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German Pages [336] Year 1991
Kaiserin Theophanu Prinzessin aus der Fremde des Westreichs Große Kaiserin
Kaiserin
Theophanu
Prinzessin aus der Fremde des Westreichs Große Kaiserin
Herausgegeben von Gunther Wolf mit Beiträgen von Helmut Fußbroich, Peter von Steinitz, Franz Tinnefeid, Hiltrud Westermann-Angerhausen und Gunther Wolf
1991 BÜHLAU VERLAG KÖLN WEIMARWIEN
Umschlaggestaltung unter Verwendung des Goldenen Buchdeckels des ,Codex aureus' von Echternach, 989, Inv. N r . KG 1138. Detail des Buchdeckels: stehende Gestalt der Kaiserin Theophanu. Mit freundlicher Genehmigung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg.
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kaiserin Theophanu : Prinzessin aus der Fremde - des Westreichs Grosse Kaiserin / hrsg. von Gunther Wolf. Mit Beitr. von Helmut Fussbroich ... - Köln ; Weimar; Wien : Böhlau, 1991 ISBN 3-412-05491-7 NE: Wolf, Gunther [Hrsg.]; Fussbroich, Helmut
Copyright © 1991 by Böhlau Verlag G m b H & Cie, Köln Alle Rechte vorbehalten Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung - auch von Teilen des Werkes - auf photomechanischem oder ähnlichem Wege, der tontechnischen Wiedergabe, des Vortrags, der Funk- und Fernsehsendung, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, der Übersetzung und der literarischen oder anderweitigen Bearbeitung.
Printed in Germany Satz: S A T Z P U N K T Ursula Ewert, Braunschweig Druck: Strauss Offsetdruck G m b H , 6945 Hirschberg 2 ISBN 3-412-05491-7
AMANTIBUS AMATIS AMATUS AMANS
WEISSAGUNG
„Dann soll die ganze Welt von einer Frau beherrscht Nur ihrem Willen ganz gehorsam sein. Und wenn die Witwe Königin geworden in der Welt und wenn ins Meer, Das göttliche, das Gold und Silber und in das Wasser der Menschen Bronzeschwerter all' geworfen sind, Geschöpfe eines Tages, dann werden alle Elemente dieser Welt Verwitwet sein, und Gott, der hoch im Äther schwebt, wird aufrollen wie ein großes Buch den Himmel. Zahllose Himmel werden fallen auf die Erde und das Meer Und Katarakte wilden Feuers aus der Höhe unaufhörlich. Er wird die Erde sengen und die See mit seinem Fluch. Die Tage und den Sternenhimmel und den ganzen Kosmos Wird er zerbrechen und verwandeln in das Eine, Reine. Die Sterne, die gemeinsam lachen, wenn sie Licht uns bringen, Werden stumm sein. Nicht Nacht noch Dämmrung werden sein Noch auch die vielen Stacheln, die uns Schmerzen bringen. Kein Frühling, Sommer, Herbst und Winter werden mehr erscheinen. Und dann beginnt das göttliche Gericht, das alle richtet Zu jener großen Zeit, da alles dies geschieht." Oracula Sibyllina III, v. 75-93 (Übers. J. Lindsay 1971)
INHALT
Abkürzungsverzeichnis Vorwort
XI 1
GUNTHER WOLF
Das Itinerar der Prinzessin Theophano/ Kaiserin Theophanu 972-991
5
Vom Kaiserpalast in Byzanz zum Valkhof in Nimwegen
19
Kaiserin Theophanu, die Ottonen und der Beginn der St. Nikolausverehrung in Mitteleuropa
27
Königinwitwen als Vormünder ihrer Söhne und Enkel im Abendland zwischen 426 und 1056
39
Nochmals zur Frage: Wer war Theophano?
59
Theophanu und Adelheid
79
Kaiserin Theophanu und Europa
97
Das politische Erbe der Kaiserin Theophanu - oder: Ottos III. Konzeption eines „Europäischen Staatensystems" Exkurs I:
servus Dei/Christi/apostolorum
106 124
Exkurs II: Die „Heilige Lanze"
126
Exkurs III: Zur rechtlichen Qualität der Lanzenübergabe
129
Exkurs IV: Zur Kronenvergabe
131
Exkurs V: Zur Datierung der „Corona latina" der ungarischen St. Stephanskrone
134
Versuch einer Skizze: Die „Skandinavien- und Englandpolitik" der Kaiserin Theophanu in den Jahren 984-991
141
Spätkarolingische und ottonische Beziehungen zum Kiever Reich der Rus
146
Kaiser Otto II. und die Schlacht von Cotrone am 13. Juli 982
155
Kalonymos, der jüdische Lebensretter Kaiser Ottos II. (982), und das rheinische Judenzentrum Mainz
162
X Die Kinder Theophanus und Ottos II
168
Könige und Kaiser als leibliche Nachkommenschaft der Kaiserin Theophanu
180
Exkurs I:
War Ida von Schwaben die Großmutter Richezas von Polen?
200
Exkurs II: Waren Konrad II. und dessen Sohn, Heinrich III., Nachkommen Theophanus ?
207
Zoe oder Theodora - die Braut Kaiser Ottos III.? (1001-1002)
212
Die „große Frage": Wer war Theophanu?
223
Einige weitere Bemerkungen zum Widmungsblatt des Aachener Evangeliars Kaiser Ottos III
237
Zur Datierung des Buchdeckels des Codex aureus Epternacensis...
240
FRANZ TINNEFELD
Die Braut aus Byzanz - Fragen zu Theophanus Umfeld und gesellschaftlicher Stellung vor ihrer abendländischen Heirat
247
HILTRUD WESTERMANN-ANGERHAUSEN
Spuren der Theophano in der ottonischen Schatzkunst?
263
PETER VON STEINITZ
Die Kaiserin Theophanu - Versuch eines geistlichen Porträts
279
HELMUT FUSSBROICH
Das Grab der Kaiserin Theophanu in St. Pantaleon zu Köln
295
HEIKE DRECHSLER
Literaturauswahl
301
Bildteil
309
Bildnachweis Die Autoren
317 321
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AASS ADB AfD AUF B[yz.] Z[s.] DA
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VORWORT
Dieser Band soll zum ehrenden Gedenken an Kaiserin Theophanus 1000. Todestag am 15. Juni 1991 erscheinen; so war es seit etwa 1987 geplant. Ich glaube, unmittelbarster und tiefster Grund ist der ,Kaipöc;', jener geschichtliche Augenblick, heute wie damals, ein „europäisches Haus" zu bauen, der sich so deutlich in der Vorbereitungszeit 1988-90 abzeichnete. Als im April 972 die junge griechische Fürstentochter, Nichte des byzantinischen Usurpator-Basileus Johannes Tsimiskes, nach dem Westen kam, da war sie eben nur durch diese angeheiratete Verwandtschaft legitimiert, ansonsten für den Westen ein „Niemand". Als sie, die mit 23 Jahren Verwitwete, mit etwa 30 Jahren am 15. Juni 991 in Nimwegen starb, war sie zu einer der größten Herrscherinnengestalten des an solchen nicht eben armen Mittelalters geworden. In den nur 7 Jahren ihrer Regentschaft für ihren kleinen Sohn Otto (III.) hatte sie in klarer und weitblickender Konzeption die Grundzüge eines „Europäischen Staatensystems", analog dem älteren byzantinischen, entworfen, eine Konzeption, die der Sohn dann aufnahm. Ihr Kampf mit dem rivalisierenden Frankreich nach dem Tod König Ludwigs am 10. September 954 und dessen Gemahlin Gerberga, der Schwester ihres Schwiegervaters Ottos des Großen, am 5. Januar 969, zur Zeit der Könige Lothar (954 - 2. März 986), Ludwig V. (2. März 986-22. Mai 987) und Hugo Capet (1. Juni/3. Juli 987 - 24. Oktober 996) seit 978 bzw. seit 984 mit der „Drehscheibe" Verdun/Reims machte zwar einen wesentlichen Teil ihrer politischen Aufgabe aus; aber sie vergaß nicht, auch nicht gegenüber ihrer kirchenfrommen Schwiegermutter, der Kaiserin Adelheid, die innere Konsolidierung des Reichs und die Wahrung des königlichen Besitzes, auch nicht eine erfolgreich defensive Politik im Norden, nicht die Wiederherstellung ottonischer Rechte in Italien und Rom, auch nicht, und vor allem nicht, die ostmitteleuropäische und osteuropäische Politik, wo sie ganz als abendländische Kaiserin handelte, nicht als byzantinische Fürstentochter, aber mit all' den Gaben, die sie durch ihre hohe byzantinische Bildung mitbekommen hatte. Es ist kaum ein Zweifel möglich, daß das, was später Otto III. im Verein mit Venedig, Polen und Ungarn als „System" der geistlichen Compaternität schuf, dem Geiste Theophanus in Zusammenarbeit mit Männern wie Adalbert von Prag, Willigis von Mainz, Gerbert von Aurillac und anderen, die sie heranzog, entsprang.
2
Gunther Wolf
Wesentliche Grundlagen dieser europäischen Konzeption, die auch das Reich der Rus zu Kiev einschloß (wessen auch die orthodoxe Christenheit anläßlich von Theophanus 1000. Todestag dankbar gedenkt), wurden in Rom zwischen Ende November 989 und Februar/März 990 gelegt, wo sie am 7. Dezember 989 des 6. Todestages ihres Gemahls gedachte, ihm gleichsam Rechenschaft ablegend, was sie für ihren kleinen gemeinsamen Sohn bis dahin erreicht: „Hoc aderat forte Theophanu tempore Rome Optima regina, miseris matrona benigna". Sie hatte reichlich mit dem ihr anvertrauten „Pfund" gewuchert: optima atque benigna. Theophanu war „eine der bedeutendsten Frauen, ... die das Schicksal auf einen Herrscherthron geführt hat", urteilte 1954 mit Recht Mathilde UHLIRZ, die sachkundige Bearbeiterin der Regesta Imperii und der Jahrbücher Ottos III. Damit ist ein gültiges Urteil über die Zeit von 984-991 abgegeben. Sollte, wie ich meine, ihr auch zu Recht Ottos II. Hinwendung zu seinem Stiefneffen Otto, Liudolfs Sohn, dem späteren Herzog von Schwaben und Bayern, die Einsetzung Herzog Karls von Niederlothringen 978 und die Warnung vor dem süditalischen Abenteuer Ottos II. 982 zugeschrieben werden können, wofür vieles spricht, so wäre dadurch das Urteil von Mathilde Uhlirz, das schon Thietmar von Merseburg ein Vierteljahrhundert nach Theophanus Tod zu teilen scheint, glänzend bestätigt. Man hat versucht, Theophanus Privatleben zu denunzieren, ihr Beziehungen zu Herzog Otto, dem Sohn Liudolfs, zu Johannes Philagathos, ja sogar zu Adalbert von Prag zu unterstellen. Doch stammen diese Vorwürfe aus einer Zeit, die anderes dachte und sicher nicht auf Theophanus Seite war oder neutral, etwa aus der zweideutigen Feder des Petrus Damiani, dem dabei evensowenig Glaubwürdigkeit zukommt wie Odilo von Cluny. Wenn Johannes Philagathos von Thietmar (Chron. IV, 30) „Theophanu imperatricis dilectus comes" genannt wird, wenn der heilige Adalbert von Prag in dem Lobgedicht zu seinen Ehren „carus amicus" der Kaiserin genannt wird, so zeugt es von der Gesinnung dessen, der Schlechtes dabei denkt, nicht von „Beziehungen" Theophanus. O b innerlich der jungen Witwe zwischen 983 und 991 wirklich jemand nahe stand - wir wissen es nicht; was gerüchteweise verstreut wird im 11. Jahrhundert, geschieht nur, um sie herabzusetzen, auch weil sie ja „nur" Griechin war. Mit einem gewissen Recht schreibt Mathilde Uhlirz: „Am schwersten wiegt der Tadel, den man gegen Theophanu wegen ihres Verhaltens gegen die Kaiserin Adelheid ausgesprochen hat". Aber auf den schon genannten Odilo von Cluny, den Promotor von Adelheids Heiligkeit, stützt sich, wer diesen Tadel vorbringt, der ebensowenig zutreffend ist, wie der der Eitelkeit Theophanus über die Maßen. Theophanu kam von Byzanz. Dort
Vorwort
3
stand seit eh und je das Kaisertum im Mittelpunkt, sonst nichts. So hatte sie es gelernt; so verhielt sie sich auch in ihrer neuen Heimat, im Westen: nichts sollte am Kaisertum geschmälert werden - dazu dienten alle Mittel der Politik, dazu auch ihr persönliches Auftreten. So sehr sie Menschen, denen sie vertrauen zu können glaubte und die sich bewährt hatten, sich zuwendete, sie war und blieb die Kaiserin, an der Seite des kaiserlichen Gemahls zuerst, dann als kaiserliche Regentin für den Sohn, den Erben des Reiches. Aus dieser Auffassung, die sie schon 972 in der Prachtausfertigung ihrer Dotalurkunde, die wohl sie selbst veranlaßte, zur Darstellung brachte, bis hin zum Hoftag von Quedlinburg 986, als die Herzöge ihren Dienst versahen und ihrem Sohn huldigten, bis zur Selbstbezeichnung vom 1. April 990 als „Theophanius imperator" - das alles zeigt das Eine: die Einzigartigkeit des Kaisertums. Daneben galten weder Rücksichten auf Töchter und Schwiegersöhne der Kaiserin Adelheid oder deren Empfindlichkeit in überkommenen Auffassungen von Kircheneinfluß und Verfügungsgewalt über Wittumsgüter. Das alles hatte für Theophanu nur eine Berechtigung, solange und insofern es nicht das Zentrum: Kaiser und Reich tangierte. Sie war die treibende Kraft der kaiserlichen Politik seit der Mitte der siebziger Jahre des 10. Jahrhunderts bis zu ihrem allzu frühen Tod am 15. Juni 991. Dort, wor ihr Rat nicht gehört ward, 982/83, stellte sich die Katastrophe bei Cotrone und dann an der Slawengrenze ein. Daß nicht weit schlimmere Folgen nach 984 eintraten, ist vornehmlich ihr Verdienst: „totum sua ditione colligasset imperium" resümieren die Quedlinburger Annalen als höchstes Lob. Adelheid war der Vergangenheit verpflichtet; Theophanu der Zukunft - dies prägte das Verhältnis der beiden Frauen von Anfang an. Heidelberg, im Juni 1991
Gunther Wolf
DAS ITINERAR DER PRINZESSIN THEOPHANO/ KAISERIN THEOPHANU 972-991 von Gunther Wolf
Jahr Monat
Tag
etwa 959/60 bald nach 959/60 wohl nicht vor 963 (967 Dez. 967/68
25)
969 970 971 Ende/972 Anfang 972 März/April April April .
7
April
14
April Mai Juli Juli Aug. .
17 25
Aug. . Sept. . ? Okt. . Dez. 973 Anf. .. März
11
30 14 17
17 18 25 19
Geburt Theophanos (Eltern: Konstantinos Skieros und Sophia Phokaina) Taufe Theophanos (Patin Kaiserin Theophano d. Ältere, Gemahlin Romanos' II. u. des Nikephoros Phokas) (Herrschaftsbeginn des Nikephoros Phokas) Theophano am byzantinischen Kaiserhof Otto II. Mitkaiser in Rom 1. Brautwerbung Ottos I. für Otto II. in Byzanz (u. a. mit Liutprand von Cremona; erfolglos) Theophanos angeheirateter Onkel Johannes Tsimiskes wird Kaiser in Byzanz Eheverhandlungen der Kaiser Otto I. und Johannes Abreise Theophanos aus Byzanz Theophanus Ankunft in Italien (Pescara?) oder: Benevent mit Erzbischof Gero von Köln (Ostern) Empfang Theophanus in Rom durch Otto I., Adelheid, Otto II. (evtl. Papst) Trauung Ottos II. und Theophanus und Kaiser-/ Kaiserin-Krönung in Rom „Beilager" der Neuvermählten in Rom Ravenna Brescia Mailand Aufbruch nach Deutschland St. Gallen Reichenau Konstanz Ingelheim Ingelheim Trebur Nierstein Frankfurt ( W e i h n a c h t e n ) Magdeburg Quedlinburg (Ankunft Ottos I., Ottos II., Adelheids und Theophanus) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 605 d)
6
Gunther Wolf Monat
Tag
März Mai
23 6 7 Q O
Juni Juni Juni... Juni ...
Juli Aug. Sept.
Okt. (Nov. Dez.
31 2 3/4 7 16 27 30 1 21 22 27 11 Mitte 17 27 13 22 22 23 14 25
Jan. April
Anf. 1 2 10 12 29
Mai
10 13 24 28 16
Juni
17 20
Quedlinburg ( O s t e r n und Hoftag) Memleben (Ankunft in M.; Otto I. bereits krank) Memleben Tod Ottos I. Memleben (Huldigung für Otto II.) Dornburg Dornburg Magdeburg (Leichenfeier für Otto I.) Werk Grone Fritzlar Worms (Hoftag) Worms (Intervention Ths.: ob interventum ...et coniagis
nostrae Th.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 620)
Trebur Worms Aachen Trier Frankfurt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 636) Erfurt Heiligenstadt Pöhlde Bothfeld Magdeburg Dornburg Allstedt Duisburg) Heiligenstadt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 645) Nimwegen Utrecht ( W e i h n a c h t e n ) Aufbruch von Utrecht Quedlinburg Werl Quedlinburg Quedlinburg ( O s t e r n ) Mühlhausen (Reg. Imp. 2,2 Nr. 656) (Otto II. schenkt Theophanu zu freiem Eigen den Besitz mit Zubehör in Thüringen in der Mark eines Görmar u. der Grafschaft Wiggers, und zwar die Burgen u. Höfe zu Eschwege, Frieda, Mühlhausen, Tutinsoda, Schlotheim (vgl. D O II. Nr. 76) Tilleda Quedlinburg Merseburg Allstedt Allstedt (Intervention Ths. dilectae coniugis nostrae Th.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 663) Pöhlde Kirchberg
Das Itinerar der Prinzessin Theophano/Kaiserin Theophanu Jahr Monat
Tag
974 Juni
... 28 Ende 13 19
Aug.
30 30 (... Nov. Dez. 975 Jan. Jan. Jan.
2 25 Anf. 6 25
3 24 25 3 4/17 18 21 9
Erstein über Straßburg nach Brumath Bruchsal Trebur (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 711) Ingelheim
16 11 18 4 25
Mai
15 23 27 3 6 6 6 8 11 21 26 15 9 29 9
Juli Aug. Sept. Nov. Dez. 976 Jan.
Febr.
(Erfurt?) Magdeburg Magdeburg Memleben Erwitte (Intervention Ths. dilectae coniugis nostrae Th.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 669) Frose (Intervention Ths. dilectissima coniunx nostra Th.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 670) Allstedt (Intervention Ths. dilectissima coniunx nostra Th.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 671) Aufbruch Ottos II. gegen die Dänen) Dornburg Pöhlde ( W e i h n a c h t e n ) Werla Werla Dortmund (Intervention Ths. dilectissima coniugis nostra Th.) Nimwegen Nimwegen Bonn Aachen ( O s t e r n ) Boppard (Intervention Ths. dilectae coniugis nostrae ... imperatricis augustae Th.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 681) Trebur Frankfurt ( P f i n g s t e n ) Fulda Weimar (Reichstag) Erfurt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 687) Erfurt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 688) Erfurt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 689) Dornburg Memleben (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 691) Allstedt Magdeburg Sommern Balgstädt Bothfeld Allstedt (Herbst-Strafexpedition nach Böhmen) Pöhlde Memleben Erstein ( W e i h n a c h t e n )
Febr. März März April
Juni
7
8
Gunther Wolf
Jahr Monat
Tag
976 Febr. April
28 23 (28 8 30
Juni
Juli
4 5 Mitte 22
(Aug. Sept.
16 29
Okt. Nov.
29 7
Dez.
15 22 25
977 Febr. März
21? 1 19 23./April 2 April 6 8 12 16 27
Geldersheim Allstedt ( O s t e r n ) Mainz (Synode))? Ingelheim Greisdorf (Intervention Ths.: uxoris amantisscim§ Qheufanu augustq ...) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 715) (oder Gräfendorf) Bamberg (Intervention Ths.:... et Theophanu augustae et imperii consortis interventu) (Reg. Imp. 2,2 N r . 716) Forchheim Stadtamhof bei Regensburg Regensburg Zug nach Böhmen) Kirchberg Frose (Intervention Ths.: Theophanu imperatrix augusta) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 726) über Lingen nach Erwitte Erwitte (Intervention Ths.: nostrae coniugis Thevfany rogatu) (Reg. Imp. 2,2 N r . 727) Duisburg Nimwegen Köln ( W e i h n a c h t e n )
(Intervention Ths.:) (Reg. Imp. 2,2 N r . 730) Tiel (Reg. Imp. 2,2 N r . 731) Tiel oder Utrecht (Reg. Imp. 2,2 N r . 732) Nimwegen Mainz Ingelheim ( O s t e r n ) Ingelheim Ingelheim Brumath (Intervention Ths.: carissima nostra contectalis Theophanu) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 742) Mai Diedenhofen 10 Diedenhofen 10 Diedenhofen (Intervention Ths.: nostre dilectae coniugis aeque imperatricis Thevfanu) (Reg. Imp. 2,2 N r . 744) 11 Diedenhofen (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 746) 21 Fulda Juli 30 Magdeburg (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 N r . 748) 30 Magdeburg (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 N r . 749) (Hochsommer/Frühherbst) (Magdeburg?) T o c h t e r A d e l h e i d geb. (Reg. Imp. 2,2 Nr. 749a) Aug. 1 Grone (Intervention Ths.: ob amorem dilectae coniugis nostrq Th.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 750) (Aug. Zug gegen Böhmen) Sept. 8 vor Passau 20 vor Passau
Das Itinerar der Prinzessin Theophano/Kaiserin Theophanu Jahr Monat
Tag
977 Okt.
1 5 5 20 29 25 ?
Dez. 978 März
17 25
April
Mai (Juni
31 Anf. 11 17 17 18 10 17 19 17
(Sommer) Juli 14 Mitte Juli/Aug./ (Sept. (Nov. Dez. 979 Jan. Febr. März April Mai (Juni Juli
25
9
vor Passau Regensburg Etterzhausen Allstedt Lingen Dornburg ( W e i h n a c h t e n ) (Brumath?) Sömmeringen Sömmeringen (Otto schenkt Th. den Hof Pöhlde: dilectissime nostre contectali Th.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 762) Magdeburg (Intervention Ths.: ob dilectissimae contectalis nostrae Th.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 763) Quedlinburg ( O s t e r n ) Magdeburg Magdeburg (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 764) Allstedt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 765) Allstedt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 766) Allstedt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 776) Grone Sohlingen Sohlingen bei Uslar ( P f i n g s t e n ) Otto II. geht nach Urecht) Maastricht (Intervention Ths. für Nivelles) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 770) (Aachen - Überfall Kg. Lothars von Frankreich) Dortmund Dortmund (Reichstag) (Entfremdung Adelheids) (Dortmund?) T o c h t e r S o p h i a geb. (Reg. Imp. 2,2 Nr. 771c) Zug Ottos II. nach Frankreich: Reims, Soissons, Paris) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 771d) Rückzug Ottos II. Frankfurt ( W e i h n a c h t e n )
15 Erstein 2. Hälfte Brumath 8 Frankfurt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 775) 27 Frankfurt 19 Trebur (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 777) 3 Iserlohn? 20 Dortmund ( O s t e r n ) 27 Duisburg 20 Allstedt 10 Brumath?) 8 Sömmering 21 Wallhausen (Intervention Ths. contectalis) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 785, 786, 787)
10
Gunther Wolf
Jahr Monat 979 Aug.
Sept.
Tag 11 ?? 17 27 ?? ??
Okt. Nov.
9 14 15 5
Nov./Dez. Nov. 19 Dez. 6 25 30 980 Jan. Febr. März
6 29 12 17 3 12
April (Mai Juni Juni Juli
? 11 18 28 Mitte) 1 4 16 Ende Anf.
Juli
25 27
Aug. Sept.
25 8 10 15 22
Magdeburg Magdeburg Magdeburg (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 790) Saalfeld (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 791) Bothfeld (Sophia zur Erziehung ins Kloster Gandersheim nach votum Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 792) ? (evtl. T o c h t e r M a t h i l d e geb.) ? (Otto schenkt Th. den Ort Belectu mit allem Zubehör, Lippe/Ruhr/Demel) (vgl. Reg. Imp. 2,2 Nr. 793) Rieda (Regensburg?) (Saalfeld) Saalfeld Allstedt (Intervention Ths.: Theofannie) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 798) (Ottos II. Polenfeldzug) Walbeck (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 799) Allstedt Pöhlde ( W e i h n a c h t e n ) Pöhlde Grone Helfta Wallhausen (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 804) Memleben Dornburg (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 806) Dornburg (Reg. Imp. 2,2 Nr. 807) Dornburg (Reg. Imp. 2,2 Nr. 808) Dornburg (Intervention Ths. ac carissime filiae nostrae Sopbiae) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 809) (Sachsen) Ingelheim ( O s t e r n ) Ingelheim Trebur (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 811) Treffen Ottos II. mit Kg. Lothar und Kg. Ludwig von Frankreich in Margut-sur Chiers) Aachen Aachen Aachen (Kessal am Reichswald bei Kleve: silva que Ketil) G e b u r t v o n T o c h t e r N . N (gest. vor Okt.) und O t t o s I I I . (vgl. Reg. Imp. 2,2 Nr. 815a; 2, 3 Nr. 956a) Nimwegen Nimwegen (Intervention Ths. für Nivelles) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 817) Magdeburg Bothfeld Bothfeld Wallhausen Wallhausen
Das Itinerar der Prinzessin Theophano/Kaiserin Theophanu Jahr Monat
Tag
980 (Okt.) Okt.
8 11 14 15 15 24 29
Nov.
Dez.
981 Jan.
Febr. März
April Mai Juli Juli
5 ? 25 Anf. 2 12 15 18 3 27
30 2 18 5 Anf. 7 12 18
Aug.
Sept.
Okt. Okt. Nov. Nov.
11
9 10 23 23 Anf. 7 18 4
Italienzug-Vorbereitungen; Adelheid in der Olsburg, Sophia in Gandersheim (Reg. Imp. 2,2 Nr. 823a) Trebur (Seelgift Ottos II. für verstorbenes Kind) (Reg. Imp. 2,2 N r . 824) Trebur Bruchsal Bruchsal (Intervention Ths.: dilectae contectalis nostrq imperiique consortis Th.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 827) Bruchsal (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 828) Konstanz St. Johann-Höchst (Intervention Ths.: dilectissimq contectalis nostrq Theophano [sie!]) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 831) (rheinaufwärts - einen der Bündner Pässe - Chiavenna, Monza, Mailand, Pavia: Otto II. mit Theophanu und Otto III.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 831a) Pavia (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 833) Pavia (Ottos II. Versöhnung mit Adelheid) Ravenna ( W e i h n a c h t e n ) Ravenna Ravenna Ravenna (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 837) Ravenna (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 N r . 838) Ravenna Puglia di Arezzo Rom ( O s t e r n ) (Otto II. und Otto III., Adelheid, Theophanu, Mathilde v. Quedlinburg) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 804a) Rom Rom Rom Rom Rom bei Frosinone b. Ceprano Sora Cerchio Rocca de Credici (nördl. von Rocca di Mezzo an der Straße von Celano nach Aquila in regali domus) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 850a) Rom (Lateransynode) Rom (St. Peter-Synode) Lucera ((Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 N r . 857) Lucera (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 N r . 858) Lucera Benevent Benevent Neapel (Intervention Ths. etfilii nostri Ottonis) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 864) gegen Salerno
12
Gunther Wolf
Jahr Monat
Tag
981 Dez.
5 25
Salerno Salerno ( W e i h n a c h t e n )
982 Jan.
6
Salerno Salerno (Beginn der Heerfahrt gegen die Sarazenen) Matera Matera Tarent (Reg. Imp. 2,2 N r . 871; D O II 272; Romanorum imperator) (sie!) Tarent Tarent (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 874) Rossano (Otto II. läßt Otto III. und Theophanu in R. zurück und zieht in die Ebene bei Cap Colonne südl. Cotrone) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 874a) Cotrone Schlacht gegen die Sarazenen - Niederlage Ottos II.) (Reg. Imp. 2,2 N r . 874b) Flucht Ottos II. nach Rossano; Rückzug über Cassano, Mormanno, Castelluccio, Lauria, Capaccio bei Cassano in Calabrien bei Rossano am Laino (Fluß) Salerno Capua (Intervention Ths.: contectalis nostre) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 879) Capua Capua Capua Capaccio Capua Capua (Intervention Ths. Theophanv) (Reg. Imp. 2,2 N r . 887) Capua Salerno (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,2 N r . 890) ? (Weihnachten)
März
25 31 16
April Mai Juni
18 18
(Juli
13
Aug.
27 31 2 18 26
Sept.
30 (Sept.-Nov.) Okt. 1 Nov. 2 3
Dez.
12 21 25
983 Jan.-März April 26 Apr./Mai Mai 27
Juni
1 7 14 17
Rom (Vorsitz Ottos II. b. Synoden) Rom ( O s t e r n ) Rom Pavia Verona ( P f i n g s t e n und Reichstag mit Otto II., Otto III., Adelheid, Theophanu etc.) (Reg. Imp. 2,2 N r . 891b) Verona Verona (Fürstenrat - pactum cum Venetiis mit Intervention Adelheids u. Theophanus) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 900) Verona (Intervention Adelheid u. Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 907) Verona (Intervention Ths. consortis imperii nostri) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 910)
Das Itinerar der Prinzessin Theophano/Kaiserin Theophanu Jahr Monat
Tag
983 Juni
18 20
(Sommer Juli 14 16 24 Aug. 27 7 Dez.
Dez. Dez.
? ? 25
984 bis April April
? Ende
Juni
Mitte 29
Juli Okt.
Anf. 7 Mitte 15 16 20? 20
Okt. Nov. Dez. 985 Jan.
27 10 28 25 Mitte 28
13
Verona Mantua (Adelheid als „Statthalterin" nach Pavia) (Otto III. nach Deutschland?) an der deutschen Ostgrenze: Slavenaufstand) Ravenna Ravenna (Königsgericht) am Trigno Lavino Rom (Otto II. gest. - in Anwesenheit Ths.) (Reg. Imp. 2,2 Nr. 919c) Rom (Otto II. in St. Peter beigesetzt) (vor Weihnachten?) (Th. zu Adelheid) nach Pavia Pavia? ( W e i h n a c h t e n ) Pavia (Theophanu bei Adelheid) Pavia ( O s t e r n ) von Pavia (Aufbruch Theophanus u. Adelheids nach Deutschland über St. Bernhard und Burgund) (Ann. Quedl.; SS 3 S. 66) Mainz (Ankunft Theophanus u. Adelheids bei Erzbischof Willigis) (Reg. Imp. 2,3 N r . 956n/2) Rara (Rohr) (Reichstag mit Theophanu, Adelheid, Mathilde von Quedlinburg: Ubergabe Ottos III. von Heinrich von Bayern an Theophanu) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 956q/2) (nach) Quedlinburg (Th. mit Otto III., Adelheid u. Mathilde nach Q.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 956u/2) nach Mainz (Th. u. Adelheid nach M.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 956a/3) Mainz (Intervention Ths.: matris nostre domne auguste Th.) (Reg. Imp. 2,3 N r . 957) Speyer (Hoftag Th., O t t o III., Adelheid) (Reg. Imp. 2,3 N r . 957a) Speyer (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 958) Worms (Reg. Imp. 2,3 Nr. 958a) Bürstadt (Zusammenkunft Ths. und Adelheids mit Heinrich von Bayern) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 958b) Worms ( D O III 396 ff.; Reg. Imp. 2,3 N r . 959) (Intervention Ths.: consultu avie nostre A. et dilectissime matris nostre Th. augustarum) Ingelheim (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 960) Mainz Ingelheim (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 962) Ingelheim ( W e i h n a c h t e n ) (Th., Otto III. u. Adelheid nach Mühlhausen) (Jbb. O III S. 41) Mühlhausen
14
Gunther Wolf
Jahr Monat
Tag
985 Febr.
5
März
14 28
April
12 29
Juni Juli
26 2
7 Aug. Anf./Mitte Juli/Sept. Aug.
8 20
Sept.
Ende 2
Okt. Nov. Dez.
30 17 30 25
986 März April
17 4
Mai 7 (Juni/Juli Okt.
?
Nov.
Ende 29 8 Mitte 25 27
Dez.
Mühlhausen (Intervention Ths. in Reg. Imp. 2,3 Nr. 964) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 964/65) Allstedt (?) Grone (Intervention Ths. in Reg. Imp. 2,3 Nr. 968) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 967d/968) Grone (?) ( O s t e r n ) Duisburg (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 969) (über Erwitte u. Soest ...) (vielleicht schon Ende Mai) Frankfurt Frankfurt (Reichsversammlung - Aussöhnung Ths. und Adelheids mit Heinrich von Bayern (Reg. Imp. 2,3 Nr. 9691, 970, 971) (Adelheid nach Italien) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 972a: Ankunft in Pavia Juli 18) Ingelheim (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 972) Metz (Colloquium dominarum: Th. und Beatrix von Burgund) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 972b) (große Umfahrt Ths. mit Otto III. u. Heinrich von Bayern: Rheingebiet, Sachsen, Bayern - zunächst über Köln nach Nimwegen Köln Nimwegen (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 974) bis letztes August-Drittel (Reg. Imp. 2,3 Nr. 975a) Soest (Reg. Imp. 2,3 Nr. 975b) Wiedenbrück (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 976) über Paderborn-Grone-Rara nach Bamberg Bamberg (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 977) Ettenstadt (zwischen Bamberg und Augsburg) Soest (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 979) Ingelheim oder Köln (?) (W e i h n a c h t e n ) (Jbb. O III S. 67) Grone Quedlinburg ( O s t e r n ) (Festkrönungen Ottos III. mit Th. mit Hofämterwaltung wie 936) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 980b) Merseburg Feldzug Ottos III. - mit Th.? - gegen Böhmen und Elbslaven) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 983e; Jbb O III S. 70) Grone (Adelheid kommt an den Hof) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 983n) Duisburg (Hoftag) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 984b) Duisburg Dortmund (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 986) Köln Köln ( W e i h n a c h t e n ) Köln
Das Itinerar der Prinzessin Theophano/Kaiserin Theophanu Jahr Monat
Tag
987 Jan.
14 ca. 18
988 März
Anf.
15
Ingelheim (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 988) Andernach (Hoftag mit Th. und Adelheid und O III.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 988a/989) Nimwegen (Hof nach N.) (Reg. Imp. 989a) Anf. Febr. Nimwegen 27 März (Th nach Tiel) (RI 990b) Mitte Tiel (Th. u. O III. in T.) (RI 991) 28 1, Hälfte Köln (Hof in K., von da nach Sachsen) April 1. H. Allstedt (Hof in A.: T h , Adelheid, Otto III., Mathilde) Mai Allstedt (Witwenausstattung Adelheids bestätigt; Reg. 20/21 Imp. 2,3 Nr. 994) nach 21 Allstedt (Adelheid verläßt den Hof; Th. mit Otto nach Westen) 27 Corvey ((Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 995) über ? Duisburg (Jbb. O III S. 86) nach (Niederlothringen) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 995h) Juni/Juli Frankfurt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 996) Aug. 7 Memleben (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 997) 27 (? 987 Weihnachten?) (Keine Nachrichten zwichen Aug 27) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 997) und 988 März (Reg. Imp. 2,3 Nr. 998f) (vgl. Reg. Imp. 2,3 Nr. 998 u. Jbb. Ottos III. S. 92)
16
18 20
April Mai Mitte Aug.
20 ca. 20
27 bis Okt. 10 Mitte
Nov. Nov. Dez. Dez.
20 22 Ende Anf. 25
(Th. von Winteraufenthalt (wo?) nach dem Kloster Wildeshausen a. d. Hunte (Reg. Imp. 2,3 Nr. 998f) Wildeshausen (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 999) Wildeshausen Wildeshausen Ingelheim ( O s t e r n ) (Th. über Frankfurt nach Niederlothringen) (Reg. Imp. 2,3 Nr. lOOld) Frankfurt (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1002) Braine-le-Comte bei Nivelles (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1002b) Braine-le-Comte (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1003) Meersburg (Bildung einer Kanzlei für Italien als Vorbereitung für Italienzug auf Befehl Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 10031) Meersburg Meersburg (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1005) Konstanz (Hoflager; Erkrankung Ths. - Verschiebung des Italienzugs) (Hoftag) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1005a) Konstanz (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1007) Konstanz Konstanz (von K. nach Köln; Befinden Ths. gebessert) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1008b/c) Köln (Th. in Köln) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1008c/d) Köln ( W e i h n a c h t e n )
Gunther Wolf
16 Jahr Monat
Tag
988
Dez.
28
989
Febr.
1. Hälfte Köln 9 Erwitte (Hoftag) 31 Quedlinburg ( O s t e r n ) (Hoftag: Abordnung aus Italien - Vorbereitung der Romfahrt) 5 Quedlinburg (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1010b) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1011/12) 4 Kirchberg bei Jena (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1014) Ingelheim (Th. mit O t t o III., Adelheid, Egbert v. Trier) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1014a/b) 23 Ingelheim (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1015) 30 Ingelheim 29/30 Frankfurt (Th. trifft Otto, der von Loch kommt) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1016f) 1 Frankfurt 5 Frankfurt 18 Gandersheim (Th. bei der Einkleidung Sophias mit O t t o u. Willigis) (Beginn des Gandersheimer Streites) (Reg. Imp. 2,3 N r . 1017e) nach 18 (Th. zieht nach Italien; O t t o III. bleibt in Deutschland) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1017g) Ende Anf. R o m (Ankunft Ths.) (Reg. Imp. 2,3 N r . 10171) 25 R o m ( W e i h n a c h t e n ) (Ann. Hildesh. maior.)
Mäez April Juli ?
Sept. Okt.
Nov. Dez. Dez. 990
März
Köln
R o m (Th. über Winter in Rom) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1017n) (Th. nach Ravenna) Ende April 1 Ravenna (Theophanius gratia divina imperator augustus) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1019k) Pavia ( O s t e r n ) 20 Mai Anf. Pavia (Aufbruch von P. über einen der Bündnerpässe) 2. Hälfte Reichenau Anf. (Rückkehr aus Italien) Juni Mainz (Th. trifft O t t o III. und Willigis) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1020i) Frankfurt Mitte Frankfurt 16/18 Anf. Magdeburg (Th. nach M. zu den Truppen) Juli (Böhmenfeldzug) Juli 4 Gandersheim (Th. und Sophia als Intervenieren) (Reg. Aug. Imp. 2,3 Nr. 1025) 10 Kissenbrück an der Other (Intervention Ths., Sophia als Begünstigte) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1026) Herbst u. Winter im Rheingebiet (Jbb. O III S. 130)
17
Das Itinerar der Prinzessin Theophano/Kaiserin Theophanu Jahr Monat
Tag
991 Jan.
Anf.
April
19 5
18 } April Mai Mai
Ende/ Anf. 1 28
(vor) Juni 12 Juni 15 Juni
?
Allstedt (Th. und O t t o III. nach A.; Hof danach nach Sachsen) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1027b) (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1028) Quedlinburg (Ostern) (Th. u. O III. auf Reichstag/ Fürstenversammlung mit besonderer Pracht) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1028d) Quedlinburg (?) oder (Merseburg) (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1029) Quedlinburg (Intervention Ths.) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1030) (Otto III. u. Theophanu von Quedlinburg nach Merseburg, dann nach Nimwegen (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1033) Nimwegen (Otto III. und Th. in N.) (Reg. Imp. 2,3 N r . 1034) Nimwegen (Adelheid in N . ?) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1035) Nimwegen (Theophanu in N . gest. im Valkhof?) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1035b) Köln (Beisetzung Theophanu in St. Pantaleon in Köln) (Reg. Imp. 2,3 Nr. 1035b) Feiertagsaufenthalte Theophanus Methodische Vorbemerkung: Die Aufenthaltsorte sind vor und nach 983 anders zu gewichten, da der Inititivanteil Theophanus nach 983 größer gewesen sein dürfte. In Reichsitalien waren die beliebtesten Pfalzen: Pavia und Ravenna, abgesehen von Rom. In Deutschland war Quedlinburg bevorzugte „Osterpfalz" (6 x); daneben Ingelheim (3 x). Bevorzugte „Winterpfalzen" waren Köln (3 oder 4 x), Pöhlde (2 x), Frankfurt (2 x) und Ingelheim (2 oder 1 x). Nach 983 fällt die Bevorzugung Kölns auf (3 bzw. 4 von 4 bzw. 5 Fest-Aufenthalten). Ostern
Weihnachten
Quedlinburg Quedlinburg Aachen Allstedt Ingelheim Quedlinburg Dortmund Ingelheim Rom Rom Rom
Utrechtt Pöhlde Erstein Köln Dornburg Frankfurt Pöhlde Ravenna Salerno Salerno? Pavia?
Pfingsten
972 Frankfurt 973 974 975 976 977 978 979 980 981 982 983
Frankfurt
Sohlingen
Verona
18
984 985 986 987 988 989 990 991
Gunther Wolf
Pavia Grone? Quedlinburg Köln Ingelheim Quedlinburg Pavia Quedlinburg
Ingelheim Ingelheim? od. Köln? Köln
} Köln Rom ? -
(Ndr. aus: Archiv für Diplomatik (AfD) 35/1989)
VOM KAISERPALAST I N B Y Z A N Z ZUM V A L K H O F IN NIMWEGEN (Anfang und Ende des Lebensweges der Kaiserin Theophanu) von Gunther Wolf
Die Vita Mathildis reginae antiquior (um 975) schreibt im Kapitel 16 über die Prinzessin Theophano: 1 „augusti depalatio regalis fuisset data coniux praeclara dicta nomine Theophanu ..." Das würde sicher mißverstanden, wenn man unterstellt, daß Theophano im kaiserlichen Palast geboren sei. Wohl aber scheint sie, wie andernorts 2 dargelegt, schon in ganz jungen Jahren dort erzogen worden zu sein. Wir wissen mit Sicherheit, daß Theophano keine Porphyrogenneta 3 war, d. h. nicht in der „Porphyra" 4 geboren. Sie war vielmehr eine Tochter des Patrikios Konstantinos Skieros 5 und der Sophia Phokaina6. Das heißt aber doch wohl, daß sie entweder auf den Gütern der Skleroi in Makedonien7 oder in Armenien oder aber in einem Skleros-Palast in Byzanz zur Welt kam. Wir wissen darüber nichts; und es ist daher auch beim derzeitigen Quellenstand müßig, darüber zu spekulieren. Fruchtbarer dürfte es sein, zu überlegen, was das „augusti de palatio" der Vita Mathildis reginae antiquior8 meint, d. h. welcher Kaiserpalast gemeint sein könnte.
' MGh SS X, 581, 44. Vgl. G. W O L F , Nochmals zur Frage: Wer war Theophano? (Byz. Zs. 81 (1988) S. 272283, bes. 276 f.). 3 Vgl. WOLF (wie Anm. 2) S. 272 ff. 4 Die „Porphyra" war das Kreißgemach der legitimen Kaiserinnen. 5 Vgl. W. S E I B T , Die Skleroi. Eine prosopographisch-sigillographische Studie (Byzantina Vindobonensia IX/1976); hier Nr. 11 (S. 58/60). 6 Vgl. W O L F (wie Anm. 2) S . 272 ff., bes. 277; G. S C H L U M B E R G E R , Un Empereur Byzantin au dixième siècle-Nicephore Phocas (1890) S . 40 f.; S E I B T (wie Anm. 5) S . 15 u. 20. 2
7
8
V g l . SEIBT (wie A n m . 5) S. 5 7 u. 6 0 b z w . 15 u. 20.
Siehe oben Anm. 1.
20
Gunther Wolf
Im alten Byzanz bildeten sich im Laufe der Zeit vor allem drei größere Palastbezirke heraus:9 der „alte" oder „große" Kaiserpalast, das „palatium magnum", zwischen Hippodrom 10 , Augusteon11 und Propontis12, zum anderen der Manganenpalast (unterhalb des Topkapi Saray13) am Marmarameer, und drittens der Blacbernenpalastu im äußersten Nordwesten der Stadt, nahe dem Goldenen Horn. Letzterer war unter Kaiser Anastasios I. um 500 n. Chr. begonnen worden, und vor der Zeit Theophanos haben vor allem die Kaiser Tiberios (578/82), Leon V. (813-20) und Theophilos (829-42) dort gebaut; auch Basileios II. (976-1025) hat dann dort bauen lassen. Aber Residenz wurde der Blachernenpalast erst zur Zeit Kaiser Manuels I. Komnenos (1143-80). Strittig ist, ob der innerhalb dieser Palastgruppe gelegene Tekfur Saray (Königspalast) vielleicht von Kaiser Konstantinos VII. Porphyrogennetos (912-59) errichtet wurde, d. h. zur Zeit Theophanos also schon bestand. Der Manganenpalast, bei den Zeughäusern Konstantins des Großen, wurde von Kaiser Basileios I. (867-886) erbaut, bedeckte wohl ein Rechteck von etwa 60 x 40 m. Er ist der kleinste und unbedeutendste der Paläste. Die größte Palastgruppe aber ist der „alte" oder „große" KaiserpalastXb, der etwa 400 000 qm (= 40 ha) mit allen seinen Anlagen im 10. Jahrhundert bedeckte und dessen erste Bauten bereits um 330 n. Chr. von Kai-
9 Vgl. Konstantinos V I I . Porphyrogennetos, Liber de ceremoniis (Le livre des cérémonies) Commentaire I (1967) par Albert V O G T , passim; J . EBERSOLT, Le grand palais de Constantinople et le livre des cérémonies (1910) passim; I . E . N . HEARSEY, City of C o n stantine (1963) passim; G . DOWNEY, Constantinople (1960) passim; A. M. SCHNEIDER, K o n stantinopel (1956) passim; G. BECATTI, F. W . ÜEICHMANN, U. a., Art Constantinopoli (in: Enciclopedia dell'arte antica II (1959) passim; D . A. MILLER, Imperial Constantinople (1969) passim; R. JANISS, Constantinople Byzantine: Dévelopment urbaine et repertoire topographique (2d éd. - Inst. Francais d'Etudes Byzantines 1964) passim; W . KLEISS, Topograph.archäol. Plan von Istanbul (1965); R. GAILLARD, Etudes de Topographie de Constantinople Byzantine (2 Bde - Berliner Byzant. Arbeiten Bd. 37/1 + II - 1969) passim; PAULY-WLSSOWA; R E III; KLEIN. PAULY, Bd. 1 (1979) Sp. 981/82). 10 Errichtet schon um 203 n. Chr. unter Septimius Severus; als große Zirkusanlage ausgebaut unter Konstantin d. Gr. und Theodosios d. Gr.; d. Kathisma (mit einer offenen Loge) grenzte unmittelbar an das Hippodrom; vgl. GAILLAND, 1. c. S. 369 ff. 11 Südlich der Hagia Sophia gelegenes ältestes Forum, schon vor Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. bezeugt und von Konstantin d. G r . zur Erinnerung an seine Mutter Helena als „Augusteon" ausgestaltet; vgl. GAILLAND, 1. c. II, S. 40 ff. 12 Auch Propontis = Meeresküste. 13 Bei den konstantinischen Zeughäusern (|XCiyyava) von Kaiser Basileios I. ( 8 6 7 - 8 6 ) erbauter Palast am äußersten südöstlichen Ende der Halbinsel im „Philopation". H Palastgruppe am Goldenen H o r n im Nordwesten der Stadt, begonnen unter Kaiser Anastasios I. ( 4 9 1 - 5 1 8 ) (Triklinium). 15 Eigentlich eine Gruppe von Palastbauten östlich und nordöstlich des großen Hippodroms bis zum Marmarameer hin; vgl. Liutprand von Cremona, Antapodosis I., 12 u. V, 21 ( M G h SSrerGerm. ed. J . BECKER, 1915, S. 13 u. 142); EBERSOLT, 1. c. 58 ff.; GAILLARD, 1. c. I, S. 1 ff.
Vom Kaiserpalast in Byzanz zum Valkhof in Nimwegen
21
ser Konstantin dem Großen errichtet wurden, so z. B. die „Daphne"16 am Hippodrom, das Kathisma 17 mit dem Klubion 18 , der Kaiserloge, sowie der Palasttorbau mit den namengebenden Bronzetüren, die „Chalke" 1 9 . Hinter der Chalke lagen die Scholen20 und in der Nähe das Consistoriumn, der kaiserliche Audienzsaal. Zur Hauptgruppe der Paläste in diesem Bezirk gehörte auch der von Justinos II. (565-78) errichtete achteckige Chrysotriklinos22, an dem die Kaiser Maurikios (582-602), Michael II. (820-29) und Michael III. (842867), Theophilos (829-42) und Konstantinos VII. (912-59) weiter bauten. Dieser Bau enthielt die Apsis mit dem Kaiserthron. In der Nähe lag die entweder von Kaiser Konstantin dem Großen oder von Kaiserin Pulcheria (408-57) gestiftete Stepbanos-Kirche, lange Zeit die vornehmste der Palastkirchen 23 . Ganz in der Nähe das Triklinium2*, in dem die feierlichen Staatsempfänge stattfanden, und das Oratorium des Theodoros 25 sowie die „Nea "26, die um 880 erbaute Palastkirche des Kaisers Basileios I. (867-86). Ihr benachbart waren die Paläste Justinos' II. (685-95)27 und der von Theophilos erbaute Trikonchos28 und der Lausiakos29. Das gesamte „Neuwerk" (Nea) (Keinourgos) des Basileios I. schildert Konstantinos VII. mit überschwenglichen Worten. In Ufernähe des Marmarameeres lag der Doppelpalast des Bukoleon30 (Stierlöwe), wohl in der Zeit Kaiser Justinians (527-65) erbaut, erneuert im 10. Jahrhundert, und der untere Palast von Kaiser Nikephoros II. Phokas (963-69), Theophanos Großonkel mütterlicherseits, erweitert, der dort auch mit Vorliebe wohnte und wohl " Ältester Teil des G r o ß e n Palastes, zusammen mit Chalke und Scholen von Konstantin d. Gr. errichtet (vgl. VOGT, 1. c. S. 26) Mittelpunkt der „Daphne" war der Augusteus, wichtigster Empfangssaal, möbliert mit „Divans"; vgl. GAILLARD, 1. c. I, S. 73 ff., 94 ff. u. oft. 17 Eigentlich Tribüne; vgl. GAILLARD, 1. c. I, S. 42 ff. u. oft. 18 Klubion = Kaiserloge. 19
V g l . V O G T , 1. c . S . 5 6 f.; G A I L L A R D , 1. c . I , S. 7 - 3 3 u . ö .
20
Militärunterkünfte (mit großen Speisesälen = Triklinia); vgl. VOGT, 1. c. S. 54 ff.; GAIL-
LARD, 1. c . I , S. 7 f f . , 11 f f . , u . o f t . 21 Kovaiatcbpiov: vgl. V O G T , 1. c. S. 45 (Empfangssaal im Daphne-Palast); EBERSOLT, 1. c. S. 40; GAILLARD, 1. c. I, S. 5 ff., 16 ff u. oft; Bury (Byz. Zs. (1912) S. 210 ff.). 22 Vgl. Luitprand v. Cremona, Antapod. I, 11 (1. c. S. 10/11); vgl. V, 21 (S. 142); EBER-
SOLT, 1. c . S . 7 7 f f . ; G A I L L A R D , 1. c . I , S. 8 1 , 1 5 1 f f . u . ö . ; V O G T , 1. c . S . 8 f f . D e r
Chrysotrikli-
nos war im 10. Jahrhundert mit seinem oktogonalen G r u n d r i ß Mittelpunkt des kaiserlichen Palastbezirks. 23
V g l . V O G T , 1. c . S . 2 7 .
24
SeKdvva (aKKOUvudarov) (Decannea cubita): Liutprand v. C. VI, 8 (1. c. S. 156) vgl. VOGT, 1. c. S. 68 ff. (Empfangssaal seitlich des großen Hippodroms, mit der Magnaura verb u n d e n ) ; G A I L L A R D , 1. c. I . S. 7 0 f f u . ö . 25
V g l . V O G T , 1. c . S . 2 3 f .
26
Ebda. S. 135. Ebda. S. 180. Ebda S. 31. Ebda. S. 180.
27 28 29 30
E b d a . ; G A I L L A R D , 1. c . I , S. 2 4 9 - 9 3 u . ö .
22
Gunther Wolf
dort auch von Theophanos angeheiratetem Oheim, Johannes I. Tsimiskes, in der Nacht vom 10./II. Dezember 969 erschlagen wurde 31 . Nicht weit davon lag die „Porphyra"n, das mit Purpurplatten (Porphyrplatten) oder -Stoffen ausgestattete Gebärgemach der legitimen Kaiserinnen; die hier geborenen Kinder nannte man „Porphyrogennetoi bzw. Prophyrogennetai", d. h. „Purpurgeborene' 0 3 . Theophano Sklereina gehörte nicht zu ihnen. Nordöstlich von Hippodrom und Chalke lagen weitere Paläste, deren bedeutendster die „ Magnaura " 34 war, der Tradition nach schon von Konstantin dem Großen erbaut, aber von Theophilos (829-42) wenn nicht neu errichtet, so doch verschwenderisch ausgestattet. Dort wurden die auswärtigen Gesandten empfangen, und Bischof Liutprand von Cremona (ca. 902972), Gesandter Berengars II. und Kaiser Ottos I., schildert einen solchen Empfang in lebhaften Farben. 35 Neben den genannten Gebäuden gab es im Kaiserpalast noch viele andere, deren genaue Lage z. T. noch immer umstritten ist. Dieser „große", „alte" Kaiserpalast war im 10. Jahrhundert, d.h. zur Zeit Theophanos, der eigentliche Regierungssitz des byzantinischen Reiches; er verlor seine Bedeutung erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts. Kommen wir zu unserer eigentlichen Fragestellung zurück: Theophano - „augusti de palatio", d. h. wo, wenn im Kaiserpalast, (und gemeint kann eigentlich nur das „magnum palatium" sein) wurde sie erzogen? Welches Gebäude ließe sich damit verbinden? War Theophano Sklereina (d. J.) (ca. 959-991) wirklich - was wahrscheinlich - das Patenkind der Theophano d. A. (Anastaso) 36 , der Gemahlin der Kaiser Romanos II. (959-63) und Nikephoros II. Phokas (963-69), so könnte sie, bei der Vorliebe des Nikephoros, ihres Großonkels, für den unteren Bukoleon-Palast dort gelebt haben und erzogen worden sein. Als weitere Möglichkeiten bieten sich an: das Orphanotrophaion (öpcpavotpocpeiov) 37 , wo die Kinder 38 der großen Vgl. G g . OSTROGORSKY, Gesch. d. B y z a n t . Staates (3. A u f l . 1963) S. 243. Vgl. L i u t p r a n d v. C . A n t a p o d . I, 6 (1. c. S. 7), I, 7 (S. 7), III, 30 (S. 88), vgl. R E IV, Sp. 5, 990 f.; GAILLARD, 1. c. I, S. 282, 284, 347. 33 Vgl. O . TREITINGER, D i e o s t r ö m . Kaiser- u n d Reichsidee nach ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell (1938, 2. Aufl., 1957) S. 61 f. u. 109 f. 34 A m Magnaurapalast errichtet u m 860, zur Zeit Kaiser Michaels III., dessen O h e i m , der C a e s a r Bardas, eine H o c h s c h u l e gründete, an die er damals die besten wissenschaftlichen K r ä f t e berief. Vgl. auch: Liutprand v. C . , A n t a p o d . VI, 5 (1. c. S. 159); R E IV, 991; J. B . BURY, L e Palais impérial de C o n s t a n t i n o p l e et ses a b o r d s ... tels qu'ils existaient au X e siècle (1861) S. 85; EBERSOLT, 1. c. S. 68 ff.; GAILLARD, 1. c. I, S. 3 ff., 6 ff., 141-150 u. ö. 3 5 Vgl. L i u t p r a n d v. C . , A n t a p o d . VI, 5 (1. c. S. 154); vgl. auch A n t a p o d . I, 12 (S. 13), V, 21 (S. 142), VI, 8 (S. 156); Legatio 1 (S. 176), 13 (S. 183); A n t a p o d . I, 6 (S. 7), A n t a p o d . III, 30 (S. 88), III, 37 (S. 91), I, 11 (S. 10/11), Legatio 3 (S. 177). 36 Vgl. WOLF (wie A n m . 2) S. 276; SCHLUMBERGER 1. c. passim; OSTROGORSKY, 1. c. S. 236 f.; C h . DIEHL, T h e o p h a n o (in: Figures Byzantines I (10e éd. 1925) S. 217 ff.). 36a Vgl. GAILLARD, 1. c. I, S. 2 4 9 - 3 6 8 , bes. 262 ff. u. 334 ff. 37 Vgl. VOGT, 1. c. S. 109 (s. (Kapit.) auch Chron. 722, 19; Theoph. 376,16; L e o Novell. 84). 38 E s ist unklar, o b dort nicht nur K n a b e n a u f g e n o m m e n wurden, öpcpavoi = O r p h a n o i , urspr. „ W a i s e n " . 31
32
Vom Kaiserpalast in Byzanz zum Valkhof in Nimwegen
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Aristokratenfamilien aufgenommen und erzogen wurden, weniger das Didaskalion (8i8ocaKaÄ£fov)39, beide nahe der Hagia Sophia; kaum auch das Gynaikaion des Phylax (yuvaiKatov)40, eher schon die Gemächer der Augusta41 oder das Kenourgeion (tcevoupTElov)42 auf der Nordseite des Chrysotriklinos. Doch hängt auch manches davon ab, ob Theophano Sklerema wirklich das Patenkind der etwa 941 geborenen Kaiserin Theophano d. A. war. Solange aber die Quellenlage so ist, wie sie sich derzeit darstellt, wissen wir außer dem „augusti de palatio" nichts und sind auf Vermutungen angewiesen. Doch meine ich, daß am ehesten für die Jahre des Aufenthalts der Theophano Sklereina im Kaiserpalastbezirk seit etwa 963/65 der Bukoleon-Palast oder - mit m. E. weniger Wahrscheinlichkeit - das Orphanotrophaion in Frage kommen.423 Wir wissen auch nicht, von welchen Lehrern Theophano Sklereina unterrichtet wurde. Ob sie z. B. an dem Aufschwung der Magnaura-Hochschule, die nach der Berufung des Leon Mathematikos durch den Caesar Bardas 863 als Leiter und Lehrer neu erblüht war, und nachdem Kaiser Konstantinos VII. vier Lehrstühle für Philosophie, Rhetorik, Geometrie und Astronomie neu besetzt hatte43, als Lernende teilnahm, muß, vor allem auch wegen ihres Lebensalters44, doch bezweifelt werden. Wie eigentlich Theophanos griechische Erziehung wirklich war, könnte vielleicht allenfalls, nach Abstrich aller nachweisbaren Traditionen der ottonischen Kanzlei, eine subtile Untersuchung der Diplomata-Arengen zwischen Sommer 984 und Juni 991 erhellen. Aber so muß auch offen bleiben, ob Theophano Sklereina die wichtigsten in Byzanz verbreiteten „Fürstenspiegel", etwa des Synesios von Kyrene (2. H. 4. Jh./bzw. 399)45, des Agapeios (1. H. 6. Jh.)46 vor allem, der die unter der Autorschaft des Kaisers Basileios I. überlieferte KecpaXxxva TtapaivetiKd47 gekannt hat, oder auch die Schriften des Konstantinos VII. Porphyrogennetos. Vgl. VOGT, 1. c. S. 143 f.; GAILLARD, 1. c. II S. 16. Vgl. VOGT, 1. c. S. 31; GAILLARD, 1. c. I, S. 103, 112, 311; Der „Phylax" (Wächter) beherbergte m. E. die Schatzkammer und war wohl eine Art „Verließ", wie aus Liutprand v. C., Antapod. I, 11 (S. 10/11) hervorgeht. Dennoch scheint ein yup.aiKaiov (Gynaikaion) dort angeschlossen oder angebaut gewesen zu sein. 41 Vgl. VOGT, 1. c. S. 180. 42 Ebda. S. 180; GAILLARD, 1. c. I, S. 153. Die „Loge der Kaiserin" mit zugehörenden Gemächern im Obergeschoß der Seitenhalle der Hagia Sophia. 4 2 ' Zu den einzelnen, z. T". voneinander abweichenden, Locierungsvorschlägen, insbesondere von EBERSOLT und GAILLARD S. jeweilige Skizzen bzw. Pläne. 4 3 Vgl. H . HUNGER, Reich der neuen Mitte (1965) S. 350 ff. 44 Theophano ist wahrscheinlich 959 geboren (vgl. WOLF (wie Anm. 2) S. 273 f.), kam aber schon im Frühjahr 972 nach Italien. 45 Bibl. d. griech. Lit. (hg. v. P. WLRTH u. W . GESSEL): W . BLUM, Byzant. Fürstenspiegel (1981) S. 31 ff. 46 Ebda. S. 3 2 - 3 9 . 47 Ebda. S. 3 9 - 4 1 . 39 40
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In deutschen Quellen jedenfalls - in griechischen erscheint sie ja nicht wird Theophano (seit 972 Theophan«) als „ingenio facunda"48 oder als „ sapientissima "49 bezeichnet, was so m. W. sonst von keiner ottonischen Herrscherin gesagt wird. Sicher hat Theophano Sklereina vor ihrer Übersiedelung in den Westen im Frühjahr 972 auch noch am Hof ihres Oheims - Johannes war in erster Ehe mit Theophanos Vaterschwester Maria verehelicht - der seit Dezember 969 Basileüs war, gelebt, obwohl Maria Sklereina im Dezember 969 wohl schon tot war, und obwohl die Patentante (?) Kaiserin Theophano d. Ä. auf Betreiben des Patriarchen Polyeuktes50 969-976 in die Verbannung gehen mußte. Das würde bedeuten, daß die Erziehung der Theophano Sklereina am Kaiserhof in Byzanz kaum durch den Machtwechsel im Dezember 969 unterbrochen wurde. Fassen wir zusammen, so ergibt sich, daß wir zwar ungefähr das Geburtsjahr (959) der Theophano Sklereina wissen oder doch erschließen können, nicht aber ihren Geburtsort kennen. Wir wissen auch - außer der zitierten Nachricht der Vita Mathildis reginae antiquior, die ja, als von Theophanus Gemahl, Kaiser Otto II., veranlaßt, als authentisch gelten dürfte - nichts über Theophanos Erziehung; lediglich Vermutungen sind möglich. Anders ist es mit Theophanus Tod am 15. Juni 991. Er ist mit Datum und Ortsangabe vielfach bezeugt502: der 15. Juni (St.Vitus-Tag; Hl. VeitsTag) 991 in Nimwegen (Nijmegen), wo sie sich spätestens seit dem 28. Mai 99151 aufhielt. Theophanu war auch früher schon in Nimwegen gewesen52; gewohnt hat sie dabei wohl in Nijmegen im Gelderland immer im sogenannten Valkhof, der alten Pfalz auf einem kleinen Hügel unmittelbar westlich der heutigen Waalbrücke am Südufer der Waal. Diese alte Königs-/Kaiserpfalz ist seit 777, als Karl der Große erstmals dort Ostern verbrachte53, nachweisbar. Auch Kaiser Ludwig der Fromme54 und spätere Ann. Magdeb. ad 972 (MGh SS XVI, 152); Annalista Saxo ad 972 (MGh SS VI, 524). Vita Sancti Bernwardi ep. Hildesheim. auctore Thangmari c. 2 (MGh SS IV, 759, 26). 50 Vgl. OSTROGORSKY, 1. c. S. 243; O. MAZAL (in: Handb. d. Europ. Gesch. I (1976) S. 840 ff.) 50a Vgl. RI 1035 b. 51 Vgl. RI 1034; D O III. Nr. 72. 52 973 Dez. 14 (RI 646), 975 Febr. 16 (RI 677) - 975 Marz 11 (RI 679), 976 Nov. 22 (RI 729), 977 Màrz 23 - Aprii 2 (RI 734-36), 980 Juli 25/27 (RI 816-18), 985 Aug. 20/25 (RI 974-975a), 987 Febr. (RI 990). 53 Annales regni Francorum (ARF) ad 776 (MGh SSrerGerm. recc. G. H. PERTZ/ F. KURZE 1895, S. 48; „in villa, quae dicitur Niumaga") und Annales qui dicuntur Einhardi ad 777 (ibid. S. 49); B-M (3. Aufl. (1966) Nr. 209 a (zu 804: B-M 406 b; zu 806 Febr.-April: B-M 416 b—419 a; zu 808 Frùhj./Ostern: 431 b-d) A R F 1. c. S. 121, 125, 126. 54 Vgl. A R F ad 817 (l.c. S. 146; B-M 645 a), A R F ad 821 (Reichsversammlung) (S. 154, 156; B-M 735 c-738); A R F ad 825 (S. 167/68; B-M 799 a), A R F ad 827 (Reichsversammlung) (S. 173; B-M 891 a). 48
49
V o m Kaiserpalast in B y z a n z z u m Valkhof in N i m w e g e n
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Karolinger waren dort nicht eben selten, vor allem zur Jagd. Im Dezember 88055 wurde die Pfalz durch die Normannen schwer beschädigt, aber bald wiederhergestellt. Im 10. Jahrhundert und zu Beginn des 11. Jahrhunderts wurde Nimwegen relativ häufig von Königen und Kaisern aufgesucht, ja, im Juni 1036 feierte Kaiser Konrad II. dort mit seiner Familie das Pfingstfest und die feierliche Vermählung seines 1017 geborenen Sohnes Heinrich III. mit der dänischen Königstochter Gunhild 56 . 1047 brannte der Valkhof, die Pfalz zu Nimwegen, ab. Nachweislich seit 1155 wurde sie von Kaiser Friedrich I. Barbarossa planmäßig restauriert und erweitert57. 1796/97 endlich wurde die bis dahin ausgezeichnet erhaltene Anlage abgebrochen. Vom alten Valkhof dürften nur noch Reste der alten Pfalzkapelle, der St. Martinskapelle, erhalten sein, die zwar als solche zum Bau von 1155 gehört, aber im Westen noch Reste des alten karolingischen Baus enthält. Dagegen dürften die ältesten Teile der St. Nikolauskapelle dem 1. Drittel des 11. Jahrhundert angehören. Vom Valkhof in Nimwegen, ihrem Sterbeort, wurde Theophanu noch im Juni 991 zu Schiff nach Köln gebracht und dort in St. Pantaleon, wie sie es zu Lebzeiten schon gewünscht hatte, von Erzbischof Everger im Beisein ihres Sohnes, Ottos III., beigesetzt58. Wie so vieles bleibt auch der Tag ihrer Beisetzung unbekannt.583 Auch die Todesursache bleibt letztlich ungeklärt. Mathilde Uhlirz59 unterstellt eine Lungenerkrankung, die schon vorher wiederholt aufgetreten sei. Eine Quelle 60 spricht von einer Epidemie, der Theophanu mit vielen anderen zum Opfer gefallen sei. Und der Romancier Henry Benrath (A. Rausch), der in vielem sich als sehr hellsichtig erwiesen hat, schreibt61: „Der Verfasser neigt - obwohl er keine Beweise für seine Annahme erbringen kann - zu der Auffassung, daß Theophano kapetingischem Gifte zum Opfer gefallen sei. Der Charakter Hugo Kapets schließt das Mittel politischen Mordes jedenfalls nicht aus. Er war eine der unsaubersten Erscheinungen seiner Zeit: ein französischer Feudalherr 'sans foi ni loi'." 54> Vgl. 830 Nov. 11 (B-M 877); 837 (Reichstag) B-M 968 a); 838 (Reichsversaramlung) (B-M 978 a); 846 (B-M 1123 a); 892 (B-M 1867); 898 (Reginonis Chron. ad 898 (MGh SSrerGerm. ed. F. KURZE, 1890, S. 146). 55 Vgl. B-M 1570 a/b. 56 Vgl. RI 238 c; H. BRESSLAU, Jbb. Konrads II. (1884 Nrd. 1967) Bd. II, S. 169 f. 57 Vgl. Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I. imperatoris IV, 86 (MGh SSrerGerm. rec. Gg. WAITZ 1912, S. 344/45). 58 RI 1035b; Thietmari ep. Merseburg. Chron. IV, 15 (MGh SSrerGerm. ed. R. HOLTZMANN 1935, S. 148); F. W. OEDIGER, Regesten der Erzbischöfe von Köln I (1954/ 61) Nr. 551 (S. 168); K. UHLIRZ, Theophanu (in: ADB 37 (1894) S. 721). 581 Evtl. 22. oder 29. Juni ? 59 Vgl. M UHLIRZ, Jbb. Ottos III. (1954) S. 138 u. Anm. 36; DIESS., RI 1005 a; 1008 b/c/d. 60 Annales Sangallenses maiores ad 991 (MGh SS I, 81). " Henry BENRATH (A. RAUSCH), Kaiserin Theophano (1940 Ndr. 1991) S. 368.
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Aber auch dies bleibt reine Spekulation. So ist auch Theophanus Todesursache bis heute ungeklärt wie so manches im Leben dieser großen Frau und Kaiserin des frühen Mittelalters, deren Lebensweg vom Kaiserhof in Byzanz zum Valkhof in Nimwegen und letztlich nach St. Pantaleon zu Köln führte, frühvollendet mit eben 30 Jahren.
KAISERIN T H E O P H A N U , D I E O T T O N E N U N D D E R B E G I N N D E R ST. N I K O L A U S - V E R E H R U N G I N M I T T E L E U R O P A von Gunther Wolf Während die Verehrung der Kaiserin Theophanu für St. Pantaleon1 und St. Albin 2 allgemein bekannt und bezeugt ist, ist dies hinsichtlich des Hl. Nikolaus von Myra 3 weitaus schwieriger zu behaupten oder gar zu beweisen. Zwar wird immer einmal wieder auf die Einführung des NikolausKultes im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts in Deutschland hingewiesen4 und behauptet, er sei „begünstigt durch Theophanu" 5 nach Deutschland gekommen bzw. „vermutlich infolge des Einflusses, den die byzantinische Prinzessin Theophano seit ihrer Vermählung mit Otto II. (972) auf die Wahl der Kirchenpatrone in Deutschland ausübte." 6 Ahnlich äußert sich auch Matthias Zender 1981:7 „Der Heilige wurde im Abendland erst durch die Gemahlin von Kaiser Otto II., die byzantinische Prinzessin Theophano, und durch die Übertragung der Reliquien aus Kleinasien nach Bari (1087) bekannt". Nun hat Karl Meisen in seiner grundlegenden Arbeit über den Nikolauskult 19318 auf frühere Belege, etwa zu 8169, in einer Dedikationsnotiz des Hrabanus Maurus (f 856) 'in der Martyrologie des Florus von Lyon (1. H. 9 Jhdt.), der des Hrabanus Maurus (um 840/ 54), Wandelberts von Prüm (848), Ados (Martyrologium Romanum parvum) (ca. 800-875), des Usuardus von St. Germain-des-Pres (859/74) hingewiesen, die aber kaum einen Nikolauskult im eigentlichen Sinne erschließen lassen. Auch sonstige Erwähnungen, etwa in Litaneien, die Meisen anführt10, lassen noch keinen Schluß auf eine wirkliche Nikolaus1 Thietmari ep. Merseburg. Chron. IV, 15 (MGh SSrerGerm. ed. R. HOLTZMANN 1935, S. 148/49); Chron. reg. Colon, ad 991 (MGh SSrerGerm. ed. Gg. WAITZ, 1880, S. 31); Translatio s. Albini (MGh SS XV/2, 688). 2 Cf. Translatio s. Albini (1. c. S. 687). 3 LThK VII (1962) Sp. 994/95; G. ANRICH, Hagios Nikolaos (2 Bde. 1913/17). 4 She. auch Anm. 5 u. 6; vgl. Thietmar (wie Anm. 1) IV, 5 (4) (S. 136 u. Anm. 7). 5 LThK VII (1962) Sp. 994 (DÖRRER). 6 Handwörterbuch d. dt. Aberglaubens VI (1934/35) Sp. 1086 (WREDE). 7 Einführung zu: Karl MEISEN, Nikolauskult und Nikolausbrauch im Abendlande (Quellen u. Abh. z. mittelalterl. Kirchengesch. Bd 41 (1931 Ndr. 1981) S. IX. 8 She. Anm. 7, bes. S. 73 ff. 9 Hrabani Mauri carmina (MGh Poetae lat. aevi Carol. II, 206). 10 L. c. S. 75 ff.
Gunther Wolf
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Verehrung schon im 9. Jahrhundert zu. Unklar ist m. E., ob dies auch für die Tatsache gilt, daß der von Kaiser Otto I. im August 966 in Worms 10a eingesetzte Bischof Reginold (Reginbald) von Eichstätt11 (f 991 April 4), bekannt als „musicus"12 und der, der lateinischen, der griechischen und der hebräischen Sprache mächtig13, eine metrische Vita des Hl. Nikolaus schrieb14, wohl schon vor 972, vor Theophanus Abkunft im Westen. M. E. ist da Meisen zu ablehnend15, wenn er bei Reginold nur persönliche Verehrung unterstellt, da er doch durch eben diese Nikolaus-Vita sich sein Bistum „verdient" haben soll16. Otto der Große hat sicher nicht ohne Bedacht vor seinem letzten Italienzug (966-972) den sprachgewandten Reginold zum Bischof ernannt, hat er doch auch im gleichen Jahr 966 beim Umzug des St. Moritzklosters nach Berge drei neue Patrone: S. Maria, St. Pankratius und St. Nikolaus17 wählen lassen. Nach 972 jedoch verdichten sich die Zeugnisse für die Verehrung des Hl. Nikolaus in Deutschland: 973 weiht Bischof Udalrich von Augsburg im Kloster Kempten eine Nikolauskapelle18, Nikolausreliquien erscheinen 990 in Lipbach (BA Klüftern b. Markdorf am Bodensee)19 im Zusammenhang mit dem den Ottonen so eng verbundenen Bischof Gebhard II. von Konstanz (979-995); und zwischen 989 und 996 in Benediktbeuren20; schon 974 weiht Bischof Hilwardus in Halberstadt in der Krypta des Stephansklosters einen auch St. Nikolaus geweihten Altar21, und zu 984 ist eine Nikolauskirche in Meißen22 bezeugt; um 987 weiht Erzbischof Willigis von Mainz (975-1011) in Weede bei Göttingen eine Nikolauskirche23. Auch in Fuldaer24, Essener25, Werdener26 Kaiendarien, einem Kölner Psalterium27,
Cont. Reginon. ad 966 (MGh SSrerGerm. ed. F. KURZE 1894, S. 177). RI 1028 c; Anonymus Haseranensis, de epp. Eichst, c. 12-14 (MGh SS III, 257 ff.); Auct. Garst, ad 988 (MGh SS I X , 567); vgl. MEISEN, 1. c. S. 77 f. 12 Auct. Garst. 1. c. 10a 11
13
V g l . M E I S E N , 1. c . S . 7 8 .
Ebda; Auct. Garst. 1. c.; Ann. S. Rudberti Salisburg. (MGh SS I X , 772); Ann. S. Trudperti (MGh SS X V I I , 290). 15 L. c. S. 79. 16 Vgl. Anonymus, 1. c. (wie Anm. 11). 14
17
V g l . M E I S E N , 1. c . S . 7 9 u . A n m . 2 .
18
MEISEN, 1. c. S. 80 u. Anm. 3; Gerhardi vita Oudalrici (MGh SS IV, 412 Anm. 62).
19
V g l . M E I S E N , 1. c . S . , S. 8 0 ; v g l . M G h S S X V / 2 , 1 0 2 3 .
20
V g l . M E I S E N , 1. c . S . 8 0 ; v g l . M G h S S X V I I , 3 2 1 .
21
V g l . M E I S E N , 1. c . S . 8 0 ; v g l . M G h S S X X I I I , 8 6 .
22
V g l . M E I S E N , 1. c . S . 8 0 u . A n m . 7.
23
V g l . M E I S E N , 1. c . S . 8 0 u . A n m .
Mainz Bd. 1 (1877) S. 124. 24
V g l . M E I S E N , 1. c . S . 8 0 / 8 1 .
25
Ebda. Ebda. Ebda.
26 27
8; B Ö H M E R - W I L L , R e g e s t e n d e r E r z b i s c h ö f e
von
Theophanu, die Ottonen und der Beginn der St. Nikolausverehrung
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in einem Freisinger Missale-Kalendarium28, einer Reichenau-St. Galler Handschrift29 - alle aus dem Ende des 10. Jahrhunderts bzw. der Wende zum 11. - findet sich zum 6. (7.) Dezember der St. Nikolaus-Eintrag. Auch Meisen zieht daraus, allerdings mit aller Vorsicht, den Schluß30: „Man ist geneigt, diesen Umstand dem Einflüsse der in das ottonische Kaiserhaus eingetretenen byzantinischen Prinzessin Theophano und den dadurch mit Byzanz angeknüpften Beziehungen zuzuschreiben, vielleicht auch der mit Italien wiederaufgenommenen Verbindung, wenn sich auch im einzelnen nicht nachweisen läßt, wie weit die eine oder andere dieser Beziehungen oder die byzantinische Gemahlin Ottos II. etwa selbst bei der Wahl der Kirchenpatrone mitgewirkt hat. Immerhin ist bei der Persönlichkeit dieser auch politisch bedeutenden Kaiserin und ihrem Einfluß auf das Herrscherhaus einerseits wie bei dem Verhältnis, in dem die Bischöfe nunmehr zu ihrem Herrscherhaus standen, wenigstens die Möglichkeit dazu gegeben. Hat doch die Kaiserin Theophano auch sonst auf die Heiligen- und Reliquienverehrung im Abendlande eingewirkt." Nun glaube ich aber, daß sich der Einfluß Theophanus auf die Nikolausverehrung - wie ihn auch Meisen annimmt31 - hinsichtlich der Klöster Burtscheid, Aachen und Brauweiler, aber auch in Bamberg, Magdeburg und Quedlinburg erhärten läßt. Kaiser Otto III., Sohn der am 15. Juni 991 verstorbenen Kaiserin Theophanu, stellt am 6. Februar 1000 in Regensburg ein bedeutsames Diplom aus32: „... qualiter nos ob ... anime ... nostre parentumque nostrorum remedium monasterio sanctorum martirum Apolinaris33 et Nicolai venerandique confessoria* Gregorii in eodem monasterio corporali quiescentis Ebda. Ebda. 30 L. c. S. 8 1 . 31 L. c. S. 82 ff. 32 D O III N r . 348; RI 1 3 4 9 (nicht unerheblich scheint mir, daß dies auf der W a l l - F a h r t O t t o s nach Gnesen geschieht!). 33 S. Apollinare, erster Bischof v o n Ravenna (sic!) (she. auch A n m . 38). 34 Vgl. M. UHLIRZ, D A 6 ( 1 9 4 3 ) S. 4 6 5 f.; F. DÖLGER, H J b 62/69 ( 1 9 4 9 ) S. 6 5 7 f.; A . HOFMEISTER, Stengel-Festschr. ( 1 9 5 2 ) S. 2 3 9 ff. u. A n m . 5: hier w i r d m. E. zu Recht die Übersetzung, die M . UHLIRZ v o n „confessor" = „Beichtvater" bietet, abgelehnt. Die beiden angeblichen Quellenbelege, die M . UHLIRZ (1. c. S. 466/67 A n m . 1) angibt, entstammen beide (D K d G r N r . 2 4 0 b = D D Karol. I, 336, 22 u. D L d D N r . 52 = D D dt. Karol. I, 71, 5) V e r unechtungen ( b z w . Fälschungen) des 13. b z w . 12. Jh. Sie besagen also f ü r das 10. Jh. nichts! D a r ü b e r hinaus ist die angebliche U r k u n d e Ludwigs des Deutschen sogar ein Gegenbeweis: „cuidam (!) fideli clerico oratori et confessori nostro R u d o l f o videlicet monacho, qui preest scolaribus in monasterio sancti Bonifacii Fulde ..." ist die Bedeutung, die D u CANGE, G l o s sarium mediae et infimae latinitatis (Ndr. 1 9 5 4 ) S. 4 9 7 Ziff. 2 anführt: „Confessor(es) cantores et psalmistae qui sunt in inferiori clericorum gradu ..." (mit V e r w e i s auf C o n c . Carthag. c. 11 etc. etc.). A n vorliegender Stelle verbietet zudem der Zusatz „venerandus", der durch „venerabilis locus" noch verstärkt w i r d , jede andere Ubersetzung als „Bekenner", „qui C h r i s t u m palam et coram tyrannis seu fidei hostibus confessi ..." ( D u CANGE, 1. c.). 28
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materia, a quo idem venerabilis locus funditus fuit edificatus, non longe distans a nostro sacrosancto Aquisgranensi palatio, commune vocabulo Burci (Burtscheid) 342 nominato". Wer n u n dieser A b t Gregor von Burtscheid, der jedenfalls im Februar 1000 schon tot war, wirklich gewesen ist, ist bis heute unklar. Sicher war er nicht der „Beichtvater" O t t o s III. 35 ; mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht der leibliche Bruder der Kaiserin Theophanu 3 6 . Er wird in dem genannten D i p l o m als „venerandus confessor" bezeichnet und gleichsam den Patronen Apollinaris von Ravenna u n d Nikolaus von Myra, den „sancti martires", an die Seite gestellt, damit gewissermaßen in eine „Dreiheit" aufgenommen, wobei er als „ G r ü n d e r " des „venerabilis locus" Burtscheid, dessen Bedeutung durch die N ä h e z u m „sacrosanctum palatium", zu Aachen gekennzeichneten, hervorgehoben wird 37 . D e r Rückgriff auf St. Apollinaris, den ersten Bischof der alten Kaiserstadt Ravenna 38 , und auf St. Nikolaus Thaumatourgos 3 9 , neben St. Georg dem hervorragendsten Heiligen in Byzanz, läßt wohl gewisse Schlüsse zu auf den „Gregorius confessor", der zur Zeit der Diplomausstellung schon, wie gesagt, verstorben war 40 . N i c h t unwichtig ist, daß durch ihn auch ein Bild des Hl. Nikolaus aus dem Orient nach Deutschland, nach Burtscheid, gekommen sein soll, das wohl byzantini341
Vgl. Th. WURZEL, die Reichsabtei Burtscheid (1984) bes. S. 11-17 u. Anm. S. 148-153. She. Anm. 34. 36 So Vita Gregorii posterior c. 14 („germana", „frater") u. 25 („soror") (MGh SS XV/2, 1195, 35 u. 1195, 38), auch c. 15 u. 16 („frater", „frater peregrinus", „soror", „germana"). Die in der vita Gregorii posterior wiederholt verwendete Bezeichnung „germana" für Theophanu verbietet auch die von F. DÖLGER (HJb 62/69 (1949) S. 657) und von A. HOFMEISTER (Stengel-Festschrift 1952, S. 259) versuchte Hilfskonstruktion einer „geistlichen Verwandtschaft" über die „Beichtvater-Brücke"; denn „germana" kann nicht in diesem Sinne gebraucht werden (vgl. aber Thietmar IV, 15 [10]: „Confratres" Ottos III.). Vgl. auch: N . KÜHN, Gregor von Burtscheid (Lex. d. MAs IV (1989) Sp. 1691); F. X. BOSBACH, Der selige Gregor von Burtscheid, sein Leben und seine Verehrung (o. J. = 1897); Th. WURZEL, 1. c. S. 11 ff. 37 Hier im D O III. N r . 348 (1000 Februar 6), soweit ich sehe, ein „hapax legomenon"; nur noch im D O II. Nr. 51 (973 Juli 25) wird Aachen als „palatium magnum" bezeichnet. Sonst begegnet, soweit ich sehe, in der Ottonenzeit nur: „iudex sacri palatii" (D O I . Nr. 269; 964 Aug. 9), „mundiburdium sacri nostri palatii" (D O I. N r . 401; 971 März 1) und „archidiaconus sacri imperii palatii" (D O III. N r . 278; 998 April 9). 38 San Apollinare, erster (sagenhafter) Bischof von Ravenna; vgl. D. FARABULINI, Storia della vita e del culto di San Apollinare (Rom 1874); G. ZATTONI, La data della „Passio San Apollinare di Ravenna" (Torino 1904); E. WILL, San Apollinare di Ravenna (Straßburg 35
1 9 3 6 ) ; B . K.ÖTTING, S a n A p o l l i n a r e ( i n : L T h K I ( 1 9 5 7 ) S p . 7 1 5 ; M . ZENDER, S a n A p o l l i n a r e
(in: Lex. d. MAs I (1980) Sp. 770). O t t o III. brachte den San-Apollinare-Kult nach seinem Aufenthalt in Ravenna 996 April/Mai (RI 1168 c/d; 1169; 1170 a) bzw. erst (unwahrscheinlicher!) 998 Jan. ex./Febr. in. (RI 1255 c - 1259 a) nach Deutschland. 39 Vgl. G. ANRICH, Hagios Nikolaos. Der hl. Nikolaus i. d. griech. Kirche. Texte u. Untersuchungen, 2 Bde. (Leipzig/Berlin 1913/1917), bes. Bd. 2, S. 241 ff.; Th. WURZEL, 1. c. S. 14 ff. 40 Wohl kaum schon vor 991, wie dies M. UHLIRZ (1. c. S. 472 f.) zu erweisen versucht (vgl. M . KÜHN - w i e A n m . 36 - Sp. 1691: „4. N o v . 9 9 9 " ) .
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scher Herkunft 41 ist und sich heute in der Kirche St. Johann in AachenBurtscheid befindet. Das erste Doppelpatrozinium St. Apollinaris und St. Nikolaus erhärtet das Gründungsdatum des Klosters auf die Zeit nach dem ersten Ravenna-Aufenthalt Ottos III. (April/Mai 996) und der Begegnung mit Abt Gregor in Rom 4 2 996, näherhin auf Herbst 997, als Otto III. gerade für Aachener Kirchen und Klöster vielfältig urkundet 43 , mit der Betonung „pro nostre anime nostrorum parentum anime remedio". Gerade in diesen Oktobertagen erhält O t t o III. auch den genauen Bericht 44 vom Märtyrertod 45 seines Freundes Adalbert von Prag. Gibt aber im Oktober 997 Otto III. Weisung zum Bau des St. Adalbertklosters in Aachen 46 , so ist kaum zweifelhaft, daß er durch den 996 aus Italien „mitgebrachten" Abt Gregor das Kloster Burtscheid „non longe distans a nostro sacrosancto Aquisgranensi palatio" 47 unter dem Patronat der Heiligen Apollinaris und Nikolaus gründen läßt, „quod materno ex sanguine Graecus erat" 48 . Somit dürfte wohl - zumal nach den D D H II. Nr. 380 (1018 Januar 21) 4 9 und K III. Nr. 2 (1138 April 8) 50 - die Gründung des Nikolausklosters zu Burtscheid - durch Otto III., Theophanus Sohn, zu 997 als gesichert anzusehen sein. Sieht man einmal davon ab, daß schon vor 1005, also noch zu Zeiten Ottos III., in dem zu Aachen gegründeten Nikolaus-Kollegiatstiftt 51 eine „festivitas sancti Nicholai" 5 2 nachweisbar ist und auch der Bamberger D o m Heinrichs II. bei seiner Weihe am 41 Vgl. Caesarius von Heisterbach (ca. 1180-1240) Dial. mir. V I I I , 76; MEISEN, 1. c. S. 82 u. Anm. 4 u. 37 (Abb. 11); E. ARENS, Die Inschrift am Mosaikbilde des hl. Nikolaus in Burtscheid (Zs. d. Aachener Gesch. Vereins 45 (1925) S. 194-198); neuerdings wird die Echtheit, z. B. 1991 von H . Buschhausen (Wien), wieder in Zweifel gezogen. 42 Vgl. Th. WURZEL, 1. c. S. 12 f. u. Anm. 37; R I 1 1 7 1 b - 1190 (996 Mai 21-Juni in.). Hat O t t o III. Abt Gregor erst 996 (in Rom) kennengelernt und wurde mit der Klostergründung erst 997 begonnen, so leuchtet es ein, daß weder der zum 4. April 999 verstorbene Abt Gregor, noch der am 23. (24.) Januar 1002 verstorbene O t t o III., sondern erst Heinrich II. das Kloster fertigstellen konnte (vgl. D D H II. N r . 360 [1016 Dez. 6, sie!], 380 (1018 Jan. 21) u. 392. 43 D D O III. N r . 255 (Aachen, 997 Oct. 1 f. Mantua; R I 1237), 256 (Aachen, 997 O c t . 8 f. Helmarshausen; R I 1238), x (? 997 O c t . f. Kloster S. Adalbert in Aachen; R I 1239), 257 (Aachen 997 O c t . 12 f. Marienkirche Aachen; R I 1241), 258 (Aachen, 997 O c t . 12 f. Marienkirche in Aachen; R I 1242), 259 (Aachen, 997 O c t . 14 f. Kloster Echternach; R I 1243), 262 (Aachen, 997 O c t . 27 f. Nonnenkloster b. Aachen; R I 1246); vgl. T h . WURZEL, 1. c. S. 13 u. Anm. 38; M. UHLIRZ, J b b . Ottos III. (1954), S. 244 ff. 44 R I 1238 a. 45 R I 1225 a (997 April 23). 4 6 R I 1238 a; 1239; vgl. D H II. N r . 99. 47 Vgl. D O III. Nr. 348 (1000 Febr. 6); R I 1349. 4 8 Brunwilarensis monasterii fundatorum actus c. 10 ( M G h SS X I V , 131, 34 f.). 4 9 M G h D D III, 484, 33 ff.: „... qui (Otto III.) ipsum locum a fundamento ad dei servicium ordinäre coepit." 50 M G h D D I X , 4, 6 f.: „... a tempore pii Ottonis fundatoris eiusdem ecclesie 51 Vgl. MEISEN, 1. c. S. 82 f.; D H II. Nr. 98 (1005 Juli 6) ( M G h D D I I I , 122, 36 f.: „duo monasteria, unum seiieet in honore sancti: Adalberti, alterum in honore sancti Nicolai . . . " . 52 Vgl. D H U N r . 98 (wie Anm. 51) S. 123, 8: „... in festivitate sancti Nicolai . . . " .
Gunther Wolf
32
6. M a i 1 0 1 2 ein N i k o l a u s - P a t r o z i n i u m erhielt 5 3 , so s p r i c h t für d e n E i n f l u ß Theophanus
auf
die
Nikolausverehrung
insbesondere
die
Wahl
St. N i k o l a u s ' als H a u p t p a t r o n d e r K l o s t e r g r ü n d u n g B r a u w e i l e r 5 4 , die 1 0 2 4 T h e o p h a n u s dritte T o c h t e r Mathilde, O t t o s III. 9 7 9 g e b o r e n e S c h w e s t e r , u n d ihr G e m a h l , P f a l z g r a f E z z o , v o r n a h m e n 5 5 u n d w o 1 0 2 8 N i k o l a u s r e l i quien b e z e u g t sind 5 6 . E s d ü r f t e w o h l k a u m ein Zufall sein, d a ß n e b e n O t t o I I I . a u c h dessen S c h w e s t e r M a t h i l d e in B r a u w e i l e r die N i k o l a u s v e r e h r u n g ihrer M u t t e r T h e o p h a n u ü b e r n a h m , e b e n s o w i e in T r a b e n an d e r M o s e l 5 7 , das m i t den E z z o n e n , in Q u e d l i n b u r g 5 8 u n d M a g d e b u r g 5 9 , die m i t d e n O t t o n e n engstens v e r b u n d e n , w o in der s p ä t o t t o n i s c h e n Z e i t N i k o l a u s v e r e h r u n g b e z e u g t ist. N o c h
1 0 6 1 w e i h t 6 0 E r z b i s c h o f A n n o II. v o n
K ö l n ( 1 0 5 6 - 7 5 ) z u s a m m e n m i t B i s c h o f E g i l b e r t u s v o n M i n d e n das K l o ster B r a u w e i l e r e r n e u t z u E h r e n der H e i l i g e n N i k o l a u s u n d M e d a r d u s 6 1 , nicht z u l e t z t auf I n t e r v e n t i o n der T h e o p h a n u - E n k e l i n , der P o l e n k ö n i g i n Richeza, Mathildes Tochter62.
53
V g l . MEISEN, 1. c. s. 83; R I 1 7 5 7 b; P h . JAFFÉ, B i b l . rer. G e r m . V , 4 8 0 ; S. HIRSCH, J b b .
Heinrichs II. (1864 Ndr. 1975) II, S. 86 ff. 54 Vgl. MEISEN, 1. c. S. 83; vgl. Brunwil. actus (wie Anm. 48) (MGh SS XIV, 121 ff; X X X / 2, 775); es dürfte kaum zu unterstellen sein, daß Ezzo die Nikolaus-Verehrung von seinem entfernten Verwandten, dem Augsburger Bischof Udalrich (| 973), übernommen hat. 55
V g l . MEISEN, 1. c. S. 8 8 3 ; E . WISPLINGHOFF, B r a u w e i l e r (in: L e x . d. M A s I I
[1983]
Sp. 595/96); ders., Brauweiler, Germania Benedictina VIII [1980] S. 216-231 mit. Lit.); R. GERSTNER, Gesch. d. lothring. u. rhein. Pfalzgrafschaft ... (Rhein. Archiv 40 [1941] S. 14 ff.); R . USINGER (in: S. HIRSCH, J b b . H e i n r i c h s I I . - w i e A n m . 5 3 ) B d . I, S. 4 4 7 ff., bes.
450 ff. 56 Brunwil. actus (wie Anm. 48) c. 17 (MGh SS XIV, 135). 57 Vgl. MEISEN, 1. c. S. 83/84 u. Anm. 1; D H II. Nr. 141 (MGh DD III, 167) (1007 Juli 8) 58 Vgl. MEISEN, 1. c. S. 84; RI 1989 c (1021 Sept. 24 Quedlinburg: feierliche Weihe der Klosterkirche); Ann. Quedlinb. ad 1021 (MGh SS III, 86, 49 f.: „In hoc vero continentur reliquiae ... sancti Nicolai ..."). 59 Vgl. MEISEN, 1. c. S. 84; Gesta archiepp. Magdeburg. (MGh S XIV, 398, 20 f.: „... augmentavit ecclesiam sancti Petri et Nicolai a fundamentis edificavit".); ibid, ad. 1013 (ibid. 395, 21: „... ecclesiamque rotundam (Anm. 6: Quae postea ecclesia sancti Nicolea vocata est.") a fundamento erexit [EB Giselher]".) Der Grundriß ist beachtlich; er könnte mit „rotundam" auch oktogonal gewesen sein. 60 Vgl. OEDIGER, Regesten der Erzbischöfe von Köln I (1954/61) Nr. 880 (S. 253/54) (1061 Oct. 30) MGh SS XIV, 140: „... sub veneratione sanctorum confessorum Christi pariterque pontificum Nicolai atque Medardi eiusdem monasterii dedicationem ..."). " Medardus, Bischof von Vermand, dann von Noyon; Sohn eines fränkischen Vaters und einer gallorömischen Mutter; vom hl. Remigius von Reims zum Bischof geweiht; geb. Anf. 6 Jh., t um 560; begr. zunächst in Noyon, dann in St. Medard nahe Soissons i. d. Abtei St. Medard; Heiliger, Fest 8. Juni, Transí. 1. Okt.; Kult schon früh: vgl. Gregor von Tours, Hist. Franc. IV, 19 (MGh SSrerMerov. I, 152 = MP1 71, 284 f.; ders., de gloria confess. 93 (ibid. S. 807 = MP1 71, 898 f.: vgl. LThK VII (1962) Sp. 228/29. 62 F 1063 März 21; Begräbnis 1063 April 12; vgl. OEDIGER, 1. c. Nr. 905.
Theophanu, die Ottonen und der Beginn der St. Nikolausverehrung
33
Aber wie gegen das Kloster St. Pantaleon, so scheint Erzbischof Anno II. auch bald gegen Brauweiler vorgegangen zu sein63. Denn etwa 1071 schreibt „in persona sancti Nicolai" Abt Wolfhelm von Brauweiler an Anno64, daß er ihn (Nikolaus), durch Neider und Schmeichler aufgehetzt, hasse und seine Güter plündere. Er verweist auf die Privilegien Erzbischof Pilgrims von Köln (OEDIGER Nr. 733), des Papstes Johannes XIX. (OEDIGER Nr. 712), Erzbischof Hermanns II.65 (Theophanus Enkel) und des Papstes Leo IX.66 mit Kaiser Heinrich III. (OEDIGER Nr. 818 u. 828) sowie die Weihe durch Anno selbst (OEDIGER Nr. 880) und droht ihm mit dem ewigen Gericht. Ende November/Anfang Dezember 107567, auf dem Totenbett, verspricht Anno dem Abt Wolfhelm von Brauweiler und damit St. Nikolaus die Restitution; doch stirbt Anno vorher nach 9wöchiger Qual 68 , - vielleicht eine Strafe des Hl. Nikolaus. Denn als Annos Nachfolger Erzbischof Hildolf (1076-78) auf des Brauweiler Abtes Klage bei Papst Gregor VII. in Rom diesem die Rückgabe der Brauweiler und damit St. Nikolaus entzogenen Güter verweigert69, schlägt ihn der Hl. Nikolaus mit seinem Stab70, worauf Hildolf wenige Tage danach, am 21. Juli 1078, stirbt71. Nach alledem erhärtet sich auch hinsichtlich der Gründung wie der späteren Geschichte Brauweilers die Verbindung der späteren Ottonen unter dem Einfluß Theophanus mit St. Nikolaus. Nicht unerwähnt aber bleiben darf m. E., daß es im Valkhof zu Nimwegen (Nijmegen, Nymwegen)72, wo Kaiserin Theophanu am 15. Juni 991
" Vgl. OEDIGER, 1. c. Nr. 905; Vita Wolfg. c. 12 (MGh XII, 186 f.); Brunwil. actus (wie Anm. 48) c. 34 (ibid. S. 140); vgl. Gg. JENAL, Erzbischof Anno II. von Köln (1056-75) und sein politisches Wirken (Monogr. z. Gesch. d. MAs hgg. v. K. BOSL U. F. PRINZ Bd. 8/1 (1974) S. 110 ff., bes. 114 ff. 64 Vgl. OEDIGER, 1. c. Nr. 997 (S. 291): „Nicolaus Dei gratia Mirrensium archiepiscopus Annoni fratri et coepiscopo salutem ...". 65 Vgl. OEDIGER, 1. c. Nr. 770 (S. 225/26); EB Hermann II. Nobilis war ein Sohn Mathildes und Ezzos, Neffe Ottos III. und Enkel Theophanus (t 11. Febr. 1056; vgl. OEDIGER, 1. c. Nr. 837). 66 Papst Leo IX. (Bruno von Egisheim, Bischof von Toul 1026-49, Papst 1049-54) war Schwager Erzbischof Hermanns II. und Königin Richezas, denn seine Schwester war mit deren Bruder Otto von Schwaben (t 7. Sept. 1047) vermählt. 67 Vgl. OEDIGER, 1. c. Nr. 1062; Vita Wolfg. c. 12 (MGh SS XII, 187). 68 Vgl. Vita Annonis, III, 5 (MGh SS XI, 500: „... miserabiliter excoetus ..."). 69 Vgl. OEDIGER, 1. c. Nr. 1128 (1077/78); Vita Wolfh. c. 14 (MGh SS XII, 187 f.; Ph. JAFFÉ, Bilioth. 2 (1866/69) S. 548; Regest: JAFFÉ-LÖWENFELDT, 1 (1888) Nr. 5043. 70 Vgl. OEDIGER, 1. c. Nr. 1129 (Traum des Abtes Hartmann von Deutz); Vita Wolfh. c. 18 (MGh SS XII, 189). 71 Vgl. OEDIGER, 1. c. Nr. 1131. 72 Alte karolingische Pfalz (seit 776 - Karl d. Gr.); vgl. Annales regni Francorum ad 776 (MGh SSrerGerm. recc. PERTZ-KURZE 1895, S. 48 u. oft; vgl. G. WOLF, Vom Kaiserpalast in Byzanz zum Valkhof in Nimwegen (in diesem Band S. 1-7).
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Gunther Wolf
starb 7 3 , bis h e u t e R e s t e einer aus d e m A n f a n g des
11.
Jahrhunderts74
( R e n o v i e r u n g u. a. i m 15. u n d 2 0 . J a h r h u n d e r t , U m b a u t e n u. a. 1 1 5 5 , 1 3 9 5 , 1 5 6 4 u n d grundl. R e n o v i e r u n g 1 9 5 4 / 5 8 ) s t a m m e n d e n , h ö c h s t b e d e u t e n d e n N i k o l a u s k a p e l l e gibt 7 5 . Um
einen h ö h e r e n o k t o g o n a l e n (sie!) Z e n t r a l b a u legt sich ein
2x8
( = 1 6 ) - e c k i g e r U m g a n g , d e r sich i m E r d g e s c h o ß in 8 A r k a d e n z u m M i t t e l r a u m öffnet. Ü b e r d e m U m g a n g liegt r i n g s u m ein E m p o r e g e s c h o ß , das sich in 8 d u r c h Säulen gebildeten D o p p e l a r k a d e n z u M i t t e l r a u m öffnet. Ü b e r d e m M i t t e l r a u m folgt n o c h ein n a c h a u ß e n in F e n s t e r Tambourgeschoß,
ein niedriges
Zwischengeschoß
und
der
geöffnetes Dachstuhl.
U m g a n g s - u n d E m p o r e g e s c h o ß sind g r a t - b z w . r i p p e n g e w ö l b t . A n d e r W e s t s e i t e steht eine z w e i g e s c h o s s i g e V o r h a l l e ( i m O . g o t i s c h e
Altarni-
schen) 7 6 . D i e Ü b e r e i n s t i m m u n g d e r A n l a g e mit d e r A a c h e n e r Pfalzkapelle K a r l s des G r o ß e n (die allerdings w e s e n t l i c h g r ö ß e r ist), ist so deutlich, d a ß m a n in N i m w e g e n v o n einer v e r e i n f a c h t e n u n d verkleinerten
Nachbildung77
s p r e c h e n m u ß . E s dürfte, z u m a l im N i m w e g e r V a l k h o f ja s c h o n die ältere,
RI 1035 b. Mit großer Wahrscheinlichkeit nach dem Baubefund vor dem durch Herzog Gottfried von Lothringen verursachten großen Brand von 1047 begonnen. 75 Vgl. R. HOOTZ, Kunstdenkmäler i. d. Niederlanden (1971) S. 393/94 u. Abb. 240/41. 76 Beschreibung nach HOOTZ (nach: Kunstreisbook vor Nederland, P. N. VAN KAMPEN & ZOON (Amsterdam 1969). 77 Vgl, zur älteren Lit. insgesamt: „Das erste Jahrtausend" Bd. II (1964) S. 900 Anm. 3 u. 909 Anm. 45; im einzelnen: OLTMANS, Description de la chapelle carlovingienne et de la chapelle romane, restes du chateau de Niemegue (Amsterdam 1847); F. KUGLER, Handb. d. Kunstgesch. (2. Aufl. 1848) S. 357; HERMANN, Der Palast Karls d. Gr. zu Nimwegen (Rhein. Jb. 77 S. 88; G. HUMANN, Der Centraibau auf dem Valkenhofe in Nijmegen (Zs. f. christl. 73
74
K u n s t 5 ( 1 8 9 2 ) S p . 2 8 1 ff., 9 ( 1 8 9 6 ) S p . 5 5 ff., 1 0 5 ff.; D . WEIRICH, Z u r B a u g e s c h i c h t e d e r
Zentralkirche auf dem Valkhof in Nijmegen (Das „Münster" 8 (1955) S. 176 ff.; J. J. WEWE, De karolingische kapiteelen von het voormalige Karels-Palais te Nijmegen (Bull. Ned. Oudh. Bond Ser. II. 11 (1918) p. 70 ff.; A. J. MARIS, De geestelijke fundatien in de Nicolaskapel op hat Valkhof (Bijdr. en. med. van Gelre 52 (1952) S. 63 ff.; W. MAYER-BACHHAUSEN, „Kunstchronik" 6 (1953) p. 262; „Werdendes Abendland" (an Rhein u. Ruhr) hg. v. V. H. ELBERN (4. Aufl. Essen 1956) S. 368, 370, 377; H. VAN ACT, Die Nikolauskapelle auf dem Valkhof zu Nymwegen (in: Karol. u. otton. Kunst-Werden, Wesen, Wirkung - Forsch, z. Kunstgesch. u. christl. Archäol. 3 (Wiesbaden 1957) S. 179 ff.; A. VERBEEK, Zentralbauten in der Nachfolge der Aachener Pfalzkapelle (in: „Das erste Jahrtausend" Bd. II (1964) S. 909 ff. u. Fig. 8; ders., Die architektonische Nachfolge der Aachener Pfalzkapelle (in: „ K a r l s w e r k " B d . I V ( 1 9 6 7 ) S. 1 1 7 u. F i g . 5; H . E . KUBACH - A . VERBEEK, R o m a n i s c h e B a u -
kunst an Rhein u. Maas (Katalog vorromanischer u. roman. Denkmäler Bd. 2 (L-Z) (1976) S. 8 8 2 - 8 8 5 ; H . HOLLÄNDER, K u n s t des F r ü h e n M A s
(in: BELSER, S t i l g e s c h . -
dtv B d . 5
(1978) S. 122; L. VON WLLCKENS, Grundriß d. abendl. Kunstgesch. (Kröner Tb. Bd. 373 (1967 Ndr. 1981). Die Datierung schwankt: Holländer 1978: Mitte 11. Jh.; v. Wilckens 1967: nach 1047; Kugler 1848: spätes 11. Jh. Hermann: 777; Verbeek 1967: 2. V. ll.Jhdt.; Verbeek 1964: um 1030; van Agt 1957: Mitte ll.Jhdt.; Verbeek 1976: vor 1039, zwischen Ende des 10. Jh. u. ca. 1030; dieser letzten Meinung Verbeeks möchte ich mich anschließen.
Theophanu, die Ottonen und der Beginn der St. Nikolausverehrung
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ursprünglich karolingische, St. Martinskapelle als Pfalzkapelle bestand, kaum zweifelhaft sein, daß die Nimweger St. Nikolauskapelle eine Memorialstiftung 78 für die daselbst 991 gestorbene Kaiserin Theopanu darstellt. Doch kann nach den architektonischen und baulichen Befunden angenommen werden, daß diese Nikolauskapelle noch nicht zu Zeiten Theophanus (984-991) oder Ottos III. (991-1002) errichtet wurde, sondern erst später79. Doch da wäre dann zu fragen, wieso, wenn diese Kapelle, wovon ich ausgehe, ein Memoriale für Kaiserin Theophanu ist, eine Kapelle mit dieser „Funktion" auch später noch errichtet werden konnte. Von Theophanus Kindern starb Otto III., der 997 die Nikolaustradition in Burtscheid und Aachen begründet hatte, schon am 24. (23.) Januar 100280. Theophanus Tochter Mathilde, Pfalzgraf Ezzos Gemahlin, die mit diesem am 14. April 1024 (genau auf den Tag 52 Jahre zuvor war die Hochzeit und Krönung Theophanus gewesen!) das Kloster Brauweiler mit dem St. Nikolauspatrozinium begründet hatte, starb am 22. November 102581. Die beiden ältesten Töchter Theophanus aber, die 977 geborene Adelheid (seit 999 Äbtissin von Quedlinburg) und die 978 geborene Sophia (seit 1002 Äbtissin von Gandersheim u. 1011 von Essen) lebten noch bis zum 14. Januar 1043 (Adelheid) 82 bzw. bis zum 28. Januar 1039 (Sophia)83. Die beiden kaiserlichen Äbtissinnen standen nun aber auch nach dem Tod ihres Bruders Otto III. 1002 den folgenden Herrschern, sowohl Heinrich II. (1002-24), ihrem Vetter 2. Grades84, als auch dem weiterverwandten 85 Konrad II. (1024-39) recht nahe, wie die Quellen ausweisen. Schon bei der Wahl Heinrichs II. auf dem Fürstentag in Werla 78 Vgl. auch den Memorialbau f. d. hl. Liutwin ( t 713), den A b t Leofsinus in Mettlach um 990 errichten ließ (Miracula s. Liutwini ( M G h SS XV/2, 1265) 79 She. Anm. 77; demnach jetziger Forschungsstand: etwa 1010/1030 - das würde zu unserer These passen. Keinesfalls wurde die Kapelle schon 980, anläßlich der Geburt Ottos III. erbaut. 80 RI 1450/1V a. 81
V g l . O E D I G E R , 1. c. N r . 7 2 2 (S. 2 1 2 ) .
Vgl. H. GOETTING, Das Bistum Hildesheim 1. Das reichsunmittelbare Kanonissenstift Gandersheim (Germania Sacra N. F. 7 (1973) S. 297/98). 83 Ebda. S. 295/97. 84 Heinrichs II. Großvater, Herzog Heinrich I. von Bayern, war der jüngere Bruder Kaiser Ottos I., des Großvaters von Adelheid und Sophia. 85 Edith (f 946) O t t o I. Adelheid ( t 999) 82
Liutgard ( t 953) Otto I Heinrich
O t t o II. ( t 983) Adelheid ( t 1043)
I
Konrad II. ( 1 0 2 4 - 3 9 ) (f 1039)
Sophia (f 1039)
Gunther Wolf
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spielen beide eine hervorragende Rolle zu seinen Gunsten. Beide sind auch bei der Weihe des Bamberger Doms am 6. Mai 1012 anwesend, und König Heinrich nennt sie „dilecta soror nostra" bzw. „soror nostra" 86 . Auch zu Otto III., seinem „senior", muß ausweislich der Quellen Heinrich II. große Verehrung gehegt haben 87 , wie die vielen Seelgifte und Memorialstiftungen für ihn zwischen 1002 und 1021 beweisen. Heinrich II. war aber auch relativ häufig in Nimwegen 88 , wo er in der Pfalz, in der Theophanu 991 gestorben war, dem Valkhof, wohnte. Auch zu Konrad II. hatten die beiden Töchter Theophanus, vor allem Adelheid von Quedlinburg, ein gutes Verhältnis. Man begrüßte sich „verwandtschaftlich"89, Konrads II. Tochter Beatrix wurde 1025 Adelheid zur Erziehung und Pflege übergeben 90 ; Konrad nennt Adelheid im (unechten) Diplom N r . 29091 - in Anlehnung an die D D H II. - zutreffend - „cara soror". Auch Konrad II. weilte verhältnismäßig häufig in Nimwegen 92 , wo im Juni 1036 auch die Hochzeit des Thronfolgers Heinrich III. mit der dänischen Prinzessin Gunhild, der Tochter Knuts des Großen, stattfand 93 . Es liegt nun nahe, daß die kaiserlichen Töchter Theophanus angesichts ihrer hervorragenden Beziehungen zu den Königen/Kaisern Heinrich II. und Konrad II. zwischen 1002 und 1039 entweder Heinrich oder Konrad zum Bau der Nikolauskapelle in der Kaiserpfalz zu Nimwegen als Memoriale für ihre Mutter Theophanu bewogen, zumal es dafür wohl auch einen naheliegenden Anlaß bzw. Grund gab: Wir wissen, daß es bei Herrschern im frühen Mittelalter zumindest nicht unüblich war, daß ihre „viscera"
86 Vgl. D D H II. Nr. 205 (1009 Sept. 3 = M G h D D III, 240, 38 f.), 206 (1009 Sept. 3 = D D III, 242, 38 f.), 242 (1012 Jan. 21 = D D III, 279, 19 f.), 323 (1014 Sept. 17 = D D III, 409, 10); vgl. auch schon RI 1483 tt, 1494 b, u. ö. 87 Vgl. die Bezeichnung Ottos III. als „dilectissimus" bzw. „karissimus" (D H II. Nr. 38, 40, 59, 81), „sanctae recordationis" (Nr. 24), „divae memoriae" (Nr. 34, 37 u.ö.), „beatae memoriae (Nr. 50, 52, 76 u.ö.); Heinrich II. begeht in Aachen feierlich den 1. Todestag Ottos III. (RI 1526 a); she. auch die Interventionen zwischen 995 und 1001 (RI 1483 d-z); vor allem aber die 25 Seelgiften Heinrichs II. für O t t o III. (DD H II. Nr. Nr. 20 (1002), 60 (1003), 136 (1007), 149 (1007), 175 (1008), 176 (1008), 193 (1009), 194 (1009), 213 (1010), 225 (1011), 257 (1013), 264 (1013), 265 (1013), 267 (1013), 342-344 (1016), 380 (1018), 382-384 (1018), 433 (1020), 439 (1021), 459 (1021) und die 26 Memorialstiftungen (DD H II. N r . N r . 149-152, 154, 155, 159-169 (1007), 181 (1008), 197 (1009), 200-204 (1009), 208 (1009), 233234 (1011), 408 (1019). 88 Im August 1002 (RI 1499), im Februar 1003 (RI 1530 a-1534), im März 1012 (RI 1755 b), Mitte März bis Anfang Mai 1018 (RI 1923 a-1926), im Juli 1021 (RI 1985 a, 1986). 89 Vgl. RI 8a; 17 d. 90 RI 46 a. 91 M G h D D IV, 410,40. 92 Im Oktober 1024 (RI 6 a, 7), im April (Ostern) 1031 (RI 170 a-172), im April (Ostern)/Mai 1033 (RI 192 d-194), Im Juni/Juli 1036 (Hoftag, Pfingsten, Johannisfest) (RI 238 c-240), vom 28. Febr.-28. Mai 1039 (Fastenzeit, Ostern, Himmelfahrt) (RI 294 a-296). Dagegen ist von 1047-1145 kein Kaiserbesuch in Nimwegen bezeugt! 93
R I 238 c; vgl. H . BRESSLAU, J b b . K o n r a d s II. (1884 N d r . 1967) B d . 2, S. 169 ff.
Theophanu, die O t t o n e n und der Beginn der St. Nikolausverehrung
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(Eingeweide) am Ort des Todes beigesetzt wurden, das „corpus" selbst aber an anderer Stelle. Dies ist z. B. für Otto I., den Großen, 973 bezeugt, dessen „viscera" zu St. Marien in Memleben, dem Sterbeort94, dessen „corpus" im Dom zu Magdeburg 95 beigesetzt wurden. Sicher bezeugt ist dies wieder für Kaiser Otto III. 1002, dessen „viscera" Anfang März 1002 in der St. Afrakapelle zu Augsburg 96 beigesetzt wurden, dessen „corpus" am Ostersonntag, 5. April 1002, im Münster zu Aachen97. Dasselbe gilt für Kaiser Konrad II. 1039, dessen „viscera" bald nach seinem Tod am 4. Juni 1039 zu St. Martin in Utrecht 98 , dessen „corpus" am 3. Juli 1039 im Dom zu Speyer 99 beigesetzt wurden, und auch für Kaiser Heinrich III. 1056, dessen „viscera" zu St. Simon und Juda in Goslar100 bald nach dem Tod am 5. Oktober 1056, dessen „corpus" aber erst am 28. Oktober (St. Simon und Juda) im Dom zu Speyer101 beigesetzt wurden. D. h., wir wissen von diesem Brauch zu 973 für Otto I., zu 1002 für Otto III., zu 1039 für Konrad II. und zu 1056 für Heinrich III. Es ist aber zu unterstellen, daß nicht nur in diesen unstreitig bezeugten Fällen dieser Brauch geübt wurde. Wir wissen jedoch nichts über einen solchen Brauch bei Königinnen/Kaiserinnen. Doch gibt es eine alte Uberlieferung in Nimwegen, daß dort (auch) Reliquien Theophanus vorhanden (gewesen) seien. Was aber liegt dann näher, als daß Theophanus „viscera" in Nimwegen im Juni 991 beigesetzt wurden, ihr „corpus" aber, wie allenthalben bezeugt, Ende Juni (am 22. oder 29.?) 991 zu St. Pantaleon in Köln102. Es ist nun eine ansprechende Hypothese, daß zwischen 1002 und 1039103 über den „viscera"-Reliquien der Kaiserin Theophanu zu NimweVgl. Thietmar von Merseburg, Chron. II, 43 (27) (wie Anm. 1) S. 92. Widukindi monachi Corb., gesta Sax. III, 76 (MGh SSrerGerm. edd. LEHMANNP. HIRSCH 1935, S. 153/54); Thietmar II, 43 (27) 1. c. X. 92. 96 RI 1450/IV g; (Thietmar IV, 50 (S. 188); Gesta archiepp. Magdeburg, ad 1002 (MGh SS XIV, 391), Adalboldi vita Heinrici c. 4 (MGh SS IV, 684) Ann. Wirzeb. ad 1002 (MGh SS 242). 97 RI 1450/IV 1; Thietmar IV, 53 (S. 192); Gesta archiepp. Magdeb. ad 1002 (MGh SS XIV, 396); Ann. Quedlinb. ad 1002 (MGh SS III, 78); Thangmari vita Bernwardi c. 10 (MGh SS IV, 775); Lamberti vita Heriberti c. 7 (MGh SS IV, 745); Brunwil actus ... c. 10 (MGh SS XIV, 131); Chron. reg. Colon, ad 1002 (MGh SSrerGerm. ree. Gg. WAITZ 1880, S. 33). 98 RI 296 c; Wiponis gesta Chuonradi c. 39 (MGh SSrerGerm. ed. H. BRESSLAU 1915, S. 59); vgl. D H III. Nr. 44 (1040 Mai 21). 99 RI 296 c; Wipo c. 39 (1. c. S. 59). 100 Ann. Palid. ad 1055 (MGh SS XVI, 69: „... Goslarie, ut viscera sua inibi reconderentur, petiit ..."). 94
95
101
A n n . A l t a h . ad 1 0 5 6 ( M G h S S r e r G e r m . ree. W . v. GLESEBRECHT - E. v. OEFELE, 1 8 9 1 ,
S. 53); Bertholdi ann. ad 1056 (MGh SS V, 270); Anonymus Haserensis c. 40 (MGh SS VII, 265/66), Lamperti Hersfeld, ad 1056 (MGh SSrerGerm. ree. O. HOLDER-EGGER 1894, S. 69); vgl. E. STEINDORFF, J b b . Heinrichs III. ( 1 8 8 1 N d r . 1 9 6 9 ) Bd. 2, S. 356.
Vgl. RI 1035 b; zum Datum: St. Albinus: 22.6.; St. Gero/St. Peter u. Paul: 29.6. 1039 ist das Todesjahr des Kaisers Konrad II. (Juni) und der Kaisertochter Sophia (Januar). Adelheid starb im Januar 1043. 102 103
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Gunther Wolf
gen104 die Nikolauskapelle als Memoriale für die große Herrscherin auf Betreiben ihrer Töchter Adelheid und Sophia errichtet wurde, vielleicht sogar auch mit Unterstützung ihres Neffen, Theophanus Enkel, Hermanns II. Nobilis, der seit Herbst 1036 als Erzbischof von Köln 105 auch zuständiger Oberhirte für Nimwegen war. Die Nikolauskapelle in Nimwegen wäre dann, nach Burtscheid und Aachen 997 durch Otto III., nach Brauweiler 1024 durch Mathilde, ein weiteres Memoriale für Kaiserin Theophanu durch Vermittlung ihrer Töchter Adelheid und Sophia, wahrscheinlich zwischen 1020 und 1039, wozu auch die baugeschichtlichen Befunde bestens passen.
104 Vgl. J. H. ZEDLER, Großes vollständiges Universal-Lexikon (1745 Ndr. 1962) Bd. 43, Sp. 1061/62: „... liegen ihre Reliquien zu Niemägen und zu Cölln in der Kirche St. Pantaleonis ...". 1745 war die bis 1796/97 gut erhaltene Anlage des Valkhofs noch vorhanden; daher ist diese Nachricht von großer Relevanz. 105
V g l . OEDIGER, 1. c . N r . 7 7 4 ( S . 2 2 7 ) .
KÖNIGINWITWEN ALS VORMÜNDER IHRER SÖHNE UND ENKEL IM ABENDLAND ZWISCHEN 426 UND 1056 von Gunther Wolf Sehen wir einmal von den berühmten Fällen der Antike bei Hadschepsut (1479-1451 v. Chr.) und Kleopatra (51-30 v. Chr.) im alten Ägypten ab, so beginnt im Abendland die Reihe der Königin-/Kaiserinwitwen, die nachweislich die Regentschaft für ihre unmündigen Söhne führten - wie eben Kaiserin Theophanu zwischen 984 und 991 - mit der Tochter Kaiser Theodosius' I. (379-395) und seiner zweiten Gemahlin Galla, mit GALLA PLACIDIA 1 (geboren um 390, f450). Sie heiratete 414 in Narbonne in erster Ehe den Westgotenkönig Athaulf2 (410-415), der schon 415 ermordet wurde. Auch der gemeinsame Sohn Theodosius starb bald3. Am 1. Januar 417 heiratete sie den damaligen Heermeister (und seit 421 Mitregenten ihres Bruders Honorius (395^123)) Constantinus III. 4 , der jedoch schon am 2. September 421 starb. Ab 426 regierte5 Galla Placidia als Augusta6 und Regentin für ihren Sohn Valentinian III. 7 (geb. 419, f 455; 424—455) bis 434. Diese Regentschaft, die recht erfolgreich war und Valentinian III. vor allem gegenüber den Versuchen seines Oheims Honorius und der Heermeister Aetius, Bonifatius und Felix, sowie der Versuche aus Byzanz, vor allem der Kaiserschwester Pulcheria und der Kaisergemahlin (Theodosius' II.) Eudokia, die Herrschaft sicherte, war staatsrechtlich keine Regentschaft, vielleicht nicht einmal eine Vormundschaft im strengen Sinne8; sondern sie basierte auf der „auctoritas" und „potestas", vor allem aber auf der realen „potentia" Galla Placidias, der Kraft ihrer Persönlichkeit, die auch nicht ihre Wirkung nach außen, auf Hun' Vgl. E. KORNEMANN, Große Frauen des Altertums (1942) S. 3 1 4 - 3 5 4 ; W . SCHILLER, Frauen 1. d. röm. Gesch. (1987) S. 104 f.; R. KLEIN, Galla Placidia (in: Lex. d. MAs IV (1989) Sp. 1092; G . W O L F , Galla Placidia, die Goten u. d. Imperium Romanum (i. Vorb.); St.J. OoST, Galla Placidia Augusta, A Biographical Essay (Chicago 1968); PAULY-WLSSOWA R E X X / 2 (1950) Sp. 1910-1933. 2 Vgl. H . WOLFRAM, Geschichte der Goten (1979) S. 194 f.; R E II (1896) Sp. 1939-41. 3 WOLFRAM, 1. c. S. 195; R E 2 R V A 2 (1935) Sp. 1945 Nr. 14. 4 WOLFRAM, 1. c. S. 195; R E IV/1 (1900) Sp. 1099-1102 C 9. 5 Socrates VII, 23, 3. 6 Mit der Bezeichnung „piissima et perpetua Augusta mater" (sie!). 7 Vgl. R E 2 R VII A 2 (1948) Sp. 2 2 3 2 - 2 2 5 9 . 8 Vgl. Th. MOMMSEN, Stilicho u. Alarich (Ges. Schriften Bd. IV (1905/10 Ndr. 1966) S. 516; E . STEIN, Gesch. d. spätröm. Reiches I (1928) S. 428 ff.
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Gunther Wolf
nen, Vandalen und Goten, verfehlte. So beginnt die Geschichte der Regentinnen mit einer bedeutenden Vertreterin. Danach folgt in der Reihe die Ostgotenkönigin AMALASVINTHA (oder Amalasu[u]ntha) (526-534) (f 535)9. Amalaswintha, geboren um 490 als Tochter des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen (493-526) und seiner legitimen Gemahlin Audofleda, der Schwester des Frankenkönigs Chlodwig I. (486-511), erhielt auf Veranlassung des Vaters eine hohe, auch vor allem römische Bildung 10 . 515 verheiratete sie der Vater, der keine Söhne hatte, mit dem Westgoten Eutharich aus dem Königsgeschlecht der Balthen und Amaler"; doch starb Eutharich schon 522/2312, nachdem er als Flavius Eutharicus Cilliga 51913, zusammen mit Kaiser Justin, Konsul gewesen war. 516 (oder 518) hatte Amalasvintha dem von Theoderich designierten Nachfolger 14 Eutharich, ihrem Gemahl, einen Sohn Athalarich geboren. So wurde nach dem vorzeitigen Tod Eutharichs und nach dem Tod des großen Theoderich (526)16 dessen Enkel Athalarich mit etwa 10 Jahren Thronfolger und Ostgotenkönig; für ihn führte gemäß Theoderichs Willen die Mutter Amalasvintha die Regentschaft 17 , nach des Vaters letztem Willen, Senat und Volk von Rom zu lieben und sich nächst Gott den Kaiser in Byzanz stets freundlich und gnädig zu erhalten18. Gerade diese Politik aber war es, die die gotische „nationalistische" Hofpartei, zu der auch Amalasvinthas Vetter Theodahad gehörte19, erneut in Opposition brachte und 532/33 dazu führte, gegen die angeblich zu römische Erziehung Athalarichs zu rebellieren. 20 Zunächst mußte Amalasvintha nachgeben, aber bereits 533 war die Krise gemeistert, die Königin konnte dem Senat ihren Erfolg mitteilen; die Auswertung des Amaler-
9 R E I ( 1 8 9 4 ) Sp. 1 7 1 5 / 1 6 ; PAULY, K l . R E I ( 1 9 7 9 ) Sp. 286/7; R. WENSKUS, Amalasvintha (in: HOOPS, Reallex d. germ. A l t e r t u m s k d e . (2. A u f l . 1 9 7 3 ff.) Bd. 1, S. 2 4 5 f.; P. LAMA, A m a laswintha (in: Dizionario biografico degli Italiani II ( 1 9 6 0 f.) S. 6 1 6 - 2 1 . 10 Vgl. Cassiodor, Variae 1 1 , 1, 6 f. 11 Vgl. H. WOLFRAM, G o t e n 1. c. S. 2 4 7 u. A n m . 6, 361 u. A n m . 36, 404 u. A n m . 1 1 u. 12; DERS., Theogonie, Ethnogenese und ein kompromittierender G r o ß v a t e r im S t a m m b a u m Theoderichs d. G r . (FS H. BEUMANN (1977) S. 8 3 - 8 8 , bes. S. 84, mit A n m . ) . 12 Vgl. WOLFRAM, G o t e n 1. c. S. 4 0 5 u. A n m . 14. 13 Ebda. S. 4 0 5 u. A n m . 16. 14 Vgl. W . ENSSLIN, Theoderich d. G r . (2. A u f l . 1 9 5 9 ) S. 2 9 3 u. 2 9 6 f f . 15 Vgl. WOLFRAM, G o t e n 1. c. S. 4 1 1 ff.; ENSSLIN, 1. c. S. 3 0 1 u. 324 ff. 16 Vgl. WOLFRAM, G o t e n 1. c. S. 4 0 8 u. A n m . 34 (30. A u g . 526). 17 Ebda. S. 41 Ou. A n m . 6. 18 J o r d . Get. 3 0 4 ( M G h A A V/1, 136: „... senatum p o p u l u m q u e R o m a n u m amarentprincipemque Orientalem placatum semper propitiumque haberent post deum, q u o d praeceptum quamdiu Athalaricus eiusque mater adviverent, in omnibus custodientes pene per octo annos in pace regnarunt"); Cassidor, Variae 8, 2, 1 0 ( M G h A A XII, 233); Boethius, de consolatione 1; P r o k o p , D e bello G o t h i c o 5, 2. 19 Vgl. WOLFRAM, G o t e n 1. c. S. 4 1 3 . 20 Ebda. S. 4 1 3 / 1 4 .
Königinwitwen als Vormünder ihrer Söhne und Enkel
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Stammbaumes erfuhr damals ihren Höhepunkt 21 . Doch schon am 2. Oktober 534 starb, eben 18jährig, Athalarich.22 Darauf nahm Amalasvinha ihren Vetter Theodahad zum „consors regni" 23 an und proklamierte sich selbst zur „regina" 24 , zur „domina rerum" 25 . Hatte schon vor 534 Amalasvintha ein gutes Verhältnis zu Byzanz, so schützte sie danach zunächst dieses auch vor den Anschlägen Theodahads und der Adelspartei; doch wurde sie Ende 534 oder Anfang 535, jedenfalls vor dem 30. April 535, ermordet26. Amalasvintha betrieb eine byzanzfreundliche Politik, die, durch Entgegenkommen gegenüber dem römischen Senat, der römischen Bevölkerung und dem katholischen Klerus gekennzeichnet, vornehmlich auf den Herrschaftserhalt des Amalergeschlechts gerichtet war. Von daher versteht sich auch ihr Verhalten gegenüber ihrem Vetter Theodahad nach dem Tod Athalarichs. Wie wichtig die „stirps regia Amalorum" geworden war, erhellt auch daraus, daß nach Theodahads Tod Anfang Dezember 53627 der Ende November 536 zum Gotenkönig erhobene Heerführer Witigis, nach Verstoßung seiner bisherigen Ehefrau nach Ravenna eilte und die einzige noch lebende Nachkommin Theoderichs, seine Enkelin Matasvintha (Matasu[u]ntha), heiratete28. Nach Witigis' Tod (wohl 542)29 sicherte sich Kaiser Justinian I. durch die Heirat Matasvinthas mit seinem Neffen Germanus 30 im Jahre 542 auch legitimistische Ansprüche auf das Gotenreich31. Der Bruch Theodahads und der Hofpartei mit Byzanz führte wohl auch, wie Theoderich richtig vorausgesehen, zum Untergang des Ostgotenreiches. Knapp zwei Generationen nach Amalasvintha begegnet uns im Frankenreich die erste Königinwitwe als Regentin: die Witwe des ostfränkischen Königs Sigibert I. (ermordet Dezember 575) BRUNICHILDIS 3 2 . Sie war die Tochter des Westgotenkönigs Athanagild (555-567) und seiner Ebda. S. 414 u. Anm. 39 u. 42. Ebda. S. 415. 23 Ebda. S. 415 u. Anm. 48. 24 Ebda. S. 415 u. Anm. 49. 25 Ebda. S. 416 u. Anm. 53. 26 Ebda. S. 416/17. 27 Ebda. S. 423 u. Anm. 16. 28 Ebda. S. 423 u. Anm. 14, 424 u. Anm. 25; Matasvintha dürfte das jüngere Kind Amalasvinthas gewesen und etwa 518 geboren sein. 29 Jordanes, Getica 313 (1. c. S. 138: „ubi plus biennio demoratus ... rebus excessit humanis"). 30 Jord, Get. 314 (1. c. S. 138). 21
22
31
V g l . WOLFRAM, G o t e n 1. c. S . 4 4 1 .
Vgl. G. KURTH, La reine Brunehaut (1891) u. Etudes franques I (1919); P. CLASSEN, Brunichild (NDB II (1955) S. 679); K. GUGGENBERGER, Brunhilde (LThK II (1958) S. 27; J. L. NELSON; Queens as Gezabels. The careers of Brunhild and Balthild (in: Medieval Women ed. D. BAKER, Studies in Church History II, 1 (1987); S. F. WEMPLE, Women in Frankish Society 500-900 (1981); H. GRAHN-HOCK, B. (in: Lex. d. MAs I (1980) Sp. 761. 32
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Gemahlin Goisvinth, die später der Nachfolger Athanagilds, Leovigild, als König heiratete. Etwa 566 heiratete Brunichild, die katholisch wurde, den Chlodwig-Enkel Sigibert I. (561-575), der nach nur 9 Jahren Ehe im Dezember 575 ermordet wurde. Wir wissen von drei Kindern dieses Paares: Ingunth (Ingunde) (f 585), die um 579 (?)33 den westgotischen Königssohn Hermenegild, Sohn Leovigilds und Goisvinths, heiratete34, doch nach Kämpfen und Flucht auf dem Wege nach Byzanz 582 in Nordafrika starb35. Die jüngste Tochter Brunichilds und Sigiberts war Chlodesvinth, die, wohl um 574 geboren, 588 dem jüngeren Bruder Hermenegilds, Rekkared I., anverlobt wurde 36 . Einziger Sohn Brunichilds und Sigiberts war der um 570 geborene Childebert II. (575-596), für den zunächst 37 seine Mutter Brunichild (neben dem Hausmeier Gogo) die Regentschaft führte373. Dabei trat Brunichild mit dem damaligen Senior der Merowinger, König Guntram (Guntchramn) (561-592/Orleans), der Childebert II. adoptierte38, für ein starkes Königtum ein gegen die Mehrzahl der ostfränkischen Großen und gegen den Westfrankenkönig Chilperich I. (561-584/ Soissons), der etwa 567 Brunichilds ältere383 Schwester Gailsvinth geheiratet hatte, sie aber wenig später hatte ermorden lassen39. Aber auch Chilperich I. wurde im Herbst 584 ermordet 40 . Die Politik Brunichilds 575-587 41 führte zu einer Stärkung des Königtums und zur Zurückdrängung des Einflusses der Großen, die sich auch mit Anschlägen gegen Brunichild
33 Wenn die Heirat um 579 erfolgte, dann muß Ingunth spätestens 567, d. h. als ältestes Kind, geboren sein, da sie dann 579 - mit 12 Jahren - das kanonische Ehefähigkeitsalter erreichte. 34 Athanagild
Goisvinth Leovigild
Sigibert Brunichild Ingunth «o Hermenegild Auf dem Weg nach Byzanz (vgl. Gregor v. Tours, Hist. Franc. VIII, 18 ( M G h SSrerMerov. I, 384), VIII, 21 (S. 387), VIII, 28 (S. 390). 36 Rekkared war 587 katholisch geworden. Vgl. E. EWIG, Die Merowinger u. d. Frankenreich (Urban Tb. Bd. 392 (1988) S. 49; Gregor v. T. IX, 16 (S. 430/31), IX, 20 (S. 439/40), IX, 28 (S. 447). 35
37
E W I G , 1. c. S . 4 4 ; G r e g o r V , 1 ( S . 1 4 4 / 4 5 ) , V , 6 ( S . 2 0 3 ) b e s . I V , 6 ( S . 2 6 8 : „ . . . S u f f i c i a t
tibi sub viro tenuisse regnum, nunc autem filius tuus regnat, regnumque eius nun tua, sed nostra tuitione salvatur") zu Gogo: „regis nutricius" vgl. Gregor V, 46 (S. 256). 38
E W I G , 1. c. S . 4 8 f . ; G r e g o r V , 1 7 ( S . 2 1 6 ) .
„Nam Galsuintha aetate seniora Brunichilde erat" (Gregor IV, 28 (S. 160). Gregor IV, 28 (S. 160/61); um seine „concubina" Fredegund (f 597) („ex familia infima" - Lib. hist. Franc. 31 ( M G h SSrerMerov. II, 292) zu heiraten. Fredegund als „malefica" (Gregor VII, 14 (S. 335). V o n ihr wird noch zu handeln sein. 40 Nach Gregor VI, 46 (S. 319: „Nero nostri temporis et Herodis"). 41 Brunichild heiratete 576 (?) den Sohn Chilperichs I., Merowech (f 577), der gegen seinen Vater rebellierte. 381 39
Königinwitwen als V o r m ü n d e r ihrer Söhne und Enkel
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und Childerich II. nicht durchsetzen konnten 42 . Nach des Oheims Guntram Tod (593) konnte Childebert unter Ausschluß seines Vetters Chlothar II. Guntrams Nachfolge antreten 43 , was zweifellos ein Erfolg auch Brunichilds war. Auch erfolgreiche Feldzüge nach Norditalien führten 591 zur Tributzahlung der Langobarden an die Franken 44 . Auch während seiner Volljährigkeit stand Childebert II. stets im Schattens seiner starken Mutter Brunichild 45 . Als Childebert, etwa 26jährig, 596 starb, übernahm Brunichild wiederum die Regentschaft, nun für ihre Enkel Theudebert II. (geb. 585; 596-612) in Austrien und Theuderich II. (geb. 586 - vor dem Vertrag von Andelot; 596-612) in Burgund, die „cum avia Brunichildis" 46 regierten 47 . Dabei fällt auf, daß 596, beim T o d Childeberts II., nicht dessen Witwe Faileuba 48 die Regentschaft für die 10- bzw. 9jährigen Söhne übernahm, sondern die damals schon fast 50jährige 49 Großmutter Brunichild. Ein Mißerfolg gegen die Awaren führte zur Schwächung der Autorität Brunichilds - die Reichsteilung unter die Enkel wurde daraufhin vollzogen 50 . Theudebert II. erhielt Austrien mit der Residenz Metz, Theuderich II. Burgund mit der Residenz Chalons sur Saône 51 . Brunichild blieb zunächst in Metz, siedelte dann aber zu dem von ihr bevorzugten Enkel Theuderich 52 nach Chalons über. Zunächst handelten die Brüder noch gemeinsam und errangen 600 einen wichtigen Sieg über Chlothar II., dessen Reich gemindert wurde. N o c h 602 zogen beide gemeinsam mit gutem Erfolg gegen die Basken. Aber die wohl auf Betreiben Brunichilds ihrem Liebling Theuderich zugefallenen Gebiete des SanEWIG, Merowinger 1. c. S. 48 f. Ebda. S. 49/50. J. JARNUT, Geschichte der Langobarden (Urban Tb. Bd. 339 (1982) S. 43; vgl. Gregor VI, 42 (S.314). 45 Vgl. EWIG, Merowinger 1. c. S. 50. 46 Vita Columbani I, 18 (MGh SSrerMerov. IV, 86). 47 Vgl. EWIG, Merowinger 1. c. S. 10; vgl. auch Paulus Diaconus, Hist. Langobard. IV, 11 (MGh SSrerLangob. S. 120) ad 593: „Mortuus quoque est Gunthramnus rex Francorum, regnumque illius Brunihildis regina suscepit cum nepotibus adhuc parvulis ..."; ibid.: „Brunichildis tunc regina cum nepotibus adhuc parvulis Theudeberto et Theuderico regebat Gallias ..."; vgl. auch Jonas, Vita Columbani I, 18 (MGh SSrerGerm. ed. B. K R U S C H 1907, S. 186 f.); ibid. I, 19 (S. 188); Vita Lupi (MGh SSrerMerov. IV, 181); Fredegar IV, 39 (MGh SSrerMerov. II, 140); Lib. hist. Franc, c. 4 (MGh SSrerMerov. II, 310); vgl. auch R. SCHNEIDER, Königswahl u. Königserhebung im Frühmittelalter (Monogr. z. Gesch. d. MAs Bd. 3 (1972) S. 133 f.). 48 Vgl. Gregor IX, 11 (S. 426); IX, 38 (S. 458); Versuche der Großen, die Regentschaft auszuschalten; vgl. EWIG, 1. c. S. 84; vielleicht wurde Faileuba wegen Krankheit übergangen vgl. Gregor IX, 38 (S. 458 zu 589), vielleicht war Faileuba aber 596 auch schon tot. 49 Brunichild dürfte bei ihrer Heirat 566/67 zumindest 12 Jahre alt gewesen sein, wahrscheinlich etwas älter, d. h. sie ist etwa um 550 geboren (vgl. CLASSEN in N D B II, 679: „geboren um 545/50"). 50 EWIG, Merowinger 1. c. S. 50. 51 Vgl. Fredegar IV, 19 (1. c. S. 128). 52 EWIG, Merowinger 1. c. S. 50. 42
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tois, des Elsaß und des Thurgaus führten zum Konflikt zwischen den Brüdern53. Im Kampf zwischen Theuderich II. und Chlothar II. 604 blieb Theudebert II. neutral. 605 wurde der Bruderkrieg eben noch vermieden. Noch 610 trafen sich die Brüder zum Ausgleich in Selz54. Theudebert verlangte und erhielt die umstrittenen Gebiete. 611 aber wurde Theudebert in einen Awarenkrieg verwickelt, Theuderich griff 612 an, siegte bei Toul und Zülpich, zog in Köln ein, nahm Theudebert und dessen Söhne55 Chlothar und Merowech gefangen und ließ sie töten. Theuderich selbst starb in demselben Jahr 612 wenig später in Metz 56 . Rasch entschlossen ließ Brunichild, schon etwa 66jährig, ihren Urenkel Sigibert II., den ältesten Sohn Theuderichs II., zum König erheben57. Aber die Austrasier gingen zu Chlothar II. über; das gegen diesen aufgebotene Heer löste sich kampflos in Chalons sur Marne auf. Brunichild wurde in Orbe (beim Neufchatèler See) gefangen und an Chlothar II., Fredegundes Sohn, ausgeliefert58. Der ließ 613 Brunichild grausam zu Tode bringen59. In Autun wurde sie beigesetzt60. Außer dem innenpolitischen Versuch Brunichilds, das zentrale Königtum zu stärken61 und für ihre Nachkommen zu sichern, was ihr zumindest während ihrer ersten Regentschaft zwischen 575 und 596 immer wieder gelang, sind ihre Kontakte zu Byzanz 62 und vor allem zu Papst Gregor I. (dem Großen) 63 beachtlich. Nächst Chlodwigs I. Gemahlin Chrodechildis (d. A.) ist die gebürtige Westgotin Brunichild eine der bedeutendsten Königinnenfiguren der fränkischen Frühzeit. Ihre Gegen-
Ebda. S. 51. Ebda. S. 51; Selz spielte noch mehrfach eine wichtige Rolle: so 770, als sich dort Karls d. Gr. Mutter Bertrada mit ihrem Sohn Karlmann traf (vgl. Jbb. KdGr I (1888 Ndr. 1969) S. 65 ff.) und Ende des 10. Jh., als Selz Altersruhesitz und Grablege Kaiserin Adelheids ( t 999) wurde. 55 Fredegar IV, 38 (1. c. S. 139); EWIG, 1. c. S. 51; eine Tochter aus der Ehe mit Bilichild („... quam Brunechildis a negociatoribus mercaverat" - Fredegar IV, 35 (S. 134), Cont. Fred. 95 (S. 169) wurde 604 in Mailand (in absentia!?) mit dem langobardischen Thronfolger Adaloald, dem Sohn König Agilulfs und Königin Theodelindes (s. u.), verlobt. 56 Fredegar IV, 39 (S. 140). 57 Vgl. EWIG, 1. c. S. 51; vgl. auch Fredegar IV, 40 (S. 140). 58 Vgl. EWIG, 1. c. S. 51/52. 5 9 Fredegar IV, 42 (1. c. S. 142: „... per triduo eam diversis tormentis adfectam, iobetque eam prius camillum per omne exercito sedentem perducere, post haec comam capitis, unum pedem et brachium ad veciosissimum aequm caudam legare; ibique calcibus ex velocitate cursus membratim disrumpetur."). 6 0 Vgl. K. H . KRÜGER, Königsgrabkirchen der Franken, Angelsachsen und Langobarden b. z. Mitte d. 8. Jh. (MMS 4 (1971) S. 156 ff.). 61 Vgl. EWIG, 1. c. passim; CLASSEN, 1. c. S. 679; GRAHN-HOCK, 1. c. Sp. 761. 62 Vgl. F. DÖLGER, Regesten d. Kaiserurkunden d. Ostrom. Reiches I (565-1025) (1924) Nr. 77 (ca. 583), 83 (584 Sept. 1), 84 (585 in.), 85 (585 Frühj.); vgl. EWIG, 1. c. S. 49 ff. 63 Vgl. Reg. Gregorii - II, N r . II, 5 (595 Sept.) - XIII, 7 (602 Nov.) (MGh Epp. I, 1, 383 f.; 2, 371 f.). 53 54
Königinwitwen als Vormünder ihrer Söhne und Enkel
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Spielerin zwischen 567 und 596/97 ist die „ex familia infima" 6 4 stammende F R E D E G U N D E , „concubina" des etwa 537 geborenen Chlodwig-Enkels Chilperich I., der um ihretwillen sowohl seine erste Gemahlin Audovera verließ und seine zweite Gemahlin, die westgotische Prinzessin und Schwester Brunichilds, Gailsvinth, umbringen ließ. Nach deren Tod (567/ 5 6 8 ) " wurde Fredegunde Königin; nach Chilperichs I. Tod (584) wurde sie Regentin 65 " für ihren Sohn Chlothar II. (584-629) (geb. 584; f 629). Vor allem gegen den 14 Jahre älteren Childebert II. und dessen Mutter Brunichild kämpfte Fredegunde, bis sie die Übernahme der Patenschaft für ihren Sohn durch den Senior Guntram ( t 593) im Jahre 591 erreichte 66 . Nach Guntrams Tod 593 aber waren Brunichild und Childebert II. übermächtig. Erst der frühe Tod Childeberts 596 67 ermöglichte Fredegunde, die in der Geschichte der Franken als das „böse Weib schlechthin" 68 gilt, die Besetzung von Paris und der Isle de France. Nach Fredegundes Tod (597) jedoch obsiegten die Childebert-Söhne Theudebert II. und Theuderich II. mit Hilfe ihrer Großmutter Brunichild über Chlothar II., dessen Reich 600 wesentlich verkleinert wurde 69 . Doch der tödliche Bruderkampf der beiden Brunichild-Enkel (612) und der T o d der Brunichild (613) 70 machten Chlothar II. zum fränkischen Alleinherrscher 71 . Fredegunde war zweifellos eine energische, wenn auch offenbar eine skrupellose Frau, die ihren Gemahl Chilperich I. weitgehend beherrschte 72 . Mit allen Mitteln kämpfte sie um Macht und Einfluß, zuvörderst für sich, später für ihren Sohn Chlothar II., der beim Tod des Vaters eben 8 Monate alt war. Konnte sich Fredegunde eigentlich gegen Brunichild nie selbst durchsetzen, so obsiegte ihr Sohn 613 über die Feindin der Mutter, nachdem sich 612 die Enkel Brunichilds selbst eliminiert hatten und damit der austrasische Zweig 613 ausstarb 73 . Nicht unbeteiligt daran waren die Ahnherren der Karolinger Arnulf von Metz und Pippin der Ältere 74 und Theuderichs II. Hausmeier Wernachar. 64 L i b . hist. Franc. 31 ( M G h S S r e r M e r o v . II, 292, 24 f.); vgl. U . N O N N , F. (in: Lex. d. M A s IV (1989) Sp. 885); P. CLASSEN, F. (in: N D B V (1961) S. 386). 65 L i b . hist. Franc, c. 31 (1. c. S. 292, 14 f.); G r e g o r V I I , 4.5. (1. c. S. 328). 65a Vgl. Lib. hist. Franc, c. 35 (1. c. S. 304); G r e g o r VII, 4 (1. c. S. 328). 66
V g l . EWIG, 1. c. S. 4 7 f.
E b d a . S. 50. 6 8 „inimica D e i atque h o m i n u m " ( G r e g o r I X , 20; 1. c. S. 439), „ m a l e f i c a " (ibid. VII, 14; „sceleribus p r i n c e p s " (ibid. V I I I , 31; 1. c. S. 398). 6 9 Vgl. EWIG, M e r o w i n g e r 1. c. S. 51. 70 E b d a . S. 51. 71 E b d a . S. 51/52. 67
72
V g l . CLASSEN ( N D B V , S. 3 8 6 ) ; N O N N , ( L e x . d . M A s I V , S p . 8 8 5 ) .
T h e u d e b e r t s II. Söhne C h l o t h a r und M e r o w e c h kamen 612 um, die T o c h t e r blieb verschollen; Theuderichs II. Söhne Sigibert II. und C o r b u s kamen 613 u m , Childebert floh u n d blieb verschollen, M e r o w e c h verstarb (in H a f t ) nach k u r z e r Zeit. 74 Fredegarii C h r o n . IV, 40 ( M G h SSrerMerov. II, 140). 73
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In zeitliche Nähe zur späten Brunichild gehört auch die langobardische Königin THEODELINDE (Theudelinde) 75 , die etwa von 616-626 die Regentschaft für ihren Sohn Adaloald führte, freilich weniger in strikter Vormundschaft, da Adaloald, schon 604 Mitkönig, 616 wahrscheinlich schon volljährig war. Theodelinde wurde etwa 570/7576 als Tochter des Franken Garibald 77 , den Chlothar I. 555/56 in Bayern als Herzog eingesetzt hatte, und der Walderada geboren. Theodelindes Mutter Walderada war die Tochter des Langobardenkönigs Wacho (f 540/41) und der Gepidin Austregusa (Ostrogotho); sie wurde um 540 mit dem ChlodwigUrenkel Theudebald (f 555) verlobt, um 550 vermählt 78 , mit dessen Vater Theudebert (f 547) ihre ältere Schwester Wisigarde 79 (f um 540) vermählt gewesen war. Walderada wurde bei der Eheschließung mit Theudebald katholisch, Garibald als Franke 80 war dies ohnedies. So wurde auch die am bayerischen Herzogshof in Regensburg aufwachsende Theodelinde erzogen81. Nach einer von Brunichild aufgelösten Verlobung Theodelindes mit Brunichilds Sohn Childebert II. (um 584/85)82 vermählte sich Theodelinde 589 mit dem Langobardenkönig Authari 83 , der jedoch schon 590 starb. Theodelindes Stellung bei den Langobarden war jedoch schon 590 so stark, daß man ihr die „Wahl" des Gemahls und Thronfolgers anheimstellte84. Sie wählte den Herzog von Turin, Agilolf (Agilulf), einen Schwager Autharis. Im Mai 591 wurde Agilulf in Mailand zum König erhoben. Noch im selben Jahr schloß er durch Vermittlung seines Schwagers Eoin, Herzog von Trient 85 , Frieden mit den Franken, der 604 durch die Verlobung des Thronfolgers Adaloald mit einer Tochter des austrasischen Königs Theudebert II. (f 612) erneut besiegelt wurde 86 . Aus der Ehe
75 Zu Theodelinde: vgl. S. RLEZLER, Th. ( A D B X X X V I I ( 1 8 9 4 ) S. 6 8 7 - 8 9 ) ; A . KOLLAUTZ ( L T h K X ( 1 9 6 5 ) Sp. 24); J. JARNUT, Gesch. d. Langobarden 1. c. S. 41 f f . 76 Vgl. G . WOLF, Königin Theodelinde als Heils- und Legitimitätsträgerin u. d. f r ä n kisch-langobardischen Beziehungen ( Z R G , G A 1 0 6 ( 1 9 8 9 ) S. 2 8 4 - 2 9 0 , bes. 289/90). 77 Vgl. K . REINDEL, Die ersten Agilolfinger u. d. A u s w e i t u n g d. G r e n z e n bis zum Ende d. 6. Jhdts. (in: Handb. d. Bayer. Gesch. I. (2. A u f l . 1 9 8 1 ) S. 1 3 5 ff.); WOLF, 1. c. S. 2 8 5 . 78 Vgl. REINDEL, 1. c. S. 13; WOLF, 1. c. S. 2 8 4 A n m . 2, 2 8 6 f. 79 Wisigarde starb ca. 540; ihr G r a b w u r d e unter dem K ö l n e r D o m gefunden, (vgl. REINDEL, 1. c. S. 138). 80 A u c h W a l d e r a d a (vgl. Paulus Diaconus I, 21 - M G h SSrerLangob. S. 60), ebenso w i e ihre Tochter Theodelinde und ihre Enkelin Gundeperga galten als „fränkisch" - vgl. REINDEL, 1. c. S. 1 3 6 f.; WOLF, 1. c. S. 2 8 6 - 2 8 8 passim. 81 Vgl. REINDEL, 1. c. S. 142; WOLF, 1. c. S. 2 8 9 u. A n m . 3 7 - 4 1 . 82 Vgl. REINDEL, 1. c. S. 142 f.; WOLF, 1. c. S. 2 8 7 u. A n m . 26, 27; 2 8 9 A n m . 43. 83 Vgl. JARNUT, 1. c. S. 3 9 f.; R. SCHNEIDER, K ö n i g s w a h l u. Königserhebung im F r ü h m i t telalter ( M o n o g r . z. Gesch. d. M A s 3 (1972) S. 2 4 - 2 9 . 84 Vgl. JARNUT, 1. c. S. 42 ff.; SCHNEIDER, 1. c. s. 2 8 ff. 85 Gemahl der namentlich nicht bekannten, aber w o h l älteren Schwester Theodelindes (vgl. WOLF, 1. c. S. 2 8 9 A n m . 46; REINDEL, 1. c. S. 141 u. A n m . 40. 86 Vgl. JARNUT, 1. c. S. 4 5 f.; SCHNEIDER, 1. c. S. 3 3 ff.; REINDEL, 1. c. S. 102.
Königinwitwen als Vormünder ihrer Söhne und Enkel
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Agilulfs und Theodelindes entstammten zwei Kinder: Adaloald und Gundeperga87. Der Thronfolger wurde unter dem Einfluß Theodelindes 603 katholisch getauft88, nachdem schon zuvor, seit 59389, eine starke Annäherung zwischen dem langobardischen Königspaar und Papst Gregor dem Großen erfolgt90, auch der Konflikt mit Byzanz seit 602 (Tod des Kaisers Maurikios) abgeebbt war91. Noch zu Lebzeiten ihres Gemahls Agilulf, d. h. vor Mai 616, scheint Theodelinde die bestimmende Persönlichkeit gewesen zu sein92. Wir wissen nicht, wann der Thronfolger volljährig wurde. Doch auch danach und nach dem Tod Agilulfs blieb Theodelinde als Regentin93 die beherrschende Figur. Sie begründete die sogenannte „bayerische Dynastie" 94 der Langobardenkönige, die zwischen 616 und 712 mit wenigen Unterbrechungen herrschte. Sie auch war die treibende Kraft der Katholisierung, die bewirkte, daß allmählich aus der „gens Langobardorum" und den Lateinern ein einheitliches Reich wurde, das „regnum Italicum", das bis 774 selbständig blieb und danach noch als „Kulturdrehscheibe" zwischen Byzanz - Rom und dem Norden fungierte95. So blieb auch, wie bei Galla Placidia, wie bei Brunichild, Theodelinde auch noch nach der Volljährigkeit des Sohnes die eigentliche Herrscherin, die die Politik bestimmte, die gekennzeichnet war durch die Nähe zum Papst und der Förderung des Katholizismus sowie der Verständigung mit Byzanz, aber auch mit den Franken 591 und 604. Auch für Theodelinde war die Maxime ihrer Politik der Erhalt des Königtums für ihr Haus und vor allem für ihren Sohn Adaloald. Der zeitlich nächsten Regentschaft einer Königinwitwe begegnen wir wieder im Frankenreich in der Person der Witwe König Dagoberts I. (629-639), N A N T E C H I L D A (Nantechildis, Nanthild) 96 , für ihren Sohn Chlodwig II. (639-657). Nanthild war von Geburt ein sächsisches Mädchen aus dem Dienstpersonal 97 , das Dagobert wohl 629 heiratete und das
Vgl. WOLF, 1. c. S. 289 u. Anm. 45, 290 u. Anm. 47. Vgl. JARNUT, 1. c. S. 45 u. 53; WOLF, 1. c. S. 289 u. Anm. 37. 89 Vgl. Reg. Gregorii I., IV, 4 (MGh Epp. I, 236/593 Sept.) - IV, 33 (268 f./594 Juli) u. ö., bes. XIV, 12 (S. 430 ff./603 Dez.). 90 Vgl. JARNUT, 1. c. S. 44 ff.; WOLF, 1. c. S. 290. 91 Ebda. S. 44. 92 Ebda. S. 44 ff., 55 ff.; WOLF, 1. c. S. 290. 93 Vgl. H. FRÖHLICH, Studien z. langobard. Thronfolge (masch. phil. Diss. Tübingen 1980) I, S. 121 u. Anm. 312; O. BERTOLINI, Adaloaldo (Dizionario biografico degli Italiani (1960 ff.) II, 226 ff. mit Verweis auf Pulcheria und Galla Placidia als Vorbilder.) Auf Amalasvinthas Vorbild verweist FRÖHLICH 1. c. S. 122 u. Anm. 314. 94 Vgl. JARNUT, 1. c. S. 55. 95 Ebda. S. 44 f., 55 f.; WÖLF, 1. c. S. 290. 96 Auch: Nantechildis (Fredegar IV, 58 (1. c. II, 150); Fredegar IV, 58 (ibid.): „... unam ex puellis de menisterio matrimonium accipiens reginam sublimavit". 97 Vgl. E. EWIG, 1. c. S. 126. 87 88
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ihm 634 98 einen Sohn, Chlodwig II. (639-657; t Sept./Nov. 657), gebar". N o c h im Jahre 634 bestimmte Dagobert, daß nach seinem Tod Neuster und Burgund an Nanthilds Sohn Chlodwig, das regnum Austrasiorum im Umfang von vor 584 an den Erstgeborenen Sigibert III. (geb. 630/31, 639656) fallen sollte 99a . Als Dagobert I. am 19. Januar 639 starb, war Nanthilds Sohn Chlodwig II. knapp 5 Jahre alt100. Er und seine Mutter erhielten zusammen 2/3 des Königshortes 101 ; Nanthild führte (zunächst zusammen mit dem Hausmeier Aga) die Regierungsgeschäfte 102 von 639-642, mit großer Energie die Regentschaft 1023 , auch durch stärkere Anbindung Burgunds an Neustrien 642 103 , u. a. durch die Vermählung ihrer Nichte Ragneberta mit dem neuernannten burgundischen Hausmeier Flaochad. Doch schon 642 starb Nanthild 104 . Ihr Sohn Chlodwig II. war damals etwa 9 Jahre alt. Als er 648 volljähig wurde, vermählte er sich mit Balthild 105 , die als angelsächsische Sklavin im Dienst des Hausmeiers Erchinoald gestanden hatte. 657 starb Chlodwig II., erst kurz nach 680 Balthild. 646, nach Erreichung seiner Volljährigkeit, hatte Sigibert III. (+ 656) die sonst kaum bekannte C H I M N E C H I L D geheiratet, die nach 656 für ihre Tochter Bilichild (f 675) (verlobt mit dem 655 geborenen Childerich II. (662-675; f 675) 106 die Regentschaft führte. Mit Chimnechilds Sohn, 98 99
Ebda. S. 129 (Fredegar IV, 76 (1. c. II, 153).
V g l . U . N O N N , C h l o d w i g II. ( L e x . d. M A s
II (1983) Sp. 1868/69); C h . CURBOIS,
l'avenement de Clovis II et les regles d'accession au trone chez les Merovingiens (Mel. L. HALPHEN 1951, S. 155-164); E. EWIG, Die fränk. Teilreiche im 7. Jh. (Trierer Zs. 22 (1953) S. 114-121 (abgedr. in: Spätantikes u. fränk. Gallien I (1976) s. 201-207); vgl. Lib. hist. Franc. 44 (1. c. II, 316) u. Cont. Fred. 91 (ibid. 168). 99a Fredegar IV, 75 (1. c. II, 158); vgl. auch B-M 2 d; Gesta Dagoberti c. 31 (MGh SSrerMerov. II, 412: „Chunibertum vero Colonie urbis pontificem et Adelgisum ducem palatii ad regnum gubernandum instituit"); vgl. Fredegar IV, 75 (1. c. II, 158/59: „Chunibertum Colonie urbis pontevecem et Adelgysum ducem palacium et regnum gubernandum instituit":) (ad 633/34 für Sigibert II.). 100 Sigibert II. war ca. 8 Jahre alt (Fredegar IV, 59 (1. c. II, 150). 101 Vgl. EWIG, 1. c. S. 143 (Fredegar IV, 85 (1. c. II, 164). 102 Fredegar IV, 79 (1. c. II, 161: „(Dagobertus) ... Aeganonem ... ad se venire praecepit, reginam Nantildem et filium suum Chlodoveum eidem in mano commendans ..."); IV 79/80 (1. c. II, 161: „Aega vero cum rigina Nantilde ... quem Dagobertus reliquerat, anno primo regni Chlodoviae, secundo et immenente tercio eiusdem regni anno condigne palacium gobernat et regnum ..."). I02a Erstmals ca. 640 im D Chlodwigs II. Nr. 18 (DDMerov. I, 19, 28) wird die Regentschaft auch durch die Subscriptio der Regentin signifikant („Signum (M.) praecelsae domnae Nantechildae reginae.") vgl. auch Fredegar IV, 83 (1. c. II, 163: „... iussionem et permissionem Nantilde ..."); IV, 85 (1. c II, 164: „... iubente Nantilde et Chlodovaeo ..."); IV, 89 (1. c. II, 165: „... Nantildis regina omnes seniores, ponteveces, ducebus et prima ... ad se venire praecepit:"). 103 Fredegar IV, 89 (1. c. II, 165/66). 104 Fredegar IV, 90 (1. c. II, 166, 23); Cont. Fred. 91 (1. c. II, 168). 105 Vgl. EWIG, Merowinger 1. c. S. 144 (vgl. Cont. Fred. 91 (1. c. II, 168). 106 Ebda. S. 157 (vgl. Cont. Fred. 95 (1. c. II, 169); Bilichild und Childerich II. wurden 675 im Wald von Livry ermordet.
Königinwitwen als V o r m ü n d e r ihrer Söhne und Enkel
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D a g o b e r t II. ( 6 7 5 - 7 9 ) ( e r m o r d e t 6 7 9 ) 1 0 7 , u m d e s s e n P e r s o n u n d T o d sich ein b e s o n d e r e r S a g e n k r e i s r a n k t , s t a r b 6 7 9 die j ü n g e r e a u s t r a s i s c h e L i n i e d e r M e r o w i n g e r aus. U b e r die B e d e u t u n g d e r k u r z e n R e g e n t s c h a f t C h i m n e c h i l d s in d i e s e r Z e i t d e r H a u s m e i e r k ä m p f e ist w e n i g z u sagen 1 0 7 a . W e i t b e d e u t e n d e r als R e g e n t i n a b e r w u r d e die s c h o n e r w ä h n t e B A L T H I L D 1 0 8 , „de genere S a x o n o r u m ... pulchra o m n i q u e ingenio strenua"109, ü b e r d i e w i r d u r c h die v i t a B a l t h i l d i s 1 1 0 , d i e v i t a W i l f r i d i ep. E b o r a c e n sis 1 1 1 , die v i t a s. A u n e m u n d i ep. L u g d u n e n s i s 1 1 2 , d u r c h die t r a n s l a t i o s. B a l t h i l d i s 1 1 3 , die v i t a B e r t i l a e a b b a t i s s a e C a l e n s i s 1 1 4 u n d die v i t a
Dago-
b e r t i II. 1 1 5 r e c h t gut B e s c h e i d w i s s e n . U m 6 4 8 1 1 6 w u r d e sie d i e G e m a h l i n C h l o d w i g s II., d e r n a c h n u r 9 j ä h r i g e r E h e 6 5 7 starb. F ü r d e n ältesten S o h n C h l o t h a r III. (geb. 6 4 9 ; f 6 7 3 ) 1 1 7 , n i c h t j e d o c h f ü r die
jüngeren
T h e u d e r i c h III. (geb. ca. 6 5 2 ; f 6 9 0 ) 1 1 8 u n d C h i l d e r i c h II. (geb. ca. 6 5 5 ; e r m o r d e t m i t G e m a h l i n B i l i c h i l d 6 7 5 ) 1 1 9 ( 6 6 2 - 6 7 5 K ö n i g in A u s t r a s i e n ) f ü h r t e B a l t h i l d v o n 6 5 7 bis e t w a 6 6 5 d i e R e g e n t s c h a f t , b e v o r sie sich ins
107 Hl. Dagobert (Fest 23. Dez.: Metz, Verdun, Nancy; Kult seit spätestens 1069 nachweisbar) vgl. Vita Dagoberti III (II) regis Francorum (MGh SSrerMerov. II, 511-524; daselbst zum dies natalis: c. 15 (S. 521); U.NONN, D. (Lex. d. MAs III (1986) sp. 430; G. BOING, D. (LThK III (1959) Sp. 123): R. FOLZ, Tradition hagiogr. et culte de St. D., roi
d e s F r a n c s ( M o y e n - A g e 6 9 ( 1 9 6 3 ) S. 1 7 - 3 5 ) ; R.SCHNEIDER, 1. c. S. 1 6 9 f f . , u . S. 172 A n m . 600. 1071 Aber auch Chimnehild erscheint als „regina" (und Regentin) in der Subscriptio des D Childerichs II. Nr. 25 (661, Aug. 1) (DD Merov. I, 25, 26; 26, 5) sowie im D Childerichs II. Nr. 29 (667 Sept. 6) ibid. 28, 22; 29, 19) (Childerich war damals 6 bzw. 12 Jahre alt) und als Intervenietin in DD Nr. 26 u. 28. Zu Chimnehild vgl. auch R. SCHNEIDER, 1. c. S. 164 f. u. Anm. 547-550, wo er sich, anders als EWIG, für eine „Mitherrschaft" ausspricht. 108 Vgl. E. EWIG, Balthild (Lex. d. MAs I (1980) Sp. 1391/92 (mit Lit.); DERS., B. (LThK II (1958) Sp. 50). 109 Lib. hist. Franc. 43 (MGh SSrerMerov. II, 315); vgl. auch Cont. Fred. 91 1. c. II, 168: „... de genere alienigenarum reginam accipiens. B. prudentem atque elegantem ..."); vgl. auch Vita Balthildis c. 2 (1. c. II, 483: „... de partibus transmarinis ... ex genere Saxonum
MGh SSrerMerov. II, 482-508 (fast zeitgenössisch: she. II, 478). c. 6 (MGh SSrerMerov. VI, 199: „... malivola regina nomine B. ecclesiam Domini persecuta est; sicut impiissima regina Gezabel ...", verfaßt von dem angelsächs. Priester Aeddi im Kloster Ripon nach 710, sehr parteiisch!). 112 AA SS Sept. VII, 694-696. 113 a. 833, AA SS Jan. II, 747-749. 114 c. 4 (MGh SSrerMerov. VI, 104: „... religiosa et optima coniunx"). 115 c. 2 (MGh SSrerMerov. II, 513, 57: „sacratissima B. regina"). 116 Vgl. EWIG, Merowinger 1. c. S. 149. 1,7 Chlothar III.; vgl. U.NONN, Chi. (Lex. d. MAs II (1983) Sp. 1871/72; mündig im Oktober 664. 118 Theuderich III.; vgl. Ewig, Merowinger 1. c. S. 167-172. Childerich II.; vgl. U. NONN, Ch. (Lex. d. MAs II (1983) Sp. 1818). "'* „regina mater" (lib. hist. Franc, c. 4 4 - 1. c. II, 517); vgl. auch Vita Balthildis c. 1 (1. c. II, 487 f.: A: „ordinante domna Balthildis" zu 662; von „Mitherrschaft" spricht R. SCHNEIDER, 1. c. S. 154 f. 110
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Kloster Chelles120 zurückziehen mußte. „Franci vero Chlotharium seniorem puerum ex tribus regem sibi statuunt cum ipsa regina matre regnatumm"in. Zu diesem ziemlich aussagekräftigen Beleg kommt noch, daß Balthild, wie schon um 640 ihre Schwiegermutter Nanthild in den Diplomen Chlodwigs II.122, in den Diplomen Chlothars II. mit aufgeführt ist, was für die Bedeutung dieser Regentschaften spricht. Und erstmals wird hier die Regentin (Königinmutter) als „praecelsa ... domna" 123 bezeichnet. Beides dürfte eine Folge der gerade für Balthild124 erfolgten ausdrücklichen Einsetzung als Regentin durch „die Franken", d. h. die Großen sein. Von Beginn ihrer Regentschaftszeit an verfolgte Balthild, wie die Regentinnen vor ihr, zugunsten ihres Erstgeborenen eine zentralistische Politik, wobei auch die (übliche) Reichsteilung unterblieb. 662, nach dem Sturz Grimoalds, konnte Balthild ihrem jüngsten Sohn Childerich II. die Nachfolge in Austrasien sichern (-675)124a. Balthild war eine überaus energische Frau, die das irofränkische Mönchtum förderte 125 , die Königsklöster Corbie und Chelles gründete 126 , die Regel von Luxueil in den großen Königsabteien einführte und sich wohl dadurch auch die Opposition mancher Bischöfe, die sie rücksichtslos niederschlug, zuzog 127 . Doch waren in ihrer nächsten Umgebung neben Ebroin (f 680/81)128, einem der fähigsten, aber auch rücksichtslosesten Hausmeier, dessen Erhebung sie betrieben hatte, auch die Bischöfe Audoin von Rouen 129 und Eligius von Noyon 130 , letzteres Männer, die bereits unter Dagobert I., Balthilds 120 Zum „Rücktritt" Balthildes: Vita Bertilae c. 4 (MGh SSrerMerov. XI, 104: „relictam curam regalem ..."); vgl. auch zu Chelles (Lex. d. MAs II (1983) Sp. 1790/91: 658/59 von Balthilde gegründet). 121 Lib. hist. Franc, c. 44 (1. c. II, 317); vgl. auch Vita Bertilae c. 4 (1. c. VI, 104): „inreprehensibiliter regnum gubernabat Francorum ... cum magno igitur vigore animi viriliter gubernabat palatium" ... „gloriosa et christianissima regina"; c. 5 (1. c. S. 105: „sancta regina"); c. 7 (1. c. S. 107: „gloriosa Dei famula"); Vita Balthildis c. 19 A (1. c. II, 507: „domna Balthilde") 19 B (ibid: „sancta mater domna B."). Schneider, 1. c. S. 164 sieht darin eine „Mitherrschaft". 122 She. oben Anm. 102a. 123 D D Chlothars III. Nr. 33 (657/58) (DDMerov. I, 32, 23) u. N r . 38 (662 Febr. 1) (1. c. I, 36, 43); vgl. auch die Anrede Gregors d. Gr. an die Königinnen Brunichilde und Theodelinde: „excellentia vestra". 124 Soweit ich sehe expressis verbis erstmals 657. ,24a Vgl. EWIG, Merowinger 1. c. S. 152 f. 125 Ebda. S. 157 ff. 126 She. oben Anm. 120 u. M. ROUCHE, Corbie (Lex. d. MAs III (1986) Sp. 224-228; EWIG, Merowinger, 1. c. S. 159. 127 Vgl. E. EWIG, Merowinger 1. c. S. 153 ff. 128
E . EWIG, E . ( L e x . d . M A s I I I ( 1 9 8 6 ) S p . 1 5 3 1 - 3 3 ) ; D E R S . , M e r o w i n g e r 1. c . S . 1 5 9 .
129
V g l . A . M . ZIMMERMANN, A . ( L T h K I ( 1 9 5 7 ) S p . 1 0 2 6 ( g e b . u m 6 1 0 , g e s t . 6 8 4 ;
Kanz-
ler Kg. Dagoberts I., 641 Bischof v. Rouen). 130
V g l . G . BOING, E . ( L T h K I I I ( 1 9 5 9 ) S p . 814; J. C l . POULIN, E . ( L e x . d . M A s I I I ( 1 9 8 6 )
Sp. 1829/30 mit Lit. (geb. ca. 590, gest. 660; Goldschmied u. Münzmeister Kg. Dagoberts I. und Kg. Chlothars II., 640 Bischof von Noyon).
Königinwitwen als Vormünder ihrer Söhne und Enkel
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Schwiegervater, und ihrem Gemahl Chlodwig II. in nächster Umgebung der Könige gedient hatten. Bezeichnend für Balthild ist auch das „verordnete" Fürbittegebet 131 „pro statu ecclesiae et salute regum vel stabilitatem regni et tranquillitate patriae", das an die auf den Konzilien von Toledo 1 3 2 beschlossenen Fürbittegebete für westgotische Könige und ihr Reich gemahnt. Balthild war eine „fromme Frau", wie die vita Balthildis und die vita Eligii berichten, und nicht zuletzt wohl ihr Widerstand gegen den übermächtigen Ebroin, der 660/63 den Lyoner Metropoliten Aunemund (Delfinus) und um 664 den Pariser Bischof Sigbrand hatte ermorden lassen, führte zu ihrem nicht ganz freiwilligen Rückzug in ihr Kloster Chelles, wo sie als „regina christianissima" bald nach 680 starb 133 . N o c h ein letztes Mal, freilich wesentlich blasser als bei den „großen" Regentinnen Brunichild, Nanthild und Balthild, begegnet uns eine Regentin (Königinwitwe) am Ende des 7. Jahrhunderts in der jüngeren C H R O D E C H I L D I S (Chrodechilde) 134 , der Witwe Theuderichs III. (f 690), die zwischen 690 und 694 für ihren Sohn Chlodwig III. (geb. ca. 677; f 694) 135 die Regentschaft führte und im ersten Jahr ihres Sohnes Chlodwig die Königsurkunden (letztmals) als Regentin unterzeichnete 136 , wobei auffällt, daß eben noch am Ende des 7. Jahrhunderts „weder der übermächtige Hausmeier Pippin (d. M.) noch ein anderer fränkischer Machthaber, sondern die Königinwitwe die „procuratio" ausübte" 1 3 7 , wie dies schon vorher offenbar die Königinnen, zumindest Nanthild, Chimnehild und Balthild, getan hatten. Dabei wird auch Chrodechilde 691 als „praecelsa" bezeichnet 138 , wie dies vorher schon für Nanthild und Balthild nachweisbar ist. Man wird also von „praecelsa " als Titulatur der Regentinnen, spätestens seit Nanthild, d. h. um 640, ausgehen dürfen 139 . 131 Vgl. EWIG, Merowinger, 1. c. S. 158 (Privileg v. 664 Sept. 6); vgl. auch D Chlothars III. Nr. 38 (660 Dez. 23) (1. c. I, 35 f.). 132
S o z. B . das X I I I . T o l e t a n u m (683); vgl. D . CLAUDE, G e s c h . d. W e s t g o t e n ( U r b a n
Tb. 128 (1970) S. 81; G. WOLF, Mittel zur Herrschaftssicherung in den Germanenreichen des 6. u. 7. J h . ( Z R G G A 105 (1988) S. 2 1 4 - 2 3 8 ) .
133 Vgl. EWIG, Merowinger 1. c. S. 159; Fr. GRAUS, Volk, Herrscher und Heiliger im Reich der Merowinger (Prag 1965) S. 411 ff., S. 414: „Mit Balthilde endet die Reihe der heiligen Königinnen der Merowinger".). 134 EWIG, Merowinger 1. c. S. 204; R. SCHNEIDER, 1. c. S. 175 u. 247 (vgl. Lib. hist. Franc. 49 (1. c. II, 323). 135 Vgl. U. NONN, Ch. III. (Lex. d. MAs II (1983) Sp. 1869). 136 DD Chlodwigs III. Nr. 58 (691 Juni 1) (DDMerov. I, 53); D. Nr. 61 (692 Juni 5) (ibid. I, 54); vgl. EWIG, Merowinger 1. c. S. 204; A. MENTZ, Die Tironischen Noten (AUF 17 (1942) S. 225), der die Tironischen Noten von Nr. 61 aufschlüsseln konnte in: „ordinante domna ex procuratione". 137
V g l . R . SCHNEIDER, 1. c. S. 175.
L. c. S. 53, 7 ff.: „praecelsa genetrix nostra, Chrothechildis regina" bzw. „Signum praecelsae (genetricis nostrae) (M.) Chrodechildis reginae"; vgl. auch Nr. 57 (688 Okt. 30) (1. c. I, 51, 27: „suggestione praecelse regine nostre Chrodechilde"). 139 She. oben Anm. 102a u. 123. 138
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Chrodechild aber, am Ende des 7. Jahrhunderts, war die letzte Merowinger-Regentin, von der wir wissen. Die zeitlich „nächste Regentin" scheint die Witwe des mächtigen, am 16. Dezember 714 verstorbenen Hausmeiers Pippins des Mittleren (ca. 688-714)140: PLECTRUDIS (Plectrud) gewesen zu sein. Von ihr berichtet der liber historiae Francorum 141 : „Plectmdis 142 quoque cum nepotibus suis vel rege cuncta gubernabat sub discreto regimine" und die späteren Annales Mettenses priores schreiben zu 714143: „Plectrudis ... Carolum 144 a legitima paterni imperii gubernatione prohibebat, ipse cum infantulo 145 muliebri consilio tanti regni habenas tractare presumebat. Quod dum crudelius quam oporteret astu femineo disponere decreverat ...". Zweifellos versuchte Ende 714 Plectrud für sich und ihren Enkel Theodoald unter Ausschluß des Stiefsohnes Karl (Martell) die Macht zu erhalten. Der Versuch resultiert auch aus ihrer Stellung zu Lebzeiten Pippins d. M., wo sie in 6 Urkunden 146 mit dem Gemahl zusammen Ausstellerin ist, meist als „inlustris matrona" 147 bezeichnet; in Nr. 6 (714 März 2) infolge der Erkrankung und Schreibunfähigkeit Pippins ist sie Testamentsvollstreckerin148. Festzuhalten bleibt für Plectrud der, wenn auch vergebliche, Versuch, die „Regentschaft" für ihren Enkel zu führen 149 , und ihre Bezeichnung als „inlustris (matrona"), d. h. mit derselben Titulatur, die für Pippin d. M., aber auch für die Merowingerkönige 150 üblich war. Da aber Plectruds Regentschaft nur eben ganz kurz dauerte, ist über sie nicht viel zu sagen, zumal über sie nur aus der Sicht der Nachfahren Karl Martells Nachricht erhalten ist: nachdem ihr Stiefsohn Karl Martell sie besiegt
140 B - M 21 b; vgl. E. HLAWITSCHKA, Die Vorfahren Karls d. Gr. (in: Karlswerk Bd. I (1965) S. 51-82, Ziff. 16/S. 54 f., 62 f.; DERS., Z u r landschaftl. H e r k u n f t d. Karolinger (RheinVjBl 27 (1962) S. 11, 14). 141 c. 51 (1. c. II, 325 - verfaßt u m 727!). 142 Vgl. HLAWITSCHKA, Die Vorfahren 1. c. Ziff. 17; EWIG, Merowinger 1. c. S. 200 f. 143 Annales Mettenses priores (AM) ( M G h SSrerGerm. ed. B . v . SIMSON 1905, S. 20). 144 Karl Martell; vgl. HLAWITSCHKA, Vorfahren 1. c. Ziff. 31. 145 Theudoald; HLAWITSCHKA (wie vor.) Ziff. 29. 146 D D Maiorum domus ex Stirpe A r n u l f o r u m N r . 2 (691 Febr. 20) ( D D Merov. I, 92, 2), N r . 3 (702 Jan. 20) (ibid. 92, 31; 93, 18); N r . 4 (706 Mai 13) (ibid. 93, 36; 94, 20); N r . 5 (706 Mai 13) (ibid. 94, 36; 95, 13-16); N r . 6 (714 M ä r z 2) (ibid. 95, 27; 96, 10 ff.). 147 D D N r . 2, 3, 4, 5 u. 6. 148 L. c. S. 96, 10 ff.: „Et quia nos propter egritudinem scribere n o n potuimus Blittrudem coniugem nostram rogavimus et potestatem dedimus, ut ipsam firmare ad nostram vicem deberet, quod ita et fecit".; Plectrudis als „Herzogin": vgl. F. W. OEDIGER, Regesten d. Erzbischöfe von Köln im M A I - 313 - 1099 (1954/61) N r . 59 (S. 29). 149 Vgl. H . E. BONNELL, Jbb. d. dt. Gesch./Jbb. d. fränk. Reiches - Die Anfänge des karol. Hauses (1866 N d r . 1975) S. 131 ff.: T h . BREYSIG, Jbb. d. dt. Gesch./Jbb. d. fränk. Reiches 714-741 (1869 N d r . 1975) S. 1-28, bes. 6, 11 f., 28; B - M 30 m - t . 150 Z u r Problematik vgl. H.WOLFRAM, Intitulatio I ( M I Ö G Ergbd. 21 (1967) S. 116 ff. („Das vir inluster-Problem").
K ö n i g i n w i t w e n als V o r m ü n d e r ihrer S ö h n e u n d E n k e l
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hatte, verschwindet Plectrud (f nach 717) aus der Geschichte 1502 . Dasselbe gilt für eine weitere Regentschaft in der Mitte des 8. Jahrhunderts, die die Tochter Karl Martells und Witwe des Bayernherzogs Odilo (f 18. Januar 748) 151 H I L T R U D 1 5 2 für ihren 741 153 geborenen Sohn, Herzog Tassilo III. 154 (748-788), von 748-754 155 führte. Diese Regentschaft wurde gestört durch den Einfall von Hiltruds Stiefbruder Grifo in Bayern, wobei die Art und Weise von Grifos Herrschaft in Bayern 748/49 unklar bleibt: ob er gewaltsam die Regentschaft Hiltruds beseitigte (was unwahrscheinlich ist) oder ob er als Verwandter selbst in die Regentschaft eintrat 156 , vielleicht sogar mit Hiltruds Duldung. Doch wurde Grifo 749 von Pippin dem Jüngeren, seinem Stiefbruder, besiegt und nach Neustrien abgeführt. Gleichzeitig setzte Pippin Tassilo wieder in seine Rechte ein. Auch dabei bleibt unklar, ob nicht Pippin als nächster Schwertmagen eine gewisse Oberherrschaft ausübte 157 . Jedenfalls ist über die Regentschaft Hiltruds zwischen 749 und ihrem Tod 754 158 nichts bekannt. Schon 755 war Tassilo bei Pippin, der inzwischen Frankenkönig geworden war 159 , auf dem Märzfeld 160 , und 757 auf dem Hoftag in Compiegne wurde Tassilo volljährig 161 . Die nächste Regentschaft, von der wir wissen, führte die Tochter Kaiser Ludwigs II. (844/50-875) 1 6 2 und Angilbergas, E R M I N G A R D (Irmgard) nach dem T o d ihres Gemahls Boso (879-887) von Vienne 163 für
,50;l Vgl. U . BERGMANN, Die gotische Grabplatte der Plectrudis in St. Maria in Capitolio/ Köln (Colonia Romanica III (1988) S. 77-88); F. MÜHLBERG, Grab u. Grabdenkmal der Plektrudis (Wallraf-Richartz Jb. X X I V (1962) S. 21 ff.). 151 Zu Odilo: K. REINDEL, 1. c. S. 163 ff. (mit Lit.); S. RLEZLER, Oatilo A D B X X I V (1887) S. 83/84; HLAWITSCHKA, Vorfahren 1. c. S. 81 Ziff. 47. 152 Zu Hiltrud: REINDEL, 1. c. S. 102 f. (ihr Tod: ebda. S. 167 Anm. 125); HLAWITSCHKA, 1. c. S. 81, Ziff. 46. 153 Vgl. REINDEL, 1. a. S. 166/67 u. Anm. 121. 154 Zu Tassilo III.: S. RIEZLER, Th. A D B X X X V I I (1894) S. 409-411; REINDEL, 1. c. S. 166-176; HLAWITSCHKA, 1. c. S. 81 Ziff. 55; G . W O L F , Bemerkungen z. Gesch. Herzog Tassilos III. von Bayern ( Z R G , G A 109 (1992) (i. D.)). 155 B - M 76 i (Tod Hiltruds 754); Ann. Mosell. ad 754 (MGh SS XVI, 495), Ann. Lauresh. ad 754 (MGh SS I, 28), Ann. Petav. ad 754 (MGh SS I, 11) - vgl. auch B - M 57 e. 156 Zu Grifo demnächst (i. V.): G. WOLF, Grifos Erbe, die Einsetzung König Childerichs III. und der Kampf um die Macht - zugleich Bemerkungen z. karol. „Hofhistoriographie". 157 Vgl. G. WOLF, Tassilo, 1. c. 158 She. oben Anm. 155. 159 Vgl. G . WOLF, Die Königssöhne Karl u. Karlmann u. ihr Thronfolgerecht nach Pippins Königserhebung 750/51 ( Z R G , G A 108/1991). 160 Ann. Mosell. ad 755 (MGh SS X V I , 495); B - M 76 i. 161 B - M 84 a. 162 Vgl. E. DÜMMLER, Jbb. d. Ostfränk. Reiches III (1888 N D 1960) S. 78 u. Anm. 3 (vgl. auch Ann. Fuld. ad 878 (MGh SSrerGerm. edd. PERTZ-KURZE 1891, S. 91); (Reginon. Chron ad 878 (MGh SSrerGerm. rec. KURZE 1890, S. 113). 163 Boso hatte 878 Ermengard entführt und geheiratet (vgl. DüMMLER, 1. c. S. 78 u. Anm. 3).
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ihren Sohn Ludwig III. 164 zwischen 887 und etwa 897. Schon im Mai 887 versuchte Irmgard die Herrschaft 1 6 5 ihres Sohnes zu sichern, indem sie ihn durch den schwerkranken Kaiser Karl III. (den Dicken) zu Kirchen adoptieren ließ 166 ; doch wartete sie noch bis Ende August 890, bis sie ihren Sohn in Valence zum König krönen ließ 167 . Nach dem Tod Karls III. 888 schloß sich Irmgard offenbar bald an Arnulf v o n Kärnten an, den sie 889 in Forchheim aufsuchte, um sich auch v o n ihm die Herrschaft ihres Sohnes bestätigen zu lassen 1671 . W o h l 897 wurde Ludwig III. volljährig 168 , und 900 wurde er in Pavia zum rex Italiae 169 und in R o m zum Kaiser gekrönt. Irmgard, einst Verlobte des byzantinischen Thronfolgers Konstantinos 1 7 0 , seit 878 mit Boso von Vienne vermählt, war eine recht ehrgeizige und überdurchschnittlich gebildete Frau 171 . Sie w a r auch energisch genug, ihrem Sohn offensichtlich das Reich zu erhalten und seine Stellung zu stärken; über Irmgards weiteres Leben jedoch wissen w i r nichts 172 . Beiher bemerkt: 899 beim Tod Kaiser Arnulfs von Kärnten war dessen legitimer Sohn Ludwig (IV.) (das Kind) etwa 6 Jahre alt 173 . Doch wurde nicht seine Mutter ( U ) O T A Vormünderin bzw. Regentin, sondern, offenbar nach ihrem Ausschluß, w u r d e ein Regentschaftsrat unter Leitung des Mainzer Erzbischofs Hatto I. eingerichtet 174 , als Ludwig am 4. Februar 900 erhoben wurde. O b dabei die zu 899 gegen (U)ota vorgebrachte Anklage wegen Ehebruchs 175 eine Rolle spielte, mag dahingestellt bleiben. 164 165 166
Ludwig (geb. etwa 882, 890 König v. d. Provence, 900 Kaiser, gest. 928). Unklar ist, ob die Nachfolge Karls III. in Vienne oder im Gesamtreich gemeint war. B-M 1749 a; MGh Capit. II, 377 (Nr. 289); D K III. Nr. 165 (887 Aug. 11); vgl.
DÜMMLER, 1. c. S . 2 7 7 A n m . 3. 167 MGh Capit. II, 376 (Nr. 289); D Arn. Nr. 49 (889 Juni 12); Ann. Fuld. ad 890 (1. c. S. 119); MGh LL I, 559: „... quin etiam Hirmengardis gloriosissime reginae utilitas regni, insita sibi acutissima atque profundissima a deo prudentia ... desentissime adminstrabitur".). 167A D Arn Nr. 49 (889 Juni 12); Ann. Fuld. ad 890 (sie!) (1. c. S. 119); DÜMMLER, 1. c. S . 3 3 2 f. 168 Vgl. K.F.WERNER, Die Nachkommen Karls d. Gr. (Karlswerk IV (1967) S. 459, Ziff. VI, 11. 169 Regino ad 898 (1. c. S. 146) ibid. ad 905 (S. 150); Liutprandi Cremonens. ep. Antapodosis II, 33 (MGh SSrerGerm. ed. J. BECKER 1915, S. 52, II, 35-41 (1. c. S. 53 ff.). 170
B - M 1 2 4 2 a; DÜMMLER, 1. c . I I , 2 5 0 u . A n m . 1 ( a d 8 6 9 ) .
Vgl. Flodoard, Hist. Rem. Eccl. III, 27 (MGh SS XIII, 550). 172 Letzte bekannte Erwähnung im Sommer 894 (B-M 1901 a; Regino ad 894 (1. c. S. 142); das diesbezügliche Diplom wäre als D Arn. Nr. 126a bzw. 127a oder 128a einzureihen. Vgl. R. HLESTAND, Byzanz u. d. regnum Italicum im 10. Jh. (Geist u. Werk d. Zeiten H. 9 (1964) S. 84 ff.). 173 Geb. 893 (Ann. Fuld. 1. c. S. 122). 174 Regino ad 900 (1. c. S. 147/48); Ann. Fuld. ad 900 (1. c. S. 134); vgl. E. HLAWITSCHKA, Vom Frankenreich zur Formierung der europ. Staaten- u. Völkergemeinschaft 840-1046 (1986) S. 94. Dem Regentschaftsrat gehörten Erzbischof Hatto I. von Mainz, Bischof Adalbero von Augsburg, Graf Konrad d. A. u. sein Bruder Gebhard sowie Markgraf Liutpold von Bayern an. 175 B-M 1954 a; Ann. Fuld. ad 899 (1. c. S. 133); Herrn. Aug. Chron., ad 899 (MGh SS V, 171
1 1 1 ) ; v g l . DÜMMLER, 1. c. I I I S . 4 6 2 u . 4 9 6 .
Königinwitwen als Vormünder ihrer Söhne und Enkel
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War doch auch diese Anklage m. E. ein Ausdruck der Macht der Großen176, ebenso wie die Anklage gegen Arnulfs Base Hildegard 896 und die Einsetzung des Regentschaftsrates 900. Auch im Westfrankenreich gab es im 9. Jahrhundert keine Regentschaft einer Königinwitwe. Drei Generationen später hatte sich die Situation in Mitteleuropa grundlegend verändert. Aber auch die persönlichen Voraussetzungen einer Regentschaft einer Königin-/Kaiserinwitwe: Otto I. hatte 973 ein gesichertes, machtvolles Reich hinterlassen, das auch in den 10 Jahren Ottos II. kaum an Festigkeit eingebüßt hatte. Hatte die um 959 geborene Byzantinerin THEOPHANO(U) 1 7 7 , mit Kaiser Otto II. am 14. April 972 vermählt und zur Kaiserin gekrönt, schon während der Regierungszeit Ottos II. zwischen 973 und 983 zunehmend wesentlichen Einfluß auf die Politik genommen178, so bestimmte sie zwischen 984 und 991 in überragender Weise die Richtlinien der Reichspolitik, beraten vor allem von Erzbischof Willigis von Mainz und Bischof Hildebald von Worms, aber auch von ihrer Schwägerin, der Tochter Ottos I. und Quedlinburger Äbtissin Mathilde179. Zunächst hatte es 984 Kreise gegeben, die Bedenken trugen, die Vormundschaft und damit Regentschaft für den 4jährigen Otto III. der „Fremden" zu übertragen180. Doch gelang es Theophanu, sich durchzusetzen, vor allem auch gegen ihre Schwiegermutter Adelheid181, die zunächst ebenfalls dem Regentschaftsrat angehörte und als Ottos III. Großmutter auch von 991, nach Theophanus Tod, bis September 994, bis zu Ottos Volljährigkeit, die Regentschaft führte. Auch der Vetter Ottos II., Heinrich (der Zänker) von Bayern, versuchte als nächster Schwertmagen Ottos III. für diesen die Regentschaft zu führen bzw. selbst König zu werden182. Aber auch ihn konnte Theophanu mit Erfolg überwinden. Wenn je eine Regentin für ihren Sohn, so versuchte Theophanu in glänzender Weise die Zentralgewalt im Reich zu stärken, ihrem Sohn das Reich ungeschmälert zu erhalten und zu festigen, ja sogar eine grundlegende Konzeption auf weite Sicht zu entwerfen, bei der sicher der Prager Bischof Adalbert eine Rolle spielte. In zunehmenB-M 1983 d (900 Febr. 4). Vgl. G. WOLF, Nochmals zur Frage: Wer war Theophano? (Byz. Zs. 81 (1988) S. 272-283. 178 Vgl. K. UHLIRZ, Jbb. Ottos II. (1902 N D 1962) passim; M. UHLIRZ, Jbb. Ottos III. (1954) S. 2 ff. 179 RI 956 q/2; M. UHLIRZ, 1. c. S. 33 ff. 180 RI 956 o/l; M. UHLIRZ, 1. c. S. 11 ff. 181 M. UHLIRZ, 1. c. S. 141 ff. 182 RI 956 y; 956 a/1; 956 b/1; 956 k/1; 956 s/1; 956 t/1. 176
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dem Maße weiß dies die Wissenschaft auch zu würdigen 1 8 3 . Ihr - Theophanu - ist ja auch dieser Band gewidmet. D e r Vollständigkeit halber muß auch die Regentschaft A D E L H E I D S 1 8 4 zwischen Juni 991 und September 994 erwähnt werden, die nach Theophanus T o d problemlos an Adelheid überging, was für das Vertrauen der Großen in die ottonischen Kaiserinnen und ihre starke Stellung spricht. D o c h gelang es der alternden und zunehmend von ihrer Frömmigkeit beherrschten Adelheid nicht, die H ö h e der Politik Theophanus zu halten; ein Machtverlust trat allenthalben zwischen 991 und 994 ein 185 . N o c h schlimmer ist es um die Regentschaft der Kaiserin A G N E S (f 14. Dezember 1077) 186 in den Jahren 1056-1061 für ihren und Kaiser Heinrichs III. (1039-1056), Sohn Heinrich IV. (geb. 1050; 1056-1106), bestellt. Mit Recht schrieb Karl HAMPE 1908: „ N a c h dem bald erfolgenden T o d e des päpstlichen Beraters Viktor II. (1057) sah sich Agnes, die Witwe Heinrichs III., als Regentin vor eine ihre Kraft weit übersteigende Aufgabe gestellt. Ängstlich und unsicher, ohne politisches Urteil, persönlichen Antrieben folgend, voll kirchlicher Ergebenheit, ein schwaches Weib, hat sie durch ihr energieloses Walten künftiges Unheil vorbereiten helfen." 1 8 7 U n d Karl JORDAN formulierte 1970 188 : „Agnes war eine tief religiöse und pflichtbewußte Persönlichkeit; in ihrer unpolitischen Art war sie aber der schweren Aufgabe, allein die Regentschaft zu führen, nicht gewachsen. Sie war zwar bemüht, die bisherige Politik weiter zu verfolgen, hatte aber bei vielen Maßnahmen keine glückliche H a n d " , Alfred HAVERKAMP meinte 1984 189 : „In der Zeit der Regentschaft waren die Schwächen der salischen Reichsherrschaft, die während der Regierungszeit Heinrichs III. durch die 183 Vgl. M . UHLIRZ, 1. c. S. 139 ff. Vgl. die zahlreichen W ü r d i g u n g e n anläßlich des 1000. T o d e s t a g e s a m 15. Juni 1991. 184 Sie war seit 984 de iure nicht unterbrochen, aber zu T h e o p h a n u s Lebzeiten gleichsam „ s u s p e n d i e r t " . Vgl. R I 1035 e; D D O III. N r . 75 ff. (991 O k t . 4 ff.); M . UHLIRZ, 1. c. S. 147 ff. 185 Vgl. M . UHLIRZ, 1. c. S. 142 f., 174 f. 186 G r u n d l e g e n d noch immer: M - L . BULST-THIELE, Kaiserin A g n e s (1933 N D 1972) bes. S. 3 3 - 8 3 ; W. SCHLESINGER, A. ( N D B I (1953) S. 95/96); M - L . BULST-THIELE, A ( L e x . d. M A s I (1980) Sp. 212). Zur Regentschaft: L a m p e r t v. H e r s f e l d , Annales ad 1056 ( M G h SSrerG e r m . ed. HOLDER-EGGER 1894, 69: „ S u m m a tarnen rerum et o m n i u m q u i b u s facto o p u s erat administratio penes imperatricem remansit . . . " ) ad 1062 (ibid. S. 79: „Imperatrix ... regni negocia per se ipsam c u r a b a t " ; B r u n o d e Bello Saxon, c.l ( M G h S S r e r G e r m . ed. W. WATTENBACH 1880, S. 2: „ . . . i p s u m ( H . IV.) c u m regni cura c u r a n d u m c u n c t o r u m iussu principum mater iprius A g n e s venerabilis imperatrix accepit." A d a m v. Bremen, G e s t a H a m m a b u r g , ecd. III, 34 ( M G h S S r e r G e r m . ed. B.SCHNEIDER, 1917, S. 176: „ A d gubernacula regni mulier c u m p u e r o successit, m a g n o imperii detrimento".); vgl. BULST-THIELE, 1. c. S. 34 u. A n m . 3 u. 4. In den D D H IV. wird sie als Intervenientin „nostra dilectissima mater A g n e s imperatrix a u g u s t a " genannt. 187 Karl HAMPE ( H a m p e - B a e t h g e n ) ; D e u t s c h e Kaisergesch. i. d. Zeit d. Salier u. Staufer (1. A u f l . 1908; 8. A u f l . 1943) S. 35 ( N d r . 1969 u. 1979) S. 35. 188 Karl JORDAN, (in: G e b h a r d t s H a n d b . d. dt. G e s c h . B d . 4 (dtv 1973) S. 15. 189 Alfred HAVERKAMP, A u f b r u c h u. Gestaltung. Deutschland 1056-1273 (1984) S. 101.
Königinwitwen als Vormünder ihrer Söhne und Enkel
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persönliche Autorität des Kaisers vielfach nur mühsam überdeckt worden waren, auch in anderen Beziehungen offen hervorgetreten ... Die geringe Autorität und Durchsetzungsfähigkeit des Königshofes während der Vormundschaft haben vor allem die Machtverhältnisse zwischen Königtum und Hochadel weiter zuungunsten des Königtums verschoben . . . " N o c h weitaus deutlicher formuliert Eugen B O S H O F 1987 1,0: „Auch Agnes erscheint von Anfang an in dieser Funktion (Regentschaft); das Format einer Theophanu ging ihr freilich ab, und ihrer Aufgabe hat sie sich zweifellos nur notgedrungen unterzogen ... Bezeichnend für die Jahre der Regentschaft ist die Zurückdrängung der Zentralgewalt, die zu einem erheblichen Teil von ihr selbst durch Passivität verschuldet war ... aber in wesentlichen Fragen der Reichspolitik reagierte die Regentschaft nur, statt den Kurs zu bestimmen ... Die römischen Ereignisse trafen die Reichsregierung nahezu unvorbereitet, hilflos manövrierte sie sich selbst in eine ausweglose Lage ...". Agnes war ausdrücklich mit der Vormundschaft bzw. Regentschaft für den 6jährigen Heinrich IV. beauftragt worden 191 . Schon 1057 vergab sie unter Druck das Herzogtum Schwaben 192 , Anfang 1061 das Herzogtum Bayern 193 , auch Burgund kam zur Verwaltung an Rudolf von Rheinfelden 194 , der Ende 1059 auch noch Mathilde, die Tochter der Agnes entführte und heiratete 195 . Schon nach 5 Jahren resignierte die Kaiserin Agnes, nahm den Schleier und nahm kaum mehr Einfluß auf die Politik 196 . 1077, 9 Monate nachdem ihr Schwiegersohn Rudolf von Rheinfelden am 15. März 1077 197 in Forchheim zum Gegenkönig gegen ihren Sohn Heinrich IV. erhoben worden war, starb Agnes am 14. Dezember 1077198 in Rom. Ihre Regentschaft war ein trauriges Ende 199 der Reihe großer Regentschaften von Königin-/Kaiserin-Witwen im Westen seit dem 5. Jahrhundert. A m Ende lassen sich im Hinblick auf die im Mittelpunkt dieses Bandes stehende Regentschaft der Kaiserin Theophanu 984-991 einige Ergebnisse festhalten:
E u g e n BOSHOF, D i e Salier ( U r b a n T b . B d . 387 (1987) S. 166 ff. She. oben A n m . 186; G . M E Y E R VON KNONAU, J b b . Heinrichs IV, B d . 1 (1890, N d r . 1964) S. 14 ff. 192 E b d a . S. 46 ff.; BULST-THIELE, 1. c. S. 51 f. 193 MEYER VON KNONAU, 1. c. S. 210 ff.; BULST-THIELE, 1. c. S. 58 f. 194 MEYER VON KNONAU, 1. c. S. 16 ff.; BULST-THIELE, 1. C . S. 52 f. 195 MEYER VON KNONAU, 1. c. S. 168; BULST-THIELE, 1. c. S. 52. 196 MEYER VON KNONAU, 1. c. S. 230 f.; BULST-THIELE, 1. c. S. 78 f. 197 MEYER VON KNONAU, 1. c. B d . 3 S. 3 ff.; BULST-THIELE, 1. c. S. 101 ff. 198 MEYER VON KNONAU, B d . 3 S. 93 ff.; BULST-THIELE, 1. c. S. 104 ff. M a n darf nicht vergessen, daß A g n e s (mit 31 Jahren) in einem Alter z u r Regentschaft k a m , in d e m T h e o phanu s c h o n starb. A u c h von daher wird der Unterschied der Regentschaften deutlich. 199 She. A n m . 187-190. 190 191
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1. Es ist unzutreffend, daß das Phänomen der Vormundschaft/ Regentschaft der verwitweten Mutter für den unmündigen Sohn nur aus byzantinischen Vorbildern abgeleitet werden könnte. Denn seit dem 5. Jahrhundert gab es diese nämlich auch im Westen, wie unsere Untersuchung gezeigt hat. Mit diesen Regentschaften sind durch ein halbes Jahrtausend die Namen großer Frauengestalten verbunden. 2. Zwar gab es auch im Westen kein eigentliches Rechtsinstitut der Regentschaft, weder nach römischem noch nach germanischem Recht, im strengen Sinn; wohl aber das privatrechtliche Institut der Vormundschaft, das substitutiv eintrat, sobald die Persönlichkeit der verwitweten Königin stark genug war. War dies nicht der Fall, so korrigierte, wie bei Agnes, die Wirklichkeit bald die Rechtsverhältnisse. 3. Es dürfte außerordentlich schwierig sein, genau zwischen Regentschaft, Vormundschaft und Mitherrschaft zu unterscheiden: war der junge König minderjährig und die Mutter stark genug, so konnte realiter von Mitherrschaft nicht die Rede sein; wurde der junge König volljährig, so konnte entweder dessen Alleinherrschaft eintreten, wenn die Mutter schwächer war; war sie aber stärker, so entstand eine Art Mitherrschaft, die bisweilen sogar Züge der Alleinherrschaft der Mutter aufweisen konnte - letztlich eine Frage der Persönlichkeiten. 4. Es hat sich gezeigt, daß die Bestellung zur Regentschaft erfolgte: a) entweder durch den sterbenden König b) durch die „seniores" („populus" = die Großen) ba) entweder nur durch diese bb) oder indem diese die Bestellung durch den sterbenden König bestätigten. Das heißt: allemal war eine Regentschaft nicht ohne den „Erblasser" einerseits und die zumindest Tolerierung oder gar Zustimmung der „maiores" möglich. 5. Allein hat aber die potestas nie genügt; hinzu kommen mußte die auctoritas und die potentia bei der Frau, die als Königinwitwe und zugleich Königinmutter die Regentschaft zu führen hatte, d. h. ursprünglich auch hier das Idoneitätsprinzip. Gerade vor diesem Hintergrund aber mag man die Bedeutung der jungen Kaiserin Theophanu, die als 23jährige Witwe in schwierigster Zeit die Regentschaft in einem ihr von Kindheit her fremden Land übernahm, zu ermessen versuchen, eine Bedeutung, die schon Thietmar von Merseburg und die Annales Quedlinburgenses bald nach Theophanus Tod klar erkannten und die auch in der Geschichtswissenschaft heute klar erkannt wird200. 200
Anm. Quedl. ad 991 (MGh SS III, 68), She. auch oben Anm. 183.
N O C H M A L S Z U R FRAGE: WER WAR T H E O P H A N O * Gunther Wolf Meines Wissens hat zuletzt 19731 W. Ohnsorge zur gestellten Frage: ,Wer war Theophano?' Stellung genommen. Er stimmt dem Ergebnis P. E. Schramms2 und F. Dölgers 3 zu, daß Theophano keine Porphyrogenneta war, um dann fortzufahren: „Wer ihre Eltern waren, wie alt sie war, wissen wir nicht. Vermutlich war sie sehr jung." Vor mehr als einem Jahrhundert hatte die Erforschung der Herkunft Theophanos mit der Göttinger Dissertation J. Moltmanns 4 begonnen, der bestritt, daß Theophano eine Porphyrogenneta gewesen sei, sondern sie als Verwandte (Nichte) des Kaisers Johannes II. Tsimiskes (969-76) einordnete. Dagegen wandte sich 1895 K. Uhlirz 5 , der Theophano als Porphyrogenneta und Tochter des legitimen Kaisers aus dem Makedonenhause Romanos' II. (959-63) bezeichnete. Die Meinung von K. Uhlirz blieb vorherrschend, bis 1924 der damals knapp 30jährige P. E. Schramm - gerade in Heidelberg habilitiert - mit genialischem Schluß6 die These von Uhlirz stürzte: da Theophanos Sohn Otto III. 995 und 1000/1001 um die Hand einer makedonischen Porphyrogenneta anhielt und eine Tochter Konstantins VIII. und somit Enkelin Romanos' II. (Theodora, geb. 989, 1 1056)6a ihm 1001/1002 verlobt wurde, konnte Ottos III. Mutter Theophano keine Tochter Romanos' II. sein. Dies war nach kanonischem Eherecht völlig unmöglich. Schramm beschränkte sich 1924 darauf, aus der feierlichen Urkunde Ottos II. vom 14. April 9727, in der Theophanu als * Erstveröffentlichung: B. Z. 81 (1988), S. 272-283. Ergänzt durch Exkurs III u. kleine Änderungen. 1 Die Heirat Kaiser Ottos II. mit der Byzantinerin Theophano (972) (Braunschweig. Jb. 54 (1973) 24-60); Ndr.: W. O., Ostrom u. d. Westen, 1983, S. 128-172, hier bes. S. 142/43 u. Anm. 23. 2 P.E. SCHRAMM, Kaiser, Könige, Päpste. Ges. Aufs. z. Gesch. d. MAs Bd. 3 (1969) S. 240 ff. bzw. 204 ff. = die Arbeit von 1924. 3 F. DÖLGER, Wer war Theophano? HJb. 62,9 (1949) 646-658 u. ders., B. Z. 43 (1950) 338 f. 4 J. MOLTMANN, Theophano, die Gemahlin Ottos II. (Phil. Diss. Göttingen 1878). 5 K. UHLIRZ, Über die Herkunft der Theophano, Gemahlin Kaiser Ottos II. B. Z. 4 (1895) 467-477; ders., Theophano in ADB 37 (1894) 717-763; vgl. auch ders., Jbb. Ottos II. (1902) S. 24.
Vgl. oben Anm. 2. Vgl. G. WOLF, Zoe oder Theodora - die Braut Ottos III. 1001/1002? vgl. S. 212 ff. 7 DO II Nr. 21 (S. 29, 28) - 972, April 14, Rom (VU dazu nach Schramm/Bresslau: die Heiratsurkunde Adelheids mit Lothar vom 12.12.938 (Cod. Dipl. Langob. DL II S. 942 f.). 6
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„Joannis Constantinopolitani imperatoris neptim clarissimam ..." bezeichnet wird, den naheliegenden Schluß zu ziehen: Theophano war eine „Nichte" des Kaisers Johannes II. Tsimiskes aus dem Haus der Kurkuas. Schramm fügte dann freilich noch die bemerkenswerte Beobachtung hinzu,8 indem er auf die Leitnamen der Kinder Ottos II. und Theophanus hinwies, daß Adelheid nach der Großmutter väterlicherseits, Sophia aber wohl nach der Großmutter mütterlicherseits benannt worden sei (Mathilde nach der Urgroßmutter väterlicherseits, Otto nach Vater und Großvater, N N {-j- 980?), wodurch zumindest der Name der Mutter Theophanos als Sophia wahrscheinlich gemacht wurde. Schramms zurückhaltende Thesen blieben herrschende Lehre, trotz mancher, relativ wenig beachteter Arbeiten in den dreißiger Jahren9, bis 1943 Mathilde Uhlirz, die Tochter von K. Uhlirz und verdienstvolle Bearbeiterin der Regesten und Jahrbücher Ottos III., in einem Aufsatz10 über Theophano diese den Lakapenen zuordnete als Tochter des Kaisers Stephanos Lakapenos und seiner Gemahlin Anna (sie!).11 Gegen die Auffassung von Mathilde Uhlirz wandte sich 1949 F. Dölger12 mit dem Ergebnis: „Es wird dabei bleiben müssen, daß Theophano, wie schon Moltmann vor 70 Jahren zeigte, eine Nichte (oder Großnichte) des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tsimiskes gewesen ist, deren Eltern wir nicht kennen." Trotzdem und trotz des schlagenden Einwands von Schramm 1924 versuchte A. A. Vassiliev 195113 Theophano erneut als Tochter Kaiser Romanos' II. festzulegen. 1952 dann versuchte Dölger14 Theophano der Familie der Taroniten zuzuweisen. Im gleichen Jahr trat G. Ostrogorsky 15 der Meinung Schramms und Moltmanns bei. 1957 versuchte Mathilde Uhlirz in einem weiteren Aufsatz16 aus der Einleitung II des um 1190 (sie!) verfaßten Liber aureus Epternacensis17 Theophano als „filia Constantini Greci imperatoris" zu erweisen, woraus sie den Schluß zieht, Theophano müsse eine Lakapenin gewesen sein, da die kaiserliche Abkunft feststehe. Theophanos Vater sei demnach (der
8
SCHRAMM, 1. c . 2 1 0 ( A n m . 3 1 ) .
So z. B. H. MORITZ, Die Herkunft der Theophano, B. Z. 39 (1939) 387-92 (Theophano = Schwester Romanos' II.); A. RAUSCH (H. Benrath), Die Kaiserin Theophano 956-991 (Vortrag: Veröff. d. Gesellschaft z. Förderung kulturellen Lebens, Zürich 1939, 22 S.). 10 Studien über Theophano I (DA 6 (1943) 442-474, m. Stammtafel S. 444). 11 1. c. S. 460 f. 12 Vgl. oben Anm. 3. 9
13
D Ö L G E R , 1. c . S . 6 5 8 .
DÖLGER, Byzanz (hg. m. A. M. Schneider) Wiss. Forsch. Ber. V/1952, S. 80. 15 G. OSTROGORSKY, Gesch. d. Byzant. Staates (München 2 1952) 237 u. Anm. 2. 16 M. UHLIRZ, Studien über Theophano (IV.). Zur Frage der Herkunft der Kaiserin Theophano und der Brautwerbung ihres Sohnes, Kaiser Ottos III., in Byzanz, und (V.) Kinder u. Verwandte Theophanos, D A 13 (1957) 369-393. 17 MGh SS X X I I I , 4 8 . 14
Nochmals zur Frage: Wer war Theophano?
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bereits 946 verstorbene!) Konstantinos Lakapenos, ihre Mutter dessen Gemahlin Theophano d. A. - Theophano (d. J.) somit eine Enkelin Romanos' II. Gegen die These von Mathilde Uhlirz wandte sich 1957 wieder F. Dölger 1 8 mit guten Gründen. Wie Dölger äußert sich m. W. erstmals 1961 W. Ohnsorge. 1 9 Viele scharfsinnige Gedanken und Überlegungen wurden auf das Thema verwendet - ohne, wie mir scheint, einleuchtendes positives Ergebnis: nicht mehr als „Nichte des Johannes Tsimiskes; Eltern unbekannt." 2 0 Sollte man es nicht dabei belassen und neue Spekulationen vermeiden? Aber wissen wir wirklich so wenig, wie das die bisherige Literatur nahelegt? Ich meine, man sollte nochmals ganz vorsichtig und systematisch an die Frage herangehen. A m 14. April 972 heiratete eine junge griechische Frau den am 25. Dezember 967 zum Mitkaiser gekrönten Otto II. in Rom 2 1 . Ihr N a m e ist vielfach bezeugt: Theophano (lat. und hier nach 972: Theophanu). 22 Als sie im zeitigen Frühjahr 972 in Italien eintrifft, ist sie, wie im zeitgenössischen Bericht des Widukind von Corvey mehrfach betont, 23 noch „puella", d. h. noch in zartem Alter. Daran ist um so weniger zu zweifeln, als Theophanu ihr erstes Kind erst 977 bekam. 24 Auch starb sie 991 „vorzeitig", was sehr wohl zum Alter von etwa 32 Jahren, nicht aber in jener Zeit zum Alter von 45 oder 51 Jahren paßt, wie es nach Mathilde Uhlirz' neuerer These der Fall wäre; damit erledigt sich ihre These, Theophano könne die Tochter des Konstantinos Lakapenos und der Theophano d. Ä. gewesen sein, 25 denn dann wäre sie ja vor 946 geboren, hätte mit 26 Jahren geheiratet (also längst keine „puella" mehr!), mit 31(!) ihr erstes Kind bekommen und wäre eben mit mindestens 45 Jahren gestorben. Sie wäre somit auch mindestens 9 Jahre älter als Otto II. gewesen. N o c h unwahrscheinlicher ist die These, Theophano sei die Tochter Konstantinos' VII. Porphyrogennetos und der Lakapenin Helena Augusta (oo 919) gewesen, da sie dann mit 32 geheiratet, mit 37 ihr erstes Kind
F. DÖLGER, B. Z. 50 (1957) 528 u. 52 (1959) 182 f. W. OHNSORGE, Die Anerkennung des Kaisertums Ottos I. durch Byzanz, B. Z. 54 (1961); zu weiteren Äußerungen Ohnsorges siehe oben Anm. 1 (zuletzt 1973 bzw. 1983). 20 Relativ übersichtlich den Forschungsstand i. a. referierend, aber wenig sorgfältig im Detail, daher nur mit Vorsicht zu benutzen: W. H . Graf RODT V. COLLENBERG, Wer war Theophano? in: Genealog. J b . Bd. 4 (1964) 49-71. 21 RI 11,2 597e (ed. H . L. Mikoletzky 1950). 22 U . a. ibid. 25 Widukind v. CORVEY, Rerum gestarum Saxonicarum libri tres (SS rer. Germ. i. u. schol. edd. Lohmann-Hirsch 1935) III, 71 u. 73. 24 R I 749a (Hochsommer/Frühherbst); vgl. SCHRAMM, 1. c. 243 Anm. 13; M. UHLIRZ, 1. c. 386 ff. (vgl. dazu unten Exkurs II: alle Kinder - mindestens 4 Töchter und 1 Sohn - sind zwischen 977 und 980 geboren. 18
19
25
M . U H L I R Z , 1. c. 3 7 0 f f .
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geboren hätte und mit 51 gestorben wäre! Das ist vom Alter her unmöglich, vernachlässigt aber auch das schlagende Argument P. E. Schramms hinsichtlich des impedimentum für Otto III. wegen zu naher Verwandtschaft. Der Name von Theophanos Eltern ist nirgends, soweit wir wissen, expressis verbis genannt.26 Auch nicht „aus dem Haus des Romanos" („de Romano sanguine") 27 . Denn es ist hier nicht der Eigenname Romanos gemeint, sondern die (rhomäische) römische Abkunft. 28 Dafür spricht gerade das von M. Uhlirz anders interpretierte „procreatam". 29 Und es stimmt einfach nicht, daß irgendwelche zeitgenössischen oder nahen Quellen Theophano als „filia imperatoris" bezeichnen.30 Theophano ist weiterhin eindeutig „definiert" im D O II Nr. 21 als „Joannis Constantinopolitani (sie! nicht Romani oder Romanorum, auch nicht Graeci oder Graecorum!) imperatoris neptim31 clarissimam". Wie schon ausgeführt: von ihren Eltern ist nicht die Rede. Dies immer wieder bemerkte argumentum e silentio verbietet es geradezu, Theophanos unmittelbare kaiserliche Abkunft anzunehmen. Somit schließt es auch makedonische Abkunft aus. Aber auch Nikephoros II. Phokas (963-69) und Johannes Tsimiskes (969-76) scheiden als Väter, da sie, soweit wir wissen, keine legitimen Kinder hatten, aus. Dennoch ist im D O II Nr. 21 Johannes Tsimiskes der „Bezugspunkt". Einmal, weil mit Sicherheit er derjenige war, der der Ranghöchste in Theophanos Verwandtschaft war, gegenüber dem auch offenbar die Eltern Theophanos zurücktraten; m. E. schließt das jede Art von kaiserlichen 2 6 D a s „filia C o n s t a n t i n i " (vgl. M . UHLIRZ, 1. c. 371) des Liber aureus Epternacensis ist mit DÖLGER 1. c. (siehe A n m . 18) als „ C o n s t a n t i n o p o l i t a n i " zu lesen. Vgl. aber z u d e m noch: 0 . TREITINGER, D i e o s t r ö m . Kaiser- u. Reichsidee nach ihrer G e s t a l t u n g im höfischen Zeremoniell (1938, N d e . 1969) 129 ff., bes. 131 A n m . 4 u n d E . EWIG, D a s Bild C o n s t a n t i n s d. G r . 1. d. ersten Jahrhunderten d. abendl. M A s , H i s t o r . J a h r b . 75 (1956) 1—46; N d r . in: D a s byzant. Herrscherbild ( D a r m s t a d t 1975) 133-192, bes. 136 f. u. 140. D a n a c h könnte auf byzant. Konstantinstradition B e z u g g e n o m m e n sein. D a s C h r o n . Novaliciense app. 15 (FStl 1901, 302), verfaßt u m die Mitte des 11. Jahrhunderts, auf das sich M . UHLIRZ bezieht, ist recht kraus: O t t o (II.) wird „in regno eligitur, q u i coniugem quendam (sie!) s u m e n s Graecam, filiam Constantinopolitani imperatoris". D a r a u f kann man schwerlich eine A r g u m e n t a tion aufbauen.
Q u e l l e des. 15. J a h r h u n d e r t s ( ü ! ) (vgl. M . UHLIRZ, 1. c. 371). Vgl. DÖLGER (siehe A n m . 3) 1. c. 652 A n m . 18. 2 9 Z u „ p r o e r e a t a " : vgl. WLDUKLND 111,74: „nobili genere p r o e r e a t a " v o n der Mutter E B Wilhelms von M a i n z . 30 S o M . UHLIRZ, 1. c. 373. 31 S o auch z. B. Thietmari C h r o n . ( M G h SS rer. G e r m . n. s. I X ed. R . HOLTZMANN 1935) 11,15: „ n e p t e m s u a m " (hier wohl , N i c h t e ' wie in D O II N r . 21). N u n ist „ n e p t i s " (aind. napti) nach GEORGES, FORCELLINI, DUCANGE u. a. zunächst „ E n k e l i n " , dann auch „ N i c h t e " (vgl. Isidor v. SEVILLA, E t h y m . IX,5,26; 623-27). D o c h kann es auch B a s e (Geschwisterkind) bedeuten (vgl. D O II N r . 201, S. 228,14: „ . . . G e r b i r g ... neptis n o s t r a " u. Thietmar, 1. c. VIII,3 „neptis m e a " f. Thietmars B a s e Mathilde d. J.). 27
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Eltern aus. Zum andern war die Nennung des Namens des Johannes Tsimiskes nicht nur „Höflichkeit",32 sondern er war für Otto I. der Vertragspartner, der, gewissermaßen als „Sicherheit", als „Geisel" eine nahe Verwandte, seine eigene „neptis" Otto I. für seinen Sohn zur Verfügung stellte als Unterpfand der Friedensregelungen zwischen ihm und Otto. Es wäre geradezu unlogisch und politisch unsinnig gewesen, eine Prinzessin aus der Makedonen- oder Lakapenendynastie, d. h. aus einem anderen als dem des damals (971/72) regierenden Herrschers als Garantin des Friedens nach dem Westen zu schicken. Denn gerade die nahe Verwandtschaft mit Johannes Tsimiskes steigerte Theophanos „Geiselwert". Das wird auch im DO II Nr. 21 so gesehen; sie ist also nicht „nur", sondern „sogar" eine angeheiratete Nichte des regierenden oströmischen Kaisers. Sie ist zwar keine Porphyrogenneta, wie sie Otto I. 967/68 von Nikephoros Phokas erbeten hatte.33 Doch der hatte abgelehnt, seine Stieftochter Anna an Otto zu geben. Theophano ist also nach den zeitgenössischen und nahen Quellen sicher keine Porphyrogenneta und auch nicht mit der 967/68 erbetenen Prinzessin identisch. Ihr „Wert", der 967/68 noch unerheblich war, war, seitdem Johannes 969 Kaiser war, eben dadurch gegeben, daß sie seine Nichte war. Wesentlicher authentischer Kern aller Untersuchung hat m. E. der Wortlaut des DO II Nr. 21 zu sein: „... Joannis ... neptim clarissimam". Man hat daher versucht, herauszufinden, was „neptis" bedeutet. Drei Bedeutungen stehen zur Verfügung: 1. Nichte, 2. Großnichte, 3. Verwandte (evtl. Base).34 Logische Überlegungen schränken aber ein: wenn, wie wir zeigten, der Bezug auf Johannes Tsimiskes im DO II Nr. 21 als Verstärkung des Geiselwertes gedacht ist bzw. war, so ist aus dem obigen Bedeutungskreis von neptis die nächste, engste Verwandtschaft, d. h. die Nichte herauszulesen; denn nur als Nichte, nicht aber einfach nur als Verwandte im weiteren Sinne war die Verbindung Theophanos mit Otto II. rechtserheblich
So M. UHLIRZ, 1. c. 3 7 7 u. A n m . 4. Vgl. Thietmar, 1. c. 11,15 „non virginem desideratam"; siehe auch die finale G r u n d k o n struktion „pro coniugenda ... privigna" beim Continuator Reginonis ad 967, wobei offenbar verwechselnd (mit der Stieftochter A n n a ) an eine nicht bekannte b z w . vorhandene Tochter des N i k e p h o r o s Phokas gedacht w a r („Nichofori ... Romani imperatoris".) Nach Liutprand v. C r e m o n a ( M G h SS rer. G e r m . ed. J. BECKER 1 9 1 5 ) legatio 7 w a r bei seiner W e r b u n g 967/ 68 an eine „filia Romani imperatoris et Theophanae imperatricis" gedacht, also an eine P o r phyrogenneta, d. h. wahrscheinlich die etwa 963 geborene A n n a , Tochter Romanos' II. und der Theophano d. Ä., seit 963 Stieftochter des Nikephoros, die 9 8 9 (nicht schon 9 8 8 ! ) Gemahlin Vladimirs v o n K i e w w u r d e (vgl. Thietmar, VIII,73). Sie w a r freilich niemals w i r k lich einem Ottonen (zu verbessern bei Thietmar 1. c. „secundi" statt „tercii") verlobt („desponsata"); das w a r nur ein ottonischer W u n s c h t r a u m 967/68. 34 Siehe oben A n m . 3 1 . 32
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genug.35 Als Großnichte wäre Theophano zudem altersmäßig kaum unterzubringen. Theophano als neptis des Johannes Tsimiskes ist also dessen Nichte. Folgen wir der unbedingt richtigen Anregung P. E. Schramms 36 bezüglich der Leitnamen, so dürfte als Name der Mutter Theophanos Sophia einzusetzen sein.37 Im D O II N r . 21 wird Theophano aber auch (und das bezieht sich auf sie und nicht auf den byzantinischen Kaiser!) „clarissima" genannt, was beachtlich ist, aber bislang nicht beachtet wurde. Dazu „paßt" die Angabe der um 975 - also nur 3 Jahre später - im Auftrag Ottos II. verfaßten Vita Mathildis reginae antiquior c. 1638: „... augusti de palatio, regalis fuisset data coniunxpraeclara dicta nomine Theophanu ...". Diese Quelle scheint mir von hohem Aussagewert und das D O II Nr. 21 zu stützen: 1. Sie bestätigt m. E. die Zugehörigkeit Theophanos zum Clarissimat 39 durch das „praeclara" 40 wie im Diplom durch das „clarissima". Diese Epitheta werden in den Erzählquellen der Zeit weder Mathilde d. Ä.41 noch Edith, noch Adelheid beigegeben, wohl aber, und nur in den beiden genannten Stellen, die Otto II. nahestehen, Theophano. 42 Die „clarissimi" entsprachen in Byzanz den ÄxxfiTtpötaxot43, waren im 10. Jahrhundert nach den „illustres" (ftAotfaxptoi) und den „Spectabiles" (7ieplß^eirxot) die dritte Rangklasse.44 Zur Gruppe der „clarissimi" gehören z. B. auch die patricii (itaxpiictoi), Hochadelige unterhalb des Kaiserhauses in consularischem Rang. Nehmen wir als Theophanos Mutter eine Sophia an und Theophanos Eigenschaft als Nichte des Johannes Tsimiskes, so liegt nahe, daß der Gemahl dieser Sophia und Vater Theophanos 35 Vgl. auch Annales Magdeburgenses zu 972 (MGh SS XVI,152,27): „Grecam illustrem imperatoriae stirpi proximam", aber nicht: „filiam imperatoris"! Vgl. auch Ann. Sangall. maiores ad 983 (MGh SS I, 80,40): „... ex nobilibus Grecorum ...". 36 Siehe oben Anm. 2 (1924). 37 Siehe auch MLKOLETZKY (1950) in RI 771 c. 38 M G h SS X,581,44. 39 Vgl. Origo Constantini § 30 (HIRSCHFELD, Kl. Schriften - 1913 - S. 662) „claros vocavit". 40 Im Westen z. B. D Rud. v. Burg. Nr. 77 v. 994 März 31; D H IV Nr. 1 (1056); D FR I Nr. 58 u. 59 (1153) f. Kg., EB u. H G . (vgl. TREITINGER 1. c. 192 (f. unterital. Herzöge) (vgl. auch SCHRAMM, Kaiser, Rom u. Renovatio (Ndr. 1957) 59 unter Verweis auf Cod. XII,3,305; Tractatus 1,8 (ZRG, RA 29 (1908) 248 ff.); Marculfi form. 47; Walahfrid Strabo, lib. d. exord. 32 [MGh Capit. 11,525]. 41 Diese nur bei Widukind einmal (1,31): „... clara et nobilissima ... regina". 42 D O II N r . 21: „neptim clarissimam"; Vita Mathildis ant. c. 16: „coniunx praeclara". 43 Vgl. DUCANGE, Glossarium s. v. 44 Vgl. die 18 Rangstufen bei Philotheos, Kleterologion (verfaßt 899). Text nach N . OIKONOMIDÈS, Les Listes de préséance byzantines des IX e et X e siècles (Paris 1972); SCHRAMM, 1. c. (siehe oben Anm. 41) 59; Gg. OSTROGORSKY, 1. c. S. 206 f. u. 179 (Lit.); F. DÖLGER, „Byzanz" Wiss. Forsch. Ber., Geisteswiss. R. Bd. 5 (1952) 100 ff. u. bes. 102 u. Anm. 403.
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Konstantinos Skieros war und Sophia selbst eine Phokaina443. Konstantinos Skieros war patricius (Ttaxpliaoq), dessen Schwester Maria die erste Gemahlin des Johannes Tsimiskes war, als er noch 8O)J.6CTXIKO
V g l . G E R S T N E R , 1. c. S . 2 6 u. A n m . 4 9 .
Annalista Saxo zu 1036 (MGh SS VI, 697, 54: „Juthita nupsit Cononi duci Bawariorum, illoque de functo, accepit eam Bodo quidem valde nobilis..." 79 „Fundatio" c. 8 (1. c. S. 130, 4); E. STEINDORFF, Jbb. Heinrichs III. (1881 Ndr. 1969) Bd. 2, S. 63 ff., vgl. K. REINDEL, Bayern im Dienste des Reichs (Handb. d. Bayer. Gesch. I 78
( 2 . A u f l . 1 9 8 1 h g . v . M . SPINDLER) S . 3 1 7 f. 80 Herim. Aug. chron. a. 1052 (MGh SS V, 131: „Discordia inter Gebehardum praesulem et Cuonradum Baioriae ducem mota et agitata"); Ann. Altah. ad 1053 (MGh SSrerGerm ree. V. OEFELE 1891, S. 48: „Chuono dux Baioaricus et praesul Radesponensis Gebehardus ea tempestate (Weihnachten 1052) gravissimas inter se inimicias contraxere.") 81 Ann. Altah. ibid. S. 48. 82 Herim. Aug. chron. ad 1053 (1. c. S. 132/33: „Cuonradum Baioariae ducem, cui iam pridem ... erat [imperator] ineusatum..."). 83 So „Fundatio" c. 8 (1. c. S. 130, 6).
Könige und Kaiser als leibliche Nachkommenschaft
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der Prozeß gemacht; er wurde als Herzog abgesetzt.84 Doch er fügte sich nicht, wohl auch von der öffentlichen Meinung, die gegen den Kaiser war, getragen.85 Erst als Konrad gemeinsame Sache mit den Ungarn machte (man erinnert sich der Ereignisse ein Jahrhundert zuvor!), wo um diese Zeit König Andreas I. regierte,853 der Schwager von Konrads Cousine 1. Grades, verlor er an Anhang. Einer Verschwörung zum Sturz Heinrichs III., an der nun auch dessen Oheim, der Bischof Gebhard von Regensburg, und Herzog Weif beteiligt waren,86 setzte der Tod des Thronprätendenten (sie!) Konrad, Urenkels der Kaiserin Theophanu, am 15. Dezember 105587 ein Ende, der kinderlos88 etwa 30-35jährig in Ungarn starb. Damit war die Linie des ältesten Sohnes Ezzos und Mathildes, des ältesten Enkels Kaiserin Theophanus, 1055 zu Ende. Hermann, wohl der Namengebung nach der zweite Sohn89 Ezzos und Mathildes, wurde Geistlicher90 und von Kaiser Konrad II. in die capella regis berufen, wo er seit dem D K II. Nr. 208 (Regensburg 1034 April 30)91 (für Ravenna) erstmals als „cancellarius ad vicem Piligrimi archyepiscopi et archycancellarii" nachweisbar ist, letztmals im D K II. Nr. 231 (Nimwegen 1036 Juli 5).92 Im D K II. Nr. 235 (Cividale 1037 März 31)93 ist er als Kölner Erzbischof (seit Herbst 1036) bereits „archicancellarius" für Italien als Nachfolger Pilgrims von Köln (f 25. Aug. 1036).94 1033 (Sept. 29) ist er als „principalis ecclesiae praepositus; eiusdem aecclesiae archidiaconus" nachweisbar95, 1034-1036 als „cancellarius" und „sacri palatii cancellarius" und „regius capellanus et cisalpinus cancellarius".96 Als Erzbischof von Köln ist Hermann II. (1036-56) einer der bedeutendsten Kirchen- und Reichsfürsten seiner Zeit und einer der führenden Berater Herim. Aug. chron. ad 1053 (1. c. 132, 32; 133, 14); Ann. Altah. ad 1053 (1. c. S. 48). Herim. Aug. chron. ad 1053 (1. c. S. 132, 32 ff.). 85> Ibid. S. 133, 13 ff.; „Fundatio" c. 8 (1. c. S. 130, 7). 86 Ann. Altah. ad 1055 (1. c. S. 51); Chron Wirzeb. ad 1055 (MGh SS VI, 31). 87 „Fundatio" c. 8 (1. c. S. 130) mit sagenhafter Ausschmückung (angeblich Gift auf Anstiften Kaiser Heinrichs III.). 88 „Fundatio" c. 8 (1. c. S. 130, 4 f.: „Verum a vita excessit uterque (Heinrich und Konrad) sine ulla stirpis successione"); vgl. oben Anm. 76; KIMPEN, 1. c. S. 12 läßt die Möglichkeit von Töchtern Konrads offen. 89 Er trug den Namen seines Großvaters (väterlicherseits) (vgl. KIMPEN, 1. c. S. 1-3; GERSTNER, 1. c. S. 14 ff. Die Reihenfolge nach der „Fundatio" wird von dieser selbst in c.8 widerlegt. Richtig ist die Reihenfolge bei GERSTNER, 1. c. S. 25: Ludolf (Liudolf), Hermann, Otto). 90 OEDLGERL. c . N r . 771. " OEDIGER, 1. c. Nr. 773; vgl. J. FLECKENSTEIN, Die Hofkapelle, 1. c. (she. Anm. 21) S. 172 f., 191 f., bes, 243-247 u. ö.; she auch DD IV, 282 ff. 92 Ibid. 315 ff. 93 Ibid. 319 ff. 94 OEDIGER 1. c. Nr. 776. „Fundatio" c. 23 (1. c. S. 137,12) 95 She. oben Anm. 90. 96 She. oben Anm. 91. 84
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der Kaiser Konrad II. (1024-39) und Heinrich III. (1063-56).97 Am 17. Juli 1054 weiht Hermann, Theophanus Enkel, den jungen Heinrich (IV.) in Aachen zum König.98 Es ist hier nicht der Ort, die Bedeutung Hermanns als Reichsfürst, Kirchenmann und Förderer der Wissenschaft zu würdigen. Zu erwähnen ist hier freilich, daß Hermann selbst, Sohn Ezzos und Mathildes, indem er das Kloster Brauweiler unter seinen Schutz nahm,99 den Anfang zum Untergang der ezzonisch-hezzelinischen Hausmacht setzte, der unter Hermanns rüdem Nachfolger Anno (1056-75)100 sich jählings zugunsten des Erzbistums Köln beschleunigte. Am 11. Februar 1056, 8 Monate vor Kaiser Heinrich III., starb Erzbischof Hermann II. von Köln101, der mittlere der Söhne Mathildes und Ezzos, Enkel der Kaiserin Theophanu, im Alter von etwa 50 Jahren. Otto, der dritte und nach der Namengebung jüngste102 der 3 Söhne Ezzos und Mathildes, der jüngste Enkel Kaiserin Theophanus auch, war „aspectu venustus, statura procerus, affatu iucundus",103 1034 (-45) wird er nach dem Tod seines Vetters Pfalzgraf („patriis rebus et honore dignus heres substitutus est").104 Im April 1045 in Goslar setzte Heinrich III. den Pfalzgrafen Otto, den Bruder des Kölner Erzbischofs, zum Herzog in Schwaben ein,105 wo er „gloriose" regierte.106 Doch starb Otto schon am 7. September 1047107 auf der Burg Tonaburg (Toneberg), auf dem Wege von Schwaben nach Xanten, wo Heinrich III. mit Hermann von Köln und vielen anderen einen Zug nach Flandern vorbereitete. Aber seltsamerweise, und wie wir noch sehen werden, nicht ohne Grund, nimmt nicht Ottos Bruder, Erzbischof Hermann, die Bestattung im nahen Brauweiler vor, sondern der episcopus Tullensis Bruno,108 Bischof Bruno von Toul, aus dem Hause der Grafen von Egisheim, der spätere Papst Leo IX. (104954), geboren am 21. Juni 1002, im Todesjahr Kaiser Ottos III., in EgisS o FLECKENSTEIN in 1. c. S. 243 unter H i n w e i s auf die M e i n u n g P. F . K e h r s OEDIGER 1. c. N r . 832. 9 9 1051 Juli 17: (OEDIGER 1. c. N r . 822 mit Bedenken!); 1052 M a i 7: OEDIGER, 1. c. N r . 828 = Originalbestätigung Papst L e o s I X . (des früheren B i s c h o f s B r u n von T o u l ) . 100 Z u ihm: OEDIGER, 1. c. N r . 838 (1010/8); GERSTNER, 1. c. S. 31. " " OEDIGER, 1. c. N r . 837 ( K s . Heinrich III. starb a m 5. O k t o b e r 1056). 102 E r trug, wie der älteste S o h n L u d o l f ( L i u d o l f ) wieder einen ottonischen N a m e n ; vgl. GERSTNER, 1. c. S. 25 ff. 103 „ F u n d a t i o " c. 23 (1. c. S. 137). 104 Ibidem. 105 Ann. Altah. ad 1045 (1. c. S. 39); H e r i m . A u g . chron. ad 1045 (1. c. S. 125); „ F u n d a t i o " c. 26 (1. c. S. 1 3 8 , 2 7 f.). 106 Ibidem (1. c. S. 138, 28). 107 Ibidem (1. c. S. 138, 29); H e r i m . A u g . chron ad 1047 (1. c. S. 127). 108 „ F u n d a t i o " c. 27 (1. c. S. 138, 38); Vita L e o n i s I X . c. 1 („imperatoris C o n r a d i c o n s o b r i n u s " ; vgl. auch Wiponis gesta C h u o n r a d i ( M G h S S r e r G e r m rec. H . BRESSLAU 1915, S. 39) c. 19: „ H u g o n i s comitis, qui erat consanguineus i m p e r a t o r i s " (Graf H u g o IV. v o n Egisheim, Vater L e o s I X . ) . 97
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heim,109 als Kleriker am Hof Konrads II.,110 seit 1026 (9. 9.1027) Bischof von Toul. 111 Bruno „ad tumulandum fratrem eius (Hermanns) Brunswilre missus est". 112 So „unabkömmlich" Erzbischof Hermann in Xanten gewesen sein mag - das allein genügt keinesfalls, daß gerade Bruno von Toul, der auch vom Sprengel her mit Brauweiler oder Tonaburg nichts zu tun hatte, von Hermann mit der Bestattung des Bruders Otto beauftragt wurde („missus est"). Auch die in der „Fundatio" ex post hervorgehobene besondere Dignität und Heiligkeit Brunos 113 genügen nicht zur Erklärung Ein zwingender Grund muß vorgelegen haben, der das Verhalten Hermanns rechtfertigte und den Vortritt Brunos von Toul nahelegte. Da ist einmal die von Erich K L M P E N 1955 angesprochene Verwandtschaft der Ezzonen mit den Egisheimern/Dagsburgern zu nennen,114 die über Ezzos Mutter Heilwig führte und mit der Abkunft von Konrad dem Roten und Ottos I. Tochter Liutgard zu tun hat.115 Doch scheint mir diese Begründung als Möglichkeit nicht zwingend genug. Mit Recht hat Kimpen,116 so kühn zuweilen seine Schlüsse auch sind, auf einen späten Quellenbeleg bei Alberich von Trois-Fontaines zu 1037117 hingewiesen: „... Ottonem ducem Sueviae, de cuius linea descendit ille Lotharius dux Saxonum (Lothar III. v. Supplinburg), qui fuit imperator tempore secundi Innocentii pape ...". Alberich bzw. seine Vorlage hatten offenbar ein Interesse an Genealogie. So ist auch die genannte Stelle näher zu betrachten: dabei stellt sich eine „kleine" Verwechselung heraus. Nicht Lothar selbst,
L T h K IV (1961) Sp. 949/50 (B. SUTTER); von 1048 - ( t 19. 4.) 1054 Papst. H . BRESSLAU, Jbb. Konrads II. 1. c. Bd. 1; S. 119, 134, 191 f.; FLECKENSTEIN, 1. c. Bd. 2 S. 192 u. Anm. 269, 204, 236 u. Anm. 12, 244 f. u. ö. 109
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BRESSLAU, 1. c. 1 , 2 2 3 ff.; FLECKENSTEIN, 1. c. S. 225.
„Fundatio" c. 27 (1. c. S. 138, 39). Ibidem (1. c. S. 138, 38). " 4 Vgl. KIMPEN, Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit ( Z G O 103 (1955) S. 55 ff., GERSTNER, 1. c. S. 29; she auch KIMPEN ( M I Ö G 1. c. S. 37 f.). Bruno von Toul war also m. E. der Bruder von Herzog Ottos Gemahlin. So erscheint auch einleuchtend, warum gerade aus seiner Hand zu derselben Zeit, bevor er Papst wurde, Königin Richeza den Schleier nahm (KIMPEN, M I Ö G 1. c. S. 38 nach „Fundatio" c. 28) und Bruno, nicht Hermann II. von Köln, der Bruder, Otto 1047 in Brauweiler bestattete. 115 Vgl. KlMPEN, Z G O 1. c. S. 87 ff.; Alberich von Trois Fontaines: Alberici monachi Trium Fontium ad 1024 (MGh SS X X I I I , 782: „Hic inserendum, quod filia primi Ottonis, soror vero secundi, nomine Dudica (Liutgard) duci Wormatiae Conrado, qui etiam dux Bullonii (seu Lotharingiae) sicut habetur in superioribus (a. 944), peperit ducem Ottonem. De quo Ottone nati sunt C u n o dux memoratus et Henricus - pater huius imperatoris Conradi. Fuit autem iste Conradus ex parte matris de genere Francorum, et fuit nepos Odonis Campaniensis comitis . . . " 116 Vgl. KIMPEN, M I Ö G 1. c. S. 30. 117 Alberich von Trois Fontaines ad 1037 (1. c. S. 785: „Item H u g o de Daburg, pater sancti Leonis papae, ... et imperator iste Conradus fuerunt consobrini") (Graf H u g o v. Egisheim); vgl. Annalista Saxo zu 1082 ( M G h SS VI, 720/21). 112 113
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sondern seine Gemahlin Richenza118 (und man horcht bei diesem Namen auf!) stammte von Otto von Schwaben, dem Ezzonen, ab: „Ottonem ducem Sueviae, de cuius linea descendit (uxor illius Lotharii ducis) Saxonum ..." ist zu emendieren. Und so irrt ein Teil der neueren Literatur, u. a. Parisse119, daß Herzog Otto ohne direkte Nachkommen blieb. Denn Ottos Tochter, in zweiter Ehe Gemahlin Ottos von Northeim, 1193 hieß ebenfalls Richeza,120 ebenso wie ihre Enkelin,121 Tochter Heinrichs des Fetten (III.) von Northeim und der Gertrud, ebenso wie deren Enkelin, eine Tochter Heinrichs des Löwen. 122 Richeza aber hieß auch die älteste Tochter Ezzos und Mathildes, die Schwester Herzog Ottos, ebenso wie dessen Urgroßmutter, Ezzos Großmutter. Auch die Tochter der Königin Richeza von Polen, d. h. die Nichte Herzog Ottos, die Gemahlin König Belas I. von Ungarn (1061-63), hieß ebenso Richeza wie die um 1040 in der Nachfolge der Ezzo-Tochter Adelheid zu Nivelles amtierende Äbtissin. Das kann aber kein Zufall sein, denn der Leihname verweist auf die
118 Heirat 1100; vgl. W. BERNHARDI, Jbb. Lothars von Süpplingenburg (1879 Ndr. 1975) S. 13 Anm. 34; she. auch Annalista Saxo zu 1110 (MGh SS VI, 751); KLMPEN, ZGO 1. c. S. 97/98; DERS., MIÖG 1. c. S. 29-32. 119 f 1083; (Hg. v. Bayern 1061-70); 1063 zieht er (!) an der Spitze des deutschen Heeres gegen Ungarn (Bela I. - s. o.). n , a M. PARISSE, Ezzonen (in. Lex. d. MAs. IV (1987) Sp. 199-202: „Da er (Otto) ohne direkte Nachkommen blieb ..."!!). 120 Vgl. KIMPEN, MIÖG 1. c. S. 29 ff. Der dortige Nachweis erscheint mir schlüssig. 121 She. oben Anm. 118; vgl. KlMPEN, MIÖG 1. c. S. 29 ff., DERS., ZGO 1. c. S. 97/98 (she. auch oben Anm. 115 u. 117). Vgl. auch D HdL Nr. 20 (1153) DD HdL S. 29, 22: „avia mea Richensa imperatrix augusta"); D HdL Nr. 23 (ibid. S. 32, 36: „filius Heinrici ducis Bawarie et Saxonie et contectalis eius Gerthrudis filie Lotharii imperatoris et Richnece imperatricis ..." u. ö.). 122 Arnoldi Chronica Slavorum I, 1 (MGh SSrerGerm. rec. PERTZ 1868, S. 12: (Herzogin Mathilde verh. 1168) ..." ... ediditque filiam nomine Rikenzam dictam ..."), ibid. auch die 4 Söhne: Heinrich f 1173/74, Luder (Lothar) geb. 1175,1 1190, Otto (IV.) geb. 1182, f 1218 u. Wilhelm, geb. 1184; eine Tochter aus erster Ehe Heinrichs d. Löwen mit Clemencia von Zährgen hieß Gertrud (f 1196). Vgl. auch K. JORDAN, Heinrich d. Löwe (1979) S. 74, 93 u. 96 (er nimmt eine Richeza als Tochter aus Heinrichs 1., 1162 geschiedener Ehe an, die schon als Kind gestorben sei ( f vor 1164); aber nach JORDAN (S. 179, 214, 217) hieß auch eine weitere Tochter Heinrichs zunächst Richeza (später nach 1182 Mathilde, geb. um 1172,1 1208/ 1209, verh. 1189 mit Graf Gottfried von Perche. Dies aber würde unterstreichen, wie wichtig noch in der 2. Hälfte des 12. Jh. für Heinrich den Löwen der überkommene Leitname der Ezzonen „Richeza" war.
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Ezzonen bzw. Ezzos Großmutter. 1 2 3 So scheint es mir mehr als wahrscheinlich, fast sicher, daß Kaiser Lothar III. mit einer Urenkelin des Ezzonen O t t o und somit einer Nachfahrin der Kaiserin Theophanu verheiratet war. V o n Lothars Gemahlin Richeza aber stammten ja wiederum Heinrich der L ö w e und Kaiser O t t o IV. ( 1 1 9 8 - 1 2 1 8 ) ab. Schon 1933 hatte Erich KlMPEN wahrscheinlich gemacht, daß die um 1094/95 verstorbene Hildegard, 124 vermählt mit Friedrich von Büren, Großmutter König K o n rads III. ( 1 1 3 8 - 5 2 ) und Urgroßmutter Kaiser Friedrich Barbarossas
123
Übersiebt:
Richwara (Richeza) I Hermann I.
Ks. Otto II.
Theophanu
Pfgf. Ezzo
Mathilde
Kgn. Richeza I Richeza
Hg. Otto I Richeza I Heinrich (III. v. Northeim) I Richeza Ks. Lothar III. Gertrud I Heinrich d. L.
Richeza? Gertrud Richeza Vgl. Kimpen, MIÖG 1. c. S. 84 ff. (S. 87 betr. das Erbe Ksn. Adelheids an Mathilde) DERS., ZGO 1. c. S. 101 ff.; vgl. auch D Hildegards (t 1095) v. Egisheim, Gemahlin bzw. Witwe Friedrichs von Büren, von 1094 (WÜRDTWEIN, Nova Subsidia 6, 256 Nr. 109 als VU I des D Fr. I. Nr. 45 (1153 Jan. 27 f. St. Fides in Schlettstadt); vgl. H. WlTTE, Genealog. Untersuchungen (MIÖG Ergbd. V/1896, S. 336 ff.); H.-M. SCHWARZMAIER (in: NDB V (1961) S. 588: „Hildegard - aus der Familie der Grafen von Egisheim und Mömpelgard"); Ders., Die Heimat der Staufer (1976) S. 18: „Immerhim aber war... Hildegard eine sehr bedeutende Dame. Man schließt dies aus den Besitzungen im Elsaß, die sie in die Ehe eingebracht hat. Jedoch auch die Frage ihrer Herkunft konnte, trotz vieler Versuche, bisher nicht endgültig geklärt werden. Zu ihren Vorfahren gehörten die Grafen von Egisheim, so daß auch Papst Leo IX. ein naher Verwandter von ihr gewesen ist: vielleicht ihr Onkel."; E. Maschke, Das Geschlecht der Staufer (1943 Ndr. 1977) S. 15: „Seine (Friedrichs) Gattin Hildegard entstammte dem elsässischen Grafengeschlechte der Egisheimer vielleicht vom Vater her, eher wohl nur von mütterlicher Seite. Dann war ihr Vater der Herzog Otto II. von Schwaben (t 1047), der Sohn des lothringischen Pfalzgrafen Ezzo und Mathildes, einer Tochter Kaiser Ottos II. und der griechischen Prinzessin Theophanu, und Hildegard eine Nichte Bruns von Egisheim, des Bischofs von Toul und späteren Papstes Leo IX. ..." Anders: O. ENGELS, Die Staufer (3. erw. Aufl. Urban Tb. 154/1984, S. 7 u. Stammtafel: ... „Seine (Friedrichs) Gattin war die Tochter eines elsässischen Grafen (von Mouzon/Mömpelgard) und späte Nachfahrin eines Königshauses" - Heirat ca. 1042). m
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(1152-1190), ebenfalls eine Tochter des Ezzonen-Herzogs Otto von Schwaben war. Die Argumentation Kimpens hat viel für sich. 125 Demnach wäre auch für die Staufer eine Abstammung letztlich von Kaiserin Theophanu gegeben. Die Problematik liegt m. E. vor allem darin, daß wir den Namen einer Gemahlin Herzog Ottos nicht kennen. 126 Doch auch hier hat Kimpen seinerzeit einen einleuchtenden Vorschlag gemacht: indem er die Beisetzung Herzog Ottos durch Bischof Bruno von Toul aufgreift, der als Graf von Egisheim und Dagsburg 1002 geboren war, postuliert er als akzeptable These, daß Brunos Schwester mit Otto vermählt gewesen sei.127 In der Tat spricht, neben besitzrechtlichen Gründen, die Kimpen anführt, auch das Verhalten Hermanns von Köln beim Tod des Bruders 1047 und die Beisetzung durch Bruno von Toul (dem Schwager, der seiner nun verwitweten Schwester beisteht!), sowie die enge Verbindung Brunos auch als Papst Leo IX. mit Hermann von Köln und dessen Schwestern Richeza von Polen und Theophanu d. J. von Essen für die Annahme Kimpens. Fassen wir zusammen: Otto II. und Theophanu hatte 4 überlebende Kinder; davon verstarben 3 kinderlos: Adelheid, Sophia und Kaiser Otto III. Ezzo
Mathilde Otto
Friedrich v. Büren
(Egisheimer) NN
Bruno vm Toul
Hildegard
125 Obwohl hier ein gewisser Zweifel selbst bei KLMPEN ( Z G O 1. c. S. 101 Mitte) bleibt. D o c h scheint mir auch die Angabe bei O t t o von Freising, Gesta Friderici imperatoris I, 8 ( M G h SSrerGerm. recc. WAITZ-SIMSON 3. Aufl. 1912, S. 23) wesentlich: „... comes quidam (!) Fridericus nomine, ex nobilissimis Sueviae comitibus originem trahens" auf die vornehme Abkunft seiner Mutter Hildegard hinzuweisen, wohingegen er selbst ja nur als „comes quidam" bezeichnet wird und der Name des Vaters (Friedrich von Büren) nicht genannt. Total ablehnend (neben ENGELS): E. KLEBEL, Zur Abstammung der Hohenstaufen. 5. Die Stammutter Hildegard ( Z G O 102 (1954) S. 163 ff., bes. 164/65), der aber die „seltsamen" Dinge bei der Beisetzung Herzog Ottos II. von Schwaben 1047 und die Schleiernahme Richezas im Hinblick auf den Egisheimer Grafen Brun von Toul nicht genügend würdigt. In gewissem Sinn ist eine Stellungsnahme zu KLEBEL die jüngere Arbeit KLMPENS ( Z G O 1. c. bes. S. 101 ff.); völlig anders und doch „unklar ähnlich": H . - M . DECKER-HAUFF, Das Staufische Haus (in: Die Zeit der Staufer - Katalog d. Ausstellung Stgt. 1977 Bd. III, S. 344) der hier eine ältere Hildegard, Schwester Leos I X . und deren Enkelin Hildegard, Gemahlin Friedrichs von Büren, unterscheidet, die „um 1028" geboren sein soll. Das kann aber allein schon daher nicht stimmen, weil Leo I X . 1002 geboren ist. 126 Daß er aber verheiratet war und Kinder (Töchter) hatte, geht aus Alberich von Trois Fontaines (she. oben Anm. 115) hervor. 127 She. oben Anm. 107, 114, 115, 124 u. 125.
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N u r die 979 geborene Tochter Mathilde, die sich 991 verlobt und bald (992/93) geheiratet hatte, hatte ihrerseits mit Pfalzgraf Ezzo 10 Kinder, 128 d. h. durch sie hatte Theophanu 10 Enkel, deren sie freilich keinen mehr erlebte. 129 Von diesen 10 Enkelkindern Theophanus starben wiederum 7 kinderlos, 6 Enkelinnen als Äbtissinnen, ein Enkel Hermann als Erzbischof. N u r die älteste Enkelin Theophanus, Richeza, war seit 1013 verheiratet in einer 1000 noch von Theophanus Sohn Kaiser Otto III. gestifteten Ehe. Richezas Sohn wurde Ahnherr der jüngeren Piasten, Richezas Tochter Richeza wurde Ahnfrau der jüngeren Arpaden, Richezas Tochter Gertrud (?) der jüngeren Rurikiden in Kiev. N u r bis zur Urenkelgeneration hatte Theophanu Nachkommen über ihre Tochter Mathilde und deren ältesten Sohn Ludolf; diese Linie starb schon 1055 aus. Die Linie des jüngsten Enkels Theophanus und jüngsten Sohnes Ezzos und Mathildes, Otto, freilich scheint sich noch über Jahrhunderte bis hin zu den Weifen und Staufern fortgesetzt zu haben, freilich nicht im Mannesstamm, sondern über die Frauen. Somit tragen - wenn wir richtig sehen - seit Mitte des 11. Jahrhunderts die polnischen Piastenkönige bis 1370, die ungarischen Arpadenkönige bis 1301, ein Zweig der russischen Kiever Großfürsten Blut der Theophanu in den Adern. Aber auch die späteren Weifen wie Heinrich der Löwe und Kaiser Otto IV. und alle Staufer mit 3 Kaisern und mehreren Königen. So wirkte, wie wir sahen, Theophanu auch durch ihr Blut über Jahrhunderte fort. 128 Man beachte, was die „Fundatio" c. 7 (1. c. S. 129, 31 ff.) aus der Zahl der Kinder (10) „macht": „... nati sunt eis filii tres ... et filiae Septem ...; quibus talem tantamque gloriam gratia divina contulit, ut memoriam eorum et apud Deum et apud homines immortalem esse nulli dubium sit. Nam et ipse numerus - 7 enim et 3 decem sunt - cum pro eo, quod ceterorum infra se omnium summam concludat, perfectissimus atque ex decalogo legis idem sit sacratissimus, indicio est, venerabiles eorum parentes non solum in dilectione Dei et proximi sacratos, sed et, quantum cura secularis eos non impedierat, in omni observantia mandatorum Dei fuisse perfectos. Alio etiam modo et ipsa 7 et 3, quae decem constituunt, magnorum in se sacramentorum plenitudinem exprimunt, sive propter vitae presentis tempus, quod 7 diebus volvitur, sive propter septiformem sancti Spiritus gratiam, quae prophetica lectione septempliciter dinstinguitur, seu etiam propter sanctam Trinitatem, qua ad fidem imbuimur". Dies ist auch ein guter Beleg dafür, welche Rolle für das 10. und 11. Jh. die Zahlenmystik spielte, die wir ja z. B. auch aus der Goldschmiedekunst hinsichtlich der Anzahl der Steine und Perlen kennen. 129 Theophanu starb am 15. Juni 991. Die Heirat ihrer Tochter Mathilde fällt aber frühestens in das Jahr 991 (die Verlobung wohl noch zu Theophanus Lebzeiten), eventuell aber auch erst in das Jahr 993, letzteres ist wahrscheinlich, da dafür auch das anfängliche Widerstreben der Äbtissin Mathilde von Essen (t 1011), bei der Mathilde erzogen wurde, spricht, die wohl zumindest erst die Vollendung des 12. Lebensjahres der Braut (Sommer 991) abwarten wollte. Wäre die Heirat zu diesem m. E. frühest möglichen Zeitpunkt erfolgt, dann wäre das älteste Kind dieser Ehe nicht vor April/Mai 992 geboren, falls die Ehe erst später vollzogen wurde, erst 993.
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Das kulturelle Erbe der Theophanu ist lange schon bekannt und anerkannt, ja teilweise überbewertet,130 indem aller byzantinische Einfluß auf sie zurückgeführt wurde, vernachlässigend, daß schon 508 Verbindung zwischen Byzanz und dem Frankenreich bestand,131 auch zur Zeit der Karolinger und frühen Ottonen, lange also, bevor Theophanu nach dem Westen kam.132 Das politische Erbe Theophanus sah man wohl; zu sehr auch da vielleicht in Ottos III. Rom-Idee und seinem Hofzeremoniell, zu sehr auch konzentriert auf jene berühmte „Theophanius imperator"-Urkunde vom 1. April 990. Nach unseren Untersuchungen ist aber davon auszugehen, daß wesentliche Teile sowohl der West- wie vor allem der Ost-Politik Ottos III. - Polen, Ungarn, Venedig, Rußland - von Theophanu nach byzantinischem Vorbild der „Familie der Könige"133 angelegt und vorbereitet wurden.134 Auch „innenpolitisch" ist der Streit zwischen Theophanu und Adelheid als Streit um den Reichsbesitz und seine Vergabe zu sehen,135 auch an die Kirche, was in die bekannte Urkunde Ottos III. (D O III. Nr. 389) aus dem Jahre 1001 und ihre Grundsatzerklärung mündet.136 Da waren Theophanu und dann Otto III. dabei, das Netz des constitutum Constantini zu zerreißen.137 Aber auch das Erbe nach Geblüt erhellt sich langsam: seit kurzen wissen wir mit recht großer Sicherheit, wer Theophanus Eltern waren,138 daß sie den vornehmen Hochadelshäusern der Skleroi und Phokades entstammte. So dürfte nach etwa 100 Jahren dieser Streit sein Ende gefunden haben.139
130 So z. B. die Auffassung, als sei erst durch Theophanu nach 9 7 2 bzyntinische K u l t u r nach dem W e s t e n gelangt, was so einfach nicht stimmt. Schon 508, 765/66, 7 8 1 und später fast i m m e r gab es Gesandtschaften und Austausch; in ottonischer Zeit spätestens ab 949. 131 Vgl. G r e g o r v o n Tours, Hist. F r a n c o r u m II, 38 ( M G h S S r e r M e r o v . I, 1 u. 2, 38/39) zu 508, w o K ö n i g C h l o d w i g v o m byzantinischen Kaiser Anastasios den Ehrenkonsulat mit Insignien in Tours empfängt. 132 In allgemeiner Ubersicht im Hinblick auf die V e r l o b u n g e n und Heiraten sind die V e r bindungen aufgelistet bei: G . WOLF, Die byzantinisch-abendländ. Heirats- u. V e r l o b u n g s pläne ( A f D 3 7 ( 1 9 9 1 ) S. 2 0 7 - 2 2 0 ) . 133 So. F. DÖLGER (HJb 60 ( 1 9 4 0 ) S. 3 9 7 ff.). 134 She. oben A n m . 2. 135 Vgl. M . UHLIRZ, Jbb. O III. 1. c. S. 142. 136 Vgl. P. E. SCHRAMM, Kaiser, R o m u. Renovatio (Bd. I 2. A u f l . 1957, S. 1 6 1 - 1 7 6 - Text N r . III). 1 3 7 D O III. N r . 3 8 9 ( D D II, 2, S. 820, 13 ff.: „Hec sunt enim commenta ab illis (d. Päpste) inventa quibus Johannes diaconus cognomento „Digitorum mutilus" preceptum aureis litteris scripsit et sub titulo magni Constantini longi mendacii témpora finxit" (vgl. SCHRAMM, 1. c. bes. S. 1 6 3 ff.). 138 She. oben A n m . 8. 139 In der Neuzeit eigentlich seit der G ö t t i n g e r Dissertation v o n Johannes MOLTMANN, Theophano, die G e m a h l i n O t t o s II. (1878).
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Doch auch Nachkommen ihres Blutes hatte Theophanu, Nachfahren, die auf Jahrhunderte das Schicksal ihrer Völker und Länder, das Schicksal Europas mitbestimmten. Auch dies unterstreicht die große Bedeutung dieser großen Kaiserin und großen Frau. 140
Thietmar von Merseburg Chron. IV, 10 (vor 1018): „Hec (Theophanu), quamvis sexu fragilis, modeste tarnen fiducie et ... egriegie conversacionis fuit regnumque filii sui custodia virili servabat, demulcens in omnibus suos, terrens et superans erectos." Vgl. Karl UHLIRZ, Theophanu (ADB 37 (1894) S. 721): „Vor allem haben wir ihr zu danken, daß sie in schwerer Zeit mit größter Umsicht und Tatkraft die Ordnung im Reiche aufrecht hielt, seine Grenzen durch Kriegszüge und verständige Maßnahmen sicherte und in den politischen Verhandlungen Würde und Festigkeit bewies ... Ihrer Herkunft und Erziehung nach muß sich Theophanu durch hohe Bildung und feine Sitten ausgezeichnet haben ..." Robert HOLTZMANN, Geschichte d. sächs. Kaiserzeit (1943) S. 316: „In schwieriger Lage hat sie das Reich mit Klugheit geleitet und manchen schönen Erfolg davongetragen, wenn sie auch in den kurzen Jahren ihres Regiments nicht alles, was sie angreifen mußte, zu Ende bringen konnte." Mathilde UHLIRZ, Jbb. O III. (1954) S. 139: „Die eingehende Erforschung ihrer Tätigkeit als Vormünderin ihres Sohnes muß zu dem Urteil führen, daß Theophanu eine der bedeutendsten Frauen war, die das Schicksal auf einen Herrscherthron geführt hat." Werner OHNSORGE, Theophanu (in: Ostrom u. d. Westen 1983) S. 202: „... (erscheint) sie (Theophanu) im neuen Lichte einer äußerst zielstrebigen, energischen Regentin ..." Edith ENNEN, Frauen im Mittelalter (2. Aufl. 1985) S. 65: „... bald ... hat Theophanu als Mutter und „coimperatrix" die Leitung übernommen. Sie war dazu hervorragend geeignet und hat ihr Ziel, das Reich und das ottonische Kaisertum ihrem Sohn zu erhalten, mit zäher Willenkraft, mit Scharfblick und Klugheit erreicht." 140
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Exkurs
I: W a r Ida von Schwaben die Großmutter Richezas v o n Polen?
Hans Constantin FAUSSNER hatte 1981 die These aufgestellt, 1 daß die polnische Königin Richeza 2 nicht die Tochter des Pfalzgrafen Ezzo (Ehrenfried) und der Kaisertochter Mathilde sei,3 sondern eine Enkelin Idas von Schwaben aus deren, von ihm unterstellter, zweiter Ehe mit dem hochadeligen Grafen „Kuno von Öhningen", der vielleicht Herzog K o n rad von Schwaben war. 4 In einem größeren Aufsatz hat Eduard HLAWITSCHKA, die „kühne" These Faußners 1984 5 (und 1988) 6 eingehend besprochen und widerlegt, so daß ihr im Grunde der Boden entzogen ist. 7 Auch der in Heidelberg lehrende Frankfurter Rechtshistoriker A r m i n WOLF hatte schon 1980® vorgetragen, daß die Gemahlin Konrads (Cunos) eine Tochter Herzog Liudolfs und der Ida von Schwaben gewesen sei. A u c h diese These hat, wie wiederum HLAWITSCHKA nachwies, 9 keinen Bestand. Da in meinem Hauptaufsatz über die leiblichen Nachkommen der Kaiserin Theophanu auch v o n Königin Richeza als Stammutter der späteren Piasten und Arpaden sowie eines Rurikidenzweiges die Rede ist, 10 sei nochmals auf die, freilich schon von H L A W I T S C H K A 1 1 ausführlich behandelte, zentrale Frage der Wiederverheiratung Idas von Schwaben eingegangen.
1 H. C. F., Kuno von Öhningen und seine Sippe in ottonisch-salischer Zeit (DA 37 (1981) S. 20-139, bes. S. 103 ff.) 2 Seit 1025; 11063. 3 actus fund. Brunswil. mon. c. 7, 10, 24, 28, 32, 33, 34 (MGh SS XIV, 129, 32; 130, 24; 137, 15 ff.; 139, 7 ff.; 140, 4 ff. 4 Vgl. unten Anm. 8. 5 E. H., Königin Richeza von Polen - Enkelin Herzog Konrads von Schwaben, nicht Kaiser Ottos III.? (in: Institutionen, Kultur u. Gesellschaft im MA. FS f. J. FLECKENSTEIN (1984) S. 221-244) (vgl. auch Abdr. in E: H., Stirps Regia, Forsch, z. Königtum u. Führungsschichten im früheren MA - ausgew. Aufs. - Festgabe z. 60. Gebtg. E. Hs. (1988) S. 471494). Vgl. auch: A. MÜLLER (ZWLG 40 (1981), S. 252/53), H. DOBBERTIN (Braunschweig. Jb. 62 (1981) S. 161), P. HILSCH (ZWLG 42 (1983) S. 60 m. Anm. 24). 6 Wiederabdruck she. vor. Anm. 7 H L A W I T S C H K A , 1. c. S. 240 (490): „Somit darf man nach Zurückweisung der von Faußner entwickelten Auffassung getrost bei der bisher üblichen Sicht um den Pfalzgrafen Ezzo, seine Gemahlin Mathilde und ihre 10 Kinder bleiben." 8 A. W., Wer war Kuno ,von Öhningen'? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (f 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. (DA 36 (1980) S. 25-83). 9 E. H., Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag (ZGO 128 (1980) S. 1-49). 10 She. in diesem Band S. 184. 11 L. c. S. 231 (481) ff.
Könige und Kaiser als leibliche Nachkommenschaft
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947 hatte der etwa 17jährige12 Thronfolger 13 Liudolf, 13 * der „primogenitus" Ottos I., und seiner ersten Gemahlin Eadgith (f 946), Ida, die Tochter des Konradiners Hermann I., Herzog von Schwaben seit 926,14 und der Reginlindis, Witwe des Herzogs Burchard II. von Schwaben und Tochter der Karolingerin Gisela, Urenkelin Kaiser Ludwigs d. Frommen und Großmutter der späteren Kaiserin Adelheid, geheiratet.15 Bald nach der Eheschließung starb am 10. Dezember 949 Idas Vater Herzog Hermann und hinterließ seinem Schwiegersohn Herzogtum und Besitz.16 Im Diplom Ottos I. Nr. 99 vom 7. April 948 ist Ida zugleich mit ihrem Vater Hermann („comes") Intervenientin und wird als „dilecta filia nostra Ita" bezeichnet,17 und Hrotsvit von Gandersheim berichtet,18 daß Otto I. gewünscht habe, Sohn und Schwiegertochter stets an seiner Seite zu haben, letztere wie eine Königin geehrt zu sehen.19 Noch einmal erscheint Ida in einem Diplom Ottos I.20 als „eiusque (Liudolfi) nobilisma coniux, Ita videlicet nomine". Liudolf und Ida hatten zwei Kinder,21 die 949 geborene Mathilde (später Äbtissin von Essen, f 1011) und den nach der Unterwerfung des Vaters (wohl Ende) 954 geborenen Otto (später 973 Herzog von Schwaben und 976 auch von Bayern, f am 31. 10./1. 11. 982). 953/54 hatte sich Liudolf gegen den Vater erhoben und mußte sich Mitte Dezember 954 in Arnstadt unterwerfen. Liudolf verlor Herzogtum und Lehen, behielt aber
12 13 13a
Geb. 930 (Widukind v. Corvey I, 37 [S. 54]). Vgl. Widukind II, 1 (S. 104). V g l . K . SCHNITH (in N D B X I V ( 1 9 8 5 ) S. 7 1 7 / 1 8 ) .
K. BLASCHKE (in: Lex. d. MAs Bd. IV (1989) Sp. 2161); O. G. OEXLE (in: N D B VIII (1969) S. 641). 15 Vgl. Cont. Reginon. ad 947 (MGh SSrerGerm ree. F. Kunze 1890, S. 163): „Liudolfus filius regis tali, ut decuerat, apparatu Idam filiam Herimanni ducis sibi coniugem copulavit"; Widukindi monach. Corb. rer. gest. Sax. libi III, III, 6 (MGh SSrerGerm ree. LOHMANNHLRSCH 1935), S. 108): „Videns autem rex filium suum Liudolfum virum factum dedit ei coniugem divitiis ac nobilate claram, ducis Herimanni filiam nomine Idam. vgl. auch Liutprandi Cremon. ep. Antapod. V, 1 (MGh SSrerGerm. ed. J. BECKER 1915, S. 139). " Widukind III, 6 (1. c. S. 108). 17 D O I . N r . 99 (DD 1,182, 11 f.). 18 Hrotsvitae Gandersh. Gesta Odd. v. 461 ff. (Hrotsvitae opera omnia - MGh SSrer14
G e r m . ed. P . v. WINTERFELD 1902, S. 217):
„Illam nec habitae locis voluit segragatis Rex idem, nati digne succensus amore, Sed ceu reginam regnum transire per amplum, Q u o sic dilectus sentire filius eius Dulcia gratiolae Semper munuscula magnae, Ipsi cum sponsa regni sociatus in aula." "
V g l . a u c h : R . K ö P K E - E . DÜMMLER, J b b . O t t o s I. (1876 N d r . 1962) S. 159.
D O I. Nr. 116 (Dahlum, 950 Jan. 1 f. Reichenau) (DD I. 198, 29 f.) 21 Cont. Regin. ad 949 (1. c. S. 164): „Eodem anno Liudolfo filio regis Mathildis filia nascitur"; ibid. ad 954 (1. c. S. 168): „Liudolfo filius Otto nascitur", 20
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die Eigengüter u n d w u r d e ö f f e n t l i c h u n d feierlich begnadigt, 2 2 w a s m. E. bisher z u w e n i g Beachtung hinsichtlich der rechtserheblichen Folgen gef u n d e n hat. N a c h d e m T o d seines W i d e r s a c h e r s Heinrich v o n B a y e r n , O t tos I. jüngerem Bruder, am 1. N o v e m b e r 9 5 5 , w u r d e L i u d o l f v o n O t t o I. i m H e r b s t 9 5 6 nach Italien geschickt, 2 3 w o h l nicht o h n e Z u t u n v o n O t t o s jüngstem Bruder, Erzbischof B r u n v o n K ö l n . 2 4 Z w i s c h e n 9 5 0 u n d 9 5 8 erfahren w i r nichts ü b e r L i u d o l f s G e m a h l i n Ida. A m 6. S e p t e m b e r 957 2 5 starb Liudolf u n d w u r d e nach U b e r f ü h r u n g in St. A l b a n bei M a i n z , w o s c h o n 953 seine S c h w e s t e r Liutgard ihre G r a b lege gefunden hatte, beigesetzt. 2 6 A u c h der S t i e f b r u d e r , Erzbischof W i l helm, fand d o r t später seine letzte Ruhe. A l s O t t o I. i m A p r i l 9 5 8 die G r ä b e r seiner beiden K i n d e r L i u d o l f u n d Liutgard zu St. A l b a n in M a i n z besuchte, 2 7 schenkte er als Seelgift 2 8 der bischöflichen K i r c h e in C h u r 2 9 die halbe Stadt mit Z u b e h ö r u n d G e r e c h t s a m e n s o w i e d e m K l o s t e r St. A l b a n bei M a i n z 3 0 sein Eigengut z u O b e r n e i sen. F ü r letztere U r k u n d e ist Ida, L i u d o l f s W i t w e , Intervenientin: „per peticionem dilecte et venerabilis matrone Ide, vidue filii nostri p r e n o m i nati..."31 Mathilde, die 9 4 9 geborene Tochter, w u r d e spätestens 9 6 6 , vielleicht schon 9 6 1 , Ä b t i s s i n v o n Essen, 3 2 O t t o , d e r 9 5 4 geborene S o h n , ist am 22 Widukind III, 41 (1. c. S. 122). „filius ac gener in gratiam suscepti"; Cont. Regin. ad 954 (1. c. S. 168): „Ea tempestate Liudolfus in gratiam regis revocatus..." 23 Cont. Reginon. ad 956 (1. c. S. 169): „Eodem anno Liudolfus in Italiam ad deprimendam Berangarii tirannidem dirigitur..."; Widukind II, 57 (1. c. S. 135) berichtet etwas schief; Hrotsvit, gesta Odd. v. 1141 (1. c. S. 225): „quo regalem patris hinc augeret honorem...". 24 Vgl. D O I. Nr. 183 u. 184 (Magdeburg, 956 Aug. 13 und Quedlinburg, 956 Aug. 24) (she. KOPKE-DÜMMLER, 1. c. S. 285 u. Anm. 1); vgl. auch: Ruotgeri Vita Brunonis archiep. Colon, c. 36 (MGh SSrerGerm. ed. I. O r r (Schmale-Ott) (1951 Ndr. 1958) S. 37: „... (Brun) Liudolfum, prolem regiam, nepotem suum, convenit ... statum pristinum, si, que sua erant, accuratius vellet adtendere, repromisit... Factum est in brevi instinctu huius consiliarii (Ottos = Brun), ut filio suo, qui perierat et inventus est, imperator totam Italiam delegaret, et quod maius fuit, paternam firmissime pietatem impenderet."); vgl. auch G . W Ö L F Nochmals zur Frage nach dem rex Francorum et Langobardorum und dem regnum Italiae 951 - Exkurs (AfD 61 (1989)) S. 228-295. 25 Vgl. KÖPKE-DÜMMLER, 1. c. S. 289; Cont. Reginon. ad "957 (1. c. S. 169): „Liudolfus in Italia obiit, cuius corpus inde translatum a venerabili archiepiscopo Williheimo fratre eius Mogontiae apud sanctum Albanum honorifice sepultum est." 26 27
V g l . KÖPKE-DÜMMLER, 1. c . S . 2 9 0 u . A n m . 1. V g l . KÖPKE-DÜMMLER, 1. c . S . 2 9 1 .
28 DDI, 273, 14: „pro remedio animae filii nostri Liutolfi" bzw. 274, 5 f.: „pro remedio anime dilecti filii nostri Liudulffi", 29 D O I. Nr. 191 (Fritzlar 958 Jan. 16) (DDI 272/73). 30 D O I. Nr. 192 (Mainz 958 April 4) (DD I, 273/74). 31 DD 1,274, 6 f. 32 Zu 966: LACOMBLET, Niederrhein. UB 1/65 = D O I. Nr. 325 (Duisburg 966 März 1): „... curtem ... quam olim ob petitionem filii nostri Liutolfi filiae suae Mahthildi in proprium concessimus:" Zu 961: Mathilde erreicht das kanonische Alter von 12 Jahren; die Einsetzung m. E. in Zusammenhang mit der Königskrönung Ottos II. am 26. Mai 961. Dazu würde auch das „olim" von 966 passen.
K ö n i g e und Kaiser als leibliche N a c h k o m m e n s c h a f t
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23. Juli 973 erstmals in Aachen am Hof des jungen Kaisers Otto II., seines Stiefonkels, nachweisbar.33 In diesem Diplom vom 23. Juli 973 für das Kloster Essen sind Liudolfs und Idas beide Kinder, Mathilde und Otto, Intervenienten.34 Mitte November 973 setzt Kaiser Otto II. seinen Stiefneffen als Herzog in Schwaben ein,35 Mitte Juli 976 auch zum Herzog in Bayern. 36 Das Verhältnis Kaiser Ottos II. und seiner Gemahlin, der Kaiserin Theophanu, zu dem Stiefneffen Otto ist ein sehr herzliches.37 Ob freilich beide Otto, Onkel und Stiefneffe, am Hof Ottos I. zusammen erzogen wurden, ist völlig ungesichert.38 Aber nach 973 gehört Herzog Otto zu des Kaisers nächsten Vertrauten, führt in der Schlacht von Cotrone im Juli 982 zusammen mit dem Kaiser den Heerbann, überlebt, erkrankt aber und stirbt am 31. Oktober (oder 1. November) 982 in Italien und wird bald darauf in Aschaffenburg beigesetzt.39 Wie gesagt: von der Witwe Liudolfs, Ida, hören wir zwischen 958 und 986 nur einmal, eben bei der Beisetzung Ottos 982. 958 aber, in dem erwähnten Diplom Ottos I. für St. Alban Nr. 192 wird Ida als „venerabilis matrona" und als „vidua filii nostri" bezeichnet. Bei der Beisetzung ihres Sohnes Otto in Aschaffenburg, wohl Ende 982, war Ida von Schwaben mit ihrer Tochter Äbtissin Mathilde anwesend ausweislich der Notae Aschaffenburgenses39*: „... hucusque (Aschaffenburg) est delatus (Otto), etiam a Willigiso Mogontino metropolitano, (dom)na Ida matre ac sorore sua Machthildae abbatissa veneranda presentibus sepulture commendatur." Zusammen mit der anderen Erwähnung Ottos und Mathildes in den Notae, ganz abgesehen von der Stifterinschrift des Essener Otto-Mathildenkreuzes 39b : „... ut memoria Ottonis ducis sororisque eius domne Mathilde perpetualiter maneat..." 39c legt dies mindestens nahe, daß Liudolf und Ida nur die beiden Kinder Mathilde
33 D O II. Nr. 49 (DD II, 58 f.); RI 627; (Aachen 973 Juli 23 f. d. Kloster Essen, wo Ottos Schwester Äbtissin war.). 34 DD II, 58, 40 u. 59, 3: „venerabilis abbatissa Mahthildis Asnidensis monasterii" und „nepotis nostri et aequivoci Ottonis". 35 RI 643 a. 36 RI 717 b. 37 Wofür die Bezeichnung „frater" in den DD O II. Nr. 163 (vor Passau 977 Sept. 8), 192 (Brumpt 979 Juni 10), 237 (Pavia 980 Dez. 5), 245 (Rom 981 März 30) und 279 (Salerno 982 Aug. 18) spricht. Sonst überwiegt die Bezeichnung „nepos" oder „fratuelis" meist mit „carus", „dilectus" o. ä. 38 Vgl. Ekkehardi Casus S. Galli c. 16 (MGh SS II, 138, 34 f.); vgl. KÖPK.E-DÜMMLER, 1. c. S. 290 u. Anm. 2. 39 RI 884 a; Gerhardi Vita Oudalrici c. 28 (MGh SS IV; 419). 3 9 i Notae Aschaffenburgenses II (MGh SS X X X / 2 , 758, 4 ff.). 39 b Zwischen 973 und 980 wegen der Titulatur „Otto dux". Stiftertäfelchen: links: MATHILD ABBA; rechts: OTTO D U X . Vgl. KÜPPERS-MIKAT, Der Essener Domschatz (1966)
S. 3 0 - 3 4 u . A b b . 5 - 7 . 39 c
MGh SS X X X / 2 , 757, 33 ff.
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Gunther Wolf
und Otto hatten, und daß auch noch 982 Ida nicht wieder verheiratet war, zumal Willigis gerade zu 982 wie 990 als „Tutor" der „Liudolf-Hinterbliebenen" auftritt. 958, in dem Seelgift-Diplom für seinen Sohn an St. Alban, wird Ida als „venerabilis matrona" und als „vidua" bezeichnet.40 In den Annales Quedlinburgenses ad 98641 bei der Nachricht ihres Todes wird Ida „regalis domina, contectalis Liudolfi " genannt. Ida muß verschiedentlich, wohl zwischen 957 und 986 - Schenkungen gemacht haben, die Erwähnung finden: 1. den thüringischen Ort Rödlitz a. d. Rödlitz an Merseburg (Thietmar VII, 70 (1. c. S. 484/85), dort wird sie bezeichnet als „matrona venerabilis Ida nurus primi Ottonis" 2. für Kloster Hilwartshausen (DO III. Nr. 59. Heiligenstadt, 990 Jan. 2042; dort wird sie bezeichnet als „Ida matrona" 3. für Kloster Hilwartshausen (D O III. Nr. 60 - Heiligenstadt, 990 Jan. 20); dort wied sie bezeichnet als „domna venerabilis Ita" Hinzu kommen die Einsiedler Nekrolognotizen:43 „D. Ita dedit Sierenza fuit uxor Luitolfi ducis Alemannorum ..." Weiterhin die Einträge des Merseburger Necrologiums44 zum 17. Mai45 „Domna ida ob." Der Eintrag zum 17. Juli46: Liudolf com oE Ida aEEö." bezieht sich dagegen wohl auf die Essener47 Äbtissin Ida (f 971). Verwiesen sei auch noch auf die „Ida"-Einträge im St. Galler Verbrüderungsbuch48 und den „Ida"-Eintrag in den Fuldaer Totenannalen zu 985:49 „Ida ancilla Christi" (zwischen März u. August, daher wohl auf die Äbtissin von Essen zu beziehen). Fassen wir also die Bezeichnungen für Ida von Schwaben, soweit wir sie kennen, nochmals in einer Übersicht zusammen: DD I, 274, 6. MGh SS I, 67, 40. 42 In beiden Diplomen sind die Intervenienten Erzbischof Willigis von Mainz und Idas Tochter, Äbtissin Mathilde von Essen. 43 Vgl. H. KELLER, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben (1964) S. 160; vgl. auch D O III. Nr. 187 (Ffm 995 Dez. 9). 44 MGh Necrol. n. s. II, 17 i 2. 45 Ibid. fol. 2 v. 46 Ibid. fol. 4 r. 47 Vgl. ALTHOFF, Adels- u. Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferungen (MMS Bd. 47 [1984] S. 351 A 44); zu Ida von Schwaben: ebda. S. 138, bes. S. 378 H 13. Zur Quellenlage: G. ALTHOFF, MGh Necrol. 1. c. S. X X I I ff.; die Einträge erfolgten demnach 1016 /18. Eintrag zum 6. September (fol. 5 r): „viii. ID. S. Magni c. Luidulf' dux." 48 MGh Lib. confr. St. Galli et Aug. I, 319, 20; 320, 29; II, 32, 24; 131, 19. 49 Vgl. G. ALTHOFF, Adelsfamilien 1. c. S. 378 H 13; ich vermute aber, daß auch hier die Essener Äbtissin gemeint ist. 40 41
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Anläßlich der Heirat (Wid. III, 6) 947: „divitiis ac nobilitate clara" D O I. Nr. 99-948: „dilecta filia nostra" Nr. 116-950: „nobilisma coniux" Nr. 192-958: „dilecta et venerabilis matrona ... vidua filii" Thietmar VII, 70: „ matrona venerabilis Ida, nurus primi Otto•
Ann. Quedl. ad 986: Notae Aschaff. ad 982: D O III. Nr. 59-990: Nr. 60-990: Necrol. Merseb.: Necrol. Einsiedl.:
«
ms „Ida regalis domina, contectalis Liudolfi" „domna Ida" „matrona Ida" „domna venerabilis Ida" „Domna ida" „... Ita ... fuit uxor Luitolfi ducis Alamannorum"
Dabei sind für uns hier wichtig die Bezeichnungen 1. dom(i)na, 2. matrona und 3. venerabilis, ganz abgesehen davon, daß sie 958 als „vidua" Loudolfs, 986 als „contectalis" Liudolfs, 1018 als „nurus" Ottos I. sowie als „uxor Luitolfi" (wohl nach 986) bezeichnet wird, was in dieser Häufung bei einer Zweitheirat zumindest unwahrscheinlich anmutet. 1. dom(i)na: (wie schon griech. 86cmoiva): ThLL Bd. V (1909-34) Sp. 1935-1941; DuCANGE, Glossarium mediae et infimae Latinitatis Bd. II (Ndr. 1954) S. 164 Ziff. 4: „Nobilium uxores ... in actis publicis", Ziff. 5: „Sanctimoniales Benedictinae sie appellantur ab anno 970"; SCHMIDSLEUMER, Kirchenlat. W B ( 1 9 2 6 ) S. 284./WIDUKIND I, 31: „domina re-
gina"; ibid. I, 1; II, 1; III, 1: „domina Mahthilda" (A. in Quedlinburg, T. Ottos I.; HROTSVIT, primordia v. 68, 298, 333, 376, 501 f. Oda, Mutter Ottos I. (409: „domna venerabilis Oda"; DlESS., gesta Odd. v. 81: „egregia domna" (f. Eadgith, Gem. Ottos I.) ebenso v. 99, 109, 413: „domna amanda" (f. Eadgith) 597; v. 508, 517, 560, 574, 583 „domna" (f. Ksn. Adelheid); DlESS., Basil. 1 „domna" (f. A. Gerberga II. v. Gandersheim, Nichte Ottos I.), dto. gesta 1 u. primordia 1); THIETMAR II, 5 (f. Ksn. Adelheid), IV, 20 (f. Ä. Gerberga) u. ö. 2. matrona: ThLL Bd. VIII (1936-66) Sp. 483-489: speciatim: ad statum: „religiosa (cf. Interpr. Novell. Mart. 5 „sanetimonialibus viduis diaconissis omnibusque religiosis matronis"; sanctimonialis: (cf. CIL VIII 5664. XII, 2188; vidua dei: (cf. Inscr. christ. Diehl 1735; CIL XIII, 6359; Inscr. Afr. Gsell I, 1815; Inscr. Rev. Phil. 36 (1912) p. 50 n. 2; Inscr. Afr. Gsell I, 1846; CIL VIII, 21288 u. oft. DUCANGE, 1. c. Bd. IV, 310; SCHMID-SLEUMER, 1. c.
S. 507; Isidori etym. (ed. LlNDSAY 1911) IX, 5, 8; IX, 7, 13 (cf. vidua IX 7, 16); cf. D. Pippins d. M. Nr. 4 u. 5 (6) (MGh DD Merov. p. 93, 35 f., 94,
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36): „inlustris matrona mea Plectrudis); HROTSVIT, primord. v. 66 „matrona benigna" (f. Oda) cf. v. 49. u. ö. 3. venerabilis: (Zur Stelle: E. HLAWITSCHKA, Richeza 1. c. S. 232 = Stirps regia-FS S. 482 u. Anm. 60); Du CANGE, 1. c. Bd. VIII, 269: „Titulus honorarius = episcoporum, qui venerabiles vulgo compellantur (Coli. 1. Cart., c. 40, 62; Augustinus ep. 76, 88, 139 etc.); regibus Francorum concessus est aliquando idem titulus cf. Philippus I. ad 1094 in charta (MABILLON, Dipl. p. 589); SCHMID-SLEUMER, 1. c. S. 814; F. NLERMEYER, Mediae latinitatis lexicon minus (Leiden 1976) S. 1071. HROTSVIT, primord. v. 85 („venerabilis Oda"), v. 409 („dona venerabilis Oda"); DLESS., Pafn. VII, 16 („venerabilis abbatissa"). (Diese Aufstellungen erheben in keiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit). Lange vor Armin WOLF (1980) und Hans Constantin FAUSSNER (1981) hatte schon Reinhard WENSKUS (1976)50, anders als J. (DIENEMANN-) DIETRICH (1953)51, obwohl er sich auf sie bezieht, eine Wiederverheiratung Idas postuliert52 und dabei das völlig abwegige Argument eingeführt:53 „die Bezeichnung ,matrona' schließt es geradezu aus, daß die noch junge Ida nach dem Tod ihres Gemahls Liudolf in ein Kloster eingetreten ist." Ganz abgesehen davon, daß Ida nicht unbedingt, wenn sie den Schleier nahm, Nonne zu werden brauchte, was HLAWITSCHKA54 deutlich gemacht hat, widerspricht dem das oben zu „matrona" Aufgeführte. Auch ist der Befund ziemlich eindeutig: Ida wird genannt: matrona (DO III Nr. 59; Thietmar VII, 70) domna (Necrol. Merseb.) regalis domina, contectalis Liudolfi (Ann. Quedl. a. 986; ähnl. Necrol. Einsiedl.) venerabilis matrona;... vidua (D O I Nr. 192) domna venerabilis (D O III. Nr. 60; Thietmar VII, 70)
50 R. W., Sächsischer Stammesadel u. fränkischer Reichsadel (Abh. d. Akad. d. Wiss. Göttingen, Phil.-Hist. Kl. 3. Folge Nr. 93 (1976) S. 144 f.). 51 J. DIETRICH, Die Konradiner im fränkisch-sächsischen Grenzraum von Thüringen u. Hessen (Hess. Jb. f. Landesgesch. 3 (1953) S. 78 f.). Hier nur Identität der Ida von D O III Nr. 59 u. 60 mit Ida von Schwaben. Ebenso schon A. HOFMEISTER, Die älteste Überlieferung von Aschaffenburg (MIÖG 35 (1914) S. 263 f. Anm. 4). 52 L. c. S. 144/45: „Angesichts dieser Sachlage möchte ich die Hypothese wagen... 53 L. c. S. 145. Dazu vgl. oben zu2 „matrona"; vgl. ThLL VIII, 484, 24: „necnon viduis matronae nomen tribuitur" (cf. Tac., Ann. 15, 44, 1; Ovid, Metam. 14, 833; Just. 16, 5, 3; Prud. psych. 66: „de Judith vidua"). Ordinis nobilitas matronarum plerumque ita propria est, ut etiam virgines nobiles matronarum nomine appelentur (cf. Sp. 487, 30)." 54 L. c. S. 231 (481) Anm. 59.
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Zumal wenn W E N S K U S 5 5 anführt, daß Pfalzgraf Bern, den er als 2. Gemahl Idas sieht, bereits am 16. November 95856 mit Ida verheiratet gewesen sei, so ist dies, gerade 7 Monate nach der Intervention zur Seelgift für Liudolf, recht unwahrscheinlich. Auch die Bezeichnungen Idas als „venerabilis matrona/domna" und der alleinige Bezug auf Liudolf in den Quellen verbieten es m. E., von einer Wiederverheiratung Idas auszugehen. Vollends aber schlägt HLAWITSCHKAS Argument57, daß Otto III. nicht (da Herzog Otto 982 verstorben und Mathilde Äbtissin) als „Erbe" hätte 990 verfügen können, wenn es einen zweiten Gemahl Idas gegeben hätte oder eine erbberechtigte Tochter Idas vorhanden gewesen wäre. Die angeführten Belegstellen der Notae Aschaffenburgenses stützen dieses Argument. Ein weiteres zwingendes Argument gegen eine weitere Tochter Liudolfs und Idas scheint mir zu sein, daß 1024 letztendlich nur die beiden Konrade, beide Abkömmlinge der Tochter Ottos I., Liutgard, zur Königs-Wahl standen. Wären legitime Abkömmlinge Liudolfs vorhanden gewesen, so hätte diesen, nach der Rehabilitierung durch Otto I. und vor allem durch Otto II. seit 973, sicher der Vorrang gebührt. Nach alledem müssen wir daher auf die Theorien von Wenskus, Armin Wolf und Faußner künftig verzichten.
Exkurs II: Waren Kaiser Konrad II. und dessen Sohn, Kaiser Heinrich III., Nachkommen Theophanus? Vor 33 Jahren, im Jahre 1957, hatte Mathilde UHLIRZ, die verdienstvolle Erforscherin der Zeit der Kaiserin Theophanu und Kaiser Ottos III., in einer Studie die oben in der Uberschrift zitierte Frage aufgeworfen.1 Soweit ich sehe, hat diese Studie nicht viel Widerhall gefunden, und wenn ich, angesichts der angelaufenen Vorbereitungen zur Feier der 1000. Wiederkehr des Todestages der Theophanu am 15. Juni 1991, auf dieses Thema zurückkomme, so eigentlich nur zu dem Zweck der Feststellung, daß offenbar 1957 die damals 76jährige Mathilde Uhlirz von
L. c. S. 145. D O I. Nr. 197: „in pago Hessi in comitatu qui dicitur Bern." (vgl. auch DD O I. Nr. 395 (970 Apr. 11): „in comitatu Bernonis comitis" und 419 (972?): „Bernonis videlicet comitis palatini". 57 L. c. S. 233 (483) u. An. 69. 1 Z G O 105 (1957) S. 328-333. 55
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Theophanu noch immer so fasziniert war - was leicht verständlich und auch für mich nachvollziehbar ist daß sie sich in genealogischen Spekulationen verlor.2 So versuchte sie 1957 trotz der schlagenden Einwände, die schon 1878 J . MOLTMANN 3 , später 1924 P. E . SCHRAMM 4 und F. DÖLGER 5 1949 und
1950, ganz zu schweigen von anderen, vorgetragen hatten, Theophanu als Tochter eines byzantinischen Kaisers um jeden Preis zu retten. Wir wissen aber heute, daß Theophanu die Nichte des Kaisers Johannes Tsimiskes war, dessen erste Gemahlin Maria die Schwester von Theophanus Vater Konstantinos Skieros war. Theophanus Mutter war Sophia Phokaina, die Nichte des Kaisers Nikephoros II. Phokas. 6 Auf diese Abstammung hatte erstaunlicherweise, mit künstlerischem Instinkt vielleicht, schon 1940/41 A. H. RAUSCH unter dem Dichter-Pseudonym HENRY BENRATH in seinem Roman „Die Kaiserin Theophano" (1940) und in seinen „Vorarbeiten zu dem Roman ,Die Kaiserin Theophano'" mit Nachdruck hingewiesen.7 Dennoch versuchte Mathilde UHLIRZ unter Berufung auf Bonizo von Sutri (1080/90), den Echternacher Mönch Theoderich (1192) und eine Bologneser Chronik des 15. Jahrhunderts Theophanu als Tochter eines byzantinischen Kaisers immer noch zu erweisen.8 Dabei wechselte im Lauf der Jahre die Zuweisung. Doch konnte und kann ihr darin in keiner Weise gefolgt werden, wie heute einhellige Meinung sein dürfte. Dasselbe gilt auch für ihre, zumindest als Möglichkeit erwogene, Abstammung Konrads II. von Otto III. und Adelheid von Metz, aus einer Verbindung, für die sie im obengenannten Aufsatz die Jahre 995-97 und 998/99 in Erwägung zieht.9 So vorsichtig Mathilde UHLIRZ diese Möglichkeit auch formuliert, so kann ihr auch hier nicht einmal in der Hypothese gefolgt werden. Ginge man von dieser Hypothese, die sich auf eine Andeutung Adams von Bremen10 und Hugos von Flavigny11, jenes sattsam bekannten Fabu2 3 4 5 6
D A 13 (1957) S. 369-393. J . MOLTMANN, T h e o p h a n o , die Gemahlin Kaiser O t t o s II. (Phil. D i s s . G ö t t i n g e n 1878). H Z 129 (1924) S. 428 ff. H J b 62, 9 (1949) S. 646-58; B y z . Zs. 43 (1950) S. 388 ff. Vgl. G . WOLF, N o c h m a l s zur Frage: Wer war T h e o p h a n o ? ( B y z . Zs. 81 (1988) S. 2 7 2 -
283). 7 D V A 1940 u n d V A 1941, bes. S: 13 ff. A u f Benrath verweist Mathilde U h l i r z ja selbst! E b e n s o A. HOFMEISTER, Studien zu T h e o p h a n o ( F S Stengel 1952, S. 225 A n m . 1), zu unserer Frage vor allem S. 2 5 7 - 2 2 6 2 . 8 D a z u ausführlich WOLF (she. A n m . 6) S. 272 ff. 9 Z G O 1. c. S. 332. 10 Vita Adalberti 3, c. 31 (S. 174), eine Stelle, die andere (m. E . zutreffend), wie E : STEINDORFF, J b b . Heinrichs III., B d . 2 (1881 N d r . 1969) S. 2 0 7 aber auf A d a l b e r t von B r e m e n beziehen. 11 M G h SS VIII, 280 ff. A n m . 13 u. 287 (geb. u m 1065 bei Verdun).
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lierkünstlers, stützt, aus, so müßte, angesichts der dann zu unterstellenden Geburt zweier Kinder, die „Beziehung" Ottos III., von der in den zeitgenössischen Quellen nicht das Geringste bezeugt ist, zumindest 1-2 Jahre gedauert haben. Es ist aber kaum glaublich, daß dann davon nirgendwo auch nur mit einem Wort die Rede ist. Weiterhin: der Name der nach Hugo gemutmaßten Tochter soll „Chrothildis" gewesen sein - ein typisch merovingischer Name und mit großer Wahrscheinlichkeit „entlehnt" von der Gemahlin König Chlodwigs I. und Stammutter der Merovinger, der Hl. Chrodechilde ( f 544) - , die im Necrologium auftaucht,12 mehr als unwahrscheinlich für eine, wenn auch außereheliche, Tochter Ottos III., wenn wir die sehr strikte und nachgewiesene Namengebung bei den Liudolfingern, Ottonen und den Ezzonen betrachten. 13 Nach der Darstellung Hugos von Flavigny wäre er selbst der „Urenkel" Ottos III., dessen „Tochter" Chrothildis die Mutter von Hugos Mutter Dada14 gewesen wäre, Kaiser Konrad II., „Sohn" Ottos III., also der „Großonkel" Hugos. Nun heiratete aber Adelheid von Metz nach dem 28. März (990) 15 einen sonst nicht bekannten fränkischen Adeligen nach dem Tod Heinrichs von Kärnten, ihres ersten (nachgewiesenen) Gemahls." Wenn wir da sinnvollerweise in etwa Harry B R E S S L A U 1 7 folgen, so wurde die Ehe Konrads des Roten mit Ottos I. Tochter Liutgard 947 bzw. 949 geschlossen, so daß der Sohn beider, Otto (von Kärnten), frühestens 948 bzw. 950 geboren sein kann. Die Geburt des Sohnes Heinrich dieses Otto von Kärnten kann also kaum vor 963 bzw. 965 erfolgt sein, eher etwas später - die Geburt Kaiser Konrads in dieser Descendenz aber frühestens etwa 980. Das paßt schon nicht zusammen. Konrad II. heiratete 1015/16 die schwäbische Herzogstochter und Herzogswitwe Gisela. Für sie, deren Geburtsdatum jetzt wohl allgemein für 990 angenommen wird,18 war es die dritte Ehe. Ist aber Gisela um 990 geboren, so ist davon auszugehen, daß auch Konrad II. zumindest gleichaltrig war, d. h. nicht nach 990 geboren. 12 M G h SS V I I I , 287 ad 4. non. Dec.: „Chrothildis Ottonis III. filia, Conradi imperatoris soror, avia mea obiit." 13 Vgl. G . WOLF, Könige und Kaiser als leibliche Nachkommenschaft der Kaiserin T h e o phanu; vgl. auch das D K II. N r . 204 („Judith" als Tochter Adelheids von Metz). 14 M G h SS V I I I , 287 ad 16. Kai. Novbr.: „Dada de monte Walcherii, mater mea, obiit, Crothildis filia." 15 BöHMER-APPELT, R I I I I , 1 c (S. 5). 16 Ibid. b (S. 5); vgl. Necrol. Weissenb. (BÖHMER, Fontes Rer. Germ. I V , 311 ad Kai. aprilis: „Heinricus pater imperatoris Cuonradi"; Heinrich von Kärnten letztmals erwähnt 989 Sept. 28 ( M G h SS X X I , 398); C o d . Lauresham. ed. K. GLÖCKNER I (1929) 366. 17 H . BRESSLAU, J b b . Konrads II. (1879 Ndr. 1967) Bd. 1, S. 4 Anm. 3. 18 R I e (1. c. S. 6) mit älterer Literatur (vor 1950); T . STRUVE (in: Lex. d. M A s I V (1988) Sp. 1465) Vgl. RIEKENBERG, ( D A 9 (1952) S: 537/38); E . HLAWITSCHKA ( H J b 97/98 (1978) S. 4 3 9 - 4 5 ) ; N . BISCHOF ( M I Ö G S. 58 (1950) S. 2 8 5 - 3 0 9 ) .
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Wäre aber Konrad II. ein „Sohn" Ottos III., der 980 geboren war, so wäre seine Geburt eben kaum, wenn man Mathilde UHLIRZ' Hypothese folgte, vor 996 anzusetzen bzw. eher noch später. Schon von dieser Unvereinbarkeit her ist für Konrad II. (geb. ca. 990) die Vaterschaft Ottos III. (geb. 980) auszuschließen. Aber auch bei den Thronanwärtern nach dem Tod Ottos III. im Januar 1002 erscheinen nur Heinrich von Bayern, Ekkehard von Meißen und Hermann von Schwaben,19 alle drei aber ohne unmittelbare nahe Verwandtschaft zum verstorbenen Kaiser, am nächsten noch der dann ja auch zum Zuge gekommene Heinrich II. Otto III. mag wohl sterbend seinerseits an Pfalzgraf Ezzo, den Gemahl seiner Schwester Mathilde, zumindest zunächst einmal als Sachwalter gedacht haben, zusammen mit Erzbischof Heribert von Köln, wofür auch die heimliche Gewahrsamsnahme der Hl. Lanze durch Heribert spricht. Da es Ekkehard von Meißen an einer Wahlvoraussetzung wohl mangelte,20 Hermann von Schwaben „nur" mit der Nichte (Gerberga) der Kaisern Adelheid (f 999) vermählt war, Heinrich von Bayern aber Liudolfinger im Mannesstamm, wenn auch aus der Seitenlinie, schlugen sich auch die Schwestern Ottos III., die angesehenen Äbtissinen Adelheid und Sophia, auf seine Seite21, und Heinrichs Erbrecht wurde allgemein anerkannt.22 Auch in dem anfänglichen Streit zwischen Heinrich II. und Ezzo, dem Gemahl der dritten (jüngsten) Schwester Ottos III., Mathilde, ging es nicht um die Krone, sondern um das von Otto III. seiner Schwester anläßlich ihrer Hochzeit (993?) geschenkte Allodialgut, das Heinrich II. für das Reich beanspruchte.23 Es ist also sicher davon auszugehen, daß, wenn ein 2-6j ähriger direkter männlicher Nachkomme, wenn auch ein solcher linker Hand, Ottos III. 1002 vorhanden gewesen wäre, dieser zumindest von einem Prätendenten „benutzt" worden wäre, etwa in der Weise, wie das ja 983/84 Heinrich der „Zänker" mit dem knapp 4jährigen Otto III. zunächst getan hatte.24 Davon kann aber nach den Quellen im Gegensatz zu 983/84 im Jahre 1002 keine Rede sein. 19 Thietmari Merseb. ep. Chronicon EV, 31.32; V, 2 (MGh SS rer.Germ. rec. R. Holtzmann 1935 S. 169, 171, 222). 20 Es mangelte Ekkehard am Erbrecht; vgl. Thietmar 1. c. IV, 52: „Num currui tuo quartana deesse rotam non sentis?" Dies trotz E. H L A W I T S C H K A (Löwe F S 1 9 7 8 , S . 2 8 1 - 3 1 1 ) . 21 Thietmar 1. c. V, 3. 22 Ibid. V, 2: „Heinricum Chrisi adiutorio et jure hereditario regnaturum." Anstelle der gesamten, m. E. ziemlich gewagten „Kuno von Ohningen-Diskussion" (u. a. A. WOLF in DA 36 (1980) S. 74: „Unterstellen wir einmal ... unterstellen wir weiter ..." und H: C. F A U S S N E R , DA 37 (1981)) sei zum gesamten Fragenkomplex hingewiesen auf die Zusammenfassung E. Hlawitschkas, Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten und Völkergemeinschaft 840-1046 (1986) S. 146 ff., wo auch die gesamte einschlägige Literatur angegeben und verarbeitet ist. 23 Vgl. R. G E R S T N E R , Geschichte d. rheinischen u. lothringischen Pfalzgrafschaft (Rhein. Archiv 40 (1941) S. 20 ff.) 24 Thietmar, 1. c. IV, 1 als „patronus legalis".
K ö n i g e und Kaiser als leibliche N a c h k o m m e n s c h a f t
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Keine einzige Quelle außer dem ohnehin falsch interpretierten25 Adam von Bremen zum Jahre 1049 (?)26 und außer eben dem seine eigene illustre Herkunft darstellenden Hugo von Flavigny, der sich etwa 1109 (sie!) brüstete, von Otto III. und Theophanu abzustammen, hat auch nur den geringsten Hinweis darauf, daß Otto III. legitime oder illegitime Kinder hatte, geschweige denn, daß eines dieser Kinder Konrad II. gewesen sei. So spricht denn alles gegen die Möglichkeit,27 daß Konrad II. und sein Sohn Heinrich III. Nachkommen Theophanus und Ottos III. gewesen sind, was eben noch 1957 Mathilde UHLIRZ als Möglichkeit nicht ausschließen wollte.28 Diese Möglichkeit gibt es schlicht nicht.
25 Richtig m. E. auch einmal: W. OHNSORGE, Das Zweikaiserproblem im früheren Mittelalter (1947) S. 76 f. oder, auf Adalbert bezogen: E: STEINDORFF, Jbb. Heinrichs III. (1881 Ndr. 1969) Bd. 2, S. 207. 26 Vgl. DÖLGER, Regesten der Kaiserurkunden des Oströmischen Reiches II (1925) Nr.
897; M . UHLIRZ, Z G O 1. c. S. 3 3 2 . 1 7 S o a u c h HOFMEISTER. 1. c. S. 2 6 2 . 28 So Z G O 1. c. S. 332.
Z O E O D E R T H E O D O R A - D I E B R A U T KAISER O T T O S III.? (1001/1002) von Gunther Wolf
Schon 19241 und wieder 1969 hat P. E. S C H R A M M , der große Mediävist, den Forschungsstand zutreffend zusammengefaßt: „Man ersah als Braut eine Tochter des byzantinischen Kaisers aus, deren Vorname uns nicht überliefert ist. Doch kann nur über die Töchter Konstantins VIII., Zoe und Theodora - die dritte ist in ein Kloster gegangen - verhandelt worden sein. Erst die späteren Verhandlungen werden dann zu der Entscheidung für eine der beiden geführt haben, wobei uns die Chronisten nicht verraten, ob es sich um die ältere oder die jüngere gehandelt hat." („Anm. 67: Ann. Quedl. zu 997 - MGh SS 111,74 - : ,ob Graeci imperatoris filiam sibi matrimonio adquirendam'.) Der Makedonenkaiser Romanos II. (959-63) hatte mit der früheren Wirtstochter Anastaso, der Kaiserin Theophano d. Ä. (die in 2. Ehe 963 Kaiser Nikephoros Phokas heiratete), soweit wir wissen, zwei Söhne und eine Tochter. 1 " Die beiden Söhne waren der 958 geborene Basileios II. (976-1025) und der 960 geborene Konstantinos VIII. (-1025 Mitkaiser; 1025-28), die Tochter Anna, die spätere Gemahlin Vladimirs I. von Kiev. Basileios hatte keine Kinder, Konstantinos mit seiner Gemahlin Helena 3 Töchter: 2 Eudokia, die, wohl um 976/77 geboren, schon als Kind durch Krankheit entstellt,3 früh ins Kloster gegangen war. Sie war ruhig, sanft und von bescheidener Schönheit. Sie kommt als Braut Ottos III., die Mitte Februar 1002 in Bari landete,4 nicht in Betracht. Es bleiben also die Schwestern Zoe und Theodora, da der Name nicht überliefert ist, sondern nur „regis filia".5 ' Kaiser, Papst und Basileus i. d. Zeit der Ottonen (HZ 129 (1924) S. 448); berichtigter Ndr. in: Kaiser, Könige, Päpste (Ges. Aufs. z. Gesch. d. MAs Bd. III/1969, S. 218 ff.). '* Bisweilen wird auch noch eine weitere Tochter vermutet. 2 Michael Psellos, XPOVoypCMpia (Chronographia) (ed. E. RiNAULD, 2. Aufl. 1967, 2 Bde. griech. u. französ.) 11,4. 5 Ibid. 11,5. 4 RI 1450/IVe; Eudokia kann daher auch für unsere Untersuchung außer Acht gelassen werden. Uber ihr späteres Schicksal ist nichts bekannt. Wir wissen nur aus Michael Psellos V,34, daß Eudokia wohl vor 1041/42 gestorben sein muß. 5 „... regis (sie!) filia cum Omnibus suis ad patriam domum remeans" (Landulfi Hist. Mediol. 11,18 - MGh SS VIII.56).
Zoe oder Theodora - die Braut Kaiser Ottos III.?
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Zoe, die ältere der beiden und zweite nach Eudokia, war 978 geboren,6 also 2 Jahre älter als Otto III.; die jüngste, Theodora, war 989 geboren,7 also 9 Jahre jünger als Otto III. Zur Zeit der ersten Gesandtschaft, d. h. der ersten Brautwerbung Ottos 995 war Zoe 17, Theodora 6 Jahre alt, zur Zeit der zweiten Werbung bzw. der Ankunft in Bari 1001 bzw. 1002 war Zoe etwa 23, Theodora etwa 12. Bisweilen wird in der Sekundärliteratur Zoe, die ältere, als Braut Ottos III. genannt/3 Da, wie gesagt, die zeitgenössischen Quellen den Namen nicht nennen, muß versucht werden, Argumente abzuwägen, ob wahrscheinlich Zoe oder Theodora als Braut Ottos III. 1001/1002 vorgesehen war, ggf. auch von Konrad II. 1028 für seinen Sohn Heinrich III. Zunächst gilt für beide Prinzessinnen, daß sie, obwohl nur Töchter des Mitkaisers (-1025) Konstantinos VIII., „im Palast" (fori xoiq ßamteioit;) 8 ihrem kaiserlichen Rang gemäß erzogen wurden.9 Da die Mutter Helena wohl recht früh (vielleicht schon 989?) starb,10 standen sie in der Obhut des Vaters, obwohl sie auch der Hauptkaiser, ihr Onkel Basileios II., sehr liebte,11 aber wenig Zeit für sie fand. Beide Mädchen, mit einem Altersunterschied von 11 Jahren, müssen auch von Aussehen und Wesen recht verschieden gewesen sein. Beide kennen wir recht gut durch die ausgezeichneten Beschreibungen und Charakterisierungen des bedeutenden Gelehrten und Staatsmannes Konstantinos Psellos (1018-78; 1054 als Mönch Michael Psellos)12, der beide als Kaiserinnen persönlich gekannt hat.13 Wie kaum über andere Frauen des früheren Mittelalters haben wir ausführliche Angaben für diese beiden, deren eine sicher die für Otto III. vorgesehene Braut war. Freilich sind wir fast ausschließlich auf Michael Psellos als Gewährsmann angewiesen, der, kaiserlicher Sekretär durch Michael V. (1042) und von Konstantinos IX. 1042 zum Privatsekretär ernannt, die Intima des Kaiserpalastes jener Zeit wohl kannte, freilich nicht ganz ohne eigene Eitelkeit und nicht ganz sine ira et studio beschreibt. Michael Psellos Psellos 1. c. VI, 160: gest. 1 0 5 0 im Alter v o n 72 J a h r e n . Psellos, 1. c. ( T h e o d o r a ) 11,21; gest. a m 3 1 . 8 . 1 0 5 6 mit 6 7 Jahren. 7* Vgl. W . OHNSORGE, A n e r k e n n u n g des Kaisertums O t t o s I. d u r c h B y z a n z ( B y z . Zs. 5 4 ( 1 9 6 1 ) S. 51). Anders: H . BRESSLAU, J b b . K . II. ( 1 8 7 9 N d r . 1 9 6 7 ) I, S. 2 3 4 ff.; allerdings o h n e nähere Begründung. 6
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8 Psellos 1. c. 11,4; das erinnert sehr an den W o r t l a u t der Vita Mathildis antiquior v o n 9 7 5 über T h e o p h a n u d. J., Gemahlin Kaiser O t t o s II. ( M G h SS X , 581, 4 4 : „augusti de palatio"). 9 Psellos, 11,4. 10 Ibid. 11 Ibid. 12 Vgl. G g . OSTROGORSKY, Gesch. d. B y z a n t . Staates (2. Aufl. 1 9 5 2 , S. 2 3 3 ) u. H . HUNGER, Die hochsprachl. profane Literatur d. B y z a n t i n e r (Bd. 1 / 1 9 7 8 , S. 3 7 2 - 3 8 2 ) . 13 Michael Psellos w a r seit 1043 Privatsekretär Kaiser Konstantins I X . ; er berichtet über Z o e und T h e o d o r a teilweise als A u g e n z e u g e (vgl. HUNGER, 1. c. S. 3 7 3 ) .
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gegenüber treten die weiteren Quellen: Michael Attaleiates (ca. 1028-80) mit seiner Historia, Johannes Skylitzes (ca. 1045-1125) und Georgios Kedrenos (Wende 11./12. Jh.) zurück. So ist, bei aller gebotenen kritischen Zurückhaltung gegenüber mancher Einzelheit bei Michael Psellos, das, was er über die Prinzessinnen bzw. Kaiserinnen Zoe und Theodora schreibt, höchst interessant und aufschlußreich. Zoe, die ältere (geb. 978), hat Psellos in hohem Alter (d. h. wohl nach 1042, als sie 64 Jahre alt war) selbst gesehen („awöq ffSr) yeynpaKmav e t E ( X G ( i | J . T | v " ) . 1 4 Sie war in ihrem Wesen höchst kaiserlich („xö fjöoq ßacnÄ.iKCO