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German Pages 389 [632] Year 2022
Investieren für Dummies
Schummelseite REGELN FÜR ERFOLGREICHES INVESTIEREN 1. Die drei besten vermögensbildenden Anlageformen kennen (und nutzen): Anleger mit den unterschiedlichsten finanziellen Voraussetzungen bauen ihr Vermögen mithilfe von Eigenkapitalanlagen – Aktien, Immobilien und Kleinunternehmen – auf, bei denen sie am Erfolg und an der Rentabilität des jeweiligen Kapitals beteiligt sind. 2. Von realistischen Renditen ausgehen: Langfristig sind 7 bis 9 Prozent Rendite pro Jahr für Eigenkapitalanlagen (wie Aktien) angemessen. Wenn Sie ein kleines Unternehmen führen, können Sie höhere Renditen erzielen (und irgendwann, nach Jahren harter Arbeit, sogar Multimillionär werden, aber dafür sind Jahre an harter Arbeit und Erfahrung erforderlich). 3. Langfristig denken: Da Eigenkapitalanlagen risikoreicher (da schwankungsanfälliger) sind, müssen Sie bei diesen Anlagearten eine langfristige Perspektive einnehmen. Ziehen Sie solche Investments nur dann in Betracht, wenn Sie vorhaben, sie mindestens fünf Jahre lang zu halten, vorzugsweise ein Jahrzehnt oder länger. 4. Investment(risiko) und Haltedauer aufeinander abstimmen: Bei der Auswahl einer guten Anlage müssen Sie den verfügbaren Zeitrahmen mit dem Investmentrisiko in Einklang bringen. So sollten Sie sich bei Geldern, die Sie voraussichtlich innerhalb des nächsten Jahres benötigen, auf sichere Anlagen wie Tagesgeld und Festgeld konzentrieren, während Sie längerfristiges Kapital größtenteils in wachstumsstärkere (risikoreichere) Anlagen investieren können. 5. Diversifizieren: Diversifizierung ist ein leistungsfähiges Anlagekonzept, das Ihnen hilft, das Risiko aggressiverer (sprich risikoreicherer) Anlagen zu verringern. Diversifizierung bedeutet ganz einfach, dass Sie eine Vielzahl von Anlagen, die sich nicht im Gleichschritt miteinander bewegen, in möglichst unterschiedlichen Marktsegmenten halten sollten. 6. Erst die Lage überblicken, dann investieren: Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über Ihre finanzielle Gesamtsituation und überlegen Sie, welche Investitionen dazu passen. Bevor Sie investieren, sollten Sie auf jeden Fall Ihre Schulden, Ihre steuerliche
Situation, Ihre Möglichkeiten zur Altersvorsorge und Ihren Versicherungsschutz überprüfen und bewerten. 7. Kurzfristige Entwicklungen ignorieren: Lassen Sie sich nicht von den kurzfristigen Bewegungen der Finanzmärkte beeindrucken und widerstehen Sie dem inneren Drang, diese permanent zu verfolgen. Letztlich werden die Preise von Aktien, Anleihen und anderen Finanzinstrumenten durch Angebot und Nachfrage bestimmt, die wiederum von Tausenden anderer externer Faktoren sowie Millionen von Erwartungen und Ängsten der Anleger beeinflusst werden. 8. Ihr Portfolio sinnvoll aufteilen und gewichten: Die Aufteilung und Gewichtung Ihres Anlagevermögens wirkt sich maßgeblich auf Ihre Rendite aus. Je jünger Sie sind und je größer die Summe ist, die Sie für die langfristige Geldanlage vorgesehen haben, desto mehr sollten Sie in Eigenkapitalanlagen investieren. 9. Erst informieren, dann investieren: Jeder Kauf und Verkauf von Anlagen kostet Sie Geld. Erst zu handeln und dann Fragen zu stellen, ist beim Investieren keine empfehlenswerte Strategie. Kaufen Sie niemals eine Anlage aufgrund von Werbung oder weil ein Verkäufer sie Ihnen wärmstens empfohlen hat. 10. Die Steuern im Auge behalten: Nutzen Sie steuerlich begünstigte Geldanlagen und Altersvorsorgeverträge und kalkulieren Sie bei anderen Anlageformen die steuerlichen Möglichkeiten, die sie bieten, mit ein. 11. Die Gebühren möglichst gering halten: Je mehr Provisionen und Verwaltungsgebühren Sie für Ihre Anlagen zahlen, desto stärker wird Ihre Rendite geschmälert. Halten Sie Ausschau nach kostengünstigen Fonds, die auf Ausgabeaufschläge (Provisionen) und hohe sonstige Gebühren verzichten. 12. Am Ball bleiben, auch bei düsteren Aussichten: Psychologisch gesehen ist es am schwierigsten, an Ihren Anlagen festzuhalten, wenn diese gerade im Minus sind. Selbst die besten Investments durchlaufen schlechte Zeiten, was dann jedoch der denkbar schlechteste Zeitpunkt für einen Verkauf ist. Verkaufen Sie auch nicht, wenn es gerade einen Ausverkauf bestimmter Anlagen gibt, sondern ziehen Sie dann sogar eher einen Nachkauf in Betracht. 13. Marktpropheten und andere Wahrsager ignorieren: Es ist nahezu unmöglich, die Zukunft vorherzusagen. Wählen Sie gute Investments aus und halten Sie sie möglichst langfristig. Versuchen Sie nicht, den richtigen Zeitpunkt für den Ein- oder Ausstieg für eine bestimmte Anlage zu finden. 14. Möglichst wenig handeln: Je mehr Orders Sie aufgeben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Fehler machen; außerdem
zahlen Sie so höhere Transaktionskosten. 15. Ihre Berater sorgfältig auswählen: Bevor Sie einem Bank-, Versicherungs- oder Finanzberater vertrauen, sollten Sie sich zunächst so gut wie möglich selbst informieren, damit Sie die Kompetenz der Personen, auf deren Rat Sie sich verlassen, besser beurteilen können. Achten Sie vor allem auf etwaige Interessenkonflikte der Berater. 16. Die richtigen Prioritäten setzen: Ihr Leben und Ihre Gesundheit sind die renditestärksten und risikoärmsten Anlagen. Sie sind tausendmal wichtiger als die Größe Ihres Finanzportfolios und zudem unersetzlich – dasselbe gilt selbstverständlich für Ihre Familie und Freunde!
Investieren für Dummies Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ©2022 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany Original English language edition Investing for Dummies, 9th edition © 2021 by Wiley Publishing, Inc. All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc. Copyright der englischsprachigen Originalausgabe Investing for Dummies, 9. Auflage © 2021 by Wiley Publishing, Inc. Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert. Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission. Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-MannLogo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern. Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung. Print ISBN: 978-3-527-71973-0 ePub ISBN: 978-3-527-83845-5 Coverfoto: © Nuthawut / stock.adobe.com Korrektur: Dr. Johanna Rupp, Walldorf
Über den Autor Eric Tyson ist ein international renommierter Bestsellerautor von Finanzratgebern sowie Dozent und Berater in Sachen Geldanlagen. Mit seiner Arbeit möchte er Menschen dazu befähigen, ihr Vermögen besser zu verwalten und ihre Geldanlagen erfolgreich selbst in die Hand zu nehmen. In seiner früheren Tätigkeit als Unternehmensberater half Eric verschiedenen Unternehmen bei der Optimierung ihrer Betriebsabläufe und Rentabilität. Vor, während und nach dieser Zeit, in der er unzählige Überstunden schob und viel (zu viel) reiste, war er zum Glück vernünftig genug, sich auch um seine finanziellen Angelegenheiten zu kümmern. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist er in vielen Funktionen an den Anlagemärkten tätig. Mit der Unterstützung des verstorbenen Dr. Martin Zweig, einem berühmten Börsenanalysten, gewann Eric seinerzeit die Wissenschaftsmesse seiner High School mit einem Projekt über die Einflussfaktoren auf den Aktienmarkt. Im Laufe der Jahrzehnte hat Eric nicht nur erfolgreich in Wertpapiere, sondern auch in Immobilien investiert sowie sein eigenes Unternehmen gegründet und geführt. Als Anlageberater hat er bereits Tausende von Klienten bei einer Vielzahl von kniffligen Anlageproblemen und -fragen unterstützt. Eric hat einen Bachelorabschluss in Wirtschaftswissenschaften in Yale erworben und seinen Abschluss als Betriebswirt (MBA) an der Stanford Graduate School of Business gemacht. Trotz dieser temporären Phase der Verwirrung kam er schließlich zur Vernunft und beschloss, dass das Leben viel zu kurz ist, um es mit langen Arbeitszeiten und Wartezeiten auf Flughäfen zugunsten großer Unternehmen zu verbringen. Als versierter und erfolgreicher freiberuflicher Autor von Finanzratgebern hat Eric zahlreiche Bestseller verfasst, darunter Für Dummies-Bücher über Private Finanzvorsorge, Investmentfonds, Steuerrecht (Co-Autor) und Immobilienkauf (CoAutor). Darüber hinaus ist er als Kolumnist tätig. Seine Arbeit
wurde in Hunderten von nationalen und lokalen renommierten Publikationen vorgestellt und zitiert wie Kiplinger's Personal Finance Magazine, Los Angeles Times, Chicago Tribune, Wall Street Journal und Bottom Line/Personal sowie in TV- und RadioFormaten von Sendern wie NBC (Today Show), ABC, CNBC, PBS (Nightly Business Report), FOX, FOX Business, CNN, CBS National Radio, Bloomberg Business Radio, National Public Radio und Business Radio Network. Darüber hinaus war er einer der Hauptredner auf einer Konferenz im Weißen Haus zum Thema Ruhestandsplanung. Um ein Gespür dafür zu behalten, was die Menschen im realen Alltag bewegt und mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben, unterhielt Eric viele Jahre lang einen Finanzberatungsservice.
Über die Fachkorrektorin Judith Engst, MBA, ist Wirtschaftsjournalistin mit jahrzehntelanger Erfahrung in der publizistischen Beratung. Ihr Schwerpunkt liegt im Bereich der Finanzratgeber. Sie hat zahlreiche Bücher zum Thema Geldanlage verfasst, unter anderem »Geldanlage für Dummies«, »Börsenstrategien für Dummies«, »Einfach richtig Geld verdienen mit ETFs« und »Einfach richtig Geld verdienen mit Gold, Silber, Platin und mehr«. Judith Engst hat die Informationen im vorliegenden Buch auf Herz und Nieren geprüft und dabei ergänzt oder neu geschrieben, was in Deutschland grundlegend anders ist als in den USA. Aus ihrer Feder stammen außerdem die beiden Kapitel in Teil V.
Widmung von Eric Tyson Bevor ich zu den herkömmlichen Danksagungen komme, erlauben Sie mir bitte ein wirklich großes Dankeschön und eine Widmung: Dieses Buch widme ich hiermit unwiderruflich meiner Familie und meinen Freunden sowie meinen Klienten, die mich
letzten Endes dazu befähigt haben, finanzielle Begriffe und Strategien so zu erklären, dass jeder davon profitieren kann.
Danksagung des Autors Zunächst möchte ich Linda Brandon danken. Mein Dank geht außerdem an Christy Pingleton für ihre hervorragende redaktionelle Arbeit, und an alle, die daran mitgewirkt haben, dass dieses Buch und all meine Diagramme und Schaubilder großartig aussehen! Danke auch an alle anderen, die dazu beigetragen haben, dass dieses Buch gut und pünktlich fertig wurde. Zu guter Letzt möchte ich meinen Hut ziehen vor all den ausgezeichneten Fachlektoren, die sowohl bei dieser als auch bei allen früheren Ausgaben mitgeholfen haben sicherzustellen, dass alle Inhalte auch ihre Richtigkeit haben.
Inhaltsverzeichnis Cover Titelblatt Impressum Über den Autor Über die Fachkorrektorin Widmung von Eric Tyson Danksagung des Autors
Einleitung Über dieses Buch Törichte Annahmen über den Leser Symbole, die in diesem Buch verwendet werden Wie es von hier aus weitergeht
Teil I: Erste Schritte beim Geldanlegen Kapitel 1: Ihre Möglichkeiten zur Geldanlage ausloten In das Thema Geldanlage einsteigen Vermögen aufbauen mit Eigenkapital In den Aktienmarkt einsteigen Immobilien besitzen Ein kleines Unternehmen führen Einkommen erzielen mit der Geldleihe Denken Sie an Liquiditätsreserven Finger weg von Terminkontrakten und Optionen Edelmetalle – ein sicherer Hafen? Nicht mit Währungen und Kryptowährungen zocken Sammlerstücke von der Liste möglicher Investments streichen
Kapitel 2: Risiken und Renditen gegeneinander abwägen Risiken richtig einschätzen Renditen richtig analysieren Ihre persönlichen Ziele festlegen
Kapitel 3: Ein persönliches Finanzkonzept erstellen und umsetzen Eine Notfallreserve aufbauen Ihre Schulden bewerten Ihre finanziellen Ziele festlegen Ihren Ruhestand finanzieren Die Steuerlast für nicht staatlich geförderte Anlagen gering halten Den richtigen Anlagemix wählen Schule, Ausbildung und Studium Ihrer Kinder finanzieren Ihr Vermögen schützen
Teil II: Aktien, Anleihen und die Börse Kapitel 4: Die Mechanismen von Aktien und Anleihemärkten entschlüsseln Wie Unternehmen sich über die Finanzmärkte Kapital beschaffen Wie die Finanzmärkte und die Wirtschaft funktionieren
Kapitel 5: Vermögen aufbauen mit Aktien Wie Sie Geld an der Börse verdienen können – eine kurze Anleitung Was ist »der Markt«? – Eine Definition Aktienkauf mit Köpfchen Den richtigen Zeitpunkt zum Kaufen und Verkaufen erkennen Fehler beim Aktienkauf – und wie Sie sie vermeiden Wie Sie am Aktienmarkt erfolgreich sind
Kapitel 6: Einzelaktien im Alleingang analysieren, auswählen und kaufen
Auf der Recherchearbeit anderer aufbauen Die Bedeutung von Geschäftsberichten verstehen Startklar für die Anlage in Einzelaktien
Kapitel 7: Anleihen und andere Schuldverschreibungen erkunden Banken: Die Kosten des subjektiven Sicherheitsgefühls Warum Sie sich mit Anleihen auseinandersetzen sollten Die verschiedenen Arten von Anleihen bewerten Anleihen kaufen Andere Schuldverschreibungen in Betracht ziehen
Kapitel 8: Offene Investmentfonds und ETFs in Augenschein nehmen Der Unterschied zwischen aktiv gemanagten offenen Investmentfonds und passiv gemanagten ETFs Die Vorteile der besten Fonds Der Schlüssel zur erfolgreichen Fondsanlage Asset Allocation: Ihr Fondsportfolio sinnvoll aufteilen Die besten Aktienfonds Die besten Rentenfonds Mischfonds und Multi-Asset-Fonds: Die besten Hybridfonds Lohnen sich Geldmarktfonds?
Kapitel 9: Eine Depotbank auswählen So kommen Sie auf Ihre Kosten: Discountbroker
Teil III: Vermögen aufbauen mit Immobilien Kapitel 10: In ein Eigenheim investieren Wohneigentum als Booster für Ihre finanziellen Ziele betrachten Die Entscheidung für den Kauf eines Eigenheims fällen Entscheiden Sie, wie viel Sie ausgeben möchten (und können) Welcher Immobilientyp sind Sie? Die richtige Immobilie und den richtigen Standort finden
Die Umgebung abklappern
Kapitel 11: In Mietimmobilien investieren Was sind die Vorteile von Investments in Mietobjekte? Haben Sie das Zeug zum Immobilienanleger? Einfache und rentable Arten von Mietimmobilien Direkte Immobilieninvestments bewerten Entscheiden, wo und was Sie kaufen Gute Geschäfte aufspüren Schlechte Immobilieninvestments erkennen
Kapitel 12: Immobiliengeschäfte abschließen und finanzieren Finanzierung Ihrer Immobilie Mit Immobilienmaklern zusammenarbeiten Den Immobilienkauf abschließen Immobilien verkaufen
Teil IV: Das Potenzial von Kleinunternehmen auskosten Kapitel 13: Kleinunternehmen als Anlageform berücksichtigen Testen Sie Ihren unternehmerischen IQ Alternativen zum eigenen Kleinunternehmen ausloten Wege zur Investition in Kleinunternehmen erkunden Einen Businessplan erstellen
Kapitel 14: Ein Kleinunternehmen gründen und führen Ready for Take-off? Ihre Checkliste vor dem Flug Finanzierung Ihres Unternehmens Eine Rechtsform wählen Erfolg sichern: Das sollten Sie tun, um langfristig am Markt zu bestehen Arbeit und Leben miteinander in Einklang bringen
Kapitel 15: Ein Kleinunternehmen kaufen Welche Vorteile hat der Kauf eines Kleinunternehmens?
Welche Nachteile hat der Kauf eines Kleinunternehmens? Welche persönlichen Voraussetzungen Sie mitbringen sollten Wie und wo Sie ein passendes Kleinunternehmen zum Kauf finden Franchise-Unternehmen oder Strukturvertriebe in Erwägung ziehen Evaluierung eines Kleinunternehmens
Teil V: Informationsquellen zu Investments Kapitel 16: Informationen über Aktien, Investmentfonds, Anleihen und andere Wertpapiere finden und nutzen Wie »tickt« der Markt? Diese Bücher geben Aufschluss »Wie gehe ich vor?« Praxisorientierte Anleitungen für Privatinvestoren Online-Quellen zu börsengehandelten Wertpapieren: Hier werden Sie fündig Nicht zu verachten: Das Bildungsangebot der verschiedenen Börsen Zuletzt eine Warnung: Wo Sie sich besser nicht informieren
Kapitel 17: Gute Informationsquellen über Immobilien und Unternehmensnachfolge anzapfen Immobilieninvestments: Diese Bücher und Online-Quellen sind ausgesprochen hilfreich Unternehmensgründung und -nachfolge: Das sollten Sie lesen
Teil VI: Der Top-Ten-Teil Kapitel 18: Zehn Hindernisse beim Investieren erkennen und überwinden (Zu viel) Vertrauen in vermeintliche Experten haben Sich von der Euphorie mitreißen lassen Zu optimistisch sein (oder gar übermütig werden) Aufgeben, wenn es düster aussieht Sich weigern, einen Verlust zu akzeptieren
Ihr Depot andauernd überwachen Keine klaren Ziele verfolgen Wichtige finanzielle Probleme ignorieren Bestimmte Risiken überbewerten Börsengurus auf den Leim gehen
Kapitel 19: Zehn Dinge, die Sie beim Verkauf von Geldanlagen bedenken sollten Ziele und Präferenzen neu bewerten Für ein ausgeglichenes Portfolio sorgen Die guten ins Töpfchen: Entscheiden, welche Investments Sie halten (und welche nicht) Die steuerlichen Konsequenzen bedenken Entscheiden, wann bei Verkaufsorders ein Limit sinnvoll ist Anlagen nicht dauernd umschichten – auch aus steuerlichen Gründen nicht (Aktien-)Verluste mit Gewinnen verrechnen Den ursprünglichen Anschaffungspreis für Steuerzwecke dokumentieren Unterschiede bei Depotbanken erkennen Einen vertrauenswürdigen Vermögensberater finden
Kapitel 20: Zehn Tipps für das Investieren im Bärenmarkt Wichtigste Regel: Keine Panik! Aufs eigene Portfolio schauen statt auf den Gesamtmarkt Größere Kursrückgänge als Schnäppchen betrachten Mögliche Probleme Ihres Portfolios aufdecken Wachstumsaktien vermeiden (falls Sie der ängstliche Typ sind) Den Strom an negativen Nachrichten ausblenden Große Punktrückgänge ignorieren (und stattdessen auf den Prozentsatz achten) Anlageerfolg ist keine Frage der Herkunft Die Finanzmärkte verstehen
Mit einer Person Ihres Vertrauens sprechen
Abbildungsverzeichnis Stichwortverzeichnis End User License Agreement
Tabellenverzeichnis Kapitel 2 Tabelle 2.1: Die größten Börsencrashs in der Geschichte der USAktienmärkte, geme... Tabelle 2.2: So gravierend wirkt sich die Inflation auf die Kaufkraft Ihres Gelde...
Kapitel 5 Tabelle 5.1: Gute und schlechte Beweggründe für die selbstständige Auswahl von Ak... Tabelle 5.2: Aktienschnäppchen Mitte der 1970er-Jahre Tabelle 5.3: Weitere Aktienschnäppchen in den späten 1970er- und frühen 1980er-Ja...
Kapitel 6 Tabelle 6.1: Die Bilanz aus einem Geschäftsbericht von T. Rowe Price: Konsolidier... Tabelle 6.2: Gewinn- und Verlustrechnung von T. Rowe Price: Konsolidierte Gesamte...
Kapitel 8 Tabelle 8.1: Langfristige Vermögensallokation
Kapitel 11 Tabelle 11.1: Monatsabrechnung für Mietobjekte – Einnahmen (Seite 1 von 3). Tabelle 11.2: Monatsabrechnung für Mietobjekte – Einnahmen (Seite 2 von 3). Tabelle 11.3: Monatsabrechnung für Mietobjekte – Einnahmen (Seite 3 von 3).
Illustrationsverzeichnis Kapitel 2 Abbildung 2.1: Wie hoch stehen die Chancen, an den US-Märkten Geld zu verdienen o... Abbildung 2.2: Je länger Sie Aktien halten, desto höher ist die Wahrscheinlichkei... Abbildung 2.3: Selbst die Hausse der 1990er-Jahre brachte nicht jedem Unternehmen... Abbildung 2.4: Ein historischer Blick auf die Performance von Anleihen: Die Infla... Abbildung 2.5: Die Geschichte zeigt, dass Aktien langfristig eine konsistent gewi... Abbildung 2.6: Eine Fülle von Investitionsmöglichkeiten gibt es auch außerhalb de...
Kapitel 6 Abbildung 6.1: Der Value-Line-Investment-Survey-Bericht über Starbucks Quelle: Di...
Kapitel 7 Abbildung 7.1: Beispiel einer Liste mit Anleihen mehrerer Unternehmen
Kapitel 18 Abbildung 18.1: Geringfügig höhere Renditen lassen Ihr Vermögen aufgrund des Zins...
Einleitung Mit jeder neuen Ausgabe dieses Leitfadens für die Geldanlage stelle ich fest, dass die darin erörterte grundlegende Anlagephilosophie sich bewährt und den sich stetig verändernden Marktkräften standgehalten hat. Im Zuge der Finanzkrise im Jahr 2008 wurde die Lage beängstigend. Große Wall-Street-Firmen wurden insolvent, die Aktienkurse stürzten ab, und die Zahl der Entlassungen sowie die Arbeitslosenquote stiegen rapide an – und all das inmitten der Präsidentschaftswahlen 2008. Gerüchte über eine neue Große Depression machten die Runde, und auch Umfragen zeigten, dass eine Mehrheit der Amerikaner das unmittelbare Bevorstehen einer weiteren schweren Weltwirtschaftskrise befürchtete. In den meisten Gemeinden fielen die Immobilienpreise drastisch, und es kam zu immer mehr Zwangsversteigerungen. Investieren schien nicht mehr so viel Spaß zu machen. Doch obwohl dieser heftige Abschwung der schlimmste seit Jahrzehnten war, gab es Parallelen zu früheren schweren Markteinbrüchen, und Anleger, die Ruhe bewahrten und meinem Rat folgten, haben seit dem Tiefpunkt des Marktes dennoch beachtliche Renditen erzielt. Spulen wir nun nach vorne ins Jahr 2020. Die Vereinigten Staaten erlebten eine der am längsten anhaltenden Phasen wirtschaftlichen Wachstums, und die Arbeitslosenquote war auf ein 50-Jahres-Tief gesunken. Die Aktienkurse erreichten trotz gelegentlicher Rückschläge neue Höchststände. Doch dann zerstörte das Coronavirus diese Idylle und erinnerte uns ganz schnell wieder daran, dass Investitionen auch mit Risiken und gegebenenfalls drastischen Kurseinbrüchen verbunden sein können, und zwar meist dann, wenn man am wenigsten damit rechnet. In Sachen Geldanlage habe ich im Laufe der Jahre Klienten mit den unterschiedlichsten finanziellen Voraussetzungen beraten
und weiß, dass sie ihr Vermögen mithilfe der folgenden Maßnahmen aufgebaut und vermehrt haben (beziehungsweise dies noch immer tun): Leben im Rahmen der eigenen Möglichkeiten sowie systematisches Sparen und Anlegen von Geld, teilweise auch mit staatlicher Förderung und unter Ausnutzung von Steuersparmöglichkeiten Kaufen und Halten eines weltweit diversifizierten Aktienportfolios Aufbau eines eigenen kleinen Unternehmens Investieren in Immobilien Auf jeden dieser potenziellen »Vermögensbooster« gehe ich in diesem Buch umfassend ein. Ebenso wichtig (wenn nicht sogar noch wichtiger): Mit auf den Weg gebe ich Ihnen außerdem jede Menge Informationen, die Ihnen dabei helfen sollen, die verschiedenen Arten von Investments besser zu verstehen und diejenigen auszuwählen, die mit Ihren persönlichen und finanziellen Zielen am besten übereinstimmen.
Über dieses Buch Die besten Anlageformen für den Vermögensaufbau sind nach wie vor dieselben: Aktien, Immobilien und Kleinunternehmen. Und was Sie selbstverständlich immer noch benötigen, um in der Welt der Geldanlagen aktiv mitzumischen, ist Kapital zum Investieren. Investieren für Dummies deckt all diese Arten vermögensbildender Investments einschließlich einiger anderer gängiger Anlageformen (wie zum Beispiel Anleihen) im Detail ab. Es gibt jedoch auch ein paar Änderungen und Neuerungen, und das sind die beiden wichtigsten: Aktualisierte Daten und Beispiele, um Ihnen die neuesten Erkenntnisse und Analysen zur Verfügung zu stellen.
Wird die Zinspolitik der Notenbanken den Aktienmarkt beeinflussen und wie? Werden sich Änderungen im Steuerrecht auf Ihre Anlagestrategien auswirken? Welche Auswirkungen werden die Wahlen auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte haben? Welche der unzähligen Altersvorsorgemöglichkeiten sollten Sie wählen? Wie können Sie in Aktien investieren, ohne sich den enormen Risiken drastischer Markteinbrüche (wie während der Finanzkrise 2008 oder im Zuge der Coronapandemie 2020) auszusetzen? Was sind börsengehandelte Fonds (ETFs) und sollten Sie darin investieren? Was sind Kryptowährungen wie Bitcoin und sollten Sie sie in Betracht ziehen? Sind Onlinebroker, die mit »kostenloser« Depotführung werben, seriös? Sollten Sie im aktuellen Marktklima in Immobilien investieren? Welche internationalen Investments gibt es und welche davon sind empfehlenswert? Welche Bedeutung haben verschiedene Wirtschaftsindikatoren und in welchem Zusammenhang stehen sie mit Ihrer persönlichen Anlagestrategie? Die Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Ausgabe. Mehr Hinweise auf nützliche Informationsquellen zum Thema Geldanlage. In der heutigen Zeit existiert eine wahre Flut von investmentbezogenen Websites, Softwareanwendungen und Apps, On- und Offlinepublikationen und -medien sowie anderen Quellen für Anlageberatung und -informationen,
sodass die Wahl zwischen den zahllosen Anlageforschungswerkzeugen und -ressourcen eine regelrechte Herausforderung darstellt. Ebenso schwierig ist es herauszufinden, welcher Art von »Fachleuten« Sie vertrauen können – und welche Sie lieber ignorieren sollten. Unzählige Marktprognostiker brüsten sich mit einer hervorragenden Erfolgsbilanz, aber wem können (und sollten) Sie wirklich glauben? In dieser Ausgabe erkläre ich Ihnen, wie Sie die Qualität aktueller Anlageinstrumente und -ressourcen am sichersten bewerten, und gebe Ihnen verschiedene Tipps, mit deren Hilfe Sie in Zukunft (hoffentlich) besser abschätzen können, auf welche Expertenmeinungen und -ratschläge Sie hören und welche sie besser ausblenden sollten. Um Vermögen aufzubauen, brauchen Sie keinen ausgefallenen Hochschulabschluss oder hochtrabenden Titel – und auch keine betuchten Eltern (oder sonstigen Verwandten) oder eine bestimmte erbliche Veranlagung oder Herkunft! Sie müssen lediglich den Wunsch haben, die vielen einfachen, aber wirkungsvollen Lektionen und Strategien in diesem Buch zu lesen und anzuwenden. Ganz im Ernst – intelligentes Investieren ist kein Hexenwerk und keine Geheimwissenschaft. Und falls Sie sich zwischendurch doch mit komplizierten oder untypischen Problemen und Sachverhalten konfrontiert sehen, dann nehmen Sie ruhig auch professionelle Hilfe in Anspruch. Bilden Sie sich jedoch zunächst so gut wie möglich selbst weiter. Da eine gute fachliche Beratung ihren Preis hat, kann die Beauftragung eines Experten ordentlich zu Buche schlagen (was Sie vor allem dann berücksichtigen sollten, wenn Sie finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet sind). Sollten Sie sich dennoch dazu entscheiden, jemanden zu beauftragen, sind Sie mit der entsprechenden Vorbildung bedeutend besser gewappnet, da Sie so Ihre Fragen viel gezielter stellen und überdies die Kompetenz der Person besser einschätzen können.
Törichte Annahmen über den Leser Jedes Buch ist auf einen bestimmten Leserkreis ausgerichtet, und dieses Werk macht hierbei keine Ausnahme. Die Grundlage dafür bilden gewisse Annahmen über den Leser und die Leserin, in diesem Fall unter anderem die folgenden: Sie verfügen bereits über einige Geldanlagen, möchten aber gerne einen umfassenden Investmentplan entwickeln. Sie möchten Ihr Anlageportfolio stärken. Sie möchten in der Lage sein, die Ratschläge Ihres Anlageberaters oder Maklers zu beurteilen. Sie denken über eine staatlich geförderte Altersvorsorge nach und möchten diesbezüglich einige Entscheidungen treffen. Wenn eine oder mehrere dieser Beschreibungen auf Sie zutreffen, dann sind Sie hier goldrichtig.
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden Auch in diesem Für Dummies-Buch helfen Ihnen verschiedene Symbole dabei, den Weg durch das Labyrinth von Vorschlägen, Warnungen, Lösungen und Vorsichtsmaßregeln zu finden. Ich hoffe, dass die folgenden Abbildungen Ihnen die Reise durch die Welt der Anlagestrategien erleichtern werden.
Unter diesem Symbol weise ich Sie auf bestimmte Unternehmen, Produkte, Dienstleistungen und Ressourcen hin, die sich im Laufe der Jahre als außergewöhnlich profitabel oder hilfreich erwiesen haben. Hierbei handelt es sich um Dinge, die ich persönlich nutzen würde beziehungsweise nutze oder die ich meinen Freunden und meiner Familie empfehlen würde. Dieses Symbol verwende ich, um Themen hervorzuheben, die ein wenig mehr Detektivarbeit Ihrerseits erfordern. Aber keine Sorge, ich bereite Sie auf Ihre Recherchearbeit vor, sodass Sie nicht bei null anfangen müssen. Dieses Symbol weist auf etwas sehr, sehr Wichtiges hin, das Sie auf keinen Fall vergessen sollten! Überspringen Sie die Informationen unter diesem Symbol oder lesen Sie sie – die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Einerseits können Sie hier noch mehr potenziell wertvolles Wissen für später erwerben und Ihr Investitions-Know-how erweitern, andererseits riskieren Sie eventuell eine Überdosis an Lernstoff, den Sie unter Umständen nicht sofort benötigen. Dieses Symbol steht für Strategien, die es Ihnen ermöglichen können, schneller Vermögen aufzubauen und große (finanz- und anlagetechnische) Hindernisse mit einem einzigen Sprung zu überwinden.
Dieses Symbol weist auf tückisches Terrain sowie Fallen und Stolpersteine hin, die schon andere unbedarfte (oder auch versiertere) Anleger vor Ihnen zu Fall gebracht haben. Wenn Sie diesen Punkt übergehen, geschieht dies auf Ihre eigene Gefahr.
Wie es von hier aus weitergeht Wenn Sie Zeit und Muße haben, empfehle ich Ihnen, dieses Buch vollständig durchzulesen. Es vermittelt Ihnen ein detailliertes Bild davon, wie Sie mithilfe vermögensbildender Investments Ihr Renditepotenzial maximieren und gleichzeitig Ihre Risiken minimieren können. Aber Sie müssen das Buch auch nicht von vorne bis hinten lesen. Wenn Sie sich heute auf eine oder zwei bestimmte Fragen konzentrieren und morgen nach zusätzlichen Informationen dazu suchen wollen, dann ist das kein Problem. Diese Auflage von Investieren für Dummies macht es Ihnen leicht, Antworten auf bestimmte Fragen zu erhalten. Blättern Sie einfach durch das Inhaltsverzeichnis oder den Index, um die gewünschten Informationen zu finden. Sie können jederzeit ein- und wieder aussteigen – ganz einfach!
Teil I
Erste Schritte beim Geldanlegen
IN DIESEM TEIL … In diesem Teil stelle ich Ihnen zunächst die wichtigsten Anlageformen wie Aktien, Anleihen, Immobilien, Kleinunternehmen und Fonds vor. Anschließend gebe ich Ihnen tiefere Einblicke in die Risiken und Renditen der einzelnen Anlageformen, damit Sie einerseits kluge Anlageentscheidungen treffen können, die Ihren langfristigen finanziellen und privaten Zielen entsprechen, und andererseits angemessen auf Veränderungen am Markt reagieren können.
Kapitel 1
Ihre Möglichkeiten zur Geldanlage ausloten IN DIESEM KAPITEL Geldanlagen verstehen Mit Aktien, Immobilien und Kleinunternehmen langfristig Vermögen aufbauen Investments durch Geldleihe und andere Anlageformen erforschen Wissen, wo man sein Geld besser nicht anlegen sollte
In vielen Teilen der Welt verschlingen die Grundbedürfnisse des Lebens – Nahrung, Kleidung, Unterkunft, Gesundheitsversorgung und Steuern – das gesamte magere Einkommen der Menschen. Während so mancher wirklich ums nackte Überleben kämpft, sehen immer noch sehr viele so ziemlich alles vom Restaurantbesuch über das neue Auto bis hin zur Urlaubsreise als notwendig an. Ich habe es mir zum Ziel gesetzt (und dieses Buch als Werkzeug dazu genutzt), Ihnen klarzumachen, dass Investitionen beziehungsweise Geldanlagen – das heißt Ihr Geld für Sie arbeiten zu lassen – eine Notwendigkeit darstellen. Wenn Sie wichtige persönliche und finanzielle Ziele erreichen möchten, wie zum Beispiel ein Eigenheim besitzen, ein eigenes Unternehmen gründen, Ihren Kindern das Studieren ermöglichen (und mehr Zeit mit ihnen zu verbringen, solange sie noch klein sind), sorglos in den Ruhestand zu gehen und so weiter, dann müssen Sie wissen, wie und wo Sie Ihr Geld am besten anlegen können.
Ein gängiges Sprichwort besagt, dass nur zwei Dinge auf dieser Welt uns sicher sind: der Tod und die Steuern. Ich füge noch zwei Sachen hinzu, und das sind Verwirrung und Unwissenheit in Hinblick auf Geldanlagen. Und weil das Thema Geldanlage wie ein Buch mit sieben Siegeln zu sein scheint, könnte es sein, dass Sie jene Ihrer Mitmenschen mit neidischen Blicken beäugen, die sich mit Geld und Investitionen anscheinend gut auszukennen. Denken Sie daran, dass beim Thema Finanzen jeder mit dem gleichen Finanzwissen anfängt: keinem! Keiner wird mit diesem Wissen geboren! Der einzige Unterschied zwischen denen, die das nötige Wissen haben, und denen, die es nicht haben, besteht darin, dass Erstere entweder ihre Zeit und Energie darauf verwendet haben, sich nützliches Wissen über die Welt der Geldanlagen anzueignen, oder von ihren Eltern das benötigte Grundwissen darüber vermittelt bekommen haben.
In das Thema Geldanlage einsteigen Bevor ich im weiteren Verlauf dieses Kapitels auf die wichtigsten Anlageformen eingehe, möchte ich eine ganz grundlegende, aber dennoch wichtige Frage klären: Was genau heißt/bedeutet »investieren«? Einfach ausgedrückt bedeutet investieren, dass Sie Geld für die Zukunft zurücklegen. Hierbei haben Sie die Qual der Wahl zwischen Zehntausenden von Aktien, Anleihen, Investmentfonds, börsengehandelten ETFs und anderen Anlageformen. Leider sind die Bezeichnungen der einzelnen Anlagearten für den Anfänger und selbst für jene Experten, die ehrlich zu Ihnen sind, nur die Spitze des Eisbergs. Hinter jeder dieser Optionen verbirgt sich ein ganzer Berg von Details. Wenn Sie wollten und die Möglichkeit hätten, Ihren regulären Job aufzugeben, könnten Sie stattdessen tatsächlich Ihre gesamte
Zeit darauf verwenden, Wirtschaftstrends und Jahresabschlüsse zu studieren und zu analysieren sowie Gespräche mit Angestellten, Kunden, Lieferanten und so weiter zu führen. Aber die Tatsache, dass einige Leute dies praktisch hauptberuflich tun, sollte Sie nicht davon abschrecken, sich tiefergehend mit dem Thema Geldanlagen zu beschäftigen beziehungsweise Geld zu investieren. Kluge Investitionen müssen nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Wenn Sie wissen, wo Sie qualitativ hochwertige Informationen erhalten, und wenn Sie gut verwaltete Anlagen erwerben, dann können Sie das Anlagemanagement einfach den besten Experten überlassen. Dann können Sie weiterhin der Arbeit nachgehen, die Ihnen am meisten liegt, und Sie haben gleichzeitig mehr Freizeit für die Dinge, die Sie wirklich gerne tun. Ein wichtiger Bestandteil kluger Investitionen ist zu wissen, wann Sie genügend Informationen haben, um etwas selbst sicher in die Hand nehmen zu können, und wann Sie lieber andere damit beauftragen sollten. So ist es zum Beispiel schwieriger, Informationen über ausländische Aktienmärkte zu bekommen, sie auszuwerten und zu verstehen, als bei heimischen Märkten. Daher ist es bei Investitionen im Ausland sinnvoller, die Dienste eines guten Vermögensverwalters (beziehungsweise Fondsmanagers) in Anspruch zu nehmen, etwa über einen Investmentfonds oder ETF, als unnötige Zeit, Mühe und Kosten in die Auswahl einzelner internationaler Aktien zu opfern. Meine Aufgabe besteht darin, Ihnen die Informationen zu geben, die Sie brauchen, um sich im Dschungel der Geldanlagen zurechtzufinden. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels mache ich Ihnen den Weg frei, damit Sie sich einen Überblick über die wichtigsten Anlageformen verschaffen und deren jeweilige Stärken und Schwächen erkennen und verstehen können.
Vermögen aufbauen mit Eigenkapital
Wenn Sie möchten, dass Ihr Geld langfristig schneller wächst als die Inflationsrate, und wenn Sie nicht davor zurückschrecken, dass die Wertentwicklung Ihrer Anlagen von Zeit zu Zeit ein wenig einer Achterbahnfahrt gleicht, dann ist der Vermögensaufbau mit Eigenkapital das Richtige für Sie. Mit Eigenkapital besitzen Sie einen Anteil an einem Unternehmen oder an einem anderen Vermögenswert (zum Beispiel Aktien, Immobilien oder ein kleines Unternehmen), der in der Lage ist, Einnahmen und Gewinne zu generieren. Es ist äußerst aufschlussreich, zu analysieren, wie die reichsten Menschen der Welt zu ihrem Vermögen gelangt sind. Wenig überraschend haben viele dieser Weltmeister des Reichtums ihr Vermögen größtenteils dadurch angehäuft, dass sie ein erfolgreiches Unternehmen (entweder teilweise oder vollständig) erworben oder selbst eines aufgebaut haben. Neben dem Besitz eines eigenen Unternehmens haben viele wohlhabende Menschen ihre Vermögen durch Investments in Immobilien und in den Aktienmarkt aufgebaut. Da die Immobilienpreise in vielen Regionen in den späten 2000er-Jahren nachgegeben haben, glauben manche Unerfahrene mit Blick auf Immobilien fälschlicherweise, dass diese eher nicht zu den langfristigen Gewinnern zählen und daher zu vernachlässigen wären. Dem ist jedoch nicht so. Auch der Aktienmarkt durchläuft Durststrecken, schneidet aber auf lange Sicht gut ab. (In Kapitel 2 finden Sie Informationen über Anlagerisiken und -erträge). Und natürlich kommen manche Menschen durch eine Erbschaft zu ihrem Reichtum. Doch selbst wenn Ihre Eltern zu den wenigen wirklich Wohlhabenden gehören und Sie davon ausgehen, dass sie Ihnen einmal beträchtliche Summen vererben werden, sollten Sie wissen, wie Sie dieses Geld intelligent, das heißt gewinnbringend anlegen können. Wenn Sie die Risiken verstehen und damit umgehen können und vernünftig diversifizieren (das heißt nicht alle Ihre Investitionen auf eine Karte setzen), dann sind Eigenkapitalinvestments der Schlüssel zum Vermögensaufbau. Damit Sie Ihre längerfristigen
finanziellen Ziele, wie zum Beispiel einen sorgenfreien Ruhestand, erreichen können, muss das Geld, das Sie sparen und anlegen, in einem gesunden Tempo wachsen. Wenn Sie Ihr gesamtes Geld auf Bankkonten deponieren, die nur wenig oder gar keine Zinsen abwerfen, dann werden Sie Ihre Ziele mit großer Wahrscheinlichkeit verfehlen. Natürlich muss nicht jeder sein Vermögen (schnell) wachsen lassen. Nehmen wir an, Sie erben eine nicht unerhebliche Summe und/oder verfolgen einen bescheidenen Lebensstil und arbeiten bis ins hohe Alter, weil Sie das gerne tun. In dieser Situation müssen Sie nicht unbedingt alle Risiken eingehen, die mit einer potenziell schneller wachsenden Anlageform verbunden sind. Vielleicht fühlen Sie sich wohler mit sichereren Anlagen, wie zum Beispiel einer schnelleren Abzahlung Ihrer Hypothek. Kapitel 3 hilft Ihnen, solche Szenarien gedanklich durchzuspielen.
In den Aktienmarkt einsteigen Aktien, sprich Eigentumsanteile an einem Unternehmen, sind ein Beispiel für Eigenkapitalinvestments. Wenn Sie am Wachstum und an den Gewinnen von Unternehmen wie Apple oder Microsoft teilhaben wollen, dann können Sie das! Sie kaufen einfach Aktien dieser Unternehmen über eine Depotbank (auch Broker genannt) an der Börse. Doch selbst wenn Apple (oder Microsoft) auch in Zukunft hohe Gewinne einfährt, dann ist das keine Garantie dafür, dass auch der Wert seiner Aktien steigen wird. Sie können auch über einen Aktienfonds in Aktien investieren, bei dem ein Fondsmanager entscheidet, welche Aktien in den Fonds aufgenommen werden. Ähnlich funktionieren börsengehandelte Indexfonds, auch ETFs (Exchange Traded Funds) genannt, die einfach einen Index nachbilden und daher ohne Fondsmanager auskommen. Die verschiedenen Methoden des Aktienkaufs bespreche ich in Kapitel 6. Sie brauchen keinen Doktortitel, um an der Börse Geld zu verdienen. Wenn Sie einige einfache Regeln befolgen, wie zum
Beispiel regelmäßig und systematisch sowie in bewährte Unternehmen und Fonds zu investieren und gleichzeitig Ihre Investitionskosten und Steuern zu minimieren, dann dürften Sie auf lange Sicht anständige Renditen erzielen. Sie sollten jedoch auf keinen Fall der Illusion verfallen, Sie könnten »die Märkte bezwingen« oder sich gar mit TopFondsmanagerInnen messen, die diesem Geschäft professionell und in Vollzeit nachgehen. In diesem Buch zeige ich Ihnen einige einfache und bewährte Methoden, wie Sie Ihr Geld an der Börse und an anderen Finanzmärkten vermehren können. Mehr über Aktien und Investmentfonds erkläre ich in Teil 2 des Buches.
Immobilien besitzen Menschen mit den unterschiedlichsten Einkommen können Wohlstand aufbauen, indem sie in Immobilien investieren. Das Eigentum und die Verwaltung von Immobilien sind vergleichbar mit der Führung eines kleinen Unternehmens. Sie müssen Kunden (Mieter) zufriedenstellen, Ihre Kosten im Griff haben, die Konkurrenz im Auge behalten und so weiter. Manche Formen von Immobilienanlagen erfordern mehr Zeit als andere, aber viele stellen einen bewährten Weg zum Vermögensaufbau dar. John, der bei einer Stadtverwaltung angestellt ist, und seine Frau Linda, eine IT-Spezialistin, haben im Laufe der Jahrzehnte mehrere Millionen US-Dollar an Immobilieneigenkapital (aus der Differenz zwischen dem Marktwert einer Immobilie und den dafür bestehenden Schulden) aufgebaut. »Unsere Eltern besaßen Mietwohnungen; daran konnten wir sehr gut beobachten, wie man mithilfe von Immobilieneigentum Einkommen erzielen und Vermögen aufbauen kann«, erzählt John. In Immobilien zu investieren, war für John und Linda auch deshalb interessant, weil sie beide keine Ahnung vom Aktienmarkt hatten und daher lieber die Finger davon lassen wollten. Die Idee der Hebelwirkung (also die Rendite mithilfe von geliehenem Geld zu vervielfachen) bei Immobilien fanden sie ebenfalls attraktiv.
John und Linda erwarben ihre erste Immobilie, ein Doppelhaus, als ihr gemeinsames Einkommen gerade einmal 35.000 US-Dollar pro Jahr betrug. Jedes Mal, wenn sie in ein neues Haus umzogen, behielten sie das vorherige und wandelten es in ein Mietobjekt um. Heute, in ihren Fünfzigern, besitzen John und Linda sieben Anlageimmobilien und sind Multimillionäre. »Tausende US-Dollar an zusätzlichen monatlichen Einkünften alleine aus den Immobilien – das ist wie eine zweite Rente«, schwärmt John. Er räumt aber ein, dass Mietimmobilien auch ihre Tücken haben. »Wir waren alles andere als begeistert, oft mitten in der Nacht Anrufe von Mietern zu erhalten; aber jetzt haben wir eine Hausverwaltung, die uns hilft, wenn wir uns selbst mal nicht kümmern können. Auch die Suche nach neuen Mietern ist manchmal recht mühsam.« Alles in allem sind John und Linda der Auffassung, dass die Zeit und das Geld, die sie investiert haben, sich letzten Endes für sie gelohnt haben. Dank der Einnahmen aus ihren Mietobjekten können sie es sich auch leisten, in einem schöneren Haus zu leben. Fazit: Damit Ihr Geld schneller wächst als die Inflationsrate und die Steuern, müssen Sie ein gewisses Risiko eingehen. Jede Anlageform mit echtem Wachstumspotenzial birgt gleichzeitig auch ein Schrumpfungspotenzial, also das Risiko von Verlusten! Vielleicht möchten Sie dieses Risiko nicht eingehen oder Sie haben nicht den Mut dazu, doch selbst dann müssen Sie nicht verzweifeln: In diesem Buch gehe ich auch auf risikoärmere Anlagen ein. Mehr zum Thema Risiken und Renditen können Sie in Kapitel 2 nachlesen.
Ein kleines Unternehmen führen
Ich kenne Menschen, die alleine durch den Besitz oder Kauf eines Unternehmens beachtliche Anlageerfolge erzielt haben. Im Gegensatz zu Börsengeschäften, die mit einem überschaubaren Zeitaufwand verbunden sind, stellt die Führung eines Unternehmens in der Regel eine Vollzeittätigkeit dar, was wiederum die Chancen erhöht, größere finanzielle Ziele damit zu erreichen.
Investieren wie ein Millionär? Eine Million US-Dollar zu besitzen, das ist heutzutage gar nicht mehr so selten. Nach Angaben der Spectrem Group, einem Unternehmen, das Analysen zum Thema Vermögen durchführt, verfügen heute mehr als 11 Millionen USHaushalte über ein Vermögen von mindestens 1 Million US-Dollar (ohne den Wert ihres Eigenheims). Mehr als 1,5 Millionen Haushalte verfügen über ein Vermögen von 5 Millionen US-Dollar oder mehr. Auch diesseits des Atlantiks steigt die Zahl der Millionäre – im Jahr 2020 waren es laut offiziellen Zahlen in Europa circa 5,4 Millionen (die zusammen über ein Vermögen von 17,5 Billionen US-Dollar verfügten), in Deutschland stieg ihre Zahl – trotz Corona auf – 1,53 Millionen. Interessanterweise legen Haushalte mit einem Vermögen von mindestens 1 Million US-Dollar ihre Anlagen nur selten in die Hände von Vermögensberatern. Nur einer von zehn solcher Haushalte überlässt diesbezügliche Entscheidungen einem Berater, während 30 Prozent überhaupt keine Hilfe von Finanzmanagern in Anspruch nehmen. Die übrigen 60 Prozent ziehen nur bei Bedarf einen Berater hinzu und treffen dann ihre Entscheidungen selbst. Wie schon frühere Erhebungen zeigen auch die jüngsten Vermögensumfragen, dass wohlhabende Anleger ihr Vermögen in der Regel mithilfe von Eigenkapitalinvestments erwerben und ausbauen, etwa durch die Investition in ein eigenes Kleinunternehmen, Immobilien oder Aktien.
Wenn Sie dagegen in Aktien investieren, werden Sie vermutlich nur einen gewissen Teil Ihrer Zeit dafür opfern, aber dabei dennoch mit Profis konkurrieren, die diesem Geschäft praktisch rund um die Uhr nachgehen. Selbst wenn Sie fast Ihre gesamte Zeit der Verwaltung Ihres Aktienportfolios widmen, so bleiben Sie dennoch nichts weiter als ein passiver Zuschauer in Unternehmen, die von anderen geführt werden. Wenn Sie
hingegen in Ihr eigenes kleines Unternehmen investieren, dann sind Sie der Chef – im Guten wie im Schlechten! Nehmen wir zunächst das Beispiel von Calvin: Vor einem Jahrzehnt machte er sich daran, einen Unternehmensverlag (Corporate Publishing) aufzubauen. Weil er das Risiko eingegangen ist, ein Unternehmen zu gründen, und es danach langsam aber sicher aufgebaut hat, verfügt er heute, in seinen Fünfzigern, über ein Nettovermögen von mehr als 10 Millionen US-Dollar und kann sich zur Ruhe setzen, wenn er will. Was jedoch für viele Geschäftsinhaber noch wichtiger ist als die materiellen Früchte solcher langfristigen Investitionen (und auch der Grund, warum finanziell erfolgreiche Unternehmer wie Calvin nicht sofort in Rente gehen, nur weil sie genügend Geld angehäuft haben), sind die immateriellen Belohnungen, wie zum Beispiel die Herausforderung und Befriedigung, ein erfolgreiches Unternehmen zu führen. Auch Sandra ist seit mehr als zwei Jahrzehnten selbstständig, und zwar als Raumausstatterin. Zuvor war sie als Model in der Modebranche tätig und arbeitete dann in leitender Position in einem Einzelhandelsgeschäft. Ihre ersten Erfahrungen als Raumausstatterin sammelte sie bei der Neugestaltung von Räumen in einem Wohnungsbauprojekt. »Nachdem ich dieses erste Gebäude in etwas Wunderbares und Profitables verwandelt hatte, wusste ich, dass ich diese Art von Arbeit liebe«, sagt Sandra. Heute ist Sandras Firma auf die Restaurierung altehrwürdiger Hotels spezialisiert, und über ihre Arbeit wurde bereits in zahlreichen Zeitschriften berichtet. »Das Geld ist für mich nicht das Wichtigste«, sagt sie. »Ich arbeite aus Leidenschaft … aber natürlich muss es sich auch lohnen.« Sandra hat außerdem entdeckt, wie viel Spaß und Freude es ihr bereitet, ganze Hotels zu planen. Die meisten Kleinunternehmer (mich eingeschlossen) wissen, dass das Unternehmerleben kein reines Zuckerschlecken ist – es gibt auch immer wieder Tiefschläge. Sowohl in seelischer als auch in finanzieller Hinsicht gleicht die Leitung eines Unternehmens manchmal eine Achterbahnfahrt. Neben den
finanziellen Belohnungen haben Kleinunternehmer auch immer die direkten Auswirkungen ihrer Arbeit vor Augen und damit das Wissen, dass sie damit auch etwas bewirken. Calvins und Sandras Unternehmen haben zusammen Dutzende von neuen Arbeitsplätzen geschaffen. Es muss nicht jeder von dem Wunsch beseelt sein, sein eigenes Unternehmen zu gründen, um von einem Kleinunternehmen zu profitieren. Sie können an den wirtschaftlichen Vorteilen des Unternehmertums teilhaben, indem Sie ein bestehendes Unternehmen kaufen oder in das aufstrebende Unternehmen eines anderen investieren. In Teil 4 gehe ich näher auf die Bewertung und den Kauf eines Unternehmens ein.
Einkommen erzielen mit der Geldleihe Neben Eigenkapitalinvestments (die ich weiter vorne im Abschnitt »Vermögen aufbauen mit Eigenkapital« näher erläutere) zählen zu den anderen wichtigen Anlageformen diejenigen, bei denen Sie Ihr Geld verleihen. Nehmen wir an, dass Sie, wie die meisten Menschen, etwas Geld bei einer Bank deponiert haben, entweder vor Ort oder online – höchstwahrscheinlich auf einem Girokonto, aber vielleicht auch auf einem Sparkonto oder in einem Sparvertrag. Ganz gleich, auf welche Art von Bankkonto Sie Ihr Geld einzahlen, in all diesen Fällen leihen Sie der Bank Ihr Geld. Wie lange und zu welchen Konditionen Sie Ihrer Bank Geld leihen, hängt von der jeweiligen Bank und der Kontobeziehungsweise Vertragsart ab. Bei einem Sparbrief oder Festgeldkonto verpflichten Sie sich, der Bank Ihr Geld für einen bestimmten Zeitraum zu überlassen – vielleicht sechs Monate oder sogar ein oder mehrere Jahre. Im Gegenzug zahlt die Bank Ihnen höchstwahrscheinlich einen höheren Zinssatz, als wenn Sie Ihr Geld auf ein Giro- oder Tagesgeldkonto einzahlen, bei dem Sie jederzeit Zugriff auf Ihr Geld haben. (Zwar können Sie die
vorzeitige Auflösung des Sparvertrages verlangen, müssen aber dafür in der Regel Einbußen hinnehmen.) Wie ich in Kapitel 7 ausführlicher erkläre, können Sie Ihr Geld auch in Anleihen investieren, eine weitere Art des Geldverleihs. Wenn Sie eine Anleihe kaufen, die vom Staat oder von einem Unternehmen ausgegeben wurde, dann verpflichten Sie sich, Ihr Geld für einen zuvor festgelegten Zeitraum zu verleihen, und erhalten dafür einen bestimmten Zinssatz. Eine solche Anleihe kann zum Beispiel 4 Prozent Zinsen über die nächsten zehn Jahre hinweg abwerfen. Die Rendite aus Anleihen ist in der Regel auf die ursprüngliche Investition plus Zinszahlungen beschränkt. Wenn Sie zum Beispiel eine Anleihe von Netflix erwerben, die beispielsweise in zehn Jahren fällig wird, und Netflix sich als Unternehmen innerhalb dieser zehn Jahre ums Dreifache vergrößert, dann haben Sie keinen Anteil an diesem Wachstum. Die Aktionäre und Mitarbeiter von Netflix sind es, die vom Erfolg des Unternehmens profitieren, aber Sie als Anleihegläubiger nicht; Sie erhalten bei Fälligkeit lediglich die Zinsen sowie den Nennwert der Anleihe zurück. Viele halten einen zu großen Teil ihres Geldes in Anlagen, bei denen sie Geld verleihen, und ermöglichen es so anderen, die Früchte des Wirtschaftswachstums zu ernten. Zwar mögen solche Anlagen sicherer erscheinen, weil man im Voraus weiß, welche Rendite man erhalten wird, aber das täuscht. Denn das langfristige Risiko dieser scheinbar sicheren Geldanlagen besteht darin, dass Ihr Geld zu langsam wächst, als dass Sie damit Ihre persönlichen finanziellen Ziele verwirklichen könnten. Schlimmstenfalls kann das Unternehmen oder eine andere Institution, der Sie Geld leihen, zahlungsunfähig werden und Sie für Ihr Darlehen noch zur Kasse bitten.
Die doppelte Plage von Inflation und Steuern Sparkonten und Anleihen, die eine ordentliche Rendite abwerfen, sind für viele Anleger eine beruhigende Sache. Ein kleiner Zinsertrag ist auf jeden Fall um
Längen besser, als bei einer riskanten Anlageform einen Teil des Geldes (oder gar das ganze Geld) zu verlieren. Das Problem ist, dass das Geld auf einem Sparkonto, das beispielsweise 1,5 Prozent Zinsen abwirft, Ihnen nicht wirklich 1,5 Prozent an Zinsen einbringt. Das liegt nicht daran, dass Ihre Bank Sie belügt, sondern daran, dass diese Anlageart einige nicht so ganz offensichtliche Nachteile mit sich bringt. Der erste Nachteil sind die Steuern. Wenn Sie Zinserträge erzielen, müssen Sie darauf Steuern entrichten (es sei denn, Sie bleiben unter dem sogenannten Sparerpauschbetrag von derzeit 801 Euro pro Jahr, den Sie steuerfrei einnehmen dürfen [Stand: Februar 2022]). So können Sie letzten Endes ein gutes Viertel Ihrer Zinserträge aufgrund von Steuern verlieren. Aus Ihren 1,5 Prozent Rendite werden somit im Nu 1,1 Prozent. Aber der zweite Nachteil dieser Anlageform kann noch gravierender sein als die Steuern: die Inflation. Auch wenn einige wenige Produkte im Laufe der Zeit günstiger werden (zum Beispiel Computer), so steigen die meisten Waren und Dienstleistungen jedoch mit der Zeit im Preis. Die Inflation in den Vereinigten Staaten lag in den letzten Jahren bei etwa 2 Prozent pro Jahr (längerfristig bei 3 Prozent). Ende 2021 stieg die Inflation in den USA und in Europa deutlich über diese Werte – und sie lag im Januar 2022 bei 7,5 Prozent, in Deutschland bei knapp 5 Prozent. Die Inflation drückt die Kaufkraft Ihrer Anlagenrendite. Wenn Sie nun die 3 Prozent »Kosten« der Inflation von den verbleibenden 1,1 Prozent Zinsen nach Abzug der Steuern abziehen, dann – ich muss es leider so nüchtern sagen – haben Sie 1,9 Prozent Ihres Investitionsertrages verloren. Um es kurz zu machen: Für jeden Euro, den Sie vor einem Jahr bei der Bank angelegt haben, haben Sie trotz der Tatsache, dass die Bank Ihnen 1,5 Prozent Zinsen gezahlt hat, nur noch 98 Cent an realer Kaufkraft. Mit anderen Worten: Dank der Inflation und der Steuer können Sie mit Ihrem Geld jetzt weniger kaufen als vor einem Jahr, obwohl Sie Ihr Geld ein Jahr lang angelegt haben.
Denken Sie an Liquiditätsreserven Liquide Mittel oder sogenannte Liquiditätsreserven sind alle Anlagen, die Sie schnell und ohne Kosten in Bargeld umwandeln können. Mit dem Geld auf Ihrem Girokonto können Sie beispielsweise Online-Transaktionen durchführen, um Rechnungen zu bezahlen, oder Sie können mit der EC-Karte
zahlen, Bargeld an einem Geldautomaten abheben oder es sich bei Einzelhändlern, etwa einem Lebensmittelgeschäft, beim Einkauf auszahlen lassen. Geldmarktfonds sind eine weitere Art Liquiditätsreserve. Großund Kleinanleger investieren Hunderte von Milliarden Euro oder US-Dollar in Geldmarktfonds, da die besten davon in der Vergangenheit höhere Renditen erzielt haben als jedes Bankkonto. (Zwar bieten einige Online-Banken höhere Renditen an, aber Vorsicht – das sind meist kurzfristige Angebote; mehr dazu lesen Sie in Kapitel 7). Der Renditevorteil eines Geldmarktfonds gegenüber einem Sparkonto vergrößert sich fast immer, wenn die Zinssätze steigen, weil die Banken sich in der Regel unglaublich viel Zeit lassen, um die Zinssätze der Sparund Festgeldkonten entsprechend anzupassen. Warum sollten Sie sich den Vorteil höherer Renditen nicht zunutze machen? Viele Sparer verzichten auf diese Renditen, weil sie denken, dass Geldmarktfonds riskant seien – aber das sind sie nicht. Geldmarktfonds investieren in der Regel in sichere Anlagen wie Staats- und Unternehmensanleihen mit kurzer Restlaufzeit, die von den kreditwürdigsten Staaten und Unternehmen ausgegeben werden. Falls Sie größere Geldsummen haben, die sich auf Bankkonten kaum verzinsen oder gar zu Strafzinsen führen würden, investieren Sie diese lieber in einen Geldmarktfonds mit höherer Rendite. Selbst wenn es nur ein paar tausend Euro sind, macht die zusätzliche Rendite den Aufwand und die Kosten mehr als wett. Um in Geldmarktfonds zu investieren, kaufen Sie diese über Ihre Depotbank, und auf gleichem Wege können Sie sie auch wieder verkaufen, wenn Sie gerade liquide Mittel benötigen (mehr zum Thema Geldmarktfonds lesen Sie in Kapitel 8).
Finger weg von Terminkontrakten und Optionen
Angenommen, Sie halten die IBM-Aktie für eine gute Anlage. Die Arbeit der Geschäftsleitung überzeugt Sie, ebenso wie die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens, die Gewinne scheinen sich positiv zu entwickeln, kurz gesagt: Das Ganze sieht gut aus! Sie können also loslegen und die Aktie kaufen. Nehmen wir an, der Kurs liegt derzeit bei etwa 100 Euro pro Aktie. Wenn der Kurs in den nächsten sechs Monaten auf 150 Euro steigt, haben Sie einen Gewinn von 50 Prozent (150 Euro – 100 Euro = 50 Euro) auf Ihre ursprüngliche Investition von 100 Euro erzielt. (Hinweis: Selbstverständlich fallen für den Kauf und den anschließenden Verkauf der Aktie noch Ordergebühren an). Doch anstatt die IBM-Aktie direkt zu kaufen, können Sie eine sogenannte Kaufoption (auch Call-Option oder einfach Call genannt) darauf erwerben. Eine Kaufoption gibt Ihnen das Recht, Aktien zu bestimmten Bedingungen von der Person zu kaufen, die Ihnen die Kaufoption verkauft. Sie können also in unserem Beispiel eine Kaufoption erwerben, die Ihnen das Recht einräumt, IBM-Aktien in den nächsten sechs Monaten zu einem Preis von zum Beispiel 120 Euro pro Aktie zu kaufen. Für dieses Privileg zahlen Sie dem Verkäufer dieser Kaufoption 6 Euro pro Aktie (Hinweis: Sie zahlen außerdem Orderprovisionen). Wenn nun der Kurs der IBM-Aktie in den nächsten Monaten auf, sagen wir, 150 Euro steigt, dann sind Ihre Kaufoptionen, mit denen Sie die Aktie zu 120 Euro kaufen können, sehr viel wert – mindestens 30 Euro. Sie können dann diese Kaufoptionen, die Sie im Beispiel für 6 Euro gekauft haben, einfach mit einem riesigen Gewinn wieder verkaufen – und haben so Ihr Geld verfünffacht! Auch wenn eine solche Aussicht auf fette Gewinne natürlich viel aufregender klingt, als die Aktie einfach direkt zu kaufen und bei einem Kursanstieg viel weniger Geld zu verdienen, so haben Kaufoptionen jedoch zwei große Haken:
Sie können leicht Ihre gesamte Investition verlieren. Wenn der Aktienkurs eines Unternehmens während des sechsmonatigen Zeitraums, in dem Sie die Kaufoption halten, nicht oder nur geringfügig ansteigt, dann verfällt die Option wertlos, und Sie verlieren Ihren gesamten Einsatz – das heißt 100 Prozent! Wenn also die IBM-Aktie in meinem Beispiel zum Zeitpunkt des Ablaufs der Kaufoption bei 120 Euro oder weniger gehandelt wird, dann ist Ihre darauf erworbene Option wertlos. Eine Kaufoption ist keine Investition in das Unternehmen selbst, sondern eine kurzfristige Wette auf dessen Aktienkurs. In meinem Beispiel könnte IBM sein Geschäft und seine Gewinne in den kommenden Jahren und Jahrzehnten stark ausbauen. Der Wert der Kaufoption hängt jedoch immer vom Auf und Ab des IBM-Aktienkurses innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes ab (nämlich den nächsten sechs Monaten). Sollte der Aktienmarkt in den nächsten sechs Monaten fallen, könnte der IBM-Aktienkurs trotz der sich verbessernden Finanzlage des Unternehmens ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Terminkontrakte und Kaufoptionen sind sich insofern recht ähnlich, als beide quasi als Instrumente zum Glücksspiel verwendet werden können. Terminkontrakte können zum Beispiel mit dem Wert von Rohstoffen wie Heizöl, Mais, Weizen, Gold, Silber und Schweinehälften handeln – und sie haben ein Lieferdatum, das in nicht allzu ferner Zukunft liegt. (Wollen Sie wirklich, dass man Ihnen tonnenweise Weizen nach Hause liefert? Oder schlimmer noch, Schweinehälften?) Sie können eine kleine Anzahlung – etwa 10 Prozent – auf den Kauf von Terminkontrakten leisten und so Ihre »Investition« erheblich steigern. Wenn die Preise fallen, müssen Sie mehr Geld nachschießen, damit Ihre Position nicht automatisch verkauft wird. (Hinweis: Terminkontrakte auf Finanzinstrumente wie Börsenindizes und Zinssätze werden in der Regel bar abgewickelt und nicht physisch geliefert, und sie machen einen immer größer
werdenden Anteil des Marktes aus). Mein Rat daher: Verzocken Sie bitte Ihr Geld nicht mit Terminkontrakten und Optionen! Der einzige wirkliche Nutzen, den Sie – wenn überhaupt- von diesen sogenannten Derivaten (die so heißen, weil ihr Wert vom Preis anderer Wertpapiere »abgeleitet« [engl. derived] wird) haben können, ist eine Form der Gewinnabsicherung. Nehmen wir an, Sie halten eine große Menge einer Aktie, die stark gestiegen ist, und Sie wollen sie aus bestimmten Gründen jetzt nicht verkaufen. Sie können eine sogenannte Verkaufsoption (auch Put-Option) erwerben, die an Wert gewinnt, wenn der Kurs einer Aktie fällt (weil die Verkaufsoption dem Verkäufer das Recht einräumt, seine Aktien zu einem bestimmten Kurs an den Käufer der Verkaufsoption zu verkaufen). Wenn also der Aktienkurs fällt, gleicht der steigende Wert der Verkaufsoption einen Teil Ihrer Verluste bei den Aktien aus, die Sie noch halten. Mit Verkaufsoptionen können Sie den Verkauf Ihrer Aktien aufschieben, ohne sich dem Risiko eines fallenden Aktienkurses auszusetzen.
Edelmetalle – ein sicherer Hafen? Seit Jahrtausenden dienen Gold und Silber als bewährte Tauschoder Zahlungsmittel, weil sie einen gewissen inneren Wert besitzen und nicht wie Papierwährungen entwertet werden können (indem mehr Geld gedruckt wird). Diese Edelmetalle finden in der Schmuckindustrie und im produzierenden Gewerbe Verwendung. Als Anlageform schneiden Gold und Silber in Zeiten der Inflation gut ab. So schossen beispielsweise von 1972 bis 1980, als die Inflation in den Vereinigten Staaten in den zweistelligen Bereich kletterte und Aktien und Anleihen in den Keller gingen, die Goldund Silberpreise um mehr als 500 Prozent in die Höhe. Als
Edelmetalle in den 2000er-Jahren einen neuerlichen Höhenflug erlebten, schürte dies bei vielen erneute Inflationsängste. Langfristig gesehen sind Edelmetalle eine eher schlechte Anlageform. Sie werfen keine Dividenden ab, und ihre Preissteigerungen können bestenfalls mit dem Anstieg der Lebenshaltungskosten mithalten (aber auch nicht mehr). Auch wenn es natürlich besser ist, Ihr Bares in Edelmetalle zu investieren, als es ins Sparschwein oder unter die Matratze zu stecken, so sind die langfristigen Renditen nicht annähernd so gut wie bei hochwertigen Anleihen, Aktien oder Immobilien. (Auf Anleihen, Aktien und Immobilien gehe ich in den Teilen II und III ausführlich ein.) Eine Möglichkeit, langfristig bessere Renditen zu erzielen, besteht darin, in einen offenen Investmentfonds zu investieren, der Aktien von Gold- und Edelmetallunternehmen enthält (siehe Kapitel 8).
Nicht mit Währungen und Kryptowährungen zocken Ab und zu stoßen Sie vielleicht auf Anzeigen oder Artikel, in denen für die Anlage in Währungen wie das britische Pfund, den Schweizer Franken, den japanischen Yen und so weiter geworben wird. Da solche Währungen von der Regierung des jeweiligen Landes gestützt werden, sind sie in der Regel einigermaßen stabil, es sei denn, das Land hat wirtschaftliche Probleme (sehr hohe Inflation) oder eine schwierige Finanzlage (extrem hohe Staatsschulden, die die Rückzahlung erschweren) zu bewältigen. Wenn Sie Geld in eine bestimmte Währung investieren in der Hoffnung, dass diese im Vergleich zu anderen Währungen an Wert gewinnt, dann ist das eigentlich keine Investition, sondern gleicht eher einem Glücksspiel. Die Kurse am Währungsmarkt werden von sehr vielen Faktoren beeinflusst und sind nur schwer vorhersehbar, selbst für Anlageexperten, welche diese Bewegungen sehr viel genauer verfolgen als Sie.
In den letzten Jahren wurde eine ganze Reihe neuer sogenannter digitaler oder »Online-»Währungen«, sogenannte Kryptowährungen, von denjenigen gefördert, die sie geschaffen haben und hoff(t)en, damit schnelles Geld zu machen. Erfahrungsgemäß wissen die jungen Leute viel mehr über Bitcoin (und andere Kryptowährungen) Bescheid als ältere Menschen. Das hat auch eine gewisse Logik, da es sich um eine digitale Währung handelt, die für Internettransaktionen verwendet wird. Um was genau handelt es sich also bei Bitcoin (und anderen Kryptowährungen)? Zunächst einmal geht es nicht um eine Münze im herkömmlichen Sinne – die Bezeichnung »Coin« (»Münze«) ist lediglich ein Marketingtrick, um den Eindruck zu erwecken, es handele sich um eine echte Währung. Bitcoin und ähnliche Kryptowährungen existieren nur in der Online-Welt, also rein virtuell. Die Schöpfer von Bitcoin haben die Anzahl der Bitcoins begrenzt, die »geschürft« und online in Umlauf gebracht werden können (mehr zum Schürfen verrate ich Ihnen später). Aufgrund der aggressiven Werbung für Bitcoin – und des daraus resultierenden, schwindelerregenden Anstieges dieser Kryptowährung – halten viele, die Bitcoins besitzen, weiterhin an ihnen fest, in der Hoffnung, dass der Preis weiter steigen wird. Echte Währungen hortet man nicht in der Hoffnung auf hohe Renditen. Online-Transaktionen mit Bitcoins können anonym durchgeführt werden – und sie können weder angefochten, bestritten oder rückgängig gemacht werden. Wenn Sie also etwas mit Bitcoin (oder den meisten anderen Kryptowährungen) kaufen und ein Problem mit dem gekauften Artikel haben, dann ist das Pech für Sie, denn Sie haben keinerlei Regressanspruch, anders als zum Beispiel bei einem Kauf über Ihre Kreditkarte. Der geheimnisvolle Charakter von Kryptowährungen macht sie außerdem für Leute attraktiv, die versuchen, Geld zu verstecken, oder sonstigen illegalen Aktivitäten nachgehen (wie Kriminelle, Drogenhändler und Ähnliches).
Laut CoinMarketCap.com, das inzwischen mehr als 5.200 Kryptowährungen verfolgt, waren im September 2020 rund 370 Milliarden US-Dollar in diesen Kryptowährungen gebunden (ein deutlicher Rückgang gegenüber mehr als 830 Milliarden USDollar Anfang 2018). Dies zeigt Parallelen zu dem, was bereits zuvor mit dem Bitcoin passiert ist, der Anfang 2018 einen Höchststand von fast 20.000 US-Dollar pro Coin erreichte und zuletzt um die 11.000 US-Dollar gehandelt wurde. Was ist also eine bestimmte Kryptowährung wie Bitcoin wert? Kryptowährungen haben keinen sogenannten inhärenten Wert wie zum Beispiel Gold. Gold dient nicht nur seit Menschengedenken als Tauschmittel (Währung), sondern findet auch kommerzielle und industrielle Verwendung. Außerdem kostet es echtes Geld, Gold aus dem Boden zu holen, was dafür sorgt, dass der Goldpreis kaum jemals unter 1.300 US-Dollar pro Unze fällt. (Bei Bitcoin hingegen gibt es einen erfundenen Schürfprozess, für den man eine spezielle Computerausrüstung benötigt und am Ende eine Menge Strom verbraucht, um komplexe mathematische Probleme zu lösen.) Das Angebot an Bitcoin wird derzeit künstlich begrenzt und dabei ist Bitcoin nicht einmal einzigartig, sondern lediglich eine von Tausenden von Kryptowährungen. Wenn also nur eine, zwei oder drei andere Kryptowährungen online einfacher zu handhaben sind und von genügend Menschen als attraktiv eingestuft werden (unter anderem weil sie viel günstiger sind), dann wird der Wert von Bitcoin wahrscheinlich noch weiter einbrechen, als er es in den letzten Jahren bereits getan hat. Obwohl Bitcoin in den letzten Jahren die beliebteste Kryptowährung überhaupt war, wird sie tatsächlich nur von wenigen Händlern als Zahlungsmittel akzeptiert. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, werden Bitcoinnutzer mit ungünstigen Umrechnungskursen konfrontiert, wodurch mit Bitcoin gekaufte Artikel im Endeffekt teurer werden. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sich der Preis von Bitcoin oder anderen Kryptowährungen im nächsten Monat, im nächsten Jahr
oder im nächsten Jahrzehnt entwickeln wird. Aber ich kann Ihnen sagen, dass er als digitale Währung praktisch keinen eigenen Wert besitzt, sodass diejenigen, die Tausende von Euro oder USDollar für einen Bitcoin bezahlen, wahrscheinlich irgendwann enttäuscht sein werden. Mit mehr als 6.600 bereits verfügbaren Kryptowährungen wächst das Feld ständig, da die Schöpfer dieser sogenannten Währungen hoffen, bei der nächsten vielversprechenden Kryptowährung auch auf den Zug aufspringen zu können. In jüngster Zeit wird beispielsweise in Online-Artikeln und Videos (von Leuten, die bestimmte Ziele verfolgen) oft behauptet, dass der Bitcoin Gold bald ersetzen könnte, weil er dieselben Eigenschaften aufweist wie Gold (oder sogar noch bessere hat). Für diejenigen, die Geld in Kryptowährungen wie Bitcoin anlegen, ist dies natürlich ein verlockendes Marketingargument, wenn man bedenkt, dass der Gesamtmarktwert von Gold derzeit bei etwa 8 Billionen US-Dollar und der Wert von Bitcoin bei rund 210 Milliarden US-Dollar liegt. Die Befürworter von Bitcoin und Kryptowährungen argumentieren, dass der Preis von Bitcoin und anderen Kryptowährungen um einiges steigen könnte, wenn nur ein paar Prozent des Geldes, das derzeit in Gold gebunden ist, in Bitcoin und andere Kryptowährungen fließen würde. Gold erfreut sich manchmal mehrjähriger Perioden mit großzügigen Renditen, welche jedoch auf lange Sicht bisher gerade mit der Inflationsrate mithalten konnten. Gold ist insofern keine Option, um Ihr Geld für langfristiges Wachstum anzulegen, so wie es bei Aktien und Immobilien der Fall ist, dennoch scheint es zumindest die Kaufkraft Ihres Geldes auf lange Sicht gut zu schützen. Nachfolgend finden Sie die üblichen Argumente, mit denen Bitcoinbefürworter den Bitcoin im Vergleich zu Gold anpreisen, sowie im Anschluss daran die Richtigstellung dieser Aussagen: Genau wie Gold ist Bitcoin knapp, im höchsten Maße teilbar, fälschungssicher und äußerst portabel. Bitcoin ist
eine von Tausenden erfundener Kryptowährungen. Es gibt an sich nichts Knappes oder Einzigartiges an all diesen Währungen. Bitcoin hat einen echten Nutzen, im Gegensatz zu Gold. Bitcoinbefürworter argumentieren oft spöttisch, dass Gold sich nur für Schmuck und die Herstellung einiger elektronischer Geräte eignen würde. Doch Gold hat einen echten kommerziellen Nutzen, und die Menschen erfreuen sich eben auch an seiner Haltbarkeit und Schönheit in Form von Schmuck. Bitcoin bietet keinen dieser Vorteile und Einsatzzwecke, da es eine erfundene, künstliche Sache ist, die nur online existiert. Bitcoin ermöglicht es Ihnen, Werte in Echtzeit um die ganze Welt zu bewegen, und ist im Grunde kostenlos. Dies ist die absurdeste und nachweislich falscheste Aussage von allen. Bitcoin zu transferieren, ist zeitaufwendig und mühsam, und es wird zudem nicht einmal überall als Zahlungsmittel akzeptiert. Darüber hinaus bringt die Verwendung von Bitcoin aufgrund des jederzeit möglichen hohen Spread (Differenz zwischen An- und Verkaufspreis) erhebliche Transaktionskosten mit sich. Im Laufe der Zeit wird Bitcoin stabiler als Gold werden und wesentlich schneller im Wert wachsen. Auch wenn die außergewöhnliche Volatilität des Bitcoinpreises sich mit der Zeit geben dürfte, so ist es höchst unwahrscheinlich, dass er jemals so stabil sein wird wie der Goldpreis. Es gibt auch keinen vernünftigen Grund anzunehmen, dass Bitcoin – oder die Tausenden von anderen online erfundenen Kryptowährungen – schneller im Wert steigen wird als der Goldpreis (oder überhaupt). Interessanterweise fielen während der COVID-19-Krise Anfang 2020 der Aktienmarkt, Bitcoin und andere Kryptowährungen im Wert, während Gold stieg. Bitcoin ist eine einzigartige Kryptowährung mit einem starken Markennamen, einer erstaunlichen Nutzergemeinschaft und begrenztem Angebot. Es gibt Tausende von Kryptowährungen, und Bitcoin ist dabei alles
andere als einzigartig. Zugegebenermaßen besitzt er einen relativ hohen Wiedererkennungswert als Marke und sicherlich auch eine treue Anhängerschaft sowie zahlreiche Bitcoingläubige (die natürlich nur Dinge hochjubeln, in die sie ihr eigenes Geld gesteckt haben). Zwar soll es eine Obergrenze für das Angebot an Bitcoin geben, dennoch besteht keinerlei Garantie dafür, dass sie auch tatsächlich für immer eingehalten wird. Außerdem gibt es Tausende von anderen Kryptowährungen, die dem Bitcoin sehr ähnlich sind und ihn damit leicht ersetzen könnten.
Sammlerstücke von der Liste möglicher Investments streichen Der Begriff Sammlerstück ist ein Sammelbegriff für Antiquitäten, Kunst, Autogramme, Briefmarken, Uhren, Münzen, Comics, Puppen, Edelsteine, Fotografien, seltene Bücher, Teppiche, Fußballkarten, alten Wein, Schreibgeräte und eine ganze Reihe anderer Gegenstände, die Leute eben gerne so sammeln. Auch wenn Liebhaber von Kunst, Antiquitäten und altem Wein ihr Hobby nicht mit dem Kauf alter Spielkarten oder Nachttöpfe vergleichen möchten, so sind Sammlerstücke doch allesamt Objekte mit geringem intrinsischen Wert. Wein (auch wenn Weinkenner mich für diese Aussage mit hoher Wahrscheinlichkeit hassen werden) ist im Grunde nichts anderes als eine Brühe aus alten, zerquetschten Trauben. Ein Gemälde (auch wenn Kunstliebhaber mich hierfür sicher am liebsten steinigen würden) ist im Wesentlichen einfach nur eine Leinwand mit etwas Farbe darauf, welche zusammen im Einzelhandel ein paar Euro kosten würden. Und Briefmarken (ich sehe schon das Flackern in den Augen eines jeden Briefmarkensammlers) sind lediglich kleine Papierstücke, in der Regel weniger als einen Zentimeter groß. Und was ist mit Baseball- oder Fußballkarten? Nun, als Kinder
haben wir sie zwischen die Speichen unserer Fahrradräder geklemmt! Ich will hier den Beitrag von Künstlern und anderen Personen zur Weltkultur gar nicht kleinreden. Und ich weiß auch, dass manche Menschen sehr viel Wert auf einige dieser Sammlerstücke legen. Aber echte Geldanlagen, mit denen man sein Vermögen vermehren kann, wie zum Beispiel Aktien, Immobilien oder ein kleines Unternehmen, sind Vermögenswerte, die Einkommen und Gewinne abwerfen können. Sammlerstücke haben nur einen geringen inneren Wert und ihr Preis ist somit von den Launen und Spekulationen von Käufern und Verkäufern abhängig. (Natürlich können, wie die Geschichte zeigt und wie ich an anderer Stelle in diesem Buch erörtere, die Preise bestimmter Aktien, Immobilien und Unternehmen ebenfalls den Launen und Spekulationen von Käufern und Verkäufern unterworfen sein, insbesondere auf kurze Sicht. Längerfristig jedoch kehren die Marktpreise immer wieder auf den Boden der Realität und zu vernünftigen Bewertungen zurück). Im Folgenden werden einige weitere wichtige Probleme mit Sammlerstücken genannt: Die Preisaufschläge sind enorm: Die Gewinnspanne – also die Differenz zwischen Ein- und Verkaufspreis – eines Händlers liegt oft bei 100 Prozent. Manchmal sind diese Margen sogar noch größer, vor allem wenn es mehrere Zwischenhändler in der Kaufkette gibt. Der Wert Ihrer Investition muss sich also mindestens verdoppeln, nur damit Sie wieder auf null kommen. Dabei kann es unter Umständen 10 bis 20 Jahre oder länger dauern, bis ein Wert sich verdoppelt! Es fallen diverse Zusatzkosten an: Als ob die Preisaufschläge nicht schon schlimm genug wären, fallen bei einigen Sammlerstücken auch noch alle möglichen Zusatzkosten an. Wenn Sie zum Beispiel teurere Stücke kaufen, müssen Sie diese möglicherweise schätzen lassen; auch Lager- und Versicherungskosten können auf Sie
zukommen. Und im Gegensatz zu den Aufschlägen zahlen Sie einige dieser Gebühren Jahr für Jahr immer wieder, solange Sie das gute Stück besitzen. Sie können die Katze im Sack kaufen: Manchmal zahlen Sie bei einem Sammlerstück sogar ungewollt noch mehr drauf, weil Sie bestimmte Mängel daran nicht erkennen (können). Im schlimmsten Fall könnten Sie sogar eine Fälschung erwerben. Selbst seriöse und erfahrene Händler sind schon auf gut gemachte Fälschungen hereingefallen. Ihre Lieblingsstücke können Schaden erleiden: Schäden durch Sonnenlicht, Feuchtigkeit, zu hohe oder zu niedrige Temperaturen und eine ganze Reihe von anderen Unwägbarkeiten können die Qualität Ihres Sammlerstücks beeinträchtigen. Die Versicherung deckt diese Art von Schäden oder Nachlässigkeiten Ihrerseits nicht ab. Die Rendite ist »mies«: Selbst wenn Sie die beträchtlichen Kosten für den Kauf, Erhalt und Verkauf eines Sammlerstücks außer Acht lassen, liegen die durchschnittlichen Renditen, die Sie als Anleger damit erzielen können, nur selten über der Inflationsrate und sind im Allgemeinen niedriger als bei Anlagen in Aktien, Immobilien oder Kleinunternehmen. Verlässliche Renditedaten für Sammlerstücke sind nur schwer zu bekommen. Verlassen Sie sich niemals auf »Daten«, die Ihnen Händler oder die zahlreichen Fachzeitschriften für Sammler liefern. Die besten Renditen erzielen Sammler, die in der Lage sind, Jahre im Voraus zu erkennen, welche Gegenstände einmal heißt begehrt sein werden. Trauen Sie sich das zu? Selbst wenn Sie noch so viel Grips haben, sollten Sie wissen, dass selbst die meisten erfahrenen Händler nicht wissen (können), was in den nächsten Jahrzehnten zunehmend gefragt sein wird. Händler für Sammlerstücke erzielen ihre Gewinne auf dieselbe Art wie Einzelhändler, nämlich durch die Handels- oder Gewinnspanne (oder sonstige Aufschläge), die sie auf die verkaufte Ware aufschlagen. Sammler haben zudem einen unbeständigen und oft
eigenwilligen Geschmack, den niemand vorhersagen kann. Oder hätten Sie gedacht, dass banale Dinge wie Beanie Babies, Furbies, Pet Rocks oder Cabbage Patch Kids in der Sammlerszene einmal derart gefragt sein würden (egal, wie lange)? Sie mögen in der Lage sein, genügend Informationen über eine bestimmte Art von Sammlerstücken einzuholen, um in dieser Sparte als Anleger besser abzuschneiden als der Durchschnitt, um jedoch eine angemessene Rendite zu erzielen, müssen Sie schon zu den Besten gehören – vielleicht zu den 10 Prozent der besten Sammler. Um dieses Niveau zu erreichen, müssten Sie Hunderte, wenn nicht Tausende von Stunden für Recherche und Weiterbildung hinsichtlich Ihres Spezialgebietes aufwenden. Es ist nichts Falsches daran, Geld für Sammlerstücke auszugeben, nur sollten Sie sich nicht vorgaukeln, es handelte sich dabei um Investitionen. Sie können bei diesen sogenannten »Investitionen«, die keine Erträge und kaum Rendite abwerfen, viel Geld versenken. Im besten Fall bieten Sammlerstücke den Wohlhabenden eine Möglichkeit, Qualitätsware zu kaufen, die nicht an Wert verliert. Wenn Sie schon Sammlerstücke kaufen oder sich damit befassen, dann sollten Sie sich die folgenden Tipps zu Herzen nehmen: Sammeln Sie aus Liebe zum Sammelobjekt, aus Freude oder Interesse daran, etwas über ein Thema zu erfahren oder kundig darin zu werden. Mit anderen Worten: Sammeln Sie diese Gegenstände nicht, weil Sie eine hohe Rendite erwarten, denn die werden Sie wahrscheinlich nicht bekommen. Behalten Sie hochwertige Gegenstände, die Sie und Ihre Familie einmal erworben haben und von denen Sie hoffen, dass sie eines Tages etwas wert sind. Der einfachste Weg, in das Sammlergeschäft einzusteigen, besteht darin, solche hochwertigen Objekte aufzubewahren. Die kompletten Baseballkartensets, die ich als Kind einmal gesammelt habe,
sind heute (mehr als 30 Jahre später) Hunderte von US-Dollar, in einem Fall sogar 1.000 US-Dollar wert! Kaufen Sie direkt von der Quelle und umgehen Sie, wann immer möglich, die Zwischenhändler. In manchen Fällen können Sie direkt beim Künstler kaufen. Mein Bruder kauft zum Beispiel Töpferwaren nur direkt vom Hersteller oder Künstler. Schauen Sie sich Sammlerstücke an, die mit dem Stück, das Sie ins Auge gefasst haben, vergleichbar sind, sehen Sie sich um und scheuen Sie sich nicht zu verhandeln. Wenn Sie sich für ein Objekt entschieden haben, dann machen Sie dem Händler oder Künstler am besten zuerst telefonisch ein Angebot. Diese Methode zu verhandeln, ist recht effektiv, denn da der Verkäufer nicht direkt neben Ihnen steht, fühlen Sie sich nicht unter Druck gesetzt, sich sofort entscheiden zu müssen. Lassen Sie sich eine Rückkaufgarantie geben. Bitten Sie den Händler (der den Gegenstand für eine gute Investition hält) um eine schriftliche Garantie, dass er das Objekt innerhalb der nächsten fünf Jahre mindestens zum gleichen oder zu einem höheren Preis zurückkauft, falls Sie sich für einen Wiederverkauf entscheiden. Machen Sie Ihre Hausaufgaben. Nutzen Sie umfassende Quellen, wie die Bücher von Ralph und Terry Kovel oder deren Website unter www.kovels.com, um Ihr Sammlerstück genau zu recherchieren, zu pflegen und zu verbessern sowie zum bestmöglichen Preis zu kaufen und zu verkaufen.
Kapitel 2
Risiken und Renditen gegeneinander abwägen IN DIESEM KAPITEL Die verschiedenen Arten von Risiken überblicken Risiken reduzieren bei angemessener Rendite Die erwartete Rendite für verschiedene Anlageformen ermitteln Die benötigte Rendite Ihrer Investitionen festlegen
Eine Frau verzichtet bei einem Picknick auf einen Hamburger, weil sie gehört hat, dass sie sich durch den Verzehr von unsachgemäß gegartem Fleisch eine tödliche Escherichia-coliInfektion zuziehen kann. Eine Woche später setzt sich dieselbe Frau auf den Beifahrersitz eines Oldtimers ohne Airbags. Das Risiko liegt im Auge des Betrachters. Die Risikowahrnehmung vieler Menschen basiert zu einem Großteil auf ihren Erfahrungen und dem, was sie erlebt haben. Dabei machen sie sich oft Sorgen über relativ kleine Gefahren, während sie viel größere Risiken einfach übersehen. Sicherlich besteht das Risiko einer Escherichia-coli-Infektion durch den Verzehr von schlecht gegartem Fleisch, sodass die Sorge der Frau, die den Hamburger beim Picknick deswegen ablehnte, berechtigt war. Dieselbe Frau stieg jedoch in das Auto ohne Airbags und setzte sich damit einem weitaus größeren Sterberisiko aus, als wenn sie den Hamburger gegessen hätte. In Europa sterben jedes Jahr mehr als 18.000 Menschen bei Autounfällen, in den USA sind es mehr als 35.000.
Gerade in der Welt der Geldanlagen machen sich die meisten Menschen Gedanken über bestimmte Risiken – von denen einige sinnvoll erscheinen und andere wiederum nicht –, aber gleichzeitig übersehen oder ignorieren sie andere, wesentlich signifikantere Risiken völlig. In diesem Kapitel gehe ich auf eine Reihe von Anlageformen und deren jeweilige Risiken und Renditeerwartungen näher ein.
Risiken richtig einschätzen Risiken sind allgegenwärtig, manche sind lediglich offensichtlicher als andere. Viele Menschen schätzen Risiken falsch ein. Mit mehr Wissen könnten sie vielleicht einige ihrer Ängste lindern oder überwinden und vernünftigere Entscheidungen bezüglich der Minimierung bestimmter Risiken treffen. Manche Menschen, die Angst vor dem Fliegen haben, wissen zum Beispiel nicht, dass Fliegen statistisch gesehen viel sicherer ist als Autofahren. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Autounfall zu sterben, liegt in etwa 110 Mal höher, als bei einem Flugzeugabsturz umzukommen. Flugzeugabstürze schaffen es jedoch fast immer in die Schlagzeilen, weil dabei gleich Dutzende, manchmal Hunderte unschuldiger Menschen ums Leben kommen, die sich weder leichtsinnig noch rücksichtslos verhalten haben. Währenddessen scheinen die Medien den durchschnittlich 100 Menschen, die jeden Tag im Straßenverkehr sterben, weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Und dann ist da noch die Frage der Kontrolle sowie des Vertrauens in andere Personen. Fliegen erscheint manchen Leuten per se gefährlicher als Autofahren, weil die Piloten die Kontrolle über das Flugzeug haben, während man im Auto wenigstens selbst am Lenkrad sitzt und im Notfall eingreifen kann. Dazu kommt, dass Sie – egal, wie Sie sich fortbewegen – nie die Kontrolle darüber haben, was um Sie herum geschieht, ob es mechanische Probleme mit dem Verkehrsmittel gibt, das Sie nutzen, oder ob andere Verkehrsteilnehmer sich unberechenbar verhalten und so weiter.
Das bedeutet nun nicht, dass Sie nicht mehr Auto fahren oder fliegen oder mit dem Auto oder Bus zum Flughafen fahren sollten. Sie können jedoch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um die erheblichen Risiken zu verringern, denen Sie sich im Straßenverkehr aussetzen. So können Sie sich zum Beispiel ein sichereres Auto zulegen, defensiver fahren, möglichst nur bei versierten Fahrern mitfahren und sich in öffentlichen Verkehrsmitteln möglichst einen Sitzplatz suchen. Auch wenn manche Menschen gemäß dem Motto »No risk, no fun« (»Kein Risiko, kein Spaß«) aus Freude oder auf der Suche nach einem Adrenalinkick absichtlich Risiken eingehen (wie sonst sind Hobbys wie Bergsteigen, Fallschirmspringen und BungeeJumping zu erklären?), versuchen die meisten Menschen, die allgemeinen Lebensrisiken möglichst kleinzuhalten. Die allermeisten Menschen sind sich jedoch auch darüber im Klaren, dass sie wohl bedeutend unglücklicher wären, wenn sie ständig nur bestrebt wären, sämtliche Risiken im Leben zu vermeiden, auch weil das ohnehin unmöglich wäre. Wenn Sie versuchen, sämtliche Risiken zu vermeiden, die mit Geldanlagen verbunden sind, dann werden Sie vermutlich wenig bis gar keinen Erfolg haben und folglich mit Ihren Anlageergebnissen und Ihren Lebensumständen unzufrieden sein. In der Welt der Geldanlagen gibt es Menschen, die sich partout nicht an Aktien oder andere Anlagen heranwagen würden, die sie als zu unbeständig ansehen. Als Folge erzielen solche Anleger jedoch oft schlechte langfristige Renditen und setzen sich stattdessen unbewusst anderen hohen Risiken aus, nämlich zum Beispiel dem Risiko, dass Inflation und Steuern die Kaufkraft ihres Geldes schmälern. Ein Leben ohne Risiken ist schlicht unmöglich. Risikofreie Aktivitäten oder Lebensweisen gibt es einfach nicht. Sie können Risiken zwar minimieren, aber nie ganz eliminieren. Manche Methoden der Risikominimierung sind nicht vertretbar, weil sie die Lebensqualität zu sehr einschränken. Auch basieren Risiken
meist auf mehreren Faktoren. In den folgenden Abschnitten gehe ich auf die verschiedenen Arten von Anlagerisiken ein und erläutere bewährte Methoden, mit denen Sie diese Risiken sinnvoll reduzieren können, ohne auf die Vorteile von wachstumsstarken Investments zu verzichten.
Das Kurs- beziehungsweise Marktwertrisiko Auch wenn der Aktienmarkt Ihnen beim Vermögensaufbau helfen kann, so müssen Sie sich, wie die meisten Menschen, darüber im Klaren sein, dass er gegebenenfalls auch stark fallen kann – um 10, 20 oder 30 Prozent (oder mehr) innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums. Dies ist ein Beispiel für das sogenannte Kursbeziehungsweise Marktwertrisiko, also das Risiko, dass der Wert einer Anlage auch rückläufig sein kann. Nach einem neuen Allzeithoch im Februar 2020 wurde der USAktienmarkt durch COVID-19-bedingte Ängste und Eindämmungsmaßnahmen, welche die Reise- und anderen Aktivitäten der Bürger einschränkten, in Mitleidenschaft gezogen, was letztendlich zu einer starken, kurzzeitigen Rezession führte. In etwas mehr als einem Monat stürzte der Dow Jones um 36 Prozent auf einen historischen Tiefststand ab. Nach einem Höchststand im Jahr 2000 fielen die US-Aktien, gemessen am S&P 500 für große Unternehmen, im Zeitraum von zwei Jahren um etwa 50 Prozent. Die Aktienkurse an der NASDAQ, einer Börse, die stark auf Technologiewerte ausgerichtet ist, stürzten im selben Zeitraum (2000 bis 2002) um mehr als 76 Prozent ab! Nach einem mehrjährigen Aufschwung erreichten die Kurse 2007 ihren Höchststand und fielen dann während der Finanzkrise 2008 drastisch. Insgesamt rauschten die Aktienkurse in den USA und weltweit um mehr als 50 Prozent in den Keller. In nur sechs Wochen (von Mitte Juli 1998 bis Anfang September 1998) verzeichneten die Aktien großer Unternehmen in den USA
einen Rückgang um etwa 20 Prozent. Ein US-Aktienindex kleinerer Unternehmen fiel in etwas mehr als zweieinhalb Monaten um ganze 33 Prozent. Wenn Sie denken, dass der Zusammenbruch des USAktienmarktes im Herbst 1987 ein großer Einbruch war (die Aktienkurse stürzten damals innerhalb weniger Wochen um 36 Prozent ab), dann werfen Sie einen Blick auf Tabelle 2.1. Sie zeigt die größten Börsencrashs der letzten 100 Jahre (und weiter zurückliegend), die allesamt ebenso schlimm waren wie der Zusammenbruch von 1987 oder sogar noch schlimmer. Immobilienanlagen weisen ähnlich unbeständige und besorgniserregende Tendenzen auf. Obwohl Immobilien (wie auch Aktien) eine hervorragende langfristige Anlage darstellen, sind auch verschiedene Immobilienmärkte von Zeit zu Zeit größeren Turbulenzen unterworfen. Zwischen Ende der 1920er- bis Mitte der 1930er-Jahre stürzten die Immobilienpreise in den USA um 25 Prozent ab. Als die Ölindustrie im Süden der Vereinigten Staaten Anfang der 1980erJahre zusammenbrach, brachen auch die Immobilienpreise in diesen Landesteilen ein. Später, in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren, geriet der Nordosten der Vereinigten Staaten in eine schwere Rezession, in deren Zuge die Immobilienpreise in vielen Gebieten um mehr als 20 Prozent fielen. Nach Höchstständen um das Jahr 1990 erlitten viele Immobilienmärkte an der Westküste, insbesondere in Kalifornien, starke Preisverluste – in den meisten Regionen bis Mitte der 1990er um 20 Prozent oder mehr. Der Zusammenbruch des japanischen Immobilienmarktes ereignete sich in etwa zur selben Zeit, wobei die Immobilienpreise dort sogar um mehr als 60 Prozent absackten. Zeitraum
Rückgang in Prozent
1929–1932 89 % (Auweia!) 2007–2009 55 % 1937–1942 52 %
Zeitraum
Rückgang in Prozent
1906–1907 49 % 1890–1896 47 % 1919–1921 47 % 1901–1903 46 % 1973–1974 45 % 1916–1917 40 % 2000–2002 39 % 2020 Tabelle 2.1: Die größten Börsencrashs in der Geschichte der US-Aktienmärkte, gemessen an der Entwicklung des Dow Jones Industrial Average
Der Niedergang des US-Immobilienmarktes Mitte bis Ende der 2000er-Jahre erregte ungeahnte Aufmerksamkeit. Einige Leute und Experten taten so, als handelte es sich um den schlimmsten Crash aller Zeiten. Die Zahl der Zwangsversteigerungen stieg, zum Teil wegen Käufern, die ihre Immobilien mithilfe riskanter Hypotheken finanziert hatten (was ich in all meinen Büchern einschließlich diesem zu vermeiden empfehle – siehe Kapitel 12). Ich muss an dieser Stelle einräumen, dass die Bedingungen auf dem Wohnungsmarkt von Region zu Region variieren. So verzeichneten zum Beispiel einige Teile des Nordwestens und Südens der USA Mitte bis Ende der 2000er-Jahre tatsächlich einen Wertzuwachs, während andere Märkte erhebliche Rückgänge hinnehmen mussten. Nach dem Lesen dieses Abschnitts werden Sie vielleicht Ihr gesamtes Geld auf der Bank lassen wollen – schließlich wissen Sie, dass es dort sicher ist, und Sie müssen sich dann auch nicht ständig darum sorgen. Seit der Einführung von Einlagensicherungsfonds in 1930er-Jahren (im Zuge der vorhergehenden Bankenkrise) hat niemand innerhalb weniger Jahre 20, 40, 60 oder 80 Prozent seines Banksparguthabens
verloren (davor leider schon). Dennoch wäre es ein großer Fehler, Ihr Vermögen einfach auf dem Sparkonto liegen zu lassen. Wenn Sie die Aktien- und Immobilienmärkte nur wegen des potenziellen Kurs- beziehungsweise Marktwertrisikos meiden, dann verschenken Sie die Möglichkeit, mithilfe historisch bewährter Methoden potenziell große Vermögen aufzubauen. Betrachten Sie Rückgänge und Marktkorrekturen nicht als etwas Furchtbares, sondern als potenzielle Einstiegschance oder gar so etwas wie »Schnäppchenwochen«. Lassen Sie sich nicht durch angstgeleitete Motive davon abhalten, etwas – potenziell Gewinnbringendes – zu kaufen, nur weil manche Menschen es meiden. Weiter hinten in diesem Kapitel zeige ich Ihnen, welch beträchtliche Renditen Anlagen in Aktien, Immobilien und andere Dinge in der Vergangenheit erzielt haben. In den folgenden Abschnitten stelle ich Ihnen einige einfache Methoden vor, um Ihr Anlagerisiko zu senken und Ihr Portfolio vor einem großen Absturz zu bewahren.
Durch Diversifizierung die Marktschwankungen abpuffern Wenn Sie sich Sorgen um die Gesundheit der Wirtschaft (oder der Regierung) Ihres Landes sowie des Euro machen, dann können Sie Ihr Anlagerisiko verringern, indem Sie im Ausland investieren. Die meisten großen Unternehmen sind auch im Ausland tätig. Wenn Sie also in die Aktien größerer Unternehmen des deutschsprachigen Raums investieren, dann erhalten Sie auch fast immer ein gewisses internationales Anlageengagement. Sie können auch in die Aktien internationaler Unternehmen investieren, am besten über Investmentfonds und ETFs (siehe Kapitel 8). Selbstverständlich schützt eine Anlage im Ausland Sie unter Umständen nicht vor den Folgen globaler Umwälzungen wie zum Beispiel Umweltkatastrophen. Wenn Sie sich jedoch über das
Risiko solcher möglichen Katastrophen Sorgen machen, dann sollten Sie sich wahrscheinlich auch Sorgen über einen riesigen Meteoriten machen, der »vielleicht« irgendwann auf die Erde stürzen »könnte«. Vielleicht gibt es ja noch Möglichkeiten, den Weltraum zu besiedeln … Die Diversifizierung Ihrer Geldanlagen kann (und sollte) mehr als nur Ihr Aktienportfolio betreffen. Sie können auch zusätzlich einige Immobilienanlagen halten, um Ihre Bestände als Ganzes zu diversifizieren. Viele Immobilienmärkte sind in den frühen 2000er-Jahren im Wert gewachsen, während der US-Aktienmarkt in die Knie ging. Als dagegen der US-Immobilienmarkt Mitte der 2000er-Jahre mehrjährige Tiefstände verzeichnete, entwickelten sich die Aktien in dieser Zeit gut. In den späten 2000er-Jahren brachen dann die Aktienkurse ein, während die Immobilienpreise in den meisten Gebieten zurückgingen; sie zogen jedoch dann umso stärker wieder an.
Ihren Zeithorizont im Auge behalten Wenn Sie sich Sorgen machen, dass der Aktienmarkt abstürzen und einen Teil Ihres Vermögens mit sich reißen könnte, dann sollten Sie zuerst überlegen, über welchen Zeitraum hinweg Sie überhaupt investieren wollen. Innerhalb eines Jahres kann an den Aktien- und Anleihemärkten einiges passieren, und damit ist theoretisch eine große Bandbreite an Ergebnissen möglich (siehe Abbildung 2.1). Die Geschichte zeigt, dass man etwa einmal innerhalb von drei Jahren, in denen man an den Aktien- und Anleihemärkten investiert, Geld verliert. Andererseits haben Aktienanleger über einen Zeitraum von einem Jahr in etwa zwei Dritteln der Zeit Gewinne eingefahren (manchmal sogar beträchtliche Summen). (Auch Anleiheanleger haben in etwa zwei Dritteln dieses Zeitraumes Geld verdient, wenn auch im Durchschnitt deutlich weniger). Obwohl der Aktienmarkt kurzfristig deutlich unbeständiger ist als der Anleihemarkt, erzielen Aktienanleger auf lange Sicht weitaus
bessere Renditen als Anleiheanleger. (Einzelheiten dazu finden Sie im Abschnitt »Renditen aus Aktien« weiter hinten in diesem Kapitel.) Warum? Weil Aktienanleger Risiken tragen, die Anleiheanleger nicht tragen, und daher logischerweise erwarten können, dass sie für diese Risiken angemessen entschädigt werden. Vergessen Sie jedoch nicht, dass Anleihen im Allgemeinen immer noch besser abschneiden als Ihr altes, langweiliges Bankkonto.
Abbildung 2.1: Wie hoch stehen die Chancen, an den US-Märkten Geld zu verdienen oder zu verlieren? In einem Jahr gewinnt man mit Aktien deutlich häufiger (und mehr) als mit Anleihen.
Die Geschichte hat gezeigt, dass das Risiko eines Rückgangs der Aktien- oder Anleihemärkte sich umso mehr verringert, je länger Sie Ihre Anlagen halten. Abbildung 2.2 zeigt, dass mit zunehmender Haltedauer der Aktien – von einem Jahr über 3, 5, 10 und schließlich 20 Jahre hinweg – die Wahrscheinlichkeit eines Wertzuwachses steigt. Tatsächlich hat der US-Aktienmarkt, gemessen am S&P 500Index für Aktien größerer Unternehmen, über einen beliebigen Zeitraum von 20 Jahren nie Geld verloren, selbst wenn man die Inflationsrate berücksichtigt. Gleiches gilt übrigens auch für den deutschen Aktienmarkt. Die meisten Börsenanleger (darunter auch viele meiner Klienten und Bekannten) haben Angst, Geld zu verlieren. Abbildung 2.2 zeigt deutlich, dass sich das Verlustrisiko bei Aktien mit steigender Haltedauer auf lange Sicht verringert. Investieren Sie daher nicht in Aktien, wenn Sie nicht vorhaben, sie mindestens fünf Jahre lang zu halten – besser noch zehn Jahre oder länger. In Teil II erfahren Sie mehr über Aktien als langfristige Anlageform.
Abbildung 2.2: Je länger Sie Aktien halten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, Gewinne zu erzielen.
Ihr Portfolio in Zeiten aufgeblähter Märkte reduzieren Vielleicht haben Sie im Zusammenhang mit Investitionen schon einmal den folgenden Ausspruch gehört: »Günstig kaufen, teuer verkaufen«. Obwohl ich persönlich nicht glaube, dass man die Märkte »timen« kann (das heißt den profitabelsten Zeitpunkt für den Ein- und Ausstieg in Aktien treffen), ist es nicht allzu
schwierig zu erkennen, ob beziehungsweise wann ein Markt überoder unterbewertet ist. In der zweiten Auflage dieses Buches, die 1999 erschien, warnte ich die Leser beispielsweise vor den stark überhöhten Preisen vieler Internet- und Technologieaktien (siehe Kapitel 5). In diesem Buch stelle ich Ihnen einige einfache, aber wirkungsvolle Methoden vor, mit deren Hilfe Sie beurteilen können, ob ein bestimmter Anlagemarkt fair bewertet, günstig oder überteuert ist. Überteuerte Anlagen sollten Sie aus zwei wichtigen Gründen meiden: 1. Wenn diese überteuerten Anlagen fallen, dann fallen sie in der Regel tiefer und schneller als fair bewertete Anlagen. 2. Es sollte möglich sein, andere Anlagen zu finden, die ein höheres Renditepotenzial bieten.
Idealerweise sollten Sie es vermeiden, einen Großteil Ihres Geldes in überbewertete Märkte zu investieren (wie man überbewertete Märkte erkennt, lesen Sie in Kapitel 5). In der Praxis bedeutet das Vermeiden überteuerter Märkte nicht, dass Sie alle Ihre Bestände an solchen Aktien verkaufen sollen – in der vergeblichen Hoffnung, sie zu einem viel niedrigeren Preis zurückzukaufen. Sie könnten jedoch von den folgenden Strategien profitieren: Investieren Sie anderweitig. Legen Sie frisches Geld woanders an als auf dem überteuerten Markt; investieren Sie es stattdessen in Anlagen mit besseren Aussichten. Dadurch verringern Sie den Anteil der scheinbar teuren Anlagen Ihres Gesamtbestandes, ohne sie zu verkaufen. Wenn Sie verkaufen müssen, dann verkaufen Sie die teuren Bestände. Wenn Sie Geld zum Leben benötigen, zum Beispiel für den Ruhestand oder für eine größere Anschaffung, dann verkaufen Sie lieber zuerst die teureren Anlagen. Dazu später mehr.
Das Risiko von Einzelinvestitionen Ein Abwärtstrend kann einen ganzen Anlagemarkt in größere Turbulenzen stürzen, aber auch in gesunden Märkten gibt es immer einen gewissen Prozentsatz an sogenannten Verlierern. Anfang der 1980er- bis Ende der 1990er-Jahre erlebte der USAktienmarkt beispielsweise eine der größten Wertsteigerungen der Geschichte. Als Anleger hätte man das allerdings nicht gemerkt, hätte man damals in einen der großen Verlierer investiert. Nehmen wir zum Beispiel ein Unternehmen, das heute Navistar heißt und in den letzten Jahrzehnten einen enormen Wandel durchgemacht hat. Früher hieß es International Harvester und stellte landwirtschaftliche Geräte und Lastwagen sowie Bau- und andere Industriegeräte her. Heute produziert Navistar hauptsächlich Lastwagen. Im Jahr 1979 wurden die Aktien dieses Unternehmens mit mehr als 400 US-Dollar pro Stück gehandelt. In den darauffolgenden zehn Jahren brach die Aktie um mehr als 90 Prozent ein (siehe Abbildung 2.3). Selbst nach einer Erholung in den letzten Jahren werden Navistar-Aktien immer noch für weniger als 35 US-Dollar pro Aktie gehandelt (nachdem sie unter 10 US-Dollar pro Aktie gefallen waren). Wäre ein Arbeitnehmer dieses Unternehmens Ende der 1970er-Jahre in den Ruhestand gegangen und hätte 200.000 US-Dollar in die Aktien seines ehemaligen Arbeitgebers investiert, so wäre seine Investition heute nur noch rund 14.000 US-Dollar wert! Hätte dieser Anleger hingegen seinen Bestand bei der Pensionierung einfach gegen ein diversifiziertes Aktienportfolio getauscht (wie das geht, erkläre ich in Teil II), wäre seine Altersvorsorge von 200.000 US-Dollar stattdessen auf mehr als 5 Millionen US-Dollar angewachsen!
Abbildung 2.3: Selbst die Hausse der 1990er-Jahre brachte nicht jedem Unternehmen Erfolg.
Genauso wie die Preise einzelner Aktien können auch die Preise einzelner Immobilien einbrechen. In Kalifornien zum Beispiel brachten in den 1990er-Jahren Erdbeben die Preise für Grundstücke auf ehemaligen Mülldeponien ordentlich ins Wanken. Diese Beben machten deutlich, wie gefährlich es sein kann, auf schlechtem, unbefestigtem Terrain zu bauen. Im vorherigen Jahrzehnt gingen die Immobilienpreise in den Gemeinden Times Beach (Missouri) und Love Canal (New York) wegen Verunreinigungen durch krebserregende Giftabfälle in den Keller. (Zu guter Letzt wurden viele Grundstückseigentümer in diesen Gebieten von der Bundesregierung sowie von einigen Immobilienagenturen, die diese bekannten Verunreinigungen zuvor verschwiegen hatten, für ihre Verluste entschädigt). Diese beiden einfachen Maßnahmen können Ihnen helfen, das Risiko einzelner Anlagen zu verringern und so Ihre finanziellen Interessen und Ziele zu schützen: Machen Sie Ihre Hausaufgaben. Wenn Sie eine Immobilie kaufen, können mehrere ausgiebige
Inspektionen im Vorfeld Sie davor bewahren, ein Geldgrab zu kaufen. Bei Aktien können Sie einige Kennzahlen sowie die finanzielle Lage und die Geschäftsstrategie des betreffenden Unternehmens überprüfen, um zu vermeiden, in ein überteuertes Unternehmen (oder gar eines, das kurz vor der Pleite steht) zu investieren. In den Teilen II, III und IV dieses Buches gebe ich Ihnen zahlreiche Tipps und Hinweise, wie und wo Sie bezüglich Ihrer Anlagen am besten recherchieren und sich Informationen beschaffen können. Diversifizieren Sie. Anleger, die Wachstum anstreben, investieren in Wertpapiere wie zum Beispiel Aktien. Den Großteil seines Kapitals nur in ein einziges oder wenige Wertpapiere zu investieren, ist riskant, vor allem, wenn es sich um Aktien aus derselben Branche (oder eng miteinander verwandten Unternehmensfeldern) handelt. Erwerben Sie daher möglichst Aktien aus unterschiedlichen Branchen sowie verschiedener Unternehmen innerhalb einer Branche (mehr zu diesem Thema lesen Sie in Teil II).
Das Wichtigste zum Thema Liquidität In der Welt der Geldanlagen bezieht sich der Begriff Liquidität darauf, wie lange es dauert, eine bestimmte Anlage in Bargeld umzuwandeln, und zu welchen Kosten. Das Geld in Ihrem Portemonnaie gilt als absolut liquide – es ist ja bereits Bargeld. Nehmen wir an, Sie haben Ihr Geld in einer Handvoll Aktien angelegt. Auch wenn Sie diese Aktien nicht ohne Weiteres an einem Samstagabend verkaufen können, so können Sie die meisten Aktien an jedem normalen Börsenhandelstag (also an jedem Werktag außer samstags) schnell und gegen eine geringe Gebühr über Ihre Depotbank verkaufen. Investmentfonds bieten tägliche Liquidität an allen Börsenhandelstagen. Immobilien sind naturgemäß weitaus weniger liquide als Aktien. Eine Immobilie für den Verkauf vorzubereiten, erfordert viel Zeit, und wenn Sie einen angemessenen Marktwert dafür erzielen wollen, kann es Wochen oder gar Monate dauern, bis Sie einen passenden Käufer gefunden haben. Die
Verkaufskosten (Maklerprovisionen, Notar- und Grundbuchkosten sowie Grunderwerbsteuern) können 8 bis 10 Prozent des Immobilienwertes ausmachen. Ein privat geführtes Kleinunternehmen gehört zu den am wenigsten liquiden Wachstumsanlagen. Der Verkauf eines solchen Unternehmens dauert in der Regel erheblich länger als der Verkauf der meisten Immobilien. Damit Sie nicht gezwungen sind, eine Geldanlage zu verkaufen, die Sie längerfristig halten möchten, sollten Sie sich ein Notpolster von drei bis sechs Monatsgehältern zur Deckung Ihres persönlichen Lebensbedarfs auf ein Tagesgeldkonto legen. Überlegen Sie außerdem, einen Teil Ihres Geldes in Anleihen mit gutem Rating zu investieren (siehe Kapitel 7), die höhere Renditen erzielen als der Geldmarkt, jedoch ohne das hohe Risiko oder die Unbeständigkeit des Aktienmarktes.
Betrauen Sie einen Profi mit der Anlage Ihres Geldes. Die besten Fonds (siehe Kapitel 8) bieten Ihnen eine kostengünstige, professionelle Verwaltung und Beaufsichtigung sowie eine breite Streuung Ihres Portfolios. Aktienfonds besitzen in der Regel 25 oder mehr Wertpapiere von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. In Teil III erkläre ich Ihnen, wie Sie auf ähnliche Weise auch in Immobilien investieren können (indem Sie die Verwaltung jemand anderem überlassen).
Das Risiko eines Kaufkraftverlustes (auch bekannt als Inflationsrisiko) Steigende Lebenshaltungskosten (das heißt die Inflation) können den Wert Ihrer Ruhestandsressourcen und das, was Sie mit diesem Geld kaufen können – auch als Kaufkraft bezeichnet – schwinden lassen. Nehmen wir das Beispiel von Teri: Als Teri im Alter von 60 Jahren in den Ruhestand ging, war sie mit ihrem Ruhestandseinkommen zufrieden. Sie bezog eine Rente von 1.600 US-Dollar pro Monat sowie 2.400 US-Dollar pro Monat aus dem Geld, das sie in langfristige Anleihen investiert hatte. Ihre monatlichen Ausgaben beliefen sich auf etwa 3.000 US-Dollar, sodass sie ein wenig Geld
für gelegentliche Reisen und andere Sonderausgaben zurücklegen konnte. Spulen wir 15 Jahre nach vorne: Teri erhält immer noch 1.600 USDollar pro Monat aus ihrer Rente, aber nur noch 1.800 US-Dollar pro Monat an Kapitalerträgen aus einigen Sparbriefen. Sie hat die Anlage in Anleihen aufgegeben, nachdem die manchmal achterbahnartigen Kursbewegungen auf dem Anleihemarkt ihr schlaflose Nächte bereitet hatten. Ihre monatlichen Ausgaben belaufen sich jetzt auf etwa 4.000 US-Dollar, sodass Sie auf einen Teil ihres Kapitalstocks (ursprüngliche Investition) zurückgreifen muss. Sie hat nun Angst, im fortgeschrittenen Alter nicht mehr genügend Geld zu haben. Teri hat allen Grund zur Sorge. Sie hat 100 Prozent ihres Geldes ohne Schutz gegen den Anstieg der Lebenshaltungskosten (die Inflation) angelegt. Obwohl sich ihr Einkommen zu Beginn ihres Ruhestands komfortabel anfühlte, reicht es im Alter von 75 Jahren nicht mehr, und Teri könnte durchaus noch 15 oder mehr Jahre leben. Die Erosion der Kaufkraft Ihres Kapitalstocks kann auf lange Sicht genauso schlimm (oder gar noch schlimmer) sein wie die Auswirkungen eines großen Börsencrashs. Tabelle 2.2 zeigt den effektiven Kaufkraftverlust Ihres Geldes bei unterschiedlichen Inflationsraten und über verschiedene Zeiträume hinweg. Inflationsrate 10 Jahre 15 Jahre 25 Jahre 40 Jahre 2%
–18 %
–26 %
–39 %
–55 %
4%
–32 %
–44 %
–62 %
–81 %
6%
–44 %
–58 %
–77 %
–90 %
8%
–54 %
–68 %
–85 %
–95 %
10 %
–61 %
–76 %
–91 %
–98 %
Tabelle 2.2: So gravierend wirkt sich die Inflation auf die Kaufkraft Ihres Geldes aus.
Als Vermögensberater habe ich oft erlebt, dass ängstliche Anleger ihr Geld in Anleihen und Tagesgeldkonten angelegt haben, weil sie dachten, sie würden so auf Nummer sicher gehen. Das Risiko bei dieser Strategie besteht allerdings darin, dass Ihr Geld im Laufe der Jahre nicht genug wächst, um damit Ihre finanziellen Ziele zu verwirklichen. Mit anderen Worten: Je weniger Rendite Sie erzielen, desto mehr müssen Sie sparen, um ein bestimmtes finanzielles Ziel zu erreichen. Eine 30-jährige Person, die bis zu ihrem 65. Lebensjahr 500.000 Euro ansparen möchte, muss bei einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 5 Prozent 440 Euro pro Monat sparen, bei einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 9 Prozent jedoch nur 170 Euro pro Monat. Jüngere Anleger müssen am meisten auf das Risiko niedriger Renditen achten, aber auch etwas jüngere Senioren sollten dies tun. Im Alter von etwa 65 Jahren müssen Sie sich klarmachen, dass Sie einen Teil Ihres Vermögens möglicherweise erst in einem Jahrzehnt oder später brauchen werden.
Inflation außer Kontrolle Sie halten 6, 8 oder 10 Prozent Inflation im Jahr für schlimm? Stellen Sie sich vor, in einem Land zu leben, das eine solche Inflationsrate an nur einem Tag erfährt? Wenn zu viel Geld (und zu wenig Ware) im Umlauf ist, dann führt das zu hohen Inflationsraten. Wenn eine Regierung blindlings an der Währungsund Geldmengenschraube dreht, dann verursacht dies in der Regel übermäßige Inflationsraten, die im Volksmund auch als Hyperinflation bezeichnet werden. Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte hat dieses Phänomen in nicht wenigen Ländern verheerenden wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Die Ereignisse in Deutschland in den späten 1910er- und frühen 1920erJahren zeigen, wie schlimm eine Hyperinflation werden kann. In diesem Zeitraum stiegen die Preise fast um das Milliardenfache! Was zu Beginn dieses ganzen Schlamassels 1 Reichsmark wert war, kostete zuletzt fast 1 Milliarde Reichsmark. Die Menschen mussten so viel Geld mit sich herumtragen, dass sie zeitweise Schubkarren brauchten, um es zu transportieren! Letztendlich war diese inflationäre Belastung zu viel für die
deutsche Gesellschaft und schuf ein soziales Klima, das schließlich den Aufstieg der NSDAP und Adolf Hitlers beförderte. In den 1990er-Jahren geriet eine Reihe von Ländern, insbesondere viele Länder der ehemaligen UdSSR und andere wie Brasilien und Litauen, in ein hyperinflationäres Chaos mit Inflationsraten von mehreren Hundert Prozent pro Jahr. Mitte der 1980er-Jahre lag die jährliche Inflationsrate in Bolivien bei über 10.000 Prozent. Regierungen versuchen oft, Preiskontrollen einzuführen, um eine galoppierende Inflation zu verhindern (Präsident Richard Nixon tat dies in den Vereinigten Staaten in den frühen 1970ern), aber die Schattenwirtschaft, der sogenannte Schwarzmarkt, setzt sich in der Regel durch.
Das Wettbewerbsrisiko Ihre Fähigkeit, Geld zu verdienen, ist vermutlich Ihr größtes Kapital oder zumindest einer Ihrer größten Vermögenswerte. Die meisten Menschen erreichen ihre berufliche Position durch (Weiter-)Bildung und harte Arbeit. Mit Bildung meine ich jedoch nicht nur das, was man in der Schule lernt. Bildung ist ein lebenslanger Prozess. Ich selbst habe aus meinen eigenen Erfahrungen »an der Front« und denen anderer Personen weitaus mehr über das Geschäftsleben gelernt als in der Schule. Außerdem lese ich sehr viel (in Teil V empfehle ich Ihnen einige Bücher und andere Ressourcen, die aus meiner Sicht besonders nützlich sind). Wenn Sie nicht ständig in Ihre Weiterbildung investieren, laufen Sie Gefahr, Ihren Wettbewerbsvorteil zu verlieren. Ihre Fähigkeiten und Perspektiven könnten sonst schnell überholt sein und Sie somit überflüssig werden. Das bedeutet nicht, dass Sie zwingend 80 Stunden pro Woche arbeiten sollen und nie etwas tun dürfen, was Ihnen Spaß macht, aber es bedeutet, dass Sie einen Teil Ihrer »Arbeitszeit« zur Verbesserung Ihrer Fähigkeiten aufwenden sollten. Die besten Arbeitgeber sind diejenigen, die den Bedarf an ständiger Weiterbildung erkennen und durch Schulungen und
andere Maßnahmen in ihre Mitarbeiter investieren und so deren berufliche Entwicklung fördern. Behalten Sie dabei jedoch immer auch ihre eigenen »Karriereziele« im Auge, die durchaus von denen Ihres Arbeitgebers abweichen können.
Renditen richtig analysieren Die verschiedenen Arten von Geldanlagen bieten Ihnen ganz unterschiedliche Möglichkeiten, Ihr Vermögen zu vermehren. Jede Anlageform birgt ihre ganz eigenen Risiken – auf die Sie sich beim Kauf einlassen – sowie dementsprechende Renditechancen. In den folgenden Abschnitten zeige ich Ihnen, welche Erträge Sie bei jeder der gängigen Anlageformen erwarten können. Doch zunächst möchte ich Ihnen erklären, wie sich die Gesamtrendite einer Anlage zusammensetzt und wie sie errechnet wird.
Die Komponenten der Gesamtrendite Um herauszufinden, wie viel Geld Sie genau mit Ihrer Anlage verdient (oder verloren) haben, müssen Sie die Gesamtrendite berechnen. Dazu müssen Sie feststellen, wie viel Geld Sie ursprünglich investiert haben, und dann die anderen Komponenten wie Zinsen, Dividenden und Wertzuwachs (oder Abschreibung) mit einkalkulieren.
Zinsen Wenn Sie, wie die meisten, schon einmal Geld auf einem verzinsten Bankkonto liegen hatten, dann wissen Sie, dass die Bank Ihnen einen kleinen Betrag an Zinsen dafür zahlt, dass Sie ihr erlauben, Ihr Geld aufzubewahren. Anschließend leiht die Bank Ihr Geld an eine andere Person oder Organisation zu einem viel höheren Zinssatz. Der Zinssatz, den Sie auf Ihr Geld erhalten, wird auch als Rendite (beziehungsweise Gewinn oder Ertrag) bezeichnet. Wenn eine Bank Ihnen also sagt, dass Ihr Sparkonto sich mit 2 Prozent verzinst, bedeutet das, dass es 2 Prozent Rendite abwirft. Die Banken geben die Zinssätze (oder Renditen)
in der Regel auf Jahresbasis an. Die Zinsen, die Sie bekommen, sind also ein Bestandteil der Gesamtrendite, die Sie für Ihre Anlage erhalten. Falls Ihre Bank monatlich Zinsen zahlt, gibt sie in der Regel auch eine jährliche Effektivverzinsung an. Nachdem die Zinsen für den ersten Monat auf Ihrem Konto gutgeschrieben wurden, beginnt auch dieser Betrag wiederum, Zinsen abzuwerfen, das heißt eine Rendite zu erwirtschaften. Die Bank kann also angeben, dass das Konto mit 2 Prozent verzinst ist, was einer effektiven Jahresrendite von 2,04 Prozent entspricht.
Wertzuwachs (oder -verlust) Wenn Sie Ihr Geld direkt an ein Unternehmen verleihen – was Sie tun, wenn Sie in eine von diesem Unternehmen ausgegebene Anleihe investieren – dann erhalten Sie darauf ebenfalls Zinsen. Sowohl Anleihen als auch Aktien (das heißt Anteile an einem Unternehmen) schwanken nach ihrer Emission im Wert. Wenn Sie in die Aktien eines Unternehmens investieren, hoffen Sie, dass der Wert dieser Aktien steigen (beziehungsweise wachsen) wird; man spricht dann auch von Kursgewinn. Natürlich kann der Wert einer Aktie auch fallen (beziehungsweise abnehmen); man spricht dann von Kursverlust. Diese Veränderung des Marktwerts ist ein weiterer Bestandteil Ihrer Gesamtrendite aus einer Aktien- oder Anleiheanlage:
Wenn Sie beispielsweise vor einem Jahr 10.000 Euro in eine Aktie investiert haben (Sie haben 1.000 Aktien zu 10 Euro pro Aktie gekauft) und diese Anlage jetzt 11.000 Euro wert ist (jede Aktie ist 11 Euro wert), dann sieht der Wertzuwachs Ihrer Anlage wie folgt aus:
Dividende Aktien können auch eine sogenannte Dividendenrendite abwerfen, das heißt das Unternehmen teilt einen Teil seiner Gewinne mit Ihnen als Aktionär, man spricht hier auch von Dividende oder Ausschüttung Einige Unternehmen, insbesondere kleine oder schnell wachsende, investieren ihre gesamten Gewinne wieder in das Unternehmen zurück. (Natürlich gibt es auch Unternehmen, die keinen Gewinn erwirtschaften und daher auch nichts ausschütten können). Als Anleger müssen Sie also auch eventuell ausgeschüttete Dividenden in Ihre Gesamtrendite einbeziehen. Nehmen wir an, dass Ihre Aktie aus dem vorherigen Beispiel nicht nur von 10.000 Euro auf 11.000 Euro gestiegen ist, sondern Ihnen auch eine Dividendenrendite von 100 Euro (1 Euro pro Aktie) eingebracht hat. In diesem Fall berechnen Sie Ihre Gesamtrendite so:
Sie können diese Formel folgendermaßen auf das Zahlenbeispiel anwenden:
Gewinne nach Steuern Auch wenn Sie sich darüber freuen, dass Sie mit Ihrer Aktie eine Rendite von 11 Prozent auf Ihr investiertes Geld erzielt haben, sollten Sie nicht vergessen, dass Sie auf Ihre Gewinne auch Kapitalertragsteuer zahlen müssen, es sei denn, es handelt sich um einen staatlich geförderten Altersvorsorgevertrag.
Insbesondere die Dividendenrendite und der Wertzuwachs, die Sie beim Verkauf erzielen, werden besteuert, wenn auch nur mit der Abgeltungsteuer, deren Steuersatz zumeist niedriger ist als bei der normalen Einkommensteuer. In Kapitel 3 gehe ich auf die Besteuerung von Geldanlagen ein, und erkläre, wie Sie steuerlich sinnvolle Anlageentscheidungen treffen können, die zu Ihrer persönlichen finanziellen Gesamtsituation und Ihren Zielen passen.
Psychologische Gewinne Wie Sie gesehen haben, können Renditechancen und Möglichkeiten zur Steuervermeidung Ihre Anlageentscheidungen signifikant beeinflussen. Wie bei anderen Entscheidungen im Leben zählt am Ende jedoch nicht nur das, was unter dem Strich herauskommt. Manche Menschen möchten beim Geldanlegen auch »Spaß« haben – zum Beispiel, weil sie es als Hobby, intellektuelle Herausforderung oder gar als Nervenkitzel sehen. Natürlich wollen sie trotzdem kein Geld verlieren oder auf eine Menge potenzieller Gewinne verzichten. Glücklicherweise gibt es auch weniger kostspielige Möglichkeiten, Spaß zu haben! Manche Anleger entscheiden sich aus psychologischen Gründen für bestimmte Anlageformen wie Einzelaktien, Immobilien oder ein Kleinunternehmen. Und warum? Weil sie diese Anlagenformen im Vergleich zu anderen, wie zum Beispiel verwalteten Investmentfonds und ETFs, aufgrund der notwendigen Eigeninitiative (und gewisser Kontrollmöglichkeiten) als greifbarer und daher, nun ja, unterhaltsamer empfinden. Machen Sie sich klar, warum Sie gerade diese oder jene Anlageform wählen wollen – und seien Sie dabei ehrlich zu sich selbst. Denn gerade beim Thema Geldanlagen kann es gefährlich sein, sich vom eigenen Ego leiten zu lassen. Wollen Sie womöglich deshalb in Einzelaktien investieren, weil Sie der Meinung sind, Sie könnten sich tatsächlich mit den besten professionellen Geldverwaltern messen? Das Risiko, dass Sie sich irren, ist ausgesprochen hoch. (Mehr zu
diesem Thema lesen Sie in Kapitel 6.) Auch solche Fragen sollten Sie sich also stellen, bevor Sie sich für eine bestimmte Anlageform entscheiden.
Erträge von Spar- und Tagesgeldkonten Sie müssen Ihr zusätzliches Bargeld, das auf neue Investitionen (oder einen Notfall) wartet, an einem sicheren Platz aufbewahren – vorzugsweise an einem, der nicht den ständigen Schwankungen der Finanzmärkte unterworfen ist (oder zumindest nicht allzu stark davon beeinträchtigt werden kann). Standardmäßig und/oder aus Bequemlichkeit deponieren viele ihr Bares auf einem Giro-, Tagesgeld- oder Sparkonto. Obwohl heutzutage jede Bank eine Einlagensicherung bieten muss, hat diese Strategie ihren Preis, denn die meisten Banken zahlen nur einen relativ niedrigen Zinssatz auf Sparguthaben oder verlangen inzwischen sogar Negativzinsen. (In Kapitel 7 nehme ich die Bankenlandschaft und deren Angebote näher unter die Lupe, darunter auch die manchmal höher verzinsten Konten von Direktbanken). Eine weitere Möglichkeit, Ihre liquiden Ersparnisse anzulegen, sind Geldmarktfonds. Diese zählen zu den sichersten Investmentfonds überhaupt und erfüllen damit in jeder Hinsicht die Sicherheitsstandards eines herkömmlichen Bankkontos. (Weitere Informationen zu Geldmarktfonds finden Sie in Kapitel 8.)
Rendite aus Anleihen Wenn Sie eine Anleihe kaufen, leihen Sie dem Emittenten dieser Anleihe (Kreditnehmer), bei dem es sich im Allgemeinen um eine Regierung oder ein Unternehmen handelt, Ihr Geld für einen bestimmten Zeitraum. Bei einer Anleihe erwarten Sie eine höhere Rendite als bei einem Geldmarkt- oder Sparkonto. Immerhin gehen Sie damit ein höheres Risiko ein, denn Unternehmen
können in Insolvenz gehen, und in diesem Fall können Sie Ihre Anlage ganz oder teilweise verlieren. Im Allgemeinen können Sie eine höhere Rendite erwarten, wenn die gekauften Anleihen mit einer längeren Laufzeit ausgegeben werden: Der Emittent der Anleihe bindet Ihr Geld zu einem festen Zinssatz für einen längeren Zeitraum. eine niedrigere Bonität haben: Der Emittent der Anleihe ist möglicherweise nicht in der Lage, das Kapital zurückzuzahlen. Jeremy Siegel, Professor an der Wharton School of Business, hat die Entwicklung von Anleihen und Aktien bis ins Jahr 1802 zurückverfolgt. Auch wenn man argumentieren könnte, dass die Ereignisse des 19. Jahrhunderts für die Finanzmärkte und die Wirtschaft von heute von geringer Relevanz sind, so stellen die Jahrzehnte seit der Großen Depression, welche in den meisten anderen Erhebungen abgebildet werden, nur einen vergleichsweise kurzen Zeitabschnitt dar. In Abbildung 2.4 werden diese Daten dargestellt. Wenn Sie also den jüngsten Zahlen mehr Bedeutung beimessen möchten, steht Ihnen das frei. Wie Sie sehen, haben sich die Anleiherenditen im Laufe der Jahrzehnte nicht erhöht, obwohl die Inflationsrate seit der Großen Depression gestiegen ist. Langfristige Anleihen erzielten in den letzten Jahren etwas höhere Renditen als kurzfristige Anleihen. Unter dem Strich bedeutet dies, dass Anleiheanleger in der Regel etwa 4 bis 5 Prozent an Zuwächsen pro Jahr verzeichnen können.
Renditen aus Aktien Als Anleger erwarten Sie selbstverständlich eine angemessene Rendite für Ihre Aktienanlagen. Bietet eine bestimmte Anlage kein ausreichend hohes Renditepotenzial, können Sie Ihr Geld in andere Anlagen umschichten, von denen Sie glauben, dass sie höhere Erträge abwerfen werden. Anstatt ein breit gefächertes Portfolio zu erwerben und zu halten, kaufen und verkaufen manche Anleger häufig, in der Hoffnung, bei der nächsten
vielversprechenden Anlage satte Gewinne einzustreichen. Diese Taktik geht jedoch auf lange Sicht nur selten auf.
Abbildung 2.4: Ein historischer Blick auf die Performance von Anleihen: Die Inflation hat die Renditen von Anleihen in den letzten Jahrzehnten stärker gemindert.
Leider fahren einige dieser Anwender beim Aktienkauf sozusagen mit dem ständigen Blick in den Rückspiegel und jagen Anlagen hinterher, die sich in letzter Zeit sehr gut entwickelt haben, in der Annahme (und Hoffnung), dass sie auch weiterhin gute Renditen erzielen werden. Diese Jagd nach den leistungsstärksten Anlagen kann jedoch gefährlich sein, nämlich dann, wenn man die Aktie auf ihrem Höhepunkt erwischt, kurz bevor sie in eine Abwärtsspirale gerät. Sicher haben Sie schon einmal gehört, dass das Ziel beim Geldanlegen darin besteht, möglichst niedrig zu kaufen und hoch zu verkaufen. Die Jagd nach hoch bewerteten Anlagen kann dazu führen, dass man hoch kauft, mit der Aussicht, niedrig verkaufen zu müssen, wenn der Aktie später die Luft ausgeht. Auch wenn Aktien als solches sich auf lange Sicht
als rentables Anlageinstrument erwiesen haben, ist der gezielte Erwerb bestimmter Einzelaktien ein riskantes Unterfangen. In den Kapiteln 5 und 6 finden Sie meine Ratschläge bezüglich solider Anlageentscheidungen bei Aktien. Das Renditepotenzial der Aktienmärkte ist äußerst gut dokumentiert. Alleine für die US-Märkte existieren Unmengen an Erhebungsdaten, die mehr als zwei Jahrhunderte zurückreichen und belegen, dass Aktien eine hervorragende langfristige Anlageform darstellen. Die Renditen, die Aktienanleger langfristig erzielt haben (und auch weiterhin erzielen), blieben über Generationen hinweg bemerkenswert konstant. Seit 1802 hat der US-Aktienmarkt eine jährliche Rendite von 8,3 Prozent erzielt, während die Inflation um 1,4 Prozent pro Jahr gestiegen ist. Inflationsbereinigt sind Aktien somit jährlich um etwa 6,9 Prozent schneller gestiegen als die Inflationsrate. Die Renditen des US-Aktienmarktes haben die Inflationsrate also im Laufe der Jahre stets deutlich übertroffen (siehe Abbildung 2.5).
Abbildung 2.5: Die Geschichte zeigt, dass Aktien langfristig eine konsistent gewinnbringende Anlageform darstellen.
Aktien gibt es natürlich nicht nur in den westlichen Industrienationen, wie den USA oder Europa, auch wenn diese weltweit den größten Anteil ausmachen (siehe Abbildung 2.6). Nicht wenige US-Investoren scheinen diese Tatsache oft zu vergessen, wie zum Beispiel während der fulminanten Entwicklung des US-Aktienmarktes in den späten 1990er- und 2010er-Jahren. Wie ich bereits im Abschnitt »Durch Diversifizierung die Marktschwankungen abpuffern« erörtert habe, besteht ein Vorteil des Kaufens und Haltens ausländischer Aktien darin, dass diese sich nicht immer im Gleichschritt mit dem heimischen Aktienmarkt bewegen. So tragen ausländische Aktien zur Diversifizierung Ihres Portfolios bei. Abgesehen davon haben sich solche Auslandsanlagen häufig als recht profitabel erwiesen. Die Investmentbank Morgan Stanley verfolgt die Performance von Aktien sowohl in Industrieländern als auch in sogenannten Schwellenländern oder Emerging Markets (aufstrebende Märkte). Wie die deutsche Bezeichnung erahnen lässt, sind Länder mit aufstrebenden Volkswirtschaften (zum Beispiel Brasilien, China, Indien, Malaysia, Mexiko, Russland und Taiwan) zwar wirtschaftlich »rückständig«, weisen aber hohe Wachstums- und Fortschrittsraten auf. Fazit: Aktien zählen langfristig gesehen zu den Anlagegewinnern, weisen aber eine höhere Schwankungsbreite (Volatilität) auf als Anleihen. Ein ausgewogenes Portfolio ermöglicht es Ihnen, langfristig von höchstmöglichen Renditen zu profitieren, ohne dabei ein allzu hohes Risiko durch größere Marktschwankungen einzugehen.
Renditen aus Immobilien Im Laufe der Jahre haben sich Immobilien als ähnlich lukrativ erwiesen wie Anlagen in Aktien. Jedes Mal, wenn es zu einem Wertrückgang auf dem Immobilienmarkt kommt,
wird diese historische Tatsache infrage gestellt (Einzelheiten hierzu finden Sie in Kapitel 11). Doch genauso wie Aktienkurse durchleben auch die Immobilienmärkte Phasen des Abschwungs. Dass Immobilien langfristig solide Renditen bieten, ist einleuchtend, weil Faktoren wie eine aufstrebende Wirtschaft, mehr Arbeitsplätze und eine wachsende Bevölkerung naturgemäß die Nachfrage nach Immobilien erhöhen. Schauen Sie sich die Bevölkerungsentwicklung der letzten beiden Jahrhunderte in den großen Industrieländern an: Alleine in den USA ist die Anzahl der Einwohner zwischen dem Jahr 1800 und heute von nur 5 Millionen auf mehr als 330 Millionen angewachsen – in Europa wuchs die Bevölkerung im selben Zeitraum von 187 auf 450 Millionen an. All diese Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf, und solange es genügend Arbeitsplätze gibt, treiben die Einkommen aus Erwerbsarbeit die Nachfrage nach Wohnraum weiter nach oben. Unternehmen und Menschen siedeln sich naturgemäß in und um Ballungszentren an. Obwohl es immer mehr Pendlerverkehr gibt, lassen sich beide vorzugsweise in der Nähe großer Autobahnen, Flughäfen und so weiter nieder. Folglich steigen die Immobilienpreise in den Groß- und Vorstädten oder in deren unmittelbarer Nähe in der Regel am stärksten an. Betrachten Sie die Regionen der Welt mit den höchsten Immobilienpreisen wie Singapur, Hongkong, Vancouver, San Francisco, Los Angeles, New York und Boston. Was diese Gebiete gemeinsam haben, sind viele Unternehmen, eine hohe Bevölkerungsdichte und ein begrenztes Angebot an Baugrund.
Abbildung 2.6: Eine Fülle von Investitionsmöglichkeiten gibt es auch außerhalb der eigenen Landesgrenzen.
Vergleichen Sie diese Gegenden mit ländlichen Regionen, in denen die Immobilienpreise aufgrund des größeren Angebots an
Bauland und der etwas geringeren Nachfrage nach Wohnraum in der Regel vergleichsweise niedriger sind.
Erzielen die Aktien kleinerer Unternehmen höhere Renditen? Aktien werden im Allgemeinen nach der Größe des emittierenden Unternehmens klassifiziert. Wenn ich in diesem Kontext von Aktien »kleinerer Unternehmen« (auch Small Caps oder Nebenwerte genannt) spreche, dann heißt das nicht zwingend, dass die ausgebenden Unternehmen tatsächlich Kleinunternehmen sind. Es heißt lediglich, dass sie noch nicht die Größe von Giganten wie IBM, Walmart oder Coca-Cola erreicht haben. Der Standard & Poor's 500 Index bildet die Wertentwicklung von 500 Aktien großer USUnternehmen ab, analog zum DAX, der die Wertentwicklung der 40 größten deutschen Unternehmen darstellt. Der Russell 2000 Index hingegen zeigt die Wertentwicklung von 2000 Aktien kleinerer US-Unternehmen an, analog zum deutschen SDAX, einem Auswahlindex für 70 kleinere Unternehmen. Aktien kleinerer Unternehmen haben in den letzten 70 Jahren besser abgeschnitten als die Aktien größerer Unternehmen. Im historischen Vergleich haben sie eine etwas höhere jährliche Rendite erzielt. Diese bessere Performance ist jedoch fast ausschließlich auf einen einzigen Hochleistungszeitraum von Mitte der 1970er- bis Anfang der 1980er-Jahre zurückzuführen. Wird dieser außer Acht gelassen, waren die Renditen von Aktien kleinerer Unternehmen praktisch identisch mit denen von Aktien großer Unternehmen. Beachten Sie außerdem, dass Aktien kleinerer Unternehmen in Abwärtsmärkten unter Druck geraten können. So sackten Small Caps im Zuge der Großen Depression zwischen 1929 und 1932 um mehr als 85 Prozent ab, während der S&P 500 um 64 Prozent fiel. Im Jahr 1937 brachen Small Caps um 58 Prozent ein, während der S&P 500 um 35 Prozent fiel. Und im Zeitraum zwischen 1969 und 1970 fielen die Aktien kleinerer Unternehmen um 38 Prozent, während der S&P 500 nur um 5 Prozent sank. Im Laufe der COVID19-Krise im Jahr 2020 fiel der S&P 500 um etwa 33 Prozent, während der Russell 2000 für kleinere Unternehmen um fast 44 Prozent fiel.
Renditen aus Kleinunternehmen Wie ich in Teil IV dieses Buches näher erläutere, haben Sie mehrere Möglichkeiten, das aufregende Potenzial von Kleinunternehmen für sich zu nutzen. Mit genügend Willen und
Entschlossenheit können Sie Ihr eigenes Kleinunternehmen gründen oder vielleicht sogar ein bestehendes Kleinunternehmen erwerben. Wenn Sie über das nötige Kapital verfügen und die Fähigkeit besitzen, Chancen und Risiken richtig einzuschätzen, können Sie auch in das Kleinunternehmen einer anderen Person investieren. Welche Renditen dürfen Sie sich von einem Kleinunternehmen erwarten? Kleinunternehmer wie ich selbst, die etwas tun, was ihnen wirklich Freude bereitet, werden Ihnen sagen, dass die immateriellen Gewinne des Kleinunternehmertums immens sein können! Aber auch die finanziellen Erträge können durchaus attraktiv sein … Die Zeitschrift Forbes veröffentlicht jedes Jahr eine Liste der reichsten Menschen der Welt. Ein Blick auf diese Liste zeigt, dass die meisten dieser Personen ihr Vermögen aufgebaut haben, indem sie das Risiko auf sich genommen und ein kleines Unternehmen gegründet haben, das groß wurde. Diese Personen erzielten außerordentlich hohe Renditen (oft Hunderte Prozent pro Jahr) auf die Summen, die sie in den Aufbau ihrer Unternehmen investierten. Sie haben außerdem die Möglichkeit, durch den Kauf und die Verbesserung eines bestehenden Kleinunternehmens potenziell hohe Renditen zu erzielen. Wie ich jedoch in Teil IV erörtere, fallen die Renditen aus neu gegründeten Unternehmen in der Regel höher aus. Im Gegensatz zu historischen Aktienmarktdaten ist es bedeutend schwieriger, Daten über die Erfolge (oder Misserfolge) von Investoren bezüglich der Anlage in kleine Privatunternehmen zu erhalten. Findige sogenannte Risikokapitalanleger oder -geber verfolgen ein aufregendes und lukratives Geschäft: Sie suchen nach kleineren Start-up-Unternehmen, von denen sie hoffen, dass diese schnell wachsen und schließlich an die Börse gehen werden, und investieren dort ihr Geld. Dabei erlauben sie es Außenstehenden, über eine Kommanditgesellschaft mit ihnen zu investieren. Um in das Geschäft einzusteigen, müssen Sie in der
Regel etwa 1 Million US-Dollar hinblättern. (Ich habe nie behauptet, dass es sich dabei um einen Investorenclub mit Gleichberechtigung handelt!) Risikokapitalgeber, die auch als Komplementäre (= unbeschränkt haftende Gesellschafter) bezeichnet werden, schöpfen in der Regel 20 Prozent der Gewinne ab und berechnen den Kommanditisten zusätzlich eine saftige jährliche Gebühr von 2 bis 3 Prozent auf den von ihnen investierten Betrag. Die Rendite, die für die Kommanditisten übrig bleibt, ist nicht gerade berauschend. Nach Angaben von Venture Economics haben Risikokapitalfonds im gleichen Zeitraum im Durchschnitt vergleichbare jährliche Renditen erwirtschaftet wie Börsenanleger, wobei die Komplementäre, welche die Risikokapitalfonds leiten, höhere Erträge erhalten als die Kommanditisten. Sie können versuchen, es den Komplementären der Risikokapitalfirmen gleichzutun, und direkt in ein (in der Regel dann weitaus kleineres und einfacheres) privates Kleinunternehmen investieren. Es ist natürlich alles andere als leicht, die Renditen von Risikokapitalgebern zu erzielen. Wenn Sie sich der Herausforderung, in ein Kleinunternehmen zu investieren, gewachsen fühlen, dann lesen Sie Kapitel 15, wo ich Ihnen erkläre, wie Sie dabei am besten vorgehen.
Ihre persönlichen Ziele festlegen Wie viel müssen oder wollen Sie erwirtschaften? Diese Frage mag Ihnen außerordentlich albern vorkommen, denn wer möchte nicht gerne möglichst hohe Gewinne erzielen? Doch auch wenn Investitionen in Aktien, Immobilien oder Kleinunternehmen Ihnen langfristig hohe Renditen bescheren können, so sind sie doch auch mit einem höheren Risiko verbunden, vor allem auf kurze Sicht.
Manche Menschen können mit diesem Risiko gar nicht umgehen, andere wiederum befinden sich vielleicht gerade in einer Lebensphase, in der sie es sich nicht leisten können oder wollen, größere Risiken einzugehen. Wenn Sie im Ruhestand sind (oder kurz davor), sind Ihr Portfolio und Ihre Nerven vielleicht nicht mehr in der Lage, zehn Jahre zu warten, bis sich Ihre risikoreicheren Anlagen nach einem großen Rückschlag wieder erholt haben. Vielleicht verfügen Sie auch bereits über ein ausreichend großes Vermögen, das es Ihnen erlaubt, Ihre finanziellen Ziele zu verwirklichen. Dann wollen Sie womöglich das, was Sie besitzen, lieber bewahren, anstatt es zugunsten von noch mehr Vermögen aufs Spiel zu setzen. Wenn Sie berufstätig sind, müssen und wollen Sie vermutlich dafür sorgen, dass Ihre Geldanlagen in einem gesunden Tempo wachsen; denn wenn sie nur langsam wachsen, können Sie Ihre persönlichen Ziele – wie ein Eigenheim zu besitzen, sorglos in den Ruhestand zu gehen oder den Beruf zu wechseln – womöglich nicht umsetzen.
Kapitel 3
Ein persönliches Finanzkonzept erstellen und umsetzen IN DIESEM KAPITEL Geld für Notfälle zurücklegen Ihre Schuldensituation bewerten Finanzielle Ziele festlegen Rente und Ausbildungskosten finanzieren Steuerfragen klären und verstehen Diversifizierungsstrategien erarbeiten Existenzielle Risiken durch Versicherungen abdecken
Bevor Sie irgendwelche größeren, vermögensbildenden Investitionen tätigen, empfehle ich Ihnen, erst mal Ihre ganzen Finanzen in Ordnung zu bringen. Ein einfaches Konzept für Ihr persönliches Finanzmanagement auszuarbeiten und umzusetzen, kann sich in den kommenden Jahrzehnten sehr für Sie auszahlen. Sie möchten wissen, wie Sie gesunde Renditen aus Ihren Anlagen erzielen können, anstatt sich finanziell zu ruinieren, richtig? Wer will das nicht? Obwohl Sie für höhere Erträge im Allgemeinen auch ein höheres Risiko in Kauf nehmen müssen (siehe Kapitel 2), stelle ich Ihnen in diesem Kapitel einige renditestarke und dennoch risikoarme Anlagen vor. Sie denken, das wäre zu schön, um wahr zu sein? Ich verstehe natürlich Ihre Skepsis, empfehle Ihnen aber, das Kapitel dennoch bis zum Ende zu lesen. Davon abgesehen, zeige ich Ihnen einige einfache
Möglichkeiten zur Verwaltung Ihres Geldes, die Sie bislang vielleicht übersehen haben.
Eine Notfallreserve aufbauen Man weiß nie, was das Leben bringt, daher ist es finanziell gesehen sinnvoll, eine leicht zugängliche Bargeldreserve für unerwartete Ausgaben zu haben. Wenn Sie gut verdienende und/oder gut situierte Angehörige (Eltern, Geschwister und so weiter) haben, dann können Sie möglicherweise auf eine dieser Personen als »Notfallkapitalgeber« zurückgreifen. (Allerdings sollten Sie sie um ihr Einverständnis bitten, bevor Sie sich darauf verlassen, Geld von ihnen zu erhalten!) Wenn Sie keine wohlhabende Familie haben, dann müssen Sie sich wohl oder übel selbst eine solche Notfallreserve aufbauen. Sorgen Sie dafür, dass Sie stets Zugriff auf mindestens drei (noch besser sechs) Monatsgehälter haben, um gegebenenfalls Ihre Lebenshaltungskosten decken zu können. Deponieren Sie dieses Notgeld auf einem Tagesgeldkonto (siehe Kapitel 7). Notfalls können Sie unter Umständen einen Kredit aufnehmen oder Ihre Immobilie beleihen, auch wenn diese Optionen weniger empfehlenswert sind. Wenn Sie kein finanzielles Sicherheitsnetz haben, könnten Sie gezwungen sein, eine Geldanlage (oder sonstige Vermögenswerte) zu verkaufen, für die Sie hart gearbeitet haben. Und der Verkauf einiger Anlagen, wie zum Beispiel Immobilien, kostet Sie unter Umständen nicht wenig Geld (aufgrund von Transaktionskosten, Steuern und so weiter). Nehmen wir den Fall von Warren, der ein Eigenheim besaß und gleichzeitig eine Anlageimmobilie im US-Bundesstaat Washington, welche er vermietete. Er fühlte sich finanziell abgesichert und schien es auch zu sein. Doch dann verlor Warren
seinen Job, häufte aufgrund eines Haftpflichtschadens Schulden an. Leider gewährte ihm seine Bank weder eine Hypothek noch einen Kredit, und er hatte auch keine anderen Quellen wie wohlhabende Verwandte, von denen er sich hätte Geld leihen können. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als seine – als Finanzinvestition gehaltene – Immobilie zu verkaufen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Warren war nicht in der Lage, eine andere Anlageimmobilie zu erwerben und konnte somit auch nicht von dem großen Wertzuwachs profitieren, den der Immobilienmarkt in den folgenden zwei Jahrzehnten verzeichnete. Inklusive Verkaufskosten und Steuern musste Warren etwa 15 Prozent des Verkaufspreises berappen, um seine Anlageimmobilie loszuwerden. Autsch!
Sollten Sie Ihre Notfallreserven in Aktien anlegen? Als die Zinssätze in den1990er-Jahren immer niedriger wurden, lohnte es sich immer weniger, Notfallreserven auf Tagesgeldkonten anzulegen. Als die Zinsen noch höher waren, stellten weniger Menschen die Sinnhaftigkeit einer Notfallreserve infrage. In den späten 1990er-Jahren jedoch, als die Leitzinsen niedrig waren und die Aktienmärkte Gewinnzuwächse von 20 Prozent pro Jahr verzeichneten, kamen die meisten Anleger gar nicht erst auf die Idee, sich eine niedrig verzinste Bargeldreserve anzulegen. Damals erschienen immer mehr Fachartikel, in denen Anlegern empfohlen wurde, ihre Notfallreserve einfach in Aktien zu halten. Schließlich kann man Aktien (insbesondere die von größeren Unternehmen) an jedem Börsenhandelstag ganz leicht verkaufen. Warum sich nicht die jährlichen Renditen von 20 Prozent gönnen, mit denen die Anleger in den 1990er-Jahren an der Börse verwöhnt wurden, anstatt nur ein paar armselige Prozent an Zinsen einzustreichen? Auf den ersten Blick klingt dieser Gedankengang großartig und auch ziemlich logisch. Wie ich jedoch in Kapitel 2 darlege, verzeichneten Aktien in der Vergangenheit durchschnittliche Wertzuwächse von etwa 7 bis 9 Prozent pro Jahr; während sie in manchen Jahren – in etwa einem Drittel der Zeit – auch an Wert verlieren, und das manchmal sogar erheblich. Aktien können innerhalb relativ kurzer Zeiträume um 20, 30, 50 Prozent oder gar mehr fallen. Denken Sie nur an die starken Kurseinbrüche in den frühen 2000er-Jahren, dann wieder im Zuge der Finanzkrise 2008 und zuletzt Anfang
2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie. Stellen Sie sich vor, ein solcher Kursrückgang passiert gerade dann, wenn bei Ihnen ein finanzieller Notfall eintritt – etwa durch den Verlust Ihres Arbeitsplatzes, eine dringend nötige Heizungs- oder Dachsanierung und so weiter – und Sie dringend an Ihr Geld müssen. In dieser Situation könnten Sie gezwungen sein, mit Verlust zu verkaufen, unter Umständen sogar mit einem erheblichen. Ich schlage daher vor, dass Sie Ihre Notfallreserve nur dann in Aktien anlegen sollten (idealerweise in gut diversifizierten Investmentfonds oder ETFs), wenn Sie einen finanzkräftigen nahen Verwandten oder irgendeine andere Kapitalquelle haben, die Sie im Notfall anzapfen können. In diesem Fall laufen Sie keine (oder zumindest weniger) Gefahr, Ihre Aktienbestände womöglich kurzfristig und mit Verlust verkaufen zu müssen, sollten Sie dringend Geld benötigen. Wie ich in Kapitel 5 erläutere, sind Aktien als längerfristige Anlage gedacht, nicht als Anlage, die Sie in naher Zukunft verkaufen wollen (oder müssen).
Ihre Schulden bewerten Ja, Schulden abzubauen ist lästig, aber es erleichtert Ihnen auch Ihre Anlageentscheidungen. Anstatt viel Zeit mit der Bewertung bestimmter Anlageformen zu verbringen, kann es für Sie unter Umständen weitaus lohnender sein, Ihre Schulden zu tilgen (sofern Sie welche haben und Ihre Einnahmen die Ausgaben übersteigen). In einigen Fällen kann genau das eine Ihrer besten »Geldanlagen« mit hoher Rendite und geringem Risiko darstellen. Vergleichen Sie am besten die Zinssätze, die Sie auf Ihre Schulden zahlen, mit potenziellen Renditen infrage kommender Anlagealternativen, um zu entscheiden, welche Schulden Sie als Erstes oder ganz generell abbezahlen sollten.
Verbraucherschulden in den Griff bekommen Einen Kredit aufzunehmen, zum Beispiel durch den Einsatz einer Kreditkarte, die Nutzung des eigenen Disporahmens oder eine Ratenzahlung beim Autokauf, ist so ziemlich die teuerste Art, sich Geld zu leihen. (Denken Sie daran, dass Autohändler es sich in der Regel leisten könnten, Ihnen einen besseren Preis für ein
Auto anzubieten, anstatt Ihnen einen kostenlosen oder günstigen Kredit zu gewähren.) Banken und andere Kreditgeber verlangen für Verbraucherkredite höhere Zinssätze als etwa für Annuitätendarlehen zum Kauf von Immobilien oder für Darlehen an Unternehmen zur Finanzierung einer Investition, die in der Regel gut besichert sind. Denn Verbraucherkredite stellen für einen Kreditgeber die risikoreichste Art von Darlehen dar. Viele haben Kreditkartenschulden, ein hoffnungslos überzogenes Girokonto oder andere Verbraucherschulden, wie zum Beispiel einen Autokredit, die 8, 10, 12 oder sogar 18 Prozent an Zinsen pro Jahr verschlingen (einige Kreditkartenunternehmen verlangen bei Zahlungsverzug Zinsen von über 20 Prozent!). Wenn Sie diese Schulden mithilfe Ihrer Ersparnisse reduzieren und schließlich tilgen, dann ist das so, als würden Sie Ihr Geld in eine Anlage stecken, deren garantierter steuerfreier Ertrag dem Zinssatz entspricht, den Sie für Ihre Schulden berappen müssen. Haben Sie beispielsweise Kreditkartenschulden mit einem Zinssatz von 15 Prozent zu zahlen, dann entspricht die Tilgung dieser Schulden einer Geldanlage mit einer garantierten steuerfreien jährlichen Rendite von 15 Prozent. Was Sie zudem nicht vergessen sollten: Da die Zinsen für Verbraucherschulden steuerlich nicht absetzbar sind, müssten Sie mehr als 15 Prozent erwirtschaften, indem Sie Ihr Geld anderweitig anlegen, um nach Abzug der Steuern eine Nettorendite von 15 Prozent zu erzielen. Erträge dieser Höhe sind äußerst unwahrscheinlich und würden ein hohes Anlagerisiko mit sich bringen. Verbraucherschulden gefährden Ihre langfristige finanzielle Gesundheit und Kaufkraft (ganz zu schweigen von der Einschränkung Ihrer Kreditwürdigkeit und damit künftigen Möglichkeiten, einen Kredit für ein Haus oder andere sinnvolle Investitionen aufzunehmen), weil sie Sie dazu verleiten, quasi ein Darlehen auf Ihr künftiges Einkommen aufzunehmen. Oft höre ich Leute sagen: »Ich kann mir die meisten Neuwagen nicht leisten –
sie sind doch so teuer!« Das stimmt natürlich, Neuwagen sind teuer; also müssen Sie Ihre Ziele niedriger ansetzen und sich eben einen guten Gebrauchtwagen kaufen, den Sie sich leisten können. Das Geld, das Sie für die monatlichen Raten des Autokredits hätten ausgeben müssen, können Sie stattdessen wieder investieren.
Hypothekenschulden zügig abzahlen Die schnelle Abzahlung Ihrer Hypothek bedeutet eine »Investition« für Ihr überschüssiges Bargeld, die für Ihre finanzielle Situation sinnvoll sein kann. Die Sinnhaftigkeit dieser Finanzstrategie ist jedoch auf den ersten Blick nicht so eindeutig wie bei der Abzahlung von hochverzinslichen Verbraucherschulden, denn Hypothekenzinsen sind in der Regel vergleichsweise niedriger (als die von Verbraucherkrediten). Oft lassen Hypothekendarlehen eine schnellere Tilgung zumindest in einem gewissen Rahmen zu. Das sollten Sie nutzen. Richtig eingesetzt, können Schulden Ihnen helfen, Ihre finanziellen Ziele zu erreichen – wie zum Beispiel ein Haus zu kaufen oder ein Unternehmen zu gründen, und Ihnen auf lange Sicht sogar Geld einbringen. Die Aufnahme eines Kredits für den Kauf eines Hauses ist vor allem dann sinnvoll, wenn beim Eigenheim die gesparte Miete dies rechtfertigt und ein Umzug in absehbarer Zeit wenig wahrscheinlich ist. Bei einem vermieteten Objekt kann ein solcher Kredit Ihnen ein entsprechendes Zusatzeinkommen und womöglich auch Steuervorteile verschaffen. Auf den langfristigen Wertanstieg einer fremdfinanzierten Immobilie sollten Sie hingegen nicht unbedingt setzen. Das kann ins Auge gehen. Falls die Laufzeit Ihres Hypothekendarlehens beziehungsweise die Zinsbindungsfrist in wenigen Jahren abläuft, machen Sie sich frühzeitig Gedanken über einen Anschlusskredit. Eventuell lohnt es sich, sich die aktuell günstigen Zinsen mithilfe eines ForwardDarlehens schon jetzt zu sichern. Machen Sie sich auch Gedanken zur Ratenhöhe und damit zur anfänglichen
Tilgungsrate (je höher, desto schneller ist das Darlehen abgezahlt). Vielleicht hat sich ja Ihre finanzielle Situation verbessert, sodass Sie höhere Raten stemmen können. Vielleicht können Sie zudem zwischenzeitlich angesparte Mittel einsetzen, sodass sich die benötigte Darlehenssumme reduziert. Selbst wenn Sie keine Gehaltserhöhung bekommen oder kein großes Vermögen geerbt haben, kann es zum Beispiel sein, dass Sie aufgrund Ihrer Sparsamkeit in der Lage sind, einen Teil Ihrer Schulden früher zu tilgen, als der Kreditgeber es verlangt. Ein Sondertilgungsrecht sollten Sie bei jedem Immobiliendarlehen vereinbaren. In Deutschland ist dies ohne Zinsaufschlag oft bis zu 5 oder gar 10 Prozent der Restschuld möglich. Bei vermieteten Immobilien kann es hingegen aus steuerlichen Gründen sinnvoll sein, das Darlehen möglichst lange aufrechtzuerhalten, da die Zinsen absetzbar sind. Sie sehen: Ob die schnelle Tilgung von Immobiliendarlehen sinnvoll für Sie ist, hängt von einer Reihe von Faktoren ab, unter anderem von Ihren anderen Anlagemöglichkeiten und Zielen.
Anlageoptionen in Betracht ziehen Wenn Sie überlegen, ob Sie Ihre Hypothek schneller abzahlen sollten, dann vergleichen Sie am besten Ihren Hypothekenzinssatz mit den Renditen infrage kommender Anlagearten (auf die ich in Kapitel 2 näher eingehe). Nehmen wir an, Sie haben eine festverzinsliche Hypothek mit einem Zinssatz von 4 Prozent. Wenn Sie sich nun entscheiden, Ihr Geld anzulegen, anstatt Ihre Hypothek schneller abzubezahlen, dann muss diese Geldanlage eine durchschnittliche jährliche Rendite vor Steuern von etwa 4 Prozent erbringen, um finanziell gesehen vorteilhafter zu sein als die Abzahlung der Hypothek. (Finanztechnisch sollte dieser Vergleich die Situation nach Steuern berücksichtigen, das Ergebnis wird sich dadurch jedoch vermutlich nicht sonderlich ändern).
Abgesehen von den fehlenden Mitteln (der häufigste Grund) gibt es noch weitere gute Gründe, Ihre Hypothek nicht schneller als nötig zu tilgen: Sie zahlen stattdessen in einen Sparplan ein, zum Beispiel in einen Riester- oder Rürup-Sparvertrag, der über Zulagen oder Steuervorteile staatlich bezuschusst wird. Eine schnellere Abzahlung Ihrer Hypothek bringt Ihnen keine steuerlichen Vorteile. Wenn Sie dagegen zusätzliches Geld im Rahmen einer Altersvorsorge investieren, können Sie wahlweise staatliche Zuschüsse bekommen oder Ihre Einkommensteuerlast sofort reduzieren. (Auf die verschiedenen geförderten Altersvorsorgemöglichkeiten gehe ich im Abschnitt »Ihren Ruhestand finanzieren« weiter hinten in diesem Kapitel näher ein). Sie sind bereit, in wachstumsorientierte, volatile Anlagen wie Aktien zu investieren. Um die Kosten Ihrer Hypothek tatsächlich mithilfe von Anlagerenditen ausgleichen zu können, müssen Sie bei der Auswahl Ihrer Anlagen schon eine relativ hohe Risikobereitschaft an den Tag legen. Wie in Kapitel 2 dargelegt, erbringen Aktien eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 7 bis 9 Prozent. Wesentlich mehr können Sie sogar noch verdienen, wenn Sie Ihr eigenes Kleinunternehmen gründen oder in die Unternehmen anderer investieren. Die Abzahlung einer Hypothek bindet einen größeren Teil Ihres Kapitals und schränkt somit Ihre Möglichkeiten ein, andere attraktive Investitionen zu tätigen. Risikobereiteren Anlegern erscheint die Abzahlung ihres Hauses im Gegensatz dazu geradezu als langweilig – das finanzielle Äquivalent dazu, Farbe beim Trocknen zuzusehen. Vergessen Sie jedoch nicht: Sie haben keine Garantie für hohe Renditen aus wachstumsorientierten Anlagen. Diese können innerhalb von ein oder zwei Jahren auch leicht 20 Prozent oder mehr an Wert verlieren.
Die Abzahlung Ihrer Hypothek erschöpft Ihre Notfallreserven. Manchen Menschen bereitet es Unbehagen, ihre Schulden schneller zu tilgen, wenn dadurch ihre Ersparnisse und Investitionen geschmälert werden. Dies ist ein psychologisches Phänomen. Wahrscheinlich wollen auch Sie nur ungern Ihre Schulden (schneller) abzahlen, wenn dadurch Ihr finanzielles Sicherheitspolster aufgebraucht wird. Stellen Sie sicher, dass Sie – beispielsweise über eine Notfallreserve auf einem Tagesgeldkonto oder eine andere Quelle (zum Beispiel ein Familienmitglied) – Zugang zu mindestens drei Monatsgehältern zur Deckung Ihrer monatlichen Lebenshaltungskosten haben (wie bereits weiter vorne im Abschnitt »Eine Notfallreserve aufbauen« erläutert). Lassen Sie sich nicht von dem Irrglauben leiten, dass ein möglicher Abschwung des Immobilienmarktes (wie ihn die meisten Regionen Mitte bis Ende der 2000er-Jahre erfahren haben) Ihnen potenziell mehr schaden könnte, wenn Sie Ihre Hypothek abzahlen. Ihr Haus ist wert, was es wert ist – sein Wert hat nichts mit Ihrer Schuldenlast zu tun. Sofern Sie nicht gerade bereit sind, Ihr Haus zu verlassen und die Schlüssel Ihrer Bank zu übergeben (zum Beispiel im Falle der Zahlungsunfähigkeit, was Ihren SCHUFA-Score und damit Ihre Kreditwürdigkeit stark beeinträchtigen würde), bekommen Sie die Auswirkungen eines Preisverfalls bei Immobilien immer voll und ganz zu spüren, unabhängig davon, wie hoch Ihre Hypothek ist.
Ihre finanziellen Ziele festlegen Vielleicht haben Sie nur ein einziges Ziel, das Sie mithilfe einer geeigneten Geldanlage erreichen möchten, vielleicht möchten Sie aber auch Geld für mehrere Zwecke gleichzeitig anlegen. Egal, was Sie anstreben – es ist ratsam, sich im Vorfeld über Ihre finanziellen Ziele klarzuwerden, bevor Sie mit der Geldanlage beginnen, sonst wissen Sie nicht, wie viel Sie ansparen müssen.
Als ich zum Beispiel in meinen Zwanzigern war, habe ich etwas Geld für den Ruhestand (sowie die langfristige finanzielle Unabhängigkeit) gespart, aber ich habe auch etwas beiseitegelegt, um gegebenenfalls meinen Job als Unternehmensberater jederzeit kündigen zu können. Ich wusste, dass ich Unternehmer werden wollte, dass ich aber in den ersten Jahren der Unternehmensgründung kein so stabiles oder hohes Einkommen erzielen würde wie in meinem Beraterjob. Meine beiden »Geldtöpfe« – einen für den Ruhestand (beziehungsweise die langfristige finanzielle Unabhängigkeit) und den anderen für das Polster zur Unternehmensgründung – habe ich entsprechend der jeweiligen Zielsetzung auf unterschiedliche Weise angelegt. Wie später in diesem Kapitel im Abschnitt »Den richtigen Anlagemix wählen« erklärt, kann man mit längerfristigen Geldern ein höheres Risiko eingehen, also habe ich den Großteil meines Guthabens für den Ruhestand in Aktienfonds angelegt. Mit dem Geld für die Gründung meines Kleinunternehmens verfuhr ich völlig anders. Dieses wollte ich auf keinen Fall in risikoreiche Aktien stecken – denn was wäre, wenn der Markt in dem Moment einbrechen würde, in dem ich bereit wäre, die Sicherheit meines Vollzeitjobs aufzugeben? Also legte ich das Geld sicher in einem Geldmarktfonds an, der gute Renditechancen bot, aber keinen Wertschwankungen unterworfen war.
Ihre Sparquote im Auge behalten Um sich Ihre finanziellen (und einige persönliche) Wünsche erfüllen zu können, müssen Sie Geld sparen – und auch Ihre persönliche Sparquote kennen. Diese entspricht dem Prozentsatz Ihres letztjährigen Einkommens, den Sie definitiv gespart und nicht anderweitig ausgegeben haben. Vielleicht wissen Sie schon ohne diese ganzen Berechnungen, dass Ihre Sparquote niedrig, kaum oder nicht vorhanden oder gar negativ ist, und dass Sie folglich mehr sparen müssen.
Als kluger Anleger müssen Sie eine Vorstellung davon haben, wie viel Sie sparen müssen, um Ihre persönlichen finanziellen Ziele zu verwirklichen. Nicht zu wissen, was Sie in zehn oder mehr Jahren tun werden oder wollen, ist völlig normal – schließlich ändern sich Ihre Ziele und Bedürfnisse im Laufe der Jahre. Das heißt aber nicht, dass Sie einfach die Hände in den Schoß legen und sich nicht darum bemühen sollten festzustellen, wo Sie heute finanziell stehen beziehungsweise in Zukunft stehen wollen. Ihre persönliche Sparrate zu kennen, hilft Ihnen bei der Einschätzung, welche Risiken Sie eingehen müssen, um Ihre Ziele umzusetzen. Wenn Sie darüber hinaus wissen, wie viel Geld Sie benötigen, um Ihre Träume zu verwirklichen, dann kann Sie das dazu verleiten, risikoreichere Anlageformen zu wählen. Wenn Sie während Ihrer Arbeitsjahre konstant etwa 10 Prozent Ihres Jahreseinkommens zurücklegen, können Sie vermutlich genügend ansparen, um Ihre Ziele zu erreichen (es sei denn, Sie wollen relativ früh in Rente gehen). Im Durchschnitt benötigen die meisten Menschen im Ruhestand etwa 75 Prozent ihres Vorruhestandseinkommens, um ihren Lebensstandard zu halten. Falls Sie – wie so viele – nicht genug sparen, dann müssen Sie Ihre Hausaufgaben machen. Um mehr beiseitelegen zu können, müssen Sie entweder Ihre Ausgaben reduzieren oder mehr verdienen (oder beides). Für die meisten ist eine Einschränkung bei den Ausgaben der praktikablere Weg zu einer höheren Sparquote.
Um Ihre Ausgaben zu senken, müssen Sie zuerst herausfinden, wofür Sie Ihr Geld ausgeben. Vermutlich haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon, aber Sie brauchen Fakten. Prüfen Sie Ihr Girokonto, Ihre Onlinerechnungen, Kreditkartenabrechnungen und alle anderen Unterlagen, aus denen Ihre Ausgaben ersichtlich werden. Rechnen Sie zusammen, wie viel Sie zum Beispiel für Restaurantbesuche, den Unterhalt Ihres (oder Ihrer) Autos, Ihre Steuerzahlungen und alles andere ausgeben. Erst wenn Sie diese Informationen haben, können Sie anfangen, Prioritäten zu setzen und die notwendigen Abstriche zu machen, um Ihre Ausgaben zu kürzen und Ihre Sparquote zu erhöhen. Ein besseres Einkommen kann ebenfalls dazu beitragen, Ihre Sparrate zu erhöhen. Vielleicht können Sie einen besser bezahlten Job annehmen oder die Zahl Ihrer Arbeitsstunden erhöhen. Wenn Sie bereits (zu) viel arbeiten, dann ist es für Ihr seelisches und wirtschaftliches Wohlbefinden in der Regel besser, lediglich Ihre Ausgaben einzuschränken. Wenn Sie nun so gar nicht wissen, wie Sie Ihre Ausgaben richtig einschätzen und reduzieren können, wenn Sie bisher weder über Ihre Ziele für den Ruhestand nachgedacht noch eine genaue Vorstellung davon haben, wie hoch Ihre Rente ausfallen wird oder wie viel Sie fürs Alter ansparen sollten, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, all diese Dinge in Erfahrung zu bringen. Es gibt inzwischen unzählige Apps, die es Ihnen erleichtern, ein Haushaltsbuch zu führen. Das lohnt sich, um unnötigen Ausgaben auf die Spur zu kommen.
Geldanlagen für Paare Im Laufe der Jahre haben Sie vermutlich gemerkt, wie schwierig es sein kann, sich im Geldanlagelabyrinth zurechtzufinden und solide Anlageentscheidungen für sich selbst als Einzelperson zu treffen. Wenn Sie einen Partner oder eine Partnerin haben und somit noch eine weitere Person berücksichtigen müssen, wird der Umgang mit diesen Fragen doppelt schwierig, da hierbei meist
unterschiedliche Persönlichkeiten sowie Einstellungen in Sachen Geld aufeinandertreffen. Aus meiner Erfahrung als Vermögensberater weiß ich, dass bei den meisten Paaren in der Regel eine Person die Hauptverantwortung für die Verwaltung der Haushaltsfinanzen, einschließlich der Geldanlagen übernimmt. Wie in jeder guten Beziehung oder Ehe sind auch in punkto Geldanlagen diejenigen Paare am erfolgreichsten, die gut miteinander kommunizieren, vorausschauend planen und Kompromisse eingehen können. Zur Veranschaulichung ein paar Beispiele: Martha und Alex vereinbarten, sich alle drei bis sechs Monate zusammenzusetzen, um finanzielle Angelegenheiten zu besprechen. In Bezug auf Geldanlagen erstellte Martha regelmäßig eine Liste von Ideen, zu der Alex seine Meinung kundtat und erklärte, was ihm an den einzelnen Optionen gefiel oder nicht, und warum. Alex tendierte zu aggressiveren, wachstumsorientierten Anlagen, während Martha konservative, weniger volatile Anlagen bevorzugte. So waren sie letztendlich gezwungen, einen Kompromiss zu finden, und entwickelten daher ein diversifiziertes Portfolio mit mäßig aggressiven Anlageformen. Martha und Alex arbeiteten somit im Team, diskutierten verschiedene Optionen, schlossen Kompromisse und trafen gemeinsam Entscheidungen, mit denen sie beide einverstanden waren. Anlageideen, bei denen sich einer von beiden sehr unwohl fühlte, wurden verworfen. Bei Melissa und Henry lief es dagegen nicht so glatt. Über Geldanlagen diskutierten die beiden lediglich im Rahmen hitziger Auseinandersetzungen. Melissa kritisierte Henry oft für seinen Umgang mit dem gemeinsamen Geld. Henry ging daraufhin in die Defensive und kritisierte Melissa wegen anderer Dinge. Einen Großteil ihres Geldes hatten die beiden auf einem niedrig verzinsten Bankkonto deponiert, und sie machten nur äußerst selten langfristige Pläne und trafen ebenso selten gemeinsame Entscheidungen hinsichtlich ihrer finanziellen Situation. Melissa und Henry sahen einander – sowohl in dieser Hinsicht als auch offenbar ganz generell – als Gegner an, stritten und kritisierten einander eher, als dass sie diskutierten, und blieben untätig, weil sie nicht in der Lage waren, Kompromisse zu schließen und Vereinbarungen zu treffen. Sie brauchten eine Motivation, um ihr Verhalten gegenüber einander zu ändern, sowie eine kompetente Vermögensberatung für Paare, um in punkto Geldanlage doch noch auf einen grünen Zweig zu kommen. Eine harmonische Ehe und eine gesunde Finanzlage gehen Hand in Hand miteinander. Falls Sie mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie Melissa und Henry, sollten Sie um jeden Preis verhindern, dass diese sich verfestigen. In diesem Kontext finde ich ein Zitat des berühmten Psychologen Dr. Phil McGraw in Bezug auf Hindernisse und Veränderungen äußerst passend: »Man
kann nicht ändern, was man nicht anerkennt.« Dieser Aussage kann ich nur zustimmen, auch und gerade, wenn es um Geldprobleme und Anlagefragen geht. Als Vermögensberater habe ich es immer als eine der schwierigsten, aber gleichzeitig auch wertvollsten Aufgaben empfunden, Paaren, die hinsichtlich Geldfragen in unproduktiven Verhaltensmustern feststeckten, zu helfen, ihre Probleme auf den Tisch zu bringen. Für diese Paare bestand der wichtigste Schritt darin, sich überhaupt erst einmal zusammenzusetzen, um ihr Finanzmanagement zu besprechen. Anschließend fiel es ihnen in der Regel leichter, ihre unterschiedlichen Standpunkte zu erläutern und dann Kompromisse vorzuschlagen, um so letztendlich gemeinsam eine fruchtbare Finanzstrategie zu entwickeln.
Geeignete Anlageformen finden Es gibt viele gute Anlagemöglichkeiten: Sie können in Immobilien, Aktien, Investmentfonds, ETFs oder Ihr eigenes Kleinunternehmen (oder das einer anderen Person) investieren. Oder Sie können Ihre Hypothek oder andere Verbindlichkeiten (falls vorhanden) schneller abzahlen. Was für Sie am sinnvollsten ist, hängt sowohl von Ihren individuellen finanziellen Zielen als auch von Ihren persönlichen Vorlieben ab. Wenn Sie eher der vorsichtige Typ sind, nur äußerst ungern Risiken eingehen und eine Abneigung gegen besonders volatile, also potenziell im Wert stark schwankende Anlageformen hegen, dann kann die (schnellere) Abzahlung Ihrer Hypothek oder anderer Schulden, wie weiter vorne in diesem Kapitel erläutert, sinnvoller sein als eine Investition am Aktienmarkt. Um herauszufinden, welche Anlageformen Ihnen am ehesten liegen, sollten Sie überlegen, wie Sie damit umgehen würden, wenn eine Ihrer Geldanlagen innerhalb weniger Jahre um 20, 40 oder gar mehr Prozent einbricht (oder ob Sie überhaupt damit umgehen könnten). Einige aggressivere Anlagearten können schnell im Wert fallen. (Beispiele dazu finden Sie in Kapitel 2). Wenn ein solches Szenario Sie dazu verleiten könnte, mit hohen Verlusten zu verkaufen, oder Sie gar zu einem nervlichen Wrack machen würde, dann sollten Sie besser die Finger von Anlagen in Aktien, Immobilien oder Kleinunternehmen lassen. Wenn Sie sich
diesbezüglich nicht sicher sind (es aber dennoch versuchen wollen) und/oder risikoreichere Anlagen noch nicht ausprobiert haben, dann sollten Sie zumindest zuvor (mit geringem Einsatz) ein wenig herumexperimentieren, um zu sehen, wie Sie sich mit der jeweiligen Geldanlage fühlen. Eine einfache Methode, das Risiko volatiler Anlagen zu reduzieren, besteht darin, Ihr Portfolio zu diversifizieren – das heißt, Ihr Geld möglichst in verschiedene Anlageformen zu investieren. Damit das funktioniert, müssen Sie die Gesamtentwicklung Ihres Portfolios im Laufe der Zeit im Auge behalten und dürfen sich nicht verunsichern lassen, wenn bestimmte Anlagen zwischenzeitlich schlechter abschneiden. Auch ist es hilfreich, die Kurse nicht allzu genau zu verfolgen – das ist auch einer der Gründe, warum Immobilienanleger bei sinkenden Preisen weniger Gefahr laufen, die Nerven zu verlieren und auszusteigen. Börsenanleger hingegen können leider täglich – und sogar minütlich – die aktuellen Kurse abfragen (und tun dies in der Regel auch). Kombiniert man diese Tatsache mit den heutigen Möglichkeiten, mittels eines einzigen Mausklicks Aktien blitzschnell loszuwerden, dann hat man alle Zutaten für kurzsichtige Anlageentscheidungen – und damit eine mögliche finanzielle Katastrophe.
Ihren Ruhestand finanzieren Geld zu sparen, ist für die meisten Menschen schwierig. Machen Sie sich diese Aufgabe nicht noch schwieriger oder gar unmöglich, indem Sie auf die Steuervorteile verzichten, die mit rentenbezogenen Anlageformen einhergehen.
Staatliche Förderung in Anspruch nehmen und Steuervorteile nutzen
In Deutschland fördert der Staat die private Altersvorsorge mit Steuervorteilen und teilweise auch mit direkten Zulagen. Aber auch wenn Sie keinen Vertrag mit staatlicher Förderung abschließen, können Sie bestimmte steuerliche Besonderheiten nutzen, um günstig vorzusorgen. Ihre Möglichkeiten: ein Rürup-Vertrag ein Riester-Vertrag Aktien- und Fondsinvestments ohne staatliche Förderung
Rürup-Vertrag: Hauptsächlich für Selbstständige gedacht Steuervorteile erhalten Sie etwa, wenn Sie einen Rürup-Vertrag abschließen. Hier gibt es nicht nur Rentenversicherungsverträge, die üblicherweise äußerst niedrige Renditen abwerfen, sondern auch Fondssparpläne, deren Renditen – bei höherem Risiko – höher ausfallen können. Wie hoch, das hängt davon ab, wie gut der Anbieter Ihr eingezahltes Geld anlegt. Bis zu 20.000 Euro können Sie jährlich in einen Rürup-Vertrag einzahlen, wobei auch Einzahlungen in andere Alterssicherungssysteme hierbei mitzählen. Den vollen Betrag können zumeist nur Selbstständige nutzen, die nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen (müssen). Wenngleich Rürup theoretisch also allen Interessenten offensteht, profitieren somit die Selbstständigen am meisten. Zu den Einzelheiten: Benannt ist dieses Altersvorsorgemodell nach dem früheren Wirtschaftsweisen Bert Rürup, offiziell heißen diese Verträge aber »Basisrente«. Einen bestimmten – und bis 2025 wachsenden – Prozentsatz dieses Geldes können Sie von der Steuer absetzen: 2022 sind dies 94 Prozent, 2023 sind es 96 Prozent, 2024 sind es 98 Prozent und 2025 sind 100 Prozent. Ihrer Einzahlungen steuerlich absetzbar. Versteuert werden müssen hingegen die laufenden Auszahlungen, die üblicherweise als Monatsrente erfolgen. Da im Rentenalter allerdings das zu versteuernde Einkommen geringer ist als während des Erwerbslebens, bringt diese sogenannte nachgelagerte Besteuerung üblicherweise zumindest Progressionsvorteile mit
sich: Der persönliche Steuersatz ist dann niedriger. Wer einen Rürup-Vertrag abschließt, ist allerdings bis zum Rentenalter daran gebunden und kann ihn nicht einfach kündigen, wenn er Geld braucht. Damit erweist sich diese staatlich geförderte Form der Altersvorsorge in der Praxis als reichlich unflexibel.
Riester-Vertrag: Besonders attraktiv für Eltern Auch in einem Riester-Vertrag ist Ihr Geld lange und fest gebunden. Benannt ist diese Vorsorgeform nach dem früheren Bundesarbeitsminister Walter Riester. Die staatlichen RiesterZulagen bekommen alle, die wahlweise verbeamtet sind oder angestellt und dabei gesetzlich rentenversicherungspflichtig. Sie müssen nur einen entsprechenden Riester-Vertrag abschließen. Auch der Ehepartner oder die Ehepartnerin einer solchermaßen zulagenberechtigten Person kann einen eigenen Riester-Vertrag abschließen und für sich selbst Zulagen erhalten. Die Förderung gewährt der Staat in erster Linie über Zulagen für Einzahlungen von bis zu 4 Prozent des rentenversicherungspflichtigen Bruttovorjahreseinkommens (maximal 2.100 Euro). Der Staat zahlt bis zu 175 Euro Grundzulage pro Jahr und zusätzlich für jedes Kind, für das noch eine Kindergeldberechtigung besteht, bis zu 185 Euro, bei ab 2008 geborenen Kindern sogar bis zu 300 Euro. Darüber hinaus ist eine Steuerersparnis möglich, sofern die (im Detail recht komplex ausgestalteten Voraussetzungen) dafür gegeben sind. Sie müssen sich jedoch nicht um die Frage kümmern, ob Sie den Steuervorteil erhalten; Sie geben Ihren Riester-Vertrag einfach in der Einkommensteuererklärung an und reichen die entsprechende Bescheinigung fürs Finanzamt ein – und der Fiskus prüft dann von selbst, ob Ihnen Ihr Riester-Vertrag auch eine Steuerersparnis beschert. Riester-Verträge gibt es in unterschiedlicher Form, etwa als Banksparplan, als Fondssparplan, als Rentenversicherung oder als »Wohn-Riester« und damit als Möglichkeit, das Darlehen fürs selbstgenutzte Eigenheim staatlich bezuschussen zu lassen.
Wann und für wen lohnt sich »Riestern«? – Vor allem für Eltern mit vielen Kindern. Die Kinderzulagen werden üblicherweise der Frau gutgeschrieben, aber Sie können dem Anbieter auch andere Vorgaben machen. Bei Gutverdienern ist vor allem die Steuerersparnis interessant, die oft weit über die gewährten Zulagen hinausreicht. Aber auch Riester-Verträge sind unflexibel: Eine Kündigung in der Ansparphase bedeutet den sofortigen Verlust aller bislang gewährten Zulagen und Steuervorteile; und die Ansparphase ist, je nach Jahrgang des Vertragsinhabers, frühestens mit 65 bis 67 Jahren (Männer) beziehungsweise 60 bis 62 Jahren (Frauen) zu Ende. Die Auszahlung erfolgt immer in Form einer lebenslangen Monatsrente, maximal ein Drittel der angesparten Summe können Sie sich zu Beginn der Auszahlungsphase als Einmalzahlung gutschreiben lassen. Riester-Verträge haben noch einen weiteren Nachteil, der zumeist aber als Vorteil verkauft wird: Der Staat macht den Anbietern die Auflage, den Vertragsinhabern mindestens das eingezahlte Geld plus die erhaltenen Zulagen gewähren zu müssen. Das aber heißt: Die Anlage ist extrem konservativ und vorrangig auf die Vermeidung von Verlusten ausgerichtet. Allzu aktienlastig fällt also auch ein Riester-Fondssparplan nicht aus, und mit zunehmendem Alter des Vertragsinhabers wird frühzeitig in verlust- und damit auch renditearme Geldanlagen umgeschichtet. Damit sind Riester-Verträge in Sachen Rendite nicht allzu attraktiv. In die Kritik geraten sind diese Verträge außerdem wegen ihrer Komplexität. Viele Anbieter sind inzwischen ausgestiegen und die Politik sucht aktuell nach neuen Formen staatlich geförderter Altersvorsorgemöglichkeiten. Noch (Stand: Februar 2022) gibt es aber keine solche Alternative.
Aktien- und Fondsinvestments ohne staatliche Förderung – trotzdem steuerbegünstigt Sie wissen jetzt: Rürup- und Riester-Verträge locken mit staatlicher Förderung, sind aber dafür unflexibel. Eine andere Möglichkeit der finanziellen Vorsorge erscheint daher attraktiv – auch deshalb, weil sie vergleichsweise günstig besteuert wird: der Kauf von Wertpapieren, also Aktien oder offene Investmentfonds.
Ob Sie nun Einmalkäufe tätigen oder regelmäßig eine feste Summe in einen Sparplan stecken: Steuerlich hat das Vorteile. Denn die Erträge aus dieser Geldanlage unterliegen nicht der persönlichen Einkommensteuer, deren Steuersatz bis zu 42 Prozent, bei besonders wohlhabenden Menschen sogar mit bis zu 45 Prozent zu Buche schlägt. Stattdessen gilt für Kapitaleinkünfte, also Zinsen, Dividenden und Kursgewinne, lediglich die sogenannte Kapitalertragsteuer, landläufig auch Abgeltungsteuer genannt. Sie beläuft sich auf lediglich 25 Prozent (mit einem kleinen Aufschlag für Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer). Bei Kursgewinnen kommt noch ein gewisser Steuerstundungseffekt hinzu: Denn die Abgeltungsteuer wird erst bei Verkauf der betreffenden Geldanlagen erhoben. Solange eine Aktie oder ein Fonds also in Ihrem Depot liegt, ohne dass Sie das Wertpapier verkaufen, wird keine Steuer fällig. Nur bei Fonds gibt es seit 2018 einen bestimmten Sofortabzug auf Fondsebene und dafür eine Verschonung bei der Abgeltungsteuer – die Regeln sind komplex, sie im Detail darzustellen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. (Mehr zum Thema Steuern lesen Sie weiter hinten in diesem Kapitel im Abschnitt »Die Steuerlast für nicht staatlich geförderte Anlagen gering halten«.) Übrigens gilt das Gesagte auch für Zinsanlagen, also beispielsweise Tagesgeld-, Spar- oder Festgeldkonten sowie Anleihen, Renten- und Geldmarktfonds. Sie sehen also: Die Geldanlage per se ist steuerlich privilegiert im Vergleich zu Arbeitseinkommen oder anderen Einkünften – was Sie dazu motivieren sollte, das Sparen beherzt in Angriff zu nehmen. Je früher Sie mit dem Sparen beginnen, desto weniger schmerzhaft ist es, jedes Jahr genug anzusparen, um Ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Und warum? Weil Ihre Beiträge sich so über längere Zeit hinweg akkumulieren und im Wert steigen können. Mit jedem Jahrzehnt, in dem Sie nichts ansparen, verdoppelt sich ungefähr der Prozentsatz Ihres Einkommens, den Sie sparen
müssen, um Ihre finanziellen Ziele zu verwirklichen. Wenn Sie beispielsweise in Ihren frühen Zwanzigern 5 Prozent pro Jahr sparen müssten, um Ihr Ruhestandsziel zu erreichen, dann müssten Sie, wenn Sie bis zu Ihren Dreißigern warten, 10 Prozent jährlich sparen, um Ihr Ziel dennoch zu erreichen; wenn Sie bis zu Ihren Vierzigern warten, sind es 20 Prozent, jenseits davon werden die Zahlen dann regelrecht entmutigend. Wenn Sie gerne Geld ausgeben und das Leben im Hier und Jetzt genießen, dann sollten Sie umso motivierter sein, möglichst früh mit dem Sparen zu beginnen. Je länger Sie damit warten, desto mehr müssen Sie letztendlich sparen und desto weniger können Sie heute (und in den kommenden Jahren) ausgeben (und genießen)!
Betriebliche Altersvorsorge Wenn Sie ein Arbeitseinkommen erzielen, haben Sie die Möglichkeit zur betrieblichen Altersvorsorge. Der Arbeitgeber muss diese anbieten, das ist vorgeschrieben. In Deutschland gibt es hierfür mehrere Optionen (und hier hat der Arbeitgeber die Wahl, welche er anbietet): Eine Direktzusage ist Geld, das direkt aus der Unternehmenskasse stammt. Diese Vorsorgeform ist aber vergleichsweise selten. Häufiger sind betriebliche Renten, die vorher in irgendeiner Form über Zahlungen des Arbeitgebers an einen externen Finanzdienstleister angespart worden sind, namentlich eine Unterstützungskasse, eine Pensionskasse oder ein Pensionsfonds. Die Einzahlungen werden für Sie angelegt und später als Rente an Sie ausgezahlt. Das ist auch bei der weitaus häufigsten Form einer betrieblichen Altersvorsorge der Fall, der sogenannten Direktversicherung. Das ist eine private Rentenversicherung, die der Arbeitgeber für Sie abschließt, bei der aber Sie die versicherte Person sind. Bei Eintritt in die Rente kommen Ihnen dann die regelmäßigen Renten zugute, die übrigens aus Gehalts- beziehungsweise Entgeltumwandlungen und aus Zuschüssen vom Arbeitgeber stammen, die der Direktversicherer für Sie angelegt hat. Dass der
Arbeitgeber die Einzahlungen bezuschusst, ist übrigens seit 2019 gesetzlich vorgeschrieben. Er muss 15 Prozent der Entgeltumwandlung (also der Einzahlungen, die aus Ihrem Gehalt stammen) obendrauf legen, so will es der Gesetzgeber. Die Einzahlungen sind bis zu bestimmten Höchstgrenzen von der Steuer und von Sozialversicherungen befreit. Das Ganze klingt höchst attraktiv, hat aber in der Praxis gleich mehrere Pferdefüße: Bei einem Jobwechsel ist nicht unbedingt gesagt, dass Sie den bestehenden Vertrag zum neuen Arbeitgeber mitnehmen und dort weiterführen können. Sie können diesen zwar dann beitragsfrei stellen und bis zur Auszahlung behalten. Aber er wird dann eben nicht weiterbespart. Oder Sie leisten die Einzahlungen aus eigenen Mitteln – dann geht die Befreiung von der Steuer und Sozialversicherung verloren. Das ist, gelinde gesagt, blöd. Dass die Versicherungen üblicherweise bei Beitragsfreistellung schon mal eine happige Stornogebühr verlangen und damit vom bislang Ersparten abziehen, macht die Sache nicht besser. Die Auszahlungen aus der Direktversicherung sind nicht bloß steuerpflichtig, sondern unterliegen auch der Krankenversicherung. Besonders bekloppt ist hier die Regelung, dass die versicherte Person (also Sie, wenn Sie einen solchen Vertrag haben) dann sowohl den Arbeitgeberals auch den Arbeitnehmeranteil an der Krankenversicherung zahlt; dieser wird einfach von Ihrer Monatsrente abgezogen. Etwas beruhigend ist lediglich die Tatsache, dass dies erst für Beträge gilt, die 164,50 Euro pro Monat übersteigen (Stand: 2022). Die Renditen sind bei privaten Rentenversicherungen ausgesprochen gering; und Direktversicherungen bilden da keine Ausnahme. Denn der Gesetzgeber zwingt die Rentenversicherungen zu einer extrem konservativen Form der Geldanlage, bei der Aktien und Fonds die Ausnahme und festverzinsliche (und in der Realität damit schlecht verzinste) Geldanlagen die Regel sind. Das heißt: Ihr Geld vermehrt sich in solchen Verträgen fast nicht.
Fazit: Seien Sie vorsichtig mit einer betrieblichen Altersvorsorge, besonders in Form einer Direktversicherung. Sie ist meist nicht das Gelbe vom Ei.
Private Rentenversicherungen (Private Leibrenten) Viele Menschen, die Geld für den Ruhestand zurücklegen möchten, schließen auf eigene Faust eine private Rentenversicherung ohne staatliche Förderung ab. Die späteren Auszahlungen, Leibrente genannt, sollen die sonstigen Ruhestandsbezüge ergänzen. Es gibt auch Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht. Das bedeutet: Der Versicherungsnehmer kann bei Fälligkeit entscheiden, ob er die Auszahlung in einer Summe haben möchte oder als regelmäßige, zumeist monatliche Rente. Möglich ist außerdem, über solche Verträge die nächsten Angehörigen abzusichern. Sollten Sie als Vertragsnehmer während der sogenannten Ansparphase versterben (das heißt bevor Sie die Fälligkeitsleistung erhalten), erhält die von Ihnen benannte »begünstigte Person« die Todesfallsumme, sprich den Betrag, der als Hinterbliebenenschutz vereinbart ist. »Begünstigt« kann etwa der Ehepartner beziehungsweise die Ehepartnerin oder die Kinder sein. Die steuerliche Behandlung solcher Rentenversicherungen in Deutschland hängt von mehreren Dingen ab, unter anderem … vom Abschlussjahr einer solchen Versicherung, von der Frage, welcher Teil der gesamten Einzahlungen für den Hinterbliebenenschutz und welcher für die Fälligkeitsleistung im Erlebensfall zurückgelegt wird, von der Laufzeit und der Dauer geleisteter Einzahlungen, von der Frage, ob Sie sich die Fälligkeitsleistung als Einmalbetrag oder als Rente auszahlen lassen.
Beiträge zu privaten Rentenversicherungen sind nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen steuerlich absetzbar. Solche Rentenversicherungen verursachen, gemessen an der vergleichsweise geringen Versicherungssumme, höhere jährliche Kosten als viele andere Geldanlagen, und sie erzielen überdies mehrheitlich eine unattraktive Verzinsung. Deshalb sollten Sie nicht in eine private Rentenversicherung investieren. Denn Ihnen stehen andere Anlagemöglichkeiten zur Verfügung, die weitaus profitabler, steuerlich günstiger und zudem transparenter sind. Zur Absicherung Ihrer Lieben ist es weitaus besser, Sie schließen eine Risikolebensversicherung ab, die nur im Todesfall zahlt, aber keine Zahlung(en) bei Fälligkeit vorsieht. Solche Policen sind weitaus günstiger zu haben – und das gesparte Geld investieren Sie dann lieber in eine rentablere Geldanlage.
Die Steuerlast für nicht staatlich geförderte Anlagen gering halten Geldanlagen, die nicht vom Staat mit Zuschüssen oder Steuervergünstigungen gefördert werden, unterliegen, wie bereits erwähnt, der Kapitalertragsteuer in Höhe von 25 Prozent (Stand: Februar 2022). Dies betrifft Gewinne aus Wertpapieren (Kursgewinne, Zinsen, Dividenden) genauso wie die Guthabenzinsen, die Sie etwa auf Tagesgeld-, Festgeld- oder Sparkonten erhalten. Landläufig ist hier auch von »Abgeltungsteuer« die Rede. Zusammen mit Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer beläuft sich die Steuerbelastung auf 26,375 bis 28,625 Prozent. Hier heißt es aber aufgepasst, dass Sie nicht zu viel zahlen. Um dies zu vermeiden, müssen Sie wissen, wie das System funktioniert
und wo Sie eventuell tätig werden müssen, dass kein ungewollter Steuerabzug erfolgt. Die Abgeltungsteuer behält die Depot- oder kontoführende Bank üblicherweise von Ihren Gewinnen ein und führt sie direkt an den Fiskus ab. Von der Steuer verschont bleibt aber der sogenannte Sparerpauschbetrag in Höhe von derzeit 801 Euro pro Person, bei zusammen veranlagten Ehepaaren sind es 1.602 Euro. Eine Anhebung auf 1.000 (Einzelperson) beziehungsweise 2.000 Euro (Ehepaar) ist geplant, aber bislang vom Gesetzgeber noch nicht beschlossen (Stand: Februar 2022). Wenn Sie nicht tätig werden, führt die Bank die Abgeltungsteuer vom ersten Euro Gewinn an direkt ans Finanzamt ab. Das heißt, sie wird von laufenden Dividenden und Zinsen einbehalten und ebenso von Kursgewinnen, die Sie durch den Verkauf von Wertpapieren erzielen.
Wichtigster Schritt: der Freistellungsauftrag Wenn Sie möchten, dass besagter Sparerpauschbetrag gleich von Ihrer Bank berücksichtigt wird, dann müssen Sie ihr unbedingt einen sogenannten Freistellungsauftrag oder wenn es mehrere Banken sind, auch mehrere Freistellungsaufträge erteilen. Damit erfolgt der Steuerabzug wirklich erst oberhalb des Sparerpauschbetrags. Dazu schätzen Sie am besten im Vorfeld ab, wie viele Gewinne bei welcher Bank voraussichtlich anfallen werden. Dann teilen Sie den Sparerpauschbetrag so auf die verschiedenen Freistellungsaufträge auf, dass die freigestellten Beträge möglichst überall voll ausgeschöpft werden. Es gilt zu vermeiden, dass bei einer Bank oberhalb des freigestellten Betrags schon Gewinne anfallen, von denen sie Steuern abführen muss, während der freigestellte Betrag so hoch ist, dass er ungenutzt bleibt. Was aber tun, wenn das trotzdem der Fall ist? Dann sollten Sie sich die zu viel gezahlte Kapitalertragsteuer vom Finanzamt zurückholen. Das geht problemlos über die
Einkommensteuererklärung (Anlage KAP). Hier tragen Sie einfach die aufsummierten Daten aus all Ihren Anlagekonten und Depots ein. Diese Daten entnehmen Sie einfach der Jahressteuerbescheinigung, die Sie auf Wunsch von Ihrer Bank erhalten. Das Finanzamt erstattet Ihnen dann die Abgeltungsteuer, die schon abgeführt wurde, obwohl Sie den Sparerpauschbetrag noch gar nicht vollständig nutzen konnten.
Manchmal sinnvoll: Verlustbescheinigung ausstellen lassen Noch eine zweite Gefahr führt zu einer ungewollten Überzahlung von Abgeltungsteuern: Wenn bei der einen Bank Kursgewinne anfallen und bei der anderen Verluste. Innerhalb eines Depots sind Kursgewinne und -verluste problemlos miteinander verrechenbar. Bankenübergreifend geht das aber nicht. Theoretisch könnten Sie aufgelaufene Verluste einfach in kommende Jahre übertragen, bis auch im zugehörigen Depot wieder Gewinne anfallen, mit denen sie verrechnet werden können. Aber das wollen Sie ja vielleicht gar nicht. Sollte das der Fall sein, müssen Sie bei Ihrer Depotbank eine sogenannte Verlustbescheinigung beantragen. Das muss bis spätestens 15. Dezember geschehen und die Bank bescheinigt Ihnen dann die Höhe der Kursverluste, die Sie erlitten haben, auf einem Papierdokument. Dieses reichen Sie beim Finanzamt ein und füllen zusätzlich die Anlage KAP mit all den Daten aus, die Sie den Jahressteuerbescheinigungen entnehmen. Dann nimmt das Finanzamt die Verlustverrechnung vor, und auch das führt zu einer Steuererstattung.
Bei geringem persönlichem Steuersatz: Günstigerprüfung beantragen
Es gibt Fälle, in denen Anleger für Gewinne aus Geldanlagen weniger zahlen müssen als besagte 25 Prozent. Denn der Eingangssteuersatz bei der persönlichen Einkommensteuer liegt in Deutschland bei nur 14 Prozent. Es wäre ungerecht, wenn der Fiskus für Geldanlagen mehr abzwacken würde als der Prozentsatz, mit dem die Arbeits- und sonstigen Einkommen versteuert werden. Wenn Sie aufgrund von niedrigen persönlichen Einkünften außerhalb der Geldanlage vermuten, dass Ihr persönlicher Steuersatz bei weniger als 25 Prozent liegt, sollten Sie dies dem Finanzamt bei Abgabe Ihrer Steuererklärung mitteilen. Näherungsweise können Sie das über einen Steuerrechner ermitteln, wie er vielfach im Internet zu finden ist, zum Beispiel hier: www.bmf-steuerrechner.de. Für den Antrag Günstigerprüfung reicht ein Kreuzchen bei der Option »Ich beantrage Günstigerprüfung für sämtliche Kapitalerträge« ganz oben in der Anlage KAP. Das Finanzamt prüft dann, ob für Ihre Geldanlagen der persönliche Einkommensteuersatz oder der Abgeltungsteuersatz günstiger ist. Den günstigeren Steuersatz wird es dann bei Ihren Geldanlagen ansetzen. Steuerliche Erwägungen sind wichtig, allein sollten sie aber nicht ausschlaggebend dafür sein, wie und wo Sie Ihr Geld anlegen. Ebenso sollten Sie die verfügbaren Anlagemöglichkeiten, Ihre Risikobereitschaft (beziehungsweise die Notwendigkeit von Risiken), Ihre persönlichen Vorlieben sowie die geplante Haltedauer der Anlage abwägen (weitere Informationen zu diesen und anderen Faktoren finden Sie im nächsten Abschnitt »Den richtigen Anlagemix wählen«).
Den richtigen Anlagemix wählen Indem Sie Ihre Anlagen diversifizieren, also möglichst breit streuen, verringern Sie das Risiko, dass Ihr Portfolio als Ganzes
durch ein oder zwei schlechter abschneidende Anlagen in Mitleidenschaft gezogen wird. In den folgenden Abschnitten erkläre ich Ihnen, wie Sie eine gute Mischung verschiedener Anlageformen zusammenstellen.
Ihr Alter berücksichtigen Wenn Sie noch jünger sind und noch einige Jahre vor sich haben, bis Sie in Rente gehen und/oder Ihr angespartes Geld benötigen, sollten Sie einen größeren Teil Ihres Vermögens in wachstumsstarke (Eigenkapital-)Anlageinstrumente wie Aktien, Immobilien und Kleinunternehmen investieren. Wie ich in Kapitel 2 erkläre, besteht der Vorteil dieser Anlageformen darin, dass Sie Ihr Geld damit wirklich wachsen lassen können. Jedoch müssen Sie dafür das Risiko in Kauf nehmen, dass der Wert Ihres Portfolios von Zeit zu Zeit auch sinken kann. Doch je jünger Sie sind, desto mehr Zeit haben Ihre Anlagen, um sich von einem möglichen starken Wertverlust wieder zu erholen. In dieser Hinsicht sind Anlagen ein wenig wie Menschen. Ein Beispiel: Wenn eine 30-jährige und eine 80-jährige Person auf dem Bürgersteig einen schweren Sturz erleiden, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass der/die Jüngere von beiden sich vollständig erholt, während das bei der älteren Person möglicherweise nicht der Fall ist. Es gibt eine bewährte Faustregel, die besagt, dass man sein aktuelles Alter von 110 abziehen und dann die sich daraus ergebende Zahl als Prozentsatz seines Vermögens in wachstumsstarke Eigenkapitalanlagen investieren sollte. Wenn Sie also 35 Jahre alt sind, sieht die Rechnung folgendermaßen aus: 110 – 35 = 75 Prozent Ihres Vermögens können in wachstumsstarke Anlageformen investiert werden Wenn Sie risikobereiter sind, dann ziehen Sie Ihr Alter von 120 ab:
120 – 35 = 85 Prozent Ihres Vermögens können in wachstumsstarke Anlageformen investiert werden Das bedeutet nicht, dass Menschen im Ruhestand nicht auch noch einen guten Teil ihres Vermögens in Wachstumsanlagen wie Aktien investieren sollten. Zwar tendieren Sie mit 70 möglicherweise dazu, Risiken völlig vermeiden zu wollen, aber das ist im Allgemeinen eine kurzsichtige Strategie. Schließlich kann es gut sein, dass Sie noch zwei oder drei Jahrzehnte leben – wer weiß das schon? Und wenn Sie länger leben als erwartet, kann Ihnen das Geld ausgehen, wenn es in der Zwischenzeit nicht weiterwächst. Diese Tipps sollen nur als allgemeine Richtlinie dienen und gelten für Vermögen, das Sie langfristig anlegen wollen (idealerweise für zehn Jahre oder länger). Für Geld, das Sie kurzfristig benötigen, zum Beispiel innerhalb der nächsten Jahre, sind risikoreichere Wachstumsanlagen nicht geeignet. In den Kapiteln 7 und 8 finden Sie Ideen für kurzfristige Geldanlagen.
Das Beste aus Ihren Anlage herausholen Es gibt keine feste Regel dafür, zu wie viel Prozent Sie Ihr – für wachstumsstarke Anlagen vorgesehenes – Vermögen jeweils auf die verschiedene Anlagenformen, wie Aktien und Immobilien, verteilen. Die Aufteilung Ihrer Investments hängt zum Teil davon ab, auf welche Anlageformen Sie sich besonders konzentrieren möchten. Wie in Kapitel 5 näher erläutert wird, kann eine weltweite Streuung bei Aktien sowohl umsichtig als auch profitabel sein. Im Folgenden gebe ich Ihnen einige allgemeine Richtlinien an die Hand, die Sie im Auge behalten sollten: Nutzen Sie Sparpläne. Wenn Sie das Geld nicht für kurzfristige Ziele benötigen, dann ist der ratenweise
Wertpapierkauf zur finanziellen Vorsorge ideal, zumal sich die Steuerbelastung in Grenzen hält. Stecken Sie Ihr Geld nicht in »gehypte« Anlagenformen. Viele Anleger machen diesen Fehler, vor allem diejenigen, die keine sinnvolle Strategie für den Aktienkauf verfolgen. In Kapitel 5 nenne ich Ihnen zahlreiche Beispiele für Gefahren beim Kauf von überbewerteten Aktien. Haben Sie den Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Niemand hat gerne das Gefühl, auf ein sinkendes Schiff aufzuspringen oder aufs falsche Pferd zu setzen. Aber genau wie bei allen anderen Arten von Käufen ist der beste Zeitpunkt, um qualitativ gute Ware zu erwerben, dann, wenn sie zu einem reduzierten Preis angeboten wird. Diversifizieren Sie. Wie in Kapitel 2 erklärt, entwickeln sich die Werte verschiedener Anlagen nicht parallel zueinander. Wenn Sie also in wachstumsstarke Anlagen wie Aktien oder Immobilien investieren, dann wird sich die langfristige Wertentwicklung Ihres Portfolios gleichmäßiger gestalten, wenn Sie richtig diversifizieren. Investieren Sie mehr in das, was Ihnen liegt. Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder erfolgreiche Anleger kennengelernt, die ein beträchtliches Vermögen aufgebaut haben, ohne einen Großteil ihrer Freizeit mit der Recherche, Auswahl und Überwachung ihrer Geldanlagen zu verbringen. So konzentrieren sich manche Anleger zum Beispiel mehr auf Immobilien, weil sie sich damit am besten auskennen und am wohlsten fühlen. Andere legen aus demselben Grund mehr Geld in Aktien an. Es gibt kein Patentrezept für Anlageerfolg. Achten Sie nur darauf, nicht alles auf eine Karte zu setzen (zum Beispiel sollten Sie sich nicht mit Aktien aus ein und derselben Branche eindecken, nur weil Sie sich damit gut auskennen). Investieren Sie nicht in zu viele verschiedene Dinge. Diversifizierung ist gut und wichtig, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wenn Sie so viele Anlagen erwerben, dass
Sie bei der jährlichen Überprüfung der Wertentwicklung den Überblick verlieren (zum Beispiel beim Lesen der Jahresberichte Ihrer Investmentfonds und ETFs), dann besitzen Sie eindeutig zu viele Anlagen.
Das Risiko mindern mit dem Durchschnittskosteneffekt (Cost Average Effect) Der sogenannte Durchschnittskosteneffekt (Cost Average Effect) stellt sich ein, wenn Sie regelmäßig (zum Beispiel monatlich oder vierteljährlich) einen bestimmten Geldbetrag in volatile, also im Wert mitunter stark schwankende Anlagen wie Aktien und Aktienfonds investieren, anstatt auf einmal eine größere Summe anzulegen. Dieser Investmenteffekt kommt häufig bei Sparplänen, beispielsweise im Rahmen der Altersvorsorge, zum Tragen und soll auf lange Sicht für geringere Durchschnittskosten der einzelnen Aktienanteile, potenziell bessere Renditen sowie ein geringeres Anlagerisiko sorgen. Wenn Sie zum Beispiel monatlich automatisch eine feste Rate in eine Altersvorsorge stecken, die auf Aktien und Anleihen basiert, dann haben Sie vermutlich bereits vom Durchschnittskosteneffekt profitiert. Die meisten Menschen investieren regelmäßig einen Teil ihres Arbeitsentgelts, wenn Sie jedoch zusätzliche liquide Mittel »herumliegen« haben, dann können Sie wählen, ob Sie dieses Geld auf einen Schlag oder schrittweise investieren und sich so den Cost Average Effect zunutze machen wollen. Der größte Vorteil dieser Strategie, dem Markt nach und nach Geld zuzuführen, besteht darin, dass Sie nicht Ihr gesamtes Vermögen in eine potenziell überbewertete Anlage investieren, kurz bevor die Blase platzt und der Wert drastisch sinkt. Somit kann der Durchschnittskosteneffekt unerfahrenen und sehr vorsichtigen Anlegern helfen, sich schrittweise an riskantere Anlagen heranzutasten.
Der Durchschnittskosteneffekt ist somit genau das Richtige für ängstliche Anleger, die große Geldsummen in sicheren Anlagen wie Sparkonten deponiert haben. So kann zum Beispiel ein Anleger, der 100.000 Euro in Aktienfonds investieren will, sein Geld schrittweise in diese Anlagen stecken – etwa in Höhe von 12.500 Euro vierteljährlich über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg –, anstatt die gesamte Summe auf einmal in Aktien zu investieren, die möglicherweise auf oder kurz vor dem Höchststand stehen. Die meisten Investmentfonds bieten solche automatischen Fondssparpläne an, sodass der Durchschnittskosteneffekt ohne das Zutun der Anleger zum Tragen kommt. Natürlich hat auch die Ausnutzung des Cost Average Effect, wie jede risikomindernde Anlagestrategie, ihre Nachteile. Wenn wachstumsstarke Anlagen idealerweise an Wert gewinnen, entgehen dem Anleger mögliche höhere Renditen für sein noch ruhendes, nicht investiertes Kapital. Die Finanzprofessoren Richard E. Williams und Peter W. Bacon haben herausgefunden, dass ein Anleger, der einen einmaligen Betrag in den USAktienmarkt investiert, in etwa zwei Dritteln aller Fälle im ersten Jahr höhere Renditen erzielt als ein Anleger, der sein Geld über diesen Zeitraum hinweg monatlich einzahlt. Aber: Auch wenn Sie vermutlich die meiste Zeit über im Vorteil sind, wenn Sie eine große Summe als Ganzes in Aktien anlegen, so ist dies natürlich nur ein schwacher Trost, wenn Sie das Pech haben, diese Investition kurz vor einem großen Kurseinbruch zu tätigen. Im Herbst 1987 stürzte der US-Aktienmarkt, gemessen am Dow Jones Industrial Average, um 36 Prozent ab, und zwischen Ende 2007 und Anfang 2009 büßte der Markt ganze 55 Prozent seines Wertes ein. Der Börsenrückgang im Rahmen der COVID-19-Pandemie, der den Dow Anfang 2020 um 36 Prozent einbrechen ließ, ist nur ein weiteres Beispiel. Auch die europäischen Aktienmärkte brachen in diesen Jahren jeweils um zweistellige Prozentwerte ein – die Situation ist also für deutsche Anleger vergleichbar.
Sollten also Anleger, die befürchten, dass den Aktienmärkten eine solch starke Korrektur bevorsteht, sich grundsätzlich auf den Durchschnittskosteneffekt verlassen? Nun, das wäre zu kurz gegriffen, da besorgte Anleger, die Einmalinvestitionen meiden und lieber nach und nach investieren, bei Kurseinbrüchen eher dazu neigen, ihren Wertpapierkauf (sofern es sich nicht um einen automatischen Sparplan handelt) abzubrechen und sich so die Vorteile, die diese Investitionsstrategie bei rückläufigen Märkten bietet, wieder zunichtemachen. Was also soll ein Anleger mit einer größeren verfügbaren Investitionssumme tun? Hier ein guter Ratschlag: Wägen Sie ab, welche Bedeutung der potenzielle Investitionsbetrag für Sie hat. Natürlich sind 100.000 Euro für die allermeisten Menschen sehr viel Geld und stellen den größten Teil ihres Nettovermögens dar (wenn sie überhaupt so viel besitzen), wenn Sie allerdings über ein Nettovermögen von 1.000.000 Euro verfügen, dann sind es nur 10 Prozent. Für einen Millionär lohnt es sich nicht, 100.000 Euro nach und nach beziehungsweise via Sparplan zu investieren. Wenn Ihre liquiden Investitionsmittel weniger als ein Viertel Ihres verfügbaren Nettovermögens ausmachen, dann können Sie diese Investmentmethode getrost ad acta legen. Die Ausnutzung des Cost Average Effect eignet sich für Anleger, die über hohe Liquiditätsreserven (das heißt hohe Bargeldsummen) verfügen und planen, dieses Geld in risikoreichere Anlagen wie Aktien umzuschichten, aber dabei das Risiko möglichst gering halten möchten. Wenn Sie sich für einen guten Marktprognostiker halten, dann können Sie auch versuchen, die aktuelle Bewertung von Aktien zu beurteilen. Wenn Sie zum Beispiel bestimmte Aktien für überteuert (und damit reif für eine Kurskorrektur) halten, dann ist das Investieren via Sparplan umso attraktiver.
Wenn Sie zu schnell auf diese Anlagestrategie zurückgreifen, dann geben Sie dem Markt womöglich nicht genügend Zeit für eine Korrektur, während und nach der einige der Käufe im Rahmen eines Sparplans stattfinden können. Wenn Sie den Cost Average Effect hingegen über einen zu langen Zeitraum hinweg nutzen, gehen Sie möglicherweise bei einem größeren Aufschwung der Aktienkurse leer aus. Ich persönlich empfehle daher, unter Ausnutzung des Cost Average Effect über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren in festen Raten zu investieren, um ins Gleichgewicht zu finden. Was die Zeit des Jahres angeht, in der sich diese Strategie am meisten lohnt, so rate ich Anlegern in Investmentfonds und ETFs diese Anlagemethode jeweils zu Beginn eines Kalenderquartals anzuwenden, da Fonds, die steuerpflichtige Ausschüttungen vornehmen, dies meist erst später im Quartal zu tun pflegen. Ein letzter wichtiger Punkt: Wenn Sie vom Durchschnittskosteneffekt profitieren möchten, empfiehlt es sich, einen automatischen Sparplan eines Investmentanbieters zu nutzen, damit Sie weniger Gefahr laufen, vorzeitig auszusteigen und Ihre Vorteile wieder zunichtezumachen.
Value Averaging Wer mutiger ist, kann eine alternative Strategie ausprobieren, das sogenannte Value Averaging, das es Ihnen ermöglicht, bei fallenden Kursen mehr und bei steigenden Kursen weniger zu investieren. Nehmen wir zum Beispiel an, dass Sie vierteljährlich 500 Euro in einen wachstumsstarken und damit risikoreicheren Aktienfonds investieren. Nach Ihrer ersten vierteljährlichen Einzahlung von 500 Euro fällt der Fonds um 10 Prozent, wodurch Ihr Kontostand auf 450 Euro sinkt. Gemäß der Value-Averaging-Methode sollten
Sie im nächsten Quartal 500 Euro plus weitere 50 Euro investieren, um das Defizit wieder auszugleichen. (Wäre der Wert des Fonds nach Ihrer ersten Einzahlung auf 550 Euro gestiegen, würden Sie analog dazu in der zweiten Runde nur 450 Euro einzahlen). Die Erhöhung des Anlagebetrags bei fallenden Kursen erfordert natürlich ein gehöriges Maß an Selbstvertrauen und Optimismus, aber dafür werden Sie mit höheren Renditen belohnt, wenn die Kurse schließlich wieder steigen.
Schule, Ausbildung und Studium Ihrer Kinder finanzieren Viele wohlmeinende Eltern wollen für die künftigen Bildungsausgaben ihrer Kinder (wie Schule, Ausbildung oder Studium) Geld ansparen. Sie machen dabei jedoch häufig den Fehler, Geld auf Sparkonten anzulegen, die auf den Namen des Kindes lauten (sogenannte Vormundschaftskonten), oder teure und letztlich defizitäre Ausbildungsversicherungen abzuschließen. Aufgepasst, wenn Ihr Kind BAföG in Anspruch nehmen will: Denn Geld, das auf den Namen des Kindes angelegt ist, wird als Vermögen gezählt und verringert somit den Anspruch auf finanzielle Unterstützung. Unberücksichtigt bleibt lediglich ein Freibetrag von 8.200 Euro (Stand: 2022). Falls Sie vorhaben, Ausbildungs- und Studienbeihilfen zu beantragen, ist es eine gute Idee, das später benötigte Geld auf einem Konto anzulegen, das auf Ihren Namen läuft und nicht den Ihres Kindes (wie bei einem Vormundschafts- oder Treuhandkonto). Generell gesehen ist es jedoch auf jeden Fall besser, Geld für die Ausbildungskosten Ihrer Kinder im Rahmen eines Bank- oder
Wertpapiersparplans anzusparen, der auf Ihren eigenen Namen läuft. Der Abschluss einer Ausbildungsversicherung lohnt sich hingegen nicht: Denn es handelt sich dabei um eine Art kleine Kapitallebensversicherung, die mit hohen Kosten belastet ist und nur niedrige Renditen abwirft.
Ihr Vermögen schützen Möglicherweise laufen Sie Gefahr, einen katastrophalen Investitionsfehler zu begehen, und zwar, indem Sie Ihr Vermögen nicht richtig schützen, weil Sie bestimmte wichtige Versicherungen nicht abgeschlossen haben. Manny, ein erfolgreicher Unternehmer, hat genau diesen Fehler gemacht. Er begann bei null und baute ein erfolgreiches Millionengeschäft auf. Er investierte über 15 Jahre hinweg viel Schweiß und eigenes Geld in den Aufbau des Unternehmens. Eines Tages ereignete sich eine Katastrophe: Eine Explosion erschütterte sein Gebäude, und das anschließende Feuer zerstörte praktisch die gesamte Ausrüstung und das Inventar des Unternehmens, von denen nichts versichert war. Bei der Explosion wurden auch mehrere Mitarbeiter schwer verletzt, darunter Manny selbst, der zudem keine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hatte. Letztendlich musste Manny in die Insolvenz gehen. Die Entscheidung darüber, ob und welche Vermögensversicherungen Sie in welcher Höhe abschließen wollen oder müssen, hängt bis zu einem gewissen Grad von Ihrer persönlichen Risikobereitschaft ab. Risikobereitschaft in finanziellen Dingen kann sich oft auszahlen, aber manche anderen Risiken sind es einfach nicht wert, eingegangen zu werden. Und keiner – auch Sie nicht – kann vorhersagen, welche Unglücksfälle noch bevorstehen mögen. Im Folgenden liste ich die wichtigsten Versicherungen auf, mithilfe derer Sie sich und Ihr Vermögen schützen können:
Krankenversicherung: In Deutschland ist der Abschluss Pflicht. Ob Sie sich gesetzlich oder privat versichern, ist Ihnen nicht immer freigestellt. Angestellte müssen in der Regel Mitglieder in der gesetzlichen Krankenkasse sein, erst ab einer bestimmten Gehaltshöhe haben sie die Möglichkeit, in die private Krankenversicherung zu wechseln. Dagegen müssen sich Selbstständige üblicherweise privat versichern, und Gleiches gilt auch für Beamte, die allerdings nur eine Privatversicherung für den Anteil brauchen, den die Beihilfe ihres Dienstherrn nicht übernimmt. Aufgepasst, bevor Sie unbedacht in eine Privatversicherung wechseln: In jungen Jahren mag dies günstig erscheinen. Aber im Alter sind die Beitragserhöhungen enorm. Außerdem gibt es in der privaten Krankenversicherung keine kostenlose Mitversicherung von Familienangehörigen. Alle brauchen eine eigene Police, und das geht ziemlich ins Geld. Private Haftpflichtversicherung und gegebenenfalls Betriebs- sowie Berufshaftpflichtversicherung, um Ihr Vermögen vor Klagen zu schützen: Die Deckungssumme Ihrer Privathaftpflicht sollte idealerweise mindestens 10 Millionen Euro umfassen. Wenn Sie ein eigenes Unternehmen betreiben, schließen Sie eine Versicherung für Ihr Geschäftsvermögen ab, wenn es, wie im Fall von Manny, umfangreich und existenziell wichtig ist. Ziehen Sie auch eine Berufshaftpflichtversicherung in Betracht, um sich vor Klagen zu schützen. Sie können allerdings auch durch die Rechtsform Ihres Unternehmens (zum Beispiel als GmbH) für eine begrenzte Haftung sorgen (siehe Kapitel 14). Berufs-/Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Was würden Sie (und Ihre Familie) tun, um Ihr Einkommen zu ersetzen, wenn Sie wegen einer schweren Behinderung nicht mehr arbeiten könnten? Selbst wenn Sie keine Angehörigen zu versorgen haben, so werden Sie höchstwahrscheinlich für sich selbst sorgen müssen. Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung ist deshalb meist sinnvoll. Alternativ kommt eine (deutlich günstigere) Erwerbsunfähigkeitsversicherung infrage. Zum
Unterschied: Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt, wenn Sie Ihren eigenen Beruf nicht mehr ausüben können. Sie ist aber oft unerschwinglich, besonders bei Menschen mit sehr gefährlichen Berufen (zum Beispiel Dachdecker). Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung hingegen springt erst ein, wenn die versicherte Person überhaupt keinem Broterwerb mehr nachgehen kann. Das heißt aber: Sie muss etwa nach einem Unfall oder bei einer schweren gesundheitlichen Beeinträchtigung eine andere Tätigkeit ausüben. Erst wenn das nicht mehr geht, besteht Anspruch auf Leistung. Risikolebensversicherung: Wenn Sie alleinstehend sind oder Ihre Angehörigen ohne Ihr Einkommen auskommen können, dann können Sie auf den Abschluss einer Risikolebensversicherung verzichten. Wenn Sie eine Absicherung benötigen, dann schließen Sie eine Risikolebensversicherung ab, die wie Ihre Auto- und Hausratversicherung ein reiner Versicherungsschutz ist. Die Deckungssumme dieser Risikolebensversicherung hängt weitestgehend davon ab, wie viel Geld Ihre Angehörigen für wie lange brauchen, falls Ihnen je etwas zustoßen sollte. Das sind leicht mehrere 100.000 Euro, wenn etwa die Kinder noch klein sind. Dann muss die Todesfallsumme reichen, bis sie mit der Ausbildung fertig sind und selbst ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen können. Vorsorgedokumente und Nachlassplanung: Die meisten Menschen benötigen zumindest ein einfaches Testament, in dem sie festlegen, wem sie ihren gesamten Besitz hinterlassen möchten. Eine Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung und zusätzlich eine Patientenverfügung sind sinnvoll für den Fall, dass Sie irgendwann geistig und körperlich nicht mehr in der Lage sein sollten, zu handeln oder Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie über ein beträchtliches Vermögen verfügen, ist eine umfassendere Nachlassplanung ratsam, um die Erbschaftsteuer zu minimieren und einen geordneten Übergang Ihres Vermögens an Ihre Erben zu
gewährleisten. Es empfiehlt sich, all diese Dokumente notariell beurkunden zu lassen. Als Vermögensberater habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen bestimmte notwendige Vermögensversicherungen nicht abschließen, während andere diverse unnötige Policen besitzen. Viele legen außerdem nur sehr niedrige Selbstbehalte fest. Wichtig ist, sich gegen potenzielle größere Verluste abzusichern, die für Sie finanziell katastrophal wären – verschwenden Sie Ihr Geld aber nicht dafür, um sich gegen kleinere Verluste zu schützen. Dieses Geld verwenden Sie lieber für den systematischen Vermögensaufbau.
Teil II
Aktien, Anleihen und die Börse
IN DIESEM TEIL … In diesem Teil lernen Sie den Markt für Aktien und Anleihen kennen (und verstehen) und erfahren, wie Sie entsprechend Ihrer persönlichen Risikobereitschaft ein diversifiziertes Portfolio zusammenstellen können. Ich zeige Ihnen, wie Sie mithilfe von offenen Investmentfonds, ETFs oder durch den Kauf von Einzelaktien Ihr Vermögen effizient aufbauen können. Außerdem erfahren Sie mehr über Schuldverschreibungen (insbesondere über Anleihen und Rentenfonds) und wie Sie Ihr Vermögen am besten anlegen. Darüber hinaus erteile ich Ihnen eine Lektion in »Börsenlatein«, damit Sie den Fachjargon der Finanzprofis besser verstehen und die passenden Investmentdienstleister für Ihre Ziele auswählen können.
Kapitel 4
Die Mechanismen von Aktien und Anleihemärkten entschlüsseln IN DIESEM KAPITEL Den Börsengang von Unternehmen verstehen lernen Die Funktionsweise der Wirtschaft sowie von Aktien- und Anleihemärkten enträtseln Die Bedeutung von Zinssätzen, Inflation und Notenbanken richtig einschätzen
Um einen Computer oder ein Smartphone zu kaufen und zu nutzen, müssen Sie weder das Innenleben dieser Geräte kennen noch deren genaue technische Funktionsweise verstehen. Ähnliches gilt für die Geldanlage in Aktien und Anleihen. Andererseits kann es nicht schaden, sich ein wenig ausführlicher mit der Materie zu beschäftigen und zumindest ansatzweise zu ergründen, wie die Finanzmärkte funktionieren. Je größer Ihr Verständnis über die inneren Zusammenhänge dieser Dinge, desto wohler und sicherer werden Sie sich als Anleger fühlen und desto besser wird Ihr Gespür für gute Investmentchancen mit der Zeit werden. In diesem Kapitel verrate ich Ihnen, wie Unternehmen sich Kapital beschaffen, und gebe Ihnen eine kurze Einführung in die Mechanismen der Finanzmärkte und der Wirtschaft, um Ihren Horizont bezüglich dieser Themen zu erweitern und Ihr Selbstvertrauen als Anleger zu stärken.
Wie Unternehmen sich über die Finanzmärkte Kapital beschaffen Alle Unternehmen fangen klein an – egal, ob in einer Garage, einem Gästezimmer oder einem kleinen gemieteten Büro. Wenn Unternehmen zu wachsen beginnen, benötigen sie oft mehr Geld (in der Finanzwelt als Kapital bezeichnet), um zu expandieren und ihre wachsenden Bedürfnisse zu befriedigen, zum Beispiel die Einstellung weiterer Mitarbeiter, den Kauf von Computersystemen und anderer Ausrüstung. Viele kleinere Firmen verlassen sich auf Banken, um sich Geld zu leihen, aber die Finanzmärkte bieten wachsenden und erfolgreichen Unternehmen noch andere Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung, und zwar im Wesentlichen die beiden folgenden: die Ausgabe von Aktien und die Ausgabe von Anleihen (jeweils auch Emission genannt).
Entscheidung zwischen Aktien- und Anleiheemission Zwischen den beiden wichtigsten Arten von Wertpapieren – Aktien und Anleihen – gibt es himmelweite Unterschiede, sowohl aus der Sicht des Anlegers als auch aus der Sicht des emittierenden Unternehmens: Anleihen sind Darlehen, die ein Unternehmen zurückzahlen muss. Anstatt sich Geld bei einer Bank zu leihen, entscheiden sich viele Unternehmen für den Verkauf von Anleihen, die Schuldscheine gegenüber den Anlegern (= Gläubigern) darstellen. Der Hauptnachteil bei der Ausgabe von Anleihen gegenüber der Ausgabe
von Aktien besteht aus Sicht des Unternehmens darin, dass es dieses Geld mit Zinsen zurückzahlen muss. Anders als bei der Aktienemission, überlassen die Unternehmensgründer beziehungsweise -eigentümer durch das Leihen von Geld mittels Anleiheemission den Anlegern jedoch keine Eigentumsrechte an ihrem Unternehmen. In der Regel geben Unternehmen Anleihen aus, wenn die Zinssätze relativ niedrig sind und/oder der Aktienmarkt gerade schwächelt, sodass die unternehmenseigenen Aktien keine großen Gewinne erzielen können. Aktien stellen Eigentumsanteile an einem Unternehmen dar. Einige Unternehmen entscheiden sich zwecks Kapitalbeschaffung für die Ausgabe von Aktien. Im Gegensatz zu Anleihen wird das Geld, das das Unternehmen durch die Aktienemission aufnimmt, nicht zurückgezahlt, da es sich nicht um ein Darlehen handelt. Stattdessen erhalten die Anleger mit jeder Aktie einen Eigentumsanteil am Unternehmen des Emittenten. Wenn also die Öffentlichkeit Aktien eines Unternehmens an der Börse kauft, dann halten diese externen Anleger sie weiterhin und handeln mit ihnen. (Auch wenn Unternehmen gelegentlich ihre eigenen Aktien zurückkaufen, in der Regel, weil sie sie für eine gute Investition halten, sind sie nicht dazu verpflichtet.) Die Ausgabe von Aktien ermöglicht es den Gründern und Eigentümern eines Unternehmens, einen Teil ihrer relativ illiquiden privaten Bestände zu verkaufen, um so die Früchte ihres erfolgreichen Unternehmens zu ernten. Viele wachsende Unternehmen bevorzugen die Ausgabe von Aktien auch deshalb, weil sie den mit der Rückzahlung von Darlehen (Anleihen) verbundenen Liquiditätsabfluss vermeiden wollen. Obwohl viele ihr Unternehmen gerne (durch die Ausgabe von Aktien) an die Börse bringen würden, um ihren Eigentumsanteil zu Geld zu machen, wollen das
bei Weitem nicht alle Unternehmenseigentümer, und nicht alle, die an die Börse gegangen sind, sind glücklich mit dieser Entscheidung. Einer der zahlreichen Nachteile der Börsennotierung ist die Belastung durch die vorgeschriebene Finanzberichterstattung, zum Beispiel Veröffentlichung von Quartals- und Jahresberichten. Zum einen kostet die Erstellung dieser Dokumente viel Zeit und Geld, zum anderen können dadurch auch Wettbewerbsgeheimnisse preisgegeben werden. Oft schaden der Druck und die Fokussierung auf die kurzfristige Unternehmens-Performance, welche mit einer Börsennotierung einhergehen, der langfristigen Planungsfähigkeit eines Unternehmens. Letztlich versuchen Unternehmen, sich auf die kostengünstigste Weise Kapital zu beschaffen, und entscheiden sich daher für den Verkauf von Aktien oder Anleihen, je nachdem, was ihnen Finanzexperten und Investmentbanker als beste Option empfehlen. Wenn zum Beispiel der Aktienmarkt boomt und neue Aktien zu einem attraktiven Preis verkauft werden können, entscheiden sich die meisten Unternehmen für den Verkauf von (mehr) Aktien. Manche Unternehmen ziehen den Verkauf von Aktien auch deshalb vor, weil sie Schulden vermeiden wollen, wie sie bei der Ausgabe von Anleihen entstehen. Als potenzieller Anleger können Sie mit Aktien in der Regel mehr Geld verdienen als mit Anleihen, wobei Aktien kurzfristig gesehen im Allgemeinen volatiler sind, also stärker im Wert schwanken (siehe Kapitel 2).
Ein Unternehmen an die Börse bringen: Börsengänge (IPOs) verstehen
Angenommen, ein fiktives Unternehmen mit dem Namen The Capitalist Company (im Folgenden kurz TCC genannt) möchte zum ersten Mal Aktien ausgeben, was als Börsengang oder IPO (Initial Public Offering oder auf Deutsch als erstes öffentliches Zeichnungsangebot) bezeichnet wird. Wenn TCC also beschließt, an die Börse zu gehen, arbeitet die Geschäftsleitung des Unternehmens mit Investmentbankern zusammen. Deren Aufgabe besteht darin, Unternehmen zu beraten, wann und zu welchem Preis sie ihre Aktien am besten verkaufen sollten, und ihnen überdies dabei behilflich zu sein, die neuen Aktien zu emittieren, sprich an kaufwillige Anleger herauszugeben. Nehmen wir nun an, dass die Finanzexperten – basierend auf der Analyse des Unternehmenswertes von TCC – der Auffassung sind, dass TCC durch die Ausgabe von Aktien, die jeweils einen bestimmten Anteil des Unternehmens repräsentieren, 100 Millionen Euro an Kapital beschaffen kann. Wenn ein Unternehmen Aktien ausgibt, dann erschließt sich der Preis pro Aktie unter Umständen nicht auf den ersten Blick. Der Betrag, den ein vorausschauender Anleger für einen bestimmten Anteil (= Aktie) am Eigentum eines Unternehmens zahlen wird, sollte von den Gewinnen und den zukünftigen Wachstumschancen des Unternehmens abhängen. Unternehmen, die höhere Gewinne erwirtschaften und schneller wachsen, können im Allgemeinen einen höheren Verkaufspreis für ihre Aktien verlangen. Die Finanzexperten haben somit folgende Optionen, den Börsengang von TCC zu strukturieren: Preis der Aktie Anzahl der ausgegebenen Aktien 5 Euro
20 Millionen
10 Euro
10 Millionen
20 Euro
5 Millionen
Dank schwankender Aktienkurse hat TCC genau genommen unendlich viele Optionen, um die 100 Millionen Euro aufzubringen. Wenn TCC sich dazu entschließt, seine Aktien zu
einem höheren Preis auszugeben, heißt das in der Folge, dass es insgesamt weniger Unternehmensanteile verkauft. Der Kurs einer Aktie ist für sich genommen bedeutungslos, wenn es darum geht zu entscheiden, ob Sie eine Aktie kaufen oder nicht. Letztendlich sollte der Betrag, den Anleger für die Aktien eines Unternehmens zahlen, in hohem Maße von den Wachstums- und Gewinnchancen des betreffenden Unternehmens abhängen. Um das sogenannte Kurs-GewinnVerhältnis einer bestimmten Aktie zu ermitteln, nehmen Sie den Marktpreis pro Aktie und teilen ihn durch den Gewinn, den das Unternehmen pro Aktie erzielt:
Im Fall von TCC nehmen wir an, dass die Aktie derzeit auf dem Markt mit 30 Euro pro Stück bewertet wird und das Unternehmen im vergangenen Jahr 2 Euro pro Aktie verdient hat, woraus sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 ergibt. Hier sind die Zahlen:
Mehr zum Thema Kurs-Gewinn-Verhältnis und zu den Faktoren, die Aktienkurse beeinflussen können, erfahren Sie in Kapitel 5.
Ein Blick auf die Börsengänge von Kleinunternehmen Uber, Lyft, Beyond Meat, Alibaba – die großen Börsengänge (IPOs) finden in der Finanzpresse immer viel Beachtung. Es gibt jedoch auch zahlreiche Börsengänge in sehr viel kleineren Dimensionen. »Fast die Hälfte aller Börsengänge hat ein Volumen von weniger als 100 Millionen US-Dollar«, verrät Kathleen Smith, Vorstandsmitglied von Renaissance Capital, einem Unternehmen, das eine IPO-Forschungsplattform für Institutionen und andere Anleger bereitstellt.
Zwar handelt es sich bei den kleineren Börsengängen keinesfalls um irgendwelche Garagenfirmen oder sonstige Kleinstunternehmen, jedoch erreichen sie natürlich bei Weitem nicht das Volumen der Börsengänge, über die in der Presse ausführlich berichtet wird. »Ein Zeichnungsangebot von 50 Millionen US-Dollar ist das Minimum, um das Interesse institutioneller Anleger zu wecken«, so John Fitzgibbon, Eigentümer und Herausgeber von IPOScoop.com, einer Internetplattform, welche die Tätigkeit von Investmentbankern verfolgt, die kleinere Transaktionen abwickeln, um daraus einen allgemein gültigen Konsens bezüglich des Eröffnungspreises abzuleiten, zu dem kleinere Börsengänge voraussichtlich gehandelt werden. Investmentbanker unterstützen Unternehmen beim Verkauf ihrer Aktien im Rahmen von Börsengängen und können auch bei anderen Finanzierungsoder Verkaufsfragen behilflich sein. »Kleine Unternehmen haben neben einem Börsengang noch andere Möglichkeiten. Sie können ihr Unternehmen theoretisch ganz an einen Einzelinvestor verkaufen oder an ein anderes Unternehmen, für das ihr Betrieb aus strategischen Gründen interessant ist. Ein Teilverkauf zur Beschaffung von Wachstumskapital und ein wenig Geld für die Eigentümer ist eine weitere Option«, erklärt West Riggs, Geschäftsführer und Leiter der Abteilung für Beteiligungskapital bei SunTrust Robinson Humphrey. »Manchmal kann ein IPO-Antrag auch eine Akquisition (das heißt Firmenübernahme) nach sich ziehen«, so Smith. Die Finanzexperten können dann mit den Unternehmenseigentümern alle wichtigen Fragen durchsprechen. Wie kommen die Eigentümer mit der Entscheidung zurecht, (ganz oder teilweise) die Kontrolle über ihr Unternehmen abzugeben? Wie stark möchten sie künftig in Entscheidungsprozesse eingebunden werden? Wie sieht die mögliche Nachfolgeplanung aus? »Wenn die meisten oder gar alle Erlöse aus dem Börsengang an die Eigentümer gehen, muss es dafür einen guten Grund geben. Manche Unternehmen brauchen vielleicht gar kein Wachstumskapital, während manche Eigentümer einen Großteil ihres Nettovermögens im Unternehmen gebunden haben«, so Riggs. Die Evaluierung eines Unternehmens basiert letztendlich auf dem Vergleich mit und der Bewertung von anderen, ebenbürtigen Unternehmen. »Zuerst werden die Wachstumsrate, die Rentabilität und der Cashflow eines Unternehmens untersucht und anschließend mit den Bewertungskennzahlen ähnlicher Unternehmen verglichen, die aktuell gehandelt werden«, erklärt Smith. Sie fügt hinzu: »Die Beratung durch die Investmentbanken ist zunächst kostenfrei, und man erhält dort wirklich sehr wertvolle Ratschläge.« Investmentbanker werden erst dann bezahlt, wenn sie eine Transaktion abschließen, und berechnen dann in der Regel einen bestimmten Prozentsatz des Transaktionsbetrags als Zeichnungsgebühr; dazu kommen Anwalts- und
Buchführungsgebühren. Smith weist auch darauf hin, dass größere Wirtschaftsprüfungsgesellschaften über spezielle IPO-Beratungsteams verfügen, was in der Anfangsphase hilfreich sein kann, wenn der Eigentümer oder die Eigentümerin eines Kleinunternehmens dabei ist, die möglichen Optionen auszuloten. Aus Sicht der Anleger ist jede Investition in börsennotierte Aktien mit einem hohen Risiko verbunden. Die Anlage in ein börsennotiertes Kleinunternehmen ist noch weitaus riskanter, da der Öffentlichkeit nur wenige Analystenberichte über solche Unternehmen zugänglich sind. Außerdem werden Ihnen als Anleger bei den meisten Brokern in der Regel keine solchen Aktien zugeteilt, vor allem wenn der Börsengang gefragt ist, was bei den besseren Unternehmen der Fall ist. Die Tatsache, dass Sie bei einem Börsengang als Anleger nicht gleich zu Beginn einsteigen können, ist eigentlich eine gute Sache, da die meisten Börsengänge im nachbörslichen Handel rückläufig sind. In jedem Fall sollten Sie die Prognosen für den betreffenden Börsengang lesen, um mehr über das Unternehmen und die potenziellen Risiken zu erfahren. Alternativ können Sie die Aktienkurse des Unternehmens verfolgen, nachdem es den Handel aufgenommen hat, und abwarten, wie die ersten öffentlichen vierteljährlichen Gewinnmitteilungen ausfallen. Diese Berichte liefern Ihnen zusätzliche Informationen. In Kapitel 6 nenne ich Ihnen noch weitere Informationsquellen, die Sie bei der Bewertung einzelner Unternehmensaktien zurate ziehen können.
Wie die Finanzmärkte und die Wirtschaft funktionieren Zehntausende von Büchern, Millionen von Artikeln und genügend Dissertationen, um ein Heizkraftwerk zu betreiben, beschäftigen sich mit der Frage, wie sich die Finanzmärkte und die Wirtschaft in den kommenden Jahren entwickeln werden. Selbst wenn Sie den Rest Ihres Lebens damit verbringen würden, all diese Publikationen zu lesen, würden Sie vermutlich nicht sehr weit kommen (und wären am Ende bezüglich der Fragestellung nicht wesentlich schlauer). In den folgenden Abschnitten erkläre ich Ihnen, welche Faktoren die Finanzmärkte und die Wirtschaft beeinflussen, wie sie funktionieren und was Sie darüber wissen müssen, um fundierte Anlageentscheidungen treffen zu können.
Gewinne als Triebfeder für Aktienkurse Das Ziel der meisten Unternehmen besteht darin, Geld zu verdienen beziehungsweise Gewinne zu erzielen (auch Erträge genannt). Ich schreibe hier, »der meisten« Unternehmen“, weil der Hauptzweck einiger Institutionen nicht in der Gewinnmaximierung liegt, man spricht dann von gemeinnützigen Organisationen oder Non-Profit-Organisationen (NPOs). Neben Schulen und Universitäten zählen dazu auch kulturelle Einrichtungen sowie Hilfs- und Umweltprojekte. Aber auch NPOs können ohne stetigen Geldzufluss nicht florieren. Doch zurück zum Gewinn – dieser ergibt sich aus der Differenz zwischen den Einnahmen und Ausgaben (Kosten) eines Unternehmens. Unternehmen, die öffentlich, also an der Börse gehandelt werden, streben nach Gewinnmaximierung – und dasselbe wünschen sich ihre Aktionäre, denn höhere Gewinne lassen im Allgemeinen auch die Aktienkurse steigen. Auch die meisten privaten Unternehmen streben eine Gewinnmaximierung an, haben jedoch viel mehr Spielraum, um andere Ziele zu verfolgen. Erfolgreiche Unternehmen steigern ihre Gewinne vor allem durch die folgenden Maßnahmen: Entwicklung neuer und besserer Produkte und Dienstleistungen: Einige Unternehmen entwickeln oder fördern eine Erfindung oder Innovation, die den Bedürfnissen der Kunden noch besser gerecht wird. Ob Smartphones, 3-D-Drucker, Elektroautos, Onlineinvestitionen über kostengünstige offene Investmentfonds, Schnellrestaurants, die im Handumdrehen auch gesundes Essen zu einem vernünftigen Preis liefern können – die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Erschließung neuer Märkte: Viele erfolgreiche Unternehmen verkaufen ihre Produkte nicht nur im eigenen Land, sondern weltweit. Obwohl häufig eine gewisse Produktanpassung erforderlich ist, um erfolgreich im Ausland zu verkaufen, erhöht der Vertrieb eines bereits entwickelten und erprobten Produkts oder einer bewährten Dienstleistung auf neuen Märkten im Allgemeinen die Erfolgschancen eines Unternehmens. Expansion in verwandte Geschäftszweige: Denken Sie an die äußerst erfolgreiche Walt Disney Company, die in den 1920er-Jahren als kleines Studio für Zeichentrickfilme gegründet wurde. Im Laufe der Jahre expandierte das Unternehmen in viele neue, aber verwandte Geschäftsbereiche, wie Themenparks und Resorts, Filmstudios, Radio- und Fernsehprogramme, Spielzeug und Kinderbücher sowie Videospiele. Aufbau eines Markennamens: In Blindverkostungen schneiden beliebte Limonadengetränke und viele bekannte Biersorten häufig nicht besser ab als vergleichbare, weitaus günstigere Konkurrenzprodukte. Dennoch blättern manche Verbraucher ohne Zögern allein wegen des Markennamens und der Verpackung mehr von ihrem hart verdienten Geld dafür hin. Der Aufbau einer Marke geschieht vor allem durch Werbung und andere verkaufsfördernde Maßnahmen, man spricht hier auch von Branding (Für Dummies ist ebenfalls ein Markenname, dennoch kosten Für Dummies-Bücher in etwa nur die Hälfte von vergleichbaren Publikationen.) Effizientes Kosten- und Preismanagement: Kluge Unternehmen kontrollieren ihre Kosten. Niedrigere Herstellungs- und Umsetzungskosten ermöglichen es, Produkte und Dienstleistungen günstiger anzubieten. Kostenkontrolle kann somit dazu beitragen, die Gewinne zu steigern. Manche Unternehmen sparen jedoch zu viel oder am falschen Ende, was sich später rächen kann, entweder in Form von unzufriedener Kundschaft oder
sogar in Gestalt von Klagen wegen eines fehlerhaften oder gefährlichen Produkts. Beobachtung der Konkurrenz: Erfolgreiche Unternehmen folgen in der Regel nicht der Herde, aber sie beobachten, was die Konkurrenz macht. Während viele Mitbewerber auf einen bestimmten Marktbereich abzielen, nehmen einige Unternehmen ein weniger populäres Segment ins Visier, das – wenn es gelingt, sich dort etablieren – dann dank des geringeren Wettbewerbs möglicherweise höhere Gewinne abwirft.
Die Effizienz der Märkte ins Kalkül einbeziehen Unternehmen sind in der Regel bestrebt, ihre Gewinne zu maximieren und eine möglichst gesunde Finanzlage aufrechtzuerhalten. Letztlich sind es aber die Finanzmärkte, die über den Wert der Aktien oder Anleihen eines Unternehmens entscheiden. Der Versuch, die Entwicklung der Aktien- und Anleihemärkte sowie einzelner Wertpapiere vorauszusagen, treibt zahlreiche Marktprognostiker um. In den 1960er-Jahren entwickelten Wissenschaftler zum Leidwesen einiger Marktanalysten eine Theorie, und zwar die sogenannte Hypothese des effizienten Marktes. Diese Theorie beruht im Wesentlichen auf der folgenden Logik: Eine Vielzahl von Anlegern sammelt und analysiert alle möglichen Informationen über Unternehmen und deren Wertpapiere. Sind viele Anleger der Auffassung, dass ein Wertpapier, zum Beispiel eine Aktie, überbewertet ist, dann verkaufen sie es oder kaufen es nicht. Sind umgekehrt viele Anleger der Meinung, dass ein Wertpapier zu niedrig bewertet ist, dann kaufen sie es oder halten das, was sie bereits davon besitzen. Aufgrund des Wettbewerbs zwischen all diesen Anlegern spiegelt also der Preis, zu dem ein Wertpapier gehandelt wird, im Allgemeinen das wider, was viele (angeblich informierte) Menschen glauben, dass es wert ist.
Die Theorie des effizienten Marktes impliziert somit, dass der Handel mit Wertpapieren (sowie auf dem gesamten Markt schlechthin), in dem Bemühen, zur richtigen Zeit in die richtigen Papiere zu investieren, ein vergebliches Unterfangen ist. Auch der Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers aufgrund »neuer« Nachrichten ist wenig ergiebig, da sich die Kurse so schnell an solche Nachrichten anpassen, dass die Anleger selbst durch schnelles Reagieren nicht davon profitieren können. In seinem Klassiker A Random Walk Down Wall Street bring Burton Malkiel dieses Phänomen folgendermaßen auf den Punkt: »…wenn man sie in ihr logisches Extrem treibt, bedeutet [diese Theorie], dass ein Affe, der mit verbundenen Augen Dartpfeile auf die Börsenseiten einer Zeitung wirft, ein Portfolio auswählen kann, das genauso gut abschneiden würde wie ein von Experten sorgfältig ausgewähltes.« Malkiel fügte süffisant hinzu: »Finanzanalysten in Nadelstreifenanzügen lassen sich nicht gerne mit Affen vergleichen.« Es gibt immer wieder Fondsmanager, die besser abschneiden als der Marktdurchschnitt. Tatsächlich ist es nicht so schwer, den Markt ein bis drei Jahre lang zu übertreffen, aber nur wenige schaffen es über zehn Jahre hinweg oder länger. Befürworter der Theorie des effizienten Marktes argumentieren, dass einige, denen das gelingt, einfach nur Glück haben. Stellen Sie sich vor, Sie werfen fünf Mal hintereinander eine Münze; in einigen Fällen erhalten Sie unter Umständen fünfmal in Folge Kopf. Dieser Zufall tritt im Durchschnitt bei jedem zweiunddreißigsten Versuch (bei dem Sie fünf Mal hintereinander eine Münze werfen) auf, und zwar aufgrund von Glück und nicht aufgrund von Können. Es ist folglich unmöglich vorherzusagen, welcher Münzwerfer fünfmal hintereinander Kopf erhalten wird. Laut den Verfechtern der Hypothese des effizienten Marktes ist es damit gleichermaßen unmöglich, die besten Fondsmanager im Voraus zu ermitteln. Einige Manager von offenen Investmentfonds verfügen über öffentlich zugängliche Erfolgsbilanzen. Sie können somit zumindest Ihre Chancen erhöhen, etwas besser abzuschneiden als der Markt, indem Sie diese Erfolgsbilanzen
prüfen (und sich dabei klarmachen, welches Risiko für die erzielten Renditen eingegangen wurde) und andere vernünftige Dinge tun, wie zum Beispiel in Fonds mit geringeren Kosten investieren. Die verschiedenen Anlagemärkte unterscheiden sich dahin gehend, wie effizient sie sind. Effizienz bedeutet, dass der aktuelle Preis einer Anlage ihren wahren Wert genau widerspiegelt. Obwohl der Aktienmarkt einigermaßen effizient ist, halten viele den Anleihemarkt für noch effizienter. Der Immobilienmarkt hingegen ist weniger effizient, weil jede Immobilie einzigartig ist und manchmal weniger Wettbewerb und Informationen vorhanden sind. Wenn Sie einen Immobilieneigentümer finden, der wirklich verkaufen muss, können Sie eine Immobilie unter Umständen mit einem beträchtlichen Abschlag auf ihren tatsächlichen Wert erwerben. Auch Kleinunternehmen sind weniger effizient, wenngleich kreative und innovative Unternehmer mitunter enorme Renditen erzielen können.
Marktfaktoren verstehen: Zinssätze, Inflation und die Notenbank Seit Jahrzehnten versuchen Wirtschaftswissenschaftler, Investmentmanager und andere (oft selbst ernannte) Gurus, die Entwicklung von Zinssätzen und Inflation sowie der durch die Notenbanken (wie die Europäische Zentralbank; EZB) festgelegten Geldpolitik zu ergründen. Millionen von Anlegern verfolgen diese wirtschaftlichen Faktoren. Und warum? Weil Zinssätze, Inflation und die Geldpolitik der Notenbanken Einfluss auf die Finanzmärkte und die Wirtschaft haben.
Die generellen Nachteile hoher Zinssätze Viele Unternehmen leihen sich Geld, um zu expandieren. Leute wie Sie und ich, die man im Volksmund als Verbraucher bezeichnet, leihen sich auch Geld, etwa um ein Eigenheim, ein Auto oder eine Ausbildung zu finanzieren.
Ein Anstieg der Zinssätze bremst die Wirtschaft im Allgemeinen. Unternehmen stellen ihre Expansionspläne (ganz oder teilweise) zurück, und einige verschuldete Unternehmen können die hohen Zinssätze nicht mehr leisten und gehen gegebenenfalls sogar bankrott. Auch die meisten Privatpersonen verfügen über ein begrenztes Budget und müssen aufgrund der höheren Zinssätze unter Umständen einige Anschaffungen zurückstellen. Höhere Zinssätze schlagen sich zum Beispiel auch in höheren Hypothekenzahlungen für Immobilienkäufer nieder. Wenn also hohe Zinssätze die Expansion von Unternehmen und den privaten Konsum ausbremsen, dann verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum oder die Wirtschaft schrumpft – und landet möglicherweise sogar in einer Rezession. Die gängigste Definition von Rezession sind zwei aufeinanderfolgende Quartale (also insgesamt sechs Monate) mit schrumpfender Wirtschaftstätigkeit. Der Aktienmarkt gerät in der Regel in eine Schieflage, wenn die Unternehmensgewinne dauerhaft schrumpfen. Hohe Zinssätze können außerdem den Appetit der Anleger auf Aktien dämpfen, da die Renditen für Renten- und andere Zinspapiere steigen. Einige Rentner und andere, die von den Zinserträgen ihrer Anlagen leben, freuen sich über Zinserhöhungen. Denken Sie nur zurück an die frühen 1980er-Jahre, als ein Rentner für 100.000 DMark, die er in Sparbriefe mit zehnprozentiger Verzinsung angelegt hatte, 10.000 D-Mark pro Jahr an Zinsen erhielt. Spulen Sie dann wieder nach vorne bis in die frühen 2000er-Jahre: Rentner mit denselben Sparbriefen mussten damals (ganz abgesehen von den Einbußen durch die Währungsreform im Jahr 2002) Einbußen von etwa 70 Prozent hinnehmen, weil die Zinsen auf diese Anlagen nur noch 3 Prozent betrugen. Für eine angelegte Summe von 100.000 Euro wurden also nur noch 3.000 Euro an Zinserträgen gezahlt. Wenn Sie also versuchen, von den Erträgen Ihrer Anlagen zu leben, wird ein Rückgang dieser Erträge um 70 Prozent Ihren Lebensstil höchstwahrscheinlich beeinträchtigen. Höhere
Zinssätze sind also generell besser, wenn Sie von Ihren Kapitalerträgen leben, oder? Nicht unbedingt.
Die Verbindung zwischen Inflation und Zinssätzen Erinnern wir uns an die Entwicklung der Zinssätze in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren. Nachdem die USA Mitte der 1970er-Jahre eine furchtbare Rezession erfolgreich hinter sich gelassen hatten, schien die Wirtschaft wieder auf dem richtigen Weg zu sein. Doch innerhalb weniger Jahre kam es wieder zu starken wirtschaftlichen Turbulenzen. Der jährliche Anstieg der Lebenshaltungskosten (die sogenannte Inflationsrate) durchbrach die 10-Prozent-Marke und stieg schließlich bis auf 14 Prozent an. Die Zinssätze, die Anleihegläubiger erhalten, wenn sie ihr Geld an Unternehmen und Regierungen verleihen, stiegen wie die Inflation steil an. Generell bewegte sich die Inflationsrate von Anfang der 1970erbis Mitte der 1980er-Jahre in sämtlichen Industrienationen unter anderem aufgrund der Ölkrise auf hohem Niveau. So wurden auch in Deutschland Spitzenwerte von 6 bis 7 Prozent erreicht. Inflation und Zinssätze entwickeln sich in der Regel parallel zueinander. Der wichtigste Einflussfaktor und die wesentliche Triebfeder für die Entwicklung der Zinssätze ist die Inflationsrate. Der Grund für die derart hohen Zinssätze der 1980er-Jahre in den USA lag in der damals zweistelligen Inflationsrate. Auch wenn die Inflationsrate im deutschsprachigen Raum nicht ganz so hoch lag, so zeigte sich auch hierzulande ein ähnliches Bild. Wenn die Lebenshaltungskosten um 10 Prozent pro Jahr steigen, warum sollten Sie als Anleger Ihr Geld dann zu 5 Prozent verleihen (etwa über eine Anleihe oder einen Sparbrief)? Die Zinssätze waren also Anfang der 1980er-Jahre unter anderem deshalb so hoch, weil weder Sie noch ich dumm genug wären, so etwas zu tun.
In den letzten Jahren lag das Zinsniveau sehr niedrig, daher ist auch die Verzinsung für Anleihen entsprechend gesunken. Zwar schmälern niedrige Zinsen Ihre Zinseinnahmen, aber dafür zehrt die entsprechend niedrige Inflationsrate nicht die Kaufkraft Ihres Kapitals auf. Aus diesem Grund sind niedrige Zinsen nicht unbedingt schlechter und höhere Zinsen nicht unbedingt besser, wenn man versucht, von seinen Kapitalerträgen zu leben. Was also sollten Sie als Anleger tun, wenn Sie von den Erträgen Ihrer Anlagen leben möchten, Letztere aber aufgrund der niedrigen Zinsen nicht genügend abwerfen? Einige Rentner sind sich des Risikos bewusst geworden, das mit dem Anlegen von zu viel Kapital in kurzfristigen Sparbriefen und Anleihen einhergeht. (Lesen Sie dazu die Abschnitte in Kapitel 3, die sich mit der Aufteilung Ihres Anlagevermögens und dem richtigen Anlagemix befassen). Eine einfache, aber psychologisch heikle Lösung dieses Problems besteht darin, Ihre geringeren Zins- und Dividendeneinkünfte durch einen Teil Ihres Kapitals zu ergänzen, etwas, das bei höherer Inflation ohnehin geschieht, da die Kaufkraft Ihres Kapitals schneller schwindet. Darüber hinaus könnte Ihnen bewusst werden, dass Sie nicht genug Geld gespart haben, um Ihren gewünschten Lebensstandard zu finanzieren, weshalb Sie Ihre Ziele für den Ruhestand schon lange vor Ihrer Pensionierung festlegen sollten (siehe Kapitel 3).
Die Rolle der zentralen Notenbanken Die Zentralnotenbank der USA ist die Federal Reserve (kurz FED). Wenn der Vorsitzende des Federal Reserve Board spricht (derzeit ist es Jerome Powell; vor ihm war es Janet Yellen und vor ihr Ben Bernanke), hört eine außerordentlich große Anzahl von Menschen zu. Dasselbe gilt, wenn die derzeitige Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, das Wort ergreift (ihr Vorgänger war Mario Draghi). Die meisten Beobachter der Finanzmärkte und die Medien möchten wissen, was die FED oder die EZB in Bezug auf die Geldpolitik zu tun gedenkt.
Extrem niedrige (und negative) Zinssätze verstehen Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 befanden sich die Zinssätze auf einem historischen Tiefstand und gingen in einigen Ländern sogar noch weiter zurück. In manchen europäischen Ländern und in Japan waren sie sogar zeitweise negativ, da heißt sie lagen unter null. Was zum Teufel ist ein negativer Zinssatz, und was genau bedeutet er? Wenn ein Anleger eine Staatsanleihe zum Beispiel für 10.000 Euro kauft, zahlt der Emittent der Anleihe dem Anleger normalerweise Zinsen – beispielsweise 3 Prozent pro Jahr. Der Anleger würde also jährlich 300 Euro an Zinsen erhalten. Nehmen wir an, die Regierungen Deutschlands, Japans oder der Schweiz emittieren Anleihen im Wert von 10.000 Euro mit negativem Zinssatz – zum Beispiel minus 1 Prozent pro Jahr. In diesem Fall würden Sie als Anleihekäufer dem Emittenten der Staatsanleihe 100 Euro pro Jahr zahlen – für das Privileg, seine Anleihe zu halten! Warum um alles in der Welt sollten Sie als Anleger jemals bereit sein, eine Anleihe mit einem negativen Zinssatz zu erwerben? Das kann in einem Land passieren, in dem die Nachfrage nach Krediten gering ist (in der Regel aufgrund einer schwachen Konjunktur) und die Anleger mehr damit beschäftigt sind, ihr Geld zusammenzuhalten, als es mit riskanten Anlagen aufs Spiel zu setzen. Da Personen oder Unternehmen also buchstäblich dafür bezahlt werden, dass sie sich Geld leihen, können Negativzinsen sie dazu ermutigen, Risiken einzugehen beziehungsweise Maßnahmen zu ergreifen, die die Wirtschaft unterstützen. Ein letzter vermeintlicher Vorteil negativer Zinssätze ist, dass sie zu einer Abwertung der Währung eines Landes führen. Ausländische Anleger werden in der Regel nicht Schlange stehen, um Anleihen mit einem negativen Zinssatz zu kaufen! In der Theorie hilft die Abwertung der eigenen Währung einem Land, den effektiven Preis seiner Exporte im Ausland zu senken.
Was genau sind die FED und die EZB, und was sind ihre Aufgaben? Die erste und wichtigste Aufgabe ist das Festlegen der sogenannten Geldpolitik. Kurz gesagt wird hierbei die Höhe der Zinssätze und damit die Menge des im Umlauf befindlichen Geldes (die sogenannte Geldmenge) beeinflusst und auf diese Weise versucht, die Inflationsrate und das Wachstum der Wirtschaft stabil zu halten.
Sich Geld zu beschaffen, ist nicht viel anders, als wenn Sie Salat, Computer oder Turnschuhe einkaufen. All diese Waren und Produkte kosten Sie einen bestimmten Betrag in Euro. Die Kosten des Geldes sind der Zinssatz, den Sie zahlen müssen, um es sich zu leihen; und dieser Zinssatz wird von zahlreichen Faktoren bestimmt, welche letztlich das Angebot von und die Nachfrage nach Geld beeinflussen. Die FED und die EZB ergreifen von Zeit zu Zeit Maßnahmen unterschiedlicher Art, um das Angebot an und die Nachfrage nach Geld sowie die Kosten des Geldes zu beeinflussen. Zu diesem Zweck erhöhen oder senken sie die kurzfristigen Zinssätze – in erster Linie geschieht das durch den Kauf und Verkauf von Wertpapieren (im Falle der FED zum Beispiel USSchatzanweisungen) auf dem offenen Markt. Durch diese Handelsaktivitäten, als Offenmarktgeschäfte bekannt, sind die Zentralbanken in der Lage, den sogenannten Leitzins zu beeinflussen – den Satz, zu dem sich Banken über Nacht untereinander Geld leihen. Selbst die leitenden Beamten der Zentralbanken geben bereitwillig zu, dass die Wirtschaft recht komplex ist und von vielen Faktoren beeinflusst wird, sodass es schwierig ist vorherzusagen, wohin sie sich entwickeln wird. Wenn Prognosen und die Beeinflussung der Märkte jedoch so schwierig sind, warum gibt es dann Einrichtungen wie Zentralnotenbanken? Nun, die Entscheider der Zentralbanken glauben, einen positiven Einfluss ausüben zu können, indem sie ein gesundes gesamtwirtschaftliches Umfeld schaffen, in dem die Inflation niedrig ist und das Wachstum in einem gesunden Tempo voranschreitet. Im Laufe der Jahre ist die FED aus verschiedenen Gründen immer wieder unter Beschuss geraten. So beschuldigten beispielsweise verschiedene Experten den ehemaligen Vorsitzenden Alan Greenspan, Spekulationsblasen verursacht zu haben (siehe Kapitel 5), etwa beim Boom der
Technologieaktienpreise in den späten 1990er-Jahren oder des Immobilienmarktes in den frühen 2000er-Jahren. Einige Ökonomen deuteten an, die US-Notenbank habe zeitweise die Wirtschaft angekurbelt, indem sie bewusst die Geldmenge gelockert habe, was zu einem Wachstumsschub der Wirtschaft und einem boomenden Aktienmarkt führte – gerade rechtzeitig, um »El Presidente« kurz vor den Wahlen gut dastehen zu lassen. Praktischerweise zeigen sich die Folgen einer Inflation erst nach einiger Zeit, in diesem Falle also erst nach der Wahl. In den letzten Jahren wurden außerdem häufiger Stimmen laut, welche die Freiheit der FED, weitestgehend ohne Rechenschaftspflicht agieren zu können, infrage stellen. Viele Faktoren wirken sich auf den Verlauf der Aktienkurse aus. Treffen Sie Ihre Anlage- oder Transaktionsentscheidungen niemals auf der Grundlage dessen, was jemand bei der EZB oder FED sagt, oder jemand in den Medien oder irgendein Marktexperte aus den Kommentaren der Zentralbankvorsitzenden herauszulesen meint. Sie müssen Ihre Anlagepläne an Ihren Bedürfnissen und Zielen ausrichten und nicht an dem, was eine Notenbank vorhat oder tut.
Was zum Henker bedeutet »Quantitative Easing«? Während und nach der Finanzkrise im Jahr 2008 musste die USNotenbank viel Kritik einstecken. Von zahlreichen Experten und der Finanzpresse wurde ihr die Schuld für diverse wirtschaftliche Probleme in die Schuhe geschoben, darunter auch für die Finanzkrise von 2008. Trotz der Erholung der Wirtschaft und des Aktienmarktes wurden einige kritische Stimmen sogar noch lauter, die das Ende 2010 begonnene Programm des sogenannten »Quantitative Easing (QE)« (quantitative Lockerung) der FED anprangerten. (Es ist bemerkenswert, dass dieses Programm im Jahr 2020 im Zuge der COVID-19-Pandemie und der von der
Regierung verordneten Wirtschaftsstillstände erneut zum Einsatz kam. Übrigens betreibt auch die Europäische Zentralbank Quantitative Easing im großen Stil.) Meist verfolgen solche Kritiker – die in der Regel fälschlicherweise behaupten, die Krise von 2008 vorausgesagt zu haben – das Ziel, schlauer zu erscheinen als alle anderen, einschließlich der FED. Einige dieser Pseudoexperten sind Edelmetallbefürworter und händler und behaupten daher gerne, die FED werde eine Hyperinflation auslösen, die jeden in die Armut treiben werde, der nicht in Gold, Silber und dergleichen investiert hat. Bei der quantitativen Lockerung, auch Quantitative Easing (QE) genannt, handelt es sich um ein geldpolitisches Instrument zur Erhöhung der Geldmenge und zur Senkung der Zinsen, mit dem Ziel, dem Markt zusätzliche Liquidität zuzuführen. Dies geschieht, indem die Zentralbank Anleihen kauft, also Schuldtitel, die zuvor Staaten emittiert haben. In einem beliebten Video aus dem Jahr 2010, das auf YouTube bereits millionenfach angeklickt wurde, stellt ein solcher Kritiker – unter Zuhilfenahme von albernen Cartoonfiguren – unter anderem folgende Behauptungen auf: Die FED druckt Unmengen von Geld, um Quantitative Easing umzusetzen. Quantitative Easing wird durchgeführt, um die Deflation (fallende Preise) zu stoppen, die FED ist jedoch zu dumm, um zu erkennen, dass die Verbraucherpreise steigen und nicht fallen. Die FED hat sich in den letzten 20 Jahren immer geirrt. Der damalige FED-Vorsitzende Ben Bernanke war für sein Amt gar nicht qualifiziert, weil er keine Erfahrung in der Wirtschaft und in der Politik besitzt und noch nie ein gewähltes Amt bekleidet hat. Er ist ein Narr, der sich während seiner Amtszeit in allem geirrt und bereits die amerikanische
Wirtschaft in den Ruin getrieben hat und nun daran arbeitet, die Weltwirtschaft in den Ruin zu treiben. Die Regierung kauft törichterweise Staatsanleihen von Goldman Sachs zu stark überhöhten Preisen (anstatt Staatsanleihen vom Finanzministerium zu kaufen). Goldman Sachs zockt das amerikanische Volk ab. Es ist an sich schon erstaunlich, dass sich dieses Video bereits Millionen von Menschen angeschaut haben. Noch erstaunlicher und beunruhigender ist es jedoch, wie viele Mainstreammedien und andere Websites und Kanäle es beworben und empfohlen haben, ohne sich auch nur die geringste Mühe zu machen, den Inhalt auf Fakten hin zu überprüfen. Ich hole dies nun nach, erstens, um die Dinge richtigzustellen, und zweitens, um Ihnen zu vermitteln, was Quantitative Easing (QE) wirklich ist und warum die FED es anwendet. Gehen wir die wichtigsten Behauptungen des Videos Punkt für Punkt durch: Die FED druckt nicht tonnenweise Geld (und erhöht damit die Geldmenge), um QE umzusetzen. Geldmarktanlagen und Bankeinlagen von Privatkunden könnten beispielsweise zunehmen, wenn sich Privatpersonen dazu entschließen, mehr Bargeld zu halten. Die Nachfrage nach diesen hochliquiden Vermögenswerten kann aus der ganzen Welt kommen, sodass eine erhöhte Nachfrage nach dem US-Dollar in Zeiten konjunktureller Anspannung zu einem Wachstum von M2 (dem wichtigsten Maßstab für die Geldmenge) führen kann. Veränderungen der Geldmenge sind kompliziert. Die FED ist sich durchaus bewusst, dass derzeit eine Inflation besteht, war aber besorgt darüber, dass die Inflationsrate im historischen Vergleich recht niedrig war und dass es während der schweren Rezession Anzeichen für eine sich beschleunigende Deflation gab. Hätte sich die FED in den letzten mehr als 20 Jahren in allem geirrt, läge die US-Wirtschaft heute in Trümmern und der USAktienmarkt hätte nicht seit 1990 um mehr als 1400 Prozent
zugelegt. Vor der COVID-19-Pandemie und den von der Regierung verordneten Betriebsschließungen befand sich die Arbeitslosenquote in den USA mit 3,5 Prozent auf dem tiefsten Stand seit 50 Jahren. Ben Bernanke war für das Amt des Vorsitzenden der FED gut qualifiziert. Die FED kauft Staatsanleihen von den Banken zu wettbewerbsfähigen Preisen an, um die Kreditvergabe der Banken zu fördern. Die Behauptung, dass die FED solche Anleihen ausschließlich von Goldman Sachs kaufen würde, ist absurd. Die FED führt solche Offenmarktgeschäfte über eine Liste von 18 staatlich anerkannten Primärhändlern (das heißt Wertpapierhändler für Staatspapiere) durch, und Goldman ist einer dieser 18 Händler, welche in einem äußerst wettbewerbsintensiven Umfeld tätig sind. Die öffentliche Anprangerung von Goldman Sachs hat eine lange Tradition. Interessanterweise wurden der Werdegang und die Agenda der Person, die sich hinter diesem faktenfeindlichen YouTube-Video verbirgt (und in einigen Artikeln lediglich als »30-jähriger Immobilienmanager« erwähnt wird), bisher kaum hinterfragt. Dieser sogenannte Experte verfügt über keinerlei erkennbare Qualifikation oder Fachwissen zu dem im Video behandelten Thema, was erklärt, warum fast jede Aussage darin falsch ist. Der ehemalige FED-Vorsitzende Bernanke hat QE in verschiedenen Reden und ausgewählten Interviews erklärt. Hier ist eine ziemlich einfache Erklärung, die Bernanke auf dem Höhepunkt der Kreditkrise gab (Anmerkung: »Zentralbank« steht für die Federal Reserve): »Quantitative Easing kann man sich als eine Ausweitung der Bilanz der Zentralbank vorstellen, ohne deren Zusammensetzung absichtlich zu verändern. Das heißt, die Zentralbank führt mehr Offenmarktgeschäfte durch, mit dem Ziel, die Bankreserven zu erhöhen, welche das Bankensystem dann zur Vergabe neuer Kredite und zum
Kauf zusätzlicher Wertpapiere nutzen sollte. Wenn allerdings die Credit Spreads [also die Versicherungsprämien gegen Zahlungsausfälle] sehr groß sind, wie aktuell der Fall, und die Kreditmärkte relativ dysfunktional, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Erhöhung der Bankreserven die Vergabe neuer Kredite und zusätzliche Wertpapierkäufe zur Folge haben wird. Im Gegensatz dazu zielt die Lockerung der Kreditvergabe auf die Mischung aus Krediten und Wertpapieren ab, welche die Zentralbank als Aktiva in ihrer Bilanz hält, um die Credit Spreads zu verringern und die Funktion der privaten Kreditmärkte zu verbessern. Das Endziel ist die Verbesserung der Kreditbedingungen für Haushalte und Unternehmen. Diesbezüglich hat sich die Federal Reserve darauf konzentriert, die Funktion der Kreditmärkte zu verbessern, die stark gestört sind und wichtige Finanzierungsquellen für Finanzunternehmen, NichtFinanzunternehmen und Haushalte darstellen.«
Kapitel 5
Vermögen aufbauen mit Aktien IN DIESEM KAPITEL Aktienmärkte und Indizes kennenlernen Aktien auf die clevere Art kaufen Die Bedeutung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses verstehen Aus Extremen lernen: Blasen und pessimistische Phasen in der Vergangenheit Häufige Fehler beim Aktienkauf vermeiden Ihre Erfolgschancen am Markt erhöhen
Viele vergleichen das Investieren am Aktienmarkt mit einem Glücksspiel. Ein echtes Casino strukturiert seine Spiele – wie Spielautomaten, Blackjack und Roulette – jedoch so, dass die Casinobesitzer einen Großteil (40 Prozent) des Geldes, das die Leute zum Spielen einsetzen, abschöpfen. Die überwiegende Mehrheit der Casinobesucher verliert ihr Geld, in manchen Fällen sogar den gesamten Spieleinsatz. Die wenigen, die das Casino mit mehr Geld verlassen, als sie mitgebracht haben, sind in der Regel Glückspilze, die klug genug sind aufzuhören, solange sie noch im Vorteil sind. Ich kann verstehen, warum einige Privatanleger das Gefühl haben, der Aktienmarkt ähnle einem legalen Glücksspiel. Und leider wird diese Fehlinterpretation gelegentlich sogar von Leuten aus Regierungskreisen oder in anderen leitenden Positionen propagiert, die es eigentlich besser wissen könnten beziehungsweise müssten, es aber aufgrund von Unkenntnis oder einer persönlichen Agenda nicht tun.
Die Börse ist keine Spielhölle – ganz im Gegenteil. Aktien, die Anteile an Unternehmen repräsentieren, bieten Menschen mit ganz unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen – von bescheiden bis wohlhabend – die Möglichkeit, in Unternehmen zu investieren und so ihr Vermögen aufzubauen. Die Geschichte zeigt deutlich, dass langfristig orientierte Anleger, die im Rahmen eines diversifizierten Portfolios regelmäßig in Qualitätsaktien investieren, an der Börse erfolgreich sein können, weil die Aktienmärkte über die Jahre und Jahrzehnte hinweg stetig an Wert zulegen. Dennoch verlieren manche Anleger auch Geld, weil sie leicht vermeidbare Fehler begehen, die ich Ihnen in diesem Kapitel aufzeigen will. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie Sie Ihr Geld erfolgreich an der Börse anlegen.
Wie Sie Geld an der Börse verdienen können – eine kurze Anleitung Wenn Sie eine Aktie erwerben, und damit einen Eigentumsanteil an dem Unternehmen, das sie emittiert, können Sie auf zwei Arten von diesem Eigentum profitieren: Dividenden: Die meisten Aktien werfen auch Dividenden ab. Unternehmen erzielen in der Regel im Laufe des Jahres einen gewissen Gewinn. Einige wachstumsstarke Unternehmen reinvestieren die meisten oder alle Gewinne direkt wieder in das Unternehmen, viele schütten jedoch einen Teil ihrer Gewinne in Form von Dividenden an die Aktionäre aus, die in den USA quartalsweise, in Deutschland aber nur einmal im Jahr ausgezahlt werden.
Kurssteigerungen: Wenn der Kurs oder Preis einer Aktie ein Niveau erreicht, das über ihrem ursprünglichen Kaufpreis liegt, dann haben Sie Gewinn gemacht. Dieser Gewinn existiert jedoch zunächst nur auf dem Papier, und zwar so lange, bis Sie die Aktie verkaufen und dann einen Kursgewinn erzielen. (Solche Gewinne, die über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr realisiert werden, wie es im Börsenjargon heißt, werden mit dem niedrigeren Abgeltungsteuersatz besteuert; siehe Kapitel 3.) Natürlich kann der Aktienkurs auch unter den ursprünglichen Kaufpreis fallen (auch in diesem Fall existiert der resultierende Verlust nur auf dem Papier, es sei denn, Sie realisieren diesen Verlust, indem Sie die Aktie verkaufen). Wenn Sie Dividenden und Kurssteigerungen zusammenrechnen, erhalten Sie Ihre Gesamtrendite. Aktien unterscheiden sich hinsichtlich der möglichen Renditen, insbesondere in Bezug auf die Dividenden.
Was ist »der Markt«? – Eine Definition Als Anleger investieren Sie in Aktien, um an den Erträgen der Wirtschaft teilzuhaben. Dies tun Sie über den Aktienmarkt. Doch was genau ist der Aktienmarkt oder einfach »Markt«? Jeder spricht über »den Markt« (oder »die Märkte«), ähnlich wie über die nächstgrößte Stadt in der Nähe (wir gehen in »die Stadt«). Hier ein paar Beispiele aus der Finanzpresse: Der Markt ist heute um 137 Punkte gefallen. Ist jetzt, da der Markt neue Höchststände erreicht hat, nicht ein schlechter Zeitpunkt für Investitionen? Der Markt steht kurz vor einer Korrektur.
Wenn Menschen über »den Markt« sprechen, meinen sie in der Regel den US-Aktienmarkt (immerhin ist die New York Stock Exchange oder NYSE) die größte und bedeutendste Wertpapierbörse der Welt) oder – je nach Standort – einen der anderen großen Aktienmärkte weltweit. Genauer gesagt geht es in der Regel um den Dow Jones Industrial Average, kurz Dow Jones, der von Charles Dow und Eddie Jones ins Leben gerufen wurde. Er ist der weltweit bekannteste und meistbeachtete Börsenindex sowie Maßstab für die Leistung des USAktienmarktes. Dow und Jones, zwei Reporter und damals in ihren Dreißigern, begannen im Jahr 1889 mit der Herausgabe einer Zeitung, von der Sie vielleicht schon mal gehört haben – dem Wall Street Journal. Wie die heutige Version, berichtete auch das Wall Street Journal aus dem 19. Jahrhundert über aktuelle Finanznachrichten. Dow und Jones stellten außerdem die Aktienkurse größerer, wichtiger US-Unternehmen zusammen und erstellten und berechneten Indizes, um die Entwicklung des amerikanischen Aktienmarktes zu verfolgen. Der Dow Jones Industrial Average (kurz Dow Jones) ist ein Marktindex, der die Performance von 30 großen Unternehmen mit Hauptsitz in den USA abbildet. Dazu zählen unter anderem der Telekommunikationsriese Verizon Communications, der Flugzeughersteller Boeing, der Getränkehersteller Coca-Cola, der Energiegigant Chevron, die großen Technologieplayer Apple, IBM, Intel und Microsoft, die Arzneimittelhersteller Amgen und Merck, der Fast-Food-König McDonald's sowie die Einzelhändler Home Depot und Walmart. Kritiker bemängeln, der Dow Jones umfasse zu wenige Unternehmen und es fehle ihm an Vielfalt. Die 30 Aktien, aus denen sich der Dow Jones zusammensetzt, repräsentieren nämlich nicht die 30 größten oder besten US-Unternehmen. Vielmehr handelt es sich um die 30 Unternehmen, die nach Ansicht der leitenden Mitarbeiter des Wall Street Journals die Vielfalt der Wirtschaft der Vereinigten Staaten widerspiegeln (wenngleich Versorgungs- und Transportwerte ausgeschlossen sind und in anderen Dow-Indizes erfasst werden). Die 30 Aktien
des Dow Jones ändern sich im Laufe der Zeit, nämlich dann, wenn Unternehmen fusionieren, schrumpfen oder an Bedeutung gewinnen beziehungsweise verlieren. So wurden beispielsweise im August 2020 Exxon Mobil, Pfizer und Raytheon Technologies durch Amgen, Honeywell und Salesforce verdrängt. General Electric, das schon lange im Niedergang begriffen war, wurde 2018 aus dem Index gestrichen und durch Walgreens ersetzt, und im Jahr 2015 trat Apple an die Stelle des stagnierenden Telekommunikationskonzerns AT&T.
Ein Blick auf die großen Börsenindizes So wie New York City, der Sitz der New York Stock Exchange (NYSE), nicht die einzige Stadt ist, die man besuchen oder in der man leben kann, sind die 30 Aktien des Dow Jones Industrial Average bei Weitem nicht repräsentativ für alle verschiedenen Arten von Aktien, in die man investieren kann. Die folgende Liste beschreibt einige weitere wichtige internationale Börsenindizes sowie die Arten von Aktien, die sie abbilden: Standard & Poor's 500 (S&P 500): Ähnlich wie der Dow Jones Industrial Average bildet der S&P 500 die Aktienkurse von 500 größeren, an der New Yorker Börse notierten USUnternehmen ab. Diese machen etwa 75 Prozent des gesamten Marktwerts der Zehntausenden auf dem US-Markt gehandelten Aktien aus. Somit stellt der S&P 500 einen sehr viel breiter gestreuten und damit repräsentativeren Index für die Aktien größerer US-Unternehmen dar als der Dow Jones Industrial Average.
Von Bullen und Bären Ob im Finanzteil von Tageszeitungen, in Börsenzeitschriften oder auf Börsenblogs – wann immer über den Aktienmarkt gesprochen wird, ist häufig die Rede von sogenannten Bullen- und Bärenmärkten. Möglicherweise wissen Sie, welcher der beiden Begriffe (aus Anlegersicht) für einen guten und
welcher für einen schlechten Markt steht, aber vermutlich ist Ihnen nicht bekannt, woher diese albernen Bezeichnungen überhaupt stammen. Es ist schwer, sich auf den Ursprung dieser Begriffe zu einigen, aber meine Lieblingsbeschreibung stammt aus Robert Claibornes Buch Loose Cannons and Red Herrings - A Book of Lost Metaphors (auf Deutsch sinngemäß »Von unbändigen Kanonen und roten Heringen – verlorene Metaphern«) (W. W. Norton & Company). Der börsenbezogene Begriff Bär leitet sich laut Claiborne von einem Sprichwort ab, das sich über einen Mann lustig macht, der »das Bärenfell verkauft, bevor er den Bären erlegt hat«. Hier ist die Verbindung zum Aktienmarkt: Wenn Händler an der Börse der Meinung waren, dass der Markt zu teuer und spekulativ geworden war, begannen sie Aktien zu verkaufen, die sie noch gar nicht gekauft (also »erlegt«) hatten. Diese Händler wurden im Volksmund auch »Bärenfell-Jobber« und später »Bären« genannt. Diese Praxis der »bearishen« Händler wird auch als Leerverkauf bezeichnet. Sie hofften, die so verkauften Aktien später zu einem niedrigeren Preis zurückkaufen zu können. Ihr Gewinn entsprach dabei der Differenz zwischen dem ursprünglichen Verkaufspreis und dem späteren (Wieder)kaufpreis. Leerverkäufe sind wie Investitionen in umgekehrter Reihenfolge: Man verkauft zuerst und kauft später zurück. Die schlimmste Situation für einen Bären ist, wenn die Preise steigen und er die Aktie zu einem hohen Preis zurückkaufen muss. Oder wie Claiborne es sehr treffend umschrieb: »Wer verkauft, was er nicht hat / Kauft‘s zurück oder geht in den Knast« (im englischen Original: »He who sells what isn't his'n / Must buy it back or go to prison.«) Leerverkäufe sind extrem risikoreich und gefährlich, da die Verluste potenziell unbegrenzt sind, wenn der Kurs einer Aktie Größenordnungen erreicht, die sehr weit über dem ursprünglichen Verkaufspreis liegen. Claiborne zufolge sind die Bullen diejenigen, die sozusagen »die andere Straßenseite bedienen« (vom englischen Idiom »to work the other side of the street«), es also genau umgekehrt machen. Bullen kaufen Aktien in der Hoffnung und Erwartung, dass sie im Wert steigen werden. Der Schriftsteller Ben Trovato, von dem Claiborne sagt, dass er zu farbenfrohen, aber häufig unpassenden Metaphern neigt, zeichnete das Bild von Bullen, die Aktien mit ihren Hörnern in die Luft werfen. Eine alternative Erklärung für diese Begriffe stammt aus Recherchen des Wirtschafts- und Anlagestrategen Don Luskin. Er ist der Auffassung, dass die Begriffe Bullen und Bären bereits in den frühen 1700er-Jahren auf den britischen Finanzmärkten gebräuchlich waren und von den grausamen Schaukämpfen zwischen wilden Tieren herrührten, die damals oft zur Belustigung der Öffentlichkeit inszeniert wurden. Wenn Stiere und Bären gegeneinander antraten, kämpfte der Stier mit einer Aufwärtsbewegung seiner Hörner, während der Bär mit einer Abwärtsbewegung seiner Pfoten zurückschlug.
Analog zu den Begriffen Bullen- und Bärenmarkt finden auch häufig die französischen Äquivalente Hausse (für den aufstrebenden Markt) und Baisse (für den rückläufigen Markt) Verwendung.
Im Gegensatz zum Dow Jones, der in erster Linie durch Addition der aktuellen Kurse der einzelnen Unternehmensaktien berechnet wird, errechnet sich der S&P 500 durch Addition des gesamten Marktwerts (Marktkapitalisierung) der enthaltenen Aktienwerte eines Unternehmens. Nasdaq-Index: Dieser Index, der die an der Nasdaq-Börse in New York notierten Aktien abbildet, ist stark auf Technologieunternehmen ausgerichtet. (Die Abkürzung Nasdaq steht für National Association of Securities Dealers Automated Quotations beziehungsweise automatisierte Angebote der nationalen Vereinigung der Wertpapierhändler. Die Nasdaq ist zugleich die größte, auf Technologieaktien spezialisierte Börse der USA). Der Nasdaq-Index umfasst auch Aktien anderer Branchen, ist aber hinsichtlich der Branchenvielfalt nicht annähernd so breit gefächert wie der S&P 500. Zwar sind auch kleinere Unternehmen gelistet, dennoch machen die 100 größten Unternehmen (gelistet im sogenannten Nasdaq 100) den Großteil des Marktwerts des Indexes aus. Dazu gehören viele Unternehmen, von denen Sie wahrscheinlich schon gehört haben, wie Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet (früher Google), Facebook, Intel, Cisco Systems, PepsiCo, Comcast, Netflix, NVIDIA, Adobe, Costco, PayPal, Amgen, Texas Instruments, Charter Communications, Broadcom, Tesla, Gilead Sciences und Starbucks. MSCI Emerging Markets Index: Dieser Index bildet den Wert der Aktien in den wirtschaftlich weniger entwickelten, aber »aufstrebenden« Ländern (häufig auch als Schwellenländer bezeichnet) ab, wie Brasilien, China, Russland, Taiwan, Indien, Südafrika, Chile, Mexiko und so weiter. Diese
Aktienmärkte unterliegen tendenziell größeren Schwankungen als die der etablierten Volkswirtschaften. FTSE100: Der FTSE100 ist der führende Index des britischen Aktienmarktes, wobei die Abkürzung (umgangssprachlich auch Footsie (ausgesprochen Fuzzi) genannt) für Financial Times Stock Exchange steht. Er bildet die Aktienkurse der 100 größten und leistungsstärksten an der Londoner Börse notierten britischen Unternehmen ab. DAX: Die Abkürzung DAX steht für Deutscher Aktienindex. Der DAX ist der wichtigste deutsche Aktienindex, der die Kursentwicklung der 40 größten und wachstumsstärksten Unternehmen des deutschen Marktes aufzeichnet. Er macht rund 80 Prozent des gesamten Marktwerts der Umsätze aus, die an der größten deutschen Börse Xetra mit deutschen Unternehmen erzielt werden. SMI: Die Abkürzung SMI steht für Swiss Market Index. Dieser Leitindex bildet das schweizerische Äquivalent zum DAX und misst die Performance der 20 größten an der Züricher Börse SIX Swiss Exchange gelisteten Schweizer Unternehmen.
Wie und warum Sie Indizes nutzen sollten Indizes dienen mehreren Zwecken. Erstens können Sie sich damit schnell einen Überblick verschaffen, wie sich bestimmte Arten von Aktien im Vergleich zu anderen entwickeln: So stieg der S&P 500 im Jahr 1998 beispielsweise um 28,6 Prozent, während der Russell-2000-Index für kleine Unternehmen um 2,5 Prozent zurückging. Im selben Jahr wuchs der MSCI-Auslandsaktienindex EAFE um 20,3 Prozent. Dagegen fiel der S&P 500 im Jahr 2001 um 11,9 Prozent, wobei der EAFE-Auslandsaktienindex mit einem Rückgang um 21,4 Prozent ein noch schlechteres Jahr verzeichnete. Im Jahr 2013 legte der S&P 500 um 29,7 Prozent zu, während der ausländische EAFE-Index um 18 Prozent anzog.
Zweitens können Sie mithilfe von Indizes auch die Performance Ihrer eigenen Börsenanlagen vergleichen oder bewerten. Wenn Ihr Portfolio zum Beispiel hauptsächlich Aktien großer USUnternehmen enthält, sollten Sie die Gesamtrendite dieses Aktienpakets mit einem maßgeblichen Index vergleichen – in diesem Fall mit dem S&P 500. Auch Investmentfonds machen das so und nutzen Indizes gerne als »Benchmark«, sprich als Vergleichsmarke. Ein Fonds, der laut seinen Statuten ausschließlich in deutsche Standardwerte anlegt, wird sich üblicherweise mit der Entwicklung des DAX vergleichen. (Wie in Kapitel 8 noch näher erläutert wird, bieten Indexfonds, die sich an einem der großen Aktienmarktindizes orientieren, eine kosteneffiziente, bewährte Möglichkeit, um mithilfe von Aktieninvestments Vermögen aufzubauen). Vielleicht haben Sie auch schon von anderen, enger gefassten Indizes gehört, die beispielsweise die Wertentwicklung von Aktien bestimmter Branchen abbilden, wie Banken, Restaurants, Pharma-, Halbleiter-, Software- und Textilhersteller oder Versorgungsunternehmen. Andere Indizes stehen für die Aktienmärkte anderer Länder wie Großbritannien (FTSE), Deutschland (DAX), Südkorea (KOSPI), Kanada (S&P/TSX), Japan (Nikkei) oder Hongkong (Hang Seng). (Einige davon finden Sie in der Liste wichtiger Indizes weiter vorne im Kapitel). Sich bei der Anlage in Aktien auf nur ein oder zwei Branchen oder kleinere Länder zu konzentrieren, ist gefährlich – zum einen, weil es Ihrem Portfolio so an Diversifizierung mangelt, zum anderen, weil Ihnen als Laie das nötige Wissen fehlt, um zu entscheiden, wann und in welche Aktien Sie investieren sollten. Es reicht nicht aus zu wissen, dass ein bestimmter Sektor schnell wächst, denn das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Aktien dieser Unternehmen auch in Zukunft steigen werden. Und möglicherweise ist ein solch vielversprechender Sektor derzeit stark überbewertet oder steht kurz davor, in Schieflage zu geraten. Ich empfehle Ihnen daher dringend,
diese enger gefassten Indizes zu ignorieren. Viele Unternehmen entwickeln aus Publicitygründen sogar ihre eigenen Indizes. Wenn die Nachrichtenmedien über solche Indizes berichten, bedeutet das für den Indexentwickler kostenlose Werbung. (In Kapitel 8 gehe ich auf Anlagestrategien ein, die sich unter anderem auf sogenannte Value- oder Growth-Aktien konzentrieren, für die es ebenfalls Marktindizes gibt).
Aktienkauf mit Köpfchen Wenn Sie vorhaben, Ihr Geld in Aktien anzulegen, dann haben Sie sehr viele Optionen zur Auswahl (vielleicht sogar zu viele). Abgesehen von der Möglichkeit, aus Zehntausenden von Aktien einzelne selbst auszuwählen, können Sie in offene Investmentfonds oder ETFs investieren oder einen Börsenmakler mit der Auswahl Ihres Portfolios beauftragen.
Aktien kaufen über offene Investmentfonds und ETFs Wenn Sie viel beschäftigt sind und sich bezüglich Ihres Börsenwissens keine größeren Illusionen machen, werden Sie Aktienfonds geradezu lieben. Der Aktienkauf über solche Fonds erfordert in der Regel nicht mehr als die Einrichtung eines Depots bei einem Broker und ein paar Klicks nach dem Login auf dessen Website. Offene Investmentfonds (kurz: Fonds) nehmen das von Leuten wie Ihnen und mir eingezahlte Geld und legen es in einem einzigen Anlageportfolio in Wertpapiere wie Aktien und Anleihen an. Dieses Portfolio wird dann professionell verwaltet. Aktienfonds investieren, wie der Name schon sagt, hauptsächlich oder ausschließlich in Aktien (einige Aktienfonds investieren manchmal auch ein wenig in andere Anlagen, zum Beispiel in Anleihen). Börsengehandelte Fonds oder kurz ETFs ähneln in vielerlei Hinsicht den offenen Investmentfonds. Es handelt sich um
Indexfonds, deren Portfolio genau der Zusammensetzung eines Index (Dow Jones, DAX et cetera) entspricht und die an einer Börse gehandelt werden. Ein potenzieller Anreiz besteht darin, dass die Verwaltungskosten weitaus niedriger ausfallen als bei vergleichbaren offenen Investmentfonds. (Mehr zum Thema ETFs und welche am besten geeignet sind, erfahren Sie in Kapitel 8.) Der Handel über Aktienfonds bietet Ihnen zahlreiche Vorteile: Diversifizierung: Einzelne Aktien auf eigene Faust einzukaufen, ist relativ kostspielig, es sei denn, Sie kaufen gleich eine ordentliche Menge (etwa 100 Stück). Angenommen, Sie möchten von einem Dutzend Unternehmen jeweils 100 Aktien kaufen, um eine ausreichende Diversifizierung zu gewährleisten, dann benötigen Sie etwa 60.000 Euro, wenn die gekauften Aktien durchschnittlich 50 Euro pro Stück kosten. Professionelle Verwaltung: Auch wenn Sie richtig viel Geld zu investieren haben, bieten Fonds Ihnen etwas, das Sie selbst nicht leisten können: professionelles Management in Vollzeit. Fondsmanager sehen sich die Jahresabschlüsse eines Unternehmens an und verfolgen und analysieren dessen Geschäftsstrategie und Marktposition. Die besten Manager arbeiten viel und lange und verfügen über ein hohes Maß an Expertise und Erfahrung in diesem Bereich. (Falls Sie dem Irrglauben erlegen sind, Sie könnten mit minimalem Aufwand überdurchschnittliche Renditen erzielen, indem Sie einfach selbst ein paar Aktien auswählen, dann lesen Sie bitte unbedingt den Rest dieses Kapitels!) Betrachten Sie es so: Fonds sind eine enorme Zeitersparnis. Oder anders ausgedrückt: Würden Sie Ihren nächsten freien Tag lieber vor dem Computer verbringen und über Halbleiter- und Papierhersteller recherchieren, oder lieber mit Ihrer Familie und
Freunden zu Abend essen oder ins Kino gehen? (Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, wer Ihre Familie und Freunde sind!) Niedrige Kosten (wenn Sie die richtigen Fonds wählen): Um Sie davon zu überzeugen, dass Fonds keine gute Anlageoption sind, verweisen einige eigennützige Finanzexperten (zum Beispiel die Herausgeber von Börsen-Newslettern) auf die hohen Gebühren, die einige Fonds berechnen. Zugegebenermaßen können einige Fonds relativ teuer sein und Ihnen Verwaltungsgebühren von ein paar Prozent oder mehr pro Jahr aufbrummen, zusätzlich zu saftigen Einmalgebühren beim Kauf (sogenannten Ausgabeaufschlägen). Selbstverständlich würden Sie nie in einen Fonds investieren, der von einem blutigen Anfänger ohne Erfahrung verwaltet wird. Warum also sollten Sie dann in einen überteuerten Fonds investieren wollen? Entgegen dem Motto »Wer billig kauft, kauft teuer«, das oft von denjenigen propagiert wird, die Ihnen etwas zu einem überhöhten Preis andrehen wollen, sind einige der besten Fonds gleichzeitig auch die mit den niedrigsten Gebühren. Über einen offenen Investmentfonds können Sie einen professionellen Vollzeit-Fondsmanager damit beauftragen, 10.000 Euro für nur 20 bis 100 Euro pro Jahr für Sie anzulegen; ETFs kosten sogar noch weniger.
Wie alle Investitionen haben auch Fonds mögliche Nachteile. Dazu zählen die fehlenden Kontrollmöglichkeiten: Die Aussicht, ihr Geld in ein scheinbar unwägbares und unkontrollierbares Verfahren zu stecken, bei dem andere entscheiden, wann und in was es investiert wird, ist für manche Anleger problematisch. Wenn Sie der Typ sind, der gerne die Kontrolle über alles behält,
könnten auch Sie sich bei diesem Gedanken verunsichert fühlen. Andererseits sollten Sie sich definitiv mehr Sorgen über die möglichen Fehler machen, die Sie selbst begehen können, indem Sie in Einzelaktien Ihrer Wahl (oder – noch schlimmer – in Aktien, die Ihnen von jemandem angepriesen werden) investieren. Denn die Finanzmärkte können sich sehr schnell ändern, Ihr bisheriges Denken infrage stellen, Sie in Stress versetzen und Ihnen ganz schnell das Gefühl geben, keinerlei Kontrolle mehr zu haben! In Kapitel 8 gehe ich auf die besten offenen Investmentfonds und ETFs ein, die Ihnen eine hochwertige, zeit- und kosteneffiziente Möglichkeit bieten, weltweit in Aktien zu investieren.
Einzelne Aktien selbst auswählen In nicht wenigen Büchern und Blogs zum Thema Geld- und insbesondere Aktienanlage wird den Anlegern teilweise enthusiastisch empfohlen, ihre Aktien selbst auszuwählen. Auch wenn dies selbstverständlich möglich ist, so ist es meiner Erfahrung nach für die allermeisten Anleger nicht ratsam. Damit Sie mich richtig verstehen: Ich bin seit Langem ein starker Verfechter von Weiterbildung und Eigenverantwortung, auch und gerade, was finanzielle Angelegenheiten angeht – aber das bedeutet nicht, dass Sie wirklich alles selbst machen müssen und sollten. Tabelle 5.1 enthält einige Überlegungen, die Sie berücksichtigen sollten, falls Sie dennoch vorhaben, Ihre Aktien im Alleingang auszuwählen: Gute Gründe für die selbstständige Auswahl von Aktien Sie lieben die Herausforderung.
Schlechte Gründe für die selbstständige Auswahl von Aktien Sie glauben, dass Sie mit den besten Fondsmanagern konkurrieren können. (Wenn Sie das können, haben Sie vermutlich den falschen Beruf gewählt!)
Gute Gründe für die selbstständige Auswahl von Aktien
Schlechte Gründe für die selbstständige Auswahl von Aktien
Sie möchten mehr über die Sie möchten mehr Kontrolle über Ihre Anlagen Mechanismen von Börse haben, was Ihrer Meinung nach nur möglich ist, und Wirtschaft lernen. wenn Sie die Unternehmen, in die Sie investieren, genau kennen und verstehen. Sie verfügen über einen beträchtlichen Geldbetrag, den Sie investieren möchten.
Sie sind der Meinung, dass offene Investmentfonds nur etwas für Leute sind, die nicht klug genug sind, ihre eigenen Aktien auszuwählen.
Sie sind ein »Buy-andEs reizt Sie, Ihre Aktien jederzeit handeln (kaufen Hold«-Investor, das heißt oder verkaufen) zu können. Sie planen, Ihre Aktienanlagen langfristig zu halten Tabelle 5.1: Gute und schlechte Beweggründe für die selbstständige Auswahl von Aktien
Einige beliebte Blogs, Websites und Bücher zum Thema Aktienanlage versuchen, Anlegern weiszumachen, sie könnten mit der selbstständigen Auswahl ihrer Aktien tatsächlich besser abschneiden als die Profis. Was Sie dabei jedoch unterschlagen ist, dass es sehr viel Zeit und Disziplin kostet, um sich das hierfür benötigte Fachwissen anzueignen, etwas, das Sie als Amateuranleger in der Regel nicht leisten können. So mancher professionelle Fondsmanager verbringt 80 (!) Stunden pro Woche alleine mit dieser Tätigkeit, und ich gehe davon aus, dass Sie weder die Zeit noch die Lust haben, derart viel Aufwand in Ihr Aktienportfolio zu investieren. Lassen Sie sich also nicht von der Popularität dieser Do-it-yourself-Online-Gurus und Bücher in die Irre führen!
Eine bestimmte Unternehmensaktie zur Anlage auszuwählen, ist nicht so einfach wie Shoppen: Ein attraktiv erscheinendes Zielobjekt prüfen, für gut befinden, in bestimmter Anzahl kaufen und sich dann entspannt zurücklehnen und zusehen, wie die Kurse nach oben schießen und Ihnen satte Gewinne einbringen – das wäre natürlich traumhaft, ist aber leider utopisch. Ich selbst hatte auch schon so einige Ideen für die Auswahl einzelner Aktien, und hätte ich sie umgesetzt, hätte ich in einigen Fällen sehr gut, in anderen jedoch miserabel abgeschnitten. Dank meiner langjährigen Erfahrung als Vermögensberater sowie jahrzehntelanger Beobachtung der Finanzmärkte weiß ich, dass die Auswahl der richtigen Aktien sehr viel schwieriger ist, als die Leute gemeinhin annehmen. Wie Sie sicher inzwischen wissen, gibt es bei der Anlage in Aktien keine Erfolgsgarantie. Aber wie bei so vielen anderen Unterfangen im Leben können Sie auch Einzelaktien auf clevere und weniger clevere Art kaufen. Wenn Sie also Ihr Aktienportfolio partout selbst zusammenstellen möchten, dann lesen Sie Kapitel 6, in dem ich erkläre, wie man Einzelaktien am besten analysiert und ordert.
Den richtigen Zeitpunkt zum Kaufen und Verkaufen erkennen Nachdem Sie nun über die verschiedenen Arten von Aktienmärkten, Indizes und Möglichkeiten zur Aktienanlage Bescheid wissen, fragen Sie sich vielleicht, wie Sie Ihr Vermögen mithilfe von Aktien aufbauen können, ohne dabei Ihr letztes Hemd zu verlieren. Schließlich möchte niemand Aktien kaufen, kurz bevor ein großer Kurseinbruch bevorsteht.
Wie in Kapitel 4 erläutert, ist der Aktienmarkt einigermaßen effizient. Allerdings spiegelt der Kurs einer Aktie in der Regel die Einschätzungen vieler kluger Menschen wider hinsichtlich dessen, was ein fairer Preis für die Aktie des betreffenden Unternehmens ist. Daher ist es für einen Anleger unrealistisch zu glauben, es gäbe irgendein System, dass es ermöglicht, »niedrig zu kaufen und hoch zu verkaufen«. Einige professionelle Fondsmanager mögen in der Lage sein, gute Zeitpunkte für den Kauf und Verkauf bestimmter Aktien zu erkennen, dennoch ist es enorm schwierig, diesbezüglich immer richtig zu liegen. Der einfachste und beste Weg, an der Börse Gewinne zu erzielen, besteht darin, konsequent und regelmäßig neues Geld in den Aufbau eines diversifizierten Portfolios zu stecken. Fällt der Markt, können Sie Ihre neuen Investitionsgelder verwenden, um weitere Aktien zu kaufen. Wenn Sie versuchen, den günstigsten Zeitpunkt am Markt »abzupassen«, besteht die Gefahr, dass Sie aussteigen, wenn er gerade stark ansteigt, und einsteigen, wenn er unerwartet einbricht.
Berechnung des Kurs-GewinnVerhältnisses (KGV) Angenommen, Sie haben zwei Aktien zur Auswahl: die eines Juwelierunternehmens namens Felis Feine Geschmeide für 50 Euro pro Stück und die eines Juwelenhändlers namens BlingBling-Klunker aus derselben Branche für 100 Euro pro Stück. Welche würden Sie lieber kaufen? Falls Ihre Antwort lautet: »Ich habe keine Ahnung, weil Sie mir nicht genügend Informationen gegeben haben«, dann bravo, Sie haben Recht! Der Kurs einer bestimmten Aktie ist für sich genommen bedeutungslos. Obwohl die Aktie von Bling-BlingKlunker doppelt so teuer ist, kann es durchaus sein, dass auch der Gewinn pro Aktie doppelt so hoch liegt – in diesem Fall wäre
der Aktienpreis von Bling-Bling-Klunker angesichts der hohen Rentabilität womöglich durchaus gerechtfertigt. Die Höhe des Aktienkurses eines Unternehmens im Verhältnis zu seinen Gewinnen pro Aktie hilft Ihnen zu beurteilen, wie teuer, günstig oder fair eine Aktie bewertet ist.
Langfristig gesehen bewegen sich Aktienkurse und Unternehmensgewinne in der Regel im Gleichschritt, wie gute Tanzpartner. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) vergleicht die Höhe der Aktienkurse mit der Höhe der Unternehmensgewinne und vermittelt Ihnen so ein gutes Gefühl für den Wert einer Aktie. Über kürzere Zeiträume hinweg können sowohl die Emotionen der Anleger als auch die zugrunde liegenden Wirtschaftsdaten die Aktienkurse beeinflussen, auf längere Sicht haben jedoch die wirtschaftlichen Fundamentaldaten einen weitaus größeren Einfluss. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis kann sowohl für einzelne Aktien als auch als Durchschnittswert für ganze Aktienindizes, Portfolios oder Fonds berechnet werden. In den vergangenen 100 Jahren lag das KGV von US-Aktien im Durchschnitt bei etwa 15. In Zeiten niedriger Inflation liegt es tendenziell höher – knapp unter bis knapp über 20. Wie ich bereits in der zweiten Auflage dieses Buches, die 1999 erschien, zu bedenken gegeben hatte, stieg das KGV für US-Aktien zwischenzeitlich sogar in den 30er-Bereich und lag damit selbst in Zeiten niedriger Inflation weit über der historischen Norm. Der im Jahr 2000 einsetzende Abwärtstrend kam daher wenig überraschend, vor allem angesichts des Rückgangs der Unternehmensgewinne, der die Aktienkurse noch stärker unter Druck setzte. Aber nur weil US-Aktien in der Vergangenheit ein durchschnittliches KGV von etwa 15 aufwiesen, heißt das noch
lange nicht, dass jede einzelne Aktie zu einem solchen KGV gehandelt wird. Hier ist der Grund dafür: Nehmen wir an, Sie haben die Wahl, in zwei Unternehmen zu investieren, SuperSoftware und Chaos-Computer, und angenommen, die Aktien beider Unternehmen werden zu einem KGV von 15 verkauft. Wenn das Geschäft und die Gewinne von Super-Software um 40 Prozent pro Jahr wachsen und das Geschäft und die Gewinne von Chaos-Computer stagnieren, welche der beiden Aktien würden Sie dann kaufen? Da beide Aktien mit einem KGV von 15 gehandelt werden, scheint Super-Software die bessere Wahl zu sein, denn selbst wenn die Aktien dieses Unternehmens weiterhin zum 15-Fachen des Gewinns gehandelt werden, dürfte der Aktienkurs bei wachsenden Gewinnen um 40 Prozent pro Jahr steigen. Schneller wachsende Unternehmen weisen in der Regel ein höheres Kurs-Gewinn-Verhältnis auf. Nur weil ein Aktienkurs oder der Aktienmarkt eines ganzen Landes sich auf einem hohen Preisniveau zu bewegen scheint, bedeutet das nicht zwingend, dass diese bestimmte Aktie beziehungsweise dieser Markt überbewertet ist. Vergleichen Sie immer den Preis einer Aktie mit den Gewinnen des Unternehmens pro Aktie beziehungsweise das Preisniveau des Gesamtmarktes mit den Gesamtgewinnen der Unternehmen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis spiegelt diesen Vergleich wider. Die Aktien schneller wachsender und profitablerer Unternehmen werden in der Regel teurer verkauft – sie haben ein höheres Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Denken Sie auch daran, dass künftige Gewinne, die schwer vorherzusagen sind, die Aktienkurse stärker beeinflussen als aktuelle Gewinne, die schon wieder Schnee von gestern sind. Davon abgesehen kann ein relativ niedriges KGV bei einer bestimmten Aktie ein Vorbote von Problemen sein.
Phasen spekulativer Exzesse berücksichtigen Da die Bewegungen der Finanzmärkte sowohl von den Gegebenheiten der Wirtschaft als auch von den Erwartungen und Emotionen der Anleger (insbesondere Angst und Gier) abhängen, sollten Sie nicht versuchen, die Märkte zu timen. Den richtigen Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf einer Aktie zu erkennen, ist bedeutend schwieriger, als man denkt. Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, einen Großteil Ihres Geldes in aggressive und aktuell besonders gehypte Anlagen zu investieren. Viele werden erst dann auf eine Anlage aufmerksam, wenn diese viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sobald dann schließlich nahezu jeder Anleger sie als vielversprechendes Investment in Betracht zieht, ist sie häufig schon kurz vor oder auf ihrem Höchstwert. In den folgenden Abschnitten gehe ich auf einige der größten Spekulationsblasen der Geschichte ein. Obwohl einige dieser Beispiele aus früheren Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten stammen, habe ich sie ausgewählt, weil ich finde, dass sie die Warnsignale und Gefahren solch spekulativ aufgeheizter Phasen am besten vermitteln.
Die Dotcom-Blase Hinweis: Dieser erste Abschnitt ist ein Auszug aus der zweiten Auflage dieses Buches (was Sie lesen, ist ja die Übersetzung der bereits neunten Auflage), die 1999 erschien, also nur ein Jahr vor dem tatsächlichen Platzen der Internet- und Technologieblase. Mitte der 1990er-Jahre gingen eine Reihe von internetbasierten Unternehmen (sogenannte Internet-Start-ups) an die Börse. (Auf Börsengänge oder IPOs gehe ich in Kapitel 4 näher ein.) Die meisten dieser frühen Börsengänge von Internetunternehmen brachten zunächst nicht den erhofften Erfolg, jedoch begannen
einige der betreffenden Aktien in den späten 1990er-Jahren einen kometenhaften Aufstieg. Zu den bekannteren Namen gehörten Unternehmen wie der Internetdienstleister America Online (AOL), das Internetauktionshaus eBay und das Internetportal Yahoo. Ähnlich wie bei den führenden neuen Konsumgüterherstellern der 1920erJahre, die ich im Abschnitt »Der Konsumrausch der 1920erJahre« weiter hinten in diesem Kapitel beschreibe, verzeichneten auch in diesem Fall viele der Aktien neuer führender InternetStart-ups ungeahnte Höhenflüge. Beachten Sie, dass der absolute Preis pro Aktie dieser Unternehmen zu dieser Zeit bedeutungslos war. Was zählte, war auch hier das Kurs-GewinnVerhältnis. Die Bewertung dieser Internetaktien auf der Grundlage der Gewinne stellte jedoch eine Herausforderung dar, da viele der betreffenden Unternehmen entweder gerade Verluste gemacht hatten oder erst im Begriff waren, viel Geld zu verdienen. Einige Wall-Street-Analysten bewerteten daher Internetaktien damals basierend auf den Umsätzen anstatt auf den Gewinnen. Die Bewertung einer Aktie auf der Grundlage der Umsätze anstatt der Gewinne kann sehr gefährlich sein, da Umsätze nicht zwingend zu hohen Gewinnen (oder überhaupt zu Gewinnen) führen. Einige dieser Internetunternehmen könnten sich zu den großen Unternehmen und Aktien der kommenden Jahrzehnte entwickeln. Bedenken Sie jedoch diese Sichtweise des erfahrenen Fondsmanagers David Dreman: »Die Internet-Aktien erhalten hundertmal mehr Aufmerksamkeit von den Anlegern … Die Menschen sind vom Internet fasziniert – viele Einzelanleger haben Konten auf Marge. In den frühen 1900er-Jahren gab es Hunderte von Autoherstellern, und es war schwer zu sagen, wer langfristig überleben würde. Die derzeitigen Marktführer werden wahrscheinlich keine langfristigen Gewinner sein.« Internetaktien sind nicht die einzigen, die zu Beginn des neuen Jahrtausends zu überhöhten Preisen im Verhältnis zu ihren
Gewinnen gehandelt werden. Verschiedene traditionelle Einzelhändler kündigten die Eröffnung von Webshops an, um ihre Waren zu verkaufen, und innerhalb weniger Tage verdoppelten oder verdreifachten sich ihre Aktienkurse. Auch führende Technologieunternehmen wie Dell Computer, Cisco Systems, Lucent und PeopleSoft wurden mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 100 gehandelt. Die Investment-Maklerfirma Charles Schwab, die ihr Angebot auf Internetdienstleistungen ausgeweitet hat, konnte ihren Aktienkurs in die Höhe treiben und ihr KGV auf über 100 steigern. Wie schon in den 1960er- und 1920er-Jahren erreichten Wachstumsunternehmen mit bekannten Marken hohe KGV-Bewertungen. Der Kaffeeanbieter Starbucks beispielsweise verzeichnete zeitweise ein KGV von fast 100. Was mich persönlich an den Anlegern stört, die sich auf die führenden Markenaktien insbesondere in den Bereichen Internet und Technologie stürzen, ist die Tatsache, dass viele von ihnen nicht einmal wissen, was ein Kurs-GewinnVerhältnis ist und warum es wichtig ist. Egal, für wie großartig Sie ein Unternehmen halten, müssen Sie vor dem Kauf einer seiner Aktien Erkenntnisse über seine Branche, seine Strategien, seine Mitbewerber, seine Jahresabschlüsse sowie sein Kurs-Gewinn-Verhältnis im Vergleich zur Konkurrenz und viele andere Aspekte gewinnen und sie auch verstehen. Die Auswahl und Überwachung guter Unternehmen erfordert viel Zeit, Recherche und Disziplin. Bedenken Sie außerdem, dass der Erfolg eines Unternehmens mit einer Produktlinie oder Geschäftsmethode eine Menge Wettbewerb nach sich zieht. Sie müssen also wissen, wie hoch die Eintrittsbarrieren sind, die ein führendes Unternehmen errichtet hat, und wie schwierig oder einfach es dementsprechend für Konkurrenten ist, in das Geschäft einzusteigen. Seien Sie auch vorsichtig mit Analystenprognosen bezüglich Gewinnen und Aktienkursen. Je mehr Bankanalysten über Internetunternehmen berichteten und Kaufempfehlungen für deren Aktien abgaben, desto mehr Aktien kauften die Anleger. Wie zahlreiche
unabhängige Studien zeigen, befinden sich viele überoptimistische Analysten in einem Interessenkonflikt, da ihre Arbeitgeber – die Investmentbanken, für die sie tätig sind – danach streben, (mittels neuer Aktien- und Anleiheemissionen) das Geschäft genau derjenigen Unternehmen zu fördern, deren Aktien diese Analysten bewerten und analysieren sollen. Es sind genau dieselben Analysten, die wie Marktschreier rufen: »Kaufen Sie, kaufen Sie, kaufen Sie alle aktuellen Marktführer«, die ihren Investmentbanken einen Großteil des Neugeschäfts verschaffen und gleichzeitig in den Genuss lukrativer Jobangebote und üppiger Jahresgehälter in Höhe von mehreren Millionen US-Dollar kommen. Einfach nur die aktuell steigenden und von den Analysten empfohlenen Aktien zu kaufen, führt in der Zukunft oft zu Enttäuschungen. Wenn sich das Wachstum des betreffenden Unternehmens verlangsamt oder die Gewinne nicht wie erwartet sprudeln, kann der zugrunde liegende Aktienkurs in den Keller gehen. So erging es den Anlegern, die sich Hals über Kopf in die Aktien einiger Internet-Start-ups der 1990erJahre stürzten.
Die Japan-Krise Damit Sie nicht denken, dass die USA Spekulationsblasen für sich gepachtet haben, beschreibe ich hier eines der vielen anderen Beispiele aus Übersee. Eine ganz außergewöhnliche Börsenmanie ereignete sich vor nicht allzu langer Zeit auf dem japanischen Aktienmarkt. Nach der vernichtenden Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg lag auch die japanische Wirtschaft in Schutt und Asche. Zwei große Städte – Hiroshima und Nagasaki – waren zerstört worden, und mehr als 200.000 Menschen waren durch Atombomben gestorben. Aus den Trümmern ging Japan als gestärkte Nation hervor, die sich zu einem veritablen wirtschaftlichen Kraftpaket entwickelte. Innerhalb von 22 Jahren (von 1967 bis 1989) stiegen die
japanischen Aktienkurse um das Dreißigfache (sagenhafte 3000 Prozent), während die Wirtschaft boomte. Allein von 1983 bis 1989 legte der japanische Aktienmarkt um mehr als 500 Prozent zu. Auch mit Blick auf den US-Dollar war der kometenhafte Aufstieg des japanischen Aktienmarktes verblüffend, denn der US-Dollar verlor gegenüber der japanischen Währung, dem Yen, an Wert. Während des Höhenfluges der japanischen Aktien büßte der USDollar etwa 65 Prozent seines Wertes ein. Bezogen auf den USDollar stieg der japanische Aktienmarkt zwischen 1967 und 1989 somit um frappierende 8300 Prozent. Viele betrachteten damals die Anlage in japanische Aktien als eine nahezu narrensichere Sache. Immer mehr Menschen betätigten sich als Vollzeit-Börseninvestoren in Japan, darunter auch viele Spekulanten, die dafür in großem Umfang geliehenes Geld einsetzten. Da der japanische Immobilienmarkt parallel zum Aktienmarkt boomte, investierten Immobilienanleger ihre mit den Objekten erzielten Gewinne wiederum in Aktien und umgekehrt. Selbst die Aufnahme hoher Kredite glich einem Kinderspiel: Japans Banken schwammen im Geld und Kredite waren günstig wie nie. Etablierte Investoren konnten Immobilien ohne Anzahlung kaufen. Immobilien brachten Gewinne in Hülle und Fülle, da die Grundstückspreise in Tokio zwischen 1985 und 1990 um satte 500 Prozent anzogen. Obwohl Japan nur über ein Fünfundzwanzigstel der Landfläche der Vereinigten Staaten verfügt, lag der Gesamtwert des dort verfügbaren Baulands gegen Ende der 1980er-Jahre viermal so hoch wie der des insgesamt verfügbaren Baulands in den USA! Spekulanten nutzten auch Futures und Optionen (mehr dazu in Kapitel 1), um kurzfristig mit Hebel auf steigende japanische Aktienkurse zu setzen. (Interessanterweise sind in Japan Leerverkäufe nicht erlaubt, mit denen man auf fallende Kurse investieren könnte.)
Kurs-Gewinn-Verhältnisse? Fehlanzeige! Um die hohen Aktienkurse zu rechtfertigen, verwiesen die japanischen Börsenspekulanten auf die immens hohen Immobilienpreise, die ihrer Ansicht nach dazu beitragen würden, den Wert vieler Unternehmen mit Immobilienbesitz enorm zu steigern. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf dem japanischen Markt stieg Anfang der 1980er-Jahre sprunghaft an und erreichte 1987 das über 60-Fache des Gewinns. Wie an anderer Stelle in diesem Kapitel erklärt, werden solche hohen Kurs-Gewinn-Verhältnisse zuweilen ausgewählten Einzelaktien wachstumsstarker Unternehmen in den USA oder an anderen Aktienmärkten zugestanden. Damals wies jedoch der gesamte japanische Aktienmarkt, der auch viele mittelmäßige bis schlechte Unternehmen umfasste, KGVs von 60 und höher auf! Als das japanische Unternehmen Nippon Telegraph and Telephone im Februar 1987 an die Börse ging, war der Enthusiasmus so groß, dass der Aktienkurs bald bei einem KursGewinn-Verhältnis von sage und schreibe 300 und mehr lag. Ende 1989 übertraf der japanische Aktienmarkt erstmals in der Geschichte den US-amerikanischen Aktienmarkt in Bezug auf den Gesamtmarktwert aller Aktien – und das, obwohl die Gesamtleistung der japanischen Wirtschaft weniger als die Hälfte der Gesamtwirtschaftsleistung der US-Wirtschaft betrug. Selbst einige Beobachter in den USA begannen, den Blick für das große Ganze zu verlieren, und trugen somit zur Rechtfertigung der hohen japanischen Aktienkurse bei. Schließlich, so wurde argumentiert, seien japanische Unternehmen und Führungskräfte ein eng miteinander verwobener und geschlossener Zirkel, der in großem Umfang in die Aktien von Geschäftspartnern investiere. Das Angebot an Aktien für externe Käufer war daher begrenzt, da die Unternehmen praktisch auf ihren Aktien saßen. Dass Unternehmen Aktien besaßen, war jedoch weiterhin möglich, und die Aktienkurse wurden manchmal manipuliert. Spekulanten kauften den Großteil der ausstehenden Aktien kleiner Unternehmen auf und handelten sie untereinander hin und
her, um so die Preise in die Höhe zu treiben. Firmen begannen, die gesamten (das heißt 100 Prozent) Betriebsrenten ihrer Mitarbeiter in Aktien anzulegen, in der Erwartung, dass die Aktienkurse immer weiter steigen würden. Der Zusammenbruch des japanischen Aktienmarktes erfolgte rasch. Nachdem er Ende 1989 seinen Höchststand erreicht hatte, fiel der Tokioter Markt allein in den ersten neun Monaten des Jahres 1990 um fast 50 Prozent. Mitte 1992 hatten die japanischen Aktien um fast 65 Prozent an Wert eingebüßt – ein Rückgang, den der US-Markt seit der Großen Depression nicht mehr erlebt hatte. Die Preise stagnierten dann für den Rest der 1990er-Jahre und fielen im Zeitraum von 2000 bis 2008 erneut, sodass sie schließlich mehr als 80 Prozent unter dem Höchststand von fast zwei Jahrzehnten zuvor lagen. Viele japanische Anleger, die Kredite aufgenommen hatten, verloren alles. Der Gesamtverlust am Aktienmarkt belief sich auf etwa drei Billionen US-Dollar, was in etwa der gesamten japanischen Jahresproduktion entspricht. Mehrere Faktoren führten schließlich zum Platzen der japanischen Aktienmarktblase. Die japanische Notenbank straffte die Geldpolitik, als die Inflation zu steigen begann und die Besorgnis bezüglich Spekulationen auf dem Immobilienmarkt zunahm. Mit dem Ansteigen der Zinssätze erkannten immer mehr Anleger, dass sie mit sicheren Anleihen 15-mal höhere Gewinne in Form von Zinsen erzielen konnten als mit den mickrigen Renditen von Aktien. Durch den Zinssatzanstieg und die damit verbundene Kreditverknappung gerieten zuerst die Spekulanten in die Bredouille. Immobilien- und Börsenspekulanten begannen, ihre Anlagen zu verkaufen, um ihre wachsenden Schulden zu begleichen. Höhere Zinssätze, der Rückgang des Kreditvolumens und die bereits stark überhöhten Preise schränkten den Kreis potenzieller Aktienkäufer stark ein. Die fallenden Preise an den Aktien- und Immobilienmärkten befeuerten sich gegenseitig. Anlegerverluste auf dem einen Markt lösten weitere Verkäufe und Preisrückgänge auf dem jeweils anderen Markt aus. Der
Rückgang der Immobilienpreise war ebenso gravierend und betrug in den meisten Teilen Japans nach Ende der 1980er-Jahre 50 bis 60 Prozent und mehr.
Rock 'n' Roll und Höhenflüge auf den USAktienmärkten der 1960er Der US-Aktienmarkt der 1960er-Jahre spiegelte das Klima des Landes in diesem Jahrzehnt des Wandels und der Umwälzungen wider. Er durchlebte sowohl gute als auch schlechte Phasen, aber insgesamt legte er zu. In den 1960er-Jahren waren vor allem die Aktien von Konsumgüterunternehmen sehr gefragt und wurden mitunter zu astronomischen Werten gehandelt, das heißt einige Aktienkurse lagen im Verhältnis zu den Unternehmensgewinnen extrem hoch – wir sprechen hier also wieder vom guten alten Kurs-GewinnVerhältnis (KGV). Aufgrund dieses seit Jahren anhaltenden positiven Trends glaubten viele Anleger, dass die guten Zeiten nie enden würden. Nehmen wir als Beispiel das Unternehmen Avon, das in den 1960er-Jahren Kosmetika von Tür zu Tür verkaufte (in der heutigen vernetzten Welt des Online-Handels kaum noch vorstellbar), und zwar hauptsächlich mit einem Heer von (Haus-)Frauen. In den späten 1960er-Jahren wurden Avon-Aktien regelmäßig mit einem KGV von 50 bis 70 gehandelt. (Zur Erinnerung: Der Marktdurchschnitt liegt bei etwa 15.) Nachdem die Avon-Aktie in den frühen 1970er-Jahren auf bis zu 140 USDollar pro Stück geklettert war, dauerte es später mehr als zwei Jahrzehnte, bis sie wieder auf dieses hohe Niveau zurückkehrte. Bedenken Sie, dass der gesamte US-Aktienmarkt in diesem Zeitraum um mehr als das Zehnfache zugelegt hatte! Wenn eine Aktie, wie die von Avon, mit einem so hohen KGV gehandelt wird, können zwei Faktoren zu einem starken Kursrückgang führen:
Selbst wenn die Gewinne des Unternehmens weiterhin steigen, könnten die Anleger zu der Auffassung gelangen, dass die Aktie doch keine so gute langfristige Investition und damit ein KGV von 60 nicht wert ist. Kämen sie beispielsweise zu dem Schluss, dass die Aktie nur ein KGV von 30 wert ist (was immer noch ein hohes KGV darstellt), würde der Aktienkurs um 50 Prozent fallen und das KGV somit halbieren. Das Zweite, das fallen kann, sind die Gewinne oder Erträge des Unternehmens. Wenn die Gewinne um, sagen wir, 20 Prozent einbrechen, wie es bei Avon während der Rezession 1974/75 der Fall war, wird auch der Aktienkurs um 20 Prozent fallen, selbst wenn das Unternehmen seine Aktien weiterhin zum 60-Fachen seiner Gewinne verkauft. Mit sinkenden Gewinnen lässt jedoch auch die Bereitschaft der Anleger nach, ein überhöhtes KGV zu zahlen. Als die Gewinne von Avon schließlich zurückgingen, fiel mit ihnen das KGV, bei dem die Anleger die Aktie noch ordern wollten, auf 9. Somit büßte der Aktienkurs von Avon in weniger als zwei Jahren fast 87 Prozent an Wert ein! Avon war nicht das einzige Unternehmen, dessen Aktienkurs in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren auf ein ziemlich hohes KGV emporschoss. Die Aktien bekannter Unternehmen wie Black & Decker (das inzwischen mit Stanley Works fusioniert hat) und Eastman Kodak (das später Insolvenz anmeldete) wurden zum Teil zum 60- bis 100-Fachen des Unternehmensgewinns verkauft. Viele andere bekannte und kleinere Unternehmen wurden zu ähnlichen und sogar noch unverschämteren KGVs gehandelt.
Der Konsumrausch der 1920er-Jahre Zwischen 1921 und 1929 stieg der Dow Jones innerhalb von nur acht Jahren um fast 500 Prozent und sorgte damit für eine der größten Hausse-Phasen am US-Aktienmarkt. Das Land und die Anleger hatten guten Grund für wirtschaftlichen Optimismus: Neue technische Geräte – Telefone, Autos, Radios und alle
möglichen Arten von Elektrogeräten – hielten Einzug in den Massenmarkt. Nicht umsonst nannte man dieses in vielen Industrieländern vom Wirtschaftsaufschwung geprägte Jahrzehnt auch die Goldenen Zwanziger. So legte zum Beispiel der Aktienkurs des US-Radioherstellers RCA innerhalb dieser Zeitspanne um 5700 Prozent an Wert zu. Die Spekulation auf dem Aktienmarkt verlagerte sich von der Wall Street auf die Main Street. Das heißt, nicht nur Banken und Finanzexperten sowie Großunternehmer handelten mit Aktien, sondern auch Kleinunternehmen und zuletzt Otto Normalbürger. In den 1920er-Jahren konnten Anleger sich sogar Geld leihen, um Aktien auf Pump zu kaufen. Solche sogenannten MarginDarlehen können Sie auch heute noch bei manchen Brokern aufnehmen – für jeden angelegten Euro können Sie sich einen weiteren Euro leihen, um Aktien zu kaufen. Damals konnten sich Anleger zeitweise bis zu neun US-Dollar für jeden vorhandenen US-Dollar leihen. Als Folge wuchs die Summe ausstehender Margin-Darlehen von einer Milliarde US-Dollar in den frühen 1920er-Jahren auf mehr als acht Milliarden US-Dollar im Jahr 1929 an. Als der Markt schließlich einbrach, zwangen sogenannte Margin Calls beziehungsweise Nachschussforderungen die Margin-Kreditnehmer, ihre Aktien zu verkaufen, was den Marktrückgang noch verstärkte. Zur Erläuterung: Zu einem Margin Call kommt es immer dann, wenn das vorhandene Wertpapiervermögen nicht mehr zur Besicherung der gewährten Kredite reicht. Dann will die Bank Bargeld sehen, und den hoch verschuldeten Anlegern bleibt oft nichts anderes übrig, als weitere Wertpapiere zu verkaufen, um dieser Forderung nachzukommen. Der steile Anstieg der Aktienkurse war zum Teil auch auf Marktmanipulationen zurückzuführen. Investmentpools handelten Aktien untereinander und sorgten so für ein hohes Handelsvolumen bei bestimmten Aktien, um den Anschein zu erwecken, die Nachfrage nach diesen Wertpapieren sei besonders groß. Auch steckten Journalisten, die enthusiastische Prognosen über die betreffenden Aktien abgaben, oft mit den
Poolbetreibern unter einer Decke. (Spätere Reformen der USBörsenaufsichtsbehörde SEC beseitigten diese Missstände). Nicht nur die Öffentlichkeit war höchst begeistert, sondern auch die vermeintlichen Experten. Nach einem leichten Rückgang im September 1929 erklärte der Wirtschaftswissenschaftler Irving Fisher Mitte Oktober: »Die Aktienkurse haben so etwas wie ein dauerhaftes Hochplateau erreicht.« Hoch? Ja! Dauerhaft? Das hätten wohl alle Anleger gerne gehabt! Am 25. Oktober 1929, nur wenige Tage bevor das Chaos losbrach, gab Präsident Herbert Hoover bekannt: »Die Wirtschaft des Landes steht auf einem gesunden und blühenden Fundament.« Einige Tage später erklärte der millionenschwere Ölmagnat John D. Rockefeller: »In der Überzeugung, dass die Grundbedingungen des Landes stabil sind … haben mein Sohn und ich kürzlich solide Stammaktien gekauft.« Im Dezember desselben Jahres war der Aktienmarkt um mehr als 35 Prozent gefallen. Der Präsident von General Electric, Owen D. Young, verkündete damals: »Diejenigen, die freiwillig Aktien zu den derzeitigen Preisen verkaufen, sind extrem töricht.« Nun, tatsächlich war dem nicht so, denn nachdem der Niedergang seinen Lauf genommen hatte, hatte der Markt in weniger als drei Jahren letztendlich 89 Prozent an Wert verloren. Die Wirtschaft geriet ins Trudeln, die Arbeitslosenquote stieg auf mehr als 25 Prozent und die Unternehmen saßen auf Bergen überschüssiger Lagerbestände, die noch weiter anwuchsen, als die Menschen begannen, ihre Konsumausgaben einzuschränken. Hohe Auslandszölle bremsten die amerikanischen Exporte. Tausende von Banken gingen pleite, weil erste Bankzusammenbrüche einen Ansturm auf andere Banken nach sich zogen. (Damals gab es auch in den USA noch keine Einlagensicherung.) Psychologisch gesehen ist es für viele Menschen leichter, Aktien zu kaufen, nachdem sie einen enormen Kursanstieg erlebt haben. Genauso wenig, wie man beim Autofahren nur
in den Rückspiegel schauen sollte, ist es nicht sinnvoll, die eigene Anlagestrategie nur an der Wertentwicklung der Vergangenheit auszurichten, da dies gerade bei unerfahrenen Anlegern zu überteuerten Investments führt. Wenn viele Leute über den atemberaubenden Anstieg des Marktes sprechen und neue Anleger in der Erwartung hoher Gewinne einsteigen, dann ist immer Vorsicht geboten. Ich will mit all diesen Beispielen nicht andeuten, dass Sie Ihre aktuellen Aktienbestände verkaufen sollten, sobald ein Anlagemarkt Anzeichen von Übermut und spekulativem Verhalten aufseiten der Anleger zeigt. Solange Sie Ihre Aktien weltweit und breit streuen und gleichzeitig andere Anlagen wie Immobilien und Anleihen halten, ist es in Ordnung, einen Bruchteil Ihres Gesamtportfolios für Aktienbestände eines bestimmten Marktes zu reservieren. Das Marktgeschehen vorherzusagen, ist schwierig: Sie können nie wissen, wann der Höchststand erreicht und es somit an der Zeit ist zu verkaufen, und wann der Tiefststand erreicht und es somit an der Zeit ist zu kaufen.
Auf Schnäppchenjagd gehen Neben Phasen spekulativer Kauforgien gibt es auch Täler des Pessimismus, nämlich dann, wenn die Aktienkurse in den Keller rauschen. Wer den Mut hat, zu kaufen, wenn die Aktienkurse gerade auf Talfahrt und Aktien sozusagen »im Sonderangebot« und damit günstig zu haben sind, kann hohe Renditen erzielen. In den frühen 1970er-Jahren stiegen Zinssätze und Inflation sprunghaft an. Die Ölpreise schossen in die Höhe, als ein Ölembargo die Versorgung abschnürte und die Amerikaner in langen Schlangen für Benzin anstehen mussten. Die Goldpreise schnellten ebenfalls nach oben, und der US-Dollar wertete gegenüber anderen Währungen stark ab. Und als ob die wirtschaftliche Situation nicht schon schlimm genug gewesen wäre, um die meisten Menschen zu verunsichern, erlebte auch das politische System der USA in
dieser Zeit einen historischen Tiefpunkt. Vizepräsident Spiro Agnew trat unter dem Vorwurf der Steuerhinterziehung mit reichlich ramponiertem Ruf zurück, anschließend führte die Watergate-Affäre im August 1974 zum Rücktritt von Präsident Richard Nixon – dem ersten Rücktritt eines Präsidenten in der Geschichte des Landes. Zurück zur Aktienkrise in den 1970er-Jahren: Letztendlich sackte der Dow Jones von Anfang 1973 bis Ende 1974 um mehr als 45 Prozent ab. Zu den am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Aktien gehörten diejenigen, die in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren am beliebtesten waren und zu extremen KGVs gehandelt wurden. (Siehe den Abschnitt »Rock 'n' Roll und Höhenflüge auf den US-Aktienmärkten der 1960er« weiter vorn in diesem Kapitel). Tabelle 5.2 zeigt die damaligen Kursverluste einiger bekannter US-Unternehmen und wie niedrig die dazugehörigen Aktien im Verhältnis zu den Unternehmensgewinnen (siehe KGV) nach dem schlimmsten Marktrückgang seit der Großen Depression bewertet waren. 1974 KGV
Unternehmen
Branche
Aktienkursrückgang
Abbott Laboratories
Pharmazie
66 %
8
H&R Block
Steuerliche Vorbereitung
83 %
6
Chemical Bank
Bankwesen
64 %
4
Coca-Cola
Getränke
70 %
12
Disney
Unterhaltung
75 %
11
Dun & Bradstreet Geschäftliche Informationen
68 %
9
General Dynamics
Militär
81 %
3
Hilton Hotels
Hotels
87 %
4
Humana
Krankenhäuser
91 %
3
1974 KGV
Unternehmen
Branche
Aktienkursrückgang
Intel
Halbleiter
76 %
6
Kimberly-Clark
Konsumgüter
63 %
4
McGraw-Hill
Verlagswesen
90 %
4
Mobil
Öl
60 %
3
PepsiCo
Getränke
67 %
8
Pitney Bowes
Frankiermaschinen
84 %
6
PPG Industrien
Glas
60 %
4
Quaker Oats
Abgepackte Lebensmittel 76 %
6
Rite Aid
Drogerien
95 %
4
Scientific-Atlanta
Kommunikationsgeräte
82 %
4
Sprint
Telefon
67 %
7
Tabelle 5.2: Aktienschnäppchen Mitte der 1970er-Jahre
Ängstliche Anleger hatten Mitte der 1970er-Jahre wahrhaftig genügend Zeit, um in den Aktienhandel einzusteigen und gute Kaufgelegenheiten zu nutzen. Der Aktienmarkt erlebte einen kräftigen Aufschwung und stieg von seinem Tiefstand im Jahr 1974 in den nächsten zwei Jahren um fast 80 Prozent. In den folgenden fünf bis sechs Jahren legte er jedoch erneut den Rückwärtsgang ein und verlor einen Großteil seiner Gewinne. In den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren kletterte die Inflationsrate in den USA noch weiter in den zweistelligen Bereich. Die Unternehmensgewinne gingen weiter zurück, und die Arbeitslosigkeit lag höher als während der Rezession 1974. Obwohl einige Aktien fielen, traten andere einfach auf der Stelle und bewegten sich nach den starken Rückgängen Mitte der 1970er-Jahre jahrelang seitwärts. Nachdem einige Unternehmen wieder höhere Gewinne verzeichneten, ergaben sich zunehmend KGV-Schnäppchen (wie in Tabelle 5.3 dargestellt).
Unternehmen Branche
KGV Ende Aktienkursrückgang 1970er- / vom Höchststand Anfang 1980er-Jahre
AnheuserBusch
Bier
75 %
8
Campbell Soup
Konserven
36 %
6
Coca-Cola
Getränke
61 %
8
ColgatePalmolive
Körperpflege
69 %
6
General Electric
Konsum-/Industriegüter 44 %
7
General Mills
Nahrungsmittel
44 %
6
Gillette
Rasierbedarf
74 %
5
McDonald's
Fast Food
46 %
9
MMM
Konsum-/Industriegüter 50 %
8
Procter & Gamble
Konsumgüter
46 %
8
Rubbermaid
Gummiprodukte
60 %
7
Sara Lee
Nahrungsmittel
60 %
5
Schering Plough
Pharmazie
71 %
7
Wells Fargo
Bankwesen
50 %
3
Whirlpool
Haushaltsgeräte
63 %
5
Tabelle 5.3: Weitere Aktienschnäppchen in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren.
Der Tulpenwahn Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, könnte ich ein ganzes Buch mit neuzeitlichen Börsenmanien füllen. Verzeihen Sie mir bitte, wenn ich nun die Uhren noch um ein paar Jahrhunderte zurückdrehe, um eine weitere Börsenmanie genauer unter die Lupe zu nehmen.
Das wohl berühmteste dieser Phänomene war die sogenannte Tulpenmanie (ja, genau diese Blumen, die Sie in Ihren Garten pflanzen können). Ein Professor der Botanik führte Ende des 15. Jahrhunderts Tulpen, genauer gesagt Tulpenzwiebeln, aus der Türkei nach Holland ein. Die Bürger ließen daraufhin zu, dass sich die Faszination für diese Pflanzen in einen wahren Investitionsrausch verwandelte. Auf dem Höhepunkt der Spekulationsblase lag der Preis für eine einzige Tulpenzwiebel bei mehr als 10.000 Euro (bemessen in heutigen Preisen). Viele verkauften sogar ihren Landbesitz, um noch mehr dieser begehrten Handelsobjekte kaufen zu können. Es gibt dokumentierte Fälle, in denen ein Dutzend Hektar Land gegen eine einzige Tulpenzwiebel eingetauscht wurde! Arbeiter reduzierten ihre Arbeitszeit, um zu investieren. Schließlich stürzten die Preise für Tulpenzwiebeln auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein Besuch in der örtlichen Gärtnerei zeigt Ihnen, was so eine Tulpenzwiebel heute wert ist.
Während der Finanzkrise 2008 lag Panik in der Luft (sogar Gerüchte von einer neuen Weltwirtschaftskrise machten die Runde) und die Aktienkurse fielen drastisch. Insgesamt stürzten die Börsen weltweit um mehr als 50 Prozent ab. Zwar gingen dabei einige Unternehmen den Bach hinunter (und sorgten für viele Schlagzeilen), jedoch war dies eher die Ausnahme als die Norm. Viele hervorragende Unternehmen hielten dem Sturm stand, und ihre günstig bewerteten Aktien konnten von Anlegern mit dem nötigen Kleingeld und Mut zu attraktiven Preisen erstanden werden. Auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie und den von der Regierung verordneten Betriebsschließungen sackten die Aktienkurse erneut nach unten – in nur wenigen Wochen um mehr als 35 Prozent. Eine Schreckensmeldung jagte die andere, und in den Nachrichten und sozialen Medien wurde rund um die Uhr in den düstersten Farben berichtet. Ein neues Virus war ein beängstigendes Szenario, immerhin starben Menschen daran. Andererseits deuteten Erfahrungen aus der Geschichte stark darauf hin, dass die Dinge sich in absehbarer Zeit wieder beruhigen würden, da – wie auch schon in der Vergangenheit – in der Regel Behandlungen und Impfstoffe gefunden werden und die Wirtschaft dann weitgehend wieder zu Normalität und Wachstum zurückkehren würde. Wie bei der Finanzkrise 2008 kamen mit
dem Anstieg der Arbeitslosenquote auf über 10 Prozent erneut Befürchtungen bezüglich einer starken wirtschaftlichen Rezession auf. Diejenigen, die weiterhin Aktien kauften oder gar zusätzliches Geld in den Handel investierten, wurden schnell belohnt: Der Aktienmarkt erholte sich – wie gewohnt – als Erstes, Betriebe öffneten wieder, die Wirtschaft lief wieder an und viele Arbeitslose fanden innerhalb weniger Monate wieder Arbeit. Wenn schlechte Nachrichten und Pessimismus sich breitmachen und der Aktienmarkt gefallen ist, dann ist das eigentlich die beste und günstigste Zeit, um Aktien zu kaufen. Sie könnten dann sogar in Erwägung ziehen, einen Teil Ihres Geldes aus sicheren Anlagen wie Anleihen abzuziehen und offensiver in Aktien zu investieren. Zwar besteht in solchen Phasen die nicht ganz unberechtigte Sorge, dass die Kurse noch weiter fallen, aber wenn Sie Aktien auf lange Sicht kaufen und geduldig halten, dann können Sie letzten Endes reichlich dafür entlohnt werden. Die meisten der in den vorangegangenen Tabellen aufgeführten Aktien haben in den darauffolgenden Jahrzehnten einen Wertzuwachs von 500 bis 2500 Prozent und mehr verzeichnet.
Fehler beim Aktienkauf – und wie Sie sie vermeiden Sicher werden Sie nun gespannt sein zu erfahren, auf welche Art Sie einzelne Aktien auswählen und kaufen können. Bevor Sie jedoch weiterlesen, beachten Sie bitte Folgendes: Sollten in den folgenden Abschnitten genau die Methoden auftauchen, die Sie interessant finden, dann nur deshalb, weil ich Ihnen ihre Anwendung ausdrücklich nicht empfehle. Sie können Ihre Erfolgschancen erheblich steigern und höhere Renditen erzielen, indem Sie die bei der
Aktienanlage am häufigsten begangenen Fehler vermeiden, welche ich Ihnen im Folgenden vorstelle.
Interessenkonflikte bei Bankanalysten übersehen – das ist gefährlich! Manche Anleger machen beim Kauf von Wertpapiere den Fehler, einem Finanzberater zu vertrauen, der seinen Lebensunterhalt mit Provisionen verdient. Als schlagendes Argument führen diese Bankberater und Anlagenvermittler häufig firmeneigene Analyseabteilungen oder -experten an, mit deren Hilfe sie das Geschehen an den Märkten überwachen. Auf der Grundlage dieser Analysen erhalten Sie dann eine Empfehlung, was Sie wann kaufen, verkaufen oder halten sollten. In der Theorie klingt das schön und gut, aber dieses System weist erhebliche Mängel auf. Viele Bankberater arbeiten für Geldinstitute, die »zufällig« noch in einem anderen Geschäftsfeld tätig sind, was zu enormen Interessenkonflikten bei der Erstellung objektiver Unternehmensbewertungen führen kann (und häufig führt). In ihrer Rolle als Investmentberater werben sie nämlich gleichzeitig um Unternehmenskunden, denen sie bei der Emission, also beim Verkauf neuer Aktien und Anleihen, behilflich sein können. Um hierbei erfolgreich zu sein, müssen diese Vermögensberater natürlich auch den entsprechenden Enthusiasmus und Optimismus für das jeweilige Unternehmen und dessen Zukunftsperspektiven an den Tag legen. Bankanalysten (Analysten also, die innerhalb der Wertpapierabteilung einer Bank tätig sind), die in bester Absicht negative Berichte über ein Unternehmen verfassen, werden in ihrer Karriere auf ganz unterschiedliche Weise behindert. Einige Finanzhäuser entlassen solche Analysten, und die kritisierten
Unternehmen schließen sie von Analysengesprächen über das Unternehmen aus. Die meisten Analysten, die wissen, was gut für ihre Arbeitgeber und damit für ihre eigene Karriere ist, schreiben also erst gar keine kritischen Unternehmensberichte (nur die wenigsten gehen dieses Risiko ein). Unter Investmentinsidern ist es ein offenes Geheimnis, dass Analysten auf diese Weise häufig dazu »ermutigt« werden, übermäßig optimistische Einschätzungen abzugeben, dennoch war es bislang schwierig zu beweisen, dass diese Art von Druck tatsächlich existiert, und nur wenige Leute sind bereit, darüber zu sprechen. Ein Unternehmen wurde dabei ertappt, wie es seine Analysten in einem Memo dazu aufforderte, sich nicht negativ über Unternehmen zu äußern. Wie der Reporter des Wall Street Journal, Michael Siconolfi, aufdeckte, erklärte Morgan Stanleys Leiter der Abteilung für neue Aktienemissionen in einem Memo, dass die Firmenpolitik »keine negativen Kommentare über [ihre] Kunden« beinhalten solle. Das Memo besagte zudem, dass jede Änderung des Ratings oder der Investmentmeinung eines Analysten, die von den Kunden des Unternehmens als negativ angesehen werden könne, durch den Leiter der Finanzabteilung des Unternehmens genehmigt werden müsse. Verschiedene Studien über die Aktienbewertungen dieses Maklerunternehmens haben schlüssig gezeigt, dass die meisten seiner Untersuchungen im Hinblick auf Prognosen kaum das Papier wert sind, auf dem sie stehen. In Kapitel 6 empfehle ich Ihnen einige unabhängige Forschungsberichte, die es wert sind, gelesen zu werden. In Kapitel 9 gehe ich auf die wichtigen Punkte ein, die Sie bei der Auswahl eines guten Anlagevermittlers beachten müssen.
Aktien kurzfristig handeln und versuchen, den Markt zu timen – keine gute Idee! Zu ihrem eigenen Leidwesen verfolgen einige Anleger den Verlauf ihres Aktienportfolios sehr genau und glauben, dass sie bereits
nach einer relativ kurzen Haltedauer – von Monaten, Wochen oder sogar nur Tagen – wieder verkaufen müssten. Mit dem Aufkommen des Online-Aktienhandels hat diese Form von kurzsichtigem Denken und Handeln noch zugenommen: Immer mehr Anleger lassen sich auf einen törichten Prozess ein, der als Day-Trading bezeichnet wird und den Kauf und Verkauf einer Aktie am selben Tag impliziert! Wenn Sie eine Aktie nur für ein paar Stunden oder Monate halten, ist das keine Geldanlage, sondern pure Zockerei. Zu den zahlreichen Nachteilen des kurzfristigen Aktienhandels gehören meiner Ansicht nach insbesondere die folgenden: Höhere Transaktionskosten: Obwohl die Provisionen für den Aktienhandel in den letzten Jahren stark gesunken sind, vor allem beim Online-Handel (auf den ich in Kapitel 9 näher eingehe), fließt ein immer größerer Teil Ihrer Anlagegelder in die Tasche des Brokers, je mehr Sie handeln. Provisionen sind wie Steuern – wenn sie einmal gezahlt sind, sind sie für immer weg, und Ihre Rendite wird geschmälert. Selbst wenn Sie über einen Discountbroker handeln, der Ihnen »kostenlose« Transaktionen anbietet, kann der sogenannte Bid-AskSpread (auch Geld-Brief-Spanne) das heißt die Spanne zwischen dem Geld- und Briefkurs (Bidbeziehungsweise Ask-Kurs) einer Aktie Ihre Rendite erheblich schmälern. Es geht um die Differenz zwischen dem Preis, den Sie für den Kauf der Aktie zahlen und dem, den Sie für ihren Verkauf erhalten würden. Außerdem machen Makler, die kostenlose Wertpapierorders anbieten, dies an anderer Stelle wieder wett, zum Beispiel durch Gebühren für Leistungen, die zunächst nicht so sehr ins Auge fallen. Geringere Renditen: Wenn Aktien im Laufe der Zeit an Wert gewinnen, ernten Sie als langfristig orientierter Anleger die Früchte des Wertzuwachses Ihrer Anlage.
Wenn Sie jedoch häufig ein- und wieder aussteigen, ist Ihr Geld über einen Großteil der Zeit nicht in Aktien investiert. Das Niveau der Aktienkurse im Allgemeinen und einzelner Aktien im Besonderen kann innerhalb kurzer Zeit mitunter stark ansteigen. Kurzfristig orientierte Händler verpassen daher zwangsläufig einige Kursanstiege. Die besten professionellen Anleger, die ich kenne, betreiben aus diesem Grund keinen kurzfristigen Handel (auch wegen der höheren Transaktionskosten und Steuern, die jede zusätzliche Order zwangsläufig verursacht). Weniger Zeit für andere finanzielle Ziele: Die meisten kurzfristig orientierten Händler, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe, verbringen übermäßig viel Zeit mit der Analyse und Überwachung ihres Portfolios. Einige Anbieter von Day-Trading-Seminaren behaupten sogar, man könne mit dem Aktienhandel seinen Lebensunterhalt verdienen. Aber Ihre Zeit ist auch etwas wert. Investieren Sie diese wertvolle Ressource daher lieber in den Aufbau Ihres eigenen Unternehmens oder Ihrer Karriere, anstatt wöchentlich oder gar täglich all die zusätzlichen Stunden damit zu verschwenden, Ihre Anlagen mit Argusaugen zu beobachten und so aufgrund der verlorenen Zeit Ihre Rendite eher zu schmälern, statt zu steigern. Weniger Zeit für Familie und Freunde: Zeit ist Ihr wertvollstes Gut. Neben den finanziellen Chancen, die Ihnen durch unproduktiven, kurzfristigen Handel durch die Lappen gehen, müssen Sie auch die persönlichen Konsequenzen bedenken. Wie Alkohol, Rauchen und Glücksspiel kann auch der kurzfristige Handel zu einem Suchtproblem werden. Viele Ehepartner von Daytradern und anderen kurzfristig orientierten Händlern sind unglücklich darüber, dass ihre Partner ihren Aktienanlagen wesentlich mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen als ihren Familien (und Freunden). (Lesen Sie
dazu auch den Kasten »Betrachten Sie Investments als Glücksspiel?« weiter hinten in diesem Kapitel, um festzustellen, ob Sie selbst oder eine nahestehende Person eventuell von Spielsucht betroffen sind.) Wie sich eine bestimmte Aktie in den nächsten Stunden, Tagen, Wochen oder gar Monaten entwickelt, hat möglicherweise wenig mit der zugrunde liegenden finanziellen Gesundheit des emittierenden Unternehmens zu tun. Neben kurzfristigen Stimmungsumschwüngen bei den Anlegern können unvorhersehbare Ereignisse (wie das Aufkommen einer neuen Technologie oder eines Konkurrenten, Analystenprognosen, Änderungen staatlicher Vorschriften und so weiter) die Aktienkurse kurzfristig in die eine oder andere Richtung treiben. All diese Gründe sollten Sie davon überzeugen, DayTrading oder Market-Timing (also den Versuch, auf Grundlage aktueller Nachrichten und anderer Faktoren in bestimmte Anlagen ein- und auszusteigen) zu vermeiden. Seien Sie skeptisch gegenüber jedem Marktprognostiker, der behauptet, die Marktentwicklungen derart genau einschätzen zu können, und der sich mit einer entsprechenden Erfolgsbilanz brüstet. Wie ich in diesem Teil des Buches immer wieder erkläre, sind Aktien als langfristige Anlage gedacht. Sie sollten nicht in Aktien investieren, wenn Sie nicht planen, sie mindestens fünf Jahre – besser noch sieben bis zehn Jahre – zu halten. Wenn Aktien einen Rückschlag erleiden, kann es Monate oder gar Jahre dauern, bis sie sich wieder erholen.
Auf Börsengurus vertrauen – auch das sollten Sie besser unterlassen
Die Vorstellung, einen Börsenguru konsultieren zu können, der eine bevorstehende große Kurskorrektur voraussieht und Sie aus einer Anlage herausholt, bevor diese abstürzt, ist zweifelsohne verlockend. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass viele selbst ernannte Experten sich solcher angeblichen Fähigkeiten rühmen. Die Finanzkrise von 2008 hat eine Unmenge von Marktprognostikern hervorgebracht, die behaupten: Wenn die Anleger nur auf sie gehört hätten, hätten sie nicht nur Verluste vermeiden, sondern auch noch Gewinne einstreichen können. Nachdem ich viele solcher Behauptungen untersucht habe (siehe dazu die Rubrik »Guru Watch« auf meiner Website www.erictyson.com, englischsprachig), kann ich Ihnen sagen, dass fast alle der angeblichen Experten, von denen sie stammen, ihre früheren Prognosen und Empfehlungen signifikant falsch dargestellt haben. Und die sehr, sehr wenigen, die in jüngster Zeit halbwegs vernünftige Vorhersagen gemacht haben, hatten eine schwache oder relativ unauffällige längerfristige Erfolgsbilanz vorzuweisen.
Betrachten Sie Investments als Glücksspiel? Manche Glücksspieler verbringen ihre Zeit auf der Rennbahn, andere wiederum in Casinos. Zunehmend findet man jedoch auch Glücksspieler zu Hause an ihren Computern, die Aktien verfolgen und handeln. Mehr Anleger denn je konzentrieren sich in absolut kurzsichtiger Manier auf die kurzfristigen Kursbewegungen von Aktien. Mehrere Faktoren tragen zu diesem beunruhigenden Trend bei: das ungebremste Wachstum des Internets und der damit einhergehenden Online-Handelsmöglichkeiten die zunehmende Eigenverantwortung, die immer mehr Menschen bezüglich ihrer Altersvorsorge tragen (müssen) die vermehrte Berichterstattung in den Medien (einschließlich spezieller Börsen-TV-Kanäle und -Blogs) immer mehr sogenannte Bildungseinrichtungen und Seminaranbieter zum Thema Trading, die um Anleger werben
Vor allem die Letzteren verleiten Legionen von Börsenanfängern zu gefährlichen Praktiken. Unter seriös anmutenden Bezeichnungen wie »Institut« oder »Akademie« geben diese Unternehmen vor, den Teilnehmern ihrer Kurse beizubringen, wie sie mittels Day-Trading reich werden können. Sicher haben Sie schon einmal entsprechende Werbung gehört oder gelesen, ob im Radio, im Internet oder auf speziellen Börsen-TV-Kanälen oder -Blogs: Alles, was Sie tun müssen, ist, mehrere Tausend Euro für die Schulungen lockerzumachen, und dann kann nichts mehr schiefgehen – so verspricht man es Ihnen zumindest. Die einzigen aber, die dabei ihre Kassen füllen, sind die Inhaber solcher Bildungsunternehmen. Die gemeinnützige US-Organisation »Gamblers Anonymous« (deutsch »Anonyme Glücksspieler«) hat die folgenden 20 Fragen zusammengestellt, mithilfe derer festgestellt werden kann, ob jemand ein zwanghafter Spieler ist und somit Hilfe benötigt. Laut Gamblers Anonymous beantworten zwanghafte Spieler in der Regel sieben oder mehr der folgenden Fragen mit Ja: 1. Haben Sie jemals wegen des Glücksspiels Zeit für die Schule oder Arbeit verloren? 2. Hat das Glücksspiel sich jemals negativ auf Ihr Privatleben ausgewirkt? 3. Hat das Glücksspiel jemals Ihren Ruf beeinträchtigt? 4. Haben Sie sich nach dem Spielen jemals schlecht gefühlt? 5. Haben Sie jemals gespielt, um sich dadurch Geld zu beschaffen, um Schulden zu tilgen oder andere finanzielle Schwierigkeiten zu lösen? 6. Hat das Glücksspiel jemals Ihre Zielstrebigkeit und Ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigt? 7. Hatten oder haben Sie nach einem Verlust das Gefühl, so schnell wie möglich zurückkehren und Ihre Verluste ausgleichen zu müssen? 8. Verspür(t)en Sie nach einem Gewinn je den Drang, zurückzugehen und noch mehr zu gewinnen? 9. Haben Sie schon einmal so lange gespielt, bis Ihr letzter Euro weg war? 10. Haben Sie jemals Geld geliehen, um Ihr Glücksspiel zu finanzieren? 11. Haben Sie jemals etwas verkauft, um Ihr Glücksspiel zu finanzieren? 12. Haben Sie schon einmal gezögert, »für Glücksspiel reserviertes Geld« für normale Ausgaben zu verwenden? 13. Haben Sie durch das Glücksspiel das Wohlergehen Ihrer Familie vernachlässigt? 14. Haben Sie jemals länger gespielt, als Sie es ursprünglich geplant hatten?
15. Haben Sie jemals gespielt, um Sorgen oder Probleme zu vergessen? 16. Haben Sie jemals eine illegale Handlung begangen oder in Erwägung gezogen, um Ihr Glücksspiel zu finanzieren? 17. Hat das Glücksspiel Ihnen jemals den Schlaf geraubt? 18. Lösen Streitigkeiten, Enttäuschungen oder Frustrationen in Ihnen den Drang zum Glücksspiel aus? 19. Hatten Sie jemals das Bedürfnis, positive Ereignisse Ihres Lebens mit ein paar Stunden Glücksspiel »zu feiern«? 20. Haben Sie jemals daran gedacht, dass das Glücksspiel Sie in den finanziellen und persönlichen Ruin treiben könnte?
Auf Social-Media-Plattformen wie Twitter und Reddit stoße ich immer häufiger auf Scharlatane, die behaupten, riesige Renditen zu erzielen. Schenken Sie solchen unbewiesenen Behauptungen keinen Glauben und seien Sie misstrauisch, was die Motive solcher Schaumschläger angeht. Oft wollen sie Ihnen nur etwas verkaufen – zum Beispiel Zugang zu ihrem Aktienpool oder eine hochpreisige Vermögensverwaltung. Suchen Sie bei solchen Angeboten am besten schleunigst das Weite! Stellen Sie sich ein Anlageportfolio zusammen, mit dessen Risiken und Wachstumschancen Sie sich auch auf lange Sicht wohlfühlen. Denken Sie daran, dass kein Finanzexperte über eine funktionierende Kristallkugel verfügt, die Ihnen sagen könnte, wie sich die Wirtschaft und die Finanzmärkte in Zukunft entwickeln werden.
Pennystocks kaufen – das sollten Sie gar nicht erst in Betracht ziehen Aufgepasst heißt es auch bei Pennystocks. Zehntausende von Aktien kleinerer Unternehmen werden im sogenannten Freiverkehr gehandelt, der auch Open Market heißt. Viele dieser Unternehmen sind recht klein und weisen einen niedrigen Aktienkurs auf, die dann – auf die US-Währung bezogen – von
Pennys bis zu mehreren US-Dollar reichen (im europäischen Raum dann analog von Cent bis Euro); daher auch der Name Pennystocks. Wer Pennystocks zum Kauf empfiehlt, arbeitet in der Regel folgendermaßen: Er beschafft sich die Adresslisten von Personen, die sich in der Vergangenheit schon für Aktien und Börsen interessiert haben (professionelle Adresshändler verkaufen solche Listen gerne). Dann wenden sie sich, zumeist per E-Mail, Fax oder Post, an besagte Personen. In ihren oft als Börsenbrief oder unabhängige Kaufempfehlung getarnten Schreiben informieren sie mit enormer Dringlichkeit und Nachdruck über eine großartige »Gelegenheit«, bei einem kleinen, aber bald sehr wachstumsstarken Unternehmen »einzusteigen«. Die große Mehrzahl der vorgeschlagenen Unternehmen und Aktien haben miserable Bewertungen. Das größte Problem beim Kauf von Pennystocks ist, dass diese »Wertpapiere« eigentlich keinen Wert haben, weil die betreffenden Unternehmen ihr Geschäft aufgegeben oder gar nie betrieben haben und folglich kein Geld verdienen. Solche Unternehmen sind deshalb noch börsenhandelbar, weil dadurch für sie die Chance besteht, dass ein anderes, bis dato nicht börsennotiertes Unternehmen sie kauft, um sich Aufwand und Kosten für einen Börsengang zu sparen. Das nutzen Gauner gezielt aus. Sie decken sich vorher unauffällig zum extrem günstigen Kurs mit den betreffenden Aktien ein. Dann heizen sie durch ihre Empfehlungen gezielt die Nachfrage an. Dadurch steigt der Aktienkurs – und sobald er ein Vielfaches des ursprünglichen Wertes erreicht hat, verkaufen besagte Gauner Ihre Pennystocks. Damit realisieren sie ihre Gewinne auf Kosten der Anleger, die sich blauäugig auf ihre Empfehlungen eingelassen haben. Dieses Vorgehen ist eigentlich strafbare Marktmanipulation. In der Realität werden aber viele dieser Machenschaften nicht entdeckt oder die Drahtzieher werden nicht erwischt, geschweige denn
belangt. Für Sie als Anleger gilt daher: Vorsicht bei Pennystocks – und generell bei Aktien, die Ihnen ungefragt empfohlen werden.
Wie Sie am Aktienmarkt erfolgreich sind Unabhängig von Ausbildung, IQ, Beruf, Einkommen oder Vermögen kann jeder – wirklich jeder – mit Aktienanlagen solide Renditen erzielen. Die Geschichte hat gezeigt, dass Sie auf lange Sicht mit einer durchschnittlichen Gesamtrendite von etwa 7 bis 9 Prozent pro Jahr rechnen können, indem Sie langfristig in Aktien investieren. Um Ihre Erfolgschancen bei der Aktienanlage zu erhöhen, sollten Sie sich die folgenden Tipps und Ratschläge zu Herzen nehmen: Versuchen Sie nicht, den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden. Es ist nahezu unmöglich, die Entwicklung des Aktienmarktes und bestimmter Aktien vorherzusehen, insbesondere auf kurze Sicht. Wirtschaftliche Faktoren, die wiederum von Tausenden anderer Aspekte sowie menschlichen Emotionen beeinflusst werden, bestimmen die Börsenkurse.
Investieren Sie neue Ersparnisse regelmäßig in den Kauf weiterer Aktien. Wie bereits weiter vorn in diesem Kapitel erwähnt, sollten Sie in Erwägung ziehen, mehr Aktien zu kaufen, wenn diese gerade günstig zu haben sind und
der Pessimismus an den Märkten groß ist. Machen Sie nicht den Fehler, ausgerechnet dann auszusteigen, wenn die Kurse im Keller sind! Diversifizieren Sie Ihr Anlageportfolio. Investieren Sie weltweit in Aktien von Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen. Überprüfen Sie im Rahmen der Performancebewertung Ihrer Anlagebestände mindestens einmal im Jahr Ihr gesamtes Portfolio und berechnen Sie die Gesamtrendite nach Kosten, Steuern und Ordergebühren. Halten Sie Transaktionskosten, Verwaltungsgebühren und Provisionen so gering wie möglich. Diese Kosten schmälern Ihre Rendite erheblich. Wenn Sie über einen Bankoder Finanzberater investieren, der seinen Lebensunterhalt mit Provisionen verdient, zahlen Sie wahrscheinlich mehr, als Sie müssten (und erhalten obendrein vermutlich keine objektive Beratung). Achten Sie auf die Steuern. Wie Provisionen und Gebühren sind auch Steuern ein großer »Ausgabeposten«, den Sie minimieren können. Überlegen Sie sich, ob staatlich geförderte Altersvorsorgeverträge wie »Rürup« oder »Riester« für Sie infrage kommen. Sie können Ihr Geld natürlich auch außerhalb solcher Pläne anlegen. Beachten Sie dann aber die Steuertipps in Kapitel 3. Überschätzen Sie nicht Ihr »Gespür für Gewinneraktien«. Eine der besten Möglichkeiten, in Aktien zu investieren und gleichzeitig sicherzugehen, dass Sie Wertpapiere mit dem größtmöglichen Renditepotenzial erhalten, sind gute offene Investmentfonds und ETFs (siehe Kapitel 8). Diese ermöglichen es Ihnen, zu geringen Gebühren einen erfahrenen Vollzeit-Fondsmanager zu beauftragen, der die ganze Routinearbeit des Anlegens professionell für Sie erledigt.
Kapitel 6
Einzelaktien im Alleingang analysieren, auswählen und kaufen IN DIESEM KAPITEL Die besten Informationsquellen ausfindig machen Die Bedeutung von Geschäftsberichten verstehen Aktiengeschäfte abwickeln
Dieses Kapitel bietet so etwas wie einen Crashkurs zur Analyse einzelner Unternehmen, und wie Sie deren Aktien selbstständig auswählen und kaufen. Stellen Sie sich jedoch die Frage und überlegen Sie genau, warum Sie gerade diesen Weg einschlagen wollen, bevor Sie sich ernsthaft daran machen, Ihr Aktienportfolio auf eigene Faust zusammenzustellen. Falls Sie sich nämlich darüber noch keine Gedanken gemacht haben, sollten Sie zuvor unbedingt einen Blick in Kapitel 5 werfen, um den Prozess des selbstständigen Aktienkaufs und die damit verbundenen möglichen Nachteile und Risiken besser zu verstehen. Wenn Sie auch dann noch fest entschlossen sind, Ihre Aktien selbst auszusuchen, brauchen Sie sich zumindest bezüglich der Informationsbeschaffung keine Sorgen zu machen: Eher besteht das Problem, dass es zu viele Informationen gibt. In der Tat können Sie locker Dutzende, wenn nicht Hunderte von Stunden mit der Durchsicht der Informationen zu einem einzigen Unternehmen verbringen. Konzentrieren Sie sich daher am besten in erster Linie darauf, wo und wie Sie die besten Angebote und Renditen für Ihr Geld und Ihre Zeit erhalten.
Auf der Recherchearbeit anderer aufbauen Wenn Sie mit Ihren eigenen Händen ein Haus bauen wollten, dann würden Sie dieses Unterfangen vermutlich nicht ganz alleine angehen und schon gar nicht auf die verrückte Idee kommen, alles von Grund auf selbst zu planen und zu konstruieren. Stattdessen würden Sie sich wahrscheinlich einen Bausatz oder eine Reihe von Plänen besorgen, die von Leuten erstellt wurden, die schon viele Häuser gebaut haben. Auch bei der Auswahl von Einzelaktien müssen Sie nicht bei null anfangen. In den folgenden Abschnitten zeige ich Ihnen einige nützliche Informationsquellen, damit Sie möglichst schnell mit der Auswahl der besten Aktien loslegen können. Neben den hier vorgestellten Ressourcen finden Sie in Teil 5 weitere wichtige Informationen bezüglich der Analyse von Einzelaktien, deren Lektüre ich Ihnen ebenfalls empfehle.
Die Investmenterhebungen von Value Line beziehungsweise »Die Aktien-Analyse« Value Line ist ein Analystenhaus mit Sitz in New York City. Die Wertpapieranalysten von Value Line verfolgen und untersuchen den Aktienmarkt bereits seit der Großen Depression. Die Analyse- und Empfehlungsbilanz des Unternehmens ist recht gut, und die Analysten sind niemandem gegenüber verpflichtet. Viele professionelle Vermögensverwalter nutzen den wöchentlichen Newsletter von Value Line – die Value Line Investment Survey (deutsch: Value-Line-Investmenterhebung) – aufgrund seines Umfangs und seiner Informationsreichhaltigkeit als Referenz. Das deutschsprachige Äquivalent ist der Börsendienst »Die Aktien-Analyse«; dieser umfangreiche Bericht unabhängiger
deutschsprachiger Analysten erscheint regelmäßig im GeVestor-Verlag Bonn (siehe dazu auch den Kasten »Wie Sie an gute Aktienanalysen kommen« weiter hinten in diesem Kapitel.) Das Schöne am Service von Value Line beziehungsweise »Die Aktien-Analyse« ist, dass hierbei die wichtigsten Informationen und Statistiken zu einer Aktie (und dem Unternehmen dahinter) auf einer einzigen Seite zusammengefasst werden. Angenommen, Sie sind an einer Investition in Starbucks, dem bekannten Kaffeeanbieter, interessiert. Sie kennen die Filialen vor Ort und sind der Meinung, dass Sie, wenn Sie schon mehr als 4 oder 5 Euro für eine Tasse heißes Wasser mit Geschmack hinblättern, auch an den Gewinnen und dem Wachstum des Unternehmens teilhaben sollten. Sie sehen sich also den aktuellen Aktienkurs an (wie das geht, erkläre ich weiter hinten in diesem Kapitel, für den Fall, dass Sie es nicht wissen) und stellen fest, dass er bei etwa 85 US-Dollar pro Aktie liegt. Werfen wir nun einen Blick auf die wichtigsten Elemente der Value-Line-Investment-Survey-Seite für Starbucks in Abbildung 6.1. Die Informationen in den Berichten von Value Line beziehungsweise »Die Aktien-Analyse« sind keineswegs Insiderinformationen. Betrachten Sie diese Berichte so, als würden Sie ein Geschichtsbuch lesen: Sie finden darin nützliche Hintergrundinformationen, die Sie davor bewahren können, häufig begangene Fehler zu wiederholen.
1. Portrait (Unternehmen) In diesem Abschnitt finden Sie die Geschäftsbereiche, in denen Starbucks aktiv ist. Wie Sie sehen, ist Starbucks der weltweit größte Einzelhändler für Kaffeespezialitäten. Insgesamt 92 Prozent des Umsatzes stammen aus dem Einzelhandel, die restlichen 8 Prozent werden über andere Vertriebswege erzielt, zum Beispiel über den Versandhandel, das Internet und den Verkauf in Supermärkten. Sie finden außerdem Einzelheiten über
Joint Ventures, wie zum Beispiel die Partnerschaften mit Pepsi und Dreyer's für die Entwicklung und den Vertrieb von Kaffeegetränken in Flaschen beziehungsweise von kaffeehaltigen Speiseeiserzeugnissen.
Abbildung 6.1: Der Value-Line-Investment-Survey-Bericht über Starbucks Quelle: Die Aktien-Analyse, GeVestor Financial Publishing Group
Dieser Abschnitt zeigt Ihnen auch, welcher Anteil der Aktien des Unternehmens von den leitenden Angestellten und Direktoren von Starbucks gehalten wird (in diesem Fall weniger als ein Prozent); es ist beruhigend, zu sehen, dass diese Leute ein finanzielles Interesse am Erfolg des Unternehmens und der Aktien haben.
2. Analysteneinschätzung Jede Aktie der Value Line Investment Survey beziehungsweise der »Aktien-Analyse« wird durch einen bestimmten Wertpapieranalysten verfolgt, dessen Name unter dem Text genannt ist. Ein Analyst konzentriert sich auf bestimmte Branchen und verfolgt ein paar Dutzend Aktien. Dieser Abschnitt des Berichts enthält die Zusammenfassung und den Kommentar des Analysten zur aktuellen Situation und zu den Zukunftsplänen des Unternehmens.
3. Bewertungen von Value Line Die Publikation gibt für jede Aktie eine numerische Rangfolge für die erwartete Performance im kommenden Jahr an – in der USAusgabe ist vom Timeliness-Rating die Rede, in der deutschen Ausgabe steht da einfach der Begriff Timing. Eine 1 ist die höchste und eine 5 die niedrigste Bewertung, in der deutschen Ausgabe ist die 5-Sterne-Bewertung am besten und die 1-SterneBewertung am schlechtesten. Dabei erhalten nur etwa 5 Prozent aller Aktien eines dieser extremen Ratings. Eine 2 (beziehungsweise in der deutschen Ausgabe eine 4-SterneBewertung) steht für eine überdurchschnittliche und eine 4 (beziehungsweise in der deutschen Ausgabe eine 2-SterneBewertung) steht für eine unterdurchschnittliche Bewertung; etwa ein Sechstel der bewerteten Aktien erhält eine dieser beiden
Bewertungen. Alle übrigen Aktien – etwas mehr als die Hälfte aller bewerteten Aktien – erhalten die durchschnittliche Bewertung 3 beziehungsweise 3 Sterne. Das sogenannte Safety-Rating (deutsch: Sicherheitsbewertung) funktioniert auf die gleiche Weise wie das Timeliness-Rating, wobei in der US-Version von Value Line die 1 für die besten und am wenigsten volatilen Aktien (beziehungsweise die finanziell stabilsten Unternehmen) und 5 für die unbeständigsten Aktien (beziehungsweise die finanziell instabilsten Unternehmen) steht. In der deutschen »Aktien-Analyse« steht in der Kategorie »Sicherheit« der Buchstabe A für hohe, der Buchstabe B für mittlere und der Buchstabe C für geringe Sicherheit. Die aktuelle Bewertung von Starbucks liegt bei 3 für Timeliness beziehungsweise 3 Sternen für Timing, was durchschnittlich ist. Ich war noch nie ein Freund von Prognosen und kurzfristigem Denken und Handeln. (Ein Jahr ist für den Aktienmarkt ein sehr kurzer Zeitraum.) In der Vergangenheit hat das Value-LineRankingsystem jedoch laut Hulbert Financial Digest, einem Finanzmagazin, das die tatsächliche Leistung der Empfehlungen von Investment-Newslettern verfolgt, eines der besten Gesamtergebnisse erzielt. Für die deutsche »Aktien-Analyse« gibt es allerdings keine solche systematische Auswertung. Dennoch sollten Sie nicht unbedingt sofort loslaufen und eine bestimmte Aktie nur aufgrund ihres hohen Rankings kaufen. Fakt ist allerdings, dass die im Value-Line-Investment-Survey-Newsletter höher bewerteten Aktien in der Vergangenheit besser abgeschnitten haben als Aktien ohne solche Bewertungen.
4. Entwicklung des Aktienkurses Das Diagramm in Abbildung 6.1 zeigt Ihnen die Entwicklung des Aktienkurses in den letzten zehn Jahren. Jeder senkrechte Strich repräsentiert einen Monat. An der Länge sehen Sie also, wie groß der Unterschied zwischen dem Höchst- und dem Tiefststand im betreffenden Monat war. Über dem Diagramm angegeben sind außerdem die Höchst- und Tiefstkurse des jeweiligen Jahres. Die Starbucks-Aktie ist seit der Erstausgabe im Jahr 1992 erheblich
gestiegen, aber wie alle Unternehmen hat auch Starbucks einige Abwärts- oder Seitwärtsphasen erlebt.
5. Fundamentale Kennzahlen In der Tabelle finden Sie wichtige Kennzahlen über das Unternehmen, die einige Jahre zurückreichen. Die hilfreichsten Kennzahlen sind hier die beiden folgenden: Buchwert pro Aktie: Der Buchwert stellt den Wert der im Unternehmen vorhandenen Vermögensgegenstände (Aktiva) dar, einschließlich Ausrüstung, Produktionsanlagen und Immobilien abzüglich aller Verbindlichkeiten an. Der Buchwert gibt also in gewisser Hinsicht Aufschluss über den Betrag, für den das Unternehmen bei einem »Ausverkauf wegen Geschäftsaufgabe« theoretisch verkauft werden könnte. Der Buchwert pro Aktie ist ganz einfach der Buchwert des Unternehmens geteilt durch die Zahl der ausgegebenen Aktien.
In gewisser Hinsicht und theoretisch sage ich deshalb, weil der Wert einiger Vermögensgegenstände in den Büchern eines Unternehmens nicht immer korrekt verzeichnet ist. Einige Unternehmen besitzen zum Beispiel Immobilien, die vor langer Zeit erworben wurden und weit mehr wert sind, als in den aktuellen Finanzberichten des Unternehmens angegeben. Umgekehrt stellen manche Hersteller mit Produktionsanlagen im Falle eines Notverkaufs fest, dass sie enorme Abschläge hinnehmen müssen, um überhaupt einen Käufer zu finden. Der Buchwert einer Bank kann beispielsweise irreführend sein, etwa wenn die Bank Kredite vergeben hat, die nicht zurückgezahlt werden, und diese Tatsache in den Finanzberichten nicht dokumentiert wird. All diese Komplikationen mit dem Buchwert sind einer der Gründe, warum es professionelle Vermögensverwalter und Fondsmanager gibt. (Wenn Sie sich eingehender mit dem Buchwert eines Unternehmens befassen möchten, müssen Sie
sich noch weitere Finanzberichte ansehen, wie zum Beispiel den Geschäftsbericht, auf den ich im Abschnitt »Die Bedeutung von Geschäftsberichten verstehen« weiter hinten in diesem Kapitel genauer eingehe). Marktanteil): Für einige Unternehmen (nicht für Starbucks) liefert die Value Line Investment Survey in diesem Abschnitt noch eine weitere nützliche Zahl: den Marktanteil. Diese Kennzahl gibt an, welche Stellung das Unternehmen im Vergleich zu seinen Wettbewerbern hat. Ein anhaltender Rückgang des Marktanteils ist für ein Unternehmen ein schlechtes Zeichen. Denn es weist darauf hin, dass die Kunden zu Wettbewerbern abwandern, die vermutlich bessere Produkte zu niedrigeren Preisen anbieten. Das heißt nicht, dass Sie generell nicht in ein Unternehmen investieren sollten, das einen Rückgang des Marktanteils zu verzeichnen hat. Wenn ein solches Unternehmen beispielsweise sein Produktangebot neu positioniert und stärkt, um einem Rückgang des Marktanteils entgegenzuwirken, können Sie unter Umständen hohe Renditen erzielen.
6. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) In diesem Abschnitt erfahren Sie, welches KGV (Kurs-GewinnVerhältnis) in den letzten Jahren erzielt wurde und heute erzielt wird (sofern die Daten überhaupt verfügbar sind). Ganz oben auf dem Analyseblatt finden Sie auch die KGV-Erwartungen für die kommenden zwölf Monate. Das basiert auf der Einschätzung des jeweiligen Analysten zu den voraussichtlichen Gewinnen. Zum besseren Verständnis dazu, was die Kennzahl KGV bei der Bewertung von Aktien besagt, lesen Sie die entsprechenden Informationen in Kapitel 5.
Doch Vorsicht – Erwartungen beziehungsweise Prognosen können sich als äußerst unzuverlässig erweisen, selbst wenn sie von einem so guten Analysehaus wie Value Line stammen. In den meisten Fällen gehen die Prognosen davon aus, dass die Ertragslage und finanzielle Situation eines Unternehmens weiterhin den Ergebnissen der letzten paar Jahre entsprechen werden.
7. Eigen- und Fremdkapital Dieser Abschnitt fasst den Umfang der ausstehenden Aktien und Anleihen des Unternehmens zusammen. Sie erinnern sich vielleicht daran, dass ein Unternehmen, wenn es Wertpapiere ausgibt, Kapital (Geld) erhält. Die nützlichste Kennzahl dieses Abschnitts ist die Verschuldung des Unternehmens. Wenn ein Unternehmen viele Schulden anhäuft, kann die Last der Zinszahlungen die Gewinne stark beeinträchtigen. Wenn die Gewinne über längere Zeit rückläufig sind, können die Schulden manche Unternehmen sogar in die Insolvenz treiben. Aber woher wissen Sie, ob die dort ausgewiesene Summe nun viel, wenig oder genau das richtige Ausmaß an Schulden ist? Ein größeres Polster zur Deckung von Schulden ist umso wichtiger, je unbeständiger die Umsätze eines Unternehmens sind. Sie können errechnen, inwieweit der Gewinn die Fremdkapitalzinsen abdeckt, indem Sie die jährlichen Gewinne eines Unternehmens mit den jährlichen Zinszahlungen für seine Gesamtverschuldung vergleichen. Daraus ergibt sich, wie viele Jahre die letzten Jahresgewinne des Unternehmens ausreichen, um die Zinsen für alle seine Schulden zu decken. Wenn sich aus diesen Berechnungen zum Beispiel ein Wert von 4,5x ergibt, können die jüngsten Jahresgewinne des Unternehmens die Zinszahlungen für alle seine Schulden für etwa vier Jahre und sechs Monate abdecken. Ein steiler Rückgang dieser Kennzahl im Laufe der Zeit und/oder Gewinne, die weniger als die Zinszahlungen eines Jahres abdecken, sind Warnsignale,
die auf eine ungenügende Abdeckung der Gesamtzinsen hindeuten.
8. Umlaufvermögen Dieser Abschnitt bietet einen schnellen Überblick darüber, wie hoch das Umlaufvermögen des Unternehmens (Vermögenswerte, die es innerhalb eines Jahres relativ leicht in Bargeld umwandeln kann) im Vergleich zu seinen kurzfristigen Verbindlichkeiten (innerhalb des Jahres fällige Schulden) ist. Wenn die laufenden Verbindlichkeiten eines Unternehmens sein Umlaufvermögen übersteigen oder sich ihm annähern, kann es brenzlig werden. Einige Finanzanalysten wenden die sogenannte Quick Ratio zur Ermittlung des Liquiditätsgrades an. Hierbei bleiben Warenbestände beim Vergleich von Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten unberücksichtigt. Da ein Unternehmen zwecks schneller Bargeldbeschaffung seine Bestände möglicherweise zu Niedrigstpreisen verschleudern muss, argumentieren einige Analysten, dass diese Posten nicht zum Umlaufvermögen gezählt werden sollten.
9. Jährliche Wachstumsraten beziehungsweise durchschnittliches Wachstum Dieser nützliche Abschnitt kann Ihren Taschenrechner entlasten. Die Mitarbeiter von Value Line beziehungsweise der »AktienAnalyse« berechnen die Wachstumsraten (oder Schrumpfungsraten) wichtiger Finanzkennzahlen wie Erlöse (Umsätze) und Erträge (Gewinne) der letzten fünf und zehn Jahre.
10. Quartalszahlen Für die letzten Jahre zeigt Ihnen die Value Line Investment Survey eine noch detailliertere vierteljährliche Aufschlüsselung der Umsätze und Gewinne, die Veränderungen abbilden kann, welche nicht aus den jährlichen Gesamtwerten hervorgehen. In diesem Abschnitt können Sie zudem die Saisonabhängigkeit
einiger Unternehmen erkennen. So verzeichnet Starbucks zum Beispiel sein schwächstes Quartal im Winter (1. Januar bis 31. März). Dieser Trend ist plausibel, wenn man bedenkt, dass viele Kunden die Starbucks-Filialen bei einem Spaziergang durch die Stadt aufsuchen, was an stürmischen Wintertagen eben seltener der Fall ist. In der deutschen »Aktien-Analyse« fehlen allerdings die Quartalszahlen.
Unabhängige Aktienanalysen Wenn Sie selbstständig in einzelne Aktien investieren wollen, brauchen Sie ein Wertpapierdepot bei einer Depotbank beziehungsweise einem Brokerunternehmen. Die besten Anbieter berechnen nicht nur niedrige Ordergebühren, sondern verschaffen Ihnen auch den einfachen Zugang zu nützlichen Aktienanalysen, zum Beispiel über die Website des Unternehmens, die Sie bei Ihren Anlageentscheidungen unterstützen können. Die meisten Discountbroker, wie zum Beispiel Comdirect oder Consorsbank stellen einfach Berichte unabhängiger Dritter zur Verfügung. In Kapitel 9 erfahren Sie, wie Sie eine geeignete Depotbank beziehungsweise einen Broker finden.
Wie Sie an gute Aktienanalysen kommen Eine empfehlenswerte, bankenunabhängige Aktienanalyse erhalten Sie neben den weiter vorne im Detail besprochenen Berichten von Value Line unter anderem mit dem Börsendienst »Die Aktien-Analyse« (wie bereits erwähnt). Volker Gelfarth und sein Team suchen für Sie aus rund 40.000 Aktienwerten die 600 besten heraus und stellen regelmäßig Analysen von über 500 deutschen und internationalen Unternehmen aus 40 Branchen zusammen. Damit gilt »Die Aktien-Analyse« als der umfangreichste Aktienanalysebericht im deutschsprachigen Raum. Dieser Börsenbrief erscheint regelmäßig im GeVestor-Verlag und kann auch online abonniert werden. Mit einem Probeabonnement erhalten Sie für einige Zeit alle aktuellen Berichte und deren Aktualisierungen kostenfrei oder zum günstigen Preis, um sich damit vertraut zu machen. Die Konditionen variieren von Zeit zu Zeit. Während dieses Zeitraums können Sie auch prüfen, wie viel Nutzen Sie aus den Berichten ziehen können und ob Sie ein dauerhaftes Abonnement wünschen.
Die Aktienauswahl erfolgreicher Fondsmanager unter die Lupe nehmen Wie gesagt – Sie müssen das Rad nicht neu erfinden oder besonders geniale Einfälle haben, um mit Aktien Geld zu verdienen. Viel sinnvoller ist es zu schauen, was die besten Fondsmanager für ihre Portfolios einkaufen. Das heißt natürlich nicht, dass Sie in deren Privatsphäre eindringen oder unhöfliche Fragen stellen sollten! Die Fondsmanager offener Investmentfonds sind unter anderem dazu verpflichtet, vierteljährlich offenzulegen, welche Aktien sie in ihrem Portfolio halten. Daher können Sie zum Beispiel auf die Website der besten Fondsgesellschaften gehen und dort die jüngsten Halbjahresberichte aufrufen, in denen ihre Aktienbestände detailliert aufgeführt sind. Alternativ sind zumindest die »Top Holdings«, also die größten Positionen im Fondsportfolio auch häufig auf den Websites diverser Börsenportale wie www.finanzen.net oder www.boerse.de einsehbar. (Weitere Informationen zu den besten Aktienfonds finden Sie in Kapitel 8).
Finanzzeitschriften und -websites sichten Zahlreiche Zeitschriften und Websites befassen sich mit der Welt der Aktien. Aber Sie müssen vorsichtig sein. Nur weil einige Kolumnisten oder Publikationen bestimmte Aktien oder Anlagestrategien befürworten, heißt das noch lange nicht, dass Sie Erfolg haben werden, wenn Sie deren Ratschläge befolgen.
Einige deutschsprachige Magazine und Finanzzeitungen bieten nützliche Kolumnen und Kommentare zu einzelnen Aktien, so etwa €uro und €uro am Sonntag, Börse online oder auch die Börsenzeitung. Darüber hinaus gibt es Hunderte von Börsenwebsites, einschließlich Blogs, die sich mit der Auswahl von Aktien beschäftigen. Mehr zu den möglichen Recherchequellen finden Sie in den Kapiteln 16 und 17.
Die Bedeutung von Geschäftsberichten verstehen Wenn Sie sich eine Aktienanalyse von Value Line oder »Die Aktien-Analyse« durchgelesen haben und sich nun näher mit den Finanzberichten des Unternehmens befassen möchten, dann sollten Sie sich im nächsten Schritt fragen, warum. Warum wollen Sie sich so quälen? Nachdem ich mein Betriebswirtschaftsstudium in Stanford erfolgreich abgeschlossen, eine Menge Buchhaltungs- und Finanzkurse belegt und dann einige Zeit in der realen Welt gelebt und gearbeitet hatte, lernte ich verschiedene Investmentmanager und Finanzanalysten kennen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Finanzlage von Unternehmen anhand diverser Finanzdokumente zu analysieren. Obwohl einige dieser Dokumente gar nicht so schwer zu verstehen sind (ich zeige Ihnen in diesem Abschnitt, auf was Sie achten müssen), ist es nicht einfach, daraus zu schließen, was die darin enthaltenen Informationen für die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens bedeuten.
Alle börsennotierten Unternehmen müssen jährlich bestimmte Finanzdokumente vorlegen. Sehen Sie sich diese Dokumente an, um die Geschäfte und Strategien eines Unternehmens besser zu verstehen, und nicht, weil Sie sich davon eine Zukunftsprognose erhoffen. Das erste dieser nützlichen Dokumente, die ein Unternehmen regelmäßig erstellt, ist der Geschäftsbericht, der jährlich vorgelegt werden muss. Dieser enthält die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung sowie üblicherweise einen Lagebericht, in dem im Detail die aktuelle Situation des Unternehmens und seine Aussichten dargelegt werden. Wenn Sie, wie ich, eher der skeptische Typ sind, werden Sie sich jetzt sicher Folgendes fragen: »Werden die Verantwortlichen des Unternehmens nicht alles so blumig und positiv wie nur möglich darstellen?« Bis zu einem gewissen Grad ja, aber es ist nicht so schlimm, wie Sie vielleicht denken, vor allem bei Unternehmen, die sich an solide Buchführungsrichtlinien und gute altmodische kaufmännische Grundsätze halten. Zunächst umfasst ein Geschäftsbericht die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens, beides Zahlenwerke, die von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft werden müssen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Unternehmen und ihr Rechnungswesen (oft auf legale Weise) die Bücher des Unternehmens nicht so gestalten können, dass sie rosiger aussehen, als sie es tatsächlich sind. Und manche Unternehmen haben es auch schon geschafft, selbst ihre Wirtschaftsprüfer hinters Licht zu führen, die dann zu unwissenden Komplizen bei der Erstellung falscher Finanzkennzahlen wurden. Vielleicht haben Sie von den Bilanzskandalen bei USUnternehmen wie Enron und WorldCom gehört. Ein prominentes Beispiel aus jüngerer Zeit in Deutschland ist Wirecard. Mit dem Segen vermeintlich erstklassiger Wirtschaftsprüfer frisierten diese Unternehmen ihre Finanzbücher, um den Anlegern vorzugaukeln, sie seien profitabler, als sie es tatsächlich waren. (Probleme zu
erkennen, bevor es andere Anleger tun, ist eine Fähigkeit, die vielen professionellen Anlegern fehlt. Wenn Sie ein Gespür für diese Dinge haben, dann sollten Sie das Geld anderer Leute verwalten!) Vergessen Sie auch nicht, dass nicht wenige Unternehmen schon verklagt wurden, weil sie ihre Aktionäre durch überhöhte Prognosen oder mangelnde Offenlegung von Problemen in die Irre geführt haben. Verantwortungsbewusste Unternehmen versuchen, in ihren Geschäftsberichten eine ausgewogene, aber natürlich dennoch hoffnungsvolle Perspektive darzustellen. Die meisten Geschäftsberichte werden außerdem so verfasst, dass Sie auch als Laie gute Chancen haben, sie zu verstehen. In den folgenden Abschnitten erkläre ich Ihnen die drei Hauptelemente eines standardmäßigen Geschäftsberichts: den finanziellen und geschäftlichen Lagebericht, die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung.
Lagebericht Der erste Abschnitt der meisten Geschäftsberichte enthält den jüngsten Lagebericht eines Unternehmens. Diese Informationen können Sie nutzen, um herauszufinden, in welchen Geschäftsbereichen das Unternehmen tätig ist und wohin es sich entwickelt. Der Geschäftsbericht eines Unternehmens wie Starbucks kann zum Beispiel Einzelheiten zu den Informationen liefern, die in verkürzter Form in Publikationen wie Value Line beziehungsweise der »Aktien-Analyse« dargestellt werden. Aber nun genug vom Kaffeegeschäft – es ist an der Zeit, Ihnen einen anderen Industriezweig vorzustellen. T. Rowe Price ist eine börsennotierte US-amerikanische Vermögensverwaltungsgesellschaft, die einige empfehlenswerte offene Investmentfonds anbietet. Mit der Bilanz dieses Unternehmens wollen wir uns nun einmal näher beschäftigen.
Bilanz
Die wichtigsten Finanzdaten eines Unternehmens finden Sie im hinteren Teil der meisten Geschäftsberichte. Alle Geschäftsberichte enthalten eine Bilanz, die immer eine Stichtagsbetrachtung ist. Die Bilanz bildet die vorhandenen Vermögenswerte (Aktiva) des Unternehmens ab und macht Angaben zur Mittelherkunft (Passiva). Betrachtet wird jeweils der Stand am ersten und am letzten Tag des Geschäftsjahres, das in der Regel am 1. Januar beginnt und am 31. Dezember endet. Einige Unternehmen haben ein vom normalen Kalenderjahr abweichendes Geschäftsjahr. Die Bilanz eines Unternehmens ähnelt einer persönlichen Bilanz. Die Einträge sehen natürlich ein wenig anders aus, da Sie höchstwahrscheinlich keine Dinge wie Produktionsanlagen oder Ähnliches besitzen. Tabelle 6.1 zeigt eine typische Unternehmensbilanz.
Vermögenswerte (Aktiva) Im Abschnitt Vermögenswerte (Aktiva) der Bilanz werden die folgenden Posten aufgelistet, die ein Unternehmen besitzt oder die von bedeutendem Wert sind: Bargeld: Natürlich wissen Sie alle, was Bargeld ist. Aber damit Sie nicht denken, dass in den Tresoren der Unternehmen Bündel von Geldscheinen herumliegen, kann ich Ihnen versichern, dass die Unternehmen dieses Geld anlegen, um Zinserträge zu erzielen. Im Anschluss an die Bilanz folgen häufig Erläuterungen, um bestimmte Posten näher zu erläutern. 2019
2018
2017
Umsatzerlöse Anlageberatungsgebühren Verwaltungs-, Vertriebs- und Abwicklungsgebühren Nettoeinnahmen
$ $ $ 5112,5 4850,6 4295,8 505,4 522,0 599,1 5617,9 5372,6 4854,9
2019
2018
2017
Betriebliche Aufwendungen Vergütungen und damit verbundene Kosten Vertriebs- und Dienstleistungskosten Werbung und Verkaufsförderung
1969,2 1808,6 1664,9 262,5 281,2 262,6 96,8
99,6
92,4
Produktbezogene Kosten
153,2 157,1 146,0
Technologie-, Raum- und Gebäudekosten
427,3 383,9 350,5
Allgemeine, verwaltungstechnische und sonstige Kosten
321,9 296,0 279,7
Einmalige Rückflüsse im Zusammenhang mit der Dell-Bewertungsrechtssache
- (15,2) (50,0)
Betriebliche Aufwendungen insgesamt Operativer Nettoertrag
3230,90 3011,2 2746,1 2387,0 2361,4 2108,8
Nichtoperative Erträge Nettogewinne aus Investitionen
260,4
Nettogewinne (-verluste) aus konsolidierten Anlageprodukten
272,9 (92,9) 193,9
Sonstiger Ertrag (Verlust) Summe nichtoperativer Ertrag Ergebnis vor Ertragssteuern Rückstellung für Ertragssteuern Reingewinn Abzüglich der rückzahlbaren, nicht beherrschenden Anteile zurechenbarer Nettogewinn (-verlust) Der T. Rowe Price Group zurechenbares Nettoergebnis
7,0 540,3
119,2 198,3
(3,1)
4,1
23,2 396,3
2927,3 2384,6 2505,1 678,4 615,9 923,9 2248,9 1768,7 1581,2 117,6 (68,8)
83,4
$ $ $ 2131,3 1837,5 1497,8
2019
2018
2017
Ergebnis je Aktie auf Stammaktien der T. Rowe Price Group Unverwässert
$ 8,82 $ 7,41 $ 6,07
Verwässert
$ 8,70 $ 7,27 $ 5,97
Tabelle 6.1: Die Bilanz aus einem Geschäftsbericht von T. Rowe Price: Konsolidierte Gewinn- und Verlustrechnungen (in Millionen, mit Ausnahme der Beträge je Aktie). Quelle: T. Rowe Price Associates, Inc. Geschäftsbericht 2015
Außenstände: Dieser Posten steht für Geld, das dem Unternehmen geschuldet wird, zum Beispiel noch nicht bezahlte, also ausstehende Kundenrechnungen.
Wenn Unternehmen wachsen, steigen in der Regel auch ihre Außenstände. Achten Sie auf Fälle, in denen die Forderungen schneller wachsen als die Umsätze (Erlöse). Dies kann darauf hindeuten, dass das Unternehmen Probleme mit der Produktqualität oder der Preisgestaltung hat. Unzufriedene Kunden zahlen langsamer oder verlangen größere Preisnachlässe. Investitionen: Neben Bargeld halten einige Unternehmen auch Wertpapiere wie Anleihen und Aktien. Genau wie Privatpersonen investieren Unternehmen in der Regel Geld, das sie in naher Zukunft nicht benötigen. Immobilien und Ausrüstung: Alle Unternehmen benötigen bestimmte Arten von Ausrüstung für den Betrieb. Dazu gehören unter anderem Büromöbel, Computer, Immobilien und Produktionsanlagen. Die Ausrüstung verliert mit der Zeit an Wert, sodass ein Unternehmen diese Wertminderung jedes Jahr als Geschäftskosten berücksichtigen muss und darüber hinaus in der Steuererklärung als Abschreibung geltend
machend kann. Wenn ein Unternehmen also keine neue Geschäftsausstattung oder Produktionsanlagen mehr kauft, verringert sich dieser Posten in der Bilanz allmählich, weil das Unternehmen die Abschreibungen weiterhin vom Wert der Betriebsanlagen abzieht. Goodwill: Einer der Vermögenswerte, der in den Bilanzen der meisten Unternehmen nicht auftaucht, ist der sogenannte Goodwill. Die meisten Unternehmen arbeiten hart daran, durch Werbung, Produktentwicklung und Service mehr Kunden anzuziehen, an sich zu binden und sich einen Markennamen mit hohem Wiedererkennungswert aufzubauen. Unternehmen können diesen von ihnen geschaffenen, immateriellen Geschäftswert nicht beziffern, aber wenn sie zum Beispiel ein anderes Unternehmen kaufen (übernehmen), wird ein Teil des Kaufpreises als Goodwill obendrauf gelegt. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel für 100 Millionen Euro erworben wird, aber nur einen Nettowert (Vermögen minus Schulden) von 50 Millionen Euro aufweist, dann werden die zusätzlichen 50 Millionen US-Dollar als Goodwill verbucht. Dieser ideelle Geschäfts- oder Firmenwert wird dann in der Bilanz des übernehmenden Unternehmens als Vermögenswert ausgewiesen. Sonstige Vermögenswerte: In diese Kategorie fallen einige Dinge, die Sie vermutlich in Staunen versetzen werden. Zum Beispiel erstellen Unternehmen für Steuerzwecke eine separate Bilanz (ja, das ist legal!). Das liegt unter anderem daran, dass das Finanzamt in einigen Fällen weniger Abzüge zulässt, als das Unternehmen aus buchhalterischer Sicht in seinen Finanzberichten ausweisen will.
Produktions- und Einzelhandelsunternehmen erfassen und melden auch den Lager- oder Warenbestand (also Produkte, die noch nicht verkauft wurden) als Vermögenswert. Generell gilt, dass sich mit dem Wachstum eines Unternehmens auch der Warenbestand erhöht. Steigt dieser allerdings schneller
als der Umsatz, kann dies ein Warnsignal sein, das darauf hindeutet, dass die Kunden ihre Käufe zurückfahren und das Unternehmen sich möglicherweise verkalkuliert und zu viel produziert hat. Es kann überdies ein Frühindikator für ein veraltetes oder minderwertiges Produktsortiment sein.
Mittelherkunft (Passiva) In diesem Abschnitt der Bilanz wird ausgewiesen, mit welchen Mitteln die vorhandenen Vermögenswerte (Aktiva) eines Unternehmens bezahlt wurden. Zu den Passiva gehört das Eigenkapital (also bei AGs das Geld, das die Aktionäre durch den Kauf der Aktien eingebracht haben). Dazu zählt aber auch das Fremdkapital, sprich die Schulden, die ein Unternehmens hat. Schauen wir uns dieses Fremdkapital einmal näher an: Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten: Wenn ein Unternehmen Bestellungen aufgibt, um Dinge für sein Geschäft zu kaufen, kann es vorkommen, dass Zahlungen für erhaltene Rechnungen zeitlich verzögert erfolgen. Das in diesem Fall noch geschuldete Geld wird buchhalterisch auch als Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen bezeichnet. Wie bei den Lagerbeständen und Außenständen (Forderungen) steigen auch die Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten im Allgemeinen mit zunehmendem Umsatz. Wenn die Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten schneller steigen als der Umsatz, hat das Unternehmen möglicherweise ein Problem. Andererseits kann dieser Anstieg auch ein Zeichen für ein effizientes Finanzmanagement sein. Je länger Sie sich Zeit lassen können, um Ihre Rechnungen zu bezahlen, desto länger haben Sie das Geld in der Tasche, wo es für Sie arbeiten kann. Pensionsrückstellungen: In dieser Zeile wird das Geld aufgeführt, das das Unternehmen eines Tages an seine Mitarbeiter auszahlen muss. Viele größere Unternehmen
bieten zum Beispiel Pensionspläne im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge an, zum Beispiel eine monatliche Rentenzusage ab fünf Jahren Betriebszugehörigkeit. Daher muss das Unternehmen dieses Geld, das es später schuldet, zurückstellen und als Verbindlichkeit ausweisen, die es eines Tages begleichen muss. Steuerrückstellungen: Unternehmen sind darauf ausgerichtet, Gewinne zu erwirtschaften, müssen jedoch auch einen Teil davon für die Zahlung von Körperschaftsteuern auf diese Gewinne zurückstellen. Rückstellungen für Dividenden: Nicht alle Unternehmen schütten Dividenden (siehe Kapitel 5) an ihre Aktionäre aus. Diejenigen aber, die das tun, kündigen diese in der Regel einige Wochen vor dem Zeitpunkt an, zu dem sie die Dividenden tatsächlich schulden. In der Zwischenzeit bildet das Unternehmen Rückstellungen für die noch nicht gezahlten Dividenden.
Eigenkapital Die Differenz zwischen den Vermögenswerten und Verbindlichkeiten eines Unternehmens wird als Eigenkapital bezeichnet. Der Posten Eigenkapital sorgt dafür, dass eine Bilanz immer ausgeglichen ist. Wenn Unternehmen Aktien ausgeben, erhalten sie liquide Mittel, die sie dann als Vermögenswert ausweisen. Dabei werden die Erlöse aus der Ausgabe von Aktien in den Nennwert (oder Nominalwert) und das über den Nennwert hinausgehende Kapital (Kapitalrücklage) aufgeteilt. Im Falle von T. Rowe Price beträgt der Nennwert 0,20 US-Dollar pro Aktie. Nennwerte sind mysteriös – und weitgehend bedeutungslos.
Gewinn- und Verlustrechnung Der andere wichtige Finanzausweis in einem Geschäftsbericht ist die Gewinn- und Verlustrechnung (siehe Tabelle 6.2 für die Gewinn- und Verlustrechnung von T. Rowe Price). Die einzelnen
Bestandteile einer korrekten Gewinn- und Verlustrechnung werden in den folgenden Abschnitten näher erläutert. 2019 Reingewinn
2018
2017
$ $ $ 2248,9 1768,7 1581,2
Sonstiges Gesamtergebnis (Verlust) Währungsumrechnungsdifferenzen Konsolidierte T. Rowe Price Anlageprodukte – Variable Interest Entities (VIE) Umgliederungsgewinne, die bei der Entkonsolidierung bestimmter Investmentprodukte von T. Rowe Price im nichtoperativen Kapitalanlageergebnis erfasst wurden Summe der Währungsumrechnungsdifferenzen der konsolidierten T. Rowe Price Anlageprodukte – Variable Interest Entities (VIE) Beteiligung nach der Equity-Methode Währungsumrechnungsdifferenzen insgesamt Nicht realisierte Nettogewinne (-verluste) aus zur Veräußerung verfügbaren Kapitalanlagen
(3,4) (44,7) (.1)
66,4
(3,6)
(,1)
(3,5) (48,3)
66,3
2,4 (15,2)
2,6
(1,1) (63,5)
68,9
-
-
37,4
Ausschüttungen von Kapitalgewinnen
-
-
(3,5)
Realisierte Nettogewinne aus Veräußerungen, ermittelt zu Durchschnittskosten
-
- (83,1)
Nicht realisierte Nettogewinne, die bei der Übertragung in den Handelsbestand verbucht wurden
-
- (23,6)
Summe Umklassierungsanpassungen
-
- (110,2)
Summe der im sonstigen Gesamtergebnis erfassten nicht realisierten Nettobestandsverluste
-
- (72,8)
Umgliederung von (Gewinnen) Verlusten aus dem kumulierten sonstigen Gesamtergebnis in das nichtoperative Kapitalanlageergebnis:
Sonstiger umfassender Verlust vor Ertragsteuern
(1,1) (63,5)
(3,9)
2019 Latente Steuervorteile, netto Summe sonstiges Gesamtergebnis (Verlust) Summe Gesamtergebnis Abzüglich der rückzahlbaren, nicht beherrschenden Anteile zurechenbares Gesamtergebnis (Verlust) Der T. Rowe Price Group zuzurechnendes Gesamtergebnis
,5
2018
2017
9,2
10,0
(,6) (54,3)
6,1
2248,3 1714,4 1587,3 118,0 (94,9)
104,6
$ $ $ 2130,3 1809,3 1482,7
Tabelle 6.2: Gewinn- und Verlustrechnung von T. Rowe Price: Konsolidierte Gesamtergebnisrechnungen (in Millionen). Quelle: T. Rowe Price Associates, Inc. Geschäftsbericht 2015
Umsatzerlöse Umsatzerlöse (oder einfach Umsatz) stehen schlicht und ergreifend für das Geld, das ein Unternehmen von seinen Kunden als Entgelt für seine Produkte oder Dienstleistungen erhält. So wie Sie durch Erwerbsarbeit, Geldanlagen und andere Quellen Einkommen erzielen können, kann ein Unternehmen aus einer Vielzahl von Quellen Erlöse erzielen. Im Falle des Investmentfondsanbieters T. Rowe Price erhebt das Unternehmen Gebühren (Anlageberatungs- und Verwaltungsgebühren) für die Investmentfondsanlagen, die es im Namen seiner Kunden verwaltet, sowie für die private Verwaltung von Geldern für wohlhabende Einzelpersonen und Institutionen. Darüber hinaus erhält das Unternehmen auch Einnahmen aus eigenen Geldanlagen. Im Idealfall sollten die Umsatzerlöse eines Unternehmens stetig oder zunehmend schneller wachsen. Wächst der Umsatz eines Unternehmens langsamer, müssen Sie nach den Gründen fragen. Liegt es an einer schlechten Serviceoder Produktleistung, besseren Angeboten der Mitbewerber, ineffektivem Marketing oder an all diesen Faktoren zusammen?
Bei Unternehmen mit mehreren Abteilungen oder Produktlinien kann der Geschäftsbericht die Umsatzerlöse jeder Produktlinie in einem gesonderten Abschnitt auflisten. Ist dies nicht der Fall, sehen Sie sich einige der anderen Finanzberichte an, die ich im später folgenden Abschnitt »Weitere nützliche Unternehmensberichte erkunden« empfehle. Untersuchen Sie, was das Gesamtwachstum des Unternehmens antreibt oder bremst und in welchen verschiedenen Geschäftszweigen das Unternehmen tätig ist. Achten Sie insbesondere auf weitere Geschäftsbereiche, die zwar übernommen wurden, aber nicht wirklich zum Kerngeschäft des Unternehmens passen – was ein Warnsignal sein kann. Große Unternehmen, deren Umsatzwachstum ins Stocken geraten ist, versuchen manchmal, durch Akquisitionen neue Geschäftsbereiche zu erschließen, die sie dann aber nicht effizient verwalten, weil sie deren Erfolgsmechanismen noch nicht richtig verstehen. Bei der Beurteilung von Einzelhandelsgeschäften, wie Restaurantketten (zum Beispiel McDonald's) oder Bekleidungsgeschäften (zum Beispiel H&M), sollten Sie sich die Umsatzveränderungen aufgrund der Eröffnung neuer Standorte im Vergleich zu den Umsatzveränderungen an bestehenden Standorten ansehen (manchmal auch als Same-Store-Sales oder Flächenbereinigter Umsatz bezeichnet.) Besorgniserregend wäre in diesem Fall, wenn das Umsatzwachstum eines Unternehmens eher auf die Eröffnung neuer Standorte als auf das Wachstum an bestehenden Standorten zurückzuführen ist. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Eröffnung neuer Standorte die Schwächen des Unternehmens verdecken soll.
Ausgaben Genauso wie Einkommensteuern und Ausgaben für Unterkunft, Verpflegung und Kleidung einen Großteil Ihres Einkommens verschlingen, so verschlingen auch die Ausgaben eines
Unternehmens einen Großteil – und manchmal sogar alle – seiner Umsatzerlöse. Selbst gesunde, wachsende Unternehmen können in Schieflage geraten, wenn ihre Ausgaben schneller wachsen als ihre Einnahmen. Gut geführte Unternehmen behalten sowohl in finanziell guten als auch in schlechten Zeiten den Überblick über ihre Ausgaben – leider werden viele Unternehmen in guten Zeiten diesbezüglich schnell nachlässig. Besonders nützlich ist es, jede Ausgabenkategorie im Verhältnis zu den Einnahmen des Unternehmens (das heißt als Prozentsatz) zu untersuchen, um zu sehen, welche Ausgaben wachsen oder schrumpfen. Wenn ein gut geführtes und finanziell gesundes Unternehmen wächst, sollten die Ausgaben im Verhältnis zu den Einnahmen sinken. Im Gegenzug sollten die Margen als Prozentsatz der Einnahmen steigen. Bei T. Rowe Price sind die gesamten betrieblichen Ausgaben im Verhältnis zu den Gesamteinnahmen leicht gestiegen, während die Gewinne (operatives Nettoergebnis:Gewinn- und Verlustrechnung) im Verhältnis zu den Gesamteinnahmen leicht gesunken sind. Nicht alle Ausgabenkategorien steigen zwangsläufig.
Jahresüberschuss Wenn die Ausgaben langsamer steigen als die Einnahmen, führt dies zu einem größeren Reingewinn. Manchmal treten in Unternehmen einmalige Ereignisse auf, wie zum Beispiel der Verkauf eines Geschäftsbereichs, die den Gewinn vorübergehend verändern können. Die Unternehmen führen diese einmaligen Ereignisse in der Regel unterhalb des Abschnitts »Ausgaben« auf. Ich empfehle Ihnen außerdem, die im Geschäftsbericht des Unternehmens enthaltenen Kapitalflussrechnungen zu
prüfen. Barmittel können sowohl im Rahmen des normalen Geschäftsbetriebs als auch über Investitions- und Finanzierungstätigkeiten in ein Unternehmen hinein- und wieder herausfließen. Es kann vorkommen, dass ein Unternehmen zwar höhere Gewinne ausweist, in Wirklichkeit aber mit einem geringeren Cashflow aus dem operativen Geschäft konfrontiert ist, zum Beispiel wenn die Kunden ihre Rechnungen langsamer bezahlen (was darauf hindeuten könnte, dass die Kunden finanzielle Probleme haben oder mit den angebotenen Produkten oder Dienstleistungen unzufrieden sind).
Gewinn pro Aktie Zu guter Letzt – und für Aktionäre von besonderer Bedeutung – findet sich die Berechnung des Gewinns je Aktie. Höhere Gewinne pro Aktie führen in der Regel zu einem höheren Aktienkurs, sinkende Gewinne dagegen zu fallenden Aktienkursen. Vergessen Sie jedoch nicht, dass kluge Finanzmarktteilnehmer in die Zukunft blicken. Wenn Sie also drauf und dran sind, Aktien eines Unternehmens zu kaufen, nur weil es höhere Gewinne meldet, dann bedenken Sie, dass diese höheren Gewinne längst Schnee von gestern und wahrscheinlich bereits im aktuellen Marktwert des Unternehmens enthalten sind.
Fundamentalanalyse In diesem Kapitel und in Kapitel 5 schreibe ich viel über die Finanzberichte und die Analyse eines Unternehmens – Bilanzen, Jahresabschlüsse, Einnahmen, Ausgaben, Gewinne, Kurs-Gewinn-Verhältnisse und so weiter. Die Analyse von Finanzberichten und das Treffen darauf basierender Anlageentscheidungen wird als Fundamentalanalyse bezeichnet. Eine weitere Form der Börsenanalyse, die sogenannte technische Analyse oder Chartanalyse, befasst sich mit der Untersuchung von Kursmustern, dem Handelsvolumen einer Aktie und allen möglichen Indikatoren, die wenig oder gar nichts über die zugrunde liegende Aktie aussagen, sondern nur mit ihrem Kursverlauf und den spezifischen Handelsdaten zu tun haben. Technische Analysten geben oft Kauderwelsch von sich wie: »Aktie XYZ hat im Bereich von 20 Euro eine wichtige Unterstützung gefunden« oder »Aktie ABC ist bei 30 Euro ausgebrochen«. Ich persönlich empfehle Ihnen, diese Art von
Denkschule – sowie technische Analysten an sich – zu ignorieren. Ihre Renditechancen bei der Aktienanlage werden dadurch vermutlich steigen Warum? Weil die technische Analyse die Mentalität von Händlern anspricht und nicht die Denkweise ernsthafter Investoren widerspiegelt. Viele technische Analysten arbeiten für Banken und verfassen tägliche, wöchentliche oder monatliche Einschätzungen des gesamten Aktienmarktes und einiger Einzelaktien. Die Empfehlungen und Ratschläge ändern sich häufig – mit dem Ergebnis, dass Sie als Anleger häufig mit Aktien handeln. Und je mehr Sie handeln, desto mehr Geld verdienen diese Banken über Orderprovisionen – was für ein Zufall! Die zweite große Gruppe von Verfechtern dieser obskuren Methode der Anlageberatung sind die Verfasser von Investmentnewslettern – vor allem, wenn sie es schaffen, Ihnen einen Börsennewsletter für über 200 Euro pro Jahr aufzuschwatzen.
Startklar für die Anlage in Einzelaktien Es gibt immer wieder selbst ernannte Börsengurus, die Ihnen einreden, dass Sie fette Gewinne einstreichen können, wenn Sie Ihr Aktienportfolio selbst zusammenstellen. Sofern Sie nicht außerordentliches Glück haben oder außergewöhnlich begabt darin sind, das Verhalten von Unternehmen und Anlegern genau zu analysieren sowie künftige Entwicklungen zu erahnen, wird Ihnen das eigenständige Auswählen Ihrer Aktien keinen Renditevorteil bringen.
Beschränken Sie den Betrag für die Anlage in Einzelaktien möglichst auf ein Minimum – idealerweise höchstens 20 Prozent Ihres investierten Geldes. Ich möchte Ihnen außerdem nochmals ans Herz legen, diese Art von Investment nur deshalb zu tätigen, weil sie lehrreich ist und Ihnen Freude bereitet, und nicht, weil Sie insgeheim (und fälschlicherweise) glauben, Sie könnten mit den besten professionellen Fondsmanagern mithalten. Aktienkurse lesen und verstehen Nahezu jede größere Finanznachrichtenwebsite bietet kostenlose Aktienkurse an, um Sie zum Besuch und zum Verweilen zu animieren. Um den Aktienkurs eines börsennotierten Unternehmens online abzurufen, benötigen Sie nicht viel. US-Unternehmen beziehungsweise deren Aktien finden Sie oft über das sogenannte Tickersymbol, während im deutschsprachigen Raum die Wertpapierkennnummer (WKN) und die ISIN (International Security Identification Number) maßgeblich sind. Diese spezielle Wertpapierkennung erhalten Sie in der Regel auch, wenn Sie auf größeren Börsenportalen wie www.finanzen.net oder www.boerse.de als Suchbegriff den Namen des gewünschten Unternehmens eingeben. Auf den Wirtschafts- und Börsenkanälen der Kabel-TV-Sender (wie Bloomberg, CNBC, n-tv und andere) werden die Aktienkurse am unteren Rand des Bildschirms eingeblendet. Internationale Geschäftsmaschinen (IBM) 52-Wochen-Kursspanne 90,56 – 158,75 Letzter Kurs
123,65 ab 12:16PM EDT
Veränderung
+0,34 (+0,28 %)
Tagesspanne
122,15 –123,94
52-Wochen-Kursspanne 90,56 – 158,75 Eröffnungskurs
122,85
Handelsvolumen
1.417.095
KGV
14,0
Marktkapitalisierung
110,1 Mrd.
Dividende pro Aktie
6,52
Dividendenrendite
5,21 %
Die obige Tabelle ist ein typisches Beispiel für die Art von Informationen, die Sie bei den täglichen Kursnotierungen online finden; die hier aufgeführten Notierungen beziehen sich auf den Informationstechnologieriesen International Business Machines (besser bekannt als IBM). Nach dem Namen des Unternehmens sehen Sie das Tickersymbol IBM, also den Code, den Sie und Börsenmakler verwenden, um die entsprechenden Aktienkurse in computergestützten Kursnotierungssystemen abzurufen. Und das bedeuten die Informationen in dieser Tabelle: 52-Wochen-Kursspanne: Diese beiden Zahlen geben den Tiefstkurs (90,56 US-Dollar) und den Höchstkurs (158,75 USDollar) von IBM in den letzten 52 Wochen (also innerhalb eines Jahreszeitraums) an. Letzter Kurs: Diese Zeile gibt den letzten Kurs an, zu dem die Aktie gehandelt wurde (Sie sehen, dass die IBM-Notierung um 12:16 Uhr EDT (Eastern Daylight Time; deutsch: östliche Sommerzeit in den USA) erfolgte). Veränderung: Dieser Eintrag gibt an, wie sich der Kurs vom Schlusskurs des Vortages unterscheidet. In diesem Fall ist die Aktie um 0,34 Punkte (0,28 Prozent) gegenüber dem Schlusskurs des Vortages gestiegen. Tagesspanne: Diese beiden Zahlen entsprechen den niedrigsten und höchsten Kursen, zu denen die Aktie im Laufe des Tages gehandelt wurde.
Eröffnungskurs: In dieser Zeile steht der Preis, zu dem die Aktie bei Markteröffnung gehandelt wurde. Handelsvolumen: Diese Zahl gibt an, wie viele Aktien zu diesem Zeitpunkt des Handelstages gehandelt wurden. (Um Platz zu sparen, wird das Handelsvolumen oft in Hunderten von Aktien angegeben – mit anderen Worten: Sie müssen zwei Nullen an das Ende der Zahl anhängen, um die tatsächliche Anzahl der gehandelten Aktien zu erhalten). Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): Wie in den Kapiteln 4 und 5 erklärt, misst das KGV den Preis der IBM-Aktie im Verhältnis zu den Gewinnen des Unternehmens. Marktkapitalisierung: Diese Zahl gibt den aktuellen Marktwert aller IBM-Aktien an, der in diesem Fall 110,1 Milliarden US-Dollar beträgt. Sie berechnen diesen Wert, indem Sie den aktuellen Kurs pro Aktie mit der Gesamtzahl der ausstehenden Aktien multiplizieren. Die Marktkapitalisierung ist der Börsenwert. Dividende pro Aktie: Diese Zahl zeigt Ihnen die aktuelle Dividende (in diesem Fall 6,52 US-Dollar pro Aktie), die das Unternehmen jährlich an die Aktionäre ausschüttet. Die meisten US-Unternehmen schütten alle drei Monate ein Viertel ihrer jährlichen Gesamtdividende aus. In Deutschland ist hingegen nur eine Ausschüttung pro Jahr üblich – direkt nach der Hauptversammlung. Dividendenrendite: Diese Zahl gibt die effektive Rendite in Prozent an, welche die Dividende der Aktie abwirft. Zur Berechnung der effektiven Rendite wird die Dividende durch den aktuellen Aktienkurs geteilt. IBM-Aktionäre können also mit einer Dividendenrendite von etwa 5,2 Prozent bezogen auf den aktuellen Aktienkurs rechnen. Jetzt wissen Sie, wie man Börsenkurse liest!
Den Aktienhandel über eine Depotbank abwickeln
Wer Aktien kaufen möchte, benötigt ein Wertpapierdepot. Wie in Kapitel 9 erklärt, sind Online-Depotbanken beziehungsweise Direktbroker die beste Wahl – sie berechnen Ihnen für Ihre Orders (Kauf- und Verkaufsaufträge) weitaus weniger als klassische Filialbanken, die sich üblicherweise auch die Depotführung fürstlich bezahlen lassen. Nachdem Sie sich für eine Depotbank oder einen Direktbroker entschieden haben (alle Informationen, die Sie für diese Entscheidung benötigen, finden Sie in Kapitel 9), fordern Sie (telefonisch oder über das Internet) ein Antragspaket an. Füllen Sie die Formulare aus (rufen Sie die gebührenfreie Nummer des Unternehmens an, falls Sie nicht weiterkommen) und schicken Sie sie zum Anbieter zurück. Oft ist zur Eröffnung auch die Teilnahme am PostIdent- oder VideoIdent-Verfahren nötig, um sich mithilfe Ihres Personalausweises als Kunde zu identifizieren. Um dann Wertpapiere zu ordern, haben Sie zwei Möglichkeiten: Market Order: In der Regel empfehle ich, eine sogenannte Market Order zu erteilen. Der Orderzusatz heißt entweder »Market« oder »Billigst«. Mit einem solchen Auftrag weisen Sie Ihre Depotbank an, die von Ihnen gewünschte Menge von Aktien (zum Beispiel 100 Stück) zum aktuellen und besten (niedrigsten) Preis zu kaufen. Bei Wertpapieren, die nur wenig gehandelt werden oder deren Kurse im Allgemeinen stark schwanken, sind Market Orders ein wenig riskanter, daher können Sie in diesem Fall (oder ganz generell) stattdessen eine Limit-Order in Betracht ziehen. Limit-Order: Die zweite Möglichkeit besteht darin zu versuchen, eine gewünschte Aktie zu einem bestimmten Preis zu kaufen. So können Sie zum Beispiel einen Kaufauftrag über 32,50 Euro pro Aktie erteilen, wenn diese zuletzt zu 33 Euro gehandelt wurde. Diese Art von Order wird als Limit-Order bezeichnet und gilt so lange, bis Sie sie stornieren. Ich rate Ihnen allerdings von dieser Taktik ab, da Sie hier darauf hoffen und wetten müssen, dass die Aktie ein wenig fällt, bevor sie wieder ansteigt. Wenn sie aber stattdessen einfach von ihrem
aktuellen Kurs von 33 Euro pro Aktie ansteigt oder nur auf 32,55 Euro fällt, bevor sie einen großen Sprung nach oben macht, werden Sie sich grün und blau ärgern. Wenn Sie der Meinung sind, dass eine Aktie auf lange Sicht gute Erträge abwirft, dann kaufen Sie sie mit einer Market Order. Wenn nicht, dann sehen Sie lieber ganz vom Kauf ab.
Kapitel 7
Anleihen und andere Schuldverschreibungen erkunden IN DIESEM KAPITEL Das Beste aus einer Bank herausholen Die richtigen Anleihen aussuchen Zwischen Einzelanleihen, Rentenfonds und ETFs wählen Andere Arten von Schuldverschreibungen verstehen
Bei sogenannten Schuldverschreibungen verleihen Sie Ihr Geld über einen bestimmten Zeitraum an eine Organisation, wie zum Beispiel eine Bank, ein Unternehmen oder eine Regierung, die Ihnen in der Regel einen festen Zinssatz dafür zahlt. Dagegen bieten Eigenkapitalinvestitionen einen Eigentumsanteil an einem Unternehmen oder einem anderen Vermögenswert (wie zum Beispiel einer Immobilie), der in der Lage ist, Einnahmen und potenzielle Gewinne zu erzielen. Ziehen Sie Anleihen in Betracht, wenn … Sie ein laufendes Einkommen benötigen.
Ziehen Sie Eigenkapitalinvestitionen in Betracht, wenn … Sie kein (oder nicht viel) laufendes Einkommen benötigen oder wünschen.
Sie planen, innerhalb der nächsten fünf Jahre zu Sie langfristig investieren verkaufen. (sieben bis zehn Jahre oder länger).
Ziehen Sie Anleihen in Betracht, wenn …
Ziehen Sie Eigenkapitalinvestitionen in Betracht, wenn …
Ihnen die Wertschwankungen Ihrer Anlagen Sorgen bereiten oder Sie einfach nur die Volatilität Ihrer anderen, risikoreicheren Anlagen etwas ausgleichen wollen.
Ihnen erhebliche Wertschwankungen nichts ausmachen oder Sie diese ignorieren können.
Sie nicht darauf angewiesen sind, Ihr Vermögen Sie mehr finanzielles (nach Abzug von Inflation und Steuern) wachsen Wachstum benötigen, um zu lassen. Ihre Ziele zu erreichen.
Schuldverschreibungen sind zwar nicht die erste Wahl, wenn Sie Ihr Vermögen wirklich wachsen sehen wollen, dennoch sollten selbst die risikofreudigsten Anleger in Erwägung ziehen, einen Teil ihres Geldes in Schuldverschreibungen zu investieren. Die obige Tabelle zeigt, wann solche Anlagen sinnvoll sind und wann nicht. Schuldverschreibungen sind fast überall erhältlich – bei Banken, Versicherungsgesellschaften und Investmentfondsgesellschaften. Zu den Formen, von denen Sie vielleicht schon gehört haben, zählen unter anderem Bankkonten (Sparguthaben und Sparbriefe), Schatzanweisungen und andere Anleihen und Rentenfonds, Hypotheken und Verträge mit garantierter Verzinsung. In diesem Kapitel stelle ich Ihnen all diese Anlagenformen vor, erläutere ihre Vor- und Nachteile und bespreche einige Szenarien, in denen Sie sie nutzen können beziehungsweise sollten (oder auch nicht). Außerdem erkläre ich Ihnen, worauf Sie beim Vergleich von Schuldverschreibungen achten müssen und auf welche Punkte Sie besonderes Augenmerk legen sollten.
Banken: Die Kosten des subjektiven Sicherheitsgefühls
Wenn Sie Ihr Geld auf ein Bankkonto legen, kann Ihnen das aus verschiedenen Gründen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Wie die meisten haben auch Sie sicher Ihre ersten Erfahrungen mit Geldanlagen bei der Bank um die Ecke gemacht (oder vielleicht online, wenn Sie jünger sind), als Sie Giro- und Sparkonten eingerichtet haben. Ein Teil dieses angenehmen und sicheren Gefühls, Geld bei der Bank zu haben, rührt daher, dass Ihre Eltern Sie vermutlich in punkto Geldangelegenheiten als Erstes dorthin verwiesen haben. Des Weiteren finden sich in einer Bankfiliale vor Ort, die oft nur wenige Gehminuten von Ihrer Wohnung oder Ihrem Büro entfernt liegt, Dinge wie Tresore, Bankschließfächer, Überwachungskameras, Schranken und Sicherheitsglas vor den Schaltern. Auch, wenn diese Dinge in erster Linie als Schutz gegen Banküberfälle dienen, so vermitteln sie Ihnen ein (vermeintlich) höheres Sicherheitsgefühl, wenn es darum geht, der Bank Ihr Geld zu überlassen. Der Betrieb von Bankfilialen kostet eine Menge Geld. Raten Sie mal, woher dieses Geld kommt. Von den Bankkunden natürlich! Genau diese Betriebs- und Verwaltungskosten sind einer der Gründe, warum die von Banken gewährten Zinssätze im Vergleich zu einigen ähnlich sicheren Alternativen, die ich in diesem Kapitel vorstelle, oft recht blass aussehen. Aber immerhin: Ihr Guthaben auf Bankkonten, die sogenannten Einlagen, sind abgesichert. Innerhalb der EU ist vorgeschrieben, dass dort ansässige Banken die Gelder ihrer Kunden bis mindestens 100.000 Euro absichern müssen. Die meisten Banken bieten freiwillig eine Absicherung sogar in noch größerem Umfang an. Bevor Sie einer Bank eine größere Summe anvertrauen, fragen Sie unbedingt nach, ob und wie Ihre Einlagen abgesichert sind.
Online-Banking: Ist da mehr drin für Sie? Mit dem kontinuierlichen Wachstum der Online-Welt können Sie auch immer mehr Bankoptionen online finden. Besonders attraktiv sind die höher verzinsten Online-Sparkonten der Direktbanken. Die besten von ihnen bieten höhere Zinssätze als herkömmliche Banken. Direktbanken oder Online-Banken unterhalten in der Regel keine oder nur sehr wenige Filialen, da sie den Großteil ihrer Geschäfte über das Internet und per Post beziehungsweise Telefon abwickeln. Aufgrund der entsprechend niedrigeren Betriebskosten sind sie daher in der Lage, Ihnen viel bessere Konditionen anzubieten, wie zum Beispiel höhere Zinssätze für Ihr Guthaben. Auch für Kredite gibt es bei Direktbanken meist günstigere Konditionen. Online-Banking ist außerdem äußerst bequem: Es ist in der Regel rund um die Uhr verfügbar und die meisten Transaktionen lassen sich übers Internet schneller und komfortabler abwickeln. Indem Sie die meistenw Dinge selbst online erledigen, sparen Sie der Bank eine Menge Geld, sodass diese Ihnen im Gegenzug attraktivere Angebote unterbreiten kann. Doch Vorsicht: Bei manchen Online-Konten fallen unter Umständen versteckte Kosten an oder es können Gebühren (oder sonstige Hürden) für den Zugriff auf Ihr Guthaben entstehen. Wenn Sie einen größeren Geldbetrag für einen längeren Zeitraum parken wollen, dann sind Sie bei einer örtlichen Filialbank sicher besser aufgehoben. Die Technik ermöglicht es Ihnen, immer mehr Bankgeschäfte online abzuwickeln. Vergessen Sie jedoch nicht, sich und Ihr Geld hinreichend zu schützen. Recherchieren Sie ausgiebig, bevor Sie sich für eine Online-Bank entscheiden, um sicherzugehen, dass Sie das beste und sicherste Angebot für sich finden. Entscheiden Sie sich niemals für eine Bank (egal ob herkömmlich oder online)
aufgrund einer schicken Werbung oder weil ein Arbeitskollege diese Bank nutzt. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, nach welchen Kriterien Sie eine Direktbank bewerten sollten und wie Sie Ihr Online-Banking-Konto bestmöglich ausschöpfen.
Weitere wichtige Fragen zum Thema Online-Banking Neben der Frage einer ausreichenden gesetzlichen Einlagensicherung sollten Sie vor der Entscheidung für eine Direktbank noch die folgenden wichtigen Punkte abklären: Hat die Bank einen guten Ruf? Der Ruf ist nicht leicht zu ermitteln, aber Sie können zumindest eine Internetrecherche nach dem Namen der Bank zusammen mit den Wörtern »Beschwerden« oder »Probleme« durchführen und die Suchmaschinenergebnisse prüfen. Natürlich gibt es bei größeren Banken statistisch gesehen mehr Reklamationen, und ein paar unzufriedene Kunden gibt es selbstverständlich immer. Bietet die Bank guten, persönlichen Kundenservice? Wenn Sie Unterstützung benötigen, möchten Sie nicht mit irgendeiner Bandansage abgespeist werden oder ewig in einer Warteschleife hängen, sondern schnellstmöglich mit einem hilfsbereiten Mitarbeiter sprechen, um Ihr Problem zu lösen. Suchen Sie auf der Website der Online-Bank nach einer Telefonnummer und rufen Sie diese an, um festzustellen, wie groß die Hürden sind, jemanden persönlich zu erreichen. Stellen Sie den Kundendienstmitarbeitern Fragen (einschließlich der folgenden), um festzustellen, wie sachkundig und serviceorientiert sie sind. Wo und wie können Sie Geld abheben? Diese Frage sollten Sie vorher auf jeden Fall mit dem Kundendienst abklären, denn schließlich möchten Sie jederzeit bequem und kostengünstig an Ihr Geld kommen. Wenn eine Bank zum Beispiel kaum eigene Geldautomaten betreibt, welche
Gebühren verlangt sie dann für die Nutzung der Geldautomaten anderer Banken? Welche Gebühren fallen für bestimmte Dienstleistungen an? Diese Informationen finden Sie in der Regel auf der Website der Bank im sogenannten Preis- und Leistungsverzeichnis Dort werden in der Regel alle relevanten Fragen zur Kontoführung in einem standardisierten Format beantwortet.
Vorsicht bei Sparbriefen Neben Sparkonten bieten Banken auch Sparbriefe an, die sich immer noch großer Beliebtheit erfreuen, insbesondere bei älteren Menschen – manche nutzen sie schon standardmäßig, oft ohne sich über ihre Vor- und Nachteile zu informieren. Der Anreiz bestand zumindest lange Zeit darin, dass Sie mit einem Sparbrief eine höhere Rendite erzielen konnten als mit einem gewöhnlichen Spar- oder Tagesgeldkonto (angesichts der vorherrschenden Nullund Niedrigzinsen der Banken sieht es aktuell allerdings etwas anders aus). Nach wie vor gilt aber: Im Gegensatz zu einer Anleihe (auf die ich im Abschnitt »Warum Sie sich mit Anleihen auseinandersetzen sollten« weiter hinten in diesem Kapitel eingehe) schwankt der Kapitalwert eines Sparbriefes nicht und ist zudem durch die gesetzliche Einlagensicherung der Bank abgesichert, die wie gesagt EU-weit jedem Sparer einen gesetzlichen Anspruch auf Entschädigung seiner Einlagen von bis zu 100.000 Euro zusichert. Der Grund dafür, dass Sparbriefe in der Vergangenheit häufig höher verzinst waren als gewöhnliche Sparkonten, liegt darin, dass Sie sich dazu verpflichten, Ihr Geld für einen bestimmten Zeitraum zu binden, zum Beispiel für 6, 12 oder 24 Monate. Die Bank zahlt Ihnen 1 bis 2 Prozent (derzeit allerdings deutlich weniger) und verleiht Ihr Geld dann postwendend über Konsumkredite, Autokredite, Immobilienkredite, Geschäftskredite und so weiter an andere Kunden weiter. Diesen Kreditnehmern berechnet sie dann einen Zinssatz von 6, 8, 10 Prozent oder mehr. Kein schlechtes Geschäft, nicht wahr?
Wenn Sie Ihr Geld in einem Sparbrief anlegen und später beschließen, es sich vor dem Ende der Laufzeit zurückzahlen zu lassen, wird eine saftige Gebühr (normalerweise die Zinsen der letzten sechs Monate) von Ihrer Rendite abgezogen. Bei anderen Schuldverschreibungen wie Anleihen und Rentenfonds können Sie jederzeit ohne eine solche Strafgebühr und im Allgemeinen zu geringen Kosten oder gar kostenlos auf Ihr Geld zugreifen. Abgesehen davon erbringen Sparbriefe weit weniger Rendite als hochwertige Anleihen mit einer vergleichbaren Laufzeit (zum Beispiel 2, 5 oder 10 Jahre). Oft betrug der Renditeunterschied in der Vergangenheit 1 Prozent oder mehr, vor allem, wenn Sie sich nicht umschauten und einfach den nächstbesten Sparbrief Ihrer Hausbank nahmen. Allerdings müssen Sie derzeit (Stand Februar 2022) lange suchen, um Sparbriefe zu finden, die sich überhaupt mit mehr als 1 Prozent verzinsen. Mit hochwertigen Anleihen können Sie höhere Renditen erzielen und haben einen besseren Zugriff auf Ihr Geld als bei Sparbriefen. Sehen Sie sich in diesem Fall nach Angeboten mit hoher Verzinsung und sonstigen guten Konditionen um. Werfen Sie auch einen Blick auf Staatsanleihen und Schatzanweisungen, die ich später in diesem Kapitel bespreche. Auch diese sind in der Regel höher verzinst als die meisten Sparbriefe.
Tauschen Sie Ihr Sparkonto gegen einen Geldmarktfonds Da Bankkonten im Allgemeinen ziemlich mickrige Zinserträge abwerfen, sollten Sie sich wirklich gut überlegen, ob Sie Ihr überschüssiges Geld einfach auf der Bank liegenlassen. Wenn Sie möchten, können Sie natürlich Ihr Girokonto weiter bei Ihrer Hausbank führen, aber auch das müssen Sie nicht. Mitunter ist ein Geldmarktfonds eine interessante Alternative.
Warum Sie sich mit Anleihen auseinandersetzen sollten Konservative Anleger bevorzugen Anleihen beziehungsweise Rentenpapiere (wobei konservativ sich hier natürlich auf die Risikobereitschaft und nicht auf die politische Ausrichtung bezieht). Aber auch aggressivere, das heißt risikofreudigere Anleger, die eine Diversifizierung anstreben oder Investitionen für kurzfristige finanzielle Ziele tätigen, setzen bevorzugt auf Anleihen. Der Grund dafür? Anleihen bieten höhere Renditen als herkömmliche Bankkonten, und das in der Regel ohne die Schwankungen des Aktienmarktes. Anleihen ähneln Sparbriefen, mit dem Unterschied, dass es sich dabei um Wertpapiere handelt, die mit einem schwankenden Wert auf dem Markt gehandelt werden. So können Sie zum Beispiel eine Anleihe des Einzelhandelsriesen Walmart mit einer Laufzeit von fünf Jahren erwerben, die Ihnen dann unter Umständen 4 Prozent Zinsen einbringt. Walmart zahlt Ihnen also für Ihre Anleihe fünf Jahre lang Zinsen in dieser Höhe, und solange das Unternehmen kein unerwartetes finanzielles Desaster erlebt, zahlt es Ihnen nach Ablauf der Laufzeit Ihren ursprünglichen Anlagebetrag wieder zurück. Sie leihen also Walmart Ihr Geld für einen bestimmten Zeitraum (statt Ihrer Bank, wenn Sie Geld auf Ihr Bankkonto einzahlen) und erhalten dafür Zinsen (die deutlich über der Verzinsung herkömmlicher Sparkonten liegen). Das Schlimmste, das Ihnen mit Ihrer Anlage in Anleihen passieren kann, ist, dass das emittierende Unternehmen in Schieflage gerät und in den finanziellen Ruin getrieben wird – im Volksmund auch bekannt als Insolvenz, Konkurs oder Pleite. Wenn das Unternehmen Insolvenz anmeldet, verlieren Sie möglicherweise Ihre gesamte ursprüngliche Investition und gehen bei den restlichen Zinszahlungen, die Ihnen zugestanden hätten, leer aus.
Allerdings sind Anleihen, die von Qualitätsunternehmen ausgegeben werden, eine ziemlich sichere Sache, da diese Firmen nur selten zahlungsunfähig werden. Außerdem müssen Sie nicht Ihr gesamtes Geld, das Sie für die Anlage in Anleihen vorgesehen haben, in nur eine oder zwei Anleihen stecken. Wenn Sie Anleihen mehrerer Unternehmen halten (was Sie leicht über einen Anleihe- beziehungsweise Rentenfonds umsetzen können) und eine Anleihe unerwartet einen Rückschlag erleidet, dann betrifft das nur einen kleinen Teil Ihres Portfolios. Und im Gegensatz zu Sparbriefen können Sie Ihre Anleihen im Allgemeinen jederzeit wiederverkaufen und zahlen dafür nicht mehr als die üblichen Orderkosten. Anleiheinvestoren nehmen das Risiko eines Zahlungsausfalls in Kauf, weil Anleihen in der Regel ertragreicher sind als Banksparbücher und Geldmarktfonds. Aber es gibt einen Haken. Wie ich später in diesem Kapitel noch erklären werde, sind Anleihen risikoreicher als Sparbriefe oder Sparkonten, da ihr Wert fallen kann, wenn die Zinssätze steigen, außerdem verzichten Sie dabei auf die gesetzliche Einlagensicherung (über die Bankkonten verfügen). Andererseits sind Anleihen in der Regel wertbeständiger als Aktien. (Auf die Risiken und Renditen von Anleihen und Aktien gehe ich in Kapitel 2 näher ein). Die Anlage in Anleihen ist eine bewährte Methode, um eine bessere Rendite für überschüssige Mittel zu erzielen, die Sie für längere Zeit (einige Jahre oder länger) nicht benötigen und auch nicht anderweitig investieren möchten. Wie Aktien können auch Anleihen im Allgemeinen an jedem Tag verkauft werden, an dem die Finanzmärkte geöffnet sind. Falls Sie gezwungen sind, Ihre Anleihen früher zu verkaufen als geplant, ist die Wahrscheinlichkeit, Einbußen zu erleiden, aufgrund der möglichen Wertschwankungen höher. Kurzfristig können Sie also durchaus Geld verlieren, wenn der Anleihenmarkt fällt, längerfristig sinkt diese Wahrscheinlichkeit jedoch, ähnlich wie bei Aktien.
Legen Sie Ihre Notfallreserve nicht in Anleihen an – dafür gibt es Tagesgeldkonten. Und stecken Sie auch nicht zu viel von Ihrem längerfristigen Anlagegeld in Anleihen. Wie ich in Kapitel 2 erkläre, sind Anleihen im Allgemeinen eine schlechtere Anlageoption, wenn es darum geht, einen Vermögenszuwachs zu erzielen. Wachstumsorientierte Anlageformen wie Aktien, Immobilien und Ihr eigenes Unternehmen bieten nach wie vor das größte Potenzial für den Vermögensaufbau. Die Geldanlage in Anleihen kann in den folgenden Situationen sinnvoll sein: Sie planen eine größere Anschaffung. Diese Anschaffung sollte dann frühestens in zwei Jahren getätigt werden, wie zum Beispiel der Kauf einer Immobilie oder eine andere größere Ausgabe. Anleihen mit kürzerer Laufzeit können eine renditestärkere und etwas riskantere Alternative zu Bankkonten darstellen. Sie möchten Ihr Portfolio diversifizieren. Anleihen entwickeln sich nicht parallel zu anderen Anlagen wie Aktien. Tatsächlich können Anleihen mit hoher Bonität sogar in den denkbar schlechtesten Wirtschaftsphasen (wie während der Großen Depression in den frühen 1930er-Jahren oder der Finanzkrise 2008) an Wert gewinnen, während riskantere Anlagen wie Aktien einbrechen. Sie sind an langfristigen Investments interessiert. Die teilweise Investition Ihres Vermögens in Anleihen kann auch Teil einer längerfristigen Anlagestrategie sein, zum Beispiel für den Ruhestand. Sie sollten jedenfalls einen Gesamtplan verfolgen, wie, wo und zu welchen Teilen Sie Ihr Geld anlegen möchten, der auch als Asset Allocation bezeichnet wird (siehe Kapitel 8). Risikobereitere, jüngere Anleger sollten weniger von ihrem Ruhestandsgeld in Anleihen anlegen als ältere Menschen, die kurz vor der Rente stehen.
Sie benötigen zusätzliches Einkommen. Wenn Sie im Ruhestand sind oder nicht viel arbeiten, können Anleihen nützlich sein, da sie ein besseres laufendes Einkommen bieten können als viele andere Geldanlagen.
Die verschiedenen Arten von Anleihen bewerten Anleihen oder Rentenpapiere unterscheiden sich voneinander durch eine Reihe von Faktoren, wie Laufzeit (Anzahl der Jahre bis zur Rückzahlung), Bonität und Emittenten (also die Unternehmen, die die Anleihen ausgeben). Erst wenn Sie diese Fragen für sich geklärt haben, können und sollten Sie die Anlage in einzelne Anleihen, Rentenfonds und ETFs in Betracht ziehen. Leider kann es sich mitunter äußerst schwierig und langwierig gestalten, herauszufinden, was sich hinter manchen Anleihen wirklich verbirgt und wie sie sich von anderen unterscheiden. Aber keine Sorge! In den folgenden Abschnitten helfe ich Ihnen, durch die trüben Wasser dieses »Investmentsumpfes« zu waten.
Wann Sie Ihr Geld zurückbekommen: Auf die Laufzeit beziehungsweise Fälligkeit kommt es an Jede Anleihe wird mit einer bestimmten Laufzeit herausgegeben, die besagt, wie lange Ihr eingezahltes Kapital in der Anleihe gebunden ist, bevor Sie es wieder ausgezahlt bekommen – zum Beispiel in einem Jahr, in sieben oder fünfzehn Jahren. Häufig ist auch von Fälligkeit die Rede, darunter versteht man einfach den genauen Zeitpunkt, an dem Sie Ihr Geld zurückbekommen. Die
Laufzeit einer Anleihe kann Ihnen einen guten (wenn auch bei Weitem nicht perfekten) Anhaltspunkt geben, wie wertbeständig beziehungsweise unbeständig diese Anleihe gegebenenfalls sein kann, wenn sich die Zinssätze ändern. Wenn die Zinssätze fallen, steigen die Anleihekurse; wenn die Zinssätze steigen, fallen die Anleihekurse. Anleihen mit längerer Laufzeit verlieren in der Regel stärker an Wert, wenn das allgemeine Zinsniveau ansteigt. Angenommen, Sie erwägen den Erwerb von zwei Anleihen desselben Emittenten, die beide eine Verzinsung von 7 Prozent aufweisen, sich aber in der Laufzeit voneinander unterscheiden: Die erste Anleihe hat eine Laufzeit von 2 Jahren, die zweite eine von 20 Jahren. Wenn die Zinssätze nur um 1 Prozent steigen (von 7 Prozent auf 8 Prozent), könnte die 2-jährige Anleihe etwa 2 Prozent an Wert verlieren, während die 20-jährige Anleihe etwa fünfmal so stark fallen könnte, nämlich um 10 Prozent. Wenn Sie eine Anleihe bis zur Endfälligkeit halten, erhalten Sie Ihr Kapital zurück, es sei denn, der Emittent ist zahlungsunfähig. Steigen in der Zwischenzeit jedoch die Zinssätze, fallen die Anleihekurse. Der Grund dafür ist einfach: Wenn die Anleihe, die Sie halten, zu einem Zinssatz von beispielsweise 7 Prozent ausgegeben wurde und die Zinsen für ähnliche Anleihen auf 8 Prozent steigen, möchte niemand (es sei denn, er weiß es nicht besser) Ihre 7-Prozent-Anleihe mehr kaufen. Der Wert Ihrer Anleihe muss also so weit sinken, dass sie effektiv 8 Prozent abwirft. Anleihen werden im Allgemeinen nach der Zeit bis zur Fälligkeit klassifiziert: Kurzfristige Anleihen werden in den nächsten paar Jahren fällig. Mittelfristige Anleihen werden innerhalb von 3 bis 10 Jahren fällig. Langfristige Anleihen haben eine Laufzeit von mehr als 10 Jahren, im Allgemeinen bis zu 30 Jahren.
Zwar kommt es selten vor, aber einige Unternehmen und Organisationen geben sogar 100-jährige Anleihen aus! Dazu gehören eine Reihe von Eisenbahngesellschaften, ebenso wie Coca-Cola, Disney, IBM, die New York Port Authority und die Regierungen von Argentinien, Österreich, Israel und Mexiko. Der Kauf solcher Anleihen ist ziemlich riskant, vor allem, wenn sie in einer Zeit mit relativ niedrigen Zinsen ausgegeben werden. Längerfristige Anleihen erzielen meist höhere Renditen als kurzfristige Anleihen. Veranschaulicht wird dieses Phänomen zum Beispiel in einer sogenannte Renditekurve – einem Diagramm, in dem die aktuellen Renditen ähnlicher Anleihen ihren jeweiligen Laufzeiten gegenübergestellt sind. In den meisten Fällen ergibt sich dabei eine ansteigende Kurve. Die meisten Anleger möchten natürlich mit einem höheren Zinssatz entlohnt werden, wenn sie schon das Risiko eingehen, längerfristige Anleihen zu halten.
Bewertung der Ausfallwahrscheinlichkeit Abgesehen von der Laufzeit unterscheiden sich Anleihen auch hinsichtlich der Bonität (Kreditwürdigkeit) des ausgebenden Unternehmens oder Staates, also dahin gehend, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Sie Ihr eingezahltes Kapital nicht mehr zurückerhalten. Um das Risiko eines Zahlungsausfalls zu minimieren, sollten Sie nur Anleihen mit einer möglichst guten beziehungsweise hohen Bewertung (Rating) kaufen. Sogenannte Rating-Agenturen wie Moody's, Standard & Poor's und Fitch bewerten unter anderem die Bonität und die Ausfallwahrscheinlichkeit von Anleihen. Das Rating, das heißt die Bonitätsbewertung einer Anleihe hängt also von der Zahlungsfähigkeit des Emittenten ab. Die Bonitätseinstufung von Anleihen erfolgt in der Regel mithilfe einer Art absteigenden Buchstabenskala von AAA für das höchste (beste) Rating über AA und A, gefolgt von BBB, BB, B, CCC, CC,
C und so weiter. Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Eckpunkte dieses Ratingsystems: Anleihen mit AAA- und AA-Rating gelten als sichere oder sehr sichere Anlagen. Diese Anleihen haben ein sehr geringes Ausfallrisiko von weit unter 1 Prozent. Anleihen mit A- und BBB-Rating oder sogenannte Investment-Grade-Anleihen gelten als noch hinreichend sichere Anlage. Anleihen mit BB-Rating oder schlechter werden als Junk Bonds (oder Hochzinsanleihen) bezeichnet. Junk Bonds, auch Non-Investment-Grade-Anleihen genannt, haben eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit von bis zu einigen Prozent pro Jahr. Warum sollte ein halbwegs vernünftiger Anleger eine Anleihe mit einem niedrigen Bonitätsrating kaufen? Meist liegt der Grund in den höheren Zinssätzen, mit denen die Emittenten von Anleihen niedrigerer Qualität die Anleger ködern. Je niedriger die Bonität und Qualität einer Anleihe, desto höhere Renditen kann und sollte man als Anleger erwarten. Allerdings sind solch niedrig bewertete Anleihen nichts für schwache Nerven, da sie im Allgemeinen stärkeren Wertschwankungen unterliegen.
Ich persönlich rate Ihnen vom Kauf einzelner Junk Bonds ab, es sei denn Sie investieren über einen gut geführten High-Yield-Fonds. »High Yield Bonds« heißen auf Deutsch Hochzinsanleihen).
Prüfung der Emittenten Neben der Bonität und Laufzeit unterscheiden sich Anleihen auch in Bezug auf den jeweiligen Emittenten, also das Unternehmen, das die Anleihen ausgibt, oder die Organisation – kurz gesagt, an wen Sie Ihr Geld verleihen. In den folgenden Abschnitten stelle ich Ihnen die diesbezüglich wichtigsten Anleiheformen vor und
erläutere, wann die einzelnen Optionen sich für Sie lohnen können (und wann nicht).
Staatsanleihen Staatsanleihen sind Schuldverschreibungen von einzelnen Ländern, zum Beispiel von den USA oder der Bundesrepublik Deutschland. Sie unterscheiden sich vor allem in ihrer Laufzeit. Da gibt es einjährige Anleihen genauso wie solche, die über drei, fünf oder zehn Jahre laufen. Manche Staaten emittieren sogar Anleihen mit 50- oder 100-jähriger Laufzeit. Bundesanleihen sind Schuldverschreibungen der deutschen Bundesregierung, die mit Laufzeiten von bis zu 30 Jahren angeboten werden. Wie stets bei Staatsanleihen gilt auch hier: Anleger erhalten jährlich feste Zinszahlungen und am Ende der Laufzeit den vollen Anlagebetrag wieder zurückgezahlt. Bundesanleihen gelten als besonders sichere Geldanlage, die sich wegen der langen Laufzeiten gut für Altersvorsorgezwecke eignet. Am besten eignen sich Staatsanleihen als Ersatz für Sparbriefe oder Festgeldkonten bei einer Bank. Wenn Sie ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben, dann ist diese Form der Geldanlage eine interessante Option, da Sie hier (ähnlich wie bei der staatlichen Einlagensicherung für Sparguthaben) sozusagen die volle Rückendeckung der Regierung haben. Sicherer geht es kaum, vorausgesetzt Sie wählen einen Staat mit erstklassiger Bonität. Staatsanleihen, die ähnliche Laufzeiten haben wie ein Sparbrief, können eine ebenso gute oder bessere Verzinsung bieten. Beachten Sie jedoch, dass in Zeiten größerer Spannungen auf den Finanzmärkten, wie sie während der Finanzkrise 2008 und der COVID-19Pandemie im Jahr 2020 auftraten, die Zinssätze für Staatsanleihen in der Regel sehr niedrig sind und unter den besten Zinsangeboten für Sparbriefe liegen. Denken Sie daran, dass Zinserträge genauso der Abgeltungsteuer unterliegen wie Kursgewinne und Dividenden bei
Aktieninvestments.
Unternehmensanleihen Unternehmen wie Boeing oder Johnson & Johnson geben Unternehmensanleihen aus. Das müssen Sie sich vorstellen wie eine Art gestückelter Kredit. Als Käufer der Anleihe sind Sie quasi die kreditgebende Bank. Bei Unternehmensanleihen gibt es üblicherweise eine bestimmte Mindeststückelung, zum Beispiel 1.000 Euro oder US-Dollar. Darauf erhalten Sie eine jährliche Zinsausschüttung von beispielsweise 2 Prozent. Die Zinserträge unterliegen der Abgeltungsteuer. Der Kurs von Anleihen wird stets in Prozent ausgedrückt, das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Angenommen, Sie investieren gleich bei Emission der Anleihe die Mindestsumme von 1.000 Euro, dann sind das 100 Prozent. Während der Laufzeit können die Kurse schwanken, sie sind abhängig von Angebot und Nachfrage. Das Angebot erhöht sich beispielsweise dann, wenn das emittierende Unternehmen etwa von den Rating-Agenturen als weniger zahlungskräftig eingestuft wird als bei Emission. Oder wenn die Notenbanken die Leitzinsen erhöhen und daher neue Rentenpapiere mit attraktiveren Zinsen auf den Markt kommen. Dann wollen viele Anleger die Papiere loswerden und der Kurs sinkt. Umgekehrt kann der Kurs auch steigen, etwa wenn das Rating des Emittenten sich verbessert oder die Leitzinsen sinken. Zum Ende der Laufzeit erhalten Sie aber Ihre 100 Prozent zurück, vorausgesetzt, der Emittent ist nach wie vor zahlungskräftig. Deshalb sind die Schwankungen bei Unternehmensanleihen auch nicht so stark wie etwa bei Aktien. Solche Papiere eignen sich als zumeist etwas höher verzinste Alternative zu Staatsanleihen zur Stabilisierung des Depots.
Pfandbriefe Erinnern Sie sich noch an die Hypothek, die Sie beim Kauf Ihres Eigenheims aufgenommen haben? Nun, Sie können auch Anleihen – sogenannte Pfandbriefe – von einer Pfandbriefbank oder Hypothekenbank erwerben und damit in ein Portfolio gestückelter Hypothekenkredite wie Ihren investieren. Die Rückzahlung des Kapitals solcher Schuldpapiere ist bei Fälligkeit
in aller Regel sicher, denn sie sind mit den beliehenen Objekten sehr gut besichert. Übrigens gibt es auch Pfandbriefe auf Flugzeuge oder Schiffe. Auch auf öffentliche Darlehen werden mitunter Pfandbriefe emittiert. Die überwiegende Mehrheit der Pfandbriefe sind recht sichere Anlagen. Für deutsche Pfandbriefe gilt das zu 100 Prozent. Die Fälle von US-Pfandbriefen, die in den späten 2000er-Jahren wegen Zahlungsausfällen in die Schlagzeilen gerieten, waren auf sogenannte Subprime-Hypotheken zurückzuführen, die nicht von einer staatlichen Behörde abgesichert waren.
Wandelanleihen Wandelanleihen sind sogenannte hybride Wertpapiere. Dabei handelt es sich um Anleihen, die Sie auf Wunsch in eine bestimmte Anzahl von Aktien des Unternehmens umwandeln können, das die Anleihe ausgegeben hat. Die Bedingungen dafür stehen von Anfang an fest, Sie wissen also genau: Das lohnt sich, wenn der Aktienkurs bei Fälligkeit eine bestimmte Schwelle erreicht hat. Obwohl Wandelanleihen Zinserträge einbringen, ist ihre Rendite niedriger als bei Anleihen ohne Wandlungsrecht, da sie die Möglichkeit bieten, potenziell mehr Gewinn zu erzielen, wenn die zugrunde liegende Aktie steigt.
Internationale Anleihen Sie können auch Anleihen außerhalb des Landes, in dem Sie leben, kaufen. Egal, ob Sie in Deutschland oder in den USA ansässig sind, können Sie die meisten der in diesem Kapitel beschriebenen Anleihen auch von ausländischen Emittenten erwerben. Diese Anleihen, die als internationale Anleihen bezeichnet werden, sind aber oft risikoreicher, da ihre Zinserträge zusätzlich noch Währungskursschwankungen unterliegen und somit unter Umständen geschmälert werden können. Die Kurse internationaler Anleihen entwickeln sich in der Regel nicht parallel zu den Kursen deutscher oder amerikanischer Anleihen. Die Werte internationaler Anleihen profitieren von einem sinkenden Euro beziehungsweise US-Dollar und bieten daher einen gewissen
Diversifizierungswert. Wenn der Euro beziehungsweise US-Dollar gegenüber anderen Währungen an Wert gewinnt, schadet das natürlich dem Wert internationaler Anleihen. In den letzten Jahrzehnten hat der US-Dollar im Allgemeinen einen schleichenden Niedergang erlebt. Es gab jedoch auch mehrjährige Perioden, wie die frühen 1980er-, die späten 1990er- und die 2010er-Jahre, in denen er an Wert zulegte. Internationale Anleihen sind kein zwingender Bestandteil eines gut diversifizierten Portfolios. Aber Sie können darüber nachdenken.
Inflationsgeschützte Staatsanleihen Die US-Regierung bietet Anleihen an, die als inflationsgeschützte Staatsanleihen (Treasury inflation-protected securities, TIPS) bezeichnet werden. Auch die Finanzagentur des Bundes, die die Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland herausgibt, vertreibt sogenannte inflationsindexierte Bundesanleihen. Im Vergleich zu herkömmlichen Staatsanleihen (die ich weiter oben in diesem Kapitel bespreche) haben diese inflationsindexierten Anleihen einen niedrigeren Zinssatz. Der Grund dafür ist, dass der andere Teil Ihrer Rendite aus der Inflationsanpassung des von Ihnen investierten Kapitals stammt. Der Inflationsanteil der Rendite wird dem Kapital wieder hinzugefügt. Wenn Sie beispielsweise 10.000 US-Dollar oder Euro in eine inflationsindexierte Anleihe investieren und die Inflation im ersten Jahr, in dem Sie die Anleihe halten, um 3 Prozent steigt, würde sich Ihr Kapital am Ende des ersten Jahres auf 10.300 US-Dollar oder Euro erhöhen. Das Interessante an dieser Art von Anleihen ist, dass die Anleger unabhängig von der Inflationsrate immer einen gewissen Ertrag (die Rendite oder den gezahlten Zinssatz) über die Inflationsrate hinaus erhalten. Somit sind Inhaber von inflationsindexierten Staatsanleihen davor geschützt, dass die Kaufkraft ihres Kapitals oder ihrer Zinsen durch eine hohe Inflation untergraben wird. Da inflationsindexierte Staatsanleihen den Anleger vor den Auswirkungen der Inflation schützen, stellen sie ein weniger riskantes Wertpapier dar. Interessant ist zudem diese weniger bekannte Tatsache: Wenn die Wirtschaft eine Deflation (fallende
Preise) erlebt, wird Ihr Kapital nicht nach unten angepasst, sodass diese Anleihen auch einen Deflationsschutz bieten. Wie ich in Kapitel 2 erörtere, bedeutet ein geringeres Risiko in der Regel auch eine geringere Rendite.
Nullkuponanleihen oder Zero Bonds Einige Anleihen, von denen Sie vielleicht schon gehört haben oder an denen Sie interessiert sind, haben ungewöhnliche Konditionen. Zum Beispiel bieten nicht alle Anleihen regelmäßige Zinszahlungen. Ein Beispiel ist eine sogenannte Nullkuponanleihe, auch Zero Bond genannt, die mit einem gewissen Abschlag im Vergleich zu ihrem künftigen Fälligkeitswert verkauft wird. Ein Anleger, der in eine solche Anleihe investiert, erhält also implizit Zinsen, wenn der Wert der Anleihe während der Laufzeit steigt und bei Fälligkeit dann den vollen Wert erreicht. Nullkuponanleihen reagieren allerdings sehr empfindlich auf Zinsänderungen, weshalb ich sie im Allgemeinen nicht empfehle.
Anleihen kaufen Es gibt zwei Möglichkeiten, in Anleihen zu investieren: Entweder Sie kaufen einzelne Anleihen, oder Sie investieren in ein professionell ausgewähltes und verwaltetes Anleihenportfolio über einen Anleihe- beziehungsweise Rentenfonds oder einen RentenETF (siehe Kapitel 8). Dieser Abschnitt soll Ihnen dabei helfen, zu entscheiden, auf welche Art Sie in Anleihen investieren wollen. Im Folgenden gehe ich näher auf den Kauf von Einzelanleihen ein und erkläre unter anderem, wie Sie die Anleihe-Listings in Finanzzeitungen oder im Internet entziffern können und alle anderen Anleihetypen. Wenn Sie sich für den Anleihekauf über einen Fonds entscheiden, dann finden Sie alle hierzu nötigen Informationen in Kapitel 8.
Einzelanleihen oder Rentenfonds? Sofern die Einzelanleihen, die Sie kaufen möchten, sich nicht leicht analysieren lassen und nicht möglichst homogen sind (wie zum Beispiel Staatsanleihen), ist es im Allgemeinen besser, über
einen Investmentfonds oder ETF in Anleihen zu investieren. Im Folgenden nenne ich Ihnen drei Gründe dafür: Die Diversifizierung ist bei Einzelanleihen schwieriger. Ähnlich wie bei Aktien ist es auch bei Einzelanleihen nicht klug, Ihr Geld in eine kleine Anzahl von Anleihen von Unternehmen aus der gleichen Branche und/oder mit der gleichen Laufzeit zu investieren. Ein kosteneffizientes, diversifiziertes Anleiheportfolio mit einzelnen Emissionen aufzubauen, ist schwierig, es sei denn, Sie verfügen über einen beträchtlichen Investitionsrahmen (zum Beispiel 1 Million Euro) für die Anlage in Anleihen. Einzelanleihen sind teurer in der Anschaffung. Da Sie einzelne Anleihen über eine Depotbank erwerben, müssen Sie eine Ordergebühr zahlen. Selbst wenn Sie eine Direktbank oder einen Discountbroker nutzen, machen diese Gebühren einen nicht unerheblichen Teil Ihrer Investition aus. Je kleiner der investierte Betrag, desto höher die Belastung – bei einer Anleihe im Wert von 1.000 Euro kann die Provision mehrere Prozent betragen. Bei größeren Anleihebeträgen fallen die Provisionen geringer aus und betragen unter Umständen unter 0,5 Prozent, wenn Sie eine Depotbank oder einen Discountbroker nutzen. Im Gegensatz dazu ist die Investition in Anleihen über einen Anleihe- beziehungsweise Rentenfonds kosteneffizient. Gute Rentenfonds kosten Sie bis zu 1 Prozent pro Jahr an Verwaltungsgebühren, bei Renten-ETFs zahlen Sie zumeist nicht mehr als 0,5 Prozent pro Jahr. Die Auswahl guter Rentenfonds ist nicht schwer, wie in Kapitel 8 erklärt. Sie haben etwas Besseres mit Ihrer Zeit anzufangen. Möchten Sie wirklich viele Stunden, Tage oder gar Wochen aufwenden, um gute Anleihen zu recherchieren und die einzelnen Anbieter selbst abzuklappern? Die meisten Menschen empfinden Anleihen als ultralangweilig! Außerdem sind Anleihen und die Unternehmen, die hinter ihnen stehen, meist nicht so einfach zu verstehen. Wussten Sie zum
Beispiel, dass einige Anleihen vor ihrem Fälligkeitsdatum gekündigt werden können? Unternehmen kündigen Anleihen oft vor dem Ende der Laufzeit (indem sie das Kapital vor der Fälligkeit zurückzahlen), um Geld zu sparen, wenn die Zinssätze deutlich sinken! Und allein mit dem Anleihekauf ist es nicht getan – danach müssen Sie dieselben Aufgaben übernehmen, die ansonsten ein guter Rentenfondsmanager für Sie erledigen würde, wie zum Beispiel die Bonität des Emittenten und andere wichtige finanzielle Entwicklungen beobachten.
Anleihekurse verstehen Aktuelle Anleihekurse erhalten Sie mit wenigen Mausklicks online auf Finanzwebsites und -blogs oder den Webseiten von Investmentanbietern. Eine gute Alternative ist auch die Website der Börse Stuttgart, einer Regionalbörse, die sich unter anderem auf Rentenpapiere spezialisiert hat. Im Folgenden erkläre ich Ihnen die einzelnen Bestandteile eines Anleihe-Listings am Beispiel der Firma PhilEl (Philadelphia Electric), das Sie in der Anleihe-Liste aus Abbildung 7.1 finden: Name der Anleihe: In dieser Spalte steht, wer die Anleihe ausgegeben hat. In diesem Fall ist der Emittent ein großes US-Versorgungsunternehmen, Philadelphia Electric. Komische Zahlen nach dem Firmennamen: Der erste Teil der Zahlenfolge – 7 1/8 – bezieht sich auf den ursprünglichen Zinssatz (7,125 Prozent), den diese Anleihe bei ihrer Ausgabe hatte. Dieser Zinssatz wird als Zinskupon oder auch Nominalzins bezeichnet, der in Prozent des Fälligkeitswertes der Anleihe angegeben wird. Der zweite Teil – 23 – bezieht sich auf das Jahr, in dem die Anleihe fällig wird (in diesem Fall 2023). Effektive Verzinsung: Dividieren Sie die gezahlten Zinsen (7,125) durch den aktuellen Preis pro Anleihe (93 US-Dollar), um die effektive Verzinsung (aktuelle Rendite) zu erhalten. In diesem Fall beträgt sie 7,66 Prozent.
Volumen: Das Volumen gibt die Anzahl der Anleihen an, die an diesem Tag gehandelt wurden. Im Fall von PhilEl wurden 15 Anleihen gehandelt. Schlusskurs: Hier wird der letzte Kurs angegeben, zu dem die Anleihe gehandelt wurde. Der letzte Kurs der PhilElAnleihe beträgt 93 US-Dollar. Veränderung: Die Veränderung zeigt an, wie und um wie viel sich der Schlusskurs des heutigen Tages im Vergleich zum Schlusskurs des Vortages geändert hat. In der Beispielabbildung ist die Anleihe um 2 1/8 Punkte gestiegen. Einige Anleihen werden nicht so oft gehandelt. Beachten Sie, dass einige Anleihen an diesem Tag gestiegen und andere gefallen sind. Die Nachfrage neuer Käufer und das Angebot interessierter Verkäufer beeinflussen die Kursentwicklung einer bestimmten Anleihe.
Abbildung 7.1: Beispiel einer Liste mit Anleihen mehrerer Unternehmen
Neben der Entwicklung der allgemeinen Zinssätze wirken sich auch Veränderungen in der finanziellen Lage des Anleiheemittenten stark auf den Kurs einzelner Anleihen aus.
Staats- und Bundesanleihen kaufen Schuldverschreibungen der deutschen Bundesregierung, sogenannte Bundesanleihen, können Sie über alle Banken und Sparkassen erwerben. Auch der Kauf von Staatsanleihen anderer Länder ist zumeist nicht schwierig: Hier geben Sie einfach über
Ihre Depotbank oder Ihren Online-Broker eine Order für die gewünschte Staatsanleihe auf. Wenn Sie Rentenpapiere schon direkt bei Emission erwerben möchten, dann »zeichnen« Sie sie dort, was in der Regel gebührenfrei möglich ist. Das heißt, Sie erteilen Ihrer Depotbank einen Zeichnungsauftrag, in dem Sie die WKN oder ISIN des gewünschten Papiers eingeben und den Betrag, den Sie investieren wollen (beachten Sie dabei die Mindeststückelung). Damit bekommen Sie das Papier zum Kurs von 100 Prozent direkt bei Ausgabe. Ob Sie allerdings wirklich zum Zuge kommen, hängt davon ab, wie groß die Nachfrage nach der betreffenden Anleihe ist. Gibt es zu viele Interessenten, gehen einige leer aus. Der Vorteil eines Rentenfonds auf Staatsanleihen ist, dass er in der Regel Anleihen verschiedener Staaten (zum Beispiel europäische Staaten, Schwellenländer et cetera) mit unterschiedlichen Laufzeiten enthält und somit eine gute Diversifizierung bietet. Was allerdings von den Fonds erhoben wird, ist eine laufende Verwaltungsgebühr. Am günstigsten sind hier ETFs, die bestimmte Anleihenindizes eins zu eins abbilden, zum Beispiel die Indexfamilie eb.rexx (deutsche Staatsanleihen, Pfandbriefe oder besicherte beziehungsweise staatlich garantierte Anleihen mit einer bestimmten Bandbreite an Restlaufzeiten) oder die Indexfamilie iBoxx (Rentenindizes europäischer und globaler Märkte).
Bewertung von Einzelanleihen Ihres Portfolios Wenn Sie bereits einzelne Anleihen besitzen und diese zu Ihren finanziellen Zielen und Ihrer steuerlichen Situation passen, sollten Sie sie bis zur Endfälligkeit halten, es sei denn, Sie können mit dem Verkauf einen Kursgewinn erzielen. Das ist dann der richtige Zeitpunkt, um zu verkaufen und das Geld in einen guten Rentenfonds umzuschichten (siehe Kapitel 8)! Begehen Sie nicht den Fehler anzunehmen, Ihre aktuellen Einzelanleihen würden noch die gleiche Rendite abwerfen wie zum Zeitpunkt ihrer Ausgabe. (Diese Rendite ist die Zahl, die unter dem Namen der Anleihe auf dem
Kontoauszug Ihres Depotkontos aufgeführt ist.) Die effektive Verzinsung Ihrer Anleihen (die Zinszahlung geteilt durch den Kurs der Anleihe) steigt und fällt sowohl mit dem allgemeinen Marktzinsniveau als auch mit dem Marktniveau der Zinssätze für ähnliche Anleihen. Wenn also die Zinssätze am Markt seit dem Kauf Ihrer Anleihen gesunken sind, ist ihr Wert gestiegen – was wiederum die effektive Rendite schmälert, sofern Sie die Anleihe zu diesem Zeitpunkt zum Kurs über 100 Prozent kaufen.
Andere Einzelanleihen kaufen Der Kauf anderer Einzelanleihen, wie zum Beispiel Unternehmensanleihen und Pfandbriefe, ist in Deutschland sehr leicht über verschiedene Börsenplätze möglich. Auf Anleihen spezialisiert ist die Börse Stuttgart. Aber auch an der Frankfurter Wertpapierbörse sind viele Unternehmensanleihen gelistet. Hier sind meine Ratschläge, wie Sie es richtig machen und das Risiko von Fehlern minimieren können: Kaufen Sie ausschließlich börsennotierte Anleihen. Lassen Sie sich keineswegs von ambitionierten Verkäufern Rentenpapiere andrehen, die nicht börsenhandelbar sind. Am besten kaufen Sie Einzelanleihen daher über Depotbanken oder Discountbroker (siehe Kapitel 9). Lassen Sie sich nicht von hohen Renditen blenden, sondern kaufen Sie Qualität. Ja, Junk Bonds bringen höhere Renditen, aber sie haben auch ein viel höheres Ausfallrisiko. Nehmen Sie es nicht persönlich, aber als relativ unbedarfter Anleger besitzen Sie einfach nicht die Erfahrung und das Fingerspitzengefühl professioneller Fondsmanager, potenzielle Probleme und Warnsignale bei Wertpapieranlagen zu erkennen. Halten Sie sich daher an Anleihen mit hoher Bonität, sodass Sie sich zumindest bezüglich des Ausfallrisikos keine Sorgen machen müssen und Ihnen böse Überraschungen erspart bleiben. Der Zusammenbruch der Finanzmärkte im Jahr 2020 im Zuge der COVID-19-Pandemie hat Anleihen mit niedrigerem Rating schwer getroffen.
Wussten Sie vor dem Jahr 2007, als im Zuge der USHypothekenkrise überall in den Medien über zunehmende Zahlungsausfälle bei Hypotheken berichtet wurde, was Subprime-Kredite sind? Dabei handelt es sich um USHypothekendarlehen für Kreditnehmer mit geringerer Bonität, die in gestückelter Form verkauft wurden und aufgrund des höheren Ausfallrisikos höhere Zinssätze versprachen. Dass diese attraktiv verzinsten Anleihen toxisch sind, stellte sich erst im Zuge der Finanzkrise heraus. Machen Sie sich klar, dass Anleihen vorzeitig gekündigt werden können. Viele Anleihen, insbesondere Unternehmensanleihen, können vorzeitig gekündigt werden. In diesem Fall zahlt der Emittent der Anleihe Ihnen den Anlagebetrag vorzeitig zurück, entweder weil er sich nicht mehr so viel Geld leihen muss oder weil die Zinssätze gesunken sind und er neue Anleihen zu einem niedrigeren Zinssatz ausgeben möchte. Seien Sie besonders vorsichtig beim Kauf von Anleihen, deren Verzinsung über dem aktuellen Marktzinsniveau liegt. Die Kreditnehmer zahlen solche Anleihen nämlich als Erstes wieder zurück. Diversifizieren Sie. Um Veränderungen und Schwankungen in der Wirtschaft abzufedern, die sich auf eine oder wenige Branchen mehr als auf andere auswirken, empfiehlt es sich, in Anleihen verschiedener Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen zu investieren und diese zu halten. Von dem Vermögensteil, den Sie in Anleihen investieren möchten, sollten Sie nicht mehr als 5 Prozent in eine Einzelanleihe stecken; das bedeutet, dass Sie mindestens 20 Anleihen halten sollten. Angesichts des Umfangs der meisten Anleihen und der Tatsache, dass Transaktionskosten Ihr Anlageguthaben schmälern, wenn Sie zu kleine Beträge investieren, erfordert die Diversifizierung bei Anleihen einen relativ hohen Anlagebetrag. Falls Sie dieses Maß an Diversifizierung mit den vorhandenen finanziellen Mitteln nicht
erreichen können, sollten Sie stattdessen einen Rentenfonds oder ETF für die Anlage in Anleihen in Betracht ziehen. Informieren Sie sich. Wie beim Autokauf sollten Sie sich auch bei Anleihen nach günstigen Preisen und Konditionen umsehen. Denken Sie bei der Bewertung einer Anleihe daran, dass die beiden wichtigsten Faktoren bezüglich ihrer Rendite die Laufzeit und die Bonität sind – auf beides gehe ich weiter vorne in diesem Kapitel genauer ein. Sofern Sie nicht ausschließlich in bodenständige, einfach gestrickte Anleihen, wie zum Beispiel Staats- oder Bundesanleihen, investieren möchten, sind Sie mit der Anleiheanlage über einen guten Rentenfonds eindeutig besser beraten. Eine Ausnahme besteht, wenn Sie Ihr Kapital unbedingt zu einem bestimmten Datum zurückerhalten müssen. Da über Rentenfonds erworbene Anleihen nicht »fällig« werden, können Einzelanleihen mit der richtigen Laufzeit in diesem Fall die beste Option für Sie sein. Schon alleine wegen des geringen Ausfallrisikos sollten Sie dann Staats- und Bundesanleihen den Vorzug geben, andernfalls brauchen Sie viel Zeit, Geld und Geduld, um gut und sicher in Einzelanleihen zu investieren.
Andere Schuldverschreibungen in Betracht ziehen Anleihen, Geldmarktfonds und Banksparverträge sind bei Weitem nicht die einzigen Arten von Schuldverschreibungen. Eine Vielzahl von Unternehmen ist nur zu gerne bereit, sich Geld von Ihnen zu leihen und Ihnen dafür einen relativ festen Zinssatz zu zahlen. In den meisten Fällen ist es jedoch besser, wenn Sie sich von den in den folgenden Abschnitten beschriebenen Investmentformen möglichst fernhalten.
Zu viele Anleger lassen sich bei Schuldverschreibungen von hohen Renditen blenden. Denken Sie immer daran: Risiko und Rendite gehen Hand in Hand. Höhere Renditen bedeuten ein höheres Risiko und umgekehrt.
Garantiezertifikate Banken verkaufen oft sogenannte Garantiezertifikate. Der Reiz dieser Art von Schuldverschreibung liegt darin, dass Ihre Anlage keine Verluste erzielen kann oder dass die Verluste zumindest von Anfang an auf einen bestimmten Prozentsatz (zum Beispiel 10 Prozent) beschränkt sind. Die Sicherheit bezahlen Sie aber teuer – nämlich durch eine nahezu gänzlich ausbleibende Rendite. Darüber hinaus sichert Ihnen der Emittent dieser Art von Schuldverschreibung die Garantie erst zum Tag der Fälligkeit zu (in der Regel mindestens in der Höhe des Nennwerts des Zertifikates).. Das heißt: Zwischendurch sind Verluste durchaus möglich – und das kann Sie hart treffen, wenn Sie Ihr Garantiezertifikat vor dem Ende der Laufzeit verkaufen müssen. Der Knackpunkt ist folgender: Die Bank, die das Garantiezertifikat emittiert, investiert Ihr Geld, meist in Anleihen und vielleicht ein wenig in Aktien. Wie Aktien und andere Anleihen schwanken daher auch diese Anlagen im Wert – nur dass Sie es nicht sehen! Die Rendite eines Garantiezertifikates ist in der Regel vergleichbar mit der von kurzfristigen Anleihen mit hoher Bonität. Der Herausgeber des Zertifikats investiert Ihr Geld jedoch auch in längerfristige Anleihen und einige Aktien. Die Differenz zwischen dem, was diese Anlagen einbringen, und dem, was Sie über Ihr Garantiezertifikat an Zinsen erhalten, geht als Gewinn an den Emittenten.
Die Gewinne des Emittenten solcher Garantiezertifikate können beträchtlich sein und bleiben Ihnen als Anleger im Allgemeinen verborgen. Im Gegensatz zu offenen Investmentfonds, die verpflichtet sind, die vereinnahmten und vor der Auszahlung der Renditen abgezogenen Verwaltungsgebühren auszuweisen, kennen Herausgeber von Garantiezertifikaten solche Verpflichtungen nicht. Allein für die Garantie der Rückzahlung einer bestimmten Summe am Fälligkeitstag und das vermeintlich sichere Gefühl einer langfristigen, wenngleich niedrigeren Rendite zahlen Sie einen relativ hohen Preis. Nicht selten bezahlen Sie die Garantie durch einen Ausgabeaufschlag beim Kauf, sprich eine Einmalgebühr, die durchaus bis zu 2,5 Prozent ausmachen kann. Wenn Sie dazu noch die Transaktionskosten für die Depotbank hinzurechnen, merken Sie schnell: Das lohnt sich nicht. Die hohen effektiven Gebühren, die Sie für Garantiezertifikate zahlen, sind nicht der einzige Nachteil. Wenn Sie in ein Garantiezertifikat investieren, wird Ihr investiertes Geld Teil des allgemeinen Vermögens des Emittenten. Doch auch Banken können insolvent werden, und dann verlieren Sie Ihr Geld. Man spricht hier vom Emittentenrisiko. Die Rückzahlung des Garantiezertifikats ist dann nicht mehr sicher, womöglich erhalten Sie nur noch einen Bruchteil davon. Die einzige »Garantie«, die mit einem Garantiezertifikat einhergeht, ist also die, dass der Emittent sich verpflichtet, Ihnen am Ende der Laufzeit nicht weniger auszuzahlen, als garantiert (sofern er dann dazu in der Lage ist)!
Kapitel 8
Offene Investmentfonds und ETFs in Augenschein nehmen IN DIESEM KAPITEL Verstehen, was für die Geldanlage in Fonds spricht Das Geheimnis erfolgreicher Investmentfondsanlagen ergründen Ihr Anlagevermögen sinnvoll aufteilen Die besten Aktien-, Renten-, Misch- und Geldmarktfonds ausfindig machen
Der Finanzmarkt bietet Ihnen verschiedene Arten von offenen Investmentfonds. Dazu gehören die klassischen aktiv gemanagten Fonds sowie die ETFs, sprich die börsengehandelten Indexfonds. Sie alle können Ihnen dabei helfen, unterschiedliche finanzielle Ziele zu erreichen. Aus gutem Grund haben Anleger bereits eine Billionensumme in Fonds investiert! Vielleicht wollen Sie gerade Geld für einen Hauskauf, den Ruhestand oder zukünftige Ausbildungskosten ansparen. In diesem Fall können Sie Aktien- und Rentenfonds in Betracht ziehen. Effiziente Fonds nehmen Ihnen die Entscheidung ab, in welche Unternehmen oder Anleihen Sie investieren sollen, und gehören somit zu den besten Anlageinstrumenten, die der Markt heute zu bieten hat. Falls Sie sich bislang noch nicht umfassend mit Ihren persönlichen Finanzen auseinandergesetzt haben, dann lesen Sie zuerst Kapitel 3, um mit diesem wichtigen Schritt zu
beginnen. Zu viele Anleger stürzen sich nämlich Hals über Kopf in Fonds, ohne zuvor ihre finanzielle Gesamtsituation zu erörtern, und zahlen am Ende oft mehr Steuern als nötig und/oder übersehen andere wertvolle Finanzstrategien.
Der Unterschied zwischen aktiv gemanagten offenen Investmentfonds und passiv gemanagten ETFs Offene Investmentfonds – oft ist auch nur von Fonds die Rede – sind große Ansammlungen von Anlegergeldern, mit denen ein Fondsmanager ein ganzes Paket von Aktien, Anleihen und anderen Vermögenswerten einkauft, welche die Anlagekriterien des Fonds erfüllen. Dabei wählt ein Fondsmanager (oder mehrere) jeweils aus, in was investiert wird. Maßgeblich für den Anlagemix sind dabei die Fondsstatuten, in denen zum Beispiel steht, dass der Fonds nur in US-Standardwerte investiert oder nur in deutsche Nebenwerte, also kleinere Unternehmen. Es gibt auch Mischfonds, die in Aktien und Anleihen investieren, sowie Rentenfonds, die ausschließlich Anleihen im Portfolio haben. ETFs, sprich Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Fonds, sind hingegen relativ neu; der erste wurde im Jahr 1993 gegründet. Diese Fonds haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und machen heute etwa 17 Prozent des Gesamtvermögens der Fondsbranche aus. Wie offene Investmentfonds investieren auch ETFs das Geld der Anleger in Aktien, Anleihen und so weiter. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass es sich bei ETFs um Indexfonds handelt. Jeder ETF bildet üblicherweise einen wichtigen Marktindex ab. (Beachten Sie, dass immer mehr Unternehmen ETFs ausgeben, die aktiv gehandelt werden oder eng gefasste
Indizes abbilden, zum Beispiel für eine Branchengruppe oder ein kleines Land). Ein weiterer Unterschied geht schon aus der Namensgebung hervor: ETFs können Sie nicht direkt bei der Fondsgesellschaft kaufen. Sie sind von vornherein so konzipiert, dass sie nur direkt an der Börse geordert werden. Dort werden ETFs genauso gehandelt wie Einzelaktien und sonstige Wertpapiere. Allerdings ist die Börsenhandelbarkeit heute kein wirkliches Unterscheidungskriterium mehr gegenüber aktiv gemanagten Fonds. Denn inzwischen ist auch eine zunehmende Anzahl von aktiv gemanagten Investmentfonds börsenhandelbar (und es empfiehlt sich aus Kostengründen unbedingt, auch sie über die Börse und nicht über die Fondsgesellschaft zu kaufen). Sie benötigen also ein Depot- oder Maklerkonto, um in ETFs zu investieren. (Allgemeine Informationen zur Auswahl einer Depotbank, eines Online-Brokers oder eines Maklerunternehmens lesen Sie in Kapitel 9). In Sachen Gebühren sind ETFs meist deutlich günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Egal, ob Sie sich für einen aktiv gemanagten Investmentfonds oder einen ETF entscheiden – mit leistungsstarken und renommierten Fonds geben Sie die Anlage Ihres Geldes in die Hände einiger der besten Fondsmanager des Landes.
Die Vorteile der besten Fonds Die besten Anlagefonds sind hervorragende Anlageinstrumente für Menschen aller Gehaltsklassen und können auch Ihnen helfen, viele Ihrer finanziellen Ziele zu erreichen. In den folgenden Abschnitten nenne ich Ihnen die wichtigsten Gründe, die für eine Anlage in Fonds sprechen – anstelle des Kaufs von Einzelaktien. (Falls Sie in einzelne Aktien investieren möchten, finden Sie die entsprechenden Informationen dazu in Kapitel 6).
Professionelles Management
Fondsgesellschaften beschäftigen Portfoliomanager und Analysten, deren Hauptaufgabe darin besteht, geeignete Anlagen für den jeweiligen Fonds zu analysieren und zu erwerben. Diese Mitarbeiter durchkämmen das gesamte Anlageuniversum und suchen genau die Anlagen heraus, die den erklärten Zielen des Fonds entsprechen. Fondsmanager haben in der Regel Studiengänge mit den Schwerpunkten Portfoliomanagement, Wertpapierbewertung und -auswahl an den besten Wirtschafts- und Finanzhochschulen absolviert. Darüber hinaus verfügen viele über zusätzliche Qualifikationen im Anlagebereich. Neben ihrer Ausbildung besitzen die besten Fondsmanager in der Regel über zehn oder mehr Jahre Erfahrung in der Analyse und Auswahl von Anlagen. Für die meisten Fondsmanager und Analysten ist die Suche nach den besten Anlagen mehr als nur ein Vollzeitjob. Fondsmanager führen eine Vielzahl von Analysen durch, für die Ihnen höchstwahrscheinlich die Zeit und/oder das nötige Fachwissen fehlt. So werten Fondsmanager beispielsweise die Jahresabschlüsse von Unternehmen aus, befragen die Geschäftsführer eines Unternehmens, um ein Gefühl für dessen Geschäftsstrategien und Visionen zu bekommen, untersuchen die Strategien von Mitbewerbern, sprechen mit Kunden, Lieferanten und Branchenberatern des Unternehmens, besuchen Messen und lesen Wirtschaftsfachzeitschriften. Kurz gesagt, führt ein Fondsmanagementteam mehr Analysen, Zahlenberechnungen und Due-DiligencePrüfungen (Prüfung eines Unternehmens auf Herz und Nieren) durch, als es die meisten Menschen mangels Energie oder Fachwissen in ihrer begrenzten Freizeit je schaffen könnten. Das Investieren in Anlagefonds kann Ihnen also eine Menge Zeit sparen – Zeit, die Sie zur Pflege Ihrer Freundschaften und familiären Beziehungen (und womöglich sogar Ihres Sexuallebens) nutzen können.
Kosteneffizienz Offene Investmentfonds und ETFs bieten Ihnen aufgrund des hohen Anlagevolumens eine kostengünstige Möglichkeit, Ihre Anlagen professionell verwalten zu lassen. Wenn Sie Ihr Geld in einen effizient verwalteten Fonds investieren, kostet Sie das mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger, als wenn Sie selbst einzelne Wertpapiere handeln. Fondsmanager können Wertpapiere zu einem Bruchteil der Kosten kaufen und verkaufen, die Sie als Einzelanleger zahlen. Davon abgesehen verteilen die Fonds ihre Analyse- und sonstigen Verwaltungskosten auf Tausende von Anlegern. Die am effizientesten verwalteten Aktienfonds kosten Sie als Anleger somit weniger als 1 Prozent an Gebühren pro Jahr. (Renten- und Geldmarktfonds berechnen sogar noch weniger – ungefähr 0,5 bis 1 Prozent pro Jahr oder weniger.) Die jährlichen Gebühren vieler ETFs belaufen sich sogar auf lediglich 0,04 bis 0,5 Prozent – das sind 40 Cent bis 5 Euro pro 1.000 Euro, die Sie investieren.
Diversifizierung (Streuung) Diversifizierung (also eine möglichst breite Streuung der Wertpapieranlagen) ist für viele Anleger, die sich für Fonds entscheiden, ein wichtiges Thema und ein großer Anreiz. Die meisten Fonds besitzen Aktien oder Anleihen von Dutzenden unterschiedlicher Unternehmen, was einen gewissen Schutz für Ihr Anlageportfolio als Ganzes bedeutet, sollte ein einzelnes Unternehmen oder ein Industriezweig in Schieflage geraten. Eine solch breite Streuung im Alleingang zu erreichen, ist schwierig und teuer, es sei denn, Sie haben einige Hunderttausend Euro und viel Zeit zu investieren. Fonds investieren in der Regel in 25 bis 100 oder mehr Wertpapiere. Eine gute Diversifizierung erhöht die Chancen des Fonds, höhere Erträge bei geringerem Risiko zu erwirtschaften.
Auch wenn die meisten Fonds über eine gute Diversifizierung verfügen, gilt das längst nicht für alle Fonds. So investieren zum Beispiel einige Aktienfonds ausschließlich in Aktien einer einzigen Branche (zum Beispiel Einzelhändler oder Softwareunternehmen) oder eines Landes (zum Beispiel Mexiko). Ich bin absolut kein Fan solcher Fonds, zum einen aufgrund dieser eng gefassten und damit riskanteren Investitionsstrategie und zum anderen wegen der höheren Gebühren, die sie in der Regel berechnen.
Angemessene Mindestanlagebeträge In viele Fonds können Sie über einen monatlichen Sparplan investieren. Der erforderliche Mindestbetrag hängt von der Depotbank ab. Einige ermöglichen das schon ab 25 oder 50 Euro. Selbst wenn Sie beträchtliche Summen zu investieren haben, sollten Sie Fonds eine Chance geben. Immer mehr Fondsgesellschaften bieten über Kooperationen mit Depotbanken beliebte Publikumsfonds vergünstigt als Sparplan an, was zumindest den einmaligen Kaufpreis (Ausgabeaufschlag) angeht. Die ETFs sind beim Kauf schon deshalb günstig, weil hier nur der sogenannte Spread, also der Unterschied zwischen dem börslichen An- und Verkaufskurs fällig wird, und dieser liegt zumeist deutlich unter 2,5 Prozent. Beachten sollten Sie aber auch die jährlichen Verwaltungsgebühren, die laufend vom Fondsvermögen abgezogen werden. Bei aktiv gemanagten Fonds liegen diese bei bis zu 5,5 Prozent, bei ETFs hingegen landen Sie selten bei mehr als 0,5 Prozent. Mehr zum Thema Fondsgebühren erfahren Sie im Abschnitt »Kosten minimieren« weiter hinten in diesem Kapitel.
Fonds für jeden Geschmack
Bei vielen Menschen löst die bloße Erwähnung des Wortes »Fonds« den folgenden Gedankengang aus: Fonds = Börseninvestitionen = riskant! Dieser Denkansatz ist jedoch falsch. Der Großteil des in Fonds angelegten Geldes steckt nicht im Aktienmarkt. Davon abgesehen, haben Sie immer die Möglichkeit, Fonds auszuwählen, die Ihrem individuellen Sicherheitsbedürfnis (beziehungsweise Ihrer Risikobereitschaft) und Ihren finanziellen Zielen gerecht werden. Im Folgenden finden Sie eine Liste der drei wichtigsten Fondstypen: Aktienfonds: Wenn Sie möchten, dass Ihr Geld über einen langen Zeitraum hinweg wächst (und wenn Sie auch schlechte Jahre verkraften können), dann wählen Sie Fonds, die verstärkt in Aktien investieren. Rentenfonds: Wenn Sie ein laufendes Einkommen benötigen und keine Anlagen wünschen, die so stark im Wert schwanken wie Aktien, sollten Sie Renten- beziehungsweise Anleihefonds in Betracht ziehen. Geldmarktfonds: Wenn Sie sichergehen möchten, dass Ihr investiertes Kapital nicht an Wert verliert, weil Sie Ihr Geld möglicherweise kurzfristig brauchen, kommt ein Geldmarktfonds zumindest dann infrage, wenn Sie eine größere Summe »parken« möchten und auf einem Bankkonto Negativzinsen drohen. Geldmarkfonds sind Rentenfonds mit einem Portfolio von Anleihen, die nur noch eine sehr kurze Restlaufzeit haben. Dadurch bilden sie den aktuellen Marktzins ziemlich genau ab. Mischfonds: Mischfonds investieren in Aktien und Rentenpapiere gleichzeitig. Je nach Mischungsverhältnis gibt es aggressive (Schwerpunkt Aktien), ausgewogene (Aktien und Anleihen ungefähr im Mischungsverhältnis 50:50) und defensive Mischfonds (Schwerpunkt Anleihen).
Die meisten Anleger (mich eingeschlossen) entscheiden sich für eine Kombination aus Aktien-, Anleihen- und Mischfonds, um zu diversifizieren und verschiedene finanzielle Ziele zu erreichen. Geldmarktfonds sind in den USA ein sehr gängiges Investmentvehikel. In Deutschland allerdings spielen sie bei Privatanlegern eine untergeordnete Rolle, weil hier Tagesgeld-, Festgeld- und Sparkonten weitaus mehr verbreitet sind. (Auf die einzelnen Fondstypen gehe ich später in diesem Kapitel noch näher ein).
Hohe finanzielle Sicherheit Tausende von Banken und Versicherungsgesellschaften sind im Laufe der Jahrzehnte pleitegegangen. So etwas kann dann passieren, wenn die Verbindlichkeiten solcher Institutionen (das Geld, das ihnen die Kunden zur Anlage überlassen haben und das möglicherweise kurzfristig zurückgezahlt werden muss) ihre Vermögenswerte (das Geld, das sie investiert oder verliehen haben) übersteigen. Kann zum Beispiel ein Großteil der Kredite einer Bank nicht mehr bedient werden, während die Einleger ihr Geld zurückhaben wollen, dann geht die Bank pleite. Dann greift innerhalb der EU zwar die gesetzliche Einlagensicherung. Aber Kontoguthaben oberhalb von 100.000 Euro können dann weg sein, wenn die Bank nicht freiwillig mehr abgesichert hat. Bei Fonds beziehungsweise ETFs kann so etwas nicht passieren, weil es sich dabei um sogenanntes Sondervermögen handelt. Die Gläubiger der Fondsgesellschaft haben bei Insolvenz keinen Zugriff auf das Vermögen der Anleger. Das Schlimmste, was Ihnen bei einem Fonds passieren kann, ist, dass Sie, wenn Sie Ihr Geld zurückhaben wollen, weniger Geld erhalten, als Sie ursprünglich in den Fonds eingezahlt haben, weil der Marktwert der Fondsanteile gesunken ist – Sie werden jedoch nicht Ihre gesamte ursprüngliche Investition verlieren.
Zur Erhöhung der Sicherheit werden die Aktien, Anleihen und anderen Wertpapiere, die ein Fonds erwirbt, vom restlichen Vermögen der Fondsgesellschaft separiert. Das stellt sicher, dass die Fondsgesellschaft Ihre Gelder nicht veruntreut oder Vermögenswerte aus einem Fonds mit besserer Performance verwendet, um einem Fonds mit schlechter Performance zu subventionieren.
Einfacher Kauf und Verkauf Das wirklich Tolle an Fonds und ETFs ist, dass sie wie gemacht sind für Menschen, die ihre Zeit schätzen und nicht gerne zu einer Filiale gehen und dort Schlange stehen. Bei Fondsanlagen reicht die Aufgabe einer einfachen Wertpapierorder oder die Einrichtung eines Sparplans (oft online), um die Zahlungen für Ihre Erst- oder Folgeanlagen bequem von zu Hause aus zu tätigen. Sie überweisen das Geld dann einfach von Ihrem Girokonto auf das Verrechnungskonto, das zu Ihrem Depot gehört. Oder Sie lassen bei einem Sparplan den Sparbetrag von Ihrem Girokonto oder einem anderen Referenzkonto abbuchen.
Der Schlüssel zur erfolgreichen Fondsanlage In diesem Kapitel versuche ich Ihnen klarzumachen, warum aktiv gemanagte Investmentfonds und ETFs empfehlenswerte Anlageinstrumente sind. Allerdings sind nicht alle dieser Fonds es wert, Ihr wertvolles Erspartes darin zu investieren. Würden Sie zum Beispiel in einen Fonds investieren, der von einem unerfahrenen und unerprobten jungen Manager ohne besondere Referenzen geführt wird? Oder wie wäre es mit einem Fonds, der hohe Gebühren erhebt, jedoch im Vergleich zu ähnlichen Fonds minderwertige Renditen erzielt? Sie müssen kein Anlageexperte sein, um die richtigen Antworten auf diese Fragen zu geben.
Bei der Auswahl eines Anlagefonds können Sie eine Reihe einfacher, vernünftiger Kriterien heranziehen, um Ihre Chancen auf einen Anlageerfolg deutlich zu erhöhen. In den folgenden Abschnitten stelle ich Ihnen einige bewährte Strategien vor, die sich in der Vergangenheit als äußerst erfolgreich erwiesen haben, wenn es um die Erhöhung Ihrer Renditechancen bei Fondsanlagen geht.
Kosten minimieren Die Gebühren, die Sie für den Kauf oder Verkauf eines Fonds sowie dessen laufende Verwaltungskosten zahlen, können einen großen Einfluss auf Ihre Anlagerendite haben. Da für jede Art von Fonds (zum Beispiel Fonds auf deutsche Standardwerte) Hunderte von Fonds zur Auswahl stehen, haben Sie keinen Grund, überhöhte Kosten in Kauf zu nehmen. Fondskosten sind ein wichtiger Faktor für Ihre Anlagerendite, da anfallende Gebühren von Ihren Erträgen abgezogen werden, und auch ganz generell können hohe Verwaltungskosten der Performance eines Fonds schaden. Auf jeden Fall tragen hohe Gebühren und andere Kosten zur Schmälerung Ihrer Rendite bei. Halten Sie sich an Fonds, deren jährliche Verwaltungskosten niedrig sind und die möglichst keinen Ausgabeaufschlag (Gebühr für den Einmalkauf) kosten, etwa weil sie börsenhandelbar sind oder im Rahmen von Sparplänen zumindest zu reduzierten Ausgabeaufschlägen angeboten werden. Beide Arten von Gebühren gehen zu Ihren Lasten und schmälern Ihre Rendite. Es gibt viele ausgezeichnete Fonds mit vernünftigen jährlichen Verwaltungsgebühren (unter 2 Prozent bei Aktienfonds; unter 0,5 Prozent bei Rentenfonds).
Fonds mit Ausgabeaufschlag vermeiden
Die erste Gebühr, die Sie unbedingt minimieren (oder ganz vermeiden) sollten, ist der sogenannte Ausgabeaufschlag. Dabei handelt es sich um eine Einmalgebühr, die die Fondsgesellschaft einstreicht und oft an den Fondsvermittler weiterreicht, der auf Provisionsbasis arbeitet und offene Investmentfonds verkauft. In der Vergangenheit lagen diese Provisionen zwischen 4,0 und 5,5 Prozent des Anlagebetrags (in den letzten Jahrzehnten sind sie jedoch seltener geworden). Ausgabeaufschläge sind zusätzliche und unnötige Kosten, die von Ihrem Anlagekapital abgezogen werden. Es gibt aber einige provisionsfreie Fonds, aus denen Sie wählen können. Und selbst wenn Ihr Favorit nicht dazugehören sollte: In Deutschland gibt es viele aktiv gemanagte Fonds, die Sie alternativ zur Fondsgesellschaft (Handelsplatz KAG, sprich Kapitalanlagegesellschaft) an einer Börse kaufen können (also beispielsweise am Handelsplatz Xetra, Tradegate, München, Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf oder Frankfurt). Der Vorteil: Im Börsenhandel entfällt der Ausgabeaufschlag. Beim Kauf fällt nur der sogenannte Spread an, also die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. Diese liegt aber üblicherweise bei höchstens 2,5 Prozent der investierten Summe, oft auch deutlich darunter. Zumindest bei einem Einmalkauf von Fondsanteilen empfiehlt sich daher der Kauf über die Börse. Bei Sparplänen auf aktiv gemanagte Fonds ist dies leider nicht möglich. Hier sollten Sie stattdessen nach Sonderangeboten mit reduziertem (zum Beispiel halbiertem) Ausgabeaufschlag Ausschau halten oder auf ETFs umschalten, bei denen kein Ausgabeaufschlag anfällt, sondern stets nur der Spread.
Gerade Bankberater preisen gerne den Kauf von hauseigenen Fonds an, bei denen üblicherweise der Ausgabeaufschlag nicht vermieden werden kann. Auch sonstige Finanzberater preisen bevorzugt solche Fonds an, die ihnen dann die entsprechenden Provisionen bescheren. Fakt ist jedoch, dass diese Einmalgebühr immer von Ihrem Anlagegeld abgezogen wird, egal wie geschickt einige Vermittler diese Tatsache und die Gebühr an sich zu verbergen versuchen. Bankberater und Finanzberater behaupten zudem oft, dass Fonds mit Ausgabeaufschlag besser abschneiden als provisionsfreie Fonds. Als Grund führen sie an, dass provisionspflichtige Fonds (angeblich) bessere Fondsmanager beschäftigen. Es besteht jedoch keinerlei Zusammenhang zwischen der Zahlung eines Ausgabeaufschlags für den Kauf eines Fonds und dem Zugang zu besseren Fondsmanagern. Denken Sie daran, dass der Ausgabeaufschlag größtenteils an den verkaufenden Anlagevermittler geht und nicht an die Fondsmanager. Unabhängige Studien zeigen außerdem immer wieder: Fonds mit Ausgabeaufschlag sind oft nicht besser, sondern im Gegenteil schlechter als provisionsfreie Fonds oder ETFs. Und warum? Diese Rechnung ist ganz einfach: Höhere Gebühren erhöhen Ihre Anlagekosten bei einem solchen Fonds und schmälern somit Ihre Rendite (was wiederum zulasten der FondsPerformance geht). Ein weiteres Problem beim Fondskauf über Bank- und Finanzberater ist – neben der Provisionsabhängigkeit – ein generelles geschäftliches Eigeninteresse. Über diesen Aspekt wird selten gesprochen, jedoch ist er sogar fast noch wichtiger als die zusätzlichen Kosten, die Sie als unnötige Gebühren zahlen. Wenn Sie einen Fonds über einen Anlagevermittler kaufen, dann entgeht Ihnen dabei die Chance, sich objektiv und umfassend über andere persönliche Finanzstrategien beraten zu lassen. Vielleicht wäre es viel besser für Sie, zuerst einmal Ihre Schulden
abzubauen oder in etwas ganz anderes als einen offenen Investmentfonds zu investieren. Meiner Erfahrung nach raten Ihnen Anlageverkäufer jedoch fast nie dazu, zuerst Ihren Ratenkredit zu tilgen oder Ihre Hypothek abzuzahlen – oder in Aktien oder Immobilien zu investieren –, anstatt eine Anlage von ihnen zu kaufen. Einige Fondsgesellschaften, wie zum Beispiel Fidelity, versuchen, beiden Seiten gerecht zu werden. Sie verkaufen sowohl Fonds mit Ausgabeaufschlag (über Finanzberater) als auch Fonds mit reduziertem oder ganz ohne Ausgabeaufschlag (über Kooperationen mit Direktbrokern und speziellen Online-Fondsvermittlern direkt an die Anleger). Denken Sie also daran, wenn Ihnen ein »Finanzberater« das nächste Mal verspricht, er könne Ihnen Fonds von führenden Gesellschaften wie Fidelity vermitteln, denn was er Ihnen in Wirklichkeit damit sagen will, ist, dass er Ihnen provisionspflichtige Fonds verkaufen möchte.
Vorsicht vor hohen Verwaltungsgebühren Abgesehen von möglichen Ausgabeaufschlägen sind mit der Anlage in Fonds auch Kosten für laufende Verwaltungsgebühren verbunden. Alle Fonds erheben Gebühren, solange Sie Ihr Geld darin halten. Damit werden die Kosten für den Betrieb eines Fonds bezahlt, wie zum Beispiel die Gehälter der Mitarbeiter, Marketing, die Erstellung und Verteilung von Prospekten (rechtliche Offenlegung der Geschäfte und Gebühren des Fonds), die Abwicklung der steuerlichen Angelegenheiten des Fonds und so weiter. Die Verwaltungsgebühren eines Fonds sind für Sie im Wesentlichen unsichtbar, da sie vom Anteilspreis des Fonds abgezogen werden. Die Gesellschaften berechnen diese Gebühren übrigens auf täglicher Basis – also keine Chance, zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr aus einem Fonds auszusteigen, um diesen Abzug zu vermeiden.
Auch wenn die Verwaltungsgebühren für Sie als Anleger nicht unmittelbar ausgewiesen werden, so wirken sie sich dennoch äußerst real auf Ihre Rendite aus. Die Verwaltungskosten verschiedener Fonds vorher genau zu prüfen, ist daher von entscheidender Bedeutung. Gerade bei Renten- oder Geldmarktfonds ist eine gewisse Vergleichbarkeit gegeben. Da die von diesen Fonds erworbenen Wertpapiere sich so ähnlich sind und auf den Finanzmärkten so effizient bewertet werden, erzielen die meisten Fondsmanager hier auch recht ähnliche Erträge vor Kosten. Bei Aktienfonds mögen die Gebühren bei Ihrer Fondsentscheidung eine weniger wichtige Rolle spielen. Vergessen Sie jedoch nicht, dass Aktien erfahrungsgemäß im Durchschnitt eine Rendite von etwa 7 bis 9 Prozent pro Jahr erwirtschaften. Wenn also ein Aktienfonds pro Jahr 1,0 Prozent mehr an Verwaltungskosten verursacht als ein anderer und Ihre erwartete langfristige Rendite etwa 9 Prozent pro Jahr beträgt, dann verzichten Sie damit auf einen ganzen Prozentpunkt und damit ein gutes Zehntel Ihrer erwarteten jährlichen Rendite. Alle Fondstypen mit höheren Verwaltungskosten erzielen im Schnitt niedrigere Renditen. Umgekehrt können Fonds mit niedrigeren Verwaltungsgebühren leichter höhere Renditen für Sie erwirtschaften als ein vergleichbarer Fondstyp mit hohen Kosten. Das ist plausibel, weil die Verwaltungskosten von den Erträgen des Fonds abgezogen werden. Somit bedeuten höhere Kosten für Sie automatisch eine geringere Rendite. Die Fondsgesellschaften geben die Verwaltungskosten eines Fonds als Prozentsatz ihrer Anlage an, der eine jährliche Gebühr darstellt. Oft steckt diese Angabe auch hinter der Abkürzung TER (Total Expense Ratio oder Gesamtkostenquote). Sie finden diese zum Beispiel im Fondsprospekt, auf Börsenportalen oder auf der
Website der Fondsgesellschaft bei den Angaben zum jeweiligen Fonds. Alternativ können Sie diese Information auch telefonisch erfragen. Vergewissern Sie sich außerdem, dass ein Fonds nicht nur deshalb »günstig« erscheint, weil er (vielleicht im Rahmen einer Aktion) vorübergehend auf die Erhebung dieser Gebühren verzichtet.
Leistung und Risiko abwägen Die bisherige Rendite oder Performance eines Fonds ist ein weiterer wichtiger Faktor, den Sie bei der Auswahl berücksichtigen sollten. Denken Sie jedoch daran, dass die frühere Wertentwicklung keine Garantie für künftige Ergebnisse ist, worauf auch in allen Fondsunterlagen hingewiesen werden muss. Tatsächlich haben viele ehemals renditestarke Fonds diese früheren guten Ergebnisse nur deshalb erzielt, weil sie ein hohes Risiko eingegangen sind oder einfach nur kurzfristig Glück hatten. Fonds, die ein höheres Risiko eingehen, sollten naturgemäß höhere Renditen erwirtschaften. Allerdings verlieren solche risikoreichen Fonds bei größeren Marktrückgängen in der Regel auch schneller an Wert. Einen guten Fonds erkennen Sie daher an einer gleichbleibend guten Performance gemessen am jeweiligen Risikograd. Viele Anleger machen bei der Auswahl eines Fonds den großen Fehler, die Bedeutung der bisherigen Performance überzubewerten. Je kürzer der analysierte Zeitraum, desto größer die Gefahr, eine hohe Performance als Indikator für eine gute zukünftige Entwicklung zu missdeuten. Zwar kann eine frühere positive Wertentwicklung ein gutes Zeichen sein, jedoch sind hohe Renditen im Vergleich zur Konkurrenz für einen Fonds größtenteils nur dann möglich, wenn höhere Risiken eingegangen werden (oder wenn der besondere Anlagestil eines Fondsmanagers für einige Jahre in Mode kommt). Der Nachteil einer höheren Risikobereitschaft ist, dass diese Strategie nicht immer aufgeht. Die Wahrscheinlichkeit, den nächsten »Stern« am Investmenthimmel frühzeitig zu erkennen
und davon zu profitieren, ist äußerst gering. Sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass Sie erst dann auf den Zug aufspringen, wenn ein Fonds mit aktuell brillanter Performance seinen Zenit erreicht hat und kurz davorsteht, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzufallen. Eine clevere Methode, die Fondsmanager anwenden, um ihre Fonds im Vergleich zu anderen besser aussehen zu lassen, besteht darin, Vergleiche mit Fonds zu ziehen, die nicht wirklich vergleichbar sind. Der häufigste Trick ist, mit dem eigenen Fonds in risikoreichere Wertpapiere zu investieren und dann die eigene Performance mit der von Fonds zu vergleichen, die weniger riskante Wertpapiere umfassen. Prüfen Sie daher immer, in welche Art von Wertpapieren ein Fonds investiert, und vergewissern Sie sich dann, dass die Vergleichsfonds oder -indizes ähnliche Wertpapiere beinhalten.
Von der langjährigen Erfahrung bewährter Investmentunternehmen profitieren Meist wird sehr viel Wert darauf gelegt, wer einen bestimmten Fonds verwaltet. Aber auch, wenn der einzelne Fondsmanager selbstverständlich von Bedeutung ist, so ist dies nicht der alles entscheidende Faktor. Die Ressourcen und Fähigkeiten der Muttergesellschaft sind ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger; denn Manager kommen und gehen, Fondsgesellschaften haben dagegen in der Regel länger Bestand. Die einzelnen Investmentunternehmen verfügen über unterschiedliche Fähigkeiten und Fachkenntnisse in Bezug auf verschiedene Fondstypen. So ist beispielsweise der Finanzdienstleister Vanguard dank seiner niedrigen Verwaltungskosten ein hervorragender Anbieter von Geldmarkt-,
Renten- und konservativen Aktienfonds. Das Unternehmen ist außerdem ein Vorreiter bei den extrem kostengünstigen ETFs (mehr dazu im folgenden Abschnitt). Fidelity wiederum hat viel Erfahrung mit Investitionen in US-Aktien und ist, auch in Deutschland, für seine aktiv verwalteten Fonds bekannt. Eine Fondsgesellschaft gewinnt ihr spezielles Know-how, das sie von anderen abhebt, jedoch nicht nur durch die direkte Verwaltung bestimmter Fondstypen, sondern auch durch die Beauftragung von Expertenteams. So nehmen einige Fondsfamilien beispielsweise private Geldverwaltungsfirmen unter Vertrag, die über besondere Expertise auf den entsprechenden Gebieten verfügen. In anderen Fällen bieten wiederum private Investmentgesellschaften mit langjähriger Erfahrung in der privaten Vermögensverwaltung, wie PIMCO oder Dodge & Cox, offene Investmentfonds an.
ETFs in Betracht ziehen Bei sogenannten ETFs handelt es sich um börsengehandelte Investmentfonds, die einen bestimmten Börsenindex (wie zum Beispiel den DAX oder den Dow Jones) möglichst genau abbilden. Im Gegensatz zu anderen Fonds, bei denen der Portfoliomanager und ein Team von Analysten den Markt nach den besten Wertpapieren durchleuchten, investiert ein ETF einfach so, dass er die Zusammensetzung und damit auch die Wertentwicklung eines Index (zum Beispiel des DAX als den deutschen Standardwerte-Index, den Stoxx 50 als sein gesamteuropäisches Pendant oder den Standard & Poor's 500 mit 500 der größten börsennotierten US-Aktiengesellschaften) nachbildet. Viele ETFs werden einfach von Computern statt von Fondsmanagern verwaltet. Das ist auch kein Problem, da die Aktienauswahl und -gewichtung sich ohnehin nach dem zugrunde liegenden Index richtet und somit rein auf mathematisch-technischen Algorithmen beruht.
Die ETFs erzielen relativ gute Renditen, indem sie ihre Betriebskosten (und damit die an den Anleger weitergegebenen Verwaltungsgebühren) niedrig halten, fortlaufend investieren und versuchen, eine klare Linie zu verfolgen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren oder mehr schneiden Indexfonds in der Regel besser ab als etwa drei Viertel der herkömmlichen Konkurrenz! Die meisten dieser sogenannten aktiv gemanagten Fonds können das Handicap hoher Betriebskosten, die ihre Rendite schmälern, nicht überwinden. Indexfonds hingegen können mit weitaus niedrigeren Betriebskosten aufwarten, da keine umfangreichen laufenden Analysen erforderlich sind, um lohnenswerte Zielunternehmen für ihre Geldanlage zu identifizieren. Der durchschnittliche US-Aktienfonds weist zum Beispiel eine Betriebskostenquote von 1,2 Prozent pro Jahr auf. (Bei einigen Fonds liegen die berechneten Gebühren sogar bei 2 Prozent oder mehr pro Jahr.) Somit bietet ein US-Aktienindexfonds mit einer Betriebskostenquote von nur 0,2 Prozent pro Jahr einen Renditevorteil von 1,0 Prozent pro Jahr gegenüber dem Durchschnittsfonds. Eine Differenz von 1,0 Prozent mag auf den ersten Blick nicht übermäßig viel erscheinen, ist aber tatsächlich ein signifikanter Unterschied. Da Aktien in der Regel eine Rendite von etwa 7 bis 9 Prozent pro Jahr abwerfen, verlieren Sie mit einem »Durchschnittsfonds« allein aufgrund der Gebühren etwa einen Prozentpunkt oder gut ein Zehntel Ihrer erwarteten Rendite. Bei aktiv verwalteten Aktienfonds kann ein Fondsmanager kostspielige Fehler begehen, indem er zum Beispiel nicht rechtzeitig investiert, wenn der Markt steigt, zu aggressiv vorgeht, wenn der Markt einbricht, oder einfach in die falschen Aktien investiert. Ein aktiv verwalteter Fonds kann somit durchaus schlechter abschneiden als der Gesamtmarktindex, mit dem er konkurriert.
Wählen Sie keinen Fonds, nur weil er von einem der wenigen Elite-Fondsmanager verwaltet wird, denen es gelingt, den Marktdurchschnitt um ein paar Prozentpunkte pro Jahr zu übertreffen. Überschätzen Sie auch nicht die Fähigkeit der Profis, stets die richtigen Aktien auszuwählen. Für einen Teil Ihrer Anlagenbestände sind ETFs durchaus sinnvoll, insbesondere wenn Sie in Anleihen und größere, konservativere Aktienbestände investieren, bei denen es für Portfoliomanager schwierig ist, dem Markt ein Schnippchen zu schlagen. Anbieter von ETFs sind in Deutschland beispielsweise iShares (gehört zum US-Finanzkonzern Blackrock), SPDR (gehört zum US-Vermögensverwalter State Street Global Advisors), WisdomTree (gehört zum gleichnamigen USFinanzdienstleister), Amundi (gehört der französischen Großbank Crédit Agricole), Vanguard (der gleichnamige Anbieter Vanguard ist ebenfalls ein US-amerikanischer Finanzkonzern) oder xtrackers (gehört zur Fondsgesellschaft DWS). Mit Deka ETFs bietet aber auch die Fondsgesellschaft Sparkassen solche kostengünstigen, börsengehandelten Indexfonds an.
Finger weg von gehebelten ETFs und vor Short-ETFs Seit ihrer Einführung im Jahr 2006 haben gehebelte und inverse ETFs Milliarden an Vermögenswerten angehäuft. Hier sind die wichtigsten Informationen zu diesen beiden Fondstypen: Gehebelte ETFs: Diese Fonds versprechen, die Bewegung eines bestimmten Index, zum Beispiel des Standard & Poor's (S&P) 500-Aktienindex, um das Doppelte oder in manchen Fällen sogar um das Dreifache zu verstärken. So soll ein
doppelt gehebelter S&P 500-ETF um 2 Prozent zulegen, wenn der S&P 500-Index um 1 Prozent ansteigt. Short-ETFs: Das Prinzip dieser Art von ETFs besteht darin, dass sie sich in die entgegengesetzte Richtung eines bestimmten Index bewegen, wodurch Sie als Anleger von fallenden Kursen profitieren können. So soll ein inverser S&P 500-ETF beispielsweise um 1 Prozent steigen, wenn der S&P 500-Index um 1 Prozent fällt. Der steile Rückgang der Aktienmarktindizes im Jahr 2008 und die zunehmende Volatilität in jenem Jahr schufen ein attraktives Umfeld für gehebelte ETFs und Short-ETFs. (Dasselbe wiederholte sich übrigens im Zusammenhang mit der COVID-19Pandemie 2020). Diese neuen Finanzinstrumente schienen also eine einfache Methode zu sein, um mithilfe der großen Börsenindizes Geld zu verdienen, selbst wenn diese fielen. Und wenn man davon überzeugt war, dass ein bestimmter Index oder eine bestimmte Branchengruppe im Begriff war, in die Höhe zu schießen, konnte man einfach einen gehebelten ETF kaufen, der dann die Marktbewegungen (und damit die Gewinne) um das Doppelte oder sogar Dreifache verstärken würde. Angenommen, Sie wären Anfang 2008, als der Dow Jones von seinem damaligen Höchststand von über 14.000 Punkten um etwa 10 Prozent gefallen war, nervös geworden und hätten Ihr Portfolio vor einem größeren Marktrückgang schützen wollen. Folglich hätten Sie einige Anteile eines Short-ETFs gekauft, der sich doppelt so stark in die entgegengesetzte Richtung des Dow bewegt. Bei fallendem Dow Jones steigt dieser ETF also doppelt so stark, das heißt Sie hätten Geld verdient, trotz rückläufiger Aktienmärkte. Betrachten Sie nun, was passiert wäre, wenn Sie diesen gehebelten Short-ETF zwei weitere Jahre bis Anfang 2010 gehalten hätten. Innerhalb dieses Zeitraums fiel der Dow um insgesamt etwa 20 Prozent. Ihre ursprüngliche Annahme, dass der Markt noch weiter fallen würde, hat sich also als richtig erwiesen. Wenn der inverse ETF das getan hätte, was er hätte
tun sollen, nämlich sich doppelt so stark in die andere Richtung zu bewegen, dann hätte er in dieser Zeitspanne um 40 Prozent an Wert gewinnen und Ihnen somit eine ordentliche Rendite bescheren müssen. Aber das tat er nicht. Nicht einmal annähernd. Dieser Short-ETF verlor in diesem Zweijahreszeitraum nämlich fast 50 Prozent an Wert! Meine allgemeinen Analysen dahin gehend, ob gehebelte (und Short-) ETFs tatsächlich das halten (können), was sie versprechen, zeigen, dass sie es nicht tun. Im Laufe der Jahre haben die Emittenten von ETFs immer riskantere und kostspieligere ETFs auf den Markt gebracht (wobei ETFs, die zugleich gehebelt sind und sich umgekehrt zur Marktrichtung entwickeln, in dieser Hinsicht besonders problematisch sind) – und sind wegen ihrer mangelhaften Offenlegung und irreführenden Vermarktung auch in Schwierigkeiten geraten. Wenn Sie sich die Mühe machen, alles genau durchzulesen, dann finden Sie irgendwo im Kleingedruckten der Prospekte oder AGBs solcher ETFs in der Regel den Hinweis, dass der Fonds darauf ausgelegt ist, seine erklärten Ziele nur bezogen auf jeweils einen Handelstag zu erreichen. Folglich sind diese ETFs praktisch nur für Daytrader geeignet! Natürlich lesen (und verstehen) die wenigsten Anleger die Dutzende von Seiten von juristischem Kauderwelsch in den Verkaufsprospekten oder auf der Website dieser Unternehmen. Seriöse Maklerfirmen und Aufsichtsbehörden der Branche sind auf diese Probleme aufmerksam geworden. Die Financial Industry Regulatory Authority (FINRA), die größte unabhängige Aufsichtsbehörde für US-Wertpapierfirmen, hat eine ausführliche Warnung an Makler und Finanzberater herausgegeben, dass »inverse und gehebelte ETFs, die täglich zurückgesetzt werden, in der Regel für Kleinanleger ungeeignet sind, die sie länger als für eine Handelssitzung halten wollen, insbesondere in volatilen Märkten«. Kleinanleger haben dennoch Milliarden von US-Dollar in gehebelte und Short-ETFs gepumpt, vermutlich ohne die deutlichen Ausführungen der FINRA zu berücksichtigen (oder zu
kennen). Hätten sie das getan und gewusst, wie schlecht diese ETFs über längere Zeiträume hinweg tatsächlich abschneiden, hätten sie höchstwahrscheinlich die Finger davon gelassen. Fazit: Gehebelte ETFs und Short-ETFs sind keine seriösen Anlageoptionen, sondern Glücksspielinstrumente für Daytrader! Wenn Sie als Einzelanleger ein gutes Gespür für kurzfristige größere Marktveränderungen haben, dann können Sie unter Umständen über einen kurzen Zeitraum hinweg (länger als einen Tag, aber nicht länger als ein paar Monate) gute Ergebnisse erzielen. Langfristig gesehen stehen die Chancen auf weitere »Treffer« jedoch ziemlich schlecht. Sie können allerdings Ihr Risiko verringern, indem Sie sich durch eine sinnvolle Diversifizierung absichern. Wenn Sie beispielsweise nicht 80 Prozent Ihres Portfolios dem Risiko des Aktienmarktes aussetzen möchten, dann investieren Sie einen Prozentsatz, mit dem Sie sich wohler fühlen, und verschwenden Sie Ihre Zeit und Ihr Geld nicht mit gehebelten ETFs und Short-ETFs.
Asset Allocation: Ihr Fondsportfolio sinnvoll aufteilen Asset Allocation oder schlicht Vermögensaufteilung bedeutet einfach, dass Sie entscheiden, wie Sie Ihr Anlagevermögen als Ganzes aufteilen und die unterschiedlichen Teile gewichten, sprich wie viel Prozent Sie in welche Anlageformen investieren möchten. Auf Ihr Aktien- oder -Fondsportfolio bezogen, kann das zum Beispiel heißen: Sie legen fest, welchen Prozentsatz Ihrer Wertpapieranlagen Sie in Anleihen im Vergleich zu Aktien stecken möchten oder in internationale Aktien im Vergleich zu inländischen Aktien. (Die Asset Allocation kann auch andere Vermögenswerte wie Immobilien und Kleinunternehmen umfassen, die in den Teilen III und IV behandelt werden).
Für längerfristige Geldanlagen, zum Beispiel für den Ruhestand, eignen sich die verschiedenen Fondsarten, die ich in diesem Kapitel empfehle. Den meisten Anlegern bereitet es großes Kopfzerbrechen, zu entscheiden, wie sie ihr Geld auf die verschiedenen Anlagemöglichkeiten aufteilen sollen. Dieser Abschnitt hilft Ihnen dabei, Klarheit ins Chaos zu bringen. (Auf empfehlenswerte Fonds für kurzfristige Anlageziele gehe ich weiter hinten in diesem Kapitel noch näher ein).
Vermögensaufteilung für langfristige Geldanlagen Viele jüngere Berufstätige haben die Zeit noch auf ihrer Seite und müssen sie nutzen, um ihr Geld effektiv wachsen zu lassen. Vielleicht haben auch Sie noch zwei oder mehr Jahrzehnte vor sich, bevor Sie einen Teil Ihres Ruhestandsgeldes in Anspruch nehmen müssen. Sollten einige Ihrer Anlagen im Laufe von ein, zwei oder gar fünf Jahren etwas an Wert verlieren, dann hat Ihr Anlagewert immer noch genügend Zeit, um sich wieder zu erholen, bevor Sie das Geld im Ruhestand benötigen. Ihr derzeitiges Alter und die Anzahl der Jahre bis zum Renteneintritt sind die wichtigsten Faktoren für Ihre AssetAllocation-Strategie. Je jünger Sie sind und je mehr Jahre Ihnen bis zur Rente bleiben, desto mehr können Sie sich guten Gewissens volatilen, wachstumsorientierten Anlagen wie Aktienfonds zuwenden. (Mehr zu den Risiken und Renditen der verschiedenen Anlagen finden Sie in Kapitel 2). Die folgende Tabelle 8.1 gibt Ihnen einige Richtlinien an die Hand bezüglich der Aufteilung von Fondsgeldern, die Sie für langfristige Zwecke wie den Ruhestand vorgesehen haben. Sie brauchen keinen Doktortitel, um Ihre Vermögensaufteilung selbst festzulegen – Sie müssen nur wissen, wie alt Sie sind und welches Risiko Sie einzugehen bereit sind! Investmenttyp
Rentenfonds (%) Aktienfonds (%)
Investmenttyp
Rentenfonds (%) Aktienfonds (%)
Auf Nummer sicher = Alter
= 100 – Alter
Mittleres Risiko
= Alter – 10
= 110 – Alter
Hohes Risiko
= Alter – 20
= 120 – Alter
Tabelle 8.1: Langfristige Vermögensallokation
Doch was bedeutet das nun alles? Nehmen wir folgendes Beispiel: Wenn Sie eher konservativ eingestellt sind, also kein allzu hohes Risiko eingehen möchten, aber dennoch wachstumsorientiert denken, dann sind Sie der Investmenttyp für »Mittleres Risiko«. Wenn Sie 35 Jahre alt sind, können Sie gemäß Tabelle 8.1 somit 25 Prozent (35 – 10) in Rentenfonds und 75 Prozent (110 – 35) in Aktienfonds investieren. Teilen Sie nun Ihr Geld für die Aktienanlage zwischen inländischen und internationalen Fonds auf. Die folgenden prozentualen Anteile an Aktien je nach Investmenttyp empfehle ich, in ausländische Aktien zu investieren: 20 Prozent für »Nummer sicher« 35 Prozent für »Mittleres Risiko« 50 Prozent für »Hohes Risiko« Anhand von Tabelle 8.1 kann somit ein 35-jähriger Anleger mit Investmenttyp »Mittleres Risiko«, der 75 Prozent in Aktien investiert, etwa 35 Prozent seiner Aktienfondsanlagen (also etwa 25 Prozent der Gesamtanlage) in internationale Aktienfonds investieren. Die Vermögensaufteilung des Portfolios dieses Anlegers sähe also wie folgt aus: Anleihen
25 %
US-Aktien
50 %
Anleihen
25 %
Internationale Aktien 25 %
Diversifizierung Ihrer Aktienfondsanlagen Angenommen, Ihre persönliche Vermögensaufteilung sieht vor, dass Sie 50 Prozent in inländische Aktienfonds investieren. Welche Fonds sollten Sie dann wählen? Wie weiter hinten im Abschnitt »Verschiedene Arten von Aktienfonds erkunden« erklärt, unterscheiden sich Aktienfonds in mehrfacher Hinsicht voneinander. So haben Sie beispielsweise die Wahl zwischen wachstumsorientierten Fonds und solchen, die sich auf sogenannte Value-Aktien (werthaltige Aktien) spezialisieren, sowie Fonds, die sich auf Aktien kleiner, mittlerer oder großer Unternehmen konzentrieren. Auf diese Arten von Aktien beziehungsweise Fonds gehe ich ebenfalls an späterer Stelle in diesem Kapitel noch genauer ein. Sie müssen außerdem entscheiden, wie viel Sie in ETFs (mehr dazu im Abschnitt »ETFs in Betracht ziehen« weiter vorne im Kapitel) und aktiv verwaltete Fonds investieren möchten. Generell ist es eine gute Idee, die Diversifizierung Ihres Portfolios über die Anlage in verschiedene Fondsarten umzusetzen. Dafür bieten sich zwei Möglichkeiten an: Kaufen Sie mehrere Einzelfonds mit jeweils unterschiedlichen Ausrichtungen. So können Sie zum Beispiel sowohl in einen Fonds investieren, dessen Schwerpunkt auf Value-Aktien großer Unternehmen liegt, als auch in einen Fonds, der auf Wachstumsaktien (Growth-Aktien) kleiner Firmen ausgerichtet ist. Ich persönlich finde diesen Ansatz in Bezug auf die Fondsauswahl recht eng. Zugegeben, ein Fondsmanager kann sich auf diese Weise spezialisieren
und sein Wissen über eine bestimmte Art von Aktien erweitern, jedoch investieren viele der besten Fondsmanager in mehr als ein einzelnes, eng gefasstes Spektrum von Wertpapieren. Investieren Sie in fünf bis zehn Fonds mit jeweils breiterer Ausrichtung, die zusammen das gesamte Spektrum abdecken. Denken Sie daran, dass die Abgrenzung der einzelnen Anlagen etwas schwammig sein kann und die meisten Fonds sich auf mehr als nur eine Art von Anlage konzentrieren. So kann ein Fonds beispielsweise sowohl in Value-Aktien kleiner Unternehmen als auch in Aktien mittlerer Unternehmen sowie einige eher wachstumsorientierte Aktien investieren. Die Entscheidung, wie stark Sie ETFs gegenüber aktiv verwalteten Fonds gewichten möchten, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Falls es Ihnen genügt, die marktübliche Rendite zu erzielen und zu wissen, dass Sie nicht unter das Marktniveau fallen können (abgesehen von den Kosten), dann zögern Sie nicht, Ihr gesamtes Portfolio in ETFs zu stecken. Wenn Sie hingegen die Herausforderung lieben, die besten Fondsmanager auszuwählen, und das Potenzial haben möchten, eine bessere Rendite als der Markt zu erzielen, dann sollten Sie gänzlich auf ETFs verzichten. Aber eine Mischung aus beidem, so wie ich es handhabe, ist immer eine sichere Sache! Wenn Sie bisher noch keinen der manchmal beträchtlichen Kurseinbrüche an den Aktienmärkten live erlebt haben, wird Ihnen vielleicht mulmig zumute sein, wenn so etwas das nächste Mal passiert und Sie einen Großteil Ihres Notgroschens in Aktien angelegt haben. Lesen Sie unbedingt Kapitel 2 und 5, um das Risiko von Aktien zu verstehen und zu erfahren, was Sie tun können und sollten (und was nicht), um die Volatilität Ihres Aktienbestands zu verringern.
Die besten Aktienfonds Die besten offenen Investmentfonds und ETFs sind ausgezeichnete Anlageinstrumente, die Ihr Risiko im Vergleich zum Kauf von Einzelaktien verringern, und zwar aus den beiden folgenden Gründen: Sie investieren in eine Vielzahl von Aktien: Wenn Sie nicht gerade eine riesige Erbschaft gemacht oder aus anderen Gründen sehr viel Geld zum Investieren auf der hohen Kante haben, dann werden Sie vermutlich erst mal nur eine Handvoll Aktien kaufen. Aber schon eine einzige »Niete« in Ihrem Portfolio kann Ihre ganzen anderen guten Anlageentscheidungen wieder zunichtemachen. Wenn eine solche Aktie beispielsweise 20 Prozent Ihrer Bestände ausmacht, dann müssen Ihre übrigen Aktien um 25 Prozent im Wert steigen, um den Verlust wieder auszugleichen. Aktienfonds verringern dieses Risiko, das Sie beim Kauf von Einzelaktien eingehen, erheblich. Wenn ein Fonds beispielsweise 50 Aktien zu gleichen Anteilen hält und eine Aktie auf null fällt, verlieren Sie nur 2 Prozent des Fondswertes, sofern der Anteil dieser Aktie im Fondsportfolio im Durchschnitt liegt. Ähnlich verhält es sich, wenn der Fonds 100 Aktien hält – dann verlieren Sie nur 1 Prozent. Vergessen Sie außerdem nicht, dass ein guter Fondsmanager eher in der Lage ist als Sie, finanzielle Katastrophen zu vermeiden (lesen Sie dazu den Abschnitt »Professionelles Management« weiter vorne im Kapitel). Sie investieren in unterschiedliche Arten von Aktien: Einige Fonds investieren in Aktien von Unternehmen unterschiedlicher Größe in unterschiedlichen Branchen, während andere US-amerikanische und internationale Aktien halten. Unterschiedliche Aktientypen (auf die ich im folgenden Abschnitt »Verschiedene Arten von Aktienfonds kennenlernen« genauer eingehe) entwickeln sich in der Regel nicht parallel zueinander. Wenn also Aktien kleinerer
Unternehmen unter die Räder kommen, können Aktien größerer Unternehmen trotzdem besser abschneiden, und während es beispielsweise mit US-Aktien gerade bergab geht, können dagegen internationale Aktien im Aufwind sein.
In den Kapiteln 2 und 5 rate ich Ihnen dazu, in Aktien zu investieren, damit Ihr Geld wächst. Auf lange Sicht ist dies auch absolut sinnvoll. Aktien können jedoch auch abstürzen oder einige Jahre lang in schlechter Verfassung bleiben. Daher sind Aktienfonds, die, wie der Name schon sagt, in Aktien investieren, nicht der richtige Ort für Geld, von dem Sie wissen, dass Sie es in den nächsten Jahren sicher brauchen.
Geld verdienen mit Aktienfonds Mit der Anlage in Aktienfonds können Sie auf drei Arten Geld verdienen: Dividenden: Als Fondsanleger können Sie wählen, ob Sie Ihren Anteil an den an den Fonds ausgezahlten Dividenden in bar erhalten (ausschüttende Fonds) oder in den Kauf weiterer Fondsanteile reinvestieren möchten (thesaurierende Fonds). Wachstumsstarke Unternehmen zahlen in der Regel niedrigere Dividenden.
Wenn Sie das Einkommen aus Dividenden nicht zwingend zum Leben benötigen (zum Beispiel wenn Sie bereits im Ruhestand sind), empfiehlt es sich, Ihre Dividendenausschüttungen in den Kauf weiterer Fondsanteile zu reinvestieren. Realisierte Kapitalgewinne: Wenn ein Fondsmanager Aktien zu einem höheren Preis verkauft, als er beim Kauf dafür bezahlt hat, müssen die daraus resultierenden Gewinne, die
sogenannten Kapitalgewinne, mit den Verlusten verrechnet und dann ins Fondsvermögen reinvestiert werden. Laufender Wertzuwachs: Der Fondsmanager wird natürlich nicht alle Aktien, die im Wert gestiegen sind, verkaufen. Daher steigt der Preis pro Anteil des Fonds, um die Gewinne in seinen Aktienbeständen widerzuspiegeln. Für Sie stehen diese Gewinne allerdings nur auf dem Papier, und zwar so lange, bis Sie Ihre Fondsanteile verkaufen und die Gewinne mitnehmen. Verlieren die Aktien eines Fonds hingegen an Wert, sinkt naturgemäß auch der Anteilspreis. Wenn Sie Dividenden, Kapitalgewinne und Wertsteigerungen zusammenzählen, erhalten Sie die Gesamtrendite eines Fonds.
Verschiedene Arten von Aktienfonds erkunden Aktienfonds und die Aktien, in die sie investieren, werden in der Regel in bestimmte Kategorien unterteilt. Die Kategorisierung von Aktienfonds ist jedoch in der Theorie oft einfacher als in der Praxis, da einige Fonds in eine bunte Mischung von Aktien investieren. Lassen Sie sich also nicht von den Namen einiger Fonds verwirren – sie haben manchmal irreführende Bezeichnungen und tun nicht unbedingt das, was die Titel vermuten lassen. Entscheidend sind vielmehr die Anlagestrategien des Fonds und in welche Aktien er für gewöhnlich investiert. Auf die folgenden Merkmale sollten Sie achten: Unternehmensgröße: Der erste Aspekt, nach dem sich die Aktienauswahl eines Aktienfonds richtet, ist die Größe der Unternehmen, in die er investiert – klein, mittel oder groß. Die entsprechenden Aktienkategorien orientieren sich dabei am Gesamtmarktwert (Kapitalisierung) der ausstehenden Aktien eines Unternehmens. (Der Begriff »Kapitalisierung« wird häufig mit »Cap« (für »Capitalization«) abgekürzt, weshalb Finanzexperten oft mit Begriffen wie »Large Caps«, auch
Standardwerte genannt, und »Small Caps« (auch Nebenwerte genannt, um sich werfen). Aktien mit geringer Marktkapitalisierung (Small Caps oder kleine Nebenwerte) umfassen im US-Markt in der Regel Aktien von Unternehmen mit einer Gesamtmarktkapitalisierung bis 2 Milliarden US-Dollar. In Europa zählen Unternehmen mit einem Börsenwert von weniger als 100 Millionen zu den kleinen Nebenwerten. Aktien mit mittlerer Marktkapitalisierung (Mid Caps) umfassen in der Regel Aktien von Unternehmen mit einem Gesamtmarktwert zwischen 2 und 10 Milliarden US-Dollar, in Europa zwischen 100 Millionen und 2 Milliarden Euro. Aktien mit hoher Marktkapitalisierung (Large Caps), auch großkapitalisierte Aktien genannt, umfassen in der Regel Aktien von Unternehmen mit einem Gesamtmarktwert von über 10 Milliarden US-Dollar, in Europa über 2 Milliarden Euro. Wachstum versus Wert (Growth versus Value): Aktienfondsmanager und ihre Fonds werden außerdem danach kategorisiert, ob sie in sogenannte Wachstumsaktien (Growth-Aktien) oder Value-Aktien) investieren: Growth-Aktien (Wachstumsaktien) haben hohe Preise im Verhältnis zu den Vermögenswerten, Gewinnen und Gewinnchancen des emittierenden Unternehmens. Solche Wachstumsunternehmen verzeichnen in der Regel schnell wachsende Einnahmen und Gewinne und neigen dazu, den Großteil ihrer Gewinne in das Unternehmen zu reinvestieren, um künftiges Wachstum zu fördern, weshalb diese Aktien nur niedrige Dividenden abwerfen. Amazon und Netflix beispielsweise schütten keine Dividenden aus und reinvestieren den größten Teil ihrer Gewinne in ihr Unternehmen.
Value-Aktien (werthaltige Aktien) sind im Verhältnis zu den Vermögenswerten, Gewinnen und Gewinnchancen des Unternehmens günstig bewertet. Diese Aktien werfen in der Regel höhere Dividenden ab und haben in der Vergangenheit höhere Gesamtrenditen erzielt als Growth-Aktien. Ein Beispiel dafür ist etwa der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Fondsgesellschaften verwenden manchmal weitere Begriffe, um die Eigenschaften von Aktienfonds zu beschreiben. So investieren sogenannte aggressive Wachstumsfonds in der Regel in die am stärksten auf Wachstum ausgerichteten Unternehmen und können riskantere Anlagepraktiken anwenden, wie zum Beispiel häufiges Handeln. Sogenannte Wachstums- und Einkommensfonds investieren für gewöhnlich in Aktien, die überdurchschnittlich hohe Dividenden ausschütten und dem Anleger so ein Wachstums- und Einkommenspotenzial bieten. Einkommensfonds investieren in der Regel mehr in höher rentierliche Aktien sowie Anleihen. Unternehmensstandort: Aktien werden außerdem nach dem Standort (Hauptsitz) des emittierenden Unternehmens kategorisiert. So werden Fonds, die sich auf US-Aktien oder auf europäische Aktien spezialisieren – wenig überraschend – entsprechend als US-Aktienfonds beziehungsweise Europäische Aktienfonds bezeichnet, während Fonds, die sich auf Fernost und Australien konzentrieren, in der Regel als Asia-Pacific-Fonds bekannt sind. Nimmt man zwei oder drei dieser Hauptklassifizierungsmerkmale zusammen, kann man sich auch all die albernen, langatmigen Namen erklären, die Fondsgesellschaften ihren Aktienfonds geben. So gibt es Fonds, die sich auf Value-Aktien großer Unternehmen oder auf Wachstumsaktien kleiner Unternehmen konzentrieren, die sich zusätzlich in weitere Fondtypen wie USamerikanische, europäische, internationale und weltweite Fonds unterteilen lassen. Ein Beispiel wäre dann ein internationaler
Aktienfonds, der sich auf Aktien kleiner Unternehmen oder auf Wachstumswerte konzentriert. Um Ihr Portfolio möglichst breit zu streuen (Diversifizierung), haben Sie zudem die Möglichkeit, mehrere Aktienfonds zu erwerben, von denen sich jeder auf einen anderen Aktientyp konzentriert. Daraus ergeben sich zwei potenzielle Vorteile: Sie halten nicht Ihr ganzes Geld in einem einzigen Aktienfonds (und bei einem einzigen Fondsmanager) investiert. Jeder der verschiedenen Fondsmanager kann bestimmte Arten von Aktieninvestments beobachten und verfolgen. Unter Berücksichtigung der Auswahlkriterien, die ich weiter vorn im Abschnitt »Der Schlüssel zur erfolgreichen Investmentfondsanlage« genannt habe, beschreibe ich in den folgenden Abschnitten die besten Aktienfonds, die für Sie möglicherweise infrage kommen. Diese Fonds unterscheiden sich in erster Linie durch die Aktientypen, in die sie investieren, aber auch in punkto Steuerfreundlichkeit (mehr dazu in Kapitel 3). Sofern Sie innerhalb eines steuerbegünstigten Altersvorsorgeplans investieren, brauchen Sie sich um diesen Punkt keine Sorgen zu machen.
US-Aktienfonds und inländische Aktienfonds Von allen angebotenen Fondstypen bilden die US-Aktienfonds beziehungsweise inländische Aktienfonds die größte Gruppe. Aktienfonds im Allgemeinen unterscheiden sich vor allem bezüglich der Größe der Unternehmen, in die investiert wird, und darin, ob der Schwerpunkt auf Wachstums- oder Value-Aktien liegt. Einige US- oder Inlandsfonds weisen alle diese Merkmale auf, wobei manche auch ein wenig im Ausland investieren. Um in Erfahrung zu bringen, wo ein Fonds aktuell sowie künftig investiert, empfiehlt es sich, sich direkt bei der
betreffenden Fondsgesellschaft zu informieren, etwa durch einen Besuch auf deren Website. Alternativ können Sie auch den Jahresbericht des Fonds lesen (ein wenig leichte Lektüre vor dem Schlafengehen) oder das Fact Sheet, eine Art Kurzfassung mit allen wichtigen Infos, zurate ziehen. Verschwenden Sie keine Zeit damit, diese Informationen im Fondsprospekt zu suchen, denn dort finden Sie in aller Regel nur allgemeine Parameter zum jeweiligen Anlagespektrum.
Gleichgewichtete Aktienindexfonds, die eine Überlegung wert sind Ein Problem bei der Anlage in Indexfonds ist, dass Indizes wie der S&P 500Index (oder auch der DAX) kapitalgewichtet sind (was einfach bedeutet, dass die Aktien im Index gemäß ihrem aktuellen Börsenwert gewichtet werden müssen) und darüber hinaus nur Aktien mit größerer Marktkapitalisierung es überhaupt in den Index schaffen. In den späten 1990er-Jahren, während der Dotcom-Blase, war der S&P 500 überfrachtet mit aufgeblähten Technologieaktien, die an der Börse zu völlig überhöhten Preisen gehandelt wurden, sodass die S&P 500-Indexfonds gezwungen waren, teure Technologieaktien überzugewichten. (Kurz vor der Finanzkrise in den späten 2000er-Jahren trat das gleiche Phänomen bei großen Banken und Versicherungen im Index auf). Das ist der Nachteil von ETFs: In der Regel müssen Sie die Aktien mit der Gewichtung nehmen, die im Index ist. Bei spekulativen Übertreibungen sind Sie als ETF-Anteilseigner voll dabei. In solchen Phasen kann es klug sein, stattdessen auf aktiv gemanagte Fonds zu setzen.
Übrigens gibt es auch Fonds, die nicht nach regionaler Verbreitung der betreffenden Aktiengesellschaften differenzieren, sondern stattdessen in die volatilen, aber wachstumsstärkeren Schwellenmärkte in Südostasien und Lateinamerika investieren. Neben den Risiken, die normalerweise mit der Anlage in Aktienfonds einhergehen, führen Schwankungen des Wertes von Fremdwährungen gegenüber der inländischen Währung zu Kursänderungen bei internationalen Wertpapieren. So erhöht zum Beispiel ein Rückgang des Euro den Wert ausländischer Aktienfonds (umgekehrt kann ein steigender Euro gegenüber
anderen Währungen den Wert ausländischer Aktien verringern). Einige ausländische Aktienfonds sichern sich gegen Währungsschwankungen ab. Diese Absicherung trägt zwar dazu bei, die Volatilität etwas zu verringern, kostet aber auch Geld, was sich wiederum in höheren Gebühren niederschlägt.
Branchenfonds Sogenannte Branchenfonds investieren schwerpunktmäßig in Wertpapiere von Unternehmen aus bestimmten Wirtschaftszweigen. In den meisten Fällen ist es ratsam, Branchenfonds zu meiden, und zwar unter anderem aus den folgenden Gründen: Mangelnde Diversifizierung: Wenn Sie in Aktien aus einer einzigen Branche investieren, verfehlen Sie den Hauptzweck von Fondsanlagen – Sie verzichten auf die Vorteile der Diversifizierung! Und selbst wenn Sie das Glück haben, in einen Branchenfonds einzusteigen, kurz bevor der dazugehörige Sektor an Popularität gewinnt, können Sie nicht davon ausgehen, dass der Fonds die richtigen Wertpapiere innerhalb dieser Branche auswählt. Hohe Gebühren: Die Gebühren von Branchenfonds sind in der Regel viel höher als bei anderen Fonds. Eine Ausnahme bilden aber auch hier die ETFs auf Branchenindizes, wie etwa der Euro Stoxx 600 mit seinen diversen Teilindizes (zum Beispiel Automobiles & Parts, Banks, Chemicals, Food & Beverage, Health Care), die meistens nicht mehr kosten als ETFs auf Gesamtmarktindizes. Steuerpflichtige Ausschüttungen: Viele Branchenfonds weisen eine hohe Handels- oder Umschlagshäufigkeit ihrer Anlagebestände auf. Wenn Sie als Anleger solche Fonds außerhalb von steuerbegünstigten Rentensparplänen halten, werden Sie für die sehr wahrscheinlich höheren
steuerpflichtigen Ausschüttungen, die dieser Handel mit sich bringt, vom Finanzamt zur Kasse gebeten. Die einzigen Arten von anderweitigen Fonds, die für einen kleinen Teil (10 Prozent oder weniger) Ihres gesamten Anlageportfolios sinnvoll sein können, sind Fonds, die in Immobilien investieren. Diese können zur Diversifizierung Ihres Portfolios beitragen, da sie in Zeiten höherer Inflation – die oft die Kurse von Anleihen und Aktien drückt – besser abschneiden können. (Allerdings können Sie diese Fonds auch getrost weglassen, da diversifizierte Aktienfonds in der Regel auch einige der Aktien solcher spezieller Fonds halten). Im Folgenden finden Sie ein paar Einzelheiten zu diesen beiden besonderen Fondstypen: Offene Immobilienfonds: Diese Fonds kaufen vor allem Gewerbe- und Büroimmobilien und erzielen Erträge aus der Vermietung und Verpachtung, aber auch aus der Projektentwicklung und dem späteren Verkauf. Solche Fonds sind jedoch problematisch, denn die Mindesthaltedauer beläuft sich auf 24 Monate, das hat der deutsche Gesetzgeber nach der Finanzkrise so eingeführt, wo solche Fonds einer beispiellosen Verkaufswelle ausgesetzt waren und ihre Immobilienbestände deshalb zu Schleuderpreisen hätten abstoßen müssen. Außerdem gilt eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten, womit diese Fonds nicht gerade die Flexibilität bieten, die man sich von einer Fondsanlage wünscht. Eine Alternative sind lediglich Real Estate Investment Trusts (REITs). Dabei handelt es sich nicht um klassische Fonds, sondern um zumeist US-amerikanische Aktiengesellschaften, die im Immobilienbereich (unter anderem in Mehrfamilienhäuser und Einkaufszentren) investieren und hohe Dividenden ausschütten. Mit REITs können Sie auf der Basis börsengehandelter Aktien in Immobilien investieren – ohne die Nachteile von Immobilieneigentum. REITs werden wie Aktien gehandelt, allerdings ist die Bewertung von REITAktien recht mühsam. Außerdem sind die wenigsten REITs an deutschen Börsen gelistet, weshalb ihr Kauf in der Regel mit
den hohen Transaktionskosten für Auslandsorders verbunden ist. Ein Wörtchen noch zu den angeblichen Edelmetallfonds oder Goldfonds, von denen oft die Rede ist: Wenn Sie eine höhere Inflation erwarten, können Sie den Kauf solcher Wertpapiere in Betracht ziehen. Hier wird Gold zentral gekauft und sicher in einem Tresorraum gelagert. Als Anteilseigner solcher Wertpapiere haben Sie Ihre »Goldbestände« dann im Depot liegen und brauchen sich nicht um die Verwahrung zu kümmern. Manche Anbieter ermöglichen auch eine physische Auslieferung im Gegenwert der im Depot liegenden Anteile. Beachten Sie jedoch: Es handelt sich hierbei nicht um Fonds, sondern um sogenannte ETCs (Exchange Traded Commodities, also börsengehandelte Rohstoffzertifikate). Anders als Fonds bilden sie kein Sondervermögen, die Absicherung erfolgt vielmehr über eine Art Treuhandkonstruktion. Wissen sollten Sie außerdem, dass diese Fonds starken Wertschwankungen unterliegen und somit nichts für schwache Nerven sind. Die Performance ist zudem größtenteils enttäuschend. In Deutschland bekannte Gold-ETCs sind etwa Xetra Gold, Euwax Gold oder der Gold Bullion Securities, den inzwischen der Finanzkonzern Wisdom Tree verwaltet. Kaufen Sie keine Goldbarren. Die Lagerkosten und die Sorge, ob Sie es mit einem seriösen Unternehmen zu tun haben, machen dieses Unterfangen zu einer Qual. Vermeiden Sie außerdem Terminkontrakte und Optionen auf Gold, mit denen Sie auf kurzfristige Preisschwankungen setzen (mehr zu diesem Thema lesen Sie in siehe Kapitel 1).
Die besten Rentenfonds Mit Renten- oder Anleihefonds können Sie auf dieselben drei Arten Geld verdienen wie mit Aktienfonds: durch Ausschüttungen (hier: von Zinsen), realisierte Kapitalgewinne und
Wertsteigerungen. (Weitere Informationen zu diesen drei Ertragsmöglichkeiten finden Sie im Abschnitt »Geld verdienen mit Aktienfonds« weiter vorn im Kapitel). Der Großteil der Rendite eines Rentenfonds stammt jedoch in der Regel aus Dividenden. Obwohl es Tausende von Rentenfonds gibt, bleiben nicht viele übrig, wenn man die folgenden Fonds ausschließt: Fonds mit hohen Kosten (wie Ausgabeaufschlägen (Provisionen) und hohen laufenden Verwaltungsgebühren), Fonds mit niedriger Performance (die sich oft mit den hochpreisigen Fonds decken) und Fonds, die von Fondsgesellschaften und Fondsmanagern mit wenig Erfahrung in der Anlage in Anleihen verwaltet werden. Die folgenden Aspekte sollten Sie bei der Auswahl von Rentenfonds berücksichtigen: Laufzeit: Die Ziele und Bezeichnungen von Rentenfonds lassen sich in der Regel einer von drei Laufzeitkategorien zuordnen: kurz-, mittel- und langfristig. Rentenfonds mit längerfristigen Anleihen erzielen zwar höhere Renditen, wie ich jedoch in Kapitel 7 ausführe, reagieren die Kurse solcher Anleihen empfindlicher auf Zinssatzänderungen. Qualität: Im Allgemeinen gilt: Je niedriger die Bonität des Emittenten, desto risikoreicher ist die Anleihe. Ähnlich wie bei Fonds mit längerfristigen Anleihen dürfen Sie von einem Fonds mit Anleihen von schlechterem Rating aufgrund des erhöhten Risikos auch höhere Erträge erwarten. Wie im gesamten Anleihemarkt gilt auch hier: Je höher das eingegangene Risiko, desto höher die Rendite. Fonds, mit Anleihen höherer Bonität erzielen zwar niedrigere Renditen, bieten aber dafür mehr Sicherheit. (Einzelheiten bezüglich des Ratings von Anleihen lesen Sie in Kapitel 7.) Ausgabeaufschlag und Verwaltungsgebühren: Nachdem Sie sich für die gewünschte Art von Anleihen entschieden haben, müssen Sie die Kosten eines Rentenfonds, einschließlich Ausgabeaufschlag (sofern nicht an der Börse
erhältlich) und jährlicher Verwaltungskosten, berücksichtigen. Hier gelten die gleichen Empfehlungen wie bei Aktienfonds.
Da Rentenfonds im Wert schwanken, sollten Sie nur dann darin investieren, wenn Sie über ausreichende Rücklagen für Notfälle verfügen. Wenn Sie Geld für längerfristige Zwecke, insbesondere für den Ruhestand, anlegen möchten müssen Sie einen Gesamtplan für die Aufteilung Ihres Anlagevermögens auf verschiedene Fonds, einschließlich Rentenfonds, erstellen. (Mehr dazu im Abschnitt »Anlageaufteilung für langfristige Geldanlagen« weiter oben in diesem Kapitel).
Wie Sie zinsbezogene Fehltritte vermeiden Bei der Auswahl von Rentenfonds lassen sich Anleger hinsichtlich der Höhe der zu erwartenden Zinsen oftmals in die Irre führen. Der erste häufig begangene Fehler besteht darin, die jüngste Wertentwicklung zu betrachten und davon auszugehen, dass Sie diese Rendite auch in Zukunft erhalten werden. Die Anlage in Rentenfonds auf Grundlage der jüngsten Wertentwicklung ist besonders verlockend unmittelbar nach Phasen sinkender Zinssätze (wie in den 1990er-Jahren, den frühen und späten 2000er-Jahren, den späten 2010er-Jahren und Anfang 2020), da Letzteres die Anleihekurse und damit die Gesamtrendite von Rentenfonds in die Höhe treibt. Vergessen Sie jedoch nicht den gegenteiligen Mechanismus: Sobald die Zinssätze steigen, fallen die Anleihekurse wieder. Verstehen Sie mich nicht falsch: Die frühere Wertentwicklung eines Rentenfonds ist ein wichtiger Aspekt, der auf alle Fälle berücksichtigt werden muss. Um jedoch aussagekräftige Performancezahlen zu erhalten, dürfen Sie nur wirklich vergleichbare Rentenfonds miteinander vergleichen (zum Beispiel
nur Fonds mit mittlerer Laufzeit, die ausschließlich in Unternehmensanleihen mit erstklassigem Rating investieren). Rentenfonds berechnen ihre Rendite nach Abzug ihrer Verwaltungskosten. Wenn Sie sich bei einer Fondsgesellschaft nach der aktuellen Rendite eines Fonds erkundigen, dann fragen Sie auch nach, für welchen Zeitraum diese Rendite gilt. Die Fondsgesellschaften sollten Ihnen dann die sogenannte SECRendite nennen, eine Standardrenditeberechnung, die einen faireren Vergleich zwischen Anleihefonds ermöglicht. Die SECRendite, welche die Endfälligkeitsrendite eines Rentenfonds widerspiegelt, ist die beste Renditekennzahl, die Sie beim Vergleich von Fonds heranziehen können, da sie den effektiven Zinssatz erfasst, den ein Anleger künftig erzielen kann. Wenn Sie Anleihefonds aufgrund der angepriesenen Rendite auswählen, ist es leider sehr wahrscheinlich, dass Sie die falschen Fonds erwerben. Rentenfonds und die dahinterstehenden Fondsgesellschaften haben mehrere Tricks auf Lager, um die Rendite ihres Fonds möglichst gut aussehen zu lassen. Solche Taschenspielertricks erfreuen die Marketingabteilungen der Fondsgesellschaften, da höhere Renditezahlen es den Fondsmitarbeitern und anderem Verkaufspersonal leichter machen, ihre Rentenfonds guten Gewissens anzupreisen. Denken Sie daran, dass solche renditesteigernden Schummeleien Sie als Anleger am Ende ärmer machen können. Im Folgenden verrate ich Ihnen, auf welche Warnsignale Sie besonders achten müssen: Geringere Qualität: Beim Vergleich kurzfristiger Anleihefonds stellen Sie vielleicht fest, dass der eine 0,5 Prozentpunkte mehr zahlt, und beschließen, dass dieser die bessere Wahl ist. Später können Sie jedoch herausfinden, dass der Fonds mit der höheren Rendite 20 Prozent seiner Anlagegelder in sogenannte Junk Bonds (das heißt Hochzinsanleihen mit schlechter Bonitätsbewertung) investiert, während der
vermeintlich teurere Fonds vollständig in hochwertige Anleihen investiert. (Einzelheiten über das Rating von Anleihen finden Sie in Kapitel 7.) Längere Laufzeiten: Anleihefonds können ihre Rendite in der Regel allein dadurch erhöhen, dass sie ihre Laufzeit ein wenig verlängern. Wenn Sie also einen langfristigen Rentenfonds mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 17 Jahren und einen anderen mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 12 Jahren gegenüberstellen, dann ist das ein klassischer Äpfel-undBirnen-Vergleich. Sie erhalten Ihr Geld zurück, ohne dass Sie es wissen: Einige Fonds geben einen Teil Ihres Kapitals in Form von Ausschüttungen an Sie zurück. Dadurch wird die Rendite des Fonds künstlich in die Höhe getrieben, während die Gesamtrendite sinkt. Achten Sie daher beim Vergleich von Rentenfonds auf die Gesamtrendite im Laufe der Zeit (und stellen Sie sicher, dass die Fonds vergleichbare Anleiheportfolios aufweisen). Verzicht auf Gebühren: Einige Rentenfonds, insbesondere neuere, verzichten auf einen Teil oder sogar auf alle Verwaltungsgebühren, um die Rendite des Fonds vorübergehend in die Höhe zu treiben. Ja, Sie dürfen durchaus in einen Fonds investieren, der im Rahmen einer Verkaufsaktion auf Gebühren verzichtet, aber Sie sollten sich auch die Mühe machen, die normalen Konditionen zu prüfen, die nach Beendigung der Aktion gelten. Rentenfonds, die diese Praxis anwenden, beenden ihre »Aktionswochen« oft in aller Stille wieder, wenn sich der Rentenmarkt gut entwickelt.
Vorsicht bei aktiv verwalteten Rentenfonds Einige Rentenfonds werden nicht nur aktiv, sondern auch aggressiv (also eher risikoorientiert) verwaltet. Die Manager solcher Fonds verfügen über einen gewissen Spielraum beim Kauf und Verkauf von Anleihen, von denen sie glauben, dass sie
in der Zukunft am besten abschneiden werden. Geht ein Fondsmanager beispielsweise davon aus, dass die Zinssätze steigen werden, kauft er in der Regel Anleihen mit kürzerer Laufzeit und hält einen größeren Teil des Fondsvermögens in bar. Ist er oder sie der Meinung, dass die Wirtschaft im Aufwind ist und daher mehr Unternehmen florieren und ihre Bonität verbessern werden, wird vielleicht mehr in Anleihen von niedrigerer Bonität investiert. Aggressiv verwaltete Fonds sind ein Glücksspiel. Wenn die Zinsen fallen, anstatt zu steigen, erzielt der Fondsmanager, der in kürzerfristige Anleihen und Barmittel investiert hat, eine schlechtere Performance. Und wenn die Wirtschaft – bei fallenden Zinsen – in eine Rezession abrutscht, werden Anleihen mit geringerer Bonität wahrscheinlich unter einer höheren Ausfallquote leiden und so die Wertentwicklung des Fonds noch weiter schmälern. Viele Anleger gehen davon aus, dass »Finanzexperten« mit ihren Prognosen bezüglich der Entwicklung der Zinssätze und der Wirtschaft immer richtig liegen. Die Wahrheit ist jedoch, dass Wirtschaftsprognosen immer schwierig sind und die vermeintlichen Experten oft falschliegen. Nur wenigen Rentenfondsmanagern gelingt es, die Ergebnisse einer Buy-andHold-Strategie (Anlagemethode, die darauf abzielt, Geldanlagen langfristig zu halten) zu übertreffen. Denken Sie daran, dass der Versuch, den Markt zu schlagen, dazu führen kann, selbst eins auf die Mütze zu bekommen. So mancher Rentenfonds hat schon Schiffbruch erlitten, nachdem riskante Anlagestrategien nach hinten losgegangen sind. Interessanterweise sind Rentenfonds, die einen Ausgabeaufschlag und höhere laufende Verwaltungsgebühren erheben, am ehesten vom Scheitern bedroht, vielleicht weil deren Fondsmanager unter größerem Druck stehen, die Renditen in die Höhe zu treiben, um die höheren Betriebskosten auszugleichen.
Es ist völlig in Ordnung, einen Teil Ihres Anlagevermögens in Anleihefonds zu investieren, die versuchen, sich im Hinblick auf Wirtschafts- und Zinssatzschwankungen bestmöglich zu positionieren. Vergessen Sie jedoch nicht, dass Sie mehr Geld verlieren können, wenn die entsprechenden Fondsmanager falschliegen. Langfristig gesehen fahren Sie voraussichtlich am besten mit effizient verwalteten Rentenfonds, die sich an ein bestimmtes Anlageziel halten und nicht versuchen, den Rentenmarkt zu timen und Entwicklungen vorherzusagen. Ein gutes Beispiel für einen solchen passiven Ansatz sind Indexfonds (und ihre Pendants, die ETFs), die in einen relativ festen Korb von Anleihen investieren, um einen Marktindex von Anleihekursen abzubilden.
Mischfonds und Multi-AssetFonds: Die besten Hybridfonds Sogenannte Hybridfonds investieren in eine Mischung aus verschiedenen Arten von Wertpapieren, und zwar in der Regel sowohl in Anleihen als auch in Aktien. Sie sind dadurch meist risikoärmer und weniger schwankungsanfällig als Fonds, die ausschließlich in Aktien investieren – bei einem wirtschaftlichen Abschwung halten Anleihen ihren Wert im Allgemeinen besser als Aktien. Hybridfonds sind eine empfehlenswerte Option für ängstliche Anleger, die Aktien eher skeptisch gegenüberstehen, weil sie die Volatilität abfedern, die mit reinen Aktienfondsanlagen normalerweise einhergeht. Aufgrund ihrer breiten Streuung eignen sich Hybridfonds auch ausgezeichnete für Anleger, die über wenig Startkapital verfügen.
Hybridfonds gibt es in zwei Formen: Mischfonds versuchen in der Regel, in einen jeweils relativ konstanten Prozentsatz sowohl von Aktien als auch Anleihen zu investieren. Multi-Asset-Fonds hingegen passen die Mischung der verschiedenen Anlagenformen meist an die persönliche Ausrichtung und die Prognosen des jeweiligen Portfoliomanagers an. Da Ausnahmen die Regel bestätigen, gibt aber auch einige Multi-Asset- Fonds, die dazu neigen, eine feste Mischung aus Aktien und Anleihen beizubehalten, während einige Mischfonds den Anlagemix relativ häufig anpassen. (Auch wenn das Prinzip eines Fondsmanagers, der immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und den Marktdurchschnitt übertrifft, in der Theorie gut klingt, schneiden die meisten Fonds, die ihre Vermögenswerte häufig umschichten, nicht besser ab als solche, die eine langfristige Anlagestrategie verfolgen).
Lohnen sich Geldmarktfonds? Wie in Kapitel 7 erläutert, bieten Geldmarktfonds eine sichere Alternative zu Bankkonten. Das gilt zumindest, wenn Sie sehr große Summen für längere Zeit investieren, dann nämlich sind die Transaktionskosten vernachlässigbar. In der Regel investieren Geldmarktfonds in Wertpapiere mit gutem Rating, und wie gesagt, haben die Anleihen im Fondsportfolio eine kurze Restlaufzeit. Durch diese Kurzfristigkeit der Wertpapiere wird das durch Zinsschwankungen bedingte Risiko praktisch eliminiert. Gleichwohl gilt in der aktuellen Null- beziehungsweise Niedrigzinsphase: Geldmarktfonds werfen keine nennenswert höhere Rendite ab als Bankkonten. Sie sind allenfalls dazu geeignet, bei größeren Einmalanlagen (zum Beispiel die Auszahlung einer Lebensversicherung) die Strafzinsen eines Bankkontos zu vermeiden.
Kapitel 9
Eine Depotbank auswählen IN DIESEM KAPITEL Gute von schlechten Depotbanken (Brokern) unterscheiden Eine günstige Depotbank finden Sich die Vorteile von Online-Brokern klarmachen
Wenn Sie in bestimmte Wertpapiere – wie Aktien, Anleihen und ETFs – investieren und auch offene Investmentfonds und ETFs verschiedener Fondsgesellschaften in einem einzigen Portfolio halten möchten, dann benötigen Sie eine Depotbank, auch Broker genannt. Depotbanken führen Ihre Käufe und Verkäufe von Aktien, Anleihen und anderen Wertpapieren aus und ermöglichen es Ihnen, Ihre Bestände an offenen Investmentfonds und anderen Anlagen zu zentralisieren. Auch bei anderen Fragen und Dienstleistungen rund um Geldanlagen, die für Sie von Interesse sind, kann Ihnen Ihre Depotbank behilflich sein. In diesem Kapitel erkläre ich Ihnen die Besonderheiten von Depotbanken beziehungsweise Online-Brokern, um Ihnen zu helfen, die richtige für Ihre Investmentbedürfnisse zu finden.
So kommen Sie auf Ihre Kosten: Discountbroker Um das Geschäft mit der Vermittlung von Wertpapieren besser zu verstehen, wollen wir zunächst ein wenig in die Geschichte einzutauchen. Vor 1975 berechneten alle Wertpapiermaklerfirmen in den USA für den Handel mit Aktien und Anleihen eine einheitliche Gebühr, die sogenannte Provision. Die Securities and
Exchange Commission (SEC), die für die Überwachung von Investmentfirmen und deren Dienstleistungen zuständige USBundesbehörde, regulierte diese Provisionen. Die Provisionen verschlangen jedoch einen beträchtlichen Teil der bescheidenen Anlagebeträge – mehr als 1,5 Prozent des investierten Betrags. Damit betrug die Maklerprovision für einen Aktienkauf im Wert von 5.000 US-Dollar im Jahr 1975 etwa 75 US-Dollar. (Heute wären das satte 360 US-Dollar!) Und eine Aktientransaktion war zeitaufwendig und mühsam – man musste seinen Makler anrufen, der einen Handelsschein auf Papier ausstellte und diesen dann an das Büro seiner Firma weiterleitete, von wo aus er dann an die Börse übermittelt wurde. In der Regel dauerte es mehrere Stunden, bis man eine Rückmeldung über den Transaktionspreis erhielt. (Heutzutage können Sie Wertpapiertranskationen in weniger als einer Minute und für 10 US-Dollar oder weniger über das Smartphone oder den Computer online abwickeln.) Ab dem 1. Mai 1975 – in der Maklerbranche auch als May Day bekannt – durften Maklerfirmen, wie Unternehmen in fast allen anderen Bereichen auch, hinsichtlich des Preises miteinander konkurrieren. Die meisten der damals existierenden US-Firmen wie Prudential, Merrill Lynch, E. F. Hutton und Smith Barney betrieben ihre Geschäfte im Großen und Ganzen wie gewohnt weiter und berechneten relativ hohe Provisionen. Dennoch wurde damals eine neue Art von Maklerunternehmen geboren – der Discountbroker. Die frühen Generationen von Discountbroker-Firmen berechneten wesentlich niedrigere Provisionen – in der Regel 50 bis 75 Prozent weniger als die Konkurrenz. Heute schießen Discountbroker, darunter auch viele Online-Broker, wie Pilze aus dem Boden und heimsen auch weiterhin den Löwenanteil des Neugeschäfts ein. Viele erledigen Aktiengeschäfte, unabhängig vom Umfang, für einen Pauschalpreis von weniger als 40 US-Dollar, einige berechnen sogar weniger als 20 US-Dollar oder auch gar keine Gebühr für ihre Dienste.
In Deutschland hatten, anders als in den USA, früher die wenigsten Sparer Aktien und Fonds. Meist beschränkte sich die Geldanlage auf Sparkonten, Sparbriefe und Festgeldkonten. Einige hatten auch noch Bundesschatzbriefe oder andere Bundesanleihen, die sie wahlweise bei ihrer Bank oder Sparkasse deponierten oder bei der Bundesschuldenverwaltung (heute: Finanzagentur des Bundes), die bis 2014 noch eine Depotführung für diese Papiere anbot. Wertpapierdepots hatten nur einige wohlhabende Kunden. Und sie zahlten dafür nicht selten Hunderte Euro pro Jahr. Auch heute kann Ihnen das noch passieren – etwa wenn Sie ein Depot bei einer Filialbank eröffnen und auf persönliche Betreuung setzen. Das Problem bei solchen Depots sind allerdings nicht nur die Gebühren, sondern auch die Beratung. Üblicherweise wird der Mitarbeiter einer Filialbank bestrebt sein, Ihnen vorwiegend Wertpapiere, das heißt Fonds und Anlagezertifikate, der eigenen Bank anzudrehen. Denn dann kommen die Gebühren in Form von Provisionen dem eigenen Institut zugute. Aber auch in Deutschland haben sich inzwischen die günstigen Online-Depotbanken durchgesetzt, die auch Direktbroker genannt werden. Viele von ihnen bieten eine kostenfreie Depotführung an. Die Orderkosten haben sich durch die Konkurrenz der Institute zueinander stark reduziert. Was Sie dort nicht erhalten (aber auch nicht brauchen), ist eine persönliche Wertpapierberatung. Aber hier ist es auch besser, Sie informieren sich unabhängig, um nicht durch Provisionsinteressen zu teuren Fehlkäufen verleitet zu werden. Beim Wort Discount kommen Ihnen vermutlich Adjektive wie billig, minderwertig und dergleichen in den Sinn. Bei der Wertpapiervermittlung können Discountbroker, die Ihre Transaktionen mit erheblichen Preisnachlässen abwickeln, Ihnen jedoch sogar einen besseren Nutzen und Service bieten als der Wertpapierkauf durch Bankberater oder Finanzvermittler. In der folgenden Liste nenne ich Ihnen
einige Gründe, warum Discountbroker Ihnen mehr für Ihr Geld bieten (können): Sie können Ihre Aktiengeschäfte zu einem bedeutend niedrigeren Preis abwickeln, weil sie viel geringere Transaktionskosten und Depotgebühren haben. Sie neigen nicht dazu, sich schicke Innenstadtbüros mit mahagonigetäfelten Konferenzräumen zu mieten, um ihre Kunden zu beeindrucken. Sie verschwenden keine Unsummen für die Beauftragung von Wirtschaftswissenschaftlern und Analysten, die Prognosen und Ausblicke erstellen. Abgesehen von den niedrigeren Provisionen besteht ein weiterer großer Vorteil von Discountbrokern darin, dass die Mitarbeiter dort keine Provisionen bekommen und die Geldhäuser auch nicht. Dadurch wird ein erheblicher Interessenkonflikt beseitigt, der rein provisionsabhängige Makler (und ihre Unternehmen) immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Menschen, die ihren Lebensunterhalt auf Provisionsbasis verdienen, haben nicht zwingend einen schlechten Charakter. Allerdings sollten Sie angesichts der finanziellen Anreize, die diese Mitarbeiter haben, nicht von ihnen erwarten, dass sie Ihnen eine unabhängige Anlageberatung bieten, die ausschließlich Ihrem Interesse dient.
Die Argumente provisionsorientierter Berater richtig einordnen Eine der vielen Verkaufstaktiken von Bankberatern mit hohen Provisionen besteht darin, dass sie versuchen, Discountbroker zu diskreditieren, zum Beispiel mit der Aussage: »Discountbroker bieten Ihnen einen schlechteren Service.« Meine eigene Erfahrung und die anderer Kunden
zeigt jedoch, dass Discountbroker in vielen Fällen tatsächlich einen besseren Service bieten. Viele der größeren Discountbroker sind telefonisch gut erreichbar und bieten zum Beispiel Hilfe bei der Depoteröffnung. Online erhalten Sie als Kunde Zugang zu unabhängigen Wertpapieranalysen sowie einer Vielzahl von Kennzahlen und Informationen zu Aktien und Fonds. Bei Discountbrokern können Sie darüber hinaus viele offene Investmentfonds ohne Ausgabeaufschlag an der Börse kaufen, die von Managementteams verwaltet werden, welche die Anlageentscheidungen für Sie treffen. In solche Fonds könnten Sie zwar auch über die Fondsgesellschaft investieren. Aber dann müssten Sie den Ausgabeaufschlag zahlen (Mehr zu offenen Investmentfonds lesen Sie in Kapitel 8). Bankberater und Finanzvermittler mit hohen Provisionen argumentierten früher, dass Kunden von Discountbrokern beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren schlechtere Preise erhalten würden. Diese Behauptung ist ein Scheinargument, da auch sie Aktien- und Fondsgeschäfte über ein computergestütztes Handelssystem ausführen und auch keine anderen Preise bekommen. Die Transaktionen werden innerhalb von Sekunden abgewickelt. Provisionsorientierte Makler behaupten außerdem, dass Discountbroker nur etwas »für Leute sind, die genau wissen, was sie tun, und keine Hilfe benötigen«. Auch diese Behauptung ist falsch, vor allem angesichts der heutzutage verfügbaren Fülle an Finanzinformationen und -ratschlägen (siehe dazu Kapitel 16 und 17).
Einen Discountbroker wählen Welcher Discountbroker für Sie am besten geeignet ist, hängt von Ihren Bedürfnissen und Wünschen ab. Abgesehen von niedrigen Gebühren sollten Sie auch bedenken, wie wichtig Ihnen etwa folgende Punkte sind: telefonische Erreichbarkeit und Möglichkeit einer Orderaufgabe per Telefon (was üblicherweise teurer ist als
eine Orderaufgabe im Internet) Zugang zu Handelsdaten, Kennzahlen und Informationen über die einzelnen Wertpapiere direkt auf der Website der Bank Möglichkeit, Ihre Orders über das Smartphone aufzugeben Einlagensicherung für das Verrechnungskonto über eines der deutschen Systeme oder doch über ein ausländisches
Eine Erläuterung zu diesem letzten Punkt: Eine Einlagensicherung bekommen – und brauchen! – Sie nur für das Verrechnungskonto, das zu Ihrem Depot gehört und über das Ihre Wertpapierorders sowie die Ausschüttungen abgewickelt werden (Zahlung von Wertpapierkäufen, Gutschrift von Wertpapiererlösen, Gutschrift von Zinsen und Dividenden). Denn Ihre Wertpapiere bewahrt die Depotbank nur treuhänderisch auf. Sollte die Bank je insolvent sein, dann haben Sie als Depotinhaber für die vorhanden Wertpapiere einen Herausgabeanspruch. Anders sieht das mit Bankkonten aus – und hierzu zählt eben auch das Verrechnungskonto. Rechtlich gesehen ist das Geld, das dort liegt, nichts anderes als eine Forderung, die Sie an die Bank haben. Diese Forderung könnte bei einer Insolvenz verloren beziehungsweise dem Zugriff der Bankengläubiger vorbehalten sein. Dafür gibt es die Einlagensicherung, einen gesetzlich vorgegebenen Schutzmechanismus für Bankkunden (und auch für Kunden von Depotbanken). In Deutschland gibt es mehrere Sicherungssysteme, die parallel zueinander vorhanden sind. Die Genossenschaftsbanken und Sparkassen (inklusive der OnlineDepotbank s-Broker) haben jeweils Sicherungssysteme, die darauf hinauslaufen, dass ein angeschlossenes Institut gar nicht erst pleitegehen kann. Die Privatbanken hingegen verhindern eine Bankenpleite nicht, sorgen aber mit einem ein- bis zweistufigen System dafür, dass es im Falle einer solchen Insolvenz bei privaten Bankkunden nicht zu größeren Verlusten kommt. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindest-Einlagensicherung bis
100.000 Euro. Dafür sorgt im Insolvenzfall die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken. Viele Banken sichern darüber hinaus aber noch weitaus höhere Summen ab. Maßgeblich dafür ist der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken. Doch was ist, wenn eine Depotbank, die ihre Dienste auch hier in Deutschland anbietet, eigentlich die Tochter einer Auslandsbank ist? Dazu sollten Sie wissen: Viele in Deutschland etablierten Online-Broker gehören zu Auslandsbanken. So zum Beispiel die Consorsbank als Tochter der französischen Großbank BNP Paribas. Die Consorsbank ist bis zur gesetzlich vorgeschriebenen Mindestsumme der französischen Einlagensicherung (Fonds de Garantie des Dépôts et de Résolution) angeschlossen. Nur die darüber hinausgehende freiwillige Einlagensicherung läuft über den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken und ist damit in Deutschland angesiedelt. Es gibt aber auch ausländische Depotbanken, die die deutschen Sicherungssysteme nutzen. So zum Beispiel die ING, eine Tochter der niederländischen ING Groep. Sie ist sowohl Mitglied im Entschädigungsfonds deutscher Banken (Absicherung bis 100.000 Euro) als auch im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (freiwillige Mehrabsicherung). Das würde im Insolvenzfall die Abwicklung deutlich einfacher machen. Ausgesprochen vorsichtig sollten Sie bei Depotbanken sein, deren Einlagensicherung nicht zum deutschen, französischen oder auch niederländischen System gehört. Denn es ist fraglich, wie gut etwa die Banken in anderen EU-Ländern die eigentlich von der EU vorgeschriebenen Vorgaben schon erfüllen können. Bei Nicht-EU-Banken ist erst recht Vorsicht angebracht. Denn hier haben Sie im Ernstfall womöglich größte Probleme, eventuell vorhandene Rechtsansprüche geltend zu machen. Ein Problem ist hier nicht nur die womöglich vorhandene Sprachbarriere, sondern auch die Tatsache, dass Sie es dann mit einem ganz anderen Rechtssystem zu tun haben.
Wenn Sie in offene Investmentfonds investieren möchten, gibt es neben den Depotbanken auch noch die Möglichkeit, über spezialisierte Online-Fondsvermittler zu kaufen. Sie arbeiten oft mit spezialisierten Depotbanken (zum Beispiel eBase oder Fidelity Fondsbank FFB) zusammen und bieten Fonds und Fondssparpläne häufig zu Sonderkonditionen an. Aber auch normale Depotbanken erlauben den (mitunter vergünstigten) Kauf von aktiv gemanagten offenen Investmentfonds und ebenso von ETFs. Im Bereich der Discountbroker gibt aus außerdem sogenannte Neo-Broker. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die zu absoluten Kampfpreisen arbeiten, aber dafür weniger Schnickschnack und andere Dienstleistungen anbieten. Im Gegensatz zu den großen Discountbrokern bieten sie nur eine sehr abgespeckte Online-Präsenz und ermöglichen den Wertpapierkauf oft nur übers Smartphone. Einige Neo-Broker bieten Ihnen zwar supergünstige Ordergebühren an, holen sich diesen Preisvorteil aber wieder von Ihnen zurück, indem sie zum Beispiel nur Trades über einen einzigen Börsenplatz zulassen, wo nicht unbedingt die günstigsten Börsenkurse gestellt werden. Die folgende Liste umfasst meine Empfehlungen für leistungsstarke Direktbroker: Comdirect (www.comdirect.de) Consorsbank (www.consorsbank.de) ING (www.ing.de) Maxblue (www.maxblue.de) Onvista-Bank (www.onvista-bank.de) Flatex (www.flatex.de)
Smartbroker (www.smartbroker.de; Neo-Broker) Scalable Capital (https://de.scalable.capital; NeoBroker) Trade Republic (www.traderepublic.com; Neo-Broker)
Falls Sie ausschließlich offene Investmentfonds beziehungsweise ETFs kaufen wollen, empfiehlt es sich, ein Depot über einen spezialisierten Fondsvermittler zu eröffnen. Hier finden Sie oftmals attraktive Sonderangebote, etwa für Sparpläne auf beliebte Publikumsfonds ohne Ausgabeaufschlag oder zumindest mit einem Rabatt auf den Ausgabeaufschlag. Solche Fondsvermittler arbeiten mit spezialisierten Fondsbanken zusammen, bei denen Sie dann ein Depot eröffnen. Zu den Fondsvermittlern gehören beispielsweise: AVL Investmentfonds (www.avl-investmentfonds.de) Fondsvermittlung24 (www.fondsvermittlung24.de) Finanzpartner (www.finanzpartner.de) Fonds4you (www.fonds4you.de) Fondsdiscount (www.fondsdiscount.com) Fonds-Super-Markt (www.fonds-super-markt.de)
Teil III
Vermögen aufbauen mit Immobilien
IN DIESEM TEIL … Diesen Teil des Buches habe ich ganz dem Thema Immobilien als Anlageform gewidmet. Hier gebe ich Ihnen Denkanstöße, die es Ihnen erleichtern, die kurz- und langfristig entstehenden Kosten und Konsequenzen von Mieten gegenüber Eigenheimbesitz abzuwägen. Ich verrate Ihnen, wie Sie Ihr Vermögen aufbauen und Ihre finanziellen Ziele erreichen, indem Sie eine Immobilie in guter Lage erwerben, und gebe Ihnen wertvolle Tipps, die Ihnen helfen, zu entscheiden, ob ein solches Investment für Sie infrage kommt. Sie erfahren außerdem, wie Sie in Zusammenarbeit mit Kreditgebern und Maklern gute Immobiliendeals abschließen können.
Kapitel 10
In ein Eigenheim investieren IN DIESEM KAPITEL Miete oder Kauf? Die Vor- und Nachteile abwägen Wohneigentum in Ihre finanziellen Pläne einbeziehen Herausfinden, was Sie sich leisten können (und wollen) Die besten Immobilienangebote finden
Für die meisten Menschen ist der Kauf eines Eigenheims ihre erste, beste und einzige Immobilienanlage. Zwar verschlingen der Erwerb und Unterhalt eines Eigenheimes relativ hohe Summen, aber im Laufe Ihres Lebens können Sie durch Wohneigentum (anstelle von Miete) viel Geld sparen – und womöglich auch verdienen. Auch wenn der Berg an Hypothekenschulden in den ersten Jahren nach dem Kauf beängstigend hoch erscheint, kann das Eigenkapital Ihres Hauses (der Marktwert der Immobilie abzüglich der ausstehenden Hypothekenschulden) eines Tages zu Ihren größten Vermögenswerten zählen. Und ja, Immobilien stellen immer noch eine attraktive Investmentmöglichkeit dar, auch wenn es in den späten 2000erJahren in vielen Regionen Wertverluste gegeben hat. Wie Aktien entwickeln sich auch Immobilien auf lange Sicht gut, steigen aber nicht kontinuierlich im Wert an. Kluge Anleger machen sich daher Phasen rückläufiger Preise zunutze und betrachten sie als günstige Gelegenheiten, um zu niedrigeren Preisen zu kaufen – ähnlich wie beim Schlussverkauf im Einzelhandel. Aktuell haben wir zumindest in Deutschland allerdings eine Phase hoher und teils sogar überhöhter Immobilienpreise. Das sollten Sie bedenken, wenn Sie über den Kauf eines Eigenheims nachdenken.
Wohneigentum als Booster für Ihre finanziellen Ziele betrachten Auch wenn Ihr Eigenheim einen Haufen Kohle verschlingt (Kreditraten, Grundsteuer, Versicherungen, Instandhaltung und so weiter), kann es Ihnen doch helfen, wichtige finanzielle Ziele zu erreichen, wie zum Beispiel die folgenden: Ruhestand: Wenn Sie erst die 50 oder 60 erreicht haben, dürften die monatlichen Hypothekenraten im Verhältnis zu Ihrem Einkommen und Vermögen relativ gering oder gar nicht mehr vorhanden sein. Niedrigere Wohnkosten können Ihnen helfen, eventuell früher in den Ruhestand zu gehen oder weniger zu arbeiten. Manche Eigenheimbesitzer entscheiden sich dafür, ihr Haus zu verkaufen und dafür ein preiswerteres zu erwerben, oder aber es zu vermieten, um im Ruhestand dann ganz oder teilweise von den Mieterträgen leben zu können. Andere bessern ihre Rente auf, indem sie eine sogenannte Umkehrhypothek aufnehmen, um vom Eigenkapital ihrer Immobilie(n) zu profitieren. Dieses in den USA recht verbreitete Modell steckt in Deutschland allerdings noch in den Kinderschuhen. Die derzeit vorhandenen Angebote sind größtenteils mit Vorsicht zu genießen. Hier sollten Sie sich aktuell also noch keine großen Hoffnungen machen, dass dies richtig attraktiv und profitabel für Sie sein wird. Der Traum vom eigenen Unternehmen: Die Führung eines eigenen kleinen Unternehmens kann eine äußerst befriedigende Aufgabe sein. Finanzielle Hürden halten jedoch viele davon ab, ihren regulären Job an den Nagel zu hängen und den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Beleihung Ihres Eigenheims in Form einer Grundschuld kann Ihnen helfen, das notwendige Kapital für Ihre Geschäftsidee
aufzubringen. Je nachdem, welche Art von Geschäft Sie im Sinn haben, können Sie Ihr Unternehmen vielleicht sogar von zu Hause aus betreiben. (Mehr zum Thema Kleinunternehmen lesen Sie in Kapitel 14). Finanzierung von Ausbildung oder Studium: Es mag Ihnen vorkommen, als wären Ihre Kinder erst gestern zur Welt gekommen, aber schon bald werden sie in die teuerste (mehrjährige) Phase ihres Lebens eintreten: die Ausbildung oder das Studium. Natürlich gibt es auch hier verschiedene Finanzierungsoptionen. Die Beleihung Ihres Eigenheims in Form einer Grundschuld ist beispielsweise ein gangbarer Weg, um die Bildungskosten Ihrer Kinder zu decken. Vielleicht werden Sie das Eigenkapital Ihrer Immobilie gar nicht für Ihren Ruhestand, die Gründung eines Unternehmens, Bildungsausgaben oder andere wichtige finanzielle Ziele verwenden. Aber selbst, wenn Sie sich dazu entscheiden, Ihr Haus an Ihre Kinder, eine Wohltätigkeitsorganisation oder einen lang verschollenen Verwandten zu vererben, so ist und bleibt es immer noch ein äußerst wertvoller Vermögenswert und eine lohnende Investition. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie Sie das Beste daraus machen können.
Die Entscheidung für den Kauf eines Eigenheims fällen Ich bin der Meinung, dass die meisten Menschen ein Eigenheim kaufen und besitzen sollten, wenn sie die Gelegenheit dazu erhalten. Aber Wohneigentum ist nicht jedermanns Sache und schon gar nicht zu jedem Zeitpunkt im Leben. Die Entscheidung, ob und wann man ein Eigenheim (oder eine Immobilie an sich) kauft, kann äußerst komplex sein. Da geht es um (viel) Geld, aber auch um persönliche und emotionale Fragen. Der Kauf eines Eigenheimes ist eine große Sache – schließlich entscheiden Sie sich damit auch, sich an einem festen Ort
niederzulassen. Können Sie sich wirklich vorstellen, Tag für Tag, Jahr für Jahr immer wieder an genau diesen Ort zurückzukehren? Können Sie es wirklich als Ihr Zuhause betrachten? Natürlich können Sie jederzeit wieder umziehen, aber das kann, vor allem innerhalb weniger Jahre nach dem Kauf, kostspielig und mühsam sein; außerdem haben Sie jetzt eine finanzielle Verpflichtung am Hals.
Die Vor- und Nachteile von Wohneigentum abwägen Manche Menschen – vor allem enthusiastische Immobilienmakler – sind der Auffassung, dass jeder ein Eigenheim besitzen sollte. Vielleicht hören Sie von ihnen Sprüche wie »Denken Sie an Ihre finanzielle Unabhängigkeit« oder »Mieten ist wie Geld zum Fenster hinauswerfen«. Mieten ist allerdings keinesfalls zwangsläufig gleichbedeutend mit »Geld zum Fenster hinauswerfen«. Tatsächlich kann das Wohnen in Miete eine Reihe von Vorteilen haben, wie zum Beispiel die folgenden: Möglicher Kostenvorteil: In vielen Städten und Gemeinden ist das Mieten bestimmter Immobilien kostengünstiger als der Kauf. Ich kenne einige glückliche und erfolgreiche Mieter, die eine niedrige Miete zahlen, weil sie Abstriche in punkto Wohnfläche und/oder -komfort gemacht haben, zum Beispiel indem sie in einer Einzimmerwohnung leben oder zur Untermiete wohnen. Wenn Sie dann 10 Prozent oder mehr Ihres Einkommens auf die Seite legen können, während Sie zur Miete wohnen, sind Sie wahrscheinlich auf dem besten Weg, Ihre zukünftigen finanziellen Ziele auch ohne Wohneigentum zu erreichen. Mögliches Einspar- und Investitionspotenzial: Die gesparten Kosten für den Kauf und Unterhalt eines Eigenheims können Sie in andere Finanzanlagen investieren. Aktien, Anleihen, offene Investmentfonds und ETFs (siehe Teil II) sind leicht zugänglich und im Ruhestand äußerst nützlich.
Einige langjährige Haus- oder Wohnungseigentümer hingegen haben einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens in ihren Immobilien gebunden. (Denken Sie daran: Die erhöhte Verfügbarkeit von Bargeld beziehungsweise Liquidität ist ein zweischneidiges Schwert – liquide Mieter könnten versucht sein, ihr Geld kurzfristig zu verprassen). Psychologische Vorteile: Der Hauptvorteil des Wohnens zur Miete ist die nicht ganz unwichtige Tatsache, dass Sie einfach flexibler sind, wenn Sie mal Ihre sieben Sachen packen und weiterziehen wollen. Zwar haben Sie immer einen Mietvertrag zu erfüllen. Aber als Hauseigentümer müssen Sie größeren monatlichen Zahlungen nachkommen. Für manche Menschen fühlt sich diese Verantwortung wie ein finanzieller Klotz am Bein an. Schließlich haben Sie keine Garantie dafür, dass Sie Ihr Eigenheim kurzfristig und/oder zu dem von Ihnen gewünschten Preis verkaufen können, wenn Sie umziehen möchten.
Auch wenn das Wohnen zur Miete seine Vorteile hat, so hat es doch mindestens einen großen Nachteil: die Miete unterliegt der Inflation. Wenn die Lebenshaltungskosten steigen, kann Ihr Vermieter Ihre Miete trotzdem weiter erhöhen (es sei denn, Sie wohnen in einer Wohnung mit Mietpreisbindung). Beim Eigenheimbesitz hingegen steigt Ihre monatliche Belastung durch die Kreditrate nicht, zumindest nicht, solange Ihr Hypothekendarlehen noch der Zinsbindung unterliegt, was in Deutschland üblicherweise für mindestens zehn Jahre der Fall ist. (Grundsteuer, Hausversicherungen und Instandhaltungskosten unterliegen zwar der Inflation, aber diese Ausgaben fallen im Vergleich zu Ihrer monatlichen Kreditrate oder Miete in der Regel viel geringer aus). Wohneigentum ist zwar in den ersten Jahren teurer, aber auf lange Sicht günstiger. In Miete zu wohnen, ist langfristig teurer, weil sämtliche Mietkosten mit der Inflation steigen. Hinweis:
Unberücksichtigt bleibt bei dieser Aussage, wie sich der Wert Ihres Hauses im Laufe der Zeit potenziell verändern kann. Über längere Zeiträume hinweg steigen die Preise für Wohneigentum tendenziell an, was den Erwerb von Wohneigentum noch attraktiver macht.
Die Kaufnebenkosten wieder hereinholen Aus finanzieller Sicht empfehle ich Ihnen, den Kauf eines Eigenheims nur dann in Betracht zu ziehen, wenn Sie sich vorstellen können, für längere Zeit dort zu wohnen. Warum? Sowohl der Kauf als auch der Verkauf eines Hauses sind mit hohen Kosten verbunden, und Sie benötigen in der Regel eine erhebliche Wertsteigerung, um Ihre Kaufnebenkosten wieder hereinzuholen, die wie gesagt, leicht 10 bis 13 Prozent betragen. Folgende Kosten fallen in der Regel beim Kauf und Verkauf eines Hauses an: Maklercourtage: 3 bis 7 Prozent des Kaufpreises einer Immobilie zuzüglich Mehrwertsteuer gehen in Deutschland in der Regel an den Immobilienmakler beziehungsweise das Unternehmen, für das er tätig ist. Die genaue Höhe hängt vom Bundesland ab, in dem das betreffende Objekt liegt. Die Maklercourtage teilen sich Käufer und Verkäufer, das ist gesetzlich so vorgeschrieben. Notar- und Grundbuchkosten: Der Kaufvertrag für eine Immobilie muss notariell beurkundet werden. Der Notar veranlasst außerdem den Eintrag des neuen Eigentümers im Grundbuch. Dafür fallen Kosten in Höhe von 1,5 bis 2 Prozent des vereinbarten Kaufpreises an. Grunderwerbsteuer: Bei jedem Immobilienkauf hält der Fiskus die Hand auf und verlangt Grunderwerbsteuer. Die Höhe hängt vom Bundesland ab. Am günstigsten ist der Steuersatz in Bayern und Sachsen mit 3,5 Prozent des Kaufpreises, am teuersten in Brandenburg, Nordrhein-
Westfalen, dem Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen mit 6,5 Prozent (Stand: Februar 2022).
Wie gut ist die von Ihnen favorisierte Immobilie überhaupt in Schuss? Hier sollten Sie nichts dem Zufall überlassen. Kaufen Sie keinesfalls eine Immobilie, ohne sie vorher gründlich zu prüfen. Wenn Sie jemanden damit beauftragen, fallen Gutachterkosten an. Immobiliensachverständige können Ihnen helfen, eventuelle Probleme mit den sanitären Einrichtung, der Heizungsanlage oder der Elektroinstallation zu erkennen. Sie überprüfen außerdem Dinge wie das Fundament, das Dach und so weiter, sodass Sie Ihnen sogar sagen können, ob es im Haus einen Schädlingsbefall (zum Beispiel Hausschwamm) gibt. Immobiliensachverständige können je nach Größe des Hauses leicht 1.000 Euro oder mehr kosten. Manche investieren in Immobilien, auch wenn sie nicht vorhaben, lange selbst darin zu wohnen, etwa weil sie in Betracht ziehen, das Haus zu behalten und es beim nächsten Umzug zu vermieten. Dieses Anlagemodell kann sich auf lange Sicht finanziell lohnen, jedoch ist die Verantwortung, die mit einer Mietimmobilie einhergeht, nicht zu unterschätzen (mehr hierzu sowie zu immobilienbezogenen Anlageformen lesen Sie in Kapitel 11). In Deutschland empfiehlt sich aus steuerlichen Gründen allerdings eher die umgekehrte Reihenfolge: die Immobilie erst vermieten und sie dann selbst beziehen. Denn wenn Sie es geschickt anstellen und dem Fiskus glaubhaft machen können, dass eine baldige Selbstnutzung zunächst nicht geplant war, dann können Sie die Umbau- und Modernisierungskosten für die Immobilie als Werbungskosten von der Steuer bei der Anlage V (Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung) absetzen. Das kann Ihnen eine erhebliche Steuerersparnis bescheren.
Entscheiden Sie, wie viel Sie ausgeben möchten (und können) Der Kauf eines Eigenheims bedeutet eine langfristige finanzielle Verpflichtung. Um die Immobilie zu finanzieren, werden Sie vermutlich ein Hypothekendarlehen aufnehmen, und es wird 15 bis 30 Jahre dauern, bis es abgezahlt ist. Darüber hinaus muss Ihr Haus im Laufe der Jahre instand gehalten werden, was zusätzliche Kosten verursacht. Bevor Sie sich also dazu entschließen, sollten Sie eine Bestandsaufnahme Ihrer allgemeinen finanziellen Situation vornehmen. Wenn Sie über eine gute Bonität, sprich Zahlungsfähigkeit, und einen zuverlässigen Arbeitsplatz verfügen, werden Ihnen die Banken und andere Kreditgeber mit Freuden ein Darlehen gewähren und Ihnen die für Ihre Situation zutreffende maximale Darlehenshöhe anbieten. Aber nur, weil sie Ihnen den Höchstbetrag anbieten, heißt das noch lange nicht, dass Sie ein Hypothekendarlehen in dieser Höhe auch aufnehmen müssen oder sollten. Eine Immobilie zu erwerben, ohne zuvor Ihre anderen monatlichen Ausgaben und langfristigen Ziele zu überdenken, kann gehörig nach hinten losgehen. Es kann nämlich dazu führen, dass Ihr schönes Eigenheim Ihnen am Ende finanziell über den Kopf wächst, weil sie fast jeden Cent hineinstecken müssen. Haben Sie zum Beispiel bedacht, wie viel Sie monatlich sparen müssen, um Ihren Ruhestand zu finanzieren? Und wie sieht es mit Ihren Ausgaben für Urlaube und Unterhaltung aus? Wenn Sie Ihren derzeitigen Lebensstil beibehalten wollen, müssen Sie sich selbst gegenüber ehrlich sein, indem Sie sich klarmachen, wie viel Sie sich als Hausbesitzer wirklich leisten können (und wollen). Vor allem Erstkäufer von Wohneigentum
geraten häufig in finanzielle Schwierigkeiten, weil sie sich über ihre aktuellen Ausgaben und anderweitigen laufenden Kosten nicht im Klaren sind. Der Kauf eines Hauses kann eine kluge Entscheidung sein, aber auch eine große Belastung. Und nicht zu vergessen – man kann unheimlich viele nützliche und schicke Dinge für ein Haus kaufen. Aber das auf Kreditbasis zu tun, ist nicht immer klug. Lassen Sie nicht zu, dass Ihr Eigenheim Ihre finanzielle Zukunft bestimmt. Bevor Sie eine Immobilie kaufen oder einen Hypothekenkredit aufnehmen, sollten Sie sich vergewissern, dass Sie es sich auch leisten können – und vor allem sollten Sie Ihre Altersvorsorge nicht vernachlässigen (falls Sie hoffen, eines Tages in Rente zu gehen). Lesen Sie diesbezüglich zuerst Kapitel 3. Nach der Lektüre der folgenden Abschnitte können Sie außerdem einen Blick in Kapitel 12 werfen, in dem ich die Themen Hypothekendarlehen und Finanzierungsmöglichkeiten ausführlicher behandle.
Mit den Augen eines Kreditgebers sehen Die Vermittler von Hypothekendarlehen bieten Ihnen – nach Einschätzung Ihrer persönlichen finanziellen Situation – immer den maximalen Betrag an, den Sie für den Kauf einer Immobilie aufnehmen können. Selbstverständlich möchten alle potenziellen Kreditgeber (wie Banken und Sparkassen) gerne wissen, wie zahlungskräftig Sie sind und ob Sie in der Lage sein werden, das geliehene Geld zurückzuzahlen, weshalb Sie zuvor einige »Tests« bestehen müssen. Zunächst wird ermittelt, welche monatliche Rate Sie sich überhaupt leisten können. Dabei wird Ihr Einkommen betrachtet, aber ebenso die monatlichen Ausgaben, die Sie haben. Außerdem wird hochgerechnet, wie lange Sie überhaupt noch von Ihrem aktuellen Einkommen ausgehen können (deshalb ist es für
Menschen, die schon in den Vierzigern oder Fünfzigern sind und bald in Ruhestand gehen, oft beträchtlich schwieriger, einen Immobilienkredit zu erhalten). Und noch etwas spielt eine Rolle bei der Betrachtung Ihrer Kreditwürdigkeit: Sollten Sie Verbraucherschulden haben (etwa aus einem Ratenkredit oder einem offenen Kreditkartensaldo), kann es eng für Sie werden. Verbraucherschulden sind alles andere als vorteilhaft, selbst wenn man die Tatsache außer Acht lässt, dass sie Ihre Bonität beeinträchtigen. Diese Art von Schulden ist kostspielig und verleitet Sie dazu, über Ihre Verhältnisse zu leben. Ich empfehle Ihnen daher dringend, diese Schulden loszuwerden, Ihre Ausgaben einzuschränken und damit anzufangen, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten zu leben. Denn wenn Sie das schon als Mieter nicht schaffen, dann wird es für Sie als Hausbesitzer noch schwieriger sein.
Den richtigen Kaufzeitpunkt abpassen Egal, ob Sie nun überlegen, ein Eigenheim oder eine Immobilie an sich zu kaufen, machen Sie sich vermutlich Gedanken darüber, ob die Immobilienpreise steigen oder fallen werden. Niemand möchte ein Haus kaufen, das anschließend im Wert sinkt. Und wer würde nicht gerne kaufen, kurz bevor die Preise wieder anziehen? Es ist nicht leicht vorherzusagen, wie sich die Immobilienpreise in einer bestimmten Region (ob Stadt, Bundesland oder Land) in den nächsten ein, zwei, drei oder mehr Jahren entwickeln werden. Letztendlich entscheidet die konjunkturelle, sprich wirtschaftliche Lage einer Region über die dortige Nachfrage und die dortigen Immobilienpreise. Mehr Arbeitsplätze, insbesondere gut bezahlte Arbeitsplätze, sorgen für mehr Nachfrage nach Wohnraum. Und wenn die Nachfrage steigt, steigen auch die Preise. Wenn Sie in Ihren Zwanzigern, Dreißigern oder sogar erst Vierzigern eine Immobilie erwerben, ist es wahrscheinlich, dass Sie sie über viele Jahrzehnte hinweg besitzen. In einem so langen Zeitraum können Sie zahlreiche Höhen und Tiefen erleben. Aber Sie werden wahrscheinlich mehr Höhen als Tiefen erleben, weshalb Sie sich nicht allzu viele Gedanken darüber machen sollten, was in nächster Zeit auf dem Immobilienmarkt passieren wird (oder nicht). Ich kenne einige Langzeitmieter, die es vor Jahrzehnten vermieden haben, ein Eigenheim zu kaufen, weil sie dachten, die Preise seien zu hoch. Folglich
verpassten sie die enorme Wertsteigerung von Immobilien. (Der einzige Lichtblick beim Rückgang der Immobilienpreise Ende der 2000er-Jahre ist, dass Immobilien dadurch so erschwinglich wurden wie schon lange nicht mehr. Das gilt aber vor allem für den US-Immobilienmarkt.) Dennoch kann es sein, dass Sie unschlüssig sind, ob Sie ein Haus kaufen sollen oder nicht. Vielleicht sind Sie sich nicht sicher, ob Sie länger als drei bis fünf Jahre dort wohnen bleiben werden. Daher kann Ihre Kaufentscheidung zum Teil davon abhängen, ob die aktuellen Immobilienpreise in Ihrer Region ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt, die Anzahl der zum Verkauf stehenden Häuser und die Höhe der Immobilienpreise im Vergleich zu den Mieten – all das sind nützliche Indikatoren für den Zustand des Wohnungsmarktes einer Region. Falls Sie planen, in weniger als fünf Jahren wieder umzuziehen, ist es umso wichtiger, den richtigen Zeitpunkt für den Kauf abzupassen. In diesem Fall sollten Sie es vermeiden, zu kaufen, wenn die Immobilienpreise im Vergleich zu den Mietkosten gerade relativ hoch sind. Wenn Sie mit einem baldigen Umzug rechnen, ist das Mieten angesichts der hohen Transaktionskosten für den Kauf und Verkauf von Immobilien im Allgemeinen sinnvoller. In Deutschland sollten Sie zusätzlich unbedingt beachten, dass die Kaufnebenkosten (Kosten für Makler, Notar, Grundbucheintrag, Grunderwerbsteuer et cetera) mit mindestens 10, oft sogar mit bis zu 13 Prozent zu Buche schlagen. Auch deshalb hat es sich in Deutschland nicht durchgesetzt, sein selbst genutztes Eigenheim ständig wieder zu verkaufen und durch ein anderes Objekt zu ersetzen. Wenn Sie hierzulande ein Eigenheim kaufen, sollte gewährleistet sein, dass Sie es lange selbst nutzen oder im Anschluss an die Eigennutzung zumindest vermieten können (und wollen).
Die Höhe des Eigenkapitals festlegen Sie sollten 20 bis 30 Prozent des Kaufpreises an Eigenkapital mitbringen, wenn Sie einen Immobilienkredit für den Erwerb eines Eigenheims aufnehmen möchten. Zwar gibt es Banken, die auch weniger akzeptieren. Aber die Konditionen für Ihr Darlehen sind dann erheblich schlechter, was im Klartext heißt: Sie müssen dann entweder weitaus höhere Kreditraten stemmen oder die Zeit bis zur vollständigen Tilgung des Darlehens zieht sich in die Länge.
Das in Deutschland übliche Darlehen zur Finanzierung eines Eigenheims ist das sogenannte Annuitätendarlehen mit immer gleichen Kreditraten. Dafür wird eine sogenannte Grundschuld eingetragen, das ist der Vermerk im Grundbuch, der die mit dem Darlehen gekaufte Immobilie dieses Darlehen absichert. Achtung: Fälschlicherweise ist hier oft von einer »Hypothek« die Rede, aber dieser Ausdruck ist eigentlich nicht korrekt. Trotzdem verwendet man landläufig meistens das Wort »Hypothekendarlehen«, wenn man eigentlich das klassische, mit einer Grundschuld besicherte Annuitätendarlehen meint. Wie funktioniert dieses Darlehen? Ganz einfach: Die monatliche Kreditrate setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: Zinsen und Tilgung. Am Anfang sind die Zinsen auf die aufgenommene Summe sehr hoch und die Tilgung liegt üblicherweise bei maximal 2 bis 3 Prozent der Kreditsumme. Nach und nach wird die Kreditsumme kleiner – und das heißt, es werden weniger Zinsen darauf fällig und ein immer größerer Teil der Kreditrate kann dazu verwendet werden, den Kredit zu tilgen. Der Tilgungsanteil steigt also, der Zinsanteil sinkt. Zinshöhe plus (anfängliche) Tilgungsrate bestimmen also zusammen mit der Höhe der Kreditsumme, wie hoch die monatlichen Kreditraten sind.
Es gibt noch eine zweite Form von Darlehen, die früher ganz gerne zur Immobilienfinanzierung verwendet wurden: die sogenannten endfälligen Darlehen. Hier läuft das Spielchen anders: Die Monatsraten bedienen nur die Zinsen, die Darlehenssumme bleibt bis zum Schluss bestehen. Erst am Schluss wird diese auf einmal getilgt, etwa mit der Auszahlung einer Lebensversicherung, die dann ebenfalls fällig ist. Ich war aber noch nie ein Fan solcher endfälliger Darlehen, die mit niedrigeren monatlichen Raten locken, weil alle monatlichen Zahlungen nur für die Zinsen verwendet werden. Bei diesen Darlehen ist die Zinslast viel höher, weil die Kreditsumme bis zum Schluss ungeschmälert erhalten bleibt. Zur Finanzierung eines Eigenheims sind solche Darlehen (in Deutschland) besonders ungünstig, weil die Kreditraten noch nicht einmal steuerlich absetzbar sind. Und was, wenn Sie so viel Geld haben, dass Sie es sich leisten können, mehr als 20 Prozent als Anzahlung zu leisten? Wie viel sollten Sie dann anzahlen? (Diese Frage stellt sich in der Regel nicht – die meisten Käufer, vor allem Erstkäufer, haben Mühe, überhaupt eine 20-prozentige Anzahlung aufzubringen.) Die Antwort hängt davon ab, was Sie sonst noch mit dem Geld anstellen können oder wollen. Wenn Sie andere Anlagemöglichkeiten in Betracht ziehen, sollten Sie prüfen, ob diese bei hinreichender Sicherheit so hohe Renditen abwerfen würden, dass Sie damit die Zinsen, die Sie für Ihre Hypothek zahlen würden, ausgleichen könnten. Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben Aktien- und Immobilienanleger eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 7 bis 9 Prozent erzielt. Wenn Sie also Hypothekenzinsen in Höhe von 2 bis 4 Prozent zahlen, dann dürfte es Ihnen langfristig gesehen ein paar Prozent mehr einbringen, wenn Sie das Geld, das Sie in eine höhere Anzahlung gesteckt hätten, in solche wachstumsstarken Anlagen investieren. Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass Ihre Anlagen jährlich 7 bis 9 Prozent Gewinn
abwerfen werden. (Frühere Renditen sind keine Garantie für die Zukunft.) Und vergessen Sie auch nicht, dass jegliche Art von Investment mit Risiken verbunden ist. Eine höhere Anzahlung in Verbindung mit einer geringeren Kreditaufnahme hat den Vorteil, dass es sich dabei im Grunde um eine risikofreie Investition handelt (solange Sie Ihre Immobilie ausreichend versichert haben). Wenn Sie lieber nur 20 Prozent anzahlen und dafür mehr Geld in andere Anlagen investieren möchten, dann ist das völlig in Ordnung. Deponieren Sie das zusätzliche Geld (abgesehen von einer Notfallreserve) nur nicht unter Ihrer Matratze oder auf einem Sparkonto oder in Anleihen, die weniger Zinsen abwerfen, als Ihre Hypothek Sie an Zinsen kostet. Investieren Sie es stattdessen in renditestärkere Anlagen und hier vor allem in solche, für die es eine staatliche Förderung gibt (etwa einen Riester- oder RürupVertrag. Im Zweifel sind Sie ansonsten besser beraten, vorrangig mehr Eigenkapital in die Immobilie zu stecken, damit Sie nur einen kleineren Kredit für die Immobilie aufnehmen müssen.
Welcher Immobilientyp sind Sie? Wenn Sie bereit sind, eine Immobilie zu erwerben, müssen Sie einige Entscheidungen treffen, zum Beispiel was und wo Sie kaufen möchten. Wenn Sie in einem Vorort aufgewachsen sind, dann schwebt Ihnen vielleicht das traditionelle Einfamilienhaus mit Rasen, Kindern und Haustieren vor. Doch Einfamilienhäuser sind in vielen Bezirken nicht die einzige oder vorherrschende Art von Wohnhaus, insbesondere in einigen teureren Stadtvierteln. Andere gängige Wohngebäudearten mit höherer Bewohnerdichte sind unter anderem folgende:
Eigentumswohnungen: Bei Eigentumswohnungen handelt es sich in der Regel um über- und nebeneinander angeordnete Wohneinheiten. Manche Gebäude mit Eigentumswohnungen wurden ursprünglich anderweitig genutzt oder waren zuvor in der Hand einzelner Eigentümer und wurden erst später durch den Verkauf einzelner Einheiten in Immobilien mit Eigentumswohnungen umgewandelt. Wenn Sie eine Eigentumswohnung kaufen, erwerben Sie eine bestimmte Einheit sowie einen Anteil an den gemeinschaftlich genutzten Bereichen (zum Beispiel Swimmingpool, Gartenanlage, Eingang und Flure, Waschraum und so weiter). Achtung: Zwangsläufig bilden Sie eine sogenannte Wohneigentümergemeinschaft (WEG) mit den anderen Leuten zusammen, die im besagten Mehrfamilienhaus eine Eigentumswohnung besitzen. Hier ist oft Streit vorprogrammiert. Außerdem geht es nicht ohne eine professionelle Hausverwaltung. Sehen Sie sich vor dem Kauf einer solchen Immobilie unbedingt die Protokolle der früheren Eigentümerversammlungen an. Nur so können Sie ausloten, ob und wo es in der Vergangenheit Probleme gab. Reihenhäuser: Ein Reihenhaus ist eine Mischung aus Eigentumswohnung und Einfamilienhaus. Reihenhäuser ähneln einerseits Eigentumswohnungen, weil sie direkt aneinander angrenzen (und sich in der Regel einige Wände und Dachbereiche miteinander teilen), und haben andererseits etwas von einem Einfamilienhaus, weil sie oft zweistöckig sind und einen kleinen Vorgarten haben. Manche Reihenhäuser sind ebenfalls Teil einer WEG, andere aber werden immobilienrechtlich so gestellt wie ein frei stehendes Einfamilienhaus. Einfamilienhäuser: Hier haben Sie am meisten Freiheit. Aber natürlich ist es auch eine Preisfrage, ob ein solches Objekt überhaupt erschwinglich ist. Das wiederum hängt vorrangig von der Ausstattung und Lage ab.
Wohnungen und Reihenhäuser bieten zwei potenzielle Vorteile: Sie erhalten in der Regel mehr Wohnfläche für Ihr Geld. Das ist einleuchtend, da bei einem Einfamilienhaus ein Großteil der Kosten auf das Grundstück entfällt. Ein Grundstück eignet sich zwar prima für Erholungszwecke und spielende Kinder, aber man nutzt es nicht so wie einen Innenraum. Wohnhäuser mit mehreren Wohneinheiten bieten demnach maximalen Lebensraum für Ihr investiertes Geld. Sie sind häufig nicht selbst für die allgemeine Instandhaltung verantwortlich. Stattdessen kümmern sich die Wohnungseigentümergemeinschaft beziehungsweise deren Hausverwaltung darum, an die Sie üblicherweise ein monatliches Hausgeld zahlen müssen. Wenn Sie keine Zeit, Energie oder Lust haben, sich selbst um eine Immobilie zu kümmern, kann solch eine Investition in eine Mehrparteienimmobilie durchaus sinnvoll sein. Warum also kauft nicht jeder solche Immobilien? Nun, als Anlageform schneiden Einfamilienhäuser im Allgemeinen besser ab als andere Wohnformen. Für Einfamilienhäuser gibt es außerdem in der Regel mehr Kaufinteressenten – die meisten Menschen bevorzugen, sofern sie es sich leisten können, ein frei stehendes Haus, schon alleine wegen der größeren Privatsphäre.
Wenn Sie sich ein kleineres Einfamilienhaus leisten können und nicht vor dem Gedanken zurückschrecken, ein Haus instand zu halten, dann entscheiden Sie sich für das Einfamilienhaus. Wohnungen in Mehrfamilienhäusern eignen sich besser für Menschen, die sich nicht um die Instandhaltung von Gebäuden kümmern wollen oder können und zudem die Sicherheit schätzen, die das Wohnen in einem größeren Gebäude zusammen mit anderen Personen bietet. Wenn Sie sich für die Anlage in Wohnungen interessieren, sollten Sie infrage kommende Objekte zuvor gründlich überprüfen lassen. Beobachten Sie außerdem die Langzeitentwicklung der Unterhaltungs- und Instandhaltungskosten, um sicherzugehen, dass Sie diese Kosten auf Dauer bewältigen können. (Mehr zum Thema Inspektion von Immobilien lesen Sie in Kapitel 11).
Die richtige Immobilie und den richtigen Standort finden Manche Zeitgenossen wissen genau, wo sie leben wollen. Sie schauen sich daher nur eine Handvoll Immobilien an und entscheiden sich dann relativ schnell für einen Kauf. Die meisten nehmen sich viel mehr Zeit, denn die Suche nach dem richtigen Haus in der gewünschten Gegend und zu einem fairen Preis kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Der Kauf eines Eigenheims kann auch viele Kompromisse erfordern, zum Beispiel wenn Sie zusammen mit anderen Familienmitgliedern (vor allem Ehepartnern) kaufen. Setzen Sie sich ein realistisches Zeitlimit, um sich über die verschiedenen Gegenden zu informieren und eine Immobilie zu finden, die Ihren Vorlieben entspricht. Wenn Sie wie die meisten Menschen einen Vollzeitjob haben und nur an wenigen Wochenenden und Abenden Zeit haben, nach einem Haus zu
suchen, dann sind drei bis sechs Monate eine kurze Zeit, um sich auf eine Gegend festzulegen, dort eine Immobilie zu finden und den Kauf erfolgreich abzuwickeln. Sechs Monate bis ein Jahr sind somit keineswegs ungewöhnlich oder langsam. Denken Sie daran, dass es sich hier um eine riesige Anschaffung handelt, und nicht zuletzt auch um ein Zuhause, in das Sie jeden Tag zurückkehren werden. Immobilienmakler können es Ihnen sehr schwer machen, sich für diese schwerwiegende Entscheidung ausreichend Zeit zu lassen. Manche Makler sind penetrant bis aggressiv und wollen den Kauf so schnell wie möglich abschließen, um ihre Provision einzustreichen. Meiden Sie solche Vermittler, wenn Sie nicht in Ihr Unglück und in eine mögliche Pleite rennen wollen. Beginnen Sie Ihre Suche notfalls ohne Makler, um diesen Druck von außen zu vermeiden. Weitere Tipps für die Zusammenarbeit mit Maklern finden Sie in Kapitel 12.
Für Alternativen offenbleiben Bevor Sie mit der Suche nach einem neuen Heim beginnen, haben Sie vielleicht schon eine Vorstellung davon, welche Art von Immobilie und Lage Sie interessiert und was Sie sich leisten können. Vielleicht sind Sie der Ansicht, dass Sie sich in Ihrem Wunschviertel nur eine Eigentumswohnung leisten können. Wenn Sie sich jedoch die Zeit nehmen, auch andere Gemeinden zu besichtigen, finden Sie vielleicht auch noch eine andere Gegend, die Ihren Bedürfnissen gerecht wird und in der es erschwingliche Einfamilienhäuser gibt. Das würden Sie allerdings nie erfahren, wenn Sie Ihre Suche zu schnell und zu stark eingrenzen würden. Selbst wenn Sie schon eine Weile in einer bestimmten Gegend leben und glauben, sie gut zu kennen, sollten Sie sich verschiedene Arten von Immobilien in unterschiedlichen Lagen ansehen, bevor Sie Ihre Suche eingrenzen. Bleiben Sie aufgeschlossen und machen Sie sich klar, welche Ihrer
zahlreichen Kriterien für ein Eigenheim Ihnen wirklich am Herzen liegen. Bei einigen Ihrer Wünsche und Vorlieben werden Sie wahrscheinlich flexibel sein oder auch Abstriche machen müssen. Nachdem Sie sich auf eine bestimmte Gegend, einen Bezirk oder ein Viertel festgelegt haben, sollten Sie sich auf jeden Fall das gesamte Angebot an dort verfügbaren Immobilien ansehen. Selbst wenn Sie nur 300.000 Euro für ein Haus ausgeben möchten, sollten Sie sich auch teurere Objekte ansehen. Die meisten Immobilien werden nämlich unter dem ursprünglichen Angebotspreis verkauft, und vielleicht möchten Sie sogar ein wenig mehr ausgeben, wenn Sie sehen, welche Extras und Annehmlichkeiten Sie für Ihr Geld bekommen können. Auch wenn Sie einen Makler beauftragt haben, sollten Sie darauf achten, keine Immobilien zu übersehen, die direkt vom Eigentümer angeboten werden (das heißt Immobilien, die nicht bei einem Makler gelistet sind und somit auch keiner Maklerprovision unterliegen). Andernfalls verpassen Sie möglicherweise einige gute Angebote.
Gute Recherche ist die halbe Miete Es ist ein Irrtum zu glauben, Sie könnten eine bestimmte Wohngegend aufgrund von Erzählungen oder persönlichen Erfahrungen anderer richtig einschätzen. Vielleicht haben Sie mal gelesen oder gehört, dass jemand in einem bestimmten Viertel überfallen wurde. Dieser Vorfall macht dieses Viertel aber nicht per se gefährlich – oder gefährlicher als andere Bezirke. Informieren Sie sich über die Fakten. Anekdoten und Wahrnehmungen anderer Menschen spiegeln die Realität meist nicht wider. Um mehr über eine potenzielle Wohngegend zu erfahren, sollten Sie sie – eigenhändig und eingehend – auf die folgenden Kriterien hin überprüfen:
Freizeitangebote: Es bleibt zu hoffen, dass Sie nicht Ihre gesamte Zeit bei der Arbeit verbringen müssen, um für Ihre monatlichen Kreditraten zu schuften. Ich hoffe, Sie werden Zeit haben, um Parks, Sport- und Freizeiteinrichtungen und so weiter zu nutzen. Fahren Sie einfach ein wenig durch die Umgebung, um sich einen Überblick über das vorhandene Freizeitangebot zu verschaffen. Die meisten Immobilienmakler prahlen nur allzu gerne mit den Attraktionen Ihrer Lieblingsviertel. Auf den Websites der Städte und Gemeinden erfahren Sie, was sie zu bieten haben und wo Sie die betreffenden Einrichtungen finden. Schulen: Wenn Sie Kinder haben, ist dieses Thema für Sie besonders wichtig. Leider fällen viele ein vorschnelles Urteil bezüglich der Qualität einer Schule, ohne sich eingehend zu informieren. Besuchen Sie infrage kommende Einrichtungen selbst und verlassen Sie sich nicht blind auf Bewertungen und Erzählungen anderer. Sprechen Sie mit Eltern und Lehrern, um zu erfahren, was an den Schulen vor sich geht. Wenn Sie keine Kinder im schulpflichtigen Alter haben (oder wollen), werden Sie vielleicht sagen: »Was kümmert mich schon die Qualität der Schulen?« Doch selbst wenn Sie kinderlos sind (oder es bleiben wollen), ist dieses Kriterium von entscheidender Bedeutung, da sich die Qualität der örtlichen Schulen und deren langfristige Entwicklung auch auf die Immobilienpreise und damit den Wiederverkaufswert Ihrer Immobilie auswirken. Berücksichtigen Sie daher diesen Aspekt, auch wenn er für Sie im familiären Sinne nicht wichtig erscheint. Grundsteuer und Kommunalabgaben: Wie hoch werden Ihre Grundsteuer und anderweitige Abgaben (zum Beispiel für Abfall- und Abwasserentsorgung, Gas- und Stromversorgung, Erschließungskosten und Ähnliches) sein? Die Grundsteuersätze und sonstigen kommunalen Gebühren variieren von Gemeinde zu Gemeinde. Erkundigen Sie sich
bei der Stadtverwaltung oder Gemeinde oder bei einem guten Immobilienmakler. Kriminalität: Viele Städte und Gemeinden führen Kriminalstatistiken, die zunehmend auch online verfügbar sind – nutzen Sie sie! Sie können auch die örtliche Polizeibehörde anrufen, um sich über die Kriminalitätsrate in einer bestimmten Gegend zu informieren. Entwicklungspotenzial und -perspektiven: Erkundigen Sie sich bei den Planungsbehörden der ins Auge gefassten Städte und Gemeinden, welche Arten von Neubauten und größeren Erneuerungen oder Umstrukturierungen geplant sind. Die Mitarbeiter des Planungsbüros können Ihnen möglicherweise auch Auskunft über Probleme in bestimmten Arealen geben. Risiken von Naturkatastrophen: Bestehen in den Gegenden, in denen Sie eine Immobilie kaufen möchten, besonders hohe umweltbezogene Risiken wie Überschwemmungen, Schlammlawinen, Brände oder Erdbeben? Auch wenn eine entsprechende Wohngebäudeversicherung Sie – zumindest teilweise – finanziell absichern kann, sollten Sie auch darüber nachdenken, wie und ob Sie mit solchen Szenarien umgehen können, denn eine Versicherung lindert nur den finanziellen Schmerz eines Eigenheimverlustes. Bei vielen Naturkatastrophen zahlt überdies die Wohngebäudeversicherung nur, wenn Elementarschäden mitversichert sind, und ein solcher Versicherungsschutz ist nicht an jedem Standort erschwinglich (zum Beispiel in Flussnähe). Jedes Gebiet birgt ein gewisses Risiko, und auch ein Haus in der sichersten Gegend kann bis auf die Grundmauern niederbrennen. Auch wenn Sie nicht sämtliche Risiken ausschließen können, so können Sie sich zumindest über das Naturkatastrophenpotenzial in unterschiedlichen Regionen informieren.
Wenn Sie neu in einer Region sind und/oder die Risiken nicht genau kennen, sollten Sie sich bei verschiedenen Quellen informieren. Sachkundige und ehrliche Immobilienmakler können Ihnen hier weiterhelfen, oder Sie besorgen sich Informationen aus erster Hand. Online finden Sie zum Beispiel Risikokarten verschiedener Organisationen (wie CEDIM unter www.cedim.kit.edu oder DKKV unter www.dkkv.org/de/naturgefahren-in-deutschland) für unterschiedliche Arten von Naturkatastrophen. Auch bei Rückversicherern wie der Munich Re finden Sie unter Umständen genauere Auskunft über die Risiken in bestimmten Gebieten.
Den Marktwert von Immobilien verstehen Über viele Monate hinweg werden Sie sich vielleicht Dutzende von Immobilien ansehen, die zum Verkauf stehen. Nutzen Sie diese Besichtigungen als Gelegenheit, um herauszufinden, was bestimmte Objekte wert sind. Der Angebotspreis sagt nichts über den Wert eines Hauses aus – er könnte es, tut es aber vermutlich nicht. Immobilien, deren Preis auf den Verkauf ausgerichtet, also realistisch angesetzt ist, verkaufen sich auch in der Regel relativ schnell. Immobilien, die auf dem Markt bleiben, sind oftmals überbewertet, werden also zu teuer angeboten. Der Angebotspreis solcher Immobilien kann also schlicht den Betrag widerspiegeln, von dem irgendein gieriger oder uninformierter Verkäufer und sein Makler hoffen, dass irgendein Idiot ihn bezahlen wird. Verfolgen Sie die Preise der Immobilien, die Sie sich ansehen, und achten Sie darauf, zu welchem Preis sie letztendlich verkauft werden. (Gute Makler können Sie mit diesen Informationen versorgen.) Immobilien werden nämlich
in der Regel unter dem Preis verkauft, zu dem sie zunächst angeboten werden. Indem Sie die Verkaufspreise im Auge behalten, erhalten Sie wichtige Anhaltspunkte hinsichtlich des tatsächlichen Wertes von Immobilien und können so besser einschätzen, was Sie sich leisten können.
Die Umgebung abklappern Nachdem Sie sich für ein ganz bestimmtes Objekt entschieden haben, sollten Sie sich die Umgebung sehr sorgfältig ansehen – schließlich müssen Sie wissen, worauf Sie sich einlassen. Besuchen Sie das Viertel, in dem sich die Immobilie befindet, zu verschiedenen Tageszeiten und an unterschiedlichen Wochentagen. Klopfen Sie an einige Türen und lernen Sie Ihre potenziellen Nachbarn kennen. Stellen Sie Fragen. Sprechen Sie sowohl mit Immobilieneigentümern als auch mit Mietern. Da Mieter kein finanzielles Interesse bezüglich der Gegend haben, geben sie oftmals bereitwilliger Auskunft über mögliche negative Aspekte des Umfelds. Wenn Sie sich dann schließlich entschieden haben, wo und was Sie kaufen möchten, sind Sie bereit, zu verhandeln und den Kauf in die Wege zu leiten. Kapitel 12 befasst sich eingehender mit Fragen und Themen, die sowohl den Kauf von Eigenheimen als auch von Anlageimmobilien betreffen, wie zum Beispiel Finanzierung, Kaufverhandlungen, Besichtigung und so weiter.
Kapitel 11
In Mietimmobilien investieren IN DIESEM KAPITEL Die Vor- und Nachteile von Immobilienanlagen abwägen Erfolgreich in Immobilien investieren Einfache und rentable Möglichkeiten zur Immobilienanlage entdecken Die besten Immobilienangebote finden Immobilienanlagetipps aus der Praxis beherzigen Schlechte Immobilienanlagen erkennen und vermeiden
Egal, ob Sie bereits ein Eigenheim besitzen oder noch zur Miete wohnen, können Immobilien eine attraktive Anlageform für Sie darstellen. Im Laufe der Jahrzehnte und über viele Generationen hinweg haben Investitionen in Immobilien (ähnlich wie in den Aktienmarkt oder in Kleinunternehmen) vielen Anlegern zu enormem Wohlstand verholfen. (In Kapitel 2 finden Sie weitere Informationen hinsichtlich der Rendite verschiedener Anlageformen).
Wie bei Aktien handelt es sich auch bei Immobilien um eine Form der Eigenkapitalanlage, bei der Sie einen Anteil an einem Vermögenswert besitzen. Obwohl Sie mit Immobilieninvestments mitunter beträchtliche Gewinne erzielen können, sollten Sie nicht vergessen, dass Sie dabei auch ein höheres Risiko eingehen. Immobilien sind kein Weg, um schnelles Geld zu machen oder auf einfache Weise reich zu werden. Wie bei Aktien gibt es auch auf den Immobilienmärkten Aufs und Abs. Die meisten erfolgreichen Immobilienanleger investieren in eine Immobilie und halten sie dann über viele Jahre hinweg. Die große Mehrheit der weniger erfolgreichen Immobilienanleger begeht dagegen einige vermeidbare Fehler. In diesem Kapitel verrate ich Ihnen, wie Sie gute Immobiliengeschäfte tätigen und die schlechten vermeiden können.
Was sind die Vorteile von Investments in Mietobjekte? Viele Menschen kommen zu ihrem Wohlstand, indem sie in Immobilien investieren. Während manche sich ausschließlich auf diese Anlageform konzentrieren, bauen viele andere ihr Vermögen zuerst über ein eigenes Unternehmen oder andere Wege auf und legen ihr Geld später zusätzlich in Immobilien an. Welchen Wissensvorsprung haben diese wohlhabenden Menschen, und warum investieren sie in Immobilien? In den folgenden Abschnitten gehe ich auf die zahlreichen Vorteile von Immobilien ein.
Immobilien haben, wie alle Anlageformen, ihre Vor- und Nachteile. Immobilieninvestments sind zeitintensiv und mit Risiken verbunden. Investieren Sie daher vorrangig in Immobilien, weil Sie Spaß an der Herausforderung haben und weil Sie Ihr Portfolio diversifizieren möchten. Der Wert von Immobilien entwickelt sich nicht im Gleichschritt mit dem Wert anderer Anlagen, die Sie besitzen, wie zum Beispiel Aktien oder Kleinunternehmen, was sie zu einem sinnvollen Diversifizierungsinstrument macht.
Begrenztes Bauland Das Angebot an bebaubarem (und damit heiß begehrtem) Land auf diesem Planeten ist begrenzt. Und da die Menschen dazu neigen, sich zu vermehren, steigt die Nachfrage nach Grundstücken und Wohnraum immer weiter an. Grund und Boden und die Möglichkeiten, die sie dem Eigentümer eröffnen, machen Immobilien so wertvoll. Städte und Inseln wie Hawaii, Hongkong, San Francisco, Los Angeles und New York City haben in der Regel die höchsten Wohnkosten, weil das Bauland dort begrenzt ist. Gleiches gilt auch in Deutschland, wo etwa in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, München, Hamburg und Stuttgart der Wohnraum knapp wird.
Hebel aufs Eigenkapital Immobilien unterscheiden sich von den meisten anderen Anlageformen dahin gehend, dass Sie 75 bis 80 Prozent (oder mehr) des Immobilienwerts als Darlehen aufnehmen können, um ein Objekt zu finanzieren. Somit haben Sie die Möglichkeit, mit Ihrer Anzahlung von lediglich 20 bis 25 Prozent des Kaufpreises eine Anlage mit einem viel höheren Wert zu erwerben, zu besitzen und zu nutzen. Der Einsatz von Fremdkapital zur Renditeerzielung wird als Hebelinvestment bezeichnet, weil Sie damit, wenn alles gut läuft, die Verzinsung Ihres eingesetzten Eigenkapitals erhöhen können. Natürlich hoffen Sie, dass der Wert Ihrer Immobilie steigen wird – wenn das der Fall ist,
verdienen Sie sowohl mit dem ursprünglich investierten Kapital als auch mit dem Geld, das Sie sich geliehen haben. Hier ein kurzes Beispiel zur Veranschaulichung. Nehmen wir an, Sie kaufen eine Mietimmobilie für 300.000 Euro und leisten eine Anzahlung von 60.000 Euro (und leihen sich die restlichen 240.000 Euro). Stellen Sie sich vor, dass die Immobilie in den nächsten drei Jahren eine Wertsteigerung auf 360.000 Euro erfährt. Somit haben Sie (zumindest auf dem Papier) aus einer Investition von nur 60.000 Euro einen Gewinn von 60.000 Euro generiert. Mit anderen Worten: Sie haben eine hundertprozentige Rendite auf Ihre (Eigenkapital-)Investition erzielt. (Beachten Sie, dass ich in diesem Szenario nicht berücksichtige, ob Ihre Ausgaben für die Immobilie die Mieteinnahmen übersteigen). Achtung: Die Hebelwirkung ist gut für Sie, wenn die Immobilienpreise steigen, aber sie kann auch gegen Sie arbeiten. Angenommen, der Wert Ihrer 300.000-EuroImmobilie fällt auf 240.000 Euro. Obwohl der Wert der Immobilie nur um 20 Prozent gesunken ist, verlieren Sie (auf dem Papier) 100 Prozent Ihrer ursprünglichen Investition von 60.000 Euro. Wenn Sie eine Hypothek in Höhe von 240.000 Euro auf diese Immobilie abgeschlossen haben und sie dann verkaufen müssen, dann müssen Sie tatsächlich Geld in den Verkauf stecken, um die Verkaufskosten zu decken – zusätzlich zum Verlust Ihrer gesamten ursprünglichen Investition. Autsch!
Wertzuwachs und Mieterträge Ein weiterer Grund für die Popularität von Immobilienanlagen ist der, dass man damit auf zwei Arten Geld verdienen kann: erstens durch Wertsteigerung und zweitens durch Erträge. Beides erkläre ich in der folgenden Liste genauer: Wertsteigerung: Natürlich hoffen und erwarten Sie, dass Ihre Immobilienanlagen im Laufe der Jahre an Wert gewinnen werden. Dieser Wertzuwachs über die Jahre der Haltedauer
ist zunächst einmal steuerfrei. Wenn sie verkaufen, kommt es in Deutschland darauf an: Nach einer Haltedauer von mindestens zehn Jahren kann der Verkaufsgewinn steuerfrei bleiben. Etwas anderes gilt nur, wenn Sie gewerblich mit Grundstücken handeln. Gewerblicher Grundstückshandel liegt vor, wenn Sie innerhalb von fünf Jahren mehr als drei Objekte veräußern (das müssen keine Häuser sein, Wohnungen genügen). Die steuerfreie Veräußerung außerhalb des gewerblichen Grundstückshandels ist natürlich ein riesiger Vorteil. Mieterträge: Selbstverständlich hoffen und erwarten Sie auch, mithilfe der gehaltenen Immobilie Geld zu verdienen, nämlich durch Vermietung. Sie vermieten Ihre als Anlage gehaltene Immobilie, um einen Gewinn zu erzielen, der sich aus den Mieteinnahmen minus Ausgaben für die Immobilie (wie Hypothekenzahlungen, Grundsteuer, Versicherungen, Instandhaltung und so weiter) ergibt. Sofern Sie nicht gerade einen großen Teil der Immobilie aus Eigenkapital finanzieren, ist Ihr monatlicher Gewinn aus Vermietung in den ersten Jahren des Immobilieneigentums in der Regel gering (oder gar nicht vorhanden). Mit der Zeit sollten sich Ihre Gewinne aus Vermietung, welche der normalen Einkommenssteuer unterliegen, steigern. In Deutschland gibt es allerdings ein paar böse Fallen: Denn Sie können die Miete nicht beliebig erhöhen. Erlaubt ist eine Mieterhöhung frühestens 15 Monate nach Erstbezug durch den Mieter; und innerhalb von drei Jahren darf die Erhöhung nicht höher sein als 20 Prozent, in vielen Städten mit Wohnraummangel sogar nicht höher als 15 Prozent. Erlaubt ist überhaupt nur eine Miete, die zum ortsüblichen Niveau gemäß Mietspiegel passt. Das kann ins Auge gehen, wenn die Ausgaben steigen.
Immobilienanlagen sind gar nicht so toll, wie alle sagen Wenn Sie einige der vielen Blogs oder Bücher über Immobilienanlagen gelesen oder an Seminaren zu diesem Thema teilgenommen haben, dann
kann es sein, dass Sie sich neu orientieren müssen. Allzu oft versuchen Experten, Immobilienanlagen als den einzig wahren und sicheren Weg darzustellen, um mit wenig Aufwand zum Multimillionär zu werden. Lesen Sie sich die folgenden Aussagen einiger Immobilienbuchautoren durch. Meine Gegenargumente zu ihren Behauptungen folgen jeweils direkt im Anschluss. »Anstatt nur eine kleine Zinszahlung oder Dividendenrendite zu erhalten, können Sie mit Immobilien in erstklassigen Lagen einen Wertzuwachs von 20 Prozent oder mehr pro Jahr erzielen.« Sparkonten, Anleihen und Aktien erzielen in der Regel Zinsen oder Dividendenrenditen von ein paar Prozent pro Jahr oder weniger (die Gesamtrendite von Aktien lag in der Vergangenheit bei etwa 7 bis 9 Prozent pro Jahr). Sparkonten und Anleihen sind jedoch nicht mit Immobilien vergleichbar – sie sind viel konservativer und liquider und bieten daher nicht das Potenzial für zweistellige Renditen. Zwar sind Aktien und Immobilien vergleichbare Anlageformen, dennoch sollten Sie nicht mit der Erwartung in Immobilien investieren, jährliche Renditen von 20 Prozent oder mehr zu erzielen. Wenn Sie an den besten/richtigen Orten zum jeweils besten/richtigen Zeitpunkt kaufen – kurz bevor die Regionen einen großen Bevölkerungs- und Wirtschaftsboom erleben – können Sie zeitweise 20 Prozent oder mehr verdienen, aber das ist sicherlich nicht die Norm. Denken Sie jedoch daran, dass es leichter gesagt als getan ist, Gegenden zu finden, die kurz vor einem Boom stehen, und dann noch genau zu wissen, wie lange man eine Immobilie dort halten sollte. »Eine gute Immobilie kann nur im Wert steigen!« In jeder Stadt, Gemeinde oder Region gibt es gute Immobilien. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Städte oder Gemeinden keine wirtschaftliche Flaute oder gar Rezession erleben können und werden. Wenn beispielsweise ein bedeutender Arbeitgeber in einer kleineren Stadt wegbricht, kann sich das stark auf die Immobilienpreise auswirken. Der Rückgang der USImmobilienpreise in den späten 2000er-Jahren, der die meisten Gemeinden traf, war eine Erinnerung daran, dass Immobilienpreise sich durchaus auch in die entgegengesetzte Richtung entwickeln können! Gleiches gilt selbstverständlich auch für Deutschland, wo trotz der aktuell sehr hohen Nachfrage nach Immobilien in einigen Landkreisen wegen eines anhaltenden Bevölkerungsrückgangs die Preise bereits sinken (Stand: 2022). »Immobilien sind der beste Weg, um Wohlstand zu erhalten und zu vermehren. Sie sind jeder anderen Anlageform haushoch überlegen.« In Aktien oder ein Kleinunternehmen zu investieren, ist ebenso rentabel wie die Anlage in Immobilien. Tatsächlich wurden mehr große Vermögen mit Kleinunternehmen aufgebaut als mit jeder anderen Anlageform. Langfristig gesehen haben Aktienanleger (mit weniger Aufwand) ebenso hohe durchschnittliche jährliche Renditen erzielt wie Immobilienanleger.
Wertsteigerungspotenzial Als Kleinanleger können Sie den Wert von Aktien leider nicht durch irgendwelche »Modernisierungen« erhöhen, aber Sie haben mit Sicherheit ein paar gute Ideen, wie Sie eine Immobilie verbessern und somit wertvoller machen können. In der Regel können Sie eine Immobilie aufwerten, indem Sie sie zum Beispiel weiter ausbauen und so die Mieteinnahmen und den Wiederverkaufswert entsprechend steigern. Mit viel Eigeninitiative, Hartnäckigkeit und Verhandlungsgeschick können Sie unter Umständen auch Geld verdienen, indem Sie eine Immobilie zu einem Preis unterhalb ihres Marktwerts erwerben. Für beharrliche und kluge Investoren ist es in bestimmten Zeiten wesentlich leichter, eine Immobilie unter ihrem Marktwert zu erwerben, als Aktien zu Niedrigstpreisen zu ergattern. Mit unzähligen professionellen Fondsmanagern, deren tägliches Geschäft es ist, den Aktienmarkt zu analysieren und zu scannen, sind die Chancen auf ein Schnäppchen beim Aktienkauf verschwindend gering. Allerdings sind die Immobilienmärkte in Deutschland derzeit eher überhitzt (Stand: Februar 2022). In solchen Zeiten ist es schwierig, günstige Objekte zu finden.
Ein Booster fürs Ego Seien wir ehrlich. Immobilieninvestments sind für manche Anleger attraktiv, weil Grundstücke und Gebäude etwas sehr Greifbares sind. Und auch wenn die wenigsten es zugeben, so dient eine Immobilie – und die damit einhergehende Möglichkeit, ihren Reichtum konkret vorzeigen – vielen Immobilieneigentümern zur Stärkung ihres Egos: Man kann an einer Anlageimmobilie vorbeifahren und sie anderen vorführen. In einem im Jahr 1995 in der New York Times erschienenen Artikel mit dem Titel »What My Ego Wants, My Ego Gets« (»Was mein Ego will, das bekommt es auch«) gab der ehemalige US-
Präsident Donald Trump – lange bevor seine politischen Anhänger ihm zuhörten – öffentlich zu, was die meisten schon längst wussten: Er hält seine Immobilieninvestments zum Teil für sein Ego. Bezüglich des Kaufs des berühmten Plaza Hotels im Big Apple gestand Trump: »Mir wurde klar, dass es zu 100 Prozent stimmt – das Ego hat beim Kauf des Plaza eine große Rolle gespielt und ist in der Tat ein wichtiger Faktor bei all meinen Geschäften.«
Längerfristige Ausrichtung Ein Problem beim Investieren an den Wertpapiermärkten, zum Beispiel an der Börse, besteht darin, dass sich die Preise ständig ändern. Smartphones, Websites, Fernsehnachrichten, SocialMedia-Plattformen und alle möglichen anderen Informations- und Kommunikationsmittel und -kanäle melden pflichtbewusst tagtäglich – größtenteils sogar minütlich – die neuesten Kursnotierungen. In meiner Arbeit mit Klienten stelle ich immer wieder fest, dass die ständigen Berichte über Kursänderungen dazu führen, dass einige Anleger langfristige Entwicklungen und das große Ganze aus den Augen verlieren. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass solche Anleger bei großen, aber kurzfristigen Kurseinbrüchen, wie sie während der Finanzkrise 2008 und der COVID-19-Pandemie 2020 auftraten, in Panik geraten und zu Preisen verkaufen, die sich letztendlich als Schnäppchenpreise erweisen. Oder Schlagzeilen über große Kurssteigerungen sorgen dafür, dass sich diese Anleger wie Lemminge in einen überhitzten Markt kurz vor dem Höchststand stürzen. Und da sich eine Kauf- oder Verkaufsorder heutzutage mit nur einem Mausklick oder Anruf einer gebührenfreien Telefonnummer ausführen lässt, neigen manche Börsenanleger zu vorschnellen Urteilen und Entscheidungen oder gar Kurzschlussreaktionen.
Auch wenn der Immobilienmarkt sich ebenfalls ständig verändert, so werden kurzfristige Änderungen von Tag zu Tag oder von Woche zu Woche nicht sichtbar. Der Wert Ihres Immobilieneigentums wird nicht monatlich, wöchentlich oder gar täglich irgendwo veröffentlicht. Das ist insofern gut, als hierdurch eine längerfristige Betrachtung der Wertentwicklung gefördert wird. Und wenn die Immobilienpreise über Monate und Jahre hinweg fallen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr viel geringer, dass Sie Ihre Immobilie in Panik verkaufen. Die Vorbereitung und Durchführung eines Immobilienverkaufs nehmen viel Zeit in Anspruch, und genau dieses Hindernis trägt dazu bei, dass Sie die langfristige Ausrichtung Ihrer Anlage im Auge behalten.
Haben Sie das Zeug zum Immobilienanleger? Die Geldanlage in Immobilien ist nicht für jedermann geeignet. Die meisten Menschen fühlen sich finanziell gesehen wohler, wenn sie ihr Vermögen in ein diversifiziertes Aktienportfolio investieren, zum Beispiel über Aktienfonds. Von Immobilien, die mit Verwaltungsaufwand einhergehen, sollten Sie auf jeden Fall Abstand nehmen, wenn eines der beiden folgenden Kriterien auf Sie zutrifft: Sie haben zu wenig Zeit und sind eher der ängstliche Typ. Der Kauf und das Eigentum von Anlageimmobilien (einschließlich der zahlreichen Aufgaben als Vermieter) erfordern viel Zeit. Wenn Sie vor dem Erwerb einer Immobilie Ihre Hausaufgaben nicht richtig machen, können Sie am Ende ordentlich draufzahlen – oder sich gar einen Haufen Ärger ans Bein binden. Zwar können
Sie eine Hausverwaltung beauftragen, die Sie bei der Suche nach zuverlässigen Mietern und bei der Behebung von Problemen im Haus unterstützt, aber dieser Schritt kostet Geld und erfordert ebenfalls einen gewissen Zeitaufwand. Denken Sie außerdem daran, dass die meisten Mieter eine Immobilie nicht so pfleglich behandeln wie der Eigentümer. Wenn jeder kleine Kratzer im Parkett Ihren Blutdruck in die Höhe treibt, dann sollten Sie es auf jeden Fall vermeiden, in die zuweilen recht undankbare Rolle eines Vermieters zu schlüpfen. Sie haben kein (richtiges) Interesse an Immobilien. Manche Menschen fühlen sich einfach nicht wohl und gut genug informiert, wenn es um die Anlage in Immobilien geht. Wenn Sie bereits Erfahrungen und Erfolge mit anderen Anlageformen, wie zum Beispiel Aktien, gesammelt haben, dann bleiben Sie dabei und machen Sie einen Bogen um Immobilien. Auf lange Sicht erzielen Aktien und Immobilien vergleichbare Renditen.
Einfache und rentable Arten von Mietimmobilien Die Anlage in Mietimmobilien, für die Sie selbst verantwortlich sind, kann eine Menge Arbeit nach sich ziehen. Betrachten Sie es einmal so: Bei Mietobjekten haben Sie alle Probleme am Hals, die mit der Instandhaltung der Immobilie verbunden sind (einschließlich der Suche nach Mietern und des Umgangs mit ihnen), ohne die Vorteile, selbst darin leben und sie genießen zu können.
Sofern Sie nicht außerordentlich daran interessiert und motiviert sind, eine Anlageimmobilie Ihr Eigen zu nennen, sollten Sie sich auf einige wesentlich einfachere, aber immer noch profitable Optionen konzentrieren, die ich Ihnen in den folgenden Abschnitten vorstelle.
Das Eigenheim umwandeln und selbst woanders hinziehen Im Laufe Ihres Erwachsenendaseins müssen Sie ein Dach über dem Kopf haben. Vielleicht können Sie noch einige Jahre lang bei Ihren Eltern, anderen Angehörigen oder Freunden unterschlüpfen oder in einer WG beziehungsweise zur Untermiete wohnen, um Ihre Ausgaben zu senken und Geld zu sparen. Wenn Sie damit zufrieden sind, können Sie so für eine Zeitlang Ihre Wohnkosten mitunter drastisch reduzieren und somit mehr für eine Anzahlung (oder andere finanzielle Ziele) zurücklegen. Und wenn auch Ihre Verwandten oder Freunde damit einverstanden sind oder Sie andere günstige Gelegenheiten zu gemeinschaftlichem Wohnen finden, dann nur zu! Was aber, wenn Sie (oder Ihre Angehörigen oder Freunde) einfach nicht der Typ für diese Form des Zusammenlebens sind? Wenn Sie langfristig eine Wohnung benötigen, warum dann nicht selbst eine Immobilie besitzen, anstatt sie zu mieten? Immobilien sind die einzige Kapitalanlage, die Sie sowohl als Wohnraum für sich selbst nutzen als auch vermieten können, um ein Einkommen zu erzielen. Aktien und Anleihen bieten Ihnen diese Vorzüge nicht. Sofern Sie nicht vorhaben, in den nächsten Jahren umzuziehen oder in einer Gegend zu leben, in der Wohneigentum wesentlich teurer ist als Mieten (und sofern Sie die Mittel dazu haben), ist der Kauf einer Immobilie langfristig gesehen vermutlich sinnvoll. Auf lange Sicht kostet Wohneigentum in der Regel weniger als Mieten und ermöglicht es Ihnen, weiteres
Eigenkapital aus einem bestehenden Vermögenswert heraus aufzubauen. Lesen Sie Kapitel 10, um mehr über die Vorteile von Wohneigentum zu erfahren.
Überlegen Sie genau, bevor Sie Ihr bisheriges Eigenheim in eine Mietimmobilie umwandeln Wenn Sie in ein neues Eigenheim umziehen, kann es sinnvoll sein, Ihr bisheriges in eine Mietimmobilie umzuwandeln. Schließlich ersparen Sie sich so den zeitlichen und finanziellen Aufwand für die Suche nach einem separaten Mietobjekt. Leider halten viele Menschen aus den falschen Gründen an ihrem bisherigen Eigenheim fest, selbst wenn sie eine neue Immobilie erwerben. Hauseigentümer begehen diesen Fehler häufig, wenn sie ihre Immobilie während eines rückläufigen Immobilienmarktes (wie es in den späten 2000erJahren in vielen Gebieten der Fall war) verkaufen müssen. Niemand verkauft gerne sein Haus für weniger, als er dafür bezahlt hat, also halten manche Eigentümer so lange an ihrer Immobilie fest, bis die Preise sich wieder erholt haben. Wenn Sie planen umzuziehen und Ihr bisheriges Eigenheim als langfristige Anlageimmobilie behalten möchten, dann können Sie das natürlich tun. Die Umwandlung Ihrer Immobilie in ein Mietobjekt (zum Beispiel als möblierte Wohnung zur Kurzzeitmiete) kann jedoch unter Umständen sogar kontraproduktiv sein. Etwa dann, wenn Sie die Verantwortung nicht übernehmen möchten, die mit der Rolle des Vermieters verbunden ist (aber durch die Umwandlung dazu gezwungen werden).
Über Immobilienfonds oder REITs indirekt in den Immobilienmarkt einsteigen Immobilienfonds sind eine Art Sammeltopf, mit dem viele Anleger zusammen in Immobilien investieren können. Das hat den Vorteil, dass es auch mit kleineren Summen möglich ist, Sie brauchen dafür nicht gleich Hunderttausende von Euro. Es gibt offene und geschlossene Immobilienfonds:
Bei den geschlossenen Immobilienfonds wird nur eine bestimmte Anzahl von Anteilen während einer bestimmten Zeichnungsfrist ausgegeben. Diese Anteile sind meist unternehmerische Beteiligungen. Wenn genügend Geld für das geplante Objekt – beispielsweise einen Büroturm – zusammengekommen ist, wird der Fonds geschlossen. Die Anleger sind dann bis zum Ende der Laufzeit (oft zehn bis 30 Jahre) an ihr Investment gebunden und können in dieser Zeit nicht verkaufen. Um es klipp und klar zu sagen: Davon rate ich Ihnen rundweg ab. Zum einen wegen der langen Zeit, in der sie nicht an Ihr Geld herankommen. Aber auch deshalb, weil das Ganze meist reichlich undurchsichtig ist und viele Anbieter erhebliche Provisionen kassieren, die die Rendite schmälern. Auch ist nicht gesagt, dass der Anbieter klug wirtschaftet. Üblich ist bei solchen Projekten ein hoher Fremdkapitaleinsatz, um das eingesetzte Eigenkapital der Anleger zu hebeln, was aber riskant ist. Also: Finger weg! Offene Immobilienfonds sind jederzeit handelbar. Sie können als Anleger Anteile erwerben, wann immer Sie wollen, und es handelt sich dabei um klassische Fondsanteile wie bei einem Aktien- oder Rentenfonds. Offene Immobilienfonds investieren in viele verschiedene, zumeist gewerbliche Objekte und erzielen Einnahmen durch Vermietung beziehungsweise Verpachtung sowie durch Projektentwicklung, also die Modernisierung oder den Umbau günstig gekaufter Objekte, um sie nachher zu einem höheren Preis wieder zu veräußern. Aber auch offene Immobilienfonds haben Nachteile: Die Haltedauer einmal gekaufter Anteile liegt bei mindestens zwei Jahren. Es gibt auch eine Kündigungsfrist, die bei zwölf Monaten liegt. Der Gesetzgeber hat diese Regelung nach der Finanzkrise 2008/2009 eingeführt, weil viele offene Immobilienfonds unter Druck geraten sind, als Anleger aufgrund der Börsenturbulenzen reihenweise Geld abziehen wollten. Die Fonds hätten dann ihren ganzen Immobilienbestand zum Schleuderpreis verkaufen müssen. Die längere Haltedauer und Kündigungsfrist soll nun dem Fondsmanagement eine bessere Planbarkeit bescheren.
Immobilienfonds sind in Deutschland die übliche Form, mit kleineren Summen in Immobilien zu investieren, ohne selbst für Umbau, Modernisierung und Vermietung Verantwortung übernehmen zu müssen. In den USA üblich und weitverbreitet sind hingegen Real Estate Investment Trusts, kurz REITs. Es handelt sich dabei um börsengehandelte Immobilienunternehmen, die im In- und Ausland investieren, zum Beispiel in Einkaufszentren, Wohnungen und andere Mietobjekte. Gegen eine Gebühr übernehmen REIT-Manager die Suche nach und den Kauf von vielversprechenden Objekten sowie deren Verwaltung (inklusive aller Mieterangelegenheiten) und gegebenenfalls Veräußerung. Somit sind REITs eine gute Investmentmöglichkeit für jeden potenziellen Immobilieneigentümer, der sich den Ärger und die Sorgen im Zusammenhang mit dem direkten Eigentum und der Verwaltung von Mietobjekten ersparen möchte. Darüber hinaus sind REITs verpflichtet, den größten Teil ihrer Gewinne an die Aktionäre auszuschütten. Die Mindestquote an Ausschüttungen hängt vom jeweiligen Land ab, in den USA sind dies 90 Prozent, in Deutschland 85. In Deutschland fristen REITs allerdings ein Nischendasein. Es gibt nur wenige davon. Attraktiv erscheint, dass sie von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit sind. Dafür zahlen Sie als Anleger anders als bei sonstigen Aktien auf die ausgeschütteten Gewinne den persönlichen Einkommensteuersatz und nicht etwa die zumeist günstigere Abgeltungsteuer. Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie in diesen sehr speziellen Markt investieren wollen. Als Alternative können Sie sich auch überlegen, ob nicht Aktien von Wohnungsbaukonzernen (zum Beispiel Vonovia) oder Unternehmen infrage kommen, die gewerbliche Immobilien betreiben wie zum Beispiel die Deutsche Euroshop. Auch so können Sie indirekt in den Immobilienmarkt investieren.
Direkte Immobilieninvestments bewerten Jedes Jahr stellt die Zeitschrift Forbes die 400 reichsten Amerikaner vor, die sogenannten Forbes 400. Um in diese Liste aufgenommen zu werden, muss man sein Vermögen auf legitime und legale Weise erworben haben (Mafiosi und Drogenbosse werden von Forbes nicht berücksichtigt). Viele schafften es in erster Linie aufgrund ihrer Immobilienanlagen auf die jüngste Liste; für andere waren Immobilien ein wichtiger Nebenfaktor, der zu ihrem Reichtum beitrug. Nehmen wir den Fall von Thomas Flatley, einem irischen Einwanderer. Er war praktisch pleite, als er 1950 im Alter von 18 Jahren in die Vereinigten Staaten kam. Nachdem er sich mit seinem eigenen kleinen Unternehmen etabliert hatte, stieg er in die Immobilienentwicklung ein und erwarb mit der Zeit Tausende von Wohnungen, mehr als ein Dutzend Hotels und Millionen von Quadratmetern an Büro- und Einzelhandelsfläche, wodurch sein Nettovermögen auf mehr als eine Milliarde US-Dollar anwuchs. Wenn Sie glauben, dass Sie das Zeug zum Vermieter haben, und bereit sind, die Verantwortung für den Kauf, das Eigentum und die Verwaltung einer Mietimmobilie zu übernehmen, dann stehen Ihnen zahlreiche Möglichkeiten der direkten Immobilienanlage zur Verfügung. Bevor Sie sich auf das potenziell tückische Unterfangen einer Immobilienanlage einlassen, sollten Sie Kapitel 10 lesen, in dem es um den Erwerb eines Eigenheims geht. Vieles, was Sie wissen müssen, um als Immobilienanleger erfolgreich zu sein, überschneidet sich mit dem Wissen, das Sie benötigen, um ein Eigenheim zu kaufen. Der Rest dieses Kapitels befasst sich mit Fragen, die ausschließlich Anlageimmobilien betreffen.
Einige Anleger ziehen es vor, Immobilien zu kaufen, sie zu renovieren und auszubauen und dann weiterzuziehen. Es empfiehlt sich jedoch, Ihre Immobilieninvestments langfristig so zu planen, dass Sie sie bis zu Ihrem Ruhestand (und vielleicht auch darüber hinaus) halten können. Doch was sollten Sie am besten kaufen? Nachfolgend finden Sie meine Bewertung der verschiedenen Arten von Anlageimmobilien.
Wohnimmobilien Die beste Möglichkeit, in Immobilien zu investieren, ist der Kauf von Wohnimmobilien. Schließlich braucht jeder einen Platz zum Leben. Wohnimmobilien sind leichter zu erwerben und zu verwalten als die meisten anderen Arten von Immobilien, wie zum Beispiel Büro- und Einzelhandelsflächen. Als Eigenheimbesitzer haben Sie bereits Erfahrung mit der Suche, dem Kauf und der Instandhaltung einer Wohnimmobilie. Die häufigsten Formen von Wohnimmobilien sind Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen und Reihenhäuser; Sie können aber auch Mehrfamilienhäuser erwerben. Zusätzlich zu den Überlegungen aus Kapitel 10 sollten Sie als Anleger und künftiger Vermieter bei der Entscheidung, welche Art von Immobilie Sie kaufen möchten, die folgenden Punkte berücksichtigen: Mieter: Einfamilienhäuser mit nur einer Mietpartei (zum Beispiel einer Familie, einem Paar oder einer Einzelperson) sind einfacher zu handhaben als ein Mehrfamilienhaus, das die Verwaltung mehrerer Mietparteien und die Instandhaltung mehrerer Wohneinheiten erfordert. (Wenn Ihre Wohnimmobilie sich beispielsweise in der Nähe einer Universität oder in einer Gegend mit vielen jungen Arbeitnehmern befindet, kann es sein, dass Sie vermehrt Mietgesuche zum Beispiel für Wohngemeinschaften (WGs) erhalten.
Instandhaltung: Aus der Sicht des Immobilieneigentümers zählen Eigentumswohnungen zu den wartungsärmsten Immobilien, da sich in der Regel eine Hausverwaltung um Angelegenheiten wie Dachreparaturen, Gartenpflege und so weiter für das gesamte Gebäude kümmert. Beachten Sie jedoch, dass Sie als Eigentümer immer noch für die Instandhaltung innerhalb Ihrer Eigentumswohnung verantwortlich sind, zum Beispiel für die Wartung von Installationen, den Innenanstrich und so weiter. Denken Sie außerdem daran, dass die Vermietung im Einklang mit den Beschlüssen der Eigentümerversammlung stehen muss. Deshalb sollten Sie eine Eigentumswohnung innerhalb einer Wohnanlage nie kaufen, ohne sich zuvor die Beschlussprotokolle der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) von der Hausverwaltung vorlegen zu lassen. Wenn Sie ein vermietetes Ein- oder Mehrfamilienhaus besitzen, sind Sie für die gesamte Instandhaltung verantwortlich. Natürlich können Sie jemanden damit beauftragen, dennoch müssen Sie einen geeigneten Hausverwalter finden und die ausgeführten Arbeiten gegebenenfalls koordinieren und beaufsichtigen und natürlich auch bezahlen. Wertsteigerungspotenzial: Suchen Sie nach Immobilien, bei denen Sie durch einfache kosmetische und andere Reparaturen die Mieten erhöhen und den Marktwert der Immobilie steigern können. Auch wenn Eigentumswohnungen für Sie als Eigentümer leichter instand zu halten sind, so erfahren diese in der Regel weniger Wertsteigerung als Einoder Mehrfamilienhäuser, es sei denn, sie befinden sich in einem begehrten Wohnviertel. Eine Möglichkeit, den Wert größerer Immobilien zu steigern, besteht darin, sie in Eigentumswohnungen umzuwandeln. Es kommt aber darauf an, was die jeweilige Stadt oder Gemeinde hier erlaubt. In einigen Gegenden dürfen Ein- und Mehrfamilienhäuser in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Bedenken Sie jedoch, dass solch eine Umwandlung
im Vorfeld umfangreiche Recherchen erfordert, sowohl hinsichtlich der Bebauungspläne als auch bezüglich der Schätzung von Bau- und Umbaukosten. Cashflow: Wie im Kasten »Den Cashflow abschätzen« weiter hinten in diesem Kapitel erläutert, bringt Ihr Mietobjekt Ihnen Mieteinnahmen ein, von denen Sie natürlich hoffen, dass sie Ihre Ausgaben decken und im Idealfall übersteigen werden. Die Differenz zwischen Ihren Mieteinnahmen und Ausgaben wird auch als Cashflow bezeichnet. Wie bei allen Arten von Immobilien, wird es auch in diesem Fall mit der Zeit immer leichter, einen positiven Cashflow zu erzielen, je mehr Sie von Ihrem Immobilienkredit abzahlen beziehungsweise dessen steuerliche Vorteile nutzen und (hoffentlich) Ihre Mieten erhöhen können. Wer sich keine hohe Anzahlung von 25 Prozent oder mehr leisten kann, für den sind die ersten Jahre als Eigentümer einer Mietimmobilie eine finanzielle Herausforderung. In den ersten Jahren kann es schwierig sein, aus dem monatlichen Cashflow eines Einfamilienhauses einen Gewinn zu erzielen, da der Wert mancher Objekte die generierten Mieteinnahmen bei Weitem übersteigt. Denken Sie daran, dass Sie für das Grundstück extra bezahlen, das Sie nicht vermieten können. Der Nachteil einer einzigen Mietpartei besteht zudem darin, dass bei einem Leerstand keine Mieteinnahmen fließen. Mehrfamilienhäuser, insbesondere solche mit mehreren Einheiten, können in der Regel einen kleinen positiven Cashflow erwirtschaften, selbst in den ersten Jahren nach Kauf.
Sofern es für Sie nicht das wichtigste Kriterium darstellt, den Aufwand für die Instandhaltung zu minimieren, sollten Sie die Anlage in Eigentumswohnungen nach Möglichkeit vermeiden.
Auch die Anlage in Mehrfamilienhäuser sollten Sie vorerst lieber erfahreneren Investoren überlassen, die die Herausforderung lieben und in der Lage sind, komplexere Objekte zu verwalten. Einfamilienhäuser sind für die meisten Anleger im Allgemeinen am unkompliziertesten. Zuvor sollten Sie jedoch unbedingt Ihre Mieteinnahmen und -ausgaben genau gegenrechnen, um herauszufinden, ob Sie sich den negativen Cashflow leisten können, der in den ersten Jahren des Eigentums häufig auftritt. (Wie das geht, zeige ich Ihnen weiter hinten in diesem Kapitel im Kasten »Den Cashflow abschätzen«). Wie in Kapitel 12 erörtert, sollten Sie außerdem vor dem Kauf eines Mietobjekts immer einen Sachverständigen die Immobilie begutachten lassen.
Bauland als Anlageobjekt Wenn Ihnen Mieter lästig sind und die ewige Instandhaltung eines Gebäudes ein nicht enden wollendes Ärgernis für Sie darstellt, dann sollten Sie die Anlage in Baugrund in Erwägung ziehen. Dazu kaufen Sie ein Grundstück in einer Gegend, die (hoffentlich) bald einen Bauboom erleben wird, halten es, bis die Preise in die Höhe schießen, und »machen dann Kasse«. Eine solche Anlageidee klingt in der Theorie natürlich äußerst verlockend. In der Praxis ist es jedoch gar nicht so einfach, mit Grundstücksanlagen das große Geld zu machen. Die Städte und Kommunen sehen solche Spekulationen außerdem sehr ungern. Auch wenn Grundstücke keine Instandhaltung und nicht zwingend Pächter erfordern, so müssen sie doch zumindest finanziell »versorgt« werden. Im Folgenden nenne ich Ihnen einige Gründe, warum die Anlage in Bauland problematisch sein kann: Sie können mit dem Kauf und Unterhalt eines Grundstücks eine Menge Geld verbrennen. Für Grundstücksanlagen fallen laufende und zudem unverhältnismäßig hohe Kosten an, was einen permanenten
Geldabfluss bedeutet – und sei es nur für die Grundsteuer. Auf lange Sicht erhalten Sie so einen negativen Cashflow (auch als Cash-Drain oder Cash-Loss bezeichnet) Sie können das reine Grundstück steuerlich nicht abschreiben. Da Grundstücke anders als Immobilien keiner Abnutzung unterliegen, können sie auch nicht abgeschrieben werden, sodass Sie auch hier theoretische Einbußen haben. Wenn Sie eines Tages beschließen, das Grundstück zu bebauen, müssen Sie einen beträchtlichen Geldbetrag auf den Tisch legen. Die Aufnahme eines Darlehens für die Erschließung von Bauland ist schwieriger und teurer (weil für den Kreditgeber risikoreicher) als bei einer bestehenden Immobilie. Es ist nicht einfach, Jahre im Voraus zu erahnen, welche Gemeinden einen Bevölkerungs- und Arbeitsplatzboom erfahren werden. Außerdem wird Bauland in Gegenden, die bereits als potenzieller nächster Hotspot gelten, schon im Vorfeld zu Höchstpreisen verkauft. Und selbst, wenn Sie ein vielversprechendes Grundstück günstiger ergattern können, dann wird der Wertzuwachs nur gering ausfallen (oder gar nicht vorhanden sein), wenn die Entwicklung hinter den Erwartungen zurückbleibt. Falls Sie sich entscheiden, in Bauland zu investieren, sollten Sie sich zuvor bezüglich der folgenden Fragen und Erwägungen im Klaren sein: Können Sie es sich leisten? Rechnen Sie die jährlichen Kosten zusammen, um zu sehen, wie hoch Ihr Mittelabfluss ausfallen würde. Welche finanziellen Folgen hätte dieser stetige Mittelabfluss für Sie? Wären Sie dann zum Beispiel noch in der Lage, Ihre laufenden Sparpläne oder die geförderten Altersvorsorgepläne zu bedienen? Wenn nicht, können Sie die entgangenen Zulagen und Steuervorteile aus diesen Anlagen auch noch zu den Kosten dieses potenziellen Grundstückseigentums hinzurechnen.
Sind bauliche Maßnahmen erforderlich, und wenn ja, welche? Das Verlegen von Versorgungsleitungen, das Anlegen von Wegen und Zufahrten, die Landschaftsgestaltung und so weiter – all das kostet Geld. Wenn Sie vorhaben, das gekaufte Grundstück zu erschließen und zu bebauen, sollten Sie sich erkundigen, was diese Dinge kosten könnten. Bedenken Sie, dass solche Optimierungen fast immer teurer sind als erwartet. Kennen Sie den Bebauungsstatus des Grundstücks? Der Wert eines Grundstücks hängt stark davon ab, ob Sie darauf bauen dürfen und was. Kaufen Sie niemals ein Grundstück, ohne sich vorher gründlich über den Bebauungsplan zu informieren und zu wissen, was Sie darauf bauen dürfen und was nicht. Informieren Sie sich auch über die Haltung und die Pläne des örtlichen Planungsbüros und der umliegenden Gemeinden. Wachstums- und entwicklungsfeindliche Gemeinden eignen sich weniger gut für Grundstücksanlagen, vor allem, wenn die von Ihnen geplanten Projekte einer speziellen Genehmigung bedürfen. Beachten Sie außerdem, dass Bebauungspläne sich auch zum Schlechteren verändern können – manchmal kann eine relativ kleine Änderung im Bebauungsplan die Bebauungsmöglichkeiten einschränken und damit den Wert eines Grundstücks verringern. Sind Sie mit der örtlichen Wirtschafts- und Wohnsituation vertraut? Im günstigsten Fall kaufen Sie ein Grundstück in einem Gebiet, in dem schnell expandierende Unternehmen angesiedelt sind und gleichzeitig ein Mangel an Wohnraum und erschließbarem Land herrscht. Wie Sie diese Aspekte am besten im Vorfeld in Erfahrung bringen, erkläre ich Ihnen im Abschnitt »Entscheiden, wo und was Sie kaufen« weiter hinten im Kapitel.
Gewerbeimmobilien Haben Sie schon einmal daran gedacht, ein kleines Bürogebäude oder ein Einkaufszentrum zu besitzen und zu vermieten? Wenn Sie die nötigen Mittel haben und wirklich motiviert und bereit sind,
die Ärmel hochzukrempeln, sollten Sie die Anlage in Gewerbeimmobilien in Betracht ziehen. Im Allgemeinen ist es jedoch besser, die Finger davon zu lassen, da der Kauf und Unterhalt solcher Immobilien wesentlich komplizierter ist als eine Anlage in Wohnimmobilien. Auch birgt diese Anlageform generell höhere Risiken, nicht zuletzt im Hinblick auf die (gegebenenfalls hohe) Mieterfluktuation und die damit verbundenen Kosten. Wenn die einen Mieter ausziehen, fordern die neuen Mieter unter Umständen umfangreiche und kostspielige Renovierungen und Verbesserungen. Allerdings hat eine gewerbliche Vermietung auch Vorteile, und das betrifft die Situation in Deutschland. Denn der strenge gesetzliche Mieterschutz betrifft nur Wohnimmobilien. Für gewerbliche Mieter hingegen gibt es weder einen Mietendeckel noch einen Kündigungsschutz noch Beschränkungen im Hinblick auf Schönheitsreparaturen. Letztlich können Sie die Konditionen, die für das Mietverhältnis gelten sollen, hier viel freier aushandeln. Wenn Sie bereits ein versierter Immobilienanleger sind und Herausforderungen lieben, dann gibt es zwei günstige Zeitpunkte, um in Gewerbeimmobilien zu investieren, wenn Ihre Analyse des lokalen Marktes darauf hindeutet, dass es ein guter Zeitpunkt für einen Kauf ist. wenn Sie einen Teil der Fläche für Ihr eigenes Kleinunternehmen nutzen können. Genauso wie ein Eigenheim im Allgemeinen kosteneffizienter ist als eine Mietwohnung, ist dies auch bei Gewerbeimmobilien der Fall, wenn – und das ist ein wichtiges Kriterium – Sie zu einem günstigen Zeitpunkt kaufen und die Immobilie über viele Jahre hinweg halten.
Wie können Sie nun den Status Ihres lokalen Gewerbeimmobilienmarktes beurteilen? Untersuchen Sie die Angebots- und Nachfragestatistiken der letzten Jahre. Ermitteln Sie, wie viel Mietfläche verfügbar ist und wie sich dieses Angebot im Laufe der Zeit verändert hat. Ermitteln Sie außerdem die Leerstandsrate und wie diese sich in den letzten Jahren verändert hat. Prüfen Sie abschließend die Mietpreise, die in der Regel als Preis pro Quadratmeter angegeben werden. Wie und wo Sie diese Art von Informationen einholen können, erfahren Sie im folgenden Abschnitt. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass der Kauf einer Gewerbeimmobilie in einem bestimmten Gebiet nicht ratsam ist: Das Angebot an verfügbaren Flächen ist schneller gestiegen als die Nachfrage, was zu sinkenden Mietpreisen und höheren Leerständen führt. Eine schwächelnde lokale Wirtschaft und steigende Arbeitslosenzahlen verheißen ebenfalls nichts Gutes für die Preisentwicklung von Gewerbeimmobilien. Jeder Markt ist anders, daher sollten Sie sich über die Gegebenheiten in Ihrer Region informieren.
Entscheiden, wo und was Sie kaufen Wenn Sie Ihr Geld in Immobilien anlegen möchten, können Sie zuvor eine Unmenge an Dingen recherchieren, um zu entscheiden, wo und was Sie kaufen möchten. Bedenken Sie jedoch, dass Sie, wie in anderen Lebensbereichen auch, theoretisch den Rest Ihrer Tage damit verbringen können, nach der perfekten Immobilie zu suchen, um sie dann doch nie zu finden, nie zu investieren und sich somit zahlreiche Chancen und Gewinne entgehen zu lassen. In den folgenden Abschnitten
erkläre ich, worauf Sie bei einer infrage kommenden Stadt, Gemeinde oder Wohngegend achten sollten. Natürlich sollen Sie nun keine landesweite Suche nach den besten Wohngegenden starten. Vielmehr ist es am besten, sich eine Immobilie in der Nähe Ihres Wohnorts zu suchen, da Sie mit der Gegend vermutlich besser vertraut sind und es Ihnen daher leichter fällt, passende Objekte zu finden und zu verwalten.
Wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen Jeder Mensch braucht einen Ort zum Leben, aber eine Gegend zieht in der Regel nur dann Immobilienkäufer und Mieter an, wenn es dort genügend Arbeitsplätze gibt. Suchen Sie daher am besten nach Städten oder Gemeinden mit einem ausreichenden und vor allem vielfältigen Arbeitsplatzangebot. Denn wenn die örtliche Wirtschaft stark von Arbeitsplätzen weniger Branchen abhängig ist, bedeutet das ein höheres Risiko für Ihre Immobilienanlage. Es gibt jedoch Ausnahmen von dieser Regel. Mit dem weiterhin ungebremsten Wachstum von Technologieunternehmen und der technischen Entwicklung im Allgemeinen gibt es immer mehr Arbeitnehmer, die von zu Hause aus arbeiten können. Immer mehr Unternehmen verfügen nicht einmal mehr über Büroräume und bieten ausschließlich Telearbeitsplätze an. Diese Arbeitnehmer sind damit freier und unabhängiger in der Wahl ihres Wohnortes und entscheiden sich – wenig überraschend – immer häufiger, statt in den teuren Ballungsgebieten lieber in günstigeren, ländlicheren Gegenden zu leben. Berücksichtigen Sie außerdem die Wahrscheinlichkeit eines Wertzuwachses oder einer Wertminderung von Immobilien in einer bestimmten Gegend. Finden Sie heraus, welche Branchen
in der lokalen Wirtschaft am stärksten vertreten sind. Wenn die meisten Arbeitsplätze in langsam wachsenden oder gar rückläufigen Branchen zu finden sind, dann werden die Immobilienpreise in den kommenden Jahren vermutlich nicht so schnell steigen. Dementsprechend bieten Gegenden, in denen wachstumsstarke Branchen überwiegen, eine größere Chance auf einen schnelleren Preisanstieg. Schauen Sie sich außerdem die aktuelle Arbeitslosenquote an und wie sie sich in den letzten Jahren verändert hat. Sinkende Arbeitslosenzahlen und ein zunehmendes Beschäftigungswachstum sind immer ein gutes Zeichen.
Einen Blick auf den Immobilienmarkt werfen Wie die Preise aller anderen Güter werden auch Immobilienpreise durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Je geringer das Angebot und je größer die Nachfrage, desto höher klettern die Preise. Ein Überfluss an Grundstücken und verfügbaren Darlehen führt unweigerlich zu einer Überbebauung. Wächst das Angebot deutlich schneller als die Nachfrage, sinken die Preise in der Regel. Der Aufwärtsdruck auf die Immobilienpreise ist in der Regel am größten in Gegenden mit wenig verfügbarem Bauland. Dies war einer der Gründe, die mich vor Jahrzehnten dazu bewogen haben, in der San Francisco Bay Area in Immobilien zu investieren. Wenn Sie sich eine Karte dieses Gebiets anschauen, können Sie sehen, dass die Stadt San Francisco und die Gemeinden im Süden auf einer Halbinsel liegen. Der Rest der Bay Area ist von Meer, Buchten und Bergen umgeben. Mehr als 80 Prozent des Grundes im Großraum Bay Area ist nicht bebaubar, weil Nationalparks, Naturreservate und andere geschützte Gebiete eine Bebauung verhindern oder weil das Land generell nicht erschließbar ist. Fast sämtliche der nutzbaren Flächen in und um San Francisco sind bereits erschlossen.
Langfristig kann der Mangel an Bauland in einer Gegend ein Problem darstellen. Zu hohe Immobilienpreise können dazu führen, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer in günstigere Gegenden abwandern. Wenn Sie also in einer Gegend mit wenig Bauland und überhöhten Immobilienpreisen zu investieren gedenken, sollten Sie vorher gründlich nachrechen, ob es sich für Sie unterm Strich lohnt. (Wie Sie dabei vorgehen, erkläre ich weiter hinten in diesem Kapitel.) Neben dem Baulandaspekt lohnt es sich, auch die folgenden wichtigen Indikatoren zu überprüfen, um herauszufinden, wie es um den Immobilienmarkt in einer bestimmten Region bestellt ist: Baugenehmigungen: Die Zahl der Baugenehmigungen gibt Aufschluss darüber, wie sich das Angebot an Immobilien bald verändern könnte. Ein fortwährender Anstieg der Baugenehmigungen über mehrere Jahre hinweg kann darauf hindeuten, dass das Angebot an neuen Immobilien den künftigen Wertzuwachs dämpfen könnte. Leerstandsquoten: Ein geringer Leerstand bei Mietwohnungen lässt auf einen angespannten Wohnungsmarkt schließen, was sich wiederum positiv auf die künftige Wertentwicklung von Immobilien auswirkt. Umgekehrt deuten hohe Leerstandsquoten auf ein Überangebot an Immobilien hin, was wiederum die Mietpreise unter Druck setzen kann, da viele Vermieter um Mieter werben. Immobilienangebote und -verkaufszahlen: Ebenso wie der Bau vieler neuer Gebäude schlecht für die künftige Wertsteigerung von Immobilien ist, so ist auch eine steigende Zahl von Immobilienangeboten ein Hinweis auf mögliche künftige Probleme. Bewegen sich die Immobilienpreise auf hohem Niveau, beschließen manche Investoren, dass sie mehr Geld mit anderen Anlagen verdienen können. Wird der Markt mit Angeboten überschwemmt, können potenzielle Käufer wählerischer sein, was wiederum die Preise nach unten drückt. Bei hohen Preisen (im Verhältnis zu den Mietkosten) entscheiden sich mehr Kaufinteressenten fürs
Mieten, wodurch die Anzahl der Immobilienverkäufe im Verhältnis zu den Angeboten sinkt. Ein Zeichen für einen gesunden Immobilienmarkt ist eine abnehmende und relativ niedrige Zahl von Immobilienangeboten, was darauf hindeutet, dass die Käufernachfrage das Immobilienangebot trifft oder übersteigt. Sind die Kaufkosten im Vergleich zu den Mietkosten relativ niedrig, können sich mehr Mieter eine Immobilie leisten, wodurch die Zahl der Verkäufe steigt. Mietpreise: Die Entwicklung der allgemeinen Mietpreise, welche Mieter zu zahlen bereit sind (beziehungsweise zahlen können), kann ebenfalls Aufschluss über die künftige Nachfrage nach Wohnraum geben. Wenn die Wohnungsnachfrage mit dem Wohnungsangebot Schritt hält und die lokale Wirtschaft weiterwächst, steigen die Mieten in der Regel an, was sich wiederum positiv auf die Immobilienpreise und damit Wertsteigerungen auswirkt.
Hüten Sie sich vor dem Kauf von Mietobjekten, die einer Mietpreisbindung unterliegen oder für die ein gesetzlicher Mietendeckel gilt; die Kosten für die Immobilie könnten sonst schneller steigen, als Sie die Mieten erhöhen können.
Der Mythos von der »besten Lage« Begriffe wie »in bester Lage« oder »Lage, Lage, Lage« als angeblich wichtigstes Kriterium bei Immobilien sind im Zusammenhang mit Immobilienangeboten sehr häufig zu finden. Vor allem Immobilienmakler verweisen gerne darauf, dass bei Immobilien vor allem die Lage zählt. Doch diese gängige Meinung erweist sich mitunter als falsch. Als Immobilienanleger möchten Sie Ihre Immobilie womöglich eines Tages – nach vielen Jahren – zu einem viel höheren Preis verkaufen, als Sie sie gekauft haben. Wenn sich Ihre Immobilie bereits in »bester Lage« befindet, haben Sie möglicherweise nicht mehr so viel Spielraum für Preissteigerungen. Oft wird empfohlen, Immobilien nur in Bezirken zu kaufen, die hinsichtlich bestimmter Kriterien wie Verkehrsanbindung, Schulen, Sozialstruktur,
Kriminalitätsrate, Wirtschaftsentwicklung und gegebenenfalls Trendsettingpotenzial gut bewertet sind. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch hoch, dass Immobilien in solchen Lagen bereits zum aktuellen Zeitpunkt zu Höchstpreisen angeboten werden. Wenn sich dann die Lage am Immobilienmarkt verschlechtert, kann es gerade in solchen Vierteln oder Regionen zu einem stärkeren Rückgang kommen als in einer Gegend, in der die Immobilienpreise noch kein derart utopisches Niveau erreicht haben. Die größten Preissteigerungen ergeben sich häufig gerade in Regionen beziehungsweise bei Immobilien mit hohem Verbesserungspotenzial. Diese im Voraus zu erkennen, ist nicht leicht. Halten Sie daher am besten nach Gemeinden Ausschau, in denen sich in den letzten Jahren ein positiver Trend abgezeichnet hat. Selbst einige »durchschnittliche Gegenden« schneiden hinsichtlich der Wertsteigerung bei Immobilien besser ab als die »besten Lagen« von heute.
Immobilienbewertungen und Einnahmeprognosen unter die Lupe nehmen Woher wissen Sie, was eine Immobilie wirklich wert ist? Manche sagen, eine Immobilie ist so viel wert, wie ein kaufwilliger und finanzstarker Käufer dafür zu zahlen bereit ist. In der Tat zahlt so mancher Käufer mehr als das, was eine Immobilie tatsächlich wert ist. Und manchmal ist ein Käufer, der geduldig ist, seine Hausaufgaben macht und gut verhandeln kann, in der Lage, eine Immobilie zu einem Preis unterhalb ihres tatsächlichen Marktwerts zu erwerben. Eine der wichtigsten Aufgaben bei der Ermittlung des Wertes einer Immobilie und der Abgabe eines Gebots besteht darin, die potenziellen Einnahmen und Ausgaben eines Mietobjekts zu berechnen. In den folgenden Abschnitten führe ich Sie durch die einzelnen Schritte dieser wichtigen Berechnungen.
Schätzung des Cashflows
Der Cashflow ist das Geld, das eine Immobilie einbringt, abzüglich ihrer Kosten. Wenn Ihre monatlichen Ausgaben für eine Immobilie (einschließlich der Hypothekenzahlung und Grundsteuer) die Einnahmen ständig übersteigen, haben Sie es mit einem negativen Cashflow oder Geldabfluss zu tun. Möglicherweise verfügen Sie über die finanziellen Reserven, um diese vorübergehende finanzielle Belastung in den ersten Jahren auszugleichen, dennoch müssen Sie im Voraus wissen, worauf Sie sich einlassen. Diese beiden großen Fehler werden von unerfahrenen Anlegern in Mietimmobilien häufig begangen: Sie sind sich nicht über alle Kosten im Klaren, die mit einer Anlageimmobilie einhergehen. Im schlimmsten Fall landen einige Anleger aufgrund des negativen Cashflows (das heißt die Ausgaben sind höher als die Einnahmen) in der Privatinsolvenz. In anderen Fällen hindert ein negativer Cashflow die Anleger daran, wichtige finanzielle Ziele zu erreichen. Sie glauben den Abrechnungen und Finanzaufstellungen der Verkäufer beziehungsweise Immobilienmakler. So wie ein Arbeitgeber einen Lebenslauf mit einer gewissen Skepsis betrachtet, sollten Sie solche Aufstellungen immer als Werbung und nicht als Quelle objektiver Informationen sehen. In einigen Fällen flunkern Verkäufer und Makler oder verdrehen die Dinge so, dass sie möglichst vorteilhaft wirken. In den meisten Fällen enthalten diese Berichte eine Vielzahl von Prognosen und Best-Case-Szenarien.
Bitten Sie bei Immobilien, deren Kauf Sie in Erwägung ziehen, um eine Kopie der Anlage V (zusätzliche Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung) aus der
Einkommensteuererklärung des Verkäufers. Die meisten Menschen versuchen beim Ausfüllen ihrer Steuererklärungen zwecks Steuerersparnis ihre Einnahmen zu minimieren und ihre Ausgaben zu maximieren – das Gegenteil von dem, was Immobilienverkäufer und -makler normalerweise in den Abrechnungen und Finanzaufstellungen tun, die manchmal vorgelegt werden, um eine Immobilie besser zu vermarkten. Datenschutz ist in diesem Fall kein Argument, da Sie ja nur nach Anlage V fragen und nicht die gesamte Einkommensteuererklärung der Person sehen möchten. Abrechnungen und Finanzaufstellungen für Mietobjekte sollten immer auf Fakten und einer realistischen Einschätzung der Immobilie basieren (siehe Tabellen 11.1, 11.2 und 11.3). Es gibt andere Zeiten und Orte für grenzenlosen Optimismus und positives Denken, zum Beispiel wenn Sie sich in einem Schneesturm verirrt haben. Schließlich geht es bei der Entscheidung für oder gegen den Kauf eine Mietobjekts nicht um Leben und Tod. Nehmen Sie sich Zeit und prüfen Sie alles mit offenen Augen und Ohren sowie einem gesunden Maß an Skepsis, bevor Sie sich entscheiden. Pro Monat Miteinnahmen (Wohnungen): Fordern Sie Euro________________ Kopien der aktuellen Mietverträge an und prüfen Sie außerdem die Mietpreise vergleichbarer Wohnungen auf dem hiesigen Immobilienmarkt. Erkundigen Sie sich, ob der Eigentümer irgendwelche Zugeständnisse gemacht hat (zum Beispiel ein oder zwei Monate Mieterlass), die den angegebenen Mietpreis schmälern. Machen Sie Ihr Angebot von der Richtigkeit der Mietpreise abhängig.
Pro Monat Mieteinnahmen (Stellplätze und Garagen): + Euro________________ Manche Immobilien verfügen über Stellplätze oder Garagen, die von den Mietern zusätzlich gemietet werden können. Wie bei den Mieteinnahmen sollten Sie auch hier ermitteln, wie hoch die Mieteinnahmen für diese Parkflächen wirklich sind. Kosten für Waschräume: Schmutzige Wäsche + Euro________________ gibt es nicht nur in den Abendnachrichten – sie kann Sie auch reicher machen! Viele Mietimmobilien verfügen über einen Gemeinschaftswaschraum (in dem der Vermieter gegebenenfalls sogar die Waschmaschinen zur Verfügung stellt und unterhält). Unterschätzen oder vernachlässigen Sie nicht die Kosten für die Wartung dieser Räume (und gegebenenfalls der Waschmaschinen), wenn Sie die Ausgaben für Ihr Mietobjekt berechnen. Leerstandsquote: Es ist nicht einfach, ein + Euro________________ Mietobjekt dauerhaft zu vermieten, und es kann einige Zeit in Anspruch nehmen, einen guten Mieter zu finden, der genau die Art von Wohnung(en) sucht, die Sie anbieten. Bei vorübergehendem Leerstand infolge eines Mieterwechsels können Sie in der Zwischenzeit fällige Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten durchführen. Rechnen Sie mit einer Leerstandsquote von 5 bis 10 Prozent (berechnen Sie 5 bis 10 Prozent von der in der ersten Zeile errechneten Miete). Gesamteinnahmen
Euro________________
Tabelle 11.1: Monatsabrechnung für Mietobjekte – Einnahmen (Seite 1 von 3).
Die in den Tabellen 11.1, 11.2 und 11.3 dargestellte monatliche Abrechnung für ein Mietobjekt bezieht sich auf die Gegenwart. Sie hoffen und erwarten natürlich, dass Ihre Mieteinnahmen im Laufe der Zeit schneller steigen werden
als die Ausgaben für die Immobilie, sodass sich der Cashflow erhöht. Wenn Sie möchten, können Sie diese Aufstellung auch zu Prognosezwecken für die kommenden Jahre verwenden.
Bewertung von Immobilien Die Schätzung des Cashflows einer Immobilie ist ein wichtiger erster Schritt, um deren tatsächlichen Wert zu ermitteln. Für sich alleine genommen, reicht der Cashflow allerdings nicht aus, um eine informierte und kluge Entscheidung hinsichtlich des Kaufs einer bestimmten Immobilie zu treffen. Nur weil ein Objekt einen positiven Cashflow aufweist, heißt das noch lange nicht, dass Sie es kaufen sollten. Pro Monat Immobiliendarlehen: Geben Sie hier Ihre voraussichtliche Kreditrate an.
Euro________________
Grundsteuer: Erkundigen Sie sich bei einem Immobilienmakler, einem Hypothekenkreditgeber oder der örtlichen Steuerbehörde, wie hoch die jährliche Grundsteuer für ein vergleichbares Mietobjekt wäre. Teilen Sie diesen Jahresbetrag durch 12, um Ihre monatliche Grundsteuerrechnung zu ermitteln.
+Euro________________
Nebenkosten: Lassen Sie sich Kopien der +Euro________________ Nebenkostenabrechnungen der letzten zwölf Monate vom derzeitigen Eigentümer aushändigen – nur ein paar Monate reichen nicht aus, da der Verbrauch von Gas, Wasser und Strom zu verschiedenen Zeiten des Jahres stark schwanken kann. (In einem Gebäude mit mehreren Wohneinheiten ist es von Vorteil, wenn jede Einheit eigene Zähler hat, damit Sie jedem Mieter den jeweiligen Verbrauch in Rechnung stellen können).
Pro Monat Versicherung: Lassen Sie sich Kopien der aktuellen Gebäudeversicherung inklusive Abrechnungen vom derzeitigen Eigentümer aushändigen. Falls Sie erwägen, ein Gebäude in einem Risikogebiet durch Umweltkatastrophen (wie Überschwemmungen, Erdbeben und so weiter) zu erwerben, dann vergewissern Sie sich zuvor, dass die Versicherung Elementarschäden auch abdeckt. Der Kauf eines Objekts in Gefahrenlage ist nicht zu empfehlen. Ein Hinweis darauf können die Prämienaufschläge für eine Elementarschadenversicherung sein (falls sie für das betreffende Objekt überhaupt erhältlich ist).
+Euro________________
Wasser: Auch hier sollten Sie den aktuellen +Euro________________ Eigentümer um Abrechnungen bitten, die die Wasserverbrauchskosten der letzten zwölf Monate belegen. Den Wasserverbrauch zahlen normalerweise die Mieter. Trotzdem sollten Sie sichergehen, dass hier keine Kostenrisiken an Ihnen hängenbleiben. Müllgebühren: Lassen Sie sich auch hier die +Euro________________ Aufstellung der letzten zwölf Monate vom Eigentümer aushändigen. Üblicherweise sind die Mieter zahlungspflichtig. In einer WEG können die Kosten aber, etwa bei Leerstand, an Ihnen hängen bleiben.
Pro Monat Reparaturen/Wartung/Reinigung: Zwar können Sie den jetzigen Eigentümer fragen, welche Kosten diesbezüglich erfahrungsgemäß anfallen oder noch zu erwarten sind, und auch die Steuererklärung hierzu prüfen, allerdings sind diese Informationen unter Umständen nicht stichhaltig genug. Manche Immobilieneigentümer schieben Instandhaltungsarbeiten auf die lange Bank, sodass später höhere Kosten anfallen können. (Ein Immobiliensachverständiger kann helfen, Problembereiche aufzuspüren, bevor Sie sich zum Kauf einer Immobilie verpflichten). Für Wartung, Reparaturen und Reinigung können Sie pro Jahr mindestens 1 bis 2 Prozent des Kaufpreises ansetzen. Denken Sie daran, diesen jährlichen Schätzwert durch 12 zu teilen!
+Euro________________
Ausgaben für Werbung und Verwaltung: Die +Euro________________ Suche nach guten Mietern erfordert Zeit und Werbung. Wenn Sie einen Makler mit der Mietersuche beauftragen, müssen Sie die Kosten selbst tragen und können sie nicht mehr (wie früher üblich) auf die Mietpartei umlegen. Denn es gilt das Bestellerprinzip. Die Preise dafür sind Verhandlungssache. Eigentümer größerer Gebäude haben manchmal einen Hausmeister, Verwalter oder eine Hausverwaltung vor Ort, die Interessenten leer stehende Wohnungen zeigen und sich um Wartung und Reparaturen kümmern. Tragen Sie die monatlichen Ausgaben hierfür in diese oder die vorhergehende Zeile ein. Falls ein Hausmeister vor Ort Anspruch auf ermäßigte Miete hat, müssen Sie dies im Abschnitt über die Mieteinnahmen miteinkalkulieren. Schädlingsbekämpfung: Einmal im Jahr oder alle +Euro________________ paar Jahre müssen Sie sich je nach Gebäudeart unter Umständen um Schädlingsbekämpfung kümmern. Die Kosten sollten Sie nicht vernachlässigen.
Pro Monat Hausverwaltung, Rechts- und Steuerberatung, Buchhaltung und andere professionelle Dienstleistungen: Vor allem bei größeren Mietobjekten brauchen Sie eine Hausverwaltung und einen Steuerberater und müssen vermutlich von Zeit zu Zeit auch die Dienste von Anwälten in Anspruch nehmen.
+Euro________________
Gesamtausgaben
Euro________________
Tabelle 11.2: Monatsabrechnung für Mietobjekte – Einnahmen (Seite 2 von 3). Pro Monat Gesamteinnahmen (von Seite 1)
Euro________________
Gesamtausgaben (ab Seite 2)
- Euro________________
CASHFLOW (Gewinn oder Verlust vor Steuern) = Euro________________ Abschreibung: Das Steuergesetz erlaubt es Ihnen, - Euro________________ einen jährlichen Steuerabzug für die Abschreibung vorzunehmen, aber denken Sie daran, dass Sie das bloße Grundstück nicht abschreiben können, sondern nur den Kaufpreisanteil, der auf die eigentliche Immobilie entfällt. Teilen Sie den Kauf Ihrer Mietimmobilie in das Gebäude und das Grundstück auf. Sie können diese Aufteilung auf der Grundlage des geschätzten Wertes für das Grundstück und das Gebäude oder auf der Grundlage eines Immobiliengutachtens vornehmen. Nettoeinnahmen
= Euro________________
Tabelle 11.3: Monatsabrechnung für Mietobjekte – Einnahmen (Seite 3 von 3).
In Gegenden, in denen Anleger geringere Wertsteigerungsraten erwarten, werden Immobilien im Allgemeinen zu niedrigeren Preisen verkauft und können auch einen besseren Cashflow aufweisen.
Auf dem Aktienmarkt haben Sie mehr Anhaltspunkte bezüglich des Werts eines bestimmten Wertpapiers. Die Aktien der meisten Unternehmen werden täglich gehandelt, sodass Sie zumindest einen aktuellen Verkaufspreis als Grundlage haben. Selbstverständlich bedeutet der Umstand, dass eine Aktie vor Kurzem zu einem Preis von 20 Euro gehandelt wurde, nicht, dass sie auch 20 Euro pro Aktie wert ist. Anleger können übermäßig optimistisch oder pessimistisch sein. Genauso wie Sie eine Aktie im Vergleich zu anderen, vergleichbaren Aktien bewerten sollten, sollten Sie auch den Angebotspreis einer Immobilie den Preisen vergleichbarer Immobilien gegenüberstellen. Was aber, wenn alle Immobilien in einer bestimmten Gegend oder eines bestimmten Typs überbewertet sind? Ein solcher Vergleich gäbe dann nicht zwingend Aufschluss darüber, ob der Preis einer bestimmten Immobilie eventuell überhöht ist. Zusätzlich zum Vergleich mit gleichwertigen Objekten müssen Sie daher auch einige ortsbezogene Bewertungen vornehmen, um festzustellen, ob die Preise aus historischer Sicht zu hoch, zu niedrig oder genau richtig angesetzt sind. Die Antwort auf diese letzte Frage finden Sie in Kapitel 10. Im Folgenden nenne ich Ihnen die verschiedenen Ansätze zur Bewertung von Immobilien sowie deren Vor- und Nachteile: Immobiliensachverständige: Sie brauchen kein ausführliches Wertgutachten, um harte Fakten und Zahlen für die Verhandlungen mit einem potenziellen Verkäufer zu führen. Eine kurze Einschätzung genügt. Beauftragen Sie damit einen Immobiliensachverständigen, Architekt oder Bauingenieur, der Erfahrung mit der Bewertung des Immobilientyps hat, den Sie in Betracht ziehen. Ein Immobiliensachverständiger hat oft Zugriff auf die Kaufpreissammlung des örtlichen Gutachterausschusses. Das heißt, er kennt die Vergleichsobjekte in der Gegend und die Preise, die dafür gezahlt wurden.
Der Nachteil von Immobiliensachverständigen ist, dass sie Geld kosten. Die Bewertung eines kleinen Hauses kann mehrere Hundert Euro kosten, die eines größeren Gebäudes mit mehreren Wohneinheiten kann mit 1.000 Euro oder mehr zu Buche schlagen. Es besteht die Gefahr, dass Sie Geld in das Gutachten für eine Immobilie stecken, die Sie am Ende nicht kaufen. Immobilienmakler: Wenn Sie mit einem guten Immobilienmakler zusammenarbeiten (wie Sie einen solchen finden, erkläre ich in Kapitel 12), bitten Sie ihn, eine Liste vergleichbarer Immobilien zu erstellen und Ihnen bei der Schätzung des Wertes der betreffenden Immobilie zu helfen. Der Vorteil der Beauftragung eines Maklers besteht darin, dass Sie für diese Dienstleistung nicht extra bezahlen müssen. Der Nachteil dieser Lösung ist, dass der Makler nur dann Provision erhält, wenn Sie eine Immobilie kaufen, und die Höhe dieser Provision davon abhängt, wie viel Sie dafür bezahlen. Je mehr Sie also bereit sind, für eine Immobilie zu zahlen, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Geschäft zustande kommt, und desto mehr verdient der Makler an der Provision. Do-it-yourself: Wenn Sie mit Zahlen und Analysen vertraut sind, können Sie versuchen, den Wert einer Immobilie selbst zu schätzen. Der schwierige Teil besteht darin, vergleichbare Objekte zu finden. Identische Immobilien zu finden, ist in der Regel unmöglich; Sie müssen also ähnliche Immobilien finden und dann deren Verkaufspreise anpassen, damit Sie einen Eins-zu-Eins-Vergleich vornehmen können. Zu den Faktoren, die in Ihre Analyse vergleichbarer Immobilien einfließen sollten, gehören das Verkaufsdatum der jeweiligen Immobilie, die Standortqualität, die Grundstücksgröße, das Alter und der Zustand des Gebäudes, die Anzahl der Wohneinheiten, die Anzahl der Zimmer, Schlafzimmer und Bäder, die Anzahl der Garagen und Kamine
sowie die Größe des Gartens. Diese Informationen kann Ihnen ein Immobilienmakler zur Verfügung stellen, oder Sie können sie selbst für Immobilien ermitteln, die Sie gesehen haben oder von denen Sie wissen, dass sie kürzlich verkauft wurden. Mithilfe einer Reihe von Preisanpassungen können Sie anschließend den Wert der ins Auge gefassten Immobilie mit anderen, kürzlich verkauften Objekten vergleichen. Wenn beispielsweise eine ähnliche Immobilie vor sechs Monaten für 400.000 Euro verkauft wurde, die Preise in den letzten sechs Monaten aber insgesamt um 3 Prozent gefallen sind, dann ziehen Sie 3 Prozent vom Verkaufspreis ab. Letztendlich müssen Sie jeder Abweichung zwischen vergleichbaren Immobilien und der Immobilie, die Sie erwerben möchten, einen Wert oder Preis zuordnen.
Diese Ansätze zur Bewertung von Immobilien schließen sich natürlich nicht gegenseitig aus. Es steht Ihnen frei, die Zahlen und Analysen, die ein Gutachter und Immobilienmakler erstellt haben, miteinander zu vergleichen.
Immobilienrecherche: Die benötigten Informationen finden Immobilien zu bewerten, bedeutet Detektivarbeit. Wenn Sie jedoch kreativ und wissbegierig sind, werden Sie schnell feststellen, dass es gar nicht so schwierig ist. Es gibt Dutzende Möglichkeiten, nützliche Informationen über eine Immobilie und die Gegend, in der sie sich befindet, zusammenzutragen.
Beginnen Sie mit Ihren Nachforschungen am besten bei dem Immobilienmakler, der die Immobilie zum Verkauf angeboten hat. Die meisten Immobilienmakler plaudern gerne. Versuchen Sie herauszufinden, warum der Verkäufer seine Immobilie loswerden möchte. Dieses Wissen hilft Ihnen, ein für den Verkäufer attraktives Angebot auszuhandeln. Was die finanzielle Situation der Immobilie angeht, sollten Sie den Verkäufer um bestimmte Einzeldokumente bitten, einschließlich der Anlage V (Einkommen aus Vermietung und Verpachtung) seiner Steuererklärung. (Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt »Schätzung des Cashflows« weiter vorne im Kapitel.) Beauftragen Sie einen Immobilieninspektor oder -gutachter, der den baulichen Zustand der Immobilie untersucht und beurteilt (Hinweise zur Beauftragung von Inspektoren finden Sie in Kapitel 12). Auch örtliche Behörden, Stadtverwaltungen und Kommunen können eine wahre Fundgrube für Informationen über die jeweiligen Gemeinden sein. Prüfen Sie außerdem die anderen sowohl in Kapitel 10 als auch weiter vorn in diesem Kapitel empfohlenen Quellen.
Gute Geschäfte aufspüren Jeder möchte ein Schnäppchen machen und das Gefühl haben, etwas Gutes zu einem relativ niedrigen Preis ergattert zu haben. Wie sonst lässt sich die folgende gängige Einzelhandelsstrategie erklären? Die Ware wird zunächst zu sogenannten Mondpreisen, sprich überteuert, angeboten, und was sich nicht schnell genug verkauft, wird dann im Preis herabgesetzt, um den Eindruck zu erwecken, man würde ein Schnäppchen machen! Manche Immobilienverkäufer und -makler verfahren nach demselben Schema. Sie bieten eine Immobilie zunächst zu einem überhöhten Preis zum Verkauf an und korrigieren ihn dann nach unten, wenn sie merken, dass niemand den ursprünglichen
Angebotspreis zahlen wird. »Ein Preisnachlass von 30.000 Euro!« heißt es dann in der neuen Anzeige. Natürlich sind solche Preisnachlässe selten ein gutes Geschäft. Es ist durchaus möglich, eine »Problemimmobilie« mit einem Preisnachlass zu erwerben, der die Kosten für eine Instandsetzung übersteigt. Solche Gelegenheiten sind selten, und die Verkäufer solcher Immobilien sind oft nicht bereit, gewinnträchtige Preisnachlässe zu gewähren. Wenn es Ihnen an Expertise fehlt, um die »Baustellen« einer Immobilie zu erkennen und richtig und sicher einzuschätzen, dann können Sie am Ende ordentlich draufzahlen. Zahllose Bücher, Blogs und Seminare zum Thema Immobilienanlagen haben es sich auf die Fahnen geschrieben, Ihnen die – ihrer Meinung nach – einzig wahre und richtige Strategie zu verkaufen, mit der man den Markt angeblich überlisten kann. Oft wird behauptet, man könne durch die Anlage in sogenannte notleidende Immobilien zum Multimillionär werden. Eine häufig vorgeschlagene Vorgehensweise ist der Kauf von Immobilien aus Zwangsversteigerungen. Oder wie wäre es mit dem Kauf einer Immobilie aus dem Nachlass einer Person von der Erbengemeinschaft, die sie möglichst schnell versilbern will? Oder vielleicht möchten Sie sogar in eine Immobilie investieren, die zum Abriss freigegeben wurde oder mit Asbest verseucht ist! In einigen Fällen wird mithilfe solcher Strategien gewisser Immobiliengurus die Unwissenheit der Menschen schamlos ausgenutzt. Wenn Sie einen unbedarften Immobilienverkäufer finden, der sich in einer finanziellen Notlage befindet und dringend Bargeld benötigt, können Sie unter Umständen ein Haus zu einem Spottpreis bekommen. Allerdings könnte es dann sein, dass Sie mit moralischen Bedenken zu kämpfen haben, eine Immobilie auf diese Weise so günstig erworben zu haben. Andere Methoden, um preisgünstige Immobilien zu finden, erfordern viel Zeit und Recherche. Eine Möglichkeit besteht darin, Immobilieneigentümer einfach anzurufen, um herauszufinden, ob
sie an einem Verkauf interessiert sind. Das ist ein wenig so, als würden Sie versuchen, eine offene Stelle zu besetzen, indem Sie einfach Leute an einer Straßenecke ansprechen. Auch wenn Sie auf diese Weise vielleicht irgendwann einen passenden Kandidaten finden, erscheint diese Methode im Verhältnis zum Zeitaufwand doch recht unrentabel. Ohne die Dinge unnötig zu verkomplizieren oder gar Risiken einzugehen, können Sie einige der folgenden bewährten Strategien anwenden, um Immobilien mit einem Nachlass auf den Marktwert zu erwerben: Einen »motivierten« Verkäufer finden: Seien Sie geduldig und schauen Sie sich viele Immobilien an. Früher oder später werden Sie auf eine stoßen, die jemand dringend loswerden muss (und so etwas steht natürlich nicht unbedingt in einer Immobilienanzeige). Vielleicht hat der Verkäufer eine andere Immobilie gekauft und braucht das Geld, um den neuen Kauf abzuschließen. Der Zugang zu einer ausreichenden Finanzierung kann helfen, solche Geschäfte zu sichern. Immobilien mit behebbaren Mängeln kaufen: Die am einfachsten zu behebenden Probleme sind kosmetischer Natur. Manche Verkäufer und ihre Makler sind einfach nur faul und machen sich nicht einmal die Mühe, eine Immobilie vor der Besichtigung zu reinigen. In einem Einfamilienhaus, das ich einmal gekauft habe, hatten sich die Spinnweben und der Staub von mindestens drei Jahren angesammelt. Nachts sah es aus wie in einem Kerker, weil die Hälfte der Glühbirnen durchgebrannt war. Malerarbeiten, das Herausreißen alter, hässlicher Teppichböden, das Auffrischen von Hartholzböden und das Setzen neuer Pflanzen im Garten sind relativ einfache Arbeiten. Sie erhöhen jedoch den Wert der Immobilie und sorgen dafür, dass die Mieter bereit sind, höhere Mieten zu zahlen. Natürlich kosten diese Arbeiten Zeit und Geld, und viele Käufer wollen sich nur ungern Probleme aufhalsen. Wenn Sie einen Blick für den Optimierungsbedarf von
Immobilien haben, und bereit sind, Zeit und Geld für die Koordinierung der Instandsetzungsarbeiten zu opfern, dann tun Sie es! Zuvor sollten Sie jedoch auf jeden Fall eine gründliche Inspektion der Immobilie durchführen lassen (Einzelheiten dazu finden Sie in Kapitel 12.) Kalkulieren Sie unbedingt auch den Verlust von Mieteinnahmen ein, wenn Sie die Immobilie während der Instandsetzungsarbeiten nicht vollständig vermieten können. Einige Immobilienkäufer hat die Doppelbelastung aus Instandsetzungskosten und entgangenen Mieteinnahmen schon in den Ruin getrieben. Kaufen, wenn der Immobilienmarkt in einer Krise steckt: Wenn die Wirtschaft ein paar Tiefschläge einstecken muss und die Investoren sich aus dem Staub machen (wie beim Abschwung Ende der 2000er-Jahre), ist es Zeit, auf Einkaufstour zu gehen! Immobilien kaufen Sie am besten dann, wenn die Preise und das Anlegerinteresse niedrig sind. In Zeiten schwacher Märkte ist es leichter, Immobilien mit einem positiven Cashflow (selbst in den Anfangsjahren) zu erwerben. In Kapitel 10 erkläre ich, woran Sie einen schwachen Markt erkennen können. Modernisierungs- oder Umbaumöglichkeiten prüfen: Manchmal können Sie eine Immobilie umgestalten, um ihren produktiven Nutzen zu erhöhen. So lassen sich beispielsweise Mehrfamilienhäuser legal in Eigentumswohnungen umwandeln oder zum Beispiel in Einfamilienhäusern zusätzliche Mieteinheiten schaffen (zum Beispiel eine Einliegerwohnung), sofern die örtlichen Bauvorschriften es zulassen. Ein seriöser Immobilienmakler oder Bauunternehmer sowie die örtliche Planungsbehörde sind gute Anlaufstellen, wenn es darum geht, umbaufähige Immobilien zu finden. Falls Sie jedoch kein Verfechter von Immobilienentwicklung sind, werden Sie diese Strategie unter Umständen nicht sonderlich gut finden.
Wenn Sie gute Immobilien kaufen und langfristig halten, können Sie mit dieser Anlage gesunde Renditen erzielen. Langfristig gesehen verliert ein potenzieller Preisnachlass beim Kauf einer Immobilie mit der Zeit an Bedeutung. Letztendlich verdienen Sie Geld mit Ihren Immobilienanlagen, weil der Markt an Wert gewinnt und Sie Ihre Objekte gut verwalten. Fixieren Sie sich also nicht allzu sehr darauf, eine Immobilie zu einem besonders günstigen Preis zu erwerben, und warten Sie nicht auf das perfekte Angebot, denn das gibt es nicht oft.
Schlechte Immobilieninvestments erkennen Einige vermeintlich »einfache« Möglichkeiten, in Immobilien zu investieren, sind selten sinnvoll, weil sie mit ziemlicher Sicherheit zu Geldverlusten führen. In diesem Abschnitt gehe ich auf Immobilienanlageformen ein, die Sie nach Möglichkeit generell (aber nicht immer) vermeiden sollten.
Timesharing-Modellen eine Absage erteilen Teilzeitnutzungsrechte (auch Ferienwohnrechte oder Timesharing genannt) erweisen sich fast immer als Geldverbrennungsanlage. Mit dem sogenannten Timesharing erwerben Sie für einen längeren Zeitraum das Recht, eine Unterkunft – in der Regel eine Eigentumswohnung in einem Ferienort nutzen zu dürfen – oft ist das aber nur in einem bestimmten Zeitraum des Jahres möglich, zum Beispiel für ein oder zwei Wochen. Wenn Sie 8.000 Euro für eine Woche »Eigentum« bezahlen, entspräche das einem Jahresbetrag von 400.000 Euro (8.000
Euro × 52 Wochen). Eine vergleichbare Wohnung in der Nähe kann jedoch möglicherweise nur für 150.000 Euro verkauft werden. Mit diesem saftigen Aufschlag werden die Provisionen des Verkaufspersonals, die Verwaltungskosten und die Gewinne der Timesharing-Firma bezahlt. (Hinweis: Diese kleine Analyse lässt außerdem die nicht ganz unwichtigen laufenden TimeSharing-Wartungsgebühren außer Acht). In der Regel lassen sich Leute zu einem Timesharing-Modell überreden, wenn sie gerade irgendwo ihren Urlaub genießen. Urlauber sind fast immer leichte Beute für Verkäufer, die ihnen – oft mit Nachdruck und äußerst überzeugenden Verkaufstaktiken – so etwas wie ein Andenken an ihre Reise verkaufen wollen. Der Käse in der Mausefalle ist das Angebot einer Gratisleistung für die Teilnahme an einer Verkaufspräsentation (zum Beispiel eine Gratisübernachtung in einer Anlage). Falls Sie nicht ohne Timesharing leben können, dann sollten Sie wenigstens erwägen, eine solche »Geldanlage« sozusagen gebraucht zu erwerben. Viele frühere Käufer, die fast immer einen Großteil ihrer ursprünglichen Investition verloren haben, versuchen, ihre Timesharing-Anteile loszuwerden (allein diese Tatsache zeigt Ihnen, dass Timesharing ein lausiges Investment ist.) Möglicherweise können Sie ein Ferienwohnrecht von einem bestehenden Eigentümer zu einem fairen Preis kaufen – aber warum sollten Sie sich damit verpflichten, jedes Jahr am selben Ort und zur selben Zeit Urlaub zu machen? Bei vielen Timesharing-Anlagen können Sie Ihre Urlaubswochen tauschen, aber das ist mühsam, und Sie sind dann auf die noch verfügbaren Zeitfenster beschränkt. Das sind aber in der Regel die Termine, die andere Leute nicht wollen.
Einen Zweitwohnsitz unterhalten Manche Leute träumen von einem Wochenendhaus oder einer Ferienwohnung – einem Ort, an den sie sich zurückziehen können, wenn ihnen das Leben in überfüllten Städten oder
Vorstädten auf die Nerven geht. Manche entscheiden sich dazu, Ihr Feriendomizil zu vermieten, wenn sie es nicht gerade selbst nutzen, um ein gewisses Einkommen zu erzielen und so einen Teil der Unterhaltskosten zu decken. Wenn Sie sich die zusätzlichen Kosten für eine Zweit- oder Ferienwohnung problemlos leisten können, dann bin ich sicher der Letzte, der Ihnen vorschreibt, wie Sie Ihr Geld am besten aus dem Fenster werfen. Nur: Anlageimmobilien sind Immobilien, die Sie zu 90 Prozent der Zeit (oder mehr) vermieten. Die meisten Eigentümer von Zweitwohnungen, die ich kenne, vermieten ihre Immobilien nur sehr selten, nämlich nur zu 10 Prozent oder weniger. Infolgedessen sind Zweitwohnungen in der Regel wahre Geldfresser, zumal Sie bei nur gelegentlicher Vermietung keine Chance haben, die laufenden Kosten für die Immobilie von der Steuer abzusetzen. Selbst wenn Sie Ihren Zweitwohnsitz die meiste Zeit über vermieten, trägt der ständige Mieterwechsel (unter anderem durch hohen Verwaltungsaufwand und dauernd nötige Instandsetzungen) zur Schmälerung Ihrer Nettomieteinnahmen bei. Zwar kenne ich tatsächlich einige Leute, die mit Zweitwohnungen, die nur selten vermietet wurden, eine anständige Rendite erzielten. In der Regel werden diese Wohnungen jedoch über viele Jahre hinweg gehalten und befinden sich in zunehmend beliebten und aufstrebenden Gegenden. Wenn Sie Ihren Zweitwohnsitz nicht die meiste Zeit über vermieten, sollten Sie sich fragen, ob Sie sich diesen Luxus leisten können (und wollen). Können Sie Ihre anderen finanziellen Ziele – Sparen für den Ruhestand, Abzahlung Ihres Eigenheims und so weiter – mit diesen zusätzlichen Ausgaben erreichen? Der Unterhalt eines Zweitwohnsitzes ist somit eher eine Konsum- als eine Anlageentscheidung.
Finger weg von stillen Beteiligungen Wird Ihnen das Miteigentum an einem Immobilienprojekt, etwa in Form einer stillen Beteiligung (Kommanditanteil) an einer GmbH & Co. KG angeboten, ergreifen Sie die Flucht. Das ist eine beliebte
Konstruktion von geschlossenen Immobilienfonds, über die ich mich weiter oben in diesem Kapitel im Abschnitt »Über Immobilienfonds oder REITs indirekt in den Immobilienmarkt einsteigen« schon ausgelassen habe. Hier noch mal die Gründe, warum Sie solche Beteiligungen unbedingt meiden sollten. Hohe Verkaufsprovisionen und laufende Verwaltungsgebühren gehen mit dieser Art von Investment einher, die Ihnen ehrgeizige Bankund Anlageberater und sonstige Finanzvermittler ganz gerne verkaufen wollen. Die Finanzplanung der Initiatoren ist oftmals höchst unseriös, da mit einem erheblichen Anteil von Fremdkapital und damit mit erheblichen Risiken verbunden. Sie selbst sind aber auf Jahre hinaus an diese Geldanlage gebunden, selbst wenn Sie irgendwann mitbekommen, dass es mit der Rentabilität nicht weit her ist oder sich sogar Verluste anhäufen. Mein Rat: Qualitativ hochwertige Immobilienaktien, die ich in besagtem Abschnitt beschreibe, sind da eine weitaus bessere Wahl. Im Gegensatz zu stillen Beteiligungen sind diese auch vollkommen liquide. Sie können sie jederzeit wieder abstoßen, wenn Sie das investierte Geld je wieder benötigen.
Betrügern aus dem Weg gehen Schwindler tummeln sich überall, und gerade der graue Kapitalmarkt ist ein Sammelbecken für Anbieter mit fragwürdigen oder gar betrügerischen Absichten. Immobilienanleger mit hohen Renditeerwartungen werden schnell zum Opfer verschiedenster Betrüger, die diesen Anlegern großen Reichtum versprechen. Es ist schon schlimm genug, wenn die Karten schlecht für Sie stehen, aber noch schlimmer, wenn Sie Ihr Geld in windige Geschäfte stecken, bei denen Sie am Ende draufzahlen oder gar alles verlieren können. In den folgenden Abschnitten gebe ich Ihnen einige Beispiele für solche dubiosen oder gar unseriösen Angebote, welche Sie finanziell schnell zu Fall bringen können. Lesen Sie sich diesen Teil also ganz genau durch und nehmen Sie sich meine Ratschläge zu Herzen!
Wenn eine Investitions-»Gelegenheit« zu gut klingt, um wahr zu sein, dann sollten Sie die Finger davon lassen. Wenn Sie sicher in Immobilien investieren wollen, dann machen Sie einen Bogen um undurchsichtige Angebote und investieren Sie stattdessen entweder direkt in Immobilien, über die Sie selbst die Kontrolle haben, oder indirekt über Immobilienaktien.
Verzichten Sie auf hochpreisige Immobilienseminare Hüten Sie sich vor den Überredungskünsten und Versprechungen von Geschäftemachern, die Ihnen völlig überteuerte Seminare und Ähnliches andrehen wollen, in denen Sie angeblich in die einfachen Geheimnisse des Reichwerdens eingeweiht werden. Ich habe diese Masche schon allzu oft gesehen – am häufigsten bei Immobilien- und Aktienanlagen – und habe im Laufe der Jahrzehnte in meinen Büchern immer wieder davor gewarnt. Die Immobilienmärkte ändern sich und damit auch die Anbieter, die damit werben, dass man schnell und einfach (und oft mit wenig oder gar keinem Geld) reich werden kann, wenn man nur in Immobilien investiert. Hunderttausende fallen jedes Jahr auf die Werbesendungen von fragwürdigen Immobilienexperten herein. Zu den berüchtigtsten Anbietern von Immobilienseminaren gehört zum Beispiel Tom Vu. In seinen Seminaren sagt er laut der Los Angeles Times: »Wenn Sie mit mir kein Geld verdienen, dann sind Sie ein Verlierer.« Vu, der Mitte der 1970er-Jahre aus Vietnam in die Vereinigten Staaten kam, behauptet, er habe mithilfe eines relativ einfachen Systems ein Vermögen mit Immobilienanlagen gemacht: Zunächst suche er nach Immobilienbesitzern, die bis über beide Ohren verschuldet seien, und biete ihnen dann an, ihre Immobilien ohne Anzahlung zu kaufen. Indem man verzweifelte Verkäufer ausfindig mache, so Vu, könne man Immobilien weit unter dem Marktwert erwerben.
Seine Werbespots waren recht witzig gemacht und nicht gerade subtil, wenn es darum ging, das pralle Leben zu verkaufen (einschließlich bikinitragender Models, die alle Ihnen gehören würden, wenn Sie ihm einfach etwas von Ihrem Geld zukommen ließen). Tatsächlich verdiente Vu sein Geld mit hochpreisigen Seminaren, in denen er grundlegende Immobilienanlagestrategien vermittelte, die Sie in einem Buch für 20 US-Dollar (oder in einem kostenlosen Blog) nachlesen können. Vu verlangte jedoch bis zu 15.000 US-Dollar für ein fünftägiges Seminar! Als ob solche Halsabschneiderpreise nicht schon schlimm genug wären, gaben einige von Vus ehemaligen »Schülern« – die zudem eine Reihe von Klagen, darunter auch eine Sammelklage, einreichten,– zu Protokoll, dass seine Methoden gar nicht funktionieren würden und er auch seine Versprechen, Beteiligungen an den von ihnen gefundenen Immobilien einzugehen, nicht einhalten würde. Mehrere Bundesstaaten untersuchten daraufhin Vus Praktiken, untersagten weitere seiner Seminare und forderten Entschädigung für die Opfer. Berichten zufolge verschob Vu daraufhin einen Großteil seines Geldes ins Ausland. (Andere Anbieter von Immobilienseminaren wie Robert Allen und Ed Buckley mussten zusehen, wie ihre Seminarunternehmen durch die Forderungen ihrer unzufriedenen Studenten schließlich in den Konkurs getrieben wurden).
Gehen Sie keinen Profitmachern ins Netz Über Kabel-TV und Internet wird Anlegern ein nicht enden wollender Strom von sogenannten Immobilienexperten präsentiert. Die Gesichter und Namen ändern sich im Laufe der Jahre, aber die Masche ist immer die gleiche. In einem dieser Werbespots behauptet zum Beispiel ein Guru, den ich im Folgenden Bob nennen werde, dass er Ihnen beibringen kann, wie Sie mit Immobilienanlagen reich werden, ohne auch nur einen Cent Ihres eigenen Vermögens einzusetzen. Bob geht schon seit Jahren mit seinen Ratschlägen im TV hausieren. Er verkauft Bücher, in denen er behauptet, man könne
mit Immobilien riesige Gewinne machen, ohne Geld zu investieren. Wenn die Beschreibungen solcher Werbespots, Seminare und Bücher noch nicht ausreichen, um Ihr Misstrauen zu wecken, dann tut es vielleicht das: Meine Recherchen über Bob haben ergeben, dass er über keinerlei Ausbildung oder sonstigen relevanten Bildungshintergrund verfügt, die ihn für seinen selbst ernannten Status als Immobilienguru qualifizieren würden. Bobs Bücher, Audiokassetten und DVDs sind voll von übertriebenem Motivations-Nonsens, in dem Bob predigt, wie wichtig die richtige Einstellung und Haltung sei, um als Immobilienanleger erfolgreich zu sein. Details und Hinweise zur korrekten Vorgehensweise liefert er nur wenige. Und für diesen Mangel an Informationen gibt es einen guten Grund: Nachdem Sie ein Buch oder ein DVD-Set direkt bei ihm gekauft haben, setzen seine Verkäufer Sie unter Druck, um Ihnen persönliche Immobilien-Coaching-Kurse für Tausende von Euro anzudrehen. Bobs Mangel an Erfahrung und gesundem Menschenverstand werden in seinen Publikationen immer wieder offensichtlich, wie die folgenden Beispiele eindrucksvoll belegen: In einem seiner Bücher stellt Bob folgende Behauptung auf: Als er sah, dass ein Immobilienmakler ein Verkaufsschild an einem fast eine halbe Million US-Dollar teuren Haus aufstellte, das auf der anderen Seite der Straße lag, in der Bob bereits ein Haus besaß, nahm er eine schnelle Besichtigung der Immobilie vor und unterbreitete sofort ein Kaufangebot zum nahezu vollen Preis. Des Weiteren behauptet er, das Haus so gekauft zu haben, wie es war, ohne es professionell begutachten zu lassen. Diese Taktik ist jedoch für jeden gefährlich, der kein Bauunternehmer oder sonstiger Experte für die Inspektion von Baumasse ist (vor allem in Hinblick auf Elektro- und Sanitäranlagen). Bob fehlt es ganz offensichtlich an diesem Fachwissen – den Leser nicht auf die Bedeutung einer solchen Inspektion hinzuweisen, ist ein kapitaler Fehler und höchst fahrlässig.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Bob seine Überzeugungen und Geschichten den Gegebenheiten des Marktes anpasst. Mitte der 2000er-Jahre ermutigte er noch dazu, riskante Hypotheken aufzunehmen und sich hoch zu verschulden. Der Einbruch des Immobilienmarktes in den späten 2000er-Jahren machte die Gefahren dieses kurzsichtigen Ansatzes deutlich. Nachdem die Immobilienpreise in den späten 2000er-Jahren eine erhebliche Korrektur nach unten erfuhren, behauptete Bob, sein System ermögliche es Neuanlegern in Immobilien, von den niedrigen Preisen und der schlechten Marktlage zu profitieren. Bob schlug vor, Immobilien aus Zwangsversteigerungen zu kaufen (natürlich ohne Anzahlung) und sie dann zu vermieten. Er behauptete ferner, dass der Abschluss solch eines guten Deals es ermögliche, zu refinanzieren und eine Menge Geld aus der Immobilie zu ziehen, um davon weitere erwerben zu können. Wenn Sie auch der Meinung sind, dass diese Idee viel zu simpel und naiv ist, dann haben Sie vollkommen recht! Die meisten Zwangsversteigerungen finden in sozial benachteiligten Vierteln statt, in denen gute Mieter nur schwer zu finden sind. Und es ist reines Wunschdenken, zu erwarten, eine Immobilie so günstig erwerben zu können, dass Sie einen Kreditgeber finden, der bereit ist, eine Refinanzierung vorzunehmen, die es Ihnen ermöglicht, neues Geld zu generieren.
Schützen Sie sich vor Schwindlern Neben Geschäftemachern gibt es in der Immobilienbranche noch einige Betrugsmodelle, vor denen Sie sich definitiv in Acht nehmen sollten. Hier sind nur ein paar Beispiele: Überweisungsbetrug: Manche Immobilien, die online zum Verkauf angeboten werden, existieren in Wirklichkeit gar nicht; ahnungslose Anleger werden dazu verleitet, Geld für die Möglichkeit der Besichtigung zu überweisen oder dafür, als potenzieller Kaufinteressent überhaupt berücksichtigt zu werden.
Schneeballsysteme: Die US-Firma First Pension wurde von einem Kreditvermittler namens William Cooper geleitet, der Anleger um mehr als 100 Millionen US-Dollar betrog. First Pension wurde als Kommanditgesellschaft ausgegeben, die in Hypotheken investierte. Mithilfe eines sogenannten Schneeballsystems (auch Pyramidensystem) verwendete Cooper das Geld neuer Anleger, um Dividenden an frühere Anleger auszuzahlen. Betrug: Ein New Yorker Anwalt namens Alan Harris betrog Immobilienanleger um Millionen von US-Dollar, indem er Geld veruntreute, das für Immobilienanlagen zurückgelegt worden war. Sein verlockendes Angebot: Harris versprach den Anlegern weitaus höhere Renditen als bei anderen Geldanlagen. Stephen Murphy, ein Immobilieninvestor, behauptete, durch den Kauf von zwangsversteigerten Gewerbeimmobilien ein Vermögen zu machen. Er schrieb ein Buch und veröffentlichte es im Selbstverlag, um seine Techniken mit der Öffentlichkeit zu teilen. Mitarbeiter von Murphys Unternehmen riefen die Käufer seines Buches an, um sie zu gemeinschaftlichen Immobiliengeschäften zu überreden, die angeblich eine Rendite von 100 Prozent und mehr pro Jahr erbringen würden. Murphy hatte jedoch ganz andere Vorstellungen und schöpfte fast zwei Drittel des so ergaunerten Geldes für sich selbst und die Vermarktung seiner Bücher ab! Er brachte sogar Donald Trump dazu, seine Bücher und seine Arbeit schriftlich zu loben. Timesharing: Ein wirklich schlechtes Investitionsmodell, auf das ich weiter vorne in diesem Kapitel eingehe; auch bei Timesharing-Anlagen kommt es immer wieder zu Betrugsfällen und Konkursen der entsprechenden Firmen.
Kapitel 12
Immobiliengeschäfte abschließen und finanzieren IN DIESEM KAPITEL Die beste Finanzierung für Ihre Immobilienanlage wählen Einen guten Immobilienmakler finden Immobilien besichtigen und clever verhandeln Kluge Verkaufsentscheidungen treffen
In diesem Kapitel behandle ich Themen wie die Funktionsweise und Auswahl von Hypothekendarlehen, die Zusammenarbeit mit Immobilienmaklern, Verkaufsverhandlungen und andere wichtige Details, die Ihnen helfen, ein Immobiliengeschäft erfolgreich abzuwickeln. Darüber hinaus gebe ich Ihnen viele hilfreiche Tipps mit auf den Weg, zum Beispiel wie Sie Steuern sparen können und auf was Sie beim Verkauf Ihrer Immobilie achten sollten. (In Kapitel 10 erfahren Sie alles, was Sie für den Kauf eines Eigenheimes wissen müssen, während ich in Kapitel 11 auf die Grundlagen von Immobilienanlagen eingehe).
Finanzierung Ihrer Immobilie Sofern Sie nicht vermögend sind, vor Kurzem im Lotto gewonnen oder eine besonders günstige Immobilie gefunden haben, müssen Sie vermutlich einen Immobilienkredit aufnehmen, um den Kauf zu finanzieren. Ohne Finanzierung bleibt Ihr Traum vom Immobilieneigentum genau das: ein Traum. Als Erstes müssen Sie daher Ihre Chancen auf eine Kreditgewährung maximieren. Die umsichtige Auswahl eines guten Immobiliendarlehens kann
Ihnen Tausende, vielleicht sogar Zehntausende von Euro an Zinsen und Gebühren sparen. Bürden Sie sich vor allem kein Darlehen auf, das Sie vielleicht eines Tages nicht mehr abbezahlen können und das Sie dann in die Zwangsvollstreckung oder gar in die Pleite treiben könnte.
Einen Immobilienkredit bewilligt bekommen Selbst wenn Sie über eine perfekte oder nahezu perfekte Bonität verfügen, können Sie bei einigen Immobilien auf Finanzierungsprobleme stoßen. Und natürlich haben nicht alle Immobilienkäufer eine makellose Kredithistorie, tonnenweise Bargeld oder sind schuldenfrei. Infolge des schwachen Immobilienmarktes in den späten 2000er-Jahren und des sprunghaften Anstiegs von Zwangsversteigerungen haben die Kreditgeber dies- und jenseits des Atlantiks ihre Kreditrichtlinien verschärft, um zu vermeiden, dass Personen mit einer hohen Ausfallwahrscheinlichkeit Kredite erhalten. Falls Sie zu den Kreditnehmern gehören, die mehr Hürden überwinden müssen als andere, um ein Hypothekendarlehen zu erhalten, sollten Sie die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben. Nur wenige Kreditnehmer sind aus Sicht eines Kreditgebers perfekt, und viele Probleme lassen sich ausräumen. Um möglichen Ablehnungen vorzubeugen, sollten Sie Ihren potenziellen Kreditgeber bereits vor der Beantragung des Immobiliendarlehens über alles informieren, was ein Problem darstellen könnte. Wenn Sie beispielsweise wissen, dass Sie einen Schufa-Eintrag aufgrund einiger verspäteter Zahlungen haben, welche jedoch zum Beispiel lediglich auf einen mehrwöchigen Auslandsaufenthalt vor Jahren zurückzuführen sind, dann sollten Sie dies in einem separaten Schreiben erklären.
Probleme mit der Anzahlung aus dem Weg räumen Die meisten Leute – vor allem wenn sie zum ersten Mal eine Immobilie kaufen –, sind knapp bei Kasse. Um sich für eine möglichst attraktive Finanzierung zu qualifizieren, müssen Sie in der Regel mindestens 20 oder 25 Prozent des Kaufpreises für die Immobilie als Eigenkapital mitbringen. Bei Darlehen für Anlageimmobilien ist manchmal sogar eine Anzahlung von 25 bis 30 Prozent erforderlich, um die besten Konditionen zu erhalten. Außerdem benötigen Sie eine Rücklage, um zum Beispiel die Kaufnebenkosten und die Restschuldversicherung zu bezahlen. Selbst wenn Sie nicht die geforderten 20 Prozent (oder mehr) des Kaufpreises auf den Tisch legen können, müssen Sie nicht verzweifeln. Mit den folgenden Strategien können Sie Ihre Wunschimmobilie dennoch erwerben: Greifen Sie auf Ihre Ruhestandsersparnisse zurück. Für selbst genutztes Wohneigentum (aber nicht für Mietobjekte) können Sie In Deutschland Riester-Förderung bekommen. Die Möglichkeit besteht auch, wenn Sie bereits mit einem anderen Riester-Vertrag (zum Beispiel einer Rentenversicherung oder einem Fondssparplan) ein gewissen Vermögen angespart haben. Dann können Sie das dort angesparte Geld umschichten in einen Riester-Immobilienkredit. Das ist zwar mit Stornokosten vonseiten des bisherigen Anbieters verbunden. Aber es ist eine Überlegung wert – zumindest dann, wenn der Eigenheimkauf sonst an fehlenden eigenen Ersparnissen zu scheitern droht. Verschieben Sie den Kauf. Wenn Sie die Kosten und Belastungen durch zusätzliche Gebühren und ungünstige Kreditkonditionen nicht auf sich nehmen können oder wollen, können Sie den Kauf natürlich auch aufschieben. Gehen Sie radikal auf Sparkurs und erhöhen Sie Ihre Sparquote.
Halten Sie Ausschau nach preisgünstigeren Immobilien. Es muss nicht immer das Teuerste sein. Je niedriger der Kaufpreis einer Immobilie, desto geringer fallen auch das erforderliche Eigenkapital und andere Kosten und Gebühren aus. Suchen Sie sich einen Kaufpartner. Zusammen mit einem Partner, der die finanzielle Belastung mitträgt, ist der Immobilienkauf oft leichter. Familienmitglieder sind manchmal gute Kaufpartner – vielleicht verfügen Ihre Eltern, Großeltern oder Geschwister über zusätzliches Geld, das sie gerne gewinnbringend anlegen oder Ihnen leihen oder gar schenken möchten!
Ihre Bonität verbessern Verspätete, vergessene oder anderweitig »verpasste« Zahlungen und andere Schulden, die Sie einfach nie beglichen haben, können Ihre Kreditwürdigkeit in Mitleidenschaft ziehen und die Bereitschaft eines Kreditgebers schmälern, Ihnen ein Immobiliendarlehen zu gewähren. Wenn Sie zum Beispiel wegen eines negativen Schufa-Scores abgelehnt wurden, dann versuchen Sie, die Gründe für diesen negativen Eintrag herausfinden, indem Sie bei der Schufa (kostenlos) eine Selbstauskunft anfordern. Wenn Sie Bedenken bezüglich Ihrer Bonität und deren Auswirkungen auf eine mögliche Kreditvergabe haben, sollten Sie sich zunächst gründlich informieren. Per Gesetz haben Sie einmal pro Jahr Anspruch auf eine kostenlose Schufa-Selbstauskunft, die Sie entweder online unter www.meineschufa.de oder telefonisch unter der Nummer 0611 92780 abrufen können. Wenn Ihre Bonitätsauskunft negativ ausfällt, es dafür jedoch plausible Gründe gibt (die Ihre aktuelle Zahlungsfähigkeit womöglich gar nicht beeinträchtigen), dann erklären Sie diese Ihrem potenziellen Kreditgeber. Zeigt er sich uneinsichtig,
versuchen Sie es eben beim nächsten. Seien Sie offen und ehrlich, nennen Sie mögliche finanzielle Hürden beim Namen und versuchen Sie einen Kreditgeber zu finden, der dennoch bereit ist, Ihnen ein Darlehen zu gewähren. Eine gute Möglichkeit, Kreditgeber zu finden und Konditionen zu vergleichen, sind Internetportale zur Vermittlung von Immobiliendarlehen. Am bekanntesten sind in Deutschland Interhyp (www.interhyp.de) und Dr. Klein (www.drklein.de). Vielleicht beschleicht Sie bei diesen Schilderungen das Gefühl, dass Sie keinerlei Einfluss darauf haben, ob Sie ein Darlehen bewilligt bekommen oder nicht. Tatsächlich können Sie jedoch eine ganze Reihe von Problemen, die einer Bewilligung im Wege stehen, selbst beheben – und dafür belohnt werden (zum Beispiel mit besseren Darlehenskonditionen, einschließlich niedrigerer Zinssätze). Und die Probleme, die Sie nicht selbst lösen können, lassen sich häufig erklären. Zudem sind einige Kreditgeber nachsichtiger und flexibler als andere. Nur weil ein Kreditgeber Ihren Antrag ablehnt, heißt das noch lange nicht, dass alle anderen es auch tun werden. Falsche Einträge können Sie übrigens korrigieren, veraltete Einträge löschen lassen. Legen Sie dazu entsprechende Nachweise für die (rechtzeitige) Zahlung der angeblich nicht (rechtzeitig) beglichenen Forderungen vor. Die Schufa darf übrigens keine angeblich offenen Forderungen im Zusammenhang mit Ihrer Person speichern, die nicht fällig geworden sind oder die Sie wegen fehlender Rechtsgrundlage bestritten haben. Notfalls schicken Sie ihr den Schriftverkehr mit dem betreffenden Unternehmen, das die Forderung erhebt. Eine weitere Hürde bei der Darlehensbewilligung können – abgesehen von verspäteten oder versäumten Zahlungen – zu viele oder zu hohe Verbraucherschulden zum Zeitpunkt des Kreditantrags sein. Je höher Ihre Konsumschulden (einschließlich Kreditkarten- und Autokreditschulden), desto weniger kommt ein
Immobilienkredit für Sie infrage. Wenn Ihr Antrag abgelehnt wird, sollten Sie dies als Weckruf verstehen, um diese im wahrsten Sinne »kostspieligen« Verbindlichkeiten endlich loszuwerden. Halten Sie weiter an Ihrem Traum vom Immobilienkauf fest und tilgen Sie zuerst Ihre Schulden, bevor Sie einen weiteren Versuch starten.
Wenn der Beleihungswert der Immobilie nicht reicht Selbst wenn Sie über ein ausreichendes Einkommen und eine einwandfreie Bonität verfügen und genügend Eigenkapital für einen Kauf mitbringen, kann ein Kreditgeber Ihren Antrag ablehnen, wenn er zu dem Schluss kommt, dass der Wert der Immobilie nicht ausreicht als Sicherheit für das gewünschte Darlehen. Dazu müssen Sie wissen: Die Bank vergibt ein Darlehen nur, wenn die davon gekaufte Immobilie dafür eine ausreichende Sicherheit bietet. Dafür wird eine sogenannte Grundschuld ins Grundbuch eingetragen (oft ist die Rede von einer »Hypothek«, aber das ist eigentlich der falsche Begriff). Der Eintrag der Grundschuld gibt der kreditgebenden Bank die Möglichkeit, bei einem endgültigen Zahlungsausfall die Immobilie zu verwerten, also zu verkaufen, und vom Verkaufserlös den noch offenen Kreditbetrag plus Zinsen einzubehalten. Folglich stellt sich für die Bank bei der Entscheidung für oder gegen eine Kreditvergabe die Frage, inwiefern der Wert der Immobilie zur Absicherung des Darlehens reicht. Dafür zieht sie nicht etwa den Marktwert (Verkehrswert) heran, denn der unterliegt zu großen Schwankungen. Auch der verlangte beziehungsweise gezahlte Kaufpreis eignet sich nicht als Maßstab für die Beleihung – denn er könnte ja zu hoch angesetzt sein. Die Bank bewertet vielmehr selbst die Immobilie – und nimmt dann vom entsprechenden Eurobetrag noch kräftige Risikoabschläge vor. Unterm Strich kommt dabei der sogenannte Beleihungswert heraus. Das ist gewissermaßen der Wert, der auch in ganz schlechten Phasen, wenn die Hauspreise am Boden
sind oder die Lage der Immobilie sich über die Zeit erheblich verschlechtert hat, immer noch am Markt zu erzielen ist. Der Beleihungswert sollte tunlichst über der gewünschten Darlehenssumme liegen, sonst bekommen Sie keinen Kredit. Ja, es ist sogar noch krasser: Gewährt wird üblicherweise nur ein Darlehen bis 60 Prozent des Beleihungswertes. In manchen Fällen gehen die Banken auch bis 80 Prozent – aber dafür verlangen sie schon einen Zinsaufschlag. Nur selten ermöglichen die Banken eine Finanzierung, die bis 100 Prozent des Beleihungswertes reicht, und hier sind die Zinsaufschläge noch höher. Sie sehen also: In einem krassen Missverhältnis darf der Immobilienwert nicht zur gewünschten Darlehenshöhe stehen. Wenn Sie die Immobilie immer noch kaufen möchten, dann versuchen Sie, mit dem Verkäufer einen niedrigeren Preis auszuhandeln, indem Sie die niedrigere Bewertung durch die Bank als Argument nutzen.
Wenn Ihr Einkommen nicht ausreicht Wenn Sie selbstständig sind oder vielleicht kürzlich Ihren Arbeitsplatz gewechselt haben, kann es sein, dass Ihr derzeitiges Einkommen nicht mehr mit Ihren früheren Einkünften übereinstimmt – oder besser gesagt unterhalb dessen liegt, was dem Kreditgeber angesichts der Darlehenshöhe vorschwebt. Eine (herausfordernde) Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen, besteht darin, mehr Eigenkapital einzubringen.
Falls Sie nicht mehr Eigenkapital aufbringen können, besteht eine weitere Möglichkeit in einer sogenannten Kreditbürgschaft. Hierbei unterzeichnet noch eine dritte, vom Kreditnehmer bestimmte Person den Darlehensvertrag als Bürge, die so ebenfalls für die Rückzahlung der Kreditschulden haftet, sollten Sie Ihrer Zahlungsverpflichtung nicht nachkommen (können). Häufig übernehmen Angehörige solche Bürgschaften. Solange Ihre Bürgen selbst nicht überschuldet sind, können Sie auf diese Weise unter Umständen einen höheren Kredit bekommen.
Festzinsdarlehen und Darlehen mit variablem Zinssatz im direkten Vergleich Es gibt zwei Arten von Immobiliendarlehen: solche mit festem Zinssatz (Festzinsdarlehen) und Darlehen mit variablem Zinssatz. In aller Regel wird die Bank Ihnen ein Festzinsdarlehen anbieten. Nur in Ausnahmefällen können Sie als Immobilieninvestor auch ein variables Darlehen abschließen. Was Sie wählen (oder bekommen), hängt von Ihrer finanziellen Situation, Ihrer Risikobereitschaft und der Art der zu erwerbenden Immobilie ab. Übrigens: Ob Festzins- oder variables Darlehen: Immer handelt es sich um ein sogenanntes Annuitätendarlehen, also ein Darlehen mit einer festgelegten monatlichen Kreditrate, die sich aus Zins und Tilgung zusammensetzt. Näheres dazu finden Sie in Kapitel 10 im Abschnitt »Die Höhe des Eigenkapitals festlegen«. Dort erfahren Sie auch mehr über eine weitere Finanzierungsalternative, das sogenannte endfällige Darlehen, das aber in aller Regel für eine Immobilienfinanzierung heute nicht mehr infrage kommt und sich im Übrigen auch nicht empfiehlt. Sie sollten diese Darlehensform aber ebenfalls kennen – oder zumindest einmal gehört haben (siehe ebenfalls Kapitel 10, Abschnitt »Die Höhe des Eigenkapitals festlegen«).
Mit Festzinsdarlehen auf Nummer sicher gehen Bei sogenannten Festzinsdarlehen, die in der Regel eine Laufzeit von zehn Jahren oder mehr haben, bleibt der zu Beginn vereinbarte Zinssatz über die gesamte Laufzeit hinweg bestehen. Auch Ihre monatlichen Kreditraten bleiben immer gleich, Sie müssen nichts im Auge behalten, keine komplexen Berechnungen anstellen und haben keine Unsicherheiten. Festzinsdarlehen geben Ihnen als Kreditnehmer mehr Sicherheit, Planbarkeit und Zahlungsstabilität. Festzinsdarlehen bergen jedoch auch Risiken. Wenn die Zinssätze nach Abschluss des Hypothekendarlehens deutlich sinken, können Sie nicht einfach umschulden. Sie sitzen dann auf einem teuren Kredit, den Sie mindestens zehn Jahre lang bedienen müssen. Zum Ende der Zehnjahresfrist haben Sie allerdings ein Sonderkündigungsrecht, das gilt auch, wenn ursprünglich eine längere Zinsbindungsfrist vereinbart wurde, zum Beispiel 20 Jahre.
Das Prinzip von Darlehen mit variablen Zinsen verstehen Im Gegensatz zu einem festverzinslichen Immobiliendarlehen variiert der Zinssatz eines Darlehens mit variabler Verzinsung im Laufe der Zeit (die Grundlage dazu bildet eine vom Kreditgeber festgelegte Berechnungsformel, die sich nach den Marktzinsen richtet, aber natürlich auch Risikoaufschläge vorsieht). Während der Laufzeit des Darlehens kann sich der Zinssatz, den Sie zahlen, jährlich oder sogar monatlich ändern, sodass die Höhe Ihrer monatlichen Kreditraten mitunter angepasst werden muss. Da der Kapitaldienst, also die laufenden Kreditraten, für die meisten Immobilieneigentümer einen großen Ausgabeposten darstellen, ist es aus finanzieller Sicht töricht, ein variabel verzinstes Darlehen abzuschließen, ohne die Mechanismen dahinter genau zu erfassen.
Der Vorteil eines Darlehens mit variablem Zinssatz besteht darin, dass Sie nicht auf ewig an die bei Abschluss vorherrschenden Zinsen gebunden sind. Das ist vor allem dann attraktiv, wenn Sie Ihre Immobilie während einer Hochzinsphase erwerben. Ihr Darlehen wird also billiger, wenn die Marktzinsen sinken – und das ist bei einem Festzinsdarlehen nicht so. Ein zweiter Vorteil von Darlehen mit variablem Zinssatz besteht in der Möglichkeit, sie zu kündigen. Sie haben kein Problem mit der Umschuldung, wenn Sie irgendwo eine Bank finden, die Ihnen ein Darlehen zu günstigeren Konditionen anbietet. Aber es gibt auch Nachteile: Der erste und wichtigste Nachteil besteht darin, dass Ihre Kreditzinsen bei steigenden Marktzinsen ebenfalls steigen. In Deutschland richtet sich der Zinssatz üblicherweise nach einem bestimmten Zinssatz, zu dem sich die Banken untereinander Geld leihen. Meist ist das EONIA (European Interbank Offered Rate), aber das muss sie nur am Rande interessieren. Der Aufschlag auf diesen Zinssatz beläuft sich zumeist auf bis zu 1,5 Prozentpunkte. Das kann schnell extrem teuer werden, es sei denn, Sie vereinbaren mit der Bank einen Zinscap, also eine Deckelung (was aber abermals mit erheblichen Kosten verbunden ist). Der zweite Nachteil besteht darin, dass Darlehen mit variablem Zinssatz zumeist deutlich teurer sind als Festzinsdarlehen. Die Bank lässt sich die Tatsache, dass auch Sie sich mit einem solchen Darlehen nicht binden, fürstlich bezahlen.
Fest oder variabel? – Falls Sie die Wahl haben Die künftige Entwicklung der Zinssätze lässt sich nicht vorhersagen. Selbst Finanzexperten und erfahrene Anleger können nicht im Voraus wissen, wohin sich die Zinssätze bewegen werden. Wenn Sie das könnten, wären Sie in der Lage, mit Anleihen, Zinsterminkontrakten und -optionen im Nullkommanichts ein riesiges Vermögen anzuhäufen. Legen Sie also Ihre Kristallkugel beiseite und stellen Sie sich die folgenden
zwei Fragen, um zu entscheiden, ob ein festverzinsliches oder ein variables Darlehen für Sie besser geeignet ist.
Wie risikofreudig sind Sie? Wie viel Risiko können (und wollen) Sie hinsichtlich der Höhe Ihrer monatlichen Kreditrate eingehen? Wenn zum Beispiel Ihr Job und Ihr Einkommen nicht allzu üppig sind und die Darlehensraten Ihr monatliches Budget ohnehin schon strapazieren, bleibt nicht viel Spielraum nach oben. In diesem Fall sollten Sie sich für ein Festzinsdarlehen entscheiden, da Sie einen starken Anstieg der Zinssätze und Darlehensraten vermutlich nicht schultern könnten. Wenn Sie dagegen finanziell gut genug aufgestellt sind, um gegebenenfalls höhere monatliche Belastungen zu bewältigen, dann ist ein Darlehen mit variablem Zinssatz für Sie eine Option, mit der Sie unter Umständen viel Geld sparen können, sofern die Zinsen sinken. Außerdem lässt ein variables Darlehen eine vorzeitige Kündigung zu und ermöglicht Ihnen eine flexible Umschuldung. Wenn Sie also bereit und in der Lage sind, das Risiko zwischenzeitlich höherer Darlehensraten zu tragen, dann kann Ihnen ein Darlehen mit variablem Zinssatz auf lange Sicht finanzielle Vorteile bringen. Ein Darlehen mit variablem Zinssatz ist auch dann sinnvoll, wenn Sie zum Beispiel weniger Geld aufnehmen als Sie es aufgrund Ihrer Bonität könnten, oder wenn Sie regelmäßig einen beträchtlichen Teil – mehr als 10 Prozent – Ihres Monatseinkommens sparen. Wenn Ihr Einkommen Ihre Ausgaben deutlich übersteigt, müssen Sie sich um schwankende Zinssätze weniger Sorgen machen. Im Falle eines variablen Hypothekendarlehens kann es außerdem beruhigend sein, ein dickes finanzielles Polster zu haben (um die Lebenshaltungskosten von mindestens sechs, noch besser zwölf Monaten abzudecken), auf das Sie zurückgreifen können, sollten die Zinssätze – und damit die monatlichen Ratenzahlungen – steigen.
Bei fast allen variablen Darlehen besteht die Möglichkeit, den Zinssatz nach oben zu deckeln (sogenannte CapDarlehen). Die Zinsen können dann eine bestimmte Höhe nicht übersteigen. Üblich ist ein Cap (sprich »Deckel«) über 2,5 bis 3,5 Prozent über fünf Jahre. Bitten Sie Ihren Kreditgeber, Ihnen dann die höchstmögliche monatliche Rate auszurechnen, die Ihr Darlehen theoretisch (und praktisch) zulässt. Wenn Sie sich diese höchstzulässige Rate für eine variable Hypothek nicht leisten können, sollten Sie keine solche aufnehmen (und stattdessen eine Festzinshypothek in Betracht ziehen). Vertrauen Sie nicht darauf, dass der Zinssatz schon nicht so stark steigen wird, denn das kann er, und Sie könnten dann Ihre Immobilie verlieren!
Ein attraktives Darlehen finden Vielleicht denken Sie jetzt, Sie könnten die Angebote für fest oder variabel verzinsliche Immobiliendarlehen ganz einfach miteinander vergleichen, indem Sie nur nach dem jeweils angegebenen Zinssatz schauen, den Sie jeden Monat während der gesamten Laufzeit des Darlehens zahlen müssen. Aber nicht immer ist eine möglichst niedrige Zahl am besten (wie etwa beim Golfspielen oder wenn es darum geht, wie oft Ihr Chef Sie dabei erwischt, wie Sie zu spät zur Arbeit kommen). Doch so einfach ist die Sache nicht. Denn es spielen noch eine Reihe anderer Gegebenheiten eine Rolle. Schließlich wollen Sie sicherstellen, dass die Kreditraten Sie nicht überfordern und dass die Immobilienfinanzierung bestmöglich zu Ihren Lebensumständen und Plänen passt. Folgende Optionen können bei Festzinsdarlehen eine echte Erleichterung für Sie sein: Tilgungssatzwechsel: Standardmäßig setzen die Banken die anfängliche Tilgungsrate auf mindestens 2 Prozent fest. Das heißt: Im ersten Jahr der Laufzeit müssen Sie 2 Prozent der Darlehenssumme tilgen, bei einem Darlehen über beispielsweise 240.000 Euro also 4.800 Euro. Auf den Monat
umgerechnet entfielen dann 400 Euro der Kreditrate auf die Tilgung. Aber es kommen ja noch die Sollzinsen dazu. Angenommen, sie liegen bei 3 Prozent pro Jahr. Bezogen auf die Darlehenssumme wären das also noch mal 7.200 Euro im Monat, oder 600 Euro im Jahr. Insgesamt kämen Sie damit auf eine Kreditrate von 1.000 Euro. Aber was, wenn Sie sich diese Rate nicht mehr leisten können? Etwa, weil Sie Nachwuchs bekommen haben und ein Elternteil beruflich zurückstecken muss? Dann können 1.000 Euro schnell zu viel sein. Mit einem Tilgungssatzwechsel haben Sie die Möglichkeit, die Kreditrate zu senken und sich dann eben länger Zeit zu lassen, um Ihr Darlehen abzuzahlen. Bei manchen Banken ist ein solcher Wechsel kostenfrei zwei bis drei Mal während der Gesamtlaufzeit möglich. Andere verlangen gleich bei der ersten Änderung einen Aufschlag auf den Zins oder eine Gebühr. Hier sollten Sie hart verhandeln und die Konditionen vergleichen. Sondertilgungsrecht: Abseits der vereinbarten Kreditraten können Sie sich das Recht vorbehalten, Ihr Darlehen schneller abzuzahlen. Das geht, wenn Sie ein Sondertilgungsrecht vereinbaren. Dann dürfen Sie die noch offene Kreditsumme mit zusätzlichen Zahlungen schneller tilgen. Damit sparen Sie sich Zinsen auf alles, was Sie früher tilgen als ursprünglich vorgesehen. Denn es kann ja durchaus sein, dass Sie ein unerwarteter Geldregen trifft: Etwa weil eine Lebensversicherung fällig wird. Oder weil Sie eine Erbschaft gemacht haben. Oder dass Sie von Angehörigen ein größeres Geldgeschenk erhalten. Nutzen Sie diese Summen, um Ihre Darlehenssumme zu verringern. Das lohnt sich vor allem dann, wenn Sie die Kreditzinsen nicht von der Steuer absetzen können (sprich bei Darlehen für ein selbst genutztes Eigenheim) – vorausgesetzt, Sie haben mit Ihrer Bank gleich beim Abschluss des Kredites Entsprechendes vereinbart. Häufig erlauben die Banken eine Sondertilgung von bis zu 5 Prozent der Darlehenssumme ohne Zinsaufschlag. Sie sollten aber bei jedem Kreditangebot nachprüfen, ob das auch wirklich so ist. Für höhere Sondertilgungen verlangen die
Banken in der Regel einen Zinsaufschlag. Das heißt: Dann werden für jedes Prozent der Darlehenssumme, das Sie darüber hinaus tilgen, zwischen 0,01 und 0,2 Prozent mehr Zinsen verlangt. Zinsbindungsfrist: Lange Zeit war eine Zinsbindungsfrist von zehn Jahren Usus. So lange gelten also die vereinbarten Sollzinsen. Danach müssen Sie als Darlehensnehmer eine Anschlussfinanzierung finden – und wenn die Zinsen dann gestiegen sind, kann es ein böses Erwachen geben. Aktuell ist die Gefahr eines Zinsanstiegs groß. Denn noch befinden wir uns in einer historischen Niedrigzinsphase. Genauer gesagt sind die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank nahe null (Stand: 2022), und entsprechend günstig sind die Darlehen, die Sie jetzt abschließen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Marktzinsen in absehbarer Zeit wieder steigen werden. Da kann es attraktiv sein, bei Neuabschluss eines Kreditvertrags das aktuelle Sollzinsniveau länger festzuschreiben als für nur ein Jahrzehnt. Eine Verlängerung der Zinsbindungsfrist auf 15, 20, 25 oder gar 30 Jahre ist möglich. Und das Schöne ist, Sie können das Darlehen trotzdem nach zehn Jahren kündigen, denn der Gesetzgeber in Deutschland gibt Ihnen als Darlehensnehmer dann ein sogenanntes Sonderkündigungsrecht. Rechnen Sie aber mit einem Zinsaufschlag, der umso höher ausfällt, je länger Sie die Zinsbindungsfrist wählen. Ein Darlehen mit 15 Jahren Zinsbindung kostet etwa 0,35 Prozentpunkte mehr als eines mit zehnjähriger Zinsbindung. Und bei einer 20-jährigen Zinsbindung müssen Sie sogar mit 0,5 Prozentpunkten Aufschlag auf den Sollzins rechnen.
Holen Sie von den verschiedenen Kreditgebern nach Möglichkeit Angebote ein. Lassen Sie sich intensiv beraten und nehmen Sie dafür eventuell auch die Dienste einer Immobilienvermittlung in Anspruch (die beiden OnlineBaufinanzierungsplattformen Dr. Klein und Interhyp bieten auch persönliche Beratung an).
Die besten Kreditgeber ausfindig machen Sie können leicht Tausende von Euro an Zinsen und anderen Gebühren sparen, wenn Sie sich die Zeit nehmen, nach besonders guten Darlehensangeboten zu suchen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie sich selbst umsehen oder jemand Sachkundigen damit beauftragen; Angebote vergleichen sollten Sie jedoch auf jeden Fall, schließlich geht es um viel Geld!
Einen Kreditvermittler einschalten Neben den bereits erwähnten OnlineBaufinanzierungsplattformen Interhyp und Dr. Klein kann auch ein kompetenter Kreditvermittler Ihnen eine große Hilfe sein, wenn es darum geht, ein attraktives Hypothekendarlehen zu finden und abzuschließen, vor allem wenn Sie selbst zu beschäftigt sind oder Ihnen schlicht das Interesse und die Lust fehlen, Ihre Zeit für die mitunter aufwendige Recherche nach guten Angeboten zu opfern. Ein erfahrener Kreditvermittler kennt den Hypothekenmarkt zudem wie seine eigene Westentasche und ist immer auf dem neuesten Stand, was aktuelle Angebote und Entwicklungen angeht. Somit hat er oder sie auch einen besseren Zugang zu vielen verschiedenen Kreditgebern und kann Ihnen so das bestmögliche Angebot unterbreiten; auch bei den folgenden Belangen kann ein Kreditvermittler behilflich sein: Ausfüllen all der lästigen und komplizierten Dokumente, welche die Kreditgeber verlangen
Aufpolieren Ihres Darlehensantragspakets, damit die von Ihnen vorgelegten Bonitätsinformationen im bestmöglichen Licht erscheinen und gleichzeitig wahrheitsgemäß sind Überblicken der verschiedenen Darlehensarten sowie der Vorund Nachteile der verfügbaren Optionen
Wählen Sie Ihren Kreditvermittler weise. Achten Sie auf Seriosität und gute (echte) Bewertungen oder halten Sie sich an die Empfehlungen vertrauenswürdiger Personen. Denn auch unter Kreditvermittlern gibt es schwarze Schafe, die zwar Ihr Geld gerne nehmen, aber sich dafür nicht die Mühe machen, den Markt nach den besten Angeboten zu durchforsten. Aber es geht noch schlimmer: Einige Kreditvermittler leiten ihre Kunden direkt an bestimmte Kreditgeber weiter, um ein größeres Stück vom Kuchen beziehungsweise eine höhere Provision zu bekommen. Ein Kreditvermittler erhält im Allgemeinen einen Prozentsatz des Darlehensbetrags (in der Regel 0,5 bis 1 Prozent) als Provision. Diese Provision ist frei verhandelbar, insbesondere bei größeren und lukrativeren Darlehen. Fragen Sie also unbedingt nach der Höhe der Provision für Darlehen, die ein Kreditvermittler Ihnen anbietet. Manche Vermittler werden sich darüber womöglich empören, aber das ist dann ihr Problem. Sie haben jedes Recht, danach zu fragen, denn schließlich geht es um Ihr Geld! Selbst wenn Sie auf eigene Faust auf die Suche nach einem attraktiven Hypothekenangebot gehen wollen, kann es sich lohnen, mit einem Kreditvermittler zu sprechen. Zumindest können Sie das, was Sie selbst finden, mit dem vergleichen, was der Vermittler Ihnen anbietet. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Manche Vermittler machen Ihnen Versprechungen – zum Beispiel, dass sie Ihr bestes Angebot unterbieten können –, die sie dann aber nicht halten, wenn es so weit ist.
Wenn Ihr Kreditvermittler Ihnen ein wirklich gutes Angebot unterbreitet, dann fragen Sie nach, wer der Kreditgeber ist. (Beachten Sie jedoch, dass die meisten Vermittler diese Information erst preisgeben, nachdem Sie die Gebühr für das Gutachten und die Kreditauskunft entrichtet haben). Anschließend können Sie sich mit dem angegebenen Kreditgeber in Verbindung setzen, um den Zinssatz und die Gebühren, die Ihnen der Vermittler angeboten hat, zu überprüfen und sicherzustellen, dass das Darlehen auch wirklich für Sie infrage kommt.
Selbst attraktive Angebote finden Der Markt für Hypothekendarlehen ist hart umkämpft und viele Kreditgeber buhlen um Ihre Gunst. Je mehr Anbieter, desto besser – das belebt das Geschäft und sorgt für niedrige Zinssätze. Andererseits macht es den Angebotsvergleich umso mühseliger, vor allem, wenn Sie dieses Unterfangen alleine angehen (anstatt einen Kreditvermittler zu beauftragen). Aber in diesem Fall bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sich die Zeit zu nehmen, mit zahlreichen Kreditgebern zu sprechen und die verschiedenen Möglichkeiten auszuloten. Zwar können auch Immobilienmakler Sie an potenzielle Kreditgeber verweisen, mit denen sie bereits Geschäfte gemacht haben, das heißt jedoch nicht, dass diese dann auch die günstigsten Zinssätze anbieten – vielleicht liegt der Geschäftsabschluss schon viele Jahre zurück oder der Kreditgeber wurde dem Makler lediglich von Kunden empfohlen. Einen ersten Überblick über die aktuellen Zinssätze und verschiedene Anbieter können Sie sich mithilfe verschiedener Online-Vergleichsportale verschaffen. Bewährt hat sich beispielsweise die FMH Finanzberatung aus Frankfurt (www.fmh.de). Klicken Sie hier auf die Rubrik »Zinsvergleiche« und dann auf »Hypothekenzinsen«. Unter »HypothekenVergleich« können Sie die Einzelheiten zu Ihrer geplanten
Immobilienfinanzierung eingeben und erhalten eine Übersicht über die günstigsten Anbieter. Eine Vermittlung von Krediten bietet FMH nicht an, aber es handelt sich um einen guten Marktüberblick. Einen solchen gewährt auch das Portal Biallo für Bauzinsen (www.biallo.de, Rubrik »Immobilien«, Option »Vergleiche & Rechner«). Nutzen Sie diese Auflistungen als Ausgangspunkt und kontaktieren Sie dann die Kreditgeber mit den besten Zinssätzen, um weitere Angebotsdetails zu erfahren.
Gute Konditionen aushandeln bei Umschuldung Wenn Sie eine Immobilie kaufen, nehmen Sie eine Hypothek auf der Grundlage Ihrer gerade aktuellen Lebensumstände sowie der zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Kreditoptionen auf. Beides ändert sich jedoch im Laufe der Zeit. Vielleicht verdienen Sie inzwischen mehr, die Zinssätze sind gesunken oder Sie haben Zugang zu besseren Darlehensoptionen als zum Zeitpunkt des Kaufs. Vielleicht möchten Sie auch einen Teil Ihres Immobilienkapitals für andere Anlagen nutzen. Dann empfiehlt sich eine Umschuldung, also die Beendigung des alten Darlehens und der Abschluss eines neuen. Wenn die Zinssätze sinken, können Sie allerdings nur bei einem variablen Darlehen sofort umschulden. Bei einem Festzinsdarlehen müssen Sie abwarten, bis wahlweise die Zinsbindungsfrist abläuft oder Sie bei längerer Zinsbindung nach zehn Jahren Darlehenslaufzeit mit einer Frist von sechs Monaten das bereits erwähnte Sonderkündigungsrecht haben. Dann aber umzuschulden, kann sich lohnen, denn aktuell sind die Zinsen so günstig wie kaum je zuvor (Stand: Februar 2022), aber es zeichnet sich schon ein Zinsanstieg für die kommenden Jahre ab. Durch Umschuldung lässt sich eine Zinsersparnis erzielen. Auf günstige Konditionen sind Sie auch angewiesen, wenn in Kürze eine Anschlussfinanzierung ansteht. Hier sollten Sie die nötige Zeit investieren, um Geld zu sparen. Sie müssen also ein paar
Berechnungen anstellen, um herauszufinden, welches Darlehen für Sie finanziell überhaupt sinnvoll ist. Hilfreich bei solchen Überlegungen ist ein Baufinanzierungsrechner wie ihn etwa die Finanz- und Baufinanzierungsplattformen FMH und Biallo auf ihren Websites anbieten. Was dort allerdings unberücksichtigt bleibt, sind die steuerlichen Auswirkungen. Denn zumindest die Zinsen (nicht aber den Tilgungsanteil) Ihrer Kreditraten können Sie bei vermieteten Immobilien steuerlich absetzen. Achten Sie darauf, nicht mehr Geld aufzunehmen, als Sie zur Verwirklichung Ihrer wichtigen finanziellen Ziele benötigen. Nur weil Sie zum Beispiel eine höhere Grundschuld für Ihre Immobilie aufnehmen könnten, heißt das nicht, dass Sie das auch tun müssen oder gar sollten, um beispielsweise mehr Spielraum für ein teures neues Auto oder Ihren Traumurlaub zu haben.
Mit Immobilienmaklern zusammenarbeiten Wie die meisten Menschen, werden Sie beim Immobilienkauf in der Regel die Dienste eines Immobilienmaklers in Anspruch nehmen. Ein guter Makler kann Ihnen bei der Auswahl geeigneter Immobilien behilflich sein, sodass Sie nicht Ihre gesamte Freizeit damit verbringen müssen, potenzielle Objekte zu besichtigen und zu verhandeln, Inspektionen zu koordinieren und andere für den Kaufabschluss wichtige Dinge zu erledigen.
Interessenkonflikte bei Immobilienmaklern erkennen
Alle Immobilienmakler (gute, mittelmäßige und schlechte) unterliegen einem Interessenkonflikt, weil sie auf Provisionsbasis bezahlt werden. Ich respektiere die Ausübenden dieses Berufsstands dafür, dass sie sich als das bezeichnen, was sie tatsächlich sind: Makler. Sie verstecken sich in der Regel nicht hinter einer undurchsichtigen Berufsbezeichnung wie »Wohnberater«. Das ist bei provisionsabhängigen »Finanzplanern«, »Vermögensberatern« oder »Investment-Consultants« oder »Finanzoptimierern« anders, die in Wirklichkeit auf Provisionsbasis arbeiten, Anlagen und Lebensversicherungen verkaufen und sich selten als Makler bezeichnen. Immobilienmakler sind aufgrund des Provisionsdilemmas de facto nicht in der Lage, objektive Vermögensberatung zu leisten. So wie Autohändler ihr Geld mit dem Verkauf von Autos verdienen, verdienen Immobilienmakler ihr Geld mit dem Verkauf von Immobilien. Diese Tatsache sollten Sie als Käufer nie vergessen. Das Streben nach einer möglichst hohen Provision kann einen Makler dazu verleiten, Sie zu Dingen zu überreden, die nicht in Ihrem besten Interesse sind, wie zum Beispiel Folgendes: So schnell wie möglich einen Kauf abschließen: Wenn Sie nicht kaufen, erhält Ihr Immobilienmakler für all die Stunden, die er für Sie gearbeitet hat, keine Bezahlung. Manche Makler flunkern oder wenden Tricks an, um Sie zum Kauf zu bewegen. So sagen Sie Ihnen zum Beispiel, dass für eine Immobilie, auf die Sie ein Auge geworfen haben, bereits andere Angebote vorliegen. Oder sie zeigen Ihnen zuerst eine Reihe von Schrottimmobilien und dann ein gutes Angebot, das Ihren Wünschen weitgehend entspricht, um Sie zum Kauf der schöneren Immobilie zu bewegen. Mehr ausgeben, als Sie wollten (und sollten): Die Provision, die ein Immobilienmakler als Prozentsatz auf den
Verkaufspreis einer Immobilie erhält, bietet einen hohen (und automatischen) Anreiz, Sie dazu zu bringen, mehr für eine Immobilie auszugeben, als mit Ihren anderen finanziellen Zielen vereinbar ist. Schließlich ist es nicht Aufgabe eines Maklers, Ihre anderen finanziellen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Ein Objekt in einer bestimmten Gegend kaufen: Da Immobilienmakler häufig nur regionsbezogen tätig sind, können sie Ihnen nicht objektiv oder zuverlässig etwas über die Vor- und Nachteile anderer Gegenden sagen und drängen Sie daher vielleicht dazu, sich auf eine bestimmte Region zu konzentrieren. »Besonders empfohlene« weitere Dienstleister in Anspruch nehmen: Frei nach dem Motto: »Eine Hand wäscht die andere« verweisen einige Immobilienmakler Sie kurzerhand an Kreditvermittler, Kreditgeber, Gutachter und Gebäudeversicherer, die wiederum bereits Kunden an sie selbst verwiesen haben. Einige Makler verlangen und erhalten sogar Vermittlungsgebühren (im Volksmund Bestechungsgelder genannt) von Hypothekenkreditgebern, Inspektoren und Bauunternehmern, mit denen sie sich gegenseitig Aufträge zuschanzen.
Ein mittelmäßiger, inkompetenter oder gieriger Immobilienmakler kann eine echte Gefahr für Ihr Vermögen darstellen. Unabhängig davon, ob Sie als Käufer oder Verkäufer einen Makler einschalten, sollten Sie in jedem Fall darauf achten, dass es sich um eine versierte, integre Person handelt. Als Käufer sind Sie nicht darauf angewiesen, nur einen einzigen Makler einzuschalten. Sie können sich auch nach den Immobilien richten, die der jeweilige Vermittler gerade im Angebot hat und sich an mehrere gleichzeitig wenden.
Übrigens bieten in Deutschland auch die Banken viele Immobilien an. Auf deren Angebot sollten Sie ebenfalls ein Auge haben. Die Einschaltung eines Maklers (ob unabhängig oder von einer Bank angestellt) kostet eine Menge Geld, stellen Sie also sicher, dass er oder sie die Vermittlungsprovision auch wert ist, die Sie ihm bei erfolgreicher Immobilienvermittlung zahlen. In aller Regel finden Sie einen guten Überblick über die Immobilien, die derzeit am Markt sind, über die Online-Plattform ImmobilienScout24 (www.immobilienscout24.de). Dort stellen auch die Makler und Banken ihre Angebote ein.
Immobilienkauf ohne Makler Sie können eine Immobilie auch ohne Makler kaufen, wenn Sie bereit sind, etwas mehr Arbeit und Mühe zu investieren. Sie müssen dann die Aufgaben übernehmen, die ein guter Immobilienmakler erledigt, wie zum Beispiel die Suche nach passenden Immobilien, die Vereinbarung von Besichtigungsterminen, die Ermittlung des Marktwerts, die Verkaufsverhandlung und die Koordination von Inspektionen. Wenn Sie nicht mit einem Makler zusammenarbeiten, dann lassen Sie die Verträge rechtlich prüfen. Es ist in jedem Fall hilfreich, wenn jemand, der nicht direkt an der Transaktion beteiligt ist, Ihre Interessen vertritt. Da Immobilienmakler in der Regel keine Rechtsexperten sind, ist es im Allgemeinen vorteilhafter, sich diesbezüglich von einem Anwalt beraten zu lassen oder vor der Beurkundung des Kaufvertrags den Notar eingehend zu befragen. Ein möglicher Nachteil des Immobilienkaufs ohne Makler ist, dass Sie die Verkaufsverhandlungen selbst führen müssen. Dies kann problematisch sein, wenn Ihnen das nötige Verhandlungsgeschick fehlt und/oder Sie in dieser Situation zu emotional reagieren.
Den Immobilienkauf abschließen Nachdem Sie eine Immobilie gefunden haben, die Sie kaufen möchten, und Sie sich über Ihre Finanzierungsmöglichkeiten im
Klaren sind, beginnt der eigentliche Spaß. Nun müssen Sie das Geschäft abwickeln, von der Angebotsabgabe über die Besichtigung, Verhandlung und Inspektion bis hin zum endgültigen Vertragsabschluss. In den folgenden Abschnitten werden die wichtigsten Punkte behandelt, die Sie dabei beachten sollten.
Das Einmaleins des Verhandelns Wenn Sie mit einem Immobilienmakler zusammenarbeiten, übernimmt dieser in der Regel sämtliche Verhandlungen für Sie. Dennoch sollten Sie auch eine eigene Strategie im Hinterkopf haben, sonst zahlen Sie womöglich zu viel für Ihre Immobilie. Die folgende Vorgehensweise hat sich bewährt: Informieren Sie sich über die Immobilie und den Eigentümer, bevor Sie Ihr Angebot abgeben. Wie lange ist die Immobilie schon auf dem Markt? Welche Mängel weist sie auf? Warum verkauft der Eigentümer? Je mehr Sie über die Immobilie und die Beweggründe des Verkäufers wissen, desto leichter wird es, ein Angebot zu formulieren, das allen Beteiligten gerecht wird. Sie oder Ihr Makler können außerdem versuchen, beim Makler des Verkäufers hilfreiche Informationen in Erfahrung zu bringen. Manche Makler sind sehr gesprächig und erzählen Ihnen mitunter sogar die Lebensgeschichte ihres Klienten. Bringen Sie Fakten auf den Verhandlungstisch und holen Sie vergleichbare Angebote ein, um Ihren Preis zu untermauern. Allzu oft greifen Immobilienkäufer und ihre Makler bei der Angebotsabgabe einfach eine Zahl aus der Luft. Wenn Sie der Verkäufer wären, würden Sie sich so einfach überreden lassen, Ihre Preisvorstellung nach unten zu korrigieren? Der Verweis auf aktuelle und vergleichbare Angebote zur Rechtfertigung Ihres Angebotspreises stärkt Ihre Argumentation.
Der Preis ist nur einer von mehreren Verhandlungspunkten. Manche Verkäufer sind auf einen bestimmten Preis fixiert, vielleicht um wenigstens das hereinzuholen, was sie vor einigen Jahren selbst für das Haus bezahlt haben. Manchmal können Sie einen Verkäufer auch dazu überreden, bestimmte Reparaturen oder Renovierungen zu übernehmen oder Ihnen die eingebaute Sauna oder diverse Gartengeräte zu überlassen. Auch der Zeitpunkt des Kaufabschlusses kann ein wichtiger Faktor sein. Manche Verkäufer benötigen vielleicht dringend das Geld aus dem Verkauf und sind daher unter Umständen zu Zugeständnissen bereit, wenn Sie in der Lage sind, das Geschäft zügig abzuschließen. Auch die Provision für den Immobilienmakler ist verhandelbar. Versuchen Sie, Ihre Emotionen außen vor zu lassen. Es ist leichter gesagt als getan, beim Kauf einer Immobilie objektiv zu bleiben und keine Emotionen zu zeigen, vor allem, wenn es sich um ein Haus handelt, in dem Sie selbst wohnen möchten. Tun Sie also Ihr Bestes, um sich nicht in eine Immobilie zu verlieben. Suchen Sie weiter nach anderen Objekten, auch wenn Sie bereits ein Angebot abgegeben haben, da Sie es unter Umständen mit einem unmotivierten Verkäufer zu tun bekommen.
Besichtigung der Immobilie Wenn Sie nicht schon selbst ein Haus gebaut haben oder gar Bauunternehmer sind, dann haben Sie vermutlich keine Ahnung, was Sie erwartet, wenn es um Themen wie alte Heizungsanlagen oder Schädlingsbefall geht. Sparen Sie auf keinen Fall an Zeit und Geld, wenn es um die Begutachtung einer Immobilie geht. Beauftragen Sie kompetente Immobiliensachverständige und andere Fachleute mit der Überprüfung und Bewertung der
wichtigsten Versorgungsanlagen und potenziellen Problembereiche des Hauses. Da Sie sich hinsichtlich der Gewissenhaftigkeit des Verkäufers nie zu hundert Prozent sicher sein können, empfehle ich Ihnen, die Begutachtung durchführen zu lassen, bevor Sie den Kaufvertrag endgültig unterzeichnen. Machen Sie Ihr Kaufangebot möglichst von einer zufriedenstellenden Begutachtung abhängig. Die folgenden Bereiche und Merkmale der Immobilie sollten Sie durch Experten überprüfen lassen: Gesamtzustand der Immobilie (achten Sie zum Beispiel auf abblätternde Farbe, unebene Böden, nicht funktionierende Geräte und so weiter) Elektro-, Klima- und Sanitärinstallation sowie Heizungsanlage Fundament Dach Schädlings- und Pilzbefall (zum Beispiel Hausschwamm) Erdbeben-, Erdrutsch- und Hochwasserrisiko Bei Mietobjekten mit mehreren Wohneinheiten gibt es noch weitere Besonderheiten zu beachten, die Sie in Kapitel 11 nachlesen können. Das Honorar für einen Gutachter macht sich oft genug bezahlt. Wenn Sie Missstände entdecken, die Ihnen bei der Aushandlung des ursprünglichen Kaufpreises nicht bekannt waren, dann liefert Ihnen die Begutachtung schlagkräftige Argumente für Nachverhandlungen, in deren Rahmen Sie den Verkäufer bitten können, die Probleme zu beheben oder den Kaufpreis der Immobilie zu senken.
Akzeptieren Sie niemals die Angaben des Verkäufers als einzige Informationsquelle. Schließlich wird der Verkäufer keinen Gutachter beauftragen, der Hunderte oder gar Tausende Euro kostet. Prüfen Sie Gutachten des Verkäufers, falls vorhanden, aber holen Sie auch Ihre eigene Bewertung ein. Und hüten Sie sich vor Sachverständigen, die bei Immobilienmaklern beliebt sind, denn diese Popularität kann darin begründet sein, dass diese sich nicht die Mühe machen, alle Probleme einer Immobilie zu dokumentieren. Wie bei anderen Fachleuten, deren Dienste Sie in Anspruch nehmen, sollten Sie sich im Vorfeld auch um einen kompetenten Sachverständigen bemühen. Eine hohe Kompetenz haben öffentlich bestellte und vereidigte Immobiliensachverständige. Bei der örtlichen Industrie- und Handelskammer IHK finden Sie zum Beispiel eine Liste mit Sachverständigen, die infrage kommen. Vergewissern Sie sich am Tag vor dem Kaufabschluss bei einem kurzen Rundgang durch die Immobilie, dass sich alles noch im selben Zustand befindet wie zuvor und dass alle im Vertrag aufgeführten Einrichtungsgegenstände, Geräte, Vorhänge und sonstigen Gegenstände noch vorhanden sind. Es kommt vor, dass Verkäufer manche Dinge ignorieren oder sich nicht mehr daran erinnern, sodass sie nicht das hinterlassen, was im Kaufvertrag vereinbart wurde.
Immobilien verkaufen Eine einmal erworbene Immobilie längerfristig zu halten, zahlt sich in der Regel aus. Wenn Sie Ihre Hausaufgaben gemacht, in einer guten Gegend gekauft und hart dafür gearbeitet haben, sie zu einem fairen oder gar niedrigeren Preis zu erwerben, warum sollten Sie sie dann so schnell wiederverkaufen und erneut den ganzen Aufwand – einschließlich Zeit, Kosten und Ärger – auf
sich nehmen, um eine neue Immobilie zu finden und auszuhandeln? Manche Immobilienanleger kaufen gerne renovierungsbedürftige Immobilien, bringen sie auf den neuesten Stand, verkaufen sie und ziehen dann weiter zur nächsten Immobilie. Wenn Sie nicht gerade Bauunternehmer sind, viel Erfahrung mit dem Immobilienmarkt und/oder ein wirklich gutes Gespür für diese Art von Investment haben, dann sollten Sie auf keinen Fall erwarten, riesige Gewinne damit zu erzielen – oder auch nur die Renovierungskosten wieder hereinzuholen. Kaufen, renovieren und (teurer) wiederverkaufen – diese Investmentpraxis kann theoretisch profitabel sein, ist aber nicht ganz so einfach, wie es Ihnen die vielen Heimwerkerblogs und einige Bücher weismachen wollen. Tatsächlich ist es wahrscheinlicher, dass Ihre Gewinne durch die mitunter immensen Kosten des häufigen Kaufens und Verkaufens auf lange Sicht wieder aufgefressen werden. Der überwiegende Teil Ihrer Gewinne sollte aus der langfristigen Wertsteigerung des gesamten Immobilienmarktes der Gemeinden stammen, in denen Sie Immobilien besitzen. Nehmen Sie die Gründe, aus denen Sie in einer bestimmten Region oder Gegend eine Immobilie gekauft haben, als Leitfaden für Ihre Verkaufsüberlegungen. Ziehen Sie dazu zum Beispiel die Kriterien aus Kapitel 11 heran. Wenn sich beispielsweise die Schulen in der Gemeinde verschlechtern oder die Baubehörde nur eine Bebauung zulässt, die den Wert Ihrer Immobilie und die Mieten, die Sie verlangen können, schmälert, dann haben Sie möglicherweise Grund zu verkaufen. Solange Sie keine derartigen Probleme für die Zukunft sehen, ist das Halten rentabler Immobilien über viele Jahre hinweg eine gute Möglichkeit, Ihr Vermögen weiter aufzubauen und Transaktionskosten zu minimieren.
Maklerverträge aushandeln
Die meisten Leute beauftragen einen Makler mit dem Verkauf einer Immobilie. Wie im Abschnitt »Einen guten Immobilienmakler aussuchen« weiter vorne in diesem Kapitel erläutert, sollte ein Makler gewisse Fähigkeiten und Stärken mitbringen, unabhängig davon ob Sie ihn mit dem Kauf oder Verkauf einer Immobilie beauftragen. Wenn Sie eine Immobilie verkaufen wollen, brauchen Sie einen Makler, der den Auftrag möglichst effizient und zum höchstmöglichen Verkaufspreis abwickeln kann. Als Verkäufer sollten Sie sich einen Makler suchen, der über Marketingwissen und Verkaufsgeschick verfügt und bereit ist, die Zeit und das Geld zu investieren, die für den Verkauf Ihrer Immobilie nötig sind. Lassen Sie sich nicht von einem Immobilienmakler beeindrucken, nur weil er oder sie für ein großes Unternehmen arbeitet. Viel wichtiger ist es, dass er oder sie Ihre Immobile effektiv vermarkten kann. Wenn Sie eine Immobilie zum Verkauf anbieten, wird im Maklervertrag auch die Provision festgelegt, die Sie dem Makler zahlen, wenn er oder sie Ihre Immobilie erfolgreich verkauft. Je nach Region und Immobilientyp können sich Maklerprovisionen in einer Spanne zwischen 2 und 7 Prozent bewegen. Da die Höhe von Maklerprovisionen in den meisten Ländern, ebenso wie im deutschsprachigen Raum, nicht gesetzlich geregelt ist, können Sie diese theoretisch frei aushandeln, unabhängig davon, was ein Makler Ihnen als »Standard« oder »typisch« verkaufen will.
Da es sich bei der Maklerprovision um einen Prozentsatz auf den Verkaufspreis handelt, haben Sie es unter Umständen leichter, für eine höherpreisige Immobilie eine niedrigere Provision auszuhandeln. Weil die Maklerprovision als Prozentsatz auf den Verkaufspreis berechnet wird, können Sie für eine höherpreisige Immobilie unter Umständen eine niedrigere Provision aushandeln. Wenn ein Makler 6 Prozent Provision verdient, egal ob er oder sie eine Immobilie für 200.000 Euro oder 100.000 Euro verkauft, dann verdient er oder sie an der 200.000-Euro-Immobilie doppelt so viel wie an der 100.000-Euro-Immobilie – wenngleich der Verkauf der höherpreisigen Immobilie in der Regel nicht doppelt so viel Arbeit erfordert. Wenn Sie in einer Gegend mit allgemein höherpreisigen Immobilien leben, können Sie möglicherweise eine Provision von 5 Prozent aushandeln. Für wirklich teure Immobilien ist eine Provision von 4 Prozent angemessen.
Auf einen Immobilienmakler verzichten Die Versuchung, eine Immobilie ohne Makler zu verkaufen, ist groß, da Sie sich so natürlich die Provision sparen, die er oder sie vom Verkaufspreis Ihrer Immobilie abzieht. Wenn Sie die nötige Zeit, Energie und Marketingerfahrung mitbringen, steht dem theoretisch nichts im Wege und Sie können so möglicherweise beim Verkauf Ihrer Immobilie etwas Geld sparen. Der größte Nachteil beim eigenständigen Verkauf einer Immobilie besteht darin, dass Sie mit dem Prozedere nicht so gut vertraut sind und auch Fallstricke womöglich nicht kennen. So kann etwa eine noch nicht gelöschte Grundschuld beim Verkauf ein Hindernis darstellen – und der Makler weiß, was dann zu tun ist, bevor der Verkauf in letzter Sekunde doch noch beim Notartermin platzt.
Ein guter Makler spart Ihnen nicht nur Zeit, sondern kann auch Sorge dafür tragen, dass Sie später nicht verklagt werden, weil Sie zum Beispiel bekannte oder unbekannte Mängel an Ihrer Immobilie – selbstverständlich versehentlich – nicht offengelegt haben. Nehmen Sie sich die Zeit, um sich über die zahlreichen Facetten des Immobilienverkaufs zu informieren. Lesen Sie dazu die neueste Ausgabe von Immobilien verkaufen für Dummies von Steffi Sammet und Stefan Schwartz (erschienen bei Wiley VCH, Weinheim).
Teil IV
Das Potenzial von Kleinunternehmen auskosten
IN DIESEM TEIL … Für alle, die es in Betracht ziehen, in ein Kleinunternehmen zu investieren, stelle ich in diesem Teil die verschiedenen Möglichkeiten in diesem Bereich vor. Sie erfahren unter anderem, wie Sie einen Geschäftsplan entwickeln, marktfähige Produkte oder Dienstleistungen identifizieren, sich einen Kundenstamm aufbauen und die Konkurrenz verstehen und übertrumpfen. Darüber hinaus gebe ich Ihnen wertvolle Tipps zur Abwägung Ihrer Optionen und zeige Ihnen, auf was Sie alles achten müssen, falls Sie planen, ein bestehendes Kleinunternehmen zu erwerben, anstatt Ihr eigenes zu gründen.
Kapitel 13
Kleinunternehmen als Anlageform berücksichtigen IN DIESEM KAPITEL Haben Sie das Zeug zum erfolgreichen Unternehmer? Alternativen zur Gründung eines eigenen Unternehmens prüfen Möglichkeiten der Investition in Kleinunternehmen erkunden Einen Businessplan für Ihr Kleinunternehmen entwerfen
Viele Menschen träumen davon, ihr eigenes Unternehmen zu führen – und das aus gutem Grund. Zum einen können Sie dann endlich das tun, was Ihnen wirklich am Herzen liegt, zum anderen haben Sie bedeutend mehr Kontrolle darüber, wie Sie die Dinge handhaben. Außerdem haben Sie als erfolgreicher Geschäftsinhaber die Möglichkeit, größere Gewinne zu erzielen sowie gegebenenfalls staatliche Fördermittel zu erhalten. Doch das Leben eines Unternehmers ist nicht nur eitel Sonnenschein. Die Geschichten von Unternehmern, die zu Multimillionären werden, konzentrieren sich meist nur auf die finanziellen Vorteile, ohne die ganzen geschäftlichen (und persönlichen) Herausforderungen zu erwähnen, die mit der Führung eines eigenen Betriebs verbunden sind. Denken Sie nur an all die Dinge, die Ihr Unternehmen meistern muss, um in der heutigen wettbewerbsorientierten Geschäftswelt zu überleben und erfolgreich zu sein, wie zum Beispiel:
gute Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die am Markt gefragt sind die richtigen Preise für Ihre Angebote festsetzen und für sie werben sich mit der Konkurrenz auseinandersetzen die Buchhaltung führen gute Mietverträge für Büroräume aushandeln über Veränderungen in Ihrem Geschäftsbereich up to date bleiben gute Mitarbeiter finden, ausbilden und an sich binden mit unvorhergesehenen Ereignissen und Widrigkeiten umgehen (wie zum Beispiel geänderte Vorschriften oder staatlich angeordnete Schließungen wie aufgrund von Corona und so weiter)
Unternehmer sehen sich jedoch auch immer wieder mit persönlichen, allzu menschlichen Herausforderungen konfrontiert, welche in der Berichterstattung über die Erfolgsgeschichten von Multimillionären kaum Erwähnung finden. So kann die Jagd nach immer höheren Gewinnen oder die Last von geschäftlichen Misserfolgen höchst unerfreuliche Konsequenzen nach sich ziehen, wie gesundheitliche Probleme, Scheidungen, Streitigkeiten und rechtliche Auseinandersetzungen zwischen betrieblich involvierten Familienmitgliedern, der Verlust von Freunden oder gar Selbstmorde. Ich will Ihnen keine Angst einjagen, aber ich möchte, dass Sie die Gründung Ihres eigenen Unternehmens realistisch einschätzen und nicht alles durch die rosarote Brille betrachten. Dieses Kapitel soll Ihnen dabei helfen abzuschätzen, ob die Gründung eines eigenen Unternehmens Ihren Zielen entspricht und ob Sie die notwendigen persönlichen Voraussetzungen dafür mitbringen. Außerdem stelle ich Ihnen zahlreiche Alternativen
bezüglich der Investition in Kleinunternehmen vor, die unter Umständen besser zu Ihnen und Ihrer Situation passen.
Testen Sie Ihren unternehmerischen IQ Die Schlüssel zum unternehmerischen Erfolg und zur Freude am Unternehmertum sind so vielfältig wie die Unternehmen und deren Betreiber selbst. Wenn Sie jedoch die meisten der folgenden Fragen mit Ja beantworten können, verfügen Sie vermutlich über die Qualitäten und die Perspektive, die für den Erfolg als Kleinunternehmer erforderlich sind: Sind Sie ein Macher? Können Sie sich selbst motivieren? Lieben Sie Herausforderungen? Sind Sie hartnäckig? Sind Sie bereit zu recherchieren, um Probleme zu lösen? Die Führung eines eigenen Unternehmens ist meist nicht sonderlich glamourös, vor allem nicht in den ersten Jahren. Sie müssen viele Details beachten und vieles erledigen. Geschäftlicher Erfolg ist das Ergebnis vieler kleiner Dinge, die man gut und richtig macht. Wenn Sie es vielleicht bislang nur gewohnt waren, in großen Unternehmen zu arbeiten, wo ein Großteil des Tages mit Besprechungen, Büroorganisation sowie Klatsch und Tratsch verbracht wird, und Sie gegebenenfalls keine große Verantwortung tragen müssen, dann könnte Sie die Realität des Kleinunternehmertums zunächst ein wenig schockieren. Legen Sie Wert auf Unabhängigkeit und Selbstdisziplin? Vor allem in der Anfangszeit Ihres Unternehmens müssen Sie Spaß daran haben, allein zu arbeiten. Wenn Sie Ihr bisheriges Unternehmen verlassen und sich selbstständig machen, verzichten Sie in der Regel auf viele soziale Kontakte. Falls Sie aktuell in einem unangenehmen Umfeld und/oder mit Menschen zusammenarbeiten (müssen), mit denen Sie nicht
so gut auskommen, kann der Schritt in die Selbstständigkeit natürlich auch von Vorteil sein. Wenn Sie ein geselliger Mensch sind, bieten Ihnen bestimmte Unternehmensbereiche zahlreiche Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen. Allerdings ist es wichtig, den Unterschied zwischen geselligem Miteinander mit Kollegen und dem oft anspruchsvolleren und zielgerichteten Networking mit Geschäftskontakten und Kunden zu kennen – und entsprechende Grenzen zu ziehen. Können Sie sich für eine Idee, ein Produkt oder ein Prinzip begeistern und engagieren? Angenommen, Sie arbeiten etwa 50 Stunden pro Woche sowie etwa 50 Wochen pro Jahr, dann kommen Sie auf circa 2500 Arbeitsstunden im Jahr. Wenn Sie nicht zu 100 Prozent hinter dem Produkt, Anliegen oder der Dienstleistung Ihres Unternehmens stehen und andere nicht motivieren können, hart für Sie zu arbeiten, dann wird es ein sehr langes Jahr werden! Einer der schlechtesten Gründe, Ihr eigenes Unternehmen zu gründen, ist das alleinige Streben nach großem finanziellen Reichtum. Verstehen Sie mich nicht falsch: Wenn Sie etwas auf dem Kasten haben, und wissen, wie Sie Ihre Dienstleistungen oder Produkte gut vermarkten, können Sie als Selbstständige/r durchaus ganz ordentlich verdienen. Für die meisten Menschen ist Geld jedoch keine ausreichende Motivation, und viele Selbstständige verdienen nicht mehr oder sogar weniger als in einem Angestelltenverhältnis. Sind Sie bereit, vor und während Ihrer ersten Jahre als Unternehmer finanzielle Opfer zu bringen und einen eingeschränkten Lebensstil zu führen? »Lebe wie ein Student vor und während der Gründungsphase deines Kleinunternehmens« – diesen Ratschlag gab mir mein bester Professor an der Wirtschaftshochschule, James Collins, bevor
ich mein eigenes Unternehmen gründete. Die meisten Unternehmen erfordern gerade in den Anfangsjahren höhere Ausgaben und ihre Gründer erzielen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein geringeres Einkommen als im Angestelltenverhältnis. Vergessen Sie außerdem nicht, dass Sie als Selbstständige/r für Ihre Sozialversicherungen selbst aufkommen müssen! Um Ihren Traum vom eigenen Unternehmen zu verwirklichen, müssen Sie sowohl vor als auch nach der Gründung im Rahmen Ihrer Möglichkeiten leben. Wenn das Führen Ihres eigenen Kleinunternehmens Sie jedoch wirklich glücklich macht, dann dürfte der Verzicht auf kostspielige Urlaube, überteuerte Luxuskarossen, die neueste Designermode und 4-Euro-Latte-Macchiatos im Café um Ecke nicht allzu schwerfallen. Ist Ihnen klar, dass Sie auch als Selbstständiger immer noch »Vorgesetzte« über sich haben? Neben der Verlockung riesiger Gewinne ist ein weiterer Grund, warum viele sich selbstständig machen, der, dass sie es leid sind, für andere Leute zu arbeiten. Unausstehliche, bösartige Chefs können jeden Angestellten in die Selbstständigkeit treiben! Wenn Sie jedoch Ihr eigenes Unternehmen führen, müssen Sie höchstwahrscheinlich auch weiterhin Kunden, Auftraggeber und andere Menschen zufriedenstellen, und das auch, wenn diese Ihnen vielleicht unsympathisch sind. Glücklicherweise können in der Regel selbst die unangenehmsten Kunden Ihnen das Leben nicht so schwer machen wie die schlimmsten Chefs. (Und wenn Sie genügend Kunden oder Auftraggeber haben, können Sie auch einfach beschließen, mit solch schwierigen Zeitgenossen keine Geschäfte zu machen). Können Sie Ablehnung, Neinsager und negatives Feedback aushalten? Ein Unternehmer sagte mir einmal Folgendes: »Ich habe es einfach so gesehen, dass jedes
Nein, das ich auf dem Weg zur Finanzierung meines Unternehmens zu hören bekam, mich einen Schritt näher zu einem Ja brachte.« Wenn Sie nicht gerade aus einer Unternehmerfamilie stammen, sollten Sie nicht erwarten, dass Ihre Eltern oder andere Angehörige Ihr »riskantes, verrücktes« Verhalten gutheißen. Selbst andere Unternehmer können Ihre guten Geschäftsideen manchmal ins Lächerliche ziehen. So standen zum Beispiel zwei meiner Unternehmerfreunde den Ideen des jeweils anderen kritisch gegenüber, jedoch hatten beide schlussendlich Erfolg mit ihren Projekten! Manche Leute (vor allem Eltern) sind der einfachen Auffassung, dass eine Stelle in einem großen Unternehmen mehr Sicherheit bietet (was selbstverständlich ein Mythos ist, da Unternehmen ihre Angestellten durchaus entlassen können, etwa wenn sie umstrukturieren oder es wirtschaftlich nicht läuft). Davon abgesehen ist es für sie leichter, ihren Freunden und Nachbarn zu erzählen, dass Sie erfolgreiche Führungskraft in einem renommierten Unternehmen (wie RWE, Siemens, Continental, Wirecard oder Dresdner Bank) sind, als zu erklären, dass Sie von Ihrem Heimbüro aus an irgendeiner abgedrehten Geschäftsidee herumwerkeln. Was glauben Sie, wie sicher sich die ehemaligen Mitarbeiter von Wirecard und Dresdner Bank jetzt fühlen, nachdem sie ihren Arbeitsplatz bei ihrem ehemaligen Großunternehmen verloren haben? Zwar sind RWE, Siemens und Continental immer noch im Geschäft, haben aber im Laufe der Jahre viele Entlassungen vorgenommen. Sind Sie in der Lage, Ihre Defizite zu erkennen und Aufgaben an Menschen (oder andere Unternehmen) zu delegieren, die Ihre Fähigkeiten und Ihr Fachwissen ergänzen? Als erfolgreicher Unternehmer müssen Sie auch so eine Art Tausendsassa sein: Vermarkter, Buchhalter, Kundenbetreuer, Verwaltungsassistent und so weiter in einer Person. Sofern Sie nicht viel Kapital von irgendwelchen Investoren auftreiben können, was bei einem echten Start-upUnternehmen selten der Fall ist, werden Sie es sich in den
ersten Monaten oder vielleicht sogar Jahren Ihres Unternehmertums in der Regel nicht leisten können, Mitarbeiter einzustellen, die Sie unterstützen. Es kann daher sinnvoll sein, mit Partnern zusammenzuarbeiten oder bestimmte Dienstleistungen und Produkte zuzukaufen, anstatt zu versuchen, alles selbst zu erledigen. Und mit der Zeit, wenn Ihr Unternehmen wächst und gedeiht, sollten Sie es sich leisten können, mehr beziehungsweise feste Mitarbeiter einzustellen. Wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind und sich mit Menschen zusammentun, deren Fähigkeiten und Fachkenntnisse Ihre eigenen ergänzen (und eventuell auch umgekehrt), dann können Sie zusammen ein erfolgreiches Team aufbauen! Können Sie gut mit Unwägbarkeiten umgehen? Glauben Sie an sich selbst? Wenn Sie auf sich allein gestellt sind, ist es oft schwierig festzustellen, ob Sie auf dem richtigen Weg sind. Es gibt Tage, an denen es nicht so gut läuft – und solche Tage sind im Alleingang viel schwieriger zu bewältigen. Deshalb sind Zuversicht, Optimismus und die Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden, wichtige Voraussetzungen. Ist Ihnen klar, warum Sie Ihr Unternehmen oder Ihre Organisation gegründet haben und wie Sie persönlich Erfolg definieren? Viele Unternehmer definieren Erfolg über Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn, Anzahl der Niederlassungen und Mitarbeiter und so weiter. Dies sind zwar gute Maßstäbe, es gibt aber auch Organisationen, insbesondere gemeinnützige, die andere Ideale und Wertvorstellungen verfolgen. So wurde beispielsweise das Projekt Mein Grundeinkommen von einer Gruppe von Menschen ins Leben gerufen, die es sich zum Ziel gesetzt haben auszuprobieren, »wie das bedingungslose Grundeinkommen in der Praxis wirkt. Wir finden heraus, wie es gestaltet sein muss, um die notwendigen Veränderungen für eine bessere Zukunft zu ermöglichen.« Zwar benötigt auch ein solches Projekt Geld,
um seine Ziele zu verwirklichen, dennoch sieht die Bilanz einer solch zweckbezogenen Organisation völlig anders aus als die eines gewinnorientierten Unternehmens. Können Sie mangelnden Erfolg (oder gar Misserfolge) in der Aufbauphase Ihres Unternehmens akzeptieren? Einige wenige Unternehmen sind sofort ein Bombenerfolg, die meisten brauchen jedoch Zeit, um sich zu entwickeln – das kann Jahre, unter Umständen sogar Jahrzehnte dauern. Viele erfolgreiche Unternehmer leiden vor allem zu Beginn ihrer Selbstständigkeit unter Ängsten, wenn sie mit dem Kampf um greifbare Erfolge (und deren möglichem Ausbleiben) konfrontiert werden, der zwangsläufig mit dem Aufbau des eigenen Unternehmens einhergeht.
Lassen Sie sich nicht von den Fragen abschrecken, die Sie nicht mit »Ja« beantworten können. Den perfekten Unternehmer gibt es nicht. Ein Teil des Erfolgs im Geschäftsleben besteht darin, zu wissen, was man leisten kann und was nicht, und dann kreative Wege (oder Menschen) zu finden, die einem helfen können, die eigenen Ziele zu erreichen.
Alternativen zum eigenen Kleinunternehmen ausloten Manchmal wird von Befürwortern des Unternehmertums propagiert, dass es das Größte und einzig Wahre auf der Welt sei, ein eigenes Unternehmen (oder eine gemeinnützige Organisation) zu gründen und zu leiten, und dass alle Menschen glückliche Unternehmenseigentümer sein könnten, wenn sie nur die richtige Einstellung mitbrächten.
Die Realität ist jedoch, dass nicht alle Menschen zum Unternehmer geboren sind. Doch selbst, wenn Sie nach den zehn Fragen bezüglich Ihrer Eignung als Unternehmer im vorangegangenen Abschnitt nicht so gut abgeschnitten haben sollten, brauchen Sie nicht zu verzweifeln. Sie werden vermutlich glücklicher und erfolgreicher sein, wenn Sie etwas anderes tun. Manche Menschen sind besser dran, wenn sie für jemand anderen arbeiten, und falls Sie zu diesem Personenkreis zählen, dann sollten Sie die Optionen in den folgenden Abschnitten in Betracht ziehen, die ebenfalls erfüllend sein und Sie beruflich weiterbringen können.
Unternehmer im Unternehmen: Intrapreneur werden Sie würden sich gerne der Herausforderung stellen, ihr eigenes Unternehmen zu leiten, möchten dabei jedoch nicht auf die Annehmlichkeiten und die Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses verzichten? Für Menschen wie Sie gibt es einen goldenen Mittelweg: Intrapreneurship. Als sogenannter Intrapreneur können Sie wie ein Unternehmer innerhalb eines bestehenden Unternehmens agieren, indem Sie beispielsweise ein internes unternehmerisches Projekt leiten. So etwas hat zum Beispiel John Kilcullen, Chef von IDG Books Worldwide (ehemaliger Herausgeber dieses Buches), getan, als er 1990 die Buchverlagsabteilung von IDG mitaufbaute. (IDG Books wurde später von John Wiley & Sons, Inc. aufgekauft.) Kilcullen hatte bereits Erfahrung in der Verlagsbranche und wollte die Verantwortung für das Wachstum eines erfolgreichen Verlags übernehmen, war sich aber auch bewusst, dass ein Unternehmen in der Buchverlagsbranche viel Geld und Ressourcen benötigen würde. Als Mitbegründer des neuen Geschäftsbereichs von IDG Books konnte er so die Vorteile beider Möglichkeiten nutzen. Eigentlich hatte Kilcullen schon immer sein eigenes Unternehmen gründen wollen, stellte aber fest, dass die meisten traditionellen
Verlage nicht daran interessiert waren, einer Abteilung so viel Handlungsspielraum und Geld zu überlassen. »Ich wollte ein eigenes Unternehmen nach meinen Vorstellungen aufbauen. Der Reiz bei IDG war die Möglichkeit der betriebsinternen Entflechtung. Man war bereit, zu investieren und uns völlig freie Hand bezüglich der Ausgaben zu lassen.« Wenn Sie es schaffen, sich eine unternehmerische Position innerhalb eines größeren Unternehmens zu sichern, können Sie nicht nur maßgebliche Führungs- und Betriebsverantwortung übernehmen, sondern möglicherweise auch eine finanzielle Beteiligung an dem von Ihnen mitgestalteten Erfolg aushandeln. In der Regel ist die Geschäftsleitung des Mutterunternehmens bestrebt, Mitarbeitern in solch verantwortungsvollen leitenden Stellungen zusätzliche Anreize zu geben, indem sie sie – etwa durch leistungsabhängige Bonuszahlungen oder Umsatzbeziehungsweise Gewinnbeteiligungen – an den finanziellen Früchten ihres Engagements beteiligt.
In die eigene Karriere investieren Manche Menschen sind als Angestellte glücklich oder zumindest zufrieden, und Unternehmen benötigen und suchen fast immer gute Mitarbeiter. Wenn Sie also über nützliche Fähigkeiten, gegebenenfalls eine solide Ausbildung und eine gute Arbeitsmoral verfügen, und überdies gut mit anderen auskommen, dürften Sie es nicht allzu schwer haben, einen passenden Job zu finden. Um Ihre Einkommensmöglichkeiten zu verbessern, können Sie auf folgende Arten in Ihre Karriere investieren: Mehrarbeit: Zeigen Sie Bereitschaft, Überstunden zu schieben und mehr Verantwortung zu übernehmen. Arbeitnehmer, die über das übliche Maß hinaus aktiv werden und dabei auch etwas leisten, heben sich in einem Unternehmen, in dem viele eine 9-to-5-Mentalität an den Tag legen, deutlich ab. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie dabei nicht zum Workaholic werden und wichtige persönliche
Beziehungen sowie Ihre Gesundheit vernachlässigen. Überfordern Sie sich auch nicht, indem Sie mehr Arbeit annehmen, als Sie schaffen können, da Ihre Vorgesetzten sonst das Vertrauen in Ihre Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit verlieren können. Finden Sie Wege, intelligenter und nicht einfach nur länger zu arbeiten. Private Weiterbildung: Einer der Gründe, warum Sie keinen Doktortitel oder Masterabschluss, ja nicht einmal einen Bachelorabschluss, von einer Top-Hochschule brauchen, um in der freien Wirtschaft erfolgreich zu sein, ist, dass Sie sich vieles selbst aneignen können. Zwar gilt auch der Grundsatz »Learning by Doing« (»Lernen durch Tun«), jedoch können Sie ebenfalls tiefere Einblicke gewinnen, indem Sie privat viel lesen, wie zum Beispiel Fachliteratur oder fachbezogene Webinhalte, und sich dadurch stetig weiterbilden. Eine gute Buchhandlung ist jedem zugänglich, unabhängig vom Bildungsabschluss, und das Internet ist sogar rund um die Uhr verfügbar. Ein gutes Buch oder ein Zeitschriftenabonnement sind zwar nicht umsonst, aber sie kosten viel weniger als ein Studium oder eine Ausbildung! Institutionelle Weiterbildung: Wenn Ihnen bestimmte Schul-, Hochschul- oder Universitätsabschlüsse fehlen, die in der Branche, in der Sie arbeiten (oder arbeiten möchten) vorausgesetzt oder besonders geschätzt werden, sollten Sie erwägen, die Zeit und das Geld zu investieren, um Ihre Ausbildung – zum Beispiel auf dem zweiten Bildungsweg – abzuschließen. Informieren Sie sich bei den entsprechenden Institutionen oder bei Personen, die diesen Weg bereits gegangen sind, um Ihre Möglichkeit besser einschätzen zu können.
Wege zur Investition in Kleinunternehmen erkunden
Die Möglichkeiten, mit einem Kleinunternehmen Geld zu verdienen, sind praktisch unbegrenzt. Wie bei Immobilien (siehe Teil III) oder Wertpapieren (siehe Teil II) liegt der Schlüssel auch hier darin, diejenigen Optionen zu wählen, die Ihren Bedürfnissen am besten entsprechen. In den folgenden Abschnitten stelle ich Ihnen die wichtigsten Möglichkeiten zur Anlage in Kleinunternehmen vor und erkläre, was die einzelnen Wege attraktiv macht (und was nicht).
Ihr eigenes Unternehmen gründen Von allen Möglichkeiten, in ein Kleinunternehmen zu investieren, ist die Gründung eines eigenen Unternehmens mit dem größten Arbeitsaufwand verbunden. Selbst wenn Sie die anfallende Arbeit anfangs noch in Teilzeit erledigen können, so werden Sie – wie die meisten Kleinunternehmer – letztendlich in Vollzeit für ihr eigenes Unternehmen tätig sein. Ich habe die meiste Zeit meines Berufslebens mein eigenes Unternehmen geführt, und insgesamt gefällt mir das sehr gut. Im Laufe meiner Tätigkeit als Unternehmensberater habe ich viele Menschen mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen, Interessen und Fähigkeiten kennengelernt, die heute mit ihrem eigenen Unternehmen erfolgreich und glücklich sind. Die meisten betrachten die Gründung eines eigenen Unternehmens als die risikoreichste Variante der Anlage in Kleinunternehmen. Wenn Ihre Geschäftsidee jedoch auf Ihren Fähigkeiten und Ihrem Fachwissen aufbaut, dann ist das Risiko nicht annähernd so groß, wie Sie vielleicht denken. Angenommen, Sie verdienen als Lehrkraft 40.000 Euro pro Jahr und beschließen nun, sich mit einer Nachhilfeschule selbstständig zu machen, um einen vergleichbaren Betrag zu verdienen. Wenn Ihre vorherige Recherche ergeben hat, dass andere Anbieter solcher Dienstleistungen 50 Euro pro Stunde verlangen, müssen Sie etwa 20 Stunden pro Woche Nachhilfe geben, vorausgesetzt, dass Sie 50 Wochen im Jahr arbeiten. (Denken Sie daran, dass Sie für Ihre Sozialleistungen wie Krankenversicherung und so weiter selbst aufkommen müssen). Da Sie Ihr Geschäft von zu
Hause aus betreiben können (was zu kleinen Steuererleichterungen führen kann) und keine neuen Geräte anschaffen müssen, dürften Ihre Ausgaben minimal sein. Anstatt Ihren Job von heute auf morgen an den Nagel zu hängen und mit Ihrem Unternehmen bei null anzufangen, können Sie auch zuerst mit einer Nebenbeschäftigung als Nachhilfelehrer beginnen. Falls Sie es schaffen, diese Tätigkeit im Laufe der Jahre auf zehn Stunden pro Woche auszuweiten, haben Sie Ihr Ziel schon zur Hälfte erreicht. Wenn Sie nun Ihren Job aufgeben und sich ganz auf Ihre Nachhilfetätigkeit konzentrieren, dürfte es kein Problem mehr sein, auf 20 Stunden pro Woche zu kommen. Halten Sie die Gründung eines Unternehmens immer noch für riskant? Viele Geschäftsideen können Sie auch mit wenig Startkapital verwirklichen, indem Sie Ihre vorhandenen Fähigkeiten und Kenntnisse nutzen. Wenn Sie zusätzlich viel Zeit und Arbeit in die Umsetzung Ihrer Vision investieren, dann können Sie schon bald ein wertvolles Unternehmen und einen neuen Arbeitsplatz für sich (und vielleicht sogar andere) schaffen. Solange Sie sich gut über die Konkurrenz informieren und ein hochwertiges Produkt oder eine wertvolle Dienstleistung zu einem angemessenen Preis anbieten, besteht das Hauptrisiko darin, dass Sie sich selbst und Ihr Angebot nicht gut genug vermarkten. Wenn Sie in der Lage sind, Ihre Fähigkeiten zu nutzen und entsprechend anzupreisen, sollte sich der Erfolg von selbst einstellen. (Weitere Einzelheiten zur Gründung und Führung eines eigenen Unternehmens finden Sie in Kapitel 14.)
Ein bestehendes Unternehmen kaufen Falls Ihnen eine konkrete eigene Geschäftsidee fehlt, Sie aber über betriebswirtschaftliche Kenntnisse verfügen sowie die Fähigkeit, bestehende Betriebe zu optimieren, dann kann auch
der Kauf eines vorhandenen Unternehmens eine Option sein. Auch wenn Sie hierbei die riskantere Gründungsphase nicht durchlaufen müssen, benötigen Sie für dieses Unterfangen vermutlich mehr Kapital. Darüber hinaus müssen Sie in der Lage sein, mit potenziell heiklen Personal- und Managementfragen umzugehen. Die Vorgeschichte des Unternehmens und die Art und Weise, wie die Dinge dort funktionieren, sind Fakten und Umstände, mit denen Sie sich auseinandersetzen müssen. Wenn es Ihnen nicht leichtfällt, gegebenenfalls auch harte Entscheidungen zu treffen, wie zum Beispiel Mitarbeiter zu entlassen, die nicht zu Ihren Plänen passen, oder sie dazu zu bewegen, ihre bisherige Arbeitsweise zu ändern, dann ist der Kauf eines Bestandsunternehmens vermutlich nicht das Richtige für Sie. Bedenken Sie außerdem, dass einige gute Mitarbeiter aus Loyalität zum bisherigen Eigentümer (und zu seiner Art der Unternehmensführung) möglicherweise von selbst kündigen werden. Manche gehen davon aus, dass die Investition in ein bestehendes Unternehmen sicherer ist als die Gründung eines neuen Betriebs. Tatsächlich aber kann der Kauf eines fremden Unternehmens höhere Risiken bergen. Abgesehen von der Tatsache, dass Sie für den Erwerb viel mehr Geld in Form einer Anzahlung auf den Tisch legen müssen, besteht zudem die Gefahr größerer finanzieller Einbußen, falls die Dinge schlecht laufen. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass das Unternehmen aus bestimmten (negativen) Gründen zum Verkauf steht – vielleicht ist es nicht besonders rentabel, befindet sich gerade im Niedergang oder der Betrieb ist generell sehr mühsam. Profitable Unternehmen, die zum Verkauf stehen, haben selbstverständlich auch ihren Preis. Wenn das Geschäft erfolgreich läuft, hat der derzeitige Eigentümer das Anfangsrisiko bereits eliminiert, sodass der Kaufpreis des Unternehmens dieses
fehlende Risiko in der Regel in Form eines Aufschlags widerspiegelt. Falls Sie jedoch über das nötige Kapital verfügen, um ein etabliertes Unternehmen zu kaufen, und die Fähigkeiten besitzen, es adäquat zu führen, dann sollten Sie diesen Weg in Betracht ziehen. In Kapitel 15 finden Sie wertvolle Tipps, wie Sie ein rentables Unternehmen für Investitionszwecke finden und auf was Sie bei einem Kauf achten müssen.
In ein fremdes Unternehmen investieren Falls Ihnen der Gedanke gefällt, von einem erfolgreichen Kleinunternehmen zu profitieren, Sie sich aber nicht mit den täglichen Querelen der eigenverantwortlichen Geschäftsleitung herumschlagen wollen, dann steht Ihnen auch die Möglichkeit offen, in das Kleinunternehmen einer anderen Person zu investieren. Auch wenn dieser Weg einfacher zu sein scheint, sind nur wenige Menschen wirklich dafür geeignet. Ziehen Sie die Investition in ein fremdes Unternehmen nur dann in Erwägung, wenn Sie die folgenden Kriterien erfüllen: Sie verfügen über ein ausreichend großes Vermögen. Ihre Investition in ein privates Kleinunternehmen sollte nur einen kleinen Teil (20 Prozent oder weniger) Ihres Gesamtvermögens ausmachen. Sie sollten daher über ein entsprechendes Finanzpolster verfügen. Sie können es sich notfalls leisten, Ihre Investition zu verlieren. Im Gegensatz zur Anlage in einen diversifizierten Aktienfonds (siehe Kapitel 8) können Sie bei einer Investition in ein kleines, nicht börsennotiertes Privatunternehmen Ihren gesamten Einsatz verlieren. Sie haben Erfahrung in der Beurteilung von Jahresabschlüssen und Geschäftsstrategien. Die Investition in ein privates Kleinunternehmen unterscheidet sich nicht wesentlich von der Investition in ein börsennotiertes Unternehmen, es gibt jedoch ein paar Abweichungen. Ein
Hauptunterschied besteht zum Beispiel darin, dass Privatunternehmen nicht verpflichtet sind, umfassende, geprüfte Jahresabschlüsse zu erstellen, die bestimmten Rechnungslegungsstandards unterliegen, wie dies bei börsennotierten Unternehmen der Fall ist. Daher ergibt sich ein höheres Risiko, dass Sie bei der Bewertung eines privaten Kleinunternehmens keine ausreichenden oder genauen Informationen erhalten. Auch hinsichtlich der Liquidität gibt es Unterschiede – ein privates Kleinunternehmen können Sie in der Regel nicht jederzeit sowie zu einem aktuellen, fairen Preis abstoßen.
Investieren Sie aus den richtigen Gründen Geld in Ihr eigenes Unternehmen (oder in das einer anderen Person) zu stecken, kann eine risikoreiche, aber potenziell ertragreiche Investition sein. Halten Sie sich bei der Auswahl geeigneter Betriebe möglichst an Geschäftsbereiche, mit denen Sie sich gut genug auskennen und deren Vorgänge sie verstehen, und folgen Sie Ihren Instinkten. Wenn Sie zum Beispiel über einen guten Bekannten oder eine andere vertrauenswürdige Person von einer vielversprechenden Geschäftsidee oder einem potenziell interessanten Unternehmen hören, dann stellen Sie Nachforschungen an und bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil. Solche Hinweise können sich im Nachhinein als eine hervorragende Investition herausstellen.
Bevor Sie in ein fremdes Unternehmen investieren, bitten Sie um eine Kopie des Businessplans und vergleichen Sie diesen mit dem Businessplanmodell, das ich weiter hinten in diesem Kapitel vorstelle. Erkundigen Sie sich gründlich über den oder die Geschäftsführer. Hören Sie sich außerdem die möglichen Einwände und Bedenken außenstehender Personen an. Lassen Sie sich dabei jedoch nicht übermäßig von Miesmachern, Besserwissern oder Überängstlichen beeinflussen – solche Menschen, die überall ein Haar in der Suppe finden, haben schon so manche, tatsächlich geniale Geschäftsidee im Keim erstickt und so großartige Entwicklungsmöglichkeiten verhindert. Lesen Sie dazu den Kasten »Spielverderber in der Geschichte der Innovationen«, wo es um einige amüsante Ablehnungen von besonderen Geschäftsideen der jüngeren Geschichte geht, die sich später als eklatante Fehlentscheidungen herausstellten.
Vermeiden Sie Investitionsfehler Manche Menschen gehen mit den Investitionsgeldern anderer sehr sorgsam um, andere eher sorglos. Viele Kleinunternehmer suchen zum Beispiel aus den falschen Gründen nach Investoren und deren Kapital, unter anderem aus den folgenden: Sie sind ungeduldig und können nicht glauben, dass es möglich ist, ein Unternehmen auch mit geringen finanziellen Mitteln beziehungsweise nur mit dem eigenen Startkapital aufzubauen (ein Prozess, der auch als Bootstrapping bezeichnet wird und auf den ich in Kapitel 14 näher eingehe). Sie benötigen Geld, weil sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken. So ging zum Beispiel ein kleiner Möbelhändler in meiner Gegend an die Börse, um sich Kapital zu beschaffen. Oberflächlich betrachtet schien alles in Ordnung zu sein, und das Unternehmen schaffte es sogar auf die Inc.-500-Liste
schnell wachsender Kleinunternehmen. Es stellte sich jedoch später heraus, dass das Unternehmen nur deshalb Aktien ausgeben wollte, weil es zu schnell expandierte und nicht genügend Waren verkaufte, um seine hohen Betriebskosten zu decken – es musste schließlich Insolvenz anmelden.
Ein weiteres Problem bei Kleinunternehmern, die Investoren suchen, besteht darin, dass manche von ihnen mit dem investierten Geld anderer Leute ein höheres Risiko eingehen und weniger Vorausplanungen anstellen, als sie es mit eigenen Geldern tun würden. Tatsächlich scheitern auch viele wohlmeinende Menschen aus diesen (und anderen) Gründen mit ihren Unternehmen. Einer meiner früheren Studienkollegen, ein graduierter Betriebswirt mit MBA (Master of Business Administration)Abschluss einer angesehenen Wirtschaftshochschule – nennen wir ihn Jacob – überredete einmal einen Investor dazu, 300.000 US-Dollar für den Kauf eines kleinen Produktionsunternehmens bereitzustellen. Jacob steckte auch einen kleinen Teil seines eigenen Vermögens in das Unternehmen und gab sofort etwa 100.000 US-Dollar für ein technisch ausgefeiltes, computergesteuertes Planungs- und Auftragserfassungssystem aus. Jacob interessierte sich nicht besonders für den Verkauf (eine Aufgabe, die der vorherige Eigentümer selbst übernommen hatte), also stellte er auch einen Verkaufsleiter ein. Dieser erwies sich jedoch als absolute Niete – viele der anderen Verkaufsmitarbeiter flohen zur Konkurrenz und nahmen wichtige Kunden mit. Jacob versuchte, die Kosten zu senken, was jedoch zulasten der Qualität und Aktualität der Produkte des Unternehmens ging. Als er schließlich zur Vernunft kam, war es bereits zu spät – das Unternehmen ging pleite, und der Investor verlor alles.
Einen Businessplan erstellen
Sie haben sich dazu entschlossen, ein eigenes Unternehmen zu gründen und bringen die nötige Motivation mit? Bravo! Als Nächstes sollten Sie herausfinden, was genau Sie eigentlich tun und wie Sie es erreichen wollen. Mit anderen Worten: Sie benötigen einen Businessplan, – einen allgemeinen Plan, der Ihnen hilft, zu definieren, was Ihre Ziele und Visionen sind und welche Aufgaben Sie erfüllen müssen, um sie zu verwirklichen. Dieser Businessplan, den Sie später auch bei der Aufnahme von Krediten und zur Präsentation bei potenziellen Investoren verwenden werden, sollte als wichtiges Arbeitsdokument, eine Art Blaupause für die ersten Tage, Monate und Jahre Ihres Unternehmens dienen. Sie brauchen keinen perfekt ausgearbeiteten Plan, in dem jede Einzelheit festgehalten ist. Die Erstellung eines solch ausgefeilten Dokuments ist in der Regel reine Zeitverschwendung, da sich die Dinge ändern und weiterentwickeln. Wie detailliert Ihr Plan sein muss, hängt von Ihren Zielen und den Besonderheiten Ihres Unternehmens ab. Ein einfacher, eher kurzfristig ausgerichteter Plan (zehn Seiten oder so) reicht völlig aus, wenn Sie nicht gerade vorhaben, ein Imperium zu gründen. Wenn Ihr erklärtes Ziel jedoch darin besteht, zu wachsen, Mitarbeiter einzustellen und zum Beispiel mehrere Standorte zu eröffnen, dann sollte Ihr Plan ein wenig ausführlicher sein (20 bis 50 Seiten), um auch längerfristige Aspekte abzudecken. Falls Sie planen, um externe Investoren zu werben, ist ein umfangreicherer Businessplan unumgänglich. Bei der Erstellung Ihres Plans und der Bewertung Ihrer Möglichkeiten sollten Sie Ihre Augen und Ohren offen halten. Stellen Sie Nachforschungen an und sprechen Sie mit anderen Unternehmern und Leuten aus der Branche. Die meisten werden sich Zeit nehmen, um mit Ihnen zu sprechen, solange sie wissen, dass Sie nicht mit ihnen konkurrieren wollen. Weitere Einzelheiten zur Erstellung eines Businessplans finden Sie in der neuesten Ausgabe des Buches Businessplan für Dummies von Paul Tiffany und
Steven D. Peterson, das ebenfalls bei Wiley VCH erschienen ist.
Ein Geschäftskonzept ausarbeiten Was möchten Sie mit Ihrem Unternehmen erreichen? Welches Produkt oder welche Dienstleistung wollen Sie anbieten? Vielleicht möchten Sie Lohnbuchhaltung für Kleinunternehmer anbieten, eine Beratungsfirma gründen, ein Restaurant eröffnen, das gesundes Fast Food verkauft, einen Gärtnerservice betreiben oder Kinderspielzeug entwerfen und herstellen. Die Möglichkeiten bezüglich eines Geschäftskonzepts sind praktisch unbegrenzt. Ihr Konzept muss gar nicht einzigartig sein, um in der Geschäftswelt zu bestehen. Denken Sie nur an die Heerscharen von selbstständigen Beratern, Klempnern, Buchhaltern und Restaurantbesitzern, die alle ihr eigenes Unternehmen führen. Die Tatsache, dass bereits so viele andere den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben und in genau dem Geschäftsfeld arbeiten, in dem Sie gerne tätig sein wollen, bestätigt nur das Potenzial Ihrer Vision vom eigenen Kleinunternehmen. Ich kenne zahlreiche »Lohnsklaven«, die sagen, dass sie gerne ihr eigenes Unternehmen gründen würden, wenn sie nur eine »zündende Idee« hätten. Die meisten dieser Menschen träumen vermutlich immer noch von ihren Kleinunternehmerplänen, wenn sie schon längst in Rente gegangen sind. Die Begeisterung für die Idee, Ihr eigenes Unternehmen zu führen – und Ihre Pläne dann auch engagiert umzusetzen –, ist viel wichtiger als die Entwicklung der nächsten exotischen Innovation. Zu Beginn können Ihre Geschäftsmöglichkeiten ganz allgemein auf Ihr Fachgebiet oder Ihre Interessen ausgerichtet sein. Was Sie dann letztendlich tun werden, wird sich im Laufe der Zeit herauskristallisieren. Ich will damit nicht sagen, dass innovative Ideen keinen Wert haben. Sie können mit einer wirklich kreativen, ausgefallenen Geschäftsidee unter Umständen einen Riesentreffer landen und
großartige Gewinne erzielen, vor allem wenn Sie die erste Person sind, die ein neuartiges Konzept erfolgreich entwickelt und vermarktet. Selbst wenn Sie tatsächlich danach streben, das nächste Milliarden-Euro-Imperium aufzubauen, gibt es immer Möglichkeiten, ältere Konzepte neu aufzulegen und zu variieren oder anzupassen. Nehmen wir an, Sie sind Tierarzt, möchten aber keine traditionelle Praxis betreiben, in die Haustierbesitzer ihre Katzen und Hunde zur Behandlung bringen müssen. Sie glauben, dass viele Menschen aus Zeitmangel – oder weil ihre Haustiere den Gang zum Tierarzt nicht sonderlich schätzen – gerne einen Tierarzt hätten, der Hausbesuche macht. Demzufolge eröffnen Sie Ihr Unternehmen »Tierarzt auf Rädern«. Vielleicht schwebt Ihnen sogar eine Franchise-Kette mit landesweiten Niederlassungen vor. Andererseits können Sie ebenso erfolgreich sein, indem Sie einfach das tun, was Tausende von anderen Tierärzten landauf, landab und Tag für Tag in einer traditionellen Tierarztpraxis tun.
Spielverderber in der Geschichte der Innovationen »Dieses sogenannte Telefon hat zu viele Mängel, um ernsthaft als Kommunikationsmittel in Betracht gezogen zu werden. Das Gerät ist grundsätzlich ohne Wert für uns.« – Internes Memo der Western Union als Reaktion auf das Telefon von Alexander Graham Bell, 1876. »Das Konzept ist interessant und wohlgeformt, aber um eine bessere Bewertung als eine Drei zu erzielen, muss die Idee durchführbar sein.« – Ein Managementprofessor der Yale University als Antwort auf Fred Smiths Arbeit, in der er einen zuverlässigen Nachtzustelldienst vorschlug. Smith gründete später die Federal Express Corporation (FedEx). »Wir sagen Ihnen nicht, wie Sie Sportler trainieren sollen, also sagen Sie uns auch nicht, wie wir Schuhe herstellen sollen.« – Ein großer Sportschuhhersteller zu Bill Bowerman, dem Erfinder des sogenannten WaffelSchuhs und Mitbegründer von NIKE, Inc. »Also gingen wir zu Atari und sagten: Hey, wir haben hier dieses erstaunliche Gerät gebaut, sogar mit einigen eurer Bauteile, was haltet ihr davon, uns zu finanzieren? Oder wir schenken es euch – wir wollen das einfach durchziehen.
Zahlt uns Gehalt und wir kommen und arbeiten für euch. Ihre Antwort war: Nein. Also gingen wir zu Hewlett-Packard, und die sagten zu uns: Hey, wir brauchen euch nicht. Ihr habt ja noch nicht mal einen College-Abschluss. – Steve Jobs über die Versuche, Atari und Hewlett-Packard für seinen und Steve Wozniaks Personal Computer zu begeistern (Jobs und Wozniak gründeten später Apple Computer). »Ihr solltet ein Franchise daraus machen, sagte ich zu ihnen. Ich werde euer Versuchskaninchen sein. Nun ja, da gingen sie regelrecht in die Luft! Sie konnten die Philosophie dahinter einfach nicht erkennen … Als sie uns ablehnten, waren Bud und ich auf uns allein gestellt.« – Sam Walton über seine Bemühungen, die Ben-Franklin-Kette im Jahr 1962 für sein DiscountEinzelhandelskonzept zu interessieren (Walton gründete später Walmart). »Wir mögen ihren Sound nicht, und Gitarrenmusik ist auf dem Rückzug.« – Decca Recording Company bei der Ablehnung der Beatles, 1962. Im Jahr 1884 wurde John Henry Patterson von seinen Geschäftsfreunden verspottet, weil er 6.500 Dollar für die Patentrechte an einer Registrierkasse bezahlte – »ein Produkt mit begrenztem oder gar keinem Potenzial«, hieß es. Patterson gründete daraufhin die National Cash Register (NCR) Corporation. »Was soll dieser ganze Computer-Unsinn, den Sie in die Medizin bringen wollen? Ich habe überhaupt kein Vertrauen zu Computern, und ich will nichts mit ihnen zu tun haben.« – Ein britischer Medizinprofessor gegenüber Dr. John Alfred Powell über den CT-Scanner. »Nichts für ungut, aber für das Militär ist das Flugzeug nutzlos.« – Ferdinand Foch, Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte an der Westfront, Erster Weltkrieg. »Das Fernsehen wird sich nie durchsetzen; es findet in einem halbdunklen Raum statt und erfordert ständige Aufmerksamkeit.« – Harvard Professor Chester L. Dawes, 1940. Diese Zitate stammen aus dem Buch Beyond Entrepreneurship: Turning Your Business into an Enduring Great Company (sinngemäß auf Deutsch: »Jenseits des Unternehmertums: Wie Sie Ihren Betrieb in ein großartiges und beständiges Unternehmen verwandeln«) von James C. Collins und William C. Lazier.
Ihre Geschäftsziele umreißen Die Auslöser, ein eigenes kleines Unternehmen zu gründen und zu führen, sind so vielfältig wie die Unternehmer hinter den einzelnen Betrieben. Bevor Sie Ihr Unternehmen starten, sollten Sie sich Gedanken über Ihre Ziele machen, also darüber, was Sie
eigentlich erreichen wollen. Diese Ziele müssen nicht in Stein gemeißelt sein und werden sich im Laufe der Zeit mit Sicherheit ändern. Wenn Sie möchten, können Sie ein kurzes und motivierendes Leitbild verfassen. In den Einführungskursen in die Wirtschaftswissenschaften lernen die Studenten, dass das Ziel eines jeden gewinnorientierten Unternehmens die Gewinnmaximierung ist. Wie bei vielen Dingen, die in Wirtschaftskursen gelehrt werden, hat diese Theorie einen Haken: Sie entspricht nicht (immer) der Realität. Die meisten Kleinunternehmer, die ich kenne, arbeiten nicht wie verrückt, weil sie eine Gewinnmaximierung anstreben. Es gibt auch noch andere lohnenswerte Ziele und Beweggründe, von denen ich im Folgenden einige auflisten möchte: Mit Menschen arbeiten, die Sie mögen und respektieren: Einige Kunden mögen Ihre Produkte und Dienstleistungen kaufen, und einige Mitarbeiter und Lieferanten mögen Ihnen ihre Dienste zu einem guten Preis anbieten, aber was ist, wenn Sie nicht gut mit diesen Leuten auskommen? Wenn Sie über ein ausreichend großes Geschäftsvolumen verfügen oder einfach nach Ihren eigenen Prinzipien handeln, können Sie wählen, mit wem Sie Geschäfte machen. Bildung vermitteln und Aufklärung betreiben: Vielleicht gehört es zu Ihren geschäftlichen Anliegen, die Öffentlichkeit über Bereiche aufzuklären, in denen Sie Experte sind oder die Ihnen am Herzen liegen. Als ich meine Laufbahn als selbstständiger Finanzberater und Autor begann, betrachtete ich Bildung als einen zentralen Teil meines Unternehmenszwecks. Eine Branche verbessern oder einen höheren Standard setzen: Möglicherweise besteht ein Teil Ihrer Geschäftsziele darin, zu zeigen, wie Ihre Branche ihre Kunden noch besser zufriedenstellen kann. Der bereits verstorbene Gründer der Vanguard-Gruppe für offene Investmentfonds, John Bogle, ist
ein gutes Beispiel für jemanden, der eine Branche verbessern wollte. Als er Vanguard gründete, strukturierte Bogle das Unternehmen so, dass die Anteilseigner (Kunden) der einzelnen Investmentfonds Miteigentümer des Unternehmens wurden. Da er das Eigentum an seinem Unternehmen aufgab, verzichtete Bogle auf die Möglichkeit, sich ein persönliches Vermögen aufzubauen, das leicht mehrere Milliarden USDollar wert gewesen wäre. Bogle wollte jedoch eine Fondsgesellschaft aufbauen, die ihre Betriebskosten auf ein Minimum reduziert und ihre Gewinne in Form von niedrigeren Verwaltungsgebühren an ihre Kunden weitergibt. Er vertrat außerdem offen die Meinung, dass viele Eigentümer von Fondsgesellschaften ihre Fonds zu sehr aus Eigeninteresse betreiben, anstatt ihre Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Selbstverständlich lassen sich diese Ziele nicht ohne Gewinne realisieren, und sie stehen auch nicht im Widerspruch zu gewinnsteigernden Maßnahmen (oder Gewinnstreben an sich). Wenn Ihre Beweggründe also nicht nur finanzieller Natur sind und/oder Gewinnmaximierung für Sie nicht an erster Stelle steht, dann ist das kein Grund zur Sorge, sondern normalerweise ein gutes Zeichen. Frei nach dem Motto: »Tun Sie das, was Sie gerne machen – das Geld folgt Ihnen dann von alleine.«
Den Markt analysieren
Der wichtigste Bereich, den es zu verstehen gilt, ist der Markt, auf dem Ihr Unternehmen mit anderen konkurriert. Um erfolgreich zu sein, müssen Sie nicht nur ein gutes Produkt (oder eine gute Dienstleistung) anbieten, sondern auch Kunden erreichen und sie davon überzeugen, Ihr Produkt (oder Ihre Dienstleistung) zu einem Preis zu kaufen, mit dem Sie einen Gewinn erzielen können. Es ist außerdem wichtig, Ihre Konkurrenz zu kennen, was sie zu bieten hat und wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Darüber hinaus gelten für die meisten Branchen staatliche Regulierungen, die es einzuhalten gilt und die sich auf Ihren Geschäftsbereich auswirken können.
Kundenbedürfnisse erfüllen Der wichtigste Teil Ihres Businessplans ist die Marktanalyse, wobei wiederum die Zielgruppenanalyse, also die Analyse Ihrer potenziellen Kundschaft die wichtigste Komponente darstellt. Ihre Kunden und deren Bedürfnisse genau zu kennen und zu verstehen, ist einer der Hauptschlüssel zum Erfolg Ihres Unternehmens. Ist Ihr Geschäftsbereich auf Verbraucher ausgerichtet, dann sollten Sie zum einen die Merkmale Ihrer potenziellen Kundschaft berücksichtigen, wie Geschlecht, Alter, Einkommen, Wohnort, Familienstand, Anzahl der Kinder, Bildung, Wohnsituation (Miete oder Eigentum), und zum anderen die Gründe ermitteln, warum sie gerade Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung gerne kaufen möchten. Mit anderen Worten: Finden Sie heraus, wer Ihre potenziellen Kunden sind, wo und wie sie leben und was ihnen wichtig ist. Wenn Sie im sogenannten B2B-Bereich (Abkürzung für Business to Business beziehungsweise Geschäft an Geschäft) tätig sind, also an andere Unternehmen verkaufen, müssen Sie sich mit ähnlichen Fragen auseinandersetzen. Welche Arten von Unternehmen könnten an Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung interessiert sein, und warum?
Der beste Weg, Ihre potenziellen Kunden kennenzulernen, ist der direkte Kontakt mit ihnen. Live-Umfragen sind zwar zeitaufwendiger, aber zwangloser, und sie ermöglichen es Ihnen, Fragen zu improvisieren und so weitere interessante Aspekte zu erfahren. Zwar können Sie mit relativ geringem Zeitaufwand auch schriftliche Umfragen per Post oder E-Mail durchführen, allerdings ist die Antwortquote hierbei in der Regel recht niedrig, und die Antworten im Allgemeinen nicht so aufschlussreich wie im direkten Gespräch. Um das Feedback zu verbessern, können Sie bei jeder Art von Umfrage zusätzlich ein Werbegeschenk in Form eines Produktmusters oder eines Gutscheins anbieten. Auf diese Weise können Sie Menschen noch besser ansprechen, die sich bereits für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung interessieren, was Ihnen wiederum hilft, Ihre Zielkundschaft besser zu definieren. Versuchen Sie außerdem, ein Gefühl dafür zu bekommen, was Kunden für die von Ihnen angebotenen Produkte oder Dienstleistungen zu zahlen bereit sind. Auch eine Analyse der Angebote von Mitbewerbern kann hier sehr hilfreich sein. Manche Produkte oder Dienstleistungen erfordern einen Folgeservice oder eine Nachbetreuung. Ermitteln Sie auch hier den Bedarf Ihrer Kundschaft und was sie für Ihre Dienstleistungen zu zahlen bereit ist. Wenn Sie planen, sich Fremdkapital zu beschaffen, sollten Sie zudem versuchen, die Größe des Marktes für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistungen einzuschätzen. Selbstverständlich sind hier nur grobe Zahlen möglich, die Ihnen aber dennoch helfen können, die Rentabilität Ihres Unternehmens sowie den erforderlichen Marktanteil und so weiter abzuschätzen.
Die Konkurrenz überrunden Auch wenn Selbstvertrauen eine wichtige unternehmerische Eigenschaft ist, sollten Sie nicht einfach blind darauf vertrauen, dass Ihr Angebot im Vergleich zu den Alternativen in der Branche
schon gut genug abschneiden wird. Prüfen Sie deshalb stets die Produkte, Dienstleistungen, Preise und Vorteile Ihrer Wettbewerber. Untersuchen Sie vor allem die Schwächen Ihrer Konkurrenten und machen Sie sich diese zunutze. Anstatt nur bessere Preise oder Konditionen anzubieten, sollten Sie auf mögliche Marktlücken abzielen und/oder sich spezialisieren. Angenommen, Sie haben entdeckt, dass es in Ihrer Nachbarschaft oder Region einen erhöhten Bedarf an Spezialtierfutter und sonstigem besonderen Tierbedarf (zum Beispiel für Pferde) gibt, welchen die großen Tierbedarfsanbieter (online oder vor Ort) aus verschiedenen Gründen nicht decken können. Indem Sie diese Lücke füllen und darüber hinaus noch eine gute Beratung (eventuell sogar durch angestellte Kundenberater) bieten, verschaffen Sie sich einen echten Wettbewerbsvorteil. Auf diese Weise würden Sie, um beim eben genannten Beispiel zu bleiben, die großen Tierbedarfsanbieter in dreierlei Hinsicht übertreffen: Standort (bessere Erreichbarkeit für die Menschen in Ihrer direkten Nachbarschaft), Produktangebot (Spezialtierbedarf) und Kundenbetreuung. Selbst wenn Sie ein hoch innovatives Produkt oder eine völlig neuartige Dienstleistung anbieten, die derzeit von keinem anderen Unternehmen angeboten wird, sollten Sie nicht den Fehler begehen zu glauben, dass Sie keine Wettbewerber haben. Alle Unternehmen haben Konkurrenz. Und falls Sie etwas wirklich Einzigartiges entwickelt haben, das nahezu konkurrenzlos ist, wird Ihr Erfolg mit Sicherheit bald Nachahmer auf den Plan rufen, die versuchen, Ihnen den Rang abzulaufen.
Vorschriften einhalten Die meisten Unternehmen unterliegen bestimmten gesetzlichen Regelungen. Wenn Sie beispielsweise ein Einzelhandelsgeschäft
gründen möchten, so dürfen Sie es nur unter bestimmten Bedingungen von zu Hause aus betreiben (zum Beispiel OnlineHandel). Wenn Sie ein bestimmtes Handwerk ausüben wollen, brauchen Sie in Deutschland dafür in aller Regel den Meistertitel. Als Buchhalter dürfen Sie keine Steuerberatung anbieten, als Unternehmensberater keine Rechtsberatung. Auch müssen Sie wissen, wann Sie für Ihr geplantes Unternehmen ein Gewerbe anmelden müssen. Nur Freiberufler (zum Beispiel Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater, Architekten, Journalisten) sind von dieser Pflicht befreit. Wenn Sie einen privaten Standort für Ihr Geschäft mieten oder kaufen, können Sie durch dortige Bebauungs- und/oder Nutzungsvorschriften eingeschränkt werden. Daher müssen Sie vorher genau abklären, welche Art von Waren und Dienstleistungen Sie wo und wie anbieten dürfen. Erkundigen Sie sich bei der Bau- oder Planungsbehörde Ihrer Stadt oder Gemeinde – glauben Sie nicht einfach einem Immobilienmakler oder Grundstückseigentümer, der Ihnen beim Kauf versichert, eine gewerbliche Nutzung des Objekts sei kein Problem. Das Ziel dieser Person ist es schließlich, eine Immobilie zu verkaufen. Wenn Sie beispielsweise eine Tierarztpraxis eröffnen wollen, werden Sie schnell feststellen, dass es hier bezüglich der Grundstücks- oder Immobiliennutzung besondere Auflagen gibt. Oft ist es ziemlich schwierig, wenn nicht gar unmöglich, die örtliche Baubehörde zu Erteilung einer Sondergenehmigung für einen neuen Standort zu überreden. Viele Unternehmen sehen sich mit anderen lokalen, regionalen oder überregionalen staatlichen Vorschriften konfrontiert, darunter Verordnungen und Gesetze oder die Notwendigkeit besonderer Lizenzen, Anmeldungen oder Anträge. Wenn Sie zum Beispiel ein Restaurant eröffnen möchten, müssen Sie alle möglichen Auflagen beachten, von der Beschilderung über die Betriebszeiten bis hin zum Ausschank von Alkohol; dazu kommen
eine ganze Reihe von Gesundheits-, Bau- und Brandschutzvorschriften, um nur einige zu nennen. Wenn Sie in eine Branche einsteigen, in der Sie noch relativ neu sind, sollten Sie viele Fragen stellen und Ihre Ohren offen halten, um zu erfahren, wo Sie sich ansiedeln und wie Sie Ihr Geschäft am besten gestalten und führen sollten. Sprechen Sie mit Kennern der Branche sowie mit Ihrer örtlichen Industrie- und Handels- beziehungsweise Handwerkskammer, um herauszufinden, ob und welche Genehmigungen Sie einholen müssen. Lesen Sie relevante Fachliteratur – gute Quellen können Ihnen auch hier unter Umständen die lokalen Kammern nennen.
Ihre Produkte oder Dienstleistungen vertreiben Jedes Unternehmen hat ein Produkt oder eine Dienstleistung zu verkaufen. Auf welchem Weg werden Sie Ihren Kunden Ihre Produkte oder Dienstleistungen zur Verfügung stellen? Angenommen, Sie möchten ein Unternehmen gründen, das Lebensmittel ausliefert und Besorgungen für viel beschäftigte, ältere oder Menschen mit Behinderungen macht, die ihre täglichen Aufgaben nicht selbst erledigen können. Welche Schritte, Maßnahmen und Voraussetzungen sind nötig, um diese Dienstleistung zu erbringen? All diese Aspekte bezüglich der Bereitstellung Ihrer Produkte und Dienstleistungen (im Geschäftsjargon spricht man auch von Vertrieb) sollten Sie ebenfalls so gut wie möglich planen. Um Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung erfolgreich auf den Weg und letztendlich an den Kunden zu bringen, sollten Sie daher die folgenden Punkte beachten beziehungsweise in Erwägung ziehen: Vertriebswege: Überlegen Sie, über welche Vertriebswege oder -kanäle Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten
möchten. Wollen Sie nur in einer lokalen Geschäftsstätte verkaufen oder auch über den Versand- oder Online-Handel oder über einen externen Anbieter (wie zum Beispiel einen Discounter oder Ähnliches)? Vermarktung: Um für Ihre Produkte und Dienstleistungen zu werben, können Sie außerdem eine Preisliste und andere Marketingunterlagen (die im folgenden Abschnitt besprochen werden) ausarbeiten und an interessierte potenzielle Kunden schicken. Kundenkontakte und Datenschutz: Wenn potenzielle Kunden anrufen, um sich über Ihr Unternehmen zu erkundigen, welche persönlichen Kundendaten möchten und dürfen Sie dabei erheben? Eine spezielle CRM-Software (Customer Relationship Management) kann Ihnen hierbei zum Beispiel behilflich sein. Produktionsdokumentation und Qualitätsmanagement: Falls Sie ein Produkt herstellen wollen, müssen Sie auf jeden Fall den Herstellungsprozess genau analysieren und festlegen. Andernfalls haben Sie keine Ahnung, wie viel Zeit die Herstellung Ihres Produkts in Anspruch nimmt oder was sie kosten wird. Wenn Ihr Unternehmen dann mit der Zeit wächst und Sie Personal für die Erbringung von Dienstleistungen oder die Herstellung Ihrer Produkte einstellen, können Ihre Mitarbeiter Ihre gute Arbeit umso besser reproduzieren, je genauer Sie die einzelnen Arbeitsschritte und -vorgänge dokumentieren und spezifizieren. In diesem Rahmen sollten Sie auch über die Einführung eines Qualitätsmanagements nachdenken, um sicherzustellen, dass Ihre Produkte und Dienstleistungen einen gleichbleibenden Standard erfüllen beziehungsweise sich weiter verbessern und damit eine höhere Kundenzufriedenheit zu erzielen.
Ihre Produkte oder Dienstleistungen vermarkten Nachdem Sie sich eingehender mit dem Vertrieb Ihrer Produkte und Dienstleistungen befasst haben, ist es notwendig, einige Fragen bezüglich der Vermarktung (auch als Marketing bezeichnet) zu klären und diesbezüglich bestimmte Eckpunkte festzulegen, wie Preisgestaltung, Marktpositionierung und vertriebsabhängige Marketinginstrumente. Hierzu sollten Sie sich die folgenden Fragen beantworten: Wie viel können Sie für Ihre Produkte oder Dienstleistungen verlangen? Schauen Sie sich an, was konkurrierende Produkte und Dienstleistungen kosten. Auch eine Kostenschätzung hilft Ihnen herauszufinden, was Sie mindestens berechnen müssen, um Ihre Kosten zu decken und einen angemessenen Gewinn zu erwirtschaften. Wie möchten Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen im Vergleich zur Konkurrenz positionieren? Oder anders ausgedrückt: Wodurch können diese sich von der Konkurrenz abheben? Denken Sie zum Beispiel daran, wie Bücher sich auf dem Buchmarkt »positionieren«, das heißt wie sie von den Lesern wahrgenommen werden. Ich hoffe, dass meine Ratgeber in Ihren Augen bodenständig, praktisch, praxisorientiert und lehrreich sind. Welche Form der Werbung ist für die von Ihnen gewählten Vertriebswege jeweils sinnvoll oder notwendig? Wenn Sie etwa ein Spielzeug verkaufen wollen, können Sie den Verkauf über den Versandhandel (inklusive Online-Handel), über lokale Spielwarengeschäfte oder Discounter in Betracht ziehen. Jeder dieser Vertriebskanäle erfordert spezielle Marketingund Werbeprogramme. Wenn Sie zum Beispiel ein Produkt oder eine Dienstleistung für Verkauf an andere Unternehmen (B2B) vermarkten, müssen Sie herausfinden, wer die wichtigsten Entscheidungsträger des Zielunternehmens sind
und was diese zum Kauf Ihres Produkts oder Ihrer Dienstleistung bewegen könnte. Das großartigste Produkt und die beste Dienstleistung nützen Ihnen nichts, wenn Sie sie geheim halten – Sie müssen sie bekannt machen! Wahrscheinlich werden Sie nicht über das Budget verfügen, um die Reichweite von TV- oder RadioWerbespots zu erzielen (und vermutlich auch erst mal nicht den Wunsch dazu haben). Beginnen Sie daher mit der Vermarktung Ihrer Produkte und Dienstleistungen am besten bei Menschen aus Ihrem näheren Umfeld. Sie sollten aber die gesetzlichen Vorgaben bei der Nutzung und Speicherung der verwendeten Kontakte einhalten (zum Beispiel Datenschutzgrundverordnung) und auch aufpassen, dass Sie mit Ihren Werbemaßnahmen nicht rechtliche Vorgaben übertreten (zum Beispiel einen Verbraucher ohne dessen vorheriges Einverständnis anrufen oder anmailen). Auch übers Internet – also Ihre Website und die sozialen Medien – können und sollten Sie mit Ihrem Bekanntenkreis in Kontakt treten und bleiben und auf diese Weise Ihr Netzwerk stetig erweitern und aufbauen. Kunden zu finden und an sich zu binden, ist für jedes Unternehmen, das wachsen und rentabel sein möchte, überlebenswichtig. Eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, mit Kunden in Kontakt zu bleiben – egal, ob diese schon bei Ihnen gekauft oder nur Interesse an Ihren Angeboten gezeigt haben – ist ein E-Mail-Newsletter, zu dem Ihre Interessenten sich anmelden können. Versenden Sie einmal pro Quartal, Jahr (oder was auch immer für Ihr Unternehmen sinnvoll ist) einen einfachen, professionell gestalteten Newsletter mit neuen Informationen über Ihr Unternehmen und Ihre Dienstleistungen. Mit solchen Mailings können Sie Ihre Kunden daran erinnern, dass Sie immer noch im Geschäft sind und ein tolles Produkt (oder eine hervorragende Dienstleistung) anzubieten haben.
Der Versand von Marketinginformationen per E-Mail hat den Vorteil, dass dafür keine Kosten anfallen. Stellen Sie jedoch über das Anmeldeverfahren unbedingt sicher, dass das Einverständnis der Empfänger mit solchen Werbemails nachweisbar ist. Sonst handeln Sie sich womöglich eine teure wettbewerbsrechtliche Abmahnung ein.
Organisation und Personalbesetzung Viele Kleinunternehmen sind Ein-Mann- oder Ein-Frau-Betriebe. Das kann ein Pluspunkt für Sie sein, da Sie sich nicht um Einstellungen, Gehaltsabrechnungen und Ähnliches kümmern müssen. Die einzigen Dinge, um die Sie sich Sorgen machen müssen, sind Sie selbst und Ihr Unternehmen – und damit sind viele Solo-Selbstständige schon mehr als ausgelastet! Wenn Sie Ihr Unternehmen jedoch langfristig ausbauen und einige anfallende Arbeiten lieber an andere delegieren möchten, anstatt alles selbst zu erledigen, werden Sie irgendwann nicht mehr darum herumkommen, Mitarbeiter einzustellen. (Wie Sie Ihren Personalbedarf am besten decken, erkläre ich in Kapitel 14.) Überlegen Sie sich schon jetzt, welche Fähigkeiten und Funktionen Ihre künftigen Mitarbeiter besitzen sollten. Falls Sie darüber nachdenken, sich Fremdkapital zu beschaffen, ist der Abschnitt über die Personalbesetzung in Ihrem Businessplan entscheidend, um potenziellen Kreditgebern zu zeigen, dass Sie langfristige Pläne haben. Vielleicht möchten Sie eine Bürokraft, einen Analysten, einen Marketingleiter oder einen Vertriebsmitarbeiter einstellen. Oder wie wäre es mit einem Ausbildungsspezialisten, einem Finanzexperten oder einem Immobilienmanager, für den Fall dass Ihr Unternehmen weiter expandiert? Überlegen Sie, welchen beruflichen Hintergrund Ihre Mitarbeiter haben sollten, und schauen Sie sich auch an, welche Art von Personal vergleichbare Unternehmen beschäftigen.
Sie sollten sich außerdem Gedanken darüber machen, welche Rechtsform Ihr Unternehmen haben soll, zum Beispiel ein Einzelunternehmen, eine Personengesellschaft (wie eine Kommanditgesellschaft) oder eine Kapitalgesellschaft, zum Beispiel eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Neben vielen anderen wichtigen Aspekten wirkt sich die Rechtsform Ihres Unternehmens unter anderem darauf aus, wie es besteuert wird und wer haftet. (Einzelheiten dazu finden Sie in Kapitel 14).
Einen Finanzplan aufstellen Die beste Geschäftsidee kann zu einem Rohrkrepierer werden, wenn Sie die finanzielle Seite Ihres Unternehmens nicht oder nicht ausreichend berücksichtigen oder unrealistisch einschätzen. Falls Sie eher der kreative Typ sind, der mit Zahlen auf Kriegsfuß steht, dann möchten Sie den Teil Ihres Businessplans, der sich mit der Kostenschätzung und -planung befasst, vermutlich am liebsten überspringen oder gar ganz weglassen. Tun Sie das nicht! Die Vernachlässigung dieses wichtigen Aspekts kann Sie letzten Endes Zehntausende von Euro kosten oder sogar dazu führen, dass Ihr Unternehmen trotz grandioser Ideen innerhalb kürzester Zeit insolvent ist. Bevor Sie Ihr Unternehmen gründen, sollten Sie ausreichend recherchieren, damit Sie eine vernünftige Finanzplanung erstellen können. Finanzielle Prognosen sind zwingend erforderlich, und die Banken werden sie genau prüfen, wenn Sie sich um Fremdkapital bemühen. Außerdem müssen Sie sich Gedanken darüber machen, wie und wann Ihnen die Kredite zur Verfügung stehen sollten.
Gründungs- und Entwicklungskosten
Um Ihre Geschäftsidee in einen funktionierenden Betrieb umzusetzen, ist es unumgänglich, Geld in die Hand zu nehmen. Bevor die ersten Einnahmen fließen, müssen Sie Ausgaben für die Entwicklung und Vermarktung Ihrer Produkte und Dienstleistungen tätigen. Daher sollten Sie sich darüber im Klaren sein, in was Sie zwingend investieren müssen und wann die erforderlichen Anschaffungen ungefähr anstehen. Wenn Sie planen, ein Haus zu bauen, werden Sie in aller Regel zuvor eine Kostenaufstellung machen. Wie viel werden das Grundstück, der Bau, die Sanitär- und Elektroinstallationen, die Auslegeware, die Gartengestaltung und so weiter kosten? Sie können versuchen, all diese Kostenvoranschläge aufgrund von Recherchen selbst zu erstellen oder sich stattdessen von einem örtlichen Bauunternehmen beraten lassen. Genauso können Sie für Ihr Geschäft einen Unternehmensberater engagieren, der sich mit Ihrer Art von Betrieb auskennt. Meiner Meinung nach ist es jedoch am besten, wenn Sie Ihre Hausaufgaben selbst machen – auf diese Weise lernen Sie viel mehr dazu und sparen sich obendrein Geld. Wenn Sie ein Büro benötigen, sei es zu Hause oder in externen Räumlichkeiten, dann brauchen Sie auch Möbel (zum Beispiel einen Schreibtisch, einen Stuhl, Aktenschränke und so weiter), einen Computer, einen Drucker und weitere Büroausstattung. Vergessen Sie auch nicht, die Kosten für etwaige Lizenzen oder behördliche Anmeldungen einzukalkulieren. Falls Sie ein Einzelhandelsgeschäft betreiben, müssen Sie außerdem Kosten für die Einrichtung und Pflege eines Warenbestands (einschließlich Lagerausstattung, wie Regale und Ähnliches) veranschlagen. Denken Sie daran, dass Sie vor allem in der Anfangsphase vielleicht noch keinen so hohen Warenumschlag haben werden, jedoch gleichzeitig über einen ausreichenden Lagerbestand verfügen müssen, um größere Kundenbestellungen zeitnah erfüllen zu können. Und als neues Unternehmen werden Ihnen die Lieferanten in der Regel keine allzu langen Zahlungsziele gewähren. Seien Sie daher in diesem
Punkt realistisch – andernfalls kann das Geld, das Sie im Lager gebunden haben, Sie in den finanziellen Ruin treiben.
Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) Die Erstellung einer geschätzten Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), in der die erwarteten Einnahmen und Ausgaben zusammengefasst sind, ist ein anspruchsvoller und essenzieller Teil Ihres Businessplans. (Die Elemente einer Gewinn- und Verlustrechnung bespreche ich in Kapitel 6.) Dieser Abschnitt Ihres Businessplans beruht auf vielen Schätzungen und Annahmen, und bei der Erstellung dieser Hochrechnung werden Sie vielleicht feststellen, dass es schwieriger ist, einen angemessenen Gewinn zu erzielen, als Sie dachten; gleichzeitig hilft Ihnen diese Übung, Entscheidungen bezüglich der Preisgestaltung zu treffen. Betrachten wir vor diesem Hintergrund noch einmal die Geschäftsidee »Tierarzt auf Rädern«, die ich im Abschnitt »Ein Geschäftskonzept ausarbeiten« weiter vorn in diesem Kapitel erläutert habe. Welches Spektrum an tierärztlichen Dienstleistungen können Sie im Rahmen von Hausbesuchen anbieten? Da Sie nicht sämtliche Leistungen einer größeren Praxis erbringen können, müssen Sie überlegen, welche davon machbar sind. Welche Art von Ausrüstung benötigen Sie dafür? Wie viel sollten Sie Ihren Kunden für Ihre Dienste berechnen? All diese Dinge müssen Sie für die Aufstellung einer sinnvollen Gewinn- und Verlustrechnung abschätzen. Zur Beantwortung dieser Fragen können Sie unter anderem die Erkenntnisse und Informationen nutzen, die Sie im Rahmen der Marktanalyse bezüglich der Kundenbedürfnisse und Angebote Ihrer Mitbewerber gesammelt haben (siehe den Abschnitt »Den Markt analysieren« weiter vorn im Kapitel).
Bei Dienstleistungen, die nach Zeit abgerechnet werden, sollten Sie realistisch einschätzen, wie viele Stunden Sie tatsächlich in Rechnung stellen können. Angesichts der Tatsache, dass Sie neben der reinen Dienstleistungszeit noch jede Menge Verwaltungsaufgaben erledigen müssen, kann es sein, dass Sie letztendlich nur ein Drittel oder die Hälfte Ihrer insgesamt aufgewendeten Zeit in Rechnung stellen können. Da der Aufbau eines festen Kundenstamms mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann, sollten Sie versuchen, eine Gewinn- und Verlustrechnung auf der Basis von Schätzungen für die ersten drei Jahre zu erstellen. Aufgrund der erhöhten Gründungskosten in den ersten Jahren empfiehlt es sich außerdem, diese Hochrechnung häufiger zu überarbeiten, um sich während dieser typischerweise mageren Phase regelmäßig einen Überblick über Ihre finanzielle Situation zu verschaffen. Je mehr Ihr Kundenstamm im Laufe der Jahre wächst, desto mehr steigen auch Ihre Gewinne. Die Erstellung einer Gewinn- und Verlustrechnung über mehrere Jahre hinweg ist vor allem dann wichtig, wenn Sie sich um Investorengelder bemühen.
Bilanz Eine Gewinn- und Verlustrechnung ermittelt die Rentabilität eines Unternehmens über einen bestimmten Zeitraum hinweg, zum Beispiel ein Jahr, sagt aber nichts über seine Ressourcen und Verpflichtungen aus. Genau das tut eine Bilanz. So wie Sie in Ihrer persönlichen Bilanz Ihr privates Vermögen (zum Beispiel Bargeld, Investitionen, Immobilien) und Ihre Verbindlichkeiten (Schulden) auflisten, werden in einer Unternehmensbilanz die Vermögenswerte (Aktiva) und Mittelherkunft (Passiva) eines Unternehmens aufgeführt. Eine detaillierte Bilanz ist aber nicht so wichtig wie die Überwachung der verfügbaren Barmittel (auch Liquidität genannt), welche gerade in den ersten Jahren eines
Unternehmens meist unter Druck stehen, da die Ausgaben die Einnahmen noch eine ganze Weile übersteigen können. Eine vollständige Bilanz ist sinnvoll und nützlich für ein Unternehmen, das über umfangreiche Ausrüstung, Möbel, Warenbestände und so weiter verfügt. Bei bestimmten Rechtsformen (zum Beispiel einer GmbH) ist die Aufstellung einer Bilanz sogar Pflicht. Die Aktivseite der Bilanz (Vermögenswerte) gibt einen Einblick in das finanzielle Durchhaltevermögen des Unternehmens. Wie viele liquide Mittel hat das Unternehmen beispielsweise zur Verfügung, um erwartete kurzfristige Rechnungen zu bezahlen? Die Passivseite (Mittelherkunft) der Bilanz gibt hingegen beispielsweise Aufschluss über die Verpflichtungen, wie Rechnungen und andere Schulden, die das Unternehmen kurz- und langfristig zu begleichen hat. (Mehr zu den einzelnen Bestandteilen einer Bilanz finden Sie in Kapitel 6.)
Zusammenfassung des Businessplans Eine sogenannte Executive Summary ist eine zwei- bis dreiseitige Zusammenfassung Ihres gesamten Businessplans, die Sie interessierten Investoren vorlegen können, die sich nicht sofort durch ein 40- bis 50-seitiges Dokument kämpfen, sondern sich zuerst einen kurzen Überblick verschaffen möchten. Im Idealfall weckt diese Kurzfassung den Appetit eines potenziellen Geldgebers, indem sie die wichtigsten Punkte Ihres Plans umreißt. Die Executive Summary sollte später als Einleitung zu Ihrem Businessplan dienen und gleich zuvorderst eingeheftet werden. Ich führe dieses Element hier lediglich aus organisatorischen Gründen als letztes auf – schließlich können Sie erst dann eine intelligente Zusammenfassung Ihres Businessplans erstellen, nachdem Sie den Hauptteil ausgearbeitet haben.
Kapitel 14
Ein Kleinunternehmen gründen und führen IN DIESEM KAPITEL Die Unternehmensgründung vorbereiten Die Finanzierung klären Die Rechtsform festlegen Kunden werben und an sich binden Passende Geschäftsräume finden und ausstatten Die Finanzen und Steuern im Auge behalten
Nachdem Sie die Bedürfnisse Ihres künftigen Unternehmens untersucht und bewertet haben (weitere Informationen hierzu finden Sie in Kapitel 13), müssen Sie sich irgendwann entscheiden, ob Sie Ihr Unternehmen auf der Basis dieser Erkenntnisse wirklich gründen wollen (und können). Natürlich können Sie endlos Marktforschung und Analysen betreiben und bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag mit Zahlen jonglieren. Aber selbst wenn Sie ein noch so geradliniger, analytischer, logisch und rational denkender Mensch sind, müssen Sie letztendlich auch eine Bauchentscheidung treffen: Wollen Sie ins kalte Wasser springen und anfangen zu schwimmen, oder bleiben Sie lieber als Zuschauer am Beckenrand stehen? Meiner Meinung nach macht das Zuschauen nicht annähernd so viel Spaß wie das Tun. Wenn Sie sich bereit fühlen, Ihnen aber auch ein wenig mulmig dabei zumute ist, dann ist das völlig normal – tun Sie es einfach!
Ready for Take-off? Ihre Checkliste vor dem Flug Bevor Sie in die Welt des Kleinunternehmertums starten können, müssen Sie bezüglich einiger wichtiger Punkte gewisse Vorkehrungen und Entscheidungen treffen. Wie ein Pilot vor dem Start sollten auch Sie sich zuvor vergewissern, dass alle Systeme in Ordnung und einsatzbereit sind. Wenn Ihre Treibstofftanks nicht ausreichend gefüllt, Ihre Motoren nicht sauber und funktionstüchtig und die Flügelklappen nicht in der richtigen Position sind, werden Sie Ihr Unternehmen vielleicht nie in Gang bringen oder nicht lange genug im Geschäft bleiben können, um erfolgreich zu sein.
Die Aufgabe Ihres bisherigen Arbeitsplatzes vorbereiten Sie werden vielleicht nie entdecken, dass Sie das Talent zum Geschäftsführer und Innovator besitzen, wenn Sie sich nicht finanziell und mental darauf vorbereiten, irgendwann Ihren bisherigen Job aufzugeben. Finanzielle und emotionale Probleme sind oft der Grund dafür, warum viele angehende Unternehmer sich weiter an ihren Arbeitgeber ketten (oder nach vorübergehender Abnabelung wieder in die Lohnknechtschaft zurückkehren). Die finanzielle Seite dieser Selbstreflexion ist leichter zu bewältigen als die emotionale, daher werde ich mich im Folgenden auf die Finanzen konzentrieren. Für die allermeisten Kleinunternehmer ist ein Rückgang des gewohnten Nettoeinkommens – zumindest in den ersten Jahren des Unternehmertums – unumgänglich. Akzeptieren Sie diese Tatsache und planen Sie entsprechend.
Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um Ihre Ausgaben auf ein Niveau zu drücken, das zu dem Unternehmerleben passt, das Sie (später einmal) führen wollen. Überprüfen Sie Ihre monatlichen Ausgaben, um Ihr Budget schlank, straff und unternehmerfreundlich zu gestalten. Ermitteln Sie, was Sie jeden Monat für Miete (oder eine Hypothek), Lebensmittel, Restaurantbesuche, Handy-, Kabel-, Internetund Streaminggebühren, Versicherungen und so weiter ausgeben. Sammeln und überprüfen Sie dazu sämtliche Belege, die Ihre Ausgabengewohnheiten dokumentieren, wie Kontoauszüge, Ein- und Auszahlungsbelege von Geldautomaten, Kreditkartenrechnungen und so weiter. Vergessen Sie nicht, auch Ihre Barausgaben zu erfassen, die sonst nirgendwo auftauchen, zum Beispiel wenn Sie mit Freunden essen gehen. Alles, was Sie abgesehen von den lebenswichtigen Dingen wie Essen, Wohnen, medizinische Versorgung und Kleidung ausgeben, ist unnötiger Luxus. Selbst das, was Sie für lebensnotwendige Bedarfsgüter wie Essen und Wohnen ausgeben, ist vermutlich nur zum Teil wirklich notwendig beziehungsweise kann einen gewissen Anteil an Luxus und Verschwendung enthalten. Hinterfragen Sie also unbedingt all Ihre Ausgaben! Wenn Sie das nicht tun, müssen Sie weiter als Angestellter arbeiten und können Ihren Traum vom eigenen Kleinunternehmen nicht verwirklichen. Neben der rigorosen Reduzierung Ihrer Ausgaben vor und während der Gründungsphase Ihres Unternehmens sollten Sie sich außerdem überlegen, wie Sie die Einnahmenseite Ihrer persönlichen Finanzen am effizientesten gestalten. Die folgende Liste enthält einige bewährte Strategien, um sicherzustellen, dass Sie auch während dieser Zeit über ein ausreichendes Einkommen verfügen: Schrittweiser Übergang: Eine Möglichkeit, Ihren Traum vom eigenen Kleinunternehmen zu verfolgen (und dabei nicht zu
verhungern), besteht darin, weiterhin einer regulären Erwerbsarbeit nachzugehen, während Sie in Teilzeit für Ihren eigenen Betrieb arbeiten. Falls Sie bereits eine Stelle haben, die es Ihnen erlaubt, in Teilzeit zu arbeiten, sollten Sie diese Gelegenheit nutzen. Solange Ihre Festanstellung immer noch den Hauptteil Ihrer Erwerbstätigkeit ausmacht, bleiben Sie sogar wie bisher kranken-, pflege-, renten- und arbeitslosenversichert. Diese Aufteilung Ihrer Arbeitszeit sichert Ihnen nicht nur ein regelmäßiges Einkommen, sondern ermöglicht es Ihnen auch, sich allmählich auf die neue Art des Arbeitens und Geldverdienens einzustellen. Manchen Menschen fällt es schwer, sich an diesen neuen Lebensstil zu gewöhnen, wenn sie ihre Anstellung von heute auf morgen aufgeben und sich Hals über Kopf in die Vollzeitunternehmertätigkeit stürzen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Ihren aktuellen Job als Angestellte/r ganz aufzugeben, jedoch weiterhin für eine gewisse Stundenanzahl auf selbstständiger Basis für Ihren bisherigen Arbeitgeber tätig zu sein und sich so ein ausreichendes Einkommen zu sichern. So kann zum Beispiel eine Beratungstätigkeit für Ihren letzten Arbeitgeber eine bewährte erste »unternehmerische« Option mit geringem Risiko darstellen. Mit dem Lebenspartner an einem Strang ziehen: Solange Sie (ob verheiratet oder nicht) mit einer Person zusammenleben, die einer geregelten Arbeit nachgeht, und Sie Ihre Ausgaben so reduzieren können, dass Sie auch zu zweit mit dem Einkommen dieser Person auskommen, dürfte es keine Probleme geben! Besprechen Sie diese Dinge einfach mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, um Missverständnissen und Ärger vorzubeugen. Vielleicht können Sie sich eines Tages revanchieren – so haben meine Frau und ich es jedenfalls gemacht. Sie war im Bildungswesen tätig (da wird man nicht reich!), als ich nach der Wirtschaftsschule mein erstes unternehmerisches Projekt startete. Wir lebten recht spartanisch und kamen so mit ihrem Einkommen gut über die
Runden. Einige Jahre später, als mein Geschäft dann gut lief, gab sie ihren Job auf, um ebenfalls an ihrem eigenen Unternehmen zu arbeiten.
Ihre Sozialversicherungen umstrukturieren Für viele Menschen ist der Gedanke, auf die bisherigen betrieblichen Sozialleistungen (wie Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung, bezahlte Urlaubstage und so weiter) verzichten zu müssen, eine finanzielle wie emotionale Herausforderung. Sozialleistungen sind natürlich sehr wertvoll. Da gilt es klug zu planen, um im eigenen Unternehmen ausreichend abgesichert zu sein.
Krankenversicherung Viele angehende Unternehmer machen sich vor allem Sorgen bezüglich ihrer Krankenversicherung, und das aus gutem Grund, denn als Unternehmer muss man sich zumeist privat versichern, und das kann eine teure und auch recht undurchsichtige Angelegenheit sein. Bevor Sie sich um eine private Krankenversicherung bemühen, sollten Sie zunächst klären, ob Sie den bisherigen Versicherungsschutz über Ihren Arbeitgeber bei Ihrer bisherigen Krankenkasse nicht eventuell zu günstigen Konditionen in einen freiwilligen Versicherungsschutz umwandeln können. Vergleichen Sie diese potenziell attraktive Option auch mit den Angeboten anderer großer Versicherer, die möglicherweise ähnliche Leistungen zu niedrigeren Kosten für Selbstständige bieten. Allerdings sollten Sie sich von niedrigen Prämien nicht blenden lassen; denn viele Privatversicherungen sind für Sie in jungen Jahren billig und werden im Alter zur echten Kostenfalle. Da eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse ab dem Alter von 55 Jahren so gut wie unmöglich ist, selbst wenn Ihre Unternehmensgründung scheitern würde, sollten Sie diesen Schritt nicht unbedacht tun.
Falls Sie als selbstständiger Unternehmer im künstlerischen oder publizistischen Bereich (etwa als Schriftsteller oder Journalist) tätig sind, kann für Sie auch die Versicherung in einer entsprechenden Sozialkasse (in Deutschland die Künstlersozialkasse, infrage kommen. Da hier der Staat die Beiträge zur gesetzlichen Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung hälftig übernimmt, lohnt es sich auf jeden Fall zu prüfen, ob Sie die nötigen Kriterien zum Beitritt erfüllen.
Erwerbsunfähigkeitsversicherung Für die meisten Berufstätigen ist ihr größtes Kapital ihre Fähigkeit, zu arbeiten und Geld zu verdienen. Wie würden Sie finanziell über die Runden kommen, wenn Sie aufgrund einer Behinderung nicht mehr arbeiten könnten? Eine Erwerbs- beziehungsweise Berufsunfähigkeitsversicherung sichert Ihnen Ihr Einkommen, falls Sie nicht mehr arbeiten beziehungsweise Ihrem angestammten Beruf nicht mehr nachgehen können. Erkundigen Sie sich bei allen Berufsverbänden, denen Sie angehören (oder beitreten könnten), ob sie die Erwerbsunfähigkeitspolice als Gruppenversicherung anbieten. Das ist oft preiswerter als eine Einzelversicherung.
Risikolebensversicherung Sie haben Angehörige, die auf Ihr Einkommen angewiesen sind? Dann empfiehlt sich der Abschluss einer Risikolebensversicherung. Sie bietet einen Hinterbliebenenschutz im Todesfall (und nur dann). Auch wenn daran niemand denken mag, ist diese Absicherung doch sinnvoll, etwa wenn Ihre Kinder noch nicht Ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen oder wenn sie noch so klein sind, dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin beruflich zurückstecken muss, um sich um sie zu kümmern.
Rentenversicherung
Wenn Sie bisher über Ihren Arbeitgeber rentenversichert waren oder an einem betrieblichen Altersvorsorgeprogramm teilgenommen haben, brauchen Sie nicht zu verzweifeln, auch wenn Ihnen diese Optionen in dieser Form künftig nicht mehr zur Verfügung stehen. (Selbstverständlich gehört das, was Sie während Ihrer Beschäftigungszeit bereits verdient und angesammelt haben, auch weiterhin Ihnen). Grundsätzlich können Sie (in Deutschland) natürlich auch weiterhin freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, um Ihre Altersvorsorge zu sichern – was in manchen Fällen anzuraten ist, sofern Ihr Einkommen als Kleinunternehmer es zulässt. Liegen Sie unterhalb einer bestimmten Einkommensgrenze, steht es Ihnen frei, ob Sie weiter Rentenbeiträge leisten wollen; alternativ können Sie sich in einigen Fällen auch von der Versicherungspflicht befreien lassen. Als Erstes sollten Sie außerdem prüfen, ob Sie nicht in eine Berufsgruppe fallen, bei der trotz Selbstständigkeit auch weiterhin eine gesetzliche Rentenversicherungspflicht besteht (vor allem, wenn Sie bestimmten Berufsverbänden angehören und eine gewisse Einkommensgrenze überschreiten). So können bestimmte Berufe aufgrund einer besonderen Schutzbedürftigkeit oder Verbandszugehörigkeit (wie zum Beispiel selbstständig arbeitende Handwerker, Künstler, Publizisten, Hebammen, mache selbstständige Pflegeberufe oder freiberufliche Lehrer) der Versicherungspflicht unterliegen. Im Klartext heißt das, dass Sie in diesen Fällen verpflichtet sind, weiter in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Detaillierte Infos und Beratung hierzu erhalten Sie bei der Deutschen Rentenversicherung, die auch eine kostenlose Hotline betreibt (www.deutscherentenversicherung.de, Tel.: 0800 1000 4800. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, eine private Rentenversicherung abzuschließen, wobei das nicht gerade die rentabelste Form der privaten Altersvorsorge ist. Womöglich lohnt sich für Sie aber eine staatliche geförderte Rürup-Rente. (Auf das Thema Altersvorsorge gehe ich in Kapitel 3 ausführlicher ein.)
Andere soziale Benefits vom Arbeitgeber Neben Versicherungen und Altersvorsorgeplänen bieten Arbeitgeber auch andere Leistungen an, die Sie vielleicht zu schätzen wissen. Darunter fallen zum Beispiel unter anderem Vermögenswirksame Leistungen (VWL), wobei – meist in Form einer Zuzahlung durch den Arbeitgeber – Geld für den Arbeitnehmer zum Zwecke der Vermögensbildung angelegt wird; diese Geldanlage wird zudem mit einer sogenannten Arbeitgebersparzulage staatlich gefördert. Aber seien Sie noch nicht allzu enttäuscht, denn bei diesen Leistungen handelt es sich oft nicht um echte Vorteile, sodass Sie nicht viel verpassen werden, wenn Sie sich selbstständig machen. Zum Beispiel scheint es so, als ob Sie bezahlten Urlaub und Ferien bekommen. In Wirklichkeit aber verteilt Ihr Arbeitgeber Ihr Gehalt einfach auf 52 Wochen und bezahlt Sie dafür, dass Sie die restlichen 47 Wochen des Jahres arbeiten. Sie können das Gleiche tun, indem Sie die Kosten für diese bezahlte Auszeit in Ihre Produkt- und Dienstleistungspreise einkalkulieren.
Finanzierung Ihres Unternehmens Bei der Erstellung Ihres Businessplans (wie das geht, erkläre ich in Kapitel 13) müssen Sie auch Ihre Gründungs- und Entwicklungskosten abschätzen. Glücklicherweise können Sie viele lohnenswerte Kleinunternehmen auch mit wenig Startkapital gründen. In den folgenden Abschnitten stelle ich Ihnen einige Methoden zur Finanzierung Ihres Unternehmens vor.
Bootstrapping: Alles alleine schultern Mit wenig Kapital auszukommen und nur das auszugeben, was Sie sich wirklich leisten können, wird in der Finanzwelt auch als Bootstrapping bezeichnet. Bootstrapping ist nur eine dynamische
Umschreibung dafür, dass ein Unternehmen mit seinen eigenen Mitteln und ohne externe finanzielle Unterstützung zurechtkommt. Diese Strategie zwingt Sie als Unternehmer dazu, erfinderischer und weniger verschwenderisch zu sein. Sie ist außerdem ein hervorragender Anreiz für die Herstellung kostengünstiger Produkte und Dienstleistungen und bietet Ihnen den Vorteil, mit wenig Kapital in die Welt des Kleinunternehmertums einzusteigen. Millionen erfolgreicher Kleinunternehmen wurden schon mittels Bootstrapping gegründet. Wie kleine Schösslinge, die irgendwann zu hoch aufragenden Bäumen heranwachsen, können auch kleine Betriebe, die per Bootstrapping angefangen haben, letztendlich zu millionen- oder gar milliardenschweren Unternehmen heranwachsen. So starteten zum Beispiel die Gründer von Hewlett-Packard ihr Unternehmen in einer Garage in Palo Alto, Kalifornien. Auch Microsoft, Motorola, Sony und Disney wurden mithilfe von Bootstrapping gegründet.
Kapitalbeschaffung für Start-Ups Ganz gleich, ob Sie nur ein kleines Geschäft betreiben wollen, in dem Sie für sich alleine arbeiten, ein paar Mitarbeiter einstellen möchten oder davon träumen, ein schnell wachsendes Unternehmen aufzubauen, das eines Tages an die Börse gehen wird – Sie benötigen Kapital. Es gibt jedoch viele falsche Vorstellungen darüber, wie viel Geld ein Unternehmen überhaupt braucht, um seine Ziele zu verwirklichen, und welche Arten von Finanzierungsquellen es gibt. »Es besteht der Irrglaube, dass die meisten Unternehmen Unmengen von Geld benötigen, um sich zu etablieren und zu wachsen«, sagt James Collins, ehemaliger Dozent an der Stanford Graduate School of Business und Mitautor von zwei Bestsellern zum Thema Unternehmensgründung. »Erfolgsgeschichten wie die von Silicon-Valley-Unternehmen, die Unmengen von Risikokapital aufnehmen und um 4000 Prozent wachsen, sind äußerst selten. Sie sind statistisch gesehen unbedeutend, erregen aber viel Aufmerksamkeit«, fügt er hinzu. Studien zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Kleinunternehmen ihr Startkapital aus privaten Ersparnissen, von der Familie und/oder von Freunden bezieht, und nicht aus externen Quellen wie Banken und Risikokapitalgebern. Eine Studie der Harvard Business School über die Inc. 500 (500 große, schnell wachsende US-Privatunternehmen) ergab, dass mehr als 80 Prozent der
erfolgreichen Unternehmen mit Mitteln aus dem Privatvermögen der Gründer finanziert wurden. Eine Studie des Babson College, einer führenden privaten Wirtschaftshochschule, ergab, dass Unternehmer im Durchschnitt 17.500 USDollar für die Gründung ihres Betriebs benötigten und dass sie 57 Prozent ihres Finanzierungsbedarfs selbst abdeckten. Zu den sonstigen Kapitalquellen für Start-up-Unternehmen zählten Banken, staatliche Förderprogramme (insbesondere für soziale Projekte) und Crowdfunding (Schwarmfinanzierung übers Internet). Mit einer anfänglichen Kapitalspritze können sich viele Kleinunternehmen über Jahre hinweg selbst tragen, nachdem sie eine Dienstleistung oder Ware entwickelt haben, die mehr Cashflow einbringt. Jim Gentes, der Gründer des Fahrradhelmherstellers Giro, brachte 35.000 US-Dollar aus privaten Ersparnissen sowie Darlehen von Familie und Freunden auf, um sein erstes Produkt herzustellen und zu vertreiben. Den Cashflow aus dem ersten Produkt verwendete er dann für künftige Produkte.
Wie ich bereits im Abschnitt »Die Aufgabe Ihres bisherigen Arbeitsplatzes vorbereiten« erläutert habe, müssen Sie als angehender Unternehmer nach Wegen suchen, wie sich Ihre persönlichen Ausgaben weitestgehend reduzieren lassen. Wenn Sie planen, ein Unternehmen zu gründen, dann ist der beste Zeitpunkt, Ihren Lebensstil und Ihre Finanzen auf den Prüfstand zu stellen (und in Ordnung zu bringen), eigentlich schon Jahre vor Ihrem tatsächlichen Start in die Selbstständigkeit. Wie bei anderen finanziellen Zielen auch, kann eine gute Vorbereitung wesentlich zum Erfolg Ihres Start-up-Unternehmens beitragen. Die beste Finanzierungsquelle und der dankbarste Investor sind Sie selbst! Manche angehende Kleinunternehmer überstürzen die Dinge und versäumen es, die Unternehmensgründung sorgfältig zu planen und sich zuerst ein finanzielles Polster zu schaffen oder zumindest ihre Ausgaben dauerhaft einzuschränken. Andere wiederum möchten Fremdkapital aufnehmen, haben aber keinen klaren Finanzierungs- oder Verwendungsplan ausgearbeitet.
Ein erfolgreiches, wachsendes Unternehmen benötigt unter Umständen Fremdkapital, um schneller expandieren zu können. Es wird wesentlich leichter, Geld von Kreditgebern zu bekommen, nachdem Sie Ihr Know-how und Ihre Fähigkeiten bereits unter Beweis gestellt und gezeigt haben, dass es einen Absatzmarkt für Ihre Produkte oder Dienstleistungen gibt. (Im folgenden Abschnitt gebe ich Ihnen einige Tipps an die Hand, wie und wo Sie am besten einen Kredit aufnehmen.)
Fremdfinanzierung: Bankkredite und Fördermittel auftreiben Wenn Sie ein Unternehmen neu gründen oder erst wenige Jahre im Geschäft sind, kann die Kreditaufnahme, insbesondere bei Banken, sich schwierig gestalten. Es ist einfacher, sich Geld zu leihen, wenn man es nicht wirklich braucht – niemand weiß das besser als ein Kleinunternehmer. Kleinunternehmer, die es schaffen, einen Bankkredit aufzunehmen, haben ihre Hausaufgaben gemacht. Für eine erfolgreiche Kreditaufnahme benötigen Sie in der Regel einen Geschäftsplan, die Jahresabschlüsse und Steuererklärungen der letzten drei Jahre (für das Unternehmen beziehungsweise den Geschäftsinhaber) sowie entsprechende Geschäftsprognosen. Suchen Sie gezielt nach Banken, die Kleinunternehmen besonders fördern und deren Bedürfnisse verstehen. Es gibt eine Reihe von staatlichen Förderprogrammen für Existenzgründer und Kleinunternehmer, beispielsweise die sogenannten ERP-Gründerkredite (die Abkürzung steht für European Recovery Programm). Die Mittel stammen aus einem Sondervermögen der Bundesrepublik Deutschland, deren Ursprünge auf den Marshallplan zurückgehen, mit dem die USA nach dem Zweiten Weltkrieg den Aufbau der deutschen
Wirtschaft förderten. Neben mittelständischen Unternehmen können auch Gründer entsprechende Kredite in Anspruch nehmen. Zuständig für die Auszahlung ist die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). In Deutschland bietet die KfW auch noch andere Programme für Existenzgründer und kleine bis mittlere Unternehmen an. Sie vergibt nicht nur Förderzuschüsse und Investitionskredite, sondern übernimmt unter bestimmten Bedingungen auch die anteilige Bürgschaft für einen von der Hausbank gewährten Kredit. Auch sogenannte Bürgschaftsbanken der Bundesländer sichern solche von Banken an Unternehmen gewährte Förderdarlehen durch entsprechende Bürgschaften ab (meist für bis zu 80 Prozent der Kreditsumme). Die Bürgschaftsbanken übernehmen allerdings nicht einfach die unbeglichenen Forderungen, wenn Sie die Kredite jemals nicht mehr bedienen können. Aber sie begleichen zunächst einmal die Schuld und bieten Ihnen dann eine Form der Rückzahlung an, mit der Sie finanziell nicht überfordert sind. Übrigens vergeben auch die einzelnen Bundesländer Zuschüsse und Förderkredite durch ihre jeweiligen Förderbanken. Die Kreditprogramme unterscheiden sich allerdings von Land zu Land – und auch der Umfang und der genaue Empfängerkreis ihrer Fördermaßnahmen. Sollten Sie mit dieser Form der Kapitalbeschaffung kein Glück haben, können Sie noch die Beleihung Ihres Eigenheims oder anderer Immobilien in Erwägung ziehen. Sie sollten sich aber der Gefahr bewusst sein, dass die Immobilie weg sein kann, falls die Existenzgründung scheitert und die Bank die darauf aufgenommene Grundschuld einlöst.
Egal, welche Art von Unternehmen Ihnen vorschwebt und wie viel Geld Sie Ihrer Meinung nach brauchen, um es zum Erfolg zu führen – haben Sie Geduld. Beginnen Sie so klein, dass Sie möglichst kein Fremdkapital benötigen (es sei denn, Sie befinden sich in einer Ausnahmesituation, in der sich zum Beispiel eine unwiederbringliche Chance auftut, die Sie nur mithilfe einer schnellen Finanzspritze wahrnehmen können). Indem Sie Ihr Unternehmen ohne Fremdkapital gründen, lernen Sie die Disziplin, die notwendig ist, um ein Unternehmen Stück für Stück aufzubauen. Je länger Sie mit der Aufnahme eines Kredits warten können, desto besser sind in der Regel die Bedingungen für Sie und Ihr Unternehmen, da das Risiko für den Kreditgeber umso geringer ist, je länger und stabiler Ihr Betrieb bereits läuft.
Geld von Familie und Freunden leihen Da sie Sie kennen und hoffentlich mögen und Ihnen vertrauen, können Ihre Familie und Freunde eine gute Quelle zur Kapitalbeschaffung für Ihr kleines Unternehmen sein. Außerdem werden sie Ihnen vermutliche bessere Konditionen bieten als ein Banker, ein vermögender Investor oder ein Risikokapitalgeber. Bevor Sie jedoch Geld von Ihnen nahestehenden Personen erbitten und annehmen, sollten Sie die folgenden möglichen Tücken beachten, die dieses Unterfangen mit sich bringen kann: Belastung familiärer und zwischenmenschlicher Beziehungen: Sollten Sie einen bei Familie oder Freunden aufgenommenen Kredit nicht zurückzahlen können, kann dies für jede Menge Frust sorgen. Wenn Ihr Unternehmen ins Schleudern gerät, ist die ausbleibende Rückzahlung eines Kredits von einem professionellen Kreditgeber eine Sache, wenn es jedoch Ihre lieben Verwandten oder gute Freunde
betrifft, könnten künftige Familienfeiern und andere private Zusammenkünfte sehr unangenehm für Sie werden! Fehlender Zuspruch: Manche angehende Unternehmer erhalten überraschend wenig Ermutigung von den Menschen, die ihnen nahestehen. So können Ihre Eltern zum Beispiel der Meinung sein, dass Sie nicht mehr ganz bei Trost sind, wenn Sie verkünden, Ihren sicheren Job mit gutem Gehalt und sonstigen Extras für eine unsichere Zukunft als Unternehmer an den Nagel hängen zu wollen. Dieser Mangel an emotionaler Unterstützung könnte Sie mehr entmutigen als der Mangel an finanzieller Unterstützung. Fehlende Expertise: Familie und Freunden fehlt die Kompetenz eines routinierten Geldgebers. Sie verfügen möglicherweise nicht über wichtige praktische Erfahrungen mit ähnlichen Unternehmungen und können Ihnen daher nicht die Art von Beratung bieten wie ein erfahrener Geldgeber. Familieninvestitionen in ein kleines Unternehmen funktionieren am besten unter den folgenden Voraussetzungen: Sie erstellen und unterzeichnen einen Vertrag, in dem die Bedingungen der Investition oder des Darlehens festgelegt sind. Mit anderen Worten: Sie verhalten sich so, als würden Sie mit einem Bankier oder einem anderen Investor Geschäfte machen. Ich empfehle Ihnen außerdem, das Risiko, die gesamte Investition zu verlieren, klar und unmissverständlich schriftlich festzuhalten. Im Laufe der Zeit greift bei den meisten Menschen das selektive Erinnerungsvermögen, sodass mündlich Erklärtes später oft nicht mehr so klar ist. Wenn man die Dinge schriftlich festhält, liegen Absprachen und Risiken schwarz auf weiß vor und können nicht mehr ohne Weiteres abgestritten werden. Übrigens ist dieses Vorgehen auch steuerlich sinnvoll: Wenn Sie die Kreditkonditionen so gestalten, wie das auch unter Fremden üblich wäre, dann können Sie in Deutschland die
laufenden Zinszahlungen als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen. Zur »Fremdüblichkeit« gehört aber natürlich auch, dass Sie den Kredit schriftlich vereinbaren und sich an die darin festgehaltenen Bedingungen (Rückzahlungsmodalitäten et cetera) halten. Sie sind sich ganz sicher, dass Sie das Darlehen zurückzahlen können. Andernfalls stoßen Sie vielleicht auf das Problem, das ich bereits erwähnt habe: Sollten Sie das Geld nicht zurückzahlen können, kann das zu ernsthaften Familienstreitigkeiten und im schlimmsten Fall zu einem völligen Kontaktabbruch mit Ihren Liebsten führen. Kein Geschäft der Welt ist es wert, dass Sie Ihre Familie oder gute Freundschaften dafür aufs Spiel setzen. Sie gründen Ihr Unternehmen mithilfe von Private Equity, sprich einer Eigenkapitalbeteiligung. Bei einer Kapital- oder Unternehmensbeteiligung ist eine Person bereit und in der Lage, sich finanziell an Ihrem Unternehmen zu beteiligen. Dabei ist sie sich auch des Risikos bewusst, das gesamte investierte Geld zu verlieren, hofft aber, einen »Treffer« zu landen und Ihnen bei der Verwirklichung Ihres Traums zu helfen. (Im nächsten Abschnitt erfahren Sie mehr über Private Equity).
Um Investoren werben und Eigenkapital beschaffen Neben Familienmitgliedern und Freunden sind Privatpersonen mit ausreichenden finanziellen Mitteln – sprich vermögende Personen – Ihre nächstbeste Kapitalquelle, wenn Sie einen Eigenkapitalgeber suchen (und keinen Kredit von einem Kreditgeber aufnehmen möchten). Bevor Sie sich jedoch an potenzielle externe Investoren wenden, müssen Sie einen soliden Geschäftsplan erarbeiten – wie das geht, erläutere ich in Kapitel 13. Ein sogenannter Business Angel oder Angel-Investor ist eine vermögende Person, die routinemäßig in kleine Unternehmen
investiert und sie bei der Gründung unterstützt. Ein vielversprechender Kandidat hat bereits erfolgreich eine Reihe ähnlicher Unternehmen finanziert und bringt neben dem entsprechenden Kapital noch andere Pluspunkte mit, wie Knowhow, strategische Beratung, hilfreiche Geschäftskontakte und so weiter. Natürlich wünschen Sie sich, dass ein möglicher Investor am Aufbau Ihres Unternehmens interessiert ist. Dennoch empfiehlt es sich auch bei einer solchen Investition, dass er oder sie nicht mehr als 5 bis 10 Prozent seines/ihres gesamten Investmentportfolios hineinsteckt. Niemand verliert gerne Geld (auch wenn Verluste durch eine gute Diversifizierung zum Teil abgefedert werden können). So bedeutet eine Investition von 50.000 Euro durch einen Investor mit einem 5-Millionen-EuroPortfolio ein Risiko von nur 1 Prozent des gesamten Anlagevermögens. Um an einer Unternehmensbeteiligung interessierte Menschen zu finden, sind Ausdauer und Kreativität gefragt. Ziehen Sie die folgenden Ansätze in Betracht: Wenden Sie sich an Steuerberater, Anwälte oder Vermögensberater, die Sie unter Umständen mit geeigneten Kontakten versorgen können. Vernetzen Sie sich mit erfolgreichen Unternehmern in ähnlichen Branchen, etwa indem Sie entsprechende Messen und Kongresse besuchen. Denken Sie auch an potenzielle Kunden oder Lieferanten, die von Ihrem Unternehmen profitieren könnten und an sein Potenzial glauben. Auch die Teilnahme an Gründerwettbewerben kann dafür sorgen, dass professionelle Investoren und Venture-CapitalFirmen auf Ihr Start-up aufmerksam werden.
Ein Freund von mir schickte einmal Hunderte von Anschreiben mit einem Investitionsgesuch an Leute aus gehobenen Vierteln seiner Stadt. Erstaunliche 5 Prozent der Adressaten zeigten daraufhin Interesse an seinem Businessplan. Mit dieser Strategie fand er schließlich einen wohlhabenden Investor, der sein gesamtes Geschäft finanzierte.
Wie viel Eigenkapital müssen Sie aus der Hand geben? Und so errechnen Sie, welchen prozentualen Anteil Ihres Unternehmens Sie durch die Fremdinvestition eines potenziellen Eigenkapitalgebers an diesen verkaufen würden. Grundsätzlich hängt die Höhe dieses Prozentsatzes vom Gesamtwert des Unternehmens ab (Einzelheiten zur Bewertung eines Unternehmens finden Sie in Kapitel 15). Wenn Ihr gesamtes Unternehmen 500.000 Euro wert ist und Sie 100.000 Euro von einem Investor erhalten, dann macht dieses Fremdkapital 20 Prozent Ihres Unternehmens aus. Neu gegründete Unternehmen sind am schwierigsten zu bewerten – ein weiterer Grund, warum Sie erst dann versuchen sollten, sich Kapital zu beschaffen, wenn Sie bereits einige Erfolge vorweisen können. Je weiter Sie bereits fortgeschritten sind, desto geringer ist das Risiko für einen Investor und desto geringer sind die Kosten der Geldbeschaffung für Sie (bezüglich der Höhe des Eigenkapitals, das Sie verkaufen müssen).
Das Gründershow-Phänomen Die US-Fernsehshow Shark Tank, die als Vorreiter dieses TV-Formats gilt, stellt Kleinunternehmer und deren Geschäftsideen vor und bringt sie mit sogenannten Unternehmensengeln zusammen, die in diese kleinen Unternehmen investieren. Das deutsche Pendant nennt sich Die Höhle der Löwen, und auch in anderen Ländern gewinnt dieses Phänomen sogenannter Gründershows zunehmend an Popularität.
Die Kleinunternehmer stellen ihr Unternehmen einem Gremium aus wohlhabenden und sehr erfolgreichen Geschäftsleuten vor, die zu AngelInvestoren geworden sind. Nach einer kurzen Präsentation ihres Unternehmens und ihres Produkts oder ihrer Dienstleistung bitten die Kleinunternehmer um einen bestimmten Investitionsbetrag im Gegenzug für einen bestimmten Anteil am Eigenkapital ihres Unternehmens. So könnte ein Unternehmer beispielsweise 100.000 Euro im Austausch für eine 10prozentige Beteiligung verlangen, was bedeuten würde, dass sein Unternehmen einem Gesamtwert von 1.000.000 Euro entspricht. Im Laufe der Show stellen sich mehrere Kleinunternehmer vor (Tausende von Unternehmen bewerben sich um eine Teilnahme, aber nur wenige werden ausgewählt). Bei ihrer Präsentation und der nachfolgenden Besprechung müssen sie relativ schnell auf den Punkt kommen und in der Lage sein, Fragen kurz und bündig zu beantworten. In der realen Geschäftswelt gehen solche Verhandlungen natürlich nicht so schnell – es braucht Zeit, einen Investor zu umwerben, sich mit ihm zu treffen, alles zu besprechen und so weiter (Die Investoren in der Sendung erhalten selbstverständlich im Voraus noch weitergehende Hintergrundinformationen über die jeweiligen Unternehmen). Was ich an der Sendung am hilfreichsten finde, ist, dass sie zeigt, wie zielsicher und erfolgreich solche erfahrenen Geschäftsleute ein aufstrebendes Unternehmen für Investitionszwecke bewerten können, worauf sie dabei achten und was sie von den Unternehmern erwarten. Sie können sich anhand dieser Beispiele außerdem einen guten Überblick verschaffen, welche Geschäftsideen andere Kleinunternehmer verfolgen und was davon tragfähig ist und was nicht.
Eine Rechtsform wählen Die meisten Unternehmen werden als Einzelunternehmen oder Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) geführt, ein Status, der auf einen Eigentümer oder einige wenige Personen beschränkt ist, die sich ohne Eintrag ins Handelsregister und ohne formellen Gesellschaftervertrag zusammentun. Wenn Sie ein Einzelunternehmen führen oder Gesellschafter einer GbR sind, geben Sie Ihre Geschäftseinkünfte und -kosten in Ihrer Steuererklärung an. Je nachdem ob Sie freiberuflich oder gewerblich tätig sind, füllen Sie in Deutschland dafür unter anderem die Anlage S (Einkünfte aus selbstständiger Arbeit) oder
Anlage G (Einkünfte aus Gewerbebetrieb) aus. Die GbR ist die am meisten verbreitete Form der Personengesellschaft, bei der es auf die beteiligten Personen ankommt und nicht auf das eingebrachte Kapital. Der große Vorteil von Einzelunternehmen und GbRs: Die Gründung ist formlos möglich und völlig unproblematisch. Es gibt aber auch Nachteile, und die sind in Deutschland nicht gerade klein: Finanzierung: Wenn Sie versuchen, als GbR einen Kredit zu bekommen, werden Sie üblicherweise scheitern. Denn es fehlt an Haftungsmasse und damit an Sicherheiten für den gewährten Kredit. Das ganze Vermögen gehört quasi nicht Ihrem Unternehmen, sondern den einzelnen Gesellschaftern, und es bei einem Zahlungsausfall bei diesen zu holen, ist für die kreditgebende Bank schwer. Also sagt sie üblicherweise erst mal »Nein« zu einem beantragten Unternehmenskredit. Persönliche Haftung: Angenommen, eines Ihrer verkauften Produkte hat Mängel. Eine größere Firma, die Sie beliefern, kann deshalb nicht produzieren, die Bänder stehen still. Dafür müssen Sie haften, also finanziell für den Produktions- und Einnahmenausfall Ihres Kunden geradestehen. Bei einem Einzelunternehmen oder einer Personengesellschaft haften Sie persönlich, und zwar in unbegrenzter Höhe. Das heißt, Sie zahlen aus eigener Tasche für den Produktionsstillstand; und der Schaden kann schnell in die Millionen gehen. Das kann bei einer Kapitalgesellschaft (siehe unten) nicht passieren. Hier ist die Haftung auf das Kapital in der Firma beschränkt. Das heißt: Das Unternehmen kann durch so einen Vorfall pleitegehen. Aber mit Ihren persönlichen Finanzen müssen Sie dann trotzdem nicht für den Schaden einstehen. Mehr dazu lesen Sie im Abschnitt »Die persönliche Haftung beschränken«. Steuerliche Situation: Das Geld, das Sie als Einzelunternehmer oder als Gesellschafter einer GbR verdienen, unterliegt der persönlichen Einkommensteuer, und damit Steuersätzen von bis zu 42 (beziehungsweise inklusive »Reichensteuer« sogar 45 Prozent). Mit einer
Kapitalgesellschaft hingegen zahlen Sie die Körperschaftsteuer (15 Prozent) plus die Gewerbesteuer (je nach Unternehmenssitz unterschiedlich, üblicherweise aber ebenfalls rund 15 Prozent). Das heißt: Solange die Gewinne im Unternehmen verbleiben, werden sie bei Kapitalgesellschaften deutlich niedriger besteuert. Bei Einzelunternehmen, GbRs und sonstigen Personengesellschaften hingegen führt die Steuerprogression, gerade bei hohen Gewinnen, gleich zu sehr hohen Steuersätzen. Mehr dazu lesen Sie im Abschnitt »Von günstigeren Unternehmenssteuern profitieren«. Die Gründung einer Kapitalgesellschaft, mit der Sie eine eigene juristische Person gründen, unter der Sie Ihr Geschäft betreiben, kostet Zeit und Geld. Bei einer Kapitalgesellschaft zählt nur das eingebrachte Vermögen. Welche Person es eingebracht hat, ist hingegen nicht von Belang. Die bekanntesten und wichtigsten Kapitalgesellschaften sind die Aktiengesellschaft (AG) und die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Die Gründung einer solchen Kapitalgesellschaft bietet einige Vorteile. Zwei der Hauptvorteile sind folgende: Da es sich bei Kapitalgesellschaften um juristische Personen handelt, die sich von ihren Eigentümern unterscheiden, bieten sie Merkmale, die einem Einzelunternehmen oder einer Personengesellschaft fehlen. Zum Beispiel können Aktiengesellschaften Aktionäre haben, die einen Teil oder Prozentsatz des Unternehmens besitzen. Diese Anteile können an andere Eigentümer verkauft oder übertragen werden. Ähnliches gilt auch bei GmbHs, wo die Gesellschafter ihre Anteile verkaufen oder auch via Schenkung übertragen können. Das ist allerdings formell etwas komplizierter als bei der AG, denn dazu bedarf es in Deutschland der notariellen Beurkundung. Kapitalgesellschaften bieten Kontinuität. Mit anderen Worten: Kapitalgesellschaften können trotz des Todes eines
Eigentümers oder der Übertragung seiner Unternehmensanteile weiterbestehen. In den folgenden Abschnitten gehe ich auf die weiteren Vorteile und möglichen Nachteile von Kapitalgesellschaften ein, damit Sie entscheiden können, ob dieser Weg für Sie der richtige ist. Sie brauchen übrigens keine Kapitalgesellschaft zu gründen, nur um einen schicken Firmennamen zu führen. Als Einzelunternehmer oder GbR können Sie auch einen fantasievollen Namen wählen. Allerdings muss Ihr eigener Name beziehungsweise der Name der Gesellschafter stets dabeistehen.
Die persönliche Haftung beschränken Ein wichtiger Grund für die Gründung einer Kapitalgesellschaft ist, wie bereits erwähnt die Begrenzung der persönlichen Haftung. Ihr Unternehmen mit all seinen Ressourcen und Verbindlichkeiten wird effektiv von Ihren persönlichen Finanzen getrennt, wodurch Ihr Privatvermögen zum Beispiel besser vor Klagen geschützt ist, die sich aus Ihrer Unternehmertätigkeit ergeben könnten.
Bevor Sie eine Kapitalgesellschaft gründen, sollten Sie sich selbst (und idealerweise auch andere Unternehmer in Ihrer Branche sowie fachkundige Berater (Steuer- oder Rechtsberater und so weiter) fragen, welche Umstände dazu führen könnten, dass Sie persönlich haften könnten. Prüfen Sie anschließend, ob Sie eventuell eine Haftpflichtversicherung abschließen können, um sich gegen solche potenziellen Verpflichtungen zu schützen. Eine Versicherung ist besser als die Gründung einer Kapitalgesellschaft, weil sie für eventuelle Schadensersatzansprüche aufkommt, während Ihre Kapitalgesellschaft trotzdem haftbar gemacht werden kann. Wenn jemand Ihre Kapitalgesellschaft erfolgreich verklagt, muss Ihr Unternehmen für den Schaden aufkommen, was den Untergang für Ihren Betrieb bedeuten kann. Nur eine Versicherung kann solche finanziell zerstörerischen Ansprüche abdecken. So kann Sie zum Beispiel jemand haftbar machen, der auf Ihrem Grundstück ausrutscht und sich verletzt. Für solche Arten von Schadensersatzansprüchen können Sie eine Betriebshaftpflichtversicherung abschließen. Auch Architekten, Ärzte und eine ganze Reihe anderer Berufsgruppen können eine Haftpflichtversicherung abschließen. Eine gute Anlaufstelle für die Suche nach einer passenden Haftpflichtversicherung sind Berufsverbände. Berufsverbände bieten manchmal auch günstige Gruppentarife für andere Versicherungen an.
Von günstigeren Unternehmenssteuern profitieren Abgesehen von Versicherungen und anderen Leistungen besteuert der Staat auch die Gewinne einer Kapitalgesellschaft anders als die eines Einzelunternehmens oder
Personengesellschafters. Was für Sie besser ist, hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Angenommen, Ihr Unternehmen läuft gut und die Gewinne steigen. Bei einem Einzelunternehmen oder einer GbR versteuert der Staat alle in Ihrer persönlichen Steuererklärung ausgewiesenen Gewinne in dem Jahr, in dem Ihr Unternehmen diese Gewinne erwirtschaftet hat – und zwar mit dem bereits erwähnten persönlichen Steuersatz von bis zu 42 beziehungsweise sogar 45 Prozent (»Reichensteuer«) in Deutschland. Bei einer Kapitalgesellschaft aber zahlen Sie in Summe (Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer) etwa 30 Prozent. Und nicht nur das. Sie können auch Geld von der Besteuerung ausnehmen, und zwar: sogenannte Rückstellungen, also Geld, von dem Sie jetzt schon wissen, dass Sie es später auszahlen müssen, etwa aufgrund von Pensionszusagen (also dem Versprechen, Mitarbeitern nach Rentenantritt ein bestimmtes Ruhestandsgehalt zu zahlen) sogenannte Rücklagen, also Geld, das aus den Unternehmensgewinnen stammt, das Sie aber nicht an die Gesellschafter ausschütten, sondern im Unternehmen behalten, weil Sie es für in Kürze anstehende Investitionen verwenden wollen. Der deutsche Gesetzgeber macht allerdings sehr detaillierte Vorschriften dazu, wann Rücklagen wirklich von der Besteuerung ausgenommen werden. Um diese Möglichkeit zu nutzen, brauchen Sie einen guten Steuerberater.
Widerstehen Sie der Versuchung, eine Kapitalgesellschaft allein wegen der steuerlichen Vorteile zu gründen. Denn sie ist auch mit Nachteilen verbunden – und die sind vor allem bürokratischer Natur. Sie müssen Ihr Unternehmen ins Handelsregister eintragen und sind jährlich zur Aufstellung und Veröffentlichung des Jahresabschlusses mitsamt Bilanz, Anhang und Lagebericht im elektronischen Bundesanzeiger gezwungen. Das bindet viele Ressourcen und kostet eine ganze Stange Geld. Geld, das Sie vielleicht in der Anfangsphase Ihres Unternehmens nicht haben.
Eine Kapitalgesellschaft gründen Falls Sie sich nicht sicher sind, ob die Kapitalgesellschaft als Rechtsform für Sie geeignet ist, zum Beispiel, weil Ihr Unternehmen gerade vor größeren finanziellen Veränderungen steht, lohnt es sich, kompetente professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Schwierigkeit besteht darin, einen Berater zu finden, der alle Teile des Puzzles (einschließlich der finanziellen, rechtlichen und steuerlichen Aspekte) so zusammensetzen kann, dass ein klares Bild entsteht. Seien Sie sich außerdem bewusst, dass Sie unter Umständen auch falsche oder voreingenommene Ratschläge erhalten. Ihr erster Ansprechpartner ist die Handwerkskammer oder Industrie- und Handelskammer, dort müssen Sie als gewerblicher Unternehmer sowieso Pflichtmitglied werden. Aber auch Anwälte, die sich auf die Beratung von Kleinunternehmen spezialisiert haben, können bei der Klärung rechtlicher Fragen helfen. Gleiches gilt für Steuerberater, die viel mit Unternehmern zusammenarbeiten. Diese können Ihnen die steuerlichen Aspekte erläutern. Wenn Sie alle Faktoren gegeneinander abgewogen haben und sich immer noch nicht entscheiden können, rate ich Ihnen, Ihr Unternehmen so einfach wie möglich zu halten – und sich damit
gegen die Gründung einer Kapitalgesellschaft zu entscheiden. Warum? Schon allein deshalb, weil auch die Wiederauflösung einer Kapitalgesellschaft viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt. Starten Sie zunächst als Einzelunternehmer durch und führen Sie Ihr Unternehmen dann Schritt für Schritt weiter. Warten Sie, bis die Vorteile einer Kapitalgesellschaft als Rechtsform die Kosten und Nachteile eindeutig überwiegen.
Erfolg sichern: Das sollten Sie tun, um langfristig am Markt zu bestehen In Kapitel 13 haben Sie bereits erfahren, was Sie tun können, um auf Kundenfang zu gehen. Aber aufgepasst, wenn der Erfolg sich eingestellt hat. Hier sollten Sie sich nicht auf Ihren Lorbeeren ausruhen, sondern – im Gegenteil! – alles tun, um Ihren Erfolg zu sichern und sich mit Ihrem Unternehmen weiter zu professionalisieren. Hier kommen für Sie meine Empfehlungen dazu.
Einen soliden Kundendienst anbieten Kunden, die Sie gewonnen haben, sollten Sie so behandeln, wie Sie selbst als Kunde behandelt werden möchten. Wenn Ihre Kunden mit Ihren Produkten und Dienstleistungen zufrieden sind, dann steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass sie zurückkommen, sondern auch die, dass sie anderen von ihren guten Erfahrungen erzählen. (Umgekehrt werden sie anderen noch viel bereitwilliger davon erzählen, wenn sie schlechte Erfahrungen gemacht haben!) Zufriedene Kunden sind das beste und kosteneffizienteste Aushängeschild eines jeden Unternehmens.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Unternehmen einen mittelmäßigen oder gar schlechten Kundenservice bieten. Ein Grund für schlechten Service kann sein, dass mit dem Wachstum Ihres Unternehmens Ihre Mitarbeiter die erste Anlaufstelle für Ihre Kunden sind und nicht mehr Sie selbst. Wenn Sie an dieser sensiblen Position keine guten Mitarbeiter einsetzen und/oder ihnen nicht die richtigen Anreize bieten, Ihre Kundschaft erstklassig zu bedienen, dann werden viele diesen Anspruch nicht erfüllen. Für die meisten gehaltsabhängigen Angestellten ist die alltägliche Kundenbetreuung unter Umständen nur noch ein einziges Ärgernis. Eine Möglichkeit, Ihre Mitarbeiter dazu zu bringen, sich für die Belange Ihrer Kunden einzusetzen, besteht darin, einen Teil ihres Gehalts von der Kundenzufriedenheit abhängig zu machen. Alternativ können Sie auch Boni oder Gehaltserhöhungen in Aussicht stellen. Die Kundenzufriedenheit lässt sich leicht mithilfe einer einfachen Umfrage messen. Der richtige Umgang mit dem Kunden beginnt zwar bereits vor dem eigentlichen Verkaufsprozess, ist jedoch gerade in dieser Phase besonders wichtig. Ehrlichkeit ist dabei ein oft unterschätztes Geschäftsinstrument. Nicht wenige Verkäufer tricksen und täuschen (oder lügen gar), um einen Verkauf abzuschließen. Viele Kunden stellen dann erst nach dem Kauf fest, dass sie betrogen wurden, und werden – zu Recht – wütend. Solche unethischen Geschäftsmethoden kosten ein Unternehmen nicht nur künftige Kundenaufträge, sondern auch – und das ebenfalls zu Recht – die Weiterempfehlung durch zufriedene Kunden. Wenn Ihr Unternehmen bei einem Kunden nicht gut abschneidet, dann entschuldigen Sie sich und bemühen Sie sich, alles zu tun, um ihn oder sie zufriedenzustellen. Bieten Sie einen Rabatt oder, wenn möglich, eine Erstattung des Kaufpreises an. Stellen Sie sicher, dass Sie klare Rückgabe- und Erstattungsrichtlinien
haben, aber zeigen Sie sich notfalls trotzdem kulant, wenn Sie dadurch einen unzufriedenen Kunden zufriedenstellen oder einen schwierigen Kunden loswerden können, ohne dass dieser sich über einen Gesichtsverlust ärgern muss.
Ihre Geschäftsräume zweckmäßig einrichten Egal, welche Art von Geschäft Sie betreiben, Sie benötigen einen Raum, in beziehungsweise von dem aus dem Sie arbeiten können, sei es ein freies Arbeitszimmer in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung, ein Gemeinschaftsbüro, ein kleiner Laden oder eine kleine Fabrik. Auch müssen Sie diesen Raum entsprechend einrichten und mit den für Ihren Betrieb notwendigen Gerätschäften ausstatten. In diesem Abschnitt erfahren Sie, wie Sie diese Aufgaben am besten bewältigen.
Geeignete Geschäftsräume finden und gute Mietverträge aushandeln Wenn Sie Ihr Unternehmen nicht von zu Hause aus betreiben können, werden Sie sich nach einer passenden Büro-, Einzelhandels- oder Produktionsfläche umsehen müssen. Sowohl die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten als auch der Kauf oder die Anmietung nehmen viel Zeit in Anspruch, wenn Sie es gründlich angehen. In den ersten Geschäftsjahren ist der Kauf eines Büro- oder Geschäftsgebäudes in der Regel nicht sinnvoll. Der Kauf beziehungsweise das dafür nötige Eigenkapital verschlingt viel Geld, und am Ende verbringen Sie möglicherweise viel Zeit und Geld mit einer Immobilientransaktion für einen Standort, der möglicherweise gar nicht langfristig infrage kommt. Der Kauf einer solchen Immobilie ist nur dann sinnvoll, wenn Sie vorhaben, jahrzehntelang am betreffenden Standort zu bleiben. Die Anmietung von Räumlichkeiten für Ihr Unternehmen ist daher zunächst die bessere Wahl.
Die Anmietung von Büroräumen ist einfacher als die Anmietung von Einzelhandelsflächen, da sich der Gebäudeeigentümer in diesem Fall weniger Sorgen um Ihr Unternehmen und dessen finanzielle Gesundheit machen muss. Um zum Beispiel ein Ladengeschäft zu mieten, muss Ihr Unternehmen eine gewisse Vertrauenswürdigkeit mitbringen, da es den Charakter einer Einkaufsstraße oder eines Einkaufszentrums mitprägt, sich dort einfügen und Bestand haben muss. Kein Immobilieneigentümer möchte ein Geschäft beherbergen, dass schlecht geführt wird oder innerhalb kurzer Zeit pleitegeht. Falls Sie für Ihr Unternehmen bislang noch keine Büroräume, Verkaufs- oder Betriebsflächen angemietet haben, ist es sinnvoll, Referenzen einzuholen. Wenn Sie sich um einen Standort in guter Lage bemühen, müssen Sie außerdem unter Umständen mit größeren und bereits bekannten Unternehmen (zum Beispiel einer Franchisekette) konkurrieren, sodass Sie eine erstklassige Bonitätsbewertung und Erfolgsbilanz vorweisen sollten. Ziehen Sie auch die Möglichkeit in Betracht, zunächst zum Untermieter zu werden. Verteilen Sie zum Beispiel Flugblätter bei Unternehmen am gewünschten Standort, die eventuell noch freie Flächen zu vergeben haben. Wenn sich jemand interessiert zeigt, legen Sie ihm Ihre Jahresabschlüsse oder andere Nachweise vor, die Ihre persönliche und geschäftliche Bonität belegen. Die meisten zur Vermietung stehenden Geschäfts- und Gewerberäume werden bei Immobilienmaklern, aber auch auf Immobilienportalen wie ImmoScout24 gelistet. Die Zusammenarbeit mit einem Makler kann nützlich sein, wobei hier jedoch die gleichen Interessenkonflikte bestehen wie bei Maklern für Wohnimmobilien (siehe Kapitel 12). Prüfen Sie daher auch Mietobjekte ohne Makler, und wenden Sie sich direkt an den Vermieter, weil Sie dadurch die Provisionen für die Vermittlung sparen.
Die größte Hürde bei der Anmietung von Geschäftsräumen ist die Aushandlung eines fairen Mietvertrags. Anders als bei Wohnraummietern gibt es in Deutschland keinen speziellen Mieterschutz für gewerbliche Mieter. Wenn der Vermieter Ihnen einen vorgedruckten Standardmietvertrag vorlegt und behauptet, er sei fair und alle anderen Mieter hätten ihn auch unterschrieben – unterschreiben Sie ihn nicht! Dieser Vertrag ist das erste Angebot des Vermieters. Lassen Sie ihn von einem Fachmann überprüfen und gegebenenfalls zu Ihren Gunsten ändern. Suchen Sie sich notfalls einen Fachanwalt für Mietrecht, der regelmäßig mit solchen Verträgen zu tun hat. Auch bei gewerblichen Mietverträgen gilt. Schauen Sie nicht nur auf die Höhe der Miete, sondern auch auf die Nebenkosten, die der Vermieter auf Sie umlegt. Der Bundesgerichtshof hat 2020 zu folgender Mietvertragsklausel ein Urteil gesprochen: »Sämtliche Betriebskosten werden von dem Mieter getragen. Hierunter fallen insbesondere die Kosten der Be- und Entwässerung sowie der Heizungs- einschließlich Zählermiete und Wartungskosten.« Diese Klausel sei ausreichend, um auch die Grundsteuer vom Mieter zu verlangen (BGH, 08.04.2020, XII ZR 120/18). Die in der Klausel aufgezählten Nebenkosten seien nur als beispielhafte, nicht aber als abschließende Aufzählung zu verstehen.
Sollten Sie von zu Hause aus arbeiten? Falls Ihr Kleinunternehmen relativ einfach ist und keine große Ausstattung erfordert, können Sie es möglicherweise auch gut von zu Hause aus betreiben. Wenn Sie die Wahl zwischen einem Heimbüro und der Anmietung eines externen Büros haben, sollten Sie sich mit den folgenden Punkten auseinandersetzen, bevor Sie eine Entscheidung treffen: Kostenkontrolle: Wie bereits weiter vorne in diesem Kapitel (im Abschnitt »Bootstrapping: Alles alleine schultern«) erläutert, kann es finanziell und geschäftlich sehr sinnvoll sein, Ihr Unternehmen mit möglichst geringen (sowie eigenen) Mitteln zu starten. Falls Sie zu Hause noch ein Zimmer frei haben, haben Sie einen mietfreien
Geschäftsraum gefunden! (Das gilt natürlich nicht, wenn eine gewerbliche Nutzung baurechtlich, durch Mietvertrag, Teilungserklärung, Eigentümerbeschluss oder sonstige Bestimmungen verboten ist). Geschäftliche Fragen: Was sind die Bedürfnisse Ihres Unternehmens und Ihrer Kunden? Wenn Sie keine schicken Büroräume benötigen, um andere zu beeindrucken oder weil Sie sich regelmäßig mit Kunden treffen müssen, dann arbeiten Sie von zu Hause aus. Bei einem Einzelhandelsgeschäft werden Sie sehr wahrscheinlich schon allein aus rechtlichen Gründen keine andere Wahl haben, als sich eine externe gewerbliche Fläche zu suchen. Disziplin: Können Sie zu Hause die nötige Disziplin aufbringen, so viele Stunden wie nötig zu arbeiten? Oder werden die vielen Leckereien in der Küche Sie dazu verleiten, ein halbes Dutzend Mal am Tag zum Kühlschrank zu wandern? Können Sie darauf verzichten, jeden Nachmittag den Fernseher einzuschalten, um Ihre Lieblingssendung zu sehen, oder ständig im Internet zu surfen, um nach Börsenkursen, Nachrichten, Shoppinggelegenheiten oder Freizeitthemen zu recherchieren? Die zuweilen etwas chaotische Herausforderung, ständig über Wachstumsstrategien für Ihr Unternehmen zu brüten, kann dazu führen, dass Sie Ihre Energien auf andere Bereiche konzentrieren. Familienangelegenheiten: Nicht zuletzt sollte auch Ihr Privatleben bei der Entscheidung bezüglich Ihres Arbeitsplatzstandorts eine Rolle spielen. Ein Vorteil der Arbeit im Homeoffice ist, dass Sie sich als Elternteil mehr um Ihre Kinder kümmern können. Zumindest können Sie die ein bis zwei Stunden pro Tag mit Ihren Kindern verbringen, die Sie ansonsten mit dem Pendeln verbracht hätten! Wichtig ist, sich Ihre Arbeitszeit entsprechend einzuteilen und sicherzustellen, dass Ihr Büro während Ihrer Freizeit absolut tabu für Sie ist – auch das kann Disziplin erfordern! Fragen Sie auch Ihre Familie, was sie davon hält, dass Sie zu Hause arbeiten. Machen Sie klare Ansagen, was Sie wann, wo und wie zu tun gedenken. Werden Sie auch Kunden empfangen? Zu welcher Tageszeit und an welchem Ort im Haus werden Sie sich mit ihnen treffen? Sie selbst mögen Ihr Heimbüro nicht als Zumutung empfinden – Ihr Ehepartner vielleicht schon. Gerade bei Paaren sind Heimarbeitsplätze häufig ein Streitthema. Wenn Sie Single sind und/oder alleine leben, dann ist dieses Thema weniger problematisch.
Diese Maßnahmen können Sie ergreifen, wenn Sie sich mit einem komplexen Mietvertrag konfrontiert sehen, der die Umlegung aller möglichen Kosten auf den Mieter vorsieht: Vergleichen Sie die Kosten Ihres Standorts mit denen anderer Standorte, um das Angebot des Vermieters richtig einzuordnen. Ihr Mietvertrag sollte genau spezifizieren, welche Nebenkosten auf Sie beziehungsweise Ihr Unternehmen als Mieter umgelegt werden. Vergewissern Sie sich, dass Sie laut Mietvertrag keine Kosten übernehmen müssen, für die das nicht in der Betriebskostenverordnung (BetrKV) entsprechend vorgesehen ist. Wenn möglich, nutzen Sie Ihren Verhandlungsspielraum, um die Umlage möglichst gering zu halten. Prüfen Sie besonders sorgfältig, in welchem Umfang Ihnen der Vermieter die Kosten für Instandhaltungen und Instandsetzungen auferlegt. Im Grundsatz ist dies eigentlich Sache des Vermieters, denn er hat schließlich dafür zu sorgen, dass die Mietsache in einwandfreiem, nutzbarem Zustand ist (§535 Absatz 1 BGB). Bei GewerberaumMietverträgen darf er die Kosten aber auf den Mieter abwälzen. Auch hier ist es Verhandlungssache, wie viel der Vermieter und wie viel Sie zahlen. Im Mietvertrag sollte festgehalten sein, für welche konkreten Maßnahmen Sie beziehungsweise Ihr Unternehmen aufkommen müssen. Ratsam ist außerdem eine Begrenzung auf diejenigen Flächen beziehungsweise Räume und Flächen, die Sie auch tatsächlich nutzen beziehungsweise zu denen Sie Zugang haben. Ebenfalls empfehlenswert ist ein Kostendeckel von zum Beispiel 8 oder 10 Prozent. Prüfen Sie besonders sorgfältig die Mietvertragsklauseln zu Laufzeit (Befristung?), Kündigungsmodalitäten (Fristen?) und einer möglichen Verlängerungsoption. Weder möchten Sie
vorzeitig aus einem für Sie wünschenswerten Mietvertrag herausgekündigt werden noch möchten Sie länger gebunden sein, als womöglich für Sie vorteilhaft ist. Auch das Thema Untervermietung sollte geklärt sein, etwa wenn Sie nicht alle Räume brauchen und zur Entlastung von den Mietkosten womöglich einen Teil der Flächen weitervermieten. Ein generelles Untervermietungsverbot sollten Sie nicht akzeptieren. Falls sich der Vermieter die Zustimmung zur Untervermietung vorbehält, dann sollte klar sein, unter welchen Voraussetzungen er ablehnen darf und wann nicht. Sollten Sie die Gewerbefläche doch kaufen (und nicht mieten) wollen, weil Sie sich vorstellen können, längere Zeit am selben Standort zu bleiben, dann lesen Sie Kapitel 11. Für eine angemessene Geschäftsausstattung sorgen Geben Sie Acht, dass Sie bei der Anmietung (oder beim Kauf) von Büroräumen und deren Ausstattung nicht zu viel Geld ausgeben. Der häufigste Grund, warum viele Kleinunternehmer in dieser Hinsicht oft spendierfreudiger sind, als sie es eigentlich sein sollten, ist der Versuch, ein professionelles, gehobenes Image zu vermitteln. Dabei können Sie ein zweckmäßiges Büro oder einen geeigneten und gleichzeitig ansprechenden Verkaufsraum ganz leicht einrichten, auch ohne ein Vermögen dafür auszugeben, indem Sie einige einfache Regeln beachten: Kaufen Sie Geräte, anstatt sie zu leasen oder zu finanzieren. Wenn Sie nicht gerade ein Produktionsunternehmen leiten und die Anschaffung bestimmter Geräte unerschwinglich für Sie ist, sollten Sie eine Finanzierung oder Leasing nach Möglichkeit vermeiden. Falls Sie nicht über genügend Barmittel für Büromöbel, Computer, Registrierkassen und so weiter verfügen, dann können Sie sich diese Dinge offenbar eben nicht leisten! Eine Kreditaufnahme oder Leasing – was in jedem Fall die teuerste
Variante ist – verleitet Sie nur dazu, über Ihre Verhältnisse zu leben. Ziehen Sie stattdessen den Kauf von gebrauchter Ausstattung in Erwägung, insbesondere bei Möbeln, da diese in der Regel viel länger nutzbar sind. Vieles (wie zum Beispiel ein Schreibtisch) lässt sich zudem vorübergehend improvisieren. Und je gefragter ein bestimmter Ausstattungsartikel ist, den Sie benötigen, desto günstiger ist es für Sie, ihn zu kaufen statt zu leasen, weil sie ihn im Notfall dann auch schnell wieder abstoßen können. Leasing kann dann sinnvoll sein, wenn Sie es steuerlich nutzen können – denn Leasingraten sind sofort im Jahr der Zahlung steuerlich absetzbar, während Sie bei Kauf den betreffenden Einrichtungsgegenstand oder das betreffende Gerät über die Dauer der Nutzung abschreiben müssen. Und diese Dauer gibt üblicherweise der Fiskus mit seinen AfA-Tabellen vor (die Abkürzung steht für »Absetzung für Abnutzung«). Übertreiben Sie es nicht mit technischem Schnickschnack. Manche Kleinunternehmer geben übermäßig viel Geld für die neuesten technischen Spielereien aus, die sie nicht wirklich brauchen, weil sie das Gefühl haben, »wettbewerbsfähig und up to date« sein zu müssen. Sie brauchen aber nicht unbedingt von vornherein das neueste Smartphone und den coolsten Rechner, um arbeitsfähig zu sein. Es ist in gewissem Rahmen durchaus sinnvoll, Ihr Büro oder Geschäft ebenfalls mithilfe der Bootstrapping-Methode auszustatten (die ich weiter vorne im Kapitel im Abschnitt »Bootstrapping: Alles alleine schultern« erkläre). Wenn Sie Kundenverkehr haben, möchten Sie selbstverständlich kein schäbig wirkendes Geschäft oder Büro präsentieren. Sie müssen aber auch nicht von allem, was Sie dafür benötigen, die RollsRoyce-Variante kaufen.
Die Buchhaltung organisieren
Einer der weniger glamourösen Aspekte der Unternehmensführung ist die Buchhaltung. Anders als in einem Angestelltenverhältnis müssen Sie die Einnahmen und Ausgaben Ihres eigenen Unternehmens zwecks finanziellem Überblick und Besteuerung sorgfältig dokumentieren und erfassen. Auch die Lohnbuchhaltung müssen Sie organisieren, wenn Sie Angestellte haben. Selbst wenn Sie es sich leisten können, den Großteil dieser langweiligen Aufgabe an jemand anderen zu delegieren, so müssen Sie dennoch die Betriebsabläufe kennen, um den Überblick und die Kontrolle zu behalten, Ärger mit dem Finanzamt zu vermeiden und Ihre Steuerlast zu minimieren. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, wie Sie den buchhalterischen Aspekt Ihres Unternehmens am besten handhaben.
Steuerunterlagen und Zahlungsbelege verwalten Da Ihr Unternehmen (hoffentlich) Einnahmen, aber auch Ausgaben zu verzeichnen hat, ist es notwendig, diese finanziellen Zu- und Abgänge genau zu dokumentieren, damit Sie Ihren steuerlichen Verpflichtungen nachkommen und den finanziellen Status und Erfolg Ihres Unternehmens im Blick behalten können. Sie können die erforderliche Steuererklärung für sich beziehungsweise Ihr Unternehmen nur dann korrekt ausfüllen, wenn Sie Ihre Einnahmen und Ausgaben ordnungsgemäß erfassen. Und sollte das Finanzamt eine Steuerprüfung veranlassen, müssen Sie Ihre Ausgaben und Einnahmen nachweisen. Um den Überblick zu behalten und Ärger mit dem Finanzamt vorzubeugen, sollten Sie unbedingt die folgenden Ratschläge beherzigen: Machen Sie Ihre Umsatzsteuervoranmeldungen pünktlich beziehungsweise versorgen Sie Ihren Steuerberater rechtzeitig mit den dafür nötigen Unterlagen und Buchungen.
Leisten Sie Ihre Steuervorauszahlungen pünktlich. Das betrifft sowohl die Umsatzsteuervorauszahlungen als auch die Einkommen- beziehungsweise Körperschaft- und Gewerbesteuervorauszahlungen mit ihren jeweiligen Fristen. Als Selbstständiger sind Sie dafür verantwortlich, sämtliche Steuern, die Sie für Ihre Gewinne schulden, korrekt und rechtzeitig (anzumelden und) ans Finanzamt beziehungsweise die Stadt oder Gemeinde abzuführen. Markieren Sie sich die jeweiligen Fälligkeitstermine in Ihrem Kalender beziehungsweise erteilen Sie entsprechend Einzugsermächtigungen. Falls Sie Angestellte haben, müssen Sie auch von jeder Gehaltsabrechnung Lohnsteuern einbehalten. Das Geld, das Sie von den Gehältern abziehen, müssen Sie dann für rechtzeitige Zahlungen an das Finanzamt und die zuständigen staatlichen Behörden verwenden. Neben der Lohnsteuer müssen Sie auch die Sozialversicherungsbeiträge einbehalten und abführen. Ich empfehle Ihnen, einen Steuerberater zu beauftragen, um sicherzustellen, dass Ihre Zahlungen und Steuererklärungen korrekt und rechtzeitig an die jeweiligen Stellen weitergeleitet werden. Trennen Sie Ihre Geschäfts- und Privatkonten voneinander. Bei einer Kapitalgesellschaft ist das keine Frage, aber als Einzelunternehmer oder GbR werden Sie zunächst keine getrennten Konten haben Auch wenn die Eröffnung und Führung getrennter Konten lästig ist, lohnt sich diese Maßnahme. Achten Sie außerdem darauf, nur legitime Geschäftsausgaben über Ihr Geschäftskonto abzuwickeln. Wenn die Steuererklärung ansteht, werden Sie für die getrennte Kontoführung dankbar sein. Getrennte Unterlagen können auch den Umgang mit dem Finanzamt erleichtern, für den Fall, dass Ihnen eine Steuerprüfung ins Haus steht. Bewahren Sie sämtliche Geschäftsbelege über Einnahmen und Ausgaben sorgfältig auf. Legen Sie diese wichtigen Dokumente sauber und ordentlich sowie an einem
sicheren Ort ab. Ganz egal, ob Sie dafür eine App oder sonstige Software, einen Aktenordner oder einen Schuhkarton verwenden – tun Sie es einfach! Elektronische Belege müssen Sie übrigens auch in elektronischer Form speichern. Wenn Sie dann so weit sind, Ihre jährliche Steuererklärung zu erstellen, brauchen Sie diese Belege, um Ihre Geschäftseinnahmen und -ausgaben korrekt zu berechnen. Rechnen Sie alle Ihre Geschäftsausgaben möglichst über ein Girokonto, ein Online-Zahlungssystem oder eine Kreditkarte ab. Das erleichtert die spätere Dokumentation erheblich, da diese Zahlungsmethoden eine Spur hinterlassen, entweder auf Papier oder digital, was das Zusammenstellen Ihrer Ausgaben für die Steuererklärung vereinfacht (und im Falle einer Steuerprüfung auch das Finanzamt glücklicher macht). Achten Sie bei der Verwendung einer Kreditkarte jedoch darauf, dass Sie nicht – wie so viele Kreditkarteninhaber – zu viel Geld ausgeben! Und bewahren Sie unbedingt den zugehörigen Beleg zusätzlich aus, sonst dürfen Sie die Vorsteuer (also die im Endpreis enthaltene Umsatzsteuer, die Sie sich vom Finanzamt wieder erstatten lassen können) nicht geltend machen. Abgesehen von der Belegaufbewahrung und -erfassung müssen Sie in Sachen Umsatzsteuer auch entscheiden, ob Sie Ihre Bücher nach der Ist- oder Sollversteuerung führen wollen. Hier die wichtigsten Informationen zu diesen beiden Optionen: Ist-Versteuerung: Die meisten Kleinunternehmer nutzen die Ist-Versteuerung, was einfach bedeutet, dass Sie für Steuerzwecke Einnahmen in dem Jahr verbuchen oder melden, in dem sie eingehen, und Ausgaben in dem Jahr, in dem sie bezahlt werden. Soll-Versteuerung: Bei der Soll-Versteuerung hingegen werden die Einnahmen bereits zum Zeitpunkt des Verkaufs (Rechnungsdatum) verbucht, auch wenn der Kunde noch nicht bezahlt hat; Ausgaben werden zum Zeitpunkt ihres Entstehens
ebenfalls verbucht, auch wenn Ihr Unternehmen die Rechnung noch nicht beglichen hat.
Wann immer es geht, beantragen Sie Ist-Versteuerung, denn das schont Ihre Liquidität. Das ist durch einen formlosen Antrag möglich (Stand Februar 2022), wenn Sie Freiberufler sind wenn Ihr Unternehmen nicht buchführungspflichtig ist wenn Ihr Vorjahresumsatz unter 600.000 Euro geblieben ist.
Arbeit und Leben miteinander in Einklang bringen David Packard, der Mitbegründer von Hewlett-Packard, sagte einmal: »Man stirbt vermutlich nicht, weil man zu wenige Gelegenheiten im Leben hat, sondern zu viele.« Die meisten Kleinunternehmer sind in der Regel immer gut beschäftigt – in manchen Fällen sogar überbeschäftigt. Wenn Sie gefragte und benötigte Produkte oder Dienstleistungen zu einem fairen Preis anbieten, werden die Kunden bei Ihnen anklopfen (oder Ihnen gar die Tür einrennen). Ihr Unternehmen wird zwangsläufig wachsen und Sie werden mehr zu tun haben, als Sie alleine bewältigen können. Vielleicht müssen Sie dann Personal einstellen. Ich kenne Kleinunternehmer, die sich 70 oder mehr Stunden pro Woche abrackern … Wenn Ihnen Ihre Arbeit so viel Spaß macht, dass es für Sie nicht wirklich Arbeit ist, und Sie deshalb viele Stunden arbeiten – großartig! Aber der Erfolg Ihres Unternehmens kann dazu führen, dass Sie weniger Energie in andere wichtige Aspekte Ihres
Lebens investieren können, die Ihnen vielleicht weniger leichtfallen. Obwohl Karriere und geschäftliche Erfolge wichtig sind, sollten Sie beides nicht höher als an die vierte Stelle Ihrer Prioritätenliste setzen. Ihre Gesundheit und die guten Beziehungen zu Ihrer Familie und Ihren Freunden können Sie nicht ersetzen, wohl aber einen Job oder ein Unternehmen.
Kapitel 15
Ein Kleinunternehmen kaufen IN DIESEM KAPITEL Die Vor- und Nachteile eines Unternehmenskaufs abwägen Fähigkeiten, die Sie für den Kauf eines Kleinunternehmens benötigen Das richtige Kleinunternehmen auswählen Franchise- und Multilevel-Marketing in Betracht ziehen Erfolgreich verhandeln und den Kauf abschließen
Jahr für Jahr werden Hunderttausende von Kleinunternehmen an neue Eigentümer verkauft. Dieses Kapitel richtet sich an all diejenigen unter Ihnen, die zwar kein eigenes Unternehmen gründen möchten, jedoch vorhaben, ein bestehendes Kleinunternehmen zu übernehmen oder darin zu investieren. Davon abgesehen erfahren Sie auf den folgenden Seiten, wie Sie mit dieser Form der Kapitalanlage gutes Geld verdienen und dabei auch noch Spaß haben können!
Welche Vorteile hat der Kauf eines Kleinunternehmens? Ich möchte Sie auf keinen Fall davon abbringen, ein eigenes Unternehmen zu gründen und von Grund auf selbst aufzubauen, wenn das Ihr Wunsch ist. Für manche Menschen ist es jedoch besser, ein bereits bestehendes Unternehmen zu erwerben. Im Folgenden nenne ich Ihnen die wichtigsten Vorteile, die der Kauf eines bereits etablierten Betriebs mit sich bringt:
Sie ersparen sich sämtliche Ärgernisse und Hürden einer Neugründung. Als Unternehmensgründer müssen Sie sich mit einer Menge von Fragen, Aufgaben und potenziellen Problemen herumschlagen. So müssen Sie in der Anfangsphase nicht nur einen Businessplan aufstellen, sondern auch ein Marketingkonzept entwickeln, einen Kundenstamm aufbauen, Gewerberäume finden und ausstatten, Mitarbeiter einstellen, sich für eine Rechtsform entscheiden, die Buchhaltung auf den Weg bringen und sich mit steuerlichen Aspekten auseinandersetzen. Wenn Sie hingegen ein bestehendes Unternehmen kaufen, erwerben Sie im Idealfall einen bereits gut laufenden Betrieb mit einem festen Kundenstamm, Vermögenswerten und (hoffentlich) Einnahmen. Obwohl es natürlich sein kann, dass Sie einige Probleme im Betrieb beheben müssen, ist es nicht erforderlich, dass Sie sich selbst um den grundlegenden Aufbau all dieser Dinge kümmern. Unterschätzen Sie außerdem nicht den Lernaufwand, den die Art von Kleinunternehmen, die Sie im Blick haben, möglicherweise erfordert. Der Kauf eines bestehenden Unternehmens ist umso sinnvoller, je komplexer der Geschäftsbereich ist. So wäre es mit hoher Wahrscheinlichkeit leichter und lohnender, ein spezialisiertes Kleinunternehmen – zum Beispiel eines, das Spezialwerkzeuge herstellt – zu kaufen, als selbst ein solches neu zu gründen und aufzubauen – es sei denn, Sie sind Industriemechaniker (Werkzeugbau) oder haben in diesem Bereich bereits Erfahrungen gesammelt und verstehen die Feinheiten des Produktionsprozesses. Ohne das entsprechende Know-how kann eine Neugründung in bestimmten Geschäftsbereichen ziemlich riskant, vielleicht sogar leichtsinnig sein. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Anreiz, ein etabliertes Unternehmen zu erwerben, ist der bereits vorhandene, unter Umständen recht umfangreiche Kundenstamm.
Sie verringern Ihr Geschäftsrisiko. Auch wenn die Investition in ein solides Kleinunternehmen noch lange kein Garant für dauerhaften Erfolg ist, kann Ihr geschäftliches Risiko hierbei deutlich geringer ausfallen als bei einer Neugründung. Wenn ein Unternehmen seine Leistungsfähigkeit in der Vergangenheit bereits unter Beweis gestellt hat und ein nachweislich marktfähiges Produkt (beziehungsweise eine solche Dienstleistung) anbietet, dann fällt zumindest ein Teil des Unternehmensrisikos weg. Ein Blick auf frühere Jahresabschlüsse ermöglicht es Ihnen zudem, genauere Finanzprognosen zu stellen, als dies bei einer Neugründung möglich wäre. Sie haben es leichter, sich Geld zu beschaffen. Als künftiger Eigentümer eines soliden, schon länger bestehenden Kleinunternehmens sollten Sie weniger Schwierigkeiten haben, sich Kapital von Investoren und Kreditgebern zu beschaffen, als dies bei einer Neugründung der Fall wäre. Und warum? Investoren und Banken lassen sich leichter für etwas gewinnen, das mehr als eine Idee ist und sich vielleicht sogar schon etabliert hat. Außerdem fordern Eigenkapitalgeber für ihren Anlagebetrag einen vergleichsweise kleineren Anteil an einem bestehenden Unternehmen, als bei einer Investition in etwas, das noch nicht greifbar ist. Sie erhalten Zugang zu Branchen, die Ihnen ansonsten verschlossen bleiben würden. In einige Branchen können Sie möglicherweise nur durch den Kauf eines bereits bestehenden Unternehmens einsteigen (zum Beispiel weil es nur beschränkte staatliche Lizenzen für das betreffende Geschäftsmodell gibt, weil Sie zur Ausübung des Geschäfts eine bestimmte Zertifizierung brauchen oder weil der Vertrieb der Produkte im Ausland ohne entsprechende Erfahrung zu riskant wäre). Sie erhalten die Möglichkeit, Mehrwerte zu schaffen. Manche Unternehmenseigentümer, die ihren Betrieb selbst gegründet haben, sehen das mögliche Wachstumspotenzial Ihrer Firma nicht oder scheuen sich, sie weiter auszubauen –
vielleicht weil sie ausgebrannt sind, sich mit ihrem derzeitigen Gewinn zufriedengeben oder bereits an den Ruhestand denken. Unternehmen mit betrieblichem Optimierungs- und Expansionspotenzial, die im Vergleich zu ihren Wachstumsmöglichkeiten unterbewertet sind, sind für einen geschäftstüchtigen Unternehmer nicht allzu schwer ausfindig zu machen.
Doch Vorsicht! Nur weil Sie glauben, ein Unternehmen optimieren zu können und hohe Erwartungen haben, heißt das noch lange nicht, dass Sie auch einen hohen Preis dafür zahlen sollten. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass Sie sich irren, etwa weil Sie das Unternehmen durch die rosarote Brille betrachten. Selbst wenn Sie richtig liegen und das Potenzial des Unternehmens richtig einschätzen, sollten Sie den derzeitigen Eigentümer nicht für die harte Arbeit und den Einfallsreichtum bezahlen, die Sie später selbst in das Unternehmen einbringen werden. Machen Sie ein faires Angebot, das sich an den aktuellen Bedingungen und dem aktuellen Wert des Unternehmens orientiert. Wie Sie diesen Wert ermitteln, erkläre ich im Abschnitt »Ein Kleinunternehmen bewerten« weiter hinten in diesem Kapitel.
Welche Nachteile hat der Kauf eines Kleinunternehmens? Genauso wie nicht jeder Spaß am Joggen oder Kochen hat, ist auch der Kauf eines Kleinunternehmens mit all seinen potenziellen Nachteilen nicht für jeden das Richtige. Falls aber die folgenden Punkte Sie nicht abschrecken, könnte der Erwerb eines bestehenden Unternehmens durchaus eine Option für Sie sein: Sie kaufen auch Ballast und Probleme. Der Kauf eines bestehenden Unternehmens hat nicht nur gute Seiten, sondern bringt auch immer einen gewissen Anteil an
negativen Aspekten mit sich, die in jedem Unternehmen zu finden sind. So kann es zum Beispiel »Problemmitarbeiter« beschäftigen oder einen weniger guten Ruf genießen. Selbst wenn die Mitarbeiter engagiert sind, passen sie und die bisherige Unternehmenskultur möglicherweise nicht zu dem, was Ihnen für die Zukunft des Betriebs vorschwebt. Können Sie Menschen zu Veränderungen motivieren, wenn sie nicht bereit oder in der Lage sind, sich Ihren Vorstellungen anzupassen? Haben Sie die nötige Geduld, um konsequent an der Verbesserung der Produkte und des Rufs eines Unternehmens zu arbeiten? Diese Fähigkeiten und Eigenschaften sind essenziell, um ein Unternehmen zu leiten und ihm einen Mehrwert zu verleihen. Manche Menschen genießen solche Herausforderungen und blühen regelrecht dabei auf, anderen wiederum fällt es schwer, dem damit verbundenen Druck standzuhalten. Erinnern Sie sich an Ihre bisherigen Arbeitserfahrungen und daran, welche Hürden Sie bereits gemeistert und wie Sie sich dabei gefühlt haben. Sie müssen Vieles im Vorfeld genau inspizieren. Wenn Sie davon ausgehen, dass es grundsätzlich einfacher ist, ein bestehendes Unternehmen zu kaufen als selbst eines zu gründen, dann könnten Sie falschliegen. Sie müssen nämlich sehr genau prüfen, was Sie da kaufen, und zwar bevor Sie es kaufen! Das bedeutet, dass Sie vor dem Erwerb eine gründliche Inspektion vornehmen müssen, um auszuschließen, dass Sie die Katze im Sack kaufen. So sollten Sie zum Beispiel die Jahresabschlüsse genauestens analysieren, um herauszufinden, ob das Unternehmen wirklich so rentabel ist, wie es scheint, und wie es finanziell dasteht.
Ist der Kauf erst abgeschlossen und das Geld überwiesen, gibt es kein Zurück mehr. Solange der Verkäufer Sie nicht arglistig getäuscht oder belogen hat, was für Sie als Käufer rechtlich nur schwer und mit höherem finanziellen Aufwand nachzuweisen ist, so gilt bezüglich der Qualität des erworbenen Unternehmens der Rechtsgrundsatz »Caveat emptor« (»Käufer, pass auf!«). Das heißt, das Risiko für einen Kauf hinsichtlich etwaiger Mängel liegt beim Käufer. (Im Abschnitt »Ein Kleinunternehmen bewerten«, weiter hinten in diesem Kapitel, gehe ich daher auf die »Hausaufgaben« ein, die Sie vor dem Kauf unbedingt erledigen sollten). Sie brauchen mehr Kapital. Etablierte Unternehmen haben bereits einen gewissen Wert, weshalb Sie in der Regel mehr Geld benötigen, um ein bestehendes Unternehmen zu kaufen, als eines neu zu gründen. Falls Sie knapp bei Kasse sind, ist die Neugründung eines Betriebs in der Regel der kostengünstigere Weg. Geringeres Risiko bedeutet auch eine potenziell geringere Rendite. Wenn Sie ein rentables Unternehmen kaufen und es sorgfältig führen, können Sie gutes Geld damit verdienen – manchmal sogar sehr viel Geld. Andererseits haben Sie mit einem bestehenden Unternehmen im Allgemeinen weniger Chancen auf einen großen Treffer mit entsprechendem Erfolg als mit einem selbst gegründeten Unternehmen. Ihnen entgeht die Befriedigung, ein Unternehmen selbst gegründet und aufgebaut zu haben. Unternehmer, die ihre Firma selbst aufbauen, machen ganz andere Erfahrungen als diejenigen, die den Betrieb eines anderen erwerben. Zwar können Sie auch einem gekauften Unternehmen Ihren Stempel aufdrücken, aber das dauert in der Regel mehrere Jahre, und selbst dann ist das Unternehmen nie vollständig Ihr eigenes Werk.
Welche persönlichen Voraussetzungen Sie mitbringen sollten Nicht jeder hat das Zeug dazu, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen. In den folgenden Abschnitten erläutere ich, welche Voraussetzungen Sie mitbringen sollten, um Ihre Erfolgschancen zu erhöhen:
Geschäftserfahrung Um ein bestehendes Unternehmen zu kaufen, brauchen Sie auf jeden Fall Geschäftserfahrung. Wenn Sie beispielsweise Wirtschaftswissenschaften oder Betriebswirtschaft studiert sowie einen Buchführungskurs und andere kaufmännische Fortbildungen belegt haben, dann ist das schon mal ein recht guter Start. Noch besser als eine akademische Ausbildung und durch nichts zu ersetzen ist jedoch Berufserfahrung, insbesondere in der Art von Unternehmen, die Sie kaufen möchten. Wenn Sie ein Restaurant führen wollen, dann arbeiten Sie zuerst selbst in einem guten Restaurant. Betrachten Sie diese Erfahrung als bezahltes Arbeitstraining für die bevorstehende Leitung Ihres eigenen Restaurants. Wenn Sie beispielsweise bereits als Unternehmensberater in unterschiedlichen Branchen tätig waren, dann verfügen Sie ebenfalls über einen guten professionellen Hintergrund, wenngleich eine ausschließliche Beratertätigkeit nicht vergleichbar ist mit der Rolle eines Geschäftsführers, der in betrieblichen Fragen an vorderster Front steht. Sollte keines der genannten Profile auf Sie zutreffen, heißt das nicht unbedingt, dass Ihr Vorhaben, ein Kleinunternehmen zu erwerben, von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Dennoch
bin ich der ehrlichen Ansicht, dass Ihre Chancen in diesem Falle eher schlecht stehen. Falls Sie keine betriebswirtschaftliche Ausbildung mitbringen, können Sie trotzdem Abhilfe schaffen, indem Sie praktische Erfahrungen sammeln, welche auf lange Sicht wertvoller sein können als jeder Titel oder Abschluss. Es gibt keinen Ersatz für das Wissen und die Fertigkeiten, die Sie sich im wirklichen Leben aneignen können, indem Sie mit Kunden interagieren, Jahresabschlüsse studieren, die Konkurrenz beobachten und eben »Geschäfte machen«. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie Ihre akademische Bildung oder handwerkliche Ausbildung vernachlässigen oder gar überspringen sollten. Es kann sogar sein, dass Sie einen Abschluss oder den Meistertitel (etwa bei Übernahme eines Handwerksbetriebs) benötigen, um Chef zu werden. Zudem können Ihnen Abschlüsse von renommierten Schulen oder Universitäten oder ein renommierter Berufsabschluss wie der Meistertitel viele Türen öffnen. Und falls Sie keinen bestimmten Abschluss brauchen, können Sie Ihr Wissen auch durch die Teilnahme an ausgewählten Kursen und die Lektüre guter Wirtschaftsbücher stetig erweitern.
Finanzielle Mittel Um ein Unternehmen zu kaufen, müssen Sie, wie beim Kauf einer Immobilie, zunächst einen Teil des Kaufpreises mit Eigenkapital finanzieren. Banken und Unternehmensverkäufer, die Kredite an Unternehmenskäufer vergeben, fordern dies in der Regel als Absicherung. Käufer von Kleinunternehmen, die eine höhere Summe einbringen, bergen (aus Sicht des Kreditgebers) erfahrungsgemäß ein geringeres Ausfallrisiko, falls das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gerät.
Falls Sie nicht genügend Eigenkapital haben, können Sie versuchen, Familie oder Freunde um eine Investition zu bitten. Alternativ können Sie ein preiswerteres Unternehmen ins Auge fassen oder nach Geldgebern suchen, die Ihnen auch einen Kredit geben, wenn Sie weniger einbringen. In Deutschland hat der Staat großes Interesse am Erhalt von kleinen und mittleren Unternehmen, weil daran viele Arbeitsplätze hängen. Daher gibt es durchaus großzügige Fördermittel für die Unternehmensnachfolge, etwa aus dem bereits erwähnten ERP-Sondervermögen (siehe Kapitel 14). Fehlendes Eigenkapital können Sie dadurch ergänzen oder sich ohne zusätzliche Sicherheiten Förderkredite beschaffen, mit denen sich die Summe reduzieren lässt, die Sie selbst einbringen müssen. Zuständig ist abermals die in Kapitel 14 vorgestellte staatliche Förderbank KfW. Schauen Sie dazu einmal auf der Website der KfW (www.kfw.de) in der Rubrik »Unternehmen« nach und dort unter dem Eintrag »Gründung und Nachfolge«. Auch die IHKs und Handwerkskammern können gute Ansprechpartner sein und Ihnen Zugang zu weiteren Fördermitteln verschaffen – und seien es nur Zuschüsse aus dem Europäischen Sozialfonds, die etwa für die Moderation, sprich die Abstimmung zwischen der bisherigen und der neuen Unternehmensführung, bereitstehen.
Wie und wo Sie ein passendes Kleinunternehmen zum Kauf finden Wenn Sie nicht gerade eine besondere Glückssträhne haben, nimmt die Suche nach einem rentablen Kleinunternehmen viel
Zeit in Anspruch – ein oder zwei Jahre sind keine Seltenheit, sofern Sie nicht Ihre gesamte Zeit darauf verwenden können. Und selbst, wenn Sie es sich leisten können, in Vollzeit zu suchen, kann die Suche einschließlich des Kaufabschlusses viele Monate dauern. Auch wenn Ihre Bemühungen nicht unmittelbar von Erfolg gekrönt werden, zahlt es sich letzten Endes aus, geduldig am Ball zu bleiben. Machen Sie sich darauf gefasst, viel »Müll« auszusortieren. Die Erwartung eines schnellen Abschlusses kann Ihre Suche erschweren oder dazu führen, dass Sie sich Hals über Kopf in ein schlechtes Geschäft stürzen. Wenn Sie Ihre Suche nach einem passenden Kleinunternehmen nicht nach bestimmten sachlichen Kriterien ausrichten, kann es passieren, dass Sie am Ende auf der Stelle treten, Ihre Zeit verschwenden – und Gefahr laufen, die falsche Art von Kleinbetrieb zu wählen. Sie müssen kein starres Regelwerk aufstellen oder jedes Detail genau definieren, dennoch ist es wichtig, einige entscheidende Parameter und Richtlinien festzulegen, um die Grundlagen für den Kauf zu schaffen.
Die Suche eingrenzen Jeder Unternehmer hat individuelle Anforderungen und Vorstellungen, was die Merkmale eines ins Auge gefassten Kleinbetriebs angeht. Es gibt jedoch einige allgemein sinnvolle Gesichtspunkte, nach denen Sie sich bei Ihrer Suche richten können und die ich im Folgenden aufliste: Größe/Anschaffungspreis: Die Größe des zu erwerbenden Kleinunternehmens hängt davon ab, wie viel Geld Sie investieren können. Als Daumenregel für die Ermittlung eines realistischen Kaufpreises können Sie das Dreifache der Barmittel, die Sie für den Kauf vorgesehen haben, veranschlagen Wenn Sie also zum Beispiel 50.000 Euro zur Verfügung haben, dann sollte der Kaufpreis für ein Unternehmen etwa 150.000 Euro betragen.
Standort: Falls Sie an einen bestimmten Wohnort gebunden sind und nicht umziehen oder einen langen Arbeitsweg in Kauf nehmen möchten, schränkt der Standort des Unternehmens das Feld weiter ein. Selbst wenn Sie Ihren Suchradius ausweiten können (vielleicht sogar landesweit, sofern Sie bereit sind umzuziehen), ist es schwierig und kostspielig, ein Unternehmen aus der Ferne zu bewerten. Wenn Sie es nicht gerade auf ein hoch spezialisiertes Unternehmen abgesehen haben, empfiehlt es sich, die Suche auf Ihre unmittelbare Umgebung zu beschränken. Branche: Die Auswahl potenzieller Unternehmen kann auch davon abhängen, ob Sie über branchenspezifisches Fachwissen verfügen. Falls nicht, empfehle ich Ihnen, sich auf bestimmte Nischen in Branchen zu konzentrieren, die Sie interessieren oder in denen Sie zumindest über ein gewisses Maß an Wissen oder Fachkenntnissen verfügen. Die Fokussierung auf eine bestimmte Branche ermöglicht es Ihnen, eine gründlichere Suche durchzuführen und qualitativ hochwertigere Unternehmen zu finden. Die Branchenkenntnisse, die Sie bei Ihrer Suche sammeln, können sich später bei der Unternehmensführung auszahlen. Gelegenheit zur Wertschöpfung: Manche Käufer suchen ganz gezielt nach Unternehmen mit ungenutztem Potenzial oder »Baustellen«, die es zu beheben gilt. Wie bei Immobilien überlassen jedoch viele die Reparaturen lieber anderen. Einige Unternehmen ohne größere Problemzonen können ein unerwartetes und erhebliches Entwicklungspotenzial bieten. Nachdem Sie Ihre Einkaufsrichtlinien festgelegt haben, können Sie sich auf die Suche nach einem entsprechenden Kleinunternehmen begeben. Ich empfehle Ihnen außerdem, Ihre Suchkriterien kurz und knapp zu notieren und an Personen weiterzugeben, die Sie möglicherweise mit verkaufswilligen Unternehmenseigentümern in Kontakt bringen können.
In den folgenden Abschnitten verrate ich Ihnen, wie und wo Sie am besten ein solides Unternehmen finden, das Ihren Anforderungen entspricht.
Mit Kammern in Kontakt treten Die Unternehmensnachfolge ist aktuell ein wichtiges Thema – auch für die IHKs und Handwerkskammern. Aufgrund der Demografie in Deutschland gibt es viel mehr Unternehmen, die einen Nachfolger suchen, als Menschen, die als Nachfolger infrage kämen. Wenn Sie sich bereits für eine Branche und Region (oder wenigstens ein Bundesland) entschieden haben, scheuen Sie sich nicht, dort bei der zuständigen IHK oder Handwerkskammer nachzufragen. Gleiches gilt auch für die Kammern beziehungsweise Standesvertretungen der freien Berufe, etwa die Architekten- oder Rechtsanwaltskammer.
Die Unternehmenssuche auf der Website »nexxt-change.org« nutzen Da in Deutschland das Gros der Arbeitsplätze an mittelständischen Unternehmen hängt, tut auch der Staat einiges, um das Überleben von Firmen zu sichern, deren Chef in den Ruhestand gehen will. Ein Baustein der staatlichen Bemühungen ist die Website www.nexxt-change.org, die das Bundeswirtschaftsministerium zusammen mit der staatlichen Förderbank KfW betreibt. Dort gibt es den Button »Unternehmenssuche«, mit dem Sie nach Branche, Bundesland sowie Postleitzahl suchen und die Ergebnisse zusätzlich nach Preisvorstellungen, Zahl der Mitarbeiter, Jahresumsatz und vorhandenen Auslandsbeziehungen filtern können. Als Ansprechpartner werden Ihnen häufig Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter der zuständigen Kammern, aber auch Bankberater genannt. Sie können also unbefangen Kontakt aufnehmen und erst einmal die Lage sondieren.
Fachzeitschriften durchforsten
Eine gute Anlaufstelle für die branchenbezogene Suche sind Fachzeitschriften und -magazine aller Art. Egal, ob es um alternative Energien, Feinkost, Metallbe- und verarbeitung, Heizungsbau, Batterietechnologie oder Gasturbinen geht – branchenspezifische Fachliteratur gibt es in Hülle und Fülle! Darüber erhalten Sie nicht nur Zugang zu wichtigen Informationen und Fachwissen rund um eine bestimmte Branche, sondern auch zu Anzeigen für zum Verkauf stehende Unternehmen oder zu Beratern, die in dieser Branche tätig sind.
An einige Türen klopfen Einige Geschäftsinhaber mögen ihr Unternehmen noch nicht explizit inseriert haben, denken aber vielleicht schon länger über einen Verkauf nach. Wenn Sie also genügend Inhaber ansprechen, werden Sie vielleicht auch auf diese Weise fündig. Ein Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass Sie direkt mit dem Eigentümer sprechen können und dabei nicht mit anderen potenziellen Interessenten konkurrieren müssen. So erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, Ihr Wunschunternehmen zu finden und ein gutes Geschäft abzuschließen. Statt gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, indem Sie bei dem Unternehmen anrufen oder buchstäblich anklopfen, sollten Sie Ihre Anfrage schriftlich und per Post stellen. Ja, ein per Post verschickter Brief wird mit höherer Wahrscheinlichkeit wahrgenommen und tatsächlich gelesen als eine E-Mail. Ein kurzes, prägnantes Anschreiben, in dem Sie sich vorstellen und erklären, welche Art von Unternehmen Sie suchen, wirkt seriös und zeigt, dass es Ihnen ernst ist mit Ihrem Vorhaben. Nehmen Sie etwa eine Woche nach dem Absenden des Schreibens noch einmal telefonisch Kontakt auf, falls Sie bis dahin noch keine Rückmeldung erhalten haben sollten.
Franchise-Unternehmen oder Strukturvertriebe in Erwägung ziehen Zu den besonderen Unternehmensarten, die Sie erwerben können, gehören Franchise-Unternehmen und Strukturvertriebe. Beide Unternehmenstypen beinhalten ein eher vorgefertigtes und relativ klar definiertes Betriebsschema. Zwar können diese Optionen durchaus eine Überlegung wert sein, allerdings finden sich bei beiden Systemen auch erhebliche Tücken, insbesondere bei Strukturvertrieben.
Ein Franchise-Unternehmen finden Einige Unternehmen expandieren ihre Standorte durch den Verkauf von mehr oder weniger exakten Nachbildungen, sogenannten Franchises, ihres ursprünglichen Betriebs. Der Erwerb eines soliden Franchise-Unternehmens kann Ihre Eintrittskarte in die Welt des Kleinunternehmertums sein – mit dem Kauf eines solchen Betriebs erwerben Sie das Alleinverkaufsrecht für ein bestimmtes geografisches Gebiet, in dem Sie die Produkte oder Dienstleistungen des Mutterunternehmens unter dessen Namen verkaufen und dessen betriebseigenes Vertriebssystem nutzen können. Neben einer Vorauszahlung verlangen Franchisegeber in der Regel auch eine laufende Lizenzgebühr. Franchising macht einen Großteil der Unternehmenslandschaft aus. Bekannte Franchiseketten wie McDonald's, Burger King, Pizza Hut, Starbucks, Subway, Fressnapf, Foot Locker, TUI Reisebüros, RENO und OBI erwirtschaften jährliche Umsätze in Billionenhöhe.
Die Vorteile von Franchising Wenn Sie ein Franchise-Unternehmen neu erwerben, haben Sie nicht automatisch und sofort Kunden. Wie bei jeder Neugründung
müssen Sie sich erst einmal einen gewissen Kundenstamm aufbauen. Das Mutterunternehmen sollte jedoch über eine gewisse Erfolgsbilanz und mehrere bereits etablierte Standorte mit Kundenstamm verfügen. (Alternativ haben Sie die Möglichkeit, eine schon länger bestehende Franchisefiliale von einem verkaufswilligen Eigentümer zu erwerben, die dann bereits über einen festen Kundenstamm verfügt.) Warum aber sollten Sie einen nicht unerheblichen Batzen Geld für den Kauf eines Unternehmens ohne Kundenstamm ausgeben? Im Folgenden nenne ich Ihnen einige Gründe: Bewährtes Unternehmenskonzept: Ein Unternehmen, das seit mehreren Jahren im Geschäft ist und erfolgreiche Franchisenehmer hat, zeigt, dass eine ausreichende Nachfrage nach seinen Produkten und Dienstleistungen besteht, und dass das unternehmenseigene Vertriebssystem zur Bereitstellung dieser Produkte und Dienstleistungen gut funktioniert. Das Unternehmen hat eventuelle frühere Fehler und Probleme bereits identifiziert und (hoffentlich) ausgemerzt. Als Franchisenehmer profitieren Sie von den Erfahrungen, die das Mutterunternehmen im Laufe der Jahre gesammelt hat. Bekanntheitsgrad einer Marke: Aufgrund des bereits vorhandenen Bekanntheitsgrades und höheren Wiedererkennungswerts sind viele Verbraucher eher geneigt, die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens zu kaufen. Einige Verbraucher fühlen sich beispielsweise wohler damit, ihren Haustierbedarf beim Franchise-Unternehmen Fressnapf zu kaufen als bei einem lokalen Anbieter. Oder wenn sie ihre Burger bei McDonald's bestellen können als bei irgendeinem anderen, nicht so bekannten Fast-FoodRestaurant. Dieses höhere Verbrauchervertrauen kann auf den Einfluss von Werbung, Empfehlungen von Freunden oder eigene gute Erfahrungen mit den Dienstleistungen des Unternehmens zurückzuführen sein. Den meisten zum Verkauf stehenden, unabhängigen Kleinunternehmen fehlt dieser Wiedererkennungswert.
Günstigerer und erleichterter Wareneinkauf: Man sollte hoffen und erwarten dürfen, dass Fressnapf als Kette mit Hunderten von Standorten sein Warenangebot zu günstigeren Preisen einkaufen kann. (Großeinkäufe sind in der Regel mit höheren Mengenrabatten verbunden.) Als Franchisenehmer sparen Sie so nicht nur Geld beim Einkauf von Waren und Verbrauchsmaterial, sondern müssen sich aufgrund der Vorgaben der Muttergesellschaft auch keine Gedanken darüber machen, wo und wie Sie diese Dinge einkaufen. Auch diesen Vorteil bieten die meisten zum Verkauf stehenden, selbstständigen Kleinunternehmen nicht. Allerdings kann auch ein qualitativ hochwertiger Einkaufsverbund einige dieser Vorteile bieten (ein Beispiel dafür ist Intersport).
Die Risiken von Franchising Ähnlich wie bei anderen Kleinunternehmen kann auch der Kauf eines Franchise-Unternehmens je nach Einzelfall einige potenzielle Risiken bergen. Franchising ist nicht für jedermann geeignet. Im Folgenden nenne ich Ihnen einige problematische Faktoren, die Sie veranlassen könnten, den Kauf eines Franchise-Unternehmens zu überdenken: Sie sind nicht der Franchise-Typ. Wenn Sie ein FranchiseUnternehmen erwerben, kaufen Sie sich unweigerlich in ein festes, etabliertes System ein, in dem fast alles vorgegeben ist. Wenn Sie es strukturiert mögen und sich gerne an feste Regeln und Schemata halten, werden Sie sich leicht für Franchising begeistern können. Sind Sie dagegen eher der kreative, experimentierfreudige Typ, der gerne Dinge ausprobiert und verändert, werden Sie als Franchisenehmer wohl nicht glücklich werden. In diesem Fall kann der Kauf eines Franchise-Unternehmens, das Ihnen am Ende keinen Spaß macht, eine teure Lehre sein. Sie sind möglicherweise an den Kauf überteuerter Waren gebunden. Der zentralisierte Großeinkauf durch die
Unternehmenszentrale soll Franchisenehmern Zeit und Geld für den Einkauf von Waren, Verbrauchsmaterial und Ähnlichem sparen. Einige Franchisegeber nutzen ihre Franchisenehmer jedoch aus, indem sie den Kauf firmeneigener Artikel mit hohen Aufschlägen zur Bedingung machen. Das Franchise-Unternehmen ist noch zu neu und unerprobt. Wenn sich das Konzept des FranchiseUnternehmens noch nicht bewährt hat, sollten Sie sich nicht zum Versuchskaninchen machen. Manche Franchisegeber verkaufen in erster Linie Franchises, mit dem Ziel, die Franchisevorauszahlung zu kassieren. Seriöse Franchisegeber versuchen stattdessen, ihren Franchisenehmern zum Erfolg zu verhelfen, um laufende Lizenzgebühren aus deren Umsätzen zu erhalten. Es handelt sich in Wirklichkeit um ein Schneeballsystem. Einige skrupellose und kurzfristig orientierte Geschäftsinhaber versuchen, ihr Unternehmen in Franchises aufzuteilen und so viele Franchises wie möglich so schnell wie möglich zu verkaufen. Und manche drängen wiederum ihre Franchisenehmer dazu, selbst Franchises zu verkaufen. Das Hauptziel dieser Art von Geschäft richtet sich somit in erster Linie auf den Verkauf von Franchises anstatt darauf, ein Unternehmen zu betreiben, das ein bestimmtes Produkt (oder eine Dienstleistung) möglichst gut verkauft. In seltenen Fällen begehen Franchisegeber schlichtweg Betrug, verkaufen so gut wie nichts und spielen stattdessen mit den (falschen) Hoffnungen der Franchisenehmer, mithilfe dieses Systems schnell reich werden zu können.
Ein Franchise-Unternehmen bewerten Machen Sie Ihre Hausaufgaben gründlich, bevor Sie sich zum Kauf eines Franchise-Unternehmens entschließen. Vielleicht fühlen Sie sich versucht, bei der Prüfung einer alteingesessenen Franchisekette nicht so genau hinzuschauen – was sich im Nachhinein als großer Fehler herausstellen könnte.
Möglicherweise sind Sie nicht der oder die Richtige für das betreffende Franchise-Unternehmen oder das vermeintlich »erfolgreiche« Unternehmen hat Probleme, die es bislang nur gut unter Verschluss gehalten hat. Im Abschnitt »Evaluierung eines Kleinunternehmens« weiter hinten in diesem Kapitel erfahren Sie, welche Aufgaben Sie vor dem Kauf eines bestehenden Unternehmens zwingend erledigen müssen. Diese Schritte sind besonders wichtig, wenn Sie planen, ein bestehendes Franchise-Unternehmen von einem anderen Franchisenehmer zu kaufen.
Einen Strukturvertrieb durchschauen Eine Variante der Franchise-Idee sind sogenannte Strukturvertriebe, auch Network-Marketing-Unternehmen oder Muti-Level-Marketing-Unternehmen (kurz: MLM) genannt. Solche Unternehmen sind sozusagen die Sparversion von FranchiseUnternehmen. Beispiele dafür sind etwa Herbalife, die Deutsche Vermögensberatung oder auch ProWin. Ohne nun ein Urteil speziell über diese Anbieter treffen zu wollen: In den vielen Fällen ist ein Strukturvertrieb gegenüber dem klassischen Franchisemodell die schlechtere Lösung. Ich kenne Dutzende von Leuten – vom Klienten bis zum Studenten –, die viel Zeit und Geld in MLM-Unternehmen investiert haben und dabei bitter enttäuscht wurden.
Bei Strukturvertrieben werben Vertreter, die als selbstständige Unternehmer arbeiten, wiederum neue Vertreter an und akquirieren Kunden. Für diejenigen, die das traditionelle Dasein als Vertriebler satthaben, liegt der Reiz eines Strukturvertriebs auf der Hand. Sie können von zu Hause aus arbeiten, in Teilzeit, wenn Sie möchten, Sie haben keine Angestellten, Sie brauchen keine Erfahrung – und können dennoch, so verspricht man es Ihnen jedenfalls, viel Geld verdienen (10.000, 25.000, 50.000 oder mehr Euro pro Monat!). Wenn Sie auch nur eine annähernd gute Erziehung genossen haben, sollten solche Angebote sämtliche Alarmglocken bei Ihnen schrillen lassen.
Reich werden mit Heimarbeit? »Wir haben in nur 2,5 Wochen 18.269,56 EURO verdient! Ein bemerkenswerter Heimverdienst! Wir übernehmen über 90 Prozent der Arbeit für Sie! Kostenlose Infos unter: 800-555-8975.« »Sie können in weniger als 30 Tagen zwischen 4.000 und 10.000 Euro pro Monat verdienen! Wir helfen Ihnen sogar dabei, Subunternehmer einzustellen, die die Arbeit für Sie erledigen… KOSTENLOS!« Solche Werbetexte finden Sie zuhauf, vor allem bei unerwünschter Reklame, in Spam-Werbe-E-Mails oder in Zeitschriften und auf Websites, die von Kleinunternehmern gelesen werden – und solchen, die es gerne werden möchten. In den allermeisten Fällen stammen diese Anzeigen von stark überbewerteten MLM-Unternehmen. In manchen Fällen steht nicht einmal ein rechtmäßiges Unternehmen dahinter, sondern eine Person (oder zwei oder drei), die einfach nur versucht, Ihnen »Informationen« zu verkaufen, in denen die »Geschäftsmöglichkeit« erklärt wird. Diese Informationen können Sie dann einige Hundert Euro oder mehr kosten. Leider handelt es sich bei solch dubiosen Angeboten letztendlich um wertlose Marketingpropaganda, die nur selten nützliche Informationen enthält, die Sie nicht auch weitaus günstiger oder gar kostenlos anderswo finden könnten. Fazit: Lassen Sie sich niemals auf diese Art von windiger Werbemasche ein, die Ihnen von Unternehmen (oder Personen) per Post, E-Mail, Telefon oder auf irgendwelchen undurchsichtigen Websites unterbreitet wird.
Das große Problem bei vielen Strukturvertrieben ist, dass sie ganz ähnlich (oder sogar ganz genauso) wie sogenannte Schneeballsysteme aufgebaut sind und funktionieren. Es handelt sich dabei dann um Unternehmen, deren Hauptzweck darin besteht, andere Menschen anzuwerben, die wiederum zunächst neue Kunden anwerben sollen und die aber auch dazu angehalten werden, neue Vertriebler heranzuholen. Je höher jemand in dieser Vertriebshierarchie steht, desto mehr Beteiligung erhält er auch an den Geschäften, die ein von ihm angeworbener neuer Vertriebler eingefädelt hat. Entsprechend groß ist der Verkaufsdruck an der Basis. Hüten Sie sich daher vor MLMUnternehmen, die Folgendes propagieren: »Verkaufen Sie an diejenigen, auf die Sie direkten Einfluss haben. Das System funktioniert hervorragend, weil Sie nicht Monat für Monat neue Kunden werben müssen. Es ist eine Chance für jedermann – es liegt ganz an Ihnen, wie viel Zeit Sie investieren möchten.« Jede Prüfung eines Strukturvertriebs sollte mit dem Produkt oder der Dienstleistung des Unternehmens beginnen. Wie schneiden diese bezüglich des Preises und der Qualität im Vergleich zur Konkurrenz ab? Erkundigen Sie sich bei Verbraucherschutzorganisationen und/oder durch OnlineRecherchen, ob über das fragliche MLM-Unternehmen Beschwerden vorliegen. Bei jeder Netzwerk-Marketing-»Gelegenheit« sollten Sie sich vor Augen halten, dass es sich immer noch um einen Job handelt. Kein Unternehmen wird Ihnen viel Geld fürs Nichtstun zahlen. Wie bei jedem anderen Kleinunternehmen müssen Sie auch beim Multi-Level-Marketing mindestens drei bis fünf Jahre lang mit einem geringen Verdienst auskommen, um Ihr Geschäft aufzubauen, bevor Sie es möglicherweise schaffen, Ihren Lebensunterhalt damit zu finanzieren. Netzwerke, in die Sie sich erst einkaufen müssen, werfen in der Regel nur wenig Gewinn ab, weshalb
viele Teilnehmer schon nach Kurzem wieder aufgeben und weiterziehen. Überlegen Sie es sich außerdem zweimal, bevor Sie Freunde, Verwandte und Arbeitskollegen anwerben – sie sind meist die ersten Personen, die Ihnen Strukturvertriebe als potenzielle Kundschaft empfehlen. Bei Geschäften dieser Art mit nahestehenden Menschen besteht die Gefahr, dass Sie nicht nur Ihren Ruf und Ihre Integrität, sondern auch Ihre Freundschaften und Familienbeziehungen aufs Spiel setzen. Zur sorgfältigen Überprüfung eines Unternehmens gehört es, nach Fakten zu suchen und darüber hinaus mit neutralen Personen zu sprechen, die kein Eigeninteresse verfolgen. Machen Sie die Hausaufgaben, die ich im Abschnitt »Evaluierung eines Kleinunternehmens« empfehle. Seien Sie generell skeptisch gegenüber Strukturvertrieben, es sei denn, das fragliche Unternehmen hat eine lange Erfolgsbilanz und viele zufriedene Kunden. Mit anderen Worten: Gehen Sie davon aus, dass es sich nicht lohnt, sich einem Strukturvertrieb anzuschließen, bis Ihre ausführliche DueDiligence-Prüfung das Gegenteil beweist.
Bewährte MLM-Unternehmen sind die Ausnahme Erfolgreiche und seriöse MLM-Unternehmen bilden eher die Ausnahme. Eine Reihe (vor allem US-amerikanischer) MLM-Unternehmen, darunter Amway, Herbalife, LifePlus, Tupperware, Avon und Mary Kay haben sich jedoch im Laufe der Jahre und Jahrzehnte weltweit einen Namen gemacht und eine beachtliche Größe erreicht. Die Amway-Gründer Richard DeVos und Jay Van Andel wurden zu Multimilliardären. Nicht alle MLM-Unternehmen sind gleich gestrickt und einige wenige sind einen Blick wert. Das aus den USA stammende MLM-Unternehmen Mary Kay, das (ähnlich wie Avon) vor allem Make-up- und Hautpflegeprodukte vertreibt, ist ein Beispiel für ein bewährtes MLM-Unternehmenskonzept mit einer über 30-jährigen Erfolgsgeschichte. Weltweit gibt es Hunderttausende von Handelsvertretern und -vertreterinnen (sogenannte »Schönheits-
Consultants«). Obwohl Sie als erfolgreicher Verkäufer unter Umständen nicht schlecht verdienen, wird das Einkommenspotenzial nicht überbewertet. Lokale Verkaufsleiter können mitunter fünf- bis sechsstellige Gehälter pro Jahr verdienen, aber das erst nach vielen Jahren harter Arbeit. Mary Kay belohnt Spitzenverkäufer mit Geschenken wie dem legendären pinkfarbenen Cadillac. Zum Erfolgsrezept von Mary Kay zählen wettbewerbsfähige Preise, ausführliche persönliche Beratung, sozialer Austausch sowie aufmerksamer Umgang mit dem Kunden, was viele Geschäfte vor Ort insgesamt nicht leisten können (oder wollen). »Bei uns machen Einkaufen und Leben Spaß«, sagt Mary Gentry, eine der Verkaufsleiterinnen von Mary Kay. »Wir sorgen dafür, dass die Menschen gut aussehen und sich dabei wohlfühlen.« Mary Kay ermutigt angehende Vertreter/-innen, die Produkte zunächst selbst auszuprobieren, bevor sie sich anmelden und die Gebühr für ein Startpaket mit Verkaufsartikeln zahlen. Um den Umsatz zu steigern, rät das Unternehmen seinen »Schönheits-Consultants«, einen gewissen Warenbestand vorzuhalten, da Kunden und Kundinnen dazu neigen, mehr zu kaufen, wenn die Produkte sofort verfügbar sind. Consultants, die aus dem Geschäft aussteigen wollen, können ihre Bestände unter bestimmten Bedingungen mit einem Abschlag von 10 Prozent an das Unternehmen zurückverkaufen, was prinzipiell ein gutes Zeichen ist, weil es zeigt, dass das Unternehmen hinter seinen Produkten steht und nicht einfach nur möglichst viel Personal anwerben möchte, dem es seine Bestände verkaufen kann. Seriöse und bewährte MLM-Unternehmen, die qualitativ hochwertige Ware vertreiben, sind für Menschen sinnvoll, die von einem bestimmten Produkt oder einer bestimmten Dienstleistung überzeugt sind und diese gerne verkaufen möchten, aber gleichzeitig nicht viel Geld in den Kauf eines Franchise- oder anderen Unternehmens stecken wollen oder können. Solange Sie skeptisch bleiben, den betreffenden Strukturvertrieb auf Herz und Nieren prüfen und sich darüber im Klaren sind, dass Sie damit nicht so schnell – und vermutlich nie – reich werden, kann theoretisch nicht allzu viel schiefgehen.
Evaluierung eines Kleinunternehmens Angenommen, Sie haben viel Zeit und Recherchearbeit investiert und sind endlich auf ein Kleinunternehmen gestoßen, das Sie so sehr interessiert und fasziniert, dass Sie es gerne erwerben möchten. Ähnlich wie beim Kauf einer Immobilie gilt es auch hier zuerst, einige größere Aufgaben und Hürden zu überwinden,
bevor Sie das Unternehmen schließlich Ihr Eigen nennen können. Sie müssen den Kaufgegenstand besichtigen und genauestens prüfen, einen Vertrag aushandeln und abschließen. Wenn Sie dabei alles richtig machen wollen, dann nehmen all diese Prozesse wiederum viel Zeit in Anspruch.
Das Kleinunternehmen auf Herz und Nieren prüfen In den meisten Ländern, so auch im deutschsprachigen Raum, gilt das rechtstaatliche Grundprinzip der Unschuldsvermutung, wonach eine Person so lange als unschuldig gilt, bis ihre Schuld zweifelsfrei bewiesen wurde. Beim Kauf eines Unternehmens ist es praktisch genau umgekehrt: Hier können – und müssen Sie sogar – davon ausgehen, dass der verkaufswillige Geschäftsinhaber sein Unternehmen besser dastehen lassen möchte, als es in Wirklichkeit der Fall ist, und daher möglicherweise nicht ganz ehrlich zu Ihnen ist (oder Sie unter Umständen sogar belügt), und zwar so lange, bis eine sorgfältige Inspektion aller relevanten Aspekte das Gegenteil beweist. Ich möchte nicht zynisch klingen, aber Geschäftsinhaber haben viele verschiedene Tricks auf Lager, um ein Unternehmen profitabler, finanziell gesünder und damit attraktiver erscheinen zu lassen, als es tatsächlich ist. Es ist schlicht unmöglich, aus dem Bauch heraus zu entscheiden, wie ausgedehnt und genau die Kaufprüfung des fraglichen Kleinunternehmens ausfallen muss. Da Sie nicht im Voraus wissen können, welche Überraschungen sich in einem Unternehmen möglicherweise verbergen, müssen Sie nach ihnen graben. Solange Sie sich nicht zweifelsfrei davon überzeugen konnten, dass es keine versteckten Mängel gibt, sollten Sie den Kauf des fraglichen Unternehmens nicht in Angriff nehmen. Wenn Sie ein potenziell interessantes Kleinunternehmen gefunden haben, müssen Sie vor dem Kauf unbedingt Ihre
Hausaufgaben machen. Aber genau wie beim Kauf einer Immobilie sollten Sie nicht Unmengen an Zeit und Geld in ausgiebige Inspektionen stecken, bevor Sie sich nicht mit dem Verkäufer zumindest grob über Preis und Konditionen geeinigt haben. Was ist, wenn der Verkäufer den Wert des Unternehmens unrealistisch einschätzt? Den zeit-, kosten- und arbeitsintensivsten Teil der Prüfung sollten Sie deshalb erst durchführen, nachdem der Verkäufer sich grundsätzlich mit Ihrem Kaufangebot einverstanden erklärt hat. Auch beim Kauf eines Unternehmens ist es ratsam, sich zuvor einen Plan zu erstellen, ähnlich dem in Kapitel 13 vorgestellten Businessplan, wenn auch kürzer. Alle wichtigen Aspekte und Aufgaben schriftlich festzuhalten und nacheinander abzuhaken, kann Ihnen bei der späteren sorgfältigen Kaufprüfung (auch als Due-Diligence-Prüfung bezeichnet) eine große Hilfe sein. Die folgenden zusätzliche Fragen sollten Sie sich vor dem Kauf eines bestimmten Kleinunternehmens unbedingt stellen (versuchen Sie generell, so viele Punkte wie möglich abzuklären, bevor Sie ein Kaufangebot machen): Warum verkauft der Eigentümer? Fragen Sie den Eigentümer (oder dessen Berater), warum er oder sie den Betrieb verkaufen möchte und warum gerade jetzt. Besteht eine finanzielle, persönliche oder gesundheitliche Notlage, möchte er oder sie umsatteln oder sich einfach nur zur Ruhe setzen? Die Motive für einen Verkauf können ganz unterschiedlicher Natur sein. Manche Eigentümer möchten auch aussteigen, weil die wirtschaftliche oder betriebliche Situation sich verschlechtert. Mit welchen »Pfunden« kann das Unternehmen wuchern? Der Wert eines Unternehmens umfasst nicht nur die Vermögenswerte auf der Aktivseite der Bilanz, wie zum Beispiel die Ausrüstung, sondern auch sogenannte weiche Vermögenswerte wie zum Beispiel den (Marken)Namen eines Unternehmens, seinen Ruf bei Kunden und Lieferanten, Kundenlisten, Patente und so weiter. Befragen Sie Mitarbeiter
in Schlüsselpositionen, Kunden, Lieferanten, Berater und Wettbewerber. Fragen Sie wichtige Kunden und Mitarbeiter, ob sie dem Unternehmen auch dann noch die Treue halten würden, wenn Sie es übernehmen. Was geht aus den Jahresabschlüssen hervor? Wenden Sie hier dieselben Maßstäbe an wie bei der Bewertung eines Unternehmens, dessen Aktien Sie kaufen möchten. (In Kapitel 6 erkläre ich, wie Sie Jahresabschlüsse lesen und worauf Sie dabei achten sollten). Nehmen Sie die Jahresabschlüsse nicht für bare Münze, nur weil sie geprüft wurden – auch Wirtschaftsprüfer machen Fehler (oder wollten dem Verkäufer einen Gefallen tun).
Gewinne infrage stellen Der Gewinn unter dem Strich des Jahresabschlusses eines Unternehmens ist nicht in Stein gemeißelt. Bitten Sie im Rahmen Ihrer sorgfältigen Kaufprüfung einen unabhängigen Steuerberater, eine Prüfung der Jahresabschlüsse vorzunehmen, nachdem Sie das Geschäft ausgehandelt haben. Selbst wenn die Jahresabschlüsse eines Unternehmens korrekt sind, müssen Sie (und Ihr Steuerberater) nach subtilen Hinweisen und/oder Problemen Ausschau halten, die ein Indiz dafür sein könnten, dass die Gewinnbilanz des Unternehmens besser aussieht, als sie es in Wirklichkeit ist. Sie können hier dieselben Kriterien ansetzen wie bei der Analyse der Jahresabschlüsse börsennotierter Unternehmen, deren Aktien Sie kaufen möchten (siehe hierzu Kapitel 6). Rechnen Sie einmalige Ereignisse notfalls aus der Gewinnanalyse heraus. Falls das Unternehmen beispielsweise im vergangenen Jahr einen ungewöhnlich großen Auftrag an Land gezogen hat, der sich wahrscheinlich nicht wiederholen wird und in der Vergangenheit nicht die Regel war, dann klammern Sie den darauf entfallenden Umsatz bei der Rentabilitätsanalyse aus. Überprüfen Sie außerdem das Gehalt des Inhabers, um festzustellen, ob es für die Branche eventuell zu niedrig angesetzt ist. Eigentümer können ihre Bezüge auf ein Minimum reduzieren oder Familienmitgliedern weniger als das marktübliche Gehalt zahlen, um die Rentabilität ihres Unternehmens in den Jahren vor dem Verkauf auf dem Papier zu steigern. Prüfen Sie außerdem, ob sich die Miet- oder Hypothekenkosten nach dem Kauf ändern können, und wie diese sich auf die Gewinne auswirken.
Eine Möglichkeit, eventuelle Mauscheleien aufzudecken, besteht darin, Kopien der Steuererklärungen des Unternehmens vom Verkäufer anzufordern. Geschäftsinhaber neigen dazu, ihre Einnahmen in der Steuererklärung zu minimieren und die Ausgaben zu maximieren, um weniger Steuern zahlen zu müssen. Bitten Sie nach Vorlage dieser Unterlagen einen unabhängigen Steuerberater, der sich mit solchen Fragen auskennt, um eine Prüfung (weitere Informationen hierzu finden Sie im Kasten »Gewinne infrage stellen« weiter hinten in diesem Kapitel). Was steht im Mietvertrag für die Geschäftsräume? Ein bald auslaufender günstiger Mietvertrag kann die Gewinnmarge eines Unternehmens zunichte machen. Davon abgesehen ist ein guter Standort gerade für den Einzelhandel von entscheidender Bedeutung. Prüfen Sie die Mietpreise für ähnliche Standorte, um festzustellen, ob der aktuelle Mietpreis angemessen ist, und sprechen Sie mit dem Gebäudeeigentümer, um seine Pläne für die Immobilie in Erfahrung zu bringen. Fordern Sie eine Kopie des aktuellen Mietvertrags an und prüfen Sie ihn (gegebenenfalls mithilfe eines Rechtsanwalts). Welche (einschließlich der eventuell »versteckten«) Verpflichtungen erwerben Sie zusammen mit dem Unternehmen? Prüfen Sie, abgesehen von den finanziellen Verbindlichkeiten (Schulden) des Unternehmens, auch das Vorhandensein anderweitiger Verpflichtungen, wie zum Beispiel Abgaben für gegebenenfalls entstehende Umweltbelastungen. Prüfen Sie auch, ob Sie diese möglicherweise vertraglich begrenzen können. Finden Sie außerdem heraus, ob es rechtliche Hürden wie Pfandrechte, Rechtsstreitigkeiten oder Steuerprobleme gibt. Welchen persönlichen und beruflichen Hintergrund haben der Geschäftsinhaber und die wichtigsten Mitarbeiter? Können sie einen tadellosen geschäftlichen Leumund
vorweisen oder haben sie Vorstrafen und eine Reihe unbezahlter Rechnungen? Auch die Prüfung der beruflichen Eignung, vor allem von wichtigen Mitarbeitern, kann sinnvoll sein.
Den Wert des Kleinunternehmens bestimmen Sie haben ein Ihrer Meinung nach passables Kleinunternehmen gefunden, Ihre Hausaufgaben gemacht und sind nun bereit, ein Angebot zu unterbreiten. Eine gute Verhandlungsführung erfordert Zeit und Geduld. Wenn Sie nicht gerade juristisch versiert sind, sollten Sie sich einen Anwalt suchen, der sich auf Kleinunternehmen spezialisiert hat. Lassen Sie ihn oder sie den Kaufvertrag prüfen und gegebenenfalls überarbeiten. Ziehen Sie außerdem eine Beratung durch einen qualifizierten Steuerberater in Betracht. Gute Berater können Ihnen dabei helfen, das ins Auge gefasste Unternehmen zu prüfen, nach Auffälligkeiten in den Finanzberichten zu suchen und darüber hinaus den Kauf so zu strukturieren, dass die von Ihnen erworbenen Vermögenswerte geschützt werden und Sie maximale Steuervorteile erzielen können. Wenn Sie mit einem Unternehmensmakler zusammenarbeiten, sollten Sie auch einen Rechtsanwalt und einen Steuerberater hinzuziehen. Der Preis, zu dem ein Unternehmen angeboten wird, übersteigt oft seinen tatsächlichen Wert – manchmal sogar bei Weitem. Ein kluger Eigenheimkäufer oder Immobilieninvestor schaut sich daher zuerst vergleichbare Objekte an, bevor er ein Angebot unterbreitet. Für den Kauf eines Unternehmens gilt dasselbe: Vergleichen Sie den Angebotspreis mit den Verkaufspreisen ähnlicher Unternehmen, um einen Anhaltspunkt für die Unternehmensbewertung zu erhalten.
Wenn Sie sich die Verkaufspreise vergleichbarer Unternehmen ansehen, dann ermitteln Sie auch, für das Wievielfache des Unternehmensgewinns die jeweiligen Unternehmen verkauft wurden. (In Kapitel 5 erkläre ich, welche Rolle das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei der Bewertung größerer, börsennotierter Unternehmen spielt). Da kleine, privat geführte Unternehmen weniger etabliert und aus Anlegersicht risikoreicher sind, werden sie zu einem niedrigeren Vielfachen ihres Gewinns verkauft als größere vergleichbare Unternehmen. Einige Berater und Unternehmensmakler empfehlen, zur Ermittlung des Unternehmenswerts statt des Gewinns den Umsatz als Kennzahl heranzuziehen. Der Umsatz ist jedoch ein schlechter Indikator zur Bestimmung der Rentabilität. So können zwei Unternehmen in derselben Branche zwar den gleichen Umsatz, aber dennoch eine ganz unterschiedliche Rentabilität aufweisen, je nachdem, wie gut (oder schlecht) sie geführt werden, wie teuer oder günstig sie ihre Produkte und Dienstleistungen herstellen und viele Kunden sie anziehen. Neben der Betrachtung des Verkaufspreises anderer Unternehmen im Verhältnis zu deren Gewinnen können Sie auch die Vermögenswerte eines Unternehmens berücksichtigen. Der sogenannte Buchwert auf der Aktivseite der Bilanz eines Unternehmens weist den Wert seiner Vermögensgegenstände aus. Überprüfen Sie diese Zahlen, um sicherzustellen, dass der Buchwert korrekt ist. Eine andere, konservativere Methode zur Bewertung ist die Berücksichtigung der Liquidations- oder Wiederbeschaffungskosten.
Teil V
Informationsquellen zu Investments
IN DIESEM TEIL … In diesem Teil beschäftigen Sie sich mit den Informationenquellen zu einzelnen Investments. Sie lernen, welche Bücher, Websites und Bildungsangebote solide und gute Informationen für Sie bereithalten. Zugleich erfahren Sie, bei welchen Quellen Sie vorsichtig sein sollten, etwa weil hier häufig falsche oder von Provisionsinteressen geleitete Informationen verbreitet werden, die Sie zu Fehlentscheidungen verleiten könnten. Die hier vorgestellte Auswahl befasst sich sowohl mit Aktien, Investmentfonds, Anleihen und anderen Wertpapieren als auch mit Immobilien und Kleinunternehmen.
Kapitel 16
Informationen über Aktien, Investmentfonds, Anleihen und andere Wertpapiere finden und nutzen IN DIESEM KAPITEL Gute Börsenliteratur entdecken Solide Online-Quellen zur Auswahl und Bewertung von Aktien, Fonds und anderen Wertpapieren nutzen Erfahren, welche Markt- und Börseninformationen zweifelhaft oder überhaupt nicht zu gebrauchen sind
Das Geschehen an den Börsen steht im Fokus der täglichen Berichterstattung. Oft erschöpfen sich die Nachrichten aber in einer Beschreibung der jüngsten Kursbewegungen und der (kurzfristigen) Ursachen dafür. Das ist zu wenig für Sie, wenn Sie als Anleger vor allem Wertpapiere mit dem Ziel eines langfristigen Vermögensaufbaus kaufen wollen. Dann müssen Sie zunächst verstehen, wie der Markt »tickt«, was also hinter dem täglichen Auf und Ab der Kurse steckt. Sie wollen aber zugleich auch erfahren, wo Sie die entscheidenden Informationen und Kennzahlen herbekommen, die die Grundlage Ihrer Wertpapierauswahl bilden – unabhängig davon, ob Sie nun in Aktien, in Investmentfonds, in Anleihen oder in andere Wertpapiere investieren, und unabhängig davon, ob Sie Ihr Depot erst aufbauen oder ob Sie bereits Wertpapiere gekauft haben und überlegen, ob es sich lohnt, sie weiterhin zu halten.
Wie »tickt« der Markt? Diese Bücher geben Aufschluss Bevor Sie Börseninvestments tätigen, sollten Sie zunächst einmal ein Gefühl dafür bekommen, was den Markt ausmacht und wie sich das Geschehen an den Börsen weltweit erklären lässt. Dieses Gefühl können Sie leicht bekommen, wenn Sie eines der folgenden Bücher lesen.
Benjamin Graham: Intelligent investieren Der Klassiker schlechthin, der das Börsengeschehen sehr zutreffend beschreibt, heißt im englischsprachigen Original »The Intelligent Investor« und stammt von Benjamin Graham (1894– 1976), dem legendären Erfinder des Value Investing und Lehrer des wohl bekanntesten Börsenmilliardärs Warren Buffett. Das Buch des US-Investmentgurus kam 1949 zum ersten Mal heraus und ist noch heute erhältlich – auch hierzulande. In der deutschen Übersetzung heißt der Titel »Intelligent Investieren« und ist im FinanzBuch Verlag, München, erschienen. Der spannendste Teil ist Grahams Sicht auf das Marktgeschehen. Um das zu beschreiben, hat Graham eine Gestalt erfunden, die vortrefflich zeigt, wie irrational es auch heute noch an den Börsen zugeht: Sie heißt Mr. Market.
Mr. Market ist der Prototyp eines manisch-depressiven Menschen. In seinen manischen Phasen agiert er euphorisch. Er kauft Aktien zu Höchstpreisen und investiert in grenzenlosem Optimismus in Unternehmen – unabhängig davon, wie ihre Erfolgsbilanz aussieht beziehungsweise wie gut ihre Aussichten sind. Jede halbwegs gut erzählte »Erfolgsstory« verleitet ihn zum Kauf der betreffenden Aktie. Aber wehe, wenn dunkle Gewitterwolken am Börsenhimmel aufziehen. Dann verfällt Mr. Market in seine depressive Phase. Er verkauft panisch Aktien und achtet in seinem abgrundtiefen Pessimismus auch nicht darauf, dass es viele Unternehmen gibt, die gleichwohl gute Gewinne erwirtschaften und deren langfristige Aussichten keinesfalls schlecht sind. Anhand von Mr. Market zeigt Benjamin Graham auf: Es ist klug, bei Aktieninvestments nicht einfach der Herde von Börsianern (verkörpert durch Mr. Market) hinterherzurennen, sondern antizyklisch zu handeln. In Phasen spekulativer Übertreibung wäre es unklug, Aktien zu kaufen, weil diese dann meist nur zu einem überhöhten Preis gehandelt werden. Dagegen kann es sich lohnen, während eines Crashs in den Aktienmarkt einzusteigen – und dabei genau solche Werte zu kaufen, die weniger kosten, als sie eigentlich wert sind. Diese Aktien seien dann zum Schnäppchenpreis zu haben. Weil Mr. Markets Verhalten das Börsengeschehen so zutreffend beschreibt, lohnt es sich, sich mit diesem Buch zu befassen. Allerdings ist die Lektüre keine leichte Kost. Denn die Verhältnisse an den internationalen Finanzmärkten haben sich seitdem in erheblichem Umfang geändert. Nur das Wesentliche ist gleich geblieben: Die Tatsache, dass es an den Börsen häufig irrational zugeht und die Kurse oft übertrieben ausschlagen – in die eine oder in die andere Richtung.
Der große Kostolany
Zeit seines Lebens war der überaus beliebte »Börsenguru« André Kostolany (1906 –1999) Spekulant. Man munkelt, er habe im Laufe seines Lebens weitaus mehr Geld mit seiner Tätigkeit als Kolumnist, Schriftsteller und Entertainer verdient als mit Börseninvestments. Gleichwohl sind seine Bücher über Finanzen und Börse sehr lehrreich. Sie zu lesen, macht einfach Spaß. André Kostolany war ein Phänomen. Als Kind wohlhabender jüdischer Industrieller lernte er nach ein paar Semestern Philosophie und Kunstgeschichte das Börsengeschäft von der Pike auf und wurde Börsenmakler. Im Jahr 1940 musste er vor den Nazis aus Ungarn in die USA fliehen, kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg aber wieder nach Europa zurück und wohnte in Paris, München und Budapest. Sein größter Börsenerfolg war allerdings schon vor seiner Flucht eingetreten – nämlich im Jahr 1930. Kurz nachdem sich in den USA ein spektakulärer Börsencrash ereignet hatte, fielen auch an der Pariser Börse die Wertpapierkurse ins Bodenlose. Kostolany hatte mit Leerverkäufen im großen Stil auf genau dieses Szenario spekuliert. Er wurde – ganz anders als das Gros der Börsianer damals – über Nacht reich. Dieser Reichtum hielt allerdings nicht lange an. Insgesamt fiel seine Börsenbilanz im Laufe seines Lebens sehr durchwachsen aus. Im Ullstein-Verlag ist in Sammelband namens »Der große Kostolany« erschienen, in dem gleich drei seiner Werke zusammengefasst sind: »Börsenseminar«, »Börsenpsychologie« und »Die besten Geldgeschichten«. Wer als Neuling ein Gespür für die Börse bekommen will – und zwar anhand ausgesprochen kurzweiliger und unterhaltsamer Geschichten –, dem sei das Buch wärmstens empfohlen. Es geht darin allerdings nicht um Anlagestrategien und erst recht nicht um das richtige Vorgehen für den größtmöglichen Börsenerfolg. Als Ratgeber für langfristiges, weitsichtiges Investieren wäre Kostolany wohl kaum die richtige Person. Wohl aber kann er Ihnen sehr genau schilden, wie es an der Börse zugeht und was Sie daraus lernen können.
»Wie gehe ich vor?« Praxisorientierte Anleitungen für Privatinvestoren Deutschland ist traditionell kein Land der Aktionäre, bislang liegt die Aktionärsquote bei weniger als 10 Prozent. Das sieht in den USA mit einer Aktionärsquote von rund 25 Prozent schon ganz anders aus. Dort ist eine aktien- oder fondsbasierte Altersvorsorge viel stärker verbreitet und wird von der USRegierung durch großzügige Steuerbefreiungen auch weitaus mehr gefördert als hierzulande. Und noch etwas lässt die Deutschen mit Börseninvestments zögern: Das Bedürfnis nach Sicherheit ist bei ihnen weitaus stärker ausgeprägt. Auch dies hat sie bisher mehrheitlich davon abgehalten, sich näher mit Aktien und Fonds zu befassen und ihre finanzielle Vorsorge auch mithilfe von Wertpapieren zu bewerkstelligen. Allerdings wandelt sich das in jüngster Zeit aufgrund der Null- und Negativzinsen der Europäischen Zentralbank. Klassische Sparformen wie etwa Tages-, Spar- oder Festgeldkonten sowie Lebens- und Rentenversicherungen werfen praktisch keine Zinsen mehr ab; nach Inflation steht unterm Strich sogar eine negative Rendite (Stand: 2022). Immerhin ist inzwischen die Infrastruktur für die lukrativeren Börseninvestments vorhanden: Ein Depot zu eröffnen und Wertpapiere zu kaufen, das ist inzwischen nicht mehr einer privilegierten Minderheit mit ansehnlichem Vermögen vorbehalten, sondern das kann jeder. Die Entgelte für die Depotführung sind erschwinglich, und auch eine Wertpapierorder aufzugeben, kostet anders als früher keine Unsummen mehr. Erfreulicherweise gibt es heute auch weit mehr Ratgeber rund um das Thema Börse, die sich im Wesentlichen mit folgenden Themen befassen: Eröffnung eines Depots
alles Wissenswerte rund um den Wertpapierkauf und -verkauf (Wertpapierorder) Vermittlung entscheidender Kenntnisse bei der Auswahl von Aktien, Investmentfonds, Anleihen et cetera In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, bei welchen dieser Bücher sich eine Lektüre lohnt.
Ratgeber: Das richtige Vorgehen bei Depoteröffnung, Wertpapierauswahl und Orderaufgabe Einen Rundumschlag zum Thema Börseninvestments liefern zwei Bücher aus der Dummies-Reihe: Zum einen Börse für Dummies. Verfasst wurde dieser Ratgeber von Christine Bortenlänger, der geschäftsführenden Vorstandschefin des Deutschen Aktieninstituts, und Ulrich Kirstein, dem langjährigen Pressesprecher an der Bayerischen Börse AG. Das Buch informiert Sie praxisbezogen über das Börsengeschehen, und Sie erfahren alles Wichtige über die einzelnen Wertpapiere, die an der Börse gehandelt werden von A wie Aktie bis Z wie Zertifikat. Das Buch Börsenstrategien für Dummies von Judith Engst und Janne Kipp geht noch einen Schritt weiter. Sie erhalten vertiefte Einblicke auch dazu, nach welchen Kriterien Sie die Wertpapierauswahl vornehmen und Ihr Depot zusammenstellen und wie Sie es schaffen, mit Ihren Börseninvestments Ihre finanziellen Ziele zu erreichen.
Ratgeber zum Thema Investmentfonds inklusive ETFs Sie wollen sich bei Ihren Börseninvestments lieber auf Investmentfonds beziehungsweise ETFs beschränken? Auch dafür bietet der Buchmarkt die passenden Ratgeber. So zum Beispiel aus der Schriftenreihe der Stiftung Warentest. Das Buch »Alles über Fonds« von Stefanie und Markus Kühn bietet neben
genauen Erläuterungen zu Aktien-, Renten-, Misch- und Immobilienfonds einen Überblick über die Vor- und Nachteile, die Chancen und Risiken der jeweiligen Fondstypen. Auch das Thema ETFs wird dabei nicht ausgespart. Sie erhalten jeweils auch eine Einschätzung dazu, für wen sich der jeweilige Fondstyp eignet, wie sich beim Fondskauf Geld sparen lässt und wie für eine optimale Diversifizierung verschiedene Fonds im eigenen Depot kombiniert werden können. In der neuesten Auflage werden außerdem Fonds näher beleuchtet, die mit dem Thema Ethik beziehungsweise Ökologie oder dem Buchstabenkürzel ESG (Environmental, Social, Governance, das heißt umweltfreundlich, sozial und fair geführt) für eine Auswahl der Wertpapiere entsprechend diesen Kriterien werben. Ebenfalls von der Stiftung Warentest herausgegeben wurde »Anlegen mit ETF« von Brigitte Wallstabe-Watermann, Gisela Bauer, Antonie Klotz und Hans G. Linder. Es geht im Kern um die Frage, wie sich mit der Kombination verschiedener ETFs eine Altersvorsorge aufbauen lässt, die nicht viel Zeitaufwand erfordert und möglichst kostengünstig ist. Der Ratgeber richtet sich nicht nur an Anfänger, sondern auch an Fortgeschrittene, die schon mehr Erfahrung mit ETFs haben und womöglich an spezifischen Länder-, Branchen-, Themen-, Rohstoff- oder Strategie-ETFs interessiert sind. Hier erhalten Sie auch eine Einschätzung dazu, was sich lohnen kann und wovon eher abzuraten ist. Auch Investieren in ETFs für Dummies, das wie die vorliegende Publikation im Wiley-Verlag erschienen ist, bietet zu den beliebten börsengehandelten Indexfonds vertiefte Informationen.
Online-Quellen zu börsengehandelten
Wertpapieren: Hier werden Sie fündig Ob Sie nun in Aktien, in Anleihen oder in Fonds investieren oder schon investiert haben, selbstverständlich möchten Sie herausfinden, welche Wertpapiere aktuell für einen Kauf interessant sind, wie es um diejenigen Wertpapiere steht, die sich gerade in Ihrem Depot befinden und bei welchen Werten ein Verkauf angezeigt sein könnte. Wo bekommen Sie die notwendigen Informationen her, die Ihnen bei der Entscheidung helfen? Erfreulicherweise ist das heute nicht mehr so kompliziert wie einst. Denn: Im Internet gibt es eine Vielzahl sehr guter Informationen, die Sie nutzen können.
Such-Tools und Rankings: Diese Websites helfen Ihnen bei der Wertpapierauswahl Wie wählen Sie nun die Wertpapiere aus, die Sie an der Börse kaufen wollen? Kaum eine Website mit klassischen Börseninformationen (siehe Abschnitt »Börsenportale im Internet: Wo Sie Kurse, Handelsdaten, Kennzahlen und Nachrichten finden«) bietet Beratung an. Sollten Sie doch auf entsprechende Websites stoßen, dann sind diese nicht neutral, sondern oft von Provisionsinteressen geleitet, weil sie etwa von Banken, Finanzvertrieben oder Fondsgesellschaften stammen. Wie aber können Sie für sich eine Wertpapierauswahl treffen, ohne ganz tief in die Wertpapieranalyse einzusteigen? Empfohlen sei Ihnen hierzu eine Reihe von Online-Tools, die besonders praktisch sind:
Die Internetseite JustETF (www.justetf.com) Am einfachsten ist ein Investment in ETFs. Wenn Sie bei diesen kostengünstigen, börsengehandelten Indexfonds eine Auswahl treffen wollen, werden Sie auf dieser Website unter dem Menüpunkt » ETF Suche« fündig. Die ETF-Suche ist sehr komfortabel, und ausgesprochen praktisch sind die Möglichkeiten, die Suchkriterien weitaus mehr zu spezifizieren als anderswo. Es ist beispielsweise problemlos möglich, sich sparplanfähige ETFs anzeigen zu lassen oder auch ETFs ausfindig zu machen, die gerade von einzelnen Depotbanken oder Fondsvermittlern zu besonders günstigen Konditionen (Ordergebühren) angeboten werden. Dabei können Sie sogar via Mausklick eingrenzen, welche Depotbanken berücksichtigt werden sollen. Der Fondsvergleich der Stiftung Warentest(www.test.de) Am schnellsten finden Sie dieses monatlich aktualisierte Ranking, wenn Sie den folgenden Suchbegriff in Google eingeben: Stiftung Warentest Fonds und ETF im Vergleich. Klicken Sie dann das Ergebnis an, das mit der URL www.test.de beginnt und scrollen Sie bis zu dem Kasten, in dem Ihnen die neueste Auswertung kostenpflichtig angeboten wird (das ist nicht teuer). Der Fondsvergleich liefert Ihnen einen Vergleich von verbreiteten Publikumsfonds und ETFs aus verschiedensten Kategorien, zum Beispiel »Aktien Welt« oder »Aktien Deutschland«. Neben den reinen Performancedaten, also dem Anlageergebnis der vergangenen Jahre, liefert die Stiftung Warentest auch eine Bewertung nach eigenen Kriterien, zu denen etwa auch das Thema Nachhaltigkeit zählt. Die Internetseite der Ratingagentur Morningstar Deutschland(www.morningstar.de) Empfehlenswert ist hier vor allem die Funktion »Fonds im Qualitäts-Check«, die Sie finden, wenn Sie in der Navigationsleiste auf »Fonds« klicken und dann nach unten scrollen. Auch hier ist das Prinzip denkbar einfach: Sie wählen Kriterien aus, und Morningstar liefert Ihnen dazu passend eine
Auswahl. Als wichtigstes Kriterium sollten Sie unter »Morningstar Kategorie« eingeben, für welche Fonds Sie sich interessieren, zum Beispiel für »Aktien Deutschland«.
Bei den Ratings bietet Morningstar gleich mehrere verschiedene an, was auf den ersten Blick etwas verwirrend ist. Besonders sinnvoll erscheint das »Quantitative Rating«, denn hier geht es um die Performance der angezeigten Fonds in der Vergangenheit und damit um Daten, die objektiv vorliegen und für die man keine Kristallkugel braucht. Die richtig guten Fonds erhalten Gold, danach folgen Silber, Bronze, Neutral und Negative. Mit dem »Analyst Rating« bewertet Morningstar aber auch die Zukunftsaussichten (was zwangsläufig subjektiv ist); auch hier reicht die Notenskala von Gold bis Negative. Nicht zuletzt liefert Morningstar Ihnen auf Wunsch auch ein Nachhaltigkeitsrating für jeden angezeigten Fonds, das sich damit befasst, wie gut das Fondsportfolio aus Sicht der Morningstar-Analysten beim Thema Nachhaltigkeit abschneidet. Die Internetseite der Börse Stuttgart(www.boersestuttgart.de) Wenn Sie vor allem auf der Suche nach Staats- und Unternehmensanleihen sowie Pfandbriefen sind, sei Ihnen die Internetseite der Börse Stuttgart empfohlen, die Sie unter www.boerse-stuttgart.de erreichen. Die Börse Stuttgart ist der Anleihespezialist unter den deutschen Börsen (und hat einen weiteren Schwerpunkt bei den sogenannten Derivaten, also abgeleiteten Wertpapieren, mit denen Sie sich als LangfristInvestor aber nicht weiter zu befassen brauchen). Wirklich praktisch ist das Such-Tool »Anleihen finden«. Damit können Sie nach Herzenslust nach börsengehandelten Zinspapieren suchen – von der Staatsanleihe über die Unternehmensanleihe bis zum Pfandbrief. Suchen können Sie unter den an der Börse Stuttgart gelisteten Papieren beispielsweise nach dem Emittenten, nach der Laufzeit, nach
dem Zinskupon und einigen anderen Kriterien. Es sind gar nicht zu allen angebotenen Kriterien Eingaben erforderlich, um Ihnen eine Auswahl zu liefern. Eine Anleitung macht Ihnen die Nutzung leicht. Übrigens gibt es auf dieser Website noch weitere Such-Tools, unter anderem eines für Fonds und für ETFs.
Websites mit den Handelsdaten: Hier können Sie sich laufend über Wertpapiere informieren Bestimmte Daten über einzelne Wertpapiere brauchen Sie einfach – unabhängig davon, ob Sie nun nach einer Aktie oder Anleihe suchen oder einem offenen Investmentfonds beziehungsweise ETF. Denn Sie müssen nicht nur entscheiden, ob sich ein Kauf womöglich lohnt, sondern Sie sollten ein bis zwei Mal pro Jahr auch überlegen, wie Sie mit den Werten in Ihrem Depot weiter verfahren, sprich ob Sie diese halten oder wiederverkaufen wollen. Was genau sollte Sie da interessieren? Der aktuelle Kurs, am besten sogar differenziert nach den verschiedenen Handelsplätzen (Börsen, außerbörsliche Handelsplätze) und mit Angabe der Stückzahlen, die am jeweiligen Ort zuletzt umgesetzt wurden. Idealerweise wählen Sie eine Börse (und nicht den außerbörslichen Direkthandel), und meist empfiehlt sich ein Börsenplatz, an dem das betreffende Papier möglichst häufig gehandelt wird. Denn das sorgt für eine marktnahe und damit faire Preisstellung. Zugleich ist auch die Kursentwicklung der Vergangenheit von Belang, die Sie zumeist in einem Chart auf einen Blick erfassen können. Meist ist dieser Chart sogar für unterschiedliche Zeiträume verfügbar (Intraday, eine Woche, ein Monat, ein Jahr, drei Jahre, fünf Jahre, zehn Jahre oder ein selbst gewählter Zeitraum). Fundamentale Kennzahlen, aus denen Sie schließen können, ob ein Wert (und hier speziell eine Aktie) aktuell eher
über- oder unterbewertet ist. Die wichtigste Kennzahl ist hierbei das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Diese haben Sie in Kapitel 5 unter der Überschrift »Den richtigen Zeitpunkt zum Kaufen und Verkaufen erkennen« bereits näher kennengelernt. Die Höhe des KGV (je niedriger, desto besser) ist für Sie dabei ebenso relevant wie etwa die Dividendenrendite, über die Sie in Kapitel 6 im Abschnitt »Renditen richtig analysieren« noch einmal die Einzelheiten nachlesen können. Aber auch Gewinn und Umsatz pro Aktie und vor allem deren Entwicklung im Laufe der Zeit sind durchaus relevant bei der Prognose, wie sich ein Aktieninvestment künftig wohl entwickeln wird. Zinskupon, Kurs, effektive Rendite und Emittenten-Rating bei Rentenpapieren. Am wichtigsten ist bei Anleihen und sonstigen Zinspapieren neben den Renditeaussichten die Frage nach der Zahlungsfähigkeit des Emittenten und damit dessen Einstufung durch die Ratingagenturen. Und natürlich hat auch das laufende Marktgeschehen und vor allem die Entwicklung der Leitzinsen einen erheblichen Einfluss auf die Kursentwicklung und damit auf die effektive Rendite, wie Sie in Kapitel 7 nachlesen können. Handelsdaten, Performance und Hintergrundinfos zu Fonds und ETFs. Bei offenen Investmentfonds sind neben den Anlagekriterien (Art des Fonds, Region, Schwerpunkt et cetera) hauptsächlich Daten zur Wertentwicklung in den zurückliegenden zwölf Monaten beziehungsweise drei, fünf und zehn Jahren interessant, da sie Auskunft geben über den Erfolg des Fondsmanagements beziehungsweise über die Entwicklung des zugrunde liegenden Index bei einem ETF. Auch die Fondsgebühren sind von Belang, vor allem bei aktiv gemanagten Fonds, wo die Verwaltungskosten die laufende Performance zum Teil erheblich schmälern können, wie Sie in Kapitel 8 im Abschnitt »Kosten minimieren« erfahren haben. Vielleicht möchten Sie auch wissen, welche Einzelwerte die größten Positionen im Fondsportfolio darstellen – auch das lässt sich unter der Überschrift »Top Holdings« im Internet
abrufen. Und schließlich ist die Gewinnverwendung von Bedeutung – sprich die Frage, ob die laufenden Dividenden und Zinsen thesauriert (also im Fondsvermögen wieder angelegt) oder ausgeschüttet (also Ihnen als Anleger auf dem Verrechnungskonto gutgeschrieben) werden. Aktuelle Nachrichten. Vielleicht möchten Sie ja den Grund erfahren, warum eine Aktie gerade besonders steigt oder umgekehrt fällt. Oder warum es an den Aktienmärkten momentan so turbulent zugeht. Um die neuesten Nachrichten der einschlägigen Börsenmedien abzurufen, genügt oft ein Blick auf den Newsfeed, wo die betreffenden Berichte aufgelistet sind und angeklickt werden können.
Infos der Depotbanken nutzen Je nachdem welche Depotbank (also welchen Broker) Sie nutzen, finden Sie mehr oder weniger umfassende Informationen über die einzelnen Wertpapiere womöglich schon auf der betreffenden Website, indem Sie die Suchfunktion nutzen. Sie müssen gar nicht unbedingt Kunde sein, um etwa bei Comdirect, Consorsbank oder ING die wichtigsten Informationen abzurufen. Aber nicht jeder Broker bietet umfassende Infos zu den in Deutschland handelbaren Wertpapieren. Das macht aber nichts. Denn es gibt genügend Börsenportale, die Sie kostenfrei versorgen. Dazu im folgenden Abschnitt einige Beispiele.
Spezialisierte Börsenportale – und was sie bieten Mehrere Börsenportale versorgen Sie mit einer Fülle von Handels- und Finanzdaten. Neben den allgemeinen Börsennews können Sie dort die Handelsdaten und Kennzahlen zu unzähligen Wertpapieren abrufen und erhalten auf Wunsch auch zusätzliche Informationen. Hier zwei empfehlenswerte Beispiele für solche Börsenportale: www.finanzen.net www.boerse.de
Sie geben ins Suchfeld einfach den Namen des Wertpapieres ein, für das Sie sich interessieren, und erhalten dazu den aktuellen Kurs und den zugehörigen Chart. Direkt über diesen Angaben finden Sie eine Vielzahl von Optionen, die Sie anklicken können. Besonders empfehlenswert sind bei Aktien etwa die Infos, die sich hinter dem Wort »Fundamental« sowie »Dividenden« verbergen. Aber auch die Basisdaten zu Fonds und ETFs können Sie auf diesen Seiten abrufen. Unter »Börsenplätze« beziehungsweise »Alle Börsen« finden Sie außerdem die jüngsten Handelsdaten, anhand derer Sie herausfinden können, welche Kurse zuletzt an welcher Börse gestellt wurden. Die beiden oben genannten Websites konzentrieren sich auf den deutschen Markt, liefern aber natürlich auch Daten zu größeren Auslandswerten, die auch hierzulande auf Xetra oder anderswo gelistet sind. Falls Sie sich speziell für US-Aktien interessieren, ist die Website www.seekingalpha.com eine interessante englischsprachige Alternative.
Nicht zu verachten: Das Bildungsangebot der verschiedenen Börsen Wo bekommen Sie Anlageinformationen, bei denen Sie nicht befürchten müssen, dass sie von Provisionsinteressen geleitet sind? Eine gute Quelle sind neben den genannten Websites die verschiedenen Börsen in Deutschland mit ihrer teilweise sehr umfangreichen Online-Präsenz. Erfreulicherweise müssen Sie hier nicht befürchten, dass die gebotenen Informationen von Provisions- oder sonstigen Interessen geleitet sind. Den Börsen ist es egal, welche Wertpapiere Sie auswählen, sie profitieren nicht davon, dass sie Ihnen irgendwelche Wertpapiere andrehen, und verhalten sich daher neutral. Die Börsen verdienen ihr Geld
ganz einfach durch den Handel mit Wertpapieren. Deshalb tun sie auch viel dafür, dass sich Börsen- und Wertpapierwissen unter Privatanlegern ausbreitet. Dazu gibt es umfangreiche Bildungsangebote, vorwiegend im Online-Bereich. Anbieter sind zum Beispiel: die Börse Frankfurt (www.boerse-frankfurt.de). die Börse München (www.boerse-muenchen.de) die Börse Hamburg-Hannover (www.boersenag.de) die Börse Düsseldorf (www.boerse-duesseldorf.de)
Das Themenspektrum ist ausgesprochen vielfältig und richtet sich an Anfänger sowie Fortgeschrittene. Neben einfachen Erklärtexten auf den Websites finden Sie zunehmend Podcasts, Videos (einige haben sogar einen eigenen YouTube-Kanal) und Webinare in Internet. Etwas ins Stocken geriet jüngst aufgrund der Coronapandemie das Angebot an Präsenzseminaren und die Möglichkeit, die jeweilige Börse vor Ort zu besuchen (vor allem die Frankfurter Börse). Inwieweit es wiederaufgenommen oder dauerhaft durch Online-Webinare und virtuelle Rundgänge ersetzt wird, ist noch nicht abzusehen(Stand: Februar 2022).
Zuletzt eine Warnung: Wo Sie sich besser nicht informieren Aufgepasst heißt es bei den Beratungs- und Bildungsangeboten von Filialbanken, Versicherungen, Fondsgesellschaften und Finanzvertrieben. Hier müssen Sie stets damit rechnen, dass Sie keine objektiven Informationen erhalten, sondern nur Informationen, die zu den Vertriebs- und Provisionsinteressen des
jeweiligen Anbieters passen. Immerhin sind die Anbieter vom Gesetzgeber dazu verpflichtet worden, auf mögliche Interessenkonflikte im Zusammenhang mit dem Vertrieb von Wertpapieren zu verweisen. Im Zweifelsfall heißt das aber nur: Sie müssen unzählige Warnhinweise über sich ergehen lassen, nur um dann doch einer Art Verkaufsveranstaltung beizuwohnen – ob online oder offline. Keine Warnhinweise erhalten Sie auf Anlegerforen und Finanzcommunitys (zum Beispiel Wallstreet Online, Onvista Forum oder den Foren diverser, teilweise auch seriöser Depotbanken). Dabei wären solche Hinweise dort noch viel mehr angebracht. Das Problem sind hier nicht die Anbieter, sondern die Teilnehmer. Während früher ein OnlineAustausch mit anderen Anlegern durchaus noch lehr- und erkenntnisreich sein konnte, sind die Beiträge heute zu einem größeren Teil Schrott, um es in aller Deutlichkeit zu sagen. Das liegt teilweise an der zumeist kurzfristigen Ausrichtung vieler Anleger, die sich auf solchen Foren tummeln. Die Mehrzahl ist eher am Trading, also der kurzfristigen Kursspekulation interessiert als an einem langfristigen Vermögensaufbau. Folglich geht es oft um die neuesten »heißen Tipps«, mit denen sich angeblich binnen kürzester Zeit viel Geld verdienen lässt. Dass sich diese Art des Investierens nicht für den soliden Vermögensaufbau eignet, wissen Sie inzwischen. In letzter Zeit zeigt sich außerdem ein beunruhigender Trend: Immer mehr Forenteilnehmer leben offenbar in ihrer ganz eigenen Welt, und das ist eine Welt voller finsterer Aussichten. Da werden die solidesten Aktien schlechtgemacht, da werden die düstersten Szenarien heraufbeschworen. Da wird unterschiedslos zum Verkauf aller Aktien- und Fondsbestände geraten, weil der nächste Börsencrash und die nächste Weltwirtschaftskrise kurz vor der Tür stehen (wenn nicht gleich der Weltuntergang).
Selbst wenn Sie in Börsenforen Einträge finden, die nicht von solchen ausgesuchten Ultra-Pessimisten stammen: Vertrauen Sie den betreffenden Informationen lieber nicht. Denn nicht zuletzt scheint auch die Anzahl an »Lohnschreibern« auf solchen Foren zuzunehmen. Also an Teilnehmern, die sich für ihre Meinungsmache auf einschlägigen Foren von jemandem bezahlen lassen (so ähnlich wie die gefälschten Bewertungen in Onlineshops wie Amazon). Dieser Jemand wettet dann zum Beispiel auf einen bestimmten Kursverlauf und macht damit Kasse. Oder dieser Jemand besitzt schon eine Reihe von Aktien und kann sie zum hohen Preis losschlagen, wenn die Nachfrage steigt. Solche Kursmanipulation ist eigentlich verboten, aber die Drahtzieher werden selten erwischt. Wenn also ein Forenteilnehmer einen kleinen Nebenwert oder eine selten gehandelte Auslandsaktie über den grünen Klee lobt oder umgekehrt in Grund und Boden verdammt, dann kann es sein, dass dahinter der Versuch steckt, die Kurse zu manipulieren. Auch deshalb heißt es also: Aufgepasst bei Börsenforen – als Informationsquelle taugen sie nichts!
Kapitel 17
Gute Informationsquellen über Immobilien und Unternehmensnachfolge anzapfen IN DIESEM KAPITEL Empfehlenswerte Literatur zum Thema Immobilieninvestments Nützliche Bücher und Online-Quellen zum Thema Existenzgründung und Unternehmensnachfolge
Sie möchten zumindest einen Teil Ihres Geldes in Immobilien stecken? Oder Sie möchten ein Start-up gründen beziehungsweise ein Unternehmen kaufen. Dann hängt der Erfolg Ihres Investments in hohem Maße davon ab, wie gut Sie sich auskennen. Es gibt zahlreiche Klippen, die es zu umschiffen, und zahlreiche Ressourcen, die es anzuzapfen gilt. Deshalb sollten Sie auch hier die einschlägigen Bücher und Informationsquellen nutzen, von denen ich Ihnen einige in diesem Kapitel vorstelle.
Immobilieninvestments: Diese Bücher und Online-Quellen sind ausgesprochen hilfreich Bei Immobilien hängt Ihr Erfolg gleich an mehreren Faktoren: Sie sollten ein geeignetes Objekt finden, es zu einem guten Preis
kaufen, sich mit der Finanzierung nicht übernehmen und es profitabel vermieten. Womöglich können Sie auch durch gezielte Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen den Wert steigern. Außerdem spielt in Deutschland die steuerliche Seite eine große Rolle, denn Immobilieninvestments zahlen sich vor allem dann aus, wenn Sie das Geld, das Sie in betreffende Objekte stecken, steuerlich geltend machen können. Hier zunächst ein Abriss darüber, wo Sie sich über alles informieren können, was wichtig ist und worauf Sie achten sollten.
Bücher zu Immobilien: Diese Ratgeber führen Sie näher ins Thema ein Eine gut verständliche Übersicht über die vielfältigen Möglichkeiten, in Immobilien zu investieren, liefert das Buch Investieren in Immobilien für Dummies von Björn Kirchhoff, erschienen bei Wiley VCH. Die Palette der darin beschriebenen Objekte reicht von Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern und Eigentumswohnungen bis zu Gewerbeimmobilien. Der Autor befasst sich mit den Vor-, aber auch mit den Nachteilen der einzelnen Investments. Die Informationen zur Besteuerung gehen allerdings nicht sehr tief. Einen vertieften Überblick zu den Möglichkeiten eines Immobilieninvestments gibt das Autorenduo Erik Renk und Paul Hinrichs in seinem Ratgeber »Entspannt in Immobilien investieren: Die Praxisanleitung«, das der FinanzBuch Verlag in München herausgebracht hat. Der Ratgeber befasst sich im Detail mit allen Aspekten dieses Themenfelds. Er liefert eingehende und sehr detaillierte Informationen dazu, wie Sie bei der Auswahl und Bewertung potenziell infrage kommender Immobilien vorgehen. Auch gibt es genaue Informationen zur Abwicklung eines Immobilienkaufs, zu Finanzierung, Vermietung, Projektentwicklung und Besteuerung. Nicht zuletzt befasst sich das Buch auch mit den persönlichen Voraussetzungen, die
gegeben sein sollten, wenn Sie wirklich mithilfe von Immobilien den Vermögensaufbau vorantreiben möchten. Wie bereits gesagt: Der Erfolg eines Immobilieninvestments hängt in Deutschland zu einem erheblichen Teil daran, ob Sie es schaffen, steuerlich das Beste für sich herauszuholen. Das deutsche Steuerrecht ist hier zum einen umfassend und zum anderen sehr komplex. Doch auch hier liefern die beiden Autoren Renk und Hinrichs einen speziellen Ratgeber mit vielen detaillierten Informationen und hilfreichen Praxistipps. Das Buch heißt »Die besten Steuerstrategien für Immobilieninvestoren: Wie du mit Immobilien dein Einkommen steigerst und Steuern sparst«; es ist ebenfalls im FinanzBuch Verlag in München erschienen. Dieses Buch ersetzt Ihnen zwar nicht den Steuerberater. Aber es zeigt, wie sich die steuerlichen Gegebenheiten bei Immobilieninvestments am besten ausnutzen lassen und wo die Fallen lauern. Wer mit Immobilien Geld verdienen will, muss vermieten. Denn auf eine Wertsteigerung allein zu setzen, wäre zu riskant. Leider ist auch das Mietrecht in Deutschland nicht ganz einfach. »Das Vermieter-Set« der Stiftung Warentest, verfasst von Alexander Bredereck, versorgt Sie mit den notwendigsten Informationen sowie mit Formularen und Vorlagen für die rechtliche Abwicklung einer Vermietung – vom schriftlichen Mietvertrag über die Nebenkostenabrechnung bis zum Übergabeprotokoll und der Kündigung. Sie sollten allerdings beachten, dass das Mietrecht sich laufend ändert – und sei es nur durch neueste höchstrichterliche Rechtsprechung. Aus diesem Grund sollten Sie nicht darauf vertrauen, dass die im Buch enthaltenen Formulare und Vorlagen in unveränderter Form ewig gültig bleiben. Wenn Sie sich etwas tiefer ins Mietrecht hineinknien wollen (oder auch müssen, weil ein Rechtsstreit mit den Mietern droht), sei Ihnen das »Vermieter-Praxishandbuch« von Rudolf Stürzer, Michael Koch, Birgit Noack und Martina Westner empfohlen, das im Haufe-Verlag, Freiburg, erschienen ist. Es richtet sich allerdings an eine juristisch vorgebildete Leserschaft und ist nicht leicht zu lesen.
Aufgepasst heißt es beim Kauf einer Eigentumswohnung innerhalb einer Wohnanlage oder eines Mehrfamilienhauses. Hier hat sich zum 1. Dezember 2020 die komplette rechtliche Grundlage geändert; damals wurde ein neues Wohnungseigentumsgesetz (WEG) verabschiedet. Es ist leider so: Wenn das Gebäude mit allen tragenden Teilen und gemeinschaftlichen Räumen der Eigentümergemeinschaft gehört, die jeweiligen Wohnungen (oder gewerblich genutzten Teilungseinheiten) aber den einzelnen Mitgliedern dieser Gemeinschaft, dann bietet das viele Reibungsflächen für Streitereien. Es ist also ausgesprochen ratsam, sich näher mit dem neuen Wohnungseigentumsrecht zu befassen. Ein umfassendes Buch hierzu hat der Haufe-Verlag in Freiburg herausgebracht: Das »Praxishandbuch Wohnungseigentum« von Rudolf Stürzer richtet sich als eine der wenigen Publikationen auf diesem Gebiet an juristische Laien (vor allem an Wohnungseigentümer und Verwalter), und nicht an Juristen.
Online-Quellen zu Immobilien: Hier geht's querbeet durch alle Themen Eine Fülle von Informationen liefern im Internet die beiden größten privaten Vermittler von Immobiliendarlehen Dr. Klein (www.drklein.de) und Interhyp (www.interhyp.de). Der Schwerpunkt liegt dabei selbstverständlich auf der Immobilienfinanzierung. Doch bei Interhyp werden in der Rubrik »Ratgeber« auch andere Themen angeschnitten wie etwa »Modernisierung« oder »Recht und Steuern« – und die Qualität der gebotenen Informationen ist gut. Wann auch immer Sie sich schnell zu verschiedenen Aspekten der Immobilienbewertung, -finanzierung, -vermietung, entwicklung oder -planung informieren wollen, finden Sie gut verständliche Beiträge auf diversen Online-Portalen wie Immowelt (www.immowelt.de), Immobilienscout24 (www.immobilienscout24.de) oder auch Immonet (www.immonet.de). Die Beiträge sind sehr praxisnah und verständlich geschrieben, gehen aber selbstverständlich nicht allzu sehr in die Tiefe.
In Sachen Immobilieninvestments geht es nicht ohne Experten. Selbst wenn Sie sich einen guten Einblick verschafft haben – die steuerlichen Angelegenheiten sollten Sie unbedingt mit einem guten Steuerberater regeln, und bevor es zum Rechtsstreit mit Ihren Mietern, anderen Wohnungseigentümern oder der gesamten Wohnungseigentümergemeinschaft kommt, sollten Sie sich an einen auf Miet- und Wohnungseigentumsrecht spezialisierten Anwalt wenden. In diesem Bereich alles selbst machen zu wollen, kann ins Auge gehen.
Unternehmensgründung und nachfolge: Das sollten Sie lesen Den Sprung in die Selbstständigkeit sollte niemand wagen, ohne sich vorher genau zu informieren. Zu groß ist ansonsten das Risiko, schon an der Finanzierung zu scheitern und jede soziale Absicherung (Krankenkasse, Anspruch auf Arbeitslosengeld, Rentenansprüche) zu verlieren. Ob Sie nun ein Unternehmen gründen oder eines als Nachfolger übernehmen möchten: Ihre erste Wahl ist der persönliche Kontakt zu Menschen und Institutionen, die Ihnen dabei helfen können. An wen Sie sich wenden können, haben Sie in den Kapiteln 13, 14 und 15 dieses Buches schon erfahren. Aber selbstverständlich gehört zum erfolgreichen Start ins Unternehmerdasein auch die passende Lektüre – sowohl in Buchform als auch im Internet. Hier einige Vorschläge.
Ratgeber in Buchform: Praxisanleitungen zum Thema Unternehmensgründung
Aufgepasst bei diversen Start-up-Büchern, die von Existenzgründern geschrieben wurden. Darunter gibt es viele, die allzu euphorisch beschreiben, wie toll es ist, keinen Chef mehr über sich zu haben und selbstbestimmt zu arbeiten. Das mag zwar stimmen – aber ein Unternehmen aufzubauen und erfolgreich zu machen, ist ein harter Job und geht mit unzähligen Risiken einher. Verzichten Sie also auf Bücher, die das Unternehmerdasein in allzu rosigen Farben darstellen, sondern greifen Sie zu Ratgebern, die auf dem Boden der Tatsachen bleiben und Ihnen alltagstaugliche Tipps geben. »Existenzgründung. In zehn Schritten zum Erfolg« wurde von Thomas Hammer in der Schriftenreihe der Stiftung Warentest veröffentlicht. Es beleuchtet alle Aspekte der Existenzgründung – von der Geschäftsidee und ihrer Bewertung über den Businessplan und die Finanzierung bis hin zu Rechtsformen, Markteintritt, Steuern, Risikomanagement, Recht und nicht zuletzt die Altersvorsorge und soziale Absicherung. Ein umfassender Ratgeber, der alles Wichtige enthält. Eine Mischung aus Erfahrungsbericht und Ratgeber ist das Buch »Einfach machen! Der Guide für Gründerinnen« von Katharina Marisa Katz, erschienen im Knesebeck-Verlag, München. Es richtet sich explizit an Frauen, obwohl die darin beschriebenen Erfahrungen auch für Männer interessant sein dürften. Auch dieses Buch beschreibt die verschiedenen Gründungsschritte beziehungsweise -stadien. Aber in jedem Kapitel findet sich auch der persönliche Erfahrungsbericht einer Frau, die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat. Von Rechtsformen und Altersvorsorge ist hier allerdings weniger die Rede. Aber die Lektüre ist lehrreich und anregend und befasst sich auch viel mit den mentalen Hürden, die es bei einer Existenzgründung zu überwinden gilt.
Online-Seiten, die Ihnen als angehendem Unternehmer viel bieten
Auch im Internet finden Sie unzählige Websites, die sich mit dem Thema Existenzgründung befassen. Hier sollten Sie allerdings zunächst diejenigen aussortieren, bei denen es letztlich darum geht, Ihnen eine kostenpflichtige Beratung zu verkaufen. Es gibt unzählige gute Internetseiten, die eine Fülle hilfreicher Informationen enthalten und – fast noch wichtiger – auf Ansprechpartner etwa bei Förderbanken oder Industrie- und Handelskammern beziehungsweise Handwerkskammern verweisen, die Ihnen weiterhelfen können. Hier eine Auswahl: www.existenzgruender.de:
Dahinter steckt das Bundeswirtschaftsministerium, das eine Fülle wertvoller Informationen über die üblichen Gründerthemen (Geschäftsidee, Rechtsform, Businessplan, Unternehmensführung et cetera) zusammengestellt hat. Die Website bietet außerdem Kontakt zu einem Expertenforum an, das Ihnen bei Fragen weiterhilft. Falls Sie bereits auf der Suche nach Fördermitteln zur Finanzierung Ihres Gründungsvorhabens oder eines Unternehmenskaufs sind – auf dieser Website finden Sie Zuschüsse und zinsgünstige Förderkredite (etwa von der staatlichen Förderbank KfW oder den Förderbanken der Bundesländer). Es ist ein bisschen knifflig, sich durch die Eingabemaske zu »wurschteln«. Aber angesichts der Fördertöpfe, die Sie auf dieser Website ausfindig machen können, lohnt sich das. www.foerderdatenbank.de:
Wenn Sie lieber in ein bestehendes Unternehmen einsteigen möchten, anstatt eines zu gründen, dann können Sie auf dieser Website auf die Suche gehen. Vom Handwerksbetrieb bis zum Industrieunternehmen werden hier kleine und mittlere Unternehmen ausgeschrieben, die einen Nachfolger für den bisherigen Chef suchen. www.nexxt-change.org:
Übrigens bieten auch die Internetseiten der Kammern (IHK, Handwerkskammer) gute Informationen zur Existenzgründung und Unternehmensnachfolge. Und das durchaus auch in Form von Videos auf YouTube. Eine entsprechende Suche, etwa mit der Eingabe »Existenzgründung«, »Existenzgründung IHK« oder »Existenzgründung Handwerkskammer« kann sich also lohnen. Aber aufgepasst: Klicken Sie bei Ihrer Online-Suche nicht ausgerechnet auf eines der unzähligen Angebote fragwürdiger Strukturvertriebe, die nur wieder neue Vertriebler suchen, die an der Basis das ganze Geld verdienen, das in der Führungsspitze so großzügig verteilt wird (mehr über die Gefahren von Strukturvertrieben lesen Sie in Kapitel 15).
Teil VI
Der Top-Ten-Teil
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IN DIESEM TEIL … In diesem Teil des Buches finden sich traditionell einige Kapitel mit jeweils zehn Punkten, die Ihnen helfen, die Inhalte der vorherigen Kapitel zu vertiefen, indem sie einige der dort erläuterten Themen aufgreifen sowie zusätzliche Tipps geben. So erfahren Sie unter anderem, wie Sie sich mental auf den Erfolg Ihrer Geldanlagen einstellen (indem Sie sich mit einigen psychologischen Hürden und Fallstricken auseinandersetzen), wie Sie durch angemessene Recherchen teure Fehler beim Verkauf einer Geldanlage vermeiden, sich die Vorteile eines rückläufigen Marktes zunutze machen, Ihre Anlagebestände schützen und fachkundigen Rat für die Aufstockung Ihres Portfolios einholen können.
Kapitel 18
Zehn Hindernisse beim Investieren erkennen und überwinden IN DIESEM KAPITEL Stolpersteine beim Investieren meistern Bessere Anlagestrategien entwickeln (und sich daran halten)
Genau wie bei der Kindererziehung und im Beruf liegt der »Erfolg« persönlicher Investitionen im Auge des Betrachters. Als Vermögensberater, Ausbilder und Autor definiere ich einen erfolgreichen Anleger als jemanden, der mit überschaubarem Zeitaufwand eine Anlagestrategie entwickelt, die es ihm ermöglicht, seine finanziellen und persönlichen Ziele zu erreichen, und dabei entsprechend seiner individuellen Risikobereitschaft vernünftige Renditen erzielt. In diesem Kapitel weise ich auf zehn erfahrungsgemäß sehr häufige Fehler und Hindernisse hin, die Sie möglicherweise davon abhalten, erfolgreich zu sein und Ihre finanziellen Ziele vollständig zu verwirklichen. Und ich gebe Ihnen konkrete Tipps und Ratschläge zur Überwindung dieser Hürden und Stolpersteine auf dem Weg zu Ihrem Anlageerfolg.
(Zu viel) Vertrauen in vermeintliche Experten haben
Manche Anleger gehen davon aus, dass Anlagevermittler, Bankund Vermögensberater (und wie sie sich sonst noch nennen mögen) immer kompetent sind und ethisch korrekt handeln, vor allem, wenn sie einen besonders hochtrabenden Titel tragen (Privatkundenberater, Vermögensmanager, Leiter Wealth Management oder Ähnliches), sich gut kleiden und in einem schicken Büro arbeiten. Leider sind solche Accessoires oft eher die Aushängeschilder reiner Investmentverkäufer – statt seriöser und unabhängiger Anlageberater –, die Ihnen in erster Linie Geldanlagen empfehlen (und verkaufen wollen), die ihnen selbst hohe Provisionen einbringen (welche wiederum Ihren Gewinn schmälern). Wenn Sie zu viel Vertrauen in vermeintliche Finanzexperten setzen (oder ihnen gar blindlings vertrauen), könnte es sein, dass Sie Ihre Anlagen nicht mehr so sorgfältig prüfen und überwachen, wie Sie es sollten. Manche Anleger gehen davon aus, dass der »Herr Bankstellenleiter« ein Experte ist, und machen alles mit, ohne seinen Rat zu hinterfragen oder zu beobachten, was mit ihren Anlagen geschieht. Zu viele Anleger folgen blind den Aktienempfehlungen von Analysten, ohne die zahlreichen Interessenkonflikte zu berücksichtigen, die diese Mitarbeiter von Investmentberatungsoder Maklerfirmen häufig haben. Oft preisen sie nämlich nur deshalb die Aktien bestimmter Unternehmen an, weil ihre eigenen Firmen sich auch um die Emission neuer Aktien und Anleihen eben dieser Unternehmen kümmern. Und nur, weil eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Jahresabschlüsse eines Unternehmens abgesegnet hat (zum Beispiel Enron) oder der Vorstandsvorsitzende eines Unternehmens sagt, dass alles in Ordnung ist (zum Beispiel Wirecard), heißt das noch lange nicht, dass die Jahresabschlüsse dieser Unternehmen wirklich korrekt sind oder ihre Finanzlage solide ist.
Sie können unmöglich die Kompetenzen und Interessen von Finanzberatern richtig beurteilen, wenn Sie selbst nicht über das nötige Grundlagenwissen verfügen. Solange Sie die finanziellen Grundlagen nicht beherrschen, können Sie nicht wissen, ob der Bericht eines Analysten oder die Empfehlung oder positive Einschätzung eines Unternehmens durch ein professionelles Dienstleistungsunternehmen das Papier wert sind, auf dem sie stehen. Lesen Sie gute Fachartikel zu diesem Thema, um den Fachjargon kennenzulernen und herauszufinden, wie Sie Anlagen am sichersten bewerten können. Holen Sie unabhängige Zweitmeinungen ein, bevor Sie den Empfehlungen anderer folgen. Wenn Sie auf der Suche nach einer passenden Depotbank (Broker) sind, dann lesen Sie unbedingt Kapitel 9.
Sich von der Euphorie mitreißen lassen Manche Anleger lassen sich nach größeren Kursanstiegen im Sog einer vermeintlich sicheren und starken Masse dazu hinreißen, besonders vielversprechenden, sogenannten heißen Aktientipps und Megatrends zu folgen und entsprechende Wertpapiere zu kaufen (zum Beispiel aus aufstrebenden Branchen wie IT, Biotechnologie, Batterieproduktion und so weiter). Aus psychologischer Sicht ist es natürlich beruhigend, in etwas zu investieren, das sich im Aufschwung befindet und allgemeine Anerkennung erfährt. Die offensichtliche Gefahr dieser Vorgehensweise besteht darin, dass man Anlagen zu überhöhten Preisen kauft, die schon nach kurzer Zeit wieder in sich zusammenfallen (man spricht hier gegebenenfalls auch von einer Spekulationsblase). In den späten 1990er-Jahren wurden die Anleger am USAktienmarkt Jahr für Jahr mit Gewinnen verwöhnt, die weit über der historischen Durchschnittsrendite von 7 bis 9 Prozent pro Jahr
lagen. Zahlreiche Umfragen aus dieser Zeitspanne zeigten, dass viele Anleger sogar jährliche Renditen im Bereich von 15 bis 20 Prozent erwarteten, also fast das Doppelte des historischen Durchschnitts. Doch wie immer nach einer Periode mit übermäßig hohen Renditen – wie in den 1990ern – lagen die Erträge in der darauffolgenden Phase ab dem Jahr 2000 unter dem Durchschnitt (und konnten in den frühen und späten 2000er-Jahren sogar als miserabel bezeichnet werden). Während des Markteinbruchs zu Beginn der 2000er-Jahre entwickelten sich immobilienbezogene Aktien weiterhin gut; einige Anleger nahmen daher fälschlicherweise an, dass der Immobiliensektor immun gegen Rückschläge sei, und wurden durch den Niedergang in diesem Sektor Ende der 2000er-Jahre überrascht. Stellen Sie Ihr Anlageportfolio möglichst breit auf (insbesondere diversifizierte offene Investmentfonds sollten vorhanden sein), und ändern Sie Ihre Aufteilung nicht vorschnell nur aufgrund irgendeines neuen heißen Trends. Ganz im Gegenteil sollten Sie Aktien und Sektoren, die an der Spitze der Performance-Charts stehen, weniger stark gewichten oder sogar meiden. Erinnern Sie sich daran, als Sie das letzte Mal beim Shoppen von Konsumartikeln nach einem Schnäppchen gesucht haben? Hier war der Wert der Ware für Sie das entscheidende Kriterium und bestimmt nicht der hohe Preis, oder? In Kapitel 5 erfahren Sie, wie Sie gute Werte an den Finanzmärkten erkennen und welche Spekulationsblasen Sie meiden sollten.
Zu optimistisch sein (oder gar übermütig werden) Wie ich in Teil V genauer erörtere, verleiten Newsletter, Bücher, Blogs und unzählige Finanzexperten, Analysten und Prognostiker
die Anleger oft zu der Annahme, sie könnten der nächste Peter Lynch oder Warren Buffett werden, wenn sie bei der Wahl ihrer Aktien einem bestimmten einfachen System folgen. Mit dem Aufkommen des Internets in den 1990er-Jahren und den immer zahlreicheren Online-Handelsmöglichkeiten ist eine ganz neue Generation von sogenannten kurzfristigen Händlern (oder sogar Tageshändlern oder Daytradern) entstanden. In meiner Laufbahn als Vermögensberater habe ich Dutzende Menschen getroffen, die viel Geld verloren haben, weil sie Anfängerglück aufgrund einer Gewinneraktie hatten und diesen Erfolg dann fälschlicherweise ihren eigenen Investitionsfähigkeiten zuschrieben. Diese Leute wandten sich in der Regel dann an mich, nachdem sie große und peinliche Verluste erlitten hatten. Wenn Sie gerne spekulieren und entsprechend risikobereit sind, dann reservieren Sie einen kleinen Teil Ihres Anlageportfolios (nicht mehr als 10 bis 20 Prozent) für riskantere Anlageformen. Lesen Sie außerdem Kapitel 5, um herauszufinden, ob Sie anfällig für Spielsucht sind, oder ob jemand, den Sie kennen, von diesem Problem betroffen ist.
Aufgeben, wenn es düster aussieht Wenn die Kurse stärker fallen und die kurzfristigen Aussichten düster erscheinen, erliegen unerfahrene oder nervöse Anleger mitunter der Versuchung, die Notbremse zu ziehen und zu verkaufen. Drastische Kursrückgänge an den Aktienmärkten erregen stets viel Aufmerksamkeit, was zu Besorgnis, Angst und in manchen Fällen auch zu Panik führen kann. Diese Situation trat unter anderem während der Finanzkrise 2008 auf. Als die Zahl der Entlassungen in die Höhe schoss und die Aktienkurse
sanken, machten Ängste und Gerüchte über eine anstehende Weltwirtschafskrise die Runde. Zu Beginn des Jahres 2020 ging es der US-Wirtschaft gut – die Arbeitslosenrate befand sich auf dem tiefsten Stand seit 50 Jahren und die Löhne stiegen so schnell wie seit etlichen Jahren nicht mehr. Doch dann kam die Coronapandemie, und die Regierungen rund um den Globus ordneten vorübergehende Betriebsschließungen an, wodurch die Arbeitslosenzahlen nach oben schossen und die Aktienkurse ins Bodenlose fielen. Im täglichen Hagel immer neuer Hiobsbotschaften und Untergangsszenarien in der traditionellen Presse und in den sozialen Medien brachen die Kurse schließlich um mehr als 35 Prozent innerhalb weniger Wochen ein. Investieren ist immer mit Unsicherheit verbunden – viele vergessen das, vor allem in wirtschaftlich guten Zeiten. Erfahrungsgemäß fühlen Anleger sich mit risikoreicheren Anlagen wie Aktien wohler, sobald sie erkennen (und akzeptieren), dass sämtliche Anlagearten mit Unwägbarkeiten und Risiken verbunden sind – eben in unterschiedlicher Form. Die Geschichte hat wiederholt bewiesen, dass der fortgesetzte Kauf von Aktien auch in Zeiten rückläufiger Märkte langfristig höhere Renditen einbringt. Das Schlimmste, was Sie bei einbrechenden Kursen tun können, ist, das Handtuch zu werfen. Diejenigen, die ihre Aktien Ende 2008 und Anfang 2009 abstießen, gingen bei der Verdoppelung der Aktienwerte im Laufe der darauffolgenden zwei Jahre sowie weiteren Gewinnen leer aus. Dasselbe Muster ist seit 2020 zu beobachten: Diejenigen, die weiterhin Aktien erwarben – oder ihr Portfolio sogar entschieden aufstockten – als die Kurse Anfang 2020 abstürzten, wurden in den folgenden Monaten reichlich belohnt. Leider führt der kurzfristige Blickwinkel, den die Medien so oft einnehmen, dazu, dass einige Anleger sich aufgrund der unvermeidlichen Aufs und Abs der Märkte übermäßig um ihre
Anlagen sorgen. Wie ich in Teil V umfassend erläutere, tragen die Medien oft die Schuld daran, weil sie kurzfristige Ereignisse unverhältnismäßig aufbauschen, nur um die Einschalt- und Leserquoten zu erhöhen. Die Geschichte hat gezeigt, dass sich Finanzmärkte und Volkswirtschaften auch nach stärkeren Korrekturen im Allgemeinen immer wieder erholen. Wenn Sie Ihr Geld langfristig investieren, dann sind die letzten sechs Wochen – oder sogar die letzten paar Jahre – ein verhältnismäßig kurzer Zeitraum. Davon abgesehen, kann niemand in die Zukunft schauen, sodass Sie wenig davon haben, Ihre Anlagestrategie auf Prognosen zu stützen. Tatsächlich können Sie sogar mehr Geld verlieren, wenn Sie versuchen, den optimalen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden. Überproportionale Marktrückgänge und Kursverluste bergen für Anleger eine große Gefahr: Sie können sich dann zu Entscheidungen veranlasst fühlen, die eher auf Emotionen als auf Logik basieren. Fragen Sie einfach jeden Anleger, der nach dem Zusammenbruch des Aktienmarktes im Jahr 1987 verkauft hat – der US-Aktienmarkt fiel im Herbst jenes Jahres innerhalb weniger Wochen um rund 35 Prozent (ähnlich wie im Jahr 2020). Trotz der erheblichen Einbußen in den frühen und späten 2000er-Jahren ist der US-Markt seither um das Fünfzehnfache gewachsen, und auch in Deutschland war der Anstieg gewaltig! Anleger, die mit den Schwankungen von risikoreicheren, wachstumsorientierten Anlagen wie Aktien nicht gut umgehen können, sind vielleicht besser beraten, gar nicht erst in solche Wertpapiere zu investieren. Das Beobachten Ihrer Renditen über längere Zeiträume hinweg hilft Ihnen, die richtige Perspektive einzunehmen. Wenn ein kurzfristiger Abwärtstrend bei Ihren Investments Sie sofort in Depressionen stürzt, dann sollten Sie Ihre Depotpositionen am besten nicht allzu genau verfolgen. Erwägen Sie außerdem Investitionen in stark diversifizierte, weniger schwankungsanfällige Fonds, die sowohl Aktien als auch Anleihen weltweit halten (mehr dazu in Kapitel 8).
Sich weigern, einen Verlust zu akzeptieren Während einige Anleger Verluste partout nicht verkraften können und daher schon bei den ersten Anzeichen von Schwierigkeiten verkaufen, empfinden andere den Verkauf einer verlustbringenden Anlage als so schmerzhaft und unangenehm, dass sie trotz der schlechten Zukunftsprognosen daran festhalten. Psychologische Studien untermauern diese Tatsache: Die meisten Menschen empfinden den Schmerz über einen Verlust doppelt so stark wie die Freude über einen Gewinn desselben Ausmaßes. Analysieren Sie Ihre unrentablen Anlagen, um herauszufinden, warum sie so schlecht abschneiden. Wenn eine bestimmte Anlage wenig oder keine Rendite abwirft, weil ähnliche Anlagen ebenfalls rückläufig sind, dann ist das kein Grund, sie zu verkaufen. Gibt es jedoch andere Probleme mit der Anlage – zum Beispiel hohe Gebühren oder schlechtes Management –, dann können Sie den Verlust leichter verschmerzen: Denken Sie daran, dass ein Verkauf mit Verlust Ihre Einkommensteuerlast schmälert, sofern es sich nicht um eine rentenbasierte Anlage handelt. Bedenken Sie die theoretischen Alternativkosten, auch Opportunitätskosten genannt. Diese Kosten entstehen, wenn Sie Ihr Geld weiterhin in einer unrentablen Anlage belassen. Stellen Sie sich die Frage, welche Rendite Sie künftig erzielen könnten, wenn Sie zu einer »besseren« Anlage wechseln würden.
Ihr Depot andauernd überwachen Die Welt der Geldanlagen scheint so riskant und voller Fallstricke zu sein, dass manche Menschen glauben, nur die genaue und ständige Beobachtung ihrer Anlagen könnte sie vor drohenden Gefahren warnen. Aus psychologischer Sicht ähnelt dieses Verhalten ein wenig dem ständigen Überprüfen des Smartphones nach neuen WhatsApp- und E-Mail-Nachrichten, um Ängste zu lindern, man könne etwas Wichtiges verpassen (und hat somit auch einen gewissen Suchtcharakter). Doch paradoxerweise kann genau diese Praxis die emotionale Belastung sogar noch erhöhen, weil sie einen ständigen Zustand der Wachsamkeit erfordert. In meiner Laufbahn als Vermögensberater habe ich festgestellt, dass diejenigen Anleger, die sich am meisten um ihre Anlagen sorgen und zu impulsiven Handelsentscheidungen neigen, auch zu denen gehören, die ihr Depot zu engmaschig überwachen, insbesondere denjenigen, die täglich die Kurse kontrollieren. Die ständige Verfügbarkeit von Informationsmöglichkeiten in Form von Internetseiten, Finanz-Apps und Börsenkanälen im Fernsehen und auf YouTube ermöglichen es, jederzeit minutengenaue Notierungen zu erhalten. Aber sie verleiten solche Anleger noch mehr dazu, ihre Bestände mit Argusaugen zu beobachten. Mein guter Rat: Schränken Sie den Konsum von Finanzinformationen und -ratschlägen ein. Qualität ist auch hier sehr viel wichtiger als Quantität. Die täglichen Kursschwankungen von Anlagen zu beobachten, ist wie zu viel Junk Food zu sich zu nehmen: Zwar werden kurzfristige Gelüste befriedigt, jedoch auf Kosten der langfristigen Gesundheit. Wenn Sie in diversifizierte offene Investmentfonds und ETFs investieren (siehe Kapitel 8), dann müssen Sie die Wertentwicklung Ihrer Fonds eigentlich
nur zweimal im Jahr überprüfen. Ein idealer Zeitpunkt für diese Überprüfung ist der Erhalt Ihrer jährlichen oder halbjährlichen Erträgnisaufstellung von der Depotbank. Obwohl viele Anleger ihre Fonds täglich oder wöchentlich verfolgen, lesen weitaus weniger von ihnen deren Jahresberichte. Die Lektüre dieser Berichte kann Ihnen aber dabei helfen, eine langfristige Perspektive einzunehmen und zu verstehen, warum Ihre Fonds so abschneiden, wie sie es tun, und wie sie sich im Vergleich zum wichtigsten Marktdurchschnitt entwickeln.
Keine klaren Ziele verfolgen Investieren ist komplizierter und umfasst weitaus mehr, als nur Ihre finanziellen Ziele festzulegen (siehe Kapitel 3) und solide Anlagen auszuwählen, die Ihnen helfen, diese Ziele zu erreichen. Wenn Sie sich hierbei die weniger greifbaren Aspekte bewusst machen und diese auch verstehen, dann können Sie Ihre Chancen auf einen Anlageerfolg maximieren. Bevor Sie Ihr Geld anlegen, sollten Sie sich nicht nur Gedanken über Ihre finanziellen Ziele im herkömmlichen Sinne machen (zum Beispiel wann Sie in den Ruhestand gehen und wie viel Sie für die Ausbildungs- und Studienkosten Ihrer Kinder ausgeben möchten), sondern auch darüber, was genau Sie mit der Geldanlage bezwecken und verbinden und was nicht. Betrachten Sie Ihre Investments als eine Art Hobby oder einfach als weitere Lebensaufgabe, wie zum Beispiel die Instandhaltung Ihres Hauses? Genießen Sie die intellektuelle Herausforderung, Ihre Aktien selbst auszuwählen? Denken Sie über diese Fragen nicht nur allein nach, sondern besprechen Sie sie auch mit Ihren Familienmitgliedern – schließlich müssen Sie alle mit den von Ihnen getroffenen Entscheidungen und den daraus resultierenden Anlageergebnissen leben.
Wichtige finanzielle Probleme ignorieren Ich kenne viele Gutverdiener, darunter gar nicht so wenige, die jährlich sechsstellige Beträge erwirtschaften, aber trotzdem nur wenig Geld für die finanzielle Vorsorge übrig haben. Einige von ihnen tragen eine hohe Zinslast (zum Beispiel aus Kreditkartenschulden oder Autokrediten) und verbringen dennoch Stunden damit, sich über Geldanlagen zu informieren und/oder Kurse zu verfolgen. Ich kenne aber auch Menschen, die trotz eines bescheidenen Jobs ein beträchtliches persönliches Vermögen aufgebaut haben. Der Unterschied liegt in der Fähigkeit, mit dem vorhandenen Geld auszukommen beziehungsweise nicht über die eigenen Verhältnisse zu leben. Vielleicht sind Sie der Ansicht, Sie könnten ohne hohes Einkommen nicht genügend sparen. Selbst Vielverdiener tendieren zu der Annahme, sie könnten nur dann maximale Anlageerfolge erzielen oder mehr sparen, wenn sie ihr Einkommen aufstocken. Aufgrund dieser Denkweise halten sie es dann für gerechtfertigt, einen Großteil ihres Gehalts auszugeben und nur wenig zu sparen. Glauben Sie mir: Investieren ist spannend, und es lohnt sich, dafür auszuloten, wo noch Einsparungen möglich sind, um das nötige Geld dafür zu erübrigen.
Bestimmte Risiken überbewerten Geld zu sparen, ist nur die halbe Miete. Die andere Hälfte besteht darin, Ihr Geld wachsen zu lassen. Langfristig gesehen machen schon ein paar Prozent mehr Rendite einen großen Unterschied, wenn es um die Erhaltung und die Vermehrung Ihres Ersparten
geht. Wenn Sie bereit sind, in Aktien, Immobilien und Kleinunternehmen zu investieren, dann ist es ganz leicht, eine Rendite zu erzielen, die die Inflation ausgleicht. In Abbildung 18.1 sehen Sie, wie viel mehr Geld Sie in 25 Jahren haben werden, wenn Sie eine Rendite erzielen, die über der Inflationsrate liegt (die in der jüngeren Vergangenheit sowohl in den USA als auch in der EU bei etwa 2 bis 3 Prozent lag). Wie in Kapitel 2 erläutert, haben Anlageformen wie Aktien, Immobilien und Kleinunternehmen in der Vergangenheit Renditen erzielt, die 6 oder mehr Prozent über der Inflationsrate lagen, während Sparkonten und Anleihen in der Regel allenfalls Renditen von 1 bis 2 Prozent über der Inflationsrate erzielten. Manche Anleger halten jedoch zu viel von ihren Geldern in solchen Zinsanlagen deponiert, weil sie Angst davor haben, eine Anlageform zu wählen, die potenziell stark an Wert verlieren kann. Auch wenn Anlagen in Aktien, Immobilien oder Kleinunternehmen im Wert fallen können, sollten Sie bedenken, dass Inflation und Steuern Ihr Guthaben aus Zinsanlagen langsam aber sicher aufzehren.
Abbildung 18.1: Geringfügig höhere Renditen lassen Ihr Vermögen aufgrund des Zinseszinses stetig wachsen.
Börsengurus auf den Leim gehen Ähnlich wie Naturkatastrophen rufen Rückgänge des Aktienmarktes alle möglichen Propheten, Wahrsager und selbst ernannten Börsengurus auf den Plan, vor allem unter denjenigen, die etwas zu verkaufen haben (wie zum Beispiel die Verfasser von Börsennewslettern). Die Worte mögen variieren, die zugrunde liegende Botschaft ist jedoch stets dieselbe: »Hätten Sie nur meinen weisen Rat befolgt, dann stünden Sie jetzt viel besser da.« Die meisten Menschen verschwenden viel zu viel ihrer kostbaren Zeit und ihres Geldes auf der Suche nach einem Guru, der ihnen sagt, wann sie was und wie kaufen oder verkaufen sollen. Peter Lynch, der frühere Manager des Fidelity Magellan Fund, hat einige der besten und wertvollsten Langzeiterfahrungen im Aktienhandel angehäuft. Seine besondere Fähigkeit, die richtigen Aktien auszuwählen, ermöglichte es ihm, den Marktdurchschnitt immer um ein paar Prozent pro Jahr zu schlagen. Doch selbst er gibt zu (wie auch die Investmentlegende Warren Buffet), dass er nicht den besten Ein- und Ausstiegszeitpunkt für ein Investment finden kann. Er stellt außerdem fest, dass er viele Börsenexperten kennt, die die künftige Entwicklung des Aktienmarktes genau »einmal in Folge« richtig vorhergesagt haben! Es liegt auf der Hand, dass in der Welt der Geldanlagen die erfolgreichsten Anleger viel bessere Renditen erzielen als die schlechtesten. Aber was Sie vielleicht überraschen wird, ist die Tatsache, dass Sie viel näher an der Spitze der PerformanceListe landen können als am unteren Ende, wenn Sie einige relativ einfache Regeln befolgen, wie zum Beispiel regelmäßiges Sparen und Investieren in kostengünstige, wachstumsstarke Anlagen.
Kapitel 19
Zehn Dinge, die Sie beim Verkauf von Geldanlagen bedenken sollten IN DIESEM KAPITEL Investitionsziele und andere langfristige Themen neu bewerten Bei der Verkaufsentscheidung die steuerliche Situation berücksichtigen
Gute Anlagen können und sollten Sie nach Möglichkeit über Jahre und Jahrzehnte hinweg halten. Jedes Jahr werden Anlagen im Wert von Billionen Euro verkauft. Meine langjährige Erfahrung als Vermögensberater zeigt, dass zu viele ihre Geldanlagen aus den falschen Gründen verkaufen (während andere Anleger wiederum an Anlagen festhalten, die sie eigentlich verkaufen sollten). In diesem Kapitel stelle ich Ihnen zehn wichtige Punkte vor, die Sie unbedingt überdenken sollten, bevor Sie den Verkauf einer Anlage in Erwägung ziehen.
Ziele und Präferenzen neu bewerten
Wenn sich Ihr Leben verändert hat (zum Beispiel weil Sie geerbt haben und/oder neue persönliche Ziele verfolgen), seit Sie das letzte Mal einen genaueren Blick in Ihr Anlageportfolio geworfen haben, dann stellen Sie vielleicht fest, dass Ihre derzeitigen Anlagestrategien für Sie nicht mehr sinnvoll sind. Um zu vermeiden, dass Sie Zeit und Geld für Anlagen verschwenden, die nicht mehr zu Ihren aktuellen Zielen und Präferenzen passen, sollten Sie Ihre Bestände mindestens einmal jährlich überprüfen. Entscheiden Sie sich jedoch nicht vorschnell zum Verkauf. Nehmen Sie sich stattdessen Zeit und vergewissern Sie sich, dass Sie die steuerlichen und sonstigen Konsequenzen verstehen, bevor Sie etwas verkaufen. Wie viel Zeit Sie für die Verwaltung Ihres Portfolios benötigen beziehungsweise aufbringen können, ist ein entscheidender Faktor, insbesondere wenn Sie unter Zeitmangel leiden oder es gar leid sind, zeitaufwendige Anlagen zu verwalten. Leo zum Beispiel machte früher leidenschaftlich gern einzelne Aktien ausfindig, verfolgte ihre Kursentwicklung und handelte damit – bis seine Tochter geboren wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurde ihm klar, wie viele Stunden sein Hobby täglich beanspruchte – Zeit, die ihm für seine Familie fehlte. Diese Erkenntnis änderte seine Prioritäten. Leo investiert jetzt in zeitsparende Investmentfonds und ETFs und verfolgt auch nicht mehr täglich, wie sie sich entwickeln. Eine meiner Klientinnen, Mary, investiert leidenschaftlich gerne in Immobilien, weil es ihr Freude bereitet und sie es als Herausforderung empfindet, passende Objekte zu finden, zu kaufen und ihre Bestände zu verwalten. Sie ist in einem Beruf tätig, in dem sie sich mit vielen gestressten und dominanten Vorgesetzten herumschlagen muss. Für sie stellen Immobilien daher nicht nur eine rentable Anlageform dar, sondern auch eine Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen und dabei persönlich zu wachsen.
Für ein ausgeglichenes Portfolio sorgen Ein guter Grund, eine Anlage zu verkaufen, ist die Möglichkeit, Ihre Bestände besser zu diversifizieren. Nehmen wir zum Beispiel an, dass Sie vor der Lektüre dieses Buches praktisch jede Restaurantaktie gekauft haben, die Ihnen vor die Nase kam, und nun ähnelt Ihr Portfolio einer Flaniermeile, weil Ihre Bestände zu 80 Prozent aus Restaurantaktien bestehen. Oder vielleicht haben Sie aufgrund Ihrer Anstellung Aktien Ihres Arbeitgebers in hoher Stückzahl erworben, sodass diese nun den Großteil Ihres Portfolios ausmachen. Sollte Ihr Arbeitgeber eines Tages in Schieflage geraten, könnte dieses Ungleichgewicht sowohl Ihre Geldanlage als auch Ihr Gehalt gefährden. Wenn Sie sich in einer ähnlichen Situation befinden, dann ist es an der Zeit zu diversifizieren. Veräußern Sie einige der Beteiligungen, von denen Sie zu viele haben, und investieren Sie den Erlös in einige der soliden Anlagen, die ich Ihnen in diesem Buch empfehle. Wenn Sie allerdings der Auffassung sind, dass die Aktien Ihres Arbeitgebers eine hervorragende Investition darstellen, dann behalten Sie sie ruhig – es ist Ihr persönliches Risiko. Dasselbe gilt, wenn Sie zu viele Restaurantaktien halten – erinnern Sie sich daran, wie viele Restaurants aufgrund der staatlich angeordneten Schließungen im Zuge der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 in den Ruin getrieben wurden. Lesen Sie zumindest Kapitel 6, um herauszufinden, wie Sie eine bestimmte Aktie bewerten können. Und bedenken Sie stets die Konsequenzen, wenn Sie sich zum Beispiel bezüglich der Aktien Ihres Arbeitgebers oder der Restaurantketten irren! Konservative Anleger lassen oft zu viel von ihrem Vermögen auf Bankkonten liegen, in Staatsanleihen, Sparbriefen und Ähnlichem. Lesen Sie Kapitel 3, um eine Gesamtanlagestrategie
zu entwickeln, die zu Ihrer persönlichen finanziellen Situation passt.
Die guten ins Töpfchen: Entscheiden, welche Investments Sie halten (und welche nicht) Oft sind Sie vielleicht versucht, ein Investment aus den falschen Gründen wieder zu verkaufen. Die meisten tendieren dazu, Anlagen zu verkaufen, die im Wert gefallen sind. Manche Anleger fürchten einen weiteren Rückgang und wollen überdies nicht mit einem »Verlierer« in Verbindung gebracht werden, vor allem wenn es um Geld geht. Andere Anleger zögern vielleicht, eine verlustbringende Anlage zu verkaufen, weil sie damit sich selbst und anderen eingestehen müssten, dass sie auf das falsche Pferd gesetzt haben – und sei es nur ihrem Ehepartner.
Treten Sie einen Schritt zurück, atmen Sie tief durch und überdenken Sie die Vorzüge der Anlage, deren Verkauf Sie erwägen. Wenn eine Anlage trotz eines aktuellen Wertverlustes immer noch solide ist, warum sie gerade dann veräußern, wenn die Preise fallen und gerade ein Ausverkauf stattfindet? Was wollen Sie mit dem Erlös tun? Möglicherweise sollten Sie in einem solchen Fall sogar den Kauf weiterer solcher Anlagen in Erwägung ziehen. Treffen Sie auch keine Verkaufsentscheidung aufgrund Ihrer momentanen Gefühlslage, vor allem in Hinblick auf die jüngsten Nachrichten. Was heute aktuell ist – auch wenn es sich um schlechte Nachrichten handelt – ist bereits morgen Schnee von gestern. Richten Sie Ihre Anlagestrategie also nicht nach solchen vorübergehenden Ereignissen aus. Nutzen Sie die Hinweise in diesem Buch, um gute Anlageformen zu finden und so die Werthaltigkeit Ihrer aktuellen Bestände besser beurteilen zu können. Wenn eine Anlage grundsätzlich solide ist, dann verkaufen Sie sie nicht. Ein besserer Grund, eine Anlage zu verkaufen, sind zu hohe Gebühren im Vergleich zu ähnlichen Anlagen. Wenn Sie zum Beispiel in einen zu gebührenintensiven Investmentfonds investiert haben, dann informieren Sie sich in Kapitel 16, wie Sie leistungsstarke, kostengünstigere Fonds ausfindig machen.
Die steuerlichen Konsequenzen bedenken Der Verkauf von Geldanlagen kann steuerlich unliebsame Konsequenzen haben – und das gilt in Deutschland vor allem in diesen Fällen: Bei Aktien sollten Sie genau überlegen, ob Sie Altbestände verkaufen, die sie vor 2009 erworben haben. Denn zum Jahreswechsel 2008/2009 gab es eine Steuerreform, damals
wurde die Abgeltungsteuer neu eingeführt. Bei Aktien, die Sie ab dem Jahr 2009 erworben haben, wird auf die Kursgewinne nun stets die Abgeltungsteuer erhoben. Dagegen bleiben die Kursgewinne von Aktien, die Sie vorher gekauft haben, steuerfrei, weil hier nach altem Steuerrecht die Spekulationsfrist maßgeblich war: Nach einem Jahr Haltedauer blieben – und bleiben! – die Kursgewinne steuerfrei. Das heißt zwar nicht, dass Sie solche Aktien in alle Ewigkeit halten müssen, nur um Ihre Kursgewinne vor der Besteuerung zu retten. Aber Sie sollten sich jeden Verkauf solcher Altbestände in Ihrem Depot zweimal überlegen. Für Investmentfonds und ETFs gelten diese Aussagen übrigens nicht. Bei Immobilien spielt die Besteuerung eine erhebliche Rolle. Hier ist zum einen die Spekulationsfrist zentral, die hier zehn Jahre beträgt (außer bei Selbstnutzung). Ein Mietobjekt sollten Sie tunlichst nicht vor Ablauf der Zehnjahresfrist verkaufen. Sonst müssen Sie auf die Gewinne Einkommensteuer zahlen. Umgekehrt gilt: Sollte ein Verkauf je nur mit Verlust möglich sein, dann verkaufen Sie das betreffende Objekt lieber innerhalb der Zehnjahresfrist. Denn das ermöglicht Ihnen eine Verrechnung der Verluste mit Spekulationsgewinnen – notfalls auch in späteren Jahren. Und noch etwas sollten Sie bei Immobilien beachten: Dass Sie nicht mehr als drei Objekte innerhalb von fünf Jahren veräußern. Denn wer diese sogenannte Drei-Objekt-Grenze überschreitet, dem unterstellt das Finanzamt gewerblichen Grundstückshandel, und das hat steuerlich unliebsame Konsequenzen.
Entscheiden, wann bei Verkaufsorders ein Limit sinnvoll ist
Angenommen, es gibt wirklich gute Gründe für den Verkauf einer Aktie. Dann sollten Sie die betreffende Verkaufsorder trotzdem nicht übereilt aufgeben. Vielmehr lohnt sich die Überlegung, ob nicht ein Limit sinnvoll wäre. Ein Limit ist eine Preisvorgabe innerhalb Ihrer Aktienorder. Sie legen bei einer Verkaufsorder fest, wie viel Sie für Ihr Wertpapier mindestens noch haben wollen. Dafür wählen Sie beim Orderzusatz »Limit« aus und geben ins betreffende Feld dann Ihre persönliche Preisgrenze ein. Entsprechend wird die Order nur dann ausgeführt, wenn der aktuelle Kurs des Wertpapiers Ihr Limit berührt oder überschreitet, sonst nicht. Sinnvoll ist ein solches Limit aber nicht bei allen Wertpapieren, weil limitierte Orders immer nachrangig ausgeführt werden. Orders, die andere Aktionäre ohne Limit aufgegeben haben, haben an den Börsen Priorität. Aus diesem Grund sollten Sie Ihre Limits auf Nebenwerte und hier vor allem auf kleine Nebenwerte beschränken. Was bringt Ihnen ein Verkauf mit Limit? Eine solche LimitOrder bewahrt Sie vor bösen Überraschungen, die hauptsächlich bei solchen Aktien drohen, die nur selten gehandelt werden. Dann würde womöglich schon eine einzige Verkaufsorder (nämlich Ihre) reichen, um den Kurs in den Keller zu schicken. Denn Sie können nicht davon ausgehen, dass zur gleichen Zeit die passende Kauforder eines anderen Aktionärs vorliegt, die dem Börsenmakler signalisiert, dass der betreffende Wert nachgefragt ist. Mit einem Limit vermeiden Sie solche unliebsamen Kursausschläge.
Anlagen nicht dauernd umschichten – auch aus
steuerlichen Gründen nicht Abgeltungsteuer zahlen Sie laufend auf Dividenden und Zinsen. Maßgeblich hierfür ist ganz einfach der Zeitpunkt der Ausschüttung. Bei Kursgewinnen ist das anders. Solange Sie diese noch nicht durch Verkauf der betreffenden Aktien realisiert haben, steht der Gewinn zunächst einmal nur in Ihren Büchern, aber das Finanzamt erfährt und beansprucht auch nichts davon. Das ist – neben den Transaktionskosten – ein gutes Argument dafür, eine einmal gekaufte Aktie nicht gleich wieder zu verkaufen. Wenn Sie in Einzelaktien investieren, sprechen auch steuerliche Gründe dafür, die Buy-and-Hold-Strategie zu verfolgen. Das heißt: Sie kaufen eine Aktie und halten Sie möglichst lange, sofern nicht irgendwann zwingende Gründe für einen Verkauf sprechen. Ihr Vorteil: Eine Art Aufschubeffekt, weil die Kursgewinne zunächst ungeschmälert bleiben. Das aber bedeutet auch: Über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte profitieren Sie so am besten vom Zinseszinseffekt. Denn Basis für Ihren Renditezuwachs ist stets der Kurswert, von dem noch keine Steuern abgezogen wurden. Unterlassen Sie den kurz- und mittelfristigen Aktienhandel. Legen Sie Ihren Schwerpunkt auf Value-Aktien, denn diese können in der Regel jahrelang in Ihrem Depot bleiben. Dann erfolgt der Steuerabzug erst ganz zum Schluss auf die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. Zwischendurch kann Ihr Aktienvermögen aber ungestört wachsen.
(Aktien-)Verluste mit Gewinnen verrechnen Vielleicht haben Sie einige Verlierer in Ihrem Portfolio. Wenn Sie aus einem bestimmten Grund Barmittel benötigen, können Sie auch in Erwägung ziehen, Aktien mit Verlust zu verkaufen. Sie haben nämlich die Möglichkeit, Verluste mit Gewinnen zu
verrechnen. Allerdings sind Aktienkursgewinne aktuell nur mit Aktienkursgewinnen verrechenbar (Stand: Februar 2022), aber das könnte sich bald ändern. Unabhängig davon gilt: Wenn Sie aus einer Aktienanlage in einem Jahr einen hohen Gewinn erzielt haben, dann lohnt es sich nachzusehen, ob es in Ihrem Depot womöglich eine verlustreiche andere Aktienposition gibt, von der Sie sich sowieso trennen wollten. Idealerweise verkaufen Sie diese Verlustposition dann im gleichen Jahr, in dem Ihre Gewinne angefallen sind. Dann können Sie die Verluste mit den Gewinnen verrechnen, was Ihre Steuerlast verringert. Es ist nicht weiter schlimm, wenn Verluste und Gewinne jeweils in zwei verschiedenen Depots anfallen. Allerdings werden dann die beteiligten Depotbanken die Verlustverrechnung nicht selbst vornehmen. Vielmehr müssen Sie dann die Anlage KAP zur Einkommensteuererklärung abgeben, damit das Finanzamt die Verlustverrechnung vornimmt. In diesem Fall bekommen Sie dann einen Teil der zu viel gezahlten Steuern erstattet.
Den ursprünglichen Anschaffungspreis für Steuerzwecke dokumentieren Manchmal wissen Sie vielleicht nicht, was eine Aktie, ein Fonds oder eine Anleihe ursprünglich gekostet hat. Das kann etwa der Fall sein, wenn Sie Ihr Depot auf einen anderen Broker übertragen haben. Aber diese Gefahr besteht auch, wenn der Broker umfirmiert hat, weil er zum Beispiel von einer anderen Muttergesellschaft übernommen wurde. Die Anschaffungskosten (Ankaufskurs plus Transaktionskosten) sind aber steuerlich wichtig. Denn zur Ermittlung des steuerpflichtigen Gewinns werden sie einfach vom Verkaufskurs abgezogen, was übrig bleibt, ist der Gewinn. Deshalb sollten Sie nach jeder
Wertpapierorder die entsprechende Abrechnung behalten und ausdrucken. Überprüfen Sie dann nach Ablauf jedes Kalenderjahres, ob die Bank die Abgeltungsteuer auf die korrekten Gewinne einbehalten hat. Falls nein, können Sie bei der Bank selbst zwar keine Korrektur veranlassen. Aber durch Abgabe der Anlage KAP mit der Einkommensteuererklärung können Sie eine Korrektur beim Finanzamt erwirken. Als Nachweis reichen Sie einfach die Kauf- und Verkaufsabrechnung der betreffenden Wertpapiere ein.
Unterschiede bei Depotbanken erkennen Wenn Sie Wertpapiere wie Aktien und Anleihen verkaufen wollen, müssen Sie wissen, dass einige Depotbanken mehr – in manchen Fällen sehr viel mehr – für den Verkauf berechnen als andere. Auch wenn die Wertpapiere, die Sie verkaufen möchten, derzeit bei einer teureren Depotbank liegen, können Sie sie glücklicherweise zu einer günstigeren Online-Depotbank transferieren – und das sogar kostenfrei, sofern es sich um einen Transfer zu einer inländischen Depotbank handelt. In Kapitel 9 erfahren Sie mehr über die verschiedenen Arten von Brokern und wie Sie das Beste für Ihre Situation auswählen.
Einen vertrauenswürdigen Vermögensberater finden Wenn Sie Ihre Anlageentscheidungen einem Vermögensberater überlassen, kann es sein, dass Sie bei Ihren Renditen enttäuscht werden, denn kaum ein Dienstleister bietet objektive und kompetente Beratung. Wenn Sie vor einer Verkaufsentscheidung stehen, dann ist ein kompetenter und unabhängiger Vermögensberater leider fast ebenso schwer zu finden wie ein Politiker, der keine Gelder für besondere Interessen
entgegennimmt. Die meisten Vermögensberater arbeiten auf Provisionsbasis, und die Aussicht auf diese Provision kann ihr Urteilsvermögen trüben. Und die wenigen Berater, die auf Honorarbasis arbeiten, verwalten fast alle auch Gelder, was zu weiteren Interessenkonflikten führt, denn je mehr Geld Sie ihnen zur Anlage und Verwaltung anvertrauen, desto mehr verdienen sie an Ihnen. Wenn Sie bezüglich des Verkaufs bestimmter Anlagen eine objektive und kompetente Beratung wünschen, dann wenden Sie sich an eine Vermögensberatung oder Bank, die auf Honorarbasis arbeitet. Das tun in Deutschland allerdings die wenigsten. Eine Bank, die auf das Honorarmodell setzt und alle erhaltenen Provisionen an ihre Kunden weiterreicht, ist die Quirin Privatbank.
Kapitel 20
Zehn Tipps für das Investieren im Bärenmarkt IN DIESEM KAPITEL Sich um sein Portfolio kümmern, wenn der Aktienmarkt fällt Einen kühlen Kopf bewahren trotz Untergangsstimmung
Wenn im Laufe eines Tages nicht gerade eine Menge anderer bahnbrechender Nachrichten auftauchen, dann sorgen starke Kurseinbrüche an der Börse für Schlagzeilen – Börsenturbulenzen sind immer ein gefundenes Fressen für die Medien. Das Marktumfeld ändert sich praktisch täglich, und neue Aktien fallen und steigen immer. Und da immer mehr Menschen Aktien besitzen (einschließlich offener Investmentfonds und ETFs), vor allem im Rahmen der betrieblichen und privaten Altersvorsorge, beobachten heutzutage die meisten Anleger die Bewegungen an den Finanzmärkten. In diesem Kapitel erkläre ich Ihnen, wie Sie Ihre Chancen auf einen Anlageerfolg maximieren können, auch wenn sich die Aktienkurse längerfristig verschlechtern oder gar einbrechen.
Wichtigste Regel: Keine Panik! Niemand schaltet gerne die Nachrichten ein, ruft eine Finanz-App auf seinem Smartphone auf oder surft im Internet, um dann Meldungen wie diese zu erhalten: »Die Aktienkurse stürzen ab. Der Dow Jones ist heute um 400 Punkte eingebrochen.« Wenn Sie diese Nachricht hören, geraten Sie bitte nicht in Panik – es handelt sich nur um die Ereignisse eines einzigen Tages. (Im Jahr
2008 ereigneten sich auf dem Markt scheinbar tagtäglich solche Einbrüche, und man könnte diese Ereignisse in der Tat als eine »Finanzpanik« beschreiben, wie sie die Nation seit Generationen nicht mehr erlebt hatte. Ich beschreibe diese Situation ausführlicher im später folgenden Abschnitt »Größere Kursrückgänge als Schnäppchen betrachten«). Es gab auch weitere Einbrüche. So zum Beispiel im Jahr 2020 als Reaktion der Aktienmärkte auf den Regierungsshutdown im Zuge der Coronakrise und 2022 als Folge des Angriffs, den Russland auf die Ukraine verübte. Nur weil in Ihrer Stadt kürzlich ein Haus abgebrannt ist und alle lokalen Medien darüber berichteten, werden Sie nun wahrscheinlich (und hoffentlich) nicht anfangen, auf der Straße zu leben, aus Angst während eines Brandes zu Hause zu sein. Ebenso wenig werden Sie vermutlich das Autofahren (oder das Mitfahren in anderen Autos) aufgeben, obwohl dies zu den gefährlichsten Dingen zählt, die Sie regelmäßig tun. Aber Sie können einige vernünftige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel Rauchmelder installieren oder defekte Geräte reparieren, die einen Brand auslösen könnten, um sicherzustellen, dass Ihr Haus nicht zum nächsten Fall für die Feuerwehr wird. Ebenso können Sie die Risiken des Autofahrens erheblich verringern, indem Sie sich zum Beispiel ein besonders sicheres Auto kaufen, stets den Sicherheitsgurt anlegen und nie unter Alkoholeinfluss fahren. Gleichermaßen sollten Sie Aktien, die langfristig hervorragende Renditen abwerfen, nicht einfach meiden, nur weil die Kurse gelegentlich fallen. Wie ich in Kapitel 2 genauer erkläre, gehen Risiko und Rendite Hand in Hand. Wenn Sie Wert auf wachstumsstarke Anlageformen legen, die langfristig überdurchschnittliche Renditen erbringen, dann müssen Sie bereit sein, gewisse Risiken (das heißt Schwankungen und Abwärtsphasen) einzugehen. Auch hier können und sollten Sie vernünftige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen – wobei Diversifizierung (das heißt möglichst breite Streuung) der
Schlüssel ist, wenn es darum geht, Ihr Anlagerisiko zu minimieren. Obwohl auch andere vermögensbildende Anlagenformen wie Immobilien und Kleinunternehmen oft erhebliche Wertschwankungen und -verluste erfahren, werden Sie keine Schlagzeilen über deren tägliche Kursbewegungen lesen! Ein wichtiger und einleuchtender Grund dafür ist, dass niemand täglich im Minutentakt über die Preise von Immobilien und Kleinunternehmen berichtet, so wie das bei Aktienkursen der Fall ist.
Aufs eigene Portfolio schauen statt auf den Gesamtmarkt Wenn Sie meinem Rat folgen, dann wird Ihr Portfolio diversifizierte (also möglich breit gefächerte) Aktienbestände umfassen, einschließlich einiger internationaler Aktien und Anleihen. Ein diversifiziertes Portfolio kann in einem Abwärtsmarkt hilfreich sein, weil einige Anlagen fallen, während andere steigen und so die Verluste wieder ausgleichen. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass einige Anlagen weit weniger an Wert verlieren als andere. Vor Jahren rief mich einer meiner Klienten an, als der Aktienmarkt gerade im Sinkflug begriffen war. »Ich habe gerade gesehen, dass der S&P 500 in diesem Jahr bisher um 28 Prozent gefallen ist und der NASDAQ ist um 34 Prozent. Soll ich verkaufen?« Er war ziemlich überrascht, als ich ein wenig herumrechnete und dann feststellte, dass sein Portfolio aus Aktien und Anleihen in diesem Jahr nur um 8 Prozent gefallen war. Natürlich wollte ich die Tatsache, dass dieser Klient in diesem Jahr (auf dem Papier) auch Geld verloren hatte, nicht herunterspielen oder bagatellisieren; jedoch hatte er schlicht übersehen, dass die Anleihen in seinem Portfolio tatsächlich an Wert zugelegt hatten, ebenso wie einige seiner Aktienfonds mit Schwerpunkt auf
wertorientierten Aktien. In Kapitel 8 gebe ich Ihnen eine Menge Tipps für den Aufbau eines diversifizierten Fondsportfolios.
Größere Kursrückgänge als Schnäppchen betrachten Ganz im Gegensatz zum Einzelhandel oder E-Commerce, wo die Kauflaune steigt, je mehr die Preise sinken, sind die Anleger (insbesondere Privatanleger) an der Börse nach einem starken Kursrückgang eher zurückhaltend bezüglich weiterer Aktienkäufe. Lassen Sie sich nicht von der Untergangsstimmung mitreißen, die immer dann aufkommt, wenn die Kurse fallen. Betrachten Sie Kursrückgänge als eine Art Ausverkauf der Aktienmärkte und damit die Chance auf ein Schnäppchen. Aktienkurse erreichen in der Regel ihren Tiefpunkt, wenn der Pessimismus seinen Höhepunkt erreicht. Und warum? Diejenigen, die sich veranlasst fühlten zu verkaufen, haben dies getan, und nun ist schlicht eine Bodenbildung erreicht, also eine Untergrenze, von der aus die Kurse wieder steigen. Während der Rezession und des Rückgangs der Aktienmärkte im Jahr 2008, welche Ende 2008 und Anfang 2009 ihren Höhepunkt erreichten, waren Negativität und Pessimismus weitverbreitet. Die Aktienkurse fielen weltweit innerhalb von etwa einem Jahr um die Hälfte. Banken- und Finanzsysteme befanden sich in der Krise, sodass die Regierungen eingreifen mussten. Mit steigenden Arbeitslosenzahlen (allein in den USA kletterte die Arbeitslosenquote auf 10 Prozent) machten Ängste und Gerüchte hinsichtlich einer bevorstehenden Depression zunehmend die Runde. Nachdem die Aktienkurse Anfang 2009 ihren Tiefpunkt erreicht hatten, ging es steil bergauf und die Werte verdoppelte sich in nur zwei Jahren wieder – ein seltenes historisches Ereignis.
Das soll nun nicht heißen, dass Sie nach einem starken Kursrückgang wahllos irgendwelche Aktien kaufen sollten. Ich bin nicht für den Kauf von Einzelaktien, vor allem nicht von Aktienpaketen aus derselben Branche (wie zum Beispiel Fluggesellschaften oder Automobilhersteller). Ein negatives Beispiel sind die frühen Internet-Start-ups, die während der Hausse der 1990er-Jahre enorme Kursgewinne verzeichneten, nur um dann ebenso spektakulär Schiffbruch zu erleiden, als die Blase im Jahr 2000 schließlich platzte. Einige Anleger dieser Unternehmen verschlimmerten ihre Misere noch, indem sie den Fehler begingen, noch mehr entsprechende Aktien nachzukaufen, nachdem die Kurse bereits um 10 oder 20 Prozent gefallen waren. Diese sogenannten Buy-the-dip- oder Verbilligungskäufer wussten nicht, dass die Technologieaktien, die sie erwarben, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und anderen Bewertungsmaßstäben immer noch stark überbewertet waren (siehe Kapitel 5). Am besten kaufen Sie Aktien nach und nach über gut verwaltete, diversifizierte offene Investmentfonds und ETFs (siehe Kapitel 8). Wenn der Aktienmarkt dann insgesamt einen starken Rückgang erleidet und Aktien zu günstigen Preisen – sozusagen im Ausverkauf – angeboten werden, dann können Sie zuschlagen und Ihr Portfolio aufstocken.
Mögliche Probleme Ihres Portfolios aufdecken Aktienmarktrückgänge bieten eine gute Gelegenheit, um eventuelle Probleme Ihres Portfolios schnell und effektiv aufzudecken, zum Beispiel wenn Sie zu viele Anlagen in derselben Branche besitzen. Als beispielsweise Technologieaktien Anfang der 2000er-Jahre abstürzten, erhielt ich zahlreiche E-Mails von Anlegern, die sich
mit solchen Aktien eingedeckt hatten und mich nun um Rat baten, was sie mit ihren Beständen tun sollten. Viele dieser Anleger beklagten den drastischen Wertverlust ihrer Technologieaktien im Vergleich zu deren Hochphase. Ich gab ihnen daraufhin zu bedenken, dass es immer mit einem hohen Risiko verbunden ist, zu viel auf ein und dasselbe Pferd zu setzen das heißt in zu viele Aktien ein und derselben Sparte zu investieren. Ebenso wies ich sie auf die Gefahren hin, die mit der Jagd nach sogenannten heißen Tipps (das heißt besonders vielversprechenden Branchen des Aktienmarktes) einhergehen, wie zum Beispiel, dass der heiße Tipp von heute sich schon morgen als Rohrkrepierer erweisen kann. Ein rückläufiger Aktienmarkt kann nicht nur dazu beitragen, schlecht diversifizierte Portfolios offenzulegen, er kann auch zeigen, bei welchen Fonds die Gebühren zu hoch sind. Die meisten Anleger stören sich nicht daran, Gebühren in Höhe von 1 oder 2 Prozent pro Jahr zu berappen, wenn sie im betreffenden Zeitraum 15 bis 20 Prozent verdienen. Aber nach ein paar Jahren mit niedrigen oder gar negativen Renditen machen sich solche hohen Gebühren durchaus schmerzhaft bemerkbar – in Form einer negativen Performance.
Wachstumsaktien vermeiden (falls Sie der ängstliche Typ sind) Während eines anhaltenden Börsenabschwungs (Bärenmarkt) verlieren die Aktien, die in der Zeit des vorangegangenen Marktanstiegs (Bullenmarkt) am meisten überbewertet waren. Die schwächsten dieser sogenannten Wachstumsaktien (GrowthAktien) können während einer Rezession und eines größeren Börsenabschwungs besonders leiden.
Es ist nahezu unmöglich, die Dauer und das Ausmaß eines Bärenmarktes vorherzubestimmen. Daher ist es sinnvoll, sich bei der Aktienanlage auf Aktien zu konzentrieren, die langfristig solide Renditen abwerfen und bei größeren Marktrückgängen tendenziell weniger stark fallen. So gehören zum Beispiel sogenannte Value-Aktien zu den sichereren Aktienarten, die man während einer Baisse halten kann. Value-Aktien bergen in der Regel ein geringeres Kursrisiko, da sie im Vergleich zu ihrer Aktienbewertung einen relativ hohen Vermögenswert aufweisen. (Value-Aktien werfen in der Regel auch beständigere und sicherere Dividenden ab.) Wie in einigen anderen Bärenmärkten der Vergangenheit haben zahlreiche wertorientierte Aktien während des Bärenmarktes Anfang der 2000er-Jahre tatsächlich an Wert gewonnen. (Dieses Szenario wiederholte sich jedoch während der schwerwiegenderen Baisse Ende der 2000er-Jahre nicht.) In Kapitel 8 gehe ich ausführlich auf verschiedene Aktientypen und Fonds ein, die in Wertaktien investieren.
Den Strom an negativen Nachrichten ausblenden Wenn der Aktienmarkt zusammenbricht und die Finanzmedien uns täglich mit neuen Hiobsbotschaften und widersprüchlichen Meinungen über das weitere Vorgehen konfrontieren, dann tun die meisten Anleger unter dem Eindruck dieser Geschehnisse genau das Falsche. Genauso wie eine dauerhafte Ernährung mit Junkfood schlecht für die körperliche Gesundheit ist, so ist ein ständiger Strom an negativen Marktmeldungen schlecht für die finanzielle Gesundheit. Und auch für die seelische Gesundheit eines Menschen ist es nicht gerade förderlich, sich ständig mit schlechten Nachrichten (und zwar aller Art) zu beschäftigen.
Die Wirtschaft durchläuft Phasen des Aufschwungs und gelegentliche Phasen des Abschwungs (wobei Erstere im Allgemeinen länger andauern und stärker ausfallen als Letztere). Irgendwo auf der Welt gibt es immer eine Krise oder einen Konflikt. In der Geschäftswelt wird es immer einige unethische und korrupte Unternehmensführer geben. Das Halten von Aktien ist immer mit einem Risiko verbunden. Es sind diejenigen, die das Glas als halb voll betrachten und eher das Positive – statt nur das Negative – sehen, die Wohlstand aufbauen, indem sie langfristig in Aktien, Immobilien und Kleinunternehmen investieren.
Große Punktrückgänge ignorieren (und stattdessen auf den Prozentsatz achten) Es macht mich wahnsinnig, wenn an einem Tag, an dem ein großer Börsenindex wie der Dow Jones einen größeren Punkterückgang verzeichnet hat, in den Nachrichten ein Tagesdiagramm des Indexverlaufs gezeigt wird, was auf den ersten Blick beängstigend wirken kann. In den letzten Jahren kam es relativ häufig vor, dass der Dow um 400 oder 500 Punkte gefallen ist.
Achten Sie auf den prozentualen Rückgang eines Index und nicht auf den Abfall in Punkten. Auch wenn 400 bis 500 Punkte sich nach einem horrenden Rückgang anhören, so entspricht dies gerade einmal einer Bewegung von etwa 1,5 bis 2 Prozent – und das bei einem Index, der vorher um die 25.000 Punkte gehandelt wurde. (Bei einem Dow von 30.000 Punkten würde derselbe prozentuale Rückgang 450 bis 600 Punkte an einem Tag ausmachen). Niemand verliert gerne einen solchen Anteil seines in Aktien angelegten Vermögens an einem Tag, aber die prozentuale Veränderung klingt um einiges weniger abschreckend als die in Punkten.
Anlageerfolg ist keine Frage der Herkunft Ein junger Mann schrieb mir einmal über etwas, was er in einem Interview mit Robert Kiyosaki, dem Autor des Buches Rich Dad, Poor Dad (Reicher Vater, armer Vater), gelesen hatte. Dem Interviewer zufolge sagte Kiyosaki, dass sich die Reichen vom Rest der Bevölkerung unterscheiden würden »… weil sie ihren Kindern beibringen, wie man reich wird … Zu diesen Methoden, reich zu werden, gehören Investitionen mit Hebelwirkung … sowie die Abkehr von offenen Investmentfonds [und staatlich geförderten Altersvorsorgeverträgen].« Der junge Mann stammte aus bescheidenen Verhältnissen und hatte sein Geld über den Altersvorsorgeplan seines Arbeitgebers in offene Investmentfonds angelegt. Aber nachdem er die Meinung des »Rich-Dad«-Gurus gelesen hatte, dachte er, er sei womöglich zu lebenslanger Armut verdammt. Glücklicherweise konnte ich ihn eines Besseren belehren. Im Laufe der Jahre habe ich viele Leute kennengelernt, die aus nicht wohlhabenden Familien stammten und sich dennoch ein beträchtliches Vermögen aufgebaut haben, indem sie zum einen
nicht über ihre Verhältnisse gelebt und zum anderen in die drei vermögensbildenden Anlageformen investiert hatten, auf die ich mich in diesem Buch besonders konzentriere: Aktien, Immobilien und Kleinunternehmen. Kiyosaki ist überdies der Auffassung, dass offene Investmentfonds und staatlich geförderte Altersvorsorgeverträge – neben des zu hohen Risikos – als Finanzinstrumente nur für etwa 20 Prozent der Bevölkerung geeignet seien, also für Menschen, die 100.000 US-Dollar oder mehr verdienen. Dem kann ich nur widersprechen. Meiner Erfahrung nach sind offene Investmentfonds und ETFs wie geschaffen für nicht wohlhabende Menschen, die nicht über das nötige »Kleingeld« verfügen, um sich selbst ein diversifiziertes Portfolio zusammenzustellen. Eine weitere Aussage Kiyosakis war, dass er offene Investmentfonds nicht möge, »weil sie keine Versicherung gegen einen Börsencrash haben«. Wie ich in den Teilen I und II dieses Buches erörtere, besteht die klügste Strategie, das Risiko von Aktienanlagen zu minimieren, darin, nicht nur in eine Vielzahl verschiedener Aktien zu investieren – genau das tun gute Aktienfonds ja –, sondern auch in andere Anlageformen, die sich nicht mit dem Aktienmarkt auf und ab bewegen (zum Beispiel Rentenfonds). Kiyosaki erklärte zudem, er profitiere bei der Anlage in Immobilien vom Vorteil einer Versicherung: »Mein Bankberater verlangt von mir, dass ich eine Versicherung gegen Elementarschäden abschließe«. Dieser Vergleich ist unsinnig, da eine solche Versicherung zwar Verluste durch höhere Gewalt (zum Beispiel durch eine Überschwemmung) abdecken würde, nicht aber solche, die durch den Rückgang des Marktwerts einer Immobilie aufgrund der allgemeinen Marktbedingungen entstehen. Interessanterweise wurden die Kiyosaki-Anhänger im Zuge ihrer umfangreichen Investitionen in Immobilien, die Mitte bis Ende der 2000er-Jahre in den meisten Regionen starke Wertverluste erlitten, kalt erwischt.
Die Finanzmärkte verstehen Wenn es an der Börse hart auf hart kommt, können Sie leicht den Überblick verlieren und vorschnelle Entscheidungen treffen. Um mit Aktienanlagen langfristig erfolgreich zu sein, müssen Sie sich einen langen Atem zulegen und wissen, wie die Finanzmärkte funktionieren. Auch wenn Sie Kapitel 4 und 5 bereits gelesen haben – blättern Sie zurück und lesen Sie sie ein zweites Mal, denn darin erkläre ich Ihnen, wie der Aktienmarkt funktioniert und was die Aktienkurse kurz- und langfristig beeinflusst.
Mit einer Person Ihres Vertrauens sprechen Die Herausforderungen des Lebens können mitunter demütigend und manchmal auch deprimierend sein. Der Besitz einer Anlage, die stark an Wert verloren hat – sei es eine Aktie, ein Investmentfonds, eine Immobilie oder ein Kleinunternehmen – ist ein solche Herausforderung. Aber Sie müssen diese Last nicht allein tragen. Sprechen Sie darüber mit jemandem, der Sie versteht und dem Sie vertrauen. Finden Sie heraus, was Sie gerade am meisten brauchen und kommunizieren Sie das offen – Einfühlungsvermögen, ein offenes Ohr, einen Gesprächspartner oder einen Rat.
Abbildungsverzeichnis Abbildung 2.1: Wie hoch stehen die Chancen, an den USMärkten Geld zu verdienen oder zu verlieren? In einem Jahr gewinnt man mit Aktien deutlich häufiger (und mehr) als mit Anleihen. Abbildung 2.2: Je länger Sie Aktien halten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, Gewinne zu erzielen. Abbildung 2.3: Selbst die Hausse der 1990er-Jahre brachte nicht jedem Unternehmen Erfolg. Abbildung 2.4: Ein historischer Blick auf die Performance von Anleihen: Die Inflation hat die Renditen von Anleihen in den letzten Jahrzehnten stärker gemindert. Abbildung 2.5: Die Geschichte zeigt, dass Aktien langfristig eine konsistent gewinnbringende Anlageform darstellen. Abbildung 2.6: Eine Fülle von Investitionsmöglichkeiten gibt es auch außerhalb der eigenen Landesgrenzen. Abbildung 6.1: Der Value-Line-Investment-Survey-Bericht über Starbucks Quelle: Die Aktien-Analyse, GeVestor Financial Publishing Group Abbildung 7.1: Beispiel einer Liste mit Anleihen mehrerer Unternehmen Abbildung 18.1: Geringfügig höhere Renditen lassen Ihr Vermögen aufgrund des Zinseszinses stetig wachsen.
Stichwortverzeichnis A Abgeltungsteuer 77 Abschreibung Bilanz 144 Abwertung Währung 101 Akquisition 95 Aktie Kurs-Gewinn-Verhältnis 94 Marktanteil 137 Aktien 29 Definition 92 Emission 92 großkapitalisierte 188 Kursverluste 369 kurzfristig handeln 127 Ratings 136 Renditechancen 48 Renditen 58 selbst auswählen 112 Value 185 Verlustrisiko 49 Aktien-Analyse Börsendienst 134
Aktienanalysen 140 unabhängige 139 Aktienauswahl Fondsmanager 140 Aktienfonds 111, 175, 187 Arten 187 Betriebskosten 181 Diversifizierung 111 Empfehlungen 186 europäische 189 inländische 189 Kategorien 187 USA 189 Verwaltung 111 Vorteile 111 Aktienhandel Gewinnchancen verbessern 97 Tipps 131 Aktienkauf Fehler vermeiden 125 Möglichkeiten 110 Aktienkauf/-verkauf Zeitpunkt 114 Aktienkurs 106 Bewertung 137 Aktienkurse 150
Aktienmarkt 106 Einstieg 29 Funktionsweise 91 Aktientipps heiße 358 Aktionärsquote 341 Aktiva 292 Bilanz 142 Alternativkosten 361 Altersvorsorge 210 betriebliche 77 Analyse technische 149 Analysten 173 Angel-Investor 304 Anlage V 236, 242 Anlageerfolg 376
Anlagefonds Arten 175 Ausgabeaufschlag 177 Diversifizierung 174, 185 Empfehlungen 186 Kosten 177 Kosteneffizienz 173 Management 173 Mindestanlagebeträge 174 Performance 179 Sicherheit 175 Verwaltungsgebühren 178 Anlageimmobilien 245 Anlagekredite 68 Anlagen bewerten 50 verkaufen 368 Anlageoptionen 69 Anlagerisiken 43 einschätzen 372 Anlagetipps 82 bei rückläufigem Aktienmarkt 371 Anlagevermittler 357 Anleihe Bonitätsbewertung 161 Fälligkeitswert 166 Rating 161 Anleihefonds 153, 164, 175, 192
Anleihekurse 165 Anleihemärkte Funktionsweise 91 Anleihen 58, 153, 156–157 bewerten 159 Definition 92 Emission 92 internationale 163 kaufen 164 Renditen 58 Anschaffungspreis 369 Antiquitäten investieren in 40 Anzahlung Immobilienkauf 252 Ask-Kurs 127 Asset Allocation 159 Fonds 183 langfristige Geldanlagen 184 Ausbildung 86 finanzieren 86 Ausfallwahrscheinlichkeit Anleihen 160 Ausgabeaufschlag Fonds 177 Rentenfonds 192 Ausgaben Gewinn- und Verlustrechnung 148
Ausschüttung 56 Dividenden 106 Außenstände Bilanz 144
B B2B 286, 289 Baisse 108, 374 Bankanalysten 126 Banken 154 Bärenmarkt 108, 371, 374 Bargeld 34 Bauland 220 Anlage 230 Bebauungsstatus 231 Begutachtung Immobilie 265 Berufshaftpflichtversicherung 87 Berufsunfähigkeitsversicherung 87, 298, 308 Berufsverbände 298, 308 Betreuungsverfügung 88 Betriebshaftpflichtversicherung 307 Bewertung Anleihen 160 Bid-Ask-Spread 127 Bidkurs 127 Bilanz 142, 292
Bitcoin 38 Bonität 209–210, 252–253 Anleihen 159 Bonitätsbewertung Anleihen 160 Bootstrapping 299 Börsen Bildungsangebot 347 Börsenaufsicht 121 Börsencrashs 45 Börsengang 93 Börsengurus 128, 364 Börsenindex 107 Börsenkurse 150 Börsenliteratur 339 Börsenmanien 124 Börsen-Newsletter 149 Branchenfonds 190 Branding 97 Briefkurs 127 Broker 139 Buchhaltung 314 Buchwert 137 Bullenmarkt 374 Bundesanleihen 161, 167 Bürgschaftsbanken 302 Business Angel 304 Businessplan 281
Buy-and-Hold-Strategie 195, 368 Buy-the-dip Aktienkäufe 373
C Call-Option 35 Cap Aktien 188 Cap-Darlehen 257 Cash-Drain 230 Cashflow 229 Geschäftsbericht 148 Immobilie 238 negativer 230 Schätzung bei Immobilien 236 Cash-Loss 230 Caveat emptor 322 Chartanalyse 149 Cost Average Effect 83 Crowdfunding 300
D
Darlehen Angebote vergleichen 259 Annuitätendarlehen 212 endfällige 212 Festzins 255 Margin 121 variable 255 Vergleich 257 Darlehenshöhe Hypothek 209 DAX 109 Daytrading 127, 359 Depot 172 überwachen 361 Depotbanken 139, 197 Aktien 152 Unterschiede 370 Derivate 36 Direktbanken 155 Direktbroker Aktien 152 Direktversicherung 78 Discountbroker 197–199 Diversifizierung 47, 74, 81, 83, 132, 174, 189, 220, 372 Anlageportfolio 366 Einzelanleihen 165 Fonds 185 Portfolio 159
Dividende 56, 106, 374 pro Aktie 151 Dividendenrendite 56 Aktien 151 Dotcom-Blase 116 Dow Jones 107, 375 Dow Jones Industrial Average 107 Drei-Objekt-Grenze 368 Due-Diligence-Prüfung 333 Durchschnittskosteneffekt 83
E Edelmetalle 37 Edelmetallfonds 191 Effektivverzinsung 55 Eigenheim 207, 228 Finanzierung 209 Kauf 205 Eigenkapital 138, 145–146 Bilanz 146 Immobilien 205–206 Immobilienfinanzierung 212 Vermögensaufbau 29 Eigenkapitalanlage 219 Eigenkapitalbeteiligung 303 Eigenkapitalgeber 304 Eigenkapitalinvestitionen 153
Eigentumswohnung 213 Einkommensfonds 189 Einkommensteuererklärung Anlage KAP 369 Einlagensicherung 155 Einzelaktien Anlage 150 bewerten 134, 136 Rating 136 Einzelanleihen 165 bewerten 167 Diversifizierung 165 kaufen 168 Nachteile 165 Provision 165 Einzelinvestitionen Risiko 50 Einzelunternehmen 290, 305 Emerging Markets 60 Emission 56, 92 Emittenten Anleihen 159, 161 Endfälligkeitsrendite 193 Erbschaftsteuer 88 Eröffnungskurs Aktien 151 Erschließungskosten 231 Erträge 96
Erwerbsunfähigkeitsversicherung 87, 298 ETFs 111, 132, 153, 171, 180–181 gehebelte 182 inverse 182 Euphorie 358 Europäische Zentralbank 99, 101 Executive Summary 293 Existenzgündung Businessplan 281 Expansion 97 Experten 357 EZB 99, 101
F Fachartikel 358 Fachliteratur branchenspezifische 326 Fälligkeit Anleihen 159 FED 101 Federal Reserve 100 Fehltritte Rentenfonds 193 Ferienwohnrechte 245 Festzinsdarlehen 255, 257 Fidelity 180 Financial Times Stock Exchange 109
Finanzen verwalten und ordnen 65 Finanzkrise 101 Finanzmärkte Funktionsweise 96 Mechanismen 376 Finanzzeitschriften 140 Firmierung 307 Fonds aktiv gemanagte 181 Arten 175 ausschüttend 187 Empfehlungen 186 internationale 189 offene 111 thesaurierend 187 Vorteile 173 Fondsauswahl 343 Fondsgebühren 374 Fondsgesellschaft 173, 199 Forbes 227 Forbes 400 227 Förderdarlehen 302 Franchise 327 Franchise-Geber 327 Franchise-Nehmer 327
Franchising 327 Risiken 328 Vorteile 327 Freistellungsauftrag 80 Freiverkehr Aktien 131 Freiverkehrsmarkt Aktien 131 Fremdfinanzierung 301 Fremdkapital 138, 145 FTSE100 109 Fundamentalanalyse 149
G Garantiezertifikate 169 GbR 305 Geldabfluss 230, 236 Geldanlage Einstieg 28 Hindernisse 357 Möglichkeiten 27 Paare 72 Verkauf 365 Geld-Brief-Spanne 127 Geldkurs 127 Geldmarktfonds 157, 175, 196 Geldmenge 101, 103
Geldpolitik 99, 101 Geldverleih als Investition 33 gemeinnützige Organisationen 96 Gesamtkostenquote 179 Gesamtmarktwert Aktien 188 Gesamtrendite 55 Aktien 106 Fonds 187 Geschäftsausstattung 312 Bilanz 144 Geschäftsbericht 141 Geschäftserfahrung 322 Gesellschaft bürgerlichen Rechts 305 Gewerbeimmobilien 232 Gewinn pro Aktie Gewinn- und Verlustrechnung 149, 292 Geschäftsbericht 146 Gewinne 96 Gewinne nach Steuern 57 Gewinnmaximierung 96 Glücksspiel 129 GmbH 290 Gold 39 Goldene Zwanziger 121 Goldfonds 191 Goldpreis 38
Goodwill Bilanz 144 Graham Benjamin 340 Große Depression 62 Growth 188 Growth-Aktien 110, 185, 188, 374 Grundbuchkosten Immobilienkauf 208 Gründershow 305 Grunderwerbsteuer 208 Grundschuld 206 Grundsteuer 216 Grundstück Anlage 230 Günstigerprüfung Kapitalertragsteuer 81
H Haftpflichtversicherung 87, 308 Haftungsbeschränkung 307 Haltedauer von Anlagen 47 Handel kurzfristiger 127 Handelshäufigkeit Aktienfonds 191
Handelskosten 132 Handelsvolumen Aktien 149, 151 Handwerkskammer 288 Hausratversicherung 87 Hausse 108 Hebelinvestment 220 Hebelwirkung 30, 221 Immobilien 220 heißer Sektor 374 High-Yield-Fonds 161 Hochzinsanleihen 161 Rentenfonds 194 Hybridanleihe 163 Hybridfonds 195 Hyperinflation 54 Hypothek 154 refinanzieren 261 Hypothekenbank 162 Hypothekendarlehen 208, 252 Angebotsvergleich 260 Berechnung der Höhe 210 Hypothekenkrise USA 168 Hypothekenschulden 68
I
Immobilien 206 Arten 213 bewerten 227, 238 Eigentum 30 Eigentumswohnungen 213 Einfamilienhäuser 214 Finanzierung 251 Hebelwirkung 220 Informationsquellen 349 investieren in 30 Kauf 205, 214, 219 Lage 235 Langfristigkeit 223 Marktwert 217 Mieterträge 221 Nachteile 224–225 notleidende 243 preisgünstig kaufen 243 Recherche 216, 242 Reihenhäuser 213 Renditen 60 vermieten 219 Wertsteigerung 221 Wertsteigerungspotenzial 223 Immobilienanlagen Mythen 222 schlechte erkennen 244 Immobilienbewertungen 236
Immobiliendarlehen Arten 255 Immobilienfonds 226 geschlossene 226 offene 191, 226 Immobiliengeschäfte abwickeln 251 Immobiliengutachter 242 Immobilieninspektor 242 Immobilienkauf abschließen 264 Anzahlung 252 Begutachtung 265 Besichtigung 265 Entscheidungshilfen 233 Fallstricke 246 Kriterien 216 ohne Makler 263 Tipps 243 Verhandlung 264 Immobilienkredit 252 Immobilienmakler 215, 241, 262 bewerten 265 Interessenkonflikt 262 Immobilienmarkt analysieren 234 Immobilienpreise 211 Immobiliensachverständige 209, 240
Immobilienseminare 247 Immobilienverkauf 266 Maklerverträge aushandeln 267 ohne Makler 267 Index kapitalgewichtet 190 nutzen 109 Indexfonds 172 Industrie- und Handelskammer 288 Inflation 34, 53–54, 99 Miete 208 Inflationsrate 100 Inflationsrisiko 53 Innovation 96 Interessenkonflikt Bankanalysten 126 Interessenkonflikte Vermögensberater 358 Intrapreneur 276 Intrapreneurship 276 Investieren Hindernisse 357 Investitionen Bilanz 144 Investitionsrisiken 43 Investmentbanker 93, 95 Investment-Erhebung 134
Investmentfonds Arten 175 Ausgabeaufschlag 177 Diversifizierung 174, 185 Empfehlungen 186 Kosten 177 Kosteneffizienz 173 Management 173 Mindestanlagebeträge 174 offene 111, 132, 171 Performance 179 provisionsfreie 199 Sicherheit 175 Verwaltungsgebühren 178 Vorteile 173 Investment-Grade Anleihen 161 Investments verkaufen 367 IPO 93 ISIN-Nummer Aktien 150 Ist-Versteuerung 316
J Jahresüberschuss Gewinn- und Verlustrechnung 148
Japan-Krise 117 Joint Ventures 136 Junk Bonds 168 Anleihen 161 Rentenfonds 194
K Kapital 91, 138 Kapitalbeschaffung 91, 300 Kapitaldienst 256 Kapitalertragsteuer 76 Kapitalflussrechnungen Geschäftsbericht 148 Kapitalgesellschaft 290 gründen 308 Haftungsschutz 307 Steuervorteile 308 Unternehmenssteuern 308 Kapitalgesellschaft, 306 Kapitalgewichtung 190 Kapitalgewinne Fonds 187 Kapitalisierung Aktien 188 Kapitalrücklage Bilanz 146 Karriere 276
Kaufkraft 53 Kaufkraftverlust 53 Kaufnebenkosten Immobilien 208 Kaufoption 35 Kaufprüfung 333 Kaufzeitpunkt Immobilie 211 Kennzahlen Fundamental 137 KfW 301, 323 Kfz-Versicherung 87 KGV 138, 151
Kleinunternehmen als Anlageform 271 Angel-Investor 304 Anlageoptionen 277 Auflagen 287 Betriebshaftpflichtversicherung 307 bewerten 332 Bilanz 292 Bootstrapping 299 Buchhaltung 314 Businessplan 281 Einzelunternehmen 305 Erwerbsunfähigkeitsversicherung 298 Executive Summary 293 Finanzierung 299 Finanzplanung 291 Firmenname 307 Firmierung 307 Fördergelder 301 Franchising 327 Fremdfinanzierung 301 Geschäftsausstattung 312 Geschäftskonzept 282 Geschäftsräume 310 Geschäftsziele 284 Gewinn- und Verlustrechnung 292 gründen 278 gründen und führen 295
Gründungs- und Entwicklungskosten 291 Gründungsphase 296 Haftpflichtversicherung 308 Haftungsbeschränkung 307 Haftungsschutz 307 investieren in 279 Investitionsfehler 281 Jahresabschluss prüfen 335 Kapitalbeschaffung 300 Kapitalbeteiligung 303 Kapitalgesellschaft 306 kaufen 279, 319 Konkurrenz 286 Kostenaufstellung 291 Krankenversicherung 297 Kundenbindung 290 Kundendienst 309 Marketing 289 Marktanalyse 285 Marktpositionierung 289 Nachteile des Kaufs 321 Organisation 290 Personalbesetzung 290 Preisgestaltung 289 Privatkredite 302 Rechtsform 290, 305 Renditen 62 Rentenversicherung 298
Risikolebensversicherung 298 Sozialleistungen 297 Sozialversicherung 297 Spezialisierung 286 Übergangseinkommen 296 Umfragen 286 Verkauf von Produkten und Dienstleistungen 288 Vermarktung 289 Vermögenswerte 336 Vertrieb 288 Vertriebswege 288 Voraussetzungen 322 Vorteile des Kaufs 319 Werbung 286, 289, 291 Zielgruppenanalyse 285 Zusammenfassung Businessplan 293 Kleinunternehmer Berufsverband 298 Eigenkapitalgeber 304 Voraussetzungen 272 Kommanditgesellschaft 63, 290 Kommanditgesellschaften 246 Kommunalabgaben 216 Komplementär 63 Konkurrenzanalyse 97 Konsumschulden 68, 254 Kostenkontrolle 97
Kostolany André 341 Krankenversicherung 87, 297 Kreditbürgschaft 255 Kreditgeber 210 suchen 259 Kredithistorie 252 Kreditvergabe Berechnung der Höhe 210 Kreditvermittler 259 Kreditwürdigkeit 68, 252–253 Kriminalstatistiken 216 Kryptowährungen 37 Kundenbindung 290 Kundenservice 309 Künstlersozialkasse 298 Kunstobjekte investieren in 40 Kurse Wertpapiere 345 Kursgewinn Aktien 106 Kurs-Gewinn-Verhältnis 94, 120, 138, 151, 335, 373 berechnen 114 Kursmuster Chartanalyse 149 Kursnotierungen Börse 223
Kursrisiko 45 Kursrückgänge 371, 373 Kursspanne Aktien 151 Kurssteigerungen 106 Kursverlust 56
L Lagebericht 142 Lagerbestand Bilanz 145 Large Cap Aktien 188 Laufzeit Anleihen 159 Laufzeitkategorien Rentenfonds 192 Leasing 314 Lebenshaltungskosten 53, 208 Leerstandsquote 234 Leerstandsrate 232 Leerverkauf 108 Leibrente 78 Leitzins 102 Limit Order Aktienkauf 152 Liquidationskosten 336
Liquidität 52, 207, 293 Liquiditätsabfluss 92 Liquiditätsgrad 139 Liquiditätsreserven 34
M Main Street 121 vs. Wall Street 121 Makler 197 Maklercourtage Immobilien 208 Maklerkonto 172 Maklerprovision 197, 215 aushandeln 267 Margin Calls 121 Markenaufbau 97 Market Order Aktienkauf 152 Marketing 289 Market-Timing 128 Markt bewerten 50 timen 127 überbewerteter 50 Markteffizienz 98 Markteinflüsse 99 Markterschließung 96
Marktfaktoren 99 Marktforschung 97 Marktkapitalisierung 109, 151, 190 Aktien 151 Marktwert Immobilien 217 Marktwertrisiko 45 May Day 198 Megatrends 358 Mehrfamilienhaus 214 Mid Caps Aktien 188 Mieten Vorteile 207 Mieterträge Immobilien 221 Mietimmobilie 209 Umwandlung des Eigenheims 226 Mietpreisbindung 208, 235 Mietpreise 235 Millionäre 31 Mischfonds 175, 195 Mittelabfluss 231 Mittelherkunft 292 Bilanz 145 MLM 329 Mondpreise 242 Mr. Market 340
MSCI Emerging Markets Index 109 Multi-Asset-Fonds 195 Multi-Level-Marketing 329, 331
N Nachlassplanung 88 Nachschussforderungen 121 Nasdaq-Index 109 Naturkatastrophen Versicherung 217 Nebenwerte 62 Aktien 188 Negativzinsen 101 Nennwert Aktie 146 Neo-Broker 201 Nettoergebnis 148 Network-Marketing 329 New York Stock Exchange 107 Nominalwert Aktie 146 Nominalzins 166 Non-Investment-Grade Anleihen 161 Non-Profit-Organisation 96 Notarkosten Immobilienkauf 208
Notenbank 99 zentrale 100 Notfallreserve 158, 213 Nullkuponanleihen 164
O Offenmarktgeschäfte 102, 104 Online-Banken 155 Online-Banking 155 Open Market 131 Opportunitätskosten 361 Optimismus 359 Optionen 35, 192
P Passiva 292 Bilanz 145 Patientenverfügung 88 Penny Stocks 131 Performance Fonds 179 Personengesellschaft 290 Pessimismus 359 Peter Lynch 359 Pfandbriefbank 162 Pfandbriefe 162 Planungsbehörde 217
Pleite 175 Portfolio 372 ausgleichen 366 Probleme aufdecken 374 Portfoliomanager 173 Preisaufschläge bei Sammlerstücken 41 Preiskontrollen 54 Private Equity 303 Privatkredite 302 Probleme finanzielle 362 Problemimmobilie 242 Provisionen 132 Psychologische Gewinne 57 Punktrückgänge Aktienindex 375 Put-Option 36 Pyramidensystem 249
Q Quantitative Easing 102 quantitative Lockerung 102
R Rating Anleihen 160
Rating-Agenturen 160 Real Estate Investment Trust 191, 227 Rechtsform Unternehmen 305 Reddit 130 Reihenhaus 213 Reingewinn 148 REIT 191, 226–227 Rendite 55 abwägen 43 analysieren 55 Immobilien 220 Renditekennzahl Fonds 193 Renditekurve Anleihe 160 Rentenfonds 154, 156, 164–165, 175, 192 aggressive 194 aktiv verwaltete 194 Empfehlungen 192 Gebühren 194 Laufzeit 194 Qualität 194 Rentenpapiere 157 bewerten 159 Rentensparpläne nutzen 82
Rentenversicherung 298 private 78 Rezession 45 Definition 99 Risiken abwägen 43 einschätzen 44 von Anlagen 43 Risikokapitalanleger 63 Risikokapitalgeber 63, 300 Risikolebensversicherung 87, 298 Rückkaufgarantie bei Sammlerstücken 42 Rückstellungen Bilanz 145 Rückstellungen für Dividenden Bilanz 145 Ruhestand 74 finanzieren 74
S Sachverständiger Immobilien 266 Safety Rating 136 Same-Store-Sales 148 Sammlerstücke 40 investieren in 40
Scharlatane 130 Schatzanweisungen 154, 157 Schneeballsystem 249, 329–330 Schufa 252 Selbstauskunft 253 Schufa-Eintrag 253 Schufa-Score 253 Schulden bewerten 67 Unternehmen 138 Schuldverschreibungen 153 andere 169 Garantiezertifikate 169 Schule finanzieren 86 Schwellenländer 60, 109 Schwellenmärkte 190 SEC 121 SEC-Rendite Rentenfonds 193 Securities and Exchange Commission 197 Seitwärtsphase 137 Short-ETFs 182 Sicherheitsbewertung 136 Small Caps 62 Aktien 188 SMI 109 Soll-Versteuerung 316
Sondertilgungsrecht 258 Sozialleistungen 297 Sozialversicherung 297 Spar- und Tagesgeldkonten Erträge 57 Sparbriefe Nachteile 156 Sparen Tipps 71 Sparkonto Verzinsung 34 Sparquote 71 Spekulationsblasen 115, 358–359 historische 116 Spielsucht 128–129 Spread 39 Staatsanleihen 157, 161 inflationsgeschützte 163 kaufen 167 Standard & Poor's 500 107 Standardwerte Aktien 188 Steuer AfA 314 Spekulationsfrist bei Aktien 367 Spekulationsfrist bei Immobilien 368 Steuerlast reduzieren 79
Steuern 34 Steuerprüfung 315 Steuerrückstellungen Bilanz 145 Steuerunterlagen 315 Steuervorteile 367 Stille Beteiligung 246 Strukturvertrieb 329 Studium finanzieren 86 Subprime-Kredit 168 Symbole in diesem Buch 23
T Tageshändler 359 Tagesspanne Aktien 151 technische Analyse 149 Teilzeitnutzungsrechte 245 TER 179 Termingeschäfte 192 Terminkontrakte 35 Testament 88 Tickersymbol Aktien 150 Tilgungssatzwechsel 258
Timeliness Rating 136 Timesharing 245, 249 Total Expense Ratio 179 Treuhandkonto 86 Tulpenmanie siehe Tulpenwahn Tulpenwahn 124 Twitter 130
U Überweisungsbetrug 249 Umkehrhypothek 206 Umlaufvermögen 139 Umsatz flächenbereinigter 148 Umsatzerlöse Gewinn- und Verlustrechnung 147 Umschlagshäufigkeit Aktienfonds 191 Umschuldung 261
Unternehmen Branding 97 Expansion 97 Gewinnmaximierung 96 Innovation 96 investieren in 31 Kapitalbeschaffung 91 Konkurrenzanalyse 97 Kostenkontrolle 97 Markenaufbau 97 Markterschließung 97 Marktforschung 97 Produktentwicklung 96 Unternehmensanleihen 162 Unternehmensbeteiligung 303 Unternehmenssteuern 308 Unternehmenswert 333 berechnen 335 Unternehmer werden 31 US-Aktienfonds 189
V Value 188 Value Averaging 85 Value Line 134 Rating 136
Value Line Investment Survey 134 Value-Aktien 110, 185, 188, 369, 374 Vanguard 180 Verbilligung 373 Verbindlichkeiten 175, 292 kurzfristige 139 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen Bilanz 145 Verbraucher 99 Verbraucherkredite 67 Verbraucherschulden 67, 254 Verkaufsoption 36 Verkaufsorder Limit 368 Verlustbescheinigung 80 Verluste bewältigen 361 Vermarktung 289 Vermögensaufteilung 183 langfristige Geldanlagen 184 Vermögensberater 357, 370 Vermögensversicherungen 86 Vermögenswerte 175, 292 Aktien 374 Bilanz 142 sonstige 144 Vermögenswirksame Leistungen (VWL) 299
Verschuldung Unternehmen 138 Vertriebskanal 289 Vertriebsweg 289 Verwaltungsgebühr ETFs 181 Verwaltungsgebühren 132 Fonds 178 Rentenfonds 192 Verwaltungskosten Fonds 177 Verzinsung effektive 166–167 nominale 166 Vormundschaftskonten 86 Vorsorgedokumente 88 Vorsorgevollmacht 88
W Wachstumsaktien 185, 188, 374 Wachstumsfonds 189 aggressive 188 Wachstumsmärkte 60 Wachstumsraten jährliche 139 Währungen 37 Währungsabwertung 101
Wall Street Journal 107 Wandelanleihen 163 Warenbestand Bilanz 145 Warren Buffett 359 Weiterbildung 55 Wert innerer 37 intrinsischer 40 Wertminderung Bilanz 144 Wertpapierauswahl 343 Wertpapierdepot 139 Wertpapiere hybride 163 Wertpapier-Kennnummer Aktien 150 Wertschöpfung 325 Wertsteigerung Immobilien 221 Wertsteigerungspotenzial Immobilien 223 Wertzuwachs 56 Wettbewerbsrisiko 55 Wiederbeschaffungskosten 336 Wirtschaft Funktionsweise 96
Wohneigentum 206 Kauf 205 Vorteile 225 Vor- und Nachteile 207 Wohngemeinschaft ( 228 Wohnimmobilie Cashflow 229 Instandhaltung 229 Mieter 228 Wertsteigerung 229 Wohnimmobilien 228 Wohnungseigentumsgesetz 350
Z Zahlungsbelege 315 Zahlungsfähigkeit 209 Zeichnungsauftrag 167 Zentralnotenbank 100 Zero Bonds 164 Ziele 70 finanzielle 63, 70 finanzielle, verfolgen 362 Zielgruppenanalyse 285 Zinsen 34, 55 Rentenfonds 193 Zinserträge 34 Zinseszinseffekt 369
Zinskupon Anleihe 166 Zinssatz effektiver 193 Zinssätze 99 hohe 99 negative 101 niedrige 101 Zweitwohnsitz 245
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