - B e r n d , D r . jur. 4 7 , 1 0 0 f.

geb. 14. 6. 1904 Arnsberg, gest. 23.2. 1974 Mülheim, seit 1933 verschiedene Tätigkeiten in der preußischen Polizei- und Innenverwaltung, seit 1939 in der Abwehrabteilung des Oberkommandos des Heeres, 1940-1944 mit Abwehrauftrag als Vizekonsul in Zürich, am 20. 7. 1944 in Berlin, im Januar 1945 Flucht in die Schweiz. Zeitgeschichtlicher Publizist.

GISEVIUS, J o h a n n e s , D r . jur. 6 3

geb. 15. 8. 1880 Colochau, gest. 7.1. 1955 Berlin, 1912-1946 im kirchlichen Verwaltungsdienst, seit 1925 im Kirchenbundesamt, Berlin.

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Personenregister/Biographische Angaben

GODE, Hans 386 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Eutin). GOEBEL, Hermann-Eberhard 388 Oberkirchenrat, Präsident der Inneren Mission und des Diakonischen Werks (Hannover). GOEBEL, Werner 390 Präsident, Vorsitzender der Inneren Mission (Lübeck). GÖRICH, Karl 388 Pfarrer, Vorsitzender der Inneren Mission (Hessen). GOLDBERG, Gottfried 388 Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Hessen). GRAEBER, Friedrich Wilhelm 32 Pfarrer. GRAHNER, Charlotte 395 Hauptgeschäftsführerin des Hilfswerks (Schlesien bzw. Görlitz). GRAMLOW, Ernst 392 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Schleswig-Holstein). GRIMELL, Eduard, Kirchenrat D. 383, 389 Vorsitzender der Inneren Mission (Kurhessen-Waldeck), Mitglied des Vorstandes des CentraiAusschusses für die Innere Mission. GRIMPE, Rudolf 386 Justitiar, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Braunschweig). GRÖBER, Konrad 84 geb. 1.4. 1872 Meßkirch/Baden, gest. 14. 2. 1948 Freiburg im Breisgau, 1932-1948 Erzbischof von Freiburg. GROTE, Kurt 382 Leiter der Transportleitstelle Bremen des Hilfswerks. GRÜBER, Heinrich D. 23, 30f., 47, 63, 66, 72, 109, 256, 260, 262 f., 358, 380, 383, 385, 394 geb. 24. 6. 1891 Stolberg/Rheinland, gest. 29.11. 1975 Berlin, 1920 Pfarrer in DortmundBrakel, 1925 2. Anstaltsgeistlicher der Düsselthaler Anstalten und Leiter der Teilanstalten Alt-Düsselthal und Zoppenbrück, 1926-1933 Leiter der Erziehungsanstalt Waldhof bei Templin, 1934-1945 Pfarrer in Kaulsdorf, 1938-1940 Leiter der Hilfsstelle für nichtarische Christen („Büro Grüber"), 1940-1943 Haft in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau, 1945 Propst von St. Marien zu Berlin und Mitglied der Kirchenleitung, 17.5. 1945-J947 Stellvertretender Vorsitzender des Beirats für kirchliche Angelegenheiten beim Magistrat von Berlin. 1945-1947 Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Hauptbüro Berlin), 1946 Flüchtlingskommissar-Ost, 1946-1948 Mitglied des Exekutivkomitees bzw. des.Geschäftsführenden Ausschusses des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks der EKD. Mitglied des Flüchtlingsausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen, 1945-1946 Mitglied des Beirats beim Vorstand des Central-Ausschusses für die Innere Mission, 1952-1957 Mitglied des Diakonisches Beirats der EKD, 1957 des Diakonischen Rates, 1949-1958 Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Regierung der DDR. GRÜNBAUM, Kurt 362, 368, 383 f. geb. 5.4. 1892 Storkow/Mark Brandenburg, gest. 9.4. 1982 Brandenburg/Havel, Jurist, 1923-1971 in verschiedener Stellung in der kirchlichen Verwaltung sowie in der preußischen und der Verwaltung des Landes Brandenburg, 1950-1952 Leiter der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen der DDR-Regierungskanzlei, 1954-1958 Konsistorialpräsident in Magdeburg, 1955 Mitglied des Vorstandes und Stellvertreter des Präsidenten für den Ostbereich des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission, 1957 Mitglied des Diakonischen Rates. GRUNDMANN, Gottfried 395 Pfarrer, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Schlesien). GRUNDMEIER, Heinrich 391 Geschäftsführer des Diakonischen Werkes (Schaumburg-Lippe).

Personenregister/Biographische Angaben

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GRUNER, M a x 3 9 8

Generalsekretär und Oberst der Heilsarmee, Bevollmächtigter für das Hilfswerk. GÜLDENPFENNIG, Wolfgang 255, 302, 326, 330, 336f, 341, 345, 351 ff, 383f. geb. 12. 5.1905 Berlin, 1924-1927 kaufmännische Lehre, 1934-1945 in der preußischen Innenverwaltung, zuletzt Ministerialrat im Reichs- und Preußischen Ministerium des Innern, 1948 zeitweilig Sachverständiger im Zonenbeirat für die britische Zone, 1949-1957 Leiter der Rechtsund Wirtschaftsabteilung der Geschäftsstelle Bethel des Central-Ausschusses für die Innere Mission, 1957-1970 Direktor der Rechts- und Wirtschaftsabteilung der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD", Stuttgart, langjähriges Mitglied der Vorstände der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Schatzmeister des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Wirtschaftsbundes sozialer Einrichtungen, Mitglied und zeitweilig Vorsitzender des Aufsichtsrates der „Hilfskasse" (jetzt: Bank für SozialWirtschaft). GÜRTLER, Ernst 3 9 4

Superintendent, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Hauptbüro Berlin-Ost, Berlin-Brandenburg). HAAK, Carl an, Dr. rer. pol. 395 Staatsbeamter, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Mecklenburg). HAGEMANN, Eberhard, D r . jur. h . c . 2 2 6

geb. 29.1. 1880 Hannover, gest. 7.10. 1958 Rotenburg/Wümme, Rechtsanwalt, 1945 Mitglied des Rates der EKD. HAGEN, Willy Ernst 63, 383 geb. 10.9.1885, gest. 16.1.1952 Berlin, Ausbildung an der Diakonenanstalt und im Seminar der Basler Missionsgesellschaft, Juli 1914 Ausreise nach Togo,1918-1919 Feldgeistlicher und Divisionspfarrer, 1919 Berufsarbeiter des Central-Ausschusses für die Innere Mission für Volksmission, 1941-1945 kommissarischer Geschäftsführender Direktor, 1945-1952 2. Direktor im Central-Ausschuß und seit 1948 Mitglied des Vorstandes. 1943-1945 kommissarischer Geschäftsführender Direktor des Gesamtverbandes der Berliner Inneren Mission, 1945-1952 Geistlicher des Gesamtverbandes und Mitglied des Vorstandes. HAHN, Horst 391 Oberkirchenrat, Beauftragter für das Diakonische Werk (Pfalz). HAHN, Otto 388 f. Pfarrer, Vorsitzender der Inneren Mission (Hessen) und des Diakonischen Werks (HessenNassau). HALFMANN, Wilhelm, D . 142

geb. 12. 5.1896 Wittenberg, gest. 8.1.1964 Kiel, 1945 Vorsitzender der Vorläufigen Kirchenleitung Schleswig-Holstein, seit 1947 Bischof für Holstein.

HALSTENBACH, Willi 3 8 0

Fabrikant in Wuppertal, stellvertretendes Mitglied des Wiederaufbau-Ausschusses. HAMM, Franz 381 Hilfskomitee-Vorsitzender und Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses. HAMMELSBECK, Oskar, Dr. phil. Dr. theol. h.c. 31 geb. 22. 5. 1899 Elberfeld, gest. 14. 5. 1975 Detmold, 1927-1933 Direktor der Volkshochschule Saarbrücken, 1934 Lehrer, 1937 Leiter des Katechetischen Seminars der Bekennenden Kirche, 1946-1959 Rektor der Pädagogischen Akademie Wuppertal. HANKE, I. 3 9 7

Prediger des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Bevollmächtigter für das Hilfswerk.

HANKE, W . 3 9 7

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden).

HANSTEIN, Adalbert v o n , D r . 3 9 0

Jurist, Geschäftsführer des Hilfswerks und der Inneren Mission (NordWestdeutschland).

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Personenregister/Biographische Angaben

HAPPICH, C a r l , D r . m e d . 3 2

Arzt in Darmstadt. HAPPICH, Friedrich, Kirchenrat D., 78,142, 265, 272 geb. 14. 8. 1883 Speckswinkel, Kreis Marburg, gest. 4. 4. 1951 Hephata bei Treysa, 1910 Hauslehrer in Zirmoissel auf Rügen, 1911 Brüderhelfer in Bethel bei Bielefeld, 1912 Pfarrer in Frankenau, Kreis Frankenberg, 1913 Pfarrer in Hephata, 1923 Vorsteher des Hessischen Brüderhauses und Leiter der Anstalten Hephata. 1934/35 Mitglied der Einstweiligen Kirchenleitung, 1935-1945 Vorsitzender des Landeskirchenausschusses von Kurhessen-Waldeck. Vorsitzender des Evangelischen Reichserziehungsverbandes, der Deutschen Diakonenschaft und der Konferenz der Brüderhausvorsteher. HARDER, Günther, Dr. jur., Lie. theol. 47 geb. 13.1.1902 Großbriesen, Kreis Guben, gest. 12.9.1978 Berlin, 1936 Dozent, 1955-1972 Professor für Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule Berlin. HARDER, Walter 396 Kirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Vorsitzender der Inneren Mission (Kirchenprovinz Sachsen). HARDT, Rudolf 94,113, 383 f., 392 geb. 22. 3.1900 Hagen, gest. 29.10.1959 Bethel, 1926 Pfarrer in Bochum, zugleich Leiter des Jugend- und Wohlfahrtsamtes der Inneren Mission ebd., 1939 Konsistorialrat in Münster, 1946 Leiter der von Bodelschwinghschen Anstalten, Bethel, 1945-1959 Vorsitzender des Provinzial-Ausschusses für Innere Mission bzw. des Landesverbandes der Inneren Mission, 1946 Mitglied des Vorstandes des Central-Ausschusses für die Innere Mission, 1952-1957 Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD. HARLING, O t t o v o n 1 6 2 , 1 7 2 , 1 7 9 , 1 9 5

geb. 8. 8. 1909 in Leipzig, Jurist, 1946-1974 Referent in der Kirchenkanzlei der EKD. HARTENSTEIN, Karl, Dr. theol. D. 142f., 218, 236, 265, 276f., 279, 284f., 290, 292f., 295f., 303ff., 314ff„ 380f., 383 geb. 2 5 . 1 . 1 8 9 4 Cannstatt, gest. 1.10.1952 Stuttgart, 1923 Pfarrer in Urach, 1926 Direktor der Basler Mission, Basel, 1938 Bevollmächtigter der Basler Mission in Deutschland, 1941 Prälat des Sprengeis Stuttgart. 1949-1952 Mitglied des Rates der EKD und stellvertretender Vorsitzender des Wiederaufbau-Ausschusses bzw. Hilfswerk-Ausschusses und des Verwaltungsrats des Hilfswerks der EKD, 1952 Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD. HARTMANN, H e l m u t 3 8 6

Landgerichtsdirektor, Vorsitzender der Inneren Mission (Braunschweig). HASE, Hans-Christoph von, Dr. theol. 133f., 355, 382 geb. 4. 5.1907 Großwandriß, Kreis Liegnitz, 1934 Pfarrer in Berlin-Wilmersdorf und Wehrmachtspfarrer in Jüterbog, 1937-1945 in Rostock, seit 1942 Wehrmachtsoberpfarrer, 1946 Referent in Zentralbüro Stuttgart, 1947 Pfarrer und Studentenpfarrer in Marburg, 1952 Studienleiter an der Evangelischen Akademie in Mühlheim/Ruhr, 1954 Pfarrer in Herford, 1957-1973 Leiter der Theologischen Abteilung der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD", Stuttgart. HAUG, Martin, D. Dr. theol. 328, 343, 358, 366, 381, 383 geb. 14.12. 1895 Calw, gest. 28. 3. 1983 Freudenstadt, 1948-1962 württembergischer Landesbischof, 1952-1967 Mitglied des Rates der EKD, 1952-1955 Mitglied des HilfswerkAusschusses und des Verwaltungsrats des Hilfswerks der EKD, 1953-1957 Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD. HECKEL, Theodor, D.Dr.jur.h. c. 21, 40f., 57, 98 geb. 15. 4. 1894 Kammerstein/Franken, gest. 24. 6. 1967 München, 1922 Diaspora-Reiseprediger in München-Solln, 1925 Religionslehrer in Erlangen, 1928 Auslandspersonalreferent im Kirchenbundesamt, Berlin, 1934-1945 Leiter des Kirchlichen Außenamtes der DEK mit dem Titel Bischof, seit 1939 Leiter des Evangelischen Hilfswerks für Internierte und Kriegsgefangene, 1950-1964 Dekan in München.

Personenregister/Biographische Angaben

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HEIDENREICH, Ulrich 387, 390 Pfarrer, Vorsitzender der Inneren Mission (Hamburg), Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Lübeck). HEINE, Rudolf 393 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Anhalt). HEINEMANN, Gustav D r . jur. D r . rer. pol 8 2 , 1 5 7 , 3 1 5 , 3 1 7 , 3 1 9 , 3 5 0

geb. 1899 Schwelm, gest. 7.7. 1976 Essen, 1949-1950 Bundesinnenminister, 1969-1974 Bundespräsident, 1945-1967 Mitglied des Rates und 1949-1955 Präses der Synode der EKD. HEINS, Alfred 390 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Oldenburg). HEINTZE, Heinz-Adolf von 158 f., 382 geb. 1908, März 1946-Dezember 1948 Referent für Presse, Verlags- und Rundfunkfragen im Zentralbüro des Hilfswerks und Mitarbeiter des Evangelischen Verlags werks; später journalistische Tätigkeit, u.a. bei Christ und Welt, in den 50er Jahren Programmdirektor beim Rundfunk im amerikanischen Sektor, Berlin (RIAS) und Direktor des Rundfunkmuseums in Berlin. HELBICH, Peter 390 Landespfarrer, Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Oldenburg). HELBIG, Hans Martin 385 Generalsuperintendent, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Hauptbüro Berlin-West, Berlin-Brandenburg). HELD, Heinrich, D. 16,32, 52, 59f., 128f., 142,175, 179,187ff, 197,204,207,218ff., 223ff., 232, 265f., 273, 279, 294, 307, 309, 312, 322ff., 343, 349ff., 358, 365, 368, 381, 383, 391 geb. 25. 9. 1897 Saarbrücken, gest. 19. 9. 1957 Düsseldorf, 1930-1949 Pfarrer in EssenRüttenscheid, 1945-1948 Superintendent des Kirchenkreises Essen, 1946 Oberkirchenrat, 1948-1957 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, 1945-1956 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1951-1956 Mitglied des Verwaltungsrats des Hilfswerks der EKD, 1952-1956 Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD, 1957 Mitglied des Diakonischen Rates. HENGSTENBERG, Wilhelm 32 Professor für Orientologie. HENNEBERG, Walter 393 Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Anhalt). HENNES, Willi 339 geb. 21.2. 1883 Köln, gest. 23.1. 1966 Wuppertal, 1904-1922 Oberingenieur bei der Gasmotorenfabrik Köln-Deutz, 1925 Bundeswart und 1939-1963 Bundesvorsitzender des Evangelischen Sängerbundes, 1930-1932 MdR (Christlich-sozialer Volksdienst), seit 1944 Predigthelfer der Bekennenden Kirche, seit etwa 1939 Mitglied des Vorstandes des Gnadauer Verbandes, bis 1962 dessen Vorsitzender, Mitglied der EKD-Synode, 1952-1957 Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD. HENNINGS, Albrecht von 62, 387 geb. 12. 5.1911 Techlin/Vorpommern, 1939 Hilfsprediger Torgelow/Pommern, 1940 Eggesin und Pfarrer Falkenwalde, 1945-1948 kommissarischer Seelsorger in den Flüchtlingslagern und Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks in Hamburg, 1948 Leiter der Flüchtlings-, Lagerund Bunkerseelsorge in Hamburg, 1956-1976 Pfarrer Hamburg-Hamm. HEPP, Ernst 160, 165, 175 gest. 1980 Denver/Colorado, Journalist in den Vereinigten Staaten, Tätigkeit im Auswärtigen Amt, 1948-1949 Chefredakteur von „Christ und Welt", um 1950 Auswanderung nach Südamerika. HERDIECKERHOFF, Reinhard Kirchenrat, 185f., 204, 386 geb. 7. 8.1896 Unna in Westfalen, gest. 2.4.1986 Braunschweig, 1921 Studieninspektor am Auslandspredigerseminar in Witten/Ruhr, 1924 Pfarrer in Gudersleben/Harz, 1927 in EssenSteele, 1932 in Drackenstedt. 1936-1963 Direktor des Evangelischen Vereins für Innere

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Personenregister/Biographische Angaben

Mission in Braunschweig, seit etwa 1947-1963 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, Mitglied der Diakonischen Konferenz, 1945 Mitglied der braunschweigischen Kirchenleitung, 19591970 Leiter der Evangelischen Akademie Braunschweig, 1959-1974 Leiter der Sydower Bruderschaft. HERMAN, Stewart 15,19, 35F., 50, 52, 62, 64f„ 76f„ 79 geb. 4. 8.1909 Harrisburg/USA, 1936-1941 Gesandschaftspfarrer in Berlin, 1944/1945 Government Service USA, 1945-1947 stellvertretender Direktor der Wiederaufbauabteilung des ORK, Genf. HERMANN, Hans 385 Kirchenrat, Geschäftsführer der Inneren Mission (Baden) HERRMANN, Eugen 391 Pfarrer, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks und Geschäftsführer der Inneren Mission (Pfalz) HERNTRICH, Volkmar, Dr. theol. D. DD. 61,81,91,93,96,110,127f., 136,142,189,206,214, 223, 226, 229, 235, 262f., 265, 273, 276, 279ff., 294, 303f., 310, 318f„ 322ff., 337, 340ff., 349ff., 353 f., 357ff., 364, 368, 383 f., 387 geb. 8.10. 1908 Flensburg, gest. 14. 9. 1958 Nauen, 1932 Pfarrer und Privatdozent in Kiel, 1934 Entzug der Lehrerlaubnis, 1934 Dozent an der Theologischen Schule Bethel, 1940 bis Kriegsende Leiter des Burckhardhauses, Berlin, seit 1943 zugleich Hauptpastor an St. Katharinen in Hamburg, 1946 im Nebenamt Leiter der Alsterdorfer Anstalten, 1947 Oberkirchenrat, 1949 Professor für Altes Testament an der Kirchlichen Hochschule Hamburg, später Rektor der Universität, 1956 Landesbischof, 1948 Vorsitzender des Vereins für Innere Mission, Hamburg, 1945-1950 bzw. 1958 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1948-1951 Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des Wiederaufbau-Ausschusses bzw. des Verwaltungsrates des Hilfswerks, 1953-1957 Vorsitzender des Diakonischen Beirates der EKD, 1957 Vorsitzender des Diakonischen Rates. Mitglied der Synode und des Rates der EKD. 1952 Mitglied der Kommission für Weltdienst des Lutherischen Weltbundes, 1954 Mitglied des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen. HERTZLER, Richard 397 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Mennoniten). HEUSINGER, Bruno 386 Oberlandesgerichtspräsident, Vorsitzender der Inneren Mission Braunschweig. HEYER, Walther geb. 27. 7. 1894 Hannover, gest. 27. 6. 1973 Berlin jurist, 1922-1962 im Verwaltungsdienst der Evangelischen Kirche der (altpreußischen) Union, 1947 Mitglied des Vorstandes des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission; seit 1945 Schatzmeister des Gesamtverbandes der Berliner Inneren Mission. HEYNE, Bodo 61, 74f., 117,186, 189ff., 204, 247, 251, 266, 386 geb. 16. 7. 1893 Essen, gest. 10. 6. 1980 Bremen, 1919 Hilfsprediger in Essen, 1920-1922 Pfarrverweser in Überruhr, Kr. Essen, Pfarrer in Dabringhausen, Kr. Lennep, 1922-1963 Leiter der Inneren Mission Bremen, 1932-1963 Vorsitzender der Evangelischen Konferenz für Gefährdetenfürsorge, 1950-1970 Vorsitzender der „Konferenz theologischer Berufsarbeiter der Inneren Mission", 1945 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, zugleich Hauptgeschäftsführer, 1947-1966 Geschäftsführer des Evangelischen Jugendaufbaudienstes in Bremen, langjähriger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Verbände der freien Wohlfahrtspflege in Bremen, 1954-1974 Vorsitzender der Vereinigung für Bremische Kirchengeschichte, Vorsitzender der Bremer Volkshilfe, 1957-1962 Mitglied der Diakonischen Konferenz. HILDEBRAND, Siegfried 395 Landespfarrer, Vorsitzender der Innern Mission bzw. des Diakonischen Werks (Pommern bzw. Greifswald). HILDEBRANDT, Franz-Reinhold 226 geb. 12.1.1906 Braunsberg/Ostpreußen, 1946 Propst zu Halberstadt und Quedlinburg, 19521972 Leiter der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union, Mitglied der EKD-Synode.

Personenregister/Biographische Angaben

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HINDERER, August, D. theol. 157 geb. 1877, gest. 1945,1918-1945 Direktor des Evangelischen PreßVerbands für Deutschland. HINZ, Erich 391 Pfarrer, Leiter des Hilfswerks, Vorsitzender und Geschäftsführer der Inneren Mission (Schaumburg-Lippe). HIRTH, Albrecht 393 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Württemberg). HITLER, Adolf 37 Parteiführer und Reichskanzler. HOCH, Ernst, Dr. 387 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Hannover). HODGSON, Anderson D. 167 geb. 8.5. 1890 Baltimore, gest. 12.7. 1948, Jurist, seit 1923 im Auswärtigen Dienst der Vereinigten Staaten, 1946 Generalkonsul in Stuttgart. HÖCHSTÄDTER, Emil 32 Jurist. HOEKENDIJK, Johannes Christiaan, Dr. theol. 136 Professor für Praktische Theologie und Kirchengeschichte in Utrecht. HÖPKEN, Heinrich 390 Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Oldenburg). HOERSCHELMANN, Armin von 382 Leiter der Transportleitstelle Lübeck des Hilfswerks. HÖSER, Wolfgang 397 Leiter des Diakonischen Werks (Thüringen). HOFFMANN, Paul, Dr. 395 kommissarischer Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Schlesien). HOFFMANN, Wilhelm 32 Bibliotheksdirektor. HOLZÄPFEL, Friedrich 391 Pfarrer, Vorsitzender der Inneren Mission (Pfalz). HOOVER, Herbert Clark 1 ff. geb. 1874, gest. 1964, 1929-1933 31. Präsident der Vereinigten Staaten. HORNIG, Ernst 395 Bischof, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Schlesien). HUBER, Max, Prof. Dr. jur., 32, 42 geb. 28.12.1874 Zürich, gest. 1.1.1960 Zürich, Staats-und Völkerrechder, 1928-1945 Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. HÜBNER, Friedrich 392 Bischof, Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Vorsitzender der Inneren Mission (Schleswig-Holstein). HÜHNER, Paul 398 Obersdeutnant der Heilsarmee, Bevollmächtigter für das Hilfswerk. HUTTEN, Kurt, Kirchenrat D. Dr. phil. 31 f., 157, 163 geb. 6. 3.1901 Langenburg, gest. 17. 8.1979 Ludwigsburg, 1929 Geschäftsführer des Evangelischen Preßverbandes für Württemberg. 1938-1941 und 1946-1950 Schrifdeiter des Evangelischen Gemeindeblatts für Württemberg, 1941-1943 Sekretär des Rates der Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat), 1960-1968 Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Stuttgart. ICKLER, Albert 392 Vorsitzender der Inneren Mission (Westfalen). IHMELS, Carl, D. 366 geb. 24.10. 1888 Detern/Ostfriesland, gest. 10. 4. 1967 Dresden, 1921-1961 Direktor der Leipziger Mission, Mitglied der EKD-Synode.

450

Personenregister/Biographische Angaben

IMMER, H e r m a n n 390

Pfarrer, Bevollmächtigter für das Hilfswerk, Vorsitzender der Inneren Mission und des Diakonischen Werks (Nordwestdeutschland). IWAND, Hans-Joachim, D. theol. 142, 360 geb. 11. 6.1899 Schreibendorf/Schlesien, gest. 2. 5.1960 Bonn, 1945 Professor für Systematische Theologie in Göttingen, 1952 in Bonn, Mitglied der EKD-Synode. JACKSON, Robert H . 53

geb. 13.2. 1892 Spring Creek/Pennsylvanien, gest. 9.10. 1954 Washington/D. C., 1941 Richter am Obersten Gerichtshof, 1946 Hauptankläger der Vereinigten Staaten beim Internationalen Militärtribunal in Nürnberg. JACOB, G ü n t e r , D . D r . 343, 349

geb. 8.2. 1906 Berlin, 1946-1972 Generalsuperintendent der Neumark und der Niederlausitz, 1954-1963 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, Mitglied der Diakonischen Konferenz und des Diakonischen Rates. JACOBI, Kurt 227, 251, 368, 383

geb. 23. 10.1900 Metz/Elsaß-Lothringen, gest. 31. 1.1963 Bethel jurist im Kommunal-und Staatsdienst, zuletzt 1944 Ministerial-Dirigent im Reichsinnenministerium, 1947-1958 Justitiar der von Bodelschwinghschen Anstalten, seit 1952 im Vorstand des Central-Ausschusses für die Innere Mission, bis 1956 dessen Justitiar und Vertreter beim Flüchtlingsbeirat der britischen Zone. JAEKEL, H a n s - G e o r g 386

Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission und des Diakonischen Werks (West-Berlin). JÄNICKE, Johannes 381

Bischof, Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses. JANNASCH, Wilhelm, D. Dr. theol. 47 f. geb. 8. 4.1888 Gnadenfrei/Schlesien, gest. 6. 6.1966 Frankfurt am Main, 1937 Geschäftsführer des Pfarrernotbundes, 1945 Pfarrer in Berlin-Friedenau, Mitglied der Kirchenleitung, 1946-1956 o. Professor für Praktische Theologie in Mainz.· JENSEN, Hans-Werner, Dr. theol. 101, 117 geb. 15.11.1912 Kiel, gest. 6. 4. 1983 Kiel, 1945-1946 Theologischer Referent in der EKDKirchenkanzlei, 1946-1970 Pfarrer in Schleswig-Holstein, zuletzt seit 1966 Oberlandeskirchenrat und Leiter des Katechetischen Amtes. JENSEN, Julius 223, 271, 327, 381

geb. 18.2. 1900 Messina, 1924 Hilfsprediger am Jugendgefängnis Hahnöfesand, 1925 in Eppendorf. 1925 Jugendpastor in Lübeck, 1932 Pfarrer in Travemünde, 1947-1955 Pfarrer in Lübeck und 1948-1955 Präses der Synode. 1928-1933 im Nebenamt Leiter des Jugend- und Wohlfahrtsamtes der Inneren Mission in Lübeck und Geschäftsführer des Lübecker Verbandes für Innere Mission, 1942-1955 dessen Vorsitzender, 1945-1955 zugleich Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1955-1968 Direktor und Pastor an den Alsterdorfer Anstalten, Hamburg. JEREMIAS, Joachim 44

geb. 1900, gest. 1979, seit 1935 o. Prof. für Neues Testament in Göttingen. JUERGENSOHN, G e r h a r d 395

Oberkonsistorialrat, kommissarischer Leiter des Diakonischen Werks (Görlitz). JÜRGES, Wilhelm 191, 265, 279, 294, 389

geb. 8.11. 1894 Barmen-Gemarke, gest. 25. 3. 1979 Detmold, 1923 Pfarrer in Bösingfeld/ Lippe, 1933 am Diakonissenhaus Detmold, 1952-1963 in Heiligenkirchen, 1945-1948 und 1962-1964 Geschäftsführer des Landesvereins für Innere Mission, 1946-1951 Präses der Landessynode, 1949-1964 Mitglied der Synode der EKD, 1945-1966 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1962-1966 zugleich Hauptgeschäftsführer. KAUTZSCH, Johannes, D r . 388

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Hessen-Nassau).

Personenregister/Biographische Angaben

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KALLE, Ernst 94 geb. 19. 4. 1900 Schmalkalden, 1929 Provinzialpfarrer für Apologetik in Münster, 1932 Pfarrer in Hamm, 1956-1967 Leiter der Krüppelanstalten Volmarstein. KAPHAHN, E d u a r d 3 9 1

Superintendent, Vorsitzender der Inneren Mission (Rheinland).

KARNATZ, B e r n h a r d , D . D r . jur. h . c. 2 2 6 , 3 8 3

geb. 29. 3.1882 Verden/Aller, gest. 18. 3.1976Berlin, 1908-1934Jurist im Verwaltungsdienst der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, 1936-1952 Vorstandsmitglied der Vorsorge-Lebensversicherungs AG, 1946-1952 Mitglied des Vorstandes und stellvertretender Schatzmeister des Central-Ausschusses für die Innere Mission. KAROW, Emil, D. 383 geb. 22. 8. 1871 Prenzlau, gest. 10. 7. 1954 Berlin, 1929 Generalsuperintendent von Berlin, 1933 Bischof, 1934 Zurruhesetzung. 1932 Mitglied des Vorstandes, 1933 Ehrenpräsident auf Lebenszeit des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission. KATTERFELD, H a g e n 3 2 4

geb. 26.11.1916Dorpat, gest. 23.3.1964 Tübingen, 1948 Leiter des Sekretariats des Leitenden Bischofs der VELKD und Geschäftsführer des deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbunds. KAY ATZ, Gerhard 396 Landespastor, Leiter des Diakonischen Werkes (Mecklenburg). KAYSER, Renatus, Dr. med. 352 geb. 17.1.1919 Breisach, 1954 Oberarzt an der Diakonissenanstalt Karlsruhe. 1957 Direktor der Abteilung Gesundheitsfürsorge des Central-Ausschusses für die Innere Mission, Bethel, 1962 Chefarzt in Ebenhausen bei München. KEHR, Otto 393 Vorsitzender des Diakonischen Werks (Württemberg). KELER, Hans von 393 Vorsitzender des Diakonischen Werks (Württemberg). KELLER, Adolf, D. 2f., 6f., 10f., 23ff., 33, 40, 54, 78,119 geb. 7.2.1872 Rüdlingen bei Schaffhausen, gest. 10.2.1963 Los Angeles, 1896-1924 Pfarrer, zuletzt in Zürich, 1920-1940 Sekretär des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, 1921 Initiator und 1922-1945 Generalsekretär der Europäischen Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen, 1926-1937 Generalsekretär des ökumenischen sozialwissenschaftlichen Instituts, Genf, 1937 Vizepräsident des Reformierten Weltbundes. KELLER, Herbert 327, 332f., 349, 351 ff., 381, 393 geb. 22. 10. 1904 Isny/Württemberg, gest. 29. 11. 1982 Stuttgart, 1932 Pfarrer in Biberach, 1935-1946 in Tübingen, 1946-1950 Leiter der Außenstelle des Evangelischen Oberkirchenrates in Tübingen, 1950-1970 Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Diakonischen Werke der württembergischen Landeskirche und Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks sowie 1. Geschäftsführer des Landesverbandes der Inneren Mission, 1946-1970 Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrates Stuttgart, 1957-1970 Mitglied des Diakonischen Rates der EKD, 1971-1978 2. Vorsitzender des Diakonischen Werkes Württemberg. KETELHUT, K a r l 3 9 0

Pfarrer, Vorsitzender und Geschäftsführer der Inneren Mission (Oldenburg). KIECKBUSCH, Wilhelm, D. 387f. Landespropst, Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Vorsitzender der Inneren Mission (Eutin). KIRCKPATRICK, Sir Ivone Augustine 55 geb. 3.2.1897 Wellington/Indien, gest. 25.5.1964 Cebridge/Irland, 1945-1950 Unterstaatssekretär, 1950-1953 britischer Hochkommissar in der Bundesrepublik. KIRK, Walter William, van 3 geb. 11.11.1891 Cleveland, gest. 6.7.1956, Pfarrer (Methodist Episcopal Church), 1925-1950

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Personenregister/Biographische Angaben

Sekretär des Department of International Justice and Goodwill des Federal Council of the Churches of Christ in America, Sekretär der Commission on a Just and Durable Peace. KIRSCHSTEIN, A l e x a n d e r 3 9 2

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks und Geschäftsführer (Landespastor) der Inneren Mission (Schleswig-Holstein). KLAES, Gustav Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Bund Freier Evangelischer Gemeinden). KLEINFELD 4 4

Mediziner in Göttingen. KLETT, Heinz Dr. Dr. 388, 395, 396 Landespfarrer und Vorsitzender der Inneren Mission (Pommern), Provinzialpfarrer und Leiter der Inneren Mission (Kirchenprovinz Sachsen), Geschäftsführer der Inneren Mission (Hessen). KLEVINGHAUS, Johannes, Dr. theol. geb. 1911, gest. 1970, Pfarrer, Leiter der Anstalten Wittekindshof, Vorsitzender der Inneren Mission (Westfalen). KLOPPENBURG, Heinz, Dr. theol. h. c. 390 Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Oldenburg). KLÜTZ, Annemarie 384 Oberin, Vorsitzende der Diakonischen Konferenz. KNAPPEN, M a r s c h a l l M . 5 4 , 6 2 , 8 5

geb. 6 . 1 . 1 9 0 1 Sioux Falls/South Dakota, Theologe, Historiker, 1943 Military Government Officer bei der German Country Unit of the U.S. Group Council. KOCH, Carl 397 Vertreter des Bundes Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden im Exekutivkomitee des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks. KOCH, Karl, D. 28, 60, 76f., 93 f., 96f., 164 geb. 6.10.1876 Witten, gest. 28.10.1951 Bielefeld, 1916-1949 Pfarrer in Bad Oeynhausen, zugleich 1927-1949 Präses der Provinzialsynode bzw. der Evangelischen Kirche von Westfalen, 1929 stellvertretender Vorsitzender, 1933-1951 Vorsitzender des westfälischen Preßverbandes. Vorsitzender des Reichsbruderrates. KÖBERLE, A d o l f 3 2

Professor für Systematische Theologie. KOECHLIN-THURNEYSEN, Alphons 10f., 25, 31, 46, 50, 52f., 61, 65ff., 80, 88, 100,175 geb. 6.1.1885 Basel, gest. 8.5.1965 Basel, 1910-1954 Pfarrer in Stein am Rhein und (seit 1921) in Basel, 1947-1954 Vorsitzender des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen der Schweiz. Mitglied des Vorläufigen Komitees und 1945-1955 Vorsitzender des Wiederaufbauausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen. KÖHLER, Rudi 396 Diakon, Kirchenrat, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Thüringen). KÖNIG, D r . 3 8 2

Mitarbeiter der Abteilung Wohnbedarf des Zentralbüros des Hilfswerks in Heidelberg. KÖNIG, Mechthild 321 geb. 29.8.1915Herford,Diplom-Volkswirtin, 1936-1938 Ausbildungam Christlich-sozialen Frauenseminar des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes, Hannover, 1938 Sozialarbeiterin bei der Weiblichen Stadtmission Frankfurt am Main, und 1939 beim Evangelischen Gemeindedienst Essen, 1943-1944 und 1946-1948 Studium der Nationalökonomie, 1945-1946 Sozialarbeiterin beim Evangelischen Gemeindedienst Herford, 1949-1977 Referentin beim Central-Ausschuß für die Innere Mission, Bethel, bzw. bei der Hauptgeschäftstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD", Stuttgart, 1949-1977 Geschäftsführerin des Verbandes evangelischer Binnenschiffergemeinden in Deutschland, seit 1949 Mitglied des Vorstandes des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes, bis 1977 Mitglied im Leitungskreis der

Personenregister/Biographische Angaben

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Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland, bis 1977 Mitglied im Vorstand der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung, 1957-1978 Mitglied im Kuratorium der EllyHeuß-Knapp-Stiftung, bis 1978 Mitglied des Vorstandes der Deutschen Vereinigung für den Sozialdienst im Krankenhaus, bis 1977 Mitglied im Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft evangelischer Familienbildungsstätten, 1963-1965 1. Vorsitzende des Bundes evangelischer Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter. KOHLMANN, E r n s t 3 9 1

Dekan, Vorsitzender der Inneren Mission (Pfalz). KONRAD, Joachim, Dr. phil. h.c. Dr. theol. 76 f. geb. 1. 6. 1903 Breslau, gest. 15. 4. 1979 Bonn, 1954-1971 o. Prof. für Praktische und Systematische Theologie in Bonn. KORTHEUER, A u g u s t , D . 3 8 8

Landesbischof, Vorsitzender der Inneren Mission (Nassau).

KRANNICH, H e i n z 3 9 7

Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk, Landesleiter der Inneren Mission und Leiter des Diakonischen Werks (Thüringen). KRAUT, Antonie, Dr. jur. 266, 383, 393 geb. 11.11. 1905 Stuttgart, 1933-1960 Rechtsanwältin, 1935-1943 Geschäftsführerin der Frauenarbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, 1943-1945 Sachbearbeiterin beim Kriegsschädenamt, 1945-1971 Geschäftsführerin des Landesverbandes der Inneren Mission bzw. des Diakonischen Werkes, Stuttgart. 1949 im Vorstand des Central-Ausschusses für die Innere Mission. KRETSCHMAR, G o t t f r i e d 3 9 6

Pfarrer, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Sachsen). KREUTZ, Benedikt, Dr. rer. pol. 43, 151 f. geb. 15.1.1879 St. Peter/Baden, gest. 1949,1921-1949 Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Freiburg/Breisgau. KRIMM, Herbert, Dr. theol. 60,136f., 151, 157,181,229f., 233f., 238ff., 255,257, 260,264f., 273, 275ff., 279, 281ff., 286ff., 297f., 312, 316, 318, 320, 322ff., 327ff„ 334, 337ff„ 347, 352 f., 371 f., 382, 384 geb. 6.11.1905 Przemysl/Galizien, 1928 Pfarrer in Wien, 1936 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentralvorstand des Gustav-Adolf-Vereins und Leiter des Franz-Rendtorff-Hauses, Leipzig, 1940-1945 Wehrmachtspfarrer, Hauptgeschäftsführer und Leiter der Abteilung Kirchlicher Wiederaufbau des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, 1.10.1951-31. 3.1956 Leiter des Zentralbüros und Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses und des Verwaltungsrates des Hilfswerks sowie des Diakonischen Beirats der EKD. 1 . 4 . 1 9 5 6 - 1 . 1 0 . 1 9 5 6 Generaldekan der Bundeswehr, 1956 Pfarrer in Schlierbach. 1938 Habilitation in Leipzig, 1951 Privatdozent in Heidelberg, 1954 Honorarprofessor und 1961 o. Prof. und Leiter des Diakoniewissenschaftlichen Instituts ebd., Mitglied des Diakonischen Rates. KRÜGER, Frau 384 (Dortmund) Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD KRÜGER, Arnold, Dr. 383, 385 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Brandenburg), stellvertretender Schatzmeister im Central-Ausschuß für die Innere Mission. KRUEGER, H u g o , D r . I n g . 3 8 0

Bergwerksdirektor in Dortmund, Mitglied des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks.

K R Ü G E R - W I T T M A C K , G e o r g , D r . jur. 1 3 9 ff.

geb. 5.3. 1902 Berlin, 1933-1970 im kirchlichen Verwaltungsdienst, zuletzt 1957-1970 Oberkirchenrat und juristischer Leiter der Kirchenverwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Darmstadt, 1939-1945 Vertreter des Evangelischen Oberkirchenrates, Berlin im Vorstand des Central-Ausschusses für die Innere Mission, 1941-1978 Mitglied des Verwaltungsrates des Evangelischen Diakonievereins, Berlin-Zehlendorf.

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Personenregister/Biographische Angaben

KÜHN, Gerhard 396 Direktor, Leiter des Diakonischen Amtes (Kirchenprovinz Sachsen). KRUSE, M a r t i n 3 8 6

Bischof, Vorsitzender der Inneren Mission (Berlin). KÜNNETH, W a l t e r 3 2

Pfarrer. KUESSNER, H e l m u t 3 9 6

Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Mecklenburg). KUESSNER, H i n r i c h 3 9 5

Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Greifswald). KUNZE, J o h a n n e s 112, 2 4 9

geb. 6. 6.1892 Barmen, gest. 11.10.1959 Bonn, Diplomkaufmann, 1912-1914 Leiter der Abteilung Versicherungs- undWohlfahrtswesen der DEMAG, Duisburg, Studium, 1920 Diplomhandelslehrer in Essen und Dozent der Verwaltungsschule des Kreises Essen, 1924-1959 Verwaltungsleiter des Diakonissenhauses Sarepta in Bethel. Mitbegründer der westfälischen CDU, Mitglied des Kreistages, Fraktionsvorsitzender und stellvertretender Landrat, Mitglied des Provinzialrates Westfalen und des nordrhein-westfälischen Landestages. 1949-1959 Mitglied des Deutschen Bundestages, Vorsitzender des Ausschusses für den Lastenausgleich und des Altestenrates, Mitglied des Vermittlungsausschusses. 1945-1957 Mitglied des Vorstandes und Schatzmeister des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission, 1945-1949 Leiter der Finanz- und Wirtschaftsabteilung des Central-Ausschusses, Bethel. 1957 Mitglied des Diakonischen Rates. KUPAS, Willi

Konsistorial-Präsident (Berlin-Brandenburg), Vorsitzender des Hauptausschusses des Diakonischen Werkes (DDR). KUSCH, W a l t e r 3 9 5

Oberkonsistorialrat, Landespfarrer und Vorsitzender der Inneren Mission (Pommern). LAHMEYER, G u s t a v , D r . 3 8 9

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Lippe). LANGE, W e r n e r 3 9 3

Kreisoberpfarrer, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Anhalt). LANGER, W i l h e l m 3 8 3

Kirchenrat, im Beirat bzw. Vorstand des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission. LAU, Franz, Dr. theol. 142 geb. 18.2. 1907 Leipzig, gest. 6.6. 1973, 1945 Landessuperintendent in Dresden, 1947 o. Prof. für Kirchengeschichte in Leipzig. LAUDIEN, Gerhard, Kirchenrat 353, 356, 383f., 394 geb. 22. 7.1902 Laugszargen/Kreis Tilsit, 1928 Hilfsprediger in Ostpreußen, 1929-1930 und 1936-1945 Pfarrer in Landsberg/Ostpreußen, 1930 in Finckenstein/Westpreußen, 1945 kommissarischer Pfarrer in Wildau, Kreis Königswusterhausen, 1946 Pastor und Vorsteher der Anhaltischen Diakonissenanstalt, Dessau, zugleich seit 1947 im Nebenamt Geschäftsführer des Anhaltischen Landesausschusses für Innere Mission. 1952-1957 2. Direktor im CentraiAusschuß und Mitglied des Vorstandes, Leiter der Geschäftsstelle in Ost-Berlin. 1957-1968 Direktor (Ost) der Berliner Stelle der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD", Berlin (Ost). LECHLER, P a u l , D . 171, 2 2 6 , 381

geb. 14. 6. 1884 Stuttgart, gest. 4. 8. 1969 Tübingen, Fabrikant, Mitglied der EKD-Synode, 1951-1955 Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses und des Verwaltungsrates des Hilfswerks der EKD, 1948-1959 Präsident des württembergischen Evangelischen Landeskirchentages und Mitglied des Landeskirchenausschusses. Vorsitzender des Deutschen Instituts für ärztliche Mission, Tübingen. 1930 Ehrensenator der Universität Tübingen. LEDERER, H a r t w i g 3 9 7

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Methodisten).

Personenregister/Biographische Angaben

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LEGER, Richard 397 Superintendent, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Evangelische Gemeinschaft in Deutschland). LEININGER, J o h a n n e s 3 9 1

Hauptgeschäftsfuhrer des Hilfswerks (Malz). LEIPER, Henry Smith 11 geb. 17. 9.1881 Belmar/New York, gest. 22.1.1975 Heightstown, 1930 Geschäftsführender Sekretär der Amerikanischen Sektion des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum und der Abteilung für Auslandsbeziehungen des Federal Council of the Churches of Christ in the USA, 1945 Ökumenischer Sekretär des Federal Council, 1948 Beigeordneter Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen. LEIPZIGER, K a r l 3 8 5

Landespfarrer und Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Bayern). LEITZ, Franz J. P., Dr. rer. pol. 361 geb. 27.10. 1905 Bretten, Diplomkaufmann, 1929-1967 Leitende Mitarbeit in der IGFarbenindustrie und ihren Nachfolgeunternehmen, seit 1952 Leiter des Rechnungswesens der BASF, Ludwigshafen, 1967 selbständiger Unternehmensberater in Freiburg. Leitende Mitarbeit in zahlreichen Fachorganisationen, u.a. 1957 Vorsitzender des Fachnormen-Ausschusses Bürowesen im Deutschen Normenausschuß. 1965 Mitglied des Präsidiums und 1971-1975 Präsident des Deutschen Normenausschusses, 1945 Mitglied der vorläufigen Kirchenleitung von Nassau, 1946-1952 Mitglied der verfassunggebenden Synode, der Synode und der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau, 1954-1967 Mitglied der Synode und seit 1955 Mitglied der Kirchenregierung der pfälzischen Landeskirche. Mitglied der Synode der EKD, des Finanzausschusses der Synode und der Kammer für soziale Ordnung der EKD. 1951-1955 Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses und des Verwaltungsrates des Hilfswerks. LEMPP, Maria 32 Verlegerin in München. LEMPP, Wilfried, Lie. 171 geb. 29.5. 1889 Oberiflingen/Württemberg, gest. 29.1. 1967 Stuttgart, 1919 Pfarrer in Stanislau/Galizien, 1929 Rektor der Stanislauer Anstalten, 1935 Pfarrer in Stuttgart, 1945-1959 Prälat in Heilbronn. LESSER, R . 3 8 2

Vertreter der Außenstelle Hamburg des Hilfswerks in Lübeck. LEWERENZ, W a l t e r 3 8 1 , 3 8 9

Pfarrer, Bevollmächtigter und Hauptgeschäftsfuhrer des Hilfswerks (Lübeck), Mitglied des Verwaltungsrats des Hilfswerks. LILJE, Hanns, D. 31,52, l l l f . , 141 f., 158ff., 164ff., 186,189f., 193,201,203,205,226,247ff., 252f., 262f., 265f., 268f., 276f„ 279,294,302f., 306f., 315,319,321,349,353f., 359f., 363, 366, 381,383,387 geb. 1899, gest. 1977, 1945-1973 Mitglied des Rates der EKD, 1946-1957 Mitglied des Vorstandes und Präsident des Central-Ausschusses für die Innere Mission, 1945-1947 Oberlandeskirchenrat in Hannover und Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1947-1971 hannoverscher Landesbischof, Vorsitzender des Landesvereins für Innere Mission. LINKE, Friedrich Vizepräsident, Vorsitzender der Inneren Mission (Braunschweig) LINKE, Helmut Diakon, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Görlitz) LÖHE, Wilhelm 297 geb. 1808, gest. 1872, Pfarrer und Gründer der Missionsanstalt Neuendettelsau. LOHOFF, Heinrich, Dr. Hauptgeschäftsfuhrer des Hilfswerks (Braunschweig)

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Personenregister/Biographische Angaben

LOHRMANN, E b e r h a r d 93, 382

geb. um 1910, Kaufmann aus Kirchheim/Teck, 1945/46 einer der ersten Mitarbeiter des Zentralbüros in der Abteilung Allgemeine Nothilfe. LÜCKING, Karl, D. 392 Pfarrer, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Westfalen). LÜDICKE, Kurt 389 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Lippe). LÜPSEN, Focko, Dr. phil. 157, 162, 164 geb. 22. 5.1898 Burweg, Kreis Stade, gest. 31. 3.1977 Bielefeld journalist, 1933 Chefredakteur des Evangelischen Pressedienstes (epd), 1946 geschäftsführender Direktor des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe, 1947-1968 Herausgeber und Chefredakteur des epd. LÜTTICHAU, Siegfried Graf von 72 geb. 10. 6. 1877 Mätzdorf/Schlesien, gest. 9.12. 1965 Kaiserswerth, Hilfsprediger in Berlin, 1907 Botschaftsprediger in Konstantinopel, 1919 Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche in Berlin, 1925-1949 Vorsteher des Diakonissenmutterhauses Kaiserswerth, 1932 Vorsitzender des Kaiserswerther Verbandes und der Kaiserswerther Generalkonferenz, 1934-1949 Mitglied des Vorstandes des Central-Ausschusses für die Innere Mission, führende Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft diakonisch-missionarischer Verbände. LUKOWICZ, J o a c h i m v o n 110, 221, 382

geb. 16.9. 1906 Konitz/Westpreußen, Jurist, bis 1945 Vorstandsmitglied der Kokswerke Ballestrem AG, Berlin, 1945-1946 Hauptgeschäftsführer im Zentralbüro-Ost des Hilfswerks der EKD, Berlin, 1946-1951 Hauptgeschäftsfuhrer und Leiter der Abteilung Allgemeine Nothüfe des Zentralbüros des Hilfswerks, Stuttgart, 1953-1976 Mitglied der Gesamdeitung der Firma Klöckner und Co., Duisburg. LUTHER, Hans 385 Pfarrer, Geschäftsführer, dann Archidiakonus der Inneren Mission (Bayern), Mitglied des Vorstandes des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission. LUTZE, Hermann 32 Pfarrer. MAAS, Hermann 32 Pfarrer. MCCHARTY 156

im Sommer 1945 Reisebegleiter Eugen Gerstenmaiers, bis 1946 Mitarbeiter der amerikanischen Militärregierung in Stuttgart, dann Mitglied der Information Control Division, Intelligence Section der Militärregierung in Wiesbaden. MAERCKER, A r n o l d 395

Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Mecklenburg). MAGER, Reimer 226, 265, 272, 380f„ 383 geb. 22.7.1906 Köln, gest. 10.10.1966 Dresden, 1927 Gewerkschaftssekretär des Verbandes Christlicher Textilarbeiter in Zittau, 1931 Landesgeschäftsführer des Gesamtverbandes Christlicher Gewerkschaften Deutschlands für Sachsen, 1934 Leiter des Büros der „Evangelischen Volkskirche" Sachsen, Landesgeschäftsführer des sächsischen Bruderrates. 1948-1966 Präses der sächsischen Landessynode. 1949 Mitglied des Rates der EKD, 1949-1951 des Wiederaufbau-Ausschusses und des Verwaltungsrates des Hilfswerks der EKD, 1952-1957 des Diakonischen Beirates der EKD. Vorsitzender der Kammer für soziale Ordnung der EKD, Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages. MAIER, Reinhold, Dr. jur. 299, 302 geb. 16. 10. 1889 Schorndorf, gest. 19. 8. 1971 Stuttgart, 1945 Ministerpräsident von Württemberg-Baden, 1952-1953 von Baden-Württemberg. MALTUSCH, G ö t z 388

Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission und Präsident des Diakonischen Werks (Hannover).

Personenregister/Biographische Angaben

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MARAHRENS, August, D. 20, 62

geb. 11. 10. 1875 Hannover, gest. 2. 5. 1950 Loccum, 1925-1950 Landesbischof von Hannover, 1935-1945 Präsident des Lutherischen Weltconvents, Mitglied des Vorläufigen Komitees des Ökumenischen Rates der Kirchen. MARSCHNER, Lotte 381 f.

(Dresden) Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses und stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrates des Hilfswerks. MARTIUS, Heinrich, Dr. med. 44 geb. 2. 1. 1885 Berlin, gest. 27. 2. 1965 Göttingen, 1926-1954 o. Prof. für Geburtshilfe und Gynäkologie und Leiter der Universitätsfrauenklinik in Göttingen. MARX, Karl 130 geb. 1818, gest. 1883, Sozialist. MATERNE, Helmut 383, 396 Provinzialpfarrer und Leiter der Inneren Mission (Kirchenprovinz Sachsen), im Beirat des Vorstands des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission. MAURER, Hermann, Dr. phil. 298, 382 geb. 15.12.1901 Ulm/Donau, gest. 9.8.1969 Stuttgart, 1948-1966 Leiferdes Müchtüngsreferates des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD bzw. der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD", Stuttgart und 1959-1962 Leiter der Auswanderungsabteilung. Stellvertretender Leiter des Kirchlichen Suchdienstes, Mitglied des Ostkirchenausschusses der EKD und des EKD-Ausschusses für heimatlose Ausländer, Vorsitzen der des Ausschusses für heimatlose Ausländer Baden-Württemberg, stellvertretender Vorsitzender der Evangelischen Aktionsgemeinschaft zur Eingliederung heimatvertriebener Landwirte. MEERWEIN, Adolf 385

Pfarrer, Vorsitzender der Inneren Mission (Baden). MEHL, Ernst 32 Bibliotheksdirektor. MEHNERT, Klaus, Prof.Dr.phil. 153 geb. 10. 10. 1906 Moskau, gest. 2. 1. 1984 Freudenstadt/Schwarzwald, 1929 Sekretär des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, 1931 Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft zum Studium Osteuropas, 1933 Korrespondent in Moskau, 1936-1937 Lehrtätigkeit an der University of California, 1937 Professor für moderne Geschichte und Politik an der University of Hawai, 1941-1945 an der Deutschen Medizinischen Akademie und der St. Johns Universität in Schanghai, 1947-1948 Referent im Deutschen Büro für Friedensfragen, Stuttgart, zugleich Tätigkeit für das Zentralbüro des Hilfswerks der EKD und dessen Außenstelle Assenheim, 1949-1954 Redakteur und Mitherausgeber von „Christ und Welt", 1951-1975 Redakteur der Zeitschrift „Osteuropa", 1961-1972 o. Professor und Direktor des Instituts für politische Wissenschaft an der Technischen Hochschule Aachen. MEISER, Hans, D. 30, 32, 52, 65, 77f., 102,142f., 233, 241, 265, 294, 317, 319, 324 geb. 16. 2. 1881 Nürnberg, gest. 8. 6. 1956 München, 1911-1915 Vereinsgeistlicher der Inneren Mission in Nürnberg, 1933-1955 bayerischer Landesbischof, 1949-1955 Leitender Bischof der VELKD, Mitglied des Rates der EKD. MEISTER, Johannes 385 Rektor, Vorsitzender des Diakonischen Werks (Bayern). MENN, Wilhelm, D. Dr. theol. 30, 32, 58 geb. 23. 8.1888 Ferndorf, Kr. Siegen, gest. 29.2.1956 Frankfurt, 1915 Pfarrer in Rotthausen, 1922-1926 in Remlingrade, 1921-1934 zunächst nebenamtlich Leiter des Sozialpfarramtes der rheinischen Kirchenprovinz, Düsseldorf, 1929 Mitglied der ökumenischen Studienkommission, 1934-1950 Pfarrer und Superintendent in Andernach, seit 1946 Aufbau und Leitung der Ökumenischen Centrale, Frankfurt/Main. MENSING Carl 32

Rechtsanwalt.

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Personenregister/Biographische Angaben

MERCHEL, Friedhelm 396 Oberkirchenrat, Leiter von Innerer Mission und Hilfswerk (Sachsen). MERKEL, Siegmund 393 Diakon, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Anhalt). MERZYN, Friedrich, Dr. D. 117,139ff., 157,218,220,250,265,273,293 f., 322f., 329ff., 336ff., 344ff., 349, 351, 354, 357ff. geb. 2. 6. 1904 Kassel, Oberkirchenrat, 1936-1965 Kirchenbeamter der DEK bzw. EKD, Führung der Geschäfte des Diakonischen Beirats der EKD. MESCHKE, Eva-Juliane 407 MESCHKE, Kurt, Dr. phil. 145 geb. 10. 4. 1901 Rummelsburg/Pommern, gest. 18. 3. 1971 Täby/Schweden, Pfarrer und Germanist, 1929-1930 Hilfsprediger in Loitz, beim Evangelischen Preßverband für Schlesien, Breslau und beim Evangelischen Volksbund für Ostpreußen, Königsberg. 1930 Sozial- und Studentenpfarrer sowie Inspektor am Knabenalumnat „Paulinum", Danzig, 1933 vom Freistadtverein für Innere Mission aus politischen Gründen endassen, 1933 Pfarrer in Schillersdorf/Pommern, 1939 wegen der jüdischen Abstammung seiner Ehefrau Emigration nach Schweden, dort Tätigkeit als Lehrer und seit 1944 seelsorgerische Betreuungsarbeit an deutschen Emigranten und Internierten, 1945 Gründung des Tyska Kyrkokontoret, 1946-1950 Leitung der Deutschlandhilfe der Deutschen St. Gertrudsgemeinde, Stockholm und Aufbau ihrer Gabenpaketvermittlung als Pastorsadjunkt und Vizepastor, 1950-1951 Versehung der deutschen Pfarrstelle in Malmö, seit 1951 Seelsorge an Deutschen in Schweden im Auftrag der St. Gertrudsgemeinde und des Kirchlichen Außenamtes. MESTERN, Hans 381 Senatssyndikus, Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses. METZGER, Ludwig 171 geb. 18.2.1902 Darmstadt, 1930 Mitglied des Bundes religiöser Sozialisten und Leiter dessen hessischen Landesverbandes, 1933 nach Endassung aus dem Staatsdienst Rechtsanwalt und Notar in Darmstadt, 1945-1950 Oberbürgermeister ebd., 1951-1954 hessischer Kultusminister, 1953-1969 Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD). METZGER, Wolfgang, D. 159 geb. 6. 10. 1899 Grab bei Backnang/Württemberg, 1946-1965 Oberkirchenrat und Prälat in Stuttgart. MEYER, Elisabeth 381 Magdeburg, stellvertretendes Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses. MEYER, Lawrence Bernard, D. D. 155, 336 geb. 13.7.1890 Richton/Illinois, gest. 29.6.1977 Miami/Horida, Pfarrer (Lutheran Church Missouri Synod [LCMS]), 1926-1950 Director of Missionary Education and Publicity von LCMS, 1940-1950 Executive Director des Emergency Planning Council von LCMS, St. Louis/Missouri. MICHALSKY, Werner 394 Geschäftsführer der Inneren Mission (Brandenburg). MICHEL, Hanns-Günther 385 Oberkirchenrat, Geschäftsführer der Inneren Mission (Baden). MICHELFELDER, Sylvester Clarence, Dr. 51 ff., 76, 155 geb. 27.10. 1889 New Washington/Ohio, gest. 30. 9.1951 Chicago. Pfarrer, 1945 Vertreter der amerikanischen Sektion des Lutherischen Weltkonvents beim Ökumenischen Rat der Kirchen, 1946 Leiter der Abteilung für Allgemeine Nothilfe der Wiederaufbau-Abteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen, 1947 Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes. MIEDERER, Karl-Heinz 385 Rektor, Vorsitzender der Inneren Mission (Bayern). MIELKE, Heinz-Hubert, Dr. jur. 266 geb. 8.4.1906 Besswitz/Pommern, Rechtsanwalt und Notar in Bütow/Pommern, 1946-1953

Personenregister/Biographische Angaben

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Justitiar im Landeskirchlichen Amt für Innere Mission in der Evangelisch-lutherischen Kirche in Thüringen, 1949 Kirchenrechtsrat, 1953-1968 Justitiar des Berliner Gesamtverbandes der Inneren Mission, seit 1964 Leiter der Abteilung Recht und Wirtschaft des Diakonischen Werkes, seit 1956 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Krankenhäuser in Berlin. Mitglied des Vorstands des Vereins zur Errichtung evangelischer Krankenhäuser und der Berliner Krankenhausgesellschaft. MIETH, Fritz 383 geb. 2 5 . 1 0 . 1 8 9 7 Dresden, gest. 4 . 2 . 1 9 6 5 Berlin, Pfarrer, 1946 Geschäftsführender Direktor des Evangelischen Diakonievereins, Berlin-Zehlendorf, Mitglied des Beirats bzw. des Vorstands des Central-Ausschusses für die Innere Mission. MINKE, Hans-Ulrich, Dr. Landespfarrer, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes (Oldenburg). MITZENHEIM, Moritz D . 142 geb. 17. 8.1891 Hildburghausen/Thüringen, gest. 4. 8. 1977 Eisenach, 1945-1970 thüringischer Landesbischof. MÖLLER, Hermann 94, 392 geb. 27. 6.1881 Hamburg-Bergfelde, gest. 16. 6 . 1 9 5 5 Garmisch-Partenkirchen, 1908 Mitarbeiter am Archäologischen Institut Jerusalem, 1909 Pfarrer in Hamburg-Barmbeck, 1914 am Diakonissenhaus Witten, 1920 am Diakonissenhaus Münster, 1922 Pfarrer in Höxter, 1926 in Elberfeld, 1937-1946 Geschäftsführer des Provinzialausschusses der Inneren Mission in Westfalen. MOHR, Ernst, Dr. 1 8 7 , 1 8 9 geb. 14. 10. 1895 Elmshorn, gest. 26. 12. 1974 Meldorf, 1923 Pfarrer in Uetersen, 1927 in Flensburg, 1947 Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Hauptgeschäftsführer des Hauptbüros Rendsburg, 1949-1961 Pfarrer und Propst für Süderdithmarschen in Meldorf. MOHRMANN, Auguste, Oberin 74 geb. 1. 3.1891, gest. 4. 4.1967 Berlin, bis 1927 Kindergärtnerin und Jugendleiterin in Essen, 1925 Vorsitzende des Reichsverbandes evangelischer Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Jugendleiterinnen, 1927-1967 leitende Tätigkeit im Kaiserswerther Verband, 1930 Vorsitzende der Fachgruppe evangelischer Haushaltungsschulen, 1933 Leiterin der Diakoniegemeinschaft innerhalb der „Reichsarbeitsgemeinschaft der Berufe im sozialen und ärztlichen Dienst". MORDHORST, Ernst 392 Geschäftsführer der Inneren Mission (Schleswig-Holstein). Μ ο τ τ , John Raleigh 7 geb. 25. 5. 1865 Kivingston Manor/New York, gest. 31. 1. 1955 Orlando/Horida, 1895 Generalsekretär des Christlichen Studentenweltbundes, 1920 dessen Vorsitzender, 1921-1941 Präsident des Internationalen Missionsrates. MÜLLER, Eberhard, Dr. phil. D . 52, 74, 99, 158 ff., 164, 366 geb. 2 2 . 8 . 1 9 0 6 Stuttgart, Pfarrer, 1945 Geschäftsführer des Hilfsdienstes für Kriegsgefangene und Vermißte der württembergischen Landeskirche, 1945-1972 Leiter der Evangelischen Akademie Bad Boll, Mitglied der EKD-Synode. MÜLLER, Friedrich, Dr. theol. 142 geb. 30.12.1879 Ober-Sorg, Kreis Alsfeld, gest. 15.9.1947 Darmstadt, 1928-1934 Superintendent von Starkenburg, 1936 Oberkirchenrat und Propst der Propstei Starkenburg, 1945 Präsident der vorläufigen Kirchenregierung der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Vorsitzender des Verbindungsausschusses der nassau-hessischen Kirchen. MÜLLER, Fritz 386 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Braunschweig). MÜLLER, Heinrich, Lie. 32 Superintendent. MÜLLER, Ludolf 142 geb. 8 . 1 0 . 1 8 8 2 Calbe, gest. 12.2.1958 Magdburg, Pfarrer, 1945 Vorsitzender der Vorläufigen

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Personenregister/Biographische Angaben

geistlichen Leitung, dann der Kirchenleitung, 1946 Präses, 1947-1955 Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. MÜLLER, Manfred, Dr. phil. 52, 381 geb. 9.11.1903 Stuttgart, 1936 württembergischer Landesjugendpfarrer, 1939-1945 Vorsitzender der Landesjugendpfarrer-Konferenz der Bekennenden Kirche, 1946-1969 Oberkirchenrat in Stuttgart, Mitglied der EKD-Synode, 1951-1957 Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses des Hilfswerks der EKD. MÜLLER, Martin 3 9 3

Kirchenpräsident, kommissarischer Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Anhalt).

MÜNCH, Alexander 3 2

MÜNCHMEYER, Friedrich, D., 78, 99, 112, 117, 140ff., 189ff., 193, 195, 197ff., 204f., 213, 218ff., 227, 244, 246ff., 250f., 253, 255f., 258ff., 263, 265f., 267ff., 273, 275ff., 293f., 298, 302, 306, 311, 322ff., 329f„ 332, 335, 337f„ 341, 347ff., 352ff., 357ff., 361, 367, 383, 384 geb. 14.1.1901 Glasgow, 1925 Militärpfarrer in Allenstein, 1930-1939 Militärkreispfarrer in Dresden, 1940-1945 Generalfeldvikar beim Evangelischen Feldbischof, 1946-1957 Geschäftsführender Direktor des Central-Ausschusses für die Innere Mission, Bethel, 1957-1961 Präsident der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD", Stuttgart, 1952-1957 Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD. MÜSSIG, Gert 3 8 7

Geschäftsführer der Inneren Mission (Hamburg). MURPHY, Robert Daniel 54f., 175 geb. 28.10. 1896 Milwaukee/Wisconsin, gest. 9.1.1978 New York, amerikanischer Diplomat, 1944-1949 Berater der amerikanischen Militärregierung für Deutschland. NAGEL, W . 3 9 8

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Altkatholische Kirche). NAGEL, Walter, Kirchenrat 389 Dekan, Vorsitzender des Diakonischen Werkes (Kurhessen-Waldeck). NASSE, Johannes 32

Pfarrer.

NAUMANN, Friedrich 130

geb. 1860, gest. 1919, Theologe und Politiker. NEUBAUER, Ernst, Dr.theol. Dr.phil.D. 44 f., 389 geb. 1. 10. 1892 Halle/Saale, gest. 15. 3. 1978 Kassel, 1920 Hilfspfarrer in Schmalkalden, 1921 Schweinsberg, 1922 Pfarrer in Schweinsberg, 1926 Landesjugendpfarrer, 1930 Studiendirektor des Predigerseminars und Pfarrer am Gesundbrunnen, Hofgeismar, 19361960 Referent im Landeskirchenamt Kassel, 1945-1949 Bevollmächtigter für das Hilfswerk. NEUKAMM, Karl Heinz 384f. Rektor, Vorsitzender des Diakonischen Werks (Bayern), Präsident des Diakonischen Werkes der EKD. NEUMANN, Kurt 3 9 5

Pfarrer, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Mecklenburg).

NEUSER, Wilhelm 3 8 9

Landessuperintendent, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Lippe). NICOL, Karl, Kirchenrat D. 142,197f., 380, 383, 385 geb. 1. 7. 1886 Willmars, gest. 28. 4. 1954 Rummelsberg, 1910 Stadtvikar in Bamberg, 1913 Pfarrer in Gleisenau, 1919-1953 Vorsteher der Rummelsberger Diakonenanstalt, Schriftleiter des Deutschen Diakonenblattes, Mitglied des Vorstandes und des Verwaltungsausschusses der Deutschen Diakonenschaft; 1946-1948 Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Mitglied des Exekutivkomitees des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks der EKD, 1946-1954 Mitglied des Vorstandes des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission, 1948-1953 Präsident der Inneren Mission (Archidiakonus) in Bayern.

Personenregister/Biographische Angaben

461

NIEMÖLLER, J a n 3 8 9

Richter, Vorsitzender des Diakonischen Werks (Hessen und Nassau). NIEMÖLLER, Martin, D . 22, 41, 46, 48, 54, 68, 77, 82, 84, 9 9 f f , 152f., 254, 315ff. geb. 14. 1. 1892 Lippstadt, gest. 6. 3. 1984 Wiesbaden, 1924-1931 Geschäftsführer des Westfälischen Provinzialverbandes für Innere Mission, Münster, 1931 Pfarrer in BerlinDahlem, 1938-1945 Konzentrationslagerhaft, 1945-1956 Mitglied des Rates der E K D und Leiter des Kirchlichen Außenamtes, 1947-1964 Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. NIESEL, Wilhelm Lic.D.DD. 77, 82, 102 geb. 7. 1. 1903 Berlin, 1934 Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, 1935 Dozent für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Berlin, 1946 Wuppertal, 1946-1973 Präses und Moderator des Reformierten Bundes, 1945-1972 Mitglied des Rates der E K D . NOLD, Liselotte Mitarbeiterin des Bayerischen Mütterdienstes, stellvertretendes Mitglied des HilfswerkAusschusses. NOPITSCH, Antonie, Dr. rer. pol. 227, 381 geb. 3 . 8 . 1 9 0 1 Traunstein, gest. 10.1.1975 Nürnberg, 1927-1933 Lehrerin an der Evangelischsozialen Frauenschule in Nürnberg/Neuendettelsau, 1932 Gründerin und Leiterin des Bayerischen Mütterdienstes der Evangelisch-lutherischen Kirche, 1945-1965 Neuaufbau und Leitung des Bayerischen Mütterdienstes, 1950 Geschäftsführerin und 1965-1975 stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Müttergenesungswerkes, Geschäftsführerin der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesungsfürsorge, 1949-1961 Mitglied der EKD-Synode, 19491951 Mitglied des Wiederaufbau-Ausschusses und des Verwaltungsrats des Hilfswerks der E K D , 1957-1969 Mitglied der Diakonischen Konferenz und 1960-1967 des Diakonischen Rates, Mitglied des Präsidiums der Inneren Mission ίή Bayern, Mitglied des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes und der Kommission „Haushalterschaft und Gemeindeleben" des L W B , Mitglied im Vorstand der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland und deren Vertreterin in der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen. NORTHAM, Frank 145 f. Leiter der Abteilung „Material Relief" der Wiederaufbauabteilung des O R K . NOSKE, Gerhard 363, 382 geb. 26.11.1897 Berlin, gest. 9.8.1984 Berlin, 1927 Pfarrer in Greifenhain, Kreis Calau, 1932 in Kunersdorf, 1933 Vereinsgeistlicher des Christlichen Zeitschriftenvereins Berlin, Schriftleiter des Berliner Sonntagsblattes, 1941 nach Schließung des Verlages vorübergehend Konzentrationslagerhaft, 1942 Pfarrer in Markau, nach Rückkehr aus Kriegsgefangenschaft 1947-1963 Leiter der Abteilung Kirchlicher Wiederaufbau des Zentralbüros Ost des Hilfswerks der E K D bzw. der Berliner Stelle der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der E K D " , Berlin, 1955-1962 Lehrbeauftragter für Diakoniewissenschaft an der Kirchlichen Hochschule Berlin. NOSTITZ-DRZEWIECKI, Gottfried von 149, 153, 382 geb. 19. 2.1902 Dresden, gest. 13.4.1976 Gauting,Jurist, seit 1927 im Auswärtigen Dienst, 1940 Konsul in Genf. 1947-1950 Referent im Zentralbüro des Hilfswerks der EKD, Stuttgart. Rückkehr in den Auswärtigen Dienst, zuletzt bis 1967 Botschafter in Chile. OHL, Otto, D . Dr. med. h.c. 21 f., 32, 56, 58ff., 72, 74f., 9 6 , 1 0 9 , 1 1 2 , 1 1 7 , 1 4 0 f . , 186,188f., 191 ff., 196 ff., 204 f., 213f., 227,250,265 f., 275 ff., 2 7 9 , 2 9 4 , 2 9 8 , 3 0 6 , 3 1 1 , 3 3 2 , 3 3 7 ff., 347 ff., 357, 359, 368, 380, 383, 391 geb. 28. 7. 1886 Duisburg, gest. 23. 2. 1973 Langenberg, 1911 Hilfsprediger in EssenRüttenscheid, 1911-1912 Bundesagent des Ostdeutschen Jünglingsbundes, Berlin, 1912-1963 Geschäftsführer des Rheinischen Provinzialausschusses für Innere Mission, Langenberg. 1932 Mitglied des Finanzausschusses und 1934 des Vorstandes des Central-Ausschusses für die Innere Mission, seit 1945 als Stellvertreter des Präsidenten für den West-Bereich. 1945-1946

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Personenregister/Biographische Angaben

Hauptgeschäftsführer des Hauptbüros Rheinland des Hilfswerks, 1946-1948 Vertreter des Centrai-Ausschusses im Wiederaufbau-Ausschuß des Hilfswerks der EKD. 1955-1957 Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD, 1957-1966 Vorsitzender der Diakonischen Konferenz und Mitglied des Diakonischen Rates. Mitarbeit in zahlreichen regionalen und überregionalen Anstalten, Einrichtungen und Fachverbänden der Inneren Mission: Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes, Vorstandsmitglied des Evangelischen Reichserziehungsverbandes, der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Nichtseßhaftenfürsorge, der Konferenz Theologischer Berufsarbeiter der Inneren Mission; Mitarbeit in zahlreichen regionalen und überregionalen Fachorganisationen der Wohlfahrtspflege: 1931-1933 und 1948-1969 Vorstandsmitglied des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, 1966 Ehrenmitglied, Vorsitzender des Fachausschusses Altenpflege und Altersfürsorge und Mitglied mehrerer anderer Fachausschüsse des Deutschen Vereins. Mitglied im Vorstand, zum Teil zeitweilig auch Vorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, des Deutschen Krankenhausinstituts, der Vereinigung für den Fürsorgedienst im Krankenhaus und des Allgemeinen Fürsorgeerziehungstages. Mitglied des Bundesgesundheitsrates, des Krankenhausarbeitskreises der freien Wohlfahrtspflege, des Landesjugendwohlfahrtsausschusses; Vorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe, Mitglied des Aufsichtsrates des Wirtschaftsbundes gemeinnütziger Wohlfahrtseinrichtungen Deutschlands. OHLER, Walter 391

Pfarrer, Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Pfalz). OLGIATI, Rodolfo 42

geb. 30. 6. 1905 Lugano, Generalsekretär von Secours Suisse aux Enfants, Direktor der Schweizer Spende an die Kriegsgeschädigten, Mitglied des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. OSSWALD, Johannes 391

Oberkirchenrat, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks und Geschäftsführer der Inneren Mission (Pfalz). OSTERLAND, Emmi 394

Schwester, kommissarische Geschäftsführerin der Inneren Mission (Anhalt). PACK, Immanuel Ewald 349, 360, 363, 368, 385 geb. 13.11. 1900 Mettmann bei Düsseldorf, gest. 13. 6. 1964 Berlin-Zehlendorf, 1955-1961 Generalsuperintendent von Berlin, 1956-1961 Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Hauptbüro Berlin-Brandenburg [West]), 1957-1963 Mitglied der Diakonischen Konferenz, Mitglied des Aufsichtsrats der Hilfswerk-Siedlung GmbH, Berlin. PAPENDIEK, Richard 393

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Anhalt). PASCHMANN, Eberhard 32

Pfarrer. PAULSEN, Karl Otto 390 Pfarrer, Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Lübeck). PAWLOWSKI, Karl 67, 86, 88, 92, 94ff., 142, 189,191 f., 204, 214, 262, 380, 382, 392 geb. 9. 4. 1898 Hagen, gest. 22. 8. 1964 Bielefeld, 1924 Hilfsprediger in Radbod bei Hamm, 1926 Pfarrer beim Evangelischen Jugend- und Wohlfahrtsamt für den Stadtkreis Bielefeld, 1928 dessen Leiter und Pfarrer der Altstadtgemeinde. 1932-1964 Vorsteher des Johannesstiftes (seit 1951: Evangelisches Johanneswerk e.V.), Bielefeld-Schildesche, 1945-1950 gleichzeitig Bevollmächtigter und Geschäftsführer für das Evangelische Hilfswerk Westfalen, 1946-1950 Geschäftsführer des Landesverbandes der Inneren Mission sowie 1945/46 Leiter des Zentralbüros West des Hilfswerks der EKD. 1946-1948 Mitglied des Exekutivkomitees des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks, 1946 Vorsitzender des Zentralausschusses zur Verteilung ausländischer Liebesgaben für die britische Zone. PERCIVAL, Reginald Townsend, B. Met. 36 gest. 1951, 1920-1945 Metallurge an der Universität Sheffield, Leiter des Verbindungsstabes

Personenregister/Biographische Angaben

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für Erziehung und religiöse Fragen des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Forces (SHAEF), Obersdeutnant. PETERSEN, A l f r e d 3 2 7 , 3 9 2

geb. 1 3 . 1 1 . 1 9 0 9 Altona, 1934 Pfarrer in Viöl, 1939 in Husum, 1951-1957 Landespastor der Inneren Mission und Beauftragter des Hilfswerks der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins, 1952-1963 Konsistorialrat bzw. Landeskirchenrat im Nebenamt, 1957 Propst in Husum, 1967-1977 Bischof für den Sprengel Schleswig und Landesbevollmächtigter des diakonischen Dienstes. Mitglied des Diakonischen Rates. PETERSEN, H e i n r i c h 3 8 0 , 3 9 7

Präses der Evangelisch-Lutherischen Freikirchen, Mitglied des Exekutivkomitees des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks. PETZOLDT, E m s t 3 8 3 , 3 9 6

Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Landesleiter der Inneren Mission (Sachsen), Direktor des Diakonischen Werkes - Innere Mission und Hilfswerk - der Evangelischen Kirchen in der DDR. PFANNKUCHE, E c k h a r d 3 8 8

Superintendent, Hauptgeschäftsführer des Diakonischen Werks (Hannover). PFEIFFER, J e a n 4 0

1944/45 Delegierter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz im Raum Göteborg/Lübeck. PFLEIDERER, O t t o , D r . rer. p o l . 3 5 0 , 3 6 8

geb. 1 7 . 1 . 1 9 0 4 Ulm, 1930 Schriftleiter, 1932 Assistent an der Universität Heidelberg, 19351937 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Internationalen Konferenz für Agrarwissenschaft, Berlin und 1937-1945 bei der volkswirtschaftlichen Abteilung der Reichs-Kredit-Gesellschaft AG, Berlin; 1948 Ministerialrat, Leiter der Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörde Württemberg-Baden; 1948-1972 Präsident der Landeszentralbank Württemberg-Baden bzw. Baden-Württemberg, Mitglied des württembergischen Landeskirchentages und stellvertretender Vorsitzender seines Finanzausschusses, Mitglied der EKD-Synode und ihres Finanzausschusses; 1955-1956 Mitglied des Hilfswerks-Ausschusses und des Verwaltungsrates des Hilfswerks der E K D , 1957-1966 der Diakonischen Konferenz und 1957-1963 des Diakonischen Rates, Mitglied des Zentralbankrates, 1961 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg. PHIELER, Gerhard 215, 380f., 383, 396 geb. 21. 10. 1891 Oberweimar bei Weimar, gest. 20. 12. 1964 Eisenach, 1917 Pfarrer in Neidhartshausen/Rhön, 1927 2. Vereinsgeistlicher des Thüringer Verbandes für Innere Mission (Volksmissionar), 1931-1963 zunächst dessen Geschäftsführer, später Landesleiter der Inneren Mission, seit 1948 Landesleiter des Landeskirchlichen Amtes für Innere Mission, 1945-1963 zugleich Bevollmächtigter für das Hilfswerk. 1948-1951 Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des Wiederaufbau-Ausschusses bzw. des Verwaltungsrates des Hilfswerks der EKD, seit 1947/49 Mitglied des Beirats bzw. des Vorstandes des CentraiAusschusses für die Innere Mission. Mitglied des Diakonischen Rates. PHILIPPS, W i l h e l m 3 8 5 f.

Oberkirchenrat, Geschäftsführer der Inneren Mission (West-Berlin) und Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Berlin-Brandenburg, West). PIEPER, Ernst, D. D . 397 Superintendent, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Evangelische Gemeinschaft in Deutschland). PILGRAM, Heinz Dieter 382 geb. 1910,1948-1973 Presse- und Nachrichtenreferent des Zentralbüros des Hilfswerks bzw. der Hauptgeschäfsstelle des Diakonischen Werkes, Schrifdeiter von „Das Diakonische Werk". PIOCH, Reinhard 387 Pfarrer, Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Hamburg).

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Personenregister/Biographische Angaben

PLANCK, Oskar 136 geb. 2 1 . 2 . 1888 Stuttgart, seit 1918 Pfarrer in Württemberg, zuletzt 1936-1953 in Stuttgart, 1957-1961 Leiter des „Berneuchener Hauses" in Kloster Kirchberg. PLAPPERT, Werner 32 Industrieunternehmer. PLOG, Wilhelm 165 f. geb. 5 . 4 . 1 9 0 3 Hagenow/Mecklenburg, 1946-1948 Mitbegründer (Mitarbeit im vorbereitenden Ausschuß) und 1951-1967 Stellvertretender Herausgeber des Sonntagsblattes und Geschäftsführer des Sonntagsblatt-Verlages, 1957-1971 Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, Hannover. POELCHAU, Harald 40, 56, 85, 8 8 , 1 0 8 f . , 122f. geb. 5. 10. 1903 Potsdam, gest. 29. 4. 1972, 1933 Gefängnispfarrer in Berlin-Tegel, 1945 Generalsekretär des Hilfswerks der EKD, 1946 vortragender Rat in der Zentralverwaltung für Justiz der Sowjetzone, 1949 Gefängnispfarrer, 1951 Sozialpfarrer der Ev. Kirche Berlin, 1946-1950 Lehrauftrag für Kriminologie und Gefängniskunde an der Humboldt-Universität, Aufbau eines „Amtes für Industrie- und Sozialarbeit". POMPE, Hans-Dietrich 63, 98 f., 145 geb. S. 5. 1910 Stramehl/Pommern, 1937 Hilfspfarrer in Stecklin/Pommern, 1939-1942 Kriegsdienst, 1942 2. Sekretär im Evangelischen Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene, seit April 1945 Weiterführung der Betreuungsarbeit von Lübeck aus, 1 . 1 . 1 9 4 6 - 3 1 . 1 2 . 1946 Leiter der Außenstelle Lübeck des Zentralbüros: Weiterführung der Betreuungsarbeit, Vertretung des Hilfswerks bei der Zentralen Suchkartei, Hamburg; 1947-1948 Betreuung Kriegsgefangener im Auftrag der Ökumenischen Kommission für die Pastoration der Kriegsgefangenen, Genf, 1949 Pfarrer in Koblenz, im Nebenamt Geschäftsführer des Evangelischen Rundfunkausschusses beim Südwestfunk, 1961 Pfarrer in Opladen, 1967-1975 in EssenHolsterhausen. PREHN, Wolfgang 387 Propst, Vorsitzender der Inneren Mission (Hamburg). PRENZLER, Wilhelm 396 geb. 20. 5. 1906 Boschwitz/Provinz Posen, Diakon, 1945-1960 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks, Eisenach, 1961-1972 Geschäftsführer des Diakonischen Werkes in Hannover. PRESSEL, Wilhelm 23, 28, 32, 52ff., 56, 61, 67, 70, 76, 85, 202, 2 1 5 , 1 4 4 f „ 257ff., 261, 274 geb. 22. 1. 1895 Creglingen/Tauber, 1925 Stadtpfarrer in Nagold, 1929 Studentenpfarrer in Tübingen, 1933-1945 Oberkirchenrat in Stuttgart, 1945-1950 Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Hauptgeschäftsführer, 1948-1951 Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses bzw. des Verwaltungsrates des Hilfswerks der E K D , 1950-1960 Krankenhauspfarrer in Stuttgart. PREUSS, Siegfried, 271, 322, 382, 389 geb. 1 6 . 3 . 1 9 1 2 Beuthen, 1937-1939 Pfarrer in Bielwiese/Schlesien, 1940 Diplom-Volkswirt, 1946-1949 2. Vereinsgeistlicher des Landesvereins für Innere Mission von Kurhessen-Waldeck, zugleich Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks, 1949 Landeskirchenrat und Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1951 Hauptgeschäftsführer im Zentralbüro des Hilfswerks der E K D , 1954 Pfarrer in Kalefeld, 1962-1965 in Parensen, danach Tätigkeit als Graphologe und Psychologe. 1949-1953 Schriftleiter der Zeitschrift „Der schlesische Gottesfreund". PREYSING-LICHTENEGG-MOOS, Konrad Graf von 2 geb. 30.8.1880 Kronwinkl/Niederbayern, gest. 21.12.1950 Berlin, 1935 Bischof von Berlin. PROBST, Georg 388 Pfarrer, Vorsitzender der Inneren Mission (Frankfurt am Main). PUFFERT, Heinrich Hermann, D . Dr. theol. h. c. 327, 392 geb. 2 0 . 5 . 1 9 0 7 Hamm/Westfalen, 1932 Pfarrer in Tientsin, 1939-1940 in Minden, 1943-1945 Kriegsdienst, 1950 1. Pfarrer des Landesverbandes der Inneren Mission und Hauptgeschäftsführer des Evangelischen Hilfswerks Westfalen, 1960-1972 Referent in der Abteilung für

Personenregister/Biographische Angaben

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Zwischenkirchliche Hilfe, Flüchtlings- und Weltdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen, Genf. PUVOGEL, Curt, Dr. 387 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Hannover). RADTKE, Hans 324 geb. 16. 8.1904,1931 Hilfsprediger in Berlin, 1932-1945 Militärpfarrer, 1947-1951 Referent im Zentralbüro-Ost des Hilfswerks der EKD, Abteilung Kirchlicher Wiederaufbau, 19511974 Pfarrer, bis 1971 zugleich Superintendent in Berlin. RAPP, Andreas 171 f., 179, 318, 341, 351 ff., 356 geb. 25. 10.1905 Göppingen, gest. 26. 6. 1982 Stuttgart, 1929-1978 Unternehmensberater, Steuerberater (seit 1936) und Wirtschaftsprüfer (seit 1946) in Stuttgart. RATHGEBER, Walther 388 geb. 16. 6.1912 Jugenheim/Bergstraße, gest. 8. 5.1972 Darmstadt, Pfarrer, Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Hessen-Nassau). RAUHUT, Gerhard 381 Lektor, Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses. RAUTENBERG, Werner, D. Dr. phil. 226, 324, 365, 367, 381, 383, 395 geb. 22.4.1896 Berlin, gest. 16.5.1969, Ausbildung am Lehrerseminar Havelberg, 1919 Lehrer in Nitzow an der Havel (Westprignitz), 1920 in Lennewitz (Westprignitz), seit 1926 Studium in Berlin, 1942 Promotion. 1927 Geschäftsführer des Reichsverbandes evangelischer Eltern- und Volksbünde, zugleich Mitarbeiter der Schulabteilung des Evangelischen Preßverbandes für Deutschland und Schriftleiter von „Die Schulfrage", seit 1935 zugleich kommissarischer Leiter des Evangelischen Preßverbandes für Pommern. 1941 beauftragt mit dem Aufbau der katechetischen Unterweisung in der Kirchenprovinz Pommern, zugleich stellvertretender Leiter der Pommerschen Frauenhilfe, September 1945 Mitglied der Kirchenleitung, neben den bisherigen Ämtern auch Geschäftsführer des Gustav-Adolf-Vereins. Oktober 1945-1969 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1945-1948 zugleich Hauptgeschäftsführer. 1946 Präses der Provinzialsynode, 1951-1957 Mitglied des Verwaltungsrates des Hilfswerks, 1952-1957 des Diakonischen Beirats der EKD, 1957-1967 des Diakonischen Rates und der Diakonischen Konferenz. 1953 Vorsitzender des Bibelwerks in der DDR, Mitglied des publizistischen Ausschusses der VELKD. 1948 Mitglied der EKD-Synode, 1952 der Synode der Evangelischen Kirche der Union. REDENZ, Theodor, Dr. 202, 382 Jurist, bis um 1952 Mitarbeiter in der Rechtsschutzstelle des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, Stuttgart. REHMANN, Wilhelm 32 Pfarrer. REINECKE, Max, Kirchenrat 396 Leiter des Diakonischen Werks (Kirchenprovinz Sachsen). REINSCH, Günter 390 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Oldenburg). REITZENSTEIN, Helmuth 368, 382 geb. 29. 7.1917 Breslau, gest. 29. 4.1981, 1937-1945 nach der Reifeprüfung aktiver Soldat, 1954 Referent für Sozial- und Jugendhilfe im Zentralbüro des Hilfswerks bzw. in der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk", Stuttgart, 1967-1977 Geschäftsführer des Landesvereins für Innere Mission in Schleswig-Holstein, Rickling. RENDTORFF, Heinrich, Lie. theol. D. theol. 111, 208 geb. 9. 4.1888 Westerland/Sylt, gest. 18. 4.1960 Kiel, 1918 Hilfspfarrer in Kiel, 1919 Pfarrer in Hamwarde, 1921 Vereinsgeistlicher des Landesvereins für Innere Mission in SchleswigHolstein, 1924 Studiendirektor des Predigerseminars Preetz, 1926 o. Prof. für Praktische Theologie und Neues Testament in Kiel, 1930 Landesbischof in Mecklenburg-Schwerin, 1934 Pfarrer in Stettin-Brausfelde, 1945-1956 o. Prof. in Kiel. 1945 Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Volksmission. Mitglied der EKD-Synode.

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Personenregister/Biographische Angaben

RENKEWITZ, Heinz, Lie. theol. 397 Unitätsdirektor, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Evangelische Brüderunitat in Deutschland). RENNER, Herbert 160 geb. 2 7 . 6 . 1 9 1 1 Berlin, Verleger, geschäftsführender Gesellschafter des Lutherischen Verlagshauses und des Verlages Herbert Renner. RIEDEL, Hans-Karl 160 geb. 28. 4.1893 Ochsenhausen, gest. 22.12.1967 Eßlingen, Fabrikant, 1922-1965 Teilhaber und Geschäftsführer einer Metallwarenfabrik in Eßlingen, 1948 Gesellschafter der Stimme GmbH, Bad Boll. RIEDEL, Heinrich 136, 218, 324ff., 332f., 342f., 349f., 355f. geb. 17. 3. 1903 Nürnberg, 1934-1943 bayrischer Landesjugendpfarrer, 1943 Dekan in Kulmbach, 1947-1972 Oberkirchenrat in München, seit 1962 Leiter der geistlichen Abteilung des Landeskirchenrates, ständiger Vertreter des Landesbischofs, 1955-1967 Mitglied des Rates der E K D , 1948-1957 Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1951-1957 Mitglied und seit 1955 stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates des Hilfswerks der EKD, 1952-1956 Mitglied des Diakonischen Beirats der EKD, 1958-1971 Vorsitzender des Diakonischen Rates, 1959 Mitinitiator der Aktion „Brot für die Welt" und Leiter des Verteilungsausschusses, 1963-1971 Mitglied der Kommission für Weltdienst des Lutherischen Weltbundes, 1969 Mitglied im Ausschuß für den Kirchlichen Entwicklungsdienst der EKD. RINCK, Gerd, Dr. jur. 154, 181 geb. 21. 7. 1910 Stendal, 1947 Mitarbeiter der Außenstelle Assenheim des Zentralbüros des Hilfswerks der E K D , 1948-1949 Referent im Zentralbüro, 1953-1958 Ministerialrat im Bundesjustizministerium, 1958 ord. Prof. für bürgerliches und Wirtschaftsrecht in Göttingen. RISCH, Helmut Dr. 388 Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Nassau). RITTER, Gerhard 32 Historiker. RITTER, Karl Bernhard, Kirchenrat Dr. phil. 136 geb. 1 7 . 3 . 1 8 9 0 Hessisch-Lichtenau, gest. 1 5 . 8 . 1 9 6 8 Königstein/Taunus. 1925 Pfarrer, 1952 Dekan in Marburg. Mitbegründer der Evangelischen Michaelsbruderschaft. RITTER, Roman M. 160 1947/48 Geschäftsführer der Stimme GmbH, Bad Boll, 1949 Mitarbeiter der Veredelungswirtschaft GmbH, später beim Lutherischen Weltbund, Genf. RÖHRICHT, Wilhelm, Dr. 388 Pfarrer, Vorsitzender und Geschäftsführer der Inneren Mission (Hessen). RÖMPAG, Otto 386 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Eutin). RÖNTSCH, Bernhard 282ff., 287ff., 292f., 301, 316, 319, 322, 326, 329f., 336ff., 341, 344ff„ 350, 352 f., 356, 358 f. geb. 7. 4 . 1 9 0 3 Lichtenstein/Schlesien, 1930 Kirchenamtsassessor, dann Kirchenrechtsrat im Landeskirchenamt Dresden, 1933-1945 Gerichtsassessor, dann Staatsanwalt im Sächsischen Justizministerium, bei der Generalsstaatsanwaltschaft und der Staatsanwaltschaft, Dresden, stellvertretender Vorsitzender der Sächsischen Hauptbibelgesellschaft. Mitarbeit beim Hilfswerk in Lübeck, 1948 Aufenthalt in Schweden und Mitarbeit im Tyska Kirkokontoret, Stockholm, 1950-1957 Hauptgeschäftsführer (Justitiar) im Zentralbüro des Hilfswerks der EKD. RÖSSLER, Constantin, Dr. Ing. 327 geb. 5. 9. 1912 Aleppo, gest. 27. 4. 1983 Essen, 1938/39 Assistent an der Technischen Hochschule Berlin, 1943-1945 Direktions-Assistent in der Stahlindustrie, 1946-1956 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Personenregister/Biographische Angaben

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ROGOWSKY, E r n s t 1 7 1

geb. 26. 4. 1903, Ingenieur, 1933-1947 Mitarbeiter der Robert Bosch A.G. Stuttgart, seit Herbst 1945 Mitglied der kommissarischen Geschäftsführung, 1948 bei der Standard Elektrizitätsgesellschaft in Stuttgart-Zuffenhausen.

ROHDE 3 8 5

Chemiker, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Brandenburg). ROHKOHL, Walter, Lie. 3 9 6

Oberkirchenrat, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks und Leiter des Diakonischen Werks (Kirchenprovinz Sachsen).

ROHRDANTZ, T h e o d o r 3 9 5

Landespfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Mecklenburg). ROLAND, Eugen 390 Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Pfalz). ROOS, Albrecht 393 Geschäftsführer der Inneren Mission bzw. des Diakonischen Werks (Württemberg). Roos, Ernst Heinrich 391 Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mssion (Pfalz). Roos, Fritz 391 Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk, Geschäftsführer der Inneren Mission und Beauftragter und Geschäftsführer für das Diakonische Werk (Pfalz). RÜHE, Hans 390 Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Oldenburg). RUPPEL, E r i c h 1 6 4 , 1 6 6 , 1 9 3 , 3 0 2

geb. 2 5 . 1 . 1 9 0 3 Wuppertal-Elberfeld, gest. 7. 7.1975 Hannover, 1931-1968 im kirchlichen Verwaltungsdienst, zuletzt Vizepräsident des Landeskirchenamts Hannover, 1947 Referent in der Kanzlei des hannoverschen Landesbischofs.

SACHSSE, K a r l 3 2

Pfarrer. SAUTTER, R e i n h o l d 3 2

Pfarrer, Schulreferent im Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart. SCHADEBERG, Walter, Dr. phil. 142,190, 380, 383, 396 geb. 26. 3. 1903 Torgau, gest. 5. 7. 1949 Radebeul, 1928 Pfarrer in Dresden, 1933 3. Vereinsgeistlicher des Landesvereins für Innere Mission, 1945-1949 Landesleiter der Inneren Mission und Bevollmächtigter für das Hilfswerk, 1947 Mitglied des Beirats des Vorstandes des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission, 1948 Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks der EKD, seit 1946 außerordentliches Mitglied des Landeskirchenamtes, Dresden, Mitglied der sächsischen Landessynode, der EKD-Synode und der VELKD-Synode. SCHÄFER, Paul 3 8 4

Schlosser und Schweißer, 1949 Mitglied der EKD-Synode, 1951-1971 der sächsischen Landessynode, 1952-1957 des Diakonischen Beirats der EKD, 1967-1969 der Diakonischen Konferenz. SCHARF, Kurt 386 Bischof, Vorsitzender der Inneren Mission (Berlin). SCHARTE, W e r n e r 3 9 8

Pfarrer, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Altkatholische Kirche).

SCHEFFER, R e i n h a r d - T h e o d o r , D r . j u r . 3 2 2

geb. 2. 8. 1903 Leipzig, 1932 Mitarbeiter der Bank für Landwirtschaft, Berlin, 1947-1961 Justitiar des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission, Berlin, 1951-1953 juristischer Berater des Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Regierung der DDR, 1954-1973 Mitglied der Arbeitsrechtlichen Kommission der EKD, 1954-1961 Vorsitzender des Rechts- und Wirtschaftsausschusses des Centrai-Ausschusses, 1961-1968 Referent für Arbeitsrecht der

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Personenregister/Biographische Angaben

Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD", Stuttgart, 1962-1968 geschäftsfiihrendes Vorstandsmitglied des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes. SCHERPNER, Hans, Prof. Dr. phil. 118 geb. 10. 3. 1898 Frankfurt/Main, gest. 25. 9. 1959 ebd., 1947 Direktor des Seminars für Fürsorgewesen und Sozialpädagogik in Frankfurt, 1949 apl. Professor und 1950 Direktor des Instituts für Sozialarbeit und Erziehungshilfe e.V., Frankfurt. SCHEUNER, U l r i c h , D r . jur. 1 5 4

geb. 24. 12. 1903 Düsseldorf, gest. 25. 2. 1981 Bonn, Staats- und Kirchenrechder, 1933 o. Prof. in Jena, 1940 in Göttingen, 1941 in Straßburg. 1947/1948 Mitarbeiter der Außenstelle Assenheim des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, 1948/49 des Zentralbüros, Stuttgart 1949 der zonalen Finanzverwaltung, 1950-1969 o. Prof. in Bonn.

SCHEVEN, K a r l v o n 1 4 2

geb. 16.2.1882 Leopoldshagen/Pommern, gest. 7.10.1954 Bad Wiessee/Oberbayern, 1946 pommerscher Landesbischof.

SCHIELE, R u d o l f 3 9 7

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Methodisten). SCHIMMELPFENG, Hans, Kirchenrat D. Dr. 389 Pfarrer, Vorsteher des Hessischen Brüderhauses in Hephata, Vorsitzender der Inneren Mission (Kurhessen-Waldeck). SCHLIEMANN, G e r h a r d 3 9 5

Studiendirektor, Vorsitzender der Inneren Mission (Mecklenburg). SCHLINK, Edmund Dr. phil. Dr. theol. D. DD. 142 f. geb. 1903, gest. 1984, 1946-1971 o. Prof. für Systematische Theologie Heidelberg. SCHMIDT, H e i n z , 3 9 2

Landespfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission Westfalen.

SCHMIDT, K u r t 3 8 6

Pfarrer, Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Geschäftsführer der Inneren Mission (Braunschweig). SCHMIDT, Paul 3 8 0 , 3 9 7

Direktor des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Mitglied des Exekutivkomitees und des Geschäftsführenden Ausschusses des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks.

SCHMIDT, R u d o l f 3 8 8

Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Nassau).

SCHMIDT, W i l h e l m 9 6 , 1 8 3 , 3 2 7 , 3 5 9

geb. 27.1.1908 Uchtspringe/Magdeburg, gest. 11.6.1983 Hamburg, 1933-1935 Hilfsprediger Groß Schwansfeld/Ostpreußen und Riesenburg/Westpreußen, 1935 Pfarrer in Groß Schwansfeld, 1945 Mitarbeiter beim Zentralbüro West des Hilfswerks der E K D und beim Evangelischen Hilfswerk Westfalen, Bielefeld, 1948 Hauptgeschäftsführer des Hauptbüros Hamburg des Hilfswerks, nach dessen Vereinigung mit dem Landeskirchlichen Amt für Innere Mission zum Landeskirchlichen Amt für Gemeindedienst (seit 1972: Diakonisches Werk in Hamburg) 1950-1973 dessen Leiter, seit 1958 auch Geschäftsführer des Landesverbandes der Inneren Mission. Vorsitzender der Diakonischen Konferenz und Mitglied des Diakonischen Rates.

SCHMIDT-BRÜCKEN, A r n o l d 3 9 3

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Württemberg).

SCHMIEDEN, W e r n e r v o n , D r . j u r . 1 4 9 , 1 5 4 , 3 8 2

geb. 13.12. 1892 Leipzig, gest. 10. 6. 1979 Baden-Baden, 1919 Eintritt in den Auswärtigen Dienst, 1927-1933 internationaler Beamter im Völkerbundssekretariat in Genf, seit 1933 wieder im Auswärtigen Dienst, 1947 Mitarbeiter der Außenstelle Assenheim des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, 1948 Mitwirkung bei der Verteidigung im sog. Wilhelmstra-

Personenregister/Biographische Angaben

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ßenprozeß, 1949 Mitarbeiter Gerstenmaiers bei der „Internationalisierung" des deutschen Flüchtlingsproblems, 1951 Mitarbeit beim Europarat auf dem Gebiet der europäischen Flüchtlingsfragen, 1952-1957 Direktor im Generalsekretariat des Europarats, Straßburg. SCHNEIDER, H a n s - D i e t r i c h 3 9 4

Pfarrer, Geschäftsführer des diakonischen Werkes (Berlin-Brandenburg). SCHNEIDER, Johann Christian 397 Direktor, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Evangelisch-Lutherische Freikirchen). SCHNEIDER, R e i n h o l d 3 2

Schriftsteller. SCHOBER, Theodor, Prof. Dr. Dr. 384 Pfarrer, Präsident des Diakonischen Werkes der EKD. SCHÖFFEL, Simon, D. Dr. phil. 142 geb. 22.10.1880 Nürnberg, gest. 28. 5.1959 Hamburg, 1933-1934 und 1946-1954 hamburgischer Landesbischof. SCHOEN, Rudolf, Prof. Dr. med. 44 geb. 31.1.1892 Kaiserslautern, gest. 11.3.1979 Göttingen, 1939 Direktor der Universitätspoliklinik in Göttingen. SCHÖNFELD, Hans, D. Dr. rer. pol. 14ff., 23,25ff., 32ff., 44 ff., 53 ff., 61ff., 65f„ 68,75ff., 81,99, 124,155 1920-1926 Studium der Theologie und der Volkswirtschaft, 1926 Promotion in Kiel und Assistent eines Enquete-Ausschusses des Reichswirtschaftsrates in Berlin, 1929 als Beauftragter des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes wissenschaftlicher Assistent am Internationalen Sozialwissenschaftlichen Institut in Genf, nach dessen Umwandlung in die Studienabteilung des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum 1931-1946 deren Direktor, 1948-1950 Oberkonsistorialrat im Kirchlichen Außenamt. SCHOLMANN 3 8 7

Kreisamtmann, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Eutin). SCHOLZ, Ernst 397 Vertreter für das Hilfswerk (Methodisten). SCHOMERUS, J o h a n n e s D . 1 6 5

geb. 20. 3.1903 Villupuram/Ostindien, gest. 20. 5.1969 Schielberg, 1926 Hilfsgeistlicher in Hildesheim, 1927 in Alfeld/Leine, 1928 Pfarrer in Wahrenholz/Hannover, 1936 Domprediger in Braunschweig, 1938-1945 Ephorus und Studiendirektor des Predigerseminars Wittenberg, 1945-1948 Pfarrer in Reinbek bei Hamburg, 1948 Redakteur bei „Christ und Welt", 1951-1967 Leiter der Evangelischen Akademie in Herrenalb.

SCHOMMER, W e r n e r 3 9 1

Landespfarrer, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Rheinland). SCHREINER, Helmuth Dr. phil. Dr. theol. D. 32, 54, 60f., 67, 78,111,136, 142 geb. 2. 3. 1893 Dillenburg, gest. 28. 4. 1962 Münster, 1921 Pfarrer und Vorsteher der Stadtmission, Hamburg, 1926 Vorsteher des Evangelischen Johannesstifts in Berlin-Spandau, 1931 o.Prof. für Praktische Theologie in Rostock, 1937 Entlassung, 1938-1955 Vorsteher des Westfälischen Diakonissenmutterhauses Münster, 1945-1957 o. Prof. für Praktische Theologie in Münster. SCHRÖDER, C a r l F r h . v o n , D r . 3 8 6

Vorsitzender der Inneren Mission (Bremen).

SCHRÖDER, H a n s - H e r b e r t 3 9 0

Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Lübeck).

SCHRÖDER, J o h a n n e s 3 9 2

Landespastor der Inneren Mission (Schleswig-Holstein), Vorsitzender der Diakonischen Konferenz.

SCHRÖTER, W a l d e m a r 3 9 3

Kirchenpräsident, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Anhalt).

470

Personenregister/Biographische Angaben

SCHÜTZ, Hans-Georg 392 Geschäftsführer des Diakonischen Werkes (Westfalen). SCHULKE, M a n f r e d

Pfarrer, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes (Bremen). SCHULZ, Johannes, Dr. 396 Kirchenrat, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Kirchenprovinz Sachsen). SCHULZ, Kurt 395 Pfarrer, kommissarischer Leiter der Inneren Mission (Schlesien). SCHULZE, Johannes 324ff., 353, 395 geb. 14.1.1901 Celle, gest. 3. 6.1980 Langenhagen/Hannover, 1925 Hilfspfarrer am Diakonissenmutterhaus Rotenburg/Wümme, 1931 Pfarrer in Hankensbüttel, 1936 Pfarrer und Superintendent in Bremervörde, 1948-1957 als Landesbevollmächtigter für die Innere Mission Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Vorsitzender des Landesverbandes der Inneren Mission, 1957 Landessuperintendent für den Sprengel Calenberg-Hoya, 1959-1969 Landessuperintendent und Pfarrer in Wunstorf, 1956 Mitglied der VELKD-Kirchenleitung, Vorsitzender des Deutschen Hauptausschusses des Lutherischen Weltdienstes, Mitglied der EKD-Synode. SCHUMACHER, A r n o l d 2 0 4 , 2 2 1 , 3 8 8

geb. 13.6.1901 Düsseldorf, gest. 25.12.1972 Bonn, 1926 Hilfsprediger in Moers, 1927-1951 Vereinsgeistlicher und Geschäftsführer des Evangelischen Vereins für Innere Mission in Frankfurt/Main, 1933 Geistlicher Stellvertreter des Präsidenten der Landeskirchenversammlung der Evangelischen Landeskirche Frankfurt, 1947-1951 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks und Stellvertreter des Bevollmächtigten, 1951-1970 Pfarrer in Bonn. SCHWANDER, Otto August 391 Pfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Pfalz). SCHWARZ, W a l t e r , D . 1 5 7 f.

geb. 3. 12. 1886 Hirschberg/Schlesien, gest. 23. 2. 1957 Göttingen, 1913 Pfarrer in Bad Charlottenbrunn/Schlesien, 1916-1919 Pfarrer in Posen, Aufbau der kirchlichen Pressearbeit in der Kirchenprovinz Posen, 1919-1935 Direktor des Evangelischen Preßverbandes für Schlesien, seit 1924 zugleich Pfarrer in Breslau, 1935-1945 Oberkonsistorialrat und geistlicher Dirigent im Konsistorium Breslau, 1946 Zurruhesetzung. 1946-1955 Direktor des Evangelischen Preßverbandes für Deutschland, Göttingen; Gründung der Evangelischen Bibliothekschule Göttingen, Bevollmächtigter des Evangelischen Diakonievereins für die Bundesrepublik, Geschäftsführer des „Evangelischen Schulbundes in Nordwestdeutschland und Berlin", Geschäftsführer des Deutschen Verbandes evangelischer Büchereien, Vorsitzender der Gemeinschaft evangelischer Schlesien SCHWARZHAUPT, Elisabeth, D r . jur. 1 3 8 , 2 1 5

geb. 7 . 1 . 1901 Frankfurt/Main, 1936 juristische Referentin in der Kirchenkanzlei der DEK bzw. EKD, 1948-1958 im Kirchlichen Außenamt. 1961-1969 Bundesministerin für Gesundheitswesen. SCHWEITZER, Carl-Gunther, D. Dr. 190f., 193, 246, 250 geb. 22. 12. 1889 Charlottenburg, gest. 20. 6. 1965 Bonn, 1917 Pfarrer in Butterfelde/Neumark, 1919 in Potsdam. 1921 Direktor im Central-Ausschuß für die Innere Mission und Leiter der Apologetischen Centrale in Berlin-Spandau, 1932 Superintendent in Wustermark, 1937 zwangsweise Zurruhesetzung wegen jüdischer Abstammung, 1939-1947 Exil in England, Gründer und Leiter des Wistow Training Centre, 1957-1964 Direktor im CentralAusschuß für die Innere Mission, Bethel, zugleich 1947-1949 Lehrbeauftragter für Ökumenik in Münster, 1949-1954 Leiter der Evangelischen Sozialschule (später: Sozialakademie) Friedewald. 1954 Lehrbeauftragter für Sozialethik und Innere Mission in Bonn. SEEBASS, H a n s - E d u a r d 3 8 6

Oberlandeskirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Braunschweig). SEELIGER, E l i s a b e t h , D r . 3 9 5

Hauptgeschäftsführerin des Hilfswerks (Pommern).

Personenregister/Biographische Angaben

471

SEILER, Ludwig 32 Pfarrer. SEIZ, Otto 393 Vorsitzender der Inneren Mission (Württemberg). SENF, Ernst, Kirchenrat 355 geb. 31.3.1892 Berlin, gest. 30.9.1968 Berlin, 1920 Hilfsprediger in Schwiebus, 1920 Pfarrer in Guscht, 1926-1937 Anstaltsgeistlicher in den Hoffnungsthaler Anstalten in Lobetal, 1937 Krankenhausseelsorger in Berlin-Nikolassee und 2. Vorsitzender des Provinzial-Ausschusses für Innere Mission in der Provinz Brandenburg, 1946-1954 evangelistische Reisetätigkeit, 1954-1961 Volksmissionar beim Berliner Gesamtverband der Inneren Mission, 1954-1955 kommissarischer Geschäftsführer des Gesamtverbandes, 1954-1968 Geschäftsführer des Provinzial-Ausschusses und Vorsitzender des Christlichen Zeitschriftenvereins, Berlin, seit 1954 Leiter der Bruderschaft der Märkischen Volksmission, 1957-1963 Mitglied der Diakonischen Konferenz. SIEGEL, Günther, Dr. rer. pol. 156f., 159ff. geb. 18. 10. 1903 Gnesen, 1933-1969 Pfarrer in Pommern und Württemberg, zuletzt 1957-1969 Dekan in Heilbronn, 1945-1947 theologischer Dezernent in der Kirchenkanzlei der EKD, Schwäbisch Gmünd, 1947-1948 theologischer Geschäftsführer im Hauptbüro Stuttgart des Hilfswerks. SIMON, Erika, Dr. rer. pol. 154, 382 geb. 3. 1. 1911 Groschowitz/Schlesien, 1941 Mitarbeiterin des Deutschen Instituts fur Wirtschaftsforschung, Berlin, 1946 des Instituts für Wirtschaftsforschung und Wirtschaftsberatung, München, 1947-1948 der Außenstelle Assenheim des Zentralbüros des Hilfswerks, 1948 des Deutschen Büros für Friedensfragen, Stuttgart, 1948-1975 der Bank deutscher Länder bzw. der Deutschen Bundesbank, volkswirtschaftliche Abteilung. SMEND, Rudolf, Dr. jur. D. 39, 43 f., 151 ff., 363 geb. 15. 1. 1882 Basel, gest. 5. 7. 1975 Göttingen, 1909-1950 Prof. für öffentliches und Kirchenrecht, zuletzt seit 1935 o. Prof. in Göttingen. 1945-1955 Mitglied des Rates der EKD. SÖHNGEN, Oskar, Dr. phil., D. 63 geb. 5 . 1 2 . 1 9 0 0 Hottenstein, gest. 28. 8.1983 Berlin, 1932 theologischer Hilfsarbeiter, 1936 Oberkonsistorialrat im Evangelischen Oberkirchenrat, 1945-1969 Geistlicher Vizepräsident des Evangelischen Oberkirchenrats bzw. der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union, Berlin. SOLBRIG, G e r h a r d 3 9 3

Pfarrer in Leipzig, Vorsitzender des Hauptausschusses des Diakonischen Werkes (DDR). SOMMER, Ernst, 106,176, 380f., 397 geb.31.3.1881 Stuttgart, gest. 22.11.1952 Zürich, 1920 Dozent am Theologischen Seminar der Bischöflichen Methodistenkirche in Frankfurt am Main, 1936-1948 dessen Leiter, 1946 Bischof. 1946-1951 Mitglied des Exekutivkomitees bzw. des Geschäftsführenden Ausschusses des Wiederaufbau-Ausschusses sowie des Verwaltungsrates des Hilfswerks der EKD.

SPIEGEL-SCHMIDT, F r i e d r i c h 2 7 8

geb. 27. 2. 1912 Montreux, 1936-1945 Pfarrer in Ungarn, 1945-1976 in Bayern, 1946 Vorsitzender des Hilfskomitees für die Evangelischen Deutschen aus Ungarn, 1947-1949 Mitglied des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks der EKD, 1948-1958 Mitglied, seit 1950 auch Geschäftsführer des Ostkirchenausschusses, 1950-1956 Mitglied der EKD-Synode.

SPRENGEL, W o l f g a n g 3 8 1 , 3 9 6

Oberkirchenrat, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Kirchenprovinz Sachsen). STAA, Friedrich Wilhelm von, Dr. theol. h. c. 348, 360 geb. 7. 12. 1911 Essen-Rüttenscheid, gest. 27. 6. 1984 Kaiserswerth, 1935 Jugend- und Studentenpfarrer in Köln, 1949-1951 Pfarrer in Brühl-Liblar, zugleich 1945-1951 Leiter von Innerer Mission und Hilfswerk im Kirchenkreis Köln. 1946-1948 Stadtverordneter in Köln.

472

Personenregister/Biographische Angaben

1952-1956 theologischer Referent in der EKD-Kirchenkanzlei, 1956-1963 Bevollmächtigter für das Hilfswerk und Flüchtlingspfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland, 1956-1957 Mitglied des Verwaltungsrats des Hilfswerks der EKD und des Diakonischen Beirats der EKD, 1957-1978 Mitglied des Diakonischen Rates. 1963-1978 Geschäftsführer des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche im Rheinland, 1963-1978 Mitglied des Landesjugendwohlfahrtsausschusses Rheinland, Köln, 1964-1981 Vorsitzender des Ausschusses „Brot für die Welt" der EKD und der Freikirchen, 1964-1984 Vorsitzender des Vorstandes und des Aufsichtsrates der Pfarrerkrankenkasse. STÄHLIN, W i l h e l m , D r . phil. 8 0 , 1 4 2 f.

geb. 24.9.1883 Günzenhausen, gest. 16.12.1975 Prien am Chiemsee, 1926-1945 o. Prof. für Praktische Theologie in Münster, 1945-1954 oldenburgischer Landesbischof, Mitbegründer der Michaelsbruderschaft.

STAMMLER, E b e r h a r d 1 6 5

geb. 14. 8.1915 Ulm/Donau, Pfarrer, 1947-1949 theologischer Redakteur beim „Sonntagsblatt" , Hamburg, 1952-1964 Chefredakteur der „Jungen Stimme" ,1964-1965 stellvertretender Chefredakteur von „Christ und Welt", 1970-1982 Chefredakteur der „Evangelischen Kommentare".

STAUFFER, E t h e l b e r t 3 2

Professor für Neues Testament.

STECKELMANN, G u s t a v , D r . jur. 1 4 1

geb. 25. 11. 1906 Minden, 1934-1973 im kirchlichen Verwaltungsdienst, seit 1945 am Konsistorium Münster bzw. Landeskirchenamt Bielefeld, seit 1949 Mitglied der Kirchenleitung. STEIN, Dieter 387 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Eutin). STEIN, Hans-Joachim 385 Oberkirchenrat, Vorsitzender der Inneren Mission (Baden). STEINHOFF, K a r l , D r . j u r . 1 4 6

geb. 24.11.1892 Herford, 1946-1949 Ministerpräsident des Landes Brandenburg, 1949-1952 Innenminister der DDR.

STEINMANN, T h e o d o r 3 8 5

Pfarrer, Vorsitzender der Inneren Mission (Baden).

STEINWACHS, O t t o , D r . 3 9 8

Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Altkatholische Kirche). STEINWEG, Johannes, Kirchenrat D. 44, 77,108, 320 geb. 14. 2.1879 Stettin-Grabow, gest. 4 . 1 1 . 1 9 6 0 Kassel, 1903-1905 Hauslehrer in Nassenheide, Kreis Oranienburg, 1906-1907 Pfarrvikar in Cannes bei „Kellnerpastor" Schmidt, 1907-1908 Domhilfsprediger und Adjunkt am Domkandidatenstift in Berlin, 1908-1918 Pfarrer in Semlow/Pommern, 1916-1918 Pfarrverweser der deutschen Gemeinde Kowno/ Litauen. 1918 2. Direktor und Leiter der Wohlfahrtsabteilung, 1930-1932 1. Direktor im Central-Ausschuß für die Innere Mission, nach dem Zusammenbruch der Deutschen Evangelischen Heimstättengesellschaft (Devaheim) ausgeschieden. 1932 Kreispfarrer in Rotenburg/Fulda, 1937-1949 Kreispfarrer bzw. Dekan und Pfarrer in Kassel. 1934/35 Mitglied der Einweiligen Kirchenleitung als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft „Evangelium und Volkstum". STELTZER, T h e o d o r , 1 4 2 f., 1 7 1

geb. 17. 12. 1885 Trittau/Holstein, gest. 27. 10. 1967 München, Mitglied des Kreisauer Kreises, nach dem 20. 7. 1944 zum Tode verurteilt, 1945 Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein, 1946-1947 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein.

STEMPEL, H a n s D . 2 7 2

geb. 8. 7.1894, gest. 2 . 1 1 . 1 9 7 0 Landau, Pfarrer, 1945 vorläufiger Präsident, 1948 Präsident der pfälzischen Landeskirche.

Personenregister/Biographische Angaben

473

STICHTER, Hans Otto 391 Oberkirchenrat, Vorsitzender der Inneren Mission (Pfalz). STOECKER, Adolf 122,130f. geb. 1835, gest. 1909, Hofprediger in Berlin, Gründer der Christlich-Sozialen Arbeiterpartei. STORM, Günther 388 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Hessen-Nassau). STRACHE, K a r l , D r . 3 8 1

stellvertretendes Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses.

STRATENWERTH, G e r h a r d 2 5 0

geb. 20. 7.1898 Barmen, Pfarrer, 1948-1966 Vizepräsident des Kirchlichen Außenamtes der EKD.

STRATMANN, F r i e d r i c h 3 9 5

Ministerialrat, Vorsitzender der Inneren Mission (Mecklenburg).

STRAUSS, R o l f , D r . 3 8 8

Vorsitzender der Inneren Mission (Hessen).

STROLOKE, Paul 3 8 7

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Eutin).

STUCKEL, E r i c h , D r . 3 8 9

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks und Geschäftsführer der Inneren Mission (Lippe).

SYMANOWSKI, G e r h a r d 3 9 5

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks und Provinzialpfarrer der Inneren Mission (Schlesien). TEMPLE, William 4, 7 , 1 9 , 21 geb. 15.10.1881 Exeter, gest. 26.10.1944 Westgate, 1942 Erzbischof von Canterbury, 1938 Präsident des Vorläufigen Ausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen. TEPPER, Lothar 395 Kirchenrat, Provinzialpfarrer für Innere Mission und Leiter des Diakonischen Werks (Görlitz). TEXTOR, Gordon E. Colonel, Direktor (OMGUS Berlin). THIELE, Friedrich, Dr. 389 Landespfarrer, Geschäftsführer der Inneren Mission (Kurhessen-Waldeck). THIELICKE, H e l m u t , D . 3 1 f.

geb. 4 . 1 2 . 1 9 0 8 Barmen, seit 1954 Professor für Systematische Theologie Hamburg. THIERFELDER, Jörg, Dr. theol. 17 Religionspädagoge. THOMAS, Wilhelm 387 Pfarrer, Hauptgeschäftsfuhrer des Hilfswerks (Hannover). THOOFT vgl. Visser't Hooft. THÜMMEL, G e r h a r d , D r . jur. 1 4 2 , 1 6 6 , 3 8 1

geb. 15.12.1895 Seehausen/Kreis Wanzleben, gest. 7. 6.1971 Münster, 1925-1965 im kirchlichen Verwaltungsdienst, seit 1949 juristischer Vizepräsident des Landeskirchenamtes Bielefeld und hauptamtliches Mitglied der westfälischen Kirchenleitung, Mitglied der EKDSynode, 1956-1957 stellvertretendes Mitglied des Hilfswerk-Ausschusses des Hilfswerks der EKD und 1957 Mitglied des Diakonischen Rates. TILING, Magdalene von, D. 142 geb. 19. 5. 1877 Riga, gest. 28.2. 1974 München, 1909 Studienrätin, 1910 zugleich Leiterin der Frauenschule in Elberfeld. 1917-1939 Vorsitzende des Verbandes für Evangelischen Religionsunterricht und Pädagogik, 1919-1921 Stadtverordnete, 1921-1930 Mitglied des preußischen Landtags, 1930-1933 des Reichstags (DNVP), 1923-1933 Vorsitzende der Vereinigung evangelischer Frauenverbände Deutschlands, 1934-1938 Studienrätin in Berlin, 1946-1956 Lehrtätigkeit an der Evangelischen Wohlfahrtsschule und der Schwesternhochschule in Berlin-Spandau, 1931 -1966 Mitglied des Verwaltungsrates des Evangelischen Diakonievereins.

474

Personenregister/Biographische Angaben

TILLMANNS, Robert, Dr. rer. pol. 83, 86, 96, 109f., 123, 215, 218f., 226 geb. 5.4.1896 Barmen, gest. 12.11.1955 Berlin, 1922-1930 Mitbegründer und stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft (später: Deutsches Studentenwerk), Dresden, 1925 Mitbegründer der „Studienstiftung des deutschen Volkes", 1930 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und 1931 Regierungsrat im Provinzialschulkollegium der Mark Brandenburg, Berlin, 1933-1945 Tätigkeit als Volkswirt in der Mitteldeutschen Montan-Industrie (Petscheck-, später Flick-Konzern), 1945-1949 Generalsekretär des Hilfswerks der EKD und Leiter des Zentralbüros Ost, Berlin. 1945 Mitbegründer der CDU in Berlin, 1949 Mitglied des Deutschen Bundestages, 1950 des Vorstandes, 1951 des geschäftsführenden Vorstandes, 1955 stellvertretender Vorsitzender der CDU, 1952 1. Vorsitzender des Landesverbandes Berlin, 1954 1. Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU. 1955 Mitglied der EKD-Synode, Vorsitzender der Kammer für öffentliche Verantwortung der EKD. TINDAL, William Strang 60 geb. 25.1.1899 Glasgow, gest. 11. 9.1965 Edinburgh, Pfarrer, seit 1936 Dozent bzw. Prof. für Praktische Theologie in Edinburgh, 1940-1945 Militärpfarrer, 1944-1945 staff chaplain bei Headquarters 21st Army Group. TOMKINS, Oliver Stratford, M. A. D.D. 45, 53, 56, 58, 60, 81 geb. 9. 8. 1908 Hankau/China, Theologe, 1945-1952 Beigeordneter Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen und Sekretär der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung, 1959-1975 Bischof von Bristol. TRENDELENBURG, Friedrich 63

geb. 10.10. 1878 Rostock, gest. 10.12. 1962 Köln, bis 1933 Leiter der Kirchenabteilung im preußischen Kultusministerium, 1935-1939 an der Preußischen Oberrechnungskammer in Potsdam, nach 1945 Amtsrichter in Berlin. TRÖGER, Walther, Dr. jur. 63 geb. 29.2. 1884 Breslau, gest. 28. 8. 1952 Berlin, 1919-1951 im kirchlichen Verwaltungsdienst, seit 1936 beim Evangelischen Oberkirchenrat, Berlin. TROMMERSHAUSEN, Hermann 32

Pfarrer. TRUMAN, Harry S. 174 geb. 1884, gest. 26.12. 1972,1945-1953 Präsident der Vereinigten Staaten. TURRE, Reinhard, Dr. 393 Pfarrer, Rektor des Diakoniewerks Halle. TWARDOWSKI, Fritz von, Dr. jur. Dr. rer. pol. 149 geb. 9. 7.1890 Metz, gest. 21.9.1970 Wien, 1909-1919 Seeoffizier, zuletzt Kapitänleutnant, 1922-1945 im Auswärtigen Dienst, u. a. 1939-1943 Leiter der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes, 1946 stellvertretender Leiter der Außenstelle Hamburg des Zentralbüros des Hilfswerks des EKD, 1950 deren Leiter, Dezember 1950 kommissarischer Bundespressechef, 1952-1956 Botschafter in Mexiko. UHLHORN, Gerhard 306 geb. 1826, gest. 1901, Oberkonsistorialrat und geistlicher Leiter der hannoverschen Landeskirche. ULRICH, Heinrich-Hermann, Dr. theol. 354, 362 geb. 14. 7. 1914 Schmedenstedt/Niedersachsen, gest. 10.11. 1983 Stuttgart, 1940 Pfarrer in Berel/Krs. Wolfenbüttel, 1950-1956 Pfarrer der Inneren Mission und Leiter der Volksmission in Braunschweig, 1951-1981 Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft für Volksmission (seit 1965: Arbeitsgemeinschaft missionarische Dienste), 1956 theologischer Referent im CentraiAusschuß für die Innere Mission, Bethel, 1957-1981 beigeordneter Direktor, seit 1973 Direktor der Theologischen Abteilung der Hauptgeschäftsstelle des Werkes Innere Mission und Hilfswerk der EKD, Stuttgart, 1960-1981 Generalsekretär der Evangelischen Konferenz für Telephonseelsorge, 1962-1982 Mitglied des Fernsehrates des Zweiten Deutschen Fernsehens.

Personenregister/Biographische Angaben

475

UNRUH, Benjamin Heinrich, Prof. D. Lie. 397 Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Mennoniten). URBIG, Elisabeth 174, 3 8 2

19.1. 1910 Berlin, 1945 Übersetzerin bei der amerikanischen Militärregierung in Berlin, 1947-1972 Sekretärin, später Referentin im Zentralbüro in Stuttgart, zuletzt in der Ökumenischen Abteilung.

UTESS, G e o r g 3 9 5

Justitiar, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks und Geschäftsführer des Diakonischen Werks (Pommern). VERWIEBE, Walter, Dr. phil. 364 geb. 28.1. 1908 Essen, 1952-1973 Propst zu Erfurt, Mitglied der EKD-Synode. VISSER'T HOOFT, Willem Adolf, D. 1 ff., 7ff„ 14f„ 19f„ 23,25,35 f., 41,47,49,52f, 60,99,101 geb. 20. 9.1900 Haarlem, gest. 4.7.1985 Genf, 1924 Sekretär im Weltbund des Christlichen Vereins Junger Männer, 1931 Generalsekretär des Christlichen Studentenweltbundes, 1938-1966 Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen. VÖHRINGER, Gotthilf, D. Dr. phil. 142, 250, 393 geb. 15.1.1881 Ebingen/Württemberg, gest. 1. 5.1955 Nürtingen-Oberensingen, Theologe, 1919 Regierungsrat in der Zentralleitung für Wohltätigkeit in Württemberg, 1925-1934 Generalsekretär der Deutschen Liga der freien Wohlfahrtspflege, Berlin, 1931/32 Mitinitiator des Winterhilfswerks, 1945-1950 Geschäftsführer des Landesverbandes der Inneren Mission in Württemberg, bis 1952 Vorsitzender der Liga der freien Wohlfahrtspflege in WürttembergBaden. VOGEL, Heinrich 3 1 1 , 3 6 9

geb. 9.4. 1902 Pröttlin/Westpriegnitz, 1935 Dozent, 1946-1972 Prof. für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Berlin und 1946-1973 an der Humboldt-Universität, Berlin, Mitglied der EKD-Synode. VOGT, Johannes 397 Bischof, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Evangelische Brüderunität in Deutschland). VOLKMANN, Wilhelm 145

geb. 18. 3.1889 Bremen, gest. 1. 6.1958 Lindenberg/Bayern, Landwirt, seit 1921 Kaufmann in Bremen, ehrenamtliche Mitarbeit in der Inneren Mission Bremens, 1946-1948 ehrenamtlicher Leiter der Transpordeitstelle Bremen des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD und Geschäftsführer des Zentralausschusses für die Verteilung ausländischer Liebesgaben, Mitarbeit bei der Einrichtung der Geschäftstellen von CRALOG und CARE in Bremen.

VORWERK, Friedrich 157 f., 160

geb. 8. 8.1893 Oldenburg, gest. 27.2.1969 Stuttgart, Lektor, später selbständiger Verleger in Berlin, seit 1947 Beratungstätigkeit für das Zentralbüro des Hilfswerks der EKD in publizistischen Fragen, 1947-1969 Lektor des Evangelischen Verlagswerks, Stuttgart, zugleich Leiter des Friedrich-Vorwerk-Verlages, ebd., Gründer und Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Demokratischen Kreise in Baden-Württemberg. WAETJEN, Eduard, Dr. jur. 39, 43, 46, 53, 55ff., 62, 65f., 75, 85, 100 geb. 19. 7. 1908 Bremen, Angehöriger der Wehrmachtsabwehr, 1944 mit Abwehrauftrag als Vizekonsul in Zürich, leistete nach dem 20. 7.1944 der Rückbeorderung nicht Folge, 1945/46 Mitarbeit im Bureau Intermediate, Genf.

WAGNER, Ernst, D r . 351 ff., 3 5 6

geb. 18.3.1908 Frankfurt/Main, gest. 29. 3.1974 ebd., Diplomkaufmann, 1941-1974 Wirtschaftsprüfer in Frankfurt, ehrenamtliche Tätigkeit für Anstalten und Einrichtungen der Inneren Mission seit 1930.

WAGNER, H a n s , D r . rer. pol. 3 4 6 , 3 8 2

geb. 8.1. 1902 Graudenz, 1925-1940 Geschäftsführer verschiedener gemeinnütziger Wohnungsunternehmen, 1940-1945 Ministerialdirektor, Reichswohnungskommissar, 1947-1950 kaufmännischer Angestellter, 1950 Siedlungsreferent im Zentralbüro des Hilfswerks der EKD.

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Personenregister/Biographische Angaben

WAGNER, Heinz, D. Dr. 218f. geb. 28.11. 1912, 1937 Gemeinde- und Jugendpfarrer in Leipzig, 1946-1959 Direktor der Inneren Mission in Leipzig, Rektor des Diakonissenmutterhauses Borsdorf. 1946 Lehrauftrag für Praktische Theologie in Leipzig, 1952 in Halle. 1959 Dozent, 1961 Professor für Praktische Theologie in Leipzig. WAGNER, Karl, Dr. 390 Leitender Medizinischer Direktor, Vorsitzender der Inneren Mission (Lübeck). WAHNSCHAFFE, Konrad 385 Hauptgeschäftsfuhrer des Hilfswerks (Berlin-Brandenburg, Hauptbüro Berlin). WALLMANN, Hans Pfarrer, Direktor der Berliner Stelle der Hauptgeschäftsstelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der EKD". WALSDORFF, Friedrich, Dr. phil. 32 geb. 14.12. 1900 Postnicken/Ostpreußen, 1937-1963 Studienrat in Kassel. WALZ, Hans-Hermann, D. Dr. theol. 160 geb. 3. 8. 1914 Essingen/Württemberg, 1945-1949 Mitarbeiter der Evangelischen Akademie Bad Boll, 1954-1981 Generalsekretär des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Fulda. WARNSHUIS, Abbe Livington, D. D. 8, 13,15, 18, 35 geb. 22.11. 1877 Clymer/New York, gest. 17.3. 1958, Pfarrer (Reformed Church in America), 1921-1924 Sekretär des Internationalen Missionsrates in London, 1925-1943 in New York. 1943-1945 Berater der Commission on Overseas Relief and Reconstruction, 1946-1948 Executive Vice-President von Church World Service, Mitglied der Amerikanischen Kommission für den Ökumenischen Rat der Kirchen und der Kommission fur einen gerechten und dauerhaften Frieden des Federal Council of the Churches of Christ, 1943-1945 Secretary des American Council of Voluntary Agencies for Foreign Service. WASSE, Günter, Dr. jur. 335 geb. 1.10. 1919 Berlin, Oberkirchenrat im Landeskirchenamt Hannover 1954-1982. WEBER, Karl Friedrich 388 Pfarrer, Landesbevollmächtigter bzw. Präsident der Inneren Mission (Hannover). WEBER, Otto, Dr. theol. Dr. h.c. 39, 43 f., 56f., 60, 62 geb. 4. 6. 1902 Köln-Mülheim, gest. 19. 10. 1966 St. Moritz, 1920 Dozent an der Theol. Schule Elberfeld, 1930 Direktor ebd., 1933 Mitglied des Geistlichen Ministeriums, 1934 o. Prof. für reformierte Theologie Göttingen. WEEBER, Rudolf 393 Vizepräsident, Vorsitzender der Inneren Mission (Württemberg). WEERTS, Emil 382 geb. 16.1.1962 Arle/Ostfriesland, gest. 16.11.1976, Leiter der Abteilung Siedlungsdienst des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, Leiter des Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft des Hilfswerks. WERNER, Erich 395 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Pommern). WEHMEIER, August 389 Pfarrer, Vorsitzender der Inneren Mission (Lippe). WEHR, Otto, Kirchenrat 222, 380f., 391 geb. 1.10.1886 Viersen, gest. 16.12.1960 Saarbrücken, 1917 Pfarrer in Seelscheid, 1926-1956 in Saarbrücken, 1945-1956 Superintendent, 1946-1956 Bevollmächtigter für das Hilfswerk im Saargebiet, 1948-1951 Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des WiederaufbauAusschusses bzw. des Verwaltungsrats des Hilfswerks der EKD. WEIDAUER, Christoph 395 Pfarrer, kommissarischer Leiter der Abteilung Innere Mission des Diakonischen Werks (Görlitz).

Personenregister/Biographische Angaben

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WEIHE, L u d w i g 3 8 7

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Eutin). WEISS, M a r t i n , D r . j u r . 181 f., 3 8 2

geb. 19.12.1908 Weimar, 1947-1955 Referent im Zentralbüro des Hilfswerks der EKD, Stuttgart, 1949 Mitglied des Aufsichtsrates der Evangelischen Familienfürsorge Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit, Detmold, 1958-1960 Mitglied des Vorstands der Evangelischen Familienfürsorge, 1952-1954 Geschäftsführer der Ecclesia-Versicherungs-Vermitdungs GmbH. WELCK, Wolfgang von, 91, 93f., 96, 112,149, 223 geb. 6.9.1901 Nizza, gest. 7. 5.1973 Starnberg, 1927-1943 und 1950-1966 im Auswärtigen Dienst, 1944/45 Kriegsdienst, 1946 Leiter der Außenstelle Hamburg des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, 1958 Botschafter in Madrid, 1963-1966 in Bern. WELLHAUSEN, O t t o , D r . j u r . 2 2 6 , 2 6 9

geb. 19. 9.1894 Münder/Deister, gest. 3.9.1964 Rummelsberg, 1923-1926 Regierungsrat in Bremen, 1926-1959 Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg, Nürnberg, seit 1931 Vorstandsmitglied; 1949-1957 MdB (bis 1956: HDP, dann CSU), Vorsitz im Finanz- und Steuerausschuß, 1948-1949 Mitglied des Wirtschaftsrates, 1952-1959 Präsident des Verwaltungsrates der Deutschen Bundesbahn, 1948 Vizepräsident der Inneren Mission in Bayern, Mitglied der Landessynode und der Synode der EKD, 1948-1952 im Vorstand des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission. WENDLAND, Heinz-Dietrich, D. Dr. theol. 136 geb. 22. 6. 1900 Berlin, o. Professor für Christliche Gesellschaftswissenschaften 1937 Kiel, 1955 Münster. WENZEL, Theodor, Kirchenrat D. Dr. phil. 60, 108ff., 183, 206, 215, 226, 256, 265f., 268ff., 271, 276f., 294, 311, 321 f., 325, 327, 332, 383f., 385, 394 geb. 13. 1. 1895 Grünberg/Schlesien, gest. 6. 10. 1954 Berlin, 1917 Erzieher im Blisse-Stift, Wilmersdorf, 1920 Tätigkeit im Jugendamt Berlin-Wilmersdorf, 1921 Hilfsprediger, 1922 Pfarrer in Reichenberg/Oberbarnim, 1925 in Berlin. 1927-1954 Direktor des ProvinzialAusschusses für Innere Mission in der Provinz-Brandenburg, Berlin, seit 1945 zugleich Geschäftsführender Direktor der Gesamtverbandes der Berliner Inneren Mission, seit 1946 auch Geschäftsführender Direktor (Ost) des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission sowie Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Hauptbüro Brandenburg). 1934-1954 Mitglied des Vorstandes des Central-Ausschusses, 1951-1954 des Diakonischen Beirates der EKD. 1945-1951 Mitglied der Kirchenleitung, Mitglied der Provinzial- und der EKD-Synode. WENZKE 1 6 0 WERNER, E r i c h 3 9 5

Propst, Landespfarrer und Vorsitzender der Inneren Mission (Pommern bzw. Greifswald). WERNER, T h e o d o r 3 9 5

Pfarrer, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Mecklenburg). WESTER, R e i n h a r d , D . 2 2 6 , 3 2 7

geb. 2. 6. 1902 Wuppertal-Elberfeld, gest. 16. 6.1975 Fissau/Eutin, 1931 Pfarrer in Westerland, 1947-1967 Bischof des Sprengeis Schleswig, Landesbevollmächtigter des diakonischen Dienstes, 1957-1965 Beauftragter des Rates der EKD für Umsiedler- und Flüchtlingsfragen. WICHERN, Johann Hinrich 3, 61,73, 83,122,125f., 129,132,237,239ff., 245,251,270f„ 274, 297f., 303, 313, 329, 354, 358, 362, 364, 371 geb. 1808, gest. 1881 evangelischer Theologe, Bahnbrecher der Inneren Mission. WIEHMANN, F r i e d r i c h 3 8 9

Pfarrer, Vorsitzender des Diakonischen Werks (Lippe). WIEN, Karl 391 Dekan, Vorsitzender der Inneren Mission (Pfalz). WIENKEN, H e i n r i c h 6 3

geb. 14. 2. 1883 Stalförden bei Cloppenburg, gest. 21. 1. 1961 Cloppenburg, 1921-1937 Leiter der Hauptvertretung des Deutschen Caritasverbandes in Berlin, 1937 Weihbischof und

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Personenregister/Biographische Angaben

Coadjutor im Bistum Meißen, Leiter des Commissariats der Fuldaer Bischofskonferenz in Berlin, 1951-1957 Bischof von Meißen. WILKENING, Karl, Kirchenrat 391 Kirchenrat, Leiter des Hilfswerks, Vorsitzender und Geschäftsführer der Inneren Mission (Schaumburg-Lippe). WILLKOMM, M a r t i n 3 9 7

Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Evangelisch-Lutherische Freikirchen).

WILSON, I a n 8 1 , 1 7 4

geb. 21. 3.1912, britischer Pfarrer, 1945/46 Staff Chaplain bei Headquarters British Army of the Rhine, später bei der Religious Affairs Section der Militärregierung, Bünde/Westfalen. Seit 1947 Deutschland-Referent in der Wiederaufbau-Abteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen, Genf. WINDELBAND 3 2 WINTERBERG, W i l h e l m 3 2 , 4 0 7

Pfarrer. WOLF, Erik 32 Professor der Rechte. WOLF, Gerhard, Dr. phil. 145, 149 geb. 12. 8.1896 Dresden, 1927-1945 im Auswärtigen Dienst, 1946-1947 Leiter der Außenstelle Baden-Baden des Zentralbüro des Hilfswerks der EKD, 1947 Vertreter des Hilfswerks in München. WOLFF, Johannes, D. 186, 266 geb. 1. 8. 1884 Lachem/Niedersachsen, gest. 28. 2. 1977 Hannover, 1909 Inspektor des Alumnats und Hilfslehrer am Gymnasium Hannoversch Münden, 1910 Hilfsgeistlicher in Harburg, 1910 Pastor in Quickborn, 1914 Vorsteher der Pestalozzistiftung in Groß-Burgwedel, 1923-1960 Vorsteher des Stephansstiftes Hannover-Kleefeld. 1948 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der männlichen Diakonie, 1948 Vorsitzender der Konferenz evangelischer Diakonenanstalten, jahrzehntelang leitende Mitarbeit in der Seemannsmission, 1945/46 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Hauptbüro Hannover), Vorsitzender des Landesverbandes Hannover des Christlichen Vereins Junger Männer, 1924 Vorsitzender des Allgemeinen Fürsorge-Erziehungstages (AFET), 1946-1950 Leiter des Landesjugendamtes Hannover, 1945-1969 Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Niedersachsen der Verbände der freien Wohlfahrtspflege, 1923-1959 Mitglied der Landessynode, seit 1950 deren Präsident. WOLFF, Walter 391 geb. 16. 3. 1898 Otzenrath, gest. 19. 3. 1953 Saarbrücken, 1923 Synodalvikar der Kreisgemeinde Düsseldorf, 1925-1953 Pfarrer in Saarbrücken, seit 1926 Leiter der Inneren Mission in Saarbrücken, seit 1945/46 auch Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Hauptbüro Saarbrücken). WOLLSTADT, H a n s - J o a c h i m D r . 3 9 5

Provinzialpfarrer für Innere Mission und Leiter des Diakonischen Werks (Schlesien bzw. Görlitz).

WOPPERER, A n t o n 1 5 1

geb. 11. 10. 1898 Wangen/Allgäu, gest. 14. 7. 1970 Freiburg/Breisgau, Caritasdirektor, 1930-1963 Leiter des Finanz- und Wirtschaftswesens beim Deutschen Caritasverband, Freiburg.

WÜSTEMANN, A d o l f , D .

geb. 30.12.1912 Kassel, gest. 2 2 . 1 . 1 9 6 6 Kassel, 1933 Pfarrer in Kassel, 1945-1962 Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

WUNDERLICH, F r i e d r i c h 3 9 7

Bischof, Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Methodisten). WURM, Theophil D. 14,16ff., 2 4 f f , 31 ff, 3 7 , 3 9 , 4 2 , 4 7 , 5 2 f f , 57, 61,65ff„ 75f., 78, 81 ff, 93, 9 5 f f , 1 0 8 , 1 1 0 , 1 1 3 f f , 1 3 8 f , 142, 159f, 171, 178,184,189, 214, 218, 220, 380

Personenregister/Biographische Angaben

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geb. 7.12.1868 Basel, gest. 28.1.1953 Stuttgart, 1899 Pfarrer der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart (Gefängnisseelsorger und Leiter der Stadtmission), 1913 Pfarrer in Ravensburg, 1920 Dekan in Reutlingen, 1927 Prälat in Heilbronn, 1929 württembergischer Kirchenpräsident, 1933-1949 Landesbischof, 1945-1949 Vorsitzender des Rates der EKD, Präsident des Wiederaufbau-Ausschusses und des Exekutivkomitees bzw. Geschäftsführenden Ausschusses des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks der EKD. YORCK VON WARTENBURG, P a u l G r a f 2 2 , 145

26.1.1902 Klein-Oels/Schlesien, bis 1945 Land- und Forstwirt ebd., Mitglied des Reichsbruderrates, 1946/1947 Delegierter des Hilfswerks bei der Suchdienstzentrale München, 1947 Leiter der Geschäftsstelle Baden-Baden des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD, 1950 Westeuropa-Referent in der Abteilung für Zwischenkirchliche Hilfe und Flüchtlingsdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen, Genf, 1953-1966 im Auswärtigen Dienst, zuletzt seit 1963 Leiter der Handelsvertretung in Bukarest. ZACHAU 3 8 0 f.

Bankdirektor in Frankfurt am Main, Mitglied des Wiederaufbau-Ausschusses des Hilfswerks. ZEIMET, Johannes, Prof. Dr. 398 Bevollmächtigter für das Hilfswerk (Altkatholische Kirche). ZIEGER, Paul, Dipl. Volkswirt Dr. rer. pol. 341, 351 f. geb. 29.3.1904 Berlin, gest. 22.7.1979 Braunschweig, Oberkirchenrat, 1952-1969 Leiferdes Kirchenstatistischen Amtes und des Oberrechnungsamtes der EKD. ZIEGLER, Martin 394 Geschäftsführer des diakonischen Werks (Berlin-Brandenburg). ZIEGLER, Wilhelm 142, 191, 258, 266, 279, 294, 322, 338, 353, 383ff. geb. 4. 9.1901 Karlsruhe, 1923 Vikar in Hugsweier, 1924 Pfarrer des Kinderdorfes Heuberg und zugleich in Stetten am Kalten Markt, 1930-1968 Landeswohlfahrtspfarrer in Karlsruhe und Geschäftsführer des Gesamtverbandes der Inneren Mission in Baden, 1968-1972 geschäftsführender Vorsitzender und bis 1981 Mitglied des Vorstands, 1954-1961 zugleich Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks (Hauptbüro Karlsruhe), seit 1934 Mitglied des Vorstandes des Centrai-Ausschusses für die Innere Mission, 1952-1957 des Diakonischen Beirats der EKD, seit 1957 der Diakonischen Konferenz, Mitglied des Diakonischen Rates, des Verteilerausschusses „Brot für die Welt", des Verwaltungsrats des Wirtschaftsbundes sozialer Einrichtungen Deutschlands, leitende Mitarbeit in zahlreichen Anstalten und Einrichtungen der Inneren Mission und der freien Wohlfahrtspflege vor allem in Baden. ZIMMERMANN, Walter 324 f. geb. 14.4.1902 Essen, gest. 15. 3.1972 Berlin, Pfarrer in Thüringen, 1949 Vizepräsident des Lutherischen Kirchenamtes, Leiter der Berliner Stelle des Kirchenamtes. ZITZEWITZ, Nettie von 146 Mitarbeiterin des Tyska Kyrkokontoret, Stockholm.

ORTSREGISTER Amsterdam 7, 48, 53 Ansbach 273, 275, 278, 280ff. Assenheim 152 f. Augsburg 147 Aurich 86 Bad Boll 160 Baden-Baden 145,147 Barmen 47 Bayreuth 40, 56 Berlin 19, 21, 23, 27, 44, 47f., 62, 64, 66f., 71 f., 76, 8 5 - 9 0 , 9 4 , 9 8 , 1 0 9 , 1 1 2 , 144f., 162, 258, 327, 335, 342, 344, 351, 356f., 368 -Ost-Berlin 343, 345, 355f. - Berlin-Dahlem 47 - Berlin-Spandau 322, 364 - Berlin-Tegel 40 -Berlin-Weißensee 268, 279, 318 Bern 42 Bethel bei Bielefeld 55, 75, 93,108, l l l f . , 179, 205, 221, 228, 237, 240, 246f., 273, 277, 280f„ 309, 325ff„ 329f., 337, 340 f., 352, 355 f. Bindlach, Kreis Bayreuth 40 Bielefeld 55, 60, 86, 89, 91 f., 94f„ 278f„ 281, 342 Bochum 60 Bonn 243, 323 Bregenz 40 Breisach 14f. Bremen 21, 58, 60, 72, 75, 112, 115, 145f. Breslau 74 Darmstadt 54 Dortmund 54 Düsseldorf 59 Edinburgh 7 Eisenach 44, 98, 206, 214f„ 217, 237, 240, 259,311,374 Elbingerode 322 f. Erlangen 44, 98 Espelkamp 372 Essen 58f„ 60, 98, 310

Frankfurt am Main 43, 46, 54, 58, 65, 98, 117,218,222, 262 Frankfurt an der Oder 146 Freiburg im Breisgau 43, 84, 9 8 , 1 4 7 , 1 5 0 , 154 Freudenstadt 147 Genf 2, 4, 7f., 12-15, 28, 37ff., 41, 43, 45f., 48f., 51 f., 54, 56f., 64f., 67, 77, 81, 86, 89, 9 8 , 1 0 1 , 1 0 3 , 370 Göttingen 44, 46, 62 Halle 44 Hamburg 58, 60, 90f., 93f., 146,148, 231, 302, 321, 328, 341, 361 Hannover 58, 165 Heidelberg 147, 221, 323 Heilbronn 147 Herbrechtingen 248 Herford 60 Hermannsburg 129,159 Kaiserslautern 44, 46, 65, 77, 98 Kirchheim unter Teck 56,123 f. Köln 58 Langenberg 58 f. Leipzig 44, 48, 62 Lissabon 23 London 4 , 1 4 , 1 7 f „ 23, 28, 56, 60 Ludwigshafen 147 Lübeck 58, 60, 98 Lund 160 Mannheim 43 Mainz 58,147 Marburg 44 Minden 60 Moskau 150,152 f. Münster 60 Naumburg/Saale 44 Bad Nauheim 44 Neckarsteinach 147 Neuendettelsau 276, 279, 282

Ortsregister New York 11 Nürnberg 65, 98 Oldenburg 61 Oxford 3, 19

Treysa 18, 22, 31 f., 47, 51 f., 54, 57, 60-62, 65-68, 71, 73, 75-87, 92, 96, 99f., 102, 104, 107-109, 114,117-120, 122, 125, 139,149f., 177-180, 189, 207, 209, 265 f., 371, 374 Tübingen 98

Presinge bei Genf 12 f. Versailles 36 Saarbrücken 97 Saßnitz 146 Simmern 98 Speyer 97, 211, 217f. Stockholm 145, 150 Stolberg am Harz 44 Straßburg 315 Stuttgart 22, 27, 37, 47, 51 ff., 57f., 60, 65, 67, 76, 85, 88, 92-95, 98, 113,120, 145f„ 153, 160,163, 165,174f., 186, 231, 254, 273, 280, 290, 325, 327, 337, 341, 345, 351, 353, 355, 358, 368

481

Waiblingen 171 Weinheim 43 Wiesbaden 43, 53 f., 56, 62, 93 Wittenberg 220 Wolfsbrunnen bei Eschwege 242, 244 f. Worms 56 Würzburg 56 Zürich 40, 43,100

INSTITUTIONEN- UND SACHREGISTER Äußere Mission 39,199 Allgemeine Nothilfe 1 f., 30, 32, 53, 55 - Ökumene 3, 48 f., 370 - Hilfswerk 88, 241, 342, 371 -Pakethilfe 49, 91,144 - vgl. auch Hilfsorganisationen; Hooverplan; Ökumenischer Rat, Wiederaufbau-Abteilung; Osthilfe; Zentralapparat, Außenstellen Allied Post-War Requirements Bureau 4 Alliierte - Regierungen 19, 88 -Oberkommando 138, 176 - Verbindungsstelle zu den Kirchen 33, 35 - vgl. auch Allied Post-War Requirements Bureau; Besatzungsmächte; Besatzungszonen; Inter-Allied Committee on Post-War Requirements; Vereinte Nationen Amerikanische Besatzungszone 95f., 98,153, 161 - Militärbehörden, -regierung 36, 43 f., 53 f., 62, 85, 95,114, 156, 160, 165, 167, 174 f. Anhalt 393 f. - Innere Mission 252 Ansiedlung vgl. Siedlung Anstaltsdiakonie 128, 131 f., 172, 237, 246f., 264, 268ff., 274, 276, 340, 365 - Anstalten der Inneren Mission 37, 73, 142, 144, 340 -Anstalten des Hilfswerks 116f., 287 Arbeiterwohlfahrt 62, 71, 77, 144, 147 - vgl. auch Spitzenverbände Arbeitsbeschaffung 91, 149, 241, 269f., 372 - vgl. auch Rohstoffveredelung; Wirtschaftsbetriebe Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten in der britischen Zone 94f., 186,188f., 214, 257 -Sitzungen (1946) 94f., 128, 187f., 190; (1948) 222, 230f.; (1950) 262f. Arbeitsgemeinschaft der diakonischen und missionarischen Verbände 206 Arbeitsgemeinschaft für Auswanderungsfragen 151

Archidiakon 264, 273, 275, 325 Armenpflege vgl. Wohlfahrtspflege Assoziationen der Hilfsbedürftigen 241 Augsburgisches Bekenntnis 121, 134 f. - vgl. auch Diakonie Auslandsgemeinden, -pfarrer 34, 38 - vgl. auch Schweden Auslandshilfe 128f., 144, 170, 173,185, 190, 233, 236, 314, 346 - Verteilung 231, 240, 283, 295, 353, 372f. - vgl. auch Allgemeine Nothilfe; Hilfsorganisationen; Kirchlicher Wiederaufbau; Ökumenischer Rat; Selbsthilfe Auswanderungen vgl. Arbeitsgemeinschaft für Auswanderungsfragen Außenministerkonferenz (1947) 150,153 Außenstellen des Zentralbüros vgl. Zentralapparat Baden - Landeskirche 32, 217f. -Hilfswerk 90, 150, 384 - Innere Mission 257, 384f. Baltische Länder 34 Bayern 56 - Landeskirche 16, 32, 47, 65, 218, 222, 267, 324 - Hilfswerk 64f., 90, 324, 385 - Innere Mission 65, 222, 227, 385 - Siedlungsgesellschaft 147 Bekennende Kirche 16, 20, 46f., 110f., 115, 120, 193 - Reichsbruderrat 81 f., 209 - vgl. auch Kirchenkampf Belgien 2f„ 11, 13 - Kirchen 24 Berlin - Blockade 145 - Behörden 335 - Beirat für kirchliche Angelegenheiten 63, 72 - Berliner Ausschuß für Wiederaufbau 64 - Hilfsaktion für das deutsche Volk 63 - Hilfsausschuß für die Kriegsgefangenen 63 -Jüdische Gemeinde 63

Institutionen- und Sachregister Berlin-Brandenburg - Landeskirche 72,195, 215, 357 -Hilfswerk 109, 147, 171, 385, 394 - Innere Mission 109f., 385f., 394 - vgl. auch Kirchliche Hochschule Besatzungsmächte 97, 81, 314 Besatzungszonen 30, 43, 90, 92 ff., 221 -westliche 72, 85,90,141,163 - Militärregierungen 43, 50, 85, 89, 93, 123 - Zonenausschüsse des Hilfswerks 90,92,95, 97 - vgl. auch Amerikanische, Französische, Britische und Sowjetische Besatzungszone Bevollmächtigte für das Hilfswerk 69f., 79f., 82f., 94, 97,114,213, 380f. - vgl. auch Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten; Hilfswerk-Ausschuß; Wiederaufbau-Ausschuß Bewegung für Glaube und Kirchenverfassung 7 Braunschweig - Landeskirche 236, 386 Bremen -Kirche 117, 179,218, 236, 386 Britische Besatzungszone 46, 55 f., 86, 89-96 - Militärbehörden, -regierung 46, 90, 112, 165 - Zonal Welfare Advisory Committee 112, 116f. - vgl. auch Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten; Zentralapparat, Zentralbüro West und Außenstelle Hamburg; Zonenausschüsse; Exekutivkomitee Bulgarien 14 Bundesrepublik Deutschland 255,282f., 286, 308,358 Bureau Intermediate 38f., 43ff., 63, 65, 71 - vgl. Selbsthilfe, Selbsthilfeausschüsse CARE vgl. Cooperative Central-Ausschuß 22, 58, 63, 67, 71 ff., 86, 93, 96, 107ff., 117 und passim - Central-Ausschuß (Ost) 72, 75,112, 355 - Central-Ausschuß (West) 75,112,114 - Satzung 331, 335 - Präsident 21,72,112,141,184,349,380f., 383 - Hauptausschuß 331, 337, 340, 344 - Sitzungen 332, 339, 350, 359 -Vorstand 116f., 138ff., 143, 306, 331, 355, 383 - Sitzungen (1945) 71 ff.; (1947) 144,147,

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196; (1948) 246f.; (1949) 249; (1950) 270; (1951) 321; (1953) 322; (1954) 330; (1956) 351 - Geschäftsstellen - Berlin 71, 100,112, 344, 383 - Bethel 75, 111 f., 205, 273, 280 f., 330, 333, 352, 355, 383 - Bremen 75,112, 383 - Vertreter in den Vereinigten Staaten 248, 254 - im Dritten Reich 191 - Finanzierung 139, 331 - Hundertjahrfeier (1948) 135, 220f„ 237f., 240,242, 246, 252 - vgl. auch Innere Mission China 5 Christ und Welt 154 ff., 174 f. Christlich-Demokratische Union 150, 313 Christlicher Nachrichten-Dienst 163 Cooperative of American Remittances to Europe (CARE) 144 Council of Relief-Agencies Licensed for Operation in Germany (CRALOG) 144f. Dänemark 54 Deutsch-Afrikanischer Hülfsausschuß vgl. Südafrika Deutsche Demokratische Republik 140, 146, 267, 282, 286, 308, 315, 335, 339, 342, 355, 368 - vgl. auch Sowjetische Besatzungszone, Osthilfe Deutsche Christen 16,18, 95,154 - vgl. auch Kirchenkampf Deutsche Evangelische Heimstättengesellschaft (Devaheim) 170, 319, 352 Deutsche Evangelische Kirche 14,16, 26, 28 f., 33, 35, 47, 54, 69, 77, 81, 176, 209 -Verfassung29, 33, 80, 140, 175, 177 -Kirchenkanzlei 44,138,142,199 -Kirchliches Außenamt 6, 18, 21, 26, 31 -Zukunftsplanungen 15,17ff., 25f., 28, 37, 64 - Geistlicher Vertrauensrat 17, 24 - Reichskirchenausschuß 142 - vgl. auch Kirchenkampf Deutsche Sozialpolitische Gesellschaft (Sopo) 264,283, 285,287, 318 f. - vgl. auch Wirtschaftsbetriebe Deutscher Bundestag 243, 260, 312-315

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Institutionen- und Sachregister

Deutscher Caritasverband 43 f., 58 f., 63, 77, 114, 141,150 ff. - vgl. auch Arbeitsgemeinschaft für Auswanderungsfragen; - für Selbsthilfe; Katholische Kirche; Zentralapparat, Außenstelle Assenheim Deutscher Evangelischer Kirchenbund 47, 209 Deutscher Evangelischer Kirchentag (1950) 311 Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband 329 Deutsches Büro für Friedensfragen 153 - vgl. auch Zentralapparat, Außenstelle Assenheim Deutsches Pfanerblatt 166, 238, 320 Deutsches Reich - Verfassung 209 Devaheim vgl. Deutsche Evangelische Heimstättengesellschaft Diakonat vgl. Diakonie Diakonie/Diakonisches Amt - biblisch 50f., 124, 191, 237, 245, 258, 267, 304, 308, 332, 362 - Umschreibungen 131, 135, 205, 237, 239, 295, 307 - der Kirche 198, 205ff., 212ff, 217, 220, 233, 237ff., 245, 259f., 266, 269, 275, 298, 301, 305 - der Gemeinde 48, 72f., 218, 327, 240ff., 250, 258ff., 264, 266f., 269f„ 274f., 278, 295, 361 f., 365ff., 372 - der Laien 132f„ 274, 372 - u n d Predigtamt 120f., 128, 130,133, 135, 202, 212, 217, 237, 258, 305, 365, 372 - und Mission 133ff„ 191,198ff, 201, 203f., 206f., 278, 303, 307, 331 f., 338, 346f., 354, 362 ff, 372, 376 - Ordnung, Organisation 180 ff., 190, 242, 273f., 292, 299f., 305,310, 305 - Amtsstelle der EKD 259ff., 264f„ 267, 276, 278, 281, 283, 285, 298, 303, 317, 319, 372, 374 - Konfessionalisierung 248, 266, 324ff, 329, 353, 373 - vgl. auch Anstaltsdiakonie, Archidiakon; Augsburgisches Bekenntnis; Diakonissenhäuser; EKD, konfessionelle Spannungen; Gemeinde; Innere Mission; Lutherischer Weltdienst; Mission; Volksmission; „Wichern zwei" Diakoniegroschen vgl. Finanzierung

Diakoniewissenschaftliches Institut 323 Diakonischer Beirat der EKD 279ff., 289, 291, 293, 295, 300f., 303, 306, 310f., 320ff., 326ff., 333, 339f., 354f., 361, 383f. - Kirchengesetz über den diakonischen Beirat 297, 320 ff - Sitzungen (1953) 322ff; (1954) 328; (1955) 333, 336, 338; (1956) 339, 344, 347, 349, 351, 356, 358; (1957) 359 - Ausschüsse 329 ff., 337, 340, 344 ff, 349 f., 356, 360, 384 Diakonissenhäuser 37,192, 271 Diakonus der EKD vgl. Archidiakon Entnazifizierung 18, 138 Europa 24 f. -Kirchen 10 - Europäisches Parlament 315 Erweckungsbewegung 185, 366 Erziehungswesen 18, 30f., 70 Europäische Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen 2, 6ff., 10f., 24, 26 Euthanasie 15 Eutin 386 f. - Hauptbüro 236 Evakuierte 16, 26 f., 64 Evangelisation vgl. Innere Mission; Volksmission; Kirchlicher Wiederaufbau Evangelische Gemeindehilfe 59 Evangelische Kirche der altpreußischen Union 28, 47 Evangelische Kirche in Deutschland 86, 98, 102,175ff., 182, 222 f., 235, 335, 344 f., 373 - Kirchenversammlung in Treysa (1945) 18, 22, 31 f., 47, 51 f., 54, 57, 60ff, 65ft, 71, 73, 75ff., 92, 96, 99f., 102, 104, 107ff., 114, 117ff., 122, 125, 139, 177ff., 189, 207, 209, 265 f., 371,374 - Kirchenversammlung in Treysa (1947) 149f., 179 f. - Kirchenversammlung in Eisenach (1948) 206ff., 214f., 217, 237, 240, 259, 311, 374 - Vorläufige Ordnung 78, 98, 179 -Verfassung 79,132,180f„ 190, 193 -Verfassungsausschuß 182f., 198, 200ff. - Grundordnung 182, 144, 212f., 226f„ 237f., 252, 259, 288,291,295 - Artikel 15: 194ff, 211, 261, 296, 300f„ 305, 307f., 302, 346f., 363, 367, 374 - Synode 211, 213, 215, 218ff., 223, 225,

Institutionen- und Sachregister 227,284,296,299, 308, 327, 331, 334, 336, 338 f., 348, 357f., 368 f. — Präsidium: 360 — Finanzausschuß 308 f., 333 — Ausschuß für Hilfswerk-Fragen (1950/51) 235, 263, 272f., 282, 289f. Sitzungen: 273, 275, 277f„ 280ff., 284f., 293ff., 301 — Vorbereitungsausschuß (1956) 361 — Worte 310f., 321, 361, 365, 369 — Tagungen (1949) 225-228, 247, 250, 253, 266, 309; (1950) 245, 265f„ 268f., 272f., 275,279,285,318; (1951) 261 ff., 298,300, 302 ff., 309, 317, 320f., 323, 328, 341, 361; (1952) 322f.; (1955) 334, 361; (1957) 136, 322, 350, 360, 363 f., 367, 369 — Kirchenkonferenz 225, 298, 307 f. — Sitzungen 232, 312, 299 - R a t 51, 78, 81 f., 101,111, 141,151, 156, 159,176 ff., 195, 205, 208, 211, 217, 222, 225, 233, 254, 256, 268, 272f., 273, 277, 279, 287f., 290, 295, 300, 305, 307ff., 316, 321, 331, 336f„ 342, 349f., 374 — Vorsitzender 177, 209, 211 f., 219, 224, 226, 310, 358 — Sitzungen (1945) 82, 98 ff., 100ff., 137, 142; (1946) 92, 103, 106, 118£., 124f.; (1947) 107,178; (1948) 164f., 218, 223f.; (1950) 262ff., 265f., 290, 292ff., 316; (1951) 292, 296f„ 301, 318f.; (1957) 348, 359 f. — Sozialkammer 243, 267 — Kirchenkanzlei 86, 96, 98f., 101 f., 119, 127f., 137, 139ff„ 156f., 159ff., 171 f., 179,190,194, 214, 216, 224, 256, 267, 273, 280f., 285, 288, 290, 322, 330, 343, 374 — Kirchliches Außenamt 41, 82, 84, 96, 98-104,149, 152, 267, 289, 292, 374 — konfessionelle Spannungen 265, 326, 329, 357 Evangelische Michaelsbruderschaft 136,152 Evangelische Nothilfe 72 f., 75 Evangelische Sozialschule, Friedewald 243, 250 Evangelische Verlagsanstalt 162 Evangelischer Pressedienst (epd) 157f., 162 Evangelischer Preßverband für Deutschland 157 f., 164 Evangelisches Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene 31, 57, 98 f. — vgl. auch Kriegsgefangene

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Evangelisches Siedlungswerk 272 - vgl. auch Siedlung Evangelisches Verlagswerk 154ff., 238 - vgl. auch Pressearbeit Exekutivkomitee vgl. Hilfswerk der EKD, Exekutivkomitee Fachverbände der Inneren Mission 71 f., 109, 112, 331 f., 336 Finanzierung des Hilfswerks 97, 170, 214, 216, 228ff., 243, 256, 292, 295f., 319, 374 f. - Öffentliche Mittel 255, 312f., 321 - Diakoniegroschen 218, 229 -Umlage 225, 231, 233, 235ff., 251, 267, 195, 197, 299, 308f., 331, 335, 342, 348 - vgl. auch Central-Ausschuß, Auslandsanleihe; Innere Mission und Hilfswerk der EKD; Sammlungen; Währungsreform; Wirtschaftsbetriebe Finnland 14,145 Flüchtlingshilfe 50, 57, 63, 88, 90,110, 116, 146,151,167, 171, 185, 232, 237, 239, 243, 267f., 271 f., 313, 372 - vgl. auch Hilfskomitees; Siedlung Frankreich 3, 8,11,13 - Kirchen 24 Französische Besatzungszone 96f., 145 Frauenarbeit 227,243, 309 f. Freikirchen 64, 71, 77, 79, 84, 104-107, 116, 169, 176-182,195, 209f., 218, 329, 332, 397f. Friedensvertrag 150, 153 - vgl. auch Deutsches Büro für Friedensfragen; Zentralapparat, Außenstelle Assenheim Fürsorge vgl. Anstaltsdiakonie, Wohlfahrtspflege Gemeinde 129, 184, 187, 332, 365 f. - vgl. auch Diakonie Gemeindedienste der Inneren Mission 267 - vgl. auch Rheinland, Innere Mission Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft 147, 318f., 383 Geschäftsführerkonferenzen der Inneren Mission 138, 244, 246, 258, 335 - Tagungen (1946) 21, 138ff., 184ff., 191; (1947) 108, 109; (1948) 198, 200, 207, 221; (1949) 248, 250, 254; (1950) 258, 267; (1953) 322; (1954) 330

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Institutionen- und Sachregister

Gewerkschaften 71, 243 Görlitzer Kirchengebiet vgl. Schlesien Greifswald, Evangelische Landeskirche vgl. Pommern Griechenland 3, 14, 24 Großbritannien 2ff., 7 -Kirchen 1 f., 3f., 6, 8, 10f., 35, 54, 81 - Hilfsorganisationen 3 f., 8 f. Gustav-Adolf-Verein 34,195, 199 Hamburg - Landeskirche 93, 267 -Hilfswerk 61, 387 - Fusion 330, 387 Hannover 62 - Landeskirche 62, 93, 324 - Hilfswerk 62, 236, 387 Hauptbüros des Hilfswerks 23, 70, 80, 87, 128, 168 f., 172, 178, 217, 225 f., 228ff., 233f., 236, 245f., 264, 283, 289f., 308, 384-398 - norddeutsche 92, 95, 262, 327 - vgl. auch Arbeitsgemeinschaft der Bevollmächtigten; Baden; Bayern; BerlinBrandenburg; Besatzungszonen, Zonenausschüsse; Bevollmächtigte; Eutin; Hamburg; Hannover; Hauptgeschäftsführer; Hessen-Nassau; KurhessenWaldeck; Lippe; Mitarbeiter; Nordwestdeutschland; Pfalz; Rheinland; Schaumburg-Lippe; Westfalen; Württemberg Hauptgeschäftsführer, -konferenzen des Hilfswerks 80, 87, 123, 242 ff., 322 Hessen vgl. Hessen-Nassau; KurhessenWaldeck Hessen-Nassau (Landeskirche) 65 -Hauptbüro 171, 236, 388 - Siedlungsgesellschaft 147 - Innere Mission 257, 388 Hilfskomitees 146, 149f., 181, 380f. -jugoslawisches 174 - vgl. auch Flüchtlingshilfe Hilfsorganisationen vgl. Bureau Intermediaire; Cooperative; Council; Europäische Zentralstelle; Evangelisches Hilfswerk für Internierte; Evangelische Nothilfe; Großbritannien; Hoover-Plan; Internationale protestantische Darlehensgenossenschaft; Lutherischer Weltdienst; Niedersachsen; Ökumenischer Rat; Rotes Kreuz; Schweden; Schweiz; Selbsthilfe, -ausschüsse; Selbsthilfe-

werk; Spitzen verbände; Südafrika; United Nations; Vereinigte Staaten, Kirchen; Winterhilfswerk Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland passim - Proklamation 60 f. -Rechtsform und Satzung 176, 181 ff., 195, 197, 235, 289, 372, 374 - Ordnung (1948) 216f., 219, 224f., 238; (1949) 217ff., 224f., 231, 238ff., 247, 250f., 253, 260f., 264, 282, 308, 372; (1951) 273, 286, 326f., 330, 327, 328, 336, 343, 345, 348, 374f. - Leiter 68f., 81, 83, 94, 96f., 157, 212, 214f., 219f., 224f., 291, 297, 299, 309, 312, 315, 375, 380f. - Wiederaufbau-Ausschuß 69, 78 ff., 86, 92, 101, 105, 108f., 146f., 175ft, 209, 21 Iff., 219f„ 227, 229, 232, 244, 251,158, 262 f., 283, 287, 289, 298, 380f. - Präsident 225, 380 - Vertreter des Central-Ausschusses 108 f. - Ordnungsausschuß 289f., 293, 297 - Sitzungen (1945) 78, 80f., 89f., 123, 126; (1946) 93, 9 6 , 1 0 6 , 1 1 4 , 117ff.; (1947) 179f., 190, 195ff.; (1948) 202, 204f., 207, 211, 213, 218f., 223f., 230f., 233; (1949) 239; (1950) 235, 246, 288, 315; (1951)318 - Exekutivkomitee 92ff„ 118,171,179f., 216, 380 - Sitzungen 177, 179, 182f„ 190, 215f. - Geschäftsführender Ausschuß 211,214, 216,129f., 222f., 229f., 380 - Hilfswerk-Ausschuß 286, 294, 308 f., 331, 335, 346, 381 - Sitzungen 332 f., 343, 360 - Verwaltungsrat 224, 227, 236, 259, 286, 289, 294f., 301, 304, 308, 328, 331 f., 345, 350, 381 f. - Sitzungen 231 ff., 261, 265, 288, 290, 314, 322, 335, 343, 360 - vgl. auch Bevollmächtigte; Evangelische Kirche in Deutschland; Finanzierung; Hauptbüros; Hauptgeschäftsführer; Kirchlicher Wiederaufbau; Mitarbeiter; Selbsthilfewerk; Zentralapparat; Zentralbüro Hoover-Plan 1-4, 7 Innere Mission 21, 25, 36f., 58f., 70, 72f., 79, 84,107 ff., 125, 127,181, 322 und passim

Institutionen- und Sachregister - Selbstverständnis 72f., 133, 185f., 190ff., 196, 247, 249, 281,307, 347, 362 -Rechtsform 36, 72, 75, 110, 118,122, 126f., 131 f., 139, 143, 186ff.,201, 203, 213, 237, 248, 251 f., 262, 270, 300, 303 f., 306, 321, 347, 366, 371 -Nachwuchs 185,250,311 - Nordwestdeutsche Konferenz 257f., 266f., 116f. - Südwestdeutsche Konferenz 221, 257f., 266, 367 - vgl. auch Anstaltsdiakonie; CentraiAusschuß; Diakonie; Diakonissenhäuser; Fachverbände; Geschäftsführerkonferenzen; Landesverbände Die Innere Mission 238, 362 Innere Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland - Name 331 f., 339, 346f., 364, 368, 384 - Rechtsform 306, 331 f., 335f., 339ff., 344f., 347, 355, 384 - Ordnung 344ff., 348 f., 357ff., 361, 367 - Diakonische Konferenz 147, 331, 336f., 340, 348, 350, 368 - Diakonischer Rat 269, 284ff., 288, 325, 331, 346, 348, 350 - Vorsitzender 331, 337, 349f. - Hauptgeschäftsstelle 344, 350, 352 ff., 368, 384 - Leitung 343, 349f., 352, 354, 356 - Sitz 277ff., 281, 324, 326, 329, 335, 337, 340ff., 350 f., 356, 368 - Finanzierung 324, 331, 347f., 368 Inter-Allied Committee on Post-War Requirements 4 Internationale Protestantische Darlehensgenossenschaft (APIDEP) 33, 34 Internationaler Missionsrat 8 Internationaler Verband für Innere Mission und Diakonie 248 Italien 14, 24 Jugend, - arbeit 25, 309, 323 Katholische Kirche 16, 35, 63, 143,151,156, 313 - evangelisch-katholische Hilfsorganisation 22, 25, 29f., 32f., 42f., 54, 56, 71, 84 - Fuldaer Bischofkonferenz 54, 58, 71 - vgl. auch Deutscher Caritasverband, Rundfunk

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Kinderspeisungen vgl. Allgemeine Nothilfe Kirchenkampf 108,188, 215 - vgl. auch Arbeitsgemeinschaft der diakonischen und missionarischen Verbände; Bekennende Kirche; Central-Ausschuß, im Dritten Reich; Deutsche Christen; Deutsche Evangelische Kirche Kirchenprovinz Sachsen 195, 252, 396 Kirchliche Hochschule Berlin 362f., 367f. Kirchlicher Wiederaufbau 4ff„ 23, 25f., 28f., 31, 33, 38, 45, 53, 55 f., 87f„ 104, 185, 207f., 210, 212, 312, 324f„ 370 - Ökumenischer Rat 3, 39, 48 ff. - Hilfswerk 69f., 133, 200, 255, 267, 277 - Evangelisation 12, 29f., 51, 53 - Literaturhilfe 24f„ 38f., 41, 46, 52, 91, 148 - Transporthilfe 46 - Notkirchen 41, 46, 91,148, 170 - vgl. auch Allgemeine Nothilfe; Diakonie, Konfessionalisierung; Lutherischer Weltdienst; Ökumenischer Rat; Rechristianisierung; Vereinte Nationen Kirchliches Außenamt vgl. Deutsche Evangelische Kirche; Evangelische Kirche in Deutschland Kirchliches Einigungswerk 14ff., 24, 27, 35f., 47f., 66, 209, 370 -Beirat 15, 17, 19, 22, 25, 27f., 33, 37ff., 66f., 75, 81 Kollekten vgl. Sammlungen Konzentrationslager 23 Koordinierung von Hilfswerk und Innerer Mission 112, 188,197, 221 f., 247, 251, 253, 269 - Koordinationsausschüsse 221 f., 247, 253, 257, 259, 261 - Koordinationsbesprechungen 248, 321, 326 - vgl. Diakonischer Beirat; Evangelische Sozialschule; Innere Mission und Hilfswerk der EKD; Verbindungsstelle Kriegsgefangene 63, 98f., 103 - vgl. auch Evangelisches Hilfswerk für Internierte und Kriegsgefangene; Württemberg, Hilfsdienst Kurhessen-Waldeck - Landeskirche 32, 65, 236 - Caritativer Hilfsausschuß 44 f. - Hauptbüro 45, 236, 389 - Innere Mission 22, 257, 139, 389 - Fusion 252, 389

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Institutionen- und Sachregister

Landeskirchen 120, 171,177f., 178,182, 194, 209f., 214, 218, 225, 229ff., 246, 256, 259, 262, 269, 323, 326, 328, 331, 333, 337, 351, 368, 371, 373, 375 -lutherische 100,107, 195, 200, 329 - Kirchenleitungen, -behörden 55, 67, 86, 92, 124, 128, 131, 139, 175f., 193, 195, 216, 233, 295, 299, 368, 372f. - vgl. auch Anhalt; Bayern; Bevollmächtigte; Bremen; Eutin; Hamburg; Hauptbüros; Hannover; Hessen-Nassau; Kurhessen-Waldeck; Landesverbände; Lippe; Mecklenburg; Pfalz; Pommern; Rheinland; Kirchenprovinz Sachsen; Sachsen; Schlesien; Schleswig-Holstein; Thüringen; Vereinigte EvangelischLutherische Kirche Deutschlands; Westfalen; Württemberg Landesverbände der Inneren Mission 67, 71, 73, 107, 109,112, 115,118,139, 198, 205, 252, 368, 384-398 - vgl. auch Geschäftsführerkonferenzen; Baden; Bayern; Berlin-Brandenburg; HessenNassau; Kurhessen-Waldeck; Pfalz; Rheinland; Westfalen; Württemberg Lippe - Landeskirche 179,218 - Hauptbüro 236, 389 Literaturhilfe vgl. Kirchlicher Wiederaufbau; Pressearbeit Liturgie 136 Lübeck - Landeskirche 93, 218, 236 - Hauptbüro 236, 389 Lutherischer Weltkonvent, -bund 51, 149, 160, 324, 342 - vgl. auch Vereinigte Staaten, lutherische Kirchen Lutherischer Weltdienst 266, 324ff., 353 f. - vgl. auch Diakonie, Konfessionalisierung; Landeskirchen, lutherische Lutherrat 23 Männerarbeit 25, 250, 309 Marxismus 130 Mecklenburg - Landeskirche 16, 252, 395 f. Militärseelsorgevertrag 358, 364 Mission 245, 303, 331, 359, 369 - vgl. auch Diakonie; Innere Mission, Selbstverständnis; Kirchlicher Wiederaufbau, Evangelisation; Volksmission

Missouri-Synode 149, 155 Mitarbeiterschaft des Hilfswerks 91, 93,149, 167f., 170,172-174,184f, 228f, 233, 277f., 292, 295, 309, 334, 341, 352, 359, 374 Mitteilungen aus dem Hilfswerk 237, 266, 276, 278, 299, 312f. Nahrungsmittelhilfe vgl. Allgemeine Nothilfe Nationalsozialismus 2,14, 51 ff., 95, 149, 154, 174, 213 Nationalsozialistische Volkswohlfahrt 36, 185 f. Neue Zürcher Zeitung 41 Nichtarische Christen 15 f. Niederlande 2, 11,13f., 54,145 Niedersachsen - Hilfswerk Niedersachsen 62 Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche - Diakonisches Werk vgl. Hamburg; Schleswig-Holstein Nordrhein-Westfalen 281, 313 Nordwestdeutschland, Evangelischreformierte Kirche 179, 390 - Hauptbüro 236, 390 Norwegen 54 Notkirchen vgl. Kirchlicher Wiederaufbau; Zentralapparat, Außenstellen Öffentlichkeitsauftrag 121,124, 243, 249, 258, 275, 371 f. - vgl. auch Diakonie; Politik; Pressearbeit; Rundfunk; Zentralapparat, Außenstelle Assenheim; Zentralbüro, Abteilungen Ökumene 1-84 passim, 99ff., 103, 114,120, 123,159, 371 - Wiederaufbau-Ausschüsse 12, 29, 79,104 - vgl. auch Bewegung für Glaube und Kirchenverfassung; Europäische Zentralstelle; Internationale Protestantische Darlehensgenossenschaft; Internationaler Missionsrat; Ökumenischer Rat für Praktisches Christentum; Ökumenischer Rat der Kirchen Ökumenischer Pressedienst 41 Ökumenischer Rat der Kirchen 1-84 passim, 88, 98,101 f., 113, 149,155, 370 - Vorläufiger Ausschuß 7 f., 10, 15, 20, 39 - Vollversammlung 7 -Wiederaufbau-Ausschuß 7, 10f., 37, 39f., 46, 48 f., 74f., 77,81

Institutionen- und Sachregister - Wiederaufbau-Abteilung 6 ff., 19, 24, 26, 34, 39, 41, 43, 45, 48ff., 71, 76, 81, 88, 105 f., 113, 125, 173 f. - Studienabteilung 6,14, 33 - Ökumenische Kommission für die Pastoration der Kriegsgefangenen 11, 34, 38, 52 - Sekretariat für nichtarische Flüchtlinge 11 - vgl. auch Allgemeine Nothilfe; Kirchlicher Wiederaufbau Ökumenischer Rat für Praktisches Christentum 7 Österreich 49 Oldenburg - Landeskirche 236, 390 Office of Strategie Services 42 Osthilfe 52, 88, 90,148, 228, 234, 256, 267, 342 Pakethilfe vgl. Allgemeine Nothilfe Parteien 96 - vgl. auch Christlich-Demokratische Union; Sozialdemokratische Partei Deutschlands Pfalz - Landeskirche 218, 236 - Hauptbüro 97, 390f. - Innere Mission 257, 391 Polen 14, 23 Politik vgl. Öffentlichkeitsauftrag Pommern - Landeskirche 252, 324, 395 Potsdamer Abkommen 243 Pressearbeit 70, 81,156, 363, 372 - vgl. auch Christlicher Nachrichtendienst; Christ und Welt; Deutsches Pfarrerblatt; Evangelische Verlagsanstalt; Evangelischer Preßverband für Deutschland; - für Westfalen; - für Württemberg; Evangelischer Pressedienst; Evangelisches Verlagswerk; Die Innere Mission; Kirchlicher Wiederaufbau, Literaturhilfe; Mitteilungen; Neue Zürcher Zeitung; Ökumenischer Pressedienst; Schweiz, Evangelischer Pressedienst; Sonntagsblatt; Stimme; Zeitwende Rat der EKD vgl. Evangelische Kirche in Deutschland Rechristianisierung 51, 55, 163 - vgl. auch Kirchlicher Wiederaufbau, Evangelisation Reformierter Bund 195

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Reichsbruderrat vgl. Bekennende Kirche Reichskirchenausschuß vgl. Deutsche Evangelische Kirche Rheinland 28, 32, 58 ff. - Landeskirche 59f., 236 -Hauptbüro 60,117,391 - Innere Mission 58, 60, 65, 74 f., 391 Rohstoffveredelung 91, 145,148f., 170, 230-233 - vgl. auch Wirtschaftsbetriebe; Arbeitsbeschaffung Ruhrgebiet vgl. Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk Rundfunk 87,163,167 Rotes Kreuz 4, 50, 65 - Deutsches Rotes Kreuz 38, 62f., 71, 77, 144 - Internationales Komitee vom Roten Kreuz 38,40, 43 f., 70 Saargebiet 90, 97, 391 Sachsen 44, 396 Sammlungen, kirchliche 74, 90, 96f., 228ff., 232 f., 234, 254, 268, 271 f., 348 - vgl. auch Finanzierung Schaumburg-Lippe -Hauptbüro 236, 391 Schlesien 76, 394 f. Schleswig-Holstein 61, 93 -Landeskirche 179, 218, 236, 392 - Laienkonferenz 267 Schottland 13 Schweden 9, 33ff., 37, 54, 90,145 Schweiz 2, 4, 19, 24, 26, 33, 39-43, 54, 65f„ 86, 90, 98ff.,102 -Kirchenbund 10 -Hilfswerk 9,149 - Evangelischer Pressedienst 41 - Schweizer Spende 42 - vgl. auch Bureau Intermediate Selbsthilfe 30, 38, 56, 68, 70, 86, 88-92, 122, 148, 152, 231,241,370 - Selbsthilfeausschüsse 38, 45, 55ff.,71 - Arbeitsausschuß für Selbsthilfe 152 - vgl. auch Deutscher Caritasverband; Rohstoffveredlung; Selbsthilfewerk; Bureau Intermediate Selbsthilfewerk der Deutschen Evangelischen Kirche 13-39, 41 ff., 45, 47, 54 f. 57, 59, 66f., 76,123, 370 - Gesamtausschuß, Wiederaufbau-Ausschuß 37f., 65f.

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Institutionen- und Sachregister

- Zentrale Arbeitsausschüsse 29ff., 31, 69f., 79,108 - vgl. auch Katholische Kirche; Kirchliches Einigungswerk Siedlung 58f., 146f., 242, 268, 272, 312, 372 - vgl. auch Bayern; Berlin-Brandenburg, Hilfswerk; Espelkamp; Flüchtlingsproblem; Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft; Hessen-Nassau; Ruhrkohlenbezirk; Siedlungsverband; Sozialwerk Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk 58 Skandinavische Kirchen 34 Sonntagsblatt 154-166 Sowjetunion 5 Sowjetische Besatzungszone 52, 75f., 86, 89f., 90, 93, 96, 98, 137, 141,162f., 195, 210, 215, 232, 234, 252, 282, 315, 335 - vgl. auch Deutsche Demokratische Republik; Osthilfe; Zentralapparat Sozialplan vgl. Sozialpolitik Sozialpolitik 131, 275, 334 - Kirchliche 239, 243, 246, 248 f., 258, 268, 275, 312, 334 - Hilfswerk 187, 240, 242f., 257, 260, 270, 296, 333 f., 336, 365, 367, 371-375 - vgl. auch „Wichern zwei"; Wohlfahrtspflege; Arbeitsbeschaffung; Siedlung Sozialwerk für Wohnung und Hausrat 145, 147, 231, 383 Spanien 24 Spitzenverbände 75, 247, 255 f. - Central-Ausschuß 93, 114, 267 - vgl. auch Arbeiterwohlfahrt; Deutscher Caritasverband; Deutsches Rotes Kreuz; Paritätischer Wohlfahrtsverband Staatskirche 132, 239, 303 Stimme 162, 158f., 161 f. Stuttgarter Schulderklärung 51 f. Südafrika - Deutsch-Afrikanischer Hülfsausschuß 149 Synode vgl. Evangelische Kirche in Deutschland, Synode Thüringen - Landeskirche 16, 44, 218, 252, 396f. Tschechoslowakei 14, 90, 145 Tyska Kirkokontoret vgl. Zentralapparat, Außenstellen Umlage vgl. Finanzierung Ungarn 14, 49, 145

United Nations Relief and Rehabilitation Administration 5 f., 10,13, 50, 88 Verbindungsstelle Bonn 323, 382 Veredlungswirtschaft GmbH (Verwi) 231, 233, 235, 286, 318f., 383 - vgl. auch Wirtschaftsbetriebe Vereine, kirchliche 126,140, 187, 238, 245, 263, 268, 296, 336 vgl. auch Innere Mission, Rechtsform Vereinigte Begräbniskassen 234 Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands 265, 267, 279, 324 - vgl. auch Landeskirchen, lutherische; Lutherischer Weltbund; - dienst Vereinigte Staaten lf., 5, 24f., 41 f., 91,174 - Kirchen, kirchliche Organisationen 1 ff., 8 ff., 13, 24, 35, 50, 54, 71, 103,105, 107,130, 174 - lutherische 5, 39, 51, 76, 149, 155 Vereinte Nationen 6 - vgl. auch United Nations Relief and Rehabilitation Administration Verwaltungsrat vgl. Hilfswerk der EKD, Verwaltungsrat Verwi vgl. Veredelungswirtschaft GmbH Volkskirche 303 Volksmission 70, 73 f., 134,185, 362, 246, 270, 278, 355, 362, 374 - Volksmissionarisches Institut - vgl. auch Diakonie; Innere Mission, Selbstverständnis; Kirchlicher Wiederaufbau, Evangelisation; Mission Währungsreform 154, 165,167f., 190, 219, 221, 228 ff., 234, 240, 295, 312, 374 - vgl. auch Finanzierung Weltkriege - Erster Weltkrieg 1 f. - Zweiter Weltkrieg 2 ff., 6, 8,13, 21 f., 370 - Kriegsende, -ausgang 10,17, 20, 24, 26, 29, 36, 38, 71 f., 340 Westfalen 16, 28, 32, 278 - Landeskirche 92, 195, 236 - Hilfswerk 86, 94 f., 97, 126, 236, 392 - Innere Mission 94, 392 - Fusion 189, 192, 392 „Wichern zwei" 125, 233, 237, 240ff„ 245, 251,271,274,313, 371 „Wichern drei" 270 Widerstandsbewegung 14ff., 18, 22, 29ff., 37, 41 f., 314, 370

Institutionen- und Sachregister - vgl. auch Erziehungswesen Wiederaufbau-Ausschuß vgl. Hilfswerk der EKD Wiederbewaffnung 282, 302 Wiedervereinigung 328 Winterhilfe, -hilfswerk 59, 62, 75 Wirtschaftsbetriebe des Hilfswerks 148,169, 172, 211, 215f„ 224, 234, 243, 274, 290, 293f., 302, 304f., 308, 373f., 383 - Ausgliederung 235, 277, 283, 285 ff., 291 f., 295, 297, 304, 308, 316, 318ff., 374 - vgl. auch Deutsche Evangelische Heimstättengesellschaft; Deutsche Sozialpolitische Gesellschaft; Evangelisches Verlagswerk; Finanzierung; Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft; Rohstoffveredelung; Sozialwerk; Veredelungswirtschaft Wohlfahrtspflege 250, 362 -Verstaatlichung 141 - öffentliche 118, 242, 248, 250, 273 ff. - vgl. auch Anstaltsdiakonie; Britische Besatzungszone, Zonal Welfare Advisory Committee; Sozialpolitik; Spitzenverbände Wohnraumbeschaffung vgl. Evangelische Gemeindehilfe; Siedlung, Wohlfahrtsverbände vgl. Spitzenverbände Württemberg - Landeskirche 16, 32, 47, 52f., 64, 74, 89, 102, 143, 215 - Evangelischer Oberkirchenrat, Stuttgart 159, 170f., 178, 202, 215, 217f.

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-Hilfswerk 57, 85,171, 183, 236, 393 - Innere Mission 57, 257, 393 - Hilfsdienst für Kriegsgefangene 74 Zeitwende 166 Zentralapparat des Hilfswerks 127, 167f., 190, 229f., 232, 234, 246, 340, 373f. - Zentralbüro Stuttgart 60, 67, 79, 85 ff., 94, 118, 185, 252, 254, 283, 380 und passim - Leiter 292, 295, 337, 343, 380 - Hauptabteilungen 148,175, 231, 342 - Zentralbüro Ost 67, 86, 98,145f., 168, 171, 257, 325, 327, 342, 355, 363, 380 - Zentralbüro West 67, 86, 91 ff., 109, 175, 380 - Außenstelle Hamburg 90f., 93f., 145,168, 171,231,380 -Außenstelle Assenheim 149ff., 181 ff., 380 -Übrige Außenstellen 124,145,146ff., 150, 168,171,380 - vgl. auch Finanzierung; Mitarbeiter; Wirtschaftsbetriebe Zonal Welfare Advisory Committee vgl. Britische Besatzungszone Zusammenschluß von Hilfswerk und Innerer Mission vgl. Diakonischer Beirat; Hamburg, Fusion; Innere Mission und Hilfswerk der EKD; Koordinierung; Kurhessen-Waldeck, Fusion; Westfalen, Fusion

Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Reihe B: Darstellungen Hrsg. im Auftrag der Ev. Arbeitsgemeinschaft für kirchliche Zeitgeschichte von Georg Kretschmar und Klaus Scholder. Bei Subskription auf das Gesamtwerk 15% Ermäßigung.

3 Heinz Brunotte - Bekenntnis und Kirchenverfassung Aufsätze zur kirchlichen Zeitgeschichte. 1977. X, 261 Seiten, geb.

4 Johanna Vogel · Kirche und Wiederbewaffnung Die Haltung der Evangelischen Kirche in Deutschland in den Auseinandersetzungen um die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik 1949-1956. 1978. 304 Seiten, geb.

5 Reijo E. Heinonen · Anpassung und Identität Theologie und Kirchenpolitik der Bremer Deutschen Christen 1933-1945. 1978. 302 Seiten, geb.

6 Martin Norberte Dreher - Kirche und Deutschtum in der Entwicklung der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien. 1978. 259 Seiten, 4 Abb., 1 Faltkarte, geb.

7 Jens Holger Schj^rring Theologische Gewissensethik und politische Wirklichkeit Das Beispiel Eduard Geismars und Emanuel Hirschs. 1979. 354 Seiten, geb.

8 Kirchen in der Nachkriegszeit Vier zeitgeschichtliche Beiträge von Armin Boyens, Martin Greschat, Rudolf von Thadden, Paolo Pombeni. 1979. 167 Seiten, geb.

9 Annemarie Smith-von Osten · Von Treysa 1945 bis Eisenach 1948 Zur Geschichte der Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland. 1981. 400 Seiten, kart.

10 Joachim Beckmann · Hoffnung für die Kirche in dieser Zeit Beiträge zur kirchlichen Zeitgeschichte 1946-1974. 1981. XII, 420 Seiten, kart.

11 Hartmut Rudolph Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 bis 1972 Bd. 1: Kirchen ohne Land. Die Aufnahme von Pfarrern und Gemeindegliedern aus dem Osten im westlichen Nachkriegsdeutschland: Nothilfe - Seelsorge - kirchliche Eingliederung. Mit einem Geleitwort von Eduard Lohse. 1984. XXIII, 627 Seiten mit 5 Karten, geb. 12

Bd. 2: Kirche in der neuen Heimat. Vertriebenenseelsorge - politische Diakonie - das Erbe der Ostkirchen. 1985. XIV, 387 Seiten, geb.

13 Carsten Νία,Ι .-.en (Hg.) Nordische und deutsche Kirchen im 20. Jahrhundert Referate auf der Internationalen Arbeitstagung in Sandbjerg/Dänemark 1981. 1982. 361 Seiten, kart.

Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen und Zürich