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German Pages 524 Year 1963
WILHELM
LIEBKNECHT
BRIEFWECHSEL
MIT
KARL MARX U N D F R I E D R I C H
ENGELS
Q U E L L E N UND U N T E R S U C H U N G E N ZUR G E S C H I C H T E DER D E U T S C H E N UND Ö S T E R R E I C H I S C H E N A R B E I T E R B E W E G U N G HERAUSGEGEBEN
INTERNATIONAAL
INSTITUUT
SOCIALE GESCHIEDENIS, DIREKTOR:
PROF.
VOM
VOOR
AMSTERDAM
D R . A . J . C.
RÜTER
V
M O U T O N & CO. - 1963 - THE HAGUE
Wilhelm Liebknecht
WILHELM L I E B K N E C H T B R I E F W E C H S E L MIT K A R L MARX UND FRIEDRICH ENGELS HERAUSGEGEBEN
UND BEARBEITET
VON
GEORG ECKERT
MOUTON
& CO.
-
1963
-
THEHAGUE
©
COPYRIGHT
GEDRUCKT DEUTSCHEN PRINTED
IN
THE
MIT
RESERVED
UNTERSTÜTZUNG
DER
FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT
NETHERLANDS
BY M O U T O N
& CO,
PRINTERS,
THE
HAGUE
INHALTSVERZEICHNIS Einführung
7
Abkürzungsverzeichnis
12
I.
1853-1870
13
II.
1870-1875
103
III.
1876-1879
193
IV.
1879-1888
265
V.
1888-1889
309
VI.
1890-1895
359
VII. Briefe von Eleanor Marx-Aveling
401
Anhang
467
Verzeichnis der Briefe
491
Personenregister
497
Ortsregister
506
5
EINFÜHRUNG Wenn sich das Wort des jungen Marx: „die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift" an seiner eigenen Lehre so eindrucksvoll bestätigt hat, dürfte das vor allem an zwei geschichtlichen Prozessen gelegen haben: an der Identifizierung der deutschen Arbeiterbewegung mit der marxistischen Ideenwelt im ausgehenden 19. Jahrhundert und an den politischen Folgen der Weiterentwicklung und Neuinterpretation des wissenschaftlichen Sozialismus durch die revolutionäre Intelligentsia des zaristischen Rußland. Der hier vorgelegte Briefwechsel zwischen Karl Marx, Friedrich Engels und Wilhelm Liebknecht erhellt entscheidende Phasen des ersten dieser beiden Prozesse; er ist ein wichtiges Dokument für die Beziehungen und für die wechselseitige Beeinflussung der Schöpfer und Theoretiker des wissenschaftlichen Sozialismus und der lebendigen sozialistischen Bewegung des Landes, das bis 1914 zum wichtigsten Ausstrahlungszentrum ihrer Lehre werden sollte. Die Briefe stammen mit wenigen Ausnahmen aus der Zeit nach dem Jahre 1862, in dem Liebknecht aus dem Londoner Exil in die Heimat zurückkehrte. Angesichts der führenden Stellung, die er als Parteigründer in der frühen deutschen Sozialdemokratie einnahm, ist es nur natürlich, daß der Briefwechsel auf fast alle wichtigen Ereignisse der deutschen und europäischen Arbeiterbewegung dieser Jahre eingeht. Seine Bedeutung liegt dabei nicht so sehr auf dem Gebiet der marxistischen Theorie und Ideengeschichte, als auf dem der politischen Praxis. Marx und Engels, die Jahre gebraucht hatten, um den Leistungen Liebknechts als Parteiführer gerecht zu werden, schätzten seine theoretischen Fähigkeiten nie hoch genug, um ihn zum Partner einer brieflichen Grundsatzdiskussion zu wählen. Um so wichtiger sind die Briefe für die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie und der I. Internationale. Das gilt insbesondere für die Schreiben aus der Wende der sechziger und siebziger Jahre, in denen Liebknecht als Mittelsmann von Marx entscheidenden Einfluß auf Denken und Handeln der deutschen Arbeiterbewegung gewonnen hatte. Die Korrespondenz dieser Jahre enthält daher eine Fülle parteigeschichtlich wertvoller Detailangaben, bemerkenswerte Analysen der politischen Lage, nicht zuletzt aber aufschlußreiches Material zur Erforschung der Voraussetzungen und Methoden marxistischer Ideologiebildung in den Anfängen der deutschen Sozialdemokratie. 7
In den Jahren nach dem Gothaer Vereinigungsparteitag, in denen Marx und Engels den Ratschlägen und Analysen von Bebel immer mehr den Vorrang gaben, scheint die Korrespondenz etwas an innerem Gewicht verloren zu haben. Sie enthält aber auch jetzt noch wertvolles Material über so bedeutsame Ereignisse der Parteigeschichte wie den Dühringkonflikt, die Richtungskämpfe unter dem Sozialistengesetz, die Gründung der II. Internationale, die VollmarDebatte und manches andere mehr. Die Briefe sind nicht zuletzt von großem biographischen Wert. Sie zeigen Liebknecht mit all seinen schätzenswerten Eigenschaften und Vorzügen, aber auch mit den Grenzen, die ihm durch Charakter und Lebensweg gesetzt waren. Die Lauterkeit und menschliche Güte des „eisernen Mannes mit dem Kindergemüt", wie ihn Bebel aus der Rückschau genannt hat, dürften für seinen Einfluß auf die deutschen Arbeiter nicht weniger bedeutet haben als die Überzeugungskraft seiner rednerischen Argumente. Liebknecht war vor allem Gefühlspolitiker und Erzieher, ein Idealist, dem es nicht in dem Maße wie Marx und Engels gegeben war, seine Hoffnungen und Wünsche mit den Forderungen der nüchtern wägenden Vernunft in die rechte Übereinstimmung zu bringen. Wenn es zwischen ihm, Marx und Engels trotz all seines Mühens um die gemeinsame Sache, wie er sie verstand, trotz all seiner Opfer zu immer neuen Spannungen und Konflikten gekommen ist, dürfte das auch an diesen Wesensunterschieden gelegen haben. „Marx war der zugänglichste der Menschen und heiter und liebenswürdig im Verkehr. Engels war weit schroffer. Er hatte mitunter etwas militärisch Kurzes, was zum Widerspruch herausforderte," erinnerte sich Liebknecht im Alter. „Ich selbst habe mit Marx nur zweimal Streit gehabt, mit Engels recht oft." Diese gelegentlichen Mißhelligkeiten, die im Marx-Engels-Briefwechsel einen oft wenig erfreulichen Niederschlag gefunden haben, erklären sich aber auch aus dem Unterschied zwischen der politischen und persönlichen Kampf- und Lebenssituation des Führers einer kleinen, um ihre Existenz ringenden Partei und der beiden großen Theoretiker, die gewohnt waren, die Handlungen ihrer Anhänger an den weltweiten Perspektiven ihrer revolutionären Strategie zu messen. Mit seiner Feststellung, Marx und Engels hätten „die wirkliche Eigenart der sich seit 1863 neu herausbildenden europäischen Arbeiterparteien niemals ganz verstanden", trifft Arthur Rosenberg wohl die entscheidende Ursache dieser Diskrepanz. „Marx und Engels übten an den einzelnen Handlungen von Lassalle und Wilhelm Liebknecht eine erbarmungslose Kritik", fährt er fort, und waren dabei überzeugt, es genüge, „die schlechten Führer auszuschalten und die kleinbürgerlichen Vorurteile der Mitglieder zu bekämpfen." „Marx 8
und Engels verkannten jedoch," schließt Rosenberg, „daß es sich seit 1863 bei den sozialistischen Parteien nicht um einzelne Fehler, sondern um einen neuen Typus handelte, und daß die normale Berufspartei der europäischen Arbeiter von dem revolutionären Marxismus in ihrem Wesen verschieden war." Es wäre jedoch falsch und irreführend, über diesen Meinungsverschiedenheiten das Gemeinsame und die Freundschaft zu vergessen, die alle Drei ein Leben lang verbunden hat. Für die Intimität und Herzlichkeit dieser persönlichen Beziehungen sprechen nicht zuletzt die Briefe der Frauen und die Korrespondenz der jüngsten Tochter von Marx, die dem Freund ihrer Kindheit bis zur letzten Stunde in treuer Liebe zugetan war. Es läßt sich leider nicht mehr mit Sicherheit feststellen, wieviele Briefe zwischen Marx, Engels, Liebknecht und ihren Familienangehörigen gewechselt worden sind. Da die zuweilen sehr rege Korrespondenz ohne längere Unterbrechungen geführt worden ist, muß es sich aber um eine beträchtliche Anzahl gehandelt haben. Glücklicherweise haben die Briefpartner alle wichtigen Schreiben als politische Dokumente und persönliche Erinnerungsstücke aufbewahrt. So ist ein großer Teil der Gesamtkorrespondenz erhalten geblieben. Die größte und wichtigste Briefgruppe gelangte aus dem MarxEngels-Nachlaß in das Archiv der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Berlin, wo sie von verschiedenen Historikern eingesehen und verwertet worden ist. Nach dem Zusammenbruch der Weimarer Republik kamen diese Briefbestände mit den übrigen Archivalien nach Amsterdam, wo sie nun im Internationalen Institut für Sozialgeschichte aufbewahrt werden. Im zweiten Weltkrieg vorübergehend evakuiert und von Vernichtung bedroht, wurden sie nach 1945 sorgfältig neugeordnet und katalogisiert. Das I.I.S.G., das auch den Nachlaß von Theodor Liebknecht betreut, verfügt damit über den größten, und für die Geschichtsforschung wertvollsten Teil der in diesem Band vorgelegten Gesamtkorrespondenz. Weitere Briefe sowie zahlreiche Photokopien befinden sich in den Archiven der Institute für Marxismus-Leninismus in Moskau und Berlin. Ein Teil dieser Bestände wurde zu Beginn der dreißiger Jahre im Original bzw. in russischer Übersetzung publiziert. Der Herausgeber bedauert, daß es ihm nicht möglich war, auch diese Archivalien an Ort und Stelle einzusehen und für seine Arbeit nutzbar zu machen. Die vom Moskauer Institut im Druck vorgelegten Briefe werden in dem vorliegenden Band, soweit möglich, nach den in Amsterdam vorhandenen Originalen neu veröffentlicht. Der Brief Nr. 57 wird nach einer Photokopie zitiert, die vom Institut für Marxismus-Leninismus in Moskau freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden ist. 9
Leider ist damit zu rechnen, daß einzelne Briefe und Briefgruppen in den Wirren der jüngeren und jüngsten Vergangenheit verlorengegangen sind, andererseits beweist der Fund eines bislang unbekannten Briefes von Marx an Natalie Liebknecht in Leipzig, daß noch mit Ergänzungen und Erweiterungen des Briefbestandes gerechnet werden kann. Der Herausgeber ist unter diesen Umständen für jeden Hinweis auf weitere, ihm nicht bekannte Briefe besonders dankbar. Auf eine wissenschaftliche Auswertung und Interpretation des Briefwechsels wurde verzichtet; der vorliegende Quellenband will nicht mehr sein als eine Grundlage für weitere Forschungsarbeit. Auch die Kapiteleinführungen haben keine weitere Funktion, als die in den Briefen behandelten Ereignisse und Probleme knapp zu erläutern und in Erinnerung zu rufen. Da viele Briefe nicht mehr ohne weiteres verständlich sind, konnte auf Anmerkungen nicht verzichtet werden. Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, die in Deutschland nicht mehr zugänglich sind oder nur unter großen Schwierigkeiten eingesehen werden können, wurden dabei ausführlicher zitiert. Der Herausgeber war bei der Gestaltung des Anmerkungsapparates nicht zuletzt bestrebt, den Niederschlag der Briefe in den Reden und Artikeln von Liebknecht und damit den indirekten Einfluß von Marx und Engels auf die Ideologiebildung in der deutschen Sozialdemokratie deutlich zu machen. Erfreulicherweise konnten fast alle Briefe einwandfrei entziffert werden. Die wenigen nicht lesbaren oder unklaren Stellen sind entsprechend gekennzeichnet. Orthographie und Interpunktion der Briefschreiber wurden, von offenkundigen Flüchtigkeitsfehlern abgesehen, unverändert beibehalten. Dagegen wurden Dopplungsstriche und Abkürzungszeichen aufgelöst. Zusätze und Erläuterungen des Herausgebers stehen in eckigen, im Text gestrichene Stellen, soweit sie noch entziffert werden konnten, in spitzen Klammern. Textabkürzungen der Autoren wurden, von den Briefunterschriften und gängigen Abkürzungen abgesehen, in eckigen Klammern ergänzt. Die Briefköpfe wurden einheitlich gestaltet, unvollständige Angaben über Abgangsort und Datum nach Möglichkeit ergänzt. Der Band war in 1958 im Wesentlichen abgeschlossen. Später erschienene Literatur konnte nur in Einzelfällen berücksichtigt werden. Es ist mir leider nicht möglich, an dieser Stelle allen zu danken, die zum Zustandekommen dieser Briefausgabe mit Rat und Hilfe beigetragen haben. Mein besonderer Dank gilt dem Internationalen Institut für Sozialgeschichte und seinem Direktor, Herrn Professor Dr. A. J. C. Rüter, für alle mir gewährte Förderung. Dem Leiter der deut-
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sehen Abteilung, Herrn Werner Blumenberg, Herrn Dr. Horst Lademacher und Herrn Charles B. Timmer bin ich für wertvolle Hilfe bei der Übertragung der Briefe und der Abfassung der Anmerkungen verpflichtet. Mein Dank gilt in gleicher Weise der Vorsteherin der Bibliothek, Fräulein Maria Hunink und allen ihren Mitarbeiterinnen. Bei des Gestaltung der Arbeit half mir meine Frau, vor allem aber meine Schülerin Fräulein Rosemarie Sievers, die mich bei der Übertragung der Briefe sowie beim Kollationieren wesentlich unterstützt hat. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft möchte ich auch an dieser Stelle für die großzügige Forderung der Drucklegung Dank sagen.
11
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS PARTEIEN IAA ADAV SDAP SPD SDF SL
HÄUFIG
UND
ORGANISATIONEN
Internationale Arbeiter-Assoziation Allgemeiner Deutscher Arbeiter-Verein Sozialdemokratische Arbeiter-Partei Sozialdemokratische Partei Deutschlands Social Democratic Federation Socialist League
ZITIERTE
WERKE
UND
BRIEFAUSGABEN
MEGA
Karl Marx/Friedrich Engels, Historisch-Kritische Gesamtausgabe. Werke. Schriften. Briefe. Hrsg. von V. Adoratsldj. 3. Abteilung: Karl Marx/Friedrich Engels, Briefwechsel, 4Bde (Berlin, 1929/31). Bebel August Bebel, Aus meinem Leben, 3Bde (Stuttgart, 1910/14). GBA Eduard Bernstein, Die Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung. Ein Kapitel zur Geschichte der deutschen Sozialdemokratie, 3 Bde (Berlin, 1907/10). Mayer, Engels Friedrich Engels, Eine Biographie in 2 Bänden. II: Engels und der Aufstieg der Arbeiterbewegung in Europa ('s-Gravenhage, 1934). BaS Briefe und Auszüge aus Briefen von Joh. Phil. Becker, Jos. Dietzgen, Friedrich Engels, Karl Marx u.A. an F.A. Sorge und Andere (Stuttgart, 1906). BaK Karl Marx, Briefe an Kugelmann. Mit dem Vorwort zur russischen Ausgabe von 1907 von W. I. Lenin (Berlin, 1952). BaB Karl Marx/Friedrich Engels, Briefe an A. Bebel, W. Liebknecht, K. Kautsky und andere, I: 1870-1886 (Moskau-Leningrad, 1933). EBK Friedrich Engels Briefwechsel mit Karl Kautsky (Wien, 1955).
BRIEFZITIERUNGEN ME EM
12
Marx an Engels. Engels an Marx.
I
1853-1870
Als Liebknecht 1862 das Londoner Exil verließ, um in der preußischen Hauptstadt als Redakteur der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung politisch tätig zu werden, schien auf die Jahre der Reaktion eine neue Phase freiheitlich-nationaler Entwicklungen zu folgen. Zum ersten Mal seit 1849 waren die innerpolitischen Fronten in den entscheidenden Staaten Europas und in den U.S.A. in Bewegung geraten. Die Wahlrechtsagitation der englischen Arbeiter, der Aufschwung der italienischen Freiheitsbewegung, die Wahlniederlagen des Bonapartismus und die Krisen im Russischen Reich, nicht zuletzt aber die Auswirkungen des amerikanischen Bürgerkrieges, schienen der revolutionären Demokratie ganz neue Perspektiven zu eröffnen.1 In Deutschland, wo die politische Diskussion seit dem Thronwechsel in Preußen und dem italienischen Krieg erneut in Gang gekommen war, richteten sich die Blicke auf Berlin, wo der Verfassungskonflikt vor der Entscheidung stand. Auch in der deutschen Arbeiterschaft rührte sich in diesen Jahren neues Leben, und es währte nicht lange, bis ihr politisch entschiedener Teil in Ferdinand Lassalle den ersten faszinierenden Sprecher fand. Für Marx und Engels, deren Verhältnis zu Lassalle von Spannungen und Argwohn überschattet war, bedeutete es nun viel, in der norddeutschen Metropole einen treu ergebenen Vertrauensmann zu wissen. Liebknecht „hat sich brav gehalten, und sein fortwährender Verbleib in Berlin ist sehr wichtig für uns", lobte Marx den sooft Getadelten im Sommer 1864. „Daß Liebknecht in Berlin ist, ist allerdings für uns von der höchsten Wichtigkeit", pflichtete ihm Engels bei. „Wir müssen ihn jedenfalls dort halten und einigermaßen unterstützen."2 Als Mitglied des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" tat Liebknecht, was in seinen Kräften stand, um die deutschen Arbeiter für die Theorie seiner beiden Lehrmeister zu gewinnen. Da es bei dem Mangel an Mitteln unmöglich war, in den rheinischen und mitteldeutschen Zentren der lassalleanischen Bewegung mit Erfolg zu wirken, konzentrierte er seine Bemühungen auf die ebenso schwache, wie in ihrer Zusammensetzung heterogene Gemeinde in Berlin. In den Briefen an Marx berichtete er voll Stolz über die dabei erzielten Er1 2
S. hierzu vor allem A. Rosenberg, Demokratie und Sozialismus (1938), S. 139 ff. ME vom 7.6.1864 und EM vom 9.6.1864; MEGA, III, 3, S. 177, 179.
15
folge, über seinen wachsenden Einfluß auf die Arbeiter der Hauptstadt, über die Gewinnung der Buchdrucker, und die „Bewegung zu Gunsten des Coalitionsrechts", die ihm „tausendmal wichtiger" erschien, „als die hiesige Agitation Lassalle's." Um die verblaßten Erinnerungen an die sozialistisch-revolutionären Traditionen des Kommunistenbundes zu erneuern, nutzte er jede Gelegenheit, wie die Nachricht vom Tode Wilhelm Wolfis, um das Verdienst der Männer der Neuen Rheinischen Zeitung in das rechte Licht zu rücken. Uber sein persönliches, von beiderseitigem Argwohn bedrohtes Verhältnis zu Lassalle schrieb er am 3. Juni 1864: „Ich halte, wie du siehst, my distance, ohne mit ihm gebrochen zu haben, was ich unter den gegenwärtigen Verhältnissen noch für unzweckmäßig halte." Hatte er zu Beginn gehofft, Marx und Lassalle miteinander versöhnen zu können, so gewann jetzt sein Mißtrauen gegen das gewagte Spiel des großen Taktikers immer mehr die Oberhand: „Er spielt ein so verwickeltes Spiel, daß er sich bald selber nicht mehr wird herausfinden können. Ehrlich ist er aber. Und daß ich dieß Dir gegenüber sage, zeigt Dir, daß ich Zweifel hatte." Als ihn Lassalle im gleichen Sommer bat, die Schriftleitung eines neuzugründenden Zentralorgans zu übernehmen, sagte Liebknecht zu, falls auch Marx „und überhaupt die alten Parteileute" zur Mitarbeit herangezogen würden. Lassalle „antwortete, daß er nichts sehnlicher wünsche — und die Sache zerschlug sich". „Der einliegende Brief von Liebknecht, den ich gestern erhielt", schrieb darauf Marx an Engels, „wird Dich in mancher Hinsicht interessieren. Du mußt ihn, wie die andern Briefe der Art, die ich Dir schicke, dem Archiv einverleiben. Ich habe L[iebknecht] sofort geantwortet, im Ganzen ihn belobt wegen seiner Haltung; ihn nur gerüffelt wegen der albernen Bedingung — unsre Mitarbeit —, die er für die eventuelle Herausgabe des nun glücklich aufgegebnen Lassallepapers stellte. Ihm erklärt, daß wir es zwar für politisch halten, den L[ assalle] einstweilen ungestört gewähren zu lassen, aber in keiner Weise uns mit ihm identifizieren können . . . Ich werde ihm (Liebknecht) im Lauf dieser Woche einiges Geld schicken. Es scheint dem armen Teufel verflucht schlecht zu gehn . . . " 3 Kurz vor der verhängnisvollen Reise in die Schweiz entschloß sich Lassalle, den Verfasser der Lucinde, Johann Baptist von Schweitzer, mit der Zeitungsgründung zu betrauen. Als sein plötzlicher Tod Schweitzer bald darauf der einzigen Stütze im Verein beraubte, wandte sich dieser an Marx, um die eigene Position und den Zeitungs3
16
ME vom 7.6.1864; MEGA, III 3, S. 177.
plan zu retten. „Wir hegen die Hoffnung", schrieb er dem Verfasser des Kommunistischen Manifestes, „daß Sie einem Verein, der, wenn auch nur indirekt, auf Ihre eigene Wirksamkeit zurückzuführen ist, nach dem großen Verlust, der ihn betroffen, in seinem schweren Kampfe zur Seite stehen werden."4 Da Liebknechts Berufung in die Redaktion eine politische Garantie zu bieten schien, sagten Marx und Engels trotz mancher Bedenken zu. „Inliegend ein paar Zeilen für den Schweitzer", äußerte Engels kurz vor Erscheinen der ersten Nummer zu Marx. „Es ist sehr gut, daß wir wieder ein Organ bekommen, und sehr gut, daß Liebknecht (wenn er sich nur keine Illusionen macht) Mitredakteur wird; das gibt doch schon gewisse Garantieen. Indes tun wir doch besser, unsern Eifer nicht sehen zu lassen, denn 1. ist L[iebknecht] kein Diplomat und man kann auf seine clairvoyance nicht zu sehr rechnen, 2. wird die Gräfin [Hatzfeldt] in dem Blatt vor allen Dingen vorn, hinten und in der Mitte die bewußte ,Apotheose' vorherrschen lassen wollen, und 3. müssen wir doch erst wissen, an wen die Leute sich sonst gewandt haben..." 5 Die von beiden Seiten mit gedämpften Hoffnungen und geheimer Skepsis begonnene Zusammenarbeit am Socialdemokrat sollte schon nach wenigen Wochen ein vorschnelles Ende finden. Neben der grundsätzlichen Diskrepanz der Auffassungen, die seit dem Erscheinen der „Bismarckartikel" kaum noch zu überbrücken war, spielte der in den Briefen von Liebknecht erwähnte Konflikt um Moses Heß eine sachlich geringere, für die Zuspitzung der menschlichen Beziehungen jedoch nicht unwesentliche Rolle. In einer der ersten Nummern des Socialdemokrat hatte Moses Heß eine Pariser Korrespondenz veröffentlicht, die Marx und Engels als eine „vielleicht mit etwas Malice gepaarte Eselei des Heß", jedoch als „Eselei toute pure des Liebknecht" empfanden. Heß führte darin aus, die Pariser Arbeiter hätten dem Generalrat der neugegründeten Internationalen Arbeiter-Assoziation seine Zusammenarbeit mit dem französischen Arbeiterführer Tolain verübelt. Obwohl der Generalrat über die bonapartistischen Bindungen Tolains nicht informiert gewesen sei, habe die Tatsache allein genügt, um „dem Organ der hiesigen Association" eine Veröffentlichung des Manifestes der Internationale unmöglich zu machen. „Ich fand diesen Wisch vor den Tag nach meiner Rückkunft von Manchester", schrieb Marx am 25. Januar an Engels. „Die Sache machte gestern großen Skandal im hiesigen Comité. Le Lubez, ganz sicher für Tolain, erklärte das Ganze für Verleumdung..." Am 3. Gustav Mayer, Johann Baptist von Schweitzer und die Sozialdemokratie. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (1909), S. 106. EM vom 16.11.1864; MEGA, III, 3, S. 203.
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5
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Februar, nach der Veröffentlichung eines weiteren Artikels von Heß, schrieb Marx bereits wesentlich erregter: „ . . . in No. 16 des ,SocialDemokrat' . . . denunziert Moses Heß ,allbereits' zum zweiten Mal die internationale Assoziation. Ich habe darüber gestern einen wütenden Brief an Liebknecht geschrieben und ihm gesagt, daß er jetzt die allerletzte Warnung erhalten hat; daß ich keinen farthing gebe für einen ,guten Willen, der die Taten des schlechten Willens verrichtet . . . " 6 Liebknecht versuchte zwar zunächst, Marx zu besänftigen und seine eigene Haltung zu rechtfertigen, erklärte sich aber zugleich bereit, mit der Schriftleitung des Socialdemokrat zu brechen. „Übrigens scheint unsre Haltung doch zu fruchten", lobte ihn bald darauf Engels. „In No. 21 ist ein gewisser revolutionärer Ton, der früher ganz fehlte. Ich habe an Liebknecht übrigens geschrieben, das sei überflüssig zu poltern, sie sollen nur das Kokettieren mit der Reaktion weglassen und dem Adel und der Reaktion auch ihre share geben, im Übrigen aber weder auf sie noch auf die Bourgeois schimpfen, das sei in ruhigen Zeiten überflüssig." 7 Wenige Tage danach hatte sich die Auseinandersetzung zwischen Marx und Schweitzer so zugespitzt, daß der Bruch unvermeidlich geworden war. „Daß die Enttäuschung über Lassalles unselige Illusion eines sozialistischen Eingreifens einer preußischen Regierung kommen wird, ist über allen Zweifel erhoben", erklärte Marx in seinem letzten Mahnbrief an Schweitzer. 8 „Die Logik der Dinge wird sprechen. Aber die Ehre der Arbeiterpartei erheischt, daß sie solche Trugbilder zurückweist, selbst bevor deren Hohlheit an der Erfahrung geplatzt ist. Die Arbeiterklasse ist revolutionär oder sie ist nichts." In der letzten Februarwoche übersandten Marx und Engels den offiziellen Absagebrief, der die kurze Zusammenarbeit der „Partei Marx" mit den Lassalleanern beendete. „Ich habe Liebknecht informiert", schrieb Marx dazu an Engels, 9 „daß er, falls Sch[weitzer] die Aufnahme [der Erklärung] weigert, die Sache in die Berliner ,Reform' setzt; zugleich dem Schweitzer] dies mitteilt, und außerdem, daß ich gleichzeitig die Erklärung an zwei Rheinische Blätter geschickt . . . diesmal kann Schweitzer] nichts mehr an der Sache ändern." Wenige Wochen danach zerbrach auch die Berliner Gemeinde an den unerquicklichen Auseinandersetzungen der rivalisierenden Gruppen und Fraktionen, bei denen sich Liebknecht nach seinen eigenen « i 8 »
18
ME EM ME ME
vom vom vom vom
25.1 und 3.2.1865; 13.2.1865; MEGA, 18.2.1865; MEGA, 25.2.1865; MEGA,
MEGA, III, 3, S. 216, 224. III, 3, S. 234. III, 3, S. 240. III, 3, S. 244.
Worten mit dem „toten Lassalle" und dem „lebendigen Bismarck" auseinanderzusetzen hatte. Im Juli 1865 bereitete die Polizei seinem Ringen um die Berliner Arbeiter ein Ende und zwang ihn, sein Kampffeld von Preußen nach Sachsen, dem am stärksten industrialisierten Land Deutschlands, zu verlegen. In der Zwischenzeit hatte sich das Interesse von Marx immer mehr der Internationalen Arbeiter-Assoziation zugewandt, deren überraschender Erfolg in Großbritannien und Frankreich ein Erwachen und Wiedererstarken der europäischen Arbeiterbewegung zu verheißen schien.10 In dem Bestreben, der noch unsicheren, ihrer Mittel und Ziele wenig bewußten Bewegung Irrwege und Fehler zu ersparen, tat Marx was in seinen Kräften stand, um die Arbeiter im Geiste seiner eigenen „Partei" zu erziehen. Es mußte ihm unter diesen Umständen besonders viel daran gelegen sein, die Stimme der wenigen, von ihm stärker beeinflußten deutschen Arbeiterführer zu Gehör zu bringen und damit zugleich seine eigene Position im Generalrat zu festigen. 11 Marx war sich dabei der Größe der Schwierigkeiten, die es zu überwinden galt, wohl bewußt: „Solange dieser Lasallesche Dreck obenauf in Deutschland", schrieb er am 13. Februar an Engels, „wird die ,International Association' grade dort kein Feld haben. Indes, man muß Geduld haben." 12 Trotz dieser Einsicht drängte Marx bei Liebknecht auf die rasche Gründimg deutscher Sektionen und auf eine, wenn auch noch so bescheidene Aktivität zugunsten der Internationale. „Marx wird mir doch nicht wegen der internationalen Assoziation böse sein?" fragte der aus Berlin Vertriebene voll Sorge in Manchester an. „Wie konnte ich während der Kämpfe, die ich in Berlin hatte . . . erfolgreiche . . . Propaganda für die Assoziation machen?" In den Briefen der Jahre 1865/66 klingt das gleiche Thema immer wieder von Neuem an: „Die Internationale Association geht sehr gut voran trotz des ,enormous Support', den sie von Deutschland erhält", schreibt Marx mit unverhüllter Mißbilligung an Liebknecht. „Bei dem völligen Fiasko der Arbeiterbewegung in Deutschland haben sich die Arbeiterelemente in der Schweiz um so mehr um die dortigen Sections der International Association gruppiert", heißt es in einem Schreiben an Engels, den Marx zugleich mit Befriedigung über die Gründung eines deutschen Organs der Internationale unter Leitung von J. Ph. Becker unterrichtet.13 „I now call upon you very seriously ME vom 4.11.1864; MEGA, III, 3, S. 194ff. 11 EM vom 10.4.1866: „Die Deutschen sind ja grade unsere Leute"; MEGA, III, 3 S. 325 10
12 ME vom 13.2.1865; MEGA, III, 3, S. 236. is ME vom 26.12.1865; MEGA, III, 3, S. 299.
19
. . . to enter the Association wifh some men, few or many, we do not care", bedrängt er Liebknecht im November, um ihm im Januar bereits bezahlte Mitgliedskarten zur Gratisverteilung zu übersenden! Es wäre wenig gerecht, die Leistungen von Liebknecht für die I.A.A. auf Grund dieser Urteile allzu gering zu bewerten. Wenn es Liebknecht bei dem Mangel an Geld und Mitarbeitern auch völlig unmöglich war, eine größere Agitation zu entfalten oder die Deutschen auf der Londoner Konferenz im September 1865 zu vertreten, so hat er doch ohne Zweifel die politischen und organisatorischen Voraussetzungen für die späteren Erfolge der Internationale in so entscheidenden Industriezentren wie Sachsen und Berlin geschaffen. Wenn Marx am 9. Juni 1866 Engels voller Befriedigung mitteilen konnte „Seit der Kriegslärm begonnen, haben sich die ,Sächsischen Arbeiter zahlreich an die .International Association angeschlossen",14 so war das ebenso Liebknechts Werk, wie die so folgenschwere Gewinnung 15 des späteren Führers des „marxistischen" Flügels der deutschen Arbeiterbewegung, August Bebel. In den Jahren nach dem preußisch-österreichischen Krieg und der Gründung des Norddeutschen Bundes wurde der Briefwechsel von zwei Themen beherrscht: Von der deutschen Frage und dem Verhältnis der proletarischen zur bürgerlichen Demokratie. Nach dem für sie überraschenden Ausgang der Schlacht von Königgrätz waren Marx und Engels bereit, die bevorstehende ökonomische und politische Einigung Deutschlands unter Preußens Führung als fait accompli — „we may like it or not" — anzuerkennen. Die „unvermeidliche Überflutung Deutschlands durch das Preußentum" sei zwar ein „Hauptnachteil" gab Engels zu bedenken, die Entwicklung habe aber auch gute Seiten: die Situation werde vereinfacht und eine künftige Revolution durch die zunehmende staatliche Konzentration erleichtert. „Am Ende ist doch ein deutsches Parlament ein ganz andres Ding als eine preußische Kammer. Die ganze Kleinstaaterei wird in die Bewegung hineingerissen . . . und die Parteien werden endlich wirklich nationale, statt bloß lokale." Das Proletariat müsse dieses „Faktum akzeptieren" und es in seinem Interesse nutzen. Marx, dem die fortschreitende Industrialisierung Deutschlands ungleich wesentlicher erschien als die ganze „Haupt- und Staatsaktion von 1866" stimmte bereitwillig zu: „Für die Arbeiter ist natürlich alles günstig, was die Bourgeoisie zentralisiert."16
14 ME vom 9.6.1866; MEGA, III, 3, S. 338. is S. hierzu Bebel, I, S. 126 ff. !« E M vom 25.7. und ME vom 27.7.1866; MEGA, III, 3, S. 350 f. S. femer E M vom 5.11.1867. MEGA, III, 3, S. 442.
20
Liebknecht dagegen, der als in Deutschland wirkender Parteiführer den Bruderkrieg nicht mit der gleichen kühlen Distanz der in weiten Perspektiven denkenden Strategen betrachten konnte, sah der „preußischen Überflutung" mit größter Sorge entgegen: „Wenn Preußen sich konsolidirt, wird es durch keine äußerliche Gewalt, auch nicht durch einen Aufstand im Gefolge der bevorstehenden Französischen Revolution umzuwerfen sein, sondern erst fallen, wenn das deutsche Proletariat herrschaftsfähig geworden ist. Aber bis dahin hätten wir einige Menschenalter zu warten!" 17 Um die befürchtete „Consolidation" Preußens zu erschweren, war Liebknecht nicht allein bereit, mit den bürgerlichen Demokraten der süddeutschen „Volkspartei" zusammenzuwirken, sondern auch den Unterlegenen von 1866 in taktischen Einzelfragen beizustehen. „Ich gehe von der Ansicht aus, daß der Fall Preußen's der Sieg der deutschen Revolution ist", versuchte er Engels zu überzeugen. Preußen sei jetzt in mancher Hinsicht schwächer als vor dem Kriege. Hannoveraner, Schleswig-Holsteiner, Sachsen, Kurhessen und Nassauer würden sich „jedem Gegner Preußens mit Wollust anschließen". „Wenn man diesen Haß anfacht, die Wunde stets offen hält, verhindert man die Consolidation Preußens und hat für jedes Ereignis Kräfte zur Verfügung..." 1 8 Marx und Engels, die die „süddeutsche Borniertheit" der Volkspartei als unrealistisch, ja angesichts der ökonomischen Entwicklung Deutschlands als geradezu reaktionär empfanden, fürchteten durch Liebknechts „Allianzen" in Deutschland und, was für sie bedenklicher war, in der Internationale kompromittiert zu werden: „ . . . man macht uns verantwortlich dafür, und wir können uns doch nicht mit östreichern, Föderalisten und Weifen verwechseln lassen"! 19 „An Liebknecht hab' ich ausführlich geschrieben und verlangt", berichtete Engels am 6. Dezember 1867 Marx, „daß er nicht nur die Preußen, sondern auch ihre Gegner, die Östreicher, Föderalisten, Weifen und andre Kleinstaatler angreifen soll." Er habe Liebknecht zwei „Hauptgesichtspunkte" zu bedenken gegeben, schreibt er wenige Tage danach: „1. sich zu den Ereignissen und Resultaten von 1866 nicht simplement negativ, d.h. reaktionär, sondern kritisch zu verhalten . . . und 2. die Feinde des Bismarck ebenso sehr anzugreifen wie diesen selbst, da sie ebenfalls nichts wert sind." Es sei schon bedenklich genug, daß sich Liebknecht mit „Grün et Co." kompromittiert habe. „Das wäre ein schöner Triumph für den Bismarck, 17 Brief Nr. 33. 18 Brief Nr. 33. 1» EM vom 6.12.1867; MEGA, III, 3, S. 458.
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wenn wir oder unsre Leute mit diesem Pack eine Allianz schlössen!"20 1870 nutzte Engels die Neuauflage des Bauernkrieg, um sein Urteil über das Jahr 1866 und seine Bedeutung für die deutsche Arbeiterklasse erneut zu resümieren: Die Arbeiter hätten „durch das allgemeine Stimmrecht die Macht erlangt", sich „in der gesetzgebenden Versammlung direkt vertreten zu lassen". Preußen sei mit „gutem Beispiel vorangegangen" und habe „drei andre Kronen von Gottes Gnaden verschluckt". Schließlich aber gäbe „es in Deutschland nur noch einen ernsthaften Gegner der Revolution — die preußische Regierung".21 Liebknecht nutzte diese Erklärung, um seine prinzipielle Übereinstimmung zu beteuern: „Deine Einleitung ist famos, und namentlich freut mich, daß Du Preußen als einzigen Gegner der Revolution in Deutschland hingestellt und damit im Wesentlichen meinen bisherigen Kämpfen das placet ertheilt..." Als Engels von einer so weitgehenden Übereinstimmung nichts wissen wollte, griff er das Thema von Neuem auf: „Daß Preußen der einzige ernsthafte Gegner in Deutschland ist — hatte sich schon 1849 gezeigt... 1866 hat es nur etwas schärfer hervortreten lassen." „Doch darin sind wir einverstanden", fährt er in seiner Verteidigung fort, „ich weiche nur insofern von Dir ab, als ich es für einen Nachtheil halte, daß Preußen die Annexionen gelungen sind, und zwar darum für einen Nachtheil, weil ich den .einzigen ernsthaften Gegner lieber schwach sehe als stark. Und gegen dieses Preußen selbst den Hannoverschen Partikularismus ins Feld zu führen, hielt und halte ich für keinen Fehler — im Gegentheil."» Das Problem der Allianz von bürgerlicher und proletarischer Demokratie 23 blieb von 1866 bis 1870 Leitthema der Korrespondenz und Quelle ewiger Reiberei. Als sich zum Beispiel Arbeitervereine und Volkspartei im Kampf für eine Demokratisierung des Heerwesens und die Schaffung von Volksmilizen nach Schweizer Muster zusammenfanden, stimmte Liebknecht aus vollem Herzen zu. „Wer war es, der 1813, 1814, 1815 die stehenden Heere des größten Kriegsmeisters vielleicht aller Zeiten über den Haufen warf?", attakierte er die preußische Regierung im Norddeutschen Reichstag. „Das war das Deutsche Volk, wesentlich Ihre Landwehr, welche Sie jetzt . . . zerstört haben. Die alte Land20
EM vom 6.12. und 19.12.1867. S. auch EM vom 22.10.1867; MEGA, III, 3, S. 458 f. und 466 f. 21 Friedrich Engels, Der Deutsche Bauernkrieg, Vorbemerkung zur Ausgabe von 1870. 22 Briefe Nr. 39 und Nr. 40. 23 S. vor allem Gustav Mayer, Die Trennung der proletarischen von der bürgerlichen Demokratie in Deutschland (1863-1870) (1912).
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wehr war gut gegen den äußern Feind, aber Ihr reorganisirtes Heer war gut gegen das Preußische Volk, gegen das Deutsche Volk...!" Die Reorganisation der Armee sei die Vorbedingung einer Politik, „welche Deutschland zerrissen, geknechtet, dem Auslande Preis gegeben habe".24 Engels, der sich bereits in seiner Schrift über die preußische Militärfrage gegen die Miliz ausgesprochen hatte, reagierte mit unverhohlener Mißbilligung. „Der amerikanische Krieg — Miliz auf beiden Seiten — beweist nichts", setzte er Marx auseinander, „als daß das Milizsystem ganz unerhörte Opfer an Geld und Menschen kostet... Seit Einführung der Hinterlader ist es mit der puren Miliz erst recht am Ende. Womit nicht gesagt ist, daß nicht jede rationelle Militärorganisation irgendwo zwischen der preußischen und schweizerischen in der Mitte liegt — wo? Das hängt von den jedesmaligen Umständen ab. Erst eine kommunistisch eingerichtete und erzogene Gesellschaft kann sich dem Milizsystem sehr nähern..." Liebknecht, dessen Selbstvertrauen mit seinen Erfolgen als Parteiführer gewachsen war, reagierte auf die Kritik ausweichend: „Volksheer nach Schweizer Muster. Nun, so schlecht ist die Sache nicht, jedenfalls brauchen wir einen Sturmbock, und das ist der beste — sind wir einmal am Ziel, dann thun wir, was uns gut dünkt."25 Mit gleich hinhaltender Taktik und dringenden Bitten um Geduld, suchte er auch dem ständigen Drängen nach säuberlicher Scheidung von der bürgerlichen Demokratie zu begegnen. „Ich habe nicht vom Zusammengehen mit der Bourgeoisie . . . sondern mit dem liberalen Bürgerthum, d.h. Anhängern Jacoby's . . . gesprochen . . . Vorerst können wir das sehr antibismarck'sche Kleinbürgerthum und Handwerkerthum nicht entbehren", verteidigte er sich am 11. Dezember 1867. Mit den schwäbischen Demokraten habe er sich in Bamberg, auf dem Treffen der Volkspartei, offen auseinandergesetzt, er könne aber mit ihnen noch nicht öffentlich brechen, heißt es im Januar des folgenden Jahres. „Ich habe hier nicht mit lauter geschulten Kommunisten zu thun, sondern erst mit kommunistischen Rekruten, die noch gewisse Vorurtheile haben, welche geschont werden müssen. Das mußt Du überhaupt berücksichtigen, wenn Du nicht ungerecht werden willst." „Tadelt, so viel ihr wollt", greift er das Thema noch einmal auf. „Aber tadelt nicht bloß. Ich habe hier eine Position erobert, sie zu erhalten . . . ist zunächst meine Aufgabe, sie in unsrem Parteiinteresse zu benutzen, das ist Eure Sache . . . " Als sich Engels 1870 entschloß, die Allianz mit der Volkspartei im 24
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Aus Liebknechts Rede im Norddeutschen Reichstag vom 17.10.1867. EM vom 16.1.1868; MEGA, III, 4, S. 12 ff. Brief Nr. 33.
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Vorwort des Bauernkrieg offen zu desavouieren, und dabei Nationalliberale und Volkspartei geringschätzig als „entgegengesetzte Pole einer und derselben Borniertheit" abtat, versuchte sich Liebknecht noch einmal zu rechtfertigen. „Du verkennst, daß ich mit dem vorhandnen Material arbeiten mußte... Ich hatte die Wahl entweder mich in den Strom zu stürzen, der an mir vorbeistürzte, oder am Ufer stehn zu bleiben und philosophische Betrachtungen anzustellen . . . Ich zog das Erstre vor, und wenn ich mir auch manches Mißgriffs bewußt bin, so glaube ich doch, daß ich im Ganzen durchaus richtig und im Interesse unsrer Partei gehandelt habe. Daß ich andre Parteien nur benutzt, mich nicht von ihnen habe benützen lassen, das dächte ich, wäre durch den Erfolg deutlich genug bewiesen worden."29 Trotz aller Vermittlungsbereitschaft Wilhelm Liebknechts und seiner Freunde begannen sich die Bande zwischen Arbeiterschaft und Volkspartei nach 1868 mehr und mehr zu lockern. Das Unvermögen der dogmatisch liberalen Volkspartei, den Forderungen der Arbeiter entgegenzukommen, die wachsenden sozialen Spannungen und nicht zuletzt das gesteigerte Kraftgefühl der von Bebel und Liebknecht mit $o viel Erfolg organisierten Arbeiter standen einem weiteren Zusammengehen im Wege. Der Nürnberger Arbeitertag im September 1868, die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im August 1869 und das Bekenntnis des Baseler Kongresses der Internationale zum Gemeinbesitz an Grund und Boden im September des gleichen Jahres, bildeten die entscheidenden Etappen des für Liberalismus und Arbeiterbewegung gleich folgenschweren Lösungsprozesses. Als sich der Baseler Kongreß zum Gemeinbesitz an Grund und Boden bekannte, war Liebknecht zunächst wenig erfreut. „Ich selbst bin Kommunist, also prinzipiell mit dem Beschlüsse einverstanden", schrieb er am 17. November 1869 an Wilhelm Bracke, „bedaure aber aus praktischen Gründen, daß er in dieser Form gefaßt worden. Die Grundeigenthumsfrage kann den Bauern nur nach und nach klar gemacht werden. Die Franzosen wußten, was sie thaten, als sie auf dem Baseler Kongreß gegen die Abstimmung protestirten..." 27 Als die Presse der Volkspartei mit einem Proteststurm reagierte, nahm Liebknecht gegen die Bundesgenossen von gestern Stellung. Anhänger der Volkspartei hätten „unter der Hand . . . Versuche gemacht... die Baseler Beschlüsse als trennenden Keil" in die „Parteiorganisation einzuschieben und sie zur Aufhetzung der ländlichen Bevölkerung" 2« Briefe Nr. 33, 34 und 40. 27 Liebknecht an Bracke vom 17.11.1869. Der Hochverraths-Prozeß wider Liehknecht, Bebel, Hepner vor dem Schwurgericht zu Leipzig vom 11. bis 26. März 1872 (1894), S. 196 f.
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gegen die Sozialdemokratie zu benutzen, erklärte er am 12. März 1870 in Meerane. „Der ländliche Arbeiter" habe aber in Wahrheit „genau dasselbe Interesse wie der städtische Arbeiter; der Kleinbauer genau dasselbe Interesse wie der Kleinhandwerker und Kleinkrämer". „Nicht: Hie Stadt! Hie Land!" dürfe daher die Losung sein, sondern „Hie Stadt und Land, brüderlich verbündet gegen die gemeinsamen Feinde der ehrlichen Arbeit!" „Der Tag, an welchem der ländliche Arbeiter und Kleinbauer dem städtischen Arbeiter und Kleinbürger die Hand reicht, ist der Tag der Befreiung Beider".28 „Mein Vortrag wurde auch von Bauern angehört, die vollständig bekehrt waren", schrieb er beglückt an Engels. Die Partei müsse die Kleinbauern und Ackerknechte gewinnen, gegen deren Widerstand keine Revolution möglich sei. „Dafür, daß Du das ausgesprochen, danke ich Dir vor Allem." „Von diesem Standpunkt aus vertheidigte ich von Anfang an die Baseler Beschlüsse; als dieses elende Waschweib Venedey sammt den Schwäbischen Volksphilistern uns den Bauern als theilungswüthige Rinaldini's denunzirten."29 Wenige Wochen danach bekannte sich die Sozialdemokratische Arbeiterpartei zu den Baseler Beschlüssen und damit in der Tat auch zu der Forderung von Friedrich Engels: „Das Ackerbauproletariat, die Landtaglöhner . . . lebendig zu machen und in die Bewegung hineinzuziehen, das ist die nächste, dringendste Aufgabe der deutschen Arbeiterbewegung. Von dem Tage an, wo die Masse der Landtaglöhner ihre eigenen Interessen verstehen gelernt hat, von dem Tage an ist eine reaktionäre, feudale, bürokratische oder bürgerliche Regierung in Deutschland unmöglich."30 Das Bündnis zwischen bürgerlicher und proletarischer Demokratie war damit in Deutschland für Jahrzehnte zerbrochen.
® Wilhelm Liebknecht, Zur Grund- und Bodenfrage, 2. Aufl. (1876), S. 6, 189 f. 2« Brief Nr. 39. 80 Friedrich Engels, Der Deutsche Bauernkrieg, Vorbemerkung zur Ausgabe von 1870. 2
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BRIEFE 1. W I L H E L M L I E B K N E C H T AN F R I E D R I C H
ENGELS
London, den 19. Januar 1853 Lieber Engels! Ich habe Dich um eine Gefälligkeit zu ersuchen. Kannst Du mir für kurze Zeit ein £. vorstrecken? Ich trete nehmlich nächsten Montag eine sehr vortheilhafte tutorstelle bei einer deutschen Kaufmannsfamilie (Schuter, von der Firma Oppenheim und Comp.) an,1 und muß dazu nothwendig meinen Paletot aus dem Pfandshop holen. Sonst bin ich mit Kleidern versehen. Die Sache ist dringend, und Du würdest mir einen um so größern Dienst erzeigen, als es mir in London völlig unmöglich ist, Geld aufzutreiben. Du hast von der Ullmerschen Geschichte gehört. Sobald ich das Schärttner'sche Geschwätz erfuhr, stellte ich U[lmer] zur Rede. Er erklärte in Pi[e]per s Gegenwart, daß er niemals Äußerungen, wie die erwähnten, in Bezug auf mich gethan habe.2 Der Klatsch geht von einem gewissen Döring aus, der mit U[lmer] eine Zeit lang zusammenwohnte, und der einmal im Nebenzimmer hörte, wie ich Uflmer] um einen Shilling anpumpte. Döring ist jetzt nicht in London. Mit Ullmer stehe ich seit 4 Jahren in intimen Verhältnissen; wir haben uns wechselseitig Gefälligkeiten erzeigt, aber wenn wir die Bilanz ziehen, ist er in meiner Schuld. Verzeihe, daß ich Dich mit diesen Details verfolge. Du hast den Klatsch gehört, und mußt auch den Sachverhalt erfahren. Ich beginne meine Stunden Montag um 2 Uhr. Sei also so gut, und lasse mich das Geld, wenn es Dir möglich ist, spätestens < b i s > Montag Morgen haben. Ich kann Dich wahrscheinlich schon in 14 Tagen zurückzahlen. Bis dahin wird mein Geld von Cotta3 eingetroffen sein. Dein W. LIEBKNECHT 14 Churchstreet, Sohosq[uare] 1 In der Londoner Emigrationszeit bestritt Liebknecht seinen Lebensunterhalt durch freie journalistische Tätigkeit und Erteilung von Privatstunden. Am 29.1. berichtete Marx an Engels, Liebknecht habe „eine sehr gute Stelle bei dem Juden Oppenheim bekommen". MEGA, III, 1, S. 445. 8 Pieper und Ulmer gehörten in London zu den Anhängern von Marx. Schättner,
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ein Parteigänger von Willich, besaß ein Lokal, das den Flüchtlingen als Treffpunkt diente. s Seit 1851 veröffentlichte Liebknecht literarisch-feuilletonistische Beiträge in Cottas Morgenblatt.
2. W I L H E L M L I E B K N E C H T A N F B A U
MARX
[Sommer 1859] 1 Sonntag Morgen Liebe Frau Marx, Der Redakteur und Eigenthümer des „Volks"2 hat sich vorgestern in Gegenwart mehrerer Zeugen feierlich mit Bauer ausgesöhnt, der für das „Volk" zu schreiben beabsichtigt. Das ist Thatsache. Ein Freund Bauers sagt mir ferner, beide hätten ihn kompromittirenden Briefe ausgetauscht, doch dieß kann ich nicht verbürgen. Bitte warnen Sie den Mohr, dessen Adresse ich leider nicht besitze.3 Nächstens werde ich mich in Hampstead einfinden, um den sonderbaren, theils auf Mißverständnissen, theils auf Böswilligkeit beruhenden Klatschereien, deren Zielscheibe ich bin, endlich einmal einen Damm zu setzen. Mit herzlichen Grüßen an Sie und die Family Hochachtungsvoll der Ihrige W . LIEBKNECHT
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Der Brief muß zwischen Mai und August 1859 geschrieben worden sein. Elard Biscamp. S. hierzu vor allem den Marx-Engels Briefwechsel zwischen dem 18.5. und 26.8.1859. MEGA, III, 2, S. 385 ff. Mehring, Karl Marx. Geschichte seines Lebens (1918), S. 315 ff. 2
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3. KARL M A R X A N W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 17. September 1859 Lieber Liebknecht, Blind's Brief 1 vom 8. September, den Du mir mitgetheilt, würde ich früher zurückgeschickt haben, hätten nicht einige darin enthaltene 1
Der Brief wird in dem Schreiben von Marx an Engels vom 5.10. erwähnt: „Letzten Sonnabend hat Liebknecht dem homme d'état nun einen Brief zugeschickt (verfaßt nach einem von mir an L[iebknecht] gerichteten Brief, worin ich die Sache etwas scharf zusammengefaßt). Antwort wird erwartet und wirst Du näher davon hören". MEGA, III, 2, S. 425. Zu den Darlegungen in dem nachstehenden Brief s. insbesondere Karl Marx „Herr Vogt", (London, 1860), und den Marx-Engels Briefwechsel aus der fraglichen Zeit.
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Stellen meinerseits weitere Schritte zur Feststellung des Thatbestand nöthig gemacht.2 Blind behauptet in dem Brief, an „der Sache" (i.e. der öffentlichen Denunciation Vogt's3) „gar keinen Antheil" gehabt zu haben. Er behauptet ferner, daß die von ihm „im Privatgespräch" (er hat sich also nur „privatim" über Vogt geäußert) gemachten „Bemerkungen . . . ganz falsch aufgefaßt worden sind." Diese Bezeihung der Fälschung bezieht sich auf mich. Ich habe Blind's „im Privatgespräch vorgekommenen Bemerkungen ganz falsch" aufgefaßt u. folglich Dir u. Biscamp „ganz falsch" reportiert. Es handelt sich hier nicht um wissentliche, absichtliche Fälschung, sondern um eine Fälschimg, geschuldet entweder der immanenten Schwierigkeit der Blind'schen Darstellung, oder der Schwäche u. naturwüchsigen Verdrehungskraft meines Auffassungsvermögens. Ich bemerke hierauf Folgendes: 1) Vogt war Bonapartes' Corruptionsorgan für die Liberalen in Deutschland und für die deutschen Revolutionäre im Ausland. Vogt hat ferner einem gewissen liberalen Schriftsteller in Deutschland 30,000 Gulden angeboten, um ihn im Interesse der bonapartistischen Propaganda zu gewinnen. — Diese beiden On dit hat Blind on the most serious manner mir mitgetheilt am 9. Mai, dem Tag des ersten Urquhart meeting. Er hat sie Freiligrath mitgetheilt. Er hat sie andren mitgetheilt. Er hat sie wiederholt oder vielmehr neu bestätigt in Deiner Gegenwart, in Hollinger s Gegenwart, in meiner Gegenwart, an dem Tag wo I and you gemeinschaftlich ein interview mit ihm hatten. In Bezug auf diese zwei Punkte kann es sich also nicht von Auffassung handeln, falscher od. richtiger. — Sie sind zugegeben. Sie können durch Zeugenbeweis bewiesen werden. Sie sind facts, so weit wir Blind's Aussagen als facts betrachten. 2 Über den Briefwechsel Liebknecht-Blind schrieb Marx am 5.10. Engels: „ L i e b knecht] schreibt ihm; schreibt einmal, zweimal. Endlich Brief des homme d'état. Dieser, in der kühlsten und .diplomatischsten' Manier, bedauert, daß ,ich' umsonst den Gang zu ihm gemacht. Liebknecht müsse begreifen, daß er (Blind) nicht Lust habe, in die Angelegenheit einer ihm ,ganz fremden Zeitung' und in ihm ganz fremde Angelegenheit zu mischen. Was L[iebknecht]s Anspielungen auf ,in Privatgesprächen' gefallne .Bemerkungen' angehe, so müßten sie auf bloßen .gänzlichen' Mißverständnissen beruhn." MEGA, III, 2, S. 424 f. 3 Karl Vogt, der in der Frankfurter Nationalversammlung zu den Führern der Linken zählte und 1849 zu einem der fünf Reichsregenten ernannt worden war, lebte seit seiner Emigration als Professor der Geologie in Genf. 1859 äußerte er sich über das Verhältnis der deutschen Demokratie zum italienischen Krieg und wurde daraufhin verdächtigt, im Dienste der bonapartistischen Propaganda zu stehen. Der Redakteur des „Volk" Biscamp, dem Marx von diesem Verdacht gesprochen hatte, verwandte die Mitteilung zu einem Angriff auf den zum „Reichsverräter" gewordenen „Reichsregenten". Aus diesem ebenso ärgerlichen wie peinlichen Zwischenfall entwickelte sich die schwere Kontroverse, die Marx fast das
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2) Was nun Blind's „Auffassung" betrifft — minus dem Namen Vogt als dem Bonapartistischen Corruptionsagenten u. minus der 30.000 Guldengeschichte, so befindet sie sich in einem Paragraphen der London Free Press, d.d. May 24 u. betitelt: „The Grand Duke Constantine to be King of Hungary." Blind ist der Verfasser dieses Paragraphen, worin er sagt that he knows the name of a Swiss Senator, to whom he (Prince Jerome-Napoleon) broached the subject" u. sogar weiß, was Plön Plön4 did broach to the Swiss Senator; worin er ferner knows of the attempts made... to win over to the Russo-Napoleonic scheme some of the exiled German Democrats, as well as some influential Liberals of Germany", worin er ferner knows: „Large pecuniary advantages were held out to them as a bribe;" u. worin er endlich „glad" ist, „that these offers were rejected with indignation". Diese „Auffassung" ist gedruckt u. daher nicht nur im Privatgespräch vorgekommen. Auch scheint Blind danach „an der Sache" nicht nur nicht keinen, sondern sogar einen initiatorischen „Antheil" gehabt zu haben. 3) Faß die in 1) von Blind erzählten u. zugegebener Maßen erzählten facts u. die in 2) von Blind gedruckte u. gerichtlich beweisbar gedruckte „Auffassung" zusammen und was hast Du? Das anonyme Pamphlet „Zur Warnung",5 minus einiger irrelevanten Phrasen. Ob Blind Verfasser od. nicht dieses Flugblatts, ist daher ganz gleichgültig. Er ist der verantwortliche Herausgeber der Elemente, woraus es besteht. Den Namen Vogt u. die 30.000 Guldengeschichte hat er „im Privatgespräch" ausgegeben. Nicht nur mit mir, sondern mit Freiligrath u. andren. Und nicht als „geheime" Privatsache, sondern als politische Denunciation.6 Die „Auffassung" zu diesen beiden Points hat er selbst drucken lassen. Wie gleichgültig daher, ob od. ob nicht das später erschienene Flugblatt von ihm verfaßt ist! Es enthält nu die Zusammenfassung des mündlichen Blind u. des gedruckten Blind. Es ist der zusammengefaßte Blind. Ich hielt ihn deshalb nicht nur für dessen Verfasser. Auch Freiligrath. Befragte ihn auch darüber. ganze Jahr 1860 in Atem hielt und ihn schließlich zu der Veröffentlichung der polemischen Schrift „Herr Vogt" veranlaßte. 4 Plon-Plon, Spitzname des Prinzen Napoleon (Joseph Charles Paul Bonaparte). 5 Das in London anonym herausgegebene Flugblatt „Zur Warnung" folgte inhaltlich dem Artikel in der Free Press, enthielt aber weitere Einzelheiten und Vogts Namen. Da Vogt die „Partei Marx" als Autor verdächtigte, mußte Marx und seinen Freunden alles daran gelegen sein, den wahren Verfasser zu überführen. 8 Da sich Freiligrath aus dem Streit heraushalten wollte, kam es zu einem erregten Schriftwechsel zwischen ihm und Marx. S. vor allem Marx an Freiligrath vom 23.2. und 29.2.1860. In: Franz Mehring, Freiligrath und Marx in ihrem Briefwechsel (= Ergänzungshefte zur Neuen Zeit, XII), S. 37 ff. und 42 ff.
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Verfasser oder nicht, thut also garnichts zur Sache. Er bleibt der verantwortliche Urheber. Du erinnerst Dich, daß er in dem vorerwähnten Rendezvous sein Ehrenwort gab, das Pamphlet nicht verfaßt zu haben. Verfassen u. Schreiben sind in der That zwei verschiedene Dinge. Ich habe jetzt dokumentarische gerichtlichgültige Beweise (sie stehn Dir zu Gebot) in der Hand. Daß das Flugblatt bei F. Hollinger gedruckt, v[on] Blind ihm überbracht, in Blind's Handschrift geschrieben u. von F. Hollinger als Blind's Product betrachtet wurde.7 Wo bleibt also meine nicht nur „falsche", sondern „ganz falsche" Auffassung. Was die Afugsburger] Allgemeine] Z[eitung] betrifft, so standen ich u. die A[ugsburger] Allgemeine] Zfeitung] stets u. stehen wir noch in direkt feindlichem Verhältniß. Es handelt sich in dem Prozeß, der am 28ten Octfober] öffentlich in Augsburg verhandelt wird, aber nicht um a quarrel zwischen A[ugsburger] Allgemeiner] Z[eitung] u. Vogt, sondern um gerichtliche Entscheidung über das Verhältniß zwischen dem deutschen Exreichsregenten Vogt u. dem französischen Emperor Louis Bonaparte. Nach meiner Ansicht handelt es sich also für jeden deutschen Revolutionär, selbst wenn er nicht zu deren ,Vaterlandsvereinen gehört, hier nicht „um die Angelegenheiten einer ihm gänzlich fremden Zeitung", sondern um seine eigene Angelegenheit.8 Das ist jedoch Geschmackssache. De gustibus etc. Salut Dein K A B L M A R X I Die Frage, ob das Flugblatt in der Druckerei von Hollinger gesetzt worden sei oder nicht, war für den Nachweis der Autorschaft von Blind von zentraler Bedeutung. s Die Augsburger Allgemeine Zeitung hatte das ihr von Liebknecht zugesandte Flugblatt veröffentlicht und war daraufhin von Vogt wegen Verleumdung verklagt worden. Der Prozeß, bei dem Vogt vom Bezirksgericht Augsburg kostenpflichtig abgewiesen wurde, endete mit einem politischen Prestige-Erfolg des früheren Reichsregenten. S. Carl Vogt, Mein Prozess gegen die Allgemeine Zeitung (Genf, 1859), Mehring, Marx, S. 314 ff. 4. W I L H E L M
Lieber Mohr!
LIEBKNECHT
AN K A B L
MARX
Dienstag Nachmittag1 [1859/60]
Die Adr[esse] von E. Jones 2 ist: 5 A, Exeter Street, Strand W.C. Den Vögele habe ich auf Morgen um 2 Uhr bestellt. 1 2
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Der Brief stammt aus dem Winter 1859/60. Der ehem. Chartistenführer E. Ch. Jones hatte Marx am 11.2.1860 ein Sympa-
Zu Wiehe s werde ich heute Abend gehen. Hoping you are quite well I am yours W.L. thieschreiben gesandt, das dieser an seinen Berliner Rechtsanwalt weiterleitete. S. „Herr Vogt". S. 188 sowie Marx an Freiligrath vom 29.2.1860. s Die Schriftsetzer Vögele und Wiehe hatten am 8. und 11.2.1860 zwei eidesstattliche Erklärungen abgegeben, aus denen hervorging, daß das Flugblatt „Zur Warnung" in der Druckerei von Hollinger gesetzt worden war. S. „Herr Vogt" sowie Brief Nr. 3, Anm. 5 und 7.
5. KAKL M A R X AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
Manchester,1 27.2.1860 6, Thorncliffe Grave, Oxford Road
[Entwurf] Lieber Liebknecht!
Mach Schapper2 mit dem Buch von Vogt bekannt. Geh zu ihm hin Er wird Dir sagen, daß ich ihm geschrieben habe. Dem Brief nach zu schließen, den ich gestern von meinem Berliner Advokaten erhielt,3 gehen die Geschäfte gut. In den Mitteilungen, die ich ihm schickte, habe ich gleichzeiting das Notwendige auch in bezug auf Dich dargelegt. Arbeite den Dich betreffenden Teil des Buches von Vogt vollkommen durch,4 so daß ich davon jeden Augenblick Gebrauch machen kann. Aber halte Dich genau an die Tatsachen. Weiter ist es notwendig, daß der vom Arbeiterbildungsverein zu meinen Gunsten angenommene Beschluß gegen Vogt am 6.2.1860,5 sofort durch den Vorsitzenden des Vereins unterschrieben und durch einen Richter beglaubigt (Unterschrift) wird. Herzlichen Gruß an Deine Frau und Dich Dein K. M. Marx war vom 16.2. bis zum 23.3. in Manchester. S. Chronik seines Lebens (1934) und MEGA, III, 2, S. 475 f. 2 In Mein Prozess gegen die Allgemeine Zeitung, S. 172 ff., beschuldigte Vogt Anhänger von Marx, die Herstellung von Falschgeld geplant zu haben (sog. ChervalAffaire). Karl Schapper gab daraufhin am 1.3.1860 vor dem Polizeigericht zu Bow Street ein Affidavit, daß Cherval in Paris mit der Marx feindlich gesonnenen Gruppe Willich-Schapper in Verbindung gestanden habe. S. auch das Kapitel „Cherval" in „Herr Vogt" S. 18 ff. s Justizrat Weber. MEGA, III, 2, S. 475. 4 Carl Vogt hatte Liebknecht verdächtigt, beim sog. „Revolutionstag von Murten" eine zwielichtige Rolle gespielt zu haben. S. Carl Vogt, Mein Prozess gegen die Allgemeine Zeitung (Genf, 1859), S. 168 f., und Karl Marx „Herr Vogt", S. 15 f. 6 Der Londoner Arbeiterbildungsverein hatte sich auf seinem Stiftungsfest am 6. Februar einstimmig gegen Vogt ausgesprochen. MEGA, III, 2, S. 457 und 470. 1
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6 . W I L H E L M L I E B K N E C H T AN KARL M A R X
14 Churchstreet, Soho 1 Mittwoch. [1860] Lieber Mohr, Schapper hat vor Morgen keine Zeit, zum Magistrat zu gehen, und den Vereinspräsident, dessen Adresse ich nicht ausfindig machen konnte, sehe ich erst heute Abend im Verein.2 Du mußt Dich also noch 24 Stunden gedulden. Schapper hat an der Erklärung folgende Veränderungen angebracht: statt „introduced by myself" — „introduced by a German working-man, myself being present", ferner statt „entered the Verein at the time directed by myself and Willich" — „visited the Verein of which I was a member as well as Willich".3 Da die Modifikationen nicht wesentlich sind, erhob ich keinen Einspruch. Mit meinen Bemerkungen betr. des Vogt'schen Buchs, bin ich Anfangs der nächsten Woche fertig.4 Herzliche Grüße von meiner Frau und Deinem W . LIEBKNECHT
P.S. Ich hätte Dir gestern geschrieben, aber ich wurde in Islington mit meiner Frau eingeregnet, oder richtiger eingehagelt, so daß ich die Post verfehlte. 1 Der Brief muß zwischen dem 27.2. und 1.3.1860 geschrieben worden sein. S. den vorhergehenden Brief Anm. 2. 2 Müller, der Präsident des Londoner deutschen Arbeiterbildungsvereins, hatte den gegen Vogt gerichteten Vereinsbeschluß am 1. März vor dem Polizeigericht zu Bow Street authentizieren lassen. S. „Herr Vogt", S. 155. 3 S. den vorhergehenden Brief, Anm. 2. 4 S. den vorhergehenden Brief.
7 . W I L H E L M L I E B K N E C H T AN F R I E D B I C H E N G E L S
London, den 30. Juni [1860] Lieber Engels! Ich habe gestern einen Brief von Fischer aus Neworleans1 erhalten. Er findet meine Correspondenzen „sehr trefflich", zeigt mir aber an, i Fischer, der sich 1851 an Marx gewandt hatte, gab in New Orleans ein deutsches Arbeiterblatt heraus. Die Mitarbeit Liebknechts am ,New Orleanspaper' wird von Marx in den Briefen an Engels vom 9.4.1860 und 14.2.1861 erwähnt. MEGA, III, 2, S. 478; III, 3, S. 14.
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daß er mit einem Bamberger „aus Mainz" ein Engagement getroffen habe, und daß ich mich mit diesem B[amberger] abfinden solle. B[amberger] aus Mainz ist nicht mehr in England,2 und der andre B[amberger] erklärt in keiner Verbindung mit Neworleans zu stehen. Sei dem nun, wie ihm wolle, in jedem Falle wird es gut sein, wenn Du an Fischer ein paar Zeilen schreibst, und mich empfiehlst. Sei aber so gut, und thue es bald. Ich komme sonst in eine unangenehme Situation, denn ich habe mich von vornherein auf Dich bezogen. Adieul Es grüßt Dich Dein W.
14 Churchstr. Soho
LIEBKNECHT
Bamberger, der ehem. Redakteur der Mainzer Zeitung lebte in Paris. S. ME vom 13.11.1860; MEGA, III, 2, S. 519.
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8. W I L H E L M
Lieber Mohr,
LIEBKNECHT
AN K A R L
MARX
13 Neuenburger Str. Berlin 3. Juni [1864]
Du mußt mir bald ein paar Zeilen schreiben; ich komme hier sonst in eine ganz schiefe Stellung, da ich mich stets auf Dich berufen, oder richtiger auf Dich hingewiesen habe. Mit Lassalle stehe ich so: Er bot mir die Redaktion einer neu zu gründenden Arbeiterzeitung an. Ich erklärte mich bereit unter der Bedingung, daß Du und überhaupt die alten Parteileute mitwirkten. Er antwortete, daß er nichts Sehnlicher wünsche — und die Sache zerschlug sich. Auf dem Stiftungsfeste des allgemeinen] Arbeitervereins (vor 14 Tagen) hielt ich auf sein Bitten die Festrede. Ich gab einen Abriß der modernen Arbeiterbewegung, den Lassalle'schen Verein bloß im Vorbeigehn erwähnend. Hernach brachte ich einen Toast auf Dich aus (unter großem Beifall), Dich als Gründer oder doch wissenschaftlichen Träger unserer Partei hinstellend. Das ward mir von einem anwesenden Nachbeter Lassalle's sehr übel vermerkt, der jedoch von Anderen zum Schweigen gebracht wurde. Bei jener Gelegenheit hielt ich auch eine Gedächtnißrede auf den lieben guten Lupus, dessen Tod ich während der Sitzung erfahren hatte.1 Poor fellow! Ich hatte kurz vorher 2 alte Breslauer Freunde von ihm gefunden, die seines Lobes voll sind, und von denen der Eine, Baron Fircks ihm zu lieb mir die wichtigsten Dienste geleistet hat; der Wilhelm Wolff (1809-1864), einer der engsten Freunde und Kampfgefährten von Marx und Engels, war am 9. Mai in Manchester gestorben. 1
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andre heißt Behr. Fircks ist ein Parteigenosse und läßt sich Dir bestens empfehlen. Mit seiner Hülfe hoffe ich ein Loch in „die" hiesige Demokratie zu bohren, die eine schmähliche Wuth auf mich hat und sich nicht wenig freuen würde, wenn die Polizei mich auswiese. Um Letzterem vorzubeugen will ich mich auf Fircks' Rath hier niederlassen; er glaubt es durchsetzen zu können. Daß der Ausweisungsbefehl, den ich im Winter erhielt, in Folge des Einschreitens meiner Heymathsbehörden zurückgenommen wurde, habe ich Dir schon geschrieben. Doch um auf mein Verhältniß zu Lassalle zurückzukommen so halte ich, wie Du siehst, my distance, ohne mit ihm gebrochen zu haben, was ich unter den gegenwärtigen Verhältnissen noch für unzweckmäßig halte. Übrigens so große Dummheiten ihn auch seine Eitelkeit begehen läßt, er nützt doch auch, indem er etwas Bewegung in den Sumpf bringt, und namentlich sein Bastiat-Schulze2 hat unleugbar viel Gutes gewirkt. Wenn das Bismarck'sche Regiment zu Ende ist, und wir uns murcksen können, wird der Bruch wohl unvermeidlich sein, denn ich glaube nicht, daß er auf die Karte der Revolution setzen wird. Wie bereits gesagt, alle tüchtigen Leute im hiesigen (wenig zahlreichen) Lassallischen Verein sind für uns;8 Vahlteich in Leipzig der ehemalige Sekretär des Vereins, und früher Lassalle's Faktotum ist ebenfalls gut, und wird für uns wirken.4 Unter den hiesigen Arbeitern habe ich mir durch meine Vorträge ziemlichen Einfluß erworben. In dem Buchdruckerverein, wo ich am bekanntesten bin, sind mehrere prächtige Leute. Sie werden im Sommer eine Buchdruckerei (Assoziation) nebst einer Zeitung gründen, wozu ich ihnen durch Fircks die Mittel verschafft habe, — Schulze-Delitzsch geht rasch abwärts, seit er sich gegen das allgemeine Stimmrecht erklärte. Im Buchdruckerverein, der ihn sonst so heiß verehrte, wird jetzt gezischt, wenn man seinen Namen nennt.5 Von der Bewegung zu Gunsten des Coalitionsrechts (Strikes) unter 2 Ferdinand Lassalle, Herr Bastiat-Schulze von Delitzsch, der ökonomische Julian, oder: Kapital und Arbeit (Berlin, 1864). s Die Berliner Gemeinde des ADAV zählte im Februar 1864 nicht mehr als 35 Mitglieder, nach B. Becker „einseitige Lassalleaner, intriguirende Marxianer und verkappte Feudale". B. Becker Geschichte der Arbeiter-Agitation Ferdinand Lassalles (1875), S. 272. 4 Vahlteich, einer der Gründer und der erste Sekretär des ADAV, hatte 1864 eine stärkere Dezentralisierung des Vereins gefordert. Er wurde daraufhin vom Vorstand mit allen gegen zwei Stimmen ausgeschlossen. 5 Liebknecht hatte auf die Buchdrucker, die erste gewerkschaftlich organisierte Arbeitergruppe Berlins, starken Einfluß gewonnen. S.u.a. ME vom 18.11.1864 MEGA, III, 3, S. 205 und GBA, I, S. 126 und S. 134.
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den Druckern wirst Du gehört haben. Alle Arbeiter sympathisiren und werden sich mit der Zeit betheiligen; und diese Sache — quorum pars parva fui — ist tausendmal wichtiger, als die hiesige Agitation Lassalle's. Strikes nützen natürlich direkt nicht, aber es ist doch ein Kampf und der Kampf erregt Leidenschaften.6 Meine persönlichen] Verhältnisse sind noch schlecht, um kein schlechteres Wort zu gebrauchen. Der Franzose hat mir bloß für ganz kurze Zeit geholfen, und vorläufig bin ich Lohnschreiber für 3 Zeitungen;7 habe mich abzuarbeiten, wie ein Hund, und Abends, nach vollbrachtem Tagewerk, den baby herumzutragen — eine homöopathische Kur gegen die Müdigkeit. Nächste Woche kommt ein Brief von meiner Frau, die bisher keine Zeit zum Schreiben finden konnte. Sie grüßt Deine Frau, Jenny, Laura, Tussy, Dich und natürlich auch Lehnchen. Dasselbige thue ich, und Alice schickt Euch Allen Küsse, besonders ihrer lieben Tussy. Sie geht seit zwei Monaten in die Schule. Good bye. Wenn ich diesmal noch schlechter wie gewöhnlich geschrieben habe, so rührt das daher, daß ich soeben einen schweren Reisesack auf den ziemlich entfernten Bahnhof getragen habe, wovon mir die Hand zittert. Der Reisesack gehörte einem polnischen Insurgenten, der an mich empfohlen war < und den ich auch glücklich nach Leipzig, wo er sicher ist, befördre > und der den Bismarck'schen Spionen nun hoffentlich entronnen ist. Er (der Pole, nicht der Reisesack) hatte 7 Bajonettstiche, kaum geheilt, einer seiner Brüder ist in Sibirien, ein andrer wahrscheinlich von den Russen massakrirt. Die Familie, Dombrowski, war vor dem Aufstand sehr reich, jetzt am Bettelstab. Nach Schilderungen meines Flüchtlings geht es in Polen schauerlich zu, und Bismarck läßt die Flüchtlinge über die Grenze liefern — eine Infamie, die unsre feige Presse nicht an den Pranger zu stellen wagt. Adieul Lebe wohl, und laß etwas von Dir hören und wenn es nur ein Wort ist. Ganz der Alte (wenn nicht ganz der Alte, hoffentlich zum besseren verändert). Grüße an alle Freunde, und diejenigen Bekannten, welche eines Grußes werth sind. ^ . „r _ Dein W . L I E B K N E C H T Über die Koalitions-Bewegung bei den Buchdruckern schrieb Marx am 13.2. 1865 an Engels: „Notabene, Lassalle war gegen die Koalitions-Bewegung. Liebknecht improvisierte sie gegen L[assalle]s Willen bei den Berliner Buchdruckern. Draus erwuchs die Geschichte, deren sich Geck Becker jetzt bemächtigt hat." MEGA, III, 3, S. 236 and CBA, I, S. 126. 7 Nach Bebel schrieb Liebknecht damals für den Oberrheinischen Kurier in Freiburg i.Br., die Rechbauersche demokratische Tagespost in Graz und das Deutsche Wochenblatt in Mannheim. Später arbeitete Liebknecht auch einige lahre für die Frankfurter Zeitung. Bebel, I, S. 126. 6
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A propos. Kannst Du mir nicht die „Free Press" zuschicken? und noch eine Bitte: frankire Deinen etwaigen Brief an mich nicht, lege mir aber dafür 6 Penny Stamps ein. Ich habe keine Stamps mehr (Du weißt ich brauche sie für meine Briefe, die durch die Engl[ische] Gesandtschaft gehen) und mein Schwager, von dem ich sie bisher bekam, läßt nichts von sich hören.8 In den Familienpapieren Wilhelm Liebknechts befindet sich ein undatierter Brief eines Unbekannten, vermutlich eines Berliner Arbeiters, in dem Liebknechts Ausweisung aus Berlin auf die Kontrolle seiner Briefe nach England zurückgeführt wird: „Die Stimmung unter den Arbeitern über Dich ist verflossenen Sontag eine sehr gute gewesen. Schweitzer?] hat sich uns gegenüber wie ein reuiger Sünder benommen er kricht zu Kreuz Hfatzfeldt?] ist durch P[reuß?] bei dem Hern Minister eingeführt worden und wird wahrscheinlich Absolution erhalten haben. Sei nur sehr Vorsichtig mit Deinen Briefen den ich habe aus ziemlich sichrer Quelle erfahren das Deine Briefe nach England geöfnet worden sind und das dieses der Hauptgrund Deiner Ausweisung ist es ist am besten Du läßt die Adressen von andren schreiben" (I.I.S.G., Amsterdam).
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Berlin, 12. Juni 1864 13 Neuenburger Straße Fircks hat d[en] Artikel v[om] Grenzboten abgeschrieben und ich lege ihn bei. Dank für d[ie] Stamps. Das ist ja ein wahrer embarras de richesses. Dafür sollst Du aber auch eine tüchtige Menge v[on] Briefen bekommen.1 Lieber Mohr! Dank für den Brief. Mit dem Porträt des guten Lupus hast Du mir eine große Freude gemacht. Tags vorher war die Rede davon, ob wohl ein Photograph vorhanden, und meine Frau sagte, sie glaube nicht, da sie bei Euch keins gesehen.2 Um so angenehmer d[ie] Überraschung. Das Porträt ist obendrein vortrefflich. Der alte Bursche, wie er leibt und lebt! Ich kann mir denken, wie Du seinen Verlust fühlst. Ich hatte ihn doch nur kurze Zeit gekannt, und als ich die Todesanzeige las, wurde es mir ganz schwarz vor den Augen. He was a man.3 Fircks, der Dich grüßen läßt, wird aufschreiben, was er weiß. Ein kleiner Nekrolog von Eisner stand in der Breslauer Zeitung,4 Ich 1 S. Brief Nr. 18. Engels hatte ein „Original-Negativbild" von Wolff entdeckt und davon 24 Abzüge anfertigen lassen: EM 3.6.1864. MEGA, III, 3, S. 176 f. 3 Antonius über Brutus: W. Shakespeare, Julius Caesar, 5. Akt, 5. Szene. Wie Marx war auch Liebknecht ein großer Verehrer Shakespeares. 4 Der Nachruf auf Wilhelm Wolff befand sich bereits im Besitz von Marx, der ihn am 3. Juni Engels sandte. MEGA, III, 3, S. 174. 2
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will ihn auftreiben und Dir schicken. Eine blödsinnige, aber nicht schlecht gemeinte — sonderbar, trotz seiner Schroffheit hatte Lupus wirklich keine persönlichen Feinde — „Erinnerung an den Communisten Wolff" ist in Nr. 23 der „Grenzboten". 5 Der Verfasser dankt der gütigen Vorsehung, daß sie in Schulze einen Messias gesandt, der uns von dem Communismus „dieser sehr furchtbaren Verirrung des Geistes befreit hat, und zwar für immer. Sela." E s freut mich, daß D u meine Haltung hier im Wesentlichen billigst. Ich werde jetzt in regelmäßigem Verkehr mit Dir bleiben damit „Abweichungen" vorgebeugt wird. 6 Bravo, daß D u endlich aus dem Pech heraus bist, und Deine Ökonomie fertig machen kannst. 7 D u bist seit Jahren der erste meiner Freunde ( mich selbst mitgerechnet), dem was Gutes passiert ist. Daß die Ökonomie dem Schicksal der Nichtvollendung entgangen, wird unsrem Lassalle nicht sonderlich lieb sein. Seine ökonomischen Lorbeeren sind natürlich von dem Moment an futsch, wo Dein Buch erscheint. Übrigens habe ich Dein erstes Heft hier unter Arbeitern herumgegeben, und JEDER entdeckte, daß Lass[alle] seinen BastiatSchulze großen Theils von Dir gestohlen hat. 8 In dem Lassalle'schen Arbeiterverein gährt es. Wenn Lassalle das „diktatorische Wesen" und das „Liebäugeln mit der Reaktion" nicht aufgiebt, setzt es Skandal. Dieses „Liebäugeln" betreffend eine kleine Anekdote: vor seiner Abreise gab er ein Abendessen, 9 zu dem circa 20 Arbeiter eingeladen waren. Am Schluß hielt er eine Rede, gegen die Bourgeoisie. D a s sei der einzige Feind, und wir sollten ihm schwören, diesen Feind auf Leben und T o d zu bekämpfen, und dabei selbst vor der Bundesgenossenschaft mit dem Königthum nicht zurückzubeben. Bei diesen Worten sprang ich wüthend auf; er blickte verdutzt nach mir, wurde feuerroth und verwahrte sich sofort (seine eigentlich beendigte Rede wiederaufnehmend) gegen etwaige MißMarx erwähnt diesen Brief und den Artikel aus dem Grenzboten in einem Schreiben an Engels vom 16.6.1864. MEGA, III, 3, S. 180. 8 Liebknecht bezieht sich hier auf einen Antwortbrief von Marx, den dieser in einem Schreiben an Engels vom 7. Juni erwähnt. MEGA, III, 3, S. 177. 7 Der 1. Band des Kapital. 8 S. hierzu auch M E vom 18.11.1864: Schweitzer lernte „bei Liebknecht verschiedne unsrer Sachen kennen und ließ mir schon damals durch Lieb[knecht] sagen, wie erstaunt er sei, daß alles, was ihm an Lass[alle] gefallen, Plagiat". MEGA, III, 3, S. 204. • Lassalle stieß wegen seiner Politik auf wachsende Opposition der Berliner Gemeinde. Eine bei seinem letzten Besuch am 11. April „Liebknecht gegenüber fallen gelassene politische Bemerkung steigerte die oppositionelle Stimmung noch, so daß", wie Bernstein hinzufügt, „als Anfang September 1864 die Kunde von Lassalles Tod eintraf, es gerade in Berlin nicht möglich war, eine Totenfeier" zu veranstalten. GBA, I, 117 f; W. Liebknecht, Zwei Pioniere; M a y e r , } . B. v. Schweitzer, 102; Werner Muehlbradt, Wilhelm Liebknecht und die Gründung der deutschen Socialdemokratie (1862-1875) (Inl. Diss. Göttingen, 1950), S. 50. 5
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Verständnisse, das Königthum sei zwar an sich kein Feind d[er] Arbeiter, aber es wird ihnen auch nicht helfen — ohne Revolution kein Heil etc. Ich hatte nachher noch a little quiet talk with him, und er war sehr verlegen. Ein paar Tage später meinte er im Lauf d[es] Gesprächs „an meiner Stelle wäre er bei den Norddeutschen geblieben".10 Ich antwortete ihm trocken, wir hätten eben andre Ansichten. Er spielt ein so verwickeltes Spiel, daß er sich bald selber nicht mehr wird herausfinden können. Ehrlich ist er aber. Und daß ich dieß Dir gegenüber sage, zeigt Dir, daß ich Zweifel hatte. Dieser Tage wird Fricke, Opernsänger, zu Dir kommen. Er hatte voriges Jahr Deine Adresse verloren, was ihn sehr ärgerte. Gieb ihm if possible einige Exemplare von Vogt mit.11 Meine beiden Exemplare haben hier schon enormes geleistet, allein sie sind beinahe invalide und brauchen Hilfstruppen. Poor Meyen getraut Niemand mehr anzusehen, er fürchtet als Toby begrüßt zu werden. Zabel schwebt in Todesangst; er glaubt steif und fest, ich wolle ihm irgend einen Leibesschaden zufügen. Nun, so ganz dürfte er sich nicht irren. Denke Dir, mit Abel traf ich neulich in einer Gesellschaft zusammen. Als er meinen Namen hörte, fing er an, wie Espenlaub zu zittern, und ließ mir dann sagen, er habe den Artikel nicht geschrieben. Ich antwortete einfach, wer ihn geschrieben sei ein Schuft, und werde auch sein Theil noch abbekommen. Seitdem sucht er mich durch Zwischenträger von seiner Unschuld zu überzeugen. If not innocent, harmless he is certainly.12 — Über die Polen sollst Du mit d[er] Zeit Material haben. Dumas (nicht Alexander) Redakteur des Königsberger ,,Verfassungsfreundes" (ein schöner Name) und Verwandter des jungen Dombrowski, schrieb mir am 17. Mai: Dombrowski hat bisher ein Asyl bei Gutsbesitzern in Masuren gefunden, er ist aber nicht mehr 10 Liebknecht war von Braß als außenpolitischer Redakteur an die Norddeutsche Allgemeine Zeitung, das Organ der großdeutsch-demokratischen Richtung berufen worden. Als die Zeitung bald darauf in das Lager Bismarcks überging, legte er seinen Posten nieder. Wie Bebel berichtet, hat Liebknecht wiederholt erklärt, Lassalle habe ihm „noch ein Jahr nach seinem Austritt aus der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung' einen Vorwurf daraus gemacht, daß er seine Stellung aufgab". Liebknecht in Demokratisches Wochenblatt vom 17.10.1868; Bebel, I, S. 126; Mayer, J. B. v. Schweitzer, S. 122. " Karl Marx, „Herr Vogt". i 2 Der demokratische Journalist Eduard Meyen, der im Hamburger Freischütz für Vogt Partei ergriffen hatte, wurde von Marx mit dem Hund Toby auf dem Titelblatt des Tünch verglichen („Herr Vogt", S. 140 ff.). Gegen Friedrich Zabel, den Chefredakteur der liberalen Berliner Nationalzeitung, der die Anschuldigungen von Vogt gegen Marx in zwei Leitartikeln zusammengefaßt hatte, war von Marx Klage erhoben worden („Herr Vogt", S. 138 ff. u. 151 ff.). Dr. Karl Abel verfaßte die Berliner Korrespondenzen des Daily Telegraph, der die Argumente der Berliner Nationalzeitung in einem Artikel "Die journalistischen Helfershelfer Österreichs" am 6.2. aufgegriffen hatte. S. "Herr Vogt", S. 145 ff., sowie die Erklärung von Marx an den Herausgeber des Daily Telegraph,
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sicher, da Bismarck durch Auslieferung aller Polen, auch derer, die sich ruhig verborgen hielten, Rußlands Unterstützung auf den Conferenzen gewinnen zu wollen scheint." Und am 30. Mai schrieb Dumas: „In Folge der durch Preußische Behörden bewirkten Auslieferung wurden die unglücklichen Opfer Angesichts der Grenzbevölkerung und der PBEUSSISCHEN MILITÄRPATROUILLE theils GEHENKT, theils ERSCHOSSEN; dies bewog verschiedene angesehene Personen aus jenen Gegenden so energische Proteste nach Berlin zu schicken, daß vor 14 Tagen der telegraphische Befehl von da einlief, die Auslieferung zu sißiren. Bald wurde dieser Befehl aber dahin erläutert, daß man Kategorien machen solle, welche Klassen der Polen auszuliefern seien und welche nicht. So steht's jetzt—. Wer den Preußischen Behörden nicht gefällt, wird ausgeliefert. Und diese infame Regierung spielt jetzt in Deutschland d[ie] liberale! Und kein Fortschrittsblatt zieht diese Scheußlichkeiten ans Licht!18 Wir sind alle wohl. Wenn meine Frau kann, legt sie einige Zeilen bei. Grüße an EUCH ALLE. — Wenn es bis zum Herbst nicht besser geht, komme ich wieder nach London,u Was ich hier habe, habe ich auch dort, und London ist billiger als Berlin. Dein W. L. 15 Am 7.6. schrieb Marx an Engels: „Du siehst aus L[iebknecht]s Brief, wie die preußischen liberalen Zeitungen zu feig sind, die fortwährende Auslieferung der polnischen Flüchtlinge von preußischer Seite auch nur zu konstatieren. Der Bism[arck] hat sie mit der schleswig-holsteinschen Geschichte maustot gemacht". MEGA, III, 3, S. 178. « S. Brief Nr. 11, Anm. 6.
1 0 . KARL MARX AN W I L H E L M
Lieber Library,1
LIEBKNECHT
[Gegen Ende November 1864]
Am liebsten wäre mir, wenn d[ie] Uebersetzung d[er] Adresse2 in „Reform" u. „Rheinische Zeitung" erschiene. Es muß natürlich gesagt werden, daß d[as] Original Englisch u. es schadet nichts, wenn ich als der Verfasser genannt werde. D[ie] Bourgeoisblätter grollen uns noch, daß v[on] A. Lincoln's Antworten auf d[ie] verschiednen Congratulationsadressen auf seine Reelection, nur d[ie] Antwort auf die unsre mehr als ein formelles acknowledgment des receipt war.3 Salut D.K.M. Liebknechts Spitzname in der Familie Marx. Address of the IAA, die am 24. November in London erschien. ' Am 10.2.1865 schrieb Marx an Engels, der „Umstand, daß Lincoln uns so höflich und der .Bourgeois Emancipation Society' so grob und rein formell geantwortet," habe die englische Presse und die ,Klubs im Westend' verärgert. „Du begreifst, wie wohl das unsern Leuten tut". MEGA, III, 3, S. 232 f. 1 2
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11. W I L H E L M L I E B K N E C H T A N K A R L
MARX
[Anfang Februar 1865] 1 Lieber Marx! Daß die Heß'sche Taktlosigkeit 2 so unangenehme Wirkungen gehabt hat, thut mir wahrhaftig leid genug, aber ich habe Dir doch geschrieben, wie die betreffende Correspondenz so spät einlief, daß ein genaues Abwägen unmöglich war, wenn sie nicht ganz zurückgestellt werden sollte; und ich habe Dir auch geschrieben, wie ich damals körperlich furchtbar erschöpft war (seitdem bin ich allen Ernstes erkrankt). Hiermit will ich übrigens nicht an Dein Mitleid appelliren, sondern Dich bloß zu einer einigermaßen gerechten Auffassung mir persönlich gegenüber auffordern. Im Heß'schen Brief No 2 kann ich nichts Schlimmes sehen. Das Blatt steht der „Assoziation" zu Gebote, 8 und wird für sie thun, was nur möglich. Daß Gegner der „Assoziation" an der Zeitung mitarbeiten, dafür kann ich nichts, das wußtest D u aber so gut wie ich von Anfang an. Der „Sozialdemokrat" in seiner jetzigen Gestalt ist das Produkt eines Compromisses, und jedes Compromiß hat für beide Theile seine Unannehmlichkeiten. Ich sah dieselben voraus, und obgleich ich dennoch das Zustandekommen des Blattes wünschte, so machte ich doch meine Mitarbeiterschaft von Deiner Betheiligung abhängig. Und auch jetzt noch ist sie davon abhängig. Ich weiß sehr wohl, daß ein Compromiß 4 denen, welche ihn eingegangen sind, die Verpflichtung auferlegt, einander nicht anzugreifen. Aber D u selbst hast ja zugestanden, M[oses] Heß habe bona fide gehandelt. Taktlosigkeiten und Angriffe sind immerhin 2 verschiedene Dinge. Was die Lassallerei betrifft, so ist sie vor der Hand noch unvermeidlich. Der Verein, dessen Organ d[ie] Zeitung, ist von Lassalle gegründet, und erst durch Deine resp. unsre Bemühungen kann den Leuten klar gemacht werden, daß Lassalle nichts Neues aufgestellt, das Vorgefundene nur verhunzt hat. Dieß habe ich für ein wesentliches Ziel unsrer Mitarbeiterschaft im Sozfial] Dem[okrat] gehalten. 1 Der Brief muß am 6. Februar in London vorgelegen haben, da er an diesem Tag von Marx in einem Brief an Engels erwähnt wird. 2 ME vom 25.1., 30.1., 3.2., 6.2., 10.2., 13.2., 18.2. und EM vom 27.1., 5.2., 7.2., 9.2. 1865. MEGA, III, 3, S. 216 ff. s Gemeint ist die IAA. 4 Am 7.2.1865 schrieb Engels unter Bezugnahme auf diese Stelle an Marx: „Der Liebknecht wird immer dummer. Das nennt er einen Kompromiß, daß wir nicht nur stillschweigend alle die Dummheiten sanktionieren sollen, die in dem Blatt passieren, sondern auch uns noch gefallen lassen, daß das Blatt gegen allen Komment unsre eignen Sachen und Agitationen verdächtigt." MEGA, III, 3, S. 228 f.
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Weit mehr, das muß ich gestehen, als diese Reibereien innerhalb des Blattes beunruhigt mich das ganze Verhältniß der Zeitung zui Regierung. Ich bin entschlossen, nicht die geringste Conzession an Bismarck zu machen; aber unter den Anhängern Lassalles denken Viele anders. Auf der andern Seite ist es gewiß, daß wir die Regierung nicht vor den Kopf stoßen dürfen. Es wäre mir sehr lieb, wenn Du Dich über diesen Punkt einmal eingehend äußertest.5 Ich glaube das Beste wäre, die innere Politik möglichst zu ignoriren. Das Druckfehlerverzeichniß, das Du schickst, hat mich in einiges Erstaunen versetzt. Fast alle, wo nicht alle der von Dir markirten Druckfehler sind von mir korrigirt, von den Setzern aber, wie ich jetzt sehe, nicht abgeändert worden. Beiläufig habe ich über 6 Stunden an Deinem Aufsatz korrigirt. Falls die Dinge sich so gestalten sollten, was ich jedoch nicht hoffen will, daß wir den Sozial-Demokrfat] verlassen müssen, bitte ich Dich an Engels und Imandt zu schreiben, ob sich im Norden Englands oder in Schottland keine Lehrerstelle, und sei das Einkommen noch so gering, für mich findet.6 Denn dann ist meines Bleibens in Deutschland nicht mehr. In London habe ich kaum die Hoffnung, mich durchschlagen zu können. Amerika möchte ich aber ganz bis zuletzt aufsparen. Zum Schluß noch Eins. Bedenke, daß meine Thätigkeit an dem S[ocial] D[emokrat] bisher hauptsächlich] eine mechanische war, daß ich von anderweitigen Arbeiten zu sehr überhäuft war, um dem Blatt die ganze Aufmerksamkeit zu schenken, die ich ihm gerne geschenkt hätte. Schweitzer und ich sind vorläufig allein in der Redaktion, und wie Du aus Erfahrung weißt, dauert es nach Gründung einer Zeitung immer einige Zeit ehe alles so im Geleise ist, daß man sich nicht mit kleinlichen Details abzuquälen hat. Daß der Lassalleanismus, über den Du Dich allzu stark beklagst, anderen nicht stark genug erscheint, siehst Du aus beiliegendem Zettelchen, das ich soeben von der Gräfin erhalte (Ich korrigire ihr die Lassallebroschüre, da ich die Verantwortlichkeit für den Inhalt nicht übernehmen kann).7 Engels schrieb daraufhin am 7.2. an Marx: Aber wie naiv von Liebknecht, daß er verlangt, wir sollen ihnen klarmachen, wie sie sich zur Regierung zu stellen haben, während er sich doch vor allen Dingen von Herrn Schweitzer kategorische Erklärungen ausbitten sollte, wie dieser sich zur Regierung stellen will." MEGA, III, 3, S. 229. 8 In seinem Brief an Marx vom 7.2. stellte Engels Überlegungen an, wie man Liebknecht in England weiterhelfen könne: „ . . . Kinderunterricht, wie Lupus ihn gab, wird schwer zu erlangen sein; er kann indes ja versuchen, was zu machen ist". Ebd. 7 Die Gräfin Hatzfeldt hatte Bernhard Becker beauftragt, die letzten Tage Ferdinand Lassalles in einer kleinen Broschüre darzustellen. Nach ihrem Zerwürfnis 5
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Der Kladderadatsch der Gräfin mit Becker ist da, Näheres, sobald ich Näheres weiß.8 Dein W.L. (Verte) Schweitzer bin ich noch die Erklärung schuldig, daß er stets mit der größten Loyalität gehandelt hat, so daß ich einen Bruch des Verhältnisses mit ihm doppelt bedauern würde. Sobald ich körperlich etwas auf dem Strumpf bin, und ein Bischen mehr Muße habe, schreibe ich Dir einmal in Ruhe des Längeren — wenn es nämlich bis dahin nicht zu spät ist. [Zusatz von Karl Marx:] Liebknecht's Privatadresse ist, 13 Neuenburger Straße, Berlin, (Du kannst, sobald Du privatim schreiben willst, an Airs. Liebknecht unter dieser Adresse schicken. Der arme W. Lieb[knecht] ist offenbar in peinlicher Situation. Man muß ihm sagen, daß es biegen oder brechen muß. Im letzten Fall, meine ich, könne er sicher als Schulmeister in Manchester sein ehrlich Brod finden. mit dem Präsidenten des ADAV bat sie Ende November 1864 Liebknecht, die Arbeit fortzuführen. Die Schrift wurde nicht veröffentlicht. Den obenstehenden Brief erwähnt Marx in einem Schreiben an Engels vom 6.2.: „Ich lege einliegend bei Brief des unglücklichen Liebknecht und Wisch an ihn von Seite der alten Hatzfeldt, der immer noch nicht genug ,Lassalle' in dem Blatt." MEGA, III, 3, S. 227. Das Billet der Gräfin, das sich im I.I.S.G. Amsterdam befindet, hat folgenden Wortlaut: „Lieber Liebknecht, es ist mir heute noch absolut unmöglich irgend meine Gedanken zu sammeln. Ich habe zwar gearbeitet aber die Hände zittern der Kopf will nicht es kommt zu viel auf einmal. Haben Sie etwas von Becker erhalten? Auch von Yorks höre ich nichts. Es scheint eine wahre Animosität bei Manchen gegen L[assalle] sogar zu herrschen. Wie werde ich erleichtert sein wenn ich Alles dieses hinter mir habe." 8 In seiner Hamburger Rede vom 22. März hatte Becker einen von Beleidigungen strotzenden Angriff gegen die Gräfin Hatzfeldt und die „Partei Marx" geführt. Social-Demokrat vom 26.3.1865.
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L I E B K N E C H T AN KARL
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[Februar 1865] Lieber Mohr! Es ist mir lieb, daß Du mir wenigstens wieder in beßrem Humor schreibst. Du begreifst nicht, wie mich Dein letzter Zettel gekränkt hat; er traf mich, als ich an der wahnsinnigsten Kopfgicht litt, und in Folge von Überarbeitung nervös so gereizt war, daß ich ein Hirnfieber befürchtete, und zu Bett liegen mußte. In der heutigen Nummer findest Du eine Erklärung des Heß.1 Ich i
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Social-Demokrat Nr. 21 vom 12.2.1865.
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sozial-demokratisches Bein zu stellen suchen. Marx wird Dir schon mitgetheilt haben, daß ich hier, event[uell] irgendwo anders in Deutschland bleiben werde. Die Idee, nach Engs Am 20. März „erbat sich Herr Liebknecht" auf der Versammlung der Berliner Gemeinde des A D A V „ d a s Wort, um sich wegen seiner Angriffe auf das Vereinsorgan zu rechtfertigen, was er durch Verlesung einer zur Veröffentlichung in den Blättern bestimmten Erklärung nebst beigefügten Bemerkungen that". Der SocialDemokrat, Nr. 37 vom 22.3.1865. * Auf der Versammlung vom 27. März. S. den folgenden Brief, Nr. 16. s Bernhard Becker hatte die „Partei M a r x " am 22.3. in H a m b u r g mit außerordentlicher Schärfe angegriffen. Er sprach dabei von einer Clique von drei Personen: „Meister Marx, seinem Sekretär Engels und seinem Agenten Liebknecht." Der Social-Demokrat, Nr. 39, vom 26.3.1865. 6 Nach Bernstein stand die Masse der Berliner Maschinenbauer damals noch auf dem Boden der Fortschrittspartei. GBA, I , 98, 159. i S. Brief Nr. 14, Anm. 4.
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land überzusiedeln ist also vorläufig auf[ge]geben.8 Darum bin ich Dir nicht minder dankbar für Dein freundschaftliches Anerbieten, und für die Bemühungen, Nachforschungen etc. in der Sache. Meine Frau, die Dir von Herzen dankt, läßt Dich grüßen. Kennst Du Lange in Duisburg, der die Broschüre über die „Arbeiterfrage" geschrieben hat? 9 Er hat sich an mich gewandt! Wie stehst Du mit Becker (Rheinische] Zeit[ung])? Ich habe schon deshalb < a n > bei Marx angefragt aber keine Auskunft erhalten. Becker < i s t mit Marx> hat vor 3 Monaten an Marx geschrieben, und mir jetzt Avancen machen lassen.10 Soeben fällt mir noch ein, Weiß sagte mir gestern, Deine Broschüre habe Seitens der Abgeordneten „ernste Beachtung" gefunden. Isn't it flattering? Ceterum censeo, daß Dein Buch über die Lage der arbeitenden] Klassen eine neue Auflage erleben muß und das schleunigst, und daß Marx seine Ökonomie fertig machen muß und das schleunigst,u Lassalle hat jedenfalls den Boden für uns bestellt. Besäen wir ihn mit dem richtigen stuff, nicht mit dem Windkorn, das er in petto hatte. Goodbye. Herzlfichen] Gruß an Dich und your Missus. Was ich Dir über d[en] Arbeiterverein etc. geschrieben, kannst Du Marx mittheilen, sobald er zurück ist. S. Brief Nr. 14. Über die schwierigen persönlichen Verhältnisse von Liebknecht hatte Marx an Engels am 18.3. geschrieben: „Beiliegend auch mir von Liebknecht zugeschickte Nummer der ,Rhein[ischen] Zeit[ung]' mit his speech. Seine Frau hat der meinen geschrieben; es geht ihnen hundeschlecht. Er war noch S £ am Social-Demokrat schuldig etc. Ich kann ihm in diesem Augenblick nichts schicken." MEGA, III, 3, S. 257. 9 Die Arbeiterfrage von Friedrich Albert Lange war im Januar 1865 erschienen. S. dazu EM vom 6.3., EM vom 11.3. und ME vom 7.5.1865. MEGA, III, 3, S. 249, S. 251, S. 267, sowie Bebel, I 97 ff. i» Zu dem Schreiben H. Becker's an Marx s. ME vom 8.12., ME vom 22.12.1864 und ME vom 3.2.1865. MEGA, III, 3, S. 212, 215, 224. ii Gemeint sind Friedrich Engels Die Lage der arbeitenden Klasse in England, und der 1. Band des Kapital. S. auch Brief Nr. 17, Nr. 30 sowie Nr. 31. 8
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ENGELS
13 Neuenburger Str. 29. März [1865] Lieber Engelsl Nach meinem Austritt aus dem Schmutz Demokrat wandte ich mich an Marx mit der Bitte, mir 5 £, vorzustrecken. Vor 8 Tagen schrieb er mir, er habe das Geld gerade nicht parat, sich aber deshalb an Dich gewandt. Nun brennt jetzt die Sache auf den Nagel; am 3tten Aprfil] spätestens muß die Miethe bezahlt sein, und da mein Geld 50
für andre Geschichten drauf ging, bin ich ganz blank. Willst Du mir nicht die 5 £. St. umgehend schicken? Wenn nicht um meinet — doch um Marx's willen? Bedenke, daß der Kladderadatsch mit dem Saublättchen mich finanziell sehr hart getroffen hat. Nicht, daß ich gegenwärtig weniger verdiente. Aber das Blatt bezahlte monatlich voraus; während ich dafür arbeitete, mußte ich meine sonstigen Blätter vernachlässigen, und letztere zahlen überdieß blos postnumerando. Außerdem hatte ich von Schweitzer einen kleinen Vorschuß.1 Auf diese Weise mußte natürlich eine böse Finanzlücke entstehen. Apropos, wäre es nicht möglich, mir wenn auch noch so bescheidnes Engagement beim Manchester Examiner and Times zu verschaffen, etwa für 1 Brief pr. Woche? Ich glaube gehört zu haben, daß Du die Redakteure oder Eigenthümer kennst. Aus dem Sozial-Demokrfat] siehst Du, wie ich mich hier herumzuschlagen habe.2 Mein Antrag, Becker als niederträchtigen Schurken und unheilbaren Idioten auszuschließen wird hier durchgehen; auch mein andrer Antrag den Sozial-Demokrat zu verdammen u. unsren Austritt für durch Pflicht und Ehre geboten zu erklären. Diese Hallunken verstecken sich mir gegenüber hinter den toten Lassalle und den lebendigen Bismarck, so daß ich gezwungen bin, den ersteren scharf zu kritisiren , wodurch ich viele Vereinsmitglieder (außerhalb Berlin's) vor den Kopf stoßen muß; und Bismarck anzugreifen, was seine Gefahren hat. Am Montag3 sprach ich von dem „Mann", der seine Mannhaftigkeit im Kampf mit „alten Weibern" bewiesen (Lassalle: „wenn wir mit B[ismarck] Kugeln wechseln, müssen wir sagen, er war ein Mann und die Fortschrittler sind alte Weiber) 4 von den S. auch ME vom 18.3.1865. MEGA, III, 3, 257. Der Social-Demokrat berichtete am 29, März in einer vom Vortag datierten Berliner Meldung u.a.: „Die gestrige Versammlung bot ein trauriges Bild: Die vereinten Marx'schen und Hatzfeldt'schen Agenten hatten sich dieselbe zum Tummelplatz für ihre Angriffe auf die politische Haltung Lassalle's, die Generalversammlung des Vereins, den Präsidenten desselben etc. erkoren. Auf der Tagesordnung stand: Debatte über die Haltung des Vereinsorgans. Allein man ging sehr bald von diesem Gegenstande ab, um einen Antrag des in der letzten Rede des Vereinspräsidenten gekennzeichneten Herrn Liebknecht zu diskutieren, dahin lautend: ,den Vereinspräsidenten als niederträchtigen Schurken und unheilbaren Idioten vom Verein auszuschließen'..." S. hierzu auch GBA, I 132 ff. und Mayer, Schweitzer, S. 125. 3 Die Versammlung fand Montag den 27.3. im Lokal „des Hm. Gaster, Mauerstraße 78" statt. 4 Bernhard Becker hatte in seiner Hamburger Rede am 22. März die Haltung des Social-Demokrat verteidigt und dabei den folgenden Satz aus Lassalles Ronsdorfer Rede zitiert: „Und wenn wir Flintenschüsse mit Hrn. v. Bismarck wechselten, so würde doch die Gerechtigkeit erfordern, noch während der Salven einzugestehen: er ist ein Mann, jene aber sind — alte Weiberl" Beilage zum Social-Demokrat vom 26.3.1865. 1
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sogenannten „glänzenden Erfolgen" der „Fridericianischen Politik", von der Annexation, die ich mit starken Seitenhieben auf Lassalle als einen schwarz-weißen Staatsstreich nach Außen bekämpfte; 5 und vom oktroyirten Allgemeinen] Stimmrecht, ebenfalls mit obligaten Seitenhieben auf Lassalle. Bei letztrem Thema mußte ich wiederholt sagen, ich spreche ja von Frankreich, sonst hätte mich die Polizei nicht zu Ende reden lassen. Ich benutzte auch die Gelegenheit, auf Deine Broschüre hinzuweisen. Daß ich die schuftigen Verleumdungen des Becker gebührend traktirte versteht sich von selbst. 6 Eine kurze Erklärung gegen ihn ist (abgeschwächt und verstümmelt) in d[er] heutigen „Reform" und wird in der „Rheinischen] Z[ei]t[u]ng" erscheinen. Schweitzer verklage ich wegen Veröffentlichfung] d[er] Schmutzrede. Hoffentlich thut Marx dasselbe. Auf eine Zeitungs- oder gar Broschüren-Polemik kann man sich mit solchen Lumpen doch nicht einlassen. Wenn Marx nur auf ein paar Tage nach Berlin kommen, oder wenigstens ein kurzes populäres Flugblatt über die Stellung unsrer Partei schreiben wollte, wären wir absolute Herren der Bewegung. Lebewohl. Mit herzlichem] Gruß Dein W . LIEBKNECHT
Nachschrift. Den 1. April. Wegen der Miethe habe ich Arrangements gemacht (Wechsel) aber die Schwierigkeit ist bloß auf ein paar Wochen hinausgeschoben. Meine Anträge im Verein habe ich sämmtlich durchgesetzt, zum unbeschreiblichen Ärger der Gräfin, die Lassalle in den Resolutionen verherrlicht wissen wollte. Die Erklärung von Marx über sein Verhältniß zu Lassalle ist in der heutigen „Reform". 7 Daß Marx selbst den Lassalle jetzt nicht 5 A m 23.2. schrieb Marx an Kugelmann, die Gräfin Hatzfeldt h a b e versucht, den A D A V und den Social-Demokrat der Bismarck'schen Politik „zur Disposition" zu stellen. „ D i e Annexation von Schleswig-Holstein sollte im ,Social-Demokrat' proklamiert, Bismarck ü b e r h a u p t als Patron anerkannt werden e t c . " « Becker hatte den bisherigen Bevollmächtigten der Berliner G e m e i n d e Metzner a m 29.3. suspendiert und durch Heinrich Roller ersetzt. Roller erklärte daraufhin am 30.3. die „ a u f heute angesetzt gewesene V e r s a m m l u n g " f ü r a b g e s a g t . T r o t z d e m f a n d e n sich nach d e m Bericht des Social-Demokrat „ 2 3 Personen, worunter etwa 15 bisherige Vereinsmitglieder, zusammen, erklärten den Präsidenten f ü r einen .Idioten* e t c . " Social-Demokrat vom 31.3., 2. u n d 5.4.1865. D e r T e x t der Resolution in G B A , I 134. 7 D e m Herausgeber ist es leider nicht gelungen, den betr. J a h r g a n g der Reform aufzufinden. D i e E r k l ä r u n g von Marx wurde am 9.4.1865 von d e r Koburger Arbeiterzeitung nachgedruckt. S. auch Karl-Heinz Leidigkeit, Wilhelm Liebknecht und August Bebel in der deutschen Arbeiterbewegung 1862-1869 (1957), S. 56.
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angreift, scheint mir taktvoll; aber auf die Kritik darf darum nicht verzichtet werden, denn der einzige etwas „ziehende" Vorwurf, den die Lassalleaner uns zu machen haben, ist, daß wir Lassalle nicht unterstützt, aus Eifersucht, kleinlichen persönlichen] Rücksichten, Feigheit etc. uns zurückgehalten hätten.8 Bernhard Becker hatte in seiner Hamburger Rede von Marx u.a. behauptet: „Der blasse Neid über Lassalle's Größe zernagte ihn. Er wurde krank. Aber er wagte es nicht gegen Lassalle aufzutreten, denn er wußte recht wohl: der war ihm weit über den Kopf hinausgewachsen und würde ihn mit seiner Riesenkeule gleich dem Bastiat-Schulze mausetodt geschlagen haben." Social-Demokrat vom 26.3. 1865.
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17. W I L H E L M
L I E B K N E C H T AN
FRIEDRICH
ENGELS
13. Neuenburger Str. Lieber Engels!
4. April 1865
Folgendes zur Information: Die Anträge sind sämtl[ich] durchgegangen — Verdammung des Social-Dem[okrat] Billig[ung] unsres Austritts; Becker ein niederträchtiger Verleumder und unheilbarer Idiot (letzteren Passus — vom Idiot — wollte ich fallen lassen, aber der Verein litt es nicht). Ferner ist gestern beschlossen worden: „Der Verein hält an den von Lassalle verfochtnen Prinzipien fest und erklärt jede Allianz mit der Reaktion sowohl wie mit der Fortschrittspartei für ebenso unklug als unwürdig". 2tens: „Der Verein weiset jede Beeinflussung Seitens der Gräfin Hatzfeld[t] sowie Seitens der Mutter Lassalle's mit Entschiedenheit zurück". Was den ersten dieser beiden Beschlüsse betrifft, so lautete der ursprüngliche (Hatzfeldt'sche) Antrag, (eingebracht, weil in meinen — angenommenen — Anträgen nicht von einer Lassalle'sehen Partei, sondern von einer Arbeiterpartei die Rede war), wie folgt: Der Verein hält an den Prinzipien Lassalle's fest. Dieß bekämpfte ich, ausführend daß die sogenannten „Lassalle'schen Prinzipien", nur die abgeschwächte Popularisirung der Marx'schen und Deiner Arbeiten seien; daß ich aber aus Pietät für den Stifter des Vereins gern seinen Namen in der Resolution lassen wollte, ich schlug dann - die obige Fassung vor, die auch angenommen wurde, nachdem ich in schärfster Form den Nachweis geleistet, daß Lassalle der Schüler des Marx war, und daß die „von ihm verfochtnen Prinzipien" also nichts andres seien, als die von den „Sykophanten" sogenannten „Marxschen Prinzipien". Die Agenten der Hatzfeld[t] (sie ist die „geheimnißvolle Person", die Himmel und Hölle etc.) setzten Himmel und Hölle in Bewegung, um meine Fassung mit den Zusatz betr. d[er] Allianz mit der Reaktion 53
zu hintertreiben — jedoch umsonst. Schließlich ging noch der andre Antrag durch, der uns von den „Lassalleanern" par excellence für immer befreit. Apropos, ich würde den Lassalle ganz entfernt haben, wenn es nicht absolut nöthig wäre, daß wir die Fiktion des Allgemeinen] Deutschen Arb[eiter] Vereins aufrechterhalten. Sagten wir uns los, so müßten wir bei der Polizei um die Erlaubniß zur Gründung eines neuen Vereins ansuchen, und diese bekämen wir nimmermehr. Jedes der jetzigen Mitglieder weiß aber, daß es mit der Lassallerei vorbei ist. Ich werde die „Gemeinde" hier stärken, frisches Blut hineinleiten, und je nach d[en] Umständen weiter gehen. Daß D u und daß Marx, von dem ich gleichzeitig einen Brief bekam, mein < j e t z i g e s > Auftreten anerkennt, freut mich sehr; ich fühlte mich bisher etwas vereinsamt; jetzt wo ich den Rücken gedeckt habe, schlage ich auch lustiger drein. Näheres in 2 od[er] 3 Tagen. Die 6 Thaler waren ein wahres God send, die beabsichtigte Finanzoperation ist mir mißglückt, und ohne diese lieblichen Papierchen — D u Glücklicherl der 5 Monate nicht wußte, was damit machen! — hätte ich meine Miethe gestern nicht zahlen können. But, caeterum censeo, if you can send me, what I asked you for, you will make me happy. I am in dreadful difficulties. Denke Dir, die Gräfin, hat — um mich aus Berlin zu vertreiben — einen Kerl („Baron") der mir früher ein Anlehen aufdrängte, und dafür wohlweislich einen Schuldschein von mir nahm, dazu bestimmt, diesen Schuldschein zu verkaufen so daß ich, wäre der Jude nicht anständiger gewesen, als der Baron, < C g e g e n w ä r > in ein paar Tagen in den Schuldthurm, die berühmte „Villa Sanftleben" zu wandern hätte (doch ich glaube, das habe ich Dir schon erzählt). Dieses Weibl Und wie sie erst jetzt Feuer und Flammen gegen mich speien wird! Den Zettel von Marx, den ich Dir dummerweise geschickt, verbrenne. In größter Eile. Dein W.L. Das erste Blatt dieses Bogens schneide ab, und schicke es an Marx, wenn D u nicht vorziehst, ihm das Nöthige selbst zu schreiben. Marx will sofort Information. Und ich kann heute keine zwei Briefe schreiben; überdieß ist er noch nicht in London. Wo ist Deine „Lage der arbeitenden] Klassen" zu bekommen? Willst Du nicht eine neue Ausgabe vorbereitenP Now is the time. Ich muß das Buch in mehreren Exemplaren haben. Käufer in Menge. 54
Wenn Du einige „Kommunistische Manifeste]" und „Kölner Prozesse", hast schicke sie sofort pr. Adr[esse] Mr. J. Dare, Corrfespondent] of the Morning Star, 13 Linden Str. Berlin. Noch einen Spaß. Bei den letzten Wortzänkereien erzeugte ich Lachkrämpfe durch meine Bemerkungen über Moses Heß den „Vater des Communismus od[er] Sozialismus". Daß sei er allerdings, in dem Sinn, wie der Pavian oder Orang Utan der Vater des Menschen etc. etc. Das wird stenographirt.
18. W I L H E L M L I E B K N E C H T AN F R I E D R I C H
ENGELS
Samstag den 8. April 1865 Lieber Engels! Tausend Dank! Ich weiß wahrhaftig nicht, was ich ohne Deinen freundschaftlichen] 5 Pfund schweren Verstoß gegen die politische Ökonomie hätte anfangen sollen. Es ist wahrhaftig, als hätte die gütige Vorsehung es darauf abgesehen, mir dieses Jahr allen möglichen Schabernack zu spielen. Erst meine Kleider gestohlen, dann die Kinder krank, dann die Frau krank, dann wieder ein Kind krank, dann jetzt wieder die Frau krank, und dabei immer als obligate Begleitung die sozialdemokratische Schweinerei (die der Hatzfeldt eingeschlossen, welche Dame mir vorgestern einen 4 Seiten langen, kreuz und quer geschriebnen Fischweibsbrief schickte, und mich gestern flehentlich um Hülfe bitten ließ. Sie ist halbverrückt). An Becker 1 hat mir Marx einen Empfehlungsbrief geschickt. Ich war aber schon vorher (nach der Becker „Idiot"schen Rede) bei dem Mann, und wurde sehr freundlich empfangen. Ich werde Deine Andeutungen im Auge behalten. In der Kammer hat sich Becker übrigens schlecht benommen, z.B. in der Eisenbahnfrage für die Regierung] gesprochen und gestimmt. Heute gehe ich zu ihm, um zu sehen, ob er mir in meinem Prozeß gegen den Soz[ial] Demokr[at] behülflich sein will und kann. Vielleicht findet er mir einen Advokaten, der die Sache auf Spekulation oder um d[er] Ehre Willen übernimmt. Der Lassalle'sche Arbeiterverein, d.h. was noch davon übrig ist, läuft offen in's Bismarck'sche Lager. In Iserlohn (S.Soz[ial]-Demokrat vom Freitag) und anderwärts feierten sie in serviler Weise (mit telegrfaphischen] Glückwünschen) des Königs Geburtstag.2 Logik d[er] Dr. Hermann Heinrich Becker, ehem. Mitglied des Kommunistenbundes. Der ADAV Iserlohn hatte dem preußischen König ein Geburtstagstelegramm gesandt und sein Versammlungslokal mit einem Transparent: „Heil dem Könige,
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Thatsachen. Was Lassalle zu dieser Logik sagen würde. Nun, < e r war> er hat sie auf dem Gewissen. Der arme Bursche! Sein Name ist jetzt zu einer Ägide gegen die Polizei geworden. Ich erfahre aus „bester" (wirklich guter) Quelle, daß wir sofort aufgelößt worden wären, wenn wir uns am Montag förmlich von Lassalle losgesagt hätten.3 Lange wird die Auflösung auch so nicht auf sich warten lassen. Wagener (von Dummerwitz), läßt durch seinen Agenten und Spion (Lassalles „Freund") den „Arbeiter" Preuße,4 dem loyalen Theil des Allgemeinen] Dfeutschen] Arb[eiter]Vereins (in Berlin) die Mitglieder des „Volksvereins" zuführen. (der loyale Theil 6 besteht aus Schweitzer, Hofstetten,6 Roller, armer Teufel, der für die 20 rh monatlich] die er als Expedient d[es] Sozialdemokrat] bekommt, den servant for all work machen muß7 — besagtem Preuße und einem gewissen Schlingmann, der ein unverkaufbares Opus des Bernh[ard] Becker verlegt hat).8 Uns dagegen schickt man jedesmal 2 Polizeidiener, die jedes Wort, das ich spreche aufzunotiren haben. Man will mir, glaube ich, einen Prozeß anhängen. Einen größern Gefallen könnte man mir beiläufig nicht thun. Ich fürchte nichts, als die Ausweisung.9 Ich will einen Versuch machen, meine Niederlassung zu bekommen. Gelingt es, was ich jedoch stark bezweifle, so bin ich auf dem besten Weg — Deputirter (I!) zu werden. Ich werde hier nemlich nachgerade so populär, daß es anfängt mich zu belästigen, und werde namentlich mit Einladungen zu Lectures wahrhaft bestürmt. In einem Spießbürgerverein — Bezirksverein Alt-Berlin — sprach ich am Dienstag mit bestem Erfolg über d[as] allgemeine] Stimmrecht, wobei ich nicht vergaß auf Deine Schrift aufmerksam zu machen. Apropos. Dein Buchhändler verbreitet die Broschüre sehr schlecht. In zwei oder drei Tagen schreibe ich eine Rezension für mehrere Blätter, und werde dafür sorgen, daß auch die Nationalzeitung eine (original-)Besprechdem Beschützer der Bedrängten" geschmückt. Social-Demokrat vom 5.4. Am 7.4. meldete die Zeitung auf der Versammlung sei u.a. erklärt worden, man könne den Verein nicht mehr unterdrücken, da „Seine Majestät, unser allverehrter König, der Freund der Arbeiter" sei. ' Es handelt sich offenbar um die Versammlung am Montag, den 27. März. 4 S. Brief Nr. 14, Anm. 4. s Am 12.4. schrieb daraufhin Engels an Marx: „Ich mußte sehr lachen, als ich aus Wilhelmchens Brief sah, daß die offizielle Berliner Gemeinde dieses Vereins aus 5 Mann besteht, da neulich im Social-Demokrat ganz ernsthaft ein Bericht über die Verhandlungen dieser Leute stand, worin Einer den Andern gratulierte, daß sie so zahlreich erschienen seien." MEGA, III, 3, S. 260. » J.B. v. Hofstetten, einer der beiden Redakteure des Social-Demokrat. 7 Der neue, von B. Becker eingesetzte Bevollmächtigte der Berliner Gemeinde. S. Brief Nr. 16, Anm. 6. 8 Bernhard Becker, Die Deutsche Bewegung von 1848 und die gegenwärtige (Berlin, 1864). • Liebknecht wurde Anfang Juli aus Preußen ausgewiesen.
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ung bringt. Ich kenne einen ihrer Mitarbeiter W. Angerstein, Berliner A Core[sspondent] d[er] Rheinischen] Zeitung.10 Kannst Du es nicht bewirken, daß d[ie] Schillerstiftung die „Rheinische Zeitung" und die „Berliner Reform" hält? Das sind jetzt sozusagen unsre „Organe". Ferner rathe ich Dir, den „Nordstern" anzuschaffen, er bringt manches, was abgesehen von dem psychologisch merkwürdigen Bruhn'schen Blödsinn, ein persönliches Interesse für uns hat, ökonomische Abhandlungen (!1) von J. Ph. Becker, Kraftanstrengungen des ausgebrannten Strohbündels Herwegh u[nd] andre Curiositäten. Zum Schluß noch a little impudence on my part. Kannst Du mir für etwa einen Shilling Penny Stamps schicken? Ich verbrauche heute meine letzte Marke, und die Briefe an Euch vertraue ich doch lieber dem Mailbag der Englischen] Gesandtschaft an (wo ein Penny Stamp obligatorisch), als den Königlich] Preußischen] Postbehörden. Marx wird Dir wohl geschrieben haben, daß ich durch einen kommerziellen Freund das Privileg erlangt habe, meine Briefe von d[er] Englischen] Gesandtschaft] besorgen zu lassen. Ich wende mich an Dich, wegen d[er] Stamps, weil Marx es mir schon ein paar mal vergessen hat, und vielleicht auch noch gar nicht in London ist.11 Schreibe recht bald. Ich stehe hier so allein, und habe mit solchen Schwierigkeiten zu kämpfen, daß ich manchmal einen freundlichen] Händedruck brauche. Herzliche Grüße von meiner (noch immer sehr leidenden) Frau und Deinem W.L. Alles Erschießliche Strasse, Berlin.
pr. Couvert zu adressiren: J. Dare Esq. 13 Linden
Wilhelm Angerstein, ein demokratischer Journalist und Politiker. Am 11.4. schrieb Marx an Engels: „Einhegend Brief von Wilhelmchen. Ich habe ihm die verlangten stamps geschickt." MEGA, III, 3, S. 259. 10
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1 9 . K A R L M A R X AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
24. Juni 1865 Lieber Liebknecht, Mein langes Stillschweigen mußt Du Dir aus anhaltendem Unwohlsein, dazwischen viele Arbeit in d[en] arbeitsfähigen Intervallen, er57
klären. Außerdem enthielten Deine Briefe nichts, was irgendwie dringende Antwort erheischt hätte. 1 Der „Nordstern" ist wohl eine Zeitlang wegen Geldmangel suspendirt gewesen? Wenigstens kam er hier während ein paar Wochen nicht an. Schönes Saublättchen! Die Erklärung verschiedner Vereine, daß jeder Hochverräther, der ein Tüttelchen an den von Lassalle offenbarten Glaubensartikeln antasten, ist köstlich. 2 Haut goüt, indeed! W a s macht der Herr B. Becker zu Berlin, u. wie „erhält" sich der ,,Soc[ial]-Democ[rat]"? 8 Mit dem Dr. Kugelmanfn] bist Du sehr schief gewickelt. Ich stehe seit Jahren mit ihm in Correspondenz. 4 E r war schon Socialist 1848, zu Düsseldorf. As to Pieper, so kannte er den very name of Kug[elmann] nicht, bei seiner Anwesenheit hier. 5 An Stumpf habe ich noch nicht geschrieben, weil ich während dieser Zeit überhaupt keine Briefe schrieb. 6 W a s seine dem Bruhn 7 anvertrauten Zeilen betrifft, so sind sie mir natürlich nie zu Gesicht gekommen. Die intern[ational] Association] geht sehr gut voran trotz des „enormous support", den sie von D[eu]tschland erhält. 8
1 Marx hatte seine Korrespondenz wegen „Gallerbrechungen" längere Zeit erheblich eingeschränkt. „Von Liebknecht habe ich seit einiger Zeit keine Briefe erhalten", schrieb er am gleichen Tag an Engels. „Dies kömmt aber wohl daher, daß ich auf fast täglich von ihm eintreffende Zettel, worin nichts stand und wovon der nächste immer den vorhergehenden in sein Nichts auflöste, lange, während meiner Briefschreiberei-suspension, nicht geantwortet habe." ME 24.6.1865. MEGA, III, 3, S. 273. 2 Am gleichen Tage schrieb Marx fast dasselbe an Engels. Ebd. 3 In dem obenzitierten Brief an Engels vom 24.6. erklärte Marx, Becker habe sein Präsidium provisorisch abgetreten und seine „Residenz zu Berlin aufgeschlagen, um direkte Geschäfte mit Herrn Bismarck machen zu können". 4 Der erste erhalten gebliebene Brief von Marx an Dr. Kugelmann stammt vom
28.12.1862.
Wilhelm Pieper, der Marx in der Londoner Emigration zuweilen als Sekretär gedient hatte, lebte seit 1859 als Lehrer in Bremen. Im Februar 1864 stattete er Marx überraschend einen Besuch ab. ME 9.4.1859. MEGA, III, 2, S. 375. ME 25.2.1864. MEGA, III, 3, S. 165. 6 Paul Stumpf schrieb am 29.6. Marx u.a.: „Zwei Briefe habe ich an Sie abgerichtet und sicherlich hätte ich einige Zeilen von Ihnen erhalten wenn diese angekommen wären. Der eine vor ca. 2% Monaten per Bruhn. Der andere vor ca. 2 Monaten per Liebknecht. Ich bat Sie darin um Ihre Ansichten über die jetzige Agitation, um Angabe Ihrer und Engels etc. Schriften die mich privatim mit einigen Freunden au Courant halten und weiter ausbilden sollen..." Nach dem Original im I.I.S.G. Amsterdam. ME-Nachlaß. i Einer der führenden Hamburger Lassalleaner und Herausgeber des Nordstern. S. auch EM vom 6.3.1865. MEGA, III, 3, S. 249; ME vom 6.3.1865. MEGA, III, 3, S. 266; ME vom 13.3.1865. MEGA, III, 3, S. 254. 8 Am gleichen Tag unterrichtete Marx Engels über die im ganzen positive Entwicklung der Internationale. MEGA, III, 3, S. 273 ff. Zu seinen Klagen über die mangelnde Beteiligung der Deutschen s. auch den foglenden Brief Nr. 20, Anm. 5. 5
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Was den „Louis Bonaparte" betrifft, so sah ich aus Deinem dropping of the subject, daß die Sache ins Wasser gefallen ist. Dieß mir rather lieb, da ich es doch später in d[er] Sammlung v[on] Aufsätzen abdrucken lassen werde.9 Was macht old Hatzfeldt? Und die Erbschaftsschmiere 10 ? Salut D[ein] K.M. Was treiben d[ie] Herrn E. Bauer, Bucher et Consforten] u ? Edgar 1 2 wird wohl noch längere Zeit hierbleiben. 8 Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte konnte erst 1869 in Hamburg neu aufgelegt werden. Marx meint vermutlich das Testament von Lassalle, das kurz zuvor anerkannt worden war. ME 13.5.1865. MEGA, III, 3, S. 271. 11 Edgar Bauer und Lothar Bucher waren ins Lager Bismarcks übergegangen und wurden daher von Marx als Renegaten betrachtet. S. u.a. ME 6.7.1863 und 10.12.1864. MEGA, III, 3, S. 152, 213. 12 Marx' Schwager, Edgar v. Westphalen, machte nach seiner Rückkehr aus Amerika längere Zeit im Hause seiner Schwester Station. Ebd., ME 20.5.1865, S. 271. ME 24.6.1865, S. 275. ME 9.8.1865, S. 286. 20. W I L H E L M
LIEBKNECHT
Lieber Engels!
AN
FRIEDBICH
ENGELS
Leipzig den 30. August 1865
Ich habe lange mit mir gekämpft, aber die Nothwendigkeit ist eine eiserne Despotin — ich muß Dich um Geldunterstützimg ansprechen. Von meiner Ausweisung aus Berlin und Preußen hast Du gehört. Der Schlag traf mich gerade, als ich einigermaßen auf einen grünen Zweig gekommen war, und Grund hatte, die besten Hoffnungen für die Zukunft zu bilden.1 Ich weiß nicht, ob Du meine Thätigkeit in Berlin ganz billigst; wenn Du dort gewesen wärst, davon bin ich überzeugt, hättest Du wesentlich ebenso gehandelt. Die Bismarck-WagenerHatzfeldt-sozialdemokrätlichen Intriguen ließen mir keine andre Wahl, als offen herauszutreten, und die Gegner aus dem Feld zu schlagen, was mir in Berlin jedenfalls auch vollständig gelungen ist. Daß ich die Arbeiter vor d[er] Allianz mit der Regierung warnte, das gedankenlose Geschrei vom oktroyirten allgemeinen Stimmrecht zum Schweigen brachte, die Annexion bekämpfte (in Zeitungen, durch einen Strafprozeß — Beleidigung der Person des Großherzogs von Engels hatte bereits am 15.7. an Marx geschrieben: „Liebknecht ist aus Preußen ausgewiesen . . . Der arme Teufel wird wahrscheinlich Geld nötig haben, und ein paar Pfund werden ihm mehr wert sein in diesem Augenblick als sonst. Aber wohin schicken?" MEGA, III, 3, S. 276. S. auch Brief Nr. 23 und Nr. 24. 1
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Oldenburg — kam die Preußische Polizei dahinter, daß ich mehrere der unliebsamsten Artikel geschrieben) — das hat mir die Ausweisung eingetragen. Ich brauche Dir wohl nicht zu sagen, daß ich mich während meiner „Agitation" niemals mit meiner Person in den Vordergrund gedrängt, sondern jede Gelegenheit benutzt habe, um „das Prinzip", und dessen „veraltete" „Erfinder", speziell Dich und Marx zur Geltung zu bringen. Das sage ich nicht, um „belobt" zu werden; ich sage es, weil es die Wahrheit ist. Vielleicht hättet ihr den Kampf etwas anders geführt, aber Jeder handelt in seiner Weise und nach seinen Fähigkeiten. Genug — am 3. Juli wurde [ich] arretirt, und ausgewiesen — binnen 8 Tagen sollte ich aus dem Preußischen Großstaat; ich schrieb einen gepfefferten Protest an Eulenburg, der mich über 14 Tage warten ließ, und schließlich den Polizei-Ukas bestätigte, was um so natürlicher, da er selber, oder richtiger Bismarck ihn veranlaßt hatte. Ungefähr am 23 oder 24 Juli mußte ich fort; ich begab mich nach Hannover, wo ich 4 Wochen verborgen, im strengsten incognito lebte, und die Naturgeschichte der „sentimentalen Eichen" studirte,2 auch einmal in den „Nationalverein" (denke Dir!) hineinschneite und etwelches Ärgerniß verursachte. Seit Donnerstag Abend bin ich hier. Der Polizei, welche durch indiskrete, vielleicht feindliche Zeitungsnotizen im voraus von meiner Ankunft unterrichtet war. nahm mich als „Feind Bismarcks" freundlichst auf, gab mir sofort eine Aufenthaltskarte und erklärte mir, meinem Aufenthalt mit Familie, ja meiner Niederlassung stünde kein Hinderniß im Wege. So weit, so gut. Doch nun zu dem Cardinalpunkt. Durch die Ausweisung habe ich mit Ausnahme meiner Stunden, die mir allerdings in letzter Zeit ziemlich viel einbrachten, nichts verloren; und da ich hier sehr gut empfohlen bin, werde ich den Ausfall < a u c h > bald gedeckt haben. Aber die Unkosten sind groß; mein Hin- und Herreisen, die Ubersiedlung meiner Familie mit den Möbeln — das sind scheußliche Items, und Kapitalist bin ich nicht. Die 100 rh welche mir der Buchdruckerverein als „Ehrengeschenk" votirte, die ich aber, so bald ich mich wieder rühren kann, zurückerstatten werde, gingen sofort für Schulden drauf. Denn, als es in den Zeitungen stand, daß ich ausgewiesen sei, stürzten die Gläubiger, wie gierige Raben herbei, und meine Frau konnte ich doch nicht in ihren Klauen lassen. Jetzt sitze ich hier mit 1 rh 15 Silbergroschen (nach genauer Zählung finde ich, daß es bloß 1 rh Neugroschen ist!), und meine Frau, die leider körperlich furchtbar gelitten hat, sitzt in Berlin von Allem entblößt. Die Arbeiter zeigen ihr die größte Theilnahme, aber sie können nichts thun, und ich wollte es auch nicht. Einige bekannte 2 In „Deutschland, Ein Wintermärchen" nennt Heine die Westfalen „sentimentale Eichen".
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Litteraten boten mir an, eine Sammlung zu veranstalten; ich lehnte es aber ab, weil ich dem Berliner Litteratenpack nach den Fußtritten die ich ihnen versetzt, nicht die Hände küssen will. Ein Freund, dem ich meine Lebensversicherungspolize auf 2000 rh. übergeben, um 150 rh darauf zu borgen, hat noch nichts ausgerichtet. Kurz ich bin richtig in die Ecke gedrängt. An das Mitleid fortschrittlicher Bourgeois zu appeliren, ist natürlich außer Frage, und so habe ich mich denn nach hartem Kampf dazu entschlossen, Dich zu bitten, ob Du nicht wenigstens der dringendsten augenblicklichen Verlegenheit abhelfen willst? Hätte ich nur 5 £,, so könnte ich mich schon hier durchschlagen, und meine Frau bis zu ihrer Abreise über Wasser halten. Gelingt mir bis dahin der Plan mit der Police nicht, dann muß ich eben meine Möbel verkaufen. Freilich ein harter Schlag, doch es kostet nicht das Leben. Es ist mir um so fataler, mich an Dich zu wenden, weil ich Dir noch von früher her Geld schulde; aber bedenke meine Lage, und lächle auch nicht ironisch, wenn ich Dir sage, daß ich kein Geschenk, sondern bloß einen Vorschuß will, dessen Rückzahlung ich als Ehrensache betrachten werde. Nicht wahr, Du bereitest mir nicht die Demüthigung einer abschlägigen Antwort? Ich verkehre hier viel mit Polen, und es ist möglich, daß man sich demnächst von Paris aus an Dich und Marx wenden wird. Es handelt sich um eine Verständigung der fimgpolnischen Demokratischen Partei mit der deutschen „Demokratie" im weitren Sinn des Worts, und um Bearbeitung der öffentlichen Meinung zu Gunsten Polens. In Deutschland ist da viel zu thun. Was ist aus Marx geworden? Ich schrieb ihm zweimal vor 6 und 7 Wochen (nicht um Geld) und habe seitdem nichts von ihm gehört. Ebenso hat Dr. Kugelmann in Hannover auf einen Brief keine Antwort erhalten. Ist er krank? Ich muß es fast glauben.3 Wenn Du an ihn schreibst, grüße ihn von mir und Dr. K[ugelmann], der es mir dringlichst aufgetragen hat. Kugelmann hat mir noch einen Auftrag gegeben, nemlich auch Dich zu grüßen, ferner Dich um Dein Photograph zu bitten, und ferner, Dir die Notwendigkeit einer neuen Auflage Deines ausverkauften Buchs über England ans Herz zu legen. Wie Du Dich erinnern wirst, habe ich Dich schon früher hierauf aufmerksam gemacht. Dein Buch wäre jetzt außerordentlich zeitgemäß. 3 Er habe Liebknecht „seit sehr langer Zeit, trotz verschiedner Zettel, die er an mich schickte", nicht geantwortet, teilte Marx am 5.8. Engels mit. „Mein Schweigen rührte teils daher", fuhr er fort, „daß ich sehr beschäftigt", teils „war ich in der Tat wütend über ihn wegen des Blödsinns, den er über mich im Berliner Lassalleverein debütiert hatte . . . Ich ließ daher einige Zeit verstreichen, um ihm keine Grobheiten zu sagen und mich dabei zu beruhigen, daß Liebknecht als Liebknecht funktionieren muß, und daß seine Intentionen ,gut' sind." S. auch EM vom 7.8., ME vom 9.8. und EM vom I6.8.I865. MEGA, III, 3, S. 284, 285, 286 f.
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Die Arbeiter sind in Gährung, und Du und Marx, Ihr müßt ihnen zeigen, was Ihr für Kerle seid, verglichen mit den „falschen Propheten" und Plagiariern. Ich brauche Dir nicht zu sagen, daß ich mich hier zunächst mit Terrainstudien beschäftige. Der „sozialdemokratische Lassalleverein" hat gegen 30 Mitglieder], der Gegenverein 50; der Arbeiterbildungsverein, der ursprünglich auf „Schulze-Delitzschen Prinzipien" beruhte, sich aber fast ganz emanzipirt hat, zählt 350 Mitglieder.] 4 Ich besuchte ihn neulich, und wurde „bewillkommt". Die hiesige „Fortschrittspartei", die vorherrschend demokratisch ist, fürchtet, daß ich ein Kukuksei in diesen ihren Verein legen werde. Kann auch geschehen. Lebewohl. Antworte mir unter Couvert an: Hin. Benedikt, Bureau der Lebensversicherungs&anfc Teutonia, Leipzig. Ich bewohne ein kleines Stübchen, das ich wegen der verdammten Messe schon in einigen Tagen räumen muß. Darum gebe ich meine eigne Adresse nicht. Schicke mir zwei Photographieen, auch eine für mich. Mit Gruß Dein W.L. Marx wird mir doch nicht wegen der internationalen Assoziation böse sein? Das wäre Unrecht.5 Wie konnte ich während der Kämpfe, die ich in Berlin hatte, und bei der eigenthümlichen Wendung, welche die „Arbeiterbewegung" genommen, erfolgreiche, ich meine zur Gründung von Zweigvereinen führende Propaganda für die Assoziation] machen? An Versuchen habe ich es nicht fehlen lassen. Aber es war unmöglich. In Kurzem, hoffe ich, wird sich die Sache günstiger gestalten. Das Unglück ist, daß wir kein Organ haben, und wäre es nur ein monatlich erscheinendes Fiugblatt, „zwangloses Heft" oder wie man das Ding nennen will. Die Kosten wären wahrhaftig nicht der Rede werth, und würden unfehlbar gedeckt. Uberlegt Euch die Sache. 4
S. hierzu auch Bebel, I, 127. Tatsächlich hatte Marx am 5.8. Engels verärgert geschrieben: „Dabei hat ei [Liebknecht] es nicht fertig gebracht, für die International Association auch nui eine Branche von 6 Mann in Deutschland zu bilden." MEGA, III, 3, S. 283.
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21. KARL M A R X AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 11. September 1865 Lieber Liebknecht, So bald ich weiß, ob Du noch in Hannover, werde ich Dir die Gründe 62
der Correspondenzunterbrechung berichten, überhaupt weitläufiger schreiben.1 Am 25. Septfember] findet hier (private) Conferenz statt 2 zwischen dem hiesigen „Council" der „Internationale]" u. d[en] Delegates d[er] Administrations in Schweiz, F[ran]k[rei]ch, Belgien. Kannst Du Dich nicht selbst als Delegate v[on] D[eu]tsch[lan]d herüberschicken s ? Salut D[ein] K.M. 1
S. den vorhergehenden Brief, Nr. 20. Auf Grund des provisorischen Status der IAA sollte 1865 zu einem allgemeinen Kongreß der Internationale nach Belgien eingeladen werden. Auf Drängen von Marx wurde statt dessen in London eine „vorläufige Konferenz" des provisorischen Generalrats mit Vertretern der wichtigsten kontinentalen Sektionen (Frankreich, Schweiz, Belgien) durchgeführt (25.-29. September). S. das Protokoll der Konferenz in Max Bach, „Beiträge zu einer Geschichte der Internationale", Die Neue Zeit, XX, 1, S. 549 ff., sowie Marx an Engels vom 24.6.1865, MEGA, III, 3, S. 274. 3 Liebknecht war vor allem aus finanziellen Gründen nicht in der Lage nach London zu reisen. 2
22. KARL MARX
AN WILHELM
LIEBKNECHT
20. September 1865 Dear Miller, I received yours yesterday afternoon, too late to post a letter here. Illnes had much to do with my protracted silence. There were other reasons which I think useless now to dwell upon. 1 Much business pressing upon my time just now, I can only return these few lines. A Report2 (English, of course) on your part is very important. It must be here on Monday next (25 Septfember]). It cannot arrive timely unless you send me the letter directly by the Leipzig post. The Swiss have chosen two delegates, Möns. Dupleix, a Frenchman, and Mr. Philip Becker, a German. Old Hatzfeldt dwells at Paris, where the old hag is intriguing with the „horn-bearing" father of „Socialism", Moses, her most cringing slave.3 It was at her instigation, that he inserted his „warning" in the „Nordstern" and his slander into the ,,Soc[ial]-Democ[rat]". 4 She is now concocting with him the „Apotheosis" of her own belated 1
S. hierzu Brief Nr. 20, Anm. 3, und Nr. 23, Anm. 2, und Nr. 25. S. Brief Nr. 25. a S. auch ME vom 30.11.1867. MEGA, III, 3, S. 455 f. 4 Der Social-Demokrat, Nr. 130, veröffentlichte am 30.8.1865 eine Pariser Korrespondenz von Moses Heß „Der Congreß der i n t e r n a t i o n a l e n Arbeiter-Association' vertagt", in der die leitenden Männer der IAA als „einige weit vom Schusse sitzende Demagogen" bezeichnet wurden. Die angeführte Nr. des „Nordstern" war dem Herausgeber leider nicht zugänglich.
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„Oedipus". The London correspondent of the ,,Soc[ial]-Dem[ocrat]" seems to be cracked Weber.5 All these things have been reported to me from Paris. As to myself, I carefully abstain from taking any notice whatever of what is going on in the Berlin and Hamburg „organs" of the movement. This so called movement is so disgusting a thing that the less you hear of it the better. We have founded here a weekly paper of our own „The Workman's Advocate"6 You will oblige by sending correspondence (English) for it to my address. Yours truly A . WILLIAMS Der Uhrmacher Weber, ein Pfälzer Emigrant, mit dem Marx 1871 in Konflikt geriet. S. Brief Nr. 50 und 62. 6 Das 1862 gegründete Arbeiterblatt British Miner and General Newsman, später The Miner and Workman's Advocate, führte seit dem 9.9.1865 den Titel The Workman's Advocate. With which is incorporated the Miner. Das zunächst von dem ehem. Chartisten John Bedford Leno redigierte Wochenblatt diente der IAA als offizielles Publikationsorgan. 5
2 3 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
Manchester, 21. September 1865 Lieber Liebknecht, Du bist ein Pechvogel daß Du mir grade schreiben mußtest als ich von hier auf 3 Wochen nach dem Continent ging 1 und ich daher Deinen Brief erst jetzt bei meiner Rückkehr hier vorfinde. Inliegend] die gewünschten £, 5.— Banknote BV 68 754 Manchester 16. Januar 1865. Ich kann heute nicht viel schreiben da ich die B[an]knote noch fort haben will; nur soviel daß Marx allerdings Grund hat böse auf Dich zu sein. Du hast in Deiner Berliner Vertheidigungsrede die von Becker gegen M[arx] vorgebrachten Abgeschmacktheiten in einer sehr schwachen und faulen Weise zurückgewiesen und in der Bangyageschichte und mehreren andern die Thatsachen ebenso verdreht wie H[e]r[r] Becker dargestellt, obwohl Du Dich im H[e]r[rn] Vogt leicht eines Bessern belehren konntest. Das sind höchst fatale Sachen die jetzt in dieser verzerrten Gestalt von der Mad[ame] Hatzfeldt in die Welt geschickt werden und unter Deiner Garantie und da verlangst Du der Mohr soll das ruhig hinnehmen?2 Dein F.E.
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Engels war am 15.9. von seiner Reise nach Deutschland zurückgekehrt. EM 16.8.1865; EM 4.10.1865. MEGA, III, 3, S. 287 und S. 292. 2 Marx hatte sich bei Engels über den „Blödsinn" beschwert, mit dem Liebknecht „im Berliner Lassalleverein" über ihn debütiert habe „und der in dem vom alten Saumensch [Gräfin Hatzfeldt] durch einen gewissen Schilling... veröffentlichten Pamphletwisch . . . zu lesen steht". Marx erwähnt dabei die in dem obenstehenden Brief angeführte Bangyageschichte: „ . . . schwatzt der Kerl den größten Blödsinn über das Bangya-Manuskript, meine Vermittlung für den Becker quoad Wiener ,Beobachter' etc." Marx an Engels vom 5.8.1865. Ebd., 3, S. 282. S. auch Herr Vogt, Kap. X: „Patrone und Mitstrolche". Über die Schrift von Schilling „Die Ausstoßung des Präsidenten Bernhard Becker aus dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein und der .Social-Demokrat'" (Berlin, 1865), s. auch ME vom 9.8. und EM vom 16.8. MEGA, III, 3, S. 285 und 286 f. 1
2 4 . W I L H E L M L I E B K N E C H T AN F R I E D B I C H
ENGELS
2 Gerichtsweg, Leipzig den 4. Oktober [1865] Lieber Engelsl Soeben erhalte ich Deinen Brief, der ebenfalls verunglückt war. Vielen Dank. Übrigens werde ich die 5 St wahrscheinlich nicht brauchen, da ich mir anderweitig geholfen habe. Doch will ich sie, da ich unvorhergesehne Ausgaben haben könnte, einstweilen noch nicht zurückschicken.1 Wegen der Hatzfeldt'schen Broschüre konnte M[arx] mir nicht böse sein, sintemalen er wußte, daß ich dieselbe öffentlich (in der Volkszeitung etc.) für ein Gewebe von Lügen, Entstellungen und Fälschungen erklärt hatte. Ich habe nicht ein Wort von dem gesagt, was die alte Hexe mir in den Mund legt.2 Beiläufig stehe ich mit M[arx] auf dem besten Fuße, und habe hier schon 2 Briefe von ihm bekommen.3 Dieß in höchster Eile. Meine Familie ist seit vorgestern hier, und ich muß die Möbel vom Bahnhof holen. Nächstens via London oder direkt mehr Dein JOSEPH MILLER
Apropos, 8 Tage nach meiner Erklärung gegen die Hatzfeldft] erfolgte die Ausweisung. Das Buch der Gräfin will ein Bericht zweier Vereinssitzungen sein. Außer mir hat, < i h n > der ganze Vereinsvorstand die Erklärung unterzeichnet. 1 S.Brief Nr. 20 und Nr. 23. 2 Brief Nr. 23. Marx erwähnte die Erklärung in ME vom 9.8. („Dies stand in ,Reform' und .Volkszeitung'.") MEGA, III, 3, S. 285 f. 3 Brief Nr. 21 und Nr. 22.
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25. KARL MARX AN W I L H E L M L I E B K N E C H T
[Stempel:] International Working Men's Association Central Council London 21. November 1865 My dear Miller, Since the conference1 held at this place I fell again very sick. Afterwards I had to leave London 2 for family affairs. Hence my protracted silence. As to your report, I could not lay it before the conference, because I was too personally introduced in it. As to your Berlin speech,8 there were some very disagreable blunders in it which could only emanate from yourselves, because they alluded to facts only known to you, but half forgotten and wrongly reproduced by you. But this is a thing of the past. I have received the Berlin letter,4 and I shall answer to it. I have at present neither the time nor the means to go to Berlin. Even if I could, you know very well that all and every sort of agitation would be out of the question. The Prussian government has not in vain declared that the amnisty, as far as I was concerned, still excluded me from Prussia, and only gave me leave to travel as a Foreigner through the Bismarckian world. The „Workman's Advocate" I shall send you one of these days 1 Die Londoner Konferenz der IAA vom 25.-29. September. S. Brief Nr. 21, Anm. 2. 2 Marx, der im August/September an einer Influenza gelitten hatte, hielt sich vom 20.10. bis zum 3.11. in Manchester auf. 5 Marx meint offenbar Liebknechts Vortrag vor der Berliner Gemeinde des ADAV. S.u.a. Brief Nr. 20, Anm. 3, und Brief Nr. 23, Anm. 2. 4 Der von Meyer, Metzner und Vogt unterzeichnete Brief, in dem Marx nach Berlin eingeladen wurde, machte durch „Manier", „Stilistik" und Inhalt auf Marx und Engels starken Eindruck. Am. 20.11. zitierte Marx einen nicht mehr erhaltenen Brief von Liebknecht, den er offenbar mit dem obigen Schreiben beantwortete: „Der Berliner Brief ist echt. Ich erhielt einige Tage nach seiner Ankunft ein darauf bezügliches Schreiben von Liebknecht, der mit den Berlinern in fortwährender Verbindung steht. Aus dem Brief von L[iebknecht] geht auch hervor, daß die Schweinhunde vom Social-Demokrat gar zu gern wieder mit uns anbinden würden. Welchen Illusionen der Liebkfnecht] sich fortwährend hingibt, siehst Du aus folgendem Passus: „The people that have applied to you from Berlin, are our friends. If you could come, show yourself but once — the gain would be immense. Come if it is possible". Liebknecht müßte doch wissen, daß selbst wenn ich nach Berlin gehn könnte at present, bloß als visitor, ich mich dort ganz still und privatim halten müßte und nicht Arbeiterklubs adressieren dürfte! Liebknecht schreibt auch: „Professor Eckardt (dies ist jetzt der ,Haupt'-Radikale im Süden, wie aus einem Brief Stumpfs von Mainz hervorgeht [Stumpf an Marx vom 9.10.1865 ME-Nachlaß IISG Amsterdam]) of Mannheim places the (Wochenblatt' at our disposal. He would be delighted if you and Engels were to write for it a few articles, but not too strong." MEGA, III, 3, S. 296.
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some numbers of.6 You can write to it on every subject you please, social or political. Till now it is a paper of good will, but very mediocre still. Of course, myself had and have not yet the time to contribute to it, although I am one of its Directors. (By my continual relapse into damned ill health I was forced to interrupt the finishing of my book and must now apply to it all my time, part of which is, with all that, absorbed by the International] Assoc[iation]). Engels has promised to contribute, but not yet done so. And the same is the case with other people. The Conference has resolved that a Public Congress is to take place on the end of May, at Geneva.6 A programme of questions to be there debated, has been resolved upon. But nobody can assist who does not belong to a society connected with us, and being sent as a delegate of such society. I now call upon you very seriously (I shall do the same at Mayence through Stumpf, and shall write to the Berliners on it) to enter the Association with some men, few or many, we do not care. I shall send you cards which I have prepaid, so that you can give them away. But now work! Every society (whatever its number) can enbody itself by paying 5 sh[illing] in the block. The cards, on the contrary, which cost each 1 shfilling], give the right of individual membership, which is important for all workingmen going to Foreign countries.7 But treat this money matter as quite secondary. The principal thing is to get up members, individual or societies, in Germany. On the congress, Solingen was the only place represented, (they had given power of delegation to our old friend Becker,8 whom you are very mistaken in if you consider him as a tool of Megära Hatzfeldt.) The programme (of questions to be lead before Congress) I shall send you in my next letter. All the Paris liberal and republican papers have made great fuss about our Association. Henri Martin, the well known historian, had a most enthusiastic leader about it in the Siècle!9 I have heard nothing of Quenstedt. A thing which will rather surprise you, is this: Shortly before the arrival of workingmen's letter from Berlin, I received from that very s S. Brief Nr. 22. « Aus Protest gegen die in Belgien erlassenen Fremdengesetze beschloß die Konferenz, den Kongreß der IAA in Genf statt in Brüssel abzuhalten. 7 Im gleichen Sinne hatte Marx am 23.2. Kugelmann geschrieben. 8 J. Ph. Becker vertrat auf der Konferenz die deutsche Schweiz und vor allem die in Genf u.a. Orten gegründeten Unterstützungsvereine. Bach, S. 552. 9 Am Vortage hatte Marx Engels mitgeteilt, der Konferenzbericht sei „in allen liberalen, quasiliberalen und republikanischen Blättern von Paris erschienen". MEGA, III, 3, S. 296. Auf den „enthusiastischen Kommentar" des bekannten französischen Historikers Henri Martin hat sich Marx wiederholt berufen. Mehring, Marx, S. 380.
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same place — „centre et foyer des lumières", of course — a letter on the part of — Lothar Bucher, inviting me to become the London money article writer of the „Preussische Staatsanzeiger",10 and giving me to unterstand that everybody, der noch bei Lebzeiten im Staat wirken will, „sich an die Regierung ralliiren" muß. I have answered him by a few lines which he is not likely to exhibit. Of course, you must not publish in the papers this affair, but you can communicate it, under the seal of discretion, to your friends. Freiligrath's London shop — viz. the London branch of the Bank of Switzerland — will be shut up, never to be opened again, before 1866.11 Give my best compliments to Madame and Alice. Yours truly A. WILLIAMS
Some curious letters, written long time since, during his stay at London, by Bernhard Becker to Dr. Rode 1 2 have fallen into my hands. I have opened this letter again, and by that operation somewhat torn it, in order to add that, during the past spring I had sent a letter to Dr. Kugelmann, together with cards of membership for our Association. I have received no answer on his part. The letter of which you speak has never arrived at my hands. Please, write him on this affair. If he writes to me, let him do so under the address of „A. Williams, Esq.", and not the other one. 1® Lothar Bucher hatte Marx aufgefordert, im Preußischen Staatsanzeiger Artikel über ökonomische Fragen zu veröffentlichen. Marx hatte, vermutlich gegen E n d e Oktober, scharf abgelehnt. S. Marx, Chronik seines Lehens. u S. hierzu auch M E vom 26.12.1865. MEGA, III, 3, S. 299 f. i 2 Mit Dr. Rode hatte Engels im Frühjahr des gleichen Jahres einen leichten Konflikt. MEGA, III, 3, S. 264 f. und 369. is Marx hatte Kugelmann am 23.2. gebeten für die IAA zu werben. 26. F R A U M A R X AN F R A U
LIEBKNECHT
Sonntag Abend Meine liebe Frau Liebknecht, Es ist alles so still u. ruhig um mich her; meine sämtlichen Hausgenossen sind zu einem Abendspaziergange hinaus ins Freie; da will ich denn rasch das Stündchen der Ruhe u. Muße festhalten, um mich mit Ihnen, meine liebe Frau Liebknecht, nach Jahresfrist, einmal wieder ein bischen traulich zu unterhalten u. Ihnen zuerst aber für Ihren lieben freundschaftlichen u. theilnehmenden Brief von Herzen 68
danken. Nicht als ob ich in der langen Zeit nicht öfter Stunden der Ruhe u. Muße gehabt hätte, um an alte, treue, bewährte Freunde des Herzens Grüße zu senden; wohl hätte ich Ihnen öfter schreiben können; allein ich muß aufrichtig gestehn, ich bin in dem Jahre ganz schreibscheu geworden u. alle die Sorgen u. Mühen u. Quälereien, die ich in der Zeit wieder durchgemacht, haben mich oft so melancholisch u. trübselig gemacht, daß ich alle Lust zum Schreiben u. Aussprechen verlor. Es kostet einem oft Überwindung ehe man sich wieder ans Schreiben giebt, u. dennoch ist es so Unrecht; am Ende ist es doch der größte Genuß sich aus zu sprechen u. zwar gegen alte Freunde, vor denen man sich nicht genirt u. die aus eigner schwerer Erfahrung alles verstehn u. tief u. innig mitempfinden. Und wie wenige solcher Freunde giebt es u. wie lange, lange Jahre dauert es, ehe sich wahre Freundschaft ausbildet u. wie schwer wird das Anschließen an junge u. neue Bekannte mit denen man keine Vergangenheit durchlebt, an die keine alten lieben Erinnerungen binden u. fesseln. Im vorgerückteren Alter wird das Anschließen stets schwerer u. schwerer u. man zieht sich zuletzt am liebsten mit all seinen Schmerzen u. Sorgen, seinen getäuschten Hoffnungen in sein stilles Selbst zurück. Doch nun, meine liebe Frau Liebknecht, ist es gut daß ich mich aus diesen Betrachtungen] in die wirkliche reale Welt begebe u. Ihnen erzähle wie es uns gegangen u. jetzt geht. Ich glaube in meinem letzten Brief schrieb ich Ihnen von meines armen Bruders Ankunft u. seinem Leben bei uns.1 Ich glaubte er würde Sie noch in Berlin u. bei Ihnen ein home finden. Doch Sie wurden verjagt, gehetzt u. vertrieben u. mein armer, kranker hilfloser Bruder dehnte seinen Aufenthalt bei uns von Woche zu Woche, von Monat zu Monat aus, so daß er ein volles halbes Jahr bei uns war. Es wurde ihm so schwer von uns zu scheiden u. doch muß ich gestehn, daß ich mit der größten Sorge den Winter heranrücken sah, in der Furcht er möge dann vielleicht durch Krankheit gezwungen sein noch länger in dem für uns so schädlichen Clima zu leben. Dabei wurde uns seine Anwesenheit natürlich auf die Länge eine Quelle großer Sorgen u. Qualen; u. was uns als ein großes Opfer erschien u. uns Allen Entsagungen u. Entbehrungen auferlegte, war ja für meinen reichen Bruder u. Schwester nur eine Gabe die ihnen nicht schwer werden kann. In den ersten Tagen des Novembers, grade während Tussichen an den Masern danieder lag, trennte er sich schweren Herzens von uns. Während des prachtvolle Sommers mit seiner wahrhaft tropischen Hitze, hatte er sich zusehends erholt u. sah wieder viel besser aus. Die Preise der Lebensmittel waren grade damals in Folge der „Hinderpest" oder „Cattle-plague", so gestiegen, i
S. Brief Nr. 19, Anm. 12, sowie ME vom 9.8.1865. MEGA, III, 3, S. 286.
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daß man eine Person mehr, mit besonders gesegnetem Ap[p]etite, schon an den rasend anwachsenden Rechnungen der „jolly [ . . . ] " greengrocers etc., merken konnte. Das Fleisch war bis zu 1 Sh[illing] 4 bis 6 ch gestiegen, die Quart Milch ist noch bis heute 5 ch u. kurz u. gut alles schrob sich so verhältnismäßig in die Höhe. Es war uns natürlich in dem Sommer nicht möglich unsern gewöhnlichen kleinen seaside trip zu machen um einen kleinen stock von Gesundheit für den herannahenden Winter einzulegen. Uberhaupt verlebten wir den Sommer sehr still u. monoton u. selbst zu kleinen Excursionen ins Freie gab es selten oder nie Mittel u. Lust u. Gelegenheit. So rückte der Winter u. das Weihnachtsfest heran. Lina, die während Edgars Anwesenheit sich nicht bei uns sehn ließ (da Edgar wirklich mit Absicht jede Erinnrung, auch die fernste an Lina, abzulenken suchte)2 kam uns Weihnachten zu besuchen, da bei ihren Verwandten in Hackney das Scharlachfieber ausgebrochen war. Sie blieb 4 Wochen bei uns u. „old Mole" machte uns während der [Ende des Briefes fehlt.] 2
Zu Lina Schöler s.u.a. ME vom 9.8.1865. Ebd. 2 7 . K A B L M A R X AN W I L H E L M
[Stempel:] International Working Mens Association Central Council London Lieber Library,
LIEBKNECHT
15. January 1866
Glückliches] Neujahr! Du mußt mein Schweigen entschuldigen, ditto die Kürze meiner jetzigen Zeilen. Du glaubst nicht, wie ich mit meiner Zeit am bothered. Unwohlsein,1 immer periodisch retournierend, Pech durch allerlei Zufälle, In Anspruch Genommenheit durch die „International] Association]" usw. haben alle meine freien Momente für Reinschrift meines M[anu]sc[ri]pts confiscirt. Ich hoffe davon Band I für den Druck dem Buchhändler selbst im März bringen zu können.2 (Das Ganze, die beiden Bände, wird aber gleichzeitig erscheinen. Die Sache ist gut.) Also ganz summarisch. Marx litt nach Abklingen seines Leberleidens an Karbunkeln. Am 10.2. klagte er Engels: "Wenn sich das Zeug noch drei- bis viermal in derselben Form wiederholt, bin ich ein Mann des Todes." MEGA, III, 3, S. 305. 2 Über den Stand der Arbeiten am 1. Bd. des Kapital berichtete Marx am 13.2., das „verdammte Buch" sei Ende Dezember fertig geworden, die Karbunkeln hätten ihn aber im Januar an einer raschen Stilisierung und Überarbeitung des Textes gehindert. Ebd., S. 308 f. 1
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Ich schicke Dir heute per Post die 2 letzten Nummern des „ W o r k man's Advocate", wovon Eccarius jetzt Redacteur. 3 Schickst D u Artikel dafür, wie ich hoffe so an mich (politisch, social, was D u willst). Ich lege Dir auch cards of membership bei. Ich habe sie bezahlt. D u kannst sie also geben, wem D u willst u. hast nur den Namen einzuschreiben u. hinter £. 0, dagegen hinter 0 s. I. 4 Die Bedingungen, generally sind die: Eine Gesellschaft als solche, wenn sie zutreten will, hat eine Gesellschaftskarte wofür 5 shillings] per Jahr zu zahlen. Treten aber alle Mitglieder individuell bei, so müßten sie Karten der Art, wie ich sie Dir schicke, lösen. E s ist dieß den Arbeitern nützlich. Die Karten dienen als Paß im Ausland, u. die confrères in London, Paris, Brüssel, Lyon, Genf etc. verschaffen ihnen Arbeit. Die Gesellschaft hat große Fortschritte gemacht. 5 Sie besitzt bereits 1 englisches officielles Journal, „The Workman's Advocate", ein Brüssler „La Tribune du Peuple", ein französisches in Genf, „Journal de YAssoc[iation] Intern[ational\ des Travailleurs, Section de la Suisse Romande" u. ein deutsches in Genf, „Der Vorboteder in einigen Tagen erscheinen wird. Adresse: 6, rue du Mole, Genf, J. P. Becker, im Fall D u v[on] Zeit zu Zeit dem Alten schreiben willst (was ich auch hoffe). Ich hoffe nun, daß D u mich bald in den Stand setzen wirst, hier die Stiftung einer Leipziger Gemeinde anzeigen u. Korrespondenz vorlegen zu können. (Englisch. Sie kann dann auch im Workman's Advocate dienen.) Auf die Zahl kommt es nicht an, obgleich the more, the better.« Wollen die Leute en masse, als Gesellschaft eintreten, so siehst D u daß der Gesamtpreiß von 5 shfilling], den sie jährlich zu zahlen, Nichts ist. J. P. Becker schreibt mir: „In Leipzig, Gotha, Stuttgart u. Nürnberg werden sich Sektionen bilden: sollen wir sie einstweilen hier aufnehmen, bis es eine große Anzahl ist, u. sich in D[eu]tsch[land] ein Zentralcomité gebildet hat?"7 3 The Workman's Advocate wurde zunächst von dem früheren Chartisten John Bedford Leno und danach von Eccarius redigiert. S. auch ME 10.2.1866. MEGA, III, 3, S. 306. 4 Die Höhe des Beitrages wurde auf der dritten Zeile der Mitgliedskarte vermerkt. s Am gleichen Tage schrieb Marx fast dasselbe an Kugelmann. • Da' Liebknechts Bemühungen zunächst erfolglos blieben, schrieb Marx am 17.5.: „Unsre Association greift täglich um sich. Nur in Deutschland wegen Esel Liebknecht (good fellow as he isl) nichts zu machen." „Seit der Kriegslärm begonnen" modifizierte er sein Urteil am 9.6. „haben sich die ,Sächsischen' Arbeiter zahlreich an die international Association' angeschlossen." MEGA, III, 3, S. 334 und 338. 7 Das Original des Briefes war leider nicht mehr aufzufinden.
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Ich habe das bejahend beantwortet. Da aber in einer Stadt verschiedne Branches existiren können, so kannst Du u. die Deinen direkt mit uns zusammenhängen. Von den Berlinern habe ich einen zweiten Brief erhalten.8 Ich schreibe Ihnen endlich, heute. Ditto von Dr. Kugelmann.9 Salut D[ein] K.M. Die Fragen, die auf dem Genfer Congreß, Ende Mai verhandelt werden sollen theile ich Dir nächstesmal mit. 8 Das Schreiben von „Meyer aus Berlin" sandte Marx am gleichen Tag mit der Bemerkung „Ich habe den Leuten erst heut geantwortet" an Engels. MEGA, III, 3, S. 303. S. auch Brief Nr. 25, Anm. 4. * Marx sandte am gleichen Tag einen Brief von Kugelmann an Engels. Ebd.
2 8 . KAHL M A R X AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
5 Lansell's Place, Margate 6. April, 1866 My dear Miller, You see from the address that I have been banished to the seaside by my medical adviser.1 After having received your last letter, and some letters on the part of our Berlin friends, my sickness assumed a really dangerous character. For some time it was very doubtful whether or not that decomposition of the blood, under which I labour, should get the better of me. It was only towards the middle of March that I was bodily enabled to remove myself to this place. I am now restored, and shall very soon return to London. But again a quarter of a year has been lost!2 Write me immediately under my London address. After my return, I shall regulary send you the „Commonwealth"8 1 Marx war seit März in Margate zur Kur. Marx' Ungeduld wurde durch die Schwierigkeiten in der Internationale noch gesteigert. So schrieb er gleichzeitig an Engels: „Meine Abwesenheit für beinah 3 Monate hat außerordentlich geschadet." ME 6.4.1866. MEGA, II, 3, S. 323; BaK, S. 16. 3 Das Organ der IAA The Workman's Advocate führte seit dem 10.2.1866 den Titel The Commonwealth.
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(under which altered title the „Workman's Advocate" is now published). It is only since a few weeks that it has been registered for Transmission for abroad. Eccarius is no longer the editor, but only a contributor. It was to be foreseen, that so soon as the paper should get some sort of standing, a Foreigner would not be allowed to retain the nominal leadership. Write me 1) about the state of „our" movement in Germany, 2) about the state of German politics4 Yours truly K.M. My best compliments to Madame. Marx, der die Entwicklung in Deutschland mit Sorge verfolgte, bemühte sich um möglichst vielfältige Informationen. Wie Liebknecht bittet er am 6.4.1866 auch Kugelmann: „Schreiben Sie mir bald und speziell über die deutschen Verhältnisse.". BaK, S. 29. 4
2 9 . K A B L M A R X AN W I L H E L M
[Stempel:] International Working Men's Association Central Council London My dear friend,
LIEBKNECHT
4. Mai 1866
As I am at this moment, after so long an interruption of work, very busily engaged in making up for lost time, you will excuse me for writing this time only a few lines.1 I shall send you to-day the last number of the „Commonwealth". The financial position of the paper is such that it struggles from week to week and is altogether disabled from paying one farthing for Foreign Correspondence. Its circulation is increasing, but you know that a penny paper wants at least 20000 subscribers, and cannot even then make the two ends meet without a goodly number of advertisements. The „Commonwealth" is of too recent an origin to come up to those requisites. The Congress at Geneva has been postponed for the 3d of September next.2 The society is rapidly spreading, particularly in France. Italian societies have also recently joined. The propaganda in London 1 Marx litt unter dem durch seine Krankheit verursachten Zeitverlust. „So sind wieder mehr als zwei Monate, — Februar, März und Hälfte April vollständig für mich verlorengegangen", klagte er am 6. April Kugelmann „und die Fertigmachung meines Buchs wieder in die Länge geschoben!" BaK, S. 28. 2 Der Kongreß der IAA tagte vom 3.-8.9.1866 in Genf.
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has taken a new start, principally due to the circumstance that the successful strikes of the London tailors and wineworkers were due to our intervention which prevented the import of workingmen from France, Switzerland, Belgium, which had been contemplated by the masters. This proof of its immediate practical importance], has struck the practical English mind. 3 For the same purpose you find, on the last page of this letter an „avis" to the German tailors which I call upon you to have inserted in such German papers as you have access to. At the same time you will oblige me by sending me a copy or two, of some papers in which the „avis" will have been inserted, telling me at the same time the names of all other papers that should have reprinted it. Kugelmann might also be useful for this purpose. My best compliments to Mrs. Liebknecht. I feel exceedingly thankful for her friendly interest in my welfare. Yours fraternally A.
WILLIAMS
Warnung Vor einiger Zeit bildeten die Londoner Schneidergesellen eine allgemeine Association zur Geltendmachung ihrer Ansprüche gegen die Londoner Schneidermeister, die großentheils große Kapitalisten sind. Es galt nicht nur die Löhne in Gleichgewicht mit den gestiegnen Preisen der Lebensmittel zu setzen, sondern auch der ausnahmsweise brutalen Behandlung der Arbeiter in diesem Gewerbszweig ein Ende zu machen. Die Meister suchten diese Combination durch Werbung von Schneidergesellen namentlich in Belgien, Frankreich u. der Schweiz zu brechen. Die Sekretäre des Centrairaths der „Internationalen Arbeiterassociation" veröffentlichten darauf in den belgischen, französischen u. Schweitzer Zeitungen eine Warnung, deren Erfolg vollständig war. Das Manöver der Londoner Meister wurde vereitelt, sie mußten die Waffen strecken u. die gerechten Ansprüche ihrer Arbeiter befriedigen. In England geschlagen, versuchen die Meister jetzt von Schottland aus eine Reaktion herbeizuführen. In Folge der 8 Am 1. Mai alarmierte Engels Marx mit der Nachricht, in Edinburgh sei „eine Schiffsladung von 57 deutschen Schneidern importiert worden to put down a strike". Zwei weitere Schiffe würden noch erwartet. Zehn Tage später konnte Marx bereits melden, man habe einen deutschen und einen dänischen Schneider nach Edinburgh entsandt, die „dem Einverständnis zwischen importers und imported ein Ende gemacht". Die IAA habe ferner die deutschen Schneider vor Zuzug gewärmt. „Die Sache hat uns außerordentlich in London genützt." ME 1.5. und 10.5.1866. MEGA, III, 3, S. 329 und 331 f.
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Londoner Ereignisse waren sie nämlich genöthigt auch in Edinburgh zunächst eine Lohnerhöhung von 15 % zu bewilligen. Unter der Hand jedoch sandten sie Agenten nach Deutschland, um namentlich im Hannoverschen u. Mecklenburgischen Schneidergesellen zur Importation nach Edinburgh zu werben. Die erste Verschiffung dieser Art hat bereits stattgefunden. Der Zweck dieser Importation ist derselbe wie der der Importation von indischen Coolies [von anderer Hand: Kulis] nach Jamaika, — Verewigung der Sklaverei* Gelänge es den Meistern von Edinburgh vermittelst deutscher Einfuhr ihre bereits gemachten Zugeständnisse zu brechen, so wäre ein Rückschlag auf England unvermeidlich. Niemand würde schwerer darunter büßen als die deutschen Arbeiter selbst, die zahlreicher in Großbritanien vertreten sind als die Arbeiter aller andern continentalen Nationen. Die Neuimportirten aber, völlig hilflos im fremden Lande, würden bald zu einer Pariastellung herabsinken. Es ist außerdem ein Ehrenpunkt für die deutschen Arbeiter dem Ausland zu beweisen, daß sie, gleich ihren Brüdern in Frankreich, Belgien u. der Schweiz, das gemeinsame Interesse ihrer Klasse zu vertreten wissen und sich nicht zu willenlosen Lanzknechten des Kapitals in seinem Kampfe gegen die Arbeit hergeben. Im Auftrag des „Centrairaths der Internationalen Arbeiterassociation". London 4. Mai 1866.
KARL MABX
Die deutschen Schneidergesellen, die näheren Aufschluß über die britischen Verhältnisse wünschen, sind ersucht ihre Briefe an das deutsche Zweigcomite der Londoner Schneiderassociation zu richten unter der Adresse: „Albert F. Haufe Crown Public House, Hedden Court. Regent Street, London. * Auf Jamaica war wenige Monate zuvor ein Kuliaufstand niedergeschlagen worden.
3 0 . W I L H E L M L I E B K N E C H T AN KARL M A R X 1
Dear Williams! I am where I was, and escaped with a whole skin so far. You recollect the „Paper'-project. Well, through a series of operations and lucky chances that I cannot detail now, I have got into 1 Auf dem undatierten Brief findet sich eine Eintragung von fremder Hand: 10. August 1866.
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possessions of a Paper, until now belonging to < t h e > our liberal enemies. — the „Mitteldeutsche Volkszeitung".2 I send you the numbers that have appeared, since I have it, and beg you, to get us some szibscribers, and a good article now and then. Of course, the political part must be quite „neutral" now, the smallest show of opposition would cause our suppression; but as to the social questions we have full elbowroom, and on the importance of our having an organ quite at our disposal as soon as the „foreigners" are gone,81 need not dwell here. For the moment I cannot pay anything yet, but I have the best prospects, and if Ecc[arius] would send me a correspondence] now and then, < i t would> I am sure it would not be to his disadvantage. In a day or two the (old) Manifest of the International] will be printed, PERHAPS with the omission of one sentence about Prussia and Poland, that might become dangerous.4 How about the „work"?5 Write soon, and CAREFULLY. We are all well, and send you our love. Your J . MILLER
Could you give the address of a friend in Paris? Please send me the „Commonwealth" regularly, or in case it should have gone down, Reynold's Newspaper, so that I < h a v e > can bring something about the working class-movement. But don't forget it! Remember us to Mrs. M[arx], and the three Missis M[arx] and Helen not to be forgotten. Am 13.8.1866 schrieb Marx, offenbar unter Bezugnahme auf den vorliegenden Brief an Engels: „Einliegend Wisch von Liebknecht. Ich schicke Dir auch seine Zeitungen, die keinen Schuß Pulver wert sind." MEGA, III, 3, S. 357. 8 Die preußische Besatzung. * In der Nr. 188 vom 15.8.1866, der letzten vor dem Verbot, veröffentlichte Liebknecht den Schluß1 der Inauguraladresse. Wie mir Herr Dr. Leidigkeit (Leipzig) freundlicherweise mitteilte, wurde tatsächlich ein Teil des Textes („Eine andere Überzeugung... Emanzipation der Arbeiterklasse") fortgelassen. S. jetzt auch Leidigkeit, Liebknecht und Bebel, S. 103. s Der 1. Bd. des Kapital, nach dem sich Liebknecht wiederholt erkundigte. S. ME vom 5.8.1865: „Er [Liebknecht] schrieb mir auch beständig wegen meinem ,Buch\" MEGA, III, 3, S. 283. 2
3 1 . W I L H E L M L I E B E N E C H T AN F R I E D R I C H
Dear Engelsl
ENGELS
1 October 1866
I enclose you a Prospectus of the Mitteldeutsche Volkszeitung. Origi76
nally this paper was founded 5 years ago by „honest Democrats" (Confusionarii) became soon quite „Gothaic", attacked us, and was attacked in return, had to be sold because we had robbed it of almost all its Abonnenten, was offered to me, bought by me(l!) and a friend as rich as I for a trifle, and handed over to a committee, out of which sprang the Sharecompany, that published the enclosed prospectus. For one months I edited the paper with some success, until it was suppressed by the Prussians four weeks ago;1 and now we are waiting for the conclusion of peace, when it shall reappear again. The „Mitteldeutsche" will be an organ of the International W[orkingmen] Association] and expects articles from you and Williams; and besides articles it expects some more substantial assistance in the form of shares and Abonnements. Please, do what you can, — the more shares and subscriptions our party takes, the greater is my < a n d o u r > influence in the direction of the paper. < A b o u t > As to the Abonnements I need hardly tell you, that they have to be taken in England at the Postoffice. Please to send the prospectus, FELLED UP to ME; Adv[okat] Freytag, mentioned in it, is overworked now, and has several cases of Cholera in his house. I am at present in Berlin (since 3 days)2 and shall stop till the 4TH inst. Amongst the working classes there is < s t i l l > good democratic feeling, but the bourgeoisie is thoroughly corrupted. Jacoby owned that to me yesterday, and I think he will quite come round to us. Groote too, who is the best of the whole lot, though a little narrow in his ideas;3 but full of energy and — gall. Your 5 note I had to use after all, and could have used several more if I had had them. From the moment I had to unfurl our banner here I was systematically deprived of all sources of existence; then came the war crisis, and last not least the suppression of the paper, 1 Die Zeitung wurde am 29. August „von der preußischen Stadtkommandantur" verboten. Liebknecht schrieb dazu im Deutschen Wochenblatt: „Die Wahlen für das Bismarcksche ,Parlament' sollen demnächst stattfinden und man will die Demokratie kampfunfähig machen." S. auch Bebel, I 163. 2 Liebknecht war in der Annahme, seine Ausweisung sei durch die Amnestie hinfällig geworden, nach Berlin gereist, wo er am 2.10. in einer Versammlung der Buchdruckergehilfen sprach. Auf dem Nachhauseweg wurde er verhaftet und am 19.10. wegen Bannbruchs zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. „Die brutale Polizeimaßregel traf Liebknecht ungemein hart", bemerkt dazu Bernstein, „sie trug wesentlich dazu bei, daß er seine erste Frau durch einen vorzeitigen Tod_verIor..." GBA, I 151; Bebel, I 169. In Liebknechts Nachlaß finden sich zahlreiche Briefe von Verwandten und Freunden an ihn und seine erste Frau, die zeigen mit welcher Anteilnahme man sein Geschick verfolgte, wie sehr man aber auch bemüht war, ihn von seinem politischen Weg abzubringen. 3 Johann Jacoby wurde 1872 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Über den Abgeordneten der Fortschrittspartei Groote s. auch ME vom 5.8.1865. MEGA, III, 3, S. 283.
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which blow took every farthing from me; the shares not being taken yet, and nobody having money enough to advance me my salary. From this you see that if you send some money you will oblige not only our „party" but also my own poor self, at least to some extent. (Here I am as the guest of a manufacturer, who took me over from Leipzig and will also pay the journey back. His name is Schütte, 97 Ritterstr.) The money invested in shares is not lost; we have already 1500 subscribers; the number was fast increasing when the paper was suppressed, and the suppression has made us only the more popular. The „Caution" of 2000 rh. is paid. In fact the Mitteldeutsche is not a sham but a reality, and as all the noteworthy democrats of Germany have promised their assistance I hope it will become < a paper, you> worthy of the principles I shall try to advocate in it. I am in a hurry. So excuse me. Your J. M I L L E R , 10 Bayrische Straße4 Leipzig Vertel Wont you write anything about the war? — When will the second Edition of your „Lage" appear?5 — Could you not send me your photograph? Once more your J. M I L L E B , 10 Bayrische Straße, Leipzig * Liebknecht zeichnete seine Briefe seit 1865 mit J. Miller. „Von Liebknecht habe ich einige Zeilen erhalten", schrieb Marx am 26.12. Engels. „Er wohnt 2, Gerichtsweg, Leipzig, zu adressieren als J. Miller, Esquire. Es scheint ihm, wie immer, schlecht zu gehn, doch er Aussicht zu haben, als Lexikograph unterzukommen, auch das Leipziger Stadtbürgerrecht zu erhalten und Beusts Untertan zu werden." Ebd., S. 299 f. 5 Engels' Jugendarbeit Die Lage der arbeitenden Klasse in England. 32. FRAU M A R X
AN F R A U
LIEBKNECHT
9 Modena Villas Maitland Park Meine liebe Frau Liebknecht, Gestern erfuhren wir durch Dr. Kugelmann, daß Ihr lieber Mann, unser guter library in Berlin verhaftet worden ist! 1 Da kann ich nicht i Liebknecht wurde am 2.10.1866 verhaftet und am 19. Oktober zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
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länger schweigen u. eile gleich Ihnen, meine liebe Frau Liebknecht, unser aller innigste Theilnahme u. tiefes Mitgefühl an Ihrem neuen Leiden u. Sorgen auszusprechen. Wie oft schon wollte ich Ihnen schreiben, wenn die Kunde von Ihrem u. der lieben Kinder Unwohlsein u. selbst schwerer Krankheit zu uns herüberdrang u. immer blieb es beim guten Willen. Ich hatte mich so gefreut, aus Liebknechts letztem Briefe zu ersehen, daß sie mit Ihren lieben Mädchen sich auf dem Lande bei einer Bekannten erholten! Und nun kommt gleich hinterher diese Schreckensbotschaft. Doch, meine liebe Freundin, lassen Sie sich nicht dadurch zu sehr niederbeugen; ich habe selbst so viel in frühern Lebensjahren durch politische Verfolgungen gelitten, daß ich recht gut weiß was das alles heißt; aber ganz offen gesagt, giebt es im täglichen Leben viel schreckliche Kämpfe u. Leiden als die selbst so eclatanter politischer Natur. Die Preußen können ihm au fond nicht viel anhaben u. zu Leide thun, u. er wird sich bald wieder auf freien Füßen befinden. Von der andern Seite wird es ihm nur mehr relief geben u. seine Position innerhalb seiner Partei nur verbessern. Außerdem habe ich selbst erfahren, daß in so äußersten Krisen Freunde u. Parteigenossen oft zu Hülfe kommen u. eher für Frau u. Kinder etwas thun, als wenn der Mann sich in Activität befindet; drum also Muth gefaßt u. bedenken Sie, daß jedes Leiden, dessen Ende man vor sich sieht, zu ertragen ist, namentlich für Jemand, der schon wie Sie so viel gelitten u. so tapfer u. brav u. aufopfernd sich gezeigt hat. Doch nun meine liebe Frau Liebknecht will ich Ihnen etwas erzählen; u. ich weiß, daß Sie Ihr eignes Leid etwas darüber vergessen u. über die good news sich freuen werden, kenne ich doch Ihre alte treue Freundschaft für uns Alle. Laura ist seit einigen Wochen verlobt, u. soviel wir voraus sehn können sehr glücklich verlobt.2 Ich will Ihnen nun die particulars der großen affaire mittheilen. Vor ungefähr 8 Monaten trat der Bruder von Orsini so wie 2 junge Franzosen in die Association internationale. Sie waren Anhänger von Proudhon u. kamen als solche in unser Haus, namentlich] der jüngere von ihnen Paul Lafargue ein junger Mediciner 24 Jahre alt. Er kam oft u. öfter u. ich war naiv genug mir einzubilden er komme um sich bei Karl, dessen Ansichten er bald annahm, in Politik, Philosophie etc. weiter auszubilden u. war wie vom Blitz gerührt als er plötzlich um Lauras Hand anhielt. Es dauerte eine Zeit lang ehe Laura, mit ihrem ruhigen, kalten critischen Sinn sich entschließen konnte um so mehr als ihrem reservirten, echt englischen Wesen die leidenschaftliche Natur u. demonstrativen Manieren des jungen Mannes direct antagonistisch waren; doch wie sich in 2
S. hierzu auch ME vom 7.8., MEGA, III, 3, S. 354.
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der Liebe die Gegensätze meistens anziehen, so geschah es denn zuletzt auch hier u. das junge Paar ist nun seit Lauras 21stem Geburtstage am 26ten Sept[em]b[er], wo sie auch den bekannten „engaged ring" bekam, officiell verlobt. Der junge Mann ist auf der Insel Cuba geboren; sein Vater ist ein Franzose, die Mutter eine Creolin u. ihm sieht man auch in seinem dunkeln oliven Colorit mit den eigenthümlichen Augen, die Creolen Natur von weitem an. Seine Eltern die in Cuba bedeutende Besitzungen haben, gingen mit ihrem einzigen Kinde dem jungen 9 jährigen Paul nach Frankreich, um besser für seine Erziehung sorgen zu können. Sie ließen sich in Bordeaux nieder, wo sie einen großen Weinhandel etablirten. Paul kam später nach Paris u. studirte während 4 Jahren Medicin u. errang den ersten Grad als Bacchelor of M[edicin]. Vor einem Jahr ging er mit andern Freunden auf den Congress nach Liège, wo er sich durch revolutionaire Reden sehr bemerkbar machte. Er wurde in Folge dessen von der Universität verbannt u. kam nach London um das Englische zu lernen u. seine Studien im St. Bartholomea Hospital zu vollenden. Sein Plan ist nun hier sein letztes Examen zu machen u. sich dann hier oder in Paris niederzulassen. Glücklicherweise ist er nicht abhängig von seiner Praxis, die stets im Anfang sehr precair ist. Seine Eltern sind sehr wohlhabend, haben Plantationen, Häuser in Santiago u. Bordeaux u. da Paul ihr einziges Kind ist, so fällt ihm natürlich alles zu. Sie haben sich ausgezeichnet gegen Laura benommen u. sie mit offnen Armen als ihre Tochter empfangen u. den jungen Leuten am Tage ihrer Hochzeit ein Geschenk von 100 000 Frs. zugesagt. Sie sehn F[rau] L[iebknecht], daß in äußrer Hinsicht nichts zu wünschen übrig bleibt; was aber noch wichtiger ist, ist der gute Charakter des jungen Mannes, seine Herzensgüte, seine Generosität, u. seine Devotion für Laura. Was ich noch als ein ganz besonderes Glück betrachte ist seine Übereinstimmung in den Grundsätzen namentlich in religiöser Hinsicht; Laura bleibt daher verschont von all[e]n den unvermeidlichen Kämpfen u. Leiden, denen ein jedes Mädchen mit ihren Ansichten ausgesetzt ist inmitten der sie umgebenden Welt. Denn wie ausnahmsweise ist es, heut zu Tage Männer zu finden die diese Ansichten theilen u. zugleich Bildung, gesellschaftl[iche] Position etc. besitzen. Die Verschiedenheit der Ansichten ist nur zu häufig der Grund, daß die innigsten Bande, die glücklichsten Verhältnisse getrübt werden oder sich am Ende ganz auflösen. I always thought Laura would be a lucky girll Ich hoffe, daß sie es ihr Leben durch bleiben wird. Die Hochzeit soll erst in 2 Jahren Statt finden; ich glaube übrigens nicht an den Termin u. ich bin auch in mancher Hinsicht gegen lange engagements, da das beständige Zusammensein auch seine Schatten80
Seiten hat, mit seiner genen u. expenen. So hätte ich Ihnen denn so viel Details als möglich mitgetheilt u. Sie können sich denken wie viele Aufregungen wir in der letzten Zeit durchlebt haben. Der junge Mann ist gegen alle im Haus besonders aufmerksam, besonders gegen Jenny, die er besonders gern hat. Auch Tussy ist sein großer favourite u. er hat ihr im Garten eine große Schaukelanstalt mit gymnastischen Übungen eingerichtet. Sie schwingt sich kühn darin in die Lüfte u. vergißt oft ihre Schule über der Kletterei. Sie erinnern sich sicher Jennys Freundin Nelly Coningham. Sie heirathet in 14 Tagen einen Captain Mason u. geht nach Australien. Gestern kamen sie um Jenny u. Laura zu bitten Bridesmaids zu sein. Es ist eine große Auszeichnung daß diese vornehme u. aristocratische Familie unsre Mädchen als die einzigen Bridesmaids ihren eignen Verwandten vorzieht, ich war aber sehr entsetzt über diese Ehre u. opponirte so lange ich konnte, wurde aber zuletzt überstimmt u. muß nun nolens volens mein schmales Beutelchen aufthun um die Bonnets, Cloakes u. Gottweißwas anzuschaffen. Karl ist in diesem Augenblick, wenn auch nicht ganz wohl, doch leidlich u. hofft sein Buch bald nach Hamburg zu senden.3 Die Schreiberin dieser Zeilen hat eine geschwollene Backe u. sieht wie ein scheppes Pitterchen aus, die andern sind alle wohl. Das ganze Haus sendet Ihnen die besten herzlichsten Grüße u. ich bin in alter Freundschaft Ihre treue Freundin JENNY MABX
A propos ein Verwandter von Seiler der Sie u. Ihre Kinder gesehn, hat Woodnuts ganz entzückt von Ihnen gesprochen, besonders von dem fetten, lustigen, reizenden baby der kleinen Beata. Zwerg Nase hat Rose Hughes geheirathet, nachdem er sich wohl 20mal verliebt u. verlobt hatte. Emily noch immer in Single blessedness mit einem ungeheuren Chignon in kleinen Löckelchen u. croche coeurs bis in die Augenbrauen hinein. Der arme Henri Pfänder hat seit 1 Jahr die Wassersucht u. sah aus als trüge er 3 Eimer Wasser mit sich herum. Alle Ärzte hatten ihn aufgegeben; da fing Doctor Pfriem an zu doctoriren. Er entzog dem Kind fast alle Nahrung; gab ihm nichts als trockene Brodkrusten zu essen u. nichts sage nichts zu trinken außer alle 2 Tage ein Glas Wein. Nachts wurde er in kalte nasse Tücher eingeschlagen. Diese barbarische Cour hat wunderbarer Weise so weit geholfen, daß die Dimensionen des Leibes abgenommen haben u. er etwas besser aus sieht. Tussy setzt sich eben Das Manuskript des 1. Bandes des Kapitals wurde von Marx im März 1867 fertiggestellt und persönlich nach Hamburg gebracht. S. ME vom 27.3. und EM vom 4.4.1867. Ebd., S. 378, 379.
3
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hin u. schreibt noch ein paar Zeilen in aller Eile, da ich gern den Brief noch zur Post besorge. Wenn es Ihnen nicht zu lästig ist, lassen Sie bald etwas von sich hören, aber nur wenn der Brief Ihnen kein trouble macht. Ich weiß wie lästig einem oft das Schreiben in solcher Zeit äußerster Sorge und Angst ist. Doch halten Sie sich aufrechtl Ihre
3 3 . W I L H E L M L I E B K N E C H T AN F R I E D B I C H
Lieber Frederick!
JENNY MARX
ENGELS
Den 11. Dezember [1867]
In allem Wesentlichen stimme ich natürlich mit Dir überein; bloß in der praktischen Auffassung, nicht in Bezug auf den prinzipiellen Standpunkt kann eine Meinungsverschiedenheit obwalten. Ich gebe zu, daß Ihr in England einen bessren Überblick habt, und wünsche daher möglichst oft Signale von Euch zu bekommen; was aber die Details des Kampfes betrifft, so müssen dieselben Euch nothwendigerweise vielfach entgehen. Nun zu den einzelnen von Dir behandelten Punkten. Kein Zweifel, durch die vorjährigen Ereignisse ist die Arbeit vereinfacht aber zu gleicher Zeit ist sie auch erschwert worden. Ein paar Dutzend uneinige, wenigstens nicht ehrlich zusammenwirkende Feinde sind leichter zu überwinden, als Einer, der die Macht dieser paar Dutzend in seinen Händen konzentrirt. Wenn Pr[eußen] sich konsolidirt, wird es durch keine äußerliche Gewalt, auch nicht durch einen Aufstand (Revolution) im Gefolge der bevorstehenden Französischen Revolution1 umzuwerfen sein, sondern erst fallen, wenn das deutsche Proletariat herrschaftsfähig (durch Zahl und Intelligenz) geworden ist. Aber bis dahin hätten wir einige Menschenalter zu warten. II faut corriger la fortune. Der historische Prozeß muß beschleunigt, Prfeußen] in der Consolidation verhindert werden.2 Ich gehe von der Ansicht aus, daß der Fall Pr[eußen]'s der Sieg der deutschen Revolution ist. Jetzt ist Prfeußen] relativ schwach, schwächer als vor dem Krieg (was die Englischen Philister, die allenfalls den Erfolgsgötzen anbeten, auch sagen mögen), deßhalb schwächer, weil die Hannoveraner, Sachsen, Schleswig] Holst[einer] und 1 Daß auch Engels und Marx eine Revolution in Frankreich für möglich hielten, beweist Engels Brief an Marx vom 5.11.1867, in dem er auf die revolutionäre Situation in Paris und ihre Bedeutung für Deutschland aufmerksam macht. MEGA, III, 3, S. 443. 2 Ein ganz ähnliches Urteil findet sich auch bei Bebel, I 161.
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zum Theil selbst die Kurhessen und Nassauer sich mit Wollust jedem Gegner Pr[eußen]'s anschließen würden. Über diese Thatsache laßt Euch nicht täuschen. Wenn man diesen Haß anfacht, die Wunde stets offen hält, verhindert man die Consolidation Preußens und hat für jedes Ereigniß Kräfte zu Verfügung. Aber man darf nicht mit den Partikularisten liebäugeln. Gewiß nicht. Noch weniger mit Ihnen Allianzen machen, wie das z.B. die Hannoverschen „Demokraten" gethan haben. Eine solche Allianz für Sachsen habe ich entschiedenst zurückgewiesen. Daß die Sächsischen Junker mich richtig beurtheilen, geht schon daraus hervor, daß ich der einzige „Sozialdemokrat", „Radikal-Demokrat" oder wie man uns sonst nennt, bin, den sie bei beiden Reichstagswahlen auf Leben und Tod bekämpft haben. (Mein durchgefallener Gegner war ein Graf zur Lippe, nomen est omen — diese Lippen scheinen bloß dazu da, daß ihnen aufs Maul geschlagen wird). Von d[er] Misere der bisherigen Kleinstaaterei, und der Jämmerlichkeit der Fortgejagten bin ich wahrhaftig überzeugt, — Schade nur, daß Alles was die Kleinstaaten ekelhaft machte — die Polizei- und Beamtenwirthschaft — geblieben, dagegen manches Gute verschwunden; und daß an Stelle der Fortgejagten ein Monarch getreten ist verglichen mit dem sie noch gut erscheinen. Letztres ist ein Punkt, den Du nicht genug beachtest. Durch die Annexionen ist in den einverleibten Staaten das monarchische Gefühl gestärkt worden. Zum Glück kommt auf diese Landstriche nichts an. In Berlin — und darin stimmen wir überein — wird die deutsche Frage gelößt. Ich habe schon gesagt, daß ich mit den Partikularisten nichts zu thun habe, nichts zu thun haben will, aber soll ich, sollen wir darum die Spitze unsres Angriffs gegen diese, harmlosen, Leutchen richten? Das wäre ebenso wenig anständig, als klug. Den Besiegten und für immer Entwaffneten zu verhöhnen, wollen wir den tapfren Nationalliberalen überlassen. Zur Vermeidung von Mißverständnissen werde ich eine der nächsten Gelegenheiten im salva venia benutzen, meinen Standpunkt gegenüber den Partikularisten klar zu legen. Anders ist es mit Ostreich. Hier weichen unsre Ansichten ab. Ich gebe zu, daß ich die Adresse an den Wiener Gemeinderath hauptsächlich machte, um die Preußenfreunde zu ärgern (was auch gelungen ist), aber ich bin wirklich der Uberzeugung, daß Ostreich bei seinem 1789 angelangt, das heißt, daß die Revolution8 (vorerst unter 3 „An Liebknecht hab' ich ausführlich geschrieben und verlangt", berichtete Engels am 6. Dezember Marx, „daß er nicht nur die Preußen, sondern auch ihre Gegner, die Östreicher, Föderalisten, Weifen und andre Kleinstaatler angreifen soll. Der Kerl ist, wie ich vermute, rein süddeutsch borniert geworden. E r und Bebel haben eine Adresse an den Wiener Gemeinderat unterschrieben, worin Ostreich als der im Süden neu erstehende Staat der Freiheit gegenüber dem ge-
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monarchischer Eierschaale) dort zur ökonomischen und politischen Notwendigkeit geworden ist, und daß, wenn nicht ein Stoß von Außen, ich meine von Frankreich kommt (Krieg, Badinguets4 oder Revolution) in Ostreich der Anstoß gegeben werden wird, was jedoch nicht verhindert, daß Berlin die Entscheidung giebt. Zu Orientirung über österreichische Verhältnisse empfehle ich Euch Prof. Dr. Richter, Mariahilf 8 Engelgasse, Wien.5 Über dieses Thema später mehr. Über die Süddeutschen Föderalisten denken wir gleich. Aber ganz fern von ihnen kann ich mich nicht halten. Ihr habt in England auch mit Leuten zu gehn, die Euch nicht konveniren. Politics like misery give you stränge bedfellows. Nächstens haben wir in Bamberg eine Conferenz;6 ich habe schon brieflich kaltes Wasser auf die Grünen Köpfe7 gegossen, und werde es mündlich noch gründlicher thun. „Volksheer nach Schweizer Muster",8 Nun, so schlecht ist die Sache nicht, jedenfalls brauchen wir einen Sturmbock, und das ist der beste — sind wir einmal am Ziel, dann thun wir, was uns gut dünkt. Meine „rein negirende Haltung" bezieht sich bloß auf den Reichstag. Ob ich darin fortfahre, ist mir offne Frage und werden wir darüber noch weiter sprechen. Ich habe nicht vom Zusammengehen mit der Bourgeoisie (die durchweg national] lib[eral]), sondern mit dem liberalen Bürgerthum, d.h. Anhängern Jacoby's etc. in Preußen gesprochen. Es kam mir schwer an, aber die traurige Schwäche und Hilflosigkeit der Arbeiter in Preußen läßt keine andre Wahl. Ich zwang übrigens Jacoby zu dem Geständniß, daß bloß von den Arbeitern (wenn sie etwas geschult sind) Entscheidendes zu erwarten ist.9 Vorerst können wir das sehr antibism[arcksche] Kleinbürgerth [ um ] und Handwerkerthum nicht entbehren. Selbstverständlich dürfen wir unser Parteiprogramm dabei nicht aufgeben. Im salva venia war ich zwar gegen den Schweitzer'schen Vorschlag, knechteten Norden gefeiert wird! . . . " MEGA, III, 3, S. 458. Das vorliegende Antwortschreiben Liebknechts wurde von Engels an Marx gesandt und in der darauffolgenden Korrespondenz recht eingehend kommentiert. S. EM vom 16.12., ME vom 17.12. und EM vom 19.12.1867. Ebd., S. 464 f. * Spitzname Napoleons III. 6 Prof. Richter wurde später gebeten, sich für die Verbreitung des 1. Bandes des Kapital in Wien einzusetzen. „Ich kann die Adresse des Professor Richter nicht finden", schrieb Marx am 8.1.1868 Engels. „Vielleicht hast Du den Brief von Liebknecht, worin sie steht. Wenn nicht, schreib ihm, sie Dir zu schicken, und sende dann Artikel direkt an Richter, aber nicht via Liebknecht..." MEGA, III, 4, S. 7. « Die Volkspartei hatte am 22.12.1867 in Bamberg getagt. S. auch Bebel, I 186. 7 Karl Grün, in jener Zeit Führer der süddeutschen Demokraten, s S. hierzu auch Bebel, I 187. * S. hierzu Johann Jacobys Berliner Rede „Das Ziel der deutschen Volkspartei", vom 30.1.1868.
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der darauf hinauslief, Bis[marck] die Arbeiterfrage in d[ie] Hand zu spielen und die Macht der Preußfischen] Polizei noch zu vermehren, aber wir wollten eine Untersuchungskommission über die Lage d[er] arbeitenden Klassen nach Englischem] Muster beantragen; doch es kam nicht dazu, weil dieser „salva venia" nicht einmal d[as] Recht hat, derartige Commissionen zu ernennen, d.h. statt par distance zu riechen, auch nur die Nase wirklich in öffentliche Dinge zu stecken.10 Eine lange Pauke über d[ie] „soziale Frage" wurde mir 2 mal durch Schlußanträge in der Coalitionsdebatte geburkt. Sie wird aber noch losgelassen. Wenn ich nun auch im Reichstag vorsichtig mit der ,,soz[ialen] Frage" sein zu müssen glaube, so bin ich darum keineswegs gegen eine allgemeine theoretische sowohl als praktische Agitation.11 Auf dem Gebiet, wo ich Einfluß besitze, habe ich nach Kräften gewirkt. Leider kann ich, so lange M I R EIN B L A T T FEHLT, fast nur auf Sachsen und Thüringen, auch (durch den allgemeinen] Arbeiterverband)12 etwas auf Süddeutschland wirken. In Sachsen haben wir eine prächtige Organisation. Sämtliche Vereine gehören uns. Und daß ich hier nicht mein Programm in der Westentasche behalten habe, erhellt aus den Epithetis, mit denen ich beim letzten Wahlkampf (in der Presse) geschmückt war! Kommunist, Sozialist, Theiler, Advokat der Gütergemeinschaft, und o horror! der Weibergemeinschaft etc. Als praktisches Resultat führe ich die von mir ausgearbeitete Denkschrift der Sächsischen Arbeitervereine an die Regierung an, in der u.a. 10st[ündige] Arbeitszeit, Abschaffung] d[er] Kinderarbeit (ganz mit kommunist[ischer] Motivirung) gleiche Vertretung d[er] Arbeiter in den Gewerbekammern und Gewerbegerichten, etc. etc. kurz alle jetzt möglichen praktischen Forderungen des Proletariats aufs Schärfste formulirt sind.13 Leider ist die Schrift nur stückweise gedruckt, wir werden sie aber bei Gelegenheit veröffentlichen. Ursprünglich war sie der hiesigen Handelskammer vorgelegt, die manches daraus in ihren Bericht aufnahm und dabei, durch uns genöthigt, Marx als
!« Schweitzer hatte vergeblich versucht, im Norddeutschen Reichstag einen Arbeiterschutzgesetzentwurf einzubringen. Wilhelm Liebknecht hatte seine Unterstützung unter Hinweis auf seine grundsätzliche Gegnerschaft gegen den Norddeutschen Bund versagt. S. hierzu vor allem „Der erste social-demokratische Arbeiterschutzgesetzentwurf in Deutschland", Documente des Socialismus, I (1902), S. 178 ff. 11 Engels hatte Liebknecht vorgeworfen, die „soziale Agitation" suspendiert zu haben. EM vom 6.12.1867. MEGA, III, 3, S. 459. Gemeint ist wohl der von Sonnemann gegründete „Verband deutscher Arbeitervereine". !8 Die von Liebknecht angeführte Denkschrift wurde auf dem Frankenberger Arbeitertag Pfingsten 1867 beraten. Bebel, I 173.
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ökonomische Autorität anzog, und auch später in einer gedruckten Erklärung seines „Capital" respektvollst erwähnte. Ich komme nun zu den 2 momentan brennendsten Fragen. Dem Marx'schen Buch und — si magnis licet componere parva — unsrem Blättchen.14 Für die Verbreitung des „Capital" konnte ich bisher nicht viel thun, weil ich es erst vor 5 Wochen bekam, und wenig Zeit zum Studiren hatte. Jetzt bin ich mit der ersten Lektüre durch, und Weihnachten wird die 2te vollendet sein und dann geht's an die Propaganda. Einen Cyklus von Vorlesungen über das Werk habe ich schon angekündigt, in allen Volks- und sonstigen Versammlungen werde ich davon reden, und in der Presse vorbohren. Contzen ist leider auf einer Hochzeitsreise, er kommt aber in 8 Tagen zurück und muß dann sofort eine Rezension schreiben.15 Ferner habe ich den oben genannten Richter aufgefordert, Lärm zu schlagen. Er hat in Wien sehr viel Einfluß. In der Schweiz haben auf meine Veranlassung mehrere Blätter die Einleitung gebracht. Wenn unser Blatt erscheint, werde ich zunächst Auszüge bringen, u.s.w. Die Sächsische Zeitung will den Artikel der Zukunft abdrucken; Dr. Steinitz, Red[akteur] d[er] Berliner Volkszeitung(I) hat mir, wenn er ein Exemplar bekomme, eine „Kritik" versprochen. Mit Bezugnahme auf dieses mir gemachte Versprechen könnte man ihm wohl ein Exempl[ar] zuschicken; auch dem Richter, wenn er etwas thun will. Eine Probenummer werden wir wohl nicht geben; es nützt nichts und kostet Geld. Lieb wäre mir, wenn ich einen Artikel 1 Tag vor Neujahr hätte. Fenisches wäre sehr willkommen.18 Leider haben wir sehr wenig Geld. Bei unsrer Organisation brauchen wir auch nicht viel; aber es fehlt noch am Nothdürftigsten. Sage mir also, wie viel Du dran hängen willst. Ich muß den Überschlag machen. Auch Borkheim hat etwas versprochen.17 Deine Rathschläge betr. d[es] Zollparlaments werde ich nach Kräften befolgen, wie überhaupt alles, was Du über Behandlung] d[er] soz[ialen] Frage sagst. Ob ich aber ins Zollparl[ament] komme, ist noch nicht ganz sicher; Ich habe nichts — arbeite ich doch contre le Roi de Prusse pour le Roi de Prusse — und meine Wähler, alles Das Demokratische Wochenblatt>. S. Brief Nr. 34, Anm. 1. „Der Dr. Contzen, Privatdozent der politischen Ökonomie in Leipzig", schrieb Marx am 27.11.1867 Engels, „Roschers partisan und Schüler und Liebknechts Freund, hat durch letzteren bei mir Exemplar für Versprechen ausführlicher Revue verlangt. Du siehst, daß dies durch Meißner bereits besorgt ist. Dieser Anfang mit Contzen ist gut." MEGA, III, 3, S. 452. i« Das Demokratische Wochenblatt veröffentlichte in den Nummern 1 und 2 Auszüge aus dem Vorwort des Kapital. In der Nr. 3 vom 18.1.1868 erschien ein Bericht über die Fenier. « S. B[orkheim] „Russische politische Flüchtlinge in West-Europa", Demokratisches Wochenblatt, Nr. 5 vom 1. 2.1868. 14
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Arbeiter, sind jetzt in solcher Noth, daß ich auf gar keine „Diäten" rechnen kann. Schon das letzte mal mußte ich mein Miethgeld in Berlin verzehren, und eine Lebensversicherungspolize auf 2.000 Th[ale]r, die ich 4 Jahre lange gehalten hatte, fahren lassen. Aber Nous verrons. Adieu. Schicke diesen Brief an M[arx] und schreibe recht bald, auch wenn es bloß ist, um mir den Kopf zu waschen— eine Operation, die ich vertragen kann. Auch wäre mir eine Name für den innren Brief erwünscht. Grüße an Dich, M[arx] u. dessen Familie. Dein I . M[ILLEB]
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Lieber Frederick!
ENGELS
Den 20. Januar 1868
Ich habe Deinen Brief mit den 5 £ erhalten. Für Letztere wirst Du demnächst Aktien bekommen. Dank! Beiliegend für 13 rh Aktien, die ich sofort an Mohr zu besorgen bitte, durch den Strohn das Geld gegeben hat. Die Zeitung wurde Dir zugeschickt.1 Ich werde noch heute drei neue Nummern abgehn lassen. Das Blatt ist noch sehr klein, und in jeder Beziehung sehr mangelhaft, aber es steht bereits fest (über 700 Abonnfenten] und wird jedenfalls bald erweitert werden können. Wenn ich sagte, daß Ecc[arius] seine Artikel etwas kürzen solle, so sagte ich damit nicht, daß ich aus England schon zu viel hätte. Ich wollte, ich hätte jede Woche einen Artikel von Dir. Uber die Differenzpunkte ein andermal. Nur wegen der Schwaben will ich zu Deiner Beruhigung bemerken, daß ich mich in Bamberg mit ihnen bloß herumzankte, daß ich sie noch verbohrter gefunden, als ich erwartet und daß ich von den Goegg's und Friedensliguisten genau denke, wie Du.2 Nur kann ich jetzt nicht öffentlich mit den Leuten brechen; ich habe hier nicht mit lauter geschulten Kommunisten zu thun, sondern erst mit kommun [istischen] Rekruten, die noch gewisse Vorurtheile haben, welche geschont werden müssen. Das mußt Du überhaupt berücksichtigen, wenn Du nicht ungerecht werden willst. 1 Demokratisches Wochenblatt, Organ der deutschen Volkspartei. Die erste Nummer der von Liebknecht redigierten Zeitschrift erschien am 4.1.1868. 2 Goegg gehörte zu den führenden Mitgliedern der Friedens- und Freiheitsliga, die sich für die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa einsetzte. Zur Bamberger Tagung der Volkspartei s. Brief Nr. 33, Anm. 6.
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Schreibe mir doch einen Aufsatz über das „Capital" für unser Blatt. Ferner wünschte ich einen für Wien; in beiden wäre es von besonderem Nutzen das VEBHÄLTNISS LASSALLES ZU M A R X GENAU DARZULEGEN.8 Das wäre, glaube ich, das Beste, was Du jetzt thun könntest. Ich bin noch nicht dazu gekommen, einen Artikel zu schreiben. Die Zeitung (Beschaffung der Gelder, Vertrieb etc.) und die organisatorische Parteithätigkeit haben bisher die Zeit, welche ich dem Broderwerb und der Wartung meiner Kinder entziehen kann, über und über in Anspruch genommen; und in Folge der Überarbeitung, der mancherlei Gemüthsbewegungen und Strapatzen des vorigen Jahrs, bin ich seit einiger Zeit physisch sehr auf dem Hund. Kann ich mich nicht bald einmal auf ein paar Wochen ausruhen und pflegen, so gehe ich ohne Gnade zum Teufel. Das ist bittrer Ernst, und ich will bloß wünschen, daß ich Dir nicht den praktischen Beweis der Richtigkeit geben muß. Gethan habe ich für das „Capital": 1.) Abdruck der Vorrede in unsrem Blatt, in dem Basler Volksfreund u.a. Schweizer Zeitungen. 2.) Erwähnung in Dutzenden von Briefen an „einflußreiche" Leute. 3.)Bombardirung der Wiener Presse durch Prof. Richter (von dem nächstens eine längere Rezension erscheint) und der Berliner Volkszeitung durch Steinitz der ebenfalls eine Rezension versprochen hat. Mit Contzen habe ich noch nichts machen können, weil er verreist ist. Ich habe aber ermittelt, daß er sich auf einige Monate in Berlin aufhält und ihm dorthin geschrieben. Die Antwort ist noch nicht da. 4.) Habe ich in allen meinen neueren Vorträgen (im Arbeiterverein und anderwärts) auf das Werk aufmerksam gemacht. Jedenfalls habe ich in dem Kreis, welchen ich beeinflusse, und er ist nicht klein, Marx's Bedeutung als Ökonom und Politiker zur Anerkennung gebracht. Mehr konnte ich nicht thun, und mehr kann ich für die nächste Zukunft nicht thun. Doch, farewell. Ich habe mich schon verspätet. Ich muß wieder vor den Karren (Stunden geben). Gruß Von Deinem Auf diesen Vorschlag hin schrieb Engels am 23.1. an Marx: „Auch eine gute Zumutung von Wilhelmchen, ich soll ihm und seinen Lesern so auf einer Seite seines Blättchens, und aus diesem Buche, ein für allemal klar machen, wo der Unterschied zwischen Marx und Lassalle eigentlich liegt. Diese Zumutung hat mich auf die Idee gebracht, ob es nicht gut wäre, für die Arbeiter ein populäres Broschürle von ca. 6 Bogen zu machen: Marx und Lassalle; auf diesem Raum ließfe] sich das machen und auch das den Arbeitern nötige Positive entwickeln. Das Ding müßte spottbillig verkauft werden und würde sofort die Lassaller zwingen, Front zu machen. Dazu gehört aber Zeit." MEGA, III, 4, S. 14 f. 3
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Nachschrift. Tadelt, so viel Ihr wollt. Ich werde stets offnes Ohr haben. Aber tadelt nicht bloß. Ich habe hier eine Position erobert, sie zu erhalten und zu befestigen ist zunächst meine Aufgabe; sie in unsrem Parteiinteresse zu benutzen, das ist Eure Sache. 4 Also zugegriffen! Ich hatte ganz die Abonnementsfrage vergessen. Das Beste wird wohl sein, Ihr bezieht das Blatt auf dem Buchhändlerwege. Erkundige Dich doch und schreibe mir, wie es mit andren Deutschen Blättern gehalten wird. Bis auf weitres bekommst Du das Blatt unter Kreuzband. Marx und Engels reagierten auf diesen Brief in einer Weise, die Liebknechts Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, verständlich macht: „Aus inliegendem Wisch ersiehst Du, was Wilhelmchen nicht getan hat", schrieb Engels am 23.1. an Marx. „Ich werde ihm dieser Tage einen gehörigen Rüffel erteilen. A jolly idea, wir sollen die Position .benutzen', die er sich in Sachsen lokal gemacht hat, also wohl bodily für ihn eintreten!" Marx antwortete darauf am 25.1. im gleichen Ton: „Welche Großmut, daß er die Vorrede abdruckt, die fast alle Blätter vor Monaten gedruckt haben! Und daß er auch veranlaßt hat, 2 copies meines Buches resp. an Contzen und den Redakteur der Volkszeitung zu schicken! To show him the cold Shoulder ist das Beste." Ebd., S. 14 ff. 4
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FRIEDRICH
ENGELS
[Die Adresse lautet:] Mrs. Burns, 86 (85?) Mornington Str. Stockport Road, Manchester den 29. März 1868 Lieber Frederick! Dank für den famosen Artikel. 1 Mit einigen Abänderungen werde ich ihn in andre Blätter bringen. — Über Grün 2 denke ich wie Du; 1 Am 20.2. schrieb Marx an Engels, Liebknecht habe ihm über Borkheim mitteilen lassen: „Und sage Marx ferner, er solle doch Engels veranlassen, einen Artikel über ,Das Kapital' für unser jetzt in 1300 Exemplaren gleichmäßig durch ganz Deutschland verbreitetes Blatt zu liefern. Ich selbst habe zu einer solchen Arbeit jetzt keine Zeit." Engels sagte darauf am 1.3. zu, den Artikel zu übernehmen: „Für Wilhelmchen werde ich etwas machen, Auszüge verbatim schwerlich, aber einige Hauptpunkte für sein Publikum etwas breittreten." MEGA, III, 4, S. 22 f. S. auch EM vom 13.3.1868. Ebd., S. 26. 2 Am 2.2.1868 kritisierte Engels Liebknecht und das Demokratische Wochenblatt in einem Schreiben an Marx: „Liebknechts Blättchen mißfällt mir imme höchschte Grad. Nichts als versteckter süddeutscher Föderalismus. Der Artikel über die schweizerische und preußische Militärgeschichte ist nach Grün (K.) in den Vereinigten Staaten von Europa verarbeitet, fast jedes Wort unrichtig . . . " Ebd. S. 19. Am 1.3. schrieb Engels über Liebknecht: „Der Kerl druckt sogar Karl Grün ab!" Ebd., S. 23. Brief Nr. 33, Anm. 7. Der Artikel „Das Preußische und das Schweizer Heersystem" erschien in der Nr. 2 vom 11.1.1868. 89
über das Milizsystem nicht. Der betr. Aufsatz war beiläufig von G[rün] nach einer Arbeit Kolbs gemacht. Contzen ist mit seiner Rezension noch nicht fertig. Der Mann muß erst mit seiner ganzen Vergangenheit abrechnen.3 Angerstein hat sich auf meinen Rath an Dich gewandt; unterstütze ihn; er gehört noch nicht zu uns, ist aber auf dem Weg, und ganz zuverlässig* Von Richter habe ich seit Wochen keine Nachrichten; er ist vermuthlich mit Wiener Politik beschäftigt. Er wird unzweifelhaft sein Versprechen halten. Inzwischen wird das „Kapital" hier sehr viel gekauft; ich kenne mindestens Dutzend Abnehmer. Die beste „Reklame" wird auf dem Reichstag zu machen sein. Ich werde da meine Schuldigkeit thun. You may be sure. Dabei ist nur eine Schwierigkeit: der Geldpunkt. Meine Wähler — Weber und Bergleute — können jetzt keine Diäten aufbringen; ich habe auf f meiner Einnahme zu verzichten, Kapitalist bin ich nicht, unsre Kassen sind durch die Zeitung (die zwar vortrefflich geht (1300 Abfonnenten]) aber doch noch Zuschüsse erfordert) und andre Parteisachen erschöpft — kurz, ich weiß nicht recht, wie ich die mindestens 4—5 wöchentliche Spritztour bestreiten soll. Könntet ihr mir wenigstens mit einer Kleinigkeit unter die Arme greifen, so wäre es sehr gut. Sobald ich den Gewerbegesetzentwurf habe, schicke ich ihn Dir. Dein Commentar soll mir für Blatt und Reichstag sehr willkommen sein.5 Was in den Zeitungen steht, weißt Du so gut wie ich. Unser Blatt lasse ich Dir zuschicken. Hast Du es erhalten? Gruß von Deinem W.
LIEBKNECHT.
In dem Brief von Liebknecht an Borkheim hieß es: „Sage Marx, daß Dr. Contzen an einer langen Kritik arbeitet und in einem Vortrag bereits das Werk in rühmendster Weise vom rein wissenschaftlichen Standpunkt aus erwähnt hat". ME 20.2. 1868. MEGA, III, 4, S. 22. 4 Dr. Wilhelm Angerstein stand auf dem linken Flügel der Berliner Demokratischen Bewegung. GBA, 1,139, 164,167; Bebel, I, 122 f; G. Mayer, Trennung, S. 15. 5 Am 13.3. teilte Engels Marx mit, er werde Liebknecht in der Frage des Gewerbegesetzentwurfes instruieren: „Habe ihm gleichzeitig seine Rolle eingepaukt, um im Reichstag die neue Gewerbeordnung (worin auch Fabrikgesetzgebung) zu verarbeiten. Diese Gelegenheit ist zu gut, um das Buch zu advertisen, und ich bin überzeugt, daß dies auch stark geschehn wird, da selbst die offiziellen Ökonomen sich Material daraus holen müssen." MEGA, III, 4, S. 26. S. auch EM vom 7.5. 1869. Ebd., S. 188. 3
VOLLMACHT FÜB W .
LIEBKNECHT
Der Generalrath der Internationalen Arbeiterassociation ernennt hier90
durch Bürger Liebknecht zu seinem Korrespondenten und Bevollmächtigten. Im Auftrag des Generalraths der Internationalen Arbeiterassociation Karl Marx Secretary for Germany H. Jung, Chairman J. George Eccarius Secretary Pro temfpore] [Stempel:] International Working Men's Association Central Council London
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London, 22. September 1868
FRIEDRICH
ENGELS
Berlin, Montag [April 1869] Lieber Engels! Von Efccarius] habe ich erfahren, daß Du mir den Bauernkrieg geben willst.1 Herzlichen Dank! Wir lassen 1500 Exfemplare] drucken, und verkaufen sie mit einem kleinen Profit, der für die I.A.A. bestimmt ist. Den Überschlag der Druckkosten kann ich Dir nicht geben, weil ich den Aufsatz nicht hier habe, — schicke ihn mir umgehend zu, und zwar nach Leipzig, da ich nur bis Ende der Woche hier bin. 1 Die von Liebknecht angeregte Neuauflage des Bauernkrieges hat Marx und Engels während des ganzen Frühjahrs und im Sommer 1869 stark beschäftigt. Am 8.4. teilt Marx Engels mit, er habe Liebknecht vorgeschlagen, „den Preis, wenn auch nur um ein Minimum, über die Kosten zu stellen, damit der Überschuß in Zahlung von individual cards of membership (1 d pro Stück) ausgelegt wird." Der obenstehende Brief ist offenbar mit dem Schreiben identisch, daß Marx am 15.4. erwähnt: „Ich schreibe ihm, unter welchen Bedingungen Du ihm den .Bauernkrieg' geben willst. Er schreibt Dir, daß Eccarius (der nichts von der Sache wußte) ihm mitgeteilt, daß Du die Sache schicken willst und daß er nicht die von Dir gestellten Bedingungen erfüllt." Engels erwiderte darauf am 16.4., er wäre nicht bereit, die Arbeit Liebknecht „auf so unbestimmte Redensarten" hin zu überlassen, „damit er nachher auf einmal kommt und schreit: wenn ich nicht so und so viel Geld schicke, könnten die letzten Bogen nicht gedruckt werden". Drei Tage später informierte Engels Marx, er habe Liebknecht „wegen des Bauernkriegs streng businesslike geschrieben und werde hören, wie er das Defizit der Zeitung
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Daß wir 1500 Ex[emplare] absetzen, ist zweifellos; ich glaube sogar an ein[e] baldige zweite Auflage. Wolltest Du eine kleine Vorrede schreiben, so tväre es mir sehr lieb und jedenfalls sehr nützlich,2 Und nun wieder die alte Fragel Wann kommt die zweite Auflage des Buches über die Englische Arbeiterbewegung? Mit 2 Preisen: einem für die Buchhändler und einem minimalen für die Arbeitervereine würde eine starke Auflage sehr schnell ausverkauft sein. Hast Du überflüssiges Geld, so schicke unserer Zeitung etwas: wir können es gar nöthig brauchen. Wir haben 600 rh. Schulden (davon ich 100 rh.) und jetzt ein Defizit von 40—60 rh. pr[o] Quartal. Im nächsten Quartal werden die Kosten sich wohl decken; allein wie sollen wir die Schulden des ersten Jahres los werden? Wir hier sind sämmtlich Proletarier und man muß uns wirklich etwas unter die Arme greifen. — Schicke doch wieder einen Artikel! Lebe wohl. Mit herzlichen Grüßen Dein W. L. mit dem Sprudeln des Fonds für Broschürendruck in Einklang bringt". Liebknecht reagierte erst im Juli. „Was meinen Brief angeht", berichtete Engels daraufhin an Marx, „so ist sein Jammer über .Vorwürfe statt Geld' genau das Gegenstück von Bismarcks Klage: Meine Herren, wir fordern Brot, und Sie geben uns Steine, als seine Steuern verworfen wurden. Der Punkt, der Herrn W[ilhelm] so .geärgert' hat, war die Frage, wie er in demselben Brief mir sagen könne, er habe das Geld, um den Bauernkrieg zu drucken, und daneben, er habe keins für das Blatt. Femer, wie es sei, daß vor 1Vü Jahren das Blatt bereits .gesichert' war und jetzt sich doch noch nicht zahle?" MEGA, III, 4, S. 180 ff.jund 201. 2 Die zweite, um die „Vorbemerkung" vermehrte Auflage des Deutschen Bauernkriegs erschien 1870 in Leipzig.
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FRIEDKICH
ENGELS
Leipzig, den 20. Dezember [1869] Lieber Engels! Von Herzen Dank — ich konnte es brauchen! Zwar saß ich nicht 3 Monate, sondern bloß 3 Wochen,1 aber nächstens geht's wieder hinein und verschiednes schwebt. Ä la guerre comme a la guerre — die Berliner 3 Monate geniren mich bloß insofern, als ich abgefaßt werde, sobald man mich auf preußischem Boden findet. Für die 5 £. St. die Du dem „Wochenblatt" gegeben, bekommst Du gelegentlich von Adv[okat] Freytag, Amtmannshof Leipzig (un1 Marx hatte Engels am 12.11.1869 mitgeteilt: „Liebknecht spaziert nächste Woche auf 3 Monate ins Gefängnis und hat an Borkheim einen verzweifelten Geldtritt geschickt". MEGA, III, 4, S. 237.
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serm damaligen Kassier) Quittung2 — wir treffen uns selten, und haben dann soviel von Prozessen zu reden, daß die Sache jedesmal vergessen wurde. Das Verbot in Ostreich bringt uns Massen östreichische Abonnenten3 — überhaupt geht das Blatt jetzt rasch in die Höhe, und ich glaube bestimmt, daß wir in einem halben, wo nicht schon in J Jahr die zum Bestand nöthigen 4300 Abonnenten haben. Sehr lieb wäre mir, wenn Du uns erlaubtest, Deinen Bauernkrieg als Feuilleton im Blatt abzudrucken. Wir ließen dann den Satz stehn und veranstalteten einen billigen Separatabdruck, in 2 oder 3 Heftchen ä 1 Ngr. Und könntest Du nicht eine kurze Einleitung dazu schreibenP Bitte gib mir umgehend Antwort, da ich noch vor Neujahr bescheid haben möchte, und schicke gleich die betr. Nummer der Rheinischen Zeitungs-Revue mit* Nochmals Dank! A merry Christmas and a happy New Year Dein W.
LIEBKNECHT
Vermutlich die in Brief Nr. 34 erwähnte Summe. Am 18.12.1869 meldete der Volksstaat durch „Dekret des Handelsministeriums datirt vom 3.d.Mts." sei ihm „der Postdebit im Bereich des Oesterreichischen Staates entzogen worden". Der Bericht schloß: „Der ,Volksstaat' wird das .Bürgerministerium' überleben — wir vertrauen unseren Brüdern in Oesterreich." 4 Der deutsche Bauernkrieg von Friedrich Engels erschien zum erstenmal in: Neue Rheinische Zeitung. Politisch-ökonomische Revue, redigiert von Karl Marx (London, 1850), S. 227 ff.
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LIEBKNECHT
Lieber Engels!
AN
FRIEDRICH
ENGELS
den 8. Februar 1870
Famos, daß Du Dich bereit erklärt hast! Es wird uns viel nützen.1 Sei so gut, und schreib die Einleitung bald; unsre Druckerei ist klein, und der Satz für die Zeitung kann nicht lange stehn bleiben, weil sonst die Lettern fehlen würden. Wir müssen deshalb, sobald ein Bogen des Feuilletons gedruckt ist, den Satz umbrechen und einen Bogen Broschüre drucken. Ob wir die Broschüre in Liefrungen oder nicht veröffentlichen hängt bloß vom Preis ab, den ich noch nicht berechnen kann. Es gilt Massen von Exemplaren unterzubringen — die Schrift ist gerade sehr 1 S. EM vom 1.2.1870: „Ich werde dem Wilh[elm] den Bauernkrieg schicken, aber die Einleitung erst schreiben für den Gesamtabdruck. Für ein Feuilleton, das sich durch 6 Monate und mehr hinziehn kann, eine Einleitung schreiben, hat keinen Sinn." MEGA, III, 4, S. 273.
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populär2 — und da kommt auf 1 Gr[oschen] mehr oder weniger gai nicht viel an. Dein Einwand, das doppelte Broschüren koste doppelt Geld, ist deßhalb nicht stichhaltig, weil wir gar nicht broschieren, bloß die Bogen zusammenlegen. Das Beste wäre wohl, man veröffentlichte diese und andre Broschüren, in gleichem Format bogenweise zu einem bestimmten Preis ä Bogen (höchstens 1 Gr[oschen]) — dann könnten die Leute sich eine beliebige Quantität zusammenbinden lassen. Wir sind jetzt damit beschäftigt, die Sache en gros zu organisiren. Wenn wir nur etwas mehr Geld hätten! (Ich sehe soeben, daß sie auf dem Brief steht.) Den 18. Brumaire betreffend, so hat Meißner weder dem „Volksstaat" noch der „Zukunft", also den beiden Zeitungen, auf die er vor allem rechnen müßte, auch nur eine Anzeige des Erscheinens zugeschickt, so daß ich noch vor 8 Tagen nicht sicher wußte ob das Buch erschienen.3 Du wirst da wohl sagen: Du hättest Dich erkundigen sollen! Aber woher die Zeit nehmen? Unser Ausschuß hatte eine Verhandlung mit Meißner (wegen Übernahme von 1000 Exemplaren]). Dieselbe zerschlug sich aber an unsrem Überfluß an Geldmangel und seitdem hörte ich nicht mehr vom 18. Brum[aire]; Ich kam in's Gefängnis, hatte sonstige Abhaltungen neben den gewöhnlichen] Arbeiten und — erfuhr erst vor 8 Tagen, daß das Buch wirklich heraus ist. Ich bestellte es sofort, und der „Volksstaat" wird eine ausführliche] Besprechung bringen, sobald es in meinen Händen. Außerdem haben wir jetzt auch Schritte gethan, die 1000 Exemplare doch zu übernehmen — ich hoffe der letzte Aufruf um Geld wird von Erfolg sein, sodaß uns die Hände etwas weniger gebunden sind. Jedenfalls hat Meißner sehr, sehr nachlässig gehandelt. Nachschrift. Das bogenweise Veröffentlichen schließt natürlich die Veröffentlichung als ganze broschirte Broschüre nicht aus. Ich sehe, Du sagst die Einleitung mit Titel würde ^ Bogen geben — dann würde sie sich auch zur Noth < n a c h > den bogenweisen Abnehmern nachliefern Infolge der Baseler Beschlüsse der IAA. Am 27.1. hatte Marx Engels gebeten: Wenn Du Liebknecht „schreibst, schreib ihm d o c h . . . daß, wenn alle Journale so viel vom ,18. Brumaire' sprechen wie seins, nämlich gar nicht, es nicht wunderbar, daß Niemand davon hört." Ebd., S. 271. Nach Empfang des obenstehenden Briefes schrieb Engels am 11.2. an Marx: „Ferner Wilhelmchens Antwort. Ganz Wilhelm. Er hat gar nicht gewußt, daß der ,18. Brumaire' erschienen war. Dagegen soll ich ihm umgehend meine Adresse schicken. Weil er mir sein Blatt nicht mehr geschickt hat, muß ich zu seiner Entschuldigung ausgezogen sein. Und jetzt diese Buße, mir den ganzen Volksstaat vom 1. Oktober an nachträglich an den Kopf zu werfen." Ebd., S. 277. 2 s
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lassen, nur müßte das erste Blatt eine Überschrift haben. Doch das sind Kleinigkeiten: schicke das Manuskript und die Sache wird sich machen. Am Montag beginnt wieder die Reichstagsnoth! Ich benütze die Gelegenheit, in Berlin zu rekognosziren. Schweitzers einzige Stütze dort (mit Ausnahme der offiziellen) die Zimmerer und Maurer, die durch einen glücklichen Strike gewonnen wurden, beginnen zu wackeln:4 den Rest wird der bevorstehende von den Meistern provozirte Strike thun, bei dem die Arbeiter unterliegen werden. Auch in Barmen wackelt es, ditto in Hamburg. Sonst sind wir überall Meister. Salut Dein W. L. Noch heute geht in Eile d[er] Volksst[aat] vom 1. Okt[o]b[e]r an Dich ab. Bebel läßt Dich grüßen. Er ist nicht wohl, stark erkältet; wir haben nämlich eine Sibirische Kälte. Ich selbst kann mich seit 9 Tagen nicht rühren und regen in Folge eines Falls auf dem Eis, der mich 4 Rippen so verletzt hat, daß sie gerade nicht gebrochen sind. Was ich wegen des 18. Brum[aire] gesagt, theile Marx mit, der statt meinen Brief 1-| Monat liegen zu lassen, sich einmal bei mir hätte erkundigen können. Daß ich vorsätzlich seines Buchs nicht erwähnte, konnte er doch wahrhaftig nicht annehmen. Der ADAV stützte sich in Berlin im wesentlichen auf die Zimmerleute, eine der bestorganisierten Arbeitergruppen, und die Maurer. GBA, I 188 und 194 ff.
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FRIEDRICH
ENGELS
5. April 1870 Lieber Engelsl Sei so gut und sehe den Bauernkrieg im Volksst[aat] immer genau durch und schreibe es mir, wenn Du Druckfehler findest, damit dieselben im Separatabdruck vermieden werden können! Aber schreibe stets gleich nach Empfang des Blatts, weil wir den Satz nicht lang stehn lassen können (nicht über 8 Tage). Deine Einleitung ist famos, und namentlich freut mich 1.) daß Du Preußen als einzigen Gegner der Revolution] (in Deutschland) hingestellt und damit im Wesentlichen meinen bisherigen Kämpfen das placet ertheilt1 < h a s t > und 2.) daß Du für die Baseler Engels schrieb daraufhin am 13.4. an Marx: „Inliegend ein heitrer Brief von Wilhelm . . . der Mann tut, als ob ich ihn abschriebe . . M E G A , III, 4, S. 300.
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Beschlüsse eine Lanze gebrochen hast. Ich werde nächstens meinen seit Oktober 3mal gehaltnen Vortrag 2 über das Thema veröffentlichen und auch auf dem Stuttgarter Congreß herausgehn. Mein Vortrag wurde auch von Bauern angehört, die vollständig bekehrt waren. Die Bauern, d.h. Klein-Grundbesitzer und Ackerknechte für uns zu gewinnen, halte ich mit Dir für unsre Hauptaufgabe. Das städtische Proletariat ist zwar auch noch nicht genügend aufgerüttelt, doch gegebnen Falls gehört es uns eo ipso, wie wir an den HirschDuncker'schen Gewerkvereinlern sehn. Die Industriearbeiter allein können in Deutschland keine Revolution machen, und dafür, daß Du das ausgesprochen, danke ich Dir vor Allem.3 Ich glaube allerdings nicht, daß wir der aktiven Hülfe der Bauern bedürfen, aber sie müssen wenigstens so weit gewonnen sein, daß sie uns nicht entgegentreten. Wie die Dinge jetzt liegen, würde das städtische Proletariat von den Bauern mit Dreschflegeln todtgeschlagen werden.4 Von diesem Standpunkt aus vertheidigte ich von Anfang an die Baseler Beschlüsse; als dieses elende Waschweib Venedey sammt den Schwäbischen Volksphilistern uns den Bauern als theilungswüthige Rinaldini's denunzirten." Daß ich mit diesen Burschen öffentlich und rückhaltlos gebrochen, wird Dir beiläufig ein Beweis sein, daß ich mich mit ihnen nicht insgeheim, zu tief eingelassen hatte, wie Ihr zu glauben scheint. Es handelte sich nie um eine Allianz sondern bloß um ein Zusammengehn < b i s zu einem gewissen Punkt> in einer bestimmten Frage, und auch da nur bis zu einem gewissen Punkt. Daß wir sonst mit der Schwäbischen „Volkspartei" nichts gemein hatten, das sagte ich H[err]n Hausmann, dem Hauptschreier, schon im Dezember 1867 (in Bamberg) auf das deutlichste und derbste < g e s a g t . > 6 Doch das 2 Das Referat von Wilhelm Liebknecht „Zur Grund- und Bodenfrage" erschien in der 1. Auflage unter dem Titel Vortrag gehalten im. Saale des Schützenhauses zu Meerane am 12. März 1870. Liebknecht erklärt dazu im Vorwort, die Diskussion über die Baseler Beschlüsse habe ihn genötigt, „die Grund- und Bodenfrage in mehreren Vorträgen zu behandeln, von denen der ausgearbeitetste und umfassendste am 12. März 1870 zu Meerane gehalten wurde". 3 Engels in der Vorbemerkung zur 2. Aufl. seiner Arbeit Der deutsche Bauernkrieg. * Am 17.11.1869 hatte Liebknecht im gleichen Sinne an Bracke geschrieben: „ . . . Wir brauchen die Bauern nicht, um Revolution zu machen, aber keine Revolution kann sich halten, wenn die Bauern dagegen sind." Hochverratsprozeß, S. 196 f. 5 Jacob Venedey hatte die Baseler Beschlüsse in der Mannheimer Abendzeitung heftig kritisiert. Sein Artikel, der in der Presse ein starkes Echo fand, verschärfte die Spannungen zwischen Volkspartei und Sozialdemokratie. S. W. Liebknecht, Zur Grund- und Bodenfrage, S. 25 f.; Mayer, Trennung, S. 47 ff. s Auf der Bamberger Tagung der Volkspartei am 22.12.1867 waren die unterschiedlichen Auffassungen von Liebknecht und Julius Hausmann, dem Sprecher der Württemberger offen zu Tage getreten. Mayer, Trennung, S. 32.
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sind die Dinge, über die wir uns vielleicht einmal mündlich des Nähren aussprechen. Kommst Du denn nicht bald wieder nach Deutschland? Dann laufe mir nicht am Haus vorbei, wie Pere Marx es im Herbst gethan hat.7 Nach Ostern gehe ich nochmals nach Berlin; wir wollen sehn, ob sich dort ein billiges Tagesblatt gründen läßt.8 Es sind Aussichten vorhanden. Unter den Arbeitern fassen wir mehr und mehr Fuß. Berlin zu erobern (wo Schweitzer außer den Zimmerleuten und Maurern9 kaum 100 Anhänger hat) ist jetzt unser nächstes Ziel, und der Zerfall der Hirsch-Duncker'schen Gewerkschaften soll uns dabei zu Statten kommen. Adieu! Dein W. L. Marx hatte während seiner Deutschlandreise im Herbst 1869 ein Treffen mit Liebknecht geplant. So schrieb er am 25.9. aus Hannover an Engels, er werde „in ein paar Tagen" ein „Rendezvous mit Wilhelm haben", mußte dann aber am 30. nach Manchester melden: „Liebknecht schreibt, daß er der Preußen wegen nicht kommen kann." MEGA, III, 4, S. 227, 229. 8 Engels schrieb daraufhin am 13.4. an Marx: „Er hat sein Leipziger Blättchen noch nicht sicher etabliert und will schon in Berlin ein Tageblatt gründen. Dem Kerle hängt der Himmel immer voll Geigen, aber es sind keine Saiten drauf, und der Resonanzboden ist drausgeschlagen." Ebd., S. 300 f. • S. den vorhergehenden Brief Nr. 38, Anm. 4. 7
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L I E B K N E C H T AN
FRIEDRICH
ENGELS
Mittwoch, den 27. April 1870 Lieber Engels! Von jetzt an erhältst Du bloß 1 Ex[emplar] des V[olksstaat], dafür aber regelmäßig d[ie] Correkturbogen. — Apropos, die Randglosse: Randglossen verbeten, hättest Du sparen können, zumal betr. Randglosse selbstverständlich nur für den „Volksstaat", der den Aufsatz zerstückelt bringt, bestimmt sein konnte. Auf Deine Einwürfe resp. Ausstellungen werde ich gelegentlich ausführlich eingehen; seit 8 Tagen bin ich durch ein Familienereigniß (Ankunft eines Jungen)1 so in Anspruch genommen, daß ich die nöthige Zeit nicht ersparen kann. Nur so viel: Du verkennst, daß ich mit dem vorhandnen Material arbeiten mußte. Das „Demokratische] Wochenblatt" war „Organ der Volkspartei'. Ein Organ der Sozialdemokratie war damals noch nicht möglich, und wäre heute noch nicht 1
Theodor Karl Liebknecht. S. auch Brief Nr. 41.
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möglich, wenn ich nicht, anknüpfend an die damals verfügbaren Elemente das „Demokratische] Wochenblatt" gegründet hätte. Ich hatte die Wahl entweder mich in den Strom zu stürzen, der an mir vorbeistürzte, oder am Ufer stehn zu bleiben und philosophische Betrachtungen anzustellen über das Gesetz der Schwere, die Natur des Wassers usw. Ich zog das Erstre vor, und wenn ich mir auch manches Mißgriffs bewußt bin, so glaube ich doch, daß ich im Ganzen durchaus richtig und im Interesse unsrer Partei gehandelt habe. Daß ich andre Parteien nur benutzt, mich nicht von ihnen habe benützen lassen — das dächte ich, wäre durch den Erfolg deutlich genug bewiesen worden. Daß Preußen der einzige ernsthafte Gegner in Deutschland ist, — hatte sich schon 1849 gezeigt, wo Ostreich gelähmt war und Preußen die ganze Standrechtsarbeit übernehmen mußte.2 1866 hat es nur etwas schärfer hervortreten lassen. Doch darin sind wir einverstanden; ich weiche nur von Dir ab, als ich es für einen Nachtheil halte, daß Preußen die Annexionen gelungen sind, und zwar darum für einen Nachtheil, weil ich den „einzigen ernsthaften Gegner" lieber schwach sehe als stark. Und gegen dieses Preußen selbst den Hannoverschen Partikularismus ins Feld zu führen, hielt und halte ich für keinen Fehler — im Gegentheil. Prinzipiell habe ich mir den Rücken freigehalten; ich habe jede auch die geringste Conzession zurückgewiesen. Daß in einem Organ der „Volkspartei" Venedey einmal gelobt ward — ist das zum Verwundern?3 Und jene Jeremiade eines alten Hannoveraners!4 Sie lag ein paar Monate in meinem Pult, bis sie durch einige Bittschreiben von sehr einflußreichen Parteimitgliedern aus Meerane zu Tag gefördert ward. — Uber Berlin schreibe ich Dir aus Berlin, d.h. wenn ich hinkomme. Du wirfst uns unser Wegbleiben als Prinzipienreiterei vor. Das ist es nicht. Wir halten es unter unsrer Würde, und gegen unsren Vortheil in einer so gemeinen, plumpen Komödie mitzuspielen. Du über2 S. Vorbemerkung sowie EM vom 1.5.1870. MEGA, III, 4, S. 315. s Am 22.2.1868 hatte das Demokratische Wochenblatt, Nr 34, geschrieben: „In dem ersteren Land [Baden, d.H.] erwirbt sich namentlich der Veteran Venedey durch sein tapferes Vorgehn gegen die Gothaer Clique ein hohes Verdienst um die Sache des deutschen Volks". Engels schrieb daraufhin am 26.4. an Marx: „Wilhelmchen feiert jetzt auch, wie Du gesehen haben wirst, den edlen Jakobus Venedey! Sie sehen sich beide auch grade so ähnlich wie ein Esel dem andern. Ich hab jetzt genug davon, ich schreib ihm nicht mehr, mag er sich auf eigne Faust blamieren." MEGA, III, 4, S. 44. 4 Am 22.10.1868 beschwerte sich Engels bei Marx über Liebknechts Konzessionen „gegenüber den Exfürsten". „Du wirst gesehn haben, daß er den Kurfürsten von Hessen als historische Autorität zitiert. . . und einen treuen Hannoveraner in der letzten No. Welfengewinsel anstimmen läßt. Es wäre gut, wenn Du über diesen letzten Punkt dem Wilhelm einmal klaren Wein einschenktest..." Ebd., S. 115.
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schätzt den Norddeutschen Parlamentarismus.5 Protestiren, ich meine die Komödie denunziren, kann ich aber außerhalb des Reichstags besser als drin, wo die Geschäftsordnung jede freie Bewegung hindert. — Daß wir dann und wann bei bedeutenden Fragen auftreten, ist ganz nützlich; das Schlimme ist bloß, um die Gelegenheit zu einer Rede resp. einem Skandal zu erhaschen, muß man 14 Tage, 3 Wochen in Berlin auf der Lauer liegen, und woher das Geld nehmen und nicht stehlen? Ich weiß nicht, wie ich zur 3. Lesung des Strafgesetzbuchs hinkommen soll. Nimm die Kosten fürs Blatt, die Agitation, die Geldstrafen (jeder Prozeß durchschnittlich 25 rh und 7 habe ich auf dem Hals — das Sitzen kommt gar nicht in Betracht!) wo soll das Geld her? Mit den 40 rh monatlich] die ich vom Blatt habe, kann ich nicht leben, geschweige Reisen machen. — Otto-Walster ist dasselbige Individuum, aber was die Nat[ional]liberalen sagen, ist natürlich gelogen. Ein ganz formloser Bursche, redigirte er 1866 eine antipreußische Zeitung in Wiesbaden, wurde damals von den Preußen eingesteckt, war 1867 Reichstags Candidat der Braunschweiger Sozialdemokraten, und < h a l f > besorgte eine Zeitlang den Lokaltheil des Bulletin International. Eine weifische Corr[espondenz] hat er nie herausgegeben. Ich protestirte gegen Aufnahme des Namens, weil er nichts taugt, und wegen Walster's Anrüchigkeit, doch die Sache war schon so weit vorgeschritten, daß sie sich nicht rückgängig machen ließ.6 Bei den nächsten Wahlen hoffe ich, bringen wir in Sachsen 6—8 Mann durch, ferner haben wir in Breslau die besten Aussichten.7 Auch vielleicht in Köln. Wir werden u.a. Dietzgen aufstellen. Hättest Du irgendwo Lust?8 In Berlin handelt sich's um ein auch für das Kleinbürgerthum berechnetes billiges Blatt, das der Volkszeitung Duncker's und der Wilhelm Liebknecht hatte am 31. Mai 1869 in seiner berühmt gewordenen Rede „Ueber die politische Stellung der Sozialdemokratie" vor den Gefahren des Parlamentarismus gewarnt. Auf dem Stuttgarter Parteitag vom 4.-7.6.1870 äußerte sich Liebknecht zunächst im gleichen Sinne, stellte sich dann aber schließlich auf den Boden einer Kompromißresolution. Seine kritische Einstellung zur parlamentarischen Arbeit in den Jahren des Norddeutschen Reichstages wurde später von den Anarchisten, der Opposition der „Jungen" u.a. gegen die Taktik der SPD ins Feld geführt. 6 Der Schriftsteller A. Otto-Walster der von den Liberalen heftig angegriffen wurde, war im Januar 1867 von der Braunschweiger Gemeinde des ADAV zum Kandidaten für den Norddeutschen Reichstag aufgestellt worden. 7 Die Wahlen am 3. März wurden durch den Kriegsverlauf und den Abschluß des Präliminarfriedens beeinflußt. Die Partei konnte daher nur zwei Wahlkreise gewinnen (Glauchau-Meerane und Zwickau-Crimmitschau), wogegen Liebknecht im 19. sächsischen Wahlkreis mit 3981 gegen 5204 Stimmen unterlag. 8 Liebknecht versuchte Engels auch später für eine Reichstags-Kandidatur zu gewinnen. S. Brief Nr. 75.
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Staatsbürgerzeitung Heids Conkurrenz macht.9 Geld erwarte ich von von der Leeden und durch Jacobyl Mehr im nächsten Brief. Besorge Einliegendes sofort an Marx. Dein W. L. Apropos: Könntest Du mir eine Geschichte des Chartismus und der Trades Unions verschaffen? Es wäre mir von großem Werth. Hat nicht Gammage die Geschichte der Chart[isten] Beweg [ung] geschrieben? • Im Gegensatz zu der von Franz Duncker herausgegebenen Volkszeitung, die die Ziele der Fortschrittspartei vertrat, sympathisierte Held's Staatsbürger-Zeitung mit einem unklaren Sozialismus, einem „Gemisch Proudhonscher Gedanken und anderer Geldreform-Spekulationen". GBA, I, 132.
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L I E B K N E C H T AN KARL
MARX
Mittwoch. 13. Mai 1870 Lieber Mohr! Gestern erhielt ich von Engels einen saugroben Brief auf den ich im gleichen Stil antworten werde, und eine mich als Schulbuben behandelnde Erklärung, die ich natürlich nicht aufnehme.1 Es ist wahrhaft abgeschmackt, wegen einer flüchtigen Note, wie die über Hegel, solchen Lärm zu schlagen. Daß Engels sie nicht geschrieben, weiß jeder der Engels kennt, und Niemand der Engels kennt, traut ihm ein sacrilège am Heiligen Hegel zu. Sehr Wenige werden dies überhaupt für ein sacrilège halten. Ich habe nicht den Bildungsgang durchgemacht wie Engels: ehe ich fertig war mit der Theorie wurde ich in die Praxis hineingeschleudert und führe seit 22 Jahren ununterbrochen ein ruheloses jede Muße ausschließendes Leben. Daß ich unter solchen Verhältnissen Hegel nicht so gründlich studirt habe, wie Engels versteht sich von selbst, ist aber auch keine Schande für mich. Und wenn ich diese Studien sogar ein Bischen verachte so wird mir Engels meine Privat1 Engels hatte den Brief offenbar in höchster Erregung geschrieben. S. EM vom 8.5.1870: „ . . . dabei untersteht sich das Vieh, mir Randglossen ohne jede Angabe des Verfassers drunter zu setzen, die reiner Blödsinn sind, und die Jedermann mir zuschreiben muß. Ich habe es mir schon einmal verbeten und, er tat pikiert, jetzt kommt der Blödsinn aber so dick, daß es nicht länger g e h t . . . Ich habe ihn hierauf nun gehörig gedient und ihm eine, unter den Umständen möglichst milde Erklärung zum Abdruck zugeschickt..." MEGA, III, 4, S. 320. S. auch ME vom 10.5., EM vom 11.5., 15.5. und 17.5.1870. Ebd., S. 321 f., 324, 328 f.
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ansieht lassen müssen. Jedenfalls ist es unverantwortlich von ihm, wegen einer solchen Lauserei mich zu beleidigen, denn das hat er gethan. Sobald ich den Brief beantwortet, werde ich ihn Dir schicken. Seine Erklärung betreffend, so werde ich sagen, daß die Anmerkungen nicht von Engels sind. Das muß ihm genügen, wenn anders er nicht mit Gewalt einen Wandel provoziren will. Endlich dachte ich mit Euch im Reinen zu sein, und da kommt nun dieser Engels'sche Brief! Apropos, in welcher Gemüthsverfassung Engels war, als er seinen Brief losließ, erhellt aus Folgendem: Ich hatte ihm früher geschrieben, die Noten seien bloß für den „Volksstaat", nicht für die Broschürenausgabe.2 Aus dem Umstand nun, daß der ihm überschickte Correkturabzug, der natürlich den ganzen Satz enthält, auch die Noten bringt, schließt er, ich hätte ihn damals belogen. Die Noten sind beiläufig für unsre Leser absolut nothwendig. Auf dem Feld der Theorie lasse ich mich gern von Engels bescheiden, auf dem Feld der Praxis glaube ich aber etwas besser bewandert zu sein, als er. Ich bitte Dich Engels meinen letzten Brief mitzutheilen. Vielleicht sieht er dann ein, wie Unrecht er gegen mich hatte. Wegen Verschiebung der Todesstrafendebatte gehe ich erst nächste Woche nach Berlin. Den Tag schreibe ich noch. Meine Adr[esse] ist dann einfach im Reichstag. Herzliche Grüße an Dich und die Deinen Dein treuer
LIBRABY
Meine Frau bedankt sich schön für die freundlichen Glückwünsche. Wenn ich den Kleinen taufen lasse, bekommt er auch Deinen Namen.3 Du verweigerst doch die Pathenschaft nicht? Das wurde gleich nach der Geburt festgesetzt. 2 Brief Nr. 40, Ebd. ' Brief Nr. 40.
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II 1870-1875
Die Briefe aus dem Jahrfünft zwischen dem Sturz des Bonapartismus und dem Gothaer Parteitag behandeln so viele Geschehnisse und Fragen der Zeit, daß an dieser Stelle nur auf drei Themenkreise — die Pariser Kommune, die Beeinflussung der deutschen Partei durch Marx und Engels und den Kampf um die Internationale — eingegangen werden soll. Für die Beurteilung des französischen Bürgerkriegs durch Marx und Engels und ihre Kritik am Verhalten der Kommune1 ist der Brief vom 6. April von besonderem Interesse: „Es scheint, daß die Pariser unterliegen ist ihre Schuld, aber eine Schuld, die in der Tat aus zu großes honnêteté entsprang", folgert Marx in nüchterner, illusionsloser Einschätzung der Machtverhältnisse nach der Niederlage der Föderierten bei Bougival. „Das Zentralkomité und später die Kommune gaben . . . Thiers die Zeit zur Zentralisation feindlicher Kräfte, 1. weil sie törichterweise den Bürgerkrieg nicht eröffnen wollten, als ob Thiers ihn nicht durch seinen Versuch der gewaltsamen Entwaffnung von Paris eröffnet h ä t t e . . . 2. Um nicht den Schein usurpatorischer Gewalt auf sich haften zu lassen, verloren sie kostbare Momente (es galt gleich nach Versailles zu rücken nach der Niederlage . . . der Reaktion in Paris) durch die Wahl der Kommune, deren Organisation usw. wieder Zeit kostete.. ." 2 So scharf Marx mit der theoretischen Unklarheit, mit der mangelnden Taktik und Strategie der Pariser Bewegung wie er sie sah zu Gericht ging, so entschieden nahm er vor der Welt für sie Partei: „Von allem Zeug, was Du in den Zeitungen über die inneren Vorgänge in Paris zu Gesicht bekommst, mußt Du kein Wort glauben. Es ist alles Lug und Trug. Es ist höchst charakteristisch, daß der deutsche Einheitskaiser, Einheitsreich und Einheitsparlament zu Berlin für die Außenwelt gar nicht zu existieren scheinen. Jeder Windzug in Paris interessiert mehr." 8 Als sich die Niederlage der Kommune immer deutlicher abzuzeichnen begann, tat Marx sein Möglichstes, um die Solidarität der europäischen Arbeiter für Paris zu mobilisieren. Bereits am 24. April hatte sich Bebel zur Empörung des gesamten Reichstags an die Seite 1
2 3
S. hierzu insbesondere A. Rosenberg, Demokratie und Sozialismus, S. 176. Brief Nr. 48. Brief Nr. 48.
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der Pariser Erhebung gestellt: „Und wie steht es heute? die so viel verleumdete und angegriffene Kommune in Paris ist es, die mit der größten Mäßigung vorgeht... gerade in Bezug auf diejenigen Kreise, welche vorzugsweise daran schuld sind, daß Frankreich in diese gefährliche und verderbliche Lage gekommen ist, z.B. die Kreise der hohen Finanz . . . " Während Marx noch an der Adresse arbeitete, mit der sich der Generalrat der Internationale zu den geschlagenen Pariser Arbeitern bekannte, ergriff Bebel am 25. Mai im deutschen Parlament erneut das Wort: „Meine Herren, mögen die Bestrebungen der Kommune in Ihren Augen auch noch so verwerfliche . . . sein —, seien Sie fest überzeugt, das ganze europäische Proletariat und Alles, was noch ein Gefühl für Freiheit und Unabhängigkeit in der Brust trägt, sieht auf Paris. Meine Herren, und wenn auch im Augenblick Paris unterdrückt ist, dann erinnere ich Sie daran, daß der Kampf in Paris nur ein kleines Vorpostengefecht ist, daß die Hauptsache in Europa uns noch bevorsteht, und daß, ehe wenige Jahrzehnte vergehen, der Schlachtruf des Pariser Proletariats: .Krieg den Palästen, Friede den Hütten, Tod der Noth und dem Müßiggange!' der Schlachtruf des gesammten europäischen Proletariats werden wird."4 „Die deutschen Arbeiter haben sich in dieser letzten großen Krise ganz famos benommen", schrieb Engels mit unverhohlenem Stolz, „besser als irgendwelche andre. Bebel hat sie auch ganz ausgezeichnet vertreten, seine Rede über die Commune ist durch die ganze englische Presse gegangen und hat großen Eindruck hier gemacht."5 Zugleich übersandte Engels die deutsche Fassung des Bürgerkrieg in Frankreich, der vielleicht folgenschwersten Adresse des Generalrats, durch die sich Marx und seine Anhänger über alle theoretischen Bedenken hinweg mit der Revolution der Pariser Arbeiter und Kleinbürger identifizierten. Erst seit diesem uneingeschränkten, leidenschaftlichen Bekenntnis begann die Öffentlichkeit Internationale und Kommune gleichzusetzen, gewann die Partei von Marx die revolutionäre Tradition, die für das Selbstverständnis der späteren Arbeiterbewegung eine so große Bedeutung gewinnen sollte. „Die Adresse hat einen heillosen Lärm hier in London geschlagen", schrieb Engels am 22. Juni Liebknecht: „Erst Versuch des Totschweigens, aber es ging nicht . . . ganz London sprach nur von uns. Natürlich alles Heulerei. Tant mieux."6 In den Sommermonaten, in denen ein Kommuneflüchtling nach dem anderen im Haus der Familie Marx Zuflucht fand, begannen sich die ersten Repressivmaßnahmen « 5 «
Vgl. auch Bebel, II, S. 223. Brief Nr. 55. Brief Nr. 55.
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der europäischen Regierungen gegen die Internationale abzuzeichnen. „Daß Bismarck mit den Oesterreichern und Italienern eine allgemeine Hetzjagd verabredet hat ist zweifellos", warnt Engels im September. Bismarck sei „ganz ohne Furcht vor dem roten Gespenst". Österreich jedoch werde „mit der .Internationale' jetzt wieder gradeso eingeseift wie 1823 zu Verona und später zu Karlsbad mit der Revolution' und den Carbonari. Aber daß dabei doch für Euch auch allerlei abfällt ist klar."7 Diese Entwicklung war um so bedrohlicher, als die Internationale unter dem erschütternden Eindruck der blutigen Maiwoche und der Repressalien in Frankreich und Deutschland endgültig in zwei gegeneinander intriguierende, sich rücksichtslos befehdende Lager zerfiel. Während sich die englischen Mitglieder des Generalrats, die Gewerkschaftsführer Odger und Lucraft, von den revolutionären Zielen der Internationale lossagten, drohte die Spannung zwischen „Marxisten" und „Bakunisten" die von allen Seiten bedrohte Assoziation von innen heraus zu sprengen. Der Generalrat konnte sich unter diesen Umständen mit Recht die Frage stellen, ob es nicht ratsamer sei, sich zunächst im kleineren Kreis über Teilfragen zu verständigen, statt die Gegensätze auf einem allgemeinen Kongreß vor den Augen der Polizei auszufechten. Marx und Engels, denen an einer Stärkung des Generalrats und damit ihrer eigenen Position gelegen sein mußte, entschieden sich für den ersten Weg. Am 25. Juli erwirkten sie mit Zustimmung des Bakunisten Paul Robin den Beschluß, statt zu dem statutenmäßig vorgeschriebenen Kongreß zu einer kleinen Konferenz nach London einzuladen. Diese Konferenz, die am dritten Sonntag des September zusammentrat, erwies sich jedoch als wenig repräsentativ. Neben den Deutschen und Franzosen, denen die Entsendung einer offiziellen Delegation unmöglich war — Liebknecht wurde deshalb von Engels scharf gerügt — fehlte auch das oppositionelle „Comité fédéral romand", von dessen Einladung der Generalrat vorsorglich Abstand genommen hatte. Von den Delegierten waren unter diesen Umständen mehr als die Hälfte Mitglieder des Generalrats, eine Zusammensetzung die es Bakunin leicht machte, der Konferenz als einer bloßen Zusammenkunft der „Intimen des Herrn Marx" die nötige Legitimität abzusprechen. Da auch Guillaume im Namen des „Comité fédéral romand" gegen alle, die Schweizer Bewegung betreffenden Beschlüsse Verwahrung einlegte, hatte sich die Kluft zwischen beiden Lagern eher noch vertieft. i
EL vom 11.9.1871. Brief Nr. 58.
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Um die Internationale organisatorisch zu stärken und sie zur Abwehr der drohenden Polizei- und Regierungsmaßnahmen fähig zu machen, unterstrich die Londoner Konferenz die Notwendigkeit der politischen Aktion und die Bedeutung selbständiger Arbeiterparteien — eine Entscheidung, die für Bakunin und seine Anhänger unannehmbar war. Um diesen Punkt, schrieb Liebknecht nach Empfang der Resolution, wird sich „der jetzt entbrannte Kampf" vor allem drehen. „Ihr müßt zeigen", erklärte er Engels, „daß die Hyperrevolution der Bakunin und Konsorten nichts anderes ist als die Inaktion und faktisch wenigstens auf Reaktion hinausläuft."8 Wenige Wochen danach überdachte Marx noch einmal die Entwicklungsphasen der Internationale und die Gründe für den nun unvermeidlichen Kampf: „Die Internationale wurde gestiftet", heißt es in einem Brief an Bolte, „um die wirkliche Organisation der Arbeiterklasse für den Kampf an die Stelle der sozialistischen oder halbsozialistischen Sekten zu setzen. Die ursprünglichen Statuten wie die Inauguraladresse zeigen dies auf den ersten Blick. Andererseits hätten die Internationalen sich nicht behaupten können, wenn der Gang der Geschichte nicht bereits das Sektenwesen zerschlagen gehabt hätte. Die Entwicklung des sozialistischen Sektenwesen und die der wirklichen Arbeiterbewegung stehen stets in umgekehrtem Verhältnis. Solange die Sekten berechtigt sind (historisch), ist die Arbeiterklasse noch unreif zu einer selbständigen geschichtlichen Bewegung. Sobald sie zu dieser Reife gelangt, sind alle Sekten wesentlich reaktionär. Indes wiederholte sich in der Geschichte der Internationalen, was die Geschichte überall zeigt. Das Veraltete sucht sich innerhalb der neugewonnenen Form wieder herzustellen und zu behaupten." Die Geschichte der Internationale „war ein fortwährender Kampf des Generalrats gegen die Sekten", fuhr Marx fort, die sich der wahren Bewegung der Arbeiterklasse entgegenstellten. Seit 1868 habe Bakunin versucht, innerhalb der I.A.A. eine zweite Internationale, die „Alliance de la Démocratie Socialiste" zu stiften. Sein Programm — „Gleichheit der Klassen, Abschaffung des Erbrechts, Atheismus, Ablehnung der politischen Aktion"— habe vor allem „in Italien und Spanien, wo die realen Bedingungen der Arbeiterbewegung noch wenig entwickelt", sowie bei einigen „hohlen Doktrinären in der romanischen Schweiz und Belgien" Anklang gefunden. „Der Generalrat hatte gegen diese Verschwörung . . . zu kämpfen während Jahren. Er hat endlich durch die Konferenzbeschlüsse . . . den lange vorbereiteten Schlag geführt."9 s •
Mayer, Engels, II, 233. Marx an Bolte vom 23.11.1871. BaS, 38 f.
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Bakunin verwarf die Londoner Beschlüsse als einen Staatsstreich der Partei Marx', die entschlossen sei, die lebendige Bewegung zu gängeln, ja, sie im Interesse ihrer Doktrin der Diktatur des Generalrats zu unterwerfen. Beide Parteien begannen sich nun für den nächsten allgemeinen Kongreß im Herbst 1872 zu rüsten, auf dem über Fortbestand und Weg der Internationale entschieden werden mußte. Am 12. November versammelten sich die oppositionellen Sektionen der romanischen Schweiz in Sonvilliers, um sich mit der Gründung der „Jura-Föderation" ein eigenes Kampforgan zu schaffen. In einem Zirkular-Schreiben erhob Guillaume gegen die Londoner Beschlüsse und die Politik des Generalrats scharfen Protest. Der Generalrat müsse seiner autoritär-hierarchischen Stellung entkleidet und in ein bloßes Büro für „Korrespondenz und Statistik" verwandelt werden. Engels hielt das Sendschreiben kaum in Händen, als er sich zum Gegenschlag entschloß: „Damit ist das Maß voll und wir werden agiren". „Der sofortige Abdruck des inliegenden Artikels, ,Der Kongreß von Sonvilliers und die Internationale', ist sehr nötig", drängte er Liebknecht Anfang Januar.10 „So lange diese Intriguen sich auf die Schweiz beschränkten oder im Stillen vorgingen", heißt es in der Erwiderung, „haben wir ihnen keine größere Öffentlichkeit geben wollen; dies Cirkular zwingt uns zu s p r e c h e n . . N a c h Ansicht der Bakunisten, fuhr Engels fort, „sei die Internationale Nichts als eine freie Föderation von autonomen Sektionen", mit einem Büro für Statistik und Korrespondenz, dem Generalrat, als Mittelpunkt. „Diese ursprüngliche Grundlage sei aber sehr bald gefälscht worden", zitiert Engels die Ansicht seiner Gegner. „Dadurch sei dem Generalrat eine gefährliche Macht in die Hände gegeben, die freie Vereinigung selbständiger Sektionen in eine hierarchische und autoritäre Organisation" verwandelt worden. „Deutschen Arbeitern", fuhr Engels fort, „die nur zu sehr den Werth einer Organisation kennen, die sich wehren kann, wird dies Alles sehr wunderbar vorkommen... Wir Deutschen sind wegen unsres Mysticismus verschrieen, aber an diesen Mysticismus reichen wir bei weitem nicht. Die Internationale, ein Vorbild der künftigen Gesellschaft, wo es keine Versailler Erschießungen, keine Kriegsgerichte, keine stehenden Heere, keine Brieferbrechungen, kein Braunschweiger Kriminalgericht mehr geben wird! Grade jetzt, wo wir uns mit Hand und Fuß unsrer Haut wehren müssen, soll das Proletariat sich nicht nach den Bedürfnissen des Kampfs organisiren, den man ihm täglich und stündlich aufzwingt, sondern nach den i® Brief Nr. 65.
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Vorstellungen, die sich einige Phantasten von einer unbestimmten zukünftigen Gesellschaft machen . . .!" n Mit diesen recht geschickt auf die Psychologie deutscher Arbeiter berechneten Argumenten bemühte sich Engels, die stärkste Arbeiterpartei des Kontinents zu entschiedener Hilfe aufzurufen. Immer wieder bestürmten Marx und Engels Liebknecht und die Führer der deutschen Partei, das bislang so „platonische Verhältnis" der deutschen Bewegung zur Internationale enger und wirksamer zu gestalten. Bereits wenige Tage nach der Londoner Konferenz appellierte Marx über Kwasnewsky an die Berliner Sektion: „Auf dem Kongreß war Deutschland weder durch Delegierte vertreten, noch durch Berichte, noch durch Geldbeiträge seit Sept. 1869. Das bisher rein platonische Verhältnis der deutschen Arbeiterpartei zur Internationale, welches nur Leistungen von der einen Seite erwartet ohne Gegenleistungen von der anderen, kann unmöglich fortdauern. Es kompromittiert die deutsche Arbeiterklasse. Ich fordere daher die Berliner Sektion auf, mit mir in direkte Korrespondenz zu treten und werde dasselbe Verlangen an alle anderen Sektionen richten, solange der Vorstand der soz. dem. Arbeiterpartei fortfährt, nichts zu tun mit Bezug auf die Organisation der Intern [ationale] in Deutschland." 12 Noch heftiger war die Reaktion von Engels als Liebknecht am 8. Dezember erklärte: „Auf viele individual memberships ist in Deutschland nicht zu rechnen und entre nous halte ich es auch gar nicht für nötig." „Deine Ansicht", heißt es in der Erwiderung, „daß die deutschen Interntationale] Mitglieder keine Beiträge zu zahlen brauchen und daß es überhaupt gleichgültig ist ob die Internationale] viel oder wenig Mitglieder in Deutschland hat, ist das grade Gegenteil der u n s e m . . . Wie Ihr glauben könnt, die andern Nationen müßten die Kosten für Euch tragen, während Ihr ,im Geist' mitten unter ihnen seid wie Jesus Christus, aber Euer Fleisch und Euer Geld salviert — ist mir unbegreiflich. Jedenfalls muß dies platonische Verhältnis aufhören und die deutschen Arbeiter entweder in der I n t e r nationale] sein oder nicht in i h r . . . " 1 3 Liebknechts Gegenargumente, denen man eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen vermag, zeigen deutlich, wie verschieden sich die Dinge von London und Leipzig aus darstellten. Hier der strategische Mittelpunkt einer die ganze Arbeiterwelt umfassenden Planung, deren Erfolg oder Mißerfolg weltgeschichtliche Bedeutung 11 F. Engels, „Der Kongreß von Sonvilliers und die Internationale", Volksstaat, Nr. 3 vom 10.1.1872. Marx an Kwasnewsky vom 25.9.1871. In: Boris Nikolajewsky, „Karl Marx und die Berliner Sektion der I. Internationale", Die Gesellschaft, 3 (1933), S. 260 f. is Brief Nr. 62.
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erlangen konnte, dort das Zentrum einer zwar schwachen, um die nackte Existenz kämpfenden aber doch auf das bereits Errungene stolzen Arbeiterpartei, für die es nicht leicht war, nationale und internationale Verpflichtungen in die rechte Übereinstimmung zu bringen. „Wir fassen unser Verhältnis zur Internationale nichts weniger als platonisch auf", erwiderte Liebknecht. „Nach der staatsanwaltlichen Theorie, welche auch die der Polizei, überhaupt der Exekutivbehörde ist, begeht jeder, der der Internationale beitritt, bloß durch den Akt des Beitritts eine ,Hochverrat vorbereitende Handlung' . . . Der Vorwurf, ich lege auf die Beisteuerfrage nicht den genügenden Wert, ist um so lächerlicher, als ich es war, der in Basel die Sache zuerst in Eurem Sinne aufs Tapet brachte. Allein es fällt mir nicht ein, wegen dieser Frage jetzt die Existenz unserer Organisation auf das Spiel zu setzen. Du vergleichst die Franzosen mit uns. Der Vergleich hinkt: 1. haben die Franzosen keine Organisation außer der Internationale und 2. haben die französischen Arbeiter eine revolutionäre Schule durchgemacht, die den unseren noch abgeht. Hätten unsere Arbeiter diese Schule, bei Gott, wir wären weiter als die französischen und zwar durch unsere Organisation; mit einer gleich guten Organisation wäre die Kommune nicht erlegen." Engels, halbüberzeugt, lenkte in versöhnlicherem Tone ein: „Jedenfalls müßt Ihr eine Form finden die Eure Vertretung auf dem nächsten Kongreß möglich m a c h t . . . " 1 4 Als es bald darauf gelang, die in Chemnitz tagende Landesversammlung der sächsischen Sozialdemokratie zu einer Erklärung für den Generalrat zu gewinnen, reagierte Engels mit unverhohlener Genugtuung: „Die Nachricht wegen des Beschlusses der Sachsen hat uns viel Freude gemacht. Für Veröffentlichung in der nötigen Form wird gesorgt." Kaum war der Volksstaat mit dem Bericht eingetroffen, als ihn Engels an Cuno, seinen besonderen Vertrauensmann in Norditalien, mit dem Hinweis weiterleitete: „Die sächsische Landesversammlung — 120 Delegierte aus 60 Orten — hat sich einstimmig für den Generalrat erklärt." 15 Doch schon nach einem Monat beginnt er erneut zu drängen: „Die Briefe aus Deutschland wegen Anmeldung bleiben aus. Wenn die lieben Deutschen es wieder bei Versprechungen und Redensarten bewenden lassen, so kommen wir und sie eben zu Nichts." Der Volksstaat kündigte darauf wiederholt an „Statuten wie Mitgliedsmarken der Internationalen Arbeiter-Assoziation" seien zu „je Liebknecht an Engels in: G. Mayer, }. B. v. Schweitzer, S. 440; Brief Nr. 64. Engels an Cuno vom 24.1.1872 IISG Amsterdam. Engels an Lafargue vom 19.1.1872 in: Friedrich Engels, Paul et Laura Lafargue, Correspondance, I: 18681886 (1956), S. 22 f. 14
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1 gr" bei W. Fink in Leipzig zu beziehen, das Ergebnis scheint aber in keiner Weise den Hoffnungen und Erwartungen entsprochen zu haben. Bereits am 22. Mai, wenige Monate vor dem entscheidenden Kongreß fragt daher Engels mit unverhohlener Sorge „ . . . wieviel Marken und an wieviel und welchen Orten sind ungefähr untergebracht. Die 208 von Fink berechneten sind doch nicht Alles? . . . Die Sache wird ernsthaft und wir müssen wissen, woran wir s i n d . . . Wir können nicht zugeben, daß aus uns unbekannten, jedenfalls aber kleinlichen Motiven, die Vertretung der deutschen Arbeiter auf dem Kongreß verbummelt oder verfumfeit wird." 16 Neben der Aktivierung der von ihren eigenen Tagessorgen erfüllten Partei ging es Marx und Engels um eine stärkere internationale Wirksamkeit des Volksstaat, der ihnen wie kein anderes sozialistisches Organ des Kontinents zur Verfügung stand. In zahlreichen Briefen unterrichtete Engels die Redaktion über die Vorgänge in den Bruderparteien, die Lage in der Internationale und die Perspektiven der allgemeinen Entwicklung, ein Informationsmaterial, das Liebknecht in vielen Artikeln, Kommentaren und Kurznachrichten verwertete. Aus den Anmerkungen zu den Briefen dieses Kapitels wird das ganze Ausmaß dieser Zusammenarbeit deutlich, durch die Marx und Engels das Gesicht und die Richtung des Volksstaat in den Jahren 1871/72 wesentlich beeinflußt haben. Um die Arbeiterführer der noch umkämpften Länder durch diese eindeutige Stellungnahme der deutschen Partei für den Generalrat zu beeindrucken, wurden zahlreiche Nummern an die Vertrauensmänner in Spanien und Italien, insbesondere an Lafargue und Cuno, gesandt. „Schick mir umgehend ein halb Dutzend Exemplare", heißt es z.B. im Januar 1872, „ich brauche mehrere für Korrespondenten in Italien, die deutsch lesen." „En Allemagne, le Volksstaat s'est déclaré d'une manière très énergique contre les Jurassiens et pour le Conseil Général", berichtete Engels fast zur selben Zeit triumphierend nach Madrid,17 wo Lafargue die Interessen des Generalrats vertrat. „L'article sur le Neuer Sozial Demokrat dans l'Emancipación m'a fait beaucoup de plaisir", heißt es in dem gleichen Schreiben. „Je l'ai immédiatement traduit et envoyé à Leipzig au Volksstaat, journal de Liebknecht." Um so gereizter war die Reaktion, wenn Liebknecht in dem Bestreben, die geistige und politische Grundlage der deutschen Partei zu verbreitern, wirkliche oder vermeintliche Gegner zu Worte kommen ließ. „Du kannst getrost unterstellen, daß ich genauer über die i«
Brief Nr. 70.
17 Engels an Lafargue vom 19.1.1872. Correspondance, I, S. 22.
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Intrigen innerhalb der Internationalen unterrichtet bin als Du", grollte Marx im Falle Boruttau. „Wenn ich Dir also schreibe, daß keine Briefe Boruttaus, die sich irgendwie auf die Internationale beziehn . . . zu drucken sind, so hast Du einfach zu entscheiden, ob Du gegen oder mit uns handeln willst..." Nach dem Zerfall der Internationale auf dem Kongreß von Den Haag, zu dem die Sozialdemokratische Arbeiterpartei eine Marx treu ergebene Delegation entsandt hatte, gewann die deutsche Partei für Marx und Engels zunehmend an Bedeutung. Mit dem Zusammenbruch der Kommune und dem wenig rühmlichen Untergang der ersten Arbeiterinternationale war auch eine entscheidende Phase ihres politischen und persönlichen Lebens zu Ende gegangen. Die Kraft des französischen Proletariats schien in den Maitagen 1871 für lange Zeit zerbrochen; in England blieben die Arbeiter im Gefolge der liberalen Partei, in Italien, Spanien und auf „dem Genfer Gebirge" folgten sie den Anarchisten. Was blieb, waren die schwachen Organisationen in den Vereinigten Staaten, in den skandinavischen Ländern, vor allem aber in Deutschland, wo sich die Richtung der Eisenacher zumindest offiziell mit den Schöpfern des wissenschaftlichen Sozialismus und ihrem Programm identifizierte. Hatte Marx schon im Herbst 1870 erklärt: „Dieser Krieg hat den Schwerpunkt der kontinentalen Arbeiterbewegung von Frankreich nach Deutschland verlegt", so galt dies nun mehr denn je. Voll Freude und Stolz reagierten daher Marx und Engels auf jeden der vielen kleinen Kampf- und Wahlerfolge ihrer deutschen Gesinnungsfreunde. Die Wahl von 1874 hat „das deutsche Proletariat an die Spitze der europäischen Arbeiterbewegung" gestellt, resümierte Engels voller Genugtuung.18 „Zum ersten Mal wählen die Arbeiter en masse ihre eignen Leute, stellen sich als eigne Partei hin, und zwar über ganz Deutschland." Unter diesen Umständen schien der Abschluß des Kapital und der übrigen wissenschaftlichen Arbeiten sowie die Erziehung des deutschen Proletariats wichtiger als die Weiterführung der zu einem bloßen Schemen verblaßten Internationale. Um die deutschen Arbeiter ganz zu gewinnen, entschloß sich Engels 1872 zur Auseinandersetzung mit dem bedeutendsten Schüler Proudhons im deutschen Sprachgebiet, Arthur Mülberger, und den Lassalleanern, denen Liebknecht seiner Ansicht nach nicht mit der nötigen Entschiedenheit entgegentrat. „Wenn der Volksstaat sich gegenüber dem Krieg der Internationalen gegen die Sezessionisten neutral erklärt", grollte Engels am 12. Februar 1873, „wenn mit einem Wort die Lassalleaner-Emeute dadurch beendigt ist, daß Ihr Euch is
Brief Nr. 79.
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über die Internationale hinweg die Hände reicht, daß Du die Internationale und Yorck dem Hasselmann opferst, so wird unsre Stellung . . . von Grund aus verändert"! Es bedurfte erst der nachdrücklichen Intervention Bebels, um Engels zu einer ruhigeren Beurteilung der Lage in der deutschen Partei zu bewegen: „Ein zweiter Punkt ist unsere Stellung zu Lassalle und dem Lassalleanismus. Da sind Sie wie Hepner entschieden im Unrecht, wenn Sie meinen, wir könnten rücksichtslos vorgehen, ohne erheblichen Schaden in der Partei zu haben. Der Lassallekultus muß ausgerottet werden, damit bin ich ganz einverstanden . . . aber mit Vorsicht!"19 Wie so oft waren Marx und Engels auch in diesem Falle bereit, Bebels ausgewogenem Rat zu folgen. Um so heftiger war ihre Reaktion, als die Partei 1875 die Verschmelzung der streitenden Fraktionen für wichtiger erachtete als die Reinheit des Programms, als die von Marx erarbeitete Konzeption von Weg und Ziel der internationalen Arbeiterbewegung. »» Bebel, II, 294.
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BRIEFE 4 2 . KARL M A R X AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
[London,] 29. Juli 1870 Lieber Library, Einliegend Ausschnitt des Manifests des General Council aus der „Pall Mall Gazette" vom 28. Juli. Sei so gut in Deiner Uebersetzung im „Volksstaat" zu bemerken, daß Dir das Manifest englisch zugekommen ist.1 Unsre sonstigen Korrespondenten werden daraus sehn, daß wir keine Zeit hatten ihnen Uebersetzungen zu schicken. Letzten Dienstag übersetzte ich ins Englische dem General Council den Reichstag-Protest von Dir und Bebel. Er wurde mit großem Beifall aufgenommen.2 Noch eins. Herr Karl Blind machte einen patriotischen Speech in einer deutschen Versammlung in der Turnhalle —;3 dieser Komiker stellte es darin als ein sehr wichtiges, welterschütterndes Ereignis dar, daß er, der deutsche Brutus, während des Kriegs, seinen Republikanismus auf dem Altar des Vaterlandes suspendiert. Dies war Akt I. Akt II: Karl Blind beschreibt eigenhändig in der Londoner „Deutschen Post" jenes Meeting, dessen Zahlen, Wichtigkeit etc. er in gewohnter Manier übertreibt. Akt III: Karl Blind schreibt einen anonymen Brief an die „Daily News", worin er den überwältigenden Effekt, den die von Karl Blind auf dem Meeting in der Turnhalle gehaltene große Rede in ganz Deutschland hervorgebracht hat, ergreifendst schildert. Alle deutschen Journale haben sie, sagt er, reproduziert. Eins davon, die „Berliner Volkszeitung" habe es sogar gewagt (!) sie ganz abzudrucken (Der Bursche ist Korrespondent der „Volkszeitung"). Auch Wiener Blätter 1 Das 1. Manifest des Generalrats der IAA über den deutsch-französischen Krieg erschien in Nr. 63 des Volksstaat vom 7.8.1870 mit der Anmerkung: „Das Manifest ist uns in englischer Sprache zugekommen." 2 Liebknecht und Bebel hatten sich bei der Abstimmung über die Kriegskredite im Norddeutschen Reichstag am 21. Juli 1870 im Gegensatz zu den Lassalleanern der Stimme enthalten. s Zu der Beurteilung von Karl Blinds Haltung durch Marx s. auch Herr Vogt, sowie ME vom 1.8.1870. MEGA, III, 4, S. 351 f.
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hätten das Gewaltige nicht spurlos an sich vorübergehen lassen (Der Bursche selbst hatte darüber in die „Neue Freie Presse" korrespondiert). Dies ist eines aus Tausenden von Beispielen, wie dieser Ameisenlöwe den Engländern aufzubinden sucht, er sei eine Sorte von deutschen Mazzini. Salut D[ein] K. M.
4 3 . F R I E D R I C H E N G E L S AN N A T A L I E
LIEBKNECHT
[London,] 19. Dezember 1870 Liebe Frau Liebknecht, Soeben empfangen wir hier die Nachricht, daß Liebknecht, Bebel und Hepner gestern verhaftet worden sind. Es ist das die preußische Revanche für die moralischen Niederlagen die L[iebknecht] und B[ebel] dem preußischen Kaisertum schon vor seiner Geburt beigebracht haben. Wir alle hier haben uns sehr gefreut über das tapfere Auftreten Beider im Reichstag unter Umständen wo es wahrhaftig keine Kleinigkeit war mit unsern Ansichten frei und trotzig hervorzutreten.1 Wir vermuten es handelt sich vor allem um eine kleinliche Rache und um Vernichtung des Blatts, sowie Unmöglichmachung der Wiederwahl, und mit der Hochverratsanklage wird es purer Schein sein. Aber die Herren Preußen können sich sehr irren, denn bei der wirklich ganz ausgezeichneten Haltung der deutschen Arbeiter die selbst den Lump Schweitzer zwang unter L[iebknecht]s und B[ebel]s Führung sich zu stellen, wird dieser Gewaltstreich wahrscheinlich seine Wirkung gänzlich verfehlen und eher das Gegenteil davon hervorrufen. Die deutschen Arbeiter haben während dieses Kriegs Einsicht und Energie bewiesen die sie mit einem einzigen Ruck an die Spitze der europäischen Arbeiterbewegung stellt und Sie werden begreifen mit welchem Stolz wir dies erleben. Wir haben aber auch die Pflicht nach Kräften dafür zu sorgen, daß unsre verhafteten Freunde und ihre Familien in Deutschland nicht Not leiden, und grade jetzt wo ihnen das bevorstehende Weihnachtsfest ohnehin so verbittert wird. Wir sind daher so frei anliegend eine Fünf Pfund Note der Bank von England „B 10 04841, London 12. Okt[o]b[e]r 1870" i S. den Text der bekannten Reichstagserklärung Bebels gegen den „dynastischen Krieg" im Volksstaat, Nr. 59 vom 23.7.1870 und in Bebel, II, 179.
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beizulegen in deren Ertrag Sie sich gütigst mit Frau Bebel teilen wollen. Ferner legen wir bei sieben Taler welche vom hiesigen deutschen Arbeiterbildungsverein aufgebracht und für die Familien der verhafteten Braunschweiger bestimmt sind.2 Ueber diese bitte ich inliegende] Quittung gütigst unterzeichnen und mir zurücksenden zu wollen, damit solche dem Verein zu Marx' Entlastung zugestellt werden kann. Meine Frau ist eine revolutionäre Irländerin, und so können Sie denken welche Freude gestern hier im Hause herrschte als die Nachricht ankam, daß die verurteilten Fenier amnestiert seien — wenn auch in der schäbigst-preußischen Weise.3 Und jetzt kommt die Nachricht gleich darauf von der Verhaftung unsrer Freunde in Deutschland. Leben Sie wohl liebe Frau Liebknecht und lassen Sie den Mut nicht sinken. Die Preußen und ihre Vorgesetzten die Russen haben sich in eine Geschichte eingelassen die ihnen über den Kopf wächst.4 Mit aufrichtiger Teilnahme Ihr FRIEDBICH ENGELS
Die Familie Marx läßt sich Ihnen bestens empfehlen und sendet den Kindern herzliche Grüße. Der Braunschweiger Ausschuß, seit Eisenach Vorstand der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands, wurde nach seinem Protest gegen die Annexion ElsaßLothringens verhaftet und in Ketten geschlossen nach Lotzen überführt. 8 Im Winter 1869 hatte sich der Generalrat der IAA mit der Amnestiebewegimg der Iren zugunsten der verurteilten Fenier solidarisch erklärt. Marx schlug eine Resolution vor, in der Gladstones Verhalten in der Amnestiefrage scharf verurteilt wurde. S. Mehring, Karl Marx, S. 475 f. 4 Engels war im Dezember 1870 von einem Nachlassen der deutschen militärischen Überlegenheit überzeugt. S. Mayer, Engels, II, 200 ff.
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4 4 . K A R L M A R X AN N A T A L I E
LIEBKNECHT
London, 13. Januar 1871 1. Maitland Park Road, Haverstock Hill N.W. Meine liebe Frau Liebknecht, Der Generalrat der „Internationalen" hat eine Sammlung für die Familien der von der preußischen Regierung verfolgten deutschen „Patrioten" eröffnet — Patrioten in dem wahren Sinn des Worts. Die ersten 5 £,, die ich Ihnen zuschicke sind für Sie selbst und Frau Bebel bestimmt. Der Londoner Lügenkorrespondent des professionalen Bieder117
manns1 gehört unstreitig zu dem Polizeipersonal der hiesigen preußischen Gesandtschaft, das in ganz ähnlicher Art 1852 während des Kölner Kommunistenprozesses tätig war. Wir werden das Subjekt aufspüren, um dann das Treiben dieser Klique in der hiesigen Presse zu enthüllen und damit auch die neueste Phase christlich-preußischgermanischer Sittlichkeit zu beleuchten. In der heut angekommenen Nummer des „Volksstaat" finde ich eine Notiz, worin Herr Netschaieff wieder einmal ungebührlich ernsthaft genommen wird.2 Alles was dieser N[etschajew] in der europäischen Presse über seine Taten und Leiden in Rußland drucken läßt, waren unverschämte Lügenmärchen. Die Beweise liegen in meiner Hand. Man sollte also niemals den Namen dieses Individuums erwähnen. Meine Frau und Töchter senden Ihnen, Ihren Kindern und Liebknecht die herzlichsten Grüße. Mit besten Wünschen für das neue Jahr. Ihr ganz ergebener KARL MARX
Das Wortspiel bezieht sich auf den Herausgeber der nationalliberalen Deutschen Allgemeinen Zeitung. Zu Prof. Biedermann s. auch den Volksstaat, Nr. 75 vom 16.9. und Nr. 79 vom 30.9.1871. 2 Marx meint die folgende Notiz in Nr. 4 des Volksstaat vom 11.1.1871: „Die Netschajeff'sche .sozialistische Verschwörung', die seinerzeit so viel Geräusch machte und ein ganzes Jahr hindurch den großen russischen Polizei-Apparat in Rußland und ganz Europa in Bewegung hielt, schien bereits der Vergessenheit anheimgefallen, ist aber in diesen Tagen durch Mittheilungen über das ,Ergebniß* wieder aufgewärmt worden. Die in Petersburg geführte Voruntersuchung ist seit einem halben Jahre beendigt und hat als Resultat ergeben, daß gegen 43 der Theilnahme an der Verschwörung beschuldigte Personen die Anklage erhoben werden soll." Im September des gleichen Jahres beauftragte die Delegiertenkonferenz der IAA den Generalrat zur Abgabe einer scharfen Erklärung gegen Netschajew, der „den Namen der Internationalen Arbeiterassoziation usurpirt und ausgebeutet hat, um in Rußland Betrogene und Opfer zu machen". S. Volksstaat, Nr. 54, 88 und 92, vom 5.7., 1.11. und 15.11.1871. 1
4 5 . K A R L M A R X AN N A T A L I E
LIEBKNECHT
London, 2. März 1871 1 Meine liebe Frau Liebknecht, Die leider sehr spärlichen Beiträge, die ich Ihnen für die Familien der Inhaftierten geschickt, gingen in keiner Weise vom Generalrat der „Internationale]" aus, der überhaupt keine Fonds zu solchen 1 Der Brief wurde von Angehörigen der „Hochschule für Körperkultur" in Leipzig gefunden und mit einem Kommentar von Wilhelm Bamberger in der Zeitschrift Einheit (Sonderheft Karl Marx-Jahr 1953, April 1953) veröffentlicht.
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Zwecken besitzt.2 Der Generalrat wurde bloß von den Subskribenten als „Garant" für die richtige Versendung gewählt. Übrigens bedarf es keiner weiteren Empfangsanzeige. Unter den in englischen Revuen erschienenen Artikeln über d[ie] deutsche Arbeiterbewegung meint Liebknecht wahrscheinlich einliegenden Artikel des Professor Beesly über die „Internationale", der in der Novembernumber (1870) der Fortnightly Review erschien. Es sind vielleicht die Passagen v[on] S[eite] 536 an (ich habe durch einen Strich den Anfang derselben bezeichnet), woraus Stieber sich Beweismaterial zusammenbrauen will. Erstens gehört Prof. Beesly nicht zur „Internationalen" u. kann daher nicht authentisch sprechen," zweitens widerlegt er selbst die Stieberschen Induktionen. Der Brief, den ich an die Braunschweiger schrieb, ist nicht im Namen oder Auftrag des Generalrats geschrieben. Er ist daher nicht geschrieben auf Papier mit dem Stempel des Generalrats. Ich spreche darin stets nur in meinem Namen. Es war in der Tat eine Antwort — u. lang aufgeschobene Antwort — auf einen Brief, worin man mich ersuchte, meine persönliche Ansicht auszusprechen.4 Dazu hatte man volle Berechtigung. Wenigstens kenne ich keinen § des Strafkodex, der dergleichen verböte. Jedenfalls ist es nicht die Schuld des Herrn Bismarck, wenn „meine Ansichten" nicht im pr[eußischen] Staatsanzeiger gedruckt zu lesen stehn. Der würdige Lothar Bucher hatte mich nach den glorreichen Tagen von Sadowa aufgefordert, die finanzielle Kritik für jenes Blatt zu schreiben. Er hat meine Antwort wahrscheinlich nicht an den Spiegel gesteckt.5 Das deutsche Kaisertum führt den Feldzug des französischen Kaisertums gegen die Internationale fort. Die letzten Tage desselben sind durch Nichts so sehr charakterisiert als durch die gerichtlichen Verfolgungen der „Internationalen", weil sie gegen den beabsichtigten Krieg Krieg führten. Die von der Republik veröffentlichten Geheimschreiben des Herrn 01[l]ivier sind in dieser Hinsicht bezeichnend. Es war mir sehr lieb, Ihren Brief heute noch zu erhalten. Es sollte nämlich von mir ein Artikel in der Fortnightly Review erscheinen, den ich einstweilen suspendiere, da die pr[eußische] Regierung in ihrer Ohnmacht hier einzuschreiten, sich drüben gütlicht tun möchte an Freunden, die natürlich in keiner Weise verantwortlich sind für das, was ohne ihr Wissen geschieht. S. Brief Nr. 44. Edward Spencer Beesly hatte am 28.9.1864 die Gründungsversammlung der IAA in der St. Martin's Hall geleitet. * S. den folgenden Brief, Nr. 46, Anm. 2. 5 Zu dem berühmten Angebot von Lothar Bucher an Marx im ütaatsanzeiger „über die Bewegung des Geldmarkts und natürlich auch des Warenmarkts" zu berichten, s. Mehring, Karl Marx, S. 382 f. 2 3
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Sie werden mich sehr verpflichten, wenn Sie mir den vollständigen stenographischen Bericht über die letzte am 10. Dezember 1870 geschlossene Reichstagssitzung schicken.6 Die Kosten der Beschaffung werde ich natürlich rückerstatten. Jennychen ist leider an einer Pleuresie erkrankt. Mit herzlichem Gruß an Sie u. L[iebknecht] Ihr f[reun]dschafüichst ergebener K. M. «
S. dazu auch Bebel, II, 201. 4 6 . K A R L M A R X AN W I L H E L M
Lieber Wilhelm,
LIEBKNECHT
London, [4. April] 1871
In aller Eile nur zwei Notizen, die wohl für den „Volksstaat" von Dir zu arrangieren wären. 1. In dem jetzt offiziellen veröffentlichten „Papiers et Correspondance de la famille impériale" findet sich unter dem Buchstaben „V" (die Geldempfänger sind nämlich alphabetisch aufgeführt) — verbo tenus „Vogt, il lui est remis en août 1859 40 000 fr." 1 2. Während die bismarckische Regierung in Deutschland die Korrespondenzen mit mir (vide Braunschweiger Prozeß ganz wie früher im Kölner Kommunistenprozeß) mehr oder minder zu einem hochnotpeinlichen casus macht,2 sucht sie mich (und durch mich die „Internationale" zu Paris, das ist der Zweck des ganzen Manövers) in Frankreich als einen — Agenten des Herrn Bismarck zu verdächtigen. Dies geschieht durch die Organe der altbonapartistischen Polizei, die durch ein internationales Band, stets noch und erst recht unter dem Regime Thiers — mit der stieberschen Polizei verschlungen ist.8 1 S. Brief Nr. 3, Anm. 3. Die Auseinandersetzung mit Vogt hatte bei Marx tiefe Spuren hinterlassen. Man versteht daher seine und Engels' Befriedigung, als die Veröffentlichung der französischen Regierung 1871 ihren Verdacht zu bestätigen schien. Der Brief wird von Marx in seinem Schreiben an Kugelmann vom 12.4.1871 erwähnt. BaK, 124. 2 Der Braunschweiger Ausschuß der sociaMemokratischen Arbeiter-Partei in Lätzen und vor dem. Gericht von W. Bracke (Braunschweig, 1872), S. 154. In der Anklagerede führte Staatsanwalt Koch danach u.a. aus: „Der Ausschuß im Ganzen und in seinen einzelnen Mitgliedern hat einen lebhaften Geschäftsverkehr unterhalten mit den Führern der Internationale, mit Karl Marx in London, mit Joh. Phil. Becker in Genf, sowie mit dem bekannten Republikaner Dr. Ladendorf.. (S. 162). 8
Polizeidirektor Dr. Stieber, der Chef der preußischen politischen Polizei, ge-
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So war ich gezwungen diverse Lügen des „Paris-Journal", des „Gaulois" usw. in d[er] „Times" zu dementieren, weil dieser Blödsinn telegraphisch den englischen Blättern mitgeteilt wird.4 Das neueste ist von dem ganz vor kurzem von der Kommune unterdrückten „Soir" (Journal About's, des bekannten Plonplonist5) geliefert worden und aus dem „Soir" in alle f[ran]z[ö]s[ischen] Reaktionsblätter der Provinz übergegangen. Von Laura (by the by Lafargue ist in diesem Augenblick als Delegat von Bordeaux in Paris) erhalte ich z.B. heute folgenden Ausschnitt aus dem Journal „La Province" (gestern erhielt ich denselben Ausschnitt aus einem belgischen Pfaffenblatt). „Paris, 2. April. Eine von Deutschland angelangte Enthüllung macht hier große Sensation. Es ist jetzt authentisch konstatiert, daß Karl Marx, einer der einflußreichen Chefs der Internationalen, im Jahre 1857 der Privatsekretär des Grafen Bismarck war und niemals aufgehört hat in Beziehungen zu seinem ehemaligen Patron zu stehn." Der Stieber wäre wirklich "fürchterlich"! Salut D. K. M. hörte seit dem Kölner Kommunistenprozeß zu den schärfsten Gegnern der deutschen Arbeiterbewegung. 4 Im Paris-Journal vom 14. und 19. März wurden heftige Angriffe gegen Karl Marx, den „Grand Chef de l'Internationale" gerichtet. In seiner Nummer vom 19.3. veröffentlichte das Paris-Journal einen angeblich von Marx stammenden Brief, der von zahlreichen Pariser und Londoner Blättern nachgedruckt wurde. Marx sei, hieß es darin, mit der Tätigkeit der Pariser Sektionen unzufrieden. Marx veröffentlichte in der Times ein Dementi und sandte am 23. März der Redaktion des Volksstaat einen Brief, der in der Nr. 26 vom 29. März 1871 und danach am 31. März auch in der Genfer Egalité veröffentlicht wurde (s. auch BaB, 14, Anm. 2). 5 Plonplonist: Parteigänger des Prinzen Napoleon (Joseph Charles Paul Bonaparte, genannt Plon-Plon). Über den Schriftsteller und Journalisten Edmond About, (nach Marx „die geschwätzige Elster des Bonapartismus"), s.u.a. Herr Vogt, S. 191.
4 7 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
122 Regents Park Road NW London 5. April 1871 Lieber Liebknecht, Willst Du Untenstehendes in den nächsten Volksstaat einrücken lassen? Grade dieser Strike ist für die I[nternationale] in Belgien von der höchsten Wichtigkeit.1 i In Antwerpen hatten die Zigarrenarbeiter eine Aufforderung der Arbeitgeber, sich von der Internationale zu lösen, mit einem mehrmonatigen Streik beantwortet. Engels, der Sekretär für Belgien, versuchte ihnen mit aller Kraft zu helfen. Auf Grund seines Schreibens veröffentlichte der Volksstaat, Nr. 30, am 12. April fol-
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Zu Deiner Freilassung gratulire ich Dir.2 Besten Gruß Dein F. E. Sollten die deutschen Cigarrenmacher Vorschuß nach Antwerpen leisten können so wäre dies zu betreiben. Die Elberf [eider] Adr[esse] ist dem Gen[eral] Council gestern zur Beförderung zugegangen und schon fort.3 Ich habe sie gelesen. gende Notiz: „In Antwerpen sind 500 Cigarrenarbeiter außer Arbeit. Die Fabrikanten stellten ihnen die Wahl: entweder ihre (zur Internationalen-Arbeiter-Assoziation gehörige) Gewerkschaft aufzulösen oder entlassen zu werden. Alle ohne Ausnahme wiesen diese Zumuthung entschieden zurück, und so schlössen die Fabrikanten ihre Werkstätten. Die Arbeiter haben 6000 Fr. (1600 Thaler) in ihrer Kasse; sie haben sich mit den Cigarren-Arbeitern von Holland und England bereits in Verbindung gesetzt und jeder Zuzug von dort ist verhindert. Von England werden sie nicht unbedeutende Geldunterstützung erhalten, 176 Pfund St. (1200 Thlr.) sind bereits abgegangen und für weitere Hülfe wird gesorgt. Die Antwerper verlangen übrigens nur Vorschuß, da sie erklären, im Stande zu sein, jede geleistete Hülfe zurückzuerstatten. Sollten die deutschen Cigarrenarbeiter oder andere Gewerkschaften im Stande sein, ihren Antwerper Brüdern Unterstützung zuwenden zu können so ist zu hoffen, daß sie nicht damit zurückhalten. Geldsendungen sind zu machen, an Ph. Coenen, Boomgaardsstraat 3, Antwerpen. Jedenfalls aber ist es ihre Pflicht, deutsche Cigarrenarbeiter von allem Zuzug nach Antwerpen abzuhalten, solange die Fabrikanten dort auf ihren Forderungen beharren." 2 Liebknecht war am 28.3. zusammen mit. Bebel und Hepner aus der Untersuchungshaft entlassen worden. 8 Die Lassalleaner in Elberfeld hatten die Pariser Arbeiter zum Sieg der Kommune beglückwünscht. Im Protokollbuch der IAA findet sich ein „Elberfeld, den 28. März 1871" datiertes Begleitschreiben von „Carl Klein, Fuhrstraße No. 11" an „Herrn George Ecarius" in dem um „weiteste Verbreitung beigefügten Manifestes deutscher Arbeiter" gebeten wird. Die am „26. März in einer Volksversammlung einstimmig" angenommene Resolution werde gleichzeitig nach Paris gesandt. „Da ich aber befürchte", fährt der Briefschreiber fort, „daß unsere deutschen Behörden dasselbe auffangen könnten, so wollen Sie so freundlich sein und zur Vorsorge eine Abschrift nach Paris senden." (I.I.S.G., Amsterdam).
4 8 . K A R L M A R X AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 6. April 1871 Lieber Liebknecht, Die Nachricht von Deiner und Bebels Freilassung,1 wie von der der Braunschweiger, wurden hier im Zentralrat mit großem Jubel aufgenommen. Es scheint, daß die Pariser unterliegen ist ihre Schuld, aber eine Schuld, die in der Tat aus zu großer honnêteté entsprang.2 Das Zen»
S. Brief Nr. 47, Anm. 2. Die Regierungstruppen, die den Kampf am 2. April eröffnet hatten, besetzten zunächst Courbevoie, einen wichtigen Vorort an der Seine-Brücke von Neuilly. Ein allgemeiner, völlig unzulänglich vorbereiteter Ausfall der Föderierten scheiterte am 8
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tralkomité und später die Kommune gaben dem mischievous avorton Thiers die Zeit zur Zentralisation feindlicher Kräfte, 1. weil sie törichterweise den Bürgerkrieg nicht eröffnen wollten, als ob Thiers ihn nicht durch seinen Versuch der gewaltsamen Entwaffnung von Paris nicht eröffnet hätte, als ob die Nationalversammlung zu berufen, über Krieg oder Frieden mit den Preußen zu beschließen, nicht sofort der Republik den Krieg erklärt hätte! 2. Um nicht den Schein usurpatorischer Gewalt auf sich haften zu lassen, verloren sie kostbare Momente (es galt gleich nach Versailles zu rücken nach der Niederlage (place Vendóme) der Reaktion in Paris8 durch die Wahl der Kommune, deren Organisation usw. wieder Zeit kostete. Von allem Zeug, was Du in den Zeitungen über die inneren Vorgänge in Paris zu Gesicht bekommst, mußt Du kein Wort glauben. Es ist alles Lug und Trug. Niemals hat sich die Bürgerliche Zeitungsschreiberei-Gemeinheit glänzender geltend gemacht. Es ist höchst charakteristisch, daß der deutsche Einheitskaiser, Einheitsreich und Einheitsparlament zu Berlin für die Außenwelt gar nicht zu existieren scheinen. Jeder Windzug in Paris interessiert mehr. Ihr müßt die Geschichten in den Donaufürstentümern aufmerksam verfolgen. Wird die Revolution in F[ran]k[rei]ch vorübergehend niedergeschlagen — es kann die Bewegung dort nur für kurze Zeit unterdrückt werden — so eröffnet sich für Europa neue Kriegsgeschichte vom Osten aus, und Rumänien wird dazu den ersten Vorwand dem rechtgläubigen Zar bieten. Also aufgepaßt nach der Seite hin.4 Eine der komischesten Erscheinungen in London ist unbedingt der Ex-Studiosus Karl Blind. Dieser wichtigtuende Bursche griff begierig den letzten Krieg auf, um sich pangermanisch zu brüsten. Er war der erste, der nach Elsaß-Lothringen schrie. Er hatte die Frechheit 3. bei Bougival und auf dem Plateau von Chätillon, so daß der erste Waffengang mit einem ernsten Rückschlag für die Kommune endete. In den gleichen Tagen wurde die Erhebung in Marseille, Narbonne und anderen Städten der Provinz niedergeworfen. Am 6. April, an dem das revolutionäre Paris die Toten der ersten Kampftage zu Grabe trug, stand es außer Zweifel, daß der Bürgerkrieg zwischen der Regierung und der in Paris isolierten Kommune begonnen hatte. s Der Gegensatz zwischen den Bürgermeistern der Pariser Stadtbezirke und dem Zentralkomite der Nationalgarde führte am 21. und 22. März, am Vorabend der Wahlen, zu schweren Zusammenstößen zwischen bürgerlichen Demonstranten und Nationalgardisten in der Gegend des Vendöme-Platzes. ^ Auf Grund dieses Briefes brachte der Volksstaat, Nr. 34, am 19.4. folgende Notiz: „Mittlerweile nimmt die Orientalische Frage wieder einen gefährlichen Charakter an: in Rumänien ist Alles zum Losbruch bereit, und die offiziöse Russische Presse führt gegen Oesterreich eine Sprache von heftigster Feindseligkeit. Daß man in Wien die Situation für sehr ernst ansieht, erhellt aus dem Hals über Kopf erfolgten Abschluß des .Ausgleichs mit den Polen'."
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sogar die große revolutionäre Tätigkeit des f[ran]k[rei]chischen Volks in der Vergangenheit zu leugnen. Der Lausbub wagte sogar die hiesigen Arbeiter zu warnen, durch ihre Teilnahme für F[ran]k[rei]ch gegen Preußen die Arbeiter in D[eu]tschl[an]d, sich nicht zu verfeinden! Jede Woche schreibt der Edle einen von ihm selbstverfaßten Bericht über die Tätigkeit Karl Blinds an alle Londoner Zeitungen, wovon zwei bis drei diese Bulletins von Karl Blind über Karl Blind für Karl Blind in der Tat so albern sind abzudrucken. Wenn man solch System mit Konsequenz verfolgt, drängt man sich doch schließlich dem Publikum auf. In der Art hat der Gewichtige einem Teil des hiesigen Publikums weisgemacht, er spiele in D[eu]tschl[an]d dieselbe Rolle, wie Mazzini früher in Italien. In seinen Bulletins erzählte er, was Karl Blind in der Wiener „Freien Presse" habe verlauten lassen und wie ganz D[eu]tschl[an]d von seinen Orakelsprüchen außer Atem gehalten werde und wöchentlich das Losungswort von Karl Blind ängstlich erwarte. Es wäre nun in der Tat wünschenswert — denn dieses Individuum, dieser aufgeblasene Frosch macht uns Deutsche hier lächerlich — daß Ihr im „Volksstaat" einmal reinen Wein über den Burschen und seine „Nichtigkeit", einschenktet.5 Wir würden die Sache übersetzt in die „Eastern Post" bringen (ein Londoner Arbeiterblatt). Es ist sehr einfach. Karl Blind existiert nicht für die deutsche Arbeiterklasse und eine deutsche republikanische Mittelklasse, als deren mouthpiece er sich spreizt, existiert überhaupt nicht, existiert daher auch nicht für Karl Blind. He is nowhere. Man muß solche Erscheinungen zwar nicht wichtig nehmen, aber andrerseits ihnen auch nicht erlauben on false pretences das Publikum zu täuschen. Laura war bereits in Bordeaux einige Tage bevor die Belagerung von Paris begann. Unsre Kinder — Tussy und Jennychen (letztre litt an der Pleuritis) gehn bald ebenfalls nach Bordeaux ab. Bebel wird mich sehr verpflichten, wenn er mir beständig die stenoAm 4. Oktober brachte der Volksstaat, Nr. 80, die gewünschte Notiz: „Herr Karl Blind, der keine Gelegenheit versäumen kann, sein ,staatsmännisches' Personellen in den Vordergrund zu drängen, hat an die ,Neue Freie Presse' — eine ,schöne Gegend' für einen .Republikaner'! — ein, mit seinem unvermeidlichen ,staatsmännischen' Namen geschmücktes Sendschreiben gerichtet, in welchem er — Gott behüte mich vor meinen Freunden! — sich mit dem Züricher Cirkular einverstanden erklärt, und die Frechheit hat, Flourens als Zeugen zu zitiren, weil dieser gesagt, nach Sedan hätte Frankreich entweder einen revolutionären Krieg führen, oder die Bismarck'schen Bedingungen annehmen müssen, die vom Bismarck'schen Standpunkt aus durchaus berechtigt gewesen seien. Daraus folgert der Staatsmann' Blind, Flourens, der als Revolutionär natürlich den revolutionären Krieg wollte, hätte die Bismarck'schen Bedingungen gebilligt, welche er ausdrücklich der Alternative des revolutionären Kriegs gegenüberstellt! Herr Blind beweist mit seiner .staatsmännischen' Weisheit bloß Eins: nämlich daß er selbst — der biderbe .Republikaner' — auf dem Standpunkt Bismarck's steht. Heda, ihr Herren in Berlin: Ist denn kein Pöstchen mehr offen im Preßbureau?" 5
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graphischen Berichte des Berliner Einheits-Reichstages zukommen läßt. Ein Besuch Deinerseits hier wird uns sehr willkommen sein. Der „Volksstaat" muß jetzt unter allen Umständen erhalten werden. Ich habe einige Aussicht Geld dafür aufzubringen. Meinen herzlichsten Gruß an Deine liebe Frau. Dein K. M. Könntest Du mir nicht eine zuverlässige Adresse für Leipzig schicken? A Propos. Ich lege Dir aus dem „Petit Journal" (erscheint zu Paris) vom 5. April eine artige Notiz über Stieber ein.6 Der Volksstaat, Nr. 31, brachte daraufhin am 15.4. in der politischen Übersicht folgende Notiz: „Man kann Herrn Stieber, den Chef der deutschen Polizei fragen, in welchem Wagen die Wanduhren, die Vasen und die Statuen der Wohnung, welche er auf dem Königs-Boulevard innehatte, nach Preußen abgegangen sind." 6
4 9 . KAHL M A R X AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht,
LIEBKNECHT
[London,] 13. April 1871
Die 80 Taler kannst Du entweder für Deine Familie verwenden oder für [den] „Volksstaat". Beide sind „Verwundete" des letzten Kriegs. Das Freiligrathsche Gedicht habe ich nicht; es erschien 1851 aber auch im Cottaschen „Morgenblatt", das Du vielleicht zu Leipzig auftreiben kannst. Das Abdrucken aus der „Revue d[er] Rh[einischen] Z[eitung]" halte ich nicht für nützlich ohne Einleitungen, Zusätze etc, und dazu jetzt kaum die Zeit. Engels läßt Dir sagen, daß sein Aufsatz in den „D[eu]tsch-f[ran] z[ö]s[ischen] Jahrbüchern" nur noch historischen Wert hat, also nicht mehr paßt für praktische Propaganda. Du mußt aus dem „Kapital? längere Sachen abdrucken, z.B. Auszüge aus d[em] Kapitel über d[ie] „Ursprüngliche Akkumulation" etc.1 Miquel war im Bund und machte sich als Bundesspezialistlandrat sehr wichtig im K[öni]g[rei]ch Hannover.2 Das kannst Du drucken, 1 Friedrich Engels hatte in den Deutsch-Französischen Jahrbüchern (lste und 2te Lieferung, Paris 1844, S. 86 ff.) „Umrisse zu einer Kritik der Nationaloekonomie" veröffentlicht. Das Kapital wurde in den Nr. 28 und 29 des Volksstaat vom 5. u. 8. April mit der Bemerkung besprochen: „Aus dem .Demokratischen Wochenblatt' abgedruckt. Der Aufsatz rührt von kompetentester Seite her." Ein 2. Artikel erschien in Nr. 83 des Volksstaat am 14.10.1871 unter dem Titel: „Die Stimme des Arbeiters über den Normal-Arbeitstag (,Das Kapital' von Karl Marx, S. 201)." Es handelte sich hierbei um einen von den New Yorker Sektionen der Internationale als Flugblatt veröffentlichten Auszug aus dem 8. Kapitel des Kapital. 2 Bebel enthüllte die einstige Zugehörigkeit Miquels zum Kommunistenbund in seiner Reichstagsrede vom 3. April 1871. S. Der Volksstaat, Nr. 33 vom 22.4.1871; sowie Bebel, II, 219.
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nur laß meinen Namen aus dem Spiel, da ich ja — wenn nicht direkt d[ur]ch M[i]q[uel] gezwungen — das „Geheimnis" bewahren muß. Heiß' mich nicht reden, heiß' mich schweigen, Denn das Geheimnis ist mir Pflicht! Das „Kommunistische] Manifest" kann natürlich nicht ohne neues Vorwort geschrieben werden. Engels und ich werden sehn was in der Art zurechtzumachen.® Meinen besten Gruß an Deine liebe Frau. Dein K. M. s
Das Vorwort wurde ein Jahr später, im Juni 1872, verfaßt.
5 0 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht,
LIEBKNECHT
London, 20. April 1871 122 Regent's Park Road N.W.
Ich habe Dir heute in aller Eile etwas mitzuteilen wegen der s.g. „International Democratic Association]", die Dir vielleicht ganz unbekannt ist, und deswegen mit uns verwechselt werden könnte. Es ist dies eine Karrikatur der Internationalen] A[rbeiter] Assoziation] die seit einigen Jahren hier im Dunkeln vegetiert aber von Zeit zu Zeit das Bestreben äußert, sich vor dem Publikum breit zu machen d.h. lächerlich, und nicht ohne eine gewisse Nebentendenz sich im stillen mit der I.A.A. verwechseln zu lassen. Da diese Leute vorigen Sonntag wieder ein Meeting in Hyde Park wegen der Kommune in Paris hatten, welches unter ihren Auspizien notwendig fehlschlagen mußte (sie haben sogar verbreitet wir hätten Delegierte hingeschickt obwohl wir dies einer ausgesandten Deputation rund abschlugen) — und da sie jetzt auch Zweiggesellschaften auf dem Kontinent stiften wollen, und Dir wahrscheinlich auch Zusendungen machen werden, so ist es nötig Dir zu erzählen wer diese Leute sind. Zuerst der alte Pfälzer Krakeeler Weber den Du kennst und zweitens Le Lubez, den Du auch kennen gelernt hast.1 Ich lege Dir den Ausschnitt bei worin sie ihr konfuses Programm in konfuser Sprache der Welt mitteilen.4 Le Lubez, ein französischer Emigrant, war 1866 nach Konflikten aus dem Generalrat der IAA ausgeschieden (s.u.a. ME 24.3.1866. MEGA, III, 3, S. 316. ME 26.9.1866. Ebd. S. 359). Der Pfälzer Uhrmacher Weber, ein Anhänger Lassalles, wirkte im Kommunistischen Deutschen Arbeiterverein in London. Nach Becker (Gesch. d. Arb. Agit. Ferdinand LassaUe's, S.292) wurde er von Lassalle bei dessen Besuch in Neustadt a.d. Haardt zum Leiter einer nie zustandegekommenen Gemeinde ernannt. 2 S. BäB, S. 22, Anm. 2. 1
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Soweit dies verständlich ist es rein bürgerlich; was sie wegen Arbeiterbesorgung resp. Verpflegung der Arbeitsunfähigen sagen, ist durch das engl[ische] Armengesetz ja schon erfüllt. Von Kapital und Arbeit hüten sie sich ein Wort zu sagen. Die Nationalisation of Land ist hier so allgemein adoptiert, daß sie das nicht umgehen konnten, und ist es an sich so wenig antibürgerlich, daß mir noch vorgestern ein Tory der seine Million Taler besitzt erklärte er sei dafür. Weber ist wie Du weißt, ja auch Anhänger von Heinzen und bloßer „Demokrat". Solange die Kerls hier ihr obskures Wesen treiben haben wir sie laufen lassen, wenn sie aber sich ausbreiten wollen, werden Kollisionen nicht zu vermeiden sein und wir werden ihnen dann gehörig über den Kopf hauen. Der „Volksstaat" ist gestern also wieder konfisziert wegen Kaiserbeleidigung, wie hieher telegraphiert wurde.3 Ich wundere mich, daß es nicht schon früher geschehen. Du bist sehr frech; „übrigens ist dieses auch schon ganz Recht", wie Friedrich II. sagte. Auf die Vogtgeschichte müßte man noch ein paar Mal zurückkommen. Daß von keinem andern Vogt die Rede sein kann, als von Karl Vogt geht aus dem Konzept hervor. Erstens ist kein andrer Vogt so bekannt, daß man ihn Vogt, tout court, nennen kann ohne Vornamen und Adresse. Zweitens, welcher andre Vogt hat gerade um jene Zeit sich so verdient gemacht, um die Familie Bonaparte, daß man ihm im August, unmittelbar nach vollendeter italienischer Kampagne, 40000 fr. remettieren sollte? Uebrigens deutet die Form: „il lui a été remis en Août 1859" an, daß er auch sonst noch Rimessen erhalten hat.4 Je öfter auf diesen Punkt zurückgekommen wird desto mehr wird die bürgerliche Presse die dies alles unterschlägt, genötigt davon Notiz zu nehmen. Der „Proletarier]" und „Volkswille" wären auch hierauf aufmerksam zu machen. Da mir die Erfahrung bewiesen hat, daß die Stieberschen Agenten ebenso ungeschickt sind im Brieferbrechen wie im Konspirationen fabrizieren, so zeige ich Dir hiermit ein für allemal an, daß alle meine Briefe an Dich mit meinem Siegel und Initialen F.E. in gothischer Schrift sicher versiegelt sind. Die Preußen können Siegellack über Gummi noch nicht mit Anstand und so erbrechen, daß man es nicht merkt, sie reißen dann meist das Kuvert an der Seite mit groben Fäusten auf. Ist also mein Siegel nicht klar und lesbar so weißt Du was passiert ist. Es muß die Kerls jedenfalls ärgern wenn ihnen ein an Dich adressierter und mit F.E. versiegelter Brief unerbrochen durch die Hände zu gehen hat. s
Es handelt sich um die Nr. 32 vom 19.4.1871. BaB, 22. Die obige Briefstelle wurde in dem Artikel „Herr Vogt", Volksstaat, Nr. 38 vom 3.5.1871, fast wörtlich wiedergegeben.
4
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Es ist Postschluß, ich habe Dir noch allerlei mitzuteilen aber ich muß schließen. Dein F . E N G E L S . 51. F R I E D R I C H E N G E L S
AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht,
LIEBKNECHT
[London, April 1871]
Meinen alten Artikel aus den D[eutsch]-F[ranzösischen] Jahrbüchern] jetzt im Volksst[aat] abdrucken geht absolut nicht. Das Ding ist ganz veraltet und voller Unrichtigkeiten die die Leute nur konfus machen würden.1 Dabei ist er noch ganz in der Hegeischen Manier die auch absolut nicht mehr paßt. Er hat nur noch Werth als historisches Aktenstück. Beste Grüße Dein F. E. 1
S. Brief Nr. 49, Anm. 1. 52. KARL M A R X
Lieber Library,
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
[London,] 4. Mai 1871
In Aller Eile nur dies. Die „Papiers et Correspondance de la Famille Impériale", worin unter anderem Vogt als Subsidierter aus der Hauskasse figuriert, sind nicht von der Kommune veröffentlicht worden, die keine Zeit hat sich mit solchen Lappalien zu beschäftigen, sondern von dem gouvernement de la défense, dem von Vogt in seinen Briefen an Kolb1 so sehr bewunderten honetten Republikanern, Jules Favre et Co. Aus diesen offiziellen Publikationen sind Auszüge in fast allen Pariser Blättern gedruckt worden (speziell die Namen der Subsidierten). Der Ausschnitt, den ich einlege, ist aus dem „Petit Journal" (Nr. vom 3. Mai 1871), ein Blatt, welches bis zu diesem Augenblick in Paris dieselbe Polemik gegen die Kommune führt wie Signor Vogt in Wien.2 Aus Seelenverwandtschaft mit Vogt druckt es sogar ein (?) hinter seinen Namen. Marx meint die Broschüre von Carl Vogt Politische Briefe an Friedrich Kolb (Biel, 1870). S. dazu Friedrich Engels „Abermals .Herr Vogt' Volksstaat, Nr. 38, vom 10.5.1871. 2 Die Herausgeber der Briefe an Bebel u.a. schreiben dazu: „Liebknecht sandte Marx am 25. April 1871 eine Widerlegung, die C. Vogt in der Zeitung .Schweizer 1
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Indes nimmt Vogt selbst am Schluß seines Wisches all sein Geschwätz zurück, indem er sagt: „Es ist sogar möglich, daß schon im Jahre 1859 mein Name mißbraucht wurde, freilich, wie es scheint, ohne meinen Vornamen Karl". Also Louis Bonaparte mißbrauchte den „Vogt", als er ihn in sein Ausgebebuch einschrieb! „Vogt" als Subsidierter Louis Bonapartes im August 1859 — und zwar „Vogt" schlechthin, Vogt ohne „Vornamen", Vogt sans phrase, das konnte natürlich nur der „berühmte" Karl Vogt zu Genf sein! Herr Vogt weiß das so genau, daß er sagt, „mein Name wurde mißbraucht". Der brave Mann fühlt sich so betroffen, da er nicht einmal zu der leichten Wendung seine Zuflucht nimmt: Wie es viele „Karls", so gibt es viele „Vogts" in der Welt. Was scherts auch daher, wenn ein vornamenloser „Vogt" im August 1859 40 000 fcs aus der kaiserlichen Zentralkasse empfing? Nein, sagt Vogt. Ich bin der Vogt, der Vogt, den man auch ohne „Vornamen" nennt, aber „mein Namen" ist „mißbraucht" worden! Du mußt hieraus die nötige Notiz in Dein Blatt machen. Es ist durchaus absurd, Herrn Weiß und ähnlichen „Volksparteilern" zulieb ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Dein K. M. Handels-Courier' vom 21. April 1871 veröffentlich hatte . . . Im Zusammenhang mit dieser Widerlegung hielt Marx es für notwendig, Liebknecht einen Ausschnitt aus der Zeitung ,Petit Journal' vom 25. März 1871 (und nicht vom 3. Mai, wie Marx irrtümlich schreibt) einzusenden, der die Käuflichkeit Vogts e n t l a r v t e . . ."
5 3 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht,
LIEBKNECHT
[London,] 5. Mai 1871
Hierbei ein Artikel für den „Volksstaat".1 Die Antwerper Zigarrenmacher behaupten sie hätten zur Zeit des großen deutschen Zigarrenarbeiter Strikes diesem 3000 Franken Unterstützung geschickt. Der Strike in Antwerpen und Brüssel ist noch im Gange, und wenn sich das wirklich so verhält mit den 3000 Fr[ancs] so wäre es verdammte Schuldigkeit der Deutschen dies zurückzuzahlen. Bitte zieh Erkundigung danach ein und je nach deren Ausfall, schreib etwas kurzes darüber in den „Vfollkssttaalt".1 i S. Brief Nr. 52, Anm. 1. * Engels denkt vermutlich an den großen Streik der Berliner Zigarrenarbeiter im Frühjahr 1868, in dessen Verlauf die berühmte Produktivgenossenschaft, die „Deutsche Zigarrenarbeiter-Kompagnie" gegründet wurde. S. Waither Frisch, „Die Organisationsbestrebungen der Arbeiter in der deutschen Tabakindustrie", Staatsund sozialwissenschaftliche Forschungen, 24. Bd. (1905), S. 5 4 f., 80.
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Bebels Reden und Artikel gefallen uns hier sehr. Seine Rede in der Grundrechtsdebatte war ausgezeichnet und die Feinheit mit der der Arbeiter die verschiedenen Pfaffen, Junker und Bourgeois darin von oben herab verhöhnte war wirklich bei weitem das Beste das im ganzen Berliner Spucknapf noch vorgekommen.3 Daß Du bald einmal herkommst haben wir mit Vergnügen vernommen. Du kannst selbstredend, sowohl bei M[arx] wie bei mir wohnen. Wir werden das arrangieren. Jenny und Tussy sind in Bordeaux bei Lafargue, vorigen Montag dort angekommen. Besten Gruß Dein F. E. s
S. Bebel, II, 218.
5 4 . KAHL M A R X AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
[London,] 5. Mai 1871 Lieber Liebknecht, Gestern abend als Dein Brief ankam schrieb ich gleich und beging a mistake. Das Datum des „Petit JoumaT, worin die Sache von Vogt steht, ist von 25. März 1871. Dies Datum ist wichtig. Das „Journal", gleich andern Pariser Blättern, hatte den Abdruck der Subsidierten lange vor der Revolution vom 18. März begonnen und setzte sie nach derselben fort. Es endete sie am 25. März mit den Kerls unter dem Buchstaben „V". Dein K. M.
55. F B I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 22. Juni 1871 Lieber Liebknecht, Hierbei die Übersetzung von Nr. I der Adresse.1 Der Rest folgt so 1 „Der Bürgerkrieg in Frankreich: Adresse des Generalraths der Internationalen Arbeiter-Assoziation an alle Mitglieder in Europa und den Vereinigten Staaten" wurde fast gleichzeitig in der Brüsseler Liberté, der Madrider Emancipación und in den Nummern 52-61 des Volksstaat veröffentlicht. Die erste deutsche Broschürenausgabe erschien im Sommer 1871 in Leipzig.
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rasch daß Du Nr. I in zwei Nummern bringen kannst, und doch keine Unterbrechung eintritt, d.h. in 8 Tagen hast Du wieder Manuscript. Bedingung ist 1. daß Du rasch und in jeder Nummer viel druckst, 2. daß keine Randglossen dabei folgen, ich habe so übersetzt daß abgesehen von Anspielungen und Einzelheiten die ohnehin nicht in ein paar Worten zu erklären, solche nicht nöthig sind; 3. daß der Satz für den Separatabdruck als Broschüre der diesmal sehr nöthig ist, stehn bleibt. Habt Ihr das Geld oder den Credit dafür nicht, so läßt's uns wissen. Was Du nicht drucken kannst, ersetze durch Punkte und schicke das betreffende Manuskript an Becker in Genf daß ers im Vorboten2 bringt (so eingerichtet daß er sieht wohin die Stellen gehören). Das Exemplar der Original Adresse das ich Dir als Brief mit ein paar Zeilen schickte, wirst Du erhalten haben. Mehr stehn zur Verfügung. Die Adresse hat einen heillosen Lärm hier in London geschlagen. Erst Versuch des Todtschweigens, aber es ging nicht. Mittwoch den 14. hatte Evening Standard eine Denunziation, den 15. Daily News einen Auszug der durch die meisten Blätter ging. Dann Echo, am Samstag Spectator, Graphic, Pall Mall Gazette, Telegraph Leitartikel und damit war die Sache fertig, die Times kam Montag mit einem sehr beschissenen Leader nach, „Standard" abermals, gestern Times nochmals, und ganz London sprach nur von uns. Natürlich alles Heulerei. Tant mieux.8 Deine Bedenken wegen Ausweisung begreife ich nicht.4 An Deiner 2 Der Vorbote, Zentralorgan der Sektionsgruppe deutscher Sprache der Internationalen Arbeiterassociation erschien, von 1866 bis 1871 in Genf. Sein Redakteur war Joh. Ph. Becker. 3 Am 5. Juli (Nr. 54) berichtete der Volksstaat auf Grund dieses oder eines evtl. späteren Briefes vom 30. Juni: „Solange London steht, hat keine Druckschrift ein solches Aufsehen hervorgerufen, wie die Adresse des Generalraths der Internationalen. Die große Presse versuchte Anfangs ihr beliebtes Mittel des Todtschweigens; aber einige Tage reichten hin ihr zu beweisen, daß dies hier nicht ging. .Telegraph', .Standard', ,Spectator', ,Pall Mall Gazette', ,Times* mußten sich nach einander bequemen, das .beachtenswerthe Dokument' zu beleitartikeln... Die ganze Presse hat einstimmig bekennen müssen, daß die Internationale eine europäische Großmacht ist. . ." 4 Am 24. Mai 1871 schrieb Liebknecht an Engels: „Zur weiteren Illustration der Zustände im Neuen Reich sei Euch mitgeteilt, daß ich mich um das Sächsische Bürgerrecht bemühen muß, um nicht eines schönen morgens ausgewiesen zu werden . . . Das Fatale dabei ist, um Sächsischer Bürger zu werden, muß ich vorher aus dem Hessischen Bürgerverband austreten, und wenn man dann Einwendungen gegen die Erteilung des Sächsischen Bürgerrechtes erhebt, schwebe ich in der Luft und habe gar kein deutsches Bürgerrecht — bin also vollständig vogel- und stieberfrei. Daß meine Ausweisung aus Preußen noch gültig ist, wirst Du wissen." BaB, S. 29, Anm. 2.
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Stelle würde ich das hessische Bürgerrecht nicht ohne ein andres sicher in der Tasche zu haben aufgeben. Ihr seid in dieser Beziehung zu schüchtern. Ein einziger großer öffentlicher Skandal der der Welt klarlegte daß alle diese Reichsgesetze wirklich Humbug sind, würde all dem Kram ein Ende machen. Aber wenn Ihr den Skandal, der doch nur den Nationalservilen schaden kann, vermeidet statt ihn zu provoziren, dann kann die Polizei sich freilich Alles erlauben. Nota bene dies bezieht sich nur auf die betr. Stelle Deines Briefes, nicht auf die Haltung des Blatts die sehr couragirt ist und die wir durchaus anerkennen. Aber glaube doch nicht daß die Polizeihunde das gegen Dich wagen werden was sie gegen einzelne Arbeiter wagen; erst wenn sie eine Zeitlang durch Arbeiterausweisungen Präcedenzfälle genug geschaffen haben, könnte das geschehn. Daß Deine Ausweisung aus Preußen noch gültig ist ist mir ganz unbekannt. Daß die Polizei es behauptet mag sein. Daß Du es aber, als Du noch Abgeordneter warst, nicht zum Austrag gebracht hast, blieb mir immer unbegreiflich. Correspondiren für den Volksst[aat] kann ich nicht. Du siehst aber ich helfe wo ich kann. Mit der P[all] M[all] G[azette] ist nichts anzufangen. Ich habe selbst gelegentlich der ausschließlich militärischen Artikel mit dem Blatt allerlei Tuck gehabt und politische Sachen können weder Du noch ich hineinschreiben.5 Ich halte die Verbindung nur noch offen um hier und da etwas Gelegentliches hineinzubringen, to keep a footing then. Nähme sie Dich als Korrespondenten, was sie aber nicht thäte, so würde keine Deiner Correspondenzen gedruckt. Ich kam schon um Neujahr soweit dem Redäcteur zu sagen daß ich sehr wohl wisse daß ich ihm keine politischen sondern nur militärische Artikel liefern könne und das thäte ich nur in der Erwartung daß er unsre thatsächlichen Berichtigungen in Parteisachen, wenn wir es für nöthig hielten, aufnehme. Das ist auch geschehn. Von Reynolds scheinst Du auch eine gute Idee zu haben. Der größte Lauskerl der hiesigen Presse, Hosenscheißer wo er des Erfolgs nicht sicher ist, hat die ganze Adresse bis auf den Auszug der Daily News unterdrückt. Die deutschen Arbeiter haben sich in dieser letzten großen Krise ganz famos benommen, besser als irgend welche andre. Bebel hat sie Engels hatte 1870/71 in der weitverbreiteten liberalen Pall Mall Gazette an 40 militärische Artikel über den deutsch-französischen Krieg veröffentlicht. Liebknecht bat nun Engels in seinem Brief vom 24.5., ihn mit der Redaktion dieser Zeitung in Verbindung zu bringen. Im gleichen Brief fügte er hinzu: „Uebrigens wundert es mich, daß Ihr den .Reynolds [Newspapers]' nicht mitunter benützt. . . es ist nun einmal leider das einzige gelesene Englische Blatt, das die Interessen des Proletariats bis zu einem gewissen Punkt vertritt." BaB, S. 29, Anm. 3. 5
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auch ganz ausgezeichnet vertreten, seine Rede über die Commune ist durch die ganze englische Presse gegangen und hat großen Eindruck hier gemacht.® Den Volksstaat solltet Ihr von Zeit zu Zeit an die Pall Mall [Gazette] schicken, sie bringt von Zeit zu Zeit Auszüge daraus weil der Mann eine Angst vor M[arx] und mir hat, und weil noch ein andrer Mann dabei ist der Deutsch kann und solche Sachen hineinbringt. Dabei bringt das Blatt gern allerlei Curiosa die die andern nicht haben. Du verpflichtest mich wenn Du meinen ,,Volksst[aat]" nicht mehr nach Manchester sondern hierher schickst. Von den Nummern mit der Adresse schick mir 3—4 Exemplare, einen zur Correktur, den Rest zur Vertheilung. Beste Grüße an Dich und die Deinigen Dein F. E. • S. Vorbemerkung, S. 106; Der Volksstaat, Nr. 36 und 46 vom 3.5. und 7.6.1871; sowie Bebel, II, 184 f.
5 6 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
[London,] 10. Juli 1871 Lieber Liebknecht, Hierbei den Rest von Nr. 3. Nr. 4 folgt in 2—3 Tagen, jedenfalls bis Ende d[er] Woche. Die Korrektur heute oder morgen.1 ad vocem Ausweisung, so sind die angegebenen Beispiele aus Preußen und Mainz nicht stichhaltig weil unterm Kriegszustand ausgeführt was gesetzlich war. Die in Sachsen solltet Ihr auf die eine oder andre Weise zum Austrag bringen: durch Weigerung der Beteiligten zu gehn, oder durch den Instanzenzug und Petition an den Reichstag, die Fortschrittspartei kann Euch hier die Unterstützung nicht weigern ohne sich total zu ruinieren. Solange der Reichstag nicht sich direkt weigert das Indigenat und die Freizügigkeit anzuerkennen, ist die Sache nicht konstatiert. Was speziell Deinen Fall angeht, so kannst Du ihn sehr rasch zur Krisis bringen indem Du 8 Tage vor Eröffnung des Reichstags nach Berlin gingst und es darauf ankommen ließest. Ich bin sicher sie hätten Dich nicht angerührt, und damit war die Sache am Ende. Hätten sie Dir aber was getan so gab es einen Heidenskandal, und sie mußten Dich doch freilassen sobald der Reichstag zusammentrat; und dann konntest Du den Reichstag vor der ganzen Welt bloßstellen falls er sich nicht ordenti
S. Brief Nr. 55, Anm. 1.
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lieh benahm. Es gibt gewisse Anstandsformen die selbst die lumpigste Versammlung in ruhigen Zeiten nicht öffentlich verletzten kann. Jetzt wo Du nicht mehr im Reichstag, geht es natürlich so einfach nicht mehr. Aber wenn Ihr Euch alle diese Rechte die Ihr auf dem Papier habt, in Wirklichkeit ohne Kampf nehmen läßt, und den Reichstag nicht zwingt sich für oder gegen sein eignes Machwerk offen zu entscheiden, so ist Euch freilich nicht zu helfen.2 Der Kommandoton mit dem Du von uns die Gründung eines Blattes hier verlangst hat uns sehr angeheitert. Du mußt wohl London mit Crimmitschau verwechseln und glauben man könne hier auch so ohne weitres einen Bürger- und Bauernfreund gründen.3 Du solltest doch noch wissen daß, um so viel größer London ist als Crimmitschau, um so viel größer auch die Schwierigkeiten sind ein Blatt zu stiften und die daran gemachten Ansprüche. Kannst Du uns ca. £, 10,000 zur Verfügung stellen so stehn wir zu Diensten. ad vocem Odger vergißt Du daß der Mann vom Kongreß erwählt und nicht ohne triftigen Grund ausstoßbar war.4 Aus dem was Du über diesen Punkt sagst geht hervor, daß Dir die hiesigen Verhältnisse total fremd geworden sind was auch nicht zu verwundern ist, da die Blätter ja über die Vorgänge innerhalb der Arbeiterpartei ganz schweigen. Mit der „Pall Mall G[azette]" sind wir jetzt definitiv und gründlich auseinander. Meine Frau und Marx' lassen Dich und die Deinigen bestens grüßen. Dein F. E. 2 Am 2. Juli 1871 schrieb Liebknecht an Engels: „Das deutsche Staatsbürgerrecht ist Schwindel... Was meine Ausweisung aus Preußen anbelangt, so brachte ich die Sache ja im Reichstag vor, blitzte aber natürlich mit meinem Amendement ab. Das war die einzige Gelegenheit. Zu selbständigen Anträgen oder Interpellationen gehören 30 Unterschriften, die ich natürlich nicht bekommen konnte." BaB, S. 31, Anm. 2. Am 6. September berichtete der Volksstaat, Nr. 72, Liebknecht hätte sich vor etwa sechs Wochen „zum Eintritt in den Leipziger Bürger- und sächsischen ,Unterthanen'-Verband" gemeldet. Am 29. August habe man ihn darauf zur Polizei geladen und eröffnet, „daß die Königliche Kreisdirektion nicht in der Lage" sei, „dem gestellten Gesuche zu entsprechen", da seit Liebknechts letzter Strafe noch kein volles Jahr verflossen sei. Der Volksstaat, der das Verhalten der Kreisdirektion heftig kritisiert, bemerkt dazu: „Natürlich hat Liebknecht die nöthigen Schritte gethan, um eine endgültige Antwort auf diese sehr interessanten Fragen zu erlangen." s Am 2. Juli hatte Liebknecht an Engels geschrieben: „ . . . mit Odger hättet Ihr Euch längst auseinandersetzen müssen. Caeterum censeo eine englische Zeitung." BaB, S. 31, Anm. 3. Der Crimmitschauer Bürger- und Bauernfreund, Organ des gesamten Osterbindes war von der Sozialdemokratischen Partei in Crimmitschau im Sommer 1870 als erste soz. dem. Tageszeitung Deutschlands gegründet worden. 4 Der bekannte englische Gewerkschaftsführer George Odger gehörte zu den Mitbegründern der IAA, deren Generalrat er angehörte.
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57. F R I E D R I C H ENGELS AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
L.L.! Wroblewski, Longuet, Bastelica sind hier. Warum den Lumpen Bfernhard] Becker wieder 2x1 Ehren bringen? Und dem Esel Gögg erlauben seine Dummheiten des Breiteren zum Besten zu geben? 1 Marx' Mädchen sind in Bagneres-de Luchon in den Pyrenäen vom Präfecten dem großen K^ratry u. Generalprokurator Delpech heimgesucht und ihnen die Nothwendigkeit klargemacht worden Frankreich zu verlassen. Lafargue war glücklich [über die] Bergfe] nach Spanien. Man stellte ihnen bis zur Abreise 2 Gensdarmen in den Garten! Hierüber aber noch Nichts öffentlich zu sagen (außer was etwa in der Presse aus den französischen] Blättern) bis wir sie wieder hier haben.2 Thiers will sich absolut lächerlich machen. Dein F. E. 1 S. Brief Nr. 58, Anm. 3 und 4. 2 S. auch Brief Nr. 236.
58. FRIEDRICH ENGELS AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 11. September 1871 Lieber Liebknecht, Ich brauche keine Vollmacht — ich werde als Sekrfetär] für Italien und Spanien wahrscheinlich ohnehin 2 Länder zu vertreten haben. Wenn Ihr jemand schickt, könnt Ihr noch 2 andre ernennen, die Franzosen hier ernennen auch 3. Sonst könnt Ihr 3 Mandate schicken die aber Samstag hier sein sollten.1 Gemeint ist die Londoner Konferenz der IAA vom 17.-23. September 1871. Nach BaB, S. 34, Anm. 1 schrieb Liebknecht daraufhin am 13.9.: „Wir [Liebknecht und Bebel] dürfen Leipzig nicht verlassen, ohne Erlaubnis des Gerichts. Diese Erlaubnis bekommen wir aber nicht für eine Reise nach London. Verschwiegen wir aber den Reisezweck, und käme derselbe . . . heraus, so würden wir sofort wieder eingesteckt und das Beweismaterial gegen uns beträchtlich vermehrt." Die Herausgeber der Briefe an Bebel u.a. schreiben dazu: „Am 23. Oktober teilte Liebknecht mit, daß man ihm die Ausreisebewilligung nicht erteilt habe. Dem Brief vom 12. September legte Liebknecht eine offizielle Vollmacht für Engels bei zur Vertretung der sächsischen Sozialdemokraten auf der Konferenz, die nicht selbst nach London kommen könnten, da gegen sie ein Hochverratsverfahren eingeleitet sei." 1
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M[arx] und ich machen nicht in geheimen Vornamen, wir haben jeder nur Einen. Warum schickst Du die Exemplare der deutschen Ausgabe 2 der „Adresse" nicht? Wir werden hier täglich deswegen interpelliert. Ich muß sagen diese Art uns zu behandeln, ist nicht der Art uns zu weiteren Arbeiten zu ermuntern. Ich schicke keine Zeile Manuskript mehr, und Marx auch nicht, bis Du Dich endlich herbeiläßt auch nur den gewöhnlichsten Anstand uns zugute kommen zu lassen. Monsieur Gögg mit Odger zu vergleichen, ist etwas stark. Erstens hat Ofdger] tausendmal mehr politischen Verstand in seiner Art als der dumme Badenser, und zweitens vertrat Odger als Sekrfetär] des London Trades Council immer einige 100 000 Arbeiter, und vertritt noch eine ganze Sorte darunter, während mir nie zu Ohren gekommen, daß Herr Gögg je jemand vertreten als ein paar reaktionäre badische Knoten in der Schweiz, die einzigen wirklichen „Knoten" die als fossile Exemplare noch übriggeblieben sind. Wenn Ihr den Lucubrationen solcher Leute aber im „Volksstaat" Raum gebt 8 während wir die Odgers hinauswerfen, so hört doch die Parallele ganz auf. Was Bfernhard] Becker angeht dessen Lumpereien bereits hier in London anfingen und Dir bekannt sind, so sind wir fast auf den Rücken gefallen als wir lasen Ihr hättet ihm seine Lumpereien verziehen wegen seiner Kapazität! Ich war bisher der Meinung man könne ihm seine Lumpereien, seine vollständige Verlumptheit nur allenfalls nachsehn wegen seiner Dummheit. Nun Ihr werdet Freude erleben an Eurer neuen Aquisition. Der Lump verzeiht Euch nie, daß er „mit dem Strick um den Hals" zu Euch kommen mußte. Und was die Zeitung angeht, lieber gar keine als eine von seiner Sorte! Wenn Herr Bfernhard] B[ecker] die Partei nicht verraten hat, was ich noch nicht so sicher weiß, so ist das schwerlich seine Schuld. Der Mann, der das Saubuch über seinen Herrn und Meister Lassalle schreiben konnte,4 ist capable de tout. Das Buch war uns interessant, aber der Verfasser hatte sich auf ewig verächtlich gemacht. Marx war sehr verwundert im „Volksstfaat]" die Anzeige zu [finden] daß Du eine Geschichte der Kommune etc. etc. (Nr. 73, 4. Seite) 2
S. Brief Nr. 55, Anm. 1. Am 9. August hatte der Volksstaat, Nr. 66, eine Erklärung von Amand Goegg veröffentlicht, in der sich dieser dagegen verwahrte, als Kommunist bezeichnet zu werden. 4 Bernhard Becker veröffentlichte 1868 Enthüllungen über das tragische Lebensende Ferdinand Lassalle's und seine Beziehungen zu Helene von Dönniges (s. auch die Neuauflage, Nürnberg, 1892). Auf Engels Vorwürfe antwortete Liebknecht am 13. September, er werde sich Becker „stets vom Leibe halten, und den Strick, den er um den Hals hat, nicht loslassen". „Von ,Kapazität' habe ich nicht gesprochen . . . — bloß von Fähigkeit ein Blatt zu redigieren . . . Daß Becker kein .Verräter' ist, dafür habe ich Beweise." BaB, S. 34, Anm. 3. s
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bringen würdest. Ich nicht weniger. Wie Du dazu kommst ist uns unbegreiflich. Ich habe Dir nichts der Art versprochen, und woher Du die Nachricht hast, daß irgend jemand, im Einverständnis mit dem Gen[eral] Rat, für den „Volksstaat" eine authentische Geschichte der Kommune schreiben würde, wissen wir nicht. Jedenfalls da der G[eneral] R[at] genannt, bitten wir um Aufklärung denn es könnten Interpellationen kommen.5 Ihr werdet nächstens hübsche Verfolgungen erleben. Daß Bismarck mit den Oesterreichern und Italienern eine allgemeine Hetzjagd verabredet hat ist zweifellos. Dem Bismarck] liegt so viel nicht dran, er hat einige persönliche Ranküne zu kühlen und möchte außerdem die Arbeiterbewegung in das ihm nützliche Schweitzersche Gleise zurückdrücken; im übrigen ist er als Junker, spekulativer Bourgeois und flacher erfolgreicher Staatsmann (was er alles in einer Person ist) ganz ohne Furcht vor dem roten Gespenst. Oesterreich wird mit der „Internationalen" jetzt wieder gradeso eingeseift wie 1823 zu Verona und später zu Karlsbad mit der „Revolution" und den Carbonari.® Aber daß dabei doch für Euch auch allerlei abfällt ist klar. Meine Frau und Frau Marx sind in Ramsgate; ich werde diese Woche auch noch ein paar Tage hingehn, aber Samstag wieder hier sein. Wenn Du nicht kommst kommt hoffentlich Bebel. Daß der kleine Bengel sich so gut macht, freut uns sehr.7 Mit besten Grüßen von M[arx] und mir an alle die Deinigen Dein F. E. Von Lafargue noch keine Nachricht. 5 Am 10. September veröffentlichte der Volksstaat, Nr. 73, die nachstehende Warnung: „Es werden von Bourgeoisspekulanten sogenannte .Geschichten der Pariser Kommune' verkauft, die nichts anderes enthalten als die bekannten Lügenmärchen der Tagespresse. Wir warnen die Parteigenossen vor diesen Machwerken. Sobald das nöthige Material beisammen ist, wird die Redaktion des ,Volksstaat' in Uebereinstimmung mit dem Generalrath der Internationalen Arbeiterassoziation und unter Mitwirkung der überlebenden Kommunemitglieder eine aktenmäßige Geschichte der Pariser Kommune veröffentlichen." Liebknecht, der Engels am 12. September mitgeteilt hatte, er beabsichtige eine Geschichte der Kommune zu verfassen, schrieb diesem am 13. September, nach Erhalt des obenstehenden Briefes: „Die Notiz betreffend die Geschichte der Kommune kam auf einfaches Nachfragen hin. Eine solche Arbeit ist absolut notwendig." BaB, S. 34 f., Anm. 4. * Gemeint sind die Karlsbader Beschlüsse und der Kongreß der europäischen Großmächte zu Verona (Oktober-Dezember 1822), der über die Restauration in Spanien beriet. 7 Karl Liebknecht, der am 13. August geboren war.
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LIEBKNECHT
[London, September 1871?] Lieber Lieb[knech]t, Hiermit Schluß. Als ich Dir den Bauernkrieg gab, hast Du mir auch nicht ein einziges Exemplar davon zugesandt.1 Um welche zu bekommen, hat' ich durch den hiesigen Arbeiterverein welche bestellen müssen. Diesmal rechne ich auf eine anständigere Behandlung und bitte mir 25 Exemplare aus vom Separatabdruck der Adresse.2 Ich habe nicht nur Privatanstandsrücksichten zu erfüllen sondern muß auch den hiesigen und andern deutschen Arbeitern Exemplare abgeben, und außerdem sollten dem Generalrath doch auch seine 25 E[xemplare] zugestellt werden. Du kannst 50 Exfemplare] von Borkheims Broch[üre] 3 beilegen die wir zahlen, sowie ca. 6 Exfemplare] von jeder Eurer sonstigen Publicationen (von Bebels Sachen < 1 D t z > und Dietzgen's 1 Dtzd. jede) die wir auch zahlen. Dein F. E. [Am Rande geschrieben:] Wir werden die d[eu]tsche Übersetzung] sobald kompleter Abdruck vorliegt auch in Amerika abdrucken lassen. 1
Der „Deutsche Bauernkrieg", den Engels im Sommer 1850 für die Neue Rhei~ nische Zeitung, Politisch-ökonomische Revue verfaßt hatte, wurde 1870 mit einer Vorbemerkung als selbständige Broschüre neu herausgegeben. Eine weitere Ausgabe erschien 1875. 2 S. Brief Nr. 55, Anm. 1 u. Brief Nr. 58, S. 136. 3 Es handelt sich um die Studie von Sigismund Borkheim „Zur Erinnerung für die deutschen Mordspatrioten", die gleich nach dem deutsch-französischen Krieg im Volksstaat und bald darauf als Sonderdruck erschien. Eine 2. Ausgabe mit einer Einleitung von Friedrich Engels erschien 1888 im Verlag der Volksbuchhandlung Hottingen-Zürich. 60. F R I E D R I C H ENGELS AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
[London,] 4. November 1871 Lieber Liebknecht, Euer Mandat konnte ich bei der Konferenz 1 nicht benützen. Es war beschlossen, daß unvertretene Länder durch ihre Sekretäre vertreten würden. Also saß ich für Italien, und hätte durch Benutzung Eures Mandats nur Marx seines Sitzes und seiner Stimme beraubt; ich ließ es also ruhig in der Tasche. 1
Gemeint ist die Londoner Konferenz der IAA.
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Um auf Deinen unglücklichen Gögg zurückzukommen, so unterscheidet sich sein Fall von dem Odgers immer durch zwei wesentliche Punkte: 1. ist Odger immer ein Arbeiter während Gögg von Natur ein Kleinbürger ist und ewig bleibt; wenn Du Dich mit G[ögg] zu einer Partei rechnest, so tun wir das hier sicher nicht; 2. haben wir Odger herausgeworfen, während Du an Deinem Gögg hängst und nicht von ihm lassen willst. Oder wirfst Du uns etwa vor, daß wir den Odger nicht behalten haben wie Du den Gögg?2 Die Wiederaufnahme des B[ernhard] Becker hattest Du ausdrücklich damit entschuldigt, daß es Euch so sehr an „Kapazitäten" fehle. Du mußt ihn doch also für eine solche gehalten haben. An welche andre Adresse als die Deinige ich meine „Grobheiten" richten soll, weiß ich nicht.3 Ich fange allerdings allmählich an mich daran zu gewöhnen, daß Du an uns alle möglichen Forderungen stellst, aber nicht daran denkst auch nur die allerselbstverständlichsten Gegenleistungen zu erfüllen. Es wird bald ganz natürlich vorkommen, wenn ich Dir das Manuskript einer ganzen Broschüre zugeschickt habe, mir meine Exemplare beim Buchhändler bestellen zu müssen, und gleichzeitig in Deinen Briefen zu lesen, daß das Ding famos zieht. In andern Ländern, wenn der Generalrat ein druckfertiges Pamphlet schickt, schickt man ihm unaufgefordert nicht nur die ihm zukommenden Exemplare, sondern auch einen Anteil am Gewinn. In Deutschland verlangt man, daß er die Exemplare auch noch bezahle. Daß das aber nicht geschieht, darauf kannst Du Gift nehmen. Da ich keine Lust habe in den Büchern bei Euch als Schuldner zu figurieren, schicke ich die Rechnung zurück und verlange eine neue. Die andern Sachen, die ich für mich, resp. Marx und den deutschen Arbeiterverein bestellt habe, zahlen wir selbstredend sobald die Rechnung in Ordnung ist. Die „Eastern Post"4 habe ich Dir jede Woche regelmäßig zugeschickt. Noch gestern eine nebst „Times" vom 27. Oktfober], worin ein Art[ikel] über die Internationale] (aus guter Quelle).6 Wenn Du diese Sachen nicht erhalten hast, so mach es im ,,Volksst[aat]" sofort öffentlich. Dieser Stieber muß merken, daß man ihm auf die Finger paßt.6 2 S. Brief Nr. 58, Anm. 3. s Am 13.9. schrieb Liebknecht an Engels: „Deine Grobheiten hättest Du an die richtige Adresse bringen können." BaB, S. 38 f., Anm. 2. 4 Bis zum Haager Kongreß veröffentlichte der Generalrat seine offiziellen Mitteilungen in der Eastern Post, dem linksradikalen Blatt des Londoner East End. 5 Die Times hatte am 25.10.1871 eine Geschichte der IAA unter dem Titel „The International Working Men's Association" veröffentlicht. « Der Volksstaat, Nr. 91, brachte daraufhin am 10.11. folgende Notiz: „Seit Monaten wird regelmäßig jede Woche einmal ein, die Berichte der Wochensitzung des Generalraths der Internationale enthaltendes englisches Blatt von London an
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In der beiliegenden Korrespondenz die Antwort an den Schwitz» guébel.7 Dieser Mensch ist einer der Hauptintriganten der Bakuninschen Clique im Canton Neuchatel die seit 2 Jahren die Int [ernationale] in der Schweiz zu sprengen suchen nachdem ihr Versuch, sich ihrer zu bemächtigen, glänzend gescheitert. Es ist die Fortsetzung der Alliance de la Démocratie Socialiste im Jura. Den Titel Comité Fédéral Romand haben sie usurpiert und beibehalten trotz Verbot des G[eneral] R[ats], jetzt hat die Konferenz es ihnen schließlich gelegt. Wenn Elpidin Dir etwas zur Veröffentlichung zuschickt (was ich kaum glaube), so schickst Du es ihm am besten einfach zurück, gibst ihm meine Adresse, und sagst ihm er soll sich wegen weiterer Aufklärung direkt an mich wenden, ich werde ihm so dienen, daß er Dich nicht mehr belästigt. Die Geschichte ist zu lang sie hier zu erzählen. Die Konferenzbeschlüsse erhälst Du deutsch und druckfertig in 1—2 Tagen, die Uebersetzung wird grade gemacht.8 Sorge ist besorgt.9 Im übrigen marschiert die Sache ausgezeichnet, in Italien haben wir jetzt eine Masse Organe, ich lege Dir die Liste zur Veröffentlichung bei,10 und die Korrespondenz ist so lebhaft, daß sie mir eine Heidenarbeit macht. Aus der gestern gesandten ,,E[astern] P[ost]" wirst Du gesehen haben, daß wir hier einen English Fédéral Council gegründet haben und somit dem Gfeneral] C[ouncil] die ausschließdie Redaktion des ,Volksstaat' geschickt. Das betr. Blatt ist siebenmal hintereinander unterwegs verschwunden. Wir fordern die Postbehörde auf, die Sache zu untersuchen, und dem betreffenden Stieber das Handwerk zu legen." ' Am 5. Juli 1871 brachte der Volksstaat, Nr. 54, eine von Engels verfaßte Korrespondenz mit einem heftigen Angriff auf Netschajew, Serebrennikow und Elpidin, wobei Elpidin als „notorischer russischer Spion" bezeichnet wurde. Am 7.10. veröffentliche der Volksstaat, Nr. 81, eine Zuschrift von Adhémar Schwitzguébel in der im Namen der „Romanischen Föderation der Internationalen Arbeiterassoziation" der „Beweis für das Behauptete" oder Widerruf verlangt wurde. Engels erwiderte darauf in einer am 4.11. verfaßten Korrespondenz: „Ein Herr Schwitzguébel verlangt im ,Volksstaat' im Namen eines mir unbekannten Föderalkomitees der romanischen Schweiz, nähere Aufklärung über das, was ich im Volksstaat Betreffs des Herrn Elpidin veröffentlicht habe. Ich habe mit Herrn Schwitzguébel gar nichts zu thun und kann in dieser Sache einem beliebigen Dritten durchaus keine Rede stehn. Wenn aber Herr Elpidin selbst sich in dieser Sache an die Redaktion wenden sollte, so stehe ich ihm zu Diensten, und bitte die Redaktion des ,Volksstaat', in diesem Falle Herrn Elpidin meine Adresse mitzutheilen, damit er sich direkt an mich wenden kann." Der Volksstaat, Nr. 91, vom 10.11.1871. 8 Die „Beschlüsse der Delegirten-Konferenz der Internationalen Arbeiter-Assoziation, abgehalten zu London vom 17. bis 23. September 1871" erschienen in der Nr. 92 des Volksstaat vom 15.11.1871. » Liebknecht hatte am 23.10. Engels geschrieben: „Sorge schreibt mir aus New York, Ihr solltet die dortige Internationale doch dann und wann einmal einer Antwort würdigen." BaB, S. 39, Anm. 6. i» Die Liste mit den Titeln von zehn „italienischen Organen der Internationale" wurde im Volksstaat vom 15.11. (Nr. 92) veröffentlicht.
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lieh englischen Details abgenommen, was sehr nötig war. Der irische Council folgt bald. Die revidierten Statuten sind englisch im Druck, franzfösische], deutsche und italienische] Uebersetzung in Arbeit.11 Alle diese Sachen haben uns enorme Arbeit verursacht, da M[arx] und ich fast alles zu besorgen und zu redigieren hatten. Dabei war Marx wieder unwohl, hatte ein Geschwür unter der Achsel und muß noch wegen Erkältung das Haus hüten. Johannard von der Kommune ist hier angekommen und hat seinen alten Sitz im G[eneral] Rat wieder eingenommen. Jules Vallès ist auch hier, Ranvier kam schon während der Konferenz, Sicard kam dieser Tage. Daß der aus dem Gefängnis mit Okolowicz entsprungne Jaclard — einer der besten — glücklich in Bern angekommen, wirst Du wissen. Es sind überhaupt meist sehr famose Leute; unter der Masse der Flüchtlinge befindet sich natürlich wie immer, einiges großes Lumpengesindel, darunter Vermersch, Red[akteur] des „Père Duchêne", Erzlump.12 Beste Grüße an Dich und die Deinigen. Dein F. E. »
S. Brief Nr. 65, Anm. 2. Die Zeitschrift von Vermersch Le Père Duchêne, nach einer volkstümlichen Symbolgestalt der Französischen Revolution benannt, vertrat unter der Devise „Republik oder Tod" Gedankengänge von Proudhon. 12
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LIEBKNECHT
London, 17. November 1871 7, Maitland Park Road, Haverstock Hill Lieber Liebknecht, 1. Ueber den Druck der Statuten etc. im nächsten Briefe.1 2. Deine Bemerkungen über meine Ratschläge in Berlin beruhn auf völligem Mißverständnis. Ich erklärte mich gegen Demonstrationen, für welche kein Anlaß existiert, habe dagegen „Anlässe" und nächst bevorstehende bezeichnet, bei welchen Demonstrationen einen Hintergrund und Aussicht auf Erfolg haben.2 S. Brief Nr. 65, Anm. 2. Marx meint ganz offensichtlich die in seinem Brief an Theodor Metzner vom 6 . 1 1 . 1 8 7 1 enthaltenen Ratschläge: „Mit Bezug auf Berlin ist meine Ansicht die, keine öffentlichen Meeting, im .Allgemeinen' zu halten, bis mehr Propaganda daselbst gemacht ist. Aber unterdessen muß man bestimmte Anlässe von allgemeiner Tragweite und öffentlichem Interesse sowohl zu Meetings als zu gedruckten Manifests ausbeuten. Die nächste schon passende Gelegenheit ist der infame Prozeß, der den Mitgliedern des Ex-Komitees der sozialdemokratischen Partei in Braunschweig gemacht wird und worin die Internationale den Zentralpunkt der Anklage bildet. Doch wird es gut sein abzuwarten bis zu den öffentlichen Gerichtsverhand1
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3. Erst kommst Du und Bebel nicht zur Konferenz, triffst auch keine Maßregeln, damit andre Delegierte kommen und dann druckst Du eine Korrespondenz Boruttau's worin er, als vielleicht unbewußtes Werkzeug der Genfer Konspiranten gegen den Generalrat, letzterem vorwirft, keine Delegierten von Deutschland berufen zu haben. 3 Dies ist bereits in Genf von den Bakunisten und dem mit ihnen verschworenen schlechten Schwanz der Emigration dahin gedeutet worden, daß Marx selbst seinen Einfluß in Deutschland verloren hat! 4. Du kannst getrost unterstellen, daß ich genauer über die Intrigen innerhalb der Internationalen unterrichtet bin als Du. Wenn ich Dir also schreibe, daß keine Briefe Boruttaus, die sich irgendwie auf die Internationale beziehn (auch nicht das schon angekündigte Manuskript, welches derselbe Boruttau Dir geschickt hat) im „Volksstaat" zu drucken sind, so hast Du einfach zu entscheiden, ob Du gegen oder mit uns handeln willst. Im letztren Falle sind meine, auf genauer Kenntnis der Umstände gegründeten, Winke direkt zu befolgen. 5. D a wir hier sehr unzufrieden sind mit der Art und Weise, wie das Geschäft der Internationalen [in Deutschland] bisher betrieben worden, habe ich, gemäß Auftrags des Generalrats, die Pflicht mich
lungen, welche die Aufmerksamkeit Deutschlands nach Br[aunschweig] richten werden. Ebenso werden die Gesetzvorlagen, welche die Regierung dem deutschen Reichstage über die Internationale vorzulegen beabsichtigt, eine günstige Gelegenheit bieten. Die deutschen Arbeiter werden hoffentlich ebenso energisch auftreten als die spanischen Arbeiter gegen ähnliche Regierungseinmischungen." (Nikolajewsky, Karl Marx und die Berliner Sektion der I. Internationale, S. 261 f.). 3 In den Nummern 88 und 89 vom 1. und 4.11.1871 des Volksstaat veröffentlichte Dr. Boruttau einen Aufsatz „Sozialismus und Kommunismus", in dem er gegen einen in Nr. 73 des Volksstaat veröffentlichten Kommentar der Redaktion zu dem Werk von Dr. Siebenhaar polemisierte. Die Redaktion hatte dort geschrieben: „ . . . der Kommunismus ist nichts andres als die letzte Konsequenz des Sozialismus; oder mit andern Worten: Der Kommunismus ist der durchgeführte Sozialismus." Boruttau erklärte demgegenüber: „Der Sozialismus ist nach meiner Anschauungsweise eine neue Weltanschauung, welche sich auf religiösem Gebiet als Atheismus, auf politischem als Republikanismus und auf ökonomischem Gebiet als Kommunismus ausdrückt." Im weiteren Verlauf seines Artikels kritisierte Boruttau die Haltung der Mehrheit des Generalrats der Internationalen Arbeiter-Assoziation. Obwohl diese nachstehend zitierte Stelle von der Redaktion in einer ausführlichen Anmerkung zurückgewiesen wurde, mußte sie Marx und Engels in ihrem Kampf um die Vorherrschaft in der I. Internationale höchst ungelegen kommen: „Aber ist es etwa eine weniger des Spottes würdige Schwäche, wenn eine Fraktion der Internationalen, und zwar die zur Zeit im Generalrath die Majorität bildende Fraktion, es für nothwendig gehalten hat, den atheistischen Charakter der sozialistischen Bewegung öffentlich zu verleugnen und so die Mitglieder dieses Vereines dem Verdacht ausgesetzt hat, als erachteten sie die sittlich-religiöse Bildung für Nichts, die ökonomisch-politische Macht für Alles?! Ich will mich hier nicht auf die Untersuchung einlassen, ob diese Verleugnimg des Atheismus aus prinzipiellen oder taktischen Beweggründen hervorging; ich begnüge mich damit, zu konstatiren, daß diese Verleugner im ersten Falle überhaupt keine Sozialisten sind, und im zweiten Falle prinzipienwidrig gehandelt haben." 142
direkt mit den Hauptorten in D[eu]tsch[lan]d in Verbindung zu setzen, was ich bereits begonnen habe.4 6. Wir sind hier so sehr mit internationalem work überhäuft, daß Engels und ich bisher nicht die Zeit zu einem Vorwort für das „Kommunistische Manifest" gefunden.5 Jedenfalls werden wir es nicht schreiben, um eine Polemik mit Herrn Boruttau im „Volksstaat" zu eröffnen. Dein K. M. S. Brief Nr. 62. Zu den Bemühungen von Marx die deutschen Sektionen der Internationale, notfalls unter Umgehung von Liebknecht, enger an den Generalrat zu binden s. Nikolajewsky, Karl Marx und die Berliner Sektion der I. Internationale, S. 252-264. 5 S. Brief Nr. 49, Anm. 3.
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62. F R I E D B I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht,
LIEBKNECHT
London, 15. Dezember 1871
Wegen Schneider wird Montag im hiesigen deutschen Arbeiterverein das Nötige erfolgen.1 Leider sind zu viele Schweitzer sehe Leute hineingelassen worden, und wenn wir Fränkel nicht hätten so wäre der ganze Verein in der letzten Zeit in ihre Hände gefallen. (Die Nr. des „[Neuen] Soz[ial] dem[okraten]" kommen mir soeben zu.) Wie Fr[änkel] aber gegen den Wiederabdruck seines alten Briefs protestieren kann, wie Du verlangst, ist mir nicht klar. Die erste Hälfte des Briefs bereut er sicher, was die zweite gegen Deine bürgerlichdemokratischen Gelüste von damals gerichtete betrifft, so enthält sie nur das was wir Dir damals ebenfalls geschrieben.2 — Der andre Schriftsteller im ,,N[euen] S[ocial]-D[emokrat]" ist jedenfalls Weber. Gegen Schneider: 1. Die Konferenzdelegierten waren gewählt, wie sich das von selbst versteht. Auf seine sonstigen dummen Fragen zu antworten wäre lächerlich; 2. die 15 Mann Franzosen bestehen aus 1 Kommune-Mitgl[ied] Chalain;8 mehreren versoffenen Subjekten; dem B. Landeck der beim Prozeß der Internationale] in Paris erklärt hat er habe allerdings der Internationale] angehört werde es aber 1 Hierzu u.a.: „Die Gegner der Internationalen Arbeiterassoziation", Der Volksstaat, Nr. 8, vom 27.1.1872 und „Wer ist Joseph Schneider?", Der Volksstaat, Nr. 14, vom 17.2.1872. 2 Liebknecht bat Engels am 8.12.1871 Fränkel zu einem Protest gegen den Nachdruck seines 1869 gegen Liebknecht geschriebenen Artikels zu überreden. Der Artikel erschien in den Nr. 66 und 67 des Neuen Social-Demokrat vom 1. und 3. Dezember. BaB, S. 45, Anm. 2. 3 Der im 17. Arrondissement gewählte Dreher Louis Chalain, Mitglied der Kommission für öffentliche Sicherheit der Kommune, zählte zu den Anhängern der IAA im Kommunerat.
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nie wieder tun, 3 Leuten die gar nicht der Internationale] angehören (sondern bloß dieser neugebildeten aber nie anerkannten Londoner französischen] Sektion) — und der ganze Jammer ist eben, daß man sie als hiesige französische] Sektion mit ihren statutenwidrigen Statuten nicht hat anerkennen wollen. Theiss und Avrial die einzigen anständigen Leute der Sektion haben diese Proklamation nicht unterzeichnet4 und kommen jetzt wieder heran um sich uns zu nähern! Dagegen sitzen jetzt 8 Kommune-Mitgl[ieder] im General Rat (Serraillier, Fränkel, Vaillant, Cournet, Ranvier, Arnaud, Johannard, Longuet) und wir haben eine 50 Mann starke franz[ösische] Sektion hier die die anständigsten der Flüchtlinge enthält. Roullier ist kein Kom[mune] Mitglied] sondern ein vollmäuliger versoffner Schuster. Und diese 15 Mann nennt der ,,N[eue] S[ocial]-D[emokrat]" „die bekannten französischen] Führer"! Was der ,,N[eue] S[ocial]-D[emokrat]" über den englischen] Bundesrat und Düke sagt ist aus einem absichtlich entstellten Bericht der Bourgeoispresse („Daily News" etc) genommen und falsch.5 Die Korrespondenz des ,,N[euen] S[ocial]-D[emokrat]" aus Dänemark beweist, daß die Leute mit den Dortigen gar keine Verbindung haben. Es wäre aber gut, wenn Du an den Red[akteur] des Kopenhagener „Sozialisten", H. Brix, oder dessen Stellvertreter L. Pio schriebst ihm Korrespondenzen] aus Deutschland offeriertest; falls sie Dir dagegen Korrespondenzen] aus Dänemark deutsch oder englisch schicken wollten.8 Die Leute verstehn Englisch. Uebrigens kannst Du in 14 Tagen soviel Dänisch lernen um ,,Socialist[en]" zu verstehen, das Tauchnitzsche Wörterbuch reicht hin, Grammatik Die Proudhonisten Auguste Avrial (11. Arrondissement) und Albert Theisz (18. Arrondissement) waren beide Anhänger der Internationale. In London wurde Theisz Mitglied des Generalrats. Am 13.12.1871 berichtete der Volksstaat, Nr. 100, dazu: „In London haben sich 15 Flüchtlinge der Kommune zu einer (vom .Neuen Sozialdemokrat' abgedruckten) Erklärung gegen den Generalrath und die Konferenz verleiten lassen; von diesen 15 haben sich aber Theisz und Avrial bereits wieder getrennt, so daß sich also die Zahl der Sonderbündler auf ganze 13 Mann beläuft." s Der Neue Social-Demokrat vom 10.12.1871 hatte Liebknechts Kritik an Dilke und dessen angeblicher Wertschätzung durch den Generalrat kontrastiert. Der Volksstaat schrieb daraufhin am 30.12. u.a.: „Von Seiten des Berliner ,Neuen SozialDemokrat' ist es uns vor Kurzem sehr verdacht worden, daß wir den Englischen Phrasen- und Bourgeoisrepublikanern vom Schlage der Dilke und Bradlaugh nicht den gehörigen Weihrauch gestreut haben . . . " . Bradlaugh, fährt der Bericht fort, habe die Kommune verleumdet; die republikanische Bewegung sei zudem in England ohne jede ernsthafte Bedeutung: „In England ist keine politische Revolution möglich, nur eine soziale Revolution. . ." • Am 8.12. hatte der Neue Social-Demokrat eine im Geiste Lassalles gehaltene Korrespondenz aus Kopenhagen veröffentlicht. „Aus diesem Anlaß bat Liebknecht Engels in Dänemark einen Korrespondenten für den ,Volksstaat' zu finden" BaB, S. 45, Anm. 4. Der Austausch von Korrespondenzen scheint zunächst nicht zustandegekommen zu sein, da der Volksstaat auch in der Folgezeit nur ganz sporadisch über Dänemark berichtete. 4
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gibts keine in dieser Sprache. Adresse: Red[aktion] des „Soziali[sten]" Kopenhagen. Das „Qui Vive" ist übrigens vor 8 Tagen in seinem eignen Dreck ersticktJ Wenn der Redfakteur] Vermersch kein Mouchard war, so schrieb er wenigstens so wie die franzfösische] Polizei es nicht besser wünschen konnte. Man bot uns zuletzt das Blatt an, aber wir wollten solche Erbschaft nicht und so starb es. Boruttou. Der zurückfolgende Brief zeigt noch mehr als der frühere, daß dieser Esel allerdings bis über die Ohren in Bak[unins] Garn steckt. Wenn er die Desavouierung der Alliance tadelt oder den obligatorischen Atheismus für alle Mitglieder] der Internationale] verlangt, ist das Bakunismus oder nicht? Wenn er den Klagen der Leute über Dinge von denen er nichts weiß — jedes Wort das er über die Konferenz sagt, ist falsch — teilweise beistimmt, ist das Bak[unismus] oder nicht? Und den willst Du gegen sie verwenden?8 „Ehrlich" mag er sein, aber von den Hornochsen-Ehrlichen mit großen stillen Ansprüchen, deren Feindschaft mir Heber ist als ihre Freundschaft; und von uns hier erhält der konfuse Schafskopf keine Zeile. Die Ereignisse in Genf werden ihn wohl aufgeklärt oder ganz in die Bak[unistischen] Reihen geworfen haben wohin er gehört. Warum läßt Du Dir nicht von ihm die „Revolution Sociale", bes. Nr. 5, 6 und 7 schicken? Ich setze voraus, daß Du die „Egalite" liest; das ist absolut nötig, um au courant zu sein. Du kannst nicht begreifen daß alle Genfer Komi[tees] gegen uns sein sollen. Diese Frage die für mich gar kein Interesse hat, wirst Du Dir selbst leichtlich beantworten können wenn Du an das Gebaren der diversen Flüchtlingsschaften 18[49] und 50 zurückdenkst, wo es oft reiner Zufall der Zusammenwürfelung war wie die Leute sich gruppierten. Alle Genfer Komitees beschränken sich auf 3 Mann, Malon, Lefrangais und Ostyn, der Rest sind Leute ganz ohne allen Namen.9 Wenn Du sagst die NichtVertretung Deutschlands auf der KonAm 23.11. hatte Marx an Bolte geschrieben: „In London versuchten sie [die Gegner des Generalrats in der französischen Flüchtlingsschaft] eine französische Sektion zu stiften, von deren Wirken Ihr eine Probe in der Nummer 42 des ,Qui Vive' findet, die ich beilege... Diese Sektion, aus zwanzig Leuten bestehend (darunter viele Mouchards), ist nicht vom Generalrat anerkannt w o r d e n . . . " BaS, S. 40. 8 S. Brief Nr. 61, Anm. 3. Am 8. Dezember 1871 hatte Liebknecht an Engels geschrieben: „Ueber Boruttau seid Ihr gänzlich auf dem Holzweg, er ist ein Wirrkopf, aber konspiriert nicht." „Diesem Brief legte Liebknecht einen Brief von Boruttau selbst bei." BaB, S. 45, Anm. 5. 9 Ostyn und Gustave Lefrangais hatten dem Kommunerat angehört. Benoit Malon wurde später einer der bekanntesten sozialistischen Schriftsteller Frankreichs. S. auch das Protokoll des Generalrats der Internationale vom 19.12.1871. 7
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ferenz sei Schuld der M[arx]schen Geheimniskrämerei so müssen wir sagen, daß dies nicht der Fall ist.10 M[arx] schrieb bloß, daß die Polizei nichts davon wissen sollte. Kannst Du also Euren Ausschuß oder andre lokale Gruppen nicht von der Konferenz unterrichten, ohne daß die Polizei es erfährt? Das wäre eine schöne „Organisation"! Allerdings wollten wir die Konferenz privatim abhalten, gegenüber der kontinentalen Polizei, aber das heißt doch nicht, daß Du und Bebel, wenn Ihr nicht kommen konntet, keine Schritte tun sollt, daß andre kommen! M[arx] weist diese Behauptung entschieden zurück. Action souterranée heißt im Zusammenhang weiter nichts, als stilles Agieren und Propagandamachen ohne Vordrängen an die Oeffentlichkeit, im Gegensatz zu französischen] Schreiern à la Pyat, die tägliche Ausgabe von Mordsproklamationen verlangten, und gegen die aufgetreten wurde.11 Mit Spanien sind wir im reinen, wir haben entschieden gesiegt. Der betreffende Konferenzbeschluß ist anerkannt (Du wirst den Artikel der „Emanzipation" darüber in der „Egalité" finden), und selbst die Wahlabstention, auf der sie vorläufig noch bestehn, ist am Zusammenbrechen.12 Im übrigen beschränkt sich der Abstentionsschwindel nur auf die paar Bakunisten und einen Rest von Proudhonisten (die meisten sind wir los) und hat diesmal eine entscheidende Niederlage erlitten. Mit Spanien ist die Sache entschieden. Ueber den englischen Gründungsschwindel habe ich Dir geschrieben. Vom deutschen weiß ich nichts. Hast Du das Material dazu? Ohne das, nichts zu machen.13 Deine Ansicht, daß die deutschen Internationale]- Mitglieder keine Beiträge zu zahlen brauchen und daß es überhaupt gleichgültig ist ob die Internationale] viel oder wenig Mitglieder in Deutschland hat, ist das grade Gegenteil der unsern.14 Wenn Ihr die Beiträge 1 i» Am 8.12. hatte Liebknecht an Engels geschrieben: „Daß aus Deutschland niemand auf dem [Londoner] Kongreß war, daran ist bloß die Marxsche Geheimniskrämerei Schuld. Ich mußte glauben, Ihr wolltet die Konferenz privatim abhalten." BaB, S. 45, Anm. 6. 11 Zur Beurteilung von Félix Pyat durch Marx siehe auch den Brief an Kugelmann vom 5.12.1868. BaK, S. 75. 12 Am 17.1.1872 schrieb der Volksstaat, Nr. 5, dazu: „Auch in Spanien sind die Sprengungsversuche vollständig mißlungen, und die europäischen Polizeispitzel (die des ,Neuen Sozial-Demokrat' einbegriffen) sind wieder einmal um eine Hoffnung ärmer." S. den sehr optimistischen Brief von Engels an Lafargue vom 9.12. 1871. Correspondance, I, S. 13 f. 13 Am 8.12. hatte Liebknecht Engels gebeten im Volksstaat über das „Gründertum" zu schreiben. BaB, S. 46, Anm. 8. H Liebknecht hatte am 8.12. offenbar in Beantwortung des Marx-Briefes vom 17.11. geäußert: „Auf viele individual memberships ist in Deutschland nicht zu rechnen, und entre nous halte ich es auch gar nicht für nötig." BaB, S. 46, Anm. 9.
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Sgr. pro Jahr und Mann nicht eingefordert, oder selbst verbraucht habt so müßt Ihr sehn wie Ihr das verantwortet. Wie Ihr glauben könnt, die andern Nationen müßten die Kosten für Euch tragen, während Ihr „im Geist" mitten unter ihnen seid wie Jesus Christus, aber Euer Fleisch und Euer Geld salviert — ist mir unbegreiflich. Jedenfalls muß dies platonische Verhältnis aufhören und die deutschen Arbeiter entweder in der Internationale] sein oder nicht in ihr. Die Franzosen stehn unter einem ganz andern Druck und wir sind dort besser organisiert als je. Wenn Du persönlich dies als gleichgültig behandelst, so werden wir uns an andre Leute wenden müssen, aber verlaß Dich drauf, so oder so bringen wir die Sache ins reine. Die Statuten sind engl[isch] und franz[ösisch] unter 1 Druckbogen, so daß eine Extrabeilage wohl unnötig sein wird — andernfalls laß uns wissen, wieviel die Satzkosten einerseits und die Kosten der Extrabeilage andrerseits ausmachen, und wir werden sehn was wir tun können. M[arx] bearbeitet seine 2. Auflage des „Kapitals", ich habe mit der italienischen] und spanfischen] Korrespondenz] und anderm Zeug alle Hände voll, wir werden sehn wann wir die Vorrede zum „Manifest" machen können. Beste Grüße von uns allen an Dich und die Deinigen Dein F. E. Die Antwort Liebknechts auf den obenstehenden Brief wird in der Vorbemerkung S. 111 nach einem von G. Mayer veröffentlichten Brieffragment (In: G. Mayer, J. B. t). Schweitzer, S. 440) zitiert.
63. W I L H E L M
LIEBKNECHT
Lieber Engels!
AN F B I E D R I C H
ENGELS
[Dezember 1871] Samstag Abend
Die heutige Deutsche Allgemeine Zeitung (des Lump Biedermann) bringt beiliegende Stieberiade. Ich weiß zwar, daß „keine spätere Conferenz (nach Fassung der veröffentlichten Beschlüsse) gefaßt worden ist, und das Ganze trägt deutlich den Stempel des Stieber, allein es wäre mir doch lieb, wenn Ihr mir ein direktes und offizielles Dementi zutelegraphirtet, damit ich gleich in der nächsten Nummer, die der Feiertage wegen zum Glück erst Donnerstag Morgen fertig gemacht werden muß, den Hallunken Biedermann die längst ihm zugedachte finale Tracht Prügel ertheilen kann. Versäumt die Sache ja nicht!1 1
S. Brief Nr. 64, Anm. 2.
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Deinen Brief erhalten. Heut gingen 2 Exempl[are] der Statuten mit verschiedenen Postzügen an Dich ab. Herzliche Grüße an Euch Alle Dein W. L. Es freut mich kolossal, daß der spouter Bradlaugh2 sich entpuppt hat. — Telegraphirt ja, schreibt aber gleichzeitig! Darf es angezeigt werden, daß d[ie] 2. Aufl[age] des Kapital erscheint?3 Und wann erscheint der 2. B[an]d? Die Frage ist brieflich schon mindestens 100 und mündlich mindestens 10,000 mal an mich gerichtet worden. 2 s
S. Brief Nr. 66, Anm. 17. S. Brief Nr. 62 und 66.
6 4 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht,
LIEBKNECHT
London, 2. Januar 1872
Zuerst Prosit Neujahr und dann inliegend die Korrektur.1 Wegen der Stieberiade in der ,,D[eutschen] Allgemeinen] Zfeitung]" wird M[arx] Dir geschrieben haben oder Tussy. Die Sache war so durchsichtig, daß es keinerlei Korrespondenz bedurfte um Dir ihre Falschheit zu beweisen, die Kosten eines Telegramms gar wären weggeworfen gewesen. Du hast recht getan das Ding sofort für gefälscht zu erklären. Vergleich die Namen die meist falsch sind, mit den richtigen unter den Konf[erenz]-Beschl[üssen] und Du hast den direkten Beweis der Fälschung.2 Dein Brief liegt noch bei M[arx] ich kann ihn also nicht Punkt für Punkt beartworten. Jedenfalls irüßt Ihr eine Form finden die Eure Vertretung auf dem 1 Gemeint ist die Korrektur der deutschen Übersetzung der „Allgemeinen Statuten und Verwaltungs-Verordnungen der Internationalen Arbeiterassoziation", die im Volksstaat vom 10.2. erschien. 2 S. den in diesem Band veröffentlichten Brief, Nr. 236. Die nationalliberale Deutsche Allgemeine Zeitung brachte im Dezember 1871 eine Meldung über die Beschlüsse der Londoner Konferenz der Internationalen Arbeiterassoziation, die Liebknecht am 30.12.1871 in Nr. 104 des Volksstaat als Fälschung bezeichnete: „Der Exsozialist Biedermann veröffentlicht nachträgliche geheime Beschlüsse der Londoner Internationalen-Konferenz. Natürlich gefälscht zu Nutz und Frommen der gewiegten und ungewiegten Demagogenschnüffler."
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nächsten Kongreß möglich macht, und wenn niemand kommen kann, könnt Ihr Euch durch die Alten hier vertreten lassen. Da voraus sichtlich die Bakunisten und Proudhonianer alles aufbieten werden, so werden die Mandate streng untersucht werden, und z.B. eine Delegation von Dir und Bebel persönlich wie das mir gesandte Konferenzmandat, würde nicht ziehn. Die Spanier sind ebenso schlimm dran wie Ihr aber sie lassen sich nicht irre machen. Uebrigens ist das Braunschw[eiger] Urteil keine Regel.3 So eine Sauerei wie dies, daß auch noch Bundestagsgesetze angerufen werden, ist nur in einem verkommenen Kleinstaat möglich. Dagegen sollte Bebel im Reichstag protestieren, die Fortschrittler müssen entweder mitgehn oder sind vor ganz Deutschland blamiert. Wenn ich irgend Zeit finde schicke ich dem ,,Volksst[aat]" eine Kritik (juristisch) dieses Machwerks. In Spanien geht nach Lafargues Bericht4 (er ist oder war in Madrid) alles gut, die Bakunisten haben dort mit ihrem heftigen Auftreten das Ziel überschössen — die Spanier sind Arbeiter und wollen vor allem Einigkeit und Organisation. Das letzte Zirkular des Kongresses] von Sonvilliers5 wirst Du erhalten haben worin sie die Baseler Verwaltungsbeschlüsse als Quelle alles Uebels angreifen. Damit ist das Maß voll und wir werden agieren. Inzwischen haben Hins, Steens und Co. in Belgien uns einen schönen Streich gespielt (sieh Brüsseler Kongreßbeschluß in der „Internationale").8 De Paepe hat sich von ihnen schmählich über den s S. den Urteilsspruch in: Der Braunschtoeiger Ausschuß der socialdemokratischen Arbeiter-Partei in Lotzen und vor dem Gericht, von W. Bracke, S. 197 f. 4 Der offenbar nicht erhaltene Bericht von Lafargue wird von Engels in seinem Antwortschreiben vom 30.12.1871 mit den Worten „votre lettre qui m'a fait beaucoup plaisir" bestätigt. Correspondance, I, S. 15. 5 Auf dem Kongreß zu Sonvilliers (12.11.1871) beschlossen die bakunistisch gesonnenen Sektionen ihren Zusammenschluß zur „Fédération Jurassienne". In einem Rundschreiben forderten sie die sofortige Einberufung eines allgemeinen Kongresses der IAA. 6 Der Volksstaat veröffentlichte den Beschluß der Brüsseler Konferenz der belgischen Sektionen der Internationale (24.-25.12.1871) am 17. Januar mit folgendem Kommentar: „Man sieht, die Belgischen Sektionen sind ebensowenig auf den Bakuninischen Kongreß-Leim gegangen, wie weiland die Genfer Sektionen." In Wahrheit kam die Resolution den Bakunisten mit folgenden Sätzen weit entgegen: „ . . . daß die Internationale nur eine Gruppirung von völlig selbständigen Bünden ist und stets war; daß der Generalrath nur ein Mittelpunkt für Korrespondenzen und für Aufschlüsse ist und stets war. Der belgische Bund fordert alle übrigen Regions-Bünde auf, eine gleiche Erklärung abzugeben, um alle Diejenigen zu Boden zu schmettern, welche uns als gefügige Werkzeuge in den Händen einiger weniger Männer ausgeben. In Anbetracht andrerseits, daß die beim Entstehen der Internationale gemachten, auf jedem Kongreß etwas immethodisch vervollständigten allgemeinen Statuten nicht scharf die Rechte der Bünde abgränzen und der vorhandenen Thunlichkeit nicht gut entsprechen, wird erklärt: daß es an der Zeit ist, eine ernstliche Revision der Statuten vorzunehmen."
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Löffel barbieren lassen, er schrieb es stände alles gut. Diese Opposition hält sich indes soweit in legalen Schranken und wird ebenfalls ihrerzeit erledigt werden. Mit Ausnahme von De Pfaepe] war an den Belgiern nie viel. Eine Gesellschaft in Macerata in der Romagna hat zu ihren 3 Ehrenpräsidenten ernannt: Garibaldi, Marx und Mazzini. Diese Konfusion repräsentiert Dir genau den Zustand der öffentlichen] Meinung unter den italienischen] Arbeitern. Es fehlt nur noch Bakunin um die Sache komplett zu machen. Ausschnitte aus der ,,East[ern] Post" (2 Sitzungen) folgen morgen, ich habe die letzte Nr. nicht mehr und erhalte sie erst heute in der Sitzung. Beste Grüße an die Deinigen und Bebel. Dein F. E. Notabene. Hast Du Deine Adresse verändert? Braustr. 11? 65. F R I E D R I C H E N G E L S
Lieber Liebknecht,
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 3. Januar 1872
Infliegend] die ,,East[ern] Post" Ausschnitte. Der sofortige Abdruck des inliegenden Artikels] ist sehr nötig.1 Die Statuten können zurückstehn.2 Ich sorge dafür, daß die „Egalité" ihn übersetzt und daß er in dieser Form nach allen Ecken von Belgien, Italien und Spanien kommt. Dein F. E. 1 Der gegen den Kongreß der Juraföderation gerichtete Artikel von Engels: „Der Kongreß von Sonvilliers und die Internationale" erschien in Nr. 3 des Volksstaat vom 10.1.1872. 2 Die „Allgemeinen Statuten und Verwaltungs-Verordnungen der Internationalen Arbeiterassoziation" erschienen in Nr. 12 des Volksstaat vom 10.2.1872.
66. F R I E D R I C H E N G E L S
Lieber Liebknecht,
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 18. Januar 1872
Mit den Belgiern ist es so: De P[aepe] ist der einzige tüchtige, aber tut nicht viel, Steens ist ein Esel und Klüngton vielleicht noch mehr, und Hins ein Proudhonist, der schon hierdurch noch mehr aber durch seine russische Frau zu Bak[unin] neigt. Die andern sind Marionetten. Andrerseits sind die belgischen Arbeiter keineswegs geneigt eine
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Rebellion in der Internationale] anzufangen. Daher die sauersüße Fassung des Beschlusses.1 Zum Glück hat Herr Hins sich durch seine eigne Superklugheit geschlagen denn die Arbeiterblätter die nicht hinter die Kulissen gesehn haben, legen den Beschluß wörtlich aus, und sehn darin eine Erklärung für uns. So die „Tagwacht", „Emancipación" v[on] Madrid etc. Konferenzbeschlüsse haben keine notwendig bindende Kraft weil eine Konferenz an sich eine ungesetzliche, nur durch die Not zu rechtfertigende Maßregel ist.2 Daher die Anerkennung immer wünschenswert. Wenn Du in dem obigen Sinn den Belgfischen] Beschluß deutest, so wie es in der „Tagwacht" geschehn, dabei sagst der Beschluß wegen der Statutenrevision die zuerst in ihrem Kongreß (Juni) beraten und dann dem regelm[äßigen] internationalen] Kongreß vorgelegt werden solle, was nicht vor dem regelmäßigen Septembertermin geschehn könne, sei eine Ablehnung der Bakunist[ischen] Aufforderung zum sofortigen Kongreß, so wird das gut sein. Dann kannst Du noch bemerken, wenn die Belg[ier] meinten, der G[eneral] R[at] sei bloß ein Korrespondenzbureau, so müßten sie wohl die Baseler Beschlüsse vergessen haben, die ganz andrer Natur seien und jedenfalls bis zu ihrer Aufhebung durch einen regelm[äßigen] internationalen] Kongreß zu Recht beständen. Wir haben soweit vor den Kongrfeß] zur regelmäßigen Zeit zu berufen, Ort ist noch nicht zu bestimmen, aber wohl sicher nicht nach der Schweiz, und ebensowenig Deutschland.3 Von der Nr. des ,,Volksst[aats]" mit meinem Artikel habe ich Ein Ex[emplar] erhalten, die folgende Nr. gar nicht. Marx hat die folgende erhalten, aber meinen Artikel] nicht!4 Das ist doch wohl in der Expedfition] versehn. Schick mir umgehend ein halb D[u]tz[en]d Ex[emplare] der Nr. 3 und eins von Nr. 4. Ich brauche mehrere für Korrespondenten] in Italien, die deutsch lesen etc. M[arx'] besten Dank für die Diskretion bei der Sendung des »
S. Brief Nr. 64, Anm. 6. Die Konferenz der IAA tagte vom 17.-23. September 1871 in London. Die Protokolle in: La Première Internationale. Sous la direction de Jacques Freymond, Genève 1962.2Bd. S. 145 ff. ' Der Kongreß wurde später nach den Haag einberufen. 4 Gemeint ist der Artikel von Engels „Der Kongreß von Sonvilliers und die Internationale". Da offenbar zahlreiche Nummern des Volksstaat verloren gingen, veröffentlichte die Redaktion in der Nr. 6 vom 20. Januar folgende Notiz: „Von verschiedenen Seiten her gehen uns Beschwerden über nachlässige Beförderung des ,Volksstaat' durch die Postbehörden zu. Theilweise sind die Umstände derart, daß wir an böse Absicht zu glauben gezwungen sind . . . Wir bitten unsere Parteigenossen aller Orten, den lokalen Postbehörden scharf auf die Finger zu sehn, und uns von jeder Unregelmäßigkeit sofort in Kenntniß zu setzen." 2
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,,N[euen] S[ocial]-D[emokrat]der seine Frau unvorbereitet und ehe Gegenaktion eingeleitet, nur unnötig aufgeregt hätte. Der Arbeiterverein wird darauf antworten, und dem ,,Volksst[aat]" die Antwort zuschicken, ebenso auf Schneider.5 Inzwischen lege ich Dir eine Notiz bei die den Herren nicht angenehm sein wird. Apropos Arbeiterverein, so sind da auch komische Geschichten vorgegangen. Schneider und der alte Esel und Lumpacius Scherzer glaubten die Majorität zu haben, traten mit und durch Weber mit den dissidierend[en] Franzosen in Verbindung und trugen an, der Verein solle sich von der Int[ernationale] lossagen. Unsre Leute waren schlapp geworden, hatten viel verbummelt, viel zu viel Lumpen zugelassen, aber jetzt wurde es zu arg; sie wurden zusammengetrommelt und der Antrag mit 27 gegen 20 zurückgewiesen. Darauf beantragt die 20 auszuschließen, Abstimmung durch Skandal unmöglich. Darauf retteten die Unsern sofort alles Vereinseigentum, traten in einem andern Lokal zusammen und schlössen die 20 aus. Diese sind jetzt beschissen und ratlos, hatten aber die Frechheit, den Scherzer am Dienstag als ihren Delegierten zum G[eneral] R[at] zu schicken! Natürlich nicht angenommen. Die Allianz der ultraföderalistischen Franzosen mit den ultrazentralistischen Deutschen ist auch nicht übel.6 Dabei sind diese Franzosen auch schon vollständig aufgelöst. Als Vésinier zum Sekrfetär] gewählt, zogen sich Theiss, Avrial et Co. (zum zweiten Mal) zurück. Der Rest teilte sich in zwei Körper, deren einer von Vésinier der andre von Vermersch (vom Père Duchêne, hier Red[akteur] des „Qui vive" und jetzt des „Vermersch-Journal") genasführt wird. Beide sind persönlich und politisch gleich anrüchig, und mindestens 3 andre als Spione mehr als verdächtig. Die französische] Polizei hat es mit ihrer Pfiffigkeit dahin gebracht, daß ihre Mouchards sich nur noch gegenseitig überwachen. Die Nachricht wegen des Beschlusses der Sachsen7 hat uns viel 5 Der Neue Social-Demokrat, Nr. 3, hatte am 7.1.1872 einen von Schenck und Winand verfaßten Bericht aus London veröffentlicht, in dem Marx beschuldigt wurde, er habe die vom Londoner Arbeiterbildungsverein für die streikenden Schneider von Pest gesammelten Gelder unterschlagen. Am 27. Januar veröffentlichte der Volksstaat eine sehr scharfe Erwiderung des Sekretärs des Londoner Arbeiterbildungsvereins A. Caulaincourt („Die Gegner der Internationalen Arbeiterassoziation"), in der auch der Lassalleaner Joseph Schneider heftig kritisiert wurde. S. auch Marx an einen Unbekannten vom 1.2.1871 in Nikolajewsky, Karl Marx und die Berliner Sektion der I. Internationale, S. 262. Zu Weber s. femer Marx an Kugelmann vom 5.12.1868. BaK, S. 75. 8 Da die Lassalleaner Anhänger einer straffen, zentralistischen Parteiorganisation waren, wirkte ihr Zusammengehen mit den extrem föderalistischen Franzosen in Fragen der Organisationsstruktur wenig überzeugend. i Die Landesversammlung der sächsischen Sozialdemokratie (Chemnitz, 6.-7. Januar 1872) erklärte sich für den Generalrat und beschloß für die Internationale
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Freude gemacht. Für Veröffentlichung in der nötigen Form wird gesorgt. Briefe wegen indirfekter] Memb[ership] noch nicht angekommen. Auf Deine Fragen: 1. Die Karten sind durch den Beschluß wegen der Stempel beseitigt.8 2. Die Stempel sollten gestern fertig bei Jung sein, sind jedenfalls bis zu Deiner Antwort fertig, und wir sehn nur Euren Anforderungen entgegen, wie viel ihr braucht. Wir werden sie schon schicken. 3. Du solltest doch gleich die Namen oder Lokalitäten der italienischen] Freidenker angeben. Alle Leute in Italien mit denen wir in Verbindung stehn, sind Freidenker. Ich vermute Du meinst Stefanoni in Florenz, er ist ein Industrieller, ein Bakunist und — Stifter einer internationalen freidenkerisch sozialistischen Konkurrenzgesellschaft.9 Mit M[arx] zweiter „Antiproudhon-Ausgabe" hat es Zeit. Es ist viel wichtiger, daß das ,,Kap[ital]" französisch erscheint und das wird jetzt wohl bald geschehn, Unterhandlungen schweben.10 Wegen der 2. Aus [gäbe] des ,,Kap[itals]" wird gewünscht davon nicht zu sprechen, da der Rest der 1. Ausgfabe] noch abzusetzen ist und es besser ist, daß diese Bombe den Roschers, Fauchers & Co. unerwartet an den Kopf fliegt. Wegen Abdrucks des Aufsfatzes] über Pr[oudhon] aus dem ,,S[ocial]-D[emokrat]" hat M[arx] mir nichts gesagt; wenn ich Dir nicht in 1—2 Tagen das Gegenteil schreibe, druckt ihn ruhig ab.11 Der Sorge ist ein busybody, der vergißt, daß Briefwechsel zwischen hier und New York 3 Wochen Zeit braucht, und daß der Gfeneral] R[at] außer dem amerikanischen] Krakeel auch andre Sachen zu tun hat. Hätten sie mit ihrem Staatsstreich noch 1 Tag gewartet, so hatten sie die Antwort von hier die ihn überflüssig machte. Erst Arbeiterassoziation Mitglieder zu werben. Der Volksstaat vom 10.1. und 13.1.1872. s Das nachstehende Zitat macht es wahrscheinlich, daß nicht „Stempel" sondern „Marken" gemeint sind: „Die Konferenz der Delegierten der ,Int. Arb. Assoc.', welche vergangene Woche in London tagte, hat beschlossen, daß in Zukunft keine Mitgliedskarten vom Generalrat herausgegeben werden. Statt dessen wird der Generalrat Marken (in der Weise der Briefmarken) verschicken . . . " Marx an Kwasnewsky vom 25.9.1871. S. auch Marx an einen unbekannten Berliner Parteigenossen. (Nikolajewsky, Karl Marx und die Berliner Sektion der I. Internationale, S. 260, 262). » S. Brief Nr. 67, Anm. 6. 10 Der von M. J. Roy in Zusammenarbeit mit Marx ins Französische übersetzte 1. Band des Kapitals erschien von 1872 bis 1875 in Lieferungen bei Maurice Lachätre in Paris. 11 Liebknecht hatte um die Erlaubnis gebeten, den Artikel von Karl Marx „Ueber P. J. Proudhon" aus Social-Demokrat, Nr. 16-18 vom 1., 3. und 5.2.1865 im Volksstaat wiederabzudrucken. BaB, S. 55, Anm. 9.
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nehmen sie mit unbegreiflichem Leichtsinn eine Masse unbekanntes Gesindel auf, und nachher, wenn der Skandal da ist, sollen wir sie herausfressen! 12 Vor ein paar Tagen war Gögg hier. E r hat sich in der Tat sehr gebessert, er ist jetzt ungefähr soweit wie die deutschen Knoten 1848, aber vom Kleinbürger zum Knoten ist immer ein Fortschritt. 13 Man kann jetzt wenigstens mit ihm sprechen, was vor 4 Jahren positiv unmöglich war. E r ist in Geschäften nach New York und wünscht zu wissen, ob Du die Kiste Wein erhalten die er Dir zu Weihnachten geschickt. E r sagte mein Artikel habe den Vogt vollständig totgemacht, und er scheint überhaupt zu finden, daß wir ihm gegenüber immer recht behalten haben. E s ist immer möglich, daß er sich noch weiter entwickelt oder vielmehr vom Gang der Bewegung weiter entwickelt wird. Die Nachrichten aus Spanien sind gut soweit der Föderalrat in Frage kommt. 14 In Barcelona wird noch stark intrigiert, die federación ist stark unter bakunist[ischem] Einfluß, aber da in Spanien der Kongreß (April) die Sache beraten wird, und dort Arbeiter die Majorität haben und nicht Advokaten, Doktoren etc., so vermute ich es wird gut gehn. Lafargue ist glücklicherweise noch in M[adrid], von ihm rührt das über den ,,N[euen] S[ocial] Dfemokrat]" her. Mesa, Redfakteur] der „Emancipación" ist ganz auf unsrer Seite. 15 S. hierzu auch „Beschlüsse des Generalraths über die Spaltung in der Föderation der Vereinigten Staaten", Der Volksstaat, Nr. 37 vom 8.5.1872. 13 Zur Beurteilung von Amand Goegg durch Marx und Engels s. auch Engels an Marx 10.1.1868; MEGA, III, 4, S. 9. 14 Der Volksstaat, Nr. 6, berichtete am 20. Januar über die Fortschritte der Arbeiterbewegung in Spanien und erklärte dabei: „Die Internationale macht in Spanien gute Fortschritte und es schließen sich zahlreiche Feldarbeiter in eigenen Sektionen an." Lafargue hatte Engels am 8.1.1872 über die Lage in Spanien unterrichtet. S. Correspondance, I, S. 19. is Am 3. Februar veröffentlichte der Volksstaat, Nr. 10, daraufhin folgende Notiz: „Dem Verdienst seine — Bezahlung! Wir halten es für unsere Pflicht, zu konstatiren, daß der ,Neue Sozial-Demokrat' die Befehle seiner geheimen Gönner nicht nur eifrig, sondern auch erfolgreich ausführt. Das ,Diario oficial de Avisos', ein Regierungsblatt in Madrid, sagt: ,Wie es scheint, hat die Internationale den Pfad der Spaltungen betreten, und ihre Führer, seit dem Fall der Commune von Paris sehr zahlreich, fangen an, sich in die Haare zu gerathen. Das Organ der Berliner Arbeiterverbindung, der ,Neue Sozial-Demokrat', veröffentlicht die folgenden interessanten Mittheilungen' usw. Es folgt dann ein Auszug aus den neulich vom ,Neuen Sozial-Demokrat' verbreiteten abgeschmackten Lügen über die Internationale. Leider erklärt die ,Emanzipacion' von Madrid, Organ des Föderalraths der spanischen Internationalen, hierauf was folgt: Das ,Diario' weiß nicht, daß der ,Neue Sozial-Demokrat' an Bismarck verkauft ist, der früher versucht hat und noch jetzt versucht, die deutsche Arbeiterklasse in seine Politik zu verwickeln. Um seinen Zweck besser zu erreichen, verbreitet er jetzt das Gerücht vom Tode der Internationalen, gerade wie während des Krieges französische Regierungsblätter täglich den Tod von Moltke, Bismarck und andern, sich vollständiger Gesundheit erfreuenden Herren verkündigten. Vor ein paar Tagen kündigte derselbe Bismarck 12
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In Italien haben wir in Mailand Cunou einen Schweiz[erischen] Ingenieur, der Dich und Bebel kennt, und der dort bakun[istische] Beschlüsse bis jetzt verhindert hat — sonst entweder Bakfunisten] oder Leute die sich sehr zurückhalten. Es ist schwieriges Terrain und macht mir eine Heidenarbeit. Ich lege 2 Sitzungsberichte nebst Bradlaugh-Polemik17 bei, ferner das Zirkular von Sonvilliers fällst Du es nicht haben solltest. Beste Grüße von uns Allen an Dich und die Deinigen. Dein F. E. den deutschen Arbeitern an, er werde sie gegen die Internationale — beschützenl Dieser Wunsch unserer Feinde, uns getheilt zu sehen, möge uns zur Warnung dienen'. Bravo, .Neuer'! Zulage bekommen!" S. auch Engels an Lafargue vom 19.1. 1872. Correspondance, I, S. 21. '« Cuno wirkte 1871/72 in Mailand als besonderer Vertrauensmann von Friedrich Engels, mit dem er in regem Briefwechsel stand. " Auf der Sitzung des Generalrats der Internationale vom 19.12.1871 hatte Marx Bradlaugh beschuldigt, ihn wissentlich als Bonapartisten verleumdet zu haben. S. hierzu die Protokolle der Sitzungen vom 19.12.1871 und 2.1.1872. 6 7 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 15. Februar 1872 Lieber Liebknecht, Die Briefe aus D[eu]tschl[an]d wegen Anmeldung bleiben aus. Wenn die lieben Deutschen es wieder bei Versprechungen und Redensarten bewenden lassen, so kommen wir und sie eben zu Nichts.1 Die Daten über die Poorrates kann ich Dir augenblicklich nicht schaffen. Wir haben alle Hände voll zu thun mit der Antwort aufs Juracirkular die jetzt an der Zeit ist, und so etwas wie die hiesige Statistik muß man sich erst selbst aus Quellen zusammensuchen. Sprich vorläufig nicht öffentlich von der Antwort auf die Jurassiens.2 Daß Albert Richard und Gaspard Blanc (s. letzten Sitzungsbericht) Hauptstützen von Bakunin u. Co. waren wirst Du wissen.3 t Der Volksstaat, Nr. 13 und 14, teilte am 14. und 17.2. mit „Statuten wie Mitgliedsmarken der Internationalen Arbeiter-Assoziation" seien zu „je 1 gr." bei W. Fink, Leipzig, zu beziehen. Über die Schwierigkeiten bei der Werbung von Einzelmitgliedem s. auch Brief Nr. 70, Anm. 10. 2 Gemeint ist die gegen die Juraföderation gerichtete Flugschrift von Marx: „Les prétendues scissions dans l'Internationale. Circulaire privée du Conseil Général de l'Association Internationale des Travailleurs." 3 Am 24.1.1872 schrieb Engels an Cuno: „Zwei der Hauptbakunisten, Albert Richard aus Lyon und Leblanc, waren hier und erklärten einem Arbeiter, Scholl aus Lyon, an den sie sich wandten, das einzige Mittel, den Thiers zu stürzen, sei, den Bonaparte wieder auf den Thron zu bringen, und sie reisten eben deswegen
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Wegen ,,Mis[ère] de la Philosophie]" werden bald Schritte geschehn. M[arx] hat den Kontrakt wegen franz[ösischer] Übers[etzung] des „Kapital" gezeichnet und die Sache erscheint sehr bald in Lieferungen (vorläufig unter uns). Sobald einige erscheinen, gehts an die „Mfisère] d[e] l[a] Philosophie]". Folgt Manifest, deutsch, und wahrsch[einlich] f[ran]z[ösisch] und engl[isch]. (In N[ew] Y[ork] erschienen in e[iner] engl[ischen] und f[ran]z[ösischen] Zeitschrift). Du siehst wir kommen in Zug. Alles das macht aber viel Arbeit. Die Lassall [eaner] sind wie Du weißt herausgeschmissen hier.4 Sollten Sie im N[euen] Sozfial] D[emokrat] weiter schimpfen so schick uns die Nr. zu nachdem Du sie gebraucht — der Neue [Social Demokrat] kommt nicht mehr an den Arb[eiter] Bild[ungs] Verein. Die Herren Lass[alleaner] hier hatten die Unverschämtheit sich als „den Verein" weiter zu geriren und schickten Scherzer als Delegierten] an den G[eneral]-Rath, der aber ohne Weiteres abgewiesen wurde. Die 800 und einige Stamps v[on] M[arx] wirst Du erhalten haben.5 Ihr heftet sie auf die Rückseite oben des Titelblatts der Statuten von denen wir wohl bald die 3000 erhalten werden, sowie Rechnung? Vergleiche] den betreffenden Konferenzbeschluß, der klar genug ist. Inliegend] ein preußischer] Darlehns-Kassenschein für 10 Thaler zur Bezahlung der beiliegenden Rechnung die ich quittirt zurückerbitte. Überschuß zur beliebigen Verwendung. Ferner 4 Sitzungsberichte aus East[ern] Post und ein paar Zeilen an Hepner. Cuno benimmt sich sehr brav, hat aber seine Stelle verloren und ist sehr im Pech. Daß Dein Italiener kein andrer als der Stefanoni war, dachte ich mir. Nun paß auf: 1. „Libero Pensiero" Nr. 18, 2. Nov[ember] 71. Programm der Società Universale di Razionalisti, worin eine Konkurrenz Gesellmit bonapartistischem Geld herum, um unter den Flüchtlingen Propaganda für die bonapartistische Restauration zu machen! Das nennen diese Herren Abstention von der Politik!" Marx-Engels, Ausgewählte Schriften, S. 444; s. auch Marx an Bolte vom 23.11.1871 in: BaS, S. 41. 4 Engels bezieht sich auf die Vorgänge im „Arbeiterbildungsverein (deutsche Sektion der Internationalen Arbeiterassoziation) in London." S. Brief Nr. 66, Anm. 5. 8 Am 24.2.1872 schrieb Marx an Milke: „Durch Beschluß des Generalrats, gegründet auf die 4-monatliche Verschleppung des Drucks der Marken (infolge unvorhergesehener Hindernisse in London) ist der Termin, wo die unabgesetzten Marken zurückzuschicken sind, vom 1. März auf den 1. Juli verlegt (Teilen Sie das gefälligst Liebknecht mit, da ich keine Zeit habe ihm jetzt zu schreiben)." Nikolajewsky, Karl Marx und die Berliner Sektion der I. Internationale, S. 263.
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schaft der Internationale] gestiftet wird, und nach deren Programm razionalistische Klöster gestiftet, ein kolossaler, in Grundeigenthum anzulegender Fonds zusammengebracht, und die Büste jedes Bourgeois der der Gesellschaft 10.000 Franken schenkt, in Marmor im Kongreßsaal aufgestellt werden soll. 2. folgen in No. 20, 21, stets steigende und heftigere Angriffe auf die Internat[ionale] als Verleugnerin des Atheismus, im Sinn der Alliance, und auf den G[eneral] R[at] als tyrannisirend etc. 3. folgt, nach einer Pause, in No. 1 vom 4. Jan[uar] 1872 ein langer Schimpfartikel über den G[eneral] R[at] worin die sämmtlichen Schneiderschen und Weberschen Infamien aus dem Neuen S[ocial] D[emokrat] übersetzt und mit ebenso infamen Noten z.B. über den Kommunistenprozeß begleitet werden. 4. folgt in No. 3 vom 18. Jan[uar] ein Brief von Wilhelm Liebknecht vom 28. Dez[ember] worin derselbe dem Stefanoni Unterstützung und Veröffentlichung seiner Zusendungen und Fürsprache für das ihm unbekannte Programm der säubern Gesellschaft auf der sächs[ischen] Landesversammlung zusagt. 5. folgt in No. 4, 25. Jan[uar] wieder ein Schimpfartikel über den G[eneral]-Rath worin die Infamien der Herren Schenk und Winand gegen Marx aus dem Neuen [Social-Demokrat] wieder übersetzt sind.6 Du siehst in welche saubre Gesellschaft Du Dich mit Deiner Briefschreiberei begeben hast. Stefanoni, hinter dem Niemand steht als Bakunin (der ihm auch all dies Material geliefert) hat Dich einfach als Werkzeug benutzt, gradeso wie Feuerbach von dem er auch einen Brief bringt. Büchner ist natürlich mit Stef [anoni] im Komplott gegen uns. Das kommt davon wenn Du Dich mit Leuten einläßt die Du nicht kennst, während eine einfache Anfrage, ja nur die Nennung des Namens hingereicht hätte um Dir von uns alle Aufklärung zu verschaffen und Dich vor dieser Blamage zu schützen. Jetzt kannst Du nichts thun als an Stef [anoni] einen kurzen groben Brief schreiben und ihm die betr. Volksst[aat] Nummern zu schicken. Da aber Stef [anoni] sich hüten wird Deinen Brief abzudrucken so mußt Du mir Abschrift schicken damit ich ihn übersetze und in die italienischen] Blätter bringe, denn selbst die bakunistfischen] Blätter liegen < i h m > sich mit ihm in den Haaren. Wenn Du es aber uns möglich erhalten willst mit Dir und für Dich im Auslande aufzutreten, so ist erste Bedingung daß Du uns nicht ferner mit solchen Briefen an unbekannte Leute in die Parade fährst.
• Der bisher unveröffentlichte Briefwechsel zwischen Liebknecht und Stefanoni wird im Anhang S. 469 ff. wiedergegeben.
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In Spanien haben die Leute mit dem Kampf gegen die Regierung genug zu thun, an Krakehl mit uns denkt Niemand mehr.7 Marx's und wir grüßen Euch Alle bestens, bes[onders] Bebel. Dein F. E. [Auf dem Rand]: Lafargue und Laura sind in Madrid und wollen vorläufig bleiben. Wenige Tage danach, am 21.2., berichtete der Volksstaat, Nr. 15, über die Verfolgung der Internationale in Spanien und die Unruhen in den Minen von Rio Tinto. 7
6 8 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht,
LIEBKNECHT
London, 23. April 1872
Wegen Eures Auftretens vor Gericht machen wir Euch Alle unser Compliment. Es war nöthig nach dem Braunschweiger Prozeß daß dem Pack einmal die Stirn geboten wurde, und das habt Ihr redlich gethan. Das Einzige was Ihr hättet ungesagt lassen können war das wegen der 1000 Mitglieder] der Int [er nationale].1 Hier in England werden die Geschwornen über Nacht eingeschlossen oder unter Bedeckung in einem Hotel gefangen gehalten damit sie mit Niemanden in Berührung kommen; man führt sie unter Escorte spazieren und ebenso Sonntags in die Kirche wenn sie hingehn wollen.2 Nur bei Prozessen wie der Tichbournesche wo dies wegen der kolossalen Zeitdauer (105 Tage) nicht möglich, wird eine Ausnahme gemacht, aber die Geschwornen doch arg chicanirt. Marx wird auf die Concordia antworten, sobald er die Times von 1864 verglichen hat.3 Dein Brief steht in der Eastern-Post, ob er in der Morning P[ost] „.. . Auf die Frage des Advokaten Freytag (Plauen) wie viel Mitglieder die Internationale in Deutschland habe, bemerkt Bebel, daß er die Zahl nicht angeben könne. Es stehe jedoch fest, daß die Zahl keine große sei, ungefähr 1000, und daß das Gros der Parteigenossen nicht Mitglied der Internationalen sei" (Aus dem Prozeßbericht. Der Volksstaat, Nr. 23 vom 20.3.1872). 2 Liebknecht verwandte diese Angabe in der Artikelserie „Urtheile der Presse über den Leipziger Hochverrathsprozeß" (DerVolksstaat, Nr.49 vom 19.6.): „Wenn man erwägt, daß in England, um ein unparteiisches Urtheil zu ermöglichen, die Geschwornen während der ganzen Dauer des Prozesses, in dem sie zu fungiren haben, vollständig sequestrirt, von jeder Berührung mit der Außenwelt abgeschlossen sind, so wird man begreifen, in welch ungeheuerlichem Licht der Leipziger Prozeß dem Englischen Publikum erscheinen mußte." S. auch den Brief von Liebknecht an die Morning-Post in Der Hochverraths-Prozeß wider Liebknecht, Bebel, Hepner, S. 707 f. s S. Brief Nr. 70, Anm. 8. 1
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gestanden ist nicht zu erforschen da das Blatt hier nirgends zu haben — Lesekabinette gibts hier nämlich nicht mehr wo so etwas aufgehoben würde. Die East[ern] Post schicken wir regelmäßig in alle Weltgegenden sodaß er weit mehr Verbreitung findet — und unter den rechten Leuten — als in andern Blättern.4 Daß das Urtheil kassirt werden muß, daran können wir kaum zweifeln. Solche Ungesetzlichkeiten sind unerhört seit den Demagogen-Prozessen. Es kann der nat[ional]-liberalen Bourgeoisie doch auch nicht dienen solche Präcedenzfälle zu etabliren, und ich zweifle sehr ob Bismarck, der die kleinen Staaten jetzt vorschiebt und discreditiren will, so etwas in Preußen wagen würde. In der englfischen] Presse habe ich sehr wenig über den Prozeß gesehen — ich habe soviel auswärtige Zeitungen zu lesen daß ich nur die Daily News lesen kann, und Du mußt wissen daß seit Einrichtung der penny press man nirgendswo Blätter lesen kann, ohne daß man sie sich selbst kauft. Der Art[ikel] der Daily News liegt bei, den könnt Ihr gut brauchen.5 Die Statutenrechnung habe ich M[arx] gegeben, wir werden das Geld bei erster Gelegenheit schicken. Eine Photographie Blanquis habe ich bisher nicht auftreiben können, die Franzosen die eine haben, geben sie nicht her, und hier ist keine zu haben.6 Inliegend] Empfangschein über die 6 T[aler] für die Flüchtlinge. Euch so aus dem Aermel eine Einleitung fürs Manifest zu schicken, geht nicht. Dazu sind Studien nöthig über die sozialistische] Literatur der letzten 24 Jahre um Abschnitt III auf die Höhe der Zeit zu ergänzen. Dies muß also für eine spätere Ausgabe vorbehalten bleiben, aber ein kleines Vorwort für den Separatabdruck wollen wir Euch schicken, und das reicht zunächst hin.7 Was Scheu über die Belgier erzählt ist theilweise richtig, die Kerls sind nie viel werth gewesen und jetzt weniger als je.8 Wir haben Der Volksstaat berichtete in einer längeren Artikelserie über das Presseecho des Leipziger Hochverratsprozesses. In der Nr. 49 vom 19. Juni heißt es darin: „Bloß die ,Morning Post', welche aus ihr selbst am besten bekannten Gründen für Bismarck schwärmt, brachte einen den Angeklagten ungünstigen Artikel; derselbe veranlaßte nachstehende, auch von andren Englischen Blättern abgedruckte Zuschrift Liebknechts . . . " Der Brief Liebknechts erschien unter dem Titel „Das Leipziger Gericht" in Nr. 185 der Eastern Post vom 19. April. 5 Der Bericht der Daily News wurde vom Volksstaat, Nr. 49, am 19. Juni veröffentlicht. s Der Volksstaat berichtete in den Nr. 38 und 42 vom 11. und 25. Mai über den „Prozeß Blanqui". 7 Das Vorwort zur deutschen Ausgabe von 1872 ist datiert: London, 24. Juni 1872. 8 Am 20.4.1872 schrieb Liebknecht an Engels: „Ueber Belgien habe ich von Scheu . . . Bruder des Wiener Scheu, der dreiviertel Jahr in Brüssel war, sehr schlechte Nachrichten bekommen. Viel Geschrei und wenig Wolle. Absolut keine 4
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Jemand hingeschickt der uns in Kurzem genau Bericht erstatten wird. Scheu's Schlußfolgerungen] sind jedenfalls unrichtig — die Masse der Leute wird Herrn Hins (der durch seine russische] Frau in einem gewissen Zusammenhang mit Bakfunin] steht) und Steens (dessen Eitelkeit < i h m > im Stande ist ihn zu dummen Streichen zu verleiten) soweit nie folgen. Besonders da wir in der übrigen Welt sehr gut voran gehn. Auf dem spanischen] Congreß von Saragossa haben unsre Leute die Bakunisten geschlagen.9 Was Cuno angeht so hat er sich in Mailand äußerst brav benommen 10 und ist was er mir über seine Schicksale geschrieben, vollständig wahr und durch die italienische] Presse bestätigt. Daß er aber auf seiner Reise, nachdem er ohne seine Schuld und bloß um der Internationale] willen, hülflos und geldlos in Baiern an die Luft gesetzt, von den Leuten in verschiednen Orten sehr knotig behandelt worden ist, scheint mir ganz außer Zweifel. Er mag sich etwas jugendliche Vorstellungen gemacht haben von der Unterstützung die er finden würde, aber wenn Ihr Eure Gelder für solche Leute reservirtet statt sie an Bummler und Lumpen wie Rüdt etc. zu verschwenden, über die Ihr selbst solche Briefe schreibt wie die im Prozeß verlesenen (vom Volksstaat leider nicht veröffentlichten als ob das was hülfe!) so würde das Geld besser angewandt sein. Aber freilich, Cuno war keiner von den zünftigen Leuten der „Partei" und hatte deshalb gar kein Recht ins Pech zu kommen! Wenn ich Geld hätte schickte ich es ihm wahrhaftig eher als sonst irgend Jemand. Das Circular des G[eneral] R[ats] gegen die Bakunisten wird nun wohl nächste Woche erscheinen es wird französisch gedruckt. 11 Von M[arx]'s zweiter Auflage 12 erscheint jetzt auch bald die 1. Lieferung, sprich aber nicht davon bis M[arx] Dir darüber schreibt oder es heraus ist. Die russische] Übersetzung — sehr gut — ist heraus, die französische] unter der Presse. Inliegend] schicke ich 1. Empfangschein über die 6 Thaler 2. 3 Ausschnitte E[astern] P[ost], Gen[eral] Rathssitzung etc. 3. 1 dito wegen Feier des 18. März Organisation... Scheu meint, auf dem nächsten Kongreß würden die Belgier mit dem Generalrat brechen." BaB, S. 64, Anm. 5. » Die spanische Föderation der IAA hatte vom 4. bis 11. April in Saragossa getagt. S. Brief Nr. 69, Anm. 2. 10 Der Volksstaat, Nr. 38, veröffentlichte daraufhin am 11. Mai eine Zuschrift des „Parteigenossen Cuno", „dessen schmachvolle Maßregelung durch die italienischen und sonstigen internationalen Reaktions-Behörden wir neulich meldeten". S. auch die Zuschrift Cunos „Italienische Polizei-Willkür", Volksstaat vom 24. April. 11 S. Brief Nr. 67, Anm. 2. 12 Gemeint ist das Kapital.
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4. 2 irische Dokumente 5. unsre Antwort auf die Parlamentsdebatte 6. Art[ikel] der Daily News über Euren Prozeß also in Allem neun Stück. Postschluß. Grüß Bebel bestens und haltet den Kopf oben, sie haben Euch noch nicht im Loch. Sorgt aber daß der Markenverkauf ordentlich vorangeht und nicht bloß in Leipzig, man wird beim nächsten Kongreß sehr streng sein. Beste Grüße an die Deinigen. Dein F. E. 6 9 . F R I E D B I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht,
LIEBKNECHT
London, 7. Mai 1872
Ich sehe jetzt woher Euer ganzes Mißtrauen gegen Cuno: Ihr habt ihn für einen Beckerschen Agenten angesehn, der die Mission hat die deutsche Internationale] wieder in den Schoß der Genfer Muttersektion zurückzuführen. Dies war rein überflüssig. Hättet Ihr, zur Zeit als Cuno in Chemnitz war, nicht die Int [ernationale] so platonisch behandelt so hätte er sich schon dort aufnehmen lassen; in Mailand, da er unsre Adresse nicht hatte, wandte er sich an die einzige ihm bekannte: Becker, und Becker, nachdem er ihn aufgenommen, wies ihn an uns. Weil also Becker einmal das Gelüst gehabt hat sich Deutschland zu oktroyieren1 und weil er vielleicht noch hier und da etwas klüngelt, deswegen mußt Du jeden braven Kerl, der weil Ihr nichts tun wolltet, sich wohl oder übel an Bfecker] wenden mußte, in Verdacht erklären! Die Aufschneidereien von denen Du sprichst, glaub ich nicht eher, als bis sie mir bewiesen werden, ich traue Euren Korrespondenten in Nürnberg etc. viel weniger als dem Cuno der mir noch nie Flausen vorgemacht sondern immer so richtig berichtet wie wenige. C[uno]s Vater ist preußischer] Beamter in Düsseldorf und hat ihn direkt an die Luft gesetzt sowie er ankam, jetzt sitzt er da und hat nichts zu beißen und zu nagen. Die Vermögensverhältnisse des Alten und seine eignen sind eben zweierlei. Inliegend ein Art[ikel] von Lafargue aus der „Emancipación", i Am 30.7.1869 schrieb Engels über den Plan J. Ph. Beckers, die Internationale nach einem „Sprachgruppensystem" zu organisieren, an Marx: „Die internationalen Pläne haben natürlich keinen andern Zweck, als dem Becker die Leitung zu sichern, soweit die deutsche Zunge klingt... Es ist aber sehr gut, daß der Eisenacher und nicht der internationale Baseler Kongreß diese Sachen beschließen s o l l . . . " MEGA, III, 4, S. 215. S. auch S. 213 f., 224.
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irgend jemand dort wird wohl so viel spanisch wissen, ihn zu übersetzen. L[afargue] arbeitet enorm und sehr geschickt in Spanien, auch die Korr[espondenz] der „Liberté" über den Kongreß v[on] Saragossa war von ihm, vergeßt ja nicht die zweite zu bringen, die in der vorigen ,,Lib[erté]" steht und worin er die geheimen Intrigen der Bakunisten entlarvt und den glänzenden Sieg schildert den unsre Leute dort über sie errungen haben.2 Dies ist der entscheidende Schlag auf den Dickkopf Bakunins. Die ,,Emanc[ipacion]" ist jetzt das beste Blatt das wir haben. Diese Bakunisten sind Esel. Die Spanier haben eine sehr gute Organisation und die sich gerade in den letzten 6 Monaten ausgezeichnet bewährt hat, und jetzt kommen diese Narren und glauben mit der Phrase der Autonomie die Leute verführen zu können diese Organisation praktisch aufzulösen. Du solltest die ,,East[ern] Post" mehr benutzen, die Sachen die wir dort mitteilen sind doch wahrhaftig interessanter als der doktrinärjuristische Kohl des Herrn Acollas3 über die bestmögliche aller Verfassungen. Ich glaube noch immer, daß das Urteil kassiert wird. Erstens sind Formfehler genug begangen, und zweitens hat der Prozeß doch einen viel zu großen Skandal gemacht. Bismarck muß doch wohl merken, daß er diesmal das Ziel weit überschössen hat, und ihm die Kassation mehr einbringt als die Bestätigung. Soviel ich weiß hat Stefanoni Deinen Brief nicht gebracht.4 Ich habe nicht alle Nr. des ,,Lib[ero] Pensiero" erhalten; und leider kam Dein Brief grade nach Italien als alle unsre Blätter, an die ich ihn geschickt, wie mit einem Schlage aufhörten zu erscheinen. Was Büchner angeht so brauchst Du nur sein letztes angeblich sozialistisches Machwerk anzusehn um den Neid und Haß zu sehn den dieser kleine Krüppel gegen Marx hat, den er bestiehlt und verdreht ohne ihn je zu nennen.5 Und ich bleibe dabei, er hat dem Stef[anoni] den Der Volksstaat, Nr. 36, veröffentlichte am 4. Mai einen ersten, aus der Brüsseler Liberté übernommenen Bericht über den Kongreß zu Saragossa. Die zweite, in dem obenstehenden Brief erwähnte Korrespondenz, in der sich Lafargue mit der Tätigkeit der Bakunisten auseinandersetzte, erschien am 22. Mai („Aus Spanien. Fortsetzung des Berichts über den Kongreß zu Saragossa, nach der Brüsseler .Liberté' "). Der angekündigte Schluß des Artikels wurde nicht mehr veröffentlicht, vermutlich weil Engels den allzu optimistischen Erfolgsbericht Lafargues am 22. Mai als „etwas übertrieben" desavouieren mußte. S. Brief Nr. 70. s Der Volksstaat, Nr. 35-40, hatte im Laufe des Mai einen zunächst in der Suisse Radicale und später als selbständige Broschüre erschienenen Aufsatz des französischen Demokraten Emile Acollas: „Die Republik und die Gegenrevolution" veröffentlicht. 4 S. Brief Nr. 67, Anm. 6. 5 Gemeint ist wohl Ludwig Büchners Werk Der Mensch und seine Stellung in der Natur. 2
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ganzen Kram eingeblasen. Daß er mit Dir gut steht, teilt er mit Malon und vielen andern, die uns auf den Tod hassen. Ich schicke Dir die heutige „Daily News" mit einer schönen Beschreibung wie sich die deutschen Professoren und Studenten im Elsaß aufgeführt und wie die Elsasser sie empfangen. Eine Beschreibung des deutschen Studenten liegt hier bei. Beide Korresp[ondenzen] sind von demselben Mayor Forbes der vor Paris bei den Sachsen war und damals des Lobes überfloß über die deutschen Offiziere und Soldaten; also eher für die Deutschen parteiisch. Diese Schilderungen der Repräsentanten „deutscher Bildung" solltest Du benutzen, sie beweisen schlagend wie verschlissen diese „Bildung" der Bourgeoisie und wie lächerlich ihre offiziellen Träger geworden sind.6 Ich werde Dir, sobald ich irgend Zeit habe, einen Artikel über die Wohnungsnot 7 und gegen die absurden proudhonistischen Geschichten schreiben die eine Reihe von Artfikeln] im „Volksstaat" hierüber gebracht. Unsre Antwort an die Juraleute ist noch immer unter der Presse. Der Teufel soll alle Genossenschaftsdruckereien holen. Vom Kongreß ist nichts zu schreiben. Wo er sein wird kann erst im letzten Moment bestimmt werden. Daß er sein wird, weißt Du. 8 Die Verhaftungen unsrer Leute in Dänemark werden uns enorm voranhelfen, und den Verhafteten nicht viel tun. 9 Dänemark ist nicht « Am 18. Mai veröffentlichte der Volksstaat, Nr. 49, eine Notiz „Neustes Stückchen deutscher Cultur — für die .verkommenen' Franzosen", in der er die Mißhandlung des Gründers des Germanischen Museums Freiherr von und zu Aufseß durch deutsche Akademiker in Straßburg glossierte (s. auch Volksstaat, Nr. 41, 42, 43, 44, 45, 47 vom 22., 25. und 29. Mai und 1., 5. und 12. Juni. S. ferner Lochner in ADB (Leipzig, 1875), I, S. 657). 7 Der Artikel „Wie Proudhon die Wohnungsfrage löst" erschien in den Nr. 51, 52 und 53 des Volksstaat vom 26.6., 29.6 und 3.7.1872. Zur Begründung seiner Polemik gegen die von A. Mülberger verfaßte Artikelserie „Die Wohnungsfrage" schreibt Engels zu Beginn seiner Abhandlung: „In Nr. 10 und folgenden des Volksstaat findet sich eine Reihe von sechs Artikeln über die Wohnungsfrage, die aus dem einen Grunde Beachtung verdienen, weil sie — abgesehen von einigen längst verschollenen Belletristereien der vierziger Jahre — der erste Versuch sind, die Schule Proudhons nach Deutschland zu verpflanzen. Es liegt hierin ein so ungeheuerer Rückschritt gegen den ganzen Entwicklungsgang des deutschen Sozialismus, der grade den Proudhon'schen Vorstellungen schon vor 25 Jahren den entscheidenden Stoß gab, daß es der Mühe werth ist, diesem Versuch sofort entgegen zu treten." 8 Der Volksstaat, Nr. 48, erklärte daraufhin am 25. Mai: „In einigen Blättern wird Genf als Ort des nächsten Kongresses der Internationalen Arbeiterassoziation bezeichnet. Dies ist irrig. Der Ort ist noch nicht festgesetzt." In der Nr. 53 vom 3. Juli veröffentlichte der Volksstaat die „Beschlüsse des Generalraths der Internationalen Arbeiterassoziation vom 18. Juni 1872" nach denen der nächste Kongreß „für Montag, den 2. September 1872, nach dem Haag (Holland)" einberufen wurde. 9 Nach einer Arbeiterdemonstration in Kopenhagen, bei der es zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei kam, wurden vier der führenden Funktionäre verhaftet. Der Volksstaat, Nr. 38, berichtete darüber am 11. Mai: „Auch das kleine 163
Sachsen. Leider weiß ich nicht wer verhaftet ist und muß daher die Korrespondenz] unterbrechen. Die „Emancfipacion]" bringt jetzt regelmäßig Auszüge aus dem „Volksstaat", Laura besorgt das, sieh, daß das Blatt regelmäßig dorthin spediert wird. In Belgien hat der Brüsseler Föderalrat alles verkommen lassen, die zwei ordentlichen Leute die wir dort haben, haben nicht Energie genug um einzuschreiten, die Arbeiter in den Provinzen sind viel besser, aber Brüssel ist der allerfaulste Boden von allen, und solange das Zentrum dort ist, wird schwerlich was Ordentliches werden. Hins ist fort nach Vervier, und seitdem ist die „Liberté" weit zugänglicher, dies ist ein Gewinn. Grüß Deine Frau und Bebel bestens. Daß Jenny Marx mit Longuet verlobt ist, wirst Du wissen. Die ersten Hefte der II. Ausgabe und französische] Ausgabe des „Kapital" erschienen dieser Tage, Korrektur war schon hier. Dein F. E. Was Lafargue über Büchner sagt ist natürlich Unsinn, über solche Details ist er nicht genau unterrichtet. Zaunkönigreich Dänemark hat der Versuchung nicht widerstehen können, mit einzuspringen in den internationalen Reaktionsreigen. Wie ein Telegramm aus Copenhagen besagt, wurde daselbst eine von den Mitgliedern der Internationalen auf vorigen Sonntag anberaumte Versammlung, ,als die öffentliche Ruhe und Sicherheit gefährdend', polizeilich verboten, und in der Nacht vom 4. auf 5. d.M. vier Mitglieder der Internationalen verhaftet: der Redakteur des .Sozialisten', Pio, und drei Vorstandsmitglieder des Arbeiter-Vereins. Wir danken der Copenhagner Regierung für den Dienst, den sie unserer Sache in Dänemark leistet!" (S. auch Der Volksstaat, Nr. 41, vom 22.5.1872). 70. F R I E D R I C H E N G E L S
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 15. [-22.] Mai 1872 Lieber Liebknecht, Dank für den Brief aus Verviers.1 Er bestätigt unsre sonstigen Informationen, und, was Hins angeht ist es angenehm zu wissen, daß seine Vorliebe für den „Neuen [Social-Demokrat]" nicht nur in der „Liberté" vorleuchtete, sondern auch direkt ausgesprochen wird. H[ins] als Bakunist vermittelst seiner Frau, ist darin ganz konsequent. Gut, daß sich alle Lumpen zusammenfinden. 1 Liebknecht sandte Engels am 8.5. einen „Teil eines Briefes . . . , den Liebknecht von Schleebach aus Verviers (Belgien) erhalten hatte. Liebknecht riet Marx und Engels, mit den Anhängern des Generalrates in Verviers in Verbindung zu treten". BaB, S. 71, Anm. 1.
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Ecc[arius] teilte ich das ihn betreffende mit worauf er antwortete: Sage L[iebknecht], daß wenn er mir erst auf meinen Brief vom vorigen Juli geantwortet haben wird, ich mit ihm wieder von Korrespondenz sprechen werde. — Was Sorge Dir schreibt ist augenblicklich Gegenstand einer Anklage gegen E[ccarius] der hier durch wiederholte Indiskretionen viel Terrain verloren hat.2 Ueber den Ort des Kongresses kann selbstredend jetzt noch gar nichts beschlossen werden. Daß der ,,V[ol]ksst[aat]" sich so gut verkauft freut mich. Sobald meine Zeit erlaubt schreib ich öfter Artikel, aber Du hast keine Vorstellung wie wir abgehetzt sind weil M[arx], ich und noch 1 oder 2 andre Alles machen müssen. Das Vorwort zum „Manifest" werden wir ehestens machen. M[arx] hat mit der französischen] Uebersetzung enorm zu tun, es ist im Anfang viel zu ändern.8 Dazu die Korrektur der 2. deutsch[en] Ausgabe. Artikel über Wohnungsnot wird heute oder morgen gemacht.4 Die Fédération Jurassienne gibt ein Schweineblättchen heraus: „Bulletin de la Fédfération] Jur[assienne]", Abonnement bei Athémar Schwitzguébel, Sonvillier, Jura Bernois, 4 Fr[anken] per Jahr, 2 Fr[anken] per Semester. Ihr solltet es erhalten und von Zeit zu Zeit draufhauen, es ist der Moniteur Bakunins. In der letzten Nr. wird Lafargue der unter anderm Namen in Madrid direkt der spanfischen] Polizei denunziert. Inliegend] Ausschnitt] aus ,,East[ern] Post" — man wird Dir wahrscheinlich die erste Ausgabe schicken in der, Dank der Faulheit von Haies, gewöhnlich die Hauptsachen fehlen. Ist dem so, so schreib mir zwei Zeilen an den publisher, daß er Dir die zweite Ausgfabe] schicken soll. Sonst erfährst Du noch nichts. Der Inhalt meiner Mitteilung über den Saragosser Kongreß ist nun zwar ganz richtig, aber Laffargue] hat uns vergessen mitzuteilen, daß gleichzeitig ein Beschluß gefaßt worden worin die belg[ischen] Kongreßresolutionen anerkannt und adoptiert werden (vom 25. Dez[em]b[e]r [18]71). So daß also der Sieg keinenfalls so komplett wie er ihn uns darstellte. Ich erwarte noch Näheres über diesen letzten Beschluß. Daß die Alliance als geheime Gesellschaft wenigstens in Spanien fortbestanden ist bewiesen und anerkannt — unsre eignen Leute waren drin, weil sie nicht anders wußten als daß dies so sein müsse. Dies ist ein sehr schlimmer Kasus für Herrn Bakunin. 2 S. Brief Nr. 72. s S. Brief Nr. 66, Anm. 10. * S. Brief Nr. 69, Anm. 7.
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Vergiß ja nicht, Laf[argue]s 2. Korrespondenz] über den Saragosser Kongr[eß] aus der „Liberté" zu bringen.5 Sie hat die Jurassier in Wut versetzt, in ihrer letzten Nr. greifen sie Laf[argue], mich, M[arx], Ser[r]ailler offen an. Aber von der darin enthüllten geheimen Gesellsch[aft] schweigen sie mäuschenstill. Das ist der faule Punkt und daher muß die Sache möglichst verbreitet werden. Ich bin überzeugt daß diese geheime Organis[ation] der Allfiance] auch in der Schweiz und in Italien besteht, Beweise aber werden schwer beizubringen sein. — Die nächste Nr. der „Egalité" wird eine Erklärung gegen die Jurassier von Lafargue bringen. 22. Mai. Die Zwischenzeit ist mit Anfertigung des inliegenden] Wohnungsartikels hingegangen. Dein Proudhonist wird zufrieden sein. Wegen meiner „Lage der arbeitenden] Kl[asse]" werde ich an Wigand schreiben. Vor Ablauf des Kongresses kann davon durchaus keine Rede sein, ich habe alle Hände voll zu tun.9 „Deutsch-franzfösische] Jahrb[ücher]" sind nicht zu haben außer etwa antiquarisch das kannst Du Dir doch an den Fingern abzählen. Ditto „Misère de la Philosophie]" (obwohl hier Vieweg in Paris, Nachfolger von Frank, vielleicht noch einige hat). Die Ausgabe der Aufsätze ist alter Plan von uns, aber erfordert auch Zeit. Herr Knapp findet Belehrung genug im „Kapital" wenn er das verdaut hat, wird er wohl wissen ob er zu uns gehört oder nicht'7 und wenn er das trotzdem nicht weiß, so helfen ihm auch Moses und die Propheten nichts. Der ganze Kern der Sache liegt in Kapitel II und III des „Kapital" und der Mann soll sich erst darüber klar werden, eh er andre Kost verlangt. Deinem Wunsch wegen Aufklärung über Proudhon hilft inliegender] Artikel vorläufig hinreichend ab. Inliegenden] Bericht der „Efastern] P[ost] über Spanien den Du schwerlich erhalten, bitte ich nicht zu veröffentlichen. Er beruhte auf Laf[argue]s Briefen, da aber die Jurassier einen andern Beschluß des Kongresses zu ihren Gunsten deuten und jedenfalls Laf [argue] s erste Siegesberichte etwas übertrieben waren, so ist es wünschenswert, daß sie nicht mit dem Siegel des G[eneral] R[ats] versehn zirkuliert werden, ich schicke ihn auch nicht nach Italien und Spanien. Ich werde jetzt sehn was wegen Vorrede zum „Manifest" zu S. Ebd., Anm. 2. • Im Verlag von Wigand war 1845 Engel's Jugendwerk Die Lage der arbeitenden Klasse in England erschienen. i Der später berühmt gewordene Nationalökonom Georg Friedrich Knapp war 1872 Leiter des Statistischen Bureaus der Stadt Leipzig und a.o. Prof. an der dortigen Universität. S. Georg Friedrich Knapp, Aus der Jugend eines deutschen Gelehrten. Mit einem Vorwort von Elly Heuß-Knapp (Berlin-Leipzig, 1927). 5
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machen ist. M[arx] ist in die City, das Zitat aus der „Concordia" nachzusehn, die Herren werden sich wundem.8 Beste Grüße und baldige Kassation. Dein F. E. Wie steht der „Ausschuß" in H[am]b[ur]g zur Int[ernationale]? Wir müssen jetzt und zwar rasch, Klarheit in die Sache bringen damit Deutschland beim Kongreß ordentlich vertreten sein kann.9 Ich muß Dich bitten uns endlich einmal klaren Wein einzuschenken darüber, wie die Internationale] bei Euch steht. 1. wieviel Marken und an wieviel und welchen Orten sind ungefähr untergebracht. Die 208 von Fink berechneten sind doch nicht Alles? 2. Gedenkt sich die sozialdemokratische] Arb[eiter]-Partei beim Kongreß vertreten zu lassen, and if so, wie gedenkt sie sich vorher mit dem G[eneral] R[at] der Art en règle zu setzen, daß ihre Mandate auf dem Kongreß nicht bestritten werden können? Dazu gehört, daß sie sich a) reell ausdrücklich und nicht bloß bildlich als deutsche Föderation der Internationale] erklärt und b) daß sie als solche vor dem Kongreß ihren Beitrag zahlt. Die Sache wird ernsthaft und wir müssen wissen, woran wir sind, sonst zwingt Ihr uns, auf eigne Faust zu handeln und die soz[ial]demokratische] Arbfeiter] Partei als einen uns fremden und sich gegen die Internationale] gleichgültig verhaltenen Körper zu betrachten. Wir können nicht zugeben, daß aus uns unbekannten, jedenfalls aber kleinlichen Motiven, die Vertretung der d[eu]tsch[en] Arbeiter auf dem Kongreß verbummelt oder verfumfeit wird. Hierüber bitten wir um baldige und klare Auskunft.10 8 Am 1. Juni veröffentlichte der Volksstaat, Nr. 44, eine Erwiderung von Karl Marx (datiert: London, 23. Mai 1872) auf die Angriffe in der Concordia vom 7.3. 1872, in der er einer falschen Zitierung Gladstones beschuldigt worden war. In der Folge kam es zu einer scharfen Polemik zwischen dem Organ des Deutschen Fabrikantenvereins und Marx (s. Concordia, 1872, Nr. 10, 27, 34 und die Antwort von Marx im Volksstaat, Nr. 44 und 63, sowie die Schrift von Engels In Sachen Brentano contra Marx wegen angeblicher Zitatfälschung. Geschichtserzählung und Dokumente, Hamburg, 1891). Marx erwähnt die Sendung in seinem Brief an Sorge vom 23.5: „Heute schicke ich an Liebknecht Antwort auf die Esel von der ,Konkordia'. Ich kam nicht früher dazu. Außerdem schadete es nichts, das Fabrikantengesindel seinem Siegeswahn für einige Zeit zu überlassen." BaS, 56. Siehe dazu ferner: G. Mayer, Engels, II, 556 f. Anm.: „Der Konflikt mit Brentano". • Auf dem Dresdener Parteikongreß von 1871 hatte die Sozialdemokratische Arbeiter-Partei Hamburg zum Sitz des Parteiausschusses gewählt. S. auch Marx an Milke vom 24.2.1872 in Nikolajewsky, S. 264. 10 S. hierzu auch Brief Nr. 62, Anm. 14. Auf die obige Anfrage antwortete Liebknecht im Juni d.J.: „Ein offizielles Verhältnis unseres Ausschusses zum Generalrat ist nicht möglich, der einzige mir praktisch erscheinende Weg ist, daß sich überall ein Teil unserer Mitglieder (je mehr desto besser, jedoch von allen ist es nicht zu
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Quittung an Fink nächstens zurück. Nota bene. Es wäre vielleicht gut, wenn es anginge mir Korrektur vom Artfikel] zu schicken, doch ich überlasse Dir das. Wesentliche Bedingung meiner Mitarbeiterschaft ist aber 1. Abwesenheit aller Randglossen und 2. Abdruck in großen Abschnitten. erwarten) Karten der Internationalen Arbeiterassociation l ö s t . . . und daß dann die Internationalen eines Ortes sich zusammentun und einen Delegierten wählen oder doch ein Mandat ausstellen" (Zit. in G. Mayer, Schweitzer, 440). Am 15. Juni veröffentlichte der Volksstaat, Nr. 48, schließlich einen Aufruf, in dem die Parteigenossen gebeten wurden, der Internationale als persönliche Mitglieder beizutreten. „Es ist von äußerster Wichtigkeit", heißt es zur Begründung, „daß die deutsche Sozialdemokratie auf dem nächsten Congreß der Internationalen Arbeiterassoziation (im September d.J.) würdig vertreten sei." 7 1 . J E N N Y M A R X AN W I L H E L M
Mein lieber Library,
LIEBKNECHT
[London,] 26. Mai 1872
Engeis hat es übernommen Ihnen über Eccariusaffäre zu berichten und Sie au fait zu setzen mit all den Gemeinheiten und Infamien an die ich nicht ohne Empörung denken u. die ich vielleicht nicht kalt und ruhig genug erzählen könnte.1 Ich selbst ergreife mit Freuden diese Gelegenheit um Ihnen für das, der alten, sicher viel geprüften Freundin, so redlich bewahrte Vertrauen zu danken u. Ihnen sagen mit welch inniger Teilnahme und Sorge ich Ihrer und Ihrer lieben Frau in diesen schweren, bangen Zeiten gedacht habe. Oft schon wollte ich Ihnen auch meine herzliche Bewunderung aussprechen über Ihren Mut, Takt und Geschicklichkeit die Sie in diesen schwierigen Verhältnissen gezeigt haben. Aufrichtig gestanden haben meine sorglichen Gedanken noch mehr bei Ihrer Frau als bei Ihnen geweilt. Uns Frauen fällt in allen diesen Kämpfen der schwerere, weil kleinlichere Teil zu. Der Mann erkräftigt sich im Kampf mit der Außenwelt, erstarkt im Angesicht der Feinde und sei ihre Zahl Legion, wir sitzen daheim und stopfen Strümpfe. Das bannt die Sorgen nicht und die tagtägliche kleine Not nagt langsam aber sicher den Lebensmut hinweg. Ich spreche aus mehr als 30jähriger Erfahrung und ich kann wohl sagen, daß ich den Mut nicht leicht sinken ließ. Jetzt bin ich zu alt geworden um noch viel zu hoffen und die letzten unseligen Ereignisse haben mich völlig erschüttert.2 Ich fürchte wir selbst wir alten erleben nicht viel Gutes mehr und ich 1
S. Brief Nr. 72. Frau Marx denkt hier wohl vor allem an die Niederwerfung der Kommune, die Streitereien in der französischen Emigration und die zermürbenden Kämpfe in der Internationale. 2
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hoffe nur, daß unsere Kinder leichter durchs Leben wandeln werden. Sie ahnen nicht was wir hier in London seit dem Fall der Kommune ausgestanden haben. All das namenlose Elend, der grenzenlose Jammer! Und daneben die fast unerträglichen Arbeiten für die Internationale], Solange der Mohr alle Arbeit hatte und mit Mühe und Not durch Diplomatisieren und Lawieren die widerspenstigen Elemente zusammenhielt, von der Welt und dem Geschwader der Feinde, die Gesellschaft vor dem ridicule wahrt und Schrecken und Angst der zitternden Schar einflößte, nirgends hervortrat, keinen Kongreß besuchte, alle Mühe und keine Ehre hatte, schwieg des Gesindel. Nun da die Feinde ihn ans Licht gezogen, seinen Namen in den Vordergrund gebracht haben, nun tut sich die Meute zusammen und Polizisten und Demokraten heulen denselben Refrain vom „Despotismus, der Autoritätssucht, dem Ehrgeiz"! Wie viel besser und wohler wäre es ihm hätte er ruhig weitergearbeitet und den Kämpfenden die Theorie zum Kampf weiter entwickelt. Aber Tag und Nacht keine Ruhe! Und für unsere Privatverhältnisse welch ein Stein welch ein gène. Gerade zu einer Zeit wo unsre Mädchen der Hilfe bedurften. Sie haben also von Jennys Verlobung gehört. Longuet ist ein sehr begabter und sehr guter, braver, anständiger Mann und die Uebereinstimmung der Ansichten und Lebensüberzeugungen unter dem jungen Paar sichern eine Bürgschaft für ihr späteres Glück. Andrerseits kann ich doch nicht ohne bange Sorge dieser Verbindung entgegensehen, ich hätte wirklich gewünscht daß Jennys Wahl (for a change) auf einen Engländer, oder Deutschen, statt auf einen Franzosen gefallen wäre, der natürlich neben all den liebenswürdigen Eigenschaften seiner Nation, auch nicht ohne ihre Schwächen und Unzulänglichkeiten ist.3 Er ist in diesem Augenblick in Oxford und gibt dort den Tutors Unterricht, hoffend sich dadurch bessere Verbindungen anzuknüpfen. Wie prekär Privatstunden ist, wissen Sie selbst am besten und ich kann nicht umhin zu fürchten daß Jennys Los als politische Frau allen den Sorgen und Qualen ausgesetzt ist, die unzertrennlich davon sind. Dies alles entre nous. Ich weiß daß das Alles bei Ihnen im stillen ruht. Es war meinem Herzen so unendlich wohltätig meinem alten treuen Freunde den stillen Kummer zu eröffnen. Ich fühle mich leichter nach diesen Worten und bitte mir nicht zu zürnen, daß ich statt Ihnen und Ihrer lieben Frau erheiternde Briefe zu schreiben, „Trübsal auf den Noten blase". Von Laura haben wir gestern Nachricht gehabt. Ihr kleiner Junge jetzt Jahre alt, der einzige der ihr von den Kindern übrig geblieben, war während 9 Monaten an Dissentry krank, und ist abgezehrt, daß die armen 3
S. auch Brief Nr. 241.
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Eltern das Kind aufgegeben hat[ten]. Laura, in wildfremden Lande, dessen Sprache sie nicht kannte, hat 9 Monate an dem Krankenbette gewacht! Mehr brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Nun ist das Kind etwas besser und sollte es sich noch mehr erholen und zum Reisen fähig werden so haben Lafargues vor im August hierher zu kommen. Tussy ist munter und wohl und eine Politikerin von top to bottom! Lenchen [ist] die Alte. Eben kommen die Wohlgerüche des Sunday roastbeef von der Küche herein und da das Tischtuch mich vom Schreibtisch wegdrängt so sage ich Ihnen nun ein herzliches Lebewohl. Küssen Sie Ihre lieben Kinder tausendmal von der alten Freundin, besonders meine liebe Alice. Ihnen und Ihrer lieben Frau bin ich Ihre alte Freundin JENNY MARX
72. F R I E D B I C H E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 27.[-28.] Mai 18721 Lieber Liebknecht, Frau M[arx] hat mir den Brief von E[ccarius] an Dich 2 gezeigt, und es ist daraus kein andrer Schluß zu ziehn als der, den Du gezogen und den wir schon aus andern Anzeichen gezogen: daß E[ccarius] verrückt ist. Wie sehr wir gegen ihn intrigierten, siehst Du am besten daraus, daß ich Dir nie ein Wort über seinen ganzen Klüngel geschrieben. Jetzt ist es aber nötig Dich au fait zu setzen. Was Efccarius] mit der seit 1869 (!) gegen ihn angesponnenen Intrige meint ist uns absolut unerfindlich. Ich weiß bloß, daß M[arx] ihm bis Septfember 18]70, wo ich herkam, aus alter Freundschaft stets aus allem Dreck herausgeholfen hat in den er sich gegenüber den Engländern oft genug hineingeritten hatte, und wo M[arx] Krakeel mit den Engländern] hatte war es wegen E[ccarius], der die Internationale] stets als sein literarisches Eigentum behandelte und schon bei den Kongreßberichten in der „Times", und in amerikanischen] Korrespondenzen, große handgreifliche Indiskretionen begangen, kurz die Sache immer literarisch exploitiert hatte. Alles dies konnte bis auf einen gewissen Grad geduldet werden, man beschränkte sich darauf ihm privatim Vorwürfe zu machen, aber es wiederholte sich immer. 1 Der Brief wurde in modernisierter Orthographie von Max Bach in: „Beiträge zu einer Geschichte der Internationale", Die Neue Zeit, XXI, 2, S. 49 ff., veröffentlicht. 2 Der Brief von Eccarius wurde Ebd., S. 47 ff. publiziert.
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Plötzlich erklärte Ecc[arius] er lege seine Stellung als Gen[eral] Sekrfetär] nieder und lehne jede Wiederwahl ab. Wir mußten also einen andern wählen der unter den Umständen nur ein Engländer sein konnte. Haies und Mottershead kandidierten und Haies wurde gewählt. Was Ec[carius] mit der ganzen Geschichte beabsichtigte, erfuhren wir erst nachher, er erzählte Mottersh[ead] er habe einfach Strike gemacht um 30 sh statt 15 sh — wöchentlich zu erhalten. Er hatte sich für unentbehrlich gehalten und als dies schief ging, drehte er die Sache so, M[arx] habe mit Haies intrigiert, ihn herauszuwerfen und ich bin fast überzeugt, daß er selbst dies jetzt glaubt, obwohl seine Abdankung niemand mehr überraschte als uns. Kam die Konferenz. 8 Sowohl der G[eneral] R[at] wie die Konf e r e n z ] selbst hatten beschlossen die Sitzungen sollten privat sein, ein ausdrücklicher Beschluß, den D u kennst, übertrug dem G[eneral] R[at] festzustellen welche Beschlüsse zu veröffentlichen seien und welche nicht. Well ein paar T a g e nach der K o n f e r e n z ] erscheint ein Art[ikel] im „Scotsman" und „Manchester Guardian", der ausführlichen Bericht über mehrere Sitzungen der K o n f e r e n z ] nebst Resol u t i o n ] der Konf[eren]z brachte, und durch die ganze engl[ische] und europäische Presse ging. D u kannst Dir die allgemeine Wut denken. Alles schrie über Verrat, und verlangte exemplarische Bestrafung des Verräters. Wo intern [ationale] Blätter bestehn, schimpfte alles über den G[eneral] R [ a t ] der solche Dinge in die Bourgeoispresse kommen lasse, während unsre eignen Blätter keine Nachrichten erhielten. 4 Wir wußten gleich wer der Verräter war. E s war nämlich bloß über die Sitzungen berichtet in denen E[ccarius] gewesen war, über die andern kein Wort, nur einige Beschlüsse ungenau wiedergegeben. M[arx] benutzte die erste Gelegenheit wo wir E[ccarius] allein hatten, ihm das vor den Kopf zu sagen und ihm in aller Freundschaft anzuempfehlen to make a clean breast of it, seinen Rüffel hinzunehmen und in Zukunft diskreter zu sein. Er ging auch zu Jung, der Präsident der ad hoc eingesetzten Untersuchungskommission war und sagte ihm: er habe allerdings dem hiesigen Office der ,,N[ew] York World einen Art[ikel] über die K o n f e r e n z ] gegeben, aber unter der ausdrücklichen Bedingung ihn der englischen] Presse nicht mitzuteilen. Er kannte aber ebensowohl den Lumpencharakter dieser Leute wie ihre Verbindungen mit der englfischen] Provinzialpresse und mußte ebenfalls wissen, daß er kein Recht hatte die Konf[eren]zDie Londoner Konferenz der IAA im September 1871. S. hierzu z.B. Marx an Bolte vom 23.11.1871: „Wenn vorher Mitteilungen über die Konferenz — halb wahr und halb falsch — in die Presse kamen, so ist dies Schuld eines Konferenzdelegaten, gegen den der Generalrat eine Untersuchung eingeleitet hat." BaS, 41.
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Verhandlungen an die amerikfanische] Presse zu verkaufen. Dabei machte er allerlei faule Ausflüchte, es seien im englfischen] Artikel noch andre Dinge die im amerikanischen] Artikel nicht ständen, es müsse also noch jemand ausgeplaudert haben, und das sei wahrscheinlich Haies (der sich in dieser Sache durchaus straightforward benommen) und dieser sei der eigentliche Verräter. Jung, um E[ccarius] zu schonen, zog die Sache auf die lange Bank, indes besah E[ccarius] doch schließlich einen Rüffel, und von da an sah sich dieser Mensch, der jeden Tag bereit ist die ganze Internationale] um ein Linsengericht zu verkaufen, für die gekränkte schöne Seele an. Trotzdem begingen wir die Dummheit — Du siehst wie sehr wir gegen ihn intrigierten — seine Ernennung zum amerikanischen] Sekretär vorzuschlagen und durchzusetzen. Mit Haies Ernennung riß tödliche Rivalität ein zwischen Efccarius] und Mottershead einerseits und Haies andrerseits. Die Engländer spalteten sich in 3 Parteien, eine, Antihales, eine Pro-Haies, und einige mehr oder weniger neutrale. H [aies] beging auch eine Masse Dummheiten — er ist erschrecklich eitel und will stand for Hackney5 next election — aber die andern griffen ihn so lächerlich albern an, daß er fast immer recht behielt. Um dem Dreck der die Zeit des G[eneral] R[ats] fast ausschließlich in Anspruch nahm, ein Ende zu machen mußten wir eine Comité de salut public ernennen vor das alle Persönlichkeiten verwiesen werden. Es ist kaum nötig hinzuzufügen, daß wir H [aies] wo er es verdiente, und das war oft genug, ebenso sehr aufs Dach gestiegen sind wie dem Efccarius] oder jedem andern. Jedenfalls hat H [aies] noch immer das Vertrauen der East-End Arbeiter — hier unsre besten Leute — während Efccarius] sich mit den verkommensten und verdächtigsten Elementen assoziert hat die alle mit der great liberal party unter einer Decke stecken. Als der British Fédéral Council gebildet wurde, wurden Mott[ershead], E[ccarius] und Co., die keine Arbeitergesellschaften repräsentieren, nicht zugezogen. Die Art wie dies geschah, war unregelmäßig und wurde im Gfeneral] R[at] getadelt aber die Sache war durchaus notwendig, wenn sich nicht dort derselbe Tuck wiederholen sollte. Das nennt E[ccarius] wir hätten hier die damnable side genommen. Was Amerika anging, so traf sofort nach der Konferenz die Spaltung ein; das Subkomitee (die Sekretäre) sollten über die Sache berichten, und da M[arx] bisher die amerikfanische] Korrespondenz] hauptsächlich geführt, übernahm er den Kram und alle Briefe gingen an ihn. Daß dabei E[ccariu]s' Sekretariat bis zum Beschluß des Gfeneral] Rfats] über die ganze Sache tatsächlich suspendiert wurde, 5
Wahlkreis im Norden des Londoner East-End.
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verstand sich von selbst. E s war eben nichts zu schreiben. Das scheint ihn wieder tief gekränkt zu haben. Als es zur Entscheidung kam, nahm E[ccarius] die Partei der Feinde Sorges. Diese bestehn 1. aus ein paar Franzosen die, wie Malon & Co. in Genf, kommandieren wollen schon weil sie Franzosen und teilweise Kommuneflüchtlinge sind, 2. aus Schweitzerianern (Grosse und Co.), 3. aus den Yankee Bourgeoisfreunden der Mesdames Woodhull and Claflin, Leute die sich durch ihre free love Praxis in Verruf gebracht, die alles mögliche vorlogen — a universal government, Spiritism (Geisterbeschwörung ä la Home) etc., nur nicht unsre Sachen, und die jetzt in Antwort auf die G[eneralrat]beschlüsse erklären, die Int [ernationale] könne in Amerika nur etwas werden wenn man die „wages-slaves" so viel wie möglich herauswerfe denn sie verkauften sich doch sicher am ersten an die bogusreformers und trading politicians. 6 Sorge und Co. haben formell auch Böcke geschossen aber wenn die Internationale] in Amerika nicht in eine reine Bourgeoisschwindelgesellschaft umschlagen soll, so müssen sie unbedingt unterstützt werden. Die guten Deutschen (fast alle Deutsche), die besten Franzosen und alle Irländer stehn zu ihnen. Freund E[ccarius] aber hatte in dem Organ von Sektion 12 „Woodhull & Claflin's Weekly" ein neues literarisches Unterkommen vorausgesehn und daher sind wir on the damnable side. Kurz, E[ccarius] hat sich in seinem Umgang mit den englischen Agitatoren und trading politicians und Trades Unions paid secretaries, die hier, jetzt alle von der Mittelklasse gekauft sind oder sie anbetteln man möge sie doch kaufen, in der Tat großen, teilweise aber selbstverschuldeten Misere die er durchgemacht, und schließlich in seinem Literatentum so total demoralisiert, daß ich ihn aufgegeben habe. Er tut mir sehr leid, sowohl als treuer Freund und Mitarbeiter, wie als Mann von Kopf, aber ich kann die Tatsache nicht weghexen. In seinem Zynismus spricht er das übrigens auch ganz offen aus. Wenn er sich aber einbildet wir konspirierten gegen ihn und wollten ihn aus dem G[eneral] R[at] hinauswerfen, so schreibt er sich doch etwas zu viel Wichtigkeit zu. Im Gegenteil, wir lassen ihn ganz ruhig laufen und hätten noch x mal Gelegenheit gehabt, ihm was aufs Dach zu geben, wir haben es nicht getan und nur da ihm die Wahrheit gesagt wo es rein unvermeidlich war. Aber es war platterdings unmöglich zuzusehn wie er die Internationale] in eine reine Milchkuh für sich verwandeln wollte und dabei alle Rücksichten mit Füßen trat.
Uber die Krise in den New Yorker Sektionen der IAA berichtete der Volksstaat, Nr. 57, in einem Leitartikel am 17.7.1872.
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Uebrigens sind Lochner, Lessner, Pfänder und Fränkel 7 vollständig im klaren über E[ccarius] und wenn Du an einen von ihnen schreibst, wirst Du schwerlich eine so kühle und leidenschaftslose Antwort bekommen wie von mir. 28. Mai. Heute sind Nachrichten von Amerika angekommen.8 Der separatistische] Föderalrat ist in voller Auflösung. Madfame] Woodhull und ihre Yankeefreunde von Sektion 9 und 12 haben ein Meeting gehalten um ihre Kandidatur als Präsidentin der Ver[einigten] Staaten zu poussieren und dabei eine Plattform aufgestellt worin von allem möglichen die Rede ist, nur nicht von Kapital und Arbeit, sich außerdem greulich lächerlich gemacht. Das war zu arg. Die lassall[eanische] Sektion 6 hat ihren Delegierten Grosse abgesetzt, sich den Gen[eral] Rats-Beschlüssen unterworfen und e[inen] Delegierten zu Sorges Föderalrat geschickt. Ditto Sekt[ion] 2, die allerschlechteste französische] hat sich vom separatistischen] Rat getrennt. Andre 6 Sektionen] sind auf dem Punkt zu folgen. Näheres in nächster „Eastfern] Post". Du siehst was für Elemente Efccarius] sich drüben ausgesucht, alle seine Privatkorrespondenten Maddock, West, Elliott etc. waren und sprachen auf dem Woodhull Meeting. Diese Sachen sind alle unter uns, die Verhandlungen des G[eneral] R[ats] gehören nicht mir und ich teile sie Dir nur mit zu Deiner und Bebels Privataufklärung. Die Belgier haben eine Statutenrevision debattiert aber nicht abgeschlossen. Hins hat einen Entwurf vorgelegt worin der Generalrat abgeschafft wird.8 Wäre mir persönlich ganz recht, ich und M[arx] gehn doch nicht wieder hinein wie die Sache jetzt ist haben wir kaum Zeit zum arbeiten und das muß aufhören. Ein B[rief] von M[arx] an Dich ist heute abgegangen mit Einlage: ? Lessner, Lochner und Pfänder zählten als ehemalige Mitglieder des Kommunistenbundes zu dem Londoner Freundeskreis von Marx. Alle drei waren tätige Anhänger der Internationale, Lessner Mitglied des Generalrats. Der ungarische Sozialist Leo Fränkel zählte zu den Mitbegründern der IAA in Lyon; wegen seiner aktiven Teilnahme an der Pariser Kommune emigrierte er nach London. 8 Es handelt sich vermutlich um einen Brief von Sorge, auf den Marx in seinem Antwortschreiben an Sorge vom 29.5. anspielt: „In der gestrigen Sitzung des Generalrats, wo beinahe alle Mitglieder der Kommune gegenwärtig, verlas Haies den Brief von Praitsching. Darauf teilte ich teils aus Ihrem Brief, teils aus der mir von Ihnen geschickten ,World' die adventures des Contre Council mit und hob hervor, wie diese Tatsachen die Notwendigkeit der auf meinen Antrag gefaßten Resolution bestätigt habe. Eccarius was thunderstruck . . B a S , S. 58. 9 Am 21.6. schrieb Marx darüber an Sorge: „Sie werden das schöne belgische Projekt zur Revision der Statuten schon kennen. Es geht aus von einem ambitieux impuissant, Hins, der zusammen mit seiner russischen Gattin unter Order Bakunins steht. Eine seiner schönsten Seiten ist die Abschaffung des General Council. Das ganze Projekt is gehörig abgekanzelt in ,La Emancipación' (Madrid), Organ des spanischen Föderalrats." BaS, S. 59.
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Erklärung] desG[eneral] R[ats] gegen die hiesigen kleinen Klüngler, die durch die Bourgeoispresse des Kont[inent]s einige Wichtigkeit erhalten haben.10 Grüß Deine Frau und Kinder ditto Bebel Dein F. E. 10 Am 1.6. veröffentlichte der Volksstaat, Nr. 44, die Erklärung des Generalrats gegen die Flugschrift: „Föderalistischer Universalrath der Internationalen Arbeiterassoziation und verbündeter sozial-republikanischer Gesellschaften."
7 3 . F R I E D B I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht,
LIEBKNECHT
London, 5. [ - 6 . ] Juni 1872
Mein Beileid zur Bestätigung.1 Soviel ist sicher, in keinem Lande werden unsre Parteigenossen so gequält wie in dem gloriosen Reich Bismarck-Stieber, selbst Oesterreich kaum ausgenommen. Indes wenn je etwas sicher war, so ist es daß dies Urtheil nie bis zu Ende vollstreckt wird. In Frankreich und Spanien stehn die Verfolgungen gegen die Int [ernationale] (soweit sie nicht Communards betreffen) bisher bloß auf dem Papier, und in Italien setzt es selten über 3 Monate, der Rest Geldstrafe die freilich auch oft ä 3 fr[ancs] per Tag abzusitzen ist. Das Wuttkesche Buch hatte M[arx] an sich genommen und behielt es trotz vielfachen Drängens, zuletzt vergaß ich selbst ihn immer wieder dran zu erinnern. Jetzt hab ichs ihm abgenommen < u n d > in einem Tage durchgelesen und dann an Borkh[eim] geschickt mit der Bitte sich um einen Verleger zu bemühn.2 Wenn Du glaubst Du hättest mir früher geschrieben ich solle das thun, so täuscht Dich Dein Gedächtnis. Ich weiß bloß daß Du mein Gutachten verlangtest und ich Dir schrieb es werde äußerst schwer sein hier einen zahlenden Verleger zu finden da Wfuttke] hier ganz unbekannt ist. Ich hätte sonst hinzugesetzt daß weder M[arx] noch ich derartige Verbindungen hier haben, sonst hätten wir sicher längst einen für das Kap[ital] aufgetrieben. 1 Das Urteil des Leipziger Schwurgerichts gegen Bebel und Liebknecht wurde Ende Mai 1872 nach der Verwerfung der Nichtigkeitsbeschwerde durch das Oberappellationsgericht in Dresden rechtskräftig (Bebel, II, 257). Der Optimismus von Engels sollte sich nicht bewahrheiten, Liebknecht blieb bis Mitte April 1874 in Haft (Bebel, II, 276). 2 In BaB, heißt es dazu: „Von August 1871 an teilte Liebknecht Engels wiederholt mit, daß er die Absicht habe, Wuttkes Buch ,Ueber die Geschichte des Schreibens und der Buchstaben' ins Englische zu übersetzen." (S. 82, Anm. 2).
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Ich kann jetzt nur hinzusetzen: 1. Das Buch ist wegen der vielen technischen] Ausdrücke sehr schwer, für Jemand der nicht in täglichem Verkehr mit Engländern steht, fast unmöglich zu übersetzen. 2. Für den hiesigen Markt müßte das Buch bedeutend verarbeitet werden, der viele Kohl in der Einleitung und die ganz ungehörige lange Abhandlung über chinesische] Literatur wegfallen, und der geheimnisschwangere Styl in piain English verwandelt werden. Ich glaube nun daß Borkh[eim] der richtige Mann ist, um einen Verleger aufzutreiben wenn dies überhaupt möglich. Einem Kaufmann der scheinbar ganz außerhalb der Literatur steht, gelingt so etwas oft am ersten. So war es Strohn der uns mit Meissner in Hamburg in Verbindung brachte. Jedenfalls aber verlaß Dich nicht allzusehr darauf daß B[orkheim] Erfolg hat, und mach Dir keine unnütze Arbeit mit Übersetzen bis B[orkheim] einen hat. 6. Juni. Gestern unterbrach mich Wroblewski, der den ganzen Abend bei mir blieb, und so kann ich noch Deinen heute Morgen erhaltenen Brief vom 4. beantworten. Daß Du schon so rasch ins Loch mußt thut mir leid, indes bleibst Du hoffentlich nicht lange drin. Die Correktur des M[ani]f[ests] nebst kurzer Vorrede geht so rasch ab wie möglich, hoffentlich morgen.3 Für die Auskunft über Personen besten Dank, aber immer noch keine Antwort auf meine Frage wie Eure Partei es anzufangen gedenkt sich mit dem G[eneral] R[at] auf denjenigen klaren Fuß zu setzen ohne den ihre Vertretung auf dem Kongreß absolut unmöglich ist? Dein F. E. In der Erbschaftsgeschichte ist nichts zu machen. Wenn die Leute kein Geld dran wagen wollen, das kann nur ein Advokat untersuchen und die Leute thun Nichts on speculation. Ohnehin, die Erben könnten höchstens die Satisfaction erhalten, daß sie beschissen worden sind — nach so viel Jahren noch Geld herausschlagen, darauf ist nicht zu rechnen es ist 1 0 0 : 1 against. 3
S. Brief Nr. 68, Anm. 7.
74. W I L H E L M
LIEBKNECHT
AN F R I E D B I C H
ENGELS
Hubertusburg den 20. Juni [1872] Lieber Engels! Me voilä! Sanitätlich betrachtet ein äußerst gesunder Sommeraufent176
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Dir geschrieben habe, die wissenschaftliche Beilage werde vom 1 Juli an in Berlin gedruckt werden. Das < i s t > war eine falsche Annahme, wie Du aus Obigem erfahren. Für die Revue, welche vom 1. Okt[o]b[e]r an erscheinen soll, ist Berlin in Aussicht genommen. Uber die „Revue" sprechen wir aber noch. Herzlfiche] Grüße an
1 S. Vorbemerkung S. 199, sowie Bebel, II 387 f. 2 Zu den Diskussionen um Hasselmann S. Vorbemerkung, S. 196, sowie Bebel, II 387, und Parteitagsprotokoll, S. 82 f.
220
D i c h u n d M [ a r x ] u n d laß Dich
einflussen
durch
keine falschen
LIEBKNECHT
Lieber Engels!
be-
Dein W. L.
Gestern kriegte ich wieder 6 Wochen Gefängniß.
103. W I L H E L M
Berichte
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Leipzig, 9. 6.1877
Aus dem Bericht des „Vorwärts" wirst Du ersehn haben, daß ich gar nichts vertuscht oder beschönigt habe. Im Gegentheil: es ist dort nicht einmal erwähnt, daß die H[e]r[ren] Most und Consorten es selbst waren, die den Antrag stellten, die Frage bloß rein geschäftlich zu behandeln und alles Prinzipielle zu vermeiden. Der Antrag lautete: längere wissenschaftliche Artikel, wie die Dühringartikel künftig nicht im „Vorwärts" selbst sondern in dessen wissenschaftlicher Beilage, oder der wissenschaftlichen Revue, eventuell als Broschüre zu veröffentlichen. Der Antrag ist an sich ja nicht unrecht, nur vollkommen überflüssig.1 Ich hätte ihn beseitigt, wenn Zeit gewesen wäre, mit Bebel, der ganz unvorbereitet auf den Congreß kam, und deshalb wiederholt herumtappte mich zu verständigen. So brach ich dem ursprünglichen Antrag die Spitze ab, indem ich die Veröffentlichung in der wissenschaftlichen] Beilage des Vorwärts voraussetzte. Du siehst, an nur dazu gedient, die Bedeutung Deiner Arbeit mehr hervortreten zu lassen;2 und — ich kann Dir hlos wiederholen — die Dühring-Artikel werden von jetzt an mit mehr Andacht und von mehr Leuten gelesen werden, als vor dem Congreß. Ein Protokoll habe ich für Dich bestellt — meine Pauken sind zum Theil recht entstellt wiedergegeben, immerhin aber nicht so, daß es das Wesen affizierte. — Ich hab's hier recht gut, aber sitzen ist sitzen und bis zum 16. August ist's ziemlich lang. Und wenn das nur Alles wäre. Die gefährlichste Schlinge habe ich neulich in Berlin zerrissen, es bleiben jedoch noch verschiedene „Zwirnsfäden" aus denen sich ein respektabler Strick drehen läßt. Für einen Artikel, der in meiner Abwesenheit im „Vorwärts" erschien, setzte es vor einiger Zeit 6 Wochen (übermorgen ist Einspruchsverhandlung); für einen zweiten ditto vorgestern 10 Wochen; wegen eines Wahlflugblatts bin ich vor ein Schlesisches Gericht vorgeladen (in Folge eselhafter Denunziation) angeklagt der Vergehung gegen §130, §131 und noch ein halb Dutzend anderer Paragraphen. Man wird mir nichts machen können — ich bin allmählich durch häufige Übung ein ziemlich geriebener Jurist geworden —, aber es kostet Zeit und ist immerhin lästig. Dann noch \ Dutzend Privatprozesse (Beleidigungen namentlich während der Wahlkampagne). Du siehst, es geht gemütlich her im Vaterland der Eichen und Linden. — Ich muß schließen. Schicke das Manuskript an Ramm. Denk auch an den Urquhart. Und überhaupt an Artikel für uns. Briefe an mich schicke an meine Frau, der Du — sie dieselbe sehr auf. Indem ich Ihnen nochmals herzlich danke, auch zugleich für die sehr angenehmen Tage, die mein Mann bei Ihnen verbrachte, grüßt Sie freundschaftlichst Ihre N.
165.
NATALIE
LIEBKNECHT
AN F R I E D B I C H
Sehr verehrter Herr!
LIEBKNECHT
ENGELS
3. 8. 1887
Meinen herzlichsten Dank für Ihren freundlichen Brief. Ich freute mich sehr von Ihnen selbst die Bestätigung Ihres Wohlbefindens nochmals zu vernehmen u. knüpfe daran die Hoffnung, daß Ihre Gesundheit dauernd hergestellt ist. Daß auch Mimi 1 gesund ist u. in unermüdlicher Fürsorge thätig sein kann, war mir sehr lieb zu hören. Wir befinden uns seit nun beinah 3 Wochen mit Kind u. Kegel in Bor[s]dorf u. freuen uns des ungestörten Naturgenusses. Park u Wald, beides unsrer Wohnung gegenüber, gehört so z. s. uns, denn außer an Sonntagen, verliert sich selten Jemand bis dahin u. so sind wir darin unser eigner Herr. Wir lesen, schreiben u. arbeiten, die Kinder spielen, Niemand stört uns. Das Wetter war im Ganzen günstig, die Hitze zeitweise nur zu tropisch. In diese ländliche Ruhe erhielt ich vor 14 T[agen] die erschütternde Nachricht von dem plötzlichen Tod meiner Mutter. Wir wußten, daß sie wohl nicht mehr lange leben würde, wiederholte Schlaganfälle hatten ihre Gesundheit sehr erschüttert u. ein solcher war es auch, der ihren Tod herbeiführte. Während der 19 Jahre, die ich verheirathet bin, hatte ich sie nur 3 Mal wiedergesehen. Sehr viele Sorgen machten uns auch Alice Verhältnisse u. Geiser s Verhaftung. Letzterer ist nun seit dem 29. v.M. wieder auf freiem Fuß, ob auch außer Verfolgung gesetzt, wegen Geheimbündelei, weiß ich nicht.2 Diese Processe wegen Geheimbündelei, wachsen jetzt in allen deutschen Ecken u. Enden wie Pilse aus der Erde. Wir sind nur froh, daß G[eiser] frei ist, hoffentlich
1
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Wohl Nimmi, Spitzname von Helene Demuth. S. Brief Nr. 186, Anm. 5.
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gelingt es auch, seine Verhältnisse in Bezug auf das Blatt etc. zu ordnen. Nun zu Frfau] Schack.® Mein Mann spricht sich bei mir sehr wenig aus, er ist im Allgemeinen schweigsam, hat immer, bes[onders] aber jetzt, sehr viel zu thun u. ist infolge davon < i s t e r > auch in Gedanken stets sehr geoccupiert. Von Frfau] Sfchack] hat er mir gar nichts erzählt, das erste Wort davon erfuhr ich durch Sie. Bald darauf erhielt ich von Frfau] Sfchack] einen Brief, indem sie mir, neben vielem Andern, auch mittheilt, daß sie mit Ihnen, verehrter Herr, nicht mehr verkehre, weil sie sich genöthigt sehe mit Hferrn] Afveling] jede Beziehung abzubrechen. Sie bedaure dies lebhaft, weil sie für Sie die größte Hochachtung u. Verehrung empfinde, u. auch Tussy freundlich gesinnt sei. Ihre besonderen Anklagen gegen Hferrn] Afveling] theilt sie mir nicht mit, sondern sagt nur die Thatsache, daß der Verkehr abgebrochen sei. Außerdem spricht sie immer von „unserer Partei" u. erwähnt mit keiner Sylbe, daß sie sich zum Anarchismus bekehrt. Einmal sagt sie, sie gehe ihren eignen Weg, thue und sage was sie für Recht halte. Ich hielt es auch für viel besser, wenn Frfau] Sfchack] sich wenigstens Ihnen gegenüber ganz offen aussprechen würde, es wäre die einzige Möglichkeit für Sie, Grund odfer] nicht Grund zu beurtheilen. Für charakterlos hatte ich Frfau] Sfchack] nicht gehalten, < f ü r > vielmehr glaube ich, daß sie vielleicht noch nicht ganz klar ist, über die Principien der Partei. Gespannt bin ich, was sie mir das nächste Mal schreibt. Sehr, sehr oft denke ich an meinen schönen Aufenthalt bei Ihnen — eine Oase in dfer] Wüste — u. wie gerne würde ich wieder einmal über die See zu Ihnen kommen. Mein Mann grüßt vielmals. Bitte grüßen Sie Mimi, Avelings u. Kautsky sehr von mir. Sie, verehrter Herr, grüßt freundschaftlichst Ihre dankbare N. L. Entschuldigen Sie gütigst meine Schrift, ich schreibe im Park. a
S. a u c h Brief Nr. 1 6 6 u n d Brief Nr. 168.
166. F B I E D R I C H
ENGELS
AN NATALIE
LIEBKNECHT
London, 29. November 1887 Liebe Frau Liebknecht Meinen herzlichen Dank für Ihre und Liebknecht's Glückwünsche zu meinem gestern verlebten Geburtstag. Es kam gestern allerlei zu299
sammen, ein von Aveling nach dem Französischen bearbeitetes Theaterstück wurde denselben Abend in einem öffentlichen Lokal probeweise aufgeführt, Tussy und Aveling spielten beide darin, und ernteten großen Beifall sowie das Stück auch, das von einer beliebten Schauspielerin acceptirt und dessen Erfolg nun ziemlich gesichert ist. Nachher kam die ganze Gesellschaft zu mir, Lenchen hatte Berliner Pfannkuchen und Bretzel gebacken, Frau Kautsky einen Wiener Strudel, und nach 12 Uhr brach Avelings Geburtstag an, der denn auch noch mit gefeiert wurde. Percy1 würde Sie in Leipzig jedenfalls besucht haben, aber er war nur auf einer ganz kurzen Geschäftsreise in Dresden und Berlin und mußte so rasch wie möglich wieder zurück, weil seine Knopflochmaschine hier in einer Ausstellung zu figuriren hatte die nur bis vorigen Samstag geöffnet war. In Leipzig kam er mitten in der Nacht an, mußte wegen Verfehlung des Anschlusses einige Stunden dort liegen bleiben und gleich morgens wieder fort nach Dresden. Andernfalls würde er nicht verfehlt haben Ihnen seine Aufwartung zu machen. Was Frau Schack angeht so hat sie meines Wissens zu drei verschiedenen Gelegenheiten sämmtliche deutsche Abgeordnete unsrer Partei für korrumpirt erklärt und dabei zweimal Liebknecht und Bebel namentlich eingeschlossen.2 Nachdem sie das gethan, war es mir unmöglich geworden mit ihr wieder in irgend welche Verbindung zu treten selbst wenn sie dazu Schritte gethan was aber keineswegs der Fall. Bebel hat hier Gelegenheit gehabt sie in ihrer neuen Rolle zu sehen und schien keineswegs erbaut davon. Liebknecht hatte dieselbe Gelegenheit in St. Gallen3 wohin zu gehn sie die für mich unbegreifliche Unverfrorenheit hatte. Was sie ihm da vorerzählt weiß ich natürlich nicht, es kann aber die Thatsache nicht ändern daß sie sich hier über ihn in einer Weise ausgedrückt die in meinen Augen einen vollständigen Bruch konstatiren. Die Person will mit aller Gewalt eine Rolle spielen und wenn ihr nach dem Vorgefallnen Liebknecht dazu in irgend einer Weise, direkt oder indirekt, behülflich wäre, oder seine Handlungsweise nach der von Ihnen dargelegten milden Auffassungsweise einrichtete, so würde er sich der Gefahr aus1 Percy Rosher. 2 Am 15.6.1887 hatte Engels bei Kautsky angefragt: „An welchem Tag hast Du an Liebknecht wegen der Schack geschrieben? Ich erhalte eben einen Brief von Frau L[iebknecht], der so aussieht als ob wenigstens sie von der ganzen Sache nichts wisse. Möchte das Mysterium aufklären." Kautsky bemerkt hierzu: „Dazu bin ich heute selbst nicht mehr in der Lage." EBK, S. 205. S. femer Brief Nr. 165 sowie Engels an Sorge vom 4.6.1887 über die Aktivität von Frau Schack in der Socialist League, BaS, S. 268. Zum Verhältnis von Engels zu Frau Schack siehe aber auch Engels an Bernstein vom 5.5.1887. Die Briefe von Friedrich Engels an Eduard Bernstein, S. 191, und Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 218 f. 3 Gemeint ist der sozialdemokratische Parteitag in St. Gallen.
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setzen daß seine Neider, deren wir ja alle genug haben, andre Motive dahinter suchten. Sie und Liebknecht müssen natürlich am besten wissen wie Sie sich mit ihr zu stellen haben, ich bin froh daß ich sie los bin. Tussy hat in ihrem Konflikt mit der öffentlichen Gewalt keinen besondern Schaden gelitten, wohl aber Mantel und Hut die unrettbar vermöbelt worden. Übrigens war sie nicht die Angegriffene sondern die Angreiferin.4 Jetzt ist der Krawall so ziemlich vorbei, es kann noch eine Kleinigkeit setzen auf Trafalgar Square aber bloß zum Spaß. Die Regierung wird aber daran denken, wenn der alte Disraeli wüßte was er für erzdumme Nachfolger hat, er stünde aus dem Grab auf und hieb sie rechts und links um die Ohren. Mir geht es wieder ganz erträglich, Lenchen ist auch wohl. Sie und die Roschers, ditto Kautsky und Avelings grüßen Sie und Ihren Mann alle herzlich. Mit aufrichtigem Gruß der Ihrige F.
ENGELS
* Im Oktober-November 1887 war der Trafalgar Square wiederholt Schauplatz großer Arbeitslosendemonstrationen, an denen sich vor allem die Bevölkerung des Londoner Eastend beteiligte. Anläßlich einer großen Protestdemonstration am 13. November kam es zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei, in die danach auch Eleanor Marx-Aveling verwickelt wurde.
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LIEBKNECHT
London, 10. Januar 1888 Lieber Liebknecht Mit der Expatriation 1 wird es wohl nicht so eilig gehn, so lumpig die deutschen Bourgeois auch sind, so gehört zu solcher Feigheit doch ein gewisser Muth, und den glaube ich wird Bismarck ein Jahr brauchen um ihn ihnen einzuprügeln. In einem Jahr kann aber Manches passiren. Monsieur Bismarck hat mit seiner Intrigue gegen den Kronprinzen sich einen argen Knüppel zwischen die eignen Beine geworfen. Und wenn nach dem Absacken des Alten jetzt der Kronprinz nur auf sechs Monate drankommt, so reicht das hin um Alles in Verwirrung zu bringen und das Vertrauen des Philisters in die Ewigkeit der Bismarckschen Wirthschaft gründlich zu erschüttern. 2 Dann kann 1 Der Reichstag von 1887 verwarf eine verschärfte Fassung des Sozialistengesetzes, die bei Geheimbündelei und „geschäftsmäßiger" Agitation Entzug der Staatsangehörigkeit vorsah. 2 Drei Tage zuvor hatte Engels fast wörtlich das Gleiche an Sorge geschrieben. BaS, S. 288.
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der schnoddrige junge Wilhelm nur drankommen, dann nützt er unendlich mehr als er schaden kann. So hoffe ich daß Du nächstes Jahr nur temporär nach Amerika gehst 3 und wir Dich so auf Hin- wie Rückreise hier sehn werden. In Amerika wirst Du Arbeit genug vorfinden, wie Du sagst haben die Dortigen die Sache arg verfahren. Die Amerikaner selbst sind noch zu neu und zu fremd in der ganzen Bewegung als daß sie nicht noch eine Reihe kolossaler Böcke schießen sollten. Aber man kann ihnen auch zu Hilfe kommen, und da wäre ein Mann wie Du, der [die] englische Bewegung kennt und englisches Publikum zu behandeln versteht, von großem Nutzen. Hier gibts nichts Neues. Der alte komm[unistische] Verein 4 verkommt mehr und mehr, er ist jetzt in den Händen des Lumpacius Gilles 5 und fraternisirt mehr und mehr mit den Anarchisten, deren Hauptquartier London jetzt ist. Die Trafalgar Square Geschichte feiert Nachfeiern in den massenhaften Verurtheilungen — II. wie I. Instanz — der bei der Demonstration Betheiligten. Graham und Burns 8 kommen dieser Tage vor. Werden sie auch verurtheilt, so hat damit der Londoner Juryman dem Warren und der Polizei ein Dankvotum gegeben, was die Spaltung der Klassen nur befördern wird. Der Haß der Arbeiter gegen die Polizei ist kolossal, und bei der nächsten Wahl werden die dummen Torfes dran denken. Prosit Neujahr nachträglich und möge es innerlich und äußerlich Frieden bleiben, ich möchte jetzt weder Krieg noch Putsche, dafür geht alles zu famos.7 Dein F.
ENGELS
Vermutlich hatte Liebknecht die Absicht geäußert, bei Annahme der Expatriierungsbestimmungen in die U.S.A. auszuwandern, ein letzter Ausweg, an den er auch bei anderer Gelegenheit gedacht hat (s.z.B. Brief Nr. 186). 4 Es handelt sich um den „Kommunistischen Arbeiter-Bildungsverein", der in der Tottenham Street zusammenkam. 5 Gilles, ein deutscher Emigrant, stand nach Aufhebung des Sozialistengesetzes mit der Gruppe der „Jungen" in Opposition zur sozialdemokratischen Parteiführung. Über seine Rolle im Londoner kommunistischen Arbeiterverein s. auch Engels an Kautsky vom 26.1.1892. EBK, S. 326. 6 Eduard Bernstein verdanken wir eine sehr anschauliche Schilderung der Protestversammlung auf dem Trafalgar Square vom 13. November 1887, bei der u.a. der bekannte sozialistische Schriftsteller Cunningham Graham und der Maschinenbauer und spätere Minister John Burns verhaftet wurden. Beide Angeklagten erhielten wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt je sechs Wochen Gefängnis. S. Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 186 f. ' Im gleichen Tenor schrieb Engels am 7.1. Sorge: „Hoffentlich bläst die Kriegs wolke vorbei — es geht alles ohnehin so schön nach unseren Wünschen, daß wir eine Störung durch einen allgemeinen Krieg . . . sehr gut entbehren können . . . " BaS, S. 288. 3
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ENGELS AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 23. Februar 1888 Lieber Liebknecht Die Sozialisten] Ges[etz] Debatte war der größte Triumph den wir noch auf parlamentarischem Gebiet erfochten haben, und thut es mir nur leid daß Du nicht dabei sein konntest.1 Das wird nun wohl nicht lange mehr dauern, Du wirst doch nächstens an Hasencl[evers] Stelle rücken.2 Wir haben auch einen Puttkammer hier, den Balfour, Sekr[etär] für Irland.3 Wie P[uttkamer] des Bism[arcks] Vetter, so ist Balfour Salisburys Neffe. Ganz so schnoddrig vorlaut, junkermäßig hochnäsig wie Puttk[amer], Wird auch ebenso verhauen, und klappte vorige Woche unter den Hieben O'Briens ebenso zusammen wie P[uttkamer] unter denen unserer Leute. Ist auch den Irländern ebenso nützlich wie der Putt[kamer] uns. Übrigens erfährst Du aus dem elenden Saturday Review, wenn Du's noch hältst, gar nichts über hier, für alles Wichtige herrscht die conjuration du silence. Die Rede Bism[arck]'s war direkt an den Zar Alexander gerichtet, damit der Gefangene von Gatschina4 doch endlich mal die Wahrheit erfahre. Ob's was hilft fragt sich. Die Russen reiten sich in ihrer Unentschlossenheit immer tiefer hinein, und können am Ende nicht mehr mit Ehren zurück. Das ist die Gefahr. Sonst sind sie die größten Esel wenn sie Krieg machen. Es ist wieder Kpoiao?, "AXuv Staßa?, ¡i.eyaXr)v Sivajuv SiaXiaei.5 Sie bringen keine Million Mann an die Grenze und haben für mehr nicht Offiziere genug. Frankreich stellt Millionen sehr guter Truppen, hat aber nicht mehr angediente Leute und noch weniger 1 Einen Tag vorher schrieb Engels an Sorge: „Bebel und Singer haben den Preußen eine heillose Niederlage beigebracht beim Sozialistengesetz. Zum erstenmal hat ganz Europa auf unsere Reichstagsleute horchen müssen. Du wirst B.'s Rede in der .Gleichheit' gelesen haben — ein Meisterstück, worin er sich selbst übertroffen." BaS, S. 291. 2 Liebknecht wurde am 30. August 1888 in Berlin VI mit 26067 von 41759 abgegebenen Stimmen gewählt. S. Der Sozialdemokrat, Nr. 34 und 38, vom 18.8. und 8.9.1888 und Brief Nr. 173. 3 Die konservative Regierung Salisbury hatte den Neffen des Premierministers Arthur Balfour zum Staatssekretär für Irland ernannt. 4 Zar Alexander III., der sich aus Furcht vor den Anschlägen der Terroristen in das stark gesicherte Schloß Pauls I. in Gatschina zurückgezogen hatte, wurde von seinen Gegnern als der „Gefangene von Gatschina" verspottet. V. Gitermann, Geschichte Russlands, III, S. 274. 5 Krösus wird nach Überschreiten des Halys ein großes Reich zerstören.
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Offiziere für mehr. Mit 2 j Millionen] gedienter und hinreichend mit Offizieren und Unteroffizieren versehener Truppen hat Bism[arck] die Stärke Deutschlands allein noch zu niedrig angegeben.6 Es ist auch gut daß es so ist. Ehe in Rußland die Revolution im Gang, darf Bismarck nicht durch äußere Niederlage gestürzt werden. Das würde ihn nur wieder populär machen. Was aber aus der Sache wird, wenn es wirklich zum Krieg kommt, das ist nicht abzusehn. Man wird sicher versuchen einen Scheinkrieg daraus zu machen, das geht aber nicht so leicht, wenn es nach dem geht was uns am besten paßt, und viel Chancen für sich hat, dann stehender Krieg mit wechselndem Erfolg an der französischen, Angriffskrieg mit Einnahme der polnischen Festungen an der russischen Grenze und Revolution in Petersburg, die den Herren Kriegführenden auf einmal Alles in ganz anderm Licht erscheinen läßt. Soviel ist sicher: es gibt < w e d e r > keine raschen Entscheidungen und Triumpfzüge mehr, weder nach Berlin noch nach Paris. Frankreich ist sehr stark und sehr geschickt befestigt, die Anlagen um Paris sind, was ihre Vertheilung betrifft, meisterhaft.7 Vorigen Montag, < a l s > in dem Meeting wo Cunningham Graham8 (Kommunist, Marxianer, forderte dort Nationalisation aller Produktionsmittel) und Burns bewillkommt wurden, lief die Mutter Schack9 herum und verkaufte „Freedom", das extrem-brüllendste hiesige Anarchistenblatt. Sie offerirte es unter Andern aus Versehn auch dem Leßner. Sie scheint aus unbefriedigtem Thatendrang rein verrückt geworden. Reuß hat die Commonweal (Morris) verklagt weil sie ihn als Spion denunzirt.10 Offenbar will die preußische] Gesandtschaft hier das in Berlin verlorne Terrain wieder gewinnen. Kann sich aber höllisch schneiden. Mr. Reuss has to go into the witness box und mit der Perjury ist hier nicht zu spaßen, hier hilft kein Puttkammer! 8 In seinem Brief an Sorge vom 22.2. gibt Engels folgende Zahlen an: „Deutschland, dank der lange bestehenden allgemeinen Wehrpflicht und Schulbildung, kann zweieinhalb bis drei Millionen gediente Leute aufstellen und mit Offizieren und Unteroffizieren versehen. Frankreich nicht über eineinviertel bis eineinhalb Millionen, Rußland kaum eine Million", BaS, S. 291. 7 S. auch die ganz ähnlichen Ausführungen von Engels in dem Brief an Sorge vom 7.1.1888, BaS, S. 288 f. 8 Nach der Entlassung von John Burns und Cunningham Graham veranstaltete die „Law and Liberty League" eine große Willkommens- und Sympathiekundgebung in der Riding School (s. den Bericht von James Blackwell „The Release of Bums and Graham", in Justice, vom 25.2.1888). » S. Brief Nr. 166, Anm. 2. Zu Gertrud Guillaume Schack s. jetzt auch Marie Juchacz, Sie lebten für eine bessere Welt (1955), S. 31 ff. 10 In London waren der Sänger Reuß und der Schriftsteller Sachs als Polizeiagenten entlarvt worden.
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Das Manifest erscheint englisch, von mir herausgegeben.11 Ich schicke Dir eines sobald ich welche habe. Dein F. E. Apropos, Pfänders Wittwe lebt hier im größten Elend.12 Ich thue was ich kann, habe ihr eben wieder ein paar £. geschickt. Der Knotenverein gab ein Konzert für sie, Einnahme etwa £. 5. — Sie selbst ist krank, ihre Tochter malt, sie machen beide kleine Handarbeiten, aber das ist alles ein Elend. — Kann die Partei nicht eine Kleinigkeit vierteljährlich aussetzen? Der D[okto]r sagt sie würde den Winter kaum überleben. Sieh was Du thun kannst, wir müssen auch Wittwenpension für unsre Veteranen aussetzen. 11 Engels schrieb einen Tag zuvor an Sorge: „Ein alter Wunsch von Dir wird jedenfalls in einigen Tagen erfüllt; das Manifest erscheint hier bei Reeves englisch, Übersetzung von S. Moore, revidiert von uns beiden, Vorrede von mir . . . " BaS, 290. 12 Karl Pfänder, ein früheres Mitglied des Kommunistenbundes und einer der treuesten Anhänger von Marx war 1876 gestorben.
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NATALIE
LIEBKNECHT
Sehr verehrter Herr!
AN F R I E D E I C H
ENGELS
[Anfang April 1888]
Nun der Winter endlich überstanden zu sein scheint, erlaube ich mir Sie zu fragen, wie Sie denselben verlebt. Die lang andauernde, strenge Kälte, der unendliche viele Schnee, der gewöhnlich von Sturm begleitet war, machten den vergangnen Winter zu einem der schwersten, deren ich mich erinnern kann, und wurde er uns besonders fühlbar bei unsern wöchentlichen Reisen nach Borsdorf. Auch bei Ihnen, wie fast überall, war das Wetter außergewöhnlich schlecht, u. werden Sie dem Frühjahr auch mit Sehnsucht entgegengesehen haben. Wie geht es Minni? Ist sie gesund gebheben u. konnte getreulich ihres Amtes walten. Was macht die Familie Roscher u. wie befinden sich Kautsky's? Sie haben mir auch in Ihrem letzten Brief, für den ich Ihnen noch sehr danke, so freundlich über Alles berichtet, daß ich mir wieder einige Fragen erlaube. Fr[au] Schack ist auch für uns von der Bildfläche verschwunden. Wir hören u. sehen nichts mehr von ihr. Meine Aufforderung, sich bei Ihnen, verehrter Herr, einmal klar auszusprechen, schien ihr nicht zu behagen. Sie haben sie jedenfalls ganz richtig beurtheilt, die Frau weiß selbst nicht, was sie will. Daß die letzten Monate ganz besonders aufregend für uns waren, 305
brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Viele Wochen lang hing das Expatriierungsgesetz,1 wie das Damokles Schwert über uns u. wäre nicht die Schweizer Lockspitzel Entlarvung 2 dazwischen gekommen, würde es auf uns niedergefallen sein u. hätte uns aus Deutschland vertrieben, was einer gänzlichen Vernichtung unseres Familienlebens fast gleich gewesen wäre. Wie sich unsere Verhältnisse in Zukunft gestalten werden, hängt wohl einzig u. allein von dem Gesundheitszustand od[er] vielmehr dem Fortschreiten der Krankheit des Kaiser s ab.3 Darüber fehlt aber dem Publikum jedes Urteil. Sein tragisches Geschick kann auch für uns sehr verhängnisvoll werden. Mit Genugthuung hat es mich aber trotzdem erfüllt, daß „der Kronprinz in Permanenz", den man immer bei Seite schob, doch noch zu seinem Recht, — nach den heutigen Verhältnissen —, gelangte u. daß er danach verlangte, bewies wohl sein herrischer Entschluß über die Alpen zurück zu kommen.4 Ob er aber bei seinem Zustand die nöthige Energie zeigen kann, um mit dem jetzigen System zu brechen? Was denken Sie darüber. Sie beurteilen im Auslande unsere deutschen Zustände besser, wie wir hier. Vergangenen Donnerstag war meines Mannes Geburtstag. Tags zuvor war er von einer Schweizer Reise zurückgekehrt u. wir Alle, für die Dauer der Ferien mit ihm hierher gekommen. Freitag besuchte uns H[err] Bebel von L[ei]pz[i]g kommend, wo er sich mit hoher polizeilicher Erlaubniß T[age] aufgehalten hatte. Er befindet sich mit seiner Familie wohl u. wird nächstens eine Geschäftsreise antreten. Daß Max Kayser gestorben u. wie er gestorben, haben Sie wohl gelesen. Abgesehen von dem schweren Verlust für seine Familie, hat auch die Partei ein sehr thätiges, zuverlässiges Mitglied verloren, dessen Tod, neben dem traurigen Verlust von H[errn] Hasenclever, eine sehr fühlbare Lücke läßt. Die Krankheit, d.h. das Leiden Kayser's scheint viele Ähnlichkeit mit dem des Kaisers gehabt zu haben, obgleich der Verlauf verschieden ist. Ob nun die eigentliche Natur des Leidens doch eine andere ist od[er] ob die Behandlungsweise es anders gestaltete, ist wohl schwer zu sagen. Ueber seine Schweizer Reise, wird Ihnen mein Mann wohl selbst berichten. Er mußte sich sehr ruhig verhalten um die gereizte Stim1
S. auch Brief Nr. 167. In der Reichstagssitzung vom 27.1.1888 hatte Singer die Tätigkeit deutscher Lockspitzel in der Schweiz enthüllt und damit der Regierung eine schwere moralische Niederlage zugefügt. S. Ignaz Auer, Nach zehn Jahren (Nürnberg, 1913), S. 176 ff. 3 Kaiser Friedrich III. starb am 15.6.1888. 4 Trotz aller ärztlichen Bedenken war Kaiser Friedrich III. am 10. März aus San Remo nach Deutschland zurückgekehrt. 2
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mung der Schw[eizer] Bourgeoisie, nicht des Bundesraths — nicht noch zu steigern, damit Mott[eler] etc. nicht hinausgewiesen werden. Wenn die Schweizer ihr Asylrecht, durch eine solche Maßregel illusorisch machen sollten, wo könnten dann die S[ozial] D[emokraten] sich noch hinwenden? Die immermehr zunehmende Wuth auf die Sfozial] Demokraten] beweist, daß der Boden der alten Welt morsch geworden ist u. sie ihren nahen Untergang fühlt. — Darf ich Sie bitten mir bald zu sagen, wie Sie, verehrter Heir, sich befinden? Avelings bitte ich bes[onders] zu grüßen. Tussy war so freundlich mir mit einer sehr hübschen Karte zum neuen Jahre zu gratulieren. Leben Sie wohl u. nehmen Sie die herzlichsten Grüße von Ihrer stets dankbaren N. L. Bitte Mimi, Roschers u. Kautsky's sehr zu grüßen.
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V
1888-1889
Seit dem Frühjahr 1888 steht der Briefwechsel ganz im Zeichen des internationalen Arbeiterkongresses von 1889 und der schweren Auseinandersetzungen, die ihm und der Neugründung der Internationale in der französischen und europäischen Arbeiterbewegung vorausgingen. Auch der gereizte Ton, in dem ein Teil der nachstehenden Korrespondenz geführt wurde, läßt die Leidenschaft und Erregung ahnen, mit der die verschiedenen Strömungen und Gruppen, „Marxisten" und „Nichtmarxisten", um die Führung im sozialistischen Lager rangen. Die Idee einer allgemeinen Heerschau der Arbeitervertreter Europas und Nordamerikas war in den achtziger Jahren immer von neuem in die Debatte geworfen worden. 1887 beschloß der Kongreß der britischen Trade Unions in Swansea, zu einem internationalen Treffen von Gewerkschaftsvertretern aufzurufen. Die Einladungsbestimmungen wurden jedoch so eng formuliert, daß Organisationen aus Ländern mit Ausnahmegesetzgebung, wie Deutschland und Österreich, die Teilnahme praktisch unmöglich gemacht wurde. Im gleichen Jahr forderte der Parteitag der deutschen Sozialdemokraten in St. Gallen einen internationalen Arbeiterkongreß, der möglichst noch im Herbst 1888 die Fragen der internationalen Arbeiterschutzgesetzgebung beraten sollte. In Frankreich erörterte man fast zur gleichen Zeit den Plan, die Arbeitervertreter Europas zur Hundertjahrfeier des Bastillesturmes nach Paris zu laden. Es blieb dabei offen, ob die in der Metropole stärkeren Possibilisten unter Brousse und Malon oder die kleinere marxistische Gruppe um Guesde und Lafargue als Gastgeber und damit als Repräsentanten des französischen Proletariats in Erscheinung treten sollten.1 Die Deutschen, die bereit waren, auf ihren eigenen Plan zu verzichten, versuchten zunächst die englischen Gewerkschaften zu einer Modifizierung der Einladungsbestimmungen zu bewegen. Die Trade Unions beharrten jedoch auf dem Beschluß, auf ihrer Tagung in London ausschließlich noch in der Berufsarbeit stehende Vertreter von Gewerkschaftsorganisationen zuzulassen. Da eine Entsendung von Gewerkschaftsdelegierten unter den Bestimmungen des Sozialistengesetzes unmöglich war, und eine Vermittlungsreise von Bebel 1
Zur Geschichte des Kongresses von 1889 s. u.a. G. Mayer, Engels, II, S. 391 ff.
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und Bernstein nach England erfolglos blieb, mußte die deutsche Partei zu ihrem großen Bedauern auf eine aktive Mitwirkung an der Konferenz verzichten. Engels, den die deutschen Parteiführer nach diesem Fehlschlag um Rat baten, äußerte sich über das ganze Kongreßprojekt mit äußerster Skepsis: „Ich halte im Allgemeinen alle solche Kongresse, wenn man seines Erfolgs nicht von vornherein absolut sicher ist, für sehr riskirt, und wenn nicht etwas Bestimmtes und Erreichbares zu thun vorliegt, für ziemlich überflüssig." 2 Im übrigen, gibt Engels zu bedenken, laufe man Gefahr, den Anarchisten die ihnen fehlende öffentliche Tribüne zu schaffen. Ein sozialdemokratischer Kongreß könnte sie „an die Luft setzen", „ein allgemeiner Arbeiterkongreß kann's nicht und sie sind im Stand sich sehr mausig zu machen". Als sich jedoch die Teilnehmer der Londoner Tagung entschlossen, die französischen Possibilisten mit der Vorbereitung des großen internationalen Kongresses in Paris zu betrauen, waren Engels und die Deutschen zum Handeln entschlossen. Um die Position ihrer französischen Bundesgenossen zu stärken, baten sie die europäischen Parteien, sich an einem allgemeinen Vermittlungsgespräch zu beteiligen. Die Konferenz, die ursprünglich in Nancy geplant war, trat schließlich am 28. Februar unter Beteiligung von belgischen, deutschen, holländischen und Schweizer Delegierten in Den Haag zusammen. 3 Aus Frankreich war allerdings nur der Vertreter der marxistischen Gruppe, Paul Lafargue, erschienen, sodaß ein Kompromiß mit den Possibilisten nicht herbeigeführt werden konnte. Die Delegierten einigten sich jedoch darauf, von den Pos2 Brief Nr. 170. s Über den Kongreß berichtete Liebknecht später in Paris: „Da unternahmen die Deutschen einen Versuch, behufs eines einigen Congresses eine Verständigung herbeizuführen. Diese Verständigung sollte von einer Internationalen Conferenz ausgehen, die ursprünglich für Nancy verabredet — das als der bequemste Begegnungsort für die Franzosen angesehen wurde —, schließlich im Haag zu Stande kam. Beide französische Fraktionen waren ohne Parteilichkeit dahin eingeladen. Aber die Possibilisten blieben weg: sie weigerten sich hinzukommen unter Angabe rein formeller Gründe. Trotz ihres ablehnenden Verhaltens beherrschte der Geist der Versöhnlichkeit die Conferenz, wie unsere belgischen Freunde und Genossen Anseele und Volders es bezeugen können. Man bewilligte die Anerkennung des vom Londoner Congreß den Possibilisten gegebenen Mandats, wie unvollkommen es auch war. Man stellte nur zwei Bedingungen: erstens, der Congreß soll souverän sein in der Bestimmung über seine Tagesordnung und in der Prüfung der Vollmachten seiner Mitglieder; zweitens, die Einberufung soll von allen Socialistenparteien ausgehen und zugleich von den Possibilisten und von den Bevollmächtigten der Congresse von Bordeaux und Troyes unterzeichnet sein. Die Possibilisten lehnten diese so vollkommen gerechten beiden Forderungen rundweg ab. Eine Congreßberufung von unserer Seite war also unvermeidlich. Trotz alledem sind wir heute noch für die Einigung; aber wie ich schon erklärt habe, wir müssen eine Form finden, welche uns nicht Denen zu Füßen wirft, welche bisher jeden Ausgleich vereitelt haben" (Protokoll, S. 16).
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sibilisten eine Heranziehung aller Gruppen und die Anerkennung der Souveränität des Kongresses, vor allem bei der Gestaltung seiner Tagesordnung, zu verlangen. „Die Deutschen erklären, auf keinen Kongreß zu gehen, wenn ihrer zwei stattfinden in Paris. Und beide Parteien sind auf 28. c. nach dem Haag vorgeladen vor eine Konferenz ...", schrieb Engels befriedigt an Sorge, „da müssen sie [die Possibilisten] entweder klein beigeben oder sie bekommen alle gegen sich."4 Als die Possibilisten ablehnten, sah Engels, der in Brousse5 noch immer den alten Anarchisten erblickte, den „Kampf vom Haag", das Ringen des Jahres 1872, neu entflammen. „Die Hauptsache dabei ist", schrieb er an Sorge,6 „daß es wieder der alte Riß durch die Internationale ist, der hier zutage tritt... Die Allianz der Possibilisten und der Soc[ial] Dem[ocratic] Federation sollte den Kern der neuen Internationale bilden, die in Paris gegründet werden sollte: mit den Deutschen, wenn sie sich einfügten als dritte im Bunde, sonst gegen s i e . . . " Engels war nun fest entschlossen, sich „ins Zeug zu legen"; werde die Internationale zu neuem Leben erweckt, dann sollte sie nur auf den geistigen Grundlagen errichtet werden, die Marx und er in einem langen Leben erarbeitet hatten. „Und bei allen diesen Irrungen hatte ich wenig Hoffnung," gestand er seinem Freund Sorge, „daß es gut gehe, daß die immanente Vernunft, die sich in dieser Geschichte allmählich zum Bewußtsein ihrer selbst entwickelt, schon jetzt siegen werde."7 Voller Energie stürzte er sich in den Kampf, um die Possibilisten in der Arbeiterbewegung zu isolieren, sah er doch keine andere Wahl als „Beugung unter die Allianz Brousse-Hyndman, oder aber Kampf mit ihr".8 Um Hyndmans Stellung in der Social Democratic Federation und in den britischen Gewerkschaften zu erschüttern, entschloß sich Engels in einer Broschüre, die unter Bernsteins Namen erschien, die Haager Beschlüsse der Öffentlichkeit zu übergeben.9 Engels an Sorge vom 23.2.1889. BaS, S. 310. Paul Brousse hatte sich nach dem Scheitern der Kommune den Anarchisten angeschlossen. Aus der Emigration nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er in den 80er Jahren der Führer der possibilistischen Richtung in der französischen Arbeiterbewegung. 8 Engels an Sorge vom 8.6.1889. BaS, S. 312 ff. 7 Engels an Sorge vom 8.6.1889. Ebd., S. 315. 8 Engels an Kautsky vom 21.5.1889. EBK., S. 243. ® Die 16 Seiten umfassende Broschüre The International Working Men's Congress of 1889 war als Antwort auf einen Artikel der Justice, des Organs der S.D.F. vom 16. März 1889 gedacht. Eine deutsche Übersetzung erschien in den Nummern 13 und 14 des Sozialdemokrat vom 30. März und 6. April 1889. Eine zweite Broschüre mit dem Untertitel A Reply to the Manifesto of the Social Democratic Federation erschien nur in englischer Sprache. 4
5
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„Unser Pamphlet hatte wie der Blitz eingeschlagen", meldete er am 11. Mai an Sorge,10 „und den Hyndman und Ko. ihren Plan verdorben, alles war uns günstig, und hätte Liebknecht . . . den Kongreß auf irgend ein Datum einberufen oder von den Franzosen einberufen lassen, so lief uns hier die Masse zu, und die S[ocial] D[emocratic] Fedferation] wurde dem Hyndman untreu." Liebknecht dagegen, der die deutsche Partei in internationalen Fragen vertrat, versuchte mit einer behutsameren Taktik, mit Höflichkeit und Verhandlungsbereitschaft zum Ziel zu gelangen. Da er die Fähigkeiten und das Geschick der französischen Marxisten wesentlich skeptischer beurteilte als Engels und den bei einem Doppelkongreß drohenden Skandal, einer „Hauerei in usum der Bourgeoisie und des Bismarck" um jeden Preis zu vermeiden suchte, empfahl er, mit den Possibilisten ebenso zu verfahren wie 1875 mit den Lassalleanern, eine „Taktik", welche sich inzwischen so „famos bewährt" habe.11 Engels versetzte dieses Vorgehen in höchste Erregung, sodaß die Schärfe des nachfolgenden Briefwechsels verständlich wird: „Es ist zum Tollwerden wenn man sieht wie Liebknecht die prachtvolle internationale Stellung der Deutschen so total kompromittirt und vielleicht theilweise ruinirt hat. In fester Allianz mit den östreichern, die Amerikaner, soweit nur ein Ableger der deutschen Partei, die Dänen, Schweden, Norweger, Schweizer, sozusagen Sprößlinge der Deutschen, die Holländer ein verläßliches Mittelglied für den Westen, dazu überall deutsche Kolonien und die nicht possibilistischen Franzosen auf die deutsche Allianz fast direkt angewiesen, die slavischen Kolonien und Flüchtlinge im Westen seit der Blamage des Anarchismus ebenfalls nach den Deutschen gravitirend — was für eine famose Position! Und alles das ins Wanken gebracht..." 1 2 Als die Vermittlungspolitik in eine Sackgasse geraten war, und selbst Auer und Schippel empfahlen, „zu den Possibilisten [zu] gehen, schon um zu beweisen, daß man nicht franzosenfeindlich-chauvinistisch sei",1® fanden sich Bebel und Liebknecht mit zwei Parallelkongressen ab. „Die Berufung erfolgte, die Wirkung war über alle Erwartung gut, Adhäsionen strömten zu und kommen noch immer", meldete Engels voller Stolz an Sorge, dem er bald darauf berichten konnte: „Unser Kongreß sitzt und ist ein brillanter Erfolg. 358 Delegierte bis vorgestern und noch immer neue am Kommen. Uber die Hälfte Ausländer, darunter 81 Deutsche . . . Ganz Europa vertreten." 14 10 11 12 1S 14
Engels an Sorge vom 11.5.1889. BoS, S. 312. S. Brief Nr. 189. Engels an Kautsky vom 21.5.1889. EBK, S. 244. Engels an Sorge vom 8.6.1889. BaS, S. 313. Engels an Sorge vom 8.6. und 17.7.1889. Ebd., 314, 316.
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Der Konflikt, der Liebknecht und Engels in dieser grundsätzlichen Frage trennte, wurde noch durch einen zweiten, minder bedeutsamen Streitpunkt verschärft. Liebknechts Schwiegersohn Geiser hatte in der unter Liebknechts Namen erscheinenden „Volksbibliothek" eine Broschüre des sozialistischen Journalisten Schlesinger veröffentlicht, der die Theorien von Marx kritisch weiterzuentwickeln suchte. Von Kautsky auf die „nette Schweinerei" aufmerksam gemacht, reagierte Engels mit einer nur aus der allgemeinen Spannung erklärlichen Heftigkeit gegen diese „wahre Sauerei" des „unwissenden Lumpacius" deren Herausgabe den Namen Liebknechts und der Partei kompromittieren müsse. Als die Kreuzzeitung einen Artikel „Ein sozialdemokratischer Antimarxist" veröffentlichte, entschloß sich Liebknecht, ungeachtet der schweren wirtschaftlichen Folgen für seine Familie zur Abgabe einer Erklärung, mit der sich nun auch Engels zufrieden gab: 15 „Die .Kreuzzeitung' veröffentlicht in ihrer Nummer vom 18. d. M. einen Artikel, betitelt: ,Ein sozialdemokratischer Antimarxist'. Dieser Artikel, welcher mir erst jetzt, nach meiner Rückkunft aus Paris, zu Gesicht gekommen ist, nöthigt mich, als Verleger der,Volksbibliothek des menschlichen Wissens', zu der Erklärung: 1. Daß die ,Volksbibliothek' mit der Fraktion der sozial-demokratischen Partei, überhaupt mit der Partei als solcher, niemals in Verbindung gestanden hat; 2. daß ich den Verlag der ,Volksbibliothek' lediglich aus Familienrücksichten übernommen habe; und daß 3. die Aufnahme der Schlesingerschen Schrift, wie bereits vor Monaten von mir erklärt ward, ohne meine Zustimmung erfolgt ist, und daß ich das Weitererscheinen verhindert haben würde, wenn dies juristisch zulässig wäre. Die albernen Schlußfolgerungen der ,Kreuzzeitung' fallen hiermit in sich selbst zusammen. Borsdorf, den 27. September 1889
W. Liebknecht."
15 Der Sozialdemokrat vom 5.10.1889. S. hierzu aber auch die Erwiderung von Schlesinger im Nachwort seiner Schrift: "Ich muß auch die Bezeichnung .Antimarxist' von mir ablehnen. Wem eine Einteilung der Sozial-Schriftsteller nach den Namen berühmter Männer durchaus notwendig erscheint, den bitte ich, mich den .Marxisten' zuzurechnen; denn ich bin Schüler und Verehrer von Karl Marx. Nicht um Marx zu beseitigen, sondern um seine Lehre fortzubilden, habe ich zur Feder gegriffen . . . " Zur Person von Schlesinger s. auch Die Geschichte der Breslauer Sozialdemokratie, 1. und 2. Teil.
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BRIEFE 170. F R I E D B I C H
ENGELS
Lieber Liebknecht
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 16. April 1888
Ich war eben dran Dir auf Deinen Brief vom 4. zu antworten als Dein zweiter mit Einl[age] für KK. [wohl: Karl Kautsky] ankam und mich belehrte daß meine Antworten nicht minder wie Deine Fragen bereits einer vergangnen Periode angehören.1 1. Die S.D.F. gerirt sich noch immer als einzige sozialistische] Organisation Englands und einzig berechtigt im Namen der Gesammtbewegung hier zu handeln und zu sprechen. Also mußte jetzt, bei der Kongreßvorbereitung, diese Stellung betont werden. Umsomehr als die Socfialist] League in ihrer jetzigen Form wohl bald einschlafen wird, und die S.D.F. die disjecta membra absorbiren möchte. Das wird aber glücklicher Weise nicht gelingen, denn dann finge der alte Personenkrakehl sofort wieder an. 2. Die S.D.F. steht in engstem Kartell mit den Possibilisten in Paris und da diese wieder in Kartell mit Broadhurst und Co.2 stehn, muß die S.D.F. laviren. Dieser zweite Grund ist der entscheidende. Hyndman und Co. haben sich so tief mit den Possib[ilisten] hineingeritten daß sie nicht wieder zurückkönnen selbst wenn sie wollten. Meine Meinung über die ganze Kongreßgeschichte? Ich kann kaum eine haben, da ich gar nicht weiß was verhandelt worden ist und ohnehin die Ansichten auch bei Dir kaleidoskopisch wechseln. Ich halte im Allgemeinen alle solche Kongresse, wenn man seines Erfolgs nicht von vornherein absolut sicher ist, für sehr riskirt, und wenn nicht etwas Bestimmtes und Erreichbares zu thun vorliegt, für ziemlich überflüssig. Die kleinen, namentlich die Belgier, führen das große Wort, und da das auswärtige Departement in Belgien nicht von den Flamändern, sondern von der alten Brüsseler Clique —
1 Die Stelle bezieht sich vermutlich auf die Veränderungen nach dem Tod des ersten deutschen Kaisers. 2 Henry Broadhurst besaß als Sekretär des parlamentarischen Komitees der englischen Gewerkschaften großen Einfluß auf die internationale Arbeiterbewegung. S. Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 185.
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familie Brism6e3 — verwaltet wird, ists immer dieselbe alte Sauce. Euren Kongreß aber 8 Tage nach dem der Tr[ade] Unions hier halten zu wollen, wäre reiner Ruin. Die Gelder wären verzehrt, die Leute liefen Euch auseinander, und Ihr wärt rettungslos in die Hände der Londoner Macher geliefert — ad majorem gloriam Hyndmannsl Daß die Franzosen — einerlei welcher Sorte — einen zum Jubiläum der französischen] Revolution von 1789 und apropos der Pariser Ausstellung berufnen Kongreß in Genf abhalten sollten, werdet Ihr ihnen sicher nicht beibringen. Wenn also Euer Kongreß auch nicht zu Stande kommt so ist das nach meiner Ansicht kein Weltunglück. Ohnehin ist die Tagesordnung unnöthig beschränkt.4 Auf einem von unsrer Reichstagsfraktion berufenen Kongreß kommen doch nur Sozialdemokraten] und Anarchisten, keine bloßen Trades-Unionisten. Die Anarchisten hätte ein soz[ial]dem[okratischer] Kongreß an die Luft setzen können, ein allgemeiner] Arbeiterkongreß kann's nicht und sie sind im Stand sich sehr mausig zu machen. Fritz muß sich sehr eilen besser zu werden mit seiner Gesundheit; sonst wächst ihm Bismarck ganz über den Kopf.5 Ich hoffe B i s marck] treibts zu toll, fliegt, es wird aufgelöst und neugewählt, unter irgend welchem Interimsministerium.6 Das würde ein schönes desillusionnement für den Philister geben. Aber freilich wenn man tagtäglich zu ärztlicher Halsabschneidung verdammt werden kann, hat man schwerlich Schneid für ernstlichen Kampf. Und daß B[ismarck] sich wehrt mit Krallen und Zähnen zeigt er schon jetzt. Beste Grüße Dein F. E. Was wir Dir Samstag schickten ist wohl was Du wünschest? Sonst verstehn wir Dich nicht. Das Deutsch ist von Eccarius.
Gemeint ist offenbar der Kreis um De Paepe, der mit dem am 17. Februar 1888 verstorbenen Vorkämpfer der Internationale in Belgien Désiré Brismée verwandt war. S. auch den Nachruf auf Brismée im Sozialdemokrat, Nr. 10, vom 3.3.1888. 4 Der Parteitag in St. Gallen hatte am 5. Oktober 1887 einstimmig beschlossen, durch einen internationalen Arbeiterkongreß gemeinsame Schritte der Arbeiter aller Länder zur Verwirklichung einer internationalen Arbeiterschutzgesetzgebung herbeizuführen. Protokoll, S. 38. s Fritz = Kaiser Friedrich III. « Bei der nächsten Reichstagswahl im Februar 1890 errang die Sozialdemokratie einen überwältigenden Sieg.
3
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171. F R I E D R I C H ENGELS
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
Lieber Liebknecht Nebenstehendes heut Morgen erhalten.1 Es ist gut daß Fritz etwas besser ist.2 Wenn der junge Wilhelm dran kommt, grade jetzt, so würde er und B[ismarck] — wenn nicht alle Zeichen trügen — Rußland abfinden um Erlaubniß zu einem Krieg gegen Frankreich zu bekommen. Es scheinen schon jetzt gewisse eventuelle Abmachungen abgeschlossen. Dadurch, und dadurch allein, würde Boulanger eine Gefahr, für Frankreich wie für Deutschland. Die Franzosen würden geschlagen, aber der Krieg würde langwierig in Folge der starken französischen Befestigungen, und andre Leute würden sich einmischen.3 Wahrscheinlich Oestreich und Italien gegen Deutschland, denn Rußlands Erlaubniß zu dergleichen ist nicht zu haben, ohne daß beide den Russen geopfert werden. Das hieße also daß Bismarck den Russen Konstantinopel erobern hilft, und das hieße den Weltkrieg unter Bedingungen wo wir ganz sicher schließlich unterliegen: im Bunde mit Rußland gegen die Welt! Ich hoffe diese Gefahr geht vorüber. Dein F. E. 1
2 3
Dem Brief war das nachstehend veröffentlichte Schreiben Lafargues beigefügt Kaiser Friedrich III. S. auch Brief Nr. 168 und Engels an Sorge vom 22.2.1888. BaS, S. 291.
1 7 2 . P A U L L A F A R G U E AN W I L H E L M
Mon cher Liebknecht
LIEBKNECHT
Le Pesseux, 27 Avril 1888
Ma réponse à votre lettre ne vous étant pas parvenue, je fais passer cette lettre par Engels. Nous croyons qu'en ce moment un congrès international n'aurait pas grande chance de succès en France, non pas à cause de l'agitation Boulanger, mais parceque le public ouvrier et socialiste est fatigué des congrès et un peu de tout en ce moment. La seule manière de faire tenir un congrès ce serait de le tenir en [18] 89, l'année de l'exposition, en même temps que les Bourgeois fêteront leur centenaire. On aurait beaucoup de délégués. D'ailleurs B 1 qui m'a remis votre lettre 1
Vermutlich Bonnier.
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et avec qui nous avons causé de la question a du vous dire notre opinion à ce sujet. Avant de lancer l'idée d'un congrès international, je crois que vous feriez bien de consulter les autres partis socialistes d'Europe pour savoir s'ils croient que le moment d'une telle manifestation est venu. Je le crois un peu prématuré un congrès international qui, dans la situation pleine de danger de guerre dans la quelle se trouve l'Europe,2 ne serait pas imposant par le nombre et le valeur de ses délégués, serait très nuisible au parti socialiste international, il donnerait la mesure de sa faiblesse. Priez le Bon Dieu pour que votre empereur ne meure que six mois après votre ami Bismarck. Laura vous envoie ses amitiés à vous et à toute votre famille. Je vous serre cordialement la main P . LAFARGUE 2 Seit der sogenannten Schnäbele-Krise, der Verhaftung des französischen Polizeikommissars Schnäbele auf deutschem Bodem im April 1887, herrschte in Frankreich und Deutschland allgemeine Kriegsfurcht und -Stimmung. S. auch die übrigen Briefe von Engels aus dieser Zeit.
1 7 3 . F R I E D B I C H E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
Adams House No 553 Washington Street, Boston,1 31. August 1888 Lieber Liebknecht Soeben 9.30 Morgens lesen wir im Boston Herald Deine Wahl in Berlin mit über 10,000 Stimmen absolfute] Majorität 2 und gratuliren Dir von Herzen dazu — ich, Schorlemmer und beide Avelings. Wir sind 7 Tage in N[ew] York resp. Hoboken (bei Sorge) gewesen,8 seit Montag hier, morgen nach Niagara, wenn möglich nach Chicago, sonst in die Oil Region 4 und über Toronto Montreal, Lake Champlain, Adirondaks, Albany, down Hudson auf N[ew] Y[ork] zurück von wo wir 18/19 September] per City of N[ew] York nach L[iver]pool zurückfahren. Sehr schöne Reise, viel gelernt, endlich 1 Engels hatte sich im Sommer entschlossen, zusammen mit seinem Freund Schorlemmer und der Familie Aveling in die Vereinigten Staaten zu reisen, nicht zuletzt um die Angehörigen der Familie Bums zu besuchen. S.u.a. Engels an Sorge vom 11.7.1888. BaS, S. 301. 2 Liebknecht hatte einen Tag zuvor in Berlin VI gesiegt. S. Brief Nr. 168, Anm. 2. 3 Am gleichen Tag sandte Engels Sorge einen ausführlichen Reisebericht. S. BaS, S. 302 f. * Der Besuch der ölfelder, an denen vor allem Schorlemmer interessiert war, wurde aufgegeben. Ebd., S. 304.
319
auch ordentlich geschwitzt was uns drüben diesen Sommer nicht vorgekommen. Grüß Deine Frau, Bebel und Singer Dein F. E.
174.
NATALIE
LIEBKNECHT
Sehr verehrter Herr!
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Leipzig, 27.11.1888
Zu Ihrem Geburtstag erlaube ich mir Ihnen die herzlichsten Glückwünsche zu senden. Vor Allem hoffe ich, daß Sie diesen Winter gesund angetreten haben u. ihn auch so verleben u. daß die amerikanische Reise Ihre Gesundheit nicht erschüttert, sondern vielmehr gekräftigt hat. Wie mein Mann mir sagte, waren Sie sehr befriedigt von Ihrer Reise. Ein Vorteil war es, daß Avelings mit den dortigen Verhältnissen schon einigermaßen vertraut waren. Bei dem anhaltend stürmischen Wetter, denke ich oft daran, welches Glück mein Mann doch bei seiner Rückfahrt hatte. Der Aufenthalt bei Ihnen ist u. bleibt der Glanzpunkt < i n > meiner Erinnerungen. Kein Tag vergeht, ohne daß meine Gedanken über den Kanal gewandert sind u. ich mir alles zurückgerufen habe, was ich in der „Neuen Welt" erlebt habe. Zur Feier Ihres Geburtstages wird dieses Mal nicht der altgewohnte Kreis versammelt gewesen sein, Kautsky's werden gefehlt haben. H[errn] K[autsky]'s Verhalten gegen seine Frau hat meine höchste Mißbilligung erregt, so weit ich die Verhältnisse kenne u. davon gehört habe, bin ich sogar ganz empört darüber.1 H[err] Bebel ist genau unterrichtet. Gerne möchte ich Ihre Ansicht verehrter Herr darüber wissen. Von Fr [au] Schack hören wir gar nichts mehr. Ist sie noch in England? Agitirt sie noch? Waren auch die Gratulanten zu Ihrem Geburtstag dieses Jahr andere, wie vor 2 Jahren, so ersetzten sie dieselben doch wohl vollständig. Tussy, H[err] Aveling, Mrs. u. Mr. Roscher u. die niedlichen Kinderchen sind Ihnen doch die liebste Umgebung. Wie geht es Aveling's u. Roschers u. Minni? Sind Alle wohl? Kann Mimmi immer noch treu ihres Amtes walten u. für Alle sorgen u. an Alle denken? Bitte grüßen Sie die beiden Familien u. Mimmi herzlichst von mir. 1
Kautsky hatte im Sommer 1888 die Scheidung von seiner ersten Frau eingeleitet.
320
Bei uns geht es leidlich. Mein Mann ist augenblicklich noch in Berlin, wo ich auch 4 T[age] mit ihm war u. der Constituirung des Reichst[a]g's beiwohnte. Von diesem Reichst[ag] ist denn gar nichts zu erwarten. Wir gehen jetzt unter dem neuen Régime im Geschwindschritt rückwärts. Der kleine Sohn des großen Vaters < i s t w e n i g > läßt die Welt nicht lange im Zweifel über seine Absichten. Daß Kaiser F[riedrich] zu Tode gequält werden mußte, wollte sagen, wurde, ist gar nicht zu überwinden. Die Mackenzie u. dann Geffken Behandlung ist gemein u. nichtswürdig. Ich las die Broschüre.2 Leben Sie wohl, sehr verehrter Herr. Mit den freundschaftlichsten Grüßen verbleibe ich stets Ihre dankbare N. L. 2 Vermutlich Sir Morell Mackenzie, The Fatal Illness of Frederick (London, 1888).
175. NATALIE L I E B K N E C H T
AN F R I E D R I C H
the Noble
ENGELS
[von anderer Hand: 28.12.1888] Sehr verehrter Herr! Das Jahr 88 neigt sich seinem Ende zu, erlauben Sie mir deshalb Ihnen zu dem kommenden 89 meine besten Glückwünsche zu senden. Vor Allem wünsche ich Ihnen ununterbrochene Gesundheit, alles Uebrige findet sich dann bei Ihnen von selbst. Auch Tussy u. H[errn] Aveling, sowie Mimi, bitte ich meine herzlichsten Wünsche zu übermitteln. Wir haben schon sehr lange Nichts von Ihnen gehört, ich hoffe aber, daß Sie Alle sich wohl befinden, incl. die Familie Rosher. Wie es bei uns geht, wissen Sie aus den Zeitungen. Während der Feiertage schweigt die Politik. Seit dem 24. d. M. ist mein Mann bei uns u. darf bis zum 4.1. k[ommenden] Jahres bleiben. Wir haben dadurch recht vergnügte Feiertage verlebt. Mit den herzlichsten Grüßen an Sie, verehrter Herr, Avelings, Rosher's u. Mimi, bleibe ich stets Ihre dankbare N.
LIEBKNECHT
321
176. W I L H E L M
LIEBKNECHT
AN F B I E D R I C H
ENGELS
1
29.12.1888
Lieber Engels! Seit einigen Tagen bin ich in Leipzig — auf Urlaub. Mitte Januar will ich versuchen, mit einigen Franzosen, Belgiern u. Schweizern eine Vorkonferenz zur Inszinirung des Pariser Congresses abzuhalten. Ich zweifle am Gelingen. Die Franzosen scheinen ganz unfähig etwas zu thun. Es wäre nicht unmöglich, daß ich bei der Gelegenheit auch einen oder zwei Tage nach London komme. Hoffentlich bist Du ganz wohl. A happy New Year and the compliments of the Season to you, Tussy, Lehnchen, Aveling, Mr. and Mrs. Rosher etc. Your W. L. i
D e r Brief befindet sich auf dem gleichen Bogen wie Nr. 175.
177. W I L H E L M
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS 1 1 . 1. 1 8 8 9
Lieber Engels! Für die Aufschlüsse über die Broussisten Dank. Manches war mir neu, obgleich mein Urtheil über die Gesellschaft nicht verschlimmert werden konnte. Wenn Du glaubtest, ich habe mich mit den Leuten eingelassen, so irrst Du Dich. Ich hatte bis zur Ankunft Deines Briefes an mich und des Briefes an Bebel nie, weder direkt oder indirekt, anderen als feindlichen Verkehr mit ihnen < L e u t e n > gehabt. Und ich hatte es auch lange für möglich gehalten, sie in der Congreßsache ganz zu umgehen. Allein ich habe mich überzeugt, daß dies nicht möglich ist. Wie Du selbst sagst: die Belgier sind unsichere Cantonisten; die Holländer stellten ausdrücklich die Bedingung, daß die Broussisten zur Vorkonferenz zugeTiogen wurden. Und da wir uns unter keinen Umständen der Gefahr aussetzen können, in Paris von Arbeitern gesprengt zu werden, und da die französischen Freunde uns absolut keine Garantie bieten konnten, so standen wir vor der Wahl: entweder auf die Beschickung des Pariser Congresses zu verzichten, die wir bloß unter der Voraussetzung beschlossen hatten, daß die Franzosen es fertig bringen würden, nur einen Congreß zu haben. Oder die Broussisten zur Vorkonferenz zuzuziehen und dort < w o 322
möglich> dann reinen Tisch zu machen. Wir mußten uns im Interesse des Congresses für das zweite entscheiden, um so mehr, als die Broussisten durch den Londoner Congreß eine Legitimation haben,1 die wir nicht ohne Weiteres ignoriren können. Ich richtete am Dienstag von Dresden aus, nach Besprechung mit Bebel, die — rein formale — Einladung an das Blatt der Leute. Kommt kein Delegirter derselben, so haben wir freie Hand. Kommt einer oder kommen mehrere, so werden wir schon mit ihnen fertig werden. Fügen sie sich, dann gut; fügen sie sich nicht, dann sind sie isolirt und werden von uns todt gemacht. In jedem Fall gewinnen wir dadurch, daß wir sie zur Conferenz einladen. Und in jedem Fall sichert die Conferenz das Gelingen des Congresses und die Lahmlegung der Broussisten.2 Ich bitte Dich, unseren Entschluß nicht durch die Brille unserer französischen Freunde zu betrachten und, falls Du ihn trotzdem zu mißbilligen fortfährst, unsere Aktion nicht zu durchkreuzen und den Erfolg abzuwarten. Sei versichert, ich hasse die Bande nicht minder als Du es thust, aber die praktische Politik zwingt uns, gegen Neigungen und Abneigungen taub zu sein. Dank für die Pall Mall Gazette. Bismarck ist diesmal gründlich in der Patsche. Fürst Hatzfeldt, der Lassalle'schen Hatzfeldt Sohn!, wird in den Hofkreisen schon offen als sein Nachfolger genannt. Herzlichen Gruß an Euch alle. Meine Frau schreibt dieser Tage. Ich bin gerade in Würzen, der nächstgelegenen Stadt, wo ich meine Einkäufe machen muß. Adieu! Dein W. L. Bebel's Brief erhielt ich schon gestern Morgen: ich konnte aber nicht früher schreiben. i
8
S. die Vorbemerkung, S. 312, und Mayer, Engels, II, S. 392. Gemeint ist die Vorkonferenz in Den Haag vom 28. Februar.
178.
WILHELM
LIEBKNECHT
Lieber Engels!
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Borsdorf, 6. 3. 1889
Von mir ist keine andere Einladung nach England ergangen, als an Bernstein und an (Keir) Hardie von den Miners. Letzterer — mit dem 323
ich seit dem Londoner Congreß in Verbindung bin — steht ganz auf unserer Seite. Die Einladung anderer Engländer überließ ich Bernstein und Lafargue, der mir geschrieben hatte, sie — die Franzosen — würden Engländer einladen. Ebenso überließ ich die Italiener, da ich keine ordentlichen Adressen hatte, den Franzosen.1 Wenn hier irgend etwas versäumt ist, ist es also nicht meine Schuld; ich kenne keinen Engländer, an den — Hardie ausgenommen — ich mich persönlich hätte wenden können. Die Federation und League sind zu einflußlos,2 als daß ihre Einladung einen Sinn gehabt hätte. Übrigens sind die Conferenzbeschlüsse derart, daß Niemand sich durch sie verletzt fühlen kann. Von den Broussisten noch nichts gehört. Ein Glück, daß wir die Belgier durch ihre Unterschriften in der Tasche haben.3 Nach Ostern sehen wir uns. Ich freue mich auf den mündlichen Bericht Deiner amerikanischen Abenteuer.4 Grüße an Dich, Lehnchen, Tussy und alle Anderen. Dein W. L. 1 An den Besprechungen in Den Haag hatten weder Engländer noch Italiener teilgenommen. 2 Gemeint sind die Social Democratic Federation und die Socialist League. 3 S. den folgenden Brief. 4 Engels war im Frühherbst 1888 (17.8. bis 19.9.) nach Amerika gereist. S. Brief Nr. 173.
179. W I L H E L M
LIEBKNECHT
Hôtel de l'Aigle tenu par J. G y g i Place de l'Hôtel de Ville Chaux de Fonds Suisse
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Chaux de Fonds, le 20. März 1889
Lieber Engels! Bei scheußlichem Wetter, meterhohem Schnee sitze ich hier, und nieße. Bei Schnee und Kälte fuhr ich von Berlin, durch Schnee und Kälte bis Zürich, Lausanne, nach Genf, wo eine grimmige Brise meinen germanischen Schnupfen zu riesigen Dimensionen entwickel324
te. Zum Glück war warm Wetter am Enthüllungstag, ich war nicht heiser, wie ich befürchtet und es ging. Die Feier war wirklich großartig.1 Doch — davon genug. Deinen Brief zu beantworten, finde ich erst jetzt Zeit — das Wichtigste schrieb ich schon Ede.2 Ich war gerade auf dem Punkt abzufahren, als der Brief kam. Bei der Conferenz handelte es sich darum, für uns und unsere Bundesgenossen (um den Ausdruck zu gebrauchen): Schweizer, Dänen und Holländer den Belgiern gegenüber Klarheit zu gewinnen, und mit den Franzosen ins Reine zu kommen, damit wir entscheiden konnten: ob und eventuell wie der Congreß möglich sei. Die Engländer waren hierbei nur sehr indirekt interessirt, und ich kannte und kenne keine Organisation, an die ich mich hätte wenden können. Indem ich an Ede schrieb und ihn bat Dich (ohne Scherz) mitzubringen, — ihm auch sagte, daß ich nur an ihn geschrieben, weil ich nicht wüßte, wen einladen — that ich, was nöthig war. — Euch war ja überlassen, zu bringen oder schicken wen Ihr wolltet. Doch, wie gesagt, es war von keiner Bedeutung, während es mir sehr lieb gewesen wäre, Deinen Rath zu haben. Genug — die Conferenz hat ihren Zweck erreicht, so weit er in Abwesenheit der Broussisten erreicht werden konnte. Die Belgier benehmen sich weit besser als ich gehofft hatte. Allein was ist zu machen, wenn unsere Leute so eselhaft sind, alle Beschlüsse in den Wind zu schlagen, und alle Vortheile ihrer Position zu opfern? Es war ausdrücklich bestimmt, was geschehen solle, im Fall die Broussisten sich weigerten. Die Belgier hatten auf Ehrenwort gemeinsames Handeln versprochen und ihre Unterschrift gegeben. Es sollte ein Manifest an die Arbeiter der Welt erlassen werden, welches das Treiben der Broussisten darlegte, und der Congreß sollte für September vorbereitet werden. Ein gleich1 Liebknecht war im Auftrag der Fraktion nach Genf gefahren, um an der Enthüllung des Johann Philipp Becker-Denkmals teilzunehmen. Über den Verlauf der Feier berichtete der Sozialdemokrat am 6. April 1889 u.a.: „Am 17. März d.J. wurde das Denkmal, welches die Sozialdemokraten aller Kulturländer dem ,alten Johann Philipp' geweiht haben, auf dem Kirchhofe Saint George bei Genf enthüllt. . . Nach einigen einleitenden Worten des Genossen E n g e l i . . . wurde Liebknecht das Wort ertheilt, der von der deutschen sozialdemokratischen Fraktion entsandt war. Dieser begann damit, daß die Liebe und Dankbarkeit ihn hergeführt habe . . . von der die deutsche Sozialdemokratie für den tapferen Vorkämpfer mit Schwert, Wort und Feder erfüllt sei. Die Sozialdemokratie habe keinen Götzendienst und Personenkultus. Keiner könne mehr, keiner dürfe weniger als seine Pflicht thun. Denkmäler für die Lebenden kenne die Sozialdemokratie überhaupt nicht. Wenn aber ein tapferer Genosse sein Leben hindurch für die Emanzipation der Arbeiterklasse, für alles Große und Gute gerungen, und durch ungewöhnliche Leistungen die Sache des Volkes gefördert habe, dann sei es auch eine Pflicht der Dankbarkeit, nachdem er von uns geschieden, seiner zu gedenken als eines Genossen, der sich wohl verdient gemacht hat um die höchsten Interessen der Menschheit. . . " 2 Eduard Bernstein.
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zeitiger Congreß neben dem der Broussisten war ausdrücklich verworfen. Und gerade das wollen jetzt unsere Leute! Es ist zum toll werden. — Wahrscheinlich gibt's gar keinen internationalen Congreß. Unsere Leute in Deutschland sind wüthend. — Möglich, daß Lafargue und Comp, wieder umgesattelt haben, aber durch ihre Albernheit ist kostbare Zeit verloren gegangen und den Belgiern Gelegenheit gegeben, sich aus der Schlinge ihres Ehrenworts zu ziehen. — Ich konnte in den letzten 8 Tagen keine Correspondenz in der Sache führen und muß nun abwarten, was ich in Deutschland erfahre. — Daß ich nach dem 4. Mai bei Dir wohnen kann, ist mir sehr lieb; vorher komme ich sicherlich nicht; wahrscheinlich erst gegen Pfingsten. — Mein ältester Junge hat das Maturitätsexamen sehr gut bestanden;3 er wird wohl Mediziner werden — er kann dann in die ganze Welt. Meine Frau ist wohl und recht vergnügt über den Erstgeborenen. Viele Grüße an Dich, Lehnchen, Tussy, Aveling etc. Dein W. L. In Genf war viel die Rede von Dir. Samstag bin ich wieder in Borsdorf. *
Theodor Liebknecht.
180. W I L H E L M
L I E B K N E C H T AN F R I E D R I C H
ENGELS
Borsdorf, 28. 3.1889 Lieber Engels! Schwamm über das Vergangene. — Ich stimme mit Dir überein, daß wir den Congreß wenn irgend möglich doch in diesem Jahr und in Paris halten. Lafargue schreibt, September sei zu spät, wegen der Wahlen im Oktober.1 Gut, dann kann man August nehmen. Das gleichzeitige Tagen im Juli ist impossible — es gäbe einen riesigen Skandal — Hauerei in usum der Bourgeoisie und d[es] Bismarck — genug, wir können uns dann nicht betheiligen.2 Bis August 1
Die Hauptwahlen fanden am 22.9., die Stichwahlen am 6.10. statt. Der Kongreß fand dann doch in der gleichen Zeit wie der Possibilistenkongreß, in der Woche vom 14.-20. Juli, statt. 2
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läßt sich aber noch Alles vorbereiten. Natürlich bedarf es eines Manifests an die Arbeiter. Mit den Engländern, soweit Du es für zweckmäßig erachtest, will ich in Correspondenz treten, um zu erklären, warum die Einladungen sich auf Morris und Hardie beschränkten. Gib mir die Adressen derer, die dabei Deiner Meinung nach in Betracht kommen. Ich schreibe sofort hin. Höflichkeit ist die billigste Münze. Und komme ich nach London, was nun wohl sehr bald nach dem 4. Mai geschehen wird, dann besorgen wir das Weitere. Daß aber Bernstein sich in die Possibilisten verbeißt, ist nicht von Vortheil. Ich werde ihm schreiben, sobald ich die Broschüre (für die ich Dir danke) genau durchgelesen habe.8 Adieu! Ich bin in grimmiger Eile. Bebel citirt mich eben nach Berlin. Gruß an Dich, Lehnchen, Tussy und den Rest — Auch meine Frau grüßt, die mich gerade auf ein paar Stunden besucht. Dein W. L. * Liebknecht meint die von Engels und Bernstein gemeinsam verfaßte Broschüre: The International Working Men's Congress of 1889.
181. FRIEDBICH
E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 4. April 1889 Lieber Liebknecht Außer Deinen Briefen an mich liegen die an Bonnier1 und Ede vor mir. Ich sehe daraus daß wie gewöhnlich wir sehr bedeutend auseinander gehn sobald es ans Handeln kommt. Bei den Engländern würdest Du jetzt mit Deiner „Höflichkeit" post festum nur ausgelacht werden. Dein Rath an die Franzosen eventuell d'arriver ä un arrangement quelconque avec les Broussistes, d.h. extra hingehn und den Hintern hinhalten um drauf Tritte zu empfangen, hat die Leute begreiflicher Weise wüthend gemacht. Dieser Rath und Dein Ärger darüber daß wir — denn das Pamphlet ist auf meine Anregung unternommen und fast ganz von mir redigirt — die Possibilisten als das i Der französische Sozialist Charles Bonnier, ein Anhänger von Marx und Freund von Guesde, wirkte als Dozent in Oxford. S. auch Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 230 f.
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hingestellt was sie sind — Reptilienfondsempfänger der Opportunisten d.h. der haute finance — und daß wir damit einem großen Theil der Engländer die Augen über ihnen absichtlich verheimlichte Dinge geöffnet haben, ist nur dann erklärlich wenn Du Dir ein Hinterpförtchen offenhalten wolltest um — selbst nach dem Euch von den Possfibilisten] ertheilten Tritt — noch ein kleines Geschäftchen auf Rechnung und Gefahr der deutschen Partei einzufädeln. Sollte das der Fall sein so bin ich keineswegs verdrießlich darüber, da ein kleines Stöckchen vorgesteckt zu haben. Dies Alles sowie Deine Meinung, Ede habe der Justice redaktionell, d.h. im Soz[ial] Demfokrat], d.h. deutsch, ohne den Engländern verständlich und zugänglich zu sein, antworten sollen, beweist daß Du aus den französischen] wie englischen] Verhältnissen total heraus bist, mit antiquirten Daten und eingebildeten Situationen rechnest. Es ist das auch nicht anders zu erwarten, da Du dort die betr. Journale gar nicht erhältst, und mit keiner irgend wie bedeutenden Persönlichkeit in England und Frankreich in regelmäßiger Korrespondenz stehst (ich meine natürlich von den sozialistischen] Parteien). Über alle diese Dinge ist Ede weit besser unterrichtet als Du und Du thätest besser bei ihm Information zu holen als ihn über Dinge abzukanzeln wo er Dir weit über ist und sein muß. Daß das Pamphlet nicht nur der größte Dienst war der Euch von uns erwiesen werden konnte, sondern auch eine absolute Notwendigkeit hoffe ich, wenn nicht Dir, so doch Singer klarmachen zu können wenn Ihr herkommt. Soviel ist sicher, den nächsten Kongreß könnt Ihr allein machen, ich lasse die Finger davon. Die Resolution] vom Haag war uns von Laf[argue] ausdrücklich zur Veröffentlichung zugeschickt, und nach der schnöden Abweisung die Euch die Possfibilisten] ertheilt, war sie absolut nothwendig. 2 Ich werde da verdammt wenig nach Etikette fragen und ruhig abwarten ob sich außer Dir noch sonst jemand darüber beschwert. Was das Datum des Kongresses angeht so wird jede Änderung des einmal Beschlossenen eine neue Schwierigkeit der Verständigung, 3 da jeder ein andres Datum vorschlagen wird, und man sich z.B. über den 10. August erst am 10. Oktober wird geeinigt haben. Euch darüber Vorschläge zu machen, wird nichts nutzen, ich will nur hoffen daß nach all der Schererei — ich habe seit 4 Wochen wegen der ver2 Am 8.6.1889 schrieb Engels an Sorge: „ . . . die weisen Leute im Haag" hätten beschlossen, die Resolution „geheim zu halten, und zwar in infinitum. Glücklicherweise wußte hier und in Paris niemand von diesem gescheiten Beschluß, und so legten wir los . . B a S , S. 318. 8 Lafargue hatte eine Vorverlegung des Termins erbeten. S. Brief Nr. 180.
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dämmten Geschäfte keinen Strich am III. Band4 thun können — doch noch irgend etwas Reelles herauskommt. Grüße Deine Frau und die Andern wenn Du sie siehst herzlich Dein F. E. Daß Ihr Keilerei mit den Poss[ibilisten] vermeiden wollt, die notabene noch mit hoher obrigkeitlicher Bewilligung unter dem Schutz der Poss[ibilisten] durch die Polizei stattfinden würden, wo Ihr also zum Dank für Euere Haltung zu Gunsten Frankreichs seit 1870, von den Franzosen als Prussiens verhauen würdet, begreife ich vollkommen und habe es Laf[argue] auch deutlich genug gesagt. 4
Der 3. Band des Kapital.
182. FRIEDRICH
E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 5. April 1889
Als ich Dir gestern schrieb erwartete ich nicht daß ich Dir heute schon die Probe auf mein Exempel liefern könnte. Unser Pamphlet — verbreitet in 2000 Ex[emplaren] in London und 1000 in der Provinz, und Dank Tussy, an die richtigen Stellen, — hat eingeschlagen wie eine Bombe und ein kolossales Loch gerissen in das HyndmanBroussche Intriguengewebe, und zwar an der entscheidenden Stelle. Die Leute hier, plötzlich aufgeklärt über den wahren Sachverhalt, finden daß H[yndman] sie über den Kongreß, die französischen] sozialistischen] Parteien, die Deutschen und die Haager Geschichte schändlich angelogen und ihnen die wichtigsten Sachen verheimlicht hat. Die rebellischen, fortschrittl[ichen] Elemente der Trades Unions1 die Hyndman eben abzufangen im Begriff stand, wenden sich jetzt an Ede, und Alles will weitere Aufklärung haben. In seinem eigenen Lager der S.D. Fed. hat H[yndman] ebenfalls Opposition erhalten, so daß unser Pamphlet die einzig sichern Allierten der Poss[ibilisten] die S.D.F., wackelig gemacht hat. Die Folge ist beiliegende, rückwärtskonzentrirende im Gegensatz zu seiner früheren schnoddrigen Sprache geradezu beschissene Antwort Hyndman's in Justice.2 Noch nie hat H[yndman] einen so schmählichen Rückzug angetreten, und der Artikel wird uns neue Erfolge eintragen. Der In einem Brief an Kautsky vom 21.5. schreibt Engels, ihre Aktion habe „discontented Trades Umonists" aufgerüttelt. EBK, S. 244. 2 Gemeint ist Hyndman's Artikel „The International Workers' Congress of Paris of 1889 and the German Social-Democrats", Justice, 6.4.1889. 1
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Soz[ial] Dem[okrat] hat mit einem Schlag eine achtunggebietende Stellung in London erobert, wozu er sonst Jahre gebraucht hätte. Und statt auf uns zu schimpfen, bittet man uns jetzt förmlich doch keine zwei Kongresse zu wege zu bringen.3 Nun also. Ede wiid antworten, er könne nur in eignem Namen sprechen, aber er glaube sagen zu können, daß wenn die Poss[ibilisten] jetzt noch, aber ungesäumt, die Haager Beschlüsse unbedingt acceptiren, es vielleicht noch nicht zu spät sei zur Einigung und er gerne dahin wirken werde.4 Da die Poss[ibilisten] auch aus Spanien schlechte Nachrichten haben, indem ihr Agent Gély in Madrid,5 wo wir Alles in der Hand haben, einfach abgewiesen wurde, und auch sonst nur in Barcelona bei Einer Trades Union irgend welche Aussichten hat, und da die Belgier sich auch zäher zu halten scheinen als sie, die Poss[ibilisten], erwarteten, so ist es sehr möglich daß dieser letzte Schlag — der ihre Hauptreserve wackelig macht — sie weich stimmen wird. Um nun das Eisen zu schmieden weil es warm ist, wäre es gut wenn Du inliegenden] Brief an Ede möglichst wörtlich schreiben und ihm umgehend zuschicken würdest. Denselben schicke ich an Bebel mit derselben Bitte. Aber möglichst wörtlich, denn ein einziger für die hiesige Lage ungeeigneter Ausdruck würde uns verbieten Gebrauch davon zu machen. Möglicher Weise würden die Briefe dann veröffentlicht. Es handelt sich darum den H[yndman] dahin zu bringen daß er auf die Poss[ibilisten] in unserm Sinn wirkt; geschieht das, so geben sie sicher klein bei und wir haben den Einen Kongreß gerettet. Und nun darfst Du auch im Hinblick auf meinen gestrigen Brief wieder sagen daß ich der gröbste Mann in Europa bin. Dein F. E. Alles dies ist zwischen Ede und mir heute verabredet. [Auf dem gleichen Blatt befindet sich folgender Briefentwurf an Bernstein, den Liebknecht in Abschrift weiterleiten sollte:] 8
Hyndman schloß seinen Artikel mit den Sätzen: „For our part, w e still sincerely hope that a peaceful solution will b e found to all these petty differences . . . W e at least have no personal or family feeling involved in the matter at all, and we are confident that our comrades in every country, as soon as they understand the situation, will decide by an overwhelming majority that all minor points must be sunk in the general endeavour to hold in this year 1889 an International Congress of the Workers of the World worthy of the great cause we are striving for." * Am 13. April veröffentlichte die Justice eine Zuschrift von Eduard Bernstein in der es u.a. heißt: „ . . . If the Possibilists unreservedly, and without further delay, accept the Hague proposals, the signatories of these proposals will perhaps even now reconsider their position. I can only speak for myself, but I would in that case do my very best to bring about the union which w e all desire . . 5 Gemeint ist offenbar E. A. Gély, der Sekretär für auswärtige Beziehungen der „Fédération des Travailleurs socialistes de France".
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Lieber Ede Ich bin sehr erfreut zu hören, daß die S.D.F. sich versöhnlicher zeigt. Aber wir sind durch die Ablehnung der Haager Beschlüsse Seitens der Possfibilisten] in die Zwangslage versetzt, selbständig vorgehn und einen Kongreß berufen zu müssen auf dem Alle Zutritt haben und der souverain in seinen eigenen Angelegenheiten entscheidet. Die Vorbereitungen dazu sind im Gang und können nicht unterbrochen werden. Wenn die S.D.F. die Einigung ernstlich will, so kann sie vielleicht noch jetzt dazu beitragen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Diese Einigung kann möglicher Weise noch stattfinden wenn die Poss[ibilisten] die Haager Beschlüsse purement et simplement acceptiren — aber unverweilt, denn wir können uns nach der einmal erfolgten Abweisung nicht noch länger hinhalten lassen. Ich kann hier nicht im Namen der deutschen Partei sprechen da < w i r > die Fraktion nicht versammelt ist, noch weniger im Namen der übrigen im Haag vertretenen Gruppen. Aber das will ich gern versprechen: falls die Possfibilisten] ihre unbedingte Annahme der Haager Beschlüsse, von denen wir um kein Haarbreit abgehn können, bis zum 20. April c. spätestens in die Hände der < d a z u > belgischen Delegirten Volders und Anseele8 schriftlich deponiren, will ich < g e r n > das Meinige thun um die Einigung und das Erscheinen allein auf dem von den Possfibilisten] unter Einhaltung der Haager Beschlüsse zu berufenden Kongreß zu ermöglichen. Dein W. L. Das Datum 20 Apr[il] ist wichtig — weil die Entscheidfun]g fallen muß vor dem Belgfischen] Nationalkongreß am 21.7 Inliegendes] auch aus Sozialist8 — die Amerikaner halten hier ganz mit Ede. Mehr als alles andre hat hier grade die Veröffentlich [ung] des Haager Beschlusses gewirkt, über den Hyndman lauter Lügen verbreitet hatte und der in seiner Beschränkung auf die Forderung von eigentlich selbstverständlichen Sachen enorm eingeschlagen hat. • E. Anseele und J. Volders hatten die belgische Bewegung auf der Konferenz in Den Haag am 28.2. 1889 vertreten. 7 Über den Ausgang des belgischen Nationalkongresses vom 21./22. April schrieb Engels am 21.5. an Kautsky: „In Belgien haben die Possibilisten Dank den Brüsseler Intriganten, faktisch gesiegt; Anseele, der sonst gut war, scheint es nicht auf Bruch mit den Brüsselern ankommen lassen zu wollen . . E B K , S. 244. S. ferner Engels an Sorge vom 11.5. und 8.6.1889. BaS, S. 311 und 313. 8 Das Wochenblatt Der Sozialist, Zentral-Organ der Sozialistischen Arbeiter-Partei von Nord-Amerika erschien in New York. Es handelt sich um den Artikel „Zum Internationalen Kongreß" aus der Nr. 13 vom 30.3.1889.
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183. W I L H E L M
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Berlin, 9. 4.1889 Lieber Engels! Bebel hatte Deinen Brief, der nach Dresden ging, während er hier war, noch nicht gelesen. Er will nicht gerne an Ede schreiben, weil es für uns kompromittirend sei, mit dem Redakteur des S[ozial] Dfemokrat] in solcher Sache zu korrespondiren — ich sagte ihm darauf er solle an Dich den Brief schreiben. Er hat aber noch Bedenken und es wird nichts schaden, wenn Du ihm etwas zuredest.1 Jedenfalls hast Du meinen Brief, auf dem ich auch den Ede in Engels zu ändern bitte — oder in einen beliebigen lieben Freund. — Sage Ede, daß ich Miss Simeon die gewünschten Aufklärungen geben werde. — Anfang September ist, falls die Einigung nicht zu Stand kommt, ein geeigneter Zeitpunkt für den Congreß. Die Franzosen haben dann noch Zeit für ihre Wahlen. — Daß Eure Broschüre insofern gut gewirkt hat, als sie die Engländer über die Lügen d[er] Possibilisten aufklärte, bestreite ich nicht; aber die Wirkung wurde erzielt durch die Veröffentlichung der Haager Beschlüsse, die selbstverständlich veröffentlicht werden mußten, aber von den Theilnehmern am Congreß.2 Wäre ich nicht in der Schweiz gewesen und sehr unwohl, so hätte ich sie sofort nachdem die abweisende Antwort der Possibilisten bekannt war, veröffentlichen lassen. Ein Wort Deinerseits an Bebel oder Lafargue hätte genügt, die Veröffentlichung zu erwirken. Daß Ede's Name vorgeschoben ward, < i s t > war der denkbar größte Mißgriff; und das Geschimpfe auf die Possibilisten hat nur die Aktion erschwert, welche Du jetzt selbst mit aller Kraft förderst. 1 Im Freiberger Geheimbundprozeß waren die Angeklagten wegen Teilnahme an Beratungen über den Sozialdemokrat auf dem Kopenhagener Parteitag verurteilt worden. Die Reichstagsfraktion erklärte daraufhin im Sozialdemokrat vom 21.10. 1886, sie habe beschlossen, „1. den Charakter des .Sozialdemokrat* als offizielles Organ der sozialdemokratischen Partei aufzuheben; 2. die Vollmachten, die seinerzeit die Eigentümer des Blattes der jeweiligen sozialdemokratischen Fraktion des Reichstags einräumten, in deren Hand zurückzugeben . . . " . S. auch Brief Nr. 184, und Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 152 f. 2 An Sorge, der die Veröffentlichung der Haager Beschlüsse ebenfalls kritisiert hatte, schrieb Engels u.a.: „Die erste Broschüre, gezeichnet Bernstein, war von mir redigiert wie alles, was englisch in der Sache erschienen. Was Du daran zu tadeln finden kannst, war von hiesigem Standpunkt notwendig. Namentlich die Aufklärungen über die Possibilisten, die Dir als Angriffe erschienen. Am allemotwendigsten aber war die Veröffentlichung der Haager Beschlüsse, . . . da die Possibilisten und ihre hiesigen Anhänger gerade auf diesen Beschlüssen tagtäglich herumritten, die größten Lügen darüber erzählten usw." BaS, 312 f.
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Doch lassen wir jetzt diesen Streit ruhen — und suchen wir den Congreß zu retten. Grüße an Dich, Lehnchen, Ede, Tussy, etc. Dein W. L.
184. W I L H E L M
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Lieber Engels! Brief Nr. 2 kam ehe ich Zeit hatte, Dir auf Nr. 1 in gleichem Stil zu antworten. Aus dem Brief an Ede siehst Du, daß wir Wilde doch bessere Menschen sind. Ich schreibe auch an Bebel, daß er seine Bedenken fallen läßt.1 Von Berlin habe ich datirt, weil der Passus von der Fraktion für Borsdorf nicht recht paßte. Sonst habe ich nur wenig und nichts wesentliches geändert, und bloß den Passus des durch die Haager Beschlüsse den Possibilisten bewiesenen Entgegenkommens hinzugefügt. Im Übrigen ist meine Ansicht von der Broschüre unverändert. Die Veröffentlichung der Beschlüsse mußte natürlich erfolgen, aber durch uns, die Theilnehmer der Conferenz. Das war schon in Haag beschlossen, und daß es nicht rechtzeitig geschehen, daran ist bloß meine Reise in die Schweiz schuld, die mich während 14 Tagen lahm legte. Bebel, der mich vertrat, hat von den Belgiern keine Antwort bekommen. Die Haager Beschlüsse waren für den Fäll der Ablehnung: daß [sich] die Conferenzmitglieder mit einer Darlegung des Sachverhalts an die Arbeiter aller Länder wenden, die Possibilisten an den Pranger stellen, und den richtigen Congreß berufen sollten. Das wäre wirksamer gewesen als Euere Broschüre, die außer den gerügten Fehlern noch den hat, uns den deutschen Staatsanwälten zu denunziren. Daß der Redakteur des von uns offiziell verleugneten „Sozialdemokrat" in einer Broschüre über die Haager Conferenz und den geplanten Congreß als unser Spokesman auftritt, ist ein wahrer Wasserfall auf die Mühle der Staatsanwaltschaft, die jetzt gerade nach der Verbindung des S[ozial] D[emokrat] mit uns sucht.2 Ich habe dieses Moment in meinen Briefen an Ede nicht erwähnt, weil ich beim politischen Handeln Rücksichten der persönlichen Sicherheit nicht gern Raum gebe und weil ich Andere nicht nervös machen will. Dir gegenüber will ich es aber erwähnen. — 1
*
S. Brief Nr. 183. Es handelt sich um den von Engels bestellten Brief an Bernstein. S. Brief Nr. 183, Anm. 1.
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Sonst gehe ich auf Deine Vorwürfe nicht ein. Nur das Eine sei bemerkt: wenn ich unseren Leuten in Paris schreibe, zwei gleichzeitige Congresse seien unmöglich-, ein internationaler Arbeiterkongreß am 14. Juli sei bloß dann möglich, wenn unsere Leute sich auf die eine oder andere Weise mit den Possibilisten einigten (oder auseinandersetzten), dann habe ich doch wahrhaftig nicht gemeint, unsere Leute sollten den Possibilisten den Hintern hinhalten. Indeß — das sind < j e t z t > abgethane Dinge; Du selbst bist ja jetzt für einen Versuch der Einigung mit den Possibilisten, und — ich helfe Dir. Mir ist in neuester Zeit allerhand Familienpech widerfahren, z.B. der vorgestern erfolgte plötzliche Tod eines der beiden einzigen Verwandten, mit denen ich näher verkehrte, — und die dadurch herbeigeführte schwere Alteration meiner Frau; ferner ein Krach mit meinem Schwiegersohn, welcher in der von mir verlegten (um meiner Tochter und deren Kindern beim Bankrott des Manns ein kleines Eigenthum zu sichern übernahm ich nominell den Verlag) „Volksbibliothek" gegen meinen Protest eine national-ökonomische Schrift zweifelhafter Art veröffentlichte — und ähnliches. Lebe wohl. Herzliche Gruße von meiner (noch nicht ganz wiederhergestellten) Frau an Dich, Lehnchen, Roschers etc. Und natürlich auch von Deinem W. L. In Eile, damit der Brief noch fortkommt.
185. F R I E D B I C H
E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 17. April 1889
Daß Ihr Borsdorfer Wilden doch bessre Menschen seid, daran zweifelte ich nie — ich möchte fast sagen besser bis zur Unverbesserlichkeit. Eure Haager Konferenz wird immer komischer. Von der einen Resolution — was nach Ablehnung durch die Possfibilisten] zu geschehn — wissen Lafargue und Bonnier (der hier ist) nichts, und von der andern, wegen der Geheimhaltung, wissen Laf[argue], Bonnier und Ede nichts. Das muß eine eigenthümliche Präsidentschaft und ein sonderbares Sekretariat gewesen sein, wobei so etwas passiren kann. Also was wir nicht wußten konnten wir auch nicht einhalten. Daß bis zur Ablehnung durch die Poss[ibilisten] der Mund zu halten war, verstand sich von selbst und ist auch geschehn. Aber nachher mußte sofort losgeschlagen werden. Und wenn Dir dabei 334
wie gewöhnlich das Pech passirte durch unvorherzusehende Umstände verhindert zu sein und kein Andrer von Euch in den Riß trat, und Laf[argue] uns die Resolution grade zum Zweck der Veröffentlichung eingeschickt hatte, so war es unsre verdammte Schuldigkeit — wie die Umstände hier lagen, ganz besonders — diese Verantwortlichkeit auf uns zu nehmen und diesen horrenden Etikettenbruch zu begehn. Euer Gesammtprotest hätte allerdings ganz anders gewirkt als unsre Broschüre — jawohl, wenn er überhaupt je erschienen wäre. Warum ist er denn noch nicht da? Wer zum Kuckuck hindert Euch? Du weißt so gut als ich daß er nie, oder doch sechs Monate post festum zu Stande kommt. Dein Plänchen die Poss[ibilisten] durch moralische Ermahnung von Borsdorf aus zu sprengen, und über den Kopf von Brousse weg mit ihnen zur Verständigung zu kommen, ist eine kindliche Chimäre, an deren Durchführung übrigens unser „Geschimpfe" auf die Poss[ibilisten] Dich nicht hindern kann. Du kannst ja aus Leibeskräften den Herren Deine Unschuld betheuern. Solange die Herren mit denen Du korrespondirst, unter Brousses Fahne segeln sind sie mit verantwortlich für seine Klüngeleien, und wenn man diese ins rechte Licht stellt, sollte man meinen daß Dir das nur behülflich sein könne. Wenn alles was Brousse sie thun läßt, gut und schön ist, haben sie ja gar keinen Grund gegen ihn aufzutreten. Wenn Ede, der durchweg im Pamphlet in eignem Namen spricht und nicht anders auftritt als im Blatt selbst, dadurch den Staatsanwälten Wasserfälle auf ihre Mühle macht, so ist das Blatt selbst Euch weit gefährlicher als das Pamphlet. Dann schreib doch um alles in der Welt den Leuten hier, sie sollen entweder Euch angreifen statt Euch zu vertheidigen oder aber noch besser die Bude zuschließen. Und wenn Ihr auf so unsicherm Boden sitzt, dann laßt vor allen Dingen die Finger weg von allen internationalen] Kongressen etc. Was die Geschichte mit Schlesinger angeht so wollen wir mündlich darüber weitersprechen.1 Ich habe das Ding noch nicht gesehn, aber so kann's nicht bleiben, daß so etwas — selbst nur die Reklameanzeige — unter Deiner Aegide erscheint ohne Protest Deinerseits. Was ich in der Sache zu thun genöthigt sein werde hängt natürlich von dem Inhalt des Machwerks selbst ab. Schorl[emmer] ist seit Samstag hier. Er und Lenchen lassen grüßen. Dein F. E. i Am 20.4. schrieb Engels auch an Kautsky: „Wegen Schlesinger werde ich mit Liebknecht sprechen wenn er — in ca. 14 Tagen — herkommt". EBK, S. 240.
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Dein Brief an Ede wird nicht benutzt. Wenn Du an Lee 2 im selben Sinn schreibst ist das viel besser. Zur Erheiterung: Ede war vorigen Freitag auf einer sozialistischen] Soiree der hiesigen jebildeten Sozialisten. Da sagte ihm Herr Sidney Webb, Professor der politischen] Oek[onomie] am Working Mens College,3 der auch Marx' Werththeorie widerlegt hat: We are only 2000 Socialists in England but we are doing more than all the 700,000 Socialists in Germany.4 2
Gemeint ist offenbar der Sekretär der Social Democratic Federation H. W. Lee. Sidney Webb gehörte zusammen mit seiner Frau Beatrice Webb-Potter zu den bekanntesten Theoretikern der Fabian Society. 4 Ganz ähnlich schrieb übrigens Hyndman in seinem auf S. 329 f. zitierten Artikel: „Yet there are not a few English Social-Democrats who think that ,a party whose strength is but very inadequately indicated by the 770,000 voters it brought to the poll in 1887' scarcely does as much for the cause as might be expected." s
186. W I L H E L M
LIEBKNECHT
AN F R I E D B I C H
ENGELS
Borsdorf, 19. 4.1889 Lieber Engels! Deinen Brief vom 17. erhalten. Die Grobheiten schenke ich Dir, um so lieber, da sie mir beweisen, daß Du selbst einsiehst, eine Dummheit gemacht zu haben. Natürlich wurde kein formeller Beschluß gefaßt, Diskretion zu bewahren, aber es wurde ausdrücklich erwähnt, — daß Lafargue es nicht gehört, ist möglich, aber er hörte ja auch nicht daß für den Fall der Ablehnung Seitens der Possibilisten ausdrücklich ausgemacht war, dann könne der Congreß nicht im Juli stattfinden. Mit Bonnier und Ede wurde allerdings nicht darüber gesprochen, aber es war auch nicht nöthig, da beide sich selbst bloß als Besucher und private Mitberather bezeichnet hatten. Bebel und ich verpflichteten uns speziell, gar nichts, vor dem offiziellen Vorgehen, in die Öffentlichkeit zu bringen. Und das ist gehalten worden. Übrigens verstand Diskretion sich von selbst. ,Aber, sagst Du, wenn wir die Sache nicht veröffentlicht hätten, wäre es überhaupt nicht geschehen.' Das ist falsch. Alles war so arrangirt, daß dem Refus der Possibilisten die Veröffentlichung der Haager Beschlüsse auf dem Fuß gefolgt wäre. Und das wäre auch unzweifelhaft geschehen ohne den Zwischenfall Lafargue, der durch seine Ankündigung, daß der Congreß gleichzeitig mit dem der Broussisten tagen solle. Dadurch wurden alle Dispositionen über den Haufen geworfen, die Belgier kneif336
ten aus, unsere Leute wurden kopfscheu — kurz der für den Fall der Ablehnung beschlossene Coup mußte unterbleiben. Neue Schreibereien waren nöthig. Und da ich am Tag, als der Brief Lafargue's eintraf,1 (13. März) im Reichstag reden und den folgenden Tag zur Beckerfeier und mehreren Vorträgen in die Schweiz fahren mußte, und obendrein an einer kolossalen Erkältung litt, so übertrug ich Bebel, der von jedem Schritt genau unterrichtet war, die Correspondenz in der Congreßsache.2 In wie weit ich durch meine unaufschiebbare Reise, die bei meinem körperlichen Befinden ein schweres Opfer war, und mir um ein Haar eine Lungenentzündung gebracht hätte, die Parteünteressen vernachlässigt habe, wie Du insinuirst, das ist mir ein Räthsel. Die paar Briefe, die zu schreiben waren, konnten in deutscher Sprache und von B[ebel] ebenso gut, wie von mir geschrieben werden. — Unterblieb die Veröffentlichung der Haager-Beschlüsse zu lang, so genügte ein Wort an Bebel, mich oder Lafargue, um das Nöthige zu erwirken; und ihr konntet hernach ja thun was Euch gutdünkte, obgleich es selbstverständlich in der Ordnung gewesen wäre, uns vorher zu unterrichten. — Daß Ede die Schrift zeichnete, ist und bleibt ein Fehler. — Mit den Broussisten habe ich nicht unterhandelt, aber von Freunden ist unterhandelt worden, namentlich von deutschen Parteigenossen in der Schweiz, und von Schweizern, z.B. auch von einem der Delegierten in Haag, Reichel.8 Und nun noch ein Wort über die Schlesinger sehe Schrift* Als sie wider meinen Willen, gegen meinen formellen Protest erschien, stellte ich sofort meinem Schwiegersohn die Alternative daß er entweder das Geschäft auf seinen Namen zu übernehmen oder von der Redaktion zurückzutreten habe. Und ich schrieb eine Erklärung, in der ich gegen die Schrift protestierte. Diese Erklärung wurde von Dietz — dem ich sie vor meiner Abfahrt zur Besorgung in die Druckerei übergab — und den anderen in Berlin anwesenden Fraktionsmitgliedern zurückbehalten, und zwar in der wohlgemeinten (mir nachträglich mitgetheilten) Absicht, einen großen Familien-Skandal und schlimme materielle Folgen für mich zu verhindern. Mein Schwiegersohn ist mein Unglück. Vor anderthalb Jahren, als während er im Gefängnis 1 Der erwähnte Brief war in der Korrespondenz Lafargue-Liebknecht nicht aufzufinden. 2 S. hierzu auch Engels an Kautsky vom 21.5. und Engels an Sorge vom 8.6.1889. EBK, S. 243 f., BaS, S. 313. 8 Auf der Konferenz in Den Haag war die Schweiz durch A. Reichel und H. Scherrer vertreten. 4 Maximilian Schlesinger: Die soziale Frage (Breslau, 1889).
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saß,5 der Bankrott über ihn hereinbrach, wandte ich von meiner Tochter und ihren 5 Kindern das Schlimmste ab, in dem ich mit den Gläubigern einen Vergleich schloß, und die „Volksbibliothek", die bei guter Bewirtschaftung ein kleines Einkommen abwerfen konnte, ankaufte und so aus den Trümmern rettete. Ich rechnete darauf, mein Schwiegersohn werde sich in Zukunft etwas fleißiger und gewissenhafter zeigen. Er bezog ein Gehalt von 150 M[ark] monatlich und hatte dafür die Redaktion zu besorgen, um die ich, überarbeitet wie ich bin, mich nicht kümmern konnte. Eine Zeitlang gings gut. Bald aber ging der alte Unfug los — es gab Skandal über Skandal, bis es jetzt zum Krach gekommen ist. Binnen 4 Tagen ist der nothwendig gewordene Schnitt gemacht und Klarheit geschaffen. Der Partei erwächst kein Schade, sie ist nicht so schwachnervig wie der hysterische Kautsky.6 — Erwähnen will ich bloß noch, um die Schwierigkeiten der Situation zu zeigen, daß brüskes Vorgehen den absoluten Ruin meiner Tochter herbeigeführt hätte, und daß ich selbst, wenn nicht sehr vorsichtig gehandelt wird, 6000 Mark Schulden bezahlen und mir mit meiner Familie ein Billet nach Amerika kaufen muß; das zu Deiner Information. Zu mündlichen Auseinandersetzungen wird es kaum mehr kommen, denn der Vorwurf daß ich „wie gewöhnlich" in der Congreßangelegenheit „durch unvorhergesehene Umstände" an der Erfüllung meiner Pflicht verhindert worden sei, ist mehr als eine Grobheit — es ist eine schwere Beleidigung, die es mir unmöglich macht, Deine Gastfreundschaft ferner in Anspruch zu nehmen. Mit herzlichen Grüßen Dein W. L.
Bruno Geiser wurde 1887 zusammen mit 37 weiteren Breslauer Genossen der „Geheimbündelei" angeklagt. Nach einem zehntägigen Prozeß, in dem auch Liebknecht als Zeuge auftrat, wurde Geiser freigesprochen. 29 Angeklagte erhielten z.T. kürzere Freiheitsstrafen. S. Die Geschichte der Breslauer Sozialdemokratie, 2. Teil, S. 244 ff. S. auch Brief Nr. 165. • Kautsky, der Engels am 3. und 17.4. auf die Schrift von Schlesinger aufmerksam gemacht hatte, äußerte sich dabei sehr kritisch über den Verfasser, Geiser und Liebknecht: „Es ist unglaublich, welch Unsinn da den Arbeitern als Marxsche von Schlesinger verbesserte . . . Weisheit geboten wird. Und das Ding wird gelesen. Der Name Liebknecht, der allgemein als der Lieblingsjünger des Meisters gilt, und der billige Preis 10 Pf. per Heft, ziehn." EBK, S. 238, 239, 240, 242, 245, 249. 6
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LIEBKNECHT
[Konzept des nachfolgenden Briefes] Eastbourn, 17. August 1889 Lieber Liebknecht Ich habe die Beantwortung Deines Briefs vom 19. April bis nach dem Kongreß verschoben weil vorher doch auf keine Verständigung zu rechnen war; unsere Wege gingen eben alle fingerlang auseinander. Auch jetzt übergehe ich alle Deine nebensächlichen Versuche Deine Unterlassungssünden andern Leuten auf die Kappe zu schieben. Du sagst: Der Vorwurf daß ich „wie gewöhnlich" auch in der Kongreßangelegenheit „durch unvorhergesehene Umstände" an der Erfüllung meiner Pflicht verhindert worden sei, ist mehr als eine Grobheit — er ist eine schwere Beleidigung usw. Eine Beleidigung kannst Du aus meinen Worten nur machen wenn Du ihren Sinn verdrehst, aus dem Passivum, das Dir sehr gewöhnlich etwas Gewisses passiert, ein Aktivum machst, daß Du Dir dies Gewisse absichtlich angewöhnt hast. Dann verwandelst Du meinen Vorwurf einer Schwäche in den einer Böswilligkeit und hast die Beleidigung glücklich fertig. Daß es Dir aber sehr gewöhnlich passiert nicht zu Hause zu sein, wenn man Dich beim Wort halten oder von Dir etwas haben will was sich eigentlich von selbst versteht, das solltest Du doch endlich selbst gemerkt haben. Wie war es mit der Avelingschen Geschichte in Amerika.1 Anfangs, unter dem unmittelbaren Eindruck der von der 1 Aveling, der 1886 zusammen mit seiner Frau und Wilhelm Liebknecht eine Agitationsreise durch die U.S.A. unternommen hatte, war von Seiten der NationalExekutive der sozialistischen Arbeiterpartei in Amerika heftig angegriffen und finanzieller Unregelmäßigkeiten beschuldigt worden. Am 11. Januar 1887 schrieb Engels an Sorge: „Den New Yorker .Herald' mit dem Schweineartikel wegen Avelings soeben erhalten." Am 9. Februar wandte er sich in der gleichen Sache an Frau Wischnewetzky: „Hätte Aveling die Partei zu beschwindeln versucht, wie konnte er das tun während der ganzen Tour, ohne daß seine Frau darum wußte? Und in diesem Falle trifft die Beschuldigung auch sie. Und dann wird sie vollständig absurd, wenigstens in meinen Augen. Ich habe sie gekannt von Kindesbeinen an, und in den letzten siebzehn Jahren ist sie stets unter meinen Augen gewesen. Und noch mehr. Ich habe von Marx die Verpflichtung geerbt, bei seinen Kindern zu stehen, wie er selbst es getan haben würde, und darauf zu sehen, soweit meine Kräfte reichen, daß ihnen kein Unrecht geschehe. Und das werde ich tun — trotz fünfzig Exekutiven. Marx' Tochter die Arbeiterklasse beschwindeln — das ist wirklich zu stark!" BoS, S. 247, 253 und S. 274 f. Eine Erwiderung von Edward Aveling und Eleanor Marx-Aveling auf die Vorwürfe von W. L. Rosenberg und dessen National Executive Committee erschien am 17. Februar 1887 in einer deutschsprachigen Chicagoer Zeitung (s. I.I.S.G., 14889 b).
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New Y[orker]-Executive begangenen Gemeinheit, schreibst Du: „Die New Yorker sind Afveling] eine Ehrenerklärung schuldig, ich werde sie verlangen und wenn sie sich auf die Hinterbeine stellen trete ich öffentlich gegen sie auf." Später aber, als es darauf ankam, dies Wort einzulösen, sah es ganz anders aus, Du schriebst eine Erklärung die nicht gehauen und nicht gestochen war.2 Die dem Avelirg kein Gut und den N[ew] Y[ork]ern kein Weh that, — unvorhergesehene Umstände! Und erst gelinder Druck meinerseits brachte Dich zu einer Erklärung die wenigstens einen Teil des Versprochenen enthielt. Selbst Dein obiger Brief vom 19. April muß einen neuen Beweis liefern. Dein Schwiegersohn gibt unter Deckung durch Deinen Namen als Herausgeber, eine Sammlung Schriften heraus. Du, der Du ihn doch kennst, vertraust ihm Auswahl, Redaktion, kurz, die ganze Leit[un]g an. Das Unvermeidliche passiert. Es erscheint, mit Deinem Namen gedeckt, eine Schundschrift von einem mehr als zweideutigen Lumpacius, eine wahre Sauerei, wenn dieser unwissende Lumpacius sich zum Verbesserer von Marx aufwirft. Diese Sauerei wird den deutschen Arbeitern durch Deinen Namen als Herausgeber auf dem Titelblatt als bildende Lektüre im Sinne unserer Partei empfohlen. Daß diese Sauerei irgendwo erscheint, ist ganz gleichgültig und würde nicht verdienen daß man es nur erwähnt. Daß sie aber von Dir herausgegeben, unter Deiner Ägide erscheint, als von Dir gebilligt und empfohlen (denn was anderes bedeutet Dein Namen darauf) — das ist das Unerträgliche. Natürlich hat Dein Schwiegersohn Dich geprellt; absichtlich hättest Du das nie gethan. Aber jetzt — da Deine erste Pflicht ist diese Sauerei abzuschütteln, zu erklären, Du seist scheußlich hintergangen worden und unter Deinem Namen würde kein Bogen mehr davon erscheinen — wie da? Da schreibst Du mir eine ganze Seite voll von den unvorhergesehenen Umständen die Dich daran verhindern — wozu also die sittliche Entrüstung darüber daß ich dies Gewöhnliche auf einmal beim Namen nenne? Ich bin ohnehin nicht der Einzige der es gemerkt hat. Ist hier einer beleidigt, so bin weit eher ich es als Du. Welche Schritte Du weiter in dieser Sache gethan, davon weiß ich bis jetzt nichts. Aber eins weiß ich: Wenn Du die Herausgabe der Schlesinger] Sauerei einstellst, so kann ich die Sache einschlafen lassen. Erscheint aber auch die Fort2 Engels hatte sich bereits am 7.5.1887 bei Sorge über Liebknechts Verhalten in der Avelingaffaire beklagt: „Unser Freund wünscht jetzt plötzlich, nicht ,mit der Exekutive zu brechen'. Ich habe ihm, der jetzt plötzlich es mit keinem von beiden verderben will, die Pistole auf die Brust gesetzt, und er wird schon herumkommen. Hätte er uns nicht so zum Narren gehalten, so wäre unsere Antwort schon fertig." Auf eine Rückfrage von Sorge hin, wiederholte er am 18.6.: „Richtig geraten. Die ganze Verzögerung kam von Wilhelm, dem ich erst die Pistole auf die Brust setzen mußte." BaS, 262, 264 und 270.
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Setzung und Schluß unter Deinem Namen so bin ich es Marx schuldig öffentlich dagegen zu protestieren. Hoffentlich läßt Du es nicht dahin kommen, ich bin überzeugt dieser Dir aufgedrängte Wechselbalg liegt Dir selbst schwer genug im Magen. Und Du wirst doch selbst einsehn daß Du dem Herrn Geiser nicht erlauben kannst Deine ganze Parteistellung, die Frucht vierzigjähriger Arbeit, für ein Linsengericht zu verschachern. Ich bin hier seit 14 Tagen und bleibe wohl noch die erste Septemberwoche hier im selben Hause wie damals als Du nach Amerika gingst. Herzl[iche] Grüße Dein
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LIEBKNECHT
4 Cavendish Place, Eastbourne 17. August 1889 Lieber Liebknecht Ich habe die Beantwortung Deines Briefs vom 19./4. bis nach dem Kongreß verschoben, weil vorher doch auf keine Verständigung zu rechnen war; unsere Wege gingen eben alle fingerlang auseinander. Auch jetzt übergehe ich alle Deine Versuche, Deine Unterlassungssünden andern Leuten auf die Kappe zu schieben. Du sagst: der Vorwurf daß ich ,wie gewöhnlich' auch in der Kongreßangelegenheit .durch unvorhergesehene Umstände' an der Einhaltung meiner Pflicht verhindert worden sei, ist mehr als eine Grobheit — es ist eine schwere Beleidigung usw. Eine Beleidigung kannst Du aus meinen Worten nur machen wenn Du ihren Sinn verdrehst, aus dem Passivum, daß Dir sehr gewöhnlich etwas Gewisses passirt, ein Aktivum machst, daß Du Dir dies Gewisse absichtlich angewöhnt hast. Dann verwandelst Du den Vorwurf einer Schwäche in den einer Böswilligkeit, und hast die Beleidigung glücklich fertig gebracht. Daß es Dir aber sehr gewöhnlich passirt nicht zu Hause zu sein, wenn man Dich beim Wort halten oder von Dir etwas haben will was sich eigentlich von selbst versteht, das solltest Du doch endlich selbst gemerkt haben. Wie war es mit der Avelingschen Geschichte in Amerika? Anfangs, unter dem unmittelbaren Eindruck der von der N[ew] Yorker Exekutive begangenen Gemeinheit, schriebst Du: „die N[ew] Yorker sind Aveling eine Ehrenerklärung schuldig, ich werde 341
sie von ihnen verlangen, und wenn sie sich auf die Hinterbeine stellen, trete ich öffentlich gegen sie a u f . Später aber, als es darauf ankam dies Wort einzulösen, sah es ganz anders aus: Du schriebst eine Erklärung die nicht gehauen und nicht gestochen war, die dem Aveling kein gut und den N[ew] Yorkern kein Weh that, — unvorhergesehne Umstände! Und erst gelinder Druck meinerseits brachte Dich zu einer Erklärung, die wenigstens einen Theil des Versprochenen enthielt. Selbst Dein Brief vom 19/4 muß einen neuen Beweis liefern. Dein Schwiegersohn gibt unter Deckung durch Deinen Namen als Herausgeber eine Sammlung Schriften heraus. Du, der Du ihn kennst, vertraust ihm Auswahl, Redaktion, kurz die ganze Leitung an. Das Unvermeidliche passirt. Es erscheint, mit Deinem Namen gedeckt, eine Schundschrift von einem mehr als zweideutigen Lumpacius, eine wahre Sauerei, worin dieser unwissende Lumpacius sich zum Verbesserer von Marx aufwirft. Diese Sauerei wird den deutschen Arbeitern durch Deinen Namen als Herausgeber auf dem Titelblatt als bildende Lektüre im Sinn unserer Partei empfohlen. Daß eine solche Sauerei irgendwo erscheint ist natürlich ganz gleichgültig, und würde nicht verdienen daß man davon spricht. Daß sie aber von Dir herausgegeben, unter Deiner Ägide erscheint, als von Dir gebilligt und empfohlen (denn was sonst bedeutet Dein Name darauf?) — das ist das Unerträgliche. Natürlich hat Dein Schwiegersohn Dich geprellt; absichtlich hättest Du das nie gethan. Aber jetzt — wo Deine erste Pflicht ist diese Sauerei abzuschütteln, zu erklären Du seist schmählich hintergangen worden, und unter Deinem Namen werde kein Bogen mehr davon erscheinen — wie da? Da schreibst Du mir eine ganze Seite lang von den unvorhergesehnen Umständen die Dich daran verhindern. Wozu also die sittliche Entrüstung darüber daß ich dies Gewöhnliche auch einmal beim Namen nenne? Ich bin ohnehin nicht der Einzige der es gemerkt hat. Und ist hier jemand beleidigt, so bin ich es weit eher als Du. Welche Schritte Du weiter in der Schlesingerschen Sache gethan, davon weiß ich bis jetzt nichts. Aber eins weiß ich: Wenn Du die Herausgabe der Schl[esingerschen] Sauerei einstellst, so kann ich die Sache einschlafen lassen. Erscheint aber Fortsetzung resp. Schluß unter Deinem Namen, so bin ich es Marx schuldig dagegen öffentlich zu protestiren. Hoffentlich läßt Du es nicht dahin kommen, ich bin überzeugt dieser Dir aufgedrängte Wechselbalg liegt Dir selbst schwer genug im Magen. Und Du wirst doch selbst einsehn daß Du H[er]rn Geiser nicht erlauben kannst Deine ganze Parteistellung, die Frucht vierzigjähriger Arbeit, für ein Linsengericht zu verschachern. 342
Ich bin seit 14 Tagen hier, und bleibe wohl noch die erste Septemberwoche hier — im selben Hause wie damals als Du nach Amerika gingst. Herzliche Grüße Dein F. E.
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LIEBKNECHT
Lieber Engelsl
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Borsdorf, 25. 8.1889
Deinen Brief erhalten. Ob Aktivum oder Passivum, das macht verteufelt wenig Unterschied — doch lassen wir das. In Congreßsachen habe ich keine Unterlassungssünden auf dem Gewissen. Halte Dich an Lafargue, dessen phänomenalen Eseleien es zu danken ist, daß ich — nachdem wir, und ganz wesentlich ich, was ich hier betonen will, den Congreß zu Stande gebracht hatten — | Tag lang in Paris herumzulaufen hatte, um den todtmüde angekommenen deutschen Delegirten Logis zu verschaffen; 1 daß ich einen neuen Saal suchen mußte, weil der gemiethete ein Loch war;2 daß ich auf dem Congreß mich halbtodt rackern mußte, weil Lafargue gar nichts bezüglich der Berichterstattung, der Vervielfältigung der Resolutionen usw. gethan, kurz Alles, aber auch Alles verbummelt hatte. — Genau so unpraktisch war er auch nach der Haager Conferenz gewesen. Und dafür soll ich mich nun ausschelten lassen! — In der Aveling-Affaire habe ich genau gethan, was ich in Ehren zu thun verpflichtet war. Mit Rosenberg etc. mich zu überwerfen, wäre ein persönliches Unrecht und eine politische Dummheit gewesen.3 — 1 Die mangelhafte technische Vorbereitung des Kongresses, die offenbar von der deutschen Delegation kritisiert worden war, versuchte Liebknecht im Vorwort des Protokolls mit dem unerwartet starken Besuch zu entschuldigen: „Denen, die mit der geschäftlichen Leitung unzufrieden waren, habe ich zur Aufklärung zu sagen, daß der Congreß-Besuch die kühnsten Erwartungen der Pariser Einberufer weit übertroffen hatte, und daß in Folge dessen die Vorbereitungen nicht genügten. Es war in Wahrheit ein embarras de succès — eine Verlegenheit des Erfolgs." Liebknecht machte gleichzeitig Verbesserungsvorschläge, die ein reibungsloseres Funktionieren künftiger Kongresse gewährleisten sollten (Protokoll, IV). S. auch Julius Bruhns, Es klingt im Sturm ein altes Lied, S. 94 ff. 2 Da sich der ursprünglich vorgesehene Versammlungsraum „la Salle Petrelle" als zu klein erwies, zog der Kongreß am 15. Juli in die „Salle des Fantaisies Parisiennes" in der Rue Rochechouart um (Protokoll, S. 6). 3 W. L. Rosenberg hatte als Sekretär des National Executiv Comitee der Sozialistischen Arbeiterpartei in der Avelingaffaire eine maßgebliche Rolle gespielt.
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Die Schlesinger-Schrift ist weiter erschienen, nachdem ich mich ausdrücklich gegen den Inhalt verwahrt und mein Schwiegersohn die Verantwortung auf sich genommen. (Es besteht also kein Mißverständnis.) Der Druck konnte nicht sistirt werden, weil Schlesinger] nach deutschem Gesetz das Recht hatte, die weitere Veröffentlichung zu erzwingen. Die „Volksbibliothek" aus den Händen geben, konnte ich aber nicht, weil ich keine 3000 Mark habe, um die Gläubiger zu zahlen, und auch vorläufig keine Lust habe, mich insolvent erklären zu lassen und mein Mandat zu verlieren. — Die ,,VolksbibI[iothek]" mußte ich seinerzeit übernehmen, um, während Geiser saß, meine Tochter mit ihren Kindern vor Auspfändung zu schützen und die Gläubiger zu beruhigen. Wenn alte Weiber männlichen Geschlechts darin eine „Schwäche" erblicken,4 so erlaube ich ihnen das Vergnügen, ich wäre ein sorgloser Lump gewesen, hätte ich anders gehandelt. Willst Du Dich näher informiren, so bietet sich mündlich Gelegenheit, da ich am 4. Sept[em]b[er] nach London abreise und 6—7 Tage dort bleiben werde. Willst Du gegen mich losschlagen — gut; ich kann es Dir nicht wehren; die Welt wird lachen, wenn sie hört, daß Marx gegen mich vertheidigt werden muß, der wahrhaftig, wenn auch in anderer Art, soviel wie Du selbst gethan hat und thut, um Marx's Lehre und seine Weltanschauung zu verbreiten. — Mein ältester Junge ist heute in London angekommen; er logirt vorläufig bei Motteler's5 u. wird 4 Wochen bleiben. Auf der Rückfahrt gehe ich über Paris, wo ich meine Frau treffe. - Auch meine amerikanische Tochter6 ist augenblicklich in London. Herzlichen Gruß an Dich und Lehnchen auch von meiner Frau Dein W. L.
*
Offenbar Kautsky. Motteier, der „rote Postmeister", war wie Berstein, Schlüter und Tauscher im April 1888 aus der Schweiz ausgewiesen worden. Er übersiedelte mit der Redaktion des Sozialdemokrat nach London. 6 Liebknechts zweite Tochter Gertrud ging „für einige Jahre nach Amerika, wohl als Erzieherin, und kam etwa 1894 wieder nach Deutschland zurück. Sie heiratete den Redakteur der Halleschen Volkszeitung W. Swienty, der 1899 starb. Aus dieser Ehe entsprangen 2 Kinder, Wilhelm und Sonja. Beide leben heute in Amerika. Wilhelm Swienty ist Arzt, und Sonja Swienty ist verheiratet mit Dr. Salomon, seinerzeit wohnhaft in Berlin. Nach der Flucht aus Deutschland änderten sie den Namen und heißen jetzt Swinty." Nach einer freundlichen Auskunft von Herrn Hans Geiser f (Hannover).
5
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LIEBKNECHT
Lieber Engels!
AN FRIEDBICH
ENGELS
[Paris, September 1889]
Die verwünschten Entfernungen und mein ungünstiges Logis verhinderten jede längere Aussprache zwischen uns. Nächstes Frühjahr nach der Reichstagssession — komme ich zur Ordnung meiner dem Archiv übergebenen Briefschaften etc. wieder nach London, und dann wollen wir das Versäumte nachholen. Die Differenzen zwischen uns betreffend, so ist die Aveling- und die Lafargue-Geschichte wohl erledigt. Dein Vorwurf, ich habe den Congreß nicht energisch genug betrieben, ist durch die Thatsachen widerlegt, und daß die Stockung im Frühjahr einzig und allein durch Lafargue herbeigeführt war, das wird selbst von den Franzosen zugegeben. — In Bezug auf die Taktik den Possibilisten gegenüber halte ich an meiner Auffassung fest — die Taktik, welche sich den Lassalleanern gegenüber so famos bewährt hat, ist sicher auch hier die richtige.1 Doch darüber wollen wir nicht streiten. Was nun die Schlesinger-Geschichte angeht, über die ich gern mit Dir gesprochen hätte, so ist sie mir sicherlich weit fataler als Dir. Freilich, wenn sie nicht durch alberne Klatscherei aufgebauscht worden wäre, so hätte kein Mensch etwas davon gemerkt; denn daß ich nur der Form halber den Verlag übernommen habe, und für den Inhalt nicht verantwortlich war, das wußte Jedermann, der überhaupt von der Volksbibliothek etwas wußte. Daß ich die ,,V[olks] Bfibliothek]" übernehmen mußte, um zu verhindern, daß meine Tochter, während ihr Mann saß, mit ihren 5 Kindern auf die Straße geworfen wurde, das habe ich Dir schon gesagt (das Geschäftliche wurde beiläufig von Singer geordnet); ebenso weißt Du, daß ich gegen die Schlesingerei Protest erhoben habe, daß ich aber durch das deutsche Gesetz genöthigt war, die Schrift weiterzudrucken, weil der rechtmäßige Redakteur sie angenommen hatte. Es gab nur einen Ausweg: daß ich die Insolvenz anmeldete und das ganze Unternehmen fallen ließ. Das bedeutete aber für mich den Rücktritt von der politischen Bühne und den vollständigen materiellen Ruin. Daß ich es versuchte, das Äußerste abzuwenden, wird mir Niemand verargen können. Jetzt kann ich Dir mittheilen, daß es mir wahrscheinlich gelingen wird, die Schlesinger-Schrift ohne Katastrophe los-
i Liebknecht denkt hier offenbar an die Entwicklung, die zum Gothaer Vereinigungsparteitag von 1875 geführt hatte. Daß sich Engels davon in keiner Weise beeindrucken ließ, beweist sein Brief an Sorge vom 8.4.1891: „ . . . Das beste ist, daß unsere Franzosen gegenüber den Possibilisten genau die Taktik befolgen, die Marx den Eisenachern gegenüber den Lassalleanern anempfahl!"
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zuwerden. — Es freut mich, daß Du Dich meiner Kinder so hübsch angenommen hast. Hier leben wir, wie der liebe Gott in Frankreich. Der Wahlen wegen bleiben wir bis übermorgen (Dienstag) früh. Wie sie ausfallen werden? Nobody Knows. Es herrscht eine unheimliche Stille. Schade, daß Guesde zusammengebrochen ist — er liegt zu Bett (nach 28 Versammlungen!) und die Lunge scheint zum Teufel. A pity. Er hatte ganz gute Chancen. Kann er in die Stichwahl kommen, dann müssen wir für ihn sammeln. Du mußt dann an Bebel schreiben, der meinen Antrag, zu den Wahlen etwas für die Franzosen zu thun, nicht unterstützt, und dadurch zu Fall gebracht hat.2 Ich will jetzt ausgehen und mir die Sache ansehn. Es regnet. Bei uns wäre das nützlich, da die Arbeiter keine Kleider haben, denen der Regen etwas schaden kann. Herzliche Grüße von meiner Frau und mir an Dich, Lehnchen und Roschers. Deville läßt grüßen. Ich gab ihm das eine (größere) Deiner Portraits. In einem Brief an Liebknecht vom 10.8.1889 berichtete Lafargue von den Finanzschwierigkeiten, die die französische Partei nach dem Internationalen Kongreß zu überwinden hätte: „Notre élection à Guesde et à moi est à peu près assurée; surtout si nous pourrons nous procurer les moyens pécuniers pour faire les dépenses nécessaires. Nous calculons qu'il faudrait à peu près une somme de 5000 fr., pour nos deux élections. Les amis se cotisent pour la faire: mais malheureusement il sera assez difficile de se le procurer. Le congrès a épuisé nos ressources et les campagnes électorales locales absorberont le peu d'argent que l'on pourra ramasser." 2
190. W I L H E L M
[Postkarte]
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Borsdorf, 27.9.1889
Lieber Engels! Sei doch so gut und schreibe sofort an B[ebel]. Man macht mir Schwierigkeiten, obgleich die Aussichten G[uesde]'s jedenfalls sehr gute sind, und das Betr. gewiß von Nutzen wäre. Ich bin erst seit vorgestern Mittfag] zurück. Grüße an Dich, L[ehnchen] u.s.w. Dein W. L.
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191. F R I E D R I C H
[Entwurf]
E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
3. Oktober 1889 L. L.
An Bebel habe ich sofort nach Erhalt der Gewißheit daß Guesde in der Stichwahl, d.h. < h e u t e > gestern vor 9 Tagen sehr dringend geschrieben. Was beschlossen wurde weiß ich nicht. Deinen Brief von Paris betreffend, bleibe ich in Beziehung auf Dein Verhalten in Beziehung auf den Kongreß im März und April ebenso fest bei meiner Meinung wie Du bei der Deinigen. Es ist also nutzlos über Vergangenes zu zanken. Was die Schlesingeriade angeht so wird es mich sehr freuen wenn Du sie glücklich wieder loswerden solltest. Inzwischen hast Du gesehen daß die Sache doch nicht so zu vertuschen ist, und hast eine Erklärung erlassen müssen, die mich sehr freut.1 Hättest Du sie gleich erlassen so war uns Beiden diese unangenehme Korrespondenz erspart. Ich weiß so gut wie Du, und Du weißt so gut wie ich daß es keineswegs bloß Kautsky und ich waren die es für einen Skandal ansahen daß Dein Name < a u f > so einer Schrift von so einem schoflen Kerl zur Deckung diente. Jedenfalls überhebt Deine Erklärung mich der Notwendigkeit dies Machwerk selbst zu kritisieren. Gekennzeichnet aber muß und wird es werden gerade weil Dein Name unglücklicherweise daraufgerathen ist und zwar nicht bloß als Verleger sondern als Herausgeber. Auch ich sehe Guesde's Wahl für höchst wichtig an. Die Wahlen sind, was die Stimmenzahl angeht, sehr günstig für uns ausgefallen,® Gemeint ist die im Vorwort dieses Kapitels abgedruckte Erklärung Liebknechts aus dem Sozialdemokrat vom 5.10.1889. 2 Über den Wahlausgang in Frankreich urteilte Der Sozialdemokrat, Nr. 41, am 12.10.1889: „Nachschrift der Redaktion. Die Stichwahlen haben am Sonntag stattgefunden, und wenn sie auch im Ganzen der gegenwärtigen republikanischen Mehrheit günstig sind, so doch nicht in dem Maße, als erwartet wurde. Von 186 Stichwahlen sind 135 republikanisch ausgefallen und 51 theils boulangistisch, theils monarchistisch. In Paris und Umgegend haben die Boulangisten große Erfolge erzielt. Die Pariser Vororte, darunter reine Arbeiterviertel, sind durch Boulangisten vertreten . . . Nur Rochefort ist auch im zweiten Wahlgange in Belleville unterlegen. Sein Gegner war der Possibilist Dumay. Außer ihm hat die Partei nur noch einen Vertreter durchgebracht, Joffrin, dessen Mandat freilich einen sehr problematischen Werth hat. Von sonstigen Sozialisten sind gewählt: Lachize (Villefranche), Weber, Sozialist, Baudin (Bourges), Porzellanarbeiter, revolutionärer Sozialist, Thivrier (Montlugon), Kollektivist, Ferroul (Narbonne), Sozialist, Cluseret (Toulon), Sozialist, Antide Boyer (Marseille V), Sozialist. Jules Guesde ist in Marseille II leider unterlegen, ebenso Basly in Paris, 13. Arrondissement und Ch. Longuet in Courbevoie bei Paris... Wie sich die obengenannten Sozialisten in der Kammer zu einander stellen werden, bleibt abzuwarten. ,Wir sind alle nur Korporale, dieser würde unser 1
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ich rechne 60000 heraus die uns < s i c h e r > (den auf unsferem] Kongreß Vertretnen) sicher, und 18 000 weitere die uns wahrscheinlich] gehören. Gegen etwa 42 000 poss[ibilistische] in ganz F[ran]k[rei]ch. Baudin scheint sicher, ferner Boyer, Cluseret und Ferroul, daneben noch ein paar die gute Aussichten haben. Kommt dazu Guesde so wird er das Zeug haben sie alle um sich zu gruppieren. Dann kommen die Possfibilisten] Joffrin und Dumay in die Lage wie 1874 die Lassfalleaner] im Reichstag, und dann aber auch nur dann kann davon die Rede sein, mit ihnen zu verfahren wie mit den Lass[alleanern] in Deutschland verfahren wurde; und es ist Bedingung des Erfolgs daß sie bis dahin als Feinde behandelt und vermöbelt werden, daß sie die Macht der Unseren respektieren lernen. Jedenfalls ist der Boulangismus kaput und wird vermuthlich bei den Stichwahlen noch mehr Hiebe bekommen, falls nicht die abgeschmackte Annullierung der Stimmen3 in Montmartre ihm wenigstens in Paris neuen Anhang schafft. Wenn dann die russischen] Gelder ausbleiben wird le brave Général von Portland Place nach Soho4 ziehn oder ein paar Zimmer bei Leßner miethen müssen. Grüß Deine Frau und Theodor Dein General sein', soll Boyer in Marseille, auf Guesde deutend, erklärt haben. Sicher ist, daß in ihm die Partei einen Wortführer ersten Ranges im Parlament gehabt hätte." s Der Sozialdemokrat, Nr. 40, schrieb darüber am 5. Oktober 1889: „Die Wahlkommissarien für das 18. und 20. Arrondissement von Paris haben die für Boulanger und Rochefort abgegebenen Stimmen, weil die Genannten nicht wählbar seien, einfach annullirt; für das 18. Arrondissement wurde damit der Possibilist Joffrin, der nur 5500 Stimmen erhielt, während Boulanger über 8000 erhalten, für gewählt erklärt. Das ist auf jeden Fall ein Faustschlag ins Gesicht des allgemeinen Stimmrechts, den kein Sozialist gutheißen kann, und wenn er Boulanger noch so sehr bekämpft." * In London-Soho lebte nach 1849 ein großer Teil der politischen Flüchtlinge, u.a. Marx und Liebknecht. S. Wilhelm Liebknecht, Karl Marx zum Gedächtniß, S. 92 ff.
192. W I L H E L M
[Postkarte]
LIEBKNECHT
AN F R I E D B I C H
ENGELS
Borsdorf, 5.10.1889
L. E.l Brief erhalten. — Für Gu[esde] sind 500 Fr[anc]s. „locker gemacht". Hoffentlich nutzt's. — Betr. der Schlesinger] Aff[aire] nur die Bemerk[ung], daß schon vor Monaten, d.h. bei Erscheinen 348
des ersten Hefts nach der in Folge dieser Geschichte von mir veranlagten Suspension, das Desavou, bereits öffentlich erfolgt war. Und dies wußten die Klatscher. Mit einem ehrlichen Wort war von Anfang an Alles aufs Leichteste zu regeln. — Von meinem Jungen seit seiner Abreise von London erst ein paar Zeilen aus Paris. Auf dem Meer ist er tüchtig geschüttelt worden, bekam jedoch die Seekrankheit nicht. Dir und Lehnchen Dank für die freundliche Aufnahme Theodors, und viele Grüße von meiner Frau und Deinem W. L. 193. W I L H E L M
LIEBKNECHT
Lieber Engels!
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Borsdorf, 26.10.1889
Könntest Du mir einige Notizen über Dr. Gottschall1 und dessen in Cöln und außerhalb Cölns (1848) gespielte Rolle mittheilen oder mir angeben wo ich das Betreffende finden kann? Wann that er die Äußerung: Ich bin hier im Namen von 20,000 Proletariern, denen es ganz gleichgiltig ist, ob wir Republik oder Monarchie haben? Auf dem Vorparlament? Und wann starb er? In Leipzig könnte ich das Alles finden, hier auf meinem Dorf habe ich aber nur das Notwendigste, und das wird mir mitunter von den Mäusen zerstört, wie neulich 32 Bogen Manuskript.2 — In Paris sind unsere Leute jetzt stark dran, eine Parteiorganisation herbeizuführen. Wie es scheint, ist Lafargue wieder der Querkopf und will nicht mit mitmachen, weil er an dem Boulangisten Jourde festhält. Vielleicht könntest Du ihm einmal ins Gewissen reden. Ich 1 In einem Tadelsantrag gegen Dr. Gottschalk vom April 1849 heißt es u.a.: . . . „daß der Dr. Gottschalk bei Gelegenheit des demokratischen Congresses zu Frankfurt, sich der Worte bedient hat, er könne die Arbeiter von Köln ebensowohl zur rothen Monarchie wie zur rothen Republik verwenden, also die Arbeiter selbst, als nur eine ihm blind gehorchende Maschine ausgab . . . " . In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Organ des Arbeiter-Vereins, Nr. 24, 1849, Köln, Sonntag den 29. April. S. auch a.a.O., Nr. 22 vom 22. April: „Dr. Gottschalk". Zur Person von Dr. Gottschalk s. ferner Hans Stein, Der Kölner Arbeiterverein 1848-49. Ein Beitrag zur Frühgeschichte des rheinischen Sozialismus (Köln, 1921); Emst Cz6bel (Moskau), „Zur Geschichte des Kommunistenbundes. Die Kölner Bundesgemeinde vor der Revolution", Archiv f. d. Gesch. d. Soz. u. d. Arbeiterbew., 11. Jhrg. (Leipzig, 1925), S. 299 ff.; Max Quarck, Die erste deutsche Arbeiterbewegung 1848/49, S. 123 ff.; s. ferner die Aussagen von G. Röser in: Otto Mänchen-Helfen u. Boris Nikolajewsky, Karl und Jenny Marx (Berlin, 1933). 2 Für Liebknechts Lebensverhältnisse in Borsdorf ist folgende Angabe aufschlußreich: „Das Haus war kalt und die lebendigen Mäuse ersetzten die Ausstattung mit toten Dekorationsgegenständen; sie waren so frech, daß sie vor den Augen der Einwohner dem darob sehr betrübten Kreuzschnabel das Futter aus dem Käfig fraßen." Eisner, a.a.O., S. 82.
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habe es schon gethan. Lafargues Coquetterie mit dem Boulangismus hat unseren Leuten enorm geschadet. Ich selbst habe Briefe von ihm, die mich ganz stutzig machten.3 Die ungerechten Urtheile unserer deutschen Leute über die französischen Wahlen haben mich sehr geärgert. Auch in unseren Reihen steckt noch ein ziemliches Stück Philister-Chauvinismus. Ein Artikel, den ich gegen die bornirten Ausführungen des „Berliner Volksblatt" schrieb, wurde mir als „zu franzosenfreundlich" nicht aufgenommen. Ich hätte die Aufnahme erzwingen können, aber nur auf Kosten eines Skandals, und so druckte ich den Artikel im „Wähler" von Leipzig.4 — Die „Volksbibliothek" habe ich jetzt aufgegeben. Durch die von guten Freunden organisirte Hätz wurde nun ein Arrangement, das meine Interessen etwas geschont hätte, unmöglich gemacht. Und nun habe ich die paar tausend Mark, die ich mir durch Schriftstellern besonders für meine Jungen verdient hatte, bis auf den letzten Pfennig verloren, und habe noch Schulden. Herzliche Grüße an Dich, Lehnchen etc. Dein W. L. [Auf dem Brief findet sich nachstehende Notiz von Engels, die als Konzept für den vorletzten Absatz seines Antwortschreibens gedient hat:] 29. Okt[o]b[e]r. [18]89. Daß Du bei der Volksbibl[iothek] Verluste gehabt hast thut mir sehr leid. Aber bei Deiner mangelnden Geschäftserfahrung war es doch vorherzusehen daß Geiser Dich hereinreiten würde. Die von ihm herausgegebenen schlechten Sachen wurden doch nicht besser dadurch daß Dein Name darauf kam, und dann mußte die Schlesingerei doch nothwendig dem Faß den Boden ausschlagen. Ich glaube das erklärt sich alles ganz natürlich ohne daß Du den Grund im bösen Willen Dritter zu suchen brauchst. Du kannst doch der Partei nicht zumuthen für diese Volksbibl[iothek] zu schwärmen. Liebknecht meint vermutlich die im Anhang veröffentlichten Briefe Lafargues vom 16.1. und 2.2.1889. Am 19. Oktober 1889 kritisierte Der Sozialdemokrat in vorsichtiger Weise die unklare Haltung der französischen Sozialisten im Boulanger-Streit: „ . . . Außerdem haben es, mit sehr wenigen Ausnahmen, die Sozialisten an entschieden antiboulangistischen Erklärungen nicht fehlen, die Possibilisten sich sogar vollständig von der antiboulangistischen, einzelne Sozialisten der Provinz, z.B. Jourde in Bordeaux, von der boulangistischen Strömung tragen lassen. So stehen wir auch hier vor einer neuen Frage: weshalb hat die Sozialdemokratie in Frankreich der Boulangisterei und Antiboulangisterei nur eine so geringe Widerstandskraft entgegengesetzt?" 4 In den letzten lahren des Sozialistengesetzes wurde in Leipzig der Landtagswähler gegründet, der später in erweiterter Form unter dem Titel Der Wähler erschien. Eisner, a.a.O., 82. 3
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194. F R I E D R I C H
E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 29. Oktober 1889
Uber den Propheten Gottschalk kann ich Dir nur sehr wenig sagen, ich habe das Thier längst vergessen. Moses Heß nahm ihn vor 1848 in den Bund auf und schilderte ihn als ein kolossales Wunderthier. 1848 in den ersten Märztagen spielte er sich in Köln als Arbeiterführer auf. War ein für damalige Verhältnisse perfekter Demagog, der den eben erst aufdämmernden Massen schmeichelte, auf alle ihre traditionellen Vorurtheile einging — sonst ein totaler Hohlkopf wie er zum Propheten gehört, und sah sich deshalb auch für einen Propheten an; dabei war er, als echter Prophet, über alle Skrupel erhaben und somit jeder Gemeinheit fähig.1 Ob er das von Dir angeführte je gesagt hat, bezweifle ich, er fabrizirte systematisch Legende über sich selbst. Genug, er spielte in den ersten Märztagen eine gewisse Rolle in Köln und hatte ganz verrückte Pläne, deren Einzelheiten ich vergessen, wodurch über Nacht Wunder geschehn sollten. Das was alles vor unsrer Zeit. Als wir im April nach Köln kamen war er schon sehr am Abnehmen, und als wir uns zur definitiven Publikation der Zeitung2 wieder dort zusammen fanden war er schon fast verschollen. Die Zeitung und unser Arbeiterverein stellten ihn ins Dilemma entweder mit uns zu gehn oder gegen uns. Zum Glück für ihn wurde er und Anneke8 Anfang Juli verhaftet — wegen irgend welcher Reden glaub ich; Ende 1848 oder Anfang 49 wurden sie freigesprochen (ich habe die N[eue] Rh[einische] Z[eitung] vergebens nach Datum etc. durchsucht und muß aufhören zu suchen wenn der Brief fort soll). Da exilirte sich der Prophet Gottschalk freiwillig nach Paris, in der Erwartung von riesigen Demonstrationen zurückberufen zu werden. 1 Zur Bedeutung des Terminus „Prophet" bei Engels, der für seine Vorstellungen vom Wesen der persönlichen Diktatur höchst aufschlußreich erscheint, s. auch seine Charakterisierung des „Gemütskommunisten" Willich: „Er war aber mehr, er war vollständiger Prophet, von seiner persönlichen Mission als prädestinierter Befreier des deutschen Proletariats überzeugt, und als solcher direkter Prätendent auf die politische nicht minder als auf die militärische Diktatur. Dem früher von Weitling gepredigten urchristlichen Kommunismus trat somit eine Art von kommunistischem Islam zur Seite." In: Friedrich Engels, Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten. 2 Gemeint ist die Neue Rheinische Zeitung. 3 Friedrich Anneke war zusammen mit Dr. Gottschalk und Christian Josef Esser im Juli 1848 wegen aufrührerischer Reden und Schriften verhaftet worden. Am 23. Dezember wurde alle Drei von den Geschworenen freigesprochen. S. Andreas Gottschalk, Meine Rede vor dem Geschworenengericht zu Köln am 23.12.1848 (Bonn, 1849); Hans Stein, Der Kölner Arbeiterverein, S. 86 ff.
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Aber kein Mensch rührte sich. Nachdem wir fort, kam G[ottschalk] wieder nach Köln (vielleicht auch kurz ehe wir gingen) und da er sich seine frühere Popularität auf Grund seiner Praxis als Armenarzt erworben, ging er bei Ausbruch der Cholera 4 wieder stark ins Geschirr mit Gratisbehandlung proletarischer Patienten, fing die Cholera selbst und starb. Das ist alles was ich weiß. Die Pariser Sachen scheinen wieder in Ordnung zu sein. Lafargue ist lange nicht so schlimm wie Du ihn machst. Jourde ist kein Boulangist sondern hat sich in Bordeaux mit Einwilligung der dortigen Parteigenossen der boulang[istischen] Maske bedient, 5 was ich natürlich entschieden mißbillige. Der Mann hat einen Bock gemacht und wird dafür büßen müssen, wenigstens zunächst, wenn er aber sonst gut ist, was ich nicht weiß, kann man ihn später wieder zu Gnaden aufnehmen. Daß Du bei der Volksbibliothek solche Verluste gehabt hast thut mir sehr leid. Aber bei Deiner mangelnden Geschäftserfahrung war es doch vorherzusehen daß Geiser Dich hineinreiten würde. Die von ihm herausgegebnen schlechten Sachen werden doch nicht besser dadurch daß Dein Name darauf kam, und dann mußte die Schlesingeriade doch nothwendig dem Faß den Boden ausschlagen. Ich glaube das erklärt sich alles ganz natürlich ohne daß Du den Grund im bösen Willen Dritter zu suchen brauchst. Du kannst doch der Partei nicht zumuthen für diese Volksbibliothek zu schwärmen. Bei mir stehts auch schlecht. Percy ist bankrott, 6 die ganze Familie wohnt bei mir um Exekution in ihrem Haus zu entgehen, die Sache schwebt noch, mit dem Alten wird verhandelt aber der behauptet selbst im Dreck zu sitzen und ist so ziemlich versimpelt, kurz Augustin liegt im Dreck, o du lieber Augustin alles ist hin. Wie's enden wird weiß ich nicht. Herzliche Grüße von Lenchen und Deinem F. E. * Gottschalk, der sich nach dem Ausbruch der Cholera im Spätsommer 1849 in den Armenvierteln von Köln aufgeopfert hatte, starb nach eintägigem Krankenlager am 8. September 1849. Ebd., S. 104 f. 5 S. den vorhergehenden Brief, Nr. 193. 8 Percy Roscher. 1 9 5 . N A T A L I E L I E B K N E C H T AN F R I E D R I C H
Sehr verehrter Herr!
ENGELS
[von anderer Hand: 27.11.1889]
Zu Ihrem Geburtstag übermorgen, sende ich, senden mein Mann u. Theodor Ihnen die herzlichsten Glückwünsche. Vor Allem wünschen wir Ihnen dauernde Gesundheit, als der ersten Bedingung zum
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Wohlergehen. Mein Mann u. Th[eodor] hatten das Vergnügen Sie diesen Herbst zu sehen u. Sie erzählten mir, daß „noch Alles beim Alten" bei Ihnen u. im Hause geblieben sei u. das ist wohl das Beste. Sie haben, auch noch mit Gert[rud] einige, jener vergnügten u. gemütlichen Abende bei Ihnen verbracht, an die ich mich noch sehr oft u. sehr gerne erinnere. Im Augenblick haben Sie, wie mein Mann mir sagte, die ganze Familie Rosher bei sich. Nun da wird es recht lebhaft zugehen, die beiden Kinderchen waren vor 3 Jahren sehr lebhaft u. werden jetzt nicht ruhiger geworden sein. Auch Avelings sind wohl täglich bei Ihnen. In Paris, wo ich 14 Tage war, hatte ich die Freude Laura Lafargue kennen zu lernen, d.h. während eines dejeuner's mit ihr zusammen zu sein. Sie mußte den nächsten Tag abreisen u. war deshalb zu sehr beschäftigt, um lange bleiben zu können. Mein Aufenthalt in Paris war so angenehm, wie nur möglich. Ich, u. später mein Mann waren mit der denkbar größten Liebenswürdigkeit aufgenommen u. ich sah so viel Schönes u. Herrliches, daß ich noch ganz davon erfüllt bin. Thfeodor] hat es, wie auch mir, ungeheuer (wie er sagte) gut in London gefallen, in den ersten Wochen konnte er sich hier gar nicht eingewöhnen. Ich glaubte mich damals auch in ein Dorf verbannt, nach meiner Rückkehr u. außerdem ist Deutschland für uns jetzt ein Gefängniß u. das empfand Thfeodor] auch in hohem Grade. Wir sind bei dem großen Publikum die Geächteten, nur wenige Freunde haben den Mut mit uns zu verkehren. Aus den Verhandlungen d[es] Reichstags u. der Komission, werden Sie ja wissen, daß von der nächsten Beratung über d[as] Sozialisten] Gesetz gar nichts zu erwarten ist, es bleibt wie's ist. Mein Mann ist jetzt theilweise in Dresden u. theilweise in Berlin, Sonnabends kommt er nach Borsd[orf]. Vielleicht muß er auch als Zeuge nach Elberfeld. Bei diesem Prozeß soll auch die Quantität die Qualität ersetzen, 1 damit man verurteilen kann. Eine wahre Schande, daß man wagen darf einen solchen Prozeß zu machen. Jetzt ist aber das Ungeheuerliche möglich, man erstaunt sich über nichts mehr — Leben Sie wohl, verehrter Herr, u. feiern Sie im Kreise Ihrer Verwandten u. Freunde einen recht vergnügten Geburtstag. Die treue Mimi wird schon aufs Beste für Alles sorgen. Bitte grüßen Sie dieselbe, sowie Rosher's u. Avelings vielmals u. seien Sie herzlichst u. freundschaftlichst gegrüßt von Ihrer dankbaren N. L. Im Elberfelder Geheimbundprozeß wurde gegen 87 Angeklagte, darunter Bebel und Grillenberger, verhandelt.
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1 9 6 . W I L H E L M L I E B K N E C H T AN F R I E D R I C H E N G E L S
Lieber Engels!
Borsdorf, 20.12.1889
Für die Notizen betr. Gottschalk besten Dank — etwas verspätet; aber ich war nicht wohl und überarbeitet. Die Notizen kann ich sehr gut verwerthen — der Bursche war wirklich auf dem Demokratischen Congreß in Frankfurt — ich habe das Protokoll bekommen. Der verwünschte Elberfelder Prozeß,1 durch den Bebel um ein paar Monate kostbarer Zeit bestohlen worden ist, nimmt uns einigermaßen in Anspruch. Schade, daß auch auf unserer Seite allerlei Gesindel ist — sonst hätte die Regierung eine prächtige Niederlage erlitten. Aber die Corruption der Schweizer-Hasselmannschen Wirthschaft,2 die in jenen Gegenden ihre schönsten Blüthen entfaltet hat, war zu tief gewurzelt, als daß wir nicht auf solche Überraschungen hätten gefaßt sein müssen. Über den Ausgang läßt sich noch nichts sagen; ich denke, daß Bebel und Grillenberger frei kommen; das Verhör des letzten Tags verlief recht günstig. Wenn die Entscheidung wenigstens bald getroffen wird — Bebel ist durch dieses fortwährende Qui vive? der letzten 5 Wochen hochgradig erregt, so daß ich ernsthafte Erkrankung befürchte, wenn das Hangen und Bangen noch lange fortdauert. — Meine Familie befindet sich ganz wohl, ich hatte aber das Pech, daß mir meine Hauswirthin in Borsdorf vor einigen Tagen gestorben ist3 und ich in Folge dessen vielleicht obdachlos werde. Hoffentlich steht es mit Roschers wieder gut — ich konnte mich sehr lebhaft in Deine Lage versetzen. Auch Du mein Sohnl4 Meine „Volksbibliotheks"-Noth ist glücklich zu Ende, und ich habe den Schlag etwas verschmerzt. Ohne die Landtagsdiäten, die mir etwa i des Verlorenen ersetzen, hätte ich die Krise nicht überstanden. Wie geht's bei Dir? Und was macht Lehnchen? Und Roschers? Herzliche Grüße und a merry Christmas and a happy new year to you all Treu Dein W. L. (Ich schreibe in Dresden, kehre aber morgen nach Borsdorf zurück.) Der Elberfelder Geheimbundprozeß endete mit dem Freispruch von Bebel, Grillenberger und 41 weiteren Angeklagten. Die übrigen 44 wurden zu Freiheitsstrafen von 2 Wochen bis zu 18 Monaten verurteilt. Der Sozialdemokrat, Nr. 1 und 2 v. 4.1. und 12.1.1890. 2 Wilhelm Hasselmann, einer der bekanntesten Lassalleaner, vertrat Elberfeld Barmen von 1874-1876 und von 1878-80 im Reichstag. 1880 wurde er auf dem Wydener Parteitag wegen anarchistischer Tendenzen aus der Partei ausgeschlossen. 8 S. hierzu Eisner, a.a.O., S. 81. i S. Brief Nr. 194. 1
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1 9 7 . F R I E D R I C H E N G E L S AN N A T A L I E
Liebe Frau Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 24. December 1889
Vor allem meinen herzlichen Dank für Ihre und Ihres H[er]rn Sohnes freundliche Glückwünsche zu meinem letzten Geburtstag, den wir sehr fidel verlebt haben, wir mußten bis nach 12 Uhr zusammen bleiben um zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können, denn den nächsten Tag ist Avelings Geburtstag, und da haben wir den gleich mitgefeiert. Es hat uns gefreut zu hören daß Sie sich alle im besten Wohlsein befinden, uns gehts auch im Ganzen recht gut, Nimmi hat einige starke Erkältungen durchzumachen gehabt und allerlei rheumatische Attaken indeß das ist nun einmal beim Klima hier nicht ganz zu vermeiden und wenns nicht gar so schlimm wird beklagt man sich nicht darüber. Bei Roschers ist auch alles wohl nur hat Papa Percy vorigen Sonntag sich eine starke Erkältung geholt, die fast in Lungenentzündung ausgeartet wäre, es geht aber besser, freilich ist ihm ein dicker Strich durch die Weihnachtsfreude gemacht und er wird morgen das Haus nicht verlassen dürfen. Pumps hat dabei augenblicklich kein Mädchen, das letzte ist ihr vor 14 Tagen, als sie mit den Kindern aus war, auf und davon gelaufen, und als Pumps zurückkam war das Haus leer und verschlossen und da sie keine Schlüssel in der Tasche hatte, mußte die Gesellschaft zu mir kommen und auf Percy warten solange konnten sie nicht hinein. Sie sehn auch hier kommen allerhand petites misères vor. Morgen Abend werden wir eine große Gesellschaft hier haben, wenn Pumps und die Kinder kommen können; außerdem kommen Mottelers, Fischers und Bernsteins, natürlich auch Avelings und dann ist Schorlemmer seit gestern hier. Wir haben gerade so viel als wir mit genauer Not setzen können, Nimmi ist schon jetzt am Kochen und backen — die Plumpuddings1 sind bereits vor 8 Tagen fertig gemacht, das ist eine entsetzliche Mühe und alles bloß um sich eine Unverdaulichkeit zuzuziehn! Aber so wills die Sitte und man machts mit, lustig wirds doch, wenn auch der Kater am zweiten Feiertag nachhinkt. Tussy ist seit dem Dockstrike, wo sie Tag und Nacht auf dem Comité arbeitete — die eigentliche ausführende Arbeit wurde von 1 Eduard Bernstein verdanken wir eine außerordentlich anschauliche Schilderung der Weihnachtsfeiern im Hause Engels, bei denen große Mengen von Plumpudding hergestellt und an alle guten Freunde in England und im Ausland versandt wurden. S. Aus den Jahren meines Exils, S. 213 f.
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3 Frauen gethan — bis über die Ohren in der Strikebewegung. Gleichzeitig mit dem Dockstrike entbrannte ein kleiner Strike in Silvertown am äußersten Ostende, etwa 3000 Leute, da war sie mitten drin, organisirte einen Fachverein von Mädchen, mußte jeden Morgen hinaus — aber nach 12 Wochen endete der Strike mit einer Niederlage.2 Jetzt ist sie mit im Gasstrike auf der Südseite thätig,3 sprach Sonntag Morgen im Hydepark, aber das ist doch weniger anstrengend, sie hat mehr Zeit. Sie und Aveling besorgen die Unterredaktion einer Monatsschrift die E. B. Bax vom 1 Jan[uar] übernommen hat,4 da gibts auch Arbeit genug. Dabei ist sie Sekretärin von zwei weiblich[en] Fachvereinen. Gestern erhielt ich auch einen Brief von Liebk[necht] wofür Sie ihm gef[älligst] in meinem Namen danken wollen.5 Er ist ja wohl morgen bei Ihnen. Wir warten hier mit Schmerzen auf das Urtheil im Elberf[elder] Prozeß, mein letzter Rest von Vertrauen auf preußische Richter ist längst dahin, wenn nur Bebel nicht mit verdonnert wird. Die Pariser scheint es bekommen wieder einmal ein tägliches Blatt — aber ich bin so oft von diesen Hoffnungen getäuscht worden daß ich nicht recht dran glaube bis ichs sehe. Unsre französische Fraktion, acht Mann, macht sich gar nicht schlecht bis jetzt und zeigt merkwürdige Disziplin wenn man bedenkt daß die Leute aus allen Theilen Frankreichs zusammenkommen und die Meisten einander unbekannt sind. Und nun liebe Frau Liebknecht wünsche ich Ihnen recht vergnügte Feiertage und ein glückliches neues Jahr, Ihnen, Liebknecht, Theodor 2 Zum Silvertown-Streik s.u.a. Engels an Schlüter vom 11.1.1890 in BaS, S. 326 f., Engels an Sorge vom 19.4. und 30.4.1890, in BaS, S. 336, 338: „Tussy vertritt in der Union die Frauen und Mädchen von Silvertown (India Rubber etc. Works), deren Streik sie leitete, und wird wohl nächstens ihren Sitz auf dem London Trades Council einnehmen"; „Tussy ist Delegierte für ihre Silvertown-Arbeiterinnen im Rat der Gas Workers and General Labourers Union, und in diesem Council so populär, daß sie nur our mother genannt wird." 3 Zum Streik der Gasarbeiter s.u.a. Engels an Schlüter vom 11.1.1890 in BaS, S. 326: „Beim Gasstreik in Südlondon, der den Arbeitern von der Gaskompanie gewaltsam aufgezwungen wurde, stehen die Arbeiter wieder ganz von allen Spießbürgern verlassen da. E s ist dies sehr g u t . . . " Engels an Sorge vom 19.4.1890, S. 335 f.: „Leiterin der Gasleute (im stillen) ist Tussy, und die Union scheint jedenfalls weitaus die beste . . . Hier in London südlich der Themse sind die Gasleute von der South Metropolitan Gas Co. gehörig geschlagen worden; das war sehr gut, sie wurden zu üppig, glaubten alles im Sturm erobern zu können, ebenso ging's ihnen in Manchester; jetzt werden sie ruhiger, festigen erst die Organisation und füllen die Kasse." 4 Es handelt sich wohl um die Time. S. dazu Engels an Sorge vom 7.12.1889: „Time" ist jetzt von Bax gekauft, und ich glaube alles mit Avelings arrangiert. Kommt aber darauf an, was Bax draus macht." Ebd., S. 325 u. 331. * Brief Nr. 196.
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und allen andren Kindern, Frau Geiser nicht zu vergessen. Von Schlüters hatte ich gestern einen Brief es scheint ihnen so ziemlich gut zu gehn. Mit herzlichen Grüßen von Nimmi, Roschers und mir Ihr aufrichtiger F . ENGELS
1 9 8 . N A T A L I E L I E B K N E C H T AN F R I E D E I C H E N G E L S
Sehr verehrter Herr!
[von anderer Hand: 29.12.1889.]
Ihr lieber Brief hat mich ganz außerordentlich erfreut, ich sage Ihnen vielen herzlichen Dank dafür. Indem Sie mir von Allen u. Allem bei Ihnen etwas erzählten, versetzten Sie mich wieder zu Ihnen u. zwar so lebhaft, als hätte ich Sie erst gestern verlassen. Ihre heitere, gemütliche Stimmung hat Sie noch nicht verlassen, der beste Beweis, daß Sie sich wohl befinden. Ihren Geburtstag hätte ich gerne mitgefeiert, die Gesellschaft war gewiß sehr heiter. Heute nun will ich Ihnen zu[m] neuen Jahre gratuliren u. den Wunsch aussprechen, daß Sie dasselbe so gesund zurücklegen, wie Sie es beginnen werden. Auch Roshe's, Avelings u. Mimi bitte ich meine besten Wünsche auszurichten. Was Tussy leistet ist ja kaum glaublich.1 Mein Mann erzählte schon vom Pariser Congress, daß sie eine der besten Kräfte gewesen wäre. Sie kann mit jedem Mann concurriren. Morgen wird das Elberf[elder] Urteil verkündet. Wir sind in der größten Spannung. Es wäre schauderhaft würde H[err] Bebel verurteilt.2 Man könnte es eigentlich nicht für möglich halten, würde bei uns in Deutschland] jetzt nicht auch das Unmögliche möglich gemacht. Von m[einem] Mann u. Sohn u. mir viele herzliche Grüße, beide schließen sich m[ einen] Wünschen an. In aufrichtiger Verehrung u. Freundschaft, stets Ihre dankbare N. L.
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Brief Nr. 197. Bebel wurde freigesprochen.
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VI 1890-1895
Die Korrespondenz aus dem Jahrfünft zwischen dem Ende des Sozialistengesetzes und dem Tode von Friedrich Engels ist für die allgemeine Stimmung der Partei nach dem Siegesrausch von 1890 ebenso aufschlußreich wie für die Auseinandersetzung mit der Opposition der „Jungen" und die wesentlich folgenschwerere Krise um Vollmar 1894.» „Wir kommen hier allmählig wieder in eine gewisse Ernüchterung, aber ohne Kater", schrieb Engels nach dem Februarsieg an den „premier élu de l'Allemagne", Wilhelm Liebknecht, der mit 42000 Wählern mehr Stimmen auf sich vereinigt hatte als irgend ein anderer Abgeordneter des Reichstags. Der Erfolg schien ihm um so bedeutsamer, als die Partei zum erstenmal in die agrarischen Bastionen des Ostens eingedrungen war. „In drei Jahren können wir die Landarbeiter haben und dann haben wir die Kernregimenter der preußischen Armee", prophezeite Engels nach den Siegesmeldungen aus den Ostseeprovinzen, Pommern und Mecklenburg. Traf diese Analyse zu, war die „Eroberung der politischen Macht . . . in absehbare Nähe gerückt",2 so war auch der Augenblick gekommen, an dem die herrschenden Mächte ihren letzten Trumpf ausspielen würden: „Kräftige Schießerei mit obligatem akutem Schrecken." Unter diesen Umständen sei es töricht, folgerte Engels, das eigene Spiel zu verderben und „unsre Feinde zu verhindern unsre Arbeit zu tun". Wie in der Frühzeit des Sozialistengesetzes gelte die Losung: „An unserer Gesetzlichkeit müssen unsere Feinde zu Grunde gehenl" Hierbei handele es sich jedoch nicht um ein strategisches oder moralisches Axiom, sondern um eine taktische Regel: „Für jetzt", sei es klug und zweckmäßig, „so friedfertig und gesetzlich wie möglich" vorzugehen. „Freilich", tadelte er Liebknecht, „halte ich Deine Philippiken gegen die Gewalt, in jeder Form und unter allen Umständen für unangebracht." Weder er noch Marx seien je bereit gewesen, „als gute Quäker die linke Backe auch hinzuhalten falls uns Jemand auf die rechte hauen sollte".3 1
S. auch Mayer, Engels, II, 477 ff. Friedrich Engels, „Die Bauernfrage in Frankreich und Deutschland", Die Neue Zeit, XIII, I, S. 292 ff. a S. Brief Nr. 199. 2
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Als die „Militärdiktaturgelüste" der Regierung, vor denen Engels bereits 1890 gewarnt hatte,4 in der Umsturzvorlage von 1894 Gestalt gewannen, mahnte Engels erneut: das Proletariat müsse zwar das historische Recht auf Revolution behaupten, dürfe sich aber von der Reaktion nicht vorzeitig zum Kampfe provozieren lassen. „So dumm sind wir nicht. Sie könnten ebensogut von ihrem Feind im nächsten Krieg verlangen, er solle sich ihnen stellen in der Linienformation des alten Fritz..." 5 Das Wachstum der Partei gehe „so spontan, so stetig, so unaufhaltsam u n d . . . ruhig vor sich wie ein Naturprozeß". „Dies Wachstum ununterbrochen im Gang zu halten, bis es dem herrschenden Regierungssystem von selbst über den Kopf wächst", erklärte Engels in seinem politischen Testament, dem Vorwort zu den Klassenkämpfen in Frankreich, „diesen sich täglich verstärkenden Gewalthaufen nicht in Vorhutkämpfen aufreiben, sondern ihn intakt zu erhalten bis zum Tag der Entscheidung, das ist unsere Hauptaufgabe..." 6 Aus der gleichen strategischen Sicht beurteilte Engels auch den Streit um den 1. Mai. Der Beschluß des Parteivorstandes, den internationalen Kampftag der Arbeiterklasse nicht durch eine allgemeine Arbeitsruhe, sondern durch abendliche Kundgebungen zu feiern, war nicht nur in der deutschen Partei, sondern auch in der Internationale, vor allem bei den Franzosen, auf heftigen Widerspruch gestoßen. Engels bemängelte zwar die Form, in der die Parteileitung den bei einer Kampfdemonstration drohenden Komplikationen ausgewichen war, billigte den Beschluß aber der Sache nach: „Die Nichtunterbrechung des Siegeslaufs der deutschen Partei ist in der Tat jetzt die Hauptsache."7 „Wenn unsere Partei... mit Beziehung auf den 1. Mai scheinbar etwas abwiegelt, so weißt Du die Gründe", meldet er 1890 Sorge.8 „Wir wissen, daß die Generale den 1. Mai gern zum Schießen verwerten möchten." Als Bonnier Bebel wegen der Maifeiern in einem „Brandbrief attackierte, ergriff Engels die Partei der Deutschen: „Die Idee, die europäische Arbeiterbewegung zu dirigieren von Oxford aus, — dem einzigen Stück wirklichen Mittelalters, das es noch in Europa gibt, — ist unbezahlbar."9 „Und dann sagte ich ihm", berichtete er Liebknecht, „daß mit dem Panama in Paris, und der Militärgeschichte in Engels an Sorge vom 12.4.1890. BaS, 333. Friedrich Engels, „Einleitung" zu Karl Marx, Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850. Zit. nach Marx-Engels, Ausgewählte Schriften, I, 118. « Friedrich Engels, „Einleitung" zu Karl Marx, Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850, S. 120. i Mayer, Engels, II, 503. 8 Engels an Sorge vom 12.4. und 19.4.1890. BaS, 334 und 337. • Engels an Bebel vom 3.12.1892. Mayer, Engels, II, 503. 4
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Berlin, und einer allgemeinen Industriekrisis obendrein, wir vielleicht am 1. Mai bessres zu tun hätten als zu demonstrieren." 10 Auch in den innerparteilichen Kämpfen riet Engels zu einem mittleren Kurs zwischen dem radikalen Antiparlamentarismus der „Jungen" und den „possibilistischen" Strömungen aus Bayern. Als der Parteivorstand die Opposition der „Jungen", den „kleinen Krakeel" der „naseweisen Literaten" mit Brachialgewalt, mit „Herausschmeißen" zu brechen suchte, mahnte er zu Ruhe und Toleranz. „Ich werde Bebel und Liebknecht wohl vor dem Kongreß hier sehen und das mögliche tun, daß ich sie von der Unklugheit aller Herausschmeißereien überzeuge, die nicht auf schlagende Beweise von die Partei schädigenden Handlungen, sondern bloß auf Anklagen der Oppositionsmacherei gegründet sind. Die größte Partei im Reich kann nicht bestehen, ohne daß alle Schattierungen in ihr vollauf zur Geltung kommen.. " n Wesentlich ernster als die „kleine Studentenrevolte" nahm Engels die sozialreformerischen Tendenzen in der bayrischen Sozialdemokratie. Ihr Führer, Georg von Vollmar, hatte sich von einem Vorkämpfer der „Linken" zum Sprecher einer gemäßigten Richtung entwickelt. 1891 rief er mit seiner Erklärung im Münchener Eldorado, die Partei könne durch eine „umsichtige Politik der Verhandeins" allmählich in die Macht hineinwachsen, eine stürmische Diskussion und lebhaften Widerspruch hervor. In dem Bauernland Bayern mit seiner noch wenig differenzierten Sozialstruktur, folgerte Vollmar, müsse jede auf das Industrieproletariat beschränkte Klassenpartei eine hoffnungslose Minderheit bleiben. Wolle man das flache Land, die Bewohner der kleinen Flecken und Märkte mit ihrem urwüchsig-demokratischen Lebensstil gewinnen, so müsse man sich an der Arbeit im Parlament beteiligen und sich gegebenenfalls auch zu dem von der Partei mitgestalteten und beeinflußten Budget bekennen. Als Vollmar auf dem Frankfurter Parteitag 1894 heftig angegriffen wurde, berief er sich auf den einhelligen Willen der bayrischen Partei. „In der Tat", erklärte er, „ist die Abstimmung über das Budget in den Landtagen etwas wesentlich anderes, als die Abstimmung im Reichstag. Der Reichstag ist der Ort, wo die großen Prinzipienfragen entschieden, der allgemeine Geist der Politik festgestellt wird; die Landtage haben im Wesentlichen nur die Konsequenzen daraus zu ziehen; sie haben mehr Verwaltungspolitik zu treiben." Die bayrische Sozialdemokratie habe die Regierung so scharf kritisiert, daß die i«
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Engels über Bonnier. S. Brief Nr. 215. Engels an Sorge vom 9.8.1890. BaS, 344.
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Budgetbewilligung keinesfalls als Vertrauensvotum mißdeutet werden könne. „Machen wir einmal von der Budgetverweigerung Gebrauch, so macht das Eindruck; aber je öfter wir es tun, desto mehr verwischt sich der Eindruck." Wenn man ihn deswegen der Prinzipienlosigkeit zeihe, so sei das eine „recht kindliche Auffassung", die „die Sache in der Form" suche.12 In seiner Erwiderung wandte sich Bebel mit Schärfe gegen jeden Versuch, die Sympathie der Bauern durch prinzipielle Zugeständnisse zu erkaufen. Er befand sich dabei in grundsätzlicher Übereinstimmung mit Engels, der das Agrarprogramm der französischen Bruderpartei im gleichen Sinne kritisiert hatte. „Die Rücksicht auf die Bauern und ähnliche rückständige Elemente", erklärte Bebel, darf uns nicht bestimmen. Die bayrischen Sozialdemokraten wären nicht die Vertreter der Bauernschaft sondern der intelligenten Industriearbeiter. Die Not der Zeit werde die Bauern schon denken lehren und ihnen den Klassencharakter des Staates offenbaren. „Ist aber die Regierung nichts als der Verwaltungsausschuß der besitzenden Klasse, dann dürfen wir ihr unter keinen Umständen das Budget bewilligen und ihr . . . das Leben auch nur um einen Tag verlängern . . ." 1S Als den Bayern im weiteren Verlauf der Debatte die Absicht einer Parteispaltung unterstellt wurde, kam es zu der heftigen Reaktion Grillenbergers, deren Echo in den hier vorgelegten Briefen von Engels und Liebknecht nachklingt. „Der Bebel'sche Antrag ist für uns unannehmbar", protestierte der Nürnberger Parteiführer. Die Bayern seien einig, sie würden sich keiner Oktroyierung fügen: „Wir erklären . . . daß durch die etwaige Annahme des Bebel'schen Antrages an unserer Haltung im Landtage und unserer Stellung zum Budget nichts geändert wird . . " 1 4 Die Abstimmung, in der das Resumé der leidenschaftlich erregten Debatte gezogen wurde, brachte den Sieg einer Kompromißresolution, die die Budgetbewilligung verwarf, falls „die Bewilligung des Gesammtbudgets eine Anerkennung der Berechtigung des bestehenden Klassenstaates oder ein Vertrauensvotum für die Regierung enthält".18 Der Parteitag hatte sich damit in seiner großen Mehrheit für eine Lösung ausgesprochen, die den Bayern in der Sache so weit wie nur möglich entgegenkam. Die Auseinandersetzung wurde auch nach dem Parteitag mit Hef12 is 1« is
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Parteitagsprotokoll, S. 109 ff. Ebd., S. 118. Ebd., S. 119 ff. Ebd., S. 130, 132 ff.
tigkeit fortgeführt. In einer öffentlichen Versammlung in Berlin beschuldigte Bebel Vollmar, mit bürgerlichen Reformideen zu sympathisieren, partikularistische Tendenzen zu verfolgen und den proletarischen Charakter der Partei zu verwässern. Als Vollmar daraufhin Bebels Vorgehen als „Pferdekur" an der Partei bezeichnete, äußerte Liebknecht im Vorwärts und in seinen Briefen an Engels die Befürchtung, Bebel könne durch die Art seines Vorgehens die Einheit der Partei und sein eigenes Prestige gefährden. „Und nun bitte ich Dich, Bebel etwas zu beruhigen, wenn Du Gelegenheit hast. Sein Vorgehen in der letzten Versammlung war so ungeschickt wie möglich. Es war eines Parteiführers nicht würdig und hat Bebel sehr geschadet. Noblesse oblige."16 „Ob Bebel in der Versammlung ungeschickt vorgegangen, darüber läßt sich streiten. Aber in der Sache hat er entschieden Recht", erwiderte Engels. Die Bayern hätten einen Sonderbund gebildet und dem Parteitag ein offenes Ultimatum gestellt. „Wenn da nicht die Zeit da war für Bebel, vom Vordringen des kleinbürgerlichen Elements in der Partei zu sprechen, dann weiß ich nicht, wann sie kommen soll." Übrigens, fährt Engels fort, sei die Zunahme der kleinbürgerlichen und akademischen Anhänger der Partei unvermeidlich und zu begrüßen. Die in einem ständigen Wachstumsprozeß begriffene Partei könne sie ohne Gefahr verdauen, dazu aber „gehört Salzsäure". Man solle Bebel nur dankbar sein, „wenn er sie zugießt, damit wir die nichtproletarischen Elemente eben gut verdauen" und damit die wahre Harmonie in der Partei herstellen.17 Bebel, der unter den Kämpfen in der Partei schwer gelitten hatte, war Engels aufrichtig dankbar. „Erst die Vorgänge der letzten Zeit haben mir wieder bewiesen", schrieb er dem alten Freund und Lehrer, „daß wir Dich noch gar nicht entbehren können und natürlich erst recht nicht entbehren wollen."
" «
S. Brief Nr. 230. S. Brief Nr. 231.
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BRIEFE 1 9 9 . F R I E D B I C H E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 9. März 1890 Lieber Liebknecht Ich gratulire Dir zu den 42000 Stimmen1 die Dich zum premier elu de l'Allemagne machen. Wenn jetzt wieder ein Kar-, Hell- oder sonstiger Junkerdorf Dir ins Wort fällt,2 so kannst Du ihm antworten: ziehen Sie sich in Ihre Vorhaut zurück, wenn Sie eine haben, ich vertrete soviel Wähler wie ein Dutzend Ihrer Sorte! Wir kommen hier allmählig wieder in eine gewisse Ernüchterung, aber ohne Kater nach dem langen Siegesrausch. Ich hoffte auf 1200,000 Stimmen, wurde aber allgemein für übersanguin erklärt — jetzt zeigt sich daß ich noch zu bescheiden war.8 Unsre Jungens haben sich ganz prachtvoll gehalten, aber das ist bloß der Anfang, es stehn ihnen schwerere Kämpfe bevor. Unsre Erfolge in Schleswig] -Holstein, Mecklenb[ur]g und Pommern 4 verbürgen uns jetzt riesige Fortschritte unter den Ackerbauarbeitern des Ostens. Jetzt wo wir die Städte haben, und der Ruf unsrer Siege bis in die abgelegensten Rittergüter dringt, können wir auf dem Lande einen ganz anderen Brand anzünden als die Strohfeuer von vor 12 Jahren. In drei Jahren können wir die Landarbeiter haben und dann haben wir die Kernregimenter der preußischen Armee. Und das zu verhindern gibts nur ein Mittel, und das rücksichtslos anzuwenden, das ist der einzige Punkt worin Wilhelmchen und Bismarck noch einig sind: eine kräftige Schießerei mit obligatem akutem Schrecken. Dazu werden sie jeden Vorwand benutzen, und wenn Puttkamers5 „Kanonen" erst einmal 1 Liebknecht war am 20. Februar in Berlin VI mit 42 274 Stimmen gegen die Kandidaten der Freisinnigen (14 195 Stimmen) und des Kartells (10 836 Stimmen) gewählt worden. 2 Engels meint offenbar den bekannten freikonservativen Politiker Wilhelm von Kardorff und den Fraktionsvorsitzenden der Deutschkonservativen Partei Otto Heinrich von Helldorff. s Die sozialdemokratische Partei erhielt bei den Reichstagswahlen am 20. Februar 1 427 298 Stimmen, 664 170 mehr als 1887. 4 Im gleichen Sinne schrieb Engels am 12. April Sorge. BaS, S. 333. 5 Der preußische Innenminister von Puttkamer, der sich durch seine scharfe Handhabung des Sozialistengesetzes und seinen Streikerlaß von 1886 besonders verhaßt gemacht hatte.
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in den Straßen einiger großen Städte geschrapnelt haben, dann gibts Belagerungszustand über ganz Deutschland, der Philister kommt wieder in die richtige Verfassung und wählt blindlings nach Vorschrift, und wir sind auf Jahre lahmgelegt. Das müssen wir verhindern. Wir dürfen uns nicht im Siegeslauf irre machen lassen, nicht unser eignes Spiel verderben, nicht unsre Feinde verhindern unsre Arbeit zu thun. Ich bin also darin Deiner Ansicht daß wir für jetzt so friedfertig und gesetzlich wie möglich aufzutreten und jeden Vorwand zu Kollisionen vermeiden müssen. Freilich halte ich Deine Philippiken gegen die Gewalt, in jeder Form und unter allen Umständen für unangebracht erstens weil Dir doch kein Gegner das glaubt — so dumm sind sie doch nicht — und zweitens weil ich und Marx nach Deiner Theorie demnach Anarchisten wären, da wir nie gesonnen waren als gute Quäker die linke Backe auch hinzuhalten falls uns Jemand auf die rechte hauen sollte. Diesmal hast Du entschieden etwas übers Ziel hinaus geschossen. Den Nieuwenhuis halte ich für ziemlich unschuldig an dem Artikel auf den Du antwortest,6 wie man hierher schreibt ist Croll der Krippenbeißer der Dich nicht in Ruhe läßt — er soll ein Krakehler erster Sorte sein. Diese Kleinstaatler sind unser internationales Pech — machen enorme Ansprüche, wollen stets mit Glacéhandschuhen angefaßt sein, sich selbst aber jede Grobheit erlauben, fühlen sich immer zurückgesetzt weil sie nicht immer erste Violin spielen können; aller Tuck und alle Schererei beim vorigen Kongreß, vorher und während, war nur durch sie verursacht, erst die Schweizer mit ihrer Illusion die Poss[ibilisten] abspenstig machen zu können, dann die Brüsseler, darauf die Holländer.7 Nun unser deutscher Sieg wird sie wohl etwas ins Gleis bringen und uns erlauben großmüthig zu sein. Sei so gut mich etwas vorher wissen zu lassen wann Du zu uns übers Wasser kommst. Wir haben nur das neue Zimmer frei und das ist im Frühjahr manchmal mit Beschlag belegt — so um Ostern durch Schorl[emmer], möglicher Weise kommen auch Lafargues oder Louise Kautsky; es ist also vielleicht ein bischen Management nöthig um es für Dich frei zu halten. Da Du eine specielle Dresdner Adresse angibst muß ich das für einen Wink ansehn Dir dorthin zu schreiben. 19. Century ist neben Contemporary R[evie]w jetzt die angesehenste Revue hier — da ich aber die beiden stets verwechsle, werde Auf dem Brüsseler Kongreß der Internationale kam es in der Frage des Militärstreiks zu einer scharfen Kontroverse zwischen Liebknecht und Nieuwenhuis, der sich gegen die von Liebknecht und Vaillant eingebrachte Resolution ausgesprochen hatte. S.u.a. Wilhelm Liebknecht, „Skizzen vom Brüsseler Kongreß", Die Neue Zeit, IX, 2, S. 838. S. auch Van Christen tot Anarchist. Gedenkschriften van F. Domela Nieuwenhuis (1910), S. 295. 7 S. hierzu die Briefe des vorhergehenden Kapitels. 8
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ich Dir Details erst nachher schreiben können sobald Avelings hier sind. Einstweilen nur dies: 1) laß Dich gut zahlen, 2) nach hiesigem Recht gehört der Art[ikel] der Revue, und kann die Red[aktion] daran behebige Änderungen vornehmen wenn sie will, und wenn Du nicht Gegentheiliges vorher ausmachst. Ich bedinge in solchem Fall 1) that the copyright remains vested in me, 2) that no alterations are made without my express consent. Abend. 19. Century gehört Herrn Knowles, Gladstone schreibt ab und zu in Diese und Contemporary die dem Percy Bunting gehört zu dem die Schack Dich nahm. Sonst ist dem Obigen nichts zuzusetzen. Knowles ist ein reiner Geschäftsmann, sieh Dich also vor. Grüße von Nim, Avelings, Edes, Dr. Zadek8 und Frau Ramm. Zadek ditto Pumps und Percy die alle hier Dein F. E. 8 Dr. med. Julius Zadek, ein aktives Mitglied der Berliner Sozialdemokratie, wurde 1891 Stadtverordneter und 1892 Vorsitzender der Berliner Arbeiter-Sanitätskommission. In späteren Jahren machte er sich durch die Herausgabe der ArbeiterGesundheits-Bibliothek verdient. S. GBA, III, S. 214 ff , 383 ff.
200. F R I E D R I C H
ENGELS
AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 19. Juni 1890
Alle Augenblicke changement de décoration. Schorl[emmer] fordert mich auf zu einer Seereise im Juli — verschiedene Pläne liegen vor zur gef. Auswahl. Mein Arzt sagt ich solle sobald möglich weg und diesen Sommer an meine Kur wenden damit ich für den Winter wieder auf den Beinen bin. Ich selbst merke daß die Schlafstörung mich auch beim Arbeiten stört und daß ich abbrechen muß sobald möglich.1 Ich kann also den Plan nicht gut von der Hand weisen. Andrerseits drängt Laura in Lenchen, sie auf 14 Tage nach Paris zu begleiten, was während meiner Abwesenheit ganz gut anginge und der Alten sehr gut thun würde. Dazu kommt daß Euer Reichstag noch sitzt und man nicht wissen kann auf 14 Tage, ob und wann er vertagt wird.2 Es wäre also möglich daß ich in ca. 10 Tagen von hier auf 3 Wochen verschwände. Bis 1
2
BaS, S. 331. S. auch Brief Nr. 203. Der Reichstag wurde offiziell am 8. Juli vertagt.
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25—26. Juli werde ich jedenfalls wieder hier sein, Lenchen wohl einige Tage früher. Könntest Du Deine Reise also derart einrichten daß Du nach dem — sage 21 oder 22. Juli hier ankämst, so wäre Alles für Dich bereit, und einige Tage später ich selbst auch wieder zur Stelle. Natürlich ist alles dies einstweilen noch provisorisch und Bestimmtes kann ich Dir erst in ein paar Tagen melden, aber ich denke es ist besser Dir von diesem Zwischenfall schon gleich Kenntnis zu geben; daß ich gehe ist ziemlich sicher, aber die Einzelheiten sind noch im Ungewissen. Nur sicher daß ich vor Ende Juli, und Lenchen vor mir, wieder zurück in London. Keiner der Pläne würde mich über den 26. forthalten. Also Helgoland soll deutsch werden. Ich freue mich schon auf das Geschrei der biedern Helgoländer, die sich mit Händen und Füßen sperren werden gegen die Einschließung ins große Kasernenvaterland.3 Und sie haben alle Ursache, kaum annexirt, wird ihre Insel in eine große Festung zur Beherrschung des nordöstlich davon liegenden Ankergrunds verwandelt, und die armen Teufel werden der eviction verfallen als wären sie gewöhnliche irische Pächter oder schottische Schafe die den Hirschen Platz machen. O nein o nein, sein Vaterland muß größer sein, aber kein Deutscher von draußen will hinein. Ein schleswig-holsteinisches Elsaß zur See! Das fehlte noch zur deutschen Reichskomik! Dein F. E. In dem am 1. Juli 1890 abgeschlossenen deutsch-englischen Vertrag tauschte das Deutsche Reich Besitzungen und Rechte in Ostafrika (Sultanat von Sansibar) gegen die Insel Helgoland. S. hierzu auch die Artikel „Helgoland" und „Augen auf, Taschen zu" im Berliner Volksblatt, Nr. 140 und 142, vom 20. und 22.6.1890, in denen es u.a. heißt: „Wie das Felsennest bald von Befestigungen starren und mit zahlreichen Geschützen gespickt sein wird, so wird auch das harmlose und fröhliche Treiben dort bald einen anderen Charakter bekommen." 3
201. F R I E D R I C H
ENGELS
AN N A T A L I E
Sehr geehrte Frau Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 19. Juni 1890
Wenn ich mich auf Ihre Äußerungen daß Sie in Leipzig isolirt und fast geächtet seien, bezog, so war dies natürlich genug.1 Ich mußte daraus schließen daß Ihnen Leipzig unerträglich sei und freue mich zu erfahren daß dies keineswegs der Fall. 1 Nach August Bebel, „Erinnerungen an Liebknecht" (Der Wahre Jacob, vom 28.8.1900, S. 3328) war Frau Liebknecht wegen der „Unterbrechung des Bildungsganges ihrer Kinder" und der „Trennimg von liebgewordenen Freunden" gegen die Übersiedlung nach Berlin.
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Auf einen sonstigen Vergleich der Vorzüge Leipzigs und der Unannehmlichkeiten Berlins kann ich schon darum nicht eingehen weil ich die ersten gar nicht und die andern nur aus alter Erinnerung kenne, seit welcher Zeit Berlin sich ja ganz wunderbar verschönert haben soll, wie die Berliner sagen. Ich glaube Ihnen indeß gern daß für das was sich an die Häuslichkeit knüpft, Leipzig unendlich mehr bietet als die Metropole der märkischen Sahara. Alles das, habe ich an Singer2 und an Liebk[necht] geschrieben, sind Sachen die Jeder mit sich und seiner Familie und der Partei ausmachen muß, und wo wir Auswärtigen uns zu bescheiden haben. Ich kann aber nur sagen daß auch nach meiner entschiedenen Meinung, Liebk[necht] nach Berlin gehört, wenn die Parteileitung und das Parteiorgan dorthin verlegt werden. Ob das geschieht oder nicht, darüber habe ich keine Stimme sondern nur eine unmaßgebliche Meinung. Aber wenn es geschieht, und L[iebknecht] bliebe in Leipzig, so degradirte er sich selbst zu einem Parteiführer zweiter Klasse, setzte sich sozusagen auf Pension, käme in eine Lage wo er in wichtigen Fragen nicht gefragt und nicht gehört werden könnte, kurz er thäte den ersten Schritt zur Abdankung, und das werden Sie nicht wollen. Die Politik wirft unsereinen ganz sonderbar herum. Als Lassalle 1858 in Berlin eine Zeitung mit Marx und mir herausgeben wollte,8 konnten wir auch nicht Nein sagen, und waren bereit in die Sandmetropole zu ziehn — glücklicher Weise zerschlugen sich die Unterhandlungen. Und das wäre für mich ein Austritt aus geschäftlichen Kontrakten und für uns Beide ein ganz andrer Umzug gewesen als von Leipzig nach Berlin. Sollten also die Vorbedingungen eintreten, unter denen Ihr Umzug nach der Reichsstreusandbüchse unvermeid2 Der Brief von Engels an Singer ist leider nicht mehr vorhanden, dagegen ein noch unveröffentlichtes Schreiben von Singer an Engels (I.I.S.G., Amsterdam, MENachlaß) vom 13.5.1890 in dem die gleiche Frage behandelt wird: „Ich habe dem Alten [Liebknecht] zugeredet, daß er nach hier kommt u. die Chefredaktion des „Volksblatt" übernimmt, ebenso bin ich der Meinung daß Bebel nach B[er]l[i]n zieht; da unser Wasserkopf nun einmal zum Brennpunkt des öffentlichen Lebens in Deutschland geworden ist, ziemt es sich auch für uns „mang" zu sein, und außerdem sind wir in der .Höhle des Löwen' am Besten aufgehoben. Dazu kommt daß alle geistigen Hilfsmittel hier bei der Hand sind und da ich es für unsinnig halte, daß Bebel u. Liebknecht ihre Zeit und Kraft in dem sächsischen Froschteich verpuffen, so giebt die Ubersiedlung nach hier die beste Gelegenheit auch diesem Zustand ein Ende zu machen.. ." s Lassalle wandte sich am 19. lanuar 1861 an Marx, um ihn bzw. Engels zur Rückkehr nach Berlin und zur gemeinsamen Herausgabe einer radikaldemokratischen Zeitung aufzufordern. Obwohl Marx der Einladung nach Berlin im April Folge leistete, zerschlugen sich die Verhandlungen an der inneren Gegensätzlichkeit der beiden Partner. S. ME vom 29.1.1861. MEGA, III, 3 S. 8 f., und auch S. 13, 14, 18. Lassalle an Marx vom 19.1.1861 im Briefe von Lassaile an Marx und Engels S. 320 und 346.
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lieh würde, so werden Sie sich gewiß auch zu trösten wissen, und sicher getröstet werden nicht nur durch die nachträgliche Entdeckung daß es am Ende dort doch auch zum Aushalten ist, sondern auch durch die Gewißheit daß Liebknecht damit die ihm von Rechtswegen in der Partei gebührende Stellung einnimmt und an den Platz getreten ist wo er seinen Posten ganz ausfüllen kann. Jedenfalls wird sich diese Sache nun wohl bald entscheiden und ich will hoffen daß wie auch die Entscheidung falle, Sie sich auf die Dauer damit versöhnen werden. Beste Grüße von Nim, Frau Lafargue, Roshers und Ihrem freundschaftlichst ergebenen F.
202.
FRIEDRICH
[Postkarte]
ENGELS
AN W I L H E L M
ENGELS
LIEBKNECHT
30. 6.1890
Eine Antwort in Deinem Namen durch mich erlassen würde nur Hrn. N. zur Erwiderung provociren: wir wollen nicht des Hrn. Efngels] Meinung hören sondern Liebk[necht]'s eigenes Zeugniß — und so etwas ist auch ganz gegen hiesigen Brauch. Du siehst daß Herr I. G. sich der Sache bemächtigt um Kapital zu schlagen. Willst Du also nicht direkt an Dir. J. schreiben so antworte in The People's Press, (Red. Richard Dell) 1 Hare Place, Fleetst[reet], London E.C. deren letzte Nr. ich Dir schicke.1 Wohnungssuche in B [erlin] muß allerdings ein angenehmes Geschäft sein!2 Dein F. E.
1 The People's Press wurde u.a. von Cunningham Graham, W. A. Morris, William Thome und John Jenner herausgegeben. Eine Zuschrift von Liebknecht war in den im I.I.S.G. in Amsterdam befindlichen Nummern nicht zu finden. 2 Liebknecht hatte große Mühe in Berlin eine geeignete Wohnung zu finden. Erst am 20. September 1890 fand er in Charlottenburg, Kantstraße 160, ein bleibendes Domizil. Die Karte ist adressiert: Berlin, Fürbringerstr. 17 II.
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2 0 3 . F B I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
Steam Yacht Ceylon, Rhede von Bergen, 22. Juli 1890 Lieber Liebknecht Von unsrer Tour nach dem Nordkap glücklich wieder in civilisirten Breiten angekommen — Schorlemmer und ich fuhren mit obigem Schiff1 am 1. ds. von London ab — beeile ich mich Dir mitzutheilen daß wir Samstag 26 ds. in London wieder einzutreffen hoffen und uns freuen werden Dich sobald als möglich bei uns zu sehn. Wenn es Dir paßt, komm gleich, denn wir werden wohl bald nach der See abfahren2 und denken Dich zum Mitgehn zu verführen; da bliebe Dir dann noch einige Zeit um in London das Nöthige zu besorgen. Die erste Nachricht die uns aus der großen Welt zukam und heute im Schiff angeschlagen steht, ist: The German Social Democracy will reorganize on October Ith and is preparing a plan of Organization to be discussed and adopted at a Congress in October.3 Sonst nichts von irgend welcher Bedeutung — aber es macht einem Spaß gleich mit dieser Nachricht empfangen zu werden. Da der junge Wilhelm gleichzeitig Norwegen beglückte,4 hielt ich meinen Reiseplan so geheim wie möglich, um Polizeichikanen zu vermeiden. Inzwischen ist uns auf der Rückfahrt die Flotte in Moide begegnet, „young Hopeful" war aber nicht dabei; er war auf einem Torpedoboot bummeln gegangen und fuhr uns beim Geiranger Fjord ganz stikekens vorbei,5 zum großen Ärger der englischen Bourgeoisbande auf unserm Schiff, die gerne einen live emperor angehocht hätten.6 Von der Flotte sind die Matrosen Prachtkerle, die jungen Offiziere und Aspiranten janz die Jarde. Fähnriche mit all den Redensarten die man von Anno Tobak her kennt, die älteren Offiziere, die wir im Hotel in Civil trafen waren ganz anders, von gewöhnlichen Civilisten gar nicht zu un[ter]scheiden. Der altpreußische Dialekt herrscht vor. Zum Todtlachen waren die zwei fetten Admirale, die in einem 1 Eine Dampfjacht von 2200 to. S. BaS, S. 343. 2 Engels ging für vier Wochen nach Folkestone. Ebd., S.343, EBK, S. 261. * Der 1. Parteikongreß nach dem Sozialistengesetz tagte vom 12. bis 18. Oktober 1890 in Halle a.S. 4 Kaiser Wilhelm II. ging vom 27.6. bis 28.7. auf seine traditionelle Nordlandreise. Engels schrieb dazu an Kautsky: „Der junge Wilhelm soll nach Ansicht der Engländer bloß deswegen nach Norwegen gehn weil er dort Seemann spielen kann ohne seekrank zu werden." EBK, S. 262. S. hierzu auch das im höfischen Stil gehaltene Werk von Paul Güßfeldt: Kaiser Wilhelms II. Reisen nach Norwegen in den Jahren 1889 und 1890 (Berlin, 1890). » Fast gleichlautend schrieb Engels am 18.9. an Kautsky. EBK, S. 262. 6 Wilhelm II. erfreute sich im Sommer 1890, wenige Wochen nach Abschluß des Sansibar-Vertrages, in England größerer Beliebtheit.
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kleinen norwegischen Wägelchen zusammengepreßt saßen (es war kaum Raum drin für einen) und Besuche abstatteten (das ganze Moide geht zweimal auf Primrose Hill) man sah von hinten nichts als Epauletten und Dreimaster.7 Die Reise war sehr schön und sehr interessant, und die Norweger haben mir sehr gut gefallen. Oben in Tromsö haben wir die Lappen besucht und ihre Rennthiere,8 in Hammerfest Berge von Stockfischen aufgehäuft gesehn — ich dachte erst es wäre Brennholz — und am Nordkap die berühmte Mitternachtssonne. Man wird aber nichts eher leid als das ewige Tageslicht, wenn man so eine Woche thatsächlich gar keine Nacht hat und stets bei hellem Tag schlafen geht.® Das Bier haben wir gewissenhaft bis nach dem 71. Breitengrad hinauf probirt, es ist gut, aber nicht so gut wie deutsches, und überall Flaschenbier. Nur in Drontheim gab's einmal Zapfbier. Übrigens wird hier auch stark an Mäßigkeitsgesetzen gesetzgebert,10 und dürfte Bismarckscher Schnaps hier immer weniger Absatz finden. Ob es in Bergen eine Ölhalle gibt, wo wir Zapfbier erhalten, werden wir wohl heute auskundschaften. Auf der Eisenbahn von Vossevangen nach Bergen fährt man 108 Kilometer in Stunden — 24 km per Stunde! Es geht aber auch durch Felsen aller Art, fast die ganze Bahn ist eingesprengt.11 Oben im Norden, am Svartisen, der ein einziges ungeheures Gletscherfeld ist, gingen wir auf einen Gletscher der vom Meer nur durch die niedrige Moräne getrennt ist also bis ca. 100 Fuß Meereshöhe sich hinabsenkt.12 Jetzt aber wirds Zeit zum Frühstück, und ich schließe deshalb damit ich den Brief gleich nachher auf die Post geben kann. Herzliche Grüße an Deine Frau und Kinder und an Dich selbst von Schorl[emmer] und Deinem F.
ENGELS
7 S. das ganz ähnliche Urteil in dem Brief an Kautsky vom 18.9.1890. EBK, S. 262 f. 8 S. auch die Angaben über die Lappen in Engels Brief an Kautsky vom 5.8.1890. Ebd., S. 258. 9 Nach der Reise schrieb Engels an Sorge: „Auch schlafe ich ohne Sulfonal — aber wie wird's vorhalten?" BaS, S. 343. i® In seinem Brief an Sorge vom 9.8. berichtete Engels: „In Bergen besteht eine sozialdemokratische Genossenschaft, die zum Entsetzen der herrschenden Temperenzler das Recht verlangt, in ihrem Klub Bier auszuschenken. Ich las darüber einen entrüsteten Artikel in ,BergenspostenV Ebd., S. 343. 11 Die tunnelreiche Bahnstrecke führt durch das Gebirge südlich des Sör- und Bolstadfjords. Der kleine Ort Vossevangen ist ein Zentrum des Fremdenverkehrs zwischen dem Hardanger- und dem Sognefjord. 12 Unmittelbar nördlich des Polarkreises bildet das durchschnittlich 1200 m hohe Massiv des Svartisen eine beherrschende Landmarke. Die Touristenschiffe fahren im allgemeinen in den Holandsfjord, wo die Passagiere in der Nähe der Höfe Reindalsvik und Enna an L a n d gehen. Nach einem Spaziergang von 20 Minuten erreicht man den mächtigen, vom Svartisen herabstürzenden Gletscher.
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204. F R I E D R I C H
ENGELS
Lieber Liebknecht
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 10. August 1890
Ich bin durch Besitzwechsel der mit meinem Haus vorgegangen, noch hier aufgehalten, wir werden erst voraussichtlich Donnerstag abreisen können, wahrscheinlich nach Folkestone. Unsre Adresse lasse ich hier auf dem Office, Kentish Town, und schreibe sie Dir auch nach Leipzig. Hoffentlich kommst Du dann sofort bei Deiner Ankunft zu uns ans Wasser. Da Du schreibst Du könntest vor dem 15 c. nicht kommen, so wage ich daraus zu schließen daß Du auch noch nicht unmittelbar nach dem 15. fortkommst — wenigstens nach Analogie der letzten Aufschübe. Kämst Du also gegen 1. Sept[ember] oder bald danach, so könntest Du noch einige Zeit bei uns bleiben und dann mit uns nach London zurückgehn (etwa 11 Sept[em]ber) wo dann Unterkunft für Dich bei uns gesichert ist. Während unsrer Abwesenheit wird unser Haus renovirt, die Teppiche müssen dies Jahr aufgenommen werden, dazu tapezirt und geweißt werden. Zudem bin ich durch unangenehme Erfahrungen in puncto Geldausgaben genöthigt worden, das Hausmädchen während unsrer Abwesenheit auf board wages zu setzen, d.h. ich gebe ihr soviel wöchentlich und da muß sie sich selbst beköstigen — eine Einrichtung die das Unangenehme hat nicht nur Gastfreundschaft sondern selbst bis zu einem gewissen Punkt ein Ubernachten auch meinerseits im Hause während der gesetzten Zeit auszuschließen. Kämst Du also früher so würdest Du wohl Motteler's Einladung annehmen müssen. Ich denke aber Du wirst Dich so einrichten wie oben vorgeschlagen. Jedenfalls hoffe ich Dich vor dem Kongreß zu sehn.1 Euer Entwurf hat diverse schwache Seiten, der schwächste und nach meiner Ansicht ganz nutzlos Handhabe zu ewigem Geschrei gebende der, daß der Vorstand selbst — wenn auch in Übereinstimmung mit der Fraktion — seine Gehälter festsetzt. Ich habe heute die Sächsfische] Arbeiterzeitung erhalten worin die Herren Literaten den Entwurf kritisiren.2 Vieles ist absolut kindisch in dieser Kritik, aber einzelne schwache Punkte sind mit Instinkt herausgerochen. So daß jeder Wahlkreis bis zu 3 Vertretern schicken kann.3 Ein beliebiger Bethmann oder Höch> Der Parteitag der S.P.D. in Halle a.S. 2 Im Organisationsstatut hat der § 14 folgenden Wortlaut: „Die Mitglieder der Parteileitung können für ihre Thätigkeit eine Besoldung beziehen. Die Höhe derselben wird durch den Parteitag festgesetzt." S. auch Parteitagsprotokoll, S. 123 f. und 247. s Organisationsstatut § 9, 1.
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berg 4 könnte also aus Wahlkreisen wo kaum 1000 Stimmen für uns abgegeben, je 3 Vertreter schicken sobald er das Geld dran wagt. Natürlich wird in der Regel die Geldfrage indirekt als Regulativ der Delegation auftreten. Es scheint uns aber nicht klug, hiervon allein die Proportionalität der Delegirtenzahl mit der Zahl der durch sie vertretenen Parteigenossen abhängig zu machen. Ferner nach § 2 kann — dem Wortlaut nach — eine Genossenschaft von drei Mann in Krähwinkel Dich aus der Partei ausschließen bis der Parteivorstand Dich rehabilitirt.5 Dagegen kann der Parteitag Niemand ausschließen, sondern nur als Apellinstanz agiren. In jeder aktiven Partei, die parlamentarische] Vertreter hat, ist die Fraktion eine sehr wichtige Macht. Diese Macht hat sie, ob im Statut ausdrücklich anerkannt oder nicht. Es fragt sich also ob es klug ist ihr außerdem in Statut noch eine Stellung zu geben wodurch sie den Vorstand absolut beherrscht, wie dies § 15—18 thun.6 Überwachung des Vorstandes, all right, aber Anklage vor einer unabhängigen Kommission bei der die Entscheidung liegt, dürfte besser sein. Ihr habt seit 3 Jahren eine Masse von einer Million neuen Zuwachs. Diese Neuen haben unter dem Sozialisten] Gesetz nicht hinreichende Lektüre und Agitation genießen können um auf der Höhe der alten Parteileute zu stehn. Viele darunter haben nur den guten Willen und die guten Vorsätze mit denen bekanntlich die Hölle gepflastert ist. Es wäre ein Wunder wenn sie nicht auch den Feuereifer aller Neubekehrten hätten. So bilden sie ein Material ganz geeignet von den sich vordrängenden Literaten und Studiosen, die Euch Opposition machen, ergattert und gemißbraucht zu werden. Wie sich das auch in Magdeburg z.B. zeigt.7 Darin liegt eine Gefahr, die nicht zu unter* Engels, der die politische Einflußnahme reicher Philanthropen auf die Partei seit der Höchbergkrise fürchtete, meint vermutlich den Frankfurter Bankier Bethmann. In seinem Schreiben an Kautsky vom 14.10.1891 sagt er in Bezug auf die „lassallesche Redensart" von der „einen reaktionären Masse" sie nehme sich im Partei-Programm aus „wie die Frau des Banquiers Bethmann auf dem Balkon, den man ihm ans Haus bauen wollte: ,bauen Sie mir einen Balkon, so setzt sich drauf meine Frau und verschimpfirt mir die ganze Fagad'I" EBK, S. 310 f. Höchberg, dem Engels trotz seiner großen finanziellen Opfer für die Partei, den „Dreistemeartikel" des Jahres 1879 nachtrug, entstammte ebenfalls einer reichen Frankfurter Kaufmannsfamilie. S. hierzu auch Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 50 ff. s Im § 2 des Organisationsstatuts heißt es: „Ueber die Zugehörigkeit zur Partei entscheiden die Parteigenossen der einzelnen Orte der Reichstagswahlkreise." • S. hierzu auch die Parteitagsrede von Auer „Die Organisation der Partei", und den Kommissionsbeschluß, Parteitagsprotokoll, S. 125 und 245 f. 7 Gemeint ist die sehr stark von Intellektuellen getragene Oppositionsbewegung der „Jungen", die u.a. in der Magdeburger Volksstimme zu Worte kam. S. Paul Kampffmeyer, „Die Bewegung der Magdeburger Jungen'" in Von Fehden und Kämpfen. Bilder aus der Geschichte der Arbeiterbewegung Magde-
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schätzen. Daß Ihr auf diesem Kongreß spielend damit fertig wurdet, ist klar. Aber < l a ß > sorgt dafür daß keine Keime gelegt werden für zukünftige Schwierigkeiten. Macht keine unnöthigen Märtyrer, zeigt daß Freiheit der Kritik herrscht, und wenn herausgeworfen werden muß, dann nur in Fällen wo ganz eklatante und vollauf erweisbare Thatsachen — overfacts — der Gemeinheit und des Verratiis vorliegen! Dies meine Meinung.8 Mehr mündlich Dein F. E. Viele Grüße an Deine Frau und Theodor. burgs. Sozialdemokratischer Parteitag Magdeburg 1910. (Magdeburg, 1910). 8 Einen Tag zuvor, am 9. August, hatte Engels Sorge im gleichen Sinne geschrieben: „ . . . Liebknecht wirft in einem fort mit .Herausschmeißen' um sich, und selbst Bebel, der sonst so taktvoll, hat im Zorn . . . einen etwas unklugen Brief drucken lassen... Ich werde Bebel und Liebknecht wohl vor dem Kongreß hier sehen und das mögliche t u n . . . Die größte Partei im Reich kann nicht bestehen, ohne daß alle Schattierungen in ihr vollauf zur Geltung kommen . . B a S , S. 343 f.
2 0 5 . F R I E D B I C H E N G E L S AN W I L H E L M
[Postkarte]
LIEBKNECHT
Folkestone, 15. 8.1890 Lieber Liebk[necht]
Hier sind wir, temporär untergebracht in Bellevue Hotel, St. Johns Road, Folkestone, und erwarten Nachricht von Dir oder aber noch besser Dich selbst. Wir werden wahrscheinlich in 8, längstens 14 Tagen < v o r > ein passenderes Logis finden, bis nächsten Donnerstag 21. sind wir jedenfalls hier, und sobald eine andre Adresse sicher, schreibe ich Dir. Falls Du inzwischen kommst sind die Leute in Kentish Town stets unterrichtet über meine whereabouts. Also laß Dich bald blicken. Herzliche Grüße an Dich und Deine Frau von Nim, Pumps und Deinem F. E. 2 0 6 . F B I E D B I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 7.10.1890
Volksblatt 1—4 und 7 Ex[emplare] von 5 dankend erhalten,1 ditto Brief. 1 Die Nummern 1-5 des Berliner Volksblatt erschienen vom 1.-7. Januar 1890. In der Nr. 5 vom 7.1. findet sich ein nicht gezeichneter Artikel: „Wie reich die
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Mitarbeiterschaft am Volksbl[att] geschieht gern wenn Zeit erlaubt und Gelegenheit sich findet. Ich muß aber jetzt wieder alle Journalistik auf eine Weile einstellen, der III. Band2 muß endlich fertig werden. Wie bei der N[euen] Z[eit] und anderswo, stelle ich zwei Bedingungen: 1) daß an, von mir unterschriebnen, Artikeln nichts geändert wird ohne meine Zustimmung, 2) daß die Honorare, if any, als mein Beitrag an die Parteikasse bezahlt werden. Was am Volksbl[att] zuerst zu beseitigen ist, ist der ertödtend langweilige Ton der da eingerissen ist. Das Hamburger Echo ist ein Weltblatt daneben,3 da sind nur die Leitartikel trocken, sonst herrscht ein großstädtischer weltmännischer Ton, aber das Volksbl[att] wird größtentheils im Schlaf geschrieben und Lenchen behauptet die Sankt Johann Saarbrücker Zeitung sei interessanter. Diesen Eindruck der Einschläferung hat das Blatt von jeher auf uns gemacht. Det wollen die witzigen Berliner sind? nanu!! Also bring etwas Leben in die Bude, sonst macht unser Staatsanzeiger dem preußisch-deutschen eine gar zu unbillige Konkurrenz — den dürfen wir uns doch nicht zum Vorbild nehmen. Ich schicke Dir außer fraglichen] Blättern noch ein Daily Chronicle mit dem wahren Zusammenhang des letzten gas scares wo einige diensteifrige Generale 700 Mann Truppen nach Becton (östlich vom East End an der Themse) schicken wollten.4 Du kannst daraus sehn wie das Blatt ist. Es freut mich daß Ihr Euch in Berlin so rasch einwohnt. Tussy wird wohl von Lille 6 mit Guesde zu Euch kommen. Dein F. E. Herzlfiche] Grüße an Frau und Kinder. Amerikaner sind", in dem der Ausspruch von Gladstone: „Diese berauschende Vermehrung von Reichthum und Macht ist ganz und gar auf die herrschende Klasse beschränkt" zitiert wird, an dem sich 1872 die Kontroverse Marx-Brentano entzündet hatte. S. Brief Nr. 210. 2 Bd. III des Kapital. Der Band erschien erst kurz vor Engels' Tod. Am 12.1.1894 schrieb Kautsky an Adler: „Daß der 3. Bd. jetzt herauskommt ist sicher famos. Es war die höchste Zeit, denn während des großen Kladradatsch hätte doch kein Mensch mehr Zeit gehabt, das Buch zu lesen und später braucht mans ja nicht mehr." Adler, Briefwechsel, S. 132. 3 Das Hamburger Parteiblatt. 4 Zu dem Zwischenfall brachte die Justice vom 11.10.1890 folgenden Kommentar: „By-the-way how was it the Chatham troops were served out twenty rounds of ball cartridge to fire into the gas stokers of Beckton? Did the authorities discover that the Woolwich garrison close at hand could not be relied upon?" S. auch Berliner Volksblatt, vom 5.10. und 9.10.1890. 5 Am 9. Oktober trat in Lille der Kongreß der französischen Arbeiterpartei zusammen. Frau Marx-Aveling und Guesde fuhren von dort nach Halle, wo beide am Parteitag der S.P.D. als Ehrengäste teilnahmen.
377
207.
WILHELM
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Sozialdemokratischer Parteitag, Halle a.S. Hofjäger Halle a.S., den 14. Oktober 1890 Lieber Engels! Nur ein Wort. Ein glorreicher Congreß1 — 410 Delegirte, ein wahres Arbeiterparlament, und ein herrlicher Geist — der des 20. Februar. Die Opposition nowhere — der Einzige, der sich herauswagte, der Spitzel Werner2 erdrückt, und gerichtet, Vollmar stumm, Schippel heiser. Wir warten auf Guesde und Tussy!8 Soeben brachte ich den Antrag ein, den 1. Mai dauernd zum Feiertag der Arbeit zu erklären, und den 1 Sonntag im Mai bloß für Umzüge etc. zu benützen, und zwar auch bloß dann, wenn am 1. Mai die Arbeitsruhe nicht durchzuführen ist. Doch Adieu! Singer spricht gerade über die parlamentarische Thätigkeit und ich muß vielleicht einspringen.4 Nochmals: es ist ein glorreicher Congreß und Du hättest Deine Freude dran, wenn Du hier wärst. — Wirst sie aber auch dort drüben haben. Wahrhaftig wir sind glückliche Kerle, daß wir schon bei Lebzeiten eine solche Ernte haben. Herzliche Grüße von uns Allen! Grüße Lenchen, Roshers etc. Treu Dein W.
1
LIEBKNECHT
Der Parteitag zu Halle a.S. auf dem Liebknecht die Programmrede hielt. Der Delegierte Wemer, der Parteileitung und Fraktion im Namen der „Berliner Opposition" heftig angegriffen hatte, wurde vom Parteitag eindeutig desavouiert. 3 Eleanor Marx-Aveling und Jules Guesde erschienen am Nachmittag des 14. Oktober. Parteitagsprotokoll, S. 109. 4 Singer sprach am Vormittag des 14.10. In der Debatte ergriff auch Liebknecht das Wort. Parteitagsprotokoll, S. 80 ff. und 95 ff. 2
378
208. W I L H E L M
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Sozialdemokratischer Parteitag, Halle a.S. Hofjäger. Halle a.S., den 18. Oktober 1890 Lieber Engels! Der Congreß herrlich verlaufen — bis zuletzt. Beiliegendes Telegramm kam soeben für Tussy an, die gestern Abend von hier abgereist ist. Grüße von Allen an Dich, Lenchen etc. Dein W. L. Soeben — 11J Uhr — schließt der Congreß. Er begann den 12. Oktober — Datum der Entdeckung von Amerika1 — und schließt am 18. — dem Tage der „Völkerschlacht" — zwei hübsche Daten. i Die amerikanische Republik war nicht nur für Liebknecht sondern auch für die Partei das klassische Land bürgerlicher Freiheit. Bereits 1870 hatte Liebknecht erklärt: „Keine Auswanderung mehr! In Deutschland liegt unser Amerika" — eine Losung, die vom Sozialdemokrat in den 80er Jahren immer wieder zitiert wurde. S. W. Liebknecht Zur Grund- und Bodenfrage, S. 190.
209. F R I E D R I C H
[Postkarte]
ENGELS
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 25.10.1890
Ich schicke Dir an Dein Bureau Justice von heute mit einem Artikel von A. S. Headingley (alias Adolphe Smith) worin Ihr und namentlich Du zu Possibilisten gestempelt werdet.1 Der Verf[ asser] ist ein in Paris geborner Engländer, Literatus vulgarissimus, war während der Kommune in Paris, kam dann her, mit einem moving panorama vom Paris der Kommune, dessen totales Fehlschlagen als Spekulation er uns nie verzieh weil er glaubte der Generalrath der Internationale] würde ihm ein allabendliches Publikum dafür zusammentrommeln. So wurde er Intimus der branche française wo alle Mouchards und Lumpen — Vésinier, Caria etc. — zusammenklüngelten und mit französischen] Fonds secrets Blätter gegen den Generalrath heraus1 Am 25. Oktober veröffentlichte das Organ der S.D.F. Justice eine Zuschrift von A. S. Headingley „French and German Possibilists", in der Liebknecht und der Mehrheit des Parteitags von Halle possibilistische Tendenzen nachgesagt wurden. Der Artikel endete mit den Worten: „If personal antipathies are set aside, and devotion to the cause alone holds the sway, then an entente cordiale will be established." Zur Person von Headingley s. auch EBK, S. 271 und 360.
379
gaben du calomnies ordurières.2 Seit 6—8 Jahren ist er Hauptagent von Brousse hier und Vermittler zwischen ihm, der S.D.F. hier und verschiedenen Belgiern (er ist steter Dolmetscher der Possfibilisten] und Bergarbeiter-Internat[ionalen] Kongresse). Die bösartige Absicht wird Dir klar sein, aber auch die Dummheit. Diese Leute verstehn den Haller Beschluß absolut nicht3 und glauben sie könnten die Poss[ibilisten], die sich in Frankreich selbst todtmachen, in Deutschland retten. Poor fellows! Dein F. E. Engels meint die „Section, française de 1871", eine Vereinigung Londoner Kommuneflüchtlinge, die sich 1871 aus Opposition gegen den Generalrat der Internationale zusammenschloß. S. hierzu u.a. Marx an Sorge vom 9.11.1871; Marx an Bolte vom 23.11.1871; Marx an Sorge vom 29.11.1871. BaS, 33, 40 und 46; Briefe Nr. 62 und 66. 3 Headingley schrieb, a.a.O., u.a.: „Finally the German Social Democrats have resolved to attend the Congress decided upon by the Possibilists, and which will be held at Brüssels next August." Es handelte sich dabei um den folgenden, vom Parteitag einstimmig angenommenen Antrag Bebels: „Der Parteitag wolle beschließen, der Einladung des Generalraths der belgischen Arbeiterpartei, den nächstjährigen internationalen Arbeiterkongreß in Brüssel abzuhalten, Folge zu leisten." Parteitagsprotokoll, S. 266 und 275. 2
2 1 0 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 8. December 1890 Lieber Liebknecht Der Brentano wird mehr auf den Puckel kriegen als er erwartet1 — nur Ruhe und Geduld! Dank für die Notiz wegen Gladst[one] aber Du begreifst daß ich die No. des Deutschen Wochen-blatts 2 brauche mit dem was Brentano und Gladstone darin sagen, im Original — die kurze Notiz würde mich nur irre führen, darauf kann ich nicht hereinfallen. Hast Du nicht die Zeit sie mir zu besorgen so bitte Fischer darum der thuts gewiß gleich. Überlaß mir den Brentano. Du wirst zufrieden sein. Aber ohne dies neue Material kann ich nicht abschließen. Dein F. E. 1 Engels war in der London, 25. Juni 1890 gezeichneten Vorrede zur 4. Auflage des Kapital (1. Band) auf die Kontroverse Marx-Brentano aus dem Jahre 1872 eingegangen (s. dieser Band, S. 167). Brentano antwortete daraufhin im gleichen Jahr mit einer Schrift Meine Polemik mit Karl Marx. Engels erwiderte nun seinerseits mit der im obenstehenden Brief angekündigten Broschüre: In Sachen Brentano contra Marx wegen angeblicher Citatsfälschung (Hamburg, 1891). S. auch Mayer, Engels, II, 556 f. 2 Im Deutschen Wochenblatt, Nr. 49, vom 4. Dezember 1890 wurde je ein kurzer Satz aus zwei Briefen Gladstones an Brentano vom 22. und 28. November zitiert, in denen Gladstone für Brentano Partei ergreift.
380
Da Gladst[one]'s Briefe vom 22. und 28. Nov[ember] sind, so kann kein Zweifel sein welche No. des Wochenblatts den Kohl enthält.
2 1 1 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 18. December 1890
Die Namen hast Du richtig gerathen. Was aber Abdruck dieses konfusen und in der verhegelten Sprache heute unverständlichen Briefwechsels1 soll ist mir unbegreiflich. Entweder willst Du alles drucken worauf der Name Marx steht, oder aber — soll es der Anfang der von Dir mit Paul Ernst2 geplanten „Gesammtausgabe" in Broschüren resp. Heften sein? Dagegen protestirte ich schon hier und werde es auch fernerhin thun. Zum Abdruck in Broschürenform solcher einzelner Sachen von Marx die heute ohne Noten und Kommentar verständlich, und zwar zum bloßen Abdruck ohne alle Noten und Kommentar irgend welcher Art, gebe ich gern meine Zustimmung. Soll aber Dein mir hier vorgelegter Plan realisirt werden so schreite ich sofort ein. Vorrede kann ich nicht schreiben. Zum Briefwechsel höchstens dies daß Marx mir mehr als einmal sagte Rüge habe ihn zurechtredigirt und allerlei Blödsinn hineingesetzt. Ließt Ihr mir mit Euren ewigen Anzapfungen nur Zeit, den 3. Band fertig zu machen, so könnte ich selbst was Ordentliches der Art machen. Ich habe Dir schon gesagt die Zeit ist vorbei wo ich auf Bestellung für Dich arbeiten kann. Ich übernehme absolut nichts Neues und wären's 3 Zeilen, bis ich den Haufen erledigt den ich schon übernommen. Wenn man nur bei Tageslicht schreiben darf8 dazu höchstens 3, 1 Gemeint ist die Korrespondenz von Marx und Rüge, die unter dem Titel „Ein Briefwechsel von 1843" in Deutsch-Französische Jahrbücher (Paris, 1844) veröffentlicht wurde. MEGA, I, 1, S. 557-575. 2 Paul Emst bekannte sich zu Beginn der 90er Jahre zu einem „konsequenten Marxismus". Als regelmäßiger Mitarbeiter der Berliner Volkstribüne und der Sächsischen Arbeiterzeitung spielte er eine führende Rolle im oppositionellen Kreise der „Jungen". S. seine „Bemerkungen über mich selbst", in: Paul Ernst-Gedenkbuch 1933. Hrsg. vom Verein Raabe-Stiftung München (Leipzig, 1933). s Da Engels an den Anfängen eines Altersstars litt, mußte er Arbeit bei künstlichem Licht vermeiden (Mayer, Engels, II, 473). Nach einer Augenkur im Jahre 1888, durch die die Weiterarbeit am 3. Bd. des Kapital vorübergehend aufgehalten wurde, konnte er Sorge im Winter 1889/90 voll Freude melden: „die Augen sind besser". Doch bereits am 3. Januar 1891 endet sein Brief an den Freund in Resignation: „Nebel - dunkel - muß schließen." BaS, S. 290, 326, 331, 352.
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oft nur 2 Stunden den Tag und das auch nur mit Unterbrechungen, so begreifst Du daß jeder unnütze Brief Einem die beste Zeit wegnimmt. Dazu seit 12 Tagen fast gar kein Tageslicht. Also thu mir endlich den Gefallen und laß mich in Ruhe arbeiten. Die Stelle im Sybel 4 kann ich trotz langen Suchens nicht gleich finden. < I c h k a n n > Sie ist so absichtlich versteckt daß Blättern nichts hilft. Indeß thäte es Dir bei Deiner Beschäftigung mit Bismarck gar keinen Schaden wenn Du diese wichtige Quelle selbst durchnähmst und Du würdest dann die Stelle im 4. oder 5. Band selbst finden. Beste Grüße von Haus zu Haus und vergnügte Feiertage Dein F. E. Heute erinnert Dietz mich wieder an Neuausgabe vom „Ursprung". 5 Wie soll ich da durchkommen ohne Ruhe? *
I n d e r B r o s c h ü r e Die
Emser
Depesche
oder:
Wie
6
Die 4. erweiterte Auflage der Schrift Der Ursprung
Kriege
gemacht
werden
zitiert Liebknecht Heinrich Sybel ( Begründung des deutschen Reichs, IV, S. 411414), der von Bismarcks evtl. Bereitschaft zu territorialen Kompensationen an Frankreich erwähnt. der Familie,
des Privat-
eigentums und des Staats mit einem vom 16. Juni 1891 datierten Vorwort von Engels.
212.
NATALIE
LIEBKNECHT
Verehrter Herr!
AN F B I E D R I C H
ENGELS
26. 11. 1891
Heute muß ich Ihnen wieder schriftlich unsere Glückwünsche zu Ihrem Geburtstag senden, die Ihnen vergangenes Jahr mein Mann mündlich überbringen konnte. Mit Vergnügen hörten wir von Tussy u. H[errn] Kautsky, wie wohl Sie sich befinden, möge auch im nächsten Jahre Ihnen Ihre Gesundheit, geistige Frische u. Kraft in vollem Maße erhalten bleiben. Ihre treue Pflegerin u. wie ich höre, auch Mitarbeiterin,1 wird es gewiß an nichts fehlen lassen, was zu Ihrem Comfort beiträgt. Sehr erfreut war ich Tussy u. H[errn] K[autsky] auf dem Brüssler Congress® wiederzusehen u. H[errn] Aveling kennen zu lernen. Diese außerordentliche Frische u. Thätigkeit, die sie alle entwickel1 Louise Kautsky, die Engels nach dem Tode von Helene Demuth den Haushalt führte. 2 Der „Internationale Arbeiterkongreß" tagte vom 16. bis 22.8.1891 in Brüssel.
382
ten, wirkte sehr anregend. Tussy war unübertrefflich als Übersetzerin. Sie spricht jede der drei Sprachen mit einer solchen Gewandheit im Ausdruck u. mit einer Geläufigkeit, wie man sonst nur die Muttersprache sprechen hört. Außerdem hat sie auch mit großer Leichtigkeit den Inhalt der Reden erfaßt u. die Hauptsache in Kürze wiedergegeben. In Paris sprach ich später Frfau] u. H[errn] Lafargue. Laura war äußerst liebenswürdig u. herzlich. H[err] Lfafargue] hat mir einen wunderbaren Eindruck gemacht, wir besuchten ihn in St. Pelagie. Er hat einen höchst interessanten Kopf, der Typus eines Franzosen aus d[en] Zeiten Louis XIV, wie man sie oft auf Gemälden sieht. H[err] Aveling ist der typische Engländer. H[erm] L's Wahl hat uns ungeheuer erfreut. Leben Sie wohl. Bitte, grüßen Sie Avelings, Rfoshers] u. H[errn] Kfautsky] vielmals, Sie grüßt aufs herzlichste Ihre dankbare N. L. Herzlichsten Glückwunsch! Und bleibe so jung und frisch wie Du bist. Wir brauchen Dich! Treu Dein W. L. Gruß an Alle. Theodor läßt Ihnen durch mich aufs herzlichste gratuliren — Entschuldigen Sie meine Schrift, ich wurde hundertmal unterbrochen.
213.
FRIEDRICH
ENGELS
AN
FAMILIE
LIEBKNECHT
[Postkarte, eingetroffen am 2. 1. 1892] Prosit Neujahr F. Engels Gine Bernstein Edward
214. N A T A L I E
[Glückwunschkarte]
L. Kautsky Eug. Oswald
LIEBKNECHT
Tussy Ede
AN F R I E D R I C H
ENGELS
[November 1892?]
Herzlichen Glückwunsch u. die besten Grüße von Ihrer treu ergebenen N . LIEBKNECHT
Thfeodor] u. alle Kinder fügen ihre Wünsche bei. 383
2 1 5 . F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 28. December 1892
Prosit Neujahr Dir, Deiner Frau und Deinen Kindern. Was die Franzosen angeht, so habe ich schon vor mehr als 8 Tagen Lafargue darauf aufmerksam gemacht daß now's the time. Es ist aber immer möglich daß die Leute ihr Pulver nicht zu früh verschießen wollen. Erstens ist die Panamageschichte noch in den ersten Stadien, die Hauptenthüllungen kommen erst nach Neujahr, und bewiesen ist bis jetzt, juristisch gesprochen, ja noch keinem lebenden Parlamentarier etwas Ernstliches; im Januar können Radikale wie Monarchisten noch ganz anders hineingeritten werden, und da läßt sich dann ganz anders effektvoll sprechen. Zweitens aber sitzen in der Kammer neben den Marxisten noch Blanquisten, Allemanisten und Wilde k la Cluseret — von den gänzlich verkommenen Leuten die an unsern Rockschößen hängen wie Lachize und Thivrier gar nicht zu sprechen — und da ist es den andern leicht mit der Zerfahrenheit der sozialistischen] Parlamentsfraktionen eine Art Retourkutsche zu spielen. Er wird ja jetzt eine Aktion auf gemeinsamem Boden versucht, gelingt das, wie's scheint, dann wird sich eher was machen lassen. Ich führe dies nur an als mögliche Erklärungsgründe für das Schweigen der Leute. Mit Bonnier's Enthusiasmus haben wir hier seit längerer Zeit zu kämpfen. Wegen der Maigeschichte hat er uns arg bombardirt. Ich bezog mich auf Deine Aussage im Vorwärts daß Du in Marseille den Leuten vorhergesagt was die Halt[un]g der Deutschen am 1. Mai [18] 93 sein würde, und daß sie sich damit zufrieden gegeben. Dies schneide ihnen jedes Recht zum Klagen ab. Und dann sagte ich ihm daß mit dem Panama in Paris, und der Militärgeschichte in Berlin, und einer allgemeinen Industriekrisis obendrein, wir vielleicht am 1. Mai bessres zu thun hätten als zu demonstriren. Dies letztere scheint er denn auch in Paris eingesehn zu haben. Der Mann hat den besten Willen, aber wenn man in die Arbeiterbewegung dreier Länder eingreifen will, darf man nicht in Oxford leben.1 Herzliche Grüße an Euch alle Dein F. E.
i
S. Vorbemerkung, S. 362, sowie Mayer, Engels, II, 502 f.
384
Liebe Frau Natalie. Darf ich mich den Brief u. Wünschen Generals anschließen? Ich beantworte die Frage in einer für mich günstigen Weise u. rufe Ihnen, Ihren lieben Mann u. Ihren Kindern ein herzliches Prosit Neujahr zu. Herzlich die Ihrige LOUISE KAUTSKY
216.
FRIEDRICH
ENGELS
Lieber Liebknecht
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 29. Januar 1893
Hierbei ein kleiner Beweis meines „hochgradigen Kräfteverfalls", wonach Du hoffentlich „mein Ableben stündlich erwarten" wirst. Wo hat der Blödsinn ursprünglich gestanden? ich möchte dem Lumpacius auf die Sprünge kommen.1 Ich habe den Art[ikel]2 so eingerichtet daß Du ihn entweder in 3 Nrn oder in Einer Beilage bringen kannst, letzteres wäre vielleicht das beste. Ich zeichne ihn nicht, weil ich sonst die Leute in Rom auf die Spur meiner italienischen] Quelle führen müßte, der Mann hat die Korrespondenz unvorsichtig geführt und diese ist augenscheinlich stark überwacht worden. Dazu weiß ich noch nicht, ob die betr. Dokumente im Ausland in Sicherheit sind, und es muß also alles vermieden werden was diese der italienischen] Regierung in die Hände liefern könnte. Namen habe ich nur da angeführt wo die sie betreffenden Thatsachen schon in italienischen] Blättern stehn, diese also als Belege angeführt werden könnten. Ausnahmen sind nur auf S. 3 die zwei Namen Arbib und Martini, für die kann ich keine Belege stellen; hast Du also Bedenken so streiche sie. Der Träger des verehrten Namens ist Menotti Garibaldi,3 ein Bursche der schon seit Jahren in Gründ[un]g[e]n etc. stark gemacht Kautsky erwähnt in seinem Brief an Engels vom 16.2.1893 die „Tartarennachricht" von dessen angeblicher Erkrankung. EBK, S. 379. 2 Der nicht gezeichnete Artikel „Vom italienischen Panama" erschien im Vorwärts vom 1., 2. und 3 Februar 1893. Die Namen des Deputierten Arbib und des Ministers Martini werden im Artikel vom 2. Februar erwähnt. s In dem obenerwähnten Artikel vom 2. Februar heißt es u.a.: „Auch ein Träger eines in der ganzen Welt hochverehrten Namens ist darunter . . . " Menotti Garibaldi (1840-1903), der älteste Sohn des italienischen Freiheitshelden Giuseppe Garibaldi, war von 1876 bis 1898 Mitglied des italienischen Parlaments. 1
385
hat. Neulich hieß es im Vorwärts der Republikaner Bonghi4 — der Mann ist ein Erzreaktionär und Exminister von der Rechten. Überhaupt macht der Vorwärts stark in solchen Verstößen über's Ausland, nicht zum mindesten über England! Grüße Deine Frau und Kinder Dein F. E. 4 Vorwärts vom 25. Januar 1893: „Der als Ehrenmann von allen geachtete republikanische Deputirte Bonghi. . .".
217. W I L H E L M
LIEBKNECHT
AN FRIEDRICH
[Postkarte]
ENGELS
12.2.1893 Lieber Engels!
Wie ich höre, steht in dem Januarheft der Edinburgh Review ein sehr interessanter Artikel über russische Finanzen. Wenn Du veranlassen könntest, daß mir diese Nr. auf meine Kosten zugeschickt würde, so wäre mir das ein großer Gefallen. Ede's Adr[esse] habe ich nicht zur Hand. Mit herzlichen Grüßen von uns Allen an Euch Alle Dein W. L.
218. W I L H E L M
LIEBKNECHT
AN FRIEDBICH
[Postkarte]
ENGELS
28. 2. 1893
Bravo! Many thanks. Ich habe doppelten Grund zufrieden zu sein, da dies ein alter Streitpunkt. — Herzl. Gruß von uns Allen an Dich und was dazu gehört. Treu Dein W. L.
219. W I L H E L M
[Postkarte]
LIEBKNECHT
AN FRIEDRICH
ENGELS
24. 3. 1893
Lieber Engels! Gleichzeitig erhiltst Du die Correktur — bloß zur 386
Textansicht, damit Alles klappt. Und, bitte, dann zurück an C. Grillenberger, Mitglied] d[es] Reichstags Nürnberg. Vielleicht schreibst Du ein paar Zeilen Vorwort. Gruß von Haus zu Haus. Dein W. L.
220.
WILHELM
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS
[Postkarte]
9. 6. 1893 Lieber Engels!
Jetzt ist auch mein 2. Sohn Carl glücklich durch's Examen. Der Dritte will Elektrotechniker werden etc.1 — Im Übrigen geht Alles gut. Der Wahlkampf prächtig — eine Stimmung wie nie. Aber viel viel Arbeit. Gestern Nacht kam ich zurück, morgen geht's wieder fort. Gruß von meiner Frau und mir an Dich und die Anderen Dein W. L. i
S. Brief Nr. 235.
221.
WILHELM
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS
[Postkarte]
22. 6. 1893
Barmen, 22. 6. 93. Dear E. In a few minutes I shall have to speak here in a mass meeting. A few minutes ago I have been looking for the house in which you were born.1 But there are 2 houses. Is it Bruchstr. 8, or Engelsstraße 4? In any case I think of you and of old lang syne. Tausend Grüße von mir und von Wupperthaler Genossen. Treu Dein W. L. Heut Nacht muß ich nach Berlin fahren, wo ich morgen zu reden habe. Alles steht gut. [von anderer Hand:] Rheinisches Agitationskomitee, Gruß 1
AUG.
NEUMANN
S. Brief Nr. 222.
387
2 2 2 . N A T A L I E L I E B K N E C H T AN F R I E D R I C H
ENGELS
24. 7.1893 Verehrter Herr! Soeben erhielt mein Mann aus Barmen 3 Exemplare beifolgender Photographie. Während d[er] Agitation für die Wahl hatte mein Mann um die Aufnahme dieses Hauses gebeten, man versprach sie ihm u. hat auch Wort gehalten. Kennen Sie das Haus? Es soll Ihr Geburtshaus sein.1 Ich freue mich sehr Ihnen das Bild schicken zu können, in der festen Voraussetzung Ihnen damit eine Freude zu machen. Mein Mann läßt Sie vielmals grüßen und spricht mit mir die Hoffnung aus, Sie diesen Herbst in Berlin zu begrüßen. Vergangenes Jahr hatten wir Sie leider umsonst hier erwartet, dieses Jahr darf nichts dazwischen kommen. Fr[au] Kautsky reist gewiß auch nach Wien u. dann reisen Sie gleich mit ihr.2 Gegen Ende August sind alle Ausflügler zurück, Sie treffen dann alle Freunde hier. Denken Sie man macht unserm Karl Schwierigkeiten mit seiner Referendar Anstellung hier, weil er noch Sächsi[scher] Untertan sei. Man möchte gerne unsere Söhne los sein. Der arme Karl war so begierig rasch in seine Thätigkeit einzutreten um rasch fertig zu werden u. nun wartet er schon 9 Wochen u. wer weiß wie lange er noch warten muß. Ich muß rasch schließen. Bitte, grüßen Sie Fr[au] Kfautsky] u. die Familie Rosher, die sich, wie ich hoffe, recht wohl befindet vielmals u. nehmen Sie die freundschaftlichsten Grüße von Ihrer stets dankbar ergebenen N. L. Th[eodor], K[arl] u. alle Söhne grüßen herzlichst. 1
2
S. Brief Nr. 221 und Nr. 224. S. Brief Nr. 224, Anm. 2.
223. F R I E D R I C H E N G E L S AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht
LIEBKNECHT
Eastbourne, 27. Juli 1893
Übermorgen, d.h. am 30. ds. ist Dein und Deiner Frau silberne Hochzeit, und da komme ich Euch Beiden meine herzlichsten Glückwünsche zu diesem Freudenfest darzubringen. Möge es Euch in vollem 388
Wohlsein und ungetrübter Heiterkeit treffen und möge es Euch beschieden sein auch die übrigen 25 Jährchen bis zur goldnen Hochzeit fröhlich und gesund zu durchleben. Wenn einem von uns alten Kriegskameraden so ein festliches Ereigniß passirt, so denkt man dabei auch an die alten Zeiten zurück, an die alten Kämpfe und Stürme, die Niederlagen im Anfang und die Siege zuletzt, die man zusammen durchgemacht hat, und freut sich daß es uns auf unsre alten Tage beschieden ist, nicht mehr auf derselben Bresche zu stehn — wir sind ja längst von der Verteidigung zum allgemeinen Angriff übergegangen — sondern in derselben Schlachtlinie gemeinsam voranzumarschiren. Ja, Alter, wir haben manchen Sturm zusammen erlebt und erleben hoffentlich noch mehr als einen, und wenns gut geht, auch den, der uns den Sieg zwar nicht endgültig bringt, aber doch endgültig sichert. Den Kopf können wir ja glücklicherweise beide noch oben halten, rüstig für unser Alter sind wir ja beide auch, also warum sollt's nicht gelingen? Bebel wird Dir und Deiner Frau in unserm — Louise Kautsky's und meinem — Namen ein kleines Andenken zu Eurem Fest überreichen, das Ihr freundlich entgegennehmen und unsrer gedenken wollt. Herzliche Grüße und Glückwünsche von Eurem F.
224. FRIEDRICH
ENGELS
AN N A T A L I E
Liebe Frau Liebknecht
ENGELS
LIEBKNECHT
Eastbourne, 27. Juli 1893
Mit großer Freude habe ich das Bild von dem Hause im Bruch 1 erhalten, worin ich geboren wurde und meine Kindheit verbrachte. Die Photographie ist sehr gut und zeigt jedes der Details an welche sich so viele Erinnerungen knüpfen. Es war sehr nett von Liebknecht, die Aufnahme machen zu lassen, bitte sagen Sie ihm meinen besten Dank dafür. Wenn nicht alle Stricke reißen, komme ich im September auf ein paar Tage nach Berlin 2 und werde dann die Freude haben Sie alle 1 Das Haus der Familie Engels stand im sog. Bruch, einem Viertel in Unterbarmen, das im Volksmunde auch „Engels Bruch" genannt wurde. Mayer, Engels, I, 5. 2 Engels besuchte nach einer Rundreise durch die Schweiz und Österreich auch Berlin, wo er am 24. September durch einen Festkommers geehrt wurde. In seinem
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dort zu begrüßen. Um mich für die lange Reise etwas zu stärken, bin ich auf einige Tage hierher an die See gegangen, es ist Frau Kautsky und mir ganz ausgezeichnet bekommen, morgen gehn wir wieder zurück. Daß man Ihrem Karl solche Chikanen macht ist eben preußisch, man verzeiht ihm bureaukratischer Seits nun einmal seinen Vater nicht. Und nun noch einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer silbernen Hochzeit und herzliche Grüße an Sie und Ihre Söhne Ganz der Ihrige F.
ENGELS
Wir werden Sonntag in Gesellschaft von Avelings u. andern Freunden 68 Port auf Ihr Wohl leeren. Herzliches Prosit!! von Ihrer L O U I S E K A U T S K Y Bericht an Sorge lobt er das ihm früher wenig sympathische Berlin, das neben Paris und Wien eine der schönsten Städte der Welt geworden sei. BaS, S. 398 ff; GBA, III 184; Lily Braun, Memoiren einer Sozialistin, Lehrjähre, S. 641.
225.
WILHELM
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS
5. 10. 1893 Lieber E.! Ihr seid also glücklich heimgekommen, wenn auch mit einigen Hindernissen. Hoffentlich ist die Tour so gut bekommen, als sie schön war.1 — Carl erhielt heute seine Anstellung; damit ist uns dieser Stein aus dem Weg. — Nach dem Congreß kann ich kaum kommen, da der Redakteurwechsel mir keine längere Abwesenheit erlaubt.2 Aber in einigen Monaten ist das geordnet und dann hält mich nichts mehr zurück. Herzliche Grüße von uns Allen an Euch Alle Treu Dein W. L.
1 Engels war am 29. September von seiner Rundreise durch Deutschland, Österreich und die Schweiz nach London heimgekehrt. S. Engels an Sorge vom 7.10.1893. BaS, 398. 2 Liebknecht meint offenbar den für den 22.-28. Oktober nach Köln einberufenen Parteitag. S. auch den folgenden Brief.
390
226.
WILHELM
[Postkarte]
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS
17. 10. 1893
L. E.!
Vor meiner Abreise nach Sachsen, wohin ich soeben zurück kam, schrieb ich an Aug[ust Bebel], die Sache mit Laf[argue] in Ordnung zu machen. Ich bin in Allem, was besondre Ausgraben] involvirt, vom Vorst[and] abhängig. Jedenfalls wird die Sache nun schleunigst erledigt. Ich denke nach Neujahr zu kommen — dann sind Ferien. Herzliche Grüße von uns Allen an Dich und die Andern Dein W. L.
227. F R I E D R I C H
ENGELS
AN N A T A L I E
Verehrte Frau Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 1. December 1893 122, Regent's Park Road, N.W.
Meinen herzlichen Dank für Ihren Brief und Ihre freundlichen Wünsche zu meinem 73sten, den ich recht munter und gesund verbracht habe. Avelings und Bernsteins waren den Abend bei uns, und die leeren Flaschen zeugten von allgemeinem Wohlbefinden und gutem Humor. Wenn das so fortgeht, so wird einer Erneuerung meines Besuchs in Berlin meinerseits wohl kein Hinderniß im Wege stehn,1 und dann können wir wieder mal im Zoologischen Garten Kaffee trinken und unsre Glossen machen über die vierbeinigen und zweibeinigen, geflügelten und ungeflügelten, brüllenden und sprechenden zoologischen Species die da in Gefangenschaft oder Freiheit sich präsentiren. Der arme Gizycki! 2 Gehen kann er ohnehin nicht und nun wollen sie ihm auch noch das Sprechen verbieten; und das bloß weil er verbotenen Umgang mit Sozialdemokraten pflegt. Ja Preußen ist nicht nur ein Kulturstaat, sondern auch der Staat der Intelligenz! Engels denkt an seinen Besuch im September. S. den vorhergehenden Brief. Der schwerkranke Prof. Georg von Gizycki, einer der Mitbegründer der „Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur" war überzeugter Anhänger der SPD. Engels hatte ihn im September 1892 auf dem ihm zu Ehren gegebenen Festkommers in Berlin kennen gelernt. S. die Darstellung seiner Lebensgefährtin Lily Braun in ihrem autobiographischen Roman Memoiren einer Sozialistin. Lehrjahre, S. 499 ff. sowie den Nachruf in Der sozialistische Akademiker, Organ der sozialistischen Studirenden und Studirten deutscher Zunge, Nr. 6, vom 15.3.1895. 1
2
391
Sehr leid thut es mir daß Ihr Karl sich im Dienst Sr. Majestät eine Sehnenentzündung zugezogen hat, aber hoffentlich geht das bald vorüber. Jedenfalls ist es, wenn man einmal in der Lage ist, das beste seinen Dienst ordentlich zu machen. Ich glaube gern, daß die Herren Offiziere sich hüten werden, sich Ihren Söhnen gegenüber Blößen zu geben, diese zwei Pioniere 3 stehn zu nah an der Thüre des Reichstags, und was auch der Kriegsminister sagen mag, sie scheuen sich doch davor, in den dortigen Debatten persönlich zu figuriren. Und wenn Ihre Söhne nun gar noch, wie mein alter Hauptmann von uns Freiwilligen verlangte, „das Muster der Kompagnie" werden, dann kann's nicht fehlen und sie avanciren am Ende doch noch trotz ihres Vaters zum Unteroffizier. Und das wäre ganz in der Ordnung. Wenn Bebel der Sohn eines Unteroffiziers ist, warum sollte Liebknecht nicht der Vater von einem oder mehreren Unteroffizieren sein können? Sie sollen einmal sehn, wie sehr die Tressen die Uniform verschönern, und in Berlin soll das schöne Geschlecht dem Moloch weit geneigter sein sobald er Tressen trägt, allerdings ist das noch nicht alles, denn wie Heine sagt: Doch am reizendsten sind immer Cäsar's goldne Epauletten. So hoch werden wir uns aber schwerlich versteigen. Nun das Trauerjahr in der Uniform vergeht auch, und dann geht Karl nach Hamm 4 was auch eine schöne Gegend ist oder war — meine Mutter ist dort geboren und ich bin als kleiner Junge viel dagewesen, jetzt ist's aber alles anders, ein räucheriges Industrienest, indeß es läßt sich auch da leben. Nun aber leben Sie recht wohl und grüßen Sie Liebknecht und Ihre Kinder recht herzlich. Liebkfnecht] halten wir beim Wort, daß er nach Neujahr kommt. Frau Kautsky grüßt Sie alle ebenfalls herzlichst. Ganz der Ihrige F.
ENGELS
8 Karl Liebknecht diente 1893/94 zusammen mit seinem Bruder Theodor bei den Garde-Pionieren in Potsdam. S. Harry Schumann, Karl Liebknecht. Ein unpolitisches Bild seiner Persönlichkeit (Dresden, 1919), S. 34. * Der Großvater von Engels mütterlicherseits, Van Haar, war Rektor in Hamm, wo ihn der junge Friedrich häufig besuchte. Mayer, Engels, I, 7. Karl Liebknecht, der sich zunächst vergeblich um eine Stelle als Gerichtsreferendar beworben hatte, wurde schließlich in Arnsberg und Paderborn zugelassen.
392
228. FRIEDRICH
ENGELS
AN W I L H E L M
Lieber Liebknecht
LIEBKNECHT
London, 21. December 1893
Gestern Abend schickte ich Dir einen Artikel über Italien. Ich bitte Dich ihn nicht zu drucken bis auf weitere Nachricht. Ich fürchte ich habe die mir gegebene Erlaubnis der Veröffentlichung mißverstanden, sie scheint sich nicht auf die Sachen wegen des königlichen] Privatgeldes zu beziehen. Da es sich um Dinge handelt die meine Quelle in die größten Schwierigkeiten bringen und mir die Quelle selbst verstopfen können, so telegraphire ich Dir gleichzeitig. Gebe ich Dir keine weitere Nachricht so kannst Du mir das Ms. im Januar wieder herbringen wir redigiren es eben um. Nochmals beste Grüße Euch Allen Dein F. E.
229. W I L H E L M
LIEBKNECHT
Lieber Engels!
AN F R I E D B I C H
ENGELS
Berlin, den 15. November 1894
Dank für Brief und Erklärung. Diese nimmt mir einen Stein vom Herzen und schafft reine Bahn. Lieb ist mir aber auch, daß Du Vollmar „freundlich" behandelst — er ist kein Verräther, aber von Ehrgeiz verzehrt; weiß jedoch sehr gut, daß er nichts ist ohne die Partei und außerhalb der Partei. — Zum Umzug1 kondolire ich — kenne dasl Nun, wenn Ordnung geschafft ist, wirst Du auch wieder „zu Haus" sein unter Deinen Büchern. — Den Bevölkerungszuwachs2 erfuhren wir erst vorgestern durch Frau Bebel. Herzlichste Glückwünsche dem Kind und der Mutter und auch dem Vater. Die Kanarien-Familie wird jetzt wohl etwas in den Hintergrund treten. Mit dem „Umsturz" geht's gut.3 Vorläufig entladet die Kanone, mit der mit der man uns todtschießen will, sich nur nach hinten. Der 1 Engels zog im Herbst 1894 von 122 Regents Park Road, wo er fast 25 Jahre lang gelebt hatte, in das Haus 41 Regents Park Road. Am 10.11. schilderte er Sorge den Trubel und die Unruhe, die der Umzug mit sich gebracht hatte. BaS, S. 413. S. auch Engels an Kautsky vom 23.9.1894. EBK, S. 411. 2 Louise Freyberger hatte am 6.11. ein Mädchen zur Welt gebracht. 3 Gemeint ist die Umsturzvorlage.
393
junge Wilhelm versteht das „Verrunjeniren" fast noch besser wie der alte Bismarck. — Gertrud hat endlich genügend Stunden und lebt sich allmählich ein. Die zwei Pioniere4 sind jetzt im Civil dienst, der eine nach Arnsberg, verbannt, der andere nach Landsberg. Sie sind — namentlich Carl, der Arnsberger — im gesellschaftlichen Boykott; befinden sich aber sehr wohl dabei und lernen. Die drei anderen büffeln im Gymnasium, der Älteste (der Kleinen) muß Ostern das Maturitätsexamen machen. Er will Elektrotechniker werden. Meine Frau ist ganz wohl — sie wird wohl ein paar Zeilen beifügen. Plechanoff wird Dich wohl öfter besuchen — er ist etwas melancholisch und bedarf der Aufheitru[n]g. Für uns soll er nur recht oft schreiben! Man telephonirt mir; ich muß auf die Redaktion, wo der — nach hartnäckigem Kampf gewonnene Redaktionssefcreiär heute antritt. Grüße von uns Allen an Dich, und alle Anderen! Treu Dein W. L. Die besten Grüße an Sie u. der jungen Mutter meine herzlichsten Glückwünsche, Stets Ihre N. L. 4
Karl und Theodor Liebknecht.
230. W I L H E L M
LIEBKNECHT
Lieber Engels!
AN F R I E D R I C H
ENGELS
16. 11. 1894
Bebel bat mich sehr, das „Freund" Vollmar in ein „Genosse" Vollmar zu verwandeln, weil das „Freund" aussähe, als hättest Du Partei für Vollmar ergriffen. Das Argument war nicht gut, aber ich gab unter den Umständen nach, was Du hoffentlich nicht übelnehmen wirst. Und nun bitte ich Dich, Bebel etwas zu beruhigen, wenn Du Gelegenheit hast. Sein Vorgehen in der letzten Versammlung war so ungeschickt wie möglich. Es war eines Parteiführers nicht würdig und hat Bebel sehr geschadet. Noblesse oblige. Wenn man an der Spitze einer Armee steht, hat man andere Pflichten, als ein Husarenleutnant. Ich habe das B[ebel] gesagt, er sieht es auch im Augenblick ein, und hat den Bericht seiner Rede ja auch stark „redigirt", aber die 394
nächste Minute können seine Nerven ihm wieder einen Streich spielen. Ich wende mich < j e t z t > in einer solchen Sache jetzt zum ersten mal an Dich, weil ich Gefahr sehe, zwar nicht für die Partei, aber für Bebel. Er hat eine Menge der besten Genossen vor den Kopf gestoßen, und da man sich seine Schulmeisterei nicht gefallen lassen wird, — zumal sie in vielen Punkt [en] ganz unzutreffend ist — stehen saftige Antworten bevor, die, wenn Bebel nicht ruhig Blut behält, seine Stellung in der Partei gefährden werden. Ich habe ihm das gesagt; ich werde thun was ich kann — aber es wäre gut, Du wirktest auch in dieser Richtung. Nicht um Vertuschung und Verwässerung handelt es sich hier, sondern um Beruhigung und um Herbeiführung kühlen Erwägens und wirksamen Handelns. Herzliche Grüße an Dich und die Anderen alle. Treu Dein W. L.
231. FRIEDRICH ENGELS
Copie Lieber Liebknecht!
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
41., Regent's Park Road Nov. 24th 1894
Ich habe an B[ebel] geschrieben u. ihm nahegelegt daß man in politischen Debatten sich alles ruhig überlegen und nichts in der Eile thun soll oder im ersten Eifer, sintemal ich mir selbst dadurch des öfteren die Finger verbrannt. Dahingegen habe ich nun aber auch an Dich eine kleine Ermahnung zu richten. Ob Bfebel] in der Versammlung ungeschickt vorgegangen, darüber läßt sich streiten. Aber in der Sache hat er entschieden Recht. Du allerdings bist als Redacteur des Centraiorgans verbunden ausgleichend zu wirken, selbst wirklich vorhandene Differenzen wegzudisputiren, to make things pleasant all round, auf die Einigkeit in der Partei hinzuwirken bis zum Tage des Bruches. Da mag Dir als Redacteur Bebels Vorgehen fatal sein. Aber was dem Redacteur unangenehm, sollte dem Parteiführer erwünscht sein: Daß es Leute gibt, welche die obligate Redactionsbrille nicht immer auf der Nase zu tragen genöthigt sind und auch den Redacteur daran erinnern, daß er in seiner Eigenschaft als Parteiführer gut thut von Zeit zu Zeit über die Harmoniebrille weg sich die Welt mit seinen natürlichen Augen zu betrachten. Die Baiern bilden direct vor dem Frankfurter Parteitag einen förmlichen Sonderbund in Nürnberg. Sie kommen nach Frankfurt mit 395
einem unverkennbaren Ultimatum. Um dies zu v e r v o l l s t ä n d i g e n , spricht Vollmar vom getrennt marschiren, Grillo 1 vom: Beschließt was ihr wollt, wir gehorchen nicht. Sie proclamiren bairische Reservatrechte und behandeln ihre Gegner in der Partei als „Preußen" und „Berliner". 2 Sie verlangen Billigung der Budgetbewilligung und einer Bauernpolitik, die schon über's Kleinbürgerliche hinaus nach rechts geht. Der Parteitag, anstatt wie früher stets geschehen, energisch den Stock vorzustecken, wagt keinen Beschluß zu fassen. Wenn d a nicht die Zeit da war für Bebel, vom Vordringen des kleinbürgerlichen Elements in der Partei zu sprechen, dann weiß ich nicht, wann sie kommen soll. Und was thut der Vorwärts? Klammert sich an die Form des B[ebel] sehen Angriffs, sagt es sei nicht so schlimm, und stellt sich so sehr „in diametralen Gegensatz" zu ihm, daß D u erst durch die — hiernach unvermeidlichen — „Mißverständnisse" der Gegner B[ebel]s genöthigt bist zu der Erklärung, Dein diametraler Gegensatz beziehe sich blos auf die Form des B[ebel]schen Angriffes, in der Sache — die Budgetgeschichte und Bauernfrage — habe er Recht und Du stehst auf seiner Seite. Ich sollte meinen die bloße Thatsache, daß D u zu dieser Erklärung nachträglich gezwungen wurdest, beweist Dir, daß D u weitmehr nach rechtshin gefehlt hast als B[ebel] nach linkshin gefehlt haben kann. Und in der ganzen Debatte handelt es sich schließlich nur um die in diesen beiden Puncten gipfelnde Action der Baiern: Um den < B u d g e t > Opportunismus der Budgetbewilligung als Kleinbürgerfang, um den Opportunismus der Vollmarschen Landpropaganda zu F a n g des Mittel- und Großbauern. Das und die Sonderbundsstellung der Baiern sind die einzigen vorliegenden practischen Fragen, und wenn B[ebel] hier ansetzt wo der Parteitag die Partei im Stiche gelassen hat, so solltet Ihr ihm deß Dank wissen. Wenn er die durch den Parteitag geschaffene unerträgliche L a g e als Einwirkung wachsender Spießbürgerei in der Partei darstellt, so bringt er nur die Spezialfrage unter ihren richtigen allgemeinen Gesichtspunct und das ist ebenfalls anzuerkennen. Und wenn er die Debatte über alles dies forcirt so thut er seine verdammte Schuldigkeit und sorgt dafür daß der nächste Parteitag in voller Sachkenntnis urteilt in dringenden Fragen wo er in Frankfurt stand wie der Ochs am Berge. Die Gefahr der Spaltung liegt nicht bei B[ebel], der die Sache beim Grillenberger. Vollmar hatte in seiner Parteitagsrede u.a. von preußischem Korporalsgeist gesprochen, von der „Riesennivellirwalze" und von dem „Nordlicht", das „seinen scharfen Schein" vielleicht auch einmal in Bayern verbreiten würde. Parteitagsprotokoll, S. 111 f. 1
2
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richtigen Namen genannt. Sie liegt bei den Baiern, die sich eine Handlungsweise vermessen, wie sie bisher in der Partei unerhört war, und den Jubel der — in Vollmar und den Baiern ihre Leute erkennenden — Vulgärdemokraten der Frankfurter Zeitung erweckt hat, und die sich freut und auch verwegener geworden. Du sagst V[ollmar] sei kein Verräter. Mag sein. Daß er selbst sich für einen hält, glaube ich auch nicht. Aber wie nennst Du einen Menschen, der einer proletarischen Partei zumuthet, sie soll den oberbairischen Groß- u. Mittelbauern, Eignern von 10—30 Hektaren, ihren jetzigen Zustand verewigen, der zur Grundlage hat die Ausbeutung von Gesinde u. Taglöhnern. Eine proletarische Partei expreß gestiftet zur Verewigung der Lohnsklaverei! Der Mann mag ein Antisemit sein, ein bürgerlicher Demokrat, ein bairischer Particularist, was weiß ich, aber ein Socialdemokrat?l Übrigens ist die Zunahme des kleinbürgerlichen Elementes in einer wachsenden Arbeiterpartei unvermeidlich u. auch kein Schaden. Ebenso wie die Zunahme der „Akademiker", durchgefallenen Studenten etc. Vor ein Paar Jahren waren sie noch eine Gefahr. Jetzt können wir sie verdauen. Aber man muß auch dem Verdauungsproceß seinen Lauf lassen. Dazu gehört Salzsäure; wenn nicht genug vorhanden ist (wie es Frankfurt constatirt), soll man B[ebel] danken wenn er sie zugießt, damit wir die nichtproletarischen Elemente eben gut verdauen. Darin besteht eben die Herstellung der wirklichen Harmonie in der Partei, nicht darin, daß man jede wirklich innere Streitfrage wegläugnet und todtschweigt. Du sagst, es handelt sich um „Herbeiführung wirksamen Handelns". Soll mir sehr angenehm sein, aber wann geht das Handeln denn eigentlich los?
232.
NATALIE
LIEBKNECHT
AN F R I E D R I C H
ENGELS
25.11.1894 Verehrter Herr! Der (8.) Jahrestag meiner Ankunft in London1 rückt heran u. somit auch Ihr Geburtstag, der grade einige Tage vorher gefeiert worden war u. den ich damals erst erfuhr. Nehmen Sie auch dieses Jahr, verehrter Herr, meine herzlichsten Glückwünsche zu diesem Tage, Frau Liebknecht hatte anläßlich der Amerikareise ihres Mannes Engels in London besucht. Brief Nr. 164.
1
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feiern Sie ihn im Vollbesitz Ihrer körperlichen Gesundheit. Von Ihrer unerschütterten jugendlichen Geisteskraft u. Frische, haben wir öfters Gelegenheit uns im Vorwärts zu überzeugen. Möge sie Ihnen noch lange, lange Jahre zu Ihrem eignen Wohl u. zum Wohle unsrer Freunde u. Feinde erhalten bleiben. U [ n d ] noch ein Wunsch, fassen Sie an Ihrem Geburtstag den festen Entschluß nächstes Jahr wieder nach Berlin zu kommen. 2 Wir würden uns ungeheuer freuen u. versuchen Ihnen den Aufenthalt recht angenehm zu machen. Sie können sich dann wohl auch die Umsturzparagraphen, praktisch angewendet, näher ansehen. Bald werden wir sie kennen lernen, fürchten sie aber nicht sehr. Durch die Ankunft des kleinen B a b y 3 wird das Leben in Ihrem Hause ein etwas verändertes Ansehen bekommen haben. Der kleine, neue Mensch trägt gewiß aber auch nach einiger Zeit schon, viel zur Erheiterimg u. Freude bei. Der Anziehungskraft u. dem unaussprechlichen Reiz eines solch' kleinen Wesens, kann sich kaum irgend ein Mensch entziehen. Bitte, grüßen Sie die Mama recht herzlich. Wie es bei uns geht u. steht, hat Ihnen, so viel ich hörte, mein Mann neulich geschrieben. Verändert hat sich nichts. Hätten nur Th[eodor] u. K[arl] ihre Vorbereitungsjahre hinter sich. E s ist eine schwere Zeit für sie, Sie können sich ihre Stellung denken u. die Art, wie d[ie] Gesellschaft sie aufnimmt. — Leben Sie wohl, verehrter Herr, u. nehmen Sie die besten, freundschaftlichsten Grüße von Ihrer N. L . Gruß und Glückwünsche von Deinem W. L. 2 s
S. Brief Nr. 224. S. Brief Nr. 229, Anm. 2.
233. W I L H E L M
LIEBKNECHT
Lieber Engels!
AN F R I E D R I C H
ENGELS
29. 11. 1894
Ich danke Dir, daß D u zur Ruhe gemahnt hast. Die Sache ist recht fatal — einmal weil B[ebel]s Stellung in der Partei einen Stoß erlitten hat, zweitens — weil Vollmar's Stellung befestigt worden ist. Uber die ganze bayrische Frage, bist D u falsch unterrichtet; Du siehst eben durch B[ebel]s sehr gefärbte Brille. Ich bin von allen außerbayrischen Genossen der, welcher die Verhältnisse in Bayern am Besten kennt und mit den Leuten die meiste Fühlung hat. Ich habe schon vier 398
Touren durch Bayern gemacht. An eine S[e]zession hat kein Mensch dort gedacht. Ich hege nicht den leisesten Zweifel — und von den einflußreichen Genossen nach Vollmar wurde es mir ausdrücklich gesagt — daß die Bayern nicht mehr für das Gesammtbudget stimmen werden. Schon auf dem Congreß wäre vermuthlich eine Verständigung herbeigeführt worden, wenn nicht B[ebel] gegen meinen Rath — ich, der ich noch die besten Nerven von uns Allen hier habe, wollte die Hede übernehmen — die Resolution eingebracht und begründet hätte. So gut stand trotzdem die Sache, daß ich, auf Wunsch der bayrischen Landeskomite's und Delegirten gleich nach dem Parteitag eine Agitationstour durch Bayern machen sollte — ein Plan, der durch den Caprivi-Sturz vereitelt wurde. Nun gehe ich nächstes Frühjähr, und ich werde die Dinge dann schon ins Gleiche bringen, so weit es bis dahin noch nöthig sein wird. Durch B[ebel]s absolut unmotivirtes Auftreten ist der im Erlöschen begriffene Streit, frisch angefacht und verbittert worden. Indeß — auch das wird sich bald geben, wenn keine weiteren Dummheiten gemacht werden und wir ruhig Blut behalten. Wie falsch die bayrische Frage von B[ebel] aufgefaßt wurde, erhellt daraus, daß die Notiz (nicht ein Artikel) vom „getrennt marschiren" nicht Vollmar, sondern den vom Parteivorstand (Bebel eingeschl[ossen]) selbst zur Ordnung der dortigen Geschäftsverhältnisse nach München geschickten norddeutschen Cohen zum Verfasser hat. — Doch die Arbeit drängt. Meine Frau läßt für Deinen Brief danken. Und nun noch eine Frage: in den 50 er Jahren wurde uns durch Heyse und Biskamp (die 2 „Hornissen' 1 ) bei Marx mitgetheilt, daß Villmer (der hessische Mucker) wegen Unzucht mit Kindern in Untersuchung gezogen und bestraft worden ist. Ich bin meiner Sache ganz sicher. Nun wird es von den Verwandten bestritten. Weißt Du etwas davon? Herzliche Grüße von uns Allen an Dich und die Andern Treu Dein W. L . Betreffs der Studentenzeitung 2 hat man sich an mich gewandt. Ich schreibe den Leuten vielleicht eine ermunternde Zeile. Näheres weiß ich < n o c h > nicht. 1 Elard Biscamp und Hermann Heise hatten 1 8 4 8 / 4 9 in Kassel die Hornisse redigiert. In den 50er Jahren lebten beide als Emigranten in England, wo Biscamp ein vom Deutschen Arbeiterbildungsverein gestütztes Blatt Das Volk, herausgab. S. hierzu auch Karl Marx Herr Vogt. 2 Der sozialistische Akademiker. In der Nr. 1 vom 1. Januar 1895 findet sich ein kurzes, vom 10. Dezember 1894 datiertes Zustimmungsschreiben Wilhelm Liebknechts.
399
234.
WILHELM
LIEBKNECHT
Lieber Engels!
AN F R I E D R I C H
ENGELS
Berlin, den 24. Dezember 1894
Dank für den III. Band, den ich gestern erhielt.1 Und wenn es Dir irgend möglich, — könntest Du nicht für den „Vorwärts" einen kurzen Aufsatz — oder noch lieber einen langen — darüber schreiben? Ich glaube der „Vorwärts", der von der ganzen Partei gelesen wird, ist ein geeigneterer Ort als die Neue Zeit, die nur einen beschränkten Leserkreis hat. — Die ganze Familie ist diese Weihnachten beisammen, das erste Mal seit 7 Jahren. Abscheuliches Wetter! Und, wie gewöhnlich, für mich doppelte Arbeit während der Feiertage. Nochmals a Merry Christmas and a Happy New Year Dir und den andern Freunden Treu Dein W.
LIEBKNECHT
Im Mai komme ich wahrscheinlich nach London. Die Fabians kündigen mich für einen Vortrag an.2 1
2
Der 3. Band des Kapital. S. Brief Nr. 254.
235.
[Postkarte]
NATALIE
LIEBKNECHT
Sehr geehrter Herr!
AN F R I E D R I C H
ENGELS
18. 3.1895
Gewiß freuen Sie sich auch zu hören, daß Otto sein Abiturienten Examen in d[er] schriftlichen Prüfung so gut bestanden hat, daß ihm die mündliche erlassen wurde. Er will Electro Tech[niker] werden 1 u. wird wohl zuerst J[ahre] practische Studien machen, ehe er auf die Hochschule geht. — Heute ist d[er] 18 März. — Zu m[einer] großen Freude hörte ich, daß Sie d[en] häßlichen Winter glücklich überstanden haben. Nun ist d[as] Frühjahr eingezogen. Wie geht es H[errn] Aveling? Mit vielen herzlichen Grüßen an Sie, Avelings u. die Familie Freiberger, stets Ihre ergeb[ene] N. L. i
S. Brief Nr. 220.
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VII BRIEFE VON ELEANOR MARX-AVELING
Der Lebensweg der jüngsten Tochter von Marx, Eleanor, ist mit der Entwicklung der englischen und deutschen Arbeiterbewegung in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts unlösbar verknüpft. Schon als junges Mädchen war „Tussy", der erklärte Liebling der ganzen Familie, „Politikerin von top to bottom", vom Scheitel bis zur Sohle, wie ihre Mutter 1872 stolz an Liebknecht schrieb.1 Ihr Briefwechsel mit Wilhelm Liebknecht, dem verehrten „Library" ihrer Kinderjahre, enthält neben vielem Persönlichen auch eine Fülle politischer Urteile und Betrachtungen, in denen sich die Meinungen und Gespräche im Hause Marx und später im Kreis um Engels widerspiegeln. Er beginnt mit den kleinen Kinderbriefchen an die Freundin Alice, Liebknechts älteste Tochter, der Tussy von ihren Katzen, von ihren Briefmarken und den Wanderungen auf Hampslead Heath erzählt. Er endet mit Briefen aus den letzten Wochen und Monaten, deren gehetzte Schrift die Verzweiflung und den Konflikt verraten, an dem diese charaktervolle Frau zerbrach. Im ersten Brief vom Dezember 1871 stellt sich Tussy stolz als Sekretärin ihres Vaters vor. Sie berichtet interessante Einzelheiten über ihre Erlebnisse mit der französischen Polizei, von der sie zusammen mit ihrer Schwester Jenny in dem Pyrenäenbad B agner es de Luchon eindringlich verhört worden war. Engels hat diese erste politische Bewährungsprobe der beiden jungen Mädchen in seinem Nachruf für Jenny anschaulich geschildert: „Im Sommer 1871 besuchte sie [Jenny] mit ihrer jüngsten Schwester ihren Schwager Lafargue in Bordeaux. Lafargue, seine Frau, sein krankes Kind und die beiden Mädchen gingen von da nach Bagneres de Luchon, einem Pyrenäenbade. Eines Morgens früh kam ein Herr zu Lafargue: 'Ich bin Polizeibeamter, aber Republikaner, der Befehl ist gekommen, Sie zu verhaften, man weiß, daß Sie die Verbindungen zwischen Bordeaux und der Pariser Kommune geleitet haben. Sie haben eine Stunde Zeit, um über die Grenze zu gehen.' Lafargue mit Frau und Kind kamen glücklich über den Paß nach Spanien, dafür rächte sich die Polizei an den beiden Mädchen und 1
Brief Nr. 71. S. auch Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 172 f. und 180 f.
403
verhaftete sie. Jenny hatte einen Brief des vor Paris gefallenen Kommuneführers Gustav Flourens in der Tasche; wurde er gefunden, so war er ein sicherer Reisepaß für sie Beide nach Neukaledonien. Einen Augenblick im Bureau allein gelassen, machte sie ein altes bestaubtes Registerbuch auf, legte den Brief hinein und klappte das Buch wieder zu. Vielleicht liegt er noch da. Nach dem Sitz des Präfekten abgeführt, stellte dieser, der edle Graf von Keratry bonapartistischen Angedenkens, ein scharfes Verhör mit den zwei Mädchen an. Aber die Geriebenheit des ehemaligen Diplomaten und die Brutalität des ehemaligen Kavallerieoffiziers scheiterten an der ruhigen Besonnenheit Jenny's. Mit einem Wuthausdruck über ,die Energie, die den Frauen dieser Familie eigen scheint', verließ er das Zimmer. Nach längerem Hin- und Hertelegraphiren nach Paris mußte er die beiden Mädchen endlich aus der Gefangenschaft entlassen, in der sie eine echt preußische Behandlung genossen hatten."2 Die Briefe aus den Jahren 1874/75 verraten Tussy's Neigung zu dem Schriftsteller und späteren Chronisten der Kommune, Prosper Lissagaray, einem der französischen Flüchtlinge, die im Hause ihrer Eltern aus- und eingingen. Marx, der sich dieser Verbindung entschieden widersetzte, reiste mit seiner Tochter 1874 nach Karlsbad, um sie dem Einfluß des jungen Franzosen zu entziehen. Auf der Rückfahrt hatte Tussy Gelegenheit, den alten Freund ihrer Kindheit, Wilhelm Liebknecht, in Leipzig wiederzusehen. Sie kam gerade in den Tagen, in denen der Volksstaat-Redakteur Wilhelm Bios aus dem Gefängnis entlassen wurde. Ihm verdanken wir eine lebendige Schilderung dieser für ihn so denkwürdigen Begegnung: „Den nächsten Morgen kam die Überraschung. Freudig erregt schritt ich durch die Gefängnispforte. Draußen stand mit einem seiner kleinen Söhne Liebknecht. Und neben ihm stand, eine hübsche junge Dame am Arm, ein großer schlanker Mann in den Fünfzigern, mit langem weißen Bart, nur der Schnurrbart war tief schwarz. Seine Gesichtsfarbe war blühend und man konnte ihn für einen jovialen alten Engländer ansehen. Ich erkannte ihn aber gleich nach dem Bilde — es war Karl Marx. Die junge Dame war seine Tochter Eleanor, auch Thussy genannt... Marx blieb einige Tage in Leipzig. Wir schlössen Freundschaft und blieben auch später in Verbindung. Auch seine Tochter Eleanor kam mir sehr freundlich und liebenswürdig entgegen. Sie liebte damals den Schriftsteller Lissagaray, der als Kommuneflüchtling in London l e b t e . . . Marx sträubte sich heftig gegen eine Heirat und war mit seiner Tochter nach Deutschland gereist, um sie aus der Nähe von Lissagaray zu bringen. Die Ein2
Friedrich Engels in Der Sozialdemokrat, Nr. 4, vom 18.1.1883.
404
Eleanor Marx-Aveling
wände von Marx gegen diese Heirat waren sehr einleuchtend. Bedenkt man aber das traurige Schicksal, dem Eleanor Marx später zum Opfer fiel, so kommt man zu der Überzeugung, daß es besser gewesen wäre, wenn sie die Gattin von Lissagaray geworden wäre." 8 Auch nach der Rückkehr aus Karlsbad blieb Tussy Lissagaray herzlich verbunden und bemühte sich, ihn durch Mitarbeit an seinem kurzlebigen Blättchen Rouge et Noir, durch Übersetzungen und die Beschaffung deutscher Korrespondenzen zu unterstützen. Die Briefe an ihren alten Freund „Library" dienten nicht zuletzt diesem Zweck; sie zeigen aber zugleich, was man im Hause Marx über die politische Entwicklung in Frankreich dachte, und wie Tussy bemüht war, die französischen Emigranten für die ihnen weitgehend unbekannte deutsche, und das hieß jetzt bereits für die von Marx am stärksten beeinflußte, sozialistische Bewegung Europas zu interessieren. In der schwersten Notzeit der deutschen Partei, in den ersten Jahren des Sozialistengesetzes, versuchte Eleanor Marx, ihren deutschen Freunden durch Geldsammlungen und durch die Beeinflussung der öffentlichen Meinung Großbritanniens zu Hilfe zu kommen. So wandte sie sich nach der Verhängung des Belagerungszustandes über Hamburg-Altona an 38 englische Zeitungen und Zeitschriften, um durch einen neutral gehaltenen Leserbrief an das Rechtsbewußtsein der britischen Nation zu appellieren. Als sich die deutsche Sozialdemokratie in höchster Bedrängnis zu Geldsammlungen in den Vereinigten Staaten entschloß, stand Eleanor Marx sofort mit ihrem Rat zur Verfügung. Der dabei halb im Scherz geäußerte Wunsch, ihrem „dear old Library" als Sekretärin in die Neue Welt zu folgen, sollte sechs Jahre später, wenn auch unter recht veränderten Umständen, Wirklichkeit werden. Unter dem Einfluß von Lizzie Engels hatte sich Tussy schon als kleines Mädchen für den irischen Freiheitskampf begeistert. 4 Sie nahm daher an den Kämpfen um Gladstones Zwangsgesetz ebenso leidenschaftlich Anteil wie an dem Widerstand der deutschen Arbeiter gegen das Sozialistengesetz und die „Judenhetze" Stöckers. 1885 unterrichteten Eleanor Marx und ihr Lebensgefährte, Dr. Edward Aveling, Liebknecht über die Krise in der Social Democratic Federation, an der die kleine Führungsgruppe der britischen Sozialdemokratie zerbrach. Fast zur gleichen Zeit schrieb Engels an Sorge: „Die 9
Bios, I, S. 163 ff. * S.Z.B. ME vom 26.6., 4.8. und 14.12.1868. („Tussy is a fanatical partisan of yours, Mrs. Lizzie, and the .convicted' nation") MEGA, III, 4, S. 65 f., 80, 140; EM vom 16.8.1869; ME vom 18.8.1869. Ebd. S. 222 und 223.
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Democratic Federation hier ist am Samstag gesprengt worden. Hyndman . . . wurde entlarvt als Verhetzer der Mitglieder untereinander... Er erhielt ein Mißtrauensvotum, aber die Majorität trat a u s . . . Sie wollen nun eine neue Organisation stiften (Morris, Bax, Aveling usw.) . . . aber nur, in endlicher Erkenntnis ihrer schwachen Kräfte, mit einem kleinen monthly anfangen." 5 Wie Engels dachte und urteilte auch die Tochter von Marx. Für sie schien die Stunde gekommen, in der Person von Hyndman die, wie sie meinte, „possibilistischen" und „chauvinistischen" Strömungen der englischen Arbeiterbewegung zu treffen.6 Seit der Gründung der Socialist League hoffte sie auf das Entstehen einer wahrhaft international gesonnenen Bewegung englischer Sozialisten; sie erachtete es dabei als ihre besondere Aufgabe und Pflicht, die moralische Hilfe und den intellektuellen Beistand der großen Bruderparteien jenseits des Kanals, vor allem aber der deutschen Sozialdemokratie und ihrer Sprecher, Bebel und Liebknecht, zu erwirken. „The members of the Socialist League are International Revolutionary Socialists" bekennt sie in der zweiten, der Internationale gewidmeten Nummer des „Commonweal".7 „Hence, while admitting that different methods of propaganda may be necessary, in different countries, under different conditions, they profess the same uncompromising principles, have at heart the same ends and aims as the Revolutionary Socialists of all the other countries." „Now it is absolutely necessary we should show the enemy a united front.. drängt sie ihren alten Freund in Leipzig. 8 „If you want anything to come of the movement here . . . now is the time to do it." Liebknecht konnte und wollte sich diesem Appell nicht verschließen. ,Nobody knows better than myself, schrieb er in seinem Grußwort an die neue Partei, „the difficulties that are in your way, but nobody knows better also that England, in consequence of her high economical development, has, economically, the central position amongst the civilised states, and that the triumph of Socialism in England means the triumph of Socialism all over the world." 9 Es sollte allerdings nicht lange dauern, bis Eleanor Marx einsehen mußte, daß auch die Socialist League nicht geeignet war, der Brückenpfeiler zu der marxistisch beeinflußten Arbeiterbewegung des Kontinents zu werden. ß Engels an Sorge vom 31.12.1884. BaS, 198 f. « S. dagegen die Charakterisierung Hyndmans durch E . Bernstein in: Aus den Jahren meines Exils, S. 277 f. i The Commonweal, Nr. 2, März 1885. 8 S. Brief Nr. 248. » W. Liebknecht in The Commonweal, Nr. 2, März 1885.
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In den Herbstmonaten 1886 erfüllte sich für Eleanor Marx ein lang gehegter Wunsch. Auf Einladung der Sozialistischen Arbeiterpartei der U.S.A. fuhr sie in die Neue Welt, um zusammen mit Wilhelm Liebknecht und ihrem Mann für den Sozialismus zu werben. Das vorangegangene Jahr hatte zu den dramatischsten in der Geschichte der amerikanischen Arbeiterbewegung gezählt. Der erstaunliche Aufstieg der „Ritter der Arbeit" seit dem Eisenbahnerstreik von 1884 hatte die europäischen Sozialisten, allen voran Friedrich Engels, mit größten Hoffnungen erfüllt: „Dies Auftreten der Amerikaner auf der Bühne betrachte ich als eins der größten Ereignisse des Jahres. Was der Zusammenbruch des russischen Zarismus für die großen Militärmonarchien Europas bedeuten würde — das Knicken ihrer Hauptstütze —, das ist für die Bourgeois der ganzen Welt der Ausbruch des Klassenkampfes in Amerika." Bislang habe sich die europäische Bourgeoisie auf Amerika berufen können, auf ein unermeßlich reiches Land ohne feudale Traditionen, ohne erbliches Proletariat, mit Aufstiegschancen für Jedermann. „Und da es, bis jetzt, keine Klassen mit entgegengesetzten Interessen gab, dachte unser — und Ihr — Bourgeois, daß Amerika über Klassengegensätzen und -kämpfen stehe. Diese Illusion ist jetzt zerstört.. " 1 0 Als diese Sätze niedergeschrieben wurden, hatte die amerikanische Arbeiterbewegung den Kulminationspunkt ihrer ersten Entwicklungsphase bereits überschritten. Seit dem Bombenanschlag auf dem Chicagoer Heumarkt und dem Prozeß gegen die angeblichen Attentäter, wandte sich die öffentliche Meinung so entschieden gegen „Anarchisten", „Sozialisten" und „Radikale", daß die Ritter der Arbeit ihren Masseneinfluß wieder verloren. Im Herbst, als Liebknecht und die Avelings den Boden der transatlantischen Republik betraten, schienen die Wahlbewegung und der „Henry George Boom" allerdings noch andere Perspektiven zu eröffnen: „Der erste große Schritt, worauf es in jedem neu in die Bewegung eintretenden Lande ankommt, ist immer die Konstituierung der Arbeiter als selbständige politische Partei", erklärte Engels seinem Freund Sorge. „Und dieser Schritt ist geschehen, viel rascher, als wir erwarten durften." Daß sich die Massen mit einem so „konfusen" Programm wie dem von Henry George zufrieden gäben, müsse man als Übergangserscheinung in Kauf nehmen. „Die Bewegung steht in Amerika da, wo sie bei uns vor 1848 stand. Nur daß es jetzt in Amerika unendlich schneller gehen wird . . . " 1 1 10
"
Engels an Frau Wischnewetzky vom 3.6.1886. BaS, 224 f. Engels an Sorge vom 29.11.1886. Ebd. 238 f.
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Die Reise, die Eleanor Marx-Aveling in einem so bedeutsamen Augenblick antrat, sollte mit einem peinlichen Mißklang enden. Als sie Anfang Januar wieder in Europa eintraf, las sie im New Yorker Herald einen scharfen Angriff auf ihren Mann, der ungerechtfertigter Ausgaben auf Kosten der amerikanischen Arbeiter beschul digt wurde. In dem unerfreulichen Streit, dem Hin und Her von Erklärungen und Gegenerklärungen stellten sich Liebknecht und vor allem Engels auf die Seite der Tochter ihres großen Freundes. „In der Hinterstubenzeit der Arbeiterklassenbewegung, wenn die Arbeiter noch unter dem Einfluß überkommener Vorurteile stehen, wehe dem Manne von bürgerlicher Herkunft oder höherer Bildung, der in die Bewegung eintritt und voreilig finanzielle Beziehungen zu dem Arbeiterelement unterhält. Es gibt sicherlich Streit. Deshalb haben Marx und ich stets versucht, Geldgeschäfte mit der Partei zu vermeiden, in welchem Lande es auch sei." 12 Die nächste Briefgruppe stammt aus der Mitte der neunziger Jahre, in denen sich Eleanor Marx-Aveling eine anerkannte Stellung in der internationalen Arbeiterbewegung errungen hatte. Als Vertraute von Engels vermochte sie ihn in mancherlei Fragen, vor allem in seinem Urteil über die englischen Sozialisten zu beeinflussen. Als eifrige Korrespondentin des „Vorwärts" und anderer sozialistischer Organe leistete sie einen Beitrag zur politischen Meinungsbildung, besonders in der deutschen Sozialdemokratie. Als häufige Besucherin von Parteiund Gewerkschaftskongressen 13 gewann sie persönliche Beziehungen, die auch ihrem politischen Einfluß zugute kamen. In Großbritannien selbst wurde sie eine der eifrigsten und erfolgreichsten Vorkämpferinnen der „Neuen Gewerkschaftsbewegung", die seit dem Ausgang der achtziger Jahre unter den ungelernten Arbeitern beträchtlichen Einfluß gewann. „Die Leute gehen jetzt ganz anders ins Geschirr", schrieb Engels, der mit den Arbeitern seines Gastlandes so bittere Enttäuschungen erlebt hatte, mit neuer Hoffnung. Sie „erschüttern die Gesellschaft weit tiefer, stellen viel weitergehende Forderungen: Achtstundentag, allgemeine Föderation aller Organisationen, komplette Solidarität". „Die Gas Workers and General Labourers Union", fährt Engels in seinem Bericht an Sorge fort, „hat durch Tussy zum erstenmal women's branches erhalten. Dabei sehen die Leute ihre momentanen Forderungen selbst nur als provisorisch an, obwohl sie selbst noch 12 Engels an F r a u Wischnewetzky vom 9.2.1887. BaS, 251 lt. is In Deutschland z.B. nahm Eleanor Marx-Aveling am Parteitag zu Halle im Oktober 1890 teil.
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nicht wissen, auf welches Endziel sie hinarbeiten." Es werde jedoch „nicht sehr lange dauern" bis sie durch ihre eigenen Fehler gewitzt, über das Stadium „dunkler Ahnung" hinauswachsen würden.14 Eleanor Marx-Aveling bemühte sich nach Kräften, diese Entwicklung zu fördern; sie war vor allem bestrebt, die führenden Köpfe der jungen Bewegung, wie ihren Freund William Thorne, den Sprecher und Organisator der Londoner Gasarbeiter, mit der sozialistischen Bewegung des Kontinents in engere Fühlung zu bringen. „I suppose you have had a letter from our excellent Thorne", schrieb sie Liebknecht, „asking you to address a meeting at West Ham for our Union, the Gas Workers and General Labourers." „I'm sure", drängt sie ihren alten Freund, „that if you come you will not refuse to speak for us East Enders." 15 Der große Internationale Sozialistenkongreß in London 1896, eröffnete eine neue Möglichkeit, die Fäden zwischen der britischen und kontinentalen Arbeiterbewegung enger zu knüpfen. Auf Einladung der im „Züricher Komitee" vereinten englischen Arbeiterorganisationen kam Wilhelm Liebknecht nach Großbritannien, um auf zahlreichen Massenkundgebungen in London und Glasgow, in Edinburgh, Liverpool und Manchester über die Entwicklung und Fortschritte des Sozialismus zu sprechen.16 Trotz der Transvaalkrise und der Erregung über die Krügerdepesche des deutschen Kaisers, kamen Tausende und Abertausende, um sich zu der internationalen Verbundenheit der sozialistischen Bewegung zu bekennen. Wenn Hyndman in seiner warmherzigen Würdigung Liebknechts 17 dessen Rednergabe und seine besondere Wirkung auf britische Hörer hervorhebt, so dürfte er vornehmlich an Erlebnisse und Erfahrungen dieser Rundreise gedacht haben, bei der sich Liebknecht mit großem Takt aus allen Gegensätzen von I.L.P., S.D.F. und Fabian Society, von „Sozialisten" und „Anarchisten" heraushielt. Auf dem Kongreß selbst konnten die Gegensätze, vor denen Tussy in ihren Briefen gewarnt hatte, nicht länger überdeckt werden. Auf dem vorangehenden Kongreß in Zürich 1893 hatte man beschlossen, „alle Arbeitergewerkschaften" sowie „die sozialistischen Parteien und Vereine" zuzulassen, „die die Notwendigkeit der Arbeiterorganisation und der politischen Aktion anerkennen". Über die letzte Formulierung war es in Zürich zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Sozial" is
Engels an Sorge vom 7.12.1889. BaS, 324. Brief Nr. 254. 16 S. hierzu auch die ausführlichen Reise- und Versammlungsberichte im Vorwärts, Nr. 119, 127, 130, 133 vom 23.5., 3.6., 6.6. und 10.6.1896. 17 S. Henry Mayers Hyndman, The Record of an adventurous Life (London, 1911), S. 427 u.a.
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demokraten und Anarchisten gekommen, bei denen sich der englische Vertreter Hunter Watts für eine möglichst weitherzige Auslegung eingesetzt hatte: „Bezüglich der Anarchisten seien die Engländer der Ansicht, daß jeder Anarchist zurückgewiesen werden soll, wenn er anarchistische Prinzipien vertrete, nicht aber, wenn die Gewerkschaft oder Verein, die das Mandat ausgestellt, diese anarchistischen Theorien selbst nicht betätigen." Schließlich entschied sich der Kongreß mit großer Mehrheit — gegen die Stimmen der Belgier und Holländer und bei Stimmenthaltung der Polen und Franzosen — für einen Zusatzantrag von Bebel, der die Anarchisten de facto ausschloß. „Unter dem Eindruck der Abstimmung", erklärte daraufhin der geistige Führer der holländischen Delegation Nieuwenhuis, „müßte das Bild da oben [Marx' Porträt] mit Trauerflor verhüllt werden, denn das Wort: Proletarier aller Länder vereinigt Euch' sei zur Phrase herabgewürdigt worden." In der Zeit zwischen den beiden Kongressen wurde der Versuch unternommen, die Entscheidung von Zürich wieder rückgängig zu machen. Keir Hardie, der in enge Beziehungen zu Stepniak und Kropotkin getreten war, unterstützte diese Tendenz, im scharfen Gegensatz zu den Marxisten, die ein Wiederaufleben des Konfliktes von 1872 befürchteten. In London kam es schon bei Beginn des Kongresses zu schweren Tumulten und heftigen Rededuellen. Als erster Sprecher mahnte Keir Hardie zur Toleranz, „auch jenen Gruppen gegenüber", die in der Frage der „parlamentarischen Aktion eine andere Stellung einnehmen". Ihm widersprach Jaurès: „Wir alle sind vom Geist der Toleranz und Brüderlichkeit erfüllt, aber gerade deshalb müssen wir den Züricher Beschluß in seinen wesentlichen Teilen aufrechterhalten ..." Um die kapitalistische in eine sozialistische Gesellschaft zu verwandeln, brauche man politische Macht; die Arbeiterklasse müsse daher die Macht im Staate erobern. „Nicht verzichten sollen die Arbeiter auf die politische Macht, sondern den Parlamentarismus aus einem Werkzeug der Prellerei in den Händen der Bourgeoisparteien zu einem Werkzeug der Befreiung in den Händen der Arbeiterklasse machen". Gegen Jaurès wandte sich der Sekretär der I.L.P. und Kampfgefährte von Keir Hardie Tom Mann: „Er selber sei kein Anarchist, sondern Kollektivist, aber er wünsche engste Berührung mit allen Kämpfern, sei es für soziale Reformen oder sei es für soziale Revolution." Die Gewerkschaften sollten nicht vergessen, mit welchen Mitteln man sie einst selbst bekämpft habe, — „dieses Beispiel sollen wir nicht nachahmen". Der Kongreß werde mit Ruhestörern allein fertig werden, er solle sich daher „auf einen höheren, edleren Stand-
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punkt stellen; er soll Niemand seiner Meinung wegen zurückstoßen! Freier Raum für jede Meinung"!18 Nachdem Hyndman für und Nieuwenhuis in sehr scharfen Worten gegen die Züricher Formel gesprochen hatten, wurde sie von der großen Mehrheit bestätigt. Die englische Delegation, die sich mit 223 gegen 104 Stimmen für den Züricher Beschluß aussprach, zerfiel dabei in zwei sich befehdende Gruppen. Wenn es Eleanor Marx trotz aller Opfer und Mühen versagt blieb, auf die sozialistische Bewegung Großbritanniens nachhaltigen Einfluß zu gewinnen, so lag das nicht zuletzt an dem Charakter und Ruf ihres Lebensgefährten. Aveling verfügte ohne Zweifel über hohe Intelligenz und reiche Begabung, sein anrüchiges Privatleben und seine „ewige Pumpwirtschaft" machten jedoch seinen politischen Einfluß immer wieder zunichte. „Er war ein so vollendeter Schauspieler im Privatleben", schreibt Kautsky aus der Rückschau, „daß Engels und auch Tussy, von mir gar nicht zu reden, nichts davon merkten." Zwar wurden wiederholt Verdächtigungen laut, doch blieben alle Nachforschungen ergebnislos. Stellte man „die Ankläger und fragte man, auf welche Tatsachen sich diese Beschuldigung stütze, dann antworteten sie ausweichend und verlegen". Engels war daher bis zu seinem Tode überzeugt, Aveling sei das Opfer politischer Gegnerschaft, die Angriffe auf ihn seien in Wahrheit gegen Marx und seine Lehre gerichtet. „Leider war das Umgekehrte der Fall. Daß Engels und Tussy sich mit Aveling solidarisch erklärten, schuf erst eine Mißstimmung gegen die Marxsche Familie und ihre Freunde, was gerade in jener Zeit des unsicheren Tastens des neu erstehenden englischen Sozialismus verhängnisvoll wirkte."19 Nach dem übereinstimmenden Zeugnis von Kautsky und Bernstein hat Aveling den Einfluß von Engels und Eleanor Marx entscheidend geschwächt, ja, in vielen Fällen zunichte gemacht. So lag es vor allem an ihm, daß Shaw und die anderen Führer der Fabian Society Engels und seinen Kreis gemieden haben. „Zwischen ihnen und Engels", schreibt Bernstein, „stand eben Edward Aveling."20
is Verhandlungen und Beschlüsse des Internationalen Sozialistischen Arbeiterund Gewerkschafts-Kongresses zu London vom 27. Juli bis 1. August 1896 (Berlin, 1896), S. 5 ff. i» Karl Kautsky in EBK, 167 f. S. auch die Charakterisierung von Aveling durch Engels in seinem Brief an Sorge vom 8.8.1887. BaS, 274 f. S. femer H. M. Hyndman, Further Reminiscences (London, 1912) S. 138 ff. 2» Eduard Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 218. Shaw, der Eleanor und Edward Aveling recht gut kannte, hat in The Doctor s Dilemma („Der Arzt am Scheidewege") Aveling als Maler Dubedat, etwas retuschiert, dargestellt. Bernstein a.a.O. S. 175. Bernstein verdanken wir eine eingehende, für den Parteivorstand der
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Über den Briefen des letzten Jahres liegt ein Hauch von Schwermut und Kümmernis, der ahnen läßt, wie bitter der Weg dieser tapferen Frau geworden war. Immer häufiger entfliehen ihre Gedanken zu den Schatten der Vergangenheit, klammern sich an den letzten alten Freund, den guten Kameraden von Mohr, Möhme und Helen. Doch in allem Leid bleibt ihre Ergebenheit an die Sache ihrer großen Toten. Ungebrochen kämpft sie an der Seite der streikenden Maschinenbauer, agitiert sie in Bumley gegen die Kinderarbeit, bewegt sie in ihrem Herzen Zolas Appell an das Gewissen der französischen Nation. Und immer wieder suchen ihre Gedanken den alten Freund ihrer Kinderjahre, dem zum letztenmal die äußere Freiheit genommen war. Am 18. März 1898 begrüßten ihre letzten Zeilen Liebknecht in der neugewonnenen Freiheit, zwei Wochen später sollte sich ihr tragisches Schicksal erfüllen. „Wie traurig war unser Leben doch diese ganzen Jahre über" — how sad has life been all these years —, so lautete das Billett, das Eleanor, ehe sie das Gift nahm, im verschlossenen Briefumschlag für Aveling zurückließ . . . Ein trauriges Leben, „von dessen Enttäuschungen die tapfere Tochter des tapferen Vaters die Außenwelt aber nichts hatte wissen lassen". SPD verfaßte Darstellung der letzten Wochen und Monate von Eleanor Marx. Die Neue Zeit, XVI, 2, S. 481 ff. Das letzte Zitat des Vorworts stammt von dem gleichen Autor. Ebd. S. 176.
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BRIEFE 2 3 6 . E L E A N O R M A R X AN W I L H E L M
My dear old Library,
LIEBKNECHT
1, Maitland Park Road, December 29th 1871
I suppose you'll be astonished at receiving a letter from me, but Papa is so busy that he has ordered his secretary to answer for him. Before speaking to you then of anything else I must give you his message. Möhr says he has been so busy that he could not answer your questions before — that as regards Biedermann, you had only to compare your translation in the Volksstaat of resolution No. IX „Political Action of the Working Class", with what he says to see that his was nothing but a police edition of them.1 Moreover no second Conference has been held. Now that business is attended to let us return to ourselves. — No doubt you think that after all these years I have forgotten you. I can assure I have done nothing of the kind. I remember both you and Alice perfectly — at least I remember Alice as she was, now of course she must be quite changed. You I should know anywhere though I'm sure you'd never recognize me. People that saw me only two or three years ago hardly know me again. I should so like to see Alice, and you too. We quite expected to see you at the Conference,2 and I was much disappointed when you did n't come. I suppose you have heard of Jenny's and my adventures in France," about our being arrested, and cross examined by M. le Prefet Keratry, and M. le Procureur général Delpech. — Jenny and I on returning from Bosost, a small village in Spain (whither we had accompanied Laura and her little boy who went to stay a few days with Lafargue who had gone there to prevent being arrested) were arrested on the French frontier, and conducted by 24 gendarmes right across the i S. Brief Nr. 64, Anm. 2. * Die Londoner Konferenz der IAA vom 17.-23.9.1871. » Über die Erlebnisse der Töchter von Marx s. auch Brief Nr. 57; F. Engels in Der Sozialdemokrat, Nr. 4, vom 18.1.1883. Am 9.11.1871 schrieb Marx an Sorge: „Vom Woodhulls usw. .Weekly' vom 31. Oktober [in Wahrheit die Nr. vom 21. Oktober], worin die Erzählung meiner Tochter, wünschte ich 12 Stück. Nur durch accident ist uns a copy dieser Nummer zu Gesicht gekommen." BaS, S. 34.
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Pyrenees from Poo to Luchon, where we were staying. Arrived there we were driven to the door of M. de Keratry's house, kept waiting in front of it, in an open carriage with two gendarmes opposite us, and goodness knows how many around us, for three quarters of an hour, and then taken to our own house. It was Sunday night and everybody out in the street. At our house we found the police who had in the morning searched the house from top to bottom, and had treated our poor landlady and our servant who were alone in the house very badly. Keratry had already cross-examined them, and we were informed that he would presently arrive to do the same for us. At last he came, for he wouldn't leave the pare till the band stopped playing. Our room was already full of gendarmes, mouchards, and agents of every description when the Préfet Keratry arrived accompanied by Delpech, procureur général, a juge de paix, a juge d'instruction, the procureur de la république etc. I was sent with the Commissaire de Toulouse, and a Gendarme, into a side room and Jenny's examination began, it being then about 10 o'clock. They examined her over two hours but to no use for they heard nothing from her. Then came my turn. Keratry told me most shameful lies. He got one or two answers from me by pointing to Jenny's declaration, and telling me she had said such and such a thing. — Fearing to contradict her I said „Yes, it is so". It was a dirty trick was n't it. However he heard precious little with all that. The next day when they came again we refused to take the oath. Two days after Keratry came and said he should in the evening send orders for our liberation (we were guarded by police). Instead of that we were taken off to a „gendarmerie". and there we passed the night. The next day we were, however let off. Though we could not really move a step without being watched, besides we could n't get back our English passport. At last we got everything, and arrived at last in London. Laura went through much the same adventures at Bosost, though not quite as bad as we, for she was in Spain. It appears that Keratry after the first evening did everything he could to get us free but Thiers wished us to be imprisoned. What was very amusing were the blunders Keratry and the police made — for instance they looked in the mattresses for bombs, and thought that the lamp in which we had warmed the milk for the poor little baby who died, was full of „petrole"! And all that because Lafargue is Mohr's son-in-law, for Lafargue had done nothing at all.4 —
* Lafargue war in Bordeaux als Vertreter der Kommune politisch tätig gewesen. Ein Versuch der Regierung Thiers, seine Auslieferung von Spanien zu erwirken, schlug fehl. S. Correspondance, I, XVI.
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There are a great many members of the Commune here, and the poor refugees suffer frightfully5 — they have none of them any money, and you cant think how difficult it is for them to get work. I wish they'd taken some of the millions they're accused of having stolen. Now my dear old friend good-bye — Kiss all at horrid for me, especially Alice, and receive all our best wishes for the New Year. I must apologize for my dreadful writing, but I've such a wretched pen and almost no ink. Once more „A Happy New Year" and Believe me to be Your affectionate TUSSY
Das Haus von Marx bildete einen der Haupttreffpunkte der in London weilenden Kommuneflüchtlinge, die hier von der ganzen Familie, nicht zuletzt von den Töchtern, umsorgt wurden. Erst die Streitereien innerhalb der französischen Emigration führten zu einer Lockerung, ja teilweise zu einem Bruch dieses freundschaftlichen Verhältnisses. S. z.B. Marx an Bolte vom 25.8.1871 und Marx an Sorge vom 9.11.1871. BaS, S. 25 f. und S. 33. 5
237. ELEANOB
M A R X AN W I L H E L M
My dear old Library,
LIEBKNECHT
1, Maitland Park Road 13th October 1874
When 1 was in Leipzig I could not find words to tell you how happy I was to see you all. It had long been one of my dearest wishes to see you again, for you know, dear Library, I have grown up with the remembrance of many a happy day spent with you. I shall never forget the three days we passed together at Leipzig — they will always be a bright and joyous souvenir.1 I was so very glad too, to see Mrs. Liebknecht. Please thank her a thousand times from me for all her kindness. I think and speak very often of her, and Alice, and the little ones. You will see from his letter that I have given Lissagaray your message, and that he will be only too happy to enter into the Correspondence you proposed. He would have written several days ago but he has been very unwell and could not soon write a letter. I believe he tells you that he is going to publish a kind of „revue
1 Am 18. September schrieb Marx an Engels, er werde über Leipzig, wo er sich „etwas aufhalten und Wilhelm sehn werde" nach Hamburg fahren. MEGA, III, 4, S. 422. S. auch Bios, I, S. 163 ff.
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politique" every week. 2 And indeed something of the sort is very necessary. The French press as you know, is so thoroughly abject — the so-called republican papers being infinitely more cowardly than the reactionary ones. These latter at least dare to attack the Mac Mahon government, 3 whereas the former sing the „glorious Marshal's" praises. Nothing can stir these brave republicans to indignation at each new stroke of the rod they merely bow their heads and murmer „The Marshal has given, and the Marshal has taken, — blessed b e the name of the Marshal". 4 Of course Rochefort's Lanterne is useful in so far as he attacks Mac Mahon, but he like his French Confrères continues the absurd policy of entirely ignoring all serious questions, and above all never thinking that there are other nations besides France. 5 That a socialistic movement is going on in Germany is a fact which the French people are quite ignorant of! It is necessary then for France that some publication should take place in which the Socialistic movement in all countries will be spoken of — for France must learn that she can only earn the sympathies of other nations by sympathising with them. I think therefore, and heartily hope that Lissagaray's „revue" will be of some use — if you, dear Library, keep him au courant of the affairs of the party in Germany you will do much good. I have spoken so much of the German Social-democrats that my
Lissagaray unterrichtete Liebknecht am 12.10.1874 über seinen Zeitschriftenplan: „Mademoiselle Marx m'a communiqué votre désir d'échanger avec moi des correspondances sur les affaires politiques de nos deux pays. Je saisie avec joie cette occasion d'entrer en rapport avec un homme comme vous donc le nom est cher aux démocrats socialistes de tous les pays... Je vais essayer de publier tous les Samedis à partir du 24 courant une revue de la semaine politique au point de vue révolutionnaire. J'y condenserai toutes les informations que m'enverront mes amis de France et je pourrai la veille de la publication vous envoyer cette revue en épreuves. Si vous voulez en utiliser quelques parties, vous pourrez, grâce à cette avance d'un jour, paraître en même temps que l'édition même. Peux-je espérer que vous voudrez bien de votre coté m'envoyer chaque semaine quelques renseignements sur l'état ou la marche des partis en Allemagne. Je serais bien heureux de recevoir quelque chose de vous pour mon premier numéro, avant le 20 s'il vous était possible..." (Der bisher unveröffentlichte Brief befindet sich im I.I.S.G. in Amsterdam, Liebknecht-Nachlaß.) 3 Im Mai 1873 wählte die royalistische Mehrheit der französischen Kammer den Besieger der Kommune, Marschall Mac-Mahon, zum Präsidenten der Republik. Nach den republikanischen Wahlerfolgen von 1877 und 1879 stellte er sein Amt zur Verfügung. * Am 15.7. äußerte Marx zu Engels: „Wenn die Republik sich durchpißt, ist sicher niemand unschuldiger daran als die Republikaner von Profession." MEGA, III, 4, S. 416. 6 Rocheforts Lanterne wurde im Hause von Marx regelmäßig gelesen. So schrieb z.B. Marx am 14.8.1874 an Engels: „Hat Jennychen die Lanterne bekommen, die ich gleichzeitig mit dem .Bauernkrieg' auf die Post legte? Wenn Rochefort diese Woche keine gute Lanterne liefert, so ist ihm nicht zu helfen. Die französische Regierung tut alles Menschenmögliche, um andre Leute witzig zu machen." Ebd., S. 419.
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French friends — even the most „Chauvin"6 have conceived the greatest respect for them, and sighing admit that in France nothing is so well organised. But indeed all those whom Papa and I saw are men one is proud to call friends. It is such a real pleasure to see people who are heart and soul devoted to their cause. In England alas! such devotion is by no means common. France is in such exceptional circumstances that it is impossible to speak of her at all. 30,000 men and women fell in Paris — as many are exiles, or prisoners — what wonder if those who remained in Paris have fallen into a sort of apathy?7 — I see that it is post time, so that I must bid you good-bye, or else I should go on talking to you for ever — and no doubt you will think my letter quite long enough already. Mohr sends his love to you all and says he will soon send you what he promised. He wishes also to be remembered to all the friends whom we saw. Will you also remember me to them and tell them I am very happy to have made their acquaintance. Pray give my very best love and many kisses to Mrs. Liebknecht, to Alice, Gertrude and the dear little boys. Remind Alice of her promise to come and spend a few weeks here and receive yourself a hearty kiss from Your affectionate TUSSY
Marx wurde von einem Teil der französischen Flüchtlinge mit chauvinistischen, antideutschen Schlagworten bekämpft. S. z.B. Marx an Bolte vom 23.11.1871. BaS, S. 40. i In der blutigen Maiwoche 1871 wurden fast 20 000 Kommunekämpfer und Zivilisten getötet und rund 13 500 verurteilt, darunter Tausende zur Deportation nach Neu-Kaledonien. S. hierzu auch die „Totenbilanz" in der Geschichte der Kommune von Lissagaray. 6
238. ELEANOR
M A R X AN N A T A L I E
Dear Mrs. Liebknecht,
LIEBKNECHT
1, Maitland Park Road London 23.10.1874
I must beg you to excuse my writing to you in English, but the fact is, I write German so badly that I feel quite ashamed of myself. Moreover I know you understand English perfectly. — About ten or twelve days ago I wrote to Library and enclosed my letter in one which Lissagaray had written to him.1 Library told me i
S. Brief Nr. 237, A m 2.
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he very much wishes to enter into a correspondence with Lissagaray, and to exchange „reports" as to the Socialist Movement in Germany and France. Lissagaray wrote and said he would be delighted with such a correspondence, and asked Library if he would send something for the publication of a little weekly pamphlet he is going to commence. As he has received no answer he fears our letters may not have reached you, for we know how fond the government is of meddling in other people's business — especially in that of the Social-Democrats.2 Perhaps, dear Mrs. Liebknecht, if you have time, and if it be not too much trouble you will let me know if these letters ever reached their destination. It would be so very useful if dear Library could send such a correspondence, as French people are so very ignorant of all that is going on out of France, and to hear that an organised movement exists in Germany will be something quite new to them. In England nothing particular is happening. The press is full of nothing but the Bismarck-Arnim affair, which has created an immense sensation. Of course some of the correspondents in the chief London papers are paid Bismarckians, but as a rule Bismarck has been condemned by the Press, and that amusing litde paragraph which also appeared in the„Volksstaat" about Bismarck's „nervous irritibility" was printed in nearly all the papers.3 Sinoe I have been in Germany, and have seen how much the police do to help our Cause, I cannot but regret that the Prussian regime is not possible in England. It would do more than all the Trade Unions and Working men's Societies put together to bring life into the movement here. The only event of some interest, is the opening in London of a „Medical School for Women", where women can study to become doctors, or study 2 Marx beklagte sich immer wieder über die polizeiliche Kontrolle seiner Korrespondenz (s. z.B. seinen Brief an Engels vom 8.9.1875, MEGA, III, 4, S. 430 f.). Lissagaray mahnt aus dem gleichen Grund Liebknecht am 12.10.1874 zur Vorsicht: „Soyez assez bon pour eviter de mettre M. Bismar[c]k dans nos confidences de m'ecrire aux noms et adresses suivants: Mr.A. Bourgoyne, 7SouthCrescentBedford Square." (Original im I.I.S.G. Amsterdam. Liebknecht-Nachlaß.) 8 Die Verhaftung des früheren deutschen Botschafters in Paris, Graf Harry v. Arnim, wurde im Volksstaat, Nr. 118, 119, 120, 121, 122, 123, in zahlreichen Notizen glossiert (so z.B. am 8., 10., 13., 16., 18. und 21. Oktober). Mit dem „amusing little paragraph" ist vielleicht der von der VbZfcssfaot-Redaktion kommentierte Auszug aus der Augsburger Allgemeinen Zeitung in der Nr. vom 16. Oktober gemeint, der folgendermaßen schließt: „So schreibt ein Anhänger des Reichskanzlers, der die häßliche Wahrheit nach Möglichkeit vertuscht. Namentlich über den Kaiser sollen sich sehr bedenkliche Aeußerungen in den Briefen vorfinden; natürlich auch über die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, vor Allem zu Rußland und Frankreich. Kurz, eine Lamarmora-Affaire in vermehrter und verstärkter Ausgabe. Und von dem .gründlich zerrütteten Nervensystem' eines Mannes, den man für unzurechnungsfähig erklären und für den man solche Appelle ans Mitleid in die Welt schicken muß, wird Deutschland jetzt diktatorisch regiert!"
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any particular branch of science they prefer. It is of course chiefly an advantage for „bourgeoises" but it is always something and it is time that women too may be able to work, and have other occupations than dress. Professor Huxley,4 Mrs. Gorreth Anderson, who is a doctor, were the chief promoters of this „School". When I was in Leipzig I spoke to you of the horrible position of governesses here. I copy the following advertisement from the „Times" which will prove to you that I did not exaggerate what I told you. „A young lady desires an engagement as governess. She can give good references, and teaches German, French, Music and drawing learnt abroad. Terms 6 Shillings a week"l! I find, dear Mrs. Liebknecht that I have got to the end of my page, and must say good-bye for the present. Please let me hear how you all are — I shall be so very happy to have news of you all. Give my love and many kisses to Library, Alice, Gertrude, and those dear little men, and Believe me, dear Mrs. Liebknecht Yours very affectionately TUSSY
MABX
T. H. Huxley war einer der Pioniere des naturwissenschaftlichen Unterrichts in Großbritannien, dessen Vorlesungen auch von Karl Marx besucht wurden. S. Edward Aveling, „Thomas Henry Huxley, der Freund und Erklärer Darwins", Die Neue Zeit, XIV, 1, S. 85 ff.
4
2 3 9 . E L E A N O R M A R X AN W I L H E L M
My dear Library,
LIEBKNECHT
London, 20th November 1874 1, Maitland Park Road N.W.
I have not answered your letter sooner because I waited till I could announce that the numbers of „Rouge et noir" you asked for had been sent. L[issagaray] sends them today.1 He enquired whether it i Der Volksstaat, Nr. 137, empfahl den Bezug der „Nr. 1. von Lissagaray's Rouge et Noir, Preis 5 Sgr." am 25.11.1874. In der Ankündigung heißt es: „Allen der Französischen Sprache kundigen Parteigenossen ist die neue Zeitschrift des scharfen Publizisten und tapferen Communard aufs Wärmste empfohlen. Rouge et Noir (Roth und Schwarz} steht jedenfalls an Interesse der Rochefort'schen ,Laterne' nicht nach, und übertrifft sie unzweifelhaft an Gehalt.". Am 2.12. heißt es: „Rouge et Noir. Revue de la semaine politique par Lissagaray. Parait tous les samedis. Die zwei ersten Nummern sind erschienen." Die dritte und offenbar letzte Nummer der kurzlebigen Zeitschrift wurde am 9.12. angezeigt.
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would be safer to have them send by post or parcels delivery, and was told the safest plan was to send them without prepaying the carriage. You must therefore substract that from the sale or if it does not sell let me know what it cost you. Lfissagaray] also wishes me to tell you that it is sold at fifty centimes instead of forty everywhere except in London, and that the „remise au libraire" is 40/0. As to the translation do you think, dear Library, that it will sell sufficiently for that? Of course you know that best, but I rather doubt it. As to my doing the translations I know much too little German for such an undertaking. Why, I wrote to Mrs. Liebknecht in English because I was ashamed to let her see how badly I write German! I suppose you are rather surprised that so long a time — three weeks I think, should have elapsed between the publication of the first and second number of „Rouge et noir". The fact is this — the Belgian publisher refused to print the second number, though according even to his own account the first sold much better than he had expected! Now Lfissagaray] publishes it here as best he can. This number is very full of printing mistakes, but he hopes the next will be much better. — Papa has also several messages for you. First, have you received the letter he sent Dr. Weiss(?) to forward to you. — Secondly Papa says he has received no proof sheets of the „Communisttriar you have published in the Volksstaat and that he must have them in order to correct the mistakes and that he will also send you a little preface, when he has had these proof-sheets.2 He wrote about this in the letter he sent to Berlin, but as perhaps you have not received it, it is better to tell it you over again. — Now I think I have given you all the „business communications"!! How are you all getting on? — I suppose you are head over ears in work just now. Are you going to Berlin soon? — Do tell Mrs. Liebknecht and Alice that I shall be so very very glad if they sometimes find time to write to me — Even if it is only a few lines. I hope to see you and Alice here before long. You promised to come and I hope you will keep your promise. We all send our love to all of you and I am, dear Library Your affectionate TUSSK
2 Die „Enthüllungen über den Kommunisten-Prozeß zu Köln" von Karl Marx erschienen 1875 im Volksstaat, sowie als selbständige Broschüre. Das oben erwähnte Nachwort ist vom 8.1.1875 datiert.
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240. ELEANOR
M A R X AN W I L H E L M
My dear Library,
LIEBKNECHT
1, Maitland Park Road 28th November 1874
Many thanks for your letter and for all the trouble you are taking with L[issagaray]'s „Rouge et noir".1 He sends you a corrected number as it may be better to have one for the translation. Please excuse this paper. I am in a hurry as I am translating your speech in the Reichstag into French for L[issagaray]. We all think your speech excellent!2 Rest love to all at home. Your affectionate TUSSY
1
S. Brief Nr. 239, Anm. 1. Wilhelm Liebknecht hatte im Reichstag die Beurlaubung der inhaftierten sozialdemokratischen Abgeordneten gefordert und dabei die Prozeßführung und die Urteile scharf kritisiert. S. Deutscher Reichstag IS. Sitzung am 21. November 1874, S. 244 ff.; Bebel, II, S. 325.
2
241. ELEANOR
M A R X AN N A T A L I E
My dear Mrs. Liebknecht,
LIEBKNECHT
London 1, Maitland Park Road 1st January 1875
I cannot allow this day to pass without wishing you all a very „Happy New Year". I need hardly add that in these wishes we all join. — I must ask Library to forgive my not having answered his last letter. Please tell him that if he has received no more numbers of „Rouge et noir" it is that no others have appeared. It is a great pity that L[issagaray] was obliged by circumstances (which to an old refugee like Library require no explanation), to discontinue the publication of his little pamphlet as it appeared from all the letters received to have been so far very successful. It is particularly unlucky as the present „political situation" is full of interest. What say you to the last piece of news — the proclamation of Alfonso? If France will but now receive back into her maternal bosom the youthful scion of the House of Ronaparte she and Spain can indeed say „suffer little children to come unto me". Well it is no 421
great misfortune to exchange Serrano for Alfonso.1 Indeed I think it were well that these mock-republics ceased to exist. — What a declaration that was too that Gambetta lately made. How anxiously he points out to the bourgeoisie that they have nothing to fear from him, from this great democrat who to use his own words is „less radical than Mr. Thiers"! „O judgment thou art fled to brutish beasts And men have lost their reason"!2 As to England there is a still-stand so far as political movement is concerned. A kind of internal movement (strikes etc) never entirely ceases in England, but John Bull has been accustomed for so long a while to behave himself that he goes the way he should go to an alarming extent. Who would think that in quiet, respectable happy England millions of people are on the verge of starvation! No day passes in which the „death from want" of some „pauper" is not recorded. It passes all understanding how the thousands of men and women starving in the East End of London — and starving by the side of the greatest wealth and luxury do not break forth into some wild struggle. Surely nothing could make their lot worse than it now is, especially during so terribly severe a winter as the present one. It is not often that we see London clad in white as this year. Generally the snow melts as fast as it falls, but this winter — in compliment to the „Russian Princess" say some papers, the weather indeed resembles that of St. Petersburg. I dont know whether the Lord is so polite as to send this snow in compliment to Marie (by-the-by He was always fond of Mariesl) it is at any rate most unpleasant for the rest of the Community. — But to leave these subjects which are certainly not very cheerful, let me speak of what is indeed a pleasant remembrance — of all our Die nach der Thronentsagung des Herzogs von Aosta 1873 proklamierte Republik litt von Anbeginn an unter dem Gegensatz der Unitarier und Föderalisten. Als sich die republikanische Regierung außerstande zeigte, die aufständischen Karlisten zu besiegen, errichtete Marschall Serrano am 3.1.1875 die Diktatur. Um die Karlistenkrise zu überwinden, begünstigte er die Thronkandidatur des am 28. November 1874 großjährig gewordenen Prinzen Alfons. Der Prinz, der die Militärschule in Woolwich besucht hatte, kehrte daraufhin am 9. Januar 1875 nach Spanien zurück. Der Volksstaat, Nr. 1, gab dazu am 6. Januar folgenden Kommentar: „In Spanien frischer Scenen- und Koulissenwechsel. Nachdem der ,edle' Republikaner Castelar den militärischen Glücksrittern die Republik in die Hände gespielt hat, haben besagte militärische Glücksritter . . . der Republik den Hals umgedreht, und die Monarchie proklamiert — mit Alphons, dem noch nicht hinter den Ohren trockenen Sohne der Tugendrosen-Besitzerin Isabella als König. — Nun wieder ein König zum Fortjagen! Lang wird der Schwindel nicht dauern." 2 Eleanor Marx war wie ihr Vater eine begeisterte Verehrerin Shakespeares, der für sie, wie Bernstein bemerkt, „fast ein Abgott war". Aus den Jahren meines Exils, S. 181. 1
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dear friends in Leipzig. Are you all well? Are the little men getting on all right? I shall be very happy to hear how you all are. I hope too that Alice will soon come over here. We all look forward to seeing her. — As to ourselves we are getting on very well with the exception of colds and coughs which are inevitable during this weather. Since our voyage to Carlsbad Möhr has been very well. He is working hard at the French translation of his book.3 As I know you take interest in all of us I must also tell you that Longuet has just obtained an excellent position as French Master at King's College. There were a great number of candidates but Longuet was lucky enough to get the place.4 I see I am nearly at the end of my paper so it is high time that I said good-bye. I hope with all my heart that 1875 will be a happy year for you all — if wishes were of any avail I am sure it would be. With my best love and many kisses to all, and begging to be remembered to the friends we saw in Leipzig whom I also wish a „Happy New Year". I am, dear Mrs. Liebknecht Yours very affectionately TUSSY MARX
s Karl Marx war im August/September 1874 mit seiner jüngsten Tochter nach Karlsbad gefahren, um für sein Nerven- und Leberleiden Linderung zu suchen. Bei der Übersetzung handelt es sich um den 1. Band des Kapital, das von 1872-75 von J. Roy unter ständiger Mitarbeit von Marx ins Französische übertragen wurde. * Zwei Jahre später schrieb Frau Marx an Sorge: „Longuet erkrankte im Frühjahr am Nervenfieber, von welchem er sich nur langsam erholt und das noch bis jetzt große Aufregung und Reizbarkeit zurückgelassen hat. E r kocht, schreit und argumentiert wie früher, aber zu seiner Ehre muß ich ihm nachsagen, daß er seine Stunden im Kings College regelmäßig und zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten gegeben hat." BaS, S. 152.
2 4 2 . E L E A N O B M A R X AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
[Postkarte]
[Stempel:] London N.W. 23 March 1878 My dear Library, We have been expecting your speech on Russia and your pamphlet1 everyday as some friends want to write something about them in an English paper. Could you send them, please, at once? How is Mrs. Lfiebknecht] and how are all the children? How I should like to see you all! With best love from us all, Yours affectionate TUSSY
i Liebknechts Reichstagsrede vom 20.2.1878 erschien unter dem Titel Die Orientdebatte im deutschen Reichstag. Beleuchtet von Wilhelm Liebknecht bei Höhme in Leipzig.
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243. ELEANOR
M A R X AN W I L H E L M
[Postkarte]
LIEHKNECHT
Stempel: London W.C. 24 June 1878 My dear Library,
I write on a card because if anyone feels inclined to look at my communication it will save the trouble of opening the letter. Lissa[garay] wants to know whether you have done with the Ms. he sent you some time since about his „journey", and if so, will you let him have it? 1 You know he is in Jersey, so if you send the Ms. it would perhaps be best to send it me. — How are you all getting on? How is Alice? — Please give my dearest love to all, and accept the same yourself from Your affec[tion]ate TUSSY
Eleanor Marx meint wohl den für die Neue Welt bestimmten Artikel von Lissagaray. S. Brief Nr. 105, Anm. 4.
1
244. ELEANOR
M A R X AN W I L H E L M
Dear old Library,
LIEBKNECHT
[London, November 1880]
I yesterday sent the enclosed to 38 London and provincial papers. Of course very few — if any will take any notice of it — but at least I wished to try and do something. My letter you will see is written as if merely indignant at the illegality and inhumanity of the whole proceedings1 — that was the only chance of getting anything in the papers. If any say something on the subject I'll let you know. — I am also going to try with Hirsch 2 to get up a Committee here to collect funds for the families etc. I don't know yet how we shall succeed. I will write as soon as any thing definite is settled. — As to the American tour 3 I always supposed you meant to go after your six Am 28. Oktober wurde der kleine Belagerungszustand über Hamburg, Altona, Ottensen, Blankenese, Wedel und die Stadt Lauenburg (einschließlich der Güter des Fürsten Bismarck) verhängt. Im Laufe der Jahre mußten über 350 Mitglieder und Anhänger der Partei das später um Harburg erweiterte Belagerungsgebiet verlassen. S. Bebel, III, S. 160 ff. 2 Der frühere VoZfcsstarf-Redakteur und spätere Herausgeber der Wochenschrift Die Laterne, war 1880 als Redakteur des Sozialdemokrat in Aussicht genommen. 3 Die von Eleanor Marx so warm empfohlene Sammelreise in die U.S.A. wurde im Frühjahr 1881 verwirklicht. Die Partei entsandte Viereck und Fritzsche, die auf der Hinreise bei Marx in London vorsprachen. Marx selbst unterstützte die 1
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months.4 I must say I think you ought not to give up the idea of it. I have spoken on the subject to several people who know America well and all say you would „make plenty of money" there. Don't give up the idea — but if possible get it tackled about sometime before you go — get yourself „puffed". We can do it I daresay thro' Swinton and Brown. (The latter by the way sends his „warmest regards" to you and Mrs. Liebknecht). Any way I think a chance of getting money to help on a party that so sorely needs it should not be thrown away. Parnell5 made thousands on thousands — why should you not at least make something? — If you go I'll go as your „secretary"! — My best love to Mrs. Liebknecht. I'll write to her in a few days. I am rather busy just now with my articles on Russia for the St. James's Gazette and with this „Committee" idea. — Your affectionate] TUSSY
Bemühungen der deutschen Partei durch ein Schreiben an Sorge (vom 5.11.1880) in dem er, wie seine Tochter, auf John Swinton, den linksdemokratischen Redakteur der New Yorker Son („ . . . denn ein wohlgesinnter Bourgeois taugt am besten zu diesem Zwecke") verweist. BaS, S. 169. Nach Bebel (III, 177) erbrachte die Reise einen Reinertrag von 15000 Mark. S. auch EBK, S. 33. 4 Liebknecht mußte seit Mitte November eine sechsmonatige Gefängnisstrafe verbüßen, die er für eine Rede in Chemnitz erhalten hatte. Bebel, III, 162. 5 Charles Stewart Parnell, der Gründer der Irischen Landliga und Führer der Irischen Nationalpartei im Unterhaus, hatte mit großem Erfolg an die Solidarität seiner Landsleute in den Vereinigten Staaten appelliert. Auf einer Sammelreise durch die U.S.A. im Januar 1880 wurden ihm beträchtliche Geldmittel zur Verfügung gestellt.
To the Editor of the Sir, A Reuters telegram some days ago announced that a state of siege had been proclaimed in Hamburg, Altona etc, and some 175 persons expelled from these towns. But the circumstances under which these proceedings have been instituted, the inhumanity with which the expulsions are carried out — these are unknown in England, or assuredly some protest would have been raised. Englishmen have sympathized with Bulgarians and Turks, with Russians and Greeks, will they not give some measure of justice at least if not of sympathy to the Social Democrats of Germany? — The „Socialisten Gesetz" requires that some act or acts „endangering public safety" shall have been committed before the „minor state of siege" can be proclaimed. But in Hamburg and in all the places con-
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cerned, positively no excuse of any kind exists for exceptional legislation. There have been no „excesses", no unauthorized meetings, no „seditions" or „incendiary" publications, no conspiracies. Despite the efforts of the police to discover any plot wherewith to justify their own illegalities, they have been unable to find a trace of one; their continual domiciliary visits to the houses of the „suspected" have been absolutely fruitless. The Socialists have abided strictly by the law — even by the exceptional laws which Prince Bismarck framed, and which he — incapable of governing even with these (a state of siege has been declared in his own rural possessions in LauenburgI) — is the first to break. Without rhyme or reason, without the shadow of an excuse 175 persons — many of whom had already been driven from Berlin — have been expelled from Hamburg etc; the houses of poor working men have been broken up, their families turned adrift, to find work and a new home elsewhere — or starve, as the case may be. One poor woman, the wife of a printer, seeing her home destroyed and starvation staring her in the face has lost her reason and is now in a madhouse! As to the manner in which the orders of expulsion are executed, let the following case serve as an example. A Social Democrat, confined to his bed for the last six months and in the final stage of consumption, was removed in this cold November weather by railway from Pinneberg in Holstein to Neustadt, where he arrived in a dying condition. Such eloquent facts need no comment. At a moment when the German press is gagged, and all expression of public opinion impossible, when Prince Bismarck meditates fresh illegalities by proclaiming a state of siege in Leipzig, and uses his utmost efforts to coerce the Swiss government into expelling the Socialists who have taken refuge in Zurich and Geneva, at such a moment it is the duty of the free press of England — the only free press in Europe — to denounce acts as harsh as they are unjust, as merciless as they are illegal. I am, Sir, Yours obediently London, November 1880. E. M. 41, Maitland Park Road. N.W. To the Editor of the Sir, The illegal persecution to which the Socialists of Germany are now 426
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being subjected is so opposed to all sense of justice and legality, that I trust I shall not appeal in vain in asking you to give the publicity of your journal to making known the inhumanity with which a section of the German people are being treated. It is no question of sympathy for Social Democracy — but simply one of common justice and fair play. I am, Sir, Yours obediently ELEANOR M A B X
London. Nov. 1880.
245. E L E A N O B
M A R X AN N A T A L I E
LIEBKNECHT
London 30th December 1880 My dearest Mrs. Liebknecht, Today I had intended writing long letters to you and our dear Library, but there is so much to do here I must put off my letters till next week — meanwhile sending you only some New-Year's card for the dear children (how I wish I could send something better!) and my own heartiest goodwishes to you all in the New Year. May it be brighter than it looks now! — With my best love, and wishes to you all not forgetting Herr Bebel, I am, Your affectionate friend TUSSY M A R X
I enclose for Library a card from our American friend Mr. Brown1 who asked me to forward it. I shall write next week. — i
Williard Brown. S. Brief Nr. 2 4 6 .
2 4 6 . E L E A N O B M A B X AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London 12th February 1881 My dear old Library, Balzac says somewhere that conscience is a stick wherewith we beat others. This, I've no doubt is very true, but lately I've been the exception that proves the rule, for I am (morally) black and blue 427
with the cudgellings conscience has subjected me to for my unpardonable laziness in not writing to you. I wish you'd give me a good scolding. It would be a relief after the self-reproaches your wife's kind letter inflicted upon me. — I really don't know why I do not write oftener — I think of you all so often. I suppose it is my inveterate laziness. — When you wrote me you asked if there were a cheap edition of Dizzy's „Endymion". So far there is not, but if there were I assure you six pence would be too much to pay for this trash. It is below contempt and below criticism. There are not a dozen sentences in which one could not find some purely grammatical error, and as a novel the book is idiotic. There are neither characters, plots, nor incidents. There is not a witty remark in the book from end to end. The one or two good things are stolen from other authors. I should consider it a foolish waste of money to buy the book and a foolish waste of time to read it even if it could be had for nothing. — As you may suppose, here everyone is now interested chiefly in the „Irish Question'1 — One feels really glad that even the last of the bourgeois heroes — Bright — has for all time ruined his once fair fame,2 that the „People's William" has so intimately bound up his name with coercion. And what Coercion! — After all, Library, we English people are thorough. Let Bismarck do what he will, even in his own field of despotism we beat him! The retrospective Clause of the Coercion Bill has been passed by an overwhelming majority. You will remember that your „Man of Iron" shrunk from such a step. — In utter meanness too I think we can — to say the least of it — hold our own. As an act of cowardly retaliation and petty spite the arrest of Michael Davitt is unparalleled.8 — The House of Commons too is now most effectually gagged, and liberty of speech is a thing of the past — as obsolete as thumb screws and the rock. — The English workmen — than whom (between you and me) a worse crew does not exist — even are beginning to think that Gladstone is „coming it strong" — as a Yankee would say — and they are beginning to hold meetings all 1 Im Laufe des Jahres 1880 hatte sich die Lage in Irland derart verschärft, daß die Regierung zu einem Zwangsgesetz „zum Schutz von Leben und Eigentum in Irland" Zuflucht nahm. 2 Die radikalen Minister Joseph Chamberlain und John Bright, die das Ausnahmegesetz zunächst bekämpft hatten, waren schließlich vor den Forderungen des Staatssekretärs für Irland Forster zurückgewichen. s Michael Davitt gehörte zu den bedeutendsten Vorkämpfern der irischen Landbewegung. 1870 zu fünfzehn Jahren Strafknechtschaft („penal servitude") verurteilt, wurde er 1877 auf Widerruf freigelassen. Zwei Jahre danach empfahl er Pamell die politischen und sozialen Forderungen, Home Rule und Landreform, miteinander zu verbinden. Im Februar 1881 wurde er erneut verhaftet und bis zur Absprache von Kilmainham 1882 gefangen gehalten.
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Over London and the provinces to „protest against the Irish Coercion Bill"— tomorrow there is to be an „open-air meeting" in Hyde Park — I shall go and if anything worth telling happens I'll let you know. — By the way I was almost „run in' the other day. I had seen in the papers that Michael Davitt was to be „brought up" at Bow Street Police Court on Friday morniing and as I was anxious to see him I went to Bow Street and found a large — and angry — crowd assembled outside the Station — angry because Davitt had been, contrary to all precedent, brought before the Magistrate at 8 o'c in the morning: — the government feared to face the public. I had not been able to gather from the remarks of the persons near me whether Davitt was still at Bow Street or no, so I asked a Policeman with a very hilarian countenance if Davitt were still there. „No" said he „its meself put him in the van". From his brogue I of course knew the man was Irish so, as our American Cousins say, I „went for him". I asked him if there were n't enough Englishmen to do such dirty work that an Irishman must help „put in the van" a man who like Davitt had done so much for his country etc. etc. Some other policemen present scowled at me, but said nothing. Just as I was going away a gentleman came up to me and putting out his hand said „As an Irishman allow me to shake hands with you and thank you". — Of course I shook hands with him and then I „went my ways". —4 The only English men who in this Irish matter have behaved decently in Parliament are that thoroughly honest man Cowen 5 and that clever scamp Labouchere.6 Un vaurien vaut toujours mieux qu'un honnete homme. — As to Bradlaugh — well he has been worthy of himself — more I cannot say.7 We saw Viereck and Fritsche 8 — just before they left — and I've seen they got to New York after a tolerably quick passage. We liked them both very well. — I fear their success in America will be much hampered by their not knowing English. They will be able to appeal Die Episode wurde von Hyndman in seinem Nachruf auf Eleanor Marx-Aveling in der Justice vom 9.4.1898 erwähnt. 5 Joseph Cowen, ein bekannter radikaler Politiker. 6 Nach einer einundvierzigstündigen Parlamentssitzung, die sich infolge der Dauerreden irischer Abgeordneten vom 31. Januar bis zum 2. Februar hinzog, stellte der Speaker das Gesetz überraschend zur Abstimmung. Von dem radikalen Abgeordneten Labouchere nach der Zulässigkeit seines Vorgehens befragt, gab der Speaker die berühmt gewordene Erklärung: „Ich handelte auf meine eigene Verantwortung und aus Pflichtgefühl gegen das Haus." 7 Charles Bradlaugh hatte sich sowohl gegen das Ausnahmegesetz wie gegen die irische Obstruktionspolitik ausgesprochen und wurde daher von der irischen Presse scharf kritisiert. S.u.a. Charles Bradlaugh. A record of his life and work by his daughter Hypaüa Bradlaugh Bonner, II (1895), S. 195. 8 S. den Brief Nr. 244, Anm. 3. 4
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only to the Germans in America. What we want is a man who can appeal also to Amerioans themselves. — When we go over, Library, we shall manage that.9 I am sure much might be done there — but it seems to me that for this purpose a knowledge of English is indispensable. — Do not you think so? — I was glad to hear from Mrs. Liebknecht that Gertrude is getting on — but mind we dorit release you from your promise to bring her here for a while. Good-bye, dear Library. When you can please send — or tell our friends to send me all news possible about Germany — especially early information about the opposition of working men to the „Judenhetze" would be useful. I might get something about it into the English press.10 Adio, dear friend. Forgive my laziness and prove your forgiveness by writing soon to Your affectionate TUSSY
P.S. I re-open my letter as I've just received a letter from Williard Brown from New York. He is about to write something about the condition of the German Peasantry and asks if you could tell me of any recent books or pamphlets treating this subject from our point of view. If you know of any such please let me know. Brown sends his kindest regards to all of you — With love from all here Your T.
Die hier ausgesprochene Hoffnung wurde fünf Jahre später Wirklichkeit. Der Sozialdemokrat, Nr. 2, 4, 5, hatte im Januar wiederholt über die „Judenhetze" in Deutschland und den Widerstand der Arbeiter gegen die Antisemiten berichtet (u.a. am 9., 23. und 30.1.). Am 6. Februar schrieb er zusammenfassend: „Die Arbeiter Berlins haben es gewagt, trotzdem jedem von ihnen die Gefahr der Ausweisung, des Ruins der Existenz drohte, gegen die Antisemitenbewegung aufzutreten. Die Objekte dieser Bewegung wagen es aber nicht, gegen die Sozialistenhetze zu protestiren, obgleich sie nichts riskiren, als höchstens einen moralischen Fußtritt ihres Herrn und Meisters Bismarck. Die Thoren sehen nicht ein, daß Sozialistenhatz und Judenhatz dieselben Wurzeln haben, daß sie einerseits demselben Streben entspringen, die allgemeine Unzufriedenheit auf gewisse Objekte abzulenken, gegen welche die Vorurtheile besonders stark sind.. . Wahrlich, erhebend für Tins, beschämend für die herrschenden Klassen ist es, daß wir, die Gehetzten und Geächteten es sind, welche die Menschenrechte für Diejenigen fordern und hochhalten, die geholfen und noch helfen, uns zu ächten und zu verfolgen." 9
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247. ELEANOR
M A R X AN N A T A L I E
LIEBKNECHT
London, 12th February 1881 My dearest Mrs. Liebknecht, I am so heartily ashamed of myself for not having written to you before that I hardly know how to begin my letter! I do not know how I can thank you sufficiently for your kind letter and for all the interest you take in me. Believe me I am very grateful and now and always the remembrance of the pleasant, but all too short time, spent with you will be very dear to me. I so often think and speak of you all, and I have so often told them here what splendid boys yours were (how I wish I could see all of them!) that „Mrs. Liebknecht's boys" are household words with us. — In this sad time I think so much of you — how lonely you must be without Library and what trouble it must be to look after all your boys unaided. And worst of all things look so dark and dreary one hardly hopes for a speedy improvement of affairs in Germany! — We were all delighted with Bebel.1 I often say I should like Englishmen to see our German Socialist Leaders — they are truly men to be proud of. Viereck and Fritsche also came to see us and pleased us much. I see from the „Mail News" that they reached New York after a — for this time of the year — very quick passage, of only about eleven days. I hope they may succeed in America. I am sure much, very much might be done there, tho' of course in their case their ignorance of English will be a drawback as it will necessitate their relying upon German audiences only. — Of course the valiant Most is furious at their going to America. He fears it will prevent the dollars from flowing into the „Freiheit". — Probably you have already heard that my sister Jenny is about to leave London for Paris. This is a sad blow for Papa and Mama as 1 Bebel, der sich schon seit langem der besonderen Wertschätzung von Marx und Engels erfreut hatte, war ihnen anläßlich seines „Kanossaganges" nach London 1880 auch menschlich näher gekommen. Engels und Marx boten ihm bei dieser Gelegenheit das „Du" an und nahmen ihn in den engeren Freundeskreis der Familie Marx auf. Im Frühjahr 1881 (am 28.4.) schrieb z.B. Engels an Bebel: „Ede hat uns die Stenogramme der Reichstagsverhandlungen über Belagerungszustand und Unfallversicherungsgesetz geschickt. Wir machen Dir unser Kompliment über Deine beiden Reden. Die über das Unfallgesetz hat uns ganz besonders gefallen. Das ist der richtige Ton der vornehmen, aber auf wirkliche Kenntnis der Sache gegründeten ironischen Ueberlegenheit. Die Kritik des Entwurfs war alles, was zu wünschen und zu sagen war. Ich soll Dir alles auch ausdrücklich in M[arx]s Namen sagen. Es war die beste Rede, die wir noch von Dir gelesen, und die Debatte macht den Eindruck, daß der Drechsler Bebel der einzig gebildete Mann im ganzen Reichstag ist."
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they are so devoted to the children. I really don't know what they will do without them. Possibly Jenny will leave one — little Harry here. He is a very backward and very delicate child (unfortunately Jenny's children are not strong) and requires much care and attention — so much in fact that it is difficult for him to get it as the next child (who is very forward) is only 13 months younger than he, and Jenny expects another baby in March! This last expectation is not altogether a blessing — as the children are all so close together and it is difficult to attend to three — one might almost say four babies, for of course even Johnny is only a baby. He will be five next May and is a dear little fellow. He is a very beautiful boy — with a face like a picture of Murillo. The second boy — my boy — Harry is not pretty, and is backward — but I love him best of all, because I think his nature is by far the sweetest of the three, and he is one of those children who seem destined to suffer. Tho' so backward now I am sure he will develop wonderfully — and I should not be surprised if this apparently stupid child turned out the deepest of them all. — The youngest child — Jenny's special favorite is not so handsome as Johnny but is strong and healthy, bright and — terribly spoilt. — You may imagine how fond their grand parents are of them and with what sorrow they look forward to losing them. — I was so glad to hear of Gertrude getting on so well. — Whenever it may be possible for her to come you know she will be welcome here as one of ourselves. I fancy a stay in London and the chance of learning English might be useful to her. We were all pleased to hear Alice and her child are well. Ah! How long ago it seems that Alice and I were children! Well we are getting „older" but I don't know that I'm much „wiser". — But old or young, wise or stupid I shall always think of you with the same feelings of affection and gratitude, and I know you too will think of me. — Everyone here sends compliments and best wishes for yourself and the dear little ones. We all feel so much for you in these times of misery and struggle. I kiss you all heartily, and am as always Your affectionate TUSSY
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248.
ELEANOB
MABX-AVELING
AN
WILHELM
LIEBKNECHT
55, Great Russell Street W.C. 12.1.1885 My dear old Library, You have, I know, already heard all about our position here with regard to Mr. Hyndmans Federation, 1 so I need not trouble you with the recapitulation of facts you have been already acquainted with. You will understand without much explanation — for our German Party has not become what it is without exactly such struggles as this — our present position. And because you know all this so well I feel I need waste no time in setting forth the necessity of co-operation with you all, the duty of all our Continental friends to hold out a helping hand to us. One of our chief points of conflict with Mr. Hyndman is that whereas we wish to make this a really International movement (i.e. to act in concert with you, Lafargue etc. etc.) Mr. Hyndman, whenever he could do so with impunity, has endeavored to set English workmen against „foreigners". Now it is absolutely necessary we should show the enemy a united front — and that we may do this our German friends must lend us a helping hand. If you want anything to come of the movement here; if you want to help on the really Socialist, as distinct — from the Soz[ial] Democrat — jingo — Possibilist — Party — now is the time to do it. We are, (as you probably know) about to publish a monthly organ.2 The first number is simply to state our line of conduct, and to contain an „exposition" of our views. No. 2 must contain letters on the various European movements from the different „leaders" of the Party. Engels has promised an article. I shall get one from Lafargue, and I hope from Nieuwenhuis; and I really count on something from you. I know how overworked you are, and I ask only for a short letter from you, and if possible from you and Behel on the present state of the Party in Germany. You simply have no choice, my dear old Library. You must do this. It is no personal question (though I know you would gladly help me) but a general one. It means the success of our organ i.e. the one truly 1
S. hierzu auch Kapitel IV und V dieses Bandes. Im Februar 1885 gründete die „Socialist League" das Monatsblatt The Commonweal. Die Zeitschrift an der neben dem Schriftleiter William Morris auch Bax, Engels, Edward und Eleanor Aveling (letztere als Berichterstatterin über den Stand der internationalen Arbeiterbewegung) mitarbeiteten, geriet 1889 unter anarchistischen Einfluß und mußte bald danach ihr Erscheinen aus finanziellen Gründen einstellen. 2
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socialist organ in England.3 It means that we may prove our solidarity with the great Socialist Party of Germany; it means the defeat of the mean and narrow-minded „policy" (nous autres nous connaissons ce mot lk!) of Mr. Hyndman. I need say no more than that we count upon you and that in this matter you must not disappoint us. Do drop me a few lines. How are you all? How are the children; how Mrs. Liebknecht. Give her and the girls my love and heartiest good wishes for the new Year. The same to you my good old Library Yours TUSSY
I enclose a few lines from Edward. He remembers you very well. Indeed I talk of you so often he hasn't much chance of forgetting you! — My dear Liebknecht, If I could add anything to Eleanor's earnest entreaties, I would. Not even you can conceive how infinitely important it is that our friends should have the support and encouragement of the Germans. Unless they have these they will not be sure that they are in the right. As subeditor of the new paper, I beg of you and through you of Bebel to send even if only a few lines that may go in our second number. May I promise these in our first issue? A letter with the word Yes merely reaching me by Wedn[esday] Jan[uary] 21 will be enough for that. It is cruel to worry you when you have so much home fighting. But the Cause is my excuse and your love for T[ussy]. All good go with you always. Yours E D W A B D AVELING
s Die Sympathieschreiben erschienen in der Nr. 2 des Commonweal vom März 1885. In ihrer Einleitung betonte Eleanor Marx-Aveling die Verbundenheit der „Socialist League" mit der internationalen sozialistischen Bewegung: „The following letters from our fellow-workers abroad will, I am sure, be read by us in England with the deepest interest, the heartiest sympathy. The knowledge that the Socialists of other lands look to us for help in the great struggle should be an incentive — if incentive is needed in such a cause as ours — to work more earnestly, more zealously than ever." Neben Bebel, Vaillant, Lafargue, Frankel, Kautsky, Lawrow, Stepniak, Tichomirow und Nieuwenhuis hatte auch Liebknecht ein Zustiinmungsschreiben (s. Anhang, S. 485) gesandt.
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249.
ELEANOR
MARX-AVELING
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
55, Great Russell Street W.C. 19.1.1885
My dear old Library,
A thousand thanks. It is very good of you to help — but indeed we must bring out the International nature of our movement. If any way possible you must also get, if only a few lines, something from Bebel.1 We want these as soon as possible. Try and send at once. — If you can get any one else to send me notes now and then on anything of importance I shall be very grateful. Love from us all to you ail Your TUSSY
So many thanks for your promise. I am sure the tremendous nature of the matter will make you redeem the promise speedily. i Das Zustimmungsschreiben von Liebknecht ist „Berlin, Reichstag, 16. Februar 1885" datiert. Der von Bebel erbetene Brief wurde ebenfalls rechtzeitig nach London gesandt.
250.
ELEANOR
MARX-AVELING
AN
WILHELM
LIEBKNECHT
55, Great Russell St. W.C. 17. 7.1886 Write by return of post, if you want two berths secured, not in one cabin, or one cabin as Edward and I shall have. Write at once. My dear old Library, Your letter just to hand. I write immediately as there is no time to lose in securing our berths.1 If you don't get your cabines at once you run a very fair chance of having to wait two or even three weeks. September is about the busiest month of the year — I know from Americans that there is no time to lose. Edward and I have been making inquiries about the various companies. We had understood from Rosenberg that you were going out i Am 6. August schrieb Engels an Kautsky: „Eben für Liebknecht Platz pr Cunard Steamer ,Servia' genommen... Liebknecht fährt am 4 September, Avelings am 31 Aug von Liverpool." EBK, S. 196 f.
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by the German line and we did not care for it — chiefly because it is more expensive. The Cunard is the dearest line of all and no better than many others, and is dear because „swells" go by it. We find after careful investigation that for us at any rate the „Inman" is the best line. It is quite as good as the Cunard or White Star, and not only cheaper, but for us its arrangements are better. Then on the Cunard in order to be together — (and of course Edward and I w[oul]d not care for being separated and together I with other women, he with other men) — we sh[oul]d have to pay £ 18 each — On the Inman line we get a two-berth cabin to ourselves for £. 12 each — a difference worth considering. Now shall we secure you two berths at the same time as ourselves? I don't know how you w[oul]d manage, but I suppose you w[oul]d have to share your cabin with a man, and Gertrude with a lady. Shall we secure four berths at once? — To get good berths, or even berths at all by the time we want we must secure at once. The only difficulty is you have to pay (on all lines) a deposit of £. 5 a berth on securing it. — On the Cunard for a berth with four people you pay as much as on the „Inman" for a berth with two. Just let me know what you want to do. If you want berths with others or what, and whether you intend to take the „Inman". We shall take that in any case because it suits us so much better. The steamer we sh[oul]d go by leaves Liverpool on August 31st. There is another steamer of the same company on the 7th September] but the ship is not so good. So we shall go by the one of the 31st. Let me know what you wish, and be sure, whatever you decide, you must get your passage soon or be in bad berths (for the same money) or perhaps have to wait some weeks. There is an immense rush for berths just now. With love to you all Your affectionate TUSSY
251.
ELEANOR
MARX-AVELING
AN
My dear Mrs. Liebknecht,
NATALIE
LIEBKNECHT
7, Gray's Inn Square London, W.C. 5. 2.1895
I was very glad to hear from you. The more that I really owe Library a letter. But indeed I have had little time and little inclination for letter writing. Edward's long and serious illness has kept my hands full — not to speak of the housework, the literary work, business 436
correspondence and lectures, Committee meetings and so forth tiiat seem to take up every moment of the 24 hours. — It has been not only a very busy, but a very anxious time also for me. Edward is now much better, and is getting strong again though his recovery is, of necessity, a slow process. He has had to cancel all his lectures and public meeting engagements, and it will, I fear, be long before he can do much in the way of propaganda work. I need not tell you with what interest we are following the development of events in Germany. It looks as if you had a rough Time before you. And yet — we sh[oul]d be only too glad if we had an Umsturz Kaiser just for a little while to stir up our slow Britishers! — Today Parliament opens: but what will happen no one can say. Everything (politically) is at sixes and sevens.1 — I am sure you will be glad to hear that the Parliamentary Committee of the Trades Un[io]n Congress, and the Committee of 10 elected at Zürich by the British Section have agreed to act together for summoning and preparing the 1896 International Congress.2 This will make matters comparatively easy in England. — And now as to the translation. Truth to say I have lately had little time for reading, and of the many volumes of short stories said to be good that have recently been published I know nothing. — But a short story (one small volume) I could strongly recommend — Clementine Block's „An Agitator". It is not didactic; it is a very good story, contains excellent studies of English working-class types, and presents about the only true picture of a strike in England that I have come across in fiction. — Then there are Mary Wilkins' very admirable little studies of New England village life. Both these volumes I have and am sending you. Of course the consent of the authors w[oul]d have to be obtained. I don't think you w[oul]d have any difficulty in obtaining that of Miss Block. (Write to her care of her publishers). There are also the delightful short stories of Thomas Hardy — „Wessex Tales" and „Life's Little Ironies" but these I am not able to send you, 1 Über die Lage im englischen Parlament schrieb der Vorwärts, Nr. 31, am 2. Februar: „Es wird eine .Kampfsession' werden, aber allem Anschein nach eine Kampfsession, wo vorwiegend leeres Stroh gedroschen wird. Immer vorausgesetzt, daß bei der schwachen Majorität der Liberalen nicht eine unvorhergesehene Revolte eine plötzliche Auflösung herbeiführt." Viel werde von der Taktik der Sozialisten und ihrem Abschneiden bei der nächsten Wahl abhängen. „Vorläufig herrscht da noch das schönste Chaos . . . Es wäre zu bedauern, wenn unsere Freunde von der Independent Labour Party, die durch kluge Ausnutzung der Schwächen der Gegner die Sozialdemokratie bis zu einem gewissen Grade zu einem politischen Faktor gemacht haben, sich auf Experimente einlassen wollten, zu deren Durchführung mehr Mittel gehören als der Partei bis jetzt zu Gebote stehen." 2 Gemeint ist der „International Socialist Workers and Trade Unions Congress" von 1896.
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and there might, I think be more difficulty in coming to terms with him. Still I should advise you to look at these two vols, (containing many short stories) who are probably issued by now in the Tauchnitz Edition. If I sh[oul]d come across anything else I will let you know at once. — Please give our love to Library — whom we look forward to seeing in May — and Gertrude and „the boys". Yours very affectionately TUSSY
252.
ELEANOR
MABX-AVELING
[Postkarte]
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
Stempel: London W.C. 21 February 1895
G.I.(?) Everything will go to you and the Executive. Many thanks for Vorwärts Febfruary] 19. Send me every Vorwärts in which any reference to the International, 1896 occurs (if possible, 24 copies), including Feb[ruary] 17 and 19.1 Another story sent yesterday. More follow. Wellington was buried Nov[ember] 18, 1852. In St. Paul's. The procession went from Whitehall to St. Paul's.® Old Temple Bar had three openings 1 and 2 for pedestrians; 3 for vehicles.2 On Sunday invitation comes. Vive le Forum! Health adagio crescendo. Our love
E.
* St. James Park, Constitution Hill, Piccadilly, St. James, St. Pall Mall, Charing x [ = Cross], Strand, Fleet St. Ludgate Hill. 1 Vorwärts Nr. 41 und 42 hatte am 17.2. und 19.2. über die Vorbeireitung des internationalen sozialistischen Arbeiterkongresses in London berichtet und dabei u.a. die Namen der Komiteemitglieder bekanntgegeben. 2 Anläßlich der Beerdigung von Lord Wellington am 18.11.1852 geriet Wilhelm Liebknecht mit den beiden älteren Marxtöchtem — Jenny und Laura — in einen Menschenauflauf, bei dem zahlreiche Personen niedergetreten und verletzt wurden. Die beiden Mädchen retteten sich auf einen Mauervorsprung des alten TemplebarTores, wo sie ihr Beschützer wohlbehalten wiederfand. S. das Kapitel „Eine böse Viertelstunde" in W. Liebknecht Karl Marx zum Gedächtniß, S. 77 ff., in dem auch die Angaben der obenstehenden Karte verwendet worden sind.
253.
ELEANOB
MABX-AVELING
[Postkarte]
AN
WILHELM
LIEBKNECHT
Hastings, 7.3.1895 Dear Library,
We are here for a few days. I have to leave on Saturday in order to 438
lecture at Bromley1 on Sunday, so your card has only just reached here. — Jenny's birthday was May 1st. (born 1845) and her death-day, January 8th, 1883, Laura's birthday 26th September (1846).2 We are here for Edward's health, and even these few hours of fresh air — though it is bitterly cold, have done him good. Still he is not very strong yet. Hearty greetings from us both to you all. Your TUSSY
Vorort im Südosten von London. Die Daten wurden von W. Liebknecht in seiner Schrift Karl Marx zum Gedächtniß auf S. 86 verwertet. 1
2
254.
ELEANOR
MARX-AVELING
My dear Library,
AN
WILHELM
LIEBKNECHT
5, Pelham Place Hastings 14. 3.1895
I suppose you have had a letter from our excellent Thome 1 asking you to address a meeting at West Ham2 for our Union (the Gas Workers and General Labourers).3 I am writing now to beg that you will as soon as you possibly can let us know if you are coming. I'm sure that if you come you will not refuse to speak for us East Enders. The reason we are doubly anxious for a reply is that we must take the only decent Hall in West Ham — the Town Hall, and to get that an application must be sent in many weeks before the meeting. So do hurry up your Vorstand. By this time I suppose you have been invited for May 1st. It w[oul]d be capital if the Germans sent [you] in view of the International Congress. — 1 William Thome, der sich die Grundlagen seiner allgemeinen und politischen Bildung unter Anleitung von Eleanor Marx erarbeitet hatte, zählte als Organisator der Londoner Gasarbeiter zu den führenden Persönlichkeiten der „neuen Gewerkschaftsbewegung" der ausgehenden 80er und der 90er Jahre. 1900 repräsentierte er im „Komitee für Arbeitervertretung", der Keimzelle der späteren Labour Party, die entschieden sozialdemokratische Richtung. Thome wurde nicht nur von Eleanor Marx, der er bis zu ihrem Tode treu verbunden blieb, sondern auch von Engels hochgeschätzt. S. Engels an Sorge vom 21.11.1891. BaS, S. 375 sowie Eduard Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 226 f. Der von Eleanor Marx-Aveling erwähnte Brief von Thome an Liebknecht war nicht aufzufinden. 2 Ein Arbeiterviertel im Londoner East End. 3 Die „Gas Workers and General Labourers Union" gehörte zu der „neuen Gewerkschaftsbewegung", die gegen Ende der 80er Jahre vor allem unter den ungelernten Arbeitern Fuß faßte.
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We are still at Hastings (I returned after my lectures at Bromley) but you had better write us at Gray's Inn. We rimy have to go back to London on Saturday, and in any case letters are at once forwarded here. I am looking forward to your sketch about Jenny and Laura. — Today it is 12 years since Möhr died — and I think I miss him and my mother and Jenny more to-day even than when we lost them.4 Our love to you, dear Library, and heartiest greetings to you all Your TUSSY
P.S. Edward asks me to say that he has not yet heard anything from the „Sozial Demokrat" of the article he sent, and that Schippel wrote him about.5 He wants you kindly to jog their memories for them, and let him know one way or the other. And he (Edward) wants, at once, your paar Zeilen for the Clarion May 1st number on things in general and your portrait.9 E. S. Wilhelm Liebknecht, Karl Marx zum Gedächtniß, S. 73 f. Am 13.2.1895 schrieb Edward Aveling an Liebknecht: „ B y the way, I sent as far back as Nov. 27 an article to the Sozialdemokrat ,Some Singular Islanders'. Shippel was then just off to prison and wrote to say he had handed it to his locum tenens. Since then, I have heard nothing. Would you mind asking after it? It was meant for a feuilleton and if they can't use it I can place it elsewhere" (I.I.S.G., Amsterdam). 6 In der Festnummer zum 1. Mai veröffentlichte der Clarion (The Clarion, Saturday, April 27, 1895) Zeichnungen von Liebknecht, Vandervelde, Millerand und Lafargue sowie Zuschriften zahlreicher führender Sozialisten wie Bebel, W. Liebknecht, Karl Kautsky, Friedrich Lessner, Emile Vandervelde, Emile Millerand, Paul Lafargue, Adelheid Dvorak ( = Adelheid Popp), Antonio Labriola, Constant Mille (Rumänien), Pierre Lawrow, Georg Plechanow, Vera Sassulitsch, Pablo Iglesias, Stanislaus Mendelson, Marie Mendelson, Hermann Greulich und Robert Blatchford. Liebknechts Schreiben wird im Anhang dieses Buches, S. 486, veröffentlicht. 4
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255. E L E A N O R M A K X - A V E L I N G AN W I L H E L M
My dear old Library,
LIEBKNECHT
Green Street Green Orpington Kent 15.8. 1895
I have a bone to pick with you, and if you were here I should give you the scolding you certainly deserve. How dare you say you are glad we are not estranged from you? Who could estrange us? Now remember, I am very cross with you for saying such a thing, and 440
when I next see you we shall have a battle royal. Unless you make a handsome apology, and then perhaps I may forgive you. — This has all been a very sad and painful business, and personally, I shall be glad when everything is settled. And then, dear old Library, I have a grand plan. Do you remember what grand plan we had in America? — First (we, as you know, are only here for a time while we look for a house) when we really are settled we want you to come over and have a real holiday together. And then we shall one of these days go over to you. But either way we shall see one another and that will be a great pleasure. Only you must apologize first! Your TUSSY
Our hearty greetings to the wife and the „children".
256.
ELEANOR
MARX-AVELING
[Postkarte] My dear old Library,
AN
WILHELM
LIEBKNECHT
Green Street Green Orpington 12.9.1895
I think the Fields you refer to must be St. Peter s Fields (Peterloo) near Manchester.1 Only these riots were in 1819, and you speak of 1816. If you refer to something else let me know and I'll reply at once. In England we are watching with surprise and amusement the latest developments with you.2 Love from us all. Your TUSSY
Mes meilleures amitiés J [ E N N Y ] LONGUET
1 Am 16. August 1819 wurde eine gewaltige Arbeiterkundgebung auf dem St. Petersfeld bei Manchester von Militär und Yeomanry blutig auseinandergetrieben. Voll bitterer Ironie sprach man in Erinnerung an Wellingtons großen Sieg von dem „Tag von Peterloo". 2 Wilhelm Liebknecht hatte auf dem Breslauer Parteitag indirekt gegen die Sedanrede des Kaisers polemisiert und dabei u.a. erklärt: „Die Umsturzbewegung des vorigen Jahres hat in jammervoller Weise Schiffbruch gelitten. Jetzt fängt wieder eine neue Bewegung gegen uns an. Unter dem Schutze der höchsten Staatsmacht beleidigt man die Sozialdemokratie und unter dem Schutze der höchsten Staatsmacht und mit Hilfe der Staatsmacht ist ihr der Fehdehandschuh hingeworfen worden zum Kampf auf Leben und Tod. Wohlan, was die Beleidigungen
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unserer Partei betrifft, so stehen wir so hoch, daß . . . (Lebhafter Beifall). Und wenn man uns den Kampf anbietet, gut, so kämpfen wir (Beifall). Wir werden kämpfen auf dem Boden der alten Taktik, an der unsere Feinde zu Schanden geworden s i n d . . . " [Im Parteitagsprotokoll, S. 68, leicht verändert.] In seiner Verteidigungsrede sprach Liebknecht die berühmt gewordenen Sätze: „ D i e Angriffe auf uns sind in der pöbelhaftesten Form erfolgt. Ich kenne überhaupt kein anderes Land, in welchem der Parteikampf mit so gemeinen W a f f e n geführt wird als es in Deutschland gegen uns geschieht. Die persönliche Ehrenhaftigkeit wird uns abgesprochen, man erklärt uns für Menschen zweiter Sorte, für untergeordnete Wesen, die aus der gesellschaftlichen und staatlichen Gemeinschaft der Kulturwelt ausgeschlossen werden müßten . . . D a kann man uns doch nicht zumuthen, daß wir schweigen und stumm dulden. Wir wären ehrlose Wichte und verdienten, wie Hunde behandelt zu werden, wenn wir uns diese Angriffe ruhig gefallen ließen. Nein, wir schlagen zurück — wir sind keine Hunde, die sich kuschen, wenn man nach ihnen schlägt." Liebknecht wurde am 14. November zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, das Urteil 1897 vom Reichsgericht bestätigt.
257.
ELEANOR
MAKX-AVELING
My dear old Library,
AN
WILHELM
LIEBKNECHT
Green Street Green Orpington Kent 25. 9.1895
Edward has just gone off to London with Jean, 1 to take the boy to at least one London theatre before he returns to France. They will stop in town — as Jean starts to-morrow evening — where I shall go to-morrow to meet them, but meantime I want to write (tho' in this perfectly African heat it is difficult to do so coherently!) in answer to your letter received this morning. Edward must tell you later what he thinks. In England, so far as I know, the Auer speech 2 has been quite unnoticed; and if it ever was noticed is now quite forgotten in the excitement over the prosecutions, the arrests of Editors, and so forth. To make any declaration therefore, at the present time, w[oul]d be, I think, a very great mistake. First, it w[oul]d call attention to a speech that has so far excited no interest whatever; secondly it would inevitably lead to a revival of the old cry — that especially sh[oul]d be avoided just now in England — of „differences" in the Socialist Party of Germany. Which differences the bourgeois press — and you Jean Longuet. S. auch Brief Nr. 268. Am 6.9.1895 veröffentlichte der Vorwärts, Nr. 208, einen ausführlichen Bericht über die Sedanrede von Ignaz Auer „Warum die Sozialdemokratie die Sedanfeier nicht mitmacht", die später auch als Broschüre ( S e d a n f e i e r und Sozialdemokratie, Berlin, 1895) erschien. Obwohl Ignaz Auer unausgesprochen gegen die Kaiserrede polemisierte, wurden seine Ausführungen von Teilen der Partei als nicht entschieden genug kritisiert. 1
2
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must remember we have practically no other — w[oul]d of course spell „a split" in the Party. At present the English press and people see only a big fight of the Socialists against the Mad Emperor. Surely it w[oul]d be folly on our part to call attention to any fighting inside the ranks. It is not for us to point out the spots in the Socialist sun. — I don't think, dear Library, that you even after your experience of England, realise how incredibly ignorant the British public is with regard to all foreign affairs. Even the Hammerstein business 3 — up to the present time — has not created really a sensation! As to Auer, I repeat that so far, the public here neither knows of nor cares about his Sedan speech, and the less they know the better. Of course sh[oul]d more come of it we c[oul]d still act on your advice. But in the meantime I think our best plan is that of „Brer Rabbit" — „to lie low". This, at least, is my opinion. Edward must tell you what he thinks himself. — W h a t do you think of the Cardiff Congress? 4 Look out for the Devenir Social 5 to see what we think. And remember Edward was present at the Congress itself, and saw much of its true inwardness. — Meantime everything seems going smoothly and well for the International Congress. (I suppose I need hardly tell you that Edward put up our good Thorne to move the „censure on the E m peror" resolution. 6 ) B y the way, I hear that when Mohr's and the General's books are sent over next month, the bookcases in which they have stood all Anläßlich der 25-Jahrfeier der Schlacht von Sedan veröffentlichte der Vorwärts, Nr. 204 und 205, am 1. und 3. September politisch kompromittierende Auszüge aus Briefen des bekannten konservativen Politikers Frh. v. Hammerstein: „Zur Illumination am ,St. Sedan'. Einige königstreue Leuchtkerzen aus dem konservativen Lager, gespendet und angezündet von Lucifer." 4 In seinem Leitartikel „Der Trade-Unions-Kongreß in Cardiff" erklärte der Vorwärts am 6. September, die Abänderungsbestimmungen über die Zusammensetzung und Geschäftsordnung des Kongresses seien ein „Staatsstreich gegen den Sozialismus . . . wie derselbe durch die Independent Labour Party vertreten wird". In der Rückschau „Vom Trade-Unions-Kongreß zu Cardiff" am 10.9. heißt es zum Schluß: „Lasse man dem Trade-Unions-Kongreß seinen Charakter als Mundstück der unmittelbaren Forderungen der Arbeiterklasse, zu einer sozialistischen Parteiversammlung wird er doch nie taugen." 5 he Devenir Social. Revue internationale d'économie, d'histoire et de philosophie, Paris, 1895. 6 Über die einstimmig angenommene Resolution heißt es in dem Artikel „Vom Trade-Unions-Kongreß zu Cardiff" u.a.: „Bevor dieser Punkt verhandelt wurde, hatte Will Thome von der Glasarbeiter-Union [richtig: Gasarbeiter-Union] eine Resolution als dringend beantragt, welche sich mit den letzten Vorgängen in Berlin, der Konfiskation des „Vorwärts" und der Verhaftung des Redakteurs Pfund beschäftigt und den deutschen Arbeitern in ihrem Kampfe für Emanzipation ihre Sympathie ausdrückt. Da die Engländer mit den Bestimmungen des deutschen Strafgesetzes und besonders mit der Praxis, wie es angewendet wird, nicht vertraut sind, in ihrer Resolution selbstverständlich keine Rücksicht darauf genommen haben, so müssen wir auf die Wiedergabe derselben verzichten . . . " Vorwärts vom 10.9.1895. 8
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these years, and that I think should go too, will not be sent. Laura and I had, of course, at once expressed our willingness, since the General wished the books given to the German Party, to give also Mohr s large bookcase — that has been at the General's since 1883, provided Mrs. Freyberger gave the General's bookcases (not mentioned in the will) as the one case without the others would have no value. I believe — though I am not yet certain, that Mrs. Freyberger does not wish to make any present to the Party of the bookcases, which, of course, are legally hers. I merely mention this so that you at least, dear Library, may know that if the bookcases are not sent it is no fault of Laura's or mine.7 — We are busy house-hunting. This is too far from London. And among other things we insist on a spare bedroom where you can stop whenever you come over, and where certainly we shall expect you and the wife for the Congress of next year. — We have also a grand Scheme for going to Germany for a week or so in the winter! Meantime good-bye, my dear old Library, and hearty greetings to you all. Your
TUSSY
Louise Freyberger, die in erster Ehe mit Karl Kautsky verheiratet war, führte seit 1890 den Haushalt von Engels. Nach dessen Tode kam es zu Erbstreitigkeiten, die die obenstehende Stelle verständlich machen. S. auch Bebel an Adler vom 18.9.1895 im Adler-Briefwechsel S. 187. Nach Kautsky hat sich Tussy „schließlich aus einer glühenden Verehrerin in eine tiefe Hasserin" seiner ersten Frau verwandelt. EBK, S. 214. 7
258.
ELEANOR
MARX-AVELING
[Postkarte] My dear Library,
AN
WILHELM
LIEBKNECHT
Green St. Green Orpington 11.11.1895
You wrote me that the misstatement about the books of G[eneral] and of my Father had been set right. Could you send me the V o r wärts] in which this was done? I never got it, and as the mistake has got into the English press I want to correct it.1 I may say that very often now numbers of the V[orwärts] don't reach me. Under the present circumstances that is nothing remarkable. — Our love to you all, and especially my love to you Your TUSSY
* Vermutlich handelt es sich um die Artikelserie „Friedrich Engels und der Marxismus" im Vorwärts, vom 13., 17. und 19.10.1895.
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2 5 9 . E L E A N O R MARX-AVELING AN W I L H E L M
My dear Library,
LIEBKNECHT
The Den, Jews Walk, Sydenham,1 London, 12. 3. 1896
I made a small mistake in one of the notes I sent you. Helen 2 was 8 or 9 when she was sent, not to my grandmother, but to some other Trier family to mind a baby.3 The poor little girl had to carry about a heavy child, and rock its cradle half the night, though she was herself sorely in need of rest. At last it became beyond the endurance of even a stoical child — and Helen always the tenderest of beings to others, was her life through a stoic to herself — and then my grandmother took her. She must then have been (I think) 11 or 12. She was born in 1824 (1st. January), and died 4th November 1890. She lies in one grave with my father and mother. By the way, Mohr always said of Helen that under reasonable conditions of Society she w[oul]d have been as invaluable to Society as she was in a small way to us. She had a real genius for organising and managing, and he said that his „Demuth, Wehmuth, Hochmuth" (an old family joke!) could have managed the universe. Perhaps I worry you with all these details. But I think I live more in the past memories of my dear ones than in present things. Our love to you all Your TUSSY 1 Von nun an findet sich auf allen Briefbogen die Wohnungsangabe: „The Den, Jews Walk, Sydenham, London". Auf die Wiedergabe wird im folgenden verzichtet. 2 Helene Demuth, die Haushälterin und Freundin der Familie Marx, hat sowohl Marx wie Engels in persönlichen Fragen stark beeinflußt. Sie wurde auf ausdrücklichen Wunsch der Familie in der Grabstätte von Karl und Jenny Marx beigesetzt. S.u.a. Wilhelm Liebknecht, Karl Marx zum Gedächtniß, S. 69 und 90 f., sowie Eduard Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 183. 8 In der Marxgedächtnisschrift von Liebknecht heißt es noch: „Als kleines Kind von 8-9 Jahren kam Lenchen zu meiner Großmutter von Westphalen . . ( S . 91).
2 6 0 . E L E A N O R MARX-AVELING AN W I L H E L M
My dear old Library,
LIEBKNECHT
3. 4. 1896
It was good of you to trouble to write to us about the birthday telegrams. We will get a note in the papers as from you, thanking all the
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friends. Edward and I w[oul]d have liked to crack a bottle together on the 29th to our old Library; but he was lecturing for the S.D.F. at Burnley, and I was lecturing for them at Edinburgh!1 So we say we must crack that bottle with you when you come over. — Of course we both referred to it's being your birthday, and the very big audiences shouted you many happy returns of the day as vigorously you might almost have heard them in Berlin. — But to business. We are sending you now a complete list of engagements. I wish there were more quiet days here for you — but it was impossible to manage more than we have. And now one thing you must do. Write to Thorne, and say that you prefer stopping at a hotel, no matter how quiet and simple, (as you must have some rest) to stopping with „comrades". No doubt the need for rest is genuine enough; but there is another reason for your taking this step. From every town you visit people are sending in to say they will be glad to entertain you, and no matter whom one decided upon others would be offended. If you went to a member of the S.D.F. the I.L.P. w[oul]d see in it a deep, laid scheme, and vice versa. If you go to a hotel, you will not only be much more comfortable; you will be on neutral ground, can see everyone, and can give offence to none. All this will seem petty. Only, as things are here, it cant be helped. — Probably Edward or I, or both, will be with you in some of the towns; thus Edward has been specially told off to go with you to Oxford, and he is to take the chair for you at Manchester. Others want us, but whether it will be possible I cant yet say. — By the way lots more places are asking you to visit them — e.g. Dundee, Liverpool, Birmingham, Barrow, Aberdeen, and so on, and so on. Edward asks me to say further that to make the monetary position plain, the Zürich Committee2 yesterday unanimously carried the following resolution: „that every town visited by L[iebknecht] (apart from London) will have to pay 3 guineas to the Committee, and in the case of Glasgow and Edinburgh, the railway fares also; and that the Z[iirich] Com[mittee] after paying all the necessary expenses of the tour will dispose of any surplus, if any, in aid of the funds of the International Congress". This, of course, will more than cover your expenses. — The S.D.F. and I.L.P. have decided not to hold any separate meetings — they were to have been held between May 31th and June 5th, and have asked to be allowed to co-operate with the Zürich Com[mittee] at the first big meeting on May 19th. (This is really far better, and may help in better working together of the various freres ennemis.) 1 Eleanor und Edward Aveling zählten seit ihrer Rückkehr in die S.D.F. zu deren aktivsten Referenten. 2 S. Brief Nr. 251.
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So in place of these two meetings you will have one meeting at Liverpool on Monday June 1st. — Liverpool is only 40 minutes from Manchester, and will interest you. Finally the Comfmittee] has „instructed" Edward and Quelch8 to get out a pamphlet about you and the German movement generally. The suggestion arose out of a lecture of mine at Bristol on the 22 March. — And now another important bit of news. You will see from the „Clarion" how hard the Domela lot are at work trying first to spoil our Congress, and trying, I should not be surprised to find out, to spoil your visit. — For today — to his disgust, — Edward and I met Domela here, with Hunter Watts 4 ! You will do well to let Hyndman (who is in very constant communication with Domela) and Hardie (who being also a rejected Candidate5 sympathises entirely with Nieuwenhuis) and others know what that horrid ex-parson really is. — I am sending copies of the „Clarion" to Van der Goes and Polak6 also. But if they reply it is doubtful if the answers will be published, tho' they may be.7 We are so glad to think we shall soon have you here. — Our love to you and yours Your TUSSY
3 Henry Quelch war seit 1892 Redakteur des Organs der S.D.F. Justice. * Führendes Mitglied der S.D.F. 5 Keir Hardie hatte sein 1892 im Londoner Eastend-Wahlkreis Southwestham gewonnenes Mandat 1895 wieder verloren. « Holländische Arbeiterführer der 90er Jahre. 7 Am 8.5. teilte Edward Aveling Liebknecht weitere Details über die internen Verhältnisse der englischen Arbeiterbewegung mit: „It is most important that in your first and in all your speeches you point out clearly this non-identity [of Anarchism and Socialism] and the reasons for not inviting the anarchists. Domela has been over here making much mischief, which you only can undo . . . The danger is the I.L.P. and especially Hardie and Mann. They are both sentimentalists and, as you will have seen, the Labour Leader has had articles of a very unfortunate nature on the matter and Hardie has declared for the General Strike. You have in this country at your back the Trade Unions with one or two exceptions, S.D.F. ditto (see Justice), Fabians, I think, foreign organisations generally, and the Organising Committee to a man, except Mann." (Aus einem unveröffentlichten Schreiben im I.I.S.G., Amsterdam). Der Vorwärts erklärte dazu am 21.5., die Anarchisten könnten in Großbritannien weder auf die Sympathie der Gewerkschaften noch auf die der organisierten Sozialisten rechnen. „Wenn in dem Blatt Keir Hardie's, dem ,Labour Leader', die Zulassung der Anarchisten befürwortet wurde, so war das eine vereinzelte Stimme, die nicht ins Gewicht fällt."
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261.
ELEANOR
MABX-AVELING
AN
[Postkarte]
WILHELM
LIEBKNECHT
The Den, 7. 4. 1896 Dear Library,
Although I have the other German Parteitag Reports, I never received the last one — the last I have being the 1894 one.1 Could you get it sent me, if possible by Saturday morning at latest, as I very much want it for a lecture next Sunday at Aberdeen? It w[oul]d be a very great help to me to have it. I've always used the „Vorwärts" copy of the Report hitherto, but lost that last week at Edinburgh. Our love to you all Your TUSSY
Es handelt sich um die Protokolle der Parteitage zu Frankfurt/M. (1894) und Breslau (1895). Das Breslauer Protokoll enthält auf S. 180/81 einen Bericht von Bebel „Der internationale Arbeiter- und Gewerkschafts-Kongreß in London 1896". 1
262.
ELEANOB
[Postkarte]
MABX-AVELING
AN
WILHELM
LIEBKNECHT
The Den, 15. 4.1896
I've been at Aberdeen — hence delay in answering you. — I really dont know anything about the Florencourts1 — except that some of them were very rich, very excentric, and very bigoted. But I never heard that they were Catholics. My Uncle Ferdinand v. Westphalen2 was, as you know, a religious fanatic, and so I believe were the Florencourts: but what particular form their religion took I dont know — at any rate as regards the F[lorencourt]s. My uncle Ferdinand was the worst of all bigots — a Protestant one. The sooner you come the better we shall be pleased! Your TUSSY
In seiner Marxgedächtnisschrift erwähnt Liebknecht, daß Jenny Marx die „Schwägerin des Jesuitenpaters und christlichen Sozialdemagogen Florencourt" war. 2 Ferdinand von Westphalen, der Bruder von Jenny Marx, war in der Reaktionsperiode 1850-58 preußischer Innenminister. 1
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263. E L E A N O R M A R X - A V E L I N G AN N A T A L I E
My dear Mrs. Liebknecht,
LIEBKNECHT
London, 14. 5.1896
Your loss is our gain. You have, for a few weeks lost your husband, and we, for a few weeks have him with us. — He arrived somewhat tired because of a long and unpleasant night, but he soon recovered, and in our small garden he seems as well as possible. The birds are singing him the welcome we can only feel. — You must not be anxious about the tour. To begin with Edward will go with Library and will save him all trouble en route. Secondly the meetings will be addressed by others besides him, and Library will never need to speak more than j an hour. Finally the weather is — and promises to be — beautiful, and so I hope the tour will be as much pleasure as labour. It is a pity you c[oul]d not be here — but in any case we expect you for the Congress, and Gertrude must come later on for a few weeks. In haste and with love Your TUSSY
264. E L E A N O R
MARX-AVELING
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 11. 7.1896 My dear old Library, It had occurred to me that in our desire to have you here, we are perhaps a little — or indeed very — selfish and inconsiderate. Yesterday returning late and tired from a Committee meeting it struck me that after all Sydenham is a good way from St. Martin's Hall!1 And during Congress week it w[oul]d, of necessity mean very early morning trains, and often enough late night ones. 1 Der Kongreß sollte zunächst in St. Martin's Townhall, Charing Cross Road, tagen, mußte aber wegen der überraschend großen Delegiertenzahl in letzter Minute in den großen Musiksaal der Queens Hall verlegt werden. Über die St. Martin's Townhall veröffentlichte der Vorwärts am 23.7. folgende Notiz: „Die St. Martin's Townhall in London, . . . ist nicht, wie vielfach geglaubt wird, der nämliche Bau, in welchem vor 32 Jahren . .. die Internationale Arbeiter-Assoziatior. gegründet ward. Jener Saal war die St. Martin's H a l l . . . Die beiden Gebäude sind aber nicht weit von einander entfernt, und derselbe Geist, der vor 32 Jahren in St. Martin's Hall herrschte, wird hoffentlich auch für die Dauer der Kongreßverhandlungen in St. Martin's Townhall herrschen."
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Now, dear Library, we want you to feel quite free to make any arrangement most likely to spare you unnecessary trouble during the Congress. We can — sh[oul]d you prefer that — get you good and very reasonable accommodation near the Hall, and the other German delegates. And we dont want you, for a single moment to hesitate about saying you w[oul]d rather be in London near the Hall and near your co-delegates for the week. Of course afterwards is another matter. Then you belong to us, and you and your wife may as well make up your minds to the fact that from Saturday, August 1st. 10 p.m. (of course your wife will be here for the fête, and her room will be here) you are our prisoners. From the Palace fête in August 1st you will both be brought (by force if need be — we have a strong gasworker Branche here!I) to the Den. I write because I know how heavy the work during the Congress week will be for you, and we dont want, just for the selfish pleasure of having you here, to add long journeys to that work. So remember you are to consider only yourself for that week — i.e. from your arrival to August 1st. Then the rest here! We do look forward to that! The Congress promises to do well — if only the Anarchists — whether outspoken or cowardly — dont spoil it, as they mean to do if possible. You are quite mistaken if you fancy you have made the slightest impression upon Hardie. Not only — that is the least thing — does his paper week by week bring Anarchist letters etc. but privately he and his henchman — Mann — are doing all they can to get the Anarchists in on the usual ground of „fair play". And on the 25th July Messrs. Mann and Hardie hold a large demonstration at the Holborn Town Hall in favour of the „Anti-Parlementarians" — in favour, i.e. of the Anarchists! This is announced on big placards.2 — Be very careful what you write to Hardie. He is false as Galgenholz; and he is the devoted champion of Dutch, French and other Nieuwenhuises. Did we tell you the tragic (under present conditions of cat-society) history of our kitten „Timothy" (the thin one)? He was discovered to be a she — and Timothy is now Timothea. Oh! Boy! The weather is extraordinary. Almost no rain since you left. Every-
2 Zu Keir Hardie's Stellungnahme s. auch William Stewart, J. Keir Hardie, S. 98 ff. The Labour Leader veröffentlichte am 27.6. einen Artikel „Should Anarchists be admitted to the coming International Congress? Yes," in dem u.a. erklärt wird: „To give fair-play then to our Anarchist comrades we must let them in." Am 25.7. brachte der Labour Leader ein „Peace Demonstration Supplement" mit biographischen Angaben über „Some Notable Anarchists" (u.a. Kropotkin, Landauer, Louise Michel, Reclus und Nieuwenhuis).
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thing is dried up and leaves are falling as in autumn! Our love to you all. Only 2 weeks and we see you! Your TUSSY
P.S. Do urge German delegates who want rooms to at once communicate with me at 19 Buckingham St.3 It is so difficult if all is left to the last moment. ¡> Der Sitz des Kongreßbüros.
265.
ELEANOB
MAHX-AVELING
AN
WILHELM
LIEBKNECHT
London, 12. 7.1896 Dear Library, Herewith some notes < f r o m > published in Reynolds. We hope you will take note of this and speak out strongly in „Vorwärts".1 That will produce a very great effect here. Our love to you all In haste Your TUSSY 1 Auf diesen Brief dürfte ein Kommentar des Vorwärts vom 15.7. zurückgehen, in dem sich das Zentralorgan der SPD gegen die Versuche der Anarchisten verwahrt, auf den Internationalen Kongreß in London Einfluß zu gewinnen (s. den vollen Wortlaut im Anhang, S. 486 f.).
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ELEANOB
MAHX-AVELING
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
International Socialist Workers and Trade Union Congress Hotel and Reception Committee Secretary: E. M. Aveling
Chairman: J. H. Wilson 19, Buckingham Street, Strand, London, W.C., 16.7.1896
Dear Comrade, Within the last few days I have received (as secretary of the above Committee) letters from German comrades saying they will arrive on such or such a day and w[oul]d like to be met. I think our German
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comrades hardly realise what London is, and that there are no end of stations at which they may arrive. May I, through you, earnestly beg all comrades to at once communicate with me at the above address and say 1. Route of travel 2. Station 3. Hour of arrival If this is not done it will be absolutely impossible to meet delegates. 1 The sooner we hear as to rooms required, hour and place of arrival, the better. Yours fraternally ELEANOB MARX
AVELING
(Sec. Hotel and Reception Committee) 1 Auf Grund dieses Schreibens veröffentlichte der Vorwärts, Nr. 167, am 19.7. folgende Notiz, die für die Reiseunerfahrenheit der deutschen Arbeiter höchst aufschlußreich ist: „Internationaler Arbeiterkongreß. Die deutschen Delegirten werden gebeten, dem Londoner Empfangs-Komitee nicht bloß den Tag ihrer Ankunft, sondern auch den Zug mit welchem sie kommen, die Route, welche sie einschlagen, und die Londoner .Station' (Bahnhof) anzuzeigen, wo sie eintreffen, mit möglichst genauer Zeitangabe. (Die Zeit erfahren sie bei der Abreise auf Erkundigving an der Eisenbahn oder sie ist auch im Kursbuch zu ersehen). London hat so viele Eisenbahnstationen, daß es ganz unmöglich ist, jemanden zu empfangen, wenn nicht Station, Reiseroute und Zeit genau bekannt sind. Jeder Delegirte, der die nöthigen Angaben macht, kann darauf rechnen, am Bahnhof, auf welchem er ankommt, empfangen zu werden. Zu adressiren an: Mrs. Eleanor Marx-Aveling, Reception Committee, 19 Buckingham Street, Strand, London."
267.
ELEANOR
MARX-AVELING
[Postkarte]
AN
WILHELM
LIEBKNECHT
London,
12.1.1897
Dear old Library, Edward says he w[oul]d very much like to do an article on Ernest Jones, but unfortunately does not know anything about him. And he cant well manage an interview with Jones! 1 — Poor old Harney will be 80 in a few weeks! 2 It is infamous that he should be in want. 1 Aveling arbeitete im Winter 1896/97 an zwei Artikeln über Harney und Jones, die beiden Führer des linken Flügels der Chartisten, die Marx am nächsten gestanden hatten. Während er Harney kurz vor seinem 80. Geburtstag in Richmond, Surrey, interviewen konnte, war es wesentlich schwieriger über den bereits 1869 verstorbenen Ernest Jones zuverlässiges Material zu erlangen. Zur Lebensgeschichte von Jones s.u.a. Cole, Chartist Portraits, S. 337 ff. 2 George Julian Harney wurde am 17. Februar 1897 achtzig Jahre alt. Da er sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand, sammelten seine Freunde ein Ehrengeschenk von £. 200. S. den Gedenkartikel von W. Liebknecht „Ein Vorachtundvierziger", in Die Neue Zeit, XV, 1, 636 ff., sowie Cole, Chartist Portraits, S. 298.
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We are hoping the testimonial that is to be presented to him may not be too small! Our love to you all! Your Tussy
268. ELEANOB MARX-AVELING AN WILHELM LIEBKNECHT My dear old Library,
London, 2. 6.1897
Edward and I both think that the great difficulties of your coming over are of your own making. It is all as simple as possible. You must come in July and have your three weeks rest (as it cant be more) and then come for a good long holiday — (then perhaps you could both come) — in March or April. Edward tells how when he was a small boy was sent to dine with a prim old maid, he was asked: „will you take peas or potatoes" and promptly replied „Both, please". So, my dear old Library, we will not be put off with this time or that — and also promptly reply „both please". — So we shall expect you in July and in the spring of next year, and as our good East-enders say „dont you forget it". — July is not a bad month here — especially if you are not in the centre of London, and we hope the quiet and rest will do you good. Personally we are looking forward to your visits (plural, please) with more pleasure than I have words for or time to write them in. Dear, dear old Library, do you think there are so many of the old friends left that I can afford to not want you? — So that is settled, and the sooner you can come the better. — Johnny1 is still here — and a very great anxiety he is to me. He is 21 and seems no more minded to work seriously than if he were 10. He is undoubtedly gifted — but hopelessly (I fear) lazy; incapable of real work or any sustained effort: The awful irregular habits of the Longuet household, no doubt account for much. But it is heartbreaking for me to see Jenny's children going wrong and to stand by helpless. — But we will talk it all over with you when you come. I am very much worried too, about Edward. The abcess in his side (open now for over 2^ years) may necessitate an operation (though we hope not), which would be a serious one. He yesterday saw one of our best surgeons, and sees him again tomorrow. — Yesterday we 1
Jean Longuet. S. auch Brief Nr. 257.
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saw Hyndman (at a meeting of the 20th Century Press 2 „shareholders!"). He is in a great state of mind about Bernstein's latest article. 3 Of course, Hyndman forgets the way in which he attacked all of us — the General, you, and all. But it is an unfortunate business, and each side is becoming more and more embittered. And Bax, who is not unnaturally sore at the splendid thrashing he has got from Kautsky, is doing his utmost to envenom things. 4 — So, dear old Library, in a very few weeks you will be here for visit No. I, and a few months later you, and I hope Natalie, will be here for visit No. 2. If you dare to make any more difficulties, I shall never forgive you. Our (Edward is not here, so the „our" is Jean and myself) dear love to you all Your TUSSY
Die Twentieth Century Press, deren Aktien sich zu einem großen Teil in den Händen der führenden S.D.F.-Mitglieder befanden, veröffentlichte die Justice und andere Publikationen der S.D.F. 3 Hyndman hatte seinen „liberal-fabianischen Freund" Bernstein im Nachwort zu seinem Artikel „Die Orientfrage und das Makedonien Europa's" (Vorwärts, vom 5.5.1897) kritisiert und ihm vorgeworfen, „den deutschen Genossen kein ganz richtiges Bild" der englischen Bewegung zu vermitteln. Bernstein erwiderte daraufhin mit einem London, 27. April datierten Aufsatz „Rußland und die englischen Radikalen" (Vorwärts, 9.5.1897). Liebknecht selbst versuchte „die gegenseitigen Mißverständnisse" durch eine redaktionelle Bemerkung zu mildern. 4 Ernest Beifort Bax, einer der führenden Theoretiker der sozialistischen Bewegung in England, hatte 1896 in der Wiener Wochenschrift Die Zeit einen von Kautsky scharf kritisierten Artikel „Die materialistische Geschichtsauffassung" veröffentlicht. S. hierzu Karl Kautsky, „Die materialistische Geschichtsauffassung und der psychologische Antrieb", Die Neue Zeit, XIV, 2, S. 652 ff. sowie E. Belfort-Bax, „Synthetische contra Neumarxistische Geschichtsauffassung", Die Neue Zeit, XV, 1, S. 171 ff. und 676 ff. Zu den Hintergründen und Auswirkungen der Kontroverse s. auch Adler-Briefwechsel, S. 213. 2
269. ELEANOR
[Postkarte]
M A R X - A V E L I N G AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 2. 6. 1897
W h a t day and where (i.e. what station) is Moller coming to the Miner's Congress? 1 He has not let me know that. Tell him to write me, and we'll meet him. Your TUSSY
i Auf dem 8. Internationalen Bergarbeiterkongreß, der am 7.6. in der St. Martin's Townhall eröffnet wurde, vertraten der Reichstagsabgeordnete Möller Ober- und Niederschlesien, Sachse (Zwickau) die mitteldeutschen Reviere und Mühlenbeck (Altenessen) Rheinland und Westfalen. S. Vorwärts vom 10.6.1897. 454
270.
ELEANOR
MARX-AVELING
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
London, 7. 7.1897
My dear old Library,
In a very short time you'll be here now and we do look forward so to seeing you. It is a pity you cant both come — but that must be in the spring. I wish hereby, once more, to give you formal warning that we consider this flying visit only paid on account, and that the debt itself is outstanding until you both come and pay it off. Though — Jew that I am — I am not sure that you can pay off the debt, and I am rather inclined to consider visits as only interest. And if you wont stop a good long time the interest will increase and be added to the capital, and so I begin to think that you will have to come over every year. — Edward was only away some 10 or 12 days and is here now. But he is very vexed because he cant be with me when I meet you on Sunday. He had a long-standing engagement to lecture at Wigan,1 and as the poor devils have spent some money — and much time — in advertising the visit Edward c[oul]d not well put it off. But he will be back early on Monday. Please thank your wife for her good, kind letter. I'll answer it when you are here, because then I can give her the best news — news of you. Oh! I am so happy you are coming, you dear old Library! Sunday, Victoria, 7.15. Then the Den!! Your TUSSY
My love to all of you. But remember business is business. You and Natalie owe us a long conjoint visit. And I'll have my pound of visit! 1
Ort in Lancashire.
271.
ELEANOB
MARX-AVELING
[Postkarte]
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
The Den, 17. 8.1897 My dear old Library,
I suppose it is to you I am indebted for the excellent and most invaluable Meyer Lexicon! It is too good — and too bad — of you to send this splendid present! My very, very, hearty thanks, and love 455
from both of us to all of you. Tell N[atalie] I am going to write her a long letter in a day or so. Yours always, my dear old Library TUSSY
2 7 2 . E L E A N O R MARX-AVELING AN W I L H E L M
My dear, dear old Library,
LIEBKNECHT
London, 24.12.1897
I have your letter — and it is the very best „Christmas box" that could have come. And your letter will make many, many English friends rejoice. Since our return from a very successful propaganda tour in Lancashire, (we had simply ferocious weather!) Edward who started with influenza, has been ill, and I have been busy. But he is better now. — We were at Burnley (this was our headquarters) just at the time of the School Board election, and the result has been splendid; beyond our greatest hopes.1 For our friend Dan Irving was not only returned — he was returned at the head of the poll!2 And we fought the campaign on the question of Child Labour, and the „Free Maintenance" question! And this in Burnley! And we made no concessions as to the horror of child labour! And yet we came in victorious! — There — there is a bit of good news for you. — That the school age of children should be lower in England than in Germany, or France, or Switzerland is scandalous. — Barnes and our friends are doing very well,3 and all countries, but especially Germany, are not only sympathizing, but helping. But the suffering is as great as the courage, and that is saying much. Then too, the cold is upon us, and we have winter at last, which adds to all the suffering. But the spirit is unbroken, and the feeling of international kindliness has grown more in these months than in 20 years before. — What our friends may do is still uncertain, but we are hopeful. I only wish you were free4 to help! 1 Am 16.1.1898 erwähnte der Vorwärts in dem Artikel „England im Jahre 1897" auch die sozialistischen Erfolge bei den Ende November durchgeführten Schulwahlen, vor allem in London. 2 Über Dan Irvings pädagogische Interessen s. Rosalind Travers Hyndman, The last years of H. M. Hyndman (New York, 1924), S. 196 f. 3 George N. Bames, einer der führenden Mitglieder der I.L.P., war seit November 1896 Generalsekretär der A.S.E. Siehe seine Würdigung in The Labour Leader vom 22.1.1898. 4 Liebknecht saß in den Weihnachtstagen 1897 im Gefängnis. S. auch Brief Nr. 256, Anm. 2.
456
I am busy looking after Edward and looking after Barnes' correspondence. In both cases it is a labour of love. And now, my dear old Library, goodnight. I am writing on Christmas Eve — and I remember (or I think I do) a Christmas Eve at Grafton Terrace when you were there5 — and others who have now finished their work. Or rather their share of the work, for that itself is immortal, and lives more rigorously today than then. You are still at work and your magnificent courage, invincible good humour, and splendid cheerfulness are an example and a lesson to us all. „Stone walls do not a prison make Nor bars a cage" and the prison has not been built, nor the iron forged that could hold your spirit captive. I do not even feel it incongruous to wish you a „Merry" Xmas! A happy New Year I know awaits you, because work for others awaits you. Our dear love to you, dear Library, my kind, dear friend and friend of Mohr and Mohme and Helen and Jenny. Your TUSSY
Die Familie Marx wohnte von Oktober 1856 bis März 1864 im Haus 9, Grafton-Terrace, Maitlandpark.
5
273.
ELEANOR
MARX-AVELING
My dear Natalie,
AN
NATALIE
LIEBKNECHT
London, 24.12.1897
I am writing on Christmas Eve — and I do hope that in spite of all your great anxiety and trouble you are not unhappy. We are already well on to March, and from a letter I was delighted to get from Library, he seems very well. — I should — and would — have written to you long before this, but I have had, and indeed still have, my hands full. As I told you Edward was ill before we left London for our Lancashire tour. At Burnley — (and seeing the weather we had this was no wonderl) — he got worse, and by the time we got back here, his neglected influenza had developed into congestion of the lungs and a touch of pneumonia. So, as you will know, it has been not only an anxious, but very busy time for me. Gerty is excellent but, of course, I must 457
do the nursing, and look after things generally. But Edward is certainly better — but it will be some time before he can really be strong again. I have only told Library Edward had not been well since the Burnley campaign. It is no use telling him how serious it has been. It w[oul]d only make him anxious, and could do no good. I am very glad friends are writing to you. Be sure hundreds are thinking of you and Library. Did you see my notes in „Justice". I will try and send something before long as to the Engineers. But I feel it rather awkward, as I fear Ede 1 is already offended, to send. While Library was there I could do so personally. Now it is different. I wish he ivere there: I doubt if the others realise all that this struggle means to the movement. But the Germans are behaving simply magnificently. We had a very successful week in Lancashire, and the victory won at the Burnley School Board Election was most satisfactory. Our candidate came in at the head of the poll! I have neither time nor space for much more. Edward is asleep or he w[oul]d send you a message. But I can send it for him, because I know that he, like myself, is thinking very much of you all, and we both, dear Natalie wish all of you a very, Very Happy New Year. Yours TUSSY 1 Eduard Bernstein veröffentlichte in der Neuen Zeit zwei, London, 17. Dezember, datierte Artikel „Der Kampf im englischen Maschinenbaugewerbe"; Die Neue Zeit, XVI, 1, S. 454 ff., 644 ff.
274.
ELEANOR
MARX-AVELING
My dear Natalie,
AN
NATALIE
LIEBKNECHT
London, 14.1.1898
I have begun several letters to you, but what with my invalid, and the Engineers, and other work, I never got beyond the first few lines. Yesterday Edward, on the doctor's orders left for Hastings, where I hope the warm air and bright sunshine may do him good. I am anxious at having to let him go alone, though the people he is with — we have lodged there before — will, I know, look after him. But I really could not go with him: these four weeks have cost too much to make this possible. But certainly Edward is much better, and though very weak, I hope he may gradually get back his strength. — You see I selfishly speak of ourselves first — just because I know that you unselfishly will be anxious about us. — Everyone here is interested 458
in news from Library, and I get no end of letters and cards asking for news. And I must tell you one funny story that you can tell Library. — I got a postcard from a perfect stranger, though a „comrade", asking after Library. I answered as soon as I could, and said, so far as I knew he was well and cheerful. Then I got a most abusive reply! I had not answered as „requested", by „return of post"; I had taken 2 days to reply, and then „only gave a vague answer", and the writer wondered I „did not understand my duty better". That is Pickwickian enough to make Library laugh, I'm sure. — I will send round to the papers for next week, as you desire, thanking our many friends in your name. As I said to you the other day, the Engineers1 miss Library's warm-hearted help. The German workers are magnificent and are (relatively) doing far more than the English. But the warmth of Library's pleading we do miss. Unhappily the S.D.F. are pretty stupid on this matter, and fail to grasp the real importance of this movement. Unless much help is forthcoming (this, of course, entre nous) we are hopelessly beaten. It is true — this again entre nous — the beating may, in the longrun be as useful to our cause, more useful perhaps, than a half-hearted „victory" and a complete victory is out of the question. No doubt the Employers would like a „settlement" before Parliament re-assembles, when certain awkward questions will be asked. As e.g. why the Government does not (especially at the present time) enforce the naval contracts. It is true these contracts contain a „Strike" clause (i.e. a clause exempting employers in the event of men striking); but the men have not struck, they are locked out, and even not locked out for any personal quarrel, but only because the Employers are standing together as a class. — The York Election has been very interesting.2 York is at best always a stronghold of reaction, and that the „Liberal" Furness member of the Employers Federation sh[oul]d have been beaten is very remarkable. He is a man of enormous wealth; was supported by traitors like Burt, and even by some (by no means all) of the York Engineers — only about 150 in number all told; and every party trick was used. There is no doubt that if Furness had not been on the Employer's Association he would have just „walked in" as we say here. No doubt the narrow majority of Beresford is not good: but to have kept Furness out is something,
1 Über den Streik der englischen Maschinenbauer, einem der wichtigsten Arbeitskämpfe des Jahres, berichtete der Vorwärts am 16.1. in der Übersicht „England im Jahre 1897" (s. Anhang, S. 487 f.) sowie am 18. des gleichen Monats. 2 Über die politisch bedeutsame Nachwahl in York brachte der Vorwärts, Nr. 12 und 15, am 15. und 19. Januar zwei im Anhang wiedergegebene Meldungen.
459
and as Furness himself says, is „all the fault of the Socialists".3 — Meantime the Socialist feeling is rapidly growing, and though we are so abominably slow, we are sure, and once we do move, we move with a will. — What do you say to the infamous Dreyfus business?4 It is not a pleasant fact that the one clear, honest note has been struck not by one of our party, but by Zola! The wholetitlingis utterly sickening. What does it matter if Dreyfus is „sympathique" or notl Did we, in America, stop to ask if the Anarchists were so? — No. We said: brutal injustice has been done, and though these men are our opponents we plead that they shall have a fair trial. And, it is a disgrace that not one of our French „Socialists" has dared to do what Library, Edward and I did in America — i.e. demand bare justice, even though we demanded it for opponents. What does it matter if Dreyfus is „sympathique" or not; honest or not? The only question is: was he — even according to accepted standards fairly tried. It is some comfort to try and believe that the French provinces are not as utterly demoralised as Paris is. It is late, my dear Natalie, and so good-night, and all good be with you and yours, and do not forget to tell our dear Library how we all here think of him. Yours TUSSY ® Am 22.1. meldete der Labour Leader: „Sir Christopher Fumess attributes his defeat to the action of the Socialists." S. auch den Artikel von Keir Hardie, „The Lesson of York" in der gleichen Nummer, in der die Zweigorganisation York der A.S.E. [Amalgamated Society of Engineers] wegen ihrer Unentschiedenheit kritisiert wird. 4 Am Vortage, dem 13. Januar 1898, hatte Emile Zola seinen berühmten Artikel „J'accuse . . . ! " , einen offenen Brief an den Präsidenten der Republik, veröffentlicht, und damit die Wiederaufnahme der Dreyfusaffaire erzwungen. Zu Liebknechts eigener Stellungnahme in der Dreyfußaffaire s.u.a. Henry Mayers Hyndman The Record of an Adventurous Life (1911), S. 436 ff. Ferner die Briefe in der Mappe „Dreyfus-Affaire" in I.I.S.G. Amsterdam (LiebknechtNachlaß). S. femer The Labour Leader vom 22.1.1898.
275. ELEANOR
M A E X - A V E L I N G AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
135 Gower Street [London] W.C. [ohne Datum, vermutlich 9. 2. 1898] My dearest old Library, Your letter was welcome as flowers in spring — except that it made me feel cruel to have worried you. But apart from the fact that I 460
naturally turned to you — the only old friend left, the old comrade of Mohr and Mohme and Helen, — the dear Library of us younger ones — I thought I ought to let you know, as any sudden bad news might have been even worse for you. — So far Edward seems to be progressing: but he is very ill, and it will be many days before we can say he is out of danger. The operation itself was very serious, but that he has got over without any great „shock". The four year old abcess was due to a disease of the kidneys, and whether much can be done remains to be seen. — On Tuesday Edward entered University College Hospital. As he is a „Fellow" of University College, and holds several gold and silver medals, and as the great surgeon Heath was already at the Hospital when Edward studied there, everything was at once done to show us every attention. Edward is in Heath's private ward — i.e. has his own room, and so I am with him the whole day, only leaving when he goes to sleep at night. Of course I have taken a room quite near, almost next door, and so can be called at any moment of the night. As he is under the special care of Heath everyone, from the House Surgeon (who is said to be very able) down to the Hall Porters, is aux petits soins, and he thus has care I could not have secured him elsewhere. He is sure of the best medical aid at any moment, and this in a critical case is all important. The operation was on Wednesday. What a day! To sit waiting for such an operation! It is horrible for the patient — but I w[oul]d have gladly changed places with Edward and have counted myself happy. To sit there able to do nothing! And then the delays: the „dressing" for the operation (it was like the „toilette" of the condemned prisoner to me — except perhaps worse, because certainty is less terrible than uncertainty); further waiting. I feel that people sh[oul]d not be told beforehand when an operation is to be, because then every second of delay becomes an eternity. Then after Edward was taken to the operating „theatre" — and the waiting for his return — how? — I thought it was hours, and it was really only little over half an hour. — Well, so far things are going fairly — and where there is life there is hope. — I write of all this at such length because I know you will like to hear. I at once sent a line to Natalie after the operation. There has been one help in all this trouble (and the material trouble of meeting these awful expenses is no small one) and that is the great sympathy and kindness I have found on all sides. And a letter that touched me more than any other (I dont count you, because that is different) was one from Singer. It was beautiful, and I shall never forget it. When you have an opportunity thank him for my sake. — 461
I am glad Laura has written to you. I will certainly send her your message, the more that I am always scolding her for not writing to our old friends. — Your „coincidences" were strange. I shall tell Edward about them to-morrow (I got your letter only this afternoon, and he was then too tired to be told) because he is always on the look-out for coincidences. And he will be delighted to hear you have written. He constantly talks of you, and is always asking if all is well with you. Ah! my dear old Library, if only we may all again have some good days at the Den! — It would not be possible to tell you many very interesting facts about the A[malgamated] S[ociety] E[ngineers]. Indeed, at present one cannot speak positively as to certain things: but we know them to be true.1 You know I am not of those who, when things for one reason or another, go wrong, cry out „nous sommes trahis". But here there was treachery — or something so like it that it comes to the same. Meantime the position is very complicated. By the 18th March it may be a little clearer.2 In any case I shall then give you (all being well) a full account. I had certain interesting facts — before they were known elsewhere — but I did not send to ,,V[orwarts]" as I knew they w[oul]d hardly be welcome. Since then they have partly appeared in the „Lab [our] Leader".3 Had you been free the ,,V[orwarts]" might have got news some days before it was published in England! What do you say to the Zola case! Are you allowed any French papers? — If it were not so very sad and tragic it would be a sidesplitting farce. — Did I tell you about the great success of our S.D.F. candidate at Burnley in December, and his return at the head of the poll for the School Board? Poor Edward (then already very ill) and I worked hard for him. And Dan Irving4 „ran" frankly as an S.D.F. man and on the (in Lancashire) very burning question of Child Labour. — Demanding, naturally, the protection of children from exploitation, even if the exploiters are the childrens' parents. I shall be deeply interested and so will Edward be in your Irving sketch. But remember that you have not seen Irving — unless you
1 S. femer Keir Hardie „The Lesson of York" in The Labour Leader vom 22.1. u. die Würdigung des Kampfes von Barnes in der gleichen Nummer, in der es u.a. heißt: „ . . . Surrounded by false or wavering colleagues, and still present a solid and unbroken front to the enemy . . ." 2 Der Tag an dem Liebknecht aus dem Gefängnis entlassen wurde. 3 S. hierzu u.a. den Artikel von Keir Hardie, „A costly lesson", mit der Schlußfolgerung: „Labour can only be represented by a Labour Party . . . And a Labour Party can be nothing else than a Socialist Party." The Labour Leader vom 5.2.1898. 4 Brief Nr. 272 und 273.
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have seen him in his magnificent Shakespearean creations. It is in these that he is supreme.5 — Now, my dear old Library, goodnight. I am too anxious to sleep much, and so it has been a pleasure more than ever to talk to you — even though it has to be so cold a talk as that of pen and ink. Not to mention that it must pass prison bars. I know you are thinking of us, dear, dear old Library. Whatever turn things take I will let you know. But one matter is certain: all that can be done is being done. Your TUSSY
Nach Maxim Kowalewski („Erinnerungen an Marx" in: Karl Marx, Eine Sammlung von Erinnerungen und Aufsätzen (Zürich, 1934), S. 214 u. 225) hatte sich Eleanor schon als junges Mädchen „für das Spiel Irvings in den ShakespeareDramen" begeistert. Auch Marx ging nach Kowalewski gern „ins Theater, um Salvini in der Rolle des Hamlet oder den von ihm unvergleichlich höher geschätzten Irving zu hören." Henry Irving (1838-1905) gehörte zu den bekanntesten englischen Schauspielern seiner Zeit. 5
276.
ELEANOR
MARX-A VELING
AN
NATALIE
LIEBKNECHT
6, Ethelbert Crescent, Margate. 1. 3.1898 My dear Natalie, I am ashamed not to have written for so long. But while Edward is up (i.e. lying on his chair-bed) I cant write freely, and then I am often too disheartened to write at all.1 You know, from my post-card, that we left the Hospital on the 17th Feb[ruary]. I had to get Edward taken in a carriage (we could not risk the changing about of cab and train) from the Hospital to Sydenham. The doctors all urged me to get Edward, as soon as possible to Margate. The air of Margate is wonderful, and people now come here even from America! I was here once with Mohr, after his serious illness, and Jenny in the spring of 1868. And I am here again now with Edward. For a week I looked after him alone — but the responsibility became too great, and now I have a good sturgeon (recommended by Heath, who operated on Edward, and 1 Am gleichen Tag schrieb Eleanor Marx an Frederic Demuth, mit dem sie ein besonders enges menschliches Verhältnis verband: „Es ist eine schlimme Zeit für mich. Ich fürchte, es ist wenig Hoffnung vorhanden, und die Schmerzen und Leiden sind groß. Warum wir so fortmachen, ist mir unverständlich. Ich bin bereit zu gehen und würde es mit Freuden tun. Aber solange er Hilfe braucht, bin ich verpflichtet zu bleiben." Bernstein, Aus den Jahren meines Exils, S. 178.
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oddly enough the old friend and fellow-student of Edward's brother!) — who helps. This surgeon now does the morning „dressing" of the wound — I did it alone before — while I do the evening one. It is a terrible business to one. It means forcing a syringe into the open wound and batting it out, squeezing it (the wound) from all sides. And then forcing by a sinus forceps a „plug" into the wound. You can think what pain this is to Edward, and how awful it is to have to do this. If I c[oul]d bear the pain how gladly I would! — After the morning „dressing" as soon as he feels strong enough, I get Edward into a „bath chair". Then back here, and after eating ihe eats, alas! nothing) and resting, weather permitting again the bath chair. One of the things that helps us both is that the time for our dear old Library's release is drawing near: Tell Library that in all his pain and suffering Edward never misses a day without saying „only . . days now for Library!" — I think Library will be glad to know that. You w[oul]d not know my poor Edward if you saw him now. He is a very skeleton and can hardly walk a few yards. He is — after the evening dressing — in bed now and asleep. But I said I sh[oul]d write and he sent his „dear love to Library and Natalie". Sometimes I hardly know how I shall hold on! It is not only the awful anxiety, but the actual material difficulties.2 Our joint income is (for London) very small and my present expenses are enormous. — Doctors, chemists' bills, „chairs" for going out, and so forth, added to the home that must be kept up — all this means a great deal. — I speak so frankly, because I know you will understand. — Meantime we both look forward to March 18th, and Edward wants Library to know that — if he is living still — he will drink Library's health in a glass of the General's port.3 Your TUSSY
P.S. I re-open my letter. I have just had wonderful help — when I was almost in despair — from that best and truest of friends — Singer. I dont know how I can thank him. Dear Natalie, thank him for me, and tell him I am more than grateful. TUSSY
2 Wie Bernstein berichtet, hatte Aveling seine Frau einige Monate zuvor „durch plötzliches Verschwinden und den Verkauf ihrer Sachen über ihren Kopf hinweg in die größte Verzweiflung und Angst versetzt." Ebd., S. 177. 4 Am 18. März, dem Jahrestag der Berliner 48er Revolution und der Pariser Kommune, wurde Wilhelm Liebknecht aus der letzten Gefängnishaft seines Lebens entlassen. S. hierzu das Grußwort des Vorwärts, Anhang, S. 489 f.
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277.
ELEANOB
MABX-AVELING
AN W I L H E L M
LIEBKNECHT
6, Ethelbert Crescent, Margate, 16. 3.1898 Dear, dear old Library, In a very few hours now you will be free, and it is good to know that this letter will find you in your home. We shall be with you all on Friday, and with all our heart we wish we could be with you in the flesh as well as the spirit. Our love to you, dear old Library, and Welcome home! Your TUSSY EDWABD
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ANHANG
2. KAPITEL Der von Engels am 15. 2.1872 (Brief Nr. 67) erwähnte Briefwechsel Stefanoni-Liebknecht befindet sich in den noch unveröffentlichten Archivbeständen des I.I.S.G., Amsterdam. Union Internationale de la Démocratie Humanitaire Solidarité - Justice - Vérité. An die geehrte Rédaction des „Volksstaates" in Leipzig
Neapel, 28 Nov. 1871
Geehrter Herr, Wir sind so frei, Ihnen den Entwurf eines Statuts der sich constituirenden Allgemeinen Gesellschafft der Freidenker zur Ansicht zu schicken, mit der Bitte denselben in Ihrer geschätzten Zeitung einer gründlichen Prüfung zu unterwerfen. Auf radical-socialistischem Boden fussend, hat die Gesellschafft zum Zweck den endgültigen Sieg der unterdrückten Arbeit über das priviligerte Capital, der Wahrheit über die Lüge herbeizuführen, und der Aufgabe der internationalen Arbeiter Vereine — moralischen Beistand zu leisten. Jede grosse Bewegung, die das Ziel der Emanzipation des Geistes Verfolgt, muss internationalistisch organisirt werden; damit ist das Verhältniss der Allgemeinen Freidenker-Gesellschafft bezeichnet: die Mittel sind verschieden das Ziel ist eins: die völlige Befreiung des Menschen nach allen Seiten hin: materieller, intellektueler und moralischer, um den Bruderbund der Volksstaaten, deren Leben und Entwicklung durch Freiheit und Gerechtigkeit geleitet würde wo möglichst rascher ins Leben zu rufen. Für das Comité STEFANONI LUIGI
[2. Unterschrift unleserlich.] P.S. Gefälligste Antwort und Adhesionen sind an die Direction der Zeitung „Libero Pensiero" Florenz (Firenze) zu adressiren. Dabei ist zu bemerken, dass solche Adhesionen, (da der Entwurf dem in Rom einberufenen Congress zur Discussion vorgelegt werden wird) keine besondere Obligation impliciren, sondern nur die Bedeutung einer Zustimmung in Allgemeinen haben. Jede gerechte Kritik ist dem Comité willkommen.
469
II
Libero Pensiero Giornale Dei Razionalisti An die Redaction des „Volksstaates".
Neapel 17 Dec.
Da wir keine Antwort auf unseren Brief vom 29 Nov. (wo wir Ihnen die Bildung einer Allgemeinen Freidenker Gesellschaft mittheilten) erhalten, noch irgend eine Bemerkung pro oder contra den Entwurf des Statutes, den wir Ihnen zuschickten, in Ihrer werthen Zeitung gefunden haben, so erlauben wir uns die Anfrage: ob überhaupt unsere Sendung in Ihre Hände gekommen ist? Sollte es der Fall sein, dass dieselbe verloren sei, so werden wir ein neues Exemplar des Statuts zuschicken. Mit grosser Freude haben wir den Aufruf zu Gunsten Feuerbach's, des grossen Denkers Ihrer Nation, dessen Werke der ganzen Menschheit zum Nutzen kamen, gelesen. Die Freidenker Italiens eröffnen auch eine Subscription zu diesem Zwecke. Vor Ende des Jahres soll ein von seiner besten Werken: Vorlesungen über das Wesen der Religion in italienischer Uebersetzung erscheinen. — Mit socialdemocratischem Gruss L . STEFANONI
[2. Unterschrift unleserlich.]
II Libero Pensiero Giornale Dei Razionalisti An die geehrte Redaction des Volksstaats.
3 Jan. 1872
Hochgeehrter Herr, Wir beeilen uns Ihr werthes Schreiben vom 28 Dez. zu beantworten. Sie können doch keinen Zweifel darüber haben, dass das Wort „Freidenker" — Libero Pensatore — für uns gleichbedeutend mit Atheist ist, dass das Wort „Razionalist" in Italien einen anderen, viel weiteren Sinn hat, wie in Deutschland; Unser Organ der Razionalisten „der Libero Pensiero" (der freie Gedanke) steht vollständig auf demselben materialistischen Boden, wie Sie es betonen; wegen dieser atheistischen Principien — (dass jede Religion sublimirter Aberglaube ist, dass es weder eine erste Ursache der Dinge noch eine absolute Moral vorhanden sey) — hat der „Libero Pensiero" harten Kampf mit Mazzini auszustehen. Es freut uns zu hören, dass die deutsche Socialdemocratie die consequenteste in dem InternationalArbeiter-Vereine ist; wir haben es immer als inconsequent betrachtet, dass die religiöse Frage mit zu grosser Schonung von den Leitern der Inter-
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nationalen behandelt wurde und hofften immer, dass die logische N o t wendigkeit der Dinge die alle Socialdemocraten in das atheistische Lager herüberführen wird. Das ist auch der Hauptzweck der „Allgemeinen Freidenker Gesellschafft". Wir schicken Ihnen nochmals die Statuten, eigentlich den Entwurf der im „Libero Pensiero" (die No. vom 2. Nov., Seite 280) gedruckt war, denn die definitiven Statuten, die provisorisch von Garibaldi gutgeheisst, werden nur durch den Congress, der in Rom stattfinden soll, redactirt und bestätigt. Es laufen an das promotorische Comité viele Bemerkungen ein, die berücksichtigt werden müssen. So werden die Art. 19 u. 20 geändert. — Mit socialdemocratischem Gruss Für das promotorische Comité STEFANONI
LUIGI
[2. Unterschrift unleserlich.]
Hn. Stefanoni zu Florenz Mein Herrl Wie ich soeben erfahre, hat Ihr Blatt nicht nur wiederholt Angriffe auf die Internationale Arbeiterassoziation gebracht, sondern auch in Nr. 1 und Nr. 4 d.J. die schmutzigen Polizeiinfamieen des Berliner „Neuen Sozialdemokrat" über den Generalrath der Internationalen Arbeitersassoziation, namentlich Karl Marx übersetzt und adoptirt. Da die Veröffentlichung meines vorigen Briefs an Sie in Nr. 3 des Libero Pensiero geeignet, vielleicht darauf berechnet ist, die Vermuthung zu erwecken, ich billige dieses Vorgehen, so fordere ich Sie hiermit formell auf, Ihren Lesern zu erklären, daß ich jede Gemeinschaft mit Männern zurückweisen muß, die der Europäischen Polizei in ihrer Hetzjagd auf die Internationale Arbeiterassoziation Handlangerdienste leisten und — gleichgültig ob bewußt oder unbewußt — das Spiel der Herren Bismarck und Bonaparte spielen. Indem ich Ihnen noch mittheile, daß die Delegirten der Chemnitzer Landesversammlung, deren in meinem von Ihnen veröffentlichten Brief erwähnt ist, einstimmig sich für den Londoner Generalrath ausgesprochen haben, schließe ich mit dem Bemerken, daß eine Abschrift des gegenwärtigen Briefs meinem Lehrer und Freund Karl Marx zu beliebigem Gebrauch übersandt wird. Leipzig, den 20. Febr. 1872 W.
LIEBKNECHT
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4. KAPITEL Die in Engels Schreiben an Liebknecht vom 10. 5.1883 (Brief Nr. 152) angeführten Briefe von Lafargue an Liebknecht befinden sich im Archiv des I.I.S.G., Amsterdam. Sie wurden zwischen der Verurteilung Lafargues und dem Antritt seiner Haft in St. Pélagie verfaßt. Mon cher Liebknecht,
Paris, 2.5.83.
Vous avez du apprendre que le jury de Moulins avait été assez bon pour rapporter un verdict négatif sur deux chefs d'accusation pesant sur nous et pour nous accorder des circonstances atténuantes quant au troisième; notre peine a donc été reduite de 2 ans à 6 mois de prison et de trois mille francs d'amende à cent francs. Dès que le parquet nous signifiera l'époque à laquelle nous devrons purger notre condamnation, c'est-à-dire entrer au prison, je vous le ferai savoir, pour vous signifier de vous mettre en condition de purger votre condamnation volontaire et de nous envoyer la bière, qui doit nous tenir en santé et en joie. — Je vous ai envoyé il y a une quinzaine de cela, un article sur la petite propriété et un autre de Guesde sur le parti ouvrier, les avez-vous reçus — Faites moi parvenir quelques numéros de votre revue. Amitiés à Bebel; bien à vous P . LAFARGUE.
Mon cher „servant d'amour"
Paris, 19.5.83.
que vous êtes lent à répondre. Je suis heureux d'apprendre que les deux articles vous sont parvenus — Je vous prie de faire passer le plus tôt possible l'article de Guesde; le pauvre garçon a besoin d'argent. Nous rentrons à Ste Pélagie le 21 courant; donc envoyez la bière. Envoyez-moi quelques numéros de votre revue. Nos amitiés P . LAFARGUE.
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Engels Ausführungen in seinem Brief vom 29. December 1884 (Brief Nr. 155) wurden in Liebknechts Leitartikel „Zur Dampfersubvention" (Sozialdemokrat von 5.1.1885) teils wörtlich, teils sinngemäß wieder-
Zur Dampfersubvention Allseitig wird zugestanden, daß es sich bei der Dampfersubvention nicht um eine Prinzipienfrage im strengen Sinne des Wortes handle. Die verschiedenen Parteien des Reichstags, mit Ausnahme der rein gouvernementalen, die nach Befehl abstimmen, haben deshalb auch sämmtlich ihren Mitgliedern die Abstimmung „freigegeben", das heißt Jedem erlaubt, so zu stimmen, wie er für gut hält. Wie unseren Lesern bekannt, hat die sozialdemokratische Fraktion einen ähnlichen Beschluß gefaßt. Dieser Beschluß hat nun unter den Genossen des In- und Auslandes ein gewisses Aufsehen erregt und eine sehr verschiedenartige Beurtheilung gefunden. Hier und da hat man sogar eine Verletzung der Kopenhagener Kongreßresolution, welcher der Fraktion in allen Prinzipienfragen geschlossene Abstimmung zur Pflicht macht, in jenem Beschlüsse zu erblicken geglaubt. Allerdings mit Unrecht, denn — was schon bemerkt — um eine Prinzipienfrage im strengeren Sinn des Wortes handelt es sich hier nicht. Wir halten es unter gewöhnlichen Verhältnissen aus taktischen Gründen nicht für zweckmäßig, daß derartige Beschlüsse vor der Ausführung im Parteiorgan diskutirt werden. Allein im vorliegenden Fall liegt zwischen dem Beschluß und der Ausführung ein so großer Zeitraum, daß unbeschadet der Parteiinteressen eine öffentliche Besprechung, vorausgesetzt, daß sie ganz sachlich ist, nichts schaden kann. Und sachlich werden wir sein. Ja eigentlich blos referirend. Zunächst sei konstatirt, daß gerade gegen die getheilte Abstimmung sich besonders ernste Bedenken erheben: wo bleibe da, fragt man, die gerühmte Einheit der Partei? Und man erinnert an den üblen Eindruck, den seinerzeit das getheilte Abstimmen gelegentlich der Schutzzölle hervorbrachte. Es ist das ein Punkt, der auch von den Abgeordneten sicher wohl erwogen worden ist und wohl auch noch erwogen werden wird. Ferner wird geltend gemacht, daß die Dampfersubvention ja ein Stück Bismarck'scher Sozialreform sei, und die Partei mindestens ebensoviel Gründe habe, gegen dieses Stück Sozialreform zu stimmen, wie weiland gegen das Krankenkassengesetz und gegen das Unfallversicherungsgesetz. Durch die „Staatshilfe" dürfe man sich nicht blenden lassen, denn es sei ja blos Staatshilfe für die Reichen, denen sowieso genug und zuviel Staatshilfe zufließt. Wir wollen dies nicht näher erörtern, denn das ist gerade der streitige Punkt. Daß der Löwenantheil der besitzenden Klasse zugedacht ist, das wird gewiß von keinem unserer Abgeordneten in Zweifel gezogen, allein manche sind der Ansicht, dem Handel und der Industrie, und damit indi-
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rekt auch den Arbeitern, würden durch die Dampfersubvention Vortheile verschafft, die nicht von der Hand zu weisen seien. Erwähnt sei hier, daß die Abgeordneten, welche sich der Vorlage gegenüber nicht a limine — von vornherein — ablehnend verhalten, keineswegs an eine unbedingte Gutheißung und Bewilligung denken, sondern ihre Zustimmung erst von Garantien abhängig machen, welche die Regierung sowohl in politischer als in ökonomischer Beziehung zu geben hat. Und das bringt uns zu einem Vorschlag, welchen einer unserer bewährtesten und kompetentesten Parteigenossen macht — ein Vorschlag, der vielleicht zu einer Verständigung innerhalb der Fraktion führen könnte. „Will", so schreibt unser Genosse, „will die Fraktion sich nicht einfach ablehnend verhalten, so kann sie nach meiner Meinung zu dieser Staatshilfe für die Bourgeoisie, die möglicherweise (was freilich erst zu beweisen) den Arbeitern indirekt zu Gute kommen kann, nur dann ihre Einwilligung geben, wenn ebensolche Staatshilfe für die Arbeiter zugesichert wird. ,Gebt Ihr uns 4-5 Millionen jährlich für Arbeitergenossenschaften (nicht Vorschuß, sondern Schenkung, wie für die Rheder), dann lassen wir mit uns reden. Gebt Ihr uns Garantien, daß in Preußen die Domänen statt an Großpächter oder an Bauern, die ohne Taglöhnerarbeit existenzunfähig sind, an Arbeitergenossenschaften ausgepachtet werden sollen, daß öffentliche Arbeiten an Arbeitergenossenschaften statt an Kapitalisten verdungen werden, gut, wir wollen ein Uebriges thun. Wenn nicht, nicht.' ,Wenn die Fraktion solche Vorschläge macht, wofür natürlich die richtige Form gefunden werden muß, dann wird Niemand den sozialdemokratischen Abgeordneten vorwerfen können, sie vernachlässigten über der Zukunft die gegenwärtigen Bedürfnisse der Arbeiter." Wir glauben, das ist ein sehr beachtenswerther und sehr praktischer Vorschlag. W. L.
Aus der von Engels am 25. 2.1886 (Brief Nr. 161) erwähnten Korrespondenz Kautsky-Quarck (I.I.S.G., Amsterdam), die mit einem Abbruch der Beziehungen endete, soll an dieser Stelle der erste, von Quarck an Kautsky gerichtete Brief vom 14.1.1886 wiedergegeben werden: Herrn Karl Kautsky Zürich.
Rudolstadt i.Thür[ingen] 14.1.[18]86
Lieber Herr Kautsky! Schon lange trug ich den Gedanken mit mir herum Deville's trefflichen französischen Auszug aus Marx „Kapital" ins Deutsche zu übersetzen: da zündete Ihre neuliche Notiz in der „Neuen Zeit". Ich schrieb an H. De-
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ville um seine Autorisation, bekam gestern durch ihn ein französisches Exemplar seiner Schrift, war hocherfreut über dieses Zeichen und setzte mich sofort mit Meißner in Hamburg wegen des Vertrages in Verbindung — da trifft eben nachträglich ein Brief Deville's ein, in welchem er mir mittheilt, daß er mir die Autorisation mit Freuden gäbe, wenn er nur wüßte, daß Sie von derjenigen, welche er Ihnen vor nunmehr bereits 2 Jahren ertheilt, keinen Gebrauch machten. Aber er habe nie wieder Etwas von Ihnen gehört, und Sie würden deshalb, wenn ich mich mit Ihnen ins Einvernehmen setzte, mir die Uebersetzung gern überlassen. In dieser hohen Hoffnung schreibe ich denn auch sofort mit wendender Post an Sie, lieber Herr Kautsky. Anbei folgt ein Heft „Deutsche Worte" als Beleg dafür, wie ich bereits Deville übersetzte. Ich habe alle meine schriftstellerischen Hoffnungen der < l e t z t > nächsten Monate auf die Uebersetzung gebaut, die mich wieder ein Stück weiter über bedrängte materielle Verhältnisse und ein Stück im Studium von Marx weiter zugleich fördern sollte! Nehmen Sie mir mit Bernstein dieß nicht weg! Sie Beide können leicht und großmüthig auf die Uebersetzung verzichten, die ich übrigens vor dem Druck erst Engels oder Ihnen vorlegen werdel Theilen Sie mir, ich bitte herzlich, umgehend Ihre freundliche Entschließung mit! Ihr ergebener Dr.
QUARCK
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5. KAPITEL Die von Liebknecht in seinem Brief an Engels vom 2 6 . 1 0 . 1 8 8 9 (Brief Nr 193) erwähnten Briefe Lafargues befinden sich im I.I.S.G., Amsterdam: 16. Jan. 1889 Si Boulanger sort vainqueur et c'est probable: l'imbécile Floquet sera obligé de démissionner; les opportunistes et les radicaux, pris de peur, supprimeront le scrutin de liste; ils attendent le résultat des élections du 27 pour prendre une décision à ce sujet. L'élection Boulanger bouleversera les sphères gouvernementales et contribuera à disloquer la république parlementaire. De graves événements se préparent en France: la nation entière est mécontente, elle ne veut plus des opportunistes et des radicaux; et elle témoigne sa haine du régime actuel tantôt par des élections boulangistes, tantôt par des élections socialistes, comme celle de Pyat à Marseille et de Cluseret dans le Var, qui était le département électoral de Clémenceau. — Les prétendus socialistes qui, comme les possibilistes, se mettent au service des radicaux de gouvernement désertent la cause du socialisme et passent à la réaction. Ils le comprennent, aussi ils considèrent comme leurs plus grands ennemis les socialistes révolutionnaires...
2.2.1889 „ . . . Vous avez appris la victoire écrasante de Boulanger: n'allez pas vous imaginer que c'est une manifestation du patriotisme français. L'élection de Boulanger est une protestation contre la république parlementaire, qui n'a su tenir aucune des promesses des programmes électoraux, ni réaliser aucune réforme. Les radicaux de gouvernement et les opportunistes n'ont su que s'emplir les poches par des tripotages honteux. — Nous approchons d'une crise révolutionnaire et le Boulangisme est un signe avant-coureur de la débâcle du parlementarisme."
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7. KAPITEL Über die Erlebnisse der Töchter von Marx in Bagneres de Luchon unterrichtet ein ausführlicher Leserbrief von Jenny Marx in Woodhull 6- Claflin's Weekly vom 21. Oktober 1871. Da die betreffende Nummer nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden ist, wird der Text nach einem in der Library of Congress in Washington vorhandenen Mikrofilm wiedergegeben: Karl Marx
London, N.W., September 23, 1871
Mesdames: I have the honor to send you, for insertion in your Weekly — if you judge the contribution sufficiently interesting for your readers — a short relation of my daughter Jenny on the persecutions she and her sisters, during their stay at Bagn6res de Luchon (Pyrenees), had to undergo at the hands of the French Government. This tragico-comical episode seems to me characteristic of the Republic-Thiers. The news of my death was concocted at Paris by the Avenir Liberal, a Bonapartist paper. Since Sunday last a private Conference of the delegates of the International Workingmen's Association is sitting at London. The proceedings will terminate to-day. With my best thanks for the highly-interesting papers you had the kindness to send me, I have the honor, Mesdames, to remain, Yours most sincerely KARL
MABX
To the Editor of Woodhull & Claflin's Weekly: Madame: The following private letter (originally written to a friend) may serve the public interest, if by means of it some light is thrown upon the arbitrary proceedings of the present French Government, who, with supreme contempt for personal security and liberty, do not scruple to arrest foreigners, as well as natives, on altogether false pretences: • • * Monsieur Lafargue, my brother-in-law, his wife and children, my youngest sister and myself, had spent the months of June and July at Bagnäres de Luchon, where we intended remaining until the end of September. I hoped, by a prolonged stay in the Pyrenees, and by a daily use of the mineral waters for which Luchon is famous, to recover from the effects of a severe attack of pleurisy. Mais dans la Republique-Thiers lTiomme propose et la police dispose. On the first or second day in August, M. Lafargue was informed
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by a friend that he might daily expect a domiciliary visit of the police, when, if found, he would surely be arrested, on the pretext that he had paid a short visit to Paris during the time of the Commune, had acted as emissary of the International in the Pyrenees, and last, but not least, because he is the husband of his wife, consequently the son-in-law of Karl Marx. Knowing that under the present government of lawyers the law is a dead letter, that persons are continually locked up, no reason whatever being assigned for their arrest, Mr. Lafargue follows the advice given him, crosses the frontier, and settles down at Bosost, a small Spanish town. Several days after his departure, on the 6th of August, Mad. Lafargue, her sister Eleanor and I visit M. Lafargue at Bosost. Mad. Lafargue, finding that her little boy is not well enough to leave Bosost on the same day (she was very anxious on the child's account, having lost his brother a few days before), resolved to remain with her husband for a day or two. My sister Eleanor and I therefore returned alone to Luchon. Without accident we succeeded in getting along the rugged Spanish roads, and safely reached Fos. There the French custom house officials ask us the usual questions and look into our carriage to see whether there are any contraband goods. As we have nothing but our cloaks with us, I tell the coachman to drive on, when an individual — no other than the Procureur de la Republique, M.le Baron Desagarre — steps forward, saying: „In the name of the Republic, follow me". We leave our carriage and enter a small room, where we find a forbidding-looking creature — a most unwomanly woman — waiting to search us. Not wishing to let this coarselooking person touch us, we offer to take off our dresses ourselves. Of this the woman will not hear. She rushes out of the room, whither she soon returns, followed by the Procureur de la République, who in the most ungentlemanly manner thus apostrophizes my sister: „If you will not allow this woman to search you, I shall do so." My sister replies: „You have no right to come near a British subject. I have an English passport." Seeing, however, that an English passport does not count for much, that the bearer of such a passport does not inspire M.le Baron Desagarre with much respect, for he looks as though he were in good earnest ready to suit his actions to his words, we allow the woman to have her way. She unpicks the very seams of our dresses, makes us take off even our stockings. I fancy I can still feel her spider-like fingers running through my hair. Having only found a newspaper on me and a torn letter on my sister, she runs with these to her friend and ally, M.le Baron Desagarre. We are reconducted to our carriage — our own coachman, who had acted as our „guide" during our whole stay in the Pyrenees, and had grown much attached to us, is forced away, replaced by another coachman, two officers are installed in the carriage opposite us, and thus we are driven off, a cart-full of custom-house officers and police agents following us. After a time, finding, no doubt, that after all we are not such very dangerous characters, that we do not make any attempts to murder our sentinels, our escort is left behind and we remain in the charge of the two officers in the carriage. Thus guarded, we are driven through village after village, through St. Beat,
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the inhabitants of which comparatively large town collect in crowds, evidently taking us to be thieves, or, at least, smugglers. At 8 o'clock, thoroughly tired out, we arrive at Luchon, cross the Quinconces, where hundreds of people are assembled to listen to the band, it being Sunday and the height of the season. Our carriage stops before the hotel of the Prefect, M.le Comte de Keratry. That personage not being at home, still guarded, we are kept waiting before his door for at least half an hour. At length orders are given for us to be taken back to our house, which we find surrounded by gendarmes. We at once go upstairs, wishing to refresh ourselves by washing our faces (we had been out since five o'clock in the morning), but as a gendarme and an agent in plain clothes follow us even into our bedroom, we return to the drawing-room, unrefreshed, to await the arrival of the Prefect. The clock strikes nine, ten; M. de Keratry has not come — he is listening to the band on the Quinconces, and, we hear, is determined to stay until the last chord of the music has died away. Meanwhile, quantities of mouchards drop in; they walk into the room as if it were their own and make themselves quite at home, settling down on our chairs and sofa. Soon we are surrounded by a motley crowd of police agents, which devoted servants of the Republic, it is easy to see, have served their term of apprenticeship under the Empire — they are masters of their honorable calling. They have recourse to impossible tricks and dodges to inveigle us into a conversation, but, finding all their efforts to do so are vain, they stare at us as only „professionals" can stare, until, at half-past ten, the Prefect puts in an appearance, flanked by the Procureur General, M. Delpech, the Juge d'Instruction, Juge de Paix, the Commissaires of Toulouse and Luchon, etc. My sister is told to step into an adjoining room; the Commissaire of Toulouse and a gendarme accompany her. My interrogatory commences. I refuse to give any information concerning my brother-in-law and other relatives and friends. With regard to myself, I declare I am under medical treatment, and have come to Luchon to take the waters. For more than two hours M. de Keratry by turns exhorts, persuades and at length threatens me, that if I choose to persist in my refusal to act as a witness, I shall be looked upon as an accomplice. „To-morrow", he says, „the law will compel you to give your deposition on oath, for, let me tell you, M. Lafargue andi his wife have been arrested." At this I felt alarmed, because of my sister's sick child. At length my sister Eleanor's turn comes. I am ordered to turn my back while she speaks. An officer is placed in front of me lest I should attempt to make some sign. To my annoyance I hear my sister is being led by degrees to say yes or no to the numberless questions put to her. Afterward I found out by what means she had been made to speak. Pointing to my written declaration, M. de Keratry (I could not see his gestures, my back being turned), affirmed the contrary of what I had really said. Therefore, anxious not to contradict me, my sister had not refuted the statements said to have been made by me. It was half-past two before her examination was ended. A young girl of 16, who had been up since five A.M., had traveled nine hours on an intensely hot day in August, and only taken
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food quite early at Bosost, cross-examined until half-past two in the morning! For the rest of that night the Commissaire of Toulouse and several gendarmes remained in our house. W e went to bed, but not to sleep, for we puzzled our heads as how to get a messenger to go to Bosost to warn M. Lafargue, in case he had not yet been arrested. We looked out of the window. Gendarmes were walking about in the garden. It was impossible to get out of the house. We were close prisoners — not even allowed to see our maid and landlady. On the following day, landlady and servants were examined on oath. I was again questioned for more than an hour by the Procureur General, M. Delpech, and the Procureur de la République. That tongue-valiant hero, M.le Baron Desagarre, read long extracts to me, pointing out the penalties I am liable to incur by persisting in my refusal to act as witness. The eloquence of these gentlemen was, however, lost on me. I quietly but firmly declared my resolution not to take the oath, and remained unshaken. My sister's examination only lasted a few minutes this time. She also resolutely refused to take the oath. Before the Procureur General left us, we asked for permission to write a few lines to our mother, fearing the news of our arrest might get into the papers and alarm our parents. W e offered to write the letter in French, under the very eyes of M. Delpech. It was only to consist of a few sentences, such as we are well, etc. The Procureur refused our request, on the pretext that we might have a language of our own; that the words — we are well — might convey some hidden meaning. These magistrates outdid Dogberry and Verges. The following is another instance of their utter imbecility: Having found, as our maid told us, a quantity of commercial letters, belonging to M. Lafargue, in which reference was made to the exportation of sheep and oxen, they exclaimed: „Oxen, sheep, intrigues, sheep-Communists, oxen-Internationals". For the remainder of that day and night we were again committed to the care of several gendarmes, one of whom even sat opposite us while we were dining. On the following day, the 8th, we had a visit from the Prefect and a person whom we supposed to be his Secretary. Of this interview a most inaccurate and fantastical account appeared in the France and was from thence transferred into a great number of other papers. But to return to the Prefect. M. de Keratry, after making a very lengthy preface, informed us most blandly that the authorities had been mistaken; that it had been found that there was no foundation for the charge made against M. Lafargue, who was innocent, and therefore at liberty to return to France. „As for your sister and yourself", said M. de Keratry, thinking, I suppose, that a bird in the hand is worth two in the bush. „There is much more against you than against M. Lafargue" (thus we were being suddenly transformed from witnesses into the accused), „and in all likelihood you will be expelled from France. However, an order from the government for your liberation will come in the course of the day". Then, assuming a paternal tone, he said,
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„Anyhow, let me advise you to moderate your zeal in the future, ,pas trop de zèle!' " — Upon which the supposed secretary said abruptly. „And the International, is the association powerful in England?" „Yes", I answered, „most powerful, and so it is in all other countries." „Ah", exclaimed M. de Keratry, „the International is a religion!" Before he made his exit. M. de Keratry once more assured us, on his word of honor, that Paul Lafargue was free, and asked us at once to write to Bosost to tell him so, and to invite him to return to France. Now, I fancied I could see the red ribbon of the Legion d'Honneur adorning the buttonhole of De Keratry, and as I have a notion that the honor of the Knights of the Légion d'Honneur must be something very different to the honor of common mortals, I thought it best to be prudent, and so instead of advising M. Lafargue to return to Luchon, I intended to do the contrary, and begged of a friend to send him the means wherewith to travel further into Spain. Followed about by our shadows, the gendarmes, we waited in vain for the promised order for our release. At 11 o'clock at night, the Procureur de la République walked into our room; but instead of bringing us the order for our liberation, M. Desagarre asked us to get ready a trunk and to follow him into „une maison particulière". I knew this proceeding was illegal — but what could we do? There were only a few women in the house with us, whereas the Procureur was accompanied by several gendarmes. Therefore, not wishing to afford the cowardly bully, M. Desagarre, the satisfaction of using brute force, we gave orders to our weeping maid to get ready our dresses, etc., and having attempted to console the daughter of our landlady by telling her we should soon return, we got into a carriage occupied by two gendarmes, in the dead of night, in a strange country, to be taken whither we knew not. The gendarmerie barracks proved to be our destination; a bedroom having been shown us, our door having been duly barricaded outside, we were left alone. In this place we remained the following day until past five o'clock, when, determined to know what all this meant, I desired to have an interview with the Prefect. M. de Keratry came, I asked him how it was we had been taken to the gendarmerie after he had promised us our liberty. „Thanks to my intercession", answered he, „you have been allowed to spend the night at the gendarmerie. The government (M. Thiers) would have sent you to the prison of St. Godins, near Toulouse". Then M. de Keratry handed me a letter containing 2,000 francs, which had been sent to M. Lafargue by his banker at Bordeaux, and which he, M. de Keratry, had hitherto detained; declared we were free, were not to be expelled from France, but, like Mr. Lafargue, at liberty to remain in he country. This time we were imprudent enough to inform Mad. Lafargue of what M. de Keratry had said with regard to her husband. On the 10th we received a laissez-passer to go over to Spain, but our English passport was not returned us. During ten days we applied for it in vain. M. de Keratry wrote he had sent it to Paris, and could not get it back, though he had repeatedly written for it-
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We now saw we had only been turned out of the small gendarmerie of Luchon to be locked up in that great gendarmerie, the Republic-Thiers. We were still prisoners. Without a passport there was no getting out of France, in which country we were evidently to be kept, until some event or other should afford a pretext for again arresting us. The police organs of Toulouse were daily accusing us of acting as emissaries of the International on the French and Spanish frontiers. „But," added they, „the Prefect is taking energetic measures in order to reassure (pour rassurer) the inhabitants of the Haute Garonne". Now, it is true, a laissez-passer to go over into Spain had been given us, but the experience of Mad. Lafargue in that country was not of a nature to encourage us to seek a refuge in the land of El Cid. The facts we learned from Madame Lafargue carry us back to the 6th of August. I mentioned above that our coachman had been compelled to leave us at Fos. Whereupon M. Desagarre, the Procureur de la République, and several „gentlemen" of the police, attempted to persuade him, in the most plausible manner, to return to Bosost, and on false pretences to get M. Lafargue to go to Fos. Fortunately an honest man is more than a match for half a dozen police agents. The shrewd young fellow guessed there was some trick at the bottom of all this glib talk, and flatly refused to fetch M. Lafargue; consequently gendarmes and douaniers, with the Procureur at their head, set out on an expedition to Bosost. M.le Baron Desagarre, whose discretion is the better part of his valor, had previously declared he would not go to Fos to capture M. Lafargue without a sufficient escort; that he could do nothing with one or two gendarmes against a man like M. Lafargue, most likely given to the use of firearms. M. Desagarre was mistaken — not a bullet, but kicks and cuffs were reserved for him. On his return from Bosost he attempted to interfere with peasants celebrating their village feast. The brave mountaineers, who love their freedom as much as their own mountain air, gave the noble Baron a sound thrashing, and sent him about his business, a sadder if not a wiser manl But I am anticipating. I was saying that M. Desagarre and his followers started for Bosost. They soon reached that town, and soon found out the hotel at which the Lafarques were staying, for the inhabitants of Bosost only possess two hotels, or rather inns. They are not yet sufficiently civilized to have the orthodox number of public houses. Now, while M. Desagarre is standing before the front door of the Hotel Masse, M. Lafargue, aided by his good friends, the peasants, gets out of the house by the back gate, climbs the mountains and escapes along paths known only to guides, goats and English tourists — all the regular roads being guarded by Spanish carabiniers. The Spanish police had enthusiastically taken up the cause of their French brethren. Madame Lafargue is made to feel all the blessings arising from the International Association of the police. At 3 o'clock in the morning her bedroom is suddenly broken into, and in rush four Spanish officers, with their carabines pointed to the bed in which she and her child are sleeping.
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The poor sick baby, suddenly awakened, frightened, begins to scream; but that doesn't prevent the Spanish officers from looking in every hole and cranny of the room for M. Lafargue. Finally, convinced that their prey has escaped them, they declare they will carry off Madame Lafargue. At this the master of the hotel — a most worthy man — interferes, saying he is sure the Spanish government will not accord the extradition of a lady. He was right. Madame Lafargue was allowed to remain at Bosost, but was ever after subjected to the annoyance of being followed about by police agents. At the hotel a troop of spies established their headquarters. One Sunday even the Prefect and the Procureur de la République took the trouble to travel all the way from Luchon to Bosost for the purpose of seeing Madame Lafargue. As, however, they did not succeed in satisfying their curiosity, they consoled themselves by playing at rouge et noir, which, together with baccarat, forms the only serious occupation of the petits gars from Versailles, now staying at the Pyrenees. But I must not forget to explain how it was that M. de Keratry had not succeeded in seeing Madame Lafargue. The fact is, that a French peasant from Luchon had informed some Spanish friends of his at Bosost of M. de Keratry's intended visit, and they, of course, at once warned Madame Lafargue. The French and Spanish population of the Pyrenees form a league, offensive and defensive, against their respective governments. In our case they acted as spies upon the official spies of the Prefect — though repeatedly stopped at the French frontiers, they were untiring in their attempts to bring us news. At length M. de Keratry gave orders to the effect that no one, not even guides, should be allowed to cross over to Bosost, unless provided with a proper pass. This measure, of course, did not prevent our having messages brought us as heretofore; it only served to embitter still more the peasants of the Pyrenees, already so hostile to the rurals of Versailles. In other parts of France I have since heard that the peasants are quite as much opposed to their so-called representatives, the governing rurals. M. Thiers fulfills a great revolutionary mission! By means of his prefects, priests, gardes champêtres and gendarmes he will before long provoke a general rising of the peasantry! Of M. Lafargue's escape Madame Lafargue had informed us a few days after our release from the gendarmerie. Later on, we heard from a native of Bosost that M. Lafargue had been arrested at Huesca, and that the Spaniards had made the offer of his extradition to the French government. On the very day we received this news our English passport was returned us by the Juge de Paix. So, in order to put an end to the state of anxiety in which we knew Madame Lafargue must be placed, tied down as she was to Bosost by her sick child, not knowing what had become of her husband, we at once made up our minds to travel to Huesca, in order to beg the Governor of that district to let us know the real intentions of the Spanish government with respect to M. Lafargue. On reaching S. Sebastian we
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heard of our joy that M. Lafargue had been set at liberty. So we immediately returned to England. I cannot conclude this letter without giving a short sketch of the treatment to which Madame C —, our landlady, and the servant were subjected on the 6th of August, during our absence; for, compared with them, we had always been treated with great courtesy. At 11 o'clock in the morning, the Prefect, Procureur General, Procureur de la République, etc., made a raid upon our house. Enraged at not being able to lay hands on M. Lafargue, they vented their wrath on Madame C —, an invalid, suffering from heart disease in an advanced stage, and upon our maid. That poor girl was treated most roughly, because she would not tell where her master had gone. This, the Prefect, however, succeeded in learning from a boy, employed by Madame C — as gardener, and whom he straightway sent up to Fos, there to lay in wait for us behind a hedge, in order to give warning of our arrival to the Procureur de la République & Co. If, during his campaign against the Prussians, M. de Keratry had employed the same art of protecting his flanks and rear from surprise, of surprising detachments of the enemy by establishing videttes and sending out scouts, things would have gone better in Brittany — that is to say, if one may judge from the success of de Keratry's tactics at Fos ! Our landlady was not allowed to light a fire in her own kitchen; was ordered, instead of sleeping in her bed, to lie down on the floor. With the latter order she, however, refused to comply. Catching hold of her son, a child not three years of age, the Prefect said he must be the son of M. Lafargue. Madame C — repeatedly declared he was mistaken — but in vain; at length, really anxious to prove her child's identity (she feared he might be carried off), she exclaimed: „Why, the boy only speaks the patois of the district." For a moment or two the Prefect looked as if even that argument had failed to convince him. Perhaps M. de Keratry, believing as he does, that the „International is a religion", was pondering on the miracle of the cloven tongues descending on the apostles. One of the reasons why Madame C — was so much ill used, was because she had never in her life heard of the International, and therefore could not give an account of the doings of that mysterious society at Luchon, which, by the by, would have been an impossible task for the best initiated member — at least previous to the period at which M. de Keratry commenced at Luchon his active propaganda for the International Association. Then Madame C — had been guilty of speaking of her tenant, M. Lafargue, in very high terms. But the head and front of her offending was in her inability to point out hidden bombs and petroleum. Yes! it is a fact, bombs and petroleum were searched for in our house. Taking up a small night lamp, used for warming the baby's milk, the assembled magistrates examined it; handling it with great caution, as if it were some diabolical machine, by means of which petroleum might have been discharged into the streets of Paris. From Luchon to Paris. Even Munchausen never indulged in such a stretch of imagination. The French
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government are capable de tout. They really believe in the truth of the wild petroleum fables — the coinage of their own distempered brains. They do think the women of Paris are „neither brute nor human, neither man nor woman" — but „pétroleuses" — a species of the Salamander, delighting in their native element — fire. They almost come up to Henri de Pene, of the Paris Journal, their prophet and teacher, who, as I am told, now actually fancies that the famous letters, manufactured by himself in my father's name, have not been written by Henri de Pene but by Karl Marx. One could afford to treat with silent contempt a government run mad, and to laugh at the farces in which the pottering pantaloons employed by that government play their muddling and meddling parts, did not these farces turn out to be tragedies for thousands of men, women and children. Think only of the „pétroleuses" before the court-martial of Versailles, and of the women who, for the last three months, are being slowly done to death on the pontoons. London, Sept., 1871 JENNY MARX
Das von Eleanor Marx-Aveling am 12. Januar 1885 (Brief Nr. 248) fur die Marznummer des Commonweal erbetene Zustimmungsschreiben Wilhelm Liebknechts hat folgenden Wortlaut: „1 am proud of having been invited to contribute to the .Commonweal'; I consider it my duty to help you as far as I am able. Nobody knows better than myself the difficulties that are in your way, but nobody knows better also that England, in consequence of her high economical development, has, economically, the central position amongst the civilised states, and that the triumph of Socialism in England means the triumph of Socialism all over the world. Unfortunately I have been prevented by overwork (parliamentary and other) from sending you an article for your first number, and the same is the case with Bebel, who, like me, is most desirous of co-operating with you. As soon as we can snatch a leisure hour you may count upon us. I know you have the will to do the right thing; and where there is a will there is a way, is an English saying. The time cannot be distant when the working men of England will put their immense power and their unparalleled organisation into the service of their own class. With Social Democratic greeting, truly yours, W.
LIEBKNECHT
Berlin, Reichstag, Feb. 16, 1885 485
Für die Mainummer 1895 des Clarion stellte Liebknecht den nachstehenden Brief zur Verfügung (s. Eleanor Marx-Aveling an Liebknecht vom 14. 3. 1895, Brief Nr. 254): „Dear Sir, — I am to send you a few lines concerning First of May in Germany? Well, where facts speak, not many words are required. The Germans have always been a Cosmopolitan people, now they are an International people. Wherever Socialism rules, the thought of universal brotherhood and sisterhood fills men's and women's minds. And in Germany Socialism rules wherever there is not the spirit of brutal oppression, or reckless selfishness, or stolid indifference. All that think and feel humanly are Socialists or on the road to Socialism. And the First of May is the great Festival Day of Socialism and International Solidarity. There are no towns, and not many villages, in Germany where the day is not kept as far as it is possible. Processions and public demonstrations are forbidden by the police, and the great majority of workmen are, by the capitalists, prevented from leaving their work. But this majority is decreasing, resistance is becoming less fierce; even the dullest of intellects begin to perceive that all attempts and efforts to stop our onward course are in vain. An so we march on! And on the First of May millions of German Socialists will celebrate the world's holiday of Labour, thinking of their brethren and sisters in all other countries, and renewing the solemn vow not to rest till the Bastille of Capitalism is destroyed and mankind set free. Fraternal greeting to the fellow fighters of England! W.
LIEBKNECHT
Auf Wunsch von Frau Eleanor Marx-Aveling (s. die Karte vom 12. 7. 1896, Nr. 265) veröffentlichte der Vorwärts am 15. 7. nachstehende Meldung: „Zum Internationalen Arbeiterkongreß den Zugang zu erzwingen, ist jetzt die fixe Idee der zerstreuten .anarchistischen' Gruppen, die jahraus jahrein nichts anderes zu thun haben, als auf die Sozialdemokratie zu schimpfen, vor jedem Internationalen Arbeiterkongreß aber plötzlich entdecken, daß sie auch Sozialisten sind. Es ist possirlich, die Verrenkungen und Grimassen zu beobachten, die diese grimmigen „Revolutionäre" seit einigen Monaten machen, um sich das Aussehen anständiger Sozialisten zu geben. Alle diese Proteuskünste sind aber vergebens. Man kennt den vielverwandelten Nieuwenhuis und die Schreipuppen, die um ihn gruppirt sind. Und man läßt sich auch nicht durch die achtungswerthen Respektspersonen beirren, die seit Jahren so gutmüthig sind, sich von den Geschäfts-Anarchisten zu 486
Reklamezwecken benutzen zu lassen. Wir achten die Elisée Reclus, die Amilcare Capriani, die Louise Michel — aber wir folgen ihnen nicht. Für den Dienstag nach Eröffnung des Kongresses haben die „Anarchisten" eine Versammlung in London angesagt, auf der von Engländern auch Keir Hardie und Tom Mann anwesend sein wollen. Die Abhaltung eines besonderen Anarchistenkongresses ist geplant. Wir können das nur billigen. Die Anarchisten haben eben so gut wie die Bimetallisten, Populisten, Antisemiten und andere bürgerliche Parteien das Recht, so viel Kongresse abzuhalten, als ihnen gut dünkt. Wir wünschen ihnen Glück und werden dafür sorgen, daß der Internationale Kongreß der sozialistischen Arbeiter und der Gewerkschaften durch keinerlei fremdartige und feindliche Elemente gestört wird. Natürlich muß die Frage der Zulassung oder Nichtzulassung der Anarchisten, da ein jeder Kongreß souverän ist, auch dem Londoner Kongreß vorgelegt werden; allein er wird nicht viel Zeit zur Erledigung einer Frage brauchen, die für jeden mit der Geschichte und dem Wesen der Partei Vertrauten seit Jahrzehnten erledigt ist. Die revolutionären Phrasen, mit denen der Anarchismus lebhafte, leidenschaftliche Naturen zu ködern sucht, sind nur Umhüllungen durch und durch reaktionären Kerns. In bezug auf diesen haben die Gewalthaber sich beiläufig niemals getäuscht, sonst wären sie nicht auf den Gedanken verfallen, den Anarchismus künstlich zu züchten und der sozialistischen Bewegung als Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Der Anarchismus mag sich noch so theatralisch hinter die rothe Fahne verstecken, er ist nur eine Spielart des Kapitalismus, und steht gleich diesem in diametralem Gegensatz zu dem Sozialismus".
Über den Streik der englischen Maschinenbauer, den Eleanor MarxAveling in ihrem Brief vom 14. 1. 1898 (Nr. 274) erwähnt, schrieb der Vorwärts am 16.1. unter anderem: „ . . . Noch war dieser Kampf nicht beendigt, als im Juli der jetzt noch nicht beendete große Kampf im Maschinenbaugewerbe akut wurde. Aus einer Bewegung für Erlangung der Arbeitswoche von 48 Stunden für London hat sich dieser zu einer großen nationalen Bewegung um die Rechte der Gewerkschaften beim kollektiven Verhandeln mit den Unternehmern erweitert. Der anfangs fast nur im Norden vertretene Fabrikantenbund hat im Laufe dieser Bewegung seine Mitgliederzahl fast vervierfacht — von etwa 180 auf über 650 — so daß den Arbeitern eine Koalition von vorher unbekannter Stärke gegenübersteht. Ende November traten nach vielem Drängen der öffentlichen Meinung und nachdem der Gewerbeminister eine Verständigung über die Präliminarien erzielt, Vertreter beider Parteien zu einer Konferenz zusammen. Die Arbeiter waren zu einigen Konzessionen in bezug auf die Rechte der Prinzipale bei der
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Eintheilung der Arbeiten in grobe und qualifizirte bereit, falls ihnen die Fabrikanten dafür wenigstens ein mäßiges Zugeständnis hinsichtlich der Arbeitszeit machen wollten. An der Weigerung, dies zu thun, sind die Verhandlungen neuerdings gescheitert, und das neue Jahr sieht über 80.000 Arbeiter des englischen Maschinenbaues von der Arbeit ausgesperrt. Lange haben die kämpfenden Gewerkschaften die Ausgesperrten aus eigenen Mitteln unterstützt, schließlich aber sahen sie sich zum Appell an ihre englischen und auswärtigen Kameraden genöthigt, der, wie noch kein ähnlicher Appell, gerade von den auswärtigen, und in erster Reihe von den deutschen Arbeitern freigebig beantwortet wurde. Im ganzen hat der Kampf bis jetzt kaum weniger als zwölf Millionen Mark Unterstützung gekostet, von denen über 2 Millionen von unbetheiligten Gewerkschaften herrühren. Er hat der Gewerkschaftswelt unter anderem die Nothwendigkeit vor Augen geführt, ihren Einfluß auf die Gesetzgebung stärker als bisher geltend zu machen..
Über die Nachwahl in York am 13. Januar 1898 brachte der Vorwärts am 15. und 19.1. folgende Meldungen: „Eine Nachwahl zum Unterhaus fand am 13.d.M. in York statt. Als Kandidaten standen sich gegenüber der Konservative Admiral Lord Beresford und der Radikale Sir Christopher Fumess. Der letztere, ein großer Maschinenfabrikant, ist mit 5648 Stimmen seinem Gegner, der 5659 Stimmen erhielt, unterlegen. Sir Christopher gehört dem Verband der Maschinenfabrikanten an und hat als solcher auch Aussperrungen von Arbeitern verhängt. Das hat ihm ohne Zweifel das Mandat gekostet; die Arbeiter, obgleich sie selbst von einigen Unionsführern darauf hingewiesen wurden, daß sie ihrer augenblicklichen, berechtigten Verstimmung das Prinzip nicht opfern dürften, haben doch wohl wenigstens zum theil für den Konservativen gestimmt oder sich der Stimme enthalten". Wohl auf Grund des Schreibens von Eleanor Marx-Aveling (Nr. 274) wurde diese Meldung am 19. Januar durch nachstehenden Kommentar ergänzt: „Die Nachwahl in York hat mit der Niederlage des Sir Christopher Furness geendet. Gegen diesen haben außer der Sozialdemokratischen Föderation auch die Independent Labour Party und John Burns Manifeste erlassen, und verschiedene radikale Vereine und Gewerkschaftssektionen haben die Arbeiter von York aufgefordert, unter keinen Umständen einem Fabrikanten ihre Stimme zu geben, der sich an der Arbeitssperre betheiligt habe. Diese Opposition hat zwar das Resultat nicht allzustark beeinflußt, aber sie hat genügt, das Zünglein der Waage zu gunsten des Flottenkandidaten, Lord Beresford, neigen zu machen, der mit 11 Stimmen Mehrheit gewählt wurde. Gegen 1895 gewann der Liberale sogar mehr als der Konservative, er erhielt 5645 gegen 5309, der Konservative 5648 gegen 488
5516 Stimmen in jenem Jahre. Die Sektion der Maschinenbauer von York, sowie der Distriktsdelegat des Maschinenbauer-Vereins hatten die Erklärung des Herrn Furness über seine Stellung im Fabrikantenbund für befriedigend erklärt, und von der Independent Labour Party veranstaltete Meetings, auf denen dessen Kandidatur bekämpft werden sollte, konnten gegenüber der feindseligen Haltung der Masse der Arbeiter nicht zu Ende geführt werden. Im Nordosten scheinen die Liberalen noch sehr stark zu sein".
Am 18. März 1898 verließ Wilhelm Liebknecht — zum letztenmal in seinem kampfreichen Leben — das Gefängnis. Der Vorwärts widmete ihm in der Gedenknummer zur Märzrevolution das folgende Grußwort: WILHELM LIEBKNECHT verläßt heute das Gefängniß in Charlottenburg, wo er vier lange Monate verweilen mußte wegen eines Vergehens, von dem selbst das verurtheilende Gericht sagte, daß er es hatte v e r m e i d e n wollen. Der Prozeß hat den herrschenden Klassen keinen Nutzen gebracht. Den Heerschaaren der Sozialdemokratie war der Prozeß nur ein neues Zeichen dafür, daß sie in der Bekämpfung der jetzigen Gesellschaftsordnung nicht rasten noch rosten dürfen. Auch in den Kreisen der bürgerlichen Parteien verweigerte man dem verfolgten Vertheidiger der angegriffenen Sozialdemokratie nicht den schuldigen Zoll der Ehrerbietung. Begleitet von der Theilnahme des Inund Auslandes schritt der Zweiundsiebzigjährige zum Kerker und stolz und ungebeugt wie immer wird er ihn verlassen. An einem bedeutungsvollen Tage kehrt Liebknecht zu uns zurück. Ein halbes Jahrhundert ist verflossen seit der großen Erhebung des deutschen Volkes, an der er in jugendlicher Begeisterung theilgenommen mit dem Schwert in der Hand. Mit knapper Noth entging Liebknecht dem Loose so vieler Braven, standrechtlich erschossen zu werden. Gefangen und bereits dem Tode geweiht, befreite ihn das siegende badische Volk. Seit jenen Tagen, wo er für die Schaffung eines freien und einigen Deutschlands sein Leben einsetzte, hat er ununterbrochen auf Seite der unterdrückten Volksmassen gekämpft und gearbeitet und jene großartige propagandistische Thätigkeit entfaltet, für die ihm die deutschen Arbeiter und gleichermaßen die Arbeiter des Auslandes ewig Dank wissen werden. Wenn heute Liebknecht, der an Jahren ein Greis, an Feuer und Begeisterung für die großen Aufgaben der Menschheit aber kraftvoll wie ein Jüngling geblieben, sein Leben überschaut, so darf er sich sagen, daß zu den hervorragenden Persönlichkeiten der Geschichte, die durch charaktervolles, keinerlei Verfolgung scheuendes Festhalten an ihren Idealen bestimmenden Einfluß auf die Volksmassen ausgeübt haben, auch er gehört. 489
Und mit demselben Feuer wie bisher wird Wilhelm Liebknecht wirken und schaffen bis zum letzten Athemzuge, immer derselbe begeisternde Vorkämpfer, den kein Ungemach beugt, kein Zeitereigniß auf seinem Wege irre machen kann. Mit uns widmen dem heute zurückkehrenden sturmerprobten Vorkämpfer des Proletariats die Arbeiter aller Kulturländer ihre herzlichsten Sympathien. Willkommen Wilhelm Liebknecht Soldat der Revolution.
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1 Liebknecht 2 Liebknecht 3 Marx 4 Liebknecht 5 Marx 6 Liebknecht 7 Liebknecht 8 Liebknecht 9 Liebknecht 10 Marx 11 Liebknecht 12 Liebknecht 13 Liebknecht 14 Liebknecht 15 Liebknecht 16 Liebknecht 17 Liebknecht 18 Liebknecht 19 Marx 20 Liebknecht 21 Marx 22 Marx 23 Engels 24 Liebknecht 25 Marx 26 Jenny Marx 27 Marx 28 Marx 29 Marx 30 Liebknecht 31 Liebknecht 32 Jenny Marx 33 Liebknecht 34 Liebknecht 35 Liebknecht 36 Liebknecht 37 Liebknecht 38 Liebknecht 39 Liebknecht 40 Liebknecht 41 Liebknecht 42 Marx 43 Engels 44 Marx
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19.1.1853 Mai/August 1859 17.9.1859 1859/60 27.2.1860 Februar/März 1860 30.6.1860 3.6.1864 12.6.1864 Ende November 1864 Februar 1865 Februar 1865 17.2.1865 o.D. 25.3.1865 29.3.1865 4.4.1865 8.4.1865 24.6.1865 30.8.1865 11.9.1865 20.9.1865 21.9.1865 4.10.1865 21.11.1865 o.D. 15.1.1866 6.4.1866 4.5.1866 10.8.1866 1.10.1866 o.D. 11.12.1867 20.1.1868 29.3.1868 April 1869 20.12.1869 8.2.1870 5.4.1870 27.4.1870 13.5.1870 29.7.1870 19.12.1870 13.1.1871
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IISG 213 IISG 213 IISG 215 IISG 216 IISG 217 IISG 218 IISG 220 IISG 221 IISG 222 IISG 223 IISG 225 IISG 227 IISG 229 IISG 230 IISG 232 IISG 234 IISG 234 IISG 236 IISG 236 IISG 237 IISG 237 IISG 238 IISG 239 IISG 240 IISG 240 Oriental. 241 Oriental. 242 IISG 244 IISG 249 IISG 250 IISG 251 IISG 251 IISG 252 IISG 252 IISG 253 IISG 254 IISG 254 IISG 254 IISG 255 IISG 256 IISG 256 IISG 257 IISG 257 IISG 259 IISG 259 IISG 260 IISG 262 IISG 263 IISG IISG
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14.8.1880 9.10.1880 11.12.1880 20.1.1881 12.12.1881 14.3.1883
152 Engels 153 Liebknecht 154 Engels 155 Engels
Liebknecht Engels Liebknecht Liebknecht
10.5.1883 10.8.1883 21.8.1883 29.12.1884
156 Engels 157 Engels 158 Engels 159 Engels 160 Engels 161 Engels 162 Engels 163 Engels 164 Natalie Liebkn. 165 Natalie Liebkn. 166 Engels 167 Engels 168 Engels 169 Natalie Liebkn. 170 Engels 171 Engels 172 Lafargue 173 Engels 174 Natalie Liebkn. 175 Natalie Liebkn. 176 Liebknecht 177 Liebknecht 178 Liebknecht 179 Liebknecht 180 Liebknecht 181 Engels 182 Engels 183 Liebknecht 184 Liebknecht 185 Engels 186 Liebknecht 187 a + b Engels 188 Liebknecht 189 Liebknecht 190 Liebknecht 191 Engels 192 Liebknecht 193 Liebknecht
Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Natalie Liebkn. Engels Engels Natalie Liebkn. Liebknecht Liebknecht Engels Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Engels Engels Engels Engels Engels Engels Engels Liebknecht Liebknecht Engels Engels Liebknecht Engels Liebknecht Engels Engels Engels Liebknecht Engels Engels
4.2.1885 1.12.1885 5.12.1885 28.12.1885 7.1.1886 25.2.1886 12.5.1886 25.9.1886 29.9.1886 3.8.1887 29.11.1887 10.1.1888 23.2.1888 April 1888 16.4.1888 o.D. 27.4.1888 31.8.1888 27.11.1888 28.12.1888 29.12.1888 11.1.1889 6.3.1889 20.3.1889 28.3.1889 4.4.1889 5.4.1889 9.4.1889 o.D. 17.4.1889 19.4.1889 17.8.1889 25.8.1889 September 1889 27.9.1889 3.10.1889 5.10.1889 26.10.1889
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IISG IISG IISG IISG IISG Marxgedächtnisschrift IISG IISG IISG Sozialdemokrat HSG IISG IISG IISG IISG BaB BaB IISG IISG nSG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG HSG IISG IISG nSG IISG IISG IISG IISG IISG IISG nSG IISG IISG
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Empfänger
Datum
194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244
Engels Natalie Liebkn. Liebknecht Engels Natalie Liebkn. Engels Engels Engels Engels Engels Engels Engels Engels Liebknecht Liebknecht Engels Engels Engels Natalie Liebkn. Engels Natalie Liebkn. Engels Engels Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Natalie Liebkn. Engels Engels Liebknecht Liebknecht Engels Engels Liebknecht Liebknecht Engels Natalie Liebkn. Liebknecht Liebknecht Natalie Liebkn. Eleanor Marx Eleanor Marx Eleanor Marx Eleanor Marx Eleanor Marx Eleanor Marx Eleanor Marx Eleanor Marx Eleanor Marx
Liebknecht Engels Engels Natalie Liebkn. Engels Liebknecht Liebknecht Natalie Liebkn. Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Engels Engels Liebknecht Liebknecht Liebknecht Engels Familie Liebkn. Engels Liebknecht Liebknecht Engels Engels Engels Engels Engels Engels Liebknecht Natalie Liebkn. Engels Engels Natalie Liebkn. Liebknecht Engels Engels Liebknecht Engels Engels Engels Engels Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Natalie Liebkn. Liebknecht Liebknecht Liebknecht
29.10.1889 27.11.1889 20.12.1889 24.12.1889 29.12.1889 9.3.1890 19.6.1890 19.6.1890 30.6.1890 22.7.1890 10.8.1890 15.8.1890 7.10.1890 14.10.1890 18.10.1890 25.10.1890 8.12.1890 18.12.1890 26.11.1891 2.1.1892 November 1892? 28.12.1892 29.1.1893 12.2.1893 28.2.1893 24.3.1893 9.6.1893 22.6.1893 24.7.1893 27.7.1893 27.7.1893 5.10.1893 17.10.1893 1.12.1893 21.12.1893 15.11.1894 16.11.1894 24.11.1894 25.11.1894 29.11.1894 24.12.1894 18.3.1895 29.12.1871 13.10.1874 23.10.1874 20.11.1874 28.11.1874 1.1.1875 23.3.1878 24.6.1878 November 1880
Archiv IISG I1SG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG nsG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG IISG
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Eleanor Marx Eleanor Marx Eleanor Marx E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling E. Marx-Aveling
Natalie Liebkn. Liebknecht Natalie Liebkn. Liebknecht Liebknecht Liebknecht Natalie Liebkn. Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Natalie Liebkn. Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Liebknecht Natalie Liebkn. Natalie Liebkn. Liebknecht Natalie Liebkn. Liebknecht
30.12.1880 12.2.1881 12.2.1881 12.1.1885 19.1.1885 17.7.1886 5.2.1895 21.2.1895 7.3.1895 14.3.1895 15.8.1895 12.9.1895 25.9.1895 11.11.1895 12.3.1896 3.4.1896 7.4.1896 15.4.1896 14.5.1896 11.7.1896 12.7.1896 16.7.1896 12.1.1897 2.6.1897 2.6.1897 7.7.1897 17.8.1897 24.12.1897 24.12.1897 14.1.1898 9.2.1898? 1.3.1898 16.3.1898
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IISG 427 IISG 427 IISG 431 IISG 433 IISG 435 IISG 435 IISG 436 IISG 438 IISG 438 IISG 439 IISG 440 IISG 441 IISG 442 IISG 444 IISG 445 IISG 445 IISG 448 IISG 448 IISG 449 IISG 449 IISG 451 IISG 451 IISG 452 IISG 453 IISG 454 IISG 455 IISG 455 IISG 456 IISG 457 IISG 458 IISG 460 IISG 463 IISG 465
PERSONENREGISTER" Abdul Kader 247 Abeele, Henri van den 206 Abel, Karl 38 Aberdeen, George Hamilton Earl of 246, 248 About, Edmond François Valentin 121 Acollas, Emile 162 Adler, Victor 377,444, 454 Adoratskij, V. 12 Alexander II., Kaiser von Rußland 248 Alexander III., Kaiser von Rußland 287, 303 Alfons XII., König von Spanien 421, 422 Allbutt, Arthur 261 Anderson, Frau Gorreth 419 Andrâssy, Julius Graf 205, 243 Angerstein, Wilhelm 57, 90 Anneke, Friedrich 351 Anseele, Eduard 312, 331 Aosta, Herzog von 422 ! Arbib 385 Arnaud, Antoine 144 Arnim, Harry Graf von 418 Arnolds, Hermann 232 Auer, Ignaz 218, 273, 274, 306, 314, 375, 442, 443 Aufseß, Hans Freiherr von und zu 163 Aveling, Edward 268, 270, 286, 291, 292, 296, 297, 299-301, 307, 319-322, 326, 339-343, 345, 353, 355-357, 368, 382, 383, 390, 391, 400, 405-408, 411, 412, 419, 433-437, 439, 440, 442, 443, 446, 447, 449, 452-458, 460-465 Avrial, Auguste 144, 152 Bach, Max 63, 67, 170 Bakunin, Michail Alexandrowitsch 107109, 140, 142, 145, 146, 149-151, 153155, 157, 160, 162, 164, 165, 174, 177, 178, 181, 182, 196 Balfour, Arthur Lord 303
Balzac, Honoré de 427 Bamberger, Ludwig 33 Bamberger, Wilhelm 118 Barnes, George N. 456, 457, 462 Barry, Mary Maltman 261-263 Basly, Emile 269, 294, 347 Bastelica, André 135, 206 Bastiat, Frédéric 34, 37, 53 Battenberg, Alexander Fürst von 291 Baudin, Eugène 347, 348 Bauer, Edgar 27, 59 Bax, Ernest Beifort 268, 296, 356, 406, 433, 454 Bazin, Gustave 282 Bebel, August 8, 12, 20, 24, 35, 38, 46, 47, 50, 52, 62, 76, 77, 82-85, 90, 95, 105, 106, 114-116, 120, 122, 124, 125, 128, 130, 132, 133, 135, 137, 138, 142, 146, 149, 150, 155, 158, 161, 164, 174, 175, 177, 178, 180, 185, 187-189, 192, 195, 197, 199, 200, 208, 211, 212, 215, 217, 218, 220-223, 237, 241, 249, 250, 257, 263, 264, 269, 270, 272-274, 278, 283-288, 292, 294-296, 300, 303, 306, 311, 314, 320, 322, 323, 327, 330, 332, 333, 336, 337, 346, 347, 353, 354, 356, 357, 362-365, 369, 370, 376, 380, 389, 391, 392, 394-399, 406, 410, 421, 424, 425, 427, 431, 433-435, 440, 444, 448, 472, 485 Bebel, Julie 117, 281, 393 Becker, Bernhard 34, 35, 41-44, 47, 49, 51-53, 56, 58, 64, 65, 68, 126, 135, 136,139 Becker, Hermann Heinrich 50, 55 Becker, Johann Philipp 12, 19, 57, 63, 67, 71, 120, 131, 161, 182, 198, 325, 337 Beesly, Edward Spencer 119 Behr 34 Benedikt 62
* Nicht aufgenommen wurden Engels, Wilhelm Liebknecht und Frau Natalie Liebknecht, sowie Marx, Frau Jenny Marx und Marx' Töchter Jenny (Frau Longuet), Laura (Frau Lafargue) und Eleanor (E. Marx-Aveling).
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Beresford, Charles William Lord 459, 488 Bernstein, Eduard 12, 37, 49, 77, 255, 268, 269, 274, 276, 282, 285, 294, 295, 300, 302, 312, 313, 316, 323325, 327-337, 344, 355, 368, 375, 383, 386, 391, 403, 406, 411, 422, 431, 439, 445, 454, 458, 463,464, 475 Bernstein, Regine 383 Besant, Annie 261 Bethmann 374, 375 Beust, Friedrich Ferdinand Graf von 78 Biedermann, Karl 117, 118, 147, 148, 413 Biscamp, Elard 27, 28, 399 Bismarck, Otto Fürst von 17, 19, 21, 23, 34, 35, 38, 39, 41, 43-47, 49, 51, 52, 55, 58-60, 66, 77, 84, 85, 92, 107, 119-121, 124, 137, 154, 159, 162, 175, 205, 206, 215, 217, 243, 244, 248-250, 255, 258, 263, 264, 267, 271, 274, 276, 287-291, 293, 301, 303, 304, 314, 317-319, 323, 326, 366, 373, 382, 394, 418, 424, 426, 428, 430, 471,473 Blackwell, James 304 Blanc, Gaspard 155 Blanqui, Auguste 159, 384 Blatchford, Robert 440 Bleichröder, Gerson von 290 Blind, Karl 27-30, 115, 123, 124, 255 Block, Clementine 437 Bios, Wilhelm 185, 189, 215, 217, 283, 286, 292,404, 405, 415 Boite, Friedrich 108, 145, 156, 171, 380, 415,417 Bonaparte, Prinz Jérôme Napoléon Joseph Charles Paul („Plon-Plon"), 29, 121, 210 Bonaparte, Louis s. Napoleon III. Bonghi, Ruggero 386 Bonnier, Charles 318, 327, 334, 336, 362, 363, 384 Borkheim, Sigismund 86, 89, 90, 92, 138, 175-177, 186, 187, 290, 292 Borsig, August 49 Boruttau, Karl 113,142,143,145 Boulanger, Georges 318, 347-350, 352, 476 Bourgoyne, A. 418 Boyer, Antide 294, 347,348
498
Bracke, Wilhelm 24, 96, 120, 149, 186, 187, 196-200, 204, 207, 208, 211, 215, 229, 253,255, 259,272 Bradlaugh, Charles 144, 148, 155, 261, 429 Bradlaugh-Bonner, Hypatia 429 Braß, August 38 Braun, Lily 390, 391 Brentano, Lujo 167, 377, 380 Bright, John 206,245,428 Brismée, Désiré 317 Brix, Harald 144 Broadhurst, Henry 316 Brousse, Paul 311, 313, 322-327, 329, 335-337, 348, 380 Brown, Williard 425, 427, 430 Bruhn, Karl von 57,58 Bruhns, Julius 343 Bucher, Lothar 59, 68, 119, 223 Büchner, Ludwig 157,162,164 Bunting, Percy 368 Burke, Edmund 205 Bums, John 302, 304,488 Burns, Lydia (Lizzy) 89, 257, 319, 405 Burt, Thomas 184, 245, 275, 459 Cafiero, Carlo 178 Camélinat, Louis Zéphirin 269, 294 Cantarelli 254 Capriani, Amilcare 487 Caprivi, Leo Graf von 399 Caria 379 Carlyle, Thomas 244 Carnarvon, Henry Herbert E ari of 242 Castelar, Emilio 422 Caulaincourt, Armand Augustin Louis Due de 152 Chalain, Louis 143 Chamberlain, Joseph 289, 428 Chapoulie 282 Cherval, Julien (Joseph Crämer) 31 Clémenceau, Georges 294, 295, 476 Clément, J. B. 258, 260 Cluseret, Gustave Paul 182, 183, 347, 348, 384,476 Coenen, Philip 122 Cohen 399 Cohen-Blind, Ferdinand 255 Cole, G. D. H. 452 Compère-Morel, Adéodat 282 Coningham, Nelly 81
Contzen, Karl Heinrich Wilhelm 86, 8890 Cotta 26,27,125 Cournet, Frédéric Etienne 144 Cowen, Joseph 429 Crämer, Joseph s. Cherval, Julien Crawford, Emily 293 Croll, Cornelis 367 Cuno, Friedrich Theodor 111, 112, 155, 156,160,161 Czóbel, Ernst 349 Dare, J. 55, 57 Darwin, Charles 419 Davitt, Michael 428, 429 Dechend 276 Dell, Richard 371 Delpech 135,413,414,479,480 Demuth, Frederic 463 Demuth, Helene („Lehnchen", „Lenchen", „Mimi", „Minni", „Nim", „Nimmi") 35, 76, 170, 291, 298-301, 305, 307, 320-322, 324, 326, 327, 333-335, 344, 346, 349, 350, 352-355, 357, 368, 369, 371, 376, 378, 379, 382, 412, 445, 457, 461 Derby, Edward Henry Stanley Earl of 242,245, 250 Desagarre, Comte de 478, 480-482 Deville, Gabriel 293, 346, 474, 475 Diebitsch-Sabalkansld, Iwan 246-248 Dietz, Heinrich 282,337, 382 Dietzgen, Joseph 12, 99,138,236 Dilke, Charles 144 Disraeli, Benjamin Earl of Beaconsfield 205,242, 301, 428 Dizzy s. Disraeli (Spitzname) Dombrowski, Jaroslaw 35, 38 Dómela Nieuwenhuis, Ferdinand 367, 410, 411, 433, 434, 447, 450, 486 Dönniges, Helene von 136 Döring 26 Dormoy, Jean 282 Dreyfus, Alfred 460 Du Camp, Maxime 255 Dühring, Eugen 8, 190, 196-200, 204, 206-209, 212, 214, 218, 221, 222, 224, 227, 229-231, 233-235, 237, 240,241, 251,256 Dumas 38, 39 Dumay, Jean Baptiste 347, 348 Duncker, Franz 96,97, 99,100
Dupleix, Jean Baptiste 63 Duval, Ferdinand 181,182 Dvorak, Adelheid s. Popp, Adelheid Eccarius, J. Georg 71, 73, 76, 87, 91, 122, 165, 168, 170-174, 183, 317 Eckardt, Ludwig 66 Eckert, Georg 186, 259 Eisner, Kurt 283, 349, 350, 354 Elliot, John 174 Elpidin, Michail Konstantinowitsch 140 Eisner, Karl Friedrich Moritz 36 Engeli 325 Enß, Abraham 197, 212, 214 Emst, Paul 381 Esser, Christian Josef 351 Eulenburg, Botho Graf zu 261 Eulenburg, Friedrich Albrecht Graf zu 60, 189 Färber, Salo 293 Faucher, Julius 153 Favre, Gabriel Claude Jules 128 Ferroul, Joseph Antoine Ernest 347, 348 Feuerbach, Ludwig Andreas 157, 470 Fink, Wilhelm 112, 155,167,168 Fircks, Baron von 33, 34, 36 Fischer (New Orleans) 32, 33 Fischer, Richard 355, 380 Fleischmann 285 Fleury, Charles 191 Floquet, Charles Thomas 476 Florencourt, Fr. Chassot de 448 Flourens, Gustave 124,404 Forbes, Archibald 163 Forster, William Eduard 245, 428 Frank, A. 166 Frankel, Leo 143, 144, 174, 434 Freiligrath, Ferdinand 28, 29, 31, 68, 125, 222 Freyberger, Louise s. Kautsky, Louise Freymond, Jacques 151 Freytag, Bernhard 158 Freytag, Otto 77, 92, 263 Fricke 38 Friedrich II. (der Große), König von Preußen 127, 362 Friedrich III., Deutscher Kaiser 306, 317, 318, 321 Friedrich Wilhelm III., König von Preußen 246
499
Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen 284 Frisch, Walther 129 Fritzsche, Friedrich Wilhelm 208, 231, 270, 272-275, 280, 424, 429, 431 Frohme, Karl Franz Egon 210, 211 Frost, John 237,255 Furness, Christopher, 459, 460, 488, 489 Galen, Ferdinand Herbert Graf von 215 Gambetta, Léon 226,250, 422 Gammage, R.G. 100,186 Garibaldi, Giuseppe 150, 385 Garibaldi, Menotti 385, 471 Gaster 51 Gaulier, Alfred 295 Geffken, Heinrich 321 Geib, August 207, 211, 232 Geiser, Bruno 212, 222, 233, 298, 315, 337, 338, 340-342, 344, 350, 352 Geiser, Hans 344 Gély, E.A. 330 George, Henry 407 Giers, Nikolaj Karlowitsch 287 Gilles 302 Gitermann, Valentin 303 Gizycki, Georg von 391 Gladstone, William Ewart 117, 167, 205, 206, 243, 245, 288, 289, 368, 377, 380, 381, 405, 428 Glasier, J. Bruce 268 Goegg, Amand 87, 135, 136, 139, 154 Goes, Frank van der 447 Goltz, Colmar Freiherr von der 250, 251 Gordon, Robert 246, 247 Gortschakow, Alexander Michailowitsch 213 Goschen, George Joachim 245 Gottschalk, Andreas 349, 351, 352, 354 Graham, Cunningham R. B. 302, 304, 371 Greulich, Hermann 261,440 Grey, Lloyd Eric 268 Grillenberger, Karl 273, 274, 353, 354, 364, 387, 396 Groote 77 Grosse, Eduard 173,174 Grün, Karl 21, 84, 89, 90 Guesde, Jules 282, 295, 311, 327, 346348, 377, 378, 472 Guillaume, James 107, 109, 204, 206, 233
500
Guillaume-Schack, Gertrud s. Schack, Gertrud Gräfin Guilleminot, Armand Charles Comte de 247 Güßfeldt, Paul 372 Gygi, J. 324 Haar, van 392 Haies, John 165, 171, 172, 174, 183, 205,245 Hammerstein, Wilhelm Freiherr von 443 Harcourt, William Vernon 245 Hardie, Keir 323, 324, 327, 410, 447, 450, 460,462,487 Hardy, Thomas 437 Hamey, George Julian 452 Hartington, Spencer Cavendish 245 Hasenclever, Wilhelm 184, 185, 208, 218, 227, 228, 230, 303, 306 Hasselmann, Wilhelm 114, 178, 184, 195, 210, 211, 220, 354 Hatzfeldt, Paul Graf von 323 Hatzfeldt, Sophie Gräfin von 17, 36, 41-44, 47, 49, 51-55, 59, 63-65, 67, 323 Haufe, Albert E. 75 Haußmann, Julius 96 Headingley, Adolphe Smith 261, 379, 380 Heath 461, 463 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 100, 128 Heine, Heinrich 6 0 , 2 8 3 , 2 8 4 , 392 Heinzen, Karl 127, 284 Heise, Hermann 399 Held, Adolf 100 Helldorff, Otto Heinrich von 366 Helmholtz, Hermann Ludwig Ferdinand von 200 Henderson, Philip 268 Hepner, Adolf 24, 114, 116, 122, 156, 158,179, 237, 241 Herwegh, Georg 45, 57 Heß, Moses 17, 18, 40, 42, 43, 45, 55, 63, 351 Heuß-Knapp, EUy 166 Hins, Eugène 149-151, 160, 164, 174 Hirsch, Carl 232, 263, 272-274, 424 Hirsch, Max 96, 97 Höchberg, Karl 232,274, 374, 375 Hödel, Max 202, 255 Hofstetten, Johann Baptist von 56
Hohenzollem, Karl von, Fürst von Rumänien, s. Karl von Hohenzollem Höhme 423 Hollinger, Fidelio 28,30, 31 Holthoff, Karl 217 Howell, George 245 Hughes, Rose 81 Hugues, Cloris 294 Huxley, Thomas Henry 419 Hyndman, Henry Mayers 267, 268, 292, 296, 313, 314, 316, 317, 329-331, 336, 406, 409, 411, 429, 433, 434, 447, 454, 456, 460 Hyndman, Rosalind Travers 456
Klein, Karl 122 Klings, Karl 44 Klüngton 150 Knapp, Georg Friedrich 166 Knowles 368 Koch, Karl 120 Kolb, Friedrich 90,128, 286 Konstantin, Großfürst 29 Kowalewski, Maxim 463 Kropotldn, Peter Fürst 410, 450 Kugelmann, Ludwig 12, 52, 58, 61, 67, 68, 71-74, 78, 120, 146, 152, 189, 190 Küster 247 Kwasnewsky, Gustav 110, 153
Iglesias, Pablo 440 Ignatiew, Nikolaj Pawlowitsch 242 Imandt, Peter 41 Irving, Dan 456, 462 Irving, Henry 462,463 Isabella, Marie Luise, Königin von Spanien 422
Labouchere 429 Labriola, Antonio 440 Lachatre, Maurice 153 Lachize, Jean Benoit 347, 384 Ladendorf, August 120 Lafargue, Paul 79, 80, 111, 112, 130, 135, 137, 146, 149, 154, 158, 161, 162, 164-166, 170, 239, 284, 287, 294, 295, 311, 312, 319, 324, 326, 328, 329, 332, 337, 343, 345, 346, 349, 350, 367, 383, 384, 391, 403, 413, 433,434, 440,472,476-484 Landauer, Gustav 450 Landeck, Bemard 143 Lange, Friedrich Albert 50 Lasker, Eduard 185
Jaclard, Charles Victor 141 Jacoby, Johann 23, 77, 84, 100, 185, 187, 192 Jaurès, Jean 410 Jenner, John 371 Joffrin, Jules 347, 348 Johannard, Jules 141,144 Jones, Ernest Charles 30, 255, 452 Jourde, François 349, 350, 352 Juchacz, Marie 304 Jung, Hermann 91, 153, 171, 172, 183 Kampffmeyer, Paul 375 Kardorff, Wilhelm von 366 Karl X., König von Frankreich 248 Karl von Hohenzollem, Fürst von Rumänien (Carol I.) 244 Kautsky, Karl 12, 229, 242, 288, 289, 291, 294, 299-302, 305, 307, 313-316, 320, 329, 331, 335, 337, 338, 344, 347, 372, 373, 375, 377, 382, 383, 385, 393, 411, 434, 435, 440, 444, 454, 456, 474, 475 Kautsky, Louise 300, 320, 367, 382, 383, 385, 388-390, 392, 393, 398, 400, 444 Kayser, Max 274, 275, 306 Kératry, Emile Comte de 135, 404, 413, 414, 479-481, 483, 484 Kirchmann, F. H. von 191
121, 155, 282, 318, 334352, 414,
Lassalle, Ferdinand 8, 15, 16, 18, 19, 3335, 37, 38, 40-43, 45-56, 58, 59, 61, 62, 65, 88, 113, 114, 122, 126, 136, 144, 152, 156, 174, 178, 181, 184, 195, 196, 211, 218, 222, 224, 237, 258, 314, 323, 345, 348, 354, 370, 375 Lawrow, Peter 434,440 Lee, H. W. 336 Leeden, von der 100 Lefran§ais, Gustave 145 Lehmann s. Kaiser Wilhelm I. (Spitzname) Leidigkeit, Karl-Heinz 52, 76 Le Lubez, Victor 17, 126 Lenin, W. I. 12 Leno, John Bedford 64, 71 Leßner, Friedrich 174, 239, 304, 348, 440 Liebknecht, Alice 170, 298, 338, 415, 417, 419,420,424,432
501
Liebknecht, Gertrud 344, 353, 394, 419, 430, 436, 438, 449, 457 Liebknecht, Karl 137, 387, 388, 392, 394, 398 Liebknecht, Otto 400 Liebknecht, Theodor 9, 97, 326, 344, 349, 352, 353, 355, 356, 357, 383, 388, 392, 394, 398 Lieven, Christopher Andrejewitsch Lincoln, Abraham 39 Lippe, Graf zur 83 Lissagaray, Prosper Olivier 204, 224, 228, 250, 252-255, 258, 259, 404, 415-421, 424 Lochner, Georg 163, 174 Longuet, Charles 135, 144, 164, 239, 293, 295, 347, 423, 453 Longuet, Edgar (Harry) 432 Longuet, Jean 432, 442, 453, 454 Low, Bob 205 Lowe, Robert Viscount Sheirbrook Lucraft, Benjamin 107
417, 390, 348, 376, 248
225, 405, 169,
245
MacDonald, Alexander 184, 275 Mac Donnell 245 Mac-Mahon, Narie Edme Patrice Maurice Marquis de 201, 226, 416 Mackenzie, Morell 321 Maddock, D. W. 174 Mahmud-Damat 243 Malon, Benoit 145, 163, 173, 311 Mänchen-Helfen, Otto 349 Mann, Tom 410, 447, 450, 487 Martin, Henri 67 Martini 385 Mason 81 Mayer, Gustav 12, 17, 22, 37, 38, 46, 51, 90, 96, 108, 111, 117, 147, 167, 168, 182, 183, 209, 226, 242, 264, 294, 311, 323, 361, 362, 380, 381, 384, 389, 392 Mazzini, Giuseppe 116, 124, 150, 470 Mehring, Franz 27, 29, 30, 67, 117, 119, 208 Meißner, Otto 86, 94, 176, 179, 282, 294, 475 Mendelson, Marie 440 Mendelson, Stanislaus 440 Mendelssohn 287 Mesa, Jose 154 Metzner, Theodor 52, 66, 141 Meyen, Eduard 38
502
Meyer, Rudolf 184 Meyer, Siegfried 66, 72 Meyer, W. 47 Michel, Louise 450, 487 Midhat Pascha 243 Milke, Friedrich 156, 167 Mille, Constant 440 Millerand, Emile 440 Miquel, Johannes 125, 126, 258 Möller 454 Moltke, Helmuth Karl Bernhard Graf von 154,244, 246 Moore, Samuel 305 Mora, Francisco 178 More (Morus), Thomas 179 Morley, John 184, 245 Morley, Samuel 184 Morris, William 268, 286, 296, 304, 327, 371, 406, 433 Most, Johann 197, 199, 220, 221, 230, 231, 264, 272, 274, 431 Motteier, Julius 307, 344, 355, 374 Mottershead, Thomas 171, 172, 205, 245 Muehlbradt, Werner 37 Müffling, Friedrich Carl Ferdinand Freiherr von 246, 247 Mühlenbeck 454 Mülberger, Arthur 113, 163 Müller 32 Mundella, Antonio John 245 Murillo, Bartolome Estéban 432 Napoleon III., Kaiser von Frankreich 28, 30, 59, 84, 127, 129, 155, 156, 248, 421, 471 Nesselrode, Karl Robert Graf von 248 Netschajew, Sergej Gennadijewitsch 118, 140 Neumann, August 387 Nieuwenhuis s. Dómela Nieuwenhuis Nikolajewsky, Boris 110, 142, 143, 152, 153,156, 167, 349 Nikolaus I . , Kaiser von Rußland 123, 245-247 O'Brien, William 303 Odger, George 107,134, 136, 139 Okolowicz 141 Oldenburg, Großherzog von s. Peter II. Ollivier, Emile 119 Oppenheim 26 Orlow, Alexej Fjodorowitsch 247
Orsini, Felice 79 Osborne, George Morgan 245 Ostyn 145 Oswald, Eugen 383 Otto-Walster, August 99 Owen, Robert 179 Paepe, César de 149,150, 317 Pahlen, Graf 247 Palmerston, John Temple, Viscount 223 Parnell, Charles Stewart 288, 289, 425, 428 Paul I., Kaiser von Rußland 303 Paxton, George 259,261 Paxton, Joseph 259 Payer, Friedrich 217 Pene, Henri de 485 Perret, Henri 181-183 Peter II., Großherzog von Oldenburg 60 Pfänder, Frau 297, 305 Pfänder, Henri 81 Pfänder, Karl 174, 305 Pfriem 81 Pfund, Max 443 Pieper, Wilhelm 26, 58 Pio, Louis Albert François 144,164 Plechanow, Georgi Walentinowitsch 394, 440 Polak, Henri 447 Popp, Adelheid 440 Praitsching 174 Preuß, Karl 36, 46, 47, 56 Proudhon, Pierre-Joseph 79, 100, 113, 141, 144, 146, 149, 150, 153, 163, 166,181, 295 „Pumps", s. Rosher, Mary Ellen (Spitzname) Puttkamer, Robert Viktor von 303, 304, 366 Pyat, Félix 146, 476 Quarck, Max 285, 286, 293, 294, 349, 474, 475 Queich, Henry 447 Quenstedt 67 Rackow, Heinrich 208 Ramm, Frau 368 Ramm, Hermann 209, 214, 216, 219, 220, 222, 224, 225, 227, 228, 240 Ranvier, Gabriel 141,144 Rasch, Gustav 209, 210, 226
Reclus, Elie 235 Reclus, Elisée 231, 235, 450, 487 Reeves 305 Reichel, A. 337 Reis Effendi 246 Reschid Mustafa Pascha 246 Retter, Friedrich 217 Reuß 304 Reuß, Prinz 247 Reynolds, G. W. 132 Richard, Albert 155 Richter, Heinrich Moritz Karl 84, 86, 88, 90 Rickert, Heinrich 216 Robin, Paul 107 Roche, Ernest 295, 296 Rochefort, Henri 263, 347, 348, 416, 419 Rode 68 Roller, Heinrich 52, 56 Rörig 192 Rosenberg, Arthur 8, 9, 15, 105 Rosenberg, W. L. 339, 343, 435 Röser, Peter Gerhard 48, 349 Rosher, Mary Ellen Burns 291, 355, 368, 376 Rosher, Percy (bzw. Familie Rosher) 86, 153, 291, 300, 301, 305, 307, 320, 321, 322, 334, 346, 352-355, 357, 371, 378, 383, 388 Roullier 144 Roy, J. 153, 423 Royer 247 Rüdt, August 160 Rüge, Arnold 381 Rüstow, Friedrich Wilhelm 45 Russell, Lord John 205 Sachs 304 Sachse 454 Sadek Effendi 247 Salisbury, Robert Arthur Marquess of 242, 245, 250, 303 Salomon 344 Salomon-Swienty, Sonja 344 Salvini, Tommaso 463 Sassulitsch, Vera 440 Schack, Gertrud Gräfin 299, 300, 304, 305, 320, 368 Schaible, Karl 210, 226 Schapper, Karl 31, 32 Schärttner, August 26 Schenck, Christian 152, 157
503
Scherrer, H. 337 Scherzer, Andreas 1 5 2 , 1 5 6 Scheu, Andreas 1 5 9 , 1 6 0 Schilling, Karl 6 5 Schippel Max 314, 3 7 8 , 4 4 0 Schleebach 164 Schlesinger, Maximilian 315, 335, 337, 338, 340, 342, 344, 345, 347, 348, 350, 352 Schlingmann, Reinhold 5 6 Schlüter, Hermann 344, 356, 357 Schnäbele, Guillaume 319 Schneider, Joseph 1 4 3 , 1 5 2 , 157 Schöler, Lina 70 Schönhals, Robert (alias Alfred Kästner) 277 Scholl 155 Schorlemmer, Karl 284, 291, 292, 319, 335, 355, 367, 368, 372, 373 Schulze-Delitzsch, Franz Hermann 34, 37, 53, 62 Schumann, Harry 392 Schuter 26 Schütte 78 Schwarze, Ludwig Friedrich Oscar von
208
Schweichel, Robert 47 Schweitzer, Johann Baptist von 16-18, 36-38, 41-43, 46, 47, 49, 51, 52, 56, 84, 85, 95, 97, 111, 116, 137, 143, 147, 168, 173, 184 Schwitzguebel, Adhemar 140, 165 Seifferth, Karl 214 Seiler, Sebastian 81 Serraillier, Auguste 144, 166, 182 Serrano Bedoya, Francisco 422 Serebrennikow, Wladimir 140 Shakespeare, William 36, 422, 463 Shaw, George Bernard 411 Shipton, George 2 4 5 Sicard, A. 141 Siebenhaar 142 Simon, Th. 277 Singer, Paul 262, 303, 306, 320, 328, 345, 370, 378, 4 6 1 , 4 6 4 Sonneman, Leopold 8 5 , 1 8 4 , 1 8 5 , 211 Sorge, Friedrich Albert 12, 140, 153, 165, 167, 173, 174, 178, 182, 201, 233, 268-271, 275, 294, 300-305, 313, 314, 318, 319, 328, 331, 332, 337, 339, 340, 345, 356, 362, 363, 366,
504
373, 376, 380, 381, 390, 393, 405-409, 411, 413, 415, 423, 425, 439 Soubrié 2 9 6 Steens, Eugène 149, 150, 160 Stefanoni, Luigi 153, 156, 157, 162, 469, 470,471 Stein, Hans 349, 351 Steinitz 86, 88 Stephan, Heinrich von 288 Stepniak 410, 434 Stermberg, von 48 Stewart, William 4 5 0 Stieber, Wilhelm 119-121, 125, 127, 139, 140,147,148,175,195,211 Stöcker, Adolf 268, 405 Strohn, William 87, 176 Struve, Gustav 292 Stumpf, Paul 58, 66, 67 Suleiman Pascha 226 Swienty, Sonja s. Salomon-Swienty Swienty, W . 344 Swienty, Wilhelm 344 Swienty-Liebknecht, Gertrud s. Liebknecht, Gertrud Swinton, John 425 Sybel, Heinrich von 382 Tauscher, Leonhard 344 Tessendorf, Hermann 222 Theisz, Albert 144, 152 Thern, Paul 277 Thiers, Louis Adolphe 105, 120, 123, 135, 155, 201, 202, 414, 422, 477, 481-483 Thivrier, Christophe 347, 384 Thome, William 371, 409, 439, 443, 446 Tichomirow, L . 434 Tiesecke, A. 47 Tolain, Henri 17 Tölcke, Karl Wilhelm 184 Tracey, Herbert 268 Ulmer, Johann 2 6 Urquhart, David 28, 223-225, 228 Vahlteich, Karl Julius 34, 196, 200, 211, 221, 229-231, 234 Vaillant, Edouard 144, 367, 434 Valentin, Hermann Friedrich 215, 217 Vallès, Jules 141 Vandervelde, Emile 440
Venedey, Jacob 25, 96, 98 Vermersch, Eugène 141, 145, 152 Vésinier, Pierre 152, 379 Viereck, Louis 269, 270, 280, 286, 429, 431 Vieweg 166 Villmer 399 Vögele, August 30, 31 Vogt, August 66 Vogt, Karl 27-32, 38, 64, 65, 115, 121,127-130, 154,210, 399 Volders, Jean 312, 331 Vollmar, Georg Heinrich von 8, 273, 361, 363, 365, 378, 393, 396-399
424,
120, 196, 394,
Wagener, Hermann 44, 46, 47, 49, 56, 59 Watts, Hunter 410,447 Webb, Sidney 336 Webb, Beatrice 336 Weber (Justizrat) 31 Weber (französischer Sozialist) 347 Weber jun., Louis 64, 126, 127, 143, 152,157 Weitling, Wilhelm 351 Weiß, Guido 46-48, 50, 129, 420 Wellington, Arthur Wellesley, Duke of 246, 248, 438, 441 Werner 378 West, William 174 Westphalen, Edgar von 59, 70
Westphalen, Ferdinand von 448 Westphalen, Jeanie von (geb. Jeanie Wishart of Pittarow) 445 Wiede, Franz 232, 233,235, 236 Wiehe, Johann Friedrich 31 Wigand, Otto 166, 178, 219, 253, 282 Wilhelm I., Deutscher Kaiser 202, 246, 262, 269, 292, 316, 418 Wilhelm II., Deutscher Kaiser 302, 318, 321, 366, 372, 394, 437, 441, 442 Wilkins, Mary 437 William, The people's s. Gladstone (Spitzname) Williams 255 Willich, August 27, 31, 32, 351 Wilson, J. H. 451 Winand 152, 157 Wischnewetzky, Florence Kelly 294, 339, 407, 408 Wolff, Wilhelm (Lupus) 16, 33, 36, 37, 41, 209 Woodhull, Victoria 173, 174 Woodnuts 81 Wroblewski, Walery 135, 176, 218 Wuttke, Heinrich 45,175,177 York (Yorck) Theodor 42, 114, 178, 181, 237 Zabel, Friedrich 38 Zadek, Julius 368 Zola, Emile 412,460, 462
505
ORTSREGISTER Alle Ortsnamen wurden aufgenommen. Lediglich auf Berlin, Leipzig, London, soweit sie in den Briefköpfen vorkamen, wurde verzichtet. Aberdeen 446,448 Adrianopel 201, 242, 247 Albany N. Y. 319 Altenessen 454 Altona 278, 405, 429 Amsterdam 9, 36, 42, 58, 66, 111, 122, 287, 370, 371, 416, 418, 440, 447, 460, 469, 472,474, 476 Anapa 247 Antwerpen 121, 122, 129,206, 236 Arnsberg 392, 394 Augsburg 30 Bad Neuenahr 238, 239 Bagneres de Luchon 135, 403, 414, 477, 478,479, 481,482, 483, 484 Baku 287 Bamberg 23, 84, 87, 96 Barcelona 154, 330 Barmen 48, 95, 211, 354, 387, 388, 389 Barrow 446 Basel 24, 25, 88, 94, 95, 96, 111, 149, 151,161 Becton (bei London) 377 Belleville (Paris-) 347 Bergen 372, 373 Berlin 9, 15, 18, 19, 20, 31, 34, 35, 36, 38, 39, 42, 43, 45, 46, 47, 48, 49, 51, 52, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 64, 65, 66, 67, 69, 72, 77, 78, 83, 84, 86, 87, 88, 91, 92, 95, 97, 98, 99, 101, 105, 110, 115, 123, 124, 125, 129, 130, 133, 141, 142, 143, 144, 152, 153, 154, 156, 166, 187, 196, 199, 200, 202, 206, 208, 211, 212, 215, 217, 218, 219, 220, 222, 224, 227, 229, 231, 232, 236, 241, 244, 246, 249, 250, 254, 255, 256, 262, 268, 269, 273, 284, 286, 287, 289, 290, 291, 292, 297, 300, 303, 304, 319, 321, 324, 327, 333, 337, 349, 353, 363, 365, 368, 369, 370, 371, 372, 377, 378, 384, 387, 388, 389, 390, 391, 396, 398, 411,
506
420, 426, 430, 435, 442, 443, 446, 464, 471, 485 Bern 141,196, 229, 234, 258 Biel 128 Birmingham 446 Blankenese 424 Bordeaux 80, 121, 124, 130, 312, 350, 352, 403, 414, 481 Borsdorf 278, 283, 298, 305, 315, 323, 326, 333, 334, 335, 336, 343, 346, 349, 353, 354 Bosost (span. Pyrenäen) 413, 414, 478, 480, 481,482, 483 Boston Mass. 319 Bougival (Paris-) 105, 123 Bourges 347 Braila 247 Braunschweig 99, 109, 117, 119, 120, 122, 141, 142, 149, 158, 186, 253, 259 Bremen 58 Bremerhaven 298 Breslau 33, 36, 99, 211, 263, 288, 293, 315, 337, 338, 441,448 Bristol 255, 447 Bromley (London-) 439 Brüssel 67, 71, 129, 130, 149, 159, 162, 164, 184, 316, 331, 367, 380, 382 Budapest (Pest) 152 Burgas 247 Burnley 412, 446, 456, 457, 458, 462 Cardiff 443 Chatham 377 Chätillon (Paris-) 123 Charlottenburg (Berlin-) 489 Chemnitz 111,152,161, 425, 471 Chicago 269, 270, 296, 319, 407 Coburg 48, 52, 277 Courbevoie (Paris-) 122, 347 Crimmitschau 99, 134,263 Darmstadt 218, 238,284
Decazeville 270, 294 Den Haag 113, 139, 151, 163, 177, 181, 182, 183, 206, 236, 312, 313, 324, 328, 329, 330, 331, 332, 333, 336, 337, 343 Dieburg 218 Dresden 167, 175, 190, 208, 280, 300, 323, 332, 353, 354, 367, 392 Drontheim (Trondheim) 373 Duisburg 50 Dundee 446 Düsseldorf 58, 161
178, 323, 334, 288,
Iserlohn 55 Islington (London-) 32
Eastbourne 283, 339, 341, 388, 389 Edinburgh 74, 75, 409, 446, 448 Eisenach 113, 117, 161, 195, 196, 211, 221, 345 Elberfeld 122, 211, 353, 354, 356, 357 Florenz 153, 469,471 Folkestone 372, 374, 376 Fos (Pyrenäen) 478, 482,484 Frankenberg (Sachsen) 85 Frankfurt/M. 28, 35, 48, 184, 185, 217, 232, 349, 354, 363, 375, 395, 397, 448 Freiberg 211, 277, 332 Freiburg i. Br. 35, 45, 47 Friedrichsruh 287 Gatschina 303 Genf 28, 30, 31, 67, 71, 72, 73, 113, 121, 129, 131, 142, 145, 149, 151, 163, 173, 181, 182, 183, 317, 324, 326, 426 Gent 196, 233, 236, 237, 239, 241 Giurgewo 247 Glasgow 409, 446 Glauchau 99, 211 Glogau 292 Gotha 8, 71, 98, 105, 195, 196, 204, 217, 219, 229, 232, 274, 345 Göttingen 37 Graz 35 Greifswald 292
Hammerfest 373 Hampstead (London-) 27, 185, 403 Hannover 46,47, 60, 61, 62, 97 Harburg 424 Hastings 290, 438, 439, 440, 458 Hoboken 319 Hottingen (Zürich) 138, 292 Hubertusburg 176, 177, 180, 185, 186 Huesca 483
120, 161, 325,
211,
Hackney (London-) 70, 172 Halle a. d. S. 222, 372, 374, 377, 378, 379, 380, 408 Hamburg 38, 42, 45, 49, 51, 53, 58, 59, 64, 81, 95, 167, 176, 273, 278, 284, 377, 380, 405, 415, 424, 425, 426, 475 Hamm 392
Jersey 424 Kalafat 247 Karlsbad 107, 137, 204, 404, 405, Kars 228 Kassel 399 Köln 55, 99, 118, 120, 121, 191, 252, 351, 352, 390, 420 Königgrätz 20 Kilmainham 428 Königsberg 38,186, 188, 232, 250 Konstantinopel 209, 243, 245, 246, 318 Kopenhagen 144, 145, 163, 164, 473
423 349,
247, 332,
La Chaux-de-Fonds 324 Landsberg 394 Laubegast bei Dresden 190 Lauenburg (Elbe) 424, 426 Lausanne 324 Leipzig 10, 24, 34, 35, 62, 63, 71, 76, 78, 86, 91, 92, 97, 110, 112, 118,125,130, 134, 135, 155, 158, 159, 161, 163, 166, 175, 185, 186, 188, 206, 213, 215, 216, 218, 221, 233, 234, 254, 260, 261, 263, 277, 278, 282, 283, 300, 306, 322, 349, 350, 369, 370, 374, 381, 404, 406, 415, 419, 423, 426, 469, 471 Le Pesseux 318 Lille 377 Liverpool 275, 276, 288, 319, 409, 435, 436,446, 447 London 7, 15, 20, 26, 27, 31, 32, 39, 40, 41, 47, 54, 57, 58, 63, 64, 65, 66, 68, 71, 72, 73, 74, 75, 80, 91, 93,106,107, 108, 109, 110, 115, 116, 117, 120, 121, 123, 124, 126, 131, 134, 135, 136, 138, 139, 140, 144, 145, 146, 148, 152, 153,
507
156, 159, 167, 171, 172, 174, 184, 189, 191, 195, 202, 205, 218, 226, 236, 237, 239, 240, 249, 250, 251, 253, 257, 259, 263, 268, 272, 276, 278, 280, 301, 302, 311, 312, 317, 322, 327, 330, 344, 345, 348, 349, 369, 371, 372, 374, 380, 390, 404, 409, 410, 411, 413, 414, 420, 422, 424, 429, 431, 432, 439, 440, 442, 444, 445, 446, 449, 450, 451, 452, 453, 454, 458, 464, 471, 477, 485, 487 Lotzen 117, 120, 149 Lüttich (Liège) 80 Lyon 7 1 , 1 5 5 , 1 7 4
180, 207, 247, 261, 281, 323, 353, 397, 415, 435, 447, 456,
182, 211, 248, 262, 287, 324, 356, 400, 418, 438, 448, 457,
Macerata 150 Madrid 112, 130, 149, 151, 154, 158, 165, 174, 330 Magdeburg 375, 376 Mailand 155, 160, 161 Mainz 33, 66, 67, 133,284 Manchester 17, 19, 31, 33, 42, 43, 45, 46, 47, 51, 64, 66, 89, 97, 133, 225, 275, 409,441,446,447 Mannheim 66, 96 Margate 72, 463,465 Marseille 123, 347, 348, 384, 476 Meerane 25, 96, 98, 99, 211 Mittweida 211 Montluçon 347 Montreal 319 Moskau 9 , 1 0 , 349 München 363, 381, 399 Münster-Moutier (Schw. Jura) 182 Morpeth 184 Moulins 472 Nancy 312 Narbonne 123, 347 Neapel 469, 470 Neufchâtel 1 4 0 , 1 7 7 , 1 7 8 Neuilly (Paris-) 122 Neustadt a. d. Haardt 126, 277 Neustadt (Holstein) 426 New Orleans 32, 33 New Ulm Minn. 297 New York 125, 140, 153, 154, 156, 173, 270, 282, 319, 331, 340, 341, 342, 429, 430,431, 456 Niagara Falls N.Y. 319
508
Nürnberg 24, 71, 136, 161, 273, 306, 364, 387, 395 Offenbach 208, 209, 211, 218 Orpington, Kent 440, 441, 442, 444 Osnabrück 46, 47 Ostende 251 Ottensen (Hamburg-) 424 Oxford 169, 327, 362, 384, 446 Paderborn 392 Paris 31, 33, 61, 63, 64, 67, 71, 76, 80, 82, 105, 106, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 128, 130, 143, 153, 154,163, 166, 174, 179, 185, 205, 263, 282, 283, 287, 293, 294, 295, 304, 311, 312, 313, 315, 316, 317, 322, 326, 328, 329, 334, 343, 344, 345, 347, 348, 349, 351, 352, 353, 356, 357, 362, 379, 381, 383, 384, 390, 403, 404, 417, 418, 431, 443, 460, 464, 472, 477, 478, 481, 484, 485 Pinneberg 426 Plewna 243,244 Plön 211 Poo (Pyrenäen) 414 Poti 247, 287 Potsdam 392 Ramsgate 137, 234, 239 Reichenberg 238 Richmond 452 Rimini 178 Rio Tinto 158 Rom 471 Ronsdorf 51 Rudolstadt 285, 474 Sadowa 119 Sanremo 306 San Sebastian 483 San Stefano 250 Santiago 80 Saragossa 160, 162, 165, 166 Satory 202 Schneeberg 208 Schumla 246 Sedan 124, 205, 243, 441, 442, 443 Segeberg 211 Sheffield 183 Silistria 246, 247 Silvertown (London-) 356 Solingen 67
Sonneberg 277 Sonvilliers 109, 110, 149, 150, 151, 155, 165 St. Béat 478 St. Gallen 300, 311, 317 St. Petersburg 118, 244, 271, 304, 422 Stafford 184 Stollberg 208 StraBburg 163,206 Stuttgart 71, 96, 99, 282 Swansea 311 Sydenham (London-) 445 Toronto 319 Toulon 347 Toulouse 414, 479, 480, 481, 482 Trier 445 Tromso 373 Troyes 312 Verona 107, 137 Versailles 105,123, 225, 483 Verviers 164
Villefranche 347 Vossevangen 373 Washington D.C. 477 Wedel (Hamburg-) 424 Well Hill (b. Hamilton) 275 West Ham (London-) 409, 439, 447 Wien 45, 48, 65, 83, 84, 86, 88, 90, 115, 124, 128, 159, 210, 276, 388, 390 Wiesbaden 99 Wigan 455 Woolwich (London-) 377, 422 Würzen 323 Wyden 354 Yarmouth 239 York 459, 460, 462, 488, 489 Zürich 124, 138, 235, 236, 272, 292, 324, 409, 410, 411, 426, 446, 463, 474 Zwickau 99, 187, 189, 454
273, 437,
509
QUELLEN UND UNTERSUCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN UND ÖSTERREICHISCHEN ARBEITERBEWEGUNG
I.
Friedrich Engels' Briefwechsel mit Karl Kautsky. Zweite, durch die Briefe Karl Kautskys vervollständigte Ausgabe von „Aus der Frühzeit des Marxismus". Herausgegeben und bearbeitet von BENEDIKT KAUTSKY.
1955.
[Erschienen im Danubia-Verlag, Wien.]
II.
Moses Hess: Briefwechsel. Herausgegeben von BERNER,
EDMUND
unter Mitwirkung von Werner Blumenberg. 1959. 678
pp., 11 plates. Cloth. III.
Glds. 4 0 -
Karl Kautsky: Erinnerungen und Erörterungen. Herausgegeben von
IV.
SIL-
D R . BENEDIKT KAUTSKY.
1960. 589 pp. Cloth.
Glds. 4 0 . -
Karl Marx: Manuskripte über die polnische Frage (1863-1864). Herausgegeben und eingeleitet von HERTZ-EICHENRODE.
W E R N E R CONZE
1961. 202 pp. Cloth.
und
DIETER
Glds. 2 4 . -