120 13 15MB
German Pages 176 [194] Year 2009
Irans Erbe in Flugbildern von Georg Gerster
Herausgegeben von David Stronach und Ali Mousavi Mit Beiträgen von Elisabeth Beazley, Georg Gerster, Michael Harverson, Dietrich Huff, Ali Mousavi, David Stronach, William M. Sumner und Tony J. Wilkinson Mit freundlicher Unterstützung der Volkart Stiftung, Winterthur/Schweiz und der Familien-Vontobel-Stiftung, Zürich/Schweiz
Sonderbände der ANTIKEN WELT
IRANS ERBE in Flugbildern von Georg Gerster
192 Seiten mit 107 Farb- und 7 Schwarzweißabbildungen
Umschlag vorne: Bam (vgl. Abb. 63). Isfahan. Masjed-e Shah (Königsmoschee) (vgl. Abb. 84). Seite 3: Bei Yazd (vgl. Abb. 108).
Umschlag hinten: Sirjan (vgl. Abb. 101). Hinterland von Bandar Abbas (vgl. Abb. 1). Persepolis (vgl. Abb. 39).
Weitere Publikationen finden Sie unter www.zabern.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Gestaltung: Vollnhals Fotosatz, Neustadt a. d. Donau
© 2009 by Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein ISBN: 978-3-8053-3889-9
Lektorat: Stefan Wagner und Andreas Stinsky, Mainz
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten. Printed on fade resistant and archival quality paper (PH 7 neutral) • tcf
Übersetzung aus dem Englischen: Alexandra Velten, Mainz Redaktion: Alrun Schößler und Annette Nünnerich-Asmus, Verlag Philipp von Zabern, Mainz
Inhalt Vorwort
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
David Stronach
Einleitung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
David Stronach und Ali Mousavi
Erde und Wasser
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11
Irans natürliche und von Menschen gestaltete Landschaften Tony J. Wilkinson
Ein Land jenseits der Erinnerung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
28
Prähistorische Stätten (5000–2000 v. Chr.) Ali Mousavi und William M. Sumner
Baumeister der Zeitalter
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
39
Elamiter, Meder, Achämeniden und Parther (1500 v. Chr.–224 n. Chr.) David Stronach
Fürsten, Festungen und Feuertempel
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
76
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
110
Das sassanidische Imperium (224–651 n. Chr.) Dietrich Huff
Ziegel, Kacheln und Kuppeln
Archäologische Stätten und Monumente im islamischen Iran (7.–20. Jh. n. Chr.) Ali Mousavi
Einheimische Architektur
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
156
Nutzbauten Michael Harverson und Elisabeth Beazley
Nachwort
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
184
Georg Gerster
Karte
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
185
Bibliographie
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
186
Bildnachweis
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
191
Adressen der Autoren
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
192
Vorwort D
ieses Buch zollt gleichermaßen den erstaunlich vielfältigen Landschaften und Denkmälern Irans Anerkennung, wie auch dem scharfen Blick eines der weltbesten Luftfotografen: Georg Gerster. Das vorliegende Werk begann erste Formen anzunehmen, als Georg Gerster den damaligen Direktor des Oriental Institute der Universität Chicago, William M. Sumner, fragte, ob er Interesse habe einen Band zusammenzustellen, der auf Gersters zahlreichen Flugbildern archäologischer Stätten in Iran basiere. Es muss an dieser Stelle eingeräumt werden, dass ein solcher Band nicht völlig ohne beispielhafte Vorgänger ist. Erich Schmidt, der von 1935 bis 1939 Persepolis ausgegraben hatte, überflog im Laufe von zwei Jahren, vom Herbst 1935 bis zum Herbst 1937, einen Großteil Irans, um die herausragenden Schwarzweißaufnahmen anzufertigen, die sein heute klassisches Werk Flights over Ancient Cities of Iran (1940 durch die University of Chicago Press herausgegeben) bebildern. Demnach ist der vorliegende Band in gewissem Sinne eine direkte Ergänzung von Schmidts bemerkenswertem Werk, behandelt aber auch viel an neuem Material, darunter Orte in Teilen des Landes, die Schmidt bei seinen frühen Erkundungen aus der Luft nicht besuchen konnte. Des Weiteren wird Irans Erbe vom Standpunkt des Fotografen aus den lebendigen Farben vollauf gerecht, durch die sich die iranische Landschaft in unterschiedlichen Lichtverhältnissen und Jahreszeiten auszeichnet. In mehreren Fällen bietet der Band auch Gelegenheit, die Bedingungen, wie sie an den wichtigen archäologischen Stätten in den 1970er Jahren herrschten, mit jenen zum Zeitpunkt von Schmidts ursprünglichen Luftaufnahmen zu vergleichen. Außerdem bieten Gersters Fotografien in einer Zeit, in der Städtewachstum und industrielle Entwicklung neuerdings zu den größten Bedrohungen des antiken Kulturerbes Irans gehören, ein Dokument von unschätzbarem Wert, das das Erscheinungsbild einer breiten Palette archäologischer Stätten bewahrt, wie es sich dem Betrachter vor etwas mehr als 30 Jahren dargeboten hat. Zu den Personen, die die Aufnahmen kommentiert haben, gehören eine Reihe von Wissenschaftlern internationalen Rangs, die für ihr Wissen um die Landschaft und die Denkmäler Irans bekannt sind. William Sumner
6 | Vorwort
wählte einige der Beitragenden aus, andere konnte ich selbst hinzu gewinnen. Tony Wilkinson, der anerkannte Doyen der Landschaftsarchäologie des Vorderen Orients, hat sich seine ersten Sporen im Feld bei den Grabungen verdient, die während der späten 1960er und frühen 1970er Jahre am Persischen Golf in der sassanidischen und islamischen Anlage von Siraf durchgeführt wurden. William Sumner ist nicht zuletzt für seine detailreiche Grabungstätigkeit in Fars bekannt, besonders in Verbindung mit der Ausgrabung der antiken Stadt Anshan, 50 km nordwestlich von Persepolis gelegen. Ali Mousavi, dessen breit gefächerte Erfahrung im Feld in Iran in die 1990er Jahre zurück reicht, ist sowohl Spezialist für die iranische Bronzezeit als auch in der beneidenswerten Lage, mit Kunst und Architektur der islamischen Zeit äußerst vertraut zu sein. Passend zu meinen eigenen Beiträgen im vorliegenden Band gehören zu meinen Projekten im Feld in Iran die Grabungen in Pasargadae, in der hauptsächlich medischen Anlage von Tepe Nush-e Jan und der hauptsächlich parthischen Anlage Shahr-e Qumis. Dietrich Huff kann ein konkurrenzloses Wissen über die archäologischen Zeugnisse der sassanidischen Epoche sein Eigen nennen, das zu großen Teilen seinen eigenen Grabungen in den berühmten Stätten Firuzabad und Takht-e Suleiman geschuldet ist. Als Koautoren der klassischen Studie Living with the Desertt von 1982 wurden auch Elisabeth Beazley und Michael Harverson sofort eingeladen, um die Aufnahmen von Irans einzigartiger einheimischer Lehmziegelarchitektur zu kommentieren. Schließlich gelang es mir, Georg Gerster dazu zu bringen, in seinem Nachwort einige persönliche Beobachtungen zur Abrundung des vorliegenden Werkes beizusteuern. Ich möchte noch hinzufügen, dass mich Dr. Sumner bat, die Projektleitung zu übernehmen, als seine Gesundheit dies nicht weiter zuließ. Ich war natürlich mehr als gewillt dies zu tun, insbesondere wenn es mir gelänge, jemanden zu finden, der mit mir die Herausgeberschaft teilen würde. Dr. Ali Mousavi, der bereits einer der wichtigen Beiträger war, erklärte sich freundlicherweise sofort bereit, diese zusätzliche Arbeit aufzunehmen. Ich bin ihm zu größter Dankbarkeit verpflichtet, wie auch jedem Einzelnen der o. g. Personen, die alle großzügig mit Zeit und Wissen zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. David Stronach
Inhalt Vorwort
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
David Stronach
Einleitung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
David Stronach und Ali Mousavi
Erde und Wasser
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11
Irans natürliche und von Menschen gestaltete Landschaften Tony J. Wilkinson
Ein Land jenseits der Erinnerung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
28
Prähistorische Stätten (5000–2000 v. Chr.) Ali Mousavi und William M. Sumner
Baumeister der Zeitalter
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
39
Elamiter, Meder, Achämeniden und Parther (1500 v. Chr.–224 n. Chr.) David Stronach
Fürsten, Festungen und Feuertempel
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
76
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
110
Das sassanidische Imperium (224–651 n. Chr.) Dietrich Huff
Ziegel, Kacheln und Kuppeln
Archäologische Stätten und Monumente im islamischen Iran (7.–20. Jh. n. Chr.) Ali Mousavi
Einheimische Architektur
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
156
Nutzbauten Michael Harverson und Elisabeth Beazley
Nachwort
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
184
Georg Gerster
Karte
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
185
Bibliographie
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
186
Bildnachweis
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
191
Adressen der Autoren
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
192
Tall-e Malyan (oder Tal-e Malyan) in Zentral-Fars. Hierbei handelte es sich um einen vielversprechenden, aber auch anspruchsvollen Ausgrabungsort, der um das Jahr 1961 im Auftrag der Grabungsbehörde von Fars kurz von Fereydoun Tavallali sondiert worden war, bevor dieser ein paar Jahre später von William Sumners in eine archäologische Bestandsaufnahme in der Marvdasht-Ebene einbezogen wurde. Ein Großteil der aufgelesenen Keramik datiert die Stätte ins 3. oder 2. Jahrtausend v. Chr. Der überraschend städtische Charakter der Ansiedlung wurde dagegen vollends erst Ende der 1960er Jahre erkannt, als John Hansman, auf der Suche nach der untergegangenen Stadt Anshan, ein aussagekräftiges gewerbliches Luftbild der Anlage erwerben konnte, welches die Firma Hunting Aero-Surveys in den 1950er Jahren aufgenommen hatte. Dieses Bild ermöglichte eine entscheidend neue Perspektive: isolierte, scheinbar zusammenhangslos verstreute Hügel fanden sich plötzlich zu einer beeindruckenden, ummauerten Stadt von etwa 200 Hektar Größe zusammen (Hansman 1972: 112 ff). Die Anfänge der Luftbildarchäologie reichen ins frühe 20. Jarhundert zurück. Beispielsweise wurde 1906 Stonehenge zur ersten archäologischen Stätte in Großbritannien, die aus der Luft fotografiert wurde. Die Bilder dieses Monuments, die im folgenden Jahr im Magazin Archaeologia veröffenlicht wurden, waren augenscheinlich fast zufällig während einer Übung von einem Militärballon aus entstanden (Deuel 1973: 32). Einige Jahre später, 1913, setzte Sir Henry Wellcome an Drachen befestigte Kameras ein, um Luftansichten seiner Ausgrabungen im Sudan zu erhalten (Trümpler 2005a: 11). Während heutzutage Flugbeschränkungen in verschiedenen Teilen der Welt Archäologen immer noch dazu zwingen können, auf Ballons oder Drachen zurückzugreifen, ist inzwischen aber längst das Flugzeug aufgrund seiner präzisen Steuerung das bevorzugte Mittel, um Ausgrabungsstätten aus der Luft zu dokumentieren. Der Wert des Flugzeugs als ideales Instrument der systematischen Dokumentation einzelner Monumente erschloss sich während des Ersten Weltkriegs. Zu den Pionieren der Luftfotografie gehört zweifelsohne der französische Missionar und Flieger Antoine Poidebard (1878–1955), der 1924–1925 eine Luftbildübersicht der Straßen und Befestigungen der vormaligen römischen Grenze (limes) in Syrien erstellte. Das Fliegen ermöglichte es ihm, die Weiten der syrischen Wüste zu überblicken und Überreste zu entdecken, die dem Auge des Beobachters am Boden verborgen geblieben wären. Auch australische und britische Piloten haben während dieser
8 | Einleitung
Zeit Luftbilder von Ausgrabungsorten im Nahen Osten erstellt; allerdings sticht dank bestimmter weitsichtiger Anstrengungen des deutschen Archäologen Theodor Wiegand (1864–1936), der während der Zeit der Feindseligkeiten in der Region eine eigene «Einheit zum Schutz von Monumenten» in Syrien und Palästina leitete, der deutsche Beitrag heraus. Wiegand scheint seinen Zeitgenossen vor allem im Verständnis voraus gewesen zu sein, welche wesentliche Rolle Luftbilder in der archäologischen Dokumentation spielen können, insbesondere in einer Region, in der die moderne Industrialisierung noch keinen Einzug gehalten hatte. In diesem Zusammenhang unternahm er besondere Anstrengungen, um die Piloten der im Gebiet stationierten deutschen Geschwader auf den archäologischen Wert der Luftfotografie aufmerksam zu machen, und er drängte die Piloten, während ihrer Erkundungsflüge geeignete Bilder zu schießen, wann immer es «die Kriegslage» zuließ. Seine Anweisungen enthielten sogar den weisen Ratschlag, solche Bilder nicht nur anzufertigen, «wo es wesentliche Ruinen gibt», sondern auch «in Fällen größerer Siedlungen mit historischer Vergangenheit» (Trümpler 2005a: 12). Die Monumente in Iran standen abseits des Operationsgebiets solcher Lufteinsätze zu Kriegszeiten, und selbst der Anblick eines Flugzeugs blieb lange Zeit vergleichsweise selten. Als 1917 ein russisches Flugzeug über Teheran auftauchte, gab es dort immer noch kein Flugfeld, so dass der Pilot auf einem Truppenübungsplatz in der Mitte der Stadt landen musste. Auch war die Aufregung groß, als die berühmte deutsche Firma Junkers 1924 eines ihrer Flugzeuge nach Teheran schickte. Die Menschen standen Schlange, um für 50 Rial (etwa 3 US-Dollar) die Stadt aus der Luft zu sehen. Im gleichen Jahr erwarb die iranische Armee zudem von dieser Firma ihr erstes Flugzeug (Razavi 2007). Da es in Iran keinerlei Luftbildflüge gab – und das in einem Land, das geradezu nach solcher Dokumentation schrie –, erwies sich das Jahr 1935 als von epochaler Wichtigkeit für die iranische Archäologie. In diesem Jahr stellte Mary-Helen Warden Schmidt ihrem Ehemann Erich Schmidt, gefeierter Archäologe und zu jener Zeit Grabungsleiter der Persepolis-, Ray- und LuristanExpeditionen des Oriental Institute der Universität Chicago, ein Flugzeug zur Verfügung, das speziell dazu ausgewählt worden war, den Herausforderungen der Lufterkundung zu trotzen. Schmidts (1940:3) Worte, mit denen er den Beginn seines Unterfangens beschreibt, zeugen von der diesem Moment innewohnenden Verheißung und sollen deshalb hier wiedergegeben werden:
«Sobald Mary-Helen mir erzählt hatte, dass sie für unsere Forschungen eine Luftfahrtabteilung einrichten werde, wurde Lewin B. Barringer um Rat gefragt, und er brachte Ordnung in das Chaos unserer fliegerischen Vorstellungen. Er schlug einen Waco Doppeldecker vor, der für Luftfotografie wie geschaffen war. Seine geringe Landegeschwindigkeit und sein kurzer Startweg waren für Erkundungsflüge in hochgelegenen Gebieten, in denen es um Landemöglichkeiten schlecht bestellt war, definitiv von Vorteil. Wir haben Lewins Wahl nie bereut. Nach einigen Testflügen wurde die Waco bestellt und mit einem 220-PS-Motor sowie den notwendigen Instrumenten ausgestattet. Ein in den Gepäckraum eingebauter Zusatztank bot, zusätzlich zu den siebzig Gallonen Benzin in den Tragflächentanks, Raum für weitere 18 Gallonen.» Der 1935-1936 vom oben erwähnten Lewin Barringer und 1937 von William G. Benn kunstfertig geflogene, robuste Doppeldecker wurde unter der findigen und stets zuverlässigen Wartung von Frederick Lillich mit Fug und Recht zum unverzichtbaren Luftarm aller drei Expeditionen Schmidts. Schmidt verzeichnet, dass er selbst für «archäologische Beobachtung und Fotografie» verantwortlich war und dass Boris Dubensky, der den Großteil der Aufnahmen in Schmidts beispielhaften PersepolisBänden schoss, «die Luftbilder entwickelte, druckte und vergrößerte», während «Mary-Helen, die Gründerin, uns auf jedem Erkundungsflug begleitete, ungeachtet des Wetters». Schmidt hielt es für notwendig zu erwähnen, dass seine Luftbilder zumindest eine wichtige Ergänzung zu seiner Arbeit am Boden darstellten. Sie konnten Merkmale enthüllen, die vom Boden aus nicht zu sehen waren; sie konnten zielsicher Gebiete ausmachen, in denen gegraben werden sollte; und sie konnten den Vorgang des Kartografierens von Schlüsselmerkmalen bestimmter Fundplätze beschleunigen. Darüber hinaus konnte ein vertikaler Blick auf ein Gebiet im Zustand der Ausgrabung «einen unretuschierten Blick auf die Ausgrabungen in ihrer topografischen Umgebung» ermöglichen. In diesem Sinne stellte ein Luftbild eine «wertvolle Ergänzung zum Grundrissplan» dar, selbst wenn solch ein Dokument nicht als Ersatz für das «verständlichere Bild» eines detailliert ausgeführten Plans dienen konnte, der angehäufte Trümmer aussparte und «die Fundstellen wichtiger Entdeckungen» (Schmidt 1940: 11) angab. Vor allem aber ist zu unterstreichen, dass die zahllosen Erkundungsflüge des silberfarbenen «Freund Irans» (der Name, der dem Doppeldecker verliehen r wurde) durch die westlichen, zentralen und nordöstlichen Provinzen Irans auf der Suche nach
der sagenumwobenen Vergangenheit des Landes der Luftfotografie aus ihren Kinderschuhen verhalfen. In vielerlei Hinsicht stellte die Luftfahrtkomponente der diversen Expeditionen Erich Schmidts in der Tat die Verwirklichung der ersten gründlichen und großflächigen Lufterkundung dar, die jemals in einem solchen Ausmaß durchgeführt worden war. Eine angemessene wie großzügige Würdigung von Georg Gersters lebenslanger Hingabe zur Kunst der archäologischen Luftfotografie findet sich in Charlotte Trümplers einführenden Worten zu Gersters Flug in die Vergangenheit, veröffentlicht 2005. Trümpler führt aus, dass Gerster einen einzigartigen Rekord hält. In einem Zeitraum von über vierzig Jahren als Luftfotograf hat er «mehr als einhundert Länder in jedem Teil der Welt überflogen und dabei unermüdlich eine einzigartige Sammlung von Luftbildern archäologischer Stätten in Afrika, Nord- und Südamerika, Asien, Australien und Europa zusammengetragen». Und sie erinnert daran, dass er dennoch Orte kennt, die, wie sie treffend schreibt, darauf warten mit «der gleichen Perfektion, der gleichen zeichnerischen Genauigkeit und der unerreichten Nutzung des Lichts» fotografiert zu werden, was schon seit langem als Wahrzeichen seiner Bilder gilt. Doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt, nun, da wir in der Lage sind, uns zurückzulehnen und all das zu genießen, was Gerster zur fotografischen Aufzeichnung der unterschiedlichen Landschaften sowie Gewässer des Iran und, wichtiger noch, all der architektonischen Denkmäler des Landes geleistet hat, soll nicht ausgelassen werden, einige der Probleme und Sorgen in Erinnerung zu rufen, die jederzeit im Alltag der Luftfotografie auf uns warten können. Gerster selbst hat die Aufmerksamkeit schon auf einen ereignisreichen Tag im Mai 1978 gelenkt, an dem er in der Nähe der Stätte Shahr-e Qumis, unweit der Westgrenze von Khurasan, unterwegs war (Gerster 2005: 27ff). Es handelte sich um eine jener Gelegenheiten, die er nutzte, um «Material für zukünftige Abhandlungen» zu sammeln, auch wenn die Details des betreffenden Fluges sicherlich zur «Besorgnis seiner Versicherer» beigetragen hätten. Sein Logbuch für diesen Tag beginnt so: «Khurasan, Iran, 25. Mai 1978. Kapitän Ibrahim Rabi’i landet seinen Britten-Norman BN 2 Islander auf der belebten Autobahn zwischen Teheran und Mashhad. Geschickt setzt er das zweimotorige Flugzeug zwischen zwei Lastwagen auf, bevor er von der Straße rollt. Eine Notlandung? Der junge Mann beschwichtigt mich. Er möchte mir nur einen Gefallen tun. Heute steht Shahr-i Qumis auf dem Programm …, die Partherstadt, die die Griechen
Einleitung | 9
als Hekatompylos kannten …, doch eine Wolke hat gerade einen unerwünschten Schatten auf die Stätte geworfen. Kapitän Rabi’i sagt, dass er lieber am Boden warten würde, da wir nicht genügend Treibstoff haben, um über der Anlage zu kreisen.» Das Logbuch führt weiter aus: «Das Abheben ist komplizierter als das Landen. Wir schnappen uns zwei des Weges kommende Autofahrer und überreden sie dazu, die Straße über mehrere Kilometer abzusperren, was uns den Platz gibt, wieder abzuheben. Mittlerweile ist die alte Partherstadt in strahlendes Licht gebadet.» Noch ein Teil des Logbuchs für diesen Tag ist von Interesse. In einer Passage enthüllt Gerster beispielsweise, dass er gewohnt war, «im Hinterteil des Britten-Norman Islander zu arbeiten, im Liegen statt im Sitzen, neben der offenen Frachtluke.» Aber ohne «Sprechanlage an Bord … machte der Lärm des Flugzeuges es schwierig, mit dem Cockpit oder meinem archäologischen Freund und Führer, Dietrich Huff, zu kommunizieren, der vorne im Flugzeug saß.» Dies führte dazu, dass der etwas unberechenbare Pilot auf die Idee kam, die Motoren abzustellen, wann immer sein Passagier im Heck des Flugzeugs etwas zu sagen hatte. In solchen Augenblicken, so erinnert sich Gerster lebhaft, pflegte das Flugzeug still und scheinbar wie durch ein Wunder «über die Berge der iranischen Wildnis» zu gleiten, während er sich größte Mühe gab, sich so kurz und prägnant wie nur möglich auszudrücken! Um sich abschließend noch diversen anderen Aspekten des vorliegenden Bandes zuzuwenden: Tony Wilkinsons kluge Anmerkungen zu den in vielen Teile Irans vorkommenden Qanaten erinnern uns nicht nur daran,
10 | Einleitung
wie diese bemerkenswerten unterirdischen Wasserkanäle im Laufe der Jahrtausende verwendet wurden, um Wasser zu sammeln und mit nur minimaler Verdunstung über große Strecken zu transportieren, sondern liefern uns auch einen aktuellen Überblick darüber, was derzeit über das Alter und den Ursprung dieses einzigartigen Bewässerungssystems bekannt ist. Und selbst wenn der bislang unumstrittene iranische Ursprung des Qanat nun (zumindest im Augenblick) in Frage zu stehen scheint, ist es doch erstaunlich zu sehen, wie der monumentale, so durch und durch iranische Lehmziegeltaubenturm sich nicht nur in den noch funktionsfähigen Taubentürmen in der Umgebung von Isfahan wiederfindet, sondern dass auch verfallene Exemplare solcher Türme in der ausgesprochen ariden Umgebung der Oasen Charga und Dachla in der Westlichen Wüste Ägyptens belegt sind, wobei anzunehmen ist, dass die Bauform von den Achämeniden im späten 6. Jahrhundert v. Chr. eingeführt wurde. Salima Ikram, die für die aktuellen Ausgrabungen in Charga verantwortliche Archäologin, verweist auch auf die eindeutigen, übereinstimmenden Belege für Qanate in der Region, wie sie «von den Persern im 6. Jahrhundert v. Chr.» eingeführt wurden (Ikram 2008: 40). In der Tat ist dieser auffällige Sachverhalt nur eines von vielen Andenken an die altehrwürdige Abkunft vieler der praktischen und reizvollen Formen der einheimischen Lehmziegelarchitektur (die mit offenkundigem Sachverstand von Michael Harverson und Elisabeth Beazley in Kapitel 6 behandelt wird), die bis zum heutigen Tag zu den großteils verkannten Schätzen des Iranischen Plateaus gehört. David Stronach – Ali Mousavi
Erde und Wasser Irans natürliche und von Menschen gestaltete Landschaften von Tony J. Wilkinson
A
uf den ersten Blick wird die Landschaft Irans von majestätischen, jedoch auch kargen Gebirgen dominiert, die nur durch dazwischen liegende Wüsten von unbarmherziger Dürre unterbrochen werden (Abb. 1–3). Aus diesen nicht sehr vielversprechenden Voraussetzungen haben die Einwohner Irans eine üppig grüne Kulturlandschaft mit Oasen und bewässerten Schwemmlandebenen erschaffen. Wo die physische Umwelt die Entwicklung der Landwirtschaft und Siedlungstätigkeit sowohl fördert als auch einschränkt, ist es der Einsatz von menschlicher Arbeit und Kapital, die es Iran gestatteten, sich h im Laufe der vergangenen Jahrtausende zu entwickeln und sogar in besonderem Maße zu gedeihen.
Geographie Man vergleicht die physische Geographie Irans gerne mit einer Schale. In dieser Analogie bilden das Hochland des Alborz- und Zagros-Gebirges und das Östliche Hochland im Norden, Südwesten und Osten jeweils den Rand der Schale, während die Wüsten von Dasht-e Kavir und Dasht-e Lut das Innere der Schale darstellen (Fisher 1968: 5). Dieses «Gefäß» wird in Abständen durch die trockene Küstenlinie des Persischen Golfs (Abb. 4.5) und die üppig grünen bewaldeten Küsten des Kaspischen Meeres unterbrochen. Die vorherrschende Trockenheit bedeutet, dass Erde und Wasser zusammenkommen müssen, damit menschliche Besiedlung erfolgreich verlaufen kann,. Aber durch die Einschränkungen, die die dünne und oftmals salzreiche Erde, steile Hänge und der Wassermangel auferlegen, wurden im späten 20. Jahrhundert n. Chr. nur etwa 12% des Gebiets in Iran landwirtschaftlich genutzt (BowenJones 1968: 566). Da nur ein geringer Teil dieses bewirtschafteten Landes, das sich hauptsächlich in den Berggebieten im Westen und Norden befindet, über ausreichend
Regenfälle zur landwirtschaftlichen Nutzung verfügt (Abb. 6), besteht die Notwendigkeit der künstlichen Bewässerung bei einem Großteil des Landes. Mitte des 20. Jahrhunderts betrug dieses Gebiet etwa ein Drittel des insgesamt bewirtschafteten Landes (Bowen Jones 1968: 568). Wasser zur Bewässerung wurde aus Flüssen und Bächen, Brunnen, Kanälen und Qanaten gewonnen (Abb. 7–9). Die wichtigsten Oberflächenwassersysteme beschränkten sich jedoch auf die großen Flussebenen wie jene von Khuzestan, Sistan, dem Kur-Fluss und Gorgan. Andererseits gelang es durch die unterirdischen Qanate (Ketten von Brunnen), bewirtschaftbare Gebiete zu bewässern, die außerhalb der Reichweite anderer Wasserversorgungsmöglichkeiten liegen, und so entstanden bewässerte Landschaften an Orten, an denen sonst keine Landwirtschaft möglich wäre. Trotz der Einschränkungen durch die Aridität und den Salzgehalt der Erde, der sich gewöhnlich als Nebenwirkung trockener Verhältnisse und des Mangels an Entwässerung herausbildet, erscheint ein großer Teil der iranischen Ebene, die Region Sardsır, mit Pappeln, Mandelhainen, Aprikosen, Pistazien, Äpfeln, Birnen, Maulbeeren und anderen Bäumen bewachsen sowie auf terrassierten Landschaften mit Getreide und Gemüse bebaut (Bowen-Jones 1968: 576). Diese Landschaft wird in tieferen Lagen vom Garmsır abgelöst, wo die klimatischen Bedingungen wärmer sind und eine subtropische Vegetation aus Dattelpalmenhainen, Zuckerrohrfeldern und Reisanbau vorherrscht. Die umweltbedingten Einschränkungen haben nicht nur die Bedingungen für eine distinktiv iranische Bewässerungskultur geschaffen, sondern auch die Entwicklung einer jahreszeitbedingten Wanderbewegung der Völkergruppen gefördert, bei der die Menschen von höher- zu niedriger gelegenen Weiden wanderten. Während einige Wissenschaftler die Ursprünge der jahreszeitlichen Herdenwanderung der Stämme von den höher gelegenen
Erde und Wasser | 11
Abb. 1: Hinterland von Bandar Abbas im Süden Irans. Während die Küstenregion im Süden Irans ein sehr heißes und feuchtes Klima aufweist, erstrecken sich im Hinterland trockene, Wüsten ähnliche Bergmassive.
Sommerweiden im Sardsır zu den Winterlagern im Garmsır auf das 4. oder sogar 5. Jahrtausend v. Chr. datieren (Alizadeh 2003), sehen andere den Beginn solcher jahreszeitlich bedingten Bewegungen eher im späten 2. Jahrtausend v. Chr. oder noch später (De Planhol 1968: 410–11). In Höhenlagen über etwa 2000 m, also im so genannten Sarhadd, wo die kalten klimatischen Bedingungen Landwirtschaft unmöglich machen, liegt der einzige Nutzen der Gebiete in der Weidewirtschaft (Wilkinson 2003).
Wasserversorgung Die zahlreichen physikalischen Hindernisse, die sich der Landwirtschaft entgegen stellten, waren den Einwohnern Irans eine kontinuierliche Herausforderung, der sie mit
12 | Tony J. Wilkinson
einer Reihe technologischer, gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen begegneten. Obschon es schwierig ist, präzise festzulegen, wann und wo eine bestimmte Technik zur Wasserversorgung entwickelt wurde, so ist es doch offensichtlich, dass man in Iran eine lange Geschichte der Wassernutzung vorfindet. Die Geschichte der bewässerten Landschaften Irans beginnt mit dem Vorkommen pflanzlicher Überreste von Getreide und dazugehörigen Unkräutern in prähistorischen archäologischen Befunden, denn diese Kombination setzt Bewässerung voraus. Solche Indikatoren zeigen, dass die Bewässerungstechnologie im Westen Irans bis mindestens 5000 v. Chr. zurück verfolgt werden kann (Hole u. a. 1969). Greifbarere Nachweise liefern tatsächlich erhaltene Bewässerungskanäle, die bei archäologischen Untersuchungen in der Nähe von Choga Mami (an der iranischen Grenze im Irak: Oates 1976), nahe Tepe Yahya in Südost-
Abb. 2: Zagrosgebirge in der Provinz Khuzistan im Westen Irans. Das Zagrosgebirge verläuft in mehreren Gebirgszügen und einer Gesamtbreite von 200–300 km parallel zum Persischen Golf. Die höchste Erhebung ist der Zard Kuh mit 4550 m.
| 13
Abb. 3: Gebirgsformationen zwischen Yazd und Kerman am Rande der Wüste Dasht-e Lut. Dasht-e Lut ist mit 166 000 km2 die größte Wüste Irans.
14 |
iran (Prickett 1986; Abb. 9) und in der Ebene von Teheran in Schichten entdeckt wurden, die etwa auf 5000 v. Chr. datieren (Coningham u.a. 2006). Solche Kanäle waren jedoch eher bescheidene Anlagen, die kleinere Dörfer und deren Felder mit Wasser versorgten. Als sich die Reichweite politischer Organisation von Dörfern über Stadtstaaten und schließlich Reiche vergrößerte, wurden Kanäle ebenfalls größer und leichter erkennbar, sodass zur Zeit der Achämeniden-, Parther- und Sassanidenreiche Kanäle zu riesigen Anlagen geworden waren, die die Landschaft dominierten. Der gewaltige sassanidische Nahrawankanal demonstriert die Größe dieser Anlagen. Er befindet sich in der Dijala-Region im heutigen Irak. Als er durch den sassanidischen König Khosro I. (531–579 n. Chr.) errichtet wurde, betrug seine Länge etwa 230 km und er versorgte etwa 8.000 km2 bewirtschaftetes Land mit ausreichend Wasser (Adams 1965). Andere große, staatlich finanzierte Wasserversorgungsmaßnahmen wurden auch in den Ebenen von Khuzistan und Deh Luran im Südwesten Irans sowie in den Flussebenen des Kur in Fars und im Nordosten Irans in der Ebene von Gorgan installiert (Adams 1962; Neeley 1974; Sumner 1986; Nokandeh, Sauer u. a. 2006).
Qanate Während die früheren Phasen der Wasserversorgung in Iran überwiegend Brunnen nutzten oder Flüsse in oberirdische Kanäle umleiteten, existieren in vielen Tiefebenen Überreste von oberirdischen Wasserkanälen Seite an Seite mit unterirdischen Qanaten. Wo noch größere Trockenheit herrscht, etwa in den Talbecken des ostiranischen Plateaus, dominieren unterirdische Kanäle (Qanate). Nichtsdestotrotz zeigt die Präsenz prähistorischer Kanäle und mit ihnen assoziierter Siedlungen in der Ebene von Teheran in Verbindung mit weitaus jüngeren unterirdischen Anlagen, dass Qanate für die Besiedlung nicht unbedingt notwendig waren, wohl aber durchaus zusätzliche Versorgung boten. Diese Kanäle, arabisch qanat oder persisch karezz genannt, ermöglichten eine drastische Vergrößerung des Siedlungsgebiets. Qanate scheinen nicht nur einen Großteil der Landschaft des inneren Plateaus zu dominieren, sondern bieten auch eine Struktur für Siedlung und Landwirtschaft und beeinflussen viele Aspekte regionaler gesellschaftlicher Entwicklungen. Qanate lassen sich als «Brunnenketten» beschreiben, in denen Wasser mittels eines leicht abfallenden Tunnels gesammelt wird, der durch die Sedimentschichten eines
Schwemmfächers oder eines anderen porösen Substratums getrieben wird und unterhalb des Grundwasserspiegels in den Aquifer mündet. Das Wasser wird anschließend durch die Schwerkraft vom oberen Ende, von wo aus es in die Galerie sickert, zu einem Auslass und einem Bewässerungskanal am unteren Ende geleitet (Lambton 1989: 5). Aus der Luft betrachtet, ist das herausragendste Merkmal eines Qanats das Arrangement von Luftschächten, die von den ausgegrabenen Sedimenten umringt sind. Diese wurde zusammen mit zusätzlichem Schlamm, der bei der Instandhaltung des Kanals entfernt wurde, um die Schächte herum aufgehäuft (Abb. 11–14). Die ganz spezielle Kombination geographischer Umstände, die zur Entwicklung der Qanate geführt hat, betont eine grundlegende Besonderheit der Wassersammlung und -versorgung in den Wüsten des Vorderen Orients. Trotz der Trockenheit fällt in den oftmals weitläufigen Gebirgen nicht nur mehr Regen, sondern die Menschen sammeln diesen Niederschlag und leiten ihn in die umgebenden Sedimentschichten ab. Auf diese Weise werden Wasserschichten gebildet, die als nachhaltige Wasserversorgung angezapft werden können, solange die Entnahme nicht die Menge des nachfließenden Wassers übersteigt. In weiten Teilen Irans herrschen Bedingungen, die für die Entwicklung von Qanaten ideal sind. Besonders herausragende Beispiele für Qanatschwärme befinden sich in den Ebenen von Qazvin, Teheran und Varamin (Beaumont 1989) sowie in der Region Kerman, wo die jährliche Niederschlagsmenge zwischen 100 und 300 mm liegt. Die Ausmaße der Qanatkonstruktion in Iran sind bemerkenswert. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden insgesamt fast 6.000 ha Kulturland von etwa 30.000–40.000 Qanaten bewässert (English 1966: 135–6; Lambton 1989: 8). Viele Qanate in der Gegend von Teheran besitzen stromaufwärts «Mutterbrunnen», die etwa 150 m tief sind (Beaumont 1989: 23), wobei die tiefsten dieser Brunnen sogar eine Tiefe von 300 bis 320 m erreichen. Die Qanate verlaufen über lange Strecken im Gelände und besitzen eine Maximallänge von 32–48 km (English 1966: 135; Lambton 1989: 7). Qanate werden als die grundlegende iranische Technologie betrachtet und es kann kaum Zweifel daran bestehen, dass ihre Überreste die bewässerten Landschaften Irans dominieren. Iran ist auch das Land, das als der Ursprung der Qanattechnologie angesehen wird, obschon das tatsächliche Ursprungsgebiet heute umstritten ist (siehe auch die Aufsätze in Briant 2001). Die konventionelle Interpretation besagt, dass derr qanat ursprünglich in der Gegend von Urartu im Nordwesten Irans erfunden wurde, woher der neuassyrische König Sargon II. (721–705 v. Chr.) die
Erde und Wasser | 15
Abb. 4: Küste des Persischen Golfs in der Nähe von Deylam. Die Bedingungen in diesem von zahlreichen Flussläufen durchzogenen Gebiet stehen in deutlichem Gegensatz zu der Trockenheit, die nur wenige Kilometer von der Küste entfernt herrscht.
16 |
Abb. 5: Küstenabschnitt des Golfs von Oman in der Nähe von Chah Bahar.
Technologie übernahm (Forbes 1955; Laessoe 1953). Die Achämenidenhauptstadt Persepolis wurde mittels Qanaten mit Wasser versorgt, wie auch die spätere Hauptstadt der Meder, Ekbatana (Forbes 1955; Goblot 1962). Wenn man klassischen Quellen Glauben schenkt, waren Qanate ab der parthischen Epoche ein weit verbreitetes Charakteristikum der persischen Landschaft (English 1998: 196). Nach konventionellen Interpretationsansätzen verbreitete sich die Technik der Konstruktion unterirdischer Kanäle überall im Nahen Osten, Süd- und Zentralasien sowie in Teilen des Mittelmeerraums unter der übergeordneten Verwaltung des Achämenidenreiches und späterer Großreiche. Dieses Modell, obwohl sicher verführerisch, beruht unglücklicherweise auf der Interpretation einer eingeschränkten Anzahl von Keilschrifttexten und historischen Quellen und einem Minimum an archäologischen Befunden. Folgerichtig ist es in den vergangenen Jahren von Archäologen angezweifelt worden, die in den Verei-
nigten Arabischen Emiraten gegraben haben und die Überreste von Qanaten fanden, die sich auf die frühe Eisenzeit datieren lassen (ca. 1000 – 600 v. Chr.). Man fand diese unterirdischen Kanäle, die aufgrund der Keramikbefunde wie auch der von ihnen mit Wasser versorgten Siedlungen datiert wurden, an mindestens drei Orten in den Emiraten (Al-Tikriti 2002). Sie werden somit etwas früher datiert als vergleichbare Anlagen im Südosten Irans (Magee 2005). Dieser Unterschied hat zu Vermutungen geführt, dass die Entwicklungsgeschichte des Qanats nicht nur eine von Erfindung und Verbreitung ist, sondern dass es sich um einen komplexeren Prozess der Anpassung von Technologie an die vorherrschenden Umweltbedingungen handeln muss. Trotz dieser überzeugenden Belege für frühe Qanate auf der Omanischen Halbinsel scheint es noch zu früh zu sein, von einem Modell des iranischen Ursprungs zu einer Hypothese des arabischen Ursprungs zu wechseln. So hat
Erde und Wasser | 17
Abb. 6: Fruchtbare Region des Solduz Tals im iranischen Aserbaidschan. Dieses Gebiet beherbergt eine Fülle von archäologischen Fundstätten. Im Hintergrund die Bergzüge des irakischen Kurdistan.
man nicht nur Spuren von Qanaten in Iran finden können, die etwa in die Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. datierbar sind (Adle 2006), sondern Wasserleitsysteme werden nur selten direkt durch Radiokarbonanalysen oder archäologische Stratifizierung datiert. Aus diesen Gründen ist die Datenbasis eher gering. Nichtsdestotrotz zeigt die arabische Befundlage überzeugend, dass Innovationen in der Wasserversorgung nicht unbedingt ihren Ursprung in nur einem Gebiet haben müssen und dass Qanate zu bemerkenswerten Veränderungen in Siedlungsmustern geführt haben und gänzlich neue Landschaften für die Besiedlung erschließen konnten. In den Vereinigten Arabischen Emiraten besteht diese Veränderung in einem bedeutenden Anstieg der Häufigkeit von Eisenzeit IISiedlungen in einer ansonsten trockenen und unbesiedelten Gegend. Auch um Tepe Yahya im Südosten Irans lässt sich ein ähnlicher Wechsel in der Siedlungstätigkeit wäh-
18 | Tony J. Wilkinson
rend der Eisenzeit mit der Einführung des Qanats verbinden (Prickett 1986: 222; Magee 2005: 225–26). Wie auch immer die Geschichte des Qanats aussehen mag, es besteht daher kein Zweifel daran, dass die Entwicklung dieser Methode der Wasserversorgung sowohl zu massiven Veränderungen der Siedlungsmuster geführt hat als auch große Gebiete für Landwirtschaft und Siedlungstätigkeit neu eröffnen konnte. Solche Fortschritte mögen das Ergebnis kleinerer Schritte der Innovation und Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten gewesen sein oder sie waren einem staatlichen Entwicklungsprogramm und dessen Erneuerungen geschuldet. Man hat auch vorgeschlagen, dass die Entwicklung des Qanats t ein Nebenprodukt von Bergbautechniken war, bei denen eine ähnliche Kombination aus Tunnelgrabungen und unterirdischen Entwässerungstechniken genutzt wurde. Während in Südostarabien wohl eine Entwicklung in kleinen Schritten
Abb. 7: Minab in der Nähe des Persischen Golfs, etwa 25 km von der Küste entfernt. Im Mittelalter befanden sich hier die Sommerwohnsitze vieler Einwohner der Insel Hormuz und ausländischer Händler.
logisch erscheint, spricht sich eine Reihe von Wissenschaftlern für Iran für das vom Staat finanzierte und angeleitete Modell aus. Zu letzteren gehört etwa Peter Christensen, der auf frühe islamische Geschichtsschreiber zurückgreifend von den «spektakulären Bemühungen» spricht, die die Sassaniden zwischen 226 und 651 n. Chr. unternahmen, «um Siedlungen und Kulturlandschaft auszudehnen» (Christensen 1998:18). Paul English hat beispielsweise dargelegt, dass die Gründung der Stadt Kerman durch den sassanidischen König Ardashir I. im 3. Jahrhundert n. Chr. mit der Entwicklung zahlreicher kleinerer Siedlungen zusammenfiel und dass diese Gesamtentwicklung durch die Qanattechnologie ermöglicht wurde (English 1966: 20–3). Obgleich sie nur auf eine eingeschränkte Grundlage archäologischer Daten aufbauen, zeigen diese Beispiele, welch großes Veränderungspotenzial Qanate besaßen.
Land, Wasser und Gesellschaft Während sich innerhalb des Gebietes des Regenfeldbaus die Siedlungen relativ frei an vielen Orten in einer Landschaft entwickeln konnten, sind die Siedlungsgebiete in trockenen Gegenden, wo die Bewässerung die Voraussetzung für erfolgreiche Landwirtschaft darstellte, weitaus strukturierter. Die Wasserversorgungssysteme bildeten also die Rahmenbedingungen, innerhalb deren sich Siedlungen und Landwirtschaft entwickeln konnten. Dies ist bei den großen Kanälen der Schwemmlandebenen der Fall und trifft ebenso auf kleinere Kanäle zu, an denen Nutzer stromaufwärts jenen stromabwärts gegenüber einen unbestrittenen Vorteil haben, da erstere den Zugang zum Wasser sowie dessen Verteilung kontrollierten. Ähnliche Prinzipien lassen sich auch auf Qanatsiedlungen anwenden, in denen sich bemerkenswerte soziale Differenzierungen herausbildeten.
Erde und Wasser | 19
Abb. 8: Mäandernder Flusslauf des Gorgan im Nordosten Irans.
20 |
Abb. 9: Kalat-e Naderi. In einem fruchtbaren Tal im nördlichen Khurashan befindet sich der Palast des Nader Shah (1736–1747), bekannt unter dem Namen Qasr-e Khorshid, «Palast der Sonne».
Erde und Wasser | 21
Abb. 10: Die Wüste Dasht-e Lut in der Nähe von Bafq. Nur mit Hilfe von Bewässerungskanälen wird Landwirtschaft in diesem Gebiet möglich.
Nach P. W. English (English 1998: 196) definieren Qanate die «Lebenswelten» der iranischen Gemeinschaften durch die Festlegung des Siedlungsortes, die Strukturierung der erbauten Umwelt, d. h der Siedlungen selbst, und die Erfordernis eines gewissen Grades an gesellschaftlichem Zusammenhalt, so dass Wasserverteilung und -zuweisung in effizienter Art und Weise vonstatten gehen können. Aus diesen Gründen folgt die Hauptstraße vieler Qanatsiedlungen dem Verlauf des Kanals, und Wohnhäuser von höherem gesellschaftlichem Status finden sich stromaufwärts im Dorf, wo der Zugang zum Wasser besser ist (Bonine 1989: 52). In einigen Fällen gehört zu diesem höher gelegenen Gebiet das Wohnhaus des Haupteigners des Qanats. Die Konstruktion von Qanaten erfordert nicht nur große Mengen an Kapital, sondern der Bau kann sich auch über Jahrzehnte hinziehen. Derartige Investitionen liegen normalerweise außerhalb der Möglichkeiten kleinerer Gemeinschaften. Weiter stromabwärts finden sich dann die Behausungen ärmerer Bewohner. In ähnlichen Gemeinschaften in Oman (wo man Qanate unter der Bezeichnung falaj kennt) liegetdahinter noch die Begräbnismoschee, wo man die Verstorbenen vor der Bestattung wäscht, und schließlich am weitesten stromabwärts die Felder. Selbst die Felder sind in einer Hierarchie angeordnet, sodass die besser bewässerten sich weiter stromaufwärts befinden und die weniger häufig oder nur gelegentlich bewässerten weiter stromabwärts (Wilkinson 1977). Während der Qanat eine Form nachhaltiger Wasserversorgung bietet, indem das Wasser nur bis zur Basis des Kanals hinunter abgeleitet wird, haben jüngere Fortschritte in der Brunnenpumptechnologie zu einem rapiden Absinken des Grundwasserspiegels geführt. Dies führte zu dem Ergebnis, dass viele Qanate austrockneten und die dazugehörigen Dörfer entsprechend litten. In Mesopotamien konnte beobachtet werden, dass die Wasserversorgung über die Kanäle durch Überbewässerung zu einer zeitweisen Versalzung des Landes geführt hat, die direkt zu einem abrupten Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion führte. Ähnliche Vorgänge haben auch in Iran mit ziemlicher Sicherheit dazu geführt, dass sich in vielen Schwemmlandebenen salzhaltige Erde gebildet hat.
22 | Tony J. Wilkinson
In den inneren Ebenen in Iran, wo Wüsten, ausgetrocknete Seen, weite Dünenfelder sowie ausgewaschenes und abgereichertes Land dominieren, sind zwar die meisten dieser Landschaftsmerkmale natürlichen Ursprungs, doch örtlich begrenzte Wüstengebiete stellen das Ergebnis menschlicher Eingriffe dar. Dünen können aus Sediment-
schichten bestehen, die von ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Böden geweht worden sind, und auch Gegenden mit Grabenerosion, die entlang des Persischen Golfs und in Khuzestan mit archäologischen Stätten und antiken Kanälen in Verbindung gebracht wurden, haben ihren Ursprung in menschlichen Aktivitäten.
Der Entwicklungsverlauf bewässerter Landschaften in Iran verlief nicht notwendigerweise gleichmäßig aufwärts. Peter Christensen etwa argumentiert, dass nach einem Höhepunkt in der Entwicklung der Bewässerungstechnologie in sassanidischer Zeit ein signifikanter Rückgang sowohl in der Siedlungstätigkeit wie auch in den Bewässe-
Erde und Wasser | 23
Abb. 11: Bei Yazd. Ein von einem charakteristischen Muster von Sicheldünen durchzogenes Wüstengebiet, das darauf schließen lässt, dass der Sand von oben links nach unten rechts im Bild transportiert und abgelagert worden ist. Die Landschaft wird von mindestens zwei großen, verzweigten Qanatsystemen durchschnitten, die sich an den markanten Ringen aus aufgeschütteten Hügeln erkennen lassen, die die Lüftungs- und Zugangsschächte umgeben.
24 |
Abb. 12: In der Region Sistan. Verzweigtes System aus Bewässerungskanälen zur Verteilung des Wassers aus dem Helmand-Fluss, das mindestens zwei Konstruktionsphasen aufweist. Jeder Kanal zeichnet sich durch eine mittlere Rinne aus, die auf beiden Seiten von den gerade verlaufenden aufgeworfenen Hügeln aus Sediment flankiert wird. Mindestens einer der Kanäle im Vordergrund scheint älter zu sein, da er von der deutlicheren Spur eines jüngeren Kanals durchschnitten wird.
| 25
Abb. 13: Bei Yazd. Palimpsest aus Qanatschächten innerhalb eines Gebiets kürzlich angelegter Felder. Eines der Hauptqanatsysteme besteht aus paarweise angelegten Reihen von Schächten. Diese werden gegraben, um die Reinigung und Instandhaltung des unterirdischen Kanals zu ermöglichen.
rungssystemen in Iran und den Nachbargebieten eintrat. Dies lässt sich teilweise darauf zurückführen, dass diese groß angelegten Bautätigkeiten in einer empfindlichen Umwelt durchgeführt wurden, die für Zerstörungen sehr anfällig war (Christensen 1998: 15). Dies war jedoch nicht der einzige Grund für einen solch systematischen Niedergang. Eine Kombination aus administrativen und/oder dynastischen Fehlern im Zusammenspiel mit Krieg und Krankheiten wurde ebenso als Begleitumstand vorgeschlagen. Christensens Modell zeigt auf, dass das zerbrechliche ökologische Gleichgewicht bewässerter Landschaften, insbesondere wenn diese ihr Wasser mittels groß angelegter Kanalsysteme erhalten, nicht der einzige Grund für einen Verfall sein kann. In vielen Fällen bedeutete der menschliche Faktor in Form von mangelnder administrativer Kontrolle, dass nicht genug Arbeitskraft für Reinigung und
26 | Tony J. Wilkinson
Instandhaltung der Systeme zur Verfügung stand. Dieser Mangel an Arbeitskraft ist insbesondere nach den Pestepidemien im Nahen Osten während des frühen Mittelalters deutlich zu sehen (Christensen 1998; Widell 2007). Abschließend lässt sich sagen, dass es sich um eine Kombination aus geographischen, kulturellen und menschlichen Faktoren handelt, die die Landschaften Irans nicht nur unverwechselbar, sondern auch gegenüber äußeren Faktoren verwundbar machen. Obwohl die geographischen Rahmenbedingungen aus Gebirgen und Wüsten relativ stabil erscheinen, bewirken doch externe Ereignisse wie Erdbeben, Klimaveränderungen, Epidemien und wechselnde administrative Systeme, dass die Kulturlandschaft dynamischer und vielleicht verletzbarer ist, als sie aufgrund ihres vermeintlich unveränderlichen Aussehens zu sein scheint.
Abb. 14: Bei Yazd. Zahlreiche Qanatschächte bilden Linien, die zum Beginn des Qanats hin verlaufen. In vielen iranischen Qanatsiedlungen haben die dort gelegenen Gebiete, wie die hier gezeigten, besseren Zugang zum Wasser, das hier auch sauberer ist. Hier wohnen Personen höheren Ranges.
| 27
Ein Land jenseits der Erinnerung Prähistorische Stätten (5000–2000 v. Chr.) von Ali Mousavi und William M. Sumner
S
eit mindestens 200.000 Jahren ist die Landmasse, die das Iranische Plateau und die umliegenden Gegenden umfasst, von Menschen bewohnt; zuerst von Jägern und Sammlern, dann Hirten und Bauern und schließlich von Stadtbewohnern. Aus der Luft hingegen zeigt die Landschaft Irans keine Spuren von Felsunterschlüpfen und offenen Lagerstätten, da diese von oben unsichtbar und selbst am Boden nur schwer auffindbar sind. Mit dem Beginn der Landwirtschaft jedoch, als Menschen lange genug an einem Ort siedelten, Häuser errichteten und diese das ganze Jahr über bewohnten, hinterließen sie ihre Spuren auf dem Land, die man aus der Luft ablesen kann, von wo aus sie als Muster erscheinen, welche gelegentlich sogar am Boden unsichtbar bleiben. Das vorliegende Kapitel bietet eine begrenzte Auswahl wichtiger prähistorischer und frühgeschichtlicher iranischer Stätten, die einen Zeitraum von beinahe 3.500 Jahren umspannen – von etwa 5000 bis 1500 v. Chr. Der geographische Standort war einer der wichtigsten Faktoren bei der Auswahl der hier illustrierten Stätten. Die drei Orte Tepe Yahya, Tall-e Bakun und Tall-e Malyan befinden sich beispielsweise alle in der Südhälfte des Iranischen Plateaus. Man kann auch sagen, dass diese in unterschiedlich hohem Maß bei der Herausbildung sesshafter Gemeinschaften wie der Entwicklung hierarchisch gegliederter Gesellschaften und früher Staaten in Iran eine wichtige Rolle spielten. Tepe Yahya ist bekannt als eines der frühesten Handelszentren entlang der Verkehrsader, die das Industal mit Mesopotamien über den südlichen Iran verband. Die Bedeutung von Tall-e Bakun besteht darin, dass sich hier unumstritten der Ursprung der Staatenbildung in Fars befindet. Tall-e Malyan war Jahrtausende lang ein Mittelpunkt elamischer Kultur im südwestlichen iranischen Hochland, bevor es zum Zentrum der sich herausbildenden Macht der frühen Perser im Süden Irans im 7. Jahrhundert v. Chr. wurde. Die drei Stätten im Nordosten Irans, die für dieses Kapitel ausgewählt wur-
28 | Ali Mousavi und William M. Sumner
den, erzählen eine andere Geschichte. Tepe Hissar, an der Großen Khurasan-Straße an der Südseite des Alborzgebirges gelegen, ist vermutlich die größte prähistorische Siedlung, die je in diesem Teil Irans gefunden wurde. Hier fand man Spuren weitreichender kultureller Verbindungen sowohl mit den anderen Stätten auf dem Plateau wie auch mit Orten in weiter nördlich gelegenen Regionen, insbesondere in der Gorgan-Ebene. Tepe Hissar ist auch einer der Orte, anhand deren die Schwierigkeiten der Chronologie der Bronzezeit lange diskutiert wurden. Die beiden Orte Turang Tepe und Shah Tepe werden manchmal zur Suche nach den Proto-Iranern herangezogen, wie auch bei Diskussionen um die Geschehnisse im Hintergrund, die mit der letztendlichen Ankunft der Iraner auf dem Plateau irgendwann im 2. Jahrtausend v. Chr. zu tun haben. Tatsächlich spiegeln all diese Stätten den Geist dessen wider, was William Sumner als Titel dieses zweiten Kapitels auswählte: Ein Land jenseits der Erinnerung.
Tepe Siyalk Siyalk ist eine große Stätte 3 km südwestlich der modernen Stadt Kashan am Westrand der Zentralwüste (Abb. 15). Sie befindet sich nahe des berühmten Cheshmey-e Fin, oder «Quelle des Fin», mit seinen üppigen Gärten aus dem 17. Jahrhundert und wird außergewöhnlich gut durch die Wasser des Fin versorgt. Hier verbrachten die safawidischen Könige ihren Urlaub fernab der Hauptstädte. Der französische Archäologe Roman Ghirshman grub diesen Ort in den 1930er Jahren aus (Ghirshman 1938; 1939), die meisten Funde dieser Grabungen befinden sich heute im Louvre und im iranischen Bastam-Museum. Das iranische Zentrum für archäologische Forschung rief 2001 ein Fünfjahresprogramm ins Leben, um Tepe Siyalk und seine Umgebung unter der Leitung von Sadegh
Abb. 15: Tepe Siyalk. Am südlichen Hang des Südhügels befand sich vermutlich ab 1200 v. Chr. auf einer gewaltigen T Terrasse ein Komplex, der häufig als Zitadelle bezeichnet wird.
| 29
Abb. 16: Tepe Yahya. Der Hügel war seit dem Neolithikum (ca. 5000 v. Chr.) bis in sassanidische Zeit (ca. 300 n. Chr.) beinahe durchgehend bewohnt.
Malek-Shahmirzadi (Malek-Shahmirzadi 2004) erneut zu untersuchen. Der Ort besteht aus zwei Hügeln (tepe), dem Nordhügel und dem Südhügel. Der Nordhügel, der in dieser Aufnahme nicht zu sehen ist, brachte die frühesten Siedlungsschichten ans Licht, die allesamt in diesem Teil des Plateaus gefunden wurden und die bis mindestens 6000 v. Chr. zurückreichen. Diese frühen Schichten (I–IV) bezeugen eine beinahe ununterbrochene Abfolge von mehr als 3000 Jahren, während der diese Stätte das Zentrum kultureller Entwicklungen und technologischer Innovationen war. Eine der ältesten uns bekannten figürlichen Darstellungen eines Mannes wurde in Siyalk (Schicht I) gefunden: Ein geschnitzter beinerner Messergriff, der einen Mann in Lendenschurz und Kappe zeigt (Ghirshman 1938: Tf. LIV). Das prähistorische Siyalk ist ebenso für seine feine bemalte Keramik bekannt, die mit naturalistischen Tieren und geometrischen Motiven in Schwarz auf Sandfarben dekoriert ist. Ein weiterer Aspekt dieser wachsenden prähistorischen Gemeinschaft im Herzen des Iranischen Plateaus ist der Gebrauch von Metallen. In
30 | Ali Mousavi und William M. Sumner
Schicht III (ca. 3800–3000 v. Chr.) wurde der Nordhügel aufgegeben (Ghirshman 1938: 79–80). Die neuen Bewohner wählten den Südhügel, dessen Ausgrabung Spuren des Handels mit anderen iranischen Regionen ans Licht brachte. Der nächste Schritt in der Geschichte dieser Stätte, Schicht IV, wurde durch die Ankunft neuer, aus dem Südwesten kommender Siedler in Siyalk markiert. Die Grabungen förderten eine Reihe wichtiger Funde zu Tage, wie etwa proto-elamische Tafeln und monochrome Keramik sowie Zylindersiegel, die in ihrer Form denen aus Susa vom Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. entsprechen (Ghirshman 1938: 82–84, Tf. 31). Mit dem Ende der Schicht IV finden wir in der archäologischen Abfolge des Südhügels eine Lücke von 2000 Jahren in Siyalk, bis Völker aus dem Norden etwa um 1200 v. Chr. den Ort neu besiedelten und die Kunst der Eisenbearbeitung mitbrachten. Am südlichsten Ende des Südhügels, dessen Gipfel eingeebnet wurde, um das Areal zur Bebauung zu vergrößern, errichteten die neuen Siedler eine gewaltige mehreckige Terrasse aus Lehmziegeln, die der Ausgräber oft als «Zitadelle» bezeichnete. Hierbei
Abb. 17: Tall-e Bakun. Überreste der prähistorischen Siedlung aus nordöstlicher Richtung; rechts im Bild Hügel A, links Hügel B.
handelt es sich vermutlich um den Wohnsitz eines Oberhauptes, dessen Untergebene wohl in der umliegenden Ebene lebten (Ghirshman 1939: 106, Tf. XXXIV; 1954: 76–77). Zur selben Zeit lässt sich eine wichtige Veränderung in der Begräbniskultur beobachten: Man bestattete die Toten außerhalb der Siedlung. Aus diesem Grund wurden die beiden bedeutenden Friedhöfe A und B südlich und westlich des Südhügels angelegt (Ghirshman 1939: 3ff, 23ff; 955: 77).
Tepe Yahya Tepe Yahya (Abb. 16) befindet sich etwa auf halbem Weg zwischen der Wüstenstadt Kerman und der Küste des Persischen Golfs nahe der Straße von Hormuz. Es liegt auf einer Höhe von 1200 m über dem Meeresspiegel und besteht aus einem kompakten Hügel von 20 m Höhe und einem Durchmesser von etwa 40 m. Zwischen 1967 und 1975 führte das Peabody Museum der Universität Harvard hier unter der Leitung von C. C. Lamberg-Karlovsky Gra-
bungen durch. Tepe Yahya war, mit kurzen Unterbrechungen, vom Neolithikum (etwa 5000 v. Chr.) bis in die frühe sassanidische Periode (300 n. Chr.) fast kontinuierlich bewohnt. Tepe Yahya bietet ein klassisches Beispiel eines archäologischen Hügels im Vorderen Orient, der wie ein Kegelstumpf geformt ist. Die erste Siedlung wurde vor etwa 7.000 Jahren von neolithischen Bauern bewohnt. Diese frühe Phase bäuerlicher Gemeinschaft dauerte ungefähr 2.000 Jahre (Schichten VII–VI), bis um das Jahr 3100 v. Chr. die ersten Spuren einer schreibkundigen städtischen Kultur auftauchten (Lamberg-Karlovsky 1971: 87). Diese neue Kultur (Schicht IVc, etwa 3100–2800 v. Chr.) ist durch das Erscheinen erster einheimischer Tontafeln mit eingeritzten piktographischen Zeichen und Tonsiegeln mit Bildern gekennzeichnet, die von Siegelzylindern stammen (Lamberg-Karlovsky 1971: 88–89). Diese Tafeln werden gewöhnlich als «proto-elamisch» bezeichnet in der Annahme, dass sie einen Vorläufer zu einer späteren geschriebenen Form der elamischen Sprache
Ein Land jenseits der Erinnerung | 31
Abb. 18: Tepe Hissar. Ansicht der mehr als 40 Hektar großen archäologischen Stätte von Tepe Hissar, mit seinen reichen Funden einer der wichtigsten Orte Irans.
bilden. Obschon diese frühe Schrift kaum exakt entziffert werden kann, scheinen doch die Tafeln und die dazugehörigen Siegel die Werkzeuge eines Verwaltungsapparats zu sein, der genutzt wurde, um den Erhalt, die Ausgabe und die Aufbewahrung einheimischer landwirtschaftlicher Ressourcen wie Getreide und Vieh aufzuzeichnen. Während der Periode IVb war Yahya ein blühendes Zentrum der Herstellung von Steinschalen aus vor Ort verfügbarem, weichem dunklem Stein (Chlorit oder Steatit). Diese Schalen wurden mit einer Vielzahl geometrischer, architektonischer, floraler oder tierischer Motive durch Einritzen verziert (Potts 2004a). Wir kennen heute ähnliche und noch spektakulärere Beispiele dieser regionalen Steinmetzschule aus dem Ort Shahdad und aus der Umgebung von Jiroft, 75 km südwestlich von Tepe Yahya (Majidzadeh 2002). Ähnliche, in mesopotamischen Städten gefundene Gefäße gehören zu den deutlichsten Hinweisen auf einen Handel zwischen dem iranischen Hochland und dem Tiefland im Westen während der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr.
32 | Ali Mousavi und William M. Sumner
Diese beinahe vertikale Ansicht von Tepe Yahya, aus Richtung Süden aufgenommen, zeigt uns eine typisch archäologische Grabungsstrategie. Man hat eine Reihe schmaler Gräben angelegt, die von Nord nach Süd den Hügel durchschneiden, um die aufeinander folgenden Siedlungsschichten dieses über eine lange Zeit bewohnten Ortes aufzuzeigen. An wichtigen Punkten wurden breitere Schnitte angelegt, um etwa die Grundrisse von Häusern oder verschiedene Viertel einer Siedlung zu untersuchen. Die runde oder kegelförmige Form solcher Hügel wie Yahya führt zu verschiedenen Siedlungsformen, um sich der wachsenden Höhe des Hügels anzupassen, wenn neue Gebäude auf den Ruinen älterer errichtet werden. Tall-e Bakun Tall-e Bakun (Abb. 17) ist eine prähistorische Stätte aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. in der fruchtbaren Ebene von Marvdasht in Fars, einige wenige Kilometer südwestlich
von Persepolis, der prachtvollen Hauptstadt der Achämeniden. Der Ort besteht aus zwei Hügeln ‚A‘ und ‚B‘. Bakun A wurde zum ersten Mal 1928 von Ernst Herzfeld sondiert, dann 1932 und 1937 von Alexander Langsdorf und Donald McCown im Auftrag des Oriental Institute der Universität Chicago (Alizadeh 2006: 39–40). 1956 wurde die Stätte dann von einem japanischen Team ausgegraben, und 2004 folgten weitere Grabungen durch ein iranisch-amerikanisches Team unter der Leitung von Abbas Alizadeh (Alizadeh 2006: 40). Die Grabungen in Tall-e Bakun B und Tall-e Jari (ein weiterer prähistorischer Hügel in Marvdasht) erbrachten Belege für die frühe prähistorische Chronologie in Fars (Alizadeh 2008). Eine hohe Anzahl Stempelsiegel und Türsiegel mit verschiedenen geometrischen Motiven zeigen, dass Bakun A mit einer neuen Verwaltungsorganisation in Verbindung gebracht werden kann, die um 4000 v. Chr. in Süd- und Südwestiran zu Tage aufkam (Alizadeh 2006: 5). Die Fülle und Mannigfaltigkeit der Funde in Bakun und die Befunde von Werkstätten weisen auf die Existenz von Handel und Kontakten mit fernen Regionen wie dem Persischen Golf, der zentralen Region des Iranischen Plateaus, Kerman und Nordostiran hin, von wo aus
Waren wie Muscheln, Kupfer, Steatit, Lapislazuli und Türkis bezogen wurden. Die Luftaufnahme dieser Stätte, in den 1970er Jahren aus nordöstlicher Richtung angefertigt, zeigt das Ausmaß an, in dem die Überreste der Lehmziegelarchitektur der prähistorischen Siedlung innerhalb von 30 bis 40 Jahren an Details und Struktur verlieren können. Zur Rechten sehen wir Hügel A, und links im Bild Hügel B mit einem einzelnen Graben in der Mitte. Auf dem Bild lassen sich auch noch Spuren früherer Gräben in Bakun A erkennen. Wie auf der Fotografie klar zu erkennen ist, war in den frühen 1970er Jahren der Nordrand des Hügels mit Grabungsschutt bedeckt; dies ist auch der Bereich, in dem Herzfeld 1932 seine Sondierungen durchführte. Der große quadratische Graben in der Mitte und die sieben kleineren Gräben an der Südflanke des Hügels stammen von den Ausgrabungen von 1937. In den vergangenen Jahren sind Bautätigkeit und Landwirtschaft in der Gegend um Tall-e Bakun zu einer ernsten Bedrohung für die archäologische Stätte geworden, und heutzutage ist es sogar schwierig geworden, diese beiden schlichten aber bedeutenden Hügel in der Ebene von Marvdasht überhaupt aufzuspüren.
Abb. 19: Tepe Hissar. Ansicht aus Nordosten mit den vier wichtigsten Arealen und dem in sechs Sektionen gegliederten großen Hügel am unteren Rand.
Ein Land jenseits der Erinnerung | 33
Abb. 20: Turang Tepe. Gesamtansicht des als grand tépéé bezeichneten Hügels, dessen Randgebiete vom modernen Dorf eingenommen werden.
Tepe Hissar In den Jahren 1931 und 1932 führte der bedeutende deutsche Archäologe Erich Schmidt, einer der aktivsten Archäologen seiner Zeit sowie ein Pionier der Lufterkundung in der Archäologie, im Auftrag des Universitätsmuseums Pennsylvanias ausführliche Grabungen in Tepe Hissar durch, 3 km südöstlich von Damghan gelegen (Abb. 18). Ziel war es, die Partherstadt Hekatompylos zu finden, die in klassischen Quellen erwähnt wird. Schmidt fand Hekatompylos nicht, aber seine Grabungen spürten eine der wichtigsten prähistorischen Siedlungen auf, die je in Iran gefunden wurden (Schmidt 1937). Tepe Hissar war Ziel eines Projektes zur Neuuntersuchung in den 1970er Jahren mit neuen Sondierungen durch Robert H. Dyson und Maurizio Tosi (Dyson und Howard 1981). Die frühesten Schichten der Anlage sind als Periode I (Hissar I) bezeichnet worden und datieren in die späte Kupfersteinzeit (ca. 5000–4000 v. Chr.). Hissar I bestand aus einem kleinen Dorf von Lehmziegelhäusern, begleitetvon bemalter Keramik mit geometrischen und tierge-
34 | Ali Mousavi und William M. Sumner
staltigen Motiven, die jenen ähneln, die an anderen prähistorischen Stätten auf dem Plateau gefunden wurden, wie etwa in Tepe Siyalk (Schmidt 1937: Tf. III–XII). Hissar I endet mit dem Auftauchen unbemalter dunkelgrauer Keramik, die eine neue Periode einläutet, Hissar II, deren Ursprünge wohl im Norden zu finden sind (Schmidt 1937: 302–303). Hissar II brachte eine große Menge an bemalter und unbemalter grauer Keramik zu Tage, sowie Lapislazuliperlen, Statuetten und Metallobjekte, die von der Wichtigkeit der Stätte an der Handelsstraße, die Nordafghanistan mit dem Iranischen Plateau und weiter entfernten Gegenden verband, Zeugnis ablegen. Die nachfolgende Periode, Hissar III (ca. 2200– 1700 v. Chr.), bildet den reichsten archäologischen Befund an diesem Ort und umfasst eine Reihe von Gebäuden, darunter auch das bemerkenswerte «Verbrannte Gebäude», dessen Funktion immer noch heftig diskutiert wird (Dyson 1973: 60, 72–76). Das prähistorische Hissar endet abrupt vor der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. aus bisher noch ungeklärten Gründen. Man hat eine Reihe von Theorien für das Ende von Hissar III vorgeschlagen,
Abb. 21: Turang Tepe. Detailaufnahme des Haupthügels mit den Umrissen der sassanidischen Festung, den tief gestuften Gräben am Südhang des Hügels und den umfassenden Überresten einer bronzezeitlichen Lehmziegelplattform aus dem frühen 2. Jahrtausend v. Chr.
| 35
Abb. 22: Shah Tepe. Der ovale Hügel war seit dem frühen 5. Jahrtausend v. Chr. in drei Phasen bewohnt, wurde aber offenbar im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. aufgegeben. Zahlreiche Funde stammen aus Bestattungen unterhalb der Fußböden der Gebäude.
wie etwa Invasionen, Völkerwanderungen oder die Verlagerung von Handelsrouten, aber keine dieser Theorien hat sich bisher als befriedigend erwiesen, den Verfall eines so wichtigen prähistorischen Zentrums zu erklären (Deshayes 1969b: 162–163). Von ihrer langen prähistorischen Kontinuität einmal abgesehen (die vom 5. Jahrtausend bis zum frühen 2. Jahrtausend v. Chr. reicht), war die Stätte im 6. Jahrhundert wieder besiedelt, nachdem sie für mehr als 2000 Jahre unbewohnt geblieben war (Schmidt 1937: 327–346). Die archäologische Stätte von Tepe Hissar erstreckt sich etwa über 40 ha und verläuft über mehr als 1 km entlang des Wüstenrandes. Die zweite Luftaufnahme, aus Nordosten aufgenommen, zeigt die vier wichtigsten Areale des Ortes (Abb. 19). Am unteren Rand der Fotografie erkennt man einen großen Hügel, der in Schmidts Nomenklatur aus sechs Sektionen besteht: Im Uhrzeigersinn angeordnet sind dies der «Schatzhügel», die «Ebene der Bemalten Keramik», der «Südhügel», der «Haupthügel», der «Nordhügel» und der «Rote Hügel». Die auf diesem Bild sichtbaren Gräben zeigen das Ausmaß archäologischer Aktivitäten an dieser Stelle in den 1930er Jahren. Ein Großteil der archäologischen Daten aus Tepe Hissar stammt aus den Ausgrabungen dieses Hügels, der unglücklicherweise durch den Bau der Bahnlinie TeheranMashahd durchtrennt wurde. Die Grabung an den beiden Hügelhälften links im Bild) führte nicht zu signifikanten Funden, dagegen wurden die Überreste eines großen sassanidischen Palastes oder Landhaueses aus dem 6. Jahr-
36 | Ali Mousavi und William M. Sumner
hundert auf dem «Sassanidischen Hügel» gefunden (dem großen Hügel in der oberen Mitte der Aufnahme). Zur Rechten der Bahnlinie (rechts oben im Bild) befinden sich die Überreste einer nicht erforschten Festung aus dem 12. Jahrhundert.
Turang Tepe Turang Tepe (Abb. 20. 21), 18 km nordöstlich von Gorgan (früher als Astarabad bekannt) in Nordostiran gelegen, ist eine beeindruckende Stätte mit vielen archäologischen Schichten, deren höchster Hügel sich mehr als 35 m über die umliegende Ebene erhebt. Sie besteht aus drei archäologischen Hügeln, die eine mehr oder weniger kontinuierliche Abfolge vom späten 5. Jahrtausend v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. umfassen, als der Gipfel des grand tépéé von einer eindrucksvollen sassanidischen Festung aus Lehmziegeln gekrönt wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt der berühmte Schatz von Astarabad, der 1841 zufällig entdeckt wurde, aus Turang Tepe (Wulsin 1964: 163). Diese Stätte stellt auch die wichtigste bronzezeitliche Siedlung der Region dar, die uns archäologische Nachweise für die Einführung eines neuen Keramiktyps lieferte: Der grauen Ware aus dem Nordosten, die man oftmals mit der Ankunft der Indoeuropäer auf dem Iranischen Plateau in Verbindung gebracht hat (Deshayes 1969a). Turang Tepe ist zwei Mal das Ziel archäologischer Grabungen gewesen, einmal 1931 durch Fredrick Wulsin
Abb. 23: Tall-e Malyan. Die alte elamische Hauptstadt Anshan ist in drei topographische Areale zu unterteilen: ein flaches, landwirtschaftlich genutztes Gebiet, ein ebenes Plateau und den Bereich der bronzezeitlichen Bebauung.
im Auftrag des Universitätsmuseums Pennsylvanias (Wulsin 1932) und später, zwischen 1960 und 1977, durch ein Team unter der Leitung von J. Deshayes von der Universität Lyon (Boucharlat und Lecomte 1987). Die Grabungen in Turang Tepe zeigten ein Muster oftmals lang andauernder kontinuierlicher Entwicklungsphasen vom 5. Jahrtausend v. Chr. bis zur sassanidischen Epoche im 5. Jahrhundert n. Chr..
Shah Tepe Eine schwedische Expedition zu den «Westprovinzen von China» unter der Leitung von Thor Johansson Arne erforschte und vermaß 1933 etwa 300 Anlagen in der Ebene zwischen den Flüssen Gorgan und Qara-Su, darunter einen Teil der Turkmenensteppe. Diese Expedition führte zur Ausgrabung von Shah Tepe (Abb. 22), einer der großen Fundstätten dieser Region, die etwa zehn km nördlich von Gorgan liegt. Shah Tepe ist ein ovaler Hügel, dessen Ostseite steiler als die sanft ansteigende abgerundete Westseite ist. Der Gipfel bildet ein relativ gleichmäßiges Plateau, das sich etwa 7 oder 8 m über die umliegende Ebene erhebt. Durch die Grabungen konnten drei Phasen der Besiedlung vom frühen 5. Jahrtausend v. Chr. bis in die Späte Bronzezeit nachgewiesen werden (Arne 1945: 312–314, 322; Orsaria 1995). Es scheint, als wäre der Ort irgendwann im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. aufgegeben worden. Die meisten
Funde stammen aus Bestattungen, die unter den Fußböden der Häuser angelegt wurden. Die vorliegende Ansicht von Shah Tepe zeigt den Erhaltungszustand in den frühen 1970er Jahren. Auf dieser Aufnahme, die von Norden aus gemacht wurde, sind die Form des ovalen Hügels und die erodierten Hauptgräben immer noch zu erkennen. Man kann hier auch sehen, dass am Ostrand des Hügels die fruchtbare Erde abgetragen und dann auf den angrenzenden Feldern verteilt wurde. Die wenigen Häuser, die an der Ostseite des Hügels zu erkennen sind (links im Bild), sind vermutlich jene, die der Ausgräber als Baracken neben einer «Flur» bezeichnete.
Tall-e Malyan Tall-e Malyan (Abb. 23), von dem man weiß, dass er einst Anshan, die alte elamische Hauptstadt des Hochlands war, befindet sich in der Provinz Fars in Südiran. In den 1970er Jahren wurde diese Anlage unter der Leitung von W. M.. Sumner im Auftrag des Universitätsmuseums Pennsylvanias ausgegraben. Wir sehen Tall-e Malyan hier in einer Ansicht etwa über der Nordostecke der Stadtmauer in Richtung Südwesten. Die markante Böschung im Vordergrund bildet einen Teil der Umfassungsmauer, die etwa um 3000 v. Chr. errichtet wurde. Obschon sich die Stadtmauer nicht gänzlich nachverfolgen lässt, so ist doch sicher, dass sie etwa 200 Hektar umschloss. Der
Ein Land jenseits der Erinnerung | 37
Abb. 24: Tall-e Malyan. Ansicht des ausgegrabenen Lagerhauses aus der mittelelamischen Periode (etwa 1500–1000 v. Chr.).
Mauerabschnitt zwischen der Nordostecke und dem modernen Dorf, der ein ganzes Stück höher und breiter ist als der Rest der Mauer, wurde zum Standort einer mittelalterlichen islamischen Festung, die sich über der bronzezeitlichen Mauer erhob. Die Gesamtansicht der Anlage zeigt, dass der Ort innerhalb der Stadtmauer in drei deutliche topographische Einheiten unterteilt ist. So befindet sich ein flaches kultiviertes Areal auf demselben Niveau wie die umliegende Ebene im Nordosten der Stätte. Heutzutage ist dieses Areal durch einen Bewässerungskanal, der aus einem Qanat im Hintergrund der Aufnahme gespeist wird, in zwei Teile getrennt. Hier haben Grabungen ein Dorf aus dem späten 4. Jahrtausend v. Chr. ans Licht gebracht. Die zweite topographische Einheit im Südwestviertel der Stätte, links vom modernen Dorf gelegen, ist ein weites ebenes Plateau von etwa 500 auf 600 m, das sich 6 oder 7 m über der umliegende Ebene erhebt. Ein weiteres ergrabenes Areal nahe einer zweiten Reihe Qanate zeigt die Ausmaße der bronzezeitlichen Siedlung, die etwa um 2200 v. Chr. gegründet wurde.
38 | Ali Mousavi und William M. Sumner
Schließlich hat sich gezeigt, dass der höchste, nordwestliche Teil der Stätte, über der umliegenden Ebene liegend, schon etwa 5000 v. Chr. besiedelt war. Wie die Grabungen bestätigen konnten, war dieser Teil des Ortes im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. dicht besiedelt, als Anshan, die Hochlandhauptstadt der Elamer, eine wichtige Macht darstellte. Gegen Ende der mittelelamischen Besiedlung (1500–1000 v. Chr.) begann die Bevölkerungszahl der Stadt abzunehmen, obgleich die elamischen Könige immer noch monumentale Gebäude errichteten, wie hier an dem Lagerhaus zu sehen ist, das in einem der Gräben nahe der Mitte der westlichen Mauer ausgegraben wurde (Abb. 24; Sumner 1976: 104–105; Carter 1996: 50–51). Danach wurde die Stadt für eine Weile aufgegeben und verfiel, um dann während der sassanidischen Blütezeit um etwa 230 n. Chr. teilweise wieder besiedelt zu werden. Die vor kurzem dicht bei Tall-e Malyan gefundene glockenförmige achämenidische Säulenbasis zeigt, dass es auch eine Phase einer achämenidischen Besiedlung gegeben haben kann (Abdi 2001: 93).
Baumeister der Zeitalter Elamiter, Meder, Achämeniden und Parther (1500 v-Chr.–224 n. Chr.) von David Stronach
D
ie beinahe 2000 Jahre der langen Geschichte Irans, die im vorliegenden Kapitel behandelt werden, schließen nicht wenige Ereignisse besonderer historischer Bedeutung ein. Und das Land besitzt auch, was kaum überrascht, eine ganze Reihe von Stätten und Monumenten, die der betreffenden Epoche mehr als gerecht werden. Als Zeichen der Errungenschaften Elams während des Höhepunkts seiner Macht im 14. und 13. Jahrhundert v. Chr. zeigen die ersten beiden Aufnahmen die Überreste der einzigartigen Zikkurat, die heute unter dem Namen Choga Zanbil bekannt ist. Dieses einst großartige Denkmal erinnert uns – wenn wir dazu einer Erinnerung benötigen – mit Nachdruck nicht nur an Elams Rang auf dem Höhepunkt seiner Macht, als die «Könige von Anshan und Susa» unmissverständlich die Herren Südwestirans (und auch anderer, weiter entfernter Gebiete) waren, sondern es ist auch eine Erinnerung daran, dass Iran ohne Frage in der Schuld der elamischen Kultur steht für die wertvolle Gelegenheit, dem Weltgeschehen in achämenidischen Zeiten seinen Stempel aufzudrücken. Während ein Großteil der weiten Landschaft Irans dabei war, die iranisch sprechenden Völker aufzunehmen, die ihre zukünftige Heimat wohl aus dem Nordosten her betreten hatten, bevor sie sich vom frühen 2. Jahrtausend bis ins frühe 1. Jahrtausend nach Süden und Westen ausbreiteten, blieb Elam (in der vergleichbaren Sicherheit seiner fernen Lage) eine widerstandsfähige Bastion schriftlichen Wissens und der Kultur. Die künstlerischen Errungenschaften, welche kennzeichnend für andere Teile des Landes waren, in denen einheimische und eingewanderte Volksgruppen begannen mit erstaunlichen Ergebnissen zusammenzuarbeiten, lassen sich am Besten an den außergewöhnlichen Metallarbeiten erkennen, die Professor Ezzatollah Negahban von der Universität Teheran in den Königsgräbern von Marlik in Nordiran Anfang der 1960er Jahre gefunden hat. Besonders im frühen 1. Jahrtausend wetteiferten eine Reihe aufstrebender politischer Mächte – vermutlich
besonders in Nordwest- und Westiran, wo Assyrien als beeindruckendes Beispiel nicht weit entfernt lag – miteinander um das bloße Überleben, jedoch auch um regionale Dominanz. Dies war die Zeit, als die zusätzliche Höhe eines lange besiedelten Hügels oder die zusätzliche Erhebung, die ein günstig gelegener Felsaufschluss boten, den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg oder Niederlage gegen äußere Angriffe bieten konnten. Im Falle von Hasanlu, das sich in einem der fruchtbarsten Gebiete Westirans befindet (allerdings auch gefährlich nahe an Urartu), erwiesen sich seine einstmals sicherlich starken Verteidigungsanlagen letztendlich als nicht stark genug, einem entschlossenen Angriff zu widerstehen, und diese einst wohlhabende eisenzeitliche Stadt wurde ihrer Reichtümer beraubt und dem Feuer übergeben. In derselben Region, wo Mannäer und Urartäer schließlich in der Umgebung des nördlichen Zagros um die Kontrolle wetteiferten,und wo der gefürchtete Sargon von Assyrien gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. seine Feldzüge führte, können wir nun aus unserer ganz speziellen Vogelperspektive die noch bestehenden Überreste solcher Orte wie Hasanlu, Bastam und Ziwiyeh betrachten, die alle nacheinander geplündert und gebrandschatzt wurden (obgleich von wem, und wann genau, oftmals nicht sicher ist). Zurselben Zeit gaben die Meder, die wir als die Vettern der Perser ansehen können, ihr Nomadendasein auf und begannen in den fruchtbaren Tälern des mittleren westlichen Zagros zu siedeln, oftmals an besonders markanten Orten. In diesem Zusammenhang wird solchen einst wichtigen medischen Orte wie Tepe Nush-e Jan, Godin Tepe und der einstigen medischen Hauptstadt, Hamadan, besonderes Interesse zuteil. Schließlich brachte das Wetteifern um Sicherheitdie wachsende Macht der Perserim Hochland des südwestlichen Iran in Konkurrenz zu den Medern, die einen beachtlichen Ruf genossen, nachdem sie im Jahr 612 v. Chr. ihre Erbfeinde, die Assyrer, besiegt hatten. Herodot
Baumeister der Zeitalter | 39
scheint die Geschichte der sich anbahnenden Begegnung zumindest teilweise aus medischer Perspektive zu berichten, indem er Kyros II. (559–530 v. Chr.) als Vasallen des medischen Königs Astyages beschreibt und darauf besteht, dass Kyros zumindest teilweise königliches medisches Blut hatte, vielleicht um seinen letztendlich überraschenden Erfolg auf dem Schlachtfeld zu begründen. Herodot wusste jedoch nichts über die Elamer oder die Anshaner, mit anderen Worten, er wusste nichts über die alten Errungenschaften von Kyros’ Heimatland oder über eine offenbar gebildete Macht im Hochland, die letztendlich sicherlich ein beeindruckender Gegner war. Kyros’ Errichtung von Pasargadae, die dem Bau von Susa und Persepolis durch Dareios voranging (einem weiteren großartigen königlichen Architekten), könnte uns zu seitenweise entsprechenden Kommentaren führen. An dieser Stelle genügt es jedoch zu erwähnen, dass der Widerhall der Großartigkeit der Architektur von Persepolis (und der Bedeutung, die die Stadt für die Iraner gehabt haben muss) noch Jahrhunderte lang anhielt, nachdem Persepolis im Jahr 330 v. Chr. zerstört worden war. Es ist weiterhin erstaunlich, dass der Nachhall weitaus älterer Lehmziegelarchitekturtraditionen in Iran im Stillen weiterlebt. So blieben beachtliche Lehmziegelbauten von der Mederzeit an durch viele Jahre der achämenidischen Herrschaft hindurch bis weit in die Partherzeit hinein ein dauerhaftes Merkmal der Architektur in Iran. Nicht zuletzt während den langen Jahren der parthischen Herrschaft von 249 v. Chr. bis 224 n. Chr. verschwanden viele kurzzeitig herausragende architektonische Merkmale allmählich von der Bildfläche. Die lange vorherrschenden turmartigen Formen monumentaler Konstruktion (charakterisiert durch hohe Steinsäulen und hölzernen Balken) mussten praktischeren Formen bogenförmiger Konstruktion weichen. In einer Zeit, als Holzbalken immer schwerer zu erhalten waren, begann die Monumentalität sich durch gewölbte Formen auszudrücken (wie aufsteigende und nach vorne hin geöffnete Nischen, persisch eyvan), die entweder aus Ziegelstein (gelegentlich mit Stuck verziert) oder wie in Hatra – westlich der heutigen iranischen Landesgrenze gelegen – aus fein behauenem Naturstein erbaut wurden.
Choga Zanbil Das quadratische getreppte Monument von Choga Zanbil, das an den Seiten jeweils etwas über 100 m misst und ursprünglich einmal 52 m hoch war, war der Mittelpunkt
40 | David Stronach
eines innovativen königlichen und religiösen Zentrums, das der bedeutende elamische Monarch Untash-Napirisha (1340–1300 v. Chr.) an einem noch jungfräulichen Ort begründete, der sich 40 km südöstlich von Susa befindet, in erhöhter Lage über dem Fluss Dez (Abb. 25). Durch das hohe abgerundete Profil, das die verwitterten und sehr verkürzten Überreste der Zikkurat aufweisen, wurde diese ungewöhnliche Stadt, die ursprünglich im Akkadischen Dur Untash («Festung von Untash») hieß, in heutiger Zeit als Choga Zanbil oder «Hügel des [umgedrehten] Korbs» bekannt. Der Ort ist dermaßen abgelegen, dass er der modernen Wissenschaft erst seit 1935 bekannt ist, als Geologen auf der Suche nach Öl bei ihren Erkundungen in der Luft die Anlage zufällig fanden (Amiet 1980: 547). Roland de Mecquenem, damals Leiter der französischen archäologischen Mission in Susa, unternahm von 1935–1939 begrenzte Ausgrabungen dort, und zwischen 1951 und 1962 wurde ein Großteil des Denkmals durch Roman Ghirshman freigelegt (Ghirshman 1966). Die Stadt der Elamer ist durch konzentrische Mauern in drei getrennte Areale mit zunehmender Heiligkeit untergliedert. Während eine Außenmauer von vier km Länge die Stadt als Ganzes umfasst (darunter ein «königliches Viertel» in der Nordostecke), beschreibt eine sehr viel kleinere, beinahe quadratische mittlere Mauer die Grenzen eines heiligen Bezirks, innerhalb dessen sowohl die Zikkurat wie auch verschiedene Tempel liegen, und eine dritte unregelmäßig geformte innere Mauer (die unten links und rechts in Abb. 26 zu sehen ist) diente dazu, die unmittelbare Umgebung der hohen Zikkurat und der zahlreichen Tempel wichtiger Götter einzufassen, die etwas weiter nordwestlich liegen. Grabungsbefunde weisen darauf hin, dass der Bau der Zikkurat mehrere aufeinander folgende Phasen durchlief. Zuerst bestand sie aus einem quadratischen einstöckigen Bau (dessen Ecken an den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet waren), der einen offenen Hof umschloss. Danach wurde in einer Entwicklung, die in Mesopotamien scheinbar keine Parallelen hat, in der Mitte des Hofes ein massiver Lehmziegelturm errichtet und die Spitze des Turmes bildete wohl die vierte Ebene der Zikkurat. Dieser isolierte, zentrale Turm wurde darauf mit einzeln errichteten Schalen aus Lehmziegeln umgeben, die, zu entsprechender Höhe aufgemauert, die zweite und dritte Stufe der Zikkurat bildeten. Das Dach des ursprünglichen, einstöckigen Gebäudes bildete dann die erste Stufe, während der einst offene Hof nun überbaut war (Miroschedji 1997). Während es natürlich immer im Bereich des Möglichen liegt, dass der Bau von kultischen
Abb. 25: Choga Zanbil. Die zum Weltkulturerbe gehörende Anlage liegt vor einem hohen Bergrücken, der sich über den Windungen des Flusses Dez erhebt.
Anforderungen geprägt war, so ist es aber ebenso möglich, dass wir hier einen seltenen Versuch sehen, die gewöhnlich ungegliederte, gefährlich große Masse, die unvermeidlich den Kern einer jeden Zikkurat bildet, mit größerer Stabilität zu versehen. In deutlichem Kontrast zur typischen Form der Zikkurat in Südmesopotamien, bei der großartige Außentreppen den Weg zum Schrein an der Spitze bilden, konnte man die Zikkurat von Choga Zanbil von innen hinauf steigen, und das getreppte Profil des Denkmals als Ganzes blieb ungestört. Während die Zikkurat hauptsächlich aus Millionen von sonnengetrockneten Lehmziegeln errichtet wurde, versah man die äußere Oberfläche mit einer zwei Meter dicken Schicht aus gebrannten Ziegeln, um sie vor Erosion zu schützen. Es ist außerdem erwähnenswert, dass nach jeder zehnten Lage unbeschrifteter f Ziegel eine einzelne Lage beschrifteter Ziegel mit der Widmung des
gewaltigen Gebäudes durch Untash-Naparisha an den Gott Inshushinak eingefügt wurde (Porada 1965: 54–60; Potts 1999: 222–230). Schließlich scheint es, als hätte die oberste, vierte Stufe einst einen Schrein von beeindruckender Schönheit getragen. Dieser Schrein, mit glasierten gebrannten Ziegeln in Blau und Grün und Akzenten in Gold und Silber war, wie erhaltene Inschriften zeigen, dem Gott Napirisha, Stadtgott von Anshan, und Inshushinak, dem Gott der Stadt Susa, gewidmet. Es wird immer Unklarheit darüber herrschen, warum gerade dieser dynamische mittelelamische Monarch an diesem abgelegen Ort so großartig bauen ließ; an einem Ort, der kurz nach seinem Tod schon mehr oder weniger aufgegeben wurde. Ein Schlüsselpunkt dürfte der innovative Charakter der Neugründung gewesen sein: Für Untash-Napirisha scheint ein zuvor unberührter Ort eine wichtige Rolle gespielt zu haben. sein. Durch die spezielle
Baumeister der Zeitalter | 41
Abb. 26: Choga Zanbil. Die einzige noch existierende Zikkurat in Iran: Während der offen liegende Lehmziegelkern des Denkmals weiter den Verlauf der Bodenerosion zeigt, befinden sich die teilweise restaurierten ersten beiden Stufen der Struktur in relativ gutem Zustand.
Lage (obgleich relative nahe bei Susa) stand Choga Zanbil auch zwischen Elams Hochland- und Flachlandhauptstädten, Anshan und Susa. Und schließlich zeichnete sich diese eine Anlage, an welcher so viele der Hauptgötter Elams ihre jeweils eigenen Heiligtümer hatten, durch den einzigartigen erhöhten Schrein aus, der gemeinsam den beiden wichtigsten Göttern Elams gewidmet war: Naparisha, dem Gott der Hochlandhauptstadt von Elam, und Inshushinak, dem Gott Elams älterer Flachlandhauptstadt. Es scheint daher möglich, dass Untash-Naparishas Ziel darin lag, eine völlig neue Stadt zu gründen, die an einem Ort den verschiedenen wichtigen Göttern Elams huldigte. Dies war ein kühnes Konzept, welches anscheinend nicht lange seinen königlichen Architekten überdauerte. Andererseits war die Entdeckung von Choga Zanbil für moderne elamische Studien ein absoluter Glücksfall. Es bot den Wissenschaftlern insbesondere die Gelegen-
42 | David Stronach
heit, die Überreste einer der beeindruckendsten und kohärentesten Strukturen zu untersuchen, die wir den Elamern zuschreiben können.
Hasanlu Der beindruckende, bereits in T Teilen ausgegrabene Hügel liegt im fruchtbaren Solduz-Tal nahe der südwestlichen Ecke des Urmiasees im Westen von Aserbaidschan (Abb. 27). In ihrer heutigen Form besteht die Stätte aus einem hohen zentralen Hügel (25 m hoch und etwa 200 m im Durchmesser) und einem flacheren hügeligen Areal, das etwa 600 m durchmisst und bis etwa 8 m hoch ist. Teile des flacheren Hügels sind mit den Häusern des modernen Dorfes überbaut. Während die Grabungen sich hauptsächlich auf die Südhälfte des hohen, oben abgeflachten
Abb. 27: Hasanlu. Die majestätische Stätte besteht aus einem hohen zentralen Hügel und einem flacheren, heute zum Teil modern überbauten Areal.
Hügels beschränkten, kann man auch schmale Sondierungsgräben erkennen, die entlang der letzten großen befestigten Mauer zur Verteidigung der Zitadelle verlaufen: Einer Mauer mit Steinfundament, die die Urartäer im Laufe des 8. und 7. Jahrhunderts v. Chr. errichteten. Diese Anlage wurde als Ergebnis kommerzieller Grabungstätigkeiten 1934 und 1935 bekannt. Der renommierte Aurel Stein, zu diesem Zeitpunkt bereits über die Jahre alt, führte hier 1936 kleinere Grabungen durch, obwohl er eigentlich mit anderen Projekten ausgelastet war. Dabei entdeckte er im nördlichen, flacheren Hügelbereich nahe der hohen Zitadelle einen eisenzeitlichen Friedhof. (Stein 1940b: 390ff). In den späten l940er Jahren konnten Ali Hakemi und Mahmoud Rad vom Archäologischen Dienst Irans weitere eisenzeitliche Bestattungen an den nördlichen und östlichen Randgebieten der Anlage ausgraben. Hasanlu war in jüngerer Zeit, von 1956 bis 1977, Mittel-
punkt des Hasanluprojekts der Universität Pennsylvania unter der Leitung von Robert H. Dyson Jr. Dieses Unterfangen, das seit den 1960er Jahren als eine Art Vorbild für andere prähistorische Feldarbeit in Iran galt, beinhaltete auch allgemeine Vermessungen des Tals, stratigraphische Sondierungen bis zur Basis des hohen Hügels, sowie Probegrabungen an einer Reihe kleinerer, benachbarter Stätten. Aber während man von Hasanlu heute weiß, dass es während der langen Zeit vom 6. Jahrtausend v. Chr. (Hasanlu X) bis ins frühe 3. Jahrhundert v. Chr. (Hasanlu II) besiedelt war, so kennt man diese Stätte doch in archäologischen Kreisen vor allem wegen ihrer bedeutenden eisenzeitlichen Siedlungsschichten (Hasanlu V–III) und vor allem auf Grund der Entdeckung der stark brandgeschädigten monumentalen Lehmziegelgebäude auf dem Gipfel des zentralen Hügels von Hasanlu IVb (Dyson 1989; Dyson und Muscarella 1989).
Baumeister der Zeitalter | 43
Diese eisenzeitlichen Überreste verdanken ihren ausgezeichneten Erhaltungszustand einem plötzlichen Angriff, bei dem die Stadt gebrandschatzt wurde, sehr wahrscheinlich durch die Urartäer um 800 v. Chr. Teile der abgebrannten Gebäude kann man in der Luftaufnahme noch erkennen. Jedes Gebäude verfügte über einen hohen Säulensaal, der von ein- oder zweistöckigen Lagergebäuden umgeben war. Solche Bauten sind, gemeinsam mit bestimmten weniger eindrucksvollen Prototypen, die in Hasanlu V (1500– 1100 v. Chr.) belegt sind, von besonderem Interesse, da sie den Beginn der langen und bedeutenden Geschichte der Säulenhallenkonstruktion in Iran markieren. Zerstörung bedeutet meist auch besseren Erhaltungszustand. So konnten Dyson und seine Kollegen auch nicht nur eindeutige Beweise für ein gnadenloses Gemetzel an den Bewohnern Hasanlus finden, sondern fanden auch in den niedergebrannten Gebäuden der Schicht IVb eine bemerkenswerte Auswahl an Objekten, die die künstlerischen und technischen Fertigkeiten der frühen Eisenzeit eindrucksvoll belegen. Unter diesen Objekten ragte besonders ein großes Goldgefäß heraus, gewöhnlich als «Hasanlu-Goldschale» bekannt, das man direkt unter den Fingerknochen einer Person fand, die mit der Schale fliehen wollte, als das Obergeschoss des Verbrannten Gebäudes I über ihr zusammenstürzte (Winter 1989). Die Oberfläche der Schale ist mit menschlichen und mythologischen Figuren bedeckt, die in einer Reihe von Szenen angeordnet sind, die offenbar hurritischen Glaubensvorstellungen nachempfunden sind. Leider haben jedoch viele Grabungskampagnen trotz sorgfältiger Arbeit in Hasanlu weder den antiken Namen der Stadt noch die Identität des Staates, zu der sie gehörte, enthüllen können. Es wäre daher nicht überraschend, wenn diese oder andere Fragen eines Tages zu erneuten Grabungen an diesem Ort führen würden. Zendan-e Suleiman Auf einer Höhe von 2000 m in einem hochgelegenen Tal im Süden Aserbaidschans gelegen, befindet sich diese Anlage nur 3 km von dem immer noch von einer aktiven Quelle gespeisten See von Takht-e Suleiman entfernt. Beide zusammen bilden eine Stätte des Weltkulturerbes (Abb. 28). Obwohl heute Schwefeldämpfe aus dem tiefen hohlen Kern des Zendan aufsteigen, ist dieser beeindruckende Ort nicht vulkanischen Ursprungs (contra Schmidt 1940). Er verdankt sein vulkanähnliches Profil vielmehr einem natürlichen Prozess, in dem die kalziumhaltigen felsbil-
44 | David Stronach
denden Wasser eines scheinbar unerschöpflichen quellgespeisten Sees lange genug überflossen, um einen steilwandigen Kegel von über 100 m Höhe entstehen zu lassen. Während des 8. und 7. Jahrhunderts v. Chr. wurde der Zendan auch (wie die Mitglieder der ersten schwedischdeutschen Expedition 1958 feststellten) zum Standort eines späteisenzeitlichen Heiligtums (Naumann 1967). In diesem Kontext lassen sich auch immer noch Überreste von verschiedenen ausgegrabenen Strukturen mit Steinfundamenten ausmachen, darunter Steinterrassen und Kasemattenkonstruktionen, die ursprünglich den gesamten unteren Teil des steilen Kegels umfassten. Daher kann man sagen, dass der Zendan auf vielerlei Art sowohl ein geologischer als auch ein kultureller Vorgänger des späteren Heiligtums war, das im nahe gelegenen Takht-e Suleiman entstand (Kleiss 1971). Was die heutigen Namen «Gefängnis Salomos» und «Thron Salomos» angeht, stellen beide wohl populäre regionale Bezeichnungen dar, die zu einem Zeitpunkt für diese beiden benachbarten Stätten aufkamen, als verlässliches historisches Wissen am Schwinden war. Dieser Vorgang ist der Situation in Pasargadae vergleichbar, wo vermutlich einige Hauptbauwerke Kyros des Großen ebenfalls mit dem Namen Salomons verbunden wurden.
Bastam Bastam, einer der größeren urartäischen Orte, die wir kennen (dessen heutiger Name sich vom benachbarten modernen Dorf herleitet), liegt auf einem hohen Felsrücken, der sich nach Süden bis fast an die Ufer des schnell dahin fließenden Aq Chay erstreckt (Abb. 29; unten links sichtbar). Dieser Ort wurde, im Einklang mit Urartus erheblichem Interesse am landwirtschaftlich reichen Gelände Westaserbaidschans, als wichtiges Verwaltungszentrum vom letzten großen urartäischen König, Rusa II. (ca. 685–645 v. Chr.), gegründet. Obwohl die Stätte selbst sich bis zur Mitte der 1960er Jahre der Entdeckung entzog, fand man den antiken Namen der Stadt, Rusai-URU. TUR, was sich in etwa als «Rusas kleine Stadt» übersetzen lässt, in Inschriften sowohl innerhalb als auch außerhalb des Ortes. Diese Anlage ist nicht nur deshalb von Bedeutung, weil sie über eine Zitadelle verfügt, die 850 x 400 m misst, sondern auch, weil es in der angrenzenden Ebene eine zeitgleiche große Siedlung gibt, in der man sowohl Privathäuser wie auch öffentliche Gebäude identifizieren konnte. Bastam wurde zwischen 1968 und 1978 unter der Leitung von Wolfram Kleiss ausgegraben. Obgleich jene,
Abb. 28: Zendan-e Suleiman. Das «Gefängnis Salomos», ein hohler, kegelförmiger Hügel, bei dem sich sowohl ein von einer Quelle gespeister See wie auch ein einzigartiges eisenzeitliches Heiligtum befanden.
| 45
Abb. 29: Bastam. Vertikale Ansicht der unteren Zitadelle der urartäischen Anlage, von Rusa II. (685– 645 v. Chr.) als wichtiges Verwaltungszentrum gegründet.
46 |
die die Zitadelle in Brand steckten, Sorge dafür trugen beinahe alle Objekte von Wert zu entfernen, haben doch die auf den Grabungen aufbauenden Studien Bastam zu einer der wichtigeren urartäischen Stätten gemacht, die bisher erforscht wurden (Kleiss 1977; 1979; 1980; 1988.). Die vorliegende Luftaufnahme (vgl. Abb. 29) zeigt die untere Zitadelle im Osten von einer langen Reihe moderner Bauernhöfe flankiert, die sich alle in getrennten Anwesen mit Umfassungsmauern befinden. Man beachte besonders die Spur der antiken Straße, die entlang der Ostgrenze der Anlage verläuft und sich dann steil hügelaufwärts wendet, um zur oberen Zitadelle zu führen. Heute haben die urartäischen Gebäude mit ihrer typischen länglichen Form ihre einst hohen Lehmziegelüberbauten eingebüßt. Nichtsdestotrotz können wir den Anfang der «oberen Straße» sehen, der scheinbar an den Steinfundamenten eines bedeutenden urartäischen Saals vorbei verläuft, dessen Dach von mindestens sieben Paaren rechteckiger Stützen mit Steinfundamenten getragen wurde. Wie auch in den Hauptempfangssälen Neuassyriens waren die zeremoniellen Säle der Urartäer kaum von großer Breite, weshalb man sie verlängerte, um ihnen eine angemesseneMonumentalität zu verleihen. Eine Ausnahme dieser Regel war die Standardform des urartäischen Tempels, wie jene, die gewöhnlich Haldi geweiht waren, dem obersten Gott des urartäischen Pantheons. Aus diesem Grund war es den Ausgräbern möglich, mit einiger Sicherheit die einstige Position des so wichtigen Halditempels zu bestimmen, als sie innerhalb der oberen Zitadelle die in den Fels gehauenen quadratischen Grundrisse eines turmähnlichen Gebäudes mit verstärkten Ecken fanden, das etwa 14 x 14 m maß.
Se Girdan Zwischen 1968 und 1970 gelang es einer kleinen Mannschaft amerikanischer Archäologen des Hasanlu-Projektes unter der Leitung von O. W. Muscarella, die Tumuli von Se Girdan zu untersuchen, einer westlich von Hasanlu gelegenen Stätte (Abb. 30; Muscarella 1969; 1971). Da nur wenige der Tumuli während der langen Zeitspanne, die Archäologen in Iran schon forschen, ausgegraben oder publiziert wurden, wollte diese Expedition herausfinden, wie die besagten Hügel errichtet wurden, welche Art Bestattungen sie enthielten und, wenn möglich, die Nekropole grob datieren. Von den damals noch auffindbaren elf Tumuli zeigt diese Aufnahme eine Gruppe von sieben Grabhügeln, die sonderbarer Weise in einer beinahe geraden Linie auf über
600 m verteilt sind. Der Mannschaft gelang es, insgesamt sechs Hügel zu untersuchen, und obwohl es sicher zuviel verlangt gewesen wäre zu hoffen, dass ein einzelner davon antiken oder modernen Grabräubern entgangen war, so konnte man doch wichtige Resultate gewinnen. Der fünfte Hügel von oben in der vorliegenden Aufnahme ist der größte Tumulus von Se Girdan, mit einer Höhe von 8,25 m und einem sichtbaren Durchmesser von ca. 65 m. Dieses Exemplar, von den Ausgräbern Tumulus I genannt, erwies sich als überaus aufschlussreich, was die Konstruktion der umfangreichen Tonkappe betraf. Man konnte feststellen, dass die Erbauer Holzzäune verwendet hatten, um grob konzentrische Abschnitte herzustellen. Die so entstandenen Zwischenräume wurden dann mit Lehm verfüllt. Im Falle des direkten Nachbarhügels, dem kleineren Tumulus II, scheint solch ein wieder entfernbarer Zaun nicht benutzt worden zu sein, vermutlich, weil die kleinere Lehmkappe über dem Grab einfacher anzulegen war. Andererseits brachte die Ausgrabung von Tumulus II eine sorgfältig konstruierte Grabkammer aus Trockensteinmauern ans Licht, die außerhalb der Mitte lag. Ein weiterer Hügel, Tumulus IV, mit einem noch heute klar sichtbaren, spitz zulaufenden Graben , zeichnete sich dadurch aus, dass eine Schicht Lehm auf dem Boden der Grabkammer offenbar Plünderer davon abgehalten hat, zahlreiche Gold- und Steinperlen sowie eine Gruppe Bronzeobjekte zu entdecken, die aus drei Tüllenbeilen und einem Flachbeil bestand. Diese Bronzeobjekte führten gar zu einem Moment kontroverser Diskussionen, als ein bekannter Experte bronzezeitlicher Metallarbeiten erklärte, dass diese eher auf die letzten Jahrhunderte des 3. Jahrtausends datiert werden müssten anstatt in den Eisenzeit III-Kontext, den der Ausgräber vorgeschlagen hatte. Oscar Muscarellas sorgfältig verteidigte Datierung auf das 7. bis 6. Jahrhundert v. Chr., die auf die zugegebener Maßen seltene Gegenwart bestimmter, für diese Zeit spezifischer Materialien in einer Reihe von ausgegrabenen Tumuli gründete, hat sich tatsächlich über die Jahre gehalten. Diese späteisenzeitlichen Tumuli aus Nordwestiran lassen sich heute gut mit Tumuli ähnlicher Datierung in Phrygien und Lydien vergleichen (Muscarella 1973).
Ziwiyeh Diese Anlage, im Hochland Kurdistans 100 km südlich des Urmiasees gelegen, befindet sich auf einer Höhe von 1.850 m (Abb. 31). Obwohl sich in der vorliegenden Aufnahme kaum mehr als ein paar hervor ragende Abschnitte
Baumeister der Zeitalter | 47
Fels erkennen lassen, so ist doch der Name Ziwiye in zeitgenössischer archäologischer Literatur mit einem gewissen Grad an leidenschaftlichem Nachhall verbunden. Die uns zugewandte Seite des Hügels schaut ungefähr nach Südost und in Richtung des benachbarten Dorfes. 1947, vor über 60 Jahren, wurde in Ziwiyeh anscheinend ein größerer heimlicher Fund gemacht (Godard 1950: 8), und seitdem ist dieser Name synonym mit dem gewaltigen Informationsverlust, der durch illegale Grabungen verursacht wird. Es ist aber wohl nicht länger angebracht, Ziwiyeh ausschließlich mit den sehr unterschiedlichen Objekten in Verbindung zu bringen, die derzeit in den verschiedensten Museen ausgestellt sind und die alle als Provenienz «Ziwiyeh» tragen, obwohl es ausnahmslos keinerlei verlässliche Hinweise auf ihren Fundort gibt (Muscarella 1977). Glücklicherweise gibt es jedoch auch einen positivern Aspekt an der Geschichte, edr nicht unerwähnt bleiben soll. DennRobert Dyson Jr.,
der Ausgräber von Hasanlu, gab sich nie damit zufrieden, dass Ziwiyeh, weil es lange Zeit das Ziel der Habgier von Antiquitätenhändlern gewesen war, im Rahmen wissenschaftlicher Ausgrabung übersehen werden solle. Deshalb beantragte und erhielt er während seiner Grabungen in Hasanlu die Erlaubnis, im Sommer 1964 in Ziwiyeh zu graben. Die Kampagne war eine ziemlich kurze, aber sie genügte zu zeigen, dass Ziwiyeh mit ziemlicher Sicherheit eine wichtige späteisenzeitliche Anlage war, und dass dieser Ort immer noch Architekturreste, Keramik und andere Materialien barg, die wertvolle Einblicke in die betreffende Epoche geben konnten. In der Tat war es möglich, genügend Belege für eine Besiedlung der Stätte im 7. Jahrhundert v. Chr. zu sammeln. Weiterhin gab es unter der regionalen Keramik dieser Zeit eine bisher unbekannte feine gelbbraune Ware mit besonders charakteristischen Schalenrändern (Dyson 1965: Abb. 7.14).
Abb. 30: Se Girdan. Im Frühsommer stehen die Grabhügel in starkem Kontrast zum üppigen Grün der umgebenden Felder.
48 | David Stronach
Abb. 31: Ziwiye. Auf dem steilen Hügel befand sich einst eine mächtige späteisenzeitliche Anlage.
Als ich daraufhin durch Bob Dyson von dieser regionalen gelbbraunen Ware hörte, war ich außerordentlich erfreut. Hier hatten wir offenbar einen neuen Typ eisenzeitlicher Keramik, der weit südlich von Hasanlu in Gebrauch war, wobei seine Verbreitung vielleicht sogar bis weit in den zentralen westlichen Zagros gereicht haben könnte. Ich hatte immer die Hoffnung gehabt, dass neue Hinweise auftauchen würden, die die sichere Datierung von Stätten aus dem 7. Jahrhundert in der Gegend von Hamadan erlauben würden, d. h. die Identifizierung von Stätten, die – aufgrund ihrer Lage als auch chronologisch – wohl kaum etwas anderes als medisch sein konnten. Dann, wie es der Zufall wenige Monate später wollte, sahen die ersten Keramikscherben, die ich an der Oberfläche von Tepe Nush-e Jan nicht weit südlich von Hamadan aufhob, beinahe genau wie die speziellen Exemplare aus, die man in Ziwiyeh gefunden hatte. Ich muss auch zugeben, dass ich ein sehr klares Bild der Situation auf der Hügelkuppe von
Ziwiyeh vor meinem geistigen Auge hatte, als Cuyler Young und ich begannen, im März 1965 in der Malayerebene nach medischen Stätten zu suchen (Stronach und Roaf 2007: 45). So kam es, dass ich beim Anblick des ungewöhnlich hohen Hügels von Tepe Nush-e Jan (mit deutlich erkennbaren Zeichen von Felsvorsprüngen an verschiedenen Stellen) das ursprüngliche, nicht ganz unlogische Urteil meines Gefährten ignorierte, der sagte, es handele sich um natürliche Formationen. Stattdessen fragte ich ihn: «Hast du das Fernglas?» Einige Jahre später, in den späten 1970er Jahren, übernahm das Iranische Zentrum für Archäologische Forschung (ICAR) unter der Leitung von Dr. Firouz Bagherzadeh die Aufgabe, mehr über das noch längst nicht vollständig erforschte Ziwiyeh herauszufinden. Dank der gemeinsamen Bemühungen von Dyson und dem iranischen Archäologen Nosratollah Motamedi wissen wir heute etwa von einer monumentalen, in den Fels gehaue-
Baumeister der Zeitalter | 49
nen Treppe, die an der Längsachse der Stätte den Hügel erklimmt, um die höchsten Ebenen der Zitadelle zu erreichen. Das ICAR-Team konnte weiterhin einige Fragmente von Elfenbeinobjekten im assyrischen Stil sowie im so genannten «Tierstil» bergen (Curtis 1990: 24). Was die Gebäude aus dem 7. Jahrhundert betrifft, entpuppte sich ein Säulensaal am höchsten Punkt der Anlage als einer des langen schmalen Typs (mit ursprünglich zwei Reihen von mindestens acht Säulen), den man im Allgemeinen eher in der Architektur Urartus als in der Irans findet. Ein anderes eher nördliches Charakteristikum der Gebäude von Ziwiye ist der umfassende Gebrauch von Steinpflasterung; ein Charakteristikum, das etwa in Hasanlu IVb recht häufig ist und besonders in Urartu populär war. Motamedis Grabungen am steilen Nordwesthang des Hügels brachten zudem eine Reihe außerordentlich gut erhaltener Lehmziegelmagazine innerhalb der massiven Umfassungsmauer der Anlage zu Tage. Selbst wenn diese Magazine keine Steinfundamente besaßen (was in Urartu mit ziemlicher Sicherheit der Fall gewesen wäre), so schulden diese Gebäude doch der Tatsache offenbar einen gewissen Grad an Inspiration, dass urartäische Architekten, nicht zuletzt in Bastam, willens waren auch an steilen Hängen hohe Magazingebäude zu errichten.
Tepe Nush-e Jan Die Siedlung, am bekanntesten wegen ihrer medischen Besiedlungsphase (die von vor 700 v. Chr. bis ca. 550 v. Chr. währte), befindet sich auf dem Gipfel des höchsten einer Reihe von einzelnen Felsen, die sich nahe des Zentrums der Malayerebene befinden (Abb. 32a.b). Die Grabungen hier wurden zwischen 1967 und 1977 unter der Leitung von D. Stronach im Auftrag des Britischen Instituts für Persische Studien unternommen. Um die monumentale Lehmziegelarchitektur zu erhalten, die man im Laufe dieser Jahre ausgegraben hatte, wurde letztendlich fast die Hälfte des gesamten Areals mit Schutzdächern aus Metall ausgestattet. Die obere Hälfte der Aufnahme weist etwa in Richtung Westen. Die Umstände, die zur Ausgrabung von Tepe Nush-e Jan führten, verdienen beinahe soviel Aufmerksamkeit wie die Funde aus fünf Kampagnen Feldarbeit. Trotz des Rufes von Medien in der vorderasiatischen Geschichte und dem gleich gelagerten frühen Ruhm von Hamadan wurde die ehemalige Hauptstadt der Meder in der Archäologie fast völlig ignoriert, bis 1970 die ersten Grabungen des iranischen Zentrums für archäologische For-
50 | David Stronach
schung stattfanden. Und noch schlimmer: Die berühmten Felsgräber von Medien, die lange Zeit als scheinbar sichere Befunde für ein antikes unabhängiges Medien gestanden hatten, wurden Mitte der 1960er Jahre neu auf spätachämenidisch oder nachachämenidisch datiert. Dadurch wurde plötzlich klar, dass im Gegensatz zu den vielen gut dokumentierten achämenidischen Fundplätzen nahezu nichts über medische Stätten bekannt war. In dieser Situation geschah es, dass neue keramische Fundstücke, die zuerst in den Grabungen 1964 von Dyson im nicht weit entfernt gelegenen Ziwiye auftauchten, ins Blickfeld rückten. Im Frühjahr 1965 gelang es T. Cuyler Young und D. Stronach mit diesen entscheidenden Hinweisen in der Hand, eine Reihe von Anlagen mit ähnlicher Datierung ins 7. Jahrhundert in der Umgebung von Hamadan zu identifizieren. Dies wiederum führte zu einem ersten Antrag 1967, in Tepe Nush-e Jan graben zu dürfen. Die Grabungen dort haben im Bereich Architektur wie auch Keramik geholfen, Typologien zur Identifizierung bisher unerkannter medischer Stätten zu entwickeln (wie etwa Ozbaki Tepe nahe Teheran). Im Bereich Architektur sind bestimmte Gebäudetypen mit kultischem Charakter, darunter Festungen, Tempel (mit Feueraltären) und Säulensäle, besonders wichtig. Insbesondere der Typus eines hohen befestigten Verwaltungsgebäudes, das in Tepe Nush-e Jan von der Festung repräsentiert wird, lässt sich mit einem Lehmziegelgebäude von ähnlichem Grundriss vergleichen, das in Tell Gubba in Ostirak auf einem bereits existierenden Hügel errichtet wurde (Roaf 2003: Abb. 3); ebenso mit einem weiteren Gebäude derselben Datierung und desselben Typs, das auf dem Gipfel von Ulug Depe erbaut wurde, einem ausgesprochen hohen Hügel in Turkmenistan, dicht hinter der heutigen Nordostgrenze von Iran (Boucharlat, R. et al. 2005). Es ist in der Tat angebracht, die beiden letzteren Gebäude als nahe der jeweiligen West- und Ostgrenzen des unabhängigen Mederreichs des späten 7. und frühen 6. Jahrhunderts v. Chr. stehend zu lokalisieren. Wenn wir außerdem den Einfluss mit einbeziehen, den die Säulensäle des späten 7. Jahrhunderts, damals Höhepunkt der Technik, auf die Umgebung gehabt haben müssen, so ist es von nicht geringem Interesse, einen deutlichen Widerhall des Entwurfs des großen Säulensaals von Godin Tepe (siehe im nächsten Artikel) im Grundriss des nur unwesentlich später datierten großen Säulensaals in Erebuni in Armenien zu entdecken. An einem Punkt schließlich, an dem eine Reihe von Wissenschaftlern sich der eher zweifelhaften These verschrieben haben, dass die Meder nicht mehr waren als eine
Abb. 32a: Tepe Nush-e Jan. Um die ergrabenen empfindlichen Lehmziegelmauern zu schützen, wurde die Anlage auf einer Hügelkuppe 60 km südlich von Hamadan mit Metalldächern bedeckt.
| 51
Abb. 32b: Tepe Nush-e Jan. Plan der ausgegrabenen medischen Strukturen. In der Reihenfolge ihres Baus gehören zu den Hauptgebäuden: 1. Der Zentraltempel. 2. Das Alte Westliche Gebäude. 3. Die Festung. 4. Der Säulensaal. Der getreppte Altar (oder Feueraltar) im Zentraltempel könnte eine der ersten greifbaren Manifestationen des Mazdakultes in Iran sein.
zwischen 610 und 550 v. Chr. bestehende Gesellschaft aus «lose verbundenen Stammesfürstentümern» (Liverani 2003), ist es ermutigend, dass ein Hort silberner Zahlungsmittel, der in der Festung von Tepe Nush-e Jan gefunden wurde (Curtis 1984), sehr wahrscheinlich in eine andere Richtung deutet. Wie eine Autorität auf dem Gebiet antiker vorderasiatischer Wärungssysteme kürzlich feststellte, könnten die Silberbarren, die etwa um 600 v. Chr. an dieser Stätte vergraben wurden, die unabhängige Nutzung von Silber für monetäre Zwecke zumindest ab diesem Datum widerspiegeln. Dies alleine festigt die alternative These, dass Medien Teil eines effektiv zentralisierten Königreiches war, bis zu der Zeit, als es in das Reich von Kyros II. (559–530 v. Chr.) integriert wurde (Vargyas 2008).
Godin Tepe Diese über lange Zeit besiedelte Stätte befindet sich an einer strategisch wichtigen Stelle, an der die drei Routen der Ost-West-Überlandstraße von Hamadan nach Mesopotamien zusammenlaufen (Abb. 33). Reisende auf allen
52 | David Stronach
drei Routen – ob nun im Süden von Hamadan aus über eine relativ ebene Strecke, die den Südrand des Kuh-e Alvand-Massivs streift, oder die etwas abenteuerliche direkte Route über eine hohe Flanke des Alvand hinweg, oder gar der beliebten Strecke nördlich des Alvand-Massifs zwischen Hamadan und Kangavar – kamen zwangsläufig in Sichtweite zu Godin Tepe vorbei. Wenn man die Fruchtbarkeit des brunnenbewässerten Kangavartals neben den weiteren Vorteilen dieses imposanten Standorts betrachtet, kann man gut verstehen, warum sich Godin über einen Zeitraum von mehreren Jahrtausenden so bemerkenswert entwickelte. Den frühesten Hinweis einer strategischen Bedeutung Godin Tepes lieferten Grabungen unter T. Cuyler Young Jr., im Auftrag des Ontario Museums, in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren, bei denen eine bemerkenswerte annähernd ovale Umfriedung entdeckt wurde, die mit der Siedlung Godin V in Verbindung gebracht werden konnte und die man auf etwa 3500–3200 v. Chr. datiert. Innerhalb dieser gemauerten Umfriedung, die man gerade so noch an der Basis der tiefen Sondierungsgrabung ausmachen kann, fand die Grabungsmannschaft einen breiten
Hof, drei größere Strukturen, ein Torhaus und Lagerräume. Die Keramik und die Kleinfunde wiesen außerdem deutliche Parallelen mit späturukzeitlichen Funden sowohl aus dem fernen Uruk als auch aus Susa auf. Demnach ist es sehr wahrscheinlich, dass der Gipfel des Hügels zu dieser Zeit von sumerischen oder elamischen Händlern besiedelt war. Periode IV (ca. 3100–2650 v. Chr.) hielt für die Ausgräber eine weitere Überraschung bereit: Man fand Hinweise für einen massiven Einfall aus dem Norden, als Völker der Frühbronzezeit I-Kultur aus Transkaukasien offenbar die Gegend von Hamadan zur selben Zeit erreichten, als sie im Westen bis zum See von Galiläa vorstießen (Roaf 1990: Karte auf S. 80). Periode III (ca. 2600–1500 v. Chr.) weist eine lange ungestörte bronzezeitliche Besiedlung in einer Zeit auf, als Godin erste enge Kontakte mit Susa und Malyan zeigte. Young (1997: 416) schließt daher darauf, dass Godin zumindest während eines Teils dieses Zeitraums innerhalb der Grenzen einer größeren «elamischen Konföderation» gelegen haben muss. Kurz nach 1500 v. Chr. endete Godin Tepes mehr oder weniger kontinuierliche Besiedlungsphase abrupt. Die Anlage war für etwa 750 Jahre dem Verfallüberlassen und der benachbarte Fluss (im Vordergrund in Abb. 33 zu sehen) begann bald, sich in die Nordflanke des Hügels einzugraben, sodass eine steile Klippe entstand, die für das heute charakteristische Aussehen dieser Seite der Stätte gesorgt hat. Es überrascht kaum, dass ausgerechnet dieses Charakteristikum schließlich die Aufmerksamkeit der neuen Herren Zentralwestirans, der immer auf Höhe und Verteidigung bedachten Meder, auf sich zog. Ganz im Einklang mit der Freude, die die Meder offenbar beim Experimentieren mit verschiedenen Formen des Säulensaals zeigten, besaß das einzige große Periode IIGebäude, das vom Klippenrand aus auf einer bisher nicht geklärten Strecke verlief, drei Säle sehr unterschiedlicher Form und Säulenbestückung. Ein Saal mit zwei Reihen aus jeweils vier Säulen lässt an Elemente des Standardsäulensaals denken, den wir auch in Hasanlu IVb finden. Ein weiterer langer schmaler Saal mit zwei Reihen aus acht Säulen hingegen repräsentiert den südlichsten Befund eines Entwurfs, den man gemeinhin eher auf den schmalen Felsrücken Urartus findet (obschon es eine Beinahparallele auf dem Gipfel des Felsvorsprungs des mannäischen Ziwiye gibt); und schließlich das am weitesten entwickelte Modell aus einem wahrhaft geräumigen Saal mit fünf Reihen aus sechs Säulen und einer mehr oder weniger ununterbrochen verlaufenden internen Lehmziegelbank.
Der letztgenannte hochentwickelte Säulensaal aus dem späten 7. Jahrhundert scheint einerseits die Einführung eines ähnlichen Grundrisses zum Ende der urtartäischen Periode im zeitgenössischen Erebuni in Armenien inspiriert zu haben. Andererseits bildet dieser größte der Säle von Godin wohl auch ein medisches Modell am, an das Kyros vielleicht gedacht hat, als er das Innere seines «inneren Audienzsaals» (Palast P) in Pasargadae entwarf. Die schmalen Lehmziegelmagazine des Periode II-Gebäudes, die man noch zur Linken der tiefen Sondierungsgrabung erkennen kann, erinnern in vielen Punkten an die Lehmziegelarchitektur der Festung auf Tepe Nush-e Jan, wo man auch Lehmziegelverstrebungen beim Dachbau nutzte.
Hamadan Hamadans erhöhte Lage nahe dem Ostende eines der wenigen natürlichen Ost-West-Pässe durch die lange Barriere, die das Zagrosgebirge darstellt, ist für seine relativ kühlen Sommer und für seinen Überfluss an Quellen und Flüssen bekannt, die aus der Ostflanke des nahegelegenen Alvand entspringen (Abb. 34). Diese Kombination aus vorteilhaften strategischen, klimatischen und natürlichen Bedingungen war es wohl, die Hamadan einen festen Platz in der langen Geschichte Irans bescherten. Obschon das Shahnama («Königsbuch») berichtet, dass Hamadan von Jamshid gegründet wurde (demselben mythologischen Herrscher, der angeblich Takht-e Jamshid, also Persepolis, errichtet haben soll), verweist doch ein Abschnitt in der babylonischen Chronik auf Hamadan als Hauptstadt des letzten Mederkönigs Astyages (585–550 v. Chr.). Der früheste Name dieser durchgehend besiedelten Anlage war Hegmataneh (akkadisch Agamtanu), ein Toponym das in etwa «Treffpunkt» bedeutet und von den Griechen als «Ekbatana» wiedergegeben wurde. Gemäß Herodots fantasievoller Beschreibung (Hist. I.98) verfügte die berühmte Hauptstadt der Meder über sieben konzentrische Mauern, deren innerste mit Gold und Silber überzogen waren. Nach Astyages’ Niederlage gegen Kyros den Großen (559–530) um 550 v. Chr. wurde Hamadan schließlich eine der vier achämenidischen Hauptstädte (zusammen mit Persepolis, Susa und Babylon), die dauerhaft königlich genutzt wurden. Und obwohl die Belege dafür gering sind, lässt sich festhalten, dass Kyros wichtige Dokumente hier aufbewahrte, dass Dareios sich des strategischen und politischen Wertes der Stadt vollauf bewusst war, und dass
Baumeister der Zeitalter | 53
Artaxerxes II. (404–359 v. Chr.) Anstrengungen unternahm, einen wichtigen achämenidischen Audienzsaal (apadana) zu errichten oder zumindest zu renovieren, der sich vermutlich irgendwo innerhalb der Grenzen des Tepe Hegmataneh befand. Die einzige frühe archäologische Expedition, die versuchte, Hamadans geschichtsträchtige Vergangenheit zu erforschen – die von Charles Fossey im Jahr 1913 – war erstaunlich erfolglos in diesem Unterfangen. Selbst die wenigen Objekte, die Fossey dem Louvre am Ende der Grabung übergab, kamen vermutlich eher von einem Ort, der «30 bis 40 Minuten» nördlich von Hamadan lag (Chevalier 1992: 249). So ist die einzige Spur, die dieser erste Versuch, Tepe Hegmataneh zu erforschen hinterließ, die große ovale Senke (links im Vordergrund der Aufnahme zu sehen), die die Einheimischen Fosseys Grabung zuschreiben. Heinz Luschey, damals Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts, wandte seine Aufmerksamkeit in
den 1960er Jahren dann einem von Hamadans ältesten und zugleich auch rätselhaftesten Monumenten zu, dem wohlbekannten Sang-e Shir. Er erkannte treffsicher in diesem massiven, schwer beschädigten Steinlöwen eine kostbare Skulptur des späten 4. Jahrhunderts v. Chr.(Luschey 1968), die wohl von Alexander der Große in Gedenken an seinen 324 v. Chr. in Hamadan verstorbenen, engen Gefährten Hephaistion in Auftrag gegeben worden war. Ab der Mitte der 1970er Jahre (und insbesondere während der 1980er und 90er Jahre) arbeiteten mehrere aufeinanderfolgende iranische Teams in verschiedenen Teilen von Hamadan (Sarraf 2003: 1). Besonders in den 1980er Jahren unternahmen die iranischen Autoritäten im Vorgriff auf ernsthafte Forschung wichtige Schritte, indem sie etwa die modernen Häuser aufkauften, die immer noch einen Großteil des Tepe Hegmataneh bedeckten. So wurden etwa 25 ha für Grabungen zur Verfügung gestellt, und M. R. Sarraf gelang es daraufhin, den Großteil eines
Abb. 33: Godin Tepe. Der Siedlungshügel liegt im Kangavar-Tal, 90 km westlich von Hamadan. Für das charakteristische Aussehen sorgte der Fluss, der in der Nordflanke des Hügels eine steile Klippe entstehen ließ.
54 | David Stronach
Abb. 34: Hamadan. Am östlichen Rand des radialen Straßennetzes von Hamadan ist der Felsrücken Musallah zu sehen. Im 6. Jahrhundert v. Chr. erhob sich hier eine mächtige Zitadelle.
wichtigen Lehmziegelgebäudes freizulegen, das direkt auf der natürlichen Anhöhe errichtet worden war, die Tepe Hegmataneh ursprünglich als Siedlungsort so erstrebenswert gemacht hatte. Sorgfältige Studien eines iranischitalienischen Teams unter der Leitung von M. Azarnoush and R. Biscione konnten feststellen, dass die Ursprünge des rechteckigen Gebäudegrundrisses (Sarraf 2003: Abb. 1) vermutlich auf die späte seleukidische oder frühe parthische Zeit datieren. Weiterhin haben einige kürzlich veröffentlichte 14C-Datierungen ergeben, dass dieses gewaltige Gebäude bis in die mittlere oder gar späte parthische Zeit in Gebrauch war. Was das Problem der «fehlenden» medischen und achämenidischen Schichten auf dem Tepe Hegmataneh betrifft, lässt sich jetzt vermuten, dass die seleukidischen und parthischen Architekten große Teile des Tepe Hegmataneh
bis auf die bereits abgeflachte Kuppe des natürlichen Hügels einebneten, um einen flachen und sicheren Baugrund zu schaffen. Man kann weiterhin vermuten, dass die mit Festungsmauern umgebene, mächtige Zitadelle aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. (Stronach 2003: 242, n. 21) wohl auf dem benachbarten 80 m hohen Felsrücken des Musallah stand, aber eine solch lange Reihe von Lehmziegelfestungen nicht zwingend Spuren ihrer Präsenz hinterlassen haben muss. So erfahren wir von James Morier (1818: 268), dass die gesamte Festung, die «ehemals diese Erhöhung bekrönte … von Aga Mahomed Khan [dem Begründer der Qajar-Dynastie] zerstört wurde, der nur einen einzigen Turm stehen ließ, um auf ihre frühere Stärke hinzuweisen.» Während derselbe Turm immer noch als formloser Brocken am Südende des Musallah in Schmidts Luftaufnahme von 1937 und in Abb. 34 erkennbar ist, so ist doch
Baumeister der Zeitalter | 55
zu erwarten, dass er bald völlig «zusammengeschmolzen» sein wird, ebenso wie die Umrisse einer zerstörten späten Qajar-Festung, die 1937 auf dem Gipfel des Hügels noch sichtbar war, aber heute völlig verschwunden ist. Hamadan als eine nie aufgegebene Stadt wird auch von einer Reihe bekannter Monumente geziert. Darunter finden wir ein frühmittelalterliches Gebäude, das volkstümlich als «Grab von Esther und Mordechai» bekannt ist – eine unzutreffende Bezeichnung, die ohne Zweifel von der schon lange ansässigen jüdischen Gemeinschaft in Hamadan sowie den deutlich achämenidisch-persischen Hintergründen der im biblischen Buch Estherr berichteten Geschehnisse inspiriert wurde. Von größerem architektonischem Wert ist das Gonbad-e Alaviyan, das Mausoleum einer wichtigen lokalen Familie aus dem späten 12. Jahrhundert (Shani 1996). Die Stadt besitzt auch ein modernes Mausoleum, das in Gedenken an den berühmten Philosophen und Arzt Abu Ali Sina (Avicenna) errichtet wurde, der 1037 in Hamadan starb, und ebenso das Grab des mystischen Dichters Baba Taher. Abb. 34 zeigt die letztgenannten Monumente kaum, aber die Aufnahme unterstreicht die dramatische Umgestaltung, die der Stadt zu einem Zeitpunkt zuteil wurde, der nur kurz nach Schmidts Luftaufnahme von 1937 liegen kann. Es war in der Tat Reza Shah (1925–1941), der ein Programm ins Leben rief, um Städte wie Hamadan und Mashhad unter der Leitung deutscher Architekten umzugestalten. Wie in Abb. 34 sichtbar wird, wurde Hamadan als Stadt mit sechs breiten Straßen neu angelegt, die auf einem weiten zentralen meydan (Platz) zusammentrafen. Wie die vorliegende Aufnahme deutlich macht, konnte man jedoch die Gegenwart der beiden historischen Örtlichkeiten, mit denen wir uns im vorliegenden Bericht hauptrangig beschäftigt haben, nicht problemlos in den vorgeschlagenen Plan einbringen.Insoweit kann man sehen, dass im Neuentwurf die Gegebenheiten Hamadans langer Vergangenheit akzeptiert werden musste.
Pasargadae Im Licht der tiefstehenden Sonne im Westen eingefangen, wirft f die Grabstätte von Kyros dem Großen einen langen markanten Schatten (Abb. 35). Das Grab wurde aus beinahe fugenlos verlegten, sehr feinen Kalksteinblöcken errichtet, die in der langen Geschichte Irans ihresgleichen suchen, und ist nach 25 Jahrhunderten immer noch in bemerkenswertem Erhaltungszustand. Die vorliegende ungewöhnliche Ansicht betont jedoch auch, dass vor vie-
56 | David Stronach
len Jahrhunderten die oberste Lage der Steine des Giebeldachs von Schatzsuchern entfernt wurde, wie auch wohl kurze Zeit später in das hohle Dach eingebrochen wurde. Das Monument besteht aus zwei verschiedenen Elementen: Einer hohen Basis aus sechs sich verjüngenden Ebenen und einer Grabkammer mit Giebeldach von eher bescheidener Größe. Die glatte Oberfläche wird nur von wenigen dekorativen Elementen unterbrochen (Nylander 1970; Stronach 1978; und Boardman 2000). Vor allem aber strahlt das Grab Würde, Einfachheit und Stärke aus; dies reflektiert die Qualitäten von denen man sagt, dass Kyros selbst sie besessen habe. Viele Jahrhunderte lang war die wahre Identität des Grabes (ebenso wie Pasargadaes selbst) unbekannt. Lange nachdem die Erinnerung an Kyros und seine zahlreichen Errungenschaften in der Region in Vergessenheit geraten waren, kannte man das attraktive, von Gebirgen umgebene Tal von Pasargadae als die Dasht-e Murghab oder «Ebene des Wasservogels». Wohl zur selben Zeit bekamen eine Reihe der bedeutsameren Denkmäler in Kyros’ Hauptstadt völlig neue Namen, wahrscheinlich inspiriert durch Verweise auf den Reichtum und die Weisheit des Salomo aus dem Koran. Diese Entwicklung ermunterte die Atabegs des mittelalterlichen Fars (die Mitte des 12. Jahrhunderts die Macht über Shiraz übernahmen), größere Legitimität zu erreichen, indem sie sich als die Erben eines uralten, regional bezeugten und heiligen «Reich des Salomo» darstellten. Kyros’ kompaktes Grab (das auf Grund seiner eher bescheidenen Ausmaße anscheinend örtlich schon als «Das Grab der Mutter Salomos» bekannt war) wurde daraufhin zum Mittelpunkt einer größeren Moschee gemacht, die der Atabeg Sa’d ben Zangi (gest. 1226 n. Chr.) errichten ließ. Wie eine Lufftaufnahme von E. F. Schmidt (Schmidt 1940: Tf.14b) belegt, befanden sich hier früher einmal verschiedene weiße Säulentrommeln, die aus den Ruinen von Palast P entfernt wurden und zu Beginn des 13. Jahrhunderts in diese mittelalterliche Konstruktion eingefügt wurden. Solche Steinelemente verblieben als Teil der langen und reichen Geschichte der Anlage über 700 Jahre lang in situ. Da die wahre Identität von Pasargadae lange Zeit hinter der o. g. einfallsreichen Nomenklatur verborgen war, dauerte es bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, bis eine Reihe von Besuchern auf gewisse offensichtliche Gemeinsamkeiten zwischen den Beschreibungen des Grabes des Kyros durch die Gefährten Alexanders des Großen (356–323 v. Chr.) und den sichtbaren Eigenschaften des «Murghabgrabs» hinwiesen. Als dann diese Beobachtungen schließlich durch die Entdeckung ergänzt wurden,
Abb. 35: Pasargadae. Südöstliche, fast vertikale Ansicht des Grabes von Kyros dem Großen (559–530 v. Chr.) – heute Weltkulturerbe –, das sich nahe der Südgrenze seiner berühmten Hauptstadt Pasargadae befindet.
dass sich der Name des Kyros auf Keilschriftinschriften befand, die in der Nähe immer noch sichtbar waren, wurden die Hinweise schließlich beinahe erdrückend: Das «Murghabgrab» konnte nichts anderes sein als die letzte Ruhestätte des Gründers von Pasargadae. Eine dringliche Frage jedoch blieb: Wie konnte es sein, dass Aristoboulos und weitere Männer, die Alexander auf seinem Marsch nach Pasargadae 330 v. Chr. begleitet hatten, von Epitaphen sprachen, die als Inschriften das Grab des Kyros geziert hätten, wo doch dasselbe Monument keinerlei Spuren aufwies, jemals Inschriften besessen zu haben? Ein wichtiger Hinweis kam ans Licht, als sich nach den ersten offiziellen Grabungen in Pasargadae 1928 zu jedem der erwähnten Epitaphe ein Gegenstück in den Palästen nur einen Kilometer vom Grab entfernt fand. Ein weiterer entscheidender Hinweis fand sich, als man erkannte, dass einhergehend mit Alexanders persönlichem Interesse an Kyros wie auch an seinem Grab, Mitglieder
seines Gefolges durchaus einen Grund gehabt hatten, die ansprechenden Aussagen, die sie aus den Inschriften der Paläste in Pasargadae entnahmen, schließlich den leeren Wänden von Kyros’ so hoch geschätzten Grab zuzuschreiben (Stronach 2000). Was den ursprünglichen Inhalt des Grabes betrifft, besitzen wir glücklicherweise eine Beschreibung des Aristoboulos, dessen Auftrag es war, durch Priester das Grab bewachen zu lassen. Aristoboulos berichtet, dass er beim Betreten des Grabes den goldenen Sarg des Kyros erblickte, sowie eine Liege mit goldenen Füßen, daneben einen Tisch und eine Ansammlung verschiedener kostbarer Objekte, darunter ausgewählte Kleidungsstücke in Purpur und anderen Farben. Der Tall-e Takht oder «Thronberg» ist der höchste eines Kreises umliegender niedriger Berge (Abb. 36). Hier hatte Kyros der Große (559–530 v. Chr.) eine beeindruckende Steinplattform anlegen lassen, die über 14 m hoch
Baumeister der Zeitalter | 57
und 79 m breit war und die man am steilen Westende des Tall-e Takht herausragen sehen kann. Die schiere Größe dieser dominierenden Anlage lässt mit ziemlicher Sicherheit darauf schließen, dass es als Basis eines erhöhten Wohnpalasts diente, der den Rest dieser großen Anlage überblickt hatte, einen Ort, in dem geometrisch angelegte Gärten und eine Reihe monumentaler Gebäude mit derselben Orientierung (Stronach 2008) den Blick nach Süden zum fernen Grab des Kyros lenkten. Man beachte auch die gerade so noch erkennbaren Überreste (ganz oben rechts im Bild) des so genannten Zendan-e Suleiman oder «Gefängnis Salomos», eines Steinturms unbekannter Funktion, der auch Kyros zugeschrieben wird und in dem sich Gestaltung und Proportionen früherer urartäischer Turmtempel widerspiegeln. Als eine der berühmten Hauptstädte des antiken Iran war Pasargadae lange schon Mittelpunkt archäologischer Forschung. Die ersten offiziellen Grabungen, die 1928
innerhalb einer vierwöchigen Kampagne erfolgten, standen unter der Leitung des bekannten deutschstämmigen Wissenschaftlers Ernst Herzfeld (Herzfeld 1929). 1934 untersuchte Sir Aurel Stein eine Reihe der prähistorischen Hügel, die entlang des Randes des Dasht-e Murghab liegen, und ein Jahr später machte E. F. Schmidt die ersten Luftaufnahmen der Anlage. Jüngere Grabungen in Pasargadae waren jene unter der Leitung von Ali Sami im Auftrag des Archäologischen Dienstes von Iran von 1949 bis 1955 und David Stronach im Auftrag des Britischen Instituts für Persische Studien von 1961 bis 1963. Die Lage von Pasargadae ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Die Anlage befindet sich weit nördlich der großen zentralen Täler von Fars, und wenn man die harten Winter auf dem Iranischen Plateau bedenkt, waren einige sehr spezielle Umstände nötig um Kyros’ Entscheidung zu begründen, den Sitz seiner Dynastie in einem Tal zu errichten, das sich bis zu 1900 m über dem
Abb. 36: Pasargadae. Im nördlichsten Abschnitt von Pasargadae befindet sich der Tall-e Takht, an dem Kyros der Große (559–530 v. Chr.) eine monumentale Terrasse aus Stein erbauen ließ, auf der sich vermutlich ein Palast befand.
58 | David Stronach
Meerespiegel befindet. Hierfür und auch aus anderen Gründen müssen wir zweifellos Strabons Aussage Glauben schenken (Geog. xv. 3.8), dass «Kyros Pasargadae in Ehren hielt, weil er dort Astyages den Meder in seiner letzten Schlacht besiegte, das Reich Asien übernahm, eine Stadt errichtete und einen Palast zum Gedenken an seinen Sieg erbauen ließ». Von Anfang an war Pasargadae in der Tat keine traditionelle vorderasiatische Hauptstadt. Die verteidigungslose Anlage, in klassischen Berichten beschrieben als «in einem Paradies liegend», erstreckt sich über fast 3 km von Nord nach Süd und ist etwa 2 km breit. Besucher von Kyros’ neu gegründeter Hauptstadt mit ihren leuchtend weißen Steinbauten konnten bloß staunen, wie ein Herrscher so mächtig und berühmt sein konnte, sich jeglicher konventioneller Formen des Schutzes zu entledigen. Die Bedingungen im achämenidischen Heimatland blieben jedoch nicht lange so friedvoll. Nach einer Reihe von Aufständen, die zur Zeit der Thronbesteigung Dareios I. 522 v. Chr. ausbrachen, kamen sicherlich neue Bedenken betreffs der Sicherheit auf. Von daher spiegeln die Befunde in der vorliegenden Aufnahme nicht nur den Tod des Kyros in einer Schlacht an seiner fernen nordöstlichen Grenze wider (ein Ereignis, das sämtliche Arbeiten an den eleganten Steinbauten des Tall-e Takht abrupt zum Erliegen brachte), sondern auch die spätere, von Kyros’ Vorstellungen abweichende Rolle, die von Dareios oder seinem Sohn Xerxes zumindest für diesen bestimmten Teil von Pasargadae geplant wurde. Dazu zeigt Abb. 36 die ausgegrabenen Überreste eines großen Gebäudes, das letztendlich den gesamten Gipfel des Tall-e Takht bedeckte sowie den Verlauf einer polygonalen Befestigungsmauer aus Lehmziegeln, die sicherlich errichtet wurde, um das gesamte umliegende Tal im Norden zu umschließen (s. besonders Schmidt 1940: Tf. 15). Kurz gesagt ist es mehr als wahrscheinlich, dass dieser beeindruckende zitadellenartige Bau die regionale königliche Schatzkammer darstellt, die an Alexander den Großen übergeben wurde, als er kurz nach seiner Eroberung von Persepolis im Januar 330 v. Chr. Pasargadae erreichte.
Susa Die Aufnahme umfasst die drei miteinander verbundenen Zentralhügel von Susa (Akropolis, Ville Royale und apadana; Abb. 37a.b). In dieser Ansicht ist auch der langsam dahinfließende Verlauf des Shaur zu sehen, und weiter im Westen der verzweigte Verlauf des unruhigeren Karkheh.
Susa, in der fruchtbaren Ebene von Khuzestan an einer Stelle gelegen, wo es eine der Haupthandelsrouten kontrollieren konnte, die zwischen dem an Ressourcen reichen Hochland von Iran und den mesopotamischen Städten im Westen verlief, war Jahrhunderte lang die gerühmte Hauptstadt von Elam. Die außergewöhnliche strategische Bedeutung dieser Lage blieb auch Dareios I. (522–486 v. Chr.) nicht verborgen, der offenbar zu Beginn seiner Regierungszeit beschloss, Susa zu einem der Hauptzentren seines großen Herrschaftsgebietes zu machen. Ganz im Einklang mit seinem außerordentlichen Ruf, war Susa die erste Anlage in Iran, die die Aufmerksamkeit der Archäologie auf sich zog. In den frühen 1850er Jahren gelang es dem britischen Archäologen und Geologen W. K. Loftus, eine präzise Karte der drei Haupthügel anzulegen, einen Großteil des Grundrisses des apadana (des riesigen Audienzsaals, der eines der Schmuckstücke des achämenidischen Susa war) zu rekonstruieren und außerdem zu bestätigen, dass Susa in der Tat dem biblischen Shushan entsprach (Curtis 1993). Etwa dreißig Jahre später konnte Frankreich sich die exklusiven Grabungsrechte für Susa sichern und so folgte beinahe 100 Jahre lang fast ohne Pause eine französische Mission der nächsten. Die erste Mission von 1884–1886 fand unter der Leitung des Ingenieurs und Architekturhistorikers Marcel Dieulafoy statt, der von seiner außerordentlich talentierten Ehefrau Jane unterstützt wurde. In diesem Zeitraum befanden sich die Grabungen teilweise in einem Areal, das wohl im Bereich eines wichtigen Korridors lag, der ursprünglich den Apadana mit dem Rest von Dareios’ riesigem Palast verband. Hier fand die Expedition auch die herabgefallenen glasierten Ziegel aus dem späten 6. Jahrhundert, die man anschließend wieder zusammensetzte, um die bemerkenswerten beinahe lebensgroßen Figuren der königlichen Wachen von Dareios in all ihrer bunt uniformierten Pracht wiedererstehen zu lassen. Als anschließend die Französische Archäologische Mission gegründet wurde, übergab man die Arbeiten in Susa 1897 an Jacques de Morgan. Er und seine Assistenten konzentrierten sich hauptsächlich auf die Herausforderung, die Akropolis auszugraben. De Morgan, von Beruf Bergbauingenieur, entschloss sich, die Grabungen in schnell aufeinander folgenden Abschnitten von jeweils 5 m zu organisieren (Pittman 1997). Diese harsche Vorgehensweise brachte viele der außergewöhnlichsten Objekte von Susa zu Tage, allerdings beinahe völlig der Informationen ihres Befundkontextes beraubt. 1906–1907 erreichte de Morgan in seinem bemerkenswerten grande trenchée den gewachsenen Boden und konnte im Verlauf
Baumeister der Zeitalter | 59
Abb. 37a: Susa. Eine weiträumige, bereits ca. 4200 v. Chr gegründete und lange besiedelte Stätte, die bis zur Invasion der Mongolen blühte und heute zum Weltkulturerbe zählt. Die rautenförmige Hauptanlage erstreckt sich über eine Fläche von 550 ha.
auch einen Friedhof aus dem späten 5. Jahrtausend freilegen. Wie mittlerweile wohl bekannt, gehörten zu den Grabbeigaben auch fein gearbeitete, wunderschön bemalte Keramikobjekte, die nach Ansicht vieler Gelehrter zu den bemerkenswertesten Produkten aller prähistorischen Gemeinschaften gehörten. Roland de Mecquenem wurde 1908 de Morgans Nachfolger. Im Ville Royale konnte er zahlreiche elamische Gräber des 2. Jahrtausends v. Chr. ans Licht bringen. Sein erklärtes Desinteresse an Lehmziegelarchitektur war jedoch der Grund, weshalb es ihm nie gelang, die Lehmziegelgebäude zu identifizieren, die mit solchen intramuralen Bestattungen in Verbindung stehen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging die Leitung der französischen Mission an Roman Ghirshman. Er führte seine durch vorherige Erfahrungen bei Ausgrabungen in Iran und Afghanistan verbesserten Grabungsmethoden ein und widmete einen Großteil seiner bemerkenswerten Energie dem Studium der langen Abfolge der Schichten aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. im Ville Royale. Mit Jean Perrots Ernennung zum Direktor im Jahr 1968 schließlich wurden moderne Methoden der stratigraphischen Grabung eingeführt. Perrot versammelte von Anfang an ein multidisziplinäres internationales Team für sein Unternehmen und in enger Zusammenarbeit mit dem Iranischen Zentrum für Archäologische Forschung durften auch iranische Studenten bei allen Phasen des Projekts mitarbeiten. Zu den bemerkenswerten Funden dieser letzten Phase der Grabungen, die viel zur Definition der Keramik-, Artefakt- und Architekturabfolge von Susa beitrugen, gehörten die überlebensgroße Steinstatue des Dareios (Stronach 1974) sowie zwei beinahe vollkommen erhaltene Kopien der «Gründunginschrift» des Dareios in Form von Steintafeln.
Der Apadana von Susa Der apadana (Perrot 1981; Stronach 1985) und die drei Höfe der benachbarten Verwaltungs- und Wohnquartiere des Palasts des Dareios bildeten den königlichen Bezirk,
60 | David Stronach
der als Ganzes nicht mit einer Mauer umfasst, sondern von einem hohen steilen Glacis (einer Wallanschüttung) geschützt war (Abb. 38). Deshalb war der apadana in seiner Gesamthöhe, wie er sich über der bereits gewaltigen hohen Plattform erhebt, für sämtliche Besucher Susas
sofort sichtbar (vor allem von der Königlichen Straße von Sardes aus). Vor dem Bau des apadana im späten 6. Jahrhundert v. Chr. wurden, wo nötig, tiefe Kiesfundamente angelegt, um das Gebäude auf sicherem Boden errichten zu kön-
nen. Diese aufgrunf von Perrots Grabungen ausführlich dokumentierten (Perrot und Ladiray 1972) Vorbereitungsarbeiten rufen uns sofort die Worte von Dareios’ «Gründungsinschrift» ins Gedächtnis, die uns berichtet, dass «der Schutt etwa 40 Ellen tief geschichtet» und «auf
Baumeister der Zeitalter | 61
Abb. 37b: Susa. Der Plan zeigt die wichtigsten achämenidischen Befunde, die noch auf den Haupthügeln von Susa zu sehen sind. Man beachte insbesondere, dass ein Besucher Susas, wenn er die «Ville Royale» erreichen wollte, zwei beeindruckende Tore durchschreiten musste (1 und 2), bevor er die Erlaubnis erhielt, den erhöhten Dammweg zu betreten (3), der zum Tor des Dareios führte (4).
62 | David Stronach
diesem Schutt der Palast errichtet wurde». In Bezug auf andere Aspekte des Baus sagt Dareios, dass «die Steinmetze, die den Stein bearbeiteten, Ionier und Sarden waren» und (neben vielen anderen Arbeitern) «die Goldschmiede, die das Gold bearbeiteten, Meder und Ägypter waren». Obschon der hauptsächliche Zweck dieses erstaunlichen Dokuments wohl darin bestand zu betonen, dass Dareios schon zu Beginn seiner Herrschaft alle Teile seines Reiches voll unter seiner Kontrolle hatte, gibt es uns doch auch ein lebendiges Bild der zahllosen Handwerker und Materialien, die der Großkönig nutzte, um den damals größten Saal der Welt zu errichten.
Persepolis Die Aufnahme von Persepolis illustriert deutlich die teilweise festungsartige Konstruktion von Dareios’ spektakulärster architektonischer Leistung (Abb. 39). Sie zeigt besonders die Art und Weise, wie die teils natürliche und teils angelegte massive Steinterrasse der Anlage an den Kuh-e Rahmat oder «Gnadenberg» angrenzt, und wie die verwundbare Ostflanke des Ortes durch eine befestigte Lehmziegelumfassungsmauer geschützt wurde, die dem leicht kurvigen Verlauf eines angrenzenden Felsrückens folgt (Mousavi 1999). Neben der isolierten erhöhten Lage des Felsgrabes von Artaxerxes III. (359–338 v. Chr.) zeigt Abb. 39 auch (zusammen mit dem Plan der Terrasse in Abb. 40b) die Position vieler der wichtigsten Gebäude. Sie stehen alle auf der Oberfläche einer riesigen Terrasse oder Plattform, die bis zu 450 x 300 m misst und sich zwischen 12 und 14 m über der umgebenden Ebene erhebt (Schmidt 1953; Stronach 2001; Curtis und Razmjou 2005). Diese Ansicht erlaubt es uns sogar, die Route zu betrachten, die ein Besucher von hohem Stand wohl gegangen sein muss, wenn ihm eine königliche Audienz gewährt wurde. Wir können uns etwa vorstellen, wie ein solcher Besucher sich die monumentale Treppe hinauf begeben hat, die der einzige offizielle Zugang zur Ebene der königlichen Quartiere war; wie am treffend benannten «Tor Aller Länder» seine Berechtigung geprüft wurde, und wie er dann von einem Würdenträger zu einem angemessenen Ort im nahe gelegenen apadana geleitet wurde – einem riesigen Säulensaal, der bis zu 10.000 Personen fasste – wo der König zu bestimmten Anlässen thronte. War unser Besucher eine Person gewisser Wichtigkeit, so können wir uns auch vorstellen, dass er nach seiner ersten Audienz entlang einer Route geleitet wurde, die ihn an den auffälligen Steinfriesen auf der Ostseite des apadana
vorbei führte, durch die hohen Portale des Zentralgebäudes (einem besonders prachtvollen inneren Torhaus) zum eher persönlichen Ambiente eines der privaten Paläste in der Südhälfte der Terrasse. Obwohl man zugeben muss, dass wir heute nichts mehr über die Funktionen der einzelnen Gebäude wissen, so ist es doch eine logische Annahme, dass der Zugang zu den Räumen des großen Schatzhauses allen außer jenen verwehrt wurde, die dort mit praktischen Verwaltungsarbeiten beschäftigt waren. Im Einklang mit den vielen anderen überwältigenden Innovationen, die Dareios zu seiner Regierungszeit einführte, gab er denselben Namen, Parsa (ein Name, der deutliche Verbindungen zu seiner persischen Herkunft aufweist) sowohl seinem neuen dynastischen Sitz wie auch der umgebenden Hochlandregion (die vorher unter dem Namen Anshan bekannt gewesen war). In nachachämenidischen Zeiten gaben die Griechen den Namen Parsa als Persis wieder und die heutige Bezeichnung der Anlage, Persepolis, scheint ein Kompositum des griechischen persai polis oder «Stadt in Persis» zu sein. Viele Jahrhunderte später, als die Errungenschaften der achämenidischen Perser aus der Erinnerung geschwunden waren, nannte man die Anlage Takht-e Jamshid oder «Thron Jamshids» nach ihren angeblichen Verbindungen zu Jamshid, einem berühmten Jäger und großen Herrscher in Legenden zu Irans epischer Vergangenheit (Shahbazi 2004a). Die Lage von Persepolis war im Mittelalter unbekannt und erst ab dem 17. Jahrhundert begannen Reisende zu spekulieren, dass die Ruinen mit dem romantischen Namen, die die Nord-Süd-Karawanenroute etwa 60 km nördlich von Shiraz überblickten, tatsächlich die Überreste von Persepolis sein könnten. Mit der ersten teilweisen Entzifferung der Altpersischen Keilschrift zu Beginn des 19. Jahrhunderts schließlich wurde klar, dass diese Anlage nichts anderes als die lange verloren geglaubte Hauptstadt des Dareios sein konnte, und somit dasselbe Persepolis aus den klassichen Texten, das 330 v. Chr. von Alexander geplündert und gebrandschatzt worden war. Nach der Aufhebung des französischen Grabungsmonopols in Iran in den späten 1920er Jahren lud die iranische Regierung das Oriental Institute der Universität Chicago ein, die ersten offiziellen Grabungen in Persepolis zu leiten. Zwischen 1931 und 1934 entdeckte Ernst Herzfeld, der ursprüngliche Leiter, die berühmten Treppenreliefs auf der Ostseite des apadana und fand etwa 30.000 Tafeln mit Verwaltungstexten, zumeist in elamischer Keilschrift verfasst, in einem begrenzten Abschnitt der vielen Kammern der Lehmziegelumfassungsmauer. Danach übernahm Erich F. Schmidt die Leitung der Grabungen für
Baumeister der Zeitalter | 63
Abb. 38: Susa. Im Vordergrund der Hügel mit Apanada (Palastanlage), im Hintergrund die Akropolis mit Susas jahrhundertealtem Grabungshaus, dem sog. chateau.
64 |
Abb. 39: Persepolis. Die konkurrenzlose achämenidische Hauptstadt Persiens wurde von Dareios dem Großen (522–486 v. Chr.) in seinen ersten Regierungsjahren neben der breiten Marvdashtebene errichtet und ist heute Weltkulturerbe.
weitere fünf Jahre von 1935 bis 1939. Schmidt arbeitete intensiv daran, die Ausgrabung der Palastgebäude auf der Terrasse zu vervollständigen (darunter auch des «Saals der Tausend Säulen», in dem die Wirkung des Feuers von 330 v. Chr. besonders deutlich zu sehen war; s. Schmidt 1940: Tf. 1–13) und er nutzte die Luftbildabteilung seiner innovativen Expedition besonders dazu, eine einzigartige Sammlung an Luftaufnahmen zu erstellen, um Persepolis und Umgebung zu erfassen. In den vergangenen Jahren verliefen Grabungskampagnen und Konservierungsarbeiten Hand in Hand in dieser außergewöhnlichen Anlage, und ganz erwartungsgemäß kamen stets weitere wichtige Entdeckungen ans Licht (Tilia 1972). Man beachte insbesondere die vier Steinsäulen und drei Eingänge des teilrestaurierten «Tores Aller Länder» unten rechts; die beiden Doppeltreppen und dazugehörigen tie-
fen Säulengänge, die den öffentlichen Zugang zum großen Saal des apadana (mit 19 m hohen Steinsäulen) gewährten; die weiteren Treppen, die zum Zentralgebäude hinauf führten und, oben rechts, den kompakten, beinahe juwelenartigen Grundriss des Privatpalastes des Dareios sowie daneben den etwas größeren Privatpalast des Xerxes (486– 465 v. Chr.; Abb. 40a.b). Zur Linken gehören zu den Hauptgebäuden der «Saal der Tausend Säulen», eine Struktur, die der letzte große Bauherr in Persepolis, Artaxerxes I. (465–423 v. Chr.), errichten ließ; und schließlich oben links ein Teil der vielen Räume des Schatzhauses, wo die Steinbasen der einst zahlreichen verputzten und bemalten Holzsäulen des Gebäudes sich noch in situ befinden. Einer der wenigen Gärten auf der Terrasse (auf der der Platz sehr eingeschränkt war) befand sich vermutlich direkt südlich des Palasts des Dareios in erstklassiger Lage.
Baumeister der Zeitalter | 65
Naqsh-e Rustam In dieser Aufnahme von Naqsh-e Rustam sind die kreuzförmigen, aus dem Fels gehauenen Fassaden von dreien der vier achämenidischen Königsgräber dieser Stätte zu sehen, sowie zur Linken der obere Teil eines rätselhaften Steinturms aus dem frühen 6. Jahrhundert, der bei den Einheimischen unter dem Namen Ka’bah-e Zardusht oder «Würfel Zarathustras» bekannt ist (Abb. 41). Im Vordergrund zeigt ein hoher Grat an, wo die erodierten Überreste einer befestigten Lehmziegelumfassungsmauer liegen, die vermutlich in die sassanidische Periode zu datieren sind. Die hohen steilen Klippen von Naqsh-e Rustam bilden die Kulisse für einen der beeindruckendsten Orte in ganz Iran. Wie man an einem heute beinahe vollständig verschwundenen in den Stein gehauenen Relief erkennen kann, verehrten bereits die Elamer im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. diesen Steilabfall (Siedl 1986). Die langwährende Verehrung dieses herausragenden Merkmals zusammen mit der unzweifelhaft strategischen Lage an der Nord-Süd-Route, die durch die weite Marvdashtebene führt, waren wohl zwei der wichtigeren Gründe, weshalb Dareios seine «Heimathauptstadt» Persepolis hier in der Nähe errichten ließ. Vor allem aber muss wohl die riesige unberührte Oberfläche der hochaufragenden Klippen von Naqsh-e Rustam Dareios als eine Art tabula rasa erschienen sein, die er für sich nutzen konnte. Daneben hat die schiere Größe der Felswand wohl auch den großzügigen Maßstab seiner Grabstätte inspiriert. Bei der hohen kreuzförmigen Vertiefung, die die Lage der Grabstätte des Dareios (hier das erste Grab zur Rechten) markiert, wurde der untere Arm leer gelassen, und das breite mittlere Register wurde so behauen, dass es die Hauptmerkmale der Eingangsfassade von Dareios’ privatem Palast in Persepolis nachbildete (Schmidt 1970: 81). Über diesem gelungenen architektonischen Motiv (das auch den tatsächlichen Zugang zum Grab im unteren Teil des hohen in Stein gehauenen Eingangs bietet) kann man zwei die verschiedenen Länder des Reiches repräsentierende Reihen aus Thronträgern sehen, die ein riesiges Podium stützen, auf dem der König vor einem getreppten Altar steht. Über der gesamten Szene schwebt eine Figur in einer geflügelten Scheibe: Das bekannte Symbol für eine Obergottheit, wie es fast überall in Vorderasien benutzt wurde, und mit ziemlicher Sicherheit das von Dareios klug gewählte Symbol seines eigenen Gottes Ahuramazda. Das Grab des Dareios I. (522–486 v. Chr.) ist das einzige durch Inschriften identifizierte. Es ist aber zweifellos
66 | David Stronach
berechtigt anzunehmen, dass die anderen drei Gräber (mit nahezu identischem Äußeren) jene seiner direkten Nachfolger sein müssen – also die Gräber Xerxes’ I. (486–465 v. Chr.), dessen Grab in der vorliegenden Aufnahme nicht zu sehen ist, Artaxerxes’ I. (465–424 v. Chr.), dessen Grab das nächste zur Rechten ist, und Dareios’ II. (423–404 v. Chr.), der offenbar der letzte König war, der in Naqsh-e Rustam bestattet wurde, bevor die königlichen Grabstätten in die Nähe von Persepolis verlegt wurden. Der Text einer in die Fassade von Dareios’ Grab eingemeißelten Trilingue lässt erahnen, wie zufrieden der König mit der Wirkung seines innovativen Denkmals war, das die erste in den Fels gehauene Grabstätte im Zentralwie auch Süd-Zagros zu sein scheint. In diesem Text scheint er jene anzusprechen, die sich in der Nähe seines Grabes versammeln würden und er fordert die, die wissen möchten, «wie groß die Zahl der Länder ist, die König Dareios beherrschte» dazu auf, die Skulpturen jener zu betrachten, «die den Thron tragen, dann sollet ihr wissen, dann soll es euch bekannt sein: der Speer des Persers ist weit gegangen; dann soll es euch bekannt sein: ein Perser hat in der Tat fern von Persien Schlachten geschlagen» (Kent 1953: 138). Die Gründe, warum Naqsh-e Rustam als königlicher Bestattungsort in der Regierungszeit des Artaxerxes II. (404–359 v. Chr.) aufgegeben wurde, können wir nurmehr vermuten. Es ist aber durchaus verlockend anzunehmen, dass Artaxerxes’ Inthronisation in Pasargadae in einem «Tempel», der einer «kriegerischen Göttin» geweiht war (Plutarch, Artaxerxes 3.2), nicht nur mit der Förderung des Anahita-Kultes durch diesen Herrscher zu tun hatte, sondern auch mit der erneuten Nutzung des steinernen Turms in Pasargadae (dem so genannten Zendane Suleiman) zu Zwecken der Amtseinführung. Diese uns nicht ganz verständlichen Ereignisse scheinen jedenfalls dazu geführt zu haben, dass Persepolis Naqsh-e Rustam als bevorzugten Ort für die königlichen Gräber der Achämeniden des 4. Jahrhunderts v. Chr. ablöste. Das Ende der achämenidischen Herrschaft markierte erstaunlicherweise jedoch nicht die völlige Aufgabe von Naqsh-e Rustam. Im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. etwa scheinen die praktisch unabhängigen Herrscher des Hochlands in Südwestiran, die Frataraka (Potts 2007; Wiesehofer 1994), dem Ruf der immer noch sehr gut erhaltenen Ka’bah-e Zardusht großen Respekt entgegen gebracht zu haben – in so großem Maße, dass erkennbare Darstellungen der Anlage auf Münzen auftauchen, die die ersten acht Herrscher von Persis prägen ließen. Wenn tatsächlich die Ka’bah (anstelle von etwa einem Feueral-
Abb. 40a: Persepolis. Zentrum der T Terrasse des Palastes von Persepolis. Hier befanden sich die Privatpaläste des Dareios und des Xerxes.
| 67
Abb. 40b: Persepolis. Plan der achämenidischen Gebäude auf der Terrasse des Palastes.
68 | David Stronach
tar) auf besagten Münzen abgebildet war, könnte eine solch hohe Verehrung (wie zu Zeiten von Dareios und seinen direkten Nachfolgern) mit genau jener Rolle zu tun haben, die die Ka’bah ursprünglich inne hatte: Nämlich als Symbol und Ort für die legitime Amtseinführung in direkter Nähe zum Grab des Dareios (s. auch SancisiWeedenburg 1983) Es ist ebenso bemerkenswert, wie das Epizentrum der Macht in den ersten Jahren sassanidischer Herrschaft in Iran sozusagen nach Naqsh-e Rustam zurückkehrte. Dies zeigen vor allem die monumentalen Reliefs (Herrmann 1977), die in den Fuß der hohen Klippenwand gemeißelt wurden (wo man die riesige berittene Figur von Shapur dem Großen später mit dem Nationalhelden Rustam verband), wie auch die wichtigen Inschriften, die man in die Ka’bah selbst einmeißelte.
Dahan-e Ghulaman Da man im Osten Irans nur sehr wenige achämenidische Anlagen gefunden hat, war die Entdeckung von Dahan-e Ghulaman 1961 ein wichtiges Ereignis (Abb. 42). Wie der Ausgräber, der italienische Archäologe Umberto Scerrato (Scerrato 1966; 1967) anmerkte, fand man diese Anlage teilweise deswegen, weil helle Linien aus Salpeter auf dem Boden auf zahlreiche begrabene Gebäude verwiesen. Diese natürlichen «Grundrisspläne» (von denen in der vorliegenden Aufnahme auch noch einige in der Mitte des Bildes zu sehen sind) erstreckten sich, wie man schließlich feststellte, auf insgesamt 1,5 km entlang eines früheren Arms des wichtigsten Flusses von Sistan, des Helmand. Diese unglaublich hilfreichen Umstände erlaubten es dem Ausgräber, bestimmte Gebäude für die Grabung auszusuchen, von denen sich eines als das so genannte «Heilige Gebäude» herausstellte, das in der vorliegenden Luftaufnahme links im Vordergrund zu sehen ist. Wie trotz des vordringenden Sandes noch erkennbar ist, gehörte ein großer quadratischer Hof zu diesem Gebäude, der von vier inneren Säulengängen und vier Eckstrukturen flankiert wurde. In gewisser Weise kann man solch einen nach innen gerichteten Hofgrundriss mit innen liegenden Säulengängen als fernen Widerhall des ausgegrabenen Teils eines großen administrativen Lehmziegelgebäudes sehen, das die elamische Stadt Anshan in Fars (vgl. Abb. 24) für einen Großteil der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. dominierte (Carter 1996: 173). Scerrato hat aber auch logisch dafür plädiert, dass die streng geplanten und einheitlich ausgerichteten Gebäude von
Dahan-e Ghulaman nicht vor der achämenidischen Periode angelegt worden sein können – und er sagt insbesondere, dass Teile des Entwurfs des apadana in Persepolis (unter Dareios begonnen und von Xerxes fertig gestellt) sich ebenfalls mit dem Grundriss des «Heiligen Gebäudes» vergleichen lassen. Selbst wenn uns Scerratos architektonischer Vergleich ein wenig unklar erscheint (da der riesige Säulensaal in Persepolis sich durch äußere Portiken mit Doppelreihen aus Steinsäulen auszeichnet), so muss man doch seinen Standpunkt verstehen. Steinarchitektur in der achämenidischen Periode war in Fars um ein Vielfaches häufiger anzutreffen als anderswo, und die Lehmziegelarchitektur und verwandte Bauweisen in Dahan-e Ghulaman (wozu auch der Gebrauch von Stützkonstruktionen gehörte) spiegeln den Gebrauch ähnlicher lehmziegelbasierter Architektur in medischen und achämenidischen Anlagen in anderen Teilen Irans wider. Wenn wir außerdem bedenken, dass die Region Sistan direkt im Verlauf des berüchtigten «Hundertzwanzig-Tage-Windes» liegt, so war dies mehr als genug Grund dafür, innenliegende Portiken zu bevorzugen! Außerdem bedeuten Vergleiche mit dem Grundriss des apadana von Persepolis (wo die quadratischen Strukturen in den Ecken auch Treppenhäuser beherbergten) nicht zwingend, dass man Dahan-e Ghulaman, wie Scerrato vorgeschlagen hat, ins späte 6. oder frühe 5. Jahrhundert v. Chr. datieren muss. Sowohl Architektur als auch Keramik aus dieser fernen Anlage im Osten können genauso gut ins 5. oder frühe 4. Jahrhundert v. Chr. datiert werden, bevor die Besiedlung dieses wichtigen administrativen Zentrums durch die Änderung des Flussverlaufs ihr Ende fand. Letztendlich betrifft die Kontroverse jedoch hauptsächlich die Funktion des «Heiligen Gebäudes». Während Scerrato willens ist, das Gebäude als wichtigen zoroastrischen Tempel zu sehen (vor allem da Sistan, das antike Drangiana, als wichtiges Zentrum des Zoroastrianismus bekannt war), hat jedoch Mary Boyce (Boyce 1982: 128– 131) ernsthafte Zweifel an dieser Theorie geäußert. Scerrato stützt seine Interpretation darauf, dass er sowohl die drei würfelförmigen Installationen in der Mitte des Hofes (von denen zwei beinahe von einem Ausläufer der Sanddüne bedeckt sind) sowie die zahlreichen weniger sichtbaren «Altaröfen» in den vier pfeilergestützten Portiken als Feueraltäre identifiziert. Andererseits ist es schwer, sich alle diese Installationen als Feueraltäre vorzustellen, insbesondere da man in einem anderen Gebäude der Anlage einen kleinen dreistufigen Feueraltar gefunden hat. Im
Baumeister der Zeitalter | 69
Abb. 41: Naqsh-e Rustam. Panoramaansicht des Steilabfalls 6 km nördlich von Persepolis an der Ostflanke der fruchtbaren Marvdashtebene.
Moment jedenfalls hat Boyce hier wohl das letzte Wort. Ihrer Ansicht nach wäre der klare Befund von Tierknochen zusammen mit Asche (besonders im Zusammenhang mit den drei großen «Trögen», die in einem der Säulengänge gefunden wurden) in einem heiligen Gebäude des Zoroastrianismus völlig inakzeptabel gewesen. Demnach scheint dieses charakteristische und immer noch mysteriöse Gebäude wohl eher aus profanen denn aus religiösen Gründen errichtet worden zu sein.
Shahr-e Qumis Während der Jahre, in denen Erich F. Schmidt in Tepe Hissar grub, verband er die unzähligen Aufgaben der Grabung mit «Überlandexkursionen» in benachbarte Teile der Damghan-Ebene in der Hoffnung, das lange verlorene Hekatompylos, die «Hunderttorige Stadt», zu finden (Schmidt 1940: 34). Dies war die sagenumwobene Stadt, in der Alexander der Große auf seinem Marsch nach Osten kurz Rast machte, wie auch der Ort, der offenbar im letzten Viertel des 3. Jahrhunderts v. Chr. eine der frühen Hauptstädte der Parther wurde. Nachdem Schmidts Erforschungen der Oberfläche erfolglos blieben, beschloss er, seine Suche nach der «verlorenen Stadt» wieder aufzunehmen, sobald er 1935 in Besitz seines stabilen Doppeldeckers «Freund Irans» war. Dann, berichtet er, «began-
70 | David Stronach
nen wir, über der Ebene zu kreisen und sie zu durchkämmen, immer auf der Suche nach den Überresten der parthischen Stadt». Diese Suche war leider auch nicht von Erfolg gekrönt. Aus Schmidts eigenen Berichten lässt sich ablesen, dass er nicht wusste, dass Ernst Herzfeld (gest. 1948) in den 1920er Jahren selbst ein paar Tage in Damghan verbracht und von einer großen Anlage namens Shahr-e Qumis gehörte hatte (ein Name, den man als «Stadt von Komisene» interpretieren kann), etwa 32 km westlich nahe der Westgrenze der Damghan-Ebene. Herzfeld begriff sofort, dass die betreffenden Überreste jene von Hekatompylos sein könnten (Herzfeld 1926: 280). Natürlich war seine Idee nur in wenigen Zeilen ausgedrückt, und sie fand sich inmitten des Kontexts einer längeren Diskussion über Reisen und Forschungstätigkeit in Iran. Bis 1966 ruhte diese Angelegenheit. In diesem Jahr benutzte John Hansman (Hansman 1968) die Angaben Strabons für die Entfernung zwischen den beiden bekannten Positionen von Rayy und den Kaspischen Toren (500 Stadien), um diesen Wert in Kilometer umzurechnen und eine zweite Entfernung, nämlich die 1260 Stadien, die Strabon für die Distanz zwischen den Kaspischen Toren und Hekatompylos ansetzte, zu errechnen. Das Experiment war ein uneingeschränkter Erfolg. Als Hansman sein Fahrzeug an einem kleinen chaikhaneh auf der Hauptstraße nahe dem Dorf Qusheh anhielt (nachdem er die
Abb. 42: Dahan-e Ghulaman. 30 km südwestlich von Zabol in Sistan beginnen riesige Wanderdünen, die ausgegrabenen Überreste der achämenidischen Anlage wieder zu bedecken.
| 71
errechnete Position erreicht hatte), erhielt er auf seine Frage, ob es dort irgendwelche antiken Ruinen gebe, die Antwort «Wenn Sie dort drüben hinschauen, sehen Sie die Ruinen von Shahr-e Qumis!» (Abb. 43). Die Grabungen in dieser Anlage im Auftrag des britischen Instituts für Persische Studien unter der Leitung von
72 | David Stronach
John Hansman und David Stronach fanden von 1967 bis 1978 statt und umfassten vier einzelne Grabungskampagnen. Wie man in der Luftaufnahme sehen kann, ist ein Großteil der Anlage (die sich über eine Fläche von 7 x 3 km erstreckt) stark von Wind und Wasser verwittert. Alles, was noch an zusammenhängenden Überbleibseln erhalten ist,
Abb. 43: Shahr-e Qumis. Zur Linken Anlage I, eine große runde Struktur, die von den Einheimischen Naqareh Khaneh oder «Trommelhaus» genannt wird, und zur Rechten Anlage II, ein Hügel, der in parthischer und sassanidischer Zeit besiedelt war.
besteht aus wenig mehr als einem Dutzend aufragenden Hügeln, die heute über diese große Fläche verteilt sind. Alle Hügel, die bis heute untersucht wurden, scheinen aus Zeiten nach der Blüte der Stadt zu stammen, die etwa in der späten Achämenidenzeit begonnen haben muss und bis zur frühen mittelparthischen Zeit dauerte. Das soll
aber nicht heißen, dass diese wichtige Anlage nicht der dringenden weiterführenden Erforschung bedürfe. Nur sehr wenige große parthische Siedlungen sind heute noch innerhalb der Grenzen des modernen Iran belegt, und Shahr-e Qumis bietet eine außerordentliche Bandbreite archäologischer Befunde (Hansman und Stronach 1970a; 1970b; 1974; und Herrmann 1977: 26–40) zu sowohl der parthischen wie auch der sassanidischen Epoche im nicht gerade gut dokumentierten Bereich Nordirans. Wo bestimmte Monumente tatsächlich noch erhalten sind, ist die Lehmziegelarchitektur darüber hinaus in sehr gutem Erhaltungszustand und hilft uns dabei, die langlebige Tradition von Lehm- und Lehmziegelarchitektur zu dokumentieren (darunter auch verschiedene interessante Formen von Kraggewölben). Was die möglichen Gründe für den steilen Aufstieg und tiefen Fall von Shahr-e Qumis betrifft, ist es offensichtlich, dass Qumis insbesondere während jener Jahrhunderte in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. blühte, als die Region Damghan nur wenig Aufmerksamkeit auf sich zog. Es ist daher wohl möglich, dass eine vorübergehende Störung in der Wasserversorgung von Damghan sich durch eine merkwürdige Besonderheit in der Hydrologie zu Gunsten des benachbarten Shahr-e Qumis auswirkte (wo die Muster moderner Qanate darauf schließen lassen, dass Qanate auch in der antiken Stadt für einen Großteil der offenbar einst üppigen Wasserversorgung zuständig waren). Entgegen den Erwartungen zeigen die sichtbaren Überreste in Qumis keine Spuren von Toren oder Umfassungsmauern. Einzig ein heller Befund aus Lehm (vgl. Abb. 43), bedeckt mit einem dicken «Teppich» aus Keramikscherben, spiegelt wohl etwas von der einstigen Größe der Siedlung wider. Im Verlauf von vier Grabungskampagnen im Herzen der Anlage (weiter südlich des Gebiets in Abb. 43) hatten wir nichtsdestotrotz die Gelegenheit, eine Reihe frei stehender quadratischer Lehmziegelbehausungen freizulegen (die auf jeder Seite über eine hervorspringende Mauerstütze in der Mitte verfügten), die sich anhand parthischer Drachmen auf das 1. Jahrhundert v. Chr. datieren lassen. Solche Gebäude sind heute immer noch zwei bis drei Stockwerke hoch erhalten und vorläufige
Baumeister der Zeitalter | 73
Abb. 44: Qaleh-e Yazdigird. Die Aufnahme zeigt einen wichtigen Teil dieser einzigartigen parthischen Anlage, die auf drei Seiten von Steilklippen geschützt wurde und die sich etwa 20 km nördlich der wichtigen Ost-WestÜberlandstraße durch den zentralen Zagros und direkt neben einem flachen östlichen Ausläufer der mesopotamischen Ebene befand.
74 |
Studien lassen vermuten, dass wir die nächsten architektonischen Analogien in Zentralasien finden können. Warum diese Gebäude nicht auch durch die Unbilden der Erosion abgetragen wurden, könnte damit zusammen hängen, dass zumindest einige von ihnen für Bestattungszwecke umgewandelt und mit festen undurchdringlichen Ummantelungen aus Lehm verkleidet wurden (die unsere Arbeiter katt nennen), die für das langfristige Überleben der Anlagen sorgten. Das interessanteste Gebäude im spätesten Befund von Shar-e Qumis ist das so genannte Naqareh Khaneh: Ein großes rundes Lehmziegelgebäude mit konzentrischem innerem Grundriss, das in der Mitte immer noch 14 m hoch ist. Obgleich es uns nur eingeschränkt gelang, gegen Ende der vierten und letzten Grabungskampagne 1978 im Westteil der Struktur Grabungen durchzuführen, brachte die Arbeit doch eine Reihe interessanter spätseldschukischer Glas-, Metall- und Keramikobjekte zutage (Stronach 1979: 152 und Tf. 3). Eine 14C-Datierung scheint außerdem zu bestätigen, dass das Gebäude ohne Zweifel zu Zeiten der Mongoleneinfälle in der Damghanebene 1221 geplündert und niedergebrannt wurde (zur Datierung von Gerdkuh s. a. S. 127–128).
Qaleh-e Yazdigird In Qaleh-e Yazdigird (Abb. 44) kann man einen hochaufragenden Spähposten entdecken, der als kleine Erhebung am höchsten Punkt des höchsten Felsrückens erkennbar ist; eine der messerscharfen Klippen, die ohne Zugabe menschlicher Baukunst einen Großteil des Tals schützen und die auf ihrer inneren sichtbaren Seite mit tiefen senkrechten Kanälen durchzogen ist; am Fuß derselben Klippe einen Flecken leuchtend grüner Vegetation, wo ein Fluss eine Lücke im Gestein durchbricht; eine mächtige obere Burg (die in dieser Ansicht kaum mehr als ein abgerundeter Auswuchs auf dem Felsrücken rechts oben ist); und eine lange Mauer, die am Fuß einer kurzen Klippe direkt unter der Festungsanlage beginnt,über vorspringende Türme verfügt und das offene Südende des Tals verschließt, bevor sie den Kamm der gegenüberliegenden durchgehenden Klippenwand erklimmt. Insgesamt umfassen diese natürlichen und von Menschenhand geschaffenen Verteidigungsanlagen eine Fläche von etwa 25 km2.
Wie der Name der Anlage impliziert, erklären lokale Legenden diese weitläufigen Ruinen als Zuflucht des letzten sassanidischen Königs, Yazdigird III. (632–651 n. Chr.). Ausgrabungen im Auftrag des Royal Ontario Museum in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre haben jedoch gezeigt, dass Qaleh-e Yazdigird eher spätparthisch als spätsassanidisch zu datieren ist (Keall 1977). Besonders die Ausgrabung E. J. Kealls, die den Teil eines prachtvollen Palastes zutage brachte, der einst in einem «Paradiesgarten», nahe eines Fleckens grüner Vegetation stand, (jenseits des linken Randes der vorliegenden Aufnahme), erwies sich als außerordentlich aufschlussreich. Die Arbeit brachte die immer noch 4 m hohen Wände eines Pavillons ans Licht, die mit einer großen Menge verzierten bemalten Stucks geschmückt waren. Diese Entdeckungen haben nach Ansicht einer Autorität auf diesem Gebiet (Herrmann 1977: 67) «unser Verständnis spätparthischer Kunst revolutioniert». Wohl immer noch fraglich ist die Gesamtinterpretation dieser gut verteidigten luxuriösen Anlage nahe einer der Hauptkommunikationsrouten innerhalb des großen Partherreichs. Ob sie wirklich, wie der Ausgräber vorgeschlagen hat, die Festung eines unabhängigen Räuberbarons war, dessen Reichtum aus Raubzügen oder Zolleinnahmen auf der nahe gelegenen Ost-West-Überlandstraße in einer Zeit stammt, als die Zentralregierung der Parther besonders schwach war, oder ob es sich tatsächlich um einen strategisch platzierten Rückzugsort in den Bergen handelte, der auf irgendeine Weise mit der zentralen Verwaltung der Parther verbunden war, wird wohl auf unabsehbare Zeit ungeklärt bleiben. Wenn etwa der letzte Partherkönig, Artaban IV., in der Lage war, den Römern nahe Nisibis in Syrien mit einigem Erfolg 217 n. Chr. entgegen zu treten und im Folgejahr einen Vertrag mit den Römern unterzeichnen konnte, der immer noch einen Großteil Mesopotamiens unter der Kontrolle der Parther beließ (Daryaee 2008: 14), dann musste ein solcher Herrscher sicher über einige militärische Macht verfügt haben. Weniger kontrovers ist das letzte Kapitel der Geschichte. Die Anlage hatte offenbar nur eine kurze Blütezeit von 50 Jahren, bevor Ardashir I. (224–240 n. Chr.), der Begründer der sassanidischen Dynastie, Artabanus in der Schlacht besiegte und tötete und ein wahrhaft streng zentralisiertes Königreich etablierte: Eine tiefgreifende Reform, die die Geschichte dieser immer noch mysteriösen kurzlebigen Anlage zu einem abrupten Ende brachte.
Baumeister der Zeitalter | 75
Fürsten, Festungen und Feuertempel Das sassanidische Imperium (224–651 n. Chr.) von Dietrich Huff
I
m Jahre 224 n. Chr. besiegte Ardashir Papakan, ein Landadliger aus dem alten achämenidischen Kernland Persis (heute Fars), den Großkönig des vierhundertjährigen Partherreiches, den Arsakiden Artaban IV., in offener Feldschlacht, tötete ihn und seine Prinzen und erklärte sich selbst zum Großkönig von Iran. Er begründete damit eine ebenfalls vierhundertjährige, nach einem dubiosen Vorfahren Sasan benannte Dynastie, die als Rivalin von Rom und Byzanz den Orient zeitweise von Pakistan bis Ägypten beherrschte und deren Kultur im Osten ähnlich prägend wirkte wie im Westen die Roms. Ardashir ersetzte das lockere, föderale Staatssystem der Arsakiden durch einen zentralistisch geführten Staat. Seinen Anspruch, in göttlichem Auftrag zu herrschen, dokumentierte er mit seinen Investiturreliefs, auf denen er vom Schöpfergott Ahura Mazda den Herrschaftsring mit dem Diadem, der Königsbinde, empfängt. Die immer beibehaltene Darstellung eines Feueraltars auf den Rückseiten der neu geordneten Münzprägungen, neben der keine Prägungen der Provinzkönige mehr geduldet wurden, zeigt ebenfalls die Einbeziehung der Religion in die Staatsideologie. Der zoroastrische Klerus spielte nicht nur eine wichtige Rolle in der Zivilverwaltung sondern nahm, wo es möglich wurde, Einfluss auf wichtige politische Entscheidungen. Der zentralisierten Verwaltung fiel allerdings die noch aus hellenistischer Zeit erhalten gebliebene Selbstverwaltung einiger alter Städte zum Opfer; jedoch wurde durch Städtebau und Förderung handwerklicher Technologien die Wirtschaftskraft städtischer Siedlungen gestärkt. Schon Ardashirs Sohn und Nachfolger, Shapur I. (240–272 n. Chr.), nutzte seine mehrfachen Siege über den römischen Erbfeind, um Kriegsgefangene, aber auch depor-
tierte Bevölkerungsgruppen aus den eroberten römischen Ostprovinzen in iranischen Städten anzusiedeln und deren handwerkliche Fähigkeiten zu nutzen. Mit Hilfe römischer Ingenieure und Bauarbeiter wurden Staudamm- und Bewässerungsprojekte vor allem in Khuzistan durchgeführt. Die meist christlichen neuen Bevölkerungsgruppen erhöhten allerdings den Anteil der Christen im zoroastrischen Staat, was durchaus Probleme nach sich zog. Unter der liberalen und freigeistigen Regierung Shapurs I. erlebte das Sassanidenreich eine politische, wirtschaftliche und kulturelle Blüte, die nicht lange Bestand hatte. Unter seinen Nachfolgern gewann der Klerus übermäßig an Einfluss. Der berühmte Hohepriester Kartir, der hochinteressante Felsinschriften und Selbstporträts hinterlassen hat, wurde sogar neben dem Herrscher und seiner Familie in königlichen Felsreliefs dargestellt. Für den Religionsstifter Mani, der mit Shapur noch über seine gnostisch-synkretistische Lehre diskutieren konnte, bedeutete das allerdings Verurteilung und Hinrichtung; sein ausgestopfter Leichnam wurde am Mani-Tor der Stadt Djundishapur aufgehängt. Nach Rückschlägen, vor allem in den Kämpfen mit Rom, brachte die lange und erfolgreiche Regierung Shapurs II. (309–379 n. Chr.) vorübergehend eine Stabilisierung des Reiches, dessen politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum sich inzwischen nach Mesopotamien verlagert hatte. Schon Ardashir hatte hier, neben der parthischen Residenzstadt Ktesiphon, die Rundstadt Veh Ardashir anlegen lassen, in der sich die Restbevölkerung des wegen einer Flussverlagerung verödeten hellenistischen Seleukias angesiedelt hatte. Das Konglomerat dieser
Abb. 45: Sog. Ateshgah (Feuertempel) südwestlich von Isfahan. Das Bild zeigt die Nordseite einer vorislamischen Lehmziegelfestung mit teilrestaurierten Rechteckbastionen. Der polygonale Pavillon und die Hausruinen gehören zu einer späten islamischen Überbauung.
76 | Dietrich Huff
Fürsten, Festungen, Feuertempel | 77
Abb. 46 a und b: Qaleh-e Dukhtar, Ansicht des Palastes von Südwest, Luftbild und Rekonstruktion. Hinter dem jetzt zerstörten Torbau unten links im Eingangshof die Tür zum Treppenturm. Der mittlere Hof (im Schatten) war von Saalbauten umgeben und besaß am Ostende eine Estrade. Rings um den Hof lag die obere Terrasse, die über den Dächern der Saalbauten bis zum Treppenhaus reichte und auf der der eigentliche Palast mit Iwan und Kuppelsaal steht.
und anderer Nachbarorte war zur wichtigsten Metropole des Reiches, al-Madain, geworden und behielt diese Position, bis es von Bagdad abgelöst wurde. Für die in ihren Palästen in al-Madain residierenden Herrscher war die alte Heimatprovinz Fars jetzt in weite Ferne gerückt, man bevorzugte für die Sommerresidenzen die kühlen Berglandschaften Nordwestirans. Die Nachfolger Shapurs II. ließen jetzt hier ihre Felsreliefs ausmeißeln, die Errichtung des königlichen Feuerheiligtums auf dem Takht-e Suleiman und die Reihe großer Sommerpaläste erfolgte in späteren Etappen. Für die Situation am Hofe der Nachkommen Shapurs II. ist das tragische Schicksal seines Enkels Yazdegerd I. (399–421 n. Chr.) bezeichnend, eines vielleicht strengen, aber offenbar ungewohnt gerechten, unbestechlichen und
78 | Dietrich Huff
religiös toleranten Herrschers, der mit seinem Versuch, gegen das korrupte Geflecht von Höflingen und Klerus vorzugehen, gescheitert ist. Die erkennbar von der Hofkamarilla gelenkte offizielle Geschichtsschreibung gab ihm den Beinamen «der Sünder» und berichtet von seiner wundersamen Entführung durch einen geheimnisvollen weißen Hengst, zweifellos die Verschleierung seiner Ermordung. Seine Nachfolge durch seinen Sohn Bahram V. (421–439 n. Chr.) wird durch eine andere, unabhängige Quelle beleuchtet. In den Akten syrischer Märtyrer heißt es: «Weil er (Bahram) den unsauberen Magiern Dank dafür schuldig war, dass sie von allen Söhnen seines Vaters ihm die Krone des Königtums umgebunden hatten, deswegen … gehorchte er dem Befehl des verfluchten Mihrshapur, des Hauptes der Magier, zog die Toten, welche
man seit seiner Väter Jahre begraben hatte, heraus und streute sie in der Sonne umher.» Neben der Situation am Königshof beschreibt der Bericht die Schwierigkeiten, in die persische Christen immer wieder durch ihre im Zoroastrismus verbotene Erdbestattung der Toten gerieten. Das Vordringen hephtalitischer Stämme aus den nördlichen Steppengebieten, das schließlich zur Errichtung von Sperranlagen an den nördlichen Landesgrenzen beiderseits des Kaspischen Meeres führte, brachte den Sassanidenstaat in zunehmende Bedrängnis. In eine existentielle Krise der Dynastie führte schließlich die von Kavad I. (488–531 n. Chr.) zunächst geduldete sozial-religiöse Revolution des zoroastrischen Reformers Mazdak, der mit Hilfe der verarmten Volksmassen Adel und Priesterschaft entmachtete und in weiten Teilen des Landes den Gemeinschaftsbesitz von Gütern und Frauen durchsetzte. Erst als nach zwei chaotischen Jahrzehnten die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen des Landes völlig zu zerbrechen drohten, zerschlug Kavads Sohn und
Thronfolger Khosro I. (531–579 n. Chr.) die mazdakitische Bewegung. Durch grundlegende Reorganisationen konnte er den Staat in wenigen Jahren wieder konsolidieren. Glänzende außenpolitische Erfolge gegen Römer und Hephtaliten lassen ihn als einen der größten und am meisten geachteten Sassanidenherrscher erscheinen. Wegen seiner gerechten Staatsführung erhielt er den Beinamen Anushirvan, «der mit der unsterblichen Seele». Sein gleichnamiger Enkel, Khosro II. Parviz, «der Siegreiche» (591–628 n. Chr.), erreichte eine fast gleich große Berühmtheit und hat ihn an Prachtentfaltung wohl noch übertroffen. Ihm werden die monumentalen Paläste zwischen Ktesiphon und Hamadan zugeschrieben. Jedoch fehlte ihm jede staatsmännische Größe. Durch seine verantwortungslose Verschwendungssucht, die rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen des Landes, durch kurzsichtige politische Fehlentscheidungen und bedenkenlose Rechtswillkür verspielte er alles was Khosro I. aufgebaut hatte. Nach einem desaströsen Raubkrieg gegen
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 79
Byzanz, in dem seine Armeen bis nach Ägypten und vor die T Tore Konstantinopels vorgedrungen waren, kam es zu einer dramatischen Wende, nach der byzantinische Truppen 627 n. Chr. bis Ktesiphon vordrangen. 628 wurde Khosro II. von der demoralisierten Generalität und seinem Sohn entthront und hingerichtet. In den beiden folgenden anarchischen und chaotischen Jahrzehnten brach der wirtschaftlich und moralisch ausgehöhlte Sassanidenstaat unter dem Ansturm der von Sendungsbewusstsein und den Verheißungen der jungen islamischen Religion angefeuerten Araberstämme zusammen. Der letzte Großkönig Yazdegerd III. wurde 651 n. Chr., ähnlich wie der letzte Achämenidenkönig, auf der Flucht im äußersten Nordosten des Reiches von seinen eigenen Landsleuten ermordet.
Der Ateshgah-Felsen bei Isfahan Südwestlich von Isfahan ragt ein Felskegel ca. 90 m hoch aus der Ebene empor, der als Ateshgah, «Feuertempel», bekannt ist (Abb. 45). Auf seinem Gipfel liegen die Reste eines mit Schilfrohr bewehrten Lehmziegelmassivs, das den Unterbau einer stufenförmig ansteigenden, weitgehend erodierten alten Lehmziegelanlage bildete. Im oberen Bereich stehen noch die Wände einiger offensichtlich jüngerer Räume und zuoberst ein einst achteckiger offener Bogenpavillon, der fälschlicherweise für eine Sonderform des sassanidischen chahar taq, eines vierseitig offenen Kuppelbaldachins, gehalten wurde. In den 60er Jahren hat M. Stroux die Ruine sehr sorgfältig untersucht und klargestellt, dass der Pavillon frühestens aus dem 14. Jahrhundert stammt, die anderen Gebäudereste wahrscheinlich aus safawidischer Zeit, d. h. aus dem 17./18. Jahrhundert. Siroux hat seine Vermessungen mit visionären Rekonstruktionszeichnungen veröffentlicht, die allerdings weitgehend hypothetisch bleiben. Aufgrund technischer und stilistischer Beobachtungen und typisch sassanidischer Keramikscherben, sowie nach Auswertung der reichen mittelalterlichen Schriftquellen über Isfahan, vermutete Siroux, dass wahrscheinlich einer der frühen sassanidischen Könige die Anlage als Lustschloss erbaut hat, wobei die Konstruktionsmethoden und Bauformen von alt-mesopotamischen Zikkurats beeinflusst waren. In einer zweiten Bauphase sei dann auf dem Gipfel ein Feuertempel errichtet worden, mit einem großen vierseitig offenen chahartaq, unter dem das zoroastrische heilige Feuer während öffentlicher Zeremonien zur Schau gestellt worden sei. Allerdings ist diese in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte
80 | Dietrich Huff
Theorie inzwischen widerlegt; aus rituellen Gründen wird ein heiliges, geweihtes Feuer immer in einem allseits geschlossenen, vor jeder Art von Verunreinigung geschützten Raum von Priestern gepflegt und niemals im Freien zur Schau gestellt (Huff 1982).
Firuzabad, Qaleh-e Dukhtar Der aus dem Landadel der Persis (Fars) stammende Ardashir Papakan hatte sich als Gouverneur von Darabgird durch Raub- und Eroberungszüge aller Distrikte der Provinz bemächtigt und sich, wahrscheinlich um 205 n. Chr., gegen den Einspruch des parthischen Großkönigs Artaban IV. (213–224 n. Chr.) in der Provinzhauptstadt Istakhr bei Persepolis zum König von Fars gekrönt. Sein Ziel war offensichtlich von Beginn an der Sturz der parthischen Großkönigsdynastie der Arsakiden und die Gewinnung dieser Position für seine auf einen Ahnherrn Sasan zurückgeführte Familie. Seinen Anspruch auf die Großkönigswürde meldete er durch den Bau eines für seine Zeit außergewöhnlichen Palastes und einer neuen Stadt in einer entlegenen Ebene im Süden der Provinz, dem heutigen Firuzabad, an (Abb. 46a. 47). In Erwartung von Strafexpeditionen des großköniglichen Reichsheeres dürfte der Bau seiner Palastfestung besondere Priorität gehabt haben (Huff 1971: 127–171; 2008: 31–42). Die unter dem häufig verwendeten Namen Qaleh-e Dukhtar (Abb. 46b), «Mädchenburg», bekannte Festung liegt auf einem unersteigbaren Felsplateau ca. 150 m hoch über dem Tag-e Ab, der Schlucht des Tirze oder Burazah, des heutigen Firuzabad-Flusses, der hier eine enge Schleife bildet. Felsklippen sind mit Vorposten und Türmen besetzt, ein unterer Mauerring auf halber Berghöhe verbindet zwei mit Brunnenhäusern versehene Vorburgen, die bis unmittelbar an den Fluss hinabreichen und die Zugangsstraße zur Ebene sperrten. Das Plateau selbst ist mit Kasemattenmauern umschlossen. Der einzige Zugang vom Berg-Hinterland, auf dem noch eine große Vorburg liegt, wird durch eine Quermauer gesperrt, in der, auf dem höchsten Punkt des Bergrückens, der donjonartige Hauptteil des Palastes steht: Ein massiger, wie eine Bastion nach außen vorspringender Rundbau, in dem der quadratische, kuppelüberwölbte Thronsaal mit halbrunden Seitenräumen liegt. Über ein kleines Wendeltreppenhaus waren Umgänge und Zwickelräume in Höhe des Kuppelansatzes erreichbar, die Sichtfenster zum Thronsaal und den Seitensälen besaßen, und die, in iranischer Tradition, als privater Wohnbereich der königlichen Familie genutzt
Abb. 47: Qaleh-e Dukhtar bei Firuzabad, die Palastfestung Ardashir Papakans über der Schlucht Tang-e Ab (vor 224 n. Chr.). Vom eingestürzten Kuppelsaal des Palastes auf dem Felsgipfel laufen rechts und links Sperrmauern zur Felskante, an der die Kasemattenmauer das Plateau umgibt. Auf den Felsklippen unten links und oben rechts reichen Sperrbefestigungen mit Brunnenschächten bis an den Fluss.
| 81
Abb. 48a: Die Rundstadt Ardashir Khurreh / Gur / Firuzabad von Südwesten (vor 224 n. Chr.). Im Kreuzungspunkt der beiden Hauptachsen der helle Turm. Die Flurgrenzen zeigen noch den antiken radialkonzentrischen Stadtplan.
82 | Dietrich Huff
wurden (Huff 1993: 50–52). Mit der Lage des Thron- und Wohngebäudes unmittelbar in der Hauptverteidigungslinie der Festung dürfte Ardashir symbolisch seine Vorstellung von der Aufgabe des Königs als Vorkämpfer in der Schlacht demonstriert haben. Vom Thronsaal öffnete sich ein Iwan, eine nach vorne geöffnete Vorhalle, auf die oberste der drei Terrassen des Palastes, ein U-förmiger Vorplatz, der unter Einbeziehung der Dächer darunter liegender Säle den mittleren Palasthof umgab und die Verbindung zu einem massiven quadratischen Wendeltreppenhaus herstellte, das alle drei Palastterrassen miteinander verband. Der mittlere Palasthof diente möglicherweise militärischem Zeremo-
niell. Ein breites Podium mit Freitreppe, wie auch ein Podest auf der darüberliegenden dritten Terrasse, könnten für Ansprachen an im Hof versammelte Personen gedient haben. Einer der den Hof umgebenden Säle ist eine Küche, andere haben unterschiedlich breite Sitzund Schlafbänke. Die unterste Terrasse ist der Eingangsbereich mit Tor- und Wachtgebäuden und Zisterne. Wie die verfallene Lehmziegelfestung von Marebin ist auch Ardashirs erster Palast, der allerdings aus Bruchsteinmörtelmauerwerk besteht, auf einem schmalen Felsgrat erbaut, was umfangreiche Substruktionen notwendig machte. Diese, sowie die erheblichen Gewölbeweiten von 14 m in Kuppelsaal und Iwan, haben bei zu gering
Abb. 48b: Die Ebene von Ardashir Kurreh (Firuzabad): 1. Qaleh-e Dukhtar, erster Ardashir-Palast; 2. Mihr Narseh-Brücke und zwei Felsreliefs; 3. Großer Ardashir-Palast; 4. Rundstadt Ardashir Kurreh; 5. Äußere Gemarkungsmauer; 6. Hauptkanal und Hauptachse des Planungsschemas; 7. Querachse; 8. Sassanidische Gartenanlage; 9. Sassanidische Befestigungen; 10. Sassanidische Brücken; 11. Wassertunnel; 12. Aquädukt; 13. Sassanidisches Myrthengehege; 14. Neu-Firuzabad.
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 83
bemessenen Mauerstärken schon bald zu Bauschäden geführt, so dass in vielen Sälen starke Widerlagermauern eingefügt und ganze Räume massiv ausgemauert werden mussten. Dies war nur einer der Gründe dafür, dass Qaleh-e Dukhtar nicht auf Dauer Ardashirs Repräsentationspalast blieb.
Ardashir Khurreh – Gur – Firuzabad Während die noch heute den Besucher beeindruckenden Paläste Ardashirs in den mittelalterlichen Quellen kaum Erwähnung finden, gehört die Gründung seiner runden Stadt Ardashir Khurreh zu den beliebtesten, bisweilen romanhaft ausgeweiteten Geschichtsthemen (Abb. 48a). Dabei findet die geometrisch perfekte Kreisform der Stadt sowie die stets erwähnte Trockenlegung der versumpften oder seeartig überschwemmten Ebene die größte Bewunderung (Abb. 48b). Tatsächlich ergibt sich aus den archäologischen Spuren, dass die offenbar notwendigen Drainagemaßnahmen den Aufteilungs- und Bebauungsplan von Stadt und Ebene entscheidend bestimmt haben (Huff 2008b: 42–54). Eine der beiden Hauptachsen des radialkonzentrischen Planungsschemas war ein in Falllinie der Ebene, parallel zum mäandrierenden Firuzabad-Fluss verlaufender Hauptentwässerungskanal, der sich vor der Rundstadt teilte und diese als kreisrunder Festungsgraben umschloss, um dann zum einzigen Wasserauslass weiterzuführen, durch den auch der Fluss die Ebene verlässt. Eine rechtwinklig kreuzende Querachse und weitere Radiallinien unterteilten Stadt und Ebene in 20 gleichmäßige Sektoren. Die oberhalb der Querachse liegenden Radiallinien mündeten als Entwässerungskanäle in den Stadtgraben, die anderen bildeten Wege, Feld- und Flurgrenzen. Eine ca. 1 m starke Gemarkungsmauer umschloss die Stadt und das mit Gärten besetzte Vorstadtgebiet als ein 20-eckiges Polygon von 8 km Durchmesser. Mit der Durchtunnelung eines Felskammes wurde ein quellenloses Seitental mit Wasser aus der Ebene versorgt. Die Verteilung erfolgte über eine das Seitental schnurgerade durchziehende Aquäduktmauer, die exakt auf den (hinter dem Felskamm nicht sichtbaren) Mittelpunkt des Plansystems ausgerichtet war. In der mittelalterlichen Literatur wurde aus dem Felsdurchstich eine dramatische Episode, bei der das durchbrechende Wasser den Baumeister und seine Gehilfen in den Tod riss. Die mit mächtigen Lehmwällen, einem 20 m breiten Stadtgraben und einer Vormauer gut befestigte Rundstadt selbst hatte einen Durchmesser von ca. 2 km. In ihr setzte
84 | Dietrich Huff
sich das Radialsystem als Straßen- und Grundstücksplan fort, konzentrische Ringlinien vervollständigten den Straßen- und Katasterplan. In der Stadtmitte bildete eine von einer Mauer umschlossene Kreisfläche von ca. 450 m Durchmesser offenbar das offizielle und administrative Stadtzentrum. Hier wurden nur noch die beiden Hauptachsen als Ordnungslinien fortgeführt. Zwischen vereinzelten Ruinenhügeln und größeren Freiflächen liegt im Nordostsektor die einzige aus sorgfältigem Quadermauerwerk errichtete Gebäuderuine, ein quadratischer Kuppelbau, ein geschlossener chahartaq mit vier seitlichen Anbauten. Der im Volksmund Takht-e Nishin, «Thronsitz», genannte Bau war sehr wahrscheinlich der mehrfach erwähnte Feuertempel, den Ardashir in seiner neuen Stadt errichten ließ (Huff 1972: 517–540). Im Nordwestsektor wurden kürzlich bei einer Sondage Teile einer Raumgruppe mit farbig gemustertem Gipsfußboden und an den Wänden aufgemauerten Wannen mit roter Bemalung freigelegt. An den Wandsockeln und als Fragmente im Schutt hatten sich Freskoreste von Personen, z. T. ein (Opfer-) Tier tragend, erhalten. Die noch nicht zufriedenstellend interpretierte Anlage ist wahrscheinlich in sassanidische Zeit zu datieren. Exakt über dem Mittelpunkt der Stadt steht ein heute noch ca. 30 m hoher, minarr oder tirbal genannter Pfeiler aus Bruchsteinmauerwerk, der häufig als spindelförmiger Turm mit Außentreppe, ähnlich dem Minarett von Samara, missverstanden wurde und wird (Abb. 48c). Allerdings hatte bereits Herzfeld 1924 erkannt, dass es sich um den massiven 9 x 9 m starken Kern einer quadratischen Wendeltreppe der gleichen Art handelte, wie sie die drei Terrassen des Qaleh-e Dukhtar-Palastes verbindet. Hier sind lediglich die Außenwände verschwunden, die das knapp 2 m breite Treppenhaus umschlossen und die Gewölbe der Treppenläufe trugen (Huff 1993: 56–57). Der Turm, der mit knapp 20 x 20 m Grundfläche ursprünglich wohl fast 40 m hoch war, gab zu phantasievollen Rekonstruktionen Anlass. Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass seine primäre Funktion praktischer Art war. Er war unerlässlich für die Gradeinmessung des radialen Liniensystems und als Flucht- und Visierpunkt für das Ausstecken der bis zu 12 km langen Radiallinien im unebenen Gelände. Der flache, bequeme Treppenanstieg und Reste von Stuckdekor in seinem Eingang zeigen jedoch, dass er auch ideelle Funktionen zu erfüllen hatte. Die aufgrund falscher Voraussetzungen häufig geäußerte Annahme eines Feuertempels auf seiner Spitze ist aus rituellen Gründen wenig wahrscheinlich. Man kann ihn nur als Teil des gesamten radial-konzentrischen Stadt- und Landpla-
Abb. 48c: Ardashir Khurreh. Turm im Stadtmittelpunkt. Heutiger Zustand (grau) und Rekonstruktion; der obere Teil ist hypothetisch.
nungssystems verstehen. Dieses hat keinesfalls praktische Vorteile gegenüber einem normalen Rasterplan, sondern V wurde von Ardashir wahrscheinlich als Schaubild oder gebautes Modell seiner Vorstellung eines zentralistischen Staatswesens gewählt, wie er es offenbar als Gegenentwurf zum dezentralen parthischen Feudalstaat anstrebte. Der Turm im Stadt- und Landesmittelpunkt könnte dann in irgendeiner Weise das Symbol der zentralen Autorität darstellen, die im Mittelpunkt eines solchen hierarchisch gegliederten Ordnungssystems steht. Mehr noch als Ardashirs fortgesetzte territoriale Eroberungen haben offenbar seine demonstrativen Bauprojekte schließlich eine Reaktion des parthischen Großkönigs ausgelöst. Die von Tabari geschilderte Szene der gegenseitigen Kriegserklärung ist sicherlich eine literarische Erfindung, dürfte aber die damalige Situation im Kern sehr genau treffen. Der Großkönig schreibt in einem Brief, den Ardashir seinen Gefolgsleuten vorliest: «Du hast dein Maß überschritten und dein Geschick selbst herbeigezogen, o du Kurde, der du in den Zelten
der Kurden aufgezogen bist. Wer hat dir denn erlaubt, die Krone aufzusetzen, dich der Länder zu bemächtigen, ihre Könige und Bewohner zu unterwerfen? Wer hat dir befohlen, in der Ebene von … die Stadt zu erbauen?» (Tabari / Nöldeke 1879: 11–12) Es mag heute unverständlich erscheinen, eine Stadtgründung mit kriegerischen Verbrechen auf eine Stufe zu stellen. Städtenamen wie Alexandria, Seleukia u. a. demonstrieren jedoch, dass in der hellenisierten Antike Stadtgründungen ein königliches Privileg waren. Wie der präzise Text zeigt, konnten sie allenfalls auf Befehl und im Namen des Großkönigs erfolgen. Vergrößert hatte Ardashir sein Vergehen noch durch die Namensgebung: Ardashir Khurreh, das khvarnah Ardashirs. Das meist mit «Glücksglanz» nur unzulänglich übersetzte khvarnah, ein Begriff der iranischen Herrschaftsideologie, bezeichnet ein gottgegebenes Charisma, das die unabdingbare Voraussetzung für die Königswürde ist. Mit der Behauptung, das khvarnah zu besitzen, erhob Ardashir öffentlich seinen Anspruch auf die Großkönigswürde und ließ dem Großkönig keine andere
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 85
Wahl, als sich zur Entscheidungsschlacht zu stellen. Diese fand nicht, wie häufig vermutet, in der Ebene von Ardashir Khurreh, sondern bei Gulpaigan zwischen Isfahan und der großköniglichen Residenz in Nehavand statt. Wahrscheinlich im Herbst 224 n. Chr. schlugen Ardashirs Truppen das Heer des Großkönigs Artaban IV., der angeblich von Ardashir selbst getötet wurde. Am gleichen Tage erklärte sich dieser zum Großkönig von Iran. Beide Ereignisse ließ er in der Schlucht des Firuzabad-Flusses unterhalb seiner Palastfestung in zwei Reliefs darstellen (Widengren 1971: 739–745). Ardashir Khurreh wurde während der gesamten sassanidischen Periode als Wiege des Reiches in Ehren gehalten; der Name überlebte als Verwaltungsbezirk bis weit in islamische Zeit. Ihre politische und wirtschaftliche Bedeutung verlor die Stadt jedoch bald infolge ihrer abgeschiedenen Lage. Der lange Stadtname wurde später zu Gur verkürzt, was jedoch ähnlich wie das persische Wort für Grab klingt. Als der in Shiraz residierende Buyidenfürst Adud-ud Dauleh (949–983 n. Chr.) den klimatisch und landschaftlich attraktiven Ort zu seiner Nebenresidenz wählte, veränderte er den Namen zu Firuzabad, «Siegesstadt», damit man nicht sagen konnte, er sei «zu Grabe» gegangen. Die mittelalterliche Stadt bedeckte nur einen kleinen Teil der alten Stadtfläche östlich des Zentrums. Auf markanten Punkten des alten Planungssystems entstanden mehrere der als imamzadeh bezeichneten islamischen Heiligengräber. Später wurde die Siedlung ganz aufgegeben. Ein kleiner Gartenpalast, dessen Tor exakt über dem Tor an einem Eckpunkt der alten Gemarkungsmauer liegt, wurde zum Kristallisationspunkt für die neue Kleinstadt. Zahlreiche große Gärten mit Landsitzen kennzeichnen noch heute die alten Planungsradien des Ardashir-Entwurfs. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts waren dank des konventionellen Ackerbaus A die Spuren der alten Ardashir-Planung erhalten geblieben. Die dann einsetzenden maschinellen Bewirtschaftungsmethoden haben diese Spuren inzwischen weitgehend getilgt.
Der Große Palast von Firuzabad Die große Bruchsteinruine am Austritt des FiruzabadFlusses aus der Schlucht Tang-e Ab in die Ebene hat infolge einer irrtümlichen Bemerkung bei Istakhri (10. Jahrhundert n. Chr.) den Namen Atesh Kadeh, «Feuertempel», erhalten. Tatsächlich kann es sich bei dem Gebäude jedoch nur um einen zweiten Palast Ardashirs I. handeln (Abb. 49), den dieser bauen ließ, als Strafexpeditionen des
86 | Dietrich Huff
Großkönigs oder mächtiger Rivalen nicht mehr zu befürchten waren, d. h. wahrscheinlich nach seinem Sieg über Artaban IV. (224 n. Chr.). Die ungeschützte Lage in der Ebene und der enorme räumliche Aufwand, der in diesem neuen Palast betrieben wurde, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass hier nicht mehr ein um die Macht kämpfender Usurpator, sondern ein unangefochtener Großkönig selbst residierte. Der Palast, der an einem wasserreichen, rund gefassten und von einem Mauerquadrat umgebenen Quellsee liegt, bildet ein geschlossenes Rechteck, dessen Außenwände mit Nischen und Halbsäulen gegliedert waren (Huff 1971: 159–160; 1993: 48–51; 2008b: 48–54). Das Raumprogramm ist das gleiche wie im Festungspalast Qaleh-e Dukhtar, jedoch mit ungleich größerem Volumen- und Formenreichtum und, dank der jetzt topographisch freien Gestaltungsmöglichkeiten, in veränderter Anordnung. Auch hier gibt es einen Vorhof, jetzt mit einem See, zu dem eine Freitreppe hinabführte, sowie einen Repräsentationsbereich mit Iwan und Kuppelsälen, und dahinter den von zwei Iwanen und großen Sälen mit Wohn- und Schlafbänken umgebenen Hof, der irrtümlicherweise meist als Wohnbereich der Königsfamilie angesehen wird. Auch hier wird man Quartiere für Offiziere, Garden, Besucherdelegationen o. ä. vermuten dürfen. Aus dem Iwan, dessen Fußboden mehrere Meter unter dem Niveau des hinteren Palastbereichs lag, führte eine gegenläufige Doppeltreppe, wie sie seit den Bauten von Persepolis in Iran beliebt war, zu den Kuppelsälen hinauf. Über dem Eingang zum mittleren der drei Kuppelräume liegt in der Iwan-Rückwand eine hohe, bogenüberwölbte Nische, durch die in halber Höhe ein in der Mauer liegender Quergang hindurchführt. Er ist Teil eines zwischen den Kuppelräumen umlaufenden Systems von Korridoren im Obergeschoß, von denen große Öffnungen den Angehörigen der Königsfamilie Einblick in die Repräsentationsräume gestatteten. Die Nische im Iwan wird man mit großer Sicherheit als Erscheinungsnische oder als den Thronplatz des Königs bei Audienzen interpretieren dürfen, in der er, in halber Höhe der Nische gleichsam schwebend, über der im Iwan versammelten Volksmenge thronte. Die Nische öffnet sich auch in den mittleren Kuppelsaal, so dass der König auch den dort versammelten kleineren Gruppen von Würdenträgern Audienz erteilen konnte. Die drei etwa gleich großen Kuppelsäle waren zweifellos die wichtigsten Repräsentationsräume des Palastes. Außer den Audienzen dürften hier, wie im Iwan, Gastmähler der jeweils unterschiedlichen gesellschaftlichen Klassen stattgefunden haben. Die hier besonders
Abb. 49: Großer Palast Ardashirs I. Das an einem Quellsee am Rande der Firuzabad-Ebene nach 224 n. Chr. errichtete Gebäude erhielt im Mittelalter irrtümlicherweise den Namen Ateshkadeh (Feuertempel). In der Rückwand des Iwans ist über der Tür zum Kuppelsaal die Thronnische sichtbar. Vor den Kuppelsälen und zwischen den Kuppeln sind Reste der beiden übereinander liegenden Obergeschosse erhalten. Neben dem Palast die Hütten eines Dorfes der Qashgai.
gut erhaltenen Stuckdekorationen der Wandnischen, die auch in den anderen Repräsentationsräumen und im Festungspalast Qaleh-e Dukhtar verwendet wurden, zeigen alle die von den achämenidischen Bauten in Persepolis übernommenen ägyptisierenden Hohlkehlen, eine demonstrative Bezugnahme Ardashirs auf die glorreiche Vergangenheit seines Landes. Hinter dem rechten seitlichen Kuppelsaal liegt das einzige ausgeführte Treppenhaus zu den Obergeschossen. Außer Zugängen zum Kuppelsaal und dem hinteren Hof hatte es einen Ausgang ins Freie. Nach dem ersten Obergeschoss mit den umlaufenden Korridoren führte es in ein zweites Obergeschoss, das zwischen den zurückweichenden Kuppelschalen mehr Platz für die eingefügten Räume
bot. Außer kleinen, langgestreckten Sälen haben sich Kombinationen von tonnengewölbten und überkuppelten Räumen erhalten. Der größte Teil dieser wahrscheinlich auch über dem Iwan-Bereich einst vorhandenen Obergeschoßräume ist zerstört, jedoch lässt sich ein ausgedehntes Netz solcher abwechslungsvoller Obergeschoßräume erschließen, die sicherlich den privaten Wohnbereich der Königsfamilie gebildet haben. Die Repräsentationssäle des großen Ardashirpalastes haben etwa die gleichen konstruktiven Spannweiten wie Iwan und Kuppelsaal des Festungspalastes Qaleh-e Dukhtar, ca. 14 m. Die Wanddicken im großen Palast sind dagegen mehr als doppelt so stark wie die des älteren Palastes, ein sicheres Anzeichen dafür, dass man aus dessen
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 87
Abb. 50: Bishapur, Residenzstadt Shapurs I. (240–292 n. Chr.). Der deutlich erkennbare hippodamische Stadtplan erinnert noch heute an die westlichen Kriegsgefangenen, die Shapur nach seinen Siegen über die Römer als Bauleute und andere Handwerker hier und in anderen Städten Irans ansiedelte.
88 |
Bauschäden die richtigen Lehren gezogen hat. Allerdings dürft f e auch der gestiegene Platzbedarf für die in den Wänden gelegenen Korridore und Räume des privaten Bereichs eine größere Wanddimensionierung erfordert haben. Beide Paläste sind in ihren jeweiligen Erhaltungszuständen einzigartige Lehrstücke sassanidischer Architektur und vermitteln darüber hinaus Informationen über die kulturgeschichtlichen Grundlagen iranischer Wohnund Palastarchitektur. Für den erfolgreichen Aufstieg des Gründers des Sassanidenreiches liefern beide Paläste ein unübertreffliches Anschauungsmaterial.
Bishapur Ardashirs Sohn und Nachfolger Shapur I. (240272 n. Chr.) errichtete eine neue Residenzstadt, Veh Shapur, ca. 300 km westlich des abgelegenen Ardashir Khurreh in der großen, fruchtbaren Ebene von Kazerun (Abb. 50). In dieser trafen sich die wichtigsten Verkehrswege aus dem Landesinneren, von der Golfküste und vor allem aus Mesopotamien, wo die alte Partherresidenz Ktesiphon zunehmend an Bedeutung gewann. Als Erbe einer gefestigten Dynastie und eines erstarkten Reiches konnte Shapur bei seiner Stadtgründung, anders als Ardashir, auf staatsideologische Symbolik verzichten und das praktische, weltweit für geplante Siedlungen verwendete hippodamische Schachbrettsystem wählen. Die Stadt liegt auf dem hohen Steilufer des ShapurFlusses, unmittelbar nach dessen Austritt aus dem Felstal Tang-e Chogan, und war auf der Südwest- und Südostseite durch Wälle und einen Graben geschützt, der durch einen Felsentunnel vom Oberlauf des Flusses mit Wasser versorgt wurde. Von der Ostecke der Stadt läuft eine SteinMörtelmauer mit einer Krümmung auf den Fluss im Westen zu. Sie war in Abständen von nur 40 cm mit Rundbastionen besetzt, von denen allerdings jede dritte später wieder abgebrochen wurde. Im größeren, südwestlichen Stadtbereich, der Wohnstadt, ist das Rechteckraster des Straßensystems noch zu erkennen. Die Querachse endete an einer Flussbrücke, neben der noch Reste einer Ufermauer stehen. Am Kreuzungspunkt der Hauptachsen, cardo und decumanus, hatte ein Stadtgouverneur im Jahre 266 n. Chr. nach syrisch-römischen Vorbildern ein Doppelsäulenmonument mit korinthischen Kapitellen errichtet, das, seiner Inschrift zufolge, mit einer jetzt verschwundenen Statue Shapurs dem König geweiht war. Im kleineren nordöstlichen Stadtbezirk setzte sich, wie im innersten Kreis von Ardashir Khurreh, das allge-
meine Straßensystem nicht fort; auch hier standen offenbar nur offizielle Bauten, die z. T. seit 1933 durch französische und iranische Ausgrabungen freigelegt wurden (Ghirshman 1962: 138–151). Der Gebäudekomplex um einen großen kreuzförmigen Kuppelbau, zu dem Höfe und Iwane mit Bodenmosaiken gehören, wurde zunächst als Palast interpretiert. Tatsächlich handelt es sich um einen Feuertempel, der das Schema des Feuertempels Ardashirs in Firuzabad durch umgebende Korridore anstelle der dortigen Anbauten erweiterte und damit den wichtigsten Bautyp späterer Feuertempel schuf, der in den islamischen Heiligengräbern, den Imamzadehs, weiterlebte. Mit einer Seitenlänge des Kuppelquadrats von 22 m war er offenbar das erste und größte Bauwerk dieser Art. Vor dem Kuppelbau lag ein ebenfalls 22 m breiter Iwan an einem 100 m breiten und 150 m langen Tempelvorhof. Von den Umgängen des Kuppelbaus war ein halb in den Boden eingetiefter quadratischer Bau mit engen Korridoren über eine gewölbte Treppe erreichbar, der, im Unterschied zu den sonstigen Bruchsteinbauten, aus römischem Quader-Schalenmauerwerk besteht. Der mit Rinnen und kleinen Schleusen versehene Fußboden konnte durch einen Qanattunnel vom Fluss her mit Wasser durchspült werden, was als Hinweis auf ein AnahitaHeiligtum gedeutet wurde. Der Bau ist zweifellos Teil des großen Feuertempels und könnte zu Reinigungsritualen gedient haben, jedoch bleibt seine Zweckbestimmung ebenso wie seine Überdachung fraglich (Huff 1982: 211– 212; 1993: 52–56). Die überreiche, auf römische Motive zurückgehende dekorative Ausstattung des Tempels mit Mosaiken und farbigen, z. T. vergoldeten Stuckornamenten steht in auffälligem Gegensatz zum strengen, rein iranischen Architekturdekor der Ardashirbauten. Sie ist nicht nur Zeugnis eines gestiegenen wirtschaftlichen Standards, sondern auch des Einsatzes von Handwerkern aus den römischen Ostprovinzen, die Shapur von seinen erfolgreichen Westfeldzügen als Kriegsgefangene oder Deportierte nach Iran gebracht hatte. Neben dem Feuertempel wurden weitere Bauten mit römischer Mauertechnik teilweise freigelegt, darunter das sog. Gefängnis des römischen Kaisers Valerian, dessen Gefangennahme in der Schlacht von Edessa (259 n. Chr.) durch Shapur «mit eigener Hand» auf der berühmten Kamee im Pariser Cabinet des Médailles dargestellt ist (Ghirshman 1962: 151–152). Für die Zweckbestimmung dieser und anderer Gebäude gibt es keine überzeugenden Hinweise. Von Shapurs zweifellos ebenso prächtig wie der Feuertempel ausgestattetem Palast ist fast nichts erhalten. Seine
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 89
Mauerreste und Schuttmassen liegen unmittelbar hinter der Stadt, auf einem bis an den Fluss reichenden Ausläufer des die Ebene im Nordosten begrenzenden Felsriegels, und er war erstaunlicherweise fast ebenso stark befestigt wie der erste Palast von Shapurs Vater Ardashir aus dessen Zeit der Machtkämpfe. Die Mauerringe und Vorburgen beginnen am Fuße des terrassenförmig gesicherten Berghanges in geringer Entfernung gegenüber der dicht mit Rundbastionen besetzten Stadtmauer. Das traditionelle Prinzip der Trennung von Fürstensitz und Stadt scheint noch immer eingehalten worden zu sein. Möglicherweise gab es aber eine Verbindung zwischen beiden Befestigungssystemen an der Ostecke der Stadt, wo der südöstliche Stadtwall und -graben von der Burgmauer in gleicher Flucht fortgesetzt wird; am Ende des Grabens liegt der Austritt des unter der Festung hindurchgeführten Wassertunnels. Auf der Rückseite des Felsriegels und am Fuße des jenseits des Flusses aufragenden Felsmassivs, das eine ältere Festung trägt, haben Shapur und seine Nachfolger ihre eindrucksvollen Felsreliefs mit Investiturszenen und Darstellungen von Triumphen über römische Kaiser hinterlassen. Weiter flussaufwärts liegt hoch über dem Tal die Höhle, in deren Eingang Shapur seine 8 m hohe Kolossalstatue aus einer Stalagmitensäule meißeln ließ. R. Ghirshman hat die interessante, wenn auch unbewiesene Vermutung geäußert, dass der König hier sein Dakhma, seine zoroastrische Grabstätte, errichten ließ.
Eivan-e Kerkheh Die mittelalterlichen Quellen berichten, dass Shapur II. (309–379 n. Chr.) einen Aufstand der Einwohner der alten Stadt Susa, des hellenistischen Seleukia am Eulaios, blutig niederschlagen und die Häuser der Stadt von 300 Elefanten niedertrampeln ließ (Schwarz 1969: 369; Tabari/ Nöldeke 1879: 50). Anscheinend als Ersatz ließ er 17 km flussaufwärts am Eulaios, dem heutigen Kerkheh-Fluss, eine neue Residenz- und Verwaltungsstadt für die Provinz bauen, die den Namen Iran-Khurreh-Shapur-Shahristan erhielt und die wegen einer monumentalen Ziegelruine später als Eivan-e Kerkheh bekannt wurde (Abb. 51; Gyselen und Gasche 1994). Wie der Residenzstadt Shapurs I. und allen bekannten sassanidischen Stadtgründungen nach Ardashir, liegt dem Stadtplan von Eivan-e Kerkheh ein Rechteckraster zugrunde. Während jedoch in Bishapur der befestigte Königspalast unmittelbar neben, aber abgetrennt von der
90 | Dietrich Huff
Stadt auf einem Felsstock lag, war die Palastzone in Eivane Kerkheh in das langgestreckte Rechteck der Lehmziegelumwallung der Stadt selbst integriert, indem sie von den drei durch Quermauern unterteilten Stadtbereichen den kleinsten, am südlichen Ende gelegenen einnahm (Ghirshman 1962: 138; 180). Die nur hier aus gebrannten Ziegeln gemauerten Festungswerke bilden nahe der Südostecke zwei große, rechteckige, in zwei Stufen hintereinander aufsteigende Vorwerke mit Rundbastionen und Schießscharten, zwischen denen ein großer Ehrenhof und ein Eingangstor zum Palastbereich vermutet werden kann. Zwischen den vorspringenden Vorwerken stand zuoberst auf der Mauer die 20 m lange und knapp 10 m hohe Seitenwand einer großen Ziegelhalle mit Fenstern zwischen Gurtbogenresten, wahrscheinlich Teil eines zweiflügeligen Palastgebäudes mit gewölbtem Mittelteil, die namengebende «Audienzhalle» am Kerkheh-Fluss. Sie ist dem Golfkrieg 1980–1988 zum Opfer gefallen. Bei einer kurzen französischen Ausgrabung im Jahr 1950 war außer dem Befestigungsbereich auch der 8 m breite und 12 m tiefe Iwan einer dreischiffigen Palastanlage im Inneren des königlichen Stadtbereichs angegraben worden, wobei zahlreiche Fragmente von bemaltem Wand- und Gewölbeputz gefunden wurden. Bei späteren landwirtschaftlichen Planierungen kamen hier Architekturteile aus Kalkstein, darunter ungewöhnliche Kapitelle mit Blattdekor zutage. Im übrigen ließ sich aufgrund von Luftbildern und Surveys eine exzentrisch die ganze Länge der Stadt durchlaufende Hauptstraße und vielleicht eine Haupt-Querachse in der nördlichen, mehr als die halbe Stadtlänge einnehmenden Zone erkennen, deren einigermaßen rechteckige insulae auf eine Wohnbebauung hindeuten. Der mittleren, etwa quadratischen Zone würde in Bishapur der Bereich des großen Feuertempelkomplexes entsprechen, der dort allerdings keine vergleichbar strikte Abtrennung von der Wohnstadt erkennen lässt. In Eivan-e Kerkheh könnte man hier auch den staatlichen Manufakturbereich vermuten, der sich aus den Chroniken erschließen lässt. Eivan-e Kerkheh hat seine Bedeutung als Provinzhauptstadt wahrscheinlich schon gegen Ende der sassanidischen Periode an das wieder aufblühende Susa verloren. Islamische Keramik findet sich nur im nördlichsten Stadtbereich und nördlich außerhalb der Mauern. Anders als Bishapur mit seiner intensiven mittelalterlichen Überbauung überlebte es als eine der ganz wenigen, nahezu unberührten sassanidischen Ruinenstädte und als archäologisches Forschungsobjekt von einzigartigem Wert bis in den zweiten Golfkrieg, als es Teil der Hauptkampflinie wurde.
Abb. 51: Eivan-e Kerkheh. Der durch eine Quermauer abgetrennte südliche Teil der von Shapur II. (309–379 n. Chr.) angelegten Provinzhauptstadt enthielt wahrscheinlich die königlichen Residenzbauten. Die sonst aus Lehm aufgeschichtete, langgestreckte Stadtumwallung besteht hier, im Bild unten links, aus Ziegelmauerwerk. Über einem Ehrenhof mit seitlichen Vorwerken stand bis zum iran-irakischen Krieg die hohe Ruine einer Palasthalle, der «Iwan am Kerkheh-Fluss».
Qasr-e Shirin Qasr-e Shirin (Abb. 52), das wohl zu Recht dem letzten großen Sassanidenkönig Khosro II. Parviz (591–628 n. Chr.) zugeschriebene «Schloss der Shirin», seiner Lieblingsgemahlin, liegt auf der ersten Geländestufe des Iranischen Plateaus und ist die erste der Sommerresidenzen der späten Sassanidenkönige, die an der großen Straße vom Reichszentrum Ktesiphon/al-Madain hinauf auf das iranische Hochland und ins Innere Asiens aufgereiht sind. Der offenbar bald nach der arabischen Eroberung entstandene Name, zusammen mit den Bezeichnungen einzelner Ruinen wie Qaleh-e-e Khosro und Imaret-e Khosro, belegt eine authentische Tradition (Schwarz 1969: 689–693), wenngleich die letztlich tragischen Ro-
manzen um die schöne, angeblich armenische Königstochter Shirin dichterische Erfindungen sind. Als historische Person ist Shirin nur umrisshaft erfassbar. Wahrscheinlich war sie eine aus Khuzistan stammende Christin, die zeitweise tatsächlich erheblichen Einfluss auf Khosro Parvis ausgeübt hat. Das ausgedehnte Ruinengelände von Qasr-e Shirin, auf dem im Mittelalter nur ein kleines Dorf mit Karawanenstation bestand, umfasst die Qaleh-e Khosro, ein quadratisches Kastell mit Rundbastionen, das im späten 19. Jahrhundert noch Graben und Zugangsrampe zu einer Zugbrücke erkennen ließ, das sog. Imaret-e Khosro, eine Palastanlage, und das Chahar Qapu, einen Feuertempel neben dem Palast (de Morgan 1897: 341–357). Der Feuertempel war ein rechteckiger Komplex von Vor- und Neben-
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 91
Abb. 52: Qasr-e Shirin. Palastensemble Khosros II. (591–628 n. Chr.) mit dem Feuertempel Chahar Qapu oben rechts und dem Palast Imaret-e Khosro unten links im Bild; die Baumreihe rechts hinter dem Palast folgt dem Verlauf einer alten Aquäduktmauer.
höfen, der wahrscheinlich zu Ritual- und Wohnzwecken der Priesterschaft diente, und an dessen Endpunkt das bis zum ersten Golfkrieg (1980–1988) noch weitgehend erhaltene Altargebäude stand, das, im Gegensatz zum üblichen chahar taq, in dem vier große Bogennischen das zentrale Kuppelquadrat erweitern, hier vom Volksmund sehr präzise als chahar qapu, «Vier-Tür-Bau», bezeichnet wurde (Huff 1993: 53–56). Es war ein einfacher quadratischer Kuppelsaal mit 18 m Seitenlänge und vier Türen, der wegen des schon lange zerstörten Umfeldes zunächst den Eindruck eines freistehenden Altarraumes erweckte und so der irrtümlichen Theorie vom freistehenden Baldachintempel als Hauptbau des sassanidischen Feuerheiligtums entsprach. Konstruktive Einzelheiten hatten allerdings schon früh auf Anbauten hingedeutet, und inzwischen haben ira-
92 | Dietrich Huff
nische Ausgrabungen gezeigt, dass das Chahar Qapu auf allen vier Seiten durch Langsäle umschlossen und mit dem Gesamtkomplex verbunden war. Das Imaret-e Khosro, der eigentliche Palast, stand auf einer ca. 8 m hohen und ca. 285 x 98 m großen Plattform, auf die von drei Seiten gegenläufige Doppeltreppen hinaufführten. Die Plattform ruhte an den Rändern auf Substruktionsgewölben. Der bereits Ende des 19. Jahrhunderts starke Zerstörungsgrad der Palastruinen auf der Plattform führte zu unterschiedlichen Planrekonstruktionen (Reuther 1938: 539–543). Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist, wie bei sassanidischen Palästen üblich, ein Iwan mit Seitenräumen anzunehmen, hinter dem ein kompakter, aber im Einzelnen unklarer Gebäudeblock lag. Dahinter scheint ein quadratischer Hof mit Umgän-
gen und umgebenden Räumen zu folgen. Im rückwärtigen Teil lagen offenbar an beiden Seiten einer langen FreifläT che Serien von Wohneinheiten mit Höfen, die an mesopotamische Architekturformen erinnern. Möglicherweise verband der Palast von Qasr-e Shirin iranische und mesopotamisch-arabische Architekturmodelle. Palast und Feuertempel lagen den mittelalterlichen Berichten zufolge in ausgedehnten Garten- und Wildparkanlagen, von denen im ausgehenden 19. Jahrhundert noch Reste der Umfassungs- und Unterteilungsmauern erhalten waren. Diese dienten gleichzeitig als Aquädukte zur Gartenbewässerung und wahrscheinlich auch für die Wasserversorgung des Palastes. Der märchenhafte Luxus, für den die Hofhaltung Khosros II. berühmt war, ließ die Legende entstehen, dass durch die Leitungen Milch, Honig und Wein zum Palast flossen (Schwarz 1969: 690–692).
Kangavar Die riesige Werksteinruine, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts fast ganz unter der kleinen Stadt Kangavar begraben war, ruft auch heute, nachdem ein großer Teil der Überbauung abgetragen ist, beim Betrachter Ratlosigkeit hervor (Abb. 53). Er erkennt nur eine nach Süden gerichtete lange und teilweise zerstörte Terrassenmauer aus hellen Kalksteinquadern und eine noch stärker zerstörte gegenläufige Doppeltreppe, die vor der Mauer von rechts und links auf die Terrasse hinaufführte, ganz ähnlich den Freitreppen des Imaret-e Khosro in Qasr-e Shirin. Auf einem höher erhaltenen Mauerstück der linken, westlichen Terrassenseite stehen noch einige Säulenstümpfe auf ihren Basen in situ. Weitere Säulen, genauer Rundpfeiler, die von der Terrasse herabgestürzt waren,
Abb. 53: Kangavar. Im Häusermeer der Kleinstadt zeichnen sich die rechteckige Terrasse des spätsassanidischen Palastes und die gegenläufige Doppeltreppe des Aufganges ab. Vom Palastgebäude ist nur ein breites Fundament erhalten. Die provisorisch aufgestellten Säulen (unten links) sind die herabgestürzten Reste einer Kolonnade auf der T Terrasse.
Fürsten, Festungen, Feuertempel | 93
Abb. 54: Bisutun, Felsmassiv östlich von Kermanshah. Oben im Bild eine ca. 200 m lange und fast 40 m hohe Felsglättung über einer hohen aufgeschütteten Terrasse; T wahrscheinlich vom letzten großen Sassanidenherrscher Khosro II. (591– 628 n. Chr.) begonnenes gigantisches Felsmonument ungesicherter Zweckbestimmung, das unvollendet blieb. Unten links ein safawidischer Karawanenhof.
94 |
sind mit ihren gestaucht erscheinenden ionischen Basen und mit ihren sehr ungewöhnlichen, eher an toskanische als an dorische Vorbilder erinnernden Kapitellen provisorisch vor der Südmauer als Anschauungsmaterial aufgestellt worden. Auf der Terrasse selbst ist zwischen Grabungsschnitten und den Resten abgerissener Häuser nur ein auffallend dickes, rechtwinkliges Mauerfundament als einziges Relikt des alten Gebäudeaufbaus zu sehen. Seit die ersten europäischen Forschungsreisenden das Monument von Kangavar und seine erstaunlichen Architekturteile durch Beschreibungen und Abbildungen in Europa bekannt gemacht und vermeintlich als den Tempel identifiziert hatten, den der antike Geograph Isidor von Charax (wahrscheinlich 1. Jahrhundert v. Chr.; Schoff 1914: 72) «in Concobar» gesehen hatte, gehörte das Gebäude zum festen Bestand parthischer Architektur in Iran. Glatt polierte Quadermauern, Profilblöcke, Säulenschäfte, wenn auch fremdartig wirkende Basen und Kapitelle, waren im nachachämenidischen Iran so selten, dass man sie bedenkenlos der noch hellenistisches Formengut bewahrenden Partherzeit zuordnete. Dass Isidor von Charax nicht von einem Anahita- sondern von einem Artemis-Tempel berichtete, sah man als eine verständliche Gräzisierung der eigentlich hier verehrten Göttin an, als die in Iran zunächst immer nur Anahita in Frage kam. Man übersah dabei, dass Isidor in Ekbatana/Hamadan namentlich einen der Anaitis geweihten Tempel erwähnte, an dem immer Opfer dargebracht wurden; er unterschied also sehr wohl zwischen Artemis und Anahita. Man übersah vor allem, dass Isidor, der Besonderheiten der Ortschaften seiner Streckenbeschreibung, so die Felsbildnisse von Bisutun (Abb. 54), durchaus vermerkte, die ganz außergewöhnliche Qualität des «Tempels» in Kangavar, die auch zu seiner Zeit schon Aufsehen erregt hätte, unerwähnt ließ. Als ca. 150 Jahre nach den ersten Forschungen zu Kangavar bei den iranischen Ausgrabungen der Jahre 1968– 1978 unmittelbar neben dem «Tempel» ein Friedhof zutage kam, der wahrscheinlich während fast der ganzen parthischen Periode genutzt wurde, und als man auf den Rückseiten von verstürzten Werksteinblöcken Schriftzüge f in offenbar sassanidischem Pahlavi bemerkte, musste die Identität der Ruine mit dem von Isidor gesehenen Tempel, gleichgültig ob der Anahita oder Artemis geweiht, in Frage gestellt werden. Das Verdienst, den alten Irrtum erkannt und, unter Berücksichtigung der orientalischen Literaturquellen, die Identifizierung und Datierung des Gebäudes überzeugend richtiggestellt zu haben, gebührt dem zu früh verstorbenen iranischen Archäologen Masud
Azarnoush (Azarnoush 1981: 69–94). Isidor von Charax sah in Kangavar zweifellos einen - bisher noch nicht lokalisierten – Artemis-Tempel, nicht jedoch den zu seiner Zeit noch gar nicht existierenden heutigen Werksteinbau. Worum es sich bei diesem handelt, konnte jedem Kenner der mittelalterlichen persisch-arabischen Literatur geläufig sein. Die orientalischen Chronisten und Geographen beschreiben einhellig einen ganz außergewöhnlichen Palast der Khosroen, der letzten großen Sassanidenkönige in Qasr-al luslus, dem Schloss der Diebe; so lautete der arabische Name Kangavars, nachdem den vorrückenden arabischen Eroberern hier mehrfach die Pferde gestohlen worden waren. Die sich in Bewunderung überbietenden Beschreibungen des Palastes sind so wirklichkeitsnah, dass sie nur auf den vermeintlichen Anahita-Tempel zutreffen können (Schwarz 1969: 494–497). So heißt es, dass sich der Terrassensockel «dem Beschauer wie ein einziger Block darstellt, ohne dass die Spur einer Fuge davon sichtbar ist». Eine der ältesten Nachrichten sagt: «Die Bauweise von Qasr-al luslus ist sehr wunderbar: es liegt nämlich auf einer Estrade von Haustein, die sich etwa 20 m über den Erdboden erhebt. In dem Schlosse sind Thronsäle, Pavillons und Schatzkammern; die Bauweise wie die Schönheit der Bildhauerarbeiten macht die Blicke ganz verwirrt. Dieses Schloss war für [Khosro II.] Parviz zugleich Bollwerk, Residenz und Erholungsort, weil es in der Nähe viel Wild und süßes Wasser hat und von schönen Auen und Heiden umgeben war». Ein anderer Chronist schreibt: «Will jemand etwas ganz Wunderbares sehen, so soll er die Säulen dieses Schlosses, ihre Kapitelle und Basen betrachten, er wird staunen, wie diese Werkleute das harte Felsgestein meistern konnten.» Die Aufbauten auf der Terrasse dieses östlichsten spätsassanidischen Königspalastes an der großen Straße ins Hochland muß man sich wohl ähnlich vorstellen wie die noch nicht freigelegten Reste des ersten dieser Paläste in Qasr-e Shirin. Dass hier in Kangavar alles bis unter die Terrassenoberfläche verschwunden ist, mag daran liegen, dass den Berichten zufolge die Aufbauten aus gebrannten Ziegeln bestanden, die von den Stadtbewohnern bis zum letzten Bruchstück in ihren Häusern und Höfen verbaut worden sind.
Takht-e Suleiman Der heute als Takht-e Suleiman, «Thron Salomos», beRuinenplatz, der fernab jeder größeren Ansiedlung kannte R 2.200 m hoch in den Bergen Iranisch-Aserbaidschans
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 95
Abb. 55: Takht-e Suleiman. Das sassanidische Feuerheiligtum Atur Gushnasp liegt auf einem Hügel zwischen den Feldern eines fruchtbaren Hochgebirgsplateaus. Rechts oben der Zendan- e Suleiman, ein durch Kalkablagerungen einer Quelle entstandener Kegelberg mit einer ringförmigen Befestigung des frühen 1. Jahrtausends v. Chr. Dazwischen am Fluss das «neue Dorf» Tasekand / Nusratabad.
liegt, beherbergte in sassanidischer Zeit eines der drei wichtigsten Bahram-Feuer des Reiches, das Atur Gushnasp, das «Feuer des Hengstes» (Abb. 55, 56a.b, 57). Das Heiligtum erfreute sich in der zweiten Hälfte der sassanidischen Periode der besonderen Gunst der Herrscherdynastie, als diese in Ktesiphon, im Irak, residierte und das nahegelegene, reiche und klimatisch begünstigte kurdisch-aserbaidschanische Hochland für ihre Sommerresidenzen wählte. Teile der Anlage wurden durch deutschiranische Ausgrabungen in den Jahren zwischen 1959 und 1978 archäologisch untersucht (Göbl 1976; Huff 1975; 2006; 2008a; Naumann 1975; 1977). Danach wurden von iranischer Seite weitere Untersuchungen durchgeführt. Der Platz wurde zweifellos wegen seiner landschaftlichen Faszination gewählt: Ein tiefgrüner, scheinbar uner-
96 | Dietrich Huff
gründlicher Quellsee liegt auf dem Gipfel einer bis zu 60 m über die Talsohle aufragenden Bergkuppe, die durch Ablagerungen des über das Seeufer abfließenden, stark kalkhaltigen Wassers angewachsen war. Bereits in achämenidischer und parthischer Zeit waren auf der Bergkuppe kleine Siedlungen entstanden, die aber, wahrscheinlich wegen der schlechten Trinkqualität des stark schwefelhaltigen, stets 21° C warmen Quellwassers immer wieder aufgegeben wurden. Spätestens im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde dann ein monumentales, weitgehend aus Lehmziegeln bestehendes zoroastrisches Wallfahrtsheiligtum errichtet, das später schrittweise durch Steinbauten ersetzt wurde, den Gesamtplan aber im Wesentlichen immer beibehielt. Dieser sah vor, ein gemeinsames Altargebäude für das Feuer mit zwei voneinander getrennten
Andachtsbereichen für den König mit seinem Hofstaat und für die bürgerlichen Pilger zu verbinden. Innerhalb einer mit 38 Rundbastionen bewehrten Ringmauer umschloss eine innere, ebenfalls turmbewehrte Mauer eine rechteckige Fläche, die im Süden einen Palast und den See, im Norden die Tempelgebäude enthielt. Das dominierende Zentrum des Gesamtplans war ein großer Kreuzkuppelbau mit vier durch breite Bögen verbundenen, massiven Eckpfeilern, ein Chahar Taq, q der von Korridoren umschlossen war. Hier brannte das Gushnasp-Feuer. Auf der Nord- und Südseite dieses quadratischen Gebäudes schlossen sich tiefe Iwane, d. h. auf einer Seite offene Bogenhallen, als Andachtsräume für die bürgerlichen und königlichen Gläubigen an. Der einfache bürgerliche Pilger musste, um vor das heilige Feuer zu gelangen, den steilen 60 m hohen Berghang erklimmen und die für diesen Bereich vorgesehenen axialen Nordtore in der äußeren und inneren Mauer durchschreiten. Er befand sich dann auf einem weiter ansteigenden Vorplatz, der von einfachen Lehmbauten umgeben war: Amtsstuben, in denen hunderte Lehmsiegelungen von Dokumenten lagen, Aufenthaltsräume mit Lehmbänken, in denen kleine, einfache Votivplättchen aus Gold auf Votiv-Handel und -Kult verweisen, und nicht zuletzt Latrinen; ein Ensemble, das ähnlich an allen orientalischen Tempelvorplätzen zu finden ist. Ein kleiner Torbau aus Steinquadern kontrollierte den Zugang zum inneren, von Pfeilerarkaden umgebenen, engen Tempelhof, hinter dem sich der Andachts-Iwan für die Pilger öffnete. Wir wissen nicht, ob überhaupt und wann der einfache Pilger den umschließenden Korridor des Tempels betreten konnte. Der durch dünne Ziegelwände nochmals abgetrennte Altarraum unter der Kuppel dürfte jedenfalls nur den Priestern zugänglich gewesen sein. Der südliche, zum Palast gehörende Teil der Anlage hatte ein eigenes Tor in der Ringmauer. Dieses war aus der Hauptachse des Gesamtplans so weit nach Osten verschoben, dass es auf dem höchsten Punkt des Sattels lag, der die Bergkuppe mit dem dahinter ansteigenden Höhenzug verbindet. Offensichtlich wählte man für den König einen Zugang, zu dem er bequem an den Berghängen entlang reiten und das Innere des Heiligtums nur noch mit einem minimalen Anstieg erreichen konnte. Die Lage des auch hier zu erwartenden inneren Südtores konnte wegen der starken Kalkablagerungen und mittelalterlicher Überbauung nicht bestimmt werden. Der riesige Palasthof, der die gleiche Größe hatte wie der gesamte Tempelkomplex, nahm mit seinen wahrscheinlich allseitig umgebenden Arkaden, dem See als Wasserbecken in der Mitte und
symmetrisch an den Seiten angeordneten Iwanen das Schema späterer Moscheehöfe vorweg. Der auf der Mittelachse liegende südliche Iwan des Feuertempels, die königliche Andachtshalle, die doppelt so tief und breiter war als die der gewöhnlichen Pilger, war durch seitliche Türen zu den rechts und links anschließenden Arkadengängen mit den beiden an den nördlichen Hofecken stehenden Palastgebäuden verbunden. An der Nordostecke wurden die Reste eines von starken Kalksedimentschichten überdeckten Ost-Iwans durch Sondagen erfasst. An der gegenüberliegenden Nordwestecke steht auf der Grenze zum Tempelbereich das Hauptgebäude des Palastes. Es enthielt, außer dem zum Hof geöffneten und als Audienzhalle dienenden großen West-Iwan, Seitentrakte mit Sälen und kleinen Privaträumen. Im Westen sprang der Gebäudeblock aus der inneren Umfassungsmauer vor und muss mit seiner dreitorigen Fassade als Mittelpunkt der langen Reihe von Bastionen und Kurtinen von außen den Eindruck eines Triumphtores erweckt haben. Es ist anzunehmen, dass die Tore in repräsentativ-zeremonieller Weise genutzt wurden. Die Einbeziehung des Feuers in Bereiche des höfischen Zeremoniells zeigt ein quadratischer Sockel aus ungewöhnlich glatt geschliffenen Steinblöcken mit einer kleinen monolithischen Treppe und Spuren eines Steingeländers, der vor der westlichen Iwanwand des Feuertempels und exakt auf der Achse des Palast-Iwans steht. Es dürfte sich um ein Thronpodium handeln, das so aufgebaut war, dass der vor dem Thron Stehende gleichzeitig direkt vor dem Tempel-Iwan, d. h. ideell vor dem nicht sichtbar im Hintergrund brennenden heiligen Feuer positioniert war, der Herrscher auf dem Thron aber für das Feuer verdeckt blieb. Wahrscheinlich handelte es sich um eine bewusste Anordnung, bei der man sich, wie bei Eidschwüren oder Wahrheitsfindungen, durch das Feuer eine klärende Wirkung erhoffte. Aus dem östlichen Arkadengang waren einige Räume östlich neben dem Gushnasp-Feuertempel zugänglich, darunter ein kleiner, mit dem Tempelkorridor direkt verbundener Kreuzkuppelraum, in dessen Mitte ein großes, mit Asche gefülltes Ziegelbecken gefunden wurde. Noch heute wird in rezenten Feuertempeln die Asche des heiligen Feuers in besonderen Vorrichtungen gesammelt und an Gläubige verteilt. Der Raum diente anscheinend auch rituellen Handlungen. Ein enger, von Pfeilerarkaden und windradförmig angeordneten Langräumen umgebener Hof kommt auch in anderen, wahrscheinlich als Tempel zu identifizierenden Anlagen vor und hat noch keine sichere Erklärung gefunden.
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 97
Abb. 56a: Takht-e Suleiman von Osten. Die vier Eckpfeiler des Kuppelraumes (1), in dem das Gushnasp-Feuer brannte, dominieren den Tempelbezirk rechts vom See. Darüber der Rundpfeilersaal des zweiten Feuertempels. Den See umgeben – über sassanidischen Vorgängerbauten – die Palastruinen des Mongolenherrschers Abaqa Khan, der den sassanidischen Palast-Iwan oben rechts erneuern und einen Thronsaal über dem Feuertempel mit einer Treppe vom See errichten ließ. Die gelbgrauen Flächen sind neuzeitliche Kalkablagerungen.
Westlich neben dem Gushnasp-Tempel liegt ein zweiter Feuertempel, der nur aus dem Arkadengang zwischen Palast und Tempel-Iwan zugänglich war und daher ganz dem Palastbereich zuzurechnen ist (Huff 1975: 156–164). Er besteht aus zwei aufeinander folgenden dreischiffigen Rechteck- und Rundpfeilerhallen und, hinter einer breiten, geschlossenen Nische, einem kleinen Kreuzkuppelbau ohne Umgänge, in dem sich der dreistufige Sockel und der 60 cm starke Schaftansatz eines Feueraltars erhalten hat. Während die erste Halle als Andachtsraum gedient zu haben scheint, lassen Installationen in der zweiten auf Durchführung ritueller Zeremonien schließen. Eine zu einem anschließenden Raumkomplex mit eigenem Zugang gehörende kleine Kammer mit Vorraum und
98 | Dietrich Huff
Schlafnische unmittelbar neben dem Altarraum könnte ein Meditationsraum gewesen sein. Ein großer Kreuzkuppelsaal mit Nebenräumen, Küchen- und Abfallhof und aufwendigen Latrinen war zweifellos ein Festsaal für gemeinsame Gastmähler. Die Unterschiede in der architektonischen Gestaltung und in der gesellschaftlichen Nutzung der beiden Feuertempelkomplexe auf dem Takht-e Suleiman können hier nur festgestellt, nicht aber erklärt werden. Keinen Anhaltspunkt gibt es auch für die naheliegende Vermutung, im zweiten Tempel könnte eines der in der Literatur häufig erwähnten persönlichen Feuer der sassanidischen Könige installiert gewesen sein. Wichtig für das Bild, das wir uns von zoroastrischen Feuertempeln zu machen haben, ist
?
Abb. 56b: Takht-e Suleiman. Das sassanidische Feuerheiligtum Atur Gushnasp: A. Tempelbereich; B. Palastbereich; I. Atur-Gushnasp-Tempel; II. Zweiter Tempel; III. Palast; 1. Altarraum des Gushnasp-Feuers; 2. Tempelhof mit Andachts-Iwan für Pilger; 3. Königlicher Tempel- und Palasthof mit Thronsockel; 4. Pilger-Nordtor; 5. Königliches Südtor; 6. Mittelalterlicher Tordurchbruch für den mongolischen Palast.
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 99
Abb. 57: Takht-e Suleiman von Nordwest. In den Feldern unten Mauern und Steinhaufen der sassanidischen Siedlung. Darüber das PilgerNordtor und der Aufweg zum Tempel. Oben im Bild ein älterer Quellkegel, dessen See ausgetrocknet und zugeweht ist.
100 | Dietrich Huff
jedoch eine andere Feststellung: Das Fehlen eines offenen Chahar Taqs, T eines Baldachintempels, unter dem, so die weitverbreitete Ansicht, das heilige Feuer bei täglichen Zeremonien in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt worden sein soll; diese romantische, aber unrealistische Theorie des frühen 20. Jahrhunderts ist auch aus rituellen Gründen unhaltbar (Huff 1982: 205–210). Die im Atur Gushnasp-Heiligtum offenbar einmalig vollzogene Kombination von Feuertempel und Königspalast bestätigt nicht nur die schon den literarischen Quellen zu entnehmende enge Bindung des spätsassanidischen Königshauses an gerade diesen Tempel, sie ermöglicht auch eine allgemeine Vorstellung von der Variationsbreite königlichen Hofzeremoniells. Über den wohl dramatischsten, wenn auch wenig glücklichen Aufenthalt eines sassanidischen Königs am Atur Gushnasp-Tempel werden wir durch den Feldzugsbericht des byzantinischen Kaisers Heraklius unterrichtet, vor dessen Heer sich der letzte große Sassanidenherrscher, Khosro II. Parviz, im Jahre 626 n. Chr. hierher zurückgezogen hatte. Als Heraklius den abgelegenen Platz erreichte, war sein Widersacher bereits, wie es heißt unter Mitnahme der Staatskasse und des «Feuerzaubers», nach Mesopotamien geflohen; in Situationen wie dieser ließ sich ein Wegtragen des heiligen Feuers rechtfertigen. 25 Jahre später brach das Sassanidenreich unter dem Ansturm der Araber zusammen. Diese garantierten zwar dem Gushnasp-Feuer zunächst die Weiterexistenz, ob es aber noch in der Mitte des 10. Jahrhunderts hier brannte, wie es ein mittelalterlicher Reisender berichtet, ist eher zweifelhaft. 1265 n. Chr. begann nochmals eine kurze glanzvolle Epoche auf dem Takht-e Suleiman. Abaqa Khan (1265– 1282), der Nachfolger des mongolischen Eroberers von Iran, Hulagu (1256–1265), ließ anstelle des inzwischen hier entstandenen muslimischen Bauernstädtchens Shiz einen reich mit Fayencen und Stukkaturen ausgeschmückten Sommer- und Jagdpalast errichten, der im wesentlichen den alten sassanidischen Palastplan wiederherstellte (Huff 2006). Er perfektionierte diesen sogar, indem er ein neues, axiales Südtor durch die Mauer brechen und den wieder eingewölbten Iwan-Palast durch prachtvolle Erweiterungen und Hinzufügung von Obergeschoßwohnräumen erweitern ließ. Die verfallenen sassanidischen Tempelräume wurden eingeebnet, nur der große Feuertempel wurde als Unterbau für einen riesigen Thronsaal wiederbenutzt, zu dem eine große Treppe im verbreiterten alten königlichen Tempel-Iwan hinaufführte. Sughurluq, so der mongolische Name, diente später als Wohnsitz der königlichen Frauen der Ilkhaniden-Dynastie. Nach dem
Untergang des Ilkhanats um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde der Palast ausgeplündert und seiner Fayencedekoration beraubt. Für etwa ein weiteres Jahrhundert siedelte hier nochmals eine bäuerliche Bevölkerung. Wahrscheinlich schon im 15. Jahrhundert wurde der Platz endgültig verlassen, auch die Umgebung verödete. Erst jetzt bildeten sich die grauen Kalksinterflächen, die weite Teile des Plateaus bedecken. Der Ortsname Sughurluq scheint als Fluss-, Landschafts- und Provenienzname der qualitätvollen Saruk-Teppiche weiterzuleben. Die Ruinen des Hochtales tragen wahrscheinlich erst seit safawidischer Zeit die orientalisch-mythologischen Namen Takht-, Zendan-, und Tavileh-e Suleiman, «Thron», «Gefängnis» und «Pferdestall Salomos», und, eine Festung auf einem nahen 3000er Gipfel, Takht-e Belqis, «Thron der Königin von Saba».
Der Alexanderwall, die große Mauer von Gurgan Der sog. Alexanderwall (Abb. 58), persisch Sadd-e Iskender, von den turkmenischen Anwohnern Qisil Alan, «Rote Schlange», genannt, gehört wie der römische limes und die chinesische Mauer zu dem Gürtel von Grenzbefestigungen, die in der Antike den eurasischen Kontinent von der britischen Atlantikküste bis an das chinesische Ufer des Gelben Meeres in eine nördliche und südliche Hemisphäre teilten. Zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Bauweisen errichtet, sollten sie die Territorien der zivilisierten südlichen Großreiche vor dem Ansturm der nördlichen Barbarenvölker schützen. Das Perserreich, in der Mitte zwischen römischem und chinesischem Einflussgebiet gelegen, versuchte seine Nordgrenzen durch Sperranlagen auf beiden Seiten des Kaspischen Meeres zu sichern: Im Osten durch den Alexanderwall, der die Turkmenensteppe nördlich des Gurgan-Flusses auf einer Länge von ca. 200 km durchquert, und im Westen durch die Mauern von Derbent, die von der befestigten Hafenstadt ca. 45 km weit in den Kaukasus hineinlaufen. Der Alexanderwall war eine heute infolge von Ziegelraub fast vollständig verschwundene 2 bis 2,5 m breite Mauer aus rot gebrannten Ziegeln (daher der turkmenische Name), an deren Rückseite in 2 bis 6 km Abständen mehr als 35 rechteckige Kastelle lagen und deren nördliche Außenseite durch einen Graben und offenbar vereinzelte halbrunde Bastionen gesichert war. Anders als die durch den Duktus ihrer Pahlavi-Inschriften und durch ihr charakteristisches Läufer-Binder-
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 101
Mauerwerk aus Steinquadern in spätsassanidische Zeit, d. h. ins 6. Jahrhundert n. Chr. datierte Mauer von Derbent (Gadzˇiev 2001; 2006: 115–117; Kudrjavcev 2001) gab es für den Alexanderwall keine gesicherten Datierungshinweise. Alexander der Große war als Bauherr von vornherein auszuschließen; die Mauer ist mit seiner Eroberungsstrategie nicht vereinbar und wird auch nicht von der seriösen antiken Geschichtsschreibung erwähnt. Der Name geht zweifellos auf den spätantiken, im Orient weit verbreiteten aber ganz und gar legendenhaften Alexanderroman zurück, in dem die schon im Alten Testament enthaltene Überlieferung von den Stämmen Gog und Magog aufgenommen wurde und in dem Alexander die Errichtung eines wohl eher auf die Mauern von Derbent zu beziehenden Schutzwalles gegen diese die nördlichen Barbaren symbolisierenden menschlichen Ungeheuer zugeschrieben wurde. Der Alexanderwall wird daher korrekter, wenngleich weniger anschaulich, auch als Mauer von Gurgan bezeichnet, nach der alten namengebenden Großstadt der Ebene. Als eine von historischen Spekulationen unabhängige Datierungsmöglichkeit für den Alexanderwall bot sich zunächst die Relation zu den gut datierten Mauern von Derbent über den beide Befestigungen verbindenden Seespiegel des Kaspischen Meeres an. Dessen im Laufe der Geschichte stark schwankender Pegel hatte bereits für eine Reihe archäologischer Plätze als datierender Indikator gedient. Die Mauern und Bastionen von Derbent reichen gegenwärtig etwa 300 m weit ins Meer hinein, und die dazugehörenden Steinbrüche liegen fast ausnahmslos unter Wasser. Während also Derbent zu einer Zeit gebaut worden sein muss, als der Meeresspiegel wesentlich tiefer lag als heute, endet die Trasse des gegenüberliegenden Alexanderwalls ca. 5 km vor der heutigen Uferlinie; dazwischen zeigen auch Luftbilder keinerlei Mauerspuren. Dem Anschein nach war also eine ungefähr gleichzeitige Datierung beider Festungswerke nicht möglich, der Alexander-Wall musste zu einer Zeit errichtet worden sein, als der kaspische Meeresspiegel nicht tiefer, sondern höher lag als heute. Die Seespiegelschwankungskurven russischer Geographen zeigen einen entsprechend hohen Wasserstand in der frühen Partherzeit, so dass auf ein frühpartherzeitliches Baudatum des Alexanderwalls zu schließen war. Allerdings galt dieser Schluss nur unter der Voraussetzung, dass der Alexanderwall tatsächlich dort endete, wo es die Luftbilder heute anzeigen. Eine endgültige Klärung darüber konnten nur archäologische Untersuchungen, primär westlich des heute erkennbaren Mauerendes, erbringen (Huff 1981).
102 | Dietrich Huff
Ein erstes Argument gegen eine parthische Datierung der Mauer ergab sich durch die Freilegung einer typisch sassanidischen halbrunden Mauerbastion während der iranischen Ausgrabungen von 1982 (Kiani 1982a; 1982b: 11–38); bei einer partherzeitlichen Anlage wäre eine in hellenistischer Tradition stehende Rechteckbastion zu erwarten gewesen. Die endgültige Bestätigung für ein sassanidisches Baudatum lieferten dann weitere iranische Grabungen und die iranisch-britischen Untersuchungen von 2005 bis 2007 (Nokandeh 2006; Omrani 2007; 2008; Sauer 2009). Auf der anscheinend unbebauten Strecke zwischen der kaspischen Küste und dem erkennbaren Beginn der Mauertrasse wurde ein Ziegelbrennofen des gleichen Bautyps freigelegt, wie er an mehreren anderen Stellen hinter dem Alexanderwall ausgegraben worden war. Da kein Zweifel darüber besteht, dass in diesen Öfen das Baumaterial für die Mauer hergestellt wurde, kann sich auch der Alexanderwall bis auf ein ähnlich tiefes Niveau hinab fortgesetzt haben wie die Mauer von Derbent. Anders als am West- und Südufer hat offenbar an der Ostküste der Wellengang späterer Hochwasserstände alle Spuren verwischt, nachdem das Ziegelmaterial bereits beim Bau der nahen mittelalterlichen Hafenstadt Abaskun abgetragen worden war. Die Ziegelbrennöfen liefern mit den Resten ihres Brennmaterials eine kaum zu überschätzende Möglichkeit zur genaueren Datierung des Alexanderwalls innerhalb der sassanidischen Periode durch 14Cund Thermoluminiszenz-Messungen. Erstere ergaben Daten zwischen 429 und 574 n. Chr., letztere zwischen 286 und 574 n. Chr. (Nokandeh 2006: 161–163). Außer der gesicherten spätsassanidischen Datierung des Alexanderwalls lieferten die neuen Untersuchungen Aufschlüsse über die kasernenartige Infrastruktur der Kastelle und der neuangelegten Garnisonsorte, über Siedlungsplätze innerhalb und außerhalb der Mauer, unter denen auch vorsassanidische Fundplätze reichlich vertreten sind, und vor allem über ein umfangreiches Kolonisationsprogramm mit einer weitgespannten, bis vor die Mauer reichenden Wasserregie des Gurgan-Flusses. Die Durchführung des enorm aufwendigen Mauerbaus zusammen mit einem Kolonisationsprogramm dieses Ausmaßes setzt eine Periode innerer Stabilität und erheblicher Wirtschaftskraft voraus und scheint geradezu passend für die Situation des Landes unter Khosro I. (531– 579 n. Chr.) zu sein, als dieser, nach Niederschlagung der fast 20 Jahre währenden Mazdakiten-Revolution, eine gesellschaftliche, wirtschaftliche und militärische Reorganisation des Reiches durchsetzte. Allerdings ergeben sich aus der Überlappung aller Datierungsmessungen als
Abb. 58: Alexanderwall. Blick von Nordosten über einen östlichen Abschnitt der fast vollständig ihrer Ziegel beraubten Sperrmauer, die sich heute vor allem durch ihren breiten Graben im Gelände abzeichnet; im Vordergrund eines der hinter der Mauer liegenden Kastelle, bedeckt mit den Grabhügeln turkmenischer Nomaden, und hinter dem rückwärtigen Kastellgraben ein weiterer, halbrund eingefasster Turkmenenfriedhof.
Fürsten, Festungen, Feuertempel | 103
gemeinsame Schnittmenge die Jahre zwischen 429 und 486 n. Chr., d. h. eine mindestens 50 Jahre frühere mögliche Bauzeit. In dieser Spanne hätten nur die Regierungszeiten von Yazdegerd II. (439–457 n. Chr.) und Peroz (459–484 n. Chr.) für Planung und Durchführung eines Projektes dieser Dimension ausgereicht. Die durch Hungersnöte und die für ihn tödlich endenden Angriffskriege gegen die Hephtaliten gekennzeichnete Politik des Peroz steht nicht unbedingt im Einklang mit Errichtung und Vollendung dieses Sperrwalles. Dass die Bedrohung Irans durch die nördlichen Nachbarvölker immer gegeben war und Khosro I. nicht als erster Schutzmauern gebaut hat, steht außer Zweifel. Auch die steinerne Mauer von Derbent war nur die letzte in einer Serie von Befestigungen. Sie wurde vor einer schon bestehenden älteren Lehmziegelmauer errichtet, und südlich von Derbent, im Bereich des Besh Barmak-Gebirges, blockierten ebenfalls ältere Sperrmauern aus Lehmziegeln den schmalen Uferstreifen zwischen Bergen und Meer. Eine große Lehmfestung dort trägt den Namen Qaleh-e Yazdegerd. Die von den laufenden Untersuchungen zu erwartenden weiteren Ergebnisse zur Entstehung des Alexanderwalls werden daher nicht nur für seine genaue Datierung von Bedeutung sein, sondern möglicherweise auch unser Geschichtsbild der dramatischen 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts im Sassanidenstaat erweitern.
Darabgird Die ca. 300 km südöstlich von Shiraz gelegene Stadtruine Darabgird (Abb. 59) ist ein Musterbeispiel dafür, wie aufgrund von Missverständnissen, fehlerhaften Überlieferungen und sich gegenseitig stützenden Zirkelschlüssen ein scheinbar gesichertes aber unrichtiges Meinungsbild entstehen kann, das sich nur schwer korrigieren lässt. Als Hauptort einer großen, wasserreichen Ebene gehörte Darabgird immer zu den wichtigen Distrikten der antiken Persis. Geschichtlich relevant wurde es jedoch erst durch Ardashir Papakan, der als Jüngling in die Dienste des örtlichen Argbad, des «Burgherren» und Gouverneurs trat und, nachdem er dessen Amt übernommen hatte, von hier aus seine usurpatorischen Umtriebe gegen den Kleinkönig der Persis, seinen Oberherrn, und den parthischen Großkönig begann. In der Mitte der Ebene gelegen, wurde die Stadt bereits im hohen Mittelalter wegen ihres ungesunden Klimas verlassen und nie wieder besiedelt. Das Stadtgebiet
104 | Dietrich Huff
von ca. 2 km Durchmesser ist von einer verfallenen, aber noch hoch erhaltenen, leicht unregelmäßig runden Lehmmauer mit Graben umgeben und wird durch 4 radiale Hauptstraßen unterteilt, die erheblich von einem exakt orthogonalen Achsenkreuz abweichen. Einige radiale Nebenstraßen sind im Luftbild mehr zu erahnen als zu erkennen; die Lehmhäuser sind zu formlosen Hügeln zerflossen, zwischen denen sich rezente Abgrabungen abzeichnen. Die Stadtmitte bildet eine zerklüftete f Felsformation, auf deren größtem und höchstem Gipfel sich die Reste einer kleinen Festung erhalten haben (Stein: 1936: 190–194). Die Rundstadt Darabgird galt in der westlichen archäologischen Literatur schon früh als Beweis dafür, dass die Rundform charakteristisch für den parthischen Städtebau gewesen sei. Die Endung gird d «rund» konnte leicht in diesem Sinne missverstanden werden. Jedoch war in der philologischen Literatur auch schon früh bekannt, dass es sich hier um eine der üblichen Zusammensetzungen mit kert «gemacht» handelte: Darab kert, «von Darab gebaut». Der bereits mythische Stadtgründer wird mit einem achämenidischen Dareios, zumeist aber mit einem partherzeitlichen Kleinkönig Daraw identifiziert, was weder bewiesen noch bestritten werden kann. Naheliegend war natürlich die Annahme, Ardashir habe nach jahrelanger Regentschaft über ein rundes Darabgird die Idee einer Rundstadt als Grundlage für seine neue Stadtplanung übernommen, als er seine eigene Residenzstadt Ardashir Khurreh, das heutige Firuzabad, gründete. Das schien eine Bemerkung des im frühen 10. Jahrhundert wirkenden Geographen Ibn Faqih zu bestätigen, der in seinem Bericht über Ardashir Khurreh schreibt: «Die Stadt ist gebaut nach dem Vorbild von Darabgird» (Schwarz 1869: 56–57). Mit Ibn Faqhs Bericht, der nur in stark verstümmelter Form überliefert ist, und einigen wenig geeigneten oder falsch datierten archäologischen Beispielen, wie Hatra und Takht-e Suleiman, sah man die These der parthischen Rundstadt als gesichert an. Dass in der immer noch hellenistisch geprägten parthischen Formensprache der rechte Winkel überwog, wurde nicht in Betracht gezogen. Vor allem übersah man, dass es einen wesentlich ausführlicheren Bericht über Darabgird als den von Ibn Faqih gab. Der nur wenig später im 10. Jahrhundert wirkende, sehr zuverlässige Hamza alIsfahani schreibt, Darabgird habe ursprünglich einen dreieckigen Grundriss gehabt und seine runde Mauer sei erst im frühen 8. Jahrhundert durch einen Gouverneur von Fars unter dem omayadischen Vizekönig von Irak, Hajjaj ibn Yusuf (661–714 n. Chr.) errichtet worden
Abb. 59: Darabgird. Anders als in Firuzabad ist die Kreisform der Stadt unpräzise, ein radial-konzentrisches Straßennetz fehlt. Auf dem Felsgipfel in der Stadtmitte sind die geraden Mauerzüge einer kleinen Festung erkennbar.
(Hamza 1848: 26). Hamzas Bericht ist so detailliert und zeitgeschichtlich eingebunden, dass er kaum als Erfindung oder Fehlinformation abgetan werden kann. Er erklärt auch die Bemerkungen anderer mittelalterlicher Quellen, in denen von einer in gutem Zustand gehaltenen «neuen» Stadtmauer die Rede ist. Tatsächlich erstaunt die noch heute große Mauerhöhe und die ursprünglich offenbar geringe Mauerstärke, Merkmale, die einerseits typisch für Festungsmauern islamischer Zeit sind und die andererseits für deren kürzere Verfallzeit bzw. für ein späteres Baudatum sprechen als die ins 3. Jahrhundert n. Chr. zurückgehenden Stadtwälle von Ardashirs Residenzstadt, die ja nach Ibn Faqih erst nach den Mauern von Darabgird errichtet worden sein sollen. Wir können daher sicher sein, dass Ardashir zu Beginn seiner Karriere nicht über ein rundes Darabgird herrschte, sondern über ein drei-
eckiges. Mit der radial-konzentrischen Stadt- und Landplanung seiner neuen Residenz Ardashir Khurreh folgte er keineswegs einer parthischen Rundstadttradition, sondern demonstrierte dem parthischen Großkönig und aller Welt modellhaft seine Idee eines zentralistisch geordneten Staates (Huff 2008b: 42–52). In Darabgird sind noch keine archäologischen Untersuchungen durchgeführt worden, mit denen man innerhalb oder außerhalb der Rundstadt zweifellos parthische Kulturschichten lokalisieren könnte. Auch über das Alter der Festung auf dem Felsstock in der Stadtmitte lassen sich nur Vermutungen anstellen. Der schmale Gipfelgrat ist durch Stütz- und Festungsmauern mit unterschiedlich großen, wohl frühmittelalterlichen Bastionen zu vier Terrassen ausgebaut worden. Dass hier bereits eine ältere sassanidische Befestigung stand, kann nicht ausgeschlossen
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 105
werden. Ein künstlicher Felseinschnitt durch den Felsgrat unterhalb einer der Terrassen wird meist als Tordurchgang erklärt, dürfte aber als Halsgraben vorgesehen gewesen sein. Trotz des erheblichen Aufwandes beim Ausbau der Zitadelle ist der durch die Terrassen gewonnene Nutzraum so beengt, dass man hier den Sitz des Statthalters eines reichen und wichtigen Distriktes wie Darabgird nicht erwarten kann. Dieser dürfte seit alters her und wie in Iran üblich ca. 10 km entfernt auf einem großen Felsberg am nordwestlichen Rand der Ebene gelegen haben, auf dem Mauer- und Turmreste ein befestigtes, rechteckiges Palastplateau und eine weit herabreichende Vor- und Unterburg erkennen lassen. Der Berg trägt noch heute den Namen Qaleh-e Shah Nishin, «Burg des Königssitzes».
Sarvistan Der sog. sassanidische Palast von Sarvistan gehört zu den besterhaltenen, aber auch am heftigsten umstrittenen antiken Monumenten Irans (Abb. 60). Er steht einsam in einer kahlen Salzufersteppe, nahe der kleinen Ortschaft Sarvistan neben einigen unbedeutenden Resten von Lehmmauern oder Hütten und einer kleinen karawansereiartigen Lehmruine. Eine anfängliche Datierung in achämenidische Zeit wurde schnell als unmöglich verworfen. Stattdessen glaubte man sich, einem Vorschlag Herzfelds folgend, auf eine Bauzeit in der mittleren sassanidischen Periode, etwa im 5. Jahrhundert n. Chr., einigen zu können. Die Zweckbestimmung als Palast wurde zunächst nicht in Zweifel gezogen, obwohl der Grundriss denkbar ungeeignet für jede Art von Wohnfunktion war. Mit der zunehmenden Kenntnis der sehr einheitlichen persischen Palastbautradition (Huff 1993: 50–53)konnte der völlig andersartig strukturierte Bau jedoch nicht mehr als Palast gelten; auch die Interpretation als Jagdschloss erschien nicht mehr vertretbar. Stattdessen ergaben sich mit dem durch Ausgrabungen und Surveys erweiterten Kenntnisstand zoroastrischer Feuertempel überraschende Ähnlichkeiten zwischen diesen und dem Gebäude von Sarvistan. Dessen sehr komplexer Grundriss enthält Iwane, Kuppelräume und lange Säle mit anschließenden sakristeiartigen Räumen, eigentlich die typische Konstellation von Gemeindeversammlungshallen und Räumen für rituelle Handlungen. Obwohl sich für eine sichere Interpretation als Feuertempel noch ungelöste Fragen ergeben, ist eine Funktion als Kultraum nicht mehr von der Hand zu weisen. Auch die bisher übliche Datierung in mittelsassanidische Zeit
106 | Dietrich Huff
muss revidiert werden. Eine Reihe konstruktiver und stilistischer Bauformen sind mit denen der sassanidischen Architektur nicht mehr vereinbar, entsprechen aber durchaus denen frühislamischer Bauten Iraks und Syriens (Grabar 1968; Huff 1975: 158–159; Bier 1986). Man steht daher der ungewöhnlichen Tatsache gegenüber, dass hier in Sarvistan in frühislamischer Zeit ein großer, wahrscheinlich zoroastrischer Kultbau errichtet worden ist. Die bekanntermaßen religiös tolerante Situation dieser Zeit gerade in der Provinz Fars scheint ein solches Projekt möglich gemacht zu haben.
Die Türme des Schweigens von Yazd «O Schöpfer, o Ahura Mazdah wohin sollen wir den Leib toter Menschen tragen (…)? Wo sollen wir ihn niederlegen?» Da sagte Ahura Mazdah: «Auf den höchsten Orten, o Spitama Zarathustra, auf dass seiner am sichersten gewahr werden die aasfressenden Hunde oder die aasfressenden Vögel. Da sollen sie, die Mazdah-Anbeter, ihn, den Toten an seinen Füßen und an seinem Haar festmachen – mit einem Stück Eisen oder Stein oder Horn – sonst können aasfressende Hunde oder aasfressende Vögel irgendwelche Knochen zu Wassern oder Pflanzen verschleppen.» «O Schöpfer, wohin sollen wir die Knochen toter Menschen tragen, o Ahura Mazdah? Wo sollen wir sie niederlegen?» Da sagte Ahura Mazdah: «Einen Aufbau soll man dann dafür errichten – über den Hund hinaus, über den Fuchs hinaus, über den Wolf hinaus -, der nicht von oben her durch Regenwasser zu benetzen ist. Wenn die Mazdah-Anbeter dazu in der Lage sind, sollen die Gebeine auf einer Stein- oder Kalk- oder Lehm-Unterlage in dem Aufbau niedergelegt werden. Wenn die MazdahAnbeter dazu nicht in der Lage sind, soll man die Knochen zu ihrer Belichtung und Besonnung so auf der Erde hinlegen, dass sie ihr eigenes Lager und Kissen bilden.» (zitiert nach Wolff 1910: 355–356) Der im Videvdat, einem Buch des Avesta enthaltene Dialog zwischen dem Propheten Zarathustra und dem Schöpfergott Ahura Mazdah beschreibt klar und deutlich die grundlegenden zoroastrischen Regeln für den Umgang mit dem Leichnam Verstorbener. Die westlichen Nachbarkulturen der Perser betrachteten die altiranische Sitte der Leichenaussetzung verständlicherweise als schändlich und den Toten entwürdigend und interpretierten sie als eine selbstauferlegte Strafe für die zweite, ihnen fremde und anstößige Gewohnheit der Perser, die der Schwester-
Abb. 60: Sarvistan. Blick von Süden auf das vermutete zoroastrische Kultgebäude aus frühislamischer Zeit. Links in der Hauptfassade der Eingangs-Iwan vor dem großen Kuppelraum, rechts der südöstliche Doppelsäulensaal mit anschließendem kleinem Kuppelraum. Neben dem Gebäude Siedlungsspuren und rechts oben ein anscheinend befestigtes quadratisches Lehmgebäude mit drei Iwanen aus Steinmauerwerk.
oder Verwandtenehe. Der wahre Grund blieb ihnen unverständlich: Die zoroastrische Vorstellung, dass die Dämonen, die mit dem Tod von der vergänglichen Materie des Menschen Besitz ergriffen hätten, bei einer Erd- oder Feuerbestattung die Elemente verunreinigen würden. Erst die von den verwesenden Bestandteilen befreiten Knochen waren kultisch rein. Dass die Leichenaussetzung bereits in achämenidischer Zeit üblich war, beweist der Bericht Herodots. Über die Einzelheiten dieser Praxis in den frühen Perioden wissen wir aber wenig. Aus der sassanidischen Periode und der ersten Zeitspanne nach der arabischen Eroberung sind dagegen schriftliche und archäologische Zeugnisse erhalten. Die im Videvdat erwähnten Aussetzungsplätze selbst werden sich nur selten sicher lokalisieren lassen; so war das Felsplateau des Hussein Kuh oberhalb von Naqsh-e
Rustam zweifellos der «Friedhof» von Istakhr, der nahegelegenen Hauptstadt der Persis. Die archäologisch nachgewiesenen Grabvorrichtungen für die nach ca. einjähriger Aussetzung als kultisch rein geltenden Gebeine lassen sich in drei Gruppen teilen (Huff 1988; 1993: 58–61; 2004). Freistehende Astodane, «Knochenbehältnisse», gab es offenbar in den verschiedensten Ausformungen, sie sind jedoch bis auf wenige Ausnahmen verschwunden. Besser erhalten sind Felskammern und in den Fels gehackte, kastenförmige Gruben in unterschiedlichster Größe, die immer mit Steinplatten oder Deckeln verschließbar waren. In Grabinschriften werden beide Typen als dakhma «Grab», bisweilen auch als astodan «Knochenbehälter» bezeichnet. Die Grabmonumente sind nicht gleichmäßig über ganz Iran verteilt, sie finden sich hauptsächlich im Südwesten und Westen, in besonderer
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 107
Abb. 61: Yazd. «Türme des Schweigens». Mitte links das Dakhma (Grabmal) Manekjis von 1864, rechts darüber das neuere RundDakhma und das alte viereckige Berg-Dakhma mit den Ruinen der zugehörigen Totenfeierhäuser auf den Berghängen dahinter. Rechts am Bergfuß der neuere Zeremonialbereich. Versandete Qanat-Trichter laufen auf die Zisternenkuppel mit ihren Belüftungstürmen zu. Darüber das Portal des Zisternenabgangs; rechts daneben das rechteckige Gehöft des Friedhofwärters. Neben diesem die ersten Totenfeierhäuser seit 1864 mit dem Raum für das Totenfeuer. Anschließend die Festhäuser der verschiedenen Dorfgemeinden.
Dichte um Naqsh-e Rustam. In den östlichen Provinzen ffehlen sie bisher fast vollständig. Seit der völligen Marginalisierung der Zoroastrier spätestens im 11. Jahrhundert n. Chr. begnügten sich die verbliebenen Gemeinden mit der einfachen Ummauerung der Aussetzungsplätze, in denen dann auch die Gebeine auf Dauer belassen wurden. Die uns heute geläufigen und als Dakhmas oder «Türme des Schweigens» bekannten zoroastrischen Beisetzungsplätze sind in ihrer klassischen Form wahrscheinlich von den vor der Unterdrückung durch die mehrheitlich zum Islam konvertierte Bevölkerung Irans nach Indien geflohenen zoroastrisch gebliebenen Persern, den Parsen, entwickelt worden. Seit dem 17./18. Jahrhundert zu erheblichen Reichtum gelangt,
108 | Dietrich Huff
begannen diese indischen Parsengemeinden Hilfsprogramme für ihre völlig verarmten Glaubensbrüder in Iran zu organisieren. 1854 kam ihr Abgesandter Manekji Hataria nach Iran, dem es mit englischer Staatsbürgerschaft ausgestattet und durch Interventionen westlicher Botschafter gelang, die Lebensbedingungen der Zoroastrier in Iran wesentlich zu verbessern (Boyce: 1969). So wurde vor allem die djazia, die «Kopfsteuer» für Nicht-Muslime, 1882 abgeschafft. Mit indischen Spendengeldern baute Manekji außer Feuertempeln, Schulen und Krankenhäusern ab 1864 auch die ersten Dakhmas in Yazd, Kerman, Sharifabad und Teheran. Das klassische neuzeitliche Dakhma, das die Funktion des Aussetzungsplatzes mit der des Gebeinbehältnisses
vereint, ist eine von einer hohen Ringmauer umschlossene, runde Plattform, deren mit Stein gepflasterter Boden sich leicht zu einem großen, runden Schacht in der Mitte hin absenkt. Auf dem Steinboden sind zumeist in drei Ringen die Lagerflächen für Männer, Frauen und Kinder angezeichnet. Der Schacht, der schließlich zur Aufnahme der von der vergänglichen Materie befreiten Gebeine dient, hat unterirdische Abflusskanäle und Sickergruben mit Kohlefiltern, mit denen etwaige Verunreinigungen im abfließenden Regenwasser zurückgehalten k werden sollen (Modi 1937: 65–70; 231–239). In der Nähe des Dakhmas stehen gewöhnlich Gebäude für die Totenfeiern (sog. kheileh oder ateshsus), bei denen Priester rituelle Texte rezitieren und zu denen Totenmähler gehören. Die Gebäude bestehen aus Iwanen, d. h. offenen Hallen, sowie Küche und verschließbarem Lagerraum für die Küchengerätschaften. Um die Seele des Verstorbenen zu trösten, sollte beim Dakhma ein Feuer oder Licht brennen. Daher gibt es in den Festhäusern gewöhnlich einen kleinen Raum mit einem Feueraltar oder zumindest einem Platz zum Aufstellen eines Lichtes. Durch ein Fenster im Altarraum und eine gegenüberliegende kleine Öffnung in der Wand des Dakhmas ist die ideelle Möglichkeit gegeben, dass das Feuer oder Licht in das Dakhma hinein scheint (Huff 2003). Unter den zahlreichen zoroastrischen Begräbnisplätzen um Yazd ist der eindruckvollste der an der südlichen Ausfallstraße nach Kerman (Abb. 61). Bis vor kurzem dokumentierten hier drei Dakhmas die zoroastrischen Totenrituale der letzten drei oder vier Jahrhunderte. Das älteste, schon lange aufgelassene Dakhma, ein zweigeteilter, unregelmäßig viereckig ummauerter Berghang, wurde 1977 von der zoroastrischen Gemeinde planiert, um die
fortdauernden Friedhofschändungen zu beenden. Die Schubraupenspuren auf dem Bild zeigen, dass die untere Mauer bereits abgerissen und das Oberflächenmaterial des Inneren hangabwärts verteilt worden ist. In Kerman hatte man die noch vorhandenen Gebeine eines aufgelassenen Dakhmas in Fässern mit Salzsäure aufgelöst, um ihren natürlichen Zerfall abzukürzen. Zusammen mit dem Dakhma Manekjis entstand in Yazd sicherlich auch das zugehörige Totenfeierhaus mit einem kleinen Altarraum, dessen Fenster sich zum Dakhma öffnete. Als das Dakhma im 20. Jh. geschlossen und durch ein neues ersetzt wurde, brach man eine kleine, auf dieses ausgerichtete Öffnung f durch die Stirnwand des Raumes. Später wurde ein kleines überdachtes Feuerhäuschen außen davor gesetzt. Die Zahl der Totenfeierhäuser der verschiedenen Dorf- und Stadtgemeinden von Yazd hatte sich seit Manekjis Wirken schnell vermehrt. Die einfachen, aber konstruktiv und architektonisch beachtlichen Gewölbebauten verfallen jetzt, seitdem die Dach- und Mauerabdeckungen aus kahgel, Lehm und Häcksel, nicht mehr instand gehalten werden. Das letzte Dakhma in Iran wurde 1961 bei Sharifabad nördlich von Yazd gebaut, aber nur für kurze Zeit benutzt. Nachdem bereits zuvor die Leichenaussetzung in Teheran untersagt worden war, setzte sich das Verbot allmählich auch auf dem Lande durch. Bei der nun notwendig gewordenen Erdbestattung auf besonders ausgewiesenen Friedhöfen bemühte man sich, die Verunreinigungen in unterschiedlicher Weise zu minimieren; z. B. durch Metallsärge, oder, wie jetzt in Yazd, durch tiefe Grabgruben im permanent trockenen Bergschotter, wo der Leichnam fest in Tücher verschnürt zuunterst in einem durch Betonplatten abgedeckten Hohlraum liegt.
Fürsten, Festungen und Feuertempel | 109
Ziegel, Kacheln und Kuppeln Archäologische Stätten und Monumente im islamischen Iran (7.–20. Jh. n. Chr.) von Ali Mousavi
D
as Sassanidenreich unterlag der arabischen Invasion in iranische Territorien, wobei 639 Ktesiphon, die prächtige Hauptstadt der Sassaniden erobert wurde. Der muslimische Sieg in der Schlacht von Nahavand 647 ermöglichte den Invasoren den Zugang zum Iranischen Plateau. In der Folgezeit war das kulturelle und künstlerische Erbe der unmittelbaren Vergangenheit für die Entwicklung der Kunst des islamischen Iran von besonderer Bedeutung, und viele Bautechniken und Vorhaben blieben dieselben wie zuvor unter den Sassaniden. Eine Reihe vorislamischer Formen von Denkmälern und offiziellen Bauwerken etwa, wie der Iwan, die Kuppel auf Trompen oder auch dekorative Techniken wie Stuck wurden sofort für säkulare islamische Gebäude übernommen. Die Einführung des Islam brachte eine Reihe von Besonderheiten für die iranische Kunst mit sich: Das Mäzenatentum in der Kunst im Einklang mit religiösen Vorschriften resultierte im Bau großer Versammlungsmoscheen, monumentaler Gräber und Mausoleen; Gebäudefassaden wurden neu gestaltet, wie André Godard in The Art of Iran treffend beschreibt: «Was unterschiedlich ist, sind nicht Bauweise oder Formen oder auch nur Grundrisse, …sondern die Erscheinung, das neue Kleid, in das der Islam die sassanidischen Monumente kleidete, der Geist, mit dem er versuchte, die iranische Architektur zu beseelen. …» In diesem Abschnitt des vorliegenden Bandes werden Aufnahmen vorgestellt, die Anlagen aus der islamischen Periode in Iran zwischen dem 7. und dem frühen 20. Jahrhundert zeigen. Zu diesen gehören Aufnahmen einiger früher Siedlungen dieser Zeit, wie etwa Nishapur und Tus in Khurasan, aber auch monumentale Ensembles, die die reine Essenz iranischer Architektur der islamischen Zeit repräsentieren, wie die safawidischen Denkmäler in Isfahan. Darüber hinaus zeigen die Luftaufnahmen in diesem Kapitel die umfangreiche großordnende Architektur und Städteplanung, die von gewöhnlichen Siedlungen und
110 | Ali Mousavi
Anonymarchitektur bis hin zu weltbekannten königlichen und religiösen Denkmälern reicht. Ein weiterer Aspekt dieser Gruppe von Aufnahmen ist, dass sie die Landnutzung und Siedlungsentwicklung vom Kerngebiet aus, gewöhnlich durch die Gegenwart einer Festung oder kohandezh markiert, hin zum umgebenden Areal zeigen, das Wohnstätten und Gebäude mit alltagsbezogenen Funktionen aufweist. Die Nutzung angrenzender Felder und Ländereien durch Landwirtschaft und Gartenbau kann man ebenfalls in diesen Bildern nachvollziehen, die nur eine kleine Auswahl der vielen Hundert Luftaufnahmen Georg Gersters sind.
Bam Bam ist eine große Oase, die ihre Existenz dem Wasser verdankt, das aus dem Barezgebirge stammt (Abb. 62). Die Trockenzeit dauert über sechs Monate, und die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge in dieser Region beträgt nur 60 mm. Aus diesem Grund hing das Überleben dieser Stadt hauptsächlich von ihrem genialen unterirdischen Wasserkanalsystem, den Qanaten, ab (Adle 2006: 33–35), die beinahe die Hälfte der Wasserversorgung des Gebiets stellten, bis sie durch das Erdbeben im Jahr 2003 schwer beschädigt wurden. Bams Qanatsystem erreichte den Höhepunkt seiner Nutzung vermutlich im 9. oder 10. Jahrhundert, bevor es auf Grund von Regionalkriegen und anderen Konflikten bis Ende des 12. Jahrhunderts im Niedergang begriffen war. Bam mit seinen großen Palmhainen und Plantagen ist hauptsächlich eine landwirtschaftliche Siedlung, die großen Nutzen aus ihren unterirdischen Wasserreserven zieht. Neben Dattelanbau basierte Bams Wirtschaft hauptsächlich auf Baumwolle. Der Name Bam stammt wahrscheinlich vom mittelpersischen vahma («Gebet» oder «Lobpreis») und wird
Abb. 62: Bam. Übersicht der Lehmziegelzitadelle und Altstadt von Bam, von Osten aus aufgenommen. Durch ein unterirdisches Kanalsystem, die Qanate, wird die Oasenstadt mit Wasser aus dem Barezgebirge versorgt. Das System wurde in dem verheerenden Erdbeben im Jahr 2003 allerdings zu einem großen Teil schwer beschädigt.
zum ersten Mal im 9./10. Jahrhundert in den Beschreibungen mittelalterlicher Geographen erwähnt, die seine Gründung in die Zeit vor den Sassaniden datieren. Bam wird im Karnamak Ardashir Babakan («Aufzeichnungsbuch des Ardashir, Sohn des Babak») als Festung eines gewissen Haftvad erwähnt, der über die Region Kerman herrschte, die von Ardashir im Jahr 225 n. Chr. erobert wurde (Bastani Parizi 1988: 652). Obwohl Legenden von einer möglichen Siedlung im frühen 3. Jahrhundert sprechen, haben neuere archäologische Forschungen Befunde zutage gebracht, die belegen, dass die Gegend seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. besiedelt war (Adle 2006: 35). Zur etwa 200 m2 großen Zitadelle von Bam (Abb. 63), die auf einem Felshügel errichtet wurde, der an seinem höchsten Punkt 45 m hoch aufragt, gehören die Ruinen einer einst großen Siedlung; diese war bis vor etwa einem Jahrhundert der Hauptwohnort der Einwohner von
Bam. Die heutige Altstadt von Bam erhebt sich ca. fünf Meter über der umgebenden Ebene. Ihre Kernfläche befindet sich in einem Rechteck von 425 m Länge (OstWest) und etwa 300 m Breite (in Nord-Süd-Richtung); das Nordwestviertel, etwa 175 m2 groß, wurde später hinzugefügt (Gaube 1979: 107). Die Zitadelle und die Altstadt werden von einem tiefen Graben geschützt. Hinter diesem befinden sich die Stadtmauer und der Festungswall mit 38 Türmen, und dahinter die Ruinen der Gebäude, die wohl der Mittelklasse und der Zitadellenwache als Unterkunft dienten. Hinter einer zweiten Mauer befanden sich die Häuser des Adels und der Reichen, und schließlich am höchsten Punkt der Zitadelle der Sitz des Statthalters. Lange Zeit war von den beiden Mauern und Befestigungsanlagen die zweite, die den höchsten Punkt der Zitadelle schützte, die weniger stark beschädigte; sie war
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 111
Abb. 63: Bam. Die Zitadelle war bis vor etwa 100 Jahren der Hauptwohnsitz der Einwohner von Bam, bevor sich die Siedlung in der sie umgebenden Ebene entwickelte.
auch offensichtlich der älteste Teil, da sie aus Ziegeln besteht, die in einigen Fällen in die sassanidische Zeit datieren (226–651 n. Chr.). Hier befindet sich am höchsten Punkt der Zitadelle ein Gebäude mit vier offenen Eckräumen, das chahar fasll («Vierjahreszeitengebäude») genannt wird. Es handelt sich um ein Gebäude mit vier Eckräumen, die miteinander durch Gewölbe verbunden sind und dessen Mitte ein kleines Kuppeldach aus Lehmziegeln ziert. Offen an allen vier Ecken, wurde dieser Bau stets durch frische Brisen gekühlt. Major Percy Sykes, der in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts die Zitadelle besuchte, schrieb: «Eine kurze Treppe hinauf, und wir erreichten den höchsten Punkt der Festung, ein chahr fasl oder Vierjahreszeitengebäude, das offenbar der Sitz des Statthalters war… Vom Dach dieses Gebäudes genossen wir eine wunderbare Aussicht…» (Sykes 1902: 217). Neben diesem Gebäude fanden sich die Überreste eines
112 | Ali Mousavi
Wachturms, der einst offenbar sieben Stockwerke besessen hatte, von denen die obersten drei durch Firuz Mirza, den Statthalter von Kerman, Anfang des 20. Jahrhunderts zerstört wurden (Bastani Parizi 1988: 653). Der Turm wurde genutzt, um tagsüber durch Rauch und nachts durch Feuer Signale an die umliegende Gegend zu geben, und war daher als «Feuerturm» bekannt. Das große Gebäude im unteren Teil der Stadt, das wir in der Aufnahme erkennen können, ist die Moschee. Sie wurde aufgrund einer fragmentarischen Inschrift auf ihrem stuckverzierten mihrab auf 1751 datiert (Gaube 1979: 119–121, Abb. 77–78). Das Gebäude ist von mehreren Ruinen umgeben, die vermutlich ein Stall, ein Lagerhaus der Regierung und die Quartiere von Funktionären und Regierungsbediensteten waren. Die ummauerte Stadt enthält eine relative kleine Umfriedung, in der sich vermutlich ein Kloster, eine Schule
oder ein Ort befand, an dem religiöse Zeremonien abgehalten wurden (takia). Es gibt hier auch einen Pavillon, in dem ein Gymnasium (zurkana) untergebracht war, dessen Übungsplatz sich 1,5 Meter unterhalb des Niveaus der Festung befand. Das Badehaus, das auch safawidischen Ursprungs sein dürfte, befand sich hinter dem großen Westturm der Zitadelle; die Überreste der beiden Reservoirs des Bades kann man immer noch erkennen. Der Basar befindet sich nahe des Südtors der Zitadelle (unten rechts im Bild). In seldschukischen Zeiten war die Zitadelle regelmäßig Sitz von Fürsten oder anderen hochrangigen Personen. Sie wurde von der Mongoleninvasion in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verschont, und darauf folgende Reparaturen sind in einer Inschrift aus dem frühen 15. Jahrhundert auf der Wand der Moschee erwähnt (Bastani Parizi 1988: 653). Während der safawidischen Periode diente die Zitadelle als Aufmarschplatz und Hauptquartier der Armee des Ganj-Ali Khan, dessen Einfälle in Baluchistan während der Regierungszeit von Shah Abbas I. (1587– 1628) ein ganzes Kapitel in der jüngeren Geschichte von Kerman füllen (Bastani Parizi 1988: 653). 3 Bam war auch eine Festung von Lotf-Ali Khan (1789–1794) aus der Zand-Dynastie. Hier erlaubten ihm die Einheimischen am Ende seiner Zeit als König, sich außerhalb der Zitadellenmauern niederzulassen, bevor sie ihn schließlich an den gnadenlosen Gründer der Qajar-Dynastie, Aqa Mohammad Khan (1794–1797), übergaben, eine Strategie, die vorübergehend ihre Position in Bam stärkte. Der englische Offizier und Reisende Henry Pottinger, der auf seinem Weg nach Indien 1810 durch Bam kam, besuchte die Zitadelle und veröffentlichte den ersten umfangreichen Bericht über Bam in Europa (Potinger 1816: 201–203; De Planhol 1988: 650). Sir Percy Sykes berichtete, dass die Stadt nur etwa 13.000 Einwohner gehabt habe und die Zitadelle immer noch durch Mitarbeiter des örtlichen Statthalters in Gebrauch gewesen sei (Sykes 1902: 217). 1958 wurde das Monument auf die nationale Liste historischer Denkmäler in Iran gesetzt und vor weiterer Zerstörung geschützt. Die ganze antike Stadt von Bam wurde daraufhin in den vergangenen 30 Jahren durch das Iranische Amt für Konservierung und Restaurierung Historischer Monumente sorgfältigen Restaurierungs- und Instandhaltungsarbeiten unterzogen, bis ein Großteil der Anlage durch das verheerende Erdbeben im Dezember 2003 zerstört wurde. Bam befindet sich auf der Liste der gefährdeten Weltkulturerbestätten, sodass ein Erreichen des gewünschten Restaurierungszustands bis 2010 dringend erforderlich ist.
Nishapur Die Ruinen von Alt-Nishapur (Abb. 64) befinden sich etwa 70 km südwestlich von Mashhad an der Strecke der stark frequentierten Khurasan-Straße. Die Stadt liegt an der Südseite des Binaloudgebirges und blickt in Richtung Süden auf die Wüste. Die leicht ansteigende Ebene von Nishapur wird hier durch etliche kleine Flüsse und Überlandabflüsse aus den nahen Gebirgsausläufern bewässert. Die Gründung von Nishapur wird iranischer Tradition zu Folge legendären Königen zugeschrieben. Der Name der Stadt soll aber auch gleichzeitig den Namen des sassanidischen Königs Shapur enthalten, sodass Nishapur als Toponym etwa «Schöne Stadt des Shapur» bedeuten könnte (Jackson 1911: 246). Man sagt sogar, dass eines der drei großen Feuer des Zoroastrianismus, das von Adur Barzin-Mehr, sich in einem sassanidischen Feuertempel in den Hügeln nordwestlich der Stadt befunden habe (Honigmann und Bosworth 1993: 62). Andererseits wurden bisher keine vorislamischen Überreste in den Ruinen von Alt-Nishapur gefunden. Nishapur gewann stattdessen im 9. Jahrhundert n. Chr. an Bedeutung, als der tahiridische Statthalter von Khurasan, Abdallah ben Tahir (828–845 n. Chr.), die Stadt zu seiner Hauptstadt machte. Zu dieser Zeit überholte Nishapur Merv bezüglich seiner politischen Bedeutung und wurde später auch zu einem lebendigen Zentrum kultureller und wirtschaftlicher Aktivität. Unter den Saffariden wurde der Ort später zur Hauptstadt Khurasans und blühte unter samanidischer Herrschaft im 10. Jahrhundert weiter auf (Honigmann und Bosworth 1993: 63). Dies war die Zeit, in der Nishapur besonders gedieh, als es gleichermaßen für seine exquisite Keramik wie auch den besonderen Ruf seiner Gelehrten bekannt war. Im 12. und 13. Jahrhundert jedoch wandelte sich Nishapurs Geschichte zu einem wahren Katalog von Katastrophen, sei es in der Form von menschlich verursachten Zerstörungen oder auch schrecklichen Verwüstungen durch wiederholte Erdbeben (Melville 1980: 3). Vielleicht als Reaktion darauf wurde die Stadt schließlich mehrere Kilometer nach Nordwesten an einen anderen Ort verlegt. An seinem Höhepunkt war Alt-Nishapur offenbar eine dicht besiedelte Stadt mit einer Zitadelle, Moscheen und einem Statthalterpalast. Ibn Rusta, der iranische Geograph, der Nishapur in der samanidischen Zeit besuchte, schrieb, dass die Stadt einen farsakh in ihrer Länge maß, also etwa 7 km, und dass ihre Zitadelle nicht Teil der shahrestan (der eigentlichen Stadt) war, sondern daran
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 113
Abb. 64: Nishapur. Die Stadt wurde im 9. Jahrhundert n. Chr. durch den tahiridischen Statthalter von Kurashan, Abdallah b. Tahir (828–845 n. Chr.) zur Hauptstadt erhoben.
angrenzte und nur durch die Breite eines Grabens davon getrennt war (Barthold 1984: 97). Die vorliegende Luftaufnahme der kohandizh (Zitadelle), aus Richtung Osten aufgenommen, scheint Ibn Rustas Beschreibung zu bestätigen. Die Ruinen der Zitadelle, auch unter dem Namen Alp Arslan Tepe bekannt, haben wohl im Laufe der Jahre sehr unter heimlichen Grabungen gelitten. Mit der Einführung offizieller Grabungen jedoch, die von einem französisch-iranischen Team seit 2005 durchgeführt werden, können jetzt wichtige neue Studien zu dieser Festungsanlage durchgeführt werden. Die Geschichte der modernen Forschung in Nishapur ist noch sehr jung. Major (später Sir) Percy Sykes war der erste, der die Anlage 1909 untersuchte, und seine Kartenskizze der Ruinen war viele Jahre lang das einzige Dokument seiner Art (Sykes 1909: 152). Die Überreste von Alt-Nishapur, über ein großes Areal im
114 | Ali Mousavi
Süden und Osten der heutigen Stadt verteilt, haben dann jedoch ein in der Tat größeres Maß an archäologischer Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Metropolitan Museum New York hat von 1935 bis 1940 und dann wieder 1947 Grabungen durchgeführt. Ihren eigenen Angaben zufolge waren die Ausgräber jedoch hauptsächlich daran interessiert, Bauschmuck (wie etwa Stuckdekorationen) zu bergen, sowie feine Keramik und andere bewegliche Funde (Wilkinson 1937). In den vergangenen Jahren standen eine Reihe der Hügel von AltNishapur, darunter jene im Shadyakhviertel und nicht zuletzt die noch stehenden Monumente von Tepe Sabz Pushan (Abb. 65) im Fokus iranischer Grabungen, die 1962, 1988 und von 1999 bis 2001 in Nishapur durchgeführt wurden. Die grünende ummauerte Fläche zeigt die Anlage, wo Omar Khayyam und mehrere andere wichtige Persönlich-
keiten bestattet wurden (Abb. 66). Es muss kaum erwähnt werden, dass Nishapurs größter Ruhm darin besteht, dass der gefeierte persische Dichter, Astronom und Mathematiker Omar Khayyam (1048–1123) einer der wichtigsten Söhne der Stadt war. Vor allem dank Edward Fitzgeralds einzigartigem Erfolg bei der Übersetzung von Omar Khayyams Vierzeilern wurden jene Verse im viktorianischen England zu einem großen Klassiker. Nizami von Samarkand, der einer der ergebensten Schüler Omar Khayyams war, hat uns einen Bericht über seinen Besuch am Grab seines Herrn hinterlassen: «Als ich im Jahr 506 N. H. (1135/36 n. Chr.) in Nishapur ankam, einige Jahre nachdem der große Mann sein Antlitz im Staub verhüllt hatte, …und auf sein Grab so viele Blütenblätter gefallen waren, dass sein Staub unter Blüten verborgen war,…erinnerte ich mich an etwas, das er in der Stadt Balkh gesagt hatte, und ich verfiel in Weinen…» (Lockhart 1960: 84). Im Jahr 1934 wurde 1962 das Grab leider abgerissen, um eine verzierte Alabaster-
säule aufzustellen. Schließlich wurde das heutige Mausoleum in Form eines Kegelstumpfs (zwischen den Bäumen im Garten erkennbar) errichtet, was der Authentizität des Dichtergrabs noch abträglicher war (Hillenbrand und Mousavi 2001: 94–95). Der gefeierte Dichter und Mystiker Farideddin Attar, den die Mongolen 1230 hinrichteten, und Kamal al-Molk, der bekannte iranische Maler aus dem 19. Jahrhundert, sind ebenfalls in diesem Garten bestattet.
Mashhad Der Ort Mashhad (Abb. 67), Hauptstadt der großen Provinz Khurasan, verdankt seine Bedeutung dem Schrein des Imam Reza, des achten religiösen Oberhauptes der Schiiten. Legenden zufolge gehen die Ursprünge der Stadt jedoch noch viel weiter zurück; tatsächlich besagen örtliche Mythen, dass Alexander der Große eine
Abb. 65: Tepe Sabz Pushan. Die noch stehenden Monumente waren bis 2001 Gegenstand iranischer Grabungen.
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 115
Abb. 66: Nishapur. Mausoleum des persischen Dichters, Astronomen und Mathematikers Omar Khayyam (1028–1123).
Mauer um die Anlage des Grabes, die Sanabad genannt wird, errichten ließ, da ihm ein Traum zeigte, dass in der Zukunft dort ein großer Heiliger bestattet werden würde (Lockhart 1960: 32). Historische Realität jedoch ist, dass Harun al-Rashid, der berühmte Abbasidenkalif, 809 n. Chr. in Nowqan, einem Dorf nicht weit von der eigentlichen Stadt Mashhad entfernt, starb und dort in einem Garten bestattet wurde. Darauf verkündete sein Sohn Ma‘mun, um über seine iranische Mutter Unterstützung unter den Schiiten zu finden, dass er deren geistigen Führer Ali al-Reza als Nachfolger einsetzen würde, der für seine Frömmigkeit, sein Wissen und seine Wunderkräfte bekannt war. So reiste der Imam im Jahr 816 auf Geheiß Ma‘muns von Medina in Arabien nach Merv zum Regierungssitz des Letzteren, wo man ihn mit großen Ehren empfing. Ein Jahr später verließen Ma‘mun und Ali al-Reza Merv in Richtung Baghdad, aber der Imam wurde in Nowqan, das auf dem Weg
116 | Ali Mousavi
lag, krank und verstarb innerhalb weniger Tage. Der Kalif ließ ihn in der Nähe des Grabes seines Vaters in Sanabad bestatten (Lockhart 1960: 33). Die Schiiten glauben, dass der Imam auf Befehl des Kalifen ermordet wurde, und das Grab in Sanabad wurde darauf zu einer heiligen Pilgerstätte, erhielt den Namen Mashhad al-Reza («Ort des Martyriums des Reza») und gewann schnell besonders in der iranischen Welt an Heiligkeit. Während es im 10. Jahrhundert ein Mausoleum in Mashhad gab, wurde der Schrein wiederholt von den Türken zerstört. Sultan Mahmud von Gazna, der Gönner des iranischen Nationaldichters Firdausi, ließ – obwohl Sunnit – den Schrein reparieren, und seine Tochter ließ eines der Portale verzieren (Pope 1964c: 1202). Im frühen 15. Jahrhundert gewann Mashhad unter den Timuriden zur Zeit von Shahrukh (1405–1447) und seiner Frau Gowhar-Shad an künstlerischer Bedeutung. Letztere ließ die wunderschöne Moschee von Gowhar-
Abb. 67: Mashhad. Zum Schrein des Imam Reza führen zwei konzentrische, breit angelegte Wege, die in den 1970er Jahren angelegt wurden, um den Pilgern den Zugang zu erleichtern.
| 117
Shad (Abb. 68; am unteren Bildrand) mit ihrer blauen Kuppel und ihrem Grundriss mit vier Iwanen errichten (Byron 1964: 1124–1125). In seiner Beschreibung dieses Denkmals sagt Robert Byron: «Bernsteinfarbene Lichter blinkten in der Finsternis, unsichtbar vom mächtigen Bogen vor dem Heiligtum ausgehend, und reflektierten einen sanften Schimmer auf den vergoldeten Eingang des gegenüberliegenden Grabes, und enthüllten, sobald das Auge sich an das Licht gewöhnt hatte, ein riesiges, durch Bögen bestimmtes Viereck. Eine obere Ebene erwuchs außerhalb der Reichweite der Lichter und erschien jenseits eines Bereichs der Unsichtbarkeit als schwarze Brüstung…Man erhaschte Blicke auf Arabesken, so fließend, so filigran verflochten, dass sie so wenig wie ein Mosaik wirkten wie ein Teppich nach einzelnen Knoten aussieht; auf größere Muster, verloren in der Dämmerung über unseren Köpfen; auf Gewölbe und Friese, deren Kalligraphien zu leben schienen – dies waren echte Worte. Aber die Bedeutung war eine größere. Eine Epoche, die Timuriden, Gohar-Shad selbst und ihr Architekt Qavameddin, sie beherrschten die Nacht» (Byron 1937: 209–210). Das Grab des Imam selbst liegt in der Mitte des Komplexes. Es wurde in safawidischer Zeit reich verziert, insbesondere durch Shah Abbas den Großen (1587–1628), der 1601 anordnete, dass der Schrein restauriert werden solle. Er errichtete auch h die goldene Kuppel über dem Mausoleum, die 1606 fertig gestellt wurde. Eine elegante Promenade (oben rechts), ebenfalls unter den Safawiden errichtet, führt zum Haupthof der Anlage, dem Alten Hof (links in der Mitte der Aufnahme). Dieser Hof zeichnet sich durch zwei gegenüber liegende monumentale Portale und zwei Iwane aus, die mit goldenen Minaretten bekrönt sind. Der südliche Iwan führt ins Heiligtum. Der ganze Komplex ist von weiteren Höfen und zwei Karawansereien flankiert. Einst befand sich diese Anlage im Herzen der Stadt und war direkt von Basaren und Häusern umgeben. Letztere wurden in den 1970er Jahren entfernt und von einer asphaltierten Allee ersetzt, die heute den Komplex umgibt. Wie man deutlich auf jüngeren Satellitenaufnahmen sehen kann, ist das ganze Areal des Schreins nun von einer Vielzahl neuerer Gebäude, Geschäfte und zusätzlicher mussalahs (Gebetssäle) umgeben.
Tus Die Ruinen von Tus befinden sich 30 km nordöstlich von Mashhad in der Provinz Khurasan. Der Name Tus bewahrt nach Ansicht einiger Autoren das antike Toponym Sousia, der ersten Stadt der Provinz Aria zur Zeit von Alexanders Besuch 330 v. Chr. (Jackson 1911: 278–279, Fn. 1; Minorsky und Bosworth 2000: 241). Tus wird in Chroniken des 8. Jahrhunderts, die sich mit Khurasans Geschichte beschäftigen, oft erwähnt. Da aber die Stadt Nishapur bald schon Tus in den Schatten stellte, verdiente das mittelalterliche Tus anscheinend keinerlei detaillierte Beschreibung. Der Ruhm von Tus hängt natürlich teilweise von seiner Verbindung zu Firdausi ab, dem Autor des Shahnama (s. u.). Tus wird auch mit weiteren wichtigen Persönlichkeiten in Verbindung gebracht, darunter Muhammad al-Ghazali (1058–1111), dem Theologen, Juristen und Philosophen, sowie dem weltbekannten Astronomen und Mathematiker Naser al-Din al-Tusi (1201–1274). Im Verlauf seiner stürmischen Geschichte wurde Tus im frühen 13. Jahrhundert von den einfallenden Mongolen zerstört, bevor es, wieder aufgebaut, sogar zu einer wichtigen Residenz der Ilkhane wurde, wie man die späteren mongolischen Herrscher Irans nannte. Nach weiteren schrecklichen Verwüstungen 1389 durch Timur (1369–1405) wird Tus gemeinhin zusammen mit der im Aufstieg begriffenen Stadt Mashhad genannt, die dank ihrer spirituellen Bedeutung nach und nach die alte Stadt verdrängte. James Baillie Fraser war der erste Europäer, der die Ruinen von Tus erwähnte (auf seiner Reise nach Khurasan in den frühen 1820er Jahren), aber die erste detaillierte Beschreibung der Anlage und ihrer Umgebung verdanken wir Etemad al-Saltaneh, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Ort besuchte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts veröffentlichte Sir Percy Sykes eine Kartenskizze der Ruinen, und A. V. Williams Jackson besuchte die Anlage ebenfalls und beschrieb sie in ihrer Gänze in seinem Werk From Constantinople to the Home of Omar Khayyam (Minorsky and Bosworth 2000: 744). Die archäologische Stätte umfasst eine Reihe von Siedlungen, die sich innerhalb einer Lehmziegelstadtmauer befinden, die beinahe einen Kilometer Umfang besaß. Die Ruinen der Zitadelle von Tus befinden sich auf der Nordseite der ummauerten Stadt (Abb. 69). Sowohl
Abb. 68: Mashhad. Die Moschee der Gowar-Shad, der Frau des Timuriden Shahrokh (1405–1447) und der Schrein des Imam Reza.
118 | Ali Mousavi
| 119
die Umrisse einer quadratischen inneren Schanze wie auch die ein wenig unregelmäßig geformte Befestigungsmauer der Zitadelle selbst (mit ihrem Graben) sind noch relativ gut auszumachen. Während zwei Grabungskampagnen (1989 und 1990) durch ein iranisches Team unter der Leitung von Mahmoud Mousavi im Auftrag der Iranischen Organisation für Kulturelles Erbe gezeigt haben, dass die früheste Siedlungsphase der Zitadelle vermutlich ins 8. Jahrhundert zurück reicht, stammt ein Großteil der heute sichtbaren Überreste aus dem 12. und 13. Jahrhundert (Mousavi 1991: 125, 134–135). Mit dem Bau des modernen Komplexes um das Mausoleum von Firdausi sind die Ruinen der Zitadelle heute eng mit neuen Gebäuden und Geschäften verbunden. Die zweite Ansicht von Tus (Abb. 70) zeigt das Mausoleum Firdausis, des gefeierten Dichters und Autors des Shahnama («Königsbuch»), der 935 in einem Dorf im Distrikt Tus geboren wurde und um 1020 in Tus verstarb. Die Suche nach dem ursprünglichen Grab des
Dichters innerhalb der Mauern der alten Stadt zog sich durch das 19. und 20. Jahrhundert hin. Der älteste uns bekannte Hinweis auf das Grab stammt von Nizami von Samarkand, der 1116 oder 1117 Tus besuchte. Sein Bericht lautet wie folgt: «Innerhalb des Tores befand sich ein Grundstück, das Firdausi gehörte und das man den Garten von Firdausi, oder das Paradies heißt; und in diesem Garten, der sein Eigentum war, errichtete man sein Grab, und dort liegt er bis zum heutigen Tage» (Jackson 1911: 284). 1926 konnte man schließlich das Grab identifizieren, und 1934, zur Eintausendjahrfeier des Geburtstags des Dichters, wurde der Grundstein für ein neues Denkmal gelegt. Das neue Mausoleum ist teils von der Grabstätte Kyros’ des Großen in Pasargadae inspiriert. In diesem Fall jedoch steht das Grab selbst in der Mitte eines unterirdischen Saals, der zum Teil mit Basreliefs geschmückt ist, die Szenen aus den Geschichten des Shahnama zeigen. Eine Statue des Firdausi, vom zeitgenössischen Bildhauer
Abb. 69: Tus. Verfallene Ruinen der alten Zitadelle von Tus. Im frühen 13. Jahrhundert n. Chr. wurde die Stadt durch die Mongolen zerstört. Sie gelangte jedoch zu neuer Blüte, als sie Residenz der Ilkane, der späteren mongolischen Herrscher Irans, wurde.
120 | Ali Mousavi
Abb. 70: Tus. Das Mausoleum des Firdausi, des hoch berühmten Dichters der Shahnama, des Königsbuches, der im Jahr 1020 n. Chr. in Tus verstarb.
Abolhassan Sadeqi gestaltet, zeigt den Eingang des Gartens an, in dem sich das Grab befindet (Mousavi und Hillenbrand 2000: 193).
Sangbast Die diversen Überreste von Sangbast befinden sich 49 km südlich von Mashhad entlang der Ostweststraße zwischen Herat und Nishapur (Abb. 71. 72). Ein Teil der Ruinen in Sangbast besteht aus einer Reihe von Gebäuden, die um ein wichtiges Mausoleum und ein freistehendes Minarett gruppiert sind, und eine große Gruppe von Gebäuden lässt sich den Ruinen einer angrenzenden ummauerten Stadt, der Altstadt von Sangbast, zuordnen Das Mausoleum (vgl. Abb. 71) ist das des Arslan Jazib, eines Beamten des Ghaznawidensultans Mahmud (999–
1030), und es war ursprünglich zusammen mit dem frei stehenden Minarett Teil eines größeren Komplexes. Die Kuppel ist bemerkenswert, da sie nahe der Basis mit dickeren Ziegellagen errichtet wurde – eine frühe Manifestation des Wissens um die Stärke einer Kuppel, die stabiler wird, wenn man die Dicke (und Größe) zum Mittelpunkt hin verringert (Schroeder 1964: 986). Das Äußere des Denkmals zeigt keinerlei Spuren von Bauschmuck. Innen finden wir einen heute ungeschmückten Sockelbereich, der in einem gemalten kufischen Fries endet. Darüber sind die Wände verputzt und mit Winkelmustern graviert und bemalt (Pope 1964b: 1277). Der innere Übergangsbereich ist ein Achteck, dessen Seiten jeweils mit einem spitzen segmentierten Bogen ausgestaltet sind; diese Bauform ist in Iran unüblich. Die Bögen sind alternierend als Öffnungen und als Panele mit geometrischem Ziegelwerk entworfen. Das
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 121
Abb. 71: Sangbast. Das Grab und das Minarett des Arzalan Jazib, eines Beamten des Sultans Mahmud (999–1030 n. Chr.)
Innere der Kuppel weist Ziegelmauerwerk auf, das in einem lebendigen Fischgrätmuster angeordnet ist, das ursprünglich vielleicht von einer Schmuckoberfläche bedeckt war. Ein Wandfragment, das sich an der Südostseite des Minaretts befindet, weist darauf hin, dass dieses nicht schon immer freistehend gewesen sein kann; es mag sich einst an der Seite eines monumentalen Tordurchgangs befunden haben. Das Äußere des Minaretts zeigt einfaches Ziegelmauerwerk unter einem Inschriftenband. Innen führt eine Treppe zu einer Öffnung an der Spitze, die ursprünglich Zugang zu einem Balkon bot. Die Altstadt (vgl. Abb. 72) befindet sich innerhalb eines ummauerten Rechtecks (800 x 380 m) und ist außen von einem Graben umgeben. Die Ruinen bestehen aus einer Reihe von Lehmziegelgebäuden, die entlang einer Mittelachse ausgerichtet waren, die heute von der durch die Anlage verlaufenden modernen Straße genutzt wird.
122 | Ali Mousavi
Gonbad-e Qabus Errichtet auf dem eingeebneten Gipfel eines großen prähistorischen Siedlungshügels, lag der Gonbad-e Qabus, ein ungewöhnlicher konischer Grabturm, einst abgeschieden inmittender flachen Turkmenensteppe (Abb. 73. Heute befindet er sich im Stadtgebiet der gleichnamigen modernen Stadt, die nach diesem wichtigsten Denkmal benannt wurde. Der Turm, der sich mit einer beträchtlichen Höhe von 51 m erhebt, besitzt einen runden Grundriss mit zehn gleichmäßig verteilten dreieckigen Nasen, die von der Basis bis zum gekragten Gesims direkt unter dem Dach reichen. Der vertikale Aspekt dieser Nasen zeigt uns «ein Bild des Überflusses, das die Illusion noch viel größerer Höhe kraftvoll unterstützt» (Hillenbrand 1994: 286). Der Gonbad-e Qabus ist vollständig in zartgelben gebrannten Ziegeln hervorragender Qualität erbaut worden, deren
Abb. 72: Sangbast. Die an einer Mittelachse ausgerichtete Altstadt ist durch eine Mauer und einen Graben geschützt.
Farbe im Sonnenlicht beinahe golden wirkt. Der einzige Schmuck, von den hervorspringenden Nasen abgesehen, die das Sonnenlicht einfangen und dem Denkmal ein permanent verzaubertes Aussehen verleihen, besteht aus zwei sehr feinen identischen Kufiinschriften, die eine nicht weit vom Boden entfernt und die andere direkt unter der Auskragung. Der Text verrät uns den Namen des Erbauers, Shams al-Ma‘ali Qabus ibn Voshmgir, und das Datum 997 n. Chr. (Godard 1964: 972–973). Qabus war ein Fürst aus der Zyaridendynastie, der für seine Grausamkeit berüchtigt war und im Jahr 1012 n. Chr. ermordet wurde. Islamische Historiker berichten, dass man seine Leiche in einen Glassarg legte, der im Inneren des Turmes an der Decke aufgehängt war (Godard 1964: 971). Es ist auffällig, dass es weder eine Treppe noch irgendwelche Spuren von Halterungen für ein Gerüst gibt. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass man das Gebäude absichtlich in solch einer Weise errichten ließ, um den
Leichnam von Qabus in seinem ewigen Schlaf ungestört zu lassen. Das kleine Fenster, das man auf der Ostseite des konischen Daches erkennen kann, ist schon als Detail des ursprünglichen Planes eingebaut worden. Es mag wohl anfangs als Eingang für die Arbeiter und zum Materialtransport gedient haben, aber man ließ es am Ende nicht nur offen, sondern stellte es auch sorgfältig fertig. Qabus selbst soll darauf bestanden haben, dass sein Leichnam jeden Tag den ersten Sonnenstrahlen ausgesetzt werden solle, und diese Tradition würde auch die genaue Ausrichtung des Fensters erklären. Wir finden tatsächlich innerhalb des Turms keinen anderen Ort, an dem der Leichnam von Qabus hätte aufbewahrt werden können. 1899 grub eine russische Expedition eine Grube im Inneren des Turms, bis zur Tiefe von 10 m, um den Sarg von Qabus zu finden, aber die Ziegelfundamente reichten sogar noch tiefer, und die Ausgräber gaben enttäuscht auf. Diese Grabung verleiht der Geschichte, dass der Sarg tatsächlich
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 123
Abb. 73: Gonbad-e Qabus. Der Grabturm des Fürsten Qabus aus dem Jahr 997 n. Chr. stand einst mitten in der Turkmenensteppe, heute ist er namengebendes Denkmal der modernen Stadt.
innerhalb des Turms aufgehängt war, nur noch mehr Glaubwürdigkeit (Godard 1964: 972).
Kashmar – Aliabad Kashmar befindet sich 240 km südwestlich von Mashhad, weit genug vom Nordrand der Zentralwüste entfernt, um auf einer Höhe von 1300 m über dem Meer über ein angenehmes Klima zu verfügen (Abb. 74). Der ursprüngliche Name der Stadt lautete Turshiz. Hamdullah Mostowfi berichtet uns im 14. Jahrhundert von einer Zeder, die in einem Dorf nahe Turshiz vom Propheten Zarathustra gepflanzt worden sein soll und die auf Anordnung des Abbasidenkalifen Al-Mutiwakkil im 9. Jahrhundert wieder entfernt wurde (Le Strange 1905: 355; Huart und Bosworth 2000). Ab dem 10. Jahrhundert finden wir unter den charakteristischen Bauformen iranischer Architektur verschiedene Formen von Minaretten und Grabtürmen. Man
124 | Ali Mousavi
konnte solche Bauten schon aus der Ferne leicht erkennen, sodass sie auch teilweise als Orientierungspunkte für Reisende dienten. Einige wenige dieser Grabtürme dienen noch ihrer ursprünglichen Funktion als Grabstätten wichtiger Persönlichkeiten. Das beeindruckendste Exemplar dieses Gebäudetyps ist der Grabturm von Gonbad-e Qabus. Zur Zeit der Großseldschuken im 11. und 12. Jahrhundert schienen diese Denkmäler an Beliebtheit gewonnen zu haben (Hillenbrand 1994: 283). Die beeindruckendsten Mausoleen jedoch sind jene, die die Ilkhane von Persien im 13. Jahrhundert errichten ließen. Der aus gebrannten Ziegeln errichtete Grabturm von Aliabad/Kashmar besitzt einen polygonalen Grundriss und ist 18 m hoch. Der Torbogen des Eingangs ist tief in einen rechteckigen Rahmen eingesetzt, der in die Nasen und halbrunden Säulen schneidet, die alternierend die zwölf Ecken der Außenseite des Turms T schmücken. Der Turm wird von einer konischen Kuppel gekrönt. Weder die Identität des Grabherrn noch eine exakte Datierung sind bekannt. Der Grabturm wurde als erstes von Percy Sykes
Abb. 74: Kashmar, früher Turshiz. Ansicht eines Grabturms aus dem späten 12. Jahrhundert n .Chr. inmitten der Häuser von Kashmar.
im späten 19. Jahrhundert erwähnt (Sykes 1911: 159–160). Dann untersuchte Ernst Diez ihn in den Zwischenkriegsjahren (Diez 1923: 46–47, Tf. 6). Nichtsdestotrotz können wir den Grabturm von Aliabad auf Grund seiner Ähnlichkeit mit dem Radkan-Grabturm nahe Quchan, den Diez auf 1205–06 datiert hat, und mit anderen vergleichbaren architektonischen Belegen auf die Khwarazmshah-Periode, d. h. das späte 12. oder frühe 13. Jahrhundert, datieren (Diez 1923: 109; Meshkati 1974: 84; Gropp 213, Fn. 119).
Isfahan Die Masjed-e Jam’e (Versammlungs- oder Freitagsmoschee) von Isfahan (Abb. 75), als eine der bedeutendsten Moscheen der Welt bekannt, verkörpert eine der erhabensten Errungenschaften iranischer Architektur und Kunst eines Zeitraums von 800 Jahren. Einst stand die Moschee nahe dem Herzen der Altstadt, dem Kohn-e Meydan, das zusammen mit dem Basar am Nordende Teil
der Hauptachse der Stadt war. Während der Grabungen in den 1960er Jahren fand ein italienisches Team Fragmente spätsassanidischer dekorierter Säulen in einem der Suchgräben (Galdieri 1972: 379, Tf. XII), die die Existenz zumindest eines prestigeträchtigen Gebäudes am Standort der Moschee im 7. Jahrhundert dokumentieren. Die nächste Phase datiert auf die Zeit der muslimischen Eroberung der Stadt. Der Bau der Masjed-e Jam’e geschah auf Anordnung der arabischen Statthalter, die die Stadt im Auftrag der Abbasidenkalifen regierten (Galdieri 1973: 25–30). Al-Mafarukhi, ein Historiker aus dem 10. Jahrhundert, schreibt, dass die Moschee 841 restauriert wurde. Die archäologischen Untersuchungen weisen darauf hin, dass der ursprüngliche Bau eine Hypostylmoschee eines Typs war, der im 8. Jahrhundert üblich war. Die Buyiden erweiterten das Gebäude zwischen 908 und 932, und Spuren dieser Bautätigkeit konnten auch unter der Oberfläche des heutigen quadratischen Hofes gefunden werden (Galdieri 1973: 30–33). Im späten 11. Jahrhundert ließen die Seldschukenherrscher Irans die Moschee neu errichten,
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 125
Abb. 75: Isfahan. Die Moschee Masjed-e Jam’e, eine der bedeutendsten Moscheen der Welt. Im späten 11 Jahrhundert n. Chr. neu errichtet, bildet die Moschee heute ein typisches Beispiel seldschukischer Baukunst.
126 |
sodass die Masjed-e Jam’e von Isfahan heute ein typisches Beispiel einer seldschukischen Moschee darstellt. Seit 1051 war Isfahan im großen seldschukischen Herrschaftsgebiet ein wichtiges Machtzentrum, und die allgemeine Bautätigkeit in der Stadt erfuhr einen Aufschwung, insbesondere aber auch die Bautätigkeit an der Versammlungsmoschee (Babaie und Haug 2008). Die Moschee erfuhr in aufeinander folgenden Baukampagnen wiederholt signifikante Konstruktionsveränderungen, die zu ihrer heutigen Form und Höhe führten. Die vorliegende Luftaufnahme fängt im Prinzip den wichtigen Bau aus der Seldschukenzeit und die Verbindung der Moschee mit dem angrenzenden Basar ein, der hier als eine Reihe verbundener Gewölbekorridore oben links im Bild erscheint. Die Seldschukenmoschee erstreckt sich über etwa 17.000 m2, was sie zu einer der größten Moscheen Irans macht. Sie verfügt über zwei Ziegelkuppelkammern, eine im Norden und eine im Süden des Haupthofs, sowie das Sanktuar des Mongolenherrschers Uljaytu (1304–1316) im Westen des Hofes (dessen hohe Fassade rechts im Bild einen großen Schatten wirft) und schließlich eine Reihe Gewölbesäle, die die ganze Anlage einfassen und die hauptsächlich unter Shah Abbas I. (1587–1628) errichtet wurden. Links im Bild finden wir an die Moschee angeschlossen eine madrassa oder Koranschule der Seldschukenzeit. Nizam al-Mulk, Großwesir der Seldschukensultane, baute die alte Moschee um, die zwar schon während der Buyidenepoche verändert, deren Grundriss aber bis zur Ankunft der Seldschuken nicht geändert worden war. Dieser Bauteil ist als der Kiosk von Nizam al-Mulk bekannt, der vor seiner Ermordung 1092 fertig gestellt wurde (Schroeder 1964: 954; Galdieri 1973: 35). Die riesige achteckige Kuppelkammer ist 20 m hoch, und die Kuppel hat einen Durchmesser von 10 m und steht auf dreiflügeligen Trompen; im Innern stehen «zwölf massive Pfeiler, die in prometheischem Kampf mit dem Gewicht der Kuppel verstrickt sind» (Byron 1937: 174). Das Problem, eine runde Kuppel auf einem viereckigen Bau zu platzieren, hat Generationen von Architekten herausgefordert. Im Petersdom hat Michelangelo zehn riesige Ketten installiert, die die Kuppelbasis an Ort und Stelle sichern, während Christopher Wren in der St. PaulsKathedrale einen versteckten Konus benutzte. Die persischen Architekten aber «lösten das Problem, das Wren nur umging. Sie hatten keine Ahnung von Differential- und Integralrechnung, ihr Wissen war rein empirisch. Aber durch mutiges Experimentieren und kluge Beobachtung bei Fehlschlägen errichteten sie im 12. Jahrhundert praktisch die ideale Kuppel, die durch mathematische For-
schung erst im 18. Jahrhundert möglich wurde» (Schroeder 1964: 1008). Der zweite Bau der Seldschuken liegt am Nordende der Moschee (unten im Bild) und ist als Gonbad-e Khaki oder «Braune Kuppel» bekannt, errichtet um 1089 von Taj al-Mulk, einem Erzrivalen von Nezam alMulk (Babaie und Haug 2008: 22). Die Kuppelkammer ist kleiner, aber in sich ein Meisterwerk, da sie verschiedene Erdstöße über 900 Jahre hindurch ohne einen Riss überstanden hat. Es ist möglich, dass die Gonbad-e Khaki vom zeitgenössischen Mathematiker Omar Khayyam entworfen wurde, der zu dieser Zeit in Isfahan lebte. Das Tor am Fuße der Kuppelkammer trägt das spätere Datum 1366. Die Kuppel neben der Gonbad-e Khaki ist modern. Westlich des Hofes liegt der Mihrab von Uljaytu, dem Ilkhan, der zum Islam konvertierte. Das Denkmal ist auf 1310 datiert und mit elaboriertem Stuckschmuck dieser Zeit verziert (Babaie und Haug 2008: 23). Hinter dem mihrab befindet sich die wunderschöne Wintergebetshalle der Timuriden, deren Flachdach man ganz rechts im Bild erkennen kann, neben einer engen Straße, die die Moschee vom Nachbarviertel trennt. Mit dem Aufstieg der Safawiden wurde die Masjed-e Jam’e, die sich in schlechtem Erhaltungszustand befand, zum Objekt königlicher Bautätigkeit im 17. Jahrhundert. Safawidenkönige nutzten sogar die Moscheewände, um ihre königlichen Dekrete auszuhängen. Shah Tahmasp unternahm 1531–32 eine Reihe von Restaurierungsarbeiten, was auf ein kontinuierliches Patronat der Moschee unter den Safawiden schließen lässt (Babaie und Haug 2008: 24). In den 1970er und 1980er Jahren wurde das Denkmal gründlich durch das Iranische Amt für Konservierung und Restaurierung Historischer Monumente restauriert.
Gerdkuh Auf dem Gipfel eines isolierten zylindrischen Felsens im Alburzgebirge errichtet, befindet sich die berühmte Festung von Gerdkuh etwa 18 km westlich von Damghan in Nordostiran (Abb. 76). Gerdkuh («runder Berg») ist etwa 300 m hoch und hier aus Süden zu sehen, wo man den einzigen Eingang zur Festung findet. Im Mittelalter war Gerdkuh auch als Dizh-e Gonbadan («Kuppelfestung») bekannt, und muslimische Quellen identifizieren die Zitadelle mit einer gleichnamigen Festung im Shahnama. Nicht weit von der Khurasanstraße entfernt, wo sie die östlichen Zugänge zum Alburzgebirge und ins kaspische Tiefland schützte, war Gerdkuh für verschiedene regionale Herrscher ab dem 11. Jahrhundert bis zu ihrer Aufgabe
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 127
Abb. 76: Gerdkuh. Die Festung war seit dem 11. Jahrhundert n. Chr. durch ihren strategisch günstigen Standort, der die östlichen Zugänge zum Alburzgebirge bewachte, ein wichtiger Stützpunkt verschiedener Herrscher.
im frühen 15. Jahrhundert ein wichtiger Stützpunkt. Chang’Te, ein chinesischer Reisender, der 1259 Persien besuchte, beschrieb die Festung unter dem Namen Kidu-bu-gu auf einem Fels «so steil, dass, wenn man nach oben schaute, einem die Mütze vom Kopfe fiel, und die man weder mit Pfeilen noch mit Steinen erreichen konnte» (Lockhart 1960: 91). Der früheste Verweis auf Gerdkuh datiert ins frühe 10. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Aufstieg der Ismailitenbewegung in der zentralen Alburzregion. Später, im 11. Jahrhundert, fiel die Festung unter die Kontrolle der regionalen Seldschukenherrscher von Damghan. Vom Ende des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts war Gerdkuh eng mit der Geschichte der Konflikte zwischen dem Seldschukenreich und der Ismailitenbewegung in Persien verknüpft. Um das Jahr 1100 wurde Gerdkuh an Hassan Sabbah übergeben, den Begründer der Bewegung der Nizari-Ismailiten in
128 | Ali Mousavi
Iran. Zu dieser Zeit wurde die Festung neu errichtet und so unbezwingbar wie möglich konstruiert. Sie besaß damals groß angelegte Einrichtungen zur Lagerung von Lebensmitteln und Wasser und konnte so langen Belagerungen standhalten. Mittelalterlichen Historikern zufolge entschlossen die Mongolen sich, die Macht der Assassinen (unter diesem Namen ist Hassan Sabbahs Sekte allgemein bekannt) zu brechen, indem sie deren verschiedene Bergfestungen belagerten (Pazouki 1998: 196). Gerdkuh sollte zur letzten Nizarifestung in Iran werden, die sich den Mongolen ergeben würde. Die Eroberung von Gerdkuh erwies sich jedoch als äußerst schwieriges Unterfangen. Die Mongolen versuchten zuerst, sich den Weg auf dem einzigen schmalen Pfad nach oben zu erkämpfen, der sich im Süden der Festung befand, aber die Belagerten bewarfen sie mit großen runden Steinen (bis zu 50 cm Durchmesser) und töteten viele der Angereifer auf
der Stelle. Man kann zahlreiche dieser Steingeschosse noch am Fuß des Felsens finden (Ivanow 1938: 395). Dann töteten die Verteidiger in einem Ausfall den Mongolenanführer und beinahe 100 seiner Männer. Auf den Befehl Ilkhan Hulagus (1255–1269) im Mai 1253 folgend wurde die Festung 14 aufeinanderfolgende Jahre belagert, und während dieser Zeit wurden die Belagerten von einer heute noch sichtbaren Belagerungsmauer eingeschlossen. Gerdkuh fiel schließlich im Dezember 1267. Mittelalterliche Geschichtsschreiber berichten uns, dass die Ilkhane Gerdkuh im Gegensatz zu den meisten wichtigen Nizarifestungen in Iran nicht zerstörten (Daftary 2001: 499). Es gibt immer noch beachtliche architektonische Überreste und glasierte Keramik, die man auf dem Felsen finden kann (Kleiss 1982: 256–267; Pazouki 1998: 201–204). 1886 wurde auf Anregung von Nassereddin Shah, der sich sehr für antike Denkmäler interessierte, eine detaillierte Beschreibung der Festung von Gerdkuh in Matla‘ al-shams von Muhammad-Hassan Khan Etemad al-Saltaneh veröffentlicht.
Samiran Die Überreste der Festung von Samiran (Abb. 77) befinden sich etwa 15 km südwestlich von Manjil am Nordufer eines Sees, der durch den Bau eines großen modernen Damms am Sefid Rud entstand. Sie liegt auf der Spitze einer hohen Sandsteinklippe, die ursprünglich den Sefid Rud überblickte. Die heutigen Überreste der Festung kann man aus der Ferne als ockerfarbene Wände und zinnenbewehrte Türme und Festungsmauern erkennen. Die bemerkenswerte Größe der sichtbaren Überreste lässt darauf schließen, dass es sich in der Vergangenheit um eine Residenz beachtlicher Größe gehandelt haben muss. An einigen Stellen sind die Mauern bis zu einer Höhe von 10 m erhalten geblieben. Wie man in dieser Ansicht sehen kann, weisen die Außenmauern eine Reihe rechteckiger oder quadratischer Türme auf, zwischen denen sich runde Bastionen befinden, sodass es praktisch unmöglich gewesen sein muss, an irgend einem Punkt einen konzentrierten Angriff zu starten. Jeder dieser Türme konnte mindestens zwei andere unterstützen, was die Verteidigungsstärke der Festung um ein Vielfaches erhöhte (Willey 1963: 92). Die frühesten Überreste der Festung gehen ins 10. Jahrhundert zurück, als die Dynastie der Buyiden von Deylaman die Macht über Nordiran erlangte. Die Anlage von Samiran überblickt strategisch wichtige Routen zwischen Iranisch-Aserbaidschan und dem Kaspischen Meer,
und es scheinen die Buyiden gewesen zu sein, die als erstes die Bedeutung dieses Standorts erkannten und dort eine Festung errichteten. In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts unterlagen die Buyiden von Deylaman den einfallenden Heeren der Assassinen, die beschlossen hatten, die Burg von Samiran zu erobern. Die Assassinen richteten sich dann für beinahe ein halbes Jahrhundert in Samiran ein, und ihre Verteidigungsbollwerke waren sichtlich anderer Natur als die der Buyiden. Es ist davon auszugehen, dass die Festung im 13. Jahrhundert während der Herrschaft des großen mongolischen Ilkhan Hulagu erobert wurde (vielleicht eher durch Verrat als durch Kampf), der entschlossen war, die Existenz der Assassinen im Norden Irans auszulöschen. Der erste moderne Reisende, der die Anlage erwähnte, a war der gefeierte englische Entdecker Henry Rawlinson, der 1838 die Region bereiste. Er kam an Samiran vorbei und sah sich die beeindruckenden Ruinen genau an: «Etwa drei Meilen unter Gilawan verläuft eine Kette niedriger Hügel entlang des Tals von einer Bergkette zur anderen. Der Sefid Rud bahnt sich seinen Weg in einer engen Schlucht durch diese Hügelkette, und an diesem Punkt, auf einem isolierten und sehr steilen Hügel am rechten Ufer, direkt über dem Fluss, befinden sich die Überreste einer großen und stark bewehrten Festung, die aus der Entfernung eine wahrhaft beeindruckende Ansicht bieten. Man nennt den Ort Derbend, und er bildet die Grenze zwischen Taromi-Khelkhal und Taromi-Payin; die Festung wird Kal‘ehi-Kohneh genannt; und merkwürdigerweise wird sie von der Landbevölkerung dem Kalifen Omar zugeschrieben; sie scheint recht alt zu sein und wäre sicherlich weiterer Untersuchung wert» (Rawlinson 1840: 63). Etwa 120 Jahre später wurde die Festung von Samiran von einem anderen Engländer, Peter Willey, erforscht, der in den frühen 1960er Jahren eine systematische Untersuchung der Assassinenfestungen unternahm (Willey 1963: 82–98). Die drei Außenmauern um die Hauptfestung wurden später von Willey erkannt, aber ein Großteil dieser Mauern und anderer Bauten am Fuß der Festung verschwanden unter den Wassern des neuen Sees, der sich nach dem Bau des Sefid Rud-Dammes 1962 bildete.
Maragheh Maragheh, die alte Hauptstadt der nordwestiranischen Provinz Aserbaidschan, befindet sich 1670 m über dem Meeresspiegel am Südhang des Berges Sahand. Der Distrikt Maragheh wird durch den Sufi-chai und andere
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 129
130 |
kleine Flüsse, die in der Gegend von Kuh-e Sahan entspringen und dann Richtung Westen in den Urmiasee (nur etwa 35 km von Maragheh entfernt) fließen, reichlich mit Wasser versorgt. Da der hohe Bergrücken des Sahand Maragheh vor den Nordwinden schützt, hat die Stadt ein weitaus milderes Klima als das benachbarte Täbris, das sich auf beinahe derselben Höhe befindet. Diese Bedingungen ließen den Distrikt Maragheh schon früh zu einem beliebten Siedlungsort werden (Minorsky 1991: 498), und die Stadt selbst datiert vermutlich mindestens auf die sassanidische Zeit zurück, als sie unter dem Namen Afra Rud bekannt war. Minorsky versuchte auch, die parthische Festung Phraata, von den Römern im Jahre 36 v. Chr. vergeblich belagert, mit Maragheh zu identifizieren (Minorsky 1991: 498; idem 1944: 261). Als die Araber im Jahre 644 n. Chr. die Region eroberten, fanden sie in der Gegend von Maragheh Weideflächen außerordentlich guter Qualität, sodass sie den Ort schließlich Qaryat al-Maragheh («das Dorf des Schwelgens») nannten; ein Name, der später zu Maragheh verkürzt wurde (Minorsky 1991: 499; Lockhart 1960: 58). Maraghehs Blütezeit war während des 12. und 13. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Seldschuken, und dann später unter den Ilkhanen von Persien. Eine Reihe ungewöhnlich fein gearbeiteter Grabtürme wie der Gonbad-e Surkh (die «Rote Kuppel») und der Gonbad-e Kabud (die «Blaue Kuppel») wurden im 12. Jahrhundert in der Stadt errichtet, und volkstümlicher Glaube besagt gar, dass letzterer das Grab des Ilkhans Hulagu sei (Lockhart 1960: 59). Der Distrikt Maragheh ist auch für die Ruinen eines Observatoriums aus dem 13. Jahrhundert bekannt (Abb. 78), das Hulagu erbauen ließ. Sein Wesir Nassereddin Tusi (1201–1274), der berühmte Mathematiker, Astronom und Philosoph, erlangte schon bald erheblichen Einfluss auf seinen königlichen Herrn, der fest an die Astrologie glaubte, und es scheint, als hätte der Wesir den Ilkhan davon überzeugen können, den Bau des Observatoriums zu gestatten und zu fördern (Lockhart 1960: 60– 61). Eine Reihe zeitgenössischer mittelalterlicher Quellen beschreiben das Bauprogramm. Der zu diesem Zweck gewählte Standort war eine Hügelkuppe einen Kilometer nördlich der Stadt. Ein Großteil dieser Erhebung musste eingeebnet werden, um eine geeignete Plattform für das Observatorium und seine angrenzenden Bauten zu schaffen. Der Bau des ganzen Komplexes dauerte 15 Jahre; und
die Ergebnisse der Forschungen, die in Maragheh durchgeführt wurden, wurden schließlich während der Herrschaft von Abaqa in einem Buch namens Zij-e Ilkhani veröffentlicht, das anschließend in einer lateinischen Übersetzung auch seinen Weg nach Europa fand und dort 1652 veröffentlicht wurde (Varjavand 1976: 527). Lange Zeit waren die Ruinen des Observatoriums nur durch die Beobachtungen von Albert Houtum-Schindler bekannt, einem deutschen Ingenieur und Geologen in Diensten der iranischen Regierung (Minorsky 1991: 503). In den 1970er Jahren führte Parviz Varjavand dann zwei Grabungskampagnen in der Anlage im Auftrag des Iranischen Zentrums für Archäologische Forschung durch (Varjavand 1975, 1976). Die Grabungen konnten den Hauptturm des Observatoriums mit seinen Steinfundamenten freilegen: Einen großen Bau, 45 m im Durchmesser, der offenbar in der Mitte einen breiten Korridor besaß. Nach Angaben des Ausgräbers dienten weitere kleine runde Installationen südlich des Hauptturms ebenfalls der Astrologie (Varjavand 1979: 532). Wie die vorliegende Luftaufnahme zeigt, wurden nahe der Nordgrenze der rechteckigen Anlage zwei weitere Gruppen von Gebäuden ausgegraben. Jene in der Nordostecke dienten wohl Versorgungszwecken, aber wir haben bisher noch keine klaren Vorstellungen der Nutzung der offenbar wichtigen quadratischen Struktur in der gegenüberliegenden Nordwestecke. Der Ausgräber berichtet auch, dass glasierte Ziegel und Fliesen als Bauschmuck einer Reihe von Gebäuden benutzt wurden, die sich innerhalb des Bereichs befinden.
Sultaniyeh Sultaniyeh befindet sich 40 km südöstlich der Stadt Zanjan auf einer Höhe von 1880 m über dem Meeresspiegel (Abb. 79). Spuren menschlicher Siedlungen aus dem 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. bestätigen den Ruf dieses weiten Tals: Ein Ort, der seit langem für sein üppiges Grasland und seinen strategisch wichtigen Standort an einem der Hauptkommunikationswege zwischen Zentral- und Nordwestiran bekannt war. Als man begann, Pferde in Iran zu domestizieren (vermutlich während des 2. Jahrtausends v. Chr.), wurden diese Weidegebiete natürlich zu einem bedeutenden Anziehungspunkt. Diese Situation erlangte
Abb. 77: Samiran. Die Ruinen der Festung der Assassinen von Samiran deuten darauf hin, dass sie einst eine bedeutende Residenz gewesen ist.
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 131
Abb. 78: Maragheh. Der Wesir Nassereddin Tusi hatte den Ilkhan Hulagu zum Bau des Observatoriums bewegen können, da dieser an Astrologie glaubte.
132 |
Abb. 79: Sultaniyeh. Das riesige Mausoleum von Uljaytu überragt die gewöhnlichen Häuser des umgebenden Dorfes, im Hintergrund ist das für diese Region typische Grasland zu sehen.
noch größere Bedeutung, als Iran im zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts dann an die Mongolen fiel. Die Mongolen Persiens, oder auch Ilkhane genannt, waren ein Reitervolk. Demnach erlangten natürlich diejenigen Orte eine viel größere Bedeutung, die großzügige Weidegebiete für die Unmengen an Pferden boten, die das mongolische Heer besaß. Unter diesen Umständen wurde die Region von Sultaniyeh mit ihren ungewöhnlich üppigen Weiden zum idealen Ort, um eine Hauptstadt zu errichten. Der Bau der neuen Stadt begann unter Ilkhan Arghun(1284–1291) , der sich dazu entschloss, in der Region eine Sommerhauptstadt zu bauen. Sein Sohn Ghazan ließ über seinem Grab nicht weit von Sultaniyeh ein Mausoleum errichten. Später beschloss Uljaytu (1304– 1316), der zum Schiitentum konvertierte, die Stadt zu vergrößern und ihren Namen in Sultaniyeh («Die Kaiserliche») zu ändern.
Zeitgenössische Texte aus Uljaytus Regierungszeit berichten, dass die Weideflächen von Sultaniyeh (zu dieser Zeit als «Jagdgrund des Falken» bekannt) eine Fläche von 35 Quadratkilometern bedeckten (Godard 1965: 1103). Die Stadt selbst, deren erste Bauphase 1313 beendet war, wurde zusammen mit Täbris zu einem wichtigen Handelszentrum auf der Route zwischen Europa und Asien. Eine Reihe mittelalterlicher Geographen und Historiker, die anscheinend die neue Hauptstadt bestens kannten, berichten, dass die Geschäfte mit Ballen chinesischer Brokate gefüllt waren, mit kleinen Kästchen, Bechern, Krügen und anderer Handelsware. Nach Clavijo, dem kastilischen Botschafter am Hofe Timur Lenks (1663/70– 1405) im 15. Jahrhundert, war der Markt der Stadt sogar noch wichtiger als jener in Täbris und diente als Zwischenlager für Gewürze aus Indien, Seide aus der kaspischen Region, Baumwolle aus Shiraz und Tuche aus Khurasan.
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 133
Abb. 80: Sultaniyeh. Mausoleum von Uljaytu; dieser bedeutende Ilkhan, der 1316 starb, war zum Schiitentum konvertiert und hatte den Namen des Ortes, der «Die Kaiserliche» bedeutet, eingeführt.
134 |
Perlen und Perlmutt aus Hormuz und dem Persischen Golf wurden in der Stadt auch zu Ketten aufgefädelt oder in Ringe und Ohrringe eingearbeitet. Die Illustrationen, die der osmanische Maler und Architekt Matrakchi uns hinterlassen hat, der auch Teilnehmer der Militärkampagne von Suleiman I. 1534–35 war, zeigen eine einmalige Ansicht der Stadt Sultaniyeh mit einem langen Gebäude mit Arkaden nahe dem Fluss; vielleicht einer der Basare, die es im 16. Jahrhundert noch gab (Blaire 1986: 146 mit Tf. 1b). Sultaniyeh verlor nach dem Tode Uljaytus 1316 an Bedeutung, spielte aber nach wie vor eine gewisse Rolle als Handelszentrum, bis es im 17. Jahrhundert schließlich endgültig im Niedergang begriffen war (Godard 1965: 1103–1105). Die detailliertere Aufnahme des Mausoleums von Uljaytu (Abb. 80), das zwischen 1302 und 1312 errichtet wurde, zeigt noch das Gerüst, das in modernen Restaurationsarbeiten benutzt wurde. Der letzte Rest dieses Gerüsts wurde tatsächlich erst im Sommer 2008 nach Fertigstellung eines 40 Jahre andauernden Restaurationsprogrammes entfernt. Das Denkmal besteht aus einer riesigen Trommel, auf der eine große Kuppel ruht, sowie daran angrenzend in der Nordostecke ein Saal mit vier Säulen. Die Kuppel ist 53 m hoch und überspannt im Inneren 25 m. Die Maße machen die Kuppel von Sultaniyeh (oder dem Gonbad-e Sultaniyeh) zur größten Ziegelkuppel, die je auf einem oktogonalen Grundriss errichtet wurde. Solche Maßstäbe waren durch die geniale Konstruktion einer doppelschaligen Konstruktion möglich (Godard 1965: 1115). Eine solche Innovation inspirierte den Bau der hohen Kuppel von Santa Maria del Fiore in Florenz, und ging dieser um beinahe ein Jahrhundert voraus (San Paolesi 1972: 224–226). Der Bauschmuck im inneren ist ebenfalls bemerkenswert: Glasierte Kacheln, Ziegelmauerwerk, Einlegearbeiten, Stuck und Fresken. Nur einer der Höhepunkte ist die viel gerühmte Galerie im zweiten Stock, die von einer Konstruktion überdacht ist, die folgendermaßen beschrieben wurde: «Ein unvergleichliches Arrangement aus zwei Dutzend Gewölben, die mit bemaltem und geschnitztem Stuck verkleidet sind – ein Miniaturmuseum zeitgenössischer Dekoration» (Hillenbrand 1994: 297).
Yazd Yazd liegt am Westrand der iranischen Zentralwüste auf einer Höhe von 1220 m über dem Meeresspiegel (Abb. 81). Trotz seiner Umgebung, die aus öder Wüste und
rauem Gebirge besteht, erhebt sich Yazd wie eine Oase in der Mitte eines Niemandslandes für den Reisenden, der seine Tore erreicht, wie Robert Byron in den 1930er Jahren: «Yazd ist völlig anders als andere persische Städte. Kein Grüngürtel aus Gärten, keine kühlen blauen Kuppeln schützen die Stadt vor der öden Wüste. Stadt und Wüste haben dieselbe Farbe, dieselbe Substanz, erstere erwächst aus letzterer, und die hohen Windtürme, Zeugen der Hitze, bilden einen Wald, wie er auf natürliche Weise aus der Wüste erwachsen könnte. Sie verleihen dem Ort eine fantastische Silhouette…» (Byron 1937: 180). Es gibt keine definitiven Informationen über den Ursprung von Yazd. Gewöhnlich wird die Stadtgründung in vorislamischer Zeit gesehen, insbesondere in der sassanidischen Epoche. Ob Yazdigird III., der letzte sassanidische König, einige Zeit in der Stadt verbrachte, nachdem er 642 in der Schlacht von Nahavand geschlagen worden war und bevor er nach Merv zog, bleibt unklar (Lambton 2001: 305). Der Name Yazd jedoch erinnert an die Namen dreier sassanidischer Könige wie auch die Namen einer Reihe wichtiger Persönlichkeiten sassanidischer und späterer Zeiten. Yazd war seit der sassanidischen Zeit ein wichtiges Zentrum des Zoroastrianismus und behielt diesen Status auch nach seiner Eroberung durch Muslime im Jahr 642 n. Chr. Die Eroberer verschonten offenbar die meisten religiösen Gebäude des Zoroastrianismus, und man kann in den Dörfern und Hügeln der Umgebung immer noch Feuertempel und Dakhmas («Türme des Schweigens») jüngeren Datums finden. Im Mittelalter gewann die Stadt besonders nach 1119 an Bedeutung, als der Atabeg Ala al-Dowleh Gorshasp die Masjed-e Jam’e (Versammlungsmoschee) am Standort alter Feuertempel errichten ließ (Lockhart 1960: 107). Im 13. Jahrhundert besuchte Marco Polo auf seinem Weg nach China die Stadt und nannte sie «die Gute und Edle Stadt Yazd». Yazd ist ein malerischer Ort mit engen, sich windenden Straßen und mehreren mittelalterlichen Moscheen, religiösen Schulen und Gräbern. Seine zoroastrische Gemeinde, die einmal die größte in Iran war, errichtete 1942 einen neuen Feuertempel. Weiterhin war die Stadt lange für ihre aufwändigen Seidenprodukte bekannt und ist immer noch für ihre Seidenweberei berühmt. Getreide, Obst, Gemüse und Nüsse werden angebaut, und in der Stadt existieren unterirdische Wassertunnel. In der Vergangenheit verdankte Yazd einen Großteil seiner anhaltenden Bedeutung seinem Standort an der Kreuzung mehrerer Karawanenstraßen, die Kommunikation und Handel zwischen verschiedenen Landesteilen sicherten.
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 135
Abb. 81: Yazd. Diese am Rand der iranischen Zentralwüste gelegene Stadt muss einem Reisenden wie eine himmlische Oase erscheinen.
136 |
Abb. 82: Yazd. Altes Stadtviertel und Komplex des Tekiyeh Amir Chakhmaq, eines Versammlungsortes zur Verehrung des Märtyrers Ali Husain ibn Ali.
Die erste Luftaufnahme zeigt die Masjed-e Jam’e oder Versammlungsmoschee der Stadt (vgl. Abb. 81), die eine V der bedeutendsten aller jemals in dieser Region gebauten Moscheen ist. Die Moschee ist ein Komplex von Gebäuden verschiedener Epochen und Stile. Sie wurde am Standort eines Feuertempels 1119 vom Atabeg Ala alDowleh errichtet (Siroux 1947: 122). Das ursprüngliche Gebäude wurde zerstört; der größte Teil der heutigen Moschee wurde im 14. Jahrhundert neu errichtet. Die Moschee besteht aus einem rechteckigen Hof (104 x 100 m); der südliche Gebetssaal ist mit einer Kuppel bekrönt. Der Eingang besteht aus einem hohen Portal mit zwei Minaretten und wird allgemein als das am besten erhaltene Monument aus dem 14. Jahrhundert in Iran betrachtet (Golombek und Wilber 1988: 414–415). Auf der Hauptachse der Stadt liegt neben einem alten Stadtviertel der als Amir Chakhmaq bekannte Gebäude-
komplex (Abb. 82), der sich tatsächlich einst außerhalb der Stadtmauern aus dem 14. Jahrhundert in einer Gegend befand, die nach und nach bebaut und in die Stadt integriert wurde (Golombek und Wilber 1988: 421). Der Tekiyeh Amir Chakhmaq verdankt seinen Namen einem Offizier von syrischer Geburt, der in Diensten von Shahrukh (1405–1447), Timur (1363/70–1405) Sohn und Nachfolger, stand. Die breite, mit tiefen Nischen versehene Eingangsfassade des tekiyeh ist von zwei Minaretten bekrönt, die sich am Mittelpunkt des Baus befinden. Die Fassade bildet tatsächlich eine Tribüne, von der aus man die religiösen Passionsspiele im Monat Muharram beobachten konnte, die Imam Husseins Martyrium darstellten. Neben dem monumentalen Eingang befindet sich immer noch ein hölzerner nakhll oder blattförmiger Rahmen auf einer Plattform, der für diese Spiele benutzt wurde. Major
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 137
Abb. 83: Isfahan. Der Meydan-e Shah (Königsplatz) wurde von Shah Abbas dem Großen (1587–1628) erbaut, als er Isfahan zur Hauptstadt des Safawidenreiches machte; im Vordergrund stehen die Reihen der Kuppeln des Basars neben einer eleganten Karawanserei mit achteckigem Hof.
138 |
Sykes, der in den 1880er Jahren Yazd besuchte, fasste seine Eindrücke wie folgt zusammen: «Man betritt den Platz durch das zweite der sehr hohen Tore, die oben erwähnt wurden, und darin steht ein oktogonaler mit Fliesen verkleideter Pfeiler, der etwa neun Fuß hoch ist und den man k nennt. Dies verwunderte mich für eine einen kalak Weile;…während des Monats Moharram werden Lampen und wenn nötig Feuer auf ihm entzündet, und er ist das Zentrum für die Zeremonien des Auf-die-Brust-Schlagens» (Sykes 1902 : 422). Die mit Kuppeln versehenen Lehmziegelgebäude, die sich hinter der Moschee entlang ziehen, beherbergten den alten Basar. Zur Rechten kann man einen kürzlich erfolgten Anbau des Basars sehen, der aus zwei Stockwerken mit einem Flachdach besteht. Traditionelle Windtürme, badgirr genannt, ein geniales architektonisches Merkmal der Wüstenstädte Irans, sind oben im Bild zu erkennen, wie sie aus der Linie der Dächer heraus ragen. Die traditionellen Häuser in Yazd sind nicht nur für ihre eleganten hohen Windtürme, sondern auch für ihr Netz aus unterirdischen Wassertunneln bekannt, die mit Qanaten verbunden sind, welche in Verbindung mit den Badgiren die Innentemperaturen im Sommer erheblich senken können.
Isfahan Im Jahr 1598 beschloss Shah Abbas der Große (1587– 1628), die Provinzstadt Isfahan zur üppigsten Metropole seines Reiches zu machen. Diese Stadt findet sich oft in den Berichten europäischer Reisender dieser Zeit. Strategisch betrachtet befindet Isfahan sich im Herzen des Königreichs, während frühere safawidische Haupstädte wie Qazvin und Täbris aufgrund ihrer Lage beträchtlich mehr der Gefahr durch Osmanen ausgesetzt waren. Weiter bietet Isfahan am Fluss Zayand-e Rud ein angenehmes Klima und üppige Wasserversorgung. Durch ihre Nähe zu Fars, dem alten Heimatland der Perser, war die Stadt auch in ihrem Kern durch und durch persisch, was ohne Zweifel half, die Vorherrschaft der Safawiden zu legitimieren (die ihrerseits Türken aus dem Osten waren). Das neue Bauprogramm umfasste alle säkularen und religiösen Komponenten, die für eine große Hauptstadt angebracht waren. Obwohl Shah Abbas über gute eigene Architekten und Baumeister verfügte, zögerte er nicht, deren Arbeit durch Künstler und Handwerker aus Europa, Indien und sogar China zu unterstützen, wie Dareios der Große über 2000 Jahre vor ihm Künstler aus allen Regionen seines Reiches hatte holen lassen, um seine
Hauptstädte zu errichten und auszuschmücken (Lockhart 1960: 23). Das neue Isfahan entstand unglaublich rasch, mit einer Originalität, die in der Kühnheit begründet war, mit der das ganze Unternehmen geplant und durchgeführt wurde. Obwohl es bereits einen großen Meydan in der Stadt gab (den Kohn-e Meydan oder «Alten Platz»), der in der Gegend der Freitagsmoschee lag, wollte Shah Abbas für seine Hauptstadt einen neuen Mittelpunkt schaffen, und seine Wahl fiel auf einen Distrikt nahe des Areals von Naqsh-e Jahan. Ein Meydan hatte den idealen Grundriss, um die wichtigsten Funktionen einer Stadt zu vereinen, und der neue Meydan-e Shah wurde demnach als Fokus der neuen Stadt entworfen (Abb. 83; Gaube 1979: 83–85). Sein Bau begann in der ersten Phase von Shah Abbas’ Stadterneuerung (1598–1606), und seine Fertigstellung fiel in die zweite Phase der Bautätigkeit, die von 1612 bis zu seinem Tod 1629 dauerte. Der Meydan besteht aus einem geschlossenen rechteckigen Platz von 500 m Länge und 160 m Breite. An allen vier Seiten wurden etwa 200 zweistöckige Kammern errichtet. Der ursprüngliche Entwurf beinhaltete gegenüberliegende Torpfosten für die ChowganSpiele (Persisches Polo), die einst auf dem Meydan abgehalten wurden. Am gegenüberliegenden Ende des Platzes liegt die dominierende Königsmoschee oder Masjed-e Shah. Ein weiteres architektonisches Meisterwerk, die Masjed-e Sheykh Lotfullah, die Shah Abbas zu Ehren seines frommen Schwiegervaters, einer religiösen Persönlichkeit jener Zeit, errichten ließ, steht an der Ostseite des Platzes. Diese Moschee ist eines der denkwürdigeren Monumente Isfahans, «wo Farben und Muster…eine Qualität haben, die Europäer erstaunt haben muss, da sie vorher keinerlei Vorstellung davon gehabt haben können, dass abstrakte Muster solch profunde Pracht erschaffen können» (Byron 1937: 176). Dieser exquisite Bau, der in der vorliegenden Ansicht als blaugrauer Kuppelbau erkennbar ist, diente dem König mit seinem «lyrischen Äußeren» und «erhabenen Inneren» als private Kapelle; er musste nur vom Tor seines Palastes aus, dem Ali Qapu, errichtet auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes, den Meydan überqueren, um dann dort «seine Gebete in einem Tempel zu sprechen, der scheinbar nicht von Menschenhand erschaffen war» (Pope 1964c: 1189). Das Ali Qapu («Hohes Tor») war sowohl königliche Residenz wie auch Symbol der Staatsmacht. Es ist ein vierstöckiges Gebäude mit einem Audienzsaal im ersten Stock, der sich auf einen hohen, mit Säulen versehenen Balkon öffnete, von wo aus der König mit seinem Hofstaat die Spiele und Spektakel betrachten konnte, die im darunter liegenden Meydan
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 139
abgehalten wurden. Dies ist in der Tat ein uraltes Konzept, das «auf Zeiten zurück geht, als der König in seinen und des Volkes Augen der Stellvertreter des Großen Gottes auf Erden war» (Pope 1964c: 1194).
Die Königsmoschee von Isfahan Die Königsmoschee (Abb. 84. 85) am Südende des Meydan-e Shah ist zweifellos ein Meisterwerk iranischer Architektur. Die Geschichte der Masjed-e Shah ist leider in ihrer Gesamtheit nicht genau bekannt. Jean Chardin, der berühmte französische Reisende, der im späten 17. Jahrhundert die safawidische Hauptstadt besuchte, schrieb, dass der Bau 1590 begonnen wurde, während andere Quellen ein Datum von 1611 nahe legen (Pope 1964c: 1188). Der Bau der Moschee erforderte ein erhebliches Maß an Zeit sowie finanziellen Investitionen, wobei das Gebäude zum Zeitpunkt des Todes Shah Abbas’ 1629 noch immer unvollendet war. Man sagt, das Gebäude enthalte 18.000.000 Ziegel, während die Verblendung aus über 470.000 Kacheln bestehen soll. In der Zeit Nader Shahs (1736–1747), sowie ein weiteres Mal 1934, wurde
das Monument restauriert, um den ursprünglichen Charakteristika des Bauentwurfsgerecht zu werden. Tatsächlich vereint der Bau viele der wichtigsten Elemente, die die persische Architektur im Laufe der Zeit durchdrungen haben, darunter auch der subtile Gebrauch von Licht und Schatten. Man betritt die Moschee durch ein beeindruckendes Portal, das auch dazu diente, den Achsenwechsel zwischen Meydan und Hof zu schaffen. Dieser Wechsel der Achse wurde notwendig, um den Gebetssaal in Richtung Mekka ausrichten zu können. Besucher konnten den Hof von außen nicht einsehen, aber wenn sie durch das abgewinkelte Portal eintraten, wurden sie von der plötzlichen Pracht des großen Hofes überrascht (Babaie und Haug 2008: 30). Das Portal wird von 34 m hohen, schlanken Minaretten flankiert und sein Äußeres ist reich geschmückt. Die Inschrift am Portal, die den Ruhm Gottes und Shah Abbas’ verkündet, trägt den Namen des Kalligrafen, Ali-Reza, der 1616 sein Werk fertig stellte und unterschrieb. Dieses monumentale Portal, diagonal zum Bau der Moschee errichtet, ist nur eine Einleitung zum Hauptteil des Gebäudes. Die Moschee selbst ist um einen weiten Hof herum angelegt (75 x 50 m). Sie folgt dem
Abb. 84: Isfahan. Die Masjed-e Shah (Königsmoschee) ist hier zusammen mit dem Meydan-e Shah (Königsplatz) zu sehen; ihr altehrwürdiger Grundriss mit vier Iwanen dominiert den gesamten Platz.
140 | Ali Mousavi
Abb. 85: Isfahan. Die Masjed-e Shah (Königsmoschee) mit ihrem beeindruckenden, von schlanken Minaretten flankierten Portal.
typischen Entwurf einer persischen Moschee mit vier Iwanen. Alle vier Seiten sind mit zweistöckigen Arkaden ausgestattet. Der große mit einem Sichtschutz versehene Iwan in der Südwestfassade führt ins Sanktuar, das mit einer prächtigen, türkisen Kuppel bekrönt ist. Das Bauwerk ist ein großer Erfolg in seiner Kombination verschiedener Elemente in Opposition und Harmonie als «Teile einer Einheit, die helfen, das Gesamtensemble zusammenwachsen zu lassen» (Pope 1964c: 1186).
Die Brücke des Allahverdi Khan von Isfahan Die lange Brücke des Allahverdi Khan über den Zayande Rud (auch als «Brücke der Dreiunddreißig Bögen» bekannt) ist ein weiterer Zeuge für Shah Abbas’ verschiedene architektonische Leistungen (Abb. 86). Man errichtete sie kurz nach 1600, um die Stadt mit dem wirtschaft-
lich eingegliederten armenischen Stadtteil Neu-Julfa und den königlichen Gärten von Hezarjarib («Tausendmorgen») zu verbinden. Die Brücke erhielt schließlich den Namen von Allahverdi Khan, dem Statthalter von Fars und Shah Abbas’ zuverlässigstem Oberbefehlshaber, der für den Bau verantwortlich gewesen war (Pope 1964a: 1236). Die Brücke ist alleine durch ihre Dimensionen schon beeindruckend: 295 m lang und 14 m breit, wird sie von 33 Bögen getragen (von denen 28 in der vorliegenden Aufnahme sichtbar sind). Da die Brücke über die breiteste und dadurch auch niedrigste Stelle des Flusses führt, konnte der Entwurf auch den höchsten Überschwemmungen Stand halten. Die Brücke, die einen regen Austausch zwischen den Einwohnern Isfahans und jenen des weiteren Umlandes ermöglichte, schützte mit ihren hohen Wänden Karawanen vor Windböen, Stromschnellen bei Hochwassern und Unfällen über den Brückenrand hinweg (Pope 1964a: 1235).
Nachfolgende Doppelseite: Abb. 86: Isfahan. Die 295 m lange und 14 m breite Brücke des Allahverdi Khan, des Statthalters von Fars, über den Fluss Zayand-e Rud mit ihren 33 Bögen und den die Straße säumenden Wänden und Galerien.
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 141
142 |
| 143
144 |
In die flankierenden Mauern des breiten Gehweges der Brücke sind Räume integriert, die zur Rast oder Bewirtung genutzt werden konnten.. Ursprünglich waren diese Räume mit Wandgemälden geschmückt, die intime Handlungen zeigten, von einer Art, die «dem guten Sir William Ouseley die Schamesröte ins Gesicht trieb, der sich um die Moral des unschuldigen Landbewohners Gedanken machte, der hier vorbeikommen könnte» (Pope 1964a: 1235). Die Schönheit dieser Brücke erstaunte eine Reihe von Besuchern, darunter auch Lord Curzon, der in den 1880er Jahren Isfahan besuchte und schrieb: «Dieser wunderschöne Bau alleine, dessen Hauptbestandteile und Proportionen der fortschreitende des Verfalls nicht zerstören konnte, wäre einen Besuch Isfahans wert; obschon man von vorneherein nicht erwarten würde, dass man nach Persien reisen müsste, um etwas sehen zu können, was mit großer Gewissheit die herrschaftlichste Brücke der Welt ist» (Curzon 1892: 45).
Die Pol-e Khaju von Isfahan. Die Khajubrücke ist ohne Zweifel der Höhepunkt iranischer Brückenarchitektur (Abb. 87). Es war Shah Abbas II. (1642–1667), der beschloss, die Pol-e Khaju errichten zu lassen, um den Verkehr auf der alten Allahverdi KhanBrücke zu entlasten. Ein anderer Grund für den Bau dieser neuen Brücke war es vielleicht, eine Verbindung zwischen dem Vorort Gabrestan (dem zoroastrischen Bezirk der Stadt) und dem Stadtzentrum Isfahans zu schaffen (Blunt 1966: 147; Babaie und Haug 2008: 36). Der allgemeine Entwurf der Brücke folgt dem der «Brücke der Dreiunddreißig Bögen», mit zwei Stockwerken und einer zentralen Straße, die zwischen hohen Wänden verläuft. Die Brücke ist aus gebrannten Ziegeln errichtet und ruht auf einem Steinfundament. Sie hat eine Länge von etwa 110 m und ihre Breite variiert zwischen 28 und 35 m (in der Mitte des Baus). Die Brücke diente auch als Wehr, um den Wasserstand zu kontrollieren, und um eine Reihe verborgener Wasserkanäle zu speisen, die ins umliegende Weideland führten (Pope 1964a: 1237; Babaie und Haug 2008: 37). Der untere Teil der Brücke ist zweigeteilt: Während der obere Teil den Wasserfluss durch die Kanäle in 20 getrennte Ströme lenkt, führt der untere Teil das Wasser über eineKaskade
(die im vorliegenden Bild leider kaum zu sehen ist). Der Brückenoberbau ist in Form einer langen Arkade mit Nischen gestaltet und wird von Pavillons in Form eines in der Mitte geteilten Acktecks an den Enden flankiert. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen architektonischen Bedeutung ist die Brücke heute für motorisierte Gefährte gesperrt und hat ihren Reiz als Promenade zurückgewonnen. Die Zwickel sind mit haft rangi-Kacheln («Sieben Farben-Kacheln») in großer geometrischer und floraler Mustervielfalt geschmückt. Der ganze Bau verfügt über «Rhythmus und Würde und vereint in sichNutzen, Schönheit und Entspannung» (Pope 1964a: 1239). Diese ausgeklügelte Brücke hat sich in den 400 Jahren seit ihrem Bau gut erhalten und dient immer noch als Weg zwischen beiden Flussufern.
Hormuz Die Straße von Hormuz trennt den Persischen Golf im Westen vom Golf von Oman und dem Arabischen Meer W im Osten und war immer schon von großer strategischer Bedeutung. Die Insel (Abb. 88. 89) liegt sechs Kilometer südlich des nächst gelegenen Punktes auf dem iranischen Festland und etwa 30 km westlich vom Eingang zur Meerenge entfernt. Der ursprüngliche Name der Insel, Jerun, wurde im 15. Jahrhundert geändert. Zu dieser Zeit gründete einer der Herrscher von Alt-Hormuz (dem heutigen Bandar Abbas) eine neue Stadt auf der Insel Jerun und änderte deren Namen zur Erinnerung an seinen Herkunftsort Hormuz. Bruder Odoric, der um 1330 der Insel einen Besuch abstattete, gibt uns die erste detaillierte Beschreibung der neugegründeten Stadt auf der Insel, die « stark befestigt war, mit kostbaren Waren im Überfluss, …ohne Bäume und frischem Wasser, ungesund und unglaublich heiß» (Floor 2004: 473). Zu einem Zeitpunkt, als in Iran keine starke zentrale Herrschaft existierte, insbesondere im Süden, wurde die Insel zum Mittelpunkt des Regionalkönigreichs Hormuz, und zum Zeitpunkt des Besuchs von Ibn Batuta (1304–1368/9 oder 1377) im Jahr 1355 waren die Handelsaktivitäten bereits vom Festland auf die Insel verlagert worden. 200 Jahre lang genoss Neu-Hormuz ein hohes Maß an Wohlstand (Wilson 1928: 103– 110; Floor 2004: 473).
Abb. 87: Isfahan. Von Shah Abbas II. (1642–1677) in Auftrag gegebene zweite Brücke Isfahans, die Pol-e Khaju (Khajubrücke), die die Allahverdi Khan-Brücke entlasten und zugleich als Wehr dienen sollte.
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 145
Abb. 88. 89: Hormuz. Der äußerste Norden der Insel mit modernen Gebäuden – am Metalldach erkennbar – sowie den Mauern und Türmen der zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichteten portugiesischen Festung.
1507 erschien zum ersten Mal eine portugiesische Flotte unter dem Befehl von Afonso de Albuquerque (um 1450–1515) im Persischen Golf. Albuquerque verlangte vom regionalen Herrscher von Hormuz, Vasall der portugiesischen Krone zu werden, und als die Verhandlungen fehlschlugen, eroberten die Portugiesen die kleine Insel. Die neuen Herrscher ließen sich auf der Insel nieder und errichteten am nördlichsten Punkt der Insel eine beeindruckende Festung, deren Architektur, ähnlich der Festungsarchitektur des 14. Jahrhunderts in Europa, in den 1970er Jahren von Wolfram Kleiss untersucht wurde (Kleiss 1978). Die Portugiesen festigten ihre Vorherrschaft weiterhin dadurch, dass sie Schiffen ohne Erlaubnis jeglichen Handel im Persischen Golf untersagten. Die Portugiesen rissen auch die Herrschaft über die größere Insel Qeshm sowie ein Stück Festlandküste nördlich und nord-
146 | Ali Mousavi
westlich von Hormuz an sich; auf diese Art stärkten sie ihre Position am Zugang zum Persischen Golf. Selbst als der erste Safawidenherrscher Shah Ismail (1502–1524) an die Macht kam, konnte nur wenig gegen die portugiesische Hegemonie auf der Insel ausgerichtet werden. Nichtsdestotrotz protestierte der neue König gegen die portugiesische Präsenz im Persischen Golf (Floor 2004: 473). Albuquerque träumte davon, sein Herrschaftsgebiet auszuweiten, hoffte jedoch auch, die Beziehungen zu Shah Ismail zu pflegen. Dieser aber stand einer Allianz mit den Portugiesen ablehnend gegenüber (Aubin 1985: 823). Shah Ismail, der mit den Osmanen in erbitterte Kämpfe verstrickt war, konnte im Süden nichts unternehmen. Im 16. Jahrhundert erlebte die Region die vollständig Herrschaft der Portugiesen um die Meerenge herum. Ihre strenge und unterdrückende Herrschaft ließ sie
jedoch unter Arabern und Persern gleichermaßen unbeliebt werden; und die Art, wie sie ihre europäischen Rivalen, die Niederländer und die Briten, davon abhielten, ebenfalls am lukrativen Handel im Persischen Golf Teil zu haben, ließ sie bei diesen ebenso unbeliebt werden. Das Ergebnis war schließlich, dass die Portugiesen die Kontrolle über Hormuz verloren. Während der Herrschaft von Shah Abbas I. (1587– 1628) wurde die Rückeroberung der Insel Hormuz möglich. Ein Aufstand, der vielleicht von den Safawiden geschürt worden war, ermöglichte es ihm, die Ergreifung der Insel zu planen. Nach der Einrichtung der OstindienKompanie um 1600 waren die Briten im Persischen Golf immer präsenter, und 1622 transportierten englische Kriegsschiffe zusammen mit den regionalen Seestreitkräften ein großes Kontingent iranischer Truppen von Gambrun (Bandar Abbas) nach Qeshm, woraufhin die Insel schnell erobert wurde (Lockhart 1960: 173; Floor 2004: 473–474). Der Verlust von Hormuz war nicht nur
für die Portugiesen eine Katastrophe, sondern auch für die Insel selbst. Hormuz wurde vom Bau eines neuen Hafens auf dem Festland in den Schatten gestellt, der zuerst Gambrun genannt wurde und schließlich den Namen Bandar Abbas, oder «Hafen des Abbas», erhielt. Bampur Bampur (Abb. 90) befindet sich in Iranisch-Baluchistan, 520 km südöstlich von Kerman. Die Lage von Bampur nahe des Flusses Bampur und an einer Kreuzung verschiedener Handelsrouten erklärt die Bedeutung des Ortes schon in prähistorischer Zeit. Bisher ist die Festung selbst nicht ausgegraben worden, aber am Fuß des Hügels und in der Umgebung finden sich überall Fragmente prähistorischer Keramik. Die Festung befindet sich vermutlich über einer Reihe früherer Überreste, die ihrerseits wiederum über einer prähistorischen Siedlung liegen. Archäologische Untersuchungen außerhalb der
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 147
Abb. 90: Bampur. Die Überreste von Alt-Bampur liegen 500 m nördlich der modernen Stadt und bieten immer noch einen eindrucksvollen Anblick, besonders die hoch thronende Zitadelle.
148 |
Abb. 91: Sarakhs. Die Ribat-e Sharaf bei Sarakhs in Khurasan, eine großzügig ausgestattete Karawanserei von 98 m Länge und 62 m Breite.
Festung, die Sir Aurel Stein 1932 leitete, brachten sechs aufeinander folgende Siedlungsphasen in Bampur ans Licht, die vom 4. Jahrtausend v. Chr. bis hin in die islamische Zeit reichten (Stein 1940a: 104–110). 1966 war die Anlage Ziel einer kurzen Grabung durch Beatrice de Cardie (de Cardie 1968; 1988). Seit de Cardis Arbeit wurde hier nicht mehr gegraben, aber die Funde, die man in den 1960er Jahren in Bampur bergen konnte, können heute dank neuerer Entdeckungen in benachbarten Gegenden besser datiert und interpretiert werden (Potts 2004b). Das Datum der ersten Besiedlung der Zitadelle ist unter Wissenschaftlern noch umstritten. Die früheste Erwähnung der Zitadelle von Bampur geht auf die Regierungszeit von Nader Shah (1736–1747) zurück, der den Wiederaufbau der Festung anordnete. Nach seiner Ermordung behielt Bampur seine strategische Bedeutung, und die Zitadelle wurde als Grenzgarnison an einer
wichtigen Ost-West-Route wieder dauerhaft besetzt (Saidi Sirjani 1988: 663). Im Jahr 1880 besuchte Fürst Firuz Mirza, Statthalter von Kerman und Makran, Baluchistan und verlegte die Garnison aus der halbzerstörten Zitadelle in das Dorf Fahraj (heute Iranshahr), 25 km nordöstlich von Bampur, wo das Klima freundlicher war. Iranshahr blieb dann bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Sitz des Statthalters von Baluchistan. Die vorliegende Luftaufnahme zeigt die verfallenden Wände eines hervorspringenden befestigten Tores am Ostrand des unteren ummauerten Areals. Innerhalb dieses Gebietes befanden sich auch lange Reihen von Baracken oder Ställen. Die Hauptfestung, die sich am höchsten Punkt des Felsens befindet, ließ sich nur über ein enges steiles Torhaus erreichen und besaß einen runden Bergfried, der wohl als letzte Zuflucht diente. Die Überreste der äußeren Stadt liegen südwestlich der Zitadelle.
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 149
Abb. 92: Bei Teheran. Die gut erhaltene Karawanserei von Deyr-e Gachin in Zentraliran nahe Teheran hat einen nahezu quadratischen Grundriss, der an die als qalehh bezeichneten Festungen in Iran erinnert.
Iranische Karawansereien Iran verfügt über eine große Zahl von Karawansereien oder Gasthäusern, die hauptsächlich dazu gedacht waren, Handelsreisende, sowie deren Lasttiere und Waren zu schützen. Eine Karawanserei oder ribatt besteht gewöhnlich aus einem geschützten rechteckigen oder quadratischen Gebäude mit offenem Innenhof, umgeben von Stallungen, Unterkünften und Lagerhäusern. Der Zugang erfolgte stets nur durch einen einzigen Eingang, der manchmal über ausgesprochen massive Tore verfügte. Im Hof stand ein Brunnen oder Springbrunnen, und ein abgetrennter Raum diente normalerweise als Gebetssaal; einige Karawansereien verfügten auch über Badehäuser. Die Bedeutung iranischer Karawansereien ergibt sich sowohl aus ihrem bloßen Vorhandensein, als auch ihrer großen Anzahl. Man hat bisher etwa 500 Stück zählen kön-
150 | Ali Mousavi
nen, und viele davon befinden sich in außergewöhnlich gutem Erhaltungszustand (Hillenbrand 1994: 339). Es gibt nur wenig Belege dafür, dass man Karawansereien vor dem Aufstieg der Großseldschuken in Iran im 11. Jahrhundert errichtet hat. Ab diesem Zeitpunkt wurden öffentliche Bauten zum Wohle der Gesellschaft – dazu gehörten auch Karawansereien – durch religiöse Schenkungen finanziert. Der Wunsch nach persönlichem Prestige veranlasste Herrscher wie auch Privatpersonen dazu, den Bau und die Instandhaltung solcher Bauten zu finanzieren, insbesondere entlang der Hauptrouten nahe Isfahan und Teheran (Kiani und Kleiss 1990: 798). Einige der Karawansereien seldschukischen Datums sind bereits wegen ihrer Größe und Monumentalität bemerkenswert; und trotz darauf folgender Invasionen und Zeiten politischer Instabilität wurden auch in der Ilkhaniden- und Timuridenzeit Wegestationen und Karawanen-
gasthäuser weiter genutzt und in gutem Zustand gehalten. Mit dem Aufstieg der Safawiden wurde ein beispielloser Aufwand an den Tag gelegt, die Straßen zu verbessern und den Händlern sichere Reisen zu ermöglichen. Besonders in der Regierungszeit von Shah Abbas I. (1587–1628) wurde das Fernstraßensystem innerhalb des Königreiches systematisch ausgebaut. Zu dieser Zeit wurden Karawansereien unterschiedlicher Form und Größe innerhalb von Städten wie auch im Zusammenhang mit dem Überlandstraßennnetz angelegt, das jetzt Isfahan mit anderen Teilen des Safawidenreiches verband (Kiani und Kleiss 1990: 798). Iranische Karawansereien unterscheiden sich je nach ihrer geographischen Lage. Solche, die auf hohen Gebirgspässen errichtet wurden, neigen dazu, von kompakter Größe zu sein, wohingegen Küstenkarawansereien, die vor dem oft sengenden Klima des Persischen Golfes schützen sollten, beinahe ausnahmslos ohne Innenhof angelegt wurden; und schließlich gibt es die wohl älteste
und auch größte Gruppe von Karawansereien – jene mit einem einzelnen Iwan auf jeder Seite eines zentralen Innenhofes – ein Entwurf, der erstaunlich erfolgreich darin ist, zu jeder Tageszeit Schatten (oder auch Sonnenlicht!) zu spenden (Kiani und Kleiss 1990: 799–800). Von der Zeit an, als Shah Abbas 1598 beschloss, seine Hauptstadt nach Isfahan zu verlegen, drückte sich die safawidische Vorliebe für städtische Karawansereien am deutlichsten in der neuen Hauptstadt aus. Eine der größten und spektakulärsten dieser Anlagen ist der Madar-e Shah Madrasa in Isfahan angegliedert. Sie besitzt einen weiten Innenhof, der von 100 Räumen und Unterkünften auf zwei Stockwerken umgeben ist. In den frühen 1960er Jahren wurde der Bau auf raffinierte Art und Weise dank der Entwürfe des Architekten Maxime Siroux in ein Luxushotel verwandelt. Eine der wichtigeren frühen Karawansereien in Nordostiran ist Ribat-e Sharaf, 45 km südwestlich von Sarakhs
Abb. 93: Yazd. Diese Ansicht der alten Festung von Saryazd südlich von Yazd verdeutlicht die Ähnlichkeit der Grundrisse von ribatt (Karawanserei) und qalehh (Festung).
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 151
Abb. 94: Shiraz. Die Metropole zählt zu den fünf größten Städten Irans und ist vor allem für ihre Rosenzüchtungen bekannt. Auch die zwei berühmtesten Dichter des Landes – S’idi und Hafez – wurden hier geboren.
in Khurasan (Abb. 91). Die Anlage rechteckige ist mit einer Länge von 98 m und einer Breite von 62 m besitzt ein hohes, beeindruckendes Eingangsportal und einen inneren sowie einen äußeren Hof. Der großzügig angelegte Innenhof besitzt eine eigene Moschee mit Stuckmihrab, Unterkünfte der gehobenen Klasse und einem Raum mit Kuppel für offizielle Audienzen. Die Karawanserei wurde 1114 von einem gewissen Shahrfeddin Tahir errichtet, zu dieser Zeit Statthalter von Khurasan. Ribat-e Sharaf wurde später von Ghuzznomaden geplündert, aber wie eine Inschrift aus dem Jahr 1154 besagt, wurde die Anlage während der Regierungszeit von Sultan Sanjar (1117–1157) größtenteils wieder aufgebaut (Kleiss 2001: 42–43). In gebrannten Ziegeln wieder errichtet, wurde das Gebäude ausschließlich mit Baustoffen hoher Qualität restauriert, und zwar «auf Geheiß der Frau des Sultans, was das königliche Interesse an solchen Gebäuden beweist» (Hillenbrand 1994: 345–346).
152 | Ali Mousavi
Deyr-e Gachin ist eine der besterhaltenen Karawansereien Zentralirans (Abb. 92). Sie befindet sich 65 km südlich von Teheran am Rand der Zentralwüste. Es handelt sich um eine typische Karawanserei mit ungefähr quadratischem Grundriss (120 x 110 m), einem offenen zentralen Hof, vorspringenden Rundtürmen und einem befestigten Haupteingang. Die Türme an den vier Ecken dieses Gebäudes aus gebrannten Lehmziegeln erinnern sofort an die Türme der Qalehs (Festungen) Irans, die man dort fast immer findet . Das Ausmaß, in dem der einfache Plan einer Karawanserei oder ribatt dem einer mittelalterlichen Festung entspricht, ist in der Aufnahme deutlich zu erkennen, die die alte Festung von Saryazd (Abb. 93), 35 km südlich von Yazd, zeigt (Pazouki 1998: 242–248). Wie Hillenbrand (1994: 335) festgestellt hat, nutzten die Architekten von Irans zahlreichen Karawansereien vermutlich viele verschiedene Inspirationsquellen, nicht zuletzt auch die
Abb. 95: Shiraz. Die Masjed-e Vakil («Regentenmoschee»), vom weisen und gütigen Karim Khan Zand errichtet, der im 18. Jahrhundert n. Chr. die Zanddynastie begründete.
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 153
Abb. 96: Shiraz. Aus Südwesten fotografiert, fängt diese Luftansicht das Aussehen der alten Hauptstadt der Zandfürsten, der heutigen Altstadt von Shiraz, ein.
154 |
Grundrisse traditioneller iranischer Häuser (obschon mit einem größeren Innenhof versehen, da man sehr viel mehr Tiere unterbringen musste). Mit anderen Worten könnte man sagen, eine Karawanserei ist ein Wohnhaus in größerem Maßstab.
Shiraz Shiraz, für seine Gärten, seinen Wein und seine Dichter bekannt, ist die poetische Hauptstadt Irans, und hier wurden die beiden größten Dichter des Landes geboren, Sa’idi und Hafez. Zu verschiedenen Zeiten trug die Stadt die Titel «Sitz der Regierung», «Heimstätte des Wissens» und «Turm der Heiligen» (Abb. 94; Shahbazi 2004b). Shiraz ist eine antike Gründung. Der Name des Ortes ist in den elamischen Tafeln von Persepolis erwähnt, die beweisen, dass die Stadt bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. existierte. Nach dem Fall von Istakhr nach der muslimischen Eroberung Irans im 7. Jahrhundert gewann Shiraz rasch an Größe. Mittelalterliche Geographen wie Istakhri und Muqaddasi berichten, dass die strategisch bedeutsame Position an der Kreuzung der Straßen nach Yazd, Isfahan, Kerman und dem Persischen Golf Shiraz zum Militärlager der Armee von Fars werden ließ und es dort Regierungsbüros mit dem Sitz der höchsten zivilen und militärischen Beamten gab (Shahbazi 2004b). Im Jahr 835 starb Ahmad ibn Musa, ein Bruder des Imam Reza, der als Shah Cheragh («König des Lichts») bekannt war, als Märtyrer und wurde in Shiraz bestattet. Die Kuppel seines Mausoleums stürzte 1823 ein und wurde darauf durch die heutige Zwiebelkuppel ersetzt (Lockhart 1960: 43). In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts wurde Shiraz die Hauptstadt der Buyidendynastie und Azad alDowleh (949–983) schmückte sie mit seinem Palast und der berühmten Bibliothek (Lockhart 1960: 43). Nach dem Tode Azad al-Dowlehs schwand die Bedeutung der Stadt wieder und nach einer Zeit der dynastischen Fehden und Kriege restaurierten die seldschukischen Atabegs die Stadt im 13. Jahrhundert. Für 120 Jahre wurde Fars von den Salghuriden, einer Familie von Atabegs (Großhäuptlingen), regiert, die erst den Seldschuken und dann den Mongolen untergeordnet waren. Durch diese Unterordnung schützten sie Fars vor den Plünderungen durch das
Mongolenheer. Izz al-Din Sa’d, ein großer Kunstmäzen, von dem der gefeierte Dichter Sa’di seinen takhallus oder Künstlernamen herleitete, wandelte die Anlage um das Grab von Kyros in Pasargadae in eine Moschee um. Sein Name ist, zusammen mit dem Datum 620 N. H./1223 n. Chr., an mehreren Stellen verzeichnet (Lockhart 1960: 44; Shahbazi 2004). Dieser Herrscher befestigte Shiraz mit einer neuen Mauer, errichtete eine neue Versammlungsmoschee (Masjed-e Now), einen Basar und einen Qanat. Shiraz erlebte eine Zeit des Wohlstands unter den Safawiden, hauptsächlich durch Imam Qoli Khan, den berühmten Statthalter-General von Fars unter Shah Abbas dem Großen (1587–1629). Durch die Bauprojekte seines Königs in Isfahan inspiriert, arbeitete Imam Qoli in großem Maße daran, Shiraz zu verschönern, indem er neue Stadtmauern errichten, Zypressen auf beiden Seiten der Hauptstraßen pflanzen und in Abständen zueinander Pavillons aufstellen ließ. Alle Reisenden, die im 17. Jahrhundert Shiraz besuchten, beschreiben es als «die zweitgroßartigste Stadt im persischen Königreich» (Lockhart 1960: 46; Clarke 1963: 14–15). Die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts sah den Fall der Safawiden, die turbulenten Jahre afghanischer Herrschaft und schließlich die furchtbare Rache Nader Shahs nach einem Aufstand der Shirazis 1744 (Lockhart 1960: 47: Shahbazi 2004b). Naders Tod 1747 führte zum Aufstieg von Karim Khan Zand (1750–1779), einem der weisesten und menschenfreundlichsten Herrscher, die Iran je hatte. Karim Khan machte Shiraz zu seiner Hauptstadt und nahm nie den Titel Shah (König) an, sondern nannte sich weiterhin nur vakill oder Regent. Shiraz erlangte seinen Reichtum wieder und blühte auf. Fast das gesamte heutige Erscheinungsbild der Stadtdatiert in die Zeit der ZandDynastie. In den Westvierteln der Stadt ließ Karim Khan die massive argg (Zitadelle) und die Masjed-e Vakil (Abb. 95) mit einer Allee errichten, die der Chahra Bagh in Isfahan gleich kam. Diese Hauptallee, Khiyabn-e Vakil, verbindet die Masjed-e Vakil und die arg. Die Bauweise der neueren Stadtteile unterscheidet sich von der in der Altstadt von Shiraz (Abb. 96). Die radikale Veränderung des Erscheinungsbildes der Stadt fand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts statt, als öffentliche Gebäude und neue Alleen gebaut wurden (Clarke 1963: 16ff).
Ziegel, Kacheln und Kuppeln | 155
Einheimische Architektur Nutzbauten von Michael Harverson und Elisabeth Beazley
I
m Shahnama (dem «Buch der Könige») beschreibt der persische Dichter Firdausi, wie Jamshid, der Sohn des ersten Menschen, «den unheiligen Dämonenstamm lehrte, wie man Wasser mit Lehm mischt, womit dann, zu Ziegelsteinen geformt, die Mauern erbaut wurden und danach Türme und Balkone, Kuppeln und Dächer, um den Regen und die Kälte abzuhalten, und den Sonnenschein» (Firdausi, zitiert in Simpson 1893: 698; siehe auch Jules Mohl (Hrsg.), Firdawsi, Shahnamah, 6. Auflage, Teheran 1995, Buch I, Band 1: 26). Gleichwohl oftmals auf Steinfundamenten erbaut, bestehen die einheimischen Gebäude des Iranischen Plateaus ansonsten aus Lehm, d. h. aus in der Sonne getrockneten Lehmziegeln, die mit Lehmmörtel verlegt und mit Lehm verputzt wurden. Frisch geformte Lehmziegel, die in einer Schlangenlinie auf ihren Kanten zum Trocknen aufgereiht sind, sind ein häufiger Anblick. Wie das Zitat schon sagt, halten Lehmziegel sowohl Kälte als auch Sonne fern; sie sind ein hervorragender Dämmstoff, der die Hitze des Sommers einfängt und speichert und die Kälte des Winters nicht ins Haus lässt. Lehmziegel können bearbeitet und gar verformt werden, um den strukturellen Anforderungen weitläufiger, zweckgebundener öffentlicher Gebäude gerecht zu werden, insbesondere im Hinblick auf Deckengewölbe. Der Mangel an Bäumen auf dem Plateau führt dazu, dass Holz nur selten zum Bedachen verwendet wird. An seine Stelle treten Ziegelgewölbe und -kuppeln. Die einheimische Bautradition des Iranischen Plateaus weist vier unterschiedliche Typen von aus Lehmziegeln konstruierten Nutzbauten auf, manchmal von großem, wenn auch nicht genau festlegbarem Alter, deren Bauart mehr oder minder einzigartig ist: Eishäuser – für deren Bau möglichst schlecht leitende Materialien verwendet werden –, Taubentürme, Windmühlen und Windtürme. Sie alle wurden ohne Architekten, aber in Übereinstimmung mit der Tradition verhafteten örtlichen Bauweisen errichtet.
156 | Michael Harverson und Elisabeth Beazley
Eishäuser stellen mit ihren erhabenen Kuppeln und hohen, freistehenden Mauern den größten der vier Gebäudetypen. Eishäuser dieser Dimension zählten bereits im frühen 17. Jahrhundert zu den Annehmlichkeiten von Shah Abbas’ Hauptstadt Isfahan. Herausragende Vertreter finden sich noch heute insbesondere in Yazd, Sirjan und Za’farineh. Taubentürme aus Lehmziegeln finden sich ausschließlich neben den Melonenfeldern von Isfahan sowie im Westen Afghanistans zwischen Herat und der Grenze zu Iran, wohingegen Windmühlen einzigartiger Form, die von al-Mas’udi zum ersten Mal in Sistan im 10. Jahrhundert erwähnt wurden, heute nur noch in Teilen von OstKhurasan zu finden sind. Windtürme findet man im gesamten Nahen Osten (Coles und Jackson 1975: 1–25), aber in Iran sind sie besonders weit verbreitet. In ihrer am höchsten entwickelten Ausprägung beherrschen sie die Silhouetten von Yazd und Kerman, wo sie nicht nur auf Häusern erbaut wurden, sondern auch zusammen mit Zisternen Zisternen mit einem Überbau aus Lehmziegeln gehören zu einem Gebäudetyp, der mitnichten nur auf Iran beschränkt ist, selbst wenn er von einer großen Kuppel überdacht wird. Doch nur die Zisternen Irans wurden mit Windtürmen zu Belüftungszwecken und zum Kühlen des hier gespeicherten Wassers versehen. All diese Gebäude haben eine Funktion, d. h. sie müssen eine Rolle erfüllen. Ihr wichtigster Beitrag besteht darin, in der Hitze des Sommers das Leben erträglicher zu gestalten. In diesem Zusammenhang benutzt man Lehmziegel, um Wasser zu speichern, den Bewohnern kühle Luft zukommen zu lassen, sie mit kalten Getränken zu versorgen, durch Windkraft Getreide für ihr Brot zu mahlen und um beim Sammeln von Dung zu helfen, der dann dazu benutzt wird, die umliegenden Melonenfelder zu düngen. Auch das Hofhaus mit seinen Windtürmen, seinem Keller und den einander auf jeder Seite des Innenhofs
gegenüber liegenden Iwanen ist ein Nutzbau, der die Strahlen der Sonne ausnutzen oder Nutzen aus dem tiefen Schatten ziehen soll, je nach Jahres- und Tageszeit. Manchmal, wie in Yazd, haben die Bewohner auch Zugriff auf das kühle Wasser eines durch den Keller fließenden Qanats. Das Hofhaus ist auf vielen der Luftansichten in diesem Buch zu sehen. Geographische Überlegungen haben bestimmte Gebäudetypen an einzelne Örtlichkeiten gebunden. Taubentürme sind dank des von ihnen gelieferten Düngers zum Anreichern des Bodens nützlich für die Anpflanzung von Melonen, einer Bewässerungspflanze, die man entlang des Zayand-e Rud um Isfahan in der Nähe von Feldern mit anderen Pflanzen findet, von denen sich die Tauben ernähren können. Windmühlen sind aller Wahrscheinlichkeit nach eine vorislamische Erfindung der Perser, da sie schon in den ersten Jahrhunderten nach der arabischen Eroberung Erwähnung finden. Sie machen sich den starken Nordostwind zunutze, der nur während der so genannten «Hundertzwanzig-Tage-Periode» und einzig entlang eines Korridors beiderseits der iranisch-afghanischen Grenze weht. Man erkennt sie an den hohen Lehmmauern, die sie auf allen drei Seiten umgeben, und einem Schlitz auf der Windseite. Die Mühlen werden gemeinhin in Reihen gebaut, von denen die bei Neh mit 75 Mühlen die längste ist. Eishäuser hingegen nutzen die ausgeprägten Temperaturunterschiede des Hochlandes. Ohne die Qanate, die ein Dorf und seine Felder mit Wasser belieferten, wäre auf dem Großteil des Iranischen Plateaus kein Leben möglich gewesen. Diese geniale Erfindung, die vermutlich mindestens auf den Anfang des ersten Jahrtausends v. Chr. zu datieren ist, wurde schnell zur bevorzugten Methode der Einheimischen, um das Problem des Wassertransports über Entfernungen von bis zu 50 km zu lösen, und ohne die das Wasser im trockenen Wind oder in der Hitze der Sonne verdunstet wäre. Die Qanate trugen sowohl zum Funktionieren der Eishäuser (indem sie nachts Wasser in die Becken leiten) als auch der Zisternen bei. Zudem findet man im Verlauf eines Qanats gelegentlich auch Wassermühlen, die entweder den Wasserfluss an Stellen ausnutzen, an denen das Wasser in der Nähe einer Siedlung an die Oberfläche tritt, oder die unterirdisch innerhalb eines Qanats angelegt sind, wie zwei solcher Mühlen bei Ardekan (PapoliYazdi 1985: 16–17). Die möglicherweise naheliegende Annahme, dass einheimische Architektur bescheiden und anspruchslos sei, wird durch den monumentalen Maßstab einiger dieser
iranischen Gebäude widerlegt; die meisten Typen beherrschen ihre Umgebung, im Stadtbild wie in der Landschaft. Die gleichen Kuppeln, die die großen Moscheen krönen, zeichnen auch die städtischen und ländlichen Zisternen aus. Der Bauform eines Taubenturms wohnt eine offenkundige Monumentalität inne, ein Fantasiegebilde aus Lehmziegeln, ein mächtiges Bollwerk, das von «Pfefferstreuern» gekrönt wird und in sich ein Wabensystem aus Ziegelwerk trägt, das Tausenden von Tauben ein Heim bieten soll. Die massiven Türme scheinen so gar nicht zu ihrer Umgebung passen zu wollen; es könnte sich ebenso gut um Martello-Türme handeln, die es Hunderte von Kilometern von der Küste weg verschlagen hat, oder um überdimensionierte Schachfiguren, die auf den nächsten Zug eines weit entfernten Riesen warten. Die Kuppel ist eine persische Architekturform mit einer Vielzahl von Ausprägungen, von Moscheen bis zu Badehäusern. Dicke Mauern und Kuppeln sind der Kühlung zuträglich, da eine Kuppel mehr Hitze ablenkt als ein Flachdach. Im Innern lindert ihre Form den grellen Schein und die Hitze von außen, da die Höhe eines gewölbten Raumes das Gefühl der Kühle vermittelt. Die Funktionsgebäude mit Kuppeln – z. B. Eishäuser und Zisternen – sind gemeinhin rund, so dass ihre Konstruktion einfacher ist, als wenn man eine Kuppel mit Trommeln auf einen quadratischen Körper aufsetzt, was eine persische Lösung ist. Ein Dorfbaumeister hat es im Blut, wie er eine Kuppel oder einen Windturm konstruieren muss. Kuppeln und Tonnengewölbe können ohne Lehrgerüst oder Holzverschalung errichtet werden. Lehm erfordert schnelles Bauen, um Lehmziegel auszulegen, sie zu vermörteln und Gewölbe zu erschaffen. Dennoch werden Monumentalbauten zumeist aus gebrannten Ziegeln erstellt. Von oben betrachtet, zählen zu den Konstruktionsmerkmalen dieser Gebäude: Kuppeln; schlanke Türme, die sich um solche Kuppeln gruppieren; hohe Mauern, die Flügeln gleichen, die an einer anderen Kuppel befestigt sind; ein Labyrinth aus Straßen und Wegen; Gitter aus Linien und Furchen, die die Muster der Feldbewässerung darstellen; isolierte rechteckige Flächen, die Karawansereien verraten; grüne Flecken in einer ausgedörrten Landschaft, die auf Gärten und Wasser hinweisen; und Gebilde mit immer wiederkehrenden Formen: Qanathügel, Reihen von Windmühlen, Windbrecher und Kuppeln innerhalb von Basaren. Formen, Farben und die Effekte von Licht und Schatten liefern uns wertvolle visuelle Hinweise bezüglich der genauen Natur dieser wiederkehrenden und oft einprägsamen Formen.
Einheimische Architektur | 157
Gerash
Sirjan
Die dramatisch gelegene Stadt Gerash im südlichen Fars rühmt sich ihrer zahllosen Zisternen (Abb. 97). Deren Kuppeldächer erheben sich zwischen einem großen Friedhof und zwei Palmenhainen, welche über das gleiche Kanalnetzwerk bewässert werden, das auch die Zisternen speist. Die Kanäle bieten entweder eine vorherbestimme Menge Qanatwasser oder den Abfluss nach einem der eher seltenen Regengüsse und die Zisternen sind in der Lage, die unvorhersehbare und unzuverlässige Spende der gelegentlichen Wolkenbrüche zu speichern, die ansonsten ohne Nutzen für die Stadt verschwinden würde. Es gibt vier kleine, runde Gruben oder Brunnen, die ebenfalls zum Speichern von Wasser aus ähnlichen Quellen wie denen, die die Zisternen füllten, genutzt werden. Man kann davon ausgehen, dass auch sie letztlich mit Kuppeln überdacht werden, deren Konstruktion bereits in den ersten Schritten ist, wie man an den Schlangenlinien von in der Sonne trocknenden Lehmziegeln sehen kann. Neben dem Flachdachgebäude im Friedhof lässt sich noch eine ovale Grube ausmachen; vielleicht ist diese die Quelle des Wassers, mit dem die zur Beerdigung hierher gebrachten Leichnahme gewaschen werden. Man sieht keine Windfänger, die normalerweise besonders in heißen Gebieten zu den typischen Merkmalen von Zisternen auf dem Iranischen Plateau gehören. Am Fuße der Kuppeln weisen diese Zisternen entweder vier oder sechs Portale mit charakteristischen flachen Vorbauten auf, durch die man an das im Inneren befindliche Wasser gelangen kann. Das Wasser wird mit Eimern nach draußen geholt, denn es gibt hier keine steile Treppe, die nach unten zu einem Auslaufventil führt, das die untere Ebene des tiefen Reservoirs entleert; eine Bequemlichkeit, die man in vielen anderen städtischen Zisternen findet. Die beeindruckende Festung von Gerash, als Kalat bekannt, erhebt sich auf einer vorspringenden Klippe, die die Stadt und ihre Umgebung beherrscht (Abb. 98). Der Bau des Forts wird den halbautonomen Gouverneuren von Lar und dem südlichen Fars im 18. Jahrhundert zugeschrieben. Das Fort wurde später von Fath-Ali Shahs Armee erobert und diente bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts als Residenz des Stadtgouverneurs, bis Reza Shah seine Zerstörung anordnete.
In einer traditionellen Wüstenstadt wie Sirjan sind die Straßen oft durch eine Kette von Lehmgewölben überdacht (Abb. 99), damit sowohl das Einkaufen im Basar als auch die hochwichtigen sozialen Kontakte, die dort geknüpft und gepflegt werden, im Schatten und in relativer Kühle abgewickelt werden können. Ein hohes Bogentor in der Mitte des unteren Teils der Aufnahme führt in einen Bogengang, in dem Läden den Platz einnehmen, den die Gewölbekette geschaffen hat. Die Tonnengewölbe, die sich alle in gleich geschwungener Bauart zu einer Kuppel erheben, wurden zur Verstärkung parallel zueinander gebaut; die beiden Seiten sind offen, damit Luft und Licht hineingelangen können. Straßenkreuzungen werden von einem höheren Kuppelgewölbe überspannt. All diese Gewölbe sind im iranischen Stil erbaut, also ohne Lehrgerüst. Die von den Ladeninhabern und Händlern als Lager benutzten Höfe, die sich zu den Straßen hin öffnen, sind entweder zum Himmel hin offen oder von kleinen Kuppeln überdacht, die wie Brötchen auf einem Backblech in Reihen angeordnet sind. Der Einfallsreichtum der iranischen Baumeister, durch den geschickten Einsatz von Lehm in einem Klima der Extreme größtmöglichen Komfort zu erschaffen, zeigt sich in beeindruckender Weise auf Dachhöhe wie auch von weit oben. Südöstlich von Sirjan erhebt sich ein niedriger, rötlichbrauner Felsen, um den herum Qaleh-e Sang erbaut wurde (Abb. 100). Zwei Ringe der immer noch beeindruckenden Mauern und Bollwerke dieser mächtigen mittelalterlichen Festung trennen voneinander, was bei westeuropäischen Burgen der innere und der äußere Burghof genannt würde. Letzterer ist hier eine Anhäufung brailleähnlicher Hügel, die das Ausmaß der Versorgung für eine stattliche Garnison anzeigen. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts widerstand Qaleh-e Sang zwei Jahre lang der Belagerung durch die Heere Timurs.
158 | Michael Harverson und Elisabeth Beazley
Eishäuser Die Perser sahen Eis und Schnee für das Kühlen von Getränken als Notwendigkeit an, nicht als Luxus. Im 17. Jahrhundert erwähnt dies der Reisende John Fryer, als
Abb. 97: Gerash. Die bemerkenswerte, enge Zusammenballung von zwei großen Kuppeln (die größere hat einen Durchmesser von 5,85 m), einer mittelgroßen und vier deutlich kleineren, allesamt in anscheinend makellosem Zustand, lassen den Stolz der Stadtbewohner begründet erscheinen.
Einheimische Architektur | 159
Abb. 98: Gerash. In tiefem Schatten ragt die Klippe mit der alten Festung über der Stadt auf, die wie die Gezeiten gegen ihren Sockel anbrandet; nicht das kleinste bisschen Grün lockert diese trockene, harsche Landschaft auf.
er über die Erfrischungen und die Fruchtsäfte des Landes schreibt: «Die Saftverkäufer bauen sich am Eingang auf und in den weiten, offenen Flächen unter den Hauptkuppeln ihrer Basare, und dort verkaufen sie, neben Früchten, Limonaden aus Granatäpfeln, Schlehen, Limonen und Orangen, die mit Eis und Schnee gekühlt werden. Eis löste sich in ihren Getränken auf, wie dies hier und auch in Siras [Shiraz] so üblich ist, und selbst die Armen, so sie denn zumindest über einen einzigen Pfennig verfügen, geben die eine Hälfte dieses Pfennigs für Brot und getrocknete Trauben oder für Buttermilch aus, und die andere Hälfte für Schnee und Tabak» (Fryer 1698: 263). Im extremen Klima des Zentralhochlands mit seiner sehr trockenen Atmosphäre konnte Eis während der Winternächte hergestellt und trotz der schon in der morgens reichlich vorhandenen Hitze der Sonne mehrere Monate lang aufbewahrt werden, um im Sommer benutzt zu wer-
160 | Michael Harverson und Elisabeth Beazley
den. Die Aufbewahrung erfolgte in spektakulären, kuppelförmigen Eisgruben, die normalerweise am Stadtrand und entlang von Karawanenstraßen angelegt wurden (Abb. 101). Reines Wasser war natürlich von grundlegender Wichtigkeit – selbst geringer Salzgehalt würde die Gefriertemperatur reduzieren –, weshalb die Quelle des Wassers normalerweise ein qanatt war. Er wurde zu einem langen, flachen Becken geleitet, das im Schatten einer in Ost-WestRichtung verlaufenden Mauer von etwa 60 bis 75 m Länge und bis zu 7 m Höhe gegraben worden war; die Mauer bestand zum Teil aus dem ausgehobenen Material. Sie schützte das Becken nicht nur vor der niedrig stehenden Wintersonne, sondern auch vor dem Wind; die Temperaturen sinken nur dann auffallend, wenn es windstill ist. Eine Lagergrube, bis zu 7 m tief und mit bis zu 10 m Durchmesser, wurde neben der Mauer ausgehoben und
mit einer Kuppel versehen, um das Eis zu schützen. An jedem Wintermorgen wurde das Eis nach einer stillen, klaren Nacht aus dem Becken abgekratzt, in die Grube gesteckt und mit einer isolierenden Schicht Stroh bedeckt. Somit füllte sich Tag für Tag die Grube, und man konnte auf das Eis zurückgreifen.
nur schwer nachzuvollziehen, da es auf den Luftbildern kaum einen Vergleichsmaßstab gibt, an dem sich ihre riesigen Dimensionen festmachen ließen. Einen Eindruck von ihrer wahren Größe erhält man durch die normalerweise 1 m breiten Putzringe, die die Türme umgeben, sowie durch den niedrigen Eingang.
Taubentürme
Windfänge
Die monumentalen Taubentürme, die man auch heute noch in der Umgebung von Isfahan finden kann, erstaunen schon seit Jahrhunderten Reisende. Es heißt, es habe noch viel mehr von ihnen gegeben, als Isfahan im 17. und frühen 18. Jahrhundert die Hauptstadt der Safawiden war. Den Bewohnern der Stadt ging es aber nicht um die im mittelalterlichen Europa sehr begehrten Täubchen, sondern um Melonen: Die Türme dienten dazu, Taubendung zu sammeln, um die Melonenfelder damit zu düngen. Taubendung ist reich an Phosphor und Stickstoff und wurde, so Jean Chardin, tehalgous «belebend» genannt, wenn man ihn mit Asche mischte. Der Dung wurde auch für die Herstellung von Schießpulver benutzt. Die Türme bestehen aus ungebrannten Lehmziegelsteinen und Mais (der keine Bruchkraft hat), weshalb ein kreisrunder Aufbau für größtmögliche Stabilität sorgt; es existieren noch einige rechteckige Türme, und ein einziger quadratischer hat wohl die Jahrhunderte überstanden. Sie bestehen aus einem äußeren Zylinder, aus dem sich ein zweiter innerer über das Hauptdach erhebt; über beiden thronen «Pfefferstreuer», durch die die Vögel von und zu ihren Nistplätzen fliegen, die in Form einer regelmäßigen Wabe aus vorne offenen Lehmwandkästen die Innenwände beider Zylinder einnehmen. Ein oder zwei feine Streifen Putz, manchmal stark verziert, umlaufen den Hauptzylinder, um Schlangen daran zu hindern, die ansonsten eher raue Oberfläche zu erklimmen. Ein großer Turm konnte bis zu 12 m durchmessen und bis zu 20 m hoch sein. Die Türme erhoben sich in der Nähe bepflanzter Anlagen, denn die Wege einer Taube auf Futtersuche sind weit; sie mussten aber auch nahe am Wasser stehen, das zur Bewässerung der Melonenfelder genutzt wurde. Die beiden Ansichten (Abb. 102. 103) geben ein Beispiel für den bevorzugten Bauort solcher Türme: In unmittelbarer Nähe zu gut bewässerten Feldern, auf denen der Taubendung in geeigneter Weise zum Nutzen der frühen Melonenernte verbreitet werden konnte. Es ist nicht bekannt, ob hier immer noch Melonen angepflanzt wurden, als die Aufnahme entstand. Die Größe der Türme ist
Das alte Yazd wurde durch ein unterirdisches Netzwerk von Qanaten versorgt, von denen sechzig oder siebzig dazu verwendet wurden, die Zisternen wieder aufzufüllen, und zwar während der Wintermonate, der Zeit, in der das meiste Wasser durch die Qanate floss. Diese Zisternen enthielten genug Wasser, um den Durst von ganz Yazd ein volles Jahr lang zu stillen. Eine von ihnen soll 450 Jahre alt sein; einige der Zisternen wurden von den Herrschern der Safawiden-Dynastie gebaut. Auf den Häusern von Yazd kann man eine Vielzahl flacher Kuppeln sehen; darunter befinden sich auch solche mit mehreren Luftlöchern, die mehr Licht hineinlassen und wie die Windfänge das Leben in den unter ihnen gelegenen Räumen im Sommer ein klein wenig erträglicher machen sollen. Die paarweise angelegten Kuppeln (Abb. 104; auf der rechten Seite, mit den Öffnungen am Scheitelpunkt) überdachten zweifelsohne Küchen, in denen der Kampf gegen die Sommerhitze jedes nur mögliche Mittel ergreifen muss, die heiße Luft aus ihrem Inneren zu vertreiben, ohne dass die Sonne auf zu viele flache Oberflächen hernieder brennen kann. Wie die in glasierte Kacheln gehüllte Kuppel der Moschee aus dem Blickwinkel des sich nähernden Reisenden das Panorama der traditionellen iranischen Stadt beherrscht, so hebt sich auf Luftbildern auch die grau-braune Kuppel der Zisterne von den Blöcken und geraden Linien der Dächerlandschaft oder neben der durch die Wüste führenden Autobahn ab. Zisternen sammeln und speichern Trinkwasser, das in den Städten aus Qanaten und am Straßenrand als Oberflächenwasser nach heftigen Regenfällen fließt. Sie sind in einer trockenen Landschaft ohne konstante Wasserwege eine schiere Notwendigkeit. Die kühle Atmosphäre unterhalb einer großen Lehmziegelkuppel, auch in anderen einheimischen Konstruktionen ein bekanntes Merkmal, trägt dazu bei, das Wasser auf einer zum Trinken angemessenen Temperatur zu halten. Es wird in einer tiefen Grube gespeichert, die bis zu 10 m tief und fast ebenso groß im Durchmesser ist; manchmal wird sie von gebrannten Ziegelsteinen
Einheimische Architektur | 161
eingefasst, immer aber von wasserdichtem Verputz. Die Kuppel aus verkragtem Mauerwerk, die an ihrem Scheitelpunkt von einem Belüftungsloch und in einigen Fällen von Zugängen durchbrochen ist, schützt das Becken vor zu großer Verdunstung und vor hereingewehtem Sand und Dreck. Manche Zisternen haben ein rechteckiges Becken, das von einem Tonnengewölbe oder von einer Reihe flacher Kuppeln auf Ziegelspanten überdacht ist. Die üblicherweise zwischen 4 und 6 m hohe Kuppel besteht aus gebrannten oder in der Sonne getrockneten Ziegelsteinen auf einem Steinfundament und ist von außen mit Lehm verputzt. Um die Wartung zu vereinfachen (nicht zuletzt, wenn die Außenwand neu verputzt werden muss), kann sie außen auch in regelmäßigen Abständen vorstehende Ziegelsteine aufweisen. Unweit der Kuppel einer tiefen Zisterne steht der Vorbau. Er markiert den Anfang einer steilen, überdachten Treppe, die nach unten zu einem Auslaufventil führt, aus dem man nach Belieben Wasser ablassen kann. Die Temperatur und die Frische des Wassers werden oft durch die Positionierung von Windfängen (badgir genannt) neben der Kuppel verbessert; einer auf jeder Seite oder bis zu sechs in gleichmäßigen Abständen entlang der Peripherie. Wie andernorts auch, können diese Windfänge kurz und einfach oder hochaufragend und verziert sein, was letztlich die Großzügigkeit des Spenders zum Ausdruck bringt, der die Konstruktion der Zisterne finanziert hat, sei es für sein Dorf, für ein ganzes Viertel seiner Stadt oder zum Wohle durstiger Reisender. Die Bedeutung, die Zisternen am Straßenrand noch vor einem Jahrhundert hatten, wird aus dem Kommentar eines europäischen Reisenden ersichtlich. Er schreibt über eine gut ausgestattete Karawanserei in Miandasht, an der wichtigsten Straße von Teheran nach Mashhad: «Wasser gibt es in Hülle und Fülle. In den Innenhöfen, und auch jenseits der Mauern, gibt es ein halbes Dutzend großer unterirdischer Tanks, die mit Ziegelkuppeln überdacht sind, damit das Wasser nicht verdunstet und stets frisch und kühl bleibt. Vierzig breite Stufen, die von den Verwaltern der Einrichtung scharf bewacht werden, gewähren Zugang zur Zisterne. Es ist wahr, dass jeder Reisende seinen persönlichen Bedarf zur Gänze decken darf, aber die Flüssigkeit darf nicht verschwendet werden, noch darf sie den Tieren gegeben werden» (O’Donovan 1882: 421). Die Silhouette von Yazd wird von Hunderten von Windfängen geprägt, von denen etwa vierzig mit Zisternen in Zusammenhang stehen; darunter sind auch solche Zisternen mit sechs Windfängen (Abb. 105). Der Künstler
162 | Michael Harverson und Elisabeth Beazley
Fred Richards war schwer beeindruckt von den Zisternen, die er während seines Besuches 1931 sah: «Die größte architektonische Ruhmestat von Yazd sind seine abambars. Sie befinden sich unter der Erde und man erreicht sie über lange, dunkle Treppenfluchten. Sie liegen allgemein in der Nähe von Moscheen und sind von der Bauart her oft auch Moscheen ähnlich. Ihre Treppenfluchten ähneln eher den Eingangsstufen zu Untergrundbahnhöfen, und die Windschächte, die das Wasser kühl halten, verdienen … ehrliche Bewunderung» (Richards 1931: 153). Die neueren, höheren Gebäude auf der anderen Seite und die einstöckigen Häuser nahe der Kamera besitzen Flachdächer um einen zentralen Innenhof, in dem im Erdgeschoss ein Becken und ein paar Bäume den Bewohnern in der Hitze des Tages Schatten und Erfrischung spenden. Kühles Wasser aus der Zisterne spielt auch hier eine Rolle. Die Nacht verbringt die Familie auf dem Hausdach, durch die sie umgebenden Mauern vor neugierigen Blicken geschützt.
Neyriz Das «Ortsverzeichnis des Iran» beschreibt Neyriz als «eine verstreute Stadt, die von Hainen und Gärten durchzogen und von immensen Kornfeldern und Opiumpflanzungen umgeben ist» (Abb. 106). Das Vorhandensein von Wasser, sei es ein ewiges qanat oder einfach jahreszeitlich bedingter Regen, erschließt sich in diesem Bild aus den dicht in Reih und Glied stehenden Obstbäumen in den Plantagen, von denen die größeren zu Bauzwecken genutzt werden, sowie der Abwesenheit von Kuppeldächern in diesem Dorf. Flachdächer sind auf hölzerne Stützbalken angewiesen, weshalb man eine örtliche Quelle ausreichend langen Bauholzes benötigt. Sie sind außerdem weitaus weniger effektiv im Ableiten und Reflektieren der Sonnenhitze als Kuppeln und ihr Lehmüberzug benötigt jährliche Wartung, um die Auswirkungen des Winterregens abzuwehren. Neyriz liegt im heißen, trockenen Klima von Fars, weshalb diese Bauweise auf den ersten Blick überraschend erscheint; bei näherer Betrachtung erschließen sich allerdings die großen Bauholzvorräte als eindeutige Erklärung. Davon abgesehen sind Holzkonstruktionen einfacher zu errichten als Lehmziegelkuppeln. Das Wasser zur Bewässerung der Plantagen und der Felder mit ihrem Gitter aus kleinen Erdwällen hat sich seinen eigenen, sich windenden Kurs geschnitten, der den der oberen Plantagenmauer widerspiegelt (oder umge-
Abb. 99: Sirjan. Die traditionelle Wüstenstadt bietet überdachte Straßen und Basare, so dass das gesamte städtische Leben in der relativen Kühle der Kuppeldächer stattfinden kann.
| 163
Abb. 100: Sirjan. Ansicht der alten Festung mit ihren zwei Ringen von Mauern und Bollwerken, die trotz des Alters noch immer beeindrucken.
kehrt) und einen Gegensatz zum doch recht geraden, von Menschen gemachten Gitter bildet, das die Felder überzieht. Wäre man in Nordeuropa, würde man annehmen, dass das Wasser im tiefen Wassergraben endet, der die Siedlung umgibt. Dies ist aber in Südiran nicht der Fall, denn hier würde es schon bald verdunsten und im durstigen Sandboden versickern. Und doch belegen die Brücke und die Ecktürme, dass militärische Verteidigung einst auch hier wichtig war und dass selbst ein trockener Graben Angreifer zum Nachdenken bringen konnte. Die eng zusammen stehenden Häuser wenden der Sonne den Rücken zu und öffnen sich zu kleinen Innenhöfen, die im weiteren Verlauf des Tages etwas Licht und Schatten bieten. Es scheint keine der typisch iranischen Innenhofbecken zu geben und deshalb auch keine Blumenbeete oderr kleine Bäume, an denen sich die Bewohner von Neyriz laben könnten. Die Plantagen sind mit Sorgfalt angelegt worden, so dass das Wasser in ordentlicher und wirtschaftlicher Ma-
164 | Michael Harverson und Elisabeth Beazley
nier zu den Bäumen geleitet werden kann. Diese Landschaft legt Zeugnis ab vom Einfluss des Menschen und von seiner Kontrolle über seine unmittelbare Umgebung. Hier gibt es kein dasht, keine Wüstenei, die die menschliche Siedlung bedroht, wie es so oft in Mitteliran der Fall ist.
Die Kuppel von Negar bei Bardsir Die kleine, etwa 25 km südöstlich von Bardsir gelegene Ortschaft Negar ist für ihre Kuppeln bekannt (Abb. 107). Die Gebäude sind einheitlich: Mit Ausnahme einiger weniger Tonnengewölbe weisen die in einer Kette oder in mehreren dicht stehenden, an Brötchen auf einem Backblech oder eine Tafel Schokolade erinnernden Kuppeln die Form einer vierseitigen Pyramide auf, deren Spitze von einem kleinen Loch durchbohrt wird. Die unterschiedlichen Kuppelblöcke in der Nähe des etwas abseits liegenden, verfallenen Bollwerks auf der von Löchern
übersäten Stätte der Seldschuken-Zitadelle zeigen die Arbeit, die bei der Eindeckung geleistet werden muss, wenn es kaum Holz gibt: Die Kuppeln stehen dicht an dicht, mit nur wenigen Quadratzentimetern Platz um sie herum oder zwischen ihnen. Ein sichtbares Ergebnis dieser so eng stehenden Kuppeln ist das Muster aus Licht und Schatten, das der Winkel der Sonneneinstrahlung auf jede der Kuppeln wirft. Die so häufig wiederholten pyramidenförmigen Kuppelaufbauten sorgen für willkommene Kühle im Wohnraum unterhalb der Kuppeln. Die derart überdachten Gebiete haben gemeinhin eine lange, schmale Grundfläche, die sich entlang einer Durchgangsstraße oder einer Seite (oder mehrerer Seiten) eines umschlossenen Innenhofs erstreckt. Zwei gerade, in den 1930er Jahren gebaute Straßen durchschneiden den Stadtplan. Die alte Stadt liegt im rechten Teil des Bildes; man erkennt sie an der Unregelmäßigkeit ihrer Sandstra-
ßen, an den Flecken grüner Bäume und Vegetation in den umzäunten Gebieten und an den zahllosen Reihen identischer Kuppeln. Der moderne Teil der Stadt, im Bild links, ist deutlich kahler, mit weniger Grün und von geometrischer Anlage; hier finden sich mehr Tonnengewölbe sowie zwischen den Gebäuden verstreute, große, umfriedete Freiflächen. Es mangelt an Höhe und Höhenunterschieden: Dieser Teil von Negar besteht aus einstöckigen Bauwerken, ohne dass es hervorstechende Moscheen, Zisternen oder Windtürme gibt. Die Funktion des Raums unterhalb einer der stets gleich großen Kuppeln lässt sich allenfalls durch deren ungewöhnliche Anordnung erahnen: Zum Beispiel könnte das Gebäude nahe am Bollwerk eine Moschee sein, deren Gebetsraum von 16 Kuppeln überdacht wird; hierauf weisen auch die Innenhöfe hin, von denen einige zum Himmel hin offen sind, andere aber nicht. Und
Abb. 101: Sirjan. Dieses außergewöhnliche und vermutlich einzigartige Paar zweier gekrümmter Schattenmauern wird von zwei Eishäusern am Rande der Felder genutzt; die mittlerweile versandeten Becken liegen im Schatten der Mauern.
Einheimische Architektur | 165
166 |
Abb. 102. 103: Isfahan. Die riesigen Taubentürme beherbergen zahllose Vögel, deren Kot zur Düngung der umliegenden Melonenfelder genutzt wurde; früher wurde Taubendung zudem bei der Herstellung von Schießpulver verwendet.
entlang eines schmalen grauen Streifens Straße, der von einer der modernen Straßen abführt, könnte ein Basar sein, der von Läden mit Kuppeldächern flankiert wird. Die karge Funktionalität einer modernen Flachdachhütte zur Linken steht in deutlichem Gegensatz zu der Qualität der in Handarbeit hergestellten Lehmziegelkuppelbauten. Auf dem Bild kann man zudem die Überreste der Stadtzitadelle in Form eines abgeflachten, rechteckigen Hügels sehen. Auf der Spitze des Hügels erhebt sich das freistehende Mausoleum eines iranischen Mystikers aus dem 12. Jahrhundert. Zwei der vier Eckbollwerke der Zitadelle sind noch zu sehen, wenn auch in stark verfallenen Zustand.
Kuppelbauten bei Yazd Die Ziegel der Kuppeldächer eines kleinen Dorfes bei Yazd (Abb.108) reflektieren das Licht der späten NachY mittagssonne und lassen das Dorf wie eine Insel erscheinen, die sich aus dichter, grüner Vegetation erhebt. Fast sieht es aus wie ein Modell, bei dem man nur einen Schalter umlegen muss, damit es zum Leben erwacht – denn als das Bild geschossen wurde, waren keine Menschen zu sehen, fing die Kamera keinerlei Aktivität ein, war das Dorf ganz offenkundig verlassen. Suchten die Einwohner in ihren Häusern Schutz vor der Sonne? Waren sie sich des Flugzeugs des Fotografen, das so dicht über ihre Häuser hinwegzog, bewusst?
Einheimische Architektur | 167
Hier gibt es keine Windtürme, für die Yazd ja so berühmt ist, vielleicht weil die das Dorf umgebende Vegetation die Außentemperatur bereits niedrig genug hält. (Bäume sind nahe der Lut-Wüste und der Wüstenstadt Yazd eine Seltenheit.) Die Funktion der sechs großen Durchlasse in den Kuppeln am unteren Bildrand besteht in der Belüftung der darunter liegenden Räume. Das hiesige Dachpanorama ist vielfältig; die Bauten sind über mehrere Ebenen verteilt, und manche der Dächer dienen als Wege. Dies ergibt sich zum Teil aus der Lage des Geländes, das von der Straße aus abfällt. Es gibt scharfkantige Blöcke in gedämpften Biskuitfarben oder reflektiertem Sonnenlicht, an aufgereihte Brioche-Küchlein erinnernde Gewölbeketten – die längste enthält ganze sieben davon – und die runden Formen der Tonnengewölbe auf der anderen Seite des Dorfes mischen sich zu einem verwirrenden Bild, das sich kreuz und quer durch das ganze Dorf erstreckt, manchmal unterbrochen von Niveauveränderungen, schlanken Mauern oder dunklen Flecken, die für schattige Innenhöfe weiter unten stehen. Und ist schon das Dachpanorama verwirrend, gilt dies noch um so mehr für den Blick am Boden: Ein Gewirr von Gängen und Räumen, von oben beleuchtet in den besagten dunklen Flecken und durch Lichtstrahlen erhellt, die durch Löcher in den Scheiteln der Kuppeln und in den Flachdächern einfallen. Am unteren Bildrand sieht man eine flache Kuppel und eine Reihe aus drei kleinen Kuppeln, die ein zur Straße weisendes Gebäude bedecken. Darüber hinaus sind auf der der Straße zugewandten Seite keine Kuppeln, nur die Kette der «Brioche»-Gewölbe sowie doppelte Tonnengewölbe zu erkennen. Der Gebäudestreifen am anderen Ende der Straße wird großteils von Tonnengewölben überdacht; er führt rechts oben von der Straße ab, verläuft aber oben links parallel zu und neben der Straße, wo vielfältige Kuppelformen zu sehen sind. Zwei der vier Kuppeln eines quadratischen Gebäudes sind zum Teil eingestürzt. Hier gibt es keine öffentlichen Gebäude wie Moscheen, sondern nur Wohnhäuser sowie wohl Werkstätten unter den Tonnengewölben. Neben den niedrigen Umfassungsmauern, die auf Dachhöhe das Gebiet eines jeden Haushalts abstecken, läuft noch eine lange Mauer quer durch das Dorf. Sie ist auffallend dünn, nur eine Lage Lehmziegel breit. Mauern auf dieser Ebene bieten denjenigen Dorfbewohnern Schutz, die in der kühlen Nachtluft schlafen möchten. Das Dach ist ein aktiver, lebendiger Teil eines jeden Hauses, was die Luftfotografie hier offenkundig macht, gleichwohl die Darsteller fehlen.
168 | Michael Harverson und Elisabeth Beazley
Qanate und Bewässerungsanlagen Bezüglich des Flusses Qara Agach bei Firuzabad schrieb Stack im späten 19. Jahrhundert: «Ein Fluss bedeutet in Persien längst noch keine Bewässerung. Die meisten persischen Flüsse liegen so tief, dass man das Wasser nicht hoch zu den Feldern bringen kann» (Stack 1882: 281). Um dieses Problem zu lösen, wurde das System der Qanate, einst an den Rändern der Iranischen Hochebene weit verbreitet, entwickelt. Qanate zapfen Grundwasserschichten unter Gebirgsabhängen an und leiten das Wasser mit sehr sanftem Gefälle über weite Strecken, um Land, das ansonsten brach liegen würde, zu bewässern und zu kultivieren. Die Schächte, aus denen der Abraum gehoben wird, erstrecken sich in den frühen Stadien eines langen Qanat in eine beträchtliche Tiefe, so dass der Abraum der Grabungen einen beachtlichen «Maulwurfshügel» um die Schachtöffnung herum erzeugt. Alle 20 bis 50 m findet man einen solchen Maulwurfshügel. Ereignet sich im Qanat ein ernsthafter Erdrutsch, ist es einfacher, die eingestürzte Stelle zu umgehen, als sie wieder freizulegen und einen erneuten Einsturz zu riskieren. Dies ist bei den Qanaten von Firuzabad der Fall gewesen (Abb. 109; am unteren Bildrand) – oder aber der Qanant wurde ganz aufgegeben und daneben ein Ersatz ausgehoben. Der nicht mehr genutzte Qanat mit den höheren Abraumhaufen weist viele offene Schächte auf, die ungeschützt den Elementen ausgesetzt sind, wohingegen die Öffnungen des neueren Qanat zum Schutz vor Menschen und Tieren, angewehtem Sand und gelegentlichen Überschwemmung abgedeckt sind. Wasser aus diesem Qanat wird nicht zur Bewässerung des direkt daneben liegenden Feldes benutzt; dies ist die Aufgabe eines weiter oben endenden Qanats. Genau wie der unterirdische Lauf eines Qanats Wasser vor der Verdunstung schützt, ist die wirtschaftliche Verteilung des Wassers an der Oberfläche wichtig für die effektive Bewässerung der Felder. Es wird in eine Reihe von Kammern geleitet, die durch flache Erdgrate begrenzt sind, welche der Bauer mit seinem Spaten durchstößt, wenn es an der Zeit ist, das Wasser in die nächste Kammer zu lassen usw. Jedes der ursprünglichen Felder (am besten links im Bild zu erkennen) ist nur so groß, wie die durchschnittliche verfügbare Wassermenge und die dem einzelnen Bauern zustehende Zuteilungsdauer zulassen. Aus der Luft gesehen, erschafft das Netzwerk der flachen Grate Muster, die an den gerechten Kies eines japanischen Zen-Gartens erinnern. Jedes Muster entspricht der Bewässerung einer bestimmten Nutzpflanze.
Abb. 104: Yazd. Die von Wegen und den Innenhöfen der von ihr belieferten Häuser eingefasste Zisterne wird von vier einfachen und erstaunlich kurzen Windfängen belüftet; eine Umfassungswand schützt den Fuß der Kuppel und lenkt zudem den Wasserabfluss nach den seltenen schweren Gewittern in die Zisterne.
| 169
Abb. 105: Yazd. Die sechs Windfänge dieser Zisterne künden von Status und Reichtum des Erbauers. Sie sind in der Lage, den Wind aus allen Richtungen zu nutzen.
170 |
Der rechts unten vom Klee verborgene Schachbretteffekt ist gemeinhin ein Anzeichen für den Anbau von Mais oder Reis; bei beiden muss das Wasser sich länger in den Boden der Kammer einsaugen. Humlum (1959: 217–222) stellt eine Auswahl der in Südafghanistan benutzten Muster vor. Vor über einem Jahrhundert beobachtete Stack zudem: «Die Abgrenzung von Feldern oder Längsstreifen in einem persischen Dorf ist dergestalt, dass nur das erfahrene Auge des Dorfbewohners sie wahrzunehmen vermag», gleichwohl er die Felder vom Pferderücken aus in Augenschein nahm. Die Muster sind so ausgeklügelt angelegt, dass sie das Wasser mit angemessener Geschwindigkeit und Verteilung allen möglichen Nutzpflanzen zur Verfügung stellen können – zum Beispiel links oben Gurken, während das komplizierte Labyrinth am unteren Bildrand für Wassermelonen angelegt worden sein könnte.
Bewässerungskanäle und das Wehr von Band-e Amir Bei Band-e Amir gibt es insgesamt 28 Wassermühlen, die man allerdings in der Aufnahme (Abb. 110) nicht sehen kann, zum einen aufgrund des Maßstabs und zum anderen aufgrund der Tatsache, dass sie zwischen den Häusern verborgen sind, die sich zwischen den Fluss Kur und die Klamm mit dem Nebenkanal drängen, der das Dorf von rechts eingrenzt. Ihre Freifalltürme sind wie amöbische Parasiten in fünf Klumpen um die Stängel herum angelegt, die für die kurzen Triebwasserkanäle stehen, die das Wasser des Flusses zum Antreiben der (mittlerweile großteils zerstörten) Mühlen umleiten. Wassermühlen, ein wichtiges Merkmal jeder vormodernen Siedlung, sind nur selten auf Luftbildern zu erkennen: sie liegen teilweise unter dem Oberflächenniveau, und ihre waagerechten Mühlräder (die sich von den senkrechten unterscheiden, die wir aus Westeuropa kennen) entziehen sich den Blicken des Betrachters. Die langen Streifen tiefer Bewässerungskanäle, die im vorliegenden Luftbild die Aufmerksamkeit auf sich lenken (vgl. Abb. 110), entziehen allesamt dem Fluss dammaufwärts Wasser. Die früheste uns vorliegende Beschreibung
legt nahe, dass sie ursprünglich aus einem von Wasserschöpfrädern (noria genannt) gespeisten künstlichen See versorgt wurden. Muqaddasi, ein im 10. Jahrhundert lebender Zeitgenosse Azad al-Dowlehs (949–983), des Erbauers des Damms, schrieb voller Staunen: «Durch einen mächtigen Damm wurde das Wasser zu einem See gestaut. An beide Seiten setzte er vom Wasser angetriebene Räder ein; von ihnen gab es zehn, und unter jedem war eine Mühle. Hierdurch bewässerte er 800 Dörfer mit Hilfe von Rohren.» Die Beschreibung bezieht sich auf Band-e Amir, bei dem es sich wirklich um ein Wehr handelt, das 975 am südöstlichen Ende der Marvdasht-Ebene in Fars, 20 km nordöstlich von Shiraz, über die ganze Breite des Flusses Kur errichtet wurde. Das Wehr hob das Wasser des Kur auf ein höheres Niveau an, um ein großes Reservoir zu erschaffen, und bewässerte so die 300 Dörfer in der Region (Lerner 1988: 680). Das Fundament des aus einzementierten Steinblöcken bestehenden Wehrs bestand aus Mauerwerk mit verfugten Verbindungsstellen. Sein oberer, von dreizehn Spitzbögen gestützter Teil diente als etwa 100 m lange und 5,5 m breite Brücke. Der zeitgenössische Bericht von Muqaddasi feierte das Bauwerk als «eines der Wunder von Fars» (Le Strange 1905: 277). Der im 14. Jahrhundert schreibende Hamdullah Mostowfi beschreibt den Damm so: «Laut dem Fars Namah gibt es im ganzen Land keine Burg, die älter ist als dieses Bauwerk, und jede Einrichtung, die eine Burg stärker machen würde, findet sich auch in dieser Burg. Vor langer Zeit war sie als Sih Gunbadan (Drei Kuppeln) bekannt, denn in ihrer Nähe stehen zwei andere Burgen, die man Shikastah und Shankavan nennt. Hier bei der Hauptburg führt eine Klamm tief in die Erde, und durch sie fließt das Regenwasser und ergießt sich am anderen Ende in die Ebene. Adud-ad-Dawleh baute an diesem niederen Ende einen Damm und machte mittels Zement und Steinen und Mörtel aus der Klamm hier einen Tank, zu dem eine Treppe hinabführte, welche siebzehn Stufen aufwies. Durch Leinwand, getränkt in Erdharz und Wachs, machte er den Zement so undurchdringlich, dass kein Wasser mehr hindurchsickern konnte, k und so groß war die Menge des hier aufgestauten Wassers,
Nachfolgende Doppelseite: Abb. 106: Neyriz. Die Ortschaft weist Flachdächer auf, was für iranische Häuser eher ungewöhnlich ist, da selten genug Bauholz für diese Konstruktionsweise zur Verfügung steht und Flachdächer die Tageshitze nicht ausreichend ableiten. Abb. 107: Negar. Die dicht aneinander gereihten, nahezu einheitlichen Kuppeldächer der kleinen Ortschaft nahe Bardsir mit ihrer vierseitigen Pyramidenform sorgen für die notwendige Kühle im Wohnraum.
Einheimische Architektur | 171
172 |
| 173
Abb. 108: Bei Yazd. Das kleine Dorf Nadushan in der Umgebung von Yazd bietet mit seinen Kuppeldächern aus hellen Lehmziegeln einen faszinierenden Anblick.
dass selbst wenn tausend Männer ein ganzes Jahr davon getrunken hätten, sein Niveau doch nicht nur um einen einzigen Schritt gefallen wäre. Der Tank selbst wurde durch Säulen abgestützt und überdacht, so dass das Wasser ganz unbedarft war von Schwankungen des Wetters; und neben dieser gab es auch noch andere Zisternen in der Nähe» (The Geographical Part of the Nuzhat-al-Qulub:
131). Der Damm scheint bis ins 17. Jahrhundert in gutem Zustand geblieben zu sein, wie französische und englische Iranreisende beschrieben. Das Bauwerk wurde mehrmals repariert und restauriert und wird immer noch benutzt. Ein 1852 des Weges kommender englischer Reisender notierte: «Mehr als 20 kleine Wassermühlen befinden sich
Abb. 109: Firuzabad. Beim Einsturz eines Qanats wird meist ein neuer gegraben oder eine Umgehung der Einsturzstelle angelegt, wie sie unten rechts im Bild erkennbar ist.
Nachfolgende Doppelseite: Abb. 110: Band-e Amir. Die langen, tiefen Bewässerungskanäle und das im 10. Jahrhundert erbaute, immer noch benutzte Stauwehr stellen die Wasserversorgung sicher.
174 | Michael Harverson und Elisabeth Beazley
| 175
176 |
| 177
Abb. 111: Golpayegan. Ein an die Oberfläche kommender Qanat: Die Aufteilung des Wassers in unterschiedliche Kanäle zur reglementierten Bewässerung ist in diesem Ort nahe Isfahan gut erkennbar.
unter dem Damm und an seinen Seiten. Sie erzeugen ein unablässig summendes Geräusch, das einzige Anzeichen von Industrie vor Ort. Die Menschen hier scheinen dumm und geistlos zu sein. Mit der Wasserkraft, die sie in ihrem Besitz haben – und in diesem Sinne sind sie besser versorgt als an jedem anderen Ort, den ich in diesem Land gesehen habe –, könnten sie Gärten haben und Weinberge … wäre da nicht ihre Trägheit und Apathie» (Binning 1857: 366).
Das Qanatsystem von Golpayegan bei Isfahan Die Umgebung von Isfahan ist eine typische Landschaft des Iranischen Plateaus. Die dashtt (Wildnis oder Wüste) unterscheidet sich dramatisch vom abadd (kultiviertes, entwickeltes, bewohnbares Land), in dem die Natur oder die vom Menschen gegebene Bewässerung «die Wüste zum Blühen
178 | Michael Harverson und Elisabeth Beazley
bringt» und das Auge mit Grün erfreut, das von fließendem Wasser erschaffen und am Leben erhalten wird. Das Wasser erreicht Golpayegans, ein Dorf bei Isfahan, in einem Qanat. Die vertrauten Aushubhaufen, die der englische Reisende John Fryer als erster mit «Maulwurfshügeln» verglich, entstanden während Bau und Wartung und liegen hier eng beieinander, was vielleicht an einem Teileinsturz liegt, der eine leicht abweichende neue Tunnelführung notwendig machte. Wo der Qanat an die Oberfläche gestoßen ist, hält eine Mauer Tiere vom wertvollen Wasser fern. Der Zugang ist streng reglementiert, zumindest in der Theorie: Sei es das Holen von Trinkwasser, das Waschen von Kleidung, das Tränken von Tieren, das Waschen von Toten vor der Bestattung oder das Bewässern der Nutzpflanzen und Gärten – jeder dieser Handlungen ist ein bestimmter Platz zugewiesen, der abwärts von der Mündung des Qanats
Abb. 112: Yazd. Ein verzweigtes Gewirr von Feldmauern zeigt, wie komplex die Besitzverhältnisse in einer iranischen Ortschaft sein können. Die teilweise verwitterten Mauern lassen auf ihr hohes Alter schließen.
liegt. Oft wurde an der Stelle, an der der Qanat an die Oberfläche kam, eine Mühle errichtet, gleichwohl die Konstruktion der erforderlichen Niveaus der nötigen Triebwasser- und Unterwasserkanäle sorgfältige Planung erforderte. In der vorliegenden Ansicht (Abb. 111) sehen wir, wie das Wasser zuerst auf drei Kanäle (jub ( oder juy) verteilt wird. Die Bauern und Gemüseanbauer von Golpayegan leiten das Wasser abwechselnd, vermutlich für ein paar Stunden alle vierzehn Tage, auf ihre Felder um. Manche Qanate fließen im Überfluss, mit einem durchschnittlichen Abfluss von 20 bis 60 Litern pro Sekunde, obgleich der relativ neue und teure Einsatz von Pumpen die Nutzung von Qanaten in ganz Iran eingeschränkt hat. Der Wasserlauf von Golpayegan wurde im 8. Jahrhundert vom großen Kalifen Harun al-Rashid gestiftet und war vor etwas über einem Jahrhundert «unterteilt in acht
Nebenarme. Jeder Nebenarm wiederum teilte sich in acht weitere Kanäle, was insgesamt 64 Kanäle ergibt, und die Eigentümer eines Kanals teilen das Wasser in gegenseitigem Einvernehmen auf» (Stack 1882: 270). Dies impliziert einen nahezu unbegrenzten Vorrat an Wasser, der Gartenbau und Obstanbau ermöglichen konnte. Stack führt die Bäume auf, die er im Norden der Stadt fand: «Pappel, Apfel, Walnuss, Granatapfel, Maulbeere, Platane, Weide, Pflaume, Kirsche, Feige, Aprikose» (Stack 1882: 122). Den zahllosen gewölbten Gebäuden und den kleinen offenen Einfriedungen nach zu schließen, stellte die von Mauern umgebene Ansiedlung auf dem Bild einen Viehhof dar. Die Mauern mit den Verteidigungstürmen an den Ecken erinnern uns an die unsichere Lage, die in Teilen des ländlichen Iran noch in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts herrschte.
Einheimische Architektur | 179
Abb. 113: Nadushan. Blick auf kultivierte Felder eines Dorfes; die Gebäude liegen abseits, um das kultivierbare Land optimal zu nutzen und nicht durch Bebauung zu verringern.
180 |
Feldmauern in Yazd Das Flickwerk kleiner, rechteckiger Grundstücke bei Yazd, meist mit Bäumen bestanden, steht für die verwirY rende Komplexität des Landbesitzes am Rande einer iranischen Ortschaft und zeigt das Ausmaß, in dem das Land parzelliert und abgesteckt ist (Abb. 112). Jeder Eigentümer hütet sein Grundstück eifersüchtig und umgibt es mit einer hohen Mauer, die sein Eigentum vor dem Wind, angewehtem Sand und neugierigen Blicken schützt. Nur wenige der Grenzen verlaufen hier in geraden Linien, insbesondere dann nicht, wenn sie einem Weg folgen, dessen verschlungener Kurs wohl Zeugnis für sein Alter ablegt. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung in einer großen Stadt wie Yazd werden die Gärten im alten Stadtzentrum zur Bebauung freigegeben. Leeres Land in den Randgebieten wird aufgekauft und mit Bäumen bepflanzt, die ein friedvolles, schattiges Refugium schaffen. Einige der Grundstücke hier müssen noch kultiviert werden, oder sie verwandeln sich gerade wieder in Ödland zurück. Diejenigen ganz rechts auf dem Bild werden von Mauern in drei unterschiedlichen Höhen begrenzt: Hoch und erhaben im Rhomboid zwischen zwei Wegen, dann die normale Größe und letztlich gerade, niedrige Strukturen, bei denen es sich um unvollständige oder verwitterte Mauern handeln könnte oder solche, die einst zur Leitung von Wasser zu Gemüsebeeten beitrugen (eine solche frühere Kultivierung lässt sich an den linearen Unregelmäßigkeiten im Umfeld der isolierten ummauerten Gärten am rechten unteren Bildrand erahnen). Dass es keinerlei Anzeichen für Wasserkanäle gibt, die Qanatwasser zu diesen Grundstücken leiteten, spricht dafür, dass es sich um eine Trockenkultivierung handelt, die vom eher seltenen Regen abhängig ist. Die Mauern, die persische Gärten und Plantagen umgeben, bestehen aus gell (Lehm). Die vor Ort ausgegrabene Erde wird durchnässt, mit Streu gemischt und dann von barfüßigen Arbeitern in die richtige Konsistenz gestampft. Wiederverwertetes Material aus einer eingestürzten Mauer oder Gebäudewand kann ebenfalls hinzugemischt werden. Klötze aus dieser Mixtur werden dann auf grobe Steinfundamente gesetzt, woraus sich mit der Zeit eine Bahn oder ein Aufzug von 40 bis 60 cm Höhe ergibt. Manchmal werden die sich auf dem bereits stehenden Mauerstück stapelnden Lehmklötze durch eine Holzverschalung in Position gehalten. All dies bleibt dann drei Tage lang stehen, damit der Lehm trocknen kann, bevor die nächste Bahn gelegt wird. Mit wachsender Höhe der Mauer geht ihre Stärke zurück: eine typische Garten-
mauer von etwa 2,50 m Höhe ist an ihrem Fundament 75 cm stark, aber an ihrer Spitze nur noch 25 cm. Um den Regen und Tiere abzuhalten, bedeckt man die Mauer mit einer Schicht Stöcke. Darauf wird Reisig oder Bocksdorn gelegt, das von einer wasserfesten Schicht gestützt wird, die aus einer Mischung aus Erde und Kalk besteht. Die höchsten Mauern dieser Art sind die Schatten spendenden Mauern der Eisbecken mit einer Höhe von über 8 m. Für Mauern über Mannsgröße benötigt man Holzgerüste, die wieder abgebaut werden, sobald die Oberkante der Mauer fertiggestellt ist; die Gerüstlöcher werden dann mit Lehm verschlossen. Man kann den oberen Teil einer hohen Lehmmauer auch aus Ziegelsteinen bauen, um das Problem zu umgehen, den Lehm in diese Höhen zu bekommen, oder weil das Oberteil der Mauer nicht mehr so stark sein muss, also die Dicke, die Lehmkonstruktionen normalerweise erfordern, nicht benötigt wird. In diesem Zusammenhang spricht man von in der Sonne getrockneten Lehmziegeln, nicht von gebrannten Ziegeln. In trockenen Gebieten, in denen man nur schwer Stöcke und Reisig findet, verzichtet man gern auf die wasserdichte Schicht; da dort Gewitter aber sehr selten sind, bleibt dies hier im Gegensatz zu den gemäßigteren Gebieten in der Regel ohne Folgen. Die Mauern können zudem mit noch mehr Lehm verputzt werden, was sie insbesondere an den Fugen zwischen den Aufzügen vor Schaden schützt. «Das Geschick der Yazdi im Umgang mit Lehm ist unglaublich,» schrieb Napier Malcolm und ein auswärtiger Bürger, und fügte hinzu «Viele essen sogar Lehm und entwickeln eine ungesunde und schlammige Hautfarbe» (Malcolm 1905: 12). Schimmelnde Mauern, erodiert von schmelzendem Schnee und Regen und vom Wind abgeschabt, sieht man überall in den Siedlungen auf dem Iranischen Plateau.
Die Felder bei Nadushan Das trockene Flussbett (Abb. 113; links oben im Bild) gibt uns vielleicht einen Hinweis, warum es bei Nadushan (Yazd) eine ausgedehnte kultivierte Fläche gibt, aber keinerlei Gebäude um sie herum: Es handelt sich um einen wertvollen Streifen angeschwemmten Landes, das von den Bewohnern schon lange gut genutzt wird. Das Dorf wartet sozusagen gleich um die Ecke. Ein weiterer Grund liegt in der historischen Tendenz der persischen Dorfbewohner, sich zu Zwecken der Sicherheit und der Verteidigung zusammenzuscharen. Man kann jeden Morgen mit seinen Zugtieren und Werkzeugen auf die Felder gehen.
Einheimische Architektur | 181
Abb. 114: Isfahan. Dieses Bild erinnert daran, was die Groß-Oase Isfahan einmal war – ein Paradies kultivierten Landbaus. Heute ist sie großteils unter Quadratkilometern von Beton verschwunden und einer Stahlfabrik sowie einer nuklearen Wiederaufbereitungsanlage gewichen.
Diese Überlebenstaktik, die zugleich eine gewinnbringende landwirtschaftliche Prozedur darstellt, ähnelt letztlich der der mittelalterlichen Bauern in Westeuropa: Zwei oder drei Gemeinschaftsfelder umgeben jedes Dorf. Im Juli 1881 hielt Stack fest, dass «[die Ebene von Kamara, nördlich von Golpayegan]… gänzlich in hellem Gelb (Weizen oder Gerste) oder einem hellen Grün (Klee) erstrahlte, wozu das derbe Grau der Dörfer und das tiefe Grün der Bäume in ausgeprägtem Kontrast standen» (Stack 1882: 117). Auf dem Luftbild sehen wir ein Kleefeld im Herbst, während die Stoppeln von der Sommersonne gebleicht und von den Herden gefressen worden oder bereits verblüht sind, bevor das Pflügen (mit von Eseln gezogenen Pflügen, falls überhaupt) und das Säen von Wintergerste oder -weizen für die Ernte im Frühling beginnt. Aus un-
182 | Michael Harverson und Elisabeth Beazley
serer luftigen Perspektive können wir sehen, wie jeder Bauer seine Streifen kultiviert, was innerhalb der ungenauen Linien des Gitters aus Lehmmauern zu einem ausgeprägten Kontrast aus staubbraun und dunkelgrün führt. Die Mauern sollen die Ziegen fernhalten. Im Gegensatz zu Golpayegan gibt es in Nadushan keine Bäume. Diese würden nur fruchtbare Fläche und eigentlich für die Nutzpflanzen gedachte Feuchtigkeit in Beschlag nehmen. Der Bauer kauert sich im Winter im Schatten seiner Mauer zusammen, um sein einfaches Mittagessen einzunehmen, zu rauchen und Mittagspause zu machen. Eine Reihe von Plantagen, deren blattlose Äste gerade so am oberen rechten Rand des kultivierten Landes auftauchen, sind die einzigen Bäume in dieser Landschaft. So wie man keinen modernen Boulevard durch die eng beisammen stehenden Häuser treiben konnte, die sich um
ihre Innenhöfe gruppieren, durchzieht ein Netz von ummauerten Pfaden im Zickzack das große «Feld». Sie brauchten nur so breit zu sein, dass ein beladener Esel sie passieren konnte; Karren sieht man hier nicht. Der tägliche Weg – ein guter Kilometer, wenn man nach den Streifen Klee urteilt – zum Feld eines jeden Bauern wird zu Fuß zurückgelegt. Die Pfade folgen einem unregelmäßigen Flickenteppich aller möglichen Formen, die aber alle etwa die gleiche Länge und zudem runde Ecken haben, da es sich hier um Lehmmauern handelt und eine Kurve stabiler ist als ein scharfer 90-Grad-Winkel. Jeder Pächter baut genug an, um seinen eigenen Bedarf zu decken; ein größeres Feld würde nur Unruhe stiften, die Gier des Steuereintreibers oder des Landbesitzers wecken und zudem mehr Dung erfordern als die wenigen Schafe des Bauern liefern können. Ist dieses Muster des Landbesitzes so kompliziert wie das im feudalen Europa, wo Leibeigene Streifen im großen Feld besaß, die aber wild verstreut waren, so dass jeder gleichen Anteil am besseren Land hatte? Die kleinen Streifen innerhalb einer Einfriedung sind dazu gedacht, mit dem Spaten kultiviert und vom kauernden Bauern, der sich langsam den Streifen auf und ab bewegt, von Hand geerntet zu werden. Die Szene sieht still und leblos aus, als ob die Bauern Feierabend gemacht und sich in den Schatten und die Behaglichkeit ihrer Häuser zurückgezogen hätten.
Felder und Qanate von Isfahan Isfahan ist eine große Oase in Mitteliran (Abb. 114), geschaffen vom Fluss Zayand-e Rud. Sie war schon immer
ein willkommener Anblick für Reisende, die von Süden über die Wüste aus Teheran und Qom kamen oder von Shiraz aus auf dem Weg nach Norden waren. Als Edward Stack im Mai 1881 von Yazd aus dorthin ritt, legte er in der Karawanserei Golnabad eine Pause ein, um die Oasenstadt zu betrachten: «Der ganze Ort schien mit Nutzpflanzen, grünen Bäumen, Dörfern und Taubentürmen übersät» (Stack 1882: 210). Aus der Luft über der Oase Isfahan werden die hellbraunen Flecken, an denen der Boden gepflügt wurde und auf den Frühlingswuchs wartet, enthüllt. Im Lenjan-Tal in der Nähe von Isfahan wird der Lauf der Kanäle, die sich vom Fluss durch die Landschaft ziehen, von Bäumen gesäumt. Wasser, das es hier in so großen Mengen gibt, dass man Reis anbauen kann, wird nach einem regelmäßigen Muster auf die Felder verteilt, um die Pflanzen zu bewässern – zu dieser Jahreszeit Gemüse, später dann die wichtigste Frucht in der Region um Isfahan, Melonen. Man kann sehen, dass das Land intensiv genutzt wird; selbst die Baumreihen sind kultiviert, um einen wenn auch geringen Profit zu erzielen: Aus Weiden kann man – gekappt oder aus dem Dickicht – Reisig für traditionelle Dachkonstruktionen sowie Tierfutter gewinnen. Nur der um die Belüftungslöcher des Qanat aufgeworfene Aushub, der sich wie ein Streifen Zündkäppchen für eine Spielzeugpistole durch das Bild schlängelt, erinnert uns an die im Mitteliran übliche Form der Bewässerung. Im Sommer fließt der Zayand-e Rud zu tief in seinem Bett, um die Bewässerungskanäle, die zu diesen Feldern führen, zu fluten, was die Versorgung durch den qanatt für die Pflege der Kultivierung während der heißesten Monate unerlässlich werden lässt.
Einheimische Architektur | 183
Nachwort D
ie Aufnahmen zu diesem Buch entstanden zwischen April 1976 und Mai 1978 auf über 100 Fotoflügen, die sich zu 300 Flugstunden summierten. Das geschichtliche und vorgeschichtliche Erbe des Riesenlandes sollte aus einheitlichem Blickwinkel, von oben, gezeigt werden. Kaiserin Farah ermöglichte und unterstützte dieses ehrgeizige Vorhaben. Dr. Dietrich Huff vom Deutschen Archäologischen Institut begleitete mich auf allen Flügen. Seine bodenständige Kenntnis des Landes im Allgemeinen und vieler Fundstätten im Besonderen vervielfachte nicht unerwartet den Ertrag der Flugerkundung. Für Einzelheiten dieses zwei Jahre dauernden Flugabenteuers verweise ich auf den Werkstattbericht «Aus dem Nähkästchen eines Flugbildphotographen» in meinem Buch «Flug in die Vergangenheit» (hrsg. Charlotte Trümpler, München 2003) und auf die Einleitung meines Buches «Paradise Lost. Persia from Above» (ed. Maryam Sachs, London/New York 2008). Für die Flüge stand mir eine zweimotorige Britten-Norman BN2 «Islander» zur Verfügung. Alle Bilder nahm ich mit Nikon-Kleinbildkameras auf Kodachrome-Filmen auf. Warum denn um Himmels willen stets das Unten von oben, das Irdische nur mit den Augen der Götter sehen? Der Frage, die ja als Vorwurf gemeint ist, entwinde ich mich leicht mit der entwaffnend einfachen Antwort: Weil man von oben mehr sieht. Bei Flugbildern archäologischer Fundstätten fördert dieses Mehr das Verständnis: Der Blick von oben garantiert Übersicht, the big picture; Stückwerk am Boden fügt sich unversehens zum Ganzen. Dr. William M. Sumner, der Ausgräber von Tall-e Malyan, der elamitischen Hauptstadt Anshan, hatte in der Zeitschrift Antike Welt ein Flugbild seiner Grabung gesehen, das ich bei schmeichelnder, modellierender Beleuchtung aufgenommen hatte. Er schrieb mir: Das Flugbild «enthüllt faszinierende Einzelheiten der Topographie der Fundstätte, die ich nie erkannt habe, trotz zehn Jahren intensiver Arbeit vor Ort.» Der Umstand, dass in Iran schon in den 1930er Jahren luftarchäologische Pionierarbeit geleistet worden war, spornte mich natürlich besonders an. Erich F. Schmidts monumentaler Band «Flights Over Ancient Cities of Iran» war gleichzeitig Anregung und Herausforderung: Es galt,
184 | Nachwort
um vierzig Jahre jüngere Vergleichsbilder zu bei Schmidt abgebildeten Fundstätten, und jetzt in Farbe, zu gewinnen – und seine damalige Flugexploration auf andere Teile des Landes, namentlich ostwärts nach Sistan, auszuweiten. Trotz neuerem Fluggerät machte uns die Topographie des Landes nicht weniger zu schaffen als seinerzeit Schmidt. Zum Beispiel das Elburs-Gebirge: Es türmt sich zu einer meist wolkenverhangenen Sperrmauer zwischen dem wüstenhaften Hochland und dem üppigen Tiefland des Kaspischen Meeres auf. Auch wir überwanden dieses Hindernis erst nach mehreren Anläufen. Die Vogelschau, einmal abgesehen von ihrer Nützlichkeit, ist in Iran auch kulturell beglaubigt. Die altpersische Mythologie hat eine Vorliebe für Vögel als Boten des Friedens, der Freude und des Glücks, richtige Wohlfühlvögel eben. Der homa, Paradiesvogel und Greif, halb Adler, halb Löwe, wählt nach dem Tod eines Königs den Nachfolger: Sein Schatten fällt auf den Erwählten, wie zur Bestätigung landet dann der homa auf Kopf oder Schulter des designierten Nachfolgers. Aber selbst der majestätische, die Königswürde behütende homa ist in dem Versepos «Die Konferenz der Vögel» von Farid ud-Din Attar, dem Werk eines Sufi-Dichters aus dem 12. Jahrhundert, nur ein Vogel unter Vögeln. Attar schildert in seinem Lehrgedicht den aufreibenden, gefährlichen Pilgerflug von dreihunderttausend Vögeln. Sie machen sich unter Führung eines Wiedehopfs von Afrika aus auf die Suche nach dem Phönix-ähnlichen simorgh im iranischen Bergland. Nur dreissig Vögel, unter ihnen der homa, überleben die strapaziöse Reise und können zuletzt dem simorgh, dem residierenden Obervogel, ihre Aufwartung machen. Für den Mystiker Attar ist der simorgh der Inbegriff des Göttlichen. Dreimal hat der simorgh die andere Welt untergehen sehen; seine Welt ist ein Refugium für das Wissen und die Weisheit aller Zeiten. Ich habe mir die mythischen Glücksbringer simorgh und homa bei meiner Arbeit gerne als fliegenden Begleitschutz vorgestellt. Wen wundert es, wenn in solcher Gesellschaft dem Flugfotografen über einem Land, das wie kein zweites ist, Seele und Augen aufgehen. Georg Gerster
ARMENIEN
ASERBEIDSCHAN
T U R K M E N I S TA N
TÜRKEI
K a r a k u m A hq As qab abad a
AS ASE A SERBE SE RB BEEIB IDS DS SC CH HA HAN AN A N
Kaspisches Meer
Bas Bas asttam ta aam m UrrmiaUrm U r m - See S ee Se
Ard rdabil
Tab Ta brriz iz
Urm Ur rmia ma
ir gh Sa ) al- Zab b Za iner le (K
R Qezaul d-e Uzan
(G Zab ro ße al-K r Z ab ab ir )
Marag Ma Mar M aragh ag ag ghe eh h S a b a l a n efid Ru -e S h d Ku Ta Tak Ta akhthtt--e Su ule le eiima man maan Has Ha H a anl an n lu Se S e Gir Giirdan G da d aan n Zen Z Zenda en end da an n---e e Zand Za ndja jan jan Sul S Su ul u eim eiim iman an Ziv Z iv ivieh ie eh h
Sh ah R
ud
5601 560 5601 601 Ku Kuhuhu h e Da Dam maw mawa ma awand nd
d
Baagd B gdad ad
Ham Ha am ma ad adan dan da Ekkb Ekb Ek kbat aata tta tan anaa God G od diin d in RRuud d--e ud h eh re a ymar SSeeym Nus N us ush sh sh h-e --e e Ja Jan
Ka K Kal al alat at Tu Tus T us
jid
Massh Ma hh ha ad Niishap N ssh hap apur pu urr
Kas Kash a hma hma m r
Hera He Hera Herat rat at
G r o ß et - eS Kaa vl izr w ü s t e Dash
Te Tep Te ep pe Siy Siy Si iyaalk allk lk
e
Go Gol G o ollpay paay p ayye eg ega eg gaan
rg
Natanz Na tta anz nz
ge
r
A F G H A N I S TA TA N
W
IRAN
D
sk
Es
K ssccha Ka h n
IIssfa fah faha haan an
e
Zayyand eR
ü a
s
sh
t-
Biird B rdja dja jand nd d
t
e
e
L
ud
u
t
Nadussh Nad han an
L
Yazzd Ya d
u
en
Su Sus S usa
Za abo ab abol ab bo ol
t
IRAK
Tep T Te epe Hiss e sssar ar
sd
Sha S ha hah hr--e hreQ Qum umiss umi
Qo Q Qom om
tt
Eyvan-e Eyv Ey n-e e Kark K rkheh kheh h h
Ge Ger G errd e dkku dku kuh
e
Nam amak mak Sa alzse z e Dar D arr yac a yacheh acheh-ye h eh heh h-ye -ye yee Na N am m mak ma ak ak
un ar eK dRu
Baa yylo Bab llon on n
Tu Tur Tu urran ang ang n Te T Tepe epe pe
Ma
Te T eh he erraaan n
Rud -e K ark he
Kte tesip te esipho ssip phon ph hon
Sha Shah h hT Te ep ep epe pe e
zar
Baand-e Band Ban d-e Am Amir ir
Ke K erm rman ansh haah h Zag ro A Arraakk Ara sG eb Kh K ho horr orra or ramaba ma m ab baad i
Qa rQas r-e e Shiri Sh hirri rin rin
Ha
Gon Gon Go onbad-e ba bad b ad a d-e -e Q Qa Qab ab bus us
Elburz-Gebirg
u dj R Dja
Rude Atr ak
a-ye
h-
Qal Q Qa aleh al eh Y Ya Yaz azzd a dig igi ig gird irrd rd
Band Ba B andar-e nd d Anzali Rassh Ra ht ht
Kuhh
Ku
is gris Tig
la ya Di
For orrt 7 ort
Chogh Cho h gh gha gha ha Za Zanb Zanb nbi n biil b
Dah Dah ahaananan n- e G Gh hulam hulam ama man
and
Eup hra t
Shir
Bas Ba aasr sra ssrra
Ma M Mal al aliy iyya an Naq N Na aq aqsh sshh h--ee- R Ru Rus u ussttaa am m
Shatt al-Arab
KUWAIT
Kuwait
Bishap Bis haap apur ur
Shiirrraz Sh az az
Kharkk
Fiiruz Fir uzab uza ba bad aad d
kuh
Kuh
-e K h
Passarg Pas Pa arg gadae adae ada
ar
an
Ke Ke errm rm man an n
Zah Za he eda dan dan
aq
Persepol P Pe Per ersep ersepo ep pol olilis oli Tall-e Tal Ta Tall-e a l-e e Bak Baku Bakun Ba ku kun ku un n
Bar B aarrdsi dssiir d
Dar Da Darya ar y a acc h hehe ee-- yyee Bak Ba Bakhte Bakht a k h tee g gh gha ha an
Sirrja Sir Si jjan an an
Ne Ne Ney eyyriz riiz
Te Tep T epe Yahy ep ahya ah
IIrra an nshah sh ha ah hr hr
Ha amun unn-e Dja Djaz az Mu u rian ria
Ger G erash e h
Lar Lar La ar
Persischer Golf
SAUDI-ARABIEN
0
100
200 20
Baam B mp p pur ur
Baand ndar ar-e e Ab bb baass Straße Str ra von n Ho Hormuz
Kuhh
a-ya Baschage
Kish i h
Golf von Oman
Q AT AT TA R 300km 300km 0k
V. A . E .
PA K I S TA N PA
40 4 04 042 42 Kuhuh-ee T uh Ta afftan ta ttan an
d l Ru
Dar D Da ara rab ab
Bam Ba
4376 43 4 37 376 3 76 76 Ku KuhK Kuh uh uhuh h--e LLa alleh eeh h Za Zar Z ar
Hali
Banda nda dar ar-e -e e Busheh eh hr
ilm -e H
Rud
OMAN
Karte | 185
rd
Bibliographie Abdi 2001: K. Abdi, Malyan 1999, Iran 39, 73–98. Adams 1962: R. McC. Adams, Agriculture and urban life in early southwestern Iran, Science 136, 109–122. Adams 1965: R. McC. Adams, Land Behind Baghdad, Chicago. Adams 2006: R. McC. Adams, Intensified
Babaie und Haug 2008: S. Babaie, R. Haug,
Boucharlat 1997: R. Boucharlat, Susa under
Isfahan: x. Monuments, in: Encyclopae-
Achaemenid rule, in: J. Curtis (Hrsg.),
dia Iranica 14, 6–40.
Mesopotamia and Iran in the Persian Pe-
Barthold 1984: W. Barthold, A Historical Geography of Iran, Princeton.
riod, London, 54–67. Boucharlat, Francfort und Lecompte 2005: R.
Bastani Parizi 1988: E. Bastani Parizi, Bam:
Boucharlat, H.-P. Francfort, O. Le-
ii. Ruins of the old town, in: Encyclopae-
compte, The citadel of Ulug Depe and the
dia Iranica 3, 651–654.
Iron Age, Iranica Antiqua 40, 479–514.
large-scale irrigation as an aspect of impe-
Beaumont 1989: P. Beaumont, The qanat: a
Boyce 1969: M. Boyce, Manekji Limji Hata-
rial policy. Strategies of statecraft on the
means of water provision from ground-
ria in Iran, in: K.R. Cama Oriental Insti-
late Sasanian Mesopotamian plain, in: J.
water sources, in: P. Beaumont, M. Bo-
tute Golden Jubilee Volume I, Bombay,
Marcus und C. Stanish (Hrsg.), Agricul-
nine, K. McLachlan (Hrsg.), Qanat, Ka-
tural Strategies, Los Angeles, 17–37.
riz and Khattara. Traditional Water
Adle 2006: Ch. Adle, Irrigation system in
Systems in the Middle East and North Af-
Bam: its birth and evolution from the
rica, Wisbech / Cambridgeshire, 13–31.
prehistoric period up to modern times, in:
Beazley und Harverson 1982: E. Beazley, M.
M. Honari et al. (Hrsg.), Qanats of Bam, A
Harverson, Living with the Desert, War-
Multidisciplinary Approach, UNESCO
minster.
Tehran Cluster Office, 33–85. Alizadeh 2003: A. Alizadeh, Some observa-
Bier 1986: L. Bier, Sarvistan. A Study in Early Iranian Architecture, London.
19–31. Boyce 1982: M. Boyce, A History of Zoroastrianism II, Leiden. Byron 1937: R. Byron, The Road to Oxiana, Oxford (Nachdruck 1982). Byron 1964: R. Byron, Timurid architecture of Iran, in: A. U. Pope (Hrsg.), A Survey of Persian Art 3, Tokio, 1119–1143. Carter 1996: E. Carter, Excavations at Anshan (Tal-e Malyan). The Middle Elamite
tions based on the nomadic character of
Biglari, Nokandeh und Heydari 2000: F. Bi-
Fars prehistoric cultural development, in:
glari, G. Nokandeh und S. Heydari, A
N. F. Miller, K. Abdi (Hrsg.), Yeki Bud,
recent find of a possible Lower Paleolithic
Chevalier 1989: N. Chevalier, Hamadan
Yeki Nabud. Essays on the Archaeology of
assemblage from the foothills of the Zag-
1913: une mission oubliée, Iranica Anti-
Iran in Honor of William M. Sumner, Los
ros Mountains, Antiquity 74, 749–750.
qua 24, 245–253.
Angeles, 83–107.
Binning 1857: R. B. M. Binning, A Journal of
Period, Philadelphia.
Christensen 1993: P. Christensen, The Dec-
Two Years Travel in Persia 2, London.
line of Iranshahr. Irrigation and Environ-
State Organizations in Prehistoric Highland
Blaire 1986: S. Blaire, The Mongol capital
ments in the History of the Middle East
Fars, Southern Iran. Excavations at Tall-e
of Sultaniyya, ,The Imperial‘, Iran 24,
Bakun, The Oriental Institute Chicago.
139–151.
Alizadeh 2006: A. Alizadeh, The Origins of
Alizadeh 2008: A. Alizadeh, Fars: ix. Prehistoric sequence, in: Encyclopaedia Iranica on line (www.iranica.com). Al-Tikriti 2002: W. Y. Al-Tiktriti, The origins
Blunt 1966: W. Blunt, Isfahan. Pearl of Persia, London. Boardman 2000: J. Boardman, Persia and the West. An Archaeological Investigation of
500 BC to AD 1500, Kopenhagen. Christensen 1998: P. Christensen, Middle Eastern irrigation: legacies and lessons, Yale Forestry and Environmental Studies Bulletin 103, 15–30. Clarke 1963: J. I. Clarke, The Iranian City of Shiraz, Durham.
of the falaj: further evidence from the Uni-
the Genesis of Achaemenid Art, London.
ted Arab Emirates, in: L. Al-Gailani-Werr
Bonine 1989: M. E. Bonine, Qanats, field
Coles und Jackson 1975: A. Cole, P. Jackson,
et al. (Hrsg.), Of Pots and Plans. Papers
systems, and morphology: rectangularity
A wind-tower house in Dubai, Art and
on the Archaeology and History of Meso-
on the Iranian plateau, in: P. Beaumont,
Architectural Research Papers, 1–25.
potamia and Syria Presented to David Oa-
M. Bonine, K. McLachlan (Hrsg.), Qa-
Coningham et al. 2006: R. A. E. Coningham
tes in Honour of his 75th Birthday, Lon-
nat, Kariz and Khattara. Traditional Wa-
et al., Socioeconomic transformations:
don, 339–355.
ter Systems in the Middle East and North
settlement survey in the Tehran Plain and
Africa, Wisbech, Cambridgeshire, 34–57.
excavations at Tepe Pardis, Iran 44, 33–
Amiet 1980: P. Amiet, Art of the Ancient Near East, New York. Arne 1945: T. J. Arne, Excavations at Shah Tepe, Stockholm. Aubin 1985: J. Aubin, Albuquerque, in: Encyclopedia Iranica 1, 823–824.
Boucharlat und Lecomte 1987: R. Boucharlat, O. Lecomte, Fouilles de Tureng Tepe sous la direction de Jean Deshayes. Les périodes sassanides et islamiques, Paris. Bowen-Jones 1968: H. Bowen-Jones, Agri-
62. Curtis 1984: J. Curtis, Nush-i Jan III. The Small Finds, London. Curtis 1990: J. Curtis, Ancient Persia, Cambridge (Massachusetts).
Azarnoush 1981: M. Azarnoush, Excavations
culture, in: W. B. Fisher (Hrsg.), The
Curtis 1993: J. Curtis, William Kenneth Lof-
at Kangavas, Archäologische Mitteilun-
Land of Iran. Cambridge History of Iran
tus and his excavations at Susa, Iranica
gen aus Iran, N.F. 14, 69–94.
1, Cambridge, 565–598.
Antiqua 28, 1–55.
186 | Bibliographie
Curtis und Razmjou 2005: J. Curtis, S. Razm-
English 1998: P. W. English, Qanats and life-
jou, The palace, in: J. Curtis, N. Tallis
worlds in Iranian Plateau villages, Yale
(Hrsg.), The Forgotten Empire, London,
Forestry and Environmental Studies Bul-
50–55. Curtis und Tallis 2005: J. Curtis, N. Tallis, The Forgotten Empire, London. Curzon 1892: G. N. Curzon, Persia and Persian Question 2, London. Daftary 2001: F. Daftari, Gerdkuh, in: Encyclopedia Iranica, 10, 499.
letin 103, 187–205. Erdmann 1941: K. Erdmann, Das iranische Feuerheiligtum, Leipzig. Fisher 1968: W. B. Fisher, Physical Geography, in: W. B. Fisher (Hrsg.), The Land of Iran. Cambridge History of Iran 1, Cambridge, 3–110.
Daryaee 2008: T. Daryaee, Sasanian Iran
Floor 2005: W. Floor, Hormuz: ii. Islamic
(224–651 CE), Costa Mesa (Kalifor-
period, in: Encyclopaedia Iranica 12,
nien).
471–473.
De Cardi 1968: B. De Cardi, Excavations at Bampur: a brief report, Iran 6, 135–155. De Cardi 1988: B. De Cardi, Bampur: i. Prehistoric site, in: Encyclopaedia Iranica 3, 662. De Planhol 1968: X. De Planhol, Geography of Settlement, in: W. B. Fisher (Hrsg.), The Land of Iran. Cambridge History of Iran 1, Cambridge, 409–467. De Planhol 1988: X. De Planhol, Bam: i. History and modern town, in: Encyclopaedia Iranica 3, 650–651. Deshayes 1969a: J. Deshayes, New evidence for the Indo-Europeans from Tureng Tepe, Iran, Archaeology 22/1, 10–17. Deshayes 1969b: J. Deshayes, Tureng Tépé et la période Hissar III C, Ugaritica VI, 139–163. Deuel 1973: L. Deuel, Flights into Yesterday: The Story of Aerial Archaeology, Harmondsworth. Diez 1923: E. Diez, Churasanische Baudenkmäler I, Berlin. Dyson 1965: R. H. Dyson, Problems of Protohistoric Iran as seen from Hasanlu, Journal of Near Eastern Studies 24, 193–217. Dyson 1973: R. H. Dyson, The Burned Building of Tepe Hissar IIIB: a restatement,
Forbes 1955: R. J. Forbes, Studies in Ancient Technology, Leiden. Forbes 1964: R. J. Forbes, Studies in Ancient Technology I, Leiden. Forbes 1983: T. B. Forbes, Urartian Architecture. British Archaeological Reports International Series 170, Oxford. Fryer 1698: J. Fryer, A New Account of the East Indies and Persia, London. Gadžiev und Kudrjavcev 2001: M. S. Gadžiev, A.A. Kudrjavcev, Steinmetzzeichen des 6.
Takht-i Suleiman. Ein Beitrag zur spätsasanidischen Sphragistik, Berlin. Goblot 1962: H. Goblot, Le problème de l’eau en Iran, Orient 23, 46–55. Godard 1950: A. Godard, Le trésor de Ziwiyé, Haarlem. Godard 1964: A. Godard, Gurgan and the Gubad-i-Qabus, in: A. U. Pope (Hrsg.), A Survey of Persian Art 3, Tokio, 967–974. Godard 1965: A. Godard, The mausoleum of Öljeitü at Sultaniya, in: A. U. Pope (Hrsg.) A Survey of Persian Art 3, Tokio, 1103– 1118. Grabar 1968: O. Grabar, A Note on Sasanian Palaces, in: Forschungen zur Kunst Asiens. In Memoriam Kurt Erdann, Istanbul. Wilber, The Timurid Architecture of Iran
357–390.
and Turan 1, Princeton.
Gadžiev und Kasumova 2006: M. S. Gadžiev
Gropp 1995: G. Gropp, Archäologische
/ S. J. Kasumova, Srednepersidskie nad-
Forschungen in Khorasan, Iran, Wies-
pisi Derbenta VI veka, Moskau, 115–117.
baden.
Gall 1966: H. von Gall, Zu den ,medischen‘
Gyselen und Gasche 1994: R. Geyselen, H.
Felsgräbern in Nordwestiran und Iraqi Kurdistan, Archäologischer Anzeiger,
Gasche, Suse et Ivan-e Kerkha, capitale provinciale d´Eran-Xwarrah-Sˇapur. Note
19–43.
de géographie historique sassanide, Stu-
Galdieri 1972: E. Galdieri, Isfahan: Masˇs gid-i ˇ um’a 1, Rom. G Galdieri 1973: E. Galdieri, Isfahan: Masˇs gid-i ˇ um’a 2, Rom. G Gaube 1979: H. Glaube, Iranian Cities, New York. Gerster 2005: G. Gerster, The Past from Above: Aerial Photographs of Archaeolodie Vergangenheit)
Dyson und Muscarella 1989: R. H. Dyson, O.
Paris. Göbl 1976: R. Göbl, Die Tonbullen vom
sche Mitteilungen aus Iran und Turan 33,
57–83.
tion 31, 107–127.
bil (Dur Untash) 1. La Ziggurat, MDP 39,
Jahrhunderts in Darband, Archaeologi-
gical Sites, Los Angeles. (deutsch: Flug in
chitecture at Hasanlu: an essay, Expedi-
und Sasaniden, München. Ghirshman 1966: R. Girshman, Tchoga Zan-
Golombek und Wilber 1988: L. Golombek, D.
Bastanchenassi va Honar-e Iran 9–10, Dyson l989: R. H. Dyson, The Iron Age ar-
Ghirshman 1962: R. Girshman, Iran. Parther
Ghirshman 1938: R. Girshman, Fouilles de Sialk, près de Kashan 1, Paris. Ghirshman 1939: R. Girshman, Fouilles de Sialk, près de Kashan 2, Paris.
dia Iranica 23, 19–35. Hamza al-Isfahani 1848: J.M. Gottwaldt (Hrsg.), Hamzae Isphahanensis annalium libri X, Leipzig. Hansman 1968: J. Hansman, The problems of Qumis, Journal of Royal Asiatic Society, 111–139. Hansman 1972: J. Hansman, Elamites, Achaemenians and Anshan, Iran 10, 101–125. Hansman und Stronach 1970a: J. Hansman, D. Stronach, Excavations at Shahr-i Qumis 1967, Journal of The Royal Asiatic Society, 29–62.
W. Muscarella, Constructing the chrono-
Ghirshman 1952: R. Girshman, Mémoires de
Hansman und Stronach 1970b: J. Hansman,
logy and historical implications of Has-
la mission archéologique en Iran, Mission
D. Stronach, A Sasanian repository at
anlu IV, Iran 27, 1–27.
de Suse. Rapport préliminaire 1, Cinq
Shahr-i Qumis, Journal of The Royal Asi-
Dyson und Howard 1989: R. H. Dyson, S. M. Howard (Hrsg.), Tappeh Hesar, Florenz.
campagnes de fouilles à Suse 1946–1951, Paris.
atic Society, 142–155. Hansman und Stronach 1974: J. Hansman,
English 1966: P. W. English, City and Village
Ghirshman 1954: R. Girshman, Iran from the
D. Stronach, Excavations at Shahr-i
in Iran. Settlement and Economy in the
Earliest Times to the Islamic Conquest,
Qumis 1971, Journal of The Royal Asiatic
Kirman Basin, Madison.
Harmondsworth.
Society, 8–22.
Bibliographie | 187
Harper et al 1992: P. O. Harper et al. (Hrsg.), The Royal City of Susa, New York.
dakhmas in Iran, in: M. Sorousthian (Hrsg.), Ataˇs-e Dorun. The Fire Within,
Herrmann 1977: G. Herrmann, The Iranian Revival, Oxford.
San Diego, 183–197. Huff 2004: D. Huff, Archaeological Evidence
sischen Golf, Architectura. Zeitschrift für die Geschichte Baukunst 8, 166–183. Kleiss 1979: W. Kleiss (Hrsg.), Bastam I. Teheraner Forschungen 4, Berlin.
Herzfeld 1926: E. E. Herzfeld, Reiserbericht,
of Zoroastrian Funerary Practices, in: M.
Kleiss 1980: W. Kleiss, Bastam. An Urartian
Zeitschrift der Deutschen Morgenländli-
Stausberg (Hrsg.), Zoroastrian Rituals in
citadel complex of the seventh century
schen Gesellschaft, 225–284.
Context, Leiden / Boston, 593–630.
B.C., American Journal of Archaeology
Herzfeld 1929: E. E. Herzfeld, Bericht über
Huff 2006: D. Huff, The Ilkhanid Palace at
die Ausgrabungen von Pasargadae 1928,
Takht-e Sulayman: Excavation Results,
Kleiss 1982: W. Kleiss, Mittelalteriche Bur-
Archäologische Mitteilungen aus Iran 1,
in: L. Komaroff (Hrsg.), Beyond the Le-
gen im Elburzgebrige und südlich vom
4–16.
gacy of Genghis Khan, London, 94–110.
Qom, Archaeologische Mitteilungen aus
Hillenbrand 1994: R. Hillenbrand, Islamic Architecture:
Form,
Function
and
Meaning, Edinburgh. Hillenbrand und Mousavi 2001: R. Hillenbrand, M. Mousavi, Mausoleums of poets and mystics, in: The Splendour of Iran 2, 192–229.
Huff 2008a: D. Huff, The Functional Layout of the Fire Sanctuary of Takht-e Sulaiman, in: D. Kennet, P. Luft (Hrsg.), Current Research in Sasanian Archaeology, Art and History, Oxford, 1–13. Huff 2008b: D. Huff, Formation and Ideology of the Sasanian State in the Context
Hole 1969: F. Hole, K. V. Flannery, J. A.
of Archaeological Evidence, in: V. S. Cur-
Neely, Prehistory and Human Ecology of
tis, S. Stewart (Hrsg.), The Sasanian Era.
the Deh Luran Plain, Ann Arbor. Honigmann und Bosworth 1993: E. Honigmann, E. C. Bosworth, Nishapur, Enyclopaedia of Islam 8, 62–64. Huart und Bosworth 2000: Cl. Huart, C. E. Bosworth, Turshiz, in: Encyclopaedia of Islam, 737. Huff 1971: D. Huff, Qal´a-ye Dukhtar bei Firuzabad. Ein Beitrag zur sasanidischen Palastarchitektur, Archaeologische Mitteilungen aus Iran 4, 127–171. Huff 1972: D. Huff, Der Takht-e Nishin in Firuzabad, Archäologischer Anzeiger 1972, 517–540. Huff 1975: D. Huff, Gebäudetyp und Funktion der Pfeilerhallenanlage, in: R. Naumann, Takht-e Suleiman. Bericht über die Ausgrabungen 1965–1975. Archäologischer Anzeiger 1975, 109–204. Huff 1981: D. Huff, Zur Datierung des Alexanderwalls, Iranica Antiqua 16, 125–139. Huff 1982: D. Huff, Das Imamzadeh Sayyid
The Idea of Iran III, London, 31–59. Humlum 1959: J. Humlum, La Géographie de l’Afghanistan, Kopenhagen. Jackson 1906: A.V.W. Jackson, Persia Past and Present, London.
145–176. Huff 1993: D. Huff, Sassanidische Architektur, in: Koniglijke Musea voor Kunst en Geschiedenis (Hrsg.), Hofkunst van de Sassanieden (Splendeur des Sassanides), Brüssel, 45–61.
Iran 3 und 6, Berlin. Knapton, Sarraf und Curtis 2001: P. Knapton, M. R. Sarraf, J. E. Curtis, Inscribed column bases from Hamadan, Iran 39, 99– 197. Krinsley 1970: D. B. Krinsley, A Geomorphological and Palaeoclimatological
DC.
Ikram 2008: S. Ikram, Egypt’s frontier
Kudrjavcev und Gadžiev 2001: A. A. Kudrjav-
Oasis: A visual journey, Archaeology
cev, M. S. Gadžiev, Archäologische Un-
61/6, 36–41.
terwasseruntersuchungen an der Küste
Ivanow 1938: W. Ivanow, Some Ismaili strongholds in Persia, Islamic Cultures 12/4, 383–396. Keall 1977: E. J. Keall, Qaleh-i Yazdigird: the question of its date, Iran 15, 1–9.
von Darband, Archaeologische Mitteilungen aus Iran und Turan 33, 333–356. Lamberg-Karlovsky 1971: C. C. LambergKarlovsky, The Proto-Elamite Settlement at Tepe Yahya, Iran 9, 87–96.
Kent 1953: R. G. Kent, Old Persian Gram-
Lambton 1989: A. K. S. Lambton, The ori-
mar, Texts, Lexicon, New Haven (Con-
gin, diffusion and functioning of the qa-
necticut).
nat, in: P. Beaumont, M. Bonine, K.
Kettenhofen 1996: E. Kettenhofen, Darband, Encyclopaedia Iranica 7, 13–19.
Preliminary Report, Iran 20, 73–79. Kiani 1982b: M. Y. Kiani, Parthian Sites in Hyrcania. The Gurgan Plain, Berlin. Kiani und Kleiss 1990: M. Y. Kiani, W. Kleiss, Caravanserais, in: Encyclopaedia Iranica 4, 798–802. Kleiss 1971: W. Kleiss, Zendan-i Suleiman: Die Bauwerke, Wiesbaden. Kleiss 1977: W. Kleiss, Bastam / Rusa-iURU.TUR, Berlin.
Huff 2003: D. Huff,. The Dadgah of Kerman.
Kleiss 1978: W. Kleiss, Die portugiesische
Some observations on the Zoroastrian
Seefestung auf der Insel Hormoz am Per-
188 | Bibliographie
1967, Teheraner Forschungen 7, Berlin. Kleiss 2001: W. Kleiss, Karawanenbauten in
tific Report PRO CP 70–800, Washington
Khayyam, New York.
sasanidischen Feuertempel, Studia Ira-
chäologische Mitteilungen aus Iran 21,
grabungen und Forschungen i. d .J. 1963–
Study of the Playas of Iran, USGS Scien-
Defensive Wall of the Gurgan Plain: A
scher Grabanlagen in Fars I. Gräber, Ar-
heraner Forschungen 5, Berlin. Kleiss u. a. 1996: W. Kleis u. a., Bisutun. Aus-
stantinople to the Home of Omar
Husain und E. Herzfelds Theorie über den
Huff 1988: D. Huff, Zum Problem zoroastri-
Iran 15, 237–277. Kleiss 1988: W. Kleis (Hrsg.), Bastam II. Te-
Jackson 1911: A. V. W. Jackson, From Con-
Kiani 1982a: M. Y. Kiani, Excavations on the
nica 11, 197–212.
84, 299–304.
McLachlan (Hrsg.), Qanat, Kariz and Khattara. Traditional Water Systems in the Middle East and North Africa, Wisbech / Cambridgeshire, 5–12. Lambton 2001: A. K. S. Lambton, Yazd, in: Encylopaedia of Islam, 302–306. Laessøe 1953: J. Laessøe, Reflections on modern and ancient oriental waterworks, Journal of Cuneiform Studies 7, 5–26. Laessøe 1971: J. Laessøe, The irrigation system at Ulhu, 8th century BC, Journal of Cuneiform Studies 5, 21–32. Lerner 1988: J. Lerner, Band-e Amir, in: Encyclopaedia Iranica 1, 680–681. Le Strange 1905: G. Le Strange, Lands of the Eastern Caliphate, London.
Lightfoot 1996: D. R. Lightfoot, Syrian qanat Romani: history, ecology, abandonment, Journal of Arid Environments 33, 321–36. Liverani 2003: M. Liverani, The rise and fall of Media, in: G. B. Lanfranchi, M. Roaf,
Archaeology in the Near East 1, 487– 490. Modi 1937: J. J. Modi, The Religious Ceremonies and Customs of the Parses, Bombay. Morgan 1897: J. de Morgan, Mission scientifique en Perse II. 4, Paris.
R. Rollinger (Hrsg.), Continuity of Em-
Morier 1818: J. Morier, A Second Journey
pire (?) Assyria, Media, Persia, Padova,
through Persia, Armenia and Asia Minor,
1–12. Lockhart 1960: L. Lockhart, Persian Cities, London. Lordkipinadze 2000: D. Lordkipinadze, O. Bar-Yusef, M. Otte (Hrsg.), Early Humans at the Gates of Europe. Proceedings of the First International Symposium at Dmanisi, Tblisi, September 1998, Liège. Luschey 1968: H. Luschey, Der Löwe von Ekbatana, Archaeologische Mitteilungen aus Iran 1, 123–128. Razavi 2007: H. Razavi, Balloons to Boeings. About 70 Years of airline industry in Iran, at www.Iranian.com. Magee 2005: P. Magee, The chronology and environmental background of Iron Age settlement in southeastern Iran and the question of the origin of the qanat irrigation system, Iranica Antiqua 40, 217–231. Majidzadeh 2002: Y. Majidzadeh, Jiroft. The Earliest Oriental Civilization, Teheran. Malek-Shahmirzadi 2004: S. Malek-Shahmirzadi, The Potters of Sialk. Sialk Reconsideration Project 3, Teheran (in Persisch). Malcolm 1905: N. Malcolm, Five years in a Persian Town, London. Marcus und Stanish 2006: J. Marcus, C. Stanish, Agricultural Strategies, Los Ange-
London. Motamedi 1997: N. Motamedi, Ziviyeh 1995. Architecture and pottery, Archaeological Reports of Iran 1, Teheran, 143–170 (in Persisch). Mousavi 1991: M. Mousavi, Tus, shahr-i khufteh dar tarikh, Teheran. Mousavi 1999: A. Mousavi, La ville de Parsa:
Iran. The Great Wall of Gorgan and the Wall of Tammishe. Iran 44, 121–173. Nylander 1970: C. Nylander, Ionians in Pasargadae. Studies in Old Persian Architecture, Uppsala. Oates und Oates 1976: D. and J. Oates, Early irrigation agriculture in Mesopotamia, in: G. de Sieveking, I. H. Longworth, K. E. Wilson (Hrsg.), Problems in Economic and Social Archaeology, London, 109–135. O’Donovan 1882: E. O’Donovan, The Merv Oasis 1, London. Omrani 2007: H. Omrani Rekavandi, E.W. Saner u. a., An Imperial Frontier of the Sasanian Empire. Further Field Word at the
quelques remarques sur la topographie et
Great Wall of Georgan, Iran 45, 95–136.
le système défensif de Persépolis, Iranica
Omrani 2008: H. Omrani Rekavandi. E.W.
Antiqua 34, 143–155. Muscarella 1969: O. W. Muscarella, The tumuli at Sé Girdan: a preliminary report, Metropolitan Museum Journal 2, 5–25. Muscarella 1971: O. W. Muscarella, The tumuli at Sé Girdan: second report, Metropolitan Museum Journal 4, 5–28. Muscarella 1973: O. W. Muscarella, The date of the tumuli at Sé Girdan, Iran 11, 178–180. Muscarella 1977: O. W. Muscarella, ,Ziwiye‘ and Ziwiye: the forgery of a provenience, Journal of Field Archaeology 4, 197–219. Mustawfi / Le Strange 1919: G. Le Strange, The Geographical Part of the Nuzhat-alQulub composed by Hamd-Allah Mustawfi of Qazwin in 740 (1340), translated by Guy Le Strange, Leiden.
Sauer u.a., Sasanian Walls and Hinterland Fortresses, Abandoned Ancient Irrigated Landscapes: the 2007 Season on the Grat Wall of Gorgau and the Wall of Tammishe, Iran 47, 135–178. Orsaria 1995: F. Orsaria, Shah Tepe. A new approach to an old excavation, Rivista degli Studi Orientali 69/3–4, 481–495. Papoli-Yazdi 1985: M. H. Papoli-Yazdi, Asiabhai-ke ba ab-e qanat kar mikunand, Majalle-ye Daneshkade-ye Adabiyyat 18/1, Mashhad, 16–17. Pazouki 1998: N. Pazouki, Iranian Islamic Defensive Fortifications, Teheran. Perrot 1981: J. Perrot, L‘architecture militaire et palatiale des Achéménides à Susa, in: 150 Jahre Deutsches Archäologisches Institut 1829–1979, Mainz, 79–94. Perrot und Ladiray 1972: J. Perrot, D. Ladi-
Naumann 1967: R. Naumann, Takht-i Sulei-
ray, Travaux à l’apadana, Cahiers de la
Melville 1980: Ch. Melville, Earthquakes in
man and Zindan-i Suleiman, in: A. U.
Délégation archéologique Française en
the history of Nishapur, Iran 18, 103–
Pope (Hrsg.), A Survey of Persian Art 14,
120.
Tokio, 3050–3060.
les.
Meshkati 1974: N. Meshkati, A List of the
Naumann u. a. 1975: R. Naumann u. a.,
Historical Sites and Ancient Monuments
Takht-e Suleiman. Bericht über die Aus-
of Iran, Teheran.
grabungen 1965–1973, Archäologischer
Minorsky 1944: V. Minorsky, Roman and
Anzeiger, 109–204.
Byzantine campaigns in Atropatane, Bul-
Naumann 1977: R. Naumann, Die Ruinen
letin of the School of African and Oriental
von Takht-e Suleiman und Zendan-e Su-
Studies 11/2, 243–265.
leiman und Umgebung, Berlin.
Minorsky 1991: V. Minorsky, Maragha, in: Encyclopaedia of Islam 6, 498–503. Minorsky und Bosworth 2000: V. Minorsky,
Neely 1974: J. A. Neely, Sassanian and early Islamic water-control and irrigation systems on the Deh Luran plain, Iran, in: T.
Iran 2, 13–59. Pittman 1997: H. Pittman, Susa, in: Oxford Encyclopaedia of the Archaeology of the Near East, Oxford, 106–110. Pope 1964a: A. U. Pope, Islamic architecture: bridges, fortifications, and caravanserais, in: A. U. Pope (Hrsg.), A Survey of Persian Art 3, Tokio, 1226–1251. Pope 1964b: A. U. Pope, Architectural Ornament, in: A. U. Pope (Hrsg.), A Survey of Persian Art 3, Tokio, 1275–1277. Pope 1964c: A. U. Pope, The Safavid period,
C. E. Bosworth, Tus, in: Encyclopaedia of
Downing, M. Gibson (Hrsg.), Irrigation’s
in: A. U. Pope (Hrsg.), A Survey of Per-
Islam 10, 740–745.
Impact on Society, Tucson, 21–42.
sian Art 3, Tokio, 1165–1225.
Miroschedji 1997: P. de Miroschedji, Chogha
Nokandeh, Sauer u.a. 2006: J. Nokandeh, E.
Zanbil, in: The Oxford Encyclopedia of
W. Sauer u. a., Linear Barriers of northern
Porada 1965: E. Porada, The Art of Ancient Iran, New York.
Bibliographie | 189
Potinger 1816: H. Potinger, Travels in Beloochistan and Sinde, London. Potts 1999: D. T. Potts, The Archaeology of Elam: Formation and Transformation of an Ancient Iranian State, Cambridge. Potts 2004a: D. Potts, Tepe Yahya, in: Encyclopaedia Iranica online (www.iranica. com). Potts 2004b: D. T. Potts, Bampur: Prehistoric site (supplement), in: Encyclopaedia Iranica online (www.iranica.com). Potts 2007: D. T. Potts, Foundation house,
between 1983 and 1993, in: G. B. Lanfranchini, M. Roaf, R. Rollinger (Hrsg.), Continuity of Empire (?) Assyria, Media, Persia, Padova, 269–279.
Journal of the Society of Arts 40, 697– 714. Smith 1976: P. E. L. Smith, Reflections on four seasons of excavations at Tappah
Scerrato 1966: U. Scerrato, Excavations at
Ganj Dareh, Proceedings of the 4th An-
Dahan-i Ghulaman, East and West 16,
nual Symposium on Archaeological Re-
9–30. Scerrato 1977: U. Scerrato, Evidence of religious life at Dahan-e Ghulaman, Sistan, South Asian Archaeology, 709–735. Shahbazi 2004a: A. Sh. Shahbazi, The Authoritative Guide to Persepolis, Teheran.
fire altars and the frataraka: interpreting
Shahbazi 2004b: A. Sh. Shahbazi, Shiraz, in:
the iconography of some post-Achaeme-
Encyclopaedia Iranica online (www.ira-
nid coins, Iranica Antiqua 42, 271–300.
nica.com).
search in Iran 1975, 11–22. Stack 1882: E. Stack, Six Months in Persia 2, London. Stein 1936: A. Stein, An Archaeological Tour in the Ancient Persis, Iraq 3, 111–225. Stein 1940a: A. Stein, Archaeological Reconnaissances in North-Western India and South-Eastern Iran, London. Stein 1940b: A. Stein, Old Routes of Western
Prickett 1986: M. Prickett, Settlement during
Sauer 2009: E. Sauer, H. Omrani Rekavandi
the early periods, in: T. W. Beale (Hrsg.),
u. a., Die sasanidischen Grenzwälle in
Stronach 1967: D. Stronach, Urartian and
Excavations at Tepe Yahya, Iran 1967–
Nord-Iran, in: A. Nunn (Hrsg.), Mauern
Achaemenian tower temples, Journal of
1975. The Early Periods, Cambridge
als Grenzen, Mainz, 126–143.
(Massachusetts), 215–246.
Iran, London.
Near Eastern Studies 26, 278–288.
Siroux 1947: M. Siroux, La Masdjid-e-
Stronach 1974: D. Stronach, La statue de
Rawlinson 1840: H. C. Rawlinson, Notes on
Djum’a de Yezd, Bulletin de l’Institut
Darius découverte à Suse, Cahiers de la
a Journey from Tabriz, …, Journal of the
Français d’Archéologie Orientale 4, 119–
Délégation archaeologique Française en
Royal Geographic Society 10, 1–64. Reuther 1938: O. Reuther, Sasanian Architecture, in: A. U. Pope (Hrsg.), A Survey of Persian Art I, Oxford, 493–578. Richards 1931: F. Richards, A Persian Journey, London. Roaf 1990: M. Roaf, Cultural Atlas of Mesopotamia and the Ancient Near East, Oxford. Roaf 2003: M. Roaf, The Median Dark Age, in: G. B. Lanfranchi, M. Roaf, R. Rollinger (Hrsg.), Continuity of Empire (?) Assyria, Media, Persia, Padova, 13–22.
176. Siroux 1965: M. Siroux, Atesh-Gah près d´Ispahan, Iranica Antiqua 5, 39–82. Schmidt 1937: E. F. Schmidt, Excavations at Tepe Hissar, Damghan, Philadelphia. Schmidt 1940: E. F. Schmidt, Flights over Ancient Cities of Iran, Chicago. Schmidt 1953: E. F. Schmidt, Persepolis I, Chicago. Schmidt 1970: E. F. Schmidt, Persepolis III, Chicago. Schoff 1914: W. H. Schoff, Parthian Stations by Isidore of Charax, Philadelphia.
Iran 4: 61–72. Stronach 1978: D. Stronach, Pasargadae, Oxford. Stronach 1979: D. Stronach, Shahr-i Qumis, Iran 17, 152. Stronach 1985a: D. Stronach, Pasargadae, Cambridge History of Iran 2, 838–855. Stronach 1985b: D. Stronach, The Apadana: a signature of the line of Darius, in: J.-L. Huot et al. (Hrsg.), De l’Indus aux Balkans, Paris, 433–445. Stronach 2000: D. Stronach, Of Cyrus, Darius and Alexander. A new look at the ,epi-
Saidi Sirjani 1988: A. Saidi Sirjani, Bampur:
Schroeder 1964: E. Schroeder, Islamic ar-
taphs‘ of Cyrus the Great, in: R. Dittmann
ii, in modern times, in: Encyclopaedia
chitecture: standing monuments of the
et al (Hrsg.), Variatio Delectat: Iran und
Iranica 3, 662–663. Salzmann 1976: W. Salzmann, Die Felsabar-
first period, in: A. U. Pope (Hrsg.), A Sur-
der Westen. Gedenkschrift für Peter Cal-
vey of Persian Art 3, Tokio, 930–966.
meyer, Alter Orient und Altes Testament
beitung und Terrasse des Farhad in Bisu-
Schroeder 1964: E. Schroeder, The Seljuk
tun. Ein spätsasanidisches Monument,
Period, in: A. U. Pope (Hrsg.), A Survey
Archäologischer Anzeiger 1976, 110–134.
of Persian Art 3, Tokio, 986–988.
272, 681–702. Stronach 2001: D. Stronach, From Cyrus to Darius. Notes on art and architecture
San Paolesi 1972: P. San Paolesi, La Cupola
Schwarz 1969: P. Schwarz, Iran im Mittel-
in early Achaemenid palaces, in: I. Niel-
di Santa Maria del Fiore e il Mausoleo de
alter nach den arabischen Geographen,
son (Hrsg.), The Royal Palace Institu-
Soltanieh, Mitteilungen des Kunsthistori-
Leipzig 1869 (Nachdruck Hildesheim /
tion in the First Millennium B.C.,
schen Institutes in Florenz 16/3, 221–260.
New York 1996).
Athens, 95–111.
Sancisi-Weedenburg 1983: H. W. A. M. San-
Seidl 1986: U. Seidl, Die Elamischen Felsre-
Stronach 2003: D. Stronach, Independent
cisi-Weedenburg, The Zendan and the
liefs von Kurangun und Naqsh-e Rustam,
Media. Archaeological notes from the
Ka’bah, in: H. Koch, D. N. MacKenzie
Berlin.
homeland, in: G. B. Lanfranchi, M. Roaf,
(Hrsg.), Kunst, Kultur und Geschichte
Shani 1996: R. Shani, A monumantel mani-
R. Rollinger (Hrsg.), Continuity of Em-
der Achamenidenzeit und ihr Fortleben,
festation of the Shi’ite faith in Late
pire (?) Assyria, Media, Persia, Padova,
Berlin, 145–151.
twelfth-century Iran. The case of Gun-
Sarraf 2003: M. R. Sarraf, Archaeological
bad-i ’Alawiyan, Hamadan, Oxford.
233–248. Stronach 2008: D. Stronach, The building
Excavations in Tepe Ekbatana (Hamadan)
Simpson 1893: J. W. Simpson, Mud, a mate-
program of Cyrus the Great at Pasargadae
by the Iranian Archaeological Mission
rial in Persian and Eastern achitecture,
and the date of the fall of Sardis, in: S. M.
190 | Bibliographie
R. Darbandi, A. Zournatzi (Hrsg.), Anci-
Varjavand 1975: P. Varjavand, Rapport préli-
ent Greece and Ancient Iran: Cross-Cul-
minaire sur les deux campagnes de fouilles
tural Encounters, Athen, 149–173. Stronach und Roaf 2007: D. Stronach, M. Roaf, Nush-i Jan I. The Major Buildings
de l’observatoire de Maraqé, Le Monde iranien et l’Islam 1, 117–124. Varjavand 1979: P. Varjavand, La décou-
1936, Bulletin of the Metropolitan Museum of Art 32/10, 3–22. Wilkinson 1977: J. C. Wilkinson, Water and Tribal Settlement in Oman. A Study of the Aflaj of Oman, Oxford.
verte archéologique de complexe scienti-
Wilkinson 2003: T. J. Wilkinson, Archaeolo-
Sumner 1976: W. M. Sumner, Excavations at
fique de l’observatoire de Maraqé, in:
gical Landscapes of the Near East, Tuc-
Tall-i Malyan (Anshan), Iran 14, 103–
Akten des Internationalen Kongresses für
115.
Iranische Kunst und Archäologie in
of the Median Settlement, Leuven.
Sumner 1986: W. M. Sumner, Achaemenid settlement in the Persepolis Plain, American Journal of Archaeology 90: 3–31. Sykes 1902: P. M. Sykes, Ten Thousand Miles in Persia, London.
München, 7–10 September 1976, Berlin, 527–537. Weisgerber 1987: G. Weisgerber, Archaeolo-
son. Willey 1963: P. Willey, The Castles of the Assassins, London. Wilson 1928: A. Wilson, The Persian Gulf, London.
gical evidence for copper exploitation at
Winter l989: I. J. Winter, The Hasanlu Gold
Arja, in: P. M. Costa, T. J. Wilkinson.
Bowl‘: thirty years later, Expedition 31,
Sykes 1911: P. M. Sykes, A sixth journey in
(Hrsg.), The Hinterland of Sohar. Archa-
Persia, Geographical Journal 37, 1–19,
eological Surveys and Excavations within
Wolff 1910: F. Wolf, Avesta, Straßburg.
149–165.
the Region of an Omani Seafaring City.
Wulsin 1932: F. R. Wulsin, Excavations at
Tabari / Nöldeke 1879: Th. Nöldeke, Ge-
Journal of Oman Studies 9, 145–172.
87–108.
Tureng Tepe near Asterabad, Supplement
schichte der Perser und Araber zur Zeit der
Weiss und Young 1975: H. Weiss, T. C. Young
to the Bulletin of the American Institute
Sasaniden. Aus der arabischen Chronik
jr., The merchants of Susa. Godin V and
for Persian Art and Archaeology, New
des Tabari, übersetzt von Th. Nöldeke,
Plateau-Lowland relations in the late
Leiden.
fourth millennium BC, Iran 13, 1–17.
York. Wulsin 1964: F. Wulsin, The early cultures of
Tilia 1972: A.B. Tilia, Studies and Restora-
Widell 2007: M. Widell, Historical evidence
Astarabad (Turang Tepe), in: A. U. Pope
tions at Persepolis and Other Sites in Fars,
for climatic instability and environmental
(Hrsg.), A Survey of Persian Art 1, Tokio,
Rom.
catastrophes in northern Syria and the Ja-
Trümpelmann 1988: L. Trümpelmann, Ein Weltwunder der Antike: Persepolis, Mainz.
zira: the chronicle of Michael the Syrian, Environmental History 13, 47–70. Widengren 1971: G. Widengren, The Estab-
163–167. Young and Levine 1974: T. C. Young jr., L. D. Levine, Excavations of the Godin Project: Second Progress Report, Toronto.
Trümpler 2005a: C. Trümpler, Aerial photo-
lishment of the Sasanian Dynasty in the
Young 1997: T. C. Young jr., Godin Tepe, in:
graphy in Archaeology and its Pioneers,
Light of New Evidence, in: La Persia nel
E. M. Meyers, (Hrsg.), The Oxford Ency-
in: Gerster 2005, 9–23.
Medioevo, Academia Nazionale dei
clopedia of Archaeology in the Near East
Lincei, Rom, 711–784.
2, 416–417.
Trümpler 2005b: C. Trümpler, Forward, in: Gerster 2005, 6–7. Vargyas 2008: P. Vargyas, The silver hoard from Nush-i Jan revisited, Iranica Antiqua 43, 167–183.
Wiesehöfer 1994: J. Wiesehöfer, Die ,dunklen Jahrhunderte‘ der Persis, München. Wilkinson 1937: Ch. Wilkinson, The Iranian Expedition. The excavations at Nishapur
Bildnachweis Abb. 32b, 37b, 40b: D. Stronach. Abb. 47b, 48b, 48c: D. Huff. Karte: Peter Palm, Berlin.
Bildnachweis | 191
Adressen der Autoren Professor David Stronach Depaartment of Near Eastern Studies University of California, Berkeley Berkeley, CA 94720 – 1940 USA Dr. Ali Mousavi Art of the Middle East Department Los Angeles County Museum of Art 5905 Wilshire Blvd. Los Angeles, CA 90036 USA
Elisabeth Beazley The old Primary Sutton Woodbridge Suffolk IP12 3DU Großbritannien
192 | Adressen der Autoren
Michael Harverson 125 Parkside Drive Watford WD17 3BA Großbritannien Dr. Dietrich Huff Deutsches Archäologisches Institut Eurasien-Abteilung Im Dol 2–6 14195 Berlin Deutschland Professor William M. Sumner Departement of Anthropology 4034 Smith Laboratory Ohio State University 174 W Eighteenth Ave Columbus, OH 43210 USA
Professor Tony J. Wilkinson Durham University Department of Archealogy South Road Durham DH1 3LE Großbritannien
Dr. Georg Gerster Tobelhusstr. 24 8126 Zumikon/Zürich Schweiz