Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 16 3515109781, 9783515109789

Dieter Kempkens zeigt an drei Autoren von Prognostica (astronomischen und astrologischen Voraussagen), warum sie auf dem

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German Pages 342 [346] Year 2014

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Table of contents :
Inhalt
Aufsätze
DER ERFOLG DER PROGNOSTICA AUF DEM BUCHMARKT IN DER FRÜHEN NEUZEIT
WENIG PAPIER, VIEL AUFWAND
FRANZ KARL RISCHMÜLLER (1745-1811) IM ›JOURNAL FÜR PREDIGER‹: PASTORALTHEOLOGISCHE BEITRÄGE ZUR VOLKSAUFKLÄRUNG AUS PREUßISCH-MINDEN
DER ›ALTENBURGER GESCHICHTS- UND HAUSKALENDER‹
POLITISCHE BILDZENSUR IN DEUTSCHLAND BIS 1914
Miszelle
DIE KATALOGISIERUNG DER DEUTSCHEN PRESSE DES 17. JAHRHUNDERTS IM UNIVERSAL SHORT TITLE CATALOGUE (USTC)
Buchbesprechungen
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Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 16
 3515109781, 9783515109789

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JbKG Band 16 · 2014

Franz Steiner Verlag

Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte herausgegeben von Holger Böning Arnulf Kutsch Rudolf Stöber

Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte Band 16

Publiziert mit Unterstützung der Stiftung Presse-Haus NRZ

Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte JbKG 16 (2014)

Franz Steiner Verlag

ja h r bu c h f ü r ko m m u n i k at i o n s g e s c h i c h t e Herausgegeben von Holger Böning (Bremen), Arnulf Kutsch (Leipzig) und Rudolf Stöber (Bamberg) beirat

Frank Bösch (Potsdam), Hans Bohrmann (Dortmund), Norbert Frei (Jena), Hans-Dieter Heimann (Potsdam), Joan Hemels (Amsterdam), Kurt Imhof (Zürich), Michael Schmolke (Salzburg), Reinhart Siegert (Freiburg), Bernd Sösemann (Berlin), Jürgen Wilke (Mainz) r e da k t i o n

Wilbert Ubbens, Mendestr. 25, 28359 Bremen, E-Mail: [email protected] rezensionen

Prof. Dr. Rudolf Stöber, Universität Bamberg, Institut für Kommunikationswissenschaft, An der Weberei 5, 96047 Bamberg, E-Mail: [email protected] www.steiner-verlag.de/jbkg Hinweise zur Manuskriptgestaltung unter www.steiner-verlag.de/programm/jahrbuecher/ jahrbuch-fuer-kommunikationsgeschichte/publikationsrichtlinien.html

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014 Druck: Laupp & Göbel, Nehren Satz: Annegret Ullmann, Ganderkesee Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISSN 1438-4485 ISBN 978-3-515-10978-9 (Print) ISBN 978-3-515-10982-6 (E-Book)

Inhalt AUFSÄTZE Dieter Kempkens (Bergheim) Der Erfolg der Prognostica auf dem Buchmarkt in der Frühen Neuzeit .......................................................................................5 Daniel Bellingradt (Erlangen-Nürnberg) Wenig Papier, viel Aufwand: Öffentliche Buchverbrennungen der Frühen Neuzeit als materielles Problem ............................................... 28 Frank Stückemann (Meiningsen) Franz Karl Rischmüller (1745-1811) im ›Journal für Prediger‹: Pastoraltheologische Beiträge zur Volksaufklärung aus Preußisch-Minden .................................................................................... 49 Philipp Reinhardt (Erfurt) Der ›Altenburger Geschichts- und Hauskalender‹ ..................................... 78 Ursula E. Koch (München) Politische Bildzensur in Deutschland bis 1914 ........................................ 109

MISZELLE Jan Hillgärtner (St Andrews) Die Katalogisierung der deutschen Presse des 17. Jahrhunderts im Universal Short Title Catalogue (USTC) ................................................... 171

Buchbesprechungen ..................................................................................... 186 Bibliografie (Wilbert Ubbens, Bremen) ........................................................... 246 Register ........................................................................................................... 337

Dieter Kempkens 1

DER ERFOLG DER PROGNOSTICA AUF DEM BUCHMARKT IN DER FRÜHEN NEUZEIT 1. EINFÜHRUNG Das Wort »Prognosticon« definierte Simon Roth 1571 in seinem Buch ›Ein teutscher Dictionaribus‹ als »Weissagung/vorzeigung. Item das buch darin solche weissagung beschrieben/das wir ein Practick heissen«.1 Er beschreibt sowohl die allgemeine Bedeutung des klassischen lateinischen Wortes als auch die in der Renaissance sich etablierende Textsorte, die meistens als »Prognosticon Astrologicum [...] oder Practick« tituliert wurde. Der über mehrere Jahrzehnte erfolgreiche Verfasser von Prognostica, Georg Caesius, erläuterte 1590 seinen Lesern den Inhalt: »eine betrachtung und erklerung deß Himmels lauff/ und eine historische erzehlung der zuvor geschehenen Finsternißen und anderer constellation und deren darauff erfolgten verenderungen und Landstraffen.«2 Er übernahm die seit der Spätantike gültige Unterscheidung zwischen astronomischem (Bewegung der Himmelskörper) und astrologischem Wissen (Vorhersage über deren Wirkung). Beides sollten die Leser vorfinden.3 Titel und Inhalt der Prognostica zeugen vom Anspruch der Autoren, ihren spezifischen Beitrag zur humanistischen Bildung der Leser zu leisten, indem sie antikes und aktuelles Wissen für ihre Vorhersagen nutzen wollten. Denn Prognostica lasen die Menschen seit der Antike. Claudius Ptolemaeus fasste im 2. Jahrhundert nach Chr. in seinem Buch ›Tetrabiblos‹ das Wissen über Voraussagen zusammen: Die »Planeten und Sterne zur Zeit unserer Geburt, die Positionen der Himmelskörper während unseres Lebens und die zwölf Sternbilder« beeinflussten alles Leben auf der Erde .4 Deshalb sollten Prognostica für die Menschen einer Region jährliche Voraussagen über das Wetter, Krankheiten, Naturkatastrophen, politische Veränderungen und deren Umfang benennen.5 Im Hochmittelalter spezialisierten sich die Verfasser auf sechs Themen: Mond-, Sternzeichen-, Tetragon-, dies Aegyptica-, Planeten- und Kometen-Prognostica, wovon mehr als 400 einzelne Werke und außerdem noch 150 Manuskripte existieren.6 Die Autoren der frühen Neuzeit konzipierten ihre Texte vor dem Hintergrund dieser Tradition. Ein Prognosticon umfasste in seiner frühneuzeitlichen Struktur fünf Abschnitte: Deckblatt, Dedikation, astrologisch begründete Wettervorhersagen, Krankheiten und Hinweise auf zu erwartende Sonnen- und Mondfinsternisse. Michael Krautwald veröffentlichte 1536 diesen Prototyp. Autoren und ihre Drucker und Verleger hielten danach an dieser Struktur fest, um den Wiedererkennungswert und die »Sehnsucht nach dem Echten und Wahren«, die Authentizität, für die Leser zu erhalten.7 Außerdem hatten sehr viele Verfasser in Wittenberg und anderen protestantischen Universitäten die astronomischen Grundlagen zur Herstellung von Prognostica als Teil des Dieter Kempkens, Historiker, ist als International Training Manager in der Weiterbildung für Fach- und Führungskräfte in der Wirtschaft tätig.

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Studiums der artes liberales kennen gelernt, die auf den Lehrbüchern von Philipp Melanchthon, ›Initia Doctrina Physicae‹8, und Caspar Peucer, ›Commentarius de praecipuis generibus divinationum‹9, beruhten. Diese Studien wirkten stilbildend. Auf dem Buchmarkt im Reich erschienen, in VD 16 und VD 17 nachgewiesen, 1500 bis 1550 41, 1551 bis 1600 410 und danach bis 1650 264 eigenständige Prognostica. Die Praxis von Lesern, sie am Jahresende als Altpapier zu verkaufen, lassen auf eine noch größere Zahl schließen. Genaue Auflagenhöhen fehlen. Bekannt ist, dass 1610 der Nürnberger Verleger Johann Lauer die Titelseiten aller 11000 Exemplare der Praktik seines Autors Simon Marius austauschen musste.10 Der dänische Kalenderautor Niels Heldvad hat nach eigener Aussage durchschnittlich 1700 Prognostica pro Jahr zwischen 1586 und 1624 in Dänemark abgesetzt.11 Die Forschungen zu Prognostica umfassen nur wenige Gesamtdarstellungen der Textsorte und ihrer Bedeutung auf dem Buchmarkt der frühen Neuzeit. Georges Minois hat in seiner Studie über die Geschichte der Prophezeiungen von der Antike bis zur Gegenwart deren europaweite Verbreitung, die parallel laufende Kritik daran und die Verbote durch kirchliche und staatliche Institutionen dargestellt.12 Klaus Matthäus hat anhand der Nürnberger Kalenderautoren erstmals die »Kalenderpraktik« separat in einem größeren Kapitel dargestellt. Geschichte, Inhalt, Ziele und Ende der Prognostica werden präzise genannt und die hohen Auflagen hervorgehoben.13 Aktuell formulierte Jonathan Green in zwei Studien, wie die Autoren die Prognostica von 1440 bis 1550 als eigenständige Textsorte entwickelten und endgültig 1537 einen Prototyp schufen, der mindestens bis 1650 als Norm nicht in Frage gestellt wurde.14 Neue Maßstäbe setzte Robert S. Westman mit seiner Arbeit über die Rezeption des Kopernikus bis 1650.15 Seine zentrale These, dass die als eine gemeinsame Wissenschaftsdisziplin wahrgenommenen Fächer Astronomie und Astrologie die Unsicherheit über das Geschehen und die Wirkungen des Kosmos verringern wollten,16 führt ihn zu der Frage, welchen Beitrag die Kopernikus-Rezeption dazu geleistet habe. In diesem Kontext geben seine drei zentralen Aussagen über die Prognostica neue Einsichten. Erstens unterscheidet er drei Rezeptionsphasen. Bis zum Erscheinen des neuen Sterns 1572 und des Kometen 1577 nutzten die Autoren die auf dem Buch des Kopernikus beruhenden ›Prutenischen Tafeln‹ des Erasmus Reinhold, der diese Quelle jedoch nicht nannte.17 In der zweiten Phase zogen Christoph Rothmann und Tycho Brahe, später Johannes Kepler und Michael Maestlin entgegengesetzte Schlüsse aus den neuen kosmischen Erscheinungen. Erstere betonten, der Kosmos sei nun nachweisbar kein unveränderbarer Körper, so dass Prognostica obsolet seien,18 während letztere die Astrologie – und damit auch ihre eigene Rolle als Autoren – retten wollten, indem sie forderten, sie dürfe ab jetzt nur noch auf Fakten beruhen.19 In der letzten Phase von 1610 bis 1650 lehnten Galilei und seine Rezipienten die Astrologie komplett ab. Der einflussreiche Pierre Gassendi formulierte kurz und prägnant: Der Bauer beeinflusse den Ernteertrag, nicht die Sternenkonstellationen.20 Westman analysiert zweitens die Rolle der Patrone. Sie förderten die Autoren der Prognostica, die ihre Texte so formulieren sollten, dass sie zur Stabilisierung ihrer Herrschaft beitragen sollten.21 Drittens entwickelt er aus der Kommunikation zwischen Autoren, deren Patronen und anderen Gelehrten einen zeitgenössischen Maßstab für gute Prognostica: Die Autoren sollen die Astrologie gut

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kennen, klar formulieren, das Wissen der klassischen und offiziellen theologischen Autoritäten übernehmen, biblische Prophezeiungen einbeziehen, sensibel politische Botschaften übermitteln und effizient die Tafeln und Ephemeriden auswerten. Schließlich müssten sie gut argumentieren können, warum ihre Vorhersagen eingetroffen seien oder auch nicht.22 Westman betrachtet jedoch nicht den Einfluss des Buchmarkts, den mehrere Forscher darstellen. Der Buchmarkt in Europa zeichnete sich in der frühen Neuzeit als lukratives Geschäft mit hohen Gewinnspannen aus, »der sich nicht substantiell vom Handel mit anderen Gebrauchsgütern unterschied«.23 Buchhändler boten die für Regionen oder Städte konzipierten Prognostica an. Sie kümmerten sich »praktisch alle [...] um das Kalenderprivileg, weil dieser Markt große Gewinnchancen versprach«.24 Dieses Urteil von Werner Faulstich bestätigte Reinhard Wittmann für den deutschen Buchmarkt.25 Der schwedische Buchmarkt für Prognostica und andere populäre Literatur bot vergleichbare Erfolgsaussichten, wie Thomas Lidman und Martin Kjellgren hervorheben.26 Warum Prognostica auf diesen Märkten rentabel waren, wird nicht begründet. Anders formuliert: Welche Erfolgsfaktoren lassen sich identifizieren? Anhand von drei Autoren, die mehrere Jahrzehnte Prognostica veröffentlichten, will ich diese Frage beantworten: Die Texte von Georg Caesius (1543-1605), Wilhelm Misocacus (1512-1595) und David Herlitz (1557-1636) erlangten in der frühen Neuzeit auf dem Buchmarkt den Status eines »longsellers«. Die Medienökonomie bietet für diese Analyse das Marketing-Mix als geeignetes Modell an. Die vier Instrumente Produkt-, Preis-, Kommunikations- und Distributionspolitik lassen sich aus analytischen Gründen trennen, sie korrelieren aber miteinander, weil sie nur mit Hilfe des einen Produkts wirksam werden können.27 2. LESER- UND ZIELGRUPPENSPEZIFISCHE ANGEBOTE Die Produktpolitik befasst sich mit dem Inhalt der Texte sowie ihrer beabsichtigten Wirkung auf den Leser. Häufig ändern Autoren jene, um auf dem Markt wieder erfolgreich zu werden.28 Die im Heiligen Römischen Reich, in Polen und Skandinavien veröffentlichten Prognostica der drei Autoren beruhten auf ausführlichen astronomischen und astrologischen Angaben, die sie mit Instrumenten erhoben und zudem aus verschiedenen Ephemeriden sowie den von Melanchthon veröffentlichten Werken des Ptolemaeus und Johannes von Sacrobosco entnahmen. Caesius und Herlitz nutzten die auf Daten des Kopernikus beruhenden ›Prutenischen Tabellen‹ von Erasmus Reinhold, Misocacus außerdem die 1252 bis 1270 erstellten ›alphonsinischen Tafeln‹.29 Die Vorhersagen orientierten sich an den Bedürfnissen der Leser. Misocacus wandte sich an die deutschsprachigen protestantischen Bürger der zum polnischen Königreich gehörenden Großstadt Danzig. Caesius ließ in Nürnberg für Adlige, Bürger, Handwerker, Bauern und Winzer der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach und der fränkischen Reichsstädte drucken. Herlitz gelang der Sprung auf den internationalen Markt. Er veröffentlichte im Reich, im polnischen Danzig, Dänemark, Schweden und Lettland für Adlige, Bürger, Handwerker, Bauern und Seeleute. Alle drei schrieben auch Schreibkalender, die die geeigneten und die kritischen Tage für den Aderlass, die Arzneimittelherstellung und wichtige Unternehmungen wie Reisen anzeigten. Die Leser kauften häufig

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dazu auch das Prognosticum des Autors, weil es im Unterschied zum Schreibkalender genaue astrologische Begründungen für die Vorhersagen bot. Herlitz hat deshalb in Schweden beide zusammen in einem Text veröffentlicht. Die weitaus meisten Leser fand Caesius bei den Bauern und Winzern, die sich auf eine schlechte Wetterlage vorbereiten wollten, den Bürgern, die sich vor Krieg und »Teuerung« ängstigten, und den regierenden Fürsten und Räten, die einen sehr abwechslungsreichen Text mit Hinweisen auf bevorstehende Kriege, bäuerliche Unruhen und historische Ereignisse schätzten. Viele Leser ängstigten sich in der frühen Neuzeit vor Sonnenfinsternissen und Kometenerscheinungen, so dass seine Darstellungen ihrer Auswirkungen die Lesererwartungen erfüllte. Seinen Schreibstil prägen die häufigen asyndetischen Reihungen von Adjektiven sowie die vielen Zitate aus der Bibel, astrologischen Klassikern und den theologischen Autoritäten Luther und Melanchthon. Beide rhetorische Mittel unterbrachen die tageweise aneinander gereihten Wettervorhersagen, rechtfertigten die astrologischen Vorhersagen, schufen emotionale Identifikationen mit dem und neue Perspektiven auf den Inhalt und erhöhten insgesamt die Wirkung des gesamten Textes beim Leser. Die Bibelzitate dienten als »Appelle an die Gläubigen«, das Wetter als Wille Gottes zu verstehen und »durch Buße und Reue Gottes Zorn zu besänftigen«.30 Wilhelm Misocacus wurde 1511 in Brüssel geboren. Bekannt ist nur, dass er vor seiner Danziger Zeit in Deventer 1565 ein Horoskop für den schwedischen König Erik XIV. und 1566 für Joannes Sillyers aus Mechelen erstellt hat Der Rat der Stadt Danzig ernannte ihn zu seinem »Medicum und Astronomum«.31 Er legte den Schwerpunkt seiner Prognostica auf politische und medizinische Vorhersagen, die der offizielle städtische Drucker Jacob Rhode seit 1571 in Danzig veröffentlichte, der damals größten Stadt des Königreichs Polen mit etwa 50 000 Einwohnern. Sein weitgehend nominalistischer Schreibstil und die sehr häufige Verwendung der Modalverben »sollen« und »werden« im Futur I bewirkten eine »gewisse Distanz zum Erwarteten und Angekündigten« beim Leser, betonten den offiziösen Charakter seiner Texte und seine herausragende Stellung als Stadtmediziner.32 Er nannte seine Vorhersagen nur Prognostica, ohne Zusatz Astrologica, um sich von den meteorologischen des Caesius und anderer Verfasser deutlich abzugrenzen. Seine Leser waren neben den Seeleuten die Bürger der Stadt, deren Patriziat teilweise von der Landwirtschaft, in der großen Mehrheit aber vom Getreidehandel zwischen den osteuropäischen Ländern und Amsterdam lebte.33 In Danzig kauften niederländische Kaufleute Getreide und transportierten es auf eigenen Schiffen durch den dänischen Sund und löschten die Ladung in den eigenen Häfen. Der Nahrungsmittelbedarf der rasch wachsenden holländischen städtischen Bevölkerung konnte nur durch Importe gedeckt werden. Der monopolartige Status des Danziger Hafens bis zum spanisch-niederländischen Waffenstillstand 1609 beruhte auf dem Erfolg der nordniederländischen Provinzen im Krieg gegen Spanien. Die Danziger mussten außerdem auf die Unabhängigkeit und Stärke Dänemarks vertrauen, um die Durchfahrt durch den Sund zu sichern. Gefährlich entwickelte sich seit 1572 das Streben des schwedischen Königshauses nach der polnischen Königskrone. Dass es die Privilegien der Hafenstadt bestätigen würden, galt als sehr unwahrscheinlich, denn seit der Mitte des 16. Jahrhunderts entzog die schwedische Hafenstadt Älvsborg am Kattegat Danzig Marktanteile im Ostseehandel.34 Deshalb nahmen Bürger und Seeleute intensiv Anteil am politischen Geschehen in Europa.35 Misocacus legte darum den

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Schwerpunkt seiner Texte bis 1589 auf politische Vorhersagen und begründete sie mit Planetenkonstellationen, Weissagungen Lichtenbergers und der Daniel-Apokalypse. Außerdem rezipierte er, ohne seine Quelle zu nennen, eine pseudo-paracelsische Weissagung von 1546 über den »Löwen aus Mitternacht«, der das habsburgische Kaisertum ablösen werde.36 Er nutzte für seine Vorhersagen bekannte und anerkannte astrologische und theologische Aussagen. Martin Luther hatte 1527 die deutsche Übersetzung der ›Weissagunge Johannis Lichtenbergers‹ veröffentlicht,37 und Philipp Melanchthons Schwiegersohn Kaspar Peucer (1525-1602) hatte in Wittenberg die Daniel-Geschichte in den Mittelpunkt seiner apokalyptischen Vorhersagen gestellt.38 Die intensiv rezipierte und diskutierte Schrift von 1582 dient hier als Beispiel. Nach der Dedikation an den Rat der Stadt beschreibt Misocacus in sechs nummerierten Kapiteln die Einflüsse der Sternen- und Planetenkonstellation kurz auf das Wetter und etwas ausführlicher auf Krankheiten, aber schwerpunktmäßig auf das weitere Schicksal des Kaiserhauses, des Papsttums sowie des türkischen Sultans. Außerdem sorgt er sich, dass ein Verräter Wilhelm von Oranien ermorden könnte, was auch 1584 tatsächlich geschah. Die politischen Vorhersagen erregten im Reich großes Aufsehen und führten zu mindestens fünf Nachdrucken.39 Misocacus behauptete, »das das Haus zu Wien inn Österreich/mit seiner glorie und herrligkeit nu ein ende nehmen soll« und begründet es mit der zu erwartenden »großen Coniunction«40 der Planeten Jupiter und Saturn, die in der Geschichte auch schon das Prinzipat des Julius Caesar und den Herrschaftswechsel von Pippin zu Karl dem Grossen bewirkt hätten.41 Konkret würde der türkische Sultan »Wien besuchen« und der »Keiser Rudolphus seine herrligkeit verlieren«.42 Misocacus wollte mit dieser Weissagung den Kaiser und die katholische Kirche schwächen. Rudolf II. unterstützte die katholische Reform im Reich und in seinen Erblanden. Der katholische polnische König Stephan Bathory demonstrierte bei seinen Besuchen in der Stadt die Stärke des Katholizismus. Außerdem stützte Misocacus das protestantisch-calvinistische Lager im Reich und in den Niederlanden publizistisch, weil das spanische Heer unter dem Kommando von Alexander Farnese von Parma die Truppen Wilhelms von Oranien 1581 in den Norden der Niederlande zurückgedrängt und den vom Kaiserhaus unterstützten Nachschub durchs Reichsgebiet wiederhergestellt hatte, so dass der Seehandel mit Amsterdam gefährdet schien. Der Rat griff nicht ein, weil Misocacus seine Hoffnungen formuliert hatte. Im Prognosticon von 1585 prophezeit er »aus einem alten geschriebenen Buch« von 1547, dass der ehemalige polnische und jetzige französische König Heinrich III. sowie sein Volk, das Land und der Klerus durch Feuer und Schwert umkommen würden. Er erinnert seine Leser daran, dass die drei Mondfinsternisse 1583, 1584 und 1585 eine historische Parallele 1565 besaßen, als von Flandern bis Friesland »dz Bildsturmen« begann.43 Im Prognosticon von 1589 ändert er die Inhalte. Nun übernimmt er die iatromathematische Lehre und sagt voraus, dass die einzelnen Planeten Krankheiten bestimmter Körperteile hervorrufen würden, so z. B. Jupiter, der »Halsgeschwulst/ Brust und Lungen Gschwer« bewirken werde. Er zitiert zwar die Wirkung der Planeten aus Thurneyssers ›Archidoxa‹, übernimmt jedoch nicht seine jeweils am Rand mitgegebene alchimistische Rezeptur zur Herstellung der Arzneimittel gegen diese Krankheiten.44 Die Wetterbeschreibungen bietet er nur kurz an und verweist die Leser auf den parallel erscheinenden ›Almanach‹, also seinen Schreibkalender.45 Misocacus knüpfte an die antike und mittelalterliche Tradition der

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Krankheitsvorhersagen an und verband sie mit indirekten Hinweisen an die Mediziner der Stadt, die Alchemie in der Arzneimittelherstellung zu nutzen. David Herlitz (Herlicius) verfasste ebenfalls von 158346 bis 1636 ununterbrochen Prognostica und Schreibkalender, die zuerst in Greifswald, dann in Stettin, aber auch in Nürnberg, Danzig und Frankfurt/Oder gedruckt wurden. Nach seinem Tod 1636 erschienen weitere im Reich. In Nürnberg druckte sie bis 1654 unter seinem Namen Wolfgang Endter d. Ä., in Stettin und Danzig die Druckerei Rhode.47 Parallel veröffentlichte Herlitz von 1595 bis 1605 ›Calendarium eller Almanach‹ in Kopenhagen in dänischer Sprache.48 Danach ließ er die dänische Version in Lübeck drucken und nach Dänemark exportieren. Im November 1607 jedoch verbot die dänische Regierung den Import explizit seiner dänischen Texte, so dass ihm dieser Absatzmarkt zukünftig verschlossen blieb. Bis 1610 ließ er trotzdem weiter dänische Texte drucken.49 Die dänische Regierung wollte die eigenen Drucker und Autoren vor dem Import dänischer Bücher aus Lübeck schützen. Insbesondere der dänische Pfarrer Niels Heldvad (1564-1634) hat seine in Dänisch seit 1591 und Deutsch ab 1608 veröffentlichten ›Almanach oc Practica‹ als Konkurrenzprodukte zu den Prognostica von Herlitz gesehen. Außerdem lehnte der führende dänische Theologe Rasmus Hansen Reravius Almanache als nutzlos und schlecht ab.50 Herlitz konnte parallel ab 1604 in schwedischer Sprache seine zuerst ›Almanach och Practica‹, ab 1611 ›Calendarium eller Almanach‹ titulierten Werke veröffentlichen. Von 1637 bis 1645 erschienen sie weiter unter seinem Namen. Von 1629 bis 1631 publizierte er außerdem in schwedischer Sprache unter dem Titel ›Calendarium‹ und 1629-1630 in Deutsch ›Klein Prognosticum‹ und ›Alt und neuer Almanach‹ in der seit 1621 von schwedischen Truppen eroberten Hansestadt Riga. Nur für die deutschen Texte wird mit Gerhard Schröder (1625-1657) ein Rigaer Drucker genannt, so dass die schwedischen wahrscheinlich Nachdrucke waren.51 Laurenz Eichstad erwähnt in seiner Herlitz-Biographie, dass er auch böhmische und polnische Übersetzungen der Prognostica publiziert habe, diese sind in den dortigen Bibliotheken aber nicht nachgewiesen.52 Seine deutschen, dänischen und schwedischen Prognostica gliederte er konventionell. Jedoch gab er am Ende eine spezielle Vorhersage für »Kaufleute und Seefahrer«. Ab 1608 änderte er den Inhalt und gab der »Medicina Astrologica« mehr Raum, weil sie den Medizinern unter den Lesern – mit Hilfe von Horoskopen – ermögliche vorherzusagen, ob der Patient kuriert werden könne oder nicht.53 Für die deutsche Ausgaben – auch als Grundlage für die Übersetzungen – machte er genaue Zeitangaben über den Eintritt der Mondfinsternis in mehreren Hafenstätten an der Ostsee (Stockholm, Kopenhagen, Danzig) sowie für Hamburg, Lüneburg und Frankfurt/Oder.54 Ab 1611 änderte er die Inhalte für die schwedischen Ausgaben. Er bestand nun aus einem Kalender und einem anschließenden kleinen Prognosticum, weil er damit größere Käufergruppen ansprechen konnte. Im Unterschied zum gängigen Schreibkalender wurden beide Seiten bedruckt, um die Namen der Heiligen sowie die Zeichen für Planeten und Sternbilder aufzuführen. Zudem wiesen zuvor erklärte Zeichen darauf hin, welche Tage für einen Aderlass geeignet seien. Schließlich fanden sich noch Hinweise auf das zu erwartende Wetter (»storm pae land oc water«, »kalt regnwaeder«) und einzelne historische Ereignisse aus der Bibel und der schwedischen Geschichte. Das anschließende Prognosticon umfasste meistens ein Drittel des gesamtem Textes und war konventionell gegliedert.55

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3. WIRTSCHAFTLICHE ERFOLGE DER BUCHDRUCKER Im Marketing-Mix dient die Preispolitik dazu, die Preise der Produkte so zu kalkulieren, dass sie sowohl am Markt konkurrenzfähig sind als auch die erwarteten Erträge erzielen.56 Die in den Quellen genannten Preise für Prognostica lassen auf einen weit verbreiteten einheitlichen Marktpreis schließen. 1577 wurden 3 Groschen oder 4,5 Kreuzer in Leipzig gezahlt,57 1634 6 Kreuzer, so dass der Preis bei einer Inflationsrate von 25 % in diesem Zeitraum stabil blieb.58 Kalender und Prognosticum zusammen gebunden kosteten in Nürnberg 1626 10 Kreuzer, 1640 15 Kreuzer.59 Der niedrige und stabile Preis bildete kein Hindernis, eher einen Verkaufsanreiz. Drucker und Setzer zum Beispiel erhielten 1589 einen Leistungslohn in Frankfurt/Main von 1 Gulden oder 60 Kreuzern pro Tag.60 Die Löhne für Handwerker stiegen im Reich bis 1625 parallel zur Inflationsrate. Die Nachfrage nach diesen Texten stieg auch deshalb an, weil die Zielgruppen Kaufleute, Bauern und Ackerbürger bis 1620 steigende Erträge aus dem Verkauf von Lebensmitteln erzielten.61 Die genauen Kosten- und Ertragskalkulationen einzelner Prognostica liegen in den Quellen nicht vor. Die Druckkosten für die Herstellung eines vergleichbaren Textes im gleichen Umfang von 24 Seiten oder 6 Bogen betrugen 1585 bei einer Auflage von 6000 Stück maximal 1,5 Kreuzer.62 Der Rohertrag von 1,5 Kreuzer bei einem Verkaufspreis von 3 Kreuzern verminderte sich um die variablen Kosten (Mengenrabatte für Sortimentsbuchhändler, Frei-, unverkäufliche oder beschädigte Exemplare) sowie die anteilsmäßigen Fixkosten (für Verkaufsreisen, Logistik, Finanzierung der Verkäufe sowie Abschreibungen, kommunale Steuern). Die Drucker beteiligten die Autoren nicht direkt am Erfolg. Diese erhielten als Honorare meistens eine Anzahl von Freiexemplaren, die sie den Patronen als Neujahrsgeschenk überreichten.63 Die Patrone zahlten dafür jährlich »Verehrungen« an die Autoren in der Höhe von 20 bis 40 Gulden.64 Herlitz überwand dieses Geschäftsmodell. Er agierte als Unternehmer und publizierte parallel im Reich und in Skandinavien an mehreren Orten, um seine Einkünfte aus den »Verehrungen« und Honoraren zu erhöhen. Er sicherte diese stets gefährdeten Einnahmen, indem er Verträge mit Druckern schloss und manchmal auch schnell wieder löste, weil der »grösste haufen [...] meine Prognostica mit einem verächtlichen Honorario unnd geringen Hundebroth bißher belohnet hat«.65 Herlitz kooperierte zuerst mit der Druckerei Rhete in Stettin und erlangte Schritt für Schritt Druckprivilegien für Pommern (1596), Brandenburg (1604), Lübeck (1606) und Hamburg (1607). Dann wollte er auch auf dem Nürnberger und dem übrigen süddeutschen Markt verkaufen. Deshalb schloss er 1610 mit dem Nürnberger Drucker Leopold Fuhrmann einen Vertrag, den er aber 1614 wieder aufhob. Stattdessen übertrug er diese Aufgabe nun dem Erben der Druckerei Rhete in Stettin, Johann Christoph Landtrachtinger. 1620 löst er auch diesen Vertrag und verband sich mit dem Nürnberger Drucker Wolfgang Endter d. Ä. Herlitz dedizierte die Prognostica dem Rat der Stadt Nürnberg, der die jährliche »Verehrung« an Endter gab, der sie dann dem Autor weiterleiten sollte.66 Herlitz musste sich beim Rat über Endter mehrmals beschweren. Im Februar 1623 zahlte er ihm die vereinbarten 30 Gulden in schlechtem »sechsbazner« Geld der »Kipper- und Wipperzeit«. Der Rat verurteilte ihn zur Zahlung des »gut geld«. Im November schrieb Herlitz an den Rat, dass Endter ihm von der 90 Gulden »Verehrung« aus den letzten drei Jahren nur 27 weitergegeben habe. 1626 beschloss der Rat, dass Herlitz die Texte nicht mehr

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ihm dedizieren und »andere patronos suchen« solle, weil sie auch genügend eigene Mathematiker in der Stadt besäßen. Herlitz ignorierte diesen faktisch klaren, aber diplomatisch begründeten Beschluss und dedizierte weiterhin seine Prognostica dem Rat, der ihn – in den Quellen finden sich keine Gründe – erstaunlicherweise weiterhin bezahlte, aber nur noch 12 Gulden.67 Herlitz konnte sein Wissen optimal vermarkten. Seine Hartnäckigkeit half ihm dabei . Die Drucker der drei Autoren waren wirtschaftlich erfolgreich. Der Nürnberger Valentin Fuhrmann hatte 1563 vom Rat ein Gründungsdarlehen für seine Druckerei erhalten. Ab 1570 erzielte er mit dem Verkauf der Schreibkalender und Prognostica von Caesius und fünf weiteren Autoren (seit 1573) sowie Büchern von Hans Sachs und Liedertexten große Erfolge, so dass er der Stadt Nürnberg 1599 einen Kredit von 2000, 1605 sogar von 10 000 Gulden gewähren konnte.68 Fuhrmann besaß in Nürnberg keine Konkurrenz. Der Rat der Stadt beschränkte die Anzahl der Drucker auf maximal fünf. Er betrieb eine konsequente Medienzensur, um Konflikte mit dem Kaiser und den Reichsständen zu vermeiden, und Gewerbepolitik, um seine Drucker zu schützen. Er verfolgte die unerlaubten Nachdrucke, weil die Drucker Umsätze verloren und er das Reichsrecht, auf dem der Status als freier Reichsstadt beruhte, verteidigen wollte.69 In Danzig hingegen gab es keine Konkurrenz, weil der Rat der Stadt Jakob Rode ab 1563 (er starb 1602) das alleinige Privileg des Ratsdruckers verlieh.70 Er druckte neben amtlichen Texten auch die Schriften des Stadtphysikus Misocacus.71 In Nürnberg entwickelte sich die Druckerei Endter rasch zu einem erfolgreichen Großunternehmen mit dem Verkauf von Bibeln. Zusätzlich spezialisierte er sich ab 1638 auf den Verkauf von Kalendern; zuerst vertrieb er 6, ab 1649 10 und ab 1654 14 Kalender parallel.72 1658 starb Wolfgang Endter d. J. Im Testament verfügte er, dass an seine Erben 50 000 Gulden bar ausgezahlt werde. Die spätere Bilanz von 1683 weist ein »Handlungsvermögen« von mehr als 37 000 Gulden auf.73 Die schwedischen Prognostica druckten in Stockholm zuerst Arnund Olofsson Helsing, dann sein Nachfolger Ignatius Meurer (1586-1672) sowie Christoph Reusner d. Ä. (? -1638) und Henrik Keyser I (?- 1663).74 Meurer und Reusner stammten aus dem Reich und hatten sich dort zu Buchdruckern ausbilden lassen, bevor sie 1609 bzw. 1608 nach Stockholm gingen.75 Zusammen mit Keyser deckten sie den schwedischen Buchmarkt weitgehend ab. Speziell Kalender, Einblattdrucke und Volksbücher sicherten ihren wirtschaftlichen Erfolg.76 Die dänischen Prognostica von David Herlitz druckte bis 1605 Heinrich Waldkirch in Kopenhagen. Seine Familie besaß zu dieser Zeit weitere Druckereiern in Basel, Schaffhausen und Mannheim. Er kannte also die Renditechancen des Produkts. 4. WERBUNG MIT ALLEINSTELLUNGSMERKMALEN Die Instrumente der Kommunikationspolitik oder Werbung zielen sowohl auf den Endkunden, den Leser, als auch die verschiedenen Wiederverkäufer. Beide sollen durch die direkte Ansprache der Leser im Text, Spezialisierung auf bestimmte Inhalte und Imagebildung zum Kauf motiviert werden. Drucker und Autoren werben auch in anderen Medien für ihr Buch, um neue Leser anzusprechen, die sogenannte »Cross-Promotion«.77 In den Prognostica selbst musste die Titelseite werbewirksam gestaltet werden, weil sie sowohl am Messestand, beim Kolporteur als auch im Buchladen sichtbar war und den Kaufimpuls beim Leser auslösen sollte. Neugierig machte in den Prognostica des

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Georg Caesius auf der Titelseite das Wappen des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Georg Friedrich (1539-1603). Caesius war 1577 zum »bestallten Astronom« mit einem Handgeld in Höhe von 25 Gulden ernannt worden, dafür musste er zu Neujahr dem Markgrafen in Ansbach ein Exemplar des neuen Prognosticon überreichen.78 Damit galt er als offizieller Kalenderschreiber des Landes, wodurch er sich von der großen Zahl der städtischen Kalenderautoren wie Johann Praetorius aus Nürnberg (1537-1616), Wilhelm Misocacus sowie nicht zuletzt Johannes Kepler aus Graz unterschied. Die Gefahr des unerlaubten Nachdrucks bei diesem Markenartikel schmälerte den Gewinn seines Druckers Fuhrmann, der beim Kaiser ein Druckprivileg 1595 erwirkte, dass sofort auf der Titelseite erschien.79 Endter versah seinen Nachdruck von Herlitz‘ Prognosticon von 1625 mit dem Hinweis auf ein »Churfürstlich Sächsisches Privileg«.80 Misocacus brauchte keine Privilegien, weil der Danziger Rat nur Jacob Rhode mit dem Druck beauftragt hatte und einen Nachdruck in der Stadt schnell unterbinden konnte. Er warb mit seinem Bild, das drei Viertel der Titelseite ausmacht.81 Es zeigt ihn mit langem Vollbart, einem Doktorhut und einem Mantel, auf dem an Hieroglyphen erinnernde kleine Figuren dargestellt sind. In der Hand hält er eine Armillarsphäre, auf der die einzelne Planetenbahnen als Messingringe zu sehen sind. In der linken oberen Ecke steht ein Wappen, in der rechten ein astrologisches Messinstrument, ein »Astrolabium Planisphaerum«. »Der exzentrische kleinere Kreis ist die Rete. Das Instrument diente insbesondere zur Zeitbestimmung.«82 Auf dem Ring des Astrolabiums sitzt ein Pavian, der in der ägyptischen Mythologie mit Thot gleichgesetzt wurde, der als Beschützer des Kalenders galt. Thot hingegen wurde im sechzehnten Jahrhundert häufig als Hermes Trismegistus bezeichnet, der als der Autor altägyptischer religiöser (später ›Corpus Hermeticum‹ genannt) und alchimistischer Schriften wie der ›Tabula Smaragdina‹ galt.83 Das Instrument wird von der zweiköpfigen Schlange Nehebkau umschlungen. Darauf steht »Fato Prudentia Major«, ein Zitat aus Vergils ›Bucolica‹. Sie wird in der ägyptischen Mythologie mit dem Jahresbeginn verbunden. Misocacus wollte sich seinen Lesern als erfahrenen, weisen, zuverlässigen und anerkannten Autor darstellen, der die astrologischen Instrumente beherrscht und sich der alchimistischen ägyptischen Tradition verpflichtet fühlt. In den Texten selbst zeigen sich weitere werbewirksame Unterschiede, die schon die zeitgenössischen Rezipienten formulierten. Caesius nutzt die direkte Leseransprache. Er sorgt sich in den monatlichen Wettervorhersagen um die Ernte der Bauern (Getreide und Viehfutter) und Winzer, die zu früh in den Weinbergen arbeiten könnten, weil der 1584 eingeführte gregorianische Kalender 10 Tage weiter sei als der alte.84 Geistliche, fürstliche und städtische Räte, Kaufleute und Handwerker werden gewarnt vor den Wirkungen der Mond- und Sonnenfinsternisse, nämlich Krieg, Regierungswechsel, türkischen Eroberungen, päpstlichen Ketzereien, Teuerung und Hungersnöten. Er sieht sich als Anwalt seiner Leser, denn er zeigt den Bauern seine Solidarität, in dem er in den historischen Vergleichen sehr häufig die »Obrigkeit« auf die Entstehung eines neuen Bauernkrieges hinweist.85 Das Markenzeichen seiner Prognostica bildeten die mit historischen Vergleichen unterlegten Wettervorhersagen. Die zeitgenössische Rezeption macht dies an einem besonders brisanten Fall deutlich. Die Wein- und Getreideernte 1601 in Franken erfror. Caesius wurde von vielen Verleumdern in dieser Gegend als »der Oberste unter den Zauberern und Wettermacher, (als) Drutenkönig, der den Wein erfrieren lasse«, beschuldigt. Seine

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Ehefrau Barbara wurde auch verdächtigt. Er befinde sich deswegen schon in Haft. Caesius hat in den Prognostica von 1602 und 1603 diese Gerüchte widerlegt, weil seine Ehefrau und er nicht als Druten (Hexen) angeklagt werden wollten. Denn ab 1590 stieg in der Markgrafschaft die Zahl der Hexenprozesse stark an.86 Abb. 1: Titel des Prognosticon von 1589 87

Parallel dazu rezipierten ihn auch Autoren von Prognostica. Schönfeld zitiert in seinem ›Prognosticum Astrologicum‹ für 1596 dreimal die »Metheologischen Prognostico« von Caesius und beruft sich auch auf dessen Autoritäten Messahala, Cardanus und Stadius. Er schließt mit einem Gedicht auf Caspar Peucer (1525-1602), der als Schwiegersohn Melanchthons die Astrologie als wesentlichen Bestandteil des artes-liberales-

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Studium an der Universität Wittenberg gefördert hatte. Er beklagt darin die vielen Kritiker der Astrologie.88 Damit entsprach er genau der Position von Caesius, der sie in allen Dedikationen ausführlich gegen die astronomisch oder theologisch argumentierenden Autoren verteidigt hatte. Gefährlicher noch als diese waren für seinen Erfolg auf dem Buchmarkt die Satiriker Johannes Nas und Johann Fischart, dieser mit seiner mehrfach aufgelegten ›Aller Practick Großmütter‹ von 1573.89 Auf Nas musste er besonders achten, weil er als erfolgreicher Prediger für den katholischen Glauben im benachbarten Bistum Würzburg auftrat, und in seiner Satire genau die Gliederung seiner Prognostica übernahm.90 Johannes Kepler verteidigte in vielen Schriften die Bedeutung der Astrologie, musste in seinem ›Prognosticum auff das Jahr [...] 1605‹ eingestehen, er habe wohl in seiner Wettervorhersage für 1604 »im Augusto so weit gefehlt«. Deshalb wünsche er sich, dass alle »Practicanten« ihre lokalen Wettervorhersagen veröffentlichen sollten: »Auf diese Weise zwar pflegt Georgius Caesius seine Prognostica zu spickhen/ und bey mir grossen danck zu verdienen/der würde aber noch grössser sein/wan er gantzer Jahr witterungen contunirlich in druckh gebe.« Caesius argumentierte syllogistisch, dass die Astrologie einerseits durch die Erklärung der »gestirn mit iren krefften« zur Erkenntnis der »allmechtigkeit/ güte und unerforschliche weyßheit Gottes« führe. Andererseits warne sie vor »zukünftigen unglück und grosse verenderung« und biete die zeitliche Einteilung des Jahres. Er schließt aus beiden Prämissen: Diese »kunst« helfe »etliche oerter in der heyligen schrifft zu verstehen« und mache schließlich »Lust an solcher Herrlichen und Lieblichen der gestirn erkenntnuß«.91 Er folgte damit exakt der von Peucer geprägten Wittenberger Schule: »Astrology was in their eyes the key to connect the Book of nature with the Book of Biblical Revelations. It hermeneutics could represent this unity.«92 Misocacus fand in Danzig andere Werbemethoden. Er schrieb für die Bürgerschaft der Stadt, die für ihren wirtschaftlichen Erfolg auf stabile politische Verhältnisse in den nördlichen Niederlanden und den Anrainerstaaten der Ostsee angewiesen war. Der Rat der Stadt hatte ihn 1572 beauftragt, die jährlichen Prognostica zu verfassen, und Joachim Rhode, offizieller Drucker der Stadt seit 1545, sie zu drucken.93 Damit besaßen beide zeitweise das Monopol.94 Umso mehr musste er die Erwartungen des Rates und der Bürgerschaft erfüllen. Misocacus hatte sich schon in den Niederlanden durch seine präzisen astrologischen Angaben einen Namen gemacht, so dass der Statthalter des dänischen Königs, Heinrich Rantzau, ihn um ein Horoskop bat.95 Deshalb formulierte er 1583 nicht nur auf 6 Seiten aufsehenerregende Prophezeiungen, sondern lieferte danach auf 12 Seiten detaillierte astrologisch begründete Wettervorhersagen, bevor er kurz über die »Finsternisse, Krankheiten« und die »Fruchtbarkeit« berichtete.96 Er nahm damit teil an den im Protestantismus europaweit geführten Diskussionen über die apokalyptischen Deutungen, die viele Leser aus Flugschriften kannten.97 Er nutzte dieses Alleinstellungsmerkmal zweifach. Er schrieb Weissagungen über die Herrscher der Türkei, Russlands, des Reiches und Frankreichs, weil sie die Zukunft Danzigs direkt beeinflussen konnten und er die gewünschte Aufmerksamkeit erhielt. Diese weit verbreiteten politischen Prophezeiungen beunruhigten die Regierungen. Sie glaubten selbst an astrologische Vorhersagen, ließen sich Horoskope stellen, ängstigten sich aber vor deren Veröffentlichung in Prognostica und »newen Zeitungen«, weil sie das Volk für die damit geschaffene öffentliche Debatte für unqualifiziert hielten. Deshalb stellten die Stadt

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Abb. 2: David Herlitz: Schriff Calender (und) Stoore Prognosticon Astrologicum Eller Pracktika pa …1636. Stockholm: Henrich Kayser O. J: Dedikation vor Titelseite.

Quelle: National Library of Finland. www.doria.fi/bitstream98 Amsterdam 1555 und die französische Regierung 1560 politische Prophezeiungen in Almanachen unter Zensur.99 Misocacus‘ provokanten Vorhersagen führten zu Diskussionen, die er bewusst aufnahm, um sich zu profilieren: »Aber ich habe vernomm daß etliche Leute mir solches zum argsten ausgelegt haben dass ich solche wunderliche Dinge geschrieben habe.« Anschließend verteidigte er seine Thematik: »wer weisagt, bessert

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die gemeine.« Schließlich erinnerte er 1585 an die in den beiden Jahren zuvor vorhergesagten langfristigen politischen Veränderungen wegen der »grossen coniunction«, um die Leser die Weissagung über den Untergang des französischen Königs Heinrich III. näher zu bringen.100 Er entnehme diese aus einem alten Buch von 1541, so dass er sich damit explizit von den Weissagungen des Nostradamus, 10. Quatrain,101 und der 1575 von Jan Dimitr Solikowski veröffentlichten Veränderung und Interpretation der Lichtenbergischen ›Prognosticatio in latina‹ von 1488 distanzierte.102 Nachdem die von ihm nicht allein, sondern auch europaweit diskutierten Weissagungen des Regiomontanus über Regierungswechsel 1588 oder das Ende der Welt sich als falsch erwiesen hatten,103 musste Misocacus von seinem Thema Abschied nehmen. 1589 rechtfertigte er schließlich seine Vorhersagen, indem er auf die Niederlage der spanischen Armada und die Pest in Danzig hinwies.104 Er nahm die vom brandenburgischen Hof-Mediziner Thurneysser propagierte Iatromathematik105 und die aktuell stärker werdende Paracelsus-Rezeption106 unter Medizinern auf und konzentrierte seine Prognostica jetzt auf die Ursachen und die Behandlung von Krankheiten. Er gab durch lange Zitate aus Thurneyssers ›Archidoxa‹ deutlich zu erkennen, dass es ihm an eigenen aktuellen Aussagen fehlte, so dass nur sein privilegierter Status und der seines Druckers sie erfolgreich bleiben ließ. Rhode konnte die Marke Misocacus nicht über seinen Tod hinaus etablieren, weil die politische Prognostik auf der Grundlage der Sternenkonstellation sich als falsch erwiesen hatte. Sein zweiter Nachfolger, der Astronom Peter Crüger, hat seine Aussagen deshalb auch abgelehnt.107 Im Reich nutzte David Herlitz mehrere Werbemittel für den Verkauf. In seinen Schriften von 1608 und 1619 über die Kometen warb er explizit für seine Prognostica. Um sein Ansehen als Gelehrter zu steigern, beteiligte er sich bewusst an der Diskussion mit dem Danziger Astronomen und Kepler-Anhänger Peter Crüger über die Qualität von Prognostica. Er hatte ihn kritisiert, aber nicht abqualifiziert. Herlitz lobte ihn 1631 in seinem Prognosticum, ohne auf seine Argumente einzugehen, als »divinum ingenium«. Im gleichen Text setzt er gezielt eine Provokation ein, indem er ihn Jesus Christus dediziert und direkt danach in »An den Leser« sich damit rechtfertigt, er wolle damit Gott für sein Leben danken. Tatsächlich suchte er seine Kritiker, als »Meister Klügling« tituliert, zur Diskussion anzustacheln.108 5. REGLEMENTIERTE UND KONTROLLIERTE MÄRKTE Die räumlichen Gegebenheiten, die vorhandenen Absatzwege und die rechtlichen Grundlagen bestimmen die Distribution von Texten. Direktverkauf und Zwischenhandel bieten weitere Optionen für absatzsichernde oder -steigernde Maßnahmen.109 In der frühen Neuzeit nutzten Drucker und Verleger die Messen in Frankfurt und Leipzig, die Kataloge der großen Sortimenter und stationäre Buchhandlungen in den Großstädten, die traditionellen Jahrmärkte sowie die Kolporteure, um für ihre Produkte zu werben und sie zu verkaufen.110 Die häufig vorkommenden illegalen Nachdrucke konnten die Kolporteure leicht absetzen, wie ein Beispiel aus Stockholm 1617 zeigt: Einen Almanach von Herlitz, der ein königliches Druckprivileg besaß, vertrieb ein Stockholmer Händler 1617 »in the church, at the Quay and the seaside, in streets and alleys.«111 Caesius wechselte 1569 zum Drucker Fuhrmann, weil der Regensburger Hanns Burger die lateinischen Texte häufig fehlerhaft druckte, wie an den 10 handschriftlichen Kor-

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rekturen einer Seite der in der UB Erlangen liegenden Version zu sehen ist.112 Fuhrmann war ein Kleinunternehmer, ging jedoch mit seinem Autor vier wichtige Schritte zum Erfolg. Er konnte die Texte verkaufen und ab 1577 mit Caesius als Hofastronom werben.113 Damit galten seine Prognostica und Schreibkalender in Konkurrenz zu den der städtischen Autoren als höherwertig und quasi regierungsamtlich. Das markgräfliche Wappen auf dem Titelblatt signalisierte es allen Kaufinteressenten. 1579 veröffentlichte Caesius bei Fuhrmann die Geschichte der Kometenerscheinungen in einer lateinischen und in einer deutschen Fassung.114 Damit qualifizierte er sich in der Riege der Astrologen als wissenschaftlich kompetent. Caesius hat 1582 erfolglos von der markgräflichen Regierung ein Privileg für den Druck seiner Kalender erbeten.115 1593 hatte der Buchbinder Georg Endter d. Ä. ihn unberechtigt nachgedruckt.116 Erst Fuhrmann hat die Marke Caesius durch ein kaiserliches Privileg ab 1595 vor unberechtigten Nachdrucken geschützt. Dennoch musste er 1596 in einer Klage beim Rat der Stadt Straßburg, 1601 in einer Eingabe an den württembergischen Herrscher Nachdrucke verbieten lassen.117 Der Name Caesius stand für Qualität, so dass sein Sohn Friedrich (15731607) und Georg Halbmayer, »M. Georgii Caesii p.m.Tauffboten und Discip(le)«118 mit seinem Namen für ihre Prognostica warben. Georg Lochner hat in seiner Leichenpredigt auf Georg Caesius betont, dass seine Texte »wie guter Wein [...] gleichsam reissend abgeholt« worden seien.119 Autor und Drucker schufen in mehr als 30 Jahren aus dem Medium die Marke »Meteorologisches Prognosticum«, wie sie dann bei Georg Halbmayer später auch konsequent im Titel auftauchte. David Herlitz wandte sich ab 1595 zusätzlich den dänischen und schwedischen Buchmärkten zu, die größere Absatzmöglichkeiten boten als zuvor. Die sehr einflussreichen dänischen und schwedischen Kirchen lehrten dezidiert die lutherische Orthodoxie und einen gemäßigten Melanchthonismus, so dass theologisch Prognostica legitimiert waren. Ab 1610 hat der schwedische Klerus in Publikationen verdeutlicht, dass er allein, nicht die Astrologen, theologische Aussagen über die Zukunft machen könnten, so dass Herlitz die beliebten Endzeitprophezeiungen in seinen Prognostica nicht mehr formulierte.120 Ein Teil der Käufer, Adlige und Bürger, schätzten seine Texte, weil sie an deutschen Universitäten studiert und sie dort kennen gelernt hatten oder dem Vorbild königlicher und adliger Anhänger astrologischen Wissens nacheiferten.121 Er konnte auf dem kleinen schwedischen Buchmarkt nur Fuß fassen, weil er die Protektion des Königs und später des Reichskanzlers Axel Oxenstierna besaß. Denn der Buchmarkt war bis 1634 streng geregelt. Die Drucker standen unter Aufsicht des königlichen Inspektors Enricus Schroderus.122 Ihre Bücher durften sie außerdem nur direkt an Kunden oder an die Buchbinder verkaufen.123 Herlitz schrieb am 1.5.1618 einen Brief an den schwedischen Reichskanzler Axel Oxenstierna. Er bedankte sich dafür, dass er ihn beim Druck seiner Prognostica und Schreibkalender unterstützt und ihm die Angaben zum Geburtsort und das Geburtsdatum König Gustav Adolfs geschickt habe. Herlitz konnte 1628 deshalb auch den Auftrag Wallensteins erfüllen, das Horoskop für Gustav Adolf zu erstellen. Herlitz sammelte seit Jahren Horoskope, um sie zu veröffentlichen. Am 19.12.1631 schickte er ihm zusammen mit einem Brief einige Exemplare seines Prognosticon für 1632, das er Gustav Adolf gewidmet habe.124 1636 dedizierte Herlitz seinen ›Store Prognosticon Astrologicum Eller Pracktica‹ Axel Oxenstierna und den übrigen vier Mitgliedern des Reichsrates, die gemeinsam für die noch unmündige

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Christina von Schweden seit dem Tod Gustav Adolfs 1632 regierten.125 Herlitz besaß die höchstmögliche Patronage, die dazu führte, dass seine Texte ab 1624 in Schweden konkurrenzlos waren. Denn nur Sigfridus Aronus Forsius hat in der Zeit von 1604 bis 1623 fast jährlich ein ›Prognosticum Astrologicum‹ veröffentlicht, das auch von Ignatius Meurer gedruckt wurde.126 Herlitz war zur Marke geworden, so dass die Drucker Meurer und Keyser Schreibkalender mit angehängtem Prognosticum unter seinem Namen noch zehn Jahre nach seinem Tod veröffentlichten. 6. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE Die drei behandelten Autoren brauchten die Patronage der Regierenden, um ihre Texte auf den Buchmärkten ihrer Territorien und Städte langfristig zu etablieren und schließlich zur Marke werden zu lassen. Die Patrone wählten sie als förderungswürdig aus, weil sie damit ihr Ansehen in der Öffentlichkeit und im Kreis der regierenden Eliten erhöhen wollten.127 Sie konnten durch die Privilegierung einzelner Autoren und die Zensur der Buchproduktion in ihren Herrschaftsgebieten Inhalte und Rezeption der in hohen Auflagen verkauften Prognostica steuern. Die öffentliche Meinung, das hatte sie die Macht der Medien in der Reformation gelehrt, musste gelenkt werden, um ihre politischen Ziele besser erreichen zu können. Die Autoren nutzten kontinuierlich ihre besonderen Stärken, um sich auf dem Markt der Prognostica profilieren und damit abgrenzen zu können. Ihre Rezeption zeigte, dass die Autoren den Erwartungen gerecht wurden. Kepler nahm Caesius zum Vorbild für die Wettervorhersagen. Misocacus löste mit seinen politischen Prophezeiungen eine Diskussion und Kritik katholischer Autoren im Reich aus. Niels Heldvad, dänischer Konkurrent von Herlitz, titulierte Misocacus schon 1618 als »Kalenderpapst«. Er hatte recht mit seiner ironisch gemeinten Zuweisung, denn nur Herlitz besaß den Rang eines internationalen Kalenderautors. Mit den Dedikationen warben die Autoren für die Qualität ihrer Texte. Der Leser wusste nun, welche mächtigen Personen oder Institutionen sie förderten. Caesius hat seine Ernennung zum Hofastronomen explizit nur 1577 erwähnt,128 Misocacus aber nicht, weil sie eine Aufgabe seines städtischen Amts bildete. Herlitz schrieb mehrfach offen über seine Erwartungen an seine verschiedenen Patrone und nannte als einziger auch einen von ihm erhaltenen Betrag von 100 Reichstalern für seine Studien und Buchpublikationen zur Reform der Calendariographia:129 Die »Patroni (sollten) diese Mühe (belohnen). So wehr es billich und christlich«.130 Die Gefahr, ihre Unabhängigkeit und damit auch an Qualität zu verlieren, reflektierten sie nicht öffentlich, weil es ihren Erfolg gefährdet hätte. Sie war ihnen aber bewusst. Martin Opitz hat sie im Gedicht »Auff die nachtigall/welche verstummet ist/nach dem sie dem König geschenkt worden« 1636 formuliert: »Nun mich der König setzt in gold und edelstein /Schläfft meine wissenschaft bey grossem reichthumb ein«.131 Die Buchdrucker trugen ihren Teil zum Erfolg bei, denn sie achteten intensiv darauf, für ihre Starautoren langfristige Privilegien vom Kaiser, den Stadträten oder Territorialherren zu erhalten und sie dann auch vor unerlaubten Nachdrucken zu schützen. Alle Drucker führten ihr Geschäft so, dass sie sich mit dem Verkauf weiterer Prognostica und Schreibkalender, von populären Texten und öffentlichen Druckaufträgen wirtschaftlich breiter aufstellten, weil die einmaligen Erträge aus den jährlichen Prognostica und Schreibkalender zur Fortführung des Geschäfts allein nicht ausreichten. Sie bilde-

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ten jedoch das »Fundament«.132 Die hohen Lagerbestände ihrer »hochgelehrten Schriften« finanzierten sie mit dem »sofortigen Absatz« von populären Werken.133 Diese Mischkalkulation sicherte den Unternehmenserfolg. Die Autoren selbst schufen den Markenkern, indem sie den Lesern die geläufigen Inhalte immer wieder anboten, die theologischen und politischen Ziele ihrer Patrone unterstützten und regelmäßig die Astrologie gegen die große Zahl der Kritiker verteidigten. Alle haben Bücher über Kometenerscheinungen publiziert, um der Leserschaft ihre astronomische Kompetenz zu zeigen.134 Buchdrucker, Autoren und Patrone nutzten die Marketinginstrumente bewusst, um ihre Prognostica zu erfolgreichen Markenartikeln auf dem umkämpften Buchmarkt der frühen Neuzeit werden zu lassen. ANMERKUNGEN 1 2

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Wilhelm Misocacus: Prognosticum/oder Practica auffs Jar [...] 1586. Dantzig. Rhode 1585, S. Aiij. Exemplar in Staatsbibliothek Augsburg. Leonhart Thurneisser zum Thurm: Archidoxa, Neu gesetzt. Berlin: Graues Kloster 1575, S. 11, 15,21. Exemplar in ULB Dresden. Wilhelm Misocacus: Prognosticon [...] Auff das jahr Christi 1590. Danzig: Rhode 1589, S. Biijv1. David Herlitz: Tractatus Theologastronomihistoricos, Von des Tuerckischen reichs untergange un endliche zerstoerung. Alten Stettin: Joachim Rhete 1596 S. Aij. Exemplar in BSB München. Nachgewiesene Texte in VD 17. Angaben nach Katalog der Königlichen Bibliothek Dänemarks, Kopenhagen. Charlotte Appel: Laesnin og bogmarked i 1600 tallets Danmark. 2 Bde. Kopenhagen: Kongelige Bibliothek 2001(= Danish humanist texts and studies, 23), S. 410. LIBRIS Kopenhagen verzeichnet die Drucke ab 1608, Signatur ID 13544299. Appel (2001) S. 923f. (wie Anm. 49). Klaus Garber: Schatzhäuser des Geistes. Alte Bibliotheken und Büchersammlungen im Baltikum. Köln: Böhlau 2007, S. 43f. Henning Witte: Emoriae medicorum nostri seculi clarissimorum renovatae decas prima (secunda). Königsberg, Frankfurt/Main: Hallervord 1676, S.73-88, hier S. 77. Exemplar in UB Mannheim. David Herlicius: Groß Prognosticon und Practica des 1610. Jahrs. Stettin: Rhete 1609, S. B bis Bv1. Exemplar in BSB München. Ebd. Blatt 47. David Herlitz: Calendarium eller Almanach och lilla Prognosticon, på thet åhr. MDCXXVII. Stockholm: Reusner 1626: Zum 1. und 8. März. Kgl. schwedische Bibliothek Stockholm. David Herlitz: Schriff Calender (und) Stoore Prognosticon Astrologicum Eller Pracktika pa [...] 1636. Stockholm: Henrich Kayser o.J. Exemplar in National Library of Finland Helsinki. www.doria.fi/bitstream. Beyer (2012) S. 219-225 (wie Anm. 27). Gerhardt Petrat: Der Kalender im Haus der Illiteraten und Analphabeten: Seine Inanspruchnahme als Lebenshilfe vor Beginn der Aufklärung. In: Wolfgang Brückner / Peter Blickle / Dieter Breuer (Hgg.): Literatur und Volk im 17. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz 1986 (= Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 13), S.701-725, hier S. 704. Für 1620 vgl. Wlodzimirz Zientara: Die Widerspiegelung der politischen Ereignisse in Polen des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Klaus-Dieter Herbst (Hg.): Astronomie. Literatur. Volksaufklärung. Bremen: lumiere 2012 (= Presse und Geschichte, 67), S. 283-297, hier S. 285. Für 1634: Matthäus (1968) Sp.1091 (wie Anm. 10). Für 1 Reichstaler bezahlte man 74 Kreuzer (1585) und 90 (1623). In: Michael North: Kommunikation, Handel, Geld und Banken in der frühen Neuzeit. München: Oldenbourg 2000 (= Enzyklopädie deutscher Geschichte, 59), S. 30. Matthäus (1968) Sp. 1056 (wie Anm. 10). Michael Diefenbacher / Wiltrud Fischer-Pache (Hgg.): Das Nürnberger Druckgewerbe. Buch- und Zeitungsdrucker, Verleger und Druckhändler vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Nürnberg: Stadtarchiv Nürnberg 2003 (= Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, 31), S. 243. Reinhold Reith: Lohn und Leistung. Lohnformen und Gewerbe 1450 -1900. Stuttgart: Steiner 1999 (= VSWG. Beihefte, 151), S. 222 und Anm. 882.

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Wilhelm Abel: Landwirtschaft 1500-1648. In: Hermann Aubin / Wolfgang Zorn (Hgg.): Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Bd. 1. Stuttgart: Klett-Cotta 1971, S. 386-413, hier S. 399, 402. Irmgard Bezzel: Leonhard Heußler (1548-1597), ein vielseitiger Nürnberger Drucker und Verbreiter von Neuigkeitsberichten. Wiesbaden: Harrassowitz 1999 (= Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem deutschen Bucharchiv, 62), S. 54. Diefenbacher (2003) S. 243 (wie Anm. 59). Christoph Reske. Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Wiesbaden: Harrassowitz 2007 (= Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen, 51), S. 145. Georg Stadius erhielt 1577 zuerst 20, später 32 Gulden. Siehe: Patrick J. Bohner: Finding favour in the Heavens and Earth. Stadius, Kepler and astrological calendars in early modern Graz. In: Richard Kremer / Richard Lynn / Jarosław Włodarczyk (Hgg.): Johannes Kepler from Tübingen to Żagań. Warschau: Institut Historii Nauki PAN 2009 (= Studia Copernica, 42), S. 159-177, hier S.160. David Herlitz: Epistola, Oder sendbrieff [...] Von seiner Calendariographia, Oder Astronomischen Opera. Alten Stettin: Rhete 1608, S. Aij. Exemplar in HAB Wolfenbüttel. Matthäus (1968) Sp. 1050-1054 (wie Anm. 10). Diefenbacher (2003) S. 230-232 (wie Anm. 59). Reske (2007) S. 695 (wie Anm. 63). Privilegien nennt Gottlieb Mohnicke: Die Geschichte der Buchdrucker- Kunst in Pommern. Stettin: Bülow 1840, S. 119. Ratsverordnung der Stadt Nürnberg. 17.2.1574. In: Diefenbacher (2003) S. 7 ( wie Anm. 37). Reske (2007) S. 145 (wie Anm. 43). Malgorzata Wittenberg: Vertheidiger der ewigen Rechte und freund der Tugend. Die Danziger Presse vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert. In: Holger Böning (Hg.): Danzig und der Ostseeraum: Sprache, Literatur, Publizistik. Bremen: edition lumière 2005 (= Presse und Geschichte, 16), S.131-173, hier S. 132. Friedrich Oldenburg: Die Endter, eine Nürnberger Druckerfamilie (1590-1740). Diss. Leipzig 1911, S. 46. Diefenbacher (2003) S. 268, 277 (wie Anm. 59). Sveriges Nationalbibliotek. Zugriff 1.10.2012. Thomas Lidman (1985-1987) S. 439 (wie Anm. 26). Anders Burius (1998-2000) S. 24 (wie Anm. 26). Frauke Rademann-Veith: Die skandinavischen Rätselbücher auf der Grundlage der deutschen Rätselbuchtradition (1540-1805). Frankfurt/Main: Lang 2010 (= Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik, 60), S. 142. Beyer (2012) S. 214-219 (wie Anm. 27). Matthäus (1968) S. 797, Anm. 747 (wie Anm. 10). Reske (2007) S. 694 (wie Anm. 63). David Herlicius: Groß Prognosticon Astrologicum. Nürnberg: Endter 1624. Exemplar in BSB München. Misocacus (1589) (wie Anm. 45). Email an Verf. von Prof. Eberhard Knobloch, Berlin, vom 13.9.2012. Ralf Liedtke: Die Hermetik. Traditionelle Philosophie der Differenz. Paderborn: Schöningh 1996, S. 33-41. Georg Caesius: Practica oder Prognosticon, Auff das Jahr [...] 1568. Regenspurg: Hans Burger 1567, S. Biijv3. Exemplar in UB Erlangen.

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Der bäuerliche Widerstand war nicht mit der militärischen Niederlage 1526 erloschen. Dazu Forschungsüberblick in Peter Blickle: Unruhen in der ständischen Gesellschaft 1300-1800. 3. erw.Aufl. München: Oldenbourg 2012 (= Enzyklopädie deutscher Geschichte, 1). Matthäus (1968) Sp.799 (wie Anm. 10). Hexenverfolgungen behandelt Barbara KleinöderStröbel: Die Verfolgung von Zauberei und Hexerei in den fränkischen Markgraftümern im 16. Jahrhundert. Tübingen: Mohr Siebeck 2002 (= Spätmittelalter und Reformation, N.R. 208), S. 204. Misocacus (1589) o.S. (wie Anm.45). Burghardt Victorinus Schönfeld: Prognosticum Astrologicum/ Auff die vier Jarzeiten. Magdeburg: Duncker 1596, Blatt S. Biijv1, Dv1, Ev1. Seite Hv3: Vox artem reperiri posse existimo, cum ita omnes insultent, ac Astrologia. Exemplar in BSB München. Johann Fischart: Aller Practick Großmütter. O.O., o.J: (wahrscheinlich Straßburg: Bernhard Jobin 1573). Exemplar in BSB München. Johannes Nas: Antipraxeis tōn astrologōn Das ist Die vnfelig gewisest Practica practicarum. Ingolstatt 1566. Exemplar in BSB München. Caesius (1568) S. Ai, Aiv1 (wie Anm. 85). Claudia Brosseder: The writing in the Wittenberg sky. In: Journal of the history of ideas, 66. Jg. 2005, S. 557-576, hier S. 575; ausführlich Westman (2011) S. 143f (wie Anm. 15). Jensen (2006) S. 27 (wie Anm. 32). Richard L. Kremer: The Mathematical astronomy and calendar-making in Gdansk. In: Herbst (2012) S. 477-492, hier S. 479 (wie Anm. 58). Ohne Angabe von Drucker und Druckort erschien einmalig vor dem Tod des Misocacus 1586 ein „Prognosticum Astrologicum“ für 1587 von Johann Moller, Lehrer an der Danziger Johannisschule. Er dedizierte den Text zwei Danziger Bürgern; er erwähnt Misocacus nicht. Text zugänglich in Biblioteka Polskiej Akademii Nauk Danzig. Günther Oestmann: Heinrich Rantzau und die Astrologie. Braunschweig: Landesmuseum Braunschweig 2004, S. 52 f. Wilhelm Misocacus: Practica / auffs jahr [...] 1584. Dantzig: Rhode 1583. Volker Leppin: Antichrist und jüngster Tag. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 1999 (= Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte, 69), S. 171. Herlitz (1635 ?) (wie Anm. 55). Minois (2002) S. 420 ( wie Anm. 12). Misocacus (1585) S. Aiij (wie Anm. 43). N. Alexander Centurio: Nostradamus. Prophetische Weltgeschichte. 10. Aufl. Bietigheim: Turm 1977, S. 135. Ewa Kociszewska: Vaticinium de coniunctione Liliorum cum Aquila. Przepowiednia z ›Prognosticatio‹ Johanna Lichtenbergera i jej interpretacja dla Henryka Walezego (1575). In: Odrodzenie i Reformacja w Polsce, 54 Jg. 2010, S.161-177. In England: John Harvey: A discourse problem concerning prophesies. 2. Aufl. London: Iohn Jackson 1588. Wilhelm Misocacus. Prognosticon auff das Jahr 1590. Zitiert nach Jensen (2006) S. 35 (wie Anm. 32). Leonhardt Thurneysser: Alter und newer corrigirter Almanach [...] mit eingefühter Practick auff das Schaltjahr MDLXXXIIII. Berlin: Mickel Volmen. Microfiche Blatt 11-13. Exemplar in Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar. Hanns-Peter Neumann: Wissenspolitik in der frühen Neuzeit am Beispiel des Paracelsismus. In: Herbert Jaumann (Hg.): Diskurse der Gelehrtenkultur in der Frühen Neuzeit. Ein Hand-

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buch. Berlin: de Gruyter 2011, S. 255-304, hier S. 278: 1560-70 erschienen 90 ParacelsicaDrucke. Jensen (2006) S. 36 (wie Anm. 11). David Herlitz. Kurtze Erklerung des geschwänzten newen Sterns oder Cometen. Lübeck: Witten 1608, S. Kiijv2. David Herlitz: Kurtzer Diskurs vom Kometen/unnd dreyer Sonnen. Alten Stettin. Rhete 1619, S. Hiij. Beide Exemplare in BSB München. Über Crüger in: David Herlitz: Prognosticon Astrologicum auff das Jahr 1631. Alten Stettin: Rhete 1630, S. Dij v2, Aijv1, Aiij v1. Exemplar in HAB Wolfenbüttel. Beyer (2012) S. 225-234 (wie Anm. 27). Michael Giesecke: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. 4. rev. Aufl. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2006, S. 396. Bericht von Forsius in seinem Prognosticon für 1618. Zitiert in Martin Kjellgren (2011) S. 278 (wie Anm. 26). Caesius (1568) S. Bijv1 (wie Anm. 85). Kuno Ulshöfer: Abdias Wickner d. J., der vierte evangelische Titularabt von Heilsbronn (15601608). In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte, 71. Jg. 2002, S. 69-96, hier S. 71f. Georg Caesius: Chronick//Oder ordenliche /verzeichnuß vnnd beschreibung aller Cometen/ von der algemeinen Suendflut an. Nürnberg: Fuhrmann 1579. Exemplar in BSB München. Hans Joachim Koppitz: Die kaiserlichen Druckprivilegien Wiesbaden: Harrassowitz 2008 (= Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem deutschen Bucharchiv, 75), S. 68. Diefenbacher (2003) S. 127 (wie Anm. 59). Ebd. S. 327. Friedrich Caesius / Georg Halbmayer: Prognosticon Meteorographicum, Das ist: Grosse Practica: auch Astronomische und Historische Anzeygung. Nürnberg: Sartorius 1631. Exemplar in HAB Wolfenbüttel. Michael Lochner. Christliche Leich-Predig Uber der Begräbnus des [...] weltberühmten Astronomie M. Georgii Caesii. Nürnberg: Fuhrmann 1604 S. Ciij. Exemplar in UB Erlangen. Kjellgren (2011) S. 274 f. (wie Anm. 26). Heiko Droste: Im Dienste der Krone. Schwedische Diplomaten im 17. Jahrhundert. Münster: LIT 2006, S. 171. Per Hienka: Den äldst kända svenska almanacken för ä 1585. In: Nordisk tidskrift for bochoch biblioteksväsen, Jg. 8, 1921, S. 35-38. Rademann-Veith (2010) S. 143f. (wie Anm. 55). Inhaltsangabe beider Briefe in Johan Nordström: Lejonet fram Norden. In: Samlaren, N.F. Jg. 15, 1934, S. 1-66 , hier S. 57, Anm. 83. Herlitz (1636) (wie Anm. 55). Siehe Abbildung 2. Kjellgren (2011) S. 306 f. (wie Anm. 26). Gabriele Jancke: Patronagebeziehungen in autobiographischen Schriften des 16. Jahrhunderts, Individualisierungsweisen? In: Kaspar von Geyertz (Hg.): Selbstzeugnisse in der Frühen Neuzeit. München: Oldenbourg 2007 (= Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquium, 68), S. 13-23, hier S. 25f. Georg Caesius: Prognosticon astrologicum [...] auff [...] 1578. Nürnberg: Fuhrmann 1577, S, Aii v2. Exemplar in BSB München. David Herlitz: Groß Prognosticon und Practica des 1610. Jahrs. Alten Stettin: Rhete S. B und B v2. Exemplar in HAB Wolfenbüttel. Herlitz (1608) S. Kiij v2 (wie Anm. 65). Albrecht Schöne (Hg.): Das Zeitalter des Barock. Texte und Zeugnisse. München: dtv 1988 (= Die deutsche Literatur vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, 3), S. 724.

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Holger Böning: Der Kalender im Mediensystem des 17. Jahrhunderts. In: Peter Heßelmann (Hg.): Grimmelshausen als Kalenderschriftsteller und die zeitgenössische Kalenderliteratur. Bern: Lang 2011 (= Beihefte zu Simpliciana, 5), S. 13-32, hier S. 19. So beklagte sich 1595 Martin Crusius, Altphilologe der Universität Tübingen. In: Hans Widmann (Hg.): Der deutsche Buchhandel in Urkunden und Quellen. Hamburg: Hauswedell 1965, S. 414. Robert S. Westman berücksichtigt bei seinen Maßstäben für gute Autoren von Prognostica nicht deren notwendige Zusammenarbeit mit den Buchdruckern: Westman (2011) S.74-75 (wie Anm. 15). Die umfangreiche und kontroverse Rezeption seines Buches beachtet diesen Aspekt auch nicht. Siehe zusammenfassend: Michael Shank: Made to Order. In: ISIS, 105. Jg. 2014, S. 167-176.

Zusammenfassung Viele Autoren schrieben in der frühen Neuzeit Prognostica, nur wenige erlangten den Status eines Markenartikels auf dem Buchmarkt. Georg Caesius, Wilhelm Misocacus und David Herlitz gehörten dazu. Warum sie erfolgreich waren, ist Gegenstand dieses Aufsatzes. Die Gründe lagen in der intensiven Nutzung der Marketinginstrumente durch Autoren, Buchdrucker und Patrone. Die Autoren legten ihre Schwerpunkte auf meteorologische, politische oder medizinische Vorhersagen, um die Erwartungen ihrer Patrone und Leser zu erfüllen. Die Buchdrucker hielten die Preise niedrig, um ihre hohen Auflagen bei Handwerkern, Bauern, Kauf- und Seeleuten gewinnbringend verkaufen zu können. Jedoch nur durch den Verkauf von umsatzstarken Bibeln, populären Liedern und Volksbüchern erlangten sie die Gewinne, um ihr Geschäft fortzuführen. Die Autoren erhielten von ihren Patronen eine jährliche Zuwendung vergleichbar mit dem Monatslohn eines Handwerkers. Sie warben in ihren Texten mit attraktiven Titelbildern und Dedikationen an ihre mächtigen Patrone. Unerlaubte Nachdrucke konnten die Drucker mit Hilfe von Druckprivilegien und Prozessen eindämmen. Die Patrone übertrugen ihnen das Amt des Astronomen, mit dem die Erstellung der jährlichen Prognostica verbunden war. Damit blieben konkurrierende Autoren vom jeweiligen Markt ausgeschlossen, was den Vertrieb der eigenen Prognostica erleichterte. Nur Herlitz verband sich mit mehreren Druckern und Patronen, so dass seine Texte nicht nur in weiten Teilen der protestantischen Territorien des Reichs, sondern auch in der polnischen Stadt Danzig und in Skandinavien gedruckt und verkauft werden konnten. Summary Many authors published Prognostica in early modern times, only a few reached the status of a brand on the book market. Georg Caesius, Wilhelm Misocacus and David Herlitz did. The question why they were successful is answered in this paper. Authors, printers and patrons intensively used the marketing instruments. The authors focused on meteorological, political and medical prophecies to cover the expectations of the patrons and readers. The printers kept down the price to be able to sell high amount of copies to craftsmen, farmers, merchants and sailors. But only strong-selling bibles, songs and popular literary works yielded the profit to continue the business. From

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patrons the authors received a yearly allowance comparable to the monthly wage of a craftsman. In their texts they presented attractive title-pages and dedications to their patrons for promotion. The patrons conferred them the appointment of an astronomer in which they had to publish every year a prognostication. As a consequence, competitors were excluded from the same market. Because of that the distribution of their own Prognostica was easier. Only Herlitz worked together with several patrons and printers, so his texts could be printed and sold not only in many protestant territories of the Holy Roman Empire but also in the Polish town of Gdansk and in Scandinavia. Korrespondenzanschrift Dieter Kempkens, Eschenweg 4, 50126 Bergheim Email: [email protected]

Daniel Bellingradt

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WENIG PAPIER, VIEL AUFWAND Öffentliche Buchverbrennungen der Frühen Neuzeit als materielles Problem 1. EINLEITUNG Bücher mussten seit jeher das Feuer fürchten. Handschriftliche und gedruckte Publikationen jeglicher Varianz und Formenvielfalt sind Medien schriftbasierter Kommunikation, die epochenübergreifend bis hinein in unsere Gegenwart typischerweise entweder aus Pergament oder Papier bestanden. Diese materielle Basis macht »Bücher« zu tendenziell leicht entzündbaren Objekten: Sowohl die Beispiele unfallbedingter antiker Bibliotheksbrände als auch die zensural-motivierten, beabsichtigten Bücherverbrennungen während der Antike, des Mittelalters und der Frühen Neuzeit zeugen von der schnellen Entflammbarkeit sowie guten Brennbarkeit dieser eigentlich kulturell mit hohem Beständigkeitsstatus bedachten Schriftmedien.1 Die Motivation, »Bücher« zu verbrennen, entstand vermutlich zeitgleich mit dem Aufkommen der ersten pergament- und papierbasierten Buchtypen. Mindestens zwei Ebenen umfasst der überzeitliche, vernichtungswillige Wunsch des nachträglichen Verbrennens von vorher Publiziertem: Eine erhoffte Entmaterialisierung der jeweiligen (materiellen) Publikation sowie eine symbolische Verdammung der formulierten (ideellen) Inhalte.2 Die enorm ansteigende Publizität sowie Publikationsfreudigkeit während der Epoche der Frühen Neuzeit in Europa, deren Ursprünge maßgeblich in Momenten der individuellen und kollektiven Weltbeobachtung, -deutung und -kommentierung liegen, etablierte ein konkurrierendes, plurales Stimmengewirr, welches zeitgenössisch auch bekämpft und zensiert werden wollte. Das mediale Rauschen während der ersten dreieinhalb Jahrhunderte der sogenannten »Gutenberg-Galaxis« (Marshall McLuhan) wurde zwar einerseits technisch begünstigt durch das typographische »Preß-Wesen« und folgte großteils einer ökonomischen Logik,3 aber es gründete in einem größeren kulturellen Mitsprache-, Reformations- und Reformulierungsbedürfnis, welches sich inmitten zahlreicher konfessioneller, gesellschaftlicher sowie militärischer Konfrontationen entfaltete. Es ist ein maßgebliches Kennzeichen dieses epochalen »typographischen Ancien Régime«4, dass die zunehmende Diversifizierung des gedruckten Medienspektrums nicht nur in Symbiose mit den Ausdifferenzierungsschüben der Post-, Verkehrs- und Handelsrouten sowie der effizienteren buchhändlerischen Logistik geschah.5 Vielmehr konstituierte sich während dieser Epoche der (publizierte) Zustand des steten Plurals von Ansichten, Überzeugungen, Bewertungen und Auslegungen in einem bis dahin unbekannten Ausmaß. Allzu häufig führte dieser Plural zu (publizierter) Anschlusskommunikation in extenso: Synoptische Widerlegungen, Korrekturen, Anmerkungen oder Antworten auf vorherige Kommunikationsakte waren zugleich (publizierter) Alltag der Epoche. Zugleich ist es ebenfalls epochentypisch, dass nicht jeder (publizierte) Plural auch erwünscht bzw. erlaubt war. In der Wahl der Adjektive, mit denen beispielsweise frühneuzeitliche Obrigkeiten des Alten Reiches die jeweils in ihrem Territorium ungewollten Publikationen (in Verbotsdekreten oder Regierungsdokumenten) bezeichneten, dokumentiert sich neben Wortfreude, Erfindergeist und Kombinationsgeschick auch das Daniel Bellingradt ist Juniorprofessor für Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.

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sensible und unterschiedliche Bewerten und Verdammen der zeitgenössisch zirkulierenden Publizität. Eine »verbottene«, ergo ungewollte Publikation war in der Regel »ärgerlich«, »obscön«, »lesterlich« oder »aufrührerisch«; zudem war sie sehr oft zusätzlich – je nach regionaler konfessioneller Prägung und Jahrzehnt – »atheistisch«, »fanatisch«, »naturalistisch«, »sozianisch«, »irenisch«, »pietistisch«, »blasphemisch« oder schlichtweg »papistisch«. Diese und ähnlich klingende weitere Adjektive waren, je nach inhaltlicher Ausprägung, zensuraler Bewertung oder ausgemachter Verdammungswürdigkeit der gemeinten Publikation, durchaus kombinatorisch verwendbar und oft akkumulativ in Gebrauch. Eine ungewollte Publikation – und dies konnte potentiell, je nach historischer Kommunikationssituation, jede Publikation sein – startete oft in einem zensierenden Verbotsdekret als »lesterliche Famoßschrift«, avancierte wenige Sätze darauffolgend zu einer »ärgerlichen, lesterlichen und fanatischen Famoß= und Schmachschrift«, um final in der wundersamen Einkategorisierung als »Pasquill« bzw. »Charteque« zu landen.6 Vom »Pasquill«-Vorwurf bis zu einer öffentlichen Buchhinrichtung konnte es ein kurzer Weg sein. Auf eine einmal ausgesprochene Verdammung konnte theoretisch rasch eine tatsächlich vollzogene Verbrennung folgen. Das Format oder der Umfang von Publikationen schützte hierbei nicht vor Strafe – mehrbändige, tausendseitige Enzyklopädien im Folioformat landeten ebenso im Feuer wie zweihundertseitige Taschenromane im Oktavformat, zehnblättrige Flugschriften im Quartformat, wenige Blätter umfassende Einzelausgaben einer seriell-periodischen Zeitung bzw. Zeitschrift, oder illustrierte Einblattdrucke.7 Jedoch war es in der Praxis ein langer und (oft zu) weiter Weg von der Verdammung einer ungewollten Publikation bis zu einer tatsächlich zeremoniell vollzogenen, öffentlichen Buchverbrennung. Im Wesentlichen bremsten fünf Faktoren ein häufiges und massenhaftes frühneuzeitliches Bücherverbrennen: die strukturellen Kontroll-, Zensur- und Überwachungsdefizite frühneuzeitlicher Obrigkeiten;8 die oft kontraproduktiven (weil nachfrageweckenden) Auswirkungen von öffentlichen Verbrennungen;9 die Lukrativität und europaweite Distributionseffektivität des (klandestinen Geheimbuch-)Handels;10 das häufig feststellbare Desinteresse der Verbrennenden an der materiellen Vernichtung des konkreten Exemplars;11 die Nichtverfügbarkeit eines Exemplars der »verbottenen« Publikation. In diesem Aufsatz soll es indes um diejenigen Momente gehen, die aus einer einmal getroffenen Entscheidung, eine Verbrennung von Publikationen durchzuführen, resultierten. Nach dem (zumeist obrigkeitlichen) Entschluss zum Verbrennen galt es für die Akteure, die beschlossene »Buchhinrichtung« in der Regel als öffentlich-rituelle Verbrennungszeremonie gebührend zu inszenieren.12 Der zensural-normative Anspruch, unerwünschte Publikationen (sowie deren inhaltlichen Positionen) entweder zu bändigen, zu vernichten, zu strafen oder zu tilgen, führte im Extremfall dazu, entdeckte oder gar konfiszierte »Pasquillen« in einer öffentlichen Zeremonie abzustrafen und zu diffamieren. Hierbei war das Verbrennen von Publikationen stets als Strafe konzipiert, egal wer anzündete und unter welchem Vorwand. Zwar gab es auch nachweislich nichtöffentliche Buchverbrennungen – etwa in Rom13 – aber das idealtypische Prozedere dieser Ereignisse vollzog sich im Modus des öffentlichen Spektakels: Bücherverbrennungen folgten in ihrer inszenierten Zeremonialität der Logik der »Theater des Schreckens« (van Dülmen), die bei zeitgenössischen öffentlichen Hinrichtungen von Menschen veranstaltet wurden.14 Als Unterfangen war eine öffentliche Buchverbrennung allerdings eine äußerst heikle materielle Angelegenheit. Zunächst war es nicht immer garantiert, dass man im Besitz eines Exemplars des zu verbrennenden Titels war. Dies konnte zum Beispiel daran

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liegen, dass manch ein Akteur eine bestimmte rare Publikationen lieber in der eigenen Bibliothek als im öffentlichen Feuer bewundern wollte. Wenn die Publikation lediglich ein »absentes Material« war, brauchte man das Feuer erst gar nicht zu entfachen. Auch wenn ein Exemplar durch Ankauf oder Konfiskation zur Verbrennung bereit lag, so war es dennoch materiell gesehen ein papierbasiertes, oft »rohes«, d.h. uneingebundenes Objekt mit hoher Brennbarkeit. Obwohl das Ziel einer jeden Buchverbrennung stets auch die Entmaterialisierung des Objekts »Buch« war, galt eine zu »flüchtige Materialität« bzw. ein zu schnelles Verbrennen als unerwünscht. Eine Zeremonie bezieht nämlich ihre Bedeutung zu einem substantiellen Teil aus der zugestandenen Zeitdauer. Des Weiteren stellte jede umfangschwache »kleine« Publikation die Verbrennungswilligen vor weitere zeremonielle Probleme. »Reduziertes Material« in Form von »kleiner« Flugpublizistik oder gar Einblattdrucken erschwerte tendenziell das Verbrennungsprozedere: Wie verbrennt man gebührend und würdig ein flüchtig-verbrennendes loses Blatt Papier? Es bestand immerhin die berechtigte Gefahr des unspektakulären Verbrennens inmitten einer als Spektakel organisierten Veranstaltung. Wie ging man zeremoniell mit der zu erwartenden Kurzweil einer Verbrennung eines Einblattdruckes um? Dem (papiernen) Umfang von Publikationen kam eine wichtigere Rolle bei öffentlichen Verbrennungszeremonien zu, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Das materielle Problem von öffentlichen Buchverbrennungen der Frühen Neuzeit offenbart sich in der typischen Mangelsituation des absenten, reduzierten, begrenzten oder zu flüchtigen (bedruckten) Papiers. Mit dem vorliegenden Aufsatz wird dieses Problemfeld des Mangels bei frühneuzeitlichen Verbrennungen thematisiert und werden zudem die praktischen zeremoniellen Lösungen seitens der Verbrennenden beleuchtet. Anhand exemplarischer Fallbeispiele aus Frankfurt am Main, Köln, Hamburg und Rom wird das diesen Aufsatz titelgebende Grundmuster des obrigkeitlichen Verbrennungsprozedere im Zeichen des Mangels sichtbar: je weniger Papier verfügbar war, desto mehr Aufwand musste betrieben werden. Oder anders formuliert: Angesichts eines materiellen Mangels bestand die Notwendigkeit, einen zusätzlichen inszenatorischen Aspekt in die öffentliche Verbrennung zu integrieren. Dieses »Zusätzliche« war keineswegs nur eine »besondere Spielart zusätzlicher Schmähung«, wie es Hermann Rafetseder vermutete.15 Vielmehr offenbart sich in den im Folgenden dargestellten Zeremonieverlängerungen durch separates Zerreißen der Publikationen (2.1.), den Zeremonieausweitungen durch Galgen- oder Prangernutzung (2.2.) und in den Zeremoniegewährleistungen durch kollektive Buchverbrennungen (2.3.) die Logik des materiellen Mangels (an Papier). 2. ZEREMONIELLE LÖSUNGEN ANGESICHTS DES MATERIELLEN MANGELS 2.1. Zeremonieverlängerung durch separates Zerreißen In den Jahren 1758 und 1766 fanden in der Reichsstadt Frankfurt am Main zwei öffentliche Verbrennungsaktionen von Druckpublikationen statt, die von höchster Stelle (Wien) aus angeordnet und dann mittels der ortsansässigen Kaiserlichen Bücherkommission an den Stadtmagistrat zur Durchführung delegiert worden waren.16 Beide feierlich inszenierten Verbrennungsaktionen fanden auf dem Frankfurter Römerberg, also innerhalb der Stadtmauern und somit innerhalb der magistratischen Jurisdiktion, in der Nähe des Doms (und nicht etwa auf dem Platz vor der Hauptwache oder dem außerhalb der Stadt gelegenen Galgenfeld)17 statt. Das amtliche Protokoll der Verbrennung von 1758 gewährt einen Einblick in die pompöse zeitgenössische Inszenierung der Verbrennungen in der Reichsstadt, die »in Beyseyn und unter Zuschauung vieler

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hierbey sich versammelter und in Denen hierum liegenden Haussern aus denen Fenstern zuführenden sowohl Einheimisch als Auswartigen großen Anzahl Menschen« stattfand. Erst nachdem Bürgermeister, Stadträte und hohe Regimentmilitärs im Beisein von 60 Soldaten der Urteilsverkündung durch »Vier Gemeine weltliche Richter«, die in roten Roben gekleidet waren, gelauscht hatten und mehrere Trommelwirbel und Appelle erfolgt waren, schritt man zur eigentlichen Verbrennung.18 Indes der gravierende Unterschied zwischen beiden Verbrennungs-Aktionen war nicht inszenatorisch, der Unterschied bestand in der Menge des verbrannten papiernen Materials. Während im Jahr 1758 mehrere Hundert ungebundene »rohe« Druckpublikationen auf ein Großfeuer geworfen worden, landeten im Jahr 1766 insgesamt lediglich zwei Publikationen im Feuer. Für den zeitgenössischen Beobachter beider Verbrennungsaktionen jedoch war der Unterschied weder an der Größe des Feuers noch an der nahezu identischen obrigkeitlichen Prozedere oder anhand der zeitlichen Dauer der Inszenierung zu erkennen. Nicht nur für den jungen Johann Wolfgang Goethe, welcher laut Eigenaussage einer der zeitgenössischen Beobachter beider Verbrennungsaktionen in Frankfurt gewesen ist, verschwommen beide Verbrennungen ob ihrer Ähnlichkeit zu einem singulären Ereignis.19 Die öffentliche Verbrennung von 1758 bestätigt – isoliert betrachtet – scheinbar das Gegenteil der in diesem Aufsatz vertretenen These des »materiellen Mangels«. Die Frankfurter Obrigkeit befand sich nämlich im Jahr 1758 keineswegs in einer problematischen, d.h. vom Mangel an papiernem Material verursachten Verbrennungssituation. Vielmehr hatte der Frankfurter Magistrat auf zweimalige Anordnung des Wiener Hofrats im Jahr 1758 sogar mehrere Hundert Exemplare von zwei anonym publizierten und in Frankfurt kursierenden Drucktiteln konfiszieren können. Bei diesen beiden Drucktiteln handelte es sich um anti-preußische Flugschriften, die der Frankfurter Bürger Johann Friedrich Ludwig verfasst hatte und die aus der Buchpresse der Frankfurter Offizin von Johan David Scheper stammten.20 Nachdem der Wiener Hofrat zusätzlich zur möglichen Konfiszierung der inhaltlich nicht genehmen Publikationen von »durchaus wahnwizigen Innhalt und höchstärgerlichen, ... äußerst beleidigenden Ausdruckungen« auch explizit die Festnahme des mittlerweile ausfindig gemachten Verfassers samt Druckers verlangt hatte, befahl er zudem gesondert, wie mit den beschlagnahmten Exemplaren umzugehen sei. »Diese beyde Schandschrifften«, so der Wortlaut aus Wien, seien »in der Statt Franckfurt, ... durch die Hand des Nachrichters, offentlich zu verreißen und zu verbrennen«.21 Am 18. November 1758 vollzog man gebührend, wie oben aus dem zeitgenössischen Ablauf-Protokoll zitiert, die öffentliche Buchverbrennung als audiovisuelle Zeremonie. Hierzu waren Hunderte Exemplare der beiden Drucktitel – für den Transport vom Rathaus zum vorbereiteten Verbrennungsort auf dem Römer – zu vier Ballen zusammengeschnürt worden.22 Diese Ballen schnitt man vor dem entzündeten »circa 3. Schuh hoch gelegten Scheiter-Haufen« aus »Stroh« auf und zerriss die enthaltenen Exemplare einzeln und sorgfältig »Lag für Lag«. Erst nachdem alle Exemplare wortwörtlich in Fetzen vor dem brennenden Feuer lagen, warf man das bedruckte Papier schließlich »auf einmal in das Feuer«.23 Vermutlich sind die Verpackungsballen der konfiszierten Drucktitel kurze Zeit später ebenfalls in das Feuer geworfen worden.24 Indes bei der im Jahr 1766 vollzogenen Verbrennung in Frankfurt lag aus Sicht der veranstaltenden städtischen Obrigkeit eine Mangelsituation vor.25 Es fehlte grundsätzlich an (konfiszierten oder anderweitig organisierten) Exemplaren der zur Verbrennung

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aus Wien bestimmten Publikationen. Zudem führte die zugrundeliegende kaiserliche Anordnung an den Bürgermeister und Rat der Stadt explizit aus, dass lediglich je »ein Exemplar, alsogleich durch den Scharfrichter öffentlich zu verbrennen sei«.26 Bei den inkriminierten, zur Verbrennung bestimmten Drucktiteln handelte es sich um die anonym und mit fingierten Druckortangaben von Abbé Henri-Joseph Du Laurens veröffentlichten Publikationen »La Chandelle d’Arras« und »Imirce ou La Fille de la nature«.27 Beide Drucktitel waren im Oktavformat erschienen und verfügen über 102 Blatt (»Imirce«) bzw. 192 Blatt (»La Chandelle«). Der Stadtmagistrat stand folglich vor dem Problem, zwei relativ kleinformatige und zusammengenommen lediglich knapp 300 Blatt umfassende Publikationen öffentlich auf dem Frankfurter Römer verbrennen zu müssen, die wohl besser in einen kleinen Privat-Ofen gepasst hätten. Um der Zeremonie des kaiserlich angeordneten und magistratisch öffentlich veranstalteten Verbrennens einer Publikation auch angesichts der arg begrenzten Materialsituation eine gebührende Dimension zu verleihen, setzte die städtische Obrigkeit auch 1766 auf die Option der Zeremonieverlängerung durch separates Zerreißen. Die städtische Obrigkeit begegnete dem Problemfeld des nahezu absenten bzw. kontingentierten Materials im Jahr 1766 also nicht mittels eines veränderten inszenatorischen Prozedere. Die öffentliche Ausführung verlief analog zum Ereignis von 1758 und unter Beteiligung der gleichen Mitwirkenden- und Anwesendengruppen (Bürgermeister, Soldaten, Schaulustige etc.). Inszeniert wurde das Verbrennungsereignis ebenfalls Bogen für Bogen,28 was praktisch bedeutete, dass entweder jedes der knapp 300 Blatt im Oktavformat einzeln zerrissen worden ist oder zumindest bündelweise. In dieser Praxis wird deutlich sichtbar, dass die ausführende Obrigkeit in Frankfurt beim öffentlichen Verbrennen von »kleinen« Publikationen oder einer kleinen Anzahl solcher Publikationen auf das retardierende Moment einer verlängernden Praktik nahezu angewiesen waren, um die Inszenierung nicht durch eine fehlende Zeitdauer zu beschädigen. 2.2. Zeremonieausweitung durch Galgen- oder Prangernutzung Bei öffentlichen Buchverbrennungen, die innerstädtisch auf bedeutenden und großen Plätzen vollzogen wurden, war die räumliche Nähe zu Pranger und Galgen bereits von vorne herein gegeben.29 Diese räumliche und symbolische Nähe zu den beiden öffentlichen Ehr- und Diffamierungsstrafwerkzeugen der frühneuzeitlichen urbanen Lebensräume ist aus der Sicht der Organisatoren bzw. Durchführenden der jeweiligen Verbrennung durchaus gewollt, ermöglichen diese (in der Regel hölzernen) Konstruktionen der Strafe und Schmähung doch potentiell auch für eine Buch-Verbrennung »zusätzliche Momente juridischer Theatralik«.30 Der hohe symbolische Wert von Pranger und Galgen zeigte sich zeitgenössisch darin, dass beide Varianten als regelrechte Publizierungs-Plattformen sowohl für obrigkeitlich verordnete Strafverkündungen als auch für nicht-obrigkeitliche Privatschmähungen strategisch genutzt wurden.31 Die kommunikativen Auswirkungen von (papiernen oder hölzernen) (Namens-)Anschlägen an Pranger oder Galgen waren innerhalb der urbanen Sozialgemeinschaften der frühneuzeitlichen Stadt enorm.32 Beobachtungen, mündliche Weitergaben des Beobachteten und eventuelle Verschriftlichungsformen reagierten aufeinander und führten typischerweise in einer urbanen Anwesenheitsgesellschaft zu einer Situation des stetigen Zirkulierens von Kommunikationsakten. In einem urbanen medialen Resonanzraum bewirkten auch Anschläge an Galgen und Pranger effektive mediale Impulse, deren Anschlusskommunikation für Echo-Momente besonders in den Wirtshäusern und Gotteshäusern sorgten.33 Die Deutungs- und strafrechtliche Dimension von

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obrigkeitlichen Publikationen an Pranger oder Galgen machte diese zur interessanten »ausweitenden« Zeremonie-Option beim Vollzug einer Buchverbrennung. Häufige Anwendung fand etwa seit dem 16. Jahrhundert das zusätzliche Verbrennen der Autoren-Namen neben deren infamen Publikationen. Aus den Forschungen von Hermann Rafetseder sind zahlreiche Varianten dieser Pranger-Galgen-Nutzung bekannt, wobei grundsätzlich ein Exemplar des zu verbrennenden Drucktitels vorher, parallel oder nach der eigentlichen Verbrennung an Pranger oder Galgen befestigt wurde.34 Die Einbindung des Galgens in die Zeremonie der öffentlichen Buchverbrennung war von Seiten der Obrigkeit oft motiviert durch eine materielle Mangelsituation: es lag in der Regel schlichtweg »zu wenig Papier« zur Verbrennung vor. In diesen Momenten kam dem Galgen neben der symbolischen Bedeutung auch eine praktische zu; nun diente er der dringend benötigten Zeremonieausweitung. Wenn, wie beispielsweise im Jahr 1668 kurz vor den Toren der Reichsstadt Köln geschehen, lediglich eine Handvoll Exemplare einer als Einblattdruck veröffentlichen Publikation feierlich und öffentlich zur Verbrennung vorgesehen waren, aber dem gesamten Verbrennungsereignis ein überaus hohes symbolisches Gewicht zukam, dann stellte eine zusätzliche Verbrennung der Verfasser-Namen an einem Holzgalgen eine gern genutzte – und symbolisch notwendige – Option zur Verlängerung und Bedeutungsanhebung des symbolischen Hinrichtungsprozedere dar. Der konkrete Galgen stand im außerhalb der Stadtmauern Kölns gelegenen Ort Melaten, den die Reichsstadt seit dem späten Mittelalter regelmäßig als eine der öffentlichen Hinrichtungsstätten nutzte. Die Wahl des Ortes der geplanten Buchverbrennung offenbart einen veritablen Einblick in die politischen Kontexte der historischen Kommunikationssituation, denn Melaten lag zwar außerhalb der Stadtmauern, aber innerhalb der sogenannten Bannmeile, über deren Jurisdiktion zwischen der Reichstadt Köln und dem Kurfürstentum Köln gestritten wurde. Als die Reichstadt Köln im Jahr 1668 dem Kurfürsten von Köln offiziell anbot, eine Buchverbrennung kurz vor den Stadtmauern (aber noch innerhalb der Bannmeile) durchzuführen, da befanden sich die Reichsstadt und das sie territorial umschließende Kurfürstentum Köln inmitten eines erhitzten Streites, der sich zeitgenössisch zu einem ernsthaften Politikum um die Fragen der Stadtautonomie samt Rechtshoheit innerhalb der Stadtmauern zuspitzte. Zwar war seit dem Ende des 15. Jahrhunderts das latent anhaltende Ringen um die weltliche Machtausübung innerhalb der Stadtmauern Kölns zugunsten von Stadtköln entschieden, jedoch verblieb auch nach 1475 der Erzbischof pro forma oberster Gerichtsherr; die regelmäßig auflodernden Zuständigkeits-Streitereien zwischen Stadtrat und Erzbischof-Kurfürst um die Rechtshoheit in Köln umschrieben bereits die Zeitgenossen als Konflikt »Köln contra Köln«.35 Anlass der konkreten Streitereien im Jahr 1667 war ein gemeindlicher Protest der (stadtkölnischen) Pfarre St. Peter gegen eine ungenehme Pfarrei-Neubesetzung, für die der Kölner Kurfürst verantwortlich zeichnete. Die daraus entwachsenen »Peterswirren« entfalteten eine enorme politische Explosionskraft, da Kurköln diesen konkreten Anlass zu einem generellen Angriff auf die seit Ende des 15. Jahrhunderts verloren gegangenen Stadtrechte zu nutzen versuchte. Da der gemeindliche Protest u.a. Mess-Störungen und Vandalismus eines Klosters umfasste, stilisierte Kurköln die »Peterswirren« zu einem generellen Zuständigkeitsstreit um die Rechtshoheit in der Reichsstadt. Als nun im Jahr 1668 Aktivisten der Pfarre St. Peter einen Einblattdruck, der sich inhaltlich gegen Kurköln und die vom Kurfürsten autorisierte Pfarreibesetzung in der Gemeinde St. Peter positionierte, in Köln an mehreren Kirchenpforten publizierten, pochte der Kurfürst-Erzbischof auf sein pro forma bestehendes Recht als oberster Gerichtsherr.

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Kurköln wollte – in einem aufmerksam beobachteten Präzedenzfall – die Aktivisten der Gemeinde St. Peter, insbesondere die Urheber des publizieren Einblattdruckes, aus der städtischen Rechtsprechung lösen und an das sogenannte Hohe Weltliche Gericht (des Kurfürsten) überführen, was zu einer Politisierung der lodernden Streitaffäre zwischen Köln und Kurköln führte.36 Um weiterem Ungemach vorzubeugen – und um überzogene Straf-Forderungen seitens Kurköln überhören zu wollen – bot der Stadtrat von Köln im Spätsommer 1668 Kurköln die Verbrennung des Einblattdruckes in Melaten an. Während die konkrete Verbrennung für Köln wie ein Ventil zur Entschärfung der angespannten Lage funktionieren sollte, kam der öffentlichen Verbrennung – und somit deren Zeremonie – von Seiten Kurkölns eine eminent wichtige Rolle zu. Für Kurköln war die angebotene Verbrennung nicht nur ein singuläres Ereignis der Sühne, sondern vielmehr eine gewichtige Inszenierung der Großwetterlage und des eigenem Anspruchs an die Rechtshoheit. Indes – an direktem Verbrennungsmaterial, also an Original-Exemplaren der einseitig bedruckten Publikation, herrschte akuter Mangel. Dem Kölner Stadtrat lagen nämlich, nach einer eilig anberaumten Konfiskation der u.a. an mehreren Toren kirchlicher Gebäude publizierten Einblattdrucke, insgesamt nur circa zehn Exemplare vor. Von dieser Anzahl stellte man wiederum etwa fünf Exemplare Kurköln für die angebotene Verbrennungsaktion bereit. Dennoch berichtet eine zeitgenössische Quelle von einem in Melaten »auff dem offenen Marckg ... und am hellen lichte tag« angerichteten stattlichen Feuer.37 Um dem miteinander verbundenen Problem der fehlenden Materialität und der drohenden zeremoniellen Kurzweil zu begegnen, setzten die kurkölnischen Vollstrecker in Melaten auf eine mehrstufige Verbrennungs-Inszenierung, die auch einen hölzernen Galgen integrierte. Nach dem sukzessiven Hineinwerfen der fünf Einblattdrucke ins Feuer verlängerte man die Zeremonie durch eine zusätzliche Verbrennungs-Komponente. Eigens bereitgestellte Papierzettel, auf denen die Vorund Zunamen der mutmaßlichen drei Verfasser des Einblattdruckes (handschriftlich oder gedruckt) vermerkt worden waren, befestigte man in einem ersten Schritt feierlich, einen nach dem anderen an einen neben dem Feuer aufgestellten Holzgalgen. Nachdem die Beobachter und Anwesenden dieses öffentlichen Aktes der Verbrennung dies gebührend registriert hatten, nutzte man eine Fackel, um in einem letzten Schritt die angebrachten Papierzettel, noch am Galgen hängend, ebenfalls anzuzünden.38 In nuce handelt es sich bei der in Melaten vollzogenen Verbrennungszeremonie um eine verlängerte Hinrichtungszeremonie, bei dem mehr Papierzettel brennen (mussten), als eigentlich zur Verfügung standen. Zu einer Zeremonie-Ausweitung kam es, weil aufgrund des historischen Kontextes von Seiten der Hinrichtungsausrichter (Kurköln) besonderer symbolischer und politischer Wert in eine möglichst lange und facettenreiche Inszenierung gelegt wurde. Der Plural an variierten Verbrennungsaktionen – direkt an Exemplaren des Druckmediums sowie stellvertretend an den Namen der Verfasser – sollte der Inszenierung mehr Bedeutung und Gehalt verleihen. Generell offenbart die Galgen- oder Prangernutzung bei öffentlichen Buchverbrennungen sowohl das gesteigerte Bedürfnis, die Publikationen und deren Autoren zu schmähen, als auch die praktische Limitierung im Vollzug der Verbrennung. Aus Sicht der Verbrennenden war eine Buchverbrennung während der Frühen Neuzeit allzu häufig eine Zeremonie »ohne Material«. Wenn zudem, wie im folgenden Beispiel aus Hamburg exemplarisch ausgeführt wird, den Organisatoren der Verbrennung auch noch eine zigtausendfache Publizität des zu verbrennenden Autors gegenüber stand, dann

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erschien – angesichts einer gefühlten und medialen Ohnmacht – eine zusätzliche Galgennutzung nahezu als zeremonielle Notwendigkeit. Als am 18. März des Jahres 1707, »bey dunckler Nacht um halb 12.Uhr«, eine wütende Menschenmenge in Hamburg einige Dutzend Exemplare von mindestens 25 unterschiedlichen Drucktiteln anzündete, war auch diese Aktion eine der vielen innenpolitischen, offensiven Meinungsäußerungen der Zeit. Um die Jahrhundertwende vom 17. zum 18. Jahrhundert war das innerstädtische Klima der Freien Reichsstadt Hamburg geprägt vom Machtgerangel zwischen Bürgerschaft und Senat, einer anhaltenden wirtschaftlichen Rezession, sozialen Veränderungen innerhalb der Bürgerschaft, der ungeklärten Stellung des Geistlichen Ministeriums und einer wehrhaften lutherischen Orthodoxie, die versuchte, sich pietistischer Strömungen zu erwehren. In summa beschäftigten diese in der Stadthistoriographie als »Kleinkriege« bezeichneten Konflikte zwischen 1650 und 1708 unter anderem vier kaiserliche Schlichtungskommissionen.39 Die vielgründige Unruhe in Hamburg fand ihren sichtbarsten medialen Ausdruck in der zeitgenössischen Flugpublizistik, in der sich großteils anonyme und pseudonyme Stimmen positionierten, bekämpften und nahezu in extenso gegenseitig kommentierten.40 Grundsätzlich überraschte es die Zeitgenossen in Hamburg nicht sonderlich, dass es in einem der führenden und zudem effektiv vernetzten Zentren der Publizistik-, Presse- und Buchproduktion Mitteleuropas besonders in Konfliktfällen zu wortwörtlich auflagenstarken druckmedialen Resonanzen kam.41 Als sich ein ursprünglich kirchenrechtlicher Streit um die Wiederbesetzung eines Hamburger Pastorenamtes im Jahr 1702 zu einem alle innenpolitischen Konfliktlinien und Akteursgruppen vereinenden Konflikt mauserte – zeitgenössisch sprach man von einem ein »BELLUM VOCATIONIS«, also einem Krieg um die Wiederbesetzung des Pastorenamtes –, schwoll die publizierte Vielfalt an vertretenen Stellungnahmen, Kommentaren und Verunglimpfungen derart massiv an, dass selbst Flugdrucke diese gedruckte Flut an Flugpublizistik verstört kritisierten.42 So urteilten etwa zeitgenössische Beobachter über die Publizität der ineinander verwobenen Konfliktlinien: »Pasquillen [seien] wie Schneeflocken in der Stadt umher [geflogen]« oder »[d]ie Pasquillen flogen damals wie die Käfer und Schweiß=Fliegen herum«. In den Jahren zwischen 1702 und 1708 zeichnete sich thematische Flugpublizistik durch persönliche Angriffe, Verunglimpfungen, Behauptungen, fingierte offizielle Briefwechsel, pseudonyme Kommentare zu anderen pseudonymen Kommentaren etc. aus – und jede ungewollte Stimme wurde leicht als »Pasquill« diffamiert. Das stete mediale Aufeinander-Reagieren von Flugdrucken, privaten Gesprächen und Predigten erschuf eine sich selbst nährende Anschlusskommunikation, die, einem publizistischen perpetuum mobile gleich, zu einer »stadt=kündigen« Nabelschau von Zehntausenden von Beobachtern avancierte. Beobachter, Rezipienten und Hörergruppen dieser publizierten Streitigkeiten waren rund ein Drittel der Stadtbevölkerung, d.h. ca. 20.000 bis 30.000 Personen. In frühneuzeitlichen Kategorien stellte jene Nabelschau eine für die Stadtbewohner Hamburgs im wahrsten Sinne omnipräsente öffentliche Affäre dar, die mit Mündern, Fäusten und druckmedial über Flugdrucke ausgetragen wurde: die Publizität des Konfliktes von 1702-1708, dessen prominentester Flugdruck wohl die von dem jungen Hamburger Dichter und Lizentiat Barthold Feind verfasste, 24-blättrige Komödie »Das verwirrte Haus Jacob«43 war, erreichte mehr als 250 Flugschriften in Erstauflage mit einem geschätzten Gesamtvolumen von 200.000 Exemplaren (in Quartformat).44 Die Vielzahl der gedruckt geäußerten Meinungen sowie Kommentare zu vorab publizierten Meinungen ging einher mit einer unterschiedlichen Bewertung der publizierten Stimmen. Ohne auf die detaillierten Zusammenhänge und

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Kontexte an dieser Stelle eingehen zu können, unterschieden die innenpolitischen Akteure in Hamburg die Vielzahl an gedruckten Stimmen grundsätzlich zwischen guten, d.h. gewollten, und schlechten, d.h. ungewollten Flugdrucken. Dieses kategoriale Unterscheiden, welches sich selbst in eigenen Flugdruck-Titeln mit pro- und contra-Auflistungen der zeitgenössischen Flugpublizistik dokumentierte, führte letztendlich zur Bewertung von jeglicher ungewollter Flugpublizistik als »Pasquill«. Mit zunehmender Intensität und Publizität des Konfliktes in Hamburg wurden die Stimmen lauter, die forderten, »Pasquille« öffentlich zu verbrennen. Eine sehr aktive Bürgerfraktion formulierte diese Verbrennungsforderung (»Pasquillen öffentlich zu verbrennen«), mehrfach explizit in den beschlussfähigen Konventen der Bürgerschaft und des Senats, um eine offizielle – d.h. vom Senat der Stadt Hamburg offiziell mit einem Mandat autorisierte – öffentliche Verbrennung durchführen zu können. Aus Sicht dieser Aktivisten handelte es um ungewollte Publikationen, weil diese sich in den innenpolitischen Spannungen und Konflikten Hamburgs inhaltlich explizit gegen die eigenen Vorstellungen und Aktionen positionierten. Im Kampf um die innerstädtische Deutungshoheit kam einer Verbrennung von Publikationen eine entscheidende, weil restriktiv-symbolisch aufgeladene Funktion zu: Ungewollte Flugdruck-Titel samt deren inhaltlichen Positionen sollten durch eine offizielle Verbrennung stigmatisiert werden. Zu diesem Zweck hatten Bürgerschaftsaktivisten seit 1706 detaillierte Listen beim Senat eingereicht, welche Flugdruck-Titel zu verbrennen seien. Da der Senat jedoch auf die anhaltenden detaillierten Forderung seitens der Bürgerschaftsaktivisten aus Souveränitätsgründen nur ausweichend einging, realisierten die Aktivisten die gewünschte Verbrennung kurzum in Eigenregie. Am 18. März »bey dunckler Nacht um halb 12.Uhr« verbrannten die Aktivisten in Hamburg einige Exemplare von mindestens 25 unterschiedlichen Druckpublikationen. Über exakt diese 25 Titel hatte man sich seit Dezember 1706 beim Senat konkret beschwert und sie als verbrennungswürdige »unnütze Gedancken«, »[z]uwidern lauffender Schreib=Art«, also »Pasquillen« gegeißelt.45 Weil jedoch die Flut an neuen kommentierenden Flugdrucken zu den innenpolitischen Zuständen – und zu der eigenständig durchgeführten Buchverbrennung – keinesfalls nach diesem nächtlichen Verbrennungsereignis abebbte, drängten die Bürgerschaftsaktivisten in den kommenden Monaten weiterhin auf eine offiziell-obrigkeitliche, d.h. vom Senat autorisierte und vollzogene Buchverbrennung. Dieses mal sollten besonders zwei ungewollte Flugschriften des Autors Barthold Feind, welcher zuvor eben jene Aktivisten heftig für die eigenmächtig im März vollzogene Verbrennung (in zwei Flugschriften) kritisiert hatte, verbrannt werden. In der Verbrennungsaufforderung an den Senat vom August 1707 bestand man explizit auf die zusätzliche zeremonielle Nutzung des Galgens, um jenen Autor gebührend abzustrafen: »Weil von Barthold Feind, 2, heßliche Schandschriften und Pasquillen, als die eine contra H. Dr. Krumbholtz und die andere contra H. Balthasar Stielken dieser Tagen herausgekommen, so ist der erb:[gesessene] bürg:[erschafts] Schluß, daß solche alle beede heute diesen Mittag zu gewöhnlicher Zeit durch den Frohn öffentlich verbrannt, die Schandglocke dabey geläutet, und in einer blechernen Dose diese beede pasquillen mit des bartholds Feinds Namen darauf, den Kerl so auf den hiesigen Pranger stehet, und deßen Bildniß an den Galgen zu ewigen Tagen angehänget werden soll.«46 Auch diese zweite konkrete Verbrennungsforderung von Teilen der Hamburger Bürgerschaft wurde eigenmächtig, also ohne Autorisierung des Hamburger Senats, als öffentliche Verbrennung realisiert. Am 5. August brannten in Hamburg sowohl »beede

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pasquillen mit des bartholds Feinds Namen darauf«, als wurde ebenso »deßen Bildniß an den Galgen [...] angehänget« und eine »Notification« über die Verbrennung im ›Hamburger Relations=Courier‹ abgedruckt.47 Mit der Anbringung eines (gedruckten?) Konterfeis von Barthold Feind am Galgen bezweckte man von Seiten der Aktivisten zunächst eine zusätzliche und symbolische Schmähung des Autors sowie dessen publizierter Meinungen. Das papierne Konterfei diente einer gewünschter Anthropomorphisierung des Schmähvorgangs, was sich zeitgenössisch in Variation in öffentlichen Verbrennungen von Menschenfiguren (häufig Papstfiguren) äußerte.48 Zugleich kam der zusätzlichen Galgennutzung – die man bei der Verbrennung der 25 Drucktitel im März angesichts der Papiermenge noch nicht benötigte – auch eine praktische Bedeutung zu, denn zwei Flugschriften waren schlichtweg sehr wenig Papier. Angesichts der materiellen Mangelsituation schien den Akteuren eine Zeremonieausweitung mit Galgennutzung (Anbringung eines papiernen Konterfeis des Autors sowie Anbringung von dessen Namen auf einem separaten Papier) dringend erforderlich. Diese zeremonielle Dringlichkeit, welche in der materiellen Mangelsituation gründete, trieb die Akteure sogar zu einer abermals zusätzlichen Prangernutzung. Ein weiterer Papierbogen, versehen mit dem Namen des Autors, wurde nach der Verbrennung »bey dem Pranger an ein canaster, durch den Büttel=Knecht / zu einigen gewissen Stunden und Zeiten / von den Aktivisten herum getragen«.49 2.3. Zeremoniegewährleistung durch kollektive Buchverbrennungen Angesichts der epochetypischen materiellen (papiernen) Mangelsituation bei öffentlichen Buchverbrennungen konnte die Problemlösung für die jeweiligen Verbrennenden auch in einer »kollektiven« Verbrennung bestehen. Insbesondere wenn es um das öffentliche Verbrennen von Kleinstdrucken, also von nahezu absentem oder umfangreduziertem Papier-Material ging, stellte eine gemeinsame Verbrennung – entweder von mehreren Exemplaren eines Titels oder von mehreren unterschiedlichen Publikationen – eine praktikable Möglichkeit dar, eine gebührende Verbrennungszeremonie zu gewährleisten. Kollektive Buchverbrennungen konnten indes nur bewerkstelligt werden, wenn genügend »Papier« bereitstand. Vor dem Verbrennen stand folglich das Sammeln. Erst sobald eine kritische (Papierblatt-)Menge erreicht war, konnte die jeweilige Obrigkeit eine solche Verbrennung anordnen bzw. durchführen lassen. Bekannt ist beispielsweise die im Jahr 1750 ergangene Anweisung Kaiserin Maria Theresias an die habsburgische »Büchercensurirungs-Kommißion«, ein missfälliges Buch, das im Kontext des Österreichischen Erbfolgekriege publiziert worden war, »sofort bey Ueberkommung mehrere Exemplarien durch den Scharfrichter öffentlich verbrennet werden soll«.50 Das inkriminierte Buch – eine 1747 publizierte anonyme Druckpublikation von rund 120 Blatt im Oktavformat mit dem Titel »Lettres d’un Seigneur Hollandois a un de ses amis sur les droits«51 – sollte explizit erst dann in Wien und anderswo verbrannt werden, wenn »mehrere Exemplarien« konfisziert werden konnten und somit ein gewisser Fundus von Brennmaterialien sich wortwörtlich angehäuft hatte. Gut dokumentiert ist die Planung und Praxis des gesammelten Kollektiv-Verbrennens von Flugpublizistik mit selten mehr als 4-8 Blatt im Quartformat, etwa für die von der römischen Inquisition angeordneten und innerhalb der Stadt Rom vollzogenen Buchverbrennungen des 18. Jahrhunderts. Prinzipiell wurden aus Rom häufig Buchverbote, die partiell auch konkrete Verbrennungsanordnungen enthielten, per Dekret an die jeweiligen Obrigkeiten der katholischen Welt adressiert. In den »Bandi«, den regelmäßig

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aktualisierten (gedruckten) Verbotsplakaten, verlautete die Römische Inquisition und Indexkongregation, welche Publikationen ihrer Meinung nach nicht gelesen (und deshalb auch teilweise verbrannt) werden sollten.52 Innerhalb Roms war für die generelle Buchzensur und für die Vollstreckung von lokalen Verbrennungsanordnungen formell der ranghöchste Hoftheologe des Papstes, der sogenannte Magister Sacri Palatti, zuständig, der ex officio den Kongregationen des Index und der Inquisition angehörte und der durch den Vikar für das Bistum Rom in dieser Aufgabe unterstützt wurde. Nachdem eine Buchverbrennung eines bestimmten Titels von der Inquisition und Indexkongregation angeordnet worden war, oblag die lokale Durchführung innerhalb der Stadtmauern Roms entweder einem lokalen Inquisitionstribunal oder dem Sanctum Officium.53 Obwohl die Durchführung von Buchverbrennungen in Rom nachweislich auch hinter verschlossenen Türen, also nicht-öffentlich stattfand, arrangierte man in der deutlichen Mehrheit der Fälle die Verbrennungen als öffentliches Ereignis – auf der Piazza della Minerva, also vor dem Dominikanerkonvent oder am Campo dei Fiori.54 Aufbauend auf jüngere Editions- und Forschungsleistungen zur zensuralen Organisation und Praxis von Inquisition und Indexkongregation lässt sich nachweisen, dass zumindest während des 18. Jahrhunderts in Rom die Praxis des kollektiven Verbrennens von Flugpublizistik üblich gewesen zu sein scheint. In 23 Fällen von 1700 bis1799 lässt sich anhand der Edition von Hubert Wolf (»Römische Bücherverbote«) belegen, dass alle Verbrennungsanordnungen der Inquisition zu kleinen Flugdrucken stets im Plural ergingen und dass der Verbrennungsvollzug ebenfalls stets im Plural stattfand. Nicht eine einzelne »kleine« Flugschrift wurde in Rom während des gesamten 18. Jahrhunderts separat, d.h. einzeln, öffentlich verbrannt.55 So wurde beispielsweise am 17. Februar 1717 per »Decretum« von der Inquisition der anonym publizierte, vierblättrige Flugdruck (4°) »Lettre de M. M. les Curez de Saint-Etienne et de Sainte-Foi de Conches, écrite à Mgr. l’Evêque d’Evreux en date du 24 Novembre 1716 au sujet de la Constitution Unigenitus«56 zur Verbrennung angeordnet.57 Im gleichen Dekret findet sich die Anordnung, dass 13 andere, ähnlich »kleine« Drucktitel, mit je einem Exemplar mit verbrannt werden sollten. Von diesen insgesamt 14 im Dekret aufgelisteten Flugdrucktiteln verfügte keiner über mehr als jeweils 1 Bogen Papier Umfang (d.h. 4 Blatt 4° oder 8 Blatt 8°). Zweifelsohne standen sowohl die Verbotsveröffentlichung bestimmter Drucktitel (in den Bandi) als auch die Praxis des kollektiven Verbrennens von Kleinpublizistik in Verbindung zu den zeitgenössischen internen, organisatorisch-bürokratischen Rhythmen der Informationsbeschaffung und -verarbeitung der Kurie. Zugleich gründete das auffällig regelmäßige Muster des kollektiven Verbietens und Verbrennens von Kleinpublikationen in der materiellen Mangelsituation. Für eine öffentliche Verbrennung war es auch in Rom aus materieller Perspektive (Papiermenge) notwendig, zudem aus inszenatorischer Perspektive günstig (Ereignisdauer und -bedeutung) sowie aus organisatorischen Gründen sinnvoll (ressourcenschonend), stets mehrere »kleine« Drucktitel im Kollektiv zu verbrennen. Die zeremonielle Bedeutung des öffentlichen Buchverbrennens war zeitgenössisch maßgeblich an die Menge des zu verbrennenden Papiers geknüpft. 3. RESÜMEE: WENIG PAPIER, VIEL AUFWAND Wenn während der Frühen Neuzeit in Europa (papierbasierte) Publikationen beabsichtigt angezündet wurden, dann ging es um deren materielle Vernichtung und ideelle Diffamierung. Als Phänomen war die Buchverbrennung ein »befeuerter« Prozess des

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(un-)realistischen Entmaterialisierens. Da Papier als Material eine gute Brennbarkeit besitzt, war es für die jeweiligen Zensurwilligen realistisch, dass die konkret vorliegende Anzahl an Exemplaren einer Publikation nachher materiell vernichtet war. Höchst unrealistisch war es hingegen, dass ein singuläres Verbrennungsereignis einer bezifferbaren Exemplar-Anzahl die zukünftige Zirkulation einer Publikation (sowie deren inhaltlichen Positionen) entscheidend einschränkte. Eher war der gegenteilige Effekt zu konstatieren: Ein verfeuertes Exemplar befeuerte oftmals erstens die ökonomische Nachfrage nach der jeweiligen Publikation sowie zweitens eine kommunikative Neugier an den »verbrannten« Inhalten. Diesbezüglich waren frühneuzeitliche Bücherverbrennungen gleichzeitig normative, kontraproduktive und teils sogar ohnmächtige Akte der Defensive. Fernab der intendierten und tatsächlichen Auswirkungen prägte eine typische materielle Mangelsituation das zeremonielle Prozedere dieser öffentlichen und publikumswirksamen Veranstaltungen. Absentes, reduziertes, kontingentiertes oder zu flüchtig verbrennendes (bedrucktes) Papier machte diese symbolisch aufgeladenen Ereignisse zu Veranstaltungen im Zeichen des Mangels. Mittels zusätzlicher inszenatorischer bzw. zeremonieller Aspekte versuchten die Ausrichter das Problemfeld des materiellen Mangels kompensatorisch zu lösen: Tendenziell galt hierbei, je weniger Papier verfügbar war, desto mehr Aufwand musste betrieben werden. In Zeremonieverlängerungen durch separates Zerreißen von Publikationen, Zeremonieausweitungen durch Galgen- oder Prangernutzung und in angesammelten kollektiven Buchverbrennungen, um überhaupt eine Zeremonie gewährleisten zu können, äußerte sich diese Logik des materiellen Mangels. ANMERKUNGEN 1

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Siehe einleitend zum epochenübergreifenden Phänomen des »brennenden Buches«: Hermann Rafetseder: Bücherverbrennungen. Die öffentliche Hinrichtung von Schriften im historischen Wandel. Wien u.a.: Böhlau 1988 (= Kulturstudien Bibliothek der Kulturgeschichte, Bd. 12), bes. S. 131-158; Kodex. Jahrbuch der Internationalen Buchwissenschaftlichen Gesellschaft, 3. Jg. 2013 (Themenheft zu »Buchzerstörung und Buchvernichtung«); Mona Körte: Eßbare Lettern, brennendes Buch. Schriftvernichtung in der Literatur der Neuzeit. München: Fink 2012; Mona Körte / Cornelia Ortlieb (Hg.): Verbergen – Überschreiben – Zerreißen. Formen der Bücherzerstörung in Literatur, Kunst und Religion. Berlin: Erich Schmidt Verlag 2007 (= Allgemeine Literaturwissenschaft; Wuppertaler Schriften, Bd. 9). Populärwissenschaftlich aber lesenswert zum thematischen Einstieg ist Werner Fuld: Das Buch der verbotenen Bücher. Universalgeschichte des Verfolgten und Verfemten von der Antike bis heute. Berlin: Galiani 2012, bes. die Unterkapitel »Feuer und Flamme (I und II)«, S. 46-68, 81-118. Ferner zur theoretischen Auslegung von Buchmedien als kulturelle Stabilitätsgaranten vgl. Aleida Assmann: Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, 5., durchgesehene Auflage, München: Beck 2010, bes. S. 203. F. H. Cramer: Bookburning and Censorship in Ancient Rome. A Chapter from the History of Freedom of Speech. In: Journal of the History of Ideas, 6. Jg. 1945, Nr. 2, S. 157-196; Hans J. Hillerbrand: On Book Burnings and Book Burners. Reflections on the Power (and Powerlessness) of Ideas. In: Journal of the American Academy of Religion, 74. Jg. 2006, Nr. 3, S. 593-614; Wolfgang Speyer: Büchervernichtung und Zensur des Geistes bei Heiden, Juden und Christen. Stuttgart: Hiersemann 1981 (= Bibliothek des Buchwesens, Bd. 7). Siehe ferner zur aktuellen Forschung auf die nicht-strafende Buchvernichtung, in der die Aspekte des kommerziellen »Buchzerstörens« bzw. Recyclings sowie des systemimmanenten

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»Büchervernichtens« in Archiven und Bibliotheken im Vordergrund steht: William St Clair: The Reading Nation in the Romantic Period. Cambridge: Cambridge University Press 2004; Leah Price: How To Do Things with Books in Victorian Britain. Princeton: Princeton University Press 2012; Caspar Hirschi / Carlos Spoerhase: Kommerzielle Bücherzerstörung als ökonomische Praxis und literarisches Motiv. Ein vergleichender Blick auf das vorindustrielle und digitale Zeitalter. In: Kodex (2013) S. 1-23 (wie Anm. 1). Vgl. Rudolf Stöber: Neue Medien. Von Gutenberg bis Apple und Google. Medieninnovation und Evolution. Bremen: edition lumière 2013 (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 72); Stephan Füssel: Gutenberg und seine Wirkung. Frankfurt a.M., Leipzig: Insel Verlag 1999. Roger Chartier: L’Ancien Régime typographique: Rèflexions sur quelques travaux récents. In: Annales. Economies, sociétés, civilisations, 36. Jg. 1981, S. 191-209. Siehe einleitend zur Postgeschichte, Pressehistoriografie und Genese des europäischen Buchmarktes: Wolfgang Behringer: Thurn und Taxis. Die Geschichte ihrer Post und ihrer Unternehmen. München u.a.: Piper 1990; Volker Bauer / Holger Böning (Hg.): Die Entstehung des Zeitungswesens im 17. Jahrhundert. Ein neues Medium und seine Folgen für das Kommunikationssystem der Frühen Neuzeit. Bremen: edition lumière 2011 (= Presse und Geschichte, Bd. 54); Johannes Arndt / Esther-Beate Körber (Hg.): Das Mediensystem im Alten Reich der Frühen Neuzeit (1600-1750). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010 (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft 75); Frédéric Barbier / Sabine Juratic / Dominique Varry (Hg.): L’Europe et le livre. Réseaux et pratiques du négoce de librairie XVIe-XIXe siècles. Paris : Klincksieck 1996; Dominique Bougé-Grandon (Hg.): Le livre voyageur. Constitution et dissémination des collections livresques dans l'Europe moderne (1450-1830). Paris : Klincksieck 2000. Siehe zu rechtlicher Kategorie und frühneuzeitlicher Kommunikationsgebundenheit des Begriffs »Pasquill«: Daniel Bellingradt: Flugpublizistik und Öffentlichkeit um 1700. Dynamiken, Akteure und Strukturen im urbanen Raum des Alten Reiches. Stuttgart: Franz Steiner 2011 (= Beiträge zur Kommunikationsgeschichte, Bd. 26), S. 236-242. Exemplarisch zur Verbrennung von »großen« Büchern: Mitte des 18. Jahrhunderts wird die vierteilige, rund 1000 Blatt 8° umfassende Druckpublikation von Francois-Marie de Marsy (»Analyse Raisonnée de Bayle, Ou Abrégé Méthodique de ses Ouvrages: aprticulierement de son Dictionnaire Historique et Critique, dont les Remarques ont été fondues dans le Texte, pour former un corps instructif & agréable de lectures suivies, Londres 1755«) in Frankreich verbrannt. Hierzu Raymond Birn: Royal Censorship of Books in EighteenthCentury France. Stanford: Stanford University Press 2012, S. 21-35. Beispiele von Flugschriften-Verbrennungen und kleineren Büchern bietet im Folgenden dieser Aufsatz; viele weitere Beispiele finden sich in: Rafetseder (1988) (wie Anm. 1). Siehe zur Verbrennung von handschriftlichen Manuskripten noch im 18. Jahrhundert beispielsweise die Fälle aus Esslingen und aus Nürnberg. Zu Esslingen siehe Ulinka Rublack: Anschläge auf die Ehre. Schmähschriften und -zeichen in der städtischen Kultur des Ancien Règime. In: Klaus Schreiner / Gerd Schwerhoff (Hg.): Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Köln u.a.: Böhlau 1995 (= Norm und Struktur, Bd. 5), S. 381-411, hier, 390-391; zu Nürnberg siehe Hellmut G. Haasis: Literarischer Underground Habsburg 17001800. In: Johannes Frimmel / Michael Wögerbauer (Hg.): Kommunikation und Information im 18. Jahrhundert. Das Beispiel der Habsburgermonarchie. Wiesbaden: Harrassowitz 2009 (= Buchforschung. Beiträge zum Buchwesen in Österreich, Bd. 5), S. 217-226, hier: 217. Exemplarisch zur normativen Unkontrollierbarkeit der medialen Äußerungen der Epoche: Georges Minois: Censure et culture sous l’Ancien Régime. Paris: Fayard 1995; Daniel Roche:

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Censorship and the Publishing Industry. In: Daniel Roche / Robert Darnton (Hg.): Revolution in Print. The Press in France, 1775-1800. Berkeley: University of California Pr. 1989, S. 3-26; Bellingradt (2011) S. 259-368 (wie Anm. 6); Edoardo Tortarolo: Zensur als Institution und Praxis im Europa der Frühen Neuzeit. Ein Überblick. In: Helmut Zedelmaier / Martin Mulsow (Hg.): Die Praktiken der Gelehrsamkeit in der frühen Neuzeit. Tübingen: Niemeyer 2001, S. 277-294; Jürgen Wilke: Censorship and Freedom of the Press. In: Europäische Geschichte Online URL: http://www.ieg-ego.eu/wilkej-2013a-en [letzter Zugriff 17. April 2014]; Göpfert, Herbert G. / Weyrauch, Erdmann (Hg.): »Unmoralisch an sich ...« Zensur im 18. und 19. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz 1988; Wilhelm Haefs / YorkGothart Mix (Hg.): Zensur im Jahrhundert der Aufklärung. Geschichte – Theorie – Praxis. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht 2007; Centre interuniversitaire de recherche sur la Renaissance italienne (Hg): Le pouvoir et la plume. Incitation, contrôle et répression dans l'Italie du XVIe siècle. Paris: Université de la Sorbonne Nouvelle 1982; Geoff Kemp et al. (Hg.), Censorship and the Press, 1580-1720. 4 Bde. London: Pickering & Chatto 2009. Innerhalb der offiziellen und klandestinen Kanäle des Buchhandels galt die Faustregel, dass Exemplare von konfiszierten oder verbotenen Publikationen einen deutlich höheren Verkaufspreis erzielten und mehr Nachfrage nach diesen Titel zu erwarten sei, als dies vor dem Verbot oder der Konfiszierung der Fall war. Anstelle vieler Beispiele lediglich zwei Referenzen zur Wertsteigerung durch Verbrennung: Im »Zedler« findet sich diese Marktbeobachtung wie folgt formuliert: »wiewohl die Erfahrung lehret, daß die Confiscation der Bücher solche nicht allezeit rar, sondern öfters nur gemeiner mache« (Zedlers Universal Lexicon, Bd.4, 1733, Sp. 853). Deutsche Buchhändler in Geldnot schienen diesen Zusammenhang besonders seit dem frühen 18. Jahrhundert erkannt und ausgenutzt zu haben. Im »Betrugs-Lexicon« (1724-1730) findet sich der Hinweis, dass Buchhändler nicht nur gezielt versucht haben, ihre Handelsware als verboten zu stilisieren, sondern vielmehr aktiv um partielle Konfiskationen und Verbrennungen durch angrenzende oder räumlich entfernte obrigkeitliche Instanz des vielgliedrigen Alten Reiches gebuhlt zu haben scheinen. »Buch=Händler betriegen ... wenn sie durch andere veranstalten oder geschehen lassen, daß ihre Verlags=Bücher öffentlich refutirt, oder wohl gar confisciret, und durch den Scharffrichter verbrannt werden, damit solche hernach desto fleißiger gesuchet und desto theurer aufgekauffet werden« (Georg Paul Hönn: Betrugs-Lexicon, worinnen die meisten Betrügeryen in allen Ständen nebst denen darwider guten Theils dienenden Mitteln entdecket, und: Fortgesetzes BetrugsLexicon, Coburg 1724-1730 (ND Gütersloh: Prisma-Verl. 1981), S. 88.) Siehe einleitend zum Geheimbuchhandel in Europa (mit weiterführender Literatur): Christiane Haug / Franziska Mayer / Winfried Schröder (Hg.): Geheimliteratur und Geheimbuchhandel in Europa im 18. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz 2011 (= Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens, Bd. 47). Die Forschung hat viele Fälle von »Desinteresse« der Obrigkeiten und der tatsächlich Verbrennenden an der völligen Zerstörung eines Buches dokumentiert. Robert Darnton hat darauf aufmerksam gemacht, dass etwa in Frankreich die Henker regelmäßig die zum Verbrennen vorgesehenen Bücher heimlich (gegen andere »dummy copies«) austauschten, um die Originale zu verkaufen. Ebenso filterten in Paris die Verwaltungsangestellten der Zensur die Originale in ihre Privatbibliotheken, anstatt diese zur Verbrennung zu übergeben. Vgl. Robert Darnton: The Forbidden Best-Sellers of Prerevolutionary France. New York: Norton 1995, S. 3. Rafetseder nutzt den Terminus »Buchhinrichtungen«, um öffentlich-rituelle Verbrennungen von Publikationen während einer obrigkeitlichen Zeremonie (und unter Beteiligung von

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Henker oder Scharfrichter) der Frühen Neuzeit zu charakterisieren. Siehe Rafetseder (1988) S. 9 (wie Anm. 1). Die römische Inquisition verbrannte etwa im 18. Jahrhundert verbotene Publikationen nichtöffentlich in Innenhöfen. Laut Jyri Hasecker dienten diese »geheimen« Verbrennungen dem »Selbstbewusstsein der Zensurbehörden«. Siehe Jyri Hasecker: Die Römische Buchzensur im europäischen Kontext. In: Ludolf Pelizaeus / Franz Stephan Pelgen (Hg.): Kontrolle und Nutzung. Medien in geistlichen Gebieten Europas 1680-1800. Frankfurt am Main: Peter Lang 2011 (= Mainzer Studien zur Neueren Geschichte, Bd. 28), S. 116-134, hier: 129. Siehe zur Hinrichtung von Menschen als öffentliches Spektakel der Frühen Neuzeit: J. Richard Evans: Rituale der Vergeltung. Die Todesstrafe in der deutschen Geschichte 1532 – 1987. Berlin: Kindler 2001; Jutta Nowosadtko: Hinrichtungsrituale. Funktion und Logik öffentlicher Exekutionen in der Frühen Neuzeit. In: Sigrid Schmitt / Michael Matheus (Hg.): Kriminalität und Gesellschaft in Spätmittelalter und Neuzeit. Stuttgart: Steiner 2005 (= Mainzer Vorträge, Bd. 8), S. 71-94; Richard van Dülmen: Theater des Schreckens. Gerichtspraxis und Strafrituale in der Frühen Neuzeit. München: Beck 1985; Pascal Bastien: L’execution publique à Paris au XVIIIe siécle. Une histoire des rituels judiciares. Seyssel: Champ Vallon 2006. Auf die Nähe der peinlichen Leibesstrafen der Frühen Neuzeit zu Bücherverbrennungen hat Rafetseder (1988) (wie Anm. 1) prominent hingewiesen. Ein idealtypisches Beispiel einer pompösen Buchverbrennung beschreibt Isabel Heitjan: Ein Kölner Druck zur Bücherverbrennung in Madrid 1634. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 9. Jg. 1969, Sp. 401-419. Rafetseder (1988) S. 125-126 (wie Anm. 1). Öffentlich verbrannt wurden 1758 zwei anonym publizierte und vom Frankfurter Bürger Johann Friedrich Ludwig verfasste Drucktitel und 1766 zwei anonym publizierte Drucktitel von Abbé Henri-Joseph Du Laurens. Siehe einleitend zum Kontext der angeordneten Verbrennungen: Rafetseder (1988) S. 238-239 (wie Anm. 1). Im Folgenden wird auf beide kommunikationshistorischen Kontexte sowie die jeweiligen Drucktitel näher eingegangen. Siehe zur räumlichen Gliederung der Stadt Frankfurt mit Betonung der Richtstätten, Grenzposten und etwa dem Galgenfeld (mit weiteren Quellenausführungen): Joachim Eibach: Frankfurter Verhöre. Städtische Lebenswelten und Kriminalität im 18. Jahrhundert. Paderborn: Schöningh 2003, bes. S. 11-15; Karl-Ernst Meinhardt: Das peinliche Strafrecht der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main im Spiegel der Strafpraxis des 16. und 17. Jahrhundert. Frankfurt am Main, Rechtswiss. Fak., Diss. 1957. Siehe das Ereignisprotokoll »Summaria narratio facti«, welches im Auftrag der Bürgermeister der Stadt Frankfurt verfasst worden war; zitiert nach: Heinrich Hubert Houben: Der polizeiwidrige Goethe. Leipzig: Spamersche Buchdruckerei 1932, S. 3-5. Johann Wolfgang von Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. 1 Teil, 4. Buch. In: Johann Wolfgang von Goethe. Werke. Hg. Erich Trunz. 14 Bde., hier: Bd. 9: Autobiographische Schriften I, München 1994, S. 150-151. Siehe zum Nachweis, dass Goethes Ausführungen wohl das Ergebnis zweier überlagerter Erinnerungen zu den Frankfurter Bücherverbrennungen von 1758 und 1766 waren: Heinrich Eduard Jacob: Der Frankfurter Bücherbrand. In: Hermann Kesten (Hg.): Novellen deutscher Dichter der Gegenwart. Amsterdam: Allert de Lange 1933, S. 106-108. Beide Drucktitel (»Christgesinnter Michael! Mache dich wider den Drachen auf zum Streit« und »Kurze Vertheidigung derer in dem Büchel ! »Michael! Mache dich wider den Drachen auf zum Streit!« befindlichen Worte: »Man fraget mich um die Frauenliebe«) konnten bislang nicht autoptisch oder bibliografisch vom Verfasser nachgewiesen werden. Eine freund-

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liche Auskunft von Hermann Rafetseder im Februar 2014 bestätigt diesen Recherche-Befund. Ex negativo lässt sich aus den kaiserlichen Anordnungen an den Frankfurter Magistrat vom 25.8.1758 und 6.10.1758 aber der »höchstärgerliche« Inhalt (samt anti-preußischem Kommentar) sowie die Existenz der beiden Drucktitel ableiten. Die Publikations-Titel sind aus dem kaiserlichen Schreiben vom 25.8.1758 entnommen. Abgedruckt sind beide Anordnungen in: Johann Jacob Moser: Abhandlung verschiedener Rechts=Materien; auch andere brauchbare angenehme Nachrichten, und Anmerkungen. Sechstes Stück Schlusszeile Frankfurt und Leipzig, bey Johann Conrad Wohler in Ulm 1775, 385-386 und 386-389 VD18 80230717-001. Der ermittelte »Drucker Schepper«, J. D. Scheper, war von 1747 – c.1770 in Frankfurt mit einer eigenen Offizin aktiv. Zitiert nach Anordnung des Reichshofrats an den Frankfurter Magistrat vom 25.8.1758 (siehe Anm. 20). Zum Kontext der beiden Wiener Anordnungen siehe Rafetseder (1988) S. 238 (wie Anm. 1). Die genaue Anzahl der konfiszierten und verbrannten Exemplare ist aus der städtischen Überlieferung nicht exakt zu beziffern. Einhellig urteilen Rafetseder (1988) S. 238 (wie Anm. 1) sowie Houben (1932) S. 2 (wie Anm. 18), dass »offenbar alle verfügbaren Exemplare« verbrannt (Rafetseder) oder zumindest »mehrere hundert Exemplare... in Ballen zum Richtplatz geschafft worden waren« (Houben). »Summaria narratio facti« (wie Anm. 18). Goethe erinnerte sich explizit an »Ballen«, die mit »Ofengabeln ... auseinander geschürt werden mussten«, auf dass sie »mit den Flammen mehr in Berührung kamen«. Siehe Goethe (1994) S. 150-151 (wie Anm. 19). Die Option, dass Goethe im Jahr 1766 ebenfalls »Ballen« platzen sah (»Die Ballen platzten im Feuer«), ist unwahrscheinlich. Zum einen lag die exakte Order aus Wien vor, lediglich exakt zwei Exemplare zu verbrennen. Zum zweiten schien die konfiszierte Menge der beiden Publikationen nicht in die Dutzende zu gehen – eine Massenverbrennung war also schon materiell nicht möglich. Auch die Möglichkeit, dass zusätzliches Papier zu Ballen verschnürt worden war – und dem Beobachter eine Riesenmenge an zu verbrennenden Publikationen suggerierte – ist höchst unwahrscheinlich. Sowohl bedrucktes als auch unbedrucktes Papier war ein begrenzter und teurer Rohstoff für ein Feuer. Im zeitgenössischen Papierhandel bestand ein »Ballen« Papier im Jahr 1766 aus umgerechnet 10 ‚Ries’, was 4800 Bogen Schreibpapier bzw. 5000 Bogen Druckpapier umfasste. Selbst der kleinste Plural von zwei Ballen würde bedeuten, dass ca. 10.000 Bogen Druckpapier zusammen mit den beiden Oktav-Büchlein auf dem Frankfurter Römer angezündet worden wären. Papier war teuer – und die Frankfurter Obrigkeit hätte wohl niemals 10.000 Bogen beste Handelsware verbrannt. Siehe zur zugrundeliegenden Ballenkalkulation (»1 Ball oder Riem Papier hat 10 Ries, oder 200 Bücher. 1 Ries hat 20 Bücher. 1 Buch Druck=Papier hat 25 Bogen; 1 Buch Schreib=Papier aber hat 24 Bogen.«) im zeitgenössischen Papierhandel: J. E. Kruse: Allgemeiner und besonders Hamburgischer Contorist, welcher sowohl von den vornehmsten in und ausser Europa gelegenen Städten und Ländern, ihren Währungen, Münzen, Wechsel=Arten und Usancen, umständliche Nachricht ertheilet, und derselben beschriebene Gewichte und Maassen, gegen die, so zu Hamburg, und an anderen Orten gebräuchlich sind, genau vergleichet; als auch die Wechsel=Vorfälle, welche sich zu Hamburg, und vielen andern berühmten Plätzen begeben, in richtiger Ordnung des Alphabets vorstellet, und die sämmt-

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lichen Frag=Stücke der Wechsel=Rechnung nach der neuesten und bequemsten Methode aufzulösen anweiset. 2. Auflage. Hamburg 1766, S. 170. Kaiserliches Reskript vom 13. Februar 1766 an Bürgermeister und Rat der Stadt Frankfurt, zitiert nach Rafetseder (1988) S. 239 (wie Anm. 1). Die Anordnung führte ferner detailliert aus, was mit den restlichen konfiszierten Exemplaren zu geschehen habe: »die übrigen Exemplare hingegen solle man versiegelt aufbewahren«. Anonym Henri-Joseph Du Laurens: »LA CHANDELLE D’Arras, POEME HÉROIComique ; EN XVIII CHANTS. ... Sunt quædam mediocria, sunt malaplura quæ legis: aliter non sit, Avite, Liber. MART. Kupferstich A BERNES, Aux dépens de l’Académie d’Arras. Schlusszeile M. DCC. LXV. « (Nachgewiesen u.a. in: Forschungsbibliothek Gotha, Poes 8° 00791/02); Anonym Henri-Joseph Du Laurens: »IMIRCE, OU LA FILLE DE LA NATURE. ... Ut nec pes caput uni Reddatur formæ ... Hor. Art Poet. Kupferstich A BERLIN, Chez l’Imprimeur du Philosophe de Sans-Souci. Schlusszeile M DCC. LXV. « (Nachgewiesen im VD 18 mit der Signatur VD18: 11117087). Siehe Hermann Rafetseder: Buchhinrichtungen. Öffentliche Schriftenverbrennungen durch Henkershand als Extremfälle der Zensur. In: Herbert G. Göpfert / Erdmann Weyrauch (Hg.): »Unmoralisch an sich ...« Zensur im 18. und 19. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz 1988 (= Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens, Bd. 13), S. 89-103, hier: 94. Siehe zu Pranger und Galgen als Schand- und Publizierungs-Plattform in der frühneuzeitlichen Stadt einleitend: Grete Bader-Weiss / Siegfried Bader: Der Pranger – Ein Strafwerkzeug und Rechtswahrzeichen des Mittelalters. Freiburg: Waibel 1935, bes. S. 158; Günter Schmidt: Libelli famosi. Zur Bedeutung der Schmähschriften, Scheltbriefe, Schandgemälde und Pasquille in der deutschen Rechtsgeschichte. Köln, Univ., Diss. 1985, bes. S. 227-229. Rafetseder (1988) S. 125 (wie Anm. 1). Seit dem Spätmittelalter wurden Galgen und Pranger auch als Publizierungs-Plattformen für private, d.h. nicht-obrigkeitliche Anschläge genutzt, da deren symbolische Bedeutungen als Buße- und Strafsymbole von jedem literaten oder illiteraten Passanten verstanden wurde. Siehe hierzu besonders: Rublack (1995) (wie Anm. 7); Karin Sennefelt: Citizenship and the political landscape of libelling in Stockholm, c. 1720-70. In: Social History 33,2 (2008), S. 145-163; Matthias Lentz: Konflikt, Ehre, Ordnung. Untersuchungen zu den Schmähbriefen und Schandbildern des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit (ca. 1350 bis 1600). Hannover: Hahn 2004. Dass nicht zwingend papierne Zettel an den Galgen angebracht wurden, sondern auch mit Namen versehene Spanholztäfelchen im 17. Jahrhundert üblich waren, beschrieb Ulinka Rublack in einem Beispiel aus Konstanz. Karin Sennefelt verweist auf Stockholm, wo schmähende Zettel auf verstärkte Pappe geklebt wurden, die dann wiederum mit einem Band versehen aufgehängt werden konnten. Francesca Canadé Sautman hat visuelle Zeichen innerhalb der frühneuzeitlichen Stadt als »silent language of urban people« bezeichnet. Die Verweiskraft von Prangerpublikationen erreichte so auch die Mehrheit der illiteraten Einwohner. Siehe Francesca Canadé Sautman: La religion du quotidien. Rites et croyances populaires de la fin du Moyen Age. Florenz: Olschki 1995, S. 2-3. Siehe zum Konzept des medialen Resonanzraumes der frühneuzeitlichen Stadt: Bellingradt (2011) (wie Anm. 6); Daniel Bellingradt: The Early Modern City as a Resonating Box: Media, Public Opinion, and the Urban Space of the Holy Roman Empire, Cologne, and Hamburg ca. 1700. In: Journal of Early Modern History 16. Jg. 2012, Nr. 3, S. 201-240; Filippo de Vivo: Information & Communication in Venice. Rethinking Early Modern Politics. Oxford, New

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York: Oxford University Press 2007. Ferner zum Sozialitätsmodell der frühneuzeitlichen urbanen Anwesenheitsgesellschaft: Rudolf Schlögl: Vergesellschaftung unter Anwesenden: Zur kommunikativen Form des Politischen in der vormodernen Stadt. In: Rudolf Schlögl (Hg.): Interaktion und Herrschaft. Die Politik der frühneuzeitlichen Stadt. Konstanz: Constance University Press 2004, S. 9-60; Rudolf Schlögl: Politik beobachten. Öffentlichkeit und Medien in der Frühen Neuzeit. In: Zeitschrift für Historische Forschung, 35. Jg. 2008, Nr. 4, S. 581-616. Siehe beispielsweise die bei Rafetseder (1988) S. 125, 163 (wie Anm. 1) angeführten Beispiele aus Tours 1591, Hamburg 1671 oder Wien 1668, in denen Exemplare eines Einblattdrucks an den Pranger angeschlagen und danach angezündet wurden (Tours), Exemplare einer Publikation nach der Verbrennung an den Galgen angeschlagen – und dort hängen gelassen – wurden (Hamburg) oder handschriftlich mit Buchtiteln beschriebene Papierzettel stellvertretend für eine (nicht vorhandene) Druckversion einer Publikation an den Pranger angeschlagen wurden (Wien). Siehe den umfangreichen Bestand des ehemaligen Historischen Archivs der Stadt Köln »Köln contra Köln«, der bis zum Einsturz des Archivs im Jahr 2009 20 Regalmeter umfasste und als Ausdruck der langwierigen Streitigkeiten galt. Einen Überblick zum Kampf zwischen Kurköln und Stadt Köln um die reichsstädtische Freiheit bieten: Hans Michael Becker: Köln contra Köln. Von den wechselvollen Beziehungen der Stadt zu ihren Erzbischöfen und Kurfürsten. Köln: Bachem 1992; Franz Bosbach: Köln – Erzstift und freie Reichsstadt. In: Anton Schindling / Walter Ziegler (Hg.): Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und der Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500–1650. 7 Bde. Münster: Aschendorff 1989-1997, hier Bd. 3: Der Nordwesten (1991) (= Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung, Bd. 51), S. 58-84; Hugo Stehkämper: »Köln contra Köln«. Erzbischöfe und Bürger im Ringen um die Kölner Stadtautonomie. In: Franz-Heinz Hye (Hg.): Stadt und Kirche. Linz: Österreichischer Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung 1995, S. 53-82. Eine umfassende mikrohistorische Darstellung der Kommunikationssituation der »Peterswirren« (1667-1672) samt der Quellenbelege bietet Bellingradt (2011) S. 44-102 (wie Anm. 6). Ferner zum Kontext der Auseinandersetzungen »Köln contra Köln« während dieser Jahre: Karl Junkers: Der Streit zwischen Kurstaat und Stadt Köln am Vorabend des Holländischen Krieges (1667-1672). Düsseldorf: Nolte 1935. Einen Ereignisablauf der nicht exakt zu datierenden Verbrennung des Jahres 1668 – eingrenzen lässt sich der Zeitraum auf die Tage zwischen dem 13. Juni und 24. September – bietet die zeitgenössische Supplik der Kölner »Erbpfarrgemeinde zu St. Peter« an das kaiserliche Reichskammergericht vom 24.9. 1668 (Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 38 Gülich, Karton 21, Nr. 392, fol. 1-20, bes. 7). Ferner liegt eine Reflexion über die Verbrennung von Godefried Huigen vor, der als Anwalt von zweien der mutmaßlichen Verfasser des Einblattdruckes fungierte (»Narratio facti cum suis Justificationibus wegen Eines in questionem gezogenen truckß titulirt: Punctuirliche ahnzeigh Wie Es mit unser beyder gebrüder Peteren und Adolphen Sultzer Sachen beschehen« Aktennotiz vom 16.6.1670, HAStK, Best. 38 Gülich, Karton 22, Nr. 412, fol. 90-114, hier: 102). Siehe ferner Bellingradt (2011) S. 44-102, bes. 66-68 (wie Anm. 6). Siehe Supplik der Kölner »Erbpfarrgemeinde zu St. Peter« an das kaiserliche Reichskammergericht vom 24.9. 1668, bes. fol. 7 (wie Anm. 36).

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Siehe einleitend zu den innerstädtischen Konfliktlinien: Hans-Dieter Loose: Das Zeitalter der Bürgerunruhen und der großen europäischen Kriege 1618-1712. In: Werner Jochmann / Hans-Dieter Loose (Hg.): Hamburg. Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner. Bd. 1.2. Hamburg: Hoffmann & Campe 1982, Bd. 1: Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, S. 259-350; Hermann Rückleben: Die Niederwerfung der hamburgischen Ratsgewalt. Kirchliche Bewegungen und bürgerliche Unruhen im ausgehenden 17. Jahrhundert. Hamburg: Christians 1970; Franklin Kopitzsch: Grundzüge einer Sozialgeschichte der Aufklärung in Hamburg und Altona. Bd.1.2. 2., ergänzte Auflage. Hamburg: Verein für hamburgische Geschichte 1990, Bd.1, S. 247-259. Siehe einleitend zu Hamburg um 1700 als »Stadt der Flugdrucke«: Bellingradt (2011) S. 132-257, bes. 134-141 (wie Anm. 6). Grundlegend (und mit Hinweisen zu weiterer Literatur) zur »deutschen Pressehauptstadt« bzw. in Kombination mit dem dänischen Altona zur »Doppelhauptstadt des deutschen Zeitungswesens«: Holger Böning: Welteroberung durch ein neues Publikum. Die deutsche Presse und der Weg zur Aufklärung. Hamburg und Altona als Beispiel. Bremen: edition lumière 2002 (= Presse und Geschichte, Neue Beiträge, 5); Holger Böning: Periodische Presse: Kommunikation und Aufklärung. Hamburg und Altona als Beispiel. Bremen: edition lumière 2002 (= Presse und Geschichte, Neue Beiträge, 2). Eine umfassende mikrohistorische Darstellung der Kommunikationssituation von 1702 bis 1708 samt einer (mehr als 250 Titel umfassenden) Bibliographie der Flugpublizistik findet sich in: Bellingradt (2011)S. 132-257, 409-457 (wie Anm. 6). Im Folgenden wird die Ausweisung der Zitate und Kontexte auf ein Nötiges beschränkt. Das verwirrte Haus Jacob / Oder Das gesicht der bestrafften REBELLION an Stilcke und Lütze. Schau-Spiel / Auf dem Naumburgischen THEATRO in der Petri Paul=Messe 1703 aufgeführet. 24 Blatt 4°. In: Staatsarchiv Hamburg, Smbd. 33, o.S.. Die Berechnung des Gesamtvolumens der mindestens 259 in Erstauflage nachweislich zwischen 1702 und 1708 publizierten Flugdrucktitel ist detail- und indiziengestützt: Die zeittypischen Mindest-Auflagenhöhen von Flugschriften liegen bei ca. 400-500 Exemplaren, so dass 400 als unterste Auflagenhöhe gelten kann. Einzelne Titel scheinen laut Quellenangaben in Auflagen von 1500 bis 2000 Exemplaren publiziert worden zu sein. Bei einer Auflage von 400 Exemplaren pro Drucktitel (Nachdrucke und Wiederauflagen fallen bei dieser Rechnung heraus) ergäben sich 103.600 Exemplare, bei einer Auflage von 1500 wären 388.500 Exemplare erschienen. Als Mittelwert, der die Hinweise auf Nachdrucke, Wiederauflagen ebenso abwägt wie die teils nachgewiesenen 2000er Auflagen, nimmt der Verfasser einen Mittelwert von 200.000 Exemplaren an – was einer durchschnittlichen Auflage von rund 800 Exemplaren entspräche. Den Senat informierte man über die selber vollzogene Buchverbrennung (sowie über jeden der einzelnen verbrannten Titel) in einer eigenen »Designatio, der verbrannten Pasquillen«, die man mittels physischer Gewaltandrohung auch als städtisches Mandat (vom 31.3.1707) und im ›Hamburger Relations=Courier‹ publizieren ließ (am 1. und 8. April 1707). Siehe hierzu inklusive einer detaillierten Aufstellung der Flugdruck-Titel Bellingradt (2011) S. 196235, bes. 210-212 (wie Anm. 6). Rezess der Senatssitzung mit der Bürgerschaft vom 4.8. 1707 (»Acta CONVENTUM SENATUS et CIVIUM de ANNO 1707, Die 13, Januarii usque ad: ANNUM 1710, Die 24, Novembris« [Staatsarchiv Hamburg, Best. 111–1 Senat, Cl.VII Lit. La No.1 Vol.5, Bd. 10), S. 123-125, hier: 123. ›Hamburger Relations=Courier‹ Nr. 122 (Ausgabe vom 5.8. 1707).

Wenig Papier, viel Aufwand

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Siehe beispielsweise zu den öffentlichen Verbrennungen von Papstfiguren im frühneuzeitlichen England: Sheila Williams: The pope-burning processions of 1696, 1680 and 1681. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 21 (1958), S. 104-118. Zitat aus einem Verhör des Aktivisten Baltzer Stielcke (vom 16.10.1708) durch die Kaiserliche Kommission, die im Jahr 1708 in die innerstädtischen Konflikte beruhigend eingriff (»PROTOCOLLUM ET ACTA In peinlicher Sachen Fiscalis in Criminalibus Ex Officio Inquirentis und Anklägers Contra Baltzer Stielcken / Gefangenen / Inquisitum und Peinlich Angeklagten. Auf Verordnung der Hohen Kayserlichen COMMISSION zum Druck befodert ANNO 1711. HAMBURG, Gedruckt bey Conrad Neumann / Eines Edlen Hoch= Weisen Rahts Buchdrucker.« Standort: StaHH, Smbd. 83 »Hamburgische Miscellanea«, S. 73-86, hier: 86. Siehe für weitere Details: Rafetseder (1988) S. 224-226 (wie Anm. 1). »LETTRES D’UN SEIGNEUR HOLLANDOIS A UN DE SES AMIS. SUR les Droits, les Intérêts & les différentes vues particulieres des Puissances Belligerantes. Avec des réflexions Politiques sur les Evénemens les plus intêressans de la Guerre présente. TOME PREMIER. A LA HAYE Schlusszeile M. DCC. XLVII.« (125 Blatt 8°, nachgewiesen in Bayrische Staatsbibliothek München, Signatur: J.publ.e. 210-1). Siehe die Edition der Bandi für das 18. Jahrhundert: Hubert Wolf (Hg.): Römische Bücherverbote. Edition der Bandi von Inquisition und Indexkongregation 1701-1813. Paderborn: Schöningh 2009. Einige Belege für Verbrennungen von Publizistik durch das Sanctum Officium in Rom hat Jyri Hasecker zusammengetragen, siehe Hasecker (2011) S. 128-129 (wie Anm. 13). Siehe zu den von der Inquisition auch höchst selbst in Innenhöfen verbrannten Publikationen: Hasecker (2011) S. 129 (wie Anm. 13). Siehe die Verbrennungsdekrete der Inquisition während des 18. Jahrhunderts – zitiert nach: Wolf (2009) (wie Anm. 52) – vom 17. Februar 1717: S. 443-447, 24. Januar 1720: S. 466468, 22. August 1731: S. 495-496, 10. November 1734: S. 505-506, 18. Februar 1739: S. 524-525, 18. Februar 1739: S. 526-527, 19. April 1740: S. 528-529, 5. Juli 1741: S. 530-531, 6. Juli 1741: S. 532-533, 15. Februar 1742: S. 538-539, 19. April 1742: S. 540-541, 29. April 1744: S. 546-547, 24. November 1751: 560-563, 20. Januar 1757: S. 566-568, 3. März 1762: S. 583-585, 4. Juli 1765: S. 592-594, 4. Juli 1765: S. 595-596, 12. März 1766: S. 599-601, 21. September 1768: S. 609-610, 1. März 1770: S. 615-618, 11. Juli 1776: S. 621-622, 13. August 1782: S. 627-628, 7. April 1791: S. 633-634. Alle in den Verbrennungsdekreten erwähnten Flugschriften finden sich bibliografisch nachgewiesen in der Edition von Hubert Wolf. Ich danke Andreea Badea (Rom) für diese Hinweise und so manche Erklärung zur römischen Zensur. Anonym Lettre de M. M. les Curez de Saint-Etienne et de Sainte-Foi de Conches, écrite à Mgr. l’Evêque d’Evreux en date du 24 Novembre 1716 au sujet de la Constitution Unigenitus (nachgewiesen in: Bibliothèque de l'Institut de France (Paris), Signatur: 4° CX 294 C), 4 Blatt 4°. Es ist zukünftigen Forschungen überlassen, ob (und wie) diese angeordneten Verbrennungen tatsächlich vollzogen worden sind. Momentan liegen keine Ergebnisse zur Praxis und zum Vollzug der Buchverbrennungen vor.

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Zusammenfassung Die europäische Epoche der Frühen Neuzeit ist maßgeblich gekennzeichnet durch eine Publikationsfreudigkeit: Beobachtungen, Meinungen, Widerlegungen, Korrekturen, Anmerkungen oder Antworten auf vorherig Publiziertes führten zu immer neuen Akten der Verschriftlichung und Drucklegung. Am anderen Ende der epochentypischen Publizität stand, wie schon in Antike und im Mittelalter, die zensural-motivierte Verbrennung ausgewählter Publikationen als »ungewollte« Stimmen. In diesem Aufsatz geht es um die typischen materiellen Probleme dieser als Strafe konzipierten und zeremoniell inszenierten Bücherverbrennungen, die sich im Modus des öffentlichen Spektakels vollzogen. Absentes, reduziertes, kontingentiertes oder zu flüchtig verbrennendes (bedrucktes) Papier machte diese symbolisch aufgeladenen Ereignisse nämlich zu Veranstaltungen im Zeichen des Mangels. Mittels zusätzlicher inszenatorischer bzw. zeremonieller Aspekte versuchten die Ausrichter das Problem kompensatorisch zu lösen: Tendenziell galt hierbei, je weniger Papier verfügbar war, desto mehr Aufwand musste betrieben werden. Fallbeispiele aus Frankfurt am Main, Köln, Hamburg und Rom zeigen die Logik des materiellen Mangels in Zeremonie-Verlängerungen (durch separates Zerreißen von Publikationen), Zeremonie-Ausweitungen (durch Galgen- oder Prangernutzung) sowie in angesammelten kollektiven Buchverbrennungen, um überhaupt eine Zeremonie gewährleisten zu können. Summary The early modern period is characterized by a lively culture of written and printed participation that almost constantly stimulated new streams of commenting, correcting, answering and observing (paper-based) media in extenso. However, at the other end of the increased use of publications we see censoring activities like book burnings aimed to punish certain »unwanted« voices. This article deals with the material problems of these public book burning ceremonies. Missing books, very small books, reduced numbers of books available, or books subjected to limiting-quotas, and, in general, too fast burning paper made these events to happenings of shortage. Through the use of additional ceremonial aspects, the organizers of book burnings tried to solve the shortages. In doing so, it was almost always the case that the less paper was available, the more effort was exerted in the rituals. As is demonstrated by eighteenth-century Frankfurt (Main), Cologne, Hamburg and Rome, the situations of shortage motivated the organizers to extend the ceremonial procedure by either ripping the publication to pieces before burning or often using gallows or pillories in order to make the ceremony happen at all. Korrespondenzanschrift Prof. Dr. Daniel Bellingradt, Juniorprofessor für Buchwissenschaft, Universität ErlangenNürnberg, Lehrstuhl für Buchwissenschaft, Katholischer Kirchenplatz 9, 91054 Erlangen Email: [email protected]

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FRANZ KARL RISCHMÜLLER (1745-1811) IM ›JOURNAL FÜR PREDIGER‹: PASTORALTHEOLOGISCHE BEITRÄGE ZUR VOLKSAUFKLÄRUNG AUS PREUßISCH-MINDEN 1. DAS ›JOURNAL FÜR PREDIGER‹ UND RISCHMÜLLERS BEITRÄGE ZU DIESEM Zu den bedeutendsten und langlebigsten Periodika der Volksaufklärung zählt das ›Journal für Prediger‹; es war pastoraltheologisch konzipiert und wendete sich vor allem an Landpfarrer. Von 1770 bis 1842 erschien es in Halle bei Carl Christian Kümmel und dessen Sohn Karl August Kümmel. Herausgegeben wurde es zunächst von Christoph Christian Sturm (1740-1786), ab dem 9. Band (1778/79) von David Gottlieb Niemeyer (1745-1788), dem jung verstorbenen Bruder des Theologen und Reformpädagogen August Hermann Niemeyer (1754-1828), und anschließend von Heinrich Balthasar Wagnitz (1755-1838) sowie Johann Severin Vater (1771-1826). Zeitgenossen empfanden besagte Zeitschrift für das Segment der pastoraltheologischen Literatur als ähnlich epochal wie Friedrich Nicolais (1733-1811) ›Allgemeine Deutsche Bibliothek‹ für das gesamte deutschsprachige Schrifttum. Holger Böning und Reinhart Siegert verweisen in ihrem Handbuch zur Volksauflärung hierfür beispielhaft auf den Württemberger Pfarrer, Theologen und Schriftsteller Philipp Heinrich Schuler (1754-1814).1 Dieser konstatierte mit unmittelbarem Bezug zu Nicolais »Rezensionsfabrik«: »Fast zur gleichen Zeit erschien auch das ›Journal für Prediger‹, welches sich beynahe nach den nemlichen Grundsätzen nur auf einen Theil der Literatur, auf die Pastoraltheologie, als Hauptabsicht des Journals, einschränkte. Doch erweiterte diese gemeinnützige periodische Schrift in der Folge beym IX. Band ihren Plan, und machte den Leser auch mit solchen Büchern bekannt, die mehr mittelbar auf Beförderung einer nützlichen Amtsführung, Studium der Bibel, Erziehung, Beförderung der Weltund Menschenkenntniß der Prediger, die neuere Kirchengeschichte abzwecken.«2 Der um Objektivität bemühte Zeitgeist brachte es mit sich, dass im ›Journal für Prediger‹ sämtliche Rezensionen wie auch die meisten pastoraltheologischen Beiträge anonym erschienen. Im Gegensatz zur ›Allgemeinen deutschen Bibliothek‹ sind die ungenannten Autoren und Rezensenten des ›Journals für Prediger‹ nicht namhaft bekannt gemacht worden.3 Böning und Siegert nennen zwar in ihrem o.g. Handbuch zur Volksaufklärung wichtige Einzelbeiträge, dabei handelt es sich aber fast ausnahmslos um solche, deren Verfasser sich in der Zeitschrift selbst genannt hatten. So wird etwa für den Bereich des Preußischen Westfalens auf je einen Beitrag des Landpfarrers und Volksaufklärers Johann Moritz Schwager (1738-1804) aus Jöllenbeck in der Grafschaft Ravensberg und seines Dornberger Amtsbruders Christian Friedrich Zur Hellen (1757-1834) verwiesen,4 nicht aber auf Franz Karl Rischmüller (1745-1811) aus Preu-

Frank Stückemann ist Theologe, seit 1991 Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Meiningsen bei Soest.

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ßisch-Minden, welcher sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten regelmäßig und nicht weniger qualifiziert am ›Journal für Prediger‹ beteiligte. Rischmüllers Beiträge zum ›Journal für Prediger‹ erschienen anfangs unter dem vollem Namen und Wohnort des Verfassers, seit 1791 mit Kürzel und schließlich ab 1797 unter der Sigel »R.« Letztere sowie ein weiterer anonymer Beitrag sind im 11. Band von Hamberger-Meusels ›Gelehrtem Teutschland‹ angegeben.5 Diese Entwicklung zeigt, dass sich Rischmüller zunehmend unter den Mitarbeitern des ›Journals für Prediger‹ etablierte und dort wohl auch das theologische Schrifttum aus Minden-Ravensberg zu rezensieren hatte. Ergänzt wird dieses Bild durch separat erschienene Kleinschriften Rischmüllers, seine Beiträge zu anderen von Wagnitz herausgegebenen theologischen Journalen sowie seine maßgebliche Redaktion des Mindener Gesangbuchs von 1806. Abb. 1: ›Journal für Prediger‹ (1770-1842)

Die Beiträge Rischmüllers zum ›Journal für Prediger‹ werden im vorliegenden Aufsatz erstmals bibliographisch erfasst. Ihre Bündelung zeigt, dass Preußisch-Minden einen wichtigen theologischen Aufklärer aufzuweisen hatte, der an Einfluß und Bedeutung keineswegs hinter seinem berühmten Vorgänger im Pfarramt zu Gohfeld, dem Erweckungsprediger Friedrich August Weihe (1721-1771), zurückstand.6 Während er

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diesem ein hohes Maß an Wertschätzung entgegenbrachte, lehnte er den starren Konservatismus von dessen Schülern und Epigonen ab;7 ihre enge, gegenaufklärerische Organisation in der Basler Christentumsgesellschaft und ihre Verstrickungen in das Wöllnersche Religionsregime dokumentierte er mit süffisanten Kommentaren im Rahmen seiner pastoraltheologischen Aufsätze. Hohe liturgische und hymnologische Kompetenz zeigen sich nicht nur anhand seiner frühen und eigenständigen Rezeption von Georg Joachim Zollikhofer (1730-1788), Georg Friedrich Seiler (1733-1807) oder Johann Joachim Spalding (1714-1804), sondern auch in eigenen Entwürfen, etwa zur Feier des Abendmahls. Große Wertschätzung durch seine Zeitgenossen zeigt sich zum einen in der Übernahme von gleich drei seiner Aufsätze als repräsentativen Beispiele protestantischer Pastoraltheologie durch das katholische ›Allgemeine Magazin für Prediger, Seelsorger und Katecheten‹ in Wien,8 zum anderen durch seine Beteiligung an dem 1799 geplanten Landeskatechismus für die Königlich-Preußischen Landen und dem Mindener Gesangbuch von 1806 wie dessen Zweitauflage aus dem Jahr 1816. Die bisherige Kirchengeschichtsschreibung Minden-Ravensbergs aus erwecklichen Federn muss darum in wesentlichen Teilen um diese »weltliche Quellen« ergänzt bzw. sogar grundsätzlich in Frage gestellt werden.9 2. BIOGRAPHIE UND BIBLIOGRAPHIE RISCHMÜLLERS Im Gegensatz zu dem Gohfelder Erweckungsprediger Friedrich August Weihe (17211771) ist sein Nachfolger Franz Karl Rischmüller auf der dortigen Pfarrstelle noch niemals Gegenstand einer separaten Untersuchung gewesen. Am 5. Juli 1789 wurde er zum Diakon (Zweiter Pfarrer) an Sankt Martini zu Minden befördert, wo er am 29. Mai 1811 kinderlos verstarb; er begründete also im Gegensatz zu seinem illustren Vorgänger in der Gohfelder Gemeinde keine Pfarrdynastie und besaß anders als dieser auch keinen Schülerkreis, der seinen Ruhm über viele Generationen der Nachwelt Minden-Ravens-bergs hätte überliefern können.10 Immerhin entstammte auch er einer illustren Familie: Sein Vater Christian Friedrich Rischmüller (10. August 1700-17. März 1750) war Kriegs- und Domänenrat, Obereinnehmer und Amtmann; er residierte auf dem Rittergut Rothenhof zu Vennebeck bei Minden. Dieser hohe preußische Steuer- und Regierungsbeamte heiratete 1723 Sophia Charlotta Strubberg (1704-1739); der älteste Sohn Ernst Philipp Rischmüller (17321772) wurde 1762 zweiter und im folgenden Jahr erster Bürgermeister zu Herford, die älteste Tochter Dorothea (1727-1802) heiratete 1744 den Pfarrer Heinrich Schrader (1710-1779) in Rehme, die mittlere Tochter Franzisca Charlotte (geb. 1737-1774) ehelichte 1753 Johann Wilhelm Tiemann (1689-1761) aus Bielefeld und die jüngste Tochter Antoinette Charlotte (1739-1786) vermählte sich 1759 mit dem Mindener Kanzleidirektor Ludwig August Borries (Lebensdaten nicht ermittelt).11 1740 heiratete Christian Friedrich Rischmüller Charlotte Delius (geb. am 18. Februar 1725 in Schlüsselburg) in zweiter Ehe; aus dieser Verbindung ging am 18. Dezember 1745 Franz Karl Rischmüller hervor. Beim Tod seines Vaters im Jahre 1750 war er erst vier Jahre alt; Erziehung wie Finanzierung von Schulausbildung und Studium oblagen seiner Mutter.12 Nach dem Besuch des Gymnasiums zu Halle immatrikulierte sich F. K. Rischmüller am 26. April 1762 daselbst, zunächst als Student der Jurisprudenz, dann als Student der

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Theologie. Nach Abschluß seines Theologiestudiums in Rinteln wurde er am 15. August 1765 als Feldprediger des in Wesel stationierten Regiments von Hessen-Kassel ordiniert und eingeführt. Hier war er der unmittelbare Amtsvorgänger des nachmaligen Mindener Konsistorialrats und Superintendenten Georg Heinrich Westermann (1752-1796), mit welchem er eine lebenslange Freundschaft pflegte. Auch Friedrich August Weihe stand vor seiner Gohfelder Zeit von 1743 bis 1751 als Feldprediger bei dem in Bielefeld stationierten Infanterie-Regiment Dietrich von Anhalt; es war damals in Preußen üblich, königliche Patronatspfarrstellen mit verdienten Feldpredigern zu besetzen. Abb. 2: Titelbild und erste Seite vom ›Denkmaal der seligen Frau Kanzleydirektorinn Charlotte Antonette Borries, geb. Rischmüllern‹ von Franz Carl Rischmüller, Minden 1786

(Quelle: Einziges erhaltenes Druckexemplar im Archiv der Evangelischen Landeskirche von Westfalen, Bielefeld-Bethel) Sehr viel aussagekräftiger über das Verhältnis zu Weihe und seinem Kreis ist die Tatsache, dass sich F. K. Rischmüller am Vorabend seines 29. Geburtstages (17. Dezember 1774) mit Anna Dorothea Bergstaedt (Lebensdaten nicht ermittelt), der Tochter eines Verdener Dompredigers, durch Gottreich Ehrenhold Hartog (1738-1816) in der Herforder Jakobi-Kirche trauen ließ und dass die 1772 verwitwete Frau seines Halbbruders Ernst Philipp Rischmüller, die gebürtige Bielefelderin Helena Arnoldina Hoffbauer (Lebensdaten nicht ermittelt), 1784 den Prediger von Herford-Neustadt, Ernst Heinrich Rudolph (1738-1807), heiratete; auch für diesen war es die zweite Ehe. Sowohl Hartog als auch Rudolph gehörten dem Kreis um Weihe an.13 Vor allem aber zeigt sich F. K. Rischmüllers Wertschätzung Weihe gegenüber in seiner anonymen Rezension der ebenfalls anonym erschienenen Weihe-Biographie aus

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der Feder von dessen Sohn Karl Justus Friedrich Weihe (1752-1829). Während die bibliographische Zuweisung der Weihe-Biographie an dessen Sohn gesichert ist,14 kann Rischmüller aufgrund seiner genauen Insiderkenntnisse und vor allem aufgrund seiner regelmäßigen Mitarbeit am ›Journal für Prediger‹ als Rezensent namhaft gemacht werden: Als Weihes Amtsnachfolger sind ihm sowohl dessen Charakterzüge als auch Identität und Verwandtschaftsverhältnis seines Biographen bekannt, doch weiß er das Incognito zu wahren.15 Bei aller Sympathie für seinen Gohfelder Amtsvorgänger grenzt sich Rischmüller am Ende aber doch von der doktrinären Enge und dem Strukturkonservatismus mancher Weihe-Schüler deutlich ab.16 Rischmüller schätzte Weihe als praktischen Theologen, nicht aber als Vertreter einer erwecklichen Dogmatik; dieses unterschied ihn in sehr markanter Weise von den Weihe-Schülern im engeren Sinne: »Ein solcher würdiger Mann, wie Weihe war, verdiente ein Denkmal zur Erhaltung seines Gedächtnisses bey der Nachwelt. Er war ein Mann, der frommen Eifer immer in Thätigkeit erhielt, und der ein Beweis ist, wie viel ein Landprediger, ohne gerade ein ganz ausserordentliches Genie zu seyn, Gutes stiften kann, wenn er nur will und besonders wenn er die Gelegenheiten nur nutzt, wo er zum Wohl anderer etwas beytragen kann. Ohne große Plane [sic] zu entwerfen, ohne viel Triebräder in Bewegung zu setzen, kann die kluge Ergreifung schicklicher Anlässe, zur mehreren Ausbreitung des Guten oft das meiste beytragen. Lange war die Lebensbeschreibung dieses rechtschaffenen Geistlichen versprochen und man hatte seine Freunde immer mit Hofnungen hingehalten. Vielleicht hat dieser Verzug dazu genutzt, daß sich ein Mann von gehörigem Talent, dem es überdem nicht an Kenntniß der äußern Umstände und des Charakters Weihens fehlen konnte, der aber unbekannt bleiben will, entschloß, die Biographie auszuarbeiten. Wir müssen gestehen, daß sie im Ganzen genommen unsere Erwartung nicht nur erfüllt, sondern übertroffen hat, und ein guter Pendant zu den auf dem Titel genannten Nachrichten ist. Freylich ist die Lebensbeschreibung etwas umständlich, und der Vortrag, da der Verf. pragmatisch erzählen will, zu gedähnt, zumal wenn er ins Dogmatisiren fällt. Für solche Leser, welche den sel. Mann persönlich gekannt, oder viel von ihm gehört hatten, konnte zwar der Verf. nicht zu viel von ihm sagen; und da dieser doch der meiste Theil seyn wird, so werden solche, denen er mehr fremd ist, um jener willen den Verf. entschuldigen. Wir wünschen dem Buch unter unsern Amtsbrüdern Leser, doch mehr solche, die sich freuen, wenn nur Gutes geschehen ist und noch geschieht, gesetzt, daß sie auch mit den Religionsvorstellungen eines solchen Mannes nicht in allem sympathisiren können, da man es bald merken kann, welche Bildung er genossen, und zu welcher Parthey er sich gehalten habe, die er vielleicht für die einzig gute oder die beste unter andern hielt. Denn wieviel sind wohl, die bey der Religionstheorie und Praxi nicht Parthey nehmen?«17 Das vom Bielefelder Subkonrektor Peter Florens Weddigen (1758-1809) herausgegebene ›Westfälische Magazin‹ erwähnt F. K. Rischmüller 1786 in den anonymen »Briefe eines Reisenden über Westfalen« als derzeitigen Gohfelder Prediger, als Verfasser von »mehrern mit Beyfall aufgenommenen Aufsätzen im ›Journal für Prediger‹« und als engagierten Verbesserer des Landschulwesens, der sich vor allem durch die Einführung zweckmäßiger Schulbücher, z. B. v. Rochows »Kinderfreund«, verdient gemacht habe.18

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Zum damaligen Zeitpunkt waren erst drei namentlich signierte Aufsätze Rischmüllers im ›Journal für Prediger‹ erschienen.19 Der relativ kurze und regelmäßige Zeitabstand zwischen diesen Publikationen läßt darauf schließen, dass Rischmüller bereits vorher den einen oder anderen anonymen Beitrag zum ›Journal für Prediger‹ beigesteuert haben dürfte. Dieses ist um so mehr anzunehmen, als Rischmüller auch in den folgenden Jahren regelmäßig an dieser Zeitschrift mitarbeiten sollte. Namentlich signiert erschienen bis zur Verhängung des Preußischen Religionsedikts im August 1788 noch zwei weitere Aufsätze.20 Unter der leicht zu dechiffrierenden Angabe »F[ranz] K[arl] R[ischmüller] Prediger zu ** [Minden] in Westphalen« erschien 1791 ein liturgischer Beitrag.21 ›Das gelehrte Teuschland‹ von Hamberger-Meusel, Bd. 11, weist ihm 1805 noch zwei mit »R***« signierte Artikel zu, ferner die »Anekdota zum 1. und 2ten Bande der neuesten Ausgabe der Niemeyerschen Predigerbibliothek«, welche lt. Herausgeber des ›Journals für Prediger‹ von »dem würdigen Herrn Prediger R** aus M**« mitgeteilt worden seien.22 Demnach dürften Rischmüller auch die »Vorschläge zur größeren Feyerlichmachung der Abendmahlshandlung von – R.« zuzuschreiben sein, zumal sie Bezug auf seinen Zollikhofer-Aufsatz nehmen.23 Hinzu kommen Rischmüllers Pastoralkorrespondenz wie der Bericht über das fünfzigjährige Amtsjubiläum des reformierten Hofpredigers und Konsistorialassessors Johann Andreas Fricke (1714-1806) in Minden oder der Nekrolog auf seinen Freund Georg Heinrich Westermann, vielleicht auch der Auszug aus dem Brief eines Landgeistlichen von seiner Reise nach Pyrmont – sofern die Ortsangabe »G** den 19 Jul. 1781« mit Gohfeld aufzulösen ist.24 In jedem Falle dürfte offensichtlich geworden sein, dass F. K. Rischmüller über Jahre hin zu den Stützen und Stammbeiträgern des ›Journals für Prediger‹ gehört hat. 3. FRÜHE REZENSIONEN UND PASTORALTHEOLOGISCHE BEITRÄGE Das ›Journal für Prediger‹ sollte, wie die unpaginierte Vorrede des ersten Bandes von 1770 konstatiert, »besonders für Landprediger brauchbar« sein. Es erschien ab 1770 in Halle, herausgegeben von Christoph Christian Sturm (1740-1786), der 1769 von der vierten Diakonatsstelle an der dortigen Marktkirche zum Prediger an die Heilig-Geistkirche zu Magdeburg und 1778 – wohl nicht zuletzt auch aufgrund seiner geistlichen Dichtungen in physikotheologischer Tradition – zum Hauptpastor an Sankt Petri zu Hamburg berufen wurde. Ende 1779 erschien Sturms Gedicht »Erinnerung der genossenen Frühlings- und Sommerfreuden« in den von Johann Moritz Schwager (1738-1804) redigierten ›Mindenschen Beyträgen zum Nutzen und Vergnügen‹.25 Schwager pflegte seit 1766 Kontakte zum Hamburger Ministerium: In diesem Jahr hatte er Johann Melchior Goeze (1717-1786), den Hauptpastor an Sankt Katharinen zu Hamburg, gegen die anonyme Schmähschrift des Bückeburger Landessuperintendenten Thomas Abbt (1738-1766) verteidigt.26 Auch mit dessen jüngerem Bruder, dem Quedlinburger Diakon und physikotheologischen Schriftsteller Johann August Ephraim Goeze (1731-1793) war er befreundet.27 In Sturms ›Journal für Prediger‹ hatte er 1780 einen anonymen Aufsatz veröffentlicht.28 Vor allem aber waren im ›Journal für Prediger‹ viele der Schriften Schwagers rezensiert worden.29 Die oben erwähnte Wertschätzung Rischmüllers seinem Gohfelder Vorgänger F. A. Weihe gegenüber lässt darauf schließen, dass dieser 1776/77 Schwagers dreibändige

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Pietistensatire »Leben und Schicksale des Martin Dickius« im 6. und 7. Band des ›Journals für Prediger‹ rezensiert hatte, zumal Weihe unter dem Kryptonym Krigelius für die Zeitgenossen eindeutig zu erkennen gewesen war: Schwager hatte sich über das Pathos dieser »Poltermaschine« lustig gemacht; dessen Auffassung, dass der Zuhörer erschüttert und sein Verstand nicht überzeugt werden müßte, wurde satirisch als Predigtmethode bloßgestellt, welche mit starker Lunge und breiten Fäusten schon einige Kanzeln in Stücke gestikuliert hätte.30 Noch Jahre später zeigte eine Passage in der o.g. F.-A.-Weihe-Biographie aus der Feder von dessen Sohn, dass die Pfeile von Schwagers Spott ins Schwarze getroffen hatten.31 Sinn für Humor oder Satire war im Kreis um Weihe nicht unbedingt zu Hause.32 Sich ausdrücklich von der Beurteilung dieses Romans nach den Regeln der Kunst dispensierend, verübelte auch Rischmüller vor allem Schwagers o.g. Parodie auf den Gohfelder Prediger Weihe unter dem Namen Krigelius: »Der Verfasser hat hin und wieder Satyre und Ironie und komische Züge eingestreut, die eine üble Wirkung machen, ob sie gleich bisweilen Lachen erregen; wenigstens dünkt es uns äußerst beleidigend zu seyn, in einem Roman, der von Personen von so verschiedener Denkungsart gelesen wird, Männer, die bey manchen Fehlern Achtung verdienen und besonders Prediger zum Gelächter aufzustellen. Wir rechnen dahin die Stelle S. 58 im ersten Theil [...].«33 Im zweiten Teil seiner Rezension mokiert er sich folgerichtig über Schwagers mutwilligen und beleidigenden Witz, um abschließend seinen »wahren Abscheu an solchen (noch dazu so faden) Entheiligungen der Religion in so elenden Romanen, wie Dickius, zu bezeugen.«34 Dieselbe Aversion zeigt sich bei der Besprechung von Schwagers 1776 erschienener Gegenschrift zu Magister Carl Christoph Reiche (1739-1793), »Abhandlung über das Schädliche des Predigerordens und dessen Abänderung. Ein Sendschreiben an alle Jünglinge und insonderheit an die, die sich den Wissenschaften widmen« (Brandenburg 1773), »wobey er [Schwager] seinem Hang zur Satyre weidlich Genüge thut. Endlich folgt ein Anhang, in welchem eine ernsthaftere und gemäßigte Sprache herrscht. Der Verfasser sucht hierin theils den Predigerorden gegen einige oft übertriebene Vorwürfe zu retten, theils einige Verbesserungen desselben anzugeben; weshalb er auch zuletzt eine Predigt über das Vertrauen auf Gott abdrucken läßt, die er als ein nachzuahmendes Muster einer populairen Landpredigt angesehen wissen will.«35 Dass man von der Identität dieses anonymen Rezensenten mit dem des »Martin Dickius« ausgehen kann, zeigt ferner dessen auffälliges Interesse an der »Neuigkeit, [...] daß nehmlich ermeldter Herr Schwager der Verfasser des Romans von dem Leben und den Schicksalen des Martin Dickius ist.«36 Die Rezension von Schwagers »Predigten zur Probe« (Bremen 1776) beginnt im ›Journal für Prediger‹ mit dem Hinweis auf dessen offenes Schreiben an den Verfasser der »Predigten des Herrn Magister Sebaldus Nothanker aus seinen Papieren gezogen« – der Grünstädter Rektor David Christoph Seybold (1747-1804) hatte sie 1774 zu Leipzig anonym herausgegeben – in der Beylage Nr. 132 zur ›Kaiserl. privileg. Hamburgischen Neuen Zeitung‹ vom 19. August 1775 und der darin angekündigten Redigierung dieses Werkes nach eigenem Gusto. Sodann folgt ein weiterer Hinweis auf Schwager als Verfasser des »Dickius«.37 Der Rezensent rühmt die Angemessenheit von Schwagers Sprache, die noch korrekter, wärmer, herzlicher als Schmahlings, Goldhagens etc.

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Sprache sei, und wünschte, ein Patriot wie Rochow möchte sie besonders abdrucken und unter den Landleuten verteilen lassen.38 Vor allem die nicht selbstverständliche Kenntnis um die neuesten Publikationen Schwagers – auch in entfernt erscheinenden Zeitschriften bzw. Zeitungen – lassen einen Rezensenten aus dessen näherem Umfeld, genauer gesagt: F. K. Rischmüller als Autor wahrscheinlich werden. Gleiches ist auch für die Besprechungen von Schwagers Biographie Balthasar Bekkers und seiner Übersetzung von dessen »Bezauberte Welt« im ›Journal für Prediger‹, Bd. 12 und 13, 1781/82, anzunehmen.39 Sollte Schwager also Verfasser der o.g. »Briefe eines Reisenden über Westfalen« in Weddigens ›Westphälischem Magazin‹ sein – zumindest hatte er schon zwei Jahre zuvor ganz ähnliche »Briefe über Westfalen« im ›Teutschen Museum‹ veröffentlicht – so gab es für ihn allen Grund, die wissenschaftlichen Verdienste Rischmüllers im ›Journal für Prediger‹, seine erfolgreichen Bemühungen um die Schulaufsicht und seine Einführung von Rochows »Kinderfreund« (was ihm in Jöllenbeck misslungen war) in Gohfeld zu würdigen. Und auch im Blick auf dessen Amtsvorgänger August Friedrich Weihe hatte Schwager offenbar einiges gutzumachen.40 4. KRITIK AN DEN EPIGONEN WEIHES UND AM WÖLLNERSCHEN RELIGIONSREGIME Anders verhielt es sich mit den Epigonen Weihes, insbesondere nach der Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Beförderung reiner Lehre und wahrer Gottseligkeit (Basler Christentumsgesellschaft), einer Mischung aus stockkonservativem Vereinschristentum und kirchenpolitischer Seilschaft, dem die Minden-Ravensberger Erweckungsprediger 1782 geschlossen beitraten. Die Verstrickungen der Weihe-Schüler im Vorfeld und im Verlauf des preußischen Kultur- und Kirchenkampfes unter Friedrich Willhelm II. (1744-1797) und seines Ministers Johann Christoph (von) Wöllner (17321800) sind an anderer Stelle in extenso aufgearbeitet worden; Schwager profilierte sich als ein publizistischer Hauptgegner von »Hofobskurantismus« und Gegenaufklärung im Preußischen Westfalen, aber auch weit darüber hinaus.41 Aufgrund seiner pietistischen Wurzeln war Rischmüller Schwagers diesbezüglich klare und konsequente Haltung nicht möglich. Am 5. Juli 1789 wurde er – wohl durch seinen Freund Westermann, der seine Verdienste schätzte, – von Gohfeld auf die Zweite Pfarrstelle von Minden-Martini berufen, sicherlich ein Karrieresprung, zumal die Mindener Pfarrstelle besser dotiert war. Kirchenpolitischer Einfluß blieb ihm trotz oder gerade wegen seiner wissenschaftlichen Meriten verwehrt: Als 1792 die Mindener Provinzial-Examinationskommission zur Visitation, Disziplinierung und Gesinnungsschnüffelei unter der dortigen Geistlichkeit gegründet wurde, besetzte man die Stellen mit treu ergebenen Erfüllungsgehilfen aus der Schule Weihes. Schwager kommentierte diesen Vorgang in einem Brief an Friedrich Nicolai vom 6. September 1792 höchst aufschlussreich: »Unsere hiesige Provinzial-ExaminationsCommission ist nunmehr auch ernannt; sie besteht aus 3 Predigern in Minden. Kottmann [sic] senior et junior, und Frederking. Die böse Welt nennt sie bald Pietisten, bald Urlspergerianer; das letzte sind sie freylich. Ich glaube, daß alle 3 ziemlich lesen, folglich sich mit der Zeit schon in das alte System hinein arbeiten können, wenigstens nothdürftig. Der 4te Mindener Prediger Rischmüller ist übergangen worden, ob er gleich ein wirklich gelehrter Theologe ist, der das alte System historice und dogmatice ad

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unguem inhat. Dabey ist er kein ganz scharfer Exeget, ein ehrlicher, obgleich behutsamer Mann, und hat oft Besuch von dem Mindenschen Buchbinder Francke, einem Manne, der nach neuestem Styl viel gilt, wenigstens sich mit der Correspondenz des Hrn. p. v. Wöllner rühmt, sehr viel weiß, und von vielen Leuten für gefährlich gehalten wird. Ich kann mich seiner Gnade eben nicht rühmen; Rischmüller glaubte es – und doch hat’s ihm, wie Sie sehen, nichts geholfen. Um desto mehr kann ich mich trösten, übergangen zu seyn.«42 Mit anderen Worten: Rischmüller gehörte trotz pietistischer Wurzeln eindeutig nicht zur frommen Partei. Von daher dürfte es lohnend sein, seine Aufsätze auf offensichtliche oder latente Widersprüche zur erwecklichen Heilsordnung und vor allem zur fundamentalistischen Religionspolitik unter Friedrich Wilhelm II. und seinem Minister Wöllner hin durchzugehen; dies gilt um so mehr, als Rischmüller eine weniger von exegetischen und dogmatischen Vorgaben als vielmehr eine pastoraltheologisch bestimmte Auffassung von Religion und Schrift an den Tag legt. Gleich der erste größere signierte Aufsatz Rischmüllers aus dem Jahr 1783, »Gedanken über die Einrichtungen der Predigten nach Umständen des Ortes und der Zeit«, scheint das Schlusswort seiner Weihe-Rezension als Motto zu haben, worin er seinem verehrten Pfarramtsvorgänger in Gohfeld viele, aber auch solche Nachfolger wünschte, »die im Stande sind[,] sein [i.e.: Weihes] Verhalten nach ihren Fähigkeiten und der Lage ihrer Umstände und den Zeitbedürfnissen gemäß zu modificiren«.43 Dazu waren Weihes Epigonen offensichtlich nicht willens oder nicht in der Lage. Wenngleich Rischmüller im Gegensatz zu Schwager auch auf Polemik und satirische Bloßstellung des erwecklichen Strukturkonservatismus’ verzichtet, so kommen in der feinen Kritik seines Aufsatzes immer wieder Warnungen vor einer Dogmatisierung, um nicht zu sagen: Sklerotisierung der Heilsordnung zum Ausdruck. Aus der ›Neuen‹ bzw. ›Neuesten theologischen Bibliothek‹ des Leipziger Professors Ernesti (1707-1781) – Rischmüller zitiert hier sehr ungenau – führt er das Beispiel eines Bauern an, der sich beklagte, dass er schon manche Predigten von der Bekehrung gehört, aber daraus weiter nichts gelernt hätte, als was der Katechismus davon enthielte.44 Rischmüller moniert ebd. das Einerlei, wobei sich allenfalls gut schlafen lasse, die Klischeehaftigkeit der Strafpredigten,45 die Lebensferne der Verkündigung,46 die Beschränktheit des frommen Gesichtskreises,47 die gedankenlose Mechanik äußerer Frömmigkeitsübungen.48 Vor allem aber stört ihn, wenn Gemeindeglieder bzw. Predigthörer zu rein passiven Objekten der Bekehrung degradiert und nicht als individuelle Menschen in den Blick genommen werden: »Es würde ein großer Mißverstand der Popularität seyn, wenn man z. B. alle Landleute ohne Unterschied als Einfältige behandeln, oder ihnen Unverstand vorrücken wollte.«49 Geistliche Arroganz und fromme Selbstgenügsamkeit führen zu einer Verarmung des religiösen Lebens, weil alles über denselben erwecklichen Leisten geschlagen wird: »Man würde sich irren, wenn man nur in den großen Städten ausschließungsweise so verschiedene Stufen der Erkenntniß suchen wollte. Auch unter Landleuten giebt es denkende Köpfe. Und warum sollte nicht in so manche Landgemeinden Licht kommen, wo der Unterricht der Jugend schon eine gute Zeit sorgfältig getrieben, wo Predigten und Katechisationen zweckmäßig eingerichtet sind, wo ein Geist der Aufmerksamkeit und Ordnung in der Kirche herrscht, den vielleicht manche Städte

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nicht haben? Die Zeiten der Unwissenheit vergehen immer mehr, und ich bin nicht so ungläubig zu gestehen, daß in Deutschland jetzt mehr Licht kommt. Man darf sich also die Leute nicht überall so unwissend vorstellen, daß sie befriedigt wären, wenn sie in Predigten mit bloßen Elementarkenntnissen abgespeiset, und mit einem ewigen Einerley hinlänglich unterhalten würden. Es giebt auch Fähige auf dem Lande, die über den Katechismus hinausgehen, und es noch mehr thun würden, wenn dieser besser wäre. Es giebt unter ihnen oft ganz richtige Beurtheiler der Predigten, die gute und schlechte Vorträge, den Fleiß und die Trägheit des Predigers zu unterscheiden wissen, und über Predigten klagen, aus denen sie nichts lernen können.«50 Der Zweck des Predigers bestehe nach Rischmüller darin, Bote der Erlösung zu sein und die verkannte, nicht geachtete oder gemissbrauchte Erlösung ins Licht zu stellen, den Erlöser als wichtigste Person, die je auf Erden gelebt hat, zu beschreiben und jedem Menschen sein großes Interesse an ihm, durch dringende Überzeugung, dass er ihn nötig habe, vorzustellen suchen; er müsse sein Evangelium als einziges Heilungs- und Besserungsmittel des kranken Sünders anpreisen, die besonderen Verheißungen desselben darlegen und Begierde nach Teilnehmung davon zu erwecken suchen.51 All dieses läuft auf eine individuelle Vergegenwärtigung der christlichen Botschaft hinaus, also auf das, was die röm-kath. Kirche des Zweiten Vatikanums als »Aggiornamento« bezeichnen sollte: »Man muß die besonderen Lebensarten und Verrichtungen der Menschen durchgehen, und ihnen deutlich darthun, wie es möglich ist, mit allem was sie thun das Andenken an Gott zu verbinden und wie sie in allen Fällen als Christen handeln müssen. Es können da gute Wirkungen nicht ausbleiben, wenn man sich in die verschiedene Denkarten einläßt, ihre Einwendungen aus ihrem Herzen nimmt, und sie sogleich mit solchen Gründen beantwortet, denen sie nicht widerstehen können. Es muß dem Soldaten, dem Handwerksmann, dem Landmann, Tagelöhner, Knechten und Mägden begreiflich gemacht werden können, wie sie bey ihren besonderen Verrichtungen vor Gott wandeln und gemeinnützig werden können. Die Bibel gibt ja selbst für die niedern Stände Anweisungen dieser Art, die man ihnen zueignen muß. Kolos. 3, 22-25 [Die christliche Haustafel]. Solche specielle Anweisungen wird Gott gewiß zur Ausbreitung der Gottseligkeit in allen Ständen segnen. Sie können nirgends zu reichlich vorkommen, und es ist immer dazu Gelegenheit, wenn man das thätige Christenthum für das Leben predigt.«52 Das pro me versteht Rischmüller im Sinne von Individualisierung und Mannigfaltigkeit: »Die christliche Religion ist der weitesten Anwendung fähig, denn sie ist für alle.«53 Er fordert Predigten für das Berufsleben, die bürgerliche Wohlfahrt, die Jahreszeiten, die jeweiligen menschlichen Altersgruppen, sozialen Schichten und Stände.54 Selbst die Leichenpredigten fasst er als missionarische Gelegenheiten auf.55 Entsprechende liturgische und hymnologische Konsequenzen werden eingefordert.56 Gerechtfertigt ist ihm dieses Vorgehen nicht durch die dogmatische Korrektheit eines Lehrsystems, sondern durch das unmittelbare Vorbild Jesu: »So machte es unser Herr und Vorgänger. [...] Wir müssen das unserm Herrn, so weit wir es thun können, ablernen.«57 Rischmüllers »Abhandlung über die rechte Art Evangelische Menschenliebe kräftig vorzutragen« führt die christliche Religion auf ihr eigentliches Grundmotiv zurück, ganz ähnlich, aber nicht mit der großartigen methodischen und begrifflichen Konse-

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quenz, wie es der große schwedische Theologe Anders Nygren (1890-1978) in seinem Standardwerk »Eros und Agape« (1930/37) tun sollte: »Die Verbindung der Liebe mit andern christlichen Lehren muß jeder bey einiger Bekanntschaft mit den Schriften der Apostel wissen. Diese weisen Baumeister führten ein wohlgegründetes und völlig ausgebautes Gebäude auf. Sie, die keinen Unterschied unter dogmatischen und moralischen Wahrheiten kannten, und die darüber geführten Zänkereyen mit Unwillen angesehen haben würden, lehren uns, wie wir immer Glauben, Liebe und Heiligkeit nicht als trennbare Stücke sondern unzertrennt darstellen sollen. Wollen wir also nicht nur zuweilen von der Menschenliebe reden, und wieder halbe Jahre oder Monate davon schweigen, so müssen wir es so machen wie jene so zuverlässige Vorgänger, wir müssen in unsern Vorträgen oft darauf kommen. Dies öftere Wiederkommen muß endlich bemerkt werden, und es muß desto mehr Kraft bekommen, je länger sie es endlich sichtbar gewahr werden, daß das Christenthum durch und durch Liebe um Gottes und Jesus willen verlangt. So werden sich unsere Vorträge den Apostolischen nähern, und wir werden, wie sie, auch die Dogmen der christlichen Religion oft anwenden können, Liebe in die Gemüther zu pflanzen.«58 Unter Berufung auf den Ersten Johannesbrief und die Paränese des Römerbriefs entfaltet er eine Christusmystik als eine durch das Evangelium gewirkte Gesinnung und Tugend: »Christliche Vorträge von Sinnesänderung und Glauben müssen das Entstehen der wahren Liebe zeigen, und Vorstellungen vom Charakter und Wandel Jesu müssen zum weitern Ausbilden und Aehnlichmachung derselben nach dem vollkommensten Urbilde helfen.«59 Auch hier ist Rischmüller im Gegensatz zu den WeiheEpigonen nicht die Metaphysik oder Dogmatik, sondern allein der Praxisbezug entscheidend: »Wer ganze Bekehrung lehren will, der muß das Zurückkehren der Menschen zu allen seinen verlassenen oder versäumten Verhältnissen lehren; er muß zeigen, wie er zu Gott, zu Menschen und zur verletzten Selbstliebe zurückkehren müsse, wie aber keines ohne das andere geschehen kann. Der Glaube an den Erlöser giebt aber dem der zurückkehren will Ermunterung und Kraft dazu, und er ist das mächtige Principium, das Liebe zu Gott und mithin auch zum Nächsten erweckt.«60 Die traditionelle pietistische Begrifflichkeit scheint ausgehöhlt und durch aufklärerische Inhalte pastoraltheologisch ersetzt.61 Von daher kommt Rischmüllers Verweis auf seinen Amtsvorgänger Weihe als »Beispiel« und »Charakter, der durch evangelische Menschenliebe so schön wurde,«62 (und eben nicht aufgrund dessen dogmatischer Korrektheit) eine entscheidende Bedeutung zu: Indem er Weihe so für sich und seine geistige Vitalität als Ahnherrn reklamiert, entzieht er ihn der einseitig erwecklichen und fundamentalistischen Vereinnahmung von dessen Epigonen.63 Dieser geradezu subversive Zug setzt sich in Rischmüllers Aufsatz »Ueber das große Augenmerk des christlichen Predigers, nicht glänzen sondern nutzen zu wollen« aus dem Jahre 1787 fort. Darin kritisiert er jedwede rein erfolgsorientiere Berufsauffassung: »über der Begierde zu gefallen, gehet der edlere Trieb nützlich zu werden, nach und nach meistens verloren.«64 Eitelkeit, Selbstdarstellung und Affekthascherei sind dem geistlichen Amt bis auf den heutigen Tag durchaus ein Problem, und Rischmüller bringt dieses klar auf den Punkt:

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»Es ist eine misliche Sache um alles[,] was ängstlich gesucht wird, und so ists mit dem Beyfall der Menschen. Er ist nicht ein ganz unbedeutendes Gut, aber er ist doch lange nicht der erste Zweck, dem alles untergeordnet werden müßte. Es findet sich auch schon damit, wenn man nur den Hauptzweck vor Augen hat, und in der Ausbildung mäßiger Gaben Fleiß beweist. Er kann später erfolgen, und das hat schon so manchen zum Besten dienen müssen, die bey einem frühern Genuß desselben auf die Abwege der Selbstgefälligkeit gerathen und sich selbst würden vernachlässigt haben. Es gehören doch gemeiniglich weit stärkere Schultern dazu, großes Lob als gemäßigten und auf Wahrheit gegründeten Tadel tragen zu können. Und wie oft ist noch dazu großer Beyfall, den die tödtenden Blicke des Neides verfolgen, für manche ein lästiges Gut geworden, dem bessere aufgeopfert wurden!«65 Erneut stellt Rischmüller den Fehler des sich Selbstpredigens und des sterilen Klebens an Lieblingsthemen dem individuellen Weg zu den Herzen der Menschen gegenüber: »Geschieht das nicht, so sitzt der Zuhörer gleichsam als ein ungebetener Gast an einer Tafel, an der er nichts für sich bereitet findet. Die nöthigsten und nützlichsten Sachen können als Schaugerichte hingesetzt werden, wenn es dem Menschen nicht aus seinen Bedürfnissen fühlbar gemacht wird, daß er sie braucht. [...] Wer auf Nutzen ausgeht, sinnet darauf, wie es zu bewerkstelligen ist, daß das Interesse dieser Sachen erkannt werden möge; und hier scheidet er sich gemeiniglich von dem, der nur für das Ohr, nur für den äußern Menschen predigt, und den innern Menschen, Nachdenken und Gewissen schlummern läßt.«66 Dieses illustriert er durch Luk. 10, 25-36 (Streitgespräch Jesu mit dem Pharisäer, welcher ihn versucht, sich aber durch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter überzeugen lassen muss) – und durch die stereotype Forderung der Erwecker nach Bekehrung ohne Rücksicht auf den jeweiligen Bedarf der Menschen: »Oder um ein anderes Beyspiel zu geben; mancher Mensch[,] der oft den ganzen Artikel von der Bekehrung erklären hörte und die ihm verdriesliche Materie dahingestellt seyn ließ, bekömmt gleichsam ganz andere Augen, wenn er nicht nur klar überführt wird, daß er sie auch bedürfe, sondern wenn er auch einsieht, daß er gar keine willkührliche Forderung Gottes, sondern durchaus eine Sache zu seinem Besten, nicht ein Weg zu ängstlichen Peinigungen, sondern zu reellen Freuden sey.«67 Welche Auswüchse von pharisäischem Hochmut musste Rischmüller kennengelernt haben, wenn er den geistlich Armen, also das schwächste Glied innerhalb der pietistischen Heilsordnung, als unbedingten Maßstab anlegte: »Immer hat der Einfältige, der oft redlichen Wahrheitssinn hat und ihn zeigt, wenn er sie [i.e.: die Wahrheit] kennen lernt, ein großes Recht eine ihm klare Belehrung zu verlangen, das ihm nicht vergeben werden darf.«68 Es spricht für sich, wenn gerade diese drei frühen Arbeiten Rischmüllers ein großes Echo fanden. Davon zeugt nicht nur die o.g. Passage aus den »Briefen eines Reisenden über Westphalen« (wie Anm. 10), sondern auch deren Aufnahme in das zwölfbändige ›Allgemeine Magazin für Prediger, Seelsorger und Katecheten‹, worin der Wiener Priester und Prediger an St. Stephan, Augustin Ferdinand Ortmann (1761-1824), von 1793 bis 1798 seinen römisch-katholischen Amtsbrüdern ausgewählte Beispiele protestantischer Pastoraltheologie vorstellte.69

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Man wird nicht fehlgehen, Rischmüllers 1788 im dritten Quartal des ›Journals für Prediger‹ erschienenen Aufsatz »Ueber die Beurtheilung und Würdigung der Menschen von Predigern, nach dem Verhalten unsers Herrn« als Stellungnahme zur absehbaren Verhängung des Preußischen Religionsedikts und des Wöllnerschen Religionsregimes zu interpretieren. Dieses gilt um so mehr, wenn man diesen Aufsatz von seiner am Schluss dargebotenen »Moral« her liest: »Unsere Menschenkenntniß wächset oft langsam. Wir können sie immer besser gebrauchen, als um andere mit unsern Urtheilen zu drücken. Sie ist eine herrliche Gabe für den, der an der Besserung der Menschen aufrichtig arbeitet. Sie ist eine Grundlage der von Jesu gepriesenen Schlangenklugkeit, die mit Taubeneinfalt bestehen kann und muß. Hier scheidet sie sich von der jesuitischen Menschenkenntniß, die von Osten bis Westen, in Pallästen und Hütten zusammengesucht ist, aber nur nicht um christliche Zwecke zu erreichen. Was sind die kostbarsten Gaben, wenn sie verkehrt gebraucht werden! Der Prediger ist kein politischer Ausspäher menschlicher Geheimnisse; er lernet Menschen in Beziehung auf Christenthum und Wahrheit kennen; er schicket sich in dem Sinne wie Paulus, (1 Korinth. 9, 20-23.) in alle, um sie für das, was ihm das wichtigste ist, für Religion zu gewinnen!«70 In dieser Anleitung zur Menschenkenntnis nach dem Vorbild des Herrn erscheint via negationis immer wieder die unheilige »jesuitische« Allianz zwischen den Vertreten des Hofobskurantismus aus den Berliner Palästen und Hütten der Minden-Ravensbergischen Sektion der Basler Christentumsgesellschaft auf die biblische Folie projiziert: »Zu den Zeiten unsers Herrn gab es Schriftgelehrte, deren Theologie und Moral geistlos war, die sich mehr mit ängstlichen casuistischen Bestimmungen der Ceremonien als mit der Hauptsache des Menschen [i.e.: Religion] beschäftigten. Wie freute es ihn, wenn er irgend einen unter ihnen fand, der freyer und vernünftiger dachte, ihm mit Wahrheitsliebe zuhörte und die Sache ehrlich gewonnen gab, wenn er seine Zweifel gelöset sahe.«71 Ebenfalls mit Seitenblick auf die preußischen Verhältnisse heißt es weiter: »In einem Lande, darinn die gröbste Intoleranz ganz wider Gottes Willen gelehret und begünstiget wurde, mußten freylich die Urtheile Jesu von den gehässigen Urtheilen der Juden sehr verschieden ausfallen. Er würdigte den Glauben des römischen Hauptmanns und die Dankbarkeit des Samariters mit absichtlicher Beschämung der Juden sehr hoch, (Matth. 8. Luc. 17) und arbeitete bey jeder Gelegenheit der partheyischen und sektirischen [sic] Denkungsart seiner Landsleute entgegen. Es folgt schon von selbst hieraus, was christliche Lehrer nach diesem Vorbilde zu thun haben; und wie sie, je nachdem Gelegenheit ist, die eingeschränkte Denkungsart des Volkes von Irrenden aller Art berichtigen müssen.«72 In einer Anmerkung hierzu lobte Rischmüller die »Predigten zur Bestreitung schädlicher Vorurtheile in der Religion« (Leipzig 1773) von Johann Friedrich Bahrdt (1713-1775) als vorzügliches Muster für den öffentlichen Volksunterricht, dessen »berüchtigter« Sohn Carl Friedrich Bahrdt (1741-1792) soeben »Das Religions-Edikt. Ein Lustspiel in fünf Aufzügen. Eine Skizze. Von Nicolai dem Jüngeren«, (Thenakel [Wien 1788] 1789) veröffentlicht hatte und deswegen massiv verfolgt wurde.73 Der stupiden Indoktrination der Frömmler und Fundamentalisten und ihrer Forderung nach blindem Glauben stellte Rischmüller die Notwendigkeit zur Differenzierung des Urteils gegenüber:

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»Es gibt unter so manchen Ständen und Lebensarten Menschen, wo sie oft nicht erwartet werden, solche, die dem Reiche Gottes nahe sind. Man sollte sie bemerken, auf zufällige Gespräche Achtung geben, das Unterscheidende in ihren Gesinnungen von andern ihres Gleichen mit Achtung ansehen, und ihnen mit herzöffnender Liebe entgegen kommen. Ihre Vernunft zu nutzen, ihr wahrgenommenes vernünftiges Nachgeben durch Gründe der Ueberzeugung zu bringen, ihnen nichts aufdringen, sondern sie selbst urtheilen lassen, was das Sicherste und Beste ist, nicht bey Nebensachen stehen zu bleiben, sondern die Hauptsache im Auge behalten, und sie mit dem näher bekannt zu machen, der dem Verstande Licht und dem Herzen Ruhe giebt; das wären wol nahe liegende Anwendungen dieser schönen Stelle [Mark. 12,32] für die Pastoralwissenschaft.«74 Maßstab bilden – wieder einmal – die pauperi spiritu; Religion darf sich nicht in den Mechanismen der Volksverdummung erschöpfen: »Daß das schädliche, leider! oft angewendete Principium: ›für die Bauern ist das schlechteste gut genug, sie verstehen es so nicht besser,‹ durchaus wegfallen müsse, das ist hier wol das unmittelbarste Resultat. Es müßte wol demjenigen erst bewiesen werden, der die vielen lernbegierigen Menschen, die ihn hören, und seinen eigenen Beruf nicht zu würdigen weiß. Kann auch ein Schluß verkehrter seyn, als der: es sind Unwissende, also bedarf es keiner Mühe, keines Nachdenkens, keiner Auswahl dessen, was ihnen zu sagen ist. Ein Blick in die Geschichte unsers Herrn, muß solche Gedanken, welche die Trägheit erzeugt, ganz verscheuchen. Wie gar anders würdigte er das Volk! (Marc. 6,34.)«75 Es folgt eine pastoraltheologische Anwendung aus diesen Resultaten, die immer auch eine latente Kritik an den Unarten der Weihe-Epigonen und der Mitglieder der Basler Christentumsgesellschaft enthält; nach dem Vorstehenden verwundert es durchaus nicht, dass Rischmüller 1792 bei der Besetzung der Mindener Provinzial-Examination übergangen wurde. 5. LITURGISCHE AKZENTE Mit dem Jahr 1788 verbindet sich nicht nur die Einführung des Preußischen Religionsedikts, sondern auch das Ableben des bedeutenden Theologen Georg Joachim Zollikhofer (1730-1788). Aus Sankt Gallen gebürtig, predigte dieser ab 1758 an der reformierten Kirche zu Leipzig inmitten eines sonst lutherischen Umfeldes. Rischmüller wollte seinen 1791 publizierten Aufsatz »Ueber den Werth, Gebrauch und Nachahmung der Zollikhoferschen Schriften« als persönliche Hommage verstanden wissen.76 Dabei betrachtet er den Reformierten Zollikhofer als überkonfessionelles Muster und vor allem die Bedeutung von dessen Freisinnigkeit angesichts zunehmender Engführung des Luthertums und dessen Bindung an die Bekenntnisschriften (Symbolische Bücher), wie sie gerade durch das Preußische Religionsedikt vorgenommen worden war: »Es mag wohl seyn, daß seine Dogmatik ihre Eigenheiten und Verschiedenheiten von der meinigen gehabt hat. Ich forsche nicht ängstlich den eigenen dogmatischen Vorstellungen eines Mannes nach, von dem ich übrigens weiß, daß er ein überzeugter Christ war, und seine Nachforschungen mit der zärtlichsten Gewissenhaftigkeit angestellt hatte. Er glaubte nach seinen subjektiven Einsichten, daß verschiedene genauere Bestimmungen nicht nöthig und erweislich wären, aber er zog gegen dieje-

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nigen nicht zu Felde, die sie erwiesen hielten. Er mochte auch wohl oft mit manchem ehrlichen Zweifler umgegangen seyn, der ihm seinen Anstoß an gewissen dogmatischen Bestimmungen entdeckt hatte, und sich gewinnen ließ, wenn man ihm darin mehr Freyheit einräumte. Es ist also, wenn man ihn in der Theorie auch nicht so ganz vollständig, oder mit dem System übereinstimmig finden sollte, von ihm auch dieses zu lernen, wie man dem Anstoß vorbeugen kann, den manche der eben gedachten Personen so leicht nehmen.«77 Zollikhofer empfahl sich Rischmüller vor allem durch seinen Wahrheitssinn in einer Zeit zunehmender Gegenaufklärung. Auch wenn der Leipziger Prediger die Verhängung des Preußischen Religionsedikts nicht mehr erlebte (und auch nicht davon betroffen gewesen wäre), sind Rischmüllers folgende Bemerkungen doch ganz eindeutig darauf zu beziehen: »Er [Zollikhofer] merkte es in seinen letzten Lebensjahren, wie man mit der Wahrheit umging, und da tat er noch das gute Werk, in einer Folge von Predigten, die wichtige Materia vom Mißbrauch der reinern Religionserkenntniß vorzustellen und mit derselben noch der Welt ein gutes Andenken zu hinterlassen. [...] Möge sein Beyspiel unter allen Theologen und Volkslehrern zarte Gewissenhaftigkeit und Freymüthigkeit erwecken; und möge ein jeder, der die Erkenntniß anderer verbessern will, so lange denken und prüfen, als er gethan hat!«78 Dieses taten Wöllner und seine frommen Erfüllungsgehilfen aus den Kreisen der Basler Christentumsgesellschaft eben nicht, und so war Zollikhofer ihrem pfäffischen Regime ein Dorn im Auge: »Er wird schwachen, trägen und zu keinem Nachdenken aufgelegten Leuten, wohl überhaupt wenig gefallen; denn wer schon Stillstand in seiner Erkenntniß gemacht hat, gehet nicht leicht an der Hand eines Mannes, der immer zum Denken reitzet, und die alte Ideenform umgießt.«79 Zollikhofer wird von Rischmüller als der erste vorgestellt, der die gerechten Wünsche nach einer unsern Zeiten angemessenen Liturgie befriedigend realisiert habe.80 Dieses ist eine schallende Ohrfeige für die zu gottesdienstlichen Reformen gänzlich unfähigen Vertreter des Wöllnerschen Strukturkonservatismus’, welche zum eigenen Nachdenken und damit zur Reflexion über den gottesdienstlichen Gebrauch der Sprache nicht in der Lage oder nicht willens waren.81 Auch wenn manche Formulare oder Gebete Zollikhofers für den öffentlichen Gottesdienst zu lang seien, wiesen sie doch wenigstens keine Herzensergießungen oder täuschende und überspannte Empfindungen auf.82 Rischmüller stellt Zollikhofer nicht zufällig in seinem Aufsatz mehrfach neben den Berliner Oberkonsistorialrat Johann Joachim Spalding (1714-1804), der sich unter Wöllner durch ein gerüttelt Maß an Zivilcourage ausgezeichnet hatte; beide sind ihm vor allem aus diesem Grunde nachahmenswert: »Auch muß man über dem Nachdenken niemals vergessen, seinen eignen Weg zu gehen, wozu man sich öfters bey den besten Mustern genöthigt sehen wird, und welches überhaupt zur Aufrechterhaltung der Freyheit unseres eigenen Denkens, und zur Erweckung unserer eigenen Gaben nöthig ist. Käme es nur auf Nachahmen an, so würden wir keinen Spalding und Zollikhofer und andere Männer bekommen haben, die wegen ihrer Originalität geschätzt werden. Diese Männer gingen ihren Weg, und andere nahmen wieder einen andern Weg, so wie ein jeder in seinen Gaben und in seinen Umständen dazu Ursachen fand.«83

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Die reformierte Prägung Zollikhofers lässt nach der Abendmahlslehre bei Rischmüller fragen, da sich die lutherische Auffassung von der Realpräsenz Christi in, mit und unter Brot und Wein doch erheblich von einem bloßen significat unterscheidet. Von daher beanspruchen die 1794 erschienenen »Vorschläge zur größeren Feyerlichmachung der Abendmahlshandlung« ein großes Interesse, um so mehr, als dieses Probestück beansprucht, »dem größeren Haufen sprachlich und gedanklich in einer vom orientalischen und mystischen Gewande gereinigten Liturgie bey dieser großen Andachtsübung Nahrung für seine Seele zu geben«.84 Rischmüller intendiert mit seinen Vorschlägen, »daß bey unsern Kommunionen, 1) mehr Inbrunst und Leben seyn, und also der Gedankenlosigkeit, dem Mechanismus und der Kälte, durch gute Anstalten vorgebeugt werden müßte; 2) daß sie dem ersten Abendmahl ähnlicher gemacht werden könnten; 3) daß sie wirkliche Beförderungsmittel der Liebe, der Gefälligkeit, des Friedens, des Mitleidens, der Uneigennützigkeit und des christlichen Gemeingeistes würden; und 4) daß sie dauerhafte Eindrücke zurückließen, und so recht eigentlich die immer fortgehende Ausbildung, Besserung und Stärkung des Christen bewirkten.«85 Den Schwachen, Kaltsinnigen und Unwissenden neben den gutgesinnten Christen zur Hilfe zu kommen und ihnen die Übungen des Geistes zu erleichtern, ist für Rischmüller das Amt der Liturgie und die große Pflicht derer, die liturgische Anstalten zur Erbauung der Kirche einrichten müssen.86 Aber auch er weist den Elementen des Abendmals letztlich nur den Charakter von »heiligen Zeichen«87 zu, so dass am Ende vom Leser bloßer Aktionismus bzw. »so viel rege Betriebsamkeit bemerkt wird, dem christlichen Gottesdienst immer mehr Würde und Nutzbarkeit zu verschaffen«.88 Wie so viele seiner Zeitgenossen forderte er eine Reduktion der Abendmahlsfeiern auf die hohen Festtage und auf einen monatlichen Turnus, um sie vor der Inflationierung zu schützen; dabei wird die gottesdienstliche Handlung des Abendmahls zum Werk des Menschen, welcher sich die Gegenwart Christi in Anreden und Ermahnungen immer neu zusagen oder suggerieren lassen muss: »Von der Einrichtung derselben bemerke ich nur so viel, daß den versammelten Tischgenossen Jesus lebhaft vergegenwärtigt werden müße; sie müßen gleichsam in die letzten Tage seines Lebens auf Erden versetzt werden. Diese Anreden müßen den hohen Werth seines Todes, und seine großen Verdienste um die Menschen so lebhaft darstellen, daß innige Hochachtung und Freude darüber entsteht; sie müßen dem Christen seine gegenwärtige und künftige Seligkeit in der Verbindung mit Jesus, zu seiner Beruhigung und Ermunterung zeigen; und darauf können die lebhaftesten Erweckungen zum unermüdeten Fortgehen auf der Vollkommenheitsbahn gegründet werden. Besonders muß auch das große Gebot der Liebe, durch eindringliches Hinweisen auf den großen Vorgänger der Liebe, dem Herzen recht nahe gelegt werden.«89 Rischmüller beruft sich dabei zweimal auf das Beispiel der Brüdergemeinde und je einmal auf die exegetisch wie dogmatisch sehr unterschiedliche Abendmahlspraxis der Unitarier sowie seiner eigenen Gohfelder Landgemeinde.90 Die beigegebene »Probe einer Liturgie bey dem Nachmittagsgottesdienste an Communiontagen, nach den obigen Vorschlägen«91 ist sprachlich und inhaltlich durchdacht und kann mitnichten unter der »Geschichte der Auflösung der alten gottesdienstlichen Formen in der evangelischen Kirche Deutschlands« subsummiert werden.92

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6. ZUR BEDEUTUNG VON SCHRIFT UND BEKENNTNIS NACH DER ÄRA WÖLLNER Die beiden Aufsätze »Ueber die Bewahrung des Protestantismus« und »Ueber die Bescheidenheit des Protestantismus« die 1798 bzw. 1799 im ›Journal für Prediger‹ erschienen, gehören zusammen. Als Vorlesungen in einer Predigergesellschaft – so der Untertitel beider – bietet Rischmüller eine Summe der abgelaufenen Ära Friedrich Willhelms II. und seines Ministers Wöllner, nicht im Sinne einer Abrechnung, sondern irenisch und zukunftsweisend im Blick auf ein gedeihliches Arbeiten unter Kollegen. Die zelotisch-fundamentalistischen Verirrungen mancher namentlich nicht genannter Weihe-Epigonen bzw. Christentumsgesellschafter beschreibt Rischmüller wie folgt: »Es ist fast ein Rätsel, wie Männer, die gewiß eine aufrichtige Frömmigkeit geschätzt und geübt haben, in ihren herabwürdigenden Urtheilen über den Werth moralischer Predigten, in einem solchem [sic] Widerspruche mit sich selbst haben stehen können. Der protestantische Lehrbegriff war selbst nicht schuld daran; die Ursachen sind vielmehr in der nur einseitigen Behandlung desselben, in der Vernachlässigung der ganzen Schriftanalogie, und in Vorurtheilen zu suchen, die freylich sehr unrühmlich sind; denn man glaubt es kaum noch, daß eine Zeit war, da die unschuldigen Wörter, Tugend, Rechtschaffenheit, Moral, so manchen ein Aergerniß seyn konnten. Sie glaubten, ohnerachtet aller Protestationen, daß Moralischpredigen, wenn sie gleich das Gegentheil genug sehen konnten, nichts anders sey, als philosophische Moral predigen, und das Christenthum bey Seite setzen.«93 Ihrem »herrschsüchtigen Schwindelgeist« stellt er den echten protestantischen Lehrbegriff gegenüber, welcher das Christentum nicht nur als natürliche Religion auffasse, sondern auch als geoffenbart an die Schrift binde.94 Ebenso habe an Jesus als Sittenlehrer wie an seinem Erlösungswerk und Sühnetod festgehalten zu werden.95 Diese Inhalte habe der Prediger jedoch nicht kritiklos in blindem Glauben hinzunehmen, sondern immer wieder neu zu durchdenken: »Hier hat sein Forschungsgeist ein freyes und großes Feld, und daher ist auch noch niemals irgend ein theologisches System, wenn es auch den vornehmsten Mann seines Zeitalters zum Verfasser gehabt hätte, mit einem Privilegium, daß es von keinem Gelehrten geprüft werden sollte, versehen worden.«96 Die Bekenntnisschriften, insbesondere die »Confessio Augustana«, versteht er als Minimalkonsens.97 Damit geht für Rischmüller ein Verzicht auf Absolutheitsanspruch einher: »Nie wird ein ächter Protestant behauptet haben, seine Kirche sey die allein selig machende; er wird sich nie finstere Verdammungsurtheile über die erlaubt haben, die außer seiner Kirche sind; er wird sich vielmehr kräftig widersetzt haben, wenn etwa einige vom verblendeten Partheygeiste hingerissene, eine solche antichristliche Sprache geführet, und vergessen haben, weß Geistes Kinder sie seyn sollten.«98 Den Begriff der »ecclesia semper reformanda« fasst Rischmüller als Verpflichtung zu permanenter theologischer Arbeit auf. Man könne zwar angehende Lehrer verpflichten, reine christliche Wahrheit zur Gottseligkeit nach protestantischem Bekenntnisse zu lehren, aber man sollte dabei auch das Gewissen schonen und den edlen Wahrheitsfreund nicht von gewissenhaften und bescheidenen Untersuchungen zurückhalten.99 Rischmüller zeichnet diesbezüglich ein treffendes Bild der preußischen Verhältnisse unter dem Ministerium Wöllner:

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»Immer ist freylich die Zahl solcher Theologen groß gewesen, die den Geist ihrer Bekenntnißschriften und das Wesen der Religion wenig kannten, die sich bey Nebensachen weit mehr als bey den Hauptsachen aufhielten; und die dann mit Lieblosigkeit, Bitterkeit und einer Ungezogenheit, welche oft an das Pöbelhafte grenzte, weit würdigere Männer, als sie selbst waren, verfolgten, welche doch gleichwohl das Wesentliche der christlichen Religion mit großer Ueberzeugung lehrten, die aber freylich über ihr Zeitalter verständig waren, und von denen die übrigen bescheiden hätten lernen sollen. Die Verzeichnisse der unbescheidenen Verfolger, so wie der gedrückten liberalen Männer, denen größtentheils Unrecht geschah, sind zahlreich, und ihr Anblick erregt großen Unwillen. Man muß doch aber dergleichen polemische Verirrungen nicht der ganzen Kirche überhaupt, sondern nur gewissen Schreyern zuschreiben, die nicht gern eine Gelegenheit vorbeygehen ließen, wo sie ihrem Stolze und ihrer Herrschsucht ein Opfer bringen konnten.«100 Hinzu komme die Eifersucht, andere überstimmen und dominieren zu wollen.101 Durch eine solche weltanschauliche Knechtschaft, vor allem durch den Idealismus’, sei »so viel Barbarey der Scholastik in die theologischen Systeme zurückgekehrt«.102 Das Programm des protestantischen Lehr- und Erziehungsstils sehe hingegen völlig anders aus: »Dem bescheidenen Lehrer liegt nichts mehr am Herzen, als immer so zu lehren, daß er sich auf das eigene Urtheil, auf die eigene Empfindung seiner Zöglinge beziehen kann. Wenn er dann bemerkt, daß das Licht der Wahrheit in ihnen aufgeht, so wird er um desto weniger sagen: das müßt ihr glauben; sondern er wird nun sagen können: ihr seyd überzeugt, bewahrt eure Ueberzeugung. So wird der Glaube, wie es christlich und protestantisch ist, nicht auf kirchliches und menschliches Ansehen, sondern auf die erkannte und erfahrne Macht der Wahrheit gegründet, und so ist er schrift- und vernunftmäßig.«103 Schon in diesen Beiträgen zum ›Journal für Prediger‹ zeigt sich Rischmüller als ausgesprochen profilierter Theologe und Schriftsteller, der das Erbe seines Vorgängers Friedrich August Weihe in eine ganz andere und nicht weniger interessante Richtung fortgeführt hat als dessen eigentlicher Schülerkreis. So wurde er auch von seinen Zeitgenossen wahrgenommen und erhielt von ihnen einen Platz neben den bekanntesten Autoren Westfalens: »Als geschätzte Schriftsteller sind Ihnen Schwager zu Jöllenbeck und Müller in Schwelm etc. bekannt. Sehr viele schreiten im Stillen mit ihrem Zeitalter fort, als Rischmüller in Minden, Wolbrecht in Bielefeld, u.a.«104 7. WEITERE ARBEITEN UND SPÄTSCHRIFTEN RISCHMÜLLERS Sicherlich dürften zu diesem Fortschreiten im Stillen noch weitere Arbeiten gehören wie etwa Rezensionen über Westermann,105 Gieseler106 oder Weddigen.107 Sicherlich gehören auch Aufsätze und Beiträge in anderen Journalen dazu108 sowie selbständig erschienene, aber heute zumeist verlorene Kleinschriften, die indessen anhand von Rezension bibliographisch nachweisbar sind.109 Wichtiger dürfte Rischmüllers Mitarbeit an einem neuen Landeskatechismus für die Königlich Preußischen Lande110 sein oder seine maßgebliche Herausgebertätigkeit bei dem »Gesangbuch für das Fürstenthum und die Stadt Minden nebst einer Sammlung von Gebeten für die öffentliche und häusliche Andacht« (Minden 1806), welches zehn Jahre später eine zweite Auflage erfuhr.111 Sie zeigen, wie geachtet dieser Theologe unter seinen Zeitgenossen war. Er wurde wie

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so viele eigenständig denkende Theologen von der Erweckung des 19. Jahrhunderts vergessen gemacht, obwohl er in der Tradition Weihes stand – aber eben in einer anderen als dessen fundamentalistische Epigonen. Es dürfte nunmehr an der Zeit sein, sich seiner zu erinnern, zumal er sich theologisch durchaus mit seinem illustren Vorgänger in Gohfeld und erst recht mit dessen in jeder Hinsicht engeren Schülern messen lassen kann. 8. FAZIT Vorliegender Aufsatz erbrachte den Nachweis, dass es trotz der im späten 18. und beginnenden 19. Jahrhundert üblichen teilweisen oder sogar gänzlichen Anonymisierung von Aufsätzen durchaus möglich ist, die Bibliographie eines Hauptbeiträgers zum ›Journal für Prediger‹ durch externe Hinweise oder Querverweise weitgehend zu eruieren. Auch ohne Anspruch auf Vollständigkeit erschließt sich aus einer solchen Zusammenstellung von Aufsätzen das Profil eines noch weitgehend unbekannten, aber durchaus nicht uninteressanten Volksaufklärers. Dieses gilt vor allem mit Blick auf den regionalen Bezug: Nicht nur die Kirchengeschichtsschreibung, sondern auch die Profanhistorie stellte Minden-Ravensberg bislang als einen weitgehend von Pietismus und Erweckung geprägten Teil des preußischen Westfalens dar, in dem die (Volks-)Aufklärung nie richtig habe Fuß fassen können. Dieses aus dem 19. Jahrhundert tradierte Geschichtsbild erweist sich bei näherer Betrachtung der Quellen als unhaltbar und dringend revisionsbedürftig. Das pastoraltheologische, liturgische und geistige Reflexionsvermögen angeblich »platter Rationalisten« wie Rischmüller ist dem seiner zeitgenössischen Konkurrenten und späteren Kontrahenten haushoch überlegen. Anders als die bis heute immer wieder unkritisch kolportierten Hagiographien aus »frommen« Federn bietet er als unverdächtiger Zeitzeuge Streiflichter auf die trüben Quellen der Erweckung, einer strukturkonservativen und vergleichsweise steril gewordenen Frömmigkeitsrichtung, deren Obskurantismus sich die Gegenaufklärung in Preußen als Mittel einer repressiven Kulturpolitik bediente – mit langfristigem Erfolg und entsprechenden Folgen: Das Paktieren mit den Siegern in Zeiten der politischen Reaktion ist aufgrund des Wertewandels der Moderne durch einen Akzeptanzverlust auf breiter Ebene teuer erkauft worden. ANMERKUNGEN 1

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Vgl. Holger Böning / Reinhart Siegert: Volksaufklärung. Bibliographisches Handbuch zur Popularisierung aufklärerischen Denkens im deutschen Sprachraum von den Anfängen bis 1850. Bd. 2.1: Der Höhepunkt der Volksaufklärung 1781-1800 und die Zäsur durch die Französische Revolution. Stuttgart, Bad Cannstadt: Frommann-Holzboog 2001, S. 21f., Nr. 1526. Philipp Heinrich Schuler: Geschichte der Veränderungen des Geschmacks in Predigten. 4 Theile. Halle 1792-1799, Theil 3, 1794, S. 90. Vgl. Gustav Partey: Die Mitarbeiter an Friedrich Nicolais’s Allgemeiner Deutscher Bibliothek nach ihren Namen und Zeichen in zwei Registern geordnet. Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte. Berlin 1842. Vgl. Böning/Siegert (2001), S. 22, Nr. 1526 (wie Anm. 1). Vgl. Georg Christoph Hamberger / Georg Meusel: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden Teutschen Schriftsteller. 5.Aufl. Bd. 11, Lemgo 1805, S. 642f.

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Angaben zu den westfälischen Pfarrern, sofern nicht anders angegeben, bei Friedrich Wilhelm Bauks: Die evangelischen Pfarrer in Westfalen von der Reformationszeit bis 1945. Bielefeld: Luther-Verlag 1980 (= Beiträge zur Westfälischen Kirchengeschichte 4); hier S. 542, Nr. 6736. Zu Weihe vgl. ebenfalls: Ludwig Thiesmeyer: Friedrich August Weihe, eine Prophetengestalt aus dem achtzehnten Jahrhundert. Bethel 1921. Zum Kreis um Weihe vgl. Ch. Peters: Zur Vorgeschichte Volkenings. Die Frommen Minden-Ravensbergs auf dem Weg ins 19. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte, 100, 2005, S. 143-172. Dort auch weitere Literatur zu Weihe. Zum ›Allgemeinen Magazin für Prediger, Seelsorger und Katecheten‹ vgl. Holger Böning / Reinhart Siegert: Volksaufklärung. Bibliographisches Handbuch zur Popularisierung aufklärerischen Denkens im deutschen Sprachraum von den Anfängen bis 1850. Bd. 2.2: Der Höhepunkt der Volksaufklärung 1781-1800 und die Zäsur durch die Französische Revolution. Stuttgart, Bad Cannstadt: Frommann-Holzboog 2001, S. 1666, Nr. 3752. Vgl. etwa Ludwig Tiesmeyer: Die Erweckungsbewegung in Deutschland während des 19. Jahrhunderts. 16 Bde. Kassel 1901-1902; Hugo Rothert: Die Minden-Ravensbergische Kirchengeschichte. Bd. 1-4. Münster: Verein für westfälische Kirchengeschichte 1927-1930. Dagegen, allerdings noch weitgehend ohne Berücksichtigung Rischmüllers: Frank Stückemann: Missliebige Quellen, die Erweckungsprediger Minden-Ravensbergs in der aufklärerischen Publizistik. In: Pietismus und Neuzeit, 38, 2012, S. 157-177. Vgl. Anm. 7. Zu Weihes Nachkommen im Pfarramt vgl. Bauks (1980) S. 542f., Nr. 6736a6742 (wie Anm. 6). Dieser Halbschwester widmete F. K. Rischmüller das Denkmal der seligen Frau Kanzleydirektorinn Charlotte Anto[i]nette Borries, geb. Rischmüllern, Minden 1786; vgl. Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Sammlung Kenter (Best. 5.7. Nr. 114; für die freundliche Mitteilung sei Herrn Wolfgang Günther herzlich gedankt). In dieser Schrift erwähnt F. K. Rischmüller ferner eine 1766 verstorbene Halbschwester Henriette Karoline; vgl. ebd., S. 4. Zum Stammbaum der Familie Rischmüller vgl. ferner Nicolas Rügge: »Unermüdlicher Fleiß und löbliche Bemühung«. Zwei Herforder Bürgermeister der Aufklärungszeit. In: Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 1999, Bielefeld 1998, S. 27. Das Beileidsgedicht für Charlotte Rischmüller auf den Tod des Kriegs- und Domänenrats Rischmüller, Minden 1750, ist im LAV NRW W Münster in den Akten der Familie zu Ledebur, A 435II, 2172, erhalten. Charlotte Rischmüller heiratete in zweiter Ehe den Mindener Kriegsrat Diederich Albrecht Meyer (Lebensdaten nicht ermittelt), mit welchem sie mindestens noch zwei Töchter hatte, Franziske Charlotte (gest. 1774) und Friederike Sophie Justine Meyer (Lebensdaten nicht ermittelt), welche beide nacheinander im Juni 1773 bzw. im Oktober 1774 Rudolph Karl Friedrich Opitz (1735-1800) ehelichten; vgl. Peter Florens Weddigen: D. Rudolph Karl Friedrich Opitz, Hofrath, Stadt- und Landphysikus im Fürstenthum Minden. In: Westphälischer National-Kalender zum Nutzen und Vergnügen auf das Jahr 1804, S. 147-155; insbes. S. 150f. Die Familien der Minden-Ravensberger Honoratioren blieben also weitgehend unter sich. Vgl. Peters (2005) S. 152f. (zu Rudolph) u. S. 158f. (zu Hartog) (wie Anm. 7). Vgl. Bauks (1980) S. 542, Nr. 6736 (wie Anm. 7) zu: Anon.: Leben und Charakter Friederich August Weihe, Predigers zu Gohfeld im Fürstenthum Minden. Ein Beytrag zu den Nachrichten von dem Charakter und der Amtsführung rechtschaffener Prediger und Seelsorger. Minden 1780. Vgl. Anon. (F. K. Rischmüller): Rezension zu Leben und Charakter F. A. Weihe. In: Journal für Prediger 12, 1782, S. 379: »Der ehrwürdige Charakter des seligen Weihe ist freylich oft etwas ausgemahlt, doch ohne der Wahrheit, wie Rec. aus sicheren Nachrichten weiß, zu

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nahe zu treten. Wir sind mehrfach auf Stellen gestoßen wo zwar Weihe recht handelte, weil er seiner Ueberzeugung gemäß sich verhielt, aber wo wir doch sein Verhalten nicht so durchaus wie der Verf. gebilligt und in Schutz genommen haben würden, weil es aus Mangel an richtigen Einsichten herkam. Doch dies hätten wir dem Herrn Verf. der es für sich vielleicht unschicklich gefunden haben mag, Weihen zu tadeln eher vergeben, als die unzeitigen zum Theil heftigen Ausfälle gegen anders denkende S. 82. 222. und anderwärts. Diese schaden einer solchen Schrift um so mehr, weil sie den Eindruck, den die simple Vorstellung des Charakters eines Mannes, der ein Muster ist, haben würden, schwächen. Ueberdem bessern sie auch nicht, denn um solcher Vorwürfe willen ändert kein einziger seine Meinung. Es würde die ganze Schilderung des Charakters dieses rechtschaffenen Landpredigers gemeinnütziger seyn, wenn der Verf. angezeigt hätte, durch welche Uebungen und Mittel er zu einer solchen Vollkommenheit, die doch mancher gern auch erreichen möchte, gekommens sey. Hier hätte aber der Biograph selbst ein beständiger Zuschauer des Lebens dieses Mannes seyn müssen, und das konnte er nicht seyn; ihm kann dies also wenigstens nicht zum Vorwurf dienen.« Vgl. ebd., S. 380: »Viele Nacheiferer wünschen wir dem vortrefflichen Weihe, der vom Geist der Religion Jesu immer belebt ward, aber solche, die im Stande sind sein Verhalten nach ihren Fähigkeiten und der Lage ihrer Umstände und den Zeitbedürfnissen gemäß zu modificiren.« Ebd., S. 378f. Diese Einschätzung Weihes durch Rischmüller wird von anderen aufgeklärten Theologen in Minden-Ravensberg geteilt; vgl. Georg Christoph Friedrich Gieseler: Das Jubelbüchlein, zur Vorbereitung auf die dritte hundertjährige Jubelfeier der Reformation, den 31. Oktober 1817. Werther und Lemgo 1817. S. 33: »In unserer Gegend hat sonderlich in der letzten Hälfte des 18ten Jahrhunderts der so begabte, als fromme und eifrige Prediger zu Gohfeld Weihe (der Aeltere) die pietistische Schule zum wirklichen Vortheil des lebendigen und thätigen Christenthums belebet, und von seiner gesegneten Wirksamkeit sind noch immer Spuren vorhanden.« Anon. (Johann Moritz Schwager?): Briefe eines Reisenden über Westphalen. In: Westphälisches Magazin, Bd. 2, Heft V., S. 39f. Rischmüllers Bemühungen um die Verbesserung des Landschulwesens in und um Gohfeld zeigt sich vor allem anhand der 1779 erfolgten Anlegung einer Schule in Öhringsen; vgl. LAV NRW W Münster, Konsistorialakten MindenRavensberg IV, 576. Georg Christoph Friedrich Gieseler (1760-1839) erwähnt zu einem späteren Zeitpunkt auch im Blick auf das Petershagener Lehrerseminar, dass es dem Konsistorialrat Westermann »gelang, seiner geschätztesten Freunde einen, den gelehrten und würdigen Prediger Rischmüller, zur thätigen Theilnahme an seinen edlen Absichten zu vermögen«, vgl.: Zum Gedächtnis des Herrn Georg Heinrich Westermann gewesenen Königl. Preuß. Consistorialraths, Superintendenten des Fürstenthums Minden und ersten Predigers zu Petershagen, von Georg Christoph Friedrich Gieseler, zweyten Prediger zu Petershagen, Hannover 1797, S. 33. Diese Passage bezieht sich womöglich auf die Beteiligung Rischmüllers an der Gründung des Mindener Schulkollegiums; vgl dessen Schreiben vom 21.8.1796 an die Mindensche Kriegs- und Domänenkammer. In: LAV NRW W Münster, KDK Minden Nr. 781. Vgl. F. K. Rischmüller: Gedanken über die Einrichtung der Predigten nach Umständen des Ortes und der Zeit. In: Journal für Prediger, Bd. 14, 1783, S. 257-291; F. K. Rischmüller: Abhandlung über die rechte Art Evangelische Menschenliebe kräftig vorzutragen. In: Journal für Prediger, Bd. 15, 1784, S. 129-144; F. K. Rischmüller: Pastoralbemerkungen über den Brief an die Philipper. In: Journal für Prediger, Bd. 16, 1785, S. 129-151.

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Vgl. F. K. Rischmüller: Ueber das große Augenmerk des christlichen Predigers, nicht glänzen sondern nutzen zu wollen. In: Journal für Prediger, Bd. 19, 1787, S. 1-21. F. K. Rischmüller: Ueber die Beurtheilung und Würdigung der Menschen von Predigern, nach dem Verhalten unsers Herrn. In: Journal für Prediger, Bd. 20, S. 282-303. Vgl. F. K. R[ischmüller]: Ueber den Werth, Gebrauch und Nachahmung der Zollikhoferschen Schriften. In: Journal für Prediger, Bd. 24, 1791, S. 395-416. Zum Wechsel nach Minden vgl. ›Gothaische gelehrte Zeitungen‹ vom 27.12.1789, S. 912: »Preußisch Minden. Der bisherige Prediger zu Gohfeld in unserm Fürstenthum, Hr. Rischmüller, der sich durch einige kleine theologische Abhandlungen bekannt gemacht hat, ist vor kurzem Prediger der hiesigen Hauptkirche zu St. Martin worden.« Vgl. F. K. Rischmüller: Ueber die Bewahrung des Protestantismus. Eine Vorlesung in einer Predigergesellschaft. In: Journal für Prediger, Bd. 33, 1797, S. 105-124. F. K. Rischmüller: Ueber die Bescheidenheit des Protestantismus. Eine Vorlesung in einer Predigergesellschaft. In: Journal für Prediger, Bd. 37, 1799, S. 129-153 (hierbei handelt es sich um einen Nachdruck aus dem Neuen Journal für Prediger, Bd. 13, S. 105-125). Rischmüllers Anekdota erschienen im Journal für Prediger, Bd. 36, 1798, S. 81-113; ebd., S. 82 erscheint der Hinweis des Herausgebers auf Rischmüller als Autor; vgl. auch: Das Gelehrte Teutschland (1805), S. 642f. (wie Anm. 5). Vgl. Journal für Prediger, Bd. 28, 1794, S. 1-23. Zu Zollikhofer vgl. ebd., S. 1, ferner: Rischmüller (1791) S. 395-416 (wie Anm. 21). Vgl. F. K. Rischmüller: Pastoralkorrespondenz. Minden, den 30sten May 1794. In: Journal für Prediger, Bd. 28, 1794, S. 184-188. Vgl. Anon. (F. K. Rischmüller): Historische Nachrichten I. Todesfälle. In: Journal für Prediger, Bd. 32, 1796, S. 387f. Vgl. Anon.: Pastoralkorrespondenz. In: Journal für Prediger, Bd. 12, 1782, S. 434-436. Dieser anonyme Beitrag wurde im Lesebuch: Frank Stückemann (Hg.): Johann Moritz Schwager. Bielefeld: Aisthesis-Verl. 2012 (= Nylands Kleine Westfälische Bibliothek, 32), S. 140, Anm. 56, J. M. Schwager zugewiesen, da sich die darin genannten Personen Johann Joachim Spalding (1714-1804) Johann Stephan Pütter (1725-1807) und Christoph Meiners (1747-1810) an den drei vorangegangenen Tagen (16.-18.7.1781) zu Pyrmont in Schwagers Stammbuch eingetragen hatten. Eine Pyrmontreise Rischmüllers im Juli 1781 konnte hingegen noch nicht verifiziert werden. Vgl. C. C. S[turm]: Erinnerung der genossenen Frühlings- und Sommerfreuden. In: Mindensche Beyträge zum Nutzen und Vergnügen, 1779/45, Sp. 353-358. Vgl. J. M. Schwager: Freie Untersuchung: ob die unter dem vorgegebenen Tittel in Hamburg gedruckte kleine Schrift: Erfreuliche Nachricht von einem hoffentlich bald zu errichtenden protestantischen Inquisitionsgerichte und dem inzwischen in Effigie zu haltenden erwünschten Evangelisch-Lutherischen Auto da Fe, eine wizzige Satyre, oder ein niederträchtiges Pasquill sey?, [Bremen] 1766. Vgl. Frank Stückemann: Johann Moritz Schwager (1738-1804). Ein westfälischer Landpfarrer und Aufklärer ohne Misere, Bielefeld: Aisthesis-Verl. 2009 (= Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen 36), S. 158-161. Vgl. Anon.: Wie kann der gemeine Mann von der Wahrheit der christlichen Religion überzeugt werden? In: Journal für Prediger, Bd. 10, 1780, S. 385-416. Zur Zuweisung dieses Aufsatzes an J. M. Schwager vgl. Thomas Kuhn: Religion und neuzeitliche Gesellschaft. Tübingen: Mohr-Siebeck 2003 (= Beiträge zur historischen Theologie, 122), S. 211. Vgl. Anon.: Leben und Schicksale des Martin Dickius, erster und zweier Theil. In: Journal für Prediger, Bd. 6, 1776, S. 448-451. Anon.: Leben und Schicksale des Martin Dickius, dritter Theil. In: Journal für Prediger, Bd. 7, 1777, S. 336-338. Anon.: M.C.C.R. Abhandlung über das Schädliche des Predigerordens und desselben Abänderung, geprüft und der Republik

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der Gelehrten zur wohlverdienten Weisung empfohlen von Johann Moritz Schwager. In: Journal für Prediger, Bd. 7, 1777, S. 60-62. Anon.: Predigten zur Probe von Johann Moritz Schwager. In: Journal für Prediger, S. 81-85. Anon.: Beytrag zur Geschichte der Intoleranz oder Leben Meynungen und Schicksale [...] Balthasar Bekkers von Joh. Moritz Schwager. In: Journal für Prediger, Bd. 12, 1781, S. 116-120. Anon.: D. Balthasar Bekkers bezauberte Welt. – Neu übersetzt von Johann Moritz Schwager. In: Journal für Prediger, Bd. 13, 1781, S. 234-236, und Bd. 14, 1782, S. 112-114. Vgl. J. M. Schwager: Leben und Schicksale des Martin Dickius, Bd. 1, Bremen 1775, S. 57f. Dort werden Weihe und der mit diesem eng befreundete Karl George Woltersdorf (17271809) in einem Atemzug genannt: Dieser sei »völlig bestimmt durch die Hallische Bekehrungsfrömmigkeit, die ihn theologische Arbeit geringschätzen ließ«; vgl. Martin Brecht, Der Hallische Pietismus in der Mitte des 18. Jahrhunderts. In: Martin Brecht / Klaus Deppermann (Hg.): Geschichte des Pietismus. Bd. 2: Der Pietismus im 18. Jahrhundert. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995, S. 343. Vgl. Anon. (Karl Weihe) (1881) S. 187 (wie Anm. 14): »Ueber solche Schriften, kleine oder grössere, zu spötteln, die christliche Gesinnungen und Empfindungen ausdrücken und befördern sollen, das ist bey manchen Leuten der Modeton. Ich denke aber nicht, daß Weihe jetzt im Himmel sich derselben zu schämen Ursach haben, oder wünschen wird, statt ihrer lieber einen M[arti]n D[ickiu]s oder so etwas geschrieben zu haben.« Vgl. hierzu J. M. Schwager: Schutzschrift für die Lebensbeschreibung des Martin Dickius, weiland wohlbestallten Schulmeisters zu Rumpelsdahl. In: Mindensche Beyträge zum Nutzen und Vergnügen, 1773/19, Sp. 143-150. J. M. Schwager: Es thut weh. In: Mindensche Beyträge zum Nutzen und Vergnügen, 1774/41, Sp. 325-328. Anon. (Rischmüller): Rezension des Martin Dickius. In: Journal für Prediger, Bd. 6, 1776, S. 450. Anon. (Rischmüller): Rezension des Martin Dickius. In: Journal für Prediger, Bd. 7, 1777, S. 338. Anon. (Rischmüller): Rezension zu M.C.C.R. Abhandlung über das Schädliche des Predigerordens und desselben Abänderung, geprüft und der Republik der Gelehrten zur wohlverdienten Weisung empfohlen von J. M. Schwager. In: Journal für Prediger, Bd. 7, 1777, S. 61. Ebd., S. 62. Vgl. Anonym (Rischmüller): Rezension zu Predigten zur Probe von J. M. Schwager. In: Journal für Prediger, Bd. 7, 1777, S. 81. Vgl. ebd., S. 82f. Ludwig Christoph Schmahling (1725-1804) und Eustachius Moritz Goldhagen (1734-1783), nachmaliger Petershagener Konsistorialrat, galten seinerzeit als vorbildliche Prediger. Vgl. die bibliographischen Angaben in Anm. 29. Für Schwager spricht die Reduktion von Weihes Wirken auf den Aspekt eines gemeinnützigen Patrioten und Menschenfreund; vgl. Anon. (Johann Moritz Schwager?) (1786) S. 41 (wie Anm. 18): »Ich beurtheile ihn hier nicht als Gelehrter, wiewohl er auch in den Wissenschaften nicht ungeübt war, die sich geschickte Theologen zu erwerben pflegen, ich mache Ihnen denselben blos als einen vormaligen Volkslehrer bekannt, der auf die Umstimmung und Umbildung des Charakters und Besserung des Herzens seiner Gemeinde einen ungemein großen Einfluß gehabt hat. Ich weiß sehr wohl, daß man ihn häufig einen fanatischen Pietisten und einen schwachen Kopf genannt hat. Aber bey Gott! mögte es viele solcher Pietisten geben, die mit so treuen [sic] und thätigem Eifer ihre Gemeinden zu bessern suchten wie dieser Mann that; es würden der Heuchler weniger und der thätigen Verehrer der Religion Jesu mehr werden.«

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Vgl. Stückemann (2009) S. 398-516 (wie Anm. 27). Vgl. auch Stückemann (2013) S. 157-177 (wie Anm. 9). J. M. Schwager: Brief an Friedrich Nicolai, 6.9.1791, Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nachlaß Nicolai 70; vgl. Frank Stückemann: »Ihre Freundschaft ist mir unendlich schätzbar« – Friedrich Nicolai als Geschäfts-, Korrespondenz- und Verlagspartner des Jöllenbecker Pfarrers und Aufklärers Johann Moritz Schwager (1738-1804). In: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte, 103, 2007, S. 188f. – Zu den Brüdern und Weihe-Schülern Dietrich Heinrich und Friedrich Wilhelm Kottmeier (1732-1795 bzw. 1739-1799) sowie Heinrich Gottlieb Friedrich Frederking (1749-1824) vgl. Peters (2005) S. 151 (wie Anm. 7); ferner Uta Wiggermann: Woellner und das Religionsedikt, Tübingen: Mohr-Siebeck 2010 (= Beiträge zur historischen Theologie, 150), S. 354-356. – Johann August Urlsperger (1728-1806) gründete 1780 die Christentumsgesellschaft. Sämtliche Weihe-Schüler, aber auch die Mitglieder der Immediaten Examinationskommission schlossen sich an. – Martin Gottfried Franke (gest. vor 1812) war mit Weihe befreundet und verlegte Schriften von und über ihn. Schwagers Vorwurf, Rischmüller sei kein ganz scharfer Exeget, bezieht sich auf dessen Bemerkungen zum Philipperbrief, vgl. hier Anm. 19. Rischmüller (1783) S. 380 (wie Anm. 16). Vgl. Rischmüller (1783), S. 261 (wie Anm. 19). Vgl. ebd., S. 263: »Man weiß die Beyspiele mancher vortrefflicher Männer, die sich den klagenden oder strafenden Ton ganz zu eigen gemacht hatten, die ihre eigene Ruhe störten, die Schwachen muthlos machten, und bey den Bösen selbst das nicht ausrichteten, was sie wünschten.« – Vgl. ebd., S. 262, zu Beschämung und ernstlicher Erinnerung [Ermahnung] durch den Prediger: »Aber man muß auch darin Maas halten, und die Leute nicht an einen solchen Ton gewöhnen, um sich nicht den Zugang zu edlern Gemüthern zu verschließen, und nicht auf Abwege zu geraten, ihre Aufmerksamkeit und Lehrbegierde zu verkennen. Das immer getadelte Kind verliert zuletzt den Muth und das nöthige Zutrauen zu den [sic] Erzieher.“ – Vgl. ebd., S. 272, zu Neujahrsgottesdiensten: »Er [der Prediger] wird nicht gleich am ersten Tage des Jahres poltern, sondern lieber das Zutrauen äußern, daß es seine Zuhörer mit erneuerten guten Vorsätzen angefangen haben, und daß er sich viel Gutes von ihnen verspreche. Es liegt immer viel daran, die Leute zu gewinnen, und das geschieht nicht durch beständiges Schmähen.« Vgl. ebd., S. 266: »Sollte man es darum nicht zweckmäßig finden, dem Landmann besondere Predigten über seinen Beruf zu halten, und ihm die Verbindung desselben mit dem Christenthume zu zeigen? [...] Eben so lieb ist ihnen auch die Achtung[,] die der Prediger für ihren Beruf blicken läßt, und sie sehen ihn alsdenn als den Mann an, der gerne unter ihnen lebt.« Vgl. ebd., S. 277: »Und ist es wohl verzeihlich, bey dem größten Reichthum arm an Materie zu seyn, oder das ganze Fest hindurch bey etwas veränderten Hauptsätzen doch nur immer Einerley zu sagen? So kann der Erbauung suchende, der Wißbegierige leicht ermüdet werden. Die wichtigste Sache verliert ihr Gewicht, wenn sie öfters hinter einander in derselben Gestalt vorkommt.« Vgl. ebd., S. 264f., über den regelmäßigen Gottesdienstbesuch in Landgemeinden: »Aber ihre Pünktlichkeit wird elender Mechanismus, wenn sie nicht sehr oft von der rechten Anbetung im Geist und in der Wahrheit belehrt werden. Man muß bey ihnen große Begriffe von Gott und der Vortrefflichkeit seines Wortes zu erwerben suchen, man muß ihnen praktische Anweisungen geben, wie sie ihre Gedanken bey dem Gebet, Predigt und Gesang zusammen halten können, und ihnen Beschäftigungen der Andacht als Erholungen von den Mühseligkeiten des Lebens vorstellen.« Ebd., S. 288, fordert Rischmüller, dass die Kirchen an allen Sonn- und Feiertagen Bethäuser seien (was sie offenbar bei den Weihe-

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Epigonen nicht mehr waren): »Sie [i.e.: die Kirchen] werden es noch mehr seyn, wenn in unsere Liturgien der Geist des Gebets, der betenden Menschenliebe, der heiteren Andacht und der frohen Danksagung kommt; wenn die Bahn welche die Herrn Zollikhofer und Seiler eröfnet haben, von mehreren gegangen werden, die das allgemeine Bedürfnis der Menschen zu Herzen nehmen.« Ebd., S. 262. Ebd., S. 260f. Vgl. ebd., S. 279f. Ebd., S. 265. Ebd., S. 266. Vgl. ebd., insbes. S. 277f.: »Der rohe, ungebesserte Hauffen kann da, mitten unter den Anpreisungen der sichtbar gewordenen Menschenliebe Gottes, sehr nachdrücklich belehret und beschämet werden, und welche besondere Anwendungen können in Rücksicht des Ehrgeitzigen, des Wollüstlings, des Geldgierigen aus dem niedrigen Leben Jesu genommen werden! Wie viel kann man da dem Reichen und Armen, dem Fröhlichen, der die größte Freude noch nicht kennet, so wie dem Traurigen sagen! Welche Quelle der Erkenntniß Gottes und der höchsten Andacht kann man den Menschen nach den verschiedenen Stufen der Erkenntniß eröfnen! Welch ein Magazin von Lehren thut sich hier auf, die in das ganze Leben und Christenthum geführt werden können. Kann man hier arm seyn, und sich selbst immer wiederholen?“ Vgl. ebd., S. 290f.: „Ich habe bemerkt, daß der Landmann oft bey Leichenpredigten aufmerksamer als bey andern ist, und es wird daraus folgen, daß sie nicht so sehr zu vernachlässigen sind. Man brauche also die Gelegenheit, die da ist, ihnen ihre liebsten Vorurtheile, falsche Vorstellungen von der Vorbereitung zum Tode, dem künftigen Zustande und von andern Dingen zu benehmen. Ist einmal von einem würdigen Subject die Rede, so halte man sich länger dabey auf, als bey denen die man nicht loben kann und von denen am besten gar nichts gesagt wird. Sie werden diesen Unterschied fühlen, und er wird ihnen wichtig werden, da die Ehre dereinst einmal eine rühmliche Leichenpredigt zu bekommen, für sie so viel bedeutet.« Vgl. ebd., S. 273: »Es ist sehr wohlgethan, daß in verschiedne neue Gesangbücher auch Gesänge auf die Jahreszeiten gebracht sind, und die Erbauungbücher die auch auf solche Gedanken leiten, sind schätzbar.« – Im Jahre 1783, also auf dem Höhepunkt des Ravensberger Gesangbuchstreites, ist dies ein Plädoyer Rischmüllers für das umstrittene neue Berliner oder Myliussche Gesangbuch, welches die Epigonen Weihes geschlossen ablehnten; vgl. Stückemann (2009) S. 344-352 (wie Anm. 27). Ebd., S. 258f. Ähnlich unmittelbar versuchte Rischmüller sich an dem apostolischen Modell des Paulus zu bilden; vgl. Rischmüller (1785) S. 129-151 (wie Anm.19). Rischmüller (1784) S. 131 (wie Anm. 19). Ebd., S. 132. Ebd., S. 133. Wieder ist es nicht die sarkastisch in ihrer Selbstgerechtigkeit dargestellte pietistische Heilsordnung, sondern der objektive Bedarf des Menschen, woran sich Rischmüller bei seiner Interpretation der göttlichen Verheißungen orientiert; vgl. ebd., S. 135: »Sie [die göttlichen Verheißungen] umfaßen die größten Wünsche des Menschen, denn sie gehen auf die Ewigkeit; und nur der Auswurf von Menschen, deren Theil schlechterdings nichts anders als diese Welt seyn soll, läßt sich nicht rühren. [...] Diese Verheißungen sind nicht blos glänzenden Thaten gegeben, und sie müssen Menschenfreunden in den geringsten Ständen, die nur wenig thun können eben sowohl zugeeignet werden, als denen die viel thun, weil sie

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viel haben. Dies ist dem Sinn unsers Herrn gemäß. (Marc. 12, 42-44 [Das Scherflein der Witwe]) Die Menschenliebe hat auch Verheißungen für das gegenwärtige Leben, die nicht vorbeyzugehen sind, da es immer gut ist, wenn der Mensch von den beyden Seiten des Gegenwärtigen und Zukünftigen Ermunterungen bekömmt.« Ebd., S. 144. Ebd. weist Rischmüller in einer Anmerkung auf »die umständliche und gut geschriebene Lebensbeschreibung Friedr. August Weihe« hin und nennt als Grund dafür: »Das erkenntliche Andenken, das jeder Prediger einem Vorfahren der ihm durch sein Vorarbeiten viel erleichtert hat, schuldig ist, hat Theil an der Anführung der Biographie dieses würdigen Mannes.« Rischmüller (1787) S. 2 (wie Anm. 20). Ebd., S. 4. Ebd., S. 11. Ebd., S. 12. Ebd., S. 16. Rischmüllers Aufsätze: Ueber das große Augenmerk des christlichen Predigers, nicht glänzen, sondern nutzen zu wollen; und: Ueber die rechte Art evangelische Menschenliebe kräftig vorzutragen, erschienen 1793 in Bd. 4 dieser Zeitschrift mit dem Untertitel: Der Seelsorger auf der Kanzel, und zwar auf S. 134-152 bzw. 162-176. Rischmüllers Gedanken über die Einrichtung der Predigten nach Umständen des Ortes und der Zeit erschienen ebenfalls 1793 in Bd. 5 dieser Zeitschrift auf S. 147-178. Zum Vergleich: Von J. M. Schwager wurden dort nur zwei namentlich signierte Aufsätze nachgedruckt; vgl. J. M. Schwager: Einige Klugheitsregeln für angehende Prediger. In: Allgemeines Magazin für Prediger, Seelsorger und Katecheten, Bd. 2, 1793, S. 125-153; J. M. Schwager: Wie kann der Prediger sich das Zutrauen des gemeinen Mannes erwerben? In: Allgemeines Magazin für Prediger, Seelsorger und Katecheten, Bd. 12, 1798, S. 98-110. Rischmüller (1788) S. 302f. (wie Anm. 20). Ebd., S. 286. Ebd., S. 287f. Vgl. Wiggermann (2010) S. 416-444, insbes. 418f. u. 421 (wie Anm. 42). Rischmüller (1788) S. 287 (wie Anm. 20). Vgl. auch ebd., S. 294: »Einseitigkeit ist die Folge mangelhafter Menschenkenntniß.« Ebd., S. 290f. Vgl. auch ebd., S. 292: »Hätte er [Jesus] sie mit scharfrichtenden und verwerfenden pharisäischen Augen angesehen, so wäre diese Frucht seines Amtes gehindert worden.« Vgl. Rischmüller (1791) S. 416 (wie Anm. 21): »Man betrachte diesen Aufsatz als ein Opfer der Hochachtung gegen ihn, von dem ich gelernt habe und immer lernen werde. Er hat sehr oft mein Nachdenken über die wichtigsten Angelegenheiten des Menschen richtig geleitet, mein Herz erwärmet, und mir den weiten Umfang der christlichen Tugend gezeigt.« Ebd., S. 402f. Ebd., S. 408f. Rischmüller bezieht sich dabei auf: G. J. Zollikhofer: Warnung vor einigen herrschenden Fehlern unsers Zeitalters, wie auch vor dem Mißbrauch der reinern Religionserkenntniß. In: G. J. Zollikhofer: Predigten. Leipzig 1788. Ebd., S. 409. Vgl. ebd., S. 397. Anschließend fährt Rischmüller fort: »Jedermann seufzte über dieses dringende Bedürfniß, aber keiner wagte es, demselben abzuhelfen. Er that mit Freymüthigkeit diesen für die gute Sache der Religion wichtigen Schritt im Jahre 1777. Alles freute sich, und es vergingen kaum einige Jahre, so belebte sein Geist mehrere würdige Männer, die in vielen Gegenden Deutschland neue Liturgien, oder doch Verbesserungen der alten bewirkt haben.« In seinen Gedanken über die Einrichtung der Predigten: Rischmüller 1794 (wie

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Anm. 19), S. 288, nennt Rischmüller Zollikhofer und den Erlanger Liturgen Georg Friedrich Seiler (1733-1807) in einem Atemzug. Vgl. hierzu: J. M. Schwager: Ueber meine liturgischen Abänderungen. In: Materialien für alle Theile eines Predigers, Bd. 5, 1800, S. 223f. Vgl. Rischmüller (1791) S. 398f. (wie Anm. 21). Damit kritisiert Rischmüller einen stereotypen erwecklichen Zungenschlag und fordert demgegenüber Konkretisierung ein; vgl. ebd., S. 399: »Ein jeder Ascetischer Schriftsteller muß sich die Menschen bestimmt denken, denen er nutzen will. Er muß es bey sich ausgemacht haben, ob er für die ganz niedrigen, oder mittlern, oder für die höhern und denkenden Volksklassen schreiben will; und was freylich zuerst zu bedenken ist, für welche er zu schreiben Fähigkeit und Beruf hat.« Ebd., S. 410. Dieses ist eine klare Absage Rischmüllers gegen Geniekult und Führerprinzip. Vgl. Rischmüller (1794) S. 23 (wie Anm. 23). Mit »orientalisch und mystisch« zielt Rischmüller hier auf die pietistischen Sprache Kanaans. Ebd., S. 3. Vgl. ebd., S. 3. Ebd., S. 11. Ebd., S. 16. Ebd., S. 7. Vgl. ebd., S. 4 und 8 (Herrnhuter), S. 4f. und S. 15 (Gohfeld); für Rischmüller ist »jede Communion ein Mittel, die Glieder einer christlichen Gemeinde unter einander zu verbinden;« vgl. ebd.: »Als ich noch Prediger auf dem Lande war, suchte ich wenigstens einigermaßen diesen Vorschlag auszuführen [i.e.: dass die Confirmierten einer Gemeinde an gewissen Sonntagen einige Jahre hinter einander das Abendmahl erhielten, und dann in der Woche vorher von dem Prediger Vorbereitung und Belehrung erhielten]. Eine Zeitlang nach der Confirmation zeigte ich auf der Kanzel an, dass es mir lieb sein würde, wenn die Aeltern in der bevorstehenden Woche ihre zu Ostern confirmirten Kinder zu mir schicken wollten, um sie an ihre Confirmation zu erinnern, und sie zum zweyten Abendmahlsgenuß vorbereiten zu können. Dies wurde gerne angenommen, und ich bestimmte zwey bis drey Tage, da sie in gewissen Stunden zu mir kamen, und angemeßene Belehrungen erhielten. Den Sonntag darauf giengen sie zusammen zum heiligen Abendmahl. Ich richtete die Predigt darauf ein, und in der Kinderlehre des Nachmittags beschäftigte ich mich ganz mit ihnen. Ich weiß, daß diese Einrichtung ihren Nutzen hatte.« Ebd., S. 17-22. Vgl. den gleichnamigen Titel des zweibändigen Werkes von Paul Graff: Geschichte der Auflösung der alten gottesdienstlichen Formen in der evangelischen Kirche Deutschlands. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1939. Zur hohen liturgischen Kompetenz mancher »rationalistischen« Prediger in Minden Ravensberg vgl. auch Jürgen Kampmann: Die Einführung der Seilerschen Formulare in Löhne 1794. Fragen zur Gestalt und Prägung des gottesdienstlichen Lebens in Minden-Ravensberger Landgemeinden vor der Zeit der Erweckung. In: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte, 108, 2012, S. 63-118. Rischmüller (1797) S. 122 (wie Anm. 22). Ebd., S. 108. Vgl. ebd., S. 109f.: »Es ist unwidersprechlich eine höchst wichtige protestantische Lehre, daß Jesus Lehrer und Muster der Welt ist; und wer das nur beyläufig und nachlässig vortragen wollte, der würde die christliche Religion verstümmeln und einseitig lehren. Aber in eben diesem Lehrbegriffe beweiset man mit einer unbesiegbaren Stärke, daß die Erleuchtung der Welt durch die Lehre Jesu, noch lange nicht allein seine Erlösung ausmacht, sondern daß dazu auch sein Tod und Auferstehung, so wie diejenigen Geschäfte gehören, die

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er in seinem erhöheten Zustande hat. Man glaubt und beweiset in diesem Lehrbegriffe gründlich, daß Jesus zur Vergebung der Sünde gestorben ist, daß er seit seiner Erhöhung in den Himmel sein Reich hier auf Erden regieret, und daß er mit dem Menschengeschlechte, in dem diesem so erfreulichen Verhältnisse eines zuverlässigen Führers zur Seligkeit steht.« Ebd., S. 213. Vgl. ebd. S. 114f.: »Dieses Bekenntniß ist kurz, es enthält die Unterscheidungslehren der Protestanten so gut, als sie nur immer bey dem damals anbrechenden Lichte vorgetragen werden konnten; es enthält nicht die haarkleinen Bestimmungen über Dinge, die hernach eine so fruchtbare Materie des Gezänks geworden sind, keine exegetischen Machtsprüche, keine Spur von leidenschaftlicher Hitze, keine herrschsüchtige Aussprüche über den Glauben der Mitbekenner. Nein, von diesen Fehlern ist dieses unvergeßliche Denkmal von Melanchthons Geiste sehr gereinigt. Ueberdies hat sich ja die protestantische Kirche seit geraumer Zeit so billig erklärt, daß wir gar nicht auf die Philosophie und die Hermeneutik unserer ersten Reformatoren gewiesen sind, sondern nur auf die wesentlichen, klar ausgedrückten Schriftlehren, die sie mit großer Wahrheitsliebe aus der Finsterniß hervorzogen und vertheidigten.« Rischmüller (1797) S. 131 (wie Anm. 22). Vgl. ebd., S. 135. Ebd., S. 136. Vgl. ebd., S. 142. Ebd., S. 145. Ebd., S. 151 (Kursivierung im Text). Anon.: Einige Bemerkungen über Westphalen. In: Deutschland, Siebentes Stück, Berlin 1796., S. 261. Wie Anm. 24. Vgl. ferner: Journal für Prediger, Bd. 29, 1795, S. 486f. (Denkmal des den 21sten May 1794 gefeyerten funfzigjährigen Jubelfestes des Herrn Johann Andreas Fricke, Königl. Hofpredigers etc, Minden 1795). Vgl. Journal für Prediger, Bd. 33, 1797, S. 458 (Zum Gedächtnis des Herrn Westermann, wie Anm. 18); Bd. 35, 1798, S. 336-342 (Anleitung zur Lehrart des moralischen Unterrichts, Erfurt 1797); Bd. 38, 1800, S. 455-458 (Reden zur Empfehlung der Religion, Minden 1800); Bd. 45, 1803, S. 236-245 (Religion und Christenthum. Ein Lehrbuch für die reifere Jugend der gebildetern Stände). Vgl. Journal für Prediger, Bd. 36, 1798, S. 116 (Geistliche Oden und Lieder, Leipzig 1798). Vgl. F. K. Rischmüller: Rede bey einer jährlichen Speisung der Waisenkinder, im Waisenhause zu Minden. Am Ende des vorigen Jahrhunderts den 18. Sonnt. nach Trin. 1800 gehalten. In: Memorabilien den Predigern des neunzehnten Jahrhunderts gewidmet, Bd. 1, I, 1802, S. 168-184. F. K. Rischmüller: Traurede von der Ausbildung des Charakters in der Ehe. Bey der Trauung einer nahen Verwandten. In: Memorabilien den Predigern des neunzehnten Jahrhunderts gewidmet, Bd. 1, II, 1803, S. 354-364. Die Mitarbeit Rischmüllers an den ›Memorabilien‹ verwundert nicht, da deren Herausgeber Heinrich Balthasar Wagnitz ab 1786 Schriftleiter des ›Journals für Prediger‹ war. Wagnitz gab ferner das ›Liturgische Journal‹ heraus, in dessen 4. Band von 1805 auf S. 168-170 ein Nachruf auf Schwager erschien – wahrscheinlich ebenfalls von Rischmüller verfasst. So z.B. F. K. Rischmüller: Rede über Philipp. 2,4.5. in der Kirche des Nicolai Armenhauses bey einer neuen Stiftung für dasselbe; am Sonntag Jubilate den 15. May 1791 gehalten. In: Journal für Prediger, Bd. 24, 1791, S. 376. F. K. Rischmüller: Rath für die heranwachsende Jugend. Bey dem Beschluß des Religions-Unterrichts. Minden bey Enax 1792; vgl. Journal für Prediger, Bd. 29, 1795, S. 247f.

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Vgl. folgende anonyme Notiz in: Neue Theologische Annalen, 1799, S. 511f.: »Neben der Agende wird auch an einem neuen Landeskatechismus für die K. Preußischen Lande gearbeitet. In jeder Provinz sind zu diesem Geschäfte zwey Männer, ein Stadt- und ein Landprediger ernannt! Z. B. für die Churmark Brandenburg die Prediger Hanstein und Dapp, Neumark Oberprediger Starke in Drieden; für Minden die Pr[ediger] Rischmüller in Minden und Kottmeier in Hartum. Ein großes und schwieriges Geschäft aus so vielen verschiedenartigen Arbeiten von sehr ungleichem Werthe etwas Ganzes und Vollkommenes zu bilden. Aber desto verdienstlicher und ehrenvoller für diejenigen, welche das Werk thätig betreiben und glücklich zu Stande bringen!« Vgl. die anonyme Rezension in: Liturgisches Journal, Bd. 6, III, 1807, S. 334-359, insbes. S. 342 über Heinrich Balthasar Wagnitz; es sei bei der sprachlichen Redigierung des Mindenschen Gesangbuchs »vornehmlich von dem Herrn P. Rischmüller, der überhaupt an der Arbeit den bedeutendsten Anteil hat, auch manches mit Glück geschehen«. Neben Rischmüller arbeiteten Westermanns Nachfolger Heinrich Friedrich Christian Brökelmann (1763-1817) und Adolph Georg Kottmeier (1768-1848), der Sohn des o. g. Friedrich Wilhelm Kottmeier, am Gesangbuch mit. Adolph Georg Kottmeier war anders als sein Vater kein Erwecker.

Zusammenfassung Die hier erstmals zusammengestellte Übersicht über das Werk des Mindener Pfarrers Rischmüller zeigt einen Hauptbeiträger zum ›Journal für Prediger‹, dessen pastoraltheologische Aufsätze überregional und überkonfessionell Beachtung fanden und sogar in Wien nachgedruckt wurden. Sie bieten ferner Streiflichter auf die gegenaufklärerischen Quellen der Erweckung zur Zeit des Wöllnerschen Religionsregimes. Nach dessen Sturz arbeitete Rischmüller am Entwurf eines neuen preußischen Landeskatechismus’ mit und redigierte das bedeutende Mindensche Gesangbuch von 1806 (Zweitauflage 1816). Sein zu Unrecht vergessenes Werk entlarvt die bisherige, aus dem 19. Jahrhundert resultierende Sicht auf das preußische Westfalen als Geschichtsklitterung. Summary Although Rischmüller, vicar in Minden, was one of the main contributors to the ›Journal für Prediger‹, his bibliography had not been compiled until now. Concerning practical theology, his essays found a supraregional and ecumenical reception, even reprints in Vienna. They give some sidelights on the evangelical Counter-Enlightenment in Prussia during the Wöllner-period. Afterwards Rischmüller became member of the committee projecting a new catechism in Prussia, furthermore the chief editor of the hymn-book in the Principality of Minden in 1806 (second unchanged edition in 1816). Unjustly Rischmüller has fallen into oblivion; his work unmasks the still living 19-century-view on the Prussian part of Westphalia as a corruption of historical facts. Korrespondenzanschrift Pfr. Dr. Frank Stückemann, Kirchstraße 2, 59494 Soest-Meiningsen Email: Frank Stückemann

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DER ›ALTENBURGER GESCHICHTS- UND HAUSKALENDER‹ EINLEITUNG »Die Presse war Ausdruck und Ergebnis sozialer Prozesse und zugleich eine eigene, diese Prozesse beeinflussende gesellschafts- und geschichtsprägende Kraft.«1 Es fällt im Nachhinein jedoch schwer, den Einfluss der Presse auf das Zeitgeschehen zu analysieren; abgesehen vom Vorhandensein des entsprechenden Materials erfordert es einen erheblichen zeitlichen Aufwand, die Berichterstattung vollständig zu erfassen und mit anderen Zeugnissen, idealerweise Aussagen der Rezipienten, zu vergleichen. Im Fallbeispiel kann somit nur sehr mühsam nachgezeichnet werden, ob Ereignisse von den Medien vorangetrieben oder nur dargestellt und kommentiert worden sind. Die vorgelegte Arbeit unternimmt den Versuch, Textbeiträge im ›Altenburger Geschichts- und Hauskalender‹ in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Berücksichtigung der verantwortlichen Menschen einzuordnen. Denkt man heute an Kalender, so kommen einem zunächst sicher die großformatigen Wandkalender in den Sinn, die vor allem mit Bildmotiven Interessenten zum Kauf anregen sollen. So mancher führt noch einen Taschenkalender mit sich, in dem schnell und übersichtlich Eintragungen wie Termine vorgenommen werden können. Auch im 21. Jahrhundert bewähren sich noch Kalenderformen, die eine Jahrhunderte andauernde Tradition vorweisen können, aber den meisten nicht mehr geläufig sind. Im thüringischen Altenburg wird seit 1992 wieder der ›Altenburger Geschichts- und Hauskalender‹ herausgeben, der »mit einigem Abstand an die reiche Tradition der Altenburger Hauskalender anknüpft«.2 Inhalt und Umfang mögen im Laufe der Zeit stark zugenommen haben, grundlegende Merkmale der populären Gattung Schreibkalender3 werden aber nach wie vor gepflegt. Auch in den modernen Ausgaben wechseln sich historische Darstellungen, Verzeichnisse und Rückschauen auf das vorangegangene Jahr ab, um nur einige Beispiele zu nennen. Letztere, die Jahresberichte, sollen am Schluss dieser Arbeit untersucht werden. Eine systematische Erfassung der jüngsten Ereignisse im Herzogtum Altenburg erscheint in den Kalendern erstmals 1834 und ermöglicht interessante Einblicke in die sozialen, ökonomischen und politischen Vorgänge jener Zeit. Die lückenlose Analyse einer Kalenderreihe über mehrere Jahrzehnte hinweg eröffnet die Möglichkeit herauszufinden, zu welchem Zeitpunkt welche Auffassungen über politische Ereignisse, gesellschaftliche Moden und religiöse Strömungen mit den Kalendertexten transportiert wurden.4 Zur Einbettung des historischen ›Altenburger Geschichts- und Hauskalenders‹ kann auf einen knappen Rekurs des Medienstandortes Altenburg nicht verzichtet werden. Als mitentscheidende Größe in der Ermöglichung kritischer Stimmen in der Presse wird die Zensur und ihr anfängliches Versagen eine prominente Rolle einnehmen, die auch den Handlungsspielraum der Kalendermacher vorgibt. Welche Freiräume dem Philipp Reinhardt ist Historiker, M.A.-Student und freier Autor. Der Aufsatz ist bereits im März 2013 eingereicht worden.

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Kalender zugesprochen werden und ob diese überhaupt genutzt werden, wird die Analyse des Inhalts der Textbeiträge offenlegen. Zentral wird dabei die Frage sein, wer innerhalb des Untersuchungszeitraumes von 1834 bis 1848 für die schier ausufernden Statistiken verantwortlich zeichnet, wer die Jahresberichte geschrieben hat oder ob Nachrichten aus anderen Druckerzeugnissen übernommen worden sind.5 Die Identifizierung des Autors könnte hierbei Aufschluss geben über die Hintergründe der Berichterstattung. Wird auf gesellschaftliche Themen eingegangen, und wenn ja, wie? An wenigen Beispielen soll das zum Abschluss untersucht werden. 1. KALENDER IN DER FORSCHUNG Man kann sagen, dass das Kleinschrifttum heute unbestritten zu den anerkannten Quellen historischer Forschung zählt. Der Fokus der Wissenschaft liegt dabei vor allem auf Flugblättern, Flugschriften, Zeitungen und Zeitschriften, neuerdings auch auf handgeschriebenen Zeitungen und gedruckten Zeitungsextrakten.6 Aber auch Schreibkalender, die ab dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts mit ihren eingefügten Texten »neben der Bibel und dem Betbuch«7 oft der einzige Lesestoff vieler Menschen8 waren, gehörten schon früh »zu den volkstümlichsten Erzeugnissen der Druckerpressen«.9 Bereits 1690 schreibt Adrian Beier, dass kein Bauer so arm sei, dass er sich keinen Kalender leisten könne.10 Fast jeder Haushalt leistete sich einen solchen, denn er bot seit dem 17. Jahrhundert neben dem bloßen Kalendarium grundlegende Informationen, auf die später noch eingegangen werden soll. Die Kalender finden in der historischen Forschung trotz dieser breitenwirksamen Relevanz allerdings nur verhältnismäßig wenig Beachtung. Arbeiten darüber wurden vor allem in der Germanistik verfasst11 – andere Aspekte sind bisher »weitgehend unberücksichtigt«.12 Dabei hatte Wilhelm Heinrich Riehl schon 1852 »Inhalt und Funktion der Kalender, ohne normativ zu urteilen, als offensichtliche Zeichen für die Mentalität und die Bedürfnisse der Benutzer« erkannt.13 Die heute umfangreiche Quellenlage wurde inzwischen zwar erfasst,14 aber kaum weiter untersucht. Und das, obwohl lange Zeit geklagt worden ist, dass nur » [w]enige Exemplare [...] die Zeit überdauert«15 hätten und die Erfassung »angesichts sehr unzureichender Überlieferung große Probleme bereite«.16 Gemessen an den Publikationen prägte in den letzten Jahren kaum ein anderer diesen Bereich so sehr wie der Jenaer Wissenschaftshistoriker Klaus-Dieter Herbst, der zahlreiche Schreibkalender aus dem gesamten Heiligen Römischen Reich deutscher Nation ermittelt und sich vor allem die Erforschung der Quellen zum 17. Jahrhundert zur Aufgabe gemacht hat.17 Ungeachtet der Fortschritte in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Kalendern der Frühen Neuzeit bleibt festzustellen, dass eine Untersuchung der Altenburger Schreibkalender nach 1710 bisher größtenteils ausgeblieben ist.18 Andere Impulse sind vor allem von Gerhardt Petrat ausgegangen, der vor mehr als 20 Jahren auf die Aufklärung in den Kalendern aufmerksam gemacht hat.19 Ältere Untersuchungen in Form systematischer Regionalstudien liegen von Klaus Matthäus,20 Josef Seethaler21 und Hartmut Sührig22 vor; Susanne Greilich,23 Wolfgang Hameter,24 Katharina Masel,25 York-Gothart Mix,26 Teresa Tschui27 und Norbert D. Wernicke28 folgten in den letzten Jahren. Helga Meise untersuchte 2002 anhand der Eintragungen die Schreibkalender erstmals umfassend als Schriftträger.29 Alle anderen Veröffentlichungen30 sind kursorische Fallstudien und erschienen als Aufsätze. Es ist be-

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zeichnend, dass dem Massenmedium und Volkslesestoff31 Kalender in Standardwerken zur frühneuzeitlichen Presse nur vereinzelt Kapitel gewidmet werden, und selbst das ist keine Selbstverständlichkeit.32 Eine überblicksartige Untersuchung politischer Stellungnahmen in einem Kalender wurde bisher allein von Manfred Hanisch vorgenommen.33 2. DER MEDIENSTANDORT ALTENBURG UND SEINE ZENSURBESTIMMUNGEN Um den historischen Altenburger Hauskalender in seinen Entstehungskontext einzuordnen, soll ein Blick auf den Staat, in dem er erschienen ist, und dessen Zensur geworfen werden. Als Teil eines »besonders zerstückelte[n] und kleinräumige[n] Territorium[s]«34 lebten im Herzogtum Sachsen-Altenburg in den Jahren 1834-1850 durchschnittlich nur 123.788 Einwohner, davon 14.512 in der Residenzstadt an der Pleiße. Die im Kalender veröffentlichten Zahlen geben dabei jeweils die Verhältnisse aus dem vorvorhergegangenen Jahr wieder.35 Territoriale Veränderungen ergaben sich für das Herzogtum zuletzt durch das Aussterben des Geschlechts Sachsen-Gotha-Altenburg mit dem Tod des letzten Herzogs Friedrichs IV. ohne männliche Nachkommen. Der anschließende Teilungsvertrag vom 12. November 1826 kam durch einen Schiedsspruch von König Friedrich August I. von Sachsen zustande und ließ das neu entstandene Herzogtum Sachsen-Altenburg an Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen übergehen. Im ›herzogl. Sachsen-Altenburgische[n] vaterländische[n] Geschichts- und Hauskalender‹36 ist diese Zäsur dokumentiert und kann anhand der Geburtstagsverzeichnisse des Herrscherhauses nachvollzogen werden.37 Altenburg war eine Medienstadt »mit überregionaler Bedeutung«.38 Bis 1830 erschienen dort von den 514 Thüringischen Zeitschriften 52, also etwa jede zehnte.39 Durch die Nähe zu Leipzig ergab sich zu diesem Zentrum der Publizistik eine Konkurrenzsituation. Wiederholt versuchten ausländische Buchhändler, in Altenburg Fuß zu fassen.40 Grund dafür war sicher auch die zu Beginn des 19. Jahrhunderts vergleichsweise milde Zensur.41 Im Kontext der Befreiungskriege entstand unter den meist jungen deutschen Kämpfern die Erwartungshaltung, dass auch ein freieres politisches Leben in ihren Heimatländern zustande kommen würde. In Altenburg wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Zensur vom geheimen Regierungsrat von Bacchoff ausgeübt.42 Vor allem Friedrich Arnold Brockhaus nutzte den Umstand milder Zensur: Er war wegen der napoleonischen Zensur 1811 aus den Niederlanden nach Altenburg emigriert,43 um dort die Grundlage zu seinem »weltberühmten Geschäft«44 zu legen. Manch bedenklicher politisch-patriotischer Artikel der »Deutschen Blätter« wurde in dieser Zeit in der Altenburger Hofbuchdruckerei anstatt bei Teubner in Leipzig gedruckt.45 Die darin enthaltenen Freiheitslieder von Theodor Körner und Dichtungen von Max v. Schenkendorf und Friedrich Rückert trugen dazu bei, ein nationales Bewusstsein zu erzeugen.46 Nach dem Regierungsrat von Bacchoff wurde in der Zeit der Befreiungskriege die Zensur im Auftrag des österreichischen Platzkommandanten vom Regierungsrat Ludwig Lüders besorgt, unbehelligt von der Altenburger Regierung. Der genehmigte Neudruck der Schrift ›Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung‹ durch Brockhaus in der Schönischen Druckerei zu Eisenberg brachte Lüders nach russischem Einspruch beim Dresdner Polizei-Direktorium zu Fall.47 Im Mai 1814 besorgte wieder die Altenburger Behörde in der Person des früheren Zensors, des Rats- und Lehnssekretärs Schneider, die Zensur. Die erteilte Imprimatur des Aufsatzes »Noch ein Wort zur richtigen Beur-

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teilung der neueren Verhältnisse des Königreichs Sachsen und seines Regentenhauses« provozierte die Empörung der sächsischen Regierung und führte zu Schneiders Rücktrittsgesuch mit der Begründung, dass das Fehlen jeglichen Zensurgesetzes die Arbeit erschwere.48 Auf Schneider folgte im November 1815 der Geheimrat Hans Karl Leopold von der Gabelentz, Vater des bekannten Sprachforschers Hans Conon v. d. Gabelentz, ins Amt des Zensors. Brockhaus lag »sehr viel an der Erhaltung dieses Censors, der mit Dr Pierer gut befreundet und mit dessen Sohn H. A. Pierer sogar verwandt war«.49 Natürlich wurde das Bundes-Preßgesetz von 1819 auch in Altenburg verkündet, doch ohne dabei eine wesentliche Änderung in der Handhabung der Zensur zu bewirken. Sie wurde auch 1820 noch laut einer Beschwerde der preußischen Regierung zu mild gehandhabt.50 Von der Gabelentz behielt trotz dieses Skandals und seiner Kulanz gegenüber Brockhaus sein Amt. Tab. 1: Einwohnerzahl des Herzogtums Sachsen-Altenburg BerichtsAltenburg Altenburg jahr (Communicanten) 1834 7048 1835 8522 13326 1836 7337 13234 1837 6291 13809 1838 7057 13642 1839 6900 14080 1840 7163 13763 1841 7022 14267 1842 7040 14310 1843 7633 15115 1844 9715 15241 1845 7245 14723 1846 6649 15181 1847 7182 15292 1848 6472 15414 1849 6443 15543 1850 5902 15244 Schnitt 7160,8 14511,5

Herzogtum (Communicanten) 144173 146394 143149 139397 143103 138223 137162 136291 130915 137116 137363 134283 130077 134760 130125 127207 121708 135454,6

Herzogtum 117492 117921 120690 120514 121266 121590 122141 122717 123794 125443 125342 126178 127450 128819 129589 129656 123787,6

Im Jahr 1831 folgte die 1815 versprochene Verfassung. §67 des »Grundgesetz[es] für das Herzogthum Sachsen=Altenburg vom 29sten April 1831« gab Bestimmungen zur Presse und sagt u.a. aus, dass »jeder Landesuntertan [...] die Befugnis [hat], Thatsachen und Meinungen auf dem Weg des Drucks öffentlich bekannt zu machen; er ist dabei zur Beobachtung des bundesgesetzlichen und inländischen Verfügungen über den Gebrauch der Presse, namentlich zur Vermeidung dessen verpflichtet, was mit der dem Landesherrn gebührenden Ehrfurcht unvereinbar wäre, was die öffentliche Ruhe im

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In- oder Auslande, oder die Religiosität und Sittlichkeit gefährden könnte«.51 Die Verantwortlichkeit für die Mitteilung unverbürgter Gerüchte und solcher Tatsachen, die nicht dem Gebiete der Geschichte angehören, hatte der Einsender oder Verfasser der Mitteilung oder der Druckschrift zu tragen. Es durfte daher jeder inländische Herausgeber oder Verleger nur Schriften annehmen, deren Verfasser ihm bekannt war. Im Falle, dass dieser nicht zu fassen war, wurde die Verantwortung dem Herausgeber, und wenn dieser ein Fremder war, dem Verleger, oder im Fall, dass auch dieser ein Ausländer war, dem inländischen Drucker in vollem Umfang auferlegt. Zusätzlich zu dieser restriktiven Zensurpolitik bewegten die Unruhen von 183052 die Regierung dazu, mit Anfang des Jahres 1831 einen zweiten Zensor nur für Zeitungen in der Person des Regierungsassessors Schuderoff einzustellen.53 Nach wenigen Monaten in dieser Konstellation ging man dazu über, die Zensur nach dem sächsischen Modell von Privatgelehrten besorgen zu lassen. Mit der Abfassung einer Zensurinstruktion, die von den preußischen und sächsischen Bestimmungen inspiriert worden war und die am 1. Februar 1833 zustande kam,54 wurde zuvor der geheime Konferenzrat von Wüstemann beauftragt.55 Diese Instruktion unterwarf schließlich jedes Druckerzeugnis unabhängig von Umfang und Gattung der Zensur. 3. AUFBAU UND INHALT DES ›ALTENBURGISCHEN GESCHICHTS- UND HAUSKALENDERS‹ Im Kontext dieser strengen Bestimmungen wurde in der Altenburger Hofbuchdruckerei56 nicht nur illegale Literatur, sondern auch der ›Altenburgische Geschichts- und Hauskalender‹ gedruckt, wie dem Titelblatt zu entnehmen ist. Die Spärlichkeit dieser Angabe wird später noch Probleme bereiten. Entgegen dem namengebenden Charakteristikum sind bei der Untersuchung des Kalenders handschriftliche Eintragungen57 als Kommentar zum Inhalt explizit ausgenommen, denn in der überlieferten Quelle tauchen solche nicht auf. Es steht zu vermuten, dass die Exemplare im Stadtarchiv Altenburg Tab. 2: Seitenumfang des ›Altenburgischen Geschichts- und Hauskalenders‹ Jahr 1800 1801 1802 1803 1804 1805 1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812

Seiten 32 32 32 32 32 32 32 32 32 32 32

Jahr 1813 1814 1815 1816 1817 1818 1819 1820 1821 1822 1823 1824 1825

Seiten 32 30 32 32 32 32 32 34 32 32 32 32

Jahr 1826 1827 1828 1829 1830 1831 1832 1833 1834 1835 1836 1837 1838

Seiten 32 32 32 32 32 32 32 32 42 32 40 40 48

Jahr 1839 1840 1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850

Seiten 48 40 48 44 50 44 42 50 46 50 42 54

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nie benutzt worden sind und von Anfang an zur Archivierung bestimmt waren. Die namensgebende Spalte »zu ökonom. Anmerkungen«58 mit Zeilen für jeden Monatstag verschwinden ohne Begründung auch schon mit dem Jahrgang 1806. Dieser freigewordene Platz kommt den Textbeiträgen zugute. Der ›Altenburger Geschichts- und Hauskalender‹ wurde im Quartformat von ca. 18,0 cm (Breite) x 21,0 cm (Höhe) gedruckt und umfasste, mit zwei Ausnahmen,59 bis einschließlich 1833 acht Druckbögen, das sind 32 Seiten inklusive Titelblatt. Um dem erhöhten Platzbedarf durch die Jahresberichte gerecht zu werden, erhöhte sich die Seitenzahl ab 1834 mit Ausnahme von 1835 (32) auf mindestens 40.60 Konstant über all die Jahre bleibt nur der Umfang des Kalendariums, das aufgeschlagen auf der 28. Seite endet. Im Kalendarium enthalten sind vor allem auf den Versoseiten die namensgebenden Monatstafeln, die auch 1850 noch Angaben zum gregorianischen und julianischen Kalender vereinen.61 Sehr auffällig ist die Wiedereinführung der astronomischen Beschreibungen der Planetenkonstellationen und der »Witterung nach den Mondsvierteln«62 im Jahr 1826. Gleichzeitig taucht auch wieder der hundertjährige Kalender auf, mit dem die Witterung eines jeden Monats prophezeit wird. Diese »Wettervorhersagen« bleiben über das Jahr 1850 hinaus bestehen. 3.1. Ursprung und Vorläufer Textbeiträge aller Art ließen den heute wieder erscheinenden Altenburger Kalender auf inzwischen über 200 Seiten Umfang anschwellen. Die neue Folge des ›Altenburger Geschichts- und Hauskalenders‹, die seit 1992 im Verlag E. Reinhold erscheint, bezieht sich auf seinem Titelblatt ausdrücklich auf den ältesten Vorläufer, den 1646 in Altenburg gedruckten ›Schreib=Calender‹.63 Er wurde vom Arzt, Mathematiker und Kalendermacher Johannes Magirus, der diesen Kalender allerdings schon ab 1647 in Leipzig und ab 1650 in Nürnberg drucken ließ, herausgegeben.64 Der erste Kalender, der privilegiert in der Hofbuchdruckerei gedruckt wurdet, war ›Der Rechte Altenburgische Hauskalender‹ aus dem Jahr 1660.65 Erst der unter dem Titel ›Alter und Neuer Altenburgischer Haushaltungs= und Geschichts=Kalender‹ 1697 erstmals erschienene Kalender ist der eigentliche Vorläufer des heutigen, neu aufgelegten ›Altenburger Geschichtsund Hauskalender[s]‹ und wurde laut Titulatur bei Johann Gottfried Richter und Johann Ludwig Richter, den Erben des ersten privaten Hofbuchdruckereibesitzers Gottfried Richters, gedruckt und verlegt. Als Verfasser wird ein Gottfried Günthern, Mathematicus und Astrologicus,66 genannt, und zwar bis zum Jahrgang 1755. Ob er zu dem Zeitpunkt noch lebte und Kalender schrieb, lässt sich nicht nachweisen, mit großer Wahrscheinlichkeit wurde dieser Name aber aus Prestigegründen, Tradition und Leserbindung beibehalten, selbst wenn der Autor längst verstorben sein sollte. Die Praxis, Kalender von unbedeutenden Astronomen im Namen »verstorbener, aber gut eingeführter Autoren«67 schreiben zu lassen, ist vielfach nachgewiesen worden und setzte sich spätestens im 18. Jahrhundert durch. Bei dem Altenburger Kalender muss dann im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts bereits ein ausgesprochen großer Aktualitätsdruck geherrscht haben. Das lässt sich zum einen an den zurückliegenden Getreidepreisen ablesen, die für den Jahrgang 18XX einen Zeitraum vom Oktober 18[XX-2] bis einschließlich September 18[XX-1] abbilden;

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Tab. 3: Druckauflage des ›Altenburger Geschichts- und Hauskalenders‹ Jahr 1799 1803-05 1807 1808 1810-1817 1818 1819 1823 1826 1827 1828 1829 1830 1831 1832 1833 1834 1835 1836

Auflage 3000 2500 2750 3500 2400 - 2600 3000 2500 2200 4000 5000 6000 7000 6000 6000 7000 6000 8500 7000 8000

nicht abgesetzt 600-800

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600 300

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zum anderen durch die zeitgeschichtlichen Hinweise, die an die Grenze dieses Zeitraumes heranreichen.68 Im Vergleich zum 17. Jahrhundert ist das bereits ein enormer Zuwachs an Aktualität,69 weil davon ausgegangen werden muss, dass die Kalender schon vor Jahresbeginn gedruckt und verkauft worden sind. Trotzdem wäre es falsch, von einer Kalenderzeitung zu sprechen; durch den jährlichen Erscheinungsrhythmus ist der Aktualität eine natürliche Grenze gesetzt. Der Kalender profiliert sich im neuzeitlichen Medienangebot eher durch seine spezifischen Inhalte, auf die noch eingegangen werden soll. Das bescherte ihm außerordentlich hohe Auflagenzahlen,70 die die These vom Volkslesestoff empirisch stützen. 3.2. Suche nach dem unbekannten Autor Bei einer solchen Reichweite würde man gerne erfahren, wer tausende Altenburger Untertanen mit einem Lesestoff versorgt hat, der so sehr auf Heimatverbundenheit und Obrigkeitsvertrauen ausgerichtet ist. Doch nach 1755 sucht man im Altenburger Hauskalender vergeblich nach Zeugnissen zur Autorschaft. Im Gegensatz zum ›Gnädigst privilegirte[n] Altenburgische[n] Intelligenzblatt‹ (Johann Gottlob Voigt von 1804-1822)71 ist auf dem Hauskalender kein Redakteur angegeben. Klaus-Dieter Herbst schloss daraus auf die Unmöglichkeit, die Frage der Urheberschaft zu klären. Der einzige Hinweis, den das Titelblatt bietet, gibt Aufschluss über den Drucker: »In der Hof-

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buchdruckerey zu Altenburg« (1800-1813), »zu haben in der Hofbuchdruckerey zu Altenburg« (1814-1820), »zu finden in der Hofbuchdruckerey zu Altenburg« (18211824), »Zu haben bei der Buchbinder-Innung in Altenburg« (1825), »Zu erhalten in der Hofbuchdruckerei zu Altenburg« (seit 1826). Entgegen Brockhaus‘ Praxis, damit der Zensur zu entgehen,72 kann im Fall der Kalender solch eine Absicht nicht plausibel dargestellt werden. Der Inhalt ist harmlos und nimmt keinen Anstoß an den herrschenden Verhältnissen, eher im Gegenteil. Im Kalender von 1835 steht geschrieben, dass »auch bei den letzten landschaftlichen Verhandlungen [...] sich ein wahrhaft rühmlicher patriotischer Eifer für Landeswohlfahrt und geistige Volksbildung und bei edler Freimüthigkeit, ohne erkünstelte Opposition, ein erfreuliches Einverständniß mit der väterlichen Staatsregierung [bewährte]«.73 Nur drei Jahre später wird in der Rubrik »3) Landesgesetzgebung und Verwaltung und sonstige allgemeine Landesangelegenheiten« ein »Gesetz v. 25. März 1837 über Abwendung, Unterdrückung und Bestrafung von Störungen der öffentlichen Ruhe u. gesetzlichen Ordnung, so wie über die Entschädigung der dabei Beschädigten« veröffentlicht. Es wird mit den Worten kommentiert, dass »hoffentlich [...] in unserem Vaterlande nie ein Anlaß [zustande kommt], dieses Gesetz gegen Hausfriedensbruch, Aufruhr und zügellose Volksgewalt in Anwendung zu bringen. [...] Die aus der preuß. Gesetzgebung entlehnte Verhaftlichmachung der Zuschauer hat noch den Nutzen, daß der Haufen kleiner und die eigentlichen Tumultuanten erkennbarer werden, die Polizei demnach sicherer und freier handeln kann«.74 Aus diesen beiden Beispielen wird zweifelsfrei klar, dass der Kalenderschreiber dem Landesherren Joseph gegenüber treu ergeben war, womöglich in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Hof stand. Dabei soll es nicht bleiben. Auf der Suche nach offiziellen Einflüssen konnte im archivierten Bestand des Innenministeriums von Altenburg eine Akte gefunden werden, die unmissverständlich den Etat des Kalenders regelt. In den dokumentierten Jahren 1859-1861 werden »für die Redaktion des Altenburger Hauskalenders« jeweils 31 Gulden bereitgestellt.75 Laut Kurt Demmler, auf den später noch einzugehen ist, wird die Motivation zur Mitarbeit »bei den wenigsten [...] die Aussicht auf geldliche Entschädigung gewesen sein. Der Etat des ›Hauskalenders‹ war ja nie besonders hoch«.76 In der Akte zum Etat wird auch eine »Rüst- und Antiquitätenkammer« bilanziert, zu der im Kalender selbst mindestens zweimal Nachricht gegeben wird.77 In ordentlicher Manier hielt das Innenministerium aber nicht nur Finanzierungsfragen fest, sondern führte auch Korrespondenz mit der Redaktion. Diese Korrespondenz ist ebenfalls im Thüringer Staatsarchiv von Altenburg überliefert und wurde bis jetzt für Untersuchungen offensichtlich nicht herangezogen. Nach Beschwerde über die »Mangelhaftigkeit des in der hiesigen Hofbuchdruckerei erscheinenden Kalenders« empfahl das Herzogl. Sächs. Consistorium am 25. Januar 1831, »daß [...] [man] die Besorgung des Kalenders einem geeigneten Redakteur überträgt,« der die Auflage steigert indem »Mittheilungen aus dem Vaterlandsbunde, dem Gebiete neuer Erfindungen, und das Religions= und Sittendasein u.s.w.«78 gemischt werden. Für die Redaktion und somit den Hauskalender zeichnete sich demnach die Landesregierung verantwortlich.79 An anderer Stelle, zu den »höchsten Verfügungen in Bezug auf die Redaktion des hiesigen Hauskalenders und was deshalb ergangen enthaltend 1835. 1836. 1860.« befindet sich ein Schreiben vom 17. Februar 1860 an das hohe Ministerium, »daß Herr

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Consistorialrath Dr. Sachse durch sein vorgerücktes Alter und seiner zunehmenden Kränklichkeit veranlaßt, die bisher von ihm besorgte Redaction des vaterländischen Geschichts= und Hauskalenders niedergelegt hat«.80 Der Hinweis auf eine Autorenschaft Sachses ergab sich zum einen aus der 1996 veröffentlichten Geschichte der Hofbuchdruckerei;81 auf eine präzise Darstellung seines Zuständigkeitsbereiches ließ sich daraus aber nicht schließen. Zum anderen gibt eine unveröffentlichte Arbeit zum Hauskalender, die im Nachlass des Altenburger Lehrers Kurt Demmler überliefert ist und möglicherweise der Jubiläumsschrift der Hofbuchdruckerei als ungenannte Quelle diente, tiefere Einblicke.82 Der damalige Pensionär, der der »Gesellschaft des Altertumsforschenden Geschichtsvereins des Osterlandes« nahe stand, schloss seine Untersuchungen am 18. Januar 1967 ab und »übereignet dem Histor. Staatsarchiv Altenburg nachstehend angeführte Arbeiten in Maschinenschrift«.83 Für sämtliche Beiträge im Hauskalender von 1654 [sic!] bis 1941 werden dort, soweit der Verfasser das in Erfahrung bringen konnte, die Autoren aufgelistet. Für den Zeitraum von 1697 bis 1755 entfällt diese Aufgabe, schließlich kann der bereits erwähnte Gottfried Günther für den Inhalt des gesamten Kalenders verantwortlich gemacht werden. In den Jahrzehnten davor und danach klaffen erhebliche Lücken, und selbst von 1893 bis 1941, als viele Autoren schon im Kalender genannt wurden, erschienen 52 Beiträge anonym.84 Für die Autorenschaft der »Heimatgeschichtl. Denkwürdigkeiten aus dem x. Jahre früherer Jahrhunderte« von 1825-1833 und der »Jahresbericht[e] über die wichtigsten Begebenheiten u. Veränderungen im Herzogtum Sachsen Altenburg (1.10.18x-30.9.18x+1)« von 1834-1860 wird von Demmler »D. Sachse«85 angegeben. Das »D« bezieht sich dabei, wie sich herausstellte, auf den Doktortitel und nicht auf den Vornamen. Nachforschungen in den »biographische[n] Erinnerung[en]« der folgenden ›Altenburger Geschichts- und Hauskalender‹ selbst haben ergeben, wer dieser Mann war. Bereits 1861 wird Christian Friedrich Heinrich Sachses, dem »Dr. der Theologie, herzogl. Sächs. Consistorialrath und Hofprediger, Ritter des Sachsen=Ernestinischen Haus= und des königl. hannöverschen Guelphenordens, gest. am 9. Oct. 1860«,86 gedacht. Er sei ein ausgesprochen gebildeter Mann gewesen, der an der Universität Jena seine theologische Ausbildung absolvierte und perfekt Latein gesprochen habe. Im Anschluss daran errang er im Alter von 22 Jahren unter 14 Mitbewerbern den ersten Platz des Altenburger Candidatenexams vom August 1807. Während seiner Tätigkeit als Hauslehrer wurde er 1809 von seinem damaligen Principal Dr. Starke in die Freimaurerloge von Merseburg aufgenommen. Sachse trat am 8. November 1812 endlich das Amt des Diakonus in Meuselwitz an. Diese Stelle behielt er bis zum 17. November 1823, anschließend wurde er Hofprediger in der Residenzstadt Altenburg. Im Kalender finden sich zahlreiche Indizien seiner Amtstätigkeit. Als Beispiel zu nennen sei eine Andachtsrede zur Wiederbeisetzung der Kurfürstin Margaretha von Sachsen, deren Gruft in der herzoglichen Schlosskirche eingestürzt war und wiedererrichtet werden musste.87 Zeitgleich erfolgt ein Wechsel in die Altenburger Loge der Freimaurer. Wichtig ist hierbei die enge Beziehung zu der Regentenfamilie, denn Sachse unterrichtete u.a. die Prinzessinnen in geistlichen Dingen. In dieser Position wird er nicht frei von Einflüssen auf seine Jahresrückblicke gewesen sein, zumindest schließt das kritische Töne aus, die sich tatsächlich auch nirgends finden lassen. Am 1. November 1833 folgte die Ernen-

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nung zum Konsistorialrat als drittes geistliches Mitglied der kirchlichen Oberbehörde, 1845 sogar die Ernennung zum Kanzleirat des herzogl. Landesjustizkollegiums.88 Über Sachse, der auch als Sänger auftrat und leidenschaftlich Gedichte schrieb,89 wird im Nachruf geschrieben, dass er »ein großer Verehrer der Geschichte seines Vaterlandes [war] und [...] dieselbe selbst mit vielem Eifer [trieb]«.90 Tatsächlich wird kurz darauf eine Begründung zur Einrichtung der Jahresrückblicke gegeben, die hier wörtlich zitiert werden kann und mit letzter Gewissheit seine Autorenschaft beweist: Gewissermaßen eine Fortsetzung jener Schrift [»Rückblicke auf das [n]-te Jahr der früheren Jahrhunderte«] beabsichtigte S a c h s e durch die Einrichtung, welche er seit dem Jahre 1834 dem vaterländischen Kalender gab. Statt Geschichten, wie sie der alte Kalendermann brachte, wollte er seinen Vaterlandsgenossen eine fortwährende Geschichte des Herzogthums bieten und so auch für spätere Zeiten einen Grund legen, an welchem sich dereinst die Nachkommen bei einem nothwendigen Zurückgehen auf frühere Zeiten anhalten könnten.91 Das Gesuch um Rücktritt wird im Kalender von 1860 noch von einer Stellungnahme Sachses unterstrichen, die hier ebenfalls wiedergegeben werden soll und Einblicke in seine Intention gibt: An meine Vaterlandsgenossen! Sieben und Zwanzig Jahre lang war ich bemüht, den vaterländischen Geschichts= und Hauskalender für Euch in nützlicher Weise auszustatten, nicht mit Geschichten, wie es sonst gewöhnlich geschah, sondern mit Geschichte und zwar eben mit Geschichte unseres Vaterlandes, damit er für die ihn Aufbewahrenden in der Zukunft eine Quelle werde, woraus man die geschichtlichen Zustände unsers Landes in der Vergangenheit zuverlässig erkennen könne. [...] Mein letztes Wort an sie aber ist das, was im Kalender der neuen Folge im Jahre 1834 mein erstes war: »du sollst den Herrn deinen Gott loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.« (5. B. Mos. 8, V. 10.) Am 23. Dec. 1859 Dr. Sachse.92 Sachse passt als Pfarrer auch perfekt in das Profil, das Demmler von den Mitarbeitern des Kalenders zeichnet: »Ihrer sozialen und beruflichen Herkunft nach gehörte der größte Teil der Autoren der wissenschaftlichen Intelligenz an (Lehrer, Pfarrer, Beamte, freie academ. Berufe). Sie arbeiteten unbesoldet, aus freiem Willen, aus Interesse an der historischen Vergangenheit der Heimat, als Gegenpol zur Berufsarbeit. Sie hatten wohl auch auf Grund ihres Berufes den besten Kontakt mit der Bevölkerung jedes Standes, den bequemsten Zugang zu den Archiven und schließlich die entsprechenden Vorkenntnisse«.93 Unabhängig vom Publikum »erlaubt [der Jahresrückblick] schließlich [...] einen Rückschluss auf die geistige Verfasstheit zumindest des [...] Kalenderautors«.94 Neben dem politischen Teil der Jahresberichte steuerte von 1834 bis 1843 »auf Bitten eines seiner älteren Freunde«95 – möglicherweise Sachse selbst – der Pfarrer Ernst Jonathan Ferdinand Hesselbarth die Ernteberichte bei. 4. TEXTBEITRÄGE 1800-1850 Bei der Untersuchung der Textbeiträge ist der historische Ursprung dieses scheinbaren Mehraufwands des Kalendermachers zu beachten. Kalender in ganz Europa96 unterteilten sich ursprünglich in Kalendarium und Prognostikum/Praktik. Zweiteres bot »medizinische[...] Behandlungsmethoden [wie] [...] [die] in der beginnenden Neuzeit zu

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weiter Anerkennung gelangte[...] Iatromathematik«97 und spielte für den Erwerb eine wesentlich größere Rolle als die Monatstafeln.98 Spätestens nach dem Dreißigjährigen Krieg begann man, die Glaubwürdigkeit der inzwischen ausufernden Prophezeiungen anzuzweifeln, das Prognostikum entwickelte sich zu einem bloßen Anhang. Die frei gewordenen Rektoseiten gegenüber den Monatstafeln wurden durch Verzeichnisse der Jahrmärkte usw. ergänzt und konnten nun für Notizen genutzt werden; laut Klaus Matthäus ein Indiz für die Schriftlichkeit im täglichen Leben.99 Der frei gewordene Raum wurde bald auch mit historischen Beiträgen gefüllt, die teilweise über Jahrgänge hinweg fortgesetzt worden sind. Eine Entwicklung hin zu den moralisch-lehrhaften Kalendergeschichten des 18. und 19. Jahrhunderts ist erkennbar.100 Diese Erweiterung des inhaltlichen Angebots kann als Bemühung seitens der Verleger gedeutet werden, das Produkt »Kalender« den Rezipienteninteressen entsprechend verkäuflicher zu gestalten,101 obwohl die Kalenderproduktion zu den Grundeinnahmen der Druckereien gehörte102 und fast jeder sich einen solchen leisten konnte.103 »Liebliche Historien« finden sich schon 1570 und sorgen zu diesem Zeitpunkt bei manchen Kalenderschreibern noch für Ablehnung.104 Die Verbreitung dieser »lesbaren Materien« in den Kalendern des 19. Jahrhundert ist schließlich ein Zeichen der Etablierung dieser Kaufanregung. Chroniken und Historien sind demnach kein Phänomen des 19. Jahrhunderts, sondern durchaus älter. Der ›Altenburger Geschichts- und Hauskalender‹ reiht sich in diese Entwicklung mit ein und richtet sich auch grundsätzlich nach Moden, wie Bekundungen des Autors eindeutig belegen.105 Eine ausführliche Chronik des Herzogtums Altenburg wird in den Jahrgängen 18061809 abgedruckt. Beginnend mit dem Hochmittelalter werden in einzelnen Etappen vor allem politische Ereignisse und Herrschergeschichte bis ins Jahr 1808 nachgezeichnet. Sie ist so umfangreich, dass neben ihr keine weiteren Texte Platz finden. Andere Beispiele einer weit zurückreichenden Rückschau sind die »Beyträge zur ältern und neuern Kriegsgeschichte« von 1814, ein Beitrag zu Martin Luther und der Reformation anlässlich des Jubiläums im Jahr 1818, die »Geschichte von Sachsen« von 1819, ein Beitrag über »Entstehung und Wachstum der türkischen Macht, oder Geschichte der Osmanen bis zu Eroberung von Constantinopel« von 1822 und »Rückblicke auf das Jahr 1547 und die Schicksale Altenburgs und der Umgebung in jener Zeit« von 1847. Als regelrechte Rubrik erweisen sich die »vaterländischen Denkwürdigkeiten aus dem [xx]ten Jahre der früheren Jahrhunderte« von Dr. Sachse, die erstmals 1825 auftauchen und mit Ausnahme der Jahre 1828 und 1834-1839 bis 1840 eingefügt sind. Leider findet sich neben der Abschiedserklärung von Dr. Sachse im Kalender selbst keinerlei Begründung oder Absichtserklärung, warum dieser Vergangenheit gedacht wurde. Es kann mit großer Wahrscheinlichkeit aber davon ausgegangen werden, dass diese Historien vaterländische Gesinnung und Heimatverbundenheit befördern sollten. Interessant ist die Einstellung dieser Rubrik mit dem Aufkommen des ersten Jahresberichts im Jahr 1834, auf den später noch einzugehen ist. Eine befürchtete Doppelbelastung des Autors beider Rubriken wird für diesen Schritt ausschlaggebend gewesen sein. Von den »vaterländischen Denkwürdigkeiten« reichen fünf bis ins 15. Jahrhundert, vier sogar bis ins 14. Jahrhundert zurück. Ähnlich wie bei der Chronik wird hier an bedeutende Ereignisse erinnert, die aufs gleiche Jahr in die Jahrhunderte zuvor fallen. Ent-

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sprechend des zeitlichen Abstandes werden diese nicht in eine Beziehung zur Gegenwart des Kalenders gesetzt. 4.1. Aberglaube als mögliche Leserbindung Noch im 17. Jahrhundert nahm die Astrologie einen großen Stellenwert im Prognostikum der Kalender ein. Im Kontext der Sonnenfinsternis vom 2./12. August 1654 finden sich zahlreiche Abhandlungen über das bevorstehende Ereignis als »ein sichtbarer Zornspiegel deß lieben Gotts«.106 Die Befürchtungen gehen sogar so weit, dass im Jahr der Finsternis 19 von 43 Kalendermacher darin einen Vorboten des Jüngsten Tages sehen. Wenige von ihnen äußern an der astrologischen Auslegung der Himmelsbewegungen Kritik.107 Es gab »bis zu diesem Zeitpunkt in den deutschen Massenmedien, insbesondere den Schreibkalendern, keine Stellungnahme [...], in der sich ein Verfasser prinzipiell gegen astrologische Wirkungen von Finsternissen aussprach«. Durch das Ausbleiben des Weltuntergangs vollzog sich in den kommenden Jahrzehnten allmählich ein Wandel dieser Auffassung, der bald dazu führen sollte, dass die Verfasser der Kalender dazu übergingen, »den Sonnen- und Mondfinsternissen jegliche Bedeutung für das irdische Geschehen abzusprechen«.108 Die jahrhundertelang tradierte Deutung dieser Ereignisse als Zeichen göttlicher Strafe wird durchbrochen und Zweifel werden öffentlich artikuliert.109 Dieser Transformationsprozess ist äußerst langwierig und wird seine Ursachen auch in den Befindlichkeiten großer Teile der Bevölkerung gehabt haben, die sich scheinbar doch in großem Maße auf diese Vorhersagen stützten. Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein finden sich noch Schreibkalender, in denen diese abergläubischen Elemente, wenn auch im Umfang reduziert, vorhanden sind. Ein schneller Niedergang der Astrologie ist eher noch an den Universitäten festzustellen,110 findet sich aber natürlich nicht deckungsgleich im Volkslesestoff Schreibkalender wieder; hier musste sich der Verfasser nach den Bedürfnissen der Leser richten, wenngleich wiederholt Versuche einer Abschaffung von Vorhersagerei gemacht wurden.111 Der unbekannte Autor des Lemma »Calender« in Zedlers Universal-Lexicon schlägt in dieselbe Kerbe, wenn er »die ganze Sache [als] ungegründet und falsch« bezeichnet und erkennt, dass »der gemeine Mann aus Aberglauben keinen solchen Calender kaufen will, darinnen die Wetter=Prophezeyungen weggelassen sind; so ist man genöthiget worden, diese üble Gewohnheit beyzubehalten«.112 Im ›Altenburger Geschichts- und Hauskalender‹ finden sich vor 1850 drei Jahrgänge, in denen Aberglauben kritisch thematisiert und als solcher behandelt wird. 1750 erläuterte Gottfried Günther (?), dass »man den Krieg, Frieden, Gesund= und Kranckheiten, wie auch andere Zufälle und Welt=Händel, nicht der vorgeblichen Würckung derer Gestirne zuschreiben kan; also kan man auch die Fruchtbarkeit und Mißwachs eines Jahres nicht aus denen Aspektecten errathen«. Er geht sogar soweit, die Leichtgläubigkeit vorangegangener Generationen deutlich zu benennen: »Unsere Vorfahren sind in diesem Stücke sehr abergläubisch gewesen, [...] man [hat] von ihnen die alte Gewohnheit biß dato noch behalten, [...] und diese Sachen [Thorheiten und Aberglauben], ohne den geringsten Grund, aus dem Gestirne prophezeyen will«.113 Dieser Kritik folgen nur drei Jahrgänge ohne Voraussagen dieser Art, bevor sie 1754 wiederkehren. Es kann vermutet werden, dass die Käuferschaft auch hundert Jahre nach dem ersten wissen-

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schaftlichen Diskurs über Sinn und Unsinn der Astrologie derselben noch immer einen hohen Stellenwert einräumte. Um so drastischer meldete sich der unbekannte Kalendermacher 1797 zu Wort, als erstmals umfangreiche Änderungen am Erscheinungsbild114 des Schreibkalenders vorgenommen worden sind: Kein Mensch, den nicht Natur und Erziehung ganz verwahrloset hat, glaubt heut zu Tage mehr an die unsinnigen Prophezeyhungen des Wetters, unsers Schicksaals, oder wohl gar großer Weltbegebenheiten, aus dem Sonnenscheine an den Zwölfnächten. Wem [sic] nicht seine gesunde Vernunft von diesem dem [sic] Menschlichen Verstand entehrenden Aberglauben abgezogen hat, nachdem die Welt nach und nach klüger worden ist, den hat die jährliche gegentheilige Erfahrung ungläubig gemacht. Eben also giebt es nur noch sehr wenige so schwachsinnige Menschen unter uns, welche dem Vorurtheile anhängen, als ob ein Tag vor dem andern, dem Aderlaßen und Schröpfen, dem Säen und Pflanzen und dergleichen günstig sey. [...] Noch weit allgemeiner ist der thörichte Wahn unter uns erloschen, als ob der bloße verschiedene Stand der übrigen zu unserm Sonnensysteme gehörigen Planeten auf den unsrigen und dessen Bewohner einigen Einfluß haben könne.115 Die Ankündigung, nie wieder Vorhersagen zu treffen, wird aber nicht erfüllt, und 1825 schließlich folgt die nächste Stellungnahme im Altenburger Hauskalender. Die roten Hervorhebungen,116 die 1797 abgeschafft wurden, finden ab 1825 wieder Eingang und werden mit einer Anpassung an das Erscheinungsbild umliegender Kalenderreihen begründet. Aber trotzdem soll »mit dem alten Kleide [...] nicht etwa [der] [...] alten Unsinn und Aberglauben wieder[kehren]. Das wolle Niemand fürchten; damit würde er in unsrer hellen Zeit und in unserm aufgeklärten Lande auch nicht ankommen; die Schulkinder würden ihn auslachen«. Interessanterweise werden Vorhersagen aber nicht vollständig abgelehnt: »Welcher Planet die Welt in jedem Jahre regiere, das wollen die Leute jetzt sichrer von Congressen schließen und aus Zeitungen abnehmen, als aus dem Kalender; [...] Wetterprophezeiungen – nun die muß er wohl geben, weil man sie einmal bei ihm noch sucht; aber er nennt sie blos Wettervermutungen, und für das Eintreffen leistet er keinen Heller Caution«. Tatsächlich wurde schon in einem Kalender von Georg Fabricius [das ist Georg Schmidt, Verfasser aber ist Gottfried Kirch]117 im Jahre 1687 gefordert, dass seine Leser besser Zeitung lesen sollten, anstatt sich auf die astrologischen Kriegsprophezeiungen zu verlassen;118 ein ähnlicher Hinweis findet sich auch noch wesentlich früher im Wiener Schreibkalender für 1628, wo empfohlen wird, »kainen Practicanten, er schreye oder schreibe nun vom Krieg was er wölle/ glauben [zu] begeben. Sondern vielmehr hören/ was man von geschehenen Dingen sagt/ vnd in den Wochentlichen Ordinarij Zeitungen vom Krieg/ vnd denen Schlachten so dort oder da geschehen schreibet«.119 Ein Brandenburger Kalender-Patent vom 10. Mai 1700 nahm »auf die inhaltliche Beliebigkeit dieser Materien amtlichen Einfluß« und verbot »ungeziemende Lügen-Historien, nichtige Weissagungen, auch schadbare Gespräche«.120 Die Entwicklung hin zu den Jahresberichten betreffend ist die Feststellung, »also gezieme es auch dem Staatsbürger, sein Vaterland etwas genauer zu kennen, als blos nach der Hufe die er besitzt«121 außerordentlich interessant. Hier wird bereits eine Bindung zur Heimat beworben, die erst später wortreich propagiert wird.

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4.2. Berichte und Porträts von Napoleon Stellungnahmen zum politischen Geschehen finden sich im Altenburger Hauskalender erst verhältnismäßig spät. Der französische Kaiser Napoleon wird erstmals 1815 in der »kurze[n] Geschichte der merkwürdigsten Kriegsbegebenheiten zwischen den hohen verbündeten Mächten und den Heeren des Kaisers von Frankreich, von Eröffnung der Feindseligkeiten im August 1813 bis zur völligen Niederlage des Kaisers Napoleon Bonaparte«122 erwähnt. Von einer Bewunderung der militärischen Erfolge Napoleons und einer respektvollen Kenntnisnahme seiner politischen Karriere123 kann im Altenburger Hauskalender keine Rede sein, genauso wenig von »eine[r] unübersehbare[n] antinapoleanische[n] Opposition«.124 Vor seiner Niederlage bei Leipzig findet er dort nicht einmal Erwähnung. Lediglich 1816 folgt eine »Geschichte der neuesten Zeit« mit klarer antinapoleanischer Haltung: »In dieser Begeisterung und mit diesem Heldenmuthe wurde das Joch zerbrochen, daß schändend auf unserm Nacken lag, und einer der schönsten Siege wurde gewonnen, deren die Jahrbücher der Menschen gedenken.«125 Der Tonfall verwundert nicht, denn Altenburg wurde vom politischen Geschehen um den französischen Kaiser stark mitgenommen. Für die Stadt, die zu diesem Zeitpunkt gerade 11.000 Einwohner fasste, war »das Jahrzehnt von 1805-1815 [...] eine Zeit schwerster Bedrängnis«.126 Nach anfänglicher Neutralität musste Sachsen-GothaAltenburg selbige aufgeben und dem Rheinbund beitreten. In Folge des missglückten Russlandfeldzuges, dem auch einige junge Altenburger zum Opfer fielen, ergriff das Herzogtum Partei für Preußen und Russland und kämpfte 1813 vom 16. bis zum 19. Oktober bei der Völkerschlacht an deren Seite gegen Frankreich und seine Verbündete. Zuvor waren »am 4. Mai [...] noch etwa 40.000 Russen zu verköstigen«,127 ehe die Stadt anschließend als Etappenstation für die aufrückende französische Armee herhalten musste. Im Rahmen der großen Völkerschlacht wurde Altenburg zum Lazarett für die Verwundeten des Gefechts. Ihre Zahl stieg enorm an, »da alle Fuhrwerke und Pferde nach Leipzig geholt worden waren« und schließlich auch »fast sämtliche Bürgerhäuser mit ihnen belegt werden mussten«.128 Insgesamt waren in Altenburg zwischen 1805 und 1819 946 Generäle, 67.604 Offiziere und 902.221 Soldaten einquartiert und verpflegt worden. Dazu kamen außerhalb der Stadt in Lagern noch 4.341 Offiziere und 210.612 Soldaten hinzu.129 Auch für Altenburg markiert also »die Völkerschlacht bei Leipzig [...] für die Napoleon-Wahrnehmung zweifellos einen markanten Wendepunkt«.130 Ein letzter Beitrag, »Buonaparte als Feldherr und erster Consul im Arbeitszimmer«,131 ist vom Altenburger Hauskalender vollständig und ohne Hinweis darauf aus dem ›Morgenblatt für gebildete Stände‹ übernommen worden.132 Dort ist auch der Autor angegeben, Generalleutenant Graf Mathieu Dumas. Der Artikel erschien zuvor im selben Jahr in Hamburg, Paris und Strasbourg133 und warnte kommende Generationen vor dem Stolz und der Hochmütigkeit, die zuvor schon den französischen Kaiser zu Fall brachten. 5. JÄHRLICHER RÜCKBLICK DURCH DEN JAHRESBERICHT Mit dem Jahrgang 1834 taucht dann erstmals ein Jahresbericht auf, der sich der Aufgabe widmet, »Beiträge zu einer künftigen Jahreschronik«134 zu liefern. Die historische Jahreschronik, auch bekannt unter dem Namen »Calendarium Historicum«, ist jedoch keine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Einer der Vorläufer des Altenburger Falls ist der Nürn-

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berger Caesius-Kalender, der 1578 »bemerkenswerte Daten aus der Geschichte in der Folge des Jahreslaufes aufführt«.135 Schon 1550 brachte Paul Eber in Wittenberg ein ›Calendarium Historicum‹ heraus und konzentrierte sich dabei vor allem auf denkwürdige Daten aus dem Leben von Fürsten, Gelehrten, Kirchenmännern und Glaubenszeugen. Wenig später, ins Jahr 1554, fällt das Erscheinen eines ›Calendarium Historicum. Ein newes lustig buchlin, darin angezeigt werden ... merckliche ahnmütige Historien, so sich vor alten vnd jetzigen zeiten, auff einen jeglichen tag zugetragen haben ...‹136 von Kaspar Goldwurm mit entsprechendem Inhalt. Oft werden diese Ereignisse noch mit Planetenaspekten in einen astrologischen Zusammenhang gebracht, ein Umstand, der im Altenburger Hauskalender längst nicht mehr zeitgemäß ist. Der Kalender stellte sich spätestens zu Beginn des 18. Jahrhunderts »als ein Periodikum dar, dessen gemeinsames Merkmal [...] die Mischung aus zweckgebundenen und mehr oder minder ergötzlichen Beiträgen war«.137 Ein Vergleich mit anderen Kalendern zeigt, dass viele von ihnen Textbeiträge aus dem Kontext der Zeitungen schöpften.138 Um 1700 herum wächst ihr Publikum rasant an, 100 Jahre später ist diese Pressegattung dann vollends etabliert und wenigstens durch Lesezirkel dem Durchschnittsbürger zugänglich. »Noch sind die Zeitungen keine Medien eines kritischen Räsonnements durch ein Publikum von Privatleuten, doch liefern sie jene Informationen, die dafür Voraussetzung sind. Sie schaffen damit die Grundlagen für eine Urteilsfähigkeit, ohne die Aufklärung nicht denkbar ist.«139 Dr. Sachse schöpfte wenigstens für die Rubriken »3) Landesgesetzgebung und Verwaltung und sonstige Landesangelegenheiten« und »5) Personalveränderungen im Staats= Kirchen= und Schuldienst« aus den offiziellen Amtsblättern.140 Auffällig an den Jahresberichten ist die ausgesprochen exakte und umfangreiche Statistik, die dem Altenburger Geschichts- und Hauskalender den Charakter eines Amtskalenders – oder zeitgenössisch: Adreß-, Hof- oder Staatskalender – verleiht. Typisch für einen Amtskalender sind auch die genealogischen Nachrichten, die schon lange vor den Jahresberichten erscheinen.141 Wenn Schwarzkopfs Vermutung, dass dieses »systematisch geordnete[...] Nahmensverzeichniss von Personen, welche gegen den Staat in besonderer Verpflichtung stehen«142 suggeriert, dass der Kalender »unter öffentlicher Aufsicht«143 angefertigt und offizielles Publikationsorgan wurde, zutrifft, können die Stellungnahmen im Hauskalender kontextualisiert werden. Fürsten verzichteten auch im 19. Jahrhundert nicht darauf, Massenmedien »zur Verbreitung von Nachrichten in eigenem Interesse zu nutzen«.144 Die vollständige Ausblendung der politischen Unruhen im Jahr 1830 wirkt diesbezüglich auch ausgesprochen verdächtig und herrschaftskonform. Hinweise auf Einflussnahme von hohen Stellen gibt bereits das Marktverzeichnis, das links neben den Jahresberichten platziert ist. Im historischen Staatsarchiv befindet sich eine Akte, die die auf höchsten Befehl für Kalender aus dem ganzen Herzogtum mit dem Jahr 1837 beginnende Einführung einheitlicher Marktverzeichnisse dokumentiert.145 Die herzogl. Sächsische Landesregierung erlässt am 7. Juni 1837 den Kalenderredaktionen Anweisung, anhand »des statistischen Vereins im Königreiche Sachsen aus officiellen Quellen zusammengestellt und [...] gedruckten Marktverzeichnisses [...] ihre eignen Marktverzeichnisse abzuändern und zu ergänzen haben [...]«.146 Passend dazu ist ein handschriftlich verfasster landwirtschaftlicher Bericht zu erwähnen, der vollkommen identisch mit dem Abgedruckten ist und dafür offensichtlich die Vorlage

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bot.147 Der Autor bediente sich in seiner Recherche u.a. einer »Uebersicht der Ernte=Erträge im Königreich Sachsen vom Jahre 1847, verglichen mit denjenigen einer Durchschnitts=Ernte und des Jahres 1846« von Th. Reuning,148 die die gleiche Kategorisierung wie der Hauskalender aufweist und scheinbar zur Kontextualisierung dienen konnte. Auf die hohen Auflagenzahlen ist bereits eingegangen worden.149 Trotz des offiziösen Charakters ist also von einem volksnahen Lesestoff auszugehen. Ob der »gemeine Mann« die ausufernden Gesetzesmitteilungen und Personalveränderungen im Staatsdienst dann auch zur Kenntnis nahm oder ob er das einfach ignorierte, ist im Nachhinein leider nicht feststellbar; eindeutige Wirkungen von Medien zu beweisen, erweist sich im Nachhinein als äußerst schwierig.150 Laut Kalenderredaktion »entspricht es dem Zweck des Hauskalenders und die darin niederzulegende Landeschronik bringt es mit sich, daß wir [...] eine gedrängte Uebersicht der [...] erlassenen Gesetze und der sonstigen höchsten Orts genehmigten Beschlüsse derselben in Bezug auf allgemeine und besondere Landesangelegenheiten zu geben versuchen«.151 Der gewöhnliche Untertan war also auf jeden Fall in den Kommunikationskreis einbezogen,152 doch die weite Verbreitung schließt eine Kommunikation innerhalb einer exklusiven Gruppe153 in Form einer Teilöffentlichkeit keineswegs aus. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Anschaffung des Kalenders ähnlich wie ein Intelligenz- / Amtsblatt mit all seinen Mitteilungen für öffentliche Einrichtungen obligatorisch war. 5.1. Zur Einteilung der Jahresberichte Der allererste Jahresbericht beginnt mit der Schilderung von Wetterereignissen und anderen Naturphänomenen. Angaben zur Temperatur sind sehr genau und erstrecken sich über das gesamte vorangegangene Jahr. »Ein Ueberblick der Witterung des Jahres 1833 bleibe, wenn die Sache Beifall findet, dem nächsten Kalender aufgespart«.154 Dass die Sache Beifall fand, kann vorweggenommen werden. Nach eigener Aussage von 1860 gab es zumindest ein paar Leser, die »mich [Dr. Sachse] durch wohlwollende Aufmunterung für manches spöttische Lächeln reichlich entschädigt haben«.155 Es folgten Schilderungen zur Ernte vom Pfarrer Ernst Jonathan Ferdinand Hesselbarth mit monatlichen Durchschnittspreisen pro Scheffel für Weizen, Korn,156 Gerste, Erbsen und Hafer. Bevölkerungsstatistiken und der Gesundheitsstand des Herzogtums schließen sich an, Informationen zu Zahl und Ausmaß der Feuersbrünste werden auch gegeben. In den Bericht finden dann auch die Politik, neue Gesetze und Ereignisse vom Hof Eingang. Abgerundet wird das Ganze dann mit der Auflistung sämtlicher personeller Änderungen bei den obersten Landesstellen, Nachrichten zum Kirchen- und Schulwesen, öffentlichen Baumaßnahmen und einem Rückblick auf die Bevölkerungszahlen 100 Jahre zuvor. Nach einigen Umsortierungen im darauffolgenden Jahrgang wird mit dem Hauskalender von 1836 erstmals eine Rubrizierung in den Jahresbericht eingeführt: 1.) Landesbewohner [Krankheitsgeschichte] [ab 1839: Auswanderung nach Amerika und Polen] 2.) Witterung und landwirthschaftliche Ereignisse [Ernte und Preise Okt 18xx-2 – Sep 18xx-1; xx=Jahrgang] 3.) Landesgesetzgebung und Verwaltung und sonstige [ab 1838 zusätzlich: allgemeine] Landesangelegenheiten

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[Feuersbrünste] [Schule, Bildung] [Kirche] [Baumaßnahmen] [ab 1843: »4.) Wissenschaftliche, künstlerische und gewerbliche Thätigkeit im Lande«; alle weiteren Rubriken folgend] 4.) Das Fürstenhaus 5.) Personalveränderungen im Staats=, Kirchen= und Schuldienst [ab 1838 stattdessen: Personalveränderungen im Hof=, Civil=, Militär=, Kirchen= und Schuldienst] 6.) Bemerkenswerthes aus der Residenzstadt [Statistischer Rückblick vor 100 Jahren; ab 1842 auf die letzten 100 Jahre in 50Jahr-Schritten; ab 1843 die letzten 200 Jahre in 50-Jahr-Schritten] Tab. 4: Zeilenumfang der Jahresberichte im ›Altenburger Geschichts- und Hauskalender‹ Jahr 1834 1835 1836 1837 1838 1839 1840 1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850

Zeilen/ Versoseiten 91 250 0 274 339 365 300 276 300 293 316 314 308 297 299 324 327

Zeilen/Praktika (2 Spalten) 644 319 647 397 720 601 904 1011 1341 1898 1175 1537 2166 1930 1978 1412 2979

Der Jahresbericht beginnt 1840 quantitativ immer weiter auszuufern.157 In dieser Informationsfülle erleichtert die Systematik der Rubriken erheblich die Auswahl der Inhalte, die für den jeweiligen Leser interessant sind. Hier sollen vor allem gesellschaftspolitische Ereignisse, über die im Kalender berichtet, in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Berichterstattung soll dabei auf subjektive Färbungen, und ob damit möglicherweise Einfluss ausgeübt werden soll, untersucht werden. Zwei Beispiele von tiefgreifender Wirkung bieten sich dafür an.

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5.2. Die Eisenbahnlinie von Leipzig nach Hof Eine erste Erwähnung findet die geplanten Eisenbahntrasse durch Altenburg im Jahresbericht von 1837. Dort wird nur kurz festgehalten, dass »die beabsichtigte Anlegung einer Eisenbahn von Sachsen nach Baiern [von Leipzig nach Hof] [...] es höchst wünschenswerth [macht], daß die hiesige Stadt von dieser Linie nicht ausgeschlossen würde«.158 Ein Verein »Patriotischer Männer«, der sich in Altenburg gebildet hatte, gab sich alle Mühe, der Stadt Altenburg den Anschluss an diese Linie zu sichern. Der Test des neuen Transportmittels sollte schon bald folgen: »Am 10. Mai [1839] reiste sie [Königin Therese von Bayern] mit ihrem Prinzen, mit dem Durchl. Prinzen Georg und dessen Frau Gemahlin, ingleichen dem Prinzen Eduard, über Leipzig auf der Eisenbahn (die eben vollendet und am 8. Apr. feierlich eröffnet worden war).«159 1840 genehmigen dann die Regierungen von Bayern, Sachsen und Sachsen-Altenburg den Bau der Trasse, die Eröffnung in der Mitte des Jahres 1842 ist bereits absehbar.160 Die dazu erforderlichen Grundstücksabtretungen werden mit § 54 des Grundgesetzes legitimiert. Im Kalender wird die Position vertreten, dass sich das »durchgängig zweckmäßig und als möglichst günstig für die beiderseitigen Interessen bewährt« habe.161 Inzwischen wird aber auch immer offensichtlicher, dass sich die Regierung mit dem Eisenbahnbau übernommen hat. Von der Landschaft mussten extra erst Mittel zu Verfügung gestellt werden, damit der Vertrag mit der Sächsisch=Bayerischen Eisenbahn überhaupt zustande kommen konnte.162 Nach einer Bauzeit von nur 15 Monaten war die Strecke LeipzigAltenburg dann fertig. Zur größeren Akzeptanz in der Bevölkerung soll dann ein Bericht über »die Eisenbahn im Herzogtum Altenburg« beitragen, der sich über die Jahrgänge 1842 und 1843 erstreckt.163 Gerade der zweite Teil spart nicht mit Bewunderung und Lob der technischen Neuerung. 1844 wird extra betont, dass ausländische Zufuhren von Schweinen über die Eisenbahn stattgefunden haben. Inzwischen nutzen in 10 Monaten auch 148.769 Personen das neue Transportmittel und führten somit zu einer Erwirtschaftung von 105.819 Talern Gewinn.164 Trotzdem finden auch Unglücksmeldungen Eingang in den Kalender. 1842 wurden durch heftige Regenfälle Abschnitte der Bahnstreckendämme weggespült, der Bürger Johann Friedrich Horn verlor dabei am 8. April sein Leben. In Zeiten der Lebensmittelknappheit erschweren die zu versorgenden Eisenbahnarbeiter die missliche Lage noch zusätzlich.165 Ihre große Anzahl lässt sich daran ablesen, dass die Bevölkerungszahlen von 1845 sinken und die Reduzierung durch den Wegzug der Bahnarbeiter nach Fertigstellung der Linie erklärt wird.166 1846 wird erstmals über ein Eisenbahnunglück berichtet, das sogleich aber in ein »gutes Licht« gerückt wird, indem der vielfach höheren Opferzahlen erinnert wird, die sich bei gleicher Menschenmenge auf Pferdegespannen ereignet hätten.167 1848 findet das Prestigeobjekt Eisenbahn allerdings ein jähes Ende. Das Herzogtum Sachsen-Altenburg hat sich finanziell total übernommen und tritt die »seit 1841 [...] vertragsmäßig zustehenden Antheile an dem gesammten Sächsisch-Baierischen Eisenbahnunternehmen [...] an die königl. Sächs. Verwaltung [ab]«.168 5.3. Industrialisierung und Auswanderung aus Altenburg im Vormärz Altenburg kam durch seine geographische Lage im Thüringer Territorium an der sächsischen Grenze eine »Scharnierfunktion« zu.169 Dem Revolutionsjahr 1848 ging eine Zeit

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wirtschaftlich rasanter Entwicklung voraus. Neben der bereits erwähnten neu verlegten Eisenbahntrasse, der ersten in Thüringen, sorgte auch in Altenburg die zunehmende Industrialisierung zu veränderten Produktionsbedingungen für zuvor handwerklich geprägtes Gewerbe. Altenburg hatte sich mit rund 15.000 Einwohnern170 »zur größten Stadt im kleinstaatlichen Thüringen entwickelt«.171 Von der wirtschaftlichen Entwicklung war auch die Hofbuchdruckerei betroffen, die nach und nach in drei Schnellpressen investierte und damit kurzfristig auf Mitarbeiter verzichten konnte. Auf lange Sicht blieb dem Unternehmen aber keine Wahl, wollte es in seiner Branche konkurrenzfähig bleiben, wenn auch mit Ausbau der Produktion spätere Neueinstellungen nicht ausgeschlossen waren. Für die Betroffenen konnte ein solches Argument kein Trost sein, denn durch den noch herrschenden Zunftzwang, Kapitalmangel und die ausländische Konkurrenz wurde die Situation nochmals verschärft. Sie kam zustande, weil sich der Wirtschaft- und Handelsraum durch den Thüringischen Zoll- und Handelsverein vom 10. Mai 1833 und den Beitritt zum Gesamtzollverein enorm vergrößerte. Ab 1835 wird davon im Kalender jährlich Nachricht gegeben, vor allem in Form von Zolleinnahmen. Tab. 5: Auswanderungen aus Sachsen-Altenburg Jahresrückblick 1839 1840 1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850

USA 110 180 30 18 24 4 10 9 40 87 70 194

Polen 40 28 465 0 8 5 147 7 1 0 0 0

Im Ort Ronneburg trieb 1841 die Einführung großer Maschinen viele Handwerksmeister und Gesellen aus Angst um den Arbeitsplatz zur Maschinenstürmerei.172 Dieses Ereignis findet im Jahresbericht von 1842 eine sehr negative Kommentierung, von »eine[r] Rotte Uebelgesinnter« ist dort die Rede und von dem glücklichen Gelingen, »die Ruhe und Ordnung alsbald wieder herzustellen«.173 Der Wunsch nach »Ruhe und Ordnung« passt in den Kontext der Vaterlandsliebe und dem Gehorsam gegenüber der Obrigkeit. Dass dieser Zustand vorerst auch wieder eintrat, lässt sich daran ablesen, dass 1843 die Herren Dammsch und Munzer in ihrer Ronneburger Fabrik wieder eine Dampfmaschine stehen haben.174 Einen, wenn auch knappen Hinweis auf die beginnende Pauperismuskrise gibt schon der Kalender von 1834, indem festgestellt wird, dass es »in den Fabrikorten unsres Landes [...], wenn auch um dürftigen Lohn, für Weber,

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Spinner etc. doch Arbeit [gibt]«.175 Anfang der 1840er Jahre kommt dann noch eine Münzverschlechterung hinzu, die eine Krise näher rücken ließ.176 Sowohl die Verelendung von Teilen der Bevölkerung, zumindest die Furcht vor Armut, als auch die Hoffnung auf Wohlstand und Glück trieben auch Untertanen des Herzogtums Sachsen-Altenburg zur Auswanderung.177 Im Kalender wird diese Entwicklung bei der ersten Erwähnung 1839 sehr kritisch kommentiert. Die Emigranten wären »meist Landleute von unbescholtenem Wandel, [die] nicht aus Unzufriedenheit mit den Staatsverhältnissen, oder aufgeregt durch einen politischen Unabhängigkeitsschwindel, sondern lediglich aus religiösen Beweggründen und in der finstern Besorgniß, es werde die evangelisch=lutherische Lehre und Kirchenordnung aus dem Wiegenlande der Reformation verschwinden« das Land verlassen.178 Aus dieser Anklage geht deutlich der Seelsorger Sachse hervor. Drastisch malt er seiner Leserschaft aus, was sie in der neuen Welt zu erwarten haben, die er gegen das »Vaterland« ausspielt: [Sie] gaben ihre günstigen Verhältnisse, ihr sichres Besitzthum, ihre theuersten Familienverbindungen hin, um in Amerika’s Urwäldern sich eine eingebildete Freistätte für ihren Glauben zu erbauen, dort, wo das Sectenwesen heimischer ist, als in irgend einem Lande und wo alle Formen des Glaubens, Unglaubens und Wahnglaubens sich in der buntesten Mischung neben und untereinander bewegen. [...] Die Erfahrung wird dem schönen Phantasiebilde, wie in hundert ähnlichen Fällen, binnen kurzer Zeit eine ganz andre Gestalt geben und den Hinweggezogenen es schmerzlich fühlbar machen, wie ein auf geschichtlichem Grunde beruhendes, wohlgeordnetes Kirchen= und Schulwesen, dergleichen sie im Vaterlande mit ungerechten Klagen und nicht ohne geistlichen Stolz aufgaben, Vortheile gewährt, die sie unter völlig abweichenden Verhältnissen und Einrichtungen in einem fremden Erdtheile nicht sogleich, am wenigsten in größerer Vollkommenheit, herbeizaubern lassen.179 Selten findet sich im ›vaterländischen Geschichts= und Hauskalender‹ eine Stelle, die der patriotischen Namensgebung so sehr gerecht wird. Im darauffolgenden Jahrgang wird die Auswanderung noch mehr dramatisiert, Sachse geht nun sogar dazu über, sich eine sprachliche Spitze zu leisten und nennt diese Auswanderung im direkten Anschluss an den Gesundheitsbericht des Herzogtums »epidemisch«.180 Subtiler, aber nicht weniger scharf erscheint im Jahresbericht von 1843 die Aussage, dass »die Lust dazu nur etwa noch bei einer gewissen Art von Leuten vorhanden zu seyn [scheint], die auf Gerathewohl auch das Letzte wagen«.181 Dazu passt schließlich auch der negativ eingefärbte Befund, dass mehrere Auswanderer »zur großen Belästigung für ihre Heimathsgemeinden« zurückkehrten.182 Interessanterweise wird unmittelbar vor Ausbruch der Revolution im Kalender von 1848 noch ein demonstrativ friedliches Bild der Altenburger Kirchenverhältnisse gezeichnet: Wo für Kirchen, Schulen und damit zusammenhängende Anstalten so viel geschieht und in den langen Friedensjahren geschehen ist, als bei uns, da kann es überhaupt um das Kirchenwesen nicht übel stehen. Von Streitigkeiten, Spaltungen und Parteien, die jetzt in andern Ländern auf kirchlich=religiösem Gebiet beunruhigende Erscheinungen wahrnehmen lassen, wissen wir in unserm Vaterlande nichts, erfreuen uns vielmehr eines ungestörten Friedens, der auf Vertrauen beruht und wiederum Vertrauen befördert und unter dessen Schirm noch vieles Gutes gedeihen wird.183

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SCHLUSSBETRACHTUNG Der ›Sachsen-Altenburgische vaterländische Geschichts- und Hauskalender‹ wird aus heutiger Sicht seinem Namen in geradezu komischer Weise gerecht: Er liefert Geschichten für Menschen, die zu Hause bleiben sollen. Das »Vaterland« und der Regent werden in den höchsten Tönen gelobt, eine scharfe Trennlinie zum amerikanischen Ausland gezogen, wie in den Stellungnahmen zur Auswanderung deutlich wurde. Im Grunde war nach der Ermittlung des Kalenderautors und wegen der Einflussnahme seitens der Regierung, der er sich kontinuierlich ausgesetzt sah, nichts anderes zu erwarten. Wenn ein Staatsdiener die Redaktion besorgt, kann nicht mit kritischen Tönen gegenüber Landesbehörden oder gar dem Souverän gerechnet werden. Sachse verhält sich so, wie es von einem Untertan erwartet wird: Er gibt sich friedlich und ist dankbar für das, was er hat. Gegen die Erschütterungen der Moderne wappnet ihn sein Glaube und die Liebe zur Heimat, die nicht mit dem Schicksal hadert. Trotzdem überrascht der Umfang, mit dem von offizieller Seite Einfluss auf die Redaktion geübt wird. Dass der Kalender unter praktisch vollständiger Kontrolle der Regierung steht, konnte vorher so nicht geahnt werden. Selbst das eigenverantwortliche Handeln des Hofbuchdruckereibesitzers Heinrich August Pierer kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihm aufgrund seiner Zensurvergehen viele Ausrutscher nicht mehr zugestanden worden wären. Dementsprechend war ein Eingriff in die Redaktion ohne Kenntnisnahme der Regierung ausgeschlossen. Wäre im Kalender auch nur einmal kritisches Gedankengut transportiert worden, dann hätte es für Sachse oder Pierer unmittelbar Folgen gehabt, die in einen sozialen Abstieg gemündet wären. Auf der anderen Seite darf nicht unterschlagen werden, dass zumindest im Fall von Sachse die Parteinahme für die Monarchie sehr glaubhaft ehrlich gemeint war. Das geht aus den Zeugnissen hervor, die er gegeben hat und die zitiert worden sind. Abgesehen von der Stringenz seiner Lobesworte auf die Heimat bezieht er doch immer sehr direkt Stellung, wie das verkündete Gesetz gegen »Tumultuanten« und seine Abneigung gegen Protest zeigen. Pierer kämpfe in den Freiheitskriegen, auch er wird ein Interesse an einem starken Deutschland gehabt haben. Bemerkenswert ist der Einfluss seines alten Weggefährten Julius Campe, der ihn in existenzieller Sorge aber nicht mehr erreicht. Der Druckereibesitzer gibt sich damit unfreiwillig patriotisch, wenn es um die Grundlage seines Geschäfts geht. Insgesamt sollte es nicht überraschen, »daß der Kalender keine politische Aufklärung bietet, den Konsumenten in gewollter Unwissenheit läßt«.184 Die Aussparung der Politik ist ein gängiges Phänomen bei vielen Kalendern. Im Altenburger Fall ändert sich das leicht mit Beginn der Revolution von 1848, die von Sachse zwar nicht attackiert, aber scheinbar sehr zurückhaltend beobachtet wird. Die Berichterstattung über das Fürstenhaus wird aufrechterhalten und wirkt in Zeiten gesellschaftlichen Wandels nicht nur obrigkeitstreu, sondern bisweilen auch unfreiwillig komisch. In dem Moment, mit dem die Revolution scheitert, wird klar sein, dass Medien »nicht einfach gesellschaftliche Prozesse ab[bilden], sondern [...] [als] Faktoren des historischen Wandels«185 betrachtet werden müssen. Dieser Möglichkeit stellt sich der ›Altenburger Hauskalender‹ ganz klar nicht. Vielleicht ist auch diese Beharrlichkeit, an den etablierten Dingen festzuhalten, Grund seiner andauernden Langlebigkeit.

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Holger Böning u.a. (Hgg.): Deutsche Presseforschung. Geschichte, Projekte und Perspektiven eines Forschungsinstituts der Universität Bremen. Nebst einigen Beiträgen zur Bedeutung der historischen Presseforschung. Bremen: edition lumière 2004 (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 13), S. 7. Eckhart und Martina Reinhold (Hgg.): Altenburger Geschichts- und Hauskalender. 1. Jahrgang in neuer Folge, Altenburg: Reinhold 1991, S. 4. Vgl. Josef Seethaler: Die Kalenderdrucke – ein frühes »Massenmedium«? Anmerkungen zu einigen Charakteristika der Wiener Kalenderproduktion des 15. bis 17. Jahrhunderts. In: Astrid Blome (Hg.): Zeitung, Zeitschrift, Intelligenzblatt und Kalender. Beiträge zur historischen Presseforschung. Bremen: edition lumière 2000 (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 1), S. 223-236, S. 229. Vgl. Klaus-Dieter Herbst: Das Neueste im Jahresrhythmus – Zur Professionalisierung des Kalenderwesens im 17. Jahrhundert. In: Astrid Blome / Holger Böning (Hgg.): Presse und Geschichte. Leistungen und Perspektiven der historischen Presseforschung. Bremen: edition lumière 2008, S. 97-124, S. 102. Vgl. Werner Greiling: Die historische Presselandschaft Thüringen. In: Blome (Hg.) (2000) S. 67-84, S. 68 (wie Anm. 3). Vgl. Esther-Beate Körber: Zeitungsextrakte. Kommentierte Biobibliographie einer funktionellen Gruppe frühneuzeitlicher Publizistik. Bremen: edition lumière 2012 (= Presse und Geschichte - Neue Beiträge, Bd. 47). Klaus-Dieter Herbst: Der Kalenderschatz im Stadtarchiv Altenburg. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, Bd. 9, 2007, S. 211-239, S. 211; vgl. Seethaler (2000) S. 223 (wie Anm. 3). Vgl. Klaus Matthäus: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 9, 1969, Sp. 965-1396, Sp. 1000. Diese Feststellung gilt auch noch im 19. Jahrhundert; in einem Beschwerdeschreiben des herzoglich Sächsischen Konsistoriums zu Altenburg vom 25. Januar 1831 zur Mangelhaftigkeit des Altenburger Geschichts- und Hauskalenders heißt es, dass der »Kalender nächst dem Gesangsbuche diejenige Druckschrift ist, welche in die meisten Hände kommt«. ThStA, Landesregierung zu Altenburg II, Nr. 1386, S. 1. Matthäus (1969) Sp. 998 (wie Anm. 8). Vgl. Adrian Beier: Kurtzer Bericht von Der nützlichen und Fürtrefflichen Buch-Handlung und Deroselben Privilegien. Jena: Meyer 1690, S. 35. Hier ist im Besonderen die Grimmelshausen-Forschung anzuführen. Vgl. Peter Heßelmann (Hg.): Grimmelshausen als Kalenderschriftsteller und die zeitgenössische Kalenderliteratur. Bern u.a.: Lang 2011. (= Simpliciana, Beiheft 5). Klaus-Dieter Herbst: Schreibkalender der Frühen Neuzeit im Spiegel der Altenburger Kalendersammlung. Zit. nach: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=16506 (abgerufen am 20.04.2013). Harald Fricke (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Berlin: de Gruyter 2000, S. 216; vgl. Wilhelm H. Riehl: Volkskalender im 18. Jh. [1852]. In: Wilhelm H. Riehl: Culturstudien aus drei Jahrhunderten. Stuttgart: Cotta 1859, S. 38-56. Vgl. Klaus-Dieter Herbst: Verzeichnis der Schreibkalender des 17. Jahrhunderts. Jena: Verlag HKD 2008 (= Acta Calendariographica – Forschungsberichte, Bd. 1), S. 20. Jan Knopf: Kalender. In. Ernst Fischer / Wilhelm Haefs / York-Gothart Mix (Hgg.): Von Almanach bis Zeitung. Ein Handbuch der Medien in Deutschland 1700-1800. München: Beck 1999, S. 121-136, S. 121.

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Holger Böning (Hg.) / Emmy Moepps (Bearb.): Deutsche Presse. Bibliographische Handbücher zur Geschichte der deutschsprachigen periodischen Presse von den Anfängen bis 1815. Bd. 1.1: Hamburg. kommentierte Bibliographie der Zeitungen, Zeitschriften, Intelligenzblätter, Kalender und Almanache sowie biographische Hinweise zu Herausgebern, Verlegern und Druckern periodischer Schriften. Bad Cannstatt u.a.: Frommann-Holzboog 1996, S. XXVII. Herbst war es auch, dem die Entdeckung der Altenburger Kalendersammlung am 24. Oktober 2006 im Rahmen eines DFG-Projekts zur »wissenschaftliche[n] Professionalisierung des Kalenderwesens im 17. Jahrhundert im Kontext der Frühaufklärung« gelang. Er wurde auf die Existenz dieser Sammlung durch einen Hinweis in einer Forschungsarbeit von 1893 aufmerksam, dem seither aber nicht nachgegangen worden war. Vgl. Herbst (2007) (wie Anm. 7); Herbst (2008) S. 49-51 (wie Anm. 14). Einzelne Aufsätze liegen vor in: Klaus-Dieter Herbst (Hg.): Astronomie – Literatur – Volksaufklärung. Der Schreibkalender der Frühen Neuzeit mit seinen Text- und Bildbeigaben. Bremen: edition lumière 2012 (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 67). Vgl. Gerhardt Petrat: Einem besseren Dasein zu Diensten. Die Spur der Aufklärung im Medium Kalender zwischen 1700 und 1919. München: Saur 1991. Vgl. Matthäus (1969) (wie Anm. 8). Vgl. Josef Seethaler: Das Wiener Kalenderwesen von seinen Anfängen bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte des Buchdrucks. Wien: Universität Wien 1982. Vgl. Harmut Sührig: Die Entwicklung der niedersächsischen Kalender im 17. Jahrhundert. Frankfurt a.M.: Buchhändler-Vereinigung 1979; Harmut Sührig (Hg.): Kalendergeschichten aus Niedersachsen. Husum: Husum Druck- und Verlagsgesellschaft 1985. Vgl. Susanne Greilich / York-Gothart Mix (Hgg.): Populäre Kalender im vorindustriellen Europa. Der »Hinkende Bote«/»Messager boiteux«. Kulturwissenschaftliche Analyse und bibliographisches Repertorium. Ein Handbuch. Berlin u.a.: de Gruyter 2006; Susanne Greilich / York-Gothart Mix (Hgg.): Französischsprachige Volksalmanache des 18. und 19. Jahrhunderts. Strukturen, Wandlungen, intertextuelle Bezüge. Heidelberg: Winter 2004 (= Studia Romanica, Bd. 119). Vgl. Wolfgang Hameter (Hg.): Ideologisierte Zeit. Kalender und Zeitvorstellungen im Abendland von der Antike bis zur Neuzeit. Innsbruck: Studienverlag 2005 (= Querschnitte. Einführungstexte zur Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte, Bd. 17). Vgl. Katharina Masel: Kalender und Volksaufklärung in Bayern. Zur Entwicklung des Kalenderwesens 1750 bis 1830. St. Ottilien: EOS-Verlag 1997 (= Forschungen zur Landes- und Regionalgeschichte, Bd 2). Wie Anm. 23; vgl. York-Gothart Mix (Hg.): Der Kalender als Fibel des Alltagswissens. Tübingen: Niemeyer 2005 (= Hallesche Beiträge zur europäischen Aufklärung, Bd. 27); YorkGothart Mix (Hg.): Almanach- und Taschenbuchkultur des 18. und 19. Jahrhunderts. Wiesbaden: Harrassowitz 1996 (= Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 69); York-Gothart Mix: Die deutschen Musen-Almanache des 18. Jahrhunderts. München: Beck 1987; York-Gothart Mix: Kalender? Ey, wie viel Kalender! Literarische Almanache zwischen Rokoko und Klassizismus. Ausstellung im Zeughaus der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 15. Juni bis 5. November 1986. Wolfenbüttel: Schäfer 1986 (= Ausstellungskataloge der HerzogAugust-Bibliothek, Bd. 50); York-Gothart Mix (Hg.): Deutsch-amerikanische Kalender des 18. und 19. Jahrhunderts. Bibliographie und Kommentar. Berlin: de Gruyter 2012. Vgl. Teresa Tschui: Wie solche Figur zeiget. Der schweizerische Volkskalender als Bildmedium vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Bremen: edition lumière 2009 (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 40).

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Vgl. Norbert D. Wernicke: »... kurz, was sich in den Kalender schikt. « Literarische Texte in Schweizer Volkskalendern von 1508 bis 1848. Eine Bestandsaufnahme. Bremen: edition lumière 2011 (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 60). Helga Meise: Das archivierte Ich. Schreibkalender und höfische Repräsentation in HessenDarmstadt 1624-1790. Darmstadt: Hessische Historische Kommission 2002 (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission; Neue Folge, Bd. 21). Auch und gerade von vorher genannten AutorInnen. Vgl. Seethaler (2000) (wie Anm. 3). Das Fischer-Lexikon Geschichte verzichtet selbst in der aktuellen Ausgabe von 2003 im Kapitel »Kommunikation und Medien« trotz Nennung der Pressegattungen Zeitung und Zeitschrift sowohl auf die Erwähnung von Intelligenzblättern als auch von Kalendern. Vgl. Richard van Dülmen (Hg.): Das Fischer Lexikon Geschichte. Aktualisierte, vollst. überab. und erg. Aufl. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verlag 2003. Vgl. Manfred Hanisch: Politik in und mit Kalendern (1500-1800). Eine Studie zur Endterschen Kalendersammlung in Nürnberg. In: Jahrbuch für Fränkische Landesforschung, Bd. 49, 1989, S. 59-76. Greiling (2000) S. 68 (wie Anm. 5); vgl. Katharina Middell: Eine Verlagslandschaft von 1800. Buchhändler und Verleger in Thüringen. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, Bd. 11, 2009, S. 25-59, S. 28. Vgl. Tab. 1. Mit dem Jahr 1825 ändert sich der Titel von ›Privilegierter Hauskalender für das Herzogthum Altenburg‹ auf ›herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender‹. Interessant hierbei ist die Tatsache, dass das Herzogtum Sachsen-Altenburg erst 1826 entstand, hier also ein Vorgriff stattfindet. Der Kalendertitel wird dann bis mindestens 1911 beibehalten, lediglich 1834, im Jahr des ersten Jahresrückblicks, um »Neue Folge nach verbesserter Einrichtung« bzw. ab 1840 um »[n]ter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung« ergänzt. Bis einschließlich des Jahrganges von 1825 lautet die erste Rubrik des Kalenders »Geburtstage des herzogl. Sachsen-Gotha- und Altenburgischen Hauses«. 1826 ändert sich das zu »Geburtstage der zur Zeit gemeinschaftlich Durchlauchtigsten Landesherren, wie auch der übrigen Glieder des herzogl. Sachsen-Gotha- und Altenburgischen«, bevor im folgenden Jahrgang sehr ausführlich die »Geburtstage der bisherigen Durchlauchtigsten Landesherren; Geburtstage der verwitweten Herzoginnen von Sachsen-Gotha und Altenburg; Geburtstage der übrigen Glieder des Durchl. Sachsen-Hildburghausischen Hauses« aufgelistet werden. Ab 1828 etabliert sich die Rubrik »Geburtstage der Glieder des Durchl. herzogl. Hauses Sachsen-Altenburg«. Bei all diesen Bezeichnungen ist zu beachten, dass der Kalender immer ab Oktober des vorangegangenen Jahres zu erwerben war. Greiling (2000) S. 70 (wie Anm. 5); Werner Greiling / Siegfried Seifert: Zur Topographie und Typologie des thüringischen Verlagswesens um 1800 als Forschungsprogramm. In: Werner Greiling / Siegfried Seifert (Hgg.): »Der entfesselte Markt«. Verleger und Verlagsbuchhandel im thüringisch-sächsischen Kulturraum um 1800. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2004, S. 9-32, S. 19f. Vgl. Greiling (2000) S. 72 Abb. 3 (wie Anm. 5). Vgl. Middell (2009) S. 40 (wie Anm. 34). Vgl. Günther Hauthal: 400 Jahre Druckerei zu Altenburg. Von der »Fürstlich Sächsischen Officin« zur »Druckerei zu Altenburg GmbH«. 1594-1994. Altenburg: Druckerei zu Altenburg 1996, S. 43.

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Vgl. Thüringer Staatsarchiv Altenburg, Handschriften der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes (GAGO), Nr. 917, Bd. 1, S. 1. Vgl. Greiling/Seifert (2004) S. 29 (wie Anm. 38). Karl Schneider: Beiträge zur Geschichte der politischen Zensur im Herzogtum SachsenAltenburg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil I. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde, N.F. 29=37, 1931, S. 416-464, S. 417f.; vgl. Hauthal (1996) S. 40f. (wie Anm. 41). Vgl. wie Anm. 42, S. 2. Vgl. Hauthal (1996) S. 40 (wie Anm. 41). Vgl. ThStA, Landesregierung, Nr. 14237. Vgl. Schneider (1931) S. 422 (wie Anm. 44); vgl. ThStA, Geheimes Archiv, Loc. 172, Nr. 9. Wie Anm. 42, S. 4. Vgl. ThStA, L. A. Cl. XI, Q. 171. Gesetz-Sammlung für das Herzogthum Altenburg auf das Jahr 1831, Nr. 10, S. 92. Vgl. Greiling/Seifert (2004) S. 210 (wie Anm. 38). Vgl. Schneider (1931) S. 440 (wie Anm. 44). Vgl. ThStA, Akt. der Land.-Reg., Cl VIII, Abt. 11, Nr. 2. Vgl. Schneider (1931) S. 444 (wie Anm. 44). Eine Betrachtung der Entstehungsgeschichte und der Schlüsselrolle des damaligen Besitzers Heinrich August Pierer muss hier aus Platzgründen leider ausbleiben. Hinweise zur wissenschaftlicher Literatur über Schreibkalender als Schriftträger in: Herbst (2008) S. 24 und S. 214-217 (wie Anm. 14). Privilegirter Hauskalender für das Fürstenthum Altenburg auf das Jahr 1805, Hofbuchdruckerei Altenburg. Der Jahrgang von 1815 umfasst nur 30 Seiten – in ihm wird zeitgenössisch eine »kurze Geschichte der merkwürdigsten Kriegsbegebenheiten zwischen den hohen verbündeten Mächten und den Heeren des Kaisers von Frankreich, von Eröffnung der Feindseligkeiten im August 1813 bis zur völligen Niederlage des Kaisers Napoleon Bonaparte« abgehandelt, dafür wird erstmals auf »astronomische Bemerkungen«, »Europäische Regenten-Tafel«, »Altenburgischer Postbericht« und »wirtschaftliche Nachricht« verzichtet. Lediglich der Postbericht taucht im folgenden Jahrgang wieder auf. Die andere Ausnahme ist der Kalender von 1821. Eine Notwendigkeit zur Erweiterung auf 34 Seiten ergibt sich aus dem Inhalt nicht – unter Beibehaltung aller anderen Merkmale bietet der Kalender in der Textspalte nur »Mannichfaltigkeiten«: erfahrungsgestützte Wettervorhersagen am Verhalten von Tieren, die Schilderung von zwei Schiffsbrüchen und Anekdoten. Vgl. Tab. 2. Der julianische Kalender verschwindet im Kalender erst mit dem Jahre 1904. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts= und Hauskalender auf das Jahr 1826, Hofbuchdruckerei Altenburg. Vgl. Gustav Wolf: Die Tradition der Altenburger Heimatkalender. In: Altenburger Geschichtsund Hauskalender Neue Folge 1 (1992), S. 50-51; Herbst (2012) S. 237 (wie Anm. 18).

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Vgl. Herbst (2008) S. 45 (wie Anm. 14); Herbst (2012) S. 237 (wie Anm. 18).

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Vgl. ThStA, Landesregierung, Nr. 812. online abrufbar unter: http://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jpvolume_00086507? XSL.view.objectmetadata=false&jumpback=true&maximized=true&page=K_1697_0001_ re.tif (aufgerufen am 20.4.2013). Matthäus (1969) Sp. 1113 (wie Anm. 8).

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Drei Hinweise im Jahresbericht können als Indizien für einen sehr späten Redaktionsschluss interpretiert werden. Im Kalender von 1834 findet sich auf Seite 31 der Hinweis, dass »vom 1. October 1833 an die Veste Leuchtenburg als alleiniges Zuchthaus beibehalten« wurde, 1835 liest man auf Seite 28: »die Stände [...] vertagten sich abermals am 25. Octbr«. Und 1836 schließlich auf Seite 33: »nachstehende Brandunglücksfälle kamen vom 4. Oct. 1834 bis Ende Nov. 1835 [26. November] im Lande vor«. Durch Aufnahme dieser Ereignisse in den Kalender wird klar, dass er erst danach gedruckt worden sein kann. Verallgemeinern lässt sich dieser Zeitraum nicht, denn die Beispiele fallen auf die Anfangszeit der Jahreschronik und tauchen zudem in Jahresberichten auf, die verhältnismäßig kurz sind, was aber auch an der noch nicht eingeführten Systematik liegt. Einen definitiven Anhaltspunkt liefern hingegen die Getreidepreistabellen. Der Redaktionsschluss muss also frühestens im Oktober des vorangegangenen Jahres gewesen sein. Vgl. Matthäus (1969) Sp. 1157-1165 (wie Anm. 8). Vgl. ThStA, Landesregierung zu Altenburg II, Nr. 1386, S. 12-17; Tab. 3. Vgl. ThStA, Landesregierung zu Altenburg II, Nr. 1385; vgl. Herbst (2012) S. 267 (wie Anm. 18); Werner Greiling: »Publicitätsvehikel und Sittenspiegel«. Zur Programmatik thüringischer Intelligenzblätter. Eine Dokumentation. Jena/Weimar: Hain-Verlag 2004, S. 30; Greiling (2000) S. 76 (wie Anm. 5); Robert Kootz: Zur Geschichte des Zeitungswesens im Herzogtum Sachsen-Altenburg. Altenburg: Körner 1905, S. 6. Vgl. Schneider (1931) S. 426 (wie Anm. 44). Herzogl. Sachsen=Altenburgischer vaterländischer Geschichts= und Hauskalender auf das Jahr 1835. Neue Folge nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei zu Altenburg, S. 28. Herzogl. Sachsen=Altenburgischer vaterländischer Geschichts= und Hauskalender auf das Jahr 1838. Neue Folge nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei zu Altenburg, S. 25 u. 27. Hervorhebung im Original. Vgl. ThStA, MDI 1080, S. 28. ThStA, Nachlass Demmler, Nr. 10, nicht paginiert; zum Ertrag des Hauskalenders vgl. ThStA, Geheimes Ministerium Nr. 2929 und Kammerakten, Kap. XXXIV, Loc. 270, Nr. 1. Vgl. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1843. Zehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung , Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 35; Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1846. Dreizehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 37. ThStA, Landesregierung zu Altenburg II, Nr. 1386, S. 1RS. Vgl. ebd., S. 6. Ebd., S. 29. Vgl. Hauthal (1996) S. 51 (wie Anm. 41). Vgl. ThStA, Nachlass Demmler, Nr. 10, nicht paginiert. Ebd.. Vgl. ebd. Ebd. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts= und Hauskalender auf das Jahr 1861. Acht und zwanzigster Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 52. Vgl. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1847. Vierzehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, S. 42. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1846. Dreizehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, S. 39.

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Ein Beispiel für seine Dichtkunst findet sich im Kalender von 1836, in dem er auf selbigen einen Lob ausspricht. Vgl. Herzogl. Sachsen=Altenburgischer vaterländischer Geschichts= und Hauskalender auf das Schalt=Jahr 1836. Neue Folge nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 37. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts= und Hauskalender auf das Jahr 1861. Acht und zwanzigster Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 57. Ebd., S. 57. Ebd., S. 55. Titelzeile im Original fett gedruckt. ThStA, Nachlass Demmler, Nr. 10, nicht paginiert. Der Aussage Demmlers, die Autoren würden unbesoldet arbeiten, ist entgegenzuhalten, dass Eugen Pierer beim Vorschlag von Dr. Hase als Nachfolger Dr. Sachses empfiehlt, dass »ihm dafür das bisherige Honorare gewährt werden sollte, und bei der mühvollen Arbeit auch nicht unbillig sein dürfte«. ThStA, Landesregierung zu Altenburg II, Nr. 1386, S. 30. Herbst (2007) S. 217 (wie Anm. 7). Herzogl. Sachsen=Altenburgischer vaterländischer Geschichts= und Hauskalender auf das Schalt-Jahr 1848. Funfzehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 47. Vgl. Ágnes Dukkon: Historische deutschsprachige Kalender in Regionen von Ungarn im 17. Jahrhundert. In: Astrid Blome (Hg.): Zeitung, Zeitschrift, Intelligenzblatt und Kalender. Beiträge zur historischen Presseforschung. Bremen: edition lumière 2000 (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 1), S. 237-244, S. 238. Seethaler (2000) S. 227 (wie Anm. 3). In zeitgenössischen Quellen ist von einer »verkaufssteigernden Beilage« die Rede; vgl. ebd., S. 228. Vgl. Matthäus (1969) Sp. 999 (wie Anm. 8). Vgl. Ludwig Rohner: Kalendergeschichte und Kalender. Wiesbaden: Akad. Verl.-Ges. Athenaion 1978. Vgl. Matthäus (1969) Sp. 1113 und Sp. 1196 (wie Anm. 8); Seethaler (1982) S. 82-85 (wie Anm. 21). Laut Johannes Kepler bot die Kalenderproduktion das wirtschaftliche Fundament für risikoreichere Produktionen; vgl.: Johannes Kepler: Tertius interveniens. In: Johannes Kepler: Gesammelte Werke, (Hgg.:) Max Casper / Walter van Dyck, Bd. 4: Kleinere Schriften 1602/1611 Dioptrice. München: Beck 1941, S. 150. Vgl. Seethaler (2000) S. 232f. (wie Anm. 3). Vgl. Matthäus (1969) Sp. 1192 (wie Anm. 8). Der Autor meldet sich zu Wort: »Ihr sehet: der alte Freund hat die alte Livree wieder angezogen, schwarz mit rothem Kragen, sammt rothen Litzchen und Schmitzchen. Das hat er gethan, theils weil seine Collegen in der Nähe und Ferne die Neuerung nicht mitgemacht, sondern den zweifarbigen Rock hartnäckig beibehalten haben und er für seine Person, zumal bei der jetzigen Herrschaft der Uniform, nun auch keine Ausnahme mehr machen will, um nicht eben durch den Rock verdächtig zu werden«. Herzogl. Sachsen=Altenburgischer vaterländischer Geschichts= und Hauskalender für 1825, Verlag Buchbinder-Innung Altenburg, S. 17. Klaus-Dieter Herbst: Die Schreibkalender im Kontext der Frühaufklärung. Jena: Verlag HKD 2010, S. 70. Vgl. ebd., S. 63f. Ebd., S. 140.

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Der Pfarrer Stephan Fuhrmann lieferte sich über viele Jahre hinweg mit den Mathematikprofessoren Andreas Concius und Christian Grüneberg einen öffentlichen Streit über die Aussagekraft der Planetenaspekte. Vgl. Klaus-Dieter Herbst: Der Schreibkalender der Frühen Neuzeit – eine noch wenig genutzte Quelle für die Astronomiegeschichtsschreibung. In: Jürgen Hamel (Hg.): 400 Jahre Kepler, Galilei, das Fernrohr und die neue Astronomie. Berlin: Trafo Wissenschaftsverlag 2010 (= Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Bd. 103, Jg. 2009), S. 31-48. Vgl. Klaus Matthäus: Art. »Astrologie II/2«. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 4. Berlin/New York: de Gruyter 1979, S. 288-294, S. 292. Parallel dazu ist zu beachten, dass in Frankreich bereits am 31. Juli 1682 ein Verbot astrologischer Kalender und Almanache erlassen worden ist. Vgl. Herbst (2010) S. 143, Anm. 346 (wie Anm. 106); in Österreich verbannte ein kaiserlich-königliches Dekret vom 2. Oktober 1754 astrologische Inhalte. Vgl. Seethaler (2000) S. 226 (wie Anm. 3). Zedler, Sp. 241. Gottfried Günther: Verbesserter und Julianischer Altenburgischer Haushaltungs= und Geschichts=Kalender für 1750. Das Fürstenehepaar auf dem Titelblatt verschwand dauerhaft. Privilegirter Hauskalender für das Fürstenthum Altenburg auf das Jahr 1797. Sie kamen vor allem bei den »Zeichen der Erwählungen« zum Gebrauch, um den Leser auf für ihn relevante Informationen besonders aufmerksam zu machen. Vgl. Matthäus (1969) Sp. 996f (wie Anm. 8). Vgl. Herbst (2010) S. 207 (wie Anm. 106). Vgl. Petrat (1991) S. 34 (wie Anm. 19). Herbst (2010) S. 209 (wie Anm. 106). Petrat (1991) S. 32 (wie Anm. 19). Herzogl. Sachsen=Altenburgischer vaterländischer Geschichts= und Hauskalender auf das Jahr 1825, Buchbinder-Innung in Altenburg, S. 17. Vgl. Privilegierter Hauskalender für das Fürstenthum Altenburg auf das Jahr 1815, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 5-30. Vgl. Werner Greiling: »Feuergenie des Jahrhunderts« oder »blutdürstiger Tyrann«? Die Schlacht bei Jena 1806 und das Napoleon-Bild 1797-1815. In: Elmar Schenkel (Hg.): Leipziger Universitätsreden. Vorträge aus dem Studium universale 2004-2007. Leipzig: Universität 2009, S. 38-65, S. 39. Werner Greiling: Presse und Öffentlichkeit in Thüringen. Die mediale Verdichtung und kommunikative Vernetzung im 18. und 19. Jahrhundert. Köln u.a.: Böhlau 2003, S. 376. Privilegierter Hauskalender für das Fürstenthum Altenburg auf das Jahr 1816, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 5. ThStA, Handschriftensammlung der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes (GAGO), Nr. 916a. Ebd., S. 435. Ebd., S. 435. Vgl. ebd., S. 436. Greiling (2009) S. 50 (wie Anm. 123). Vgl. Privilegierter Hauskalender für das Herzogthum Altenburg auf das Schalt-Jahr 1820, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 13-19. Vgl. Morgenblatt für gebildete Stände, 13. Jahrgang Nr. 131, 3.6.1819 und Morgenblatt für gebildete Stände, 13. Jahrgang Nr. 132, 4.6.1819.

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Vgl. Mathieu Dumas: Précis des évènemens militaires, ou essai historique sur la guerre présente. avec cartes et plans, Tome VII. Paris/Strasburg: Treuttel et Würtz 1819. Herzogl. vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1834, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 23. Matthäus (1969) Sp. 1192 (wie Anm. 8). Ebd., Sp. 1192. Petrat (1991) S. X (wie Anm. 19). Vgl. Klaus-Dieter Herbst: Das Pressemedium Zeitung in den großen Schreibkalendern. In: Volker Bauer/Holger Böning (Hgg.): Die Entstehung des Zeitungswesens im 17. Jahrhundert. Ein neues Medium und seine Folgen für das Kommunikationssystem der Frühen Neuzeit. Bremen: edition lumière 2011 (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 54), S. 87-114. Holger Böning: Welteroberung durch ein neues Publikum. Die deutsche Presse und der Weg zur Aufklärung. Hamburg und Altona als Beispiel. Bremen: edition lumière 2002 (= Presse und Geschichte, Bd. 5), S. 135. Im Hauskalender von 1841 endet die 5. Rubrik mit dem Hinweis: »Sonstige Prädicatsertheilungen, ingleichen Ordensverleihungen, sind zu ersehen im Amtsblatte von 1839 Nr. 100; von 1840: Nr. 11, 32, 63, 64, 68, 70, 72, 78, 82, 90«. Herzogl. Sachsen=Altenburgischer vaterländischer Geschichts= und Hauskalender auf das Jahr 1841. Achter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 34. Vgl. Volker Bauer: Zur Bibliographie und Entwicklung deutscher Amtskalender des 18. Jahrhunderts. Skizze eines Forschungsprojektes. In: Astrid Blome (Hg.): Zeitung, Zeitschrift, Intelligenzblatt und Kalender. Beiträge zur historischen Presseforschung. Bremen: edition lumière 2000 (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 1), S. 245-262, S. 245. Joachim von Schwarzkopf: Ueber Staats- und Adress-Calender. Ein Beytrag zur Staatenkunde. Berlin: Rottmann 1792, S. 24f. Ebd., S. 45f. Jürgen Wilke: Zur Geschichte der journalistischen Qualität. In: Hans-Jürgen Bucher / Klaus Dieter Altmeppen (Hgg.): Qualität im Journalismus. Grundlagen – Dimensionen – Praxismodelle. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2003, S. 35-54, S. 42. ThStA, Landesregierung zu Altenburg II, Nr. 1387, nicht paginiert. Ebd. ThStA, Landesregierung zu Altenburg II, Nr. 1421, 7-10. Ebd., Nr. 1421, 17-20. Wie Anm. 70. Vgl. van Dülmen (2003) S. 245 (wie Anm. 32). Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1842. Neunter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 27f. Vgl. Middell (2009) S. 27 und S. 48 (wie Anm. 34). Vgl. Herbst (2007) S. 222f. (wie Anm. 7). Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1834. Neue Folge nach verbesserter Einrichtung. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Schalt-Jahr 1861. Sieben und zwanzigster Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 55. Korn bezeichnet hier Roggen. Vgl. Tab. 4.

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Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1837. Neue Folge nach verbesserter Einrichtung, S. 28. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Schalt-Jahr 1840. Siebenter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 32. Vgl. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1841. Achter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 30. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1842. Neunter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 30. Vgl. ebd., S. 31. Vgl. ebd., S. 38-41; Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1843. Zehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 42-47. Vgl. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Schalt-Jahr 1844. Elfter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, S. 25 u. S. 29. Vgl. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1843. Zehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 40. Vgl. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1845. Zwölfter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 8f. Vgl. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1846. Dreizehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 35. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Schalt-Jahr 1848. Funfzehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 30f. Vgl. Guido Dressel: Bajonette für die Revolution? Entstehung und Wirkung der Reichsintervention in Sachsen-Altenburg. In: Hans-Werner Hahn, Werner Greiling (Hgg.): Die Revolution von 1848/49 in Thüringen. Aktionsräume, Handlungsebenen, Wirkungen. Rudolstadt/Jena: Hain-Verlag 1998, S. 71-91, S. 72. Altenburg wurde an Einwohnerzahl nur von Erfurt übertroffen. Vgl. Doris Schilling/Joachim Emig (Hgg.): Die Revolution von 1848 im Herzogtum Sachsen-Altenburg. Gemeinsame Ausstellung des Schloß- und Spielkartenmuseums und des Thüringischen Staatsarchivs Altenburg. Altenburg: Druckerei 1998, S. 5. Dressel (1998) S. 74 (wie Anm. 169). Vgl. Schilling/Emig (Hgg.): Die Revolution von 1848 im Herzogtum Sachsen-Altenburg, S. 5. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1842. Neunter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 32f. Vgl. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1843. Zehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 32. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1834. Neue Folge nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 30. Vgl. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1841. Achter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 28. Vgl. Tab. 5.

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Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1839. Neue Folge nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 11. Ebd., S. 11 u. S. 13. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Schalt-Jahr 1840. Siebenter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 11. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1843. Zehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 13. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Jahr 1846. Dreizehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei, S. 17. Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Schalt-Jahr 1848. Funfzehnter Jahrgang nach verbesserter Einrichtung, Hofbuchdruckerei Altenburg, S. 34. Petrat (1991) S. X (wie Anm. 19). van Dülmen (2003) S. 257 (wie Anm. 32).

Zusammenfassung Die ehemalige thüringische Residenzstadt Altenburg erregte in der kommunikationsgeschichtlichen Forschung zuletzt Aufmerksamkeit durch die Entdeckung der bisher umfangreichsten Kalendersammlung, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Der Beitrag schöpft aus diesem Material und untersucht exemplarisch anhand der lokalen Kalenderreihe Voraussetzungen und Intentionen dieses Volkslesestoffes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Durch intensive Nachforschungen im Archiv konnte der zuvor unbekannte Autor aufgedeckt werden und es wurden Einschätzungen zum Zusammenhang zwischen seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Pfarrer und den obrigkeitstreuen Beiträgen, die in Zeiten strenger Zensur von ihm verfasst wurden, möglich. Er war im Wesentlichen auch verantwortlich für die Beiträge, die jährlich Bericht über das Vorjahr gaben. Summary The Thuringian town of Altenburg recently caught attention in communication history research due to the discovery of a most extensive collection of calendars which stretches back to the 17th century. The paper draws from this material and studies exemplarily the local calendar of Altenburg regarding conditions and intentions of this basic reading material within the first half of the 19th century. Through extensive research in archives the previously unknown author could be uncovered which allows assessments of the relationship between his main job as a pastor and his loyalty towards the ruler. His reports of the preceding year, have been written in times of strict censorship. Korrespondenzanschrift Philipp Reinhardt B.A., Fischersand 13, 99084 Erfurt Email: [email protected]

Ursula E. Koch 1

POLITISCHE BILDZENSUR IN DEUTSCHLAND BIS 1914 »Und weil ein Bild mehr sagt als hunderttausend Worte, so weiß jeder Propagandist die Wirkung des Tendenzbildes zu schätzen: von der Reklame bis zum politischen Plakat schlägt das Bild zu, boxt, pfeift, schießt in die Herzen und sagt, wenn’s gut ausgewählt ist, eine neue Wahrheit und immer nur eine.« (Kurt Tucholsky. In: Uhu. Das neue Monatsmagazin, Nr. 2, November 1926, S. 75) VORWORT Bis heute liegt noch keine zusammenhängende Geschichte der politischen Bildzensur in Deutschland vor, was folgende Gründe haben dürfte: (1.) Infolge der historisch bedingten Zersplitterung der deutschen Staaten und somit der Produktionsorte sowie in Anbetracht zahlreicher Kriegsverluste sind die diesbezüglichen Aktenbestände und Sammlungen in nationalen, regionalen, kommunalen oder privaten Archiven, Bibliotheken oder Forschungsinstituten nicht nur weit verstreut, sondern auch unübersichtlich und lückenhaft. (2.) Im Gegensatz zu den USA führten Visual Studies an deutschen Universitäten noch bis ins ausgehende 20. Jahrhundert eher ein Schatten- oder Nischendasein.1 Nolens volens beschränkt sich daher auch dieser Aufsatz in Form einer Skizze auf ausgewählte geografische Fallbeispiele. Hierbei wird dem Königreich Preußen, Deutschlands flächen- und bevölkerungsreichstem Staat (ohne Österreich), eine Sonderrolle eingeräumt. Die in sechs große und zwei bis fünf kleinere Zeitabschnitte2 untergliederte Thematik »Bild und Zensur in Deutschland bis 1914«, d.h. bis zur Einführung der militärischen Zensur bei Kriegsbeginn, schließt Problemfelder wie Religion und Moral, sofern sie eine politische Dimension besitzen, mit ein. In einem sich wandelnden, in großen Zügen dargestellten politischen und publizistischen Kontext werden sowohl das jeweilige Medien- und Strafrecht berücksichtigt als auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten eines staatlichen Eingreifens, zum Beispiel im Rahmen der Gewerbeordnung. Um nicht Opfer von Zensurmaßnahmen welcher Art auch immer zu werden, entschieden sich einzelne Kommunikatoren von Zeit zu Zeit vorsichtshalber für die »Schere im Kopf«, d.h. für eine Selbstzensur. Da die um 1900 auch in Deutschland einen Siegeszug antretende »Kinematografie« (»lebende Bilder«, die mit einem, von den Brüdern Auguste und Louis Lumière entwickelten Kinematografen gezeigt wurden) im Kaiserreich keinem allgemein gültigen Zensurgesetz unterlag, sei in Bezug auf dieses »neue Medium« auf entsprechende Spezialuntersuchungen verwiesen. 1.

VOM HEILIGEN RÖMISCHEN REICH DEUTSCHER NATION BIS ZU DEN FREIHEITSKRIEGEN GEGEN NAPOLEON I. (1813/1815)

Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation wurden die ersten juristischen Zensurmaßnahmen gegen »schändliche« und »unzüchtige« Bilder 1520 vom Rat der freien Ursula E. Koch ist emeritierte Professorin der Ludwig-Maximilians-Universität München, Forschungsgebiete deutsche und französische Kommunikationsgeschichte mit dem Schwerpunkt politische Bildsatire. (cf. http://www.eiris.eu)

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Reichsstadt Nürnberg erlassen, also drei Jahre nach dem Beginn der lutherischen Reformation.3 In diesem besonders wichtigen Zentrum der Holzschneidekunst und grafischen Produktion mit bekannten Meistern und einem Heer von Namenlosen unterwarf die Obrigkeit fortan Zeichner, Formschneider, Briefmaler, Drucker, Verleger und Verkäufer von Flugblättern oder Bilderbogen einer strengen Kontrolle. Zuwiderhandlungen konnten die sofortige Beschlagnahme, die Durchsuchung der Druckerei sowie Haftstrafen zur Folge haben. 1524, unter Kaiser Karl V., wurde durch den »Nürnberger Reichsabschied« den Reichsständen die Pflicht auferlegt, in ihren Territorien die Druckereien zu beaufsichtigen und gegen Schmähschriften und Schandgemälde vorzugehen. Hierzu zählten auch die revolutionären satirischen Titelholzschnitte von Flug- oder sonstigen Druckschriften, die während des Bauernkrieges (1524/25) aus wohl erwogenen Gründen meist anonym erschienen.4 Die Einrichtung eigener Ämter mit fachlich befähigtem Personal zur Ausübung einer Vorzensur geht auf den Reichsabschied von Speyer im Jahr 1529 zurück, dem am 30. Juni 1548 eine strenge Reichspolizeiordnung folgte. Doch auch dieser gelang es in der Zeit der Religionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts nicht, die Flut satirischer Bildpropaganda einzudämmen.5 Schließlich drohte ein am 18. Juli 1715 erlassenes und 1790, d.h. nach Ausbruch der Französischen Revolution erneuertes »Kayserliches Edict« Druckern, Malern, Kupferstechern, Unterhändlern oder Verkäufern mit Strafen »ohne einige Nachsicht« an Gut und Vermögen, ja selbst an »Ehr, Leib ... und Blut«. 6 Parallel zur Reichsgesetzgebung entwickelte sich im 18. Jahrhundert in den einzelnen Gliedstaaten eine disparate eigene Gesetzgebung bis hin zur förmlichen Aufhebung der Zensur in den damals mit dem Königreich Dänemark in Personalunion verbundenen Herzogtümern Schleswig und Holstein (Reskript des zum Staatsminister aufgestiegenen Radikalaufklärers Johann Friedrich Struensee, 1770). In Preußen schränkte Friedrich der Große, ein Freund Voltaires, die nach seiner Thronbesteigung (1740) gewährte innenpolitische Freiheit der Berliner Zeitungen zwar kurz darauf wieder ein, zeigte sich aber durch Karikaturen, die ihn in den Auslagen der Schaufenster öffentlich verspotteten, eher erheitert als verletzt. Auf ihn geht das geflügelte Wort zurück, man müsse ein Pasquill oder dergleichen, um es unschädlich zu machen, einfach »niedriger hängen«.7 Dagegen hat sein Nachfolger, König Friedrich Wilhelm II., im Zuge der Gegenaufklärung am 19. Dezember 1788 ein Zensur-Edikt erlassen, welches »schlüpfrige Bilder und lockende Darstellungen des Lasters« sowie »hämischen Spott und boßhaften Tadel öffentlicher Anstalten und Verfügungen« mit einbezog. 8 Generell war die Vorzensur, d.h. die inhaltliche Prüfung der zur Vervielfältigung und zum Verkauf vorgesehenen Zeichnungen, Aufgabe der örtlichen Polizeibehörde. Diese hatte unter anderem herauszufinden, ob eine bildliche Darstellung mögliche außenpolitische Verwicklungen verursachen könnte. Die Verantwortlichkeit und Strafbarkeit wegen Pressedelikten war ab 1794 in dem Allgemeinen Landrecht für die Preußischen Staaten (ALR) geregelt, und zwar im 20. Titel des zweiten Teils. Nichtsdestoweniger zirkulierten in Preußen – neben den volkstümlichen Kupferstichen Daniel Chodowieckis – auch immer häufiger anonyme, respektlose Karikaturen. Eine von ihnen schmähte unter dem beziehungsreichen Titel »Infernale, eine Geschichte aus Neu-Sodom« die zur Gräfin von Lichtenau erhobene königliche Mätresse als eine raubgierige Hyäne, die ihre Hand nach dem Zepter ausstreckt.9

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Im Zuge der Revolutions- bzw. der napoleonischen Kriege wurden die von Frankreich besetzten und 1801 de jure (Friede von Lunéville) annektierten linksrheinischen Gebiete der französischen Gesetzgebung unterstellt. 1806 hörten das »Heilige Römische Reich deutscher Nation« (ein Nebeneinander von 1789 großen, kleinen und kleinsten weltlichen oder geistlichen Fürstentümern sowie 51 Reichsstädten) und damit alle kaiserlichen Gesetze auf zu existieren. In dem seit Juli 1806 unter dem Protektorat Napoleons I. stehenden Rheinbund sowie in dem bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 von diesem vernichtend geschlagenen Königreich Preußen befanden sich die Bildmedien fortan in einer Zwickmühle. Einerseits mussten die Entwurfszeichnung, der Begleittext und der Verkauf des fertigen Blattes von der örtlichen Polizeibehörde genehmigt werden, andererseits wurden sie von französischen Gesandten mit Argusaugen überwacht. Nach einer Intervention der französischen Diplomatie untersagte Herzog Carl August dem Weimarer Verleger Friedrich Justin Bertuch den Nachdruck weiterer antinapoleonischer Einblattdrucke (z.B. die des Londoner Kupferstechers James Gillray), die seine 1798 gegründete Zeitschrift ›London und Paris‹ mit berühmt gemacht hatten.10 Aus den gleichen Gründen ist die Mehrzahl der circa 480 (einschließlich zahlreicher Varianten) zum Teil handkolorierten deutschen Napoleon-Karikaturen erst nach der Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19. Oktober 1813) in den Handel gebracht worden. Die weitaus meisten Radierungen mit herabsetzenden Vergleichen – Napoleon wurde als Nussknacker, Leierkastenmann, Tanzbär, Drache, Schlange, Krokodil, Ungeheuer, Teufel oder Höllenhund verfremdet – erschienen anonym. Zu den Ausnahmen gehörte die bei weitem erfolgreichste, einen Leichenkopf in der Art des Guiseppe Arcimboldo darstellende antinapoleonische Bildsatire (»Triumph des Jahres 1813. Den Deutschen zum Neuenjahr 1814«) der Brüder Friedrich, Moritz und Wilhelm Henschel (Berlin), von der 23 deutsche und 8 fremdsprachige Nachdrucke oder Varianten existieren.11 Nach der nachgewiesenen Konfiskation einer kritischen Aquatinta-Radierung im Jahr 1805 (ein allegorischer Thron Napoleons I. wird durch Totenköpfe gestützt) ist bis Ende 1813 »aus Rücksicht gegen selbst feindliche Souveräne« nur eine weitere Karikatur beschlagnahmt worden: die in Nürnberg angefertigte Radierung »Die neue Europaeische Barbierstube« von Johann Michael Voltz. Sie zeigt Napoleon als Opfer einer blutigen Rasur, durchgeführt von drei Figuren in preußischer, österreichischer und russischer Offiziersuniform, in denen das Publikum die verbündeten Monarchen (König Friedrich Wilhelm III., Kaiser Franz I. und Zar Alexander I.) zu erkennen glaubte (Abb. 1).12 1814/15 lieferte dieser produktive Zeichner und Kupferstecher für den Nürnberger Bilderbogenverlag Friedrich Campe13 über 30 weitere NapoleonKarikaturen. Diese, dank eines faktischen Freiheitsspielraums während der Freiheitskriege in kurzer Zeit in großer Zahl verbreiteten illustrierten satirischen Einblattdrucke haben – wie die vaterländische Lyrik und Publizistik eines Ernst Moritz Arndt oder Theodor Körner14 – maßgeblich zur Entstehung einer deutschen Nationalbewegung beigetragen.

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Abb. 1: Johann Michael Voltz: Die neue Europaeische Barbierstube. Einblattdruck, 1813

(Quelle: Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst. Dauerleihgabe der Stiftung Niedersachsen) 2. DER DEUTSCHE VORMÄRZ UND DIE BILDZENSUR Dem Sieg der vereinigten preußischen, österreichischen, russischen und schwedischen Truppen über Napoleon I. folgte die restaurative Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress (18. September 1814 bis 9. Juni 1815). Das Ergebnis für Deutschland war nicht der ersehnte liberale Nationalstaat, sondern, nach territorialen Veränderungen (z.B. der Aufteilung der linksrheinischen Gebiete), ein loser, sowohl politisch als auch religiös heterogener Staatenbund ohne Oberhaupt, dem auch mehrere ausländische Souveräne angehörten, der Deutsche Bund. Die in Frankfurt am Main tagende deutsche Bundesversammlung, das einzige gesamtdeutsche Organ, war keine gewählte Volksvertretung, sondern ein Gesandtenkongress der 34 (zeitweise 37) »Souveränen Fürsten« und vier »Freien Städte« (Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt am Main) unter dem Vorsitz Österreichs. Laut Artikel 18, 2d der Bundesakte vom 8. Juni 1815 sollte die Bundesversammlung gleich bei ihrer ersten Zusammenkunft mit der Abfassung gleichförmiger Verfügungen über die Pressefreiheit und die Sicherstellung der Rechte der Schriftsteller und Verleger gegen den Nachdruck beginnen. Jedoch, erst am 12. Oktober 1818 lag ihr ein Über-

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sichtsbericht der einzelnen Ländergesetzgebungen vor. Er wies nach, dass inzwischen etwa ein Drittel der deutschen Staaten, in der Regel nach Einführung einer Verfassung, auf eine Vorzensur zu Gunsten des Justizsystems ganz (z.B. Württemberg, Gesetz über die Pressefreiheit vom 30. Januar 1817) oder teilweise (z.B. Bayern) verzichtet hatte.15 In beiden Königreichen war allerdings von Kupferstichen, Steinabdrucken und dergleichen, sofern sie mit einem begleitenden Text versehen waren, wie von allen übrigen Druckschriften je ein Pflichtexemplar an die Ortspolizeibehörden und an die Landes- bzw. Hofbibliothek abzugeben.16 Was das Großherzogtum Baden anbelangt, so bestand auch hier die Hinterlegungspflicht öffentlich feilgebotener Druckschriften, jedoch lag bereits in der ersten Sitzungsperiode des badischen Landtags (22. April bis 28. Juli 1819) der II. Kammer ein Antrag auf Gewährung einer umfassenden Freiheit im Gebrauch der Presse, des Grabstichels und der Steinplatten vor. 2.1. Von den Karlsbader Beschlüssen bis zur Pariser Julirevolution (1819 – 1830) Bekanntlich kam es statt der vielerorts erhofften Lockerung der Kommunikationskontrolle auf Veranlassung des Außenministers und (seit 1821) Staatskanzlers der Donaumonarchie, Klemens Fürst von Metternich, am 20. September 1819 zu dem bis dahin »ausgedehntesten und wirksamsten Unterdrückungssystem« in der deutschen Pressegeschichte.17 Das von der Bundesversammlung »einmütig« angenommene, zunächst auf fünf Jahre begrenzte Rahmengesetz für die Presse führte unter anderem für alle Periodika die Vorzensur ein (§1). Für den Redakteur einer durch einen Ausspruch der Bundesversammlung unterdrückten Zeitung oder Zeitschrift bestand ein fünfjähriges Berufsverbot (§ 7). Ergänzende Präventivmaßnahmen gegen den sogenannten »Preßmißbrauch« waren das Verbot der Anonymität und Pseudonymität (Druckwerke dieser Art konnten sofort beschlagnahmt werden), die für alle Schriften verbindliche Hinterlegungspflicht und der Postzwang. Vorausgegangen war die Ermordung des Theaterdichters und Publizisten im Rang eines russischen Staatsrats August von Kotzebue in Mannheim (23. März 1819) durch den Jenaer Burschenschaftler Karl Ludwig Sand. »Demagogische« Kupferstiche, die den 1820 auf dem Schafott hingerichteten politischen Attentäter als Märtyrer der liberalen und nationalen Bewegung darstellten, wurden von den Regierungen durch Beschlagnahme unterbunden.18 Auf die alsbald erfolgte Auflösung der deutschen Burschenschaften und das Verbot ihrer dreifarbigen Fahne bezieht sich das bekannte Lied: »Das Band ist zerschnitten, War Roth, Schwarz und Gold ...«.19 Als Bundesrecht beeinflusste das Presserahmengesetz die Pressegesetzgebung der Einzelstaaten und Freien Städte. In der trotz eines Verfassungsversprechens von Friedrich Wilhelm III. weiterhin absolutistisch regierten preußischen Monarchie wurde es mit der königlichen Zensurverordnung vom 18. Oktober 1819 in geltendes Landesrecht überführt. Dieses lehnte sich an die Gesetzgebung von 1788 an, allerdings ohne eine explizite Bezugnahme auf bildliche Darstellungen. Erst am 9. Februar 1827 ließ der Oberpräsident der Provinz Brandenburg das Königliche Polizei-Präsidium wissen, dass Art. 1 der Zensur-Verordnung sich auch auf »jede Kupfer-Druckschrift« beziehe.20 Zuständig für den in die Kategorie »Unterhaltung« fallenden Zensurgegenstand »Bild und Bildpublizistik« war das Innenministerium (Polizeidepartement). Als zentrale Instanz der Zensurorganisation fungierten die für die einzelnen Provinzen zuständigen Oberpräsidenten. Sie leiteten die Listen der zensierten Objekte unter Angabe des voll-

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ständigen Titels der Schrift, des Namens des Verlegers, des Namens des Zensors und Bemerkungen über die Art der Genehmigung in Form von tabellarischen Übersichten an das durch Kabinettsorder vom 25. November 1819 eingerichtete Oberzensurkollegium weiter, dem in allen Beschwerdefällen über Maßnahmen der Zensoren die Entscheidung oblag. Am 16. August 1824 wurden die zunächst provisorischen Karlsbader Beschlüsse verlängert. Parallel dazu wurde das preußische Zensuredikt vom 18. Oktober 1819 durch das »Censurreglement vom 28. Dezember 1824 N° 5« ergänzt: Ab Januar 1825 war jeder inländische Verleger verpflichtet, 2 Exemplare seiner Verlagsartikel, also gegebenenfalls auch Kupferwerke und Landkarten, soweit sie von einem Text begleitet waren, an die Königliche Bibliothek zu Berlin sowie an die jeweilige Universitätsbibliothek abzuliefern.21 Für mit Begleittexten versehene Grafiken aller Art bestand eine Vorzeigepflicht bei den jeweiligen Ortspolizeibehörden. Aus den Akten des preußischen Innenministeriums bzw. des Polizeipräsidiums Berlin (deren Bestände 2001 neu geregelt wurden)22 lässt sich belegen, dass man von behördlicher Seite insbesondere Bilddrucke für den »gemeinen Mann« in Bezug auf »Gemeinschädlichkeit« einer sorgfältigen Aufsicht unterzog. Zu dieser Kategorie von Bildmedien gehörten – neben den Volkskalendern und Almanachen – vor allem die europaweit verbreiteten, laufend nummerierten lithografierten Bilderbogen im Folioformat (circa 30 x 40 cm). Der mit dem lothringischen Epinal vergleichbare deutsche Hauptproduktionsort war Neuruppin bei Berlin. Von dort exportierten die Bilderbogenfabriken Gustav Kühn und Oehmigke & Riemschneider23 seit 1825 bzw. 1837 mit Schablonen kolorierte Einblattdrucke an Wiederverkäufer im In- und Ausland. Teils handelte es sich um Einzelbilder oder Bildgeschichten mit langfristiger Aktualität (religiöse oder profane Motive), teils um quasi über Nacht hergestellte, aktualitätsbezogene und möglichst authentische politische Motive.24 Bei Bildnissen der Königlichen Familie wurde streng auf die »Würde« geachtet. In Bayern waren die Kupferstich-, Bilder- und Kartenhändler verpflichtet, ein Belegexemplar ihrer Kataloge der Polizei zu übergeben. Diese war dann befugt, die Verbreitung von Schriften und bildlichen Darstellungen im Fall von Beleidigungen, Angriffen auf den Staat oder die Kirche oder bei »Untergrabung der Sittlichkeit« zu beschlagnahmen. Allerdings konnte der betroffene Produzent beim Königlichen Staatsrat gegen eine Konfiszierung Berufung einlegen.25 Auch in der Freien Hansestadt Hamburg, um ein weiteres Beispiel anzuführen, lag gemäß eines durch den Senat am 18. Februar 1826 verabschiedeten Leitfadens die Aufsicht und Kontrolle über Pasquillen, Schmähschriften und »Carricaturen«, welche die Ehre und den guten Namen dritter Personen beeinträchtigten oder diese beleidigten, bei der Polizei.26 Infolge der geschilderten obrigkeitlichen Verhältnisse sind aus dem ersten Jahrzehnt nach den Karlsbader Beschlüssen nur wenige politische Karikaturen überliefert. Eine der bekanntesten ist die 1819, wiederum anonym, bei Campe in Nürnberg erschienene handkolorierte Radierung von Johann Michael Voltz, »Der Anti-Zeitgeist«. Das symbolüberladene, häufig abgebildete Blatt27 gilt als Inkarnation der Reaktion. Ein Vertreter des Feudalismus mit Eselskopf, Allongeperücke und Staatsrock reitet auf einem Steckenpferd, das seinen bis zu Adam und Kain zurückreichenden Stammbaum darstellt. Mit seinen Schnallenschuhen zertritt er die auf dem Boden liegenden roten Frei-

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heitsmützen sowie die Waage der Gerechtigkeit. Der Falke in der rechten Hand deutet auf das verbriefte adelige Jagdrecht hin. Das Nachtgetier (Eulen, Fledermäuse, Kröten, Molche) und das giftige Nachtschattengewächs sowie die fast vollständige Sonnenfinsternis und die umfallende Kerze28 versinnbildlichen die erneut anbrechende dunkle Zeit. Als »in hohem Maß unmoralisch« beschlagnahmte das Oberzensur-Kollegium im Januar 1823 in Berlin eine Karikatur mit fiktivem Produzenten (Gilray) und Erscheinungsort (London). Sie thematisierte die türkischen Grausamkeiten während des griechischen Freiheitskampfes, die von Metternich durch ein Fernrohr mit Genugtuung zur Kenntnis genommen werden.29 An die Stelle einer politischen Bildsatire trat nunmehr in Berlin, Augsburg, München und Nürnberg das in zahllosen kolorierten Serien hergestellte humoristische Genrebild aus dem Alltagsleben. 2.2. Die Pariser Julirevolution 1830 und ihre Folgen für die deutschen Staaten Die von Verlegern und Journalisten mit ausgelöste, von dem Maler Eugène Delacroix (im Gemälde »Die Freiheit führt das Volk«) meisterhaft festgehaltene Pariser Julirevolution (27. bis 29. Juli 1830) brachte den »Bürgerkönig« Louis Philippe auf den Thron. Dieser hob vorübergehend (bis September 1835) die Bildvorzensur auf, was die Geburt der ersten politischen Satire-Journale modernen Stils – das Wochenblatt ›La Caricature‹ (1830 – 1835) und die eine ganzseitige schwarz-weiße Lithografie enthaltende Tageszeitung ›Le Charivari‹ (1832 – 1926)30 – sowie eine Flut kolorierter Einblattdrucke zur Folge hatte. Darstellungen der dramatischen Pariser Julitage auf deutschem Boden wurden entweder von den Behörden sichergestellt oder Opfer verlegerischer Selbstzensur. So nahm der Stuttgarter Verleger Johann Friedrich Cotta 1831 eine von dem Münchner Maler Eugen Napoleon Neureuther in seinem Auftrag in Paris angefertigte und dort unter dem Titel »27, 28, 29 Juillet 1830« gedruckte, der französischen Nation gewidmete, dreiteilige, kolorierte lithografische Bildfolge wieder vom Markt, da selbst Goethe ihre Parteilichkeit beanstandet hatte.31 Am 10. November 1831 rief Metternich den deutschen Regierungen die Karlsbader Beschlüsse in Erinnerung und forderte insbesondere in Bayern, Württemberg und Sachsen ihre strikte Befolgung. Als das Großherzogtum Baden nach einem Thronwechsel per Gesetz am 1. März 1832 »alle« Zensur für Druckschriften einschließlich der Lithografien, Kupferstiche, Holzschnitte oder sonstigen Bildwerke (§1) aufhob, erklärte ein einmütig gefasster Bundesbeschluss vom 5. Juli dies kurzerhand für unwirksam. In Preußen wies ein am 7. Februar 1832 erlassenes Zirkular-Reskript erneut darauf hin, dass die bestehenden gesetzlichen Zensurvorschriften auch auf Kupferstiche, Stahlstiche, Holzschnitte, Lithografien oder auf andere Weise vervielfältigte bildliche Darstellungen Anwendung zu finden hatten. Bildliche Darstellungen als Beilagen oder Teile zu einer herauszugebenden Druckschrift unterlagen allerdings nur dann der Vorzensur, wenn die Druckschrift selbst zensurpflichtig war. Ausländische Einblattdrucke durften von nun an nur nach vorgängiger Genehmigung der preußischen Zensurbehörde feilgeboten und verkauft werden. Zuwiderhandlungen wurden mit einer Geldbuße von bis zu 100 Talern, der Beschlagnahme und Vernichtung sämtlicher Exemplare, ja sogar mit einer Gefängnisstrafe geahndet.32 Der am 29. November 1830 gegen Russland begonnene, jedoch ein Jahr später gescheiterte Aufstand der Polen war in Deutschland mit Broschüren, Gedichten, Liedern

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und Lithografien begeistert begleitet worden. Am 6. Juli 1832 beschwerte sich der russische Gesandte beim preußischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten über die öffentliche Ausstellung von kolorierten Radierungen in Berlin, in denen er eine Parteinahme für die polnische Insurrektion erblickte. Als Polizeibeamte bei einer Durchsuchung der Kunsthandlung der Gebrüder Rocca eine Lieferung von je sechs Exemplaren der Bilderbogen »Die letzten 10 Polen« und »Der Abschied« sowie zwei Exemplare mit dem Titel »Polens Klage« ausfindig machten, wurden der Aushang und Vertrieb dieser Bilderbogen untersagt. Ein weiterer Bilderbogen des Nürnberger Bilderhändlers Friedrich Campe, der von den Gebrüdern Rocca unter dem Titel »Der Polnischen Mutter Heldenmuth bei Abführung ihrer Kinder nach Rußland« an eine Buchhandlung in Posen ausgeliefert und dort zum öffentlichen Verkauf ausgehängt worden war, ist am 30. Juli 1832 wegen seiner soziopolitischen Brisanz von der Polizei in Beschlag genommen worden. Fortan sollten preußische Polizeibeamte, in Anbetracht der »in neuerer Zeit« zunehmenden Anfertigung und Ausstellung aufrührerischer Bilder in den Schaufenstern, auch »in Civilkleidern« nach für eine Beschlagnahme geeigneten bildlichen Darstellungen Ausschau halten.33 Zu den in Berlin von einschlägigen Buchhandlungen in mehreren hundert Exemplaren unter der Hand verkauften bildlichen Darstellungen gehörten seit Januar 1832 die beiden einander entsprechenden, von der Polizei jedoch erst Monate später entdeckten politischen Allegorien »Wunsch aller Fürsten« (Glaube, Schweigen, Pressezwang, Fürstenwort, Vermehrung der [als Penis dargestellten] stehenden Heere) und »Die allgemeinen Wünsche sämmtlicher Völker« (Öffentlichkeit beider Kammern, Pressefreiheit, Vox populi, Auflösung der stehenden Heere). Da die beiden Grafiken jedoch keine expliziten Angriffe auf den preußischen König und Staat dargestellt hatten, kam der Unter den Linden ansässige Händler Gotthilf Eduard Müller mit einer Strafe von zwei Jahren Konzessionsentzug davon.34 Aber auch in Hamburg ermittelte die Polizei gegen die zunehmende Zahl gesetzlich nicht zulässiger, d.h. beleidigender oder unsittlicher anonymer Kupferstiche, Steindrucke und Holzschnitte. Dies führte in den Jahren 1834 und 1835 zur Verurteilung des Porträtmalers Carl Heinrich Theodor Winter, ferner eines Buchhändlers und eines Steindruckers und endlich, am 1. September 1846, zur Erneuerung einer 1835 erlassenen »Polizey-Warnung Spottbilder und Carricaturen betr.«.35 Nach der Julirevolution 1830 wagten sich an mehreren Orten illustrierte Witzblätter mit politischen Anspielungen hervor, um allerdings nach kurzer Zeit verboten zu werden. Hierzu gehörten in Berlin Eduard Oettingers an sechs Wochentagen herausgegebener ›Till Eulenspiegel oder Berliner, Wiener, Hamburger Courier‹ (1. Januar bis 31. Oktober 1831) und das von Friedrich Funck Mitte Februar 1832 in Hanau bei Frankfurt am Main gegründete Wochenblatt ›Der Neue Eulenspiegel‹. Seine Nr. 1 enthält unter der Überschrift »Die deutsche freie Presse« die Raubkopie einer Karikatur, die am 24. November 1831 in ›La Caricature‹ (Paris) veröffentlicht worden war: Eine Druckerpresse wird von vielerlei Gewichten (z.B. Zensur, Konzession, Beschlagnahme, Verbot, Geldstrafe, Landesverweisung) beschwert, auf denen eine Peitsche liegt. Der österreichische und der deutsche Adler verweisen auf die Haupturheber der Unterdrückung.36

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2.3. Das Hambacher Fest (1832) und die Folgen Eine Zäsur in der vormärzlichen »Knechtschaft« bildete die erste politische Großkundgebung (mit rund 30.000 Teilnehmern, darunter Polen und Franzosen) der neueren deutschen Geschichte: das von den beiden Journalisten Johann Georg August Wirth und Philipp Jakob Siebenpfeiffer in der bayerischen Pfalz organisierte »Hambacher Fest«. Laut ertönte der Ruf nach Pressefreiheit und nationaler Einheit. Auf der wohl bekanntesten und oft abgewandelten kolorierten Federlithografie, »Zug auf das Hambacher Schloß am 27. Mai«, das damals eine Ruine war, schwenken die Deputierten die verbotene schwarz-rot-goldene Fahne, andere tragen schwarz-rot-goldene Kokarden oder Bänder.37 Um dem »krankhaften Zustand der öffentlichen Meinung« zu begegnen,38 wurde daraufhin am 28. Juni das Presserahmengesetz für den Deutschen Bund in 6 Artikeln nochmals verschärft. Künftig unterlagen auch Kupferstiche, Lithographien und andere, für eine massenhafte Verbreitung bestimmte Darstellungen ohne Ausnahme der Vorzensur. Am 5. Juli 1832 folgte das bundesweite Verbot von politischen Versammlungen und Vereinen sowie des Tragens von Abzeichen, Bändern und Kokarden beziehungsweise des Aufstellens von Fahnen und Flaggen in den deutschen Farben. Bildliche Darstellungen der Organisatoren und Wortführer des Hambacher Festes, die Gefängnisstrafen abzusitzen hatten oder ins Ausland (Schweiz, Paris) fliehen mussten, sowie Abbildungen des Festes auf Gebrauchsgegenständen wie Freiheitswesten, Schürzen, Tüchern oder Pfeifenköpfen wurden als oppositionelle Äußerungen interpretiert und beschlagnahmt. Unmittelbar nach dem fehlgeschlagenen Sturm einer kleinen Zahl republikanisch gesinnter Studenten auf die Frankfurter Hauptwache am 3./4. April 1833 gründete Metternich das »Mainzer Informationsbüro«, das später dem 1834 in Wien ins Leben gerufenen Zentralinformationskomitee unterstand. Dieser europaweite Überwachungsund Verfolgungsapparat für Journalistik und Schriftstellerwesen funktionierte dank eines weit angelegten Netzes williger Geheimagenten, der sogenannten Konfidenten.39 In dieser Zeit begründete in der preußischen Hauptstadt (1833 circa 260.000 Einwohner) eine von den Polizeibehörden misstrauisch beäugte neue Gattung volkstümlicher Publikationen den kommerziellen Humor: das in unregelmäßigen Abständen erscheinende, mit Titelkupfern oder Federzeichnungen der Maler Franz Burchard Dörbeck oder Theodor Hosemann ausgeschmückte »Groschenheft« im Kleinoktavformat. Der Schöpfer dieser in der Folgezeit an die zweihundertmal nachgeahmten, zunächst in Berlin und dann in Leipzig verlegten insgesamt 45 Billighefte (›Berlin wie es ist und trinkt‹; ›Buntes Berlin‹) mit Auflagen von circa 1.000 Exemplaren war der »kämpferische Vormärzler« und »witzige Urberliner«40 Adolf Glaßbrenner (Pseudonym A. Brennglas), dessen satirische Zeitschrift ›Don Quixote‹ Ende 1833 einem Verbot zum Opfer gefallen war. Seine populärste, auch zeichnerisch dargestellte hintergründige Witzblattfigur, der polizeilich überwachte, auf lukrative Geschäfte wartende »politisierende Eckensteher« Nante (d.i. Ferdinand), wurde ab 1848 nicht nur ein fiktiver Medienstar (für Flugblätter, satirische Zeitschriften, Theater), sondern überdies ein einträgliches Handelsobjekt in Form von Statuetten, Pfeifenköpfen, Aschenbechern und ähnlichen Scherzartikeln.41

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Wegen ihrer Popularität wurden in Preußen die zu tausenden Exemplaren gedruckten, vielerorts bei Buchbindern, Buch- und Kunsthandlungen, Bilderläden und selbst in Branntweinläden erhältlichen Bilderbogen Gustav Kühns von der Polizei weiterhin streng überwacht und des Öfteren beschlagnahmt.42 Das Ausmaß staatlicher Irritation zeigt die Unterdrückung grafischer Darstellungen des fehlgeschlagenen Mordanschlags des Korsen Joseph von Fieschi und einiger Komplizen am fünften Jahrestag der Julirevolution auf König Louis Philippe, des Leichenbegängnisses für die 18 Toten und schließlich der Hinrichtung der Attentäter durch die Guillotine.43 Wieder andere Kühnsche Bilderbogen wurden von den Behörden als gotteslästerlich oder unsittlich eingestuft und verboten. Gleichzeitig wurde der bisherige Zensor der fraglichen Bilder, der Bürgermeister zu Neu-Ruppin, wegen seines »bewiesenen Mangels an Umsicht und Aufmerksamkeit« durch den Stadtsyndikus ersetzt. Nach einer am 31. Dezember 1836 von einem Prediger direkt an Friedrich Wilhelm III. gerichteten Beschwerde betreffend die »theils im Auslande erschienenen, theils mit Preußischer Censur zu Neu-Ruppin bey Kühn herausgegebenen Schandblätter« präzisierte der König am 8. Mai 1837 in einer ausführlichen Zirkularverfügung nochmals die Kompetenzen von Polizei und Zensurbehörden. Demnach war die Zensur der bildlichen Darstellungen Sache der Polizeibehörden. Befand sich auf einem Bild jedoch auch eine Schrift, so fiel diese in die Zuständigkeit der eigentlichen Zensoren. Die Erlaubnis zum Abdruck der bildlichen Darstellung im Zusammenhange mit der Schrift hing wiederum von der Polizeibehörde ab. Diese war selbst dann zum Einschreiten verpflichtet, wenn sich ein bereits zum Verkauf zugelassenes Bild im Nachhinein als in sittlicher, religiöser oder politischer Hinsicht als »anstößig« erweisen sollte. Zwei spätere Rescripte vom 19. und 26. Mai 1837 setzten indes fest, dass die genannten Vorschriften auf »Kunstsachen« keine Anwendung finden sollten.44 Freilich beschränkte sich die Aufsicht des Staates über die Medien nicht auf das Presserecht, sondern konnte bereits in gewerberechtlichen Bestimmungen zum Ausdruck kommen. So war seit Februar 1824, bestätigt durch eine Allerhöchste Cabinetsorder vom 23. Oktober 1835, in Preußen zur Errichtung einer Steinschriftdruckerei eine polizeiliche Genehmigung notwendig. Eine solche Genehmigung konnte »bei abermaligem Missbrauch« nach dem ALR auch wieder zurückgenommen werden, und zwar im Fall von »gemeinen Bildern« aller Art: d.i. Gemälde, Kupferstiche und »andere sinnliche Darstellungen« (§§ 155, 571). Selbst wenn der Beleidigte nicht genannt, sondern nur durch individuelle Nebenumstände erkennbar gemacht worden war (§ 574), war eine Geld- oder Haftstrafe bis zu 2 Jahren nicht ausgeschlossen. 2.4. Friedrich Wilhelm IV: von »der kleinen Bilderfreiheit« zur Erneuerung der Zensur Der Nachfolger des am 7. Juni 1840 gestorbenen Königs Friedrich Wilhelm III., Friedrich Wilhelm IV., hob am 28. Mai 1842 in einem Zirkular-Reskript die gesetzlich nicht eindeutig verankerte Vorzensur durch die Polizeibehörden für zur Vervielfältigung und zum Verkauf bestimmte Bildwerke auf. Freilich unterlag jede auf einem Bild angebrachte Schrift auch weiterhin der vorgängigen Druckerlaubnis des ordentlichen Zensors, so dass von den circa 80 dokumentierten, während »der kleinen Bilderfreiheit« erschienenen politischen Karikaturen mehrere auf einen Text verzichteten, acht beschlagnahmt und weitere acht in Berlin vom Aushang in den Kunst- und Bilderläden

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ausgeschlossen worden sind. Nur wenige dieser schwarz-weißen oder, gegen einen Aufpreis, kolorierten satirischen Feder- und Kreidelithografien aus Berlin, Leipzig, Königsberg, Frankfurt am Main oder München enthielten – über die Angabe des Verlags oder Druckers hinaus – auch die Signatur eines Künstlers, was eine nachträgliche Zuordnung (z.B. zu Ludwig Löffler, Julius Böhmer, Richard Seel, Wilhelm Storck) erschwert. Die von den Zeichnern aufgegriffenen Themen betrafen die preußische Zensurpolitik, die Reform des Ehescheidungsrechts, die Religions-, Kultur- und Kommunalpolitik sowie das Verhältnis Preußens zu seinen Nachbarn. Zu einem von deutschen, jedoch bis heute kaum von ausländischen Karikaturisten verwendeten multifunktionalen »nationalen Symbol«45 wurde in jenen Jahren der als Tölpel, Träumer, Unterdrückter oder »Sich-Ermannender« gezeigte »Deutsche Michel« mit seiner Zipfel- oder Schlafmütze, dessen Ursprünge sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Für die Karikaturen, deren Preise zwischen 2½ und 10 Silbergroschen lagen, wurde nicht nur in den Schaufenstern geworben, vor denen sich oft heftige Diskussionen abspielten, sondern auch in Form von Anzeigen und redaktionellen Beiträgen wie diesem Bericht des Berliner Korrespondenten der ›Trier’schen Zeitung‹, Heinrich Beta (d.i. Johann Heinrich Bettziech), vom 28. November 1842: »Freudig begrüße ich den erwachenden Sinn für Karrikaturen, sie sind die volksthümlichsten Waffen für Intelligenz; ihre Blitze vernichten Irrthümer und Lügen und erschüttern wohltätig die Zwerchfelle derer, welche im Geiste und der Wahrheit sind.«46 Am 3. Februar 1843 setzte eine Kabinettsordre, »das Verbot der Carrikaturen betreffend«, nach nur 8 Monaten dem »hohen Grad Unfug«, d.h. der von Friedrich Wilhelm IV. beanstandeten bildlichen Herabwürdigung und Verspottung des Staates ein Ende. Möglicherweise fühlte sich der König durch eine anonyme, vermutlich von Wilhelm Storck in Leipzig hergestellte Kreidelithografie mit der Unterschrift »Wie Einer immer daneben tritt!« in seiner persönlichen Ehre verletzt. Das Spottbild zeigt ihn vor dem verschneiten Schloss von Sanssouci mit der geöffneten Champagnerflasche in der rechten und dem überschäumenden Kelch in der linken Hand als Trinker. Einem gestiefelten Kater gleich bemüht er sich vergeblich, in die viel zu großen Fußstapfen seines 1786 verstorbenen Urgroßonkels Friedrich II. zu treten (Abb. 2). Die Champagner-(Sekt-)flasche wurde fortan – wie die Pickelhaube – für die Zeichner ein Symbol dieses Preußenkönigs. Fortan galt in Preußen wieder die Regel, dass bildliche Darstellungen, durch welche die Sittlichkeit »gröblich verletzt wird«, überhaupt nicht, und »Carricaturen, Zerr- und Spottbilder jeder Art« nur mit Genehmigung der Polizeibehörde des Orts, wo die Vervielfältigung beabsichtigt war, feilgeboten, zum Verkauf ausgelegt oder verbreitet werden durften. Im Falle im Auslande angefertigter Bilder war die Genehmigung der Polizeibehörde des Orts, wo der Verkauf oder die Verbreitung stattfinden sollte, einzuholen. Ein Zensurstempel musste die Freigabe der jeweiligen Karikatur bestätigen. Ein Ministerialerlass vom 24. Februar 1843 präzisierte die Ausführungsbestimmungen der Kabinettsorder vom 3. Februar. Man wolle keineswegs die Kunst oder die »geistige Entwicklung des Volkes« einschränken, sondern lediglich »falsche Carricaturen, Spottund Zerrbilder« nicht zulassen, welche (1.) die christlichen Kirchen oder eine vom Staate geduldete Religions-Gesellschaft, (2.) die Würde des Königs und der Mitglieder des Königlichen Hauses, (3.) den Staat oder eine seiner Einrichtungen, (4.) Regenten

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oder Regierungen des Deutschen Bundes oder befreundeter Staaten, (5.) Öffentliche Behörden oder Beamte und (6.) den guten Ruf und die Ehre von Privatpersonen angriffen.47 Abb. 2: Wilhelm Storck(?): Wie Einer immer daneben tritt! 1842

(Quelle: David Klemm: Von Napoleon zu Bismarck. Geschichte in der deutschen Druckgraphik. Ausstellungskatalog. Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe 1995, S. 79, Abb. 47) Am 1. Juli 1843 wurde das kaum noch wirksame Oberzensurkollegium aufgelöst und durch ein dem Justizministerium unterstelltes Oberzensurgericht ersetzt. Rechtsmittel gegen seine, Vertriebsverbote von in- und ausländischen Schriften sowie die Entziehung von Privilegien und Konzessionen betreffenden Urteile, die, je nach personeller Besetzung, »reaktionär« oder «liberal» ausfallen konnten, waren nicht möglich. Dass das Zensoramt in Preußen weder einfach noch gut bezahlt noch bei den Tätern und Opfern beliebt war, hat die Forschung nachgewiesen.48 Ungeachtet der genannten Restriktionen gab es nach Pariser (›Le Charivari‹) und Londoner Beispiel (›Punch‹ 1841 – 1992, 1996 – 2002) in den 1840er Jahren in mehreren deutschen Städten Versuche, Witzblätter zu gründen. Der Geburtsort von Deutschlands langlebigster illustrierter humoristischer Wochenzeitschrift ›Fliegende Blätter‹ (Oktober

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1844 – 1944) ist die Haupt- und Residenzstadt des bayerischen Königreichs, München. Obwohl die Zensoren auf Geheiß des anfangs liberalen bayerischen Königs und seiner Minister nach der Julirevolution zu unterdrücken bemüht waren, »was auch nur von fern nach Staatsgefährdung« aussah,49 und strenge gewerbliche Auflagen (Konzessionen, Insertionszwang, Einführung des Postdebits am 23. April 1838, Beibehaltung des Pflichtexemplars auch von Kupferstichen oder Lithografien) das Pressewesen behinderten, gelang es den beiden Verlegern und ihrem Team, auf dem Weg der Unterhaltung verdeckt oder manifest Kritik an Politik und Gesellschaft zu üben. Hervorzuheben ist eine vierteilige Serie des politischen Karikaturisten Hermann Dyck aus dem Jahr 1845 (›Fliegende Blätter‹, Bd. II, Nr. 35-38). Während sie vordergründig die geknebelte deutsche Presse satirisch beleuchtet, gibt sie hintergründig den durch die Schere symbolisierten Zensor als Gegner der Freiheit dem Gelächter preis.50 Als die Zensur für innere Angelegenheiten 1847 gelockert und am 16. Dezember sogar aufgehoben wurde, erschienen in München zwei weitere illustrierte humoristisch-satirische Wochenblätter: ›Leuchtkugeln‹ (November 1847) und ›Münchener Punsch‹ (30. Januar 1848). Bereits auf das Jahr 1846 geht die von dem Leipziger Verlagsbuchhändler Ernst Keil gegründete Monatsschrift ›Der Leuchtthurm‹ mit ihrem illustrierten humoristischen Beiblatt ›Die Laterne‹ zurück. Da diese Publikation im Königreich Sachsen keine Konzession erhalten hatte, wechselte sie sechsmal den Verlagsort, immer auf der Flucht vor den Einwirkungen der preußischen Zensur. Es nimmt daher nicht Wunder, dass eine der besten anonymen Vormärzkarikaturen, unter der ironischen Überschrift »Die ›gute‹ Presse«, 1847 ausgerechnet als Sonderdruck des ›Leuchtthurms‹ erschienen ist. In dieser symbolischen Bildsatire stehen der Maulwurf für Blindheit, der gefesselte Krebs auf der überdimensional großen Fahne für Rückschritt, der Spiegel des Krebses für Rückwärtsgewandtheit, der Kerzenlöscher auf der Fahnenstange für Dunkelheit, die Riesenschere mit Stift für Zensur, die Rute für Repression, die Kinder für die bevormundete Presse, der Schafskopfpolizist für Dummheit und der Spitz für Spitzelei (Abb. 3). Die Gründung der ›Düsseldorfer Monatshefte‹ mit ihren überwiegend humoristischen Holzstichen und künstlerisch hochstehenden lithografischen Tafeln, d.i. des Organs der Düsseldorfer Malerschule unter der Leitung von Lorenz Clasen,51 fiel in die Zeit des preußischen Vereinigten Landtages, der vom 10. April bis zum 26. Juli 1847 nahezu ergebnislos in Berlin tagte. Nach nur wenigen Ausgaben wieder eingestellt wurden auf Betreiben der preußischen Regierung das Hamburger illustrierte Wochenblatt ›Mephistopheles‹52 sowie das Monatsblatt ›Berliner Charivari‹. Häufig in Konflikt mit dem »ungöttlichen Geschlecht« der Zensoren geraten, aber nicht verboten worden ist hingegen die im Januar 1848 in Stuttgart von Ludwig Pfau gegründete illustrierte satirische Wochenzeitschrift ›Eulenspiegel‹. Dieses erste rein politische Witzblatt des Vormärz provozierte nicht nur den Preußenkönig mit einem seitenverkehrten, abgewandelten Zitat der Karikatur »Wie einer immer daneben tritt!« (Nr. 9), was dieser mit einer Majestätsbeleidigungsklage beantwortete, sondern enthielt auch deutliche Anspielungen auf die revolutionären Bewegungen in Italien und die freiheitlichen Aspirationen der Deutschen.

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Abb. 3: Die »gute« Presse. Unsignierte Lithografie. Sonderdruck aus ›Der Leuchtthurm‹, 1847

(Quelle: Zeitungs Lust und Nutz. Der Kalender des Deutschen Zeitungsmuseums 1997, August) Einen Fall für sich bildete die Aufsehen erregende Liebesaffäre des bayerischen Königs Ludwig I. mit der 1846 in München aufgetauchten schönen, jedoch intriganten, zur Gräfin von Landsfeld erhobenen »spanischen« Tänzerin Lola Montez. Die Zensur konnte nicht verhindern, dass in München, vor allem aber in Leipzig und Berlin über 40, zum Teil gewagt-erotische Karikaturen (oft als Flugblatt) die Zeitgenossen empörten oder amüsierten. Am Vorabend der Revolution berichteten die Metternich-Agenten, dass »die Gemüter für politische und religiöse Satiren und Persiflagen jetzt empfänglicher sind als je« und beobachteten innerhalb der öffentlichen Meinung eine »vorwiegend durch die Presse« produzierte Gärung.53 3.

1848/49: DIE PARISER FEBRUARREVOLUTION UND IHRE AUSWIRKUNGEN AUF DIE DEUTSCHE BILDPUBLIZISTIK

3.1. Die deutschen Märzerrungenschaften und die Explosion der illustrierten Druckmedien Die Pariser Revolution vom 24. Februar 1848 griff alsbald auf die deutschen Staaten über. Am 3. März stellte die Bundesversammlung ihren Mitgliedern frei, die Zensur nach dem Beispiel des Großherzogs Leopold von Baden aufzuheben. Dies taten bis zum 9. März eine Reihe weiterer Fürstentümer sowie die vier Freien Städte. In Bayern, wo König Ludwig I. am 20. März zu Gunsten seines Sohnes Maximilian II. Joseph ab-

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gedankt hatte, wurde die Pressefreiheit am 6. März de facto und am 4. Juni auch de jure eingeführt. Das Königreich Sachsen gewährte die Freiheit der Presse am 9. und 23. März in zwei aufeinanderfolgenden Verordnungen. Wiederum anders lagen die Dinge im absolutistischen Preußen. Erst nach dem Wiener Aufstand vom 13./14. März und der Flucht Metternichs nach London hatte König Friedrich Wilhelm IV. am 17. März in Potsdam ein Gesetz über die Presse erlassen, das die Vorzensur von Druckschriften bzw. mechanisch vervielfältigten Bildwerken aufhob (§ 1). Die per § 4b vorgesehene Kaution für Neugründungen wurde am 6. April durch eine Verordnung wieder abgeschafft. Beibehalten wurde allerdings, wie auch in Bayern oder Sachsen, die Abgabe eines Pflichtexemplars. Auf den kurzen, aber erbitterten Bürgerkrieg (mit 256 Opfern auf Seiten der Barrikadenkämpfer) nach zwei auf die vor dem Berliner Schloss versammelte Menge ohne Befehl abgegebenen Schüssen am 18. März folgte am 20. März eine allgemeine Amnestie. Zu den »Märzerrungenschaften« in ganz Deutschland gehörten die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, der freie Straßenverkauf von Druckschriften aller Art durch sogenannte fliegende Händler sowie die offizielle Anerkennung der Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold (auf Fahne, Kokarde, Schärpe oder Schleife), allgemeine freie (Männer-)Wahlen zur ersten gesamtdeutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main (in der Paulskirche) und zur ersten preußischen Nationalversammlung in Berlin (beide am 1. Mai) sowie – mit unterschiedlichen Wahlordnungen – zu den Parlamenten weiterer Einzelstaaten. Während des »tollen Jahrs« mit seiner wahren Zeitungsexplosion trat die deutsche Bildpublizistik erstmals als plurimediale Massenkunst auf.54 Seit dem 4. März 1848 veröffentlichte die 1843 in Leipzig gegründete ›Illustrirte Zeitung‹ als Ergänzung zu ihren wöchentlichen politischen Artikeln zahlreiche schwarz-weiße Holzstiche, deren aufwändige Herstellung eine Zeitverzögerung von bis zu drei Wochen verursachte. Schneller als die ›Illustrirte Zeitung‹ stellten sich die Neuruppiner Bilderbogenverlage Gustav Kühn und Oehmigke & Riemschneider in den Dienst der politischen Aktualität. Die 97 nummerierten, mit detaillierten Erläuterungen versehenen Kühnschen Lithografien, aufgelegt in jeweils 1.000 kolorierten Exemplaren, hielten als ›Neue Bilderzeitung‹ bis 1850 die politischen Ereignisse für die Zeitgenossen und für die Nachwelt fest.55 Alles in allem erfreute sich der Einblattdruck, der dank der modernen Schnelldruckpressen faktisch über Nacht hergestellt werden konnte, großer Beliebtheit. Regelrecht überschwemmt wurde die preußische Hauptstadt mit zum Teil riesigen Plakaten und Maueranschlägen sowie mit circa 2.000, oft mit humoristischen Titelillustrationen und Vignetten ausgeschmückten Flugblättern. Zu den erfolgreichsten politisch-satirischen Flugblattautoren (mit bis zu 10.000 Exemplaren einzelner Ausgaben) zählte der ehemalige Mustermaler Albert Hopf,56 der auch Groschenhefte und Zeitschriften herausgab. Parallel hierzu erschienen zwischen März 1848 und Frühjahr 1849 in etwa 60 Verlagen (davon 15 in Frankfurt am Main) weit über 1.000 Feder- und Kreidelithografien bzw. Holzschnitte und -stiche,57 viele davon in Form von Bilderfolgen (z.B. die aus 49 Lithografien bestehende Parlamentsszenerie ›Thaten und Meinungen des Herrn Piepmeyer, Abgeordneten zur constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Mayn‹),58 Heften oder Alben. Auch Fotos und Fotomappen und selbst satirische Bewegungsbilder der »Nationalversammelten«, die mit Karton und Bindfäden zu Hampelmännern montiert werden konnten, hatten Konjunktur. Unter den satirischen Fürs-

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tenporträts ist vor allem Friedrich Wilhelm IV. von Preußen hervorzuheben, der die ihm von der Paulskirche angebotene Kaiserkrone am 3. April 1849 als »unangemessen« zurückwies. Zu seinen Attributen gehörten die 1842 für die preußische Armee eingeführte Pickelhaube und – die Champagnerflasche. Neben die Flugblätter traten im Frühjahr 1848 in Deutschland, erstmals auch ohne die Fesseln der Zensur, meist wöchentlich erscheinende und ebenfalls im freien Straßenhandel erhältliche illustrierte politische Satire-Journale. Wie die Zeichner der ›Fliegenden Blätter‹ (7.000 – 8.000 Exemplare), so ersetzten auch die Künstler der ›Düsseldorfer Monatshefte‹ (5.000 Exemplare) im Revolutionsjahr die bis dahin vorherrschenden Sitten- und Genrebilder durch offene Parteinahme für Einheit und Freiheit. Ganz in den Dienst des linken Flügels der Demokratie stellten sich die Münchner ›Leuchtkugeln‹ (7.000 Exemplare),59 das Stuttgarter »Volks-, Witz- und Carricaturenblatt« ›Eulenspiegel‹ sowie der Leipziger ›Leuchtthurm‹.60 Zu den Mitarbeitern des ›Leuchtthurms‹ gehörte auch der am 9. November 1848 in Wien standrechtlich erschossene Journalist und Abgeordnete der Paulskirche Robert Blum, dessen Hinrichtung eine Vielzahl von druckgrafischen Blättern (Porträts, Hinrichtungsszenen), Figuren, Medaillen und anderen Erinnerungsstücken hervorrufen sollte. Ein am 2. April 1848 wiederauferstandener Toter war der Hamburger ›Mephistopheles‹.61 Allerwärts, vor allem in den Städten, wurden neue, unterschiedliche Positionen vertretende illustrierte Witzblätter gegründet. Spitzenreiter, mit 35 humoristisch-satirischen Zeitschriften (darunter vielen Eintagsfliegen), war die damals circa 400.000 Einwohner zählende Preußenmetropole Berlin. Die Berliner Satire-Journale, insbesondere die »großen Drei«, ›Berliner Krakehler‹ (bis zu 20 Nachdrucke; 15.000 – 25.000 Exemplare), ›Berliner Großmaul‹ (25.000 Exemplare) und der seit dem 7. Mai im Verlag von Albert Hofmann erscheinende ›Kladderadatsch‹ konzentrierten sich auf die Vorgänge in der preußischen Hauptstadt und schufen, wie Theodor Fontane rückblickend feststellte, »das moderne Berlinertum«.62 Die ironisch-kritischen oder humoristisch-satirischen illustrierten Einblattdrucke und Periodika behandelten in Tausenden von Karikaturen die Ereignisse und Akteure der Revolution und Konterrevolution sowie die »brennenden Fragen« der Zeit: Republik oder Monarchie, Großdeutschland (mit Österreich) oder Kleindeutschland unter Preußens Führung. Die Symbole dieser Bildpublizistik – allen voran die allegorischen Nationalfiguren Deutscher Michel und Germania,63 eine seit der Römerzeit bekannte, 1848 heroisierte oder für den politischen Alltag vereinnahmte allegorische Gestalt – haben nicht wenig zur Bildung von Mythen beigetragen. Was der Historiograf der europäischen Bildsatire Eduard Fuchs für die Karikatur im Allgemeinen feststellte, trifft auf das Revolutionsjahr 1848 in besonderem Maße zu: »Keine Sprache aber spricht so sehr die ureigenste Sprache der Zeit, wie die Karikatur. Sie spricht die Sprache der Parteien, und sie spricht sie in ihrer charakteristischsten Form, sie spricht den allen verständlichen Jargon der Gasse«.64 3.2. Verlorene Illusionen: die Konterrevolution Die Märzerrungenschaften waren nicht von langer Dauer. In München forderte Maximilian II. am 22. Juni 1848 seine Ministerien auf, gegen unliebsame Presseorgane wie die ›Leuchtkugeln‹ oder den ›Münchener Punsch‹ schärfer einzuschreiten. Seit August 1849 konnte Buchdruckern und Buchhändlern in Bayern aufgrund eines Reskriptes

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die Konzession entzogen werden, wenn sie oppositionelle Zeitungen druckten oder vertrieben. In Berlin wurde nach Straßentumulten (16. und 31. Oktober 1848) die Nationalversammlung nach Brandenburg verlegt, und über die preußische Hauptstadt und einen Umkreis von 2 Meilen wurde nach dem Einmarsch des Generals der Kavallerie Friedrich Heinrich Ernst von Wrangel mit 13.000 Soldaten und 60 Geschützen am 12. November der Belagerungszustand verhängt. Schon einen Tag später suspendierte Wrangel acht demokratische Presseorgane, darunter den ›Berliner Krakehler‹ und den ›Kladderadatsch‹. Gleichzeitig wurde dem revolutionären Drucker, Herausgeber und Redakteur des ›Berliner Großmauls‹, Ferdinand Reichardt, der Betrieb seines Geschäftes untersagt.65 Auch waren Veröffentlichung und Verbreitung von politischen Plakaten und Flugschriften fortan verboten. Als der Flugblattautor Albert Hopf dieser Bestimmung zuwiderhandelte, wurde er im Februar 1849 zu einer achtmonatigen Haftstrafe in der berüchtigten Berliner Stadtvogtei verurteilt und anschließend ausgewiesen. Angesichts dieser Zeitumstände blieb der Artikel 24 der am 5. Dezember 1848 von Friedrich Wilhelm IV. oktroyierten preußischen Verfassung ein toter Buchstabe. Er lautete: »Jeder Preuße hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Darstellung seine Gedanken frei zu äußern.« Absatz 2 untersagte jegliche Behinderung der Presse durch Zensur, Konzessionen, Kautionen, Staatsauflagen, Beschränkungen der Druckereien, des Buchhandels oder durch das Postverbot. Ein toter Buchstabe blieb auch das am 28. März 1849 in der nie in Kraft getretenen Verfassung des Deutschen Reiches verankerte »Grundrecht« der Meinungs- und Pressefreiheit in Wort und Bild (Abschnitt VI, Artikel IV, § 143). Die Siege der Konterrevolution wirkten sich unmittelbar auf die Pressegesetzgebung der deutschen Staaten aus. In Preußen führte die 43 Paragrafen umfassende Königliche Verordnung vom 30. Juni 1849 die Polizeiaufsicht über die Presse wieder ein. Mit Geldbußen von 20 bis zu 200 Talern oder mit Gefängnis von 4 Wochen bis zu 2 Jahren wurde bestraft, wer Fahnen, Zeichen oder Symbole, welche geeignet waren, »den Geist des Aufruhrs zu verbreiten« oder den öffentlichen Frieden zu stören, an öffentlichen Orten oder in öffentlichen Zusammenkünften ausstellt, oder wer sie verkauft oder sonst verbreitet (§ 15). Mit einer empfindlichen Geld- oder Haftstrafe musste ferner rechnen, »wer durch Wort, Schrift, Druck, Zeichen, bildliche oder andere Darstellungen« die Ehrfurcht gegen den König, die königliche Familie, das Oberhaupt eines deutschen oder eines anderen, mit dem preußischen Staat in völkerrechtlichem Verkehr stehenden Staates, ferner die Mitglieder der Kammern, öffentliche Beamte in Ausübung ihres Berufs, Religionsdiener oder Geschworene verletzt (§§ 16-21). Schließlich wurden der Verkauf, die Verteilung, die Verbreitung, die Ausstellung und das Anschlagen von Schriften oder bildlichen Darstellungen, »welche die Sittlichkeit verletzen«, mit Beschlagnahme, Geldbuße von 10 bis 100 Talern oder Gefängnis von 14 Tagen bis zu einem Jahr bestraft (§ 24).66 Darüber hinaus wurde die Konzessionspflicht erneuert. Selbst gelegentliche Titel- und Ortswechsel konnten nicht verhindern, dass die Mehrzahl der 1848/49 entstandenen illustrierten Witzblätter nolens volens ihr Erscheinen einstellen musste. In der Silvesternacht 1849/1850 nahm der personifizierte ›Kladderadatsch‹ auf einem Berliner Zeitungsfriedhof von seinen »bereits verstorbenen« oder doch »nächstens versterbenden Zeitgenossen« Abschied (Abb. 4.) Er selbst hatte

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während des Belagerungszustandes (bis zum 28. Juli 1849) mit nur mehr 800 Abonnenten im nahe gelegenen Exil Neustadt-Eberswalde überlebt und war heimlich nach Berlin hineingeschmuggelt worden.67 Abb. 4: Wilhelm Scholz: Kladderadatsch in der Sylvesternacht am Grabe seiner bereits verstorbenen oder doch nächstens versterbenden Zeitgenossen. Aus: Kladderadatsch, 2. Jg. 1849, Nr. 52

(Quelle: Privatbesitz) 4.

DIE GESETZLICHEN RAHMENBEDINGUNGEN DER REAKTIONS- UND BISMARCKREICHSGRÜNDUNG 1871 SOWIE IHRE AUSWIRKUNGEN AUF BILD UND BILDKOMMUNIKATION 4.1. Die Ära der Reaktion in den 1850er Jahren In der sogenannten Reaktionszeit stellte ein deutscher Staat nach dem anderen die Presse erneut auf verschiedene Weise unter Kuratel, allerdings ohne, wie in Frankreich ZEIT BIS ZUR

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(Dekret vom 17. Februar 1852), die Vorzensur für Bilder wieder einzuführen. Artikel 28 des am 17. März 1850 in Bayern erlassenen Gesetzes zum Schutz gegen den Missbrauch der Presse (55 Paragrafen) drohte in folgenden Fällen mit Geldbußen oder Gefängnisstrafen von 8 Tagen bis zu 9 Monaten: Schmähung, Beschimpfung oder Verspottung der Staatsregierung, des Landtages, einer öffentlichen Behörde, einer Landrats-, Wahl-, Distrikts- oder Gemeindeversammlung sowie eines Schwurgerichts. Die im konservativen Sinn revidierte Verfassungsurkunde für den Preußischen Staat vom 31. Januar 1850, die in ihren wesentlichen Bestimmungen bis 1918 gültig blieb, behandelte zwar in Artikel 27, Absatz 1, die Presse ganz im Geist der oktroyierten Verfassung vom 5. Dezember 1848, schwächte jedoch Artikel 2 erheblich ab. Dieser lautete fortan: »Die Censur darf nicht eingeführt werden, jede andere Beschränkung der Preßfreiheit nur im Wege der Gesetzgebung«. Nach dem Attentatsversuch auf Friedrich Wilhelm IV. am 22. Mai 1850 verfügte eine am 1. Juli in Kraft getretene Ergänzungs-Verordnung die Erstellung einer Kaution für sämtliche Presseorgane mit politischem Inhalt. Für Wochenblätter waren dies stolze 2.500 Taler. Darüber hinaus war es dem Berliner Post-Zeitungsamt gestattet, »nach Umständen« die Annahme und Ausführung von Bestellungen auf Zeitungen und Zeitschriften abzulehnen. Unmittelbar vom Debitverbot betroffen war die illustrierte satirische Beilage des ›Leuchtthurms‹, ›Deutsche Reichsbremse‹ (1849 – 1850), in deren anonymen antipreußischen Karikaturen »ein Akt beständiger Revolte« zu sehen sei.68 Das Preußische Pressegesetz vom 12. Mai 1851 besaß Gültigkeit – mit Änderungen vom 6. März 1854 und vom 21. Mai 1860 – bis zur Einführung des Reichspressegesetzes 1874. Es suchte dank 56 sorgfältig ausgeklügelter Paragraphen den Fortfall der Vorzensur weitmöglichst auszugleichen. Beibehalten wurden die Kaution für eventuell anfallende Geldstrafen und die Konzessionspflicht für Buchhändler, Buchdrucker und lithografische Anstalten. Zwecks einer perfekten Meinungskontrolle musste für kautionspflichtige Periodika ein mit der Unterschrift des verantwortlichen Redakteurs versehenes Pflichtexemplar bei der jeweiligen Ortspolizeistelle gegen eine zu erteilende Bescheinigung hinterlegt werden (§ 5). Jeder daraufhin erfolgten Beschlagnahme durch die Polizei hatte ein gerichtliches Verfahren zu folgen. Untersagt waren auch weiterhin der fliegende Straßenhandel sowie das öffentliche Anschlagen, Anheften oder Ausstellen von Plakaten, welche einen anderen Inhalt haben als Ankündigungen über gesetzlich nicht verbotene Versammlungen, öffentliche Vergnügungen, verlorene und gefundene Sachen oder über Verkäufe (§ 9). Laut § 10 wurde das Recht zum Anheften oder Anschlagen von Plakaten von einer vorherigen Erlaubnis der Ortspolizeibehörde abhängig gemacht. Bestraft wurde der dem französischen Pressegesetz vom 16. Juli 1850 entlehnte »verantwortliche Redakteur«. Dieser haftete als Täter oder Mittäter, wenn seine Täterschaft erwiesen war. War er nicht der wirkliche Täter, wurde er dennoch zur Verantwortung gezogen, und zwar wegen »Fahrlässigkeit«, d.h. wegen Nichtverhinderung des beanstandeten Delikts. Bestraft wurde darüber hinaus »ohne Unterschied« jeder, der eine nach § 52 verbotene Druckschrift gewerbsmäßig verteilte oder verbreitete (§ 53). Die Maßnahmen des »neuen Preßgesetzes«, welche politische Zeitungen und Zeitschriften veranlassten, einen im ›Kladderadatsch‹ (Nr. 23 vom 8. Juni 1851) karikierten »Eiertanz« aufzuführen, wurden durch verschiedene Bestimmungen des preußischen

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Strafgesetzbuches vom 14. April 1851, das an die Stelle des ALR getreten war, verschärft: § 75 sah beispielsweise für Majestätsbeleidigung durch »Wort, Schrift, Druck, Zeichen, bildliche oder andere Darstellung« Gefängnisstrafen von 2 Monaten bis zu 5 Jahren vor sowie die zeitweilige Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. Weitere, mit Gefängnisstrafen oder Geldbußen in unterschiedlicher Höhe geahndete Beleidigungsdelikte bezogen sich auf die Mitglieder der Königlichen Familie (§ 77), ferner auf die deutschen und ausländischen Staatsoberhäupter, die beim Königlichen Hofe beglaubigten Gesandten oder Geschäftsträger (§§ 79 und 80) und endlich auf das Parlament und seine Mitglieder (§ 102). Besonders gefürchtet wegen seiner dehnbaren Interpretationsmöglichkeiten war der sogenannte Kautschukparagraf 101. Er lautete: »Wer durch öffentliche Behauptung oder Verbreitung erdichteter oder entstellter Thatsachen, oder durch öffentliche Schmähungen und Verhöhnungen die Einrichtungen des Staates oder die Anordnungen der Obrigkeit dem Hasse oder der Verachtung aussetzt, wird mit Geldbuße bis zu 200 Thalern oder mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft.« Diese in Preußen die Meinungsfreiheit und die politische Willensbildung empfindlich einschränkenden Gesetze und Verordnungen wurden am 1. Juli 1852 ergänzt durch die Wiedereinführung der erst am 1. Januar 1849 aufgehobenen Zeitungs-Stempelsteuer. Diese erfolgte nach der Bogenzahl je Quartal und betraf alle politischen Tageszeitungen sowie alle öfter als einmal monatlich erscheinenden politischen Zeitschriften. Am 4. Juli 1867 wurde die Stempelsteuer, die weder in Bayern noch in Württemberg existierte, auf den Norddeutschen Bund ausgedehnt. Endlich sei daran erinnert, dass die preußische Postverwaltung am 5. Juni 1852 für alle kautions- und stempelpflichtigen Druckschriften den Postzwang eingeführt hatte. Bis zum Erlass des Reichspostgesetzes 1872 konnten daher missliebige Zeitungen und Zeitschriften von der Beförderung ausgeschlossen werden und waren somit auf die wesentlich teurere Verbreitung durch den Buchhandel angewiesen. Die Gesetzgebung der Einzelstaaten (nach Bayern und vor Preußen hatte das Königreich Sachsen am 14. März 1851 ein entsprechendes Gesetz erlassen) wurde durch die am 6. Juli 1854 erlassenen allgemeinen Bundesbestimmungen, »die Verhältnisse des Mißbrauchs der Presse betreffend«, vereinheitlicht. Nun galt bundesweit, wenn auch hier und da mit Verzögerungen, der Impressums-, Kautions- und Konzessionszwang sowie die Vorschrift, ein Pflichtexemplar bei der Polizeibehörde einzureichen. Auch konnten »Angriffe auf die Grundlagen des Staates«, auf die Regierungen oder auf das Oberhaupt eines fremden Staates künftig im gesamten Deutschen Bund verfolgt und bestraft werden.69 Ein illustriertes demokratisches Satire-Journal nach dem anderen wurde nunmehr von den Behörden mundtot gemacht. 1851 stellte der ›Leuchtthurm‹ (umbenannt in ›Die Wartburg‹) sein Erscheinen ein; wenig später wurde sein Gründer, der Verlagsbuchhändler Ernst Keil, als »Staatsverbrecher« zu einer neunmonatigen Festungsstrafe (wovon ihm 3 Monate erlassen wurden) in Hubertusburg und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Mitte Februar 1852, nach einer Kette von Anklagen, hörten die auch in Österreich, Preußen, Thüringen und selbst in Russland verbreiteten ›Leuchtkugeln‹ auf zu erscheinen. Ihr Mitbegründer, Alexander Ringler, wurde für zwei Jahre aus München ausgewiesen. 1853 traf es den Stuttgarter ›Eulenspiegel‹ (Hauptzeichner war Julius Nisle). Sein Gründer, Ludwig Pfau, hatte sich bereits 1849 einem

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drohenden Hochverratsprozess und einer 1852 gegen ihn verhängten 21jährigen(!) Zuchthausstrafe durch Flucht in die Schweiz entzogen.70 Einem Hochverratsprozess entgangen ist ebenfalls der Redakteur des ›Berliner Krakehlers‹, Heinrich Beta, er war Ende 1850 nach London geflohen. In Hamburg, wo gemäß eines neuen Pressegesetzes (Oktober 1849) eine Senatskommission nach dem Mehrheitsprinzip entschied, ob ein Prozess angestrengt werden sollte oder nicht, führten zwei politische Karikaturen zum Verbot des ›Mephistopheles‹ (am 27. Juni 1852). Ein zweites Verbot, begleitet von einer Geldstrafe, bezog sich auf eine durch den französischen Gesandten beanstandete Karikatur Louis Napoléons nach dessen blutigem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 (Nr. 200 vom 15. Januar 1852). Von dem seit Ende März 1848 in allen Gesellschaftsschichten verbreiteten großformatigen Hamburger Wochenblatt ›Die Reform‹ (23. März 1848 – 1852) lagen dem Gremium nicht weniger als 13 Ausgaben wegen »anstößiger Carricaturen« oder Illustrationen zur Begutachtung vor. Sechs führten, vermutlich durch direkten oder indirekten Druck von außen, zu einem Prozess wegen Verhöhnung des französischen Präsidenten Louis Napoléon bzw. Verächtlichmachung deutscher Monarchen. Hier ist es bei Geldstrafen nicht geblieben. Wegen »öffentlicher Beleidigung seiner Majestät des Königs von Preußen« wurde der verantwortliche Redakteur des Blattes im Dezember 1850 zu einer 40tägigen Gefängnisstrafe bei Wasser und Brot und zur Erstattung der Untersuchungskosten verurteilt.71 Um Konflikte zu vermeiden, verabschiedeten sich die ›Düsseldorfer Monatshefte‹ (bis 1860) und die ›Fliegenden Blätter‹ vom politischen Geschehen und kehrten zu Sitten- und Genrebildern zurück, die letzteren allerdings erst nach mehreren Konfiskationen, zuletzt im Juli 1856 (Nr. 558 und 569). Als ein mit Holzstichen bekannter (z.B. Wilhelm Busch) und unbekannter Künstler reich ausgestattetes Familien-Witzblatt, das zahlreiche Nachfolger fand, erblickten sie künftig, von Kriegszeiten abgesehen, ihre Aufgabe darin, das Publikum auf unverfängliche Weise zum Lachen zu bringen. Dies wollten auch die seit Mitte 1848 vom gleichen Verlag herausgegebenen ›Münchener Bilderbogen‹, deren Zielgruppe weniger das volkstümliche als das Bildungsbürgertum war. Zu den Überlebenden (bis 1871) gehörte schließlich noch der sich vorwiegend regionalen Themen widmende ›Münchener Punsch‹. 4.2. Ein Fallbeispiel: das Königreich Preußen Fünf Bände des Berliner Polizeipräsidiums mit »Wochenberichten für das Inland« geben für die Jahre 1851 bis 1861 u.a. Auskunft über die Verbreitung und Beschlagnahme von Druckschriften, die Überwachung suspekter Personen sowie demokratischer Bewegungen. Jährlich erstellte Verzeichnisse informierten darüber hinaus in den 1850er Jahren über die Druckschriften, welche auf Verordnung des Königlichen Polizei-Präsidiums zu Berlin in den Leihbibliotheken nicht geführt werden durften. Zu ihnen gehörten die ›Leuchtkugeln‹, der ›Leuchtthurm‹ sowie illustrierte Druckschriften von Adolf Glaßbrenner (alias Brennglas) und Albert Hopf.72 Unterdrückt seitens der Polizei, nicht selten auf Grund von Anzeigen »ehrbarer Bürger« (Pastoren, Lehrer, Privatgelehrte), wurde die Ausstellung von »schlüpfrigen« und »das Schamgefühl verletzenden» Fotografien oder »Stereoskopen-Bildern«, vor allem in den Schaufenstern der stadtbekannten Berliner Buch- und Kunsthändler Sala und

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Rocca.73 Von Verboten betroffen waren ferner Porträts »gewisser politisch bekannter Personen«, die mit Unterschriften versehen sind, »welche auf eine gegen die Regierung gerichtete Tendenz« deuteten.74 Ein aktenkundiges Untersuchungsverfahren betraf die Bilderbogenfabrik Oehmigke & Riemschneider aus Anlass von publizierten bunten Umschlägen für Schulhefte mit Bildern aus der Revolutionszeit: z.B. Robert Blum, eine Pariser Barrikade, Revolutionäre bei bekannten Gefechten. Das Polizeiamt Charlottenburg erblickte in diesen Darstellungen am 10. Dezember 1851 unverkennbar einen Anreiz zu revolutionären Ideen, welche namentlich »für die jungen Gemüther« in näherer oder fernerer Zukunft von unberechenbaren Folgen begleitet sein können und »die Ruhe und das Wohl des Staates bedrohen«. Oehmigke & Riemschneider entgingen zwar einer Aberkennung ihrer Gewerbeerlaubnis, mussten allerdings das Bilderbogenmaterial, welches als Vorlage für die Heftumschläge gedient hatte, vernichten. Auch Gustav Kühn blieb infolge seiner Bilderbogenserie ›Das merkwürdige Jahr 1848‹ seitens der aufsichtführenden Behörden nicht unbehelligt, erhielt jedoch am 18. Februar 1852 vom Neuruppiner Magistrat eine Loyalitätsbescheinigung ausgestellt, die ihn als einen gutgesinnten, königstreuen Bürger auswies.75 Das Damoklesschwert der Entziehung der Konzession, ein hervorragendes Disziplinierungsmittel des Staates, sowie des Postdebits veranlassten die deutschen Verleger, Textautoren und Illustratoren zur Wiederanwendung der traditionsreichen Technik der Camouflage und zur Selbstzensur. Zu diesen Mitteln griff auch das einzige politische Berliner Satire-Journal, welches die Konterrevolution dauerhaft (bis 1944) überlebt hat, der ›Kladderadatsch‹. Es folgte dem Rat, den sein Gründer David Kalisch (Autor von Erfolgspossen) am 25. April 1858 (Nr. 19) »seinem Sohn« erteilt hatte: »Darum hülle ein [...] Deine Gedanken in die Schale der Thorheit [...]; die Weisen [...] werden erkennen, was dahinter ist«. Die zunehmende Popularität des nahezu 40 Jahre von Wilhelm Scholz mit Holzschnitten versehenen ›Kladderadatsch‹, dessen Auflage bis in die Mitte der 1870er Jahre die der politischen deutschen Tageszeitungen übertraf (1859: 26.200 Exemplare) und dessen Nebenprodukte (Sondernummern, ›Volks Kalender‹, ›Almanach zum Lachen‹) seine Reichweite erhöhten, hatte ihre aktenkundigen Schattenseiten. So wurde das auch von König Friedrich Wilhelm IV gelesene Blatt wegen seiner »tief verderblichen Einwirkung« auf die allgemeine Gesinnung und wegen seiner den Staatsinteressen zuwiderlaufenden »Ausfälle« gegen Österreich, Russland und Frankreich »unausgesetzt« beaufsichtigt und häufig gemaßregelt: etwa zehn offizielle schriftliche Verwarnungen und vertrauliche »mündliche Vorhaltungen« durch das Polizeipräsidium, eine viertägige Gefängnisstrafe für den verantwortlichen Redakteur Ernst Dohm (1858) und wiederholte Beschlagnahmen. Erst nach Wochen wieder aufgehoben wurde beispielsweise die Konfiskation der Nummer 20 vom 16. Mai 1852. Beanstandet wurde eine Karikatur von Wilhelm Scholz, die Louis Napoléon als den »kleinen Neffen« des »großen Onkels« (Napoleon I.) verhöhnte, ein beliebter Vergleich weiterer Bildsatiren. Fast 20 Jahre war Napoléon III., dessen von Scholz geschaffenes Konterfei (schwerer Kopf, lange Nase, spitzgedrehter Schnurrbar, dicker Bauch, getragen von dünnen Beinen) von Witzblättern im In- und Ausland übernommen wurde, für den ›Kladderadatsch‹ eine Hauptzielscheibe seines

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Spottes. Länger als in Österreich (Mai 1852 bis April 1856) und in Russland (Mitte 1851 bis Mai 1858) war das Blatt daher in Frankreich verboten: von Juni 1852 bis April 1870.76 Freilich erstreckte sich in der Reaktionszeit die preußische Kontrolle der Bildpublizistik nicht nur auf in-, sondern auch auf auswärtige Titel. Als sich die Leipziger ›Illustrirte Zeitung‹ 1855 über die preußische Neutralitätspolitik während des Krimkrieges lustig machte, ist ihre Nummer 609 vom 3. März in Breslau vorübergehend beschlagnahmt und ein inkriminierter Beitrag der darauffolgenden Ausgabe (Nr. 610) vernichtet worden. Zuvor hatte das Ministerium des Innern in einem Schreiben vom 28. Februar die »besondere Aufmerksamkeit« sämtlicher 26 Königlichen Regierungs-Präsidenten auf die wegen ihrer Abbildungen auch in Preußen geschätzte ›Illustrirte Zeitung‹ gelenkt. Dem zwischen August 1854 und Februar 1855 mehrfach wegen »gröblichster Majestätsbeleidigung« (Nr. 685, 699, 705, 706, 707, 709) verurteilten ›Punch‹ wurde von Mitte Februar 1855 bis 1859 in Preußen der Zeitungsvertrieb durch die Post untersagt. Das um seine Pressefreiheit viel beneidete Londoner Satire-Journal hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Friedrich Wilhelm IV. in Texten und Cartoons, ausgestattet mit den entsprechenden Attributen (Champagnerflasche, Champagnerglas), als »King Cliquot« zu verspotten. Ausnahmen von diesem Verbot betrafen lediglich die heftig protestierende Britische Gesandtschaft (3 Exemplare) und das preußische Polizei-Präsidium »im dienstlichen Interesse«.77 4.3. Bismarck und die illustrierte Publizistik bis zur Reichsgründung 1871 Am 7. Oktober 1858 hatte der Bruder von Friedrich Wilhelm IV. die Regentschaft übernommen. Nach dessen Tod, am 2. Januar 1861, bestieg er als Wilhelm I. den Thron und wurde am 18. Oktober als »König von Gottes Gnaden« in Königsberg gekrönt. Mit der Ernennung Otto von Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten (23. September 1862) und zum Außenminister (8. Oktober 1862) begann eine neue Epoche. Ihre Anfangsjahre waren geprägt durch den Verfassungs- und Heereskonflikt mit dem von der liberalen Deutschen Fortschrittspartei dominierten preußischen Abgeordnetenhaus (bis 1866), den deutsch-dänischen Krieg (1864) und den Sieg Preußens bei Königgrätz/Sadowa über Österreich und seine Verbündeten (Juli 1866), gefolgt von der Auflösung des Deutschen Bundes. 1867 beziehungsweise 1868 wurden der Norddeutsche Bund (mit einem frei gewählten Reichstag) und der Deutsche Zollverein gegründet. Am 18. Januar 1871, mitten im Deutsch-Französischen Krieg, erfolgte im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles die Proklamation Wilhelms I. zum deutschen Kaiser. Während der »Konfliktzeit« mit Bismarck, dessen immer kahler werdendes Haupt von Scholz ab 1863 mit »drei Haaren« verziert wurde, ist der dem Liberalismus verpflichtete ›Kladderadatsch‹ wiederholt wegen »Schmähung der preußischen Zustände« und »Ministerbeleidigung« beschlagnahmt worden. Erst zwei Jahre später, nachdem eine Karikatur Bismarcks (er durchschneidet die preußische Verfassung) auf Kosten des Verlegers mit undurchdringlicher Schwärze übertüncht worden war, ist die am 15. März 1863 erschienene Nr. 12 wieder frei gegeben worden. Dagegen hatte eine andere Bildsatire, die sich am 4. Dezember 1864 (Nr. 56) auf eine fünfwöchige Haft des verantwortlichen Redakteurs Dohm »wegen Beleidigung gegen das Oberhaupt eines anderen Staates« (§ 79 des Strafgesetzbuchs) bezog, den preußischen Ministerpräsiden-

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ten so amüsiert, dass er den König persönlich um eine Strafverkürzung bat: Der lediglich mit »Molke« versorgte Dohm ist Gefangener einer als Reifrock, d.h. als »Crino caro line« verfremdeten Gefängniszelle, wobei »caro« eine Anspielung auf die Fürstin Caroline, Herrscherin des thüringischen Duodezfürstentums Reuß Ältere Linie war, die gegen das Witzblatt Klage erhoben hatte. Der personifizierte Kladderadatsch bringt seinem »geistigen Geranten« mit der gesamten Redaktion (David Kalisch, Rudolf Löwenstein und Wilhelm Scholz) ein Ständchen mit bekannten Versen aus Goethes »Faust« (Gesang der Geister) dar (Abb. 5).78 Abb. 5: Wilhelm Scholz: Albumblatt für unseren geistigen Geranten. Kladderadatsch, 16. Jg. 1864, Nr. 56

(Quelle: Privatbesitz) Im September/Oktober 1863 sind in verschiedenen Berliner Kunsthandlungen nach einer Zeichnung angefertigte, versandfertige »photografische Pamphletbilder« Bismarcks (z.B. als »Gamsjäger«) aufgefunden worden. Den daraufhin angestrengten Klagen wegen »Beleidigung des Ministerpräsidenten von Bismarck in Bezug auf seinen Beruf durch bildliche Darstellungen« wurde von den Gerichten stattgegeben. Am 2. Juni 1864 sind der Buchbindermeister Louis Erhardt als Verbreiter und der Fotograf Carl Julius Bergemann zu jeweils einer dreiwöchigen Gefängnisstrafe verurteilt worden; ein weiterer Fotograf wurde am 15. Oktober 1864 vom Königlichen Stadtgericht mit vierzehn Tagen Gefängnis bestraft. Die Voraussetzung für diese Verurteilungen schuf § 55 des Preußischen Pressegesetzes von 1851. Aus ihm müsse gefolgert werden,

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dass alle auf Druckschriften bezüglichen Vorschriften des Pressegesetzes auch auf mechanisch hervorgebrachte Abbildungen ohne alle Einschränkung Anwendung finden.79 In den 1860er Jahren wurden in Preußen ebenfalls mehrere auswärtige illustrierte Presseprodukte Opfer der Kommunikationskontrolle. So waren sowohl die 1853 von Ernst Keil in Leipzig gegründete, sehr beliebte und bald nachgeahmte illustrierte Familienzeitschrift ›Die Gartenlaube‹ als auch die beiden demokratischen Satire-Zeitschriften ›Hamburger Wespen‹ und ›Frankfurter Latern‹ infolge eines »MinisterialRescripts« Opfer eines Einfuhrverbots. Nach der preußischen Einverleibung Frankfurts im Sommer 1866 traf die sechs Jahre zuvor von Friedrich Stoltze ins Leben gerufene und von Ernst Schalck illustrierte ›Frankfurter Latern‹, die nicht nur in Preußen, sondern auch im Kurfürstentum Hessen Anlass zu Presseprozessen und Verurteilungen in contumaciam gegeben hatte, ein fünfjähriges Erscheinungsverbot; ihre gesamten Redaktionsunterlagen, darunter zahlreiche Holzstöcke wurden beschlagnahmt. Mehreren, ersatzweise von Stoltze herausgegebenen Witzblättern war nur ein kurzes Leben vergönnt. Der Schriftsteller Julius Stettenheim hingegen, dem zwischen 1862 und 1866 »in Abwesenheit« in Preußen nicht weniger als insgesamt fünf Monate Gefängnis auferlegt worden waren, wagte 1868 den Sprung nach Berlin. Dort erschien sein von ›Hamburger Wespen‹ in ›Berliner Wespen‹ umbenanntes satirisches Wochenblatt mit Holzschnitten von Gustav Heil als Beilage der liberalen Tageszeitung ›Die Tribüne‹.80 In Bayern wagte nach zwei Presserechtsreformen (1859 und 1861) im April 1864 Alexander Ringler erstmals wieder in München eine politische Witzblattgründung. ›Die Raketen‹ (circa 400 Exemplare) veröffentlichten sowohl aktuelle Karikaturen als auch Bildsatiren aus den ›Leuchtkugeln‹ und kommentierten Bismarcks Außenpolitik aus süddeutscher, d.h. antipreußischer Sicht. Wegen »erneuter Übertretung« des Pressegesetzes ist Ringler, der seinen demokratischen Kampfgeist nicht verloren hatte, am 12. Juli 1864 zu Wechselhaft verurteilt worden,81 er verstarb zwei Jahre später. Während des ersten gesamtdeutschen Krieges gegen Frankreich, nach der Kriegserklärung Napoléons III. an Preußen (19. Juli 1870), waren in Anbetracht einer Flut von Kriegsbilderbogen und propagandistischen Flugblättern mit Karikaturen erstmals seit 1848 wieder ambulante Zeitungshändler zugelassen worden. Was die »möglichst authentischen« Schlachtenbilder in der Leipziger ›Illustrirten Zeitung‹ und in den illustrierten Familienzeitschriften anbelangt, so unterlagen sie (im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg) keinerlei staatlicher Zensur, wohl aber der Selbstkontrolle der als Kriegsreporter arbeitenden Künstler. Anlässlich der Schlacht bei Sedan, der am 2. September die Kapitulation Napoléons III. folgte, gestand der Maler und Illustrator Leo von Elliot offen ein, »nicht alles« zeichnen zu können, was er und andere Augenzeugen gesehen hatten, z.B. »Körper mit halben Köpfen, Körper, an denen der Unterleib fehlte«.82 5. BILD UND BILDKONTROLLE IM KAISERREICH UNTER WILHELM I. (1871 – 1888) 5.1. Zwischen Pressefreiheit und Zwangsjacke: Reichspressegesetz, Reichsstrafgesetz, Sozialistengesetz, Gewerbeordnung Nach dreijährigen Auseinandersetzungen zwischen der Reichsregierung und den Liberalen trat das am 7. Mai 1874 erlassene, auch auf bildliche Darstellungen mit oder ohne Schrift Anwendung findende Reichspressegesetz (im Folgenden: RPG) am 1. Juli in Kraft.83 In § 1 heißt es: »Die Freiheit der Presse unterliegt nur denjenigen Beschrän-

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kungen, welche durch das gegenwärtige Gesetz vorgeschrieben oder zugelassen sind«. Die Kautionspflicht wurde aufgehoben, der Zeitungsstempel abgeschafft, das Konzessionswesen, wo es noch bestand, beseitigt, das Beschlagnahmerecht präzisiert (§§ 23-29) und die Verjährung aller Pressevergehen nach 6 Monaten verfügt (§ 22). Aus dem Preußischen Pressegesetz übernommen wurden die Abgabe eines Pflichtexemplars von periodischen Druckschriften durch den Verleger vor Verkaufsbeginn bei der örtlichen Polizeibehörde, welche dann gegebenenfalls die Staatsanwaltschaft in Kenntnis zu setzen hatte (§ 9), sowie das Prinzip einer Geldstrafe (bis zu 1.000 Mark) beziehungsweise Inhaftierung (Festung oder Gefängnis bis zu einem Jahr) des verantwortlichen Redakteurs wegen Fahrlässigkeit (§ 24). Für nicht-periodische Publikationen blieben die diesbezüglichen Bestimmungen der Landesgesetze unberührt. §§ 6 und 7 regelten das Impressum periodischer Druckschriften: Angabe des Namens und Wohnortes bzw. der Geschäftsadresse des Druckers und Verlegers sowie gegebenenfalls des verantwortlichen Redakteurs. § 14 ermächtigte den Reichskanzler, unter bestimmten Umständen eine im Ausland erscheinende periodische Druckschrift durch öffentliche Bekanntmachung bis auf zwei Jahre zu verbieten. Eine besondere Bedeutung kam § 30, Abs. 1 des RPG zu. Er berechtigte den Kaiser beziehungsweise den Reichstag, in Zeiten der Kriegsgefahr, des Krieges, des erklärten Kriegs- oder Belagerungs-Zustandes beziehungsweise innerer Unruhen (Aufruhrs) auf der Grundlage der Artikel 4 und 68 der Reichsverfassung von 1871 Notstandsbestimmungen zu erlassen. Letztere stützten sich auf die §§ 16 und 27 bis 30 des preußischen Gesetzes über den Belagerungszustand von 1851. Das RPG (31 Paragraphen) ersetzte 1874 die bis dahin in den 25 Bundesstaaten geltenden Landesgesetze. Dagegen blieb seine Einführung in den 1871 als »Reichsland« annektierten Provinzen Elsass und Lothringen einem besonderen Gesetz vorbehalten (§ 31). Nicht berührt wurde laut § 30 das Recht der Landesgesetzgebung auf dem Gebiet des Plakatwesens. So galten in Preußen weiterhin die §§ 9 und 10 des preußischen Pressegesetzes von 1851. Ein von der Ortspolizeibehörde namentlich ausgestellter Erlaubnisschein war nur Voraussetzung für unentgeltlich verteilte Plakate in Text und Bild auf Straßen, Plätzen oder anderen öffentlichen Orten. Er war nicht notwendig für eine Verteilung in Wirtshäusern, Bahnhofsgebäuden oder Hausfluren.84 Zu den wichtigsten »eigentlichen Preßvergehen«, für die im Königreich Preußen die Berufsgerichte (Amtsgericht, Landgericht) und in den Südstaaten oder auch in Sachsen in erster Instanz die Schöffengerichte zuständig waren, gehörten die verspätete oder nichterfolgte Abgabe des Pflichtexemplars einer periodischen Druckschrift, die Übertretung des Impressumszwangs und die Beleidigung von Personen oder Institutionen durch die Presse. Speziell für die politisch-satirischen Periodika von Belang war ein Erlass des preußischen Innenministers vom 12. April 1873. Er wies das Polizeipräsidium »ein für allemal auf’s bestimmteste« an, jede Nummer eines Witzblattes, die eine Abbildung der Mitglieder des Königlichen Hauses zu bringen wagte, sofort mit Beschlag zu belegen. Nach der Gründung des Deutschen Reichs wurde das am 31. Mai 1870 in Kraft getretene Strafgesetzbuch für den Norddeutschen Bund redaktionell überarbeitet und am 15. Mai 1871 als ›Reichsstrafgesetzbuch‹ (im Folgenden: RSGB) verkündet. Am 1. Januar 1872 trat es in Kraft und unterlag in der Folgezeit zahlreichen Änderungen,

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Streichungen und Ergänzungen. Für das Thema Bild, Bildpublizistik und Bildzensur sind bis zum Kriegsausbruch 1914 vor allem die nachstehenden Bestimmungen von Bedeutung: Die Nichtbefolgung eines richterlichen Urteils, demzufolge alle Exemplare einer öffentlich ausgelegten oder angebotenen Schrift, Abbildung oder Darstellung bzw. ein Teil derselben zu vernichten und die zur Herstellung bestimmten Platten und Formen unbrauchbar zu machen waren (§ 41), konnte vom Reichskanzler mit einem Erscheinungsverbot bis zu zwei Jahren geahndet werden. Blasphemie (§ 166), ein durchaus auch der politischen Zensur dienendes Delikt, gehörte fortan, neben der gefürchteten Majestätsbeleidigung (§ 95), der Beleidigung eines Bundesfürsten (§97), eines ausländischen Regenten (§§ 99, 101) oder einzelner Personen (§ 185) sowie dem Verkauf, der Verteilung und Verbreitung unzüchtiger Schriften und Abbildungen (§ 184) zu den mit unterschiedlich hohen Geld- oder Haftstrafen geahndeten »uneigentlichen Preßvergehen«. Weitere Anklagen fielen auf die §§ 130 (Gefährdung des öffentlichen Friedens durch Aufreizung zum Klassenhass), 131 (Verächtlichmachung von Anordnungen der Obrigkeit) und 360 Ziff. 11 (Grober Unfug). Die ausgedehnte Anwendung des § 360 ist von dem Schriftsteller und Münchner Rechtsanwalt für Zensursachen Max Bernstein mit einem »zweiten Preßgesetz« verglichen worden.85 Das RPG und das RSGB wurden ergänzt durch die Bestimmungen über das Urheberrecht des Reichs vom 9. Januar 1876, das dem hemmungslosen Kopistentum Einhalt gebieten sollte. Sie wurden weiterhin ergänzt durch die Vorschriften der am 1. Juni 1891 und 26. Juli 1900 neu gefassten Reichs-Gewerbeordnung (RGO), die ebenfalls auf Lithografie-Anstalten, Foto-Ateliers, Buch- und Kunsthandlungen, Kioske (seit 1875 in München, seit 1886 in Berlin) sowie auf das aufkommende Filmgewerbe Anwendung fand.86 Was die Text- und Bild-Publizistik anbelangt, so sah das Vorgehen der Behörden im Einzelnen wie folgt aus: Die Polizeidirektion prüfte die Pflichtexemplare und verbot den Verkauf einer Druckschrift entsprechend §42 a und § 56 Ziff. 10 [seit 1901 Ziff. 12] RGO, wenn diese in sittlicher oder religiöser Beziehung »Ärgernis zu geben« geeignet war. Umherziehenden Händlern, die dem Kolportageverbot nicht Folge leisteten, drohten zum Teil empfindliche Geldstrafen. Eine weitere rein polizeiliche Maßnahme war die Verfügung eines »Aushängeverbots«. Kam es im Fall einer Beschlagnahme durch die Staatsanwaltschaft zu einem »subjektiven Strafverfahren« (in den Südstaaten und im Königreich Sachsen vor dem Schwurgericht) wurde der verantwortliche Redakteur und in Einzelfällen ebenfalls der Autor oder Zeichner belangt. Ohne Absichtsnachweis kam es zum Freispruch, ansonsten konnten Geld- und/oder Haftstrafen verhängt werden. Im Fall eines »objektiven Strafverfahrens« vor einem Berufsgericht konnte die betroffene Druckschrift auch ohne gleichzeitige Verurteilung einer bestimmten Person eingezogen werden, gefolgt von der Unbrauchbarmachung der beanstandeten Artikel oder Zeichnungen und der zur Herstellung verwendeten Druckplatten. Unabhängig von den oben genannten Rechtsvorschriften pflegten insbesondere in Preußen und in Bayern die Königlichen Eisenbahndirektionen für kürzere oder längere Zeit den Verkauf missliebiger Druckmedien auf den Bahnhöfen zu untersagen, was dann zu empfindlichen wirtschaftlichen Einbußen sowohl der Verlage als auch der Händler führte.

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5.2. Theorie und Praxis: Die Bildmedien unter Kaiser Wilhelm I. und Bismarck Dank des recht freiheitlichen Pressegesetzes, neuer Technologien und einer zunehmenden Verstädterung multiplizierten sich die illustrierten Familienzeitschriften, deren Prototyp, ›Die Gartenlaube‹, 1875 eine Höchstauflage von 375.000 Exemplaren erreichte. Gleichzeitig entwickelte sich die Reichshauptstadt Berlin mit ihren im In- und Ausland verbreiteten satirischen Meinungsführern ›Kladderadatsch‹ (Höchstauflage 50.000 Exemplare) und ›Berliner Wespen‹ (zeitweise bis zu 32.000 Exemplare) zum Zentrum der deutschen illustrierten Witzblattpresse. Von den circa 40 humoristisch-satirischen Neugründungen, darunter vielen Eintagsfliegen, waren vor allem die auch separat zu beziehenden Wochenbeilagen des im linksliberalen Mosse-Verlag erscheinenden ›Berliner Tageblatts‹, sowie des ›Berliner Börsen-Couriers‹ – ›Ulk‹ (1872 – 1933) und ›Lustige Blätter‹ (1886 – 1940) – überregional verbreitet. Die u.a. von Fritz Graetz, Franz Jüttner und W.A. Wellner illustrierten ›Lustigen Blätter‹ führten in Deutschland nach Pariser und Wiener Beispiel sowohl die farbige Titelseite ein als auch eine gelungene Mixtur von hoher Politik und dezenter Erotik. Erste Einschränkungen erfuhr das RPG im Rahmen der politischen Auseinandersetzungen zwischen dem preußisch-deutschen Staat und der römisch-katholischen Kirche (Kulturkampf). Nach einem missglückten Pistolenattentat auf den in Bad Kissingen zur Kur weilenden Reichskanzler Fürst Bismarck (am 13. Juli 1874) wurde Wilhelm I. im vierteljährlichen Rhythmus über die Erfolge eines eventuellen strafrechtlichen Einschreitens gegen die »ultramontane« Publizistik in Kenntnis gesetzt.87 Um die Staatsanwälte in die Lage zu versetzen, gegebenenfalls den »eigentlichen Täter« zu ermitteln, ist 1876 der journalistische Zeugniszwang in die Strafprozessordnung aufgenommen worden. Die am 11. Mai und 2. Juni 1878 kurz hintereinander in Berlin auf den 81jährigen Kaiser verübten Mordanschläge gaben Bismarck die Waffen in die Hand, das RPG 12 Jahre lang erfolgreich zu unterlaufen. Obwohl ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den beiden Anschlägen und der 1875 gegründeten »Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands« nicht hergestellt werden konnte, trat am 21. Oktober 1878 das bis zum 30. September 1890 regelmäßig verlängerte Reichsgesetz »gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie« in Kraft, das u.a. alle »den öffentlichen Frieden gefährdenden« Zeitungen (§ 11) der Partei verbot. Bezogen auf die Tagespresse geht die Forschung davon aus, dass zwischen 1874 und 1890 auf Grund der oben genannten Gesetze im Deutschen Reich 3.287 Presseprozesse stattgefunden haben, die sich auf 5.975 Pressedelikte, darunter Bismarck-Beleidigungen (16,7 %) und Majestätsbeleidigungen (11,6%) bezogen haben.88 In Anbetracht dieser eindrucksvollen Zahlen erscheint die Verfolgung der Bildmedien im gleichen Zeitraum gering. Zwar wurden die illustrierten Berliner Satire-Journale, während des »Kulturkampfes« Bismarcks Bundesgenossen, auch weiterhin durch das Königliche Polizeipräsidium aufmerksam beobachtet, doch waren Prozesse selbst nach Bismarcks konservativer Wende um 1880 eher selten. Zwischen 1868 und 1888 wurden 12 Anfragen von oder bei der Staatsanwaltschaft in Bezug auf die eventuelle Beschlagnahme einzelner Nummern der ›Berliner Wespen‹ registriert. In zwei Fällen vor und zwei Fällen unmittelbar nach der Reichsgründung wurde der Gründer und verantwortliche Redakteur, Julius Stettenheim, zu einer Geldstrafe verurteilt, darunter einmal wegen eines harmlosen Bilderrätsels, welches ein Porträt des Kaisers enthielt (Nr. 24 vom 13. Juni

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1873). Im Juni 1881 allerdings wurde dieses Blatt, obwohl seine Auflage längst zurückging, vom Kolportagehandel auf den bayerischen Bahnhöfen ausgenommen. Zwischen 1872 und 1890 schickten die eifrigen Polizeibeamten der Staatsanwaltschaft 16 Nummern des jahrelang von Hermann Scherenberg illustrierten ›Ulks‹ zur »gefälligen Kenntnisnahme« der Karikaturen auf der Titel- oder Rückseite, darunter einmal wegen des Verdachts der Majestätsbeleidigung (Nr. 4, 1881). Doch nur eine Ausgabe (Nr. 4 vom 28. Januar 1875) sollte vorübergehend beschlagnahmt werden, und zwar wegen einer »unsittlichen«, leicht bekleidete Ballettdamen darstellenden Karikatur.89 Nur eine von insgesamt zwei beschlagnahmten politischen Karikaturen des ›Kladderadatsch‹ (Nr. 36 vom 10. August 1879) gab wegen »Bismarckbeleidigung« Anlass zu einer Verurteilung des verantwortlichen Redakteurs, Ernst Dohm, und des Zeichners Wilhelm Scholz zu je 200 Mark. Sie zieht Grimms Märchen »Tischlein deck’ dich, Eselein streck’ dich, Knüppel aus dem Sack!« als Gleichnis heran, um Bismarcks Wechsel von der bisherigen Freihandelspolitik zur Schutzzollpolitik, welche Hopfen, Getreide und Petroleum verteuerte, an den Pranger zu stellen.90 Wiederholte Bußgeldverfahren trafen so gegensätzliche illustrierte Satire-Journale wie einerseits das Berliner deutsch-nationale und antisemitische »Zeit- und Streitblatt« ›Die Wahrheit‹ (1880 – 1886) und andererseits Friedrich Stoltzes, von 1872 bis 1891 wiedererschienene demokratische ›Frankfurter Latern‹. 1876 (Nr. 27 vom 1. Juli) zeigt eine »Im Bade« überschriebene Karikatur den Reichskanzler, wie er eine in der Badewanne gelesene Nummer zerknittert auf den Boden legt, während es aus der Dusche bereits Strafanträge wegen Bismarck-Beleidigung regnet. Die ironische Bildlegende lautet: »Lösche aus unsere Sünden, wie auch Dir sollen hinweggewaschen werden alle Leiden und Gebrechen, und daß wir uns beide erfreuen können eines vergnügten Sommers und Nachsommers.« (Abb. 6) Ein Opfer des noch gültigen Preußischen Pressegesetzes wurde der sozialdemokratische Maurergeselle und Journalist Paul Grottkau. Sein aus Anlass der Reichstagswahlen im Januar 1874 unter dem Titel ›Die Rothe Laterne‹ in Berlin lanciertes illustriertes Flugblatt (drei nahezu identische Nummern) wurde als Zeitschrift gewertet. Am 21. März 1874 ist er daher wegen nicht erfolgter Einreichung eines Pflichtexemplars, Unterlassung der Kautionsstellung und Hinterziehung der Stempelsteuer vom Berliner Stadtgericht zu einer sechsmonatigen, im September vom Kammergericht bestätigten Gefängnisstrafe verurteilt worden.91 Zu den vielen, nach dem Erlass des Sozialistengesetzes eingestellten Presseorganen gehörten eine ganze Reihe illustrierter Witzblätter der Arbeiterbewegung. Genannt sei die erste Folge des 1879 von den Reichstagsabgeordneten Johann Heinrich Wilhelm Dietz (Verleger) und Wilhelm Blos (Journalist) in Hamburg gegründeten ›Wahren Jacobs‹. Nachdem Dietz im April 1881 aus Hamburg ausgewiesen worden war, ließ er im liberaleren Stuttgart nicht nur sein Druck- und Verlagshaus wieder auferstehen, sondern drei Jahre später auch den ›Wahren Jacob‹. Das bald in 100.000 Exemplaren aufgelegte, überregionale »Ilustrirte humoristisch-satirische Monatsblatt« war so geschickt illustriert und redigiert, dass es weder der Stuttgarter Stadtdirektion, die jede Nummer sofort nach ihrem Erscheinen durchsah, noch den preußischen Behörden Anlass zu einer Beanstandung gab.92 Allerdings verurteilte das Königliche Amtsgericht Berlin im Februar 1884 Dietz zu einer Geldstrafe von 30 Mark, nachdem die Polizei 17 Bilder von Ferdinand Lassalle beschlagnahmt hatte, welche nicht

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Abb. 6: Ernst Schalck: Im Bade. Frankfurter Latern, 1876, Nr. 27

(Quelle: Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse, Frankfurt am Main) mit dem Namen und Wohnort des Druckers und Verlags versehen waren. Trotz empfindlicher Gefängnisstrafen ihrer Verleger (Louis Viereck, Maximin Ernst) konnte sich – neben dem ›Wahren Jacob‹ – noch eine zweite sozialdemokratische Zeitschrift mit politisch-satirischen Illustrationen behaupten: der seit 1882 in München erst wöchentlich, dann monatlich erschienene ›Süddeutsche Postillon‹.93 Nicht geduldet durch die Politische Polizei und mit Beschlag belegt wurden wegen ihres unterstellten Einflusses »auf unreife Gemüther« illustrierte Extrablätter, Flugblätter und Broschüren (z.B. von Albert Hopf) über das »Kaiser-Attentat«. Zwei Anweisungen des Berliner Polizei-Präsidiums vom 3. und 14. Juni 1878 untersagten, indem sie sich auf RSGB § 360 Ziffer 11 stützten, das öffentliche Ausstellen, Aushängen, ja selbst Ankündigen von Porträtfotos und Abbildungen der »Meuchelmörder« Max Hödel und Karl Eduard Nobiling. Dem von den Brüdern Louis und Gustav Castan nach dem Vorbild von Madame Tussaud’s Pariser Wachsfigurenkabinett in Berlin gegründeten »Castan’s Panopticum« wurde die Ausstellung derselben mündlich untersagt.94 Nicht öffentlich ausgestellt werden sollten ferner Bilder des am 13. Juni 1886 im Starnberger See unter mysteriösen Umständen ertrunkenen bayerischen Königs Ludwig II., sowie ausländische politische Karikaturen, wenn diese zu Ansammlungen auf dem Bürgersteig führten.95 Von den europaweit vertriebenen Bilderbogen der Firma Oehmigke & Riemschneider wurden zwei schablonenkolorierte Lithografien der Serie »Kriegsbilder aus dem Orient« (1877) von der russischen Zensur nicht durchgelassen.96

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6. BILD UND BILDKONTROLLE IM WILHELMINISCHEN ZEITALTER (1888 BIS 1914) Im geschichtsträchtigen »Dreikaiserjahr« 1888 – am 9. März resp. 15. Juni des Jahres waren Wilhelm I. und sein Sohn und Nachfolger, Friedrich III., verstorben – bestieg Wilhelm II., für viele zunächst ein Hoffnungsträger, mit 29 Jahren den Thron. Es folgten eine Neudefinierung und bislang unbekannte Machtentfaltung der Monarchie nach Bismarcks Sturz (am 20. März 1890), begleitet von einer Ära außenpolitischer Krisen sowie gesellschaftlicher, Kunst- und Medienskandale.97 Die oben erläuterte Rechtsprechung erfuhr unter Wilhelm II. sieben relevante Änderungen: (1.) Bereits wenige Wochen nach seiner Thronbesteigung, am 21. August 1888, wurde die Verfügung aus dem Jahr 1873, den Kaiser und die kaiserliche Familie nicht zu karikieren, teilweise zurückgenommen. Künftig sollte es nur in solchen Fällen zu einer Konfiskation kommen, in denen »wegen Verletzung der gebührenden Rücksichten« eine Beleidigung und somit der Tatbestand einer strafbaren Handlung gegeben war oder in denen eine Abbildung »öffentliches Ärgernis zu erregen geeignet« erschien.98 (2.) Am 25. Januar 1890 lehnte der Deutsche Reichstag eine weitere Verlängerung des Sozialistengesetzes ab, was der Presse der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), wie sich die Partei fortan nannte, neuen Auftrieb gab. Weder die »Umsturzvorlage« (1894) noch die »Zuchthausvorlage« (1899), die zum Ausgleich verschiedene Strafverschärfungen vorsahen, fanden eine Mehrheit. (3.) § 14 der Postordnung (mit Ausnahme von Bayern und Württemberg, die ihre eigenen Postverwaltungen besaßen) schloss illustrierte Postkarten, aus deren Inhalt »die Absicht der Beleidigung oder einer sonst strafbaren Handlung sich ergibt«, seit dem 11. Juni 1892 von der Beförderung aus. (4.) Am 8. August 1898 wurde in Elsass-Lothringen mit Einschränkungen das RPG eingeführt. (5.) 1900 wurde § 184 RSGB (Unzucht) im Reichstag nach achtjährigen Kämpfen als »Lex Heinze« gegen den Widerstand der linksliberalen und sozialdemokratischen Abgeordneten und trotz einer breiten außerparlamentarischen Protestbewegung seitens bedeutender Vertreter der Kunst, Literatur und Presse verschärft.99 Strafbar war seit dem 25. Juni bereits das Ankündigen und Anpreisen unzüchtiger Schriften, Abbildungen oder Darstellungen. Gemäß § 184a durften fortan selbst solche Schriften, Abbildungen oder Darstellungen, welche, ohne unzüchtig zu sein, »das Schamgefühl gröblich verletzen«, an öffentlichen Straßen oder Plätzen in »Ärgernis erregender Weise« weder ausgestellt noch angeschlagen noch einer Person unter 16 Jahren gegen Entgelt überlassen oder angeboten werden. Bei Zuwiderhandlung drohten Geld- oder Gefängnisstrafen. (6.) Seit 1902 wurde das gefürchtete System des »fliegenden Gerichtsstandes« so gut wie aufgegeben, demzufolge jede Druckschrift an jedem Ort, an dem sie verkauft wurde oder öffentlich auslag (z.B. in Gaststätten) gerichtlich verurteilt werden konnte. (7.) Seit Januar 1907 behielt sich Wilhelm II. als König von Preußen im Fall einer Majestätsbeleidigung nach § 95 RSGB das Begnadigungsrecht für diejenigen vor, »die sich aus Unverstand, Unbesonnenheit, Übereilung oder sonst ohne bösen Willen« schuldig gemacht hatten. Entsprechend wurde am 17. Februar 1908 das RSGB betr. die Bestrafung von Majestätsbeleidigungen novelliert.100 Vorangegangen war ein zunächst geheimer, drei Monate später durch das SPD-Zentralorgan ›Vorwärts‹ an die Öffentlichkeit gelangter Runderlass des preußischen Finanzministers vom 15. November 1905. Er verfügte, dass »auf allerhöchsten Befehl« gegen

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das soeben in Paris erschienene, an mehreren Orten von den preußischen Königlichen Zollbehörden zurückgehaltene Buch des Journalisten und Karikaturenforschers John Grand-Carteret ›Lui devant l’objectif caricatural‹ (mit 348 Kaiser-Karikaturen aus allen Ländern) nicht eingeschritten werden solle. Wilhelm II. hatte somit dem eindringlichen Appell des Autors Folge geleistet, der ihn in einem schmeichelhaften Vorwort an »die kluge Philosophie« Friedrichs II. erinnert und mit den Worten geschlossen hatte: »Majestät! Geben Sie den befreienden Wink, den die Welt von Ihnen erwartet: lassen Sie die Bilder durch!«101 Frei gelassen und dazuhin in großen Mengen auf Grund des oben genannten Erlasses wurden ebenfalls die 1906 erschienene deutsche Übersetzung ›ER in der Karikatur‹ sowie ein 1909 in Paris veröffentlichter neuer Band GrandCarterets ›Le César allemand‹. 6.1. Vielzahl und Vielfalt der illustrierten Massenmedien um die Jahrhundertwende Weit mehr noch als die Ära Bismarck stand das Wilhelminische Zeitalter im Zeichen der Ikonografie und der damals oft politisch orientierten illustrierten Massenmedien. So erschienen die beiden Auflagenriesen ›Berliner Illustrierte Zeitung‹ (bei Kriegsausbruch 1914: 1 Million) und ›Die Woche‹ (400.000 Exemplare) im liberalen Ullsteinbzw. konservativen Scherl-Verlag. 102 Weitere universelle illustrierte Wochenzeitungen, ferner Familien-, Frauen-, Jugend- und schließlich Filmzeitschriften entstanden sowohl in Berlin als auch in München, Leipzig oder Hamburg.103 Langsamer als in England und Frankreich fand das Foto Eingang in die Tageszeitungen. Um 1900 erreichten die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebten Wandbilddrucke alle Käuferschichten. Neben den teuren »Farbendruckbildern« gab es als Massenware billigere Öldrucke, auch Ölfarbendrucke oder Ölbilddrucke genannt.104 Etwa gleichzeitig folgte auf die Zeit der frühen Ansichtskarte (seit 1870) eine regelrechte Bildpostkarten-Manie. Bildpostkarten (Lithografien, Fotografien, Lichtdrucke, Duplex-Drucke) mit Motiven aller Art wurden keineswegs nur privat versandt, sondern in Schaufenstern ausgestellt und von fliegenden Händlern angeboten.105 Die »schöne Zeit vor Anno ‘14« war aber vor allem sowohl quantitativ als auch qualitativ die Belle Epoque des farbigen Kunstplakats und der Wochenblätter mit Humorzeichnungen und/oder politischen Karikaturen. Je nach Typ waren diese überwiegend per Abonnement oder im Kolportagehandel erhältlich bzw. an Zeitungskiosken und in vielerlei Geschäften. Natürlich führten auch die Leihbibliotheken und »Lesecafés«, die Offizierscasinos oder die damals stark frequentierten Herrenfrisiersalons illustrierte Satire-Journale in ihrem Lektüreangebot. Die Zahl der Rezipienten war somit um ein Vielfaches höher als die Zahl der Käufer. In Berlin (1910/11: 1,9 Millionen Einwohner) dominierten, neben Neugründungen aller Art, die »großen Drei«: Aus dem einst revolutionären, dann liberalen ›Kladderadatsch‹ (zwischen 38.000 und 40.000 Exemplare) war ein konservatives, hauptsächlich von Gustav Brandt illustriertes Politwitzblatt geworden, das zeitweise zu Wilhelm II. in Opposition stand. Dem Liberalismus treu geblieben waren der ›Ulk‹, seit 1910 Beilage einer zweiten Mosse-Zeitung (›Berliner Volks-Zeitung‹) und damit ein Auflagenriese (1911/12: 286.000 Exemplare), sowie die ›Lustigen Blätter‹ mit ihren sechs jährlichen Spezialnummern (zwischen 65.000 und 100.000 Exemplare). Für beide zeichneten Berliner Künstler von Rang, darunter Lyonel Feininger und Heinrich Zille.

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Allerdings verschob sich der Schwerpunkt der illustrierten humoristisch-satirischen Presse um die Jahrhundertwende nach Süddeutschland. In Stuttgart erreichte der seit 1888 zweimal im Monat ausgegebene ›Wahre Jacob‹ nicht zuletzt dank seiner Bildsatiren, Agitationsbilder und Illustrationen (Publikumslieblinge waren Hans Gabriel Jentzsch, Willibald Krain und der Italiener Gabriele Galantara, genannt Rata Langa) binnen eines Vierteljahrhunderts wahre Rekordauflagen: 1907: 228.000, 1911: 307.000, kurz vor Kriegsausbruch: 366.000.106 Das vermutlich »wichtigste kunstschaffende Zentrum im deutschsprachigen Europa« war freilich die bayerische Haupt- und Residenzstadt München (circa 500.000 Einwohner), wo 1895, also während der Regierungszeit des Prinzregenten Luitpold (1886 – 1912), nicht weniger als 1.180 deutsche und ausländische professionelle Maler und Bildhauer lebten.107 In München, wo damals neben den unpolitischen ›Fliegenden Blättern‹ (Höchstauflage 1894: 95.000 Exemplare) circa 60 verschiedene illustrierte Witzblätter er- und verblühten,108 entwickelte sich der seit 1891 zweimal im Monat herausgegebene ›Süddeutsche Postillon‹ (circa 40.000 Exemplare) entsprechend einer Eigenanzeige zum »schärfsten und entschiedensten politischen Witzblatt der Arbeiterbewegung«. Das Kernstück dieser Zeitschrift und ihrer kunstvollen Sondernummern (18. März; 1. Mai) war die von Max Engert, Maximilian Vanselow und anderen ausgeführte dreifarbige oder schwarz-weiße Karikatur, der ihr verantwortlicher Chefredakteur, Eduard Fuchs,109 fortan ein passionierter Sammler, eine hohe Relevanz beimaß: »Denn dadurch, daß in der Karikatur die Absurdität eines Gegenstandes am raschesten in die Augen springt, die bekämpfte Sache oder Person dem Spott oder Gelächter preisgegeben wird, wirkt sie meist vernichtender als die zwingendsten Argumente.«110 Im Januar und April 1896 stand in München die Wiege zweier Wochenzeitschriften nach Pariser Vorbild und mit künftiger Weltbedeutung: ›Jugend‹ und ›Simplicissimus‹. Die erstgenannte (1905: 70.000 Exemplare), mit ihren auch als Plakat verwendeten, in jeder Nummer wechselnden farbigen Titelbildern die Namensgeberin einer ganzen Stilrichtung (»Jugendstil«), war eine Gründung des Kunstverlegers und Miteigentümers von Süddeutschlands größter liberaler Tageszeitung (›Münchner Neueste Nachrichten‹), Georg Hirth, ein Mäzen der »Münchner Secession« (1892). Neben ihren Texten und den pikanten Illustrationen deutscher oder internationaler, insbesondere französischer Künstler enthielt sie auch in jeder Nummer mehrfarbig gedruckte Gesellschaftssatiren, ergänzt durch insgesamt 1.762 politische Schwarz-Weiß-Karikaturen des einfallsreichen Bildsatirikers Arpad Schmidhammer.111 Mit dem ›Simplicissimus‹112 (bis 1944) erschien dann am 1. April 1896 ein illustriertes Wochenblatt auf dem Plan, das dank seines Cocktails aus satirischen Texten, sozialkritischen, erotischen sowie innen- und außenpolitischen Bildsatiren bis heute als ein unübertroffener Spiegel und Zerrspiegel des Wilhelminischen Kaiserreichs gilt (mit den Themen Militarismus, Kolonialismus, Flottenpolitik, Hurra-Patriotismus, Soziale Frage, Spießertum, katholisches oder protestantisches »Muckertum«). Der linksliberale, jedoch sich zu keiner bestimmten Partei bekennende ›Simplicissimus‹, ergänzt durch Spezialnummern, Alben, Kalender, Sonderdrucke, Plakate und Postkarten, verdankte seinen Erfolg vor 1914 einem jungen, risikobereiten Münchner Verleger von europäischem Format, Albert Langen, und dessen, seit 1906 am Gewinn beteiligten genialen Mitarbeiterstab. Neben dem scharfzüngigen bayerischen Schriftsteller, Anwalt und (seit März 1900) Chefredakteur Ludwig Thoma

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(Pseudonym Peter Schlemihl) sind hier die Künstler Thomas Theodor Heine, kreativer Gestalter vieler schlagkräftiger Bild-Text-Satiren (oft als Titelbild), der spätere Architekt Bruno Paul, der Zeichner-Poet Wilhelm Schulz, Rudolf Wilke, der ehemalige österreichische Kavallerieoffizier und Zeichner schöner Frauen, Ferdinand von Reznicek, der Norweger Olaf Gulbransson, Namensgeber eines Museums in Tegernsee, sowie Karl Arnold und Eduard Thöny, ein Meister der Typen- oder besser Stereotypen- und Militärkarikatur, zu nennen.113 6.2. Die »Lex Heinze« und ihre Auswirkungen auf Bild und Bildpublizistik In München sagten die Vertreter der »Moderne« der Prüderie der katholischen Zentrumspartei den Kampf an. Diese hatte nicht allein dafür gesorgt, dass die nackten Antiken der Glyptothek von 1892 bis 1894 mit Feigenblättern bedeckt waren, sondern hielt auch so manche Originalwerke und Reproduktionen von Arnold Böcklin (»Im Spiel der Wellen«), Anselm Feuerbach (»Ruhende Nymphe«), Auguste Rodin (»Der Kuss«) oder Max Slevogt (»Danae«) für unzüchtig, d.h. im Sinn eines Reichsgerichtsurteils vom 19. Februar 1883 das »Scham- und Sittlichkeitsgefühl in geschlechtlicher Beziehung gröblich verletzend«. Internationales Aufsehen erregten 1907 und 1908 zwei Prozesse gegen Karl Vanselow, den Herausgeber des Organs der von der Industriestadt Berlin ausgehenden Freikörperkulturbewegung, ›Die Schönheit‹ (3. und 4. Jahrgang). Demnach war die fotografische Abbildung eines nackten weiblichen oder männlichen Körpers nicht unsittlich, wenn Sexualität und/oder Erotik im Bild »gebändigt« waren.114 Wie sehr die »Unsittlichkeit« allerdings auch von Teilen der Bevölkerung abgelehnt wurde,115 zeigt der Anschlag auf eine im Sommer 1912 in den Rheinanlagen von Bad Godesberg auf dem Sockel des neuen Brunnens aufgestellte Marmorplastik von Georg Kolbe (»Quellnymphe«). Wie einem Bericht der ›Kölnischen Zeitung‹ vom 31. August 1912 zu entnehmen ist, wurde sie von aufgebrachten Bürgern »über und über mit schwarzer Ölfarbe besudelt«, da eine solche Kunst doch »nicht im Sinne des Kaisers« sei. Für die »Bekämpfung« des Handels mit unzüchtigen Schriften, Abbildungen und Darstellungen sowie die Überwachung des Handels mit vom Ausland eingeführter Pornografie waren zunächst zwei Abteilungen des Berliner Polizei-Präsidiums zuständig, denen die sogenannte Anstands-Patrouille sowie Polizeibeamte in Zivil das erforderliche Material lieferten. Erst nach dem Inkrafttreten des Internationalen Abkommens zur Bekämpfung der Verbreitung unzüchtiger Veröffentlichungen, am 15. September 1911, wurde in Berlin eine, an die Abteilung VIII des Königlichen Polizeipräsidiums angegliederte Zentralpolizeistelle zur Bekämpfung unzüchtiger Bilder und Schriften ins Leben gerufen, die eng mit der Staatsanwaltschaft beim Landgericht I in Berlin kooperierte. Sie beobachtete im Gebiet des Deutschen Reichs (1.) die Herstellung, den Vertrieb, das Feilbieten und das Vorrätighalten unzüchtiger, dem RPG unterliegender Erzeugnisse einschließlich der Verlagskataloge sowie des kinematografischen Films und (2.) den Handel mit unzüchtigen figürlichen Darstellungen. Dritte und vierte Aufgabe waren die Überwachung der Ein- und Ausfuhr der genannten Gegenstände über die Zollgrenze und die Weiterleitung von Strafnachrichten an die ausländischen Behörden, z.B. an das US-amerikanische Post Office Department.116 Die seit 1909 andauernde heftige Diskussion über ein Gesetz gegen die Gefährdung der

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Jugend durch »Zurschaustellung von Schriften, Abbildungen und Darstellungen« wurde nach dem Ersten Weltkrieg von 1921 bis 1927 fortgesetzt. Besonders abgesehen hatten die von einem Wachtmeister angeführten Patrouillen es auf die in den Schaufenstern ausgestellten »anstoßerregenden« Postkarten und fotografischen Reproduktionen von Gemälden der Pariser Kunstausstellungen. Von diesen billigen, auch von Straßenhändlern feilgebotenen »Pariser Salonpostkarten«, die in der Regel leicht- oder unbekleidete junge Damen zeigten, sind allein im Februar 1911 über 50.000 gemäß des RPG (§ 2 Abs. 1) rechtskräftig eingezogen und anschließend im ›Deutschen Fahndungsblatt‹ publiziert worden, um ihre Herkunft zu ermitteln. 1910 wurden gemäß § 184 RSGB 184 und 1911 sogar 207 Personen verurteilt.117 Ohne Ausnahme und in zahlreichen Urteilen gerichtlich beschlagnahmt wurden ebenfalls »grob unzüchtige« Nippesfiguren aus Porzellan. Die teuren Modelle wurden unbrauchbar gemacht und die Aussteller in der Mehrzahl mit Geldstrafen bis zu 300 Mark belegt. Dass die strenge Bildkontrolle in Deutschland, die vor Haus- und Kellerdurchsuchungen nicht Halt machte, vor allem die Moral der »da unten« erhalten sollte und somit auch eine politische war, hatten der SPD-Abgeordnete Karl Liebknecht am 18. April 1910 in einer Rede im Preußischen Haus der Abgeordneten und der Schriftsteller Kurt Tucholsky am 25. April 1911 im SPD-Zentralorgan ›Vorwärts‹ in seinem Beitrag »Kunst und Zensur« zu Recht hervorgehoben. 15 Jahre später wird Tucholsky unter seinem Pseudonym Peter Panter einen Artikel mit der seither viel zitierten Überschrift »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte« veröffentlichen, dem das Motto zu diesem Beitrag entnommen ist. 6.3. Kaiserliche Normen für die Kunst Wie Wilhelm II., der selbst malte, über Kunst dachte und damit die Karrieren von Künstlern und Museumsdirektoren im positiven wie im negativen Sinn beeinflusste, hatte er anlässlich der Fertigstellung der etwa 750 m langen »Siegesallee« im Herbst 1901 in einer seither oft erwähnten Rede die Welt wissen lassen. Die Kunst sollte den unteren Ständen die Möglichkeit geben, »sich an den Idealen wieder aufzurichten«, statt »in den Rinnstein« niederzusteigen.118 Der sogenannten Rinnsteinkunst zugeordnet hatte der Kaiser auch die sozialkritischen Werke der Grafikerin Käthe Kollwitz und folgerichtig auch ihre Auszeichnung mit einer Medaille für ihren 1898 auf der Großen Berliner Kunstausstellung gezeigten Zyklus »Ein Weberaufstand« abgelehnt. Während zwischen 1908 und 1910 14 Grafiken der Künstlerin, darunter die Serie »Bilder vom Elend«, ungehindert im ›Simplicissimus‹ erscheinen konnten, führten im Januar 1906 und im März 1912 zwei von ihr gestaltete Plakate zu einem Eklat. Das erste, für die »Deutsche Heimarbeit-Ausstellung« konzipiert (es zeigt eine abgearbeitete, verhärmte Frau), musste erst auf allen Litfaßsäulen der Reichshauptstadt überklebt werden, bevor Kaiserin Auguste Victoria bereit war, die Ausstellung in der Alten Akademie Unter den Linden zu besuchen. Das zweite – es kündigte eine öffentliche Versammlung des »Zweckverbandes Groß-Berlin«119 an – ließ der Berliner Polizeipräsident wegen Aufreizung zum Kassenhass entfernen, da sowohl das Bild (ein 8-10jähriges Mädchen mit eingefallenem Gesicht und einem Geschwisterchen auf dem Arm) als auch der Text den Betrachtern die notorische Wohnungsnot in den Berliner Arbeitervierteln auf drastische Weise vor Augen geführt hatten (Abb. 7).120

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Abb. 7: Käthe Kollwitz: FÜR GROSS BERLIN. Plakat, 1912

(Quelle: Käthe Kollwitz Museum Köln, Kn 122. © VG Bild-Kunst, Bonn 2014) 6.4. Fotos und Ansichtskarten als »visuelle Massenmedien« im Dienst der Politik Fotografien und Ansichtskarten121 wurden selbstverständlich auch für politische Zwecke eingesetzt. Zu den meist fotografierten Persönlichkeiten seiner Zeit gehörte Wilhelm II., der eine Sammlung von mehr als 12.000 historischen Fotografien in seinem niederländischen Exil Huis Doorn hinterlassen hat.122 Sie zeigen ihn in verschiedenen Uniformen von Regimentern, deren Ehrenoberst er war, sowie bei Empfängen oder Paraden, wobei sein gelähmter linker Arm beim Besteigen eines Pferdes kaschiert werden musste. Tatsächlich suchte Wilhelm II. nicht nur durch seine vielen Reden, sondern auch durch seine ikonografische Präsenz auf Fotos und damit in den illustrierten Massenmedien, ferner auf Bildpostkarten und Sammelbildern und schließlich im Film die Hohenzollernmonarchie zu »charismatisieren«.123 Während Privatpersonen auf den Straßen Berlins ungehindert fotografieren durften, setzten fotografische Aufnahmen für Illustrationszwecke im Falle polizeilicher Absperrungen eine Passierkarte voraus. Diese wurde von Einzelpersonen oder von Agenturen, Verbänden oder Verlagen beantragt, z.B. von der für die »gesamte illustrierte Presse des In- und Auslandes« zuständigen »Berliner Illustrations-Gesellschaft«. Verhielt ein Fotograf sich ordnungswidrig, d.h. respektierte er nicht den ihm zugestandenen Teil des Bürgersteigs, konnte er für längere Zeit von weiterer Zulassung ausgeschlossen werden.124 Natürlich dienten bildliche Darstellungen auch politischen Parteien und Minoritäten zum Zweck der Propaganda. Am 13. Oktober 1890 musste das Bild »Lassalle im Kampf gegen die Kapitalmacht«, da ohne Impressum, »auf höheren Befehl« aus den Schau-

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fenstern genommen werden. Anfang Dezember 1890 erfolgte die Beschlagnahme von Fotos der Sozialistenführer August Bebel, Wilhelm Liebknecht und Paul Singer, der SPD-Reichstagsfraktion sowie einer »Porträt-Gallerie der Französischen Revolution«. Am 12. Januar 1909 berichtete dann die ›Ostpreußische Zeitung‹ aus Königsberg über das Auftauchen polnischer Ansichtspostkarten allegorischen Inhalts (darunter ganze Serien), deren Vertrieb und Ausstellung durch gerichtliches Urteil untersagt worden war. Indem sie die Nationalfigur Polonia, den weißen Polenadler oder einen Racheengel, der das polnische Heer zum Sieg gegen Preußen und Russen führt, als Motiv wählten, opponierten sie gegen die preußische Germanisierungspolitik in der Provinz Posen mit ihrer überwiegend polnischen Bevölkerung.125 Schließlich sei hier noch der Pariser Zeichner Orens Denizard genannt, der wie kein anderer ab 1902 die von ihm mit einem Flugblatt verglichene kolorierte Postkarte für seine politischen Karikaturen zu nutzen verstand. Hauptzielscheibe seiner außerhalb Deutschlands weit verbreiteten Postkartenserien war der deutsche Kaiser, dessen Rache der Künstler nach Ausbruch des Krieges 1914 sehr zu fürchten schien.126 Als Beispiel diene eine Postkarte, die anlässlich der am 8. April 1904 zwischen Frankreich und Großbritannien abgeschlossenen »Entente cordiale« einen äußerst »unherzlichen« Wilhelm II. zeigt (Abb. 8).

Abb. 8: Orens Denizard: L’Anti Cordial. Postkarte, 1904

(Quelle: Sammlung Bruno de Perthuis, Blois)

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6.5. Im Visier der Behörden: Illustrierte Volks- und Familienkalender sowie in- und ausländische Witzblätter Als eine wahre Fundgrube für die Geschichte der Bildzensur erweisen sich die seit 1896 vom Ministerium des Innern zu Berlin angelegten, jährlich fortgeführten und »nachgetragenen«, an den Berliner Polizeipräsidenten, den Reichskanzler sowie an sämtliche Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten »zum gefälligen Dienstgebrauche« in zwei Exemplaren verschickten ›Verzeichnisse der im Gebiete des Preußischen Staates auf Grund des § 56 der Reichs-Gewerbeordnung vom Feilbieten im Umherziehen ausgeschlossenen Druckschriften, anderen Schriften und Bildwerke‹. Sie enthielten ca. 200 alphabetisch aufgeführte illustrierte Titel, die Namen ihrer Verleger und Drucker sowie das Datum des Verbots und die Bezeichnung der abweisenden Behörde (Kreis- oder Amtshauptmannschaft, Polizeidirektion oder -amt, Stadtrat oder Bezirks-Ausschuss). Sie lassen sich u.a. ergänzen durch entsprechende, allerdings wesentlich bescheidenere Verzeichnisse der Regierungen von Oberbayern, Sachsen sowie einiger kleinerer Staaten (Oldenburg, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Meiningen, das Fürstentum Reuß Jüngere Linie) und der Stadt Hamburg.127 Sieht man von einem Heft der sich auf Fotos prominenter Zeitgenossen spezialisierenden ›Woche‹ (Nr. 25 vom 22. Juni 1901) ab, so blieben die universellen Illustrierten offenbar schon wegen ihres Bilderreichtums unbehelligt. Allenfalls wurden sie gebeten, auf die Verbreitung eines bestimmten Fotos zu verzichten, was aus Termingründen nicht immer möglich war. Infolge der zahlreichen Konfiskationen tauchen »anstößige« erotische Öldruckbilder bzw. Postkarten in diesen Listen ebenfalls vergleichsweise selten auf. Zwei bemerkenswerte Untergruppen bildeten antisemitische Ansichtskarten mit anzüglichen Reimen128 sowie antimilitaristische Postkarten, die es wagten, die Musterung der Rekruten, ein vaterländischer Akt, in den Bereich der Pornografie zu ziehen.129 Von einem Kolportageverbot besonders betroffen waren dagegen die von Wanderhändlern und Hausierern feilgebotenen, sich an unterschiedliche Zielgruppen wendenden illustrierten Volks-, Haus- und Familienkalender130 sowie die im Kreuzfeuer von RPG, RSGB und RGO stehenden illustrierten humoristisch-satirischen Periodika. Ausgaben, deren redaktioneller Inhalt oder Anzeigenteil der Polizei als frivol oder unzüchtig erschienen, wurden der Staatsanwaltschaft zur weiteren Veranlassung übersandt. Auf gerichtliche Anordnung sind daraufhin 1911 einzelne Nummern von sieben Wiener und sieben Pariser Witzblättern in allen Kaffeehäusern und bei allen Zeitungshändlern beschlagnahmt worden, darunter so bekannte, Politik und Erotik in Text und Bild verbindende Titel wie ›Der Floh‹, ›Die Muskete‹ und ›Le Rire‹.131 1911 und 1913 wurden insgesamt zwei Pariser und fünf Wiener Periodika wegen Obszönität durch einen Erlass des Reichskanzlers für die Dauer von zwei Jahren (RPG § 14) verboten, so die sehr beliebten ›Wiener Karrikaturen‹ (1881 – 1925). Speziell wegen seiner politischen und seiner Kaiser-Karikaturen überwacht wurde das Wiener Satire-Journal ›Kikeriki‹. Allein in den Jahren 1906 bis 1908 sind dem Berliner Polizeipräsidium sechzehn Nummern eingereicht worden, darunter Nr. 48 vom 16. Juni 1907 mit dem Vermerk »Das Bild ist gut!«.132 In München bzw. in Berlin erschienene Witzblätter mit als »schamlos« empfundenen Zeichnungen (z.B. ›Sect‹, ›Kaviar‹, ›Auster‹, ›Satyr‹ oder ›Das kleine Witzblatt‹) wurden so häufig von einer Beschlagnahme oder einem Kolportage-Verbot betroffen, dass sie

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zu einem Titel-, Verlags- oder Ortswechsel gezwungen waren oder ihr Erscheinen einstellten. Wiederholte Aushänge- und Kolportageverbote, ferner Beleidigungsprozesse, in Einzelfällen gefolgt von Geld- oder Haftstrafen betrafen um die Jahrhundertwende eine Münchner Spezialität: die von circa 200 Kolporteuren vor allem um die Mittagszeit in den Bräuhäusern ausgerufenen großformatigen Klatsch-, Detektiv- und Skandalblätter ›Kritik‹, ›Die Große Glocke‹ oder ›Der alte Peter‹ mit anzüglichen Schlagzeilen und reißerischen Titelkarikaturen als Lockvogel. Freilich trafen derlei Repressalien ebenfalls einzelne Ausgaben von Satire-Journalen, zu deren Programm sowohl politische Karikaturen gehörten als auch die Darstellung von Liebe, Liebelei und der damit verknüpften Rollenbilder der Geschlechter. Als Paradebeispiel diene das nur 10 Monate (von Mai 1901 bis Februar 1902) zum Teil in Plakatgröße in München erschienene Satire-Journal ›Der Affenspiegel‹, fortgesetzt als ›Frührot‹, dem die Polizei und die Staatsanwaltschaft »fortgesetzt die größte Aufmerksamkeit« zuwandten. Es irritierte die Behörden sowohl durch seinen virulenten Antiklerikalismus als auch durch seine grellfarbigen politischen Karikaturen, in denen der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit (darunter die Prostitution) oder zwischen kolonisierenden und kolonisierten Völkern (z.B. in Südafrika) auf die Spitze getrieben wurde. Kein Wunder, dass dieses anarchistische Blatt in Bayern elfmal, in Preußen sechsmal und selbst im Fürstentum Reuß einmal mit Kolportageverbot belegt worden ist. Sowohl in Wien (Nr. 7, 1900) als auch in München (Nr. 25 vom 31. Oktober 1901) wurde der ›Affenspiegel‹ einmal konfisziert, an seinem Erscheinungsort gefolgt von einer sechswöchigen Haftstrafe für den verantwortlichen Redakteur. Zwei kürzere Aufenthalte »wegen Preßvergehens« im Vollstreckungsgefängnis Stadelheim bei München hatte schließlich der Herausgeber der zugleich antisemitischen, antipreußischen und antisozialistischen illustrierten »Wochenschrift für Kritik und Humor« ›Der Grobian‹ (1904 – 1908), Josef Anton Leib, abzubüßen. Im Februar 1907 folgte eine sechsmonatige Haftstrafe wegen Beleidigung des Prinzregenten Luitpold (RSGB § 97). Das Titelbild der Nr. 50 (1906), »Der Traum«, hatte den Eindruck erweckt, dass dieser am Tod seines Neffen, König Ludwigs II., nicht unschuldig war.133 Aufschlussreich erscheint die unterschiedliche Verlagsstrategie und polizeiliche beziehungsweise juristische Behandlung der beiden SPD-Satire-Journale ›Süddeutscher Postillon‹ (München) und ›Wahrer Jacob‹ (Stuttgart). In Bayern sah sich der die Behörden geradezu herausfordernde ›Süddeutsche Postillon‹ in der kämpferischen Ära unter dem Chefredakteur Fuchs (1892 bis 1901) wegen eines Textes oder einer Bildsatire 27 Anträgen auf Strafeinschreitung ausgesetzt. Aufsehen erregte die Beschlagnahme der gesamten Maifestnummer (›Süddeutscher Postillon‹, Nr. 9) am 25. April 1894 durch Beschluss des Amtsgerichts München. Die beiden allegorischen Bilder »Es werde Licht« und »Es ward Licht« von Josef Benedikt Engl und der dazugehörige Text sowie das ebenfalls von Engl stammende Bild und das Begleitgedicht »Fin de siècle« wertete die Staatsanwaltschaft als »Aufreizung zum Klassenhass« (RSGB § 130). Am 20. Juni 1894 sprach das Münchener Landgericht Fuchs und den Verleger Maximin Ernst nach einer 7stündigen Verhandlung zwar frei, doch erst am 14. August wurde die inkriminierte Maifestnummer mit der von der Zensur durch einen schwarzen Überdruck unkenntlich gemachten Seite dem Verlag zurückgegeben. Maximin Ernst ließ diese Seite in einem Nachdruck zu Werbezwecken mit kurzen Textzeilen rot umstempeln, in denen er

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den Spruch der Geschworenen (»Nicht schuldig!«) dem Urteil der Richter, die Seite zu schwärzen, als »Belegstück deutscher Preßfreiheit« gegenüber stellte.134 Zweimal, am 7. November 1894 und am 13. März 1897, wurde Fuchs wegen »Groben Unfugs« zu einer Geldstrafe in Höhe von 75 bzw. 150 Mark verurteilt. Als Glück im Unglück für diesen engagierten Journalisten erwies sich eine zehnmonatige Haftstrafe im Nürnberger Zellengefängnis (August 1898 bis Juni 1899) wegen Majestätsbeleidigung durch drei Texte sowie durch eine 30 Jahre zuvor in der Pariser Satire-Zeitschrift ›L’Eclipse‹ erschienene, auf den »kaiserlichen Hanswurst« Napoléon III. gemünzte Karikatur von André Gill (›Süddeutscher Postillon‹, Nr. 2, 1898). Mittels »einer Nachhilfestunde in Sachen Karikatur« sollte es dem Starverteidiger Max Bernstein gelingen, das Münchner Landgericht davon zu überzeugen, dass die Gill-Karikatur »Fürstenspielzeug« keine Verhöhnung des deutschen, sondern vielmehr des französischen Kaisers sei. Zu einer Verurteilung trotz Revisionsantrag kam es dennoch, und zwar wegen Sätzen wie »unser Fürst ist ein eingebildeter Schwätzer, ein größenwahnsinniger Tor«, so zu lesen in der in einem imaginären Kleinstaat spielenden Fabel »Die sittliche Weltordnung«. Von den Redaktionspflichten vorübergehend befreit, legte Fuchs in seiner Zelle, dank günstiger Haftbedingungen, den Grundstein zu seinem künftigen monumentalen Werk als Historiograf der europäischen Karikatur. »Fuchsens Rückkehr« an seinen Arbeitsplatz feierte der Zeichner Max Engert im ›Süddeutschen Postillon‹ (Nr. 12, 1899) mit einer farbigen Doppelseite (Abb. 9). Ärger drohte dem ›Süddeutschen Postillon‹, der 1910 mit dem ›Wahren Jacob‹ verschmolzen wurde, auch außerhalb Bayerns: vereinzelte Kolportageverbote oder Beschlagnahmen, ein Bahnhofsverbot im preußischen Elberfeld (Mai 1898) und selbst eine Verurteilung zu einer zweimonatigen Gefängnisstrafe des stellvertretenden verantwortlichen Redakteurs, Alois Kiefer, durch das sächsische Schwurgericht Chemnitz (20. Oktober 1899), das an einer Karikatur Anstoß genommen hatte.135 Verglichen mit dem ›Süddeutschen Postillon‹ erscheinen die Verurteilungen des international verbreiteten ›Wahren Jacobs‹, zumindest nach den überlieferten, jedoch nicht vollständigen Prozessakten, glimpflich. Der offiziellen Satire-Zeitschrift der SPD war nicht nur ein geschicktes Lavieren zwischen dem radikalen und dem reformistischen Flügel der Partei gelungen, sondern auch ein häufiges Austricksen der Überwachungsbehörden, zum Beispiel durch eine juristisch nicht angreifbare Verfremdungstechnik des Kaisers in der Karikatur. So erfolgte bis 1900 nur eine Beschlagnahme (Nr. 228, 1895). Auch Kolportageverbote waren eher selten: zwischen November 1898 und Oktober 1901 beispielsweise waren es sieben, davon drei in Preußen, wo die Elberfelder Eisenbahndirektion den Verkauf des ›Wahren Jacobs‹ 1898 in ihrem Direktionsbezirk bei Strafe der Konzessionsentziehung verboten hatte. Nach der Jahrhundertwende kam es allerdings zu drei Beleidigungsprozessen, darunter zwei wegen Karikaturen. Die anonyme Titelzeichnung »Das Pfingstwunder von Breslau« der ›Illustrirten Unterhaltungs-Beilage‹ des ›Wahren Jacobs‹ zeigt am 15. Mai 1906 (Nr. 517) berittene preußische Schutzleute, die – den Kosaken gleich – Frauen, Invaliden und Kinder mit gezogenen Säbeln vor sich her treiben. Die Bildsatire bezieht sich vordergründig auf gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Breslauer Polizei anlässlich einer am 19. April stattgefundenen Demonstration von streikenden Arbeitern gegen Streikbrecher (mit 23 Verletzten). Hintergründig wird eine Parallele zu den blutig niedergeschlagenen

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Unruhen im zaristischen Russland gezogen. Der gegen den ›Wahren Jacob‹ angestrengte Beleidigungsprozess der Breslauer Polizei endete mit einer Geldstrafe von 200 Mark. Anlass zu einer weiteren Geldstrafe (300 Mark) gab dann eine am 16. August 1910 »Den Schwarzen« gewidmete Sondernummer (Nr. 628) wegen »Verbreitung unzüchtiger Darstellungen« (§ 184). Bei diesen Verurteilungen und einer Beschlagnahme (Nr. 680 vom 10. August 1912) ist es geblieben, obwohl insgesamt zahlreiche Presseprozesse gegen die sozialdemokratische Publizistik angestrengt worden waren. Schließlich sei noch erwähnt, dass die Polizeibehörde in St. Louis (USA) 1908 die Beförderung einer Nummer des ›Wahren Jacobs‹ wegen ihres »unsittlichen Inhalts« verweigerte und dass die Zeitschrift, bekannt für ihre antizaristischen Karikaturen, 1910 Distributionsverbot für das damals zu Russland gehörende Finnland erhalten hat.136 Abb. 9: Max Engert: Fuchsen’s Rückkehr. Süddeutscher Postillon, 1899, Nr. 12

(Quelle: Privatbesitz)

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Die unterschiedliche Vorgehensweise der Behörden, die in ihrem Urteil oft unsicher oder uneins waren, lässt sich an weiteren Beispielen veranschaulichen. So blieb die ›Jugend‹, die in ihrer Eigenschaft als Münchner Kunstzeitschrift »häufig an der Grenze des Unanständigen« stand,137 von Repressivmaßnahmen verschont. Um so mehr wurde sie von den Sittlichkeitsvereinen als »Schund- und Schmutzblatt« beschimpft. Versuche ihrer Gegner, sie aus Österreich zu verbannen, blieben vergeblich. In Ungarn wurde ihr jedoch laut einer Mitteilung vom 27. August 1903 der Postvertrieb entzogen. Auch gegen die ›Lustigen Blätter‹ in Berlin wurde trotz wiederholt beklagter Frivolität und Zweideutigkeit nicht ernsthaft eingeschritten. Wie der Berliner Polizeipräsident am 20. Juli 1910 dem preußischen Innenminister gegenüber hervorhob, hielten die künstlerischen und politischen Zwecke der ›Lustigen Blätter‹, ihr Herausgeber Alexander Moszkowski »und ihr Stab von tüchtigen Mitarbeitern, insbesondere Zeichner, immer noch ein gewisses geistiges Niveau« inne. Verglichen mit den »unglaublichen Gemeinheiten« des ›Simplicissimus‹ erschienen ihm selbst die »unanständigsten Bilder« dieses SatireJournals »noch verhältnismäßig harmlos«.138 Wie bereits zur Bismarckzeit, so wurde der ›Ulk‹ auch im Wilhelminischen Zeitalter von den Behörden überwacht. Ein polizeilicher Hinweis, gegen das Blatt wegen der Bildsatire »Kaiser Wilhelms Römerzug« (Nr. 42 vom 19. Oktober 1888) – die Karikatur bezog sich auf die Romreise des jungen Kaiserpaars und die Papstvisite Wilhelms II. – ein Verfahren wegen Majestätsbeleidigung einzuleiten, wurde in Berlin nicht beachtet. Dagegen sind – wegen »Beleidigung durch die Presse« in Form eines Textbeitrags – zwei Geldstrafen von 50 Mark (1894 und 1896) bekannt sowie eine »durch Allerhöchsten Erlass« am 25. Juli 1900 in eine Festungshaft von drei Monaten umgewandelte sechsmonatige Gefängnisstrafe für den Schriftsteller und verantwortlichen Redakteur Sigmar Mehring wegen Beschimpfung der katholischen Kirche (§ 166 RSGB). Der Anlass war ein »Schandgedicht« (»Die feige That von Rennes«), das den Revisionsprozess des 1894 (zu Unrecht) als Spion auf die Teufelsinsel verbannten jüdischen Hauptmanns Alfred Dreyfus kommentierte und die Titelkarikatur des ›Ulks‹ (Nr. 37 vom 15. September 1899) begleitete.139 Berlins ältestes Satire-Journal, ›Kladderadatsch‹, blieb zwar von Geldstrafen und Kolportage- oder Bahnhofsverboten verschont, machte aber unter seinem Chefredakteur Johannes Trojan,140 einem publizistischen Bismarckianer, durch zwei juristische Großereignisse Geschichte. Wie heute in Paris das politisch-satirische Wochenblatt ›Le Canard enchaîné‹, so betrieb der ›Kladderadatsch‹ in der sogenannten KladderadatschAffäre 1894 dank einer Anzahl von Informanten im »Bismarcklager« Enthüllungsjournalismus in Bezug auf gewisse Protagonisten des »Neuen Kurses« und Ratgeber des Kaisers. Das satirische Scharmützel gegen die »Kamarilla« im Auswärtigen Amt begann am 3. Dezember 1893 (Nr. 49) mit der Notiz »Aus diplomatischen Kreisen« und endete 4½ Monate später, am 18. April 1894, mit einem damals nicht ungewöhnlichen Duell. Kombattanten waren der bei diesem Zweikampf verwundete ›Kladderadatsch‹-Redakteur Wilhelm Polstorff und sein Herausforderer, der Pressereferent und Vortragende Rat im Auswärtigen Amt, Alfred von Kiderlen-Wächter. Nach dem RSGS (§ 201 ff.) wurden die Duellanten ein halbes Jahr später mit einer viermonatigen, nachträglich herabgesetzten Festungshaft bestraft.141 Am 25. Januar 1898 wurde der verantwortliche Redakteur des ›Kladderadatsch‹ Johannes Trojan vom Berliner Landgericht I »Im

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Namen des Königs!« wegen Majestätsbeleidigung (RSGB § 95) begangen durch die Presse (RPG § 20) zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt, unter Belastung mit den Kosten des Verfahrens. Am 5. April wurde dieses Urteil durch den zweiten Strafsenat des Reichsgerichts bestätigt. Da Trojan einen »geachteten Namen« besaß und von »Vaterlandsliebe und monarchischer Gesinnung beseelt« war, war die gesetzlich niedrigste Strafe festgesetzt worden. Vom 20. Juni bis 24. August 1898 verbüßte er seine Strafe in Weichselmünde bei Danzig, wo er u.a. Anrecht auf Stadt- und Badeurlaub hatte. Trojans bereits 1899 in 5. Auflage erschienene Schrift ›Zwei Monate Festung‹ gibt über seine Erlebnisse Auskunft. Grund zur Beanstandung hatte eine ganzseitige, anspielungsreiche, jedoch den Kaiser selbst nicht zeigende Bildsatire von Gustav Brandt gegeben, die unter dem Titel »Aus dem Lager der himmlischen Heerscharen« in Nr. 48 vom 28. November 1897 erschienen war sowie ein längerer Textbeitrag. Bild und Bildunterschrift bezogen sich auf die Vereidigung der christlichen Rekruten der GardeRegimenter vor Gottes Altar mit Kruzifix im Berliner Lustgarten am 18. November 1897. In der Bildunterschrift zitiert der auf der Zeichnung im Vordergrund stehende, mit Hörnern versehene Teufel aus der Rede Wilhelms II. folgenden Satz: »Wer kein braver Christ ist, der ist kein braver Mann und kein braver preußischer Soldat und kann unter keinen Umständen das erfüllen, was in der preußischen Armee von einem Soldaten verlangt wird.« Friedrich der Große, Alexander der Große, Napoleon I. und der König von Sparta Leonidas erfahren diese kaiserlichen Worte aus der Zeitung und machen sich über sie lustig.142 Als Reaktion auf die Festungshaft verzichtete der ›Kladderadatsch‹ bis zur Liberalisierung des § 95 RSGB (de facto ab 1906) auf Karikaturen, die sich auf Wilhelm II. bezogen. Danach allerdings finden sich in diesem Blatt, sei es als Cartoon oder als Beitrag zu den illustrierten »Wochenrückblicken«, regelmäßig die meisten Kaiserkarikaturen, die aber nunmehr eher einem »humorigen Augenzwinkern« glichen als einer fundierten Kritik.143 Zu den seinerzeit meist verfolgten illustrierten deutschen Satire-Journalen gehörte das noch heute dank zahlreicher Reproduktionen, Publikationen144 sowie in- und ausländischer Ausstellungen wohlbekannte Wochenblatt ›Simplicissimus‹. In Österreich wurde bereits die vierte Ausgabe des ersten Jahrgangs 1896 aus dem Verkehr gezogen. Beanstandet wurde auch das von Thomas Theodor Heine entworfene erste Werbeplakat mit einem das Tanzbein schwingenden schwarzen Teufel als Symbol. In Nr. 8 des ›Simplicissimus‹ machte sich der Künstler in der Titelkarikatur »Vom Kriegsschauplatz in Wien« über dieses Vorgehen lustig. Das künftige Wappentier des Blattes an Stelle des Teufels, die rote, zähnefletschende »Simpl-Dogge«, pinkelt pietätslos auf das Hosenbein eines Ordnungshüters (Abb. 10). Im Verlagsort München, im Erscheinungs- und Druckort Leipzig und insbesondere in der deutschen Hauptstadt, wo die Expedition der ›Welt am Montag‹ und später eine Filiale des Langen-Verlags den Generalvertrieb für Berlin und die Provinz Brandenburg übernommen hatten, wurde der ›Simplicissimus‹ von den Polizeibehörden von Anbeginn mit Argwohn observiert. Insbesondere zwischen der Königlichen Polizei-Direktion München und dem Polizei-Präsidium in Berlin kam es in Bezug auf angeregte oder durchgeführte Beschlagnahmen zu einer regelrechten Kooperation.145 Ab 1. Januar 1898 war der Verkauf des ›Simplicissimus‹, wie Bruno Paul für die Nr. 20 mit dem Zeichenstift festhielt, auf den preußischen Bahnhöfen untersagt. Fünf Jahre, vom 29. Septem-

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ber1909 bis zum 19. September 1914, galt ein Bahnhofsverbot dann ebenfalls für Bayern (Bescheid des Königlichen Bayerischen Staatsministeriums für Verkehrsangelegenheiten). Abb. 10: Thomas Theodor Heine: Vom Kriegsschauplatz in Wien. Simplicissimus, 1. Jg. 1896, Nr. 8

(Quelle: Privatbesitz) Seinen hohen Bekanntheitsgrad nach relativ kurzer Zeit verdankte der ›Simplicissimus‹ einem spektakulären Majestätsbeleidigungsprozess wegen einer Bild- und Textsatire im Zusammenhang mit der Reise des deutschen Kaiserpaars samt offiziellem Gefolge nach Palästina (11. Oktober bis 26. November 1898). Das erklärte Ziel dieser Reise war die Einweihung der deutschen, evangelischen Erlöserkirche am Reformationstag (31. Oktober) in Jerusalem; politische Relevanz erhielt sie durch den Besuch Wilhelms II. bei Sultan Abdülhamid II. und durch eine Rede in Damaskus, wo der Kaiser 300 Millionen Mohammedanern den »Schutz des mächtigen deutschen Reiches« versprach. Von Nr. 31 und Nr. 32 wurden auf telegrafische Anweisungen des Untersuchungsrichters am Landgericht in Leipzig »alle in Berlin aufzutreibenden Exemplare« beschlagnahmt. Heines Titelkarikatur der Nr. 31 zeigt – unter der Überschrift »Palästina« – in Ketten-

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hemden mit Schild und Schwert Gottfried von Bouillon und Barbarossa (den Tropenhelm mit preußischem Pickel in der rechten Hand). Der Begleittext lautet: »Lach‘ nicht so dreckig, Barbarossa! Unsere Kreuzzüge hatten doch eigentlich auch keinen Zweck.« Sowohl gegen diese Zeichnung als auch gegen die erläuternde Ballade von Hieronymos (Pseudonym des Theaterdichters Frank Wedekind), »Im heiligen Land«, wurde Anklage gemäß § 95 erhoben. Die gleiche Anklage betraf die ebenfalls von Heine stammende Titelkarikatur sowie das Gedicht »Meerfahrt« von Hieronymos der noch vor ihrer Auslieferung beschlagnahmten Nr. 32. Während der Verleger Albert Langen auf Anraten seines Anwalts über Zürich nach Paris, das er von einem früheren Aufenthalt her sehr gut kannte, floh und erst im Mai 1903 dank einer »Allerhöchsten Entschließung« des Königs von Sachsen und gegen die Bezahlung eines Bußgeldes von 20.000 Mark nach München zurückkehrte,146 sind Heine und Wedekind, nach Verwerfung der Revisionsanträge, zu sechs bzw. sieben Monaten Haft auf der sächsischen Festung Königstein verurteilt worden. Die beiden Leipziger Druckereibesitzer mussten wegen Fahrlässigkeit je 300 Mark Geldstrafe bezahlen; die inkriminierten Bild- und Textbeiträge waren unbrauchbar zu machen. Die Folgen der »Katastrophe des Jahres 1898« für den ›Simplicissimus‹ waren der Wechsel des Druckortes von Leipzig nach Stuttgart, eine beachtliche Auflagensteigerung innerhalb weniger Jahre von 15.000 (1897) auf 80.000 (1902) und 100.000 Exemplare (1908), sowie eine vorübergehende Abkehr von allzu provokanter Kaiser-Satire. Der in der konservativen Presse und seitens der Sittlichkeitsvereine wegen seiner »üblen Instinkte« geradezu verteufelte ›Simplicissimus‹ fand Unterstützung bei prominenten Schriftstellern und linksliberalen Tageszeitungen. Diese publizierten sowohl Hinweise auf einzelne »famose« Zeichnungen und treffliche Satiren als auch auf Konflikte mit der Obrigkeit. Als Meister der Eigenwerbung anlässlich von Konfiskationen oder Prozessen machte sich das Blatt in zahlreichen Karikaturen über seine »Feinde« lustig. Folgerichtig verkündete eine rote Schlagzeile der Nr. 1 des 10. Jahrgangs (1906): »Dies Blatt gehört dem Staatsanwalt!«. Die in den Berliner Polizeiakten verwahrte, von Heine gestaltete Titelkarikatur »Dies ist das Hundevieh« zeigt im Vordergrund die knurrende rote Dogge, umgeben von den Wappentieren einzelner deutscher Staaten, darunter Bayern, Preußen, Sachsen und Württemberg. Beschlagnahmebeschlüsse (z.B. wegen §§ 95, 130, 166, 184 oder 360), Strafanträge und Prozesse (z.B. wegen Beleidigung des Königs von Sachsen, der badischen Regierung oder der katholischen Zentrumspartei) verliefen dank renommierter Verteidiger und Gutachter (z.B. Georg Hirth) in München oder Stuttgart des Öfteren im Sande.147 Dass dies durchaus nicht in jedermanns Sinn war, geht u.a. aus einer Beschwerde des Berliner Kriegsministeriums hervor, dem in den Jahren 1908 bis 1910 elf Nummern »wegen verletzender Darstellung S.M. des Kaisers, namentlich in seiner Eigenschaft als oberster Kriegsherr« aufgefallen waren.148 Immerhin waren Heine und der verantwortliche Redakteur Julius Linnekogel am 4. Juni 1903 wegen der Titelkarikatur (Nr. 6) »Gesandten-Erziehung«, auf der zwei riesige Gesäßmaschinen die künftigen deutschen Diplomaten in »Arschkriecherei« trainierten,149 vom Königlichen Schöffengericht München I auf Grund des § 360 zu einer Geldstrafe von je 30 Mark verurteilt worden. Da der Amtsanwalt 3½ Wochen Gefängnis beantragt hatte, handelte es sich um ein mildes Urteil. Weniger glimpflich ging ein Prozess gegen Ludwig Thoma aus. Vom 16. Oktober bis 27. November 1906 saß er

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wegen eines von Olaf Gulbransson illustrierten Gedichts (»An die Sittlichkeitsprediger in Köln am Rheine«, Nr. 31, 1904), das die evangelische Landeskirche beleidigt hatte, in Stadelheim eine im Juni 1905 von der II. Strafkammer des Königlichen Landgerichts Stuttgart über ihn verhängte Gefängnisstrafe ab; sein Tagebuch aus dieser Zeit ist 1922 postum erschienen.150 Im Dezember 1909 schließlich wurde Olaf Gulbransson in seiner Funktion als vorübergehender verantwortlicher Redakteur wegen Beleidigung (RSGB, § 185) der Verwaltung der Zeche Radbod durch ein am 14. Juni im ›Simplicissimus‹ erschienenes Bild mit begleitendem Text vom Schöffengericht in Hamm zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Vermutlich wurde diese Strafe wieder aufgehoben, da sie weder seinen Nachkommen bekannt ist, noch in der Literatur erwähnt wird.151 Eindrucksvoll ist die Zahl der Kolportageverbote auf Grund der Gewerbeordnung in Bayern (zwischen 1897 und 1902: 10) und insbesondere in Preußen (allein zwischen 1899 und 1906: 35). In der Regel handelte es sich um religiös oder sittlich »anstößige« beziehungsweise »Ärgernis erregende« Bilder von Heine (u.a. aus den Serien »Durch’s dunkelste Deutschland« oder »Gemütsmenschen«), Olaf Gulbransson oder Ferdinand von Recnicek (z.B. die Karnevals-Nummern der Jahre 1905 und 1909).152 Aus außenpolitischen Gründen hatte die Polizeidirektion in München im April 1900 alle Buchhändler kategorisch aufgefordert, das von Ludwig Thoma herausgegebene ›Simplicissimus‹-Album »Der Burenkrieg« aus den Schaufenstern zu entfernen. Diese Publikation der ›Simplicissimus‹-Zeichner war den »freien Transvaal-Buren« gewidmet und enthielt schärfste Kritik an England, das als Krämer-, Räuber- und Heuchlervolk bezeichnet wurde. Auf Grund einer Pressekampagne wieder eingestellt werden musste die »édition française« des ›Simplicissimus‹, d.h. ein schmales knallrotes Heft mit den Übersetzungen der Bildlegenden, das den nach Frankreich gehenden 650 Exemplaren in den Jahren 1907 und 1908 von Albert Langen beigelegt wurde. Insbesondere der Publizist Maximilian Harden »fand nicht schön«, dass diese Übersetzungen die Lektüre eines Blattes erleichtern, »das deutsche Institutionen und Sitten mit grausamster Unbarmherzigkeit dem Gelächter preisgibt«.153 Tatsächlich sollten besonders sarkastische ›Simplicissimus‹-Zeichnungen, die vor 1914 erschienen sind, im Ersten Weltkrieg von der französischen Propaganda-Abteilung »Maison de la Presse« teils im Original, teils manipuliert massiv als Waffe gegen Deutschland eingesetzt werden, sei es in der Tagespresse, auf Postkarten, Flugblättern,154 in Witzblättern oder in Alben. Insgesamt erschienen in den »bürgerlichen« Satire-Organen ›Kladderadatsch‹, ›Ulk‹, ›Lustige Blätter‹, ›Jugend‹ und ›Simplicissimus‹ sowie in den beiden sozialistischen Arbeiter-Witzblättern ›Der Wahre Jacob‹ und ›Süddeutscher Postillon‹ über 850 Karikaturen Wilhelms II., der damit nicht nur zu den meist fotografierten, sondern, etwa ab 1906, auch zu den meist karikierten Persönlichkeiten seines Zeitalters gehörte. Zu Recht lässt sich hieraus folgern, dass die bildliche Darstellung Wilhelms II. erst im »Medienverbund« ihre Relevanz erhielt.155 Freilich zeigen vor 1906 etwa 10 % aller Zeichnungen aus Gründen der Vorsicht, d.h. einer Selbstzensur, den Kaiser nur als Teilansicht (z.B. bis zum Kopf) oder andeutungsweise (z.B. durch ein Attribut wie Stiefel oder Helm) oder, wie im Fall des ›Kladderadatsch‹, »in Abwesenheit«. Etwa 20 % aller Kaiser-Karikaturen sind Travestien. Die Bildsatiren verteilen sich unterschiedlich auf die einzelnen Zeitschriften und Künstler-Journalisten. Spitzenreiter mit 57, 56 und 53

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Karikaturen sind Thomas Theodor Heine (›Simplicissimus‹), Arpad Schmidhammer (›Jugend‹) und Gustav Brandt (›Kladderadatsch‹).156 Berücksichtigt man einerseits die hohe Zahl an Kaiserkarikaturen und andererseits die »Radikalisierung ihrer Darstellungsformen« seit den »Kamarillaprozessen« (1907) mit homosexuellem Hintergrund rund um den Diplomaten und engen Freund Wilhelms II., Philipp zu Eulenburg,157 so nimmt es fast Wunder, dass keine weiteren Prozesse wegen Majestätsbeleidigung durch die Bildpresse stattgefunden haben. Alles in allem belief sich während der Regierungszeit Wilhelms II. die Zahl diesbezüglicher Verurteilungen auf 9.212, mit einer Spitze von 720 im Jahr 1894. Nach der »Liberalisierung« waren es im Jahr 1907 noch 107, 1908 34, 1909 und 1911 lediglich jeweils 14. EXKURS: AUTONOMISTISCHE BILDSATIRE UND IHRE KONTROLLE IM REICHSLAND ELSAß-LOTHRINGEN Die Annexion von drei französischen Departements, ohne vorherige Volksbefragung, d.h. gegen den Willen der Bevölkerung, kraft des Frankfurter Friedensvertrags (10. Mai 1871) entpuppte sich für das deutsche Kaiserreich als eine schwere außen- und innenpolitische Hypothek. Infolge einer andauernden Politik des Zögerns und Lavierens ist das »Reichsland« in seiner 47jährigen Reichszugehörigkeit, trotz einer relativ umfangreichen Verfassungsreform im Jahr 1911, bis zuletzt kein gleichberechtigter deutscher Bundesstaat geworden. Aufgrund des sogenannten Diktaturparagrafen« (§ 10 des Organisationsgesetzes vom 30. Dezember 1871), der dem Oberpräsidenten bzw. (seit 1879) Statthalter »bei Gefahr für die öffentliche Sicherheit« unverzügliche Abwehrmaßregeln ermöglichte, waren im Reichsland zahlreiche Presseorgane Opfer von Verboten, Prozessen, Geld- und Gefängnisstrafen geworden. Von einem Verbot ausländischer Druckschriften waren 1895 auch die patriotischen bunten Bilderbogen aus Epinal betroffen, deren Wirkung auf die Bevölkerung man wohl nicht zu Unrecht fürchtete.158 Erst am 8. August 1898 wurde im Reichsland das RPG eingeführt, allerdings mit Ausnahme der §§ 14 und 23-29. In allem, was Beschlagnahmen betraf, berief man sich allerdings wie bisher auf die veraltete französische Gesetzgebung des II. Kaiserreichs (und nicht etwa auf das liberale Pressegesetz von 1881).159 Das Gleiche gilt für das Anschlagen von Plakaten.160 Erst nach der Aufhebung des Diktaturparagrafen (18. Juni 1902) konnte sich im Elsass eine illustrierte satirische Publizistik an die Öffentlichkeit wagen. Die beiden wichtigsten Satire-Zeitschriften der Vorkriegszeit sind eng mit dem Namen des Malers und politischen Karikaturisten Henri Zislin aus Mülhausen verbunden. Zwar ging das von Zislin seit dem 12. Dezember 1903 zunächst wöchentlich, dann zweimonatlich herausgegebene politische Satire-Journal ›D’r Klapperstei‹, das »den gesunden elsässischen Humor pflegen wollte«,161 aus Kostengründen nach 52 Ausgaben wieder ein. Die Beschlagnahme seiner Broschüre ›Das Elsaß als Bundesstaat‹ (1905), gefolgt von einer dreitägigen Gefängnisstrafe und einer Zwangsspende in Höhe von 150 Mark für ein Denkmal, machte ihn jedoch so populär, dass er 1907 neue Geldgeber fand. Für die von Ende Oktober 1907 bis zur Kriegserklärung 1914 in 265 Nummern in Mülhausen, Metz, Basel und Paris verkaufte politisch-satirische Wochenzeitschrift ›Dur’s Elsass‹ mit zweisprachigen Bildlegenden (deutsch-elsässisch oder deutsch-französisch) fungierte Zislin als Herausgeber, Verleger, verantwortlicher Redakteur und Hauptkarikaturist. In dem

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Maler Jean-Jacques Waltz aus Colmar, der sich als humoristisch-satirischer Zeichner, zunächst von Postkarten, »Hansi« nannte, fand er einen ebenbürtigen Mitstreiter. Als satirisches Sprachrohr der Autonomiebewegung, die um 1900 an die Stelle der Protestbewegung getreten war, kämpfte ›Dur’s Elsass‹ für die Gleichberechtigung des Reichslandes mit den übrigen Bundesstaaten. Zu seinen Leitmotiven gehörten das schroffe Auftreten des deutschen Militärs, das in der »Zabern-Affäre«162 1913 seinen Höhepunkt fand, dazu die mit der »Germanisierung« an den Schulen befassten Lehrer sowie die Unhöflichkeit vieler subalterner Beamten gegenüber der einheimischen Bevölkerung. Die Zeitschrift ›Dur’s Elsass‹ sowie die Postkarten und Alben dieser beiden Karikaturisten sind treffliche Beispiele für die heute viel untersuchte Thematik »Das Eigene und das Fremde«. Das »Eigene« waren die schmucken Elsässer und Elsässerinnen in ihrer hübschen Tracht. Die Fremden, das waren die »Schwowe« oder »Schwobe«, d.h. die in stereotyper Weise wegen ihrer so anderen Lebensweise und ihres derben Outfits (stets mit Brille) verspotteten deutschen Einwanderer und Touristen. Sowohl Zislin als auch Hansi gerieten mit den deutschen Behörden häufig in Konflikt. Wegen anfänglicher Nichthinterlegung einer im übrigen Deutschland seit 1874 abgeschafften Kaution (10.000 Mark) und Herausgabe einer Zeitschrift mit »anstößigem Charakter«, wurde Zislin zu einer 6½-monatigen Gefängnisstrafe verurteilt, die er vom 25. April bis 6. November 1908 absaß.163 Am 16. Dezember 1910 erhielt er in seiner Funktion als verantwortlicher Redakteur wegen eines Artikels eine zweimonatige Gefängnisstrafe. Zwei Postkarten, die er »in Erinnerung« an diesen Aufenthalt veröffentlichte sowie eine Postkarte, die einen Reichsadler mit dem Kopf eines »Schwob« darstellt, an dessen Krallen eine Pickelhaube baumelt, brachten ihn im Februar 1911 noch ein drittes Mal hinter Gitter, wiederum für zwei Monate. Der Zeichner und Autor Hansi, der in Paris mit nationalistischen Kreisen in Verbindung stand, wurde 1909 wegen einer Beleidigungsklage des Schulleiters des Colmarer Gymnasiums, der sich in der illustrierten Buchsatire ›Professor Knatschke. Des grossen teutschen Gelehrten u. seiner Tochter ausgewählte Schriften‹164 wiedererkannte, zu einer ersten Geldstrafe in Höhe von 500 Mark verurteilt (Abb. 11). Eine weitere Geldstrafe von 900 Mark folgte für Hansi im Mai 1913. Das Corpus Delicti war das 1912 als Kinderbuch getarnte polarisierende Album ›Histoire d’Alsace racontée aux petits enfants par l’oncle Hansi‹ mit zahlreichen stark vergröberten positiven (das Elsass, so lange es zu Frankreich gehörte) und negativen (die »Alldeutschen« als Herren des Elsass) Klischees.165 Wegen seines 1913 in Paris erschienenen bebilderten Kinderbuchs ›Mon Village. Ceux qui n’oublient pas. Images et Commentaires par l’oncle Hansi‹, das wiederum auf der Technik der Antithese beruhte, wurde Hansi erneut angeklagt, diesmal vor dem Reichsgericht in Leipzig. Der in der deutschen Presse aufmerksam verfolgte Prozess endete am 9. Juli 1914 mit einer Verurteilung zu 15 Monaten Haft im Cottbuser Gefängnis wegen Aufwiegelung der Bevölkerung. Nach Stellung einer Kaution gelang Hansi jedoch die Flucht in die Schweiz und von dort nach Frankreich. Am 13. September 1916 wurde sowohl ihm als auch Henri Zislin die elsass-lothringische Staatsangehörigkeit aberkannt. Beide dienten während des Krieges als Dolmetscher beim Verhör deutscher Kriegsgefangener und produzierten antideutsche Kriegspostkarten. 1918 feierte Hansi auf zahlreichen Postkarten das Ende der deutschen Herrschaft im Elsass und die Rückkehr der Franzosen. In dem ein Jahr später

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erschienenen, 1990 nachgedruckten illustrierten Album ›L’Alsace heureuse‹ berichtete der »widerspenstige Annektierte«, wie er sich selbst bezeichnete, über seine Auseinandersetzungen mit den verhassten »Boches«. Abb. 11: Hansi: Professor Knatschke. Bucheinband, Neuauflage 1913

(Quelle: Privatbesitz) Während der 1958 verstorbene Zislin weitgehend in Vergessenheit geriet, erhielt Hansi, der 1951 in Colmar starb, zahlreiche Ehrungen. Im Elsass werden seine dörflichen Bilder auf Postkarten, Kaffeetassen und anderen Souvenirs reproduziert und einige seiner Werke weiterhin verkauft. Ein »Musée Hansi« existiert seit 1992 in Riquewihr, ein 2001 zu seinem 50. Todestag errichtetes »Oncle-Hansi-Denkmal« in Colmar. Der einseitige und kompromisslose Patriotismus Hansis erfuhr in dem 1982 in Paris erschienenen Bildband ›Le grand livre de l’oncle Hansi‹ durch gewichtige Au-

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torenbeiträge, darunter von dem elsässischen Karikaturisten Tomi Ungerer, einem Verfechter der deutsch-französischen Versöhnung, eine dem veränderten Zeitgeist entsprechende Korrektur.166 ZUSAMMENFASSUNG Die Bildzensur reicht in den deutschen Staaten bis ins 16. Jahrhundert zurück und erweist sich als ebenso unübersichtlich wie kompliziert. Während der Freiheitskriege (1813 – 1815) wurde sie aus patriotischen Gründen vorübergehend gelockert. Im Deutschen Bund, zur Zeit der Geltung der »Karlsbader Beschlüsse« (1819 – 1848) und einer strengen Vorzensur, erreichte sie einen Höhepunkt. Das Revolutionsjahr 1848 mit seinen »Märzerrungenschaften« erlebte eine wahre Explosion an politischen Bildmedien, von denen die meisten der Konterrevolution und der sich anschließenden Reaktionszeit zum Opfer fielen. Erst in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre regte sich im Bereich der politischen und insbesondere politisch-satirischen Bildpublizistik neues Leben. Obwohl die Presse-, Straf- und Gewerbegesetzgebung nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs (1871) weitgehend vereinheitlicht worden war, unterstand ihre Anwendung weiterhin regionalen und lokalen Behörden mit unterschiedlichen Moralund Zielvorstellungen. So versuchten die Königreiche Bayern und Württemberg sich einer preußischen Bevormundung nach Möglichkeit zu entziehen. Wie ein roter Faden zieht sich durch die Jahrhunderte der Kampf von Polizei und Justiz gegen die vermeintlich das einfache Volk und die Jugend gefährdenden »unsittlichen Bilder«, zunächst auf Einblattdrucken, dann auch in Periodika, auf Fotos, auf Postkarten und in der Kunst. Die Verfolgung »politischer Bilder« stieß indessen an ihre Grenzen. Am aufmerksamsten überwacht und in Prozesse verwickelt wurden die Trägermedien für Bildsatire, wobei die insgesamt geringe Zahl an Majestätsbeleidigungsprozessen ebenso auffällt wie die recht willkürlich anmutende Behandlung einzelner Kommunikatoren (z.B. Festungs- oder Gefängnisstrafe) und Titel nach den jeweils gültigen Presse- und Strafgesetzen (z.B. Beschlagnahme oder Verbot) oder nach der Gewerbeordnung (Aushänge-, Kolportage- oder Bahnhofsverbot). ANMERKUNGEN 1

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Vgl. u.a. Johannes Domsich: Visualisierung – ein kulturelles Defizit: Der Konflikt von Sprache, Schrift und Bild. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 1991; Marion G. Müller: Grundlagen der visuellen Kommunikation. Konstanz: UVK (UTB) 2003; Klaus Sachs-Hombach (Hg.): Bildwissenschaft. Disziplinen, Themen, Methoden. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005 (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft, 1751). Eine thematisch gegliederte Auswahlbibliografie findet sich auf der Website der im Jahr 2000 gegründeten »Fachgruppe Visuelle Kommunikation« der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK). Als nützliche Informationsquellen für die Forschung erweisen sich u.a. der von der Forschungsstelle Politische Ikonographie in Hamburg (Warburg-Haus) erstellte Bildindex zur politischen Ikonographie sowie der Web-Katalog zum Verhältnis von Macht und Bild: http://www.bildpolitik.de. Eine chronologische Abfolge zur Zensur im Allgemeinen findet sich bei: Robin Lenman, Germany. In: Robert Justin Goldstein (Ed.): The War for the Public Mind. Political Censor-

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ship in Nineteenth-Century Europe. Westport, Connecticut, London: Praeger 2000, S. 3579 (Bibliographical Essay: S. 77-79). Für eine, in seinem Almanach für das darauffolgende Jahr »ungeschickt gerissene und geschnittene Form und Figur, die päpstlicher Heiligkeit und geistlichem Stand zur Beschwerung, Unehr und Schmach gereichen«, erhielt Sebald Busch am 27. November 1520 eine zweimonatige Gefängnisstrafe. Vgl. Gisold Lammel: Deutsche Karikaturen. Vom Mittelalter bis heute. Stuttgart und Weimar: Metzler 1995, S. 80. Weitere deutsche Zentren der Bildsatire waren Augsburg, Straßburg und Wittenberg. Georg Piltz: Geschichte der europäischen Karikatur. 2.Aufl. Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1980, S. 28-32. Vgl. W[illiam] A. Coupe: German political satires from the Reformation to the Second World War. Part I 1500-1848, 2 Bde. White Plains, New York: Kraus International Publications 1993, S. 1-217 (Plates), S. 1-239 (Commentary); Wolfgang Harms / Michael Schilling: Das illustrierte Flugblatt der frühen Neuzeit. Traditionen, Wirkungen, Kontexte. Stuttgart: Hirzel 2008. Einzelheiten bei Margot Lindemann: Deutsche Presse bis 1815. Berlin: Colloquium 1969 (= Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, Bd. 5), S. 112-114. Georg Büchmann (Hg.): Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes. 32. Auflage vollständig neubearbeitet von Gunther Haupt und Winfried Hofmann. Berlin: Haude & Spener 1972, S. 697. Vgl. Lindemann (1969), S. 114-118 (Preußen) u. S. 120-123 (Bayern, Württemberg, Baden, Sachsen) (wie Anm. 6). Cf. Eduard Fuchs: Die Karikatur der europäischen Völker vom Altertum bis zur Neuzeit. 2., vermehrte Aufl. Berlin: A. Hofmann [1903], S. 235-236. Christian Deuling, Die Zeitschrift ›London und Paris‹ (1798-1815) als Medium des internationalen Bildtransfers. In: Philippe Kaenel / Rolf Reichardt (Hg.): Interkulturelle Kommunikation in der europäischen Druckgraphik im 18. und 19. Jahrhundert / The European print and cultural transfer in the 18th and 19th centuries / Gravure et communication interculturelle en Europa aux 18e et 19e siècles. Hildesheim, Zürich, New York: Olms 2007, S. 245269. Vgl. allgemein: Martin Welke: Deutsche Publizistik zur Revolution. In: Deutschland und die Französische Revolution 1789/1989. Eine Ausstellung des Goethe-Instituts zum Jubiläum des welthistorischen Ereignisses. Stuttgart: Cantz 1989, S. 35-57. Vgl. zum Original und seinen Nachahmungen: Sabine Scheffler / Ernst Scheffler unter Mitarbeit von Gerd Unverfehrt: So zerstieben getraeumte Weltreiche. Napoleon I. in der deutschen Karikatur. Stuttgart: Hatje 1995 (= Schriften zur Karikatur und kritischen Grafik, Bd. 3), S. 108 f., 111 u. 257-263. Einige berühmt gewordene Napoleon-Karikaturen stammen von E.T.A. Hoffmann und Johann Gottfried Schadow (Pseudonym Gilrai). Vgl. zu dieser Karikatur sowie zu weiteren, das Motiv der Barbierstube aufgreifenden Zerrbildern: Scheffler (1995), S. 92-94 u. S. 242-245 (wie Anm. 11). 1805 hatte der Berliner Kupferstecher und Radierer Johann Friedrich August Clar nach einer französischen Beschwerde beim Preußischen Hof einen strengen Verweis erhalten. Hierzu ausführlich ebenda, S. 24-32 u. S. 58 f. Elisabeth Reynst: Friedrich Campe und sein Bilderbogenverlag zu Nürnberg. Nürnberg: Stadtbibliothek 1962 (= Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Nürnberg, Bd. 5). Vgl. Michael Jeismann: Das Vaterland der Feinde. Studien zum nationalen Feindbegriff und Selbstverständnis in Deutschland und Frankreich 1792-1918. Stuttgart: Klett-Cotta 1992 (= Sprache und Geschichte, Bd. 19), S. 27-102. Einzelheiten bei: Kurt Koszyk: Deutsche Presse im 19. Jahrhundert. Geschichte der deutschen Presse Teil 2. Berlin: Colloquium 1966 (= Abhandlungen und Materialien zur Publi-

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zistik, Bd. 6), S. 35-44. Berichterstatter war der Gesandte für Oldenburg, Anhalt und Schwarzburg, Günther Heinrich von Berg. Vgl. Elke Hilscher: Die Bilderbogen im 19. Jahrhundert. München: Verlag Dokumentation 1977 (= Studien zur Publizistik, Bd. 22), S. 215-217. Die bayerische Verfassung vom 26. Mai 1818 garantierte die Freiheit der Presse mit Ausnahme der Außenpolitik. Eine Hinterlegungspflicht bestand seit 1663. Vgl. Franz Schneider: Pressefreiheit und politische Öffentlichkeit. Studien zur politischen Geschichte Deutschlands bis 1848. Neuwied, Berlin: Luchterhand 1966, S. 247. Vgl. Kultusministerium Rheinland-Pfalz (Hg.): 1832-1982. Hambacher Fest. Freiheit und Einheit. Deutschland und Europa. Neustadt an der Weinsteige: Meininger 1982, S. 56. Sand hatte als einer von über 450 Studenten am 18./19. Oktober 1817 an dem Wartburgfest zum Gedenken des Reformationsjahrs und der Leipziger Völkerschlacht teilgenommen. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarz-Rot-Gold. In der damaligen Bedeutung: Schwarz (Gegenwart), Rot (Blut des Kampfes für eine bessere Zukunft), Gold (Morgenröte = Symbol für Freiheit und nationale Einheit). Die Farben gehen zurück auf die Uniform des Lützower Freikorps im preußischen Heeresverband 1813: schwarzer Rock mit roten Vorstößen und goldenen Knöpfen. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 20357, Blatt 1, 2, 6. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Tit. 95, Nr. 14517. Seit 1789 betraf die Abgabe von Pflichtexemplaren in Preußen lediglich Bücher. 2001 wurden die zu DDR-Zeiten in den Staatsarchiven Potsdam und Merseburg einerseits sowie im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (West-Berlin) andererseits untergebrachten und so auch in zahlreichen Forschungsarbeiten angegebenen Aktenbestände im Rahmen einer Bestandsabgrenzung neu geregelt. Die Bestände mit der Signatur GStA Merseburg (Innenministerium) befinden sich seither wieder im Geheimen Staatsarchiv in BerlinDahlem (www.gsta.spk-berlin.de), das über eine Archivdatenbank verfügt. Die Bestände aus Potsdam gelangten in das Landesarchiv Berlin. Die Bestandsbezeichnung daselbst lautet: A Pr.Br. Rep. 030, Polizeipräsidium Berlin. Als sehr hilfreich erweist sich das von Rudolf Knaack und Rita Stumper bearbeitete »Sachthematische Inventar«: Polizeipräsidium Berlin. Politische Angelegenheiten 1809-1945. Berlin: Landesarchiv Berlin 2007 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin, Bd. 11). Vgl. zu Gustav Kühn, der den Verlag 1815 von seinem Vater übernommen hatte, und seinen Konkurrenten: Philippe Oehmigke und Arnold Hermann Riemschneider u.a.: Stefan Brakensiek / Irina Rockel / Regine Krull (Hg.): Neuruppiner Bilderbogen. Alltag, Klatsch und Weltgeschehen. Ein Massenmedium des 19. Jahrhunderts. Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte 1993. Ausführlich und länderübergreifend: Hilscher (1977), passim (wie Anm. 16). Eine dritte Neuruppiner Firma wurde 1855 gegründet. Weitere deutsche Produktionsorte von Bilderbogen im 19. Jahrhundert waren Aschaffenburg, Magdeburg, Mainz, München, Nürnberg und Stuttgart sowie, nach 1871, Weißenburg (Wissenbourg) und Straßburg. Vgl. Hilscher (1977), S. 198 (wie Anm. 16). Bayern erhielt 1815 als neues Gebiet den Rheinkreis (ab 1838 Rheinpfalz genannt), in dem der napoleonische Code Civil bis zur Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs im Januar 1900 Gültigkeit besaß. Vgl. Ute Harms:»...Und das nennen Sie eine Republik?!!!-«. Politische Karikatur in Hamburg um 1848. Münster, Hamburg: LIT 1990 (= Kunstgeschichte, Bd. 7), S. 17 f. S. u.a.: David Klemm: Von Napoleon bis Bismarck. Geschichte in der deutschen Druckgraphik. Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe 1995, S. 32. Vgl. Hubertus Fischer: Wer löscht das Licht? Europäische Karikatur und Alltagswelt 17901990. Stuttgart: Hatje 1994 (= Schriften zur Karikatur und kritischen Grafik, Bd. 2).

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S. Mary Lee Townsend: Forbidden Laughter. Popular Humor and the Limits of Repression in Nineteenth-Century Prussia. Ann Arbor: University of Michigan Press 1992, S. 156-157. Vgl. Robert Justin Goldstein: Political Censorship of the Arts and the Press in NineteenthCentury Europe. Houndmills, Basingstoke, London: Macmillan 1989, S. 91-96. Spezialuntersuchungen: Susanne Bosch-Abele: Opposition mit dem Zeichenstift 1830-1835.›La Caricature‹. Gelsenkirchen: Arachne 2000; Ursula E. Koch / Pierre-Paul Sagave: Le Charivari. Die Geschichte einer Pariser Tageszeitung im Kampf um die Republik (1832-1882). Köln: informationspresse – c.w.leske 1984 (= iLv leske republik – Satire und Macht); David S. Kerr: Caricature and French Political Culture 1830-1848. Charles Philipon and the Illustrated Press. Oxford: Clarendon Press 2000. Vgl. Klemm (1995), S. 62-65 (wie Anm. 27), und Werner Busch: Eugen Napoleon Neureuthers Serie 27, 28, 29 Juillet 1830. In: Wolfgang Cilleßen / Rolf Reichardt (Hg.): Révolution et contre-révolution dans la gravure en Europe de 1789 à 1889 / Revolution und Gegenrevolution in der europäischen Publizistik 1789-1889 / Revolution and Counter-Revolution in European Prints from 1789 to 1889. Hildesheim, Zürich, New York: Olms 2010, S. 286302 (Abb. S. 286). Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (im Folgenden: GStA PK) I. HA Rep. 89 Geh. Zivilkabinett, jüngere Periode Nr. 15216. Landesarchiv Berlin A Pr.Br. Rep. 030 Tit. 94, Nr. 8868 (Bilder 1832-1846, Debit) ; Hilscher (1977), S. 230 (wie Anm. 16). Cf. Townsend (1992), S. 160 f. (wie Anm. 29). Vgl. Harms (1990), S. 18 f. (wie Anm. 26). Oettinger hatte bereits 1829 die Zeitschrift ›Der Berliner Eulenspiegel‹ herausgeben, dann aber, nach einer Gefängnisstrafe, Berlin vorübergehend verlassen. Vgl. Ursula E. Koch: Der Teufel in Berlin. Von der Märzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung. Illustrierte politische Witzblätter einer Metropole 1848-1890: Köln: informationspresse – c.w. leske 1991, S. 35-38; Townsend (1992), S. 41-45 (wie Anm. 29); Alfred Estermann (Hg.): Zeitungsstadt Frankfurt am Main. Zur Geschichte der Frankfurter Presse in fünf Jahrhunderten. Frankfurt am Main: Frankfurter Sparkasse 1994, S. 197. Die kolorierte Federlithografie ist abgebildet und erläutert in: Kultusministerium RheinlandPfalz (1982), S. 189-191 (wie Anm. 18). Vgl. Frank Thomas Hoefer: Pressepolitik und Polizeistaat Metternichs. Die Überwachung von Presse und politischer Öffentlichkeit in Deutschland und den Nachbarstaaten durch das Mainzer Informationsbüro (1833-1848). München, New York, London, Paris: Saur 1983, S. 54. Ebenda, S. 69-177. Zit. nach Jost Hermand: Nachwort. In: Adolf Glassbrenner: Der politisierende Eckensteher. Stuttgart: Philipp Reclam jun. 1969. S. 237. Vgl. Koch (1991) S. 42-47 (wie Anm. 36); Townsend (1992), S. 25-26, 59-64, 116-129 (wie Anm. 29). Zu Glaßbrenner: Ingrid Heinrich-Jost: Literarische Publizistik Adolf Glaßbrenners (1810-1876). Die List beim Schreiben der Wahrheit. München, New York, London, Paris: Saur 1980, S. 212-260 (Groschenhefte) (= Dortmunder Beiträge zur Zeitungsforschung, Bd. 31). Vgl. GStA PK, I. HA Rep. 77, Ministerium des Innern, Tit. 2, Spec. Lit. K. Nr. 24. Siehe auch Townsend (1992), S. 72 (wie Anm. 29). Vgl. Hilscher (1977), S. 209, 232-234 (wie Anm. 16); Abbildungen Nr. 7-10. Beschlagnahmt wurde auch eine außerordentliche Beilage des Leipziger ›Pfennig-Magazins der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse‹ (Nr. 125 vom 22. August 1835).

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Vgl. Hilscher (1977), S. 227-229 (wie Anm. 16). S. Thomasz Szarota: Der deutsche Michel. Die Geschichte eines nationalen Symbols und Autostereotyps. Aus dem Polnischen von Kordula Zentgraf-Zubrzycka. Osnabrück: fibre 1998. S. Horst Heidermann: Der König war in England gewesen: Preußens kleine Bilderfreiheit 1842/43. In: Hubertus Fischer / Florian Vaßen (Hg.): Europäische Karikaturen im Vorund Nachmärz. Bielefeld: Aisthesis 2006 (= Forum Vormärzforschung, Jahrbuch 2005, 11. Jg.), S. 197-246. Zitat: S. 241; Verzeichnis der Karikaturen: S. 244-246. Vgl. auch Remigius Brückmann (Bearb.): Politische Karikaturen des Vormärz (1815-1848). Karlsruhe: Badischer Kunstverein e.V. 1984; Fuchs (1903), S. 238-245, 390-408 (wie Anm. 9); Lammel (1995), S. 156-168 (wie Anm. 3). Heidermann (2006), S. 200 f. (wie Anm. 46). Vgl. Grzegorz Kucharczyk: Zensoren und Zensoramt. Studien über Aspekte der Zensurpraxis um 1848. In: Bernd Sösemann (Hg.): Kommunikation und Medien in Preußen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Stuttgart: Steiner 2002 (= Beiträge zur Kommunikationsgeschichte, Bd. 12), S. 421-435. Ein Erlass vom 28. Januar 1831 stellte die Presse erneut unter die Zensur auch des innenpolitischen Stoffes. Wegen Verletzung der Verfassung musste er zwar zurückgenommen werden, trat jedoch auf Befehl des Königs am 1. März 1832 an wieder in Kraft. Cf. ›Fliegende Blätter‹ digital (http://fliegendeblaetter.uni-hd.de). S. Ursula E. Koch: Die Münchner ›Fliegenden Blätter‹ vor, während und nach der Märzrevolution 1848: »ein deutscher ›Charivari‹ und ›Punch‹?«. In: Hubertus Fischer / Florian Vaßen (Hg.): Politik, Porträt, Physiologie. Facetten der europäischen Karikatur im Vor- und Nachmärz. Bielefeld: Aisthesis 2010 (= Vormärz-Studien, 18), S. 199-255. Düsseldorfer Monatshefte, Jahrgang 1 und 2 1847/1849. Mit einem Nachwort von Karl Riha und Gerhard Rudolph. Nachdruck. Düsseldorf: Schwann 1979. Vgl. Harms (1990), S. 36-40 (wie Anm. 26). Eine, in Glaßbrenners Groschenheft ›Hamburg im Berliner Guckkasten‹ (Leipzig, 1847) erschienene kolorierte Federlithografie von Theodor Hosemann zeigt »Die Zensoren bei der Arbeit«. Vgl. Hans Adler (Hg.): Literarische Geheimberichte. Protokolle der Metternich-Agenten, Bd. II: 1844-1848. Köln: informationspresse-c.w. leske 1981, S. 117 (Bericht vom 2. Januar 1846). Vgl. Martin Henkel / Rolf Taubert: Die deutsche Presse 1848-1850. Eine Bibliographie. München: Saur 1986 (= Deutsche Presseforschung, Bd. 25); Ursula E. Koch: Französische Revolutionen und plurimediale Kommunikation in Deutschland (1789-1848/49) unter besonderer Berücksichtigung der humoristisch-satirischen Bildpublizistik. In: Sveen Grampp [u.a.] (Hg.): Revolutionsmedien – Medienrevolutionen. Konstanz: UVK 2008 (= Historische Kulturwissenschaft, Bd. 11), S. 277-322; zu 1848: S. 292-322. Angelika Iwitzki: Europäische Freiheitskämpfe. Das merkwürdige Jahr 1848. Eine neue Bilderzeitung von Gustav Kühn aus Neuruppin. Berlin: Reimer 1994; Ulrike Messe: Die Bilder von 1848/49 in der ›Illustrirten Zeitung‹. Eine Zeitschrift in der Revolution. Unveröffentlichte Magisterarbeit. (Halle: Martin-Luther-Universität 2006). Mary Lee Townsend: Humor als Hochverrat. Albert Hopf und die Revolution 1848. Berlin: Hentrich 1988 (= Untersuchungen zum Berliner Amüsement). Vgl. Germanisches Nationalmuseum (Hg.): Das Europa der Bilder. Bd. 1, Der Völker Frühling. Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum 1998, S. 91. Siehe auch die vom Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin herausgegebene CD-Rom: 1848. Politik, Propaganda, Information und Unterhaltung aus der Druckerpresse. Berlin: Deutsches Historisches Museum 1998.

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Vgl. Florian Vaßen: Parlamentsszenerie und Bewegungsbild – Johann Hermann Detmolds und Adolf Schrödters Bildsatire ›Thaten und Meinungen des Abgeordneten Piepmeyer‹. In: Fischer/Vaßen (2010), S. 135-198 (wie Anm. 50). S. auch Detlef Hoffmann: Herrn Piepmeyers Leben für die Galerie. Adolph Schrödters und Johann Hermann Detmolds Abgeordneten-Satire. In: Germanisches Nationalmuseum (Hg.): Das Europa der Bilder. Bd. 2, Michels März. Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum 1998, S. 43-55. Einzelheiten in: Elke Christina Schulz: Das demokratische Münchner Witzblatt ›Leuchtkugeln‹ in der Revolution von 1848/49. Unveröffentlichte Magisterarbeit. (München: LudwigMaximilians-Universität 1994). S. Roland Berbig: Barbarossa von Leipzig. Wort und Bild in Ernst Keils ›Leuchtthurm‹ und dessen Beiblatt ›Deutsche Reichs-Bremse‹ nach 1848. In: Fischer/Vaßen (2006), S. 265-293 (wie Anm. 46). Harms (1990) passim (wie Anm. 26). Theodor Fontane: Die Märker und die Berliner und wie sich das Berlinertum entwickelte. In: Theodor Fontane: Sämtliche Werke, Bd. 19 (Politik und Geschichte). München: Nymphenburger Verlagshandlung 1969, S. 739-755; Zitat: S. 754. Vgl. Rainer Schoch: Streit um Germania. In: Germanisches Nationalmuseum (1998), Bd. II, S. 89-102 (wie Anm. 58), u. Ursula E. Koch: Germania- eine facettenreiche Nationalfigur im Dienst des politischen Meinungsstreits. In: Dietrich Grünewald (Hg.): Politische Karikatur. Zwischen Journalismus und Kunst. Weimar: VDG 2002, S. 45-69. Zitat bei Fuchs (1903) Bd. 1, S. 15 f. (wie Anm. 9). Berliner Großmaul. Humoristisch-satyrische Zeitschrift Nr. 1-11 vom 12. August 1848 bis 25. Dezember 1848 (Alles Erschienene). Mit Vorwort und Anmerkungen zum Originaltext von Paul Thiel. Berlin: 1986, S. VII f. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030 Tit. 95 Nr. 14481. Zu den Satire-Journalen: Koch (1991), S. 70-130 u. S. 355-408 (wie Anm. 36). Vgl. Berbig (2006) S. 291 (wie Anm. 60). Die ›Reichsbremse‹ sowie die übrigen satirischen Beilagen des ›Leuchtthurms‹ wurden von dem Erlanger Verlag Harald Fischer 1998 in Form von 10 Microfiches, bearbeitet von Alfred Estermann, in Kassette herausgegeben. S. Koszyk (1966) S. 120-123 (wie Anm. 15) u. Koch (1991) S. 131-137 (wie Anm. 36). Vgl. Ulrich Maier: Der Eulenspiegel ein satirisches Wochenblatt aus dem Jahr 1848. In: Ludwig Pfau Blätter, Ausgabe 2 (Heilbronn 1993). Vgl. Harms (1990) S. 63-71 (wie Anm. 26). Vgl. I.HA Rep. 77 Min. des Innern, Tit. 380, Nr. 7, Bd. 1, Bl. 32-47; Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030 Tit. 95 Nr. 14489, Bl. 55; Townsend (1988), S. 119-122 (wie Anm. 56). Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Tit. 95, Nr. 14487, Bl. 73, 116. GStA PK, I.HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 657, Nr. 3 Bd.1, Blatt 28. Vgl. Hilscher (1988) S. 234-238 (wie Anm.16). GStA PK, I.HA Rep. 77 Ministerium des Innern Tit. 54a Nr. 15 („Kladderadatsch“ vom 9. Mai 1851 bis 27.5. 1898) und Koch (1991) S. 142-157 (wie Anm. 36). Vgl. allgemein: ›Kladderadatsch‹ (1848-1944) digital (Universität Heidelberg); Ingrid Heinrich Jost (Hg.): Kladderadatsch. Die Geschichte eines Berliner Witzblattes von 1848 bis ins Dritte Reich. Köln: informationspresse-c.w. leske 1982 (= iLv leske republik. Satire und Macht); Klaus Schulz: ›Kladderadatsch‹. Ein bürgerliches Witzblatt von der Märzrevolution bis zum Nationalsozialismus 1848-1944. Bochum: Brockmeyer 1975 (= Bochumer Studien zur Publizistik- und Kommunikationswissenschaft). GStA PK, I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 383, Nr. 3 Bd. 3, passim. Vgl. Koch (1991) S. 172. (wie Anm. 36)

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Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 14609. Vgl. zur ›Frankfurter Latern‹ die Ausstellungskataloge des Stoltze-Museums von Petra Breitkreuz: Freie Presse mit Beschlagnahm. Friedrich Stoltze und die Zensur der Bismarck-Zeit. Frankfurt: Kramer 2000 (Druck) u. Napoléon III., Bismarck, Michel & Co. Karikaturen und Texte aus der ›Frankfurter Latern‹. Eine Erinnerung zum 150. Geburtstag von Stoltzes satirischem Wochenblatt. Darmstadt: betz-druck 2010. Einzelheiten zu den ›Berliner Wespen‹ in: Koch (1991) S. 193-197 und passim (wie Anm. 36). Vgl. Schulz (1994) S. 45 (wie Anm. 59). Illustrirte Zeitung, Nr. 1424 vom 15.10.1870, S. 270. Vgl. Ursula E. Koch: 1870: Von der Emser Depesche bis zur Kapitulation der Festung Sedan – der deutsch-französische Krieg und die illustrierte Publizistik. In: Dietmar Hüser / Jean-François Eck (Hg.): Medien – Debatten – Öffentlichkeiten in Deutschland und Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert / Médias, débats et espaces publiques en Allemagne et en France aux 19e et 20e siècles. Stuttgart: Steiner 2011, S. 67-105 (speziell zur illustrierten Wochenpresse: S. 80-104; Zitat: S. 97 f.). Das Reichspressegesetz ist u.a. abgedruckt in: Ernst Rudolf Huber (Hg.): Dokumente zur Deutschen Verfassungsgeschichte. 3. bearb. Auflage. Bd. 2: 1851-1900. Stuttgart: Kohlhammer 1986, S. 455-60. Es wurde erst am 1. Juli 1966, nachdem sich die einzelnen Länder der Bundesrepublik Deutschland ihr eigenes Presserecht gegeben hatten, außer Kraft gesetzt. GStA PK, I. HA Rep. 77, Tit. 53 Nr. 47 Bd.1. Nach der Hamburger Straßenordnung vom 7. Juli 1902 bedurften alle Straßenhändler einer besonderen, auf Widerruf erteilten Erlaubnis, wenn sie den Handel unter Benutzung eines Transportmittels (z.B. Wagen, Karren, Korb, Bauchkasten) betreiben wollten. So der Münchner Rechtsanwalt Max Bernstein, der u.a. den ›Simplicissimus‹ und den ›Süddeutschen Postillon‹ verteidigt hat. Vgl. Jürgen Joachimsthaler: Max Bernstein. Kritiker, Schriftsteller, Rechtsanwalt (1854-1925), Teil 2. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1995, S. 634. Nach der Gründung des Deutschen Reichs wurde die am 21. Juni 1869 für den Norddeutschen Bund erlassene Gewerbeordnung Reichsgesetz und 1871 bis 1873 in den süddeutschen Staaten, jedoch erst 1889 im Reichsland Elsaß-Lothringen eingeführt. Sie wurde mehrfach abgeändert bzw. ergänzt. Vgl. Hans-Wolfgang Wetzel: Presseinnenpolitik im Bismarckreich (1874-1890). Das Problem der Repression oppositioneller Zeitungen. Bern: Herbert Lang; Frankfurt/M.: Peter Lang 1975, S. 124-130 (= Europäische Hochschulschriften. Reihe III Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd./Vol. 57). 1873 prägte der Reichstagsabgeordnete der Deutschen Fortschrittspartei, Professor Rudolf Virchow, den Ausdruck vom »großen Culturkampfe der Menschheit«. Vgl. Wetzel (1975), S. 299 u. 302 f (wie Anm. 87). Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030 Nr. 14833. S. zu dieser Zeitschrift (http://ulk.unihd.de) Koch (1991) S. 225-227 u. passim (wie Anm. 36). Vgl. Koch (1991) S. 565 (wie Anm. 36). Zum Berliner Witzblatt im Bismarckreich 1871-1890 ebenda: S. 201-269 u. 507-670. S. auch: W.A. Coupe: German political satires from the Reformation to the Second World War, Part II. White Plains, New York: Kraus International Publications 1987, S. 59-121 (Plates) u. S. 45-87 (Commentary). Vgl. Breitkreuz (2000) S. 63 (wie Anm. 80); Koch (1991) S. 238-240 (wie Anm. 36). Vgl. zu dieser inzwischen digitalisierten Zeitschrift (URL: http://wahre-jacob.uni-hd.de) insbesondere: Hans J. Schütz (Hg.): Der wahre Jacob. Ein halbes Jahrhundert in Faksimiles. Berlin/Bonn-Bad Godesberg: Dietz 1977 (= Das Vorwärts-Buch), sowie die Dissertationen von Konrad Ege: Karikatur und Bildsatire im Deutschen Reich: Der ›Wahre Jacob‹,

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Hamburg 1879/80, Stuttgart 1884-1914. Mediengeschichte, Mitarbeiter, Chefredakteure, Grafik. Münster, Hamburg: Lit 1992 (= Form & Interesse, Bd. 44); Ann Robertson: Karikatur im Kontext. Zur Entwicklung der sozialdemokratischen illustrierten satirischen Zeitschrift Der ›Wahre Jacob‹ zwischen Kaiserreich und Republik. Frankfurt am Main, Bern, New York, Paris: Lang 1992 (= Europäische Hochschulschriften. Reihe XL Kommunikationswissenschaft und Publizistik, Bd. 27). Vgl. zu dieser Zeitschrift: Monika Götz: ›Süddeutscher Postillon‹. Die Geschichte des Münchner sozialistischen satirischen Blattes und sein Kampf gegen die Feinde der Arbeiter (1882-1910). Unveröffentlichte Magisterarbeit. (München: Ludwig-Maximilians-Universität 1987); Udo Achten (Hg.): Süddeutscher Postillon. Berlin, Bonn: Dietz 1979. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 8618. Vgl. zu Castan’s Panopticum mit einer Filiale in Köln, das in 50 Jahren Hunderttausende von Schaulustigen anzog: Lisa Kosok / Mathilde Jamin (Hg.): Viel Vergnügen. Öffentliche Lustbarkeiten im Ruhrgebiet der Jahrhundertwende. Essen: Pomp 1992, S. 42-54. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Tit. 95, Nr. 14487 (Betrifft die Ausstellung von Bildnissen und Büchern in den Schaufenstern der Kunsthändler 1849-1895). Vgl. Peter Schmidt: Bildthemen, Geschäftsbeziehungen und Vertrieb der Neuruppiner Firma Oehmigke & Riemschneider im 19. Jahrhundert. In: Alberto Milano (Hg.): Commercio delle stampe e diffusione delle immagini nei secoli XVIII e XIX. Trade and circulation of popular prints during the XVIII and XIX centuries. Bilderhandel und Bildverbreitung im 18. und 19. Jahrhundert. Rovereto: ViaDellaTerra 2008, S. 83-91, hier S. 85. Vgl. Martin Kohlrausch: Der Monarch im Skandal. Die Logik der Massenmedien und die Transformation der wilhelminischen Monarchie. Berlin: Adademie Verlag 2005 (= Elitenwandel in der Moderne, Bd. 7); James D. Steakley: Iconography of a Scandal. Political Cartoons and the Eulenburg Affair in Wilhelmin Germany. In: Martin Duberman / Martha Vicinus / George Chauncey, Jr. (Hg.): Hidden from History. Reclaiming the Gay and Lesbian Past. Harmondsworth: Meridian 1989), S. 233-263. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Tit. 95, Nr. 14487, Blatt 205. Im Oktober 1891 fand in Berlin ein Mordprozess gegen das Ehepaar Heinze (er Zuhälter, sie Prostituierte) statt. Er veranlasste Wilhelm II., eine wirksamere Bekämpfung der Prostitution zu fordern sowie Maßnahmen gegen die ihm anstößig erscheinende Berichterstattung aus den Gerichtssälen. Gegen eine Verschärfung des § 184 (»Lex Heinze») auf Betreiben der Zentrumspartei kämpften an vorderster Front sowohl der Verleger der Münchner Zeitschrift ›Die Jugend‹ und Begründer des »Goethe-Bunds zum Schutze freier Kunst und Wissenschaft«, Georg Hirth, als auch der Chefredakteur des ›Süddeutschen Postillons‹, Eduard Fuchs. Ein sich auf das Theater beziehender § 184 b kam wegen der liberalen und sozialdemokratischen Opposition im Reichstag tatsächlich zu Fall. Vgl. die Quellensammlung von: Wolfgang Hütt (Hg.): Hintergrund. Mit den Unzüchtigkeits- und Gotteslästerungsparagraphen des Strafgesetzbuches gegen Kunst und Künstler 1900 – 1933. Berlin: Henschel 1990, S. 79-139, S. 144-146 u. S. 273-306 (Abbildungen). S. auch: Gary D. Stark: Banned in Berlin. Literary Censorship in Imperial Germany, 1871-1918. New York, Oxford: Berghahn Books 2009, S. 20-30, u. Ludwig Leiss: Kunst im Konflikt. Kunst und Künstler im Widerstreit mit der »Obrigkeit«. Berlin, New York: De Gruyter, 1971. Vgl. Jost Rebentisch: Die vielen Gesichter des Kaisers. Wilhelm II. in der deutschen und britischen Karikatur (1888-1918). Berlin: Duncker & Humblot 2000 (= Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Bd. 20), S. 59. Bibliografische Angaben in: Kohlrausch (2005), S. 69, Fußnote 131 (wie Anm. 97). Vgl. zur deutschen

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Karikatur unter Wilhelm II. bis 1914 allgemein: Coupe (1987) Part II, S. 122-368 (Plates) u. 87-256 (Commentary) (wie Anm. 90). John Grand-Carteret: »Lui« devant l’Objectif Caricatural. Paris: Nilsson [1905] (= Les célébrités vues par l’image). Vgl. die Korrespondenz (Minister, Staatsanwälte etc.) sowie die Zeitungsausschnitte in der umfangreichen Akte Grand-Carteret: GStA PK, I. HA Rep. 84a Justizministerium Nr. 49812, Bl. 121-145. Die Angabe bei Rebentisch (2000) S. 37, Anm. 2, (wie Anm. 100), »Lui« wäre bereits 1900 erschienen, ist unrichtig. Hingegen hat GrandCarteret vor und nach 1905 mehrere, auf Deutschland bezogene Karikaturen-Bändchen veröffentlicht. S. Ridiculosa (Brest No. 5, 1998): Dossier John Grand-Carteret, S. 7-111, sowie die Angaben im Internet. Vgl. zu diesen Zeitschriften allgemein: Christian Ferber (Hg.): Berliner Illustrirte Zeitung. Zeitbild, Chronik, Moritat für Jedermann 1892-1945. Berlin: Ullstein 1985, S. 5-160 (= Ausgabe Exlibris); Sabine Schlingmann: ›Die Woche‹ – Illustrierte im Zeichen emanzipatorischen Aufbruchs? Frauenbild, Kultur- und Rollenmuster in Kaiserzeit, Republik und Diktatur (1899-1944). Hamburg: Kovač 2007 (= Gender Studies. Interdisziplinäre Schriftenreihe zur Geschlechterforschung, Bd. 7), S. 33-78 (zu pressehistorischen Rahmenbedingungen). S. Rudolf Stöber: Modernisierungszwang und Massenpresse. Ein Beitrag zur Cultural-LagTheorie (nebst Hinweisen zur Frühgeschichte der Pressefotografie). In: Martin Welke / Jürgen Wilke (Hg.): 400 Jahre Zeitung. Die Entwicklung der Tagespresse im internationalen Kontext. Bremen: edition lumière 2008 (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge, Bd. 22), S. 409-430. Vgl. allgemein zur deutschen Presse: Jürgen Wilke: Grundzüge der Medienund Kommunikationsgeschichte. Von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. 2.Aufl. Köln, Weimar: Böhlau 2008. Vgl. Christa Pieske: Bilder für jedermann. Wandbilddrucke 1840-1940. München: Keyser 1988 (= Schriften des Museums für Deutsche Volkskunde Berlin, Bd. 15). Vgl. Wolfgang Till: Alte Postkarten. Augsburg: Weltbild 2006. Vgl. zu den Zeichnern: Ege (1992) S. 32-34, 69-84, 128-145, 162-165 und passim (wie Anm. 92). Die Auflagenzahlen bei: Schütz (1977), S. IX (wie Anm. 92). Die Höchstauflage überschritt 1912 380.000 Exemplare. Zitat und Angaben bei: Robin Lenman: Die Kunst, die Macht und das Geld. Zur Kulturgeschichte des kaiserlichen Deutschland 1871-1918. Frankfurt am Main: Campus 1994, S. 108. S. auch: Robin Lenman: Artists and Society in Germany 1850 – 1914. Manchester: Manchester University Press 1997. Ein allgemeiner Überblick in: Friedrich Prinz / Marita Krauss (Hg.): München – Musenstadt mit Hinterhöfen. Die Prinzregentenzeit 1866 bis 1912. München: Beck 1988, S. 225-320. Vgl. zu den 47 noch erhaltenen Titeln: Ursula E. Koch / Markus Behmer: Grobe Wahrheiten – Wahre Grobheiten. Feine Striche – Scharfe Stiche. ›Jugend‹, ›Simplicissimus‹ und andere Karikaturen-Journale der Münchner »Belle Epoque« als Spiegel und Zerrspiegel der kleinen wie der großen Welt. München: Reinhard Fischer 1996. Vgl. Ulrich Weitz: Eduard Fuchs – Sammler, Sittengeschichtler, Sozialist. Stuttgart: Stöffler & Schütz 1991 (= Kulturwissenschaftliche Bibliothek, Bd. 2); Thomas Huonker: Revolution, Moral und Kunst. Eduard Fuchs: Leben und Werk. Zürich: Limmat 1985; Ulrich Bach: Eduard Fuchs between Elite and Mass Culture. In: Lynne Tatlock (Ed.): Publishing Culture and the »Reading Nation«. Rochester, N.Y.: Camden House 2010, S. 294-312. S. auch: Ridiculosa (Brest, No. 2, 1995), Dossier Eduard Fuchs, S. 3-120. Zitate in: Süddeutscher Postillon, Nr. 25, 1898 (Anzeige) und Nr. 14, 1898, S. 121 (»Die politische Karikatur im verflossenen Wahlkampfe«). Vgl. zur Karikatur unter kommunikationswissenschaftlichen Aspekten: Franz Schneider: Die politische Karikatur. München:

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Beck 1988; Thomas Knieper: Die politische Karikatur. Eine journalistische Darstellungsform und deren Produzenten. Köln: Herbert von Halem 2002. Vgl. Suzanne Gourdon: La ›Jugend‹ de Georg Hirth. La Belle Epoque entre Paris et SaintPetersbourg. Strasbourg: Revue d’Europe Centrale 1997. Der Titel geht auf den Roman »Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch« (1669) von Hans Jacob Christoph von Grimmelshausen zurück. Vgl. Helga Abret: Albert Langen. Ein europäischer Verleger. München: Langen Müller 1993. Einen guten Überblick vermittelt noch immer folgender Ausstellungskatalog: Carla SchulzHoffmann: Simplicissimus. Eine satirische Zeitschrift München 1896-1944. München: Haus der Kunst 1977. Sowohl der ›Wahre Jacob‹ als auch ›Jugend‹ und ›Simplicissimus‹ waren Mischtypen, die außer satirischen ebenfalls ernste Beiträge enthielten, z.B. aus dem Bereich der Literatur. Alle drei existieren in digitalisierter Form: URL: http://www.ub.uni-heidelberg.de, ›Simplicissimus‹ überdies als Online-Edition der Herzog-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach. Vgl. zu den Zeichnern Kurt Flemig: Karikaturisten-Lexikon. München u.a.: Saur 1993. Vgl. Ulrich Pohlmann: Akt und Gesetz. Auswirkungen des Schaufensterparagraphen der ‚Lex Heinze‘. In: Fotogeschichte, 6. Jg. 1986, H. 21, S. 41-43. Vgl. Stark (2009) S. 60-65 (wie Anm. 99). Reichs-Gesetzblatt, Jahrgang 1911, Nr. 26: Arrangement relatif à la répression de la circulation des publications obscènes / Abkommen (Übersetzung) zur Bekämpfung der Verbreitung unzüchtiger Veröffentlichungen, Blatt 171-216. Vgl. die umfangreiche Akte GStA PK, HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 380, Nr. 7 adh. 1 Bd. 1. GStA PK, I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 380, Nr. 7 adh. 1. Bd. 2, Blatt 141. Vgl. auch Bd. 4 – 10 betreffs »Die Unterdrückung unsittlicher und obscöner Druckschriften«. Zit. nach: Berlin offiziell – Kunst und Kunstpolitik unter Wilhelm II.. In: Berlinische Galerie e.V. in Verbindung mit der Akademie der Künste und der Berliner Festspiele GmbH (Hg.): Berlin um 1900. Berlin: Nicolai 1984, S. 199. Vgl. Lenman (1994) S. 17-19 (wie Anm. 107). Die neue Stadtgemeinde »Groß-Berlin« (3,8 Millionen Einwohner), eingeteilt in 20 Bezirke, entstand im April 1920 aus »Alt-Berlin« und 7 weiteren Städten, 59 Landgemeinden sowie 27 Gutsbezirken. Die Staatsanwaltschaft lehnte ein Einschreiten wegen des Vergehens gegen § 130 RSGB ab. Vgl. hierzu einen Brief des Polizeipräsidenten an den preußischen Innenminister vom 24. März 1912. I.HA. Rep. 77, Ministerium des Innern, Tit. 53, Nr. 47, Bd. 2, Bl. 31-33. Die Plakate befinden sich im Käthe Kollwitz Museum Köln (http://www.kollwitz.de). Vgl. Otto May: Deutschsein heißt treu sein. Ansichtskarten als Spiegel von Mentalität und Untertanenerziehung in der wilhelminischen Ära 1888-1918. Hildesheim: Lax 1998; Karin Walter: Die Ansichtskarte als visuelles Massenmedium. In: Kaspar Maase / Wolfgang Kaschuba (Hg.): Schund und Schönheit. Populäre Kultur um 1900. Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2001, S. 46-61 (= Alltag & Kultur, Bd. 8). Vgl. Huis Marseille (Hg.): De keizer in beeld. Wilhelm II. en de fotografie als PR-instrument / Der Kaiser im Bild. Wilhelm II. und die Fotografie als PR-Instrument. Zaltbommel: Museum voor Fotografie 2002. Allgemein: Klaus Honnef / Rolf Sachsse / Karin Thomas (Hg.): Deutsche Fotografie – Macht eines Mediums 1870-1970. Köln: DuMont 1997; Robert Lebeck: Kiosk – Eine Geschichte der Fotoreportage 1839-1973. Göttingen: Steidl 2001. Vgl. John C.G. Röhl: Wilhelm II. Der Aufbau der Persönlichen Monarchie 1888-1900, Bd. 2. München: Beck 2001, S. 31. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Tit. 94, Nr. 12440 u. A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 10869.

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GStA PK, HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 871 Nr. 7. Ein allgemeiner Überblick über die Polenpolitik im Deutschen Kaiserreich in: Hans-Ulrich Wehler: Krisenherde des Kaiserreichs 1871-1918. Studien zur deutschen Sozial- und Verfassungsgeschichte: Göttingen: Vandenhoeck & Ruprechte 1970, S. 181-209. Vgl. ausführlich: Bruno de Perthuis: Guillaume II Tête de Turc du caricaturiste Orens Denizard. In: Frédéric Chauvaud u.a. (Hg.): Boucs émissaires, têtes de Turcs et souffredouleur. Rennes: Presses universitaires de Rennes 2012 (= collection Essais), S. 47-63. GStA PK, HA Rep 77 Ministerium des Innern, Tit. 380, Nr. 35 adh 1 Bd. 2. Auf den erschreckenden Umfang und die Vielfalt judenfeindlicher Postkarten im Kaiserreich weist unter dem Titel »Abgestempelt« der 1999 erschienene Ausstellungskatalog der Museumsstiftung Post und Telekommunikation und des Jüdischen Museums Frankfurt am Main hin: Helmut Gold / Fritz Backhaus (Hg.): Abgestempelt. Judenfeindliche Postkarten. Frankfurt a.M.: Museumsstiftung Post und Telekommunikation 1999 (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, 4). Ministerium des Innern zu Berlin, Verzeichnis derjenigen Druckschriften, anderen Schriften und Bildwerke, welche von preußischen Behörden (den einzelnen Bezirksausschüssen, in Berlin von dem Polizeipräsidenten) zum Feilbieten im Umherziehen nicht zugelassen worden sind. 1. Nachtrag (Berlin 1909), Nr. 83. Besonders betroffen waren ›Paynes illustrirter Familienkalender‹, ›Wachenhusens illustrirter Haus- und Familienkalender‹ und ›Illustrirter Gartenlauben-Kalender‹, alle aus Leipzig. GStA PK, I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 380, Nr. 7 adh. 1. Bd. 2, Blatt 104. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 14674 (Kikeriki). Vgl. Koch/Behmer (1996) S. 17-23 (wie Anm. 108). Vgl. die entsprechenden Verzeichnisse der Kolportageverbote. Vgl. Weitz (1991) S. 166 f. (wie Anm. 109). Alle drei Farbabbildungen in: Achten (1979) S. 54-56 (wie Anm. 93). Kiefer saß seine Strafe in Stadelheim ab. Zu den Prozessen des ›Süddeutschen Postillon‹ ausführlich Weitz (1991), S. 160-184 (wie Anm. 109). Einzelheiten mit Nachweisen bei: Ege (1992) S. 113-127 u. 199-205 (wie Anm. 92), und Weitz (1991), S. 184-187 (wie Anm. 109). Staatsarchiv München, Akten der K. Regierung von Oberbayern. Kammer des Innern: Aufsicht über die Presse. Allgemeines, de anno 1896-1923. RA 57779. Schreiben der Münchener Polizeidirektion an die Regierung von Oberbayern v. 23.10.1897, Nr. 40870. GStA PK, HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 380 Nr. 7 adh. 2 Bd. 1, Bl. 198-200. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030 Nr. 14833, Akte Mehring Bl. 88-118. Vom 24.9. bis 23.12.1900 büßte Mehring, wie er 1901 in seinen Erinnerungen (Ein Herbst auf Festung) festhielt, seine Strafe in Weichselmünde unter recht komfortablen Umständen ab. Vgl. hierzu Ursula E. Koch: Die »Dreyfusards« von Berlin. ›Kladderadatsch‹, ›Ulk‹ und ›Lustige Blätter‹. In: Ridiculosa (Brest, Bd. 1, 1994), S. 53-72. Neuerdings: Friedrich Müller: Johannes Trojan 1837-1915: Ein Spötter und Poet zwischen Kanzler und Kaiser. Frankfurt am Main u.a.: Lang 2003 (= Bremer Beiträge zur Literaturund Ideengeschichte, Bd. 41). Vgl. Schulz (1975) S. 185-188 (wie Anm. 76); Helmuth Rogge: Die Kladderadatschaffäre. Ein Beitrag zur inneren Geschichte des Wilhelminischen Reichs. In: Historische Zeitschrift, Bd. 195 1962, S. 90-130. GStA PK, I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern Tit. 54a Nr. 15, Bl 106-138; Vgl. Johannes Trojan: Zwei Monate Festung. 5.Aufl. Berlin: Freund und Jeckel, 1899. Vgl. Rebentisch (2000) S. 43-45 (wie Anm. 100).

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Von den Dissertationen sei eine Arbeit erwähnt, die den Berliner ›Kladderadatsch‹ und den Münchner ›Simplicissimus‹ vergleichend untersucht: Ann Allen Jobling: »A Playful Judgment«. Satire and Society in Wilhelmine Germany. 2 vol. Ann Arbor, London: Xerox University Microfilms 1974. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Tit. 95, Nr. 14756 (Simplicissimus 1896-1904), Bl. 5 f. Die in Leipzig gedruckte Auflage des ›Simplicissimus‹ wurde nur zu einem kleinen Teil an die Expedition in München geschickt, d.h. größtenteils von Leipzig aus versandt, wo damals auch das Pflichtexemplar abzugeben war. Vgl. Helga Abret / Aldo Keel: Die Majestätsbeleidigungsaffäre des ›Simplicissimus‹-Verlegers Albert Langen. Briefe und Dokumente zu Exil und Begnadigung 1898-1903. Frankfurt am Main, Bern: Lang 1985 (= Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik). Bis 1908 war für den ›Simplicissimus‹ die Staatsanwaltschaft entweder des Verlagsortes München oder des Druckortes Stuttgart zuständig, ab 1908 dann nur noch Stuttgart. Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 14759, Bl. 337.Vgl. ebenfalls: Bernhard Gajek: Kritik am ›Simplicissimus‹: Ludwig Kemmer und Ludwig Thoma. In: Gertrud Maria Rösch (Hg.): Simplicissimus. Glanz und Elend der Satire in Deutschland. Regensburg: Universitätsverlag Regensburg 1996 (= Schriftenreihe der Universität Regensburg, Bd. 23), S. 49-60. Abbildung und ausführliche Erläuterung bei Coupe (1987), Part II, S. 233 (Plates); S. 168 f. (Commentary). (wie Anm. 90). Hierzu: Joachimsthaler (1995) S. 573 f. (Fußnote 21) (wie Anm. 85). Vgl. Schulz-Hoffmann (1977) S. 66-68 (wie Anm. 113). Vgl. zu den obigen Angaben Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 14673, Bl. 381. Vgl. hierzu die umfangreichen ›Simplicissimus‹-Akten Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Tit. 95, Nr. 14756 u. Nr. 14757. Ferner sei auf folgende Aktenbestände hingewiesen: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. I, Allgemeines Staatsarchiv (AStAM), Justizministerium, MJu Fasz. XII/23 17 352 – 355, und Hauptstaatsarchiv Stuttgart (AStASt), Innenministerium: E 151 c Abtlg. III Bü 202/203/205/206: Zensurakten ›Simplicissimus‹. S. auch die Ausführungen zum ›Simplicissimus‹ bei Stark (2009) S. 92-95, 102, 161-163, 202-203, 238-239, 241-242 (wie Anm. 99). Vgl. Helga Abret: Satire als Exportartikel? Die Kontroverse um die »édition française« des ›Simplicissimus‹ 1908.In: Rösch (1996) S. 34-48, Zitat: S. 41 (wie Anm. 148). Vgl. Klaus Kirchner: Flugblätter aus Frankreich 1914-1918: Bibliographie, Katalog. Erlangen: Verlag D + C 1992, S. 468-494 (= Flugblatt-Propaganda im 1. Weltkrieg. Europa, Bd. 2). Vgl. Kohlrausch (2005) S. 65 (wie Anm. 97). Vgl. Rebentisch (2000) S. 43-64 (wie Anm. 100). Zitat bei Kohlrausch (2005) S. 222. Zu den Kamarillaprozessen ebenda, S. 222-243 (wie Anm. 97) u. Steakley (2009) passim (wie Anm. 97). Press-Sachen Ausland, Generalia Rep. 77 tit. 616; Rep. 77, Blatt 143-146. S. auch Hilscher (1977) S. 79 (wie Anm. 16); Wetzel (1975), S. 143-146 (Die Presse in Elsass-Lothringen) (wie Anm. 87). Vgl. Raymond Poidevin / Jacques Bariéty: Frankreich und Deutschland. Die Geschichte ihrer Beziehungen 1815-1975. München: Beck 1982, S. 144-163 u. 197-203. Vgl. Ferdinand Himpele: Die Satire im Elsass. Unter besonderer Berücksichtigung der politischen Satire (1907-1935). Würzburg: Triltsch 1938. Klapperstei oder Klapperstein ist der Name eines Steines, den man Frauen um den Hals hängte, die verleumderisch über andere hergezogen waren. Einzelheiten zum Reichsland Elsaß-Lothringen und speziell zur »Zabern-Affäre«, die internationales Aufsehen erregte, in: Wehler (1970) S. 17-63 u. 65-83 (wie Anm. 125).

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Cf. Dur’s Elsass, Weihnachtsnummer vom 24.12.1908. Ein alldeutscher Gymnasialprofessor aus Königsberg bereist mit seiner Tochter das deutsche Elsass. Er vergleicht die dortigen Verhältnisse auf seinerzeit sehr amüsant wirkende satirische Weise mit den Verhältnissen im »Altreich«. Das Buch, von dem mehrere Auflagen (u.a. 1913) existieren und das 1912 auch ins Französische übersetzt worden war, machte den Autor schlagartig bekannt. Eine objektive Darstellung der Verhältnisse in: Philippe Dollinger (Hg.): L’Alsace de 1900 à nos jours. Toulouse: Privat 1979, S. 13-72. Vgl. hierzu: Daniel Poncin: En pays mal conquis: Les Allemands vus par l’Alsacien JeanJacques Waltz, dit Hansi. In: L’Etranger dans l’image satirique. Poitiers: La Licorne 1994, S. 135-158. S. Pierre-Marie Tyl / Marc Ferro / Tomi Ungerer / Georges Klein: Le Grand Livre de l’oncle Hansi. Paris: Herscher 1982 (= Beaux Livres).

Zusammenfassung Die Kontrolle der Bildkommunikation reicht in den deutschen Staaten und »freien Städten« bis ins 16. Jahrhundert zurück und weist erst nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 eine weitgehende Vereinheitlichung auf. Unter Heranziehung der preußischen Archivbestände sowie einschlägiger Einzeluntersuchungen versucht dieser Aufsatz, Einblicke in die Gesetzgebung und Zensurpraxis verschiedener Epochen zu geben. Hierbei reicht die Spannweite von den illustrierten Flugblättern der Frühen Neuzeit über den »Vormärz« und die »Medienrevolution« 1848 bis hin zu der Vielzahl vielfältiger Bildmedien (mit Ausnahme der Kinematografie) vor Kriegsbeginn 1914 und der zeitgleichen Einführung der Militärzensur. Summary The control of image communications dates back to the German states and »free cities« until the 16th century and only achieved a high degree of standardization after the founding of the German Empire in 1871. Drawing upon Prussian archives and relevant individual studies, this paper attempts to provide insight into the legislative and censorship practices of various eras. Here, the span of the illustrated flyers of the early modern period ranges from the »pre-March-1848« era and the »media revolution« of 1848 to the multitude and wide range of image media (with the exception of cinematography) before the war began in 1914 and the simultaneous introduction of military censorship. Kontaktanschrift Prof. Dr. Ursula E. Koch, Schellingstr. 36, 80779 München Email: [email protected]

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DIE KATALOGISIERUNG DER DEUTSCHEN PRESSE DES 17. JAHRHUNDERTS IM UNIVERSAL SHORT TITLE CATALOGUE (USTC) 1. GESCHICHTE DER KATALOGISIERUNG Der Zugang der Forschung zu Zeitungen und anderen Nachrichtenmedien der Frühen Neuzeit wird maßgeblich durch zwei Faktoren bestimmt: die Verzeichnung der Quellen in Bibliografien und deren Verfügbarkeit. Die Quellenlage selbst ist dabei schwierig: die frühen deutschen Zeitungen aus dem 17. Jahrhundert, dem ersten Jahrhundert des Zeitungsdrucks, sind auf knapp 120 Bibliotheken und Archive verteilt1 und dieser Umstand macht eine umfassende Auswertung fast unmöglich. Gebhardt weist daraufhin, dass der quantitativ große Umfang der Zeitungsproduktion die Forschung vor Herausforderungen stellt und in der Konsequenz oft dazu geführt hat, dass sich Forscher fast ausschließlich der als geschmackvoll und bildend empfundenen Presse und weniger den Massentiteln zugewendet haben.2 Erleichtert wird die Arbeit von Kommunikationshistorikern dort, wo Bibliotheken und andere Organisationen Zeitungen in zunehmendem Maße digitalisieren und online zur Verfügung stellen.3 Dieser Artikel untersucht zunächst den Status der Katalogisierung der frühen deutschen Presse im 17. Jahrhundert und stellt dann den Universal Short Title Catalogue (USTC) vor, in dem in den kommenden zweieinhalb Jahren in einem Forschungsprojekt die bibliografische Verzeichnung und Tiefenerschließung der frühen deutschen Presse geleistet werden soll. Zunächst wird der derzeitige Stand der Erschließung der Presse in gedruckten und digitalen Bibliografien beleuchtet. Es schließt sich eine Beschreibung der Richtlinien an, nach denen die Zeitungen im USTC derzeit verzeichnet werden und schließlich werden mögliche Anschlussprojekte skizziert, die auf der umfassenden Katalogisierung der Zeitung aufbauen können. Dem Projektrahmen folgend, werden nur die Zeitungen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verzeichnet, mit der Datenbank ist allerdings der Grundstein für eine mögliche Erweiterung gelegt. Das mit der Verzeichnung der Zeitungen zusammenhängende Projekt verbindet qualitative und quantitative Methoden der bibliografischen Forschung und beleuchtet Aspekte der Produktions- und Rezeptionsgeschichte der Zeitung in der Frühen Neuzeit. Das Projekt befindet sich derzeit im Aufbau und wird zur Jahresmitte 2016 abgeschlossen und online verfügbar sein. Die Datenbank entsteht im Rahmen eines Dissertationsprojekts »Printed newspaper in seventeenth century England, Germany, France and the Netherlands. The Impact of new media functionality on the reader« an der University of St Andrews, das sich mit statistischen Mitteln der Beschreibung des Zeitungsdrucks in Deutschland, England, den Niederlanden und Frankreich im Zeitraum zwiJan Hillgärtner ist PhD-Student an der School of History, University of St. Andrews.

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schen 1609 und 1650 beschäftigt. Neben der Erfassung und Beschreibung der Produktion steht ein Vergleich der Berichterstattung zu zentralen politischen Vorgängen des Zeitraums über die vier Sprachgrenzen hinweg im Mittelpunkt. Die Berichterstattung anlässlich des Todes von Gustav Adolph (1632) und Karl I. (1649) wird dabei in einer Querschnittsanalyse auf politische Tendenzen hin analysiert. 1.1. Wissenschaftliche Erfassung der deutschen Zeitungen im 17. Jahrhundert Alle Fachbeiträge, die sich mit dem Bereitstellen, Verzeichnen und Sammeln von Zeitungen beschäftigen, teilen die gemeinsame Grundannahme, dass Zeitungen aus bibliothekarischer Sicht ein problematisches Gut sind.4 Diese Bewertung ist ein erster Schritt ihrer Aufwertung, zeugt sie doch davon, dass Zeitungen als schützenswertes Gut wenigstens wahrgenommen werden und nicht einfach von den Bibliotheken aussortiert werden, wie es gängige Praxis im 18. und 19. Jahrhundert war. Dass »[i]n den Anfangsjahren »neuer« Medien [...] der Sicherung der ersten selbst hergestellten Produktionen nur geringe Beachtung geschenkt [wurde]«,5 lässt sich am Beispiel der frühen Zeitungen gut nachvollziehen. Erste Bestrebungen, das periodische und vergängliche Medium gezielt und kontinuierlich zu sammeln, lassen sich an den frühmodernen Höfen beobachten. Auf welch unterschiedliche Weise Zeitungssammlungen zustande kommen, veranschaulicht ein Blick auf die Geschichte der Zeitungssammlungen. In Stockholm beauftragten die Mitglieder der Wasa-Familie die ins Ausland gehenden schwedischen Kaufleute damit, Zeitungen an den Hof in Stockholm zu senden. Aus diesem Konvolut ist heute der wichtigste zusammenhängende Bestand deutscher Zeitungsausgaben des 17. Jahrhunderts entstanden.6 In Wien stammen die Zeitungsbestände des »Postäglichen Mercurius« und anderer Titel oftmals aus der Auflösung von Klosterbibliotheken. Wahrscheinlich geht der Bestand des »Il Corriere Ordinario« auf Geschäftsunterlagen der Offizin Ghelen zurück,7 die heute in der Österreichischen Nationalbibliothek vorhanden sind. Bereits seit dem 17. Jahrhundert sind Regulierungen bekannt, nach denen Drucker ihre Ausgaben bei der lokalen Administration abliefern mussten, was in der Folge zum Entstehen einer Reihe an wichtigen regionalen Zeitungsbeständen geführt hat. Von einer gezielten Erwerbungspolitik kann allerdings Duchkowitsch zufolge keine Rede gewesen sein.8 Die Deutsche Nationalbibliothek sammelte nach ihrer Gründung als Deutsche Bücherei 1912 keine Zeitungen.9 Erst als die Staaten Thüringen und Sachsen ihren Verlegern über eine Pflichtexemplarregelung gesetzlich auferlegten, täglich Exemplare ihrer Ausgaben einzuliefern, führte dies ab dem beginnenden 20. Jahrhundert zu einer nahezu vollständigen Sammlung der regionalen Presse.10 Ungeachtet dessen überlebte eine beträchtliche Anzahl der ephemeren Presse in Bibliotheken und Archiven, so dass heute von einer Gesamtzahl von rund 50.000 erhaltenen Ausgaben deutscher Zeitungen aus dem 17. Jahrhundert ausgegangen werden kann.11 Bereits Johann Droysen merkte das Fehlen einer Bibliografie der Zeitung an,12 und seit dem ausgehenden des 19. Jahrhundert ist eine Reihe von Versuchen unternommen worden, die Zeitungsproduktion bibliografisch zu erfassen. Gestartet oft mit ambitionierten Zielen, haben sie doch meist nicht ihr Ziel erreicht, so dass die deutsche Zeitungsproduktion gegenwärtig nur teilweise verzeichnet ist. Das 17. Jahrhundert ist gut aufgearbeitet und für das 20. Jahrhundert stehen umfangreiche Bibliografien zur

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Verfügung; die rund 300 Jahre dazwischen sind nur in Bruchstücken und Ausschnitten verzeichnet. Noch vor der grundsätzlichen Einschätzung der Presse als wichtigem Quellenmaterial und Forschungsgegenstand durch Martin Spahn13 hat etwa Felix Dietrich damit begonnen, die wissenschaftlichen Beilagen der größten Tageszeitungen auszuwerten und ab 1899 eine »Bibliographie der deutschen Zeitschriften-Litteratur« vorzulegen.14 Neben Berufspraktikern wie Dietrich, der bereits einen Ausschnittsdienst gegründet hatte und mit einer großen Zahl an Quellen arbeiten konnte, griffen vor allem Stadtbibliotheken die Aufgabe der bibliografischen und inhaltlichen Erschließung der Zeitung auf. Universitäts- und Forschungsbibliotheken verhielten sich hingegen in Bezug auf das Zeitungssammeln passiv. Ihre Bedeutung beruht heute vor allem auf ihren wichtigen Altbeständen. Die Pläne für den Aufbau eines »Reichszeitungsmuseums«, wie sie erstmals 1908 auf dem Internationalen Kongress für historische Wissenschaften diskutiert wurden, zogen sich hin und noch 1942 wurde über die Einrichtung eines »Reichspressearchivs« diskutiert.15 Verwirklicht wurde bis dato allerdings keines dieser Unternehmen. Eine Reihe weiterer Initiativen sind von Hagelweide beschrieben worden.16 Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie nie zur Verwirklichung gekommen sind. Den wichtigsten Meilenstein in der bibliografischen Erschließung der deutschen Presse des 17. Jahrhunderts stellt die dreibändige Bibliografie »Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts« von Else Bogel und Elger Blühm dar, erschienen zwischen 1971 und 1985. Das Verdienst der Bearbeiter ist es, die zwischen 1609 und 1700 in Deutschland erschienenen Zeitungen erfasst zu haben, sie in Buchform zu präsentieren und als Grundlage hierfür die Zeitungen auf Mikrofilm aufgenommen und gesammelt zu haben. Ihre Bibliografie baut auf den Arbeiten von Julius Otto Opel, Helmut Fischer, Georg Rennert und Walter Schöne auf17 und legt zum ersten Mal eine vollständige Bibliografie für das erste Jahrhundert des Zeitungsdrucks vor. Die von der Staatsbibliothek Bremen aus unternommene Untersuchung erstreckte sich über zehn Jahre und hat dazu geführt, dass das Bremer Institut für Presseforschung heute über den wichtigsten und umfangreichsten Bestand an Mikrofilmen zur frühen deutschen Pressegeschichte verfügt. Im Rahmen eines DFG-Projekts werden diese Bestände derzeit digitalisiert.18 Die Arbeit von Bogel und Blühm (im Folgenden als Bogel/Blühm bezeichnet), die sich als »Bestandsverzeichnis«19 mit dem Nachweis der erhaltenen Zeitungen beschäftigt, hat sich für eine Reihe von Forschungsarbeiten als wichtiges Recherchemittel erwiesen.20 Die Einträge umfassen Angaben zum Titel der Zeitung (Standardtitel und ein Verzeichnis der Variationen) und nennen Bestandszeitraum und Erscheinungsort.21 Genannt werden ebenfalls die kommunikationshistorisch wichtigen Angaben zu Drucker, Erscheinungsort und -weise, Seitenumfang, Bestand und Fundorte. Hier profitieren die Herausgeber von der Sichtung und der umfassenden Recherchearbeit zu den oft verstreut publizierten quellenkundlichen Aufsätzen. Die Arbeit hat zwei wichtige Aufgaben erfüllt: Zum einen werden alle wichtigen Bibliotheken und Archive systematisch auf ihre Zeitungsbestände hin ausgewertet, zum anderen werden die Bestände nicht nur verzeichnet, sondern auch unter einheitlichen Zeitungstiteln gruppiert, und das Problem der anonymen Zeitungsunternehmen wird, so gut es geht, gelöst. Die oftmals titel- und impressumlosen Zeitungen und deren Bruchstücke sind von Else Bogel-Hauff per Autopsie zusammengeführt worden. Nur diese Autopsie ermöglichte

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die Zuordnung der verschiedenen Zeitungstitel mit ihrem teilweise hohen Grad an Anonymität (nichtvorhandene Titel, fehlende Impressumsangaben etc.).22 1.2. Bibliothekarische Erschließung des Materials Das Problem der ungenauen Zuordnung einzelner Zeitungsnummern wird deutlich, wenn die einzelnen Ausgaben in eine bibliografische Datenbank übernommen werden sollen. Versucht man, die verzeichneten Zeitungen einer besitzenden Bibliothek zuzuordnen, wird deutlich, dass in rund 60% der Fälle kein klarer Rückschluss auf die besitzende Institution erbracht werden kann. Das Eliminieren solcher Unklarheiten steht im Fokus des Projekts. Dass es dabei nicht ausreicht, die Angaben in der Bibliografie mit mittlerweile online verfügbaren Bibliothekskatalogen abzugleichen, macht ein Blick auf folgenden Sachverhalt deutlich. Ausgewertet aus der Datenbank wurden alle besitzenden Institutionen, von denen die zehn wichtigsten in Abbildung 1 verzeichnet sind. Abb. 1: Übersicht über die Verteilung die wichtigsten Bibliotheken mit Zeitungsaltbeständen.

Von den 15 wichtigsten Institutionen mit Zeitungsbeständen haben lediglich sechs23 ihre Bestände über den OPAC recherchierbar zugänglich gemacht. Die Katalogisierung historischer Zeitungen scheint, wie eingangs geschildert, Bibliothekare auch heute noch vor große Herausforderungen zu stellen. In Bezug auf Bestände der frühen deutschen Zeitungen ist die Königliche Bibliothek zu Stockholm führend. Hier hat das genaue Verzeichnen der Pressealtbestände bereits eine längere Tradition.24 Die bibliografischen Angaben sind nach Zeitungstiteln sortiert und es werden die lokal vorhandenen Nummern im Katalogeintrag aufgeführt. Alle anderen Bibliotheken verzichten auf derart genaue Angaben und verzeichnen Einzelausgaben in ihren Katalogen pauschal unter dem Zeitungstitel. In einigen Fällen lassen sich aus den Signaturangaben genauere

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Informationen über den Bestand erschließen. So verwendet die Bayerische Staatsbibliothek München für die »Mercurij Relation oder Zeittungen« die Signatur 4 Eph.pol. 16 nc-1637, die einen Aufschluss über den verwahrten Jahrgang gibt. 2. DER UNIVERSAL SHORT TITLE CATALOGUE Ursprünglich ein Forschungsprojekt zum Rezeption des Protestantismus im Buchdruck in Frankreich, ist der Universal Short Title Catalogue (USTC) seit 1996 unter der Leitung von Andrew Pettegree an der University of St Andrews aufgebaut worden.25 In dem Katalogisierungsprojekt werden die Grenzen der nationalen buchhistorischen Forschung aufgebrochen, und es wird ein Tool entwickelt, mit dem tiefergehende Fragestellungen bearbeitet werden können. Derzeit sind bibliografische Datensätze zu Drucken aus allen europäischen Ländern von der Inkunabelzeit bis 1600 verfügbar. Derzeit wird am Ausbau des Katalogs in den Zeitraum von 1600 bis 1650 gearbeitet. Die Datensätze im USTC stammen zu einem Großteil aus der Autopsie der Originale. In der ersten Projektphase stand der französische Buchdruck zwischen 1470 und 1600 im Zentrum. Für die Bibliografie wurden neben den wichtigen Pariser Bibliotheken mehr als 300 regionale Bibliotheken und Archive besucht und es konnte nachgewiesen werden, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil des bekannten Materials (insgesamt 91.000 Drucke) außerhalb von Paris erhalten ist und dass rund 30% der Drucke heute außerhalb Frankreichs aufbewahrt werden. Zudem werden bereits vorliegende Bibliografien ausgewertet und in den Katalog integriert. Für diese Arbeit werden Quellen wie Fachbibliografien, historische Bibliothekskataloge aber auch Verzeichnisse der Druckproduktion eines bestimmten Orts, einer Region oder eines Gebiets hinzugezogen. Der USTC verzeichnet derzeit (Stand Mai 2014) insgesamt knapp 365.000 Werke, die in über 1,4 Mio. bekannten Exemplaren in Bibliotheken weltweit vorhanden sind. Ähnlich wie die retrospektiven deutschen Nationalbibliografien VD 16 und VD 17, dem ESTC (English Short Title Catalogue), dem STCN (Short Title Catalogue Netherlands) und dem STCV (Short Title Catalogue Vlaanderen), ermöglicht der Katalog eine tiefgreifende Suche nach Werken, wie sie über Bibliothekskataloge typischerweise nicht möglich ist. Gezielt kann nach Stichwort, Autor, Übersetzer/Bearbeiter, Herausgeber, Kurztitel, Drucker, Druckort, Jahr sowie einen Jahresbereich per Freitextfeld gesucht werden. Zudem können die Suchergebnisse zusätzlich durch eine Begrenzung auf Land, Sprache, Format, Vorhandensein als Digitalisat, inhaltliche Klassifikation und einer Katalognummer (GW, VD 16, CD 17, ESTC, STCN etc.) geschichtet werden. Durch den Abgleich mit Bibliotheksdaten und Bibliografien sind bereits Nachrichtenmedien im USTC vorhanden. Derzeit wird in einem weiteren Forschungsprojekt an der Anreicherung des Katalogs mit bibliografischen Daten zum deutschen Flugblatt gearbeitet.26 Der Übergang ins 17. Jahrhundert rückt eine Reihe neuer Druckmedien in den Fokus, von denen die Zeitung in bibliografischer Hinsicht eines der am schwierigsten zu verzeichnen sein dürfte. Im Folgenden wird geschildert, nach welchen Prinzipien die deutschen Zeitungen erschlossen werden, und eine Fallstudie illustriert, welche Forschungsmöglichkeiten dieses Projekt eröffnet. Simultan zur Arbeit an deutschen Zeitungen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird ebenfalls die englische, niederländische und französische Zeitungsproduktion analysiert.

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2.1. Richtlinien für die Verzeichnung historischer Zeitungsausgaben Die Suche nach bibliografischen Einträgen unterscheidet maßgeblich zwischen einer gedruckten und einer elektronischen Bibliografie. Dadurch, dass im vorliegenden Projekt auf eine Datenbankanwendung als Software-Infrastruktur zurückgegriffen werden kann, lassen sich die verzeichneten Parameter einzeln abrufen und es können Suchanfragen geschichtet werden. In der ersten Projektphase wird die Bibliografie von Bogel/Blühm ausgewertet und die Angaben werden in eine Datenbank übertragen. Jeder Eintrag repräsentiert dabei eine einzelne Ausgabe resp. Nummer einer Zeitung und wird mit Angaben zu Drucker, Verleger, Verlagsort, Datum, Titel, Ausgabe, Erscheinungstag, Format, Kollation, Foliierung, Paginierung, Periodizität (wöchentlich oder öfter), sowie mit der bibliografischen Referenz zur Bibliografie Bogel/Blühm versehen. Basieren diese Angaben noch auf der Bibliografie von Bogel/Blühm, so ermöglicht die fortschreitende Digitalisierung historischer Zeitungen die Möglichkeit, auf Ausgaben direkt aus dem Browser heraus zuzugreifen. Zu diesem Zwecke wurde die Datenbank um ein Feld erweitert, in dem die URLs der Digitalisate eingefügt und so später direkt aus dem USTC heraus abgerufen werden können. Abb. 2: Ausschnitt aus der elektronischen Datenbank

2.2. Anreicherung der Katalogeinträge mit Metadaten Tiefenanalytisch werden per Autopsie Metadaten zu Korrespondenzorten, Anzahl der bei eine Liste der Korrespondenzorte erstellt, so wie sie im Titel der Nachricht auftauchen. Die Korrespondenzorte einer Zeitung ergeben eine Übersicht über das Korrespondentennetz, mit dem der Zeitungsdrucker in Verbindung stand. Sie reflektieren [...]den Ort, an dem eine Nachricht aufgeschrieben und ins Nachrichtensystem gegeben wurde. Dabei beziehen sie sich nicht notwendigerweise auf den Ort des Geschehens, das in der Nachricht verhandelt wird. Oft ist allerdings ein hoher Grad an Kongruenz zwischen dem Ort des Ereignisses und dem Korrespondenzort gegeben. Erschwert wird diese Arbeit dadurch, dass in den einzelnen Berichten unter

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einer Datums- und Ortsangabe oft mehrere Nachrichten subsumiert sind.27 So können nicht alle Einzelnachrichten verzeichnet werden. Aus Machbarkeitsgründen wird nicht nach Einzelmeldungen innerhalb von Nachrichten aus einem Korrespondenzort differenziert; da diese zudem oft nur ungenau geografisch lokalisierbar sind, bleibt der Korrespondenzort die verlässlichste Angabe. Sind die einzelnen Korrespondenzorte ausgewertet, wird deren Anzahl verzeichnet und in die Datenbank eingetragen. Anhand dieses Zahlenmaterials ergibt sich eine Übersicht, aus wie vielen Nachrichten ein Zeitungstitel in der Regel bestanden hat. Darauf aufbauend lassen sich statistische Auswertungen ausführen, die etwa den Umfang der Nachrichtenteile einer oder mehrerer Zeitungsnummern im Quer- oder Längsschnitt analysieren. Weiterhin wird das Datum der ältesten und jüngsten Nachricht verzeichnet, so dass eine Übersicht über den Berichtszeitraum entsteht. Grundlegende Schwierigkeit dabei ist es, die beiden konkurrierenden Kalender, den etablierten julianischen und den neu eingeführten gregorianischen Kalender miteinander zu harmonisieren. Nach der Proklamation des Kalenders waren es zunächst die Republik Venedig und große Teile des Heiligen Römischen Reichs, die den Kalender 1582 einführten. Weite Teile Europas übernahmen den Kalender allerdings erst im Laufe des 17. Jahrhunderts und Schweden griff das neue Kalenderformat erst 1752 auf. Da sich dieser Prozess ungleichmäßig und mit lokalen Variationen vollzogen hat, werden in der Datenbank lediglich die vorgegebenen Datumsangaben der Nachrichten übernommen. Dies Verfahren, das bereits Paul Ries an der Bibliografie Bogel/Blühm kritisiert hat,28 ist aufgrund der Ungenauigkeit angenommener Datumsangaben derzeit das einzig gangbare Modell. Im Einzelfall lässt sich nur selten der jeweilige vom Drucker verwendete Kalender mit ausreichend großer Sicherheit bestimmen. Die Datumsangaben werden daher aus den Zeitungen unkritisch übernommen und nicht standardisiert.29 Lediglich in einer Reihe von Zeitungen, vornehmlich aus den 1630er Jahren, tauchen beide Angaben im Nachrichtentitel auf (»Aus Rom vom 13./23. Julij«). Wo dies der Fall ist, werden beide Datumsangaben verzeichnet. Korrigiert und verzeichnet werden offensichtliche Fehler in den Datumsangaben (z.B. »Juli« statt »Juni«). 3. PROBLEME IN DER ARBEIT MIT HISTORISCHEN BESTÄNDEN Die Quellenlage der frühneuzeitlichen Zeitungen stellt die Forschung vor Probleme: Zeitungen erscheinen anonym, sie wechseln ihre Titel und oftmals ist die Überlieferung lückenhaft. Nur in wenigen Fällen sind komplette Jahrgänge eines Titels erhalten geblieben und die inhaltsorientierte Forschung hat sich meist auf gut überlieferte Titel wie die ›Frankfurter Postzeitung‹ Johann von den Birghdens oder den ›Nordischen Mercurius‹ von Georg Greflinger, einer der markantesten publizistischen Leistungen, gestützt. Dass die Straßburger ›Relation aller Fürnemmen und gedenckwürdigen Historien‹ und der Wolfenbütteler ›Aviso Relation oder Zeitung‹ in fast kompletten Jahrgängen erhalten sind, stellt eine Ausnahme dar. In der Mehrzahl der Fälle sind nur wenige Nummern erhalten und die gute Kenntnis dieser Zeitungsunternehmen basiert vor allem auf ihrer Prominenz, erste Zeugnisse des neuen Mediums zu sein. Im Folgenden werden die Probleme der Arbeit mit der derzeitigen bibliografischen Lage

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dargestellt und Lösungsszenarien geboten, wie die neue Datenbank damit umgehen kann. 3.1. Auffindbarkeit der Originale Eine besondere Schwierigkeit beim Umgang mit der Bibliografie Bogel/Blühm wird deutlich, wenn man versucht, die einzelnen Ausgaben und Bruchstücke einem Fundort zuzuordnen. Angaben zu Fundorten werden nur auf das Jahr gemacht. Sind Zeitungsausgaben aus einem Jahr in verschiedenen Bibliotheken oder Archiven vorhanden, kann der Benutzer nicht genauer differenzieren, welche Institution die jeweilige Ausgabe besitzt. Bogel/Blühm haben versucht, durch Kennzeichnung der Bestände sie entweder als Einzelstücke (E) oder lückenhaft (L) genauer zu bezeichnen. In vielen Fällen bleibt allerdings unklar, welche Bibliothek welche Ausgabe besitzt. Für die Arbeit an der retrospektiven Nationalbibliografie ist das Werk von Bogel/ Blühm ebenfalls zu einer wichtigen Grundlage geworden. Das Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD 17)30 hat seit 2013 damit begonnen, Zeitungen und Nachrichtenmedien wie Flugblätter und Neue Zeitungen aufzunehmen. Ihm ist mit dem VD 16 gemeinsam, dass man aus Kapazitätsgründen auf die Zusammenarbeit mit einer Auswahl größerer Forschungsbibliotheken mit Altbeständen angewiesen ist31 und daher kein vollständiges Bild der Druckproduktion liefern kann. In dem verteilten System tragen alle teilnehmenden Bibliotheken sukzessive Katalogdaten bei, aus denen schlussendlich das kollektive Verzeichnis generiert wird.32 Die Katalogdaten basieren auf Autopsie der Originale und die Zugehörigkeit zu einem Zeitungstitel wird über den Abgleich mit Bogel/Blühm geprüft. Bedingt dadurch, dass nicht alle Bibliotheken mit Pressealtbeständen am VD 17 teilnehmen, ist allerdings bisher kein umfassender Katalog entstanden, der das Problem der ungenauen Bestandsnachweise lösen könnte. Die ersten Schritte zur Überführung der Bibliografie in eine ab 2016 über den USTC recherchierbare Online-Datenbank haben das Potenzial, das Wissen über die ersten 41 Jahre des deutschen Zeitungsdrucks in Bezug auf Auffindbarkeit und Anzahl der noch erhaltenen Ausgaben deutlich zu erweitern. Bisher sind zwei Meilensteine der Projektarbeit erreicht, dessen Ergebnisse hier skizzenhaft dargestellt werden sollen. 3.2. Inhaltliche Erschließung Zeitungen sind qua Definition universelle Medien, sie berichten tendenziell über alle Ereignisse und ermöglichen so eine Vielzahl an inhaltsanalytischen Fragestellungen.33 Einzelstudien, die auf einer Auswahl aus dem großen Korpus an gedruckten Zeitungen aufbauen, haben inhaltsstatistische und inhaltsanalytische Fragestellungen bearbeitet. In Bezug auf die generell behandelten Themen der frühen Zeitungen hat Thomas Schröder anhand einer Auswertung eines exemplarischen Korpus’ die Dominanz politischer Nachrichten vor Mitteilungen mit ökonomischen bzw. konfessionellem Hintergrund im 17. Jahrhundert nachweisen können.34 Frank Liemand hat die Berichterstattung im Rahmen einer Fallstudie aus Anlass des Todes Gustav Adolfs untersucht und die Abhängigkeiten der Drucker von den jeweiligen lokalen Machteliten nachgewiesen.35 Jede dieser Studien fußt auf der Autopsie erhaltener Exemplare, doch besteht zum gegenwärtigen Zeitraum keine Möglichkeit, konkretere Rückschlüsse auf die In-

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halte einer Zeitungsausgabe zu ziehen. Lediglich vage Vermutungen über den Zusammenhang von Erscheinungsdatum und der zeitlichen Nähe zu einem historischen Ereignis sind möglich, allerdings im Einzelfall oft zu spekulativ. Diese Vermutungen lassen sich nur durch eine autoptische Prüfung im Rahmen von Bibliotheksbesuchen letztendlich bestätigen. Zum jetzigen Zeitpunkt besteht dank der Anstrengung von Bogel/ Blühm ein guter Überblick über den Umfang des Korpus, was fehlt ist die genaue Kenntnisse der Inhalte. Um den in der Vergangenheit wiederholt gestellten Forderungen nach Berücksichtigung der Zeitungen nicht nur in der Mediengeschichtsschreibung gerecht zu werden, müssen weitere Anstrengungen unternommen werden, den Inhalt des Quellenmaterials untersuchbar zu machen. Erste Untersuchungsergebnisse mit digitalisierten und per optischer Zeichenerkennung (OCR) bearbeiteten Quellen demonstrieren neue Forschungszugänge36 vor allem im Bereich von Quer- und Längsschnittanalysen über einen großen Korpus hinweg. Eine Stichwortsuche kann den bisher dominanten Top-Down Zugang in der Autopsie ersetzen, bei der erst Zeitungstitel, dann Nachricht und schließlich Nachrichtentext einzeln ausgewertet werden, indem sie die Analyse »Bottom-Up« auf der Mikroebene des jeweiligen Nachrichtentexts beginnen lässt. Diese grundsätzlich andere Suchstrategie basiert allerdings auf der entsprechenden medialen Aufarbeitung der Scans mit Zeichenerkennungssoftware und Suchmöglichkeiten.37 Vor allem ersteres dürfte aufgrund des oftmals schlechten Druckbilds und den verwendeten Frakturschriften derzeit noch eine Schwierigkeit darstellen. Der Bestand an deutschen Zeitungen mit allein über 10.000 erhaltenen Exemplaren für die etwas mehr als 4 Dekaden ist groß und Tools und Software zur Auswertung solcher Bestände befinden sich gegenwärtig meist noch im Status der Erprobung. 3.3. Vollständigkeit der Bibliografie und Ergänzungen Der genaue Umfang der frühneuzeitlichen Zeitungsproduktion lässt sich nur ungefähr ermessen. Bereits kurz nach dem Erscheinen der Bibliografie Bogel/Blühm fanden sich erste Nachweise weiterer Zeitungen und bisher unberücksichtigter Fundorte.38 Wahrscheinlich ist, dass eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Zeitungsausgaben noch unentdeckt ist, worauf eine Reihe von Neuentdeckungen in den vergangenen Jahren hindeutet.39 In der ersten Projektphase der Zeitungsverzeichnung im USTC wurden zwei Forschungsreisen an die Königliche Bibliothek zu Stockholm und zum Mikrofilmarchiv und Standortkatalog der deutschsprachigen Presse in der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen unternommen. Dabei konnte bisher nicht verzeichnetes Material an den Tag befördert werden. Insgesamt hat sich die Zahl von 9.462 bekannten Ausgaben um 752 neue Einträge auf nunmehr insgesamt 10.214 Zeitungsausgaben für den Zeitraum 1609 bis 1650 erweitert. Deutlich wird, wie stark sich die Neufunde auf zwei Jahrzehnte beschränken. Für den Zeitraum zwischen 1609 bis 1620 und 1631 bis 1640 konnten jeweils 45 bzw. 9 neue Ausgaben gefunden werden. Das Jahrzehnt zwischen 1621 und 1630 hingegen ist deutlich stärker vertreten mit insgesamt 278 Neufunden, die sich vor allem aus der Inspektion der Stockholmer Bestände ergeben haben. 409 bisher unbekannte Ausgaben stammen aus dem letzten Untersuchungsjahrzehnt zwischen 1641 und 1650. Hier sind es vor allem neu aufgefundene 284 Ausgaben der zwischen 1643 und 1650 ano-

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nym vermutlich in Stettin erschienenen ›Post/Hamburger vnd Reichs-Zeitung‹, von der Bogel/Blühm nur insgesamt zehn Exemplare nachweisen.40 Abb. 3: Übersicht über neu aufgefundene Zeitungsexemplare.

Anhand dieser Tatsache wird eines der Probleme einer gedruckten Zeitungsbibliografie der Frühen Neuzeit deutlich: Neu aufgefundene Ausgaben und neue Zeitungstitel lassen sich nur schwerlich in eine einmal abgeschlossene bibliografische Arbeit integrieren. Ein wichtiger Schritt ist mit der Vorlage einer ersten Bibliografie durch Bogel/Blühm in der Vergangenheit geleistet worden. Seither sind lediglich neue Ausgaben, aber keine komplett neuen Zeitungstitel entdeckt worden. Es scheint einigermaßen sicher, dass wir zum derzeitigen Zeitpunkt einen sicheren Überblick über die Titelproduktion der deutschen Zeitungen in den ersten 41 Jahren ihres Bestehens haben. Undeutlicher hingegen ist das Bild, das sich von den erhaltenen Ausgaben der jeweiligen Titel bzw. ihrer Bestandszeiträume abzeichnet. Eine nicht unerhebliche Zahl an Neufunden von Ausgaben lässt den Rückschluss zu, dass die bisher kursierende Zahl von ca. 50.000 Zeitungsausgaben im 17. Jahrhundert revidiert werden muss. Fraglich ist, ob davon auch die Bestandszeiträume der Zeitungstitel betroffen sein werden. Zum jetzigen Zeitpunkt erscheint es wenig wahrscheinlich, dass Informationen zum Bestandszeitraum von Zeitungen verändert werden müssten. Schließlich stellt sich die Frage, an welchen Orten noch weitere deutschsprachige Zeitungen aufbewahrt sein könnten. Die Fundortliste in Bogel/Blühm gibt Aufschluss darüber, wo die Forscher in der Vergangenheit die Bestände ausgewertet haben.41 Die Bibliografie selbst sagt aber nichts darüber aus, wohin keine Anfragen gerichtet wurden bzw. wo sich im Lichte einer besseren Bestandserschließung evtl. weitere Ausgaben finden lassen könnten. Auffällig ist die gute Abdeckung von Bibliotheken und Archiven in Osteuropa. Die Niederlande – mit der Ausnahme eines Funds des aus

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Berlin stammenden ›Mercurius‹ aus der Offizin Rungel in der Universitätsbibliothek Amsterdam42 –, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien fehlen hingegen vollständig. Die Funde von David Paisey43 und die Katalogbeschreibungen des National Archive in Kew44 machen es jedoch wahrscheinlich, dass an wichtigen Bibliotheken und Archiven weitere Duplikate bzw. unbekannte Ausgaben deutscher Zeitungen des 17. Jahrhunderts verwahrt werden. Bereits ein Abgleich mit dem Bibliothekskatalog der British Library und dem Stichwort »Zeitung« hat eine bisher noch unbekannte Zeitung aus Breslau nachweisen können.45 Die Wahrscheinlichkeit weiterer Funde ist hoch. 3.4. Mögliche Forschungsfragen Zweck der im Entstehen begriffenen bibliografischen Datenbank ist es, die Forschung an deutschen, englischen, niederländischen und französischen Zeitungen der Frühen Neuzeit durch besser verfügbares Datenmaterial auf inhaltliche Aspekte zu lenken und länderübergreifende Vergleiche zu ermöglichen. Im Zuge einer mehr und mehr transeuropäisch ausgerichteten historischen Presseforschung,46 die das Moment des internationalen Nachrichtenaustauschs betont und mit Netzwerkanalysen den länderübergreifenden Charakter der frühmodernen Nachrichtenwelt untersucht, ermöglicht die Tiefenauswertung der Korrespondenzorte genaue Rückschlüsse darüber, ob, in welchem Umfang und in welcher zeitlichen Schichtung und mit welchen zeitlichen Schwerpunkten einzelne Regionen an der Produktion von Nachrichten beteiligt waren. Ein interessantes Beispiel hierfür ist eine aus der bestehenden Datenbank vorgenommene Analyse der Berichterstattung aus Großbritannien. Ausgewertet wurde im Rahmen einer Fallstudie aus einer Grundgesamtheit von 10.214 bekannten Ausgaben 4.325 Ausgaben per Autopsie hinsichtlich ihrer Korrespondenzorte. Dabei lag ein besonderer Fokus auf den Nachrichten aus England. Die Berichterstattung wird bestimmt von Meldungen, die im Zusammenhang mit der Regierung ohne Parlament zwischen 1629 und 1640 durch Karl I. und den Ausbruch des englischen Bürgerkriegs (1642–1649) stehen. Von den insgesamt 1.457 Nachrichten, die sich mit dem Königreich beschäftigen, erscheinen insgesamt nur 339 Nachrichten direkt unter Titelzeilen, die einen Rückschluss auf England bzw. Schottland geben. Dabei stammt der größte Anteil der Nachrichten aus London (324 Nachrichten), die weiteren wichtigen Städte sind nur marginal vertreten (Edinburgh: 4 Nachrichten, Newcastle: 3 Nachrichten, Oxford: 3 Nachrichten, Middlesex: 1 Nachricht). Demgegenüber stehen insgesamt 1.118 Nachrichten aus England, die in den Niederlanden niedergeschrieben wurden (Amsterdam: 535 Nachrichten, Den Haag: 478 Nachrichten, Dünkirchen: 105 Nachrichten) und über das Postsystem in den Nachrichtenkreislauf und schließlich in die Zeitungen gelangten. Die schnelle Verbindung zwischen London und Amsterdam unterstreicht die Bedeutung der Niederlande als Handels- und Nachrichtenzentrum im Goldenen Zeitalter. Eine Nachricht aus London konnte bereits nach neun Tagen in dem bei Pierre Hugonet in Brüssel erscheinenden ›Courier véritable des Pays-Bas‹ erscheinen.47 Auf der neuen Datengrundlage kann diese These belegt und können weitere Untersuchungen zum Nachrichtenfluss angestellt werden.

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Abb. 4: Übersicht über die wichtigsten Korrespondenzorte für Nachrichten aus Großbritannien.

Nach Abschluss der Katalogisierungsarbeiten sind weitere Forschungszugänge ausgehend von dem Datenbestand der deutschen Zeitungen im USTC denkbar. Inhaltsanalytische Fragestellungen erfordern eine genaue Abgrenzung des Materials. Die entstehenden Filtermöglichkeiten hinsichtlich Inhalt und Berichtszeitraum der Zeitungen ermöglichen es, die Bestände gezielt nach forschungsrelevanten Ausgaben zu durchsuchen. Bisher sind vor allem statistische und produktionsbedingte Faktoren der frühen Zeitungsproduktion untersucht worden, inhaltlichen Aspekten ist dabei – abgesehen von wenigen Fallstudien – wenig Beachtung geschenkt worden. Mit den ab Mitte 2016 verfügbaren Recherchemitteln wird es möglich werden, komplexe Datenstrukturen wie etwa Korrespondentennetzwerke eines bestimmten Zeitungstitels oder zu einem bestimmten Zeitpunkt zu analysieren und zu visualisieren. Dem Anspruch an ein Forschungsprogramm der Digital Humanities, eine große Anzahl von Datensätzen zu repräsentieren, zu visualisieren und zu analysieren, wird in der historischen Kommunikationsforschung somit zukünftig besser Rechnung getragen werden können. ANMERKUNGEN 1

Else Bogel / Elger Blühm: Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Ein Bestandverzeichnis mit historischen und bibliographischen Angaben. Bremen: Schünemann 1971, Bd.1: Text, Bd.2: Abbildungen, Bd.3: Nachtrag. Bearbeitet von Elger Blühm, Brigitte Kolster,

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Helga Levin. München [u.a].: Saur 1985 (= Studien zur Publizistik, Bremer Reihe, Deutsche Presseforschung, Bd. 17). Hier: Bd. 1, S. XXVII-XXXI. Hartwig Gebhardt: Das Interesse an der Pressegeschichte. Zur Wirksamkeit selektiver Wahrnehmungen in der Medienhistoriographie. In: Elger Blühm / Hartwig Gebhardt (Hg.): Presse und Geschichte II. Neue Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung. München [u.a.]: Saur 1987 (= Deutsche Presseforschung, Bd. 26), S. 12-14. An dieser Stelle müssen die umfangreichen Projekte der Universitäts- und Staatsbibliothek Bremen mit dem Digitalisierungsprogramm »Sammlung Zeitungen des 17. Jahrhunderts«, das gesamteuropäische »Europeana Newspapers« Projekt und die österreichische »ANNO – Austrian Newspapers Online« Initiative als Vorbilder verstanden werden. Gert Hagelweide: Geschichte und Entwicklung des Zeitungssammelns in Deutschland.  Initiativen, Auswirkungen und Perspektiven. In: Gerd Hagelweide (Hg.): Zeitung und Bibliothek. Ein Wegweiser zu Sammlungen und Literatur. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1974, S. 15-51; Wolfgang Duchkowitsch: Zeitung und Bibliothek. Der Stand der Erschließung österreichischer Zeitungen des 17. und 18. Jahrhunderts und Vorstellungen für den Soll-Zustand. In: Otto Mazal /Eva Irblich (Hg.): Das historische und wertvolle Buchgut in der Bibliotheksverwaltung. Wien: Vereinigung Österreichischer Bibliothekare 1980 (= Biblos Schriften, Bd. 104), S. 55-61. Und: Manfred Pankratz: Retrospektive Pressestatistik für die deutschen Länder vom 17. bis zum 20. Jahrhundert – Eine Übersicht. In: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid (2004), Kommunikationsforschung 2004/1, S. 7-41. URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-204550. Edgar Lersch / Rudolf Stöber: Quellenüberlieferung und Quellenrecherche. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, 7. Jg. 2005, S. 213. Uno Willers: Vorwort. In: Folke Dahl (Hg.): Die Anfänge der europäischen Presse. Eine Ausstellung der Königlichen Bibliothek Stockholm. Dortmund: Institut für Zeitungsforschung 1965, S. [3]. Duchkowitsch (1980) S. 55-61 (wie Anm. 4). Duchkowitsch (1980) S. 57 (wie Anm. 4). Hagelweide (1974) S. 16 (wie Anm. 4). Otto Kilger: Das pflichtmäßige Sammeln von Tageszeitungen in Deutschland nebst Standortnachweis für Sachsen, Thüringen und Anhalt. Leipzig: Harrassowitz 1938, S. 84. Paul Ries: The Anatomy of a Seventeenth-Century Newspaper. In: Daphnis, 6. Jg. 1977, S. 178. Johann Droysen: Die Zeitungen im ersten Jahrzehnt Friedrichs des Großen. In: Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde, 13. Jg. 1876, S. 1-2. Martin Spahn: Die Presse als Quelle der neuesten Geschichte und ihre gegenwärtigen Benutzungsmöglichkeiten. In: Internationale Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik, Nr. 37 vom 12.09.1908, S. 1163-1170. Hagelweide (1974) S. 19 (wie Anm. 4). Joachim Zeller: Vom Reichszeitungsmuseum zum Zeitungsportal und Zeitungsinformationssystem ZEFYS. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, 57. Jg. 2010, H 3/4, S. 158. Gert Hagelweide: Deutsche Zeitungsbestände in Bibliotheken und Archiven. Düsseldorf: Droste Verlag 1974 (= Bibliographien zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Heft 6), S. 9-17. Bogel/Blühm (1971) S. XII-XIV (wie Anm. 1). Siehe: Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Digitalisierung der vollständigen Zeitungen des 17. Jahrhunderts http://brema.suub.uni-bremen.de/zeitungen17. Bogel/Blühm (1971) S. XIV (wie Anm. 1).

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Beispiele dafür sind etwa die Arbeiten von Thomas Schröder: Die ersten Zeitungen. Textgestaltung und Nachrichtenauswahl. Tübingen: Narr 1995 und Gerd Fritz (Hg.): Die Sprache der ersten deutschen Wochenzeitungen im 17. Jahrhundert. Tübingen: Niemeyer 1996. Bogel/Blühm (1971) S. XIX-XXII (wie Anm. 1). Martin Welke: Die Sonderbegabung: Vor 100 Jahre wurde Else Bogel-Hauff geboren. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, 15. Jg. 2013, S. 163-164. Online recherchierbare Zeitungsbestände finden sich in: Königliche Bibliothek zu Stockholm, Zentralbibliothek Zürich, Bayerische Staatsbibliothek München, Universitäts- und Landesbibliothek Halle, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Universitätsbibliothek Heidelberg. Folke Dahl: Dutch Corantos 1618 – 1650. A Bibliography. Den Haag: Koninklijke 1946. Siehe: http://ustc.ac.uk/. Saskia Limbach arbeitet im Rahmen des Projekts »Government Use of Print in the Holy Roman Empire in the 16th Century« an der Verzeichnung deutscher Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts. Zu dieser Praxis siehe. Schröder (1995) S. 54-56 (wie Anm. 20). Paul Ries: Rezension zu: Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Ein Bestandsverzeichnis mit historischen und bibliographischen Angaben. In: The Modern Language Review, 69. Jg.1974, No. 2, S. 457. Zur Problematik der konkurrierenden Kalender im Zeitungswesen des 17. Jahrhunderts siehe: Paul Ries (1977) S. 184 (wie Anm. 11). Siehe: http://www.vd17.de/. Engelbert Plassmann / Hermann Rösch / Jürgen Seefeld / Konrad Umlauf: Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland. Eine Einführung. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2006, S. 134. Vgl. OCLC Connexion Client Guides. Cataloging: Create Bibliographic Records. Online unter: http://www.oclc.org/content/dam/support/connexion/documentation/client/cataloging /createbib/createbib.pdf, S. 10-12. Hartwig Gebhardt: Forschungsgeschichte der Zeitung. In: Joachim-Felix Leonhard (Hg.): Medienwissenschaft : Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen. 1. Teilband. Berlin, New York: De Gruyter 1999 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 15,1), S. 887. Schröder (1995), S. 115-133 (wie Anm. 20). Frank Liemandt: Die zeitgenössische literarische Reaktion auf den Tod des Königs Gustav II. Adolf von Schweden. Frankfurt et. al.: Lang 1998 (= Europäische Hochschulschriften. Reihe I Deutsche Sprache und Literatur 1662), S. 45-65. Bob Nicholson: The digital turn. Exploring the methodological possibilities of digital newspaper archives. In: Media History, 19. Jg. 2013, S. 59-73. Zu den Schwierigkeiten in der Anwendung von OCR beim Digitalisierung von Zeitungen siehe: Christa Müller: Alter Wein in neuen Schläuchen. Der aktuelle Stand der Zeitungsdigitalisierung, ein Zwischenbericht. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, 15. Jg. 2013, S. 139-161. Rolf Engelsing: Rezension zu: Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Ein Bestandsverzeichnis mit historischen und bibliographischen Angaben. In: Historische Zeitschrift, 126. Jahrgang, Nr. 1, 1973, S. 156-157. Vgl. dazu: Johannes Weber: Neue Funde aus der Frühgeschichte des deutschen Zeitungswesens. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, 39. Jg. 1993, S. 321-360, und: David L.

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Paisey: German Newspapers of the seventeenth Century in the Public Record Office, London. In: Gutenberg-Jahrbuch, 53. Jg. 1978, S. 168-172. Bogel/Blühm (1971) Bd. 1, S. 133; Bd. 2, S. 142; Bd. 3, S. 92 (wie Anm. 1). Bogel /Blühm (1971) S. XXVII-XXXI (wie Anm. 1). Bogel/Blühm (1971) S. 20 (wie Anm. 1). Paisey (1978) S. 168-172 (wie Anm. 39). State Papers: Gazettes and Pamphlets: Holy Roman Empire. National Archives, Kew, SP. 118. Bresslawische Zeitung, oder Warhaffter Bericht, was sich unlangsten vor und in der Statt Bresslaw in Schlesien, zwischen der Kayserischen, dann der Königlichen Schwedischen und Chur-Sächsischen Kriegs-Armeen, so woln der Bresslawischen Evangelischen Burgerschafft, und Päpstischer Clerisey daselbsten, von 4. bis auff den 11. Septembris disses 1632 Jahrs begeben und zugetragen. London: British Library, General Reference Collection P.P.3443.ca. Joad Raymond: Newspapers. A National or International Phenomenon? In: Media History, 18. Jg. 2012, H. 3/4, S. 249-259. Paul Arblaster: From Ghent to Aix. How They Brought the News in the Habsburg Netherlands, 1550 – 1700. (Im Erscheinen.) Brill: Leiden 2014, S. 199.

Zusammenfassung Der Artikel beleuchtet die Katalogisierung deutscher Zeitungen aus dem Zeitraum zwischen 1609 und 1650, wie sie derzeit im Rahmen eines Projekts am Universal Short Title Catalogue (USTC) durchgeführt wird. Analysiert werden zunächst die bisherigen wissenschaftlichen und bibliothekarischen Anstrengungen, die deutschen Zeitungsbestände zu verzeichnen. Die derzeitigen Probleme bei der Arbeit mit Zeitungen als Quellen mit schwierigem Zugang zu den Ausgaben, wenig ausgeprägter Erschließung und vermutlich hoher Anzahl noch nicht verzeichneter Ausgaben werden untersucht. Dieser Beitrag stellt die Vorteile einer digital verfügbaren Bibliografie als Lösungsmodell zur Diskussion. Anhand der Lösungsvorschläge werden schließlich Anwendbarkeit eines digitalen Recherchetools für die Kommunikationsgeschichte und anhand erster Fallstudien neue Forschungsfragen diskutiert. Abstract This article focuses on the practices of cataloguing German newspaper printed between 1605 and 1650, currently undertaken at the Universal Short Title Catalogue (USTC) project. To this end, the efforts of the scholarly and library community to build a bibliography is studied. They point to the current problems of working with newspapers as historical sources such as difficult access to individual issues and the oftenpoor cataloguing and the presumably high number of currently unrecorded issues. This contribution seeks to discuss the advantages of a digital bibliography in reply to the current challenges in newspaper bibliography. Based upon this, the usability of a digital research tool will be analysed and new research questions discussed. Korrespondenzanschrift Jan Hillgärtner, School of History, University of St Andrews, 71 South Street, St Andrews, Fife KY16 9QW, United Kingdom Email: [email protected]

Buchbesprechungen Kuhn, Christina (Hg.): Politische Kommunikation und öffentliche Meinung in der antiken Welt. Stuttgart: Steiner 2012, 314 S. Dieser Sammelband, der aus einem Symposium unter gleichem Titel von 2009 am Internationalen Wissenschaftsforum in Heidelberg hervorging, stellt nicht nur die Frage, inwieweit sich sozialwissenschaftliche Methoden, Theorien und Modelle für die althistorische Forschung fruchtbar machen lassen, sondern will auch erkunden, welche Impulse andererseits die Beschäftigung mit dem antiken Quellenmaterial den Sozialwissenschaften vermitteln könnte. Berücksichtigt wird in den Beiträgen die griechisch-römische Welt von der Zeit des klassischen Athens bis zur Spätantike sowie die Kulturkreise Alt-Israels, des Alten Ägyptens und Alten Chinas. Dabei konstatiert die Herausgeberin, dass die Konzeptionalisierung von politischer Kommunikation und öffentlicher Meinung in Sozialwissenschaften und Geschichtswissenschaft keineswegs einheitlich seien, ja man sogar davon sprechen müsse, dass eine gegenseitige Wahrnehmung der jeweiligen Fragestellungen und Forschungsergebnisse selten ist. Der hier nicht eingehend zu würdigende Band ist höchst lesenswert und mit seinen Überlegungen zu einer neuen Geschichtsschreibung der öffentlichen Meinung immer wieder anregend auch für Fraugestellungen zur Frühen Neuzeit. Bemerkenswert dass mit Jürgen Wilke und Kurt Imhof auch zwei Autoren zu Wort kommen, die sich mit dem Verhältnis der Kommunikationswissenschaften bzw. der Öffentlichkeitssoziologie zur Antike auseinandersetzen. HOLGER BÖNING, BREMEN Historisches Lexikon der Schweiz. Hg. von der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Bd. 12: Stich–Vinzenz Ferrer. Basel: Schwabe Verlag 2013, XXV [+I], 909 S. Auch im diesjährigen Jahrbuch kann ein neuer Band des international einzigartigen Historischen Lexikons angezeigt werden, mit dessen Erarbeitung vor fünfundzwanzig Jahren

begonnen wurde und das, wie immer wieder zu betonen ist, bei der Auswahl der Lexikonstichwörter einer histoire totale verpflichtet ist, die historische Gesellschaften und Räume so weit wie möglich in ihrer Gesamtheit erfassen will. Der letzte für 2014 angekündigte Band ist fertiggestellt und im Druck, doch schon ist ein »Projekt Neues HLS« in Angriff genommen worden, das auf dem Netzwerk beruhen wird, das sich bei der Erarbeitung des Lexikons gebildet hat. Begonnen hat die Arbeit am Aufbau einer multimedialen, vernetzten, mehrsprachigen und aktuellen Online-Datenbank, deren Ziel es ist, die Resultate der scientific community systematisch zu erfassen und mit möglichst geringer Verzögerung lexikographisch abzubilden. Gleichzeitig will das Neue HLS sich als Bestandteil des entstehenden Historischen Informationssystems Schweiz etablieren »und damit den Forschenden als Ort des Wissens, der Vernetzung und des Austauschs zur Verfügung stehen. Für die historisch interessierte Öffentlichkeit soll das Neue HLS erste Anlaufstelle und service public der Schweizer Geschichte sein und damit als Brücke zur Forschung dienen.« Wiederum ist in diesem Band der Reichtum frappierend, mit dem publizistische Erscheinungen aller Art in Geschichte und Gegenwart berücksichtigt werden und durch den das Lexikon zu einem wertvollen pressehistorischen Nachschlagewerk geworden ist. Selbstverständlich haben die einzelnen Kantonsartikel (hier Tessin, Thurgau und Uri) einen eigenen Abschnitt »Medien und Unterhaltung«, in dem zur Entwicklung des gesamten Pressewesens, Radio, Fernsehen, Film, Theater und Musik ein erster instruktiver Überblick geboten wird. Als beispielhaft für die Qualität der Personenartikel seien die zu Ignaz Paul Vital Troxler und Paul Usteri genannt. Großartig wiederum die Illustrierung des Bandes, die zahlreiche Beispiele für eine hochentwickelte Druck- und Plakatkunst in der Schweiz bietet. Fraglos gehört das Lexikon zu den schönsten Büchern

Buchbesprechnung des neuen Jahrhunderts, das trotz der mit 108.500 Artikeln sehr viel umfangreicheren elektronischen (das sog. e-HLS: www.hls.ch; in der Buchausgabe finden sich 36.000 Artikel) und in den drei großen Landessprachen im Netz zugänglichen Ausgabe des Lexikons seinen eigenen Wert in der Geschichte der Historiographie und der Druckkunst hat. HOLGER BÖNING, BREMEN Kreis, Georg (Hg.): Die Geschichte der Schweiz. Basel: Schwabe Verlag 2014, XI [+1]645 S., 372 farbige Abb., Grafiken. Auch wenn es bis in die jüngste Zeit Versuche gegeben hat, die Geschichte der Schweiz als Einzelner und aus einem einzige Guss zu schreiben, blieb dies doch immer mit dem Unbehagen verbunden, dass kein Wissenschaftler alle Epochen und Themenkreise aus eigenen Forschungen kennen kann, folglich immer auf fremde Arbeiten angewiesen bleibt und diese im besten Fall mit geübtem Urteilsvermögen sachgerecht verarbeitet. Drei Jahrzehnte nach seiner »Geschichte der Schweiz und der Schweizer« mit ihren sich deutlich von der traditionellen Schweizer Nationalgeschichtsschreibung absetzenden Fragestellungen und Akzenten, hat Georg Kreis nun als Herausgeber ein Werk koordiniert, an dem 33 Historikerinnen und Historiker beteiligt sind, die nicht zuletzt um Darstellungen auf dem Stand der aktuellen historiographischen Forschung bemüht waren. Es mag auch dieser Koordination geschuldet sein, dass diesem Werk nicht mangelt, was gewöhnlich ein Markenzeichen gut geschriebener Darstellungen einzelner Autoren ist, nämlich stilsicher und gut lesbar zu sein. Die äußere Gestaltung, um mit dieser zu beginnen, erinnert mit seiner vorzüglichen Illustrierung und anschaulichen Graphiken an das im selben Verlag erscheinende »Historische Lexikon der Schweiz«, es ist eine Freude, in diesem Buch zu blättern und sich, immer wieder durch interessante Bilder dazu angehalten, hier und dort festzulesen. Gegliedert ist das Werk durch elf Epochenartikel, in die, um nicht allein der Chronologie zu folgen, immer wieder kürzere Beiträge eingefügt sind, um einzelne Themen

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und Fragestellungen wie beispielsweise »Republikanismus und Kommunalismus«, »Neutralität und Neutralitäten«, »Fremde in der Schweiz«, »Direkte Demokratie«, »Dezentral und fragmentiert: Sozialpolitik seit dem späten Ancien Régime«, »Mehre Sprachen – eine Gesellschaft« oder »Die Geschichte des Frauenstimm- und -wahlrechts: Ein Misserfolgsnarrativ« zu vertiefen. Wohltuend, dass den Autorinnen und Autoren kein starres Konzept für ihre Beiträge auferlegt wurde, sondern hier Individualität und Vorlieben ebenso ihren Platz haben wie unterschiedliche Sichtweisen, die zugleich auch andeuten, dass voneinander abweichende Interpretationen historischer Ereignisse kein Unglück sind. Entstanden ist so ein neues Grundlagenwerk zur Schweizer Geschichte, das zu lesen eine Freude ist, durchgehend zu eigener Vertiefung anregt und von einer Zuverlässigkeit zu sein scheint, die dem erwähnten Lexikon nahekommt. Mit der Behäbigkeit jener Schweizergeschichte, wie sie noch fast das ganze 20. Jahrhundert charakteristisch war, ist es jedenfalls – allerdings nicht erst mit diesem Werk – endgültig vorbei. HOLGER BÖNING, BREMEN Schedel, Hartmann: Weltchronik – 1493. Kolorierte Gesamtausgabe; hg. von Stephan Füssel. Begleitheft. Köln: Taschen Verlag 2001, 684, 88 S. Die Schedelsche Weltchronik stellt 1493 einen der ersten Höhepunkte der Druckgeschichte dar und ist zu Recht als eines der ehrgeizigsten Buchunternehmen der Inkunabelzeit bezeichnet worden. Durch ein Versehen ist seinerzeit beim Erscheinen des hier vorliegenden Neudrucks eine Besprechung unterblieben, sie sei wegen der Bedeutung des Werkes nachgeholt, das mit 1804 Illustrationen ein Dokument dafür ist, was das Buch bis heute jeder – sicher sehr nützlichen – digitalisierten Ausgabe voraus hat. Der Herausgeber des größenreduzierten Neudrucks der in der HAB Wolfenbüttel befindlichen Vorlage zeigt anhand der Bibliothek Schedels, dass der Chronist der humanistischen Stadtkultur Nürnbergs verbunden, die Chronik selbst aber noch stark den chronikalischen Traditionen verpflichtet

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ist. Nach dem biblischen Vorbild der sechs Schöpfungstage ist die Chronik als Erzählung der Menschheitsgeschichte in sechs Weltaltern angelegt. Ein Schwerpunkt liegt bei Schedel auf der Beschreibung der wichtigsten Städte des Abendlandes, die in wunderbaren Holzschnitten auch bildlich präsentiert werden und diesen Druck zu einem begeisternden Lesevergnügen und visuellen Genuss machen. Der vom Herausgeber erstellte Begleitband bietet eine vorzügliche Einführung in die Bedingungen der Produktion des Werkes und seines Vertriebs durch das Fernhandelsnetz der Nürnberger Kaufmannschaft, macht mit den handschriftlichen Druckvorlagen und dem Augsburger Nachdruck, der wie der hier vorliegende Neudruck ebenfalls schon eine verkleinerte Ausgabe des außerordentlich großformatigen Originals bot, sowie der Rezeption der Chronik – immerhin lassen sich heute noch mehr als 1200 lateinische und fast 350 deutsche Exemplare belegen – bekannt, erläutert die Bedeutung der Holzschnitte und bietet nicht zuletzt ein Register und eine Bibliographie. HOLGER BÖNING, BREMEN Schilling, Heinz: Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs. Eine Biographie. München: C.H. Beck Verlag 2012, 22013, 714 S. Diese gut lesbare und anregende Biographie zeigt die Reformation als ein Modell verschiedener zeitgleicher Reformbewegungen, sie stellt Luther selbstverständlich nicht mehr als einsamen Helden vor, sondern zeigt ihn eingebunden in seine Zeit und agierend in der Diskussion mit seinen Zeitgenossen, gleichzeitig aber als Ringenden, der die Religion existenziell als Frage nach dem universellen Sinn seiner Existenz begreift und dabei ganz auf die Bibel zentriert Antworten sucht und durch sein Werk dazu beiträgt, dass die Christenheit nach ihm nicht mehr monolithisch ist und damit, auch wenn er dies gar nicht gewollt hat, mitverantwortlich wird für Entwicklungen in Richtung Multikonfessionalität und ein wenig mehr an Toleranz. Hier kann nicht im Detail gewürdigt werden, wie der Autor Luthers außerordentlicher Persönlichkeit gerecht wird, sondern nur darauf hinge-

wiesen werden, dass die Lektüre sehr lohnend ist. Ein etwas genauerer Blick hingegen soll dem Umgang des Biographen mit den von Luther genutzten Medien gelten, denn auf sie geht Schilling erfreulich detailliert ein. Die Erfindung des Buchdruckes sei vor dem Reformationszeitalter noch kaum zur Geltung gekommen, sie müsse im Rückblick als die eigentlich umstürzende Tat erscheinen. (S. 44) Die ›Dunkelmännerbriefe‹ werden von Schilling als Beispiel genannt, sie hätten im Reich über Nacht eine kritische Öffentlichkeit entstehen lassen, in der mit Rede und Gegenrede – Pamphlet und Gegenpamphlet – über den »Reformstau« in Bildung, Kirche, Staat und Gesellschaft sowie über Mittel und Wege diskutiert worden sei, ihn zu beseitigen. (S. 45) Die rasche Weiterverbreitung der Lutherschen Gedanken, so Schilling, wäre ohne den noch jungen Buchdruck oder die erste »Medienrevolution« und der damit einhergehenden Kommunikationsverdichtung nicht möglich gewesen. (S. 49) Schon mit seinen Thesen habe Luther sich eines von einem Wittenberger Drucker hergestellten Plakats bedient, durch das die Ablassfrage überhaupt erst größere Kreise habe ziehen können, so dass fast mehr als der Inhalt die neue Kommunikationstechnik für die nachfolgenden Ereignisse und die reichsweite Verbreitung und Diskussion verantwortlich gewesen sei. (S. 165) Auch Luthers Gegner hätten sich sogleich der Einblattdrucke bedient, die Debatte damit anheizend. (S. 168) Im Vordergrund der Tätigkeit Luthers habe fortan die öffentliche Kontroverse gestanden, durch die der Wittenberger zur Theologie der Reformation vorgestoßen und zur nationalen Leitfigur geworden sei. Auch habe er durch diese Kontroverse seinen bis ans Lebensende beibehaltenen Arbeitsstil und seine ureigene Sprache gefunden. (S. 169) Der »neue« Luther sei zuerst der volkssprachige Publizist gewesen, als solchem sei es ihm nicht mehr um Wahrheit im akademischen Sinne, sondern um Wahrheit »einzig und allein« für das Volk gegangen. (S. 172) Mit dem volkssprachigen Autor sei zugleich der Polemiker Luther geboren worden. (S. 173) Mit seiner robusten volkssprachigen Publizistik habe er gegen die

Buchbesprechnung Konventionen seiner Zeit verstoßen. Erasmus von Rotterdam wird dafür beispielhaft mit seiner Kritik genannt, Luther mache alles öffentlich und lasse dadurch »den niedrigsten Handwerker an Problemen teilhaben«, die bisher Wissenschaftlern vorbehalten gewesen seien. (S. 174) Schon früh sei Luther nicht mehr bereit gewesen, sich auf die Bahnen eng begrenzter akademischer Öffentlichkeit abdrängen zu lassen. (S. 189) Zum Medienereignis sei die Reformation erstmals reichsweit 1520 durch den Traktat »An den christlichen Adel deutscher Nation: Von des christlichen Standes Besserung« geworden, der mit einer Auflage von 4.000 Exemplaren erschien. (S. 191) Dass in der Folge durch weitere Schriften der Papst in den öffentlichen Disput hineingezogen worden sei, könne als kluger Schachzug begriffen werden, da so der rein innerkirchlich durchgeführte Ketzerprozess vor ein größeres Forum gebracht worden und damit eine ganz neuartige Strategie der Wahrheitsfindung durch Appell an die Öffentlichkeit entstanden sei. (S. 196) Mit dem öffentlichen Zuspruch, den der Reformator somit gefunden habe, sei die Furcht gewachsen, der »gemeine Mann« in Stadt und Land könnte zu Unruhen oder gar zum Umsturz angestachelt werden. (S. 205) Luther war zum »Bestsellerautor« und »Medienstar«, (S. 212f.) die Öffentlichkeit von einer regelrechten Lutherbegeisterung ergriffen worden. (S. 223) Luthers publizistischen Erfolg bewertet Schilling als umso bemerkenswerter, als die meist umfangreichen Flugschriften sehr teuer gewesen seien und selbst die zu Hunderttausenden auf den Markt geworfenen Flugblätter mindesten den Stundenlohn eines Handwerkers gekostet hätten. Durch Illustrationen und das Vorlesen sei die von der Publizistik verkündete Botschaft zum Allgemeingut geworden. Luther und seine Partei hätten das gesamte Mediensystem ihrer Zeit beherrscht, in dem neben dem Druck literarische, mündliche und vor allem visuelle Medien zusammengewirkt hätten. Durch die Verbreitung seines Konterfeis habe sich die Öffentlichkeit erstmals von ihrem Helden ein Bild machen können. (S. 241f.) Allerdings hätten sich die Gegner der Reforma-

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tion medientechnisch keineswegs so unterlegen gezeigt, wie dies in der Geschichtsschreibung zur Reformation regelmäßig zu lesen sei. (S. 258) Zur Logik des neuen Mediensystems gehörte es dann auch, dass auf dem Titelblatt der Lutherbibel trotz der Beteiligung zahlreicher Fachkollegen nur Luther selbst genannt wurde, denn nur sein Name habe den Absatz auch kostspieliger Bücher garantieren können. (S. 274) Zum wohl spektakulärsten Instrument reformatorischer Öffentlichkeit seien sodann Luthers gedruckte Predigten geworden. (S. 366) Mit gutem Recht kann der Biograph von einer »genialen Medienstrategie« seines Helden sprechen. Zur Charakterstärke Luthers hätten sich zwei Eigenschaften gesellt, ohne die der rasche und in Deutschland umfassende Erfolg des Reformators nicht möglich gewesen wäre, nämlich sein überragendes publizistisches Talent und sein politisches Gespür für die bestimmenden Kräfte des Zeitalters. Als »Star« des ersten Medienzeitalters sei Luther wie kein anderer geeignet gewesen, unterstützt durch ein ganzes Heer von Druckern, Malern und Graphikern seine Lehre in Deutschland in allen Ständen zu verbreiten. (S. 620) HOLGER BÖNING, BREMEN Kaufmann, Thomas: Der Anfang der Reformation. Studien zur Kontextualität der Theologie, Publizistik und Inszenierung Luthers und der reformatorischen Bewegung. Tübingen: Mohr Siebeck Verlag 2012, XVIII, 676 S. Dieses für die Kommunikationsgeschichte bedeutsame Werk will eine Zwischenbilanz der Forschungen des Autors zur Reformationsgeschichte und insbesondere zur frühen Reformation bieten. Im Anfang der Reformation sei die Tat gewesen, so Kaufmann, auch aber der Sinn und, an erster Stelle genannt, das Wort: »Das biblische Wort brachte den Theologieprofessor Martin Luther in Wittenberg ins Nachdenken, stieß ihn an seine Grenzen, eröffnete ihm ungeahnte Sinnhorizonte und ließ ihn unbekannte Ausdrucksmöglichkeiten entdecken. Luther und bald auch andere legten das biblische Wort in eigenen Worten aus, übersetzten es, verbreiteten es mündlich und schriftlich, in handgeschriebener, vor allem aber in gedruckter Form.« (S. VII)

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Am Anfang von Kaufmanns Werk steht eine dankbare Würdigung der reformationsgeschichtlichen Forschung der 1960er bis 1980er Jahre, in der das Verhältnis zum Spätmittelalter neu justiert, mit den Flugschriften ein gewaltiges Quellenkorpus neu studiert und die sozialen Kontexte reformatorischer Entwicklungen umfassend diskutiert worden seien. (S. VIII) Da hier nicht der Ort einer Gesamtwürdigung dieser gewichtigen Studie sein kann, sei unter den großen drei Abteilungen des Buches »I. Traditionskonstruktionen«, »II. Kommunikationsdynamiken« und »III. Lehrbildungen und Identitätsentwürfe«, in denen publizistische Quellen und die zeitgenössischen Kommunikationsverhältnisse stets einbezogen werden, hier auf die zweite, höchst anregende etwas näher eingegangen. Hier weisen bereits die Kapitelüberschriften auf die Bedeutung für die Kommunikations-, Druck-, Buch- und Pressegeschichte hin, darunter befindet sich eines zur Heroisierung Luthers in Wort und Bild und ein weiteres zur publizistischen Mobilisierung und zu den anonymen Flugschriften der frühen Reformation. Auf dem Stand der Forschung kommt der Autor zu letzterem zu interessanten Thesen. Er begreift die anonymen Flugschriften als reflektiert eingesetzte Medien des reformatorischen Kommunikationsprozesses und der Beeinflussung der öffentlichen Meinung, die mit dem »Anspruch auf allgemeine Wahrheitsrepräsentanz« aufgetreten seien, noch stärker als in der Flugschriftenproduktion überhaupt sei die anonyme Flugschriftenpublizistik eine Domäne der Parteigänger Luthers gewesen. (S. 432f.) Die anonyme volkssprachliche Flugschriftenpublizistik der frühen Reformation müsse wie der frühreformatorische Kommunikationsprozess insgesamt als ein »Phänomen des Umbruchs« begriffen werden, ihr komme innerhalb des Durchsetzungsprozesses der Reformation – historisch erstmals – eine zentrale Rolle zu. Es sei berechtigt, von einem gesellschaftsgeschichtlichen Umbruchprozess zu sprechen, an dessen Entfaltung diese Flugschriften einen wesentlichen Anteil gehabt hätten. (S. 433) Kaufmann spricht von einem teilweise be-

trächtlichen publizistischen Erfolg und hält die Meinungsführerschaft von Klerikern, Theologen und ehemaligen Mönchen auch bei den anonymen Flugschriften für gesichert, es bestehe kein Anlass, hier einen höheren Anteil von Laien unter den Autoren anzunehmen, es handele sich bei ihnen mitnichten um eine »Stimme des Volkes«, doch hätten sie sich als solche ausgegeben. (S. 433f.) Schließlich sei die anonyme Flugschriftenpublizistik als programmatische Umsetzung des »reformatorischen Priestertums aller Gläubigen« zu werten, in ihr hätten als besonders dominierende theologische Themen die Schrift als alleinige Autorität und als normativer Orientierungsmaßstab sowie die Teilhabe von Laien am Diskurs über die Wahrheit des Glaubens eine zentrale Rolle gespielt. (S. 434) Aufschlussreich sind endlich auch die Überlegungen im Kapitel »Personale Identitätskonstruktion«, in dem das bei frühreformatorischen Erstpublizisten verbreitete Modell der »Selbstthematisierung als Legitimationsprinzip« erörtert wird. HOLGER BÖNING, BREMEN Classen, Albrecht / Fischer, Michael / Grosch, Nils (Hg.): Kultur- und kommunikationshistorischer Wandel des Liedes im 16. Jahrhundert. Münster: Waxmann Verlag 2012, 256 S. Der Sammelband dokumentiert eine Tagung in Freiburg i. Br. und widmet sich mit dem Lied einer zentralen Gattung der weltlichen Musik in der Frühen Neuzeit. Die Beiträge wenden sich bevorzugt medien- und kulturgeschichtlichen Aspekten des frühneuzeitlichen Liedes, seiner Produktion, Medialisierung, Rezeption, seiner Dokumentations- und Forschungsgeschichte zu. Grundlegend sind die einleitenden Beiträge von Nils Grosch zum Lied im Medienwechsel des 16. Jahrhunderts und unter der Überschrift »Fliegende Popularität« von Daniel Bellingradt zu den Liedflugschriften im frühneuzeitlichen Medienverbund. Gedruckte Lieder, so erfahren wir hier, erschienen zu tausenden als kleine Druckprodukte, der Autor bezeichnet sie als »Stimulans von Kommunikation«, als Handelsgut und zugleich alltägliches Kulturgut. Wichtig vor

Buchbesprechnung allem, dass die von Musik und Lied ausgehende gesellige Kultur durchaus nicht erst ein Produkt der Aufklärungskultur ist, sondern urbane Ballungsräume bereits seit dem frühen 16. Jahrhundert von populären Melodien, gedruckten Publikationen und Liedern erfüllt waren. Weitere instruktive Studien unterrichten beispielsweise über Lieder in der Flugschriftenpublizistik des Schmalkaldischen Krieges, über Georg Forster als eines Liedersammlers und Zeugen des globalen Medienwandels, über das Verhältnis von Flugschrift und Volkslied am Beispiel der Sammlungs- und Bestandsgeschichte des Deutschen Volksliedarchivs, über den Lieddruck in Nürnberg, über Produktion und Rezeption der Lieddrucke oder zur kommunikativen Bedeutung von Paratexten in den Liedflugschriften der Reformationszeit. HOLGER BÖNING, BREMEN Oetzel, Lena: »Gespräche« über Herrschaft. Herrscherkritik bei Elisabeth I. von England (1558-1603). Husum: Matthiesen Verlag 2014 (= Historische Studien, Bd. 505), 432 S. Lena Oetzels Monografie »›Gespräche‹ über Herrschaft« basiert auf den Ergebnissen ihrer historischen Dissertation (Salzburg 2012), in der die Autorin ein alltägliches Phänomen auch des frühneuzeitlichen Europas näher beleuchtet: nämlich die vielstimmige »Herrscherkritik«. Die Dekonstruktion von absolutistischen Herrschaftsauffassungen wurde während der letzten Jahrzehnte innerhalb der FrühneuzeitHistoriografie mit großem Eifer betrieben, so überrascht es nicht, dass auch Oetzel »Herrscherkritik« generell als einen Kommunikationsprozess bewertet, der idealiter zu einer »Aushandlung« von Machtverhältnissen führen sollte. Die Autorin fragt konkret am Beispiel des Elisabethanischen Englands nach dem Stellenwert, den Formen und der Effektivität von Herrscherkritik – samt der Reaktionen der Herrscherin – innerhalb des frühneuzeitlichen Herrschaftsprozesses. Es ist dem Rahmen dieser Kurzrezension geschuldet, dass an dieser Stelle nur abstrahierende Ausführungen zum Aufbau und Gedankengang der Studie möglich sind. Um »Herrscherkritik« als analytische Kategorie des kommunikativen

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Herrschaftsprozesses nutzen zu können, setzt Oetzel auf einen breiten Blickwinkel, der zum einen möglichst viele der mündlichen, handschriftlichen und gedruckten Äußerungen des zeitgenössischen Medienverbundes umfasst (u.a. Reden, Briefe, Theaterstücke, Gesetze, Flugpublizistik) und zudem mehrere Teilöffentlichkeiten – bezeichnet als »öffentliche Räume« bzw. »öffentliche Sphären« – berücksichtigt. Die exemplarischen Ausführungen zu den ausgemachten vier öffentlichen Räumen (Hof, Parlament, Kirche, Stadt) gliedern folglich den Hauptteil der Studie. Anknüpfend an jüngere Forschungskontexte der Frühneuzeithistoriografie besonders zu Fragen der zeitgenössischen Öffentlichkeit, Anwesenheitsgesellschaft, Medialität und Kommunikation gelingt es der Autorin, die Formen und Muster der Kritik sowie die königlichen Reaktionen in den verschiedenen, teils getrennten und teils miteinander verbundenen Räumen nachzuzeichnen und zu ordnen. Jeder Analyseabschnitt zu den vier öffentlichen Räumen der »Herrscherkritik« ist mit einem eigenen Resümee abgerundet. Bei der Frage der Effektivität von Untertanen-Kritik jedoch urteilt Oetzel ernüchternd, dass Kritik (in welcher Form auch immer lobend, tadelnd, anmaßend etc. »verpackt«) generell nicht zu veränderten Herrschaftshandlungen führte. Zugleich hält sie »die Debatte an sich für ebenso wichtig wie das Ergebnis« (S. 348); indem Tabuthemen im facettenreichen Medienverbund lebendig gehalten wurden, so Oetzels Argumentation, »war Elisabeth keine unumschränkte Herrscherin« (S. 348) mehr. Als souveräne Königin vermochte Elisabeth zwar Reformen zu verhindern, Anregungen zu missachten und Ratschläge zu überhören – dazu konnte sie aufgrund ihrer Autorität die geäußerte Kritik u.a. einfach ignorieren oder offensiv verbieten, sowie sich ihr durch Absenz verweigern. Aber als »Mechanismus des Aushandlungsprozesses« (S. 348) um Machtverhältnisse zwischen Untertanen und Obrigkeit kam dieser Art der Kommunikation dennoch Gewicht zu. Denn, so resümiert die Autorin, signalisierte und geäußerte Unzufriedenheit verpackt in Ratschlägen erweiterte oft-

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mals den eigenen Handlungsspielraum für aktuelle und zukünftige politische Situationen. Teilhabe an Debatten schien als Mittel zu politischer Einflussnahme einen hohen Stellenwert besessen zu haben. In einer lesenswerten Studie zeigt Oetzel deutlich, dass die Perspektive der Herrscherkritik hilfreiche Einsichten zum Verständnis des Aushandlungsprozesses von frühneuzeitlichen Machtverhältnissen liefert. Obwohl es beizeiten an einer Verzahnung mit der vorhandenen Forschung zur urbanen Anwesenheitsgesellschaft (Rudolf Schlögl) mangelt, wirft die Studie eindrucksvoll Licht auf die partizipative Gesamtdynamik des Elisabethanischen Englands, welche in der »Herrscherkritik« analytisch sichtbar und als vielschichtiger Kommunikationsprozess auffällig wird. DANIEL BELLINGRADT, ERLANGEN Töpfer, Thomas: Die »Freyheit« der Kinder. Territoriale Politik, Schule und Bildungsvermittlung in der vormodernen Stadtgesellschaft. Das Kurfürstentum und Königreich Sachsen 1600–1815. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012, XIV, 482 S. Es ist eine bekannte Tatsache, dass der zentralstaatliche Zugriff auf das Bildungswesen durch mancherlei regionale Besonderheiten vielfältigen Einschränkungen ausgesetzt war. Niemals darf sich deshalb eine Schul- und Bildungsgeschichte, welche deren Realitäten gerecht werden will, auf die Kenntnisnahme und Analyse normativer Texte begrenzen, eine Einsicht, die in der Auseinandersetzung mit den Bildungsverhältnissen in ländlichen Regionen längst berücksichtigt und hier auf städtische Verhältnisse mit ihren unterschiedlichen Bildungsinstitutionen angewandt wird. Bestimmt sieht der Autor die Strukturen des städtischen Bildungswesens in den von ihm berücksichtigten Territorien – das wichtigste protestantische Territorium des Alten Reiches – vom 16. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert von den ökonomisch-sozialen Verhältnissen und gleichermaßen von den politischkonfessionellen Rahmenbedingungen. Als besonders wichtige Quelle, um der lokalen Schulwirklichkeit nahezukommen, hat der Autor die nachreformatorischen Visitationsberichte aus-

gewertet. Ein wichtiges Ergebnis dieser sorgfältigen Studie liegt darin, dass das städtische Bildungswesen auch institutionell sehr viel vielgestaltiger war, als oft angenommen, und wesentliche lokale Reformimpulse bereits ab 1700 wahrnehmbar sind. Als eigenständiges Handlungsfeld der Landespolitik gegenüber dem Kirchenwesen wurde das Schulwesen erstmals nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges im Zeichen des Landeswiederaufbaus entdeckt. Als zentrale Figur wird hier Peter von Hohenthal als Vizepräsident des Oberkonsistoriums in Dresden vorgestellt. Im letzten Drittel beginnen zunehmend lokal initiierte Reformen, an denen oft Geistliche beteiligt waren, eine wesentliche Rolle zu spielen. Die Studie stellt eine wichtige Bereicherung für die Elementarschulforschung dar und zeigt, welche Bedeutung die sogenannten Winkelschulen hatten und wie stark das Verlangen nach Bildung auch im Elementarschulwesen war. Die »Freyheit« der Kinder, von der der Titel spricht, ist eigentlich eine Freiheit der Eltern, zwischen staatlichen und vielfältigen privaten Schulen zu wählen. HOLGER BÖNING, BREMEN Jürgens, Henning P. / Weller, Thomas (Hg.): Streitkultur und Öffentlichkeit im konfessionellen Zeitalter. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, 331 S. In diesem Sammelband, hervorgegangen aus einer Mainzer Tagung im Jahre 2011, geht es darum, das konfessionelle Zeitalter zwischen etwa 1550 bis 1650, das, wie es einleitend heißt, in der Forschung vor allem unter den Leitkategorien von Konfession und Staatsbildung thematisiert worden sei, unter der Frage zu betrachten, ob es während dieses Zeitraumes eine spezifische Öffentlichkeit gab und in welchem Verhältnis diese zu einer empirisch zu konstatierenden Streitkultur steht. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Diskussion um das Verhältnis von repräsentativer und bürgerlicher Öffentlichkeit eingegangen. Gestritten worden sei im konfessionellen Zeitalter keinesfalls nur über Fragen der Religion, sondern beispielsweise hätten auch Ehrund Rangstreitigkeiten eine wichtige Rolle gespielt. Gefragt werden soll in dem vorliegen-

Buchbesprechnung den Band somit zunächst nach den Themen, an denen Streit sich entzündet habe, weiter nach der Etablierung von bestimmten Foren, die einen Rahmen unter weitgehendem Verzicht auf Gewalt gewährleistet hätten, und nach der sich wandelnden Rolle der Medien. Zwar sei der mündliche Streit noch die primäre Form gewesen, doch hätten erst Flugblatt und Flugschrift dazu beigetragen, Streitinhalte über größere Distanzen zu transportieren und damit auch die Formen des Streits zu transformieren. Eine wesentliche Leistung der Schrift als Distanzmedium habe offenbar darin bestanden, die Äußerungen aus ihrem jeweiligen Entstehungskontext zu lösen, bis hin zu der besonders bei polemischen Flugschriften verbreiteten Verschleierung von Autorschaft und Druckort. Die schriftliche Form habe die Streitenden von dem hohen Konformitätsdruck entlastet, der für den Streit unter Anwesenden typisch gewesen sei, durch sie sei ein öffentlicher Raum entstanden, der auch Frauen die Möglichkeit geboten habe, sich an den zeitgenössischen Debatten zu beteiligen. Die Leistung des vorliegenden, für das Thema und den behandelten Zeitraum grundlegenden Bandes liegt darin, diese schon für die reformatorische Öffentlichkeit konstatierten Charakteristika für den dieser folgenden Zeitraum zu thematisieren. Wie nicht anders zu erwarten, zeigen die durchweg anregenden Einzelbeiträge deutlich auf, wie eng die Verzahnung von Politik und Religion im konfessionellen Zeitalter noch durchweg ist und wie komplex sich das Verhältnis von Obrigkeiten zu den sich langsam durchsetzenden neuen Formen öffentlicher Konfliktaustragung darstellt. HOLGER BÖNING, BREMEN Adam, Wolfgang: Verspätete Ankunft. Montaignes Journal de voyage im 18. Jahrhundert. Rezeption eines frühneuzeitlichen Textes. Heidelberg: Winter 2012, 211 S. Bei dem Journal Montaignes handelt es sich um das 1580/81 verfasste Tagebuch einer Italienreise in französischer und italienischer Sprache, das erst 1774 in einer kommentierten Edition publiziert und drei Jahre später dann von dem reformierten Prediger Johann Hein-

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rich Friedrich Ulrich auch ins Deutsche übersetzt, mit den übersetzten originalen Kommentaren der Erstveröffentlichung versehen wurde, zu der nun aber auch eigene Kommentare Ulrichs kamen. Die Studie begreift die deutsche Edition als polyphonen Text, in dem sich verschiedene Ebenen überlagern und in komplexer Weise durchkreuzen. Der Autor unternimmt eine philologische Rekonstruktion dieser Geschichte der Übertragung, durch die er einen, wie er es formuliert, frappierenden Zugang zu den facettenreichen kultur- und literaturgeschichtlichen Diskursen des späten 18. Jahrhunderts findet. Hauptverdienst des deutschen Übersetzers sei es, dafür gesorgt zu haben, dass das von Montaigne geschaffene einprägsame und bunte Bild von einem in Frieden, wenn auch mit konfessionellen Spannungen lebenden Alten Reich vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges von einem deutschen Publikum im 18. Jahrhundert wahrgenommen werden konnte. HOLGER BÖNING, BREMEN Berns, Jörg Jochen: Von Strittigkeit der Bilder. Texte des deutschen Bildstreits im 16. Jahrhundert. 2 Bde. Berlin, Boston: de Gruyter 2014, XII, 666 S., X, S. 667-1348. Das monumentale Werk, hervorgegangen aus germanistisch-literaturhistorischen Vorlesungen und Seminaren zum Themenkomplex »Ästhetik des Luthertums«, will als quellenkritisch abgesichertes Lese- und Arbeitsbuch dienlich sein, indem es eine der zentralen frühneuzeitlichen Mediendebatten rekonstruiert und dokumentiert, in der es um die Frage ging, welche Bedeutung und welchen Wert das Bild für die christliche Religion hat. Angesichts dessen, dass weder literatur-, medien- und kunsthistorische noch frömmigkeitsgeschichtliche Forschungen es unternommen hätten, die Frage nach der ästhetischen Taktur des deutschsprachigen Raums im 16. Jahrhundert interdisziplinär zu erörtern, erhofft sich der Herausgeber, dass seine Textzusammenstellung Ausgangspunkt einer solcher Erörterung sein könnte. Bilder, so Berns, seien strittig gewesen, zuvorderst hinsichtlich ihrer frömmigkeitspraktischen, meditationspsychologi-

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schen und moraldidaktischen Effizienz, aber auch hinsichtlich ihrer lernpsychologischen, mnemonischen, erkenntniskritischen und politischen Potenz. Bei der Auswahl der Dokumente sollte keine konfessionelle Partei bevorzugt werden, daneben war neben der überregionalen Verbreitung und publizistischen Wirkung die Deutschsprachigkeit der Texte ein wichtiges Kriterium, auch wenn einige der aufgenommenen Schriften aus dem Lateinischen übersetzt wurden. Damit werden neben dieser vorwiegend in deutscher Sprache geführten Diskussion zugleich dem Bildstreit innewohnende politische und verlegerische Interessen am deutschsprachigen Publikum dokumentiert. Insofern könne von einer originär deutschen und gemeindeutschen Debatte in einem näher zu bestimmenden kulturpatriotischen Kommunikationsinteresse gesprochen werden, das auch einen Aufwertungsprozess der deutschen Volkssprache innbegriff. Besonders wichtig war es dem Editor, solchen Stimmen Gehör zu verschaffen, die sich auf Dauer in eine der theologischen Korporationen einreihen mochten, beispielsweise Dürer, Erasmus, Franck oder Paracelsus. (S. 1ff.) Die Sammlung enthält 58 Originaltexte aus der Zeit zwischen 1480 und 1610, darunter von Albrecht Dürer, Martin Luther und Andreas Bodenstein (Karlstadt), Franz von Sickingen, Ulrich Zwingli, Erasmus von Rotterdam, Paracelsus und Jean Calvin, von Johannes Cochlaeus und Sebastian Franck, Johann Arndt und Hippolytus Guarinonius. In seiner kurzen Einleitung rekonstruiert der Editor die Debatte präzise in ihren Grundlinien. Eine eigene kleine sehr anregende Monographie zum Thema bietet das vorzügliche Nachwort, das nicht nur über die Motive des Streits unterrichtet, sondern auch über weitere Quellen und die Medien, die Bildtheologie und Themen, Typen und Motive der Bilder informiert. Den gelegentlich geäußerten Verdacht, die Bildstreittexte seien Überreste eines obsoleten Theologengezänks, das kunst- und ästhetikgeschichtlich unergiebig geblieben sei, bezeichnet Berns als zumindest schief: Nie zuvor und nie hernach sei so sehr darauf gedrungen worden, dass Bilder etwas bewirken, etwas bewirken

können, aber auch bewirken müssen. Möge der Wunsch des Editors in Erfüllung gehen, dass diese mustergültige Edition die Chance zu einer Zwischenbilanz für die Bildstreitforschung bietet. HOLGER BÖNING, BREMEN Arndt, Johannes: Herrschaftskontrolle durch Öffentlichkeit. Die publizistische Darstellung politischer Konflikte im Heiligen Römischen Reich 1648–1750. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, 610 S. Die monumentale Studie von Johannes Arndt gehört zu den beachtenswertesten jüngeren Arbeiten zum Kommunikations- und Mediensystem der Frühen Neuzeit. Der Autor nutzt die Ergebnisse der historischen Presseund Kommunikationsforschung zum frühneuzeitlichen gedruckten Medienensemble, zu denen er selbst erhebliches beigetragen hat, um sie mit Luhmannscher Systemtheorie zu verknüpfen und ein von Eigenlogik angetriebenes »Mediensystem der politischen Druckpublizistik« zu zeigen, das die Sammlung von Informationen mit deren textlicher Fertigung und der typographischen Umsetzung samt Distribution und Rezeption in einen kommunikativen Zusammenhang zeigt. Erste systemtheoretische Überlegungen dazu hat er unter dem Titel »Gab es im frühmodernen Heiligen Römischen Reich ein ›Mediensystem der politischen Publizistik‹?« bereits vor zehn Jahren 2004 in diesem Jahrbuch angestellt und nun mit seiner Monographie gezeigt, dass seine auf einer quellennahem Forschung basierenden Ergebnisse selbst dann als beachtlich zu bezeichnen sind, wenn man den systemtheoretischen Prämissen nicht folgen mag. Im ersten Hauptteil stellt Arndt das frühmoderne Mediensystem dar, beginnt mit Überlegungen zur Zirkularität des Nachrichtensystems, beschreibt die Ausdifferenzierung der Medien im Alten Reich, und beginnt sodann mit den einzelnen vor- und frühperiodischen Medien im Heiligen Römischen Reich, mit Nachrichtenbriefen oder geschriebenen Zeitungen, Flugschriften und Messrelationen, um sodann zur Entwicklung der Zeitung zum Leitmedium der politischen Publizistik zu kommen. Sodann steht die Entstehung der poli-

Buchbesprechnung tisch-historischen Zeitschriften im Zentrum, die Historienschriften und die Reichspublizistik, deren Autoren, Drucker und Verleger charakterisiert werden, um sodann einige wichtige frühe Zeitungs- und Zeitschriftenherausgeber näher zu behandeln und sodann in einem Fazit zu einer Charakteristik der frühmodernen Autoren von politischen Periodika zu kommen. Auch Distribution durch Buchwesen und Postwesen bleiben nicht unbehandelt, um endlich auch zur Leserschaft zu kommen. Der zweite Hauptteil stellt sodann auf ebenfalls 250 Druckseiten Reichssystem und Öffentlichkeit dar, wobei die Darstellung immer geerdet bleibt durch verschiedene historische Fallstudien. Die abschließenden Betrachtungen bieten zugleich eine vorzügliche Einführung in das frühneuzeitliche Mediensystem und deren Publizistik und behandeln noch einmal sehr anregend die beiden Grundfragen der Arbeit nach der Beschaffenheit der Öffentlichkeit und den Möglichkeiten frühmoderner Herrschaftskontrolle durch diese Öffentlichkeit, wobei Arndt Öffentlichkeit ausdrücklich nicht moralisch belegen oder modernisierungstheoretisch überfrachten will, sondern, ausgehend von systemtheoretischen Vorarbeiten, funktionalisiert als Summe von Kommunikationen betrachten will, die mit dem Ziel, Herrschenden und Beherrschten die Verständigung über politische Prozesse zu ermöglichen, stattfinden. Verständigung sei dabei weniger allgemeine Partizipation im aktiven Sinn, sondern einfach Anspruch und Einlösung von Information und Informiert-Werden und somit ein Sammelbegriff, der unterschiedliche Prozesse asymmetrischer Kommunikation über Machtangelegenheiten und Gemeinwohl zusammenfasse. Deutlich wird in Arndts Arbeit, dass ein derartiges Öffentlichkeitsverständnis viel älter ist als die Aufklärung, einen ersten mächtigen Schub durch die Reformation erhielt, um zu Beginn des 17. Jahrhunderts in periodische Formen überzugehen. Der »Strukturwandel der Öffentlichkeit« habe somit als laufender Prozess stattgefunden, aber nicht mit jenen Eigenschaften, die Jürgen Habermas ihm zugewiesen habe. (S.

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506) Viel wichtiger sei die Verkürzung und Verdichtung von Nachrichtenübermittlungsintervallen gewesen, wie Wolfgang Behringer sie dargestellt habe, und die Periodisierung der Ausdehnung der Rezipientenschaft, wie sie Martin Welke beschrieben habe. Am Anfang des Mediensystems der politischen Publizistik habe somit das Entstehen der Informationen-Öffentlichkeit gestanden, wie Esther-Beate Körber sie charakterisiert habe. Während es eine politische Öffentlichkeit für die daran beteiligten Personen schon seit dem Vorhandensein von Politik gegeben habe, sei durch die Informationen-Öffentlichkeit die Verbreitung dieser Informationen an ein darüber hinausreichendes Publikum, das nicht aus Herrschaftspersonen bestand, ermöglicht worden. Druckwesen und Öffentlichkeitsbereich seien aus eigendynamischen Prozessen entstanden. Johannes Arndts Studie wird sich mit Sicherheit als Grundlagenwerk zur Herrschaftskontrolle durch Öffentlichkeit und zur Bedeutung der Presse in der Frühen Neuzeit etablieren. HOLGER BÖNING, BREMEN Windhuis, Barbara: Untersuchungen von Kommunikationsstrukturen an ausgewählten Flugschriften zum Großen Nordischen Krieg (1700–1721). Kommunikationsstrategien im Spannungsfeld zwischen Information und Agitation in der Frühaufklärung. Marburg: Tectum Verlag 2013, 355 S. Die Studie, zugleich eine philosophische Dissertation an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, ist der Bedeutung der von ihr als frühaufklärerisch bezeichneten Flugschriften in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts während des Nordischen Krieges nachgegangen. In einleitenden Kapiteln setzt die Autorin sich zunächst mit dem »Bellizismus in der Frühen Neuzeit«, den »Spezifika der Frühaufklärung«, den frühneuzeitlichen Öffentlichkeiten und Kommunikationskulturen auseinander, wobei die Flugschriften als Konstituenten frühneuzeitlicher Öffentlichkeit begriffen werden, sowie mit argumentativem Handeln als Gegenstand des Kommunikationsprozesses auseinander. Das

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Hauptkapitel ist sodann dem eigentlichen Quellenkorpus gewidmet, das neben einer sprachlichen Würdigung, die in dieser aus linguistischer Perspektive vorgenommenen Arbeit im Mittelpunkt steht, eine Auswertung und Zusammenfassung erfährt. Die Flugschriften, so ein Ergebnis der Studie, waren als Vehikel politischen und gesellschaftlichen Wandels wirksam und trugen in zunehmendem Maße zu einem Abbau der Asymmetrie kommunikativer Rollen bei. HOLGER BÖNING, BREMEN Herbst, Klaus-Dieter (Hg.): Acta Calendariographica – Kalenderreihen, Band 3.2: Volksaufklärerische Reformkalender des 18. Jahrhunderts. Der Curieuse Bauer (1739), Historisch- und Geographischer Calender (1779), Des Jüngern Wilhelm Denkers Haus-Calender (1792), neu hg. von Klaus-Dieter Herbst mit einem Beitrag von Reinhart Siegert. Jena: Verlag HKD 2014, 212 S. Mit seinen Schriftenreihen zum Kalenderwesen will der Herausgeber das Studium der großen Schreibkalender befördern, niemand, der sich mit den Kalendern der Frühen Neuzeit befasst, kommt um die in den beiden Reihen erschienenen Bände herum, was insbesondere für die Reihe »Forschungsberichte« gilt, wohingegen die zweite Reihe, von der hier ein neuer Band vorliegt, die Forschungsbefunde beispielhaft durch wichtige Quellen illustriert. Dies gilt auch für die hier edierten drei volksaufklärerischen Reformkalender, die von Reinhart Siegert höchst instruktiv in den Zusammenhang des zeitgenössischen Kalenderwesens und der Volksaufklärung gestellt werden. Ein echter Fund ist ›Der Curieuse Bauer welcher sich und seine Land-Leute aus der Unwissenheit heraus zu reissen und alle Menschen zur Betrachtung der Geschöpffe zum Preiß des Schöpffers zu ermuntern bemühet ist‹. Der Kalender dokumentiert die Anfänge der Volksaufklärung. »Ich will meine Sinnen und Vernunft brauchen lernen«, so spricht hier ein Bauer, wenn er sein Verlangen, in der Naturlehre unterrichtet zu werden, begründet, »ich will die Ehre aller meiner Cameraden retten, damit der Vorwurf, als wenn wir insgesamt tumme und einfältige Schafe wären, wegfallen möge.« AÏSSATOU BOUBA, BREMEN

Amend-Traut, Anja / Baumann, Anette / Wendehorst, Stephan / Wunderlich, Steffen (Hg.): Die höchsten Reichsgerichte als mediales Ereignis. München: Oldenbourg 2012, 231 S., Die Medienereignisforschung hat Hochkonjunktur und richtet sich hier auf die höchsten Reichsgerichte, die in der Frühen Neuzeit ja eine durchaus beachtliche Bedeutung hatten und deren wichtigen Entscheidungen in der Tat der Aufmerksamkeit einer medialen Öffentlichkeit sicher sein konnten. Ob die höchsten Reichsgerichte selbst zum medialen Ereignis werden konnten, bleibt auch nach der Lektüre dieses Sammelbandes unklar. Dem Verständnis von »Medienereignissen« kommen beispielsweise Reichshofratsprozesse nahe, die von Reichstädten in der Regierungszeit Karl VI. (1711–1740) zur Lösung innerstädtischer Konflikte angestrengt wurden. Es ist bemerkenswert, wie in diesen rechtlichen Auseinandersetzungen die gelehrte Reichspublizistik eine zunehmend wichtige Rolle spielt und die Konflikte darüber hinaus auch in der von der Forschung vernachlässigte Gattung der Flugschriften wahrgenommen werden, in denen sich Endurteile, gelehrte Diskussionen, Hinweise zum Verfahren und kontroverse Argumente für ein breites Publikum finden (130f.) und von dort ebenso wie die Prozessverläufe von Zeitungen begleitet wurden. Das Zentralthema dieses Sammelbandes, der aus einer Wetzlarer Tagung von 2009 hervorging, ist jedenfalls das Verhältnis von Arkanum und Öffentlichkeit und die zunehmende Bedeutung von Medien in der öffentlichen Wahrnehmung des Rechtswesens. HOLGER BÖNING, BREMEN Diderots Enzyklopädie. Mit Kupferstichen aus den Tafelbänden. Ediert von Anette Selg und Rainer Wieland. Aus dem Französischen von Holger Fock, Theodor Lücke, Eva Moldenhauer, Sabine Müller. Berlin: Die Andere Bibliothek 2013, 508 S. Die 1751 vom Sohn eines Handwerkers begonnene Enzyklopädie ist mit dem Anspruch einer Präsentation des gesamten zeitgenössischen Wissens sicherlich ein Hauptwerk der europäischen Aufklärung. Die hier vorgelegte bibliophil ausgestattete Edition wesentlicher

Buchbesprechnung Artikel und großartiger Kupferstiche aus den Tafelbänden zeigt, wie lebendig dieses Werk, zu dem Diderot allein mehr als 3.000 Artikel verfasst hat, noch immer ist und welches Lesevergnügen es nach wie vor bereitet, wenn man unter dem Stichwort »Menschenfresser« den Verweis liest: »Siehe auch Eucharistie, Kommunion, Altar usw.« (S. 317) Unter dem Stichwort »Jude« erfährt der Leser, das Judentum habe als Mutter mit Christentum und Mohammedanismus zwei Töchter hervorgebracht, die ihr unzählige Wunden zugefügt hätten. Wenn man die Greuel bedenke, heißt es weiter, welche die Juden seit Jesus Christus erlitten hätten, wundere man sich, dass dieses Volk überlebt habe: »Mit einem Wort, es läßt sich kaum beschreiben, wie übel man dem Volke der Juden allenthalben im Laufe der Jahrhunderte mitgespielt hat.« (S. 247) Die Enzyklopädie hat auch zur Kommunikationsgeschichte manches Intelligente zu sagen, wenn man beispielsweise unter »Journalist« aus Diderots Feder liest, dieser sei ein Schriftsteller, der sich damit befasse, Auszüge aus Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst und Urteile darüber zu publizieren, ein Mensch von dieser Art könne nichts schaffen, wenn die andern ruhten. Gleichwohl sei er nicht ohne Verdienst, wenn er die nötigen Talente für diese Aufgabe besitze, ihm die Fortschritte des menschlichen Geistes am Herzen lägen und er die Wahrheit liebe. Und zu einem Journal oder einer Zeitung heißt es, sie umfassten eine so mannigfaltige Fülle von Stoffen, dass ein einzelner Mensch unmöglich auch nur eine mittelmäßige Zeitung zustande bringen könnte, sie müsse das Werk einer Gesellschaft von Gelehrten sein. Nicht genügend sei es, dass ein Journalist Kenntnisse besitze, er müsse auch gerecht sein, eine zuverlässige und tiefe Urteilskraft, Geschmack, Scharfsinn und große Übung in der Kritik haben, auch Humor besitzen, und möge sein Interesse von dem des Buchhändlers und des zu beurteilenden Schriftstellers streng geschieden sein. (S. 245) Und zum zeitgenössischen Journalwesen erfährt man, man habe jetzt eine Menge derselben, weil man festgestellt habe, dass es leichter sei, über ein gutes Buch zu berichten, als eine gute

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Zeile zu schreiben«. (S. 245) Zum Buchdruck hört der Leser die im Zeitalter der digitalen Euphorie vielleicht visionäre Mahnung: »Alle anderen Künste, die dazu dienen, unsere Ideen zu verewigen, vergehen mit der Zeit. [...] Dank der schönen Kunst des Buchdrucks können also die Menschen ihre Gedanken in Werken zum Ausdruck bringen, die ebenso lange währen wie die Sonne & erst mit der allgemeinen Umwälzung der Natur untergehen.« (S. 97) Beherzigend für jeden Rezensenten endlich der Artikel zur Kritik in den Wissenschaften, in dem es zum Kritiker heißt, seine Aufgabe sei es, diejenigen zum Schweigen zu bringen, die nur den Umfang der Wissenschaften vergrößerten, ohne ihren Schatz zu vermehren. (S. 265) Endlich, um auch dies zu erwähnen, lernt man wie bei der Lektüre von Kant auch mit dem Artikel über »Neger« etwas über die Grenzen der Aufgeklärtheit, werden diese doch als Inbegriff der Hässlichkeit identifiziert. Immerhin wird die Frage aufgeworfen, ob eine Vermischung von Menschen unterschiedlicher Hautfarben nicht neue Schönheiten hervorbringen könnte. Auch hat man keinen Zweifel, dass alle Menschen »aus ein & derselben Mutter hervorgegangen sind«. (S. 329) Entsprechend wird der Sklavenhandel beurteilt: »Dieser Kauf von Negern, die zu Sklaven gemacht werden sollen, ist ein Handel, der gegen die Religion, die Moral, die Naturgesetze & alle Rechte der menschlichen Natur verstößt.« (S. 388) HOLGER BÖNING, BREMEN Lohsträtter, Kai / Schock, Flemming (Hg.): Die gesammelte Welt. Studien zu Zedlers Universal-Lexicon. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2013, VII [+1], 329 [+1] S. Zedlers »Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste« gehört mit seinen zwischen 1732 und 1754 erschienenen 64 regulären und 4 Supplementbänden neben der französischen Enzyklopädie Diderots zu den ganz großen enzyklopädischen Leistungen der Frühen Neuzeit. Mit 68.000 Seiten im Folioformat, 300.000 Artikeln und noch einmal soviel Verweisstichwörtern wollte es, wie die Titelformulierung verrät, alles bieten, was »bißhero durch menschlichen Verstand und Witz

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erfunden und verbessert worden«, ein Buchprojekt ohnegleichen also, das der Buchhändler und Verleger Johann Heinrich Zedler (1706–1751) hier verwirklicht hat. Nachdem es in einem Gemeinschaftsprojekt der HAB Wolfenbüttel und der Bayerischen Staatsbibliothek in München nicht nur digitalisiert, sondern auch noch erschlossen wurde, gehört es heute zu den wichtigsten und am häufigsten genutzten Auskunftsmitteln zum Wissen des 18. Jahrhunderts. Der Bedeutung dieses epochalen Werkes steht ein höchst unbefriedigender Forschungsstand gegenüber, der sich zwar seit den Arbeiten Ulrich Johannes Schneiders verbessert hat und mit den hier vorliegenden interdisziplinären Studien – Ergebnis einer Tagung im Jahre 2010 der HAB Wolfenbüttel – weiter verbessert werden soll, indem er zu weiteren Forschungen anregen will. Im Mittelpunkt stehen die im 17. und frühen 18. Jahrhundert entstehenden neuen Ordnungen des Wissens und damit verbunden die neuen Formen der Vermittlung und Darstellung, wobei auch die europäischen Enzyklopädien vor Zedlers Lexikon vorgestellt werden. Mehrere Beiträge setzen sich mit Einzelartikeln in der Enzyklopädie oder mit der Darstellung einzelner Wissensbereiche und Wissenschaften auseinander, beispielsweise der Mathematik oder der neuen Kameralwissenschaften. Auch wird danach gefragt, wie europäischen Lesern die überseeische Welt vermittelt wurde, beispielsweise in einem Beitrag zur Darstellung von Sklaverei und Sklavenhandel. Interessant ist in diesem gelungenen Sammelband die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Enzyklopädien und periodischer Presse sowie insbesondere mit dem Pakt, den Journale und Lexika schlossen. Gezeigt wird hier etwa, dass das »Universal-Lexicon« Zedlers eine mediengeschichtlich bedeutsame bibliographische Quelle etwa für Leipziger Periodika, aber auch weit darüber hinaus, darstellt. Auch fanden die Journale vielfältige Verwendung als Quellen für die Sachartikel. HOLGER BÖNING, BREMEN Die Grand Tour des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau und des Prinzen Johann Georg durch Europa. Aufgezeichnet im Reisejournal des Georg

Heinrich von Berenhorst 1765–1768. Hg. und kommentiert von Antje und Christophe Losfeld unter Mitarbeit von Uwe Quilitzsch. Bd. 1–2. Halle: Mitteldeutscher Verlag 2012, XXX, 354, 304 S. Georg Heinrich von Berenhorst, 1733 geborener unehelicher Sohn des die Vaterschaft anerkennenden Leopolds I., Fürst von AnhaltDessau, genannt der Alte Dessauer und legendärer Heerführer in der preußischen Armee unter Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II., hat in französischer Sprache ein Reisejournal verfasst, das jene 1765 beginnende Bildungsreise protokolliert, während der seine Neffen Fürst Franz von Anhalt-Dessau und Prinz Johann Georg sowie Friedrich Wilhelm Erdmannsdorff und der Autor Italien, Frankreich und England erleben. Dieses Reisejournal eines bedeutenden, viel zu wenig bekannten Autors wurde nun in einer vorzüglichen Edition im Original und einer höchst gelungenen deutschen Übersetzung der Forschung zugänglich gemacht, die damit Kenntnis bisher unbekannter Ereignisse und Erfahrungen erhält, die für die Entwicklung Anhalt-Dessaus im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts zu einem Zentrum der europäischen Aufklärung von größter Bedeutung sind. Der 1775 abgeschlossene und dem Fürsten Franz von Dessau als Erinnerung an die gemeinsame Reise der Jahre 1765–1768 gewidmete Text war nicht zur Veröffentlichung gedacht, er dokumentiert einerseits eine gewöhnliche Reise von Adeligen, zeigt aber doch auch bereits recht spezielle Interessen der Reisenden. Die Edition ist vorzüglich kommentiert und mit Registern versehen. Nicht zuletzt aber bringt der Reisebericht dem Leser den Autor von Berenhorst als bemerkenswerte Persönlichkeit näher, Sechzehnjährig begann Georg Heinrich 1749 seine militärische Karriere in der preußischen Armee, 1757 brachte er es zum Adjutanten beim Bruder des Königs, Prinz Heinrich von Preußen, wo er vermutlich zuerst mit kritischen Urteilen über die Feldherrenqualitäten und den Charakter Friedrichs II. konfrontiert wurde und, ebenfalls wichtig, sich in dem literarisch und philosophisch interessierten Kreis um den Prinzen als Autodidakt bis dahin versäumte Bildung erwarb. Ab 1760

Buchbesprechnung war er dann – gegen seinen Willen – Adjutant beim König selbst, dessen leiblicher Vetter zweiten Grades er war. Mit großer Mühe erlangte er, nachdem er beim König in Ungnade geraten war, die Entlassung aus der Armee und wurde zum scharfen Kritiker der preußischen Militärpolitik und Friedrichs II., den er wegen seines Vorgehens als Kriegsherr als »Totengräber« bezeichnete. Seine »Betrachtungen über die Kriegskunst«, deren erste Abteilung 1796 mit dem Druckjahr 1797 in hoher Auflage von 2.500 Exemplaren anonym in Leipzig erschienen, gehören zu den wenig bekannten preußenkritischen, aber höchst lesenswerten Werken. Das Werk stellt eine geistreiche, vorzüglich geschriebene Fundamentalkritik an Stehenden Heeren dar, zugleich gehört es zu den sachkundigsten und schärfsten Kritiken an der Kriegsführung Friedrichs II. und am preußischen Militärwesen. Das ausdrückliche Ziel Georg Heinrich von Berenhorsts war es, den »Herrschern das Kriegführen zu verleiden«. Auch deshalb sucht man seinen Namen bis heute in fast allen Friedrich-Biographien vergeblich. Endlich vermittelt der Reisebericht auch etwas von dem in Dessau-Wörlitz herrschenden humanen Geist, der Franz von Anhalt-Dessau zum von den Aufklärern geschätzten Musterfürsten werden ließ, ein Geist, der aufgeklärt zu sein nicht nur behauptete, sondern an seinen praktischen Reformen und Verbesserungen gemessen werden konnte. HOLGER BÖNING, BREMEN Fahlenkamp, Dirk: Friedrich der Große. Sein Zeitalter auf Briefmarken. Karwe: Edition Rieger 2014, 200 S. Der wunderbar ausgestattete und illustrierte Band erzählt unterhaltsam plaudernd eine Geschichte Friedrichs II. von Preußen und seines Zeitalters anhand von Briefmarken, wobei ein staunenswerter Reichtum zu konstatieren ist. In sieben Kapiteln »Vorfahren, Vorbilder und Konkurrenten«, »Geistige Leitbilder«, Friedrich II. privat«, »Aufklärung in Preußen«, »Selbstverwirklichung«, »Berlin – Brandenburg – Preußen«, »Friedrich und die Wissenschaft« sowie einem Epilog »Zeitgenossen und die Nachwelt« erlaubt das Medium Briefmarke als

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minimalisiertes Kunstwerk ganz eigenständige und eigenartige Begegnungen mit dem preußischen Monarchen, obwohl die Geschichte der Briefmarke 1840 erst gut sieben Jahrzehnte nach seinem Tod in Großbritannien begann. Die erste preußische Briefmarke wurde 1850 von Friedrich Wilhelm IV. geziert, 1856 und danach wurde der Große Kurfürst geehrt, und selbstverständlich ist auch Friedrich II. unzählige Male auf einem Postwertzeichen verewigt. Ein gelungener Band, der sehr schön zeigt, wie Briefmarken Geschichte vermitteln. HOLGER BÖNING, BREMEN Freedman, Jeffrey: Books Without Borders in Enlightenment Europe. French Cosmopolitanism and German Literary Markets: Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press 2012, IX + 382 S: Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie steht der Handel der von Schweizer Calvinisten gegründeten Société Typographique de Neuchâtel mit französischsprachigen Büchern in Deutschland, wobei Neuchâtel oder Neuenburg ein in der Westschweiz gelegenes preußisches Territorium war. Dazu zieht der Autor die umfangreichen Archive der Société heran. Trotz der transnationalen Realitäten des Buchhandels im 18. Jahrhundert werde die Buchgeschichte, so der Autor, noch immer überwiegend als nationale Buchgeschichte geschrieben. Die 1769 gegründete Société Typographique de Neuchâtel, die bis zur Französischen Revolution ihre besten Jahre hatte, war auf ein interessantes Geschäftsmodell spezialisiert, indem sie fast keine Originalmanuskripte verlegte, sondern ihr verhältnismäßig risikoloses Geschäft mit Nachdrucken machte, für die sie natürlich keine Rechte erwarb und somit auch keine Mittel aufwenden musste. Die Studie befasst sich detailliert mit dem Vertrieb der von der Gesellschaft produzierten Bücher in wichtigen deutschen Städten, den ökonomischen Umständen, mit denen die Gesellschaft sich auseinandersetzen musste, den Geschäftsbeziehungen der Gesellschaft zu wichtigen deutschen Buchhändlern, dem Verhältnis zwischen den Bestellstrategien der Buchhändler und der Nachfrage der Leserschaft. Grundsätzlich ver-

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kaufte die Gesellschaft, ohne sich irgendwelche programmatische Einschränkungen aufzuerlegen, alles, was dem Publikum gefiel und kaufte. Entstanden ist eine interessante Studie zum Alltag des Buchhandels unter den besonderen Bedingungen des Handels mit Nachdrucken. Verschiedene Anhänge sowie eine Reihe von Karten und Tabellen erlauben zusätzliche Einblicke, der durch Register gut erschlossenen Arbeit. HOLGER BÖNING, BREMEN Grotehenn, Johann Heinrich Ludewig: Briefe aus dem Siebenjährigen Krieg, Lebensbeschreibung und Tagebuch. In Zusammenarbeit mit dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Potsdam herausgegeben und kommentiert von Marian Füssel und Sven Petersen unter Mitarbeit von Gerald Scholz. Potsdam: Militärgeschichtliches Forschungsamt 2012, 241 S. Für jede Quelle, die als individuelle Aufzeichnung, in der Form von Briefen, Tagebüchern oder anderen Schilderungen, historisches Kriegserleben vermittelt, muss die Forschung dankbar sein, so auch für die hier edierte Briefsammlung eines einfachen Soldaten, die sich im Stadtarchiv Braunschweig befindet und aus 60 handschriftlichen Briefen besteht, zu denen eine kurze Lebensbeschreibung von der Geburt bis zum Beginn des Siebenjährigen Krieges sowie einige weitere tagebuchartige Schriftstücke kommen, die sein Leben nach dem Krieg schildern. Auch wenn nicht alle Autobiographien und Tagebücher ähnlich eindrückliche Schilderungen bieten wie die des Armen Mannes aus dem Togggenburg, Ulrich Bräker, ist die vorliegende Edition ein gutes Beispiel dafür, dass die ästhetische Qualität und der Reichtum des Übermittelten nicht in unmittelbarem Zusammenhang stehen müssen. Grotehenn schreibt routiniert, aber – soweit sich dies erkennen lässt – ohne zum Schreiben durch literarische Vorbilder angeregt zu sein oder selbst literarische Ambitionen zu verfolgen. Dies hindert ihn nicht an anschaulichen und immer verständlichen Schilderungen, die den Leser in das Schlachtgeschehen des Siebenjährigen Krieges versetzen: »So wurde alles in dem Wald Commandirt, was noch in felde stund, allein der berg war so steigig und

so Heiß, nicht allein von der großen Sonnen Hitze, sondern am Mehrsten von Cannonen und gewehr feuer, und die äste so mit dem großen kugeln von den bäumen geschoßen wurden fielen Menschen und Pferde zu schanden; große bäume zerspalteten, wenn sie von einer 24 [Pfund] kugel getroffen wurden, Unsere Herrn Officier Commandirten bald Rück bald vorwärts allein es war aller orten kein guth stehen«. (S. 39) Grotehenns Aufzeichnungen lassen an Siegen und Niederlagen der preußischen Armee teilhaben, zeigen, wie das Militär gleich einer Landplage durch unglückliche Regionen zieht, schildert die Zerstörungen der Infrastruktur ganzer Regionen und Dörfer sowie versehentliche Gefechte mit den eigenen Kameraden, was heute »friendly fire« genannt wird, die Vollstreckung von Todesurteilen an preußischen Soldaten, Plünderungen sowie räuberische Übergriffe auf die Zivilbevölkerung und Erpressungen von Geld und Nahrungsmitteln, die Missstände bei der Versorgung der Armee und bei der Behandlung von Verwundeten, die erbärmlichen Nahrungsrationen, vor allem aber die Leiden und die kleinen Freuden der Soldaten. Ein eigenes Verhältnis zu seinem Kriegsherrn hat Grotehenn nicht, in den Briefen aus dem Felde erwähnt er ihn wie in den Tagebüchern wenige Male, stets ohne Wertungen und lediglich nebenher, anlässlich eines Besuches in Braunschweig etwa oder 1778 im Zusammenhang mit neuen militärischen Auseinandersetzungen, in die der König Preußen verwickelt. Stets erkennbar ist in den Aufzeichnungen das ausgeprägte zeitgeschichtliche Interesse des Autors. Grotehenn wurde am 18. August 1734 in Breitenkamp (Landkreis Holzminden) als Sohn des örtlichen Schulmeisters geboren, seine Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeit dürfte in etwa der entsprechen, die auch anderen Kindern der Landbevölkerung in seiner norddeutschen Heimat vermittelt wurde. Seine Soldatenkarriere dürfte nicht ganz untypisch sein für junge Menschen, die überdurchschnittlich groß waren. Achtzehnjährig wird ein braunschweigischer General auf ihn aufmerksam, doch kann er sich vorerst dem Militärdienst entziehen und sich vor den Soldaten des Her-

Buchbesprechnung zogs zu verstecken. Ende 1753 stellen die Militärbehörden den Flüchtigen und bringen ihn nach Braunschweig, wo er nicht nur gemustert und ausgerüstet, sondern auch gedrillt wird. Bis auf die jährlichen Musterungen ist er danach frei, doch mit dem Beginn des Siebenjährigen Krieges muss er einrücken und wird durch seinen mit Preußen verbündeten Landesherrn zum Teil der preußischen Militärmaschinerie. Bald befördert man ihn zum Unteroffizier, er hat sodann während des gesamten Krieges Dienst zu leisten. 1764 kann er seine Entlassung aus dem Militärdienst erreichen und wird Küster in Braunschweig. Das verdienstvolle Editionsprojekt ging aus einem von Marian Füssel geleiteten Seminar an der Universität Göttingen hervor, zu loben sind die sorgfältigen Kommentierungen und umfassenden Register. Die Arbeit an der gelungenen wissenschaftlichen Edition wurde vom zweiten Herausgeber und einem weiteren Mitarbeiter geleistet. HOLGER BÖNING, BREMEN Winkel, Carmen: Im Netz des Königs. Netzwerke und Patronage in der preußischen Armee 17131786. Paderborn u.a.: Schöningh 2013, 364 S. Die Autorin hat einen treffenden Titel für ihre bemerkenswerte Studie gefunden, denn vielen Offizieren ging es in der preußischen Armee wie einer Fliege im Spinnennetz: einmal gefangen, gab es nur noch schwer ein Entkommen. Ihr geht es darum, die militärischen Eliten Brandenburg-Preußens mit den Methoden der Netzwerk- und Patronageforschung zu untersuchen, womit ein zentrales Thema des Staatsbildungsprozesses angesprochen ist, die Beziehung nämlich zwischen Monarch und dem einheimischen Adel, der den Großteil der Offiziersstellen innehatte. Dabei geht die Autorin davon aus, dass sich der König im Verhältnis zu seiner Armee einer vielfach erprobten Kommunikations- und Sozialform bedient, nämlich eines Klientelverhältnisses zwischen Offizieren und Monarchen. Gezeigt wird, dass die Einbindung des Adels in die Herrschaft der preußischen Könige mittels zahlreicher neuer Instrumente auf bürokratischer, semantischer, materieller und symbolischer Ebene erfolgt. Dabei entstehen persön-

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liche Netzwerke der Offiziere, die ihrerseits beträchtlichen Einfluss auf Rekrutierung, Beförderung und Karrierechancen haben und besonders wichtig für die Heeresergänzung und Anwerbung des Offiziersnachwuchses sind. Reizvoll ist, dass der gewählte Zeitraum Vergleiche ermöglicht zwischen dem Soldatenkönig und seinem kriegerischen Sohn. Dabei wird deutlich, dass Friedrich in noch stärkerem Maße als sein Vater die Vergabe von Offizierschargen nutzte, um gezielt wichtige politische Verbündete in sein Klientelnetzwerk zu integrieren, was wichtig für die Umsetzung seiner riskanten Außenpolitik war. Zugleich zeigt sich, dass es, wenn man in den Forschungen zur preußischen Geschichte einmal zu neuen Quellen greift und nicht nur bekannte neu ausschreibt, Legenden zu entzaubern und idealisierende Bilder zu korrigieren gilt, beispielsweise die von den ihrem König treu ergebenen Offizieren, der diese im Gegenzug stark privilegiert und sich um alle ihre Angelegenheiten selbst gekümmert habe. Tatsächlich ergibt sich, dass ein vielschichtiger Prozess der Kooperation zwischen Monarch und Adligen vorlag, in dem auch der König gezwungen war, seine Herrschaft neu zu legitimieren. Bemerkenswert, dass die Ämtervergabe im Heer oft nicht nach funktionalen Kriterien erfolgte, sondern aufgrund persönlicher und familiärer Interessen. In diesem Zusammenhang zeigt die Autorin, dass die in der älteren Forschung behauptete Erfolgsgeschichte der Schlesischen Kriege nicht für die wichtigen Klientelbeziehungen aufrechterhalten werden kann, sondern dass etwa von den Fürsten von AnhaltDessau und Württemberg familiäre Interessen höher eingeschätzt wurden als der Dienst für den König. HOLGER BÖNING, BREMEN Linden, Harry B. van der: Veitel Heine Ephraim. Hofjude Friedrichs II. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag 2013, 76 S. Die kleine Biographie zeichnet das Leben des Hoffaktors des preußischen Königs Friedrichs II. nach, in dessen Kriegsfinanzierung er als Pächter des dem König in die Hände gefallenen Leipziger und Dresdener Münzregals eine zentrale Rolle spielte. Der Betrug, den

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Friedrich II. im Siebenjährigen Krieg mit seinen Münzen vornehmen ließ, war ein doppelter: der Edelmetallgehalt der Prägungen wurde verringert – beim Friedrichsdor und Augustdor beispielsweise 767/1000 und 466/1000 statt wie üblich 906,25/1000 – und außerdem, um die Identifizierung zu erschweren, das Prägedatum rückdatiert auf die Jahre 1753 und 1754. Leipzig wurde zur größten Kriegsmünzstätte, nachdem ab Januar 1757 mit den sächsischen Stempeln – eine wichtige Kriegsbeute – in riesigen Mengen Achtgroschenstücke (Dritteltaler) und Achtzehngröscher (Fünfteltaler) geprägt wurden. Die Differenz zwischen Soll- und realem Edelmetallgehalt diente der Kriegsfinanzierung. Im Volksmund erhielten diese Münzen nach dem Münzunternehmer, der im Auftrag des preußischen Königs die Prägungen besorgte, die Bezeichnung Ephraimiten. Es ist bekannt, dass dieses Geschäft im weiteren Verlaufe des Krieges immer ungenierter betrieben und Jahr für Jahr der Edelmetallgehalt weiter heruntergesetzt wurde, um dann mit den neu geprägten Münzen die wertvolleren des Vorjahres zu kaufen, diese wiederum einzuschmelzen und mit erneut reduziertem Edelmetallgehalt zu prägen, Mehr als zwanzig Prozent der 140 Millionen Taler Kriegskosten, nämlich 30 Millionen, konnten mit dem Betrug gedeckt werden. Die Münzunternehmer profitierten mit ca. 3,3 Prozent von dieser erwirtschafteten Summe. Auf preußischen Kanzeln wurde nicht gegen den König, sondern gegen die Juden und das »Judengeld« gewettert, der König war fein heraus. Als Folgen der Münzverschlechterungen kam es zu Teuerung und Verarmung sowie zu Pogromen. Friedrich II. aber hatte die Chuzpe, über die von ihm als Werkzeuge seiner Falschmünzereien benutzten Menschen zu schreiben, man habe zu viele Juden in den Städten, sie seien nur an den Grenzen zu Polen nötig, an anderen Orten würden sie schädlich durch den von ihnen betriebenen Wucher und Schmuggel »und durch tausend Spitzbübereien, die sich zum Nachteil der Bürger und christlichen Kaufleute auswirken«. Ephraim war die judenfeindliche Haltung des preußischen Aufklärers auf dem

Thron, wie der Monarch sich gerne tituliert sah, sehr bewusst, wie eine von ihm verfasste Denkschrift »Über die Lage der Juden in Preußen« zeigt (abgedruckt S. 59ff.). Offenbar hatte Moses Mendelssohn aufgrund der Geschäfte Ephraims ein distanziertes Verhältnis zu dem Unternehmer. Einen guten Namen machte dieser sich mit seinem Engagement für die Bildung armer christlicher und jüdischer Kinder sowie als Gründer der »Veitel Heine Ephraimschen Lehranstalt«. In seinem Testament verfügte er die Unteilbarkeit seines Vermögens und die Enterbung von Konvertiten. HOLGER BÖNING, BREMEN Legal, Claus / Legal, Gert: Friedrich II. Der Fall Hubertusburg. Rudolstadt: Burghügel Editionsverlag 2012, 317 S. Es ist kein Glücksfall, dass die beiden Autoren den »Unterthänig-gehorsamsten Bericht« aufgefunden haben, den der Schlossinspektor George Samuel Götze zu Beginn des Jahres 1761 während der Plünderung von Schloss Hubertusburg durch ein preußisches »Frey-Bataillon« verfasste und damit dokumentierte, was über mehrere Monate auf Befehl Friedrichs II. als Ausraubungs- und Zerstörungswerk geschah. Kein Glücksfall deshalb, weil Claus und Gert Legal sich systematisch um die Sichtung der unterschiedlichsten Quellen bemüht haben, bei der ihnen neben den königlichen Küchenplänen und kleinen Notizen zur Speisung der Windspiele Friedrichs II. auch der umfangreiche Augenzeugenbericht des Schlossverwalters von Schloss Hubertusburg in die Hände fiel. Ebenso systematisch bedienen die Autoren sich auch der zeitgenössischen Kriegsberichterstattung in den Zeitungen als überaus aussagekräftige und bis in die kleinsten Details aufschlussreiche Quellen für ihre Recherchen über das barbarische Werk des Philosophen auf dem Thron, zu dem er sich als Kommandanten des Freibataillons eines ebenfalls hochgebildeten Mannes bediente, nämlich des Philologen und Theologen Karl Theophil Guichard, der von Friedrich II. den Namen Quintus Icilius zugeteilt erhielt. Selbstverständlich finden sich die Zeitungsberichte über die als Tabubruch empfun-

Buchbesprechnung denen Plünderungen nicht in den strengster Zensur unterliegenden preußischen Zeitungen, sehr wohl aber in den Hamburger Blättern und insbesondere in der Erlanger Zeitung. Eindrücklich lassen die beiden Autoren den Leser daran teilhaben, in welcher Weise die nicht zuletzt zu Brandschatzungen und Plünderungen geschaffenen Freibataillone zur Radikalisierung und Brutalisierung des Siebenjährigen Krieges beitrugen. HOLGER BÖNING, BREMEN Riesbeck, Johann Kaspar: Briefe eines reisenden Franzosen. Hg. von Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz. Berlin: Die Andere Bibliothek 2013, 681 S. Johann Kaspar Riesbeck war seit 1780 erster Redakteur in der Gründungszeit der ›Zürcher Zeitung‹ und kannte sich damit aus, wie das zeitgenössische Lesepublikum angesprochen werden musste, auch wusste er, dass man sich mit allen Klassen des Volks mischen müsse, wenn man Städte und Regionen mit ihrer ganzen Vielfalt beschreiben wollte. Als Franzose stellte er sich den Lesern vor, der seinem daheim in Paris gebliebenen Bruder in den hier wundervoll neu edierten, erstmals 1783 erschienenen Briefen berichtet, was ihm an Sonderbarkeiten in den Ländern des Deutschen Reichs auffällt. Im Zuge der Reiseliteraturforschung seit den 1970er Jahren war Riesbeck als besonders lohnend bereits wiederentdeckt worden, nun sind seine Brief in einer gut kommentierten Edition auch für ein breiteres Publikum wieder zugänglich. Viele der Schilderungen sind fiktiv oder anderen Reisebeschreibungen entnommen, der Wert der Riesbeckschen Briefe liegt in ihrem eleganten Stil, ihrer Ironie und dem – zumeist – aufklärerischen Blick auf die deutschen Verhältnisse, denen der Autor immer wieder mit großer Spottlust gegenübertritt. Auf diese verzichtet er, wenn er Potsdam schildert und in den höchsten Tönen alles Lob für Friedrich II. zusammenträgt, das jemals in der aufgeklärten Publizistik erschienen war, ja, zu einer umfassenden Verteidigung des Monarchen gegen alle Vorwürfe antritt, die jemals in der europäischen Öffentlichkeit laut geworden waren.

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»Seine Bauern«, so Riesbeck über den König, »sind nichts weniger, als in Gefahr, Schlachtopfer eines Ehrgeizes zu werden, den man ihm auf die ungerechteste Art, wie ich dir in der Folge meiner Briefe zeigen werde, angedichtet hat.« (S. 383) HOLGER BÖNING, BREMEN Arni, Caroline / Schulte, Regina / Tippelskirch, Xenia von (Hg.): Thema: Botengänge. Köln, Wien, Weimar: Böhlau 2012 (= Historische Anthropologie, 20,1), 149 S. Im Editorial wird das Thema erweitert auf »Botengänge – zur Geschlechtergeschichte von informellem Wissensaustausch (1500–1900)«. Nur selten, so die Herausgeberinnen des Themenheftes, sei Kommunikation auch unter geschlechtergeschichtlichen Perspektiven betrachtet worden. Im Mittelpunkt steht die informelle Nachrichten- und Wissenszirkulation in der Frühen Neuzeit, wobei durch den Titel »Botengänge« die Aufmerksamkeit auf Bedeutung, Rolle und Geschlecht von Vermittlern gelenkt werden soll. Es sind fünf Aufsätze, die diesem Thema gewidmet sind. Pernille Arenfeldt geht es um Erwerbung und Weitergabe medizinischen Wissens durch die Kurfürstin Anna von Sachsen, wozu sie Briefe, Bücher und mündlichen Austausch nutzt. Medizinisches Wissen, so betont die Autorin, sei zwar geschlechtsspezifisch, aber über Standesgrenzen hinweg weitergegeben worden. Xenia von Tippelskirch analysiert anonym veröffentlichte Texte der französischen Mystikerin Jeanne Marie Bouvier de La Motte-Guyon, wobei ihr die Anonymität der Texte unabhängig davon wichtig ist, dass der Name der Autorin »Eingeweihten« durchaus bekannt war, habe die Anonymität doch die Weitergabe der Texte über Konfessionsgrenzen hinweg ermöglicht. Zwei Aufsätze setzen sich mit den Möglichkeiten des Dienstpersonals an adligen Höfen auseinander, »politisch relevant [zu] handeln« (S. 58) bzw. befassen sich mit Gerüchten und Intrigen, an denen Bedienstete beiderlei Geschlechts beteiligt gewesen seien. Der letzte Aufsatz »Gerede und Arbeit im Dorf« von Regina Schulte thematisiert anhand eines oberbayerischen Falles von Tötung eines Neugeborenen die Funktionen

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von »Gerede« im Dorf, das den Weg als Verdacht auch in Gerichtsprotokolle fand. Von tatsächlichen »Botengängen« erfährt man in den Aufsätzen gegen die Erwartung kaum etwas, tatsächlich geht es nämlich um informelle Kommunikationsstrategien, die einen wichtigen Teil aller Kommunikationsvorgänge ausgemacht haben dürften. HOLGER BÖNING, BREMEN Müller, Johann Christian: Meines Lebens Vorfälle und Neben-Umstände. Teil 2: Hofmeister in Pommern (1746-1755). Hg. und kommentiert von Katrin Löffler unter Mitarbeit von Nadine Sobirai. Leipzig: Lehmstedt Verlag 2013, 455 S., 32 S. Farbtafeln. Fast bleibt dem Rezensenten nur zu wiederholen, was er schon im Jahrbuch 2008 zum ersten Teil dieses Werkes ausgeführt hat, dass er nämlich ein solch schönes, nach allen Regeln der Buchkunst gestaltetes Werk lange nicht mehr in der Hand gehabt und der Verleger für eine Ausstattung Sorge getragen habe, die dem großen Wert dieses singulären Textes aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in jeder Weise entspricht, und wiederum finden sich auch zwei Lesebändchen, die es bequem erlauben, vom Text zu der umsichtigen und informationsreichen Kommentierung dieser nach allen Regeln der Kunst edierten autobiographischen Aufzeichnungen des Pfarrers Johann Christian Müller zu wechseln. Dieser zweite Teil der Autobiografie lässt die fast ein Jahrzehnt währende Zeit Müllers als Hofmeister bei verschiedenen adligen Familien in Schwedisch-Vorpommern lebendig werden und vermittelt einen Einblick in den Alltag eines Hauslehrers, in die vielfältigen Probleme, die der Umgang mit den Zöglingen, den anderen Bediensteten und den Herrschaften mit sich brachte. Auch Müller kennt die »Geringschätzung des Hofmeisters«, höchst anschaulich, wenn er schildert, wie er bei seinen Zöglingen die »Lese-Begierde« erweckt, mit ihnen Brockes »Irdisches Vergnügen in Gott« liest, ihre Urteilskraft schärft oder sie mittels Zeitschriften »in die Geheimniße der Cabinetter« führt. (S. 25, 78) Auch belehrt er über die »lächerliche Einbildung des Adels« (S. 26), er-

lebt mit ihnen bei kleinen Reisen das städtische Leben in Stralsund und Greifswald, berichtet über die »Bedaurenswürdige Einfalt der Landleute in Ansehung der Religion«, (S. 94) eine »Lustige Bauer Hochzeit« oder ein »unglückliches Aderlaß« (S. 125), von Übernachtungen in öffentlichen Wirtshäusern, immer wieder von ihn bewegenden Träumen oder von der Lektüre der Moralischen Wochenschrift ›Der Mensch‹. (S. 239f.) Es ist die ganze Buntheit des alltäglichen Lebens, die sich hier dem Leser vermittelt. Auch erfährt man, welche große Bedeutung gesundheitliche Beeinträchtigungen und medizinische Mittel dagegen im Alltag hatten. Bis 1755, Müller ist nun 35 Jahre alt, dauert die Hofmeisterzeit, erst dann wird der Kandidat endlich zum Pfarrer an der Stralsunder Heiliggeistkirche gewählt. Seine Erfahrungen als Hofmeister hatten ihn belehrt, sich besser nicht um eine der adligen Pfarreien auf dem Lande zu bewerben, waren deren Inhaber doch von den Gutsherren in einer ähnlichen Abhängigkeit wie die Hauslehrer. Besonders hinzuweisen ist auf das schöne und kenntnisreiche Nachwort der Herausgeberin, in dem einfühlsam die Leiden und Freuden des Hofmeisterdaseins thematisiert werden. Man darf bereits gespannt sein auf die nächsten Bände. HOLGER BÖNING, BREMEN Sidler, Pascal: Schwarzröcke, Jakobiner, Patrioten. Zürich: Chronos Verlag 2013, 375 S. Diese Regionalstudie ist der historischen Protestforschung verpflichtet und behandelt die Umbruchzeit in der Ostschweiz seit den 1790er Jahren bis zur Gründung des Kantons St. Gallen im Jahre 1803. 1798 hatte sich das Toggenburg durch eine Revolution selbst von der seit 1468 bestehenden katholischen Herrschaft des Fürstabts von St. Gallen gelöst und war kurz darauf in der Helvetischen Republik aufgegangen. Dadurch veränderten sich auch die konfessionellen Kräfteverhältnisse im Toggenburg, denn die wirtschaftlich und politisch privilegierte Stellung der katholischen Minderheit hatte ein Ende. Der Autor zeichnet nach, wie es ab 1795 zu einer von Reformierten getragenen Protestbewegung kam, die mit heimlichen Zusammenkünften, Volksaufläufen

Buchbesprechnung und Propagandaschriften verbunden war und die – vor der Helvetischen Revolution – zu einer eigenständigen Revolution führte. Sidler geht solchen Fragen nach wie, ob sich durch den Umsturz tatsächlich das politische Umfeld änderte und ob die neuen »Herren« nicht zumeist die alten waren. Auch interessiert ihn, inwieweit sich die mit der Revolution verbundenen Hoffnungen erfüllten. Der Autor sieht in seiner interessanten und an den Quellen orientierten Studie die These bestätigt, dass langfristige ökonomische Entwicklungen und die damit verbundenen sozialen Veränderungen maßgeblich zu den revolutionären Ereignissen beigetragen hätten. Sehr schön wird der Stimmungsumschwung während der Helvetik beschrieben, durch den auch revolutionsfreundliche Bürger mehr und mehr zu Gegnern der ersten bürgerlichen Republik in der Schweiz wurden, die ihre Erwartungen nicht befriedigen konnte. Immer wieder lässt der Autor auch Angehörige der unteren Stände zu Wort kommen. Auch der Bedeutung der Zeitungen in allen Bevölkerungsschichten, der Kommunikationsverhältnisse, der Kolportierung von Gerüchten und der praktischen Volksaufklärung wendet er seine Aufmerksamkeit zu. HOLGER BÖNING, BREMEN Telemann und Händel – Musikerbeziehungen im 18. Jahrhundert. Bericht über die Internationale Wissenschaftliche Konferenz, Magdeburg, 12. bis 14. März 2008, anlässlich der 19. Magdeburger Telemann-Festtage. Hildesheim: Georg Olms Verlag 2013, 331 [+1] S. Der Konferenzband widmet sich neben der Beziehung zwischen Händel und Telemann darüber hinausgehend auch der Frage, welche Bedeutung solche Beziehungen zwischen Musikern im 18. Jahrhundert hatten. Wie konkret, so fragen die Herausgeber und die von ihnen versammelten Autoren, können sich Musikerfreundschaften oder -beziehungen auf bestimmte Kompositions- oder auch Rezeptionsmodelle auswirken und welche Quellendokumente und Methoden stehen der Wissenschaft zur Verfügung, um primär künstlerische Folgen von persönlich oder beruflich bedingten Musikerbeziehungen aufzuzeigen.

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Wie können Gemeinsamkeiten und Unterschiede kompositorischer, musiktheoretischer und ästhetischer Äußerungen bewertet werden und welche Werkzeuge stehen zur Klärung der Echtheit von Kompositionen bereit? Endlich steht auch zur Debatte, wie Musikerbeziehungen den individuellen und professionellen Musikalienvertrieb beeinflussten. Besonders zu erwähnen ist an diesem höchst interessanten Band der Beitrag von Carsten Lange, der nach Nachrichten über Händel in den Hamburger Zeitungen fragt, wobei vor allem der Hamburger ›Relations-Courier‹ und der ›Correspondent‹ ausgewertet wird. Werke und Aufführungsdaten sind durch die Tagespresse zu ermitteln, Buch- und Notenneuerscheinungen, aber auch, welche Wertschätzung ein Komponist in der zeitgenössischen Öffentlichkeit und speziell in Hamburg genoss. Auch Informationen über Händels Reisen sind den Zeitungen zu entnehmen. Betont wird der Wert der Zeitungen für die musikhistorische Forschung. Schade ist es, dass kein Beitrag des Bandes die Beziehung zwischen Telemann und Johann Mattheson oder Händel und Mattheson thematisiert, ist es doch kein Zufall, dass der Name des Hamburger Komponisten und Musikpublizisten im Personenregister so oft genannt wird wie kein anderer. Eine größere Rolle spielt er immerhin in John H. Roberts Beitrag »What Handel heard: Borrowings from three German contemporaries«. HOLGER BÖNING, BREMEN Schwager, Johann Moritz: Sämtliche Romane und eine Reisebeschreibung. Herausgegeben von Walter Gödden, Peter Heßelmann und Frank Stückemann. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2013, 2 Bde, zus. 1254 S. Schwager, Johann Moritz / Goesling, Helene: Brautbriefe. Hg. von Frank Stückemann unter Mitarbeit von Erich Gahrau im Auftrag des Heimatvereins Jöllenbeck. Bielefeld: Aisthesis-Verlag 2014, 71 S. Schwager, Johann Moritz: Homiletische Volksaufklärung für den Landmann. Einzelpredigten und Predigtskizzen. (Hg.): Frank Stückemann. Bielefeld: Luther-Verlag 2014, 423 S. Nach seiner Dissertation zu Johann Moritz

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Schwager von 2009 und einer Edition von publizistischen Texten (siehe Rezensionen im JbKG 2010 und 2013) fahren Stückemann und seine Mitstreiter fort, diesen praktischen Aufklärer und Volksaufklärer als bedeutenden Publizisten und Denker des 18. Jahrhunderts ins Bewusstsein zu bringen. Voluminös die zweibändige Ausgabe seiner sämtlichen Romane und einer Reisebeschreibung. Während sich in Bd. 1 sorgfältig ediert und kommentiert die Romane »Leben und Schicksale des Martin Dickius« (1775), »Die Leiden des jungen Franken, eines Genies« (1777) und »Stillbachs Leben. Ein Zauberroman« (1781) finden, bietet Bd. 2 »Friedrich Bickerkuhl. Ein Roman aus dem Leben und für dasselbe« (1802), »Leben, Thaten und Schiksale eines lüderlichen Landpredigers« (1805) sowie die volks- und länderkundlich hochinteressanten »Bemerkungen auf einer Reise durch Westphalen, bis an und über den Rhein« (1804). Die Edition zeigt Schwager als Romancier von beachtlichem Rang, der, wie die Herausgeber zu Recht betonen, als rhetorisch versierter Autor gelten kann, der mit spitzer Feder und sicherem Gespür für satirische Schärfe jene Themen kritisch aufspießte, die ihm ein Dorn im Auge waren und unter Zeitgenossen kontrovers debattiert wurden, darunter besonders alle Ausprägungen von Irrationalismus und Aberglauben, die Vergabepraxis kirchlicher und weltlicher Ämter, die Engstirnigkeit und Bildungsresistenz sowie gefühlsselige Schwärmerei. Dass für Schwager Verstand und Vernunft keinen Gegensatz bildeten zu gefühlvollem Empfinden und feinsinnigem Ausdruck von Zuneigung und Liebe, zeigen seine Brautbriefe, die er mit Helene Goesling wechselte und die hier erstmals ediert werden. Sie können durchaus neben denen von Lessing und Eva König bestehen, und wie bei diesen die brillante Formulierungskraft von Eva König beeindruckt, so ist es auch hier die kluge Braut, eine Osnabrücker Kaufmannstochter, die besondere Freude macht. Der Gedankenaustausch der Brautleute lässt deutlich werden, dass Schwagers Frau als »Frau Pfarrer« gewichtigen Anteil an dem Reformwerk ihres Mannes gehabt haben dürfte, das in der Edition

von Einzelpredigten und Predigtskizzen dieses praktischen Aufklärers anschaulich wird, die unter dem treffenden Titel »Homiletische Volksaufklärung für den Landmann« ebenfalls von Stückemann vorgelegt wird. »Wie kann der gemeine Mann von der Wahrheit der christlichen Religion überzeugt werden?«, das war die zentrale Frage von Schwager, um die sein Predigen kreisten, und wie kann der »gemeine Mann« zu einem vernunftgeleiteten Leben angeleitet werden? Der Herausgeber, neben seiner produktiven wissenschaftlichen Tätigkeit wirkt er als Pfarrer, hat sichtlich Freude am Ringen seines Amtsvorgängers mit Fragen der Volksmedizin, etwa der Pockenimpfung, der aufklärerischer Pädagogik oder auch dem von so vielen Volksaufklärern diskutierten Problem, wie das frühzeitige Begraben der Menschen vermieden werden könne. Die »Gedächtnißpredigt Friederich dem Zweyten«, die Schwager 1786 verfasste, deutet bereits recht deutlich an, in welche Richtung sich der Protestantismus im 19. und 20. Jahrhundert mit seiner Staats- und Obrigkeitsvergötterung entwickeln sollte, auch wenn das Lob Friedrichs hier solchen Reformen gilt, die sich die Aufklärer von ihrem König – nicht selten vergeblich – erwarteten. In einer interessanten Vorrede des Herausgebers wird deutlich, wie Schwager nicht zuletzt auch publizistische Mittel für sein praktisches aufklärerisches Wirken nutzte. HOLGER BÖNING, BREMEN Döring, Detlef / Fuchs, Thomas / Haug, Christine (Hg.): Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte. Bd. 20. Wiesbaden: Harassowitz Verlag 2012. 352 S. Das 20. Leipziger Jahrbuch für Buchgeschichte enthält elf Beiträge zur Geschichte des Buch- bzw. Verlagswesens sowie fünf Berichte zu Forschungsprojekten und Tagungen, deren Gegenstände geographisch in den östlichen Bundesländern situiert sind. Dabei geht es u.a. um Archiv- und Bibliotheksfunde zur Lutherund Fontaneforschung, um die Publizistik und Wissenschaftskommunikation der Aufklärung sowie die Papierkrise im Halleschen Verlag Gebauer am Ende des 18. Jahrhundert. Die spezialisierten Aufsätze stellen mit teils

Buchbesprechnung abgedruckten Dokumenten wichtige Bausteine für jeweils breitere Forschungsansätze zur Verfügung, erweitern und ergänzen vorhandene Ergebnisse. Der Bericht über die Auslagerungen der Leipziger Universitätsbibliothek während des II. Weltkriegs und deren Rückführung ist vor allem wegen der bestandsgeschichtliche Auskünfte über die eingetretenen Verluste (z.B. eine Gutenbergbibel, ein Corpus mit Briefen an Erasmus von Rotterdam) wichtig, die Miszelle über die Pläne des sächsischthüringisches Gesetzes zur Demokratisierung des Bibliothekswesens wirft einen Schlagschatten auf die Instrumentalisierung des Büchereiwesens in der Ostzone /frühen DDR. Außerordentlich verdienstvoll und nachdrücklich empfohlen sei der knapp hundertseitige Beitrag von Ulrike Gessler über »Quelle & Meyer. Eine Leipziger Verlagsbuchhandlung im Wandel der Zeiten 1906 – 1971«. Er schließt mit dem Jahr, in dem der in der DDR verbliebene Teil des naturwissenschaftlichen, bzw. naturkundlichen und reformpädagogisch orientierten Fachverlags aufgelöst wurde. Das 1947 in Heidelberg gegründete Parallelunternehmen existiert im Verbund mit anderen Verlagen noch heute, ohne an die frühere Bedeutung anknüpfen zu können. Auf einer schmalen, jedoch akribisch zusammengetragenen und sorgfältig ausgewerteten und interpretierten Quellenbasis werden überzeugend die wechselvolle Verlagsgeschichte auf »externe als auch interne Einflüsse zurückgeführt« und die »wechselnden Schwerpunkte im Verlagsprogramm als Indikator für die gezielt vorgenommenen Anpassungen [...] an die jeweils vorherrschenden Gegebenheiten«, dem kulturellen und politischen Kontext in vier politischen Systemen seit dem Kaiserreich zurückgeführt. Innerhalb dieses Rahmens dokumentieren die wichtigen und noch nachvollziehbaren unternehmerisch-betriebswirtschaftlichen Vorgänge – für die auch der wichtigste Verlagsautor, Otto Schmeil, der Begründer der Fachdidaktik Biologie, eine bedeutende Rolle spielte – plausibel wie anschaulich, den manchmal etwas vernachlässigten engen Zusammenhang zwischen »Geist und Geld« in der Buchhandelsgeschichte. EDGAR LERSCH, TÜBINGEN

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Baumert, Dieter Paul: Die Entstehung des deutschen Journalismus. Eine sozialgeschichtliche Studie. (Hg.): Walter Hömberg. Baden Baden: Nomos 2013 (= ex libris kommunikation. Neue Folge, Bd. 11), 186 S. Baumerts Dissertation ist nach Robert Prutz’ Werk die zweite Studie, die sich mit explizit historisch-empirischem und systematischem Anspruch der Geschichte des Journalismus widmete. Wie der Herausgeber im Vorwort schreibt, ist über den Verfasser wenig bekannt. Das Vorwort beschränkt sich auf die Selbstauskünfte aus der Dissertation. Wenn man ein wenig recherchiert, stößt man auf einen Beitrag zur »Theorie der Wirtschaftsstufen« in den ›Sozialökonomischen Blättern‹. Der Nachdruck enthält die Originalpaginierung in eckigen Klammern, verbessert und ergänzt die Anmerkungen des Verfassers – leider ohne dies jeweils kenntlich zu machen. Der Herausgeber setzt sich im Vorwort kritisch mit den Kritikern der fast hundert Jahre alten Dissertation auseinander und bemängelt, in welchen Standardwerken Baumert keine Erwähnung findet – z.B. den »Schlüsselwerken« von Holtz-Bacha und Kutsch oder der Einführung von Bonfadelli und Jarren. Hömberg bezeichnet die Dissertation als »idealtypisches Phasenmodell«; das ist uneingestanden ein Verdikt zu Baumerts historischempirischem Anspruch und lässt am Sinn des vorgeschlagenen Phasenmodells zweifeln. Gleichwohl ist es verdienstvoll, dass die Dissertation wieder erhältlich ist. Der Rezensent wünscht sich allerdings, dass sie nicht unkritisch nachgebetet, sondern nur vor dem Erkenntnisgewinn durch ein weiteres Jahrhundert pressehistorischer Forschung rezipiert wird. RUDOLF STÖBER, BAMBERG Kepplinger, Hans Mathias: Journalismus als Beruf. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (= Theorie und Praxis öffentlicher Kommunikation, Bd. 6), 254 S. Seit Jahrzehnten ist Hans Mathias Kepplinger einer der produktivsten und inspirierendsten, teils auch provozierendsten Journalismusforscher, weil er gesellschaftliche Rollenanmaßungen und die von ihm diagnostizierten Fehl-

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entwicklungen im Journalismus betont kritisch anspricht. Der vorliegende Band bietet gleichsam ein Vademecum seines Schaffens. Er umfasst zehn erheblich überarbeitete Wiederabdrucke von Aufsätzen, die seit 1976 (größtenteils seit Ende der 90er Jahre) in Fachzeitschriften und Sammelbänden erschienen sind, und zwei Originalbeiträge – mithin eine Art kleiner persönlicher »Festschrift«, die der Mainzer Publizistikwissenschaftler zu seiner 2011 erfolgten Emeritierung uns Lesern überreicht. Im ersten Aufsatz bietet Kepplinger einen umfangreichen Fragenkatalog, in deren Beantwortung er die wesentlichen »Herausforderungen der Journalismusforschung« sieht – vom Abgrenzungsproblem, wer überhaupt als Journalist zu verstehen ist, über das Problem der Folgen von Mediatisierung, Fragen zum Selbstverständnis von Journalisten, zur Funktionserfüllung, zur Rationalität des Handelns in Medien und Politik bis hin zu methodischen, theoretischen und konzeptionellen Problemen in der Forschung selbst. Viele der hier aufgeworfenen Fragen werden im Folgenden exemplarisch beantwortet – mit Texten über den »prognostischen Gehalt der Nachrichtentheorie« oder den »Einfluss politischer Einstellungen auf die Nachrichtenauswahl«, einer Kurzdarstellung von Kepplingers Ansatz der »Instrumentellen Aktualisierung«, grundsätzlichen Betrachtungen zur Professionalisierung im Journalismus, Befragungsergebnissen zur Einschätzung, wann Übertreibungen in der medialen Darstellung als zulässig empfunden werden, was Journalisten und Wissenschaftler von Kollegenkritik halten, welche Einstellungen zu Wert- resp. Zweckrationalität sowie Verantwortungs- versus Gesinnungsethik vorherrschen und anderes mehr. Wenn auch die Daten nicht mehr frisch sind – die Themen sind alle hoch aktuell, die Zugänge gewinnbringend, die Thesen und Ergebnisse reizen zu einer intensiven Auseinandersetzung. MARKUS BEHMER; BAMBERG Fink-Lang, Monika: Joseph Görres. Die Biografie. Paderborn: Ferdinand Schöningh 2013, 384 S. Die Autorin – sie bearbeitete in der Reihe der Gesammelten Schriften zuletzt die Gör-

res-Briefe aus seiner Münchener Zeit – hat eine kundige und gut lesbare Biographie dieses bedeutenden Publizisten vorgelegt, der in ganz eigener Weise in die politischen und gesellschaftlichen Wandlungen zwischen Französischer Revolution, die als das entscheidende Movens in der Jugend von Görres beschrieben wird, und 1848 eingebunden ist. Bei allen seinen Wandlungen zum katholischen Reaktionär, die keinesfalls einem Opportunismus geschuldet seien, sondern Görres seismographischem »Sensorium für die wesentlichen geschichtlichen Tendenzen«, sieht die Autorin ihn seine Ideale und sein Bekenntnis zu Recht und Gerechtigkeit sowie den Glauben an den Fortschritt der Menschheit ebenso bewahren wie seine Aversion gegen jede Art von Despotismus. Als sich ein deutsches Nationalgefühl gegen den Despotismus Napoleons gestemmt habe und es darum gegangen sei, mit den Romantikern »den Schatz altdeutscher und mittelalterlicher Poesie zu heben und gegen die Philister, die verknöcherten Apostel einer überholten Aufklärung zu verteidigen«, sei er stets an vorderster Front und entschlossen dabei gewesen. (S. 7) Solche Formulierungen deuten an, dass die Biographin den Lebensweg ihres Helden mit Sympathie verfolgt, ja sich häufig mit ihm identifiziert. Sie stellt ihn als »geborenen Publizisten« vor, der sich in allen seinen Kämpfen mit der Feder der »Publizität« bedient habe und der überzeugt gewesen sei von der Bedeutung der öffentlichen Meinung und einer freien Presse. Tatsächlich ist sein Name engstens mit so bedeutenden Journalen wie dem ›Rothen Blatt‹ und dem ›Rübezahl‹ verbunden, ganz besonders dann mit dem ›Rheinischen Merkur‹, sodann mit dem ›Katholik‹, der ›Eos‹ und den ›Historisch-politischen Blättern‹. Ein eigenes Kapitel ist dem von Görres gegründeten ›Rheinischen Merkur‹ gewidmet, den er als Herausgeber und Hauptautor zugleich prägt und der als Organ für die Freiheit Deutschlands »die bis dahin einflussreichste Zeitung Deutschlands, ein Meilenstein in der Geschichte des deutschen Journalismus« gewesen sei (S. 147f.). Der ›Rheinische Merkur‹ erschien jeden zweiten Tag mit einer geschätzten Auf-

Buchbesprechnung lage von 3.000 Exemplaren. Nach dem Wiener Kongress geriet das Blatt in die Kritik, Anfang 1816 wurde es verboten, nun begannen für Görres »Jahre der Konfrontation mit Preußen« (S. 165). HOLGER BÖNING, BREMEN Klaus, Elisabeth / Wischermann, Ulla: Journalistinnen. Eine Geschichte in Biographien und Texten. 1848–1990. Wien, Berlin, Münster: Lit-Verlag 2013, 384 S. Die gelungene Sammlung von Biographien will zugleich auch eine erste Berufs- und Sozialgeschichte von Journalistinnen im deutschsprachigen Raum bieten. Und tatsächlich ist es den beiden Autorinnen sehr gut und höchst informativ gelungen, zu den acht Abschnitten »Kommunikation und Revolution um 1848«, »Zwischen Stillstand und Aufbruch«, »Blütezeit der Frauenbewegung um 1900«, »Der Erste Weltkrieg«, »Erste Republiken«, »Nationalsozialismus«, »Nachkriegszeit und die ›langen 1950er Jahre‹« sowie »Frauenbewegte Zeiten – die 1970er und 1980er Jahre« allgemeinere einführende und resümierende Darstellungen und Überlegungen mit jeweils vier bis sechs Biographien namhafter Journalistinnen zu verbinden. Im Kapitel zum Ersten Weltkrieg ist beispielhaft zu sehen, wie Kriegs- und Geschlechterdiskurs miteinander verschränkt sind und sich auch bei den Journalistinnen Kriegsgegner und -befürworter finden. In einem Resümee bieten die Autorinnen »Bausteine einer Berufsgeschichte von Journalistinnen«. Zur Diskussion werden verschiedene Faktoren für den Eintritt von Frauen in den Journalismus, ihre Stellung dort und das spezifische Agieren von Frauen gestellt, worunter an erster Stelle Herkunft und Bildung genannt werden. Sodann geht es um das Verhältnis von Geschlechtlichkeit und Profession, um das berufliche Selbstverständnis der Medienfrauen, ihre innovatorischen Leistungen im Journalismus, die von ihnen bearbeiteten Themenschwerpunkte und ihre gesellschaftspolitischen Positionen, um die Rückwirkungen der Frauenbewegungen auf Medien und Journalismus sowie nicht zuletzt um die individuellen Lebensentwürfe und die realen Karriereverläufe von Journalistinnen. HOLGER BÖNING, BREMEN

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Humboldt, Alexander v.: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Hg. von Ottmar Ette und Oliver Lubrich. 2. Aufl. Berlin: Die Andere Bibliothek 2014, 936 S. Berghaus, Heinrich: Physikalischer Atlas oder Sammlung von Karten, auf denen die hauptsächlichsten Erscheinungen der anorganischen und organischen Natur nach ihrer geographischen Verbreitung und Vertheilung bildlich dargestellt sind. Zu Alexander von Humboldt, »Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung«. Ediert u. m. ein. Nachwort vers. von Ottmar Ette und Oliver Lubrich. 2. Aufl. Berlin: Die Andere Bibliothek 2014, 178 S. Es ist erfreulich, dass die beiden Werke nach zehn Jahren erneut aufgelegt werden können, denn sie gehören zu jenen Medien, durch welche die Deutschen die Welt kennenlernten. Ursprünglich hatten »Kosmos« und das Kartenwerk gemeinsam erscheinen sollen, doch wegen eines Streites zwischen Cotta und Berghaus unterblieb die gemeinsame Publikation. Der »Physikalische Atlas« erschien in Gotha bei Perthes, hier sind sie nun entsprechend dem ursprünglichen Wunsch ihrer Autoren wieder vereint. Alexander von Humboldt hat seinen »Kosmos« als Werk seines Lebens und als »Buch der Natur« bezeichnet, die ursprünglichen fünf Bände aus den Jahren 1845 bis 1862 erreichten eine bemerkenswerte Auflage von 80.000 Exemplaren, sie sind hier in einem Band vereint: »Ich habe den tollen Einfall, die ganze materielle Welt, alles was wir heute von den Erscheinungen der Himmelsräume, von den Nebelsternen bis zur Geographie der Moose auf den Granitfelsen wissen, alles in Einem Werke darzustellen, und in einem Werke, das zugleich in lebendiger Sprache anregt und das Gemüth ergötzt. Jede große und wichtige Idee, die irgendwo aufglimmt, muß neben den Thatsachen hier verzeichnet sein.« Das Werk basiert auf insgesamt 61 Vorlesungen zur physischen Weltbeschreibung, die im Jahre 1826 in Berlin bei einer großen Zuhörerschaft große Resonanz fand. Das Programm der vorliegenden großartigen Edition besteht in der Rekonstruktion von Humboldts Originaltext. HOLGER BÖNING, BREMEN Küster, Thomas (Hg.): Medien des begrenzten

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Raumes. Landes- und regionalgeschichtliche Zeitschriften im 19. und 20. Jahrhundert. Paderborn u.a.: Ferdinand Schöningh 2013, 374 S. Der aus einer 2011 veranstalteten Tagung hervorgegangene Sammelband befasst sich mit jenen Zeitschriften, die der Herausgeber als ein seit zwei Jahrhunderten wesentliches Fachmedium der Geschichtswissenschaft bezeichnet, in dem wissenschaftliche Befunde gesichert, Argumente ausgetauscht sowie Darstellungen und Diskussionen dauerhaft dokumentiert werden. Regional- und landesgeschichtliche Periodika erfüllten als weitaus größte Gruppe unter den historischen Zeitschriften eine wichtige Aufgabe sowohl bei der Professionalisierung als auch bei der Popularisierung landeskundlicher Forschung. Im Zentrum des Bandes steht die historische Entwicklung von Zeitschriftenlandschaften des deutschsprachigen Raumes wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Tirol/Südtirol, in denen so bedeutende landesgeschichtliche Zeitschriften erschienen wie die ›Rheinischen Vierteljahrsblätter‹ oder die ›Westfälischen Forschungen‹. Allerdings, so betont der Herausgeber zu Recht, kann längst keine Gesamtdarstellung der deutschsprachigen Zeitschriftenlandschaft auf diesem Feld geboten werden. Insgesamt vermitteln die Beiträge aber grundlegende Einblicke in die Bedeutung und besondere Funktion dieser Zeitschriftengattung, wobei aus der Sicht des Rezensenten eine Einschränkung zu machen ist: Auch wenn beispielsweise die Studie zu Bayern und der dort vorzufindenden differenzierten Zeitschriftenlandschaft bis in das frühe 18. Jahrhundert zurückgeht und so die Entwicklungen bis zur Gegenwart aufzeigt, wird in dem Band doch nicht hinreichend deutlich, dass eigentlich das Jahrhundert der Aufklärung das Geburtsjahrhundert der landes- und regionalkundlichen Blätter war und hier erstmals in beachtlicher Breite entsprechende Forschungsinteressen wahrnehmbar sind. Interessant ist die vorgenommene Analyse des Verhältnisses der landesgeschichtlichen Zeitschriften zu den Historischen Vereinen, zur universitären Landesgeschichte und zur Geschichtswissenschaft insgesamt, ganz besonders auch die

mehrmals thematisierten Bedingungen aktuellen Publizierens von Zeitschriften mit in der Zukunft möglichen Mischformen von Druckund Digitalformaten. Zwei gute Register zu den Personen und den Zeitschriften runden den insgesamt erfreulichen und informativen Band ab. HOLGER BÖNING, BREMEN Siepmann, Jeremy: Beethoven. Sein Leben, seine Musik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2013, 226 S. 1 CD Die gut geschriebene und durchaus lesenwerte Biographie gehört allerdings zu jenen Musikerlebensbeschreibungen, nach deren Lektüre man meinen könnte, die Musikgeschichte habe mit dem im Mittelpunkt des Werkes stehenden Helden erst begonnen. Gar zu oft liest man Sätze wie die drei folgenden: »Nie zuvor war Musik so offensichtlich und überwältigend in der individuellen Erfahrung ihres Komponisten verwurzelt; niemals hatte sie solche epische Ausmaße angenommen« (S. 70), »Op. 106 B-Dur [...] ist die längste, anspruchsvollste und ehrfurchtgebietendste Sonate, die je geschrieben wurde« (S. 42) oder »Beethoven war der dramatischste Komponist, der je gelebt hat«. Dabei bieten die reichlich zitierten Urteile aus der zeitgenössischen Musikpresse durchaus Beispiele für eine Wahrnehmung, die nicht nur das Genialische des Tonkünstlers in den Mittelpunkt stellt, sondern vorstellbar erscheinen lässt, was an ihm verstörend wirkte. Ein wenig mehr hätte man in dieser Biographie gerne erfahren über die Lebensumstände des Komponisten, über die sozialhistorischen Bedingungen seines Wirkens, über die Rezeption seiner Vorgänger und über die vielen Kleinen, ohne die es die Großen nicht geben kann. Aber das hätte zu diesem Säulenbild eines Genies »gigantischen Formats« (S. 83) – »Die Größe seiner Musik liegt jenseits aller analytischen Erklärung« (S. 89) – wohl nicht gepasst. Dabei lassen die ausgewählten Zitate insbesondere aus der periodischen Musikpresse durchaus erahnen, dass auch ein Beethoven in seine Zeit eingebettet war und sein Werk bei aller innovatorischen Kraft mit der Musiktradition verbunden war. HOLGER BÖNING, BREMEN

Buchbesprechnung Jeremias Gotthelf: Historisch-kritische Gesamtausgabe. Hg. von Barbara Mahlmann-Bauer und Christian von Zimmermann. Abt. A: Romane. Bd. 6: Jacobs, des Handwerksgesellen, Wanderungen durch die Schweiz. Bd. 1: Text. Hg. von Christian von Zimmermann. Hildesheim, Zürich, New York: Georg Olms Verlag 2012, 344 S. Die historisch-kritische Gesamtausgabe, die sich die Aufgabe gestellt hat, sämtliche heute bekannten handschriftlichen und gedruckten Texte Gotthelfs in allen Fassungen buchstaben- und satzzeichengetreu wiederzugeben, erscheint hier mit ihrem ersten Band in der Abteilung der Romane. Die umfangreiche, sozialhistorisch sehr interessante Erzählung war 1846 und 1847 in zwei Abteilungen für den »Zwickauer Verein zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften« entstanden und steht deutlich unter dem Eindruck der durch frühsozialistische Vorstellungen besonders unter Handwerkern populär werdenden neuen politischen Überzeugungen von der Notwendigkeit des eigenständigen Eintretens für die eigenen Interessen und einer sozialen Gestaltung der Gesellschaft. Geschildert werden die Wanderungen eines deutschen Handwerkers durch die Schweiz. In der Vorrede stellt der Erzähler sich seinen Lesern als Republikaner vor, der »für das Volk« schreibe, »unbekümmert, schmecke es dem Volke süß oder bitter«, er »liebe das ganze Volk, nicht bloß einige Glieder desselben, diese Liebe sei die Quelle seiner Schriften«, er hasse die falschen Freunde des Volkes, »welche unter der Larve des Wohlwollens den Teufel wecken in des Volkes Brust, und vom Schweiß und Blut des armen Volkes sich gieriger mästen, als kaum je ein Tyrann«. Mit besonderer Erbitterung wendet Gotthelf sich gegen alle die herrschenden Eigentumsverhältnisse in Frage stellenden Tendenzen seiner Zeit, da diese nicht bedächten, »daß das Gut der meisten Reichen durch hartes Schaffen bei spärlichem Essen erworben worden« sei, auch verabscheut er das zeitgenössische Reden von »Mündigkeit der Völker« (S. 44, 91). Entsprechend zeigt der Erzähler einen von seiner Großmutter christlich erzogenen Gesellen, der unter dem Einfluss

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von Radikalen und sozialistischen Gesellenvereinen zu gottlosem Leben verführt wird, im Laufe seiner Wanderungen aber die Grundsätze seiner Erziehung und sittlichen Halt wiederfindet und sich »zum ehrenfesten Meister« entwickelt. (S. 333) Nach seiner Läuterung lernt er in Aarau »Vater Zschokke« kennen, dessen »Meister Jordan« es ihm angetan und von dem er in einem Leseverein auch sonst manches gelesen hat. (S. 313) Der letzte Satz der Erzählung formuliert den Wunsch: »Möchten alle, die wandern gehen, heimkehren christlich und ehrenwerth, diesseits eine freundliche Stätte finden, Pfand und Siegel der festen und bleibenden im Himmel!« (S. 336) Auch dieser Band leistet seinen Beitrag dazu, dass die Historisch-kritische Werkausgabe Gotthelfs mehr und mehr zu einem Markstein in der Editionsgeschichte der Werke bedeutender Dichter wird. HOLGER BÖNING, BREMEN Jeremias Gotthelf: Historisch-kritische Gesamtausgabe. Hg. von Barbara Mahlmann-Bauer und Christian von Zimmermann. Abt. E: Predigten, Visitationen, Pastoraltheologie. 1: Predigten 1818–1840, Bd. 1: Predigten 1818– 1823, Text. Hg. von Manuela Heiniger; Bd. 2: Predigten 1824–1826, Text. Hg. von Franzisca Pilgram-Frühauf. Hildesheim, Zürich, New York: Georg Olms Verlag 2012, 882 S.; 911 S. Es ist ungewöhnlich, dass die historisch-kritische Gesamtausgabe eines bedeutenden Dichters sich nicht auf die eigentliche Dichtung beschränkt, sondern auch publizistische und Gelegenheitstexte sorgfältig ediert, um so das Verständnis des dichterischen Werkes einzubetten in das Gesamtwerk eines Autors. Das ist bei Albert Bitzius von besonderer Bedeutung, wie exemplarisch seine Predigten zeigen, die für die Gotthelfwahrnehmung und Gotthelfforschung von außerordentlicher Bedeutung sind, zeigen sie doch, wie der Dichter als Pfarrer zum »Volk« sprach, das ja auch Adressat vieler seiner schriftstellerischen Werke war. Hat die ältere Forschung gemeint, Predigtamt und die literarische Tätigkeit Gotthelfs seien zwei zu trennende Ebenen, so zeigen die beiden hier vorgelegten Bände deut-

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lich, dass dies nicht haltbar ist, sondern sich durch die Predigten so zahlreiche Verflechtungen und Beziehungen insbesondere zu den Romanen und Kalendererzählungen zeigen, dass sicher davon gesprochen werden kann, dass die Predigten einen sehr wichtigen Schlüssel zum dichterischen Werk darstellen, ja, sie oft als Vorarbeiten zu Romanen, Erzählungen und Kalendertexten betrachtet werden müssen und sie zugleich auch verdeutlichen, in welchen theologischen Traditionen und in welchen literatur- und mediengeschichtlichen Kontexten dieser Autor mit seiner engen Bindung an die schweizerischen Verhältnisse steht. Außerordentlich wichtig sind natürlich die Aufschlüsse, welche die Predigten für das Selbstverständnis des Dichters als Pfarrer geben, wie er seine pastoralen Pflichten und sozialen Aufgaben aufgefasst hat, denn gerade hier zeigt sich, wie er sich an der Lebenswelt und den Bedürfnissen seiner Gemeinde orientiert hat. Besonders wertvoll sind natürlich die aus der Vikariatszeit überlieferten Predigten, zeigen diese doch in einzigartiger Weise, welchen Weg Gotthelf gegangen ist, um zum Dichter zu werden. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass hier nun erstmals der gesamte Bestand der handschriftlich überlieferten Predigten, ein Notizbüchlein mit den Predigtthemen der späteren Jahre und sämtliche dazu gehörigen Materialien ediert werden, wohingegen in der bisher maßgeblichen Gesamtausgabe lediglich 64 Predigten aufgenommen worden waren. Die Predigten vertiefen nicht nur den Zugang zum Verständnis des dichterischen Werkes, sondern bieten darüber hinaus auch zahllose kirchengeschichtliche Aufschlüsse und dazu, wie ein Pfarrer der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine pastoralen Aufgaben auffasste und praktisch wahrnahm. HOLGER BÖNING, BREMEN Jeremias Gotthelf: Historisch-kritische Gesamtausgabe. Hg. von Barbara Mahlmann-Bauer und Christian von Zimmermann. Abt. F, Bd. 1.1: Politische und pädagogische Publizistik. 1: Politische Publizistik. Politische Publizistik (1828–1854), Bd. 3: Kommentar 1841–1854. Hg. von Barbara Mahlmann-Bauer, Marianne

Derron in Zusammenarbeit mit Ruedi Graf und Norbert D. Wernicke. Hildesheim, Zürich, New York: Georg Olms Verlag 2013, S. 793-1609. Schon anlässlich der Edition der publizistischen Texte Gotthelfs ist darauf hingewiesen worden, dass die von dem Dichter verantworteten Zeitungsartikel als Beispiele für das hohe Niveau der Schweizer Publizistik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelten können und es faszinierend ist, den Pfarrer als politischen Akteur zu erleben, der besonders mit dem liberalen ›Berner Volksfreund‹ die Öffentlichkeit nutzt, um seine Ziele – besonders die Verbesserung der Volksbildung und des Armenwesens – mit Nachdruck zu verfolgen. Unterhaltsam die satirische Schreibart, mit der Gotthelf sich gegen Berner »Regierer« und »Beamtete« wendet, interessant auch, wie er seit den 1830er Jahren zunehmend beeindruckt ist von radikaldemokratischen Strömungen unter den Berner Liberalen, denen er sich entgegensetzt, ein Zusammenhang, der in der deutschen Literaturgeschichtsschreibung zumeist übersehen oder als Konservativismus gedeutet worden ist. Ebenfalls konnte hier die Kommentierung der politischen Publizistik gelobt werden, von der nun der zweite Band für die Jahre 1841 bis 1854 vorgelegt wurde. Wiederum ist die außerordentliche Sorgfalt und sozialhistorische Umsicht zu loben, mit der die kulturellen und politischen historischen Erscheinungen souverän mit den Texten Gotthelfs verknüpft und für den Leser situiert werden. Zu einzelnen Artikeln sind regelrechte kleine monographische Abhandlungen entstanden, die Bitzius oft in einem Licht und in einem Umfeld handelnd zeigen, das gerade deutschen Lesern selten bekannt ist. Hochinteressant, wie der Emmenthaler Pfarrer ohne Konfliktscheu seine Auseinandersetzungen mit Kontrahenten der unterschiedlichsten Art führt, sich öffentlich gegen anmaßendes, an die aristokratische Zeit erinnerndes Auftreten von Regierungsvertretern wendet, korruptionsähnliche Zustände in Bern beklagt oder die Inkompetenz eines Regierungsstatthalters anprangert. Für seine literarischen Werke ist erhellend, in welcher Wei-

Buchbesprechnung se er sich mit Volksbräuchen wie dem Hochzeitsschießen auseinandersetzt, dessen Duldung selbst an Feiertagen er beklagt, (S. 869) gleichermaßen, wie Verbesserungen des Elementarschulwesens zu seinem beständigen Anliegen gehören. Insgesamt, so kann man sagen, zeigt das publizistische Werk seinen Autor in einer kämpferischen Haltung, die auch in den Romanen immer wieder aufscheint. Wenn er in heiligem Zorn etwas für falsch oder unchristlich hält, dann sagt er es laut und deutlich, wem immer er damit auf die Füße treten mochte. Dies gilt in besonderem Maße für seine »Leiden und Freuden eines Schulmeisters«, dessen Hauptgegenstand, nämlich der Zustand des ländlichen Schulwesens, immer wieder auch Thema seiner publizistischen Beiträge ist. Bewundernswert, was man in diesen Kommentaren alles über das historische Pressewesen der Schweiz erfährt, bin hin zu detaillierten Auflagenzahlen. Auch erfahren wir, dass 1848 110 Zeitungen schweizweit erschienen, von denen lediglich 18 täglich, etwas 50 zwei- bis dreimal wöchentlich und der Rest als Wochenschrift erschien. Ebenso werden die zeitgenössischen Urteile über die politische Ausrichtung der einzelnen Blätter mitgeteilt. (S. 1406ff.) Dabei kommt auch der deutsche Flüchtling Friedrich Engels zu Wort, dessen Urteil über die Schweizer Presse wenig schmeichelhaft ist. (S. 1415) Der stupende Reichtum der hier auf der Grundlage gründlicher Quellenkenntnis vermittelten Informationen muss sich vor keiner Monographie verstecken, sofern es solche zu den hier angesprochenen Themen überhaupt gibt. Großartig ist das Nachwort »Die Berner Presse und Albert Bitzius«, es hätte mit seinen zweihundert Druckseiten als ein eigenes gehaltvolles Buch erscheinen können. Hier erhält man einen Forschungsüberblick zur Pressegeschichte Berns und der Schweiz, der verbunden ist mit einem Blick auf die Augsburger ›Allgemeine Zeitung‹ Cottas, die Berner Presse wird im Urteil zeitgenössischer Leser vorgestellt, die Bedeutung des Jahre 1798 mit der Helvetischen Revolution für das Gotthelfsche literarische Werk und sein Interesse am politischen Zeitgeschehen

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werden thematisiert, Bitzius als Journalist vorgestellt, und schließlich wird auch Bitzius' politischer Standort im Spiegel seiner Zeitungsartikel bestimmt. Es kann, wie dies in diesem Nachwort geschieht, gar nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass Bitzius zuerst Journalist war, bevor er im Alter von knapp vierzig Jahren zum Schriftsteller wurde. Es ist etwas seltenes mit diesen Kommentaren: hörte man schon so manchesmal die Klage, der Umfang von Erläuterungen in einer historisch-kritischen Ausgabe eines Dichterwerkes stehe von seinem Umfang und seiner Qualität in keinem rechten Verhältnis zu den dem Leser erschlossenen Texten, so kann man hier die Kommentarbände wahrlich als Lesebücher bezeichnen, in denen man sich immer wieder festliest und die das Werk in vorbildlicher Weise erschließen. Der hier vorgelegte Kommentarband ermöglicht zusammen mit den nun leicht zugänglichen Texten in der Tat einen neuen Blick auf einen der bedeutendsten Dichter der Schweiz. Geradezu märchenhaft, dass es noch ein europäisches Land gibt, in dem die Erarbeitung einer solchen historisch-kritischen Ausgabe eines Schriftstellers von Rang möglich ist und nicht der Rettung einer Bank geopfert wird. Märchenhafter noch, dass dies im Land der Banken möglich ist, das sich als Bewahrer von Kultur beweist. HOLGER BÖNING, BREMEN Marinelli-König, Gertraud: Die böhmischen Länder in den Wiener Zeitschriften und Almanachen des Vormärz (1805–1848). Tschechische nationale Wiedergeburt – Kultur- und Landeskunde von Böhmen, Mähren und Schlesien – Kulturelle Beziehungen zu Wien. – Teil II: Sprachwissenschaften – Philosophie, Ästhetik, Rhetorik – Geschichte – Bildungsinstitutionen. Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften 2013, LV [+1], Tabelle zu den Erscheinungsdaten der ausgewerteten Periodika, 706 S. Nachdem das dem Werk zugrundeliegende, 1982 begonnene Projekt bereits 2012 in diesem Jahrbuch in seinen wesentlichen Grundzügen vorgestellt worden ist, kann hier nun der zweite Band – zugleich auch erschienen als

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Online-Edition – angezeigt werden. Er bietet das bohemistische Material aus den im Untertitel genannten Themenbereichen. Die Bearbeiterin hat wiederum tausende Textstellen aus rund 50 Wiener Intelligenzblättern, Almanachen, gelehrten Zeitschriften und Unterhaltungsblättern bibliographisch erfasst und verschlagwortet. Darunter befinden sich Rezensionszeitschriften wie die ›Annalen der Literatur und Kunst‹ und Blätter wie das ›HormayrArchiv‹, die ›Allgemeine Theaterzeitung‹, der Saphirsche ›Humorist‹ oder die Franklschen ›Sonntagsblätter‹, womit für den Zeitraum von 1805 bis 1848 eine weitgehende Vollständigkeit im Bereich der gelehrten Zeitschriften und der Unterhaltungsblätter erreicht ist, wohingegen reine Fachjournale und Fachzeitschriften nicht berücksichtigt sind. Bereits in der Besprechung von 2012 ist der Hoffnung Ausdruck gegeben worden, dass angesichts des in wahrhaft entsagungsvoller Arbeit aufgehäuften Riesenmaterialberges zu hoffen ist, dass die kulturwissenschaftliche Erforschung des böhmisch-mährischen-schlesischen Kulturraumes in der Zeit des Vormärz von dem hier Dargebotenen profitieren wird. Nicht erfasst sind die Beiträge in den Tageszeitungen. Im virtuellen Zeitungslesesaal »AustriaN Newspapers Online (ANNO)« können einige der ausgewerteten Blätter auch online gelesen werden. HOLGER BÖNING, BREMEN Rózsa, Mária: Wiener und Pester Blätter des Vormärz und ihre Rolle an der Kulturvermittlung. Kontakte, Parallele, Literaturvermittlung, Redakteure und Mitarbeiter. Herne: Gabriele Schäfer Verlag 2013, 278 S. Die Arbeit setzt sich mit Wiener und Pester Periodika des Vormärz mit belletristischem Inhalt auseinander, wobei die in Wien erschienenen Blätter daraufhin untersucht werden, wie in ihnen die ungarische Kultur und Literatur rezipiert wird. Zwei kleinere Studien sind Ludwig August Frankls ›Sonntagsblättern‹ und Moritz Gottlieb Saphirs ›Humorist‹ gewidmet. Der Hauptbeitrag befasst sich mit der kulturvermittelnden Rolle des ›Pesther Tageblatts‹ in den Jahren 1839–1848, es folgt eine weitere umfangreiche Studie zu dem

Blatt ›Der Ungar‹ als Befürworter ungarischer Interessen. Ein Hauptergebnis des Bandes liegt in der Feststellung, dass die übergroße Mehrzahl der Redakteure und Mitarbeiter der hier untersuchten Periodika des Vormärz für eine bürgerliche Umgestaltung eintraten, bemerkenswert ist auch die Nähe zur liberalen jüdischen Intelligenz. Angesichts der Desiderate bei der Erforschung der deutschsprachigen ungarische Presse sind die Studien, die eine Ergänzung eines Sammelbandes der Autorin »Studien zur deutschsprachigen Presse in Mittel- und Ostmitteleuropa« von 2010 darstellen, zu begrüßen, doch hätte, wie bereits die Titelformulierung des Bandes zeigt, eine Lektorierung den Beiträgen gutgetan. HOLGER BÖNING, BREMEN Krünes, Alexander: Die Volksaufklärung in Thüringen im Vormärz (1815–1848). Köln [u.a.]: Böhlau 2013 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen: Kleine Reihe; 39), X,662 S. Während die Frühphase der Volksaufklärung von ihren Anfängen bis etwa 1780 und ihre Kernphase bis 1800 recht intensiv das Interesse der Forschung auf sich gezogen haben, ist ihre Spät- und Endphase, die weit in das 19. Jahrhundert hineinreicht, erst in den letzten Jahren entdeckt worden. Der Autor hat hier nun für eine Kernregion der populären Aufklärung Grundlagenforschung geleistet und kann deren vielfältige Erscheinungen und Wirkungen auf literarisch-publizistischer und institutioneller Ebene in allen thüringischen Staaten im Zeitraum von 1800 bis 1850 und insbesondere im Vormärz nachweisen. Detailliert werden die Träger und die Medien der Volksaufklärung behandelt, darunter die Zeitschriften und Zeitungen für den »gemeinen Mann« wie die ›Dorfzeitung‹, der ›Allgemeine Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen‹, ›Der Thüringer Volksfreund‹ und das ›Allgemeine Volksblatts der Deutschen‹. Von großer Bedeutung sind in diesen Blättern die soziale Frage und die politische Aufklärung. Für die Literaturgeschichte besonders interessant sind die Strategien der literarischen Volksaufklärung. Der Anhang enthält eine Biblio-

Buchbesprechnung graphie der an das »Volk« adressierten Periodika in Thüringen von 1800 bis 1848, zwei Berichte der Herzoglichen Landesregierung das Bibliothekswesen betreffend, einen Text von Pfarrer Heinrich Schwerdt zur »politischen Volksbildung« sowie ein Orts- und Personenregister. Der Autor kommt in seiner quellennahen Studie zu dem Ergebnis, dass die Volksaufklärung im 19. Jahrhundert unvermindert weitergewirkt habe, ein Tatbestand, der demnächst durch Band 3 des biobibliographischen Handbuchs »Volksaufklärung« mit tausenden von Titeln erhärtet werden wird. Verdienstvoll ist Krünes’ Auseinandersetzung mit den neuen Entwicklungen auf dem Buchmarkt, die ebenso neue Buchhändlertypen hervorbringen wie ein Engagement für die Aufklärung des »gemeinen Mannes«, die mehr und mehr weniger der Gemeinnützigkeit als den materiellen Chancen entsprechender Schriften verpflichtet ist. Krünes konstatiert nicht nur neue Vertriebsformen, sondern auch eine zunehmende Ausrichtung auf die Nachfrage nach berufsspezifischer Bildungsliteratur und eine vormärzlich geprägte stärkere Betonung der politischen Volksaufklärung, bei der manchmal schwer zu unterscheiden sei, ob hier Verkaufsstrategie einer neuen Buchhändlergeneration oder bürgerliches Engagement ausschlaggebend ist. In jedem Fall ist zu konstatieren, dass, wenn man die Medien betrachtet, doch sehr starke Kontinuitäten festzustellen sind. Weiterhin sind es Zeitungen und Zeitschriften sowie die im 18. Jahrhundert entstandenen Volksblätter, welche die Charakteristika beider Periodikagattungen verbinden, die neben gelehrten Sozietäten und Vereinen wie Gesellschaften zur Verbreitung von Volksschriften für die Popularisierung volksaufklärerischen Gedankenguts eintreten und bürgerliche Werte und Vorstellungen propagieren. Nicht zuletzt setzt sich Krünes in seiner Darstellung des thüringischen Pressewesens nach 1800 mit den verschiedenen Zeitungstypen auseinander, die für die Volksaufklärung genutzt werden, darunter Nachrichten- und Kreisblätter oder die Regierungs- und Intelligenzblätter. Die Dissertation, die 2012 an der philosophischen Fakultät der Universität Jena

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angenommen wurde, stellt eine tüchtige Arbeit dar, die für eine der Kernregionen der Aufklärung und Volksaufklärung das Fortwirken aufklärerischen Engagements zeigt. HOLGER BÖNING, BREMEN Berg, Urte von: Patriotische Salons in Berlin 18061813. Göttingen: Wallstein 2012. 280 S. Die Publizistin erinnert mit ihrem Buch an drei politische, respektive literarisch-musische Salons, die in den ersten beiden Jahrzehnten in Berlin bzw. in Königsberg existierten – die Salons der Gräfin v. Voß, der Amalie v. Beguelin und den der Elisabeth Stegemann – aber auch noch an andere ähnliche »Kränzchen« und Clubs in diesen Städten. Sie stellt das Personal in Kurzbiographien vor, beschreibt die Städte und ihre Gesellschaft, skizziert die äußeren Umstände, unter denen die Treffen in den turbulenten Zeiten der napoleonischen Hegemonie stattfinden mussten, und vermittelt einen dichten Eindruck von den Gesprächen, Freundschaften und Intrigen. Ihre anschaulich und gefällig formulierten Texte werden durch längere Zitate oder ausführlich wiedergegebene Dokumente (Tagebücher, etliche Korrespondenzen, wenige Aktenstücke) und durch Karten, Karikaturen und zahlreiche Porträts zusätzlich belebt. Das Buch ist zwar ohne den Anspruch geschrieben, wissenschaftlich Neues zu bieten, doch hat die Verfasserin in mit sicherer Hand die Literatur zu ihrem Thema gesichtet und für ihre klar formulierten Fragestellungen ausgewertet. Sie hat eine kluge Auswahl aus historischen Dokumenten getroffen. Der Leser erhält einen zuverlässigen Eindruck von dem Medium »Salon« und den von ihnen geführten guten Geistern. Es ist der Verfasserin gelungen, das Bewusstsein, die Mentalitäten und Denkweisen der Salon-Klientel über die Standesgrenzen hinweg sowie deren Erwartungen und das politischen Klima eines Jahrzehnts zu skizzieren, in dem bei den »Patrioten« die Hoffnung auf die Befreiung Preußens vom »welschen Joch« ungebrochen war. BERND SÖSEMANN, BERLIN Bösch, Frank / Hoeres, Peter (Hg.): Außenpo-

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litik im Medienzeitalter. Vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Göttingen: Wallstein 2013, 343 S. Dieses Buch ist ein neuerlicher Beleg für das seit einigen Jahren gewachsene Interesse der Geschichtswissenschaft an der von ihr lange vernachlässigten Rolle der (Massen-)Medien in historischen Ereignissen und Prozessen. Beide Herausgeber, selbst durch einschlägige Studien ausgewiesen, edieren die Beiträge einer 2012 veranstalteten Tagung des Zentrums für Zeithistorische Studien (Potsdam) und des Zentrums für Medien und Interaktivität (Gießen). Im Fokus steht (wie schon in einer Reihe anderer Studien) die Außenpolitik. Diese stehe, so argumentieren die Herausgeber, spätestens seit dem 19. Jahrhundert in einer engen Beziehung zu den Medien – eine Datierung, die näher begründet wird und sich im Untertitel des Sammelbandes wieder findet. Die 13 Beiträge sind in einem Längsschnitt in vier Kapitel gegliedert. Das erste von ihnen – »Wandel der Diplomatie im Zeitalter der Massenpresse« überschrieben – reicht vom Krimkrieg bis zur Vorkriegszeit 1914, das zweite enthält Beiträge zu »Außenpolitik und Propaganda in der Epoche der Weltkriege«, im dritten werden »Internationale Beziehungen und Kommunikation nach 1945« behandelt und im vierten geht es um »Außen- und Sicherheitspolitik im Zeitalter von Demoskopie und Live-Medien«. Die zitierten Überschriften versuchen über die Chronologie hinaus schon einen gewissen thematischen Problemwandel anzuzeigen. Den Beiträgen vorangestellt ist eine sehr lesenswerte Einleitung der Herausgeber, in der diese die Forschungsperspektiven und Entwicklungstrends in dem zum Thema gemachten Beziehungsgeflecht umreißen. Darin finden sich Ansätze zu einer Systematisierung, die von den Einzelbeiträgen nur zum Teil eingeholt werden. Bemerkenswert ist hier die breite Literaturbasis, die auch kommunikations- und politikwissenschaftliche Arbeiten einschließt, an denen es bei den Fachhistorikern (auch in diesem Band) nicht selten noch fehlt. Deren Beiträge resultieren überwiegend aus größeren Untersuchungszusammenhängen

der Verfasser und sind ereignis-, personen-, organisations- oder prozesszentriert. Das hat unvermeidlicher Weise Unterschiede zwischen den Fallstudien zur Folge. Dies gilt im Einzelnen auch für den Medienbezug, was sich u.a. schon daran ablesen lässt, ob Zeitungen (oder spätere Medien) direkt auch als Quellen herangezogen wurden oder man eher aus anderer Literatur schöpft. Neben eher übergreifend angelegten Beiträgen stehen solche, die einzelne Episoden rekonstruieren (wie beispielsweise den U-Boot-Krieg im Ersten Weltkrieg oder die Reaktionen auf den NATO-Doppelbeschluss von 1979). Während der maßgebliche Einfluss der Medien und der Öffentlichkeit auf die Außenpolitik (vorzugsweise in Großbritannien und Deutschland) vielfach untermauert wird, wird sie an anderen Stellen auch relativiert. Das betrifft z.B. den so genannten CNN-Effekt, dem angeblich die journalistische Orientierung an der Publikumsresonanz zuwiderläuft, worüber noch zu diskutieren wäre. Pressehistorikern und im Bereich internationale Kommunikation Arbeitenden werden die hier vorliegenden Studien als historische Unterfütterung willkommen sein. Dennoch wird man sich eine noch weitergehende Verschränkung der Kooperation zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen wünschen. Denn nicht durch alles, was man hier liest, wird man befriedigt sein. Um ein Beispiel zu nennen: Der in vielen Beiträgen verkommende Begriff der öffentlichen Meinung bleibt häufig Projektionsfläche. Ist damit die Bevölkerungsmeinung gemeint, die »veröffentlichte« Meinung oder ein Gemisch von beidem? Was soll das heißen, wenn sie als »Aggregat individueller Meinungen« bezeichnet wird? Und wird mitunter nicht allzu leicht eine homogene Medienberichterstattung unterstellt, wo man erst noch einmal genauer hinsehen müsste? JÜRGEN WILKE, MAINZ Theobald, Tina: Presse und Sprache im 19. Jahrhundert. Eine Rekonstruktion des zeitgenössischen Diskurses. Berlin: Akademie Verlag 2012 (= Lingua Historica Germanica, Bd. 2), 373 S. Dass die Sprache der Zeitung häufig kritisiert wird, ist allbekannt, weniger aber, welche

Buchbesprechnung Tradition diese Kritik hat. Sie reicht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück und hat sich in dessen Verlauf – parallel zur Expansion des Pressewesens – verstärkt. Eine systematische Untersuchung dazu liegt jetzt durch die hier angezeigte, an der Universität Heidelberg angenommene Dissertation von Tina Theobald vor. Da sie in der germanistischen Sprachwissenschaft angefertigt wurde, hat sie dort ihren Fokus. Aber sie ist auch für den historisch arbeitenden Publizistik- und Kommunikationswissenschaftler von Interesse. Dergleichen ist umso mehr gerechtfertigt, als die Verfasserin selbst sich darum bemüht hat, aus dieser einiges zu rezipieren (was in Nachbardisziplinen nicht immer so vorkommt). Jedenfalls hat Tina Theobald ihren Untersuchungsgegenstand in ein umfang- und kenntnisreiches Kapitel zum soziohistorischen Rahmen eingebettet. Im Kern geht es darum, den im 19. Jahrhundert geführten Diskurs über die Zeitungssprache zu rekonstruieren und zu analysieren. Die Verfasserin legt vernünftigerweise einen pragmatischen Diskursbegriff zugrunde und versteht ihn als die »Gesamtheit aller Aussagen zum Thema Presse und Sprache« (S. 39). Als Quellengrundlage stützt sie sich auf insgesamt 111 Schriften, die sie ermittelt hat und drei Zeitperioden zuordnet: von 1800-1849 (20), 18501869 (15) und ab 1870-1899 (73) (mit drei Nachzüglern bis 1927). Diese Schriften werden in drei Schritten der Diskursanalyse unterzogen: Zunächst durch eine Analyse der verwendeten Metaphern bzw. der Metaphorik, die sich aus verschiedenen Bereichen rekrutierte, z.B. der Botanik (»Schädling«), dem Militär (»Waffe«), der Kleiderwelt (»bunter Bettlermantel«) etc. Damit wird vielfach die Literatursprache, zumal die klassische, kontrastiert. Im zweiten Schritt werden die Schlüsselwörter extrahiert (neben relativ wertfreien wie »Zeitungsdeutsch« und »Zeitungsstil« diverse negative wie »Schweinesprache« und »Lumpenjargon«). Und zum dritten geht es um die Argumentationen, wobei zahlreiche Topoi herausgearbeitet werden, also wiederkehrende, den gemachten Aussagen unterliegende Annahmen (z.B. die sprachlichgedanklichen Wechselwirkung oder die sprach-

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lich-nationale Identität). Angesichts der beträchtlichen Grundgesamtheit von Texten wertet Theobald diese quantitativ aus und präsentiert ihre Ergebnisse in einer Vielzahl von Tabellen. Die Daten werden nach den drei Zeiträumen klassifiziert, so dass Veränderungen im Laufe des 19. Jahrhunderts erkennbar werden können. Zudem wird eine Zuordnung nach den Diskursteilnehmern vorgenommen, d.h. je nachdem, ob es sich um Journalisten, Schriftsteller, Lehrer oder Hochschullehrer handelte. Zentraler Befund der detailreichen, gelegentlich vielleicht übermäßig mikroskopischen Untersuchung ist, dass im 19. Jahrhundert mit zwei Dritteln überwiegend negative Urteile zur Presse und ihrer Sprache anzutreffen sind. Während sich in der ersten Periode noch positive und negative Schriften die Waage hielten, hatten die Letzteren später ein Übergewicht. Über seine im engeren Sinne sprachgeschichtliche Dimension hinaus liefert das Buch Einsichten zur Wirkungsgeschichte der Presse und zu der spezifisch deutschen medialen Ideologiegeschichte. JÜRGEN WILKE, MAINZ Kaesler, Dirk: Max Weber. Preuße, Denker, Muttersohn. Eine Biographie. München: C. H. Beck 2014, 1007 S, 77 Abb. Noch bevor das monumentale Editionsprojekt der Max Weber-Gesamtausgabe (MGW) abgeschlossen ist, legt der Marburger Soziologe und renommierte Max Weber-Forscher Dirk Kaesler nach seiner ›kleinen‹ Monographie über Weber (2011) eine monumentale Biographie zum 150. Geburtstag dieses Universalgelehrten (*21. April 1864; †14. Juni 1920) vor. Eine zentrale Prämisse, die sich durch die gesamte Buch konsequent und anschaulich zieht, lautet, dass die Familienclans von Max Weber, seine väterlichen und mütterlichen Großfamilien, ferner der Werdegang seines Vaters (Max Weber, sen.) und das städtische Milieu von Erfurt, in das Max Weber jun. als Sohn einer preußischen Beamtenfamilie hineingeboren wurde, »zu Leitmotiven seines wissenschaftlichen Werks« wurden. (S. 45) »Leben und Werk von Max Weber jun. sind nicht zu verstehen, wenn man sie nicht auf die Bühne seiner diversen Familiensysteme

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stellt. Während seines ganzen Lebens kam Max Weber jun. nie aus diesen diversen Familienclans und ihren engen Verflechtungen heraus. Es sind auch und gerade die wissenschaftlichen und politischen Themen von Max Weber, die sich nicht nur [...] in seinem familialen Netzwerken verbinden lassen, sondern mit diesen ganz direkt verknüpft sind«, schreibt Kaesler über seine Konzeption, und weiter: »Um also die Einbettung des inneren und äußeren Weges des Menschen Max Weber jun., sowohl biographisch wie werksgeschichtlich, nachvollziehen zu können, müssen wir ihn in den großen Zusammenhang der kapitalistischen Weltwirtschaft im Verlauf des 19. Jahrhunderts einbetten. Diese war die Schöpfung ebenjener kosmopolitischen Bourgeoisie, der Max Weber jun. selbst entstammte.« (S. 64-65.) Der Leser muss sich also zunächst auf ausgedehnte genealogische und stadtgeschichtliche »Umwege« begeben, ehe die Erzählung über das Leben und Werk des Juristen, Historikers, Nationalökonomen und Soziologen einsetzt. Doch diese Umwege lohnen sich, und je weiter man in dieser überwältigend materialreichen, mitunter freilich detailverliebt erscheinenden, allemal jedoch überaus informativen Biographie lesend voranschreitet, wird der Sinn dieser Umwege begreifbar. Dazu kommt: Kaesler ist ein sehr guter und anschaulicher Erzähler, allerdings auch ein gelehrter, der von seinem Leser etwas abverlangt, wenn es um Webers Werke geht, vor allem um die methodologischen, die seine Bedeutung als Theoretiker der modernen Sozialwissenschaften begründeten (die Konzepte des »Verstehens« und des »Idealtyps« sowie das Postulat der »Werturteilsfreiheit«). Andererseits entlohnt Kaesler seinen Leser insofern, als er stets den »bleibenden Ertrag« dieser Werke darstellt und erläutert. Auf die »Soziologie des Zeitungswesens«, die Weber der Deutschen Gesellschaft für Soziologie auf deren 1. Deutschen Soziologentag im Oktober 1910 als eines von drei kollektiven Forschungsprojekten vorschlug, geht Kaesler eher am Rande ein (S. 662-664). Der Gegenstand spielte in Webers eigener Theoriearbeit wohl keine Rolle, und die Leitung des Vorhabens hätte er, überlastet durch

die redaktionellen und organisatorische Arbeit am Dauerproblem seiner letzten Lebensjahre, dem »Grundriss der Sozioökonomik«, gerne in den Händen des Leipziger Nationalökonomen Karl Bücher gesehen. Obwohl das Vorhaben (wie auch die beiden anderen) letztlich scheiterte und Weber nur noch einmal, in der gedruckten Fassung seines Münchener Vortrags über »Politik als Beruf« (1919), unmittelbar Problemstellungen seines Vorschlags aufgriff, hätte man vom Biographen schon gerne etwas über die wissenschaftlichen Entstehungszusammenhänge dieser Idee von Weber erfahren, zumal die kommentierende Edition seines »Vorberichts« und seiner Rede auf dem Soziologentag 1910, die »a comprehensive agenda for press and mass communication research« formulierten (Hanno Hardt, 1979), im Rahmen der MGW noch aussteht. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Befunde der »Landarbeiter-Enquête« (1892) über die Zeitungslektüre und deren Bedeutung im Zusammenhang mit dem Vorschlag einer »Soziologie des Zeitungswesens« eine Rolle spielte? Es ist ein wichtiges Anliegen von Kaesler, das heroenhafte »Lebensbild« von Weber, das seine Witwe Marianne veröffentlichte (Heidelberg 1950), zu »entzaubern«. Kaesler zitiert häufig aus diesem »Lebensbild«, auch ausgedehnte Passagen, um sie dann, mitunter ebenso ausführlich, richtig zu stellen und einzuordnen. Doch auch das opulente Bild von Max Weber, an dem Kaesler zwanzig Jahre gearbeitet hat, ist nicht frei von hagiographischen Zügen der ihn sichtlich faszinierenden »Ein-MannWissenschaftsmaschine«. Das schmälert keineswegs den theorie-, wissenschafts- und sozialgeschichtlichen Gewinn, mit dem man die eintausend Seiten dieser beeindruckenden Biographie liest. ARNULF KUTSCH, LEIPZIG Weischenberg, Siegfried: Max Weber und die Vermessung der Medienwelt. Empirie und Ethik des Journalismus – eine Spurenlese. Wiesbaden: Springer VS 2014, 424 S. Zwei Jahre nach seinem ersten Buch über Max Weber (»Max Weber und die Entzauberung der Medienwelt«, 2012) legt der Hamburger Journalistikwissenschaftler Siegfried Wie-

Buchbesprechnung schenberg ein zweites »Weber«-Buch vor. Im Mittelpunkt seiner ersten Monographie steht die theorie- und wissenschaftsgeschichtliche Rekonstruktion, Einordnung und Bewertung des Vorschlags einer Enquête des Zeitungswesens, den Weber der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 1910 als ein international-vergleichend anzulegendes und hauptsächlich mit empirischen Untersuchungen durchzuführendes Großprojekt unterbreitet hat. In der hier anzuzeigenden Monographie geht es darum zu untersuchen, wie diese Anregungen von Weber und darüber hinaus seine sozialogischen Kategorien und Begriffe in der Kommunikationswissenschaft und ihren Vorläuferdisziplinen, besonders in der Mediensoziologie, Medienethik und vor allem in der empirischen Journalismusforschung zur »Vermessung der Medienwelt« aufgegriffen und ungesetzt wurden. Dazu entwickelt Weischenberg ein komplexes methodisches Instrumentarium. Im ersten Schritt durchmustert er in einem »kursorischen« ideen- und methodengeschichtlichen Überblick die in fünf Perioden unterteilte Geschichte des Faches in Deutschland. Mit herber Kritik an der bisherigen Fachhistoriographie gelangt er, pointiert formuliert, zu dem Ergebnis, dass in dem Fach von einer empirischen (Journalismus-)Forschung erst nach seiner um die Wende von den 1960er zu den 1970er Jahren vollzogenen »empirisch-sozialwissenschaftlichen Wende« gesprochen werden kann und dass bis dahin ferner in der fachlichen Forschung kaum ein Bezug auf das Enquête-Programm von Weber oder seine Kategorien festzustellen ist. Um valide Befunde bei seiner Suche nach den Spuren von indirekten Bezügen auf Weber als Theoretiker der Soziologie und direkten Bezügen auf Weber als Pionier der empirischen Forschung in der Fachentwicklung der folgenden vierzig Jahre von 1970 bis 2010 zu erzielen, verwendet Weischenberg zunächst ein aufwendiges bibliometrisches Verfahren, mit dessen Hilfe er 400 im deutschsprachigen Raum am häufigsten zitierte Werke (Monographien, Aufsätze) der internationalen Kommunikationswissenschaft ermittelt. Diese untersucht er dann im dritten Schritt mit einer ka-

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tegoriengeleiteten Inhaltsanalyse und, soweit es sich um Forschungsarbeiten zur empirischen Journalismusforschung handelt, mit einem nach Webers Enquête-Programm systematisierten Bündel an Kernfragen. Was Weischenberg zur Explikation seiner Kategorien und über die ausgewählten Werke, ihre theoretischen und methodischen Konzeptionen und Befunde schreibt, zeugt von einer beeindruckenden Theorie- und Analysearbeit, Belesenheit und Systematisierung. Ein zentraler Befund lässt sich mit Weischenberg auf folgenden Punkt bringen: »Es gibt (auch) in der Kommunikationswissenschaft Beispiele für eine fundierte, anschlussfähige und weiterführende Weber-Rezeption.« (S. 194) Man kann das Buch aus unterschiedlichen Perspektiven lesen, als eine Fachgeschichte, partiell auch als einen Beitrag zur Medien- und Journalismusgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Verdienst ist allemal der Hinweis auf Weber als »Inspirator« der theoretischen und empirischen Kommunikationswissenschaft. ARNULF KUTSCH, LEIPZIG Vahldiek, Björn: Propaganda und Unterhaltung. Wandel und Kontinuität in der Kriegsberichterstattung der Familienzeitschrift ›Die Gartenlaube‹ (1853-1944). Mit einem Vorwort von Rainer Hering. Bremen: edition lumière 2014, 487 S. Als erfolgreichste und bis heute bekannteste Familienzeitschrift hat ›Die Gartenlaube‹, die von 1853 bis 1944 erschien und 1875 eine Auflage von 382.000 Exemplaren erreichte, in der Forschung vielfältige Beachtung gefunden. Sie wurde in erster Linie durch Abonnement oder Lesezirkel vertrieben, so dass sie sicherlich weit mehr als eine Million Leser gehabt haben dürfte. Häufig gilt sie wegen der programmatischen Betonung des Unterhaltungsaspektes als unpolitisch, doch kann die vorliegende Arbeit zeigen, dass davon keinesfalls die Rede sein kann. Vor der Reichsgründung war eines ihrer Ziele, ein nationales Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen zu vermitteln. Haben viele der Arbeiten zu der Zeitschrift sich auf einzelne Erscheinungszeiträume meist des 19. Jahrhunderts beschränkt, so analysiert

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Vahldiek in seiner Studie – zugleich eine an der Universität Hamburg angenommene Dissertation – erstmals die Berichterstattung dieses einflussreichen Blattes über den gesamten Erscheinungszeitraum fast eines ganzen Jahrhunderts. Am Anfang steht ein Überblick über die Entwicklung der Massenpresse, der Familienblätter und zur Geschichte der ›Gartenlaube‹ selbst, sodann folgt eine systematische Untersuchung zur Berichterstattung über Krieg und Militär, die Technisierung des Krieges sowie zum Bild des »Kriegshelden« im Kontext des technischen Wandels. Die Bilder des deutschen Soldaten und des Soldatenleben werden ebenso herausgearbeitet wie die Darstellung der Kriegsgegner in der ›Gartenlaube‹ und die damit einhergehenden Feindbilder. Explizit geht der Autor auf die im Ersten Weltkrieg erstmals bedeutende »Heimatfront« und auf die geistige Mobilisierung, die Versorgungslage und den Alltag sowie die Rolle der Frauen ein. Auch untersucht er die Darstellung der Kriegsziele von der deutschlandpolitischen Dimension der Reichseinigungskriege bis zur Europa-Propaganda während des Zweiten Weltkriegs. Für den Wandel der Kriegsberichterstattung von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum letzten Kriegsjahr des Zweiten Weltkrieges bietet die tüchtige Studie beachtenswerte Ergebnisse zum Verhältnis von Krieg und Presse. AÏSSATOU BOUBA, BREMEN Herzberg, Julia: Gegenarchive. Bäuerliche Autobiographik zwischen Zarenreich und Sowjetunion. Bielefeld: Transcript-Verlag 2013, 494 S. Die Studie, zugleich eine Bielefelder Dissertation von 2011, stellt eine bemerkenswerte Forschungsleistung dar, denn rund dreihundert bäuerliche autobiographische Texte aus dem Zeitraum von der Aufhebung der Leibeigenschaft 1861 bis zum Stalinismus der 1930er-Jahre hat die Autorin zusammengetragen und damit allein schon das gängige Urteil widerlegt, aus dieser Bevölkerungsschicht seien allenfalls dumpfe kollektive Äußerung gewalttätigen Charakters zu erwarten. In ihnen erzählen russische Bauern und wenige Bäuerinnen von ihrem Leben als Sklaven, Leibeigene, Autodidakten oder religiös Erweckte,

auch werden Fragen der sozialen Ungleichheit vor einer neuen Öffentlichkeit verhandelt. Bäuerliche Autobiographik – den unschönen Begriff »Ego-Dokumente« meidet die Autorin – wird als Ergebnis einer komplexen Kommunikationssituation begriffen, sie stelle keine Monologe in leeren Räumen dar, sondern reagiere auf Anrufe der verschiedensten Art. Bei ihrer Analyse bezieht die Autorin Autobiographien im eigentlichen Sinne ebenso ein wie Tagebücher, daneben sind die Quellen in drei Gruppen gegliedert, die als das Schreiben über das eigene Leben ermöglichende »Kommunikationsräume« bezeichnet und in entsprechenden Kapiteln der Arbeit behandelt werden, nämlich Autobiographik in Presse und Publizistik, Autobiographieprojekte sowie autobiographisches Schreiben im Familienkreis. Das vorzüglich eingelöste Ziel der Arbeit ist es, das Bild des russischen Bauern zu erweitern und die Wahrnehmung für bisher Übersehenes zu schärfen. Bei der Auswahl von Quellen und deren Charakterisierung als bäuerlich wird von der Selbstzuschreibung der Autoren ausgegangen. Wichtig ist der Autorin die Vielfalt der Schreibformen, die auch nach 1917 keineswegs in Einheitlichkeit aufging. Höchst aufschlussreich setzt sie sich mit Bildern der Historiographie und Literaturwissenschaft auseinander, in der Russland vor der Folie des »Westens« mit seinen autobiographischen Texten als Beispiel für absolute Andersartigkeit, für das Fehlen von Individualität und mangelndem Blick nach Innen gelten. Entstanden ist eine vorzügliche, anregende und gut geschriebene Studie, die einen Einblick in eine zumeist unbekannte Welt bietet und über den Umgang mit bäuerlicher Autobiographik insgesamt nachdenken lässt. Selbstverständlich fehlen auch zwei gute Register nicht. HOLGER BÖNING, BREMEN Bismarck, Otto: Gesammelte Werke. Schriften. 18881890. (Bearb.): Andrea Hopp. Paderborn: Schöningh 2014 (= Neue Friedrichsruher Ausgabe. Schriften, Bd. 8). Inzwischen nähert sich die Neuausgabe der »Gesammelten Werke« ihrem Ende (vgl. JbKG

Buchbesprechnung 6/2004, 290f.). Der 8. Band, die Jahre unmittelbar vor der Entlassung behandelnd, ist erschienen. Der Band enthält gegenüber der alten »Friedrichsruher Ausgabe« ca. 70 Prozent Dokumentenzuwachs. Nicht wenige Quellen bieten Einsicht in die pressepolitischen Steuerungsmaßnahmen des alten Kanzlers. Seine detaillierten »Weisungen«, immer wieder die ›Kölnische Zeitung‹ und die NAZ einbeziehend, können als Frühform der im 20. Jahrhundert extensiv in verschiedenen Zeitabschnitten genutzten Propagandatechnik der Presseanweisungen verstanden werden. Darüber hinaus geben die Quellen Hinweise zu Bismarcks geschichtspolitischem Verständnis, wenn er aus aktuellen politischen Erwägungen empfiehlt, die Dänen oder die Österreicher – anders als die Franzosen – nicht mit Erinnerungsfeiern an die Einigungskriege zu verärgern. Instruktiv für seinen Öffentlichkeitsbegriff sind auch die Dokumente zur »Geffken-Affäre« um die Veröffentlichung der Tagebücher des Kronprinzen Friedrich aus der Reichsgründungszeit. Bismarck formulierte hierzu eines der längsten Schriftstücke als »Gutachten«. Es konnte allerdings seine politische Niederlage nicht verhindern und nahm schon Grundzüge des späteren Dissenses mit Kaiser Wilhelm II. vorweg. RUDOLF STÖBER, BAMBERG Bartetzky, Arnold / Jaworski, Rudolf (Hg.): Geschichte im Rundumblick. Panoramabilder im östlichen Europa. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2014 (= Visuelle Geschichtskultur, Bd. 11), 213 S. Panoramen waren als Massenmedium lange vergessen, in den letzten beiden Jahrzehnten sind aber eine Reihe von Darstellungen erschienen, aus kommunikations- und medienhistorischer Sicht in der Regel unter dem Gesichtspunkt, Vorgänger des Films gewesen zu sein. Es gilt einen Tagungsband anzuzeigen, der v.a. die kunsthistorische Perspektive beleuchtet, aber auch die jeweiligen geschichtspolitischen und mithin propagandistischen Aspekte erfasst. Die hier behandelten Panoramen standen in der Regel im östlichen Mitteleuropa, in Polen, Tschechien, Ungarn, aber auch in Moskau,

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Wolwograd und Istanbul. Werner Tübkes atypisches Bauernkriegsepos in Bad Frankenhausen wird ebenfalls abgehandelt. Zwei einleitende Beiträge und ein abschließender zu den kommerziellen, geschichtspolitischen und bildhistorischen runden den insgesamt gelungenen Band ab – die Abbildungen sind gegenstandsbedingt manchmal arg verkleinernd. Die meisten der behandelten Panoramen entstanden erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, ein Jahrhundert nach ihrem Erscheinen in Westeuropa. Ihr Ende kam mit dem Kino, von der propagandistischen Nachgeschichte unter russischer Vorherrschaft abgesehen. Die ironische Wende in dieser Hinsicht markierte das Panorama Tübkes: Mit ihm hatte sich die DDR »ungewollt [ihr] eigenes Mausoleum errichtet«. (S. 188) RUDOLF STÖBER, BAMBERG 1914 – Mitten in Europa. Die Rhein-Ruhr-Region und der Erste Weltkrieg. Katalogbuch zur Ausstellung des LVR-Industriemuseums und des Ruhr Museums auf der Kokerei Zollverein 30. April bis 26. Oktober 2014. Hg. von Heinrich Theodor Grütter und Walter Hauser. Essen: Klartext 2014, 342 S., zahlr. farb. Abb. Die konzeptionell hochambitionierte und sehr facettenreiche Ausstellung zielt auf die erste, großmaschinell und industriell bewerkstelligte »Unmenschlichkeit« eines Weltkrieges, sie will diese in ihren Ausmaßen bis dahin nicht vorstellbare Auseinandersetzung in Form von »Dramen der Moderne« aufführen, es gehe um Ambivalenzen und Absurditäten, wie sie sich zwischen den »gesellschaftlichen Errungenschaften der Hochindustrialisierung, etwa den technischen Erleichterungen körperlicher Mühen, den sozialen und zivilbürgerlichen Fortschritten, den ästhetischen Avantgarden, den Zukunftshoffnungen und Glücksversprechen einerseits und andererseits den neuen Dimensionen von Effizienz und Produktivität auftun, die ungeheure Potentiale von Destruktivität in sich bergen: strukturelle und personelle Herrschaftsformen in der Organisation von Arbeit, Ungerechtigkeiten in der Verteilung von Ressourcen und Lebenschancen im nationalen Rahmen wie in globalen kolonialen Zusammenhängen«. (S. 8) Dabei

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geht es den Ausstellungsverantwortlichen um einen zeitgenössisch motivierten Blick auf die Zeit um 1914, wobei der Krieg zwar den dramaturgischen Angelpunkt der Geschichte bilde, es gleichwohl weniger um das Kriegsgeschehen selbst gehe als um die gesellschaftlichen Voraussetzungen und Folgen dieses Krieges. Ziel sei ein Panorama jener Epoche, die diesen epochalen Krieg hervorbrachte, die Ausstellung solle eine Spurensuche nach den Ursprüngen unserer modernen Welt sein, einer zutiefst ambivalenten Moderne zwischen Avantgarde und Aggression, Erneuerungsdrang und Zerstörungswut. Zugleich soll die Entstehungsgeschichte einer Region aus dem Geist dieser Moderne sichtbar werden, die bis heute einer der bedeutendsten europäischen industriellen Ballungsräume sei. Entsprechend lauten die Überschriften des ersten Hauptteils der Ausstellung »Utopien der Jahrhundertwende«, »Aufbruch in die Moderne«, »Netzwerke der Industriegesellschaft«, »Menschen in Bewegung«, »Wohlstand und Fortschritt«, »Individuum und Wissenschaft im Industrieraum«. Im zweiten Hauptteil steht dann der Krieg selbst im Mittelpunkt, zunächst mit dem sogenannten »Augusterlebnis«, sodann dem totalen Krieg und der Heimatfront, den Kriegsverbrechen und Erinnerungskulturen. Der dritte Teil endlich bietet Deutungen und Überlegungen unter dem Motto »Die entzauberte Moderne – Zwischenkriegszeit an Rhein und Ruhr«. Am Ende dann das Kapitel »Abgründe – Das Jahrhundert der Gewalt«, von dem es heißt, es finde mit der nationalsozialistischen Herrschaft und ihrer völligen Verdrehung und Umkehrung der utopischen Vorstellungen der Jahrhundertwende seinen Höhepunkt. HOLGER BÖNING, BREMEN Bendikowski, Tillmann: Sommer 1914. Zwischen Begeisterung und Angst – wie Deutsche den Kriegsbeginn erlebten. München: C. Bertelsmann, 464 S., 16 S. farb. Bildteil. Der Autor untersucht am Beispiel von fünf historischen Personen die unterschiedlichen Reaktionen auf die drohende Kriegsgefahr und den Beginn des Krieges im Sommer 1914. Neben dem überfordert kraftmeiernden und

nervenschwachen Wilhelm II. hat er den Historiker und Professor an der Universität Jena, Alexander Cartellieri, den jungen Volontär bei der sozialdemokratischen ›Bremer Bürger-Zeitung‹, Wilhelm Eildermann, die Volksschullehrerin in Verden an der Aller, Gertrud Schädla, sowie den Dozenten für Philologie an der Universität Brüssel und Lyriker Ernst Stadler ausgewählt, wobei er sich zumeist auf autobiographisches und bei Wilhelm II. auf weiteres Quellenmaterial stützen kann. Es ist, so wird schnell deutlich, jedenfalls ein Vorurteil, ein ganzes Volk wäre mit Begeisterung zu den Waffen gestürmt. Hier sind insbesondere die Aufzeichnungen Wilhelm Eildermanns lesenswert, die die Auseinandersetzungen innerhalb der Sozialdemokratie um die Haltung zum Krieg dokumentieren und zugleich zeigen, wie unter den Bedingungen der Militärzensur gleichwohl noch manches Wort gegen den Krieg in die Bremer SPDZeitung gelangen konnte und die Zeitung zumindest in den ersten Kriegsjahren wichtiger Orientierungspunkt für die sozialdemokratischen Arbeiter in der Hansestadt blieb. Bei Eildermann selbst, aber auch bei vielen Redakteuren des Blattes, herrschte eine militante Kriegsgegnerschaft, die bereits früh in intensive innerparteiliche Auseinandersetzungen mündete. Ganz anders orientiert sind die akademischen Kreise, mit denen es der Professor in Jena zu tun hat, nämlich, insbesondere die Studenten, antidemokratisch, antisozialistisch, antisemitisch, antifranzösisch und kaisertreu. Die Volksschullehrerin ist einem reichs- und kaiserloyalen Protestantismus verpflichtet, in den sich auch eine gute Portion Antisemitismus mischt, sie ist Kriegsbefürworterin, auch wenn zwei ihrer Brüder in den ersten Kriegsmonaten ebenso fallen wie der Dichter Stadler im Oktober 1914 – der Krieg hat ihn gehindert, eine Gastdozentur in Toronto anzutreten. Entstanden ist ein lesenswertes Buch, das manche überraschenden Einblicke bietet. HOLGER BÖNING, BREMEN Eckart, Wolfgang U.: Die Wunden heilen sehr schön. Feldpostkarten aus dem Lazarett 1914– 1918. Stuttgart: Franz Steiner 2013, 210 S.

Buchbesprechnung Dem überaus anschaulichen Bildteil voran gehen detaillierte einleitende Ausführungen zur Bedeutung der Bildpostkarte im Ersten Weltkrieg, zur Geschichte der Postkarte als »Offene Karte«, »Drucksachenkarte« oder »Aviskarte« seit 1865 und speziell der Kriegspostkarte seit 1870, dem Jahr, in dem bereits 10 Millionen »Feldpost-Correspondenzkarten« von der Front in die Heimat gingen, zur Propagandasprache der Bilder und speziell der Bilder auf Lazarettpostkarten sowie zu Krankenpflege und Lazarett im ersten Weltkrieg. Zur Propagandasprache vertritt Eckart nachvollziehbar die These, dass das eigentliche Kampfgeschehen und die konkrete Gewalt des industrialisierten Krieges der Druckwiedergabe stets entzogen geblieben seien. Stattdessen hätten Genreszenen dominiert, die den Krieg romantisierten. In den druckgraphischen Postkarten sei Gewalt entweder verdrängt oder unter dem Einfluss der Zensur verbannt oder verkitscht worden, gefolgt worden sei damit der graphisch-photographischen Ikonographie der kriegerischen Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts. Dargestellt worden sei vorrangig die Zeit vor oder nach der Verwundung, der andere allgegenwärtige Anwesende dieses zeitlichen Raumes, der Tod, sei ausgeklammert geblieben. Die Bildpostkarte sei zum »Instrument eines Volkskriegs gefälschter Realitäten und romantischer Imaginationen« geworden. Mit zunehmender Kriegsdauer seien die Bildmotive jedoch deutlich drastischer und realistischer geworden, jetzt hätten viele Motive das Massensterben zum Heldentod an der Front verklärt. Sehr gegenwärtig ist gerade auf den Lazarettpostkarten das Rote Kreuz als Hauptorganisator der »Heimatfront« und der Kriegsbegeisterung fern der Front. Entstanden ist ein sehr lesens- und besonders natürlich anschauenswerter Bildband, der beeindruckende Einblicke in die Beschönigung des Völkermordens bietet. HOLGER BÖNING, BREMEN Böning, Holger / Nagel, Michael: Erster Weltkrieg und Bremer Presse. Impressionen und Schlaglichter auf das Kriegserleben in der Hansestadt. Mit einer Bibliographie zur Bremer Presse 1914-1918 und einem Beitrag von

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Simon Sax zum Bremer Feldrabbiner Dr. Leopold Rosenak. Bremen: edition lumière 2014, 381 S. In den vergangenen Jahren sind verschiedene Studien entstanden, die unter unterschiedlichen Gesichtspunkten das Weltkriegerleben in Städten wie Freiburg i. Br., Hannover, Berlin, Bamberg, Hamburg oder Darmstadt zum Gegenstand hatten. Die vorliegende Studie ist die erste, die ganz vorwiegend auf der periodischen Presse, insbesondere den Bremer Tageszeitungen der Jahre 1914 bis 1918 basiert und verbunden ist mit kritischen Überlegungen zum Quellenwert der Zeitungen und Zeitschriften. Die Presse, so die Autoren, sei eine vorzügliche Quelle für das Kriegsgeschehen und den Kriegsalltag in den Jahren des Ersten Weltkrieges. Zwar stand sie unter Zensur, aber der Zwang zum »Burgfrieden« habe eine Gleichschaltung verhindert, wie sie im Zweiten Weltkrieg erfolgte, sie ermögliche ein lebendiges Abbild des Geschehens. Wie keine andere Quelle könne die historische Presse zu Zeitreisen entführen, indem sie in die Lebenswirklichkeit und Stimmungslage, in die Erwartungen und Enttäuschungen ihrer damaligen Leser versetze. Als höchst aufschlussreich erweist sich dabei der Anzeigenteil der Zeitungen. Die Presse, so das Resümee, sei eine Quelle, die dem heutigen Leser die Unterscheidung zwischen Propaganda und verlässlicher Darstellung nicht allzu schwer mache. Zu einer differenzierten Wahrnehmung trage auch die mit allein vier größeren Tageszeitungen beeindruckende Vielfalt dieser Presse im damaligen Bremen bei. Mit Hilfe der historischen Presse wird gezeigt, wie vor hundert Jahren der erste industriell geführte Krieg der Menschheitsgeschichte in Bremen wahrgenommen wurde und welche Rolle eben diese Presse in seiner zeitgenössischen Deutung und für die Formierung der »Heimatfront« spielte, um diese damalige propagandistisch-kämpferische Bezeichnung für ein tatsächlich dauerhaft unter Mangel und Hunger leidendes Gemeinwesen zu gebrauchen. Tatsächlich in Schlaglichtern und Impressionen zeigt der vorliegende Band wie Bremer gegen den Krieg agierten, während

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andere begeistert für einen deutschen Sieg fochten, wie Frauen, Kinder und alte Menschen Hunger und Not erlebten, wie in wachsender Kriegsmüdigkeit Durchhalteparolen immer lauter wurden, bis der Kampfeswillen in der Heimat wie im Feld zusammenbrach. Erstaunlich authentische Berichte von der Front und Schilderungen der Schrecken des Krieges konnten in den Zeitungen erscheinen. Eine eigene, sehr aufschlussreiche Sprache sprechen die Todesanzeigen, die der Analyse unterzogen werden, ebenfalls die anderen Anzeigen, die zu allen Facetten des Kriegserlebens sehr viel mehr als illustrativen Wert haben. Neben der Presse haben die Autoren auf Tagebücher, Briefe und Autobiographien von Bremern zurückgegriffen und sie mit dem Tenor der Zeitungsberichterstattung abgeglichen. Wie nicht anders zu erwarten, unterscheidet sich die Berichterstattung in den drei bürgerlichen Zeitungen sehr stark von der in der sozialdemokratischen ›Bremer Bürger-Zeitung‹, in der bis in die ersten Wochen des Weltkrieges für den Frieden geworben und der Krieg verurteilt wird, obwohl zwei ausgewiesene Kriegsgegner in der Redaktion sofort an die Front geschickt werden und den in Bremen verbliebenen Redakteuren ständig gleiches droht. In großartigen Theaterkritiken findet das Blatt ein Mittel, seine Sicht der Dinge zu formulieren und seine kriegskritische Haltung deutlich zu machen. Einleitend und resümierend setzen die Autoren sich mit der augenblicklich geführten Debatte auseinander, die unter dem Eindruck der These eines schlafwandlerischen Hineinschlitterns in den Weltkrieg steht. Energisch wird dieser Behauptung widersprochen, sie entbehre des seriösen Umgangs mit den seit einem halben Jahrhundert zugänglich gemachten Quellen und sei einer aktualisierenden Beschreibung der Kriegsgründe verpflichtet, die soweit gehe, eine Hauptschuld der Serben am Ersten Weltkrieg zu behaupten, aber gleichzeitig viele jener Quellen ignoriere, die das deutsche und österreichische Treiben zum Krieg belegten. Nicht umsonst widmen die Autoren ihr Werk ihrem Bremer Kollegen Imanuel Geiss, dem Editor der nach wie vor

maßgeblichen Quellensammlung zur Julikrise und zum Kriegsbeginn 1914. AÏSSATOU BOUBA, BREMEN Eine Stadt im Krieg. Bremen 1914–1918. Hg. von Eva Schöck-Quinteros, Sigrid Dauks, Maria Hermes und Imke Schwarzrock. Mit Beiträgen der Studierenden aus dem Projekt »Aus den Akten auf die Bühne«. Bremen: o.V. 2013, 432 S. Schon im letztjährigen Jahrbuch sind zwei Publikationen vorgestellt worden, die als beeindruckendes Ergebnis einer mustergültigen universitären Lehre gelten können und die unter dem Motto »Aus den Akten auf die Bühne« in Zusammenarbeit Eva SchöckQuinteros mit Studierenden der Universität Bremen und der »bremer shakespeare company« entstanden und zu vielbeachteten öffentlichen Darbietungen der erarbeiteten Ergebnisse führten. So auch beim vorliegenden Band (ein weiterer zum selben Thema ist im Druck), der mit einer großen Vielfalt historischer Quellen, Akten, Zeitungsartikeln, Tagebüchern, Lebenserinnerungen, historischen Photos und Briefen das Kriegserleben in der Hansestadt rekonstruiert und auf beeindruckende Weise erkennen lässt, wie unterschiedlich die Entwicklung zum Krieg und die militärischen Auseinandersetzungen selbst je nach sozialer Stellung der sich äußernden Personen wahrgenommen wurden. Besonders beeindruckend ist hier der Briefwechsel zwischen Robert und Anna Pöhland, beide sind unbelehrbare Kriegsgegner und erziehen ihre Kinder in diesem Sinne. Höchst interessant, wie beide die Auseinandersetzungen um die Haltung zu Krieg und Kriegskrediten in der Bremer Sozialdemokratie und in der »Bremer Bürger-Zeitung« verfolgen und kommentieren. Kontrastierend dazu das Tagebuch einer kriegsbegeisterten Bremerin aus besten hansestädtischen Verhältnissen und mit einem Apotheker verheiratet. Entstanden ist ein lesenswerter Band, dessen herausgeberische Leistung nicht zuletzt darin liegt, Studentinnen und Studenten zu soliden wissenschaftlichen Beiträgen geleitet zu haben. HOLGER BÖNING, BREMEN Gallus, Alexander: Heimat ›Weltbühne‹. Eine

Buchbesprechnung Intellektuellengeschichte im 20. Jahrhundert. Göttingen: Wallstein 2012, 421 Seiten. Kein (neuerliches) Porträt der vielfach wissenschaftlich beleuchteten linksintellektuellen Rundschauzeitschrift zeichnet Alexander Gallus, vielmehr stellt der in Chemnitz und Rostock lehrende Zeithistoriker verständig vier ›Weltbühne‹-Solitäre (S. 330) vor – vier sehr unterschiedliche Charaktere, für die die Mitarbeit an dem Berliner Organ vor allem in der späten Weimarer Republik nur eine mehr oder weniger intensive Episode war. Doch sei die Mitarbeit an Tucholskys und Ossietzkys nonkonformistischem Blatt für alle vier »ein politisch-publizistisches Erweckungserlebnis« (S. 9) gewesen, sei ihnen die ›Weltbühne‹ eine melancholisch vermisste »geistige Heimat«, ein intellektueller »Sehnsuchtsort« (S. 413) geblieben. Nonkonformisten, das blieben auch mindestens drei der vier ihr langes Publizistenleben hindurch: Kurt Hiller, der von Gallus als »Ego-Dogmatiker« (S. 80, 156) beschrieben wird, der sich im Exil, dann in der Bundesrepublik nur mehr in eher randständigen Medien und intensiven Briefwechseln in den politischen Diskurs einbrachte; Axel Eggebrecht, »ein für allemal ein streitbarer Linker«, (S. 157) der den NWDR mit aufbaute und ein vielbeachteter Kommentator des WDR war; William S. Schlamm, der letzte, kurzzeitige Chefredakteur der Weimarer ›Weltbühne‹, der die »abenteuerlich erscheinende Wendungen vom Kommunisten« zum »Radikalkonservativen« vollzog (S. 20) und als Kolumnist des ›Stern‹, dann der ›Welt am Sonntag‹ hitzige Debatten anstieß. Allen dreien sei es »ein dauerhaftes Anliegen« gewesen, »Distanz zu Hauptströmungen der Politik wie des Zeitgeistes zu wahren« (S. 354), gemeinsam war ihnen auch ihr »Hang zur Polemik, zur Kampfeslust und zu einem konfrontativen Stil« (S. 355). Einen anderen Weg ging der vierte im Porträtierten-Bunde: Peter Alfons Steiniger. Er ging 1945 nach Ostdeutschland, wurde zum Konformisten, zum »marxistisch-leninistischen Scholastiker« (S. 279) und als einer der führenden Verfassungsrechtler der DDR zum »heteronome(n) Parteiintellektuelle(n) und Ideologe(n) vorgegebener letzter Wahrheiten« (S. 357).

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Die vier Lebensläufe werden sehr anschaulich nachgezeichnet und plausibel interpretiert. So bietet das Buch lesenswerte und anregende exemplarische Bausteine für das Verständnis der Entwicklung und des Wirkens von (ursprünglich) linken Intellektuellen von den 20er bis in die 70er Jahre. Als eine allgemeinere »Intellektuellengeschichte im 20. Jahrhundert« lässt es sich allerdings weniger verstehen – zu individuell sind dafür die Protagonisten. Doch ist vielleicht gerade das ein Merkmal der geistigen Zerrissenheit in turbulenten Zeitläuften. Die ›Weltbühne‹ jedenfalls blieb für viele ein freilich schillernder Fixpunkt wehmütiger Orientierung. MARKUS BEHMER, BAMBERG Behmer, Markus / Bernard, Birgit / Hasselbring, Bettina (Hg.): Das Gedächtnis des Rundfunks. Die Archive der öffentlich-rechtlichen Sender und ihre Bedeutung für die Forschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2014, 464 S. Ob Begriffe wie »Handbuch«, »Sammelband«, »Überblicksdarstellung« die vorliegende Publikation in geeigneter Form beschreiben, sei einmal dahingestellt. Hervorzuheben ist auf jeden Fall, dass die Herausgeber – ein Wissenschaftler und zwei Archivpraktikerinnen – sich des komplexen Themas der archivalischen Überlieferung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Bundesrepublik angenommen haben. Und darüber hinaus haben sie sich zum Ziel gesetzt, die Relevanz dieser Überlieferung für diverse Forschungsfelder von dafür prädestiniertem Forscherinnen und Forscher exemplarisch darstellen zu lassen. Eröffnet von einem Vorwort des Vorsitzenden der Historischen Kommission der ARD, eines Gremiums, dem auch ZDF, Deutschlandradio und Deutsches Rundfunkarchiv angehören, werden zunächst die einzelnen Rundfunkanstalten in kurzen historischen Abrissen, ihre Archive und die bei ihnen verwahrten Quellengattungen – von Ton- und Film/Videodokumenten, über Schriftgut bis zu Foto- und Notenüberlieferungen – vorgestellt. Allein diese Übersicht macht bereits darauf aufmerksam, um welch einen interdisziplinären Forschungsgegenstand es sich beim Rund-

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funk handelt und welche Fundgrube sich für die Interessen von Historikern, Literatur-, Musik- und Medienwissenschaftlern, aber auch historisch und aktuell an Rundfunkproblemen interessierte Juristen, Volkswirte, Sozialwissenschaftler und Techniker offenbart. Welche Fragestellungen an das Material in den Rundfunkarchiven möglich sind und welche Erkenntnisse daraus gewonnen werden können, machen ein gutes Dutzend exemplarischer Werkstattberichte, verfasst von mit den einzelnen Themen seit längerem vertrauten Wissenschaftlern, deutlich. So finden sich beispielsweise Beiträge zur Organisations- und Programmgeschichte, zu Rundfunkpolitik und Rundfunknutzung. Am Ende wird auf die rechtlichen Aspekte der Nutzung von Rundfunkmaterialien eingegangen; unberücksichtigt muss hierbei allerdings der erst im April 2014 von den ARD-Intendant/innen in Abstimmung mit ZDF und Deutschlandradio beschlossene einheitliche Zugang für Forschung und Wissenschaft zu ihren archivalischen Überlieferungen bleiben. Vielleicht erleichtert dies den Umgang mit audiovisuellen Dokumenten, von deren kulturhistorischem Wert alle Beteiligte ausgehen und zu deren Erkenntnisgewinn die vorliegende Publikation ihren Teil beitragen kann. ANSGAR DILLER, HOCHHEIM AM MAIN Ottmann, Solveig: Im Anfang war das Experiment: Das Weimarer Radio bei Hans Flesch und Ernst Schoen. Berlin: Kadmos 2013, 440 S. Hans Flesch und Ernst Schoen galten im Rundfunk der Weimarer Republik als die innovativsten Köpfe unter den leitenden Programmgestaltern. Flesch, kaum 30jährig, nahm von 1924 bis 1929 die Funktion eines Künstlerischen Leiters beim Südwestdeutschen Rundfunk(dienst) in Frankfurt am Main wahr und amtierte anschließend bis 1932 als Intendant der Funkstunde in Berlin. Schoen, nur wenig älter, hatte in Frankfurt zunächst die Aufgabe eines Programmreferenten übernommen und folgte bei Fleschs Weggang aus der Mainmetropole ihm in dessen Position als Künstlerischer Leiter bis 1933. Modern bis in die Fingerspitzen seien die beiden Protagonisten gewesen, quer zum

bisherigen Kulturbetrieb habe ihre Programmarbeit gestanden, urteilten schon zeitgenössische Beobachter. Dass ihr avantgardistisches Auftreten auch Gegner auf den Plan riefen, versteht sich eigentlich von selbst. Solveig Ottmann geht in ihrer medienwissenschaftlichen Dissertation durch die Auswertung einer Fülle vor allem gedruckter Quellen dem Wirken der beiden nach. Annähernd im Wochenabstand äußerten sich Flesch und Schoen über ihre konzeptionellen, theoretischen und praktischen Überlegungen zum Rundfunkprogramm in der regionalen und überregionalen Programmpresse und wandten sich gelegentlich sich in Ansprachen auch direkt an die Hörer. Zu Anfang widmet sich die Autorin in zwei getrennten Kapiteln den beiden Rundfunkakteuren und ihren Biographien, schildert ihr weiteres Leben nach den Rundfunkkarrieren und berücksichtigt dabei auch die politischen Zeitumstände. Im Mittelpunkt der Publikation stehen allerdings die Strategien der beiden Radiomacher, um dem neuen Medium seinen adäquaten Platz in der Öffentlichkeit neben den anderen neuen technischen Vermittlungsformen wie Grammophon und Kino zu verschaffen. Unisono vertraten die beiden die Ansicht, das Radio solle sich Experimenten gegenüber offen zeigen, beispielsweise für die neue Musik, es solle pädagogisch wirken, sich weniger der Unterhaltung verpflichtet fühlen und sich politischen und sozialen Themen öffnen. Zahlreiche Beispiele führt die Autorin für die Experimentierlust der intellektuellen Querdenker an. Das beginnt mit dem Hörspiel, das im Gegensatz zu anderen künstlerischen Ausdrucksformen wie Theater und Kino ausschließlich von akustischen Geräuschen und den per Technik übermittelten Stimmen lebt. Es setzt sich fort mit Versuchen zur optimalen Stellung eines Orchesters zum Mikrophon, Übertragungen von Sportereignissen, die zur Erfindung der Rundfunkreportage führten. Auch Übertragungen von Tanzstunden und Morgengymnastik werden unter die radiophonen Experimente subsumiert. Viele Anstöße für Innovationen im Rundfunk der Weimarer Republik gingen von den

Buchbesprechnung beiden Pionieren in Frankfurt aus. Solveig Ottmann hat mit ihrem Buch zu Recht deren Leistungen adäquat gewürdigt. ANSGAR DILLER, HOCHHEIM AM MAIN Marten-Finnis, Susanne / Nagel, Michael (Hg.): Die Pressa. Internationale Presseausstellung in Köln 1928 und der jüdische Beitrag zum modernen Journalismus. 2 Bde. Bremen: edition lumière 2012 (= Reihe Presse und Geschichte, Neue Beiträge, Bd. 64 und 65), 734 S. Die Kölner Pressa war 1928 mit 5 Millionen Besuchern und Besucherinnen ein Weltereignis, an dem sich Pressepraktiker und Presseforscher aus 43 Ländern mit Exponaten beteiligten. Lange Zeit war die Internationale Presseausstellung, an der sich auch die deutschen Zeitungswissenschaftler organisatorisch beteiligten, bis auf wenige fachhistorische Auseinandersetzungen weitgehend unerforscht. Die vorliegende Publikation schließt Forschungslücken. Der Experte für die deutsch-jüdische Presse, Michael Nagel (Deutsche Presseforschung, Universität Bremen) und die an der University of Portsmouth lehrende und forschende Susanne Marten-Finnis haben 2008 in Bremen eine internationale und interdisziplinäre Tagung initiiert, die die Pressa zum Anlass nahm, sich speziell mit dem jüdischen Beitrag zum modernen Journalismus zu befassen. Die Bände legen die Ergebnisse der Tagung in sehr überzeugender Form in deutscher und englischer Sprache vor. Die Herausgeber führen systematisch in das reichhaltige Kompendium ein, das Originalforschungen von 27 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Israel, England, Polen, Weißrussland, Österreich, Frankreich, den Niederlanden, Kanada, Ungarn und Deutschland vereint. Präsentiert werden vier große Gebiete: 1. die Pressa als mediales und politisches Ereignis in der europäischen Presse und Politik, 2. der Jüdische Pavillon auf der Pressa, 3. jüdischer Journalismus, insbesondere auch Bildjournalismus, sein Beitrag zur Professionalisierung der Presse und zur jüdischen Emanzipation sowie 4. die Vielfalt jüdischer Presse im 19. und 20. Jahrhundert (mittels Einzeldarstellungen zur jüdischen Tagespresse in verschiedenen Ländern).

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Auch der Besucherrekorde aufstellende sowjetische Pavillon mit seiner originellen visuellen Kommunikation, den El Lissitzy als künstlerischer Leiter verantwortete, ist ein Thema. Die einzelnen Artikel der beiden Bände basieren auf Analysen der Berichterstattung über die Pressa, der Öffentlichkeitsarbeit zur Pressa, Analysen von Exponaten sowie auf international verstreuten Akten zu dieser Ausstellung und Zeitzeugendokumenten. Auf dieser reichhaltigen Grundlage entsteht ein plastisches und kritisches Bild der »Kulturschau am Rhein«, deren hochgesteckte Ziele, Demokratie und Völkerverständigung, in den zahlreichen Konferenzen, offiziellen Publikationen, Reden und Ausstellungsbeiträgen nicht überzeugend umgesetzt werden konnten (vgl. den Beitrag von Stephanie Seul) – auch wenn die Anwesenheit des Völkerbundes mit eigenem Stand dies nahelegt (zu dieser eher blass bleibenden Anwesenheit Ute Lemke). Die jüdische Presse verfügte über einen eigenen Ausstellungspavillon mit historischen und zeitgenössischen Schwerpunkten, dreisprachig aufgestellt mit Exponaten in Deutsch, Hebräisch und Jiddisch (vgl. die Beiträge von Johannes Schwarz, Karol Sauerland und Michael Nagel). Ist diese Exponiertheit der »Jüdischen Sonderschau der Pressa« eine Würdigung oder eher Ausgrenzung – auch das fragen die Beiträge in diesem Band anhand zahlreicher Einzelstudien zu den Ambitionen der Ausstellungsleitung, der Kuratoren des jüdischen Pavillons, der öffentlichen Resonanz auf diesen Pavillon sowie Interessens- und Machtkonflikten zwischen den beteiligten Vertretern deutsch-jüdischer und jiddischer Presse (dazu zusammenfassend die Einführung von Marten-Finnis und Nagel). Die sorgfältig edierten, bebilderten Bände verdienen eine breite Sichtbarkeit, denn sie erhellen Kommunikations-, Gesellschafts- und Politikgeschichte in hervorragender Wiese im Hinblick aufeinander und leisten Grundlagenarbeit in Bezug auf die transnationale jüdische Presseforschung. STEFANIE AVERBECK, BREMEN Böttger, Steffi: Für immer fremd. Das Leben des

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jüdischen Schriftstellers Hans Natonek. Leipzig: Lehmstedt 2013 Natonek, Hans: Im Geräusch der Zeit. Gesammelte Publizistik 1914–1933. Herausgegeben und kommentiert von Steffi Böttger. Leipzig: Lehmstedt 2006, 432 S. Natonek, Hans: Letzter Tag in Europa. Gesammelte Publizistik 1933–1963. Leipzig: Lehmstedt 2013, 371 S. Natonek, Hans / Natonek, Wolfgang: Briefwechsel 1946–1962. Herausgegeben und kommentiert von Steffi Böttger. Leipzig: Lehmstedt 2008, 220 S. Nachdem Hans Natonek lange Jahre zu jenen Journalisten und Schriftstellern gehörte, die der Rassenwahnsinn aus ihrer deutschen Heimat vertrieben und dauerhaft ausgebürgert hat, kommt Steffi Böttger das Verdienst zu, sein Leben und Werk dem Vergessen entrissen und beispielhaft gezeigt zu haben, welche Verluste den Deutschen eine mörderische Vernichtungs- und Vertreibungspolitik zugefügt hat, die auch nach 1945 längst noch kein Ende hatte. Die Autorin hat nicht nur wesentliche Teile seines publizistischen Werkes wieder zugänglich gemacht und den Briefwechsel ediert, den Natonek mit seinem Sohn Wolfgang geführt hat, der als Studentenratsvorsitzender der Universität Leipzig acht Jahre in DDR-Gefängnissen verbringen musste, sondern unter dem treffenden Titel »Für immer fremd« auch seine Biographie verfasst, die vorzüglich geschrieben ist und anschaulich seinen Lebensweg nachzeichnet. Natonek wurde durch das Milieu der Prager deutsch-jüdischen Literatur geprägt, das mit Namen wie Frank Kafka, Max Brod, Franz Werfel oder Egon Erwin Kisch verbunden ist. Ein großer Teil seiner Lebenstragik liegt neben der Vertreibung ins Exil und dem Versuch, schreibend von der deutschen in die englische Sprache zu emigrieren, in dem Irrtum, Romancier sein zu wollen und das, was er wirklich konnte, nämlich in höchster Qualität für das Feuilleton zu schreiben, als zweitrangig zu begreifen. Den Brotberuf des Journalisten hatte er nur notgedrungen ergriffen, doch hier leistete er, wie die Editionen Steffi Böttgers zeigen, Beträchtliches, hier

kann man ihn als »Meister der kleinen Form« und der Alltagsbeobachtung bezeichnen, dessen Kurzgeschichten, Glossen und Kommentare, Leitartikel und Reisefeuilletons, Theater-, Buch- und Filmkritiken, Schnurren und Anekdoten bis heute Lesevergnügen bereiten, wohingegen er mit seinen Romanen bei der Herstellung von größeren Erzählzusammenhängen regelmäßig scheiterte. Zu seinen literarischen Versuchen gehört ein Roman über Adelbert von Chamisso, der ihm mit seiner französischen Herkunft als deutscher Dichter »ohne deutschen Stammbaum« galt und in seiner Verankerung in verschiedenen Kulturen zur Verkörperung des jüdischen Exils geworden sei. Gewidmet hat er den Roman »Allen Heimatlosen der Welt«. Natonek gehörte in den Jahren der Weimarer Republik zu den bedeutendsten Feuilletonisten deutscher Sprache, zunächst als Redakteur mehrerer Zeitungen und dann als Feuilletonchef der linksliberalen ›Neuen Leipziger Zeitung‹. Auch erschienen seine Text regelmäßig in so renommierten Blättern wie der ›Schaubühne‹ bzw. der ›Weltbühne‹, der Wiener ›Zeit‹, der Grazer ›Tagespost‹, dem ›Berliner Tagblatt‹, der ›Vossischen Zeitung‹, der ›Frankfurter Zeitung‹ oder dem ›Neuen Wiener Journal‹. 1918 ließ er sich evangelisch taufen, 1935 musste er, nun plötzlich staatenlos und mit Berufsverbot belegt, Deutschland verlassen, um zunächst in seine alte Heimatstadt Prag zu gehen, wo er für das ›Prager Tagblatt‹ arbeitete, um von dort nach Paris zu wechseln, wo er im Kreis seines Freundes Joseph Roth lebte. Mit dem Einmarsch der deutschen Armee gehörte er zu den Glücklichen, die auf einer dramatischen Flucht quer durch Frankreich und über die Pyrenäen Lissabon und auf einem der letzten Schiffe New York erreichten, wo er im Januar 1941 eintraf. Hier gelang es ihm trotz mühsamer Aneignung der amerikanischen Sprache nicht, Anschluss an das journalistische Leben in seiner neuen Heimat zu gewinnen, noch konnte er im ihm fremden Kulturleben der Bundesrepublik Fuß fassen. Nicht nur die Biographie ist höchst lesenswert, auch die editorische Leistung ist hochzuschätzen. Vor allem im zweiten Band kann

Buchbesprechnung Steffi Böttger viele unter Pseudonym veröffentlichte Texte zum politischen Zeitgeschehen aus dem ›Prager Tagblatt‹, der ›Neuen Weltbühne‹ und dem ›Neuen Tagebuch‹ erstmals zweifelsfrei Natonek zuordnen, hinzu kommen unveröffentlichte Texte aus seinen Nachlässen in Berlin und Albany, in deren Mittelpunkt das Thema Flucht, Vertreibung und Exil steht. In der vorzüglichen Ausstattung des Verlages wird den Lesern das Bild eines zutiefst hoffnungs- und heimatlosen Autors nahegebracht, dem zuletzt sogar die so geliebte deutsche Sprache abhanden kommt. HOLGER BÖNING, BREMEN Aping, Norbert: Charlie Chaplin in Deutschland. 1915-1924: Der Tramp kommt ins Kino. Marburg: Schüren 2014, 279 S. Doherty, Thomas [Patrick]: Hollywood and Hitler, 1933-1939. New York: Columbia University Press 2013 (= Film and Culture), IX,429 S. Urwand, Ben: The Collaboration. Hollywood's Pact with Hitler. Cambridge, Mass.: Belknap Press of Harvard University Press 2013, 327 S. Es gilt drei Werke vorzustellen, die die deutschamerikanischen Filmbeziehungen zwischen den Weltkriegen behandeln. Das Verhältnis war durchaus problematisch. Die Untersuchungen werden dem komplexen Thema unterschiedlich gerecht: Deutschland wartete auf Charlie, möchte man ansetzen – erst 1921 lief ›The Rink‹ (1916) als erster Chaplin-Film im Vorprogramm des Zoo-Palastes in Berlin, zu einer Zeit, als Chaplin längst in aller Welt bekannt war. Das erste Werk stammt von Nobert Apink, Richter aus Buxtehude, der damit bereits das zweite Buch über die deutsche Rezeption Chaplins vorlegt (nach »Liberty Shtunk! Die Freiheit wird abgeschafft. Charlie Chaplin und die Nationalsozialisten«, Marburg 2011), sich nun der Frühzeit der Chaplin-Mania zuwendend, die zahlreichen Imitatoren aufreihend, die den Ruhm des Amerikaners mit Lifeauftritten und Filmimitationen auszubeuten suchten, ebenso wie die frühe antisemitische und frühnazistische Abwehr der Trampfigur nachzeichnend. Eine Darstellung von dieser Präzision und historischen Tiefe suchte man bislang verge-

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bens: Eine Unzahl von Archivfunden floss in die Beschreibung ein, die zeitgenössischen Tages- und Fachzeitungen und -zeitschriften geben Hinweise auf die Rezeption im allgemeinen, das sich schnell herausbildende ChaplinBild wie auch die Auseinandersetzung mit einzelnen Filmen werden nachspürbar. Und es werden die Akteure sichtbar, die Chaplin nach Deutschland brachten oder gerade dieses zu verhindern suchten. Besonders eindrücklich gelingt die Darstellung der Reaktionen auf ›The Kid‹, den ersten abendfüllenden Spielfilm Chaplins, der zwar 1921 entstanden war, aber erst Ende 1923 in Deutschland uraufgeführt wurde. Es setzte sofort auch eine Hetzkampagne gegen den vorgeblichen Juden Chaplin ein, obwohl er dieses Gerücht bereits 1922 zurechtgerückt hatte. Es war auch nicht die Kriegssatire ›Shoulder Arms‹ (1918), die die Gemüter rechtsnationaler und reaktionärer Kräfte erregte, sondern tatsächlich wohl die Strategien des Lachenmachens, die Chaplins Filme insbesondere für die Selbstgewißheit und weitestgehende Ironie- und Humorfreiheit der späteren Nazis zu einem Hass-Objekt machten. Hitler habe gern über andere gelacht, heißt es in einer Tagebuchnotiz Albert Speers; das Chaplinsche »Lachen-Mit« muss ihm zutiefst fremd gewesen sein. Apings Buch gestattet so einen Blick in die frühe Tiefendieologie des Nazismus, die sich bereits in den frühen 1920ern formierte. Das zweite Werk gilt Hollywoods »Goldenem Zeitalter«, den 1930er Jahren. Die wie ein Oligopol formierten großen Studios mit Ausnahme der Fox wurden von jüdischen Produzenten geleitet, pro Tag entstand mehr als ein Film, die Distribution erfolgte weltweit. Über die komplexen Beziehungen zwischen Hollywood und dem explizit antisemitisch auftretenden Nazideutschland ist bislang kaum gearbeitet worden, obwohl die Tatsache, dass Nazi-Deutsche in den Hollywoodfilmen der Zeit kaum als Antagonisten auftraten wie in den Filmen nach dem Krieg (und noch jüngst in ›Inglourious Basterds‹, 2009) – der Begriff »Nazi« taucht zum ersten Mal 1939 in einem Hollywood-Titel auf (›Confessions of a Nazi Spy‹). Dabei basiert das Verhältnis zwischen

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der Hollywood-Produktion mit der deutschen Film- und Kinoindustrie auf Abwehr, Zensurauflagen und Einfuhrverboten. Es war Lewis Milestones pazifistischer Film ›All Quiet on the Western Front‹ (1930), der (unter Anleitung von Goebbels) zu massiven Protesten der Nazis in Berlin und schließlich zum Verbot des Films führte und der die spätere staatliche Kontrolle der Filmindustrie ankündigte. Dass die Universal anbot, den Film nur noch in gekürzter Form international zu vermarkten, kündigt schon die äußerst ambivalente Haltung an, mit der die Studios auf die Nazis reagierten. Der wichtigste Grund dafür war wohl ökonomischer Natur, weil man um den totalen Verlust eines der größten Auslandsmärkte bangen musste. Nach der Machtergreifung säuberten die US-Verleihe (vor allem Fox, Paramount und MGM) ohne Protest ihre deutschen Niederlassungen von jüdischen Mitarbeitern. Einzig Warner reagierte auf einen Angriff auf den Leiter ihrer deutschen Niederlassung mit einer klaren AntiNazi-Haltung und stellte jede Kooperation mit Deutschland ein. Ganz im Gegenteil dazu stimmten die anderen Studios ihre Produktionen mit den Nazis ab – vertreten durch den deutschen Konsul in Los Angeles Georg Gyssling – und vermieden jede negative Darstellung deutscher Politik. Sie beriefen sich dabei auf den »Production Code«, der jede diffamierende Darstellung der Geschichte, der Institutionen, der Prominenten und der Bevölkerung anderer Nationen untersagte. Nur wenige Anti-Nazi-Filme entstanden in den 1930ern im Independents-Bereich (die z.T. sogar noch durch die US-Zensur verboten wurden). Das nie schriftlich fixierte Stillhalteabkommen zwischen Hollywood und Nazi-Deutschland endete erst 1939 bzw. 1941, als der deutsche Markt endgültig für verloren erklärt wurde. Dohertys Buch beleuchtet dies bislang kaum durchgearbeitete Kapitel der deutsch-amerikanischen Filmbeziehungen. Eigens sei hingewiesen auf Kapitel zur Darstellung des Spanischen Bürgerkriegs und der »Hollywood Anti-Nazi League«, die sowohl den Plan einer amerikanisch-italienischen Produktionsfirma, an der der Hollywood-Produzent Hal Roach

und Mussolinis Sohn Vittorio beteiligt werden sollten, als auch die Arbeit Leni Riefenstahl für Hollywood verhinderten. Ein ähnliches Thema wie Dohertys »Hollywood and Hitler« bearbeitet auch Ben Urwand in seinem »The Collaboration«. Er vertritt die Kernthese, dass die Hollywood-Studios und insbesondere deren Bosse aktiv mit den Nazis, ja sogar mit Hitler selbst kooperierten, indem sie die Darstellung jüdischer Charaktere in ihren Filmen zurücknahmen oder gar blockierten und sich gegen die Produktion von Anti-NaziFilmen sperrten, obwohl die obwohl das totalitäre Staatssystem des Nazi-Deutschlands und der terroristische Umgang insbesondere mit der jüdischen Gesellschaft auch in den USA von Beginn an bekannt waren. Urwand führt die Wochenschau-Produktionen, die Paramount und Fox in Deutschland unter Aufsicht von Propaganda-Offizieren der Nazis herstellten und die von den Nazis als Propaganda-Material weltweit eingesetzt wurden (obwohl sie als Dokumentationen ausgewiesen waren), als Hinweis auf die enge Zusammenarbeit mancher Hollywood-Studios mit dem Hitler-Regime an. Von den ökonomischen Aspekten der Studio-Präsenz in Deutschland – von dem Bemühen, Marktpräsenz zu erhalten wie aber auch der Tatsache, dass die Einspiele von USProduktionen wohl auf deutschen Konten eingefroren waren – sieht er weitestgehend ab. Und auch die Annahme, dass manche Hollywood-Filme, deren narrative Struktur der Nazi-Ideologie nahe kamen (so sei der historische Abenteuerfilm ›The Lives of a Bengal Lancer‹, 1935, eine Illustration des FührerPrinzips), darauf hindeuteten, dass die Hollywood-Teams mit einer ganzen Reihe von Nazis durchsetzt gewesen sei, muss angesichts der vielen Anti-Nazi-Initiativen in Zweifel gezogen werden (vgl. Carr: Hollywood and anti-semitism, 2001), auch deshalb, weil Urwand von der übergroßen Menge anderer HollywoodFilme, die überwiegend liberalen und humanistischen Idealen der amerikanischen Tiefenideologie (wie Ungezwungenheit, Toleranz, heroischer Individualismus, Ablehnung aller kollektiv verübten Gewalt usw.) verpflichtet waren, komplett absieht.

Buchbesprechnung Urwands Buch hat heftige Kritik auf sich gezogen (ausgelöst durch eine Kritik von David Denby in: The New Yorker, 16.9.2013), weil die These des Buches mehr als fragwürdig erscheint, dass sich die Beziehungen Hollywoods zum Nazi-Regime als Kollaboration fassen ließen. Vielmehr sei es um die Erhaltung einer Verhandlungsposition (»negotiation«) gegangen – im Vorgriff auf eine Zukunft nach den Nazis. Unangesehen der Tatsache, dass die amerikanische Zensur von dem offen antisemitischen Josph Breen geleitet wurde: Es sei weder um die Furcht vor einem grundständigen amerikanischen Antisemitismus gegangen noch um eine aktive Teilnahme der Hollywood-Produktion an nazistischer Ideologie als vielmehr darum, die Option für einen großen Markt aufrecht zu erhalten. Neufassungen von Filmen seien so zu erklären als Versuche, dem Eingriff der deutschen Zulassungsbehörden vorzugreifen. Zudem vernachlässigt Urwand die Tatsache, dass der US-Filmexport unter Beratung der US-Regierungsbehörden stattfand, womit sich der internationale Filmhandel auch als Teil internationaler Politik herausstellt und sich nicht nur auf politisches Handeln von Studios oder Studiobossen zurückführen lässt. In dieser Sicht wären die Studios in dem Dilemma befangen gewesen, Geschäftsinteressen gegen die moralischen und politischen Verpflichtungen abzuwägen, die aus dem Wissen über die Verhältnisse in Deutschland resultierten. HANS J. WULFF, KIEL Rohkrämer, Thomas: Die fatale Attraktion des Nationalsozialismus. Paderborn: Schöningh Verlag 2013. 402 S. Sprachliche Fügungen und Metaphern, propagierte und unterdrückte Begriffe in diktatorialen Systemen sind bereits ebenso häufig und intensiv untersucht worden wie Propagandamethoden und ihre Auswirkungen auf die öffentliche Kommunikation, die Medien und auf die Alltagssprache. Das Literaturverzeichnis des vorliegenden Buches zum speziellen Fall des Nationalsozialismus kann deshalb auf eine Fülle von einschlägigen Veröffentlichungen zu dem nur noch gelegentlich unterschätzten Lenkungs- und Terror-Instrument der

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Mächtigen hinweisen. Der Verfasser geht von der zwar nicht originellen, aber doch bedeutsamen Feststellung aus, dass sprachliche Phänomene in den zwölf Jahren der NS-Herrschaft in ihrem jeweiligen unmittelbaren sprachlichen Kontext untersucht werden müssen, wenn eine Interpretation quellenkritisch und sachlich Bestand haben soll. Seine Darstellung erhält aber durch den gewählten konzeptionellen Ansatz einen höheren Wert, weil sie darüber hinaus nicht allein einschlägige sprachliche Entwicklungen in der Weimarer Republik in die Spurensuche, sondern auch die NS-Schriftsprache mit einbezieht. Der enge und weitere Zusammenhang mit politischen und sozialen Taten des Regimes sowie mit den alltäglichen Verhältnissen in der Diktatur soll somit berücksichtigt werden. Eine derartige differenziert angelegte Zusammenschau kann überzeugen. Der an sich nicht besonders aussagekräftige Untertitel, »eine andere Geschichte…«, erhält somit seine Berechtigung. Die ersten drei Kapitel – ein knappes Viertel des Werkes – setzen mit der Weimarer Zeit der NS-Sprache in der Frühphase der NSDAP und dem gleitenden Übergang zur Diktatur ein. In den folgenden 14 Kapiteln werden sprachlich-begriffliche Setzungen und Entwicklungen mit ausgewählten Themen der Ereignisgeschichte in unterschiedlicher Intensität verknüpft. Der Verfasser handelt im 7. Kapitel die »Gleichschaltung« auf fünf, im 13. das Thema »Reich« auf sechs Seiten ab; dagegen beschreibt er die »Propaganda« und »Kriegspropaganda« in zwei Kapiteln auf rund fünfzig Seiten, obwohl seine Darstellung dieser zentralen, aber recht allgemein gehaltenen Thematik kaum über Bekanntes hinausführt oder sogar hinter den Forschungsstand zurückfällt. Im 17. Kapitel wird »das andere Deutschland« – gemeint ist der »Sprachgebrauch im deutschen Widerstand« – mit in die Betrachtung einbezogen. Die Fülle der bekannten sprachlichen Phänomene wird systematisch erfasst und beschrieben. In allen Kapiteln finden sich auch neue Detailbeobachtungen und gelungene Einordnungen in die jeweiligen Kontexte. Doch insgesamt konnte der Verfasser

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sein Konzept nicht überzeugend umsetzen. Selbst zentrale Ereignisse wie die Mordaktion Ende Juni 1934 werden nur verkürzt aufgenommen, obwohl gerade der sog. RöhmPutsch dafür ein augenfälliges Beispiel sein könnte. Die sog. Gleichschaltungsprozesse werden vorrangig aus der Perspektive des NSRegimes behandelt, so dass die Akte der Selbstanpassung, der Opportunismus und die sich bereits im ersten Halbjahr 1933, also während der Hitler-Papen-Hugenberg-Koalition, allerorten deutlich zeigende Bereitschaft, den neuen Herren zu Diensten zu sein, keine oder nur eine marginale Aufmerksamkeit erhalten. Ähnliches gilt für die nicht zu unterschätzende Wirkung der Friedens-Rhetorik Hitlers in den ersten Jahren der Aufrüstung. Nahezu alle Beschreibungen der alltäglichen Ereignisse und Entwicklungen, auf die der Sprachgebrauch bezogen wird, werden unbefriedigend abgehandelt – nicht zuletzt deshalb, weil ein nicht geringer Teil der neueren Forschungen zur NS-Diktatur, zur öffentlichen Kommunikation und Propaganda ignoriert worden sind. Der »Versuch einer Zusammenfassung« ist ebenso wie die angeklebten Stichworte zu Parallelen in der DDR-Diktatur so flüchtig niedergeschrieben, dass sich hier Wiederholungen und sprachlich-stilistische Ungefügtheiten, von denen auch das ganze Buch nicht völlig frei ist, häufen. Da dort sogar Begriffe wie »Penetrierung« falsch verwendet werden, dürfte eine abschließende Durchsicht des Manuskripts gefehlt haben. Die neun Punkte (5 bis 25 Zeilen umfassend) zum uniformen Sprachgebrauch nähern sich jedenfalls nicht einem konzisen und mit einem gewissen Anspruch formulierten Resümee. Sie sind kaum mehr als eine locker gefügte Sammlung von Einzelfeststellungen auf unterschiedlichen Ebenen, mit zuvor abgehandelten Beispielen und Stichworten sowie einigen treffenden Zitaten aus Victor Klemperers Klassiker »LTI«. BERND SÖSEMANN, BERLIN Burkhardt, Kai (Hg.): Carl Schmitt und die Öffentlichkeit. Berlin: Duncker & Humblot 2013, 234 S. Carl Schmitt ist ein Faszinosum. Die vorlie-

gende Auswahl von Briefen von und an Journalisten, Publizisten, Verleger füllt eine Lücke. Der Herausgeber hat sie aus diversen Nachlässen zusammengestellt und unter der Maßgabe ausgewählt, dass sie für Schmitts Öffentlichkeitsverständnis bzw. sein strategisches Verhalten in der Öffentlichkeit, das sich zwischen Weimarer Republik und Bundesrepublik wiederholt wandelte, aussagekräftig sind. Die Einführung ist sachkundig, aber an einigen Stellen sehr Schmitt-freundlich, um nicht zu sagen apologetisch. Insbesondere betrifft das die Frage von Schmitts Antisemitismus. Schaut man in seine Tagebücher aus den Jahren 1930-1934 (vgl. JbKG 13/2011, 223f.), deren Edition der Herausgeber an anderer Stelle zitiert, lässt sich kaum behaupten, seine öffentlichen Einlassungen nach 1933 hätten v.a. satirischen Charakter gehabt. Die Bemerkungen zum Diskursverständnis hingegen sind bedenkenswert, selbst wenn die Einleitung über Gebühr Christina von Hodenberg kritisiert. Der Anmerkungsapparat der Edition ist knapp, aber hilfreich. Die Auswahl der Briefe passt zum Thema. Allerdings fällt auf, wie wenige es zu den Jahren 1933-1945 sind – nur acht, nur die Hälfte von Schmitt selbst. Mit jüngeren Wissenschaftler, insbesondere einigen Doktoranden, pflegte Schmitt nach 1945 einen interessanten Gedankenaustausch; in Umrissen wird deutlich, wie sich die Beziehung zu Augstein entwickelte; in Gegenüberstellung fällt der unterschiedliche Zungenschlag auf, mit dem Schmitt einerseits im direkten Kontakt mit Journalisten, andererseits über sie mit Dritten korrespondierte (z.B. mit und über die FAZ). RUDOLF STÖBER, BAMBERG Andringa, Els: Deutsche Exilliteratur im niederländisch-deutschen Beziehungsgeflecht. Eine Geschichte der Kommunikation und Rezeption 1933-2013. Berlin, Boston: de Gruyter 2014 (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, Bd. 137), 439 S. Die Utrechter Literaturwissenschaftlerin Els Andringa erzählt viele Exilgeschichten, analysiert die Werke zahlreicher Autoren, spürt insbesondere ihrer Rezeption weit über 1945 hinaus nach – und vermittelt dadurch Exil-

Buchbesprechnung geschichte. Mehr als das: Sie bietet vielfältige Einblicke in die binationale und transkulturelle Kulturgeschichte der Niederlande und Deutschlands von den 1920er Jahren bis in die Gegenwart. »Dieses Buch will«, so kündigt die Verfasserin an, »dem Wandel der literarischen Beziehungen zweier benachbarter Kulturen unter den Voraussetzungen des Exils in seiner Polyphonie gerecht werden, ohne eine sowieso unmögliche Vollständigkeit zu beanspruchen«; sie will »ein Gewebe von ›Geschichten‹ individueller Protagonisten auf der Grundlage ihrer Briefe und Korrespondenzen [...] rekonstruieren« (S. 16). Manche dieser Protagonisten sind (oder waren) in Deutschland sehr bekannt (etwa Joseph Roth und Stefan Zweig, die nur zeitweilig in den Niederlanden weilten, oder Irmgard Keun), andere fast nur im Nachbarland (wie Ernst Durlacher, Andreas Latzko oder Hans Keilson), vielen blieb, hier wie dort, große Beachtung versagt. Neben einer großen Zahl von Schriftstellern stehen Literaturvermittler (wie Menno ter Braak), Verleger (wie Fritz Landshoff) und literarische Agenten (wie Barthold Flas und Kurt Hirsch) im Fokus. Grob gegliedert ist der voluminöse Band chronologisch. Ausgehend von »literarischen Verschränkungen« aus der Zeit vor dem »Dritten Reich« berichtet Andringa über die ersten Etappen des Exils, dann von der »Auffächerung des Polysystems« mit Exilzeitschriften und -verlagen, schließlich den Zeiten schwerster Bedrängnis und neuerlicher Verdrängung im Weltkrieg, der »Nachgeschichte«, die oft vom Vergessen der Exilautoren in der alten wie der neuen Heimat handelt, teils von der Enkulturation in den Niederlanden, und endlich den »Spuren in der Gegenwart«, wo manche Autoren neue Popularität erlangen. Immer argumentiert sie exemplarisch, schildert Beispiele. Dies wirkt oft sprunghaft und das »Gewebe« franst (wie Andringa selbst konstatiert) am Rande aus, doch ergeben die vielfältigen Episoden insgesamt ein großes Ganzes. Nämlich eine reiche Fundgrube für niederländisch-deutsche literarische Beziehungsgeschichten. Diese wiederum sind ein gutes Beispiel für

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die intensiven zentraleuropäischen Kulturverflechtungen, die durch den Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus zwar – mit unsäglichem Leid für so viele auch Literaten – schwer beschädigt, aber nicht vernichtet wurden. MARKUS BEHMER, BAMBERG Beaulieu, François de: Mein Vater, Hitler und ich. Hg. und aus dem Französischen übersetzt von Karl Holl. Mit einem Geleitwort von Wolfram Wette und Nachwort von Karl Holl und Helmut Donat. Bremen: Donat 2013, 239 S. Es ist eine Folge fast nicht glaublicher Lebensgeschichten, die über mehrere Jahrhunderte engstens verknüpft sind mit dem komplizierten Verhältnis zwischen Deutschland und seinem Nachbarn Frankreich. Was in der ersten Generation nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes im Jahre 1685 mit der Auswanderung französischer Protestanten mit dem Namen de Beaulieu nach Preußen begann, findet in den folgenden Generationen immer wieder Bezüge zum Herkunftsland, und sei es als Soldat in deutschen Truppen, um in diesem Buch mit der Erzählung der Lebensgeschichte des 1913 in Bremen geborenen und 2007 in der Bretagne verstorbenen François Charles de Beaulieu durch dessen Sohn ein – sicher nur vorläufiges – Ende zu finden. Geprägt von humanistisch-christlichem Geist und für Völkerversöhnung eintretend, gerät der Held dieses Buches während des Nationalsozialismus wegen »Wehrkraftzersetzung« vor ein Kriegsgericht und sodann aus dem Militärgefängnis in ein Strafbataillon. Als Funker im Führungsstab der Abteilung »Fremde Heere West« bekam de Beaulieu tiefe Einblicke in die nationalsozialistischen Verbrechen, nicht zuletzt dadurch, dass ihm die gegnerische Propaganda zugänglich war. Er schmuggelte entsprechende Dokumente aus seiner Dienststelle und verbreitete sie bis zu seiner Verhaftung in Kopien. Nach 1945 wurde ihm dann wegen seiner »Vorstrafe«, die ihm SS-Richter zugeteilt hatten, wegen »Vaterlandsverrat« ein Pfarramt verweigert, einmal sogar durch Martin Niemöller. Die Lebensgeschichte ist ganz vorzüglich erzählt und besonders wegen der ironischen Abschweifungen, die der Autor sich erlaubt,

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ein großes Lesevergnügen, an der die kongeniale Übersetzung großen Anteil hat. HOLGER BÖNING, BREMEN Steinke, Ronen: Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht. Mit einem Vorwort von Andreas Voßkuhle. München, Zürich: Piper 2013, 348 [+1] S. Kein anderes Ereignis erregte in den frühen 1960er Jahren stärker die bundesrepublikanische Öffentlichkeit als der große AuschwitzProzess, den – fast im Alleingang – eine einzelne imposante Persönlichkeit – Fritz Bauer – gegen eine Justiz durchgesetzt hatte, bei der selbst ein Roland Freisler gute Wiedereinstellungschancen gehabt hätte. Ihr hat ein junger Jurist und Journalist eine lesenswerte und spannende Biographie gewidmet, und dass der Präsident des deutschen Bundesverfassungsgerichts in dieser Biographie Vorbildhaftes und Maßstäbe für eine Kritik erkennt, welche sich das professionelle Wirken von Juristinnen und Juristen als ihren Gegenstand nimmt (S. 11), wäre vor einem halben Jahrhundert wohl undenkbar gewesen, da die Aufklärungsbemühungen Bauers sich durchweg der Sabotage nicht nur aus dem Justizapparat ausgesetzt sahen. Ronen Steinke zeigt eindrücklich, welche Tragik mit einem Leben verbunden ist, in dem ein deutscher Jude es in der Weimarer Republik unternahm, als junger Jurist, Amtsrichter und Sozialdemokrat die demokratische Ordnung gegen ihre Gegner nicht zuletzt in einer antidemokratischen und antisemitischen Justiz zu verteidigen. Er bezahlte dafür mit einem Konzentrationslageraufenthalt und wurde in die Emigration nach Dänemark und Schweden gezwungen, um nach 1945 sofort nach Deutschland zurückzukehren, wo er fortan seine juristische und intensive publizistische Tätigkeit in den Dienst eines humanen Strafrechts und in die – wenigstens exemplarische – Aufklärung des staatlich organisierten Massenmords stellte. Auch seine Kollegen unter den Juristen vor Gericht zu bringen, die das Unrecht auf allen Ebenen der Justiz, des Finanzwesens und der Verwaltung maßgeblich ermöglicht hatten, war ihm nicht vergönnt. HOLGER BÖNING, BREMEN

Eckart, Wolfgang Uwe: Medizin in der NS-Diktatur. Ideologie, Praxis, Folgen. Köln: Böhlau Verlag Köln 2012, 567 S. Es hat in Deutschland bis in die 1970er Jahre gedauert, bis eine international bereits sofort nach 1945 einsetzende intensivere Forschung sich mit den Verbrechen von Medizinern während der NS-Zeit befasst hat, jener Berufsgruppe also, die in besonderem Maße zum Aufstieg des Nationalsozialismus vor und zu seinem verbrecherischen Agieren nach 1933 beigetragen hat. 2011 erschien eine analytische Bibliographie »Medizin und Nationalsozialismus«, die über diese Forschungen zu den nationalsozialistischen Medizinverbrechen, zu den ideologischen Grundlagen der NS-Gesundheitspolitik sowie zur Umsetzung der sogenannten »Erb- und Rassenpflege« informiert, an der auch der Autor der hier vorliegenden Gesamtdarstellung beteiligt war. Die Medizin des NS-Staats soll in den Kontext ihrer Ideologien, Praktiken und Konsequenzen gestellt werden. Gegliedert ist das Werk in die Kapitel »Ideen, Ideologien und politische Orientierungen bis 1933«, »Biodiktatorische Praxis nach 1933«, »Medizinische Forschung«, »Medizin und Krieg«, »Nach dem Zusammenbruch« und »NS-Medizin vor Gericht«. Hier sei lediglich darauf hingewiesen, dass die Darstellung grundlegenden Handbuchcharakter hat und vor Augen führt, zu welch unglaublichen Verbrechen Gedanken und Ideologien führen, deren Anfänge der Autor bis auf die biopolitischen Ideen vor 1914 zurückführt, wie sie sich im Malthusianismus, Sozialdarwinismus, in Rassenanthropologie und Rassenantisemitismus finden, radikalisiert sodann durch den Ersten Weltkrieg und die Krisenerfahrungen in den 1920er Jahren. Immer wieder thematisiert der Autor auch die Verbreitung entsprechenden Gedankengutes durch die Medien, wenn er beispielsweise auch danach fragt, wie das totalitäre Gesamtbild des idealtypischen Arztvorbildes in der nationalsozialistischen Ideologie seinen Eingang in den Spielfilm nach 1933 findet. HOLGER BÖNING, BREMEN Schwoch, Rebecca (Hg.): Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus.

Buchbesprechnung Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich & Hentrich 2009, 973 S. Hahn, Judith / Schwoch, Rebecca: Anpassung und Ausschaltung. Die Berliner Kassenärztliche Vereinigung im Nationalsozialismus. Berlin: Hentrich & Hentrich 2009, 227 S. Strauß, Hermann: Der Arzt Hermann Strauß. Autobiographische Notizen und Aufzeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt. Hg. von Harro Jenss und Peter Reinicke. Mit Anmerkungen und einem Nachwort von Harro Jenss. Berlin: Hentrich & Hentrich 2014, 168 S. Die deutsche Ärzteschaft gehörte vor und nach 1933 zu den am stärksten politisierten und radikalisierten akademischen Berufsgruppen. Mehr als die Hälfte aller deutschen Mediziner war in der NSDAP, jeder vierte Arzt machte sich mit der SA gemein, fast jeder Zehnte war in der SS. Unzählige wurden zu Verbrechern. 1933 und 1934 hatte die deutsche Ärzteschaft kräftig mitgeholfen, mehr als 3.000 jüdische Ärzte in die Emigration oder den Freitod zu treiben. Erfolgreich schalteten sie ihre Konkurrenten aus, die nun zu »Krankenbehandlern« wurden, denen allein die Behandlung von Juden sowie ihrer Frau und ihrer Kinder widerruflich gestattet wurde, bis ihnen jede ärztliche Tätigkeit untersagt wurde. Und nach 1945 hat es mehr als ein halbes Jahrhundert gebraucht, damit endlich der Gedanke entstehen konnte, den vertriebenen und ermordeten Kollegen wenigstens ein Gedenken zu widmen. Es ist bezeichnend, dass die Anregung zu dem Berliner Forschungsprojekt, das den Schicksalen der jüdischen Kollegen nachging, vom Landesverband jüdischer Ärzte und Psychologen und dessen Vorsitzenden, Dr. med. Roman Skoblo, zurückgeht, der immerhin Unterstützung bei der Nachfolgeorganisation der an den Verbrechen beteiligten Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands fand. In der Studie von Judith Hahn und Rebecca Schwoch werden die verworrene Organisation der Berliner Kassenärzteschaft vor und unmittelbar nach 1933, die Mitwirkung der organisierten Ärzteschaft bei der Ausschaltung jüdischer und politisch verhasster Kollegen bis zur Gründung der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD)

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und die Rolle der Verwaltungsstelle Berlin innerhalb dieser KVD analysiert. Die Berliner KV, so ein Ergebnis, nahm ihre Aufgabe dienstbeflissen, aktiv, ja übereifrig wahr und nutzte als Untergliederung der KVD ihren Ermessensspielraum extensiv aus. Ungewöhnlich ist die Finanzierung des Forschungsvorhabens, dessen Ergebnis die Studie und das Gedenkbuch sind, durch Zuwendungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Bundesärztekammer, des Deutschen Ärzte-Verlages/Deutschen Ärzteblattes und durch Spenden von mehr als 500 Ärzten. Die Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit beschränkte sich auf die Drucklegung des Gedenkbuches. Nach aufwendigen Recherchen zu den Lebensstationen der Berliner jüdischen Kassenärztinnen und Kassenärzte standen 2.018 Biografien, die ihren Platz in dem Gedenkbuch fanden, mehr als zweitausend Schicksale allein aus der deutschen Hauptstadt. Der Forschungsbericht, den die Herausgeberin eingangs gibt, ist ein eigenes Dokument des Umgangs mit der deutschen Geschichte. Nach vielen Jahren unermüdlichen Engagements hätten die positiven über die negativen Kräfte gesiegt und ein Zeichen gesetzt, so das lebensbejahende Resümee. Bemerkenswert die Forschungsleistung der Herausgeberin und ihrer Mitstreiterinnen. In dem Gedenkbuch haben die jüdischen Berliner Kassenärztinnen und Kassenärzte Aufnahme gefunden. Erstaunlich viele von ihnen waren auch politisch und journalistisch tätig. Eines von sehr vielen Beispielen dafür ist der Arzt Dr. Julius Moses, der von 1920 bis 1932 Reichstagsabgeordneter und ab 1902 Herausgeber des ›Generalanzeigers für die gesamten Interessen des Judentums‹ war. Eindrücklich nachvollziehen lässt sich, was die deutsche Hauptstadt an ihren jüdischen Medizinern verloren hat, an den autobiographischen Aufzeichnungen von Hermann Strauß, eines großen und leidenschaftlichen Mediziners, der seinen kranken Mitmenschen noch in Theresienstadt segensreich zur Seite stand. 1868 in eine wohlsituierte Familie geboren, entscheidet er sich wie so viele andere Juden für den Arztberuf, da dieser von einer staat-

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lichen Anstellung unabhängig war und gewisse Freiheiten bot. Gleichwohl musste Strauß bereits in seiner medizinischen Ausbildung Einschränkungen erfahren, die nichts mit seiner Qualifikation zu tun hatten, sondern seiner Konfession geschuldet waren. Höchst lesenswert ist diese Autobiographie, die Strauß für seine Enkel verfasste und die ein durchaus typisches, gleichwohl aber auch sehr besonderes jüdisches Leben des letzten Drittels des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt. Die nüchtern-sachlichen Berichte lassen manche Verletzungen erahnen, besonders die Schilderungen der Verhältnisse in Theresienstadt beeindrucken durch den scheinbaren Abstand von dem Grauenvollen, das Strauß als Mitglied des jüdischen Ältestenrats und unermüdlicher Organisator des Gesundheitswesens an diesem Ort des Schreckens kennenlernen musste. HOLGER BÖNING, BREMEN Fiedler, Anke: Medienlenkung in der DDR. Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag 2014 (= Zeithistorische Studien, Bd. 52), 496 S. Unzufriedenheit mit einem Teil der Publikationen über die Medienlenkung in der DDR, die in den Jahren vor und nach der Wende erschienen sind, hat Anke Fiedler dazu veranlasst, sich in ihrer kommunikationswissenschaftlichen Studie erneut mit dem Thema zu befassen. Namentlich erwähnt sie in ihrem resümierenden einleitenden Rundblick Gunter Holzweißig, zu dessen Büchern es »bislang keine echte Alternative« gegeben habe. Sie kündigt deswegen an: »Die vorliegende Veröffentlichung soll dieses Vakuum nicht nur füllen, sondern zugleich einen Gegenentwurf zu Holzweißigs Werken liefern«. (S. 10) Allerdings will sich die Autorin hauptsächlich mit der Presse befassen, da das Fernsehen beispielsweise durch einschlägige Forschungsprojekte bis in Details hinein bereits dargestellt worden sei. Ohne zeitliche Einschränkung – von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis zum Tag des Sturzes von Erich Honecker als Generalsekretär der SED – werden die einzelnen Phasen der Medienlenkung betrachtet; gemeint ist damit allgemein die Anleitung von Presse, Radio

und Fernsehen. Im Mittelpunkt dabei stehen die drei Leitmedien ›Neues Deutschland‹, ›Aktuelle Kamera‹ und ›Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst‹, die unter der anleitenden Kontrolle der Staatspartei standen, vor allem des Agitationssekretariats der SED. Darüber hinaus beanspruchten die beiden Generalsekretäre der SED, Walter Ulbricht und Erich Honecker, als Generalchefredakteure die letztverbindlichen Weisungsbefugnisse gegenüber den Massenmedien, deren Ansprüche die Autorin mit kuriosen Beispielen zu illustrieren vermag. Die Journalisten, ausgebildet in der Kaderschmiede des »Roten Klosters« in Leipzig, hatten sich als Öffentlichkeitsarbeiter der SED zu unterwerfen, wobei wegen der Konkurrenz der Westmedien Hörfunk und Fernsehen die Partei niemals ein Meinungs- und Informationsmonopol besaß. Neben vier mehr systematisch angelegten kürzeren Kapiteln, in denen u.a. die Medienlenkung als Voraussetzung für die Öffentlichkeitsarbeit der SED-Führung ausgelotet und die Medienlenker im apparativen Umfeld namhaft gemacht werden, bietet das bei weitem umfangreichste Kapitel des Buches einen Abriss der Geschichte der DDR, gleichsam sich spiegelnd in den Massenmedien und den damit von der SED verfolgten Lenkungsimpulsen. Für die DDR einschneidende Ereignisse wie der Arbeiteraufstand 1953 und der Berliner Mauerbau 1961, der Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in der Tschechoslowakei 1968 oder die internationale Anerkennungswelle Anfang der 70er Jahre boten sich den Machthabern immer wieder an, den Medien lenkend die Richtung vorzugeben. Ob sich Anke Fiedlers Buch als der AntiHolzweißig herausstellen wird, wird die künftige Rezeption der Forschungsliteratur über die Massenmedien der DDR erweisen. ANSGAR DILLER, HOCHHEIM AM MAIN Meyen, Michael: »Wir haben freier gelebt«. Die DDR im kollektiven Gedächtnis der Deutschen. Bielefeld: transcript 2013 (= Kulturund Medientheorie), 232 S., 40 Abb. Dieses höchst anregende Buch, in dem es um mediale Konstruktion historischer Tatbe-

Buchbesprechnung stände und um die Wirkungen von Medienbotschaften geht, fragt nach dem Platz, den die DDR im kollektiven Gedächtnis der Deutschen hat, wobei eine der zentralen Thesen die ist, dass das kommunikative Gedächtnis der Deutschen gestört sei, was in der Weigerung sichtbar werde, sich noch weiter über die DDR zu unterhalten oder dies ausschließlich im Vokabular des Diktaturgedächtnisses zu tun. Die Leitmedien der Bundesrepublik nach 1990, so Meyen, erzählten nahezu ausschließlich von der Diktatur und hätten so einen Anker für die kollektive Identität genommen, die heutige Jugend habe nur noch ein Zerrbild vom Leben in der DDR. Dabei geht es nicht allein um die DDR, sondern auch allgemeiner darum, was von der »historischen Realität« bleibe, wenn sie vorbei ist, wie viel »Wahrheit« in dem stecke, was wir beispielsweise über das Dritte Reich zu wissen glauben, über Bismarck oder gar über den Dreißigjährigen Krieg. (S. 11) Die Studie stützt sich auf zwei Teilstudien im Rahmen eines Projektseminars im Masterstudiengang Kommunikationswissenschaft, deren erste eine Inhaltsanalyse der wichtigsten deutschsprachigen Medienangebote der Jahre 1990 bis 2011 umfasst und deren zweite auf 27 Gruppendiskussionen mit 122 Teilnehmern basiert. Aufschlussreich, wie stark sich Diskurse, Deutungen und Wertungen der Ostdeutschen – selbst der Flüchtlinge aus der DDR – immer noch von denen der Westdeutschen unterscheiden, indem von ihnen die Narrative des »Diktatur-Diskurses« abgelehnt werden und vergleichend mit aktuellen Verhältnissen auf Positiva der DDR und des DDR-Lebens hingewiesen wird. In der Kommunikationspraxis der Westdeutschen sei eine verstehende Perspektive neben einer abwertenden zu konstatieren. HOLGER BÖNING, BREMEN Schneider, Heike (Hg.): Walter Janka. Zu Kreuze kriechen kann ich nicht! Erinnerungen und Lebenszeugnisse. Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg 2014, 172 S. Rosa Luxemburg, Gandhi, Nelson Mandela: Das ist die Ahnenreihe, in die Heike Schneider den Verleger Walter Janka stellt. In ihrer biografischen Einführung (knapp 50 Seiten,

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sehr lesenswert) liefert die Herausgeberin die entsprechenden Argumente. Walter Janka: ein Lebenslauf, der erst typisch für die kommunistische Bewegung ist und dann doch wieder nicht. Geboren 1914, hineinwachsen in eine KPD-Familie, der Exilverlag El Libro Libre, der »Das siebte Kreuz« von Anna Seghers herausbringt, zurück im Osten Deutschlands, DEFA-Direktor, Leiter des Aufbau-Verlags und von da direkt nach Bautzen. Unvergessen die Auftritte Jankas im 89er Herbst rund um sein Buch »Schwierigkeiten mit der Wahrheit«. Der Sammelband, der jetzt zu seinem 100. erschienen ist, kann dem nicht viel hinzufügen. Heike Schneider hat 23 Beiträge zusammengetragen: einige Nachdrucke (Nachrufe, Auszüge aus Memoiren), Briefe, drei Interviews (Dieter Mann, Werner Mittenzwei, Egon Günther). Für den Kommunikationshistoriker ist das meiste davon unergiebig, da die Zeitzeugen in der Regel zu jung sind und schon deshalb nicht mit der Quelle Janka konkurrieren können. Auch als Strandlektüre taugt das Büchlein nicht. Da die Texte alphabetisch geordnet sind (und nicht chronologisch) und sich vieles wiederholt, stellt sich kein Lesefluss ein. Immerhin: Walter Janka scheint nicht vergessen und damit auch nicht die Idee, für die er gelebt hat. Ganz nebenbei liefert Heike Schneider außerdem einen Beitrag zum 25. Jahrestag des Mauerfalls. Viele der Erinnerungen in ihrem Buch beziehen sich auf diese Zeit. Wer möchte, findet hier auch das Lied »Worte eines politischen Häftlings an Stalin«, das Annekathrin Bürger am 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz für Walter Janka gesungen hat. MICHAEL MEYEN, MÜNCHEN Lehnert, Sigrun: Wochenschau und Tagesschau in den 1950er Jahren. Konstanz: UVK 2013, 449 S. Bereits mit dem Aufkommen des Films Anfang des 20. Jahrhunderts waren in den Kinos filmische Aktualitäten zu sehen, für die sich schon bald der Begriff »Wochenschau« durchsetzte. Ob das über Jahrzehnte hinweg einzige aktuelle audiovisuelle Format mehr als Unterhaltungs- oder mehr als Informationsmedium zu betrachten ist, wird seit jeher kontrovers diskutiert. Auf jeden Fall bot sie von poli-

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tischen Meldungen zu Anfang, Nachrichten zu Katastrophen und kulturellen Ereignissen bis zum Sport am Schluss ein breites Themenspektrum. Ob sich daran seit Anfang der 50er Jahre etwas geändert hat, ist das Thema von Sigrun Lehnerts Buch. Es erhält zusätzliche Brisanz durch das Aufkommen des bald zur Konkurrentin des Films werdenden Fernsehens. Hatte sich die Wochenschau zunächst Mitte der 50er Jahre durch eine enge Kooperation als Steigbügelhalter der Tagesschau herabgelassen, so kam es schon bald zur Konfrontation zwischen altem und neuem Medium mit Auswirkungen auch auf die thematische Ausrichtung der Aktualitätenschauen in beiden audiovisuellen Angeboten. Die Verfasserin holt weit aus, beschränkt sich aber sinnvollerweise bei ihrer (vergleichenden) Untersuchung auf die 1950 neu gegründete und in Hamburg beheimatete ›Neue Deutsche Wochenschau‹ – eine von etlichen Wochenschauanbietern auf dem (west)deutschen Markt – und der ebenfalls in Hamburg beim ›Nordwestdeutschen Rundfunk‹ angesiedelten Tagesschau, die sich ab 1954 zum Aktualitäten-Flaggschiff der ARD entwickeln sollte. Beide Medien werden in das sozialpolitische und private Umfeld der Konsumenten eingebettet, wie deren ökonomische Situation und ihre Begegnung mit Film und Fernsehen. Viel Platz räumt die Autorin ihren Anfängen ein, schildert ihre Frühgeschichte in Kaiserreich bzw. NS-Diktatur, widmet sich ihrem Wiederaufbau unter der Obhut der Besatzungsmächte nach 1945 und ihrer Weiterentwicklung bis 1963. Für dieses Jahr wird eine Zäsur von Wochenschau und Tagesschau ausgemacht, wonach das ältere Aktualitätenmedium sich dem jüngeren endgültig geschlagen geben musste, hatte sich letzteres aufgrund technischer Innovationen zudem schneller als die Printmedien erwiesen. Sigrun Lehnert untersucht das Nebeneinander von Wochenschau und Tagesschau und stützt sich dabei auf eine Vielzahl ungedruckter Quellen, die ihr die Innenansicht auf die beiden Medien liefert, ergänzt um Zuschauerbriefe und Äußerungen professioneller Kritiker, die die Außenansicht liefern. Für dieses

frühe Jahrzehnt der Geschichte der Bundesrepublik bleibt das Manko bestehen, dass jeder, der sich mit den elektronischen Medien befasst, nur in den seltensten Fällen auf akustische und visuelle Quellen stützen kann. Diese Lücke mindert nicht im geringsten den Erkenntnisgewinn dieser materialreichen Studie. ANSGAR DILLER, HOCHHEIM AM MAIN Bräutigam, Thomas: Klassiker des Fernsehfilms. Das Beste aus 60 Jahren Fernsehgeschichte. Marburg: Schüren 2014, 356 S. Es gilt ein Lexikon anzuzeigen, dass ca. 300 Fernsehfilme aus sechs Jahrzehnten bundesdeutscher, vorwiegend öffentlich-rechtlicher Fernsehgeschichte vorstellt. Die Auswahl orientiert sich am »Klassiker«-Kriterium, d.h. an »bleibenden« Autoren und Werken mit ästhetisch-inszenatorischer Qualität und/oder gesellschaftspolitischem Anspruch. Jede Fernsehfilmbeschreibung enthält die Namen der Mitwirkenden (Schauspieler, Regisseure etc.), gibt Auskünfte zum Tag der Erstausstrahlung und zur heutigen Verfügbarkeit, stellt den Inhalt in wenigen Zeilen instruktiv vor und zitiert dann und wann aus einer Rezension, einer Jury-Begründung des Grimme-Preises o.Ä. Abgerundet wird das Lexikon durch eine, leider sehr knappe Einführung, eine Top-20Liste, eine kurze Auswahlbibliografie und ein Personenregister. Das Nachschlagewerk ist für die Programmgeschichte des bundesdeutschen Fernsehens äußerst nützlich. RUDOLF STÖBER, BAMBERG Reinfeldt, Alexander: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Akteure und Strategien supranationaler Informationspolitik in der Gründungsphase der europäischen Integration, 1952-1972. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2014 (= Studien zur Geschichte der europäischen Integration, Bd. 19), 332 S. Für den Großteil der vor allem sozialwissenschaftlichen Europaforschung beginnen Fragen nach einer europäischen Öffentlichkeit erst mit den Maastrichter Verträgen und dem Wandel der ökonomischen EG zur politischen EU. Die Kommunikation des frühen Europas, das als öffentlichkeitsscheues Elitenprojekt gilt,

Buchbesprechnung bleibt hingegen unterbelichtet und damit auch die Wurzeln der noch immer häufig kritisierten Öffentlichkeitsarbeit der heutigen EU. Entsprechend aufschlussreich ist die Untersuchung von Alexander Reinfeldt, der sich in historischer Perspektive mit der Informationspolitik des europäischen Projekts in seinen Anfangsjahren zwischen 1952 und 1972 auseinandersetzt und dazu eine Vielzahl offizieller Dokumente der europäischen Exekutiven EGKS, EWG, EURATOM sowie der späteren EG auswertet. In der Quellenanalyse zeigen sich erstaunlich moderne Ansätze einzelner Akteure, verschiedene (Teil-)Öffentlichkeiten entsprechend ihrer Bedürfnisse und nationalen Perspektiven mit Informationen zu bedienen und gleichzeitig die öffentliche Meinung zur EU zu beobachten. Als vorrangig erkennt Reinfeldt weniger die Prägung europäischer Identität als vielmehr eine gezielte und konsistente Aufklärung über die Arbeit der Institutionen. Besonders eindrucksvoll arbeitet der Autor aber heraus, wie sehr Konkurrenzen und überlappende Kompetenzen zwischen den drei Exekutiven sowie zwischen europäischer und nationaler Ebene die kommunikativen Ambitionen immer wieder ersticken. Die Kommunikation Europas leidet dabei nicht nur unter Budget- und Verteilungsfragen, sondern auch unter konfligierenden Zielvorstellungen über die Außendarstellung der Gemeinschaft. Strukturprobleme dieser Art kennzeichnen noch heute große Teile der europäischen Informationspolitik. Auch wenn Reinfeldt diese Verbindung nicht explizit macht, liefert seine Arbeit damit wertvolle Hinweise für das Verständnis der nach wie vor defizitären Öffentlichkeitsarbeit der EU. Von besonderer Aktualität ist auch die Feststellung, dass Krisenmomente wie Frankreichs Politik des leeren Stuhls in den 1960ern oder die Eurokrise heute eine gesteigerte und kritische Nachfrage nach Informationen über Europa mit sich bringen und die Informationspolitik vor besondere Herausforderungen stellen. Leider versäumt es der Autor, in der Analyse der Kommunikationsmittel und Strategien systematisch nach Krisen- und Routinekommunikation zu unterscheiden. Dennoch ist die Arbeit auch in dieser

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Hinsicht inspirierend und bereitet den Boden für spannende Anschlussfragen. DENNIS LICHTENSTEIN, DÜSSELDORF Dworok, Gerrit / Weissmann, Christoph (Hg.): 1968 und die 68er. Ereignisse, Wirkungen und Kontroversen in der Bundesrepublik. Wien: Böhlau 2013, 229 S. Dieser Sammelband ist einer dezidiert bundesrepublikanischen Perspektivierung der 68erBewegung verpflichtet. Er will nach wesentlichen Ereignissen der Protestjahre fragen, Akteure der Bewegung und deren ideologische Grundpositionen beschreiben, politische und gesellschaftliche Kontroversen der 68er Jahre analysieren und auf der Basis von 10 Jahren geschichtswissenschaftlicher 68er-Forschung die Wirkung der 68er-Bewegung auf die »Bonner Republik« ausloten. In welche Richtung der Band geht, zeigt in der Einleitung der Kommentar zu der Behauptung Joachim Gaucks, die 68er hätten die historische Schuld der Deutschen »ins kollektive Bewusstsein gerückt«, im politischen Alltag hätten die historiographischen Erkenntnisse der 68er-Forschung, die dies anders sähen, bisher kaum Beachtung gefunden. Sieben Beiträge bieten »Innensichten des SDS in den Achtundsechziger Jahren«, fragen danach, ob das ›Kursbuch‹ als »Fahrplan für die außerparlamentarische Opposition« gelten könne, setzen sich mit Faschismusbegriffen und -deutungen der 68er »zwischen Wissenschaft und Klassenkampf« auseinander, stellen die Positionen der 68er zur »nationalen Frage in Deutschland« oder das Verhältnis von 68er-Bewegung und studentischem Verbindungswesen dar, setzen sich mit »Antiamerikanismus und Antiimperialismus um 1968« auseinander, um endlich zu fragen, ob die 68erBewegung Motor, Katalysator oder Profiteur des gesellschaftlichen Wandels in der Bundesrepublik war. Am Anfang des Bandes steht eine simplifizierte Version von 1968, die mit der Behauptung um Glaubwürdigkeit wirbt, der Autor sei »bis zum bitteren Ende« dabeigewesen. Was hier zum Verhältnis zur deutschen Vergangenheit von »protestantischen Sühnefanatikern« (S. 25), über »Mißbrauch von Auschwitz zu psychologischer Kriegführung

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und Schuldhysterieproduktion« oder von einer schwarzen Pädagogik zusammengefaselt wird, die »schon den Kindergartenkindern Deutschland als Land der Henker und als Wurzel allen Übels nahe« bringe (S. 27), hat in einem wissenschaftlichen Buch nichts zu suchen und macht einem traditionsreichen Wissenschaftsverlag keine Ehre. Einen solchen Fehlgriff können auch andere wenigstens informative Beiträge nicht wettmachen, erwartbar dann, wie Gerd Langguth 1968 auf die Maoisten reduziert und so munter von »Emanzipation mit der grausamen Kulturrevolution in China« und von Gewaltverherrlichung jener sprechen kann, die an den Grundfesten der Demokratie gerüttelt hätten. Was dem Band endlich auch fehlt, ist ein achter männlicher Autor, der sich mit den Frauen in der Bewegung von 1968 auseinandersetzt. HOLGER BÖNING, BREMEN Hammer, Stephan: Mani Matter und die Liedermacher. Zum Begriff des »Liedermachers« und zu Matters Kunst des Autoren-Liedes. Bern u.a.: Peter Lang 2010. 453 S. Das vorliegende Werk will zunächst die Kunstgattung »Liedermacher« in allen ihren Facetten erfassen, ihre Eigenständigkeit gegenüber anderen künstlerischen Formen herausarbeiten und den Begriff »einer umfassenden Definition zuführen«, da die Bestimmung des Begriffs sich auf die Beschreibung, Analyse und Interpretation der Werke von Liedermachern auswirke, was an dem Werk des im deutschschweizerischen Sprachraums allgemein bekannten Liedermachers Manni Matter (1936–1972) exemplifiziert wird, das es dort zu dem Rang populären Liedguts gebracht hat – auf YouTube ist eines seiner Lieder mit dem Satz kommentiert: »wer de song nöd kännt isch kein richtige schwiizer« (http:// www.youtube.com/ watch?v=Ty7gj3TACyo& list=PL65A692F2EB8616ED; 10.6.2014). Bei seiner Begriffsdefinition geht der Autor von dem Begriff des »Autoren-Lieds« aus, das sich von anderen Liedgattungen wie Volkslied oder Kunstlied abgrenze. Die Anmaßung Wolf Biermanns, er habe den Begriff erfunden, lässt den Autor nach »Liedermachern« vor Biermann fahnden, um natürlich auf zahlreichen

und sehr viel früheren Gebrauch zu stoßen, beispielsweise bereits 1712 in einer religiösen Schrift oder 1757 bei Friedrich von Hagedorn, über den der Begriff auch in Grimms »Deutsches Wörterbuch« gekommen ist. Der Hauptteil der Arbeit ist sodann der Matterschen Kunst des Autorenliedes gewidmet. Hier kann ein von Brassens beeinflusster Sänger entdeckt werden, dessen Werk der Autor durch einen breiten Bildungshorizont bestimmt sieht. Sein ruhig-ausdrucksvoller Vortrag lässt auch beim des Schweizerdeutschen nicht mächtigen Rezensenten den Wunsch entstehen, die Lieder zu verstehen. Ein umfangreicher Anhang von Interviews, einer Auflistung der Lieder Matters und Registern beschließt das Werk. HOLGER BÖNING, BREMEN Rohland, Peter: pitters lieder. Die Lieder von Peter Rohland. Im Auftrag der Peter Rohland Stiftung hg. von Helmut König unter Mitarbeit von Hanno Botsch, Hai Frankl und Helga König. Baunach: Spurbuchverlag 2014, 246 S., DVD mit allen Liedern Peter Rohlands. Die Frage nach den »alten Liedern« stellt sich jeder Generation neu. Franz Josef Degenhardts »Die alten Lieder« hat Mitte der 1960er Jahre das Dilemma bewusst gemacht, vor dem Peter Rohland (1933–1966) vor mehr als einem halben Jahrhundert stand. Das braun kontaminierte deutsche Liedgut, das gerade Schrecken in aller Welt erregt hatte, wollten und konnten die bündischen Jungenschaften, denen er angehörte, nach 1945 nicht mehr singen, da ihm – er trug den Fahrtennamen Pitter – und vielen Bündischen das Singen aber als das »Fundament zur Musik in allen Dingen« galt, suchte er nach jenen vergessenen und unterdrückten Volksliedern, die vom Alltag und von Außenseitern erzählen, die Leiden der Soldaten zum Ausdruck bringen oder wie die jiddischen Lieder Zeugnisse einer durch Barbaren fast zerstörten Kultur sind. Die von ihm ausgehende Liedforschung in der Tradition Johann Gottfried Herders und seine Aufführungspraxis steht, vermittelt über die Festivals auf der Burg Waldeck, am Anfang des Folk Revivals auch in Deutschland. Peter Rohland war neben Wolfgang Steinitz, dem großen

Buchbesprechnung deutsch-jüdischen Liedforscher, der erste, der die Lieder der bürgerlichen Revolution und demokratischen Engagements wieder bekannt machte, der erste, der die Lieder der Fahrenden und Vaganten wieder erklingen ließ und der erste, der, als dies kaum jemanden interessierte, jiddische Lieder sang. Nun hat es die »Peter Rohland Stiftung zur Förderung des Liedes« geschafft, ein wunderbar gestaltetes Buch vorzulegen, das dem Werk ihres Namengebers gewidmet ist und eine vollständige Sammlung der nachgelassenen Lieder von Peter Rohland nicht nur in Text und Noten bietet, sondern auf einer DVD auch als Tonaufnahmen. Die Geschichte seines kurzen Lebens könnte in einer zweiten Auflage ein wenig umfangreicher ausfallen, doch erhält der Leser einen ersten Eindruck von dem biographischen Hintergrund eines Künstlers, dem das Singen viel galt und der mit seiner Wertschätzung des Chansons Geburtshelfer der deutschen Liederbewegung der 1960er Jahre war. Kurze Einleitungen zu den Liederzyklen »Landstreicherballaden«, »Lieder von François Villon«, »Jiddische Lieder«, »Lieder deutscher Demokraten« und »Die frühen Lieder« bieten erste Orientierung. Befasst hat sich Peter Rohland darüber hinaus mit Liedern des antifaschistischen Widerstands. Früher als andere suchte er auch bereits den Kontakt zu Liedersängern in der DDR. HOLGER BÖNING, BREMEN Quante, Julia : Drawn into the Heart of Europe ? Die britische Europapolitik im Spiegel von Karikaturen (1973-2008). Münster: Lit 2013 (Medien & Politik, Bd. 44), 383 S. + Anhang (I-XXXIX). Die reich illustrierte (214 Abbildungen), in 8 Kapitel (inklusive Einleitung und Resümee) sowie zahlreiche Unterkapitel gegliederte Monografie der Anglistin Julia Quante, hervorgegangen aus einer Dissertation (Passau, 2010), ist in Anbetracht der Diskussion um einen eventuell bevorstehenden Austritt Groß-Britanniens aus der EU hochaktuell. Für alle, die sich mit politischer Bildsatire unter analytischen, definitorischen, stilistischen oder methodischen Aspekten beschäftigen, sind die Kapitel 3 (»Politische Karika-

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tur«: Funktion und Einfluss politischer Karikaturisten als Grenzgänger, Kritiker, Künstler und Journalisten), 4 (»Zur Historizität von Karikaturen – Analyse berühmter Beispiele«) und 5 (»Karikaturen als Anspielung auf kulturell Bekanntes«, z.B. »Europa auf dem Stier«), eine Fundgrube (S. 50-192). Nach einer Hinführung zum Thema (Kapitel 2: »Konfliktfeldanalyse«) untersucht die Autorin in Kapitel 6 und 7 die britische Europapolitik der Jahre 1973-2008 sowie ihre Widerspiegelung in ausgewählten, im Internet abrufbaren Karikaturen der Londoner Tages- und Sonntagspresse. Meist handelt es sich um Individualkarikaturen britischer bzw. deutscher Regierungschefs (darunter die »eiserne Lady« Margaret Thatcher und Bundeskanzlerin Angela Merkel), die in ihrem jeweiligen Kontext kommentiert werden. Als »Protestform gegen jede Form institutionalisierter Politik« (S. 336) repräsentieren sie die traditionsreiche englische Bildsatire. Durch ihre Respektlosigkeit und Exaltiertheit unterscheiden sie sich erheblich von den etwas willkürlich zum Vergleich herangezogenen Werken deutscher oder ehemals deutscher (Fritz Behrendt) satirischer Pressezeichner, die Sammelbänden entnommen wurden. Ob den »Hauskarikaturisten« der britischen Hauptstadtpresse generell ein höherer Stellenwert einzuräumen ist als den für mehrere überregionale, regionale oder auch internationale Presseprodukte arbeitenden und häufig ausgestellten freiberuflichen deutschen Karikaturisten, sei dahingestellt. Bedauerlicherweise enthält diese lesenswerte Publikation mit ihren vielen Bildbeispielen (Text und Anhang) und ihrer umfangreichen Bibliografie weder eine Zeittafel noch ein Personen- und Titelregister. Zum besseren Verständnis beigetragen hätten weiterhin Kurzangaben zu den erwähnten Karikaturisten und ihren Trägermedien. URSULA E. KOCH, MÜNCHEN Rühr, Sandra / Kuhn, Axel (Hg.): Sinn und Unsinn des Lesens. Gegenstände, Darstellungen und Argumente aus Geschichte und Gegenwart. Mit 4 Abbildungen. Göttingen: V & R unipress. 2013. Auch wenn das Lesen weitreichende Wir-

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kungen auf kognitive und emotive Zustände der Lesenden haben kann, wird es meistens als stille Beschäftigung verstanden, die wenig äußere Spuren hinterlässt. Das Lesen selbst ist als zeitlich flüchtiger Akt schwer erforschbar und die Prozesse, die es in den Lesenden auslöst, sind bestenfalls zweifach indirekt beschreibbar (über Befragungen und retrospektiv). Der Sammelband »Sinn und Unsinn des Lesens« nähert sich dem Phänomen Lesen über die Spuren, die diese Kulturtechnik in der materiellen, kulturellen und sozialen Welt hinterlässt und die Rückschlüsse hinsichtlich der Performanz des Lesens zulassen. Zwar folgen die einzelnen Beiträge einer chronologischen Ordnung, doch lassen sich auch thematisch übergreifende Linien erkennen: Bereits von der bloßen Materialität der Bücher sind Schlüsse auf die Praxis des (Vor-)Lesens möglich. Arno Mentzel-Reuters untersucht z.B. »materielle Überlieferungsträger« – Psalterien, Handschriften der höfischen Epik und Liederhandschriften – und gewinnt anhand konkreter Merkmale wie »Größe, Gewicht des Buchblocks und der Schriftgröße« Hinweise auf die »performative Realität« im Hochmittelalter. Den Zusammenhang von Schrift und Lesen greifen Siegfried Grosse, Oliver Duntzke und Mechthild Habermann auf. Grosse untersucht, wie das für den mündlichen Vortrag Aufgeschriebene die Eigenschaften der Rede fixiert. Seine syntaktische Analyse erlaubt, den rhythmischen Klang des Vortrags mittelhochdeutscher Texte zu rekonstruieren. Duntze befasst sich mit der Objektivierung der Lesepraxis in den Satzzeichen: Er zeigt, dass Satzzeichen, die heute primär der »Verdeutlichung syntaktischer Strukturen« dienen, historisch im Zusammenhang mit der Geschichte des lauten Lesens stehen. Auch im Beitrag von Habermann wird deutlich, dass Schrift in ihrer Funktion für die Lesepraxis Wandlungen durchläuft: Sie untersucht »Schreibschulen« der Frühen Neuzeit und arbeitet heraus, wie sich die Erkenntnis gebildet hat, »dass die Schreibsprache anderen Prämissen unterworfen ist als die Lautsprache« und dass Interpunktion und Orthographie der Notwendigkeit der Verständnissicherung dienen.

Die sozialen Regulierung des Lesens analysieren drei Beiträge: Nikolaus Weichselbaumer beschreibt, wie das monastische Ideal des Lesens als meditatives Murmeln und Gebet vom scholastischen Ideal abgelöst wird, in dem Lesen der Predigt und der Lehre dient und somit auf Verständlichkeit und Verstehen angelegt ist. Am Beispiel der Schriften eines Arztes zeichnet Hans-Jörg Künast nach, wie sich um 1800 die aus gesellschaftlichem Wandel hervorgehende Unsicherheit in der Erfindung der Krankheit »Lesesucht« ausdrückte. Dieses neue gesellschaftliche Phänomen, das weite Teile der bürgerlichen Gesellschaft erfasste, wurde mit negativen Folgen verbunden, Forderungen nach Beschränkungen und Reglementierungen wurden erhoben. Ute Schneider betrachtet die normativen Anforderungen ans Lesen, die in der einsetzenden Moderne entwickelt wurden: Der Zweck des Lesens wurde ebenso festgelegt – es stand im Dienst der ästhetischen Bildung und der politischen Partizipation des aufgeklärten, nationalstaatlich denkenden Bürgers –, wie der dafür dienliche Kanon. Schneider betont dabei die Anomie, das Auseinanderklaffen von kultureller Norm und Performanz. Die Beiträge zur zeitgenössischen Praxis des Lesens, lassen sich nicht mehr thematisch ordnen. Sie referieren im Wesentlichen aktuelle Befunde der Leserforschung (Heinz Bonfadelli) bzw. der Forschung zur Leseförderung (Lilian Streblow / Anke Schöning). Einzig der Beitrag von Sven Grampp hält die im Vorwort angekündigte Verpflichtung auf eine an Michel Foucault angelehnte diskursanalytische Herangehensweise ein. Er geht anhand eines Werbespots für das elektronische Lesegerät Kindle der Frage nach, wie Erotisierung in den Dienst der Werbung gestellt wird. Die Verbindung zu dem durch aktuelle Vampirfilme zum Begriff gewordenen Phänomen des »Abstinence Porn« macht diese Fragestellung nicht origineller. Insgesamt liegt hier ein facettenreicher Band mit einer Reihe lesenswerter Beiträge vor, die im Konzert Ideen und Konzepte zur Leseforschung anregen können. GABRIELE MEHLING, BAMBERG

Buchbesprechnung Simonson, Peter / Peck, Janice / Craig, Robert T. / Jackson Jr., John P. (Hg.): The Handbook of Communication History. New York, London: Routledge 2013 (= International Communication Association (ICA) Handbook Series), XVI, 511 S. Die jüngste Veröffentlichung in der »ICA Handbook Series« der International Communication Association in Zusammenarbeit mit dem Verlag Routledge dokumentiert das zunehmende institutionelle Interesse an Kommunikations- und Mediengeschichte auf internationaler Ebene. Während in Deutschland universitäre Institute und Lehrstühle für Kommunikations- und Mediengeschichte akut von der Schließung bedroht sind, erfreuen sich kommunikationshistorische Fragestellungen im Ausland wachsenden Interesses und institutioneller Einbindung. Dies zeigen nicht zuletzt die führenden Fachvereinigungen für Kommunikationswissenschaft in Europa bzw. auf internationaler Ebene – die »European Communication Research and Education Association« (ECREA) bzw. die »International Communication Association« (ICA), die beide sehr aktive Arbeitsgruppen zur Kommunikationsgeschichte unterhalten. Während die »Communication History Section« der ECREA (gegründet 2009) 2011 ein Doppelheft der Fachzeitschift ›medien & zeit‹ (Band 26, Hefte 3 und 4) mit dem Titel »What is Communication History? European Answers« herausgegebenen hat, folgt nun die »Communication History Division« der ICA (gegründet 2007; bis 2013 unter dem Namen »Communication History Interest Group« firmierend) mit dem vorliegenden Handbuch. Die Aufnahme des Handbuchs in die »ICA Handbook Series« darf als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Vereinigung Kommunikationsgeschichte als zentralen Bestandteil der kommunikationswissenschaftlichen Forschung betrachtet und entsprechend würdigt. Denn laut ICA-Homepage http://www.icahdq.org/pubs/handbooks.asp veröffentlicht die Handbuch-Serie »benchmark summaries of current communication scholarship [that] set the agenda for future theory and research in the communication discipline«. Während die vier Herausgeber des Hand-

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buchs alle an der amerikanischen University of Colorado at Boulder forschen und lehren, stammen die 28 Beiträge des Bandes von einer internationalen Autorenschaft, darunter Ver tretern amerikanischer, kanadischer, australischer, südafrikanischer, japanischer, britischer, deutscher, österreichischer, niederländischer, dänischer und französischer Universitäten. Der Anspruch der Herausgeber ist ambiti oniert: Sie möchten ein Fundament für die weitere Entwicklung des aufstrebenden interdisziplinären Forschungsfeldes »Kommunikationsgeschichte« innerhalb der Kommunikationswissenschaft legen. (S. 1) Dieses Forschungsfeld »Kommunikationsgeschichte« wird außerordentlich breit definiert: Es fallen darunter unterschiedliche Kommunikationsformen wie Gespräche, Musik und Massenkommunikation; alte und neue Medien (Presse, Rundfunk, Fernsehen, Film, Neue Medien); das vor allem in den USA prominente Forschungsfeld der Rhetorik sowie die Geschichte der Kommunikationsforschung. »From our perspective, then, communication history encompasses the history of both ›communications‹ (media, institutions, systems, flows) and ›communication‹ (symbolic expression and exchange). And it reaches across epochs, national borders, and world regions«, (S. 2) resümieren die Herausgeber. Sie verfolgen mit dem Handbuch ferner das Ziel, das bisher zumeist in nationalen Kontexten und mit dem Schwerpunkt auf Nordamerika und Europa bearbeitete Forschungsfeld der Kommunikationsgeschichte zu internationalisieren. Das Handbuch erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern will lediglich ein »selective panorama of the development of of communication over time, type, and world regions« bieten. (ebd.) Die Herausgeber haben die 28 Beiträge in dem Handbuch fünf Abschnitten zugeordnet. Der erste Abschnitt (»Field«) umreißt die Gegenstände der Kommunikationsgeschichte: die Geschichtsschreibung der Kommunikationsgeschichte (1: »The History of Communication History«); die Geschichte der Kommunikationstechnologien und die Sozialgeschichte der Medien (2: »Media«) sowie die Geschichte der

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akademischen Disziplin der Kommunikationsforschung (3: »Communication Research«). Der zweite Abschnitt (»Modes«) befasst sich mit unterschiedlichen Formen, Praktiken und Adressaten von Kommunikation: 4. »Audiences: Publics, Crowds, Mass«; 5. »Rhetoric in Cross-Culural Perspectives«; 6. »Conversation«; 7. »Visual Communication« und 8. »Communication in Music«. Der dritte Abschnitt (»Media«) behandelt die Geschichte der Medien, Kommunikationstechnologien sowie ihrer Institutionen: 9. »Print Culture«; 10. »Journalism«; 11. »Telecommunications«; 12. »Radio Broadcasting«; 13. »Television« und 14. »New Media«. Der vierte Abschnitt (»Society«) präsentiert sodann Studien zur Rolle von Kommunikation in unterschiedlichen gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen: 15. »The City«; 16. »Science Communication«, 17. »Politics«; 18. »Labor«; 19. »War«; 20. »Gender and Media: A Very Short Herstory«; 21. »Race«; 22. »Organizing«. Der fünfte Abschnitt (»World«) befasst sich schließlich mit der Kommunikationsgeschichte dreier Weltregionen und zweier religiöser Gemeinschaften: 23. »Rhetoric in Latin America«; 24. »›Cultural Imperialism‹ Revisited: Broadcasting in Latin America, India, and China«; 25. »Communication in Colonial and Post-Colonial Southern Africa«; 26. »Islam, Mediation, and Technology«; 27. »Jewish Media and Communication in the Modern Age« sowie 28. »East Asian Communication Studies«. Während die Herausgeber argumentieren, dass Nordamerika und Europa deswegen keine eigenen Kapitel gewidmet sind, weil der Großteil der Kommunikationsgeschichte ohnehin auf diese Weltregionen fokussiert sei, begründen sie nicht, warum anderen Weltreligionen (Christentum, Hinduismus, Buddhismus) keine eigenen Kapitel gewidmet sind. Dieser fünfte Abschnitt ist laut der Herausgeber vor allem als Anregung gedacht, sich in Zukunft verstärkt globalen und kulturellen Themenstellungen zuzuwenden: »The scheme suggests an expansive agenda for future research. [... The chapters] are intended to provide a beachhead into a great deal more work on regions and cultural traditions underrepresented in the historio-

graphy to this point, and on cross-national, cross-regional, and comparative communication history connected to comparative work in other fields of communication research.« (S. 6) Der abschließende Epilog von Lucien Sfez befasst sich mit der Zukunft der Kommunikationsformen (»The Futures of Communications«), geht jedoch nicht auf die Zukunftsperspektiven des Forschungsfelds Kommunikationsgeschichte ein. Die Herausgeber schlagen jedoch im 1. Kapitel mehrere Themen vor, die ihrer Ansicht nach besondere Aufmerksamkeit verdienen, darunter international vergleichende Studien, die Frage sozialer Identitäten (Gender, ethnische Zugehörigkeit, soziale Klasse) sowie der Einfluss der Digitalisierung auf die Archivierung kommunikationshistorischer Quellen und auf neue Formen der historiographischen Darstellung. ( S. 7, 39-42) Die Lektüre des Handbuchs hinterlässt gemischte Gefühle. Einerseits vermittelt es einen guten Einblick in das breitgefächerte Forschungsfeld der Kommunikationsgeschichte, zeigt vorhandene Wissenslücken auf und ist flüssig geschrieben. Alle Beiträge verfügen über umfangreiche Listen mit weiterführender Literatur. Ein nützliches Sach- und Personenregister erleichtert die Benutzung des Handbuchs. Andererseits erreicht das Werk nicht sein ambitioniertes Ziel, die kommunikationshistorische Forschung zu internationalisieren. (S. 2-3) Trotz einer beeindruckenden internationalen Autorenschaft bleiben viele Artikel nationalen – im engeren Sinne zumeist angloamerikanischen – Forschungstraditionen verhaftet. Dies offenbaren nicht zuletzt die Literaturverzeichnisse, die überwiegend Werke in englischer Sprache aufführen (das Gegenteil hierzu ist allerdings der Beitrag »Communication in Music« des Berliner Musikwissenschaftlers Christian Kaden, der vornehmlich deutsche Forschungsliteratur zitiert) und so internationale Forschungsergebnisse ignorieren. Exemplarisch sei dies am Beitrag von Gideon Kouts verdeutlicht. Der Artikel zu den jüdischen Kommunikationsmedien von den Anfängen bis in die Gegenwart zeichnet sich aus durch Unkenntnis der in zahlreichen Konferenzen am oder in Kooperation mit dem Bre-

Buchbesprechnung mer Institut »Deutsche Presseforschung« im letzten Jahrzehnt entstandenen und von Michael Nagel im Verlag edition lumière publizierten Studien zur deutschsprachigen jüdischen Presse (Reihe »Die jüdische Presse – Kommunikationsgeschichte im europäischen Raum«). Auch fehlt jeglicher Hinweis auf »Compact Memory«, das Onlineportal für digitalisierte jüdische Periodika. Schließlich vermisst die Rezensentin in dem Handbuch Beiträge, die sich explizit mit den Quellen und methodischen Herangehensweisen der Kommunikationsgeschichte befassen, wie sie etwa in dem von Klaus Arnold, Markus Behmer und Bernd Semrad veröffentlichten Werk »Kommunikationsgeschichte. Positionen und Werkzeuge. Ein diskursives Hand- und Lehrbuch« (2008) oder in dem bereits erwähnten Themenheft von ›medien & zeit‹ (2011) zur europäischen Kommunikationsgeschichte zu finden sind. Ein lobenswertes Beispiel für eine quellenkritische Herangehensweise ist im vorliegenden Handbuch jedoch der Beitrag von

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Andreas Fickers zur Geschichte des Fernsehens. Trotz dieser Kritikpunkte hat das Handbuch ein wichtiges Ziel erreicht: Durch seine Aufnahme in die offizielle Buchreihe der ICA wird das Forschungsfeld Kommunikationsgeschichte in den Fokus des institutionellen Interesses der internationalen Fachvereinigung für Kommunikationswissenschaft gerückt. Es ist zu wünschen, dass weitere kollektive und internationale Publikationsvorhaben folgen werden. Für den exorbitanten Preis von GBP 72,00 für die Paperback- bzw. GBP 200,00 (ca. EUR 91,00 bzw. EUR 252,00) für die Hardback-Ausgabe ist das Handbuch leider kein Schnäppchen. So werden sich wohl nur Bibliotheken das Buch leisten können – sofern sie denn das Budget dafür haben. Das ist schade, denn das Handbuch eignet sich als Einstieg in das Forschungsfeld der Kommunikationsgeschichte, gerade auch im Bereich der universitären Lehre. STEPHANIE SEUL, BREMEN

Bibliografie Wilbert Ubbens

Kommunikationshistorische Aufsätze in Zeitschriften des Jahres 2013 (mit Nachträgen für die Jahre 1998 – 2012) In Fortsetzung der bibliografischen Be-richterstattung in diesem Jahrbuch (vgl. 1 (1999) S. 289-310, 2 (2000) S. 280-306, 3 (2001) S. 281315, 4 (2002) S. 302-335, 5 (2003) S. 265-293), 6 (2004) S. 307-334, 7 (2005) S. 289-320, 8 (2006) S. 303-342, 9 (2007) S. 299-352, 10 (2008) S. 218-292, 11 (2009) S. 249-331, 12 (2010) S. 245-320, 13 (2011) S. 247-337, 14 (2012) S. 243-337 und 15 (2013) S. 243-337 werden im Folgenden wissenschaftliche Beiträge zu kommunikationshistorischen Themen in Zeitschriften verzeichnet, deren Erscheinungsjahr von den Verlagen mit 2013 deklariert wird. Nachge-tragen werden Aufsätze aus den Jahren 1998 bis 2012, die bisher übersehen worden sind oder nicht erreichbar waren. Der wachsende Umfang der Bibliografie und die große Zahl an Nachträgen in den letzten Ausgaben und auch in dieser Ausgabe beruhen vor allem darauf, dass im Nachgang eine Vielzahl von historischen und literaturwissenschaftlichen Zeitschriften mit einigem Erfolg durchgesehen worden ist, dass Zeitschriften inzwischen auch mit ihren älteren Jahrgängen über das Internet zugänglich sind und dass vermehrt neue, nur über das Internet zugängliche Zeitschriften publiziert werden, die dem Bearbeiter nicht immer sofort bekannt werden. Nahezu alle Titelangaben werden wieder durch kurze inhaltliche Hinweise präzisiert oder erläutert; lediglich in den Fällen, in denen die Titel ausreichend für sich sprechen, und in den (wenigen) Fällen, in denen der Bearbeiter sich allein auf bibliographische Hinweise oder auf im Internet angebotene Inhaltsverzeichnisse von Zeitschriften (ohne Zugang zum Volltext) verlassen musste, wurden solche Zusätze fortgelassen.

Hinweise auf hier vermisste Aufsätze oder übersehene und nicht ausgewertete Zeitschriften werden vom Autor gern entgegen genommen. Nach Möglichkeit sollen sie in der nächsten Jahresübersicht berücksichtigt und nachgetragen werden. Die Liste der in den letzten Jahren mit Erfolg durchgesehenen Zeitschriften folgt am Schluss der Bibliografie. Alle bisherigen Bibliografen können auf der Homepage des Jahrbuchs http://www. steinerverlag.de/JbKG eingesehen werden. Die zuletzt nicht vollständig abgedruckte Titelgruppe 10.2 »Einzelne Personen« ist mit vollzähligen Angaben unter der URL http://www. presseforschung.uni-bremen.de/ persbibl.html jahresweise und kumuliert einsehbar. Redaktionsschluss für die Bibliografie: 30.6.2014. GLIEDERUNG: 1 Theorie und Methode, Wissenschaft, Institutionen 2 Geschichte der Kommunikationswissenschaft 3 Allgemeine und vergleichende Kommunikationsgeschichte 4 Presse, Druckmedien 5 Film 6 Elektronische Medien (Hörfunk, Fernsehen, Internet) 7 Übrige Medien 8 Werbung, Public Relations 9 Propaganda, Kommunikationspolitik, Recht 10 Kommunikatoren 10.1 Allgemein 10.2 Einzelne Personen 11 Rezipienten

Bibliografie 1

THEORIE

UND

METHODE, WISSEN-

SCHAFT, INSTITUTIONEN

Abel, Richard: The Pleasures and perils of big data in digitized newspapers. In: Film history: An international journal 25 (2013) 1/2, S. 1-10. [Über Forschungspraxis zum Film in den USA der 1910er Jahre] Agde, Günter: The Screen image of the war: Propaganda and chronicle on both sides of the front line. Konferenz deutscher und russischer Filmhistoriker. Tagungsbericht. In: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4849 [Konferenz des AllRussischen Staatlichen Instituts für Kinematografie »S. A. Gerassimow« und des Deutschen Historischen Instituts Moskau, 16.18.4.2013, Moskau, über deutsche und russische Wochenschauen zum Kriegsgeschehen an der deutschen Ostfront während des Zweiten Weltkriegs] Albers, Christoph: Zeitungen in Bibliotheken. Aufsätze, Monographien und Rezensionen aus dem Jahr 2012/13 mit Nachträgen zu den Jahren 2010 und 2011. In: Bibliothek, Forschung und Praxis 37 (2013) 3, S. 368-371. [Jährliche Bibliografie seit 1982; darin Beiträge zur Erhaltung und Nutzung historischer Zeitungen vor allem aus berufspraktischer Sicht, hier nicht weiter ausgewertet] Aubert, Aurélie: Portée et enjeux des archives de l’AFP pour la recherche en sciences sociales. In: Le Temps des médias: Revue d‘histoire (2013) 20, S. 78-90. [Über die Nutzung des Archivs von Agence France Presse AFP] Bachleitner, Norbert: Datenbank der in Österreich zwischen 1750 und 1848 verbotenen Bücher eröffnet! In: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich (2010) 1, S. 7-16. [Über die Erschließung der amtlichen Zensurlisten an der Univerität Wien seit 2008] Bacon, Henry: Transnational history of Finnish cinema. Aktuella forskningsprojekt. In: Nordicom Information 35 (2013) 1/2, S. 101105. [Vorstellung eines Forschungsprojekts am Department of Philosophy, History, Culture and Art Studies, University of Helsinki] Baier, Teresa: Die Dynamik des Polemischen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Tagungsbericht. In: http://hsozkult.

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geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/ id= 4925 [Workshop für Nachwuchswissenschaftler von Anne Weinbrecht und Matthias Rekow über Polemik als Katalysator sozialen und gesellschaftlichen Wandels, ihre Erfolgsbedingungen, Akteure und Medien, insbes. Flugblätter, Flugschriften etc., Internationales Begegnungszentrum der Universität Erfurt, 16.18.5.2013] Ballhausen, Thomas u. Sivester Stöger: Filmische Quellen in Archivkontexten. Perspektiven auf Optionen und Herausforderungen erweiterter Erschließungs- und Vermittlungsarbeit. In: Archiv und Wirtschaft: Zeitschrift für das Archivwesen der Wirtschaft 46 (2013) 3, S. 132-137. Ballhausen, Thomas: Öffentlichkeit und Sammlung. Über archivgestützte Erschliessungsarbeit historischer Filmquellen. In: Medien und Zeit 28 (2013) 2, S. 36-43. [Über das Projekt »European Film Gateway« und Mitarbeit durch das »Filmarchiv Austria« Wien] Batey, Jackie: Art-zines, the self-publishing revolution: The Zineopolis Art-Zine Collection. In: The International journal of the book 9 (2012) 4, S. 69-86. [Über die Sammlung von Künstlerzeitschriften an der University of Portsmouth, UK] Benson, Rodney: On the explanatory and political uses of journalism history. In: American journalism 30 (2013) 1, S. 4-14. [Zur Geschichtsschreibung des Journalismus] Bey, Gesine: »Drucke im Nachlass«. Bertolt Brechts Zeitungsarchiv in eigener Sache. In: Zeitschrift für Germanistik N.F. 23 (2013) 3, S. 651-658. [Über die Zeitungsausschnittssammlung im Bertolt-Brecht-Archiv der Akademie der Künste in Berlin] Bickhoff, Nicole u. Peter Rückert: Briefe aus dem Spätmittelalter: Herrschaftliche Korrespondenz im deutschen Südwesten. Tagungsbericht. In: http://hsozkult.geschichte.huberlin.de/tagungsberichte/id=5281 [Tagung des Landesarchivs Baden-Württemberg, der Universität Innsbruck und des Arbeitskreises für Landes- und Ortsgeschichte Stuttgart, 21.22.11.2013, Stuttgart, anlässlich der Edition der Briefe um Barbara Gonzaga (1455 – 1503)] Biester, Björn: Geschichte des Antiquariatbuchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Li-

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Bibliografie

teraturbericht 1997 bis 2012. In: Aus dem Antiquariat N.F. 11 (2013) 1, S. 23-32. [Sammelrezension] Böning, Holger: Friedrich II. von Preußen und die Publizistik: Ein Literaturbericht zum Jubiläumsjahr 2012. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 15 (2013) S. 49-88. [Über 86 Neuerscheinungen und Neuauflagen 2007 – 2012] Bonsack, Stephanie: Historische Werbequellen in der Luxuswelt, das Beispiel Swarovski. In: Archiv und Wirtschaft: Zeitschrift für das Archivwesen der Wirtschaft 46 (2013) 4, S. 182-186. [Über das Archiv der Werbung für die Firma] Breitenborn, Uwe: Kulturwellen, Kulturströme. Kultur, Radio und Internet. Jahrestagung 6. bis 7. Mai 2013 in Leipzig. In: Rundfunk und Geschichte: Mitteilungen … 39 (2013) 1/2, S. 54-55. [Über die Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte] Brewin, Mark W.: A Short history of the history of objectivity. In: The Communication review 16 (2013) 4, S. 211-229. [Überblick über die Thematisierung der journalistischen Norm »Objektivität« durch Journalismus-Historiker in der 2. Hälfte des 20. Jh.] Brocks, Christine: Ist Clio im Bilde? Neuere historische Forschungen zum Visuellen. In: Archiv für Sozialgeschichte 53 (2013) S. 453-486. [Literaturbericht über Neuerscheinungen seit 2006] Brügger, Niels: Historical network analysis of the web. In: Social science computer review 31 (2013) 3, S. 306-321. [Über die Nutzung nationaler Archive des Internet für die historische Erforschung von Netzwerken im Internet] Brügger, Niels: Web historiography and Internet studies: Challenges and perspectives. In: New media and society 15 (2013) 5, S. 752764. [Über Aufgaben und Themen] Buschow, Christopher: Technologies, media and journalism. Tagungsbericht. In: http:// hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4899 [Interdisziplinäre Konferenz am Lehrstuhl für Kultur- und Mediengeschichte, Universität des Saarlandes, 21.23.3.2013, Saarbrücken, zur Geschichte des Beziehungsgeflechts von Journalismus und Medientechnologie vom 18. Jh. bis in die Gegenwart]

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Lehigh University in Bethlehem, Pennsylvania, seit 1999] Gajek, Eva Maria: Verflochtene Vergangenheit. Geschichtscomics in Deutschland seit den 1950er Jahren. Tagungsbericht. In: http:// hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4933 [Workshop Justus-Liebig-Universität Gießen und Ludwig-MaximiliansUniversität München 11.-12.4.2013, Gießen, über Comics als historische Quelle] Gehl, Robert: YouTube as archive. Who will curate this digital Wunderkammer? In: International journal of cultural studies 12 (2009) 1, S. 43-60. [Über Möglichkeiten ungewöhnlicher digitaler Archive] Gööck, Stefan: Zur Sicherung der regionalen audiovisuellen Überlieferung am Beispiel des Sächsischen Staatsarchivs. In: Archiv und Wirtschaft: Zeitschrift für das Archivwesen der Wirtschaft 46 (2013) 3, S. 127-131. Gorp, Jasmijn van: Looking for what you are looking for. A media researcher’s first search in a television archive. In: View: Journal of European television history and culture 2 (2013) 3, S. 45-51. [Über das Online-Recherchesystem von Netherland’s Institute for Sound and Vision] Gramann, Karola u. Heide Schlüpmann: Film-Geschichte in der Kinothek Asta Nielsen. In: Zeitgeschichte 40 (2013) 4, S. 236-239. [Über die Filmothek zur Film-Geschichte der Frauen in Frankfurt seit 2000] Groß, Ute: Der lange Weg nach Hause. Ein filmhistorisches Symposium über das Heimkehren aus dem Krieg. Tagungsbericht. In: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4735 [Workshop des Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO), 25.-27.10.2012 über die Darstellung im Film seit 1945] Haagedoorn, Berber: Television as a hybrid repertoire of memory. New dynamic practices of cultural memory in the multi-platform era. In: View: Journal of European television history and culture 2 (2013) 3, S. 52-64. [Über die offen zugängliche Media-Platform »Holland Doc«] Hagedorn, Anke: Radiokulturen und Ideologie. Workshop, 13. bis 14. Juni 2013 in

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Bibliografie

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tungsportal. Digitalisierung von DDR-Zeitungen und Aufbau eines Portals zur Presse der DDR mit wissenschaftlicher Forschungsumgebung« 1.6.2009 – 1.5.2013 innerhalb des Zeitungsinformationssystems ZEFYS der Staatsbibliothek zu Berlin betr. ›Neues Deutschland‹, ›Berliner Zeitung‹ und ›Neue Zeit‹ 1945/1946 – 1990/1994] Jackson, Vanessa: Revealing television’s analogue heroes. In: View: Journal of European television history and culture 2 (2013) 4, S. 3-14. [Über methodische Zugänge zur historischen Erforschung von Arbeitsweisen und -bedingungen im Fernsehen] Jobst-Rieder, Marianne: Die Flugblattsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek: Online-Katalog und Online-Archiv. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich (2009) 2, S. 55-64. [Über Sammlung und Recherchemöglichkeiten an der ÖNB Wien] Journalism and history: Dialogues. Special issue. Ed. Adrian Bingham, Martin Conboy. In: Media history 19 (2013) 1, S. 1-73. [Themenheft mit Beispielen zur Nutzung von Presse etc. für die allgemeine politische Geschichtsschreibung mit Einleitung und 5 Beiträgen, davon 4 hier einzeln verzeichnet] Kann, Bettina: Zur Haltbarkeit von Speichermedien hinsichtlich ihrer Eignung zur Langzeitarchivierung. In: Biblos: Beiträge zu Buch, Bibliothek und Schrift 62 (2013) 1, S. 129140. [Überblick über die wichtigsten analogen und digitalen Datenträger] Kaun, Anne u. Fredrik Stienstedt: Media memories: The case of Youth Radio DT64. In: Participations: Journal of audience and reception studies 9 (2012) 2, S. 337-359. [Fallstudie zur Methodik historischer Rezeptionsforschung durch Befragung von ehemaligen Hörern 1964 – 1993 via Facebook im Internet] Kind-Kovács, Friederike: Cold War broadcasting. In: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2013-4-001 [Sammelrezension von 4 Neuerscheinungen 2010 – 2013] Kinnebrock, Susanne u. Elisabeth Klaus: Zur Pfadabhängigkeit der Kommunikatorforschung. Eine Spurensuche aus Perspektive der Gender Studies. In: Medien und Kommunikationswissenschaft 61 (2013) 4, S. 496-513. [Über

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European television history and culture 2 (2013) 3, S. 4-12. [Über die Verbreitung des Fernsehens in Italien in den 1950er Jahren] Pletz, Hendrik: Das Wundmal im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Horrorvideos und die Herausforderungen des Affekts in den 1980er Jahren. In: Body politics: Zeitschrift für Körpergeschichte 1 (2013) 2, S. 297321. [Über den pädagogischen Diskurs von jugendlichen Rezipienten und innerhalb der Medienpädagogik zu Horrorvideos] Ridder, Christa-Maria: Mediennutzung im Wandel. Trends aus der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation. In: Jahrbuch Medien und Geschichte (2013) S. 46-66. [Mit Daten 1970 – 2010] Röther, Monika: Alltägliche Objekte als aussagekräftige Zeugen der Vergangenheit. Musikschrank und Stereoanlage erzählen von den 1960er Jahren. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 64 (2013) 5/6, S. 316-333. [Zur Sozialgeschichte der Medien] Saunier, Éric: »Lire pour résister, lire pour instruire«. La revue de presse de Toussaint Bonvoisin. In: Annales historiques de la Révolution française (2013) 3, S. 123-144. [Über das Tagebuch des Kaufmanns Bonvoisin (1741 – 1815) 1793/1794 – 1803 in Le Havre mit Lektüren der Presse] Schikowski, Michael: Wo die Bücher zu Hause sind. Die Geschichte der Büchermöbel im Zeitalter der Digitalisierung. In: Imprimatur: Ein Jahrbuch für Bücherfreunde N.F. 23 (2013) S. 159-182. [Über Bücher-Regale in der Einrichtungs-Ratgeberliteratur seit 1935] Sedgwick, John u. Clara Pafort-Overduin, Jaap Boter: Explanations for the restrained development of the Dutch cinema market in the 1930s. In: Enterprise and society: The international journal of business history 13 (2012) 3, S. 634-671. [Über soziale und wirtschaftliche Faktoren] Selfe, Melanie: Reading the geographies of post-war British film culture through the reception of French film. In: New review of film and television studies 11 (2013) 4, S. 455-476. [Über die Bewertung französischer Filme durch die cinephilen Mitglieder der »Nottingham and District Film Society« 1945 – 1949]

Seufert, Wolfgang u. Claudia Wilhelm: Wie stark verdrängen oder ergänzen sich (neue und alte) Medien? In: Medien und Kommunikationswissenschaft 61 (2013) 4, S. 568-593. [Über den Zeitaufwand für Mediennutzung in Deutschland 1995, 2005, 2010] Skopal, Pavel: »It is not enough we have lost the war – now we have to watch it!« Cinematographers’ attitudes in the Soviet occupation zone of Germany (a case study from Leipzig). In: Participations: Journal of audience and reception studies 8 (2011) 2, S. 497-521. [Über die Reaktionen des Publikums auf Filme aus der UdSSR 1945/1946] Spigel, Lynn: Media homes. Then and now. In: International journal of cultural studies 4 (2001) 4, S. 385-411. [Über die Entwicklung von Konzeptionen zur Rolle der Medien in Privathaushalten seit den 1950er Jahren] Stougaard-Nielsen, Jakob: The Fairy tale and the periodical: Hans Christian Andersen’s scrapbooks. In: Book history 16 (2013) S. 132154. [Über Andersen (1805 – 1875) als Nutzer von Zeitschriften] Ströbäck, Jesper u. Monika Djerf-Pierre, Adam Shehata: The Dynamics of political interest and news media consumption: A longitudinal perspective. In: International journal of public opinion research 25 (2013) 4, S. 414435. [Über Medienrezeption in Schweden mit Jahresdaten 1986 – 2010] Toffell, Gil: Cinema-going from below: The Jewish film audience in interwar Britain. In: Participations: Journal of audience and reception studies 8 (2011) 1, S. 522-538. [In London-Eastend 1919 – 1939] Treveri-Gennari, Daniela u. Catherine O’Rawe, Danielle Hipkins: In search of Italian cinema audiences in the 1940s and 1950s: Gender, genre and National identity. In: Participations: Journal of audience and reception studies 8 (2011) 2, S. 539-553. [Über ein geplantes Forschungsprojekt] Korrespondenzanschrift Wilbert Ubbens, Mendestr. 25, 28203 Bremen Email: [email protected]

Register der im Textteil der Aufsätze behandelten wichtigsten Personen und Sachen Aberglaube in Kalender als Leserbindung 89ff. Affenspiegel, Der 147 Alexander I. 111 Allgemeine Deutsche Bibliothek 49 Allgemeines Magazin für Prediger, Seelsorger und Katecheten 51, 60 Almanach zum Lachen 130 Almanache 114 alte Peter, Der 147 Altenburg als Medienstandort 78ff. Altenburger Geschichtsund Hauskalender 78–108 Ansichtskarten 140, 144ff. Antisemitismus 137, 146f. Arndt, Ernst Moritz 111 Arnold, Karl 142 Astrologie 5–27 Astronomie 5–27 Auflage von Zeitschrift 124, 136f., 140f., 153 Auflage von Kalendern 6, 84 Auguste Victoria, Kaiserin 143 Außenpolitik und Zensur 110 Auster (Zeitschrift) 146f. Auswanderung 95ff. Autoren Kalender 85ff.

Berliner Wespen 133, 136f. Bernstein, Max 150 Beta, Heinrich (Pseud. von Johann Heinrich Bettziech) 119, 129 Bettziech, Johann Heinrich (Pseud. Beta, Heinrich) 119, 129 Bilddrucke für den »gemeinen Mann« 114 Bilderbogen 114, 118, 123 Bildpostkarten 140, 144 Bildpublizistik, erstmals plurimediale Massenkunst 123 Bildzensur 109–170 Bismarck, Otto v. 131ff., 137, 139f., 150 Blos, Wilhelm 137 Blühm, Elger 171–185 Blum, Robert 124, 130 Böcklin, Arnold 142 Bogel, Else 171–185 Böhmer, Julius 119 Brahe, Tycho 6 Brandt, Gustav 140 Brandt, Gustav 151, 155 Brockhaus, Friedrich Arnold 80f., 85 Buchaufsicht 18 Buchbinder 85 Buchverbrennungen 28–48 Burger, Hanns 17f.

Bahrdt, Johann Friedrich 61 Basler Christentumsgesellschaft 56, 63 Bauernkrieg 110 Bebel, August 145 Bekker, Balthasar 56 Bergemann, Carl Julius 132f. Berliner Charivari 121 Berliner Großmaul 124f. Berliner Illustrations-Gesellschaft 144 Berliner Illustrierte Zeitung 140 Berliner Krakehler 124f., 129 Berliner Volks-Zeitung 140

Caesius, Barbara 13f. Caesius, Friedrich 18 Caesius, Georg 5, 7f., 12– 15, 17ff. Calendarium Historicum 92 Campe, Friedrich 111, 116 Campe, Julius 98 Caricature, La 115 Castan, Louis und Gustav 138 Charivari, Le 115, 120 Chronik in Kalender 88, 93 Cotta, Johann Friedrich 115 Crüger, Peter 17

Delacroix, Eugène 115 Demmler, Kurt 85, 87 Denizard, Orens 145 Detektivblätter 147 Deutsche Blätter 80 Deutsche Gesellschaft zur Beförderung reiner Lehre und wahrer Gottseligkeit 56 Deutsche Reichsbremse 127 Dietz, Johann Heinrich Wilhelm 137f. Dohm, Ernst 130ff., 137 Don Quixote 117 Dörbeck, Franz Burchard 117 Dreyfus, Alfred 150 Druckwesen 11 Dur’s Elsass 155f. Düsseldorfer Monatshefte 121 Dyck, Hermann 121 Eber, Paul 92 Eclipse, L’ 150 Einblattdrucke 12, 29f., 33f., 111f., 114f., 123f., 158 Eisenbahnlinie von Leipzig nach Hof 95 Elliot, Leo v. 133 Endter, Georg d. Ä. 18 Endter, Wolfgang d. Ä. 10–13 Engert, Max 148ff. Engl, Josef Benedikt 147 Erhardt, 132f. Ernesti, Johann August 57 Ernst, Maximin 138, 147f. Erster Weltkrieg 109 Eulenburg, Philipp zu 155 Eulenspiegel 121, 124, 128f. Familienkalender 146 Familienzeitschrift 140 Februarrevolution, Pariser 122 Feind, Barthold 35ff. Feininger, Lyonel 140 Feuerbach, Anselm 142

338

Register

Film 109 Filmzeitschriften 140 Fischart, Johann 15 Fliegende Blätter 120f., 129, 141 Floh, Der 146 Flugpublizistik 15, 29f., 31, 35ff., 38, 79, 110, 117 122–125, 133, 137f., 145, 154, 175, 178 Fontane, Theodor 124 Forschungsstand zum Kalenderwesen 79ff. Forsius, Sigfridus Aronus 19 Frankfurter Latern 133, 137f. Franz I. 111 Frauenzeitschrift 140 Fricke, Johann Andreas 54 Friedrich II. von Preußen 110, 140 Friedrich III. von Preußen 139 Friedrich Wilhelm II. von Preußen 56f., 110 Friedrich Wilhelm III. 111, 118 Friedrich Wilhelm IV. 118f., 123ff., 130f. Fuchs, Eduard 124, 141, 147ff. Fuhrmann, Leopold 11f., 13, 18 Funck, Friedrich 116 Galantara, Gabriele 141 Galilei, Galileo 6 Gartenlaube, Die 133, 136 Gill, André 150 Glaßbrenner, Adolf 117, 129 Gnädigst privilegirtes Altenburgisches Intelligenzblatt 84 Goeze, Johann August Ephraim 54 Grobian, Der 148 Groschenheft 117, 123 Große Glocke, Die 147 Grottkau, Paul 137 Gulbransson, Olaf 142, 154 Halbmayer, Georg 18 Hambacher Fest 117f. Hamburg 35f.

Hamburger Wespen 133 Hamburgische Neue Zeitung 55f. Hansi 156f. Harden, Maximilian 154 Hauskalender 146 Heil, Gustav 133 Heine, Thomas Theodor 151–155 Heldvad, Niels 6, 10 Helsing, Arnund Olofsson 12 Henschel, Friedrich, Moritz und Wilhelm 111 Herlitz, David 7–27 Hesselbarth, Ernst Jonathan Ferdinand 93 Hieronymos (Pseud. von Frank Wedekind) 153 Hirth, Georg 141, 153 Hödel, Max 138 Hofmann, Albert 124 Hopf, Albert 123, 125, 129, 138 Hosemann, Theodor 117 Illustrirte Zeitung 123, 131, 133 Ilustrirtes humoristisch-satirisches Monatsblatt 137 Industrialisierung 95ff. Inquisition 37f. Jentzsch, Gabriel Hans 141 Journal für Prediger 49–68 Jugend, Die 141, 150, 154 Jugendzeitschrift 140 Julirevolution 113ff. Kalender 5–27, 78–108 Kalender und Zeitung 90ff. Kalenderdrucker und -verleger 5–27, 78–108 Kalendermacher 5–27, 78– 108 Kalenderzeitung 84 Kalisch, David 130, 132 Karikaturen 110f. Karlsbader Beschlüsse 113f. Katalogisierung der deutschen Presse 171–185 Kautionspflicht 123, 125, 126f., 134, 137, 156

Kaviar (Zeitschrift) 146f. Keil, Ernst 121, 128, 133 Kepler, Johannes 5, 13, 18 Keyser I, Henrik 12 Kiefer, Alois 148 Kikeriki 146 Kinderfreund, Der 53, 56 Kladderadatsch 124ff., 130ff., 136f., 140, 150f., 154f. Klapperstei, D’r 155 Klassenhass, Aufreizung zu 135, 147 Klatschblätter 147 kleine Witzblatt, Das 146f. Kolbe, Georg 142 Kollwitz, Käthe 143f. Kolportageverbote 154 Kolporteure (Hausierer) 12f., 17f., 146f., 154 Kopernikus 6 Körner, Theodor 80, 111 Kotzebue, August v. 113 Krain, Willibald 141 Krautwald, Michael 5 Kühn, Gustav 114, 118, 123, 130 Kümmel, Carl Christian 49 Kümmel, Karl August 49 Kunstplakat 140 Landtrachtinger, Johann Christoph 11 Langen, Albert 141f., 151ff. Lassalle, Ferdinand 137f., 144f. Laterne, Die 121 Lauer, Johann 6 Leib, Josef Anton 148 Leihbibliotheken 129, 140 Leopold von Baden 122f. Lesecafé 140 Leser von Kalendern 8–27 Leuchtkugeln 121, 124f., 128f., 133 Leuchtthurm, Der 121f., 124, 127ff. Liebknecht, Karl 143 Liebknecht, Wilhelm 145 Linnekogel, Julius 153 Liturgie 63f. Lochner, Georg 18 Löffler, Ludwig 119

Register Löhne 11 Louis Napoléon 129ff. Louis Philippe 118 Löwenstein, Rudolf 132 Ludwig I. von Bayern 122f. Ludwig II. von Bayern 138, 147 Luitpold, Prinzregent 141, 147 Lumière, Auguste und Louis 109 Lustige Blätter 140, 150, 154 Luther, Martin 8f., 88 Maestlin, Michael 6 Majestätsbeleidigung 121, 128, 131, 135ff., 139, 148, 150f., 152, 155, 158 Maria Theresia 37 Maueranschläge 123 Maximilian II. Joseph von Bayern 122f. Melanchthon, Philipp 6ff., 9, 14f., 18 Mephistopheles (Zeitschrift) 121, 124, 129 merkwürdige Jahr 1848, Das 130 Metternich, Klemens Fürst v. 113, 115, 117, 122f. Meurer, Ignatius 12 Misocacus, Wilhelm 7–10, 12–17, 19 Monatshefte 124, 129 Montez, Lola 122 Mosse-Verlag 136, 140 Moszkowski, Alexander 150 Müller, Gotthilf Eduard 116 Münchener Bilderbogen 129 Münchener Punsch 121, 124f., 129 Münchner Neueste Nachrichten 141 Muskete, Die 146 Nachdruck 112 Nachdruck von Kalendern 9, 17, 112, 124 Nachdruck von Satirezeitschriften 124 Napoleon 91, 130 Napoléon III. 133, 150 Napoleon-Karikaturen 111

Nas, Johannes 15 Neue Bilderzeitung 123 Neue Eulenspiegel, Der 116 Neueste theologische Bibliothek 57 Neureuther, Eugen Napoleon 115 Nicolai, Friedrich 49, 56 Niemeyer, August Hermann 49 Niemeyer, David Gottlieb 49 Nisle, Julius 128f. Nobiling, Karl Eduard 138 Nostradamus 17 Nygren, Anders 59 Oehmigke & Riemschneider 114, 123, 130, 138 Oettinger, Eduard 116 öffentliche Meinung 117, 122 Opitz, Martin 19 Ortmann, Augustin Ferdinand 60 Österreich 37 Panter, Peter (Pseud. von Kurt Tucholsky) 143 Papier 28–48 Paul, Bruno 142, 151f. Peucer, Caspar 6, 9, 14f. Pfau, Ludwig 121, 128f. Pflichtexemplar 134 Pierer, Heinrich August 98 Plakate 123 Politik im Kalender 98 Popularität 57ff. Postkarten, illustrierte 139 Postzwang für Presse 128 Praetorius, Johann 13 Predigten 35f., 57–63 Preise für Kalender 11 Pressefreiheit 117 Pressekatalogisierung 171– 185 Preußen 109–170 Prognostica 5–27 Ptolemaeus, Claudius 5 Punch 120, 131 Raketen, Die 133 Rata Langa 141 Recnicek, Ferdinand v. 154

339

Reform, Die 129 Reformation 110 Reichardt, Ferdinand 125 Reiche, Carl Christoph 55 Reinhold, Erasmus 6 Reravius, Rasmus Hansen 10 Reusner, Christoph d. Ä. 12 Revolution 1848 98 Reznicek, Ferdinand v. 142 Rhete (Drucker in Stettin) 11 Rhode, Jacob 8, 10, 13 Rhode, Joachim 15, 17 Riehl, Wilhelm Heinrich 79 Ringler, Alexander 128, 133 Rire, Le 146 Rischmüller, Franz Karl 49–68 Rocca, Gebrüder 116 Rochow, Friedrich Eberhard v. 53, 56 Rodin, Auguste 142 Rom 37f. Roth, Simon 27 Rothe Laterne, Die 137 Rothmann, Christoph 18 Rothmann, Christoph 6 Rückert, Friedrich 80 Sachse Christian Friedrich Heinrich 86ff. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender 78–108 Sala und Rocca 129f. Sand, Karl Ludwig 113 Satire-Journale 124 Satirezeitschriften 116 Satyr (Zeitschrift) 146f. Schalck, Ernst 133, 138 Schenkendorf, Max v. 80 Scheper, Johan David 31 Scherenberg, Hermann 137 Scherl-Verlag 140 Schlemihl, Peter (Pseud. von Ludwig Thoma) 141f., 153f. Schmidhammer, Arpad 141, 155 Scholz, Wilhelm 126, 130, 132, 137 Schönheit, Die 142

340

Register

Schreibkalender 5–27, 78– 108 Schröder, Gerhard 10 Schuler, Philipp Heinrich 49 Schulz, Wilhelm 142 Schwager, Johann Moritz 49f., 54f., 56–68 Schwarzkopf, Joachim v. 92 Sect (Zeitschrift) 146f. Seel, Richard 119 Seiler, Georg Friedrich 51 Seybold, David Christoph 55 Siebenpfeiffer, Philipp Jacob 117 Simplicissimus 141, 150–155 Singer, Paul 145 Skandalblätter 147 Slevogt, Max 142 Solikowski, Jan Dimitr 17 Sozialistengesetz 137, 139 Spalding, Johann Joachim 51 Stempelsteuer für Presse 128, 134, 137 Stettenheim, Julius 133 Stoltze, Friedrich 133, 137 Storck, Wilhelm 119f. Struensee, Johann Friedrich 110 Sturm, Christoph Christian 49, 54 Süddeutsche Postillon, Der 138, 141, 147f., 150, 154 Teutsches Museum 56 Thoma, Ludwig (Pseud.: Peter Schlemihl) 141f., 153f. Thöny, Eduard 142 Till Eulenspiegel oder Berliner, Wiener, Hamburger Courier 116 Tribüne, Die 133 Trier’sche Zeitung 119 Trojan, Johannes 150f. Tucholsky, Kurt (Pseud. Peter Panter) 143 Tussaud, Madame 138

Ulk 137, 140, 150 Ullstein-Verlag 140 Vanselow, Karl 142 Vanselow, Maximilian 141 Vater, Johann Severin 49 Viereck, Louis 138 Voigt, Johann Gottlob 84 Volks Kalender 130 Volks-, Witz- und Carricaturenblatt 124 Volksaufklärung 49–68, 85 Volkskalender 114, 146 Voltaire 110 Voltz, Johann Michael 111f., 114 Vormärz 112ff. Vorwärts 139f., 143 Vorzensur 110 Wagnitz, Heinrich Balthasar 49f. Wahre Jacob, Der 137f., 141, 147ff., 154 Wahrheit, Die 137 Waldkirch, Heinrich 12 Wallenstein 18 Waltz, Jean-Jacques 156 Wandbilddrucke 140 Wartburg, Die 128 Weddigen, Peter Florens 53, 56, 64 Wedekind, Frank (Pseud. Hieronymos) 153 Weihe, Friedrich August 50–68 Weihe, Karl Justus Friedrich 53 Werbung für Kalender 12f. Westermann, Georg Heinrich 52, 54, 56, 64 Westfälisches Magazin 53, 56

Wilhelm I. von Preußen 131, 133ff., 139f., 150 Wilhelm II. von Preußen 139ff., 143ff., 151–155 Wilke, Rudolf 142 Winter, Carl Heinrich Theodor 116 Wirth, Johann Georg August 117 Witzblätter 116 Woche, Die 140, 146 Wochenschrift für Kritik und Humor 148 Wöllner, Johann Christoph 56f., 63-66 Wrangel, Heinrich Ernst v. 125 Zeitgeschichte im Kalender 78, 91ff., 93ff. Zeitschrift 79, 113, 171–185 Zeitschrift, theologische 49–68 Zeitschriften-Stempelsteuer 128 Zeitung 79, 82, 84, 90, 92, 113, 171–185 Zeitung und Kalender 90ff. Zeitungen, Neue 15 Zeitungsextrakte 79 Zeitungskiosk 140 Zeitungs-Stempelsteuer 128, 134 Zeitungsvermehrung 123 Zensoren 80f., 118 Zensur von Drucken 28– 48, 80f., 109–170 Zensurstempel 119 Zille, Heinrich 140 Zislin, Henri 155f. Zollikhofer, Georg Joachim 51, 54, 62ff.

Gabriele Haug-Moritz (Hg.)

Verfassungsgeschichte des Alten Reiches Basistexte Frühe Neuzeit – Band 1

Gabriele Haug-Moritz (Hg.) Verfassungsgeschichte des Alten Reiches 2014. 283 Seiten. Kartoniert. & 978-3-515-10784-6

Die Verfassungsgeschichte des Alten Reiches stellt ein Schlüsselthema der europäischen Geschichte dar. Das politische Gebilde, das von den Zeitgenossen seit der Zeit um 1500 als „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“ bezeichnet und von Kaiser Franz II./I. 1806 aufgelöst wurde, umfasst im Europa der Gegenwart 16 europäische Staaten. Die Geschichte seiner Verfassung wurde vor der Folie der je eigenen Gegenwartserfahrung von den Anfängen der (geschichts-)wissenschaftlichen Beschäftigung in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in das 21. Jahrhundert hinein kontrovers beurteilt. Gabriele Haug-Moritz stellt Deutungstraditionen, Forschungsprogramme und zwei zentrale Themenfelder der neueren reichsverfassungsgeschichtlichen Forschung vor. So verdeutlicht das Buch nicht nur den grundlegenden Wandel des Verfassungsverständnisses, sondern erlaubt es auch, die fortdauernden Debatten um den geschichtlichen „Ort“ des Reiches in der deutschen wie europäischen Geschichte fundiert zu beurteilen. .............................................................................

Aus dem Inhalt h. von treitschke: Deutschland nach dem Westphälischen Frieden [1879] | o. klopp: Herr J. C. Bluntschli über Samuel Pufendorf [1863] | p. moraw / v. press: Probleme der Sozialund Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit [2000] | g. schmidt: Das frühneuzeitliche Reich – komplementärer Staat und föderative Nation [2001] | b. stollberg-rilinger: Die zeremonielle Inszenierung des Reiches, oder: Was leistet der kulturalistische Ansatz für die Reichsverfassungsgeschichte? [2002] | p. moraw: Versuch über die Entstehung des Reichstags [1980] | a. p. luttenberger: Gesellschaftliche Repräsentation und Zeremoniell auf dem Reichstag [1987] | v. press: Die kaiserliche Stellung im Reich zwischen 1648 und 1740 | g. haug-moritz: Reichspolitik und Konfessionen nach dem Westfälischen Frieden [1992]

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Matthias Schönhofer

Letters from an American Botanist The Correspondences of Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg (1753–1815) Beiträge zur Europäischen Überseegeschichte – Volume 101

Matthias Schönhofer Letters from an American Botanist The Correspondences of Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg (1753–1815) 2014. 604 pages with 29 illustrations. Softcover. & 978-3-515-10796-9 @ 978-3-515-10802-7

The Lutheran Pastor Gotthilf Heinrich Ernst Mühlenberg (1753–1815) is remembered today as one of the pioneering figures in early American botany, which earned him the posthumous epithet “The American Linnaeus”. This study traces Mühlenberg’s contributions to American botany by reconstructing his vast transatlantic correspondence network over a period of more than 30 years. Working on the tenets of modern network studies and with information gathered from close to 700 original letters, diaries and publications, the present study places Mühlenberg both within his own web of correspondences and within the botanical discourse of his time. The result is a multi-faceted depiction of contemporary standards, codes and pitfalls of scientific communication in the so-called “Republic of Letters”. As Mühlenberg’s example shows, the very fabric of this Republic – open exchange of information – had a strong impact on the course and outcome of scientific research itself. This “Network Factor” becomes clearly visible in Mühlenberg’s networking strategies, which he developed to protect his original work against the negative effects of the very medium he was working with. .............................................................................

Contents Networks and History: Network Theory Basics | Applications – Rosenthal et al., Gould and Bearman | A Critique | Aims and Methodology – The Plurality of Mühlenberg’s Network p A Prelude – Mühlenberg’s Correspondences from 1771 to 1784: The Lutheran Context | The Family Context | The Scientific Context – the Respublica Litteraria p Letters from an American Botanist: Confederate Botany (Phase 1, 1784–1790) | Transatlantic Botany (Phase 2, 1790–1797) | A Network in Transition (Phase 3, 1797–1802) | Network Strategies (Phase 4, 1802–1805) | An American Network (Phase 5, 1805–1811) | Towards Botanical Independence (Phase 6, 1811–1815)

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Aufsätze

Dieter KempKens (bergheim): Der Erfolg der Prognostica auf dem Buchmarkt in der Frühen Neuzeit

5

Daniel bellingraDt (erlangen-nürnberg): Wenig Papier, viel Aufwand: Öffentliche Buchverbrennungen der Frühen Neuzeit als materielles Problem

28

FranK stücKemann (meiningsen): Franz Karl Rischmüller (1745–1811) im ›Journal für Prediger‹: Pastoraltheologische Beiträge zur Volksaufklärung aus Preußisch-Minden

49

philipp reinharDt (erFurt): Der ›Altenburger Geschichts- und Hauskalender‹

78

ursula e. Koch (münchen): Politische Bildzensur in Deutschland bis 1914

JbKG

109

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Franz Steiner Verlag

Jan hillgärtner (st anDrews): Die Katalogisierung der deutschen Presse des 17. Jahrhunderts im Universal Short Title Catalogue (USTC)

171

Buchbesprechungen

186

ISSN 1438-4485

Bibliografie

wilbert ubbens (bremen)

246

Register

337

ISBN 978-3-515-10978-9