Karl Kreil und der Erdmagnetismus: Seine Korrespondenz mit Carl Friedrich Gauß im historischen Kontext 9783700181866, 3700181868

Karl Kreil (1798–1862), Astronom, Meteorologe und Geomagnetiker, galt und gilt noch heute in Österreich als ein Wissensc

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German Pages 272 [273] Year 2018

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INHALTSVERZEICHNIS
GELEITWORT
DANKSAGUNG
VORBEMERKUNGEN
1. EINLEITUNG
2. KARL KREILS LEBEN UND SCHAFFEN IM ÜBERBLICK
3. BAUSTEINE ZU LEBEN UND WERK
4. KREIL ALS MITGLIED DES GÖTTINGER MAGNETISCHEN VEREINS
5. EIN WICHTIGES ERGEBNIS VON KREIL: DER EINFLUSS DES MONDES AUF DEN ERDMAGNETISMUS
6. KREILS KARTENWERK
7. KREILS KORRESPONDENZ, EINE ANNÄHERUNG
8. THEMEN IN DEN ZWISCHEN KREIL UND GAUSS GEWECHSELTEN BRIEFEN
9. DER BRIEFWECHSEL ZWISCHEN KARL KREIL UND CARL FRIEDRICH GAUSS
10. SCHLUSSWORT
KURZBIOGRAMME
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
LITERATURVERZEICHNIS
PERSONENINDEX
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Karl Kreil und der Erdmagnetismus: Seine Korrespondenz mit Carl Friedrich Gauß im historischen Kontext
 9783700181866, 3700181868

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KARIN REICH, ELENA ROUSSANOVA

Karl Kreil und der Erdmagnetismus

ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE DENKSCHRIFTEN, 508. B A N D

Veröffentlichungen zur Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Medizin Nr. 68

KARIN REICH, ELENA ROUSSANOVA

Karl Kreil und der Erdmagnetismus Seine Korrespondenz mit Carl Friedrich Gauß im historischen Kontext

Angenommen durch die Publikationskommission der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: Friedrich G. Barth, Georg Brasseur, Karlheinz Erb, Josef Smolen, Christoph Spötl, Michael Wagner, Anton Zeilinger

Diese Publikation wurde einem anonymen, internationalen Peer-Review-Verfahren unterzogen. This publication has undergone the process of anonymous, international peer review.

Umschlagbilder: Adolf Dauthage, „Portrait von Karl Kreil“, Lithographie, 1855, Staatsbibliothek zu Berlin; Christian Albrecht Jensen, „Portrait von Carl Friedrich Gauß“, Öl auf Leinwand, 1840, Museum des Astronomischen Hauptobservatoriums der Russischen Akademie der Wissenschaften, Pulkowo; Fragment des Vorschlags von C. F. Gauß, Karl Kreil zum Korrespondenten der Göttinger Societät der Wissenschaften zu wählen, Archiv der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; Fragment der graphischen Darstellung der korrespondierenden Beobachtungen in Kopenhagen und in Mailand am 5. und am 6. November 1834. Aus: Gauß 1835a und Gauß 1836a.

Die verwendeten Papiersorten sind aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt, frei von säurebildenden Bestandteilen und alterungsbeständig.

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-7001-8186-6

Copyright © 2018 by Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien Druck und Bindung: Druckerei Totem, PL-88-100 Inowrocław Printed and bound in the EU https://epub.oeaw.ac.at/8186-6 https://verlag.oeaw.ac.at

Kreil war der Erste in Oesterreich gewesen, der magnetische Observatorien nach den Ideen von Gauss in Göttingen in’s Leben gerufen, zuerst in Mailand, dann in Prag (Fellöcker 1864–1869, Teil 5, S. 20).

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INHALTSVERZEICHNIS GELEITWORT ............................................................................................................................... 11 DANKSAGUNG ............................................................................................................................. 13 VORBEMERKUNGEN .................................................................................................................... 15 1. EINLEITUNG ............................................................................................................................. 17 2. KARL KREILS LEBEN UND SCHAFFEN IM ÜBERBLICK ............................................................. 19 2.1. Biographische Skizze ....................................................................................................... 19 2.2. Biographien und Schriftenverzeichnisse .......................................................................... 21 2.3. Auszeichnungen und Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen und Gesellschaften ......................................................................................................................... 22 2.4. Die Donaumonarchie und das politische Umfeld zu Kreils Zeiten .................................. 23 3. BAUSTEINE ZU LEBEN UND WERK .......................................................................................... 25 3.1. Herkunft, Schulbesuch in Ried, Wels und Kremsmünster ............................................... 25 3.2. Student, Erzieher und Assistent in Wien.......................................................................... 26 3.3. Eleve an der Sternwarte Brera in Mailand: 1831 bis 1838 .............................................. 28 3.3.1. Erste Zeit in Mailand............................................................................................. 28 3.3.2. Besuch aus Göttingen im Oktober/November 1834 ............................................. 30 3.3.3. Beginn der erdmagnetischen Beobachtungen und Forschung in Mailand: Lokalität und Instrumente ............................................................................................... 33 3.3.4. Publikation der Beobachtungsdaten ...................................................................... 37 3.3.5. Gauß’ „Intensitas“ in italienischer Übersetzung ................................................... 38 3.4. Kreil als Adjunkt und sechster Direktor der Sternwarte zu Prag: 1838 bis 1851 ............ 40 3.4.1. Präliminarien ......................................................................................................... 40 3.4.2. Ankunft in Prag ..................................................................................................... 42 3.4.3. Die Lokalität für magnetische Beobachtungen, die Instrumente und das Beobachtungsteam ............................................................................................. 43 3.4.4. In Prag gegründete Schriftenreihen....................................................................... 47 3.4.5. Berufliche Kontakte und persönliches Glück ....................................................... 48 3.4.6. Erste große Bereisung: Böhmen 1843, 1844 und 1845......................................... 50 3.4.7. Der Zweite Erdmagnetische Kongress in Cambridge im Juni 1845 als Tagung der British Association for the Advancement of Science ............................. 54 3.4.8. Zweite große Bereisung: der österreichische Kaiserstaat 1846 bis 1848 und 1850 bis 1851 ................................................................................... 56 3.4.9. Kreils Entwurf eines meteorologischen und erdmagnetischen Beobachtungssystems für die österreichische Monarchie ............................................... 58 3.4.10. Kreil als Direktor der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften ......................................................................................................... 59 3.4.11. Exkurs: Wahl von Gauß zum Mitglied der Philosophischen Fakultät der Universität Prag............................................................................................................... 60 3.4.12. Kreils Besuch bei Wolfgang Bolyai im August 1848 ......................................... 61

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3.4.13. Einfluss der Alpen auf den Erdmagnetismus ...................................................... 64 3.4.14. Exkurs: Johann Lamonts Bereisungen ................................................................ 67 3.4.15. Kreils Nachfolger in Prag: Joseph Georg Böhm................................................. 67 3.5. Kreil als Direktor der Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien: 1851 bis 1862 ........................................................................................................... 68 3.5.1. Vorgeschichte ....................................................................................................... 68 3.5.2. Wahl von Gauß zum Ehrenmitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien.................................................................................................. 68 3.5.3. Gründung der „Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ ............ 72 3.5.4. Die „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ ........................................................................................................................................ 76 3.5.5. Exkurs: Das Physikalische Hauptobservatorium in St. Petersburg....................... 77 3.5.6. Erstes magnetisches Observatorium in Wien und erste erdmagnetische Beobachtungen ............................................................................................................... 79 3.5.7. Kreils „Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag“ ...................... 81 3.5.8. Dritte große Bereisung: der Adriatische Golf 1854 .............................................. 83 3.5.9. Vierte große Bereisung: südöstliches Europa und einige Küstenpunkte Asiens 1858............................................................................ 84 3.5.10. Kreils „Anleitung zu den magnetischen Beobachtungen“ .................................. 86 3.5.11. Exkurs: Kreil als Meteorologe ............................................................................ 87 3.5.12. Kreils Tod und seine Nachfolge ......................................................................... 87 4. KREIL ALS MITGLIED DES GÖTTINGER MAGNETISCHEN VEREINS .......................................... 89 4.1. Die erdmagnetische Forschung in Göttingen................................................................... 89 4.1.1. Die Anfänge: Alexander von Humboldt, Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Weber ............................................................................................................... 89 4.1.2. Die „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“ .................... 90 4.1.3. Das Göttinger magnetische Observatorium in der Darstellung von Kreil ............ 91 4.2. Kreils Beobachtungsdaten aus Mailand und Prag für Göttingen ..................................... 92 4.2.1. Zu der Datenlieferung nach Göttingen ................................................................. 92 4.2.2. Die Beobachtungsprotokolle aus dem Umfeld von Kreil unter den Dokumenten des Göttinger magnetischen Vereins .............................................................................. 93 4.2.3. Beobachtungsdaten aus Mailand und Prag in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“ ................................................................... 96 4.2.4. Vergleichende Zusammenstellung: handschriftliche Beobachtungsprotokolle unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ und ihre Publikation in den „Resultaten“ ....................................................................................................... 102 4.2.5. Resümee .............................................................................................................. 103 4.2.6. Exkurs: Weitere österreichische Mitglieder des Göttinger magnetischen Vereins: Krakau und Kremsmünster ........................................................................................... 104 4.3. Kreils Beitrag in den „Resultaten“................................................................................. 105 4.4. Wahl von Kreil zum korrespondierenden Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen................................................................................................ 107 4.5. Kreils Bewerbung um die Nachfolge Joseph Johann Littrows in Wien ........................ 109 4.6. Kritik aus Göttingen: 1842 ............................................................................................ 110 4.7. Kreils Berichte über den Göttinger magnetischen Verein ............................................. 111 4.8. Kreils Werke in der Gauß-Bibliothek ............................................................................ 112

Inhaltsverzeichnis

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5. EIN WICHTIGES ERGEBNIS VON KREIL: DER EINFLUSS DES MONDES AUF DEN ERDMAGNETISMUS ....................................................... 115 6. KREILS KARTENWERK ........................................................................................................... 119 7. KREILS KORRESPONDENZ, EINE ANNÄHERUNG .................................................................... 121 7.1. Kreils Briefpartner ......................................................................................................... 121 7.2. Briefe von Kreil an Adolph Theodor Kupffer................................................................ 125 8. THEMEN IN DEN ZWISCHEN KREIL UND GAUSS GEWECHSELTEN BRIEFEN ........................... 135 8.1. Die Vollständigkeit des Briefwechsels .......................................................................... 135 8.2. Allgemeine Bemerkungen zum Briefwechsel ................................................................ 135 8.3. Kreil und Sartorius von Waltershausen.......................................................................... 136 8.4. Wilhelm Webers Entlassung .......................................................................................... 137 8.5. Nordlichter ..................................................................................................................... 137 8.6. Erdbeben ........................................................................................................................ 137 8.7. Der Dämpfer und das Bifilarmagnetometer ................................................................... 138 8.8. Meteorologische Beobachtungen ................................................................................... 139 8.9. Kreils Briefe an Humboldt vom 3. September 1836 bzw. an Gauß vom 4. September 1836 ................................................................................. 140 9. DER BRIEFWECHSEL ZWISCHEN KARL KREIL UND CARL FRIEDRICH GAUSS ....................... 143 10. SCHLUSSWORT ..................................................................................................................... 235 KURZBIOGRAMME ..................................................................................................................... 237 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................................ 249 LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................................................... 253 PERSONENINDEX ....................................................................................................................... 269

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GELEITWORT Von der ersten Stunde an war Karl Kreil Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (die damals etwas anders hieß). Er war Astronom, Meteorologe und Geophysiker und der Gründungsdirektor der Wiener „Zentralanstalt für Meteorologie und Geophysik“ (die damals auch etwas anders hieß). Aus diesem Grund war mir der Name Kreils schon als Volksschüler bekannt – denn mein Vater war in den frühen Fünfzigerjahren Mitarbeiter des Meteorologieprofessors Heinrich Ficker an der Zentralanstalt, und er nahm mich öfters mit auf die „Hohe Warte“. Die Schönheit des Gebäudes beeindruckte mich, vor allem aber das Innenleben, die zahlreichen mir rätselhaften Messgeräte, insbesondere der riesige Seismograph im Keller, der angeblich manchmal sogar die Sturmbrecher an der Atlantikküste registrierte. Wieviel Romantik in dieser „Vermessung der Welt“ steckt, wurde mir erst viele Jahre später wieder so eindrücklich bewusst wie damals, nämlich als ich den entsprechend betitelten Roman Daniel Kehlmanns las, der die sonderbare Freundschaft von Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt zum Thema hatte. Karl Kreil gehörte zu dem erlesenen Kreis der Korrespondenzpartner dieser beiden wissenschaftlichen Titanen. Und wie es der Zufall wollte, machte mich gerade zu der Zeit, als der Kehlmann-Roman die Bestsellerlisten beherrschte, mein Freund und Kollege, der Mathematiker Peter Michor, darauf aufmerksam, dass der Nachlass von Kreil noch in der Zentralanstalt lagerte, und zwar größtenteils unbearbeitet. Ich hatte von Kindesbeinen an die Zentralanstalt mit einer Wunderkammer in Verbindung gebracht. Jetzt stellte sich also heraus, dass sie einen Schatz barg. Der Hüter dieses Schatzes war Hofrat Peter Melichar, ein Geophysiker, der um 1975 auf den Nachlass gestoßen war. Dazu gehörten zahlreiche Messgeräte, die jedem Wissenschaftsmuseum zur Zierde gereicht hätten, und eine umfassende Korrespondenz. Nun ist die Zentralanstalt weder ein Museum noch ein Archiv. Daher war der Nachlass – nun ja - vernachlässigt worden, und vergessen. Mit Peter Melichar änderte sich das. Zunächst sicherte er die Geräte und Dokumente in etwa zwanzig luftdicht verschlossenen metallenen Kisten, dann machte er sich an die Aufarbeitung. Aber da er ein aktiver Geophysiker war, blieb ihm dafür nicht allzu viel Zeit. Die vor zweihundert Jahren ins Rollen gebrachte Vermessung des erdmagnetischen Feldes mit seinen ständigen Schwankungen ist ja weiterhin höchst aktuell. „Das Magnetfeld atmet“, so Diplom-Ingenieur Melichar, und sein Beruf war es, dieses Magnetfeld zu auskultieren. Unter anderem brachte er die niederösterreichische Landesregierung dazu, ein eigenes Observatorium in einem abgelegenen Teil des Wienerwaldes zu errichten. Als nun Hofrat Melichar in Pension ging, musste er eine neue Bleibe für den Nachlass suchen. Die Zentralanstalt platzt ja aus allen Nähten. Und bei der Herbergssuche stieß er auf Peter Michor, und so kam es, nach einigen Zwischenschritten, zur Schenkung des Kreil-Nachlasses an die Universität Wien. Wie es sich so zufällig traf, zog damals gerade die Fakultät für Mathematik um, an den neubenannten Oskar Morgenstern Platz, und zum ersten Mal seit Menschengedenken hatte die mathematische Fachbibliothek freien Raum zur Verfügung. Aber warum gerade die mathematische Bibliothek für den Kreil-Nachlass? Weil Peter Michor und ich ihn niemandem sonst gegönnt hätten! Denn dieser Nachlass enthält Briefe von der Hand von Carl Friedrich Gauß. Man muss wohl nicht Mathematik studiert haben, um zu wissen, was das bedeutet. Die Briefe enthalten keine mathematischen Lehrsätze und Formeln, die der Nachwelt bislang verborgen geblieben wären. Das wäre auch etwas zu viel verlangt. Aber sie bezeugen das leidenschaftliche Bestreben von Gauß, die Welt mit größtmöglicher Präzision zu vermessen, und seine unglaubliche organisatorische Leistung, ein weltumspannendes wissenschaftliches Netzwerk zu koordinieren. Heute bedarf es einiger Anstrengung, um sich vorzustellen, welche Schwierigkeiten das im Zeitalter der Postkutschen und Segelschiffe bedeutete. Es ist kein Zufall, dass Gauß gemeinsam mit seinem jungen Kollegen, dem Physiker Wilhelm Weber, die

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erste elektrische Telegraphenleitung errichtete. Im Gegenteil, es geschah dies charakteristischerweise in der Absicht, die Genauigkeit ihrer Messungen zu vergleichen. Die Korrespondenz zwischen Kreil und Gauß ist also Teil eines heroischen wissenschaftlichen Unternehmens allererster Bedeutung. So schön es ist, wenn sich Romanschriftsteller damit beschäftigen, so wichtig bleibt es, die historischen Grundlagen zu sichern und zu analysieren. Das ist in dem vorliegenden Werk hervorragend gelungen. Den Autorinnen ist dafür höchster Dank zu zollen – und wer das schön ausgestattete Werk zur Hand nimmt, wird hinter all der Nüchternheit historischer Fußnoten und magnetischer Messdaten etwas spüren von der Romantik, die gerade von der exaktesten Wissenschaft ausgeht. Karl Sigmund Professor für Mathematik an der Universität Wien, wirkliches Mitglied der mathematischnaturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

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DANKSAGUNG An dieser Stelle möchten die Verfasserinnen der Östereichischen Akademie der Wissenschaften und der dort angesiedelten Kommission für die Geschichte der Naturwissenschaften herzlich für die Aufnahme der vorliegenden Monographie in die Reihe ihrer Denkschriften danken. Ganz aufrichtiger Dank gebührt den Bibliotheken, die unsere Edition der zwischen Carl Friedrich Gauß und Karl Kreil gewechselten Briefe ermöglicht haben. An erster Stelle ist hier die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen zu nennen. Frau Bärbel Mund, die Gruppenleiterin der Abteilung Handschriften und Seltene Drucke der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, scheute keine Mühe, um die Arbeit an dieser Edition zu unterstützen. Des weiteren sei die Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik an der Universität Wien genannt. Dort werden dank der Fürsorge von Herrn Hofrat und Diplomingenieur Peter Melichar gegenwärtig die von Carl Friedrich Gauß an Karl Kreil gerichteten Briefe aufbewahrt. Herr Melichar und die Leiterin der Bibliothek, Frau Andrea Neidhart, ermöglichten den Verfasserinnen Einsicht in diese Briefe und erteilten uns die Erlaubnis für deren Edition, wofür ihnen sehr herzlich gedankt sei. Auch die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz mit ihren reichhaltigen Beständen war eine unerlässliche Grundlage für die Edition, wofür wir ihr unseren herzlichen Dank abstatten. Auch bei der Arbeit an der vorliegenden Edition stand Herr Werner Lehfeldt den Autorinnen stets hilfsbereit zur Seite. Herrn Lehfeldt, dem ehemaligen Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen – also der Akademie von Carl Friedrich Gauß – gebührt sehr herzlicher Dank für die sorgfältige Durchsicht der Druckvorlage. Des weiteren wurde die Editionsarbeit von folgenden Institutionen unterstützt, bei denen allen sich die Verfasserinnen herzlich bedanken möchten: ▫ das Forschungsprojekt „Alexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegung“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften; ▫ die Gauß-Gesellschaft e.V. Göttingen, insbesondere Herr Axel Wittmann; ▫ die Bibliothek des Stiftes Kremsmünster, wo es Pater Armand Kraml war, der uns stets mit Rat und Tat zur Seite stand; ▫ das Archiv der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, wo uns Frau Christiane Wegener behilflich war; ▫ das Archiv der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, insbesondere Herr Johann Pörnbach; ▫ das Stadtarchiv Braunschweig; ▫ die St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften, insbesondere Frau Irina V. Tunkina sowie Frau Natalia S. Prochorenko; ▫ das Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, insbesondere Herr Stefan Sienell; ▫ das Archiv der Universität Wien, vor allem Herr Thomas Maisel und Herr Johannes Seidl; ▫ das Wiener Stadt- und Landesarchiv, insbesondere Herr Christoph Sonnlechner; ▫ die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien (ZAMG), wo uns Frau Christa Hammerl und Herr Peter Melichar mannigfache Unterstützung gewährt haben; ▫ das Stadtamt Ried im Innkreis, insbesondere Frau Andrea Geiblinger. Ferner gebührt unser ganz besonderer Dank noch folgenden Personen: Frau Hedwig Abraham (Wien), Frau Martina Bečvářová (Prag), Frau Susanne Dietel (Leipzig), Herrn Menso Folkerts (München), Herrn Helmuth Grössing (Wien), Herrn Hermann Hunger (Wien), Herrn Eberhard Knobloch (Berlin), Herrn Ladislav Kvasz (Prag), Frau Jule Pomierski (Berlin), Herrn Robert Püringer (Wien), Herrn Georg Schuppener (Jan-Evangelista-Purkyně-Universität in Ústí nad Labem), Herrn Karl Sigmund (Wien), Herrn Heinrich Soffel (München/Gauting), Herrn Manfred Stern (Halle), Herrn Martin Šolz (Prag) sowie Tibor Weszely (Bukarest).

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VORBEMERKUNGEN Autographen Die Korrespondenz zwischen Carl Friedrich Gauß und Karl Kreil wird in der vorliegenden Monographie zum ersten Mal publiziert (Kap. 9). Gleiches gilt für die Briefe, die Karl Kreil an Adolph Theodor Kupffer gerichtet hat (Kap. 7.2). Sämtliche Handschriften werden in ihrer Originalschreibweise wiedergegeben. Im Einzelnen werden bei ihrer Reproduktion folgende Richtlinien eingehalten: – Groß- und Kleinschreibungen werden nicht geändert, orthographische Besonderheiten und die Originalinterpunktion werden beibehalten. – Die in den Briefen erwähnte Personennamen und Ortsbezeichnungen werden in der Schreibweise der jeweiligen Quelle wiedergegeben und nicht vereinheitlicht. – Textergänzungen werden in eckige Klammern [ ] gesetzt. – Abkürzungen werden manchmal ausgeschrieben. Derartige Auflösungen werden durch [ ] gekennzeichnet. Übliche Abkürzungen, bei denen keine Verständnisschwierigkeiten zu erwarten sind, werden nicht aufgelöst, so etwa „Beob.“ für „Beobachtung“ bzw. „Beobb.“ „Beobachtungen“, „o. D.“ für „ohne Datum“, „Abb.“ für „Abbildung“. Auf eine Abkürzungsliste wird verzichtet. – Die Abkürzung „K. K.“ bzw. „k. k.“ wird nicht aufgelöst, die Groß- und die Kleinschreibung der Vorlage werden übernommen. – Manche Abkürzungen, z. B „Ew.“ für „Euer“, „Eure“ oder „&“ für „und“, werden nicht aufgelöst. – Manche Kürzel werden stillschweigend ergänzt, z. B. „H“ mit einer besonderen Schlaufe zu „H[err]“. – Textauslassungen werden durch […] deutlich gemacht. – Symbole werden so belassen, wie sie im Original stehen. – Ein durch einen Strich über dem fraglichen Buchstaben gekennzeichneter Doppelkonsonant wird in eckigen Klammern wiedergegeben, so etwa „m[m]“ oder „n[n]“. – Der Vermerk „[sic]“ weist auf die authentische Schreibweise hin. – Im Falle unkorrekter Schreibweise wird nur gelegentlich auf eine korrekte Schreibweise hingewiesen. – Lücken im Text durch Papierverlust werden durch [---] gekennzeichnet. – Das Originallayout der Briefe und anderer Dokumente wird nicht in allen Details nachgeahmt. – Der Seitenwechsel in den Originalvorlagen wird nicht kenntlich gemacht. – Die in den Briefen enthaltenen Datentabellen und Zeichnungen werden als Faksimiles wiedergegeben. – Noch erhaltene Briefumschläge werden zwar erwähnt, aber nicht als Faksimiles wiedergegeben. Zitierweise Beim Zitieren werden folgende Richtlinien eingehalten: – Zitiert wird im Text und in den Anmerkungen meistens nach dem Nachnamen des jeweiligen Autors oder Herausgebers sowie nach dem Erscheinungsjahr des Werkes. Die Jahreszahl bezieht sich stets auf das Erscheinungsjahr. Bei Zeitschriften wird nicht der Jahrgang, sondern das Erscheinungsjahr des Bandes genannt. Sind von einem Autor in einem und demselben Jahr mehrere Werke erschienen, so werden beim Zitieren die Angaben um a, b usw. ergänzt, z. B. Kreil 1837c. – Eine Ausnahme wird bei veröffentlichten Briefwechseln gemacht. Diese werden nicht nach dem Nachnamen des Herausgebers zitiert, sondern als „Briefwechsel“, also etwa: Briefwechsel Gauß-Bolyai.

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– Stammt eine Arbeit von zwei oder drei Autoren bzw. Autorinnen, so werden alle deren Namen angegeben, z. B. Gauß/Weber 1840 oder Reich/Knobloch/Roussanova 2016. Ab vier Autoren erscheint der Name nur des ersten Autors, auf die übrigen Autoren bzw. Autorinnen wird mit „[u. a.]“ hingewiesen, also etwa: Hammerl [u. a.] 2001. – Wenn ein mehrbändiges Werk vorliegt, so werden nur die Erscheinungsjahre des ersten und des letzten Bandes angegeben, z. B.: Kreil/Fritsch 1848–1852. – Bei mehrbändigen Werken werden die Angaben um die Nennung der Bandzahl bzw. des Jahrganges ergänzt, z. B. Humboldt 1845–1862: 4. – Reihentitel werden unter Band- bzw. Teilbandangabe in runden Klammern zitiert, so etwa: (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung; 30). – Der Hinweis „siehe Kap.“ bzw. „siehe Brief“ oder „(Brief Nr. …)“ bezieht sich stets auf die vorliegende Publikation. – Bei Zitaten aus Briefen oder anderen Quellen wird das dort jeweils verwendete Layout meistens nicht wiederholt. Das bedeutet, Absätze werden nicht wiedergegeben, auf die Wiedergabe von Fett- bzw. Kursivschreibweise wird weitestgehend verzichtet. Personen Im Hauptteil werden für die dort erwähnten Personen keine Lebensdaten genannt. Die Lebensdaten werden im Personenindex und im Kapitel „Kurzbiogramme“ angegeben. Für die magnetischen Beobachtungen war stets eine größere Anzahl von Hilfspersonen zuständig. Für diese Personen wurde auf die Angabe der Lebensdaten verzichtet, zumal diese in den meisten Fällen auch gar nicht mehr ermittelt werden konnten. Gibt es für einen und denselben Vornamen mehrere Schreibweisen, wie z. B. bei Karl und Carl, so wird eine Vereinheitlichung vorgenommen, also etwa Karl Kreil, Karl Fritsch und Karl Jelinek. Das Adelsprädikat „von“ wird nur bei denjenigen Personen durchgehend verwendet, die von Geburt an adelig waren, so z. B. bei Alexander von Humboldt, nicht aber bei Joseph Johann Littrow, der erst während seiner Laufbahn geadelt wurde. Orts- und Städtenamen Was Orts- und Städtenamen anbelangt, die sich im Laufe der Zeit verändert haben, so werden die gegenwärtigen Bezeichnungen nur in Einzelfällen genannt. Bei den langen Ortslisten, die Kreil auf seinen Bereisungen angefertigt hat, wird auf eine Wiedergabe der heute üblichen Ortsnamenformen weitestgehend verzichtet, d. h., die Orts- und Städtenamen werden nur in der Schreibweise wiedergegeben, die Kreil selbst verwendet hat. Literaturverzeichnis Im Literaturverzeichnis werden nur diejenigen Titel aufgeführt, die bei der Arbeit an der vorliegenden Studie tatsächlich herangezogen wurden. Es wurde insbesondere nicht der Versuch unternommen, ein vollständiges Schriftenverzeichnis von Karl Kreil anzufertigen. Kurzbiogramme und Personenindex In dem Kapitel „Kurzbiogramme“ werden Personen mittels einer kurzen Charakterisierung im Lexikonstil vorgestellt. Jedoch nicht alle in der vorliegenden Monographie vorkommenden Personen erhalten einen kurzen biographischen Eintrag, es betrifft nur diejenigen Personen, die im Text eine wichtige Rolle spielen und/oder in den Briefen erwähnt sind. Die Namen aller sowohl im Text als auch in den Briefen berücksichtigten Personen erscheinen im Personenindex. Autoren der Forschungsliteratur sowie im Hilfsapparat erwähnte Personen erscheinen weder in den Kurzbiogrammen noch im Personenindex.

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1. EINLEITUNG Karl Kreil, geboren 1798 in Ried im Innviertel (Innkreis), gestorben 1862 in Wien, wirkte als Astronom, Erdmagnetiker und Meteorologe. Vor allem unter Geophysikern ist sein Name bekannt, ja berühmt, gilt Kreil doch als derjenige, der in Österreich als Erster erdmagnetische Beobachtungen durchführte (Schrötter 1863, S. 125). Gewürdigt wird Kreil auch als „der Begründer der systematischen Erforschung sowohl in meteorologischer als auch erdmagnetischer Sicht, im österreichischen Kaiserstaat. Seinen Anregungen und seinem Engagement ist die Verwirklichung eines gesamtösterreichischen Beobachtungsnetzes und die Gründung der k. k. Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus zu verdanken. Kreil stand auch als Wissenschaftler an vorderster Stelle der erdmagnetischen und meteorologischen Forschung und genoss weit über die Grenzen hinaus große Anerkennung“ (Hammerl [u. a.] 2001, S. 41).1 Die im Jahre 1851 gegründete „Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ existiert auch heute noch, sie trägt seit 1904 den etwas geänderten Namen „Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik“ (ZAMG). In der vorliegenden Studie wird Karl Kreil vor allem als Erdmagnetiker vorgestellt. Das hat zur Folge, dass Kreils Beiträge zu Astronomie und Meteorologie nur beiläufig in den Blick geraten. Die Erforschung des Erdmagnetismus war das bei weitem wichtigste Arbeitsgebiet Kreils, und auf diesem Gebiet war sicherlich Carl Friedrich Gauß sein bedeutendster Ansprechpartner. Den ersten Anlass dafür, sich näher mit den Beziehungen zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauß zu beschäftigen, bot den Autorinnen2 die Tagung „Deutsch-Österreichische Forschungsreisen auf den Balkan und nach Nahost“ im Rahmen des Vorhabens „Europäische Wissenschaftsbeziehungen“, die im Mai 2016 in Wien von der Akademie Gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, der Österreichischen Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte, dem Archiv der Universität Wien sowie dem Zentrum für Biodiversität an der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien ausgerichtet und durchgeführt wurde. Die wissenschaftliche Leitung und Organisation oblag Prof. Dr. Ingrid Kästner (Leipzig), Prof. Dr. Michael Kiehn (Wien) sowie Univ.-Doz. Dr. Johannes Seidl (Wien). Karl Kreil wurde bereits im Jahre 1835 zum Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins und 1841 aufgrund eines Vorschlags von Carl Friedrich Gauß zum Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen gewählt. Allein schon diese Umstände, die erkennen lassen, wie sehr Carl Friedrich Gauß Kreil offenbar geschätzt hat, bieten einen hinreichenden Grund dafür, die Beziehungen zwischen beiden Wissenschaftlern in den Blick zu nehmen. Kreil sandte nicht nur seine erdmagnetischen Beobachtungsdaten nach Göttingen, sondern er sorgte auch für eine Übersetzung von Gauß’ grundlegender Abhandlung „Intensitas vis magneticae terrestris ad mensuram absolutam revocata“ ins Italienische (Gauß 1837a), welche Tatsache in der Literatur bislang noch gar keine Erwähnung gefunden hat. Die Forschung zu Leben und Werk des Göttinger „princeps mathematicorum“ ist Kreil auch aus einem anderen Grund zu großem Dank verpflichtet. Im August des Jahres 1848 besuchte Kreil während seiner erdmagnetischen Bereisung des Kaiserstaates Gauß’ Jugendfreund Wolfgang Bolyai, der damals in Marosvásárhely in Siebenbürgen lebte. Kreil war maßgeblich daran beteiligt, dass im Besitz von Bolyai befindliche Erinnerungsstücke an Gauß sowie insbesondere die Briefe, die Gauß an Bolyai gerichtet hatte, schließlich ihren Weg nach Göttingen fanden. Die Korrespondenz zwischen Gauß und Bolyai ist von herausragender wissenschaftshistorischer Bedeutung und bildet eine wichtige Grundlage für die Gauß-Forschung. Die zwischen Gauß und Bolyai gewechselten Briefe wurden zum ersten Mal im Jahre 1899 von dem Mathematiker und Mathematikhistoriker Paul Stäckel gemeinsam mit Franz Schmidt veröffentlicht. Später sollte dieser Briefwechsel mehrere Nachdrucke erfahren (Briefwechsel Gauß-Bolyai). 1

„[Kreil] ist daher mit Recht als Begründer der systemat. Durchforschung Österr. auf dem Gebiete der Meteorol. und des Erdmagnetismus zu bezeichnen“, so in: Steinhauser 1968. 2 Seit einigen Jahren beschäftigen sich beide Autorinnen mit der Geschichte der Erforschung des Erdmagnetismus im 19. Jahrhundert, wobei im Mittelpunkt ihrer Studien Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt stehen.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Die Grundlage der vorliegenden Studie bilden nicht nur gedruckte Werke sowie weitere veröffentlichte und unveröffentlichte Materialien, sondern nicht zuletzt die zwischen Gauß und Kreil gewechselten Briefe. Die briefliche Korrespondenz bot den Wissenschaftlern im 19. Jahrhundert eine wichtige Möglichkeit für den Austausch von Daten, Gedanken und Ideen. Briefe, die aus dieser Zeit auf uns gekommen sind, enthalten zahlreiche Informationen und Hinweise, die über das hinausgehen, was wir in veröffentlichten Werken finden können, sie ermöglichen uns einen Blick hinter die Kulissen der damaligen Geschehnisse, und sie zeigen die beteiligten Personen von ihrer menschlichen Seite. Der zwischen Kreil und Gauß geführte Briefwechsel ist, wie bereits erwähnt, von herausragender wissenschaftshistorischer Bedeutung. Doch kann man seine volle Bedeutung erst dann richtig würdigen, wenn man ihn in seinen historischen Kontext einbettet. Diese Einsicht hat die Autorinnen dazu veranlasst, hier nicht allein die zwischen Gauß und Kreil gewechselten Briefe vorzustellen, sondern auch Leben und Werk Kreils näher zu betrachten, soweit dies für ein besseres Verständnis des Briefwechsels wichtig ist. Eine besondere Rolle spielen hierbei die zahlreichen erdmagnetischen Karten, die Kreil im Laufe seines Lebens veröffentlicht hat. So stellte Kreil seine Beobachtungsergebnisse u. a. in Form von erdmagnetischen Kurven auf Karten vor, welchen Kurven er in einigen Fällen auch die von Gauß berechneten erdmagnetischen Kurven gegenüberstellte. Der umfangreiche briefliche Nachlass von Carl Friedrich Gauß – darunter auch die Briefe, die Gauß von Kreil erhalten hat – wird gegenwärtig in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen aufbewahrt und wird durch Rückerwerbungen laufend vervollständigt. Die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen hat vor kurzem ein Projekt „Carl Friedrich Gauß Briefwechsel“ ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Projektes sollen alle bekannten Briefe von und an Gauß ins Netz gestellt und so den Forschern zugänglich gemacht werden.3 Das Projekt begann bereits während der Arbeit der Autorinnen an der vorliegenden Studie und ist gewiss geeignet, die vorliegende Edition auf die eine oder die andere Art zu ergänzen. Der briefliche Nachlass von Karl Kreil ist heute mit Sicherheit nicht mehr vollständig erhalten. So erwähnen etwa Kreils Biographen Friedrich Kenner und Anton Schrötter von Kristelli fünf oder sechs Briefe, die Kreil und Alexander von Humboldt miteinander gewechselt haben und die sich im Jahre 1863 in Kreils Nachlass befanden. Diese Briefe sind jedoch jetzt nicht mehr vorhanden. Um das Jahr 1975 wurde man in der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik auf den Kreilschen Nachlass aufmerksam, als dieser dort auf dem Dachboden gefunden wurde. Anton Kellner, einer von Kreils Biographen aus jüngerer Zeit, schreibt darüber: „Der wissenschaftliche Nachlass von Karl Kreil, in dem sich auch Briefe von Gauß und Instrumente fanden, lagerte jahrelang unentdeckt in Holzkisten verstaut in der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Nach seiner Wiederentdeckung wurde er zeitgemäß gelagert: in ca. zwei Dutzend Kisten. Zur Aufarbeitung war keine Zeit, sodass 2009 dieser Schatz an die Universität überging. Einiges soll ausgestellt, anderes durch Wissenschaftler aufgearbeitet werden“ (Kellner 2011). Im Jahre 2009/2010 informierten die Wiener Mathematiker Karl Sigmund und Peter Michor die Öffentlichkeit darüber, dass im Kreil-Nachlass sechs Briefe von Gauß an Kreil entdeckt worden waren.4 Im Jahre 2010 ließ Karl Sigmund Karin Reich, einer der Autorinnen der hier vorgelegten Studie, eine elektronische Kopie dieser Briefe zukommen. Gegenwärtig wird der Kreil-Nachlass in der Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik an der Universität Wien aufbewahrt. Es ist insbesondere Hofrat und Diplomingenieur Peter Melichar, ehemals Leiter der Abteilung für Geophysik an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, der sich dieses Nachlasses angenommen hat. Ihm obliegt dessen wissenschaftliche Bearbeitung, die in einem Findbuch ihren Niederschlag finden soll. 3

Die Webpräsentation wird von der Abteilung Digitale Bibliothek der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen entwickelt. Online Ressource: https://gauss.adw-goe.de. 4 Siehe „Messen, messen, messen“ (Sigmund/Michor 2010) sowie „Gauß-Briefe in Wien entdeckt“, veröffentlicht am 27.1.2010. Online-Ressource: http://sciencev2.orf.at/stories/1637648.

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2. KARL KREILS LEBEN UND SCHAFFEN IM ÜBERBLICK 2.1. Biographische Skizze 4. November 1798 1808 1810–1819 1819 1821–1829 1827 1828 1831 1834 Oktober/November 1834 1835 1838 Herbst 1838 9. April 1839 vor dem 23. April 1840

15. November 1841 Mai 1842 1843 1843 und 1844 Juni 1845 1845 1846–1848, 1850–1851 14. Mai 1847 1851 2. Oktober 1851

1852 30./31. August 1853 1854 30. Juli 1857 1858 21. Dezember 1862

Karl Kreil wird in Ried in Oberösterreich geboren Nach dem Besuch der Hauptschule in Ried Schüler der Hauptschule in Wels Schulbesuch in Kremsmünster Studium der Jurisprudenz und der Naturwissenschaften an der Universität Wien Erzieher im Hause des Freiherrn Wilhelm von Lebzeltern Assistent an der Wiener Sternwarte bei Joseph Johann Littrow Reise nach Venedig, Kreils erste Italienreise Zweiter Eleve an der Sternwarte Brera in Mailand Erster Eleve an der Sternwarte Brera in Mailand Aufenthalt der Göttinger Studenten Wolfgang Sartorius und Johann Benedict Listing in Mailand, dabei Vorführung erdmagnetischer Beobachtungen Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins Privatreise nach Mittel- und Süditalien Berufung zum Adjunkten an der Sternwarte in Prag Ankunft in Prag Besuch des Präsidenten der wissenschaftlichen Nordexpedition, Joseph Paul Gaimards, in Prag Carl Friedrich Gauß schlägt Kreil der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen zur Wahl als korrespondierendes Mitglied vor Heirat mit Mathilde von Pflügl Wahl zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaftten Erste große Bereisung: Böhmen Teilnahme an der Tagung der British Association for the Advancement of Science in Cambridge Direktor der Prager Sternwarte Zweite große Bereisung: der österreichische Kaiserstaat Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien Ordentlicher Professor der Physik an der Universität Wien Direktor der Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien Errichtung eines magnetischen Observatoriums in Wien Im Juni 1852 Beginn der erdmagnetischen Beobachtungen Besuch des Münchner Physikers und Astronomen Johann Lamont in Wien Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Dritte große Bereisung: der Adriatische Golf Besuch bei Maximilian Weisse in Krakau, dort Deklinationsbestimmung Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Vierte große Bereisung: südöstliches Europa und einige Küstenpunkte Asiens gestorben in Wien

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 1. Karl Kreil, 1855. Lithographie von Adolf Dauthage, 35,5 x 25 cm. Aufbewahrungsort: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Portr. Slg / Astron. m / Kreil, Karl, Nr. 1, mit freundlicher Genehmigung.

2. Karl Kreils Leben und Schaffen im Überblick

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2.2. Biographien und Schriftenverzeichnisse Die erste Biographie Kreils, eine sogenannte „Biographische Skizze“, erschien bereits kurz nach dessen Tod im Jahre 1863 (Kenner 1863). Ihr Autor war Friedrich Kenner, klassischer Archäologe und bekannter Numismatiker. Er war 1858 promoviert worden und wirkte seit 1854 am k. k. Münz- und Antikenkabinett in Wien. 1864 wurde Kenner korrespondierendes und 1872 ordentliches Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften. Kenner war mit Karl Kreil verwandt. Seine Mutter Anna war die jüngste Schwester von Karl Kreil. Später heiratete Friedrich Kenner seine Cousine, Karl Kreils Adoptivtochter Josefa Magdalena.5 Daher stand Kenner eine ganze Reihe von Quellen zur Verfügung, die heute wahrscheinlich nicht mehr erhalten sind. So nennt Kenner in seiner „Biographischen Skizze“ Kreils autobiographische Aufzeichnungen bis zum Jahre 1845, Briefe von Kreils Geschwistern und von etlichen Wissenschaftlern, mit denen Kreil korrespondiert hatte, sowie Konzepte von Kreils eigenen Briefen (Kenner 1863, S. 3). Kenner gibt in Fußnoten auch zahlreiche Hinweise auf diese Briefe sowie auf Kreils Veröffentlichungen. Kenners „Biographische Skizze“ war die Grundlage für den ebenfalls 1863 erschienenen Nekrolog von Anton Schrötter von Kristelli (Schrötter 1863). Schrötter war Chemiker und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Seit 1850 fungierte er als deren Generalsekretär, eine Position, die er bis zum Lebensende innehaben sollte. Schrötters Nekrolog enthält zahlreiche über Kenners „Skizze“ hinausgehende Hinweise und Darstellungen. Besonders wertvoll ist das Schriftenverzeichnis Kreils – „Werke von K. Kreil“ –, das Schrötter in einem Anhang vorstellt (Schrötter 1863, S. 148–152). Hierbei handelt es sich allerdings nicht um ein vollständiges Verzeichnis aller Schriften Kreils, sondern es fanden nur Monographien sowie Abhandlungen Berücksichtigung, die in ausgewählten Zeitschriften veröffentlicht worden waren. Die bibliographischen Angaben sind bei Schrötter unvollständig. 1865 erschien in dem von Constant von Wurzbach verfassten und herausgegebenen „Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich“ ein ausführlicher Beitrag über Kreil zusammen mit einem umfangreichen, wenn auch nicht vollständigen Schriftenverzeichnis (Wurzbach 1865). Ferner sind in diesem Beitrag Hinweise auf weitere Kurzbiographien von Kreil sowie auf Nachrufe enthalten. Karl Kreil wurden in etlichen biographischen Lexika Artikel gewidmet, von denen hier nur folgende genannt seien: die „Allgemeine Deutsche Biographie“ (Günther 1883), das „Österreichische Biographische Lexikon 1815–1950“ (Steinhauser 1968)6 sowie die von der Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs herausgegebene Geschichte der österreichischen Astronomie in Biographien „Blick ins Universum“ (Angetter/Pärr 2009). Nicht vergessen werden darf auch eine knappe Skizze über Kreils Leben und Werk, die aus der Feder von Heinz Balmer stammt, dem Nestor der Geschichte des Erdmagnetismus (Balmer 1956, S. 759f). In jüngster Zeit ist eine Biographie Karl Kreils in dessen Geburtsstadt in Ried im Innkreis erschienen, die Anton Kellner zu verdanken ist (Kellner 2011). In dieser Schrift „Karl Kreil, ein bedeutender Wissenschaftler aus Ried (1798–1862)“ wird erfreulicherweise sehr interessantes Material aus dem persönlichen Umfeld Kreils präsentiert, das in den früher veröffentlichten Biographien fehlt.

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Siehe Kap. „Kurzbiogramme“. Peter Steinhauser, der Verfasser des Beitrags „Kreil, Karl, Astronom, Meteorologe und Geophysiker“ im „Österreichischen Biographischen Lexikon“, war lange Zeit Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien. Er ist korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. OnlineRessource: http://www.biographien.ac.at. 6

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Verzeichnisse von Kreils Werken findet man auch im „Biographisch-literarischen Handwörterbuch“ von Johann Christian Poggendorff 7 sowie im „Catalogue of Scientific Papers“8. In diesen biobibliographischen Nachschlagewerken werden aber nur Kreils Monographien und Beiträge in wissenschaftlichen Fachzeitschriften erfasst. Unberücksichtigt geblieben sind Kreils Veröffentlichungen in populären Zeitschriften sowie in Zeitungen. Gerade diese Publikationen aber lassen sich häufig nur äußerst schwierig ermitteln. Es wird in Zukunft sicher noch so mancher bislang unbekannte Beitrag Kreils aufgefunden werden. Das in der vorliegenden Studie veröffentlichte Literaturverzeichnis zielt nicht darauf ab, Kreils Publikationen vollständig zu erfassen. Auf viele Beiträge Kreils zur Astronomie und zur Meteorologie wurde bewusst verzichtet, den Schwerpunkt bilden Kreils Arbeiten auf dem Gebiet der Erforschung des Erdmagnetismus. Kreils Veröffentlichungen in nichtwissenschaftlichen Organen konnten nur zu einem Teil ermittelt werden. 2.3. Auszeichnungen und Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen und Gesellschaften Dem Kreil-Biographen Anton Schrötter ist die folgende umfangreiche Zusammenstellung der Verdienste, Ehren und Auszeichnungen, die Kreil zuteil wurden, zu verdanken: „Dr. der Philosophie, Ritter des kais. österr. Franz Joseph-Ordens, Director der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus und Professor der Physik an der k. k. Wiener Universität; Ehrenmitglied der k. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien, der physikalischen Gesellschaft zu Cambridge in England, des Vereins „Lotos“ in Prag, der Accademia olimpica zu Vicenza und der naturforschenden Gesellschaft zu Emden; Mitglied der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft, des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes zu Prag, der meteorologischen Gesellschaft von Frankreich und der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien; auswärtiges Mitglied der botanischen Gesellschaft zu Regensburg9; correspondirendes Mitglied der königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen und der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München, der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, der astronomischen Gesellschaft zu Leipzig, des brittischen [sic] Vereines zur Förderung der Wissenschaften, der Institute der Wissenschaften und Künste zu Mailand und Venedig, des Vereins für siebenbürgische Landeskunde in Hermannstadt und der mährisch-schlesischen Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ (Schrötter 1863, S. 148). Eine etwas kürzere Version erschien 1854 in Wien auf dem Titelblatt des ersten Bandes der „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ (Abb. 29). Es konnten hier weder Schrötters Angaben überprüft werden, noch ist es möglich, etwas über deren Vollständigkeit auszusagen. Einen Doktorgrad hat Kreil zum Abschluss seines Studiums in Wien nicht erworben.10 Friedrich Kenner erwähnt in seiner Biographie, dass Kreil an der Prager Universität den Titel eines Ehrendoktors der Philosohie verliehen bekommen habe (Kenner 1863, S. 22). Das Jahr, in dem Kreil mit dieser Würde ausgezeichnet wurde, nennt Kenner leider nicht. Auf dem Grabstein von Kreil auf dem Wiener Zentralfriedhof ist jedoch festgehalten, dass er „Ehrendoktor der Universität Wien“ gewesen sei (Abb. 39).11 7

In: Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, gesammelt von J. C. Poggendorff. Bd. 1. Leipzig 1863, Sp. 1316–1317, sowie in: Poggendorff’s Biographisch-literarisches Handwörterbuch der exacten Wissenschaften. Bd. 3,1. Leipzig 1898, S. 749. 8 In: Catalogue of Scientific Papers (1800–1863). Vol. 3. London 1869, S. 748–749. 9 Laut dem Online-Katalog für Nachlässe, Autographen und Verlagsarchive „KALLIOPE“ sind im Archiv der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft mehrere Briefe Kreils vorhanden. 10 Auskunft des Leiters des Archivs der Universität Wien, Thomas Maisel, vom 13.6.2016: „Der Name Karl (Carl) Kreil scheint in den Promotionsprotokollen der Universität Wien nicht auf. Er hat somit hier kein Doktorat erworben.“ 11 Mitteilung von Thomas Maisel vom 30.1.2017: „Im Personalstand der Universität Wien wird Carl Kreil ab 1853/54 auch als Doktor der Philosophie geführt. Dazu konnte ich jedoch nur feststellen, dass weder eine Promotion an der Wiener Philosophischen Fakultät noch die Verleihung eines Ehrendoktorates der Universität Wien dokumentiert ist. Die einzige aktenkundige Ehrung durch die Universität Wien erfolgte nach seinem Tod: 1893 wurde sein Name auf

2. Karl Kreils Leben und Schaffen im Überblick

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Besonders erwähnenswert ist, dass Kreil im Jahre 1841 Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen wurde, siehe hierzu Kap. 4.4. Was die Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften zu München anbelangt, so findet sich in deren Archiv zwar ein Hinweis darauf, dass Kreil im Jahre 1843 zum korrespondierenden Mitglied gewählt wurde, aber Details über diese Wahl lassen sich den noch vorhandenen Akten nicht entnehmen.12 Man kann nur vermuten, dass hinter dem Wahlvorschlag wohl der Astronom Johann Lamont stand, mit dem Kreil gute Beziehungen unterhielt. Lamont war im Jahre 1828 zum Adjunkten und 1835 zum Konservator (Direktor) der Königlichen Sternwarte Bogenhausen bei München ernannt worden und war in demselben Jahr außerordentliches sowie 1837 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften geworden (Soffel 2005, S. 2; Häfner/Soffel 2006, S. 11f sowie Soffel 2010, S. 95). 2.4. Die Donaumonarchie und das politische Umfeld zu Kreils Zeiten Im Jahre 1798, als Karl Kreil geboren wurde, war Franz II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation,13 an dessen Spitze er von 1792 bis zur Auflösung im Jahre 1806 stand. Franz II. war somit der letzte in einer langen Reihe von Habsburger Kaisern. Seit 1804 war er auch als Franz I. Kaiser von Österreich. Nach seinem Tod 1835 folgte ihm sein Sohn Ferdinand I., der bis 1848 Kaiser von Österreich, König von Böhmen sowie seit 1830 als Ferdinand V. auch König von Ungarn und Kroatien war. Das Revolutionsjahr 1848 machte sich in Österreich und in Ungarn besonders heftig bemerkbar, so dass Ferdinand I. am 2. Dezember 1848 abdankte. Ihm folgte sein Neffe Franz Joseph I., der bis zu seinem Lebensende 1916 Kaiser von Österreich und König von Ungarn war. Als Karl Kreil in Mailand wirkte, gehörten die Lombardei und damit deren Hauptstadt Mailand zu Österreich. Die Lombardei war den Habsburgern 1714 zugesprochen worden. 1796 eroberte Napoleon die Lombardei, und Mailand wurde Hauptstadt der Cisalpinischen Republik. Auf dem Wiener Kongress im Jahre 1815 jedoch wurden sowohl die Lombardei als auch Venetien wieder Österreich zugesprochen. Nach der Schlacht von Solferino 1859, die Österreich gegen Frankreich verloren hatte, kam die Lombardei an das Haus Sardinien-Piemont. Vittorio Emanuele, der seit 1849 König von Sardinien-Piemont war, wurde im Jahr 1861 als Vittorio Emanuele II. König von Italien. Hauptstadt war Turin. Venetien verblieb bis 1866 unter der Herrschaft Österreichs. Im Jahre 1848 brach in Ungarn ein Aufstand aus. Die Aufständischen strebten nach Unabhängigkeit ihres Landes von Österreich und nach Wiedervereinigung Ungarns mit Siebenbürgen. Dank der Hilfe Russlands – Kaiser Nikolaj I. schickte Truppen − konnte Österreich im August 1849 die Revolution niederschlagen. Auch in Siebenbürgen kam es im Jahre 1848 zu einer Revolution. In den folgenden fünf Jahren, von 1849 bis 1854, stand Siebenbürgen unter österreichischer Militärverwaltung. Als Kreil das Kaiserreich bereiste, gab es bereits vielerorts Probleme, es herrschte großes Misstrauen. So berichtet Anton Schrötter, dass Kreil in Weißkirchen im Banat (heute Bela Crkva) als Spion verdächtigt und inhaftiert wurde. Karl Fritsch, Kreils Reisebegleiter und Kollege, wurde in der Nähe von Munkacs (heute Mukačeve)14 inhaftiert, weil man ihn verdächtigte, den Plan einer Festung aufgezeichnet zu haben (Schrötter 1863, S. 134).

der zu diesem Zeitpunkt hergestellten Ehrentafel der Philosophischen Fakultät eingetragen. Die Ehrentafel befindet sich auch heute noch im Hauptgebäude der Universität Wien: http://geschichte.univie.ac.at/de/artikel/ehrentafeln-derfakultaeten-im-hauptgebaeude-der-universitaet-wien-am-ring“. 12 Wahlakte im Archiv der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Signatur ABAdW Wahlakt 1843. Auskunft von Dr. Johann Pörnbach, Archiv der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, vom 4.2.2016: „es sind keine weiteren Unterlagen mehr vorhanden“. 13 „Heiliges Römisches Reich“, ab dem späten 15. Jahrhundert „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“ war die Bezeichnung des Herrschaftsbereichs der römisch-deutschen Kaiser vom Spätmittelalter bis 1806. 14 Munkacz bzw. Munkacs oder Munkatsch, heute Mukačeve (Мука́чеве) in der Ukraine, gehörte seit dem Ende des 17. Jahrhunderts zum Kaiserreich Österreich.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Anders sah die Situation in Krakau aus. Nach dem Wiener Kongress war die Republik Krakau entstanden, die bis 1846 Bestand haben sollte. Sie war ein Kondominat unter dem gemeinsamen Protektorat von Russland, Preußen und Österreich. Im Jahre 1846 kam es in der Republik Krakau zu einem Aufstand, der dazu führte, dass Österreich Krakau mit Zustimmung Russlands und Preußens annektierte. Als Kreil in den Jahren 1846 bis 1851 den Kaiserstaat Österreich bereiste, stattete er in den Jahren 1848 und 1850 auch Krakau einen Besuch ab (siehe Kap. 3.4.8). Zu unterstreichen ist auch, dass Kreils Bereisung des südöstlichen Europas und einiger Küstenpunkte Asiens, über die er in einem Brief vom 10. Januar 1859 seinem St. Petersburger Kollegen Adolph Theodor Kupffer berichtete, kurz nach der Beendigung das Krimkrieges stattfand, der von 1853 bis 1856 gedauert hatte. Kreil reiste über Konstantinopel weiter über Odessa bis zur Halbinsel Kertsch. Diese Gebiete waren während des zwischen Russland einerseits und dem Osmanischen Reich, Frankreich und Großbritannien andererseits ausgetragenen Krimkriegs Schauplätze blutiger Kämpfe und Schlachten gewesen.

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3. BAUSTEINE ZU LEBEN UND WERK 3.1. Herkunft, Schulbesuch in Ried, Wels und Kremsmünster Kreils Vater Franz Sales Kreil war beim Kreisamt Ried als Kommissär in Schulangelegenheiten angestellt (Kenner 1863, S. 3). Kreils Mutter Franziska war eine geborene Lacherstorffer (siehe Hauser 1984a, S. 205, Ahnentafel S. 210 vgl. Kellner 2011).15 Die Familie hatte sieben Kinder, Karl war der jüngste Sohn. Seinen Vornamen Karl erhielt er nach dem Erzherzog Karl von Österreich,16 der während eines – siegreichen – Feldzuges gerade am 4. November 1798, dem Tag von Karl Kreils Geburt, in Ried weilte (Kenner 1863, S. 3f). In Kreils Geburtsstadt Ried erinnert gegenwärtig ein „Karl-Kreil-Weg“ an ihn.17 Nachdem der Vater im Jahre 1808 als Kreiskommissär nach Wels versetzt worden war, wechselte Karl von der Hauptschule in Ried zur Hauptschule in Wels. Im Jahre 1816 bekam der Vater eine Stelle in Linz, wo er als Regierungssekretär wirkte. Dort verstarb er im Jahre 1823. Bereits im Jahre 1810 kam Karl Kreil nach Kremsmünster, wo er bis zur Matura im Jahre 1819 das Stiftsgymnasium besuchte. Im Jahre 1812 erhielt er dort einen Freiplatz, bis 1816 hatte er einen sogenannten Gymnasialplatz inne und bis 1819 einen Lycealplatz.

Abb. 2. Der Astronom Pater Bonifacius Schwarzenbrunner, ohne Datum.18 Gemalt von Georg Riezlmayr, Zeichenlehrer in Kremsmünster. Aufbewahrungsort: Sternwarte Kremsmünster, mit freundlicher Genehmigung.

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Siehe Kap. „Kurzbiogramme“. Karl von Österreich-Teschen fügte später Napoleon in der Schlacht bei Aspern die erste Niederlage auf dem Schlachtfeld zu, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 17 Auskunft von Andrea Geiblinger vom 16.11.2015, Stadtamt Ried im Innkreis. 18 Näheres zum Bild siehe Kraml 2015. 16

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Das bereits im Jahre 777 gegründete Benediktinerstift in Kremsmünster bekam in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine Sternwarte („Mathematischer Turm“), vgl. Fellöcker 1864–1869 und Kraml 2008. 1758 gilt als das Jahr ihrer Fertigstellung.19 Die Sternwarte wurde von namhaften Astronomen geleitet, die gleichzeitig Patres waren. Diese sorgten vor allem dafür, dass die Sternwarte stets an den neuesten Entwicklungen Anteil hatte. So spielte die Astronomie bereits während Kreils Schulzeit eine wichtige Rolle für ihn. Besondere Anregungen erfuhr er durch Pater Bonifacius Schwarzenbrunner (Abb. 2), der seit 1812 am Stiftsgymnasium als Professor der Mathematik und der griechischen Sprache und von 1815 bis 1825 auch als Professor für Physik tätig war. Von 1824 bis 1830, d. h. erst nach Kreils Zeit, bekleidete er auch den Posten des Direktors der Sternwarte. Die Bedeutung von Pater Schwarzenbrunner für die wissenschaftliche Laufbahn Kreils hebt dessen Biograph Friedrich Kenner hervor: „Dieser gelehrte Mann, scheint es, hat an der wissenschaftlichen Entwicklung Kreils einen großen Antheil. Er zog ihn zu seinen astronomischen Beobachtungen bei, ließ ihn an der einer Sonnenfinsterniß theilnehmen und Zeichnungen ausführen, die in sein Fach einschlugen. Auch wurden in dem Stifte seit 1762 meteorologische Beobachtungen gemacht, die Kreil gleichfalls kennen lernte und mit Interesse verfolgte. So war der „mathematische Thurm“ in Kremsmünster die Stätte, an welcher er zuerst in jenen Fächern arbeitete, in denen er später den Beruf seines Lebens erkannte“ (Kenner 1863, S. 291). Nach dem Ende seiner Schulzeit unterhielt Kreil weiterhin enge Kontakte zu Kremsmünster, vor allem mit Pater Marian Koller und Pater Augustin Reslhuber. 3.2. Student, Erzieher und Assistent in Wien Nach der Matura nahm Karl Kreil an der Universität Wien ein Jurastudium auf, das er auch abschloss. Gleichzeitig aber hörte er astronomische und naturwissenschaftliche Vorlesungen, vor allem bei Joseph Johann Littrow (Abb. 3) und Andreas Freiherrn von Ettingshausen. Littrow, geboren in Bischofteinitz in Böhmen (heute Horšovský Týn), studierte an der Universität Prag und wirkte danach als Erzieher in Schlesien und in Wien. Im Jahre 1807 wurde er Professor der Astronomie und der Höheren Mathematik an der Universität Krakau. 1810 wechselte er an die neugegründete russische Universität Kasan, 1816 wurde er Mitdirektor der Sternwarte in Ofen (Buda). Nachdem der Direktor der Wiener Sternwarte Franz von Triesnecker verstorben war, wurde Littrow sein Nachfolger. Von 1815 bis 1824 bzw. 1835 stand er mit Carl Friedrich Gauß im Briefwechsel (Reich/Roussanova 2011a, S. 428–471). Die Wiener Sternwarte war seit 1755 im Universitätsgebäude am Universitätsplatz (heute Doktor-Ignaz-Seipel-Platz 2) in Wien beheimatet. In diesem Gebäude ist gegenwärtig die Österreichische Akademie der Wissenschaften untergebracht. Littrow hatte sich zwar sehr um einen Neubau bemüht, aber leider war seinen Plänen kein Erfolg beschieden. Er erreichte lediglich, dass die Sternwarte im Jahre 1825 um- bzw. ausgebaut wurde. Von besonderer Bedeutung waren die „Annalen der k. k. Sternwarte in Wien“, die unter Littrows Ägide erschienen. Der erste Band dieser „Annalen“ kam 1821 heraus. Andreas Freiherr von Ettingshausen war seit 1819 Professor für Physik an der Universität Innsbruck. 1821 wechselte er als Professor für Mathematik an die Universität Wien, wo er ab 1834 als Professor für Physik wirkte. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der 1847 ins Leben gerufenen Akademie der Wissenschaften in Wien. Nach Abschluss des Studiums verdiente sich Karl Kreil seinen Lebensunterhalt, indem er im Hause des Freiherrn Wilhelm von Lebzeltern, Hofrats der k. k. Staatskanzlei, als Erzieher tätig war. Lebzeltern wurde für Kreil ein väterlicher Freund. Kreil reiste im Jahre 1828 zusammen mit seinem Zögling, Freiherrn von Lebzeltern jun., nach Venedig (Schrötter 1863, S. 124). Es war dies Kreils erster Aufenthalt in Italien. Joseph Johann Littrow hatte an der Wiener Sternwarte eine Assistentenstelle zu vergeben und beschäftigte zusätzlich zahlreiche Hilfspersonen (Hamel/Müller/Posch 2010, S. 216, 220). 19

Es handelt sich um eine formelle Terminangabe, die Sternwarte war aber 1758 noch nicht fertig. Erst 1761 konnte man in die Sternwarte übersiedeln, die Einrichtung wurde wohl 1764 abgeschlossen, siehe Kraml 2008.

3. Bausteine zu Leben und Werk

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Seit 1823 hatte Maximilian Weisse die Assistentenstelle inne, bis er 1825 Professor der Astronomie an der Universität Krakau und Direktor der dortigen Sternwarte wurde (siehe Kap. 4.2.6). Im Jahre 1827 wurde Karl Kreil Assistent bei Littrow. Littrow selbst hatte im Jahre 1824 eine Abhandlung über das Äquatorial fertiggestellt. Diese Arbeit erschien 1826 unter dem Titel „On the rectification of the Equitorial Instrument“ in den „Memoirs of the Astronomical Society of London“ (Littrow 1826). Littrow war Mitglied (associate) dieser Gesellschaft. In der Tat gelang es Littrow, für die Sternwarte in Wien ein Äquatorial anzuschaffen, das seit 1827 einsatzbereit war (Hamel/Müller/Posch 2010, S. 218f). Das Wiener Äquatorial war von Georg Friedrich von Reichenbach gebaut worden, der seit 1819 am Polytechnischen Institut zu Wien eine mechanische Werkstätte für die Anfertigung geodätischer und astronomischer Instrumente betrieb. Im Jahre 1828 erschien Littrows Beschreibung der Instrumente der Wiener Sternwarte, zu denen auch ein Äquatorial und ein tragbares Äquatorial zählten (Littrow 1828, S. 13).

Abb. 3. Portrait von Joseph Johann Littrow. Aus: Zagoskin 1903: 3, zwischen S. 68/69. Unter Littrows Ägide veröffentlichte Kreil in den Jahren 1830/1831 seine ersten eigenen wissenschaftlichen Arbeiten, insgesamt sechs. Kreils erste Veröffentlichung mit dem Titel „On the rectification and use of the equatorial“ erschien in den „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society of London“. Hierbei handelte es sich um eine nur zwei Seiten umfassende Fortsetzung von Littrows Beitrag über das Äquatorial, in der es Kreil vor allem um den Gebrauch des Instruments und um die dazugehörige Fehlerrechnung ging (Kreil 1831d). Eine ausführlichere Version konnte Kreil dann in den „Memoirs of the Royal Astronomical Society of London“ veröffentlichen (Kreil 1831c). Schließlich stellte er kurze Zeit später die Ergebnisse, die er mit diesem neuen Instrument erzielt hatte, auch in den „Annalen der k. k. Sternwarte in Wien“ vor (Kreil 1830a und Kreil 1831b). Im Jahre 1830 erschien eine weitere Arbeit von Kreil in den „Annalen der k. k. Sternwarte in Wien“, die „Tafeln der Länge, der Rectascension, der Declination und der Entfernung der Sonne für alle Tage des Jahres“ (Kreil 1830b). Von besonderem Interesse ist, dass Kreil hier die

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Veröffentlichung von Carl Friedrich Gauß über die Berechnung der Sonnentafeln „Über die Tafel für die Sonnen-Coordinaten in Beziehung auf den Äquator“ (Gauß 1812) zitiert (Kreil 1830b, S. XXI). Ferner konnte Kreil, ebenfalls im Jahre 1831, eine umfangreiche „Sammlung der nothwendigsten mathematischen Formeln aus der Algebra, Trigonometrie, Geometrie, Astronomie und Mechanik“ herausgeben (Kreil 1831a). Joseph Johann Littrow steuerte zu diesem Werk eine am 20. Januar 1831 verfasste Vorrede bei. Hier schildert Littrow den Verfasser als mit gründlicher „Kenntniß derjenigen Wissenschaften“ ausgestattet, „um die es sich hier handelt, mit der sorgfältigen und ausdauernden Umsicht vereiniget, die zu einem solchen Unternehmen nicht fehlen darf“, und äußert zum Schluss den Wunsch: „Der Verfasser, der seit mehreren Jahren an unserer Sternwarte angestellt ist, hat sich bereits durch mehrere schöne Arbeiten in den Annalen dieser Sternwarte ausgezeichnet, und ich hege die Hoffnung, daß er auch ferner der Wissenschaft erhalten werden wird, die von seinen Talenten und von seinem seltnen Eifer noch viel Gutes zu erwarten berechtiget ist“ (Kreil 1831a, S. V–VI). Es war vorgesehen, dass Kreil die Assistentenstelle in Wien vier Jahre lang wahrnehmen sollte. So bewarb er sich um eine Anschlussstelle, und zwar in Mailand, das damals zu Österreich, genau gesagt, zum Kaisertum Österreich gehörte. Kreil hatte mit seiner Bewerbung Erfolg (Kenner 1863, S. 9). 3.3. Eleve an der Sternwarte Brera in Mailand: 1831 bis 1838 3.3.1. Erste Zeit in Mailand Es waren die Jesuiten, die 1764 in Mailand das Collegio di Brera einrichteten, das alsbald um eine Sternwarte ergänzt wurde. Die Pläne hierfür konnte der in Ragusa (heute Dubrovnik) geborene Astronom und Universalgelehrte Rugjer Josip Bošković realisieren, so dass bereits 1765 die Baumaßnahmen für das Osservatorio Astronomico di Brera abgeschlossen werden konnten. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 wurde die Sternwarte in eine staatliche Institution umgewandelt. Seit 1778 wirkte dort Barnaba Oriani, der in demselben Jahr die „Effemeridi astronomiche di Milano“ gründete und seitdem als deren Herausgeber fungierte. Von 1802 bis 1817 wirkte Oriani als Direktor der Sternwarte. Im April 1805 erhielt man dort Besuch von Alexander von Humboldt, der sich zusammen mit Joseph Louis Gay-Lussac auf einer Reise nach Rom befand. Humboldt machte vom 12. bis zum 16. April in Mailand Station.20 Er verfolgte auf dieser Reise insbesondere erdmagnetische Interessen (Reich 2011a, S. 38f), jedoch blieb sein Aufenthalt in Mailand ohne Wirkung. Orianis Nachfolger wurde Angelo de Cesaris. An der Sternwarte wirkte seit 1799 Francesco Carlini. Zu erwähnen ist ferner Paolo Frisiani, der ebenfalls schon sehr früh, zunächst noch unter Oriani und später unter Carlini, an der Sternwarte tätig war. Der belgische Mathematiker, Physiker und Astronom Adolphe Quetelet konnte im Jahre 1829 eine Reise nach Deutschland unternehmen, die ihn u. a. auch zu Gauß nach Göttingen führte (Schubring 2008, S. 789). Für den Sommer und den Herbst 1830 plante Quetelet eine Reise nach Italien, wobei er insbesondere erdmagnetische Beobachtungen durchführen wollte. Sein Weg führte ihn auch nach Mailand, wo Frisiani und Carlini für sein Vorhaben Interesse zeigten. Quetelet notierte: „Mailand, Observator., mit HH. Carlini u[nd] Frisiani“ (Quetelet 1831, S. 154). Offensichtlich blieb auch dieser Besuch ohne Folgen, es war noch zu früh für eigenständige erdmagnetische Studien in Mailand. Noch unter Cesaris’ Direktorat wurde Karl Kreil im Jahre 1831 als zweiter Eleve angestellt. Kreil hatte seinen neuen Bestimmungsort zu Fuß erreicht. Über die Erlebnisse während seines Fußmarsches und über seine Ankunft in Mailand berichtete er am 2. Oktober 1831 Marian Koller in Kremsmünster, der dort von 1824 bis 1839 als Professor der Naturgeschichte und danach als Professor der Physik wirkte: 20

Eine chronologische Übersicht über wichtige Daten von Alexander von Humboldts Leben, hrsg. von Ingo Schwarz. Online-Ressource: http://edition-humboldt.de/chronologie/index.xql.

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„Mit meiner Aufnahme hier habe ich alle Ursache, zufrieden zu seyn. Man ist mir nicht nur gleich anfangs sehr freundlich entgegengekommen, sondern scheint diese wohlwollende Gesinnung auch beibehalten zu wollen, und es sind mir Anträge von Aushilfe und Unterstützung jeder Art von Seiten gemacht worden, wo ich sie am wenigsten erwarten zu können glaubte. Der Director der Sternwarte, Abbate Cesaris, ein Ex-Jesuit, ist ein 84jähriger und seit 8 Monaten siecher Greis, aber freundlich und gutmüthig. Carlini ist im höchsten Grade wortarm; ich habe seit meinem Hiersein noch wenig mit ihm gesprochen, und er brachte mich bei meinem ersten Besuche etwas in Verlegenheit, da ich bei meiner Beengtheit in der Sprache schon gar nicht mehr wußte wovon ich reden sollte, indem er auf alles ganz einsilbig antwortete. Oriani ist eben so, er ist jubilirter Astronom, ein Greis von 74 Jahren, aber noch gesund, sehr gutmüthig und wohlwollend. Mein College, der erste Allievo, Frisiani, ein junger Mann von 33 Jahren, scheint hübsche Kenntnisse in der Physik zu haben, mit der er sich auch viel beschäftigt. […] Dann sind noch einige I[n]dividuen [sic], Dillettanten der Astronomie, und Aspiranten auf ein Plätzchen, wie das meine, meist Bücher scheue Leute aber zum Ephemeriden rechnen gut genug. Man ist hier, wenn man das übertragene Geschäft zu Stande bringt, wozu 2 – 3 Stunden des Tages genügen, vollkommen Herr seiner selbst und Meister seiner Zeit, da sich der eine durchaus nicht um den anderen bekümmert. Doch ist die Sternwarte in einem etwas vernachlässigten Zustande, und es scheint an tüchtigen Beobachtern und Beobachtungen zu fehlen. Ich hoffe, daß der neue Meridiankreis, für welchen man einen eigenen Thurm gebaut hat, einigen Aufschwung gibt; auch ist ein ziemlich gutes Aequatoriale im Werden“ (Rabenalt 1977, S. 188, auch in: Fellöcker 1864–1869, Teil 5, S. 21f).21 Nach dem Tod von Angelo de Cesaris am 18. April 1832 wurde Francesco Carlini Direktor des Osservatorio Astronomico di Brera. Am 6. September 1832 berichtete Kreil seinem Freund Koller in Kremsmünster: „Ich befinde mich hier recht wohl, und bin ganz zufrieden mit meiner Lage. Carlini ist ein äußerst bescheidener und gutmüthiger Mann, mit dem sich recht gut auskommen läßt, und auch mit meinen übrigen nächsten Umgebungen bin ich stets in bestem Einvernehmen. Die Sternwarte ist mit Instrumenten besonders älterer Art reich versehen, und wenn wir erst unseren neuen Meridiankreis werden erhalten haben, so werden wir auch keines der neueren vermissen. Carlini, der als Secretär des Institutes der Künste und Wissenschaften auch mancherlei andrerweitige Geschäfte zu besorgen hat, scheint froh zu seyn, Jemanden gefunden zu haben, auf dessen breite Schultern er ein Stück des Himmels aufladen kann, besonders, da die älteren Herren Cesaris u[nd] Oriani, welche die Sternwarte früher in Ansehen hielten, der erste aus der Welt, der zweite aus dem Kreise der Mittheilenden abgetreten ist, und von dem hiesigen Nachwuchse eben keine ergiebigen Früchte zu erwarten sind“ (Rabenalt 1977, S. 191, auch in: Fellöcker 1864–1869, Teil 5, S. 22). Bereits im Jahre 1832 konnte Karl Kreil eine erste Mailänder Veröffentlichung, und zwar in italienischer Sprache, vorstellen. Sein Werk „Cenni storici e teoretici sulle comete e particolarmente su quelle dell’anno 1832 ridotti alla comune intelligenza“ (Kreil 1832) erschien allerdings anonym. Die Kometen beschäftigten Kreil in Mailand auch noch in den Folgejahren. Er veröffentlichte mehrere Arbeiten über seine Kometenbeobachtungen (Schrötter 1863, S. 121, 149), die hier nicht weiter betrachtet werden sollen. Zu Kreils Aufgaben in Mailand gehörte es vor allem, sich an den Berechnungen der Ephemeriden zu beteiligen, die dann in den „Effemeridi astronomiche di Milano“ veröffentlicht wurden. Kreils astronomisches Wirken in Mailand, vor allem seine Kometen- und Mondbeobachtungen in Zusammenarbeit mit Roberto Stambucchi, wurden 1838 in den „Effemeridi“ gewürdigt (Anonymus 1838, S. 38f). Im Jahre 1834 wurde Kreil befördert, er war nunmehr „Erster Eleve“.

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Im Folgenden werden Zitate aus dem Briefwechsel zwischen Koller und Kreil vorwiegend in der Transkription von Rabenalt wiedergegeben, die gelegentlich von der bei Sigmund Fellöcker anzutreffenden Schreibweise abweicht.

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3.3.2. Besuch aus Göttingen im Oktober/November 1834 Im Herbst 1834 bekam die Mailänder Sternwarte Besuch aus Deutschland, genauer gesagt aus Göttingen. Es handelte sich dabei um zwei noch junge Wissenschaftler, die ihre Ausbildung gerade soeben unter der Ägide von Carl Friedrich Gauß absolviert hatten, nämlich Wolfgang Sartorius von Waltershausen (Abb. 4) und Johann Benedict Listing (Abb. 5). Beide, Sartorius und Listing, hatten sich 1830 an der Universität Göttingen immatrikuliert. Im Wintersemester 1832/33 hielt Gauß erstmals eine Vorlesung über sein neues Arbeitsgebiet: „Die Theorie der magnetischen Erscheinungen und die Anwendung der sie betreffenden Beobachtungen“ (Folkerts 2002, S. 89). Sartorius von Waltershausen22 entstammte einer sehr begüterten und auch sehr gelehrten Familie. So war kein geringerer als Johann Wolfgang von Goethe Wolfgang Sartorius’ Taufpate. Listing dagegen verfügte über keinerlei finanzielle Mittel. Die beiden jungen Studenten beschlossen Anfang 1834, gemeinsam auf eine von Wolfgang Sartorius zu finanzierende Italienreise zu gehen, wobei sie sich insbesondere erdmagnetischen Beobachtungen widmen wollten. Während Sartorius bereits im Mai 1834 von Göttingen abreiste, folgte ihm Listing erst Ende Juni, da er noch seine Promotion bei Gauß abschließen wollte, die am 24. Juni 1834 stattfand. Es war dies die erste Italienreise von Sartorius, die dann bis 1836 währte. Es sollten noch vier weitere Italienreisen folgen, 1838 bis 1843, 1861, 1864 und 1869 (Reich 2012, S. 246–249, 259–260, 268–270). Aus einem Brief, den Listing am 11. November 1834 aus Mailand an Gauß richtete, erfahren wir Details über die dort angestellten erdmagnetischen Beobachtungen: „Die Nadel war aufgestellt in einem Zim[m]er des hiesigen Observatoriums im Palazzo di Brera. Vom Seidenfaden nördlich stand unser 6 zöll. Ertel’sche23 Theodolith, an welchem unverrückt das eine Fernrohr nach dem Spiegel, das andere (Versicherungsfernrohr) nach einer an der südlichen Wand angebrachten Marke gerichtet war. Den Spiegel hatte ich mittelst Allignements auf die Axe der Figur der Nadel nahe normal gestellt. Vor der Mitte des Objectivs des (nach dem Spiegel gerichteten) Fernrohrs hing an einem feinen Silberdrahte ein Loth. Um der Nadel eine horizontale Lage zu ertheilen, waren die Punkte der Scale, die Mitte des Spiegels und die Mitte des Objectivs in gleiche vertikale Entfernung gebracht. Die Scale stand einige Millim. hinter dem Lothfaden und der Theilstrich 350 war in das durch den Seiden- und den Lothfaden gehende Planum gestellt. Das Beobachten geschah nach dem Secundenschlage einer Pendeluhr von Grindel, die vorher nach Mailänder mittlerer Zeit gestellt war. Nach späteren Vergleichungen fand ich tägl. Gang der Uhr 28"7 retard. und für Anfang und Ende der Beobachtungen Nov. 5. 4h 0' V. M. Stand − 26"9 Nov. 6. 12.0. N. M. . . . − 1'19,6 Herr Professor Carlini ist zu unserm Bedauern nicht hier anwesend, er wohnt gegenwärtig auf dem Lande. Wir machten die Bekanntschaft des Herrn Kreil, Eleven der Sternwarte. Er nahm bald lebhaftes Interesse an den magnetischen Untersuchungen und unterstützte uns im Beobachten durch Uebernahme mehrerer Stunden. Es steht zu hoffen, dass auch hier ein Apparat aufgestellt und künftig regelmäßig beobachtet werden wird. Wir bedauern sehr, von Ihrer Abhandlung über den Erdmagnetismus24 nicht mehrere Exemplare mitgenommen zu haben. Herr Kreil schrieb sie sich von dem unsrigen ab, um die Weitläufigkeit des hiesigen Bücherverkehrs zu vermeiden“ (zit. nach: Reich 2012, S. 248, 290–292). 22

Im Jahre 1827 erhielt die Familie Sartorius vom König von Bayern die Freiherrnwürde verliehen und nannte sich seitdem Sartorius von Waltershausen. 23 Traugott Leberecht Ertel, Mechaniker in München. 24 Es kann sich hierbei eigentlich nur um Gauß’ Schrift „Intensitas vis magneticae terrestris ad mensuram absolutam revocata“ gehandelt haben, die aber erst 1841 in den „Commentationes societatis regiae scientiarum Gottingensis recentiores“ publiziert wurde (Gauß 1841). Es gab jedoch einige Vorabexemplare. Vielleicht ist aber auch die in den „Annalen der Physik und Chemie“ erschienene deutsche Übersetzung gemeint (Gauß 1833).

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Abb. 4. Portrait von Wolfgang Sartorius von Waltershausen, Rom, den 22. Mai 1843. Aufbewahrungsort: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Handschriftenabteilung, Photoarchiv, Sammlung Voit : W. Sartorius von Waltershausen, Nr. 3, mit freundlicher Genehmigung.

Abb. 5. Photographie von Johann Benedict Listing, o. D. Aufbewahrungsort: Album der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg, mit freundlicher Genehmigung.

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Die in Mailand gemachten Beobachtungen vom 5. und vom 6. November 1834 (Abb. 6) wurden gleich zweimal veröffentlicht, und zwar beidemale von Gauß (Gauß 1835a und Gauß 1836a). Zur selben Zeit wie in Mailand wurde zu diesem Termin auch in Kopenhagen mit einer ganz ähnlichen Nadel beobachtet. Dort war kein geringerer als der damals bereits hochberühmte Hans Christian Oersted25 der Beobachter. Es ist dies das erste Mal, dass in einer von Gauß publizierten Schrift der Name Kreil aufscheint: „in Mailand beobachteten auf der dortigen Sternwarte die Herren Sartorius und Doctor Listing, unter Beistand des Herrn Kreil, Eleven der Sternwarte, mit der schon oben erwähnten kleinern Nadel“ (Gauß 1835a, Sp. 836). Gauß fährt fort: „Ich gestehe, dass ich, auch nach den vielen schon früher vorgekommenen Erfahrungen ähnlicher Art, doch durch die Grösse der Übereinstimmung an zwei mehr als 150 Meilen von einander entfernten Orten überrascht wurde. Der blosse Anblick der beigefügten graphischen Darstellung spricht hier für sich“ (Gauß 1835a, Sp. 836). So ergaben sich folgende beeindruckende korrespondierende Beobachtungen, siehe hierzu auch Reich 2012, S. 240f.

Abb. 6. Korrespondierende Beobachtungen in Kopenhagen und in Mailand am 5. und am 6. November 1834. In: Gauß 1835a und Gauß 1836a. Kreil war von dem für ihn neuen Forschungsgebiet Erdmagnetismus ganz und gar begeistert und beschloss, sich künftig intensiv damit zu beschäftigen. Das erste erdmagnetische Instrument, das ihm zur Verfügung stand, war die magnetische Nadel, die ihm Sartorius und Listing überlassen hatten.26 Kreil ließ Alexander von Humboldt in einem Schreiben vom 3. September 1836 wissen: „[…] daß ich das Glück hatte bei der Durchreise der HH. Sartorius u[nd] Listing, die sich hier einige Wochen aufhielten, das Magnetometer des Herrn Hofr. Gauß kennen zu lernen, und an den damit angestellten Beobachtungen Theil nehmen zu können. Nach dem Modelle des Apparates dieser Herren wurden auch zwei für unsere Sternwarte von dem Mechaniker derselben aber in grösserem Maaßstabe angefertigt, so daß eine Nadel nahe 1600 Gr. wiegt und in diesem Verhältnisse alle übrigen Theile eingerichtet sind. Mit diesen Apparaten, die im verflossenen Herbste [1835] fertig wurden[,] habe ich mit Anfang dieses Jahres [1836] eine Reihe regelmässiger Beobachtungen über magnetische Intensität und Declination begonnen“ (Brief zit. in: Reich/Roussanova 2016, 5527). Kreils erste eigenständig durchgeführten erdmagnetischen Beobachtungen, die sich belegen lassen, stammen aber nicht erst vom August 1836, wie Kreils Biograph Anton Schrötter meinte, sondern bereits vom Juli und vom September 1835. Sie wurden mit der von Sartorius und Listing zurückgelassenen Nadel durchgeführt. Die entsprechenden Beobachtungsprotokolle befinden sich in Göttingen (siehe Kap. 4.2.2, vgl. Abb. 7).

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Siehe Kap. „Kurzbiogramme“. Siehe Brief von Kreil an Gauß vom 3. Dezember 1836 (Brief 9). 27 Brief von Kreil an Alexander von Humboldt vom 3.9.1836, geschrieben in Mailand. In: Alexander von Humboldt, Russische Tagebücher, Band „Observations magnétiques“, Blatt 121v. Eine Kopie des Originalbriefes befindet sich bei dem Forschungsprojekt „Alexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegung“ der BerlinBrandenburgischen Akademie der Wissenschaften, siehe hierzu Kap. 8.9. 26

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Abb. 7. Erste Seite des Beobachtungsprotokolls 1, 25./26. Juli 1835, Mailand. Aufbewahrungsort: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1835, Mappe Juli, mit freundlicher Genehmigung. [Tabellenüberschrift:] Mailand 25/26 Juli 1835. Variazionen der Declination der Magnetnadel. / Beobachter: Stambucchi, Kreil / 1p [Wert eines Scalentheiles] = 25",34 [Spaltenüberschriften: Göttinger mittl. Zeit / Scale / B[eobachter] // Zeit / Scale / B // Zeit / Scale / B // Zeit / Scale / B // Zeit / Scale / B ] 3.3.3. Beginn der erdmagnetischen Beobachtungen und Forschung in Mailand: Lokalität und Instrumente Die Begegnung von Kreil mit Sartorius und Listing in Mailand läutete ein entscheidendes Ereignis in Kreils Laufbahn ein. Das Jahr 1835 wurde zum Wendepunkt in Kreils wissenschaftlicher Tätigkeit; von nun an bildete der Erdmagnetismus einen wichtigen, ja sogar den wichtigsten Schwerpunkt in seinem wissenschaftlichen Schaffen. Lokalität Was die Lokalität in Mailand anbelangte, so beschrieb Kreil diese seinem verehrten Freund Marian Koller in Kremsmünster am 12. August 1835 wie folgt: „Wir haben hier ein Paar Zimmer unserer Sternwarte hiezu bestimmt, aber in einem großen Gebäude, wo alle Mauern voll eisener [sic] Klammern stecken ist es stets eine mißliche Sache. Bei einer hoffentlich bald eintretenden Vergrößerung des im Hause gelegenen botanischen Gartens wird man eben auch für diese Zwecke ein Plätzchen gewinnen, um ein kleines Observatorium zu errichten“ (Rabenalt 1977, S. 197).

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Interessanterweise ließ Kreil in einem Brief vom 2. September 1837 Gauß eine Zeichnung der Lokalität in Mailand zukommen, in der die magnetischen Beobachtungen stattfanden (siehe Brief 15). Kreil bezeichnete diese Lokalität als „Magnetisches Observatorium zu Mailand“. Da dieses nicht in einem eigens dafür errichteten eisenfreien Gebäude bzw. Häuschen untergebracht war, ist die Bezeichnung „Lokalität“ für den dortigen Beobachtungsraum angemessener. Beginn des Briefwechsels mit Gauß, Schumacher und Humboldt Bereits im Jahr 1835 wurde Kreil, d. h. die Sternwarte Brera in Mailand, Mitglied des damals noch jungen Göttinger magnetischen Vereins. Im Juli 1835 konnte Kreil seine ersten Beobachtungen nach Göttingen senden (vgl. Kap. 4.2). Gauß’ erster erhaltener Brief an Kreil ist nicht datiert (siehe Brief 2). Da Kreil in seiner Antwort vom 1. März 1836 (Brief 3) eindeutig auf dieses Schreiben von Gauß Bezug nimmt, dürfen wir schließen, dass der erste erhaltene Brief von Gauß an Kreil vor dem 1. März 1836 geschrieben wurde (vgl. Abb. 50). Anfang des Jahres 1836 begann Kreil ferner einen Briefwechsel mit dem in Altona residierenden Astronomen Heinrich Christian Schumacher, der die „Astronomischen Nachrichten“ herausgab. Kreils erste zwei Briefe an Schumacher, die erhalten geblieben sind und beide am 3. Januar 1836 geschrieben waren, wurden von Schumacher sofort in seiner Zeitschrift veröffentlicht. Es geht in ihnen allerdings nicht um den Erdmagnetismus, sondern um Kometenbeobachtungen (Kreil 1836a und Kreil 1836b). Der Briefwechsel zwischen Kreil und Schumacher wurde ziemlich umfangreich, und bei weitem nicht alle Briefe Kreils wurden in den „Astronomischen Nachrichten“ veröffentlicht, siehe hierzu Kap. 3.3.4 sowie 7.1. Des weiteren hat sich aus dem Jahre 1836 ein in Mailand verfasster Brief Kreils an Alexander von Humboldt erhalten. Dieser Brief enthielt Kreils Deklinationsbeobachtungen in Mailand vom 9. bis zum 17. August 1836.28 Auch mit Humboldt unterhielt Kreil in Zukunft regen brieflichen Kontakt, siehe Kap. 7.1 und Kap. 8.9. Beobachtungsinstrumente Und noch einmal wurde Kreil von einem glücklichen Zufall begünstigt. Sein früherer Lehrer in Wien, Joseph Johann Littrow, hatte, wie Anton Schrötter berichtet, „um die Einführung der magnetischen Beobachtung nach dem Systeme von Gauss an der Wiener Sternwarte zu erleichtern, die Apparate für die absoluten Beobachtungen vom Mechaniker Meyerstein29 in Göttingen auf eigene Kosten angeschafft. Da er aber auf bedeutende Schwierigkeiten in der Ausführung dieses Vorhabens stiess, überliess er diese Instrumente, um sie nicht brach liegen zu lassen, an Kreil. Der an der Brera angestellte Mechaniker, Herr Grind[e]l, verfertigte dann hiezu die Instrumente für die Variations-Beobachtungen und so war Kreil schon im folgenden Jahre (1836 August) in der Lage, die erdmagnetischen Beobachtungen beginnen zu können, die ersten, die überhaupt im österreichischen Kaiserstaate nach den Gauss’schen Methoden versucht wurden“ (Schrötter 1863, S. 122). In der Tat informierte Kreil Gauß bereits am 1. März 1836 über den geplanten Transfer des Wiener Magnetometers nach Mailand: „Es schreibt mir nämlich Littrow aus Wien daß er für den von ihm bestellten Apparat weder ein Locale noch Personen hat, die sich damit beschäftigen könnten, und da es ihm leid thut, eine so schöne Sache unbenützt vor sich liegen zu sehen, so hat er H[errn] Carlini den Vorschlag gemacht, ihm denselben zu überlassen. Carlini hat den Antrag angenom[m]en, und so hoffen wir bald im Besitze dieses Schatzes zu seyn“ (Brief 3).30 Das Instrument aus Wien kam am 2. oder am 3. September 1836 in Mailand an. Kreil berichtete darüber sowohl Alexander von Humboldt am 3. September31 als auch Carl Friedrich Gauß am 4. September (Brief 7). In beiden Briefen spricht er davon, dass das Instrument „gestern“

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Dieser Brief wird zitiert und kommentiert in Reich/Roussanova 2016. Moritz Meyerstein war seit 1834 Instrumentenhersteller in Göttingen. 30 Brief von Kreil an Gauß vom 1. März 1836 (Brief 3). 31 Siehe hierzu Kap. 8.9. 29

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angekommen sei. Kreil veröffentlichte eine Beschreibung seines neuen Instrumentes in der „Mailänder Zeitung“. Leider konnte diese Publikation nicht ermittelt werden. Am 19. Oktober 1836 berichtete Kreil auch Marian Koller, dass ein Göttinger Apparat angekommen sei und man plane, mit ihm magnetische Deklinationsmessungen vorzunehmen: „Ich war gerade mit den Vorarbeiten beschäftigt die magnetische Declination mit dem aus Göttingen neu angekommenen Apparate zu bestimmen, als Kindinger mir die Nachricht brachte, daß Gelegenheit da sey, etwas nach Kremsmünster zu schicken. Seit einigen Monaten beschäftigt mich der Magnetismus fast ausschließend, und gewährt mir sehr viele Freude, da man auf diesem neuen Felde fast keinen Schritt thut, ohne eine Frucht zu pflücken. Ich habe mir wo möglich die Erörterung der Erdmagnetischen Erscheinungen zum Ziele gesetzt, und lasse die electromagnetischen vor der Hand noch bei Seite, da die Arbeit sonst gar zu gehäuft wäre“ (Rabenalt 1977, S. 199). In der Tat verfügt die Mailänder Sternwarte bis heute über dieses aus Wien transferierte Instrument (Inventarnr. C. M. 00013, vgl. Abb. 8). Es wurde in der Literatur schon mehrfach vorgestellt, siehe Basso Ricci/Tucci 1994; Basso Ricci [u. a.] 1997, S. 140–142; Kärn 2002, S. 30–33; Hentschel 2005, S. 29).

Abb. 8. Magnetometer von Moritz Meyerstein aus dem Jahr 1835 im Museum des Astronomischen Observatoriums Brera in Mailand (Museo dell’Osservatorio Astronomico di Brera). Photographie von Moses Kärn aus: Mitteilungen der Gauß-Gesellschaft 39, 2002, S. 31, mit freundlicher Genehmigung.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Aus Kreils Beobachtungen wurden Routinebeobachtungen, die er, solange er in Mailand weilte, dort fortsetzte. Was die dafür eingesetzten Instrumente anbelangt, so veröffentlichte Kreil von ihnen im Jahre 1839 eine ausführliche Beschreibung. Diese Beschreibung wurde von einer Tafel begleitet, auf der die wichtigsten Instrumente sowie einige Details in Form von 16 Figuren vorgestellt wurden (Abb. 9). Die Figur 3, auf der Zeichnung ganz links, stellt das aus Wien stammende Mailänder Magnetometer dar, das Meyerstein in Göttingen angefertigt hatte (vgl. Abb. 8).

Abb. 9. Magnetische Beobachtungsinstrumente an der Mailänder Sternwarte. Aus der Abhandlung „Descrizione degli apparati magnetici e di metodi con cui si eseguiscono le osservazioni“ in den „Effemeridi astronomiche di Milano“, primo supplemento von 1837 (Kreil 1837h, Tafel). Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Gauß-Bibliothek (Gauss Bibl 225), mit freundlicher Genehmigung.

Vergebliche Hoffnung auf ein magnetisches Observatorium in Mailand, Beobachtungen im Freien Anfangs hoffte Kreil auf ein eigenes eisenfreies Häuschen für seine magnetischen Beobachtungen. So ließ er Gauß am 4. September 1836 wissen: „Ich hoffe man wird auch bald zur Errichtung eines eisenfreyen magnetischen Observatoriums schreiten“ (Brief 7). Kurze Zeit danach, am 3. Dezember 1836, schrieb Kreil an Gauß: „Hoffentlich werden sie [die Beobachtungsbedingungen] sich aber noch bessern, wenn wir, wie es zu erwarten steht, ein eigenes magnetisches Observatorium besitzen werden, das die Nadel vor den Luftströmungen, und vor Feuchtigkeit= und Temperatur-Änderungen besser schützt als es jetzt in freyer Luft möglich war“ (Brief 9). Auch in seinem Brief vom 2. Oktober 1837 bedauerte Kreil abermals die Unzuverlässigkeit seiner Beobachtungsdaten, weil ein wohleingerichtetes Observatorium nicht vorhanden war. Schließlich teilte er Gauß mit: „Ich wurde aufgefordert einen Plan des hier zu erbauenden magnetischen Observatoriums zu entwerfen“ (Brief 17). Doch leider kam es in Mailand weder zu Kreils Zeiten noch danach zum Bau eines eisenfreien Observatoriums. Da Kreil über kein eigenes magnetisches Observatorium, d. h. ein eigens dafür errichtetes eisenfreies Häuschen verfügte, führte er oftmals Kontrollbeobachtungen im Freien durch, um die Korrekturfaktoren für seine in den Räumlichkeiten gewonnenen Beobachtungsdaten bestimmen zu können. Er erwähnt in zahlreichen Briefen an Gauß diese Beobachtungen im Freien, nämlich:

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Brief Nr.32 Brief 4 vom 4. April 1836. Hier werden die Beobachtungen erwähnt, die „in dem am Hause gelegenen Garten im Freien angestellt“ wurden. Brief 5 vom 3. Juni 1836 Brief 8 o. D., ab Ende September bis zum 3. Dezember 1836 Brief 10 vom 6. Februar 1837 Brief 18 vom 4. Dezember 1837 Brief 19 vom 29. Januar 1838 Brief 20 vom 8. April 1838 Brief 24 vom 14. November 1838. Hier ist von einer „Fundamentalbeobachtung“ die Rede, die Kreil im „Frühjahr auf einer freyen Wiese ausgeführt [habe], welche 640 Meter von der Sternwarte entfernt ist, und wo das Magnetometer mehr als 60 Meter von jedem Gebäude entfernt war“.

3.3.4. Publikation der Beobachtungsdaten Diese in Mailand gemachten Beobachtungen wurden nicht nur im Göttinger magnetischen Verein wahrgenommen und veröffentlicht, sondern Kreil sorgte durch zahlreiche weitere Publikationen für ihre Verbreitung. Er veröffentlichte darüber in folgenden Zeitschriften: – „Annalen der Physik und Chemie“ (Kreil 1837a, 1837b, 1838a und 1839a), – „Astronomische Nachrichten“ (Kreil 1837c, 1839b), – „Bibliothèque universelle de Genève“ (Kreil 1837d, 1837e, 1837f), – „Bulletin scientifique de Saint-Pétersbourg“ (Kreil 1839c, 1840b), – „Philosophical Magazine“ (Kreil 1840c), – „Effemeridi astronomiche di Milano“ (Kreil 1839d). Zusammen mit seinem italienischen Kollegen Pietro Della Vedova publizierte Kreil schließlich, gewissermaßen als krönenden Abschluss, eine ca. 350 Seiten umfassende Monographie über die in den Jahren 1836 bis 1838 in Mailand durchgeführten erdmagnetischen Beobachtungen: „Osservazioni sull’intensità e sulla direzione della forza magnetica instituite negli anni 1836, 1837, 1838 all’I. R. Osservatorio di Milano“ (Kreil/Della Vedova 1839). Über diese Schrift (vgl. Abb. 10) urteilt Kreils Biograph Anton Schrötter zu Recht mit folgenden Worten: „Diese Arbeit ist als die bedeutendste Leistung Kreil’s während seines Aufenthaltes in Mailand anzusehen“ (Schrötter 1863, S. 125). Das Werk enthält auch ein Kapitel über meteorologische Beobachtungen „Osservazioni meteorologiche eseguite negli anni 1836 – 1837 – 1838“ (Kreil/Della Vedova 1839, S. 269–341). Dies lässt erkennen, dass sich Kreil schon in Mailand auch mit meteorologischen Beobachtungen beschäftigte. Einen knappen Überblick über seine in Mailand gemachten erdmagnetischen Beobachtungen ließ Kreil dem in St. Petersburg wirkenden Erdmagnetiker Adolph Theodor Kupffer in Briefform zukommen. Dieser Brief – „Lettre de M. Kreil à M. Kupffer, contenant un exposé succinct des principaux résultats des observations magnétiques exécutées, par le premier, à l’observatoire de Milan“ – wurde von der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften veröffentlicht (Kreil 1839c). Es war der britische Erdmagnetiker Edward Sabine, der für eine Übersetzung dieses sehr wichtigen Briefes ins Englische sorgte, die dann 1840 im „Philosophical Magazine“ erschien (Kreil 1840c). Wie Schrötter seinen Lesern mitteilt, schrieb John Herschel in einem Brief an Kreil: „er habe seine [Kreils] Beobachtungen für so wichtig gehalten, dass er sie an alle neu errichteten Observatorien der englischen Regierung und der ostindischen Compagnie vertheilen liess, damit sie an denselben in gleicher Weise fortgeführt werden“ (Schrötter 1863, S. 125). Leider ist dieser Brief Herschels an Kreil nicht mehr vorhanden. 32

Nummer des Briefes in der vorliegenden Edition.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 10. Titelblatt der Monographie von Karl Kreil und Pietro Della Vedova „Osservazioni sull’intensità e sulla direzione della forza magnetica instituite negli anni 1836, 1837, 1838 all’I. R. Osservatorio di Milano“ (Kreil/Della Vedova 1839). Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Gauß-Bibliothek (Gauss Bibl 887), mit freundlicher Genehmigung. Im Jahre 1838 unternahm Kreil zusammen mit der Familie von Wilhelm von Lebzeltern eine Reise nach Italien, die vor allem auch in den Süden führte (Schrötter 1863, S. 124). So besuchten die Reisenden Neapel, Sorrento, Taormina und stiegen hinauf zum Krater des Ätna. Kreil berichtete darüber ausführlich seinem Freund Marian Koller in Kremsmünster (Fellöcker 1864– 1869, Teil 5, S. 23f, sowie Rabenalt 1977, S. 209–212). Der Name Sartorius kommt in diesen Briefen an Koller nicht vor. Wolfgang Sartorius von Waltershausen begann 1838 gerade seine zweite große Italienreise. Er berichtete in einem Brief vom 31. Dezember 1838 aus Catania an Gauß lediglich, daß die Reise nach Catania schnell vor sich gehe und er Mailand nicht berührt habe, „jedoch habe ich Kreil die beiden Bände der Resultate zugeschickt, welche er durch den Buchhandel nicht erhalten hatte und auch wohl nie erhalten wird. Er hat mir auch für den Empfang der Bücher gedankt und versprochen sogleich einen Bifilarapparat einzurichten“ (Reich 2012, S. 303). 3.3.5. Gauß’ „Intensitas“ in italienischer Übersetzung Gauß’ großartiges Erstlingswerk auf dem Gebiet des Erdmagnetismus war die in lateinischer Sprache verfasste Abhandlung „Intensitas vis magneticae terrestris ad mensuram absolutam revocata“. Dieses Werk war zwar bereits Ende des Jahres 1832 vollendet, konnte aber erst sehr viel später, im Jahre 1841, in den „Commentationes societatis regiae scientiarum Gottingensis recentiores“ veröffentlicht werden (Gauß 1841). Im Jahre 1833 erschienen in einer kleiner Anzahl Vorabdrucke des lateinischen Originals sowie eine Übersetzung ins Deutsche, die Johann Christian Poggendorff zu verdanken war (Gauß 1833). Im Jahre 1834 wurde ferner eine Übersetzung ins Französische (Gauß 1834a) und im Jahre 1836 eine Übersetzung ins Russische (Gauß 1836b) publiziert. Von herausragender Bedeutung ist, dass Gauß’ Werk im Jahre 1837, sicherlich nicht ohne Zutun oder Anteilnahme von Kreil, auch in italienischer Übersetzung unter dem Titel „Misura assoluta dell’intensità della forza magnetica terrestre“ veröffentlicht wurde (Gauß 1837a). Diese Übersetzung erschien im ersten Supplementband zu den „Effemeridi astronomiche di Milano“ (vgl. Abb. 11), der darüber hinaus auch noch eine sehr wichtige Schrift von Kreil enthält, die „Descrizione degli apparati magnetici e di metodi con cui si eseguiscono le osservazioni“ (Kreil 1837h).

3. Bausteine zu Leben und Werk

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Abb. 11. Titelblatt und Titel der italienischen Übersetzung von Gauß’ „Intensitas“ im ersten Supplementband der „Effemeridi astronomiche di Milano“ (Gauß 1837a). Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Gauß-Bibliothek (Gauss Bibl 225), mit freundlicher Genehmigung. Der Übersetzer von Gauß’ „Intensitas“ ins Italienische war Paolo Frisiani, den Kreil schon zu Anfang seines Aufenthalts in Mailand als Physiker schätzengelernt hatte. Das Besondere an dieser Übersetzung ist die überaus reichhaltige Kommentierung: So sind die Seiten von 3 bis 57 dem Gaußschen Text und die Seiten von 58 bis 132 dem Kommentar von Frisiani vorbehalten. Alle vorher erschienenen Übersetzungen der „Intensitas“ waren unkommentiert geblieben. Leider erfährt man nicht, welchen Text Frisiani seiner italienischen Übersetzung zugrundegelegt hatte, den lateinischen Originaltext als Vorabdruck (Gauß 1841) oder die Poggendorffsche Übersetzung ins Deutsche (Gauß 1833). Vielleicht handelte es sich bei dieser Vorlage um die Abschrift Kreils, die dieser während Sartorius’ und Listings Aufenthalts in Mailand angefertigt hatte (siehe Brief von Listing an Gauß vom 11. November 1834 sowie Kap. 3.3.2). Die Übersetzung von Frisiani ist die einzige Übersetzung eines Werkes von Gauß ins Italienische, die zu Gauß’ Lebzeiten erschienen ist. Der Supplementband der „Effemeridi“ mit der Übersetzung von Gauß’ Abhandlung ins Italienische und mit Kreils obengenanntem Beitrag gelangte sehr schnell in Gauß’ Hände. Kreil teilte Gauß nämlich am 20. September 1837 in einem Brief mit: „Der Überbringer dieses, H[err] Knothe, hat sich gütigst angebothen beiliegenden Supplementband unserer Ephemeriden, der eben die Presse verläßt (der Druck der Ephemeriden selbst ist noch nicht vollendet) an Sie zu bestellen“ (Brief 16). Dieses Exemplar befindet sich noch heute in der Gauß-Bibliothek in Göttingen (Gauss Bibl 225). Viele Jahre später, am 29. April 1845, ließ Gauß seinen Freund Heinrich Christian Schumacher in Altona wissen: „Was übrigens die Uebersetzungen meiner Intens. betrifft, so besitze ich bloss die italienische selbst“ (Briefwechsel Gauß-Schumacher 4, S. 437).

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Nachdem Kreil Mailand verlassen hatte, setzten seine dortigen Freunde die magnetischen Beobachtungen fort und schickten die von ihnen erzielten Resultate auch weiterhin regelmäßig nach Göttingen.33 So war und blieb Mailand auch nach Kreils Weggang ein wichtiger Standort für den Göttinger magnetischen Verein. In Mailand widmete sich Kreil vor allem der Astronomie und dem Erdmagnetismus, die Meteorologie spielte für ihn hier zwar ebenfalls eine Rolle, aber diese war noch klein. Dies sollte sich erst in Prag ändern, der nächsten Station in Kreils Karriere. 3.4. Kreil als Adjunkt und sechster Direktor der Sternwarte zu Prag: 1838 bis 1851 3.4.1. Präliminarien Universität und Astronomie in Prag Es war Prag, wo die erste deutsche Universität – nördlich der Alpen und östlich von Paris – eingerichtet wurde. Die Prager Universität wurde am 7. April 1348 von Karl IV. gegründet. Dieser war seit 1334 Markgraf von Mähren, seit 1346 römisch-deutscher König, seit 1347 König von Böhmen, seit 1355 König der Lombardei und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie seit 1365 König von Arelat. Karl IV. gründete noch zahlreiche weitere Universitäten, so 1353 in Cividale, 1355 in Arezzo, 1355 in Perugia, 1357 in Siena, 1361 in Pavia, 1364 in Florenz, 1365 in Genf, 1365 in Orange und 1369 in Lucca (Machilek 2008, S. 176). Im Jahre 1654 vereinigte Kaiser Ferdinand III. die Karls-Universität in Prag mit der dort 1556 gegründeten Jesuitenhochschule im Clementinum. Die Universität trug fortan bis 1920 den Namen Karl-Ferdinands-Universität (Universitas Carolo-Ferdinandea). Prag war es auch, wo Tycho Brahe und Johannes Kepler die Grundlagen für die neuzeitliche Astronomie schufen. Karl Kreil bedauerte, dass das hohe wissenschaftliche Niveau, das die Astronomie zu Brahes und Keplers Zeiten in Prag erreicht hatte, zu seiner Zeit nicht mehr vorhanden sei. So schrieb er in den „Astronomischen Nachrichten“: „Böhmen, die Wiege der neueren Astronomie, wo durch Tycho’s Beobachtungen und Kepler’s Berechnungen die berühmten Gesetze entdeckt wurden, welche den Lauf der Gestirne regeln, mußte in der letzten Zeit den Ruhm, in die Geheimnisse der Mechanik des Himmels einzudringen, andern Nationen überlassen. So unerfreulich diese Wahrnehmung auch ist, so gewährt doch die Ueberzeugung Trost, daß nicht Mangel an Sinn für die Wissenschaft daran Ursache ist, der sich an andern Fächern so vielseitig gezeigt hat, daß ein Hindeuten darauf wohl überflüssig seyn dürfte“ (Kreil 1846a, Sp. 129). Die Prager Sternwarte und ihre Direktoren Die Prager Sternwarte, die im Turm des Clementinums untergebracht war, verdankte ihre Gründung den Jesuiten. Im Jahre 1751 wurde Joseph Stepling, Mitglied des Jesuitenordens, ihr erster Direktor. Auch der zweite Direktor, Franz Zeno, war Angehöriger des Jesuitenordens. Das gesamte Clementinum, also auch die Sternwarte, kam nach Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 in staatliche Hände. Der spätere dritte Direktor, Anton Strnad, war zunächst in den Jesuitenorden eingetreten, verließ diesen aber nach dessen Aufhebung. 1774 wurde Strnad Adjunkt, 1778 außerordentlicher Professor und 1781 schließlich ordentlicher Professor und dritter Direktor des Observatoriums. Als vierter Direktor der Prager Sternwarte fungierte Alois Martin David, der 1799, nach dem Tod von Strnad, dieses Amt übernommen hatte. David war als Wissenschaftler von wesentlich größerer Bedeutung als seine Vorgänger. So wurde er 1815 zum „Königlichen Astronomen“ ernannt.34 1816 wurde er Rektor der Karl-Ferdinands-Universität, 1830 Kaiserlicher Rath und 1832 Direktor der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Danach zog sich David zunehmend von seinen Ämtern zurück. 33

Die letzten in Göttingen noch vorhandenen Beobachtungen aus Mailand stammen vom 25. und vom 26. August 1843, in: Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1843/1844, Mappe August 1843, siehe Kap. 4.2.2. 34 Das erinnert an den Titel „Astronomer Royal“ in Großbritannien.

3. Bausteine zu Leben und Werk

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Im Jahre 1837 wurde Adam Bittner der fünfte Direktor der Sternwarte in Prag. Er hatte an der Universität Prag studiert und seit 1800 als Praktikant, später als Adjunkt an der Prager Sternwarte gewirkt. Er war im Jahre 1805 promoviert und 1806 zum Professor der Mathematik an der Technischen Schule in Prag berufen worden. Nach Davids Tod wurde Bittner nicht nur Direktor der Sternwarte, sondern auch Professor der Astronomie und der praktischen Geometrie an der Prager Universität. Die Königliche Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften Im Jahre 1784 wurde in Prag, nicht ohne Beteiligung des dritten Direktors der Sternwarte, Anton Strnads, die Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften gegründet, die 1790 zur Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften avancierte. Im Jahre 1833 wurden am 13. Oktober Alexander von Humboldt zum Ehrenmitglied und am 1. Dezember Carl Friedrich Gauß zum auswärtigen Mitglied der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften ernannt.35 Die am 1. Dezember 1833 in Prag ausgestellte Urkunde über die Wahl von Gauß ist im Braunschweiger Stadtarchiv noch vorhanden (Abb. 12). Sie wurde von folgenden zwei Personen unterschrieben: von Joseph Ladislav Jandera, der Professor der Mathematik an der Universität Prag war und damals das Amt des Direktors der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften innehatte, sowie von Mathias Kalina von Jäthenstein, Doktor der Rechte, Historiker und Landwirt, der von 1831 bis 1839 das Amt des Sekretärs der Gesellschaft bekleidete.

Abb. 12. Urkunde über die am 1. Dezember 1833 erfolgte Wahl von Carl Friedrich Gauß zum auswärtigen Mitglied der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, ausgestellt am 1. Dezember 1833 in Prag. Aufbewahrungsort: Stadtarchiv Braunschweig, Sign. G IX 21_44-12, mit freundlicher Genehmigung.

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In: Abhandlungen der königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften N. F. 4 (1833–1836), Prag 1837, S. 36, 40.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Die Tagung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Prag im September 1837 Im September 1837 fand in Prag die Tagung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) statt. Marian Koller, der an der Tagung teilnahm, berichtete seinem Kollegen Augustin Reslhuber am 15. September 1837 Folgendes über die Prager Sternwarte: „Die hiesige Sternwarte befindet sich in der Altstadt im vorigen Jesuiten-Collegium, einem Gebäude, dem an Grossartigkeit und Ausdehnung wohl kein anderes Gebäude dieser ehrwürdigen Stadt gleich kömmt. Das Collegium: in dem sich jetzt das Seminar der Theologen, die philosophischen Schulen, ein Gymnasium &c. befinden, besteht aus mehreren Höfen; in einem derselben, mit dem Gebäude verbunden, ragt nun ein hoher Thurm hervor, den man eher für einen Kirchthurm, als eine Sternwarte ansehen würde. Ich besuchte Professor Bittner36 (Adjuncten an der Sternwarte), mit dem ich dann letztere besah. Der Zugang ist schon wenig empfehlend; man muss lange unter dem Dache fortwandern, bis man einmal in einen engen Raum kömmt, wo ein Passagen-Instrument steht, das ich für werthlos halte; es befindet sich nicht im eigentlichen Observatorium, sondern unter dem Dache. Ins [sic] Observatorium angelangt, bietet sich ein weiteres Locale dar, in welchem herrliche, theils von der Universität, theils vom Kaiser angekaufte Instrumente unaufgestellt stehen: ein 8schuhiger Meridiankreis, ein dto. Verticalkreis von Troughton, ein herrliches Passagen-Instrument und ein kleiner (älterer[)] Reichenbach’scher Theodolit. Sie denken sich wohl, dass einem das Herz blutet, wenn man alle diese Schätze unbenützt vorfindet, ja (wie es mir wenigstens schien) Schaden leiden sieht. Ueberdies befindet sich in einem höheren Locale, das aber, wie das folgende, sehr eng ist, eine Reihe alter, unbrauchbarer Apparate. Mit Ehrfurcht und Rührung betrachtete ich unter Ihnen 2 Sextanten, mit denen Tycho beobachtet. Im obersten Raume, den eine Gallerie umgibt, befindet sich endlich ein sehr schöner Multiplicationskreis (auch unbenützt), ein schlechtes Aequatoriale (nicht aufgestellt und nicht aufstellbar) und ein freies Fraunhoferisches Rohr von 4" Oeffnung“ (Fellöcker 1864–1869, Teil 5, S. 22f). Über die Tagung selbst wusste Koller am 24. September 1837 zu berichten: „Astronomen gibt es freilich (wie überhaupt), so auch bei dieser Versammlung wenige: Weisse aus Krakau, Mädler aus Berlin,37 Feldt aus Braunsberg bei Königsberg38 und Adjunct Albert aus Ofen,39 sowie Hofrath Schwab[e] aus Dessau40 sind hier als auswärtige Astronomen sammt mir; unter den einheimischen ist Morstadt41 und Bittner“ (Fellöcker 1864–1869, Teil 5, S. 23). 3.4.2. Ankunft in Prag Unter dem Direktorat von Adam Bittner wurde Karl Kreil im Herbst 1838 als Adjunkt an die Prager Sternwarte berufen. Er konnte jedoch nicht unverzüglich nach Prag abreisen, sondern bemühte sich um einen ordentlichen Abschluss seiner Mailänder Tätigkeiten. Schrötter bringt dies mit folgenden Worten zum Ausdruck: „wohin er aber erst abging, nachdem der Druck seiner Beobachtungen beendigt und das unter seiner Aufsicht für Prag bestimmte Magnetometer angefertigt worden war“ (Schrötter 1863, S. 125). Am 11. November 1838 berichtete Kreil seinem Freund Marian Koller in Kremsmünster: „Ich werde meine Abreise von hier gern so lang verschieben, als es möglich ist, und bin deswegen eingekommen, mich noch bis Ende Jänner hierzulassen; denn erstens habe ich im Jänner 1836 die Reihe regelmäßiger magnetischer Beobachtungen begonnen, und möchte sie wenigstens durch 3 Jahre vollständig fortsetzen, zweitens habe ich jetzt angefangen, diese Beobachtungen abdrucken zu lassen, und möchte daher den Druck noch während meiner Anwesendheit vollenden; 3tens ist der Komet am Himmel, den ich auch nicht gern unbeobachtet laufen lassen 36

Adam Bittner, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. Johann Heinrich Mädler wirkte an der Akademiesternwarte in Berlin, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 38 Laurentius Feldt, Mathematiker, Physiker und Astronom, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 39 Franz Albert de Monte Dego, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 40 Samuel Heinrich Schwabe besaß in Dessau ein Observatorium, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 41 Josef Morstadt, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 37

3. Bausteine zu Leben und Werk

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möchte“ (Rabenalt 1977, S. 215). Es handelt sich hier um den periodischen Kometen Encke (Boguslawski-Galle), der vom 15. August bis zum 17. Dezember 1838 sichtbar war. Erst am 8. bzw. am 9. April 1839 war es dann soweit: Kreil kam in Prag an. Seinem Freund Koller teilte er in einem Brief vom 24. April 1839 mit: „Ich bin am 9. April hier angekommen,42 und habe am folgenden Tag sogleich meine Wohnung bezogen, die ich, Dank der Fürsorge meines Bruders,43 in vollkommen wohnlichem Zustand antraf. Bittner ist ein alter guter Herr, den es auch freuen wird, wenn die magnetischen Beobachtungen zu Stande kommen, der aber wohl selbst nicht mehr angreifen wird, eben so wenig werde ich den noch älteren Sternwartdiener Watzel hiezu verwenden können. Ich bin also vor der Hand wenigstens ganz allein auf mich beschränkt, und habe schon an manche Thüren geklopft, aber es wurde noch nicht aufgethan. Mit der Zeit wird sich dieß wohl geben, aber es wäre mir leid den nächsten Mai-Termin zu versäumen.44 Wenn ich auch nur Einen Helfer finde, so werde ich ihn mitbeobachten [lassen]. Die täglichen Beobachtungen werde ich 4mal des Tages, von 5 zu 5 Stunden anstellen. Indessen bis ich ans Beobachten komme, gehe ich Kämtz’s meteorologisches Lehrbuch45 durch, worin sich viele auch für den Magnetismus recht anwendbare Sachen finden“ (Rabenalt 1977, S. 221). Kreil betrachtete es nunmehr als seine Aufgabe, in Prag mit den erdmagnetischen Beobachtungen in der Weise fortzufahren, wie er sie in Mailand begonnen hatte. 3.4.3. Die Lokalität für magnetische Beobachtungen, die Instrumente und das Beobachtungsteam Was die Unterbringung der erdmagnetischen Instrumente anbelangt, so teilte Kreil in dem bereits erwähnten Brief vom 24. April 1839 seinem Freund Koller mit: „Der Gang an der Sternwarte, in welchem die neuen Instrumente stehen, und den Sie wohl kennen werden, scheint mir recht tauglich für die Variationsbeobachtungen, und ich habe schon die nöthigen Anordnungen getroffen, meine Apparate dort aufstellen zu können. Aber mit den absoluten Beobachtungen wird es nicht so bequem gehen. Es sind zwar viele Höfe im Gebäude der Sternwarte, aber keiner ist groß genug, um nicht Störungen von den herumliegenden Eisenmassen befürchten zu müssen. Ich werde mich wohl um einen etwas entfernteren freien Platz umsehen müssen. Den Bau der neuen Sternwarte habe ich beim hiesigen Gubernium wieder in Gang gebracht, es ist bereits darüber referiert worden. Gott gebe, daß er nicht wieder auf die lange Bank zu liegen kömmt“ (Rabenalt 1977, S. 220f). Doch konnte der Plan zur Einrichtung einer neuen Sternwarte nicht realisiert werden. Somit kam es auch nicht zum Bau eines eigenen, eisenfreien magnetischen Observatoriums. Die Beobachtungen fanden daher nicht nur in dem erwähnten Gang statt, wo Einflüsse von im Gebäude vorhandenen Eisenteilen nicht vermeidbar waren. Es mussten deshalb auch – wie schon in Mailand – Beobachtungen im Freien vorgenommen werden, um die mit den im Gang aufgestellten Instrumenten erzielten Messergebnisse mit Korrekturfaktoren verbessern zu können. Kreil berichtete in dem 1841 in Prag erschienenen ersten Band der „Magnetischen und meteorologischen Beobachtungen zu Prag“ hierzu: „Da in Prag die magnetischen Instrumente, an welchen die täglichen Variations-Beobachtungen angestellt werden, sich nicht an einem eigens dazu eingerichteten eisenfreien Orte befinden, so müssen von Zeit zu Zeit ähnliche Apparate an einem Platze aufgestellt werden, wo man keinen störenden Einfluss der Eisenmassen zu befürchten hat. Die an einem solchen Platze ausgeführten Beobachtungen dienen nicht nur dazu, um die Werthe der magnetischen Elemente für die Epoche der Beobachtung mit demjenigen Grade von Sicherheit zu erkennen, welcher der 42

In seinem Brief vom 4. Juli 1839 an Gauß (Brief 25) nannte Kreil den 8. April 1839 als den Tag, an dem er in Prag angekommen war. 43 Laut der Ahnentafel der Familie Kreil hatte Karl Kreil zwei Brüder: Franz Sales und Joseph, siehe Hauser 1984a, S. 210. 44 In der Tat konnte in Prag der Maitermin nicht eingehalten werden, siehe Brief von Kreil an Gauß vom 4. Juli 1839 (Brief 25). 45 Dreibändiges „Lehrbuch der Meteorologie“ von Friedrich Ludwig Kämtz (Kämtz 1831–1836).

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Genauigkeit der Instrumente und den Umständen, unter welchen sie angewendet wurden, entspricht; sondern, wenn ihre Ergebnisse mit denen der Variations-Apparate von Zeit zu Zeit verglichen werden, so erlangen diese einen weit höheren Werth, da ihre Angaben nur dadurch gegen den Vorwurf eines schädlichen Einflusses der sie umgebenden Eisenmassen gesichert werden können. Aus dieser Ursache wurden ein Magnetometer und ein Inclinatorium an einem freien Platze in dem abgesperrten Theile des sogenannten Kaisergartens auf dem Hradschine aufgestellt, und mit diesen die Beobachtungen über die Declination, horizontale Intensität und Inclination vom 18. August bis 3. September 1840 ausgeführt, während gleichzeitige Beobachtungen auch an den auf der Sternwarte aufgestellten Variations-Apparaten angestellt wurden“ (Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag 1, 1841, S. 2). Eine detaillierte Beschreibung der im Gang der Sternwarte aufgestellten Instrumente veröffentlichte Kreil erstmals im Jahre 1840 in den in Göttingen herausgegebenen „Resultaten des magnetischen Vereins“ (Kreil 1840d, siehe hierzu Kap. 4.3). Ähnliche Ausführungen publizierte er anschließend auch in Prag.46 Schrötter äußert die Meinung, dass Prag, was die erdmagnetischen Beobachtungen angeht, nach Göttingen den ersten Platz einnehme: „Schon nach Verlauf von 18 Monaten nahm das magnetische Observatorium von Prag für die damalige Zeit, nach jenem von Göttingen den ersten Platz ein, obschon bereits überall in Europa die Wichtigkeit solcher Beobachtungen erkannt und alle Regierungen, besonders die Brittische, grosse Anstrengungen für Ausdehnung derselben auf möglichst viele Punkte der Erde machten“ (Schrötter 1863, S. 128). Auch Kenner vertritt die gleiche Meinung: „Nach Verlauf von 18 Monaten hatte dieses neue Observatorium von Prag den Ruf, nach jenem von Göttingen, das unter der Leitung des Hofrathes Gauß stand, das wichtigste zu sein, und dies in einer Zeit, da überall in Europa die praktische Wichtigkeit solcher Studien durchschlug, und alle Regierungen, besonders die britische die größten Anstrengungen für dieselben machten“ (Kenner 1863, S. 14). Dieses Urteil scheint allerdings doch etwas zu hoch gegriffen zu sein. So war z. B. die Sternwarte in Berlin schon seit 1836 mit einem eigenen magnetischen Observatorium ausgestattet und verfügte über ausgezeichnete, von Göttingen gelieferte Instrumente (Encke 1840, S. V sowie XXV–XXVII). Und die Berliner Sternwarte ist nicht das einzige Beispiel. Kreil veröffentlichte auch später Darstellungen über die Lokalität in Prag, in der die Instrumente aufgestellt waren. So findet man die Ansicht (Abb. 13) und den Grundriss (Abb. 14) des Beobachtungsraums in seinem „Entwurf eines meteorologischen Beobachtungs-Systems für die österreichische Monarchie“ (Kreil 1850a, Tafel III und IV). Diese graphischen Darstellungen begleiten die Beschreibung eines „Zimmes der Variations-Apparate in Prag“: „In Prag ist für die Aufstellung und Beobachtungen mit den Variations-Apparaten ein Gemach von 14 Fuss Länge und ungefähr eben so viel in Breite bestimmt, das in Tafel III im Grundrisse und in Tafel IV in der Seitenansicht dargestellt ist. A ist der Platz für den Declinations, B jener für den Intensitäts-Apparat, C ist ein noch nicht benützter Aufstellungsort für ein Instrument, das die Aenderungen der Inclination anzugeben hat. Das zu A gehörige Fernrohr ist in a, das zu B gehörige in b aufgestellt. Die Gestelle für die Fernröhre sind auf einem gut ausgetrockneten 3 Fuss langen, 1 Fuss breiten und 2 Zoll dickem Brete abd befestigt, das mit einem Ende einige Zoll tief in der Mauer steckt, und, wie man in Tafel IV sieht, auch durch einen in die Mauer eingerammelten Querbalken mn gestützt wird; auch die Scalen ge und ef sind auf diesem Brete angeschraubt, und mit hervorspringenden Bretchen zur Aufstellung der Lampen versehen. Die Fernröhre befinden sich in einer Höhe von 4 Fuss über den [sic] Fussboden, und werden durch zwei schwere, 2¾ Fuss hohe Schubladkästen hikl, die im Rechtecke vorgestellt sind, gegen zufällige Stösse und Verrückungen geschützt, S ist der Sitz des Beobachters. Gegen Norden und gegen Osten ist ein Fenster. Das letzte ist durch dunkle Vorhänge den hereindringenden Sonnenstrahlen verschlossen. In seiner Oeffnung steht in E die Pendeluhr“ (Kreil 1850a, S. 103–104).

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In: Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag 1, 1841, S. 2–34.

3. Bausteine zu Leben und Werk

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Kreil gelang es in Prag in relativ kurzer Zeit, eine Gruppe von geeigneten Mitarbeitern um sich zu scharen. Im Jahre 1842 zählte er folgende sechs Personen zu seinem Mitarbeiterkreis: Peter Bonnet, Karl Fritsch, Paul Hackel, Simon Kuranda, Joseph Leyer und Joseph Masač.47 Von besonderer Bedeutung war Karl Fritsch,48 der Kreil seit 1839 unterstützte. Fritsch beteiligte sich zwar an den erdmagnetischen Beobachtungen, er war aber in erster Linie Meteorologe. Schrötter wusste über die personelle Situation in Prag zu berichten: „Es gelang ihm [Kreil], einen Kreis von jungen Männern um sich sammeln, in welchen er die Lust an magnetischen Beobachtungen zu erwecken wusste, und er war dadurch bald in der Lage, den Prager Beobachtungen eine grössere Ausdehnung zu geben, als dies selbst in Mailand der Fall war“ (Schrötter 1863, S. 127f).

Abb. 13. Seitenansicht des Beobachtungsraums in Prag. Aus: „Entwurf eines meteorologischen Beobachtungs-Systems für die österreichische Monarchie“ von Karl Kreil (Kreil 1850a, Tafel IV). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1166-p, mit freundlicher Genehmigung.

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Zit. nach: Astronomisch-meteorologisches Jahrbuch. Bd. 1. Prag 1842, S. 16. Der Vorname von Karl Fritsch wird hier stets mit Karl wiedergegeben. In der Literatur wird häufig auch Carl geschrieben.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

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Abb. 14. Grundriss des Beobachtungsraums in Prag. Aus: „Entwurf eines meteorologischen Beobachtungs-Systems für die österreichische Monarchie“ von Karl Kreil (Kreil 1850a, Tafel III). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1166-p, mit freundlicher Genehmigung. Eingezeichnet: – Astronomischer Meridian – Magnetischer Meridian 1848 A a B b C

E S

Platz für den Declinations-Apparat Das zu A gehörige Fernrohr Platz für den Intensitäts-Apparat Das zu B gehörige Fernrohr Aufstellungsort für ein Instrument, das die Aenderungen der Inclination anzugeben hat (noch nicht benützt) Pendeluhr Sitz des Beobachters

3. Bausteine zu Leben und Werk

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3.4.4. In Prag gegründete Schriftenreihen Dank seinen kompetenten Mitarbeitern konnte Kreil in Prag zwei neue Schriftenreihen ins Leben rufen, nämlich: 1. „Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag“ (vgl. Abb. 15). Der erste Band dieser Reihe für 1839/1840 erschien 1841. Bis 1867 (1868) wurden 28 Bände herausgegeben. Ab dem achten Jahrgang (1848) fungierte der Meteorologe Karl Jelinek als Mitherausgeber. Diese Zeitschrift wurde ab 1869 unter dem Titel „Magnetische und meteorologische Beobachtungen an der k. k. Sternwarte zu Prag“ fortgesetzt. 2. „Astronomisch-meteorologisches Jahrbuch für Prag“ (vgl. Abb. 16). Im Jahre 1842 erschien der erste Band dieser insgesamt nur vier Bände umfassenden Reihe. Alle diese Bände kamen zwischen 1842 und 1845 heraus.

Abb. 15. Titelblatt des ersten Bandes der „Magnetischen und meteorologischen Beobachtungen zu Prag“ (Prag 1841). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 4°Mw 7014, mit freundlicher Genehmigung.

Abb. 16. Titelblatt des ersten Bandes des „Astronomisch-meteorologischen Jahrbuchs für Prag“ (Prag 1842). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. Oh 1915, mit freundlicher Genehmigung.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Im Jahre 1842 stellte Kreil in einem kleinen Bericht unter dem Titel „Wiener Briefe“ in der „Allgemeinen (Augsburger) Zeitung“ sein neugegründetes „Jahrbuch“ vor: „Dieses Jahrbuch enthält den Kalender, die Ephemeriden der Sonne, des Mondes, der Planeten und numerische Angaben meteorologischer Beobachtungen, wie sie in Prag, Ofen und Grätz angestellt worden; überdieß aber auch populär-wissenschaftliche Abhandlungen. Gerade diese Abhandlungen sind es, die diesem Werk einen besonderen Werth geben. Sie sind nicht bloß in musterhafter Klarheit geschrieben, sondern bringen auch neue wissenschaftliche Resultate. Diese Abhandlungen beziehen sich auf magnetische und atmosphärische Zustände unserer Erde, und enthalten die mit vielem Scharfsinn aus einer großen Anzahl sehr genauer Beobachtungen abgeleiteten Gesetze“ (Kreil 1842a). Seine Ausführungen schließt er mit folgendem Hinweis: „Wir sehen, daß der Geist Tycho di Brahe’s [sic] noch die Prager Sternwarte umschwebt und auf seine Nachfolger übergegangen ist“ (ebenda). Auf Seite 113 des zweiten Bandes des „Archivs der Mathematik und Physik“ von 1842 wurde Kreils neuerschienenes „Jahrbuch“ mit folgenden Worten angekündigt: „Nach Erläuterungen über die Einrichtung dieses Jahrbuchs und der gewöhnlichen astronomischen Ephemeride folgt eine gemeinfassliche Darstellung der Resultate der Prager Beobachtungen über Magnetismus und Meteorologie, und hierauf Monatmittel der magnetischen und meteorologischen Beobachtungen zu Prag, Mailand, Ofen, Gratz. Die gemeinfassliche Darstellung der Resultate der Prager Beobachtungen kann zugleich als eine recht zweckmässige, allgemeinverständliche Anleitung zu meteorologischen und magnetischen Beobachtungen betrachtet werden“. In dieser Reihe „Astronomisch-meteorologisches Jahrbuch für Prag“ veröffentlichte vor allem Kreil selbst, gelegentlich aber auch seine Mitarbeiter, wissenschaftliche Abhandlungen, die dieses Jahrbuch in wertvoller Weise ergänzten. Leider fehlen diese Publikationen Kreils in den gängigen Schriftenverzeichnissen wie zum Beispiel im „Biographisch-literarischen Handwörterbuch“ von Johann Christian Poggendorff49 und im „Catalogue of Scientific Papers“50. Deshalb sollen hier Kreils Beiträge zum Erdmagnetismus, die im „Jahrbuch“ veröffentlicht wurden, aufgeführt werden: – „Gemeinfassliche Darstellung der Resultate der Prager Beobachtungen über Magnetismus und Meteorologie“ (Kreil 1842b) – „Magnetische Störungen“ (Kreil 1844a) – „Geschichte des Entstehens und der bisherigen Leistungen des magnetischen Vereins“ (Kreil 1845a). Dieser letzte Beitrag ist die Langversion einer Abhandlung, die Kreil bereits im Jahre 1843 unter dem Titel „Kurzer Abriss der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des magnetischen Vereins, und nähere Beleuchtung des Standpunktes, welchen Prag darin einnimmt“ veröffentlicht hatte (Kreil 1843a), siehe hierzu auch Kap. 4.7. So ist es nicht verwunderlich, dass Prag bald nach Kreils Ankunft eine bedeutende Rolle im Netz aller der Wissenschaftler spielte, die sich mit dem Erdmagnetismus beschäftigten. 3.4.5. Berufliche Kontakte und persönliches Glück Joseph Johann Littrow, seit 1819 Direktor der Wiener Sternwarte und Professor der Astronomie an der Universität Wien, verstarb am 30. November 1840 in Wien. Selbstverständlich machte sich auch Kreil Hoffnungen auf einen Ruf an die Wiener Sternwarte. Er wartete aber vergeblich – die Wiener Stelle erhielt Littrows Sohn Carl Ludwig Littrow. Zu der Frage, welche Rolle Gauß hierbei spielte bzw. nicht spielte, siehe das Kapitel „Kreils Bewerbung um die Nachfolge Joseph Johann Littrows in Wien“ (Kap. 4.5).

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In: Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, gesammelt von J. C. Poggendorff. Bd. 1. Leipzig 1863, Sp. 1316–1317, sowie in: Poggendorff’s Biographisch-literarisches Handwörterbuch der exacten Wissenschaften. Bd. 3,1. Leipzig 1898, S. 749. 50 In: Catalogue of Scientific Papers (1800–1863). Vol. 3. London 1869, S. 748–749.

3. Bausteine zu Leben und Werk

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Vor dem 23. April 1840 stattete Joseph Paul Gaimard, damals Präsident der wissenschaftlichen Nordexpedition, Prag einen Besuch ab (Rabenalt 1977, S. 224). Er bestellte dort ein Inklinatorium für das magnetische Observatorium in Bossekop (Kreil schreibt Proscop). Gaimard, mit dem auch Alexander von Humboldt Briefe wechselte, war Schiffschirurg, Naturforscher und Biologe. Er leitete von 1835 bis 1836 eine Expedition nach Island und Grönland (Gaimard 1838) sowie in den Jahren von 1838 bis 1840 eine Expedition nach Nordskandinavien, Spitzbergen und den Färöern. Im Frühjahr 1842 heiratete Karl Kreil Mathilde von Pflügl, die Tochter von Carl Edlem von Pflügl, der städtischer Kämmerer in Linz war. Die Ehe blieb kinderlos, aber die Eheleute nahmen die Tochter einer ihnen bekannten Familie Hassler von Ostfeld, Josefa Magdalena, in ihr Haus auf. Kreil und seine Frau Mathilde adoptierten dieses Kind am 14. November 1854, siehe Hauser 1984a, S. 206, 208, 210, vgl. Kellner 2011.51 Im Jahre 1877 heiratete Josefa Magdalena im Alter von 25 Jahren Kreils Neffen und Biographen Friedrich Kenner. In der Physik war Christian Doppler in Prag der wichtigste Kollege von Kreil. Doppler hatte hier die Ideen zu dem später nach ihm benannten Effekt, dem Doppler-Effekt, entwickelt. Seinen entscheidenden Vortrag hielt er am 25. Mai 1842 auf einer Sitzung der naturwissenschaftlichen Sektion der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Doppler fand zwar nur wenig Anerkennung, aber er erhielt die volle Unterstützung von Karl Kreil, der jedoch am 25. Mai 1842 an der Sitzung der Böhmischen Gesellschaft nicht hatte teilnehmen können. Wie der Doppler-Biograph Peter M. Schuster zu berichten weiß, war Kreil dennoch der erste, „der das Doppler-Prinzip ohne Einschränkungen akzeptierte“ (Schuster 2003a, S. 60). Im Jahre 1844 veröffentlichte Kreil in seinem „Astronomisch-meteorologischen Jahrbuch für Prag“ einen Beitrag unter dem Titel „Doppler’s Erklärung des farbigen Lichtes der Doppelsterne“. In dieser Arbeit versucht er auf 45 Seiten nachzuweisen, „dass an den Himmelskörpern wirklich Bewegungen vorkommen, welche hinreichend schnell sind, um eine Farbenänderung hervorbringen zu können“, und fügt hinzu: „Es scheint daher keinem Zweifel zu unterliegen“ (Kreil 1844b, S. 271). Peter M. Schuster erläutert: „Dazu bemühte er sich als erster auch um akustische Nachweise. So bezog er die Eisenbahn in seine Überlegung ein, um große terrestrische Geschwindigkeiten einzuführen, obwohl Prag damals noch nicht an das Eisenbahnnetz angeschlossen war. Mit seinen detaillierten Ausführungen nahm er damit theoretisch bereits die Versuche des holländischen Meteorologen Christophorus Henricus Didericus Buys-Ballot (1817–1890) vorweg“ (Schuster 2003a, S. 60). Doppler wurde 1847 Bergrat und Professor für Mathematik, Physik und Mechanik an der k. k. Berg- und Forstakademie in Schemnitz (heute Banská Štiavnica). Dort besuchte ihn Karl Kreil während seiner Bereisung des Kaiserstaates am 30. Juni 1848. An diesem Tag hielt Kreil fest: „Beobachtungsplatz: Garten des Hrn. Bergrathes und Professors Chr. Doppler, neben den Belhazi’schen Hause“ (Kreil/Fritsch 1848–1852, Jg. 3, S. 86). Als Doppler am 17. März 1853 in Venedig infolge eines Lungenleidens gestorben war, nahm sich die Familie Kreil der hinterbliebenen Kinder an. Kreil wurde Mitvormund der fünf Kinder Dopplers und sorgte auch materiell für sie. Später heiratete Karl Kreils Schwager Hermann von Pflügl die älteste Tochter von Christian und Mathilde Doppler, Mathilde Doppler. Der praktischer Arzt in Linz Hermann von Pflügl war der Bruder von Kreils Ehefrau (Schuster 2003a, S. 113 sowie Kellner 2011). Der berühmte Philosoph und Mathematiker Bernhard Bolzano wurde in Prag geboren. Seit 1805 war er an der Karl-Ferdinands-Universität Professor für Religionswissenschaften und seit 1815 Mitglied der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Im Jahre 1819 entließ ihn die Universität, und er lebte fortan auf dem Lande. Im Jahre 1842 ließ er sich wieder in Prag nieder. Am 30. November 1848 hielt er in der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften seinen letzten Vortrag: „Über die Paradoxien des Unendlichen“. Es waren nur vier Zuhörer zugegen, einer von ihnen war Karl Kreil. Bolzano starb kurze Zeit später, am 18. Dezember 1848 (Schuster 2003a, S. 72). Bolzanos Abhandlung „Paradoxien des Unendli51 Peter Hauser berichtet: „Adoptions-Rathschlag vom Landesgericht Wien 14/11 1854, Zahl 20713/13. Leider konnte dieser Akt, der sicherlich mehr über die Familie Hassler von Ostfeld ausgesagt hätte, im Archiv der Stadt Wien nicht eingesehen werden, da er beim Brand des Justizpalastes im Juli 1927 vernichtet wurde“ (Hauser 1984a, S. 206).

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chen“ wurde posthum, erstmals im Jahre 1851, von Franz Prihonsky veröffentlicht (Bolzano 1851). Diese Schrift erlebte zahlreiche Auflagen und wurde ein Klassiker der Philosophie der Mathematik. Sie ist heute weltberühmt. 3.4.6. Erste große Bereisung: Böhmen 1843, 1844 und 1845 Es ist vorauszuschicken, dass der Göttinger magnetische Verein Ende des Jahres 1841 faktisch zu existieren aufhörte. So entstanden Freiräume, und Kreil konnte nunmehr auch ganz andere, neue Aktivitäten entfalten. Bereisungen – dies ist ein Terminus von Kreil – sollten in Zukunft in Kreils wissenschaftlichem Wirken eine bedeutende Rolle spielen. Er führte mehrere kleinere sowie insgesamt vier größere Bereisungen durch. Den Anfang machte die Bereisung Böhmens. Am 25. Juli 1841 war Kreil zum ordentlichen Mitglied der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften gewählt worden.52 Bereits im Jahre 1842 schmiedete er den Plan, das Königreich Böhmen zu bereisen, um die dortigen magnetischen Verhältnisse im Detail zu erkunden. Das war insofern von entscheidender Bedeutung, als die Gesellschaft die Finanzierung der Bereisung Böhmens übernahm. Nachdem die Königliche Böhmische Gesellschaft Kreils Plan angenommen und die für dessen Verwirklichung nötigen Mittel zur Verfügung gestellt hatte, konnte die Bereisung im Sommer 1843 beginnen (Kreil 1848a, Sp. 18). Es war dies ein ganz neuartiger Plan, den Kreil im Jahre 1842 präsentiert hatte. Es ging nicht mehr um möglichst genaue Messung der erdmagnetischen Koordinaten an einem Ort und um die Vergleichung dieser Daten mit den Daten, die gleichzeitig an anderen Orten beobachtet wurden, so wie dies bei den korrespondierenden Beobachtungen geschah, sondern um eine möglichst an vielen Orten einer Region bzw. eines Landes durchzuführende flächendeckende Erfassung der erdmagnetischen Daten. Seine dabei verfolgten Ziele formulierte Kreil wie folgt: „Die Arbeiten über Erdmagnetismus sind auf einen Punct gediehen, von wo aus eine genauere Untersuchung über die Verschiedenheit der magnetischen Kraft ihrer Richtung und Stärke nach, so wie sie sich an nicht sehr weit entlegenen Orten äussert, als einer der nächsten Fortschritte bezeichnet werden kann. Denn wenn auch wissenschaftliche, für diesen und ähnliche Zwecke in ferne Erdtheile unternommene Reisen und die an so vielen Puncten von Europa und durch die Regierungen Englands und Russlands auch in ihren aussereuropäischen Besitzungen errichteten magnetischen Observatorien eine reiche Ausbeute von Erfahrungen hoffen lassen, so werden sie doch nur zur Erkenntniss der Vertheilung der magnetischen Kraft über die Erde i m A l l g e m e i n e n dienen können, und eine Menge von Fragen unbeantwortet lassen, welche nur aus den innerhalb eines kleinern Bezirkes, aber an desto mehr Puncten angestellten Beobachtungen zu beantworten sind. Dahin gehören z. B. alle jene, welche über den Zusammenhang der magnetischen Kraft und der Beschaffenheit der Erdrinde gestellt werden können, über den Einfluss, den verschiedene Gebirgsarten vielleicht darauf ausüben, über die Ausdehnung, bis zu welcher sich ein solcher Einfluss erstreckt, besonders wenn er von Massen herrührt, welche selbst Träger des Magnetismus sind, wie z. B. Eisensteine, Basalte und andere vulcanische Producte, über die Abhängigkeit der Stärke der magnetischen Kraft von der Höhe des Beobachtungsortes, über das Bestehen abgesonderter magnetischer Systeme im Kleinen, ähnlich den grossen Special-Systemen, welche uns die Beobachtungen im östlichen Asien und im stillen Ocean kennen gelehrt haben u. dgl., und es ist höchst wahrscheinlich, dass ein kleinerer Landstrich bei genauerer Untersuchung eine grosse Menge von Thatsachen liefern, und dass der Gang der magnetischen Curven aus mehre[re]n in einem beschränktern Umkreise angehäuften Beoachtungen dargestellt, manche Abweichungen von ihrem regelmässigen Laufe zeigen wird, welche ohne eine solche Untersuchung ungekannt geblieben wären, deren Erkenntniss aber nicht nur für das Studium der magnetischen Erscheinungen überhaupt, sondern auch für die Anwendung zu praktischen Zwecken von Wichtigkeit ist“ (Kreil 1847a, S. 383f). Kreil entschied sich, für dieses Unternehmen wie auch für die noch folgenden Bereisungen Instrumente von Johann Lamont zu verwenden (Schrötter 1863, S.132). Für die Beobachtungen 52

Abhandlungen der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (5) 2, Prag 1843, S. 91.

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im Freien schien ihm Lamonts magnetischer Reisetheodolit (Abb. 17) am geeignetsten zu sein. Kreil führte hierzu aus: „Vorzüglich ist die Schwierigkeit, die Instrumente solid aufzustellen, und sie, da die Beobachtungen fast immer im Freien gemacht werden müssen, vor den Luftströmungen und dem zu starken Wechsel der Temperatur zu schützen, eine solche, welche fast nie völlig überwunden werden kann, daher man auch von Reisebeobachtungen natürlich nicht die Genauigkeit erwarten darf, welche man an eigens zu diesem Zwecke errichteten Observatorien zu erreichen pflegt. Grössere Sicherheit gewähren die übrigen Apparate; vorzüglich hat L a m o n t ’ s magnetischer Theodolith sich auf die erfreulichste Weise bewährt, und namentlich für die magnetische Intensität so übereinstimmende Resultate geliefert, dass fast nichts zu wünschen übrig blieb; und wenn die mit ihm gemachten Declinationsbestimmungen nicht ganz so genau ausfielen, so ist die Schuld nicht in der Natur des Apparates, sondern in dem Einflusse anderer ungünstigen Umstände, welche eben erwähnt wurden, zu suchen“ (Kreil 1847a, S. 385f).

Abb. 17. Der magnetische Reisetheodolit von Johann Lamont. Aus: „Repertorium für Experimental-Physik, für physikalische Technik, mathematische und astronomische Instrumentenkunde“ (Carl 1873, Tafel IV). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 731, mit freundlicher Genehmigung.53 53

Abdruck auch in Häfner/Soffel 2006, S. 73.

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Eine Beschreibung seines magnetischen Instruments sowie eine detaillierte Zeichnung veröffentlichte Lamont in Kapitel „4. Magnetischer Reisetheodolit“ der Abhandlung „Resultate des magnetischen Observatoriums in München während der dreijährigen Periode 1843, 1844, 1845“ (Lamont 1847, S. 16–22 mit einer Lithographie). Wie Reinhold Häfner und Heinrich Soffel unterstreichen, waren der Theodolit von Lamont und auch seine kleinere Version (Reisetheodolit) um die Mitte des 19. Jahrhunderts weltweit verbreitet und gehörten zu den Standardmessgeräten für Observatorien. Ein Exemplar des Lamontschen Reisetheodolits ist im Geophysikalischen Observatorium Fürstenfeldbruck bei München erhalten geblieben (Häfner/Soffel 2006, S. 72–73, Gesamtansicht auf S. 94). Kreils Biograph Schrötter vermutet, dass es möglicherweise wegen Kreils Entscheidung für Lamonts Instrumente zu einer Verstimmung zwischen Kreil und Göttingen gekommen sei: „Er [Kreil] wählte die von Lamont angegebenen [Instrumente], was Differenzen zwischen ihm und Gauss und Weber herbeiführte“ (Schrötter 1863, S. 132). In der Tat gab es Differenzen zwischen Gauß und Weber auf der einen und Lamont auf der anderen Seite. Das Problem waren die oft sehr schwergewichtigen Magnetstäbe, die in Göttingen eingesetzt wurden. Wilhelm Weber war es vor allem, der die Göttinger Magnetometer gegenüber Lamont mit ziemlich heftigen Worten verteidigte (Weber 1843a). Dass Kreils Bevorzugung des Lamontschen Reisetheodolits eine Verstimmung mit Göttingen herbeigeführt haben könnte, ist durchaus denkbar. Schrötter belegt seine Vermutung jedoch nicht, und sie lässt sich nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand auch nicht belegen. Es könnte aber durchaus sein, dass Schrötter, der ja Kreil persönlich kannte, von diesem entsprechend informiert worden war. Immerhin hatte Weber ein Reisemagnetometer entwickelt (Weber 1839a). Dieses Instrument wird aber von Kreil nicht erwähnt und wurde von ihm nicht in Erwägung gezogen. Die Bereisung Böhmens wurde im Sommer 1843 und 1844 durchgeführt. Im Sommer 1845 wurden noch einige bereits früher angestellte Beobachtungen wiederholt. Im Sommer 1843 wurden an folgenden neun Orten im östlichen und im südlichen Bereich Böhmens die magnetischen und die geographischen Daten gemessen: Senftenberg, Leitomischl, Časlau, Seelau, Neuhaus, Gratzen, Steinberg, Silberberg und Budweis. Im Sommer 1844 folgten die nördlichen und die westlichen Kreise Böhmens, und zwar folgende 13 Orte: Reichenau, Kwasnei, Nachod, Hohenelbe, Reichenberg, Böhmisch-Leipau, Bodenbach bei Tetschen, Schönau bei Teplitz, Komotau, Chiesch, Pilsen, Klattau und Pisek. Im Sommer 1845 wurden die Beobachtungen in Chlumetz, Hohenelbe, Reichenberg, Bodenbach bei Tetschen und in Teplitz wiederholt. Daraus ging die Publikation „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen in Böhmen in den Jahren 1843–1845“ hervor (Kreil 1847a). Kreils fast 100 Seiten umfassende Abhandlung wurde von zwei Karten begleitet, den ersten erdmagnetischen Karten, die Kreil publizierte: einer Karte mit Linien gleicher Deklination („Isogonen“) und gleicher Inklination („Isoclinen“) (Abb. 18) sowie einer Karte mit Linien gleicher Intensität der magnetischen Kraft („Isodynamen“) (Abb. 19). Anton Schrötter berichtet des weiteren: „Die Bereisung Böhmens hatte so wichtige Resultate namentlich für die Erkenntniss des Verhältnisses der magnetischen Erscheinungen zur geognostischen Beschaffenheit der Erdrinde, dass eine Ausdehnung derselben über die gesammte Monarchie eine reiche wissenschaftliche Ausbeute versprach“ (Schrötter 1863, S. 132f). Als nächsten Schritt plante Kreil eine Bereisung des gesamten Kaiserreiches. So schreibt er am Schluss seiner Publikation: „Se. Majestät54 geruhten nämlich ein von mir vorgelegtes Project, das solche Untersuchungen über die ganze österreichische Monarchie auszudehnen beabsichtigt, zu genehmigen, und mir die Mittel zu bewilligen, die hiezu erforderlichen Instrumente anzuschaffen“ (Kreil 1847a, S. 452).

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Kaiser Ferdinand I.

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Vor allem wünschte sich Kreil die Beschaffung eines Inklinatoriums, das aus der Werkstatt von Repsold in Hamburg stammen sollte. Georg Repsold und Adolf Repsold hatten im Jahre 1830 die Firma ihres Vaters Johann Georg Repsold in Hamburg übernommen und die Firma A. & G. Repsold gegründet, in der vor allem optische und astronomische Instrumente hergestellt wurden.55 Aber vorerst führte Kreils Weg über Hamburg nach England.

Abb. 18. „Linien gleicher Declination (Isogonen) und gleicher Inclination (Isoclinen) (Die Isogonen sind die ausgezogenen, die Isoclinen die punktirten Linien)“. Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen in Böhmen, ausgeführt in den Jahren 1843–1845“ (Kreil 1847a, Tafel I). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Ges.-Schr.233, mit freundlicher Genehmigung.

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Siehe Kap. „Kurzbiogramme“.

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Abb. 19. „Linien gleicher Intensität der magnetischen Kraft (Isodynamen.) (Die ausgezogenen Linien sind die Isodynamen der Totalkraft, die punktirten jene der horizontalen Componente.)“ Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen in Böhmen, ausgeführt in den Jahren 1843–1845“ (Kreil 1847a, Tafel II). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Ges.-Schr.233, mit freundlicher Genehmigung.

3.4.7. Der Zweite Erdmagnetische Kongress in Cambridge im Juni 1845 als Tagung der British Association for the Advancement of Science Im Juni 1845 fand in Cambridge der Zweite Erdmagnetische Kongress56 statt, der als Tagung der British Association for the Advancement of Science (BAAS) unter der Ägide von John Herschel stand. Kreils erste Station auf der Reise nach England war Altona, wo er einer Einladung des Astronomen Heinrich Christian Schumacher folgte (Schrötter 1863, S. 133). Wie aus den bislang noch nicht publizierten Briefen Kreils an Schumacher hervorgeht,57 war die in Hamburg ansässige Firma Repsold58 für ihn von besonderer Bedeutung. Kreil ging es um die Bestellung neuer Instrumente, darunter eines Universalinstruments und eines Inklinatoriums. 56

Der erste Erdmagnetische Kongress hatte im September 1839 in Göttingen stattgefunden. Briefe von Kreil an Schumacher aus den Jahren 1845 und 1846. Aufbewahrungsort: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nachlass Schumacher, Kiste N 28 K 2, Nr. 14, Briefe Nr. 9–13, siehe hierzu auch Kap. 7.1. 58 Die Firma A. & G. Repsold, in der optische und astronomische Instrumente hergestellt wurden, wurde von Georg Repsold und Adolf Repsold geleitet, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 57

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Am 20. Mai 1845 ließ Schumacher seinen Freund Carl Friedrich Gauß wissen: „Der Baron Senftenberg,59 mein theuerster Freund, geht mit Kreil zu der Versammlung der englischen Naturforscher nach Cambridge. Die Reise soll von Prag über Leipzig nach Berlin gehen. Von Berlin will er aber nicht geradesweges hieher gehen, sondern über Göttingen hieher, wenn er hoffen darf, dass Sie einige Stunden auf seine und Kreil’s Belehrung in magneticis verwenden mögen, die ihnen beiden sehr am Herzen zu liegen scheint. Sie wollen wissen, welche Ansichten sie in Cambridge zu vertreten haben. Der Baron fragt mich, ob Sie wohl die Güte haben würden sich näher mit ihnen einzulassen? Wenn Sie daran verhindert wären, würde er den Umweg über Göttingen nicht machen. Da die Zeit viel zu kurz ist, um möglicherweise erst bei Ihnen vorfragen zu können, so habe ich gewagt ihm heute umgehend Hoffnung zu geben, dass Sie die Reisenden freundlich aufnehmen würden, und Sie dürfen sie also den 30. oder 31. dieses Monats in Göttingen erwarten“ (Briefwechsel Gauß-Schumacher 5, S. 8f). Tatsächlich aber reisten Kreil und sein Begleiter Baron von Senftenberg nicht über Göttingen. Schumacher kommentierte am 13. Juni 1845 den Besuch in Altona wie folgt: „Kreil hat mir nicht besonders gefallen, er scheint ziemlich viel Eigenliebe und, wie ich glaube, einen übertriebenen Begriff von seinen magnetischen Leistungen zu haben, was durch sein scheinbar ruhiges und bescheidenes Wesen jeden Augenblick durchdringt. Es kam mir so vor, als ob er sich gefürchtet hätte vor Ihnen mit dem Baron zu erscheinen, in dessen Augen er große Verdienste um den Magnetismus hat. Doch genug von diesen Lappalien“ (Gerardy 1969, S. 177). An dieser Tagung in Cambridge nahmen zahlreiche ausländische Wissenschaftler teil, so etwa Adolph Theodor Kupffer aus St. Petersburg, Georg Adolph Erman und Heinrich Wilhelm Dove aus Berlin, Heinrich Ludwig Pruß von Boguslawski aus Breslau sowie Wolfgang Sartorius von Waltershausen aus Göttingen (Reich 2012, S. 278). Kreil hatte seinen Beitrag schon am 23. März 1845 in deutscher Sprache geschickt, das Thema waren seine neuartigen, selbstregistrierenden Instrumente, und zwar ein Barometer und ein Thermometer. Dieser Beitrag erschien in den Tagungsberichten sowohl auf Deutsch als auch in englischer Übersetzung (Kreil 1846b). Schumacher ließ Gauß am 16. Juli 1845 wissen: „Mein alter Freund, der Baron Senftenberg dagegen ist seelenvergnügt. Er hat eine Abhandlung über Kreil’s selbstregistrirende Barometer und Thermometer vorgelesen. Da Kreil selbst da war, so lässt sich dies wohl nur dadurch erklären, dass Kreil das Englische zu schlecht ausspricht, um seine Abhandlung selbst lesen zu können. Er hatte sie hier mit und consultirte mich über einige Stellen, z. B. „folgerechte Schlüsse“, die weder er noch der Baron auf Englisch auszudrücken wussten. Die Hülfe war leicht. „Consequent conclusions“ ist Wort für Wort der englische Ausdruck dafür“ (Briefwechsel Gauß-Schumacher 5, S. 19f). Am 16. Juli 1845 resümierte Sartorius von Waltershausen, der sich zu dieser Zeit noch in London aufhielt, in einem Brief an Gauß die Ergebnisse der Tagung in Cambridge wie folgt: „In den öffentlichen Versammlungen zu Cambridge verlor man sich in langen freien Reden, und man hörte leider nur oberflächliches naturwissenschaftliches Gewäsch, welches mit einem Sauerteig englischer Theologien sorgfältig und gründlich durcharbeitet war. Von einer höheren ernsten Wissenschaft, die nur ihrer selbst wegen betrieben wird, und von der heiligen Weise, die Sie derselben verleihen, scheinen nur wenige einen deutlichen Begriff zu haben. Bei einer solchen Versammlung wird man leider bald gewahr, daß nicht alles Gold ist, was aus der Ferne glänzt, und daß tiefe menschliche Naturen, sei es in der einen oder andern Richtung, immer zu den Seltenheiten gehören. Die Versammlung in Rücksicht der magnetischen Beobachtungen wurde von Sir John Herschel geleitet. Ich zweifle nicht an dem besten Willen, fürchte aber, daß es zuweilen an Einsicht fehlen wird“ (Reich 2012, S. 320).

59 Baron von Senftenberg, alias John Parish, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. Er besaß in Senftenberg in Böhmen eine private, sehr gut ausgestattete Sternwarte sowie ein privates magnetisches Observatorium (Kreil 1846a und Wittmann/Schielicke 2013, S. 41–43).

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3.4.8. Zweite große Bereisung: der österreichische Kaiserstaat 1846 bis 1848 und 1850 bis 1851 Adam Bittner war am 3. September 1844 verstorben. Das bedeutete, dass nunmehr der Posten des Direktors der Sternwarte in Prag vakant und neu zu besetzen war. Wie zu erwarten, wurde Kreil im Jahre 1845 zum sechsten Direktor der Prager Sternwarte ernannt. Bereits am 1. Januar 1845 hatte Kreil bei der Behörde einen weiteren Bereisungsplan eingereicht, der wesentlich umfangreicher als der Plan zur Bereisung Böhmens war. Es ging um die Bereisung von ganz Österreich, das damals unter der Kaiserkrone viele Länder umfasste. Auch dieser Plan Kreils wurde genehmigt. Kreil trat seine Reise nicht allein an, sondern zusammen mit Karl Fritsch. Dieser begleitete ihn aber nur während der Jahre 1846, 1847 und 1848. Die Fortsetzung der Bereisung 1850 und 1851 unternahm Karl Kreil ohne seinen Kollegen. Als Erstes teilte Kreil das damalige Österreich in folgende vier „Districte“ ein, die er der Reihe nach bereisen wollte. Diese „Districte“ werden in der Einleitung zum ersten, 1846 erschienenen Band (1. Jahrgang) der „Magnetischen und geographischen Ortsbestimmungen im österreichischen Kaiserstaate“ wie folgt genannt: „1) Der westliche Alpendistrict, der die Provinzen Östreich ob der Enns, Salzburg, Tyrol, Vorarlberg und die Lombardie60 begriff; 2) der östliche Alpendistrict mit den Provinzen Östreich unter der Enns, Steyermark, Illyrien, das venetianische Königreich und Dalmatien; 3) der Donaudistrict, nämlich das mittlere und südliche Ungarn, Slavonien, Kroatien und die Militärgränze61; 4) der Karpathendistrict, nämlich das nördliche Ungarn, Galizien und Siebenbürgen“ (Kreil/Fritsch 1848–1852 Jg. 1, S. 1).62 Der Zweck dieser Reise war die Erforschung der Verteilung des Erdmagnetismus. Es waren vor allem folgende Aufgaben, die erfüllt werden sollten: „1. Der [sic] Lauf der magnetischen Curven, der Isogonen, Isoclinen und Isodynamen im Allgemeinen zu erforschen; 2. die Abhängigkeit des Magnetismus von der geognostischen Beschaffenheit der Erdrinde; 3. die Untersuchung, ob die magnetische Kraft sich mit der Höhe des Beobachtungsortes ändere oder nicht;63 4. ob die Lager eisenhältiger Mineralien und anderer Träger des Magnetismus eine Änderung in der Richtung und Stärke der magnetischen Kraft hervorbringen, und ob umgekehrt von dieser Änderung auf das Dasein solcher Massen geschlossen werden könne“ (Kreil/Fritsch 1848–1852, Jg. 1, S. 2). Das von Kreil und Fritsch mitgeführte Instrumentarium bestand aus folgenden Positionen: „1. Ein astronomisches Universal-Instrument, 2. zwei Chronometer, 3. zwei magnetische Reiseapparate zur Bestimmung der Declination und horizontalen Intensität, 4. ein Inclinations-Apparat, 5. zwei astronomische Fernröhre [sic], 6. zwei Reise-Barometer, 7. drei Thermometer, 8. zwei Hypsometer zu Höhenbestimmungen aus dem Siedpunkte des Wassers, 9. mehrere kleinere Werkzeuge und Apparate, Bücher und Landkarten u. s. f.“ (Kreil/Fritsch 1848–1852, Jg. 1, S. 3). 60

Kreil spricht stets von der Lombardie. Die Militärgrenze umfasste ein Grenzgebiet des habsburgischen Ungarn zum Osmanischen Reich. 62 Die hier verwendete Orthographie entspricht derjenigen in: Kreil/Fritsch 1848–1852. 63 Die Hypothese, dass die magnetischen Kräfte in Gebirgen und auf Bergen abnähmen, hatte Alexander von Humboldt bereits im Jahre 1804 veröffentlicht (Humboldt/Biot 1804, S. 435–437). 61

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Die Bereisung spielte sich in insgesamt fünf Etappen ab, die hier nur kurz skizziert werden können. 1846 Im ersten Jahr 1846 waren es insgesamt 43 Stationen bzw. Orte, an denen Daten gemessen wurden, und zwar in Oesterreich ob der Enns, Tirol und Voralberg und der Lombardie: Mölk, Kremsmünster, Lietzen, Radstadt, Hofgastein, Gamskarkogel, Böckstein im Hieronymus-Stollen, Gmünd, Lienz, Brunnecken, Botzen, Meran, Trient, Riva, Brescia, Verona, Mantua, Cremona, Mailand, Pavia, Isola bella, Como, Sondrio, Bormio, Santa Maria, Stilfserjoch, Mals, Landeck, Bludenz, Bregenz, St. Christoph auf dem Arlberge, Imst, Innsbruck, Brenner, Rattenberg, St. Johann, Salzburg, Golling, Ischl, Vöcklabruck, Altheim, Scheerding und Linz. Ferner noch Kremsmünster, das die letzte Station auf der Rückreise war. 1847 Im Jahre 1847 standen Oesterreich unter der Enns, die Steiermark, Kärnthen, Krain, das venetianische Königreich, Istrien und Dalmatien auf dem Plan. So wurde an folgenden 47 Stationen beobachtet: Mölk, Wien, Schottwien, Bruck an der Mur, Aflenz, Eisenerz, Polsterberg, Erzberg, Admont, Kallwang, St. Lambrecht, Klagenfurt, Bleiberg, Villacher Alpe, Kreith, St. Paul, Marburg, Gratz, Gleichenberg, Cilly, Laibach, Neustadtl, Adelsberg, Grotte und Cirknitz, Görz, Udine, Bellano, Conegliano, Vicenza, Verona, Padua, Rovigo, Venedig, Triest, Pola, Fiume, Zara, Cattaro, Cettigue, Ragusa, Spalato, Sebenico, Malli-Hallan, Agram, Warasdin, Stein am Anger und Senftenberg. 1848 Im Jahre 1848 war die Bereisung Mähren, Schlesien, dem nördlichen Ungarn, Siebenbürgen und Galizien gewidmet. Schließlich waren es folgende 41 Orte, an denen beobachtet wurde: Chlumetz, Iglau, Znaim, Brünn, Olmütz, Troppau, Teschen, Trentschin, Pressburg, Szöny bei Komorn, Ofen, Erlau, Losoncz, Schemnitz, St. Miklos, Leutschau, Kesmark, Kaschau, Unghvar, Munkacz, Szatmar, Nagy-Banya, Bistritz, Maros-Vasarhely, Schäsburg, Fogaros, Hermannstadt, Karlsburg, Klausenburg und Bistritz, Jakobeny, Suczawa, Czernowitz, Stry, Przemysl, Rzeszow, Nisko, Tarnow, Wiliczka, Bergwerk in Wiliczka, Krakau und Senftenberg. Aus diesen ersten drei Bereisungen – 1846, 1847 und 1848 – gingen zahlreiche Publikationen hervor, von denen mehrere jeweils nur einen kleinen zeitlichen oder örtlichen Ausschnitt der Reise betrafen, so etwa zwei Kurzversionen der Beobachtungen aus dem Jahre 1846 sowie aus den Jahren 1847 und 1848, die Kreil in Form von Briefen Adolph Quetelet in Brüssel zukommen ließ und die sogleich veröffentlicht wurden: – „Observations géodésiques et magnétiques faites en Autriche pendant l’année 1846“ (Kreil 1847b) sowie – „Observations géodésiques et magnétiques faites dans les états autrichiens, pendant les années 1847 et 1848“ (Kreil 1849a). Die in der Lombardei gemachten Beobachtungen teilte Kreil seinem in Mailand wirkenden ehemaligen Kollegen Paolo Frisiani in einem Brief vom 15. Februar 1847 mit, die ebenfalls publiziert wurden: – „Sulle osservazioni magnetiche fatte in Lombardia. Lettera del signor Carlo Kreil, S. C., Direttore dell’I. R. Osservatorio di Praga, al signor Paolo Frisiani, M. E.“ (Kreil 1847c). In ziemlich großer Ausführlichkeit wurde der Herausgeber der „Astronomischen Nachrichten“, Heinrich Christian Schumacher, über das ganze Unternehmen bis zum Jahre 1848 unterrichtet. Kreils Bericht wurde in den „Astronomischen Nachrichten“ abgedruckt: – „Schreiben des Herrn Prof. Kreil an den Herausgeber. [Bericht über eine angefangene Reise durch die Oesterreichische Monarchie zur genaueren Erforschung ihrer magnetischen, geographischen und meteorologischen Verhältnisse]“ (Kreil 1848a). Nach einem Jahr Pause wurde die Bereisung des österreichischen Kaiserstaates in den Jahren 1850 und 1851 fortgesetzt. Kreil arbeitete nunmehr ohne seinen Mitarbeiter Karl Fritsch.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

1850 Im Jahre 1850 standen 25 Orte in Galizien, Ungarn, Mähren, Oesterreich und Böhmen auf dem Plan, nämlich Krakau, Alt-Sandec, Krosno, Sanok, Sambor, Lemberg, Rawa-Rusca, Brody, Tarnopol, Czortkow, Kolomea, Stanislau, Dolina, Skole, Verezke, Debreczin, Grosswardein, Tokai, Szolnok, Lundenburg, Horn, Budweis, Plan, Franzensbad und Karlsbad. 1851 Das letzte Teilstück führte nach Ungarn, der Woiwodina, Siebenbürgen, der Militärgränze, Kroatien, in die Steiermark, Salzburg und Oberösterreich. Es waren insgesamt 26 Orte, an denen Beobachtungsdaten festgehalten wurden, nämlich Szegedin, Alt-Arad, Temeswar, Dobra, Karansebes, Herkulesbäder bei Mehadia, Alt-Orsowa, Weisskirchen, Semlin, Carlowitz, Esseg, Fünfkirchen, Neu-Gradiska, Petrinia, Carlstadt, Ottočaz, Agram, Bellovar, Tolna, Keneše, Oedenburg, Lietzen, Salzburg, St. Georgen, Kremsmünster und Linz. An manchen der Orte wurden Beobachtungen mehrfach angestellt. Insgesamt wurde während der Jahre von 1846 bis 1848 und von 1850 bis 1851 an 182 Orten beobachtet. Dieser riesigen Unternehmung folgte eine aus fünf Teilen bestehende Publikation, für jedes Jahr ein Teil, der stets recht bald, meistens im jeweils darauffolgenden Jahr, unter dem Titel „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen im österreichischen Kaiserstaate“ erschien (Kreil/Fritsch 1848–1852). 3.4.9. Kreils Entwurf eines meteorologischen und erdmagnetischen Beobachtungssystems für die österreichische Monarchie Im Jahre 1848 ereilte Kreil ein weiterer Auftrag: Die Akademie der Wissenschaften in Wien wünschte sich von ihm einen Entwurf eines meteorologischen Beobachtungssystems für die österreichische Akademie. Kreil hatte bislang keine größeren Arbeiten zur Meteorologie veröffentlicht, aber er führte bei seinen Bereisungen auch meteorologische Instrumente, insbesondere Thermometer, Barometer und Hypsometer, mit sich und stellte auch meteorologische Beobachtungen an. Kreil hielt sich gerade in Ofen auf, als er von diesem Wunsch erfuhr, und er machte sich sofort an die Arbeit. Für seinen Entwurf plante er vier Abschnitte: „I. Ueber die Einrichtung der Stationen. II. Ueber das Verfahren bei den Beobachtungen. III. Ueber die Veröffentlichungen derselben. IV. Ueber einige nicht meteorologische, aber damit zusammenhängende Beobachtungen“ (Kreil 1848b, S. 58). Kreil beginnt seinen später in den „Sitzungsberichten“ der Akademie veröffentlichen „Entwurf eines meteorologischen Beobachtungs-Systems für die österreichische Monarchie“ (Kreil 1848b), indem er die in Österreich befindlichen Orte aufzählt, an denen bereits damals meteorologische Beobachtungen durchgeführt wurden, so Ofen, Mailand, Kremsmünster und Prag die entsprechenden Sternwarten, sowie die Beobachtungen freiwilliger Beobachter in Salzburg, Klagenfurt, Triest usw. Dies, so die Argumentation Kreils, seien die Haupt- und die Nebenstationen, aber was noch fehle, sei eine „Centralstation“. In seinem „Entwurf“ hielt Kreilt fest: „Unter den Hauptstationen muss eine als Centralstation angesehen werden, von welcher aus alle Anordnungen getroffen, die Instrumente vertheilt, wohin die Beobachtungen eingesendet werden, wo überhaupt das ganze Unternehmen seinen Zusammenhang findet. Diese Centralstation besitzt die Normal-Instrumente, mit welchen die abzusendenden Exemplare verglichen werden, und einen Vorrath von anderen, sowohl zur unverzögerten Versendung, wenn es nöthig ist, als auch um die etwa anwesenden Beobachter in ihrem Gebrauche zu unterrichten. Sie soll auch mit den nöthigen Apparaten zu den Beobachtungen über den Erdmagnetismus versehen seyn, weil auch diese schon an manchen Beobachtungs-Stationen, z. B. Kremsmünster, Triest, Gratz vorhanden sind, und hoffentlich bald an mehreren Orten in Gebrauch kommen werden.

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Es versteht sich von selbst, dass auch für das nöthige Personale, sowohl für die Anwendung dieser Instrumente zu den Beobachtungen, welche allen anderen in Hinsicht der Genauigkeit als Muster dienen sollen, als auch für die Bearbeitung der eingesandten Beobachtungen gesorgt werde“ (Kreil 1848b, S. 59f). Die oben genannten Abschnitte I („Ueber die Einrichtung der Stationen“) und II („Ueber das Verfahren bei den Beobachtungen“) behandelte Kreil bereits in seinem ersten obengenannten „Entwurf“ (Kreil 1848b). Ein Jahr später folgte die Abhandlung „Veröffentlichung der Beobachtungen“, die dem Abschnitt III seiner geplanten Vorstellung entsprach und am 18. Januar 1849 in der Sitzung der Akademie vorgestellt wurde (Kreil (1849b). Zu dem geplanten Abschnitt IV („Ueber einige nicht meteorologische, aber damit zusammenhängende Beobachtungen“) erschien 1850 eine mehr als 200 Seiten umfassende Abhandlung über erdmagnetische Beobachtungen: „Nebst einem Anhange enthaltend die Beschreibung der an der k. k. Sternwarte zu Prag aufgestellten Autographen-Instrumente Windfahne, Winddruckmesser, Regen- und Schneemesser“ (Kreil 1850a). Schon das Inhaltsverzeichnis des „Entwurfes“ zum IV. Abschnitt macht deutlich, dass es eigentlich der Erdmagnetismus war, der Kreil in besonderem Maße am Herzen lag. Er widmete der Deklination die Paragraphen 1 bis 33, der horizontalen Intensität die Paragraphen 34 bis 56, der Inklination die Paragraphen 57 bis 59, dem Variationsapparat die Paragraphen 60 bis 76 und den astronomischen Beobachtungen die Paragraphen 77 bis 92. Das Werk wurde von einem umfangreichen Tafelwerk, bestehend aus 15 Tafeln, begleitet, wobei Kreil in den Tafeln I und II die Einrichtung des magnetischen Observatoriums in Göttingen vorstellte, in den Tafeln III und IV die Inneneinrichtung seines Beobachtungsraumes in Prag, siehe Abb. 40 sowie Abb. 13 und Abb. 14. Gleichzeitig fügte Kreil dieser Abhandlung noch einen Anhang hinzu, in dem er Windfahne, Winddruckmesser, Regen- und Schneemesser vorstellte. Diesen Instrumenten wurden nochmals zwei weitere Tafeln gewidmet. Von dieser umfangreichen Abhandlung erschien im Jahre 1856 eine Kurzversion in italienischer Sprache, der wiederum Tafeln, insgesamt fünf an der Zahl, beigefügt waren (Kreil 1856a). Von besonderer Bedeutung ist, dass Kreil in Abschnitt I seines „Entwurfs“ den Gedanken an eine Zentralstation erörterte. Es wird allerdings schon hier deutlich, dass es in dieser Zentralstation vor allem um die Meteorologie gehen sollte. Der Erdmagnetismus spielte – trotz Kreils eigener Intention – nur eine Nebenrolle und stand nicht im Zentrum des Interesses der Regierung. 3.4.10. Kreil als Direktor der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften Kreil, der seit 1841 Mitglied der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften war, wurde im Jahre 1848 Direktor dieser Institution sowie deren provisorischer und im Mai 1849 schließlich deren ständiger Sekretär. Am 30. November 1848 wurde die Schrift „Über die Paradoxien der Mathematik, der Begriff des Unendlichen“ des Prager Philosophen und Mathematikers Bernhard Bolzano in der Sektion Philosophie und reine Mathematik vorgelesen und erörtert. Kreil war damals anwesend (siehe hierzu Kap. 3.4.5). Nach Bolzanos Tod am 18. Dezember 1848 wurde Kreil zusätzlich noch provisorischer Geschäftsleiter der Sektion für Philosophie und reine Mathematik der Böhmischen Gesellschaft.64

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So in: Abhandlungen der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (5) 6, 1851, S. 4 und 12.

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3.4.11. Exkurs: Wahl von Gauß zum Mitglied der Philosophischen Fakultät der Universität Prag Trotz der heftigen Auseinandersetzungen, die die Revolution im Jahre 1848 in Prag hervorrief, gab es hier auch Feierlichkeiten. Es war doch die Universität, die berühmte Karl-FerdinandsUniversität, am 7. April 1348 gegründet worden, und so feierte man ihren 500. Geburtstag. Am Gründungstag fand im Karolinum eine Festveranstaltung statt. Das Denkmal Karls IV. jedoch konnte nicht am Gründungstag, sondern erst am 31. Januar 1849 enthüllt werden (Durčanský/ Dhondt 2015, S. 33–38). Wie bei derartigen Feierlichkeiten nicht unüblich, wurden zahlreiche Ehren verliehen. Auch Carl Friedrich Gauß zählte zu den Ausgezeichneten, er wurde zum Mitglied der Philosophischen Fakultät gewählt (Bečvářová 2016), und darüber wurde ihm eine Urkunde verliehen, die heute im Stadtarchiv Braunschweig aufbewahrt wird (Abb. 20).

Abb. 20. Urkunde über die Wahl von Carl Friedrich Gauß zum Mitglied der Philosophischen Fakultät der Universität Prag vom 28. August 1848. Aufbewahrungsort: Stadtarchiv Braunschweig, Sign. G IX 21_44-15, mit freundlicher Genehmigung. Die Urkunde über die Wahl von Gauß zum Mitglied der Philosophischen Fakultät der Universität Prag vom 28. August 1848 war in lateinischen Sprache ausgestellt. Ihre Übersetzung lautet: „Wir, der Rektor und Akademische Senat der fruchtbaren und ältesten kaiserlich-königlichen Karl-Ferdinands-Universität in Prag grüßen die Leser. Es ist üblich, dass jede Universität der Wissenschaften Männern, die durch eine berühmtere Würdigkeit und durch vielfachen Verdienst auffallen oder ein akademisches Amt auf besonders hervorragende Weise ausüben, ihre Ehrerbietung auch dadurch bezeugt, dass sie jene, die bereits anderswo Doktoren wurden, in ihr Gremium hinzuwählt oder außerhalb der durch Gesetze

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festgesetzten Weise eines Doktorats ehrenhalber in einer bestimmten Fakultät durch ein Diplom erwiesen zusätzlich ziert. Unsere Universität der Wissenschaften, die dabei ist, nach fünfhundert Jahren die Erinnerung an ihren Geburtstag nach angemessenem Brauch zu feiern, hat beschlossen, neben den übrigen Feierlichkeiten auch diese Sitte zu bewahren: Zu diesem Zweck erklären wir entsprechend der Autorität und der Aufgabe unseres Amtes, dass der hochberühmte und überaus gelehrte Herr Doktor Friedrich C. Gauß, Hofrat und zugleich Professor der Astronomie in Göttingen, um die Wissenschaften und die höhere Bildung in herausragender Weise verdient, in der überaus gelehrten Philosophischen Fakultät der Prager Universität mit den Rechten eines zugewählten Mitgliedes geehrt wurde. Zur Bestätigung all dessen haben wir dafür gesorgt, dass ihm dieses öffentliche Diplom, versehen mit dem größeren Siegel der Universität, und zugleich von unserer Hand unterschrieben, zu geben ist. Prag der Böhmer, am 28. August 1848.“65 Unterschrieben wurde die Urkunde von dem Theologen Hieronymus Joseph Freiherrn von Zeidler, der im Jahr 1848 Rektor der Universität war, von Weihbischof Franz Wilhelm Tippmann und von folgenden Angehörigen der Universität: dem Mediziner Ignaz von Nadherny, dem Philosophen Augustin Smetana, der damals Dekan der Philosophischen Fakultät war, und Jakob Eduard Witak, dem Syndikus der Universität. Diese Urkunde wurde auch so verstanden, dass Gauß mit der Würde eines Ehrendoktors der Philosophie an der Universität Prag ausgezeichnet wurde.66 3.4.12. Kreils Besuch bei Wolfgang Bolyai im August 1848 Wolfgang (Farkas) Bolyai war Gauß’ Jugendfreund, der nach dem Studium an der Universität Göttingen in dem Jahre 1800 in seine Heimat in Nordungarn zurückgekehrt war. Seit 1804 lebte Bolyai in dem in der Nähe von Clausenburg gelegenen Marosvásárhely in Siebenbürgen und war dort als Professor der Mathematik, Physik und Chemie am evangelisch-reformierten Collegium tätig. Diese Stelle hatte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1852 inne. Marosvásárhely – Bolyai schrieb Maros-Vásárhely – gehörte damals zum Königreich Ungarn. Der Kaiser von Österreich war gleichzeitig König von Ungarn. Heute heißt die Stadt Târgu Mureş und ist die Hauptstadt des Kreises Mureş in Siebenbürgen, das nunmehr zu Rumänien gehört. Gauß und Wolfgang Bolyai hatten ihren Briefwechsel nach einer längeren Pause, die 1836 begann, im Jahre 1848 wieder aufgenommen. So schrieb Bolyai am 18. Januar 1848 wieder an seinen „lieben Alten Freund“, und Gauß antwortete seinem „Einzigen alten theuren Freund“ am 20. April 1848 (Briefwechsel Gauß-Bolyai, S. 128–135). Karl Kreils dritte Bereisung der Donaumonarchie führte unter anderem auch ins nördliche Ungarn und nach Siebenbürgen. Am 6. August 1848 hielt er sich in Marosvásárhely auf (vgl. Abb. 21). Dort lernte er Wolfgang Bolyai persönlich kennen; Kreil machte seine magnetischen Beobachtungen im Garten von Bolyais Haus in der Nähe der Minoritenkirche. Es war dies wohl der erste und einzige persönliche Besuch aus dem Umkreis von Gauß, den Bolyai in seiner Heimatstadt empfangen konnte. Im Februar 1849 berichtete Kreil Heinrich Christian Schumacher über dieses Ereignis: „In Maros-Vásárhely, einem abgelegenen Städtchen in Siebenbürgen, im Szeklerlande, machte ich die Bekanntschaft des alten und würdigen Professors Bolyai, eines Schulfreundes des berühmten Gauss, von dem er, so wie von anderen Heroen sowohl der Wissenschaft als der Litteratur – viel zu erzählen wusste und manches interessante Angedenken vorwies (unter andern eine Federzeichnung von Gauss, die den alten Kästner darstellt, wie er vor der Tafel steht, und in der Summation zweier vierziffriger Zahlen eben einen Rechenfehler begeht,67 ein Unglück, das ihm sehr oft widerfahren sein soll). Dieser Mann, der dort, wenngleich vermöglich, in einer cynischen Einfachheit und Abgeschiedenheit lebt, uns aber mit der grössten Freund65

Die Übersetzung stammt von Eberhard Knobloch, dem herzlich dafür gedankt sei. In: Abhandlungen der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (5) 6, 1851, S. 109. 67 Siehe hierzu Kröger 2014, S. 44f. 66

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lichkeit aufnahm, und an unseren Beobachtungen und schönen Instrumenten so grossen Gefallen fand, dass er uns nicht mehr von sich lassen wollte, musste an demselben Tage, als wir von ihm schieden, die bittersten Vorwürfe über seinen Umgang mit uns von seinen Collegen hören, und theilte uns diese Unannehmlichkeit mit, indem er uns bat, ja recht auf der Hut zu sein, dass uns nicht Leides widerführe. Glücklicher Weise kamen wir aber bald in das Land der Sachsen, eines ruhigen und biederen Völkchens, wo von irgend einer Anfeindung nicht mehr die Rede war. Wie wird es dem guten Bolyai in den Greultagen, die über das arme Land hereinbrachen, ergangen sein! Ich denke fast täglich an ihn“ (zit. nach: Briefwechsel Gauß-Bolyai, S. 197f).68

Abb. 21. Karl Kreils magnetische Beobachtungen bei Wolfgang Bolyai in Marosvásárhely am 6. August 1848. Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen im österreichischen Kaiserstaate“ (Kreil/Fritsch 1848–1852, Jg. 3, S. 131). Exemplar der Niedersächsischen Staatsund Universitätsbibliothek Göttingen, Gauß-Bibliothek (Gauss Bibl 886), mit freundlicher Genehmigung. Am 20. Februar 1849 ließ Schumacher seinen Freund Gauß wissen: „Ich sende Ihnen, mein theuerster Freund, nach Kreil’s Wunsche das Ende seines Briefes, das einen Ungarn betrifft, der mit Ihnen in Göttingen studirt haben soll“ (Briefwechsel Gauß-Schumacher 6, S. 13). 68

Leider befindet sich dieser Brief nicht in dem in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz vorhandenen Nachlass von Heinrich Christian Schumacher. Sein gegenwärtiger Aufbewahrungsort ist den Autorinnen nicht bekannt. Was die in dem Brief erwähnten „Greultage“ anbelangt, so sind hier die von den Walachen an den Ungarn begangenen Grausamkeiten gemeint, denen ganze Familien zum Opfer fielen, siehe Briefwechsel Gauß-Bolyai, S. 198, Fußnote*.

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Wolfgang Bolyai hatte sich offensichtlich auch bei Christian Ludwig Gerling, einem Schüler und Freund von Gauß, gemeldet, aber leider ist dieser Brief, wie auch der oben genannte Brief Kreils an Schumacher, verlorengegangen (Briefwechsel Gauß-Bolyai, S. 198). Kreil hielt sich ein zweites Mal in Siebenbürgen auf, und zwar im Jahre 1851. Wieder war die erdmagnetische Erforschung Österreichs und Ungarns der Anlass. Kreil hielt sich nachweislich in Alt Arad, Temeswar und Dobra auf. Dass er auch in Marosvásárhely war, um Wolfgang Bolyai abermals zu besuchen, kann nur vermutet, aber nicht bestätigt werden. Bolyai schrieb am 6. Februar 1853 nochmals an seinen „Einzigen alten theuren Freund“ Gauß und berichtete ihm über Kreils Besuch sowie über die sich daran anschließenden blutigen Auseinandersetzungen: „Überdies brachte mir das Glück (dessen ich sonst kein Günstling bin) die Freude mit dem H. Kreil für dein Leben ein schäumend Glas zu trinken –; 3 Tage hat er die Messungen in meinem Garten verrichtet – es war eine grünende Insel in der Sandwüste – An einem Abende sagte sein Adjunct mich dünkt das ist der Antares, ja wohl antwortete ich im Scorpion nach paar Monathen kam er vom Himmel herunter, und vervielfachte sich zahllos – alles Licht des Himmels erlosch – Furien-Fackeln wurden der jahrelangen Nacht Beleuchtung, und der Höllenschein mahlte an jedem Menschen ein Teufels-Bild – und beynahe jeder wurde ein Besessener – Mord und Verwüstung war die Losung“ (Briefwechsel Gauß-Bolyai, S. 136f).69 Kreil war und blieb für Wolfgang Bolyai ein äußerst wichtiger Ansprechpartner. Leider ist über zwischen ihnen gewechselte Briefe, die es sicher gab, und über deren Inhalte nichts Näheres bekannt.70 Am 23. Februar 1855 verstarb Gauß in Göttingen. Am 24. April 1856 teilte Kreil seinem früheren Freund Wolfgang Sartorius von Waltershausen mit: „Ich erhielt so eben einen Brief von einem Jugendfreunde unseres unvergesslichen Gauss, dem emeritirten Philosophie Professor Wolfgang Bolyai in Maros-Vasarhely, vom 12. d. M., den ich auf meinen Reisen kennen und hochachten lernte.“71 Leider ist das Original auch dieses hier erwähnten Briefes von Bolyai an Kreil nicht mehr vorhanden, und so ist die Zusammenfassung, die Kreil Sartorius von Waltershausen zukommen ließ, alles, was über ihn bekannt ist (Briefwechsel Gauß-Bolyai, S. 143– 146). Bolyai wollte seinen Besitz an mit Gauß in Zusammenhang stehenden Erinnerungsstücken in irgendeiner Weise Göttingen zukommen lassen. So wandte er sich, sicherlich dank der Vermittlung von Kreil, in einem Brief vom 13. Juli 1856 direkt an Sartorius, der seit 1848 ordentlicher Professor für Mineralogie an der Universität Göttingen war. Das Ergebnis war, dass Bolyais Erinnerungsstücke nach Göttingen gelangten (Briefwechsel Gauß-Bolyai, S. 147–155). Am 12. August 1856 ließ Sartorius Bolyai wissen: „Mein Hochverehrter, theurer u[nd] vortrefflicher Freund! Ihr langer Brief vom 13t. July, nebst dem einige Tage darauf folgenden Kistchen der Reliquien des grossen Mannes ist glücklich bei mir angelangt und indem ich Ihnen die glückliche Ankunft anzeige, muss ich Ihnen zugleich meinen herzlichsten und allerverbindlichsten Dank aussprechen. Der uns anvertraute Schatz wird mit seines Gleichen in unserer Sternwarte aufbewahrt werden, wo in einem eigens dazu bestimmten Locale in einem Glasschranke der ganze Nachlass geordnet werden wird“ (Briefwechsel Gauß-Bolyai, S. 156). Auch Gauß’ Briefe an Bolyai wurden als ein Vermächtnis des Letzteren Sartorius anvertraut (ebenda, S. 163). Bolyai verstarb am 20. November 1856 in Marosvásárhely, wo er auch begraben wurde.72 Einen ausführlichen Bericht über die Begebenheiten, die sich zwischen Bolyai, Kreil und Sartorius nach Gauß’ Tode zugetragen hatten, findet man in Weszely 2013, S. 211f.

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Siehe hierzu auch „Messen, messen, messen“ (Sigmund/Michor 2010). Mitteilung von Tibor Weszely vom 14.4.2016 in der Übersetzung von Manfred Stern: „Seit mehreren Tagen bin ich in der Teleki-Bolyai-Bibliothek gewesen, habe aber leider kein konkretes Dokument gefunden, was einen Brief von Kreil an Farkas betrifft. Es ist jedoch sicher, dass Kreil hier in Marosvasarhely als Gast von Farkas Bolyai war. Viele dumme Menschen in der Stadt haben Farkas Bolyai verdächtigt, er habe in seinem Haus einen österreichischen kaiserlichen Spion empfangen.“ 71 Der Originalbrief von Kreil an Sartorius von Waltershausen vom 24. April 1856 ist in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen vorhanden, Sign. Cod. Ms. Gauß Briefe A: Bolyai / Beil. 3. 72 Ein Photo des Grabes von Wolfgang (Farkas) und Johann (János) Bolyai findet sich in Weszely 2013, S. 46. 70

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3.4.13. Einfluss der Alpen auf den Erdmagnetismus Wie der Schweizer Wissenschaftshistoriker Heinz Balmer ausführt, glaubte Alexander von Humboldt zunächst, dass die Alpen die Inklination nur wenig beeinflussen. Kreil jedoch konnte zeigen, dass das gesamte Gebirge eine Art Verbiegung der Isoklinen zur Folge hat (Balmer 1956, S. 205). Kreils in den Jahren 1849 und 1850 unter dem Titel „Ueber den Einfluss der Alpen auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft“ veröffentlichte Arbeiten (Kreil 1849c sowie Kreil 1849/50) stehen in engem Zusammenhang mit seinen Bereisungen. Sie sind ein wichtiges, vielleicht sogar das wichtigste Ergebnis dieser Forschungsreisen. Zwar hatte Kreil damals seine Bereisung der Donaumonarchie noch nicht beendet, aber die des Alpengebiets war bereits abgeschlossen. Auch die Beobachtungsdaten eines Teiles der Karpathen lagen schon vor. Am 26. Mai 1849 präsentierte Kreil der Wiener Akademie seine ersten Ergebnisse mit folgender Einleitung: „Da bereits von mehren Gelehrten die Thatsache festgestellt wurde, dass die Erzeugnisse vulkanischer Processe, namentlich die Basalte einen bedeutenden Einfluss auf den Erdmagnetismus ausüben, andererseits solche Processe nach der gangbarsten Ansicht bei der Entstehung der Gebirge eine grosse Rolle spielten, so lag die Vermuthung nahe, dass in Gebirgsgegenden die Beobachtungen, wenn sie hinreichend zahlreich und genau angestellt worden sind, eher als in flachen Gegenden eine Abweichung von der regelmässigen Vertheilung des Erdmagnetismus erkennen lassen würden, und dass derartige Störungsursachen, wenn überhaupt solche bestehen, zunächst in den Gebirgen zu suchen seien“ (Kreil 1849c, S. 347f). In der Tat hatte Alexander von Humboldt schon in seiner ersten den Erdmagnetismus betreffenden Mitteilung mit dem Titel „Neue Entdeckung“ dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Diese Mitteilung mit dem Untertitel „Anzeige für Physiker und Geognosten“ erschien im November 1796 im „Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (Humboldt 1796). Während einer Wanderung mit Freunden im Fichtelgebirge hatte Humboldt entdeckt, dass in Gegenden, die einen hohen Anteil an Serpentinstein aufwiesen, die Magnetnadel sehr heftig ausschlug (vgl. Reich 2011a). In Kreils Untersuchung spielten Gauß’ „Allgemeine Theorie des Erdmagnetismus“ (Gauß 1839) sowie der von Gauß und Weber gemeinsam herausgegebene „Atlas des Erdmagnetismus“ (Gauß/Weber 1840) eine ganz besondere Rolle, denn, so fuhr Kreil fort: „Um einen Maasstab zu haben, den man an die Ergebnisse der Beobachtungen anlegen konnte, wurden die in dem A t l a s d e s E r d m a g n e t i s m u s von G a u s s und W e b e r bekannt gemachten Tafeln für die magnetischen Grössen, nämlich für Declination, Inclination, Intensität der horizontalen und der Gesammtkraft, welche Grössen dort nach den Grundsätzen der von Gauss entwickelten „a l l g e m e i n e n T h e o r i e d e s E r d m a g n e t i s m u s “ angegeben sind, für das Gebiet der Beobachtungsorte so erweitert, dass man daraus jede Grösse bequem finden konnte, und diese berechnete Grösse wurde dann mit den beobachteten zusammengestellt. Die auf diese Weise erhaltenen Unterschiede zwischen den beobachteten und berechneten Grössen sind das Materiale der weiteren Untersuchung, und zeigen den Gang, welchen die wirkliche Vertheilung des Erdmagnetismus im durchreisten Gebiete, verglichen mit dem nach der Theorie Vorgeschriebenen einhält“ (Kreil 1849c, S. 349). Kreil ist in keiner seiner zahlreichen Abhandlungen den Ergebnissen von Gauß und Weber näher gekommen als hier. Er verwendete zur Berechnung seiner Nomalpunkte Gauß’ Methode der kleinsten Quadrate, die er mehrfach erwähnt (vgl. Kreil 1849/50, S. 273). In seiner am 26. Mai 1849 in der Sitzung der Wiener Akademie vorgestellten ersten Abhandlung „Ueber den Einfluss der Alpen auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft“ (Kreil 1849c, siehe oben), die im selben Jahr 1849 in den „Sitzungsberichten“ der Akademie erschien, führt Kreil drei Gegenden an, wo die Abweichungen der magnetischen Kraft ihren Grund im speziellen Aufbau der Erdrinde haben. Diese beobachteten Anomalien würden durch

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Eisenerzlager (Steiermark), Basaltmassen (Gegend von Vicenza) und große Vorkommen von Magneteisenstein (Bukowina) hervorgerufen, so Kreil 1849c, S. 349f. In seiner in den Wiener „Denkschriften“ publizierten zweiten Abhandlung (Kreil 1849/50) breitete Kreil in aller Ausführlichkeit seine Ergebnisse aus. Vor allem lieferte er für alle drei Komponenten des Erdmagnetismus – die Intensität (horizontale Intensität sowie Gesamtkraft), die Inklination und die Deklination – die von ihm beobachteten Werte in Tafelform. Es folgten die Tafeln der von Gauß und Weber berechneten Werte sowie die Tafeln, in denen der Unterschied zwischen Beobachtung und Rechnung festgehalten wurde. Zur Veranschaulichung fügte er vier recht große Karten hinzu, die sich in einem besonderen Band, dem Tafelband, befinden. Für alle vier Karten gilt: Die ausgezogenen Linien bedeuten die beobachteten Werte und die punktierten Linien die – von Gauß und Weber – berechneten Werte. Es handelt sich um folgende Karten: Tafel XXXI Tafel XXXII Tafel XXXIII Tafel XXXIV

Isodynamen der horizontalen Kraft. (Abb. 22) Isoklinen. (Abb. 23) Isodynamen der Gesammt-Kraft. Isogonen.

Abb. 22. „Isodynamen der horizontalen Kraft. Die ausgezogenen Linien bedeuten die beobachtete Intensität. Die punktirten Linien bedeuten die gerechnete Intensität.“ Aus: „Ueber den Einfluss der Alpen auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft“ (Kreil 1849/50, Tafelband, Tafel XXXI). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 2°Ab 1514-1, Taf. 1850, mit freundlicher Genehmigung.

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Abb. 23. „Isoklinen. Die ausgezogenen Linien bedeuten die beobachtete Inclination. Die punktirten Linien bedeuten die gerechnete Inclination.“ Aus: „Ueber den Einfluss der Alpen auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft“ (Kreil 1849/50, Tafelband, Tafel XXXII). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 2°Ab 1514-1, Taf. 1850, mit freundlicher Genehmigung. Gauß und Weber hatten eine Isoklinenkarte mit von ihnen berechneten Werten in ihrem „Atlas“ vorgestellt (Gauß/Weber 1840, Tafel XV). Zu den von Gauß und Weber veröffentlichte Karten siehe Kap. 4.1.2. Alexander von Humboldt äußerte sich in einem Brief vom August 1851 an Kreil sehr positiv über dessen die Alpen betreffende Ergebnisse: „Ihre grosse Arbeit über den Einfluss der Alpen auf die Äusserung der magnetischen Erdkraft ist von grosser Wichtigkeit und macht Ihnen wie der Regierung, die solche Arbeiten unterstützt, bleibenden Ruhm“ (zit. in: Schrötter 1863, S. 143). Leider ist dieser Brief von Humboldt an Kreil, aus dem Schrötter hier zitiert, nicht mehr vorhanden. Doch es soll hier noch ein weiteres von Kreil erzieltes Ergebnis erwähnt werden. Es geht um die Abnahme der Intensität in verschiedenen Höhen (Balmer 1956, S. 617f). Humboldt hatte vermutet, dass die magnetische Intensität mit zunehmender Höhe abnehme (Humboldt/Biot 1804, S. 435–437). Kreil konnte diese Hypothese Humboldts nicht bestätigen: „Ganz unmerklich scheint der Einfluss der Höhe der Beobachtungsorte zu sein. Es wurden nemlich, um einen Beitrag zur Beantwortung der Frage zu liefern, ob die magnetische Kraft mit der Entfernung

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vom Mittelpuncte der Erde abnehme, auf mehreren Höhenpuncten Beobachtungen angestellt. So hat der Gamskarkogel 1248 Toisen73 Seehöhe, der Hieronymus-Stollen auf dem Rathausberge zu Böckstein 976, Bormio 688, S. Maria 1273, das Stilfserjoch 1399, S. Christoph auf dem Arlberge 932, der Brenner 693, der Polsterberg bei Eisenerz 972, der Dobracz oder die Villacheralpe 1101. Alle diese Puncte geben keine Abnahme der horizontalen Intensität zu erkennen“ (Kreil 1849/50, S. 279). Vielleicht ist der Grund für dieses negative Ergebnis darin zu sehen, dass die von Kreil erwähnten Berggipfel und Pässe nicht hoch genug waren bzw. die Ortschaften nicht hoch genug lagen. Adolph Kupffer, der im Jahre 1829 den 5.642 m hohen Elbrus im Kaukasus zu besteigen versuchte, konnte nämlich Humboldts Hypothese sehr wohl bestätigen (Reich/Roussanova 2011a, S. 81f). 3.4.14. Exkurs: Johann Lamonts Bereisungen Nach Karl Kreils Bereisungen unternahm auch Johann Lamont erdmagnetische Regionalvermessungen. Ob Kreil wohl dabei sein Vorbild gewesen ist? Die Antwort „ja“ liegt zwar nahe, aber belegen lässt sie sich leider nicht. Seit 1840 verfügte Johann Lamont, der seit 1828 an der Königlichen Sternwarte in Bogenhausen bei München wirkte und seit 1835 deren Direktor war, auch über ein magnetisches Observatorium. Am 4. Januar 1846 wurde Lamont zum auswärtigen Mitglied der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften gewählt.74 Im Jahre 1849 begann er seine erste erdmagnetische Regionalvermessung, die des Königreichs Bayern, die dann bis 1852 währte. In den Jahren 1854 bzw. 1856 publizierte er seine Ergebnisse (Lamont 1854/56). Aus seinem hier veröffentlichten „Magnetischen Tagebuch“ geht hervor, dass Lamont am 28. August 1853 in Prag war, um dort Winkelmessungen vorzunehmen, und am 30./31. August in Wien mit derselben Absicht. Seine Wiener Messungen fanden in dem magnetischen Hause im Garten des Theresianums statt, wobei Lamont dort wohl Kreil getroffen hat (Lamont 1854/56, I. Teil, S. CCCXXIV–CCXXVII). Wie Kreil, so ging auch Lamont davon aus, dass die magnetischen Kurven die Oberfläche des Erdkerns repräsentierten (ebenda, II. Teil, S. 1). Er hatte an 124 Messpunkten erdmagnetische Beobachtungen durchgeführt, davon lagen 95 in Bayern und 29 außerhalb Bayerns. Alle Daten wurden auf den 1. Januar 1850 reduziert. Daraus resultierten drei Karten, je eine mit Deklinationslinien, mit Inklinationslinien und mit Isodynamen (Soffel 2010, S. 104f). In den Jahren 1856 und 1857 bereiste Lamont Frankreich, Spanien und Portugal, Belgien, die Niederlande, Dänemark und Norddeutschland, um auch hier erdmagnetische Beobachtungen, Regionalvermessungen, durchzuführen (Lamont 1858 und 1859, siehe hierzu ferner Soffel 2005, S. 6–8 und Soffel 2010, S. 103–111). Wiederum veröffentlichte Lamont eine Fülle von Karten, siehe insbesondere Häfner/Soffel 2006, S. 75–89. Es besteht kein Zweifel daran, dass Lamont über Kreils Bereisungen informiert war und dessen Ergebnisse kannte. Dennoch fehlen in Lamonts Veröffentlichungen entsprechende Hinweise, und das, obwohl Bayern und Österreich eine lange gemeinsame Grenze hatten (und haben). In seinem „Handbuch des Magnetismus“ präsentiert Lamont eine „Geschichtliche Uebersicht; Verzeichniss der zum Fache Magnetismus gehörigen Schriften“ (Lamont 1867, S. 423–450). In dieser sehr umfangreichen Bibliographie nennt er zahlreiche Autoren und deren Werke, aber den Namen Kreil sucht man dort vergebens. 3.4.15. Kreils Nachfolger in Prag: Joseph Georg Böhm Als Kreil im Jahre 1851 einem Ruf nach Wien folgte, wurde 1852 Joseph Georg Böhm in Prag sein Nachfolger und der siebente Direktor der Prager Sternwarte. Böhm hatte an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag Mathematik, Physik und Astronomie studiert und dieses Studium mit der Promotion abgeschlossen. 1833 wurde er Assistent von Joseph Johann Littrow an der Stern73 74

1 Toise entspicht etwa 1,95 m. In: Abhandlungen der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften (5) 4 (1845–1846), Prag 1847, S. 49.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

warte in Wien. Später wechselte er an die Sternwarte in Ofen (Buda) und war auch an der Universität in Salzburg tätig. Im Jahre 1839 wurde er Professor für Mathematik und praktische Physik an der Universität Innsbruck, wo er 1848 auch das Rektoramt bekleidete. Als er 1852 Kreil in Prag nachfolgte, wurde er zugleich ordentlicher Professor der praktischen und der theoretischen Astronomie an der Universität Prag. 1856 wurde er dort zum Dekan der Philosophischen Fakultät gewählt. Böhms Arbeitsgebiete waren mannigfaltig. Er wirkte nicht nur als Astronom, sondern hegte auch großes Interesse an magnetischen und meteorologischen Beobachtungen. In der Tat setzte Böhm in Prag die von Kreil dort eingeleiteten Routinebeobachtungen fort. 3.5. Kreil als Direktor der Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien: 1851 bis 1862 3.5.1. Vorgeschichte Von besonderer Bedeutung war, dass am 14. Mai 1847 die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien gegründet werden konnte. Ihr erster Präsident war der Diplomat und Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall, der dieses Amt bis 1849 innehatte. Nach zweijähriger Vakanz wurde 1851 Andreas Freiherr von Baumgartner zum zweiten Präsidenten gewählt. Er war vorher Vizepräsident gewesen. Andreas Freiherr von Ettingshausen wurde 1847 Generalsekretär, der erste, der dieses Amt bekleidete. Bereits im Jahre 1850 folgte ihm Anton Schrötter von Kristelli nach, der dieses Amt bis zu seinem Lebensende im Jahre 1875 innehaben sollte (Hittmair/Hunger 1997, S. 153f). Es gab zunächst 40 Mitglieder der Akademie, darunter 17 Naturwissenschaftler, zu denen auch Karl Kreil gehörte. Er wurde bereits am Gründungstag, dem 14. Mai 1847, zum wirklichen Mitglied gewählt.75 Für Kreil war es von besonderer Bedeutung, dass sein Freund in Kremsmünster, Marian Koller, am 1. Februar 1848 ebenfalls Mitglied der Wiener Akademie wurde76 und in Wien Karriere machte: Koller wurde 1849 Referent und 1851 Ministerialrat im Kultusministerium, wo er das höhere Schulwesen in Österreich leitete. Seinem Kollegen in St. Petersburg, Adolph Theodor Kupffer, teilte Kreil in einem Brief vom 26. Juli 1852 einige Hintergrundinformationen mit: „Unsere Akademie der Wissenschaften hat im ersten Jahre nach ihrer Entstehung die Idee gefaßt ein über die ganze Monarchie auszubreitendes Beobachtungssystem für meteorologische und magnetische Erscheinungen ins Leben zu rufen, und namentlich hat ihr damaliger Vicepresident H. Ritter v. Baumgartner, jetzt ihr President, Handels= und Finanzminister, den Gedanken ausgesprochen die bei den Telegrafenämtern angestellten Beamten zu meteorologischen Beobachtungen zu verwenden, so wie er auch, um die nöthigen Instrumente herbeizuschaffen, der Akademie seinen Gehalt als Vicepresident zur Verfügung stellte. Se. Majestät der Kaiser hat durch die im vorigen Jahre ins Leben gerufene Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus den Schlußstein hinzugefügt [...]“ (siehe Kap. 7.2). 3.5.2. Wahl von Gauß zum Ehrenmitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien Bereits kurze Zeit nach der Gründung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien fand am 25. Januar 1848 eine weichenstellende Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse statt, in der neue Mitglieder und Ehrenmitglieder in Vorschlag gebracht wurden. Als ausländische Ehrenmitglieder standen renommierte Wissenschaftler auf der Wahlliste. Im

75

So in: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe 1, 1850, S. VII. Am Gründungstag wurden auch Francesco Carlini und Anton Schrötter in die Akademie aufgenommen. Beide gehörten zum engen Umfeld von Kreil. 76 Ebenda, S. VII. Am selben Tag wie Marian Koller wurde auch Christian Doppler zum korrespondierenden Mitglied ernannt.

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Protokoll dieser Sitzung sind folgende Namen verzeichnet (vgl. Abb. 24).77 Die in Klammern gesetzten Zahlen geben die Anzahl der jeweils erreichten Stimmen wieder. Humboldt (13) Buch (12) Berzelius, Faraday, Gauss (11) Joh. Müller (9) Liebig (6) Arago, R. Brown (5) Gay-Lussac, Melloni, Murchison (4) Jacobi in Berlin (3). Gewählt wurde Gauß laut der Ernennungsurkunde (Abb. 25) in der Gesamtsitzung der Akademie am 26. Januar 1848. Nach der Bestätigung der Wahl wurde in den „Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften“ der 1. Februar 1848 als Datum der Ernennung der ausländischen Ehrenmitglieder genannt. Es handelt sich um folgende sieben Wissenschaftler, hier in alphabetischer Reihenfolge: Robert Brown (Botanik, London), Leopold von Buch (Geologie, Berlin), Michael Faraday (Physik, London), Carl Friedrich Gauß (Mathematik, Göttingen), Alexander von Humboldt (Geographie, Berlin), Justus Liebig (Chemie, Gießen) und Johannes Müller (Anatomie, Zoologie, Berlin). Der schwedische Chemiker Jöns Jakob Berzelius, mit 11 Stimmen vorgeschlagen, wurde nicht gewählt. Er verstarb am 7. August 1848. Am 19. Juni 1849 wurde auch noch John Herschel in diese illustre Reihe aufgenommen. Gauß’ wichtigster Kollege und Freund Wilhelm Weber wurde am 1. Februar 1848 zum korrespondierenden Mitglied gewählt.78 Die Auszeichnung wurde Gauß in einem Schreiben mitgeteilt, das von dem Präsidenten Joseph von Hammer-Purgstall und dem Generalsekretär Andreas von Ettingshausen unterzeichnet war. Sowohl dieses Schreiben als auch die Ernennungsurkunde (Abb. 25) befinden sich heute im Stadtarchiv Braunschweig.79 Der Text des Schreibens sei hier angeführt. An den wohlgebornen Herrn Professor Carl Friedrich Gauss, kön. han[n]ovrischen Hofrath etc. etc. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften hat in ihrer Gesam[m]tsitzung am 26. Jänner l[aufendes] J[ahres] Euer Wohlgeboren zu einem ihrer acht ausländischen Ehrenmitglieder in der mathematisch naturwissenschaftlichen Classe erwählt, und Seine k. k. Majestät haben diese Wahl mit Allerhöchster Entschließung vom 1. Februar Allergnädigst zu bestätigen geruhet. Die kaiserliche Akademie gibt sich die Ehre Euer Wohlgeboren hiemit von dieser Anerkennung, welche sie Euer Wohlgeboren hohen Verdiensten um die Wissenschaft zollt, mit dem Ersuchen zu verständigen, zur Förderung der aus den beigeschlossenen Statuten und der Geschäftsordnung ansichtlichen Zwecke der Akademie geneigtest mitwirken zu wollen. [Unterschrift] Hammer-Purgstall [Unterschrift] A. v. Ettingshausen Wien den 26. Februar 1848. Die Urkunde über die Wahl wurde aber erst am 31. Dezember 1852 in Wien ausgestellt. Unterschrieben wurde sie von dem Nachfolger von Hammer-Purgstall im Amt des Präsidenten der Akademie, Andreas Freiherrn von Baumgartner, und dem Generalsekretär Anton Schrötter von Kristelli. Die beiden, Baumgartner und Schrötter, hatten ihre Vorgänger kurz zuvor abge77

Aufbewahrungsort: Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (AÖAW), Protokoll der Sitzung der math.-nat. Klasse vom 25. Jan. 1848 (B 7) Nr. 4, S. 14. 78 In: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe 1, Wien 1850, S. VIII. 79 Stadtarchiv Braunschweig, Sign. G IX 21 43–43.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

löst. Der Text der Ernennungsurkunde lautet: „Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften hat in der Gesammtsitzung am 26. Jänner 1848 Herrn Dr. Karl Friedrich Gauss zum Ehrenmitgliede in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe erwählt, und Seine Kaiserliche Königliche Apostolische Majestät haben diese Wahl mit Allerhöchster Entschliessung vom 1. Februar 1848 Allergnädigst zu bestätigen geruhet. Wien am 31. Dezember 1852.“

Abb. 24. Auszug aus dem Protokoll der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlicher Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien vom 25. Januar 1848. Aufbewahrungsort: Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (AÖAW), Protokoll der Sitzung der math.-nat. Klasse vom 25. Januar 1848 (B 7), mit freundlicher Genehmigung.

Abb. 25. Urkunde über die Ernennung von Carl Friedrich Gauß zum Ehrenmitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien in der Gesamtsitzung am 26. Januar 1848, ausgestellt am 31. Dezember 1852 in Wien. Aufbewahrungsort: Stadtarchiv Braunschweig, Sign. G IX 21_44-24, mit freundlicher Genehmigung.

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Selbstverständlich ließ Gauß der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien ein Dankschreiben zukommen. Dieser Brief wird im Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrt80 und sei hier vollständig wiedergegeben:

An die Herren Hofrath Freiherr von Hammer-Purgstall, Präsident Regierungsrath von Ettingshausen, Generalsekretär

}

der Kaiserl. Akademie der Wiss.

Hochwohlgeborne Herren, Kaum jemals bin ich durch eine Ehrenbezeugung so erfreut worden, wie durch die von Ew. Hochwohlgeboren mir gemeldete Ernennung zum Ehrenmitgliede der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Schon seit mehreren Jahren, so lange verlautet hat, daß im Werke sei in der Hauptstadt des Deutschen Vaterlandes eine Akademie der Wissenschaften zu begründen, habe ich diese Hoffnungen mit meinen wärmsten Wünschen begleitet, und freudig begrüßt die Botschaft, daß dieselbe nun unverzüglich ins Leben treten werde. Wenn nun jetzt diese eben constituirte Akademie, die in dem Kreise ihrer ordentlichen Mitglieder so viele hochverehrte Namen zählt, mir die große Auszeichnung der Anreihung an ihre Ehrenmitglieder erwiesen hat, so fühle ich mich von der lebhaftesten Dankbarkeit durchdrungen, welchen der Kaiserlichen Akademie auszusprechen ich Ewr. Hochwohlgeboren gehorsamst bitte. Es ist nicht möglich, in Gedanken die Epoche, wo die neue Akademie eröffnet ist, von der welthistorischen Aera zu trennen, die fast unmittelbar darauf für den Kaiserstaat wie für ganz Deutschland in den innern wie in den äußern Verhältnissen begonnen hat. Wenn in der ersten Zeit der Alles umstürzenden Stürme die Stimme der Wissenschaft verstummen muß, so lassen Sie uns doch zuversichtlich vertrauen, daß darauf bald eine feste innige Verbrüderung des ganzen Deutschen Vaterlandes, ein neues jugendlich schönes Leben in allen veredelten Verhältnissen der Menschheit, und damit auch ein neu gekräftigtes Fortschreiten in den wissenschaftlichen Gebieten folgen werde. Genehmigen Sie die Bezeugung der ausgezeichnetsten Hochachtung, womit ich beharre Ewr. Hochwohlgeboren gehorsamster Diener C. F. Gauß Göttingen den 31 März 1848 Es ist von besonderem Interesse, dass Gauß hier von Wien als der Hauptstadt des Deutschen Vaterlandes spricht. Auch sind seine Anspielungen auf die sowohl in Göttingen als auch in Wien so heftigen Auseinandersetzungen im Revolutionsjahr 1848 nicht zu übersehen. In Göttingen fanden die Unruhen von 1848 eine „ungewöhnlich spektakuläre Resonanz“, da sie in gewisser Weise eine Fortsetzung der Auseinandersetzungen um die Aufhebung der Verfassung und die damit in Zusammenhang stehenden Proteste im Jahre 1837 waren. Und auch in Wien war „die Aula der Universität Ausgangspunkt und das Zentrum der Revolution“ gewesen (Bruch 1998, S. 143–145).

80

Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (AÖAW), Allg. Akten, No. 349/1848.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

3.5.3. Gründung der „Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ In Österreich wurden unter der Ägide von Karl Kreil Pläne geschmiedet, eine zentrale Institution für die Erforschung der Geophysik ins Leben zu rufen. Erste Aktivitäten reichten, wie bereits berichtet, bis in das Jahr 1848 zurück, als Kreil von der Wiener Akademie der Wissenschaften aufgefordert wurde, einen Entwurf für die Einrichtung eines meteorologischen Beobachtungssystems für ganz Österreich auszuarbeiten (siehe Kap. 3.4.9). Bei dieser Gelegenheit hatte Kreil erstmals die Gründung einer Zentralanstalt vorgeschlagen. Die Kommission stimmte am 12. März 1849 seinem Vorschlag zu. Bereits am 8. Juni 1851 konnte ein konstruktiver Vorschlag vorgelegt hatte. Dem Antrag wurde am 23. Juli 1851 stattgegeben. Kaiser Franz Joseph I. bewilligte ihn und bestätigte die personellen Entscheidungen. Diese sogenannte „Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ war eine Einrichtung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Eine Vorstellung der wichtigsten Dokumente, die zur Gründung der neuen Institution geführt hatten, findet man in Schrötter 1863, S. 137–142 sowie in Hammerl [u. a.] 2001, S. 19–30. Karl Kreil konnte sein neues Amt als erster Direktor dieser Zentralanstalt am 2. Oktober 1851 antreten (Hammerl [u. a.] 2001, S. 31). Er gilt auch als der Schöpfer einer neuen Wissenschaft in Österreich, der Physik der Erde (vgl. Günther 1883). Gleichzeitig wurde Kreil auch eine Professur für Physik an der Universität Wien übertragen (Hammerl [u. a.] 2001, S. 34). In den Jahren 1854 und 1858 bekleidete er zusätzlich das Ehrenamt des Dekans der Philosophischen Fakultät. Im Jahre 1852 veröffentlichte Kreil einen dreiteiligen Bericht, in dem er die Ziele der neuen Institution, der Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, wie folgt beschrieb: „Die magnetisch-meteorologische Centralanstalt ist von einem doppelten Gesichtspunkte aus zu betrachten, nämlich einmal als Haupt- und Musterstation für alle in die genannten Zweige gehörigen Beobachtungen, dann als Mittelpunkt eines über die ganze Monarchie auszubreitenden Beobachtungsnetzes, dessen Fäden hier zusammenlaufen, dessen Leistungen von hier aus überwacht und geleitet werden sollen. Ein über dieselbe zu erstattender Bericht zerfällt schon dadurch in zwei von einander wesentlich verschiedene Theile, so wie die Thätigkeit der Anstalt selbst sich nach zwei entgegengesetzten Richtungen wenden muss, nach Innen, um sich auf der Höhe der Wissenschaft zu erhalten, und den von Aussen herbeiströmenden Stoff zu verarbeiten, und nach Aussen, um allen Anforderungen, die von den auswärtigen Stationen gemacht werden, möglichst zu genügen, und durch Vernachlässigung nicht den Eifer der Beobachter erkalten zu lassen“ (Kreil 1852c, S. 406). In der Einleitung zum ersten Band der neugegründeten Schriftenreihe, der „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“, der 1854 in Wien erschien, formulierte Kreil noch etwas prägnanter: „Die der neuen Anstalt vorgelegte Aufgabe ist demnach eine doppelte. Erstens soll sie als Musteranstalt eine Reihe von Beobachtungen durchführen, die sich über alle Elemente der Meteorologie und des Erdmagnetismus erstrecken, soll sich hiebei stets auf der Höhe des jeweiligen Standes der Wissenschaft erhalten, und zur Förderung derselben nicht bloss schon betretene Wege verfolgen, sondern wo möglich neue anbahnen. Sie soll in die Reihe jener Anstalten für beobachtende Naturkunde eintreten, mit denen auswärtige Regierungen in den letzten Jahren alle Welttheile ausgestattet haben, und den von dorther ergangenen Anforderungen nach ihren Kräften entsprechen. Sie soll aber auch zweitens der Mittelpunkt, die Centralstation der Beobachtungsorte im Kaiserstaate sein, welche alle überwacht, und, wo es nöthig ist, belehrt und nachhilft, von wo aus alle Instrumente, nachdem sie gehörig verglichen sind, vertheilt, und wohin die gewonnenen Beobachtungen zur weiteren Benützung eingesendet werden. Sie ist im Besitze der Haupt- und Normal-Instrumente, und an ihr können sich sowohl die Beobachter als andere Freunde dieser Fächer unterrichten und einüben. Unsere Anstalt unterscheidet sich hierdurch wesentlich von vielen Instituten ähnlicher Art, welche entweder nur abgeschlossen für sich als Observatorien bestehen, oder ohne sich selbst mit Beobachtungen zu befassen, nur die Bearbeitung und Veröffentlichung der von den Statio-

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nen einlaufenden zu besorgen haben. Dieser doppelte Zweck macht auch eine angemessene Vertheilung unserer Arbeitskräfte nothwendig, welche sich weder dem einen noch dem andern ausschliesslich zuwenden können, sondern beide gleichmässig im Auge behalten müssen.“81 Es gelang Kreil, für eine vorläufige Unterbringung dieser neuen Zentralanstalt zu sorgen, die Adresse lautete: Favoritenstraße Nr. 303 in Wien-Wieden (vgl. Abb. 26). Zu dem neuen Domizil auf der Wiener Vorstadt Wieden äußerte sich Kreil wie folgt: „Die Lage des Hauses ist eine günstige; sie ist gegen Osten frei, da sich der Theresianums-Garten in dieser Richtung ausdehnt, ebenso erstreckt sich gegen Westen der Garten des Wiedner Gemeinde-Krankenhauses. Nach Norden senkt sich das Terrain bedeutend, desswegen beherrscht das Gebäude in dieser Richtung alle nahe gelegenen Häuser; auf der Südseite wird es ebenfalls von keinem überragt.“82 Eine Beschreibung der Central-Anstalt sowie dazugehörige graphische Dartellungen veröffentlichte Kreil im vierten Band der „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ im Abschnitt „III. Meteorologische Beobachtungen zu Wien ausgeführt an der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus im Jahre 1852“ (siehe Abb. 26, 27, 28 sowie 32). Über die neuen Räumlichkeiten berichtete Kreil Folgendes: „Als Arbeitszimmer, dann als Aufstellungsgemach für das Normalbarometer, den Barometrographen und die vorräthigen Instrumente wurde ein Theil des zweiten Stockes benützt, in welchem sich auch die Wohnung des Directors und des Dieners der Anstalt befinden; der Adjunct und die Assistenten sind im dritten Stocke untergebracht; als eigentliches Observatorium aber, das von den Wohnungen, der in ihnen unentbehrlichen Eisenmassen wegen, so weit als möglich entfernt sein soll, wurde vorläufig eine Dachstube eingerichtet, welche zwar nur wenig Raum bietet (siehe Fig. 2),83 jedoch eine vollkommen freie Lage gegen NNW hat, und von welcher alle bedeutenderen und beweglichen Eisenmassen aus der nächsten Nähe entfernt wurden.“84 Wie auch die Gesamtansicht sowie der Grundriss des Observatoriums (Beobachtungszimmer) deutlich zeigen (vgl. Abb. 27 und 28), bestand in der Central-Anstalt die Möglichkeit zu magnetischen Beobachtungen. Man beachte vor allem den in den Grundriss eingezeichneten, in etwa diagonal verlaufenden magnetischen Meridian. Die damalige Adresse Favoritenstraße Nr. 303 entspricht heute der Favoritenstraße Nr. 38. Das alte Gebäude steht nicht mehr. Heute befindet sich an dieser Stelle ein Nachkriegsbau.85

81

Zit. nach: Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. Bd. 1. Jahrgang 1848 und 1849. Wien 1854, S. 2–3. Veröffentlicht auch in: Hammerl [u. a.] 2001, S. 34. 82 In: Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. Bd. 4. Jahrgang 1852. Wien 1856, S. 213. 83 Abb. 28. 84 In: Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. Bd. 4. Jahrgang 1852. Wien 1856, S. 214. 85 Auskunft von Christoph Sonnlechner vom 27.5.2016, Wiener Stadt- und Landesarchiv, Magistratsabteilung.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 26. Das historische Gebäude der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus auf der Wiener Vorstadt Wieden in der Favoritenstraße Nr. 303. Aus: „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Bd. 4. Jahrgang 1852. Wien 1856, S. 213. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 339-e, mit freundlicher Genehmigung.

Abb. 27. Das Beobachtungszimmer (Observatorium) in der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in der Favoritenstraße Nr. 303. Aus: „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Bd. 4. Jahrgang 1852. Wien 1856, S. 215. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 339-e, mit freundlicher Genehmigung.

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Abb. 28. Grundriss des Observatoriums (vgl. hierzu Abb. 27). Aus: „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Bd. 4. Jahrgang 1852. Wien 1856, S. 214, Fig. 2. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 339-e, mit freundlicher Genehmigung. E der Eingang, D der magnetische Variations-Apparat für Declination, d der Tisch für das Fernrohr, die Scale und den Leuchter des DeclinationsApparates, U Pendeluhr von Vorauer,86 I der Variationsapparat für die horizontale Intensität (Bifilare) mit einem Thermometer, i der Tisch sammt Fernrohr, Scale und Leuchter des Intensitäts-Apparates, u Mire für den Intensitäts-Apparat (für den Declinations-Apparat wurde der Aufhängungsfaden des Declinatoriums selbst als Mire genommen[)]. S Sesseln.

86

Josef Vorauer, Wiener Uhrmacher.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

3.5.4. Die „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ Natürlich war für die neugegründete „Central-Anstalt“ auch eine Zeitschrift vorgesehen, in der alle Daten, die in Wien eingehen würden, gesammelt vorgestellt werden sollten, nämlich die „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Wegen der immer schwieriger werdenden politischen Lage erschien der erste, die Jahre 1848 und 1849 betreffende Band mit großer Verzögerung erst im Jahre 1854 (Abb. 29).

Abb. 29. Titelblatt des ersten Bandes der „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Jahrgang 1848 und 1849, herausgegeben durch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Wien 1854. Aufbewahrungsort: Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 339-e, mit freundlicher Genehmigung. In dieser Zeitschrift wurden anfänglich nur die Daten der meteorologischen Beobachtungsstationen zusammengetragen. Die neue Institution war also zunächst in erster Linie ein zentrales Institut für Meteorologie. Der Erdmagnetismus spielte, obwohl für seine Messung in der Wiener Zentrale einige Instrumente angeschafft worden waren,87 keine bzw. kaum eine Rolle. Kreil erlebte noch das Erscheinen von Band 8 dieser Zeitschrift, der, für das Jahr 1856 vorgesehen, im Jahre 1861 herauskam. Nach Kreils Tod entstand eine Lücke. Die Schriftenreihe wurde mit einer Neuen Folge fortgesetzt, deren erster Band, für das Jahr 1864, im Jahre 1866 erschien. Überhaupt konnte ab 1859 die Arbeit an der Zentralanstalt wegen Mangels an Geld nur mehr notdürftig fortgesetzt werden. Im Jahre 1870 – Karl Kreil erlebte dies nicht mehr – wurde ein Neubau auf der Hohen Warte in Wien beschlossen, der 1872 fertiggestellt war (vgl. Abb. 30). 87

„Magnetische Instrumente: ein Reisetheodolit von Lamont, ein Reisemagnetometer von Leyser, ein Inclinatorium von Repsold, ein Declinations-Apparat für Variationsbeobachtungen und ein Bifilar-Apparat für Variationsbeobachtungen“ in: Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, Bd. 1 (1848/49), 1854, S. 3.

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Erst jetzt konnte der Routinebetrieb in vollem Umfang wiederaufgenommen werden (Hammerl [u. a.] 2001, S. 34–37). Die Zentralanstalt gibt es noch heute. Aus ihr ist die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hervorgegangen. Diese Institution konnte im Jahre 1926 mit einer Festschrift ihr 75-jähriges Bestehen feiern (Zentralanstalt 1926). Im Jahre 1951 wurde ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. In den „Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften“, Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, wurde dazu eine Jubiläumsschrift veröffentlicht (Ficker 1951). Im Jahre 2001, anlässlich des 150-jährigen Bestehen der Institution, förderte die Nachfolgerin der Central-Anstalt, die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), eine solide historische Monographie (Hammerl [u. a.] 2001).

Abb. 30. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien, Photographie o. D. Aus: Ficker 1951, Bildteil, unpaginiert. ©Akademie der Wissenschaften, Wien.88 3.5.5. Exkurs: Das Physikalische Hauptobservatorium in St. Petersburg Als in Österreich im Jahre 1851 die „Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ gegründet wurde, existierte in Russland bereits seit zwei Jahren das „Physikalische Hauptobservatorium“. Beide Institutionen sind einander zwar ähnlich, aber es gibt zwischen ihnen auch erhebliche Unterschiede (Reich/Roussanova 2017a). Erste vage Andeutungen über die Absicht, in Russland eine zentrale Institution zur Erforschung des Erdmagnetismus zu gründen, wurden bereits im November des Jahres 1829 geäußert, und zwar anlässlich von zwei Vorträgen in der feierlichen Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg (vgl. Reich/Roussanova 2011a, S. 351–354). Die beiden Redner waren Alexander von Humboldt und Adolph Theodor Kupffer (Rykatchew 1900, Anhang, S. 17–21; Knobloch [u. a.] 2009, S. 266–285). Aber erst zehn Jahre später konnte diese Idee wieder aufgegriffen werden. Es war vor allem ein Brief Alexander von Humboldts vom 9. April 1839 an Kaiser Nikolaj I., dem der Durchbruch zu verdanken war. Kupffers unermüdliches Engagement führte schließlich dazu, dass das geplante Physikalische Hauptobservatorium langsam Gestalt annahm. Das dafür vorgesehene Gebäude wurde im Jahre 1843 genehmigt und in den Jahren 1846 bis 1849 errichtet. So konnte in der russischen Hauptstadt im Jahre 1849 das neue Institut eröffnet werden (Abb. 31). Dieses Institut war nicht der Akademie angegliedert, sondern es unterstand direkt dem Finanzminister. 88

Download unter: www.biologiezentrum.at.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 31. Gebäude des Physikalischen Hauptobservatoriums in St. Petersburg. Aus: Schramm 1866, S. 609. Dem neuen Physikalischen Hauptobservatorium wurden alle übrigen im Russischen Kaiserreich vorhandenen magnetischen und meteorologischen Observatorien unterstellt, so z. B. das Normale Observatorium in St. Petersburg, die Observatorien in Jekaterinburg, Barnaul, Nertschinsk, Tiflis, Helsingfors,89 Peking90 sowie in Sitka auf Alaska,91 ferner mehr als 40 meteorologische Stationen.92 Die beobachteten Daten wurden nunmehr, soweit vorhanden, zentral veröffentlicht, und zwar in der neugegründeten Publikationsreihe „Annales de l’observatoire physique central de Russie“, deren erster Band – für das Jahr 1849 – im Jahre 1852 publiziert wurde. Die „Annales“ lösten den von Adolph Theodor Kupffer seit 1837 herausgegebenen „Annuaire magnétique et météorologique du Corps des Ingénieurs des mines de Russie“ nahtlos ab, von dem zehn Bände erschienen waren. Während der ersten Jahre des Bestehens des neuen Hauptinstitutes und dessen Schriftenreihe stand im Mittelpunkt mehr die Erforschung des Erdmagnetismus als die des Wetters und des Klimas (Reich/Roussanova 2011a, S. 357–361). Auch diente das Hauptinstitut in St. Petersburg nicht allein der Geophysik, sondern der gesamten Physik. In St. Petersburg wurde Humboldts Idee so verwirklicht, wie diese einmal Adolph Theodor Kupffer formuliert hatte: „Wie ein astronomisches Observatorium sich mit der Erforschung des Himmels beschäftigt, so sollte sich ein physikalisches Observatorium der Erforschung der Erde widmen: »notre observatoire sera pour la terre ce que les observatoires astronomiques sont pour le ciel«“ (Rykatchew 1900, Anhang, S. 46, vgl. Roussanova 2011, S. 78). Es soll an dieser Stelle erwähnt werden, dass die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien seit 1852, also seit der Gründung der Central-Anstalt in Wien, kontinuierlich Kontakte („Verkehr“) zum Physikalischen Hauptobservatorium in St. Petersburg pflegte.93

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Helsingfors (finnisch Helsinki). Das Großfürstentum Finnland gehörte von 1809 bis 1917 zum Russischen Kaiserreich. 90 In Peking war im Jahre 1830 auf dem Gelände der russischen Geistlichen Mission ein magnetisches Observatorium errrichtet worden. 91 Alaska gehörte bis 1867 zu Russland. 92 So in: Annales de l’observatoire physique central de Russie 1 (1847), Saint-Pétersbourg 1850, S. XIV–XVI. 93 Vgl. hierzu: Almanach der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 2, Wien 1852, S. 132; so auch in den späteren Jahrgängen.

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3.5.6. Erstes magnetisches Observatorium in Wien und erste erdmagnetische Beobachtungen Wie bereits geschildert,94 befand sich das erste Gebäude der Zentralanstalt in der Favoritenstraße 38 (303). Schräg gegenüber, in der Favoritenstraße 15, war die „Theresianische Akademie“ untergebracht (Objekt 1 bzw. 4 auf Abb. 32). Es war Maria Theresia gewesen, die den ehemaligen Favoritenhof, kurz Favorita genannt, in eine Kaiserliche Stiftung, die „Theresianische Akademie“, umgewandelt hatte. Seit 1849 beherbergte das Gebäude ein öffentliches Gymnasium. Das Anwesen umfasste auch einen weitläufigen Garten, der in Kreils Blickfeld geriet, als er nach einem für die Errichtung eines magnetischen Observatoriums geeigneten Platz Ausschau hielt. Bereits am 20. August 1851 wurde Kreil von der Behörde mitgeteilt: „Zur Erbauung eines hölzernen Häuschens für die magnetischen Beobachtungen im Garten der Theresianischen Akademie in Wien steht kein Hinderniss entgegen, auch wird sich im Akademiegebäude eine Localität zur Aufstellung der meteorologischen Instrumente ausmitteln lassen“ (Schrötter 1863, S. 142).

Abb. 32. Umgebung der Central-Anstalt in der Favoritenstraße in Wien. Aus: „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Bd. 4. Jahrgang 1852. Wien 1856, S. 213, Fig. 1. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 339-e. Einrichtungen: 1. Central-Anstalts Gebäude. 2. Gemeinde-Krankenhaus. 3. Botanischer Garten des Theresianums. 4. Gebäude des k. k. Theresianums. 5. Garten des k. k. Theresianums. 6. Eisenfreie Hütte der k. k. Central-Anstalt im Garten des Theresianums. 94

Siehe Kap. 3.5.3.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Kreils Freund aus Kremsmünster, Marian Koller, war bereits 1847 nach Wien berufen worden. Am 25. August 1851 ließ Koller Kreil wissen: „Wir wollen (wie wir, wenn ich mich recht entsinne, ohnedieß bereits mündlich besprochen) vorläufig ein magnetisches Häuschen im Garten des Theresianums erbauen, das Weitere wird sich mit der Zeit geben“ (Fellöcker 1864– 1869, Teil 5, S. 21, auch Rabenalt 1977, S. 241). Das Häuschen bzw. die „eisenfreie Hütte“ wurde gebaut (Objekt 6 auf Abb. 32), es war dies das dritte magnetische Observatorium auf österreichischem Boden. Das erste war 1839 in Krakau und das zweite 1841 in Kremsmünster errichtet worden (siehe Kap. 4.2.6).95 Ab Juni 1852 fanden im magnetischen Observatorium in Wien regelmäßig Beobachtungen statt, die ersten erdmagnetischen Beobachtungen in Wien überhaupt. Kreil selbst berichtete darüber: „Die Beobachtungen an der k. k. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus begannen im Sommer des Jahres 1852, und es wurde mit der Bestimmung der magnetischen Elemente im Garten des Theresianums der Anfang gemacht. Diese Bestimmung wurde alle Monate, vom Juni angefangen, zu festen Tagen, nämlich am 21. und 22. vorgenommen, vom Jahre 1854 an aber am 15. und 16., um die Mittel derselben den Monatmitteln der Variationsbeobachtungen der Zeit nach mehr zu nähern. In den ersten drei Monaten wurden die Beobachtungen im Freien auf einem soliden Steinpfeiler angestellt, um welchen man im September eine eisenfreie Hütte aufführte, so dass von da an die Beobachtungen stets in dieser gemacht wurden“ (Kreil 1856b, S. 39). Was die Instrumente betrifft, so bediente sich Kreil abermals des Reisetheodolits von Lamont und eines Inklinatoriums von Repsold (ebenda, S. 40). In seiner im Jahre 1858 erschienenen „Anleitung zu den magnetischen Beobachtungen“ widmete Kreil dem „Zimmer der Variations-Apparate in Wien“ und den darin befindlichen Instrumenten mehrere Seiten (Kreil 1858b, S. 107–117). Es ist nicht klar, wo sich dieses Zimmer bzw. Gemach befand. Es könnte sich um eine Räumlichkeit im magnetischen Observatorium handeln; man vermisst aber hier den oben erwähnten Pfeiler, um den herum die Hütte gebaut wurde. Kreil beschreibt die Einrichtung (siehe Abb. 33) wie folgt: „Das Gemach, in welchem in Wien die Variations-Apparate für Declination und horizontale Intensität aufgestellt sind, ist aus Fig. 37 ersichtlich. Die Marmorplatte F trägt die beiden Fernröhren d und i, welche auf Holzcylindern ruhen, die in die Marmorplatte fest eingelassen sind. Sie gestatten den Fernröhren eine geringe horizontale und verticale Bewegung. Über ihnen sind die Scalen mm' und nn' aufgestellt. Das Fernrohr d gehört zum Declinations-Apparate, der auf dem Mauertischchen d' seinen Platz hat, das andere i' zum Bifilare, der sich in i' befindet. Die Buchstaben t bezeichnen kleine Schreibtische und s die zugehörigen Sitze. Ausser den magnetischen Instrumenten sind auch noch meteorologische und astronomische in diesem Zimmer aufgestellt. A ist die autographe Windfahne, B das autographe Barometer, E das Elektrometer, r der autographe Regenmesser, M das Maximum Minimum Thermometer, N das Psychrometer, O das Ozonometer, W das autographe Thermo-Hygrometer, U ein Tischchen mit einem tragbaren Fernrohr, G ein Barometer, P die Pendeluhr, T ein als Passage-Instrument verwendetes Universale von Repsold, R ein Tischchen, V eine Öffnung in der Decke des Zimmers zur Beobachtung der Culmination der Polarsterne, e der Eingang, a der Aufgang auf die Terrasse“ (Kreil 1858b, S. 107–108). Des weiteren gibt Kreil detailreiche Beschreibungen des Deklinations- sowie des Bifilarapparates, denen mehrere Abbildungen beigefügt sind (Kreil 1858b, S. 109–117). Ab 1854 erhielt Kreil Unterstützung von Karl Fritsch. Kreils erste Veröffentlichungen aus seiner Wiener Zeit betrafen die zwischen 1852 und 1856 in Wien angestellten erdmagnetischen Beobachtungen (Kreil 1856b sowie Kreil 1856c).

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Es gab darüber hinaus ein magnetisches Observatorium auch noch in Senftenberg, das sich aber im Privatbesitz von John Parish befand.

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Später wurde das magnetische Observatorium an anderen Orten untergebracht. So etwa befand es sich von 1955 bis zum April 2016 auf dem Latisberg in Wien-Coblenzl.96

Abb. 33. Grundriss des „Zimmers der VariationsApparate in Wien“. Aus: „Anleitung zu den magnetischen Beobachtungen“ von Karl Kreil (Kreil 1858b, S. 107, Fig. 37). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys.1042-k, mit freundlicher Genehmigung. 3.5.7. Kreils „Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag“ Am 18. Mai 1854 konnte Kreil der Wiener Akademie eine besondere Art der Auswertung seiner von 1840 bis 1849 in Prag durchgeführten Beobachtungen vorstellen (Kreil 1854b). Seine Untersuchung galt dem magnetischen Zustand an einem Ort über einen längeren Zeitraum hinweg und nicht, wie sonst üblich, in einer kurzen Epoche. Kreil unterscheidet Äußerungen der magnetischen Kraft im Raume von denen in aufeinanderfolgenden Zeiten: „Die in den Äusserungen der magnetischen Kraft vorgehenden Änderungen können entweder dem Raume nach betrachtet werden, indem man von einem Punkte der Erdoberfläche zum nächsten fortschreitet, und liefern dann, wenn sich alle auf dieselbe Epoche beziehen, das Bild der Vertheilung des Erdmagnetismus für diese Epoche; oder man kann die an einem Punkte aber in auf einander folgenden Zeiten stattfindenen Änderungen ins Auge fassen, welche zur Kenntniss der Naturkraft gleich wichtig, und zur Zurückführung der Beobachtungsresultate auf dieselbe Epoche also auch für den ersteren Zweck unerlässlich sind“ (Kreil 1854b, S. 848). Dabei leisteten ihm die in der Meteorologie angewandten Methoden wertvolle Hilfe. In seiner Abhandlung „Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag“, die er der Wiener Akademie am 18. Mai 1854 vorlegte, hielt er fest: „Das bei diesen Untersuchungen angewendete Verfahren ist dasselbe, welches man auch bei den meteorologischen Forschungen und überall befolgt, wo die genauere Kenntniss periodisch zurückkehrender Erscheinungen gewünscht wird, nämlich die Entwicklung von Reihen, deren Glieder aus numerischen Coëfficienten und trigonometrischen Functionen bestehen, in denen die Winkel wachsen bis zur Vollendung der Kreisperipherie, welche die Periode darstellt“ (Kreil 1854a, S. 89). Kreil geht dabei von einer eintägigen („täglichen“), einer einjährigen („jährlichen“), einer zehnjährigen und einer hundert Jahre umfassenden („säkularen“) Periode aus, wobei die drei zuerst genannten miteinander in Beziehung stehen. Die zehnjährige Periode war bereits von Johann Lamont entdeckt worden (Kreil 1854a, S. 99). Die Basis für Kreils Untersuchung bildeten die in Prag über einen vergleichsweise langen Zeitraum erhobenen Daten zur Deklination und zur horizontalen Intensität. Auch berücksichtigt Kreil Wetterphänomene, so die zehnjähri96

So in: https://www.zamg.ac.at/cms/de/geophysik/news/das-geomagnetische-observatorium-am-cobenzl-in-wienschliesst-nach-60-jahren-magnetfeldmessung (12.4.2016).

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gen Monatsmittel der Heiterkeit (ebenda, S. 119). Danach stellt er mehrere Tabellen der Deklinations- und der Intensitätsänderungen nach der Heiterkeit zusammen (ebenda, S. 123–127). Schließlich zieht Kreil auch noch die in Mailand in den Jahren von 1836 bis 1838 ausgeführten Windbeobachtungen zum Vergleich heran (ebenda, S. 128–132). Seine Ergebnisse veranschaulichte er in Form von drei Tafeln: Tafel I. Tafel II. Tafel III.

Tägliche Änderung der magnetischen Declination. […] Nach der Beobachtung. Nach der Berechnung. Tägliche Änderung der horizontalen Intensität. […] Nach der Beobachtung. Nach der Berechnung (Abb. 34). Tägliche Änderung der Heiterkeit. Nach der Berechnung.

Besonders interessant an dieser Publikation „Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag“ (Kreil 1854a) ist, dass hier Erdmagnetismus und Meteorologie in eine derartig enge Beziehung zueinander gesetzt wurden.

Abb. 34. Graphische Darstellung „Tägliche Änderung der horizontalen Intensität. […] Nach der Beobachtung. Nach der Berechnung.“ Aus: „Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag“ (Kreil 1854a, Tafel II). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 4°Ab 1514-8.1854, mit freundlicher Genehmigung.

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3.5.8. Dritte große Bereisung: der Adriatische Golf 1854 Manche am Adriatischen Golf gelegenen Orte hatte Kreil bereits im Jahre 1847 bei seiner Bereisung der Donaumonarchie erdmagnetisch und geographisch vermessen, so Triest, Venedig, Pola, Fiume, Zara, Spalato, Ragusa und Cattaro. Nunmehr ergab sich die einzigartige Möglichkeit, die damals erhobenen Daten mit Daten zu vergleichen, die im Sommer 1854 gewonnen werden sollten. Dafür wählte Kreil folgende 21 Messpunkte: Triest, Venedig, Parenzo, Pola, Lussin piccolo, Fiume, Zara, Spalato, Lesina, Lissa, Lagosta Curzola, Gravosa (bei Ragusa), Castelnuovo (bei Cattari), Antivari, Durazzo, Valona, Korfu, Brindisi, Molfetta und Ancona (Kreil 1855a, S. 2). Die Beobachtungen wurden am 18. Juni 1854 begonnen und am 20. Oktober 1854 beendet. Kreil veröffentlichte seine Beobachtungen im folgenden Jahr 1855 in zwei Abhandlungen, die beide unter dem Titel „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen an den Küsten des Adriatischen Golfes im Jahre 1854“ in den „Denkschriften“ und in den „Sitzungsberichten“ der Wiener Akademie erschienen (Kreil 1855a und 1855c). Die wichtigsten Ergebnisse stellten sich auf Grund eines Vergleichs mit den Daten von 1847 ein: „Es ist demnach keinem Zweifel unterworfen, dass die seculäre Bewegung der Magnetnadel, von West gegen Ost, welche in den ersten Decennien dieses Jahrhunderts begonnen hat, bis auf den heutigen Tag noch in Zunahme begriffen ist. Aus der Vergleichung der Beobachtungen über Inclination vom Jahre 1854 mit denen von 1847 ergab sich eine Abnahme derselben von 18'9 während dieser sieben Jahre“ (Kreil 1855c, S. 374). Schließlich veröffentlichte Kreil in seiner Abhandlung, die er der Akademie am 8. März 1855 vorgelegt hatte und die in den „Denkschriften“ erschien, auch eine Karte der bereisten Region, die die magnetischen Linien an den Küsten des Adriatischen Meeres darstellt (Kreil 1855a, Tafel). Auf dieser einen Karte waren die Isogonen, die Isoklinen und die Isodynamen der horizontalen und der Totalkraft eingezeichnet (Abb. 35).

Abb. 35. Graphische Darstellung „Magnetische Linien an den Küsten des adriatischen Meeres“. Aus: Kreil 1855a, Tafel nach S. 46. Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 4°Ab 151410.1855, mit freundlicher Genehmigung.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

3.5.9. Vierte große Bereisung: südöstliches Europa und einige Küstenpunkte Asiens 1858 Bereits in den Jahren 1855, 1856 und 1857 hatte Kreil drei kleinere Bereisungen vorgenommen, von denen die erste nach Bad Ischl, Wildbad Gastein, die zweite nach Ödenburg, Brünn, Senftenberg, Prag und Bodenbach und schließlich die dritte nach Ofen, Kaschau, Lemberg, Krakau und Teschen geführt hatten. Bei diesen drei Bereisungen waren also jeweils an drei, fünf und noch einmal an fünf Orten Beobachtungen durchgeführt worden (Kreil 1862, S. 44, 48, 53). Die nächste große Reise begann am 18. Mai 1858 und dauerte bis zum 7. November. Beobachtungspunkte während dieser Bereisung waren: – in Serbien: Belgrad, Poschega, Alexinatz; – in der Walachei: Kalafat und Bukarest; – in der Moldau: Galatz; – in dem übrigen Gebiete der europäischen Türkei: Sulina, Konstantinopel, Ortaköj, Bujuk – Liman, Burgasz, Cap Kalakri, die Schlangeninsel; – in der asiatischen Türkei: Trapezunt, Sinope, Cap Indje; – in Russland: Odessa, Cap Takli, Cap Chersones (Kreil 1862, S. 2). In dem ursprünglich von Kreil ausgearbeiteten Plan war auch Bosnien vorgesehen gewesen, aber die dort ausgebrochenen Unruhen machten eine Bereisung dieser osmanischen Provinz unmöglich (Hammerl [u. a.] 2001, S. 38–40). Was die Instrumente anbelangt, so war Kreil mit diversen Uhren und Barometern ausgestattet. Im Falle des Erdmagnetismus fiel seine Wahl auch diesmal auf einen magnetischen Theodolit von Lamont und ein Inklinatorium von Repsold. Am 21. Juni 1859 stellte Kreil seine Reise der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien vor. Er beschrieb die genaue Reiseroute: Er war vor allem mit diversen Dampferlinien gereist, so auf der Donau und auf dem Schwarzen Meer. Über die Schlangeninsel berichtete Kreil, indem er an die Antike erinnerte: „Bekanntlich wird von dieser Insel gesagt, dass sie schon in der ältesten Epoche der griechischen Geschichte bekannt und bewohnt gewesen sei. Thetis soll sie dem Achilles zum Geschenk gemacht haben. Noch zu Kaiser Adrian’s Zeiten bestand dort zu Ehren Achilles ein sehr alter Tempel mit einer hölzernen Statue des Heros; doch war nach der Aussage Arrian’s die Insel schon damals nicht mehr bewohnt und nur von Seefahrern besucht“ (Kreil 1859b, S. 329). Während der Reise traf er in Konstantinopel seinen Petersburger Kollegen Adolph Theodor Kupffer, dem er später einige Details schilderte, die sich während dieser Bereisung ereignet hatten, siehe den von Kreil an Kupffer gerichteten Brief vom 10. Januar 1859 (Kap. 7.2). Die wissenschaftlichen Ergebnisse veröffentlichte Kreil in aller Ausführlichkeit in den „Denkschriften“ der Akademie (Kreil 1862). Seiner Abhandlung waren acht Tafeln beigegeben, d. h. Karten mit diversen magnetischen Linien. Im Detail: zwei Karten mit Isogonen, zwei Karten mit Isoklinen, zwei Karten mit Isodynamen der horizontalen Kraft und zwei Karten mit Isodynamen der Gesamtkraft (vgl. Abb. 36, 37 und 38). Dabei waren vier dieser Karten dem südöstlichen Europa gewidmet und vier dem Österreichischen Kaiserstaat, d. h., sie gehörten eigentlich zu Kreils zweiter Bereisung (siehe Kap. 6). Von besonderem Interesse ist, dass Kreil in dieser Abhandlung auch eine Zusammenstellung aller der Orte vorstellte, an denen er auf seinen zahlreichen Bereisungen magnetische und geographische Ortsbestimmungen durchgeführt hatte. Es waren dies insgesamt 241 Orte – eine wahrhaft stattliche Anzahl (Kreil 1862, S. 61–65). Unter Nr. 209 findet sich übrigens Maros-Vásárhely. Den Abschluss bildete eine Tafel, auf der die „Unterschiede zwischen den in Wien und an anderen Orten bestimmten magnetischen Grössen“ in alphabetischer Reihenfolge festgehalten wurden (ebenda, S. 93–94).

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Abb. 36. Karte „Isoconen im südoestlichen Europa im Jahre 1850. o.“ [Korrekt: Isogonen.] Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmung im südöstlichen Europa und einigen Küstenpunkten Asiens“ (Kreil 1862, Karte I). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 2°Ab 1514-20.1862, mit freundlicher Genehmigung.

Abb. 37. Karte „Isoclinen im südoestlichen Europa im Jahre 1850. o.“ Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmung im südöstlichen Europa und einigen Küstenpunkten Asiens“ (Kreil 1862, Karte III). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 2°Ab 1514-20.1862, mit freundlicher Genehmigung.

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Abb. 38. Karte „Isodynamen der Gesammtkraft im oesterreichischen Kaiserstaate im Jahre 1850. o.“ Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmung im südöstlichen Europa und einigen Küstenpunkten Asiens“ (Kreil 1862, Karte VIII). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 2°Ab 1514-20.1862, mit freundlicher Genehmigung. 3.5.10. Kreils „Anleitung zu den magnetischen Beobachtungen“ Kreils „Anleitung zu den magnetischen Beobachtungen“, die im Jahre 1858 erschien, ist ein Lehrbuch für Anfänger bzw. Studenten (Kreil 1858b). Es enthält die stattliche Anzahl von 62 Abbildungen. Kreil beginnt seine Ausführungen mit den „Bestimmungsstücken“ der magnetischen Erdkraft: „Bei einer jeden Kraft handelt es sich immer um zwei Bestimmungsstücke, die man zu erkennen sucht, um ihre Richtung und ihre Stärke oder Intensität. Die Kenntniss der Richtung der magnetischen Kraft ist aber selbst wieder durch zwei Bestimmungsstücke bedingt, nämlich durch den Winkel, den sie mit dem Horizonte macht, gemessen in einer Ebene, welche durch die Richtung der Kraft und das Zenith des Beobachters geht (den magnetischen Meridian), und den Winkel zwischen diesem und dem geographischen Meridiane des Beobachters. Der erste Winkel heisst die Inclination oder Neigung, der zweite Declination oder Abweichung. Die Apparate erlauben in ihrem gegenwärtigen Zustande beide Bestimmungsstücke, so wie auch die Intensität der horizontalen Componente zu messen, woraus sich die Intensität der Gesammtkraft durch Division mit dem Cosinus der Inclination ergibt. Manche Beobachter messen statt der Inclination ein anderes Bestimmungsstück, nämlich die Intensität der verticalen Componente; allein da hiezu eigene Instrumente erfordert werden, die bei uns wenig bekannt sind und auch keine genaueren Resultate geben, so braucht man sie hier nicht weiter zu berücksichtigen. Es sind demnach die Declination, die Intensität der horizontalen Componenten (kürzer: die horizontale Intensität) und die Inclination die drei Bestimmungsstücke, welche gemessen werden müssen“ (Kreil 1858b, S. 1).

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Damit ist auch die Gliederung des Werkes vorgegeben. Im ersten Kapitel behandelt Kreil die Declination, wobei er sehr ausführlich auf das Magnetometer von Gauß und auf dessen einzelne Bauteile eingeht, nämlich Träger, Hebeschraube, Faden, Magnetstab, Schiffchen und Torsionskreis, Spiegel und Spiegelhalter, Torsions- und Beruhigungsstab, Kasten. Des weiteren beschreibt er den magnetischen Saal, den Theodolit, die Scale, die Mire, die Aufstellung des Magnetometers und den Dämpfer. Daran schließt sich eine Beschreibung der einzelnen Beobachtungsschritte an, so dass schließlich das Ergebnis, der Wert der Declination, angegeben werden kann. Ferner beschreibt Kreil das Magnetometer von Lamont, einzelne Verfahren sowie die notwendigen Korrektionen der Messdaten. Das zweite Kapitel, ähnlich umfangreich wie das erste, ist der „horizontalen Intensität“ gewidmet, das dritte den „Variations-Apparaten“. Hier gibt Kreil auch eine ausführliche Beschreibung des „Zimmers der Variations-Apparate in Wien“ (Abb. 33), in dem sich ein „DeclinationsApparat“, ein „Bifilar-Apparat“ sowie ein „Inclinations-Apparat“ befinden (vgl. Kap. 3.5.6). Schließlich beschreibt Kreil auch noch das „Lamontsche Reise-Inclinatorium“. Im letzten Kapitel behandelt Kreil die „Astronomischen Beobachtungen“, die man an dieser Stelle eigentlich nicht erwarten würde. Es geht hier um die Fehler bei Uhren, den Spiegelsextanten, den Theodolit und den Höhenkreis sowie um die bei den Beobachtungen anzuwendenden Verfahren. Diesem Kapitel sind acht Tafeln, genauer gesagt Hilfstafeln, beigefügt. Kreil sorgte für eine sogenannte „Literarische Anzeige“ seines Werkes in den „Astronomischen Nachrichten“ (Kreil 1859a). Hier ist von dem „durch seine wissenschaftlichen Leistungen berühmte[n] Herrn Verfasser“ die Rede. Das Werk wird als „eine vortreffliche Anleitung zum ersten Studium“ bezeichnet. Über die weiteren Inhalte heißt es: „Man findet die mit sehr guten in den Text gedruckten Abbildungen versehene Beschreibung der besonders in Deutschland gebräuchlichen, von G a u s s , L a m o n t u. A. erfundenen Apparate“ (Kreil 1859a). 3.5.11. Exkurs: Kreil als Meteorologe Kreil hatte vor allem in Prag ein stets wachsendes Interesse an der Meteorologie entwickelt, und auf allen seinen Bereisungen hatte er immer auch meteorologische Instrumente im Gepäck. Er veröffentlichte sowohl in Prag als auch in Wien mehrere kleine Abhandlungen über spezielle meteorologische Themen, zu denen er Beobachtungsergebnisse gesammelt hatte. Erwähnt sei insbesondere sein Beitrag „Die Meteorologie in Österreich“ (Kreil 1853a). Auch seine nicht auf eigenen Beobachtungen beruhenden Abhandlungen über das Klima in Zentralafrika, denen Beobachtungen in Chartum und in Ulibary und Gondokoró zugrundelagen, sollen hier genannt werden (Kreil 1858a und Kreil 1860). Aber zur Publikation seines Hauptwerkes, der „Klimatologie von Böhmen“, kam Kreil nicht mehr. Es war seinem Nachfolger Karl Jelinek vorbehalten, für die Publikation dieser Monographie Sorge zu tragen. Sie erschien im Jahre 1865, 446 Seiten umfangreich, mit Unterstützung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Jelinek schloss sein Vorwort mit den folgenden Worten: „Am bedeutsamsten wird aber die „Klimatologie von Böhmen“ dadurch, dass nach dem Plane des Verfassers auch die anderen Länder der österreichischen Monarchie in ähnlicher Weise bearbeitet sich anschliessen und in ihrer Gesammtheit eine Klimatologie von Oesterreich bilden sollten. Wir haben also hier eigentlich den ersten Band eines grossartig angelegten Werkes vor uns liegen, an dessen Vollendung ein vorzeitiger Tod den Verfasser leider gehindert hat“ (Kreil 1865, S. IV). 3.5.12. Kreils Tod und seine Nachfolge Karl Kreil starb am 21. Dezember 1862 in Wien. Er wurde am 23. Dezember auf dem Matzleinsdorfer Friedhof beerdigt (Kenner 1863, S. 29). Am 5. Juli 1906 wurde er in ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof umgebettet.97 97

Mitteilung von Helga Ruppitsch vom 9.8.2016, Friedhöfe Wien GmbH / Wiener Zentralfriedhof.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 39. Ehrengrab von Karl Kreil auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nr. 40). Photographie von Hedwig Abraham (Wien),98 mit freundlicher Genehmigung. Inschrift: KARL KREIL / PROFESSOR UND EHRENDOKTOR / DER UNIVERSITÄT WIEN / ERSTER DIREKTOR DER K. K. / ZENTRAL-ANSTALT FÜR / METEOROLOGIE U ERDMAGNETISMUS / GEB. ZU RIED IN OBERÖSTERREICH / AM 4. NOVEMB. 1798 / GESTORBEN ZU WIEN / AM 21. DEZEMB. 1862. / R. I. P.99 Was Kreils Nachfolge an der Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus anbelangt, so übernahm zunächst Karl Fritsch, langjährig Kreils Mitarbeiter und Freund, interimistisch die Leitung. Aber dies galt nicht für lange Zeit. Es war der Meteorologe Karl Jelinek, der am 4. August 1863 in der Position des Direktors der Zentralanstalt Kreils Nachfolger wurde. Dieses Amt sollte Jelinek bis zu seinem Tode im Jahre 1876 innehaben (Hammerl [u. a.] 2001, S. 42). Karl Jelinek begann seine Karriere 1843 als Adjunkt an der Wiener Sternwarte, die damals von Joseph Johann Littrows Sohn Carl Ludwig Littrow geleitet wurde. 1847 wechselte Jelinek an die Prager Sternwarte, wo er unter der Ägide von Karl Kreil als Adjunkt wirkte. Danach wurde er Professor der Mathematik am Landespolytechnikum in Prag. Im Jahre 1863 wurde er zum Direktor der Zentralanstalt und zum ordentlichen Professor der Physik an der Universität Wien ernannt. Er war nach Kreil der zweite Direktor dieser Institution. Wie Kreil, so stand auch Karl Jelinek mit Adolph Theorod Kupffer in St. Petersburg in Briefkontakt.100 Kreil zu Ehren gibt es in Wien im 19. Bezirk in Heiligenstadt einen Kreilplatz.

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Frau Hedwig Abraham sei herzlich für die Zusendung der Aufnahme sowie für die Publikationsgenehmigung gedankt. Weitere Aufnahme auf der Homepage „Kunst und Kultur in Wien / Der Wiener Zentralfriedhof“. OnlineRessource: http://www.viennatouristguide.at/Friedhoefe/Zentralfriedhof/Index_00_%20Bild/B_thumbs/038.jpg. 99 R. I. P. = lat. Requiescat in pace, d. h. Ruhe in Frieden. 100 Einige Briefe von Jelinek an Kupffer befinden sich in der St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften.

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4. KREIL ALS MITGLIED DES GÖTTINGER MAGNETISCHEN VEREINS 4.1. Die erdmagnetische Forschung in Göttingen 4.1.1. Die Anfänge: Alexander von Humboldt, Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Weber Gauß wirkte nach seinem Studium an der Universität Göttingen, das er 1798 mit einer Promotion an der Universität Helmstedt abgeschlossen hatte, als Privatgelehrter in Braunschweig. 1807 folgte er einem Ruf an die Universität Göttingen, an der er bis zu seinem Lebensende als Professor der Astronomie wirken sollte. Schon im Jahre 1803 hatte Gauß sein großes Interesse an der Erforschung des Phänomens des Erdmagnetismus bekundet, aber erdmagnetischen Forschungen widmete er sich tatsächlich erst, als Wilhelm Weber Professor der Physik an der Universität in Göttingen geworden war. Weber hatte am 29. April 1831 einen Ruf erhalten und diesen am 14. Mai 1831 angenommen. Am 12. September 1831 starb Gauß’ zweite Frau Minna im Alter von nur 43 Jahren. Ihre Gesundheit hatte allzu sehr gelitten, als der 1811 geborene Sohn Eugen im Alter von nur 19 Jahren 1830 in die USA ausgewandert war. „Es ist, als ob Gauß in dem jüngeren Freunde [Wilhelm Weber] den gleichveranlagten Sohn gewonnen habe, der ihm zu seinem großen Kummer vorenthalten blieb“, meint der Wilhelm Weber-Biograph Heinrich Wiederkehr (Wiederkehr 1967, S. 50f). Wilhelm Weber war vorher Professor an der Universität Halle gewesen und hatte dort vor allem auf dem Gebiet der Akustik geforscht. Der Erdmagnetismus war sowohl für Gauß als auch für Weber ein neues Forschungsgebiet. Im Leben beider Wissenschaftler begann nunmehr ein neuer Lebensabschnitt, der von einer kollegialen Zusammenarbeit geprägt war, wie man sie sich enger kaum vorzustellen vermag. Aus ihr erwuchs schließlich eine tiefe, lebenslange Freundschaft. Bereits im Jahre 1832 begannen die ersten erdmagnetischen Beobachtungen. Da damals noch kein magnetisches Observatorium vorhanden war, wurden die Instrumente in dafür geeigneten Räumen der Sternwarte aufgestellt. Es war Weber, der für die Entwicklung eines neuartigen Magnetometers sorgte; er war der Praktiker und der Motor der in Göttingen neuentwickelten Instrumente. Und Gauß konnte der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen bereits im Dezember 1832 sein erstes Ergebnis, einen mehr theoretisch ausgerichteten Beitrag vorstellen, seine „Intensitas vis magneticae terrestris ad mensuram absolutam revocata“ (Gauß 1841). Im Jahre 1833 ging das geplante magnetische Observatorium in Bau, Ende des Jahres war es betriebsbereit. Im Jahre 1834 löste sich der Humboldtsche magnetische Verein auf, der 1829 in Berlin ins Leben gerufen worden war, und ging nahtlos in den Göttinger magnetischen Verein über. Die Ziele, die zuerst Humboldt in Berlin verfolgt hatte und die im Anschluss daran von Gauß und Weber in Göttingen angestrebt wurden, waren ähnlich. Im Mittelpunkt stand die Methode der korrespondierenden (synchronen) Beobachtungen (Reich/Roussanova 2012/2013). Diese Methode der korrespondierenden Beobachtungen hatte als Erster Alexander von Humboldt entwickelt, sie wurde dann später von Gauß und Weber perfektioniert. Dazu benötigte man ein möglichst großes Netz von Beobachtungsstationen, die gleichzeitig, in vorher verabredeten Zeitabschnitten, den sogenannten Terminen, die gemessenen Daten der Deklination, der Inklination und der Intensität in festgelegten Abständen festhielten. Die Daten wurden entweder in Form von Listen festgehalten oder, was wesentlich eindrucksvoller war, graphisch dargestellt, d. h. in Form von Kurven präsentiert. Humboldt hatte erste derartige Beispiele im Jahre 1830 publiziert. Er konnte in einer Darstellung maximal fünf Kurven veröffentlichen, weil sein Netz damals aus fünf Stationen bestand (Reich/Roussanova 2012/2013, Part I, S. 12). Dabei zeigte sich, dass die Kurven, die aufgrund von an verschiedenen und oft weit voneinander entfernt liegenden Orten gemessenen Daten gezeichnet wurden, bemerkenswerte Parallelitäten aufwiesen. Daraus wurde folgerichtig geschlossen, dass das Phänomen des Erdmagnetismus nicht nur ein lokales, sondern darüber hinaus auch ein globales Phänomen sei. Eine der vielen Ursachen des Erdmagnetismus, vor allem von Störungen, war im Inneren der Erde verborgen

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

und war daher an vielen bzw. sogar an allen Stationen gleichzeitig auf der Erde messbar. Des weiteren machten sich z. B. Nordlichter in Form von Störungen auch in den erdmagnetischen Daten von solchen Stationen bemerkbar, an denen sie gar nicht wahrgenommen werden konnten. 4.1.2. Die „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“ Nachdem Gauß und Weber ihre Ergebnisse zunächst in den „Annalen der Physik und Chemie“, in den „Astronomischen Nachrichten“ oder in anderen Fachzeitschriften veröffentlicht hatten, gründeten sie im Jahre 1836 eine eigene Zeitschrift, die „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“. In dieser Zeitschrift wurden sowohl zum Thema Erdmagnetismus passende wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht als auch die in Göttingen eingegangenen erdmagnetischen Beobachtungsdaten vorgestellt, kommentiert und teilweise in Form von graphischen Darstellungen auf speziellen Tafeln visualisiert dargestellt. Während das Humboldtsche Netz nur aus wenigen Stationen bestanden hatte, fand der Göttinger magnetische Verein regen Zuspruch, die Anzahl der Teilnehmer wuchs ständig. Göttingen wurde zu einem internationalen Zentrum der Erforschung des Erdmagnetismus. So wurden z. B. in den „Resultaten“ die korrespondierenden Beobachtungen von insgesamt 53 Stationen auf 24 Tafeln graphisch vorgestellt; von diesen Stationen lagen 36 in Europa (ohne Russland), 4 Stationen in Russland, 4 Stationen im übrigen Asien, 3 Stationen in Nordamerika, 1 Station in Afrika und 5 Stationen auf Inseln. Das Göttinger Netz war allerdings noch erheblich größer, denn nicht alle nach Göttingen eingesandten Beobachtungsdaten wurden auch in Form von korrespondierenden Beobachtungen graphisch präsentiert. Viele der Daten wurden nicht graphisch dargestellt, sondern nur in Form von Listen mit Zahlen bzw. von Zahlentabellen wiedergegeben und im begleitenden Text kommentiert. Als Einführung verfassten zunächst Gauß für die Jahre 1836 und 1837 (Gauß 1837e und Gauß 1838b) und danach Wilhelm Weber für die Jahre 1838, 1839, 1840 und 1841 (Weber 1839b, Weber 1840, Weber 1841, Weber 1843b) die sogenannten „Erläuterungen zu den Terminszeichnungen und den Beobachtungszahlen“; dieses Kapitel war jeweils das Kernstück eines Bandes. Ein großer Teil der „Resultate“ bestand in der Wiedergabe der zu den festgelegten Terminen erhobenen Daten, wobei im ersten Jahr eine Auswahl der Termine getroffen wurde. Von den acht festgesetzten Terminen wurde nur das Datenmaterial zu drei Terminen wiedergegeben. In allen Bänden wurde dieses Datenmaterial stets unpaginiert am Ende des Bandes angehängt. Für den ersten Band, den für das Jahr 1836, wurden die Daten von elf verschiedenen Stationen für drei Termine berücksichtigt, nämlich Berlin, Breda, Breslau, Freiberg, Göttingen, Haag, Leipzig, Mailand, Marburg, München und Upsala. Diese in Listen festgehaltenen Daten umfassten insgesamt 19 Seiten. Im letzten Band, für das Jahr 1841, waren es 33 Stationen, deren Daten ausgewertet wurden, nämlich die Auckland-Inseln, Barnaoul, Berlin, Breda, Breslau, Brüssel, Catharinenburg, Christiania, Copenhagen, Cracau, Genf, Göttingen, Heidelberg, Kremsmünster, Leipzig, Madras, Mailand, Makerstoun, Marburg, Nertschinsk, Neuseeland, Prag, St. Helena, St. Petersburg, Simla, Singapore, Stockholm, Toronto, Trevandrum, Upsala, Van Diemensland (magnetisches Observatorium), Van Diemensland (Schiff „Erebus“), Vorgebirge der Guten Hoffnung. Die in Listen festgehaltenen Daten umfassten nunmehr 139 Seiten. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf die in Kurvenform dargestellten korrespondierenden Beobachtungen. Waren anfänglich auf den Tafeln nur fünf bis acht Kurven wiedergegeben worden, so gab es am Ende Tafeln mit mehr als 20 Kurven. Einen besonderen Höhepunkt erlebte der Göttinger magnetische Verein, als Gauß im Jahre 1839 seine „Allgemeine Theorie des Erdmagnetismus“ vorstellte (Gauß 1839), der alsbald der von Gauß und Weber gemeinsam veröffentlichte „Atlas des Erdmagnetismus nach den Beobachtungen des magnetischen Vereins unter Mitwirkung von C. W. B. Goldschmidt“ als Supplementband zu den „Resultaten“ folgte (Gauß/Weber 1840). Gauß’ „Allgemeine Theorie“ wurde von sechs berechneten Weltkarten begleitet, und zwar jeweils in Mercatorprojektion und in stereographischer Projektion dargestellt:

4. Kreil als Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins

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– zwei Karten mit Äquipotentiallinien, Gauß nannte sie Gleichgewichtslinien, – zwei Karten mit Deklinationslinien und – zwei Karten mit Linien der ganzen Intensität. Leider wurden diese hier genannten Karten nicht in Gauß’ Werke aufgenommen. Es gibt hier noch keine Karte mit Inklinationslinien, eine solche erschien erstmals im „Atlas des Erdmagnetismus“. Der „Atlas“ enthielt insgesamt 18 Weltkarten. Die bereits 1839 veröffentlichten Karten wurden hier in verbesserter Form und präzisiert vorgestellt: – zwei Karten mit Äquipotentiallinien, – zwei Karten über die ideale Verteilung des Magnetismus auf der Erdoberfläche, – zwei Karten mit Linien der nördlichen Intensität, – zwei Karten mit Linien der westlichen Intensität, – zwei Karten mit Linien der vertikalen Intensität, – zwei Karten mit Linien der horizontalen Intensität, – zwei Karten mit Deklinationslinien, – zwei Karten mit Inklinationslinien und – zwei Karten mit Linien der ganzen Intensität. Es sei nochmals betont und hervorgehoben, dass alle diese Karten auf berechneten Werten beruhten, die aus Gauß’ „Allgemeiner Theorie“ abgeleitet wurden. Allerdings war dem Göttinger magnetischen Verein keine allzu lange Dauer beschieden. Bereits Ende des Jahres 1841 hörte er auf zu existieren, d. h., er hatte nur acht Jahre lang bestanden. Der sechste und letzte Band der „Resultate“, in dem u. a. die Daten des Jahres 1841 vorgestellt wurden, konnte im Jahre 1843 veröffentlicht werden. Der Grund für das Ende des Göttinger magnetischen Vereins lag in der Politik: Wilhelm Weber war im Dezember 1837 aus seinem Amt entlassen worden, da er einer der „Göttinger Sieben“ gewesen war. Aus Verbundenheit und Treue zu Gauß blieb er ohne Stelle und ohne sein Professorengehalt zunächst dennoch in Göttingen. Erst 1842 folgte er einem Ruf an die Universität Leipzig. Das bedeutete das Aus für die Spitzenstelle Göttingens auf dem Gebiet der erdmagnetischen Forschungen, denn Gauß, der damals 65 Jahre alt war, hatte nicht mehr die Kraft, das inzwischen riesig gewordene Unternehmen allein weiterzuführen. Dennoch gingen in Göttingen auch weiterhin erdmagnetische Daten ein, die in einigen Stationen noch beobachtet wurden. 4.1.3. Das Göttinger magnetische Observatorium in der Darstellung von Kreil Es soll unbedingt erwähnt werden, dass das Göttinger magnetische Observatorium ein großes Vorbild für Kreil war. Noch 16 Jahre nach dessen Einrichtung im Jahre 1834 veröffentliche Kreil in seinem 1850 erschienenen Teil des „Entwurfs eines meteorologischen BeobachtungsSystems für die österreichische Monarchie“ die Beschreibung des Göttinger Observatoriums sowie die neuen, in Wien angefertigten Lithographien:101 Grundriss und Beobachtungssaal in Göttingen (Abb. 40). Ähnliche Lithographien waren ursprünglich von Gauß und Weber 1837 in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“ auf Tafel I102 und Tafel II publiziert worden. Die Lithographien begleiteten den folgenden Text in Kreils „Entwurf“: „Tafel I und II zeigen den Saal des magnetischen Observatoriums in Göttingen mit dem Theodoliten und der Scala, der Uhr und dem Beruhigungsstabe, dem Kasten, in welchem die Nadel des Magnetometers eingeschlossen ist, dem Faden und Träger, an welchem sie hängt, die mit einem Pfeile bezeichnete Mire auf der gegenüberstehenden Wand, und den zur Intensitätsmessung nöthigen MessStangen“ (Kreil 1850a, S. 13, vgl. auch Kreil 1858b, S. 12–13, Fig. 9 und 10). 101

Vgl. die Bildunterschrift: „Lith. u. gedr. in der k. k. Hof- u. Staatsdruckerei unter d. Leitung v. A. Hartinger“. Der Maler Anton Hartinger gründete 1859 in Wien eine lithographische Anstalt. Diese Lithographien von Hartinger veröffentlichte Kreil auch in seiner „Anleitung zu den magnetischen Beobachtungen“ (Kreil 1858b, Fig. 9 und 10). 102 Die Tafel I wurde mehrfach nachgedruckt, so auch in: Reich 2011a, Abb. 6, sowie in: Reich/Roussanova 2015, S. 81, Abb. 26. Online-Ressource: https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/periodical/pageview/8820733.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 40. Grundriss und Inneneinrichtung des Beobachtungsraums des Göttinger magnetischen Observatoriums in dem „Entwurf eines meteorologischen Beobachtungs-Systems für die österreichische Monarchie“ von Karl Kreil (Kreil 1850a, Tafel I und II). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1166-p, mit freundlicher Genehmigung. 4.2. Kreils Beobachtungsdaten aus Mailand und Prag für Göttingen Was die von Kreil nach Göttingen geschickten Beobachtungsdaten anbelangt, so gibt es für sie drei verschiedene Arten von Quellen: die Briefe, die „Beobachtungsprotokolle“ und die publizierten „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“. 4.2.1. Zu der Datenlieferung nach Göttingen Der erhaltene Briefwechsel zwischen Gauß und Kreil umfasst insgesamt 31 Briefe. Die Inhalte dieser Briefe sind entweder ausschließlich oder mindestens teilweise den Beobachtungsdaten gewidmet. Kreil lieferte seit Juli 1835 seine Beobachtungsdaten nach Göttingen. Diese Daten waren entweder Teil seiner Briefe, oder er schickte einzelne Blätter bzw. Zettel oder auch Doppelbögen, im Folgenden als „Beobachtungsprotokolle“ bezeichnet, nach Göttingen, auf denen die Daten standen. Ein Teil der Briefe Kreils an Gauß liegt in der Handschriftenabteilung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen im Gauß-Nachlass, und zwar folgende 13 Briefe: Nr. 13, 15, 16, 19, 21, 22, 24, 25, 26, 27, 29, 30, 31. Aber nicht alle Briefe Kreils befinden sich in Göttingen im Gauß-Nachlass. Ein Teil wird auch in der Göttinger Handschriftenabteilung unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ aufbewahrt. Diese Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ tragen 15 Kartons bzw. Kästen, in denen sich Mappen zu den von Gauß und Weber festgelegten Terminen befinden. In diesen Mappen liegen in der Regel, mehr oder minder vollständig, die von den verschiedenen Personen oder Institutionen eingesandten Beobachtungsdaten, die manchmal nur ein einzelnes Dokument umfassen, manchmal aber ein dickeres Papierpaket oder ein ganzes Heft ausmachen. Auch lassen sich einige Briefe unter dieser Signatur finden, die bisweilen, aber nicht immer, als „Beilage“ deklariert wurden. Im Falle von Kreil ist die Abgrenzung, was ein Brief und was ein Beobachtungsprotokoll ist, besonders schwierig. Im Folgenden wurde das Kriterium zugrundegelegt, dass ein Brief nicht unbedingt eine Anrede aufweisen, aber etwas Text enthalten und mit „(Karl) Kreil“ unterschrieben sein muss. Kreils Briefe fangen häufig mit oft mehreren Seiten umfassenden Beobachtungsdaten an, manchmal mit einem kurzen erläuternden Text dazwischen, und enden mit Text sowie meistens mit einer Ergebenheitsadresse und mit einer Unterschrift. Unter diese Kategorie fallen insgesamt 12 Dokumente. Der Vollständigkeit halber seien hier auch die sechs erhaltenen Briefe von Gauß an Kreil erwähnt: Nr. 2, 6 (Abschrift), 12, 14, 23, 28. Sie befinden sich im Kreil-Nachlass, der in Wien aufbewahrt wird. Der Aufbewahrungsort lautet: Universität Wien, Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik, Bibliotheks- und Archivwesen, Nachlass Kreil.

4. Kreil als Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins

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Eine Sonderrolle spielt der Brief Nr. 6, dessen Original in Göttingen aufbewahrt wird. Dieser Brief wurde erst 1988 bei „J. A. Stargardts Autographenhandlung“ dazugekauft. Daher liegt er in Göttingen unter der besonderen Signatur „2 Cod. Ms. philos. 182“. Eine Abschrift dieses Briefes von anderer Hand ist an der genannten Stelle in Wien vorhanden. Offensichtlich wurde der Originalbrief der Sammlung entnommen und an einen Interessenten weitergegeben. Dies dürfte bereits vor längerer Zeit geschehen sein, da die Abschrift offenbar noch aus dem 19. Jahrhundert stammt. Es sei darauf aufmerksam gemacht, dass die Abschrift in Wien einen Vermerk „(Brief von Gauss) wovon das Original Schwager Ludwig mitgetheilt wurde“ enthält. Dass es sich dabei um Ludwig Doppler handeln könnte, dessen Vormund Karl Kreil war, ist nur eine sehr vage Vermutung.103 4.2.2. Die Beobachtungsprotokolle aus dem Umfeld von Kreil unter den Dokumenten des Göttinger magnetischen Vereins In 15 Kartons unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ befinden sich in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (weiter SUB Göttingen) nicht nur etliche Briefe von Kreil an Gauß, sondern auch zahlreiche als „Beobachtungsprotokolle“ bezeichnete Blätter – Einzelblätter oder Doppelblätter –, auf denen Kreil die Beobachtungsdaten seines Teams festgehalten und dann nach Göttingen oder auch nach Leipzig gesandt hat. Die vier letzten Bände der „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“ wurden in Leipzig von der Weidmannschen Buchhandlung104 gedruckt. Im Falle von Kreil handelt es sich um insgesamt 24 Protokolle, die Beobachtungsdaten aus den Orten enthalten, an denen Kreil tätig war. Diese Beobachtungsprotokolle enthalten keine Briefe bzw. Begleitbriefe. Möglicherweise wurden sie mit einem Begleitbrief gesandt, aber von diesem getrennt, um die Daten zu veröffentlichen und auszuwerten. In vielen Fällen konnten überhaupt keine Begleitbriefe mehr aufgefunden werden. Nur in wenigen Fällen lässt sich vermuten, dass ein Beobachtungsprotokoll mit einem Begleitbrief eingesandt worden ist. Die genauen Sachverhalte konnten aber nicht mit Sicherheit ermittelt werden. Die Beobachtungsprotokolle vervollständigen das Bild des Austausches zwischen Kreil und Gauß und machen deutlich, welche Datenmengen Kreil Gauß und dem Göttinger magnetischen Verein hat zukommen lassen. Die Edition aller dieser Protokolle würde den Rahmen des vorliegenden Editionsprojekts sprengen. Daher werden im Folgenden die ermittelten Beobachtungsprotokolle, die keinen Brief enthalten, lediglich chronologisch aufgelistet. Beobachtungsprotokoll 1. „Mailand 25/26 Juli 1835. Variazionen der Declination der Magnetnadel“ (vgl. Abb. 7). SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1835, Mappe Juli (4 S.). Zusätzlich die Daten vom 28. und 29. Juli 1835, Mailand. Beobachter: Stambucchi, Kreil. Beobachtungsprotokoll 2. „Mailand Beobachtungen vom 30. Juli 1836“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1836, Mappe Juli/August. Es handelt sich hierbei nicht um das eigentliche Protokoll, sondern um eine Auflistung der bereits bearbeiteten Daten eines nicht mehr vorhandenen Beobachtungsprotokolls. Es fehlen die Namen der Beobachter. Beobachtungsprotokoll 3. „Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 27. Mai 1837“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1837, Mappe Mai 1837. Beobachter: Capelli, Della Vedova, Kreil, Stambucchi.

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Zu Ludwig Doppler siehe Kap. „Kurzbiogramme“. Die Weidmannsche Buchhandlung wurde 1680 von Moritz Georg Weidmann in Frankfurt am Main gegründet und später nach Leipzig verlegt. Im Jahre 1830 übernahmen Karl August Reimer und Salomon Hirzel den Verlag. 104

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Beobachtungsprotokoll 4. „Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 31. August 1837“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1837, Mappe August. Beobachter: Capelli, Della Vedova, Kreil, Stambucchi, Tardy. Beobachtungsprotokoll 5. „Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 27 Jänner 1838“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1838, Mappe Januar. Beobachter: Capelli, Della Vedova, Kreil, Stambucchi, Tardy. Beobachtungsprotokoll 6. „Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 26. Mai 1838“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1838, Mappe Juli [sic]. Beobachter: Buzetti, Capelli, Della Vedova, Stambucci. Der Name Karl Kreil fehlt.105 Beobachtungsprotokoll 7. „Veränderungen der magnetischen Declination zu Mailand am 29 September 1838“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1838, Mappe September. Beobachter: Buzetti, Capelli, Della Vedova, Kreil, Stambucchi. Beobachtungsprotokoll 8. „Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 24 November 1838“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1838, Mappe November. Beobachter: Capelli, Della Vedova, Kreil, Stambucchi. Beobachtungsprotokoll 9. „Variationen der magnetischen Intensität und Declination zu Mailand am 22. und 23. Februar 1839“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1839, Mappe Februar. Beobachter: Buzetti, Della Vedova, Kreil, Stambucchi. Beobachtungsprotokoll 10. „Variationen der magnetischen Intensität zu Mailand am (31. Mai und 1. Juni 1839)“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1839, Mappe Mai. Beobachter: Buzzetti [sic], Capelli, Della Vedova, Stambucchi. Der Name Kreil fehlt.106 Beobachtungsprotokoll 11. „Änderungen der Magnetischen Declination zu Mailand am 29. Juli 1839“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1839, Mappe August. Beobachter: Capelli, Della Vedova, Kreil,107 Stambucchi, Tardy. Beobachtungsprotokoll 12. „Magnetische Terminsbeobachtungen zu Prag am 30. u[nd] 31. August 1839“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1839, Mappe August. Beobachter: Bonnet, Hackel, Kuranda, Fritsch, Kreil, Massac [sic]. Beobachtungsprotokoll 13. „Terminsbeobachtungen zu Prag am 29. u[nd] 30. November 1839. Declination und Intensität“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1839, Mappe November. Beobachter: Bonnet, Fritsch, Kreil, Kuranda, Masač. Beobachtungsprotokoll 14. „Magnetische Terminsbeobachtungen zu Prag am 28 u[nd] 29 Februar 1840“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1840, Mappe Februar. Beobachter: Fritsch, Kreil, Kuranda, Leyer, Masač. Beobachtungsprotokoll 15. „Terminsbeobachtungen zu Prag am 29. u[nd] 30. Mai 1840“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1840, Mappe Mai. Beobachter: Fritsch, Hackel, Kreil, Kuranda, Masač.

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Kreil befand sich 1838 auf einer Italienreise, siehe Kap. 2.1. Kreil war bereits in Prag. 107 Möglicherweise war Kreil am 29.7.1839 wieder in Mailand. 106

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Beobachtungsprotokoll 16. „Terminsbeobachtungen zu Prag 28. u[nd] 29. August 1840“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1840, Mappe August. Beobachter: Fritsch, Kreil Karl, Kreil Adolph, Leyer. Beobachtungsprotokoll 17. „Terminsbeobachtungen zu Prag am 27. u[nd] 28 Novb. 1840“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1840, Mappe November. Beobachter: Fritsch, Grindel, Hackel, Kreil, Leyer, Masač. Beobachtungsprotokoll 18. „Terminsbeobachtungen zu Prag am 26. u[nd] 27. Februar 1841“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1841, Mappe Februar. Beobachter: Fritsch, Grindel, Hackel, Kreil, Leyer. Beobachtungsprotokoll 19. „Terminsbeobachtungen zu Prag am 28. u[nd] 29. Mai 1841“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1841, Mappe Mai. Beobachter: Fritsch, Grindel, Hackel, Kreil, Leyer. Beobachtungsprotokoll 20. „Terminsbeobachtungen zu Prag am 27. u[nd] 28. August 1841“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1841, Mappe August. Beobachter: Fritsch, Grindel, Kreil, Leyer. Beobachtungsprotokoll 21. „Terminsbeobachtungen zu Prag am 26. und 27. November 1841“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1841, Mappe November. Beobachter: Fritsch, Kreil Adolph, Leyer. Der Name Karl Kreils fehlt aus unbekanntem Grund. Beobachtungsprotokoll 22. „Terminsbeobachtungen zu Prag am 24. u[nd] 25 Februar 1843“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1843/1844, Mappe Februar. Beobachter: Fritsch, Kreil Karl, Kreil Adolph, Leyer, Pleß. Beobachtungsprotokoll 23. „1843. Mai 26 u[nd] 27. Prager Beobachtungen“. SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1843/1844, Mappe Mai 1843. Es werden keine Beobachter genannt. Beobachtungsprotokoll 24. „Termin vom 25. und 26. August 1843. Prag“ (vgl. Abb. 41). SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1843/1844, Mappe August 1843 (2 S.). Beobachter: Fritsch, Hoffer, Kreil Karl, Leyer. Diese hier genannten 24 Dokumente liefern auch die beiden Eckdaten für den Datenaustausch zwischen Kreil und Gauß bzw. dem Göttinger magnetischen Verein. Dieser Austausch begann wahrscheinlich im Juli 1835 und endete im August 1843. Es sei hier noch bemerkt, dass unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ keinerlei Beobachtungsprotokolle aus dem Jahr 1842 vorhanden sind, d. h. nicht nur keine Kreil betreffenden, sondern überhaupt keine Dokumente. Das mag damit zusammenhängen, dass der Göttinger magnetische Verein im Jahre 1842 nicht mehr existierte. Während der letzten Jahre, 1840 und 1841, wurden die Beobachtungsdaten oft direkt an die Druckerei der Weidmannschen Buchhandlung in Leipzig gesandt. Vielleicht wurde dort das eingegangene Material vernichtet, da für das Jahr 1842 kein Band der „Resultate“ mehr herauskam. Möglicherweise haben die Korrespondenten später ihre Daten wieder nach Göttingen gesandt, wo sie weiterhin aufbewahrt wurden. Die letzten Beobachtungsdaten unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ stammen aus dem Jahr 1852. Der letzte Karton unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1847–1849“ enthält auch Beobachtungen aus den Jahren 1850 und 1852. Auf der folgenden Abbildung wird eine Seite des Beobachtungsprotokolls 24 als Beispiel vorgestellt (Abb. 41).

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Abb. 41. Erste Seite des Beobachtungsprotokolls 24. Aufbewahrungsort: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1843/1844, Mappe August 1843, mit freundlicher Genehmigung. [Bemerkung: Das Protokoll ist nicht von Kreil geschrieben.] [Seite 1. Tabellenüberschrift:] Termin vom 25. u[nd] 26. August 1843. Beobachter: Fritsch, Hoffer, Kreil Karl, Leyer. Prag. [Spaltenüberschriften: 10h / 11h / 12h / 13h / u.s.w. bis / 9h // Declin. / Intens. / Inclin. / Declin. / Intens. / Inclin. / u.s.w.] 4.2.3. Beobachtungsdaten aus Mailand und Prag in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“ Die Termine, an denen Beobachtungen angestellt werden sollten, gaben Gauß und Weber mittels eines Zirkulars bekannt. Es kam zumindest am Anfang zu Verwirrungen, da es sowohl Haupttermine als auch Nebentermine gab. Aus diesem Grunde findet man auch in der Literatur gelegentlich abweichende Angaben, je nach Zählung. Die Anzahl der Termine wurde laufend reduziert. Waren es am Anfang acht gewesen, so gab es in den Beobachtungsjahren 1839, 1840 und 1841 jeweils nur noch vier Termine. Mit Ausnahme des ersten Bandes wurden in allen weiteren Bänden der „Resultate“ sämtliche Beobachter genannt und alle zu den festgesetzten Terminen ermittelten und eingegangenen Beobachtungsdaten in Form von Listen festgehalten. In vielen Fällen wurden diese Daten auch in Form von korrespondierenden Beobachtungen visualisiert. Hier ein Überblick:

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1836 Das Beobachtungsjahr 1836 begann bereits im November 1835. Es gab insgesamt acht Termine, Haupt- und Nebentermine: 28. November 1835, 30. Januar/Februar 1836, März 1836, Mai 1836, 30. Juli/August 1836, 17. August 1836, 24. September 1836, 26. November 1836. Gauß war der Autor der „Erläuternden Terminszeichnungen“. Im Falle von Mailand nennt Gauß folgende Beobachter: Kreil, Capelli, Stambucchi, Della Vedova (Gauß 1837e, S. 91). Was das Datenmaterial betraf, so beschränkte man sich auf die Termine vom 17. August, 24. September und 26. November. Mailand lieferte keine Daten zum 17. August. Es gab nur Beobachtungszahlen zu den Variationen der Deklination. Von den zehn im Anhang befindlichen Steindrucktafeln, die den ersten Band der Resultate begleiten, sind die Tafeln IV (Abb. 42), V, VI, VII, VIII und IX den korrespondierenden Beobachtungen gewidmet. Auf den Tafeln IV (28./29. November 1835), V (30. Januar 1836), VI (30. Juli 1836), VIII (24. September 1836) und IX (26. November 1836) gibt es auch jeweils eine Kurve für Mailand. Auf der Tafel VII (17. August 1836) aber fehlt Mailand. Zu Tafel IV (Abb. 42): Man beachte den kleingedruckten Nachtrag „Mailand“ in der Überschrift sowie den Vermerk „Göttingen M. Z. vom Mittag des 28 Nov. an gezählt“. Die Daten für diese Darstellung sandte Kreil in dem Brief an Gauß vom 1. März 1836 (Brief 3), siehe dort „Variationen der Declination der Magnetnadel zu Mailand am 28. November und 1. December 1835“. Die Nachricht über die Publikation der Beobachtungsdaten aus Mailand ist in Gauß’ Brief an Kreil vom 15. Juli 1836 festgehalten (Brief 6): „Er wird hierneben Ihnen zugleich Abdrücke der lithographirten magnetischen Beobachtungen des letzten November und Januartermins überreichen, die Lithographie des erstern war schon fertig, als ich Ihre Beobachtungen erhielt, daher sie erst unter denen von Palermo nachgetragen werden konnten.“ 1837 Es gab insgesamt sieben Termine: 28. Januar, 25. März, 27. Mai, 29. Juli, 31. August, 30. September und 13. November. Im Falle von Mailand nennt Gauß die Beobachter: Kreill [sic], Capelli, Stambucchi, Tardy,108 Della Vedova (Gauß 1838b, S. 131). Mailand hatte Beobachtungsmaterial zu allen Terminen geliefert. Von den zehn begleitenden Steindrucktafeln sind fünf Tafeln den korrespondierenden Beobachtungen gewidmet, d. h., es wurden die Beobachtungen zu fünf der insgesamt sieben Termine durch graphische Darstellungen vorgestellt. Es waren dies stets Deklinationsbeobachtungen: Tafel V (28. Januar 1837), Tafel VI (29. Juli 1837), Tafel VII (31. August 1837), Tafel VIII (30. September 1837), Tafel IX (13. November 1837). Auf keiner der Tafeln fehlt die Mailand betreffende Kurve. Im Jahre 1837 hatte Gauß ein neues spezielles Instrument für Intentensitätsmessungen entwickelt, das Bifilarmagnetometer.109 Die Tafel IV ist daher den mit dem neuen Instrument beobachteten Intensitätsmessungen in Göttingen vom 13./14. November gewidmet. 1838 Es gab insgesamt 6 Termine: 27. Januar, 31. März, 26. Mai, 28. Juli, 29. September, 24. November. Bei allen eingesandten Beobachtungen handelt es sich um Deklinationsbeobachtungen. Nunmehr verfasste Wilhelm Weber die Erläuterungen zu den Terminzeichnungen. Er nennt für Mailand folgende Beobachter: Kreill [sic], Capelli, Stambucchi, Tardy, Della Vedova, Buzetti (Weber 1839b, S. 138). Mailand hatte an allen sechs Terminen teilgenommen. Von den zehn angehängten Steindrucktafeln war nur eine einzige, die Tafel X, den korrespondierenden Beobachtungen gewidmet, und zwar den in Göttingen, Leipzig und München durchgeführten speziellen Deklinations- und Intensitätsmessungen vom 24. November.

108 109

Placido Tardy wurde später Professor für Mathematik in Messina und in Genua. Gauß hatte das Bifilarmagnetometer in diesem Band der „Resultate“ vorgestellt (Gauß 1838a).

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 42. Erste graphische Darstellung der korrespondierenden Beobachtungen, die in den „Resultaten“ veröffentlicht wurde: „Beobachtungen der magnetischen Variation 1835 Nov. 28 u 29. im Haag, in Göttingen, Marburg, Leipzig, München, Palermo, Mailand.“ Aus: „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“. Göttingen 1837, Tafel IV (Ausschnitt). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1041-w, mit freundlicher Genehmigung.

4. Kreil als Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins

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1839 Es gab insgesamt 4 Termine: 22./23. Februar, 24./25. Mai, 30./31. August, 29./30. November. Weber nennt folgende Beobachter für Mailand: Kreil, B. Buzetti, C. Buzetti, P. Buzetti, Capelli, Dr. Conversini, Della Vedova, Locati, Pizzagalli, Ramboldi, Stambucchi, Wettinger (Weber 1840, S. 127). Kreil hatte aber im Frühjahr 1839 Mailand mit Prag vertauscht, so dass Mailand für den Maitermin keine Beobachtungen übermittelte. Aber die italienischen Kollegen machten auch ohne Kreil weiter und lieferten Beobachtungsdaten für den August- und den Novembertermin. Kreil taucht natürlich auch schon unter den für Prag genannten Beobachtern auf. Weber nennt für Prag: Kreil, Bonnet, Fritsch, Hackel, Kuranda, Masač (ebenda). Es war dies das erste Mal, dass Prag am magnetischen Verein in Göttingen mitwirkte.Von den vier angehängten Steindrucktafeln in den „Resultaten“ waren zwei den korrespondierenden Beobachtungen gewidmet, und zwar Tafel I „Termin vom 30. und 31. August 1839. Declinations-Beobachtungen“ und Tafel II „Intensitäts Beobachtungen“ zu demselben Termin. In beiden Fällen hatten sowohl Mailand als auch Prag die entsprechenden Daten geliefert, so dass ihre Kurven nicht fehlen. 1840 Es gab insgesamt vier Termine: 28./29. Februar, 29./30. Mai, 28./29. August, 27./28. November. Kreil befand sich nunmehr definitiv nicht mehr in Mailand. Folgerichtig nennt Weber für Mailand folgende Beobachter: Stambucchi, Capelli und C. Buzetti (alle drei Adjunkten), ferner Beretta, Ange Bordogna, Ant. Bordogna, B. Buzetti, Conversini, Galli, Grindel, Locati, Pizzagalli, Prina, Rampoldi und Wettinger (Weber 1841, S. 168). Kreil erscheint unter Prag. Weber listet folgende Beobachter auf: Kreil, Fritsch, Grindel, Hackel, A. Kreil,110 Kuranda, Leyer, Masač (ebenda). Sowohl Mailand als auch Prag hatten für alle Termine die entsprechenden Daten geliefert. Der Band wird von sechs Steindrucktafeln begleitet, von denen die Tafeln I und II zur Darstellung der korrespondierenden Beobachtungen dienen. Darüber sei hier ausnahmsweise etwas ausführlicher berichtet: – Tafel I „Declinations-Beobachtungen vom 29. & 30. Mai 1840“. Den zehn Kurven lagen die Beobachtungen in St. Petersburg, Upsala, Copenhagen, Berlin, Göttingen, Brüssel, Prag, Cracau, Kremsmünster und Mailand zugrunde. – Tafel II „Declinations-Beobachtungen vom 28 & 29 August 1840“. Es wurden insgesamt 16 Kurven wiedergegeben, nämlich für die Daten aus St. Petersburg, Upsala, Copenhagen, Berlin, Göttingen, Leipzig, Breslau, Cracau, Prag, Marburg, Breda, Brüssel, Kremsmünster, Mailand, Greenwich und Dublin. 1841 Es gab wiederum vier Termine: 26./27. Februar, 28./29. Mai, 27./28. August, 26./27. November. Für Mailand nennt Weber folgende Beobachter: Stambucchi und C. Buzetti, ferner Belgiojoso, Bordogna, B. Buzetti, Caldara, Grindel, Prina (Weber 1843b, S. 116). Für Prag werden aufgelistet: Kreil, Fritsch, Grindel, Hackel, Leyer (Weber 1843b, S. 117). Sowohl Mailand als auch Prag hatten bei keinem der Termine gefehlt. Dieser letzte Band der „Resultate“ war von neun Steindrucktafeln begleitet, von denen acht den korrespondierenden Beobachtungen gewidmet waren: Tafel I „Declinations-Beobachtungen vom 26. & 27. Februar 1841“ (Abb. 43), Tafel II „Beobachtungen der horizontalen Intensität vom 26. und 27. Februar“ (Abb. 44), Tafel III „Declinations-Beobachtungen vom 28. und 29. Mai 1841“, Tafel IV „Beobachtungen der horizontalen Intensität vom 28. und 29. Mai 1841“, Tafel V „Declinations-Beobachtungen vom 27. und 28. August 1841“, Tafel VI „Beobachtungen der horizontalen Intensität vom 27. und 28. August 1841“, Tafel VII „Declinations-Beobachtungen vom 26. und 27. November 1841“, Tafel VIII „Beobachtungen der horizontalen Intensität vom 26. und 27. November 1841“. Auf allen acht Tafeln gab es die entsprechenden Kurven von Mailand und Prag. Die Tafel V weist 21 Kurven auf, das war das Maximum. 110

Es handelt sich hierbei um Adolph Kreil, einen Verwandten von Karl Kreil, siehe Kap. „Kurzbiogramme“.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 43. „Declinations-Beobachtungen vom 26. & 27. Februar 1841.“ Aus: „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1841“. Leipzig 1843, Tafel I. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 298-c, mit freundlicher Genehmigung.

4. Kreil als Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins

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Abb. 44. „Beobachtungen der horizontalen Intensität vom 26. und 27. Februar 1841.“ Aus: „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1841“. Leipzig 1843, Tafel II. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 298-c, mit freundlicher Genehmigung.

Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

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4.2.4. Vergleichende Zusammenstellung: handschriftliche Beobachtungsprotokolle unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ und ihre Publikation in den „Resultaten“ In den Tafeln der „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“, wurden etliche von Kreil nach Göttingen gelieferte Daten veröffentlicht. Einige Vorlagen für die Publikation – jedoch bei weitem nicht alle – finden sich heute in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ entweder als lose Beobachtungsprotokolle (siehe Kap. 4.2.2) oder in den unter dieser Signatur aufbewahrten Briefen. Ferner sind unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ mehrere Beobachtungsprotokolle vorhanden, die nicht veröffentlicht sind und zu denen kein Begleitbrief vorhanden ist. Um einen Überblick über die o.g. Beobachtungsdaten von Kreil und dessen Beobachtungsteam aus Mailand und Prag zu vermitteln, folgt eine vergleichende Zusammenstellung. Beob.termine laut „Resultaten“

Tafel in den „Resultaten“

Beob.daten erwähnt in Briefen

Beob.daten erwähnt in Beob.protokollen

„Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“ 28./29.11.1835 30.1.1836 Mai 1836 30.7./8.1836 17.8.1836 24.9.1836 26.11.1836

Taf. IV Taf. V — Taf. VI Taf. VII Taf. VIII Taf. IX

Kreil an Gauß, 1.3.1936 (Brief 3) — Kreil an Gauß, 3.6.1836 (Brief 5) — Kreil an Gauß, 4.9.1836 (Brief 7) Kreil an Gauß, o. D. (Brief 8) Kreil an Gauß, 3.12.1836 (Brief 9)

— — — Beob.protokoll 2 — — —

„Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1837“ 28.1.1837 25.3.1837 27.5.1837 29.7.1837 31.8.1837 30.9.1937 13.11.1837

Taf. V — — Taf. VI Taf. VII Taf. VIII Taf. IX

Kreil an Gauß, 6.2.1837 (Brief 10) Kreil an Gauß, 6.4.1837 (Brief 11) — — — Kreil an Gauß, 2.10.1837 (Brief 17) Kreil an Gauß, 4.12.1837 (Brief 18)

— — Beob.protokoll 3 — Beob.protokoll 4 — —

„Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1838“ 27.1.1838 31.3.1838 26.5.1838 28.7.1838 29.9.1838 24.11.1838

— — — — — —

— Kreil an Gauß, 8.4.1838 (Brief 20) — — — —

Beob.protokoll 5 — Beob.protokoll 6 — Beob.protokoll 7 Beob.protokoll 8

„Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1839“ 22./23.2.1839 24./24.5.1839 30./31.8.1839 29./30.11.1839

— — Taf. I, II —

— — — —

Beob.protokoll 9 — Beob.protokoll 12 Beob.protokoll 13

„Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1840“ 28./29.2.1840 29./30.5.1840 28./29.8.1840 27./28.11.1840

— Taf. I Taf. II —

— — — —

Beob.protokoll 14 Beob.protokoll 15 Beob.protokoll 16 Beob.protokoll 17

„Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1841“ 26./27.2.1841 28./29.5.1841 27./28.8.1841 26./27.11.1841

Taf. I, II Taf. III, IV Taf. V, VI Taf. VII, VIII

— — — —

Beob.protokoll 18 Beob.protokoll 19 Beob.protokoll 20 Beob.protokoll 21

4. Kreil als Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins

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Die Beobachtungsprotokolle 10 und 11 (siehe Kap. 4.2.2) enthalten die Daten zu Terminen, die nicht in den „Resultaten“ ihren Niederschlag fanden. Die Beobachtungsprotokolle 1, 22, 23, 24 liegen außerhalb des Berichtsraums der „Resultate“. Einen Sonderfall stellt der Beobachtungstermin am 17.8.1836 dar. Zu diesem Termin fehlt Mailand sowohl auf Tafel VII als auch bei den Daten, obwohl in dem Brief von Kreil an Gauß vom 4.9.1836 (Brief 7) die Daten zum 17.8. nur in einer Liste vom 10. bis zum 18. 8.1836 enthalten sind. Besonders erwähnt werden sollen die Beobachtungstermine, zu denen keine Briefe und keine Protokolle vorhanden sind. Da die Daten aber in den „Resultaten“ veröffentlicht sind, folgt daraus, dass der Brief oder das Beobachtungsprotokoll verlorengegangen sind. Dabei handelt es sich um folgende drei Beobachtungstermine: – 30.1.1836. Zu diesem Termin sind die Mailänder Daten auf der Tafel in den „Resultaten“ eingetragen. Bemerkung: Für das Jahr 1836 wurden im unpaginierten Anhang der „Resultate“ nur die Daten vom 17.8., 21.9. und vom 26.11.1836 aufgelistet, der 30.1.1836 fehlt also in der Datenliste. – 29.7.1837. Zu diesem Termin sind die Mailänder Daten sowohl auf der Tafel als auch in der Datenliste in den „Resultaten“ festgehalten. – 28.7.1838. Mailand nahm bei allen sechs Terminen teil, was die im Anhang veröffentlichte Datenliste beweist. Zu dem Beobachtungstermin am 24./25.5.1839 wurden Daten weder aus Mailand, noch aus Prag nach Göttingen gesandt. Kreil war Anfang April 1839 nach Prag übersiedelt. In den in den „Resultaten“ veröffentlichen Daten fehlt Mailand im Mai 1839. 4.2.5. Resümee Kreil gehörte zweifellos zu den eifrigsten Mitgliedern des Göttinger magnetischen Vereins. Sowohl in Form von Briefen als auch durch Übermittlung von Beobachtungsprotokollen gelangten seine Beobachtungsdaten nach Göttingen. Sie sind fast vollständig erhalten geblieben. Die in den „Resultaten“ vorgestellten Beobachtungsdaten lassen sich fast lückenlos wiederfinden, sei es in den Briefen, sei es in den „Beobachtungsprotokollen“. Zunächst wurden in Göttingen nur Deklinationsbeobachtungen wahrgenommen und in den „Resultaten“ bearbeitet. Inklinationsbeobachtungen sucht man in den „Resultaten“ vergeblich. Aber den Beobachtungen der Intensität, insbesondere der horizontalen Komponente, schenkte man größte Aufmerksamkeit. Das galt insbesondere, als das Gaußsche Bifilarmagnetometer zur Verfügung stand, das sich auch sehr gut verkaufen ließ. Göttingen lieferte derartige Instrumente in alle Welt (siehe Kap. 8.7). Was Kreil anbelangt, so hatte dieser nicht nur während seines Aufenthalts in Mailand an der Kooperation mit Göttingen regen Anteil genommen, es war ihm darüber hinaus auch gelungen, seine italienischen Kollegen für eine Fortsetzung der Beobachtungen zu motivieren, als er selbst schon in Prag wirkte. Mailand und auch Prag nahmen fast alle Göttinger Termine wahr. Selbst als der Göttinger magnetische Verein nicht mehr existierte, lieferten sowohl Mailand als auch Prag auch weiterhin noch Beobachtungsdaten nach Göttingen. Kreil formulierte seine Ziele hinsichtlich des Göttinger magnetischen Vereins im Jahre 1843 wie folgt: „Meine Absicht in Beziehung auf den magnetischen Verein war eine doppelte: erstens durch eine genaue und absolute Erforschung der Intensität sowohl, als der Richtung der magnetischen Kraft, Prag in die Reihe derjenigen Punkte einzuführen, deren Bestimmungen zu einer Verbesserung der Elemente der Theorie des Erdmagnetismus führen werden, so wie sie auch als erster Vergleichpunkt für alle künftigen Zeiten dienen sollten, um zu erkennen, welche Aenderungen der magnetischen Kraft an diesem Beobachtungsorte vor sich gehen; zweitens durch Theilnahme an den Terminsbeobachtungen den Hauptzweck des Vereins so viel befördern zu helfen, als es von einem einzelnen Beobachtungsorte geschehen kann“ (Kreil 1843a, S. 23).

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

4.2.6. Exkurs: Weitere österreichische Mitglieder des Göttinger magnetischen Vereins: Krakau und Kremsmünster Krakau Seit dem Jahr 1792 verfügte die Stadt Krakau über eine Sternwarte, in der astronomische und auch meteorologische Beobachtungen durchgeführt wurden. Die Sternwarte befand sich auf dem Gelände des Botanischen Gartens der Stadt. An dieser Sternwarte wirkten Jan Baptist Sniadecki und nach ihm von 1807 bis 1810 Joseph Johann Littrow. Littrows Nachfolger wurde der in der Umgebung von Krakau geborene Joseph Leski. Krakau war zwar zwischen dem Wiener Kongress 1815 und 1846 keine österreichische Stadt, aber die Sternwarte hatte seit 1825 wieder einen Österreicher als Direktor. Der in Ladendorf in Niederösterreich geborene Maximilian Weisse wurde, wie bereits berichtet (siehe Kap. 3.2), 1823 Assistent an der Wiener Sternwarte und 1825 Professor der Astronomie und Direktor der Sternwarte in Krakau. Weisse führte von 1828 bis 1832 magnetische Beobachtungen durch, und zwar mit einem Deklinatorium und einem Inklinatorium aus der Werkstatt von Joseph von Utzschneider in München (Weisse 1832, S. 45). Auch dachte Weisse bereits damals an die Errichtung eines magnetischen Observatoriums: „dass mir die Mittel geboten würden, regelmässige und currente Beobachtungen anzustellen, was weiter nichts erfordert, als ein mit wenigen Kosten zu erbauendes Locale; ich habe mich bereit erklärt […] recht gern mich wöchentlich an einigen Tagen diesen Beobachtungen zu unterziehen, da ich überzeugt bin, dass man blos durch eine längere Zeit hindurch regelmässig fortgesetzte Reihe von Beobachtungen sich der Wahrheit nähern kann“ (Weisse 1832, S. 54). Aus diesen Plänen wurde jedoch zunächst nichts. Als sich aber in Göttingen ein Zentrum für die Erforschung des Erdmagnetismus zu entwickeln begann, war die Zeit gekommen, die Pläne zu verwirklichen. Wie Kreil, so wurde auch Weisse Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins. Im Gegensatz zu Kreil verfügte Weisse alsbald über ein solides magnetisches Observatorium. Weisse berichtet: „Schon im Jahre 1839 habe ich in dem hiesigen botanischen Garten, ziemlich entfernt von allen Gebäuden, ein ganz eisenfreies Häuschen aufführen lassen und darin ein Gauss’sches Magnetometer aufgestellt. Der ursprüngliche Zweck war, die Göttinger Termine einzuhalten und von Zeit zu Zeit die Declination der Magnetnadel zu bestimmen. Später entschloss ich mich aber, regelmässige tägliche Beobachtungen der Variation der Declination zu machen, was ich auch durch mehrere Jahre ausführte. Leider wurden die Beobachtungen mehrmals unterbrochen; einige Male wurde in das Häuschen gewaltsam eingebrochen und die Apparate entwendet“ (Weisse 1860, S. 63). Es war dies das erste magnetische Observatorium, das sich damals zwar nicht auf österreichischem Boden, wohl aber in den Händen eines Österreichers befand. Weisse war einer der eifrigsten Mitglieder des Göttinger magnetischen Vereins (siehe Reich/ Roussanova 2017b). In der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen befinden sich zahlreiche Briefe und Beobachtungsprotokolle, die Weisses Engagement belegen. So liegen im Gauß-Nachlass neun Briefe von Weisse an Gauß. Unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ werden noch drei weitere Briefe sowie zahlreiche Beobachtungsprotokolle über die in Krakau gemachten Beobachtungen aufbewahrt, die von 1840 bis 1845 reichen. In die „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“ fanden Weisses Beobachtungen aus den Jahren 1840 und 1841 Eingang (Weber 1841, S. 167 und Weber 1843b, S. 116). Weisse verstand es, ein sehr großes Team von Beobachtern um sich zu scharen. Für die Beobachtungen im Jahre 1840 werden in den „Resultaten“ 12 Personen und im Jahre 1841 13 Personen genannt. Weisse publizierte schließlich die in den Jahren von 1843 bis 1858 in Krakau angestellten erdmagnetischen Beobachtungen in der Abhandlung „Variationen der Declination der Magnetnadel, beobachtet in Krakau“ in den „Denkschriften“ der Wiener Akademie (Weisse 1860).111

111

Maximilian Weisse wurde im Jahre 1849 korrespondierendes Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (Hittmair/Hunger 1997, S. 182).

4. Kreil als Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins

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Im Zusammenhang mit Kreil ist von Interesse, dass Weisse und Kreil sich mehrfach trafen und dabei erdmagnetische Beobachtungen durchführten. Anläßlich seiner Bereisung des österreichischen Kaiserstaates stattete Kreil Weisse in Krakau zwei Besuche ab: – Am 10. und am 11. Oktober 1848 führte Kreil im botanischen Garten in der Nähe des magnetischen Observatoriums in Krakau erdmagnetische Beobachtungen durch (Kreil/ Fritsch 1848–1852, Jg. 3, S. 198–200); – Vom 4. bis zum 6. Juli 1850 wurde, wie Kreil berichtet, „die Bestimmung der magnetischen Declination an demselben Orte vorgenommen, wie im Jahre 1848, auch wurde dieselbe Mire dazu verwendet“ (Kreil/Fritsch 1848–1852, Jg. 4, S. 13–14). Ferner führten Weisse und Kreil im Jahre 1857 in Krakau gemeinsam erdmagnetische Beobachtungen durch. Weisse teilte dazu mit: „Herr Director Dr. Kreil hat am 30. Juli 1857 die Declination hier in Krakau mit einem Lamont’schen Theodolithen bestimmt“ (Weisse 1860, S. 66).112 Kremsmünster In Kremsmünster war es Kreils Freund Marian Koller, der besonderes Interesse am Erdmagnetismus hegte. Zuerst – im Jahre 1838 – bestellte Koller bei dem unter der persönlichen Leitung von Gauß arbeitenden Mechaniker Moritz Meyerstein in Göttingen ein Unifilarmagnetometer mit einem vierpfündigen Magnetstabe zur Beobachtung der Variationen der erdmagnetischen Intensität. Im folgenden Jahr schaffte Koller ein Bifilarmagnetometer mit einem 25 Pfund schweren Magnetstab an. Diese Instrumente wurden in der Sternwarte untergebracht. Nunmehr konnten in Kremsmünster nicht nur Deklinations-, sondern auch Intensitätsmessungen durchgeführt werden. Im Sommer 1841 ergab sich die Möglichkeit, im Stiftsgarten ein nur aus Holz bestehendes magnetisches Observatorium zu errichten, in dem ein zweites Unifilarmagnetometer mit einem vierpfündigen Stab seinen Platz fand (Fellöcker 1864–1869, Teil 5, S. 53f). Eine genaue Beschreibung dieser Lokalität, der Instrumente sowie Abbildungen der Einrichtungen lieferte Pater Augustin Reslhuber (Reslhuber 1854a und Reslhuber 1854b). Kremsmünster verfügte über das zweite magnetische Observatorium auf österreichischem Boden. Im Jahre 1839 beteiligte sich unter der Ägide von Koller ein Team der Sternwarte Kremsmünster an den Beobachtungen des magnetischen Vereins in Göttingen. Zu diesem Team gehörten neben Koller die Beobachter Danner, Fellöcker, Fuchs, Grubhofer, Haselberger, Kronecker, Lettmayr und Reslhuber (vgl. Weber 1840, S. 127; Weber 1841, S. 167; Weber 1843b, S. 116). In der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen befinden sich noch heute unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ zahlreiche Unterlagen aus Kremsmünster. Eine erste Sendung stammte vom September 1839, die Beobachtungsdaten vom Augusttermin, die neun Doppelbögen umfassen. In der Folgezeit beteiligte sich Kremsmünster regelmäßig an den Beobachtungen zu den von Göttingen festgesetzten Terminen. Selbst als der magnetische Verein in Göttingen nicht mehr existierte, sandte man immer noch die in Kremsmünster gemessenen Daten nach Göttingen. Die letzte Sendung aus Kremsmünster stammt vom November 1844. 4.3. Kreils Beitrag in den „Resultaten“ Im vierten Band der „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1839“, der in Leipzig im Jahre 1840 erschien, publizierte Kreil seinen Beitrag „Die magnetischen Apparate und ihre Aufstellung an der k. k. Sternwarte zu Prag“ (Kreil 1840d). Hier beschrieb Kreil im Detail seine Situation in Prag. Das Beobachtungslokal war ein langer, nicht allzu breiter Gang, der nahezu in Ost-West-Richtung verlief. Das bedeutete, dass der magnetische Meridian diesen der Breite nach durchschnitt. Die Breite des Ganges betrug nur 4,5 m, so dass Kreil am Zubehör des aus Mailand mitgebrachten Magnetometers Änderungen vornehmen musste. Dieses Instrument hatte er zwar bereits 1839 in den „Effemeridi“ beschrieben (Kreil 112

Siehe ferner Kreil 1862, S. 55.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

1839d), aber diese Publikation dürfte, so Kreil, im deutschen Sprachraum kaum bekannt gewesen sein. Kreils Unifilarmagnetometer war mit einer Spiegelmire ausgestattet (siehe Abb. 45, Fig. 5). Die Nadel war von parallelepipedischer Form, so wie auch bei den Göttinger Instrumenten. Sie war aus englischem Huntsman-Stahl verfertigt worden und wog 1.682 Gramm. Das Bifilarmagnetometer entsprach ganz der Göttinger Bauart. Dieser Apparat war 5,1 m vom Unifilarmagnetometer entfernt aufgestellt. Zu diesen beiden Apparaten gehörten Fernrohre, die nebeneinander standen, so dass ein einziger Beobachter ausreichte. Am dritten Apparat, einem Inklinatorium, wurden die Änderungen der Inklination und der Intensität der Totalkraft gemessen (siehe Abb. 45, Fig. 6). Dieses Instrument war von einem Glaskasten umschlossen und stand auf einem gemauerten Pfeiler. Es befand sich in einer Entfernung von 7,6 m vom Unifilarmagnetometer und in einer Entfernung von 10,5 m vom Bifilarmagnetometer. Leider stand dieser Pfeiler gerade über einem Torweg, so dass man mit gelegentlichen Erschütterungen der Mauern rechnen musste. In einer Entfernung von 3,6 m befand sich die Scale, deren oberes Ende an dem Tisch befestigt war, der das Fernrohr trug (siehe Abb. 45, Fig. 9). Wie allen Bänden der „Resultate“, so waren auch diesem Band Lithographien beigegeben, insgesamt vier Tafeln. Auf der unteren Hälfte der vierten Tafel wurden in neun Figuren die in Prag eingesetzten Instrumente sowie Details von ihnen vorgestellt.

Abb. 45. Magnetische Instrumente in der Sternwarte zu Prag. Aus: Tafelband zu den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1839“, Tafel IV, Fig. 5, 6 und 9. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1041-w, mit freundlicher Genehmigung.

4. Kreil als Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins

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4.4. Wahl von Kreil zum korrespondierenden Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen Gauß schlug mehrere Mitglieder des Göttinger magnetischen Vereins zur Wahl als korrespondierende Mitglieder der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen vor, so z. B. im Jahre 1837 Adolphe Quetelet und am 15. Februar 1840 Adolph Theodor Kupffer (Reich/Roussanova 2011a, S. 344, 376f). Im Jahre 1841 war Karl Kreil an der Reihe. Es existiert im Akademiearchiv in Göttingen noch folgender Vorschlag von Gauß (vgl. Abb. 46): An Königliche Societät der Wissenschaften Unter den jüngern Astronomen ist der Adjunct der Prager Sternwarte, H. Carl Kreil (früher Mailand) einer der eifrigsten und thätigsten. Ich erlaube mir daher, denselben zur Aufnahme als Correspondent der K. Societät in Vorschlag zu bringen, überzeugt, daß er dieser Auszeichnung vollkommen würdig ist. Gehorsamst Gauß Göttingen 15 November 1841 [Text von Hausmanns Hand] Obigem Vorschlage stimme ich mit Vergnügen beȳ Es folgen Unterschriften, darunter die des Sekretärs der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen Johann Friedrich Ludwig Hausmann und die von Gauß’ Freund und Kollegen Wilhelm Weber.

Abb. 46. Vorschlag von Gauß, Kreil zum korrespondierenden Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen zu wählen. Aufbewahrungsort: Archiv der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Sign. Pers. 20, Blatt 320, mit freundlicher Genehmigung. Sicherlich ahnte Kreil, wer ihn vorgeschlagen hatte. Aber ein Dankschreiben an Gauß ließ sich nicht ermitteln. Wie üblich, bedankte er sich bei dem Sekretär der Königlichen Gesellschaft Johann Friedrich Ludwig Hausmann, der dieses Amt von 1840 bis zu seinem Lebensende innehatte. Dieses Schreiben vom 9. Dezember 1841 ist in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen in Göttingen vorhanden (Abb. 47).

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Euer Wohlgeboren Hochverehrter Herr Secretär. Mit freudiger Überraschung hat mich gestern Ihr Brief erfüllt, der mir die Auszeichnung ankündigte, womit mich Ihre berühmte Gesellschaft beehrt hat. Ich werde mein ganzes Leben stolz darauf seyn, einem Vereine anzugehören, der die grösten Namen unseres Vaterlandes zu den Seinigen zählt, und in welchem ins besondere die competentesten Richter in dem Fache, welchem ich meine Thätigkeit gewidmet, Sitz und Stim[m]e haben. Ich bitte, Hr. Secretär, diese Gefühle des Dankes ihrer berühmten Societät mitzutheilen und habe die Ehre mich mit ausgezeichneter Hochachtung zu fertigen Euer Wohlgeboren ergebenster Karl Kreil. Prag 9. December 1841.

Abb. 47. Kreils an Johann Hausmann gerichtetes Dankschreiben vom 9. Dezember 1841. Aufbewahrungsort: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 4 Cod. Ms. hist. lit. 116 : III, Nr. 12, mit freundlicher Genehmigung.

4. Kreil als Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins

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4.5. Kreils Bewerbung um die Nachfolge Joseph Johann Littrows in Wien Wie bereits berichtet, starb Joseph Johann Edler von Littrow am 30. November 1840 in Wien. Das Thema von Littrows Nachfolge behandelte bereits Friedrich Kenner in seiner „Biographischen Skizze“ zu Kreil: „Darauf folgte ein ernster Tag für ihn [Kreil]. Im Jahre 1840 war nämlich die Stelle des Direktors der Wiener Sternwarte erledigt worden. Die Möglichkeit, in Wien seine Pläne in dem gewünschten großen Umfange durchführen zu können, wozu ihm die Mittel in Prag fehlten, bestimmten ihn, um die Stelle zu kompetiren. Diese Hoffnung nun, die schönste seines Lebens, blühte plötzlich und rasch ab“ (Kenner 1863, S. 17f). Fast einhundert Jahre später führte Joseph Hopmann zu Littrows Nachfolger aus: „Wie 1819 beim Tode Triesneckers, so gab es auch 1840 beim Hinscheiden Johann v. Littrows erst längere Kämpfe hinter den Kulissen, bis die Professur neu besetzt war. Der führende deutsche Astronom Gauß hatte sich sehr für Kreil in Prag eingesetzt, der als Erdmagnetiker und Meteorologe schon frühzeitig internationales Ansehen genoß. Durch diese Forschungen war er allerdings der früher von ihm in Wien und Mailand betriebenen Astronomie entfremdet worden. Der einzige andere Schüler J. v. Littrows, der als Nachfolger in Frage kam, war sein Sohn Karl. Daß er 1842 die Professur erhielt, war, rückschauend betrachtet, für die österreichische Astronomie und Geophysik gut“ (Hopmann 1957, S. 13). Kreils Biograph Friedrich Kellner erwähnte im Jahre 2011 Hopmanns Stellungnahme, auch für ihn hat Gauß hierbei eine Rolle gespielt: „Als 1840 der Direktor der Wiener Sternwarte Johann von Littrow starb, bewarb sich auch Karl Kreil um die Professur. Unterstützung fand er in Gauß. Doch auch diese half nicht“ (Kellner 2011). Allerdings gibt es keine Dokumente, die belegen würden, dass Gauß sich im Falle der Bewerbung von Kreil für diesen aktiv eingesetzt hat. Man könnte lediglich die Tatsache heranziehen, dass Gauß Kreil am 15. November 1841 zur Wahl als korrespondierendes Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen vorgeschlagen hat. Aber einer solchen Interpretation von Gauß’ Vorschlag muss widersprochen werden. Gauß’ Absicht war es vielmehr allein, Kreil für die Göttinger Societät zu gewinnen, und nicht, ihn bei dessen Wiener Bewerbung zu unterstützen. Tatsächlich hatte sich Carl Ludwig Littrow, der der Nachfolger seines Vaters wurde, an Gauß gewandt. So schrieb Gauß am 12. Oktober 1842 an Heinrich Christian Schumacher: „Es hat dagegen H[er]r Littrow mich mit einem Briefe beehrt, worin er sehr weitläuftig seine Klagen über Kreill [sic] und Ettingshausen ausschüttet, ohne mir den Zweck, warum er mir diese Mittheilung macht, klar zu stellen. Er nimmt darin auch Bezug auf die vor länger als einem Jahre geschehene Ernennung des H[errn] Kreill zum Correspondenten der hiesigen Societät, welche in der That mit jener Angelegenheit in gar keiner Verbindung steht, da ich erst durch Sie im August d. J. etwas von Kreills u[nd] Littrows Bewerbung um die Stelle an der Wiener Sternwarte etwas erfahren habe. Jene Ernennung war weiter nichts, als eine Anerkennung des von K[reil] bewiesenen rühmlichen Eifers für magnetische Beobachtungen“ (Gerardy 1969, S. 121f). Carl Ludwig Littrow hatte am 20. September 1842 an Gauß geschrieben. Sein fünf Seiten umfassender Brief befindet sich im Gauß-Nachlass der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen unter der Signatur „Cod. Ms. Gauß Briefe A: Littrow, C. L.“. Littrow jun. schildert hier in vielen Details die missliche Situation bei der Wahl eines Nachfolgers seines Vaters Joseph Johann Edlern von Littrows in Wien und seine Besorgnis über die daraus resultierende Benachteiligung seiner eigenen Bewerbung: „[…], Keiner die Stelle wünschte, welche in der Residenz erledigt war, und ich hielt es nun für eine Pflicht gegen mich und die meinigen, mich darum zu bewerben. Man sagte mir allgemein günstigen Erfolg zu, als mit einem Mahle ein Meer von Intriguen auf mich einzustürmen begann, deren Raub ich längst geworden wäre, wenn mich bisher nicht die Gerechtigkeit und Festigkeit unserer Behörden gerettet hätte. Als Haupthebel für diese Umtriebe aber bedienten sich meine Gegner, gewiss ohne Ihr Wissen, Ihrer gefeyerten Autorität […].“ Etwas weiter lässt er Gauß wissen: „Die Wahl hatte sich zwischen mir und Herrn Kreil in Prag gestellt. Wäre er auf der Jedermann offenen Bahn des Gesetzes geblieben, ich hätte mich schweigend darein ge-

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

fügt, ihm das bessere Loos zufallen zu sehen. So aber zog er geheime Schritte und Wege vor, und fand dabey nur zu thätige Beschützer, die seither kein Mittel unversucht liessen, die öffentliche Meinung gegen mich und für ihn zu stimmen. In maaslosen Ausdrücken sprach man allenthalben Kreil’s Lob aus, und liess zuweilen einfliessen, dass man damit nur Ihre Meinung aeussere. Ettingshausen, von seinem Schwager Baumgartner ins Schlepptau genommen, that sich im Verein mit diesem besonders hervor […].“ Schließlich meint Littrow jun., seine Gegner wollten die Besetzung der vakanten Stelle „in aller Stille zu Gunsten Kreil’s bewirken“, und zitiert die Worte eines Teilnehmers der Versammlung der Gesellschaft der Ärzte in Wien113: „„Der Mann aber, dem wir die grössten Entdeckungen in diesem Zweige der Wissenschaften verdanken, ist – Gauss, unbezweifelt der grösste jetzt lebende Mathematiker“. Wer hätte ihm nicht gern beygestimmt, wenn er dabey geblieben wäre, allein hier war sein Ziel nicht, er fuhr fort: „Ein anderer Gelehrter aber, der uns mit unsäglicher Mühe und beyspiellos ausdauerndem Fleisse, mit der genialsten Anwendung analytischer Mittel auf diesem Felde geleitete, ist – ebenfalls ein Astronom: Kreil in Prag; man kann nicht umhin, diesem ausgezeichneten Manne den ersten Platz nach Gauss einzuräumen.““ Schumacher, der sich am 8. Juli 1842 in Wien aufgehalten hatte, wo es eine totale Sonnenfinsternis zu bewundern gab, beantwortete Gauß’ Brief vom 12. Oktober 1842 mit folgender Darstellung: „Was Littrows Zweck bei dem Briefe gewesen sey, den er Ihnen geschrieben hat, kann ich umso weniger bestimmen, da Sie selbst darüber in Ungewißheit sind. Nach dem, was er mir in Wien sagte, hat man Ihren Namen gemißbraucht, um Kreill hervorzuheben. Ich bemerkte ihm gleich, daß Sie nie ein Urtheil abgäben, für das nicht stringente Motive vorlägen, daß also das, was Sie zu Kreills Vortheil gesagt haben sollten, wenn Sie es sonst überall gesagt hätten, sich nicht auf seine astronomischen Arbeiten (von denen mir nichts bekannt ist) sondern auf seine magnetischen Arbeiten beziehen würde, die bei der Anstellung eines Astronomen nicht die Hauptsache wären. Ich sehe aus Ihrem Briefe und erfuhr schon aus Ihren mündlichen Äusserungen in Göttingen, daß ich Recht gehabt habe. Sie konnten sich nicht erinnern, daß Sie überhaupt mit Ettingshausen über Kreil gesprochen hätten, und Ihr Brief lobt an Kreil nur seinen Eifer – bei den magneticis gilt wohl nicht: in magnis voluisse, sat est? – für magnetische Beob[achtungen]. Vielleicht wünscht L[ittrow] von Ihnen selbst zu erfahren, ob meine Ansichten richtig waren. Vielleicht wünscht er ein paar freundliche Worte von Ihnen zu erhalten, um doch etwas gegen die günstigen Äusserungen über Kreill, die man Ihnen zuschreibt, in die Schaale legen zu können. Das letzte scheint mir am wahrscheinlichsten“ (Gerardy 1969, S. 123). 4.6. Kritik aus Göttingen: 1842 Im Jahre 1842 veröffentlichte Benjamin Goldschmidt eine Rezension über den ersten Band der von Kreils neu ins Leben gerufenen Publikationsreihe „Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag“ (Goldschmidt 1842). Benjamin Karl Wolfgang Goldschmidt war wie Gauß in Braunschweig geboren. Im Jahre 1828 begann er ein Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften an der Universität Göttingen. Carl Friedrich Gauß war einer seiner wichtigsten Lehrer. Goldschmidt war der älteste im Trio Goldschmidt, Benedict Listing und Wolfgang Sartorius von Waltershausen, wobei die beiden zuletzt Genannten ihr Studium in Göttingen im Jahre 1830, zwei Jahre nach Goldschmidt, begannen. Alle drei wurden begeisterte Erdmagnetiker. Goldschmidt erlangte im Jahre 1834 eine Observatorenstelle an der Göttinger Sternwarte. Er wurde damit Nachfolger von Carl Ludwig Harding, der seit 1805 außerordentlicher und seit 1812 ordentlicher Professor für Astronomie an der Universität Göttingen gewesen war. Hardings Professur wurde bei dieser Besetzung auf eine Observatorenstelle hinabgestuft. Im Jahre 1844 wurde Goldschmidt in Göttingen zum außerordentlichen Professor ernannt. Goldschmidt hatte auch einen beträchtlichen Anteil an der Publikation des von Gauß und Weber im Jahre 1840 herausgegebenen „Atlas des Erdmagnetismus“ (Gauß/Weber 1840). Er veröffent113

Der erste Sitz der Gesellschaft der Ärzte in Wien war die Aula der Universität, dasjenige Gebäude, in dem heute die Österreichische Akademie der Wissenschaften ihren Sitz hat.

4. Kreil als Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins

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lichte zahlreiche Beiträge in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“. Nach Webers Wechsel an die Universität Leipzig114 im Jahre 1843 war Goldschmidt in Göttingen der einzige, der nach wie vor erdmagnetische Beobachtungen durchführte. Gauß arbeitete nicht mehr auf dem Gebiet des Erdmagnetismus, nachdem er seinen Freund und Kollegen Weber verloren hatte. Goldschmidts Rezension ist ungewöhnlich umfangreich, sie umfasst 27 Seiten (Goldschmidt 1842). Der Verfasser schildert zunächst Kreils Werdegang in Mailand und Prag und geht dann im Detail auf die Inhalte des zu rezensierenden Bandes ein. Goldschmidt moniert die allzu „große Unsicherheit“ der Messergebnisse, die sowohl von den Lokalitäten als auch von der Art der Benutzung der Instrumente herrühre. So waren z. B. im Falle der Deklinationsmessungen fünf verschiedene Magnetstäbe verwendet worden, von denen einer während der Beobachtungen zweimal neu magnetisiert worden war (Goldschmidt 1842, S. 740). Die Bestimmung der absoluten horizontalen Intensität war an elf verschiedenen Tagen vorgenommen worden, wobei man die Resultate von vier Tagen einfach weggelassen hatte, weil zu starker Wind die Ergebnisse zu stark beeinträchtigt hätte. Auch unterließ es Goldschmidt nicht, auf das ausgezeichnete Reisemagnetometer, das von Wilhelm Weber stammte (Weber 1839a), hinzuweisen, das nach seiner Ansicht für Kreils Zwecke viel besser geeignet gewesen wäre als die von diesem tatsächlich angewandten Apparate (Goldschmidt 1842, S. 743), diejenigen von Lamont. Auch habe man in Prag auf eine Korrektur der wegen wechselnder Temperatur beeinträchtigten Messergebnisse verzichtet (ebenda, S. 746f). Des weiteren bezweifelte Goldschmidt Kreils Ansicht, dass der Mond einen Einfluss auf die magnetische Deklination ausübe (ebenda, S. 752–756, 759f).115 Auch von der Qualität der Kreilschen Inklinationsmessungen war Goldschmidt nicht überzeugt (ebenda, S. 762f). Ob die von Goldschmidt vorgetragene Meinung auch von Weber und Gauß geteilt wurde, ist nicht bekannt. Denkbar ist es immerhin. Kreils Antwort wurde in den „Annalen der Physik und Chemie“ veröffentlicht (Kreil 1843c). Der Autor geht dabei Punkt für Punkt auf Goldschmidts Kritik ein und unternimmt eine Gegendarstellung. So kommt Kreil schließlich zu dem Schluss: „Und so schließe ich diese Bemerkungen mit der Erklärung, daß ich weder Theorie noch Wahrscheinlichkeitsrechnung, sondern nur die E r f a h r u n g als competente Richterin über meine Arbeiten anerkennen kann und daß, wie ich schon anderwärts sagte (Prag. Beob. I. S. 151) ich meinen Zweck für vollkommen erreicht ansehe, wenn auch andere Beobachter sich veranlaßt finden werden, die Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieser Ergebnisse nach ihren eigenen Wahrnehmungen einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen“ (Kreil 1843c, S. 488). Was diese Auseinandersetzung anbelangt, so ließ Heinrich Christian Schumacher seinen Freund Gauß am 15. Mai 1843 wissen: „K[reil] hat wie ich sehe in Poggendorf’s Annalen dem Dr. Goldschmidt geantwortet. Die Antwort verräth, wenn man einige Stellen zwischen den Zeilen lieset, dass er in der Hauptsache einem ganz Anderen, als Dr. Goldschmidt zu antworten glaubt“ (Briefwechsel Gauß-Schumacher 4, S. 150). 4.7. Kreils Berichte über den Göttinger magnetischen Verein Nachdem der Göttinger magnetische Verein Ende des Jahres 1841 zu existieren aufgehört hatte, veröffentlichte Kreil im Jahre 1843 einen „Kurzen Abriss der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des magnetischen Vereins, und nähere Beleuchtung des Standpunktes, welchen Prag darin einnimmt“ (Kreil 1843a). Dieser Beitrag macht deutlich, dass Kreil nicht nur über die Geschichte der Erforschung des Erdmagnetismus bestens Bescheid wusste, sondern auch über die neuesten Entwicklungen. Im Zentrum seiner Untersuchung steht der Göttinger magnetische Verein, wobei er auch dessen wichtigste Mitglieder im Detail vorstellt. Aber auch die in Göttingen entwickelten Instrumente werden von Kreil mit vielen lobenden Worten erwähnt. Kreil kommt dabei zu dem Ergebnis: 114 Wilhelm Weber war einer der „Göttinger Sieben“. Er verlor im Dezember 1837 seine Professur in Göttingen und wirkte fortan ohne offizielle Bezüge, sozusagen aus privatem Interesse zunächst weiter in Göttingen. 115 Siehe hierzu Kap. 5.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

„So sehen wir diesen Verein in wenigen Jahren erstarkt und zu einer Ausdehnung und Bedeutung für die Wissenschaft herangewachsen, welche auch die kühnsten Erwartungen der ersten Theilnehmer weit hinter sich zurückliess. Von Deutschland ausgehend, hat er bald seine Aeste über die benachbarten Nationen ausgebreitet, deren ausgezeichnetste Gelehrte von edlem Wetteifer ergriffen sind, unsere Kenntnisse zu fördern, und deren Regierungen keinen Aufwand scheuen, diesen Eifer mit den nöthigen Mitteln zu unterstützen. Er hat sich Werkzeuge geschaffen, deren Anwendung den Wahrnehmungen unserer Sinne eine Schärfe und Genauigkeit ertheilt, die wir an den Beobachtungen der neuesten Astronomie bewundern. Er hat unter dem Beistande der Regierungen in Göttingen und München116 Observatorien erbaut, die ausschliessend diesem Zweige gewidmet sind. Er hat endlich in der von seinem berühmten Gründer veröffentlichten »A l l g e m e i n e n T h e o r i e d e s E r d m a g n e t i s m u s « den ersten festen Grundstein gelegt zu einem grossartigen Werke, das der Beobachtungskunst sowohl, als dem gewaltigen Hebel der Analysis auf lange Zeit die interessanteste Beschäftigung gewähren wird“ (Kreil 1843a, S. 20). Kreil ist also voll der Anerkennung und des Lobes für den Göttinger magnetischen Verein. Erstaunlich ist ferner, wie gut er über die Intensität der Forschungen in Russland unterrichtet war. Indirekt erwähnt er auch Adolph Theodor Kupffer als den berühmtesten der Männer, der Russland als „das klassische Land des Erdmagnetismus“ bezeichnet hatte.117 Kreil kommt auch auf die zahlreichen magnetischen Observatorien in Russland zu sprechen, so die in Kasan, Nikolajew, Sitka, St. Petersburg. Auch die in St. Petersburg von Kupffer herausgegebene Publikationsreihe „Annuaire magnétique et météorologique du Corps des Ingénieurs des mines de Russie“ war Kreil bestens bekannt (Kreil 1843a, S. 20f). Ferner berichtet Kreil über die neuesten Entwicklungen in Großbritannien, die der Brief Alexander von Humboldts an den Herzog von Sussex118 vom 23. April 1836 ausgelöst hatte (ebenda, S. 22f). Das letzte Drittel von Kreils Beitrag ist den Forschungsaktivitäten in Prag gewidmet (ebenda, S. 23–31). Im Jahre 1845 veröffentlichte Kreil abermals eine sehr umfangreiche Abhandlung über die „Geschichte des Entstehens und der bisherigen Leistungen des magnetischen Vereins“ (Kreil 1845a). 4.8. Kreils Werke in der Gauß-Bibliothek Die heute in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen vorhandene Gauß-Bibliothek (Gauss Bibl) ist leider nicht mehr vollständig. Dennoch gewährt sie Einblicke, die für unser Verständnis des Verhältnisses zwischen Gauß und Kreil ganz wesentlich sind. Es lässt sich keine Aussage darüber treffen, auf welchem Wege die im folgenden genannten Werke nach Göttingen gelangt sind. Es spricht aber nichts gegen die Annahme, dass Kreil diese Werke wohl meistens auf dem Postwege nach Göttingen geschickt hat. Es sind folgende sieben Schriften Kreils – teilweise in Zusammenarbeit mit anderen Autoren veröffentlicht – in der Gauß-Bibliothek (Gauss Bibl) vorhanden:

116 In München gab es zwei magnetische Observatorien, ein privates, das sich Karl August Steinheil eingerichtet hatte, und das offizielle, an der Sternwarte in Bogenhausen angesiedelte magnetische Observatorium, das unter der Ägide von Johann Lamont stand. Kreil meint sicher letzteres. Dabei sollte man aber erwähnen, dass Lamont nie Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins war. Alle Münchner Daten, die nach Göttingen geschickt wurden, stammen von Steinheil. 117 Adolph Theodor Kupffer schrieb im Jahre 1838 in seinem Memorandum über die Einrichtung eines magnetischmeteorologischen Observatoriums in St. Petersburg: „Russland ist seit jeher das gelobte Land für Meteorologie und Magnetismus gewesen. Die Aufmerksamkeit aller Gelehrten des Auslandes, die sich mit diesem Gegenstande beschäftigen, war immer auf Russland gerichtet, und aus Russland hat man immer die Auflösung der wichtigsten Probleme, die Bestätigung oder die Widerlegung der umfassendsten Hypothesen erwartet“ (Roussanova 2011, S. 57). 118 Augustus Frederick, Herzog von Sussex war von 1830 bis 1838 Präsident der Royal Society of London.

4. Kreil als Mitglied des Göttinger magnetischen Vereins

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Sign. Gauss Bibl

Titel

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Primo supplemento alle effemeridi astronomiche di Milano. [1837]. Dieser Band enthält: – Gauß, Carl Friedrich: Misura assoluta dell’intensità della forza magnetica terrestre. Tradotta e commentata da Paolo Frisiani (Gauß 1837a). – Kreil, Karl: Descrizione degli apparati magnetici e di metodi con cui si eseguiscono le osservazioni (Kreil 1837h). Kreil, Karl; Della Vedova, Pietro: Osservazioni sull’intensità e sulla direzione della forza magnetica instituite negli anni 1836, 1837, 1838 all’I. R. Osservatorio di Milano (Kreil/Della Vedova 1839). Kreil, Karl; Fritsch, Karl: Magnetische und geographische Ortsbestimmungen im österreichischen Kaiserstaate (Kreil/Fritsch 1848–1852). In der Gauß-Bibliothek sind nur die ersten vier der insgesamt fünf Jahrgänge in einem Band zusammengebunden vorhanden. Kreil, Karl: Ueber den Einfluss der Alpen auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft (Kreil 1849/50). Kreil, Karl: Entwurf eines meteorologischen Beobachtungs-Systems für die österreichische Monarchie (Kreil 1850a). Kreil, Karl: Einfluss des Mondes auf die magnetische Declination (Kreil 1852a). Kreil, Karl: Über den Einfluss des Mondes auf die horizontale Componente der magnetischen Erdkraft (Kreil 1853b).

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Ferner befinden sich zahlreiche Bände der „Sitzungsberichte“ der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien in der Gauß-Bibliothek, die vielleicht die Akademie selbst Gauß hat zukommen lassen, da er ihr Ehrenmitglied war. Vorhanden sind folgende Bände: Gauss Bibl 94 Gauss Bibl 95

Die Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, und zwar die Bände 2, 3 und 5 bis 13 sowie der Registerband zu den Bänden 1 bis 10. Die Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, und zwar die Bände 1 bis 13 sowie der Registerband zu den Bänden 1 bis 10.119

Am Rande sei noch ein Heft unter der Signatur „Gauss Bibl 1116“ erwähnt: Bei dieser Schrift handelt es sich um meteorologische Beobachtungen, die an der Wiener Sternwarte in den Jahren 1847, 1848, 1849 und 1850 angestellt worden sind. Das Werk lässt sich keiner Publikation von Kreil zuordnen. Die „Kreiliana“ in der Gauß-Bibliothek machen deutlich, dass es zwischen Gauß und Kreil auch noch nach dem Austausch von Briefen und Beobachtungsdaten bis zum Anfang der 1850er Jahre Kontakte gegeben hat, als Kreil schon Direktor der Zentralanstalt in Wien war. Es ist denkbar, dass einige der Bände bzw. Sonderdrucke aus den Denkschriften mit einem Begleitbrief nach Göttingen gelangt sind, dass aber die Begleitbriefe verlorengegangen sind.

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Mitteilung von Frau Bärbel Mund vom 16.2.2016, Abteilung Handschriften und Seltene Drucke der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.

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5. EIN WICHTIGES ERGEBNIS VON KREIL: DER EINFLUSS DES MONDES AUF DEN ERDMAGNETISMUS Kaum in Mailand angekommen, begann Kreil im Jahre 1832 mit intensiven Mondbeobachtungen, die er über viele Jahre hinweg fortsetzte (Schrötter 1863, S. 123f). So veröffentlichte er z. B. 1837 in den Mailänder „Effemeridi“ seine Beobachtungen der Libration des Mondes (Schrötter 1863, S. 149).120 Am 20. März 1837 ließ er seinen Freund Marian Koller in Kremsmünster wissen: „Von allen Ergebnissen scheint mir das interessanteste die sichtbare Einwirkung des Mondes auf den magnetischen Zustand unserer Erde zu seyn, welcher sich auch in den beiden Monaten dieses Jahres mit fast mathematischer Genauigkeit zeigte, indem ein Minimum der Schwingungsdauer jedes mal auf den dem Neumonde vorhergehenden Tag fiel. So haben wahrscheinlich die Gauß’schen Apparate ein neues Band um die Glieder unseres Sonnensystems geschlungen, und den Naturforschern eine neue Bahn gezeigt, ihr die Enthüllung ihrer Geheimnisse abzunöthigen, perché la natura si svela al più importuno“ (Rabenalt 1977, S. 202). Am 29. Januar 1838 informierte Kreil auch Gauß über den Einfluss des Mondes auf den Erdmagnetismus: „Der Einfluß des Mondes äußert sich also wie der eines Körpers, der den nach Süden gerichteten Pol unserer Magnetnadel anzieht. Es ist nun die Aufgabe des Inclinatoriums zu entscheiden, ob diese Wirkung sich bloß auf die Richtung der Nadel beschränkt, oder ob wirklich auch die Intensität der totalen Kraft eine Änderung erleidet. Die bis jetzt angestellten Beobachtungen scheinen für die letzte Ansicht zu sprechen“ (Brief von Kreil an Gauß vom 29. Januar 1838, Brief 19). Kreil publizierte in den Jahren zwischen 1838 und 1853 zahlreiche Abhandlungen speziell über den Einfluss des Mondes, siehe Kreil 1838b, 1839a, 1839b, 1842a, 1843a, 1843b, 1852a, 1852b und 1853b. Seine ersten beiden über den Einfluss des Mondes veröffentlichten Abhandlungen sind zwei an Alexander von Humboldt gerichtete Briefe, siehe Kreil 1838b und Kreil 1839a. Einerseits deutet dies darauf hin, dass Humboldt an Kreils Ergebnissen Interesse zeigte, sonst hätte er nicht für deren Publikation in den „Annalen der Physik und Chemie“ gesorgt, andererseits äußerte sich Humboldt durchaus auch skeptisch, was Kreil nicht wusste. So ließ Humboldt am 23. März 1839 Heinrich Christian Schumacher wissen: „Kreil ist seiner Thätigkeit wegen nicht zu loben, aber die Quantitäten, die er herausbringt, sind recht klein. Der Mond hat „économie de Chaleur“ und so auch „économie de tension magnétique““(Briefwechsel Humboldt-Schumacher, S. 89). Und an Gauß schrieb Humboldt an demselben Tag: „Kreil’s Resultate über Mondeinfluß beruhen, bei aller Regelmässigkeit, doch auf sehr kleinen Quantitäten. Ich bleibe unsicher“ (Briefwechsel Humboldt-Gauß, S. 74). Kreil informierte auch Heinrich Christian Schumacher (Kreil 1839b) und den in St. Petersburg lebenden Adolph Theodor Kupffer über seine Ergebnisse. Dem Letzteren schrieb er am 9. Januar 1839 aus Mailand: „Alle Resultate, die wir aus unseren Beobachtungen in Beziehung auf die Einwirkung des Mondes gezogen haben, stimmen darin überein, ihn als einen der magnetischen Kraft unterworfenen Körper darzustellen, an dessen der Erde zugekehrten Hemisphäre derjenige Magnetismus vorherrscht, welcher den nach Süden gerichteten Pol unserer Magnetnadeln anzieht, also den Magnetismus unserer Erdhälfte verstärkt“ (Kreil 1839c, Sp. 311). Im Jahre 1843 fasste Kreil seine bisherigen Ergebnisse wie folgt zusammen: „Der Mond bringt so gut wie die Sonne eine tägliche Aenderung der magnetischen Declination und der horizontalen Intensität hervor, nur ist diese Aenderung viel geringer, indem sie kaum eben so viele Secunden, als jene Minuten beträgt. Die Declination ist, wie schon die Mailänder Beobachtungen gezeigt haben, in der Regel grösser, wenn der Mond gegen Osten vom magneti120

Schrötter zitiert hier Kreils Veröffentlichung „Osservazioni sulla librazione della Luna“ in „Effemeridi astronomiche di Milano per l’anno 1837 con Appendice di osservazioni e Memorie astronomiche“ (Kreil 1837i).

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

schen Meridiane steht, als wenn er sich gegen Westen befindet. Die Declination gelangt zu ihrem grössten Werthe, wenn der Mond in der Nähe der unteren Culmination ist, zu ihrem kleinsten, wenn er 90° östlich oder westlich vom magnetischen Meridiane steht. Geht er durch den obern Theil des magnetischen Meridians, so scheint ebenfalls ein Maximum Statt zu finden, welches aber kleiner ist als das früher erwähnte. Die horizontale Intensität zeigt ein sehr erkenntliches Maximum zur Zeit des Durchganges des Mondes durch den unteren Meridian; das Minimum hat bei der oberen Culmination Statt. Es scheint, dass die Intensität grösser sey, wenn der Mond westlich, als wenn er östlich vom magnetischen Meridiane steht; doch ist dieses Resultat nicht so deutlich zu erkennen, als das vorige“ (Kreil 1843a, S. 31). Kreil zählte diese Erkenntnis zu seinen „vorzüglichsten Ergebnissen“ (ebenda). Fast während seines gesamten Aufenthalts in Prag, nämlich von 1840 bis 1849, führte Kreil auch Mondbeobachtungen durch und kam zu den gleichen Ergebnissen wie schon in Mailand. Diese Prager Beobachtungen und deren Auswertung veröffentlichte er in den Wiener Denkschriften in Form von zwei recht umfangreichen Abhandlungen: eine war den Änderungen in der Deklination gewidmet (Kreil 1852a), die andere den Änderungen der horizontalen Komponente der Intensität (Kreil 1853b). Diese beiden Abhandlungen ließ Kreil auch Gauß in Göttingen zukommen, sie sind noch in der Gauß-Bibliothek vorhanden (Gauss Bibl 884 und 883). Kreils Ergebnis hinsichtlich der Deklination lautete: „Die magnetische Declination erleidet im Verlaufe eines Mondentages eine regelmässige Aenderung, indem sie zu einem zweifachen Maximum und einem zweifachen Minimum gelangt“ (Kreil 1852a, S. 27). In seiner im Jahre 1853 veröffentlichten Abhandlung „Einfluss des Mondes auf die horizontale Componente der magnetischen Erdkraft“ (Kreil 1853b) war also der Einfluss auf die Intensität das Thema. Bei dieser Untersuchung berücksichtigte Kreil auch die Wirkung der Temperaturveränderung und die Abnahme des Magnetismus im Laufe der Zeit im Stab bzw. in der Nadel. Seine Grundlage bildeten diesmal seine in Mailand in den Jahren 1836 bis 1838 angestellten Beobachtungen sowie seine Prager Beobachtungen aus den Jahren 1840 bis 1849. Das Ergebnis lautet: „1. Die horizontale Erdkraft [ist] in Folge der Mondwirkung bei seinem Durchgange durch den unteren Theil des Meridians im Wachsen begriffen, und gelangt 4 oder 5 Stunden nach derselben zu einem Maximum, welchem nach 6 Stunden, also noch vor der oberen Culmination ein Minimum folgt. 2. Zur Zeit dieser Culmination nimmt die Kraft ebenfalls zu, erreicht, wenn der Mond 4 oder 5 Stunden westlich vom Meridian entfernt ist, wieder ein Maximum und ungefähr nach 6 Stunden ein zweites Minimum, wie dies bei dem östlichen Stande des Mondes der Fall war“ (Kreil 1853b, S. 58). Schließlich fasste er alle Ergebnisse zusammen, also den Einfluss des Mondes auf die Deklination, auf die horizontale Intensität, auf die vertikale Intensität, auf die Inklination und auf die totale Intensität (Kreil 1853b, S. 87–90). Kreil beschrieb den Kurvenverlauf in Worten, aber er stellte seine Ergebnisse nicht geometrisch dar. Es war Edward Sabine, der sofort an Kreils Forschungen über den Einfluss des Mondes anknüpfte. Sabine und Kreil hatten sich ja 1845 in Cambridge persönlich kennengelernt, vielleicht hatte ihn Kreil damals auf seine Publikationen zu diesem Thema aufmerksam gemacht. Sabine war in der Position, an den verschiedensten Orten, so auch in Toronto, St. Helena und Hobarton auf Tasmanien, entsprechende Beobachtungen durchzuführen bzw. durchführen zu lassen. Dank einem Brief von Alexander von Humboldt an den Herzog von Sussex vom 23. April 1836 nämlich waren in zahlreichen Orten des British Empire magnetische Observatorien eingerichtet worden (Reich/Knobloch/Roussanova 2016, S. 69–97). In seinem Beitrag „The Bakerian Lecture: On the influence of the Moon on the Magnetic Declination of Toronto, St. Helena and Hobarton“ zitiert Sabine folgende zwei Arbeiten von Kreil: „Versuch, den Einfluss des Mondes auf den atmosphärischen Zustand unserer Erde aus einjährigen Beobachtungen zu erkennen“ (Kreil 1843b) und „Einfluss des Mondes auf die magnetische Declination“ (Kreil 1852a). Sabine konnte mit seinen Beobachtungen Kreils Ergebnisse, sozusagen global, an den genannten, weit auseinander liegenden Orten bestätigen:

5. Der Einfluss des Mondes auf den Erdmagnetismus

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„We learn from the results which have been thus stated, that the existence of a lunar diurnal variation in the magnetic declination is shown at each of the three stations, Toronto, St. Helena, and Hobarton, and that it has the same general character at each, viz. that of a double progression in the lunar day with two easterly maxima at nearly opposite points of the hour-circle, and two westerly maxima also at nearly opposite points of the hour-circle” (Sabine 1853, S. 558). Wie schon vorher Kreil, so beschränkte auch Sabine seine Beobachtungen nicht auf die Deklination, sondern konnte den Einfluss des Mondes auch im Falle der Intensität und der Inklination bestätigen (Sabine 1856, S. 505). Sabine präsentierte seine Ergebnisse nicht nur mit Hilfe von Zahlentabellen wie Kreil, sondern er stellte sie auch mit Hilfe von sechs Figuren geometrisch dar. Letztlich erkannte Alexander von Humboldt in seinem „Kosmos“ Kreils Ergebnisse hinsichtlich des Einflusses des Mondes mit folgenden lobenden Worten an: „Kreil hat das große Verdienst gehabt diese Beschäftigung von 1839 bis 1852 mit vieler Sorgfalt fortzusetzen (s. dessen Abhandlung über den Einfluß des Mondes auf die horizontale Componente der magnetischen Erdkraft, in den Denkschriften der Wiener Akademie der Wiss., mathem. naturwiss. Classe Bd. V. 1853 S. 45 und Phil. Tr. for 1856 Art. XXII).121 Da seine mehrjährigen, zu Mailand und Prag angestellten Beobachtungen die Behauptung unterstützten, daß beide der Mond wie die Sonnenflecken eine zehnjährige Declinations=Periode verursache, so veranlaßte diese wichtige Behauptung den General Sabine zu einer großen Arbeit“ (Humboldt 1845–1862: 4, S. 648f).122

121 122

Siehe Sabine 1856. Siehe auch Humboldt 1845–1862: 4, S. 82f und S. 177.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 48. Graphische Darstellung „Lunar diurnal Variations of the Magnetic Elements“ von Edward Sabine. Aus: Philosophical Transactions of the Royal Society of London 146, 1856, Plate XIX. Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 4°Ab 3202-146.1856, mit freundlicher Genehmigung.

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6. KREILS KARTENWERK Keiner von Kreils Biographen erwähnt Kreils Kartenwerk. Das mag damit zusammenhängen, dass Kreils Karten in den „Abhandlungen der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften“ und in den „Denkschriften“ der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften veröffentlicht worden sind, also in Publikationsreihen, die nicht allzu verbreitet waren. Hier sei zunächst folgende Zusammenstellung der Kreilschen Karten vorgestellt: 2 Karten in: Magnetische und geographische Ortsbestimmungen in Böhmen, ausgeführt in den Jahren 1843–1845. In: Abhandlungen der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (Kreil 1847a). – Tafel I – Linien gleicher Declination (Isogonen) und gleicher Inclination (Isoclinen), siehe Abb. 18. – Tafel II – Linien gleicher Intensität der magnetischen Kraft (Isodynamen), siehe Abb. 19. 4 Karten in: Ueber den Einfluss der Alpen auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft. (Vorgetragen am 26. Mai 1849). In: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Kreil 1849/50). – Tafel XXXI – Isodynamen der horizontalen Kraft, siehe Abb. 22. – Tafel XXXII – Isoklinen, siehe Abb. 23. – Tafel XXXIII – Isodynamen der Gesammt-Kraft. – Tafel XXXIV – Isogonen. 1 Karte in:

Magnetische und geographische Ortsbestimmungen an den Küsten des Adriatischen Golfes im Jahre 1854. (Vorgelegt am 8. März 1855). In: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Kreil 1855a). Tafel I – Magnetische Linien an den Küsten des adriatischen Meeres, siehe Abb. 35.

8 Karten in: Magnetische und geographische Ortsbestimmung im südöstlichen Europa und einigen Küstenpunkten Asiens. (Vorgelegt am 21. Juni 1859). In: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Kreil 1862). Es sei bemerkt, dass die folgenden Karten auf den Anfang des Jahres 1850 reduziert wurden (Vermerk „o“). – Tafel I – Isogonen im südoestlichen Europa im Jahre 1850. o., siehe Abb. 36. – Tafel II – Isogonen im oesterreichischen Kaiserstaate im Jahre 1850. o. – Tafel III – Isoclinen im südoestlichen Europa im Jahre 1850. o., siehe Abb. 37. – Tafel IV – Isoclinen im oesterreichischen Kaiserstaate im Jahre 1850. o. – Tafel V – Isodynamen der horizontalen Kraft im südoestlichen Europa im Jahre 1850. o. – Tafel VI – Isodynamen der Horizontalkraft im oesterreichischen Kaiserstaate im Jahre 1850. o. – Tafel VII – Isodynamen der Gesammt-Kraft im südoestlichen Europa, im Jahre 1850. o. – Karte VIII – Isodynamen der Gesammtkraft im oesterreichischen Kaiserstaate im Jahre 1850. o., siehe Abb. 38. Karl Kreil veröffentlichte in dem Zeitraum von 1847 bis 1862 insgesamt 15 Karten. Alle Karten stehen in engstem Zusammenhang mit seinen Bereisungen. Die Publikationen zu seiner zweiten Bereisung, der Bereisung des österreichischen Kaiserstaates, enthalten keine Karten

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

(Kreil/Fritsch 1848–1852). Das hierher gehörende Kartenwerk, insgesamt vier Karten, veröffentlichte Kreil verspätet im Jahre 1862 in den „Denkschriften“ (Kreil 1862). Bemerkenswert ist, dass Kreils Karten ausschließlich auf dessen eigenen Beobachtungen beruhen, dass für sie keine Beobachtungen anderer Wissenschaftler herangezogen wurden. So veröffentlichte Kreil auch keine Europakarten oder gar Weltkarten. Seine Karten sind Regionalkarten, denen ausschließlich Kreils eigene Beobachtungen zugrunde liegen, die er während seiner Bereisungen angestellt hatte. Kreils Karten sind beeindruckend und hätten es verdient, einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu werden. Dasselbe gilt auch für die von Johann Lamont veröffentlichten Karten, die ihren Ursprung – denen von Kreil vergleichbar – in Lamonts Regionalvermessungen hatten (siehe Kap. 3.4.14). Die großen und berühmten Schöpfer von erdmagnetischen Karten zu Kreils Zeiten waren, hier in alphabetischer Reihenfolge: Peter Barlow, Louis Isidore Duperrey, Georg Adolph Erman, Christopher Hansteen, Caspar Horner und Edward Sabine. Diese Liste sollte um die Namen Karl Kreil und Johann Lamont ergänzt werden. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle das Kartenwerk von Gauß und Weber. Gauß veröffentlichte in seiner „Allgemeinen Theorie des Erdmagnetismus“ (Gauß 1839) ausschließlich berechnete Karten. Das Gleiche gilt für den von Gauß und Weber herausgegebenen „Atlas des Erdmagnetismus“ (Gauß/Weber 1840), siehe Kap. 4.1.2. Alle dort wiedergegebenen Karten basieren auf Gauß’ neuer Potentialtheorie und nicht auf Beobachtungen. Die Linien ergaben sich aufgrund von berechneten Werten.

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7. KREILS KORRESPONDENZ, EINE ANNÄHERUNG 7.1. Kreils Briefpartner Karl Kreil stand mit zahreichen Wissenschaftlern, vor allem mit den bedeutendsten Erdmagnetikern seiner Zeit in regem Gedankenaustausch, der sich vor allem im Austausch von Briefen abspielte. Im Folgenden soll das Augenmerk im wesentlichen auf Briefwechsel gelenkt werden, die im Zusammenhang mit dem Erdmagnetismus stehen. Es folgt eine Übersicht von Kreils Korrespondenz nach den Briefpartnern. Dabei handelt es sich sowohl um publizierte als auch um unpublizierte Briefe. Unsere Zusammenfassung von Kreils Briefpartnern sowie Hinweise auf die Briefe erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Sicherlich sind viele Briefe verschollen. Nur ein kleiner Teil der Briefe von bzw. an Kreil ist bisher veröffentlicht worden. An erster Stelle muss hier der gedruckt vorliegende Briefwechsel zwischen Marian Koller und Karl Kreil genannt werden (Rabenalt 1977). Die frühen Biographen Kreils, Friedrich Kenner und Anton Schrötter, haben noch in Kreils Nachlass Briefe eingesehen, die heute nicht mehr vorhanden sind. Es ist hier nur möglich, eine vage Idee darüber zu vermitteln, mit wem Kreil Briefkontakte unterhielt. Man darf davon ausgehen, dass Kreil mit allen Briefpartner, von denen nur einige Briefe bzw. Briefzitate veröffentlicht worden sind, eine darüber hinausgehende Korrespondenz geführt hat. Friedrich Wilhelm Bessel Wie umfangreich Kreils Briefwechsel mit dem Königsberger Astronomen Bessel war, lässt sich nicht feststellen. Ermittelt wurde ein Brief von Kreil an Bessel vom 6. Februar 1837, der im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Nachlass von Bessel unter der Nr. 270 aufbewahrt wird.123 Palm Heinrich Ludwig von Boguslawski In Archiven und Bibliotheken konnten bislang keine Briefe des Breslauer Astronomen Boguslawski an Kreil bzw. Briefe von Kreil an Boguslawski ermittelt werden. Kreil soll aber mit ihm Briefkontakte unterhalten haben, denn bei Kreils Biographen findet man Hinweise darauf (Kenner 1863 S. 20; Schrötter 1863, S. 135). Wolfgang Bolyai Aufgrund der Sachlage (siehe Kap. 3.4.12) ist anzunehmen, dass Kreil mit Wolfgang Bolyai in Briefwechsel gestanden hat. Francesco Carlini In der biographischen Literatur wird erwähnt, dass Kreil mit Francesco Carlini einen Briefwechsel unterhalten habe (Kenner 1863, S. 12 sowie Schrötter 1863, S. 126). Franz Encke Es ist sehr wahrscheinlich, dass Kreil mit dem Direktor der Berliner Sternwarte und Herausgeber des „Berliner Astronomischen Jahrbuchs“ Franz Encke Briefe gewechselt hat (Kenner 1863, S. 10, 23). Leider befinden sich in dem in Berlin vorhandenen Nachlass von Encke keine Briefe von Kreil.124 In der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz ist unter der Signatur „Autogr. I/4156“ ein Brief von Encke an Kreil vom 12.8.1843 dokumentiert.

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Mitteilung von Wiebke Witzel vom 5.4.2016, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 124 Mitteilung von Wiebke Witzel vom 5.4.2016, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften: „anhand des Findbuchs zum Nachlass von Encke konnte keine Korrespondenz mit Karl Kreil ermittelt werden.“

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Paolo Frisiani Ein Brief von Kreil an Paolo Frisiani vom 15. Februar 1847 ist veröffentlicht worden (Kreil 1847c). Joseph Paul Gaimard Aus den Briefen von Karl Kreil an Heinrich Christian Schumacher vom 5. Oktober 1840 (Prag) bzw. vom 1. März 1842 (Prag) geht hervor, dass Kreil mit Gaimard in Briefkontakt stand; zu Gaimard siehe Kap. 3.4.5. John Herschel Ein Auszug aus dem Brief von John Herschel an Kreil ist bereits veröffentlicht worden (Kenner 1863, S. 12 sowie Schrötter 1863, S. 126). Alexander von Humboldt Alexander von Humboldt und Kreil wechselten spätestens seit 1836 etliche Briefe, von denen jedoch nur noch einer im Original vorhanden ist, nämlich der sechs übergroße Seiten umfassende Brief von Kreil an Humboldt, den Kreil am 3. September 1836 in Mailand verfasst hat.125 Humboldt fand offensichtlich an vielen von Kreils Briefen ein so großes Interesse, dass er für deren Publikation in den „Annalen der Physik und Chemie“ sorgte. Es sind folgende Briefe erschienen: – Brief von Kreil an Humboldt vom 18. Juni 1837 (Kreil 1837a), – Brief von Kreil an Humboldt vom 9. Juli 1837 (Kreil 1837b), – Brief von Kreil an Humboldt vom 10. Januar 1838 (Kreil 1838a), – Brief von Kreil an Humboldt vom 7. Januar 1839 (Kreil 1839a). Kreils Biograph Anton Schrötter erwähnt noch folgende Briefe, die wahrscheinlich verschollen sind: – Brief von Humboldt an Kreil vom 27. Juli 1837 (Schrötter 1863, S. 122), – Brief von Kreil an Humboldt, 1843 (Schrötter 1863, S. 132), – Brief von Kreil an Humboldt, 1846 (Schrötter 1863, S. 135), – Brief von Kreil an Humboldt, ohne Datum (Schrötter 1863, S. 136), – Brief von Humboldt an Kreil, August 1851 (Schrötter 1863, S. 143), – Brief von Humboldt an Kreil, August 1851 (Schrötter 1863, S. 124). Bei den beiden zuletzt erwähnten Briefen könnte es sich um einen und denselben Brief handeln. Marian Koller Der Briefwechsel zwischen Marian Koller und Karl Kreil ist der einzige Briefwechsel Kreils, der bislang vollständig veröffentlicht wurde (Rabenalt 1977). Dabei handelt es sich um 46 Briefe, und zwar um 20 Briefe von Koller an Kreil aus den Jahren 1832 bis 1852 und um 26 Briefe von Kreil an Koller aus den Jahren 1831 bis 1847. Diese Edition, die unter dem Titel „Briefwechsel von zwei berühmten Männern“ erschienen und dem Pater Ansgar Rabenalt in Kremsmünster zu verdanken ist, liefert einen äußerst wichtiger Beitrag zum Leben und Schaffen Kreils. Adolph Theodor Kupffer Auch der Physiker und Erdmagnetiker Adolph Theodor Kupffer, der seit 1828 in St. Petersburg wirkte, gehörte zu Kreils Korrespondenten. Seine ersten erdmagnetischen Beobachtungen stellte Kupffer zusammen mit Alexander von Humboldt in Paris im Juli/August 1823 an. Kupffer sorgte dafür, dass in Kasan, wohin er 1824 berufen worden war, ein magnetisches Observatorium eingerichtet wurde. Auch in St. Petersburg verfügte Kupffer über ein magnetisches Observatorium, zunächst beim Corps der Bergingenieure, und seit 1849 war er Direktor des neugegründeten Physikalischen Hauptobservatoriums. 125

Siehe hierzu Kap. 8.9, ferner Reich/Roussanova 2016.

7. Kreils Korrespondenz, eine Annäherung

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Kupffer und Kreil kannten sich persönlich, sie haben sich spätestens im Jahre 1845 in Cambridge anlässlich der Tagung der British Association for the Advancement of Science (siehe Kap. 3.4.7) und 1858 in Konstantinopel (siehe Kap. 7.2) getroffen. Kupffer gehörte auch zu den bedeutendsten Briefpartnern von Carl Friedrich Gauß und wurde von diesem 1840 zur Wahl als korrespondierendes Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen vorgeschlagen (Reich/Roussanova 2011a, S. 342–427). Kupffer sorgte für die Publikation von zwei Briefen Kreils im „Bulletin scientifique de Saint-Pétersbourg“: – Kreils Brief vom 9. Januar 1839 (Kreil 1839c), – Kreils Brief vom 8. November 1839 (Kreil 1840b). Der zuletzt genannte Brief wurde wegen seiner großen Bedeutung in englischer Übersetzung veröffentlicht (Kreil 1840c), siehe auch Kap. 3.3.4. Zu den bislang noch unveröffentlichten Briefen von Kreil an Kupffer, die in der St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften unter der Signatur „f. 32, op. 2, Nr. 82“ liegen, siehe Kap. 7.2. Johann Lamont Kreils Biograph Friedrich Kenner erwähnt einen Briefwechsel Kreils mit Johann Lamont (Kenner 1863, S. 15). Barnaba Oriani Kreils Briefwechsel mit Barnaba Oriani wird in der Sekundärliteratur erwähnt (Kenner 1863, S. 12 sowie Schrötter 1863, S. 126). Adolphe Quetelet Der belgische Astronom und Physiker Quetelet gehörte zu Kreils Briefpartnern. Quetelet, Direktor des Observatoire Royal de Belgique in Brüssel, war war seit 1837 Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Er sorgte für die Publikation von zwei Briefen Kreils in den „Bulletins de l’académie Royale des sciences, des lettres et des beaux arts de Belgique“ (Kreil 1847b und Kreil 1849a). Auguste Arthur de la Rive Kreil stand mit dem Physiker Auguste Arthur de la Rive in Briefwechsel. De la Rive wirkte als Professor an der Akademie in Genf, zu seinen Forschungsgebieten gehörten die Elektrizität und der Magnetismus. Er war seit 1835 Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Zwei Briefe Kreils an de la Rive sind in der „Bibliothèque universelle de Genève“ publiziert worden (Kreil 1837f und Kreil 1837g). Edward Sabine Veröffentlicht worden ist Kreils Brief an Edward Sabine vom 23. März 1845 (Kreil 1846b). Des weiteren existiert in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz ein Brief von Sabine an Kreil vom 24. April 1840, Sign. Slg Darmstaedter, Nord- und Südpol 1818; Sabine, Bl. 15–16.126 Wolfgang Sartorius von Waltershausen Aufgrund der Sachlage (siehe Kap. 3.4.12 und Kap. 8.3) ist anzunehmen, dass Kreil mit Wolfgang Sartorius von Waltershausen in Briefwechsel gestanden hat. Ein Brief von Kreil an Sartorius vom 24. April 1855 ist veröffentlicht worden (Briefwechsel Gauß-Bolyai, S. 143–145).

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Mitteilung von Sigrid Krause vom 18.5.2016, Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Heinrich Christian Schumacher Gauß’ Freund Heinrich Christian Schumacher, der in Altona residierte und die „Astronomischen Nachrichten“ herausgab, sorgte für die Publikation von einigen der Briefe von Kreil, die ihm dieser geschrieben hatte. In Schumachers Zeitschrift sind folgende Briefe von Kreil erschienen: – Kreils Brief vom 3. Januar 1836 (Kreil 1836a), – Kreils Brief vom 25. Januar 1836 (Kreil 1836b), – Kreils Brief vom 23. Januar 1837 (Kreil 1837c), – Kreils Brief vom 16. Januar 1838 (Kreil 1838b), – Kreils Brief vom 2. Februar 1839 (Kreil 1839b), – Kreils Brief vom 22. Juli 1840 (Kreil 1840a), – Kreils Briefe aus dem Jahre 1848 (Kreil 1848a). Auch unveröffentlichte Briefe von Kreil an Schumacher sind erhalten. Dieser Korrespondenz kommt besondere Bedeutung zu. Erstens gibt es etliche Briefe Kreils an Schumacher, und zweitens enthalten diese Briefe interessante Details, die allerdings zumeist nicht im Zusammenhang mit dem Erdmagnetismus stehen. Der wichtigste Aufbewahrungsort ist die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nachlass Heinrich Christian Schumacher, Kiste N 28, K 2, Nr. 14: Kreil. Hier liegen folgende 14 Briefe von Kreil an Schumacher: 1) Mailand, 3.1.1836 (½ S. + Couvert), 2) Mailand, 3.1.1836 (1 S. + Couvert), 3) Mailand, 19.7.1838 (½ S.), 4) Prag, 5.10.1840 (½ S.), 5) Prag, 1.3.1842 (2 S.), 6) Prag, Poststempel 19.4.1841 oder 1842 (1 S.), 7) Prag, 3.10.1843 (3 S.), 8) Prag, 15.1.1845 (3 S.), 9) Prag, 8.5.1845 (2 S.), 10) Prag, 20.8.1845 (2 S.), 11) Prag, 24.11.1845 (2 S.), 12) Prag, 15.3.1846 (3 S.), 13) Prag, 23.3.1847 (2½ S.), 14) o. D. (2 S.). Ferner ist ein Brief von Schumacher an Kreil vom 27. Juli 1845 (Altona, 2½ S.) zu erwähnen. Sein Aufbewahrungsort: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek in Kiel, Wall 47/51, 24103 Kiel, Sign. Ca – Schumacher, Heinrich Christian. Auskunft über weitere Briefe von bzw. an Kreil vermittelt auch die Datenbank für Nachlässe, Autographen und Verlagsarchive „KALLIOPE“.127

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Online-Ressource: http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de.

7. Kreils Korrespondenz, eine Annäherung

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7.2. Briefe von Kreil an Adolph Theodor Kupffer In der St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften sind acht bislang unveröffentlichte Briefe von Karl Kreil an Adolph Theodor Kupffer vorhanden. Diese Briefe vermitteln uns viele wichtige Hintergrundinformationen, auch solche, die die Erforschung des Erdmagnetismus betreffen. Um diese schwer zugängliche Korrespondenz der Forschung zugänglich zu machen, sollen diese Briefe hier dokumentiert, eingehend zitiert und ausgewertet werden. Verzeichnis der Briefe: 1 2 3 4 5 6 7 8

17. April 1843 (Prag) 26. Juli 1852 (Wien) 6. September 1852 (Wien) 1. Juni 1853 (Wien) 8. März 1856 (Wien) 24. März 1856 (Wien) 1. Dezember 1857 (Wien) 10. Januar 1859 (Wien)

1. Kreil an Kupffer, 17. April 1843 (Prag)128 In dem ersten im St. Petersburger Akademiearchiv erhaltenen Brief vom 17. April 1843, den Kreil in Prag verfasst hat, geht es vor allem um einen Schriftentausch. Kreil ließ der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften die „Abhandlungen der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften“ zukommen. In dem Brief geht es um den dritten Band dieser Schriftenreihe für die Jahre 1843 bis 1844, der Kreils Aufsatz „Beobachtungen über den grossen Kometen von 1843“ (Kreil 1845b) enthält.129 Aus St. Petersburg wurde Kreil der „Annuaire magnétique et météorologique du Corps des Ingénieurs des mines de Russie“130 zugesandt, der von Kupffer redigiert wurde. Ferner kündigt Kreil seine Absicht an, das Königreich Böhmen magnetisch zu vermessen. Ich werde in wenigen Wochen die Ehre haben, Ihnen den dritten Band unserer Beobachtungen zuzuschicken. Da ich aber nicht weis, ob die früheren Bände, von denen ich auf dem Wege des Buchhandels zwei Exemplare abgehen ließ, eines für Sie und eines an die Kais. Academie der Wissenschaften, den Ort ihrer Bestim[m]ung erreicht haben, so wäre es mir sehr erwünscht, wenn Sie mir darüber Nachricht geben, und im Falle dieser Weg nicht verläßlich ist, mir einen anderen anzeigen wollten, auf welchem ich Ihnen diese Mittheilungen machen kann. Von Ihrem werthvollen Annuaire sind mir die beiden letzten Bände (1839 und 1840) richtig zugekom[m]en, aber der letzte früher als der erste und nur durch ein Versehen des Postträgers, der das Paket, das an die Sternwarte adressirt war, zu mir, nicht zum Astronomen Bittner131 brachte. Dadurch gerieth ich auf die Vermuthung, daß auch der vorhergehende Jahrgang angekom[m]en seyn müsse, daß ihn aber Bittner in Empfang genom[m]en und nach seiner Gewohnheit versperrt habe, ohne etwas davon laut werden zu lassen. Da er sich mit diesem Gegenstande nicht befaßt, ich aber von Ihren Beobachtungen vielfachen Gebrauch mache, so wäre es mir sehr angenehm, wenn Sie die Pakete künftig an mich adressiren wollten, wobei es sich von selbst versteht, daß das Werk Eigenthum der Sternwarte und für Jeden dabei Angestellten zu beliebigem Gebrauche ist. 128

St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften, f. 32, op. 2, Nr. 82, l. 1r, v. Der Aufsatz war bereits im Jahre 1843 in Prag als Sonderdruck erschienen. 130 Der „Annuaire magnétique et météorologique du Corps des Ingénieurs des mines de Russie ou recueil d’observations magnétiques et météorologiques faites dans l’étendue de l’Empire de Russie“ wurde von Kupffer seit 1837 herausgegeben. Es erschienen von ihm insgesamt zehn Bände. 131 Adam Bittner, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 129

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Ich werde wahrscheinlich in dem künftigen Monate eine magnetische Bereisung des Königreiches Böhmen vornehmen, eine Art von Magnetic Survey, welche von der hiesigen Gesellschaft der Wissenschaften angeordnet wurde. 2. Kreil an Kupffer, 26. Juli 1852 (Wien)132 Zwischen dem ersten und dem zweiten erhaltenen Brief von Kreil an Kupffer liegen mehr als neun Jahre. Der zweite Brief stammt vom 26. Juli 1852 und ist in der Hauptstadt der österreichischen Monarchie geschrieben worden. Kreil meldet Kupffer seinen Wechsel nach Wien und berichtet über die dort eben ins Leben gerufene neue Anstalt für systematische meteorologische und magnetische Beobachtungen. Dabei würdigt er die Rolle von Andreas Freiherrn von Baumgartner, die dieser bei der Gründung dieser Anstalt gespielt hat. Baumgartner, ehemals Professor für Physik und angewandte Mathematik an der Universität Wien, leitete von 1846 bis 1848 das neuentstandene Telegraphenwesen, war ab 1848 Arbeitsminister und von 1851 bis 1855 Handels- und Finanzminister. Bereits 1847, im Gründungsjahr der Akademie der Wissenschaften in Wien, wurde Baumgartner deren wirkliches Mitglied und war von 1851 bis 1865 ihr Präsident. Kreil erwähnt, dass Baumgartner nicht nur wichtige Ideen zur Gründung der Anstalt und zu deren Realisierung beisteuere – so z. B. die Verpflichtung der Telegraphenbeamten für die Beobachtungen –, sondern auch sein Gehalt als Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften für den Erwerb der Instrumente zur Verfügung gestellt habe. Kreil ist sehr an einem Meinungs-, Erfahrungs- und Schriftentausch mit Kupffer interessiert, der als Direktor des Physikalischen Hauptobservatoriums das gesamte System der magnetischen und meteorologischen Beobachtungen im Kaiserreich Russland leitet. Ich nehme mir die Freiheit Sie von der Veränderung meines Aufenthaltes zu benachrichtigen, und zugleich unsere junge Anstalt zu deren Leitung ich berufen worden bin, Ihrem freundschaftlichen Wohlwollen anzuempfehlen. Unsere Akademie der Wissenschaften hat im ersten Jahre nach ihrer Entstehung die Idee gefaßt ein über die ganze Monarchie auszubreitendes Beobachtungssystem für meteorologische und magnetische Erscheinungen ins Leben zu rufen, und namentlich hat ihr damaliger Vicepresident H. Ritter v. Baumgartner, jetzt ihr President, Handels= und Finanzminister, den Gedanken ausgesprochen die bei den Telegrafenämtern angestellten Beamten zu meteorologischen Beobachtungen zu verwenden, so wie er auch, um die nöthigen Instrumente herbeizuschaffen, der Akademie seinen Gehalt als Vicepresident zur Verfügung stellte. Se. Majestät der Kaiser hat durch die im vorigen Jahre ins Leben gerufene Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus den Schlußstein hinzugefügt, und ich bin nun seit mehrern Monaten beschäftigt sowohl diese Anstalt als auch die auswärtigen Stationen in Thätigkeit zu bringen. Nach dem entworfenen Plane sollen im Umfange unserer Monarchie (12000 □ Meilen) ungefähr 100 Beobachtungsorte errichtet werden, welche von hier aus mit verglichenen Instrumenten zu versehen sind. Ausser den Telegraphenämtern, 16 an der Zahl, denen die Beobachtungen amtlich aufgetragen sind, sind alle Leistungen freiwillige und unentgeltliche, und ich glaube nicht besorgen zu dürfen, daß ich je an Mangel der Beobachter werde zu klagen haben, wenigstens haben sich jetzt schon mehr angebothen als ich betheilen kann, besonders in jenen Gegenden wo der Sinn für solche Forschungen schon mehr erwacht ist; und ihn zu erwircken ist wohl auch einer wenn gleich der ferneren Zwecke solcher Anstalten. Länger wird es dauern, bis ich mit einer hinreichenden Anzahl von Instrumenten versorgt sein werde. Denn der Gleichförmigkeit wegen werden alle von Einem Meister, unserem Kappeler, verfertigt, und wenn gleich seine Arbeiten an Genauigkeit nichts zu wünschen übrig lassen, so hat er doch viel zu wenig Arbeiter um einen solchen Vorrath von Instrumenten in kürzerer Zeit liefern zu können. Vielleicht sind Ihnen in den Sitzungsberichten unserer Akademie die Aufsätze zu Gesicht gekom[m]en, welche sie über die Einrichtung des Beobachtungs-Systems und die Ausführung der Beobachtungen veröffentlicht hat. Sie würden 132

St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften, f. 32, op. 2, Nr. 82, l. 2r und v, 3r, Adresse l. 3v.

7. Kreils Korrespondenz, eine Annäherung

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mich ungemein verbinden, wenn Sie mir durch einige Winke andeuten wollten, was daran nach Ihren Erfahrungen etwa abzuändern oder beizufügen wäre, um so wohl eine wünschenswerthe Übereinstim[m]ung mit anderen derartigen Unternehmungen, vorzüglich den großartigen in Rußland hervorzubringen, als überhaupt unser gemeinsames Bemühen so fruchtbringend als möglich zu machen. Der erste und schwerste Schritt ist bereits gethan, es sind jetzt schon ungefähr dreißig Stationen in Thätigkeit, wenn gleich nicht alle mit so genauen Instrumenten, als sie in Kürze haben werden, und eine eben so grosse Anzahl hoffe ich noch im Verlaufe dieses Jahres ausrüsten zu können. Da unser Staat von mächtigen Alpenketten durchzogen ist, so wird es vielleicht gelingen manche Beobachtungsreihen in bedeutenden Höhen durchzuführen, wodurch unsere Kenntnisse in diesen Fächern eine erfreuliche Bereicherung erfahren könnten. Zuerst handelt es sich natürlich nur um die meteorologischen Beobachtungen, da die magnetischen eine größere Einübung von Seite der Beobachter und Auslage von Seite der Anstalt erfordern, um sie in eben so ausgedehntem Maaßstabe ins Leben einführen zu können. Sie werden übrigens an den Orten, wo sie bereits bestehen, Prag, Kremsmünster, Cracau fortgesetzt, und vom künftigen Monate an wird hoffentlich auch Wien in ihre Reihe treten. Dürfte ich zu der früher angeführten Bitte, ohne Unbescheidenheit vielleicht auch noch diese hinzufügen, unsere Anstalt mit den so überaus werthvollen Veröffentlichungen zu bedenken, die unter Ihrer Leitung erschienen sind? Da die mir nach Prag zugeschickten Werke bei der Bibliothek der dortigen Sternwarte geblieben sind, für welche sie eigentlich bestim[m]t waren. 3. Kreil an Kupffer, 6. September 1852 (Wien)133 Kuppfer antwortete zügig, bereits am 1./13. August 1852,134 und Kreil sandte postwendend am 6. September 1852 einen weiteren Brief nach St. Petersburg. In ihm berührt er das wichtige Problem der Vereinheitlichung der Beobachtungsdaten. Es geht um die Maaße und die Instrumente. Es müssten erste Schritte in Richtung solcher Vereinbarungen gemacht werden. An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass die Internationale Meterkonvention – „Convention internationale du mètre“ – erst am 20. Mai 1875 von 17 Staatsoberhäuptern unterschrieben wurde, u. a. vom Deutschen Kaiser, vom Kaiser von Österreich und König von Ungarn sowie vom Russischen Kaiser. Die verbindliche Einführung des neuen metrischen (Einheiten)Systems135 wurde in Österreich 1876,136 in Russland aber erst 1917 vollzogen. Der in diesem Brief erwähnte Friedrich Ludwig Kämtz, der später der Nachfolger von Kupffer am Physikalischen Hauptobservatorium in St. Petersburg werden sollte, war damals als Professor für theoretische und praktische Physik an der Universität Dorpat (Tartu) tätig. Mit vielem Vergnügen habe ich aus Ihrem werthen Schreiben vom 1/13 v. M. ersehen, welche freundschaftliche Theilname Sie unserer Anstalt zuwenden, und wie sehr Sie bemüht sind, Ihre großartigen Unternehmungen immer weiter auszubilden und fruchtbringend zu machen. Ich bin vollkom[m]en Ihrer Meinung, daß eine gewisse Gleichförmigkeit in der Ausführung und Veröffentlichung solcher Beobachtungen im höchsten Grade wünschenswerth, und vielleicht am ersten zu erreichen ist, wenn wir es dahin bringen können, daß die Regierungen sich hiebei, wenigstens anregend betheiligen. Doch wünschte ich, ehe ich in dieser Beziehung einige Schritte thue, mich genauer mit Ihnen zu verständigen, und nicht blos im Allgemeinen den Wunsch einer Vereinbarung auszusprechen, sondern auf bestim[m]te Punkte in meinen Anforderungen hinweisen zu können. Erlauben Sie mir daher, daß ich Ihnen in Kürze manches Nähere über die bisherige Einrichtung unseres Beobachtungssystems mittheile. Sie werden dann durch Zusam[m]enhaltung mit dem Ihrigen am besten beurtheilen und mich davon unterrichten können, wo eine gegenseitige Näherung am wünschenswerthesten wäre. Ich muß zunächst bemerken, daß ich die Leitung dieser Angelegenheit erst in die Hände bekam, als sie 133

St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften, f. 32, op. 2, Nr. 82, l. 6r und v, 7r und v. 134 Dieser Brief konnte nicht ermittelt werden. 135 Vgl. Junge 1981. 136 Die Gesetzesveröffentlichung erfolgte in Österreich im Jahre 1871.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

schon im Gange war; denn die Akademie faßte schon im J. 1848 den Entschluß ein meteorologisches Beobachtungsnetz über die Monarchie auszubreiten, es wurde unverzüglich eine Com[m]ission zusam[m]engesetzt, und der Anfang hiezu durch Ausrüstung einiger Stationen und Aufsam[m]lung der einlaufenden Beobachtungen gemacht. Erst nach 3 Jahren, im J. 1851 wurde von Sr Majestät die Centralanstalt ins Leben gerufen, und im Herbste dieses Jahres trat ich meinen neuen Wirkungskreis an. Ich fand also schon manche wesentliche Einrichtungen vor, die ich umso weniger abzuändern oder umzustossen gesonnen war, als ich nach meiner Überzeugung kaum etwas besseres hätte einführen können. So war über einen der Hauptpunkte nemlich die Wahl des Maaßes jene Bestim[m]ung getroffen, die ich ohne Zweifel auch getroffen hätte, wenn sie mir überlassen worden wäre; man ließ nemlich das alte französische Maaß (nach Linien) beim Barometer, und die Réaumür’sche Skala beim Thermometer im Gebrauch, so wie es bei allen unseren frühern Beobachtungsorten von jeher im Gebrauch gewesen war, und ich meinte diesem Gebrauche auch für die neuen Stationen beitreten zu müssen, da es an und für sich sehr gleichgiltig ist welches Maaß, aber sehr wichtig, daß von allen dasselbe Maaß gebraucht werde, und da ich, solange eine Vereinbarung in dieser Beziehung nicht angebahnt ist, am besten nach dem rein mechanischen Bestim[m]ungsgrund zu verfahren glaubte, daß die überwiegende Masse alle geringeren Massen zur Vereinigung nöthige, und ich vorzüglich nach dem Anschluße der preussischen und österreichischen Stationen die überwiegende Masse auf der Seite dieses Maaßes zu finden glaubte. In Hinsicht auf die Beobachtungszeiten habe ich mich von der englischen Einrichtung losgesagt, welche bekanntlich alle Zeiten auf denselben Meridian zurückführt. Mir schien bei dem Umstande, daß die Änderungen aller meteorolog. Elemente vorzugsweise vom Sonnenstande abhängen, die absolute Gleichzeitigkeit der Wahrnehmungen viel weniger wünschenswerth als ihre symetrische Anordnungen nach der Ortszeit, und vertheilte daher die Beobachtungsstunden nach dieser (nemlich 18h, 2h, 10h wenn nur 3mal beobachtet wird). Für die Reductionsmittel wird sich vielleicht am ersten ein Übereinkom[m]en treffen lassen; ich habe indessen die bei uns gewöhnlichsten angenom[m]en, nemlich die Reductionstafeln von Kämtz für das Barometer, und zwei von August (neue Auflage 1848) für das Psychrometer. Ein Punkt, der mich viel nachdenken machte, ist die Art und Ausdehnung der Veröffentlichung unserer Beobachtungen. Bei einer Anzahl von 100 Stationen, welche wir in unserer Monarchie wohl bald erreichen werden, ist die Drucklegung jeder einzelnen Beobachtungszahl eine mühsame und kostspielige Sache, welche die personellen und finanziellen Kräfte unserer jungen Anstalt bald aufzehren würde, abgesehen davon daß viele, freilich weniger eingeweihte, aber doch sehr berücksichtigungswerthe Personen sich nicht überzeugen können, daß die Wissenschaft hievon so grossen Vortheil ziehen werde. Gehörig zusam[m]engestellte Mittel nach Stunden, Tagen, Monaten und Jahren geben freilich über alle Fragen Auskunft, welche den in die Sonnenperiode eingeschlossenen Erscheinungen angehören, laßen uns aber über alles übrige wenn nicht in völliger doch grosser Unwissenheit so z. B. über alle Störungen sowohl magnetische als barometrische und thermische, über den Gang der Luftwellen, über den Zusam[m]enhang der verschiedenen Klasse von Erscheinungen unter sich (barometr., thermischen, pluviometrischen Windrosen) über den Einfluß des Mondes auf magnetische und atmosphärische Zustände, lauter Fragen, welche entweder schon jetzt oder in nächster Zukunft der Hauptgegenstand vieler Untersuchungen sein werden. Auf die Störungen und Luftwellen, welche ein zu wichtiger Gegenstand sind, um sie ganz vernachlässigen zu können, wird in unseren Veröffentlichungen dadurch Rücksicht genom[m]en werden, daß die Beobachtungen an solchen Tagen und an Orten, wo öfter als 3 mal beobachtet wird, ausführlich mitgetheilt werden. Übrigens wird der erste Band unseres Druckwerkes, welcher hoffentlich mit dem Anfange des künftigen Jahres in den Druck kom[m]t, folgende Tafeln für die 4 Elemente: Temperatur, Luftdruck, Dunstdruck u. Feuchtigkeit enthalten:

7. Kreils Korrespondenz, eine Annäherung

1.

2. 3. 4. 5. 6.

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Monat= und Jahresmittel der stündlichen Beobachtungen von Orten wo solche entweder mit gewöhnlichen oder autografen Instrumenten ausgeführt sind, nemlich Prag, Salzburg, Kremsmünster, Wien. Monat= u. Jahresmittel der mittleren Elemente aus den Beobachtungen von dem Jahre 1848 Monat= und Jahresmittel zu den festen Beobachtungsstunden von Anfang 1848 bis Ende 1850 Tagesmittel für dieselben 3 Jahre Monat= und Jahresmittel der mittleren Elemente für dieselben 3 Jahre Tafel der Extreme

Die übrigen Elemente: Windrichtung, Niederschlag u. s. f. werden auf ähnliche Weise behandelt. Die nicht täglich oder stündlich zu registrirenden Erscheinungen folgen in einem Anhange. Die Beobachtungen der Centralstation Wien wünschte ich in grösserer Ausdehnung zu veröffentlichen, so wie es bei Ihren Beobachtungsstationen geschieht. Bei unserem Beobachtungssystem ist vorläufig die Meteorologie zuerst berücksichtigt, doch werden die magnetischen Beobachtungen an Orten wo sie bereits im Gange sind (Prag, Cracau, Kremsmünster) fortgesetzt, und haben mit 1. dieß Monates auch hier begonnen. Ist einmal für die Meteorologie bei uns gehörig gesorgt, so wird wohl auch der Magnetismus an die Reihe kom[m]en. Noch sage ich einen Wunsch zu dessen Realisierung aber die Mitwirkung auswärtiger Regierungen wesentlich nöthig ist. Wenn man nemlich die Flüsse als Abzugskanäle ansieht, welche die zur Erhaltung der Pflanzen= und Thierwelt nicht benöthigte Wassermenge dem Ocean wieder zurückbringen, so wird man eine große Menge auch praktisch wichtiger Fragen beantworten können, wenn man folgende zwei Bedingungen erfüllt: erstens wenn man durch eine hinreichende Anzahl von Regenmessern, welche im Flußgebiethe eines Stromes aufgestellt werden, die Menge des gefallenen Meteorwassers137 wenigstens näherungsweise bestim[m]t, zweitens wenn man durch öfters wiederholte Messungen des Flußbettes und der Schnelligkeit eines Stromes die von ihm abgeführte Wassermenge sucht. Innerhalb der Grenzen unserer Monarchie entspringen oder fließen viele Ströme, welche dann in Nachbarstaaten übertreten. In Beziehung auf Rußland ist dieß mit der Weichsel, dem Dniester, dem Pruth, selbst der Donau der Fall, und es frägt sich demnach ob nicht zur Lösung dieses gewis wichtigen Problems die ersten Schritte gemacht werden könnten oder ob es nicht vielleicht zum Ausgangspunkte der von Ihnen gewünschten Verhandlungen zwischen unseren beiderseitigen Regierungen geeignet sei. Ich weiß nicht ob ich so glücklich war Ihnen in Kürze meine An= und Absichten klar zu machen, jedenfalls aber werden Sie erkennen wie bereitwillig ich bin zu einem gemeinschaftlichen und möglichst übereinstim[m]enden Zusam[m]enwirken das meinige beizutragen. 4. Kreil an Kupffer, 1. Juni 1853 (Wien)138 Der nächste Brief Kreils – vom 1. Juni 1853 – gelangte mit Hilfe von Franz Hektor Ritter von Arneth, der als Arzt aus Wien nach St. Petersburg gekommen war, in die Hände von Kupffer. Kreil berichtet Kupffer über seine Beobachtungen in Österreich, teilt seine Gedanken zu deren Veröffentlichung mit und bittet Kupffer um Zusendung von dessen „überaus werthvollen Publikationen“. Hierbei handelt es sich sicherlich um die von Kupffer herausgebenen „Annales de l’observatoire physique central de Russie“. Durch einen unserer ausgezeichneten jüngeren Ärzte, H. v. Arneth, welcher seine Laufbahn in Petersburg fortsetzen will, gebe ich mir die Ehre, Ihnen einige Nachrichten über den Fortgang unseres magnetisch-meteorologischen Unternehmens zu geben, welches durch die mannigfache Unterstützung sowohl von Seite der Akademie als der Regierung seiner Vollendung wenigstens 137 138

Meteorwasser bedeutet Wasser aus Niederschlägen, so z. B. Regen, Schnee, Hagel, Nebel. St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften, f. 32, op. 2, Nr. 82, l. 8r, v.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

in so fern rasch entgegenschreitet, als die Anzahl der projektirten Stationen zum bei weitem grösseren Theile ausgerüstet, und die meisten von ihnen auch bereits Beobachtungen einzusenden im Stande sind. Auch hat der Druck des ersten Bandes unserer Jahrbücher bereits begonnen;139 da derselbe aber natürlich einige Zeit dauern wird, und die etwas entfernten Jahre 1848 und 1849 begreift, und es nicht unwichtig ist die neuesten Witterungsverhältnisse zur allgemeinen Ken[n]tniß zu bringen, so habe ich der Akademie vorgeschlagen in jedem Heft ihrer Sitzungsberichte eine Tafel einzufügen, welche den Gang der Witterung in Österreich darstellt. Die erste dieser Tafeln für Jänner 1853 ist bereits gedruckt und ich habe die Ehre sie Ihnen in der Beilage vorzulegen.140 Ich werde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie unsere Anstalt, wie Sie in Ihrem letzten Briefe schreiben, mit Ihren so überaus werthvollen Publikationen betheilen wollen; vielleicht können dieselben gleich den Sendungen an unsere Akademie beigelegt werden, mit welcher die Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus ohnehin als Tochter stets in enger Verbindung ist. Jedoch wird es sehr gut sein, die uns zugehörigen Werke unter eigenes Couvert mit eigener Aufschrift zu geben, da sie sonst in der Bibliothek der Akademie bleiben. 5. Kreil an Kupffer, 8. März 1856 (Wien)141 Ein weiterer Brief vom 8. März 1856 liefert einen Beweis dafür, dass Kupffer im Sommer 1855 nicht, wie dies wahrscheinlich angekündigt gewesen war, nach Wien hatte kommen können. Es ist wiederum von Schriften die Rede. Kreil dokumentiert die in Wien bereits vorhandenen Bände der „Annales de l’observatoire physique central de Russie“ und der „Correspondance météorologique. Publication trimestrielle [bzw. annuelle] de l’Administration des Mines de Russie“142 und teilt seinen Wunsch mit, dass in Wien eine möglichst vollständige Sammlung der von Kupffer herausgegebenen Schriftenreihen vorhanden sein solle. Aus Ihrem werthen Schreiben vom 7/19 Febr.143 habe ich erfahren, daß mich im vorigen Som[m]er die leidige Cholera des Vergnügens beraubte, Sie in Wien zu sehen, aber ich hoffe daß Sie Ihren Vorsatz bei anderer und nicht sehr ferner Gelegenheit ausführen werden, vielleicht in diesem Jahre, wo wahrscheinlich die Versam[m]lung der Naturforscher hier statt finden wird, was für mich um so erfreulicher wäre, weil es sonst leicht geschehen könnte, daß ich während Ihres Besuches auf der Bereisung unserer meteorologischen Stationen abwesend bin, die ich im verflossenen Som[m]er begonnen habe, und die noch für mehrere Jahre die Monate Juli, August und September in Anspruch nehmen wird. Ihrer Com[m]ission wegen der Beobachtungen Venerio’s habe ich mich durch einen Brief entledigt, welcher hoffentlich den gewünschten Erfolg haben wird. In Beziehung auf den zweiten Punkt nemlich des hier tagenden Congresses zur Regelung der deutschen Münzangelegenhieten habe ich aus sehr guter Quelle erfahren, daß man eine Ausdehnung dieser Regelung auf ausserdeutsche Staaten vor der Hand abgelehnt hat, obschon namentlich von Frankreich aus Vorschläge in diesem Sinne eingegangen sein sollen. Mir scheint es liegen für die Einigung der deutschen Staaten unter einander Schwierigkeiten genug vor. Sollten diese überwunden werden und die Einigung zu Stande kom[m]en, so wird man hoffentlich noch weiter gehen. Zuerst müssen die Atome sich zu Molecülen vereinen ehe diese zu Kristallen anschiessen können. Freilich wird es dazu vielleicht geologische Zeitalter brauchen. Von der so überaus werthvollen Sam[m]lung Ihrer Beobachtungen sind für unsere Bibliothek eingelangt

139

Siehe Abb. 29. Zwei bedruckte Blätter mit Messergebnissen finden sich tatsächlich in der Akte als Blatt 5 und 6. 141 St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften, f. 32, op. 2, Nr. 82, l. 10r und v. 142 Beide Publikationsreihen wurden in St. Petersburg von Kupffer redigiert. Die „Correspondance météorologique“ erschien von 1851 bis 1862. 143 Dieser Brief konnte nicht ermittelt werden. 140

7. Kreils Korrespondenz, eine Annäherung

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von den Annalen ... 1849 1. 2. 3. ´´ ... 1850 1. 2. ´´ ... 1851 1. 2. ´´ ... 1852 1. von der Correspondance 1851, 1852, 1853. Sollten Sie in der Lage sein uns auch mit einigen der früheren Bände bedenken zu können, so wäre das Geschenk um so werthvoller, da sie in so vielen Fällen die einzige Quelle sind, die man über klimatologische Verhältnisse höherer Breiten zu Rathe ziehen kann, und leider auch nicht unsere Akademie im Besitze der vollständigen Sam[m]lung ist.

6. Kreil an Kupffer, 24. März 1856 (Wien)144 Bereits nach 16 Tagen sandte Kreil einen weiteren, kurzen Brief an Kupffer. Diesmal ging es um die Bitte von Kupffer, in der Angelegenheit mit den „Osservazioni meteorologiche fatte in Udine“ zu vermitteln. Giambattista Bassi,145 Professor für Mathematik an der Akademie in Udine, hatte im Jahre 1851 die „Osservazioni meteorologiche fatte in Udine nel Friuli pel quarantennio 1803–1842“ (Venerio 1851) herausgegeben, die von seinem Freund Girolamo Venerio vorbereitet worden waren. Zu bemerken ist, dass auf dem Titelblatt dieses Werkes ein Spruch von Friedrich Ludwig Kämtz mitgedruckt ist: „C’est dans l’association qu’est l’avenir de la Météorologie“ („In der Vereinigung liegt die Zukunft der Meteorologie“). Kupffer hatte kein Exemplar von den nach Russland gesandten zehn Büchern erhalten. Kreil hatte aber von Giambattista Bassi die bedauerliche Nachricht erhalten, dass keine Freiexemplare mehr vorhanden seien, die an Kupffer weitergeleitet werden könnten. Gestern erhielt ich beiliegenden Brief von Dr. Giambattista Bassi aus Udine, welcher von der Familie Venerio mit der Vertheilung der Beobachtungen desselben beauftragt war, aus welchem hervorgeht, daß 10 Exemplare dieses Werkes nach Rußland gesandt worden sind. Es scheinen aber jetzt wenige oder kein disponibles mehr vorhanden zu sein, weil er sonst, im Falle daß diese nicht angekom[m]en wären, nicht sein eigenes zur Verfügung gestellt haben würde. Indem ich, wenn Sie etwas Weiteres in dieser Angelegenheit veranlassen wollen, mich bereitwilligst zu weiteren Diensten anbiethe, zeichne ich mit ausgezeichneter Hochachtung […]. 7. Kreil an Kupffer, 1. Dezember 1857 (Wien)146 Nur einige Monate waren nach Kreils Brief vom 8. März 1856 vergangen, in dem Kreil Kupffer um die Zusendung von Schriften gebeten hatte. Als eine Büchersendung von St. Petersburg nach Wien gelangte, ließ Kreil seinen Bestätigungsbrief von einem Schreiber niederschreiben und dankte Kupffer für die Zusendung des „Annuaire magnétique et météorologique du Corps des Ingénieurs des mines de Russie“. Die Reihe „Annuaire“ wurde zu diesem Zeitpunkt von den „Annales de l’observatoire physique central de Russie“ abgelöst. Möglicherweise waren in Wien keine Exemplare des „Annuaire“ vorhanden, weil Kupffer diese Publikationsreihe nach Prag geschickt hatte, wo sie auch nach Kreils Weggang verblieben war. Der in dem Brief erwähnte russische Staatsbeamte Peter Felix von Brock war von 1853 bis 1858 Finanzminister. Kreil berichtet seinerseits von der Übersendung des vierten Bandes der „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ (vgl. Abb. 29) nach St. Petersburg, die von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien herausgegeben wurden. Der Jahrgang 1852, Band 4, der „Jahrbücher“ erschien erst 1856. In diesem Band veröffentlichte Kreil die Beschreibung sowie graphische Darstellungen der Central-Anstalt und des magnetischen Observatoriums in Wien (vgl. Abb. 26, 27, 28 und 32). 144

St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften, f. 32, op. 2, Nr. 82, l. 9r. Siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 146 St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften, f. 32, op. 2, Nr. 82, l. 11r und v. Der Brief wurde von einem Schreiber niedergeschrieben und von Kreil unterschrieben. 145

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Ferner werden in diesem Brief der Brüsseler Physiker und Astronom Adolphe Quetelet und der im Russischen Kaiserreich tätige Physiker Friedrich Ludwig Kämtz erwähnt. Sie können Sich nicht vorstellen, welche Freude ich hatte, als vorgestern die reiche Sammlung Ihrer werthvollen Annuaire’s anlangte, für welche ich Ihnen meinen herzlichsten Dank abstatte, so wie ich auch ersuche, S[eine] Excellenz den Herrn Minister von Brock gelegentlich von den Gefühlen des Dankes zu unterrichten, von denen alle Theilnehmer unserer Anstalt durchdrungen sind. Ihre Beobachtungen umfassen ein so großes Stück unseres Planeten, daß man in allen Untersuchungen gehemmt ist, wenn man sie nicht zur Hand hat, und gerade in den wichtigsten, jetzt von mancher Seite in Betracht genommenen Erscheinungen, z. B. die Fortpflanzung der Extreme der Temperatur, des Luftdruckes, der Luftströmungen u.s.f. müssen sie immer und immer wieder zu Rathe gezogen werden. Ich bedauerte ungemein, als ich im vorigen Sommer nach der Rückkunft von meiner Reise erfuhr, daß Sie vor wenigen Tagen durch Wien gereiset sind und mich mit einem Besuche beehren wollten. Durch diese Reisen entgehen mir viele sehr werthvolle Bekanntschaften, so z. B. war in diesem Sommer Quetelet des statistischen Congresses wegen in Wien, ohne daß ich ihn zu Gesicht bekam, da ich gerade in dieser Zeit in Siebenbürgen und der Bukowina herumirrte, um unsere meteorologischen Stationen zu untersuchen. Allein es lassen sich diese Reisen nicht gut auf eine andere Zeit verlegen, und eben diese Monate sind auch diejenigen, in welchen uns auswärtige Gelehrte am öftesten besuchen. Ich hoffe, daß Ihnen seither auch der 4. Band unserer Jahrbücher (1852) zugekommen ist; es ist aber auch das Gegentheil möglich; denn in der Kanzlei der Akademie, welche dieses Werk drucken läßt und die Expedition besorgt, scheint in dieser Angelegenheit durch den Wechsel von Beamten und Lokalitäten eine Verwirrung eingetreten zu sein, wenigstens sagte mir Kämtz bei seiner Anwesenheit in Wien, daß ihm erst die zwei ersten Bände zugekommen seien. Sollte auch Ihnen der 4. Band fehlen, so ersuche ich nur um ein Paar Zeilen, um die Sache in Ordnung zu bringen. [Vermerk von Kupffers Hand:] Bd 4 ist vorhanden. 8. Kreil an Kupffer, 10. Januar 1859 (Wien)147 Der Brief vom 10. Januar 1859 beschließt die Sammlung der Briefe von Kreil an Kupffer, die im St. Petersburger Akademiearchiv aufbewahrt wird. Kupffer war bis zu seinem Lebensende im Jahre 1865 wissenschaftlich aktiv, und so ist es nicht auszuschließen, dass zwischen ihm und Kreil noch weitere Briefe gewechselt wurden. Dieser Brief dokumentiert eine Begegnung von Kreil und Kupffer in Konstantinopel und liefert wichtige Hintergrundinformationen zu den magnetischen Messungen, die Kreil während seiner Bereisung des südöstlichen Europas und einiger Küstenpunkte Asiens vorgenommen hatte. In diesem Zusammenhang sind besonders Kreils magnetische Messungen in Odessa und auf der Schlangeninsel zu erwähnten, also an Orten, die zum Kaiserreich Russland gehörten. Kreil erwähnt auch die Halbinsel Kertsch, die das östliche Ende der Halbinsel Krim bildet. Zu betonen ist, dass diese Bereisung kurz nach dem Ende des von 1853 bis 1856 währenden Krimkrieges stattfand, an dem sich Österreich zur Erbitterung des Kaisers Nikolaj I. nicht auf dessen Seite beteiligt hatte. Der Angriff der russischen Flotte im November 1853 auf den osmanischen Hafen auf der Insel Sinope ging als „Seeschlacht von Sinope“ in die Geschichte ein. Das von Kreil erwähnte Schloss des Grafen Michail Semënovič Voroncov in Odessa war am 10./22. April 1854 von den Alliierten mit Bomben beschossen und dabei stark beschädigt worden. Seine Ergebnisse magnetischer Messungen stellte Kreil der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien am 21. Juni 1859 vor. Sie erschienen im Jahre 1862 in den „Denkschriften“ der Akademie unter dem Titel „Magnetische und geographische Ortsbestimmung im südöstli147

St. Petersburger Filiale des Archivs der Russländischen Akademie der Wissenschaften, f. 32, op. 2, Nr. 82, l. 12r und v, 13r und v.

7. Kreils Korrespondenz, eine Annäherung

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chen Europa und einigen Küstenpunkten Asiens“ und werden von acht magnetischen Karten begleitet (Kreil 1862). Ein Paar Tage nach Ihrer freundlichen Begegnung in Constantinopel trat ich meine Rundfahrt im Schwarzen Meere an, die ich bis nach Kertsch ausdehnte, und am 26. Oktober glücklich beendete, und zwar mit besonderem Glücke, denn ein Paar Tage nachdem wir über die Barre bei Sulina148 in die friedlichen Gewässer der Donau gekommen waren, brachen die Stürme los, die wenn sie früher begonnen hätten, uns wahrscheinlich sehr übel mitgespielt haben würden. In magnetischer Beziehung fand ich in Odessa eine sehr bedeutende Anomalie, indem ich aus wiederholten Messungen, die alle den Anschein hinlänglicher Schärfe haben, eine um zwei Grade größere Declination fand, als sie nach dem Laufe der magnetischen Linien sein sollte; auch die horizontale Intensität ist sehr abweichend, weniger die Inclination. Mein Aufstellungsort (freier Platz vor dem Hause der Herren Wuceticz,149 auf der Anhöhe, westlich vom Palais Woronzoff150) schien mir von äusseren Einflüssen völlig gesichert zu sein, als ich aber durch die berechneten Beobachtungen mich von dem dasein störender Kräfte überzeugt hatte, und in Ungewisheit war, ob sie etwa in einer mir unbekannten Anhäufung von Eisenmassen in der Nähe des Beobachtungsplatzes, oder in der Beschaffenheit der Erdrinde ihren Sitz hätten, schrieb ich an H. Direktor Becker, aus dessen freundlicher Antwort ich abnehmen konnte, daß eine Störung durch angehäufte Eisenmassen sehr unwahrscheinlich ist, daß also die zweite Ursache als die wahrscheinlichere angesehen werden müsse. Die Bestätigung der Störung in Declination durch die Beobachtungen der horizontalen Intensität zeigt, daß Beobachtungsfehler nicht der Grund davon sein können. Die übrigen Stationen zeigten einen Lauf der Isodynamen der Horizontalkraft, der mit dem an westlicheren Gegenden gut übereinstim[m]t. So z. B. macht die Isodyname 2.10 (vom J. 1850), welche von Fünfkirchen151 nach Szegedin,152 und westlich nach Istrien läuft, mit den Parallelkreisen einen Winkel von 15 Graden, die auf dieser Reise durchgeführten Beobachtungen Alexinatz, Kalafat, Bukarest und Sulina geben für die Isodynamen 2.26 den Winkel 21°; wenn ich aber diese Linie aus den Beobachtungen von Odessa und auf der Schlangeninsel153 suche, so erhalte ich einen Winkel von 71° Graden zwischen ihr und den Parallelen.154 Es wäre daher höchst wünschenswerth, aus den geologischen Aufnahmen, wenn solche in der Umgegend von Odessa gemacht worden sind, die wahrscheinliche Ursache dieser Störung aufzufinden, oder wenn nicht die Beobachtungen mit mehr Musse zu wiederholen, als ich darauf verwenden konnte, und durch Ausführung derselben an mehreren nicht sehr entfernten Punkten wenigstens den Ort aufzufinden, an welchem die Störungskräfte ihren Sitz haben. Ich habe auf dieser Reise zwei solcher Stationen gefunden, an denen bedeutende Störungen im Laufe der

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Sulina ist eine Stadt am Donaudelta an der Mündung des Sulinaarms ins Schwarze Meer. Über Wuceticz liegen keine Informationen vor. 150 Graf Michail Semënovič Voroncov war Gouverneur von Neurussland, sein Schloss in Odessa war 1827 erbaut worden. 151 Pécs, deutsch Fünfkirchen, Stadt in Ungarn. 152 Szeged, deutsch Szegedin oder Segedin, Stadt in Ungarn. 153 Eine Felseninsel im Schwarzen Meer vor dem Donaudelta. 154 Vgl. die folgende Passage aus Kreils Publikation „Magnetische und geographische Ortsbestimmung im südöstlichen Europa und einigen Küstenpunkten Asiens“: „Auch diese Elemente sind von dem regelmässigen Laufe der magnetischen Curven so abweichend, dass das Vorhandensein eines Störungspunktes keinem Zweifel mehr unterliegt. Die Isodynamen der Horizontalkraft befolgen hier im Allgemeinen nahezu dieselbe Richtung wie in dem westlicheren Theil von Europa. Die Isodyname 2·10 (vom Jahre 1850) läuft von Istrien nach Fünfkirchen und Szegedin und macht mit den Parallelkreisen einen Winkel von 15 Graden. Die Beobachtungen von Alexinatz, Kalafat, Bukarest und Sulina weisen der Isodyname von 2·26 eine Richtung an, in welcher sie mit den Parallelen den Winkel von 21 Graden einschliesst. Wollte man aber aus den Beobachtungen auf der Schlangeninsel und in Odessa den Lauf dieser Curve verzeichnen, so würde sie mit dem Parallel einen Winkel von 71 Graden machen. Weniger wird die Inclination von dieser Störung getroffen; denn die von Belgrad nach Galatz streichende Isocline von 61 Graden würde südlich von Odessa vorbeigehen, für welchen letzten Ort die Beobachtungen auch wirklich eine grössere Inclination geben. Es scheint also der Störungspunkt nicht im magnetischen Meridian zu liegen, sondern in einer südwest-nordöstlichen Richtung von Odessa“ (Kreil 1862, S. 41). 149

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

magnetischen Curven eintreten, nemlich Sinope155 und Odessa, vom ersteren Orte ist, wie ich glaube, die Ursache ausser Zweifel gestellt. Das beiliegende Paket wurde mir von H. Frisiani zweitem Astronomen in Mailand mit der Bitte übersendet, es durch Ihre Güte an H. Direktor Moritz156 in Tiflis zu bestellen, welcher Weg, als der sicherste, ihm von H. Moritz selbst angegeben worden ist. Verzeihen Sie diese Belästigung, an der ich nicht Schuld bin […].

155 156

Sinop, deutsch Sinope, Hafenstadt am Schwarzen Meer im Norden Anatoliens. Zu Paul Heinrich Arnold Moritz siehe Kap. „Kurzbiogramme“.

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8. THEMEN IN DEN ZWISCHEN KREIL UND GAUSS GEWECHSELTEN BRIEFEN Die Aufbewahrungsorte der Briefe, die Kreil und Gauß gewechselt haben, sind bereits vorgestellt worden, siehe hierzu Kap. 4.2.1. In den folgenden Abschnitten 8.1 bis 8.9 sollen sowohl der Briefwechsel allgemein als auch dessen wichtige Themen und Inhalte eingehender besprochen werden. 8.1. Die Vollständigkeit des Briefwechsels Der uns bekannte Briefwechsel ist mit Sicherheit nicht vollständig. Der erste Brief von Kreil an Gauß, in der vorliegenden Edition mit dem Datum des 13. Oktober 1835 versehen, beginnt mit dem Satz: „Ich habe die Ehre E. H. beiliegend die zweite Reihe unserer Beobachtungen über die magnetische Declination zu überschicken“ (Brief 1). Darauf antwortete Gauß: „Es hat mir große Freude gemacht, aus Ihren geehrten Briefen vom 31 Julius und 13 October v. J. Ihre Theilnahme an den Magnetischen Beobachtungen zu erfahren“. Dieser hier erwähnte Brief vom 31. Juli 1835 ist offenbar nicht mehr vorhanden. Unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ sind allerdings Beobachtungsprotokolle vom 25. bis zum 28. Juli 1835 (Mailand) erhalten geblieben. Ferner kommen in den Briefen Hinweise auf einige Schreiben vor, die nicht mehr vorhanden sind. Naheliegend ist es, für etliche Beobachtungsprotokolle unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ Begleitschreiben anzunehmen, vgl. Kap. 4.2.2. Von den 25 erhaltenen Briefen Kreils an Gauß sind 19 in Mailand verfasst worden und sechs in Prag. Die Korrespondenz endet mit dem Brief vom 16. Dezember 1840 von Kreil an Gauß. Aber es gab zu diesem Zeitpunkt keinen Grund für einen Abbruch des Briefwechsels – im Gegenteil, alles spricht dafür, dass auch später noch Briefe gewechselt wurden, die aber nicht mehr erhalten sind. Wahrscheinlich gab es ferner ein Dankschreiben von Kreil an Gauß, als Kreil 1841 zum korrespondierenden Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften in Göttingen gewählt worden war. Auch die Liste der Kreiliana in der Gauß-Bibliothek legt die Existenz von Briefen nahe, die die Buchsendungen begleiteten, vgl. Kap. 4.2.2 sowie Kap. 4.8. 8.2. Allgemeine Bemerkungen zum Briefwechsel Persönliches oder Details aus dem persönlichen Umfeld werden von Kreil gar nicht und von Gauß nur äußerst spärlich erwähnt. Die allerwichtigste Rolle spielen die magnetischen Beobachtungen, über die detailliert und minutiös berichtet wird. Vor allem Kreil teilte nicht nur seine Ergebnisse mit, sondern auch alle dabei aufgetretenen Besonderheiten, Schwierigkeiten und Hindernisse. Erst der Briefwechsel macht klar, gegen welch ungünstige Bedingungen Kreil anzukämpfen hatte. Das Schlimmste war, dass er weder in Mailand noch in Prag über ein eigenes magnetisches Observatorium verfügte, d. h. ein eisenfreies Häuschen, in dem man nach Belieben und ohne Einfluss von außen hätte beobachten können. Die eisenhaltigen Teile, die in die Sternwartengebäude sowohl in Mailand als auch in Prag eingebaut worden waren, machten ihm das Leben unnötig schwer und sind in sehr vielen seiner Briefe ein Thema.157 Daher war es erforderlich, einen Teil der Beobachtungen im Freien durchzuführen, und zwar als Kontrollbeobachtungen. Das bedeutete natürlich auch, dass Kreil in viel stärkerem Maße vom Wetter abhängig war, als dies für Beobachter in Orten mit einem magnetischen Observatorium der Fall war. In Prag kam auch noch der Verkehr dazu, der die Beobachtungsstelle erschütterte. So schrieb Kreil z. B. am 16. Januar 1840 an Gauß: „Diese Änderung ist wahrscheinlich hervorgebracht durch einen schwerbeladenen Wagen, welcher durch das Gebäude fuhr und die Mauern erschütterte.“158

157

Briefe von Kreil an Gauß vom 13. Oktober 1835 (Brief 1), vom 4. September 1836 (Brief 7), vom 3. Dezember 1836 (Brief 9), vom 6. Februar 1837 (Brief 10), vom 2. Oktober 1837 (Brief 17), vom 4. Dezember 1837 (Brief 18) sowie vom 29. Januar 1838 (Brief 19). 158 Brief von Kreil an Gauß vom 16. Januar 1840 (Brief 27).

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

In Mailand hatte Kreil nicht eine solche Stelle inne, die es ihm erlaubt hätte, teure Instrumente in Göttingen zu bestellen. Sein aus Göttingen stammendes Magnetometer war ein Geschenk von Littrow. Immerhin stand ihm ihn Mailand ein sehr geschickter Mechaniker – Carl Grindel – zur Verfügung, der in der Lage war, Instrumente zu bauen bzw. nachzubauen, so z. B. das Bifilarmagnetometer (siehe Kap. 8.7). Auch finden sich in Kreils Briefen zahlreiche Berichte über Hindernisse, so wie sie das tägliche Leben eben hervorbringt. So riss beispielsweise (mindestens) zweimal der Faden am Magnetometer. Beim ersten Mal schaffte Kreil Abhilfe, indem er den neuen Faden durch eine weite Glasröhre führte und damit sicherte.159 Am 1. August 1840 ereignete es sich abermals, dass der Faden abriss. Es musste ein stärkerer Faden eingezogen werden. Aber durch den Unfall war der Spiegel verrückt worden, so dass die folgenden Beobachtungen um einen entsprechenden Wert zu korrigieren waren.160 Gelegentlich ist von Störungen unbekannter Herkunft die Rede161 oder von Beobachtern, die entweder ausgeblieben162 oder denen Versehen passiert waren oder die falsche Zahlen notiert hatten163 usw. Auch war Kreil auf die Idee gekommen, dass allein die Anwesenheit des menschlichen Körpers auf die Magnetnadel Einfluss ausüben könnte.164 Kreil sorgte für Veränderungen an den Instrumenten. So etwa brachte er an seinem Magnetometer einen leichteren Torsionskreis sowie einen kleineren Spiegel an,165 oder er nahm den Apparat auseinander, um die Störungen zu beseitigen.166 Des weiteren versuchte er, Verbesserungen durch Austauschen der Pole zu erreichen.167 8.3. Kreil und Sartorius von Waltershausen Als Wolfgang Sartorius von Waltershausen und Johann Benedict Listing im Oktober und November 1834 in Mailand Karl Kreil kennenlernten, war das ein denkwürdiges Ereignis, vor allem für Kreil. So bat er in seinen Briefen an Gauß diesen mehrfach darum, Sartorius und Listing Grüße auszurichten.168 Aus dieser Begegnung resultierte eine Freundschaft zwischen Kreil und Sartorius, die sicherlich auch dadurch gefördert wurde, dass Sartorius ein großer Freund Italiens war. Sartorius war es auch, der es schließlich erreichte, dass Kreil nach langem Warten endlich, im Oktober/November 1838, die beiden ersten Bände der „Resultate“ in Händen halten konnte. Gauß hatte Kreil zwar bereits am 20. April 1837 von der neugegründeten Publikationsreihe berichtet, aber wie man aus den Folgebriefen von Kreil ersieht, war bis zum Herbst 1838 noch kein Band nach Mailand gelangt.169 Sartorius hatte zu Anfang seiner zweiten Italienreise die ersten beiden Bände in Turin abgeschickt und Kreil dabei in einem Begleitbrief auch von Wilhelm Webers Entlassung in Göttingen unterrichtet.170 Am 19. Oktober 1839 berichtete Kreil schließlich, dass er auch den dritten Band der „Resultate“ erhalten hatte, der Gauß’ „Allgemeine Theorie des Erdmagnetismus“ enthielt. In diesem Werk fand sich ein Hinweis auf Kreils magnetische Beobachtungen in Mailand, worüber sich Kreil natürlich freute.171 In späteren Jahren war es der gemeinsamen Initiative von Kreil und Sartorius zu verdanken, dass der Nachlass von Wolfgang Bolyai nach Göttingen gelangte, siehe Kap. 3.4.12. 159

Briefe von Kreil an Gauß vom 1. März 1836 (Brief 3) und vom 4. April 1836 (Brief 4). Briefe von Kreil an Gauß vom 15. August 1840 (Brief 30) und vom 16. Dezember 1840 (Brief 31). 161 Briefe von Kreil an Gauß vom 4. April 1836 (Brief 4) und ohne Datum (Brief 8). 162 Brief von Kreil an Gauß vom 16. Januar 1840 (Brief 27). 163 Briefe von Kreil an Gauß vom 4. September 1836 (Brief 7), vom 6. Februar 1837 (Brief 10) und vom 8. April 1838 (Brief 20). 164 Brief von Kreil an Gauß vom 4. September 1836 (Brief 7). 165 Brief von Kreil an Gauß vom 4. September 1836 (Brief 7). 166 Brief von Kreil an Gauß vom 3. Dezember 1836 (Brief 9). 167 Brief von Kreil an Gauß vom 6. Februar 1837 (Brief 10). 168 Briefe von Kreil an Gauß vom 2. September 1837 (Brief 15) und vom 20. September 1837 (Brief 16). 169 Briefe von Kreil an Gauß vom 20. April 1837 (Brief 12), vom 1. August 1837 (Brief 13), vom 2. September 1837 (Brief 15) und vom 29. Juli 1838 (Brief 21). 170 Brief von Kreil an Gauß vom 14. November 1838 (Brief 24). 171 Brief von Kreil an Gauß vom 19. Oktober 1839 (Brief 26). 160

8. Themen in den zwischen Kreil und Gauss gewechselten Briefen

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8.4. Wilhelm Webers Entlassung Im Dezember 1837 wurde Wilhelm Weber entlassen, weil er einer der „Göttinger Sieben“ war, d. h., er verlor seine Stelle als Professor der Physik. Gauß war zutiefst betroffen und setzte alle Hebel in Bewegung, um die Entlassung rückgängig zu machen, aber es war ihm kein Erfolg beschieden. Weber blieb dennoch zunächst in Göttingen, um die Zusammenarbeit mit Gauß fortsetzen zu können. Gauß berichtete Kreil am 28. Oktober 1838: „Freund Weber behält trotz der unglücklichen Katastrophe seinen Aufenthalt vorerst in Göttingen.“172 Kreil antwortete darauf, daß ihm Sartorius die traurige Nachricht bereits mitgeteilt habe. Durch Webers Verbleiben in Göttingen hoffte Kreil nunmehr, dass die „Resultate“ auch weiterhin erscheinen würden, und er bemerkte: „auch habe ich mit Freude erfahren, daß H[err] Professor Weber, dem ich meine innigste Verehrung zu bezeugen bitte, alle anderen Zwistigkeiten bei Seite setzt, um seine Forschungen über viel höhere und dauerndere Wahrheiten und Gesetze fortzusetzen als die sind über welche man sich gewöhnlich in der Politik herumzankt.“173 8.5. Nordlichter Nordlichter waren vor allem ein Thema, das in Göttingen Interesse fand. Gauß erwähnte gegenüber Kreil eine Nordlichterscheinung vom 18. Februar 1837174 und hoffte, dass auch Kreil Beobachtungen angestellt habe. Das war jedoch nicht der Fall. Kreil machte nun aber den Vorschlag, im hohen Norden für fortdauernde Beobachtungen zu sorgen: „es wäre nur zu wünschen, daß sich im hohen Norden Beobachter fänden, welche das Eintreten der Nordlichter und die sie begleitenden Umstände regelmässig beobachteten und mittheilten.“ Kreil hoffte auf Gauß’ Unterstützung: „bei der Macht Ihrer Stimme wäre es vielleicht zu hoffen“, dass „sich in Rußland oder Schweden mancher dazu herbeiließe.“175 Kreil schrieb von Nordlichterscheinungen in Mailand im November 1837.176 Auch in den „Resultaten“ wurden für den November 1837 Nordlichter erwähnt, die an mehreren Orten in den magnetischen Beobachtungsdaten ihren Niederschlag fanden (Gauß 1838b, S. 133f). Auch berichtete Gauß in seinem Brief vom 23. Januar 1840 an Kreil, daß in Göttingen am 3. September 1839 sowie am 4. Januar 1840 Nordlichter, d. h. ihre magnetischen Folgen, hatten beobachtet werden können.177 Im letzten Band der „Resultate“ veröffentlichte Weber schließlich eine Zusammenstellung sowie eine Präsentation und Auswertung der magnetischen Daten der in Göttingen beobachteten Nordlichter vom 18. Februar 1837, vom 4. Januar 1840, vom 21. September 1840 sowie vom 21. Dezember 1840 (Weber 1843b, S. 122–133). Für alle diese Erscheinungen wurden die entsprechenden graphischen Darstellungen, d. h. Kurven, auf der den Band begleitenden Tafel IX wiedergegeben.178 Darüber hinaus erwähnte Weber in seinen Ausführungen eine von Gauß am 25. September 1841 beobachtete Nordlichterscheinung, während derer die Inklinationsänderungen festgehalten worden waren. 8.6. Erdbeben In der Nacht vom 23. zum 24. Januar 1837 fand in Birgisch in der Schweiz ein Erdbeben statt,179 das man auch in Mailand verspüren konnte.180 Kreil berichtete am 6. Februar 1837 Gauß 172

Brief von Gauß an Kreil vom 28. Oktober 1838 (Brief 23). Brief von Kreil an Gauß vom 14. November 1838 (Brief 24). 174 Brief von Gauß an Kreil vom 20. April 1837 (Brief 12). 175 Brief von Kreil an Gauß vom 1. August 1837 (Brief 13). 176 Brief von Kreil an Gauß vom 4. Dezember 1837 (Brief 18). 177 Brief von Gauß an Kreil vom 23. Januar 1840 (Brief 28). 178 Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1841, Leipzig 1843, Tafel IX, Figuren 7, 15, 16 und 17. 179 Gisler/Fäh 2011, S. 107f. 180 Das Erdbeben machte sich in weiten Teilen der Schweiz, in Baden, in Württemberg und auch in Odessa und Umgebung bemerkbar. 173

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

über die Auswirkungen, die dieses Ereignis auf die Beobachtungsdaten, genauer gesagt, auf die Deklination und die Schwingungsdauer ausgeübt hatte.181 Aber Gauß war in Sachen Erdbeben nicht der richtige Ansprechpartner. Im Gegensatz zu Gauß bezeugte Alexander von Humboldt großes Interesse am Thema Erdbeben. Ihm hatte Kreil mehrfach die Änderungen geschildert, die Erdbeben auf die erdmagnetischen Daten ausübten. So hatte das Erdbeben vom 20. Juli 1836, das bei Possagno in Italien bedeutende Schäden anrichtete und auch in Mailand Auswirkungen zeigte, Störungen in der Deklination, aber keine Änderungen in den Schwingungsdauern hervorgerufen (Kreil 1837a, S. 527f). Am 23. Januar 1838 kam es zu einem weiteren starken Erdbeben, das in Bukarest, Jassy, Odessa und in anderen Gegenden große Schäden anrichtete. Kreil hatte in Mailand an diesem Tag zunächst lediglich große Unregelmäßigkeiten bei seinen erdmagnetischen Messungen wahrgenommen, bevor er aus den Zeitungen von deren Ursache, nämlich dem Erdbeben, erfuhr. Er vermutete, dass vielleicht schwache Erdbeben die Ursache mancher Störungen bei den erdmagnetischen Beobachtungen sein könnten, und äußerte die Meinung, dass die stärksten Schwingungen fast immer von starken Erdbeben begleitet seien (Kreil 1839a, S. 457). Für Kreil waren Erdbeben ein wichtiges Thema. Hier sei erwähnt, dass er 1855 einen neuen Erdbebenmesser vorstellte (Kreil 1855b). 8.7. Der Dämpfer und das Bifilarmagnetometer Gauß informierte Kreil bereits in seinem Brief vom 20. April 1837 darüber, dass in Göttingen an einem Zusatz und an einem ganz neuen Apparat gearbeitet werde, der zur unmittelbaren Beobachtung der Intensität dienen sollte. Er meinte damit den von ihm selbst entwickelten Dämpfer sowie sein neuartiges Bifilarmagnetometer.182 Kreil war der erste von Gauß’ Briefpartnern, der über diese Entwicklung informiert wurde. Kurze Zeit später, am 2. Mai 1837, berichtete Gauß auch gegenüber seinem Freund Christian Ludwig Gerling von diesem „Hülfsapparat“ und dem „Apparat zur unmittelbaren Beobachtung der Intensitätsveränderungen“ (Briefwechsel Gauß-Gerling, S. 511). Das Bifilarmagnetometer war auch dasjenige Thema, über das Gauß anlässlich der Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen der Universität Göttingen im September 1837 vortrug. Eine erste Veröffentlichung darüber erschien bereits Ende Oktober 1837 in den „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“, wobei Gauß ganz zum Schluss auch eine Vorrichtung erwähnte, „die zum Zwecke hat, jede unzeitige, bey einem bestimmten Geschäft störende, Schwingungsbewegung einer Magnetnadel in kurzer Zeit von selbst zur Ruhe zu bringen, und die deshalb ein Dämpfer genannt ist. Diese Vorrichtung kann eben so gut bey dem neuen Apparate wie bey dem Magnetometer gebraucht werden, und ist so wohl bey der erwähnten Art des Telegraphierens, wie bey vielen anderen magnetischen Messungsgeschäften von wesentlichem Nutzen“ (Gauß 1837b, S. 1728). Es war dies hier das erste Mal, dass Gauß das Fachwort „Dämpfer“ gebrauchte. Gauß informierte danach zahlreiche Briefpartner über gedämpfte Schwingungen und über die Nützlichkeit eines Dämpfers (Schaefer 1924–1929, S. 131–133). Alsbald folgte in den „Resultaten“ eine Veröffentlichung über das Bifilarmagnetometer (Gauß 1838a). Des weiteren erschien Gauß’ Beitrag in der Festschrift der Universität zum einhundertjährigen Jubiläum (Gauß 1838c). Kreil wusste über Gauß’ Bifilarmagnetometer Bescheid, denn in seinem Brief vom 2. Oktober 1837 erwähnte er „den von Ihnen neu verfertigten Apparat zur Bestim[m]ung der Intensität“.183 Über Details zu Gauß’ Entwicklung des Bifilarmagnetometers siehe Schaefer 1924–1929, S. 54–62.

181

Brief von Kreil an Gauß vom 6. Februar 1837 (Brief 10). Brief von Gauß an Kreil vom 20. April 1837 (Brief 12). 183 Brief von Kreil an Gauß vom 2. Oktober 1837 (Brief 17). 182

8. Themen in den zwischen Kreil und Gauss gewechselten Briefen

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Am 28. Oktober 1838 informierte Gauß Kreil darüber, dass sich Apparate, die seinem Göttinger Bifilarmagnetometer ähnelten, auch in München, Leipzig und Berlin befänden.184 Zu diesem Zeitpunkt wusste Kreil bereits, dass sich sein Aufenthalt in Mailand dem Ende zuneigte und dass er demnächst nach Prag übersiedeln würde. Kurze Zeit später teilte er Gauß mit, dass bereits zwei Bifilarmagnetometer in Arbeit seien, eines für Mailand und eines für Prag.185 Kreils nächster Brief mit dem Datum vom 4. Juli 1839 wurde bereits in Prag geschrieben. Hier beschrieb Kreil im Detail, wie er sein neues, in Mailand angefertigtes Bifilarmagnetometer in Prag aufzustellen gedachte.186 In Göttingen war es dem Instrumentenhersteller Moritz Meyerstein vorbehalten, auswärtige Besteller mit Bifilarmagnetometern zu versorgen (Hentschel 2005, S. 181f). So standen alsbald an vielen Orten Bifilarmagnetometer, die unter der Ägide Meyersteins hergestellt worden waren, nicht nur in München, Leipzig und Berlin, sondern auch in Philadelphia, Helsingfors, Breda und Kremsmünster (Reich/Roussanova 2015, S. 192). Ferner seien noch folgende zwei Städte als Beispiele genannt: – seit Dezember 1839 befand sich ein Bifilarmagnetometer in St. Petersburg, das Adolph Theodor Kupffer bestellt hatte (Reich/Roussanova 2011a, S. 396); – seit Ende 1841/Anfang 1842 verfügte man in Christiania (Oslo) über ein Bifilarmagnetometer, das Christopher Hansteen angefordert hatte (Hansteen 1843, S. 69). 8.8. Meteorologische Beobachtungen Wie bereits berichtet, war für Kreil, der viele Beobachtungen im Freien durchführte, das Wetter von viel größerer Bedeutung als für Gauß, der seine Beobachtungen in einem Gebäude, im magnetischen Observatorium anstellte. Kreils ständige Erwähnung der Temperatur, sei es in seinen Räumlichkeiten oder im Freien, ist als normal zu bewerten, das war damals so üblich. Sehr starke Unterschiede in den Temperaturen mussten durch Korrekturfaktoren ausgeglichen werden. Dass Kreil in Prag starkes Interesse für die Meteorologie zeigte, macht sein Brief vom 19. Oktober 1839 an Gauß deutlich.187 Hier übermittelte Kreil seinem Göttinger Korrespondenzpartner nicht nur magnetische Beobachtungsdaten, sondern auch meteorologische Daten, d. h. Windrichtung, Wolkenbildung (Cirrus und Cirro-Stratus), Heiterkeit usw. Etwas Vergleichbares, d. h. meteorologische Beobachtungen von Gauß, ist nicht bekannt. Tatsächlich aber gab es zahlreiche Observatorien, in denen man sowohl magnetische als auch meteorologische Beobachtungen durchführte, so bereits Ende des 18. Jahrhundert in Mannheim (Reich/Roussanova 2011b). Der in Russland wirkende Erdmagnetiker Adolph Theodor Kupffer war, ähnlich wie Kreil, gleichzeitig auch ein bedeutender Meteorologe (Rykačev 1900, S. 10–12, Anhang).

184

Brief von Gauß an Kreil vom 28. Oktober 1838 (Brief 23). Brief von Kreil an Gauß vom 14. November 1838 (Brief 24). 186 Brief von Kreil an Gauß vom 4. Juli 1839 (Brief 25). 187 Brief von Kreil an Gauß vom 19. Oktober 1839 (Brief 26). 185

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8.9. Kreils Briefe an Humboldt vom 3. September 1836 bzw. an Gauß vom 4. September 1836 Es handelt sich hierbei um zwei Briefe, die Kreil mit nur einem Tag Abstand verfasst hat. Den Anfang machte sein Brief an Alexander von Humboldt vom 3. September 1836. Das Original des Briefes befindet sich im Privatbesitz von Ulrich von Heinz, dem Eigentümer von Schloss Tegel, dem alten Stammschloss der Humboldts. Der Brief ist Teil der russischen Tagebücher von Alexander von Humboldt, und zwar des Bandes „Observations magnétiques“, dort Bl. 121, 122, 120, die Blätter in dieser Reihenfolge. Das Forschungsprojekt „Alexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegung“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verfügt über eine Kopie des Originalbriefes sowie über eine Transkription. Der Brief ist bislang noch nicht vollständig publiziert worden.188 Die bereits vorher ausgeführten und die folgenden Zitate wurden anhand der Kopie des Originalbriefes transkribiert. Diese neuen Transkriptionen stimmen jedoch nicht immer genau mit der alten Transkription überein, die das Forschungsprojekt besitzt. Der Brief beginnt auf Bl. 121r ohne Anrede189 mit „Beobachtungen über die Declination der Magnetnadel zu Mailand vom 9.−17. August 1836“. Die Beobachtungsdaten sind in Form einer großen Tabelle festgehalten, die von mehreren am unteren und am rechten seitlichen Rand niedergeschriebenen Bemerkungen umrahmt wird. Am seitlichen Rand finden sich die Temperaturangaben im Beobachtungssaal sowie der Hinweis: „Die Beobachtungen sind auf die Art gemacht wie sie an den von Gauß festgesetzten Beobachtungstagen nach der von ihm angegebenen Methode angestellt wurden.“ Gauß hatte mit den Mitgliedern des Göttinger magnetischen Vereins folgende Beobachtungstermine vereinbart: 30. Januar/Februar 1836, März 1836, Mai 1836, 30. Juli/August 1836, 17. August 1836, 24. September 1836, 26. November 1836, siehe Kap. 4.2.3 sowie Reich 2012, S. 243. Das bedeutet, dass die von Kreil mitgeteilten Daten außerhalb der von Gauß festgesetzten Termine lagen, der 17. August ausgenommen. Am unteren Rand werden Details über die Deklinationsbeobachtungen und als Anmerkung zum 15. August die Beschreibung eines Gewitters in Form von 10 Punkten festgehalten. Auf Bl. 121v folgen die „Meteorologischen Beobachtungen vom 9.−18. August“. Die am Barometer, am Thermometer und am Hygrometer abgelesenen Daten werden hier in Form einer Tabelle wiedergegeben. Nach einigen Erläuterungen folgt der Hinweis: „E. H. werden aus den astron. Nachr. ersehen haben190 daß ich das Glück hatte bei der Durchreise der HH. Sartorius u[nd] Listing, die sich hier einige Wochen aufhielten, das Magnetometer des Herrn Hofr. Gauß kennen zu lernen, und an den damit angestellten Beobachtungen Theil nehmen zu können. Nach dem Modelle des Apparates dieser Herren wurden auch zwei für unsere Sternwarte von dem Mechaniker derselben aber in grösserem Maaßstabe, angefertigt, so daß eine Nadel nahe 1600 Gr. wiegt und in diesem Verhältnisse alle übrigen Theile eingerichtet sind. Mit diesen Apparaten, die im verflossenen Herbste fertig wurden habe ich mit Anfang dieses Jahres eine Reihe regelmässiger Beobachtungen über magnetische Intensität und Declination begonnen.“ Es folgen Details, was die Beobachtungszeiten anbelangt, und ein Hinweis darauf, dass Kreils Mailänder Kollege Pietro Della Vedova einige der Beobachtungen übernommen hatte. Nunmehr erläutert Kreil, wie im Einzelnen mit den Schwingungsdauern verfahren worden war und welche Reduktionen man zugrunde gelegt hatte: „Auf diese Weise wurden Tag für Tag die Schwingungsdauern zu verschiedenen Stunden bestim[m]t, und gaben als am Ende eines jeden Monathes die Mittel genommen wurden, folgende Resultate“ (Bl. 122r und v), die wiederum in Form einer Tabelle wiedergegeben werden. Zur Kontrolle hatte Kreil noch Beobachtungen im Freien durchgeführt und eine sehr große Abweichung gefunden, die ihn veranlasst hatte, seinen Apparat in einem anderen Saal unterzubringen, der aber auch nicht frei von Eisen 188

Vgl. Reich/Roussanova 2016. Auch mehrere Briefe Kreils an Carl Friedrich Gauß beginnen ohne Anrede. 190 Siehe „Beobachtungen der Variationen der Magnetnadel in Copenhagen und Mailand am 5. und 6. November 1834“ von Gauß (Gauß 1835a). Erst im Jahre 1837 veröffentlichte Kreil seine eigene Darstellung der Ereignisse im Herbst 1834 in Mailand (Kreil 1837c). 189

8. Themen in den zwischen Kreil und Gauss gewechselten Briefen

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war. Im Folgenden beschäftigt sich Kreil mit den verschiedenen Abweichungen, die in den zwei Sälen gemessen worden waren, und zwar mit zwei verschiedenen Apparaten. Er gelangt dabei zu dem Schluss: „Die Änderungen in den Schwingungsdauern sind wohl gröstentheils Folge der Temperaturänderung, vielleicht auch der Einwirkung des Sonnenlichtes und des allmählig abnehmenden Magnetismus der Nadel“ (Bl. 120r). Wiederum hält Kreil seine Beobachtungsdaten in Form von mehreren Tabellen fest. Danach kommt er nochmals auf seine Deklinationsbeobachtungen zurück und bringt diese in Verbindung mit den von ihm gemessenen Schwingungsdauern. Der Vergleich in Form einer Tabelle legt ihm folgenden Schluss nahe: „Ich weiß durchaus keine Ursache dieser grösseren Schwingungsdauern anzugeben, da die Temperatur des Beobachtungssaales nicht höher stieg als sie das ganze Monat hindurch stand; und kam auf die Vermuthung, daß die fortwährende Anwesenheit des menschlichen Körpers auf den Apparat einwirken könne. Ich hatte noch nicht Zeit darüber länger forgesetzte Untersuchungen anzustellen, und eine zweistündige Beobachtung der Schwingungen, während eine Person möglichst nahe am Apparate stand, führten zu keinem Resultat“ (Bl. 120v). Kreil hatte auf eine Wiederholung des Versuches verzichtet und auf einen von Meyerstein in Göttingen angefertigten Apparat gewartet, der erst „gestern“, d. h. am 2. September, angekommen war.191 Dieser Apparat sollte im Garten aufgestellt und mit ihm sollte in Zukunft experimentiert werden. Kreil verabschiedet sich „Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre mich zu unterfertigen Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.“ Nur einen Tag später, am 4. September 1836, richtete Kreil einen Brief an Carl Friedrich Gauß.192 Ein Vergleich der beiden Briefe ergibt, dass sie in den Inhalten weitgehend, wenngleich nicht vollständig übereinstimmen. Der Brief an Gauß beginnt mit der „Aenderung der magnetischen Declination zu Mailand vom 10. bis 18. August 1836“, die Beobachtungstage sind also um einen Tag verschoben. Die Schilderung eines Gewitters stimmt teilweise wortwörtlich mit der in dem Brief an Humboldt überein. Der Abschnitt „Meteorologische Beobachtungen vom 9.−18. August“ gleicht dem entsprechenden Abschnitt in dem Brief an Humboldt. Nur das Kapitel über die Schwingungsdauern wird in dem Brief an Gauß wesentlich kürzer abgehandelt. Zwar fehlen die Äußerungen über den möglichen Einfluss des Sonnenlichtes, aber die Vermutungen über den Einfluss, den die Anwesenheit menschlicher Körper auf die gemessenen magnetischen Werte ausüben könnte, sind dieselben. Auch der Brief an Gauß schließt mit einem Hinweis auf den von Meyerstein in Göttingen angefertigten Apparat, der „gestern“, genau genommen also am 3. September, angekommen war und der im Garten aufgestellt werden sollte. Im Grunde genommen, ist der Brief von Kreil an Gauß, was seinen Inhalt anbelangt, eine etwas gekürzte Version des Briefes, den Kreil einen Tag vorher an Alexander von Humboldt gerichtet hatte.

191 192

Siehe hierzu Kap. 3.3.3. Brief von Kreil an Gauß vom 4. September 1836 (Brief 7).

142

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Abb. 49. Carl Friedrich Gauß im Jahre 1840. Ölgemälde von Christian Albrecht Jensen. Aufbewahrungsort: Museum des Astronomischen Hauptobservatoriums der Russländischen Akademie der Wissenschaften in Pulkowo. Photographie von Elena Roussanova.

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9. DER BRIEFWECHSEL ZWISCHEN KARL KREIL UND CARL FRIEDRICH GAUSS Die überlieferte Korrespondenz besteht aus 31 Briefen, die zwischen 1835 und 1840 gewechselt wurden: 25 Briefe von Kreil an Gauß und sechs Briefe von Gauß an Kreil. Darüber hinaus zählen auch die Beobachtungsprotokolle, die keinen sonstigen Text bzw. keine Nachricht enthalten, zu dem Schriftverkehr, d. h. zu den Schriftstücken, die zwischen Kreil und Gauß gewechselt wurden. Es sind ferner mehrere Beobachtungsprotokolle ohne Begleitbriefe vorhanden. Die Begleitbriefe sind wahrscheinlich nicht mehr erhalten. Man kann heute auch nicht mehr ermitteln, ob die an die Weidmannsche Buchhandlung in Leipzig adressierten Beobachtungsprotokolle für Gauß, für Weber oder für sie beide bestimmt waren. Die in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (weiter SUB Göttingen) unter der Signatur „Cod. Ms. Magn. Verein“ aufbewahrten Beobachtungsprotokolle ohne Begleitbriefe wurden in die Edition nicht aufgenommen. Eine Liste dieser Protokolle wird in Kap. 4.2.2 vorgestellt. Zu dem Briefwechsel zwischen Kreil und Gauß im Allgemeinen siehe Kap. 4.2.1, zu den Inhalten des Briefwechsels siehe Kap. 8. Die Editionskriterien werden in dem Kapitel „Vorbemerkungen“ vorgestellt. Angaben zu den Personen finden sich im Kapitel „Kurzbiogramme“. Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Brief von Kreil an Gauß Gauß an Kreil Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Gauß an Kreil Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Gauß an Kreil Kreil an Gauß Gauß an Kreil Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Gauß an Kreil Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß Gauß an Kreil Kreil an Gauß Kreil an Gauß Kreil an Gauß

Verzeichnis der Briefe Datum 13. Oktober 1835 o. D., vor dem 1. März 1836 1. März 1836 4. April 1836 3. Juni 1836 15. Juli 1836 4. September 1836 o. D., ab Ende September bis zum 3. Dezember 1836 3. Dezember 1836 6. Februar 1837 6. April 1837 20. April 1837 1. August 1837 15. August 1837 2. September 1837 20. September 1837 2. Oktober 1837 4. Dezember 1837 29. Januar 1838 8. April 1838 29. Juli 1838 1. Oktober 1838 28. Oktober 1838 14. November 1838 4. Juli 1839 19. Oktober 1839 16. Januar 1840 23. Januar 1840 13. März 1840 15. August 1840 16. Dezember 1840

Ort Mailand Göttingen Mailand Mailand Mailand Göttingen Mailand Mailand Mailand Mailand Mailand Göttingen Mailand Göttingen Mailand Mailand Mailand Mailand Mailand Mailand Mailand Mailand Göttingen Mailand Prag Prag Prag Göttingen Prag Prag Prag

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 50. Schriftprobe: Erste Seite des Briefes von Carl Friedrich Gauß an Karl Kreil vom 15. Juli 1836 (Brief 6). Aufbewahrungsort: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 2 Cod. Ms. philos. 182 : C. F. Gauß, 15.7.1836, mit freundlicher Genehmigung.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 1. Kreil an Gauß, 13. Oktober 1835 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1835, September/Beilage (4 S.) [Der Brief beginnt mit einem Beobachtungsprotokoll. Tabellenüberschrift:] Beobachtungen über die Variation der magnetischen Declinazion zu Mailand am 26, 29, 30, Septb. 1835 Werth eines Theiles der Scale = 25".1660. Beobachter: Capelli, Kreil, Stambucchi. [Spaltenüberschriften: Göttinger mittl. Zeit / Scale // Zeit / Scale // Zeit / Scale // Zeit / Scale]

[Text am rechten Rand unten] Gewittersturm der die Nadel sehr beunruhigte

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[Tabellenüberschrift:] 26. Septb. 1835 [Spaltenüberschriften: Zeit / Scale // Zeit / Scale / u.s.w.]

[Text am Ende der Spalten 1 bis 2/3] Dieses Zeichen bedeutet dass die Nadel mittelst einer zweiten beruhigt wurde [Text am Ende der Spalten 3 bis 4] *) Unregelmäss. Schwingungen [Text am Ende der Spalten 9 bis 10] *) Die Nadel ist unruhig ohne erkennbare Ursache

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Tabellenüberschrift:] 26 Septb. 1835 Termom. Réaum. + 17.0 [Spaltenüberschriften: Zeit / Scale // Zeit / Scale // u.s.w.]

[Tabellenüberschrift:] 29 Septb. 1835

Beob. Kreil

Term. Réaum. + 15.7

[Spaltenüberschriften: Zeit / Scale // Zeit / Scale // u.s.w.]

[Tabellenüberschrift:] 30 Septb. 1835

Beob. Kreil

Term. Réaum. + 15.7

[Spaltenüberschriften: Zeit / Scale // Zeit / Scale // u.s.w.]

[Text am Ende der Spalten 11 bis 12] *) Starker Wind. Als die Beobachtungen des 26. Septb. beinahe zu Ende waren entdeckte ich, daß man die übrigen Nadeln an einen Ort gelegt hatte, wo sie durch ihre Nähe die schwingende Nadel stören konnten. Sie wurden daher nach vollendeter Beobachtungsreihe an einen entfernten Ort gebracht, und hierauf die drei mit (*) bezeichneten Beobachtungen angestellt, woraus man ihren Einfluß einiger maßen wird schätzen können. Die Beobachtungen des 29. und 30 Septb. sind frei von dieser Störung. Euer Hochwohlgeboren. Ich habe die Ehre E. H. beiliegend die zweite Reihe unserer Beobachtungen über die magnetische Declination zu überschicken.193 193

Die erste Reihe von Beobachtungen könnten die Beobachtungen, die vom 25. bis zum 28. Juli 1835 (Mailand) durchgeführt wurden, gewesen sein, siehe „Mailand 25/26 Juli 1835. Variazionen der Declination der Magnetnadel“ in: Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1835, Mappe Juli (vgl. Kap. 4.2.2). Möglich ist aber auch, dass die erste Reihe von Beobachtungen nicht mehr erhalten ist.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Leider kann ich Ihnen über die absoluten Bestim[m]ungen der Declination und Intensität eben so wenig mittheilen als bei der ersten Lieferung, da bis jetzt weder unser magnetisches Observatorium noch der zweite Apparat im brauchbaren Zustande ist. Zu ersterem hat man zwei Zimmer im Locale der Sternwarte bestimmt, aus deren Nähe man alle grösseren Eisenmassen so viel als möglich entfernt hat. Freilich gewährt ein solcher Ort in einem grösseren Gebäude, wo fast in allen Mauern eiserne Klam[m]ern versteckt sind, wenig Sicherheit, es ist aber auch nur als provisorisch anzusehen, indem man damit umgeht, den beim Hause befindlichen botanischen Garten durch Ankauf eines anderen darangelegenen zu vergrössern, bei welcher Gelegenheit man hoffentlich auch auf diesen Zweig der Wissenschaften Bedacht nehmen, und ein eigenes Observatorium einrichten wird. Mit ausgezeichneter Verehrung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Kreil Mailand den 13. October 1835

Brief 2. Gauß an Kreil, o. D. [vor dem 1. März 1836] (Göttingen) Aufbewahrungsort: Universität Wien, Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik, Bibliotheks- und Archivwesen, Nachlass Kreil (3 S. mit Couvert) Wohlgeborner Hochzuehrender Herr Es hat mir große Freude gemacht, aus Ihren geehrten Briefen vom 31 Julius194 und 13 October v. J.195 Ihre Theilnahme an den Magnetischen Beobachtungen zu erfahren, und indem ich Ihnen für Ihre gütigen Mittheilungen den verbindlichsten Dank abstatte, bitte ich zugleich dessen durch allerlei Zufälligkeiten verschuldete Verspätung gütigst zu verzeihen. Von dem Juliustermin waren noch Beobb. von Leipzig, Marburg und Freiberg; von dem September Termin dergleichen von Leipzig und Petersburger Beobachtungen da.196 Es zeigte sich im Allgemeinen unter allen viel Harmonie, inzwischen waren doch zur Aufwendung der Kosten der Lithographie nicht Grund genug vorhanden, zumahl da 1) mehrere jener Beobb. aus Gründen, die ich nachher noch berühren werde, nicht genau genug waren 2) im Septembertermin überhaupt nur sehr kleine Anomalien vorgekommen werden [sic] und 3) vom baldigen spätern Termin eine viel fruchtbarere Erndte sich erwarten ließ. In gewissem Grad realisirte sich diese Hoffnung schon im Novembertermin, wo Beobb. aus Göttingen, Haag, Leipzig, Marburg, München u[nd] Palermo da sind.197 Es sind zwar keine sehr große Bewegungen vorgekommen, dagegen aber in allen kleinen Bewegung[en] eine so herrliche Harmonie (bloß Palermo für einen Theil der Zeit ausgenommen, wo die Beobachter mit 194

Dieser hier genannte Brief ist nicht mehr vorhanden. Möglicherweise handelt es sich um einen Begleitbrief zu den Beobachtungsprotokollen vom 25. bis zum 28. Juli 1835 (Mailand) „Mailand 25/26 Juli 1835. Variazionen der Declination der Magnetnadel“ in: Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1835, Mappe Juli, vgl. Kap. 4.2.2. 195 Brief von Kreil an Gauß vom 13. Oktober 1835 (Brief 1). 196 In den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“ wurden folgende Ergebnisse vorgestellt: Tafel VI – „Haupttermin vom 30 Julius 1836[.] Beobachtungen vom Haag, Göttingen, Berlin, Breslau, Leipzig, Marburg, München, Mailand, Messina“ sowie Tafel VIII – „Haupttermin vom 24 September 1836[.] Beobachtungen vom Haag, von Göttingen, Berlin, Breslau, Leipzig, Marburg, München, Mailand“. Gauß berücksichtigte in den „Resultaten“ keine Beobachtungen aus St. Petersburg, er erwähnte jedoch, dass einige Beobachtungen zu spät eingegangen seien, um noch ausgewertet werden zu können (Gauß 1837e, S. 91f). 197 Auf Tafel IX „Haupttermin vom 26 November 1836“ wurden die Beobachtungen aus Upsala, Breda, Göttingen, Breslau, Freiberg, Leipzig, Marburg, München und Mailand lithographiert, siehe „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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sehr großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten), daß ich mich bewogen fand, sie zur Lithographirung vorzubereiten. Auch hatte der Lithograph das Netz bereits vollendet, als der neue Januartermin dazu kam, der so große und ausgezeichnete Bewegung darbot, wie noch kein früher.198 Correspondirende Beobb. sind auch bereits aus Haag, Marburg u[nd] München eingegangen; die Leipziger werden täglich erwartet. Vermuthlich werden auch Beobb. aus Sicilien, Dänemark u[nd] vielleicht Schweden (Upsala) eintreffen. Ich bin nun für den Augenblick noch unschlüssig, ob ich nicht von Lithographirung des Novembertermins abstrahire, und das fertige Netz für den Januartermin verwende, falls es dazu zureichend sein wird. Sollten Sie diesen Termin auch beobachtet haben, so würde mir baldige Mittheilung nur willkommen sein.199 Was übrigens die Mailänder Einrichtung betrifft, so glaube ich, daß eine Hauptverbesserung die sein würde, eine kräftiger magnetisirte Nadel anzuwenden. Der Unterschied zwischen schwach und stark magnetisirten Nadeln ist, besonders in Localen, die keinen vollständigen Schutz gegen äußere Störungen haben, groß, viel größer als man vielleicht anfangs hätte meinen mögen. Es hat sich das bisher bei allen Beobachtern gezeigt, die ihre Magnetstäbe nicht von Göttingen bezogen haben. So waren z. B. die Marburger Beobachtungen, wobei ein von Breithaupt200 in Cassel gelieferter schwach magnetisirter Stab angewandt war, in dem ersten Termin ganz unbefriedigend; seitdem H[err] Gerling201 aber neue Stäbe von hier erhalten hat, sind die dortigen Beobachtungen vortrefflich. In Breslau hat H[er]r Boguslawsky202 in mehreren Terminen mit einem sehr schwach magnetisirten Stabe beobachtet, und die Beobachtungen sind in der That ganz unbrauchbar; vor einigen Wochen sind ihm von hier aus stärkere Stäbe geschickt, und ich erwarte nun, daß auch seine nächsten Beobachtungen gut ausfallen werden.203 H[er]r Meierstein204 (ein geschickter Arbeiter aus Ertels205 Schule), der bereits Apparate nach Freiberg, Halle, München, Wien,206 Haag, Bonn und Upsala geliefert hat, arbeitet jetzt solche für Greenwich und Dublin. Für Krakau ist[,] wie ich dieser Tage hörte, einer bei Breithaupt in Cassel bestellt, welcher zwar ein geschickter Arbeiter ist, aber ohne die Mittel einpfündige Stäbe kräftig zu magnetisiren. Ich habe daher ihm (dem Breithaupt) als er mich wegen späterer Zusätze zu dem Apparat befragen ließ, den Rath gegeben, lieber die Stäbe von hier zu mitnehmen u[nd] H[errn] Meierstein zu bitten sie hier erst zu magnetisiren. Wir haben hier nemlich eine große Anzahl 25 pfündiger, auch mehrere 45 pfündige Stäbe kräftig magnetisirt, und verstatten Hrn. Meierstein gern, solche als Streichstäbe zu benützen. Bei der großen Entfernung Mailands von Göttingen weiß ich zwar nicht, ob ich zur Beziehung von Stäben von hier rathen soll, da solche durch den Transport sehr vertheuert werden würden. Allein Sie können es bald näher haben, denn nach München sind bereits zwei 25 pfündige Stäbe von hier abgegangen und eben jetzt ist H[err] Meierstein nach Uslar gereist, um eine größere Zahl anderer dorthin bestimmter 25 u[nd] 4 pfündige Stäbe zu härten. Sie werden also in Zukunft auch von München, wenn Sie H[errn] von Steinheil207 darum ersuchen wollen, gut 198

Siehe „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1837“: Tafel V „Haupttermin vom 28 Januar 1837“. Teilnehmer waren Upsala, Copenhagen, Altona, Breda, Göttingen, Berlin, Breslau, Freiberg, Leipzig, Marburg, Augsburg, München und Mailand. 199 Wie Tafel IX der „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“ zeigt, hatte Kreil für den Novembertermin Beobachtungsdaten geliefert. Diese Daten sind aber im Cod. Ms. Magn. Verein nicht vorhanden. 200 Die Werkstatt Breithaupt in Kassel wurde 1762 von Johann Christian Breithaupt gegründet. Nach dessen Tod 1799 wurde die Firma von seinem Sohn Friedrich Wilhelm Breithaupt weitergeführt. Die Firma stellte hochwertige Präzisionsmeßinstrumente her. 201 Christian Ludwig Gerling war ein Schüler von Gauß und gehörte zu dessen engem Freundeskreis. Ab 1817 wirkte er als Professor für Mathematik, Astronomie und Physik an der Universität Marburg. 202 Der Astronom Palon Heinrich Ludwig Pruß von Boguslawski wirkte seit 1831 an der Sternwarte in Breslau, ab 1841 als deren Direktor. 1836 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Breslau. 203 In den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“ berichtete Gauß über besondere Vorfälle, die sich in Marburg und in Breslau ereignet hatten (Gauß 1837e, S. 95–97). 204 Moritz Meierstein bzw. Meyerstein, Instrumentenhersteller in Göttingen, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 205 Traugott Leberecht Ertel, Instrumentenhersteller in München, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 206 Joseph Johann Littrow hatte ein Magnetometer aus Göttingen erhalten, das er dann Kreil bzw. der Sternwarte Brera in Mailand überließ, siehe Kap. 3.3.3. 207 Karl August Steinheil wirkte ab 1835 in München als Konservator der mathematisch-physikalischen Sammlungen des Staates und als Professor der Mathematik und Physik an der dortigen Universität.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

magnetisirte Stäbe erhalten können. In Beziehung auf künftige Theilnahmen erlaube ich mir noch die Bemerkung daß in den Hauptterminen nur von 5 zu 5 Minuten beobachtet wird, in den Hauptterminen208 von 3 zu 3 Min. Auch weiß ich nicht genau, ob H[er]r Sartorius & Listing209 Ihnen bei ihrer Anwesenheit in Mailand diejenige Beobachtungsweise gezeigt haben, die wir seit Frühjahr 1834 allgemein befolgen, anstatt einer in den vorhergehenden Monaten angewandten, die H[err] Sartorius allein hier gesehen hat. Die unsere besteht darin (mutatis mutandis) daß wenn für die Zeit T die Stellung verlangt wird man für

[Text:] aufzeichnet

daraus berechnet

endlich

Hier ist t die Schwingungsdauer; in Zeiten, wo keine sehr große schnelle Bewegungen vorkommen, werden g, h, i, k, l fast gleich sein, so daß die betreffenden zweyten ihm zur Abschätzung der Güte der Beob. dienen können. Mehrere Beobachter die die Originale oder vollständige Protocolle nicht herschicken pflegen die Mittel m, von welchen die einzelnen g, h, i, k, l über 0.5 oder gar über 1 Scalentheil differiren mit : :: zu bezeichnen, was nachahmungswerth ist, und wobei etwa die Beobachtungen in extenso mit beigefügt werden können, deren Extret210 dies :: trifft. [Textverlust, hier wurde ein Teil des Briefes herausgeschnitten] [Notiz, nicht von Gauß’ Hand] Gauß Astronomo di Götting[a] [Textverlust] [Notiz, nicht von Gauß’ Hand] NB Die Unterschrift wurde als Autograph an Dr. Flügel in Leipzig mitgetheilt. [Notiz auf einem von Gauß geschriebenen und auf den Briefumschlag geklebten Zettel]: Nachdem ich schon gesiegelt habe, schiebe ich noch diesen Zettel ein um Sie zu bitten, künftig diejenigen Tage wo Sie um 8v[ormittags] – 1n[achmittags] nicht beobachtet, sondern die Zahl durch Interpolation angesetzt haben mit einem Zeichen zu bezeichnen. Sie werden aus den „Resultaten“ sehen, daß ich eine Combination beabsichtige, wobei man bestimmt wissen muß, was beobachtet u[nd] was etwa nur interpolirt ist. Verzeihung dieser Form, da die Zeit drängt u[nd] ich den Brief nicht wieder öffnen kann. G[auß] [Notiz, nicht von Gauß’ Hand] 1837 Gauß

208

Gauß schrieb fälschlicherweise zweimal „Haupttermine“. Gemeint sind hier sicherlich „Haupttermine“ und „Nebentermine“. 209 Zu Sartorius und Listing siehe Kap. „Kurzbiogramme“. Zu ihrem Besuch der Mailänder Sternwarte im Oktober/November 1834 siehe Kap. 3.3.2. 210 Lesung unsicher.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 3. Kreil an Gauß, 1. März 1836 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1836, Januar-Februar/Beilage (4 S). [Der Brief beginnt mit einem Beobachtungsprotokoll. Tabellenüberschrift:] Variationen der Declination der Magnetnadel zu Mailand am 28. November und 1. December 1835. Beobachter: Capelli, Della Vedova, Kreil, Stambucchi. Werth eines Scalentheiles = 25".1660 Die mit „Zeit“ überschriebene Colonne enthält mittlere Zeit von Göttingen. [Spaltenüberschriften: Zeit / Scale // Zeit / Scale // u.s.w.]

[Text am Ende der Spalten 13 bis 14] (*) Der Beobachter vergrösserte die Schwingungen. [Text am Ende der Spalten 16 bis 20] Es scheint dass der Beob. nach (:) die Nadel wieder beruhigte; es ist aber nichts im Journale bemerkt. Die vergrösserten Schwingungen waren 10 Scalentheile

Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

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[Fortsetzung der Tabelle. Text am oberen Rand:] Termom. Réaum. + 2°,0 im Beob. Sale // 1. December 1835 Therm. + 2.2 [Spaltenüberschriften: Zeit / Scale // Zeit / Scale // u.s.w.]

[Text am Ende der Tabelle:] Als ich am 2. December zum Apparat kam um die Beobb. zu beginnen, fand ich den Faden gerissen; ich konnte daher diesen Termin nicht beobachten. [Tabellenüberschrift:] Variationen der Declination der Magnetnadel zu Mailand am 30. Jänner, 2 u[nd] 3 Februar 1836 Beobachter: Capelli, Della Vedova, Kreil, Stambucchi. Werth eines Scalentheiles = 25",1895 Die Beobachtungszeiten sind fehlerhaft angegeben; für die erste Beobachtung, 2ds bei welcher die Zeit 0h 0' steht, wurde der erste Fadenantritt angemerkt = 23h55' 39".0 – 0 20.1 gegen mittl. Zeit; tägl. Gang der Uhr = 1".4 retardirend. = 23 55 18.9 zu Mailand = 2 56.0 zu Göttingen. Da die Schwingungsdauer = 22".3 ist, Mittl. Zeit = 23 58 14.9 so hat man

zur Uhrzeit Fehler der Uhr Mittl. Zeit Merid. Differenz

s t 2

=

55.75

T =

23 59 50.65

welches statt 0h 0' in der ersten Zeile stehen soll; so auch für die übrigen.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

[Spaltenüberschriften: Zeit / Scale // Zeit / Scale // u.s.w.]

[Vermerk am Ende der Tabelle] (*) Heftiger Wind. [Fortsetzung der Tabelle. Vermerk oben rechts: „Febr. 2“ / „Febr. 3“] [Spaltenüberschriften: Zeit / Scale // Zeit / Scale // u.s.w.]

[Vermerk am Ende der Spalten 13 bis 16] (*) Vento fortissimo (*) beruhigt (*) ….. [Vermerk am Ende der Spalten 15 bis 16] Heftiger Wind während der letzten zwei Stunden.

153

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Mailand den 1. März 1836 Euer Hochwohlgeboren. Ich war schon im Begriffe beiliegende Beobachtungen für Ew. H. abzuschreiben als ich gestern durch Ihr werthes Schreiben überrascht wurde.211 Die Mittel wurden von jeher nach der von Ihnen angegebenen Methode gerechnet, die mich Herr Dr. Listing212 kennen gelehrt hatte.213 Durch stärker magnetisirte Nadeln würden allerdings unsere Beobachtungen sehr gewinnen, und glücklicher Weise haben wir Hoffnung deren zu erhalten. Es schreibt mir nämlich Littrow214 aus Wien daß er für den von ihm bestellten Apparat weder ein Locale noch Personen hat, die sich damit beschäftigen könnten, und da es ihm leid thut, eine so schöne Sache unbenützt vor sich liegen zu sehen, so hat er H[errn] Carlini215 den Vorschlag gemacht, ihm denselben zu überlassen. Carlini hat den Antrag angenom[m]en, und so hoffen wir bald im Besitze dieses Schatzes zu seyn. Dann hoffe ich sollen die Beobachtungen besser gehen. Haben Sie indessen Nachsicht mit dem was wir biethen können. In Ihrem Schreiben sagen Sie auch, daß in Zukunft von 5 zu 5 Minuten beobachtet werden soll und zwar mit folgenden Worten, „daß in den Hauptterminen nur von 5 zu 5 Minuten, in den Hauptterminen von 3 zu 3 Minuten beobachtet wird“.216 Ich verstehe dieß so, daß in den Hauptterminen von 5 zu 5 in den Nebenterminen von 3 zu 3 Minuten zu beobachten sey, und werde nach dieser Interpretation meine künftigen Beobachtungen anstellen. Die zwischen : und : : glaubte ich dort nicht beifügen zu müssen, wo wegen starker Bewegung die einzelnen Mittel von dem Gesam[m]t-Mittel nothwendig abweichen müssen. Um den Brief nicht durch Versäumung der Post noch um einen Tag aufzuhalten schließe ich mit der Versicherung meiner innigsten Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil

Brief 4. Kreil an Gauß, 4. April 1836 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1836, März/Beilage (4 S. mit Couvert). [Der Brief beginnt mit einem Beobachtungsprotokoll. Tabellenüberschrift:] Variationen der magnetischen Declination zu Mailand den 26, 29 u[nd] 30 März 1836 Temperatur im Beobachtungssale = + 10°,0 Réaum. [Text oben links] Beobachter [geschweifte Klammer] Capelli / Della Vedova / Kreil / Stambucchi [Text oben rechts] Werth eines Scalentheiles = 25"1660 [Spaltenüberschriften: Mittl. Göttinger Zeit / Scale // Zeit / Scale // u.s.w.] [Text über die Spalten 17 und 18: 29. März Term. + 9°,0] [Text über die Spalten 19 und 20: 30. März + 9°,0] 211 Entweder ist hier der Brief von Gauß an Kreil o. D. aus Göttingen, vor dem 1. März 1836 (Brief 2), gemeint, was sehr wahrscheinlich ist, oder dieses Schreiben ist nicht mehr vorhanden. 212 Zu Listing siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 213 Gauß hatte sowohl 1834 als auch 1835 in seinen Abhandlungen von Mittelwerten Gebrauch gemacht, siehe hierzu folgende Veröffentlichungen von Gauß: „Ein eignes für die magnetischen Beobachtungen und Messungen errichtetes Observatorium“ in den „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“ (Gauß 1834b), „Mittelwerthe“ (Gauß Werke 5, S. 521f) sowie „Bericht über die in dem magnetischen Observatorium gemachten Beobachtungen“ in den „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“ (Gauß 1835b) und „Monatliche Mittel“ (Gauß Werke 5, S. 529). 214 Joseph Johann Littrow wirkte seit 1819 als Direktor der Sternwarte in Wien, vgl. Kap. „Kurzbiogramme“. 215 Francesco Carlini war seit 1832 Direktor der Sternwarte Brera in Mailand, vgl. Kap. „Kurzbiogramme“. 216 Vgl. Brief von Gauß an Kreil o. D. aus Göttingen, vor dem 1. März 1836 (Brief 2).

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Mailand den 4. April 1836 Beiliegend habe ich die Ehre Ew. H. die letzte Reihe der Beobachtungen über die Variation der magnetischen Abweichung zu übersenden, zugleich erlaube ich mir, Ihnen einige andere Resultate vorzutragen, die ich aus meinen Beobachtungen über den Erd-Magnetismus gezogen habe, mit der Bitte mir Ihren Rath zu ertheilen, wie ich sie in Zukunft einzurichten habe, um aus der darauf verwendeten Zeit den gröstmöglichen Vortheil zu erlangen. Vorläufig habe ich folgende Anordnung getroffen. Ich beobachte zu sechs Tageszeiten, nämlich um 20h; 22h,5; 1h; 4h; 7h,5; 11h jedesmal zwei Reihen jede von 6 Durchgängen eines Punktes der Scale durch das Fadenkreuz des Theodoliten; der in beiden Reihen beobachtete Punkt der Scale liegt nahe in der Mitte zwischen der grösten Elongation der schwingenden Nadel. Die Mittel je zweier sich folgender Durchgänge sind von einander um nahe eine Schwingungsdauer entfernt. Mit dem genäherten Werthe = W einer Schwingungsdauer reducire ich diese Mittel auf eine willkührliche dazwischen liegende Schwingung = S, so wie man bei Sterndurchgängen die Antritte auf den Mittelfaden bringt, indem ich zu jedem Mittel den genäherten Werth W so oft hinzugebe (für die erste Reihe) oder abziehe (für die zweite) als das entsprechende Mittel von der Schwingung S entfernt ist. Geben die Mittel der ersten Reihe auf diese Art reducirt dieselbe Summe wie die der zweiten Reihe, so ist der genäherte Werth auch der wahre, wenn nicht, so ist die Differenz dieser Summen getheilt durch die Anzahl aller hinzugegebenen und abgezogenen W die Correction, welche daran angebracht werden muß. Beide Reihen umfassen gewöhnlich nahe 30 Schwingungen. Die aus ihnen gefolgerten Schwingungsdauern geben einen genäherten Werth um die Anzahl der während dem grösseren Intervalle von einem Beobachtungsmomente zum anderen gemachten Schwingungen zu finden. Zwischen beiden Reihen werden gröste Elongationen beobachtet, um daraus die Declination abzuleiten. So z. B. machte ich am 31. März folgende Beobachtung in welcher die Mittel mit dem genäherten Werthe W = 22",3 auf die 16t[e] Schwingung reducirt wurden.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Spaltenüberschriften: Mittel / Zeiger / Reducirte Mittel] [Text am rechten Rand: Summe, Diff., Corr., Schwingungsdauer]

[Text in der Tabelle: Elongationen / Mittel = 345.06 / um 3h 17' / Declin = 14° 45' 27'' 7 / + 9°.6 Heiter.]

Diese regelmässige Beobachtungsreihe habe ich mit dem Anfange dieses Jahres begonnen, und für die vergangenen drei Monathe folgende Ergebnisse gefunden. Bis jetzt wurden jedoch die Beobachtungstermine nicht so strenge eingehalten, da es mir zunächst darum zu thun war zu erkennen, in welche Tagszeiten die gröste und kleinste Abweichung und Schwingungsdauer fällt; für die erste zeigt sich dieß sogleich, allein die letzteren wollten sich wenigstens bis jetzt in Beziehung auf ihre tägliche Änderung in kein bestim[m]tes Gesetz fügen. [Überschriften der Spalten 2 bis 7: Jänner 1836 // Schw.dauer / Declination // Februar // Schw.dauer / Declinat. // März / Schw.dauer / Declinat.] [Text über den Spalten 8 bis 11: Theilt man die Resultate des Monates März in zwei Theile, von dem der erste bis zu 15 incl. wächst, so erhält man folgendes: I. Schw.dauer / Declin. // II. Schw.dauer / Declinat.]

[Text am Ende der 1. Spalte: Nacht] [Text am Ende der 3. Spalte: Mittl. Temper. – 2°.0 Réaum.] [Text am Ende der 5. Spalte: Mittl. Temper. + 0°.7] [Text am Ende der 7. Spalte: Mittl. Temper. + 6°.3] [Text am Ende der 8. Spalte: Mittl. Temperatur + 3°.7 Réaum.] [Text am Ende der 11. Spalte: Mittl. Temper. + 8°.8]

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Die Beobachtungen sind so geordnet, daß z. B. alle jene, welche zwischen 20h und 21h angestellt wurden, in die Rubrik 20h eingeschrieben sind. Im Monate Jänner wurden der häufigen Störungen wegen alle Schwingungsdauern ausserhalb der Grenzen 22".4000 und 22".2600 so wie die Declinationen ausserhalb der Grenzen 14°47' und 14°25' weggelassen. Die zwischen den Klam[m]ern enthaltenen Zahlen zeigen die Anzahl der Beobachtungen an aus denen das vorstehende Resultat gezogen ist. Den Fehler, welchem dieser (in demselben Beobachtungszim[m]er, in welchem auch Dr. Listing und B[aron] Sartorius arbeiteten,217 aufgestellte) Apparat (I) in Hinsicht auf Declination unterworfen ist, erkannte ich durch eine Beobachtung, welche gleichzeitig mit einem zweiten Apparate (II) in dem am Hause gelegenen Garten im Freien angestellt wurde. Da während der Beobachtungen eine Änderung der Declination Statt hatte, die sich an beiden Apparaten verschieden zeigte, so stelle ich die Resultate der einzelnen Beobachtungsreihen, jede aus 6 Elongationen oder 5 Mitteln bestehend hieher: [Spaltenüberschriften: 19. März 1836 / Mittl. Zeit von Mailand / App. I. Declin. / Mitt. Zeit / App.II. Declin. / Diff.]

Läßt man wegen der grossen Änderung der Declination die ersten drei Beobachtungen hinweg, so findet man aus dem Mittel der übrigen für 1h35' Abweichung der Magnetnadel = 18°52'43".6 Unterschied zwischen beiden Apparaten = 4°5'37".0 Die Witterung während diesen Beobachtungen war günstig, die Atmosphäre ruhig; die Nadel ist gegen Luftströmungen durch den sie einschliessenden Kasten, dessen Fenster durch ein Planglas gedeckt ist, so wie der Faden durch eine weite Glasröhre gesichert; auch konnte von den zu 5 Minuten sich folgenden Reihen nur die um 1h27' nicht mitbeobachtet werden, weil ein Lüftchen die Nadel beunruhiget hatte. (Die Beobachtungsreihe über die Variationen der Decl. am 26. März wurde [am] Apparate I angestellt). Noch habe ich einiger auffallender Störungen zu erwähnen, die mir bei meinen wiederholten Beobachtungen der Schwingungsdauern vorgekommen sind, und die ich anfangs fremdartigem Einflusse oder Beobachtungsfehlern zuschrieb, bis mir vor kurzem ein ähnlicher Fall und die Umstände an welchem ich ihn beobachtete die Meinung aufdrang, daß die Ursache dieser plötzlich entstehenden und eben so plötzlich verschwindenden Erscheinungen tiefer liegen müsse. Die Nadel machte sehr regelmässige Schwingungen von 7,7 Scalentheilen zu Anfang (um 3h17') und von 7,4 Scalentheilen zu Ende (um 4h35') der Beobachtung; in der Declination war keine unregelmässige Änderung zu merken, sie war zu Anfang 14°45'27".7, am Ende 14°44'15".9. Die Luft war ruhig, das Thermometer im Beobachtungssale auf 9°,3 Réaum. Ich beobachtete folgende Schwingungsdauern:

217

Zu Wolfgang Sartorius von Waltershausen und Johann Benedikt Listing siehe Kap. „Kurzbiogramme“.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Erste Zeile: 31 März 1836 / 3h17' / Dauer = 22".268 / n 31]

[Bemerkung am rechten Rand] n ist die Anzahl der Schwingungen aus denen die vorstehende Schwingungsdauer gefunden ist. [Fortsetzung des Textes] u.s.f. wo dann in den folgenden Beobachtungen nur die gewöhnlichen Differenzen von 0".02 oder 0",03 gefunden wurden. Die erste Beobachtung gab die Schwingungsdauer, die an diesem Tage zwischen 22".37 und 22".38 lag, offenbar zu gering und war Ursache, daß ich die Beobachtungen fortsetzte, und so aus der dritten Reihe die sehr grosse Schwingungsdauer = 22".511 fand, die sich aber plötzlich wieder verlohr, und nach einigen fast unmerklichen Schwankungen in die gewöhnliche überging. Dieses Umschlagen von einem Extreme ins andere zeigt sich häufig, und jedesmahl ist die Erscheinung schnell vorübergehend und aus dem äusseren Ansehen der schwingenden Nadel, so wie auch aus den Änderungen in Declination nicht zu erkennen, da diese dem Anschein nach davon gar nicht afficirt wird, so daß die Bemerkung derselben ganz dem Zufalle anheimfällt, und selbst wenn dieser eine günstige Gelegenheit darbiethet, man sie nicht benützen kann, wenn nicht die unverweilte Berechnung der Schwingungsdauer über das Daseyn einer solchen Störung Aufschluß gegeben hat. Ich habe daher die Gewohnheit angenommen diese Dauer allsogleich und zwar während des Zeitraumes zwischen den beiden Beobachtungsreihen zu berechnen. Der vergangene Monat Jänner, so wie die ersten Tage des Februar waren besonders reich an dergleichen Störungen; ich glaube einige derselben an folgenden Tagen bemerkt zu haben Jänner 15, 16, 21, 24[,] 25 u[nd] 31, Febr. 7, 11, 17, 25, März 21, 31. Manche Daten sind viel grösser als die am 31. März beobachteten, allein ich führte nur diese ausführlicher an, weil ich bei keiner früheren von der Abwesenheit äusserer Einflüsse oder eines Versehens in der Beobachtung so sicher zu seyn glaubte. [Adresse mitten auf dem Blatt] Milano All’ Illustrmo Signore Il Signore Carlo Federico Gauss Consigliere aulico, direttore del R. Osservatorio &c. &c. franco a Gottinga / Göttingen / [Fortsetzung des Brieftextes] In der Declination habe ich an folgenden Tagen starke Änderungen bemerkt:

[Text in der Tabelle: 22. Jänner / Schwingungsdauer um 6h 58' / 23. Febr. / 26. Febr. / Schwingungsdauer um 11h35'] Mit ausgezeichneter Verehrung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 5. Kreil an Gauß, 3. Juni 1836 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1836, Mai-Juni/Beilage (4 S.) Mailand den 3. Juni 1836 Euer Hochwohlgeboren. Beiliegend habe ich die Ehre E. H. die letzte Reihe der Variationsbeobachtungen so wie einige andere Resultate mitzutheilen. Die Schwingungsdauern sind kürzer, weil an dieselbe Nadel ein kleinerer Spiegel und Torsionskreis angebracht wurde. Der dadurch erzeugte Unterschied wurde = 0".56190 gefunden, n ist die Anzahl der in die vorgezeichnete Stunde fallenden Beobachtungen. [Spaltenüberschriften: April 1836 // Schwing. Dauer / n / Declination / n // Mai 1836 // Schwing. Dauer / n / Declination / n ]

[Text unten: bei Nacht / Mittl. Temperatur des äusseren Thermometers = + 9°.01 Réaum. / bei Nacht / Mittl. Temperatur = + 10°.67 ] Hier bedeutet der Ausdruck „bei Nacht“ die Stunden von Mitternacht bis 8 Uhr Morgens. Theilt man aber die 24 Tagesstunden in gleiche Theile ab, so daß der Ausdruck „Tag“ die Stunden von 6 U[hr] Morgens bis 6 Uhr Abends und „Nacht“ die von 6 U[hr] Abends bis 6 U[hr] Morgens begreift, so finde ich aus den gesammten bisher angestellten Beobachtungen folgendes [Spaltenüberschriften: 1836 / Schw.dauer bei Tag; / Schw.dauer bei Nacht; / Unterschied]

Eine Declinationsbestim[m]ung im Freyen wurde am 18. Mai gemacht, und um 0h12' mittl. Mail[änder] Zeit die Declination der Magnetnadel = 18°55'35".0, so wie der Unterschied der Ergebnisse der Apparate I u[nd] II = 4 8 42. 6 gefunden.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Auch in Intensitätsbestimmungen habe ich mich versucht, und eine in einem Sale gemacht wo dem Anschein nach die Nadel weit weniger äusseren Störungen unterworfen ist. Ich fand 1836. 9. Mai T = 1,77466 Ein zweiter Versuch wurde mit grösserer Genauigkeit am 18. Mai im Freien angestellt, und folgendes gefunden n = 245,6 ohne Gewichte, n' = 195.7 mit Gewichten wobei = 626552,0 ist Die Intensität wurde mittelst des Apparates II bestim[m]t, am Apparat I wurden die Änderungen der Schwingungsdauern und der Declination beobachtet.

[Text am Ende der ersten Spalte: ohne Gewichte] Da das Cronometer [sic] seinen Gang ungemein änderte, wenn es den Sonnenstrahlen ausgesetzt war, so wurde für t ' u[nd] t " sein tägl. Gang = 0, für t = 0'19".90 retardierend und für t III u[nd] t IV = 1'19".71 retardierend angenom[m]en. Ist P der Punkt der Scale gegen welchen die Nadel gerichtet ist, so finde ich nach Anbringung der wegen der Declinationsänderung nöthigen Correction [Text oben: bei R = 3.0013 / R = 3.5015 Meter] [Text in der ersten Zeile: für ψ = 90°, / U = 90° / P = 265,44 / P = 292,65]

Entfernung der Scale von der spiegelnden Fläche = V = 25,042 Es ergab sich lg MT = 8.6501657 M lg = 8.0830907 T also T = 1.921045 Die Veränderlichkeit der Witterung und einige astronomische Arbeiten verhinderten mich bis jetzt den Versuch zu wiederholen, um zu sehen ob unsere Apparate tauglich sind bei so feinen Untersuchungen befriedigende Resultate zu liefern.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Tabellenüberschrift:] Variationen der Declination der Magnetnadel zu Mailand am 28, 31 Mai u[nd] 1 Juni 1836 [Text oben links] Werth eines Scalentheiles = 25",1660 [Text oben rechts] Beobachter [ } Klammer] Capelli / Della Vedova / Kreil / Mangano [Spaltenüberschriften: Mittl. Göttinger Zeit / Scale // Zeit / Scale // u.s.w.]

Eine ungewöhnlich starke Störung der Nadel fand am 22. u[nd] 23. April statt. Ich nehme mir die Freiheit Ihnen das mitzutheilen, was ich davon beobachten konnte. Schon am 22 nach Mittag war die Nadel unruhig. Gegen Mitternacht notirte ich folgendes. 11h12' Declin = 14°22'41".9; 11h21' Declin = 14°17'17".2; 11h28' Declin = 14°15'52".3; h 11 31' Declin = 14°14'49".9[;] 12h9' Declin = 14 20 41.9 Schwing.dauer = 21".804. Am folgenden Morgen beobachtete ich folgende Mittel aus je zwei aufeinanderfolgenden größten Ausweichungen der Nadel:

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Text in den Spalten 1 bis 2, 3, 7, 9: Schwing dauer / um] [Text in der Mitte von Spalte 7: Die Nadel wurde beruhigt.] [Text am Ende der Spalten 7 bis 8: Die beigesetzten Zeiten sind Uhrzeiten; die Uhr war um Mittag des 22. Apr. um 0'2".9 gegen mittl. Zeit zurück und hatte einen accelerirenden täglichen Gang von 0",18] [Text am Ende von Spalte 9: Schw.dauer um 1h35' = 21,932] [Text in der Mitte von Spalte 10: Von nun an nahm die Declination ab; so wurde gefunden um 1h35' 14°56'4".3 und von 3h41' an wurden folgende Declinationen aufgezeichnet, von denen jede das Mittel von 5 ist, die sich an die vorhergehenden fünf unmittelbar anschliessen] Mit ausgezeichneter Verehrung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 6. Gauß an Kreil, 15. Juli 1836 (Göttingen) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, 2 Cod. Ms. philos. 182 : C. F. Gauß, 15.7.1836 (3 S. mit Couvert). Abschrift in: Universität Wien, Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik, Bibliotheks- und Archivwesen, Nachlass Kreil (2 S.). [Bemerkung: Die hier vorgestellte Transkription entspricht dem Original in der SUB Göttingen, was sowohl den Wortlaut, die Orthographie und die Zeichensetzung als auch die Abkürzungen anbelangt. Die Abschrift in Wien enthält am oberen Rand des Briefbogens folgende Bemerkung: „(Brief von Gauss) wovon das Original Schwager Ludwig mitgetheilt wurde“.] Ewr. Wohlgeboren erhalten diese Zeilen durch meinen Schwiegersohn, den hiesigen Professor der orientalischen Sprachen Ewald,218 welcher bei seiner Reise nach Italien auch in Mailand einige Zeit sich aufzuhalten denkt. Vielleicht können Sie ihm durch Rath und Nachweisungen zur leichteren Erreichung seiner dortigen Reisezwecke behilflich sein. Er wird hierneben Ihnen zugleich Abdrücke der lithographirten magnetischen Beobachtungen des letzten November und Januartermins überreichen, die Lithographie des erstern war schon fertig, als ich Ihre Beobachtungen erhielt, daher sie erst unter denen von Palermo nachgetragen werden konnten.219 Der Januartermin ist der merkwürdigste von allen bisher vorgekommenen gewesen, neben welchen es der Mühe nicht werth schien, die weniger bedeutenden beiden folgenden zu lithographiren, wovon übrigens die Beobb. an denselben 7 Orten, außerdem auch der letzte in Berlin, vollständig gemacht sind. Allein wahrscheinlich wird die Zahl der Theilnehmer schon in den nächsten Terminen sich vergrößern, wenigstens erwarte ich die ersten Beobb. von Upsala. Auch nach Bonn, Greenwich u[nd] Dublin sind Apparate von hier aus geschickt, die beiden letzten erst vor Kurzem, der erste zwar schon früher, indeß wird vermuthlich der Tod des H[errn] v. Münchow220 der Benutzung vorerst noch eine Verzögerung in den Weg legen. In Arbeit hat H[er]r Meierstein221 jetzt Apparate für Neapel und Casan. In Beziehung auf die übrigen interessanten Mittheilungen die Sie mir gemacht haben, muß ich mich heute auf die Bemerckung beschränken 1) daß hier die Declination täglich ohne Ausnahme, zweimahl morgens um 8h und Nachmittags 1h (beides nach M. Z. u[nd] zwar genau 8h 0' 0") aufgezeichnet wird. Von den monatlichen Mitteln sind ein Paarmahl Mittheilung in den Göttinger Gel[ehrten] Anz[eigen] gemacht;222 entweder Ende d. J. oder besser März 1837 (wo 3 vollständige Jahrgänge da sein werden) werde ich sie einmahl etwa in Schumachers A[stronomischen] N[achrichten] zusammenstellen.223 Nur auf solche Art wird man die jährlichen Aenderungen mit Genauigk[eit] angeben können, da nur in regelmäßigen Mitteln die großen Schwankungen welche einzelne Tage darbieten sich ausgleichen. 218

Heinrich Ewald hatte im Jahre 1829 Gauß’ ältere Tochter Minna geheiratet. Siehe „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“: Tafel IV „Beobachtungen der magnetischen Variation 1835 Nov. 28 u 29. im Haag, in Göttingen, Marburg, Leipzig, München, Palermo, Mailand.“ (Abb. 42) sowie Tafel V „Haupttermin vom 30 Januar 1836. Beobachtungen von Haag, Göttingen, Marburg, Leipzig, München, Mailand, Catania“. 220 Karl Dietrich Münchow wirkte ab 1818 als ordentlicher Professor der Astronomie, Mathematik und Physik an der Universität Bonn. 221 Meierstein bzw. Meyerstein, ab 1834 Instrumentenhersteller in Göttingen, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 222 Siehe folgende Veröffentlichungen von Gauß: „Ein eignes für die magnetischen Beobachtungen und Messungen errichtetes Observatorium“ in den „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“ (Gauß 1834b), „Mittelwerthe“ (Gauß Werke 5, S. 521f), „Bericht über die in dem magnetischen Observatorium gemachten Beobachtungen“ in den „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“ (Gauß 1835b) und „Monatliche Mittel“ (Gauß Werke 5, S. 529). 223 Diese dreijährigen täglichen Beobachtungen veröffentlichte Gauß schließlich 1837 unter dem Titel „Auszug aus dreijährigen täglichen Beobachtungen der magnetischen Declination zu Göttingen“ in den „Resultaten“ (Gauß 1837d) und nicht in den „Astronomischen Nachrichten“. 219

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

H[er]r Lamont hat die Absicht in Bogenhausen ähnliche regelmäßige Aufzeichnungen zu machen.224 Wollte man mehr als 2 Momente täglich festsetzen, so würde sich an wenigen Orten das ununterbrochene tägliche Aufzeichnen durchführen lassen. Vielleicht lasse ich aber nach einigen Jahren eines fallen um dafür eine andere Stunde zu substituiren. 2) Schwingungsdauer wird bis jetzt hier nur von Zeit zu Zeit beobachtet etwa alle 4 oder 6 Wochen einmahl. Es wird recht nützlich sein, wenn Sie Zeit finden, solches dort öfter zu thun. Nur möchte ich rathen zu diesem Zweck viel größere Schwingungsbögen zu wählen. Sie werden dann mit Vergnügen sehen welcher außerordentlichen Präcision diese Beobb. fähig sind. Ich selbst habe gern erst eine genaue Bestimmung der Abhängigkeit des Magnetismus der Stäbe von der Temperatur machen wollen, ohne welche man eigentlich keine scharfe Vergleichbarkeit reduciren kann. Allein solche Bestimmungen müssen im Winter gemacht werden, wo man sich leichter große Temperaturverschiedenheiten für die Versuche verschaffen kann, und in den letzten Wintern waren immer Abhaltungen. In dem unermeßlichen Felde ist gar zu vielerlei zu thun. In der letzten Zeit habe ich viele Versuche über Thermomagnetismus (richtiger Thermogalvanismus) und Induction durch den Erdmagnetismus gemacht, letztere dauern noch fort. Bei der 25 pf[ündigen] Nadel habe ich jetzt einen Multiplicator von 610 Umwindungen. Ich hoffe in diesem Sommer auch noch Versuche über galvanische Ströme durch die atmosphärische Elektricität machen zu können. Gegenwärtig wird nur meine Zeit ganz durch zeitraubende Wägungsarbeiten behuf unserer Maaßregulierung225 in Anspruch genommen. Ihrem freundlichen Andenken empfehle ich mich ganz ergebenst C. F. Gauß Göttingen den 15 Julius 1836. [Couvert] Al Signore Kreil, Aggiunto all osservatorio di Milano. [Notiz nicht von Gauß’ Hand] bei Reisenden, 8 Oct. 36.

224

Johann Lamont wirkte seit 1835 als Direktor der Königlichen Sternwarte in Bogenhausen bei München. Gauß war seit 1828 Mitglied der Hannoverschen „Kommission zur Regulierung des Maßwesens“. Seit 1836 gab es Überlegungen zur Herstellung von Normalmaßen, die dann 1839 fertiggestellt wurden (Reich/Roussanova 2011a, S. 374f). 225

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 7. Kreil an Gauß, 4. September 1836 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1836, August/Beilage (4 S.) [Bemerkung: Bei diesem Brief an Gauß handelt es sich um eine Kurzversion desjenigen Briefes, den Kreil einen Tag vorher Alexander von Humboldt hatte zukommen lassen. Siehe hierzu Kap. 8.9] [Der Brief beginnt mit einem Beobachtungsprotokoll. Tabellenüberschrift:] Aenderung der magnetischen Declination zu Mailand vom 10. bis 18. August 1836. Die in den Columnen ausgelassenen Grade der Declination sind 18°; die angesetzten Zeiten sind wahre Mailänder Zeit, wenn mehrere Declinationen ohne angemerkter Zeit auf einander folgen, so sind ihre Beobachtungsmomente genau um 15' w. Z[ei]t von einander entfernt. Die Tage sind von Mitternacht an gerechnet; die Zählung der Stunden fängt von Mittag mit h 0 an und geht bis 24h Beobachter: D.V = Della Vedova / C = Capelli / S = Stambucchi / K = Kreil [Überschriften der Spalten 1 bis 11: 10 Aug. / 11 Aug. / 11 Aug. / 12 Aug. / 13 Aug / 14 Aug. / 15 Aug. / 15. Aug. / 16. Aug. / 17 Aug. /17. Aug. ] [Text in den Spalten 2 bis 17 oben: Variazionen der magnetischen Declination am 30 Juli, 2 u[nd] 3 August 1836 / Werth eines Scalentheils = 24'',8114 / Mittl. Gött. Zeit]

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Text am Ende der Spalten 2 bis 6] (**) Es ist zu bemerken, dass in einer Entfernung von nahe 7 Metern vom Aufhängungspunkt der Nadel der Leitungsdraht der Wetterstange an der äusseren Wand des Beobachtungssaales angebracht ist; die Nadel hat aber nie weder bei diesem noch bei anderen viel stärkeren Gewittern je den geringsten Einfluss derselben auf ihre Richtung angezeigt. [Text am Ende von Spalte 7] Heftiger Regen Vert. Schw. Man hört den Donner von Ferne 48 48,5 Das Gewitter nähert sich der Regen hört auf *) 47 15.5 Der Donner wird stärker u[nd] erzeugt vert. Schw. 48 29.2 Der Regen wird wieder heftiger. Wind 48 32.9 *) Das Gew. köm[m]t von Nordost. [Text am Ende der Spalten 8 bis 16] *) zu 21h35'0". Bei dieser Beobachtung glaubt der Beobachter sicher zu seyn, dass er nicht geirrt, und nicht etwa 336.46 statt 346,46 angeschrieben hat; die Originalbeobachtung ist folgende Die erste Zahl ist corrigirt. Der Beobachter sagt, er habe zuerst 346 angeschrieben, dan[n] aber sein Versehen bemerkt und diese Zahl in 336 verändert. [Tabellenüberschrift:] Meteorologische Beobachtungen vom 9 – 18 August Die Barometerhöhen sind auf + 10° Réaum. reducirt; das Thermometer in nach [sic] Réaumur; das Hygrometer ein Haar. Pariser Maaß [Spaltenüberschriften:] August // 0h (Barom / Therm / Hygr. / Wind) // 3h (Barom. / Therm. / Hygr / Wind) // 6h (Barom. / Therm / Hyg. / W.) // 9h (Barom. / Therm / Hyg / W.) // 12h (Barom / Therm / Hyg. / Wind) // 18h (Barom. / Therm / Hygr. / W) / 21h (Barom / Therm / Hyg / W)

[Text am Ende der Tabelle] Die Luft war, einige Gewitterwolken und Morgennebel abgerechnet, fortwährend heiter. Beiliegend habe ich die Ehre Ew. H. die Beobachtungsreihe über die magnetische Declination vom Juli so wie auch die vom 10 bis 18 August hier angestellten Beobachtungen nebst den meteorologischen zu überschicken, da vielleicht auch diese letzten von Anwendung seyn können. Bei Gelegenheit einer neuerlich angestellten Durchsicht meiner magnetischen Beobachtungen habe ich bemerkt, daß in einer Periode der Abstand der Scale vom Spiegel fehlerhaft ins Tagebuch eingetragen war. Da es wahrscheinlich ist, daß dieser Fehler auch in das an Sie abgesendete Schreiben übergegangen ist, so setze ich setze ich [sic] die Werthe eines Scalentheiles hieher wie sie für die verschiedenen Epochen gelten: 1835 Juli Werth " 6. Aug. – 3. Dec. 3. Dec. 1835 – 22 Jänn. 1836 22. Jänn – 1 Juli " 1. Juli bis jetzt "

= 26".3002 = 25.1660 = 24.4206 = 24.4441 = 24.8114

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Den ersten Juli habe ich den Apparat in einem anderen Beobachtungssaale aufgestellt, der mir ihn gegen äußere Störungen mehr zu sichern scheint. Um die hier erhaltenen Resultate mit den früheren verbinden zu können wurden einige Tage vor und nach dieser Änderung correspondirende Beobachtungen mittelst eines zweiten Apparates (II) angestellt. Bezeichne ich das neue Locale mit L, das alte mit l, so erhielt ich folgende Resultate: App. I in L App. I in l App. II in L App. II in l

... ... ... ...

Dauer " Dauer "

= 22."24400 = 21. 91169 = 27. 07824 = 26. 67444

Diff = 0."33231

Temper. in L = 20."7 in l = 21.7

Diff = 0. 40384

Mittelst der ersten Differenz wurden die in L gewonnenen Resultate auf den Beobachtungsort l bezogen. Die am 1t[en] April gemachte Abänderung am Apparate, an welchem ein leichterer Torsionskreis und ein kleinerer Spiegel angebracht wurde, erzeugte nach genauerer Untersuchung einen Unterschied in der Schwingungsdauer = 0",58639. Mittelst dieser constanten Differenzen habe ich alle bisher erhaltenen Schw[in]g[un]gsdauern auf den Stand des Apparates zwischen April u[nd] Juli bezogen, und folgende monatliche Mittel erhalten [Spaltenüberschriften: 1836 / 19h / 21h / 23h / 0h / 1h / 4h / 6h / 8h / 11h / Nacht] [Text in der linken Spalte: Jänner / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August]

Die links beigesetzten Grade nach Réaumur sind die mittlere Temperatur für die entsprechenden Stunden. Theile ich die Beobachtungen in Tag- u[nd] Nachtbeobachtungen, von denen die erste Klasse die von 6h Morgens bis 6h Abends gemachten, die zweite Klasse die enthält, die von 6h Abends bis 6h Morgens angestellt sind, so erhalte ich folgende Tafel: [Spaltenüberschriften: 1836 / Tag / Temp. / Nacht / Temp] [Text in der linken Spalte: Jänner / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli]

Die in dieser Tafel enthaltenen Werthe substituirte ich in die Formel D = D' + At in welcher D die auf 0° reducirte Schw[in]g[un]gsdauer, D' die wirklich beobachtete und t die entsprechenden Thermometergrade bezeichnet. Ich fand dadurch die wahrscheinlichsten Werthe für die Tagbeobb. A = 0,0075038 Nachtbeobb A = 0.0082730 D = 21".74609 D' = 21,74882 Reducire ich mit diesen Werthen von A die in der vorhergehenden Tafel enthaltenen Schwingungsdauern auf 0° Temperatur, so erhalte ich folgendes: [Spaltenüberschriften: 1836 / 19h / 21h / 23h / 0h / 1h / 4h / 6h / 8h / 11h / Nacht] [Text in der linken Spalte: Jänner / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / Mittel]

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Die Resultate der zu verschiedenen Tageszeiten angestellten Declinationsbeobachtungen sind aus folgender Tafel ersichtlich [Spaltenüberschriften: 1836 / 19h / 22h / 23h / 1h / 3h / 4h / 6h / 7h / 11h ] [Text in der linken Spalte: Jänner / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August]

Aus der vorletzten Tafel wurde das Mittel M der einzelnen Zahlen eines jeden Monates genom[m]en, und aus dem Verhältniß der grösten und kleinsten dieser Zahlen das Verhältniß R zwischen der grösten und kleinsten Intensität der magnetischen Erdkraft für jeden Monat abgeleitet. Aus der letzten Tafel suchte ich die halbe Sum[m]e S zwischen der grösten und kleinsten Declination eines jeden Monathes und ihren Unterschied D. Diese Resultate enthält die folgende Tafel. [Spaltenüberschriften: 1836 / M / R / S / D] [Text in der linken Spalte: Jänner / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August]

Während der 8 tägigen Declinationsbeobb. vom 10t[en] bis 18. August wurden auch jedesmal die Schwingungsdauern beobachtet. Sie zeigen den selben tägl. Gang der Intensität an, sind aber viel grösser als die übrigen in diesem Monathe gefundenen. Ich weiß keine Ursache davon anzugeben, da die Temperatur des Beob.Saales nicht höher stieg als sie gewöhnlich stand, zwischen 20 und 21°, und gerieth auf die Vermuthung daß die fortwährende Anwesenheit des menschlichen Körpers auf die Nadel einwirken könne. Ich hatte noch nicht Zeit darüber genauere Untersuchungen vorzunehmen und eine Reihe durch zwei Stunden fortgesetzte Beobachtungen während deren eine Person dem Apparate möglichst nahe war, führte zu keinem Resultat. Die Resultate der 8tägigen auf 0° reducirten Beobb. sind in der folgenden Tafel enthalten

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Spaltenüberschriften: Stunde / Schw[in]g[un]gsdauer / / Schw[in]g[un]gsdauer]

Absolute Bestim[m]ungen habe ich in der Zwischenzeit nicht gemacht theils weil ich mit astronomischen Arbeiten überhäuft war, theils weil ich warten wollte bis ich den von H[errn] Meyerstein verfertigten Apparat dazu verwenden könnte. Dieser ist gestern glücklich angekom[m]en,226 und ich werde die nächsten Tage dazu verwenden ihn im botanischen Garten aufzustellen und damit zu experimentiren. Ich hoffe man wird auch bald zur Errichtung eines eisenfreyen magnetischen Observatoriums schreiten. Mit ausgezeichneter Verehrung habe ich die Ehre mich zu unterfertigen Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil Mailand den 4. Septb. 1836

Brief 8. Kreil an Gauß, o. D. [ab Ende September bis zum 3. Dezember 1836] (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1836, September/Beilage (3 S.) [Der Brief beginnt mit einem Beobachtungsprotokoll. Tabellenüberschrift:] Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 24, 27 u[nd] 28 Sept. 1836 Werth eines Scalentheiles = 24",8114 Beobachter: Capelli / Della Vedova / Kreil / Stambucchi Mittl. Göttinger Zeit. 24. September.

226

Der Göttinger Instrumentenhersteller Meyerstein hatte im Jahre 1835 ein Magnetometer an Joseph Johann Littrow in Wien geliefert, das dieser der Sternwarte Brera in Mailand überließ, siehe hierzu Kap. 3.3.3.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Tabellenüberschrift:] 27. September Mittl. Göttinger Zeit. 28. September.

[Text am Ende der Tabelle] Aus Versehen wurde auch in den Nebenterminen von 5 zu 5 Minuten beobachtet. Die über den Colonnen der einzelnen Stunden angesetzten Zeiten sind diejenigen, auf welche die erste Beobachtung der entsprechenden Stunde fällt. Sie fallen nicht genau auf den Anfang der Zeitminute, weil die Uhr einen täglichen Gang von 56".0 voreilend hatte, auf welchen während der Beobachtungen keine Rücksicht genom[m]en wurde. Dasselbe gilt auch von den Beobachtungen in den Nebenterminen. Die Beobachtungen über die tägliche Änderung der Declination und horizontalen Intensität wurden auch in diesen beiden Monaten fortgesetzt. Der August schließt sich gut an die vorhergehenden an; er gibt folgende Schwingungsdauern: [Überschrift:] ohne Correction wegen der Temperatur

[Text nach der ersten Zeile] und auf 0° reducirt [Text nach der zweiten] Die Declination wurde gefunden Der September machte aber gewaltige Sprünge, von denen ich noch nicht weiß, ob ich sie auf Rechnung der in diesem Monathe eingetretenen plötzlichen Witterungs= und Temperaturänderungen, oder auf eine Mangelhaftigkeit des Apparates setzen soll. Im Mittel aus allen Beobachtungen finde ich ohne Correction wegen der Temperatur

[Text zwischen den Zeilen] und auf 0° reducirt Es ereigneten sich in diesem Monate verschiedene plötzliche Änderungen in den Schwingungsdauern; die erste und gröste am 9t[en] Septb. Abends um 6h circa, die zweite am 15t[en] um dieselbe Stunde, die dritte während den 21h und 23h an welchen Tagen die Beobachtungsreihe unterbrochen wurde, da ich die Uhr abgenom[m]en und zu reinigen gegeben hatte. Am Apparate wurde nichts angerührt, ausser daß am 7t[en] Septb. die Nadel zweimal nacheinander umgelegt wurde, um die Neigung des Spiegels gegen die magnetische Axe zu bestim[m]en. Die nach dieser Operation beobachteten Dauern wichen nicht merklich von den früheren ab, vergrösserten sich aber um etwa 0".06 während dem Verlaufe der beiden folgenden Tage; nim[m]t man

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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die Mittel aus den durch diese plötzlichen Änderungen bezeichneten Epochen, so findet man folgendes: [Tabellenüberschrift:] Schw[ingungs]dauern ohne Correction der Temperatur: [Spaltenüberschriften: Sept[em]ber // Tage / 19h30' / 21h0' / 22h30' / 0h0' / 1h30' / 3h0' / 4h30' / 6h0' / 7h30' / 9h0' / 10h30' / Nacht]

Innerhalb dieser hier bezeichneten Perioden zeigten die Dauern durchaus keine als die gewöhnlichen Variationen und die grossen Änderungen gingen alle plötzlich vor sich. Die Temperatursänderungen waren zwar auch bedeutend und plötzlich in diesem Monate aber bei weitem nicht so um diese Dauern zur Übereinstim[m]ung bringen zu können. Nehme ich die Mittel aus den an jedem Tage um 6h Morgens und um 3h Nachmittags gemachten Beobachtungen so finde ich folgende Temperaturen:

In der Declination konnte keine Unregelmässigkeit erkannt werden. Ich fand folgendes:

und wenn ich die um 19h30' und um 1h30' gefundenen Resultate in verschiedene Perioden abtheile, so finde ich

Mit dem zweiten Apparate habe ich einige Intensitätsbestim[m]ungen im Freyen vorgenom[m]en, deren Resultate ich mir vorbehalte E. H. in meinem nächsten Schreiben vorzulegen, da sie noch nicht reducirt sind. Um die Abweichung zu bestim[m]en, welche die Variationsnadel durch die Eisenmassen in dem Saale erleidet, in welchem sie seit Anfange Juli aufgestellt ist, wurden von diesem aus einige Azimuthe der Sonne beobachtet. Es zeigte sich, daß sie die Declination um etwa 0°40' zu klein angibt. Heute ist der zweite Apparat an seinem alten Platze wieder aufgestellt worden; ich habe angefangen correspondirende Beobachtungen gleichzeitig an beiden Apparaten vorzunehmen, da ich den Variations-Apparat genauer untersuchen will, ob nicht ein Fehler von seiner Seite zu den beobachteten Unregelmässigkeiten Veranlassung gegeben hat. Meistens wird auch der Göttinger Apparat in Thätigkeit gesetzt werden. Mit ausgezeichneter Verehrung und Ergebenheit Euer Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.

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Brief 9. Kreil an Gauß, 3. Dezember 1836 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1836, November/Beilage (3 S.) Mailand den 3. December 1836 Euer Hochwohlgeboren. Beiliegend habe ich die Ehre E. H. die Beobachtungen über die Variation der magnetischen Abweichung so wie einige andere Resultate vorzulegen, die ich in der Zwischenzeit seit meinem letzten Schreiben erhalten habe. Ich habe mich in den Monaten September und October mit absoluten Intensitäts-Bestim[m]ungen beschäftigt, war aber nicht so glücklich so überein stim[m]ende Resultate zu erhalten als ich sie erwartet und gewünscht hatte. Hoffentlich werden sie sich aber noch bessern, wenn wir, wie es zu erwarten steht, ein eigenes magnetisches Observatorium besitzen werden, das die Nadel vor den Luftströmungen, und vor Feuchtigkeit= und Temperatur-Änderungen besser schützt als es jetzt in freyer Luft möglich war. Bis dahin oder wenigstens bis die bessere Jahreszeit eine Wiederholung der Versuche erlaubt bitte ich damit Nachsicht zu haben, und diese Bestim[m]ungen der horizontalen Intensität an die Stelle derjenigen zu setzen, die ich, wenn ich nicht irre, in einem früheren Schreiben mittheilte, und welche fehlerhaft ist. Die Declinations-Bestim[m]ungen sind säm[m]tlich in dem am Palazzo di Brera anliegenden botanischen Garten mit dem Göttinger Apparate angestellt. [Text oben rechts: App. II – App. I] [Text in der oberen Zeile: Mittl. Zeit von Mailand / 21 October] [Text in der mittleren Spalte: Ab. Declin / Abends / Morg.]

Diese Beobachtungen, mit welchen gleichzeitige im Beobachtungssale der Variationsnadel angestellt wurden, zeigten daß die von diesen (Apparat I) angegebenen Declinationen um die unter der Aufschrift App. II – App. I angesetzten Größen zu groß angegeben wurden. Die hier erhaltenen Ergebnisse wurden daher vom October angefangen um den Fehler ‒ 12'6".7 corrigiert. Die Intensitätsbestim[m]ungen wurden theils in einem 30 Meter langen und 18 Meter breiten nicht eisenfreyen Hofe des Pallastes [sic], theils im botanischen Garten an demselben Orte vorgenom[m]en, wo auch die Declination gefunden wurde. 11 15 16 17 21 22 23 24 25

October " " " " " " " "

mit dem Mailänder Apparat mit dem Göttinger Apparat " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " "

im Garten im Hofe " " " " im Garten " " " " " " " " Mittel

T T T T T T T T T T

= 1.9774 = 2.1094 = 1.9554 = 1.9399 = 1.9433 = 2.0670 = 2.1171 = 2.0984 = 1.9576 = 2.01839

An demselben Punkte im Garten aber in hinlänglicher Entfernung vom Apparate wurden mittelst des kleinen Lenoir’schen227 Inclinatoriums die Inclination untersucht und gefunden

227

Étienne Lenoir, Instrumentenhersteller, wirkte von 1772 bis 1832 in Paris.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Text in der oberen Zeile: am 23 October / um 2 Uhr Abends / mit der Nadel I / Inclination =]

Die Nadel I ist jene, mit welcher die HH. Sartorius u[nd] Listing228 ihre Versuche anstellten, aber wie Sie wissen in dem nicht eisenfreyen Locale, in welchem der Variations-Apparat zuerst aufgestellt war. Ihrem verehrten Schreiben vom 15. Juli229 zu Folge, das mir H[err] Prof. Ewald,230 dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, mittheilte, wurden auch hier die Variationsbeobachtungen so angeordnet, daß die Declinationsbestim[m]ungen stets genau auf denselben Moment fallen. Diese Momente sind 8h, 10h30', 1h, 4h30', 7h30', 11h alles mittlere Göttinger Zeit. Die Beobachtungen um 10h30', 1h und 7h30' macht H[err] Della Vedova, die übrigen mache ich. Beiliegend theile ich die einzelnen Declinationen um 1h und 8h mit, da sie gleichzeitig mit den Ihrigen gefunden wurden. [Überschriften der Spalten 1 bis 9: Tage / Declin. = 18° (8h Mg / 1h Ab.) // Tage / Declin. = 18° (8h / 1h) // Tage / Declin. = 18° (8h / 1h)]

[Überschrift rechts nach Spalte 9: Die monatlichen Mittel der Declinationen sind folgende // Morgens /Abends] [Text in der linken Spalte: Monate // September / October / November] [Text in der Mitte] Für den September gelten noch die früheren in meinem vorigen Briefe angegebenen Beobachtungsmomente; die neuen hier angezeigten treten mit dem 9. October an ihre Stelle.

228

Zu Sartorius und Listing siehe Kap. „Kurzbiogramme“. Brief von Gauß an Kreil vom 15. Juli 1836 (Brief 6). 230 Zu Ewald siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 229

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Die in meinem letzten Schreiben erwähnten Unregelmässigkeiten der Schwingungsdauern kom[m]en auf Rechnung einer Mangelhaftigkeit im Apparate, da sie wegfielen und die Dauern ihren früheren Werth erlangten als ich denselben auseinander genom[m]en und neuerdings zusam[m]engesetzt hatte. Dieß geschah am 6. October; die Beobachtungen des Septembers sind daher, die ersten 9 Tage ausgenom[m]en, verloren; folgende sind die Werthe dieser Schw[ingungs]dauern. [Weitere Spalten unten, Spalten 4 bis 16. Text in der linken Spalte: Monate // 1 – 9 Septb. / 6 – 31 Octob. / November // 1 – 9 Septb. / 6 – 31 Octob. / November] [Text unten rechts: } auf die Temperatur 0° reducirt.] Dieses fortwährende Wachsen der Schwingungsdauern läßt eine Abnahme des Magnetismus der Nadel vermuthen; ich werde daher ihren Zustand durch die von Ihnen angegebene Methode von Zeit zu Zeit erforschen. [Tabellenüberschrift:] Variationen der magnetischen Declinazion zu Mailand am 26, 29, 30 November 1836 [Text oben: 26. November / 29. November / 30 Nov.] [Text oben rechts: Werth eines Scalentheiles = 24".8114 / Beobachter: Della Vedova / Kreil / Stambucchi]

Mit inniger Verehrung verharre ich Euer Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 10. Kreil an Gauß, 6. Februar 1837 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1837, Januar/Beilage (4 S.) Euer Hochwohlgeboren. Ich habe die Ehre Ihnen in diesem Briefe die in den letzten Terminen beobachteten Variationen der Declination der Magnetnadel so wie einige andere Resultate zu überschicken. Da wir durch 14 Tage anhaltend trüben Him[m]el hatten, und die Uhr in der Zwischenzeit ihren Gang stark änderte, so sind die Beobachtungen des 28. Jänners um mehr 13 Secunden zu spät angestellt. Überdieß ist durch ein Versehen des Beobachters von 9h 25' bis 10h 15' um eine [&c.] … beobachtet worden. Die Anordnung des Minute zu früh, also um 9h 24' statt 9h 25' Apparates ist wie früher, also der Werth eines Scalentheiles = 24".8114. In den Nebenterminen sind die Beobachtungszeiten richtig. Die horizontalen Linien bedeuten den Wechsel der Beobachter. [Tabellenüberschrift:] Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 28 Jänner, 31 Jänner u[nd] 1 Februar 1837.

[Text im rechten unteren Bereich] *) Es ist möglich, daß bei der Beobachtung um 21h30' ein Versehen von 10 Scalentheilen eingetreten ist. Die Be[o]bachtungen sind folgende: [es folgen die Spalten mit den Zahlen] Nim[m]t man an, daß in der mittleren Beobachtungs Reihe bei der 2h, 4h u[nd] 6h Beobachtung um 10 Theile zu wenig angeschrieben wurden, so nähert sich das Mittel den beiden übrigen. Die anderen Beobachtungen werden darüber keinen Zweifel übrig lassen. Die zu den festgesetzten Tagesstunden beobachteten Declinationen während der Periode vom 7t[en] bis 21t[en] Jänner werden vielleicht weniger gut übereinstim[m]en, da da [sic] an diesen Tagen an dem im Beobachtungssaale befindlichen Ofen die eiserne Röhre angesetzt war, um

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ihn heitzen und den Einfluß der Temperatur des umgebenden Mittels auf die Nadel bestim[m]en zu können. Es wurden aber fortwährend an einem zweiten Apparate gleichzeitige Beobachtungen angestellt, und dadurch Tag für Tag die Störung bestim[m]t, welche durch diese Eisenmasse in der Richtung der Nadel hervorgebracht wurde. Ich habe nun säm[m]tliche im vergangenen Jahre angestellten Beobachtungen reducirt. An die im Saale II beobachteten Declinationen wurde die Correction, welche die im October im Freien angestellten Beobachtungen als nöthig erkennen ließen so angebracht, wie ich glaubte, daß es der Natur der Sache am angemessensten sey. Da ich nämlich meine Tafel für diese Declinationen aus der Vergleichung berechnet hatte, welche an zwei Apparaten gleichzeitig angestellt wurde, von denen der eine im alten Locale (Saale I), der andere im neuen (Saale II, in welchem sich der Variation-Apparat seit dem 1t[en] Juli befindet) aufgestellt war, und da ich die für den Saal I nöthige Correction nahe kannte, so konnte im ersten Monathe nach dem Transport des Apparates der Fehler wohl nur klein seyn, und hatte sich wahrscheinlich im Verlauf der Zeit bis auf 12 Min. angehäuft. Ich corrigirte daher in den ersten 10 Tagen die beobachteten Declinationen um 4', in den zweiten 10 Tagen um 5' u.s.f. und erhielt so folgende Resultate, die in der Tafel (A) enthalten sind. Die Schwingungsdauern wurden auf die schon früher angegebene Weise auf die Temperatur 0° reducirt. Die Tagbeobachtungen, von der vorläufig gekannten jährlichen Änderung der magnetischen Kraft corrigirt, geben aus 11 Bedingungsgleichungen (die Schwingungsdauern des Septembers wurden ausgelassen) den wahrscheinlichsten Werth einer Schwingungsdauer bei 0° D = 22",11809 und den Wärmecoefficienten = A = ‒ 0,0074973; die Nachtbeobachtungen gaben D = 22",11925 und A' = ‒ 0,0084775. Mit diesem Coefficienten, der für verschiedene Tagesstunden innerhalb der Grenzen A und A' abgeändert wurde, brachte ich die monatlichen Mittel der beobachteten Schwingungsdauern auf die Temperatur 0° und erhielt so die in der Tafel (B) zusam[m]engestellten Zahlen. Der Monat September enthält nur die Resultate der 7 ersten Tage, die Beobachtungen des Octobers begannen mit dem 7ten. Die überschriebenen Beobachtungszeiten gelten für die ersten 8 Monate des Jahres, die unten angesetzten für die letzten 4. Die letz[t]e Colonne enthält die Mittel aller auf derselben Zeile stehenden Zahlen. [Tabellenüberschrift:] Magnetische Declination [Spaltenüberschriften:] December 1836 / Jänner 1837

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Text am Ende der Tabelle] **) NB. Das Erdbeben, das in der Nacht vom 23. auf den 24. Jänner auch bei uns verspürt wurde, hatte keinen sehr merklichen Einfluß auf die Declination, doch wurde um 7h30' des vorhergehenden Abends eine auffallend kurze Schwingungsdauer beobachtet. Der zweite Stoß trat um 14h41'26" mittl. Mail[änder] Zeit ein; ich beobachtete folgende Declinationen 14h16'34" Decl = 18°35'30".4 24 21 31 58 .6 37 43 31 14 .4 Die Schwingungsdauer wurde um 14h33' gefunden = 22",2916 nicht merklich verschieden von den gewöhnlichen, die des vorigen Abends um 7h30' war = 22,2585 [Tabellenüberschrift:] Tafel (A). Monatliche Mittel der magnetischen Declination. [Text in der linken Spalte: 1836 / Jänner / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / October / November / December]

[Tabellenüberschrift:] Tafel (B). Monatliche Mittel der Schwingungsdauern. [Spaltenüberschrift: 1836 / 19h30' / 21h / 23h / 0h / 1h / 4h / 6h / 8h / 10h30' / Nacht / / / Mittel] [Text in der linken Spalte: 1836 / Jänner / Februar / März / April / Mai / Juni / Juli / August / September / October / November / December]

[Text in der unteren Zeile: Nacht / Mittel]

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[Zeichnung auf dem vorstehenden Briefbogen]

Gegen Ende des vergangenen Jahres wurde die In[c]linations-Nadel angefertigt, welcher ich folgende, aus beistehender Figur ersichtliche Einrichtung geben ließ. Sie ist ein Parallelepiped, an dessen Mitte eine Fassung von Messing angeschraubt ist, welche zwei fixe Spiegel, wovon einer A B C D in der Figur erscheint, und die gebrochene Axe trägt, in welcher die Spitzen angebracht sind, auf denen die Nadel ruht. Sie sind möglichst in eine durch den Schwerpunkt des ganzen Systems gehende gerade Linie gebracht, und ruhen auf oberen aber erhöhten Agatlagern, deren Lage von vorne gesehen die Fig. II. darstellt. Dieser Apparat eignet sich gut zur Bestim[m]ung der Richtung der magnetischen Axe gegen die fixen Spiegel. Zu diesem Zwecke wurde an das nördliche Ende der Nadel ein Spiegel angebracht, dessen Neigung gegen die Axe auf die gewöhnliche Weise bestim[m]t wurde, indem man sie als Declinations-Nadel schwingen ließ. Hierauf wurde auch gegen Osten von der schwingenden Nadel eine Scale und ein Fernrohr gestellt, und zwei Beobachter, der eine gegen Norden mit dem Spiegel III, der andere gegen Osten mit einem der Seitenspiegel I beobachteten gleichzeitig die Theilungen der Scale, gegen welche die Spiegel gerichtet waren. Dieß Verfahren wurde auch mit dem zweiten Seitenspiegel II vorgenommen. Sind N, E, E' die Puncte der Scalen gegen welche die Spiegel III, I und II gerichtet sind, so wurden mit einem an die Stelle der schwingenden Nadel gestellten Theodoliten die Winkel zwischen diesen drei Punkten gemessen, und da man die Neigung von III gegen die magnetische Axe bereits kennt, so kennt man auch die von I u[nd] II gegen dieselbe Axe. Ich überzeugte mich, daß sie beim Wechseln der Pole ihre Lage ändert und nicht wieder in die frühere zurückkehrt, wenn die Pole neuerdings umgekehrt werden. Folgende kleine Tafel enthält die Resultate unserer Untersuchungen.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Spaltenüberschriften: 1836 / Pole / I / II / I . II / N. I. / N. II] [Text in der linken Spalte: 19. December / 20 '' / 21 '' / 24 '' ]

Die zweite Colonne dieser Tafel zeigt an, ob der Nordpol (A) auf dem Ende B oder C der Nadel lag. Die dritte Colonne und die vierte geben die Winkel zwischen der magnetischen Axe und den auf die Spiegelebenen I und II senkrechten Geraden, oder eigentlich die Projection dieses Winkels auf eine Horizontalebene. Die fünfte Colonne gibt den Winkel an, den die beiden Spiegelebenen mit einander machen; endlich die letzten beiden zeigen die Änderung an, die durch jeden Wechsel der Pole in der Lage der Axe hervorgebracht wurde, abgesondert aus dem Spiegel I und II bestim[m]t, deren Übereinstim[m]ung also als ein Criterium der Genauigkeit der Bestim[m]ung angesehen werden kann. Da ausser dieser Lage die Gleichung für die Inclination nur 4 unbekannte Grössen enthält, sollte sich das Problem mit diesem Apparate nicht strenge auflösen lassen? Bis bessere Witterung ein Experiment im Freien erlaubt, dient er die Variationen der Inclination anzugeben. Noch ein Resultat scheint aus unseren Beobachtungen hervorzugehen, welches, wenn es sich fernerhin bestätigt, auch für die Astronomen nicht ohne Interesse seyn wird. Die mittleren Schwingungsdauern nämlich, d. h. die Mittel aller an einem Tage erhaltenen Bestim[m]ungen zeigen fast in jedem Monate eine regelmässige Zu- und Abnahme; in den Monaten des Winters und Frühlings fielen die kürzesten Schwingungsdauern mit dem Neumonde zusam[m]en; im Sommer und Herbste sind sie zur Zeit dieser Phase am längsten. Ein Blick auf die folgende Tafel, die die fünftägigen Mittel dieser mittleren Schwingungsdauern enthält, (und welcher auch die der Declination beigesetzt sind, um den Gang derselben besser zu übersehen) wird das gesagte bestätigen. Sie sind auf die Temperatur 0° reducirt, aber nicht von der jährlichen Änderung befreit. [Spaltenüberschriften: 1836 / Schw.dauern / Declination // 1836 / Schw.dauern / Declination // 1836 / Schw.dauern / Declination // 1836 / Schw.dauern / Declination]

Mit ausgezeichneter Verehrung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Kreil. Mailand am 6. Februar 1837.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Brief 11. Kreil an Gauß, 6. April 1837 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1837, März/Beilage 1 (2 S. mit Couvert) [Der Brief beginnt mit einem Beobachtungsprotokoll. Tabellenüberschrift:] Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 25. 28. u[nd] 29 März 1837 Beobachter: Capelli, Della Vedova, Kreil, Stambucchi. Werth eines Scalentheiles = 24",7629 [Text oben links: 25. März.]

[Spalten links. Spaltenüberschriften: 8h 0' / 28 März D. Vedova 296,73 / 29. März Kreil 300.01]

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Tabellenüberschrift:] Declination um 8h Morgens und 1 Uhr Nachmittags mittl. Gött. Zeit. [Spaltenüberschriften: Febr. / Decl. um 8h / um 1h // Febr. / Decl. um 8h / um 1h // März / Decl. um 8h / um 1h // März / Decl. um 8h / um 1h]

Mailand 6. April 1837 Euer Hochwohlgeboren. Beiliegend habe ich die Ehre Ihnen die Beobachtungen der beiden letzten Monate zu übersenden. Einer der hier angefertigten Apparate ist nach Pavia für das physikalische Museum der Universität verkauft worden.231 Vielleicht haben wir von dort her auch Beobachtungen zu hoffen.232 Bei dieser Gelegenheit wurde an unserem Variationsapparate der Kasten, in welchem die Nadel schwingt, und der Faden, an dem sie hängt, geändert: Sollten sich daher in den beobachteten Declinationen der ersten Tage des März einige Unregelmässigkeiten zeigen, so mag dieß die Ursache seyn; es wurde aber, wie es sich von selbst versteht, während dieser Operation an zwei Apparaten gleichzeitig beobachtet, um Tag für Tag die nöthigen Correctionen anbringen zu können. Die fortdauernd unbeständige Witterung (am 23, 24 u[nd] 25. März hatten wir nach einer vorhergegangenen sehr starken magnetischen Störung 117 Linien233 Schnee) erlaubte noch nicht die Experimente im Freien zu beginnen. Mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil. [Couvert] Milano All’ Illustrissimo Signore Il Signore Carlo Federico Gauss Consigliere aulico, Direttore dell’ Osservatorio a Gottinga / Göttingen /

231

Tatsächlich befindet sich im Museo per la Storia dell’Università di Pavia ein Magnetometer von Gauß, siehe dazu Basso Ricci [u. a.] 1997, S. 7, 143f. 232 Diese Hoffnung sollte sich allerdings nicht erfüllen. 233 1 Pariser Linie = 2,25mm; 117 Linien = 26,32 cm.

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Brief 12. Gauß an Kreil, 20. April 1837 (Göttingen) Aufbewahrungsort: Universität Wien, Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik, Bibliotheks- und Archivwesen, Nachlass Kreil (2 S. mit Couvert) Göttingen den 20 April 1837. Ewr. Wohlgeboren gütigst übersandte magnetische Beobachtungen sind wie immer so regelmäßig und (so wie erst gestern wieder die Terminsbeobachtungen vom März und die täglichen Aufzeichnungen vom Februar und März) zugekommen,234 daß ich nicht länger anstehen darf, Ihnen einmahl meinen verbindlichsten Dank dafür auszusprechen. Ich muß Ihre große Güte um so dankbarer anerkennen, da ich, seitdem ich Ihnen durch den H[errn] Prof. Ewald235 die lithographischen Darstellungen zu zweien Termine zu übersenden das Vergnügen hatte,236 Ihnen noch gar kein Lebenszeichen wieder gegeben habe. Schon lange hat mich die Besorgniß gequält, daß einer oder der andere Theilnehmer etwas erwidern könnte, wenn nicht bald unter allen Theilnehmern auf eine oder andere Art eine perennirende Communication etablirt werden könnte. Indeßen hat die Sache große Schwierigkeiten, theils weil die Zeit nicht zureicht, immer mit allen Theilnehmern einzeln zu correspondiren und die Resultate den übrigen mitzutheilen, theils in Beziehung auf den Geldpunkt. Mein werther Freund, Hr. Prof. Weber, der mich in allen Arbeiten thätig unterstützt, hatte die Idee, daß wenn alle Theilnehmer zusammenträten und jeder ein mäßiges Opfer brächte, wohl zur fortgehenden Lithographie Rath gefaßt werden könnte. Indessen wäre doch wohl zu befürchten, daß dieser Weg nicht recht als practisch sich bewähren würde. Glücklicherweise haben wir jetzt eine viel bessere Aussicht, da eine hiesige Buchhandlung die Kosten und den buchhändlerischen Vertrieb auf sich nehmen will, und ich freue mich Ihnen anzeigen zu können, daß schon in einigen Wochen der erste Jahrgang erscheinen wird mit dem Titel Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836. Herausgegeben von C. F. Gauß u[nd] W. Weber. Mit 10 Steindrucktafen. Göttingen bei Dieterich237 1837. Groß 8. Sie finden darin 6 lithographische Darstellungen an 6 Hauptterminen, zusammen 42 Curven238 von 14 Beobachtungsörtern.239 4 Tafeln auf das hiesige M. O. und auf die einzelnen Theile des Apparats sich beziehend240 234

Siehe den Brief von Kreil an Gauß vom 6. Februar 1837 (Brief 10) sowie den Brief von Kreil an Gauß vom 6. April 1837 (Brief 11). 235 Gauß’ Schwiegersohn Heinrich Ewald, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 236 Brief von Gauß an Kreil vom 15. Juli 1836 (Brief 6). 237 Die Dieterichsche Buchhandlung wurde 1765 von Johann Christian Dieterich in Göttingen gegründet. 238 Es waren insgesamt 46 Kurven. 239 Siehe die „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“: Tafel IV – „Beobachtungen der magnetischen Variation 1835 Nov. 28 u 29 im Haag, in Göttingen, Marburg, Leipzig, München, Palermo, Mailand.“ Tafel V – „Haupttermin vom 30 Januar 1836. Beobachtungen von Haag, Göttingen, Marburg, Leipzig, München, Mailand, Catania.“ Tafel VI – „Haupttermin vom 30 Julius 1836[.] Beobachtungen vom Haag, Göttingen, Berlin, Breslau, Leipzig, Marburg, München, Mailand, Messina.“ Tafel VII – „Termin vom 17 August 1836. Beobachtungen von Upsala, Haag, Göttingen, Berlin, Leipzig, München“. Tafel VIII – „Haupttermin vom 24 September 1836[.] Beobachtungen vom Haag, von Göttingen, Berlin, Breslau, Leipzig, Marburg, München, Mailand.“ Tafel IX – „Haupttermin vom 26 November 1836. Beobachtungen von Upsala, Breda, Göttingen, Breslau, Freiberg, Leipzig, Marburg, München, Mailand.“ 240 Siehe die „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“:

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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5 oder 6 kleine Aufsätze, die mit den Gegenständen in näherer oder ferner[er] Verbindung stehen, u. a. auch eine Anleitung zu den Verfahren bei den Terminsbeobachtungen, die wenn auch Ihnen überflüssig, doch allen neu angehenden Theilnehmern nützlich sein wird241 einen Auszug aus den 3 jährigen täglichen Beobb. in Göttingen.242 [Marginalie] Außerdem von 3 Terminen die vollständigen Zahlen.243 Künftig sollen sie alle vollständig gegeben werden [Fortsetzung des Textes] Künftig soll damit regelmäßig fortgefahren und auch die Versendung schon früher, ehe das Jahr aus ist, in kleinen Lieferungen gemacht u[nd] zugleich die Gelegenheit benützt werden, alles was sich auf Erdmagnetismus bezieht in kleinen Aufsätzen noch in dies.244 zur Sprache zu bringen. Vom Januar Termin 1837 sind 11 Beobachtungsreihen beisammen, u[nd] ich hätte auch schon zur Lithographie schreiten lassen, wenn ich nicht noch immer auf Beobb. aus Upsala hoffte. Vom März sind auch schon 7 beisammen. Auch zeigen sich immer Aussichten auf neue Erweiterung unsres Vereins. H. Meierstein245 arbeitet jetzt einen Apparat für Heidelberg u[nd] einen für Berlin, wo bisher ein kleinerer primitivster246 war.247 Auch Herr Quetelet in Brüssel zeigt Lust beizutreten. 248 Ich suche auch die Apparate immer mehr zu vervollkommnen u[nd] zu erweitern. Von einem sehr wichtigen Zusatze, den ich in diesen Tagen habe machen lassen, soll hoffentlich bald ausführliche Nachricht gegeben werden,249 ebenso wie am einen [sic] ganz neuen Apparat der jetzt in Arbeit ist u[nd] zur unmittelbaren Beobachtung der Intensität dienen soll.250 Tafel I – Innenansicht des Beobachtungsraumes des Göttinger magnetischen Observatoriums. Tafel II – Grundriss des magnetischen Observatoriums und geographische Ausrichtung. Tafel III – „Situations=Plan des magnetischen Observatoriums in Göttingen. A. Magnetisches Observatorium B. Sternwarte“. Tafel X – Abbildungen von Instrumententeilen (10 Figuren). 241 Siehe die Abhandlung „Das in den Beobachtungsterminen anzuwendende Verfahren“ von Gauß in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“ (Gauß 1837c). 242 „Auszug aus dreijährigen täglichen Beobachtungen der magnetischen Declination zu Göttingen“ von Gauß (Gauß 1837d). 243 In den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“, S. [105], werden drei Termine genannt: 17. August 1836, 24. September 1836, 26. November 1836. 244 Lesung unsicher. 245 Zu Meierstein bzw. Meyerstein, Instrumentenhersteller in Göttingen, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 246 Lesung unsicher. 247 Die Berliner Sternwarte verfügte zunächst nur über „eine von Herrn Baumann verfertigte und mit einem Spiegel von Pistor versehene Nadel“. Später verfügte die Berliner Sternwarte über ein in Göttingen angefertigtes Instrument. Der Direktor der Berliner Sternwarte Johann Franz Encke hielt fest: „vom 28. August an sind die Beobachtungen an einer der Nadeln, welche zu dem Magnetometer von Meyerstein in Göttingen gehören“ (zit. nach Encke 1840, S. XXV–XXVII). 248 Adolphe Quetelet war seit 1828 Direktor des Observatoire Royal de Belgique in Brüssel. Im Jahre 1837 wurde er korrespondierendes Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Er sorgte dafür, dass in Brüssel ein magnetisches Observatorium errichtet wurde, vgl. Kap. „Kurzbiogramme“. 249 Bei diesem „Zusatz“ handelt es sich um den von Gauß entwickelten sogеnannten Dämpfer (vgl. Schaefer 1924– 1929, S. 131–133). Eine ausführliche Beschreibung stellte Gauß in seiner Abhandlung „Ueber ein neues, zunächst zur unmittelbaren Beobachtung der Veränderungen in der Intensität des horizontalen Theils des Erdmagnetismus bestimmtes Instrument“ vor, die in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1837“ veröffentlicht wurde (Gauß 1838a). Dort schilderte er diesen Zusatz wie folgt: „Gegen die Nachtheile und Unbequemlichkeiten unzeitiger Schwingungsbewegungen, sowohl bei dieser Art des Telegraphirens, als bei manchen andern Anwendungen der magnetischen Apparate, leistet übrigens eine eigne Vorrichtung, die ich vor kurzem habe ausführen lassen, ungemein nützliche Dienste. Ich nenne diese Vorrichtung einen Dämpfer, da ihre Wirkung darin besteht, Schwingungsbewegungen, die sonst mit sehr langsamer Abnahme viele Stunden fortdauern würden, in sehr kurzer Zeit ganz zu vernichten. Diese Wirkung leistet der vorerst nur für das Magnetometer des magnetischen Observatoriums angefertigte Dämpfer in ganz eminentem Grade, so daß die größten Schwingungsbewegungen in wenigen Minuten gänzlich erlöschen“ (Gauß 1838a, S. 18), siehe ferner Kap. 8.7. 250 Es handelt sich dabei um das von Gauß im Laufe des Jahres 1837 neu entwickelte Bifilarmagnetometer. Es ist dies das erste Mal, dass Gauß sein neues Instrument erwähnte, siehe Kap. 8.7.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Ich wünsche nun herzlich, daß der Verleger seine Rechnung bei dem Unternehmen findet, alles wird darauf ankommen ob es vom Publicum gehörig unterstützt wird. Ich habe nichts hinzuzusetzen, als die Bitte, auch künftig mit der regelmäßigen Einsendung Ihrer mir überaus schätzbaren Mittheilungen gütigst fortzufahren. Die Vergleichung der täglichen Beobachtungen (bei denen Sie übrigens auch wenn Sie wollen nur die Scalentheile u[nd] die Reductionselemente zu geben brauchen) wird nach einiger Zeit zu sehr interessanten Combinationen dienen. Endlich habe ich noch zu bemerken, daß wir von jetzt an auf mehrfach geäußerten Wunsch die Nebentermine eingehen lassen wollen. Dafür aber wird gebeten in solchen Jahren wo sich starke Bewegungen zeigen, solange diese fortdauern, immer in halb so großen Zeitintervallen (von 2 ½ zu 2 ½ Min.) zu beobachten, was hier in solchen Fällen schon seit längerer Zeit zutrifft. Näheres finden Sie darüber in den „Resultaten“ pag. 43251 Stets mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebenster Diener C. F. Gauß. P. S. H[er]r Sartorius der im vorigen Winter in Messina tödlich krank war,252 wird im bevorstehenden Sommer mit H[errn] Dr. Listing nach Deutschland zurückkommen, und vermuthlich bei seiner Rückreise sich einige Zeit in Mailand aufhalten.253 Haben Sie wohl während des Nordlichts am 18. Febr. die Nadel beobachtet? Hier sind fast ununterbrochen Beobb. gemacht, die ungemein schnelle Abwechslungen gezeigt haben. Auch habe ich Beobb. aus Breda u[nd] Breslau. Recht viel kommt aber aus der Vergleichung noch nicht heraus. Es scheint daß wir in solchen Fällen fruchtbare Resultate nur erhalten können wenn 1) in sehr kleinen Zeitintervallen beobachtet wird 2) wenn Beobb. aus vielen Orten zusammenkommen, da hier schon in viel kleinerer Entfernung als bei gewöhnlichem Verlauf, die Ungleichheit der Wirkung hervortritt. Hier soll in Zukunft immer, wenn ein Nordlicht bemerkt wird, sorgfältig beobachtet werden, u[nd] ich bitte in vorkommendem Falle254 eventuell um Mittheilung der dortigen Beobb. Gauß

Brief 13. Kreil an Gauß, 1. August 1837 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 1 (2 S.) Mailand am 1. August 1837 Euer Hochwohlgeboren. Ich habe die Ehre beiliegend die letzt beobachtete Reihe der Declinationsvariationen und die täglich gemachten Beobachtungen der letzten beiden Monate zu übersenden; auch habe ich die während der Störung des 2t[en] Juli d. J. hier angestellten Beobachtungen und die Resultate der ersten 6 Monate dieses Jahres beigefügt.255 Die Schwingungsdauern haben während dieser Periode fortwährend abgenommen: die Zunahme im Monat März ist einer Änderung im Apparate zuzuschreiben, wovon ich, wenn ich nicht irre, schon in meinem früheren Schreiben Erwähnung that, und wobei die Nadel zwar aus dem Kasten herausgenom[m]en, aber weder mit einem des Magnetismus fähigen Körper in Berührung gebracht, noch auch einer erhöhten Temperatur aus251 „Das in den Beobachtungsterminen anzuwendende Verfahren“ von Gauß in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“ (Gauß 1837c, hier S. 43). 252 Ende 1836 erkrankte Sartorius an einer Gehirnhautentzündung, die ihn fast das Leben kosten sollte (Reich 2012, S. 249, 299f). 253 Dazu kam es aber nicht. Da in Italien die Cholera ausbrach, kehrten Sartorius und Listing per Schiff über Gibraltar, Lissabon und Cuxhafen nach Deutschland zurück (Reich 2012, S. 249). 254 Lesung unsicher. 255 Diese beigelegten Beobachtungsprotokolle sind nicht mehr vorhanden.

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gesetzt wurde. Dieß bestim[m]te mich übrigens die Untersuchung ihres magnetischen Zustandes, die ich beschlossen hatte von Zeit zu Zeit anzustellen, lieber zu unterlassen, um durchaus keine Veranlassung zu irgend einer Störung des regelmässigen Verlaufes der Änderungen zu geben. Die Änderungen, welche die bis jetzt aufgestellte Inclinationsnadel angezeigt hat, sind zu klein; der neue Apparat giebt sie grösser. Sollte E[w]. H. der Artikel im Aprilhefte der Bibliothèque universelle zu Gesicht gekom[m]en seyn,256 so werden Sie die monatlichen Mittel der Inclination in den beiden ersten Monaten etwas verschieden finden von den hier gegebenen. Die Ursache ist, weil in dieser Zeit die Beobachtungen nicht so regelmässig wie jetzt angestellt werden konnten; es unterblieben mehrere derselben; ich nahm als Resultat die Mittel der wirklich gemachten. Bald überzeugte ich mich aber, daß ich der Wahrheit bedeutend näher kam, wenn ich die fehlenden Beobachtungen durch Interpolation aus den zunächst gelegenen suchte und die Mittel aus allen als Endresultat nahm. So entstanden die hier gegebenen Zahlen. Später wurde natürlich dafür gesorgt so wenig als möglich Beobachtungen auszulassen. Die fünftägigen Mittel bestätigen die schon im vorigen Jahre bemerkte Periode der Schwingungsdauern, die mit jenen der Mondesphasen oder mit der Rotation der Sonne zusammen fällt. Nur der März macht in diesem wie im vorigen Jahre eine Ausnahme. In [sic] Juni zeigte sich wohl auch ein Minimum zur Zeit des Neumondes, aber ein noch kleineres trat vor dem Vollmonde ein. Dieß letzte hat jedoch seinen Grund in einem anderen Umstande, der auch noch näher zu erörtern ist. Ich pflege nämlich an die Schwingungsdauern die wegen der Änderung der äußeren Lufttemperatur nöthige Correction auf die Art anzubringen, die ich schon in früheren Briefen mitzutheilen die Ehre hatte; nur kömmt in diesem Jahre noch eine andere kleine Correction hinzu, welche von der Temperatur der die Nadel unmittelbar umgebenden Luft abhängig ist. Es zeigt sich hiebei, daß, wenn die äussere Temperatur sich schnell ändert, die Schwingungsdauer mit ihrer entsprechenden Änderung nicht alsogleich, sondern erst nach einigen Tagen nachfolgt, und daß daher die in der Zwischenzeit angebrachte Correction nicht der Wahrheit gemäß ist. So hatte im Monat Juni eine Erhöhung der mittleren Temperatur von nahe 3° am 12t[en] statt und hielt bis zum 18ten an, während die entsprechende Vergrösserung der Schw.dauer erst am 17. eintrat, daher die in diesem Falle subtractive Correction zu groß, also die Schw[ingungs]dauer zu klein ausfiel. Auch wurde die zur Zeit des Neumondes Statt habende Dauer durch eine am Tage dieser Phase eingetretene Störung, deren Wirkung sich immer über zwei oder 3 Tage erstreckt, merklich alternirt. Diese Störungen, die sich an den Apparaten mit solcher Schärfe bestim[m]en lassen, sind etwas das mich gegenwärtig sehr interessirt; es wäre nur zu wünschen, daß sich im hohen Norden Beobachter fänden, welche das Eintreten der Nordlichter und die sie begleitenden Umstände regelmässig beobachteten und mittheilten. Bei den Relationen, in welchen Ew. H. mit [daß] zweien Ländern stehen und bei der Macht Ihrer Stimme wäre es vielleicht zu hoffen, sich in Rußland oder Schweden mancher dazu herbeiließe.257 Uns soll keine dieser Wirkungen entgehen und ich würde mir es zum Vergnügen machen, sie so ausführlich mitzutheilen, als man wünscht. Mit ausgezeichneter Hochachtung und in der Hoffnung bald etwas von den „Resultaten“ zu Gesichte zu bekommen Euer Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.

256

Die „Observations faites à l’observatoire de Milan sur l’influence des aurores boréales sur l’aiguille aimantée“ von Karl Kreil erschienen in der „Bibliothèque universelle de Genève“ (Kreil 1837d). 257 Siehe hierzu Kap. 8.5.

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Brief 14. Gauß an Kreil, 15. August 1837 (Göttingen) Aufbewahrungsort: Universität Wien, Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik, Bibliotheks- und Archivwesen, Nachlass Kreil (1 S.) Ewr Wohlgeboren Habe ich meinen besten Dank abzustatten für die gütige Einsendung der Beobachtungen von den beiden letzten Terminen und die übrigen gehaltreichen Mittheilungen. Erstere harmoniren wie gewöhnlich sehr schön mit den übrigen; doch sind von dem Juliustermin bisher außer den Mailänder Beobb. erst die von Berlin und Marburg eingegangen.258 Der Juliustermin bietet manches Interessante dar, zumahl da er in Göttingen (eine kleine Lücke ausgenommen) vollständig an zwei Apparaten beobachtet ist, wovon der zweite hoffentlich bald näher wird beschrieben werden können, da dabei ein ganz verschiedener Zweck statt findet. Hoffentlich werden die „Resultate“ jetzt schon in Ihren Händen sein. Mein heutiges Schreiben wird zunächst durch den Umstand veranlaßt, daß H[err] Parrot259 an vier Tagen auf dem Nordkap die magnetische Variation beobachten wird, nämlich 21. 24. 28. 31. August jedesmahl 24 Stunden vom Göttinger M. Mittag angerechnet u[nd] ganz wie bei uns von 5 zu 5 Minuten.260 Wenn ich recht verstanden habe, bedient er sich eines Magnetometers, welches Kupfer261 [sic] in Petersburg hat machen lassen; zwar hat dasselbe nur eine kleine Nadel (nur 1 ½ [Pfund] Gewicht); allein die Belegenheit des Beobachtungsplatzes wird auch Beobachtungen interessant machen, die nur etwas geringere Genauigkeit haben. Da wahrscheinlich die meisten Theilnehmer Unseres [sic] Vereins nicht im Stande sein werden für alle 4 Tage Rath zu schaffen, so ist zu besorgen, daß wenn der eine diesen der andere jenen Tag für sich auf gut Glück wählt, wenig Correspondenz herauskommt. Ich empfehle daher vorzugsweise den letzten Tag zwischen 31 August – 1 September, wo wenn irgend möglich auch hier wieder an zwei Apparaten beobachtet werden soll. Auch werden die auswärtigen Beobachter dann avertirt, so daß zu hoffen steht, daß dieser Extratermin reiche Resultate liefert.262 Für heute muß ich eilig schließen, Ihrem freundschaftlichen Andenken mich bestens empfehlend C. F. Gauß Göttingen den 15 August 1837.

258

Auf der Tafel VI „Haupttermin vom 29. Juli 1837“ sind in den „Resultaten der Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1837“ folgende Beobachtungsorte vertreten: Upsala, Copenhagen, Breda, Göttingen, Berlin, Breslau, Freiberg, Leipzig, Marburg, München und Mailand. 259 Friedrich Parrot wirkte ab 1826 als Professor für Physik an der Universität Dorpat, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 260 Am 10./22. Juli 1837 reiste Friedrich Parrot von St. Petersburg zum Nordkap, wo er Anfang August eintraf. Dort stellte er astronomische und erdmagnetische Beobachtungen an und untersuchte Pendelschwingungen, um Details über die Gestalt der Erde zu erfahren. Im Dezember 1837 erreichte er wieder Russland (Reich/Roussanova 2011a, S. 577–582). 261 Adolph Theodor Kupffer war ab 1828 als ordentliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg tätig. Im Jahre 1834 erhielt er zusätzlich die Professur für Erdmagnetismus und Meteorologie an dem neugegründeten Normalen Observatorium beim Korps der Bergingenieure in St. Petersburg (Reich/Roussanova 2011a, S. 342–427). 262 Gauß berichtete über Friedrich Parrots Reise ans Nordkap in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1837“ (Gauß 1838b, S. 133). Im folgenden Band der „Resultate“ für das Jahr 1838 wurden die Beobachtungsdaten, die Parrot am Nordkap an verschiedenen Orten gemessen hatte, im unpaginierten Teil veröffentlicht, und zwar diejenigen, die in Kuopio (29. Juli 1837), in Hammerfest (31. August 1837) und in Havösund (30. September 1837) ermittelt worden waren.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 15. Kreil an Gauß, 2. September 1837 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 2 (1 S. mit Zeichnung) Mailand 2. Septb. 1837 Euer Hochwohlgeboren verehrtes Schreiben vom 15 August263 erhielt ich am 28ten um 4h40'; von dieser Epoche an beginnen auch unsere correspondirenden Beobachtungen; doch haben wir auch um die Mittagsstunde einer absoluten Declinationsbestim[m]mung wegen die Variationen beobachtet, welche ich hier gleichfalls beifüge, so daß nur 2 ½ Stunden von diesem Tage fehlen. Den 31 August wurde ganz durchbeobachtet.264 Die um 8h und um 1h angesetzten Declinationen sind alle durch Beobachtung gefunden, es ist keine interpolirt. Sollten einige derselben nicht gut stim[m]en so ist dieß Änderungen zuzuschreiben, die von Zeit zu Zeit in den nächsten Localitäten vorgenom[m]en werden, und anderen Zufälligkeiten, denen dergleichen Beobachtungen immer ausgesetzt sind, so lange sie nicht in einem eigens dazu bestimmten und wohleingerichteten Observatorium angestellt werden können. Doch wird hoffentlich auch dazu bald Rath geschafft werden. Auch in dieser Hinsicht erwarte ich mit Ungeduld die „Resultate“ die noch nicht angekommen sind. Sollte H[err] v. Humboldt sich schon in Göttingen befinden,265 so bitte ich ihm meinen innigsten Dank für seinen werthen Brief aus Tepliz abzustatten,266 ich werde mir die Freiheit nehmen ihm zu antworten, wenn ich ihm etwas schreiben kann, das der Mittheilung werth ist. An die HH. Sartorius und Listing,267 die sich hoffentlich auch schon unter Ihnen eingefunden haben, recht viele freundschaftliche Grüsse sowohl von Tardy268 als von mir. Mit ausgezeichneter Verehrung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.

263

Brief von Gauß an Kreil vom 15. August 1837 (Brief 14). Beobachtungsprotokoll „Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 31. August 1837“. Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1837 Juli-November, Mappe August (Beobachtungsprotokoll 4), siehe auch Kap. 4.2.2. 265 Vom 15. bis zum 20. September 1837 fanden in Göttingen die Feierlichkeiten zum einhundertjährigen Bestehen der Universität statt. Alexander von Humboldt, der auch an der Universität Göttingen studiert hatte, war als Ehrengast anwesend (Reich 2011b, S. 45–49). Auch Wolfgang Sartorius von Waltershausen und Johann Benedikt Listing waren, gerade eben aus Italien zurückgekehrt, zugegen. Sartorius wurde mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet (Reich 2012, S. 249–252). 266 Dieser Brief Humboldts an Kreil ist nicht mehr vorhanden. 267 Zu Sartorius und Listing siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 268 Placido Tardy gehörte zu Kreils Beobachtungsteam. Später wurde er Professor für Mathematik in Messina sowie in Genua. 264

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Magnetisches Observatorium zu Mailand. [Text oben links:] abcd ein Pfeiler um den Kasten A aufzustellen in welchem die Nadel schwingt, Höhe = 1 Meter. a,b,c,d kleine Säulen welche die Nadel tragen; Höhe, vom Pfeiler an gerechnet, = 3 Meter. BCDE Pfeiler mit Theilung für das Fernrohr und die Scala; Höhe = 0,8 Meter. [Text in der Mitte] Ost [Text oben rechts:] LM Pfeiler mit Theilung für die Mira; Höhe = 1,2 Meter. FG, HJ, F'G'. H'J', Pfeiler mit Theilung für die störende Nadel, welche in einer auf den magnetischen Meridian senkrechten Richtung aufgelegt wird. Höhe = 1 Meter.

[Text unten:] Geographischer Meridian Nord Magnetischer Meridian i. J. 1837

West

Süd

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 16 Kreil an Gauß, 20. September 1837 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 3 (1 S.) Mailand am 20. Septber 1837 Euer Hochwohlgeboren. Der Überbringer dieses, H[err] Knothe, hat sich gütigst angebothen beiliegenden Supplementband unserer Ephemeriden, der eben die Presse verläßt269 (der Druck der Ephemeriden selbst ist noch nicht vollendet) an Sie zu bestellen. Da ich vernom[m]en habe daß H[err] v. Humboldt sich längere Zeit bei Ihnen verweilen wird,270 so habe ich mir die Freiheit genom[m]en auch ein Exemplar für ihn beizulegen, in der Hoffnung daß zur Zeit der Ankunft H[errn] K[nothe]’s in Göttingen er sich noch dort befinden wird.271 Sollte dieß nicht der Fall seyn, so ersuche ich Sie es ihm bei guter Gelegenheit zukom[m]en zu lassen. Um den Reisenden nicht länger aufzuhalten schließe ich in Eile und füge nur die Bitte bei diesen Erstlingen unserer magnetischen Arbeiten freundschaftliche Nachsicht angedeihen zu lassen. Mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil. Viele freundliche Grüsse an die H[erren] Sartorius u[nd] Listing.

Brief 17. Kreil an Gauß, 2. Oktober 1837 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1837, September/Beilage (2 S.) Euer Hochwohlgeboren. Beiliegend habe ich die Ehre die Variationen des letzten Termins und die Declinationen der beiden vergangenen Monate zu übersenden. Leider konnte auch in dieser Periode die Nadel ihre Schwingungen nicht ohne Störung fortsetzen; aus einem an dem Beobachtungssale anliegenden Locale wurde nämlich eine Eisenmasse weggenom[m]en, welche einen bedeutenden Einfluß auf ihre Richtung gehabt hatte. Durch correspondirende Beobachtungen, welche mehrere Tage vor und nach dieser Operation (die nach der ersten Beobachtung des 15. August vor sich ging) an einem zweiten Apparate angestellt wurden, habe ich gefunden, daß man von den nach dieser Epoche beobachteten Scalentheilen die Zahl 11,92 abziehen muß, um sie mit den vorhergehenden in Übereinstim[m]ung zu bringen, oder daß am 16. August der Scalentheil 111,92 dieselbe Declination anzeigt, welche am 14. August den Scalentheil 100 anzeigte. Am 27. Aug. Abends wurde an das Fernrohr gestossen. Ich brachte dasselbe sogleich so gut ich konnte in seine vorige Lage, und eine am folgenden Tage angestellte Vergleichung mit dem

269

Dieser im Jahre 1837 erschienene Band der „Effemeridi astronomiche di Milano, primo supplemento“ ist in der Gauß-Bibliothek vorhanden (Gauss Bibl 225). Er enthält die zwei folgenden äußerst wichtigen Abhandlungen: „Misura assoluta dell’ intensità della forza magnetica terrestre. Tradotta e commentata da Paolo Frisiani“ von Gauß (Gauß 1837a) und „Descrizione degli apparati magnetici e di metodi con cui si eseguiscono le osservationi“ von Karl Kreil (Kreil 1837h), siehe hierzu Kap. 3.3.5. 270 Alexander von Humboldt war vom 15. bis zum 20. September 1837 Gast bei den Feierlichkeiten zum einhundertjährigen Bestehen der Universität Göttingen. 271 Der Band kam offensichtlich, entweder direkt oder indirekt, bei Alexander von Humboldt an. Im Verzeichnis der Bestände von Humboldts Bibliothek wird nämlich die italienische Übersetzung von Gauß’ „Intensitas“ samt Kommentar von Paolo Frisiani aufgeführt (Stevens 1863/1967, S. 240, Nr. 3274).

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damals im Garten zu absoluten Bestim[m]ungen aufgestellten Apparate gab keinen merklichen Fehler zu erkennen. Ich wurde aufgefordert einen Plan des hier zu erbauenden magnetischen Observatoriums zu entwerfen, den ich mir die Freiheit nehme Ihnen mitzutheilen. Sehr erfreulich wäre es mir gewesen, wenn ich dabei die Beschreibung Ihres Observatoriums hätte benützen, oder den von Ihnen neu verfertigten Apparat zur Bestim[m]ung der Intensität hätte berücksichtigen können;272 glücklicher Weise gehen aber bei mir die Dinge nicht so schnell ihrer Entscheidung entgegen, so daß beides vielleicht noch zur Zeit anlangt um durch zweckmäßige Änderungen das Versäumte gut zu machen. Mailand 2. October 1837 Mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil [Tabellenüberschrift:] Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 30 September 1837. Werth eines Theiles = 26",7525 Beobachter [geschweifte Klammer] Capelli / Della Vedova / Kreil / Stambucchi / Tardy

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Gemeint ist das Bifilarmagnetometer, siehe Kap. 8.7.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Tabellenüberschrift:] Beobachtete Declination. [Spaltenüberschriften: August 1837 /// Tag / 8h Mg. / 1h Ab. // Tag / 8h / 1h // Tag / 8h / 1h // September 1837 /// Tag / 8h / 1h // Tag / 8h / 1h // Tag / 8h / 1h]

Brief 18. Kreil an Gauß, 4. Dezember 1837 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1837, November/Beilage (11 S.) [Der Brief beginnt mit Beobachtungsprotokollen. Tabellenüberschrift:] Magnetische Störung am 18 October 1837 beobachtet zu Mailand. [Text oben rechts:] Werth eines Theilstriches der Scala = 26"7525 [Überschriften: Mittl. Göttinger Zeit / Declination / Declination / Tafel A / Schwingungsdauern]

[Text unten:] * um 46'0" Jede dieser Declinationen ist aus 4 angeschriebenen Zahlen also aus 3 Mitteln erhalten; die Tafel A enthält diese einzelnen Mittel zur Zeit der stärksten Änderung. [Bemerkung am Ende der Spalte „Tafel A“:] Die Änderungen der Inclination konnten nicht beobachtet werden, weil über dem Zim[m]er in welchem das Inclinatorium aufgestellt ist, ein neuer Beobachtungs-Saal gebaut wird.

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Die Schwingungsdauern sind nicht durch Wärme corrigirt, die entsprechenden äusseren Temperaturen sind in der Colonne T enthalten. Die innere Temperatur war 12.0 [Tabellenüberschrift:] Magnetische Störung am 5. November 1837 [Spaltenüberschriften oben: Zeit / Declin / Zeit / Declination (7h / 8h / 9h / 10h) ]

[Text in der Mitte der Spalten 1 bis 2: Schw. Dauern] [Text in den Spalten 6 bis 7 unten: Äußere Temperaturen] [Text am Ende der Tabelle] Ferner Temperatur um 20h 9°,4 um 7h 9,6

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

[Tabellenüberschrift:] Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 12 November 1837 [Text oben rechts] Beobachter [geschweifte Klammer] Capelli / D. Vedova / Kreil / Tardy [Spaltenüberschriften: Mittl. Zeit v. Göttingen // Zeit / Scale / Zeit / Scale / u.s.w.]

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[Tabellenüberschrift:] 12 November 1837 [Spaltenüberschriften: Zeit / Scale / Zeit / Scale / u.s.w. 17h / 18h / 19h / 20h / 21h / 22h / 23h]

[Überschrift in der Mitte der Tabelle] Variationen d. magn. Declin. am 13. Nov. 1837 [Text am Ende der Tabelle] *) Das Instrument wurde auf die Mira gestellt von welcher es 1,7 Theilstriche entfernt war.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Tabellenüberschrift:] Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 14 November 1837 [Spaltenüberschriften: Zeit / Scale / Zeit / Scale / u.s.w.]

[Text am Ende der Spalten 1 bis 3] *) Das Instrument auf die Mira gestellt, von welcher es 1,3 Theilstriche entfernt war.

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[Tabellenüberschrift:] Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 14 November 1837. [Spaltenüberschriften: Zeit / Scale / Zeit / Scale / u.s.w.]

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

[Tabellenüberschrift:] Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 14 November 1837 [Spaltenüberschriften: Zeit / Scale / Zeit / Scale / u.s.w.]

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[Tabellenüberschriften:] Variation der magn. Declination zu Mailand am 14. November 1837

Magnetische Störung am 15 November 1837 zu Mailand.

[Spaltenüberschriften: Zeit / Scale / Zeit / Scale / u.s.w.]

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[Fortsetzung der Tabelle: Spalten 1 bis 14. Überschrift am oberen rechten Rand der Tabelle:] Schwingungsdauern der Declin. Nadel auf 0° Réaum. reducirt. [Spaltenüberschriften: Zeit / Scale / Zeit / Scale / Zeit / Scale / Zeit / Scale / Zeit / Scale / Zeit / Scale / Zeit / Scale // 12. Novber / Zeit / Dauer = 22''… // 12. Novber / Zeit / Dauer // 13. Novber / Zeit / Dauer // 14. Novber / Zeit / Dauer]

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[Tabellenüberschrift:]

Declination um 8h Morg[ens] und 1h Nachm[ittags]

[Spaltenüberschriften: Tag // October / 8h / 1h // Tag // October / 8h / 1h // Tag // November / 8h / 1h // November / 8h / 1h ]

[Kommentar zu der in der Tabelle durch gekennzeichneten Stelle am Rande] Vom 23t[en] ber h Nov. um 1 an müssen die angeschriebenen Zahlen um 4,72 vergrössert werden, weil zum Behufe des neu aufzuführenden Beobachtungssaales eiserne Schließen innerhalb des Bereiches des Apparates in die Mauern eingesetzt wurden. Um an die durch die Störungen hervorgebrachten Variationen einen Maaßstab anlegen zu kön[n]en, setze ich die monatlichen Mittel der Declination und Schw.dauern für November 1837 hieher. Letztere sind auf die Temperatur 0° reducirt, zeigen sich aber, der starken Perturb. wegen, unregelmässiger als gewöhnlich [Spaltenüberschriften: Zeit / Schw. dauer / Declination]

Dem Scalentheile 130 entspricht die Declination = 18°33'16",65; seit 23. Novber entspricht derselben Declination das Scalentheil 125,28. Werth eines Scalentheiles = 26",75 25 Euer Hochwohlgeboren. Beiliegend habe ich die Ehre die Beobachtungen zu übersenden, welche wir vom 12. bis 15. November angestellt haben, so wie auch einige andere Störungen und die täglich um 8h u[nd] 1h aufgezeichneten Declinationen. Von den drei in den Sternschnuppen-Tagen erschienenen Nordlichtern war hier der Witterung wegen nur das erste, am 12. Nov. sichtbar; es zeigte sich in seinem grösten Glanze um 6h30, verschwand bald, kehrte aber zeitweise wieder, und wurde noch

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um 9h30', 10h30' und noch später gesehen. Wir verfolgten die Lichterscheinungen weniger genau, da unsere Aufmerksamkeit zu sehr von der Magnetnadel in Anspruch genom[m]en war; dieß und der helle Mondenschein, der eine spärliche Ausbeute der Sternschnuppen erwarten ließ, so wie die Hoffnung, daß diese an anderen Orten, wo man nicht mit den magnet. Beobb. sich befassen könnte, desto fleißiger beobachtet werden würden, war auch die Ursache, daß wir uns damit weniger abgaben. In Parma wurden in der Nacht vom 11–12, 8 St[ern]schn[uppen]; in der vom 12–13, 7 ; in der vom 13–14, 49 gesehen. Ich habe nun auch die während des verflossenen Som[m]ers im Freien angestellten Beobachtungen in Ordnung gebracht, und nehme mir die Freiheit sie Ihnen vorzulegen. Der Apparat wurde an dem selben Punkte aufgestellt, auf welchem ich im vorigen Herbste observierte, in einem Winkel des Gartens etwa 4 Meter von der Mauer entfernt, jenseits welcher sich wieder ein sehr geräumiger Garten befindet. Die ersten Beobachtungstage gaben eine Declination, die nahe um einen halben Grad kleiner war als die im vorigen Herbste gefundene. Da der Variationsapparat keine merkliche Änderung derselben angezeigt hatte, so wurden zuerst die Rechnungen revidirt und der Apparat genau untersucht, aber nirgends wollte sich die Quelle eines so bedeutenden Fehlers zeigen; sie mußte also außerhalb gesucht werden. Ich entfernte nun den Apparat von der genannten Mauer, so daß die Nadel etwa 8 Meter davon entfernt war; sogleich ging der Fehler bis auf 4–5 Minuten herab. Dieß deutete auf einen störenden Einfluß von dort her. Ich frug nach und erfuhr dass der Eigenthümer jenes Gartens sein Haus neu baue und am Ende seines Gartens ganz nahe an dem Orte, wo der Apparat stand, einen Aufbewahrungs-Ort für säm[m]tliche eiserne Gerätschaften hatte errichten lassen. Ich säumte auf diese Nachricht nicht länger den Apparat an einem anderen Orte aufzustellen, wo er zwar unserem Gebäude näher (in einer Entfernung von 17 Meter) aber sicher außerhalb dem Bereiche jener Eisenmassen war. Ich hatte schon im vorigen Jahre bemerkt, daß die beiden Göttinger Nadeln nicht genau dieselbe Declination, sondern eine constant verschiedene geben; die stärkere, mit No. 4 bezeichnete gibt eine kleinere, die schwächere, No. XVII eine grössere Declination auch bei ganz gleichen Umständen. Einer so überraschenden Erscheinung wünschte ich näher auf die Spur zu kom[m]en, und stellte zu diesem Zwecke mit noch drei anderen Nadeln, die hier verfertigt sind und einen sehr verschiedenen Grad des Magnetismus besitzen, Beobachtungen an, die ich in einer der folgenden Tabellen (II) zusam[m]engestellt habe. Die nächste Tafel (I) macht das Gewicht der Nadeln, ihre Belastung und ihren Magnetismus anschaulich. In der Tafel (II) sind die Tage von Mitternacht an, die Stunden von Mittag an bis 24 gezählt, so daß jene Zahlen der 2t[en] Colonne, die grösser sind als 12, die Morgenstunden des vorstehenden Tages bedeuten. Die 4t[e] Colonne enthält die Unterschiede zwischen der Declination die im Freien (am App. I) beobachtet wurde und jenen die gleichzeitig der Variationsapparat (App. II) gab; sie hat das Zeichen +, wenn der App. II eine kleinere Declination anzeigte. Die mit einem *) versehenen Beobachtungen dienten um die Tafel zu verificiren, welche zur Angabe der Declinationen aus den Beobachtungen am App. II construirt und auf die im vorigen Herbste erhaltenen Resultate gegründet war. Die Correction war so klein, daß sie den Beobachtungsfehlern zugeschrieben, und daher gänzlich vernachlässigt werden konnte. – Ich habe das Factum, daß die Declination von der Intensität des Magnetismus der Nadel abhängig ist, auch noch auf eine andere Weise zu bestätigen versucht, indem ich den Apparat I mit der Nadel 0 in dem Locale aufstellte, in welchem sich in den ersten Monaten des vorigen Jahres der Variationsapparat befand, und in welchem ich, wie Sie Sich erinnern werden, wegen dem starken Einfluß der umgebenden Eisenmassen eine um mehr als 4° zu kleine Declination fand.

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[Tabellenüberschrift:] Tafel I [Spaltenüberschriften: Nadel // Gewicht in Gram[m]en / d. Nadel / d. Spiegels / d. Bügels // Schwinggsdauer // Stahl] [Text in der letzten Spalte: Uslar / Uslar / England / Italien / Steyermark]

Ich hatte zuerst die Nadel Nr. 4 mit dem Apparate II verglichen, und aus 3 Beobachtungen die Theile beider Scalen (am App. I u[nd] II) gefunden, welche derselben Declination entsprachen. Hierauf wurde die Nadel 0 eingehängt , welche in diesem Locale bei gleicher Belastung wie früher ein[e] Schwingung in 37",40 machte. Sie zeigte, verglichen mit II, eine Declination[,] die nur 18'3",2 kleiner war als die welche die Nadel No. 4 gezeigt hatte; Ich strich hierauf jede Seite der Nadel 0 vierzig mal mit den Bündeln der Göttinger Magnetstäbe, wodurch ihre Schwingungsdauer um 13",00 kürzer und ihre Declination um 5'18".2 grösser wurde als sie vorher war. [Tabellenüberschrift:] Tafel II. Declination im Freien beobachtet. [Spaltenüberschriften: 1837 / Mittl. Zeit zu Mailand / Declination / Diff. mit App. II / Nadel / Anmerkungen]

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[Text in der Spalte „Anmerkungen“] [geschweifte Klammer] Unter dem Einflusse einer im benachbarten Garten aufgehäuften Eisenmasse. Entfernung der Nadel von der Gartenmauer = 4 Meter circa [geschweifte Klammer] Nachdem der Apparat von der Mauer bis auf 8 Meter circa entfernt worden war. Nachdem der Apparat aus dem Bereich der genannten Eisenmasse entfernt worden war; er befand sich nun in einer Entfernung von 17 Meter circa von dem Gebäude Brera. **) Ohne corresp. Beobachtg. Die Berechnung der Declination geschah auf die Art wie ich sie im 1t[en] Supplement zu den Mailänder Ephemeriden S. 146 (welcher Ihnen hoffentlich zugekom[m]en seyn wird) angegeben habe.273 Die Torsion wurde nach der eben dort angezeigten Methode bestimmt. – Alle früher mitgetheilten oder veröffentlichten Declinationen wurden mittelst der Nadel 4 gefunden. Ich kann mir durchaus keine genügende Erklärung dieser Erscheinung ersinnen, denn in einer Entfernung von 17 Meter muß doch der Einfluß der im Gebäude zerstreuten Eisenmassen schon klein, und der Unterschied ihres Einflußes auf Nadeln von verschiedener Stärke noch kleiner seyn, und kann also nicht eine Änderung der Richtung von nahe einem halben Grad hervorbringen. Es wäre mir äußerst interessant Ihre Meinung über diesen Punkt zu erfahren. Die Bestim[m]ungen der absoluten Intensität der horizontalen Kraft stim[m]en nicht so gut als ich gewünscht, und bei der Sorgfalt, mit der ich die Operationen auszuführen suchte, erwartet hätte; allein so lange man keinen abgeschlossenen Raum zu seiner Disposition hat, ist man seiner Sache nicht gewiß; so fand ich z. B. vor der Beobachtung des 26. August die in normaler Richtung auf den magn. Meridian aufgestellten Lager für die störende Nadel bedeutend verrückt. Die Resultate sind folgende: [Spaltenüberschriften: 1837 / T / Nadel] [Text in der linken Spalte: 1837 / Mai / Juni / August / Mittel] [Text am rechten Rand: Die Inclination wurde mit dem kleineren Inclinatorium von Lenoir274 gefunden / Aug. / Mittel]

Darf ich Sie wohl ersuchen beiliegenden Brief H[errn] v. Sartorius zu übergeben.275 Mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil. Mailand 4. December 1837

273

Kreil 1837h, S. 146. Der französische Instrumentenhersteller Étienne Lenoir, siehe Kap. „Kurzbiogramme“. 275 Dieser hier erwähnte beiliegende Brief befindet sich nicht in Göttingen. 274

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Brief 19. Kreil an Gauß, 29. Januar 1838 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 4 (4 S.) Mailand 29. Jänner 1838 Euer Hochwohlgeboren. Ich habe die Ehre Ihnen hiemit die letzten Terminsbeobachtungen, so wie einige andere Resultate unserer Arbeiten vorzulegen. Die Änderungen der Declination und der horizontalen Schwingungsdauern wurden mit demselben Apparat und in demselben Locale beobachtet, wie die früheren; das Inclinatorium mußte aber in einem anderen Zimmer aufgestellt werden, da über dem bis jetzt dazu verwendeten ein neuer Beobachtungssaal gebaut wird, und daher die Nadel zu heftigen Erschütterungen ausgesetzt war. Die Inclinationsbeobachtungen sind sowohl deßwegen als auch durch die im Freyen angestellten Versuche vom 21. Juli bis 12. August und vom 18 October bis 30 November unterbrochen worden. Diese Unterbrechungen habe ich dazu benützt, die Nadel näher an ihrem Schwerpunkte aufzuhängen, da sie die früheren Änderungen viel zu klein angegeben hatte; jetzt sind sie hoffentlich der Wahrheit näher, wie Sie Sich aus dem folgenden überzeugen werden. Monatliche Mittel der Schwingungsdauern der horizontalen Nadel auf die Temperatur 0° reducirt

[Überschriften: Monatliche Mittel der Declination / Monatliche Mittel der Inclination]

Fünftägiges Mittel. [Spaltenüberschriften: 1837 / Dauer / Declin. / Inclin. (vom 29. Juni bis zum 30. Dezember)]

Der Regelmässigkeit der Schwingungsdauern wurde in diesen Monaten durch viele und gewaltige Störungen, von denen die stärksten durch die den vorhergehenden Zahlen beigesetzten Asterisken angezeigt sind, einiger Eintrag gethan; nichts desto weniger zeigt sich zu Ende Juli und Anfang Octobers deutlich ein Maximum zur Zeit des Neumondes, während in den folgen-

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den Monaten schon ein Minimum mit dieser Phase eintrat. September macht, so wie der März, eine Ausnahme von der Regel. Ich wünschte diese Thatsache, die nun schon seit zwei Jahren sich in den Schwingungsdauern zeigt, auch durch eine analoge in der Richtung der Nadel bestätigen zu können, und habe zu diesem Zwecke säm[m]tliche Declinationsbeobachtungen in zwei Klassen gesondert, je nachdem zur Zeit derselben der Mond sich östlich oder westlich vom magnetischen Meridian befand. Auf diese Weise erhielt ich für jede Stunde in welcher eine Beobachtung angestellt wird, und in jedem Monate zwei Reihen derselben die eine bei Mond Ost, die andere bei Mond West, welche mit einander verglichen den Einfluß dieses Gestirns zeigen mußten. Freilich kom[m]t hier die Änderung der magn. Declination von einem Monate zum andern mit ins Spiel, die in verschiedenen Stunden verschieden ist; aber bei ihrer Periodicität muß sie sich von selbst eliminiren, und es muß sich in einer grösseren Reihe von Beobachtungen dieser Einfluß, wenn er wirklich existirt, erkennen lassen; nun frägt es sich, ob eine Periode von zwei Jahren hiezu schon hinreichend sey. Ich war erfreut zu sehen, daß schon einjährige Beobachtungen ein Resultat gaben, das kaum einen Zweifel Raum läßt, und welches sich im zweiten Jahre noch mehr bestätigt, wie man aus folgender Tafel sehen kann. Im Jahre 1836 konnten nicht alle Stunden in Rechnung gezogen werden, weil manche derselben gewechselt worden waren. [Spaltenüberschriften: 1836 / Stunde / Mond Ost / Mond West / O–W // 1837 / Stunde / Mond Ost / Mond West / O–W]

Der Einfluß des Mondes äußert sich also wie der eines Körpers, der den nach Süden gerichteten Pol unserer Magnetnadel anzieht. Es ist nun die Aufgabe des Inclinatoriums zu entscheiden, ob diese Wirkung sich bloß auf die Richtung der Nadel beschränkt, oder ob wirklich auch die Intensität der totalen Kraft eine Änderung erleidet. Die bis jetzt angestellten Beobachtungen scheinen für die letzte Ansicht zu sprechen; doch muß hierüber noch die Entscheidung der nun besser aufgestellten Nadel abgewartet werden. Indessen sind auch die im vergangenen Jahre mit diesem Apparate angestellten Beobachtungen nicht ohne Ergebnisse geblieben. Der genau parallele Gang der Inclinations-Änderungen mit denen der Schwingungsdauern der horizontalen Nadel machte es höchst wahrscheinlich, daß letztere gröstentheils eine Folge der ersteren seyen, und daß die Intensität den Tag über constant bleibe. Um dieß zu erforschen wurden im Monate September täglich zweimal, um 8 Uhr Morgens und um 7 Uhr Abends (welche Stunden nahe mit der grösten und kleinsten Schwingungsdauer der vorig. Nadel zusam[m]en fallen), Beobachtungen über die Dauer einer Schwingung der Inclinations-Nadel angestellt und gefunden, daß sie um 8h Morgens = 10",58961 um 7h Abends = 10 ,58843 also ihr Unterschied = 0".00118 so klein ist, daß er auf Rechnung der Beobachtungsfehler und der hier vernachlässigten inneren Temperatur des Beobachtungssaales geschrieben werden kann. Diese Beobachtungen wurden im vergangenen Monate / December / mit grösserer Genauigkeit wiederholt, und gaben für 8h Morgens Schw[ingungs]dauer = 13"94196 für 7h Abends . . . . . . . . . . . . . . . . . = 13 .94200 deren Unterschied = 0.00004 die völlige Gleichheit der Intensität zu beiden Beobachtungszeiten bestätigt. Man kann daher aus den beobachteten Änderungen der Dauer horizontaler Schwingungen die Inclinations=änderung unmittelbar ableiten, und umgekehrt. Ich that dieß mittels der

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

2 Cotgi dT ,276 in welcher di die gesuchte Inclinat. Änderung, i = 63°55'30" die T Sin 1´´ gegebene Inclination, (ich habe nämlich am 5. December die Incl. im Freien bestim[m]t und gefunden = 63°55'7".8), T = 22".465 die bekannte Schw[ingungs]dauer der horizontalen Nadel und dT ihre Änderung zwischen den beiden Beobachtungszeiten ist. Für 8h Morgens u[nd] 7h Abends hat man dT = 0,00401, also di = 36".0 beobachte[t] wurde di = 33.2 Diff. = 2.8 Es ist also wahrscheinlich, daß die Nadel nahe am Schwerpunkt aufgehängt ist. Ist dieß der Fall, und sind die Beobachtungen beider Apparate gut, so müssen auch für die übrigen Stunden sich nahe gleiche Werthe aus der Berechnung und Beobachtung ergeben. Ich fand folgendes für December 1837

Formel di =

[Text in der linken Spalte: dT = / Berechn. di = / Beobacht. di = / Ber. – Beob = ]

Die Differenzen für 22h,5 und 11h sind groß, aber sie sind von entgegengesetztem Zeichen, scheinen also vielmehr einer anderen Ursache als der Mangelhaftigkeit des Apparates zuzuschreiben zu seyn, auch wird man sie vielleicht erklärlich finden, wenn man bedenkt, daß ein Fehler von 0".001 in der Schwingungsdauer einen Fehler von 9" der Incl. hervorbringt, und daß dergleichen Fehler in dem ersten wohl eintreten können, da die Correction wegen der Temperatur auch in diesem Momente nahe 0".03 betrug, und die mittlere bisher meistens durch Interpolation gefundene Temperatur wohl nicht so genau verbürgt werden kann; nicht zu gedenken des Einflusses der Eisenmassen auf beide Apparate, der vielleicht auch nicht in allen Stunden derselbe ist. Ich glaube daher, daß man, wenn ja die Beständigkeit der Kraft sich auf alle Tagesstunden ausdehnt (was durch ähnliche Beobachtungen wie die früheren noch untersucht werden wird) an beiden Apparaten eine sehr scharfe Controlle ihrer gegenseitigen Resultate hat, und daß gute Beobachtungen am Inclinatorium auch die Inclinationsänderungen mit grosser Genauigkeit geben können. So hätte ich z. B. die grossen Unregelmässigkeiten, welche in den Schwingungsdauern der horiz. Nadel im letzten Monate Dezember eintraten, und welche um 4h30', also zur Zeit wo gewöhnlich das Minimum eintritt, eine der grösten Dauern anzeigten, einer Mangelhaftigkeit der Beobachtungen oder des Apparates zuzuschreiben, hätte mich nicht das Inclinatorium belehrt, daß diese Anomalien wirklich Statt hatten. – Ich habe aus der Tafel für die monatlichen Mittel die Unterschiede zwischen den Maximis und Minimis der Declination und der Schw[ingungs]dauern in jedem Monate genom[m]en, aus dem Unterschiede der Schwingungsdauern die der Inclination nach obiger Formel gerechnet, und die Resultate in folgender Tafel zusam[m]engestellt. Man sieht daraus daß die Bewegung der Nadel sowohl in horizontaler als in verticaler Richtung im Som[m]er stärker ist als im Winter.

276

Im Original:

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

207

[Spaltenüberschriften: 1836 / Schw. Dauer / Declinat. / Inclinat. // 1837 / Schw. Dauer / Declinat. / Inclinat.]

So wie im vorigen Jahre habe ich auch in diesem die beobachteten Schwingungsdauern benutzt aus ihnen den Coefficienten abzuleiten, mittels welchem sie auf eine beliebige Temperatur zurückgeführt werden können; wegen der Änderung die Anfangs März eintrat, worüber ich Ihnen in einem früheren Briefe schrieb,277 wurden die beiden ersten Monate ausgelassen; die übrigen gaben folgende Bedingungsgleichungen [Überschriften:] für die Tagbeobachtungen / für die Nachtbeobachtungen [Linke Spalte: März, April, Mai, Juni, Juli, August, September, October, November, December]

Sie gaben die wahrscheinlichen Werthe für die Tagbeobachtungen D = 22.35551 A = ‒ 0.0081279 für die Nachtbeobachtungen D = 22.35423 A = ‒ 0.0085287

277

Brief von Kreil an Gauß vom 6. April 1837 (Brief 11).

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Tabellenüberschriften:] Magnetische Störungen am 14 December 1837 // Magnetische Störung am 19. December. [Spaltenüberschriften: Mittl. Götting. Zeit / Decl. / Zeit / Decl. / Zeit / D = 22'' / Zeit / Incl // Zeit / Decl. / Zeit / Decl. / Zeit / Decl. / Zeit / D = 22'' / Zeit /Incl. *)]

[Text am Ende der Spalten 4 bis 9] D ist die Schw[ingungs]dauer der Declinat. Nadel D' ist die der Inclin. Nadel. *) An diesen Zahlen ist die Correction + 4,72, von welcher ich in meinem Letzten278 schrieb,279 noch nicht angebracht. [Text am oberen rechten Rand] *) Dem Scalentheilstriche 150 entspricht die Inclin. = 63°54'54",88 Werth eines Theil-Striches = 23",9195

278 279

Das bedeutet: „in meinem letzten Brief“. Brief von Kreil an Gauß vom 4. Dezember 1837 (Brief 18).

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 20. Kreil an Gauß, 8. April 1838 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1838, März/Beilage (4 S.) [Der Brief beginnt mit einem Beobachtungsprotokoll. Tabellenüberschrift:] Änderungen der magnetischen Declination zu Mailand am 31 März 1838 Werth eines Theilstriches = 26".7525 Beobachter [geschweifte Klammer] Buzzetti [sic] / Capelli / Della Vedova / Kreil / Stambucchi. [Spaltenüberschriften: 0h, 1h / 2h, 3h / u.s.w. bis / 22h, 23h // Beobachtete Declination // im Februar / im März]

[Notizen am Ende der Spalten 1 bis 12] *) Ich fürchte im Ablesen gefehlt zu haben, und man wird 111,65 statt 116,65 zu setzen haben, ich bin nicht ganz gewiß, aber es ist sehr wahrscheinlich. Anmerk. des Beobachters. **) Es erlosch die Lampe. [Anmerkung zu der mit dem Zeichen gekennzeichneten Angabe, Zeile 9, Spalte 16] Das Fernrohr wurde an den Tisch angeschraubt, und dieser, so wie der davorstehende Sessel, um ihn vor Verrückung mehr zu sichern, an dem Fußboden befestigt.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Tabellenüberschrift:] Beobachtete Störungen. Störung am 4 Februar 1838 [Text über den letzten zwei Spalten:] Schw.dauern der Incl. Nadel [Spaltenüberschriften: Mittl. Gött. Zeit / Declin. / Zeit / Declin / Zeit / Declin / Zeit / Declin / Zeit / Decl. / Zeit / Declin. / Zeit / Declin / Zeit / Schw.dauer / Zeit / Inclin 63° / Zeit / Dauer]

[Text am Ende der letzten Spalten] Alle Schw.dauern bei dieser so wie bei den folgenden Störungen sind auf die Temperatur 0° reducirt. [Tabellenüberschrift:] Störung am 16. Februar 1838 [Text am oberen rechten Rand der Tabelle] Schw.dauer der Incl. Nadel [Spaltenüberschriften: Zeit / Decl. / Zeit / Decl. / Zeit / Decl. / Zeit /Declin / Zeit / Declin. / Zeit / Schw.dauer / Zeit / Inclin 63° / Zeit / Dauer]

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Tabellenüberschrift:] Störung am 21 Februar 1838 [Spaltenüberschriften: Zeit / Decl. / Zeit / Decl. / u.s.w.]

[Spaltenüberschriften:] Schwingungdauern der Declinations-Nadel // Zeit / Dauer / Zeit / Dauer // Inclinations-Nadel. // Zeit / Inclin 63° / Zeit / Inclin 63° / Zeit / Schwing. Dauer // Monatliche Mittel // Jänner 1838280 / Zeit / D = 22'', / D' = 13'', / Decl = 18° / Inclin = 63°]

280

Unten „Februar 1838“.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Euer Hochwohlgeboren. Beiliegend habe ich die Ehre die letzten Termins- und andere Beobachtungen zu übersenden. Mir ist leid, daß auch diese Epoche nicht vorüber ging ohne daß das Instrument verrückt werden mußte; (6. Februar) ich habe es nun möglichst befestigt, und bin eben daran die dadurch hervorgebrachte Änderung in den Declinations-Angaben durch Beobachtungen im Garten sowohl als auch an einem ganz freyen Platze zu bestim[m]en. Den Beobachtungen während der Störungen habe ich zur Vergleichung die Mittel für die zwei ersten Monate dieses Jahres beigefügt. Die an der Inclinations-Nadel im Februar beobachteten Schwingungsdauern scheinen anzuzeigen, daß die totale Kraft den Tag hindurch doch nicht so ganz constant bleibt, wie man aus den früheren Ergebnissen hätte schließen können. Um in dieser Beziehung aufs Reine zu kom[m]en, haben wir jetzt angefangen auch diese Schwingungsdauern so wie die übrigen Elemente täglich 6 mal zu beobachten. Mit ausgezeichneter Verehrung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Kreil. Mailand am 8. April 1838

Brief 21. Kreil an Gauß, 29. Juli 1838 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 5 (1 S.) Mailand am 29. Juli 1838. Euer Hochwohlgeboren Beiliegend habe ich die Ehre die Declinationsbeobachtungen der beiden letzten Termine zu übersenden.281 Die Beobachtungen des Mai wurden nicht zur gehörigen Zeit abgeschickt, weil ich abwesend und auf einer Reise durch Italien begriffen war;282 die magnetischen Beobachtungen wurden indessen hier größtentheils ohne Unterbrechung fortgesetzt. In Sicilien habe ich erfahren, daß B[aron] Sartorius diesen Herbst dorthin zurück kehren [sic] will.283 Dürften wir wohl hoffen mit dieser Gelegenheit die „Resultate“ zu erhalten, von denen uns noch im[m]er nichts zu Gesichte gekom[m]en ist. Wenn auch B[aron] Sartorius über Genua geht, so könnte er sie uns von dort aus mit der Post zusenden;284 recht sehr würde es mich aber freuen, ihn bei uns zu sehen, und ihn über alles nach Herzenslust ausfragen zu können, was man in Göttingen macht. Mit ausgezeichneter Verehrung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.

281

Die „Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 27 Jänner 1838“ in: Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1838, Mappe Januar sowie „Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 26. Mai 1838“ in: Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1838 Mappe Juli [sic] (siehe Kap. 4.2.2, Beobachtungsprotokoll 5 bzw. 6). 282 Siehe Kap. 2.1. 283 Sartorius von Waltershausens zweite Italienreise, die er zusammen mit Christian Heinrich Friedrich Peters unternahm, währte von 1838 bis 1843. Das Ziel war vor allem Sizilien und dort die Vermessung des Ätnagebietes (Reich 2012, S. 259–264). 284 Sartorius schickte die gewünschten Bände der „Resultate“ von Turin aus ab, siehe den Brief von Kreil an Gauß vom 14. November 1838 (Brief 24) sowie Kap. 8.3.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

213

Brief 22. Kreil an Gauß, 1. Oktober 1838 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 6 (1 S.) Mailand am 1. October 1838 Euer Hochwohlgeboren. Beiliegend habe ich die Ehre die letzten Termins- und einige andere Beobachtungen zu übersenden.285 Den November-Termin werden wir, wenn indessen keine anderen Anordnungen bekannt gegeben werden, wie in vorigem Jahre, d.i. am 13. Nov. beobachten. Mit ausgezeichneter Verehrung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.

Brief 23. Gauß an Kreil, 28. Oktober 1838 (Göttingen) Aufbewahrungsort: Universität Wien, Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik, Bibliotheks- und Archivwesen, Nachlass Kreil (1 S.) Ewr. Wohlgeboren unermüdeten Eifer die magnetischen Terminsbeobachtungen in Mailand zu besorgen, und die Güte, womit Sie mir solche immer regelmäßig und promt [sic] zusenden, muß ich um so dankbarer erkennen, da Sie wie ich leider aus Ihren Briefen sehe, bei den Schwierigkeiten des Buchhändlerischen Verkehrs zwischen Deutschland und Italien auch der Satisfaction entbehrt haben, die schöne Übereinstimmung Ihrer Beobachtungen mit denen von den andern Orten unmittelbar anzuschauen. Da H[er]r Sartorius vor seiner Abreise nach Italien (vor etwa 6 Wochen)286 einige Exemplare der beiden ersten Jahrgänge der „Resultate“ mitgenommen hat, so hoffe ich daß solche jetzt in Ihren Händen sein werden, und möchte besonders Ihre Aufmerksamkeit auf die Methode die Variationen der Intensität zu beobachten lenken.287 In München ist ein dem hiesigen ganz gleiches Bifilarmagnetometer und ein Paar obwohl roh gearbeitete doch den Erfahrungen zufolge nicht unbrauchbare Apparate nach demselben Princip befinden sich in Leipzig und Berlin.288 Ich bedaure nur, daß alle letzten Termine seit März nur unbedeutende Bewegungen in beiden Elementen gezeigt haben. Da wenn ich recht verstanden habe H[er]r Sartorius bei seiner Hinreise nicht über Mailand gehen wollte und Sie dann nicht selbst gesprochen haben wird, so wird es nothwendig Ihnen anzuzeigen, daß Sie wegen des bevorstehenden Novembertermins im Irrthum sind; die Verlegung der gewöhnlichen Zeit auf den 13 November sollte nur für das vorige Jahr versuchsweise gelten. Wollten Sie also am 13 November beobachten, so ist wenigstens meine Pflicht, Sie nicht in Unwissenheit zu lassen, daß zu Ihren Beobachtungen vermuthlich keine correspondirenden da sein würden.289 In der That ist es in den Universitätsstädten, wo vorzüglich auf Hülfe von Studirenden gerechnet werden muß, sehr schwer an den Wochentagen alle Stunden zu besetzen; 285

Die „Veränderungen der magnetischen Declination zu Mailand am 29 September“. Beobachtungsprotokoll 7 in: Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1838, Mappe September, siehe Kap. 4.2.2. 286 Sartorius schickte die gewünschten Bände der „Resultate“ von Turin aus ab, siehe den Brief von Kreil an Gauß vom 14. November 1838 (Brief 24), ferner Kap. 8.3. 287 Der Aufsatz „Ueber ein neues, zunächst zur unmittelbaren Beobachtung der Veränderungen in der Intensität des horizontalen Theils des Erdmagnetismus bestimmtes Instrument“ von Carl Friedrich Gauß erschien 1838 in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1837“ (Gauß 1838a). 288 Zum Bifilarmagnetometer siehe Kap. 8.7. 289 Die Mailänder Beobachtungen wurden am 24. November unternommen: „Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 24 November 1838“. Beobachtungsprotokoll 8 in: Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1838, Mappe November, siehe auch Kap. 4.2.2.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

aber doppelt schwer in Göttingen, wo wir gern an beiden Apparaten (Declination u[nd] Intensität) vollständig beobachten. Es wird daher hier nur am 24/25 November beobachtet werden. Der 3te Band der Resultate wird vermuthlich in einem anderen Verlage herauskommen.290 Freund Weber behält trotz der unglücklichen Katastrophe291 seinen Aufenthalt vorerst in Göttingen. Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung und Ergebenheit C F Gauß Göttingen 28 October 1838.

Brief 24. Kreil an Gauß, 14. November 1838 (Mailand) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 7 (2 S.) Mailand 14 November 1838 Euer Hochwohlgeboren. Die hiesigen absoluten Declinations und Intensitäts-Bestim[m]ungen wurden, wie ich Ihnen früher die Ehre hatte zu berichten, im botanischen Garten in der Entfernung von 17 Metern von dem Pallaste Brera ausgeführt; diese geringe Distanz machte eine Fundamentalbeobachtung nöthig, um den Einfluß zu bestim[m]en, den die Eisenmassen des Gebäudes auf die Richtung und Schwingungsdauer der Nadel haben konnten. Ich habe sie in diesem Frühjahr auf einer freyen Wiese ausgeführt, welche 640 Meter von der Sternwarte entfernt ist, und wo das Magnetometer mehr als 60 Meter von jedem Gebäude entfernt war, das einige Störung ausüben konnte. Es zeigte sich, daß die im botanischen Garten gefundenen Declinationen um 23'16" zu groß sind; die schwächere Nadel XVII gab auch hier größere Resultate als die stärkere No. 4. Diese Beobachtungen wurden im October im botanischen Garten aber an einem Punkte wiederholt, den ich früher schon gewählt hätte, wenn er frei gewesen wäre, wo das Magnetometer 47 Meter von dem Pallaste entfernt ist. Sie gaben für obigen Fehler die Grösse 21'51". Ich habe die Mittelzahl 22'33",5 als definitive Bestim[m]ung angenom[m]en, um welche die bis jetzt gegebenen Declinationen verkleinert werden müssen. In der Intensität scheint der Einfluß nicht bemerkbar zu seyn; ich fand bei der Entfernung 17 Meter im April T = 2,0464 und bei 47 Meter Entfernung im October T = 2,0393. Mein Tagewerk in Mailand ist nun bald vollendet, da ich zum Adjunkten an der Prager Sternwarte befördert worden bin; doch werde ich mich noch zwei oder drei Monate hier aufhalten, da ich unsere dreijährigen magnetischen Beobachtungen in Druck gegeben habe, und denselben gerne selbst überwachen möchte.292 Die Beobachtungen werden hier auch nach meiner Abreise (viermal des Tages) fortgesetzt werden, wenn kein unvorhergesehenes Hinderniß dazwischen kom[m]t. Ich werde sie, wenn die Umstände es erlauben, in Prag beginnen, und habe mir zu diesem Zwecke bei dem hiesigen Mechaniker der Sternwarte einen Apparat nach dem Modelle des von Göttingen geschickten angeordnet, den ich sogleich mit nehmen werde. Beiliegend folgen die Termins-Beobachtungen vom November und die täglichen Aufzeichnungen der letzten beiden Monate. Störungsbeobachtungen wurden keine gemacht. Mit ausgezeichneter Hochachtung

290 Während die beiden ersten Bände der „Resultate“ bei der Dieterichschen Buchhandlung in Göttingen erschienen, wurden die folgenden vier Bände im Verlag der Weidmannschen Buchhandlung in Leipzig gedruckt. 291 Eine Gruppe von sieben Göttinger Professoren protestierte im November 1837 gegen die Aufhebung der liberalen Verfassung des Königreichs Hannover durch den neuen König Ernst August. Diese Professoren wurden deshalb entlassen. Wilhelm Weber war, wie auch Gauß’ Schwiegersohn Heinrich Ewald, einer dieser „Göttinger Sieben“ und verlor im Dezember 1837 seine Stelle als Professor in Göttingen. 292 Die „Osservazioni sull’intensità e sulla direzione della forza magnetica instituite negli anni 1836, 1837, 1838 all’I. R. Osservatorio di Milano“ von Karl Kreil und Pietro Della Vedova (Kreil/Della Vedova 1839).

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil. 30. Nov. N[ach]S[chrift]. Der vorhergehende Brief war bereits geschrieben, als Ihr werthes Schreiben vom 28. v. M. eintraf;293 es folgen daher auch die Termins-Beobachtungen vom 24. November.294 H[err] v. Sartorius hatte die Güte mir von Turin aus ein Exemplar der „Resultate“ zukom[m]en zu lassen, mir aber die traurige Nachricht mitgetheilt, daß dem Unternehmen sich Schwierigkeiten entgegenstellen, die die Veröffentlichung des dritten Bandes verzögern oder gar unmöglich machen dürften; mit desto lebhafterem Vergnügen ersehe ich aus Ihrem Briefe, daß wir doch Hoffnung haben ihn ans Licht treten zu sehen; auch habe ich mit Freude erfahren, daß H[err] Professor Weber, dem ich meine innigste Verehrung zu bezeugen bitte, alle anderen Zwistigkeiten bei Seite setzt, um seine Forschungen über viel höhere und dauerndere Wahrheiten und Gesetze fortzusetzen als die sind über welche man sich gewöhnlich in der Politik herumzankt. Es sind bereits zwei Bifilar-Magnetometer in Arbeit, eines für Mailand, das andere für Prag. Wenn die Studienhofcom[m]ission mir die angesuchte Verlängerung meines Aufenthaltes in Mailand gestattet, so hoffe ich das eine hier noch aufstellen zu können. Kreil.

Brief 25. Kreil an Gauß, 4. Juli 1839 (Prag) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 8 (3 S.) Prag 4 Juli 1839 Euer Hochwohlgeboren. Ich nehme mir die Freiheit Ihnen einmal wieder ein Lebenszeichen zu geben. Ich bin seit 8. April hier, und machte sogleich Anstalten meine magnetischen Apparate, die ich in Mailand anfertigen ließ, in Thätigkeit zu versetzen. Obschon hier für Astronomie, trotz mancher guter Instrumente, aus Mangel des Locales gar nichts zu machen ist, so daß wir genöthigt sind, unsere Uhren mittels des Gnomons zu reguliren, so fand ich doch einen hellen und geräumigen Gang, in welchem die magnetischen Variationsbeobachtungen sich gut anstellen lassen. Da aber seine Richtung mit dem magnetischen Meridiane nahe einen rechten Winkel macht, und so nicht hinlänglich breit ist um das Fernrohr in gehöriger Entfernung von der Declinationsnadel aufzustellen, so ließ ich auch auf ihr den Spiegel in der Mitte anbringen, so wie dieß am Bifilare geschieht, nur daß an die Stelle des verticalen Zapfens, der den Spiegel trägt, eine Röhre gestellt ist, durch welche der Faden läuft. Leider waren zur Zeit des Mai-Termins weder die Apparate noch die Beobachter in dem Stande um mit Sicherheit die Beobachtungen mitmachen zu können; diese haben regelmässig erst mit 1t[em] Juni begonnen, und wurden täglich neunmal angestellt. Im Verlaufe dieses Monates haben sich wieder mehrere Beobachter gemeldet, und da ich keinen von ihnen zurückweisen wollte, weil ich nicht wußte, welche ausharren würden, so haben wir jetzt die Zahl der Beobachtungen verdoppelt, so daß täglich von 6h Morgens bis 10h Abends (mittl. Zeit von Göttingen) achtzehnmal beobachtet wird. Sie werden in den Beobachtungen des ersten Monates, die ich Ihnen beiliegend mitzutheilen die Ehre habe, wohl noch manche Unregelmässigkeit finden, wie dieß bei neuen Apparaten und wenig geübten Beobachtern stets der Fall ist, ich hoffe aber sie sollten bald grössere Schärfe erreichen.

293

Brief von Gauß an Kreil vom 28. Oktober 1838 (Brief 23). Die „Variationen der magnetischen Declination zu Mailand am 24 November 1838“. Beobachtungsprotokoll 8 in: Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1838, Mappe November, siehe auch Kap. 4.2.2.

294

216

Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Die Aufstellung des Bifilar-Apparates ist folgende: Entfernung des oberen Aufhängungspunkts von den unteren. . . . . . . . . . . . " des Spiegels von der Scala. . . . . . . . . . . Entfernung des Mittels der beiden Fäden von dem des Declinatoriums. . . . Winkel dieser Linie mit dem magn. Meridian. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwingungsdauer bei verkehrt eingelegtem Magnetstabe. . . . . . . . . . . . . " bei direct " ................... Die grösseren Num[m]ern der Scala entsprechen der grösseren Intensität . . Für das Magnetometer ist die Entfernung des Spiegels von der Scala. . . . .

4,75 5,552 5.0 35° 88".15 24.03

Meter " " " "

3,788

Meter

Die hier gegebenen Zahlen sind nicht corrigirt wegen des Einflußes beider Apparate aufeinander. Von den Mailänder Beobachtungen sind mir die des März zugekom[m]en, welche ich gleichfalls beifüge. Ich habe bei Bestim[m]ung des Werthes eines Scalentheiles am dortigen Bifilare den Fehler begangen auch die Entfernung des Objectives vom Spiegel, die dort verschieden ist von der der Scala, (hier sind beide gleich) in Rechnung zu ziehen, da doch, wie ich glaube, dieser Werth ganz allein von der Entfernung zwischen Scala und Spiegel abhängt. Die Mailänder Beobachtungen für März 1839 sind folgende: Beobachtungen zu Mailand [Spaltenüberschriften: Tag / März // Declination = 17° / 8h Morg. / 1h Nachm. // Intensität / 8h M. / 1h N.]

[Text am rechten Rand der Tabelle] NB Die Scala wurde um 124 Scalen-Theile verrückt. Man muß also um die hier gegebenen Zahlen der Intensität mit denen des vorigen Monates vergleichen zu können, zu ihnen 124 Theile hinzugeben. NB² um 1' zu spät [Text am unteren Rand der Tabelle] *) Diese Beobachtung wurde zu spät gemacht, es ist aber nicht bemerkt um wie viel.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Tabellenüberschrift:] Beobachtungen zu Prag. [Spaltenüberschriften: 1839 Juni // Declination / 8h Morg. / 1h Nachm. // Intensität]

[Text am rechten Rand der Tabelle] NB1 um 4' zu spät. Die Intensitäts-Beobachtungen sind säm[m]tlich um 2 Minuten später angestellt als die der Declination. Am 1t[en] Abends wurde die Lage des Spiegels am Bifilare abgeändert; aber dieß geschah am 2t[en] nach der Beobachtung um 8h Mrg. Am 3t[en] Abends wurde an das Fernrohr des Magnetometers eine neue Ocular-Röhre aufgesetzt. Am 25t[en] vor der Beobachtung um 8h Mrg. wurde das Fernrohr des Bifilare, welches verrückt schien, in seinen vorigen Stand eingestellt, so gut dieses ohne Mire anging. Am 26t[en] Abends fand ich das in den Kasten des Intensität-Stabes hineingestellte Thermometer in Berührung mit dem Torsionskreise des Apparates, wodurch vielleicht eine Verstellung desselben hervorgebracht wurde. *) um 1h4' Ich habe im vorigen Monate dem Buchhändler die dreijährigen magnetischen Beobachtungen von Mailand zur Versendung übergeben;295 ich hoffe sie werden Ihnen richtig zukom[m]en, und bitte sie mit Nachsicht aufzunehmen. Mit ausgezeichneter Hochachtung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.

295

Die „Osservazioni sull’intensità e sulla direzione della forza magnetica instituite negli anni 1836, 1837, 1838 all’I. R. Osservatorio di Milano“ von Karl Kreil und Pietro Della Vedova (Kreil/Della Vedova 1839). Das Werk ist in der Gauß-Bibliothek vorhanden (Gauss Bibl 887).

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Brief 26. Kreil an Gauß, 19. Oktober 1839 (Prag) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 9 (4 S.) Prag am 19. October 1839 Euer Hochwohlgeboren. Nun ist auch Prag in die Reihe der Beobachtungsorte des magnetischen Vereins eingetreten; der Augusttermin wurde schon an beiden Apparaten mitgemacht,296 und die täglichen Beobachtungen von Stunde zu Stunde gehen auch ununterbrochen fort, wovon ich Ihnen eine Probe in den beiliegenden monatlichen Mitteln vorzulegen die Ehre habe. Einige meiner Mitbeobachter sind voll Eifer und von der lobenswerthesten Beharrlichkeit, so daß ich wohl hoffen darf, die stündlichen Beobachtungen, wenn sie nicht durch unvorhergesehene Hinderniße unterbrochen werden, wenigstens ein Jahr lang fortsetzen zu können. Ich habe eben den dritten Band der Resultate erhalten, und mit Vergnügen gesehen, daß unsere Beobachtungen in Mailand auch in der Theorie des Erdmagnetismus aufgeführt werden.297 Ich hoffe der Band, welcher die dreijährigen Mailänder Beobachtungen enthält, wird bereits in Ihren Händen seyn; ich habe ihn wenigstens schon vor drei Monaten dem Buchhändler zur Versendung übergeben.298 Außer der Störung vom 3 Septb. welche hier mitfolgt, haben wir noch mehrere kleinere beobachtet, nämlich am 27, 28 u[nd] 30 Juli, am 15 u[nd] 16 Septb und eine starke am 18. October welche jetzt bereits zum 4t[en] male an demselben Tage (nur im vorigen Jahre um einen Tag früher) wiederkehrte. Hoffentlich wird die Expedition der Engländer299 bessere Früchte tragen als die der Franzosen nach Island300: Vielleicht werden diese dadurch auch aufgestachelt, etwas für diesen Gegenstand zu thun; jetzt sind sie aber so in ihren Lichtbildern drinnen, daß sie die ganze Welt nur im Daguerotyp301 sehen. In Mailand wird noch fleißig fort beobachtet. Wen[n] Ihnen die täglichen Aufzeichnungen von dorther noch nicht zugekom[m]en sind, so werde ich sie Ihnen, wenn Sie sie wünschen, nächstens mittheilen. Mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil.

296

Der Augusttermin wurde in Prag wahrgenommen, siehe Kap. 4.2.2, Beobachtungsprotokoll 12. Beobachtungen in Mailand in der „Allgemeinen Theorie des Erdmagnetismus“ von Carl Friedrich Gauß: „(54) Mailand 1837, von Kreil, nach dessen handschriftlichen Mitteilungen“ (Gauß 1839, § 29; Werke 5, S. 157, 160). 298 Siehe den Brief von Kreil an Gauß vom 4. Juli 1839 (Brief 25), ferner die „Osservazioni sull’intensità e sulla direzione della forza magnetica instituite negli anni 1836, 1837, 1838 all’I. R. Osservatorio di Milano“ von Karl Kreil und Pietro Della Vedova (Kreil/Della Vedova 1839). 299 Gemeint ist die unter dem Kommando von James Clark Ross unternommene britische Expedition in die Antarktis, die im September 1839 begann und bis 1843 währte (Reich/Knobloch/Roussanova 2016, S. 79–86). 300 Bereits 1832 beschloss man in Frankreich, eine Expedition nach Island und Grönland zur Erforschung des Erdmagnetismus auszurüsten. Diese Expedition stand unter dem Kommando von Jules Poiret de Blosseville. Blosseville erreichte zwar Island, aber sein Schiff ging auf der anschließenden Fahrt nach Grönland verloren und blieb verschollen. Im Jahre 1836 erreichte eine zweite unter französischem Kommando stehende Korvette Island, aber auch dieser Unternehmung war, was die erdmagnetischen Beobachtungen anbelangt, kein allzu großer Erfolg beschieden: Die Boussole wurde von einer Brise hinweggefegt, und das Beobachtungszelt wurde zerlegt (vgl. Reich 2011c, S. 29–34). 301 Das Daguerreotypieverfahren wurde zwischen 1835 und 1839 entwickelt. Es geht auf den französischen Maler Louis Jacques Mandé Daguerre zurück. 297

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

219

[Tabellenüberschrift:] Tägliche magnetische Beobachtungen zu Prag [Spaltenüberschriften: Tag // Juli Mittl Göttinger Zeit // 8h (Declin. / Intens.) / 1h (Declin. / Intens.) // August // 8h (Declin. / Intens.) / 1h (Declin. / Intens.) // September // 8h (Declin. / Intens.) / 1h (Declin. / Intens.)]

[Text am rechten Rand der Tabelle] *1) Nach dieser Beobachtung wurde das Fernrohr des Bifilare um 20 Scalen Theile verrückt, wodurch die folgenden Ablesungen um diese Grösse kleiner wurden. *2) um 3' zu spät. *3) um 1' zu spät. *4) Die Nadel wurde nach dieser Beob. in einen Kasten eingeschlossen und dadurch wahrscheinlich der Spiegel verrückt. *5) Durch die grosse Declination der vorhergehenden Tage aufmerksam gemacht öffnete ich den Kasten des Magnetometers um zu sehen, ob die freie Bewegung der Nadel nicht etwa durch Spinnfäden gehem[m]t sey; es zeigte sich nichts, aber die folgende Declination (um 1h 0') war merklich kleiner als die vorhergehenden. *6) 3 Min. zu spät. *7) Nach dieser Beobachtung wurde das Fernrohr des Bifilare um 5 Scalen Theile verrückt, wodurch die folgenden Ablesungen um diese Grösse kleiner wurden. *8) um 1' zu spät. *9) Es wurden fixe Spiegel angebracht, welche als Mire dienen. Hiebei wurde der Spiegel des Bifilare um nahe 77 Scalentheile verrückt.

220

Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Tabellenüberschrift:] Magnetische Störung am 3. und 4. September 1839. 1 Werthe eines Scalentheiles für die Intensität = , 18855 für die Declination = 27".2261, für die Inclination = 28",1850. [Spaltenüberschriften: Mittl. Göttinger Zeit 3. Septb. / Horizont. Intens. / Declin. / Inclin. // Zeit / Intens. / Declin. / Inclin. // Zeit / Intens. / Declin. / Inclin. // Zeit / Intens. / Declin. / Inclin. // Zeit / Intens. / Declin. / Inclin.]

[Text am unteren rechten Rand der Tabelle] Die Declination entspricht der in der ersten Spalte angeschriebenen Zeit, die Intensität wurde um 2 Minuten, die Inclination um 4 Minuten später beobachtet.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

221

[Text am unteren Rand der Tabelle] Es zeigte sich hier, daß die unmittelbar vorhergehenden Beobachtungen zu einer um 5' zu kleinen Beobachtungszeit geschrieben worden waren; wo dieser Fehler zuerst begangen worden sey, konnte nicht mehr aufgefunden werden. [Tabellenüberschrift:] Monatmittel der Prager Beobachtungen. 1839. Magnetische Beobachtungen. [Spaltenüberschriften: Stunde Mittl. Zeit v. Göttingen / Horizont. Intensit. / Schwinggsdauer der Inclin. Nadel / Declin = 15° / Inclin. = 66°]

222

Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Die folgende Tabelle ist mit der vorherstehenden Tabelle verbunden. Tabellenüberschrift:] Meteorologische Beobachtungen. [Spaltenüberschriften: Stunde Wahre Zt. von Prag / Barom. in Pariser Zollen / Therm. Réaum. / Span[n]kr[a]ft der Dünste / Windes Richt[un]g / Heiterkeit / Wolkenmenge / Wolkenzug / Regen. Bemerkung: Die Überschriften „Wolkenmenge“ und „Wolkenzug“ sind für jeweils drei Wolkengattungen „Cirrus“, „Stratus“, „Cumulus“ in drei Spalten geteilt]

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

223

[Text im oberen rechten Teil der Tabelle:] Für die Windesrichtung wurde Nord = 0°, Ost 90°, Süd 180°, West 270° gesetzt, so auch beim Wolkenzuge. Um die Heiterkeit in Zahlen darstellen zu können wurde der heitere Him[m]el = 1, der bedeckte = 0 gesetzt und dazwischen noch 4 Abstuffungen [sic] 0,8 ; 0,6 ; 0,4 ; 0,2 angenommen. Bei den Wolkenbeobachtungen wurden die zusam[m]engesetzten Summen auf die einfachen zurückgeführt, in dem man z. B. 20 Beobachtungen von Cirro-Stratus gleich zehn Beobb. von Cirrus + 10 Beobb. von Stratus setzte u.s.f. Die Wolkenmenge wurde dann nach der Formel n 1000 gerechnet, wo N die Gesam[m]tzahl aller Beobb. aller Formen, n die Anzahl der N Beobb. einer Form zu einer gegebenen Stunde bezeichnet. Mehreres über diese Beobb. wird wahrscheinlich in der „kleinen Zeitschrift für Physik“ erscheinen.302

Brief 27. Kreil an Gauß, 16. Januar 1840 (Prag) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 10 (4 S.) Euer Hochwohlgeboren. Beiliegend habe ich die Ehre wieder einige Beobachtungen, die täglichen Aufzeichnungen nämlich von den letzten drei Monaten und die beobachteten Störungen mitzutheilen. Die monatlichen Mittel der stündlichen Beobachtungen folgen dießmal nicht mit, weil sie ohnehin in der Wiener Zeitschrift für Physik und verwandte Wissenschaften veröffentlicht werden.303 Obschon ein Paar Beobachter ausgeblieben sind, so geht das Unternehmen der stündlichen Beobachtungen doch seinen regelmässigen Gang fort, ja vom neuen Jahre an sind noch zwei Stunden zugewachsen, nämlich 11h Abends und 4h Morgens. Ich hoffe, wenn kein störender Zwischenfall eintritt, es ein Jahr lang fortzusetzen, und dann in Übereinstim[m]ung mit der englischen Expedition von zwei zu zwei Stunden Tag und Nacht zu beobachten. In Beziehung auf die alten Terminsbeobachtungen bitte ich nur304 zu wissen zu machen, ob sie auch noch fernerhin der Weidmannschen Buchhandlung,305 oder, so wie die neuen, der Royal Society zuzusenden seyen. Mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil. Prag 16 Jänner 1840

302

Der Aufsatz „Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag“ von Karl Kreil erschien in der „Zeitschrift für Physik und verwandte Wissenschaften“ (Kreil 1840e). 303 Gemeint ist der Aufsatz „Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag“ von Kreil (Kreil 1840e). 304 Lesung unsicher. 305 In der Weidmannschen Buchhandlung in Leipzig wurden seit 1839 die „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“ in Göttingen verlegt.

224

Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Tabellenüberschrift:] Tägliche Aufzeichnungen [Spaltenüberschriften: 1839 / Tag // October / Declination (8h / 1h) / Intensität (8h / 1h) // November / Declination (8h / 1h) / Intensität (8h / 1h) // December / Declination (8h / 1h) / Intensität (8h / 1h)]

[Text am rechten Rand der Tabelle] *) den 2. October riß der Kupferdraht, an welchem die Declinationsnadel aufgehängt ist; es wurde ein neuer eingezogen, für dessen Torsion gefunden wurde n + 1 = 47,6 Die hier gegebenen Beobachtungen sind durch Torsion nicht corrigirt. (x) Vom zweiten December angefangen wird die Lage des Fernrohres des Bifilarapparates täglich an einer auf der gegenüber stehenden Mauer verzeichneten Mire berichtigt.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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[Tabelle mit Spaltenüberschriften: Störung vom 18. Octob. 1839 / Mittl. Göttg. Zeit / Declin. / Horiz. Intens. / Inclin. // Störung am 18 Octob. 1839 / Zeit / Declin. / Intens. / Inclin. // Störung am 22 Octob. 1839 / Zeit / Declin / Intens. / Inclin. // Störung am 22. Octob. 1839 / Zeit / Declin. / Intens. / Inclin. // Störung am 22 u[nd] 23 Octob. 1839 / Zeit / Declin. / Intens. / Inclin.]

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Tabelle mit Spaltenüberschriften: Störung am 23 October 1839 / Zeit / Declin. / Intens. / Inclin. // Störung am 23. Novb. 1839 / Zeit / Declin. / Intens. / Inclin. // Störung am 23. Novb. 1839 / Zeit / Declin. / Intens. / Inclin.]

[Text am rechten Rand der Tabelle] *) Diese Änderung ist wahrscheinlich hervorgebracht durch einen schwerbeladenen Wagen, welcher durch das Gebäude fuhr und die Mauern erschütterte.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 28. Gauß an Kreil, 23. Januar 1840 (Göttingen) Aufbewahrungsort: Universität Wien, Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik, Bibliotheks- und Archivwesen, Nachlass Kreil (2 S. mit Couvert) 23 Jänner 1840

Hochgeschätzter Herr Professor.306

Erst spät statte ich Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch zu der in Prag angetretenen Stelle und meinen verbindlichsten Dank für Ihre Briefe vom 19. Oct 1839 und 16 Januar 1840307 so wie für alle darin enthaltenen interessanten Mittheilungen, endlich für die von der Weidmannschen Buchhandlung empfangenen Terminsbeobachtungen ab. Es macht mir außerordentliche Freude daß in Prag wie in Mailand die Termine für Declination und Intensität beobachtet werden. Beim Augusttermin sind 5 solche Oerter Göttingen, Prag, Mailand, München, Leipzig.308 Für den Novembertermin ist auch in Dublin am Unifilar- und Bifilar Apparat beobachtet; und später wird bald der Umfang noch überschwenglich vergrößert sein (Bifilarapparate sind oder werden geschickt nach Helsingfors, Philadelphia, Petersburg, Christiania, Kremsmünster.309 Auf die fortwährende gütige Mittheilung Ihrer Terminsbeobb. entweder die Weidmannsche Buchh. oder direct rechnen wir mit Sicherheit, solange unsre „Resultate“ fortbestehen, die wir soviel an uns liegt aufrecht zu erhalten suchen werden, da sie zumal zugleich ein Vehikel sind eine Reihe von Aufsätzen nach und nach zu veröffentlichen. Angenehm würde es uns sein, wenn Sie für den nächsten Band einen kurzen Artikel geben wollten, um von Ihren dortigen Instrumenten und der Art ihrer Aufstellung einen etwas vollständigeren Begriff zu erhalten. Während des Nordlichts vom 3 Sept. wurde auch hier beobachtet,310 aber hauptsächlich nur Declination; allein hier wurde fortwährend beobachtet, d. i. von 20" zu 20" aufgezeichnet, zwei Stunden hindurch. Unsere Beobachtung[en] enthalten also eine Menge starke verschiedene Bewegung[en], die bei den Ihrigen fehlen, wiewohl die Bewegungen die in letztern sichtbar sind sehr gut mit den hiesigen harmoniren. Aehnliche Beobachtungen sind hier wieder bei dem Nordlicht vom 4. Januar 1840 gemacht, aber diesmahl an beiden Instrumenten Declin. Hor[izontal] Intensität

8h30' 9h14

..... .....

10h35' 10h40

Die Bewegungen waren viel stärker als am 3 Sept. 1839; aber auch hier bestätigte sich, daß bei Nordlichtern Intervalle von 5 Minuten viel zu groß sind, daher ein solches falls vier Theilnehmer schnell genug zustande kommen, fortwährend311 aufgezeichnet wird, so daß nun jeder der ermüdet ist gleich von einem andern abgelöset wird. Ich würde für sehr wünschenswert halten, wenn Sie künftig bei solchen Veranlassungen Ähnliches thun könnten; solche Beobb. an 2 Apparaten von mehreren Oertern würden312 gewiß interessante Aufschlüsse geben können. Der Älteste unsrer Universität, der berühmte Naturhistoriker Blumenbach313 ist gestern nahe 88 Jahr alt, entschlafen. Mit Bezeugung meiner aufrichtigsten Hochachtung Ihr ganz ergebenster 306

Kreil war in Prag als Adjunkt an der Sternwarte angestellt, war damals aber noch nicht Professor. Brief von Kreil an Gauß vom 19. Oktober 1839 (Brief 26) sowie Brief von Kreil an Gauß vom 16. Januar 1840 (Brief 27). 308 Tafel II – „Termin vom 30–31 August 1839. Intensitätsbeobachtungen“ in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1839“. Es gibt dort fünf Kurven mit Daten von Göttingen, Leipzig, Prag, München, Mailand. 309 Zum Bifilarmagnetometer siehe Kap. 8.7. 310 Zu den Nordlichtern siehe Kap. 8.5. 311 Lesung unsicher. 312 Lesung unsicher. 313 Johann Friedrich Blumenbach wirkte ab 1778 als ordentlicher Professor der Medizin an der Universität Göttingen. Seit 1812 war er Sekretär der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. 307

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

C. F. Gauß Göttingen 23 Januar 1840. [Couvert] Sr. Wohlgeboren Herrn Professor Karl Kreill Astronom bei der k. k. Sternwarte zu Prag franco Oestr. Grenz[nicht lesbar]314 [Handschriftlicher Vermerk nicht von Gauß’ Hand] Beilage C

Brief 29. Kreil an Gauß, 13. März 1840 (Prag) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 11 (2 S.) Prag 13. März 1840 Euer Hochwohlgeboren. Indem ich für Ihr gütiges Schreiben vom 23. Jänner d. J.315 herzlichst danke, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen wieder einige Beobachtungen, und die verlangte Beschreibung der hiesigen Apparate mitzutheilen, von der ich nur wünsche, daß sie Ihrem Verlangen entsprechen möge.316 – Die stündlichen Beobachtungen gehen ihren regelmässigen Gang fort, und die mildere Witterung lockt auch die von der Kälte abgeschreckten Theilnehmer wieder herbei. – Die Terminsbeobachtung vom Februar wird dieser Tage an den Ort ihrer Bestim[m]ung abgehen.317

314

Nicht lesbar sind zwei oder drei Zeichen. Brief von Gauß an Kreil vom 23. Januar 1840 (Brief 28). 316 In den „Resultaten“ erschien Kreils Aufsatz „Die magnetischen Apparate und ihre Aufstellung an der k. k. Sternwarte zu Prag“ (Kreil 1840d). 317 „Magnetische Terminsbeobachtungen zu Prag am 28 u[nd] 29 Februar 1840“. Beobachtungsprotokoll 14 in: Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1840, Mappe Februar, siehe Kap. 4.2.2. 315

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

229

[Tabellenüberschrift:] Tägliche Aufzeichnungen [Spaltenüberschriften: Tag // Jänner 1840 // 8h Morg. (Declin. / Int.) / 1h Nachm. (Decl. / Int.) // Februar // 8h Morg. (Declin. / Int.) / 1h Nachm. (Decl. / Int.)]

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Text am Ende der Tabelle] *) um 4' zu spät. *) Interpolirt (o) 10' zu spät. (o) um 29' zu spät Hier folgen auch die Störungsbeobachtungen vom 4. Jänner in jenen Stunden, während welchen auch in Göttingen beobachtet wurde. [Spaltenüberschriften: Göttinger Zeit / Declin. // Zeit / Declin. // Zeit / Declin. // Zeit / Intens.318 // Zeit / Intens.]

318

Mitten in der Tabelle.

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

231

Fortgesetzte Beobachtungen während der Störung am 6. Februar 1840. *) Von 8h3'32" bis 8h5'32" ist bei der Intensität die Minute unsicher [Spaltenüberschriften: M. Gött. Zeit / Declin. // Zeit / Declin. // Zeit / Declin. // Zeit / Declin. // Zeit / Intens. // Zeit / Intens. // Zeit / Intens. // Zeit / Intens. // Zeit / Intens. // Zeit / Intens.]

[Text am Ende der Spalten 7 und 8] Bei der nächsten Störung werde ich auch an diesem Apparate stets in gleichen Intervallen von 24" beobachten; die Beobb. werden dadurch gleichmässig vertheilt, nämlich 5 in 2', und es wird Ein Beobachter genügen für beide Apparate, indem er von 12" zu 12" abwechselnd an dem einen und an dem anderen aufzeichnet. [Text am Ende der Spalten 19 und 20] Stets mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. H[ochwohlgeboren] ergebenster Kreil.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Brief 30. Kreil an Gauß, 15. August 1840 (Prag) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 12 (2 S.) Prag 15. August 1840 Euer Hochwohlgeboren. In der Beilage habe ich die Ehre Ihnen die täglichen Aufzeichnungen der Declination und horizontalen Intensität mitzutheilen.319 Störungen haben sich, außer jenen am letzten Terminstage (30 Mai), keine ergeben, welche erwarten ließen, daß correspondirende Beobachtungen angestellt worden wären. An diesem Tage konnte, der Terminsbeobachtung wegen, das Verfahren der ununterbrochenen Beobachtung nicht angewendet werden. Wir haben mit dem vorigen Monate unsere stündlichen Beobachtungen geendet, und beobachten jetzt zu allen geraden Stunden, nur die Beobachtungsstunde 1h wurde noch beibehalten. Seit Mai beobachte ich auch in den Nachtstunden, Tag für Tag wechselnd, nämlich einen Tag um 14h den anderen um 16h. Mein erstes Geschäft nach Beendigung der stündlichen Beobachtungsweise war die Untersuchung des Bifilar-Magnetometers, welche ich am 1t[en] dieß Monates ausgeführt habe. Der Stab machte in verkehrter Lage eine Schwingung in 83".00. Als ich ihn in die directe Lage bringen wollte, riß der Faden. Es wurde ein neuer stärkerer eingezogen, welcher bei derselben Entfernung der Fäden eine Schwingung in verkehrter Lage in 72".45 vollbrachte. Die Fäden wurden nun an ihrem unteren Ende so weit genähert, daß nahezu die frühere Schwingungsdauer, nämlich 84".71 gefunden ward, und der Stab hierauf in directer Lage in Schwingungen versetzt, von denen eine die Dauer = 24".293 hatte. Da im vorigen Jahre nach der Aufstellung des Apparates beziehungsweise die Schwingungsdauern 88".15 und 24".03 gefunden worden waren, so schloß ich daraus, daß der Stab jetzt mit dem vorigen Faden eine Schwingungsdauer in directer Lage in 24".43 vollbracht habe, also der Werth eines 1 gewesen seyn würde. Nach Theilstriches zu Ende der stündlichen Beobachtungsreihe = 17230 1 320 Aufstellung des Apparates war er bekanntlich = . Für den neuen Faden fand sich dieser 18855 1 [.] Werth = 17770 Ich werde nächster Tage, wenn es die Witterung zuläßt, magnetische Apparate im Freien aufstellen, um die absoluten Bestim[m]ungen auszuführen. Die horizontale Intensität und Inclination glaube ich im vorigen Jahre schon ziemlich genau gefunden zu haben; nur die Declination ist noch nicht sicher genug. Mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster K. Kreil

319

„Terminsbeobachtungen zu Prag am 29. u[nd] 30. Mai 1840“. Beobachtungsprotokoll 15 in: Cod. Ms. Magn. Verein 3: 1840, Mappe Mai, siehe Kap. 4.2.2. 320 Brief von Kreil an Gauß vom 19. Oktober 1839 aus Prag (Brief 26).

9. Der Briefwechsel zwischen Karl Kreil und Carl Friedrich Gauss

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Brief 31. Kreil an Gauß, 16. Dezember 1840 (Prag) Aufbewahrungsort: SUB Göttingen, Cod. Ms. Gauß Brief A : Kreil, Nr. 13 (3 S. mit Couvert) Prag 16. December 1840 Euer Hochwohlgeboren. Ich habe die Ehre Ihnen wieder für einige Monate die täglichen Aufzeichnungen um 20h und um 1h mitzutheilen. Sie sind in der folgenden Tafel enthalten: [Spaltenüberschriften: Tag // August 1840 / 20h (Declin. / Intens.) / 1h (Declin. / Intens.) // September / 20h (Declin. / Intens.) / 1h (Declin. / Intens.) // October / 20h (Declin. / Intens.) / 1h (Declin. / Intens.) // November /20h (Declin. / Intens.) / 1h (Declin. / Intens.)]

Als am 1. August der Faden des Bifilar-Apparates riß, wurde der Spiegel um 98,72 Scalentheile verrückt. Um diese Grösse müssen die folgenden Beobachtungen vermindert werden, wenn man sie an die vorhergehenden anschließen will. 29. Sept. um 1h interpolirt. 26. Octob. um 20h um 1 Minute zu spät. 18 Nov. um 20h um 9 Min. zu spät. Die Störungen wurden an beiden Apparaten: dem Unifilar- und Bifilar-Magnetometer möglichst ununterbrochen verfolgt. Es sind dadurch so viele Aufzeichnungen entstanden, daß ich sie nicht alle abschreiben kann, was auch unnöthig ist, da ich nicht weiß, für welche Tage von Ihrer Seite entsprechende vorhanden sind. Ich werde jedoch die Zeiten, an welchen bei uns Störungsbeobachtungen ausgeführt worden sind, angeben, sollten sich unter diesen einige correspondirende finden, und Sie ihre Mittheilung wünschen, so bitte ich es mir nur zu wissen zu geben. Diese Zeiten sind:

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

[Es folgt eine Tabelle mit den Daten für die Zeitspanne vom 8. August bis zum 29. November]

Diese Zeiten sind mittlere Göttinger Zeit. Die Tage sind von Mitternacht an gezählt. Die Stundenzahlen, welche kleiner sind als 12 bedeuten Abend-, die grösseren Morgenstunden. In diesem Sommer habe ich durch absolute Beobachtungen im Freien die magnetischen Elemente für Prag bestim[m]t. Die Epoche der Beobachtung war vom 21. August bis 3.Sept. 1840. Es wurden folgende Elemente gefunden: Declination = 15°43'46" Inclination = 66° 9',4 Horiz. Intens. = T = 1.90656 Intensit. der Totalkraft = 4.7152 Mit der Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung habe ich die Ehre mich zu unterfertigen Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Kreil. [P.S.] Die abweichende Einbiegung unserer Intensitätscurve am 30 August 1839 ist Folge eines Schreibfehlers. Es wurde nämlich um 11h30' nicht die Intensität 67,99, sondern 77,99 beobachtet.321 [Couvert] S. Hochwohlgeboren Dem Herrn Herrn Hofrath Carl Friedrich Gauss Director der k. Sternwarte &c. &c. [et cetera et cetera] zu Göttingen franco

321

Tafel II „Termin vom 30–31 August 1839. Intensitätsbeobachtungen“ in den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1839“. Mittlere Kurve: Prag.

235

10. SCHLUSSWORT Was seine erdmagnetischen Forschungen anbelangt, so ist Karl Kreil nicht als Schöpfer einer wie auch immer gearteten neuen Theorie des Erdmagnetismus hervorgetreten. Er war kein bedeutender Mathematiker, wie dies für einen Theoretiker nötig gewesen wäre. Was seine praktische Seite betrifft, so entwickelte er allerdings durchaus einige Neuerungen, z. B. ein selbstregistrierendes Barometer und Thermometer (Kreil 1846b), ein „Inductions-Inclinatorium“ sowie ein autographes Thermometer322 aus Zinkstangen (Kreil 1850b), einen Erdbebenmesser (Kreil 1855b) usw. Im Kreil-Nachlass in der Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik an der Universität Wien befinden sich mehrere, darunter auch neuartige Instrumente von Kreil, die noch der wissenschaftlichen Erforschung harren.323 In der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien kann man ein Exemplar des Kreilschen Barographen bewundern. Dieses Instrument ist ein Autograph, mit dem Luftdruckschwankungen automatisch graphisch festgehalten werden können. Das stellte damals eine großartige Neuerung dar.324 In der Tat war Kreil sehr darum bemüht, schreibende bzw. registrierende Instrumente zu entwickeln, um Beobachter einsparen zu können. Was Kreil auszeichnete, war ein kontinuierliches Engagement für die Erforschung des Erdmagnetismus, vom Ende des Jahres 1834 bis zu seinem Lebensende, das bedeutet, über 28 Jahre hinweg. Carl Friedrich Gauß hingegen und mit ihm Wilhelm Weber haben sich lediglich nicht ganz zehn Jahre lang mit dem Erdmagnetismus beschäftigt. Der Göttinger magnetische Verein existierte sogar nur acht Jahre lang. Stets bemühte sich Kreil, für seine erdmagnetischen Beobachtungen das Beste in Bezug auf die Instrumente und deren Unterbringung zu erreichen. Doch waren seine Möglichkeiten begrenzt, was auch damit zusammenhing, dass man als Eleve bzw. Adjunkt keine allzu großen Ansprüche stellen konnte. So gelang es ihm weder in Mailand noch in Prag, dass ein eisenfreies magnetisches Observatorium errichtet wurde. Er musste mit Ersatzmöglichkeiten innerhalb der Sternwartengebäude vorliebnehmen. Erst in Wien verfügte er über ein magnetisches Observatorium und über entsprechend gute Instrumente. Auch was die Qualität seiner Beobachtungen anbelangt, so stand es damit nicht immer zum allerbesten. Die Kritik aus Göttingen war vielleicht nicht in allen Punkte unberechtigt,325 und Kreil war selbstkritisch genug, um Fehler einzugestehen. Was seine während der Jahre 1835 bis 1843 nach Göttingen übermittelten Daten betrifft, so waren diese, wenigstens bis 1841, eine wichtige Grundlage für die korrespondierenden Beobachtungen – ein wichtiges Ziel, das in Göttingen verfolgt wurde. Doch ging Kreil eben auch seine eigenen Wege und suchte nach Einflüssen, die speziell vom Mond oder auch von großen Gebirgsmassen wie den Alpen herrührten. Sein wichtigster eigenständiger Beitrag war die Entdeckung des Einflusses auf den Erdmagnetismus, den der Mond ausübt. Neu war Kreils Zielsetzung bei seinen Bereisungen, die ja der erdmagnetischen Regionalvermessung dienten. Während man mit Hilfe der Methode der korrespondierenden (synchronen) Beobachtungen nach globalen Effekten des Erdmagnetismus suchte, standen bei den Bereisungen gerade umgekehrt die lokalen Einflüsse im Fokus der Untersuchungen. Während Göttingen ein Zentrum eines internationalen Netzes war, ging es Kreil speziell um die Verhältnisse in seinem Heimatland Österreich und in dessen unmittelbarer Nachbarschaft. Und während im „Atlas 322

Zur fortlaufenden Registrierung. Herr Hofrat und Diplomingenieur Peter Melichar (Wien) hat sich der Aufgabe angenommen, die im Kreil-Nachlass in Wien vorhandenen Instrumente zu erforschen. 324 Die Sammlungen im Stift Kremsmünster verfügen ebenfalls über ein derartiges Instrument von Kreil, so Christa Hammerl, Mitteilung von vom 6.6.2016. Vgl. Online-Ressource: http://www.specula.at/samml/sammlung.htm#OB4. Darüber hinaus finden sich in den Protokollen der Physikalisch-Mathematischen Abteilung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg Einträge über den Erwerb eines nach einer Erfindung von Kreil konstruierten „Graphobarometers“ für das Physikalische Observatorium zu St. Petersburg. Es handelt sich um folgende Protokolle: vom 6.11.1846, f. 1, op. 1a, Nr. 74 (§ 292) und vom 5.2.1847, f. 1, op. 1a, Nr. 76 (§ 37). 325 So hatte Kreil z. B. in den Jahren 1846/1847 die Torsion des Fadens bei seinen Reisetheodoliten nicht in Form einer Fehlerrechnung zu korrigieren versucht (Kreil 1849/50, S. 307). 323

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

des Erdmagnetismus“ von Gauß und Weber Weltkarten, mit den entsprechenden erdmagnetischen Linien versehen, veröffentlicht wurden, waren die von Kreil publizierte Karten einer bestimmten Region gewidmet. Kreil verfolgte mit seinen Karten ganz andere Ziele, als man dies in Göttingen tat. Kreil unterstützte zwar nach Kräften den Göttinger magnetischen Verein, aber er setzte sich auch neue Ziele, die er in jahrelanger und mühseliger Arbeit auch erreichte. Ihm gelang es erstmals, den gesamten Kaiserstaat – und dieser war damals sehr viel größer als das heutige Österreich – einschließlich einiger Nachbarregionen erdmagnetisch zu erfassen. Und dieses Ziel erreichte er vollkommen. Des weiteren gelang es ihm, dass in Österreich eine „Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ ins Leben gerufen wurde, die, ähnlich wie das „Physikalische Hauptobservatorium“ im Russischen Kaiserreich, für die Kontinuität der Forschungen eines ganzen Landes auf dem Gebiet der Meteorologie und des Erdmagnetismus von allergrößter Bedeutung war und dies bis heute ist.

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KURZBIOGRAMME Arneth, Franz Hektor Ritter von (1818–1907), Arzt und Schriftsteller, Dr. med., Bruder des bekannten Wieners Historikers Alfred Ritter von Arneth (1819–1897). In St. Petersburg war er als Leibarzt der Großfürstin Elena Pavlovna und als Konsultant am Maximilian-Hospital tätig, vgl. Fischer 1938, S. 67, 87, sowie Erick-Amburger-Datenbank online,326 Id. Nr. 4090. Augustus Frederick, Herzog von Sussex (1773–1843), geboren als neuntes Kind und sechster Sohn von Georg III. (1738–1820), der ab 1760 König von Großbritannien und Irland war. Ferner war Georg Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg und seit dem Wiener Kongress König von Hannover. Augustus Frederick wurde 1786 im Alter von 13 Jahren an der Universität Göttingen immatrikuliert. Seine guten Beziehungen zur Universität Göttingen blieben auch nach dem Studium erhalten. So pflegte auch Carl Friedrich Gauß Kontakte zu ihm. Augustus Frederick wirkte von 1830 bis 1838 als Präsident der Royal Society of London. Balmer, Heinz (1928–2016), Schweizer Wissenschaftshistoriker, Verfasser des grundlegenden Werkes „Beiträge zur Geschichte der Erkenntnis des Erdmagnetismus“ (Balmer 1956). Barlow, Peter (1776–1862), Mathematiker an der Royal Military Academy in Woolwich. Bassi, Giambattista (1792–1879), Mathematiker, Architekt und Meteorologe, Professor für Mathematik an der Akademie in Udine, veröffentlichte 1851 die „Osservazioni meteorologiche fatte in Udine nel Friuli pel quarantennio 1803–1842“ (Venerio 1851) seines verstorbenen Lehrers und Freunds Girolamo Venerio. Baumgartner, Andreas Freiherr von (1793–1865), Physiker und Staatsmann, studierte Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Wien, war von 1817 bis 1823 Inhaber des Lehrstuhls für Physik am Lyzeum in Olmütz, danach Professor für Physik und angewandte Mathematik an der Universität Wien, von 1846 bis 1848 Leiter des gerade etablierten Telegraphenwesens, 1848 Arbeitsminister, von 1851 bis 1855 Handels- und Finanzminister. Von 1847 bis 1849 war Baumgartner Vizepräsident und von 1851 bis 1865 Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Er war ferner auswärtiges Mitglied der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München und wurde 1860 in die Kaiserliche Leopoldinisch-Carolinische deutsche Akademie der Naturforscher (Leopoldina) aufgenommen. Ab 1826 gab Baumgartner gemeinsam mit Andreas von Ettingshausen die „Zeitschrift für Physik und Mathematik“ heraus, die er von 1832 bis 1837 allein redigierte. Danach erschien diese Zeitschrift unter dem Titel „Zeitschrift für Physik und verwandte Wissenschaften“. Bis 1841 war Baumgartner einer ihrer Herausgeber, vgl. Schrötter 1866. Berzelius, Jöns Jakob (1779–1848), Chemiker, ab 1808 Mitglied und von 1819 bis zu seinem Lebensende Sekretär der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm. Berzelius war Mitglied mehrerer Akademien und wissenschaftlicher Gesellschaften, so z. B. der Royal Society of London, der Preußischen Akademie der Wissenschaften, der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München, der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen sowie der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina). Bessel, Friedrich Wilhelm (1784–1846), Astronom, ab 1810 Professor für Astronomie an der Universität Königsberg und Direktor der dortigen Sternwarte, Mitglied mehrerer Akademien und wissenschaftlicher Gesellschaften, so z. B. der Royal Society of London, ab 1826 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen, ein Freund von Carl Friedrich Gauß. Bittner, Adam (1777–1844), studierte an der Universität in Prag, ab 1800 Praktikant, später Adjunkt an der Prager Sternwarte, war ab 1806 Professor für Mathematik an der Technischen Schule in Prag. Nach dem Tod von Alois Martin David im Jahre 1836 wurde Bittner Direktor 326

Erik-Amburger-Datenbank. Ausländer im vorrevolutionären Russland. Online Ressource: http://dokumente.iosregensburg.de/amburger.

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der Sternwarte in Prag und bekleidete zugleich die Professur der Astronomie und der praktischen Geometrie an der dortigen Universität. Blosseville, Jules Poiret de (1802–1833), französischer Marineoffizier und Geograph, Teilnehmer an mehreren Expeditionen. Die französische Regierung vertraute ihm 1833 das Kommando der „La Lilloise“ an. Das Ziel der Expedition war es, die Küsten Grönlands zu untersuchen. Zunächst erreichte er Island und ließ dem Marineministerium darüber Berichte und Karten zukommen. Danach ging die Expedition verschollen. Blumenbach, Johann Friedrich (1752–1840), Anatom, Anthropologe und Zoologe, 1776 außerordentlicher, 1778 ordentlicher Professor der Medizin an der Universität Göttingen, von 1812 bis 1840 Sekretär der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Boguslawski, Palon Heinrich Ludwig Pruß von (1789–1851), Astronom, seit 1831 an der Sternwarte in Breslau, ab 1841 deren Direktor, zudem ab 1836 außerordentlicher Professor an der Universität Breslau. Böhm, Joseph Georg (1807–1868), seit 1833 Assistent von Joseph Johann Littrow an der Sternwarte in Wien, danach an der Sternwarte in Ofen (Buda) und später an der Universität in Salzburg tätig, 1839 Professor für Mathematik und praktische Physik an der Universität Innsbruck, ab 1852 Direktor der Prager Sternwarte, Nachfolger von Karl Kreil. Bolyai, Wolfgang bzw. Farkas (1775–1856), Mathematiker, studierte an den Universitäten Jena und Göttingen, wo er Freundschaft mit Carl Friedrich Gauß schloss. Ab 1804 Professor für Mathematik, Physik und Chemie am evangelisch-reformierten Kollegium in Marosvásárhely in Siebenbürgen. Bolzano, Bernhard (1781–1848), katholischer Theologe, Philosoph und Mathematiker, geboren in Prag, seit 1805 Professor für Religionswissenschaften an der Karl-FerdinandsUniversität Prag. 1820 Entsetzung vom Lehramt, lebte seitdem auf einem Gut in Techobuz bei Prag. Im Jahre 1842 ließ er sich wieder in Prag nieder. Seit 1815 war Bolzano Mitglied der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Bošković, Rugjer Josip / Boscovich, Ruggiero Giuseppe (1711–1787), Astronom und Universalgelehrter, ab 1763 Professor an der Universität Pavia, danach in Paris und später in Mailand. Am Collegio di Brera ließ er eine Sternwarte errichten, das Osservatorio Astronomico di Brera. Brahe, Tycho (1546–1601), einer der bedeutendsten Astronomen, führte astronomische Beobachtungen und Forschungen auf seiner Sternwarte Stjerneborg (Uraniborg) auf der dänischen Insel Hven durch. 1599 folgte er einem Ruf Kaiser Rudolfs II. (1552–1612), der ab 1576 Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation sowie Erzherzog von Österreich war, nach Prag, wo der Kaiser für Brahe eine neue Sternwarte erbauen wollte. Die Fertigstellung der Sternwarte erlebte Brahe nicht mehr. Seine Beobachtungsdaten und Instrumente erbte sein Assistent Johannes Kepler. Breithaupt, Friedrich Wilhelm (1780–1855), Sohn von Johann Christian Breithaupt, übernahm dessen Werkstatt. Die Firma Breithaupt existiert noch heute. Breithaupt, Johann Christian (1736–1799), Hofmechaniker in Kassel, Gründer einer Werkstatt zur Herstellung hochwertiger optischer, mathematischer, mechanischer und chirurgischer Instrumente in Kassel. Brock, Peter Felix von (1805–1875), russischer Staatsbeamter, von 1852 bis 1853 Direktor des Finanzministeriums und von 1853 bis 1858 Finanzminister. Brock war ab 1856 Ehrenmitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg. Ein am 7.5.1857 in St. Petersburg von Brock verfasster Brief an Alexander von Humboldt befindet sich in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Brown, Robert (1773–1858), schottischer Arzt und Botaniker, Entdecker der später nach ihm benannten „Brownschen Bewegung“. Buch, Leopold von (1774–1853), Freiherr von Gellmersdorf und Schöneberg, berühmter Geologe, Paläontologe und Forschungsreisender, seit 1812 Königlich Preußischer Kammerherr.

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Buys-Ballot, Christoph Heinrich Dietrich (1817–1890), Meteorologe, Professor in Utrecht, erster Direktor des 1854 auf königlichen Beschluss gegründeten Königlich Niederländischen Instituts für Meteorologie auf der Sternwarte Sonnenborgh in Utrecht. Carlini, Francesco (1783–1862), Astronom, ab 1832 Direktor des Osservatorio Astronomico di Brera in Mailand, 1851 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Cesaris, Angelo de (1749–1832), Astronom, mit dem Mailänder Observatorium seit dessen Gründung verbunden, Mitarbeiter und Kollege von Barnaba Oriani, löste diesen 1817 als Direktor der Sternwarte ab. Cesaris redigierte die „Effemeridi astronomiche di Milano“. Daguerre, Louis Jacques Mandé (1787 oder 1789 –1851), französischer Maler, entwickelte zwischen 1835 und 1839 ein Verfahren zur Bildfixierung, das nach ihm Daguerreotypie genannt wurde. David, Alois Martin (1757–1836), Astronom, Philosoph, Kartograph, ab 1799 vierter Direktor der Prager Sternwarte, 1805 Dekan der Philosophischen Fakultät und 1816 Rektor der Karl-Ferdinands-Universität Prag, 1815 von Kaiser Franz I. von Österreich zum „königlichen Astronomen“ ernannt. Della Vedova, Pietro (?–?), Mitarbeiter und Kollege von Karl Kreil in Mailand. Dieterich, Johann Christian (1722–1800), Kaufmann und Verleger, gründete 1765 die Dieterichsche Buchhandlung in Göttingen, die er später um eine Druckerei erweiterte. Doppler, Christian (1803–1853), Physiker und Mathematiker, ab 1841 Professor für Mathematik an der ständisch-technischen Lehranstalt in Prag, ab 1847 Professor für Mathematik, Physik und Mechanik an der Bergakademie zu Schemnitz (heute Banská Štiavnica), ab 1850 Professor für praktische Geometrie am Polytechnischen Institut in Wien und bald darauf zugleich Professor an der dortigen Universität. Ab 1840 war Doppler Mitglied der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften und ab 1848 Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Doppler, Ludwig (1838–1906), Sohn von Christian und Mathilde Doppler. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1853 wurde Karl Kreil sein Vormund. Ludwig Doppler machte eine Karriere beim Militär. Doppler, Mathilde, geb. Sturm (1813–1874), Tochter eines Salzburger Goldschmieds, 1836 Heirat mit Christian Doppler, gestorben in Wien. Dove, Heinrich Wilhelm (1803–1879), Physiker und Meteorologe, Promotion und Habilitation an der Universität Königsberg, ab 1845 Professor für Physik an der Friedrich-WilhelmsUniversität Berlin, 1849 Leiter des neugegründeten Königlich Preußischen Meteorologischen Instituts, 1859 korrespondierendes und 1864 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Duperrey, Louis Isidore (1786–1865), französischer Seefahrer, Entdecker und Kartograph. Von 1822 bis 1825 stand unter seinem Kommando das Schiff „La Coquille“, mit dem der Südpazifik erkundet wurde. Im Jahre 1830 veröffentlichte Duperrey eine riesige Karte mit dem Titel „La configuration de l’équateur magnétique“. Encke, Johann Franz (1791–1865), Astronom, Schüler von Carl Friedrich Gauß, ab 1825 Direktor der Berliner Sternwarte, ab 1828 Herausgeber des „Berliner Astronomischen Jahrbuchs“, ab 1830 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Erman, Georg Adolph (1806–1877), studierte Naturwissenschaften in Berlin und in Königsberg, 1828 Teilnehmer an der Expedition von Christopher Hansteen nach Sibirien, anschließend bis 1830 auf einer Weltreise, ab 1839 außerordentlicher Professor für Physik an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und Professor für Mathematik am Französischen Gymnasium ebenda. Ernst August I. (1771–1851), ab 1837 König von Hannover. Wenige Monate nach dem Antritt seiner Regierung hob er das liberale Staatsgrundgesetz seines Vorgängers von 1833 auf. Dieser Willkürakt entzündete im November 1837 den Protest von sieben Göttinger Professoren, den „Göttinger Sieben“.

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Ertel, Traugott Leberecht (1778–1858), Mechaniker, anfangs Teilhaber und später Inhaber und Leiter des Reichenbachschen Mathematisch-Mechanischen Instituts in München. Ettingshausen, Andreas Freiherr von (1796–1878), seit 1819 Professor für Physik an der Universität Innsbruck, 1821 Wechsel an die Universität Wien als Professor für Mathematik, ab 1834 Professor für Physik ebenda. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der 1847 ins Leben gerufenen Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und war von 1847 bis 1850 deren Generalsekretär. Ewald, Heinrich (1803–1875), Orientalist und Theologe, ordentlicher Professor für orientalische Sprachkunde an der Universität Göttingen, Ehemann der ältesten Tochter von Carl Friedrich Gauß, Wilhelmine. Da Ewald zu den „Göttinger Sieben“ gehörte, verlor er 1837 seine Stelle in Göttingen. Bereits 1838 konnte er einem Ruf an die Universität Tübingen folgen, 1848 wurde er nach Göttingen zurückberufen. Ewald, Wilhelmine, geb. Gauß (1808–1840), genannt Minna, älteste Tochter von Carl Friedrich Gauß, Ehefrau von Heinrich Ewald. Faraday, Michael (1791–1867), Naturforscher, ab 1833 Professor für Chemie an der Royal Institution in London, unterrichtete auch an der Royal Military Academy in Woolwich, war ab 1835 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Feldt, Laurentius (1796–1882), ab 1828 ordentlicher Professor der höheren Mathematik, der Physik und der Astronomie am königl. Lyzeum Hosianum zu Braunsberg in Westpreußen. Ferdinand I. (1793–1875), von 1835 bis 1848 Kaiser von Österreich, König von Böhmen und als Ferdinand V. seit 1830 auch König von Ungarn und Kroatien. Am 2. Dezember 1848 dankte er zu Gunsten seines Neffen Franz Joseph ab. Ferdinand III. (1608–1657), Erzherzog von Österreich aus dem Haus Habsburg, seit 1637 römisch-deutscher Kaiser, seit 1625/1627 König von Ungarn, Kroatien und Böhmen. Er gilt als Förderer der Künste und Wissenschaften. Im Jahre 1654 vereinigte er die 1348 gegründete Karls-Universität in Prag mit der dort seit 1556 bestehenden Jesuitenhochschule im Clementinum. Die Universität trug seitdem bis 1920 den Namen Karl-Ferdinands-Universität (Universitas Carolo-Ferdinandea). Franz Joseph I. (1830–1916), von 1848 bis zu seinem Lebensende im Jahre 1916 Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Franz II. / Franz I. (1768–1835), von 1792 bis 1806 als Franz II. römisch-deutscher Kaiser, ab 1804 als Franz I. Kaiser von Österreich. Frisiani, Paolo (1797–1880), Mitarbeiter zunächst unter Barnaba Oriani und später unter Francesco Carlini am Osservatorio Astronomico di Brera in Mailand. Fritsch, Karl (1812–1879), Meteorologe und Geophysiker, ab 1839 Mitarbeiter und Kollege von Karl Kreil in Prag. Ab 1851 Adjunkt an der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien, seit 1862 kommissarischer und seit 1863 Vizedirektor der Anstalt. 1865 Mitbegründer der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie. Gaimard, Joseph Paul (1796–1858), Schiffschirurg, Naturforscher und Biologe, ab 1816 in der französischen Marine, Teilnehmer an mehreren wissenschaftlichen Expeditionen, die er bisweilen auch leitete. Gauß, Carl Friedrich (1777–1855), Mathematiker, Astronom, Geodät und Physiker, ab 1807 Professor für Astronomie und Direktor der Sternwarte an der Universität Göttingen. Gauß, Eugen (1811–1896), Sohn von Carl Friedrich und Friederica Wilhelmine Gauß, zerstritt sich als Jurastudent mit seinem Vater und wanderte 1830 nach Amerika aus, wo er zunächst Soldat, später Missionar und Unternehmer wurde. Gauß, Friederica Wilhelmine, geb. Waldeck (1788–1831), genannt Minna, zweite Ehefrau von Carl Friedrich Gauß. Gay-Lussac, Joseph Louis (1778–1850), berühmter französischer Chemiker und Physiker, Freund und Kollege Alexander von Humboldts. Gerling, Christian Ludwig (1788–1864), ab 1812 Lehrer für Mathematik am Lyzeum in Kassel und ab 1817 Professor für Mathematik, Astronomie und Physik an der Universität Marburg, 1830 korrespondierendes und 1861 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der

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Wissenschaften zu Göttingen. Gerling war Schüler von Carl Friedrich Gauß und gehörte zu dessen engem Freundeskreis. Goethe, Johann Wolfgang von (1749–1832). Goldschmidt, Benjamin (1807–1851), Mathematiker und Astronom, 1828 Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften an der Universität Göttingen, unter anderem bei Carl Friedrich Gauß, 1834 Observator an der Göttinger Sternwarte, 1844 außerordentlicher Professor in Göttingen. Hammer-Purgstall, Joseph von (1774–1856), Diplomat und Orientalist, der erste Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, welches Amt er von 1847 bis 1849 innehatte. Hansteen, Christopher (1784–1873), Erdmagnetiker und Astronom, von 1816 bis 1861 Professor für Mathematik und Astronomie an der Universität in Christiania (Oslo), 1840 korrespondierendes und 1862 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Von besonderer Bedeutung für die Erforschung des Erdmagnetismus war Hansteens Sibirienexpedition in den Jahren von 1828 bis 1830, in deren Verlauf er zahlreiche erdmagnetische Messungen durchführte. Harding, Carl Ludwig (1765–1834), seit 1805 außerordentlicher und von 1812 bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor für Praktische Astronomie an der Universität Göttingen, Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Hartinger, Anton (1806–1890), Blumenmaler und Lithograph, studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste, war von 1843 bis 1851 ihr Mitglied. 1859 gründete er eine lithographische Anstalt in Wien und erhielt den Titel eines ,,k. k. Hof Chromo-Lytografen“. Hausmann, Johann Friedrich Ludwig (1782–1859), Mineraloge und Geologe, seit 1811 ordentlicher Professor für Mineralogie und Technologie an der Universität Göttingen, Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen, ab 1840 bis zu seinem Lebensende deren Sekretär. Herschel, John (1792–1871), Astronom und Physiker, von 1820 bis 1827 Foreign Secretary of the Astronomical Society und mehrfach deren Präsident, von 1824 bis 1827 Secretary of the Royal Society, Direktor der Königlichen Münze in London, 1815 korrespondierendes und 1840 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Horner, Caspar (1774–1834), Astronom und Mathematiker, von 1806 bis 1808 Adjunkt für Astronomie an der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, 1809 bis 1829 Lehrer für Mathematik, Logik und Rhetorik am Collegium Humanitatis in Zürich, von 1812 bis 1829 am Carolinum (Vorgängerinstitution der Universität Zürich), 1806 korrespondierendes Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Humboldt, Alexander von (1769–1859), berühmter Naturforscher und Forschungsreisender, von 1799 bis 1804 Reise nach Süd-, Mittel- und Nordamerika, von 1807 bis 1827 Aufenthalt in Paris, ab 1827 in Berlin im Dienst der preußischen Könige. Huntsman, Benjamin (1704–1776), Metallgießer, entwickelte 1740 in England ein Verfahren, flüssigen Stahl in Formen zu gießen. Nach diesem Verfahren hergestellter Stahl wurde „cast steel“ oder Huntsman-Stahl genannt (gegossener Stahl bzw. Gussstahl). Jandera, Joseph Ladislav (1776–1857), Professor für Mathematik an der Universität Prag, 1828 Rektor der Universität, Mitglied und zeitweise Direktor der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Jelinek, Karl (1822–1876), Astronom, Meteorologe, studierte an der Universität Wien, war ab 1843 Adjunkt an der Wiener Sternwarte, ab 1847 Adjunkt an der Prager Sternwarte, ab 1852 ordentlicher Professor für Mathematik am Landespolytechnikum in Prag, ab 1863 Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien als Nachfolger von Karl Kreil und zudem ordentlicher Professor für Physik an der dortigen Universität. In den Jahren von 1870 bis 1872 konnte Jelinek den Neubau der Zentralanstalt auf der Hohen Warte sowie die Vermehrung des Personals verwirklichen. Er war Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien.

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Jensen, Christian Albrecht (1792–1870), dänischer Maler und Porträtist, ab 1832 Kopist in der Gemäldesammlung der dänischen Königsfamilie auf Schloss Frederiksborg. Kalina von Jäthenstein, Mathias (1772–1848), Jurist, Historiker und Völkerkundler, ab 1801 Professor für bürgerliches Recht an der Universität Prag, ab 1818 ordentliches Mitglied, 1821, 1827, 1831 Direktor und von 1831 bis 1839 Sekretär der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Kämtz, Friedrich Ludwig (1801–1867), Physiker und Meteorologe, ab 1823 Privatdozent, ab 1823 außerordentlicher und ab 1834 ordentlicher Professor für Physik an der Universität Halle, ab 1842 ordentlicher Professor für theoretische und praktische Physik an der Universität Dorpat (Tartu) im Russischen Kaiserreich, ab 1865 Direktor des Physikalischen Hauptobservatoriums in St. Petersburg, Nachfolger von Adolph Theodor Kupffer. Karl IV. (1316–1378), seit 1334 Markgraf von Mähren, seit 1346 römisch-deutscher König, seit 1347 König von Böhmen und seit 1355 König der Lombardei und römisch-deutscher Kaiser sowie seit 1365 König von Arelat. Am 7. April 1348 gründete er in Prag die erste deutsche Universität. In den Folgejahren gründete er noch zahlreiche weitere Universitäten. Karl von Österreich-Teschen / Karl Ludwig Johann Joseph Laurentius (1771–1847), Erzherzog Karl von Österreich aus dem Haus Habsburg-Lothringen, Herzog von Teschen, österreichischer Feldmarschall. Am 21. und 22. Mai 1809 fügte er Napoleon in der Schlacht bei Aspern östlich von Wien dessen erste Niederlage in offener Feldschlacht zu. Die Sockel des 1860 feierlich enthüllten Erzherzog-Karl-Reiterdenkmals auf dem Heldenplatz in Wien tragen die Inschriften „Dem heldenmüthigen Führer der Heere Österreichs“ sowie „Dem beharrlichen Kämpfer für Deutschlands Ehre“. Kenner, Anna, geb. Kreil (1803–?), Schwester von Karl Kreil und Ehefrau von Joseph Kenner, Heirat 1822. Der Ehe entsprossen neun Kinder, darunter der spätere Biograph seines Onkels Karl Kreil, Friedrich Kenner, siehe Hauser 1984a, S. 208, 210.327 Kenner, Friedrich (1834–1922), klassischer Archäologe, Historiker, Völkerkundler, Heraldiker und Numismatiker, studierte an der Universität Wien und wurde dort 1858 zum Dr. phil. promoviert, war seit 1854 am k. k. Münz- und Antikenkabinett in Wien angestellt, ab 1862 als Kustos, von 1883 bis 1899 dessen Direktor. Seit 1864 korrespondierendes und seit 1872 ordentliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Friedrich Kenner war ein Neffe von Karl Kreil. Am 2. Juli 1877 heiratete er dessen Adoptivtochter, seine Cousine Josefa Magdalena, geb. Hassler von Ostfeld-Kreil. Er war Verfasser der ersten Biographie Karl Kreils, einer „Biographischen Skizze“ (Kenner 1863). Kenner, Josefa Magdalena, geb. Hassler von Ostfeld-Kreil (1852–1913), Adoptivtochter von Karl und Mathilde Kreil, die sie am 14. November 1854 adoptiert hatten. Cousine und Ehefrau von Friedrich Kenner, Heirat am 2. Juli 1877. Kenner, Joseph (1794–1868) heiratete die jüngste Schwester von Karl Kreil, Anna. Dieser Ehe entsprossen neun Kinder, darunter Friedrich Kenner, der spätere Biograph von Karl Kreil, vgl. Hauser 1984a, S. 204, 208, 210. Kepler, Johannes (1571–1630), einer der bedeutendsten Astronomen und Mathematiker, seit 1600 Assistent von Tycho Brahe in Prag. Nach dessen Tod im Jahre 1601 wurde Kepler kaiserlicher Hofmathematiker. Während seiner Prager Zeit arbeitete er an seinem fundamentalen Werk „Astronomia Nova“, das 1609 erschien. Von 1612 bis 1627 war er als Mathematiker in Linz tätig. Koller, Marian, Pater (1792–1866), Benediktiner und Astronom, studierte Chemie, Naturgeschichte und Mathematik in Laibach und in Wien, trat 1816 in das Benediktinerstift Kremsmünster ein, unterrichtete am Stiftsgymnasium Naturgeschichte und Physik, war von 1830 bis 1847 Leiter der Sternwarte im Stift, seit 1848 Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, 1849 Referent und 1851 Ministerialrat im Kultusministerium in Wien (Neumüller 1963).

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Portrait: https://www.myheritage.de/names/anna_kreil.

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Kreil, Adolph (?–?), möglicherweise ein Verwandter von Karl Kreil, gehörte zu dessen Beobachtungsteam in Prag. In der Ahnentafel der Familie Kreil sind keine Personen mit dem Namen „Adolph“ verzeichnet. Karl Kreil hatte zwei leibliche Brüder: Franz Sales jun. und Joseph, siehe Hauser 1984a, Ahnentafel S. 210. Kreil, Franz Sales jun. Ritter von (1789–1867), ältester Bruder von Karl Kreil, möglicherweise bereits 1834 k. k. Regierungsrat und Kreishauptmann des Mühlviertels, nördlich der Donau. Am 11. Juni 1822 heiratete er Camilla von Pflügl (1803–1866). Dieser Ehe entsprossen vier Kinder, siehe Hauser 1984a, S. 210.328 Kreil, Franz Sales sen. (1757–1823) entstammte einer in der Innviertler Gemeinde Handenberg ansässigen Familie. Sein Großvater Sebastian Kreil bzw. Kräll war Bauer auf dem Arzbergergut. Franz Sales Kreil sollte nach dem Willen seines Vaters Kapuziner werden, wandte sich jedoch dem Beruf eines Lehrers zu und übersiedelte nach Linz. Nach einer Tätigkeit als Kommissar in Schulangelegenheiten beim Kreisamt Ried wurde er 1816 Regierungssekretär in Linz. Am 27. Februar 1786 heiratete Franz Sales Franziska Lacherstorffer. Dieser Ehe entsprossen sieben Kinder. Karl Kreil war das sechste Kind und der dritte Sohn. Kreil, Franziska, geb. Lacherstorffer (1763–1836), in Altmünster, war als Köchin im Hause der Gräfin Thürheim in Linz angestellt, bevor sie am 27. Februar 1786 in der Pfarre St. Josef zu Linz Franz Sales Kreil sen. heiratete. Dieser Verbindung entsprossen sieben Kinder: Franz Sales jun. (1789–1867), Joseph (1790–1855), Franziska (1795–1810), Klara (?– 1812/1814), Theresia (1796–1855), Karl (1798–1862) und Anna (1803–?, verh. Kenner), siehe Hauser 1984a, S. 205, Ahnentafel S. 210. Kreil, Mathilde, geb. von Pflügl (?–?), Tochter des städtischen Kämmerers in Linz Carl Edler von Pflügl (?–1836), Ehefrau von Karl Kreil. Kupffer, Adolph Theodor (1799–1865), studierte an den Universitäten Dorpat (Tartu), Berlin und Göttingen. In Göttingen besuchte er auch ein Privatissimum über Astronomie bei Carl Friedrich Gauß. 1823 erhielt er die Professur für Physik und Chemie an der Universität Kasan, wechselte 1828 an die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, wurde 1834 zudem Professor für Erdmagnetismus und Meteorologie an dem neugegründeten Normalen Observatorium beim Korps der Bergingenieure in St. Petersburg, Gründer und erster Direktor des 1849 eröffneten Physikalischen Hauptobservatoriums in St. Petersburg (Reich/ Roussanova 2011a, S. 342–427). Lamont, Johann von (1805–1879), geboren in Schottland, 1827 Gehilfe, 1828 Adjunkt, 1833 kommissarischer und 1835 offizieller Direktor der Königlichen Sternwarte in Bogenhausen bei München, dort 1840 Einrichtung eines erdmagnetischen Observatoriums, 1853 auch Professor für Astronomie an der Universität München. Lebzeltern, Wilhelm Freiherr von (1787–1869), Feldzeugmeister, studierte an der Ingenieurakademie in Wien, nahm an mehreren Feldzügen teil. Seit 1832 war ihm die Erziehung der Kinder von Erzherzog Karl von Österreich anvertraut. 1848 trat er an die Spitze der Militärakademie in Wiener Neustadt. In seinem Hause war Karl Kreil von 1821 bis 1829 als Erzieher angestellt. Lenoir, Étienne (1744–1832), einer der bedeutendsten französischen Instrumentenhersteller, wirkte seit 1772 in Paris. Leski, Joseph (1765–1825), Mathematiker und Astronom, Professor für Astronomie an der Universität Krakau und Direktor des dortigen Universitätsobservatoriums. Liebig, Justus (1803–1873), Chemiker, von 1824 bis 1852 Professor für Chemie und Pharmazie an der Universität Gießen, danach in München. Listing, Johann Benedict (1808–1882), seit 1837 Lehrer für Maschinenkunde an der Höheren Gewerbeschule in Hannover, 1839 außerordentlicher und 1849 ordentlicher Professor der Physik an der Universität Göttingen. Listing gehörte zum Freundeskreis von Carl Friedrich Gauß.

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Vgl. Weichselbaumer 2005.

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Littrow, Carl Ludwig Edler von (1811–1877), Astronom, geboren in Kasan, Sohn von Joseph Johann Littrow, Studium an der Universität Wien, Promotion in Krakau, ab 1842 Professor für Astronomie an der Universität Wien und Direktor der dortigen Universitätssternwarte, Nachfolger seines Vaters. 1848 korrespondierendes und 1853 wirkliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Littrow, Joseph Johann Edler von (1781–1840), ab 1807 Professor der Astronomie und der Höheren Mathematik an der Universität Krakau, von 1810 bis 1816 Professor der Astronomie an der Universität Kasan, von 1816 bis 1819 Mitdirektor der Sternwarte in Ofen (Buda), von 1819 bis 1840 Professor für Astronomie an der Universität Wien und Direktor der dortigen Universitätssternwarte, Nachfolger von Franz von Triesnecker. Mädler, Johann Heinrich (1794–1874), Astronom, wirkte von 1836 bis 1840 an der Königlichen Akademiesternwarte in Berlin, war von 1840 bis 1865 ordentlicher Professor für Astronomie und Direktor der Sternwarte an der Universität Dorpat (Tartu). Maria Theresia (1717–1780), ab 1740 regierende Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn, Kroatien und Böhmen aus dem Haus Habsburg. Meyerstein / Meierstein, Moritz (1808–1882), von 1822 bis 1825 Lehre bei dem Göttinger Instrumentenhersteller Philipp Rumpf, danach Tätigkeit bei der Firma Breithaupt in Kassel sowie am Mathematisch-Mechanischen Institut in München, Studium an der Polytechnischen Schule und an der Universität München, Übersiedelung nach Stockholm, seit 1834 Instrumentenhersteller in Göttingen, 1863 Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Göttingen, vgl. Hentschel 2005. Monte Dego, Franz Albert de (1811–1883), Astronom, geboren in Klagenfurt, Adjunkt, später Direktor der Sternwarte in Ofen (Buda) sowie Professor für Astronomie ebenda. Moritz, Paul Heinrich Arnold / Moritc, Pavel Fëdorovič (1821–1902), Physiker und Meteorologe, studierte Mathematik an der Universität Dorpat (Tartu), von 1850 bis 1877 Gründungsdirektor des magnetischen und meteorologischen Observatoriums in Tiflis in Georgien. Morstadt, Josef (1797–1869), Astronom, Meteorologe und Kartograph im österreichischen Staatsdienst. Müller, Johannes (1801–1858), Anatom und Zoologe, 1826 außerordentlicher, 1830 ordentlicher Professor für Anatomie, Physiologie und allgemeine Pathologie an der Universität Bonn, ab 1833 bis zu seinem Tod ordentlicher Professor für Physiologie an der Universität Berlin. Münchow, Karl Dietrich (1778–1836), von 1810 bis 1818 außerordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Jena, danach ordentlicher Professor für Astronomie, Mathematik und Physik an der Universität Bonn. Nadherny, Ignaz von (1789–1867), Mediziner, ab etwa 1814 Leiter der Lehrkanzel der Staatsarzneikunde an der Medizinischen Fakultät der Universität Prag, bis 1850 Präses der Medizinischen Fakultät. Nikolaj I. (1796–1855), ab 1825 Kaiser von Russland. Oersted / Ørsted, Hans Christian (1777–1851), berühmter dänischer Physiker und Chemiker, ab 1829 Rektor der Polytechnischen Lehranstalt in Kopenhagen. Oriani, Barnaba (1752–1832), Astronom, ab 1776/1778 Assistent und von 1802 bis 1817 Direktor des Osservatorio Astronomico di Brera in Mailand. Parish, John, Baron von Senftenberg (1774–1858) entstammte einer hochangesehenen Hamburger Kaufmannsfamilie. 1815 erwarb er das Schloss und die Herrschaft Senftenberg in Böhmen, heute Žamberk in Tschechien. Dort ließ er eine Privatsternwarte errichten, die sehr gut ausgestattet war. Auch ein privates magnetisches Observatorium stand ihm zur Verfügung, siehe Kreil 1846a sowie Wittmann/Schielicke 2013, S. 41–43. Parrot, Friedrich (1791–1841) wirkte ab 1821 als Professor für Physiologie, Pathologie und Semiotik an der Universität Dorpat (Tartu). 1826 wechselte er auf den Lehrstuhl für Physik, den vorher sein Vater Georg Friedrich Parrot innegehabt hatte (Reich/Roussanova 2011a, S. 546– 567, 568–586). Parrot, Georg Friedrich (1767–1852), von 1802 bis 1826 Professor für Physik an der Universität Dorpat (Tartu), ab 1826 ordentliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wis-

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senschaften zu St. Petersburg, Fachgebiet Angewandte Mathematik. Peters, Christian Heinrich Friedrich (1813–1890), Astronom, begleitete Sartorius von Waltershausens auf dessen zweiter Italienreise, die von 1838 bis 1843 währte. Das Ziel war vor allem Sizilien und die Vermessung des Ätnagebiets (Reich 2012, S. 259–264). Pflügl, Hermann von (?–?), Arzt in Linz, Bruder von Kreils Ehefrau Mathilde. Pflügl, Mathilde, geb. Doppler (1837–1913), Tochter von Christian und Mathilde Doppler, später Heirat mit dem Linzer Arzt Hermann von Pflügl, einem Schwager von Karl Kreil. Der älteste Sohn aus dieser Ehe, Alfred Edler von Pflügl (1863–1929), wurde Künstler. Poggendorff, Johann Christian (1796–1877), Physiker, Verfasser und Herausgeber des „Biographisch-literarischen Handwörterbuchs zur Geschichte der exacten Wissenschaften“, das wissenschaftliche Biobibliographien von Mathematikern, Astronomen, Physikern und Chemikern u. a. enthielt. Quetelet, Lambert Adolphe Jacques (1796–1874), Astronom, 1828 Direktor des unter seiner Leitung errichteten Observatoire Royal de Belgique in Brüssel, 1837 korrespondierendes Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Quetelet lernte 1829 in Göttingen Carl Friedrich Gauß kennen und stand von 1830 bis 1842 mit ihm in brieflichem Kontakt (Schubring 2008). Er sorgte dafür, dass in Brüssel ein magnetisches Observatorium errichtet wurde, und lieferte in den Jahren 1840 und 1841 Beobachtungsdaten nach Göttingen, siehe Weber 1841, S. 165 und Weber 1843b, S. 113–115. Reichenbach, Georg Friedrich von (1771–1826), Artillerieoffizier, Salinenrat, Ingenieur und Instrumentenhersteller. 1802 gründete er zusammen mit Joseph Liebherr (1767–1840) in München eine mechanische Werkstätte, die 1804 durch den Beitritt von Joseph von Utzschneider zum Mathematisch-Mechanischen Institut erweitert wurde. Von 1809 bis 1813 war er Teilhaber am Optischen Institut in Benediktbeuern. Mit seiner Unterstützung wurde um 1819 am Polytechnischen Institut zu Wien eine mechanische Werkstätte für die Anfertigung geodätischer und astronomischer Instrumente eingerichtet. Repsold, Adolf (1806–1871), Bruder von Georg Repsold. Repsold, Georg (1804–1885), Sohn von Johann Georg Repsold, übernahm 1830 zusammen mit seinem Bruder Adolf den Betrieb seines Vaters und gründete die Firma A. & G. Repsold, in der nun noch mehr optische und astronomische Instrumente als früher hergestellt wurden. Repsold, Johann Georg (1770–1830), Feinmechaniker, 1799 Gründer der Werkstatt für astronomische Instrumente in Hamburg, 1802 Errichtung eines privaten Observatoriums in Hamburg, das 1812 abgerissen wurde. Eine neue Sternwarte wurde in Hamburg 1828 fertiggestellt. Reslhuber, Augustin, Pater (1808–1875), Benediktiner, Wissenschaftler und Politiker, trat 1828 in das Benediktinerstift Kremsmünster ein, studierte in Linz und in Wien, war von 1834 bis 1847 Adjunkt und von 1847 bis 1860 Direktor der Sternwarte im Stift, von 1841 bis 1847 Professor für Naturgeschichte ebenda, 1860 Abt von Kremsmünster, ab 1853 korrespondierendes Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (Pitschmann 1984). Rive, Auguste Arthur de la (1801–1873), Physiker, ab 1823 Professor an der Akademie in Genf. Seine experimentellen Untersuchungen galten der Elektrizität und dem Magnetismus. Seit 1835 war er Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Ross, James Clark (1800–1862), Marineoffizier und Polarforscher, seit 1812 in der britischen Marine, von 1839 bis 1843 große Forschungsreise in die Antarktis. Diese britische Expedition stand unter seinem Kommando (Reich/Knobloch/Roussanova 2016, S. 79–86). Rumpf, Philipp (1791–1833), Instrumentenhersteller in Göttingen, Instrumentenbauer für Carl Friedrich Gauß. Sabine, Edward (1788–1883), Studium an der Royal Military Academy in Woolwich, Teilnehmer an mehreren Expeditionen, sorgte ab 1830 für den Ausbau des britischen magnetischen Beobachtungsnetzes, 1839 Generalsekretär und 1852 Präsident der British Association for the Advancement of Science, 1845 Sekretär und von 1861 bis 1871 Präsident der Royal Society, 1823 korrespondierendes und 1862 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Sartorius von Waltershausen, Wolfgang Freiherr von (1809–1876), von 1830 bis 1834 Studium an der Universität Göttingen, Schüler von Carl Friedrich Gauß. Er unternahm fünf Forschungsreisen nach Italien, eine nach England und eine weitere nach Island. Im Jahre 1837 wurde er an der Universität Göttingen zum Ehrendoktor promoviert, 1847 Honorar- und 1848 ordentlicher Professor für Geologie und Mineralogie ebenda. Sartorius war ein enger Weggefährte von Gauß in dessen letzten Lebensjahren und Autor der ersten umfangreichen Biographie von Gauß, die 1856 erschien (Sartorius 1856/2012). Schrötter von Kristelli, Anton, Ritter (1802–1875), Chemiker und Mineraloge, seit 1845 Professor für Chemie an der Technischen Hochschule in Wien, seit 1868 Direktor des Hauptmünzamtes. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und fungierte seit 1850 bis zu seinem Lebensende als deren Generalsekretär. Schumacher, Heinrich Christian (1780–1850), Astronom, studierte im Jahre 1808 Astronomie an der Universität Göttingen bei Carl Friedrich Gauß, war ab 1810 außerordentlicher Professor für Astronomie in Kopenhagen, Inhaber einer Sternwarte in Altona, 1823 Gründer und Herausgeber der „Astronomischen Nachrichten“, ab 1835 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Schumacher gehörte zum engen Freundeskreis von Gauß und unterhielt mit diesem eine rege Korrespondenz. Schwabe, Samuel Heinrich (1789–1875), Astronom und Botaniker, übernahm nach dem Studium der Pharmazie, der Chemie, der Botanik und der Physik in Berlin die Apotheke seines Großvaters in Dessau. 1829 verkaufte er die Apotheke und widmete sich seitdem naturwissenschaftlichen Studien, besonders solchen der Astronomie. In Dessau besaß er ein Observatorium. Schwarzenbrunner, Bonifaz, Pater (1790–1830), erhielt seine Ausbildung am Stiftsgymnasium in Kremsmünster, mit dem seine weitere Laufbahn verbunden blieb: ab 1812 Ordensprofessor, von 1818 bis 1824 Professor für Naturgeschichte, von 1824 bis 1830 Direktor der Sternwarte im Stift. Er unternahm auch etliche Reisen: 1818 bis Neapel, 1819 Fußreise durch Böhmen und Mähren, 1821 zur Weinernte in der Wachau, 1823 nach Wien und durch die Steiermark, 1827 nach Ofen (Buda) und Pest. Smetana, Augustin (1814–1851), Philosoph und Schriftsteller, absolvierte ein Theologiestudium an der Universität Prag, wurde Adjunkt des österreichischen Philosophen Franz Serafin Exner (1802–1853), dessen Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Prag er von 1846 bis 1849 vertrat. Im Jahre 1848 war Smetana Dekan der Philosophischen Fakultät. 1850 trat er aus der katholischer Kirche aus und wurde im selben Jahr exkommuniziert. Sniadecki, Jan Baptist (1756–1830), Astronom und Philosoph, ab 1781 Leiter der Sternwarte in Krakau, von 1807 bis 1824 Leiter der Sternwarte in Wilna (heute Vilnius in Litauen). Seit 1811 korrespondierendes Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg. Stambucchi, Roberto (um 1807–1855), Astronom, Mitarbeiter und Kollege von Karl Kreil am Osservatorio Astronomico di Brera in Mailand. Steinheil, Karl August (1801–1870), wurde 1825 bei Friedrich Wilhelm Bessel an der Universität Königsberg promoviert. Nachdem er 1835 den Preis der Göttinger Societät der Wissenschaften zugesprochen bekommen hatte – Gauß war Gutachter gewesen –, wurde er im selben Jahr in München Konservator der mathematisch-physikalischen Sammlungen des Staates und Professor für Mathematik und Physik an der dortigen Universität. 1835 wurde Steinheil außerordentliches und 1837 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1837 korrespondierendes und 1862 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Stepling, Joseph (1716–1778), Gelehrter, Mitglied des Jesuitenordens, ab 1751 erster Direktor der Sternwarte im Turm des Clementinums in Prag, die auf seinen Antrag eingerichtet worden war. Strnad, Anton (1747–1799), Gelehrter, trat 1763 in den Jesuitenorden ein, der 1773 aufgehoben wurde. Seit 1774 Adjunkt und seit 1781 dritter Direktor der Sternwarte im Turm des Clementinums in Prag, ferner ab 1778 außerordentlicher Professor für Mathematik und Physische Geographie sowie ab 1781 Professor der praktischen Astronomie an der Karl-Ferdinands-

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Universität in Prag. Er spielte um 1784 eine aktive Rolle bei der Gründung der Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, die sich seit 1790 Königliche Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften nannte. Tardy, Placido (1816–1914), studierte in Mailand und in Paris, gehörte zu Karl Kreils Beobachtungsteam in Mailand, wurde später Professor für Mathematik in Messina und in Genua. Tippmann, Franz Wilhelm (1786–1857), Weihbischof von Prag. Triesnecker, Franz Paula von (1745–1817), Astronom, Mathematiker, Jesuit und Theologe, 1782 Adjunkt und ab 1792 Direktor der Wiener Sternwarte und Professor für Astronomie an der Universität Wien, seit 1794 auswärtiges Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Utzschneider, Joseph von (1763–1840), Techniker, Unternehmer und Staatsbeamter, von 1795 bis 1798 Direktor des Bayerischen Hauptsalzamtes, von 1799 bis 1801 im Finanzdepartement tätig, gründete 1804 zusammen mit Georg Friedrich von Reichenbach und dem Münchner Instrumentenhersteller Joseph Liebherr (1767–1840) ein Mathematisch-Mechanisches Institut in München, war von 1818 bis 1821 Bürgermeister von München, ab 1819 Mitglied der zweiten Kammer der Ständeversammlung und ab 1827 im Vorstand der neuerrichteten Polytechnischen Zentralschule. Venerio, Girolamo (1777–1843), Meteorologe, führte von 1802 bis 1842 in Udine systematische meteorologische Beobachtungen durch. Vittorio Emanuele II. (1820–1878) aus dem Haus Savoyen, von 1849 bis 1861 König von Sardinien-Piemont, ab 1861 als Vittorio Emanuele II. König von Italien. Voroncov, Michail Semënovič Graf (1782–1856), Gouverneur von Neurussland, Generalgouverneur von Bessarabien und Statthalter des Kaukasus. Sein Schloss in Odessa wurde 1827 erbaut. Weber, Wilhelm (1804–1891), Physiker, lernte 1828 in Berlin Carl Friedrich Gauß kennen und kam 1831 als Professor für Physik nach Göttingen. 1837 protestierte er mit einer Gruppe von Göttinger Professoren, den „Göttinger Sieben“, gegen die Aufhebung des Staatsgrundgesetzes von 1833 und wurde deshalb von der Universität fristlos entlassen, blieb bis 1843 in Göttingen, war danach Professor in Leipzig. 1849 Rückkehr nach Göttingen als Professor für Physik. Weber war Mitarbeiter und enger Freund von Gauß. Weidmann, Moritz Georg (1658–1693), Gründer der Weidmannschen Buchhandlung. Diese wurde 1680 in Frankfurt am Main gegründet und 1682 nach Leipzig verlegt. Im Jahre 1830 übernahmen Karl August Reimer (1801–1858) und Salomon Hirzel (1804–1877) den Verlag. In der Druckerei der Weidmannschen Buchhandlung wurden seit 1839 die „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins“ verlegt. Weisse, Maximilian (1798–1863), Astronom, seit 1823 Assistent an der Wiener Sternwarte, seit 1825 Professor für Astronomie an der Universität Krakau und Direktor der dortigen Universitätssternwarte. In Krakau stellte er von 1828 bis 1832 auch magnetische Beobachtungen an, war ab 1849 korrespondierendes Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (Hittmair/Hunger 1997, S. 182). Weisse wurde 1861 emeritiert und verstarb am 10. Oktober 1863 in Wels (Rollet 1863). Im Jahre 1864 erschien seine Autobiographie, die er am 22. Dezember 1849 abgeschlossen hatte (Weisse 1864). Witak, Jakob Eduard (?–?), Syndikus der Universität Prag und Notar. Wurzbach, Constant von (1818–1893), österreichischer Bibliograph. Zeidler, Hieronymus Joseph Freiherr von (1790–1870), Theologe, 1842 Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Universität Prag und in den Jahren 1844, 1846, 1848 und 1856 Rektor der Universität. Zeno, Franz (1734–1781), Jesuit, Mathematiker, Astronom, zweiter Direktor der Sternwarte im Turm des Clementinums in Prag.

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1. Karl Kreil, 1855. Lithographie von Adolf Dauthage, 35,5 x 25 cm. Aufbewahrungsort: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Portr. Slg / Astron. m / Kreil, Karl, Nr. 1. Abb. 2. Der Astronom Pater Bonifacius Schwarzenbrunner, ohne Datum. Gemalt von Georg Riezlmayr, Zeichenlehrer in Kremsmünster. Aufbewahrungsort: Sternwarte Kremsmünster. Abb. 3. Portrait von Joseph Johann Littrow. Aus: Zagoskin 1903: 3, zwischen S. 68/69. Abb. 4. Portrait von Wolfgang Sartorius von Waltershausen, Rom, den 22. Mai 1843. Aufbewahrungsort: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Handschriftenabteilung, Photoarchiv, Sammlung Voit : W. Sartorius von Waltershausen, Nr. 3. Abb. 5. Photographie von Johann Benedict Listing, o. D. Aufbewahrungsort: Album der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg. Abb. 6. Korrespondierende Beobachtungen in Kopenhagen und in Mailand am 5. und am 6. November 1834. In: Gauß 1835a und Gauß 1836a. Abb. 7. Erste Seite des Beobachtungsprotokolls 1, 25./26. Juli 1835, Mailand. Aufbewahrungsort: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1835, Mappe Juli. Abb. 8. Magnetometer von Moritz Meyerstein aus dem Jahr 1835 im Museum des Astronomischen Observatoriums Brera in Mailand (Museo dell’Osservatorio Astronomico di Brera). Photographie von Moses Kärn aus: Mitteilungen der Gauß-Gesellschaft 39, 2002, S. 31. Abb. 9. Magnetische Beobachtungsinstrumente an der Mailänder Sternwarte. Aus der Abhandlung „Descrizione degli apparati magnetici e di metodi con cui si eseguiscono le osservazioni“ in den „Effemeridi astronomiche di Milano“, primo supplemento von 1837 (Kreil 1837h, Tafel). Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Gauß-Bibliothek (Gauss Bibl 225). Abb. 10. Titelblatt der Monographie von Karl Kreil und Pietro Della Vedova „Osservazioni sull’intensità e sulla direzione della forza magnetica instituite negli anni 1836, 1837, 1838 all’I. R. Osservatorio di Milano“ (Kreil/Della Vedova 1839). Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Gauß-Bibliothek (Gauss Bibl 887). Abb. 11. Titelblatt und Titel der italienischen Übersetzung von Gauß’ „Intensitas“ im ersten Supplementband der „Effemeridi astronomiche di Milano“ (Gauß 1837a). Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Gauß-Bibliothek (Gauss Bibl 225). Abb. 12. Urkunde über die am 1. Dezember 1833 erfolgte Wahl von Carl Friedrich Gauß zum auswärtigen Mitglied der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, ausgestellt am 1. Dezember 1833 in Prag. Aufbewahrungsort: Stadtarchiv Braunschweig, Sign. G IX 21 44-12. Abb. 13. Seitenansicht des Beobachtungsraums in Prag. Aus: „Entwurf eines meteorologischen BeobachtungsSystems für die österreichische Monarchie“ von Karl Kreil (Kreil 1850a, Tafel IV). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1166-p. Abb. 14. Grundriss des Beobachtungsraums in Prag. Aus: „Entwurf eines meteorologischen Beobachtungs-Systems für die österreichische Monarchie“ von Karl Kreil (Kreil 1850a, Tafel III). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1166-p. Abb. 15. Titelblatt des ersten Bandes der „Magnetischen und meteorologischen Beobachtungen zu Prag“ (Prag 1841). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 4°Mw 7014. Abb. 16. Titelblatt des ersten Bandes des „Astronomisch-meteorologischen Jahrbuchs für Prag“ (Prag 1842). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. Oh 1915. Abb. 17. Der magnetische Reisetheodolit von Johann Lamont. Aus: „Repertorium für Experimental-Physik, für physikalische Technik, mathematische und astronomische Instrumentenkunde“ (Carl 1873, Tafel IV). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 731. Abb. 18. „Linien gleicher Declination (Isogonen) und gleicher Inclination (Isoclinen) (Die Isogonen sind die ausgezogenen, die Isoclinen die punktirten Linien)“. Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen in Böhmen, ausgeführt in den Jahren 1843–1845“ (Kreil 1847a, Tafel I). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Ges.-Schr.233.

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Abb. 19. „Linien gleicher Intensität der magnetischen Kraft (Isodynamen.) (Die ausgezogenen Linien sind die Isodynamen der Totalkraft, die punktirten jene der horizontalen Componente.)“ Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen in Böhmen, ausgeführt in den Jahren 1843–1845“ (Kreil 1847a, Tafel II). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Ges.-Schr.233. Abb. 20. Urkunde über die Wahl von Carl Friedrich Gauß zum Mitglied der Philosophischen Fakultät der Universität Prag vom 28. August 1848. Aufbewahrungsort: Stadtarchiv Braunschweig, Sign. G IX 21 44-15. Abb. 21. Karl Kreils magnetische Beobachtungen bei Wolfgang Bolyai in Marosvásárhely am 6. August 1848. Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmungen im österreichischen Kaiserstaate“ (Kreil/Fritsch 1848– 1852, Jg. 3, S. 131). Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, GaußBibliothek (Gauss Bibl 886). Abb. 22. „Isodynamen der horizontalen Kraft. Die ausgezogenen Linien bedeuten die beobachtete Intensität. Die punktirten Linien bedeuten die gerechnete Intensität.“ Aus: „Ueber den Einfluss der Alpen auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft“ (Kreil 1849/50, Tafelband, Tafel XXXI). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 2°Ab 1514-1, Taf. 1850. Abb. 23. „Isoklinen. Die ausgezogenen Linien bedeuten die beobachtete Inclination. Die punktirten Linien bedeuten die gerechnete Inclination.“ Aus: „Ueber den Einfluss der Alpen auf die Aeusserungen der magnetischen Erdkraft“ (Kreil 1849/50, Tafelband, Tafel XXXII). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 2°Ab 1514-1, Taf. 1850. Abb. 24. Auszug aus dem Protokoll der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlicher Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien vom 25. Januar 1848. Aufbewahrungsort: Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (AÖAW), Protokoll der Sitzung der math.-nat. Klasse vom 25. Jan. 1848 (B 7). Abb. 25. Urkunde über die Ernennung von Carl Friedrich Gauß zum Ehrenmitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien in der Gesamtsitzung am 26. Januar 1848, ausgestellt am 31. Dezember 1852 in Wien. Aufbewahrungsort: Stadtarchiv Braunschweig, Sign. G IX 21 44-24. Abb. 26. Das historische Gebäude der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus auf der Wiener Vorstadt Wieden in der Favoritenstraße Nr. 303. Aus: „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Bd. 4. Jahrgang 1852. Wien 1856, S. 213. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 339-e. Abb. 27. Das Beobachtungszimmer (Observatorium) in der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in der Favoritenstraße Nr. 303. Aus: „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Bd. 4. Jahrgang 1852. Wien 1856, S. 215. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 339-e. Abb. 28. Grundriss des Observatoriums (vgl. hierzu Abb. 27). Aus: „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Bd. 4. Jahrgang 1852. Wien 1856, S. 214, Fig. 2. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 339-e. Abb. 29. Titelblatt des ersten Bandes der „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Jahrgang 1848 und 1849, herausgegeben durch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Wien 1854. Aufbewahrungsort: Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 339-e. Abb. 30. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien, Photographie o. D. Aus: Ficker 1951, Bildteil, unpaginiert. ©Akademie der Wissenschaften Wien. Abb. 31. Gebäude des Physikalischen Hauptobservatoriums in St. Petersburg. Aus: Schramm 1866, S. 609. Abb. 32. Umgebung der Central-Anstalt in der Favoritenstraße in Wien. Aus: „Jahrbücher der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“. Bd. 4. Jahrgang 1852. Wien 1856, S. 213, Fig. 1. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 339-e. Abb. 33. Grundriss des „Zimmers der Variations-Apparate in Wien“. Aus: „Anleitung zu den magnetischen Beobachtungen“ von Karl Kreil (Kreil 1858b, S. 107, Fig. 37). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1042-k. Abb. 34. Graphische Darstellung „Tägliche Änderung der horizontalen Intensität. […] Nach der Beobachtung. Nach der Berechnung.“ Aus: „Resultate aus den magnetischen Beobachtungen zu Prag“ (Kreil 1854a, Tafel II). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 4°Ab 1514-8.1854.

Abbildungsverzeichnis

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Abb. 35. Graphische Darstellung „Magnetische Linien an den Küsten des adriatischen Meeres“. Aus: Kreil 1855a, Tafel nach S. 46. Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 4°Ab 151410.1855. Abb. 36. Karte „Isoconen im südoestlichen Europa im Jahre 1850. o.“ Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmung im südöstlichen Europa und einigen Küstenpunkten Asiens“ (Kreil 1862, Karte I). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 2°Ab 1514-20.1862. Abb. 37. Karte „Isoclinen im südoestlichen Europa im Jahre 1850. o.“ Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmung im südöstlichen Europa und einigen Küstenpunkten Asiens“ (Kreil 1862, Karte III). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 2°Ab 1514-20.1862. Abb. 38. Karte „Isodynamen der Gesammtkraft im oesterreichischen Kaiserstaate im Jahre 1850. o.“ Aus: „Magnetische und geographische Ortsbestimmung im südöstlichen Europa und einigen Küstenpunkten Asiens“ (Kreil 1862, Karte VIII). Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 2°Ab 1514-20.1862. Abb. 39. Ehrengrab von Karl Kreil auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nr. 40). Photographie von Hedwig Abraham (Wien). Abb. 40. Grundriss und Inneneinrichtung des Beobachtungsraums des Göttinger magnetischen Observatoriums in dem „Entwurf eines meteorologischen Beobachtungs-Systems für die österreichische Monarchie“ von Karl Kreil (Kreil 1850a, Tafel I und II). Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1166-p. Abb. 41. Erste Seite des Beobachtungsprotokolls 24. Aufbewahrungsort: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. Magn. Verein 3 : 1843/1844, Mappe August 1843. Abb. 42. Erste graphische Darstellung der korrespondierenden Beobachtungen, die in den „Resultaten“ veröffentlicht wurde: „Beobachtungen der magnetischen Variation 1835 Nov. 28 u 29. im Haag, in Göttingen, Marburg, Leipzig, München, Palermo, Mailand.“ Aus: „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1836“. Göttingen 1837, Tafel IV. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1041w. Abb. 43. „Declinations-Beobachtungen vom 26. & 27. Februar 1841.“ Aus: „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1841“. Leipzig 1843, Tafel I. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 298-c. Abb. 44. „Beobachtungen der horizontalen Intensität vom 26. und 27. Februar 1841.“ Aus: „Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1841“. Leipzig 1843, Tafel II. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 298-c. Abb. 45. Magnetische Instrumente in der Sternwarte zu Prag. Aus: Tafelband zu den „Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1839“, Tafel IV, Fig. 5, 6 und 9. Exemplar der Universitätsbibliothek Leipzig, Sign. Phys. 1041-w Abb. 46. Vorschlag von Gauß, Kreil zum korrespondierenden Mitglied der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen zu wählen. Aufbewahrungsort: Archiv der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Sign. Pers. 20, Blatt 320. Abb. 47. Kreils an Johann Hausmann gerichtetes Dankschreiben vom 9. Dezember 1841. Aufbewahrungsort: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 4 Cod. Ms. hist. lit. 116 : III, Nr. 12. Abb. 48. Graphische Darstellung „Lunar diurnal Variations of the Magnetic Elements“ von Edward Sabine. Aus: Philosophical Transactions of the Royal Society of London 146, 1856, Plate XIX. Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign. 4°Ab 3202-146.1856. Abb. 49. Carl Friedrich Gauß im Jahre 1840. Ölgemälde von Christian Albrecht Jensen. Aufbewahrungsort: Museum des Astronomischen Hauptobservatoriums der Russländischen Akademie der Wissenschaften in Pulkowo. Photographie von Elena Roussanova. Abb. 50. Schriftprobe: Erste Seite des Briefes von Carl Friedrich Gauß an Karl Kreil vom 15. Juli 1836 (Brief 6). Aufbewahrungsort: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 2 Cod. Ms. philos. 182 : C. F. Gauß, 15.7.1836.

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LITERATURVERZEICHNIS Angetter/Pärr 2009 Angetter, Daniele; Pärr, Nora: Kreil, Karl (Carl). In: Blick ins Universum. Die Geschichte der österreichischen Astronomie in Biographien. Herausgegeben von der Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs. Wien 2009, S. 169-171. Anonymus 1838 Effemeridi astronomiche di Milano dell’anno 1828 al 1838, con Appendice di osservazioni e Memorie astronomiche. – Milano, I. R. Stamperia, in 8.° In: Biblioteca italiana o sia Giornale di letteratura, scienze ed arti compilato da vari letterati. Tomo XC. Milano 1838, S. 31–42. Balmer 1956 Balmer, Heinz: Beiträge zur Geschichte der Erkenntnis des Erdmagnetismus. Aarau 1956. (= Veröffentlichungen der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften; 20). Basso Ricci [u. a.] 1997 Basso Ricci, Maria; Cafarella, L.; Meloni, A.; Tucci, Pasquale: Due secoli di strumenti geomagnetici in Italia (1740–1971). Bologna 1997. Basso Ricci/Tucci 1994 Basso Ricci, Maria; Tucci, Pasquale: Gauss’s Magnetometer at Brera Astronomical Observatory. In: Proceedings of the eleventh international scientific instrument symposium held at Bologna University, Italy, 9–14 September 1991. Bologna 1994, S. 221–226. Bečvářová 2016 Bečvářová, Martina: Carl Friedrich Gauss a pražská univerzita. In: Pokroky matematiky, fyziky a astronomie 61, 2016, Nr. 3, S. 189–196. Bolzano 1851 Bolzano, Bernhard: Paradoxien des Unendlichen. Hrsg. aus dem schriftlichen Nachlasse des Verfassers von Fr. Prihonsky. Leipzig 1851. Briefwechsel Gauß-Bolyai Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauß und Wolfgang Bolyai. Hrsg. von F. Schmidt und P. Stäckel. Leipzig 1899. Nachdruck New York, London 1972 sowie Hildesheim, New York 1987. (= Gauß Werke, Ergänzungsreihe II). Briefwechsel Gauß-Gerling Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauß und Christian Ludwig Gerling. Hrsg. von C. Schäfer. Berlin 1927. (= Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg; 15). Nachdruck Hildesheim, New York 1975. (= Gauß Werke, Ergänzungsreihe III). Briefwechsel Gauß-Schumacher Briefwechsel zwischen C. F. Gauß und H. C. Schumacher. Hrsg. von C. A. F. Peters. 6 Bde. Altona 1860–1865. Nachdruck Hildesheim, New York 1975. (= Gauß Werke, Ergänzungsreihe V). Briefwechsel Humboldt-Gauß Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Zum 200. Geburtstag von C. F. Gauß im Auftrage des Gauß-Komitees bei der Akademie der Wissenschaften der DDR neu herausgegeben durch KurtR. Biermann. Berlin 1977. (= Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung; 4). Briefwechsel Humboldt-Schumacher Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und Heinrich Christian Schumacher. Zum 200. Geburtstag von H. C. Schumacher herausgegeben von Kurt-R. Biermann. Berlin 1979. (= Beiträge zur Alexander-von-HumboldtForschung; 6). Bruch 1998 Bruch, Rüdiger von: Die Universitäten in der Revolution 1848/49. Revolution ohne Universität – Universität

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Gauß 1841 Gauß, Carl Friedrich: Intensitas vis magneticae terrestris ad mensuram absolutam revocata. In: Commentationes societatis regiae scientiarum Gottingensis recentiores 8 (1832–1837), 1841, classis mathematicae, S. 3–44. In: Gauß Werke 5, S. 79–118. Ein Vorabdruck erschien bereits 1833 in kleiner Auflage. Gauß Werke Carl Friedrich Gauß. Werke. 1. Aufl., hrsg. von Ernst Schering, Göttingen: Bde. 1–2, 1863; Bd. 3, 1866; Bd. 4 1873; Bd. 5, 1867; Bd. 6, 1874; Bd. 7, Gotha 1871. 2. Aufl. hrsg. von Ernst Schering: Bde 1–5, 1870, 1876, 1876, 1880, 1877. Ferner unter der Ägide von Felix Klein, Göttingen: Bd. 6, 1907–1910 (anastatischer Wiederabdruck); Bd. 7, 2. Aufl., 1906; Bd. 8, 1900; Bd. 9, 1903; Bd. 10,1, 1917; Bd. 10,2, 1922–33; Bd. 11,1, 1927; Bd. 11,2, 1924–29; Bd. 12, 1929. 1. Nachdruck Hildesheim 1973; 2. Nachdruck Hildesheim 1981, und zwar Bde. 1–6, Nachdruck der 1. Aufl.; Bd. 7: Nachdruck der 2. Aufl.; Bde. 8–12, Nachdruck der Ausgabe von 1900–1933. Es sei ferner darauf hingewiesen, dass im Jahre 2011 ein Reprint der Werke von Gauß in Cambridge bei Cambridge University Press erschienen ist. Gauß/Weber 1840 Gauß, Carl Friedrich; Weber, Wilhelm: Atlas des Erdmagnetismus nach den Beobachtungen des magnetischen Vereins unter Mitwirkung von C. W. B. Goldschmidt. Leipzig 1840. In: Gauß Werke 12, S. 337–408. Gerardy 1969 Gerardy, Theo (Hrsg.): Nachträge zum Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauß und Heinrich Christian Schumacher. Göttingen 1969. (= Arbeiten aus der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen; 7). Gisler/Fäh 2011 Gisler, Monika; Fäh, Donat: Grundlagen des makroseismischen Erdbebenkatalogs der Schweiz. Bd. 2: 1681– 1878. Zürich 2011. Goldschmidt 1842 Goldschmidt, Benjamin: [Besprechung] Prag. 1841 Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag, in Verbindung mit mehreren Mitarbeitern ausgeführt und auf öffentliche Kosten heraus gegeben von Karl Kreil, Adjuncten an der k. k. Sternwarte und ordentlichem Mitgliede der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Erster Jahrgang, vom 1. Juli 1839 bis 31. Juli 1840. CCXXVI und 202 Seiten in Quart. Mit einer Kupfertafel. In: Göttingische Gelehrte Anzeigen 1842, S. 737–763 (74. Stück, 9. May 1842; 75. 76. Stück, 12. May 1842; 77. Stück, 14. May 1842). Günther 1883 Günther, Sigmund: Kreil, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie 17, 1883, S. 101–102. Online-Ressource: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116515228.html?anchor=adb. Häfner/Soffel 2006 Häfner, Reinhold; Soffel, Heinrich: Johann von Lamont 1805–1879: Leben und Werk. Festschrift anlässlich seines 200. Geburtstages. München 2006. Hamel/Müller/Posch 2010 Hamel, Jürgen; Müller, Isolde; Posch, Thomas (Hrsg.): Die Geschichte der Universitätssternwarte Wien. Dargestellt anhand ihrer historischen Instrumente und eines Typoskripts von Johann Steinmayr. Frankfurt am Main 2010. (= Acta Historica Astronomiae; 38). Hammerl [u. a.] 2001 Hammerl, Christa; Lenhardt, Wolfgang; Steinacker, Reinhold; Steinhauser, Peter (Hrsg.): Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1851–2001. 150 Jahre Meteorologie und Geophysik in Österreich. Graz 2001. Hansteen 1843 Hansteen, Christopher: Magnetische Beobachtungen. In: Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1841, Leipzig 1843, S. 65–69. Hauser 1984a Hauser, Peter: Zum 150. Geburtstag des Numismatikers Dr. Friedrich Kenner. In: Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereins 129, 1984, Nr. 1, S. 203–210.

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PERSONENINDEX Arago, François (1786–1853)...................69 Arneth, Alfred Ritter von (1819–1897) ........ 237 Arneth, Franz Hektor Ritter von (1818– 1907) ..........................................129, 237 Augustus Frederick, Herzog von Sussex (1773–1843) .......................112, 116, 237 Balmer, Heinz (1928–2016) .......21, 64, 237 Barlow, Peter (1776–1862) ............120, 237 Bassi, Giambattista (1792–1879) ...131, 237 Baumgartner, Andreas Freiherr von (1793– 1865) ...................... 68, 69, 110, 126, 237 Belgiojoso (?–?) .......................................99 Beretta (?–?) .............................................99 Berzelius, Jöns Jakob (1779–1848) .........69, 237 Bessel, Friedrich Wilhelm (1784–1846) ...... 121, 237, 246 Bittner, Adam (1777–1844) ......................... 42, 43, 56, 125, 237 Blosseville, Jules Poiret de (1802–1833) ..... 218, 238 Blumenbach, Johann Friedrich (1752– 1840) ..........................................227, 238 Boguslawski, Palon Heinrich Ludwig Pruß von (1789–1851) .... 43, 55, 121, 149, 238 Böhm, Joseph Georg (1807–1868) ....67, 68, 238 Bolyai, Wolfgang (1775–1856) .........17, 61, 62, 63, 121, 136, 238 Bolzano, Bernhard (1781–1848) .............49, 59, 238 Bonnet, Peter (?–?) .......................45, 94, 99 Bordogna (?–?) .........................................99 Bordogna, Ange (?–?) ..............................99 Bordogna, Ant. (?–?) ................................99 Bošković, Rugjer Josip (1711–1787) ......28, 238 Brahe, Tycho (1546–1601)................40, 42, 48, 238, 242 Breithaupt, Friedrich Wilhelm (1780–1855) ...................................................149, 238

Breithaupt, Johann Christian (1736–1799) ................................................... 149, 238 Brock, Peter Felix von (1805–1875)..... 131, 132, 238 Brown, Robert (1773–1858) ............ 69, 238 Buch, Leopold von (1774–1853) ..... 69, 238 Buys-Ballot, Christoph Heinrich Dietrich (1817–1890) ................................ 49, 239 Buzetti (?–?)............................... 94, 97, 209 Buzetti P. (?–?) ........................................ 99 Buzetti, B. (?–?) ....................................... 99 Buzetti, C. (?–?) ....................................... 99 Caldara (?–?) ............................................ 99 Capelli (?–?).......... 93, 94, 97, 99, 145, 151, 152, 154, 161, 165, 169, 180, 190, 193, 209 Carlini, Francesco (1783–1862) ....... 28, 29, 30, 34, 68, 121, 154, 239, 240 Cesaris, Angelo de (1749–1832)....... 28, 29, 239 Conversini (?–?)....................................... 99 Daguerre, Louis Jacques Mandé (1787/1789–1851) ..................... 218, 239 Danner (?–?) .......................................... 105 Dauthage, Adolf (1825–1883) ................. 20 David, Alois Martin (1757–1836) .... 40, 41, 237, 239 Della Vedova, Pietro (?–?).......... 37, 38, 93, 94, 97, 99, 113, 140, 151, 152, 154, 161, 165, 169, 173, 174, 180, 190, 193, 209, 214, 217, 218, 239 Dieterich, Johann Christian (1722–1800) ........................................... 182, 214, 239 Doppler, Christian (1803–1853) ....... 49, 68, 239 Doppler, Ludwig (1838–1906) ........ 93, 239 Doppler, Mathilde, geb. Sturm (1813– 1874)............................................ 49, 239 Dove, Heinrich Wilhelm (1803–1879) ... 55, 239 Duperrey, Louis Isidore (1786–1865)... 120, 239

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Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Elena Pavlovna, Großfürstin von Russland, geb. Prinzessin Frederike Charlotte Marie von Württemberg (1807–1873) ........................................................... 237 Encke, Johann Franz (1791–1865).......... 43, 121, 183, 239 Erman, Georg Adolph (1806–1877) ....... 55, 120, 239 Ernst August I. (1771–1851) König von Hannover.................................... 214, 239 Ertel, Traugott Leberecht (1778–1858)... 30, 149, 240 Ettingshausen, Andreas Freiherr von (1796–1878)...................... 26, 68, 69, 71, 109, 110, 237, 240 Ewald, Heinrich (1803–1875) ....... 163, 173, 182, 214, 240 Ewald, Wilhelmine, geb. Gauß (1808– 1840) .......................................... 163, 240 Exner, Franz Serafin (1802–1853) ......... 246 Faraday, Michael (1791–1867) ........ 69, 240 Feldt, Laurentius (1796–1882) ......... 42, 240 Fellöcker, Sigmund (1816–1887)..... 29, 105 Ferdinand I. (1793–1875), Kaiser von Österreich............................... 23, 52, 240 Ferdinand III. (1608–1657) römischdeutscher Kaiser........................... 40, 240 Flügel (?–?) ............................................ 150 Franz II. / Franz I. (1768–1835), römischdeutscher Kaiser................... 23, 239, 240 Franz Joseph I. (1830–1916), Kaiser von Österreich............................... 23, 72, 240 Frisiani, Paolo (1797–1880) ........ 28, 29, 39, 57, 113, 122, 134, 189, 240 Fritsch, Karl (1812–1879) ........... 23, 45, 56, 57, 80, 88, 94, 95, 96, 99, 113, 240 Fuchs (?–?) ............................................. 105 Gaimard, Joseph Paul (1796–1858) ........ 19, 49, 122, 240 Galli (?–?) ................................................ 99 Gauß, Carl Friedrich (1777–1855) ... 17– 19, 26, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 39, 41, 44, 48, 52, 55, 60–66, 68–71, 87, 89–93, 95–97, 102–105, 107, 109–113, 115, 116, 120, 123, 124, 135–145, 148, 150, 151, 154, 158, 159, 163–165, 169, 172, 175, 180, 181, 182, 184, 186, 187, 189, 191, 204,

209, 212–215, 218, 223, 227, 228, 232, 233–241, 243, 245–247 Gauß, Eugen (1811–1896)............... 89, 240 Gauß, Friederica Wilhelmine (Minna), geb. Waldeck (1788–1831) ................. 89, 240 Gay-Lussac, Joseph Louis (1778–1850)...... 28, 69, 240 Georg III. König von Großbritannien und Irland (1738–1820)............................ 237 Gerling, Christian Ludwig (1788–1864) ...................................... 63,138, 149, 240 Goethe, Johann Wolfgang von (1749–1832) ..................................................... 30, 241 Goldschmidt, Benjamin (1807–1851) .... 90, 110, 111, 241 Grindel (?–?) ...................................... 95, 99 Grindel, Carl (?–?) ..................... 30, 34, 136 Grubhofer (?–?) ..................................... 105 Hackel, Paul (?–?) ................. 45, 94, 95, 99 Hammer-Purgstall, Joseph von (1774– 1856) ............................... 68, 69, 71, 241 Hansteen, Christopher (1784–1873) ..... 120, 139, 239, 241 Harding, Carl Ludwig (1765–1834) ..... 110, 241 Hartinger, Anton (1806–1890) ........ 91, 241 Haselberger (?–?)................................... 105 Hausmann, Johann Friedrich Ludwig (1782–1859) ...................... 107, 108, 241 Herschel, John (1792–1871) ............. 37, 54, 55, 69, 122, 241 Hirzel, Salomon (1804–1877) ............... 247 Hoffer (?–?) ....................................... 95, 96 Horner, Caspar (1774–1834) ......... 120, 241 Humboldt, Alexander von (1769–1859) ...... 18, 28, 32, 34, 41, 49, 64, 66, 67, 69, 77, 78, 89, 90, 112, 115–117, 122, 138, 140, 141, 165, 187, 189, 238, 240, 241 Huntsman, Benjamin (1704–1776)....... 106, 241 Jacobi, Carl Gustav Jacob (1804–1851) .. 69 Jandera, Joseph Ladislav (1776–1857) ... 41, 241 Jelinek, Karl (1822–1876) ................ 47, 87, 88, 241 Jensen, Christian Albrecht (1792–1870) ................................................... 142, 242

Personenindex

Kalina von Jäthenstein, Mathias (1772– 1848) ............................................41, 242 Kämtz, Friedrich Ludwig (1801–1867)...43, 127, 128, 131, 132, 242 Kappeler (?–?) ........................................126 Karl IV. (1316–1378), römisch-deutscher Kaiser ...........................................40, 242 Karl von Österreich-Teschen (1771–1847) .............................................25, 242, 243 Kenner, Anna, geb. Kreil (1803–?) .........21, 242 Kenner, Friedrich (1834–1922) .........18, 21, 22, 26, 44, 49, 109, 121, 123, 242 Kenner, Josefa Magdalena, geb. Hassler von Ostfeld-Kreil (1852–1913) .....21, 49, 242 Kenner, Joseph (1794–1868) ..................242 Kepler, Johannes (1571–1630) ........40, 238, 242 Knothe (?–?) .....................................39, 189 Koller, Marian, Pater (1792–1866) .........26, 28, 29, 33, 35, 38, 42, 43, 68, 80, 105, 115, 121, 122, 242 Kreil, Adolph (?–?).....................95, 99, 243 Kreil, Camilla, geb. von Pflügl (1803– 1866) ..................................................243 Kreil, Franz Sales jun. Ritter von (1789– 1867) ............................................43, 243 Kreil, Franz Sales sen. (1757–1823) .......25, 243 Kreil, Franziska, geb. Lacherstorffer (1763–1836) .................................25, 243 Kreil, Mathilde, geb. von Pflügl (?–?).....19, 49, 243 Kronecker (?–?) ......................................105 Kupffer, Adolph Theodor (1799–1865) ..24, 37, 55, 67, 68, 77, 78, 84, 88, 107, 112, 115, 122, 123, 125–127, 129–132, 139, 186, 242, 243 Kuranda, Simon (?–?)...................45, 94, 99 Lamont, Johann von (1805–1879)...........19, 23, 50–52, 67, 76, 80, 81, 84, 87, 105, 111, 112, 120, 123, 164, 243 Lebzeltern, Wilhelm Freiherr von (1787– 1869) ................................19, 26, 38, 243 Lenoir, Étienne (1744–1832) ................172, 203, 243 Leski Joseph (1765–1825)..............104, 243

271

Lettmayr (?–?)........................................ 105 Leyer (?–?) ............................................... 94 Leyer, Joseph (?–?) ................ 45, 95, 96, 99 Liebherr, Joseph (1767–1840) ....... 245, 247 Liebig, Justus (1803–1873).............. 69, 243 Listing, Johann Benedict (1808–1882) ... 19, 30–33, 39, 110, 136, 140, 150, 154, 157, 173, 184, 187, 189, 243 Littrow, Carl Ludwig Edler von (1811– 1877)...................... 48, 88, 109, 110, 244 Littrow, Joseph Johann Edler von (1781– 1840)............... 19, 26–28, 34, 48, 67, 88, 104, 109, 136, 149, 154, 169, 238, 244 Locati (?–?) .............................................. 99 Mädler, Johann Heinrich (1794–1874) ... 42, 244 Mangano (?–?) ....................................... 161 Maria Theresia (1717–1780), Erzherzogin von Österreich ............................. 79, 244 Masač, Joseph (?–?) ............... 45, 94, 95, 99 Melloni, Macedonio (1798–1854) ........... 69 Meyerstein / Meierstein, Moritz (1808– 1882)..................... 34–36, 105, 139, 141, 149, 163, 169, 183, 244 Monte Dego, Franz Albert de (1811–1883) ..................................................... 42, 244 Moritz, Paul Heinrich Arnold (1821–1902) ................................................... 134, 244 Morstadt, Josef (1797–1869) ........... 42, 244 Müller, Johannes (1801–1858) ........ 69, 244 Münchow, Karl Dietrich (1778–1836) ........ 163, 244 Murchison, Roderick (1792–1871) .......... 69 Nadherny, Ignaz von (1789–1867) .. 61, 244 Nikolaj I. (1796–1855), Kaiser von Russland ........................ 23, 77, 132, 244 Oersted, Hans Christian (1777–1851)..... 32, 244 Oriani, Barnaba (1752–1832) ... 28, 29, 123, 239, 240, 244 Parish, John, Baron von Senftenberg (1774–1858) .......................... 55, 80, 244 Parrot, Friedrich (1791–1841) ....... 186, 244 Parrot, Georg Friedrich (1767–1852) .... 244 Peters, Christian Heinrich Friedrich (1813– 1890).......................................... 212, 245 Pflügl, Carl Edler von (?–1836) ....... 49, 243

272

Karin Reich, Elena Roussanova: Karl Kreil und der Erdmagnetismus

Pflügl, Hermann von (?–?) ............... 49, 245 Pflügl, Mathilde, geb. Doppler (1837– 1913) ............................................ 49, 245 Pizzagalli (?–?)......................................... 99 Pleß (?–?) ................................................. 95 Poggendorff, Johann Christian (1796–1877) ................................... 22, 38, 39, 48, 245 Prina (?–?) ................................................ 99 Quetelet, Lambert Adolphe Jacques (1796– 1874) ...... 28, 57, 107, 123, 132, 183, 245 Rampoldi oder Ramboldi (?–?) ................ 99 Reichenbach, Georg Friedrich von (1771– 1826) ...................... 27, 42, 240, 245, 247 Reimer, Karl August (1801–1858)......... 247 Repsold, Adolf (1806–1871)...... 53, 54, 245 Repsold, Georg (1804–1885) ..... 53, 54, 245 Repsold, Johann Georg (1770–1830) ...... 53, 245 Reslhuber, Augustin, Pater (1808–1875) ..... 26, 42, 105, 245 Riezlmayr, Georg (1784–1852) ............... 25 Rive, Auguste Arthur de la (1801–1873) ................................................... 123, 245 Ross, James Clark (1800–1862)..... 218, 245 Rudolf II. (1552–1612), römisch-deutscher Kaiser ................................................. 238 Rumpf, Philipp (1791–1833) ......... 244, 245 Sabine, Edward (1788–1883) .................. 37, 116–118, 120, 123, 245 Sartorius von Waltershausen, Wolfgang Freiherr von (1809–1876) ....... 19, 30–33, 38, 39, 55, 63, 110, 123, 136, 137, 140, 150, 157, 173, 184, 187, 189, 203, 212, 213, 215, 245, 246 Schrötter von Kristelli, Anton (1802–1875) .................. 18, 21–23, 32, 34, 37, 42, 44, 45, 52, 66, 68, 69, 115, 121, 122, 246 Schumacher, Heinrich Christian (1780– 1850) ..................... 34, 39, 54, 55, 57, 61, 63, 109–111, 115, 122, 124, 163, 246 Schwabe, Samuel Heinrich (1789–1875) ..... 42, 246

Schwarzenbrunner, Bonifaz, Pater (1790– 1830) ..................................... 25, 26, 246 Smetana, Augustin (1814–1851) ..... 61, 246 Sniadecki, Jan Baptist (1756–1830) ..... 104, 246 Stambucchi, Roberto (um 1807–1855) ... 29, 33, 93, 94, 97, 99, 145, 151, 152, 154, 165, 169, 174, 180, 190, 209, 246 Steinheil, Karl August (1801–1870) ..... 112, 149, 246 Stepling, Joseph (1716–1778) ......... 40, 246 Strnad, Anton (1747–1799) ....... 40, 41, 246 Tardy, Placido (1816–1914) ..... 94, 97, 187, 190, 193, 247 Tippmann, Franz Wilhelm (1786–1857) ..... 61, 247 Triesnecker, Franz Paula von (1745–1817) ..................................... 26, 109, 244, 247 Utzschneider, Joseph von (1763–1840)....... 104, 245, 247 Venerio, Girolamo (1777–1843) .......... 130, 131, 237, 247 Vittorio Emanuele (1820–1878), König von Italien........................................... 23, 247 Vorauer, Josef (?–?)................................. 75 Voroncov, Michail Semënovič Graf (1782– 1856) ................................. 132, 133, 247 Watzel, Anton (?–?)................................. 43 Weber, Wilhelm (1804–1891) .... 52, 64–66, 69, 89–92, 96, 97, 99, 107, 110, 111, 120, 136, 137, 143, 182, 214, 215, 235, 236, 247 Weidmann, Moritz Georg (1658–1693) ...... 93, 95, 143, 214, 223, 227, 247 Weisse, Maximilian (1798–1863) .... 19, 27, 42, 104, 105, 247 Wettinger (?–?) ........................................ 99 Witak, Jakob Eduard (?–?) .............. 61, 247 Wurzbach, Constant von (1818–1893) ... 21, 247 Zeidler, Hieronymus Joseph Freiherr von (1790–1870) ................................ 61, 247 Zeno, Franz (1734–1781) ................ 40, 247